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UIT2 A 26.
The Terms o% which this work is supplied to the
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Te Pudiic,
Die
Siirchenordnungen
des
evangeliſchen
ſechszehnten Jahrhunderts.
— — —
Urkunden und Negeſten
jur
Gefchichte des Rechts und der Verfaſſung der evangelifchen Kirche in Deutfchland.
Herausgegeben
von
Dr. Aemilins Sudwig nichter,
ord. Profeſſor der Rechte zu Berlin.
and
Zweiter Band.
Bom Jahre 1542 bis zu Ende des ſechszehnten Jahrhunderts.
Weimar,
Verlag des Landes: Induftriecomptoire.
1846.
ER
| 31.7.1906
BRPd;-
EL
Sr Ercellenz
dem
Königlichen Wirklichen Geheimen Staatsminiſter
und Miniſter der geiſtlichen, Unterrichts- und Medieinal—
Angelegenheiten,
Herrn Dr. Eichhorn,
x. x. x.
ebrerbietigft
zugeeignet.
.
..
BI
Borwort.
Bei ber Herausgabe des vorliegenden zweiten Bandes der evangeliſchen Kirchenordnungen bed ſechszehnten
Sahrhunberts find die Grundſaͤtze, nach benen ber erfte Band angelegt worben, auch ferner maaßgebend geblieben, und
nur infofern haben fie einer Mobification unterlegen, ald der Heraudgeber einzelne Ordnungen, weil fie fich genau an
bereitö bekannte Typen anfchloffen, entweder nur anführen, ober doch nur in ihren äußerften Umriffen wiedergeben zu
dürfen geglaubt hat. Durch diefed Verfahren wurbe es ihm möglich, diejenigen, welche auf die Nechtöbildung vor-
berrfchenden Einfluß geübt oder befondre Verbreitung erlangt haben, wie bie Württembergifchen von 1553 und
1559, die Kurpfälzifche von 1568, die Kurfähfifhe von 1580 u. a., vollftändig mitzutheilen. In
gleicher Weife wurde baburch für eine Reihe bis jetzt noch nicht im Drude erfchienener Urkunden der nöthige Raum
gewonnen. |
Dennoch ift die Bogenzahl dieſes zweiten Bandes um ein Beträchtliches ftärfer geworben, ald jene des erften,
und hierin liegt ber Grund, weshalb der Herausgeber bie von ihm verheißene Ueberficht nur in ihren Grundzügen zu
liefern im Stande gewefen iſt. Indeſſen wird fie hoffentlich auch ſchon in biefer Geftalt die Auffaffung der recht
lichen Zuftände bes ſechszehnten Jahrhunderts wefentlich erleichtern. Ihre Ergänzung findet fie in dem vorauf:
gehenden Regifter, welches die Verwandtſchaft der Ordnungen ber einzelnen Länder zur Anſchauung bringt
und dadurch über einen wichtigen Theil der kirchlichen Entwidlungsgefchichte zum erften Male das erwünfchte Licht
verbreitet.
Die Hoffnung, welche der Herausgeber ausfprach, ald ‚er Pen erſten Band bevorwortete, ift auch jegt noch,
und zwar in erhöhetem Maaße, in ihm lebendig. Zwar weiß er, baß noch Vieles feinen Nachforfchungen entgangen ift,
v
und daß in Archiven und Bibliotheken noch reicher Stoff zu Nachträgen und Ergänzungen verborgen liegt. Auf der
anderen Seite darf er jeboch überzeugt fein, baß feine Sammlung bie Orbnungen von allgemeinerer Bedeutung wirklic
umfaffe, und daß fie deshalb einer künftigen Verfaſſungsgeſchichte bie erforderliche fichere Grundlage darbiete. Möchte
fich bald die Hand finden, die, geführt von der rechten Gefinnung, diefe alte und ſchwere Schuld abtrüge! Bisher hat bie
. Eiteratur vorzugdweife der leichten Aufgabe fich zugewendet, neue Berfaffungspläne zu entwerfen. Aber es ift Zeit, von
diefer Beftrebung, in der nur der Scharfjinn der Urheber, nicht dad Leben feine Befriedigung hat, endlich abzulaffen
und zu ber Gefchichte zuruͤckzugehen, in der fowohl die Erflärung ber Krankheit ber Kirche, als bie Mittel ber Heis
lung zu finden find.
Berlin am 15. October 1846.
7
Der Herausgeber.
.
LXXVL
LXXVII.
LXXVIIL
LXXIX.
LXXX.
LXXXI.
LXXXL.
LXXXII.
LXXXTIV.
LXXXV,
LXXXVI.
LXXXVH.
LXXXVIII.
LXXXIX.
XC.
XCL
XCH,
XCII.
XCIV.
Inhaltsverzeichniß.
15482.
Karcken Drdening .. im Land to Yammern 1
1543.
Ordnung ber Kirchen . . zu Schmwäbifchen
Hal (Brenz) . 14
Kirchenorbnung ber Stadt Schweinfurt (Su:
telius.) . 2
nn Debemungh. Der Statt Dffenbrägge
23
Pfalzneuburgſche Kirchenordnung (DO fi ande r. ) 26
Coͤlniſche Reformation (Buger, Melans
htbon, Piſtortus, Hedio.).
Braunſchweig⸗ cLuneburg ſche Kirchenordnung 54
Kerken⸗ ⸗Ordeninge, im lande Brunſchwig,
Wulffenbuͤttels deles wi u 8 en 5 a ge. en,
Corvin, Goͤrlitg.) . 56
1544.
Preußifhe Kirhenordtnung . -. . ». . 6
Pabelerfche Kercken Drbnunge . . 73
Ordination ber Kerken im Amte Bargerdorp
(Aepinus. ) 76
Ordeninge fo in den Kerken im Amte
Ritzeb kei ic. ... 78
Kerden orbeninge ber Stadt Hildenfem (Bur
genhagen, Winkel, Gorpvin.). . 79
13543.
Reformatio Wittebergensis aM elan-
chthon.). . ee... 8
1547.
Württembergifche Spnobaloebnung . . . 93
1550.
Firchenocbnung ber Niederlander zu kondon
(Easky.) .. 99
15582.
Medienburg’fche Kiechenorbnung (Aurifa⸗
ber, Siebling, neffioppague,
Rothbmann, Melanchthon.). . 115
Brandenburgifche Kirchenorbnung . . . 128
1333.
Württembergifche Eheorbnung (Brenz) . 128
CXVI.
CXVII.
Wuͤrttembergiſche Kirchenordnung (Bren x) 131
15354.
Manöfeldifhe Viſitationsordnung @ arce=
rius.) . 141
Pfalzneuburg'fche Kirchenorbnung oo. . 13%
Magdeburgifche Artikel ber Kirhenzuht . . 147
Liturgia in eccl. er, Francoford. (V a-
lerandus Polanus.) . . . .149
15583.
Wittgenftein’fche Kirchenordnung ....1860
Kirchenordnung für den Hüttenberg . 162
Goslar'ſche Konfiftorialorbnung @eehurtun) 16
Stralfunder Kirchenorbnung . .
Waldeck'ſche Kirchenorbnung . - - . . . 169
Kurpfälzifche KirhenorbnungG . . . . . 177
Kirchenordnung ber Markgr. Baden . . . 178
. 1537.
Saͤchſiſche Generalartilel . . .. .178
Pfalzzweibruͤcken'ſche Kirchenordnung ....19
. Preußiſche Kirchenorbnung (Bogel.). . . 197
1559.
Wuͤrttembergiſcher Summarifcher Begriff . 198
Wittenbergifche Kircchenorbnung . - . 223
1560.
Mömpelgart’fhe Kirchenordbnung . . . . 222
Erbach’fche Kirhenordbnung » . » . .'. 222
Wormfer Agende . 2 2 202. 6. 2a
1561.
Kiehenorbnung für Steuerwoit und Peine
(Mörlin) - ».. . 224
1368,
Kerdenorbeninge . . tbo Iheuer. . . . . 225
Magdepurg’fche Wit tationsartikel nn. 28
1563.
Kerden ordening Im Lande tho Pomern (Paul
v. Rhoda, Wenediger, Runge) . 229
VII
CXVIIL
CXIX.
CXX.
CXXI.
CXXII.
CXXIII.
CXXIV.
CXXV.
CXXVI.
CXXVII.
CXXVII.
CXXIX.
CXXX.
CXXXI.
CXXXII.
CXXXII.
xxxiv.
CXXXV.
CXXXVI.
CXXXVII.
CXXXVIII.
CXXXIX.
CXL.
CXL!I.
CXLII.
CXLIII.
CXLIV.
CXLV.
CXLVI.
CXLVII.
CXLVIII.
. 256
urpfälziche Eheorbnung (Chem) ...
oo. . 257
——2— Kirchenordnung
1564.
Kurpfälzifche Kirchenratbsordnung (Ehem.) 276
Braunfchweig-tiineburg’fche Kirchenorbnung 285
Kerdtenordeninge tho Niggen Rabe . +. 387
1565.
Frankfurtiſche Agende . . 288
1566.
Seiningen’fche Kirchenordnung . - - . 288
Leiningen’fche Poligeiordnung - - . 288
Heififche Kirchenordnung . .. . 289
1568.
Preußifche Kirchenorbnung Genedise r,
Moͤrlin.) . 297
Preußiſche Siſchofswahi . 297
Acta synodi Wesaliensis . 310
Pommer’fhe Agende . - . 318
1569.
Braunſchwei g⸗Wolfenbuͤttel'ſche Kirhenorbnung
(Shemniz, Anbreä.) - . 318
Senaifche Gonfiftorialorbnung . 324
1370.
Medienburg’fce Gonfiftorialordnung (Chy⸗
raͤus.) 3
Kurländifihe Kirchenordnung (ei horn.) .
1371.
Medtenburg’fche Drbnung . 334
Eippe’fche Kirchenorbnung (Srter.) 337
Embden’fche Spnobalfchtüffe - . 339
Agenda für Deſterreich u. d. äüane (6 bu:
träuß.) . 347
1372. ..
Brandenburgifche Agende . . 347
Heffifche Reformation . . 348
1373.
Lindau’fche Agende . . 353
Dtdenburg’fche Kirenorbnung @ e Ine e cc e r,
Damelmann.. - . 353
Hoya’fche Kirchenordnung . 353
Brandenburg’fche Viſttations⸗ und Genfer * 258
orbnung
1574,
Hommer’fhe Synobalftatuten . 386
Heflifche Agende . 2.2. .39
Senaifche Sonfiftoriafordnung ne. 3%
1373.
Agenda ber Stadt Lüneburg (Göbemann.) 398
CXLIX.
CL.
CLI,
CLII.
CLIIL
CLIV.
CLV,
CLVI.
CLVII.
CLVIII.
CLIX.
CLX.
CLXI.
CLXII.
CLXIII.
CLXIV.
CLXV.
15838.
1524.
1330.
1538.
155%,
1557.
L
VL
1573. VII.
1576.
Raffau-Sarbrädenfhe Kirchenorbnung . 400
Raffaus-Sarbrücden’fche Agende . . 400
1577.
Hohenlohiſche Kirchenordnung . 400
1580.
Sähfifhe Kirchenordnung . - . . 401
Mansfelbifche Agende (Sarcerius.) . 452
1581.
Big Te Kirchenordnung GSdhel⸗ F
5
hamme
—æe che Agende . . 456
Hoya'ſche Kirchenorbnung (G ianen 8, Rus. ) 456
1582,
Solms-Braunfelfifche Kirchenorbnung . . 458
Henneberg’fche Kirchenordnung . . . 360
1584.
Preußifhe Sonfiftorialordnung . . 463
1583.
Riederfächfifche Kirchenordnung (Puchenius.) 469
1586,
Naſſauiſche Synobalfchiäffe . . 473
15898.
Tecklenburg ſche Kirchenorbnung - - . 476
1590,
Sayn'ſche Kirchenorbnung . 478
1594.
Liegnis’fche Kirchenordnung - . 479
1598.
Straßburgifche Kicchenorbnung . . 479
Anhang.
Drbnun
der Stadt Wittenberg (Carl⸗
ftabt. . nenn 484
Böhmifche Drbnung . 485
Riga’fche Orbnung dee —2*** Brit
mann) - -- .. . 487
enpiar —2 (zimann Bu
pif * 8 ‚ * 189
3 (he Rirchenorbnung (Kepinu s) 503
Heſſiſche Kirchenorbnung - ...503
Hanauifhe Kirchenorbnung -. . 506
1548.
oo LXXVL
Karcken Ordening, Bo fid die Warner vnnd Selenforger inn vorreifinge ber Sacranınt vnd
oninge Der
Die Verff. dieſer gweiten Pommerſchen K.⸗O. find
Joh. Knipſtroh, Superint. zu Wolgaſt, und Paulvon
Rhoda, Superint. zu Stettin. SieiffvonBugenhagen
revidirt und in Wittenberg gebrucdt worden. Der folgende
Abdruck giebt fie mit ealaffung ber dem Luther’fchen Zauf:
und Zraubüchlein fo wie der Saͤchſ. K.:D. v. 1539 entlehn-
ten Stellen, ber Eollecten BI. 29 His 37, der muſikali⸗
fchen Beilagen und ber Perikopen am Schluffe.
* * *
Karcken Ordening inn den Steden, vnd wor men
Scholen hefft.
Des Sonnauenbes efft am Veit auenbe.
Sat me to gewonlider tidt na Midbage Veſper holden,
Nomliken, anheuen to lüben, wenn idt halwege dre is Luntd
vmb dre tidt, anheuen de Vefper, na folder wife.
Erſtlick heuen die Jungen eine Antiphona,an, vth dem Pfals
ter, vp die Pſalmen gefteltet,, alfe, Benedictus ineternum, Deo
noftro, ze. Efft fo idt feft is, vann dem fefte, und fingen darup
einen Pfalm, twe effte dre, effte ben einen Sonnauendt, bie
erften time Pfalmen Benedictus und Eraltabo te deus meus ver,
vnd vp ben anderen Sonnauendt be anderen dre, Alfo am
Sondage und andern dagen od, und darnha ein Reſponſorium
und Hymmum, wor die fuluigen Rein ond vth der fchrifft, effte
ber fchrifft gemete findt.
Darnha lath me die Jungen ein halff Eapitel, vth dem
Nygen Teſtament leſen, vp twe Lectiones geftellet,- tffte lath
twe kinderken, vth dem Chore vor dat Altar, effte ſuſt treden,
vnnd den kleinen Catechiſmum vp frage vnnd antwort wiſe, to
dem volcke leſen, einen Sonnauendt de Teingebodt, den andern,
den louen, den drudden, dat vater vnſe, den vierden, vam Sa⸗
erament der dope, ben vefften, vam Sacrament bes Althars,
vnd heue denne wedder an, an den teingebaden.
Nha ſolcker Lection, heuen de Jungen ein Antiphon an van
der Dominica effte Feſte vnd ſingen darup dat Magnificat,
Darnha beſchlut me mith einer Collecten effte gebett, welckere
die Cappellan leſen ſcholen, vnd Benedieamus domino, vnd
darup, Da pacem Latiniſch und Dudeſch, Vorlene ung frede, ꝛc.
wen me auerſt ſchlicht Dominicaliter holt alſe im Aduent vnd
Faſten, vnd ſuſt wenner me will, mach me hir de Letanie Lati⸗
IL
erimonien bolden fcholen im Laud to Pammern. B. 4.
nifch fingen, alfe inn vnſer Ordening angetoget, Nemliden na
ber Lection, vnd lathe bat Magnificat vthe, und na ber Leta⸗
nie lefe der Gapellan die Collecta Latinifch pro Eccleſia, und
fingen de Jungen Benedicamus Da pacem.
Nha geholdener Vefper fehalme de luͤde, fo bes volgenden
Sontages fit willen berichten laten, bicht hören, vnderrichten,
vnd mit ber Abfolution tröften.
Vnd hir fchal de Parner flitich fin, be lübe to vormanende,
dat fe des auendes vorher thor Bicht komen, dat me deite beter
fe verhören, vnnd vnderwiſen mad, unnd nicht up den Morgen
vorſtrecken, darme nicht alfo die wile vnnd tidt hefft.
Vnd des Sonnauendes na der Veſper ehr he Bicht hoͤret,
dar mede die luͤde vorinneret werden, wo man bichten ſchole,
und wat me bichten ſchall, Item, wo me fd! recht to ber ent⸗
fangynge des hilgen Sacraments ſchicken ſchal, deffe gemeine
Bicht, und mife to bichten dorch den Gappellan laten vorlefen
vor dem Altar, alfo.
Leuen broder vnd fuftern inn Chriſto, Na dem gy hir finb
einen guten Rath, underwifinge und troft to entpfangende, bare '
mede gy meten mochten, wo gy jwer fünde los und eine gude
confetentie auerkamen möchten, und dat hilge Saeramente wir⸗
bichlidden to entpfangen, Scholen gy erſtlicken weten dat, bat bat -
hilge Sacramente effte die entpfanginge des hilgen Sacraments
nicht andere is wenn eine ehrlicke Löffticde gedachtnis, dar die
Here Chriſtus Inn finem laflen auentmal Inn verordeninge fines
teſtaments, unnd laſten willens, ung befcheiden hofft, finen liff
to etende, und fin bloth to drinckende, im brot und win, vp bat
wy dardorch deilhafftich werden aller finer gnaden, verdienfte
und falicheit, und wy alfo gehilliget und gereinigt, vnnd alfo Inn
die hilge gemeinfchop Gades genahmen, henuorder nicht mehr
der funde werlde und fleifche, fondern der gerechticheit und hils
licheit.na , leueben. Ä
Vnd wowol mp in ber bope, auch gehilget und gereinigt,
und vth der werlde pnt ryke Gades genahmen finde, hebbe wy
doch fol einen bundt mith Gabe velemal auertreden, und mith
ber Werlde uns vorunhilliget, So 18 derhaluen webderumb inn
diffem hifgen Sacramente, dorch vechte bote, bat is ruwe vnd
leit, vor onfe funde, troft, hülpe vnd ſtercke uns to gefecht, und
to bereidet, vp dat wy alfo von nye, und wedderumb der finde
vnd alferlen gebrefen los werben, dorch bie gnade geſtercket, unfe
. 1
2 1548. LXXVI. Pommerſche Kirchenorbunng.
angefangene gerechticheit, unfchule vnd hillicheit vor ban bes
ſtendich tom ende bringen mögen.
Darmede gy nu jm jwer funde befte beter mögen vorinne⸗
ren, vnd eine wife to bichtende hebben, ſchole gy diffe gemeine
wife to bichtende flitich anhören, und mit dem Munde efft jo im
bertenn na fpreken, und nomlid alfo. '
SE arme fundige minfche befenne Gabe, vnd heruor diſſer
Chriſtlicke gemeine, bat ick ſchwerlicken gefundigt hebbe wedder
Godt, und mynen negeften unrecht gehandelt, vnnd alfo alle
gebade Gades auertreben.
Vnd erſtlick bekenne ick, dat ick webber fin erſte gebodt Godt
mynen herrn nicht geleuet hebbe, van gantzem herten, gantzem
gemuͤthe, vnd vth allen krefften, Myn touorſicht vnd louen,
nicht vp em allein geſettet, ſondern myne luſt, leue vnd troſt
vele mehr vp wertlick, ſichtlick vnd ſinlick ding, Godt den Herrn
inn ſinen gauen nicht akennet und gepriſet, ſondern houerdich,
ſtolt vnd vormeten darinne geworden inn wedderwerdicheit, vn⸗
geduldich wedder Godt gemurret, huͤlpe vnd troſt, nicht van em
alleine geſocht vnnd vorwachtet, ſondern to minſliken troſt vnnd
*— mp gewendet, ja wol dorch touerrie und boterie Math
geſocht.
Wedder dat ander Gebot hebbe jck ſinen hilgen nahmen veel
‚mol wisbruket, mit boͤſen floken, vnd vnnuͤtten ſchweren nicht
angeropen gebedet, dancket vnd lauet, Ock inn dem dat jck ſinen
nahmen drage, vnd ein Chriſten hete, vnd doch mol fo Heide⸗
nis geleuet, alſe ein vnlouiſch.
Webber bat drudde gebodt, am hilgen dage vnnd ſuſt, fin
hilge wort nicht flitich gehoͤret, geleret, vnd to harten genahmen,
ſondern mutwillich, vnd vth lichten orſaken verſumet, Sin hillige
Sacrament gar felden enthfangen, ſondern ben hilgen dach inn
andern lichtferdigen ſaken togebracht, die mynen nicht darto ge⸗
holden, vnnd andere ock daruon vorhinderet.
Wedder dat vierde, Deine leuen oldern wenich geehret, en
vndanckbar geweſt vor ere grote muͤge vnde arbeith vor my ge⸗
hatt, vngehorſam, wedderwillich, vnnd ere grote woldat mith
vndanckbarheit vorgulden, deſſuluen geliken myner auericheit,
Lerern, Meiſtern und Seelſorgeren vngehorſam und vndanckbar,
erer lere, vnderwiſinge vnd guder tucht nicht geuolget, noch ere
gude ordenung beleuet, ſondern veel mehr vorachtet, vnd my
darwedder geſettet.
Sun dem vefften bode hebbe jck geſundiget wedder mynen
negſten mit torn, nied vnd hatt, nicht fachtmodich, fruntlick,
gutwillick vnd woldedich gegen en geweſet, ſondern freuell vnd mut⸗
willich, em geſchulden vnd gefloket, vnd mit gemalt auerfaren.
Im Soſten, dat jck der boͤſen fleiſlicken luſt vnnd beger⸗
licheit nicht menlick wedderſtanden, ſonder nagegeuen vnnd
geuolget, dar dorch jck inn boͤſe arge gedancken vnd vulbord ge⸗
fallen bin, vnſchamhafftich inn worden vnnd geberden, mynen
üff nicht mit arbeit vnnd nuͤchternheit vnderholden vnd ge⸗
temmeth.
Dem Souenden gebade nha, bin jck to mynem negſten,
nicht milde vnnd barmhertich geweſen, ſondern girich vnnd karch,
voller ſorge der neringe, mynem negſten dat ſine mit bodrege⸗
rie, lichtferdigen ſchweren, woker, vnrechter mathe vnd gewichte
affgetagen, fuel vntruwe, archliſtich, inn mynem arbeit vnd
handel, vnd alſo myne neringe mehr mit archliſticheit, wenn
truwer arbeit geſocht.
Dem achten Gebot nha, bin jck ock nicht alletidt warhaff⸗
tich inn myner rhede vnd tuchniſſen geweſt, ſonder von mynem
negeſten veelmal ouel geredet, en belagen, falſch getuͤchniſſe van
em geredet, vnd inn boͤſe geruͤcht gebracht, vor em gut, hinder
em boͤſe geweſen, my ſulueſt geſchmuckt vnnd gerechtuertiget,
eines andern ſacke getaddelt vnnd verſprocken.
Inn dem Negenden vnnd Teinden Gebaden geue IE my
ſchuldich, dat jck vuller affgonſticheit vnd vuller boͤſer bogerde
bin, mynen negeſten nicht gegunth, wat em Gott gan, vnd ge⸗
geuen hefft, vnd my mit dem mynen genoͤgen lathen, vnnd to
freden gegeuen, ſondern vele mehr eins andern guth begeret, vnd
my gewuͤnſchet.
Vnd alſo war jck nicht mit wercken geſuͤndigt, bat doch vele
mal geſchehen js, bin jck doch alle tidt vuller boͤſer luſt, vnd be⸗
gerlicheit geweſen.
ſcc Welckere mp allent van harten lerth js, vnnd bekenne myne
uld.
Inn ſonderheit auerſt leuen broͤder vnd ſuſter, ſchal hir ein
jeder to ſinem Bichtuader kamen, vnnd ſine ſunderlicke feyle vnd
gebreken clagen vnd antogen, vnd ſunderlicken ſo jemand inn
grauen ſchwaren ſunden vnd laſteren ſick ſchuldich wuſte als dat
jemandt weder dat erſte gebodt, mit dem duuel, dorch thouerye,
ſegenerye, ſchwarte kunſt, vorbuͤndtnis gehatt hedde, Item ſinen
hilligen nahmen vnnd warheit offentlick geſchmehet vnd laſtert,
oder verleuchent vnd vorſaket, Sine oldern geſlagen, geflocket,
efft vnbillich gehandelt, mit ſinem negeſten offentlicken, vnd ver⸗
hardeden nied hat und fientſchop, droge, ein Mörder, Dotſchle⸗
ger, Rouer, Ehebreker, Jungfrowſchender, ein Boler were, ein
Diff, frembt gut by em hedde, dat hie mit keinem Rechte beſit⸗
ten koͤnde, ein Meineyder, vnd mit falſchem eide ſinem negeſten
beſchediget, Effte ſunſt andere gehreken, heimliche ſtuͤcke und feil
by ſick hedde, darinne hie vnderwiſinge, vnd guden Rath vnd
Troſt bedoͤrffte, vp dat alſe na antoginge ſiner waren ruwe vnd
leth, vnd ſines guden vorſates, ſines leuendes to beteren, die Ab⸗
ſolution moͤge entpfangen, vnd mith einer guden Conſcientien,
vnd ſekerem gemoͤthe, dat hilge Sacrament entpfangen, to heil
vnd ſalicheit finer ſeelen, Amen.
Darup kame ein jeder bekenne fine ſunde, vnnd toge an fine
ware ruwe vnd leeth, vnd entpfange die Abſolution.
Vnd wenn die Caplan dath alſo geendiget, late he, vnnd
die andern ſo Bicht hoͤren, einen nach dem andern to ehm kamen,
vnnd verhoͤren einen jedern alſe ock vorhen inn der Bicht daruan
geſecht is.
Des Sonbages.
Am Sondage des Morgens vmb viue fchall eine fro predige
gefchen, Darna vmb ſoſſe fchoten de ſcholer eine Metten fingen,
Nemblick einen Pfalm, twe, effte dree, mit einer Antiphon, van
der Dominica, vth dem Pfalter genomen als, Seruite, Güte
uum me facıc. Effte vam feſte, Darna sine latinfche lection,
dorch tive knaben vth dem olden Teſtament, und barup ein Res
fponforium, Darna lefe men vorm Chor duͤdeſch mat me jm Chor
latinfch gelefen hefft, vnd darup, dath Ze Deum laudamus las
tinifch , wor men orgel und organiften hefft, dar fla die organiſta
dat Refponforium, und barnad) bat, Ze Deum laudamus, und
beſlute idt mich bes Collecten vnd Benedicamus Domino.
SHAB. LXXUN Wonmeriche Stiechensrduung. 8
Bud hier ſchal me ein Interſtitium mallen vnnd laten bie
Leyen, vnnd funderli die Handwerckes gefellen, fingen etlike
bübefche Pfalmen, Alfo erſtlick dat Vader unfe, Jam lucis,
duͤdeſch, die tein geboth,, und hir leſe me eine duͤdeſche lection,
vth der Biblien, vth den Hiftorien effte Jefus Sprac , Darnach
bat Ze Deum Laubamus alfe idt dorch Doctorem Martinum
vorduͤſchet, Item dat Benedictus duͤdeſch Septimi toni sffte
funft gude andere Pfaimen.
Darnha halmege achte kamen bie fcholer wedder tho Chor,
ond heuen den Introitum an tho Latin, efft fingen einen büdes
ſchen Pfalm daruor, Erbarm dy myner, Inn ber melodie als
idt, Inn den drudeden ſanckbokern ſteit, Efft den Pfaim, O
Ders Godt begnabs my ꝛc. Darup dat Kyrie dominicale, efft
me mad) od up bie Sondage, Kyrie angelicum, De Martiri⸗
bus, effte Confefforibus, efft Virginibus, wo man fie genomet
befft fingen, Dominicale im aduent, und jnn der vaften, Dat
paſchale tufchen pingflen und pafchen, Dat Summum vp die
bohern feft, effte dat minus Summum.
Darup finge Die priefter dat Gloria in excelſis, und bie Chor
finge darup dat Et in terra, wenn dat vth is, Lat me bie leyen
fingen, allein Godt jnn ber hoge ſy ehr, wenn idt will to lange
werden. So lat me under tyben bat Latiniſche, under tyden dat
düdefche nha, Inn ber vaſten mach me dat Gloria wol gar vthe
laten, effte wenn idt will to lange werben.
Volget die Collecta effte dat beth welter na ber legenheit der
tobt geholden ſchall werben, alfe hir nha volget, und inn der
Biblien vorteßet je.
Dar nha die Epfftel duͤdeſch welkere me alfo fchall anheuen.
Alfo fchrifft Sanct Paul to den Römeren Corintern Galas
tern etc. d lefe fie im tono, wie man bie Epiſtel plecht tho le⸗
fen gegen bat volck geferet.
Darup eine Sequentz oder Tract, Et were od? fin und nutte,
bat de jungen bat Alleluia fingen vnd darup eine Sequentia
effte einen duͤdeſchen Pfalm, Inn den wynachten Alleluia Dies
fanctificatus, Sequen. Grates nunc omnes, Belouet fiftu Iheſu
Chrift, Inn den Dftern Allefuta pafcha noſtrum, Chrift lach jnn
dodes banden, Item Victime pafchali Sm pingften Alleluia, Vent
fancte ſpiritus, Rum Godt fchepper, Inn Marien feften, Nu
frewet jw, Effte vp die andern Sondage einen Pfalm de fick opt
Euangelium rymet fo vele mogelick, alfe wenn dat Euangelium
ludet vam louen, vnd bher gnade fo finge me, Idt is dat heil
und kamen her, Item dorch Adams val oder dergeliten, wenn
auerft dat Cuangellon ludet van den Godtlofen Soden, vnd bus
chelern, 100 fe webder Chriſtum handlen, fo finge me, Idt
ſprecket der vnwiſe munt wol, Sram Ach Godt van Hemmel,
wenn idt van guben werden ludet, de uns Godt gebut, fo finge
me, Herr wol werd wohnen ıc. und andere pfalme, de man wet
vpt beqwemeſt the gebrufen.
Dasna dat Euangelion van ber Dominica, effte vam fefte,
ock gegen dat wold jm thon, wie me bat Euangelion plecht
leſen.
Darup bat Credo in vnum Deum, vnd bat latinſche patrem,
Darnha den louen duͤdeſch geſungen, Effte ſchlecht dat duͤdeſche,
Wy gelouen.
Volget dis predig deq Euangelij van ber Dominica effte feſt,
alſe ſolkent de tydt bringet.
Dis predig mad) einer vngeferlich mit ſolcken worden anfan⸗
gen. Anbechtigen jm Herrn Ehriſto, diewile wy jtundbern bat
hilge Godtlicke wort vorhandlen willen, vp dat ſolckent frucht⸗
barlick geſchen moge, Alſe bat Godt daruan gelauet, vnd wy ges
betert wille my vmb ſyne gnade, vnd vmb mitwerkinge bes hilgen
Geiſtes bidden und ſpreken ein Vader vnſe, effte fingen den lautes
fand, Kum billige geift here Godt ꝛc. Inn den wynachten Ein
kindelin fo lauelick, Inn oftern Chriſt js opgeftanden, Inn den
pingften. Ru bidde wy ben hilgen Geift.
Na der predige fchal me dat vold vormanen tom gemeinen
gebet, vnd vp folde wiſe ben volde bit vorholden.
Leuen brodere und ſuſteren dewile my jm nahmen Gabes, und
| jnn fonem worde vorfamlet findet, latet ung ein gemeine gebeth
dhon vnd flitich bidden, Erſtlick, vor alle, den bat wort Gades
tho predigen beuahlen j8, dat fie datfuluige ung jun rechten und
reinen vorflande vordragen und vns jinnheilfamer lere und hilgen
feuende vorgan und luchten dat od! Godt weren und ſturen wolde
alte Ketherien, Secten, Rotten und argerniffen, wolde une od
ſynen hilgen Geiſt dartho geum, vp dat dat fuluige Gobtlicke
wort, inn und veel fruchte bringe.
Darnha biddet ock flitich vor alle wertlicke auericheit, vnnd
ſunderlick vor vnſe lofflicke landes Forſten vnnd leue herſchop,
dat Gott en gnade vorlie ſalichlick to regirende, op bat wy frede,
eindracht, vnd ein ſtill rowſam weſent vnder en hebben mogen
darunder wy Gade jnn aller Godtſalicheit denen mogen.
Darna ock vor alle andere anliggende noͤth, vmb ein frucht⸗
bar tidtlick weder, vor die fruchte vp dem velde, dat vns die
Godt der almechtige gnedichlick vorlie vnd behuden wolde, vnd
nade geuen, derſuluigen nuͤtlick vnd recht tho gebruken, vor
Deftiteng, Krich, vnd dure tidt vns behöden.
DE vor alle arme gefangene, vor alle krancken vnd bedrouede
herten, vor alle fo inn not vnd vhare find, Gobt wolde fe gne⸗
dichlick troften,, vnd erlofen, vnd jnn fonderheit wert ein gemein
beth begert vor N. efft N. vp dat uns nu hir jw Godt wolde Ines
dichlid echoren, Spreket ein Vader unfe, Vnd wenn du wilt
machſtu hir feggen vp dat gy mogen recht beden leren fo ſpreket
my na. Vader unfe de du bift im Hemmel, Gehilget werde dyn
nahme ꝛc. Vnd barna den louen und de tein gebade Gades.
Vnd dit is funderlid van noden vp den Dorpern, od inn
ben Steben, und wenn idt de Parner will ort malen, mach hie
balde hirup Iefen die vormaninge tom Sacrament alfe fe jm
Sanckbokeſchen ſteit, Nemblick. Tom andern, vormane jck jw
bat gy des hilgen Sacraments ıc.
Vnnd hirup ſinge he flux, effte Tate fingen bat Vader vnſe,
vnd die verba Conſecrationis.
Wenn he idt auerſt lenger wil maken, ſo heue he an, wenn
he dat Vader vnſe hefft laten beden, vnd ſpreke. Gade to laue vnd
band vnd thor ouinge vnſes glouens ſinget be Tein gebot. Inn
den feſten, wynachten, paſchen vnd pingſten lath he ſingen. Fro⸗
Ti wille wy Alleluia ſingen. Effte ſuſt einen laueſanck van
der tydt.
Dana fo me will, mach me die prefation fingen, vnd fun-
derlick op die Feſtdage, alfe hir na vorteikent latiniſch effte duͤ⸗
defch und darup dat Sanctus, Na dem Sanctus eine forte vor
maninge, ond darup dat. Vader onfe. Vnd die wort des Teſta⸗
ments dübefch. Ä
Darup finget me den gefand. Iheſus Ebrigr⸗ vnſt Hei⸗
4 1562. LXXVE Pommerſche Kicchenordimng.
landt. Effte Efata beim Propheten bat geſchach. Vnd barup.
Godt die fiegelauet vnd gebenebyet. Item me mac) hir od fingen,
den hundert vnnd elfften Pfalm. Ick dande dem Hern van
gangem herten. Alſe idt jm Eleinen fandbokefchen fteit, datna
dell effte wenick Communicanten dar findt.
Vnder diffem gefang Communicirt me bat vold fub vtraque
fpetie , alfe vorhen vortepkent. z
Na der Communion lefe me bie Collecten unnd beflute mith
der Benediction. ö ,
Ve wer.
Wenn men na Middage tho veſper geludet, Singe me de
vefper na der wiſe alfe am Sonnauende vorteykent, Darna pres
dige me eine halue ftunde, ahne dat me nicht, den Catehifmum
bie darff leſen vmb ber predige willen. Die Antiphon. Dipit
Dominus. vth dem pfalterond einen Pfalm twe efft re darup ein
Refponforium, Hymnum, Antiphon, van ber Dominica vp bat
Magnificat. Effte bat duͤdeſche Dagnificat, und beflute mich
dem Benedicamus, Vnd hier mac) me od dat duͤdeſche. Nunc
dimittis fingen. Alfe am ende vertepkent ie.
1» bie werteldage, Jan der weken. J
Wor eine Schole js, dat ſcholen die jungen des Morgens, ehr
fie jnn die ſchole gan, fingen jm Chor ein verndel van einer
flunde, Nemblid einen Pſaim, efft twe mit einer Antiphon, und
ieſen ein half Capitel dorch tive lection latiniſch, vnd ein junge bus
tem vor bem Chot, leſe duͤdeſch tom volcke, wat latiniſch jm Chor
gelefen j6, Vnd bar nha ein Antiphon, vnd darup bat Benes
dictud, und befluten mich dem Benedicamus Domino.
Sonderlick auerft wor,onnd wenn me prebigen will, ſchall
me alfo vorher fingen under tyden jnn ber weken ein mal bat
Quicunque vult faluus effe mith einer Antiphon, de Trinitate,
vnd hir fholen alle tidt dar by ſyn, vnd mith fingen bie vicarij
fo noch vorhanden, und die fo vp den dorpern bie parre vth ber
Stadt vorwaren. J
Na der predige, late me bat volck einen effte mehr duͤdeſche
Palmen fingen, under tyden od bie Letanie vor, effte nha dem
Ion.
Veſper ſchal des werckeldages ock geholden werben bar die
Schole js, Nomliden fingen einen Pfalm, dar nha lefen ein
halff Gapitel vth der Biblien, vth dem Nien teflament dorch
tive lection onnd ein junge vorm Chor leſe thom volde duͤdeſch,
wat jm Chor latiniſch gelefen j6, will me od den Hymnum
de tempore fingen, mag) me od don, unb bat Magnificat darup
mit einer Antiphon, bat duͤdeſche Magnificat finge me od uns
dertyden, Inn der weten ein mal effte tiwe, mith foner Antiphon
duͤdeſch, vnnd beſchlut mit dem Benedicamus, DE bat Nunc
dimittis duͤdeſch alfe Hinden an getoget.
Wenn auerft Feine Communicanten vorhanden findt am
Sondage effte feſte, So finge me glick wol den Introltum mit
dem Kyrie, Epiftel und Euangelion alfe vorhenn, Auerft na
der predige finge me ein Refponfortum alfe Tua eft potentia
ober funft de tempore dar nha einen Pfalm duͤbeſch, und mith
der Collecten und Benebiction befchluten, Auerft vornemlick
leſe me bie Letanle.
Rarıten Ordening, »p den Dörperen. 5
Des Sonnauendes jegen ben Aumt ſchal de koſter to
veſper luden, vnd wor ein parner wohnet, ſchal he jun be kercke
gan vnd fingen mit ſynem koſter einen Pſalm mit einer Anti⸗
phon, var den Pfalmen alfo vp ben Sonnauendt thor veſper
verordent j6 Nomeliten, Benebictus bominus Deus meus ıc.
BVnd darnha einen Hymmum, O lur beata trinitas Vnd darna
eine Antiphon, und bat Magnificat vnd beſchlute mit der Col⸗
lecten vnd Benedicamus, Bad wenn buren dar find mad) he
ock einen duͤdeſchen Pſalm ſingen, Darna verhore he die ſo tom
Sacramente gan willen, einen nha dem andern, wenn erer vele
tofamende findt, wil hie en bie gemeine bicht, effte wife to bich⸗
ten, alfe vorhen angetoget js verlefen, bat were fere gudt, und
barna "einen jbern jnn fonberheit vorhoren.
Dp den Morgen wenn de Parner op ein borp kumpt, ſchal
de Coſter Inden, vnd wenn bie ander pulfß gefchen js, ſcholen
die ſo thom Sacrament gan willen, jnn bie kercke kommen vnd ſick
verhoren lathen alfe vorhen geſchreuen, Darna wenn be brubde
pulſs geſchen is, ſchal bie parner bat Teſtament efft Communion
anheuen alfe vorhen daruan gefecht, Nomellten fingen einen dir
deſchen Pfalm, Erbarm by myner o Here Godt. Inn den wy⸗
nachten, Chriftum wy ſcholen iauen ſchon. Inn den often Iher
fus Chriftus vnſer heplandt, de van vns.
Idt mad) ock wol vp folde fefte de parner einen latinſchen
Introitum fingen.
, a dominicale bre efft negen male, Efft bat Kprie van
em feſte.
Darup. Allein Godt jnn der hoge fp ehr ıc. Darma be
Collecten vnd Epiftel onnd einen duͤdeſchen Pfalm, barup nha
gelegenheit der tidt alfe vorhen an getoget. .
Mitt ein parner ock Fort malen, fo finge hie einen Pfalm
pro Introitu, alfe Erbarm dy miner, und flur, die Collecten
und Epiftel darup vnd einen duͤdeſchen Pfalm, Dar nha dat
Euangelion. Wy gelouen.
Volgend die prebige, Na der prebige bat gemeine gebet alfe
vorhen angetoget, vnnd prebige eine halue ſtunde vam Euanges
llo vnd eine halue ſtunde den Catechiſmum.
Wenn die parner den luͤden dat Vader vnſe, den louen vnd
die tein gebot vorgebedet hefft, leſe he flux die vormaninge tom
Sacramente vnnd ſinge darup dat Vader vnſe, vnd die wort
des Teſtaments duͤdiſch, und berichte be luͤde und beſlute mith
der Collecten vnd ſegen.
Na middage ſchal de parner an dem orde dar he bat Teſta⸗
ment lateſt geholden Heft, unnd bie maltidt gedan, dem geſinde
inn der Kercken ein halue ſtunde den Catechiſmum predigen
vnd die kinderken vnd geſinde vorhoren.
Inn der weken tom ringeſten ein mal die Letanie holden,
vnd bat volck tom gemeinen bede vormanen. - ‘
Wenn auerft keine Communicanten bar findt, fo finge hie
einen duͤdeſchen Pſalm, darup die Collecta vnd Epiftel vnd wed⸗
der einen Pfalm, darup dat Euangellon und denne wy gelouen
vnd darna die predige und vormaninge tom gemeinen bede, Hir
mad) me od! wol die Letanie fingen vnd befluten mich ber Col-
lecten vnnd fegen.
Wenn me vefper will holden, fo lath me bat volck emen duͤ⸗
deſchen Pfalm effte tive fingen bachy eine duͤdeſche Lection tom
volle vnd dat duͤdeſche Magnificat barup, darnha eine Gollect
mit dem Benedicamus.
S54B. LEXTE Roumerfche Riechenorbunug. | 5
Bau ber Dope,
Vp nafolgende wieſe ſcholen bie priefter fo fie dopen, be lude,
wenner fe finder thor bope bringen, anreben vnd fragen.
Erſtlick fchoten fie fragen ifft dat kind od! Gade dofft fy
effte nicht, Is idt gabofft, fo procediet die Priefter, alfe volgt
van der notdope.
Vnd hir ſchal ein jgliger parner flitich darna fragen, Ifft
idt Gabe gebofft is, effte nicht, wente vaken gefchut idt dat idt
gebofft jt vnnd verſakent und latent noch eins Chriften.
So idt auerſt nicht Gade gedofft js, ſo frage me na dem
nahmen vnd heue alſo an.
Ein vormaninge to den fo bat Rinde tor Dope bringen.
Leuen frunde jnn Chrifto, wy horen alle bage vth Gades
worde ıc. (Aus der Saͤchſ. 8.0.)
Eine andere vormaninge up bie vorigen meininge.
Leuen frunde jnn Chrifto gy weten wo bie hilge fchrifft unfe
erite gebordt, dar wy vth fleeich vnd blodt gebaren werden bes
ſchrifft, und als denne Chriftus Johannis am druͤdden fecht, Idt
fp denne bat jemandt vth dem water und hilgen Geifte gebaren
‘werde, mac, he jnn bat Ryke Gades nicht kamen, mente wat
fleeſche gebaren js, bat je fleefch, dat js fleefchlich gefinnet, jnn
funden entfangen, vnd gebarn, vnnd aljo er verdhomet ehr idt
geborn werdt, Darher od Sanct Paul fpredt, wy werben alle
kinder des tornes gebaren.
Nu können wy folderer vormalediginge, erfffunde und bos
fer art nicht 10f6 werben, wenn allen an Cheifto unferm Hei⸗
Lande, vnd ſalichmaker, wente de js dat gebenebdigete fath vnnd
bie gebenebigede frucht finer moder, da an wy alle gebenediet,
vnd aller funden lof6 werden. . '
Weider gefchut, wenner wy im louen tho Chrifto gebracht
und gedofft werden, bar wy denne, van allen funden und un»
reinichkeit gemafchen vnnd gehilliget und gereynigt werden, Dars
ber od Sanct Paul Titum itf. nomet de dope ein badt der wed⸗
dergebort unnd ber vorniginge des hilgen Geiſtes, unnd werben
denne alfo, nye creaturen und Gades Finder.
Nu horen vnſe, dat js dee louigen Einder, od! tom hen
Cheifto und tor hilgen Chriſtlicken kercken, darumb fcholen fe
od to ehm vnd tor Ehriftliden kercken welder fin Ryke js ge
beacht werben, dat fe jnn em gefegnet, be bope entfangen, nye
creaturen und Gades Einder werden, Als denne od Chriftus
wil dat me bie kinderken to em bringen ſchal, und fecht dat Gas
bes Ryke ex fie, werbt od vnwillich op bie fo fie em nicht wol⸗
ben laten to bringen.
Derhaluen leuen andechtigen, fchole gy dyt gegenmerbige
kindeken od inn jwem louen dem Hern Chrifto todragen, vor
idt bidden, dat die gnedige und barmbertige Godt idt jnn Chrifto
wolde annhemen mith dem hilgen geiſte vnd glouen begauen, vp
dat idt diſſe dope wredigen entfangen, vnd van der tal der vn⸗
gelouigen affgeſundert, jnn bie ſchar der louigen und vterwelden
genahmen werden, Derhaluen ſchole gy od, deſſe gebet, fo bie
hilge Chriſtlicke kercke, auer ſolck⸗ kinder bedet, flitich behertigen
vnd jm geiſt helpen mith beden und dat. Amen. darto ſeggen,
Darmith en dit allent wedberfhare.
Wenn der finder vele js, fo ſpreke bie prieſter, diffe Eindere,
Idt wer gudt dat me vor mibdage vnd nha mibdage eine
beftimphe flunde hebbe to dopende, vnd Dat me altofamende vp
ein mal doffte, fo to dopende weren.
Na folder vormaninge wende fi! bie priefter to bem Finde,
Rebe idt an und ſpreke.
Far vth du vnreine geiftzc. (wie in Luthers Taufbuͤchlein.)
Hir legge die priefter fine hende vp bes kindes houet, und vons
mane bie vabberen, bat fe mit em, dat Baber vnfe beben, Darna
ſpreke be.
Leuen frunde dewile wy nu vor bith Finde, effte kindere,
gebebet, od veh dem Euangelio gehoret, wo bie Here Chriftus
de kinderken will dat me fe to em bringen ſchal, und wo he fe
fo gnedichlid annimpt vmbfenget, und fegenet fe, vnnd fe od
alfo inn ſyner hilgen kercken antonehmende beuahlen, [holen
wi od nu nicht twiuelen be Here Chriſtus hebbe fi ock nu diſ⸗
fes Eindes angenamen, Darup wy ibt od tor dope dragen wil⸗
len, ond im namen Gades, bem beuehl Chrifti na, dopen.
Ick wil auerft hie mede und funderlid im vabbern gebeden
vnd fruntlick vpgelecht hebben, dat gy bifjes indes, fo idt thon
munbigen jaren kumpt warnehmen, ehm fine dope betügen, und
vorinnern, vnd heipen verfchaffen, dat idt den Catechifmum die
tein gebade Gades, die artickel des louens, und bat Vader unfe,
vnnd mat fuft tor falicheit dent, leren moge, od! jnn Chriftlicher
tucht vnd feden vpertogen, vnnd funderlid, fo idt dorch affgang
effte nalaticheit finer oldern herinne verfumeth morde, des werde
gy jw fo vell mogelick, beflitigen, und gerne bon.
Darup ſpreke bie priefter tom kinde mit vpgelechten henden.
De Here beivar dinen ingang vnd vthganck, von nhu an
wente to ewigen tyden.
Bnd Hir leide man effte drage bat Eind tor dope, vnd auer bie
funte late de priefter dat kindt dorch ſyne vabbern dem büuel ent=
feggen vnd fprefe.
N. Entfechftu dem düuel? ıc. (wie im Taufbuͤchlein.)
. Wan ber Motdope,
Die parners fcholen dat volck ꝛc. (Aus ber Saͤchſ. K.⸗O.)
Ban ber Bicht, vud wo mith deu lüben- inn ber Bicht to haubelen ſy.
Erſtlick ſcholen die parhern vnd predigers vpm predigftole,
dat volck flitich vormanen vnd anholden, dat ſe gerne bichten
vnd nenerley wieſe de bicht vorwerpen effte vorachten.
Vnd derhaluen den luͤden de nodt nuͤtte frucht vnnd gebruck
der Bicht flitich vorholden vnd jnbilden, wente de Bicht da⸗
rumb jngeſettet vnd vorordent, dat me bie luͤde darinne vor⸗
hore, ſtraffe, vnderwiſe, vnd troͤſte, vnd js ſunderlick de frucht
bee Bicht, dat darinne dat wort van ber vorgeuinge ber ſundt,
vnd van ber tofage bes ewigen leuenbes, vp einen jeberen jnn
funberheit getagen werde, dat ſuſt inn der predige inth gemeine
ben geredet werdt, Alfo dat ick nicht alleine wete bat Godt be
funde vorgifft, Sondern od! dat Godt my myne funde vorgeuen
hebbe, wo kan nu ein groter fchatt op der werlde fon, wenn bat
ick weth bat Godt my mpne funde vorgeuen hebbe, und my de
ewige falicheit togefecht.
Vnnd fcholen od derhaluen hir die prebiger und parherrn
getvarnet fin, dat fe nicht alleine, und anfenglid, van der gnabe
6 23542. LXXVE Gonmerfehe Rirdyenorbuung.
vnd louen predigen, Sondern von ber bothe und funbe. Item
vam torne gerichte und flraffe Gades auer die Suͤnde, vp bat
alfo erſtliken de Lübe eve funbe erkennen, vor Gades torn, ges
eicht, und flraffe erfchredien, vp bat fe alfo hernamals bie
Suͤnde vormieben, und ber gnaden Gades danckbar fon, mente
wor folde bote nicht vorher gehet, kan Fein loue noch beterunge
des leuenbes volgen.
Derhaluen od-fcholen de parheren und prebigers, de luͤde
vermanen, bat fe nicht tom fehine und vmb gewonheit willen,
op dat fe ſick ock alfe andere Chriflen ertogen, thom Sacrament
gan. Item od nicht alleine jnt gemeine weten to feggende, jd
bin ein arm ſunder, fondern dat ein jeder jnn funderheit, vnnd
fine funderlide funde gebreken vnd erdom erkenne, vnd fid eine
confcientie dar outer male, vnd Babes torn und gerichte webber
fit vnnd wat he vordienet hebbe erkenne und völe. Dauid alfe
be de Batfchaba Vrias wiff, dorch Ehebrekerie to ſick gebracht
hadde, und den framen Vriam eren Dan jm Ertege Hab de laten
vorflan, vp bat he fin wiff beholden möchte, Hefft he ock wol ge
wuft, bat he gefundiget hadde, hefft ock bote gedan, Auerft de
funde js em noch fote jm herten geweſt. Do auerft de Propheta
Natan qwam, und heit em vor be ogen, und vorclerebe em fine
funde, vnnd boſshelt finer funde, do qwam he aller erſt tor rech⸗
ten bote, vorgagebe und volde Gades torne und ſprack. Ick hebbe
gefunbigt. Befu dat ander bock Samuelis am xj. Capitel.
Darumb fcholen bie parhern einen jebern Inn funderheit ver»
boren, und en ſines leuendes und funderliden gebrefen und er⸗
bhomes vermanen, vp dat he tor rechten bote und erkenteniſs der
funde kame und Gades torne voͤle wente wur bat nicht gefchüt,
geit die minfche jnn feiner hüchelie her, ſpreckt mich dem munde
wol, be fy ein armer funder. Auerft im herten, weth he nichts
daruan die funde fin em noch füthe,, darumb Ban od fein rechter
loue, die Gades gubicheit erkenne dar fin, od betsringe des leuen⸗
des nicht volgen, Ethen ond drincken ſulke hüchler den lieff und
blodt des Hern Chrifti tom gerichte, dat js tor vorbömeniffe.
Derhalum ©. Paul fpredt. j. Chorin xj. De minfche pröue ſick
fulueft, und eten den van bem liue des Hern Chrifti, vnnd drinde
van ſynem blode. Wol nu fine funde inn fonderheit nicht mith
bittericheit ſines herten voͤlet, em truwlich leth findt, und war⸗
hafften vorſat hefft, ſich to beterende, vnd alſo der gnade Gades
jnn Chriſto begirich js, de js noch nicht bereidet. Derhaluen ein
parher wol leren ſchal, wo de luͤde jnn der bicht touochorende
findt, alſe eine forma volget.
Wenn auerſt einer kumpt und kan noch de tein gebodt, noch
louen, noch Vader vnſe, den lath nicht hen to, he hebbe ſe denne
geleret, und vorſta wat ſunde vnd Sacrament fy.
Derhaluen vnmundige kinder, doren, vnd wanſinnige luͤde
ock nicht tom Sacrament geſtadet ſcholen werden.
Wor auerſt olde frome aluern luͤde ſindt, de idt guth mei⸗
nen, with den moth me gedult hebben vnd fe ſunderlick on»
derwiſen.
Bo mau einen inn ber Bicht verboren ſchal.
Erſtlick wenn einer tom parhern kompt, begeret vnderwi⸗
finge vnd vnderticht, wo be ſick tom Sacrament ſchicken ſchal.
So frage en die bichtuader, jfft he od die tein gebot kan,
Spreket henen, fo holde en die bichtuader vor, und vorclere em,
welcke une geote ſunde bat ſy, de tein gebot Gades nicht weten
nod) gelernt hebben. So js idt yo gewiſs, dat he nye darna ges
leuet und geban hebbe, vnd alfo ahne fruchten Babes, ahn fine
erkentniſs vnd leue geleuet,, bat moth ein grwlick dind fin, bie
wile Godt ſpreket. Vormalediet ſy ein yeber, ber nicht blifft inn
allen worden bifjes gefettes vp dat he fie vullen bringe. Das
rumme bande he Gabe, bat em Godt fo lange geſparet hebbe,
vnd nicht geftrafft, funder tor bote kommen laten.
Darumb lath he idt eme leth fin, vnd beter fi vnd do gro⸗
teren flith im worde Gades, dat he die gebade Gabes mol lere,
vnd mit einem guden vorflande vate, und im louen Iheſu
Chriſti darna do, und leue.
Andtwerdet he auerft,, ja he Fan fe, So lath en fie na ein»
ander ber feggen, vnd darnach verbore en vth einem jeberen jinm '
ſunderheit. F
Vnd hir ſchal ein bichtuader geſchicket fin, vnd ſulueſt jun
den tein gebaden geoͤuet, dat he einen jedern na ſinem ſtande
wete to Examineten vnnd verhoren vth den tein gebade Gades.
Vnd ſunderlick vth dem Erſten, diewile by den Chriſten lei⸗
ber fo gemein js bie tonerpe, Boterie, Segenerie, bat vnge⸗
twiuelt Godt eine grwlicke flraffe ouer die gange Chriftenheit
moth gan laten, der grwlicken affgoderie und aff alles haluen,
So Eraminier de bichtuader flitich vnd ſunderlick an den he fid
vormobet, Iff fe ock mith diſſem grwel vnnd dünelfchen gefpenite,
vmmegangen fin, vnd driue jo flitich Inn der prebige dath Lafter.
Vnnd wenn en einer tor bicht kompt de van der Auericheit
js, ba wende hie allen vlith vor, bat die auericheit nicht allein⸗
mit ſolckem gruwel nicht ommega, Sunder by eren underfaten
keines weges dulden, fondern ernſtlick ahn alle gnabe vnd vov⸗
toch ſtraffen, edder ſe ſind ſolcker ſunde deilhafftich, vnd Godt
wirdt ſe mith dem jren ſtraffen. Alſo ſteit jm andern boke Moſi,
am xxij. Die touererſchen ſchaltu nicht leuen laten. Item beſu
dat xviij. Capitel, jm v. boke Moſi, vnd alſe ock Dauid ſecht,
im xxxj. Pſalm. SIE hate de dar holden auer loſet lere, efft
dinck. Welcker hie wedder Saul redet, de dar de wickerinnen
fragede, vnd wort ock im kriege mit alle dem ſinen erſchlagen,
Sm erſten boke Samuelis am xxviij. cap-
Vth dem andern gebade frage he, ſunderlick, na dem die
hilge name Gades lelder bp uns Chriſten fo jemmerlick miſsge⸗
brucket vnd geleſtert wert, mit floken ſchweren ꝛc. Ifft he od by
Gades namen. vnnuͤtzlich geſchwaren, Gades nahmen geleſtert,
mit floken vnd vormaledien, by finer crafft, macht, lydent,
bluth, corper, Sacrament 2. Wente ſolckent gar grwlicke ſunde
ſindt, Vnd ſunderlick de auericheit bir inn der Bicht hefftlich
vermant ſchal werden, dat ſe ſolckent nicht dhon, vnd by den
eren nicht geſtaden effte vngeſtraffet laten, wente alſo ſpreckt
Godt im xxiij. Cap. des druͤdden bokes Moſi. Wol des Hern
namen laſteret, de ſchal des dodes ſteruen. Alſo ſchal ock ein
jeder Huſſuader vnd moder vormanet werden, dat ſe ſolckent
van eren kindern vnd geſinde nicht liden.
Item bir frage od efft fe ock beden, Godt anropen, em
dancken und lauen, auendes wand motgendes, wente mith ſol⸗
ckem bede vnd Gades anropinge vnd laue, ſchal ein Chriſt vnd
ſunderlick ein Hufsuader auendes und morgendes ſick, fin kin⸗
dere, geſinde, vnd haue Gade beuehlen, vnd em vorttuwen,
vnd van aller ſegenerie vnd boterie affſtan. |
Vth dem brübden gehade bes Sabbats das jo des Sondas
ges, vnnd ber vire haluen, Efft fe od, am Sondage flitich Ga⸗
A5AR. LXXVI. Pommerſche Kirchenorduung. 7
des word gehoͤret, Thom Sacrament geweſt, die krancken be⸗
ſocht, armen getroͤſtet, verſoͤninge twiſchen haderigen gemaket,
wente ſolcke wercke der Barmherticheit ſindt werde des Sab⸗
bats, vnd Gades wercke die wy ſunderlick am Sabbath don
ſcholen. Item efft ſe ock erem parhern vnd koſter vnnd der
kercken gegeuen wat ſe en ſchuͤldich ſin, wente ſolckent ſindt wy
vth diſſem gebade Gade ſchuldich, vp dat de kercke vnd dat
ampt des wordes vnd vthwendige Gades denſt erholden werde.
Vnd hir vorhore od ſunderlick vnd vormane die auericheit
jun der Bicht, dat fe den Sondach vnnd verordente vire ſulueſt
vnd flitich holden, tor predige vnd Sacrament gan, vnd die
eren darhenn holden vnnd nicht geſtaden, dat ere vnderdan je⸗
nich werck efft arbeidt am Sondage dhon, ock nicht vnder dem
Godtlicken ampt zeche holden laten, effte jm kroge ſitten, edder
vmb den kerckhoff ſpatzieren, dem Godtlicken worde, vnd ampt to
vorachtinge. Item einen jedern darhen holde dat fe erem kerck
bern vnd koſter geuen und entrichten wat fe ſchuldich fin, dar⸗
mede Gades ampt by und möge erholden werben, vnd gelerbe
parhern koſtere und Echolmeifters hebben und auerkamen moͤ⸗
gen, Wente wol der Borken dem pachern Coſter vnnd Schol-
meſtern enthüet, bat en gehöret, de verftöret fo vele an em ift,
ben rechten waren Gades dinft. Darumb hir od ſonderlick
be auericheit verhoret vnd vormanet fchal werden, dat fe der
kerck en effte kerckherrn nicht entheen de houen effte ander gober,
fonbern die kercken trwelicken befchütten und befchermen.
Vnd hie höret her dat Soͤuende Cap. jm Iheſus Syrac,
bar he bie werde bes Sabbats fin beſchrifft. Fruchte den Hern
uch gangem herten, vnd holt fine priefler jnn allen eren, vnd
giff en exe deil. Darna od van almofen, dat Capittel lere ein
parner wol.
Der priefter deil, findt die teinde vnd erſten fruchte, und
allerley willige offer, darher findt die pachuuen welcker de frame
auericheit alfe ben teinden van erem ader tor parhe gelecht, und
hebben gewyet effte Gade geoffert, wee dem die ade dat fine
fieit. Dis erſten feuchte findt Die veer offer, Auerſt weld ein
geringe dingk iffet dat me den parhern hir, und dennoch fo ons»
willich offert, So wy ſchuͤlbdich finde, van allem früchten bat
erſto dem Herrn to offermbe, Tor befantniffe und danckſeg⸗
ginge, bat allent wat wy hebben vam Derren entfangen hebben,
Alſo der erſt gebaren Son, bem Bern gehöret, dat js wy findt
ſchuͤldich, od van vnſen kindern dem Herrn to offeren, laten
fie leren, dat priefler, de Bades ampt vthrichten vnd voren
baruth werden, die willigen gauen findt od! gang geringe, me
wil dat erite nyebadels, Item mwittelbrobt, worſte, Item den
korff dar fi ein parher, und koſter van entholben ſchal nicht
geuen. Darumb moth uns Godt, od plagen mit ſchwarer bürer
tydt, vnd mith vormaledigung inn allen vnſen werden, Beſu
den Propheten Haggai im erften Cap. und Malachie am. j.
und. ti.
Bth dem Vierden verhöre einen jedern des gehorfames hals
sen, ifft de kindere eve oldern jnn erem older vnnd kranckheit,
oc foden, erneren, en wol bhon und troͤſtlick ſien, jegen fie vn⸗
gehorfam und undandbar, jegen fie murren, ya flofen effte ock
fchlan, welder gar fehredlich is, vnd des bodes wert. Wente
alſo ſpreckt Godt inn ſinem gefette jm druͤdden boke Moſi,
am xx. Wol ſinen Vader odder ſiner moder floket, de ſchal des
dodes ſteruen. Item jm andern boke Moſi, am xxj. Wol
vnd eine andere leuer hebbe wenn ſine eigene.
ſinen Vader vnnd Moder floket, des luchte wert vtloſchen mid⸗
den jm duͤſteren. Im vefften boke Moſi, am xxvij. Vor⸗
floket ſy wol ſinen vader edder moder floket, vnd alle dat volck
ſchal ſeggen, Amen. Beſu ock ſunderlick jm v. boke Moſi,
am xxj. Wo vngehorſam, der Finder wert by enterninge vnd
halſe geftcaffet.
Alfo frage me hir od van dem gehorſam gegen bie Auericheit,
jnn allen billicken bingen, vnd to aller guben ordeninge, Efft me
ſick hirjinne od gehorſamlick geholden, darwedder geftreuet,
vngehorſam efft vproriſch geweſt, Item ſiner Auericheit geflo⸗
ket, Daruan jm andern boke Moſi, am xxij. Den goden, dat
js dyner Auericheit de jnn Gades ſtadt ſitten, ſchaltu nicht flo⸗
| Een, vnd den auerſten jnn dynem volcke ſchaltu nicht laſtern.
Vnd Prouer. xxiij. Myn kindt furchte den Heren vnd den Koͤ⸗
ninck, und menge by nicht mand be vproriſchen.
Vnd bir fchalme die Auerichelt ock vnderwiſen, dat fe eren
vnderdanen van Gades vnd eres amptes haluen ſchuͤldich js,
gut regiment, orbening, vnd gericht to holdende, verſchaffen
' eren vnderdanen rechtſchapene gude lerers, die kerken mith eren
ampten vnnd godern vordedigen, nicht mith ſchattingen vn⸗
plichten, und deinſte auerſetten, vnd ben vnderdanen nicht bat
ere nehmen, Sick laten genoͤgen an aller billicker ſtuͤer dinſt vnd
ſchattinge, Wente ſe alſe beſchuͤtter vnd vordedinger der eren
geordent ſindt vnd einen jedern by dem ſynen to beholdende,
Nicht alſe rouers vnd vthpilgers, vnd macht hebben eren vn⸗
derdanen to nemende wat ſe willen, vnnd hir bilde en in, dat
Exempel van dem Godtloſen Achab vnd Jeſabel, de erem bor⸗
ger Naboth ſinen winberch nemen, wo ſe geſtrafft worden iij.
Reg. xxj. Effte na der Nyen Biblien jm erſten boke der Koͤ⸗
ninge am xxj.
Alſo od de oldern ſindt eren kindern ſchuldich fe uptotheen,
darna jnn tucht und twanck vnd od tor lere to holdende, vnd
nicht tor ſchande, und boſcheit, wente hir die kinder eren oldern
nicht volgen noch gehorſam fyn ſcholen.
Vth dem Vefften, Ifft he ock mith ſinem negſten vient⸗
ſchop hebbe, jnn nyth vnnd hatt leue, Synen negſten gewaldt
vnnd vnrecht gedhan, dat he em dat lathe leeth ſin, vnd ſick mit
em vorſoͤne, vnd ſo he gewaldt geleden hedde ſick late verſoͤ⸗
nen, vnd gerne vorgeuen.
De auericheit ſchal hir ock vermant werden, dat fe nicht
to fladen, dodtſchlach, mordt, effte dat ein den andern vor⸗
twalbige.
Vth dem Söften, wo he ehelick is, ifft he od finen ehega⸗
den leffhebbe, inn frede vnd inn einicheit mit er und erer frunt-
fchop leue, dat he nicht ein heimlicker boler effte ehbreker fie,
Daruan jm an⸗
bern Boke Mofi im xxij. Ehebrekere und Ehebrekerin [holen
des dodes fleruen. Item jfft oc! böfe vnrechter yuer, vnd vor⸗
dechticheit by en fie. Item jfft he finer fruwen od wol orfate
barto geue, Daruan liſs den Jeſus Sprac, am tr. Gapit.
Vnnd hir fchal ein jeder ock tor flitigen arbeit vnnd nüchternheit
vermanet werden, barmith ein jeder, fin wiff und kindt redlick
ernere, und geftrafft bie leddichgenger und druncken bolt, de ever
fruwen und Eindern allent vorteren, verfupen, verfpelen, und
ſchentlick vorbringen. |
Die auericheit hie od! vormane, bat fe fulueft od nicht
Ehebreker, Junckfrawen, efft megebefchender erfunden werben,
8 1548. Lxxvr Pommerſche Kirchenordunug. 7
DE nicht tolaten, dat Ehbrock, ſchande und Lafter by ben eren
geduldet werde.
- Dat die jogent ock kuͤſch, tuͤchtich, und ehrlick leue, gerne
arbeide, nüchtern fie, nicht leddich ga, und vul fie.
Beh dem Soͤuende, jfft he od finem negften an finen g&
dern to na geweſt, em wat entfrombdt, und entagen mith ges
walde vffte argeliftichelt, mith woker, mith valfcher mwichte „ ifft
mathe, mit affplogen efft verrudingen ber grenge, efft fuft mith
valfcher Handelinge, vordeil vnd practiken.
Die auericheit dat fe fi od an erer befoldinge vnnd Iehn-
gödern, fo fe van der auericheit hebben, vnd billigen dinſten vnnd
ſtuͤer, fo fe van eren vnderdan hebben, to frede geuen, fondern
ſolckem alien weren, vnnd frede und frie flraten inn erem ge
bede verfchaffen. oo
Die frumen fehalme bir fragen, jfft fie verbringerfchen
findt, dede erem Manne dat fine vorbringen vnnd vorfpildern,
eren negſten to na geweft, dorch touerie meld vnd bottern ſte⸗
len. Alſo de Enechte vnd megde, ifft fe erem herrn und frowen
of vntruwe geweſt, jchtes wes geftalen, vorbracht, vntrwlich
gearbeidet, vele verſumt.
Vth dem Achten, jfft he ock vp ſinen negſten gelagen, falſch
getuͤchniſſe wedder en geredet, vnnd em ſinen guden nhamen
vnd gelimp dorch heimlick effte apenbarlick nhawaſchen aff⸗
geſneden.
De auericheit dat ſe jnn dem gerichte, gerechtigkeit, und war⸗
heit holden, vnnd ahn anſehen der perſonen noch vmb giffte
gaue jffte viendtſchop, effte fruntſchop richten vnnd erkennen.
Vth dem Negenden, jfft ſe vth affgunſt jrem naber vnd
negſten dat ere vergunt, boͤſes gewuͤnſchet, vnd gedacht ſick mit
dem ſinem nicht to freden gegeuen, vnd benogen laten an dem
dat em Godt gegeuen hefft, vnnd einem andern ock gegunth, wat
em Godt gan, Alſo od fin geſinde, vehe, effte mat dat js boͤſs⸗
licken begeret, vnd dorch falſche practiken affgeſpant.
Wenner me denne de luͤde alſo tor erkentniſſe erer ſunde,
gebracht, Schalme ſe ock fragen, jfft en de ſunde ock leit ſindt,
vnd ſick ock gedencken to beterende, ſick vnder einander verſoͤnen,
glick vor vnglick dhon.
Schalme ſie dar na ock mith der gnade Gades jnn Chriſto
troͤſten, vnd tom louen wieſen vnd alſo ſeggen.
Diewile denne dy dyne ſunde leith ſindt, vnd im guden
vorfate biſt dyn leuenth to beterende, Schaltuͤ od warhafftig
louen, dat dy Godt, ytzunder inn der tydt der gnade, dar vns
Godt tor bote und beteringe beropen leth, gnedich will ſyn, vnd
dy alle dyne Suͤnde vmb Chriſtus willen vorgeuen, vnd dy, inn
dinem louen vnd dorch de nuͤttinge diſſes hilgen Sacraments,
aller ſiner gnade vnnd herlicheit, deilhafftich maken wil, Inn
ſolkem louen ſchaltu ock dat hilge Sacrament entfangen, vnd
darna Gade inn Chriſto dankbar ſyn, ſyner gnade gewiſſe, im
eruce vnnd widderwerdicheit beſtendich, vnnd des ewigen leuen⸗
des na ſyner toſage vorwachten.
Du ſchalt ock gerne armen nottuͤrftigen luͤden dyne almiſſen
mitdeilen, De krancken beſoken, De bedroͤueden troͤſten, geduͤl⸗
dich vnd mitlidich ſyn, Item nuͤchtern, vnd dat fleeſch vnder⸗
holden dorch arbeit, vnd gude oͤuinge, und alfe Chriſtus ſecht,
Lu. xxj. Hoͤdet im- dat iwe herte nicht beſchwert werde, mit
freten vnd ſupen, vnd mit ſorge der neringe.
Bnb frage en.
Diffes wiltu dy jo na allem dinem vermoge beflitigen, Vnd
wenn be ja fecht, So ſpreck em die abfolution vp folde wife.
Sorm der Abſolution.
De almechtige Gobt ſy by gnedich, und vorgeue dy alle dyne
Sünde, van welckers wegen ick alfe ſyn vnd der Chriſtlicken ker⸗
cken diener vp dat wort Chriſti dar he ſecht, Wem gy de ſunde
verlaten, dem ſcholen ſie vorlaten ſyn. Spreke ick dy loſs vnd
abſoluir dy, van allen dinen Suͤnden, Im nahmen des Va⸗
ders, vnd des Sons, vnd des hilgen Geiſtes, Amen.
Edder alſo.
Vp ſolcken dynen louen, vnd vp dath vordienſt, vnnd be⸗
uehl Iheſu Chriſti, ſprecke ick dy loſs vnd abſoluir dy, van
allen dynen Suͤnden, im namen des Vaders, vnd des Sons,
vnd des hilgen Geiſtes, Amen.
Bnd denn ſpreke be.
Sa henn ym frede Gades, vnnd hät dy vor Sünden.
Wo me de Krancken berichten vnd tröſten ſchal.
Leue broder, Suͤſter, effte frundt, Na dem jw Godt ſchwack⸗
heit juwes liues vnnd corporlicken kranckheit beſocht hefft, dar⸗
mede gy jw troͤſten moͤgen, vnd Gade jwe ſake heimſtellen,
ſchole gy weten.
Thom Erſten, dat allerley kranckheit jamer vnd entlicken de
dodt vns herkompt, van der Suͤnde, welcker erfflick vp vns ie
Samen dorch vnſen erften Vader Adam, vnnd wy od vnſer böfe
vorrüdebe artna, vele funde begangen vnnd gedan, vth böfer Luft
vnnd begerlicheit des fleifches dar wy ſtedes inne ftefen.
Thom Andern wowol die Prandheit unglüd vnd entlid be
dodt eine ftraffe vor. die Sünde findt, jnn welderer ock die vnlo⸗
uigen, und die to Chrifto nicht kamen, emichliden bliuen und
verbhomet werben, So hefft idt doch mith ben louigen vnd
Godtfaligen veel ein ander meinunge, Nomlicken, na dem bie
Chriften jnn Chrifto louen und gebofft findt, werben fe van ſol⸗
der funde, ton Gades, vnd vordomniſs erloͤſet vnd entfeiet,
vnd tom ewigen leuende beropen.
Darumb ſolcken, de kranckheit vnnd entlick de natuͤrlicke dodt
nicht thor vordomniſſe vnd verderuen js, ſunder thor Artznye
Nomlicken, dat vns Godt dar dorch van der ſunde, darinne wy
noch ſteken, vnd werlde, to warer bote, vnd louen driue vnd
entlick to der gerechticheit vnſchuldt vnnd ewigen leuende bringe,
wente wy by vns erfaren vnd ſehen, dat wenn wy geſundt vnnd
inn der gluͤckſalicheit der werlde ſindt, vorgete my Gades und
leuen der werlde und luft nha, Darumb he vns alfo tor bote,
vnnd tor fromicheit bringen moth.
Thom Druͤdden ſchole gy jw widderumb vnd vordan troͤſten
der groten gnade vnd gudicheit Gades, dat he vns jnn diſſer tydt
der gnade wenn he vns to ſick bekeret, gnedichlick annimpt, er⸗
hoͤret vnſe gebet, vorgifft vns de ſunde vnd vorſekert vns des
ewigen leuendes.
Darup leue broder, ſuſter, jfft fruͤndt, ſcholen gy jwe
ſunde demodichliken bekennen, vp dat gy daruan entbunden
vnnd abſoluirt, der gnaden vnd des ewigen leuendes verſekert
werden.
1568. LXEVE. Vommerfche Kischensriuung. - 0 9
Bnd hir ſchal bie prieſter begeren bat: bie andern Lähe ein wenich
entwiken, und benne mith bem krancken alfo reden.
Leue broder, Sufter, effte frundt, gy fcholen jm erſtlick inth ges
meine einen armen funder erkennen, vnd ſchuldich geuen inn allen
gebaben Babes, wente wy ber keines geholden effte vullen bracht
hebben, Sondern mit onloum mifstrumen ungehorfam vorach⸗
tinge Gades. tem mith velen böfen begerlicheiden ftedes auers
ſtreden. Thom andern, fo gy od wat inn funderheit by jw
hedden, darjnn jwe confcientia, jw funderlidden mrogebe, dat
hole gy gerne van jw feggen hyr alfe an der flade Gades, vp
bat gy mögen rechte onterwifinge und waren troft und frede jnn
fuer confelentien entfangen.
Bnd bir ſchal de priefter gefchickt fin einem jebern to fragenbe,
vnd guben vnderricht to geuenbe, einem jedbern na finem
ſtande.
Vnd jo wol vthfragen, effte de krancke boͤſe vnrechtverdige
ſake effte handel by ſick hedde, jnn etlicken laſtern geleuet, vn⸗
rechtuerdig gudt by ſick hedde, Item torn, fientſchop, niedt,
wedder ſinen negſten, ehegaden, fruntſchop, nabern ꝛc.
Vnd wenn he en alfo verhoret vnd vnderwiſet, abſoluiret
bie en, wo vorgeſchreuen je.
Item idt fchal od die prieſter bir flitich den krancken vor⸗
manen vnnd anholden, bat he verorbeninge finer gober male, und
fin Zeftament flelle, barmidt nicht vnwille, und zand nha finem
bobe finer goder und vehgaenden ſchulden haluen gefchee, und funs
berliden, dat he od fin teflament und milde gaue, van finen
gudern befcheide, yo Ichteswes jnn ber kercken kiſte to echoldinge
ber kercken, vnnd kercken ampte, Darna od jnn bie kiſten ber
armen, wente bit will Bott alfo hebben, und fordert unfe band»
barheit, mente wy find Gade ſchuidich van allen vnſen godern
to geuende. |
Dome late die priefter bie anbern webber berin komen, vnd vebe
fe alfo an.
Leuen frunde, vnſe Iene broder Suͤſter effte frundt, hefft
Gade vnnd my fine Sünde bekennet, fine ware ruwe vnnd leeth
vor die ſuluigen angetoget, ock ſinen hilgen Chriſtlicken gelouen
to Gade vnd Chriſto, darup ick ock en abſoluirt hebbe, Darumb
wy en ock nu furder mith dem hilgen Sacrament verſorgen
vnd ſtercken willen, doch ſchal he erſtlicken jnt gemeine vnd offent⸗
lick einen jeder verbidden, vnnd efft he yemandt vortornet effte
belediget hedde, bat em dat möge vorgenen werben.
Bnd bir lat den krancken bibben, iffte be jemandes vortornet
bedde, dat em dat möchte, vmb Babes willen vorgeuen werben.
Dar ſpreck thom krancken webberumb leue buoder, effte ſu⸗
ſter, So denne jw jemant vortornet habde, dat wille gy ock jo
gerne vmb Gades willen vorgeuen, Vnd wenn be andtwerdet
ya, fo ſpreck. Diewile denne gy les broder effte fuſter vor⸗
genen den, bie jw belediget hebben, fo ſchole gy ock gewiſſe ſyn,
dat jw Godt alle jwe ſunde vnnd feil vorgeuen hefft, alſe he denne
ſecht, dorgenet, fo werdt jm wedder vorgeuen, Item wenn gy jwen
broder vorgeuen, fo werden jw wedderumb jwe ſunde vorgenen.
Hir vormane nu den krancken So ber entfanginge des hilgen
Bacraments.
Lene broder, fufler effte frundt, gy ſcholen nu jwe gemiote
vnd herte vprichten to Gade und jw ſchicken, vnd bereiden to
I.
der entfanginge des Hiigen Saeraments, vnd erſtlick wol anmer⸗
Een, die wort und gnedigen willen vnſes Herren Ihefu Ehriſti,
bar be vns finen liff jm brod to etende, und fin blot to drins
dende jnn win, befcheiden hefft, op dat unfe loue alfo dardorch
gefterdet, und wy gewiffe und vorſekert werden, dat de vorges
uinge ber funde, vnd dat ewige leuendt welcker Chriftus uns
hiemidt erworuen hefft, unfe ſy, und wy deſſuluigen deilhafftich
werden, ‚up Dat gy od darup leue broder jwe Cruce, vnd kranck⸗
heit willichlick dem Herrn Chriſto na dragen, der werld vnd
fleeſche affſteruen, vnd nicht mer naleuen, ſondern dem ewigen
leuende natrachten. Derhaluen latet vns ſamptlick vnſe ge⸗
mote vnd herte to Gade vprichten, dat wy die worde des Teſta⸗
mens, mith einem rechten louen mögen handlen vnnd erer
frucht deilhafftich werden.
Vnd hir heff an to Conſecriren, und bat Teſtament CEhriſti zu⸗
uorhandlen.
Onſe Here Iheſus Chriſtus ꝛc.
Vp biffe wordt reike dem Krancken den lychnam bes Herrn Chriſti
alſo ſprekende.
Die lichnam onfes Deren Iheſu Ehriſti, vor dy jnn den
dodt gegeuen, ſtarcke vnd beware dy jm gelouen thom ewigen
leuende, Amen.
Darna nehme he den Kelck vnd ſpreke.
Deſſuluen geliken nam he ock den Kelck ıc.
Bnd vp ſolcke worth reickt man dem Krancken ock dat blodt des
Herrn alſo ſprekende.
Dat blodt vnſes Herrn Iheſu Chriſti vor dyne ſunde vor⸗
gaten, ſterck vnnd beware dy jm rechten gelouen, tom ewigen
leuende, Amen.
Ra der vorreikinge des Sacraments ſpreck tom Krancken alfo.
Lene broder effte fufter, Diewile du nu entpfangen heffit
dem liff des Heren Ehrifti, und fin blodt, vor vns vorgaten,
gedrunden, fchaltu nhu od Gade danden, vor folde fine grote
woldat, dat he dy to rechter bothe vnnd to biffer gnade hefft
faten kamen, ond nn henfurder frolick wol thofreden ſyn, jnn
dyner Eonſcientien vnnd gemiffen und ſeker fon, des einigen leu⸗
endes, vnnd dat du ein kindt Gadeſt ſiſt, vnd dat od Godt nu
ſtedes, by dy ſin werdt, ock de leuen hilgen Engel dy denen,
dath gebeth od alter ftomen Chriſten konpt dy to huͤlpe, und
werſt des deilhafftich, darumb ſchaltu dy wol to freden gouen,
vnnd dyne kranckheit und Cruee geduldich vnd froͤlich dragen,
vnnd dem Herrn Ehriſto jnn ſinem Erempel folgen und dy
Gabe beuelen, vnd nicht twiuelen fo idt eme geuelt, fo werdt
be dy wol vth dyſſer kranckheit helpen, mo he auer by jtzunder
jnn diſſer kranckheit van hir eſchen vnd fordern wolden, ſchaltu
em gerne gehorſam ſyn, ond ſpreken, Herr dyn wille geſchee,
Het nicht myn ſondern dyn wille geſches.
Bd bie vormane die prieſter dat vold fo dar by ſindt, vnd
ſpreke alfo.
Lenen feunde, vp dat vnſe leue brober affte ſuſter Ins ſol-
ckem louen to Gade geſtercket werde, und Godt en biffe kranck⸗
10 | 1548. CXXVI Pommerſche Kirchenordunug.
heit to finem beften kere, mille wy ein gemeine beth dhon, vnd
ſpreken ein Bader unfe, darup fpred den fegen.
De Here fegene dy vnnd behoͤde dy, De Here erluchte fin
angefichte auer dp, vnd ſy dy gnedih, De Here heue fin an⸗
tlat’auer dp, und geue dy den frede, Amen.
Men mad) od wol na der Sommunion vnd od funft, wenn
me die Eranden beſocht, etlicke fchone troft Pfalme vorlefen vth
dem Pfalter, und funderlid na der Communion den Pfalm. s
Lauet den Herrn alle Heiden, prifet en alle volder. Wente
fine gnabe und warheit, waldet auer uns jnn ewicheit, Alleluia.
Efft den Pfalm.
Laue den Deren mine fele, vnnd wat jnn my j6, finen hil-
gen nahmen.
tem wenn man ben krancken befocht,, mad) man leſen den
Pſalm, Wol under dem fcherm des höchften fittet.
Item den cxviij. Pfalm.
Confitemini domino quoniam bonus. Dandet dem Herrn
wente be js fruntlid, Vnd fine gubicheit waret ewichlick.
Item den Pſalm, Dominus illuminatio mea.
Vnd hir mercke dat wenn die parher tom krancken gefor⸗
dert werdt, ſo ſchal he ſinen Coſter mit ſick nehmen, die ſchal
em volgen vnd na dregen, Nha erlicker wiſe einen kelck vnd
Corporal vnd jnn einer appullen win, vnnd jnn einem buſsken
brodt efft partes alles jnn ein fin foder geuatet, vnd vorwart,
vnnd jnn dem de parhere den Krancken anredet und vnderwiſet,
ſchal dy Coſter am gelegen orth einen diſch, vp dat alder ren⸗
lichſte torichten, dat Corporal vthbreden, broth vnnd win bere⸗
den, und wenn die parhere jnth huſs geit, ſchal he den gruth
den Chriſtus beuahlen hefft, ſpreken. Frede ſy diſſem huſe.
Vnd ſchal die koſter andtwerden. Vnd alle den darinne woh⸗
nen. Vnd mach der parherr duth gebeth ſpreken, Latinifi
effte Duͤdiſch.
A domo tua hac queſumus domine ſpiritales nequitie repel⸗
lantur, et aerearum diſscedat malignitas tempeſtatum, Per
Dominum.
Here ſegene dit huſs vnd driffher uther alle ſpoͤckniſſe, ge⸗
ſpens vnnd gewalt des duͤuels, vp dat idt alfo gehilliget, dy
eine woninge moge ſin, Dorch Iheſum Chriſtum vnſen Herrn.
De Coſter ſpreke Amen.
Vnd mercke dat na gelegenheit des Krancken, die angetegete
ordening vorkortet efft vorlengert mach werden, Wente ſo idt
jnn ferlicker tydt wehre, vnd bie prieſter ander mehr beſoken
moſte, effte de Krancke berede jnn den leſten togen were, ſcho⸗
len alleine de ſubſtantialia geholden werden, alſe van der Not⸗
dope geſecht.
Korter wieſe einen Kraucken to berichten.
Leue broder, du weſt wo wy an allen gebaden Gades ſchul⸗
dich ſin, vnd mit manchen ſunden beladen, dar dorch wy Gades
torn, vnd vordomniſs vordenet hedden. Auerſt wedderumb hebbe
wy den hogen troſt, dat vns jnn diſſer tydt der gnaben verkuͤn⸗
diget werdt jm Euangelio, dorch den nahmen Iheſu Chriſti, bote
vnd vorgeuinge der. ſunde, vp dat wy alſo van ſunden erloſet
des ewigen leuendes mogen gewiſs vnd vorſekert ſin. Derhal⸗
uen ſchaltu erſtlick jnt gemein dyne funde erkennen, darna ock
fo bu mat jnn ſunderheit weft, dat dine Conſcientie beſchweret
ock gerne vormelden.
Vnd lat en hir fine bicht dhon, vnd examinirt en, kort na
der wiſe wo vorhen angetoget, vormane en ſiner ſchulde, vnd
dat he ſin teſtament dho. ur
Darnha heff de Eonfecration an vnd berichten, mith dem
bilgen Sacrament, lath ein gemein gebet, vor em bon, vnd
beuehl en dem Deren. |
Ban ber begrefitnifs.
De begrefftnifs fchal ehrlid geholden werden, na gemwont-
liger Chriftlifen wyſe.
Derhaluen ſo jemandt geſtoruen, ſchal de huſsuader, effte
van der fruntſchop tom parner gan vnd em datſuluige antegen,
vnd vmb die Chriſtlike begrefftnis bidden.
Dar ſchal den od de parner fragen, jfft he od jm hil⸗
gen Chriſtlicken gelouen geftoruen, vnnd jm gehorfam vnd einis
cheit der bilgen Chriftlichen kercken. Item jffte he ock fine bicht
gedan, und dat hilge Sacrament entfangen, Item jfft be od!
fin teflament gemaket ond to der Ferdien vnd den armen mat
beſcheiden, und wenner hie alfo befunden, fchal bie parner van
wegen und in nahmen der gangen Chriftliden Eerden, em bie
Chriſtlicke begrefftnis to ſtaden vnnd verlouen.
De auerft yemandt dem hilligen Euangelio vnnd onfer Chriſt⸗
licken ordening entlegen gemweft, die Sacrament vorechtlich nicht
entfangen, und Beine gewiſſe tüchniffe fines Chriſtlicken louens
hebde. Item inn offentliden iaftern geleuet und gefloruen
ohne bote. Item der kercken ungehorfam, finen quartalpennig.
Item dem Gofter nicht dat fine gegeuen, dem fchalme die erlide
begrefftnis vorfeggen.
Wente wor roy Feine tüchniffe des louens hebben, darkone
wy nicht weten vmb fine falicheit, Nha dem die Herr Chriftus
ſpreckt Johan iij. Wol nicht louet an den nahmen des einge
boren fon Gades js bereith vorrichtet, mo idt auerft alleine am
offer gelt effte Coſterlhon feilet, dat lat me geuen, vnd alſo
vorfonen.
Ban der tybt ber Begrefftniffe.
Tydt der Begrefftnifs js des Morgens na ber prediget umb
achte efft negen ſchlege, vnnd namiddages vmb dre, vnd als⸗
denne mocht man eine klocke luden, vp dat de ſo tor begrefftniſs
geladen ſint, weten konden, wenner ſe komen ſcholen.
Als denne ſchal de parner hen ſchicken, finen Caplan vnd
Cuſtor wor man ock die ſchole halff edder gantz hebben wil,
mach me ſolckent byme Scholemeiſter fordern vnd gan alſo ehr⸗
lick hen, dat lick to holende.
Vor der dhor ſcholen ſe ſingen einen Pſalm, Nomlicken.
Erbarm dy myner o Herr Godt. Vnd darup, Mit frede vnd
frewde, efft, Si bona ſuſcepimus duͤtzeſch effte latiniſch, vnd
dar na dat lick hen dragen vnd ſingen, Vth deper noth, dat
Vader vnſe, den louen, bar na idt ferne tom graue je. Byme
graue finge me, Midden wy jm leuend fint, Vnd darnha jnn
die kercken gan mit bem gefange, Mit fred und freud jck far
bar hen, fo me ide nicht hefft vorhen gefungen, Efft mit dem
Refpon. Si bona fufcepimus duͤdeſch effte latiniſch.
1548. LXXVI. Ponmerfche Kirchenordnung.
Darna ſchal de Caplan ein dudeſche lection leſen vor dem
altar, vnder tyden mit einer homelien, vnd ſo vele volckes vor⸗
handen, mach die parner effte prediger wol einen korten Ser⸗
mon don, to troſte der trwrigen, Darup ſchal de Scholemeiſter
ſingen dat Benedictus duͤdeſch, vnd diſſe volgende Collecta da⸗
rup leſen vorm altar wo volget. Na der Collecten effte ge⸗
bet ſchalme ein becken ſetten, vnd de to graue volgen, ſcholen
etlick dar to gaͤn, vnd tor gedechtniſs des vorſtoruenen den ar⸗
men wat dar jnn offeren, dat ſchal me alſo geſamlet, jnn bie
Kite ſtecken.
Die Collect efft Gebet.
O Almechtige Godt, de du dorch den dot dines ſons de ſunde
vnd den dodt, to nichte gemaket, vnd dorch ſin vperſtandinge,
de vnſchult vnnd dat ewige leuent her wedder gebracht heffſt, vp
dat wy van der gewaldt des duͤuels erloͤſet, vnd dorch die krafft
der ſuluigen vperſtandinge, ock vnſe ſterfflicke liff van den do⸗
den vpgeweckt ſcholen werden. Vorlye vns gnediglick dat wy
ſolckent feſtiglick vnnd van gantzen herten louen, vnd bie fro⸗
licke vpſtandinge vnſes liues, mit allen ſeligen erlangen mo⸗
gen, dorch den ſuluigen dynen Son Iheſum Chriſtum vnſen
Herrn, Amen.
Alſo ſchal ein vorſtornene Chriſt vnd die Begrefftutſe affgekundigt
werden.
Leuen frunde, idt js jnn Gott vorſcheiden vnſe broder, effte
ſuſter, vnnd hir ſchal he mit namen genomet werden. N. efft
NM. welckere diewile hie, mith guder tuͤchniſſe ſiner bothuer⸗
dicheit vnd beſtendicheit ſines Chriſtlicken louens, vorſcheiden js,
will wy den Corper tor erden beſtedigen vp die, effte die ſtunde.
Sine ſeele auerſt will wy Gade beuehlen, vnd nicht twiuelen,
diewile ſe jm Chriſtlicken louen vorſcheiden, ſe ſy jnn der tall
dher vterwelden, vnnd jnn der ſalicheit, vnd wo wol veel gebre⸗
ken vnd vnuolkomenheit by er geweſt js, wil wy doch nicht twi⸗
uelen Godt, hebbe er dat jnn Chriſto, vnnd vmb Chriſtus
willen alle gnedichlick vortyet, vnnd derhaluen ſe mith vnſem ge⸗
meinen gebeth Gade alſo jnn ſine gnade beuehlen vnd ſpreken
ein Vader vnſe.
Lection vnd Homelie findeſtu am Ende.
Bo man Bruthman vnd Bruth vortruwen ſchal.
Erſtlick ſcholen die ſo jnn den echten ſtandt treden willen,
tom geringſten achte dage vorher offentlich vor der gemeine aff⸗
gekuͤndigt, vnd vpgebaden werden mith ſolcken worden.
Idt werden ſick na Chriſtlicker ordening jnn den ehlicken
ſtandt begeuen. N. vnd. N. begeren hir to dat gemeine beth, dat
ſe idt mogen jm nahmen Gades anfangen, vnd ſelichliken vulenden.
Vnd hette jemandt hir to ſprekende, de do idt jnn der tydt,
effte ſchwyge hernamals.
Godt geue en ſinen ſegen, Amen.
Wenner man fe inn ber Kercken iffte im huſe vortrumen, mach nıe
ide don mit folden worden.
Erſtlick mach die priefter alfo tom volde reden, Leuen frunde,
na Gades orbining vnd vorfuging, find hir erfchenenen gegene
merdiger Bruthman vnnd Bruch fampt eren freunden, und na
dem fie vth rade vnd willen erer oldern und frunde fi vorwil⸗
liget bebben, jinn den eheftandt fi? to fettende, und den vor
11
differ Chriſtlicken loͤffllcken gemein, offentlick anthonemende,
will wy en datſuluige wuͤnſchen, dat en dat gerade to der ſeelen
ſalicheit vnnd woluart liues vnd gudes, Amen.
So auerſt noch jemandt vorhanden ber hirjnne feyll effte
mangel wuſte, Dardorch diſſe eheſtandt verhindert mochte wer⸗
den, de ſpreke noch jnn der tydt vnd ſchwige hernamals.
Vnd wenn den yeder man ſecht. Se weten nicht anders daun
alle gut.
So trede de prieſter thom Bruthman und frage em, melde je
jwe edder dinnahme wo hete gy, vnd nehme denne den rindivan em.
Dar nha trede he tor Beuth, frage fe od wo fe heth, vnd
nheme od den Rind van ehr, vnd fore fe to famen und fprefe
tom Bruthman.
N. du fleift hie und nymmeſt. N. tom echten und rechten
gemahl, nicht van er to fcheiden, de dodt ſcheide jw denne, wat
ſechſtu, effte fegge gy, dar to.
Vnd wenn he fpredt, ya.
und fpred.
N. du fteift hir und nymmeſt. N. tom echten rechten gema-
hel, nicht van em to fcheiden, de dodt fcheide im denne, wat
fechftu effte fegge gy dar to.
Lath fe offentlick ya feggen, edder vertruwe fe nicht.
Vnd wenn fe ya fpredt, ſy nym den Rind vam Bruth⸗
manne, vnd fted en der Bruch auer den goltfinger der rechten
handt, und darna nym den Rind der Bruth vnd ſteck en bem
Bruthman od an ben goltfinger der rechtern hand vnd fpred.
Die Godt to famen gefoget hefft, fchal Fein minfche ſcheyden.
Diewile gy jw dennne vnder ein ander tor ehe begeren,
vnnd dat fulue offentliden vor Gode und differ Chriſtlicken ges
mein befennen, vnd mit geuinge der hende und truwringe betü-
gen. Spreke ick jw vth beuehl Gades und der Chriſtlicken ker⸗
cken ehelick to ſamende, Im nhame des Vaders, vnd des Sons,
vnnd des hilgen Geiſtes. Waſſet vnd vormeret jw, vnd vor⸗
uullet dat erdtrike, und Godt geue im gluck vnd ſalicheit.
Wenn nhu die vortruwinge vor middages geſchut vnd
Bruthlach, vp einen dach geſtellet js, effte wenn ſie ſuſt tor
kercken gan, So lath den Bruthman jnn ein ſunderlick geſtole,
an eine ſyden treden, vnd die Bruth jnn ein ſunderlick geſtole,
an der andern ſyden.
Vnd ſingen denne, den Pſalm, Wol dem de inn Gades
fruchten ſteith ꝛc. Efft od den hundert vnd Soͤuenvndtwin⸗
tigſten Pſalm, So bie Here nicht buwet dat huſs ꝛc.
Folgendes trede de prieſter vor den Althar vnd lathe den
Bruthman vnd Bruth vor den Althar kamen, effte wo idt
keine gewonheit js, late ſe jm geſtole ſtan, vnnd heue alſo an,
vnd leſe nicht ſingender wiſe ſundern ſchlecht hen.
Hoͤret to wo Godt den Minſchen geſchapen vnd tom ehe⸗
ſtande verordnet, vnd darnach ock, wo Sanct Paul de ehe⸗
luͤde leret, wo ſe leuen ſcholen, vnnd tom laſten, wiewol Godt
de Herre vmb Adams vnd vnſer ſunde willen, veel cruce, kummers
vnnd droffeniſſe, vp den echten ſtandt gelecht hefft, doch wedder⸗
umb mit welcken ſegen, vnnd troſt Godt den echten ſtandt troſtet.
Alſo ſtehet geſchreuen jm erſten bock Moſi am andern Capittel.
Vnd Godt ſprack, Idt js nicht guth, dat de Minſche allene
ſy ꝛc. (mie tm Traubuͤchlein im kleinen Katechismus Luthers)⸗
Wann die ſegen vth js, ſo leide men die Beuth vnnd Bruth.
So kere dy to der Bruth
12
man tom becken, und late fe den Armen wat offeren, Wil men
bir einen fand, efft Pfalm fingen, effte vp der orgel fchlan,
dat mach me don, Dat Te Deum laudamus, effte, Nu bidde
wy den hilgen Geiſt, Idt wolde uns Godt gnedich fin ıc.
Ban deu Baune.
Ein Chriften Minſche ſchal nicht beruchtiget fon, velmeini-
ger erfunden werden, bat he fie, ein Morder, Rouer, Dodt⸗
ſchleger, ein Ehbreker, Boler, Junckfrowen ſchender, ein Slo⸗
mer, vullenfuper, dobler, effte ſpeler, ein dieff, ein wokerer,
ein vorfelſcher. Item die ſine oldern geuneret, geſlagen, geflo⸗
ket, effte vorſtodt. Item ein touerer, effte ſo mith Segenerie
effte Boterie vmme gha.
Wenn auerſt einer alſo befunden worde, ſchal en die par⸗
ner vorfordern dorch den koſter, vnd em dat alſo vorholden,
vnnd vth der hilgen ſchrifft vnd Tein gebaben Gades vorcleren,
wo grote ſunde dat ſy, vnd wo hart idt ſy vorbaden, vnd dat
idt gantz vordoͤmlich ſy, vnd vnder den Chriſten nicht to liden.
Derhaluen ſchal hie en ernſtlicken vermanen, dat he hiruan
aueſta, wo nicht, ſchal me em kein Sacrament vorreiken, ehn
ock nicht vor einen Chriſten holden, betert he ſick denne nicht,
ſo machſtu em wol tom andern mall vornehmen, vnd vorderſt
dar neuen dinen Caplan, prediger, diaken, effte kerckueder, vnd
ſtraffeſt en dar noch ein mall offentlick, will he ſick denne noch
nicht betern, ſo lath en varen, vorreike em keine Sacrament,
vnd fo he hirauer ſturue, fo begraff em nicht, alſe einen Chris
ften, ſondern holt en vor einen vnchriſten und vorbomeden.
Emmen dotfchleger ſchaltu nicht abſoluiren, effte tom Sacra⸗
mente laten gan, be hebbe fi! denne mit bem gerichte, vnd
fruntſchop des erfchlagenen vordragen, vnd dat he jnn die kercken
vnnd armen lüben wat geue vormanen, als denne od! jnn ans
derenlafterern, wenn fi jemandt beteret, fine botferdicheit ertos
geth, ſchal mith almiffen geuen, beben vnd vhaften, und alfo
eine tydt lang? leide dragen.
Alſo od be frowen be eve finder bot bruden, dorch vorfus
meniffe und drunckenheit.
Ban graben inn Eheſaken.
Erſtlick jſſet Mar vth Gotlickem vnnd nathrlidem Rechten,
bat idt ein gruwel, vnd eickel is, althona jnn bat geblote frien,
Wente vth dem natuͤrlickem Rechte vnnd ingeuinge ſprack be
Minſche, Idt werdt de Man finen vader vnd moder vorlaten,
vnd ſiner fruwen anhengen, vnd werden ein fleiſch ſin, Dar
men ſuth, dat die minſche einen groten vnderſcheidt twiſchen
finen oldern vnnd fruwen maket, finer fruwen henget bie an,
vnd beſchloͤppet ſie, Sine oldern ehret he, vnd js em ein natur⸗
lick ſchuwent, fine oldern to beflapen, alfe me od vth natur⸗
liter ingeuinge befindet, Wente Ariſtoteles im achten boke be
animalibus fchrifft, dat ein Camel ongeferlid fine mober erken⸗
net hefft, Vnd darna alfe he erfennet, bat ibt fine mober ges
weft, hefft be den dot geflagen, be ibt dar to geforet hefft. Vnd
van einem Perbe, bat fine moder od verbeddet erkennet hadde,
dar na alfe ibt erfennet, dat idt fine moder geweſen, ſchemet idt
fi fo feer, bat idt fi vam berge hinaff ben Hals entwei ſtor⸗
tede, Alfo dat Ruben fine fliffmoder beflep, was ein grewel,
ond wart vam vader vor malebiget, Im erften boke Mofi am
xxxv. Dath od! die böchter Loth, by erem Bader flepen, wu ehr:
1568. LXXVI. Pommerſche Kirchenordunung.
Ud dat geholden werth, und wat vor gube fruchte, daruth geka⸗
men finth, j6 klar vth ber Hiſtorien der Biblien.
Dith js alle gefchen vor bem gefchrenenen Rechte, vth na
türlidder ingeuinge, Darna hefft dat Godtlicke Recht, dorch
Mofen foldent hart vorbaden, bym dode, etlicke by fleinigende,
etlick by enthouende, etlick by vuͤr. Alfe jm tij. boke Moſi am
xx. Capittel ftehet. Alfo od befu darfulueft am xvij. Capittel.
Wo Godt de Cananiter und ander Heidnifchen volder, vth erem
lande vorbreuen befft, Vnnd de Joͤden wedderumb hen innen
gefettet, dat fie Beine erwerdicheit vnnd ſchuw bes geblutes gehatt
hedden, Sondern nam ein den andern ahne ſchuwe, de brober
de fufter, die Vader fine broder dochter, vnd alfo her dorcher,
welder alle, vor Godt ein grumwel js, Alfe denne od vor der
findeflodt geſchach, barumb fe Godt mith der erde vmmebrachte.
Befu od dat xx. Capitel jm ilj. boke Mofi. Wo Godt etlide
velle, weldere Blutfchande beten, lifflidden geftafft wil hebs
ben. Item jm. v. bock Moſi, am rriij. Capit. Von einem Maus
fer, dat js van einem folden horkinde, dat vth verbabenem
grade gebaren js, darumb od Godt fpredit jm itj. bofe Moft am
xviij. Capitt. De diffe geumwel dhon, bie fcholen vthgeradet wer
den, van erem volde.
Derhaluen fchal ein jglicker pharher darup achtinge hebben,
dat he nicht vertrume, de vorbabenes grades fint, effte ledes,
Darber od? ſolcke brutlachte incefti beten, dat j6 vntemlick wedder
gefette und gebrud.
Thom andern fchal ock ein jeder parher weten, wu with fid
be vorbadene gradt vorſtrecken, Hir fchal ein parher wethen, bat
na bem Paweſt rechte, die ehe beth jun ben vierden gradt vers
baden js, Auerft dewile fi Gades, vnd des Keyfers Recht,
nicht wieder wenn jnn den druͤdden gradt vorftredien, wowol na
nicht vullamen, dennoch, vmb ehrlicheit willen de alletpbt by
vnſen voruaren geweſt und ehrlich geholden, Die eheftand beth
inn den druͤdden grad, den brübben grad mit jngerekent, fchal
verbaben geholden werben. Wowol auerft jm Kepfer Rechte
ftehet, alfe ock jm olden Teſtament gebrucklick geweſt, dat fi
Boleken Binder hebben mogen nehmen, Auerft folkent, js doch
bp ons nyewerlde jm gebruck gemweft, vnnd derhaluen vor vnthe⸗
melick geholben fchal werben, mente yo wieder van einander ges
frigt yo naturlider und beter.
Den vierden gradt wille wy frig geuen, barmebe wy den
luͤden nicht ſunderlicke borben vpleggen. |
Im drüdde grade auerft wo funderlidie grote orfaken vors
handen, darumb man fcholbe difpenfiren, und na geuen, des
ſchall fi® nen parherr vnderſtan, funder bat an finen Superin-
tendenten vnnd Ouericheit bringen effte bringen lathen.
Thom drüdden weld findt denne die graben jnn eheſaken?
dat ſchal ein jeder parher alfo mercken. Die erfle grad finde bros
ber und fufter. Die ander Boleken Einder, efft dar ein broder
ſines broders effte ſuſter dochter nimpt, Vnd dit nemlid bat
einer fines broders fufter neme, js jm gefette od vorbaben,
Auerft Boleken Einder nicht, alfe vorhen daruan gefecht. Die
drüdde grad Boleken Finder finder, edder dat ein Broder efft ſu⸗
fter fines broders efft fufter kindes kindt nymmet. Die vierbe
gradt, Boleken Einder, kinder Binder, efft dat einer fine Bros
ders Findes, kindes Eindt, nymmet, und diefen vierben gradt
wete top nicht to verbedende, flellen dennoch bat to werthlider
Duericheit. i
15682. LXXVE Pommerſche Rtechenobuung. 13
Thom vierben [hal ein pacher od teten, bat ethlick hitt
Linea equalis, dat j6, dar de perfonen glicke verne van einans
der under dem flammen finbt, alfe.
Batuel j
Mebecca Laban
Jacob Rrachel Lya.
Jacob mith Rachel und Lya ſinth glike with, nemlid jm
andern gradt vam Stamme, bat js to Batuel, vnd ſindt Boles
ken kinder, Wente Rebecca vnd Laban ſindt ſuſter vnd broder,
vnd bir merck de Regel, So veel perſonen tom Stamme finth,
fo veel gradt finth od, ben Stam vthenahmen.
Linea auerſt jnequalis je, dar ein perfon wieder js vam
Stam, wenn be anber.
Zhare
Abraham Nachor
Iſaac Bathuel
cca.
Rebecca js jm druͤdden grade van Thare, Ifaac auerſt nur
jm anderen, dennoch ſindt Iſaac und Rebecca jm druͤdden grade,
wente merck diſſe Regel, Inn welckerem grade de vernſte vam
Stamme js, jnn deme foluen grade, horen fi bie, perſonen
undereinander the,
Thare
Abraam Aram
Sara.
Sara js jm andern gradt to Thare alſo js fe ock jm andern
gradt mit Abraham, vnnd hefft Abraham ſines broders dochter
gehat, welcker her nach jm geſette vorbaden werth.
Ban Schwegerfchop.
Des Mannes blutfrunde horen finer frowen fo nha tho,
alfe fe dom Manne to horen, ond webderumb der frowen frunde
horen sem Manne fo na to, alfe fe ehr to horen, Alfo mins
broders frowe horet my to jm erften leth, wente id bin mit mis
nem broder jm erften lech, Mines broders ſons frume, horet
my to jnn ander leth, Wins broders ſons fons frutve, horet my
tho inn druͤdde geleth, vnd alſo vordan, Alfo webderumb miner
fruwen broder, horet my to inth erfte leth, Miner fruwen bros
ber fons fruwe, horet my to int ander leth, und alfo vorban.
Thom andern, wowol die Man ben blothfrunden finer fros
wen fchiwegerfchop haluen vorwandt js, Vnnd ber frowen bloth⸗
frunde dem Manne, So findt darumb nicht bie blothfrunde des
Mannes alfo vorwandt de blodtfrunden der frumen, vnd wed⸗
derumb de blotbfrunde der frumen ben blothfrunden bed Mans
nes, dat js, frunde und frunde befchmwegeren fi nicht, mente
idt gebet alleine man unnd frumen an, Alſo td ſchal mp nicht
vermalen mich mines wiues blodtfrunden beth jnt druͤdde geleth,
Bund myne frume, mith minen blothfrunden, Auerft myn bros
der nicht alfo, mente myn broder mad) myner frumwen fufter neh⸗
men, Vnd myne fufler, mach myner frumen brober nehmen,
vnd myn vaber mach myner frumen mober nehmen, Twe bros
ber mogen, twe fuftern nemen, bie Vader und de Sone mogen
moder vnd bochter nehmen. |
Thom drüdden jnn der Swegerfchop werben verbaden ewich⸗
lick de perfonen inn der vpfligenden, und nedderſtigenden linien,
Alfe my js verbaben mine ſtiffmoder, alfo od miner ftiffmoder
moder, ond alfo vmmer henup, Alfo is my verbaden mine ſtiff⸗
dochter, alfo ock miner filffbochter dochter, vnd alfo ewichlick
henaff, wente bit allent vnder dem namen Vader vnd Moder,
Son vnnd Dochter, begrepen is.
Thom vierden, op der halue ſchal nymandt nemen ſines
Sons Fruwen, vnd keine Fruwe ſchal nemen erer dochter man,
Alſo od ſchal nemant nemen ſines broder fruwen, Item Süs
ſterman, Demna ock nymandt ſchal nemen ſins Vabers wiff,
wente ſolckent alle kompt int ander leth.
Volgen Taffeln in welckern alle vet. fo im
Gostliden ock keyſer Rechten verbaben find, ges
nometh werben.
De erſte Taffel fettet de Moſes nambafftig verbaden hefft, Zemitici 19.
Sine Mober.
Stine Stiffmoder.
Sine Süfter van Bader und Moder.
Sine Süfter vam Vader alleine,
Ken man Effte van der mober alleine, bat is fine ftiffs
{hal nemen fufter.
Sines Sons bochter.
Siner dochter dochter.
Sines Vaders Suͤſter.
Siner Moder Suͤſter.
Eines Vaders broder wiff.
10 Sins Sons wiff.
11 Sines Broders wiff.
12 Sines Wiues moder moder.
13 Sines wiues vader mober.
14 Sines wiues moder.
15 Sime Dochter.
16 Sine Stiffbdochter.
17 Sines Stiffſons dochter.
18 Siner ſtiffdochter dochter.
19 Simer fruwen Soͤſter.
Deſſe nauolgende perſon, find ben vorigen gelick in graben, darumb
fe od verbaben findt.
Sines vaderd mober.
21 Siner Moder mober.
22 Sines broder dachter.
23 Siner Süfter dochter.
24 Siner mober broder Fruwe.
25 Sines brobers ſons Fruwe.
Kein man 26 Siner Süfter ſons Fruwe.
ſchal nemen 27 Siner Fruwen broder dochter.
23 Giner fruwen Suͤſter dochter.
29 Siner Fruwen vader Suͤſter.
30 Sins ſons ſons Fruwe.
31 Siner dochter ſons Fruwe.
32 Sines vaders ſtiffmoder.
33 Siner moder ſtiffmoder.
34 Siner Fruwen modber Suͤſter.
Diewile auerſt ock in der vpſtigenden linien an der ſiden vnſer
oldern, vnd voroldern, Suͤſtern und broder, und ereiftomen, Item
vnſer Suͤſter vnd broder kinder, Item vnſer Suͤſter vnd broder kin⸗
der frowen, inn der affſtigenden linien vorbaben find, Sind ock
dieſe nauolgende xvj. perſon vorbaden, vnd bym vuͤre verbaden.
35 Sins vaders vaders ſuſter.
36 Sines vaders moder Suͤſter.
> RO =
oe
14
37 Siner moder vaders ſuſter.
38 Siner Moder moder ſuſter.
39 Sines Broders ſons dochter.
40 Sines broders dochter dochter.
Kein man 41 Siner Suͤſter ſons dochter.
ſchal thor 42 Siner Suͤſter dochter dochter.
ehe nemen 43 · Sines vaders vader broder Fruwe.
AA Sines vaders moder broder Fruwe.
0 45 Siner moder vaders broder Fruwe.
46 Siner Moder moder broder Fruwe.
47 Sines Broders ſons ſons Fruwe. »
48 Sines broders dochter fonds Fruwe.
49 Siner Süfter fons ſons Frume.
50 Siner Süfter dochter fons Frome.
DE fchaltu hir merdien, dat glifer wife vorbaden is to ne
mende, vnſer Didern vnd voreldern Broder Süfter od ere fruwen,
alfe ock vnſerer oldern vnd voroldern broder effte fufler- Einder,
Alfo od in der affſtigende lineen, Alfe my is vorbaden, miner
Fruwen mober fufter, Alſe fchal id od verbaden holden, miner
Fruwen mober fufter kindt, wowol hirinne mach Difpenfirt
werben alfe vörgefecht.
Beichlut.
Diffe Kerckenordening, is geftellet, nicht als moſt idt vth
noth alſe ein beſtimpt Gades denſt geholden werden, vnnd alſe
ſundigede einer, ſo he idt anders hielde, Sundern iß geſtellet vmb
der einthfeldigen Parherrn, die idt nicht beter weten vnd dennoch
vp dat wy alle hir in dieſem Forſtendohm einerley wieſe vnd
gebruck foͤren, Schal ein jeder Parher, vth frier Chriſtliker leue,
ſick hirinn gerne begeuen, vp dat twiedracht vnd vneinicheit da⸗
ruth argernis by dem volcke enthſteeth verhoͤdet werde, vnd dat
wy alſo alleſampt dieſe Ordning eindrechtich holden, beth ſo
lange eine gemeine vnd betere Ordning geſtellet werde auer de
gantze Chriſtenheit, dat Godt geue dat idt balde geſchee, Amen.
Ban Vierdagen vnd ſunderliken Feſten fo me ym jar holden
ſchau.
Erſtlick, Schal de Sondach na Chriſtlicker loͤffliker wiſe,
dem gebade Gaden ha, hillich vnnd fierlich, geholden werden.
Vnd hir ſchall ein jeder vormanet ſin, Dat he den Sondach
nicht verunhillige vnd mißbruke, dorch vullerye, ſchwelgerye,
1568. LXXVXII. Halliſche Sirchenorbuuug.
leddich gange tho volgen, Sondern Gades wort hoͤren, vnd de
ſynen ock darhen holde, leren den Catechiſmum, Gaͤn thom
Sacrament, Beſoken de Krancken, tho troͤſten de Armen, Ha⸗
derige ſaken to frede tho ſtellende, Wente ſolcke ſindt wercke des
Sondages, Vnd dat keiner vth freuel mit vorachtinge vnd vor⸗
ſumnis, des Hilligen Godtlicken wordes, corperlicke arbeit do,
Wente ſolckent werth Gott, vnnd wertlicke auericheit ſtraffen,
Alſe ock inn den Keiſer Rechten ſtehet C. de ferijs.
Auer und neuenſt dem Sondage, ſcholen od diſſe Feſta
Chriſti geholden werden.
De dach der Gebort Chriſti, mit den twen volgenden da⸗
gen, S. Stephens vnd S. Johans.
Den Nyen jars dach, van der beſchnidung Chriſti.
De dach Epiphanye, dat is der erſchininge, dar de wiſen vth
Morgenlandt, dorch die erſchininge des Sterns, to Chriſto kamen.
De dach der Offeringe Chriſti in den Tempel, ſo me no⸗
meth Purificationis Marie.
De dach Annunctiationis Marie.
De Oſterdach, van der Vpſtandinge Iheſu Chriſti, mith den
twen volgenden dagen.
De dach ber Hemmelfardt Chrifti. »
De Pingſtdach, van der fendinge des hilgen Geiſtes, mith
den twen volgenden dagen.
Der hilgen Drefaldicheit Feſt vp den negften Sondach nha
Pingſten.
Sir ouer ſcholen od diſſe Feſte geholden werben.
De dach S. Johnns des Dopers, to eren dem hilgen Pre⸗
digampt des Euangelij van Chriſto.
De dach Viſitationis, do Marie ere fruͤndinne Elizabet
beſocht hefft, vann wegen der Hiſtorien des Euangelij.
De dach Michaelis, dar an van den Hilgen Engelen to
predigende.
Am tage der hilligen Apoſtel mach me wol Predigen, auerſt
is nicht van noͤden to firende.
Alſo mach idt ock mit etlicken andern Feſten der hilgen,
welckerer Hiſtorien im Euangelio beſchreuen ſind, geholden
werden, Als dar find ©. Paulus bekeringe, Marie Magdalene,
S. Johans enthöuedinge.
Solcke vnd der geliken gude Hiſtorien van den leuen Hilgen,
ſpatziergande, effte mit andern laſtern, be dar plegen vth dem mach ein Prebiger wol vp einen Sondach, vor effte nha nemen.
1543.
LXXVII.
d m der Kirchen, inn eins Erbarn NRaths zu Schwäbiichen Hall, Oberfeit und gepiet
—— Gedruct' zu Schwäbiſchen Ball, Dusch Paneratium Sauecken. Anno MDXLII.
Der Verf. dieſer K.⸗O. ift Brenz; ihre Grundlagen
find die Nürnb. und Württemb. K.⸗O. (Nr. XLII.
LIV.), vergl. Hartmann unb Jäger, Johann Brenz,
Bd. II. ©. 81 fi.
* * *
Bon der Leer.
„Das fürnemift und das hauptſtuͤck, fo in der Chriſtlichen
gemein gehandelt werden fol, ift bie leer Goͤtlichs worte, welche
auch iſt ein werckzeug, dardurch der heilig Geiſt, auß goͤtlichem
gewalt, inn dem menfchen, alles was zu dem rechten heyl vnd
ewiger ſeligkeyt nutzlich vnd nötig, außrichtet.
Die Summa aber ſolcher leer beſtehet darauff, das der ewig
Almechtig vnd barmhertzig Gott, nach dem der menſch in die
ſuͤnd gefallen, vnd durch die fünd der ewigen verdamnuß ver»
pflicht iſt worden, habe ſeinen lieben eingebornen vnd ewigen
Son IESVM CHRISTVM vnſern Herren, den er zuuor denn
heiligen Patriarchen, und durch die Propheten verheiffen ,. inn
biſe weft gefanbt, vnſer fünd zu büffen, uns mit Gott dem Vat⸗
ter zu verſoͤnen, und und durch fein todt, von dem ewigen todt,
. 1543. LXXVI. Halliiche Kirchenorduung. 15
und verbammus zuerlöfen, Vnd das wir auß keinem verdienſt
vnſerer eigen gerechtigkeit, fonder alleinvon wegen deß verdienſts
onfers lieben Herren Jeſu Chrifti, den wir mit dem glauben an⸗
nemen, vor Gottes gericht, frum vnd gerecht geurteilt, und die
feligteit im Himelreich erlangen, das auch wir hernach, gute
werd? fo von Gott gebotten, als früchte des glaubens, zur gehors
famen dandbarkeit thun, und ein vnſtreflichs leben, Gott zu lob,
und onferm nechften zu nuß, füren follen.
Nun iſt folche leer, auch alles was zu jrer beuefligung, er
leuterung vnd erfldrung nuglich und notwendig, Inn der heilis
gen Biblin, Alts und Newes Zeftaments, fo genant werben, |
Libri Canonici, durd) den heiligen Geift, gang gründtlich und
reichlich verfaft und begriffen, Derohalben fol die Biblia, als
der ſchatz der Chriftlichen Kirchen, und das recht buch deß heili- |
gen Geifts, allen LZeerern und Kicchendienern am fleiffigiten bes |
folhen fein.
Dieweil aber inn ber zwiſpaltung der Religion, ein yetliche
parten fich ber Biblien beruͤmpt, auch mancherley falfche deu⸗
tung durch die unuerfiendigen eingefüret wuͤrdt. Darmit nım
der recht verflandt und einigkeit der Chriftlichen leer inn ber
Kirchen erhalten, fo follen die Artickel, fo zu difer zeit in der Res
ligion ffreittig, nach der Augfpurgifchen Confeffion und Apo⸗
logia (barinn fie mit beflendigem geundt der heyligen Schrifft
klaͤrlich geörtert) verflanden, geleeret und ’geprebigt werden.‘
Ordnung des Tauffs.
„Der Tauff iſt das erſt Sacrament, dardurch wir Chriſto
vnd ſeiner Kirchen eingeleibt werden, iſt auch, wie Paulus ſagt,
ein Bad der widergeburt vnd ernewerung des heiligen Geiſts, dar⸗
durch Gott vns ſelig macht, darumb ſol der Tauff, mit allem
fleiß, vnd auſſerthalb der not, mit nachfolgender Ordnung inn
der Kirchenverſamlung, ausgeteylt werden.“ Dieſe Ordnung
ſchließt ſich im Ganzen an die Nuͤrnb. K.O., doch hat fie
auch. manche Eigenthuͤmlichkeiten; der Taufbefehl wird nicht
nur aus Marc. X., fondern aud) aus Matth. XVII, und
XXVIII., Marc. XVI. nachgemiefen; anflatt der Beſchwoͤrun⸗
gen ber Nuͤrnb. findet fi nur bie Srage: „Widerfagftu dem
Zeuffel und allem feinem anhang ?”, zwiſchen dem Begießen und
Eintauchen wird die Wahl gelaffen, das Belleiden mit dem
Weſterhemd und die Auflegung der Hände während des Vater:
unfere, endlich die Schlußerinnerung an die Gevattern fehlt.
Bon dem Gähetauff.
„Iſt aber das Kind, im namen des Vaters und des Sons
und des heiligen Geiſts inn einer eyl vnd Gähetaufft, fo ſol es, nach
dem es mit dem weſenlichen ſtuͤck, darauff der Chriſtlich Tauff
beſtehet, getaufft, nicht widergetaufft, ſonder auff nachgehende
weiß ber Kirchen verkuͤndigt vnd beuolhen werden.“ Dann An⸗
kuͤndigung deſſelben Inhalts, Aufforderung das Kind als Glied
der Kirche anzuerkennen, und fuͤr daſſelbe die goͤttliche Gnade
zu erbitten, endlich das Gebet:
„Alewechtiger ewiger Gott Vater, der bu durch bie Suͤndt⸗
flus ıc.” '
’ (vergl. die Nuͤrnb. K.O.)
Bon dem Gatechifmo.
„Es dat Chriftus die Jugent inn rechter Gottis forcht und
sucht fo hoch und thewer beuolhen auff zu ziehen, das er ernſt⸗
fich ſpricht, Wer ein ſollichs Eindt auffnimpt inn meinem nam,
ber nimpt mich auff, Wer aber ergett difen geringften einen,
die an mich glauben, dem were beffer das ein mülftein an fein
hals gehengt und erfeuffte wuͤrde, im Meer, da es am tieffeften
ift. So iſt auch die Jugent, das Volck, dardurch nicht allein
die Burgerlich policey, fonder auch die Chriſtlich Kirch inn difer
welt, auff die Nachkommen biß an Süngften tag zugebracht
und erhalten wurdt. Vnd wiewol die Kinder, die verzeihung
der erbfünd inn dem Tauff, von megen Jeſu Chriſti, bem fie
eingeleibt, entpfangen haben „jedoch, fo bleibt dennocht die art
aller böfen luͤſt und neigung beid, wiber Got und den Nechften,
inn blut vnd fleifch ſtecken, welche auch ſich mit benn Jaren, und
zunemung beß alters offentlich ereigt. Darumb erfordert die
ehehafft not, das die Jugent, beid, inn Heufern von denn
Haufuättern, ond inn der Kirchen von benn Pfarheren, im Ca:
techifmo (dag ift) imm rechten. grundt. deß Chriſtlichen Glau⸗
bens auff das fleiffigft underricht, auch zu mwarhafftiger erkant⸗
nus onnd forcht Gottis mit ernſt gezogen werd. '
Darmit aber die Jugent ein gewiſſen grundt der Chriſt⸗
lichen leer vnd nicht durch mancherlen tmeitleuffige‘ leer ver-
wirret, auch nicht auff das vngewis gefüret werde, fol man fie
denn nachfolgenden Catechiſmum leeren, vnd fie anhalten, den
felben von wort zu wort aufwendig zu lernen.”
(Hierauf folgt der Brenz’fhe Katechismus.)
Bon der Abfolution.
„Nach dem Catechifmo folget die Abfolutio, welche iſt ein
groiffe entbindung von ben fünden, durch die gemein vnnd fon-
der predig des Euangelions Jeſu Chriſti. Dann mwiewol mir
inn Jeſum Cheiftum getauft, vnd inn rechter Chriſtlicher leer
aufferzogen fenen, yedoch, dweil die erbfünd jr Frafft und wir⸗
dung, (doch on verbamlichen nachteyl des glaubigen) Inn blut
vnd fleifch fuͤr vnd für behaltet, fo feyret fie nicht inn dem mens
ſchen, barzu hilfft auch der Teuffel gar gemaltiglich, das wir
nicht allein Eein volkommen gut werd? volnbringen, ſonder fallen
auch zu zeiten in mancherley finde, vad grobe fchendliche laſter,
die Chriftus, und der glaub an Chriſtum, gar nicht neben inen
gedulden mögen. Wil man nun wider Die anmutung der fünd
und des Teuffels, im glauben geſterckt, und fo man jn die fünd
vermilligt, auch fie mit der that volnbracht hat wiberumb mit
Gott verfönet werden, So mus man rechtgefchaffne Chriſtliche
bus thun, darinn, nad) erfantnus der fünd, und vertrawen zu
Chrifto, die Abfolution entpfangen, und das betrübt gewiſſen,
durch die Prebig def Euangelions Chrifti, der verzeihung ber
fünden vor Gott vergewift, und zufrieden geftellet wuͤrdt.
Darumb follen die leut vermanet werden, daß fie fich, inn
anfechtung jter fünden, vnd fürnemlid, wann fie das Sacra⸗
ment deß Nachtmals entpfahen wöllen, zu vor jren Paftorn
ond Seelforger anzeigen, jres radts, wo fie deffelben notdärfftig,
oflegen, ſich befonderlich vnderrichten Laffen, und die Abfolution
begeren, darmit das gewiffen, durch follich fonderlich geſprech,
rechten Chriftlichen bericht und troft entpfahe. - |
So nun die leut nacheinander, und fonderlich verhöret, auch
sur anbörung der Abfolution verfamlet, und von wegen jres vn⸗
bußfertigen lebens, oder anderer wichtigen vrſachen halben, nicht
angeftelt feyen, folder Pfarher oder Diaconus die volgenbt Predig
16 - 3548. LXXVMII. Sallifche Kitchenorbnung. ’
verleſen.“ — Die erfte ber hier folgenden Ermahnungen zeigt zu
Apoſt⸗Geſch. U. 36—39., wie bie Predigt des göttlichen Ges
feges die Suͤnde erkennen lehre, wir aber beibiefer Erkenntniß nicht
wie Gain, Saul und Judas fiehen bleiben, fondern zu Dem
fortgehen muͤſſen, ber uns mit Gott verföhnet habe, wofür das
Abendmahl die Buͤrgſchaft gebe. Die zweite, über Joh. XX.
21 23., ſtellt die Büßende im Evangelio, den Petens und
den Schaͤcher als Vorbilder wahrer Buße dar. Die erfte und
zweite ber Abfolutionsformeln gehören der Nuͤrnb. K⸗O. an;
bie britte lautet:
„Das tt gwißlich war, vnd ein tewer werds wort, das Je⸗
fus Cheiftustommen iſt inn bie welt, die fünber felig zumachen,
hierauff verfündige ich euch verzeihung aller ewer fünd, von
wegen Jeſu Chrifti, und fag euch derfelben allen ledig vnnd loß,
im namen des Baters, und des Sons, vnd bed heiligen
Geiſts, Amen.”
Am Schluſſe Gebet um die Kraft des h. Seifles zum Wis
derſtande gegen die Sände und zur Zührung rechten göttlichen
Wandels, und Gegen.
x Von dem Abentmal Ehrifti.
„Das Abentmal, fo inn ber Chriftlichen: Kirchen gehalten
wuͤrdt, iſt nicht von der menfchen gutbebundten erdacht, ſonder
von unferm Derren Ehriſto ſelbs eingeſetzt, geftifft, und inn der
Kirchen, biß an den Juͤngſten tag, zugebrauchen, verordnet.
Vnd, dweil Chriftus ſeins todts darbey zugebenden beuilhet,
ſo gibt er darmit zuuerſtehn, das, das Abentmal ſey ein vbergab
aller Guͤter, die er mit ſeinem todt erworben hat, vnd gleich wie
die am Leib vnd Blut Chriſti ſchuldig werden, die vnwirdig
von diſem Brot eſſen vnd von diſem Kelch trincken, alſo gnief⸗
fen warhafftiglich des leibs vnd bluts Chriſti, alle, fo diß eſſen
vnd trincken, wirdig thun. Es bezeugt auch Sanct Paulus,
bie Corinther ſeyen mit einem ſterben geplagt worden, das fie
mit dern Abentmal Chriftt unorbenlich vnd ungefchichtlich vmb⸗
gangen feyen.
Darumb fol follich Abentmal nicht allein von einem yetli-
chen inn fonderheit, mit rechtem glauben, zu ſtercken das ges
wiſſen, entpfangen, ſonder auch inn ber Gemein mit aller ors
denlicyer zudyt gehalten werden. |
So nun die Communicanten verhöret, Die Abſolution ent⸗
Mangen, auch Brot und Wein zum Abentmal, ivie e8 fich ges
buͤret, vorhanden, vnd zubereit, fo fol der Kirchendiener dife
nachfolgende Predig verlefen. Das erſte der bier folgenden
drei Formulare iſt aus der Nürnb. K. O. entlehnt. An bie
Vorlefung bes einen ober andern ſchließen fich das Vaterunſer,
bie Einfegungworte, die Communion (mit der Formel: „Der
Leib vnſers Herrn Chriſti bewar dich zum ewigen Keben”,
„Das Blut wnferd Herrn Chrifti fey ein abwaſchung ‚aller
deiner fimb, Amen.“), dann (bei der Communion eines Kran⸗
Ben, im Haufe, oder an Werktagen) das Schlußgebet aus Lu⸗
thers Deutfcher Meſſe, der Segen.
Von den: Bemeinem Gebeet, und Litauen
„Dan ſol auch, das gemein Gebeet, inn ber Kischen zußalten,
vnnd für zufprechen, nicht vnterlaſſen. Dumm, wiewol Ehriſtus,
die, fo offentlich inn den verfamlungen, und auff ber gaffen
besten, ſtraffet, vnd beuilhet heimlich inn dem kemmerlin zu
beeten, vedoch, ſo wil er hiemit, nicht das gemein notduͤrfftig
Chriſtlich, ſonder das unnüg, gleißneriſch vnd ehrgeitzig gebeet,
verworffen haben, wie auch das Vater vnſer, ſo Chriſtus ſeine
Juͤnger ſelbs geleeret, inn die form eins gmeinen gebeets geſtelt
iſt. So ſeyen die heiligen Apoſtel, ſampt andern Juͤngern,
nach der Himelfart Chriſti, einmuͤtig bey einander im Gebeet
vnd flehen geweſen, haben auch ein gemein gebeet, inn der waal
deß heiligen Apoſtels Matthie, offentlich inn jrer verſamlung ge⸗
fuͤret, wie Lucas, Acto. j. ſchreibt. Sie haben auch vnter jnen
ein gemein offentlich gebeet gehalten, da Petrus vnd Johannes
widerumb aus der gfengnus kamen, vnd verkuͤndigten, was mit
jnen gehandelt worden ſey, Acto. illj.
Es iſt aber keins wegs zugedenden, das, das werck des ges
meinen gebeets, ſo es ordenlich außgericht iſt, fuͤr ſich ſeibs
gnugſam ſey, Gottis gnad vnd hilff zuuerdienen vnd zu erwer⸗
ben. Solche meinung ſtrafft Chriſtus, da er ſagt, Die Hey⸗
den meinen, fie werben erhoͤret, wann fie viel wort machen, Eß
iſt audy Diefe meinung ſtracks wider den verbienft vnſers Herrn
Ehrifti, gericht. Sonder daB gemein gebeet iſt darfuͤr zuhalten,
das die. Kirch dardurch erinnert werbe, wie und was ein jetlicher
allein, und inn fonderheit beeten fol, auch, das ye einer aus
des andern vorbild gereigt und bewegt werde, bie gemein oblis
gendt not, defter ernfllicher ben ſich felbs zubebenden, unnd vn⸗
fern Herrn Gott, den Himelifcdyen Vater, durch feinen lieben
Son Jeſum Chriftum defter fleiffiger anzuruͤffen.“ — Das ges
meine Gebet ruht zum größten Theile auf dem Nürnberg.
Formular; die Litaney, weiche zur Zeit gemeiner Unfälle zu ges
legenen Tagen in ber Woche gehalten werden foll, „nicht bifer
meinung, bad durch ben verdienſt folder gehaltenen Ritaneyen,
Sott verfönet, und der vnfal verjagt, fonder, das die Chriſtlich
mein, ond fürnemlid, das Jung Bold, durch die offentich Li⸗
taney erinnert werbe, was man inngegenmwürtiger not; on unters
laß bitten fol, anch tie not es fey, vechtgfchaffne Chriftliche buß
zu thun“, ift die Luther'ſche.
Wie man bie Eheleut einlepten fol,
„Der Ehelich ftandt, ift Gottis Ordnung vnd flifftung, das
daraus die Kirch von Linder zu Einde Binder biß an Juͤngſten
tag, erzogen werde.
So hat auch Gott das geheimnus onfers lieben Herrn Jeſu
— vnd feiner Kirchen durch den Ehelichen ſtand abmalen
woͤllen.
Vnd nach dem bie Eheklich verpflichtung, nach Goͤtlichem
vnd ordenlichem Rechten geſchehen fol, und was ehrlich vnnd
Goͤtlich iſt, das liecht nicht ſchewet, auch niemands durch arg⸗
woͤniſch beywonung, feinem nechſten ergerlich fein fol, zu dem,
das den Eheleuten mancherley aufechtung, darinn fie Gottis
gnad vnd hilff notduͤrfftig ſeyen, begegnet, ſo ſol der Ehelich
Contract, der bo nach Goͤtlichem und ordenlichem Rechten fürs
genommen: tft, offentlich beftetigt, vnd dariun, der Kirchen fuͤr⸗
bit demuͤtiglich begeret werben.
Darumb, tft e8 von vnſern Worfar wol und nutzlich bes
dacht, das bie newen Eheleut, zuuor, Inn ber verfamfung ber ,
Kirchen verfündigt, vnnd der Chriſtlichen Kirchen Gebeet beuo-
Ihen, darnach, Inn der Kirchen, offentlich eingefegnet werden
follen.” — Die Verbindimgsformel iſt die Nürnb., die Er⸗
innerung, mit welcher bee Zrauact beginnt, hat denſelben In:
1548. LXxvmm. Salliiche Rirchenorbuung. | 17
halt wie die ber legtern, die Trauformel iſt aus beiden, ber
Nuͤrnb. und Württemb. folgendergeftalt combinirt:
„Se newem Eheleut, fo je nun woͤllendt ewer Ehelich verbuͤnt⸗
nus, wie es fich gebüret, befletigen Laffen, fo kumpt herzu, und |-
bezeugt ſollichs mit offentlicher befantnus, vor der Chriftli-
hen Kirchen, bie alhie inn Gottis namen verfamlet ift.
Vnd nad dem bie newen Eheleut für den Priefter kom⸗
men, auch ber Priefter fie beide gefragt, ob ye eins das ander,
zu feinem Ehegemahel haben woͤl, und fie das offentlich verjähen,
ſo laffe der Priefter,, den Man dem Weib den Gmahel ring,
vnd beid rechte hend zufamen geben, Vnd ſprech,
Die Ehelich glübt und pflicht, die jr da vor Gott vnd ſei⸗
ner Kirchen einander geloben, beftetige ich aus beuelch der
Chriftlichen Kirchen, im namen bes Vaters, und des Sons, und
des heiligen Geifts, Amen. '
Was Gott zufamen füget, fol Bein menſch ſchayden.“
Am Schtuffe das Gebet aus der Nürnb., Vater unfer,
en.
Vom Kirchen fang,
„Das Sfang Inn der Kirchen ift nicht allein ein orbenliche
zierbe, fonder auch ein nutzlich werd, darin Gottis wort vnd
Chriftliche leer gehandelt end gehbt werden mag. Dann, wies
wol Gottis wort fürnemlich durch die gmein gebreuchlich rebe
der predig zuuerkuͤndigen verordnet iſt, yeboch hat es ben heiligen
Geiſt, inn den heiligen Propheten für gut angefehen, daß bie
Goͤtlich leer, auch durch Gſang weiß inn der kirchen getrieben
werde. So fagt auch Sanct Paulus, LKeeret und vermanet
euch felbe, mit Pfalmen und Iobfengen vnd geiftlichen lieblichen
liedern, und fingt dem Deren Inn ewerm bergen. Hieraus iſts
offenbar, bas, das kirchen Sfang nicht für ein ſolchen Gots⸗
bienft zubalten fey, ber von wegen deß eufferlichen ordentlichen
werds, Gottis gnad verdiene, ſonder, das er ein ſtuͤck der predig ſey,
darin ein yetlicher fich felbs, und feinen mitfenger, ober zuhörer,
des Goͤtlichen worts, nach anmelfung eines yetlichen Gſangs,
erinnere, auch zu Sottis Lob, zu Gottis forcht und vertramen,
zu troft und freub des gwiſſens gegen Gott auffwecke. Darumb
fol man, die Pfalmen und geiftliche lieder, fo inn der heiligen
Schrifft gegrändt, und wie fie, auch welche vom Superatten-
denten beſtimpt, und verorbnet werden, zu feiner zeit, wie es fich
ſchicken wil, und zum teyl hernach vermeldet wurdt, inn gmei>
ner verfamlung der kirchen zu fingen verfchaffen.
Vnd dweil der gröffer teyl der Kirchen dieſes lands allein
die Teutſch ſprach fan, fo follen auch die Pfalmen und geiſt⸗
liche lieder Teutſch gefungen werben.
Jedoch, nad) dem inn der Stadt ein Latinifche Schul vors
handen, und bie Latiniſch fprach zu erhalten, inn viel weg
nutzlich vnd nötig ift, So fol man zur vbung der Schuler die
Ratinifche Chriftliche Gſang, neben den Teutfchen, wie es biß
anher, nad) eröffnung deß Euangelions geübet, und hernach
zum teyl verzeichnet wurdt, behalten.
Vnd fo auff einem Dorff, ein Latinifche Schul were, mag
der ſelb Pfarher, die Schuler auch etlich Latiniſch Chriſtlich
Gſang, inn der kirchen fingen laſſen.“
Bon der Kirchen Klaydung.
„san dem Geſatz Moſi ſeyen denn Prieſtern ſonderliche bes
ſtimpte klapder inn jrem ampt zugebrauchen verordnet, vnd iſt
u.
mit ernſt beuolhen, das bie Priefter die felben anhaben, wann
fie inn die hütten des Stiffts, oder zum altarı gehn, das fie
nicht fündigen vnd fterben.
Aber nad) dem Chriſtus kommen, das Lexuitiſch Prieſter⸗
thumb auffgehaben, vnd das Euangelion inn die gang welt
außgebreitet ift, fo feyen bie vnderſchiedliche Priefterliche klay⸗
der abgethon, auch nicht newe eufferliche, an ber felben ftatt, inn
bem Euangelio verordnet.
Dann, die heiligen Apoftel haben nicht forg tragen, ober
Statuten gemacht, Inn mas klaydung, fonder wie fleiffig
und warhafftig , das Euangelion gepredigt, und die Sarrament
außgetepit werben follm, Vnd darneben einem yetlichem land
vnd vold frei gelaffen, ſich der klaydung halben, nad, jres lands
gebrauch, und nad) erforderung der zucht und erbarkeit inn iren
verfamlungen, zuhalten.
Nach dem nun die Chriftlich Eich inn dem gebrauch der
Hapder alfo gefreyet ift, das fie darinn, was lendlich, ſitlich, ers
bar und zuͤchtig ft, anfehen ſol. Vnd aber die kirchen diſes
Lande, deß Chorrocks gewonet, ber felb auch zur zierb und zucht
nicht vndienſtlich, ſo haben wir den gebrauch, deß Chorrocke
biemit nicht wöllen hinlegen.”
Bon ben Feyertagen.
„Es feyen audy im Gefag Moſi fonderlich Feft und Feyer⸗
tag gebotten, Aber Chriſtus fpricht, Dee Son des menſchen iſt
ein Herr des Sabbath. Vnd Paulus, Lafjet eud) niemandt
gwiſſen machen, vber beflimpte Feyertagen oder nemmonden
oder Sabbather. Darumb, fol kein Feyertag , von wegen be
Leuitifchen Gefag Mofi, welches durchs Enangelion auffgehaben
iſt, der Chriftlichen Eichen auffgetrungen werden.
Jedoch, dweil aud) hierin, der Eichen jr freyheit, nach ges
legenheit der fachen zugebrauchen, von dem Euangelio gelaffen,
vnnd aber bie burgerlich notdurfft erheifcht, ein Ordnung inn
denn tagen zuhalten, barmit das Volck ein beflimpte gmiffe
zeit wiſſe, inn die Kirchen zu kommen, Gottid wort zu hören,
Gott inn gmeiner verfamlung einhelliglich zu loben, und fich
der Götlichen gutthaten miteinander zu erinnern. Go follen
die gewoͤnliche Yeyertag, wie fie hernach benent, offenlich vers
kuͤndiget, und gebürlich, nad) gmeinem weltlihem Rechten, fo
zu dienft der kirchen durch bie weltlich Oberkeit auffgericht feyen,
auch derfelbigen aus fchuldigem gehorfam, gehalten werben.
Alle Sontag. |
Alter Apoftel oder Zwoͤlffbottentag.
Der Ehriftag.
Sanct Steffans tag, alfo das Sanet Steffans und Sant
Johans des Apoftel und Euangeliften tag zuſamen für einen
Feyertag gerechnet werben follen.
Der nem. Zarf tag, oder Circuncisio DOMINI.
Der Oberflag, Epiphaniae genant.
Marie Liechtmeß, Purificationis genant.
Marie verfündigung, genant Adnünciationis.
Der Dftertag, vnd der nechft hernach folgend tag.
Die Himmelfart Chriſti.
Der Pfingſtag ſampt dem nechſtfolgenden tag.
Sanct Johans def Teuffers tag.
Marie heimſuchung, genant Visitationis.
Marie Magdalene tag.
„18 | -2B6B. EXKUm, HDalliſche Riechenorbunng,.
Marle verfchledung, genant Assumptionis.
Sanct Michels des Ertzengels tag.
Aller heiligen tag. j
Vnd nach dem die Feyertag allermeift, von wegen der Chrift:
lichen leer verordnet fernen, das barauff die nötigfte artickel der
Meligion , ordenlich erklaͤret -werben, fo iſt einem yetlichen
Pfarhern zubedenden, ob es feiner kirchen nutzlich fen, nachfol⸗
gende ordnung in ber leer und prebig an ben fürnemlichen Fe
fin zuhalten. Inn dem Abumt, wie er biß anher genant ift
worden, mag man zu, vnd neben den gwonlichen Euangelien
leeren vnd prebigen, von den promissionibus fo den heiligen
MPatriarchen, von der zukunfft Chrifti verfprochen, und durch Die
heiligen Propheten befchrieben ſeyen, Auch von der eigenfchafft
deß Reiche Chriftt, wie e8 ducch die Propheten abgemalet, vnd
hernach durch Chriftum und die Apoftel, aufgelegt, vnd erklaͤret
worden ifl.
Vnd ſeyen die felben promissiones fuͤrnemlich befchrieben,
Gene. iil. Der Som bes Weide fol dir den kopff zerftechen,
vnd du wirft in, in die ferſchen ftechen. Gene. xxii. Durch deis
nen Somen follen alle Voͤlcker auff Erben gefegnet werben.
Gene. xlix. Es wirt das Scepter von Juba nicht entwendt
werben, noch ein meifler von feinen füflen, bis das der Hey:
fand komme, vnd der wurdt der völdler heiligung fen. Deut.
rvili. Einen Propheten, wie mich, wirt ber Herr dein Gott dir
erwecken, aus dir und deinen brübern, dem folt jr gehorchen.
I. Paralip. rollt. Wenn beine tag aus find, das bu hin
geheft mit beinen Bättern, fo wil ich deinen fomen nad) bir er
wecken, der deiner Soͤn einer fein fol, bem wil ich fein Eönigs
reich beftstigen, dee fol mir ein haus bawen, und ich wil fein
ſtul beftetigen ewiglich, ich wil fein Water fein, vnd er fol
mein fon fein ꝛc. Diſe promiffion bem Dauid gethon, ift her:
nach inn etlichen Pfalmen und inn ben Propheten, fonberlich
inn Eſaia, fo herlich und fo reichlich heraus geftrichen,, das es
mit wenig mworten hieran nicht zu erzelen ift, Darumb follen die
Pfarhern, alles, fo inn den ſelben, von der zukunfft und eigen-
ſchafft des Reiche Chriftt befchrieben ift, fleifitg auff mercken,
vnd der Chriſtlich gmein getrewlich fürtragen, das man ein ver⸗
ſtand habe, war zu und Chriftus nuͤtz vnd nötig fen.
Vom Chriflag an, biß auff Pnrifteationis, tft bequemlich,
die Hiftorien von der Geburt Ehriſti, und mas ſich umb bie felb
zeit verloffen, wie ed von den Enangeliften befchrieben tft, zu
handlen, und zu erklären. '
So erinnert das Feſt Purificationis an jm felbs, das da⸗
tauff zu leeren fen, nicht allein wie die Pindtpetterin ſich zuͤchtig
und Chriſtlich inn zeit jrer kindtpett halten follen, ſonder auch
von der herlichen kuntfchafften, fo Symeon ond Anna dem find
Jeſu gegeben, das es fey der recht warhafftig Meſſias. '
Inn deraften, Quadragesima guant, tft von ber buß und
was ber felben angehörig, zw prebigen.
Die Charwochen vnd fonderlih ber Gruͤndonnerſtag und
Charfreytag, feyen dem Paffion zugeeignet.
Von Oftern an bis auffAscemsionis, fol die Hiſtoria Resur-
rectionis Christi, wie fie aus den Buangeliften zuſamen con-
cordirt ift, auff das fleiſſigſt geprebigt, und erklaͤret werben, das
. die Besurrectio Christi, weiche iſt, deu haubt artickel vnſers
glaubens, ben Volck wol eingeblibet, und barbusch der glaub vn⸗
ferer vrſtendt durch Chriftum eingepflangt, vnd confirmirtwerbe.
AscensionisChristi, und von bannen biß auff Pentecoftes,
ſchickt fich das erft Capitel in Actis Apostolorum.
Auff den Pfingflag und Feyertag hernach gehöret, das an-
ber Gapitel in Actis Apostolicis.
Auff den Sontag Trinitatis iſt gut, das man auff das
aller einfeltigſt Ieere, wie nur ein Goͤtlich weſen ſey, vnd feyen
doch Drei vnderſchiedlich perfonen inn einem eingeligen Göt-
lihem weſen. 5
In den andern nachfolgenden Sontagen biß auff ben Ad⸗
ut, mag man bie Sontaglichen Euangelten, oder nad, bes
Superattendenten radt, ein, ganken Euangeliſten ordenlid
predigen.
Am tag Ioannis Baptistae, mag neben ber Hiftorien von Jos
hanne, auch von dem Tauff, vnd jrer eimfagung, des erfter
Minister Johannes geweſen tft, geleeret werden.
An der heiligen Apoftel tag, fol das ministerium Euan-
gelij de Iesu Christo, durch bie Apoftel in die gang welt auß⸗
tommen, fleiffig commenbirt, und fein nug vnd notdurfft anges
zeigt werden.
Auff Sanct Michels tag fol geleeret werben von denn En⸗
geln das man die gnad und barmbergigfeit Sottis erkenne, inn
dem, bad Gott zu unfer erhaltung vnnd beſchirmung die Engel
verordnet bat.
Was an den andern Feyertagen fürnemlich zu prebigen fey,
wirt die Hiftoria des felben Feſts felbe mit bringen, Dann,
ſolche Feyertag ye nicht dahin gericht follen werden, das man
darauff leere, die heiligen als nothelffer anruffen, fonder, das
man daran die nötigften ſtuͤck dep Chriftlichen glauben erin⸗
nert, vnd die fürnemften Hiſtorien bes Euangelions treiben
und oben fol.“
Ordnung ber Veſper am Sambftag, auch anderen Feſt Ubent,
„Der heilig Paulus fpeiht: Wann je zufamen kommet,
kaffet alles zur beflerung geſchehen, auch alles züchtig vnd or⸗
denlich zugehn.
Hierauf wöllen wir bie Veſper am Sambſtag, auch anderer
Feſt Abent mit nachfolgender Ordnung halten.
Inn der Stadt, vnd Sanct Michels Firchen, da die Latinifch
Schul ift, fol man die Veſper Latinifch fingen, mit gwonli⸗
chem anfang, Deus in adiutorium meum intende, auch mit
dreien oder vieren Pfalmen, nach des Pſalters Ordnung, ſampt
der ordenlichen Antiphonen, auch Chriftlihem Responsorio,
oder Hiymno, Darauff folget die Lectio deß Euangelions, fo amt
nachgehenden Sontag oder Feyertag gepredigt fol werben. Auff
die Lectio folget das Magnificat, ober Benedictus, eder Nunc
dimittis, mit feiner Antiphonen, und hernad) mit einer Chrifts
lichen Dration, fampt Dam gwonlichem Benedicamus beſchloſſen.
Es mögen auch amı Abent der hohen Feſten, dus Venite
exultemus Domino, vnd andere mehr, dem Feft gmefie Gſang,
wie e8 zu yeber zeit vom Pfachern verordnet, gefangen werben.
Vnd hie zwifchen, fo die Schüler, bie Vefper fingen, fol«
ber Pfacher, fampt ben Diaconis, die leut, fo auff den folgen»
den Sontag oder Feyertag, das Sacrament dei Abentmald
entpfahen woͤllen, nacheinander orbenlich verhoͤren, vnd jres
muͤglichen fleiß, ein yetlichs, in rechter erkantnus Gottis, auch
was dem ſelben angehoͤrig, vnderrichten.
Nah dem nun ein yetlichs inn ſonderheit verhoͤret, vnd
2868. LXXVII. Halliſche Rirchmorbunug. , 19
bee Abſolution begert hat, fol ein prebig, und bie Abfolution,
wie es vorhin im Gapitel, von ber Abfolution befchrieben,
verlsfen werben.
Aber inn denn Dörffern, da kein Latinifche Schul ift, mag
der Pfarher, zur Vefper ein Teutſchen Pfalmen fingen laffen,
vnd barauff die verhörung der Communicanten fürnemen,
fampt ber predig und Abfolution, wie jeg inn der Stadt Vefper
angezeigt, So er aber ye das Gſang von wenig wegen ber leut,
nicht gehaben mag, fol er doch die verhörung, fampt dee pres |
dig und Abfolution mit fleiß außrichten.”
Ordnung ber Kirchen ämpter am Gontag, vnd andern Feſten.
„Am Sontag, morgens fruͤ, imm Sommer vmb feche vr,
und im Winter vmb fieben vr, fol der Catechiſmus, wie er vors
bin inn einem eigin Capitel befchrieben ift, Inn der Pfarkirchen
zu Sanet Michel mit nachfolgender Ordnung gehalten wer⸗
den, nemlich das bie Fragſtuͤck auff den ein Sontag von ben
kindern verhöret, vnd auff den andern Sontag orbenlich nach⸗
einander geprebigt und außgelegt follen werben.
Vnd fo die Fragſtuͤck von denn kindern verhöret werden,
ſol man erftlich das Kyrie eleifon, fampt dem Zeutfchen Glori
fey Bott in der höhe fingen, ꝛc. Darauff fol der Catechiſta
nad) geichehenem vorgehendem Gebeet, den tert deß Euange⸗
lions, fo auff den felben Sontag gfallen iſt, rocitien‘, vnd dar⸗
aus ein Locum communem, fur die Jugent leeren, hernach
follen die finder ordenlich, ye par vnd par auffgeftelt, ye eins
das ander die Sragftüd im Catechiſmo, offentlich zufcagen, und
fo ſolchs biß zw feiner zeit volnbracht, follen die Feyertag, in
der kuͤnfftigen wochen fällig, auch die ihenigen, fo ba wöllen fich
Ehelich verheyradten, verkuͤndigt werden, und fo yenande das
gmein Gebeet begert, fol es hiemit dam Gebeet ber kirchen be
uolhen werden: Darauff ſollen die Zehen Gebot Teutſch ober
ein ander geiftlich dand oder Lob gfang, nad) gelegenheit ber
zeit, gefungen, und hernach ein Gebeet für bie Finder gefprochen
werben, alfo lautent. |
Laft vns betten.
Allmechtiger Barmhergiger Gott Vater, der bu haft bein
heilige Engel ben Kindern zu fhug und beſchirmung vätterlich
verorbnet. Vnd bein lieber fon Jeſus Chriſtus unfer Herr,
fich felbft der Kinder hat freundtlid angenommen, und geſpro⸗
hen: Laffendt die Kinder zu mir kommen, dan folcher ift das
Himelreich, und fehendt zu das jr difer geringen Beinen ergert,
noch verachtet, Wir bitten dich du woͤlleſt vns bein vaͤtterlich
barmbergigkeit reichlich widerfaren laffen, und gnad geben, das
wir nicht geergert werden, fonder durch bein heiliges eingeben,
lernen, gedencken und behalten, was recht und gut ift, das felbig
auch durch dein Erafft des heiligen Geifts volnbringen mögen,
dur Jeſum Chriftum unfern HERRN, Amen.
Darauff folget ber gemein fege.
‘ Der Herr fegne dich und behüt dich, ıc.
Aber auff den andern Sontag, nad) bem bie Schuler das
Introit, kyrie eleyfon, vnd Gloria in excelsis, Latiniſch ge
fungen, fol der Catechiſta mit vorgehenbem Gebeet, den text des
Sontaglichen Euangelions, fampt einer kurtzen erpofition reci⸗
tirn, darnach tractirn vnnd erklaͤrern ein Fragſtuͤck im Gatechifs
mo, und das für und für treiben, biß er den gangen Catechiſ⸗
mum nacheinander auf predigt, darauff wider Im Gatechifmo
anfangen, vnd fort faren, das die leer deß Catechiſmi alwegen
inn der kirchen fein fürgang habe.
Vnd nad end diſer predig fol der Catechiſmus verlefen
werben, barauff fol folgen die verfündigung der Feyertag, bee
verlobten Eheleut, das gemein Gebeet, dad Teutſch gfang,
en getvonlichem ſegen, wie vom vorigen Sontag ges
agt ik.
Auch wie bifer ander Sontag, alfo fol es auch auff de
heiligen Feſt, mit der predig des gwonlichen Euangelions und
Gatehifmi, zum fruͤampt gehalten werben. "
Vnd, fo Sommunicanten vorhanden, die Abendts nicht verhds
vet worden fein, die follen nach dem Catechiſmo, vor dem tage
ampt verhöret, und laut vorgefegter ordnung Abfoluirt werden.
Zum tagampt, fol ein Introit de tempore, Kyrie eleison,
und fo es die zeit erleiden wil, Gloria in excelsis Deo und '
darauff ein Chriſtliche Dration, oder wie es fonft genamt, Col-
lecta, vnnd nady ber Collecta, ein Graduale, oder Alleluia,
oder ein Ehrifllicher Sequeng, darnach der text des Euangeliong,
daruon man prebigen teil, und fo es die zeit erleiden mag, dar:
auff das Symbolum Nycenum, vnd das alles Latinifc) gefungen
und gelefen werden. So nu hie zwiſchen ſich die kirch vers
famlet, und Sommunicanten vorhanden feyen, fo fol das Abents
mal folcyer geftalt mit vorgehender Teutſcher ermanung, feg«
nen, vnnd außteylung, wie «6 vorhin, inn einem fondeen Gas
pitel verzeichnet, gehalten tmarden. Vnd dweil bie leut das
Sacrament bes Abentmals entpfahen, mögen die Schüler im
Chor das Sanctus Latinifch fingen.
Nah der Kommunion fol folgen die Predig, vnd zuuor,
bie gang kirch den Glauben, Teutſch, oder ein ander geiftlich
gſang, das der zeit gemeß, fingen, vnd fo bie Predig volnendet,
follen darnach die gmeinen Gebeet, für die Chriftlich kirch, für
die weltlich Oberkeit, vnd für andere notwendige anligen, wis
fie vorhin im Gapitel vom gmeinem Gebeet befchrieben feyen,
verliefen werden.
Vnd nad) dem, am end der Predig die krancken, bem Ges
beet der kirchen beuolhen, auch das Almofen für die Armen ges
fürdert, fo fol ein Teutſcher Pfalm gefungen, vnd das tagampt,
mit dem gwonlichen fegen, befchloffen werben.
Zu merden, das audy die finder, fo zu tauffen feyen, gwon⸗
lich nad) dem kyrie eleifon, und Collecta getaufft werden follen.
So aber kein Communicanten vorhanden feyen, als dann,
nad) dem im Chor das Introit, kyrio elaiſon, Gollecta, Gradual
ober Sequeng gefungen, und der tert des Euangelions gelefen,
fampt dem fang des Symboli Nyceni, fol gleich darauff fol⸗
gen bie Prebig, mit vorgehendem Teutſchem gfang, und endt-
lichem bfchlus, wis vorhin angezeigt iſt.
Am Sontag, nach mittag, fol zu zeiten ein predig, fo ber
kirchendiener nicht zu wenig, vnd nit mit andern kirchen gſchaͤff⸗
ten vberladen ſeyen, gehalten werden.
Man mag auch am tag Ascensionis vnd Pentecostes, die
Non, mit Latinifchem gſang, eins Palmen, vnd Hymni oder
Responsorij, wie es von dem Pfarhern verosduet murdt, hal
ten, darauff auch die mittagsprebig, mit jrem Teutſchem gfang
olgen fol.
a Sontaglichen md Feyertaͤglichen Veſper fol man fin
3*
20 | | 1548. LAXV. Salliiche Kirchenorduuug ·
gen, Deus in adiutorium meum intende, ſampt einem ober
zweyen Latinifchen Pfalmen, darnach ein Collectam de tem-
pore, barauff, ein Hymnum oder Responsorium, hernach fol
man leſen die Epiftel, oder ein ander ftüd aus ber heiligen
Schrift, daruon man predigen wil, Vnd fo ſolchs im Chor
außgericht, fol man fingen das Magnificat Teutſch, oder ein an⸗
ber der zeit gemeß, geiftlich Lied; barauff fol folgen ein kurtze
prebig aus der vorgelefenen Epiftel.
Nach difer Vefperpredig, fol man am Sontag zur zeit
einer gmeinen gegenwürtigen not, bie Litaney fingen, vnd bar:
auff die Oration verlefen, wie follich8 vorhin, inn feinem Capis
tel verzeichnet ift. Aber ‘an einem andern Seyertag fol man
nad) der Vefperprebig, ein Teutſch geiftlich lied fingen mit dem
gewonlichen fegen beſchlieſſen.
- Bu mercken, das am Palmtag bie gantz Hiſtoria deß Paſ⸗
fions, wie fie aus ben vier Euangeliſten zuſamen getragen iſt,
auff drei mal vnd inn drei dritteyl geteylt, fuͤr die Jugent vnd
Ehehalten fuͤrgeleſen werden ſol, Das erſt mal, morgens vmb
Sechs vr, Das ander mal, nach mittag vmb eylff vr, Das
drittmal, zur Veſper. |
&o fol hernach inn der Charwochen ber Paffion geprebigt
vnd aufgelegt, auch Inn drei teyl außgeteylt werben, Das erft
mal, am grünen bonnerftag zu abendts vmb drei vr, nach bem
die Veſper aufgefungen ift, Das ander mal am Charfreptag zu
morgens vmb ſechs vr, Das drittmal am Charfrentag zu abendts
vmb drei vr, vnnd on, das die Schuler je Latinifch gfang vor
vnd nach haben, fo fol vor, und under ber Predig bes Paf-
fions, der Pfalm, Miserere, Zeutfch gefungen werden.
Vnd fo Communicanten vorhanden feyen, fol das Abent:
mal auff den Grünen donnerftag und Charfreytag, wie an ben
Sontagen, boch mit vorgehender Prebig, gehalten werben.
Es fol auch am Charfreptag ein prebig vom gmeinem Ges
beet gethon, und bie Litaney fuͤr alles anligen der Chriftlichen
Eichen, gehalten werden.
Auff den Sambftag, am Ofter abendt, nach dem Latinifchen
afang der Schuler, wie am Feyertag, fol man predigen von ber
Weyhe vnd heiligung der Speiß, Zauffwaffers, Fewers und
Fruͤchten, fo Gott zu vnſerm gebrauch erfchaffen hat, vnd er-
mane die kirch zur dandfagung , für folche gutthat Gottes, ıc.
Aber auff den Dörffern follen die kirchenaͤmpter am Son»
tag und Feyertag, nachfolgender ordnung außgericht werben.
Zum tagampt fol man anfenglich ein Teutſchen Pſalmen
fingen , darauff lefe der Pfarher eine der nachfolgenden Collect,
ein petliche zu feiner bequemen zeit.” (Die folgenden Collecten
find der Nuͤrn b. entnommen.)
„Nach verlefung eins diefer vorgefchriehnen Gebeet, fol fol⸗
gen em kurtz gſang, barauff die Epiftel des felben Sontags
oder Feyertags, vnd fo es die zeit erleiden wil, leere der Pfar⸗
her daraus ein kurze Summ, was ber Firchen zu vnderweiſung
dienſtlich iſt, darnach finge man widerumb ein kurtz Geiſtlich
lied. Vnd ſo Communicanten vorhanden ſeyen, ſol darauff
das Abentmal, aller ding, wie oben in ſeinem Capitel ange⸗
zeigt, gehalten wetden, Auch fo der Communicanten vil ſeyen,
ſol die kirch vnder der Communion ein geiſtlich teutſch lied ſin⸗
gen, Darauff folget die Predig, welche auch mit verleſung deß
gmeinen beets, wie oben angezeigt, vnd mit verkuͤndigung der
Feyertagen, und anderen zufälligen ſachen auch mit dem
fang, mo es bie zeit erleiden wil, und gmeinen fegen befchloffen
werden fol. .
Es bedencke auch eim yetlicher Pfarher auff den Doͤrffern,
ob es ſeiner kirchen nutzlicher ſey, die Communion vor oder nach
der Predig zuhalten, darnach mag er ſich richten, ſo aber kein
Communicant vorhanden, ſol nach verleſung der Epiſtel vnd
gſang, die Predig, mit obgeſagtem beſchlus folgen.
Nach mittag, am Sontag, vmb eylff vr, ſollen die Pfar⸗
her auff den Doͤrffern, den Catechiſmum mit allem fleiß hal⸗
ten, vnd on groſſe ehehaffte vrſach nicht vnderlaſſen, Er ſol
aber gehalten werden wie hieoben angezeigt, nemlich, das ye
einen Sontag vmb den andern, den einen Sontag, der Cate⸗
chiſmus gantz verleſen, vnd hernach ein ſtuͤck nach dem andern,
fuͤr vnd fuͤr, explicirt vnd außgelegt. Den andern Sontag,
die kinder auffgeſtelt, vnd verhoͤret werden ſollen, Man ſol
auch, vor vnd nach dem Catechiſmo etliche Teutſch Pſalmen,
vnd geiſtliche lieder fingen. |
Was dann bie Sontaͤglich und Feyertaͤglich Veſper, inn
ben Dötffern belangt, fol es zu eins yetlichen Pfarhern wolge⸗
falten geftelt fein, die felb mit einer Burgen predig und Pfals
men, nad) gelegenheit ſeins Pfarvolds zu halten, oder zu vn⸗
berlaffen, So aber ein gmeine not vorhanden, follen die Pfars
bern ſich fleiffigen, die Litaney zur Veſper, oder bey dem Cates
chiſmo, oder zum morgen ampt, vorab, fo zur felben zeit nicht
Communkcanten vorhanden, zuhalten. Es fol auch auff den
Palmtag, die gang Hiſtoria deß Paffions, zu zweyen oder dreien
malen außgeteylt, Inn einer yetlichen Pfar, dem Pfarvold inn
ber kirchen fürgelefen werben. |
So fol auch hernad) in der Chartwochen, auff den Gruͤnen
bonnerftag ober Charfreytag ein predig von bem gebrauch unnd
nug des Paffions gethon werden.’
Um Werdtag.
„sun bee Stadt, fol alle tag,.on den Sambflag, ein Pre
dig, mit vorgehendem Latinifchen gefang, inn der Pfarkir⸗
hen zu Sanct Michel gethon werben. Mach der predig aber,
follen entweder die finder getauft, oder das Nachtmal gehalten,
oder die Eheleut, fo folche vorhanden feyen, eingefegnet werben,
Vnd fo difes keins vorhanden, fol man etlich Latiniſch Pfals
men, fampt der Antiphonen, fingen, vnd ein Oration, mit ſei⸗
nem gebürlichen befchluß verlefen.
Am Donnerftag, fol nad) der predig, die Litaney gefungen,
und das Gebeet, auff die gegenmwürtige not gerichtet, verleſen
werden.
Inn ber kirchen der Doͤrffern fol ein yetlicher Pfarher auffs
wenigſt ein mal inn der wochen, an einem gelegenem wercktag
predigen, vorab wann ein gegenwuͤrtige not erheiſcht, die Lita⸗
ney zu halten, vnd ſonſt kein ander Feyertag inn der wo⸗
chen iſt.“
Ordnung von ben Krancken.
„Wiewol die leiblich kranckheit nicht alweg toͤdtlich iſt, und
vil aus der kranckheit, durch Gottis gnad widerumb gneſen, ye⸗
doch, hat die kranckheit von wegen der ſuͤnd, ein ſolche natur,
das ſie nicht allein den leib, ſonder auch die ſeel, beſchweret,
vnd jagt jn das gwiſſen, die forcht deß todts vnd ewiger ver⸗
damnus.
1548. LXXvmm. Säweinfürter NRicchenorbuung.
Darumb, bebarff der kranck deß kirchendienſts, das er. inn
feiner anfechtung getröft, und inn rechtem vertramwen zu Gott
durch Jeſum Chriſtum, erhalten werde.
Der troſt aber geſchicht, beid, mit leer, vnd reichung deß
Sacraments des Adentmals.
Was nun die leer bey den krancken belanget, were zu laug
hierinn, fonderliche form vnnd ordnung zuftellen.
Dann, es ift ein groffer vnderſchied vnder denn krancken,
einer iſt vngefaͤrlich, der ander offentlich toͤdtlich kranck, einer
iſt des rechten glaubens wol bericht, Der ander nicht, einer iſt ges
dultig der ander ungebultig, einer ift erfchröctt durch die ſuͤnd,
und förcht bie verdanmus, ber ander laſt jm den gegenmürtigen
leiblichen wehetag, die gröft anfechtung fein. Hierin gebüret
es einem kirchendiener, ſich mit feiner leer, nach gelegenheit der
perſon zuhalten, und das wort der warheit, wie Sanct Paulus
fagt, recht außguteplen, das dem rowloſen, der zorn Gottiß, dem
erfhröcdten vnnd fordtfamen, bie gnad Gottis durch Jeſum
Chriſtum, verkündiget werde.
Das Nachtmal aber, fol dem Tranden, nachdem er Inn
fonderheit verhöret, vnd gnugſam, fo vil bie zeit und gelegens
heit. des krancken erleiden mag, von bem tobt Chrifti under:
richt, auch Abfoluirt, vnd der kranck ſampt den umbftender
zum Gebeet ermanet, darauff das Nachtmai geſegnet, wie inn
der kirchen bey den gſunden inn der gmein gebraucht, und
‚oben vermelbet, gereicht, auch mit feinem Gebeet beſchloſſen,
vnd hernach der kranck zur gedult vnd danckſagung ermanet
werben.”
Drömmg der Begrebnus.
„Es fagt Chriftus im Euangelio Johannis, Wer an mid)
glaubt, der wirt leben, ob ex gleich ftürbe. So hat auch Chris
ftuß durch fein vrſtendt, die Begrebnus aller deren, die an jn
glauben fo ehrlich und fo herlich gemacht, daß fie nicht fein
fol, ein verberbliche grub, ſonder ein götliche ſchlaffkammer, das
tin man rutet zu dem ewigen leben, und ein fruchtbarer Gottis
ader, darin man vor Gott auffwachfet und blühet zu ber ewigen
ſeligkeit.
Darumb ſollen die Chriſten jre abgeſtotbenen mitglider
nicht als verſtorbene beſtien vnachtſam hinſchlenckern, ſonder als
erben deß Himelreichs, ehrlich vnd ordenlich, fo vil es fein mag,
zur begrebnus beſtetigen, nicht ſolcher meinung, als ſolt der le⸗
bendigen dienſt, den abgeſtorbenen inn diſem fall, zur erloͤſung
nuͤtzlich vnd dienſtlich fein, ſonder das hiemit, die, fo noch les
ben, vnnd mit der Leich gehn, je Chriſtlich mitleiben erzeigen,
auch darbey der Vrſtendt, inn vnſerm Hern erinnert, und im
glauben geſterckt werden, das auch ſie den todt, inn Chriſto
recht bedenden, vnd in zu feiner zeit mit gutem beſtendigen ver⸗
trawen der Vrſtendt auffnemen.
21
Wir möllen aber der abgeſtorbenen begrebnus mit folgender
Drdnung halten. . ,
Nach dem die Leid, mit begleitung des Firchendieners und
deß Volcks, auff den kirchhoff gettageg, und das Volck ſich inn
die kitch verfamlet, fol der kirchendiener der nachfolgende predig
eine verlefen, oder fonft ein Chriftliche gebürliche vnd dem ges
genwürtigen handel gmeſſe Concion tun.” Die hier angefchlofs
fenen Zormularebehandeln bie Terte 1 Theſſ. IV. 13—18., Joh.
X1.21—27., &uc.V.11—15. und Matth. IX. 18— 26. Der Pre:
digt folgt das Vater unfer und ein kurzes Schlußgebet.
„Wir wöllen hiemit die verzeichnus diefer kirchenordnung
volendet ond beſchioſſen haben. Vnd ift darneben für nuͤtlich
auch zur vermeidung allerley vnordnung, dienſtlich bedacht, das
die Pfarhern, denen diſe Kirchenordnung zugebrauchen beuols
hen, auſſerthalb des Superattendenten, und ber verordneten Vi⸗
fitatorn, oder def jaͤrlichen Synodi radt, hierinn nichts eigens
gefallens vnd gutbedundens, fürnemlich inn den haubt puncten,
on ehehafft und notwendig vrfach verendern follen. Dann wie⸗
wol die gaben bes heiligen Geiſts, manchetley ſeyen, und zu
mehrer mal, dem geringften höhere gaben, denn dem fürtrefe
lichſten, aus Gottis gnad, mitgeteplt werben. Jedoch, bweil
Sanct Paulus fagt, Die Geifter der Propheten ſeyen denn
Propheten underthon, und Gott fep nicht ein Gott ber vnord⸗
nung fonder deß frides, das alles ordenlich vnnd zuͤchtiglich
zugehe, So wurdt ſich kein Gotsfuͤrchtiger verſtendiger Kirchen⸗
diener beſchweren, ſeiner ordenlichen preſidenten vnd mitdiener
Chriſti radt zu pflegen, vnd dem ſelben gepuͤtlichen zufolgen.
Der weltlichen Oberkeit fagungen, fo zu erhaltung euſſerlichs fri⸗
dens, gmeiner burgerlicher policep vnd erbarkeit, verordnet feyen,
werden vom heiligen Geiſt mit dem titel, Gottis ordnung, ges
zieret, vnd darmeben beuolhen fie nicht allein vmb der ſtraff,
fonder auch vmb deß gwiſſens willen zuhalten, tie folt es ſich
denn gepuͤren, das ſolche Kirchenordnung, fo nicht auß eignem
erdachtem gutbebunden, ablaß ber ſuͤnden, durch das voln⸗
bracht werd zu verdienen, ſonder aus vermoͤg Gottis wort,
dardurch das heilig Euangelion Chrifti, orbenlich, zu predigen
und die heiligen Sacrament, nuhlich außzuteplen, fuͤrgenom⸗
men vnd auffgericht, folt freuenlich und mutwilliglich verkeret
vnd verendert werden? Dann hiemit je allein dahin gefehen
wurdt, daß der recht Glaub inn vnſern Heum Jeſum Chriftum,
als inn onfern einigen Heyland, von welches wegen wir allein
vor Gott gerecht erkent, auch die Chriſtlich lieb, fo je einer ges
gen dem andern zu oben verpflicht if, gepflangt, und täglich
inn vns gemehret werde. Das helffe uns der Almechtig barm⸗
hergig Gott, durch feinen lieben Son IESVM CHRISTVM,
fampt der krafft def heiligen Geifte, AMEN.”
Gedruckt in ber Kepferlichen Reichftat Schwaͤbiſchen Hall,
Dur) Pancratium Queden. Anno MDXLIII.
LXXVID.
girchenordnung Eines Erbarn Naths, des heiligen NReichs Stat Schweinfurt in Francken, Wie -
- man fich beide Det der Lehre vnd ee tigen Sei 1343.1 Ce Fe ‘
Im Jahr 1542 wurde die Reformation in Schweinfurt durch
Zohann Sutelius eingeführt, welden der Landgraf von -|
Leffen auf das Werlangen bes Rathes gefendet ‚parte
(Sirt, Ref.: Gef. der Keichsftabt Schweinfurt, Nürnd.
1794., Bed, Iohannes Sutelius, Schweinf. 1842,). Gr
fets alles ıc. s B. 4.
iſt der Verf. der vorl. K.“ O. Die Worrede handelt
weitläufig von der rechten Bedeutung und dem Ruten ber
hriftt, Geremonien forwohl gegenüber dem Werkbienfte als
den Schwärmern und ottengeiftern, bie „zu biefen legten
ferlien geiten, alle gute Ordnung und Chriſtl. Geremos
nien gerne aufgeben, dee, und mit füflen treten wolten,
vnd gleiche die Ghriften als in einen Seuftal jagen.” Sie
ſchließt: „Man enthalte fih nur ſchwernerey vnd falfcher
Leer, fo wöllen wir ung, ob Gott will, ober den Geremo:
nien nicht faft ſtoßch, noch zancken.“
x 9%
Bon Yredigeru.
„Ries tft, das eine Kirche bas zieret vnd ſchmucket,
denn ein Gottfuͤrchtig fromer Prebiger, der bo in der Lere
faft wol gedibt, geſchickt vnd erfaren iſt, Auch eines auffrichtis
gen, erbaren, feinen lebens vondb wandels. Weil aber biefe
testen, forglichen fehrlichen zeiten vil jrriger Geifler, Schwer⸗
mer, Sacramentirer mitbiingen, vnd durch bie felbigen nicht
altein die gewiſſen obel verwirret, ſondern auc, etwan bie Pos
liceien ſchaden nemen, vnd drüber zergehen, follen alibier Beine
andern Prediger und Capellan auffgenoman vnd beftetiget
werben, denn die, fo ber Augſpurgiſchen Eonfeffion verwand
vnd anhengig find, vnd alfo jver Lere vnd Lebens halben gut
zeugnus haben, vnd auch zuuor drauff verhöret und examinirt
fein werden, oder zuuor an andern orten, bes Goͤttlichen Ampts
trewlich und fleiſſig gepflegt, damit man nicht zweyfele an
jrer lere.“
An Beziehung auf bie Lehre wird dann auf die Saͤchſi⸗
fhe 8.-D. (ben Unterricht der Viſit. Ne. XXI.) und bie
Nuͤrnb. 8D. (Mr. XL.) verwieſen. Mit der legteren und
dem Nuͤrnb. Katechismus follen überhaupt bie Capelläne in -
Reichung der Sacramente ond ber Kinderpredigt ſich gleichfoͤr⸗
mig halten.
Wie mau ey auff den Sambſtag zur Weber, auff ben Sontag, vnd
durch bie gange wochen In ber Kirchen halten folte,
Vorſchriften über die Veſper und die Metten, anklin⸗
gend an die Beſtimmungen bes Viſit.⸗Buches und der
Braunſchw. K-D. (Nr. XXIV.)
Was man Tolle lefen, fingen und Prebigen auff Die Befondern Seirtage.
Bie man Tauffen fol.
0. Domit wir bey einerley form, weiſe, und wort, fletes
bleiben, fo follen bie Gappellan bey der Nuͤrnb. orbenung
gerichts bleiben, vnd daraus zuuerhüten ergernus, vnd man⸗
cherley vnnuͤtze vebe, nicht fchreiten . ..“ Diefer K.⸗O. ift bie
am Schluſſe enthaltene Borfchrift über die Zaufs und Ehere⸗
giſter entlehnt.
Orbnung bed Herten Wenbnnals.
„Man ſoll keines wegs hinfuͤrter des Herren Abentmal
halten, es haben ſich denn vor hin etliche angezeiget, die da be⸗
geren das heil. hochw. Sacrament .. zu entpfahen. Vnd damit
ye ergernis, leichtfertigkeit, vnd vil vnnuͤtze rede verhuͤt, vnd
nachbleiben, ſoll niemandt zum hochw. Sacrament gelaſſen
werden, Er babe ſich denn des abents zuuor, oder bed mor⸗
gens vnter oder nach der Mettin, dem Caplan angezeigt, in
aller mas, wie dauon bie vnſeren inn der Augſpurg. Con⸗
feffion >. fagen, vnd bekennen, Nemlich in dem Art. von ber
Meffe, Nulli admittuntur, nisi antea explorati, ®nd inn
der Apologin, Porrigitur Sacramentum, his qui uti volunt,
postqaam sunt exploreti, atque absoluti, Vnd ob nun
ABAS. LXXVIIE, Gchweinfurter Rirchennrduung.
gleichs etliche Prediger ein anders machen, vnd halten, dafuͤr
wir fie laſſen antworten, So follen fich doch alhle bie Caplan,
gemes vnd gleichformig halten, ber Augſpurg. Gonfeſſion
und Apologia, damit wir keiner unbeflendigkeit, oder leichtfers
tigkeit bey Key. Mai. oder fonft anderen vermerdet ober bes
ſchuldiget.
Dann wird auf Weit Dietrichs Agendbuͤchlein hingewieſen und
erinnert, daß die ſich Anzeigenden ſich nicht nur melden, ſondern
auch ihres Glaubens Mechenfchaft geben fellen. Aber mit '
alten, feommen einfältigen Leuten fallen bie Capelläne „ges
mad thun.. Es bat ye einen groffen wnterfcheid, mit einem
groben halßſtarrigen, Gottloſen menfchen, der vberal keines
Sacraments begeret, vnd mit einem der do fromm und ein-
feltig ift, Aber doch gerne wuͤſte, vnd thete was recht were.”
In gleicher Weiſe folen fie mit dem jungen Volke umgehm,
wenn bei ihm Mangel und Unverfland befunden wird. „Denn
mit ſturmen, pochen, vnd dergl. unfreunblichen worten, wird
man doch wenig außrichten, ſondern viel mehr die leute ab⸗
ſchrecken, domit ſie weder zur Pradig, oder Sacrament
kommen.“
Bon Cerenonien, fo bey dem Wbenbtmal gebrauchet werben,
Die Seremonien, welche früberhin üblich geweſen, follen,
wie auch bie Augsb. Conf. und Apologte befennen, bleiben,
„alß Lichter, Meßgewand, Diaken röd.” Der Ritus felbft
iſt im Wefentlichen durchaus dee Saͤch fifche.
Bon dem Catechiſmo, ober Kinder Yrebig.
Die Kinderprebigt foll Sonntags (jebody mit Ausnahme
ber h. Feſte, wo biefe auf den Sonntag fallm) um 12 Uhr
nah dem Nuͤrnb. Katechismus Statt finden, und an einem
Wochentage nach ber Veſper fol Repetition gehalten werben.
Hierzu bat der Schulmeifter feine gefchidte Knaben auszu⸗
wählen, während er die blöden in ber Schule unterrichten ſoll.
Bon ben Ehelenten, wie au bie einleiten fol.
„Mancherley vnrat und felle, tragen fich teglich zu mit Ehe:
leuten, Vile gehen hinan, on vorwiflen der elter, vnd For:
munde, bas denn keines weges zu billichen, oder loben ift,
Etliche lauffen in der füllerey zufamen, Auch fonft andere
leute von Dörffer ſich der maſſen eylon, das fie von jtund
om auff das einleiten dringen, Vnd wenn man jn anfaget, fie
tollen fich vorhin außfchreien laffen, geben fie für, es fm ſchon
alles zugerichtet, vnd die gefte yept gebeten, Sie können nicht
anders.
Weil aber verfbondige Leute wiſſen, das in Ehe fachen
nicht zu ellen Ift .., So ſollen hinfurt, auch nad) laut der Nuͤrnb.
Ordnung, vnd Agend Buͤchlein, Die Leute fo ſich Ehelich zus
famen verpflicht haben, eine gute zeit dovor, che denn fie
zu Kirchen gehen, ben Pfacheren, ober dem Gaplan anzeigen.
Auff das man ſich möge erfündigen, ob ſolche Leut auch mögen,
nad) Gottlichem, vnd Matürlichen rechten, bey einander
wonen, Ober ob fonft andere fache und hindernuffe da were,
Vnd follen demnach drey Sontag, oder drey Heilige tage offents
lich für ‚der gangen Gemeine außgeſchrien und verfündiget
werden.‘
Am Ende werden die Capellaͤne ruͤckſichtlich der Eheeinlei⸗
tung felbft auf die Nürnb. O. hingewieſen.
1848. KLXXIX. DMouabruck ſche Rischenorintmig.
"Bon ber Bitaney,
Diefe fol zum mwenigften einmal in ber Woche gefungen
den.
Bas man für Feirtage aufferbalb bem Bontag burchs jar halten folle,
Außer den in der Nürnb. genannten Feften erfcheinen
bier noch: Martd Heimf., Mar. Magd., S. Laurent., ©.
Joh. Enthaupt. Marid Geburt, Michaelis, Alter Heil,
S. Elifabeth, und der zweite Tag nach ben hohen Feſten.
Bon der Begrebnus.
„Es fol auch ye Chriſtlich vnd ehrlich mit der Be
grehnus bey vns gehalten werben... Dreumb follen die tod⸗
ten nicht alſo heimlich vnd ſtilſchweigend hingetragen vnd
verſcharret werden, Sondern offentlich vnd ehrlich begraben, vnd
ſollen hierzu Caplan, Schulmeiſter vnd Schuler beſtelt vnd
gefodert werden.
Der geſang bey der begrebnus, Media uita, Si bona
suscepimus, De profundis, Glaub, Nunc dimittis ete.
Es fol auch zu des Schulmeiſters gefallen flehen, noch ans
dere, gute, Chriftl. Geſenge, bey der Begrebnus anzurichten, wie
denn folch Ehriftt. gefenge, Lateinifd vnd Teutſch, vnter
bem namen des Ehrw. hochgel. herrn, Dostor Martin Lu⸗
there jm 42. jars außgangen.“
Getruckt zu Nürnberg, durch Zohan Petreium.
LXXIX.
Chriſtlicke Kercken Ord . Der Statt Oſſenbrü Dorch M.MHermannum Bonnum
bei FR pe. A ee 35 135413. ABM
Die Gefhichte der Osnabruͤck'ſchen Reformation ſ. bei Ha-
melmann, DER geneal. p. 1122. aqq., Röling,
Osnabr. Kirchenhift., herausg. von Windler, Kranff.
1758. Befonderen Antheil hatte ber Lübeder Guperintens
dent Bonn, ber auch ber Verf. der vorl., durchaus an
bie Bugenhagen’fhen Vorbilder angelnüpften K.:D. ift.
Im 3. 1585 erfchien biefelbe vermehrt in einer hoch⸗
deutſchen Ueberfegung.
Bau ben Yrebicanten und eren arbeybe.
„Vnſe Preftere, der wy hiernahmals gebenden to bruken in
vnſen Kerſpels Kerken, ſchoͤlen nicht leddiggenger offte Miſſe
Papen ſyn, ſonder die vns dat hillige Evangelium recht pre⸗
diken, die Sacramenta verreken, die Krancken in den Kerſpels
Kercken dachlickes viſitiren und diefülven mit Gades Wort
troͤſten vnd deß ſtudierendes in der hilligen Schrifft flitich wat
nemen, derhalven till od! van noͤden fon, dat man bie Prebi-
kanten met nottürfftiger Waninge verforge, und dat fie fo vele
vor eren Arbeit und Denft hebben, bat fie Binnen erlick Hußs
bolden vnd fi mit eren erliden echten Huß Framen und Kine
dern ermeren, barmat fie nit dorven der Bebelye leven vnd
huͤchelen enen jdermanne vmme bes Bukes willen. Sonder
mit allem ernfle und flite eres Dinges warnemen, vp dat, fo
man erer in möden to donde hefft, it fo by nachte vffte by
Dage, dat fie nöchteren fen, vnd dat man fie finden konne,
wente lebbiggengers, Horentreckers und Fulldrinders willen
ons nicht denen Im Predigkampte, barmit die gemeine Mann
nicht geergert, vnd bie Leer def billigen Evangelij verachtet
werde, vnd nabeme dann bie Prebicanten fcholen vam Er
famen Rade mit erliker Befoldinge verforget werben, fo ſchall
die veertide Penninck vam Werckmeſter deß Kerfpels to behoff
der Beſoldinge gefammelt vnd vpgeböret werben.”
Ban deu Superintenbenten.
„Idt wer doch mol van nöben vor allen Dingen bat man
enen guben gelerden Superintendenten hebbe, die beibe vp
Duͤdeſch predickde und Latimefche Lectiones leſe ir ber billigen
Schrifft vor die gelerden vnnd vor prebicanten in büffer Stadt,
vp dat bie Leere bei Evangelij eindrechtigen in allen Kercken
geholden und gebreven worde, wil berhalven van nöden fon, .
dat fid ein Erfam Radt beflite folden Man mit dem forder-
lidleften to ever kommen, darmit büffe gude Stabt verwaret fy.
Idt mofte die Superintendente deß Sondages na Midda⸗
ges Sermon verwahren in vnſer even Frowen Kerden, bar to
ock tor Weken etlide mal lefen Latinifche Lectiones in ber hilli⸗
gen Schrift, od würbe ide nütte vnd gut fon, bat bie Super
- intendente einmahl yffte twe mahl im Jare predickede den gangen
Catechiſmum op dat korteſte und einfoldigfle vor den gemeinen
Man.”
Ban den Peoſtoren und Capellauen.
Vorſchriften über die Gottesdienfle und Predigten in den
einzelnen Kirchen.
Ban der Düpe.
„Die Döpe fall op Duͤdeſch gefchehen, vp dat die Paden
ond die andere vmſtehende Lübe mögen verftaen, wat die hillige
‚Dope ſy, vp dat fie defto flitiger vor bat Kind bidden, bat
idt Gott wil annemen.
Idt ſchal averft die Dope dorch fchliht Water und dat
Bevehl Chrifti gefchehen ohne einige andere Xofettinge der
MWiggunge, Liechte, Krefems und dergliden, al6 man im
Pawſtdome gebrucket weder dat Bevehl vnd Infettunge
vnſers Herrn Chriſti.
Idt wil ock noͤdig fon, dat man bie Dope in Sunt Jos
hanns Kerſpele tho den Auguſtienern verordene, wente dewil
die Geiſtliken tho Sunt Johans nicht gerne ſehen, dat man
Duͤdeſch in eren Kercken dopet, ock ſo willen ſie die Dope
ſegnen vnd kreſemen na erer olden wyſe, fo iß tho befruͤchten,
dat vp die lenge vnenigheit hieruht vnter den Borgeren mogte
| entftam. Denn vortokamende is noͤdig, dat bie Doͤpe van
daer ton Auguſtienern mit den erflen gelegt werbe.”
Ban dem S. Gaeramente,
„Im der Kercken, wen man die Miffe heit ond die Luͤde
berichtet, ſchal man die Werde des Aventmahls unfers Deren
Jeſu Ehrifli lanckſam mit aller Andacht fingen, op bat ein
-
24
eber verftan koͤnne, wat bat Bevehl, und die Infettinge vnſers
Heren Chrifti bp dem billigem Sacramente ſy, man fchal
verft nemandte tom H. Sacramente -gaen laten, be ſy dann
o voren verhort vnd hebbe Befcheib feines Gelovens gegeven
vnd die Absolution empfangen, wente wo mohl bie hemelide
Bicht nicht van Nohtwegen gebaden iſt, fo ift fie doch nütte
vnd gut, vp dat ein jeder vnderrichtet werde und nicht mit
Vnverſtande tom Sacramente ga to ſyner Verdomniſſe.
Idt ſcholen die Predicanten ein flitig vpſehen hebben, dat
ſie nemande tom Sacramente vorſtaden de in oͤffentlicken
Suͤnden vnd Schanden leven, als in apenbaer Horerie, Ebrock
Dotſchlag vnd derglicken; Wenn averſt offentlicke Bewyß
vorhanden iſt der bote offte beteringhe des Levendes, alſo ſcholen
ſie wiederuͤmme tom hilligen Sacramente geſtadet werden, vnd
dit iſt die rechte Chriſtliche Ban, darvon die hillige Schrifft ſecht.
In den Huͤſeren by den Krancken ſchal man aver dat
Brod vnd Wyn, die Worde deß Herrn Chriſti, damit he
dat hillige Sacramente ingeſettet hefft, met luder Stimme
leſen, vp bat die Krancke vnd ander Luͤde, fo barby ſint,
verſtan wat dar gehandelt wert, dat Sacramente in der
Monstrantion to bewaren, vnd dat vmme to dragen, offte
darmet alſo tom Krancken to gaen, deß hebben my nen Bevehl
van Chriſto. Ick wil noch ſchwigen de andern groten vnd
ſchrecklicken Mißbruͤcke, vnd Affgoderie die by dem Sacramente
im Pawſtdome geweſen ſint, Idt ſchollen averſt die Predican⸗
ten nicht allene de Krancken berichten, ſondern ſchollen ock
verpflichtet ſyn, daglichs to en to gaen und fe to beſocken, to
tröften mit Gades Worde bet fo lange dat idt tor Betteringe
ſleyt, vffte dat Gott finen Willen mit en fchaffet.
Atem fo dar Mißdeder fint, de tom Dode ſchollen verorbe:
let werben, de fcholen od de Prebicanten vp bat flitigfte mit
Gades Worde vnterwiſen, vnd fe vor erſt dord dat Gefette
to Erkentniffe eree Sünden, darna fie tröften met dem
Evangelio, dat fe dorch Chriſtum hebben einen gnäbigen Gott
und Vergevinge erer Sünden, fo fie bat leven, vnd fo fie def
BVerftandes find und begeren dat hillige Sacrament, [halt |
man en dat od geven in ber Gefendnüffe, gelick ald man den
Kranden dat gifft in den Huͤſeren.“
Ban den SKofpitalen tom Twente vnd tom billigen Beift,
. Ban ben Scholen und Scholenzefterenn.
Ban ben Ceremonien.
„Nahdemmale be Papen in vorigen Tiden allene vm ber
Praefentie vnnd Geldes willen hebbende Geremonien in den
Kerken geholden, vnd nu tor Zidt under dem Evangelio ne
mant van denfüluen Gade recht denen will, So mote top
dorch de Scholmefters und de Kinder de Geremonien in den
Kercken erholden als wy beft können, vnnd fcholen hier od tho
beipen Kerckheren vnnd Gappelaen, fo ferne fe nit prediken und
Bicht hören nicht verhindert ſyn, Idt feholen od de Coeſters
in den Kercken hierto flitigen helpen.”
Dann Bellimmungen über den Chorgefang Sonntags
nad) der Frühpredigt, an ben Wochentagen früh, und Mons
tags nad, Mittage.
Ban beu Doden to balen,
„Die Doden fcholen eerlidien verludet werben und mit Ges
fange durch den Scholegefellen deß Kerfpels mit den Schoͤlern
idt een nödig dind fo, fondern vmme be
1548, LXXIX. Osnebrädrfche Rirchenorbunng.
gehalet vnd gebracht werben tor Begrefnuͤſſe, Idt fchal bie
ſcholemeſter mit ben Kindern nicht vp den Kerckhoven by
dem Grave ftaende blieven, fonder in bie Kercken gaen, und
midden in der Kercken die Kinder füverlichen parteren vnd
orden, als in den Steben plach to fehen und fingen fo
lange , dat beyde Mans vnd Frowen in bie arme Kiſten ges
opffert hebben.
So men einen Dobden vp den Domhoff begrafft, fo fchal
de Scholegefelle mit den Schöleren mit den gefange by dem
Domhove affgaen in Marien Kerden, vnd als bar fcholen
beyde Männer und Frowen nafolgen und in de armen Kiſte
opfferen. Alfo od! wenn ener to Sunt Johan begraven wert,
holen die Kinder befgeliden in de Auguftiner Kercken gaen
und Mans vnnd Frowen daſuͤlveſt in die armen Kifte operen.
Vor dat Lüdent der Doden fehal men mit dem MWerdimefter
der Kercken handeln, vp bat bie Kercke bar was van krige
to behoff der underhaldung ber Predicanten und ber structuren,
vnnd ide fchall od die Werckmeſter dem Köfter vor finen Arbeit
erlick Drandgeld geven. Wen averft bie Begrefnüffe op dem
Domhave geſchuͤth, fo ſchal bat Lüdend in den Kerfpels Kerdien
allcke wol gefhehn.” -
Ban ben Drganifien,
Ban den Eöftern,
Orbenung ber Evangelifchen Miſſen, de to Offenbrugge in ben Kerfpels
Kerken geholben worben,
(Introitas, Gloria, Collecte, Epiftel, Alleluja, an Feſten:
Sequenz, Vater unfer oder beutfher Pſalm, Evangelium
und Auslegung, Vorlefung des Katechiemus, Gemeines Ge
bet (auch „vor dat werdige Capitel“), Credo, Wir glauben ıc.,
Präfation und Sanctus, Vermanung zum Abendmahl (nad
dee Braunſchw. 1528: Nr. XXIV.), Vater unfer, Eins.
fegungsmworte, Communion unter bem Gefange: Jeſus Chris
ſtus unfer Deiland, Discubuit Jesus, Agnus Dei, lat. oder
deutſch.)
„Wy gebrucken auerſt in der Miſſe alnen vnd Miſſege⸗
wandt, Lichte vnnd Laken vp den Altar, nicht daromme dat
wy holden, dat ſonderlighe Hilligheit angelegen ſy, yffte dat
Argernuͤß willen
tovermiden, welcker lichtlicken beide dat Wort vnd Sacra⸗
mente verachtet, jo bar nene vthwendige Ceremonien by ſint,
webderumme men fehe bat idt by vns frig ſy, fo gebrucke mp
nener ſonderlicken Kleder, by den Kranden wen be berichtet
werben, gelick al6 wy od by der Döpe doen, etc.”
Bon ben Heften vnd Virdagen.
„Dewyle nu ber Weden viff mahl geprebilet wert bauenbie.
Sondages Prebiten, fo bedarue wy nener befondergen Vir⸗
dagen, damit men bem gemeinem Volcke nicht Orſake geue
tho leddiggande, vnd in de Kröge tho gan vnnd be tidt un:
nuͤtlicken tho bringen, etc.
Idt ſchall od nen Feſt ebder billig Dag geholden werden,
dann allene, dat man Gades Wort prebiden höre und Gott
bidde und dancke vor ſyne Genade dorch Ehriftum.
De Apoftel Dage follen gefpret werben wente tho Mibdage,
vnnd fchal. des Morgens de Predike des Catechiſmi vor bat
15643. LXXIX. OÖsusbrüchiche Kirchenordnung. 3
Denſt Bold geſchehn, Darna van achten bett tho negen ſchal
dat Evangelium gepredickt werden, vnd fo men gewiffe rechte
-Hiftorien hefft van de Apoftelen mach men korteliken erer ges
dencken thor Beterung deß Volckes, Alfo dat men vth ben Di:
florien der hilligen Lehr, erfenne de Lehr. des Gelouens vnnd
Erempel ber Ehriftliden Leue vnd Gedult, wente wo die leuen
Apoftel gelouet hebben vnd mat ere gude Werde geweſen findt,
ift openbahr vth ehren Schriften, od vth den Geſchichten der
Apoftolen durch den Evangeliften Lucam befchreven, etc.
Düffe anderen nahfoigende Feſte fchollen gang gefieret
werben. alfo dat vormitdach und namitdad [hal gepredigt
werden Miffe und Veſper gefungen, vnnd fint düffe, Wir
nachten, Pafchen, Ascensionis Domini, Pinrten,. Johan-
nis Baptistae, Visitationis Mariae, Nie Jahrs Dach, Epipha-
niae oder ber hilligen dre Köninghe Dad), Purificationis,
Annunciationis Mariae, Marien Himmelfart ſchal nicht
geholden werden, demwile barvan nichtes ſteth in. der billigen
- Schrift, Marine Magdalenae ſchall allene vormiddag ges
fpret werden vnnd bat Evangelium geprediget, S. Michaelis
Dach fchall vor ein ver tide Feſt geholden werden onnd fchal
vormiddag vnnd namitdag geprediget werden, vormitdag dat
Evangelium Matthaei 18. und die Epiftel ad Debr. 1. cap.
Dan dem Ampte vnnd Denfte der leuen billigen Engel, dar:
mede fe ber Chriftenheit denen, vnd enen deren Chriſten
infonderbeit.
DE [hal man dat Volck vormitdag vnnd namitdag in den
Sermonen mit flite vermahnen Gade tho danden vor be Früchte
deß Jahrs, vnnd bidden he wille od Genade geuen bat wy der
ock dat Jahr aver mit Dandfegginghe mögen gebruden, hierup
ſchal gefungen werden dat duͤdeſche Te Deum Laudamus, etc.“
Van annemmunge ber Prebicanten und ere Anfettunghe.
„Idt ſchal ein Paſtor yffte Cappelaen werden angenommen
von ben Lonheren vnnd Kerckſwaren bes Kerfpels darin he fchal
gefettet werden, doc dat men thouoren gude Züchnüffe van
emme hebbe enes frommen leuendes vnnd reiner Lere.
De Infettinge vffte Confirmatio ſchal gefchen in ber
Kerken vor der Gemene vor deme Altar mit Gebede vnnd
Vpleggung der Dande, doc, dat bat Vol thouoren vermanet |-
werde vam Predigftole thom Gebede vor den nien Praedican-
ten, vnd idt fehal de Praedicante, fo dar angenommen wart
lauen by finer Seelen Seligkeit bat he wil bat Evangelium
prebidten vnnd be Sacramente vorrecken und vthdelen na dem
Beuele vnſes Deren Chrifti. Schal od darup thom hilligen
Sacramente gaen in Jegenwerbigheit der gangen Gemeine, etc.”
Ban Ehſaken, Wertfchoppen vnd Zohopegeuen.
„So vele als de Ehftifftinge belanget wil hoch von nöden
fon, bat ein Erfam Radt late ein ernftlid Mandat vthgaen,
dadorch verbaden werde, dat nemand henfürder fi verdriſte
hemelicke Echte tho macken, fonder dat idt gefchehe mit Weten,
Willen und Rabe ber Olderen, Vormunders, pffte der neg⸗
ften Fruͤnde, wente ide iß nen recht Echt de medder Gades
Gebott vam Gehorfahme der Kinder, hemeliken vnnd motwils
ligen gemaket wert, Idt plegt od felden mit egenen Friggen
wol tho geraden und manner de Srigge alfo recht vnnd ordents
licken in Gades Frochte woͤrde gemaket und angefangen, fo
woͤrde man füß deſtoweneger Klage van ben Ehſaken hören, etc.
II.
Casıus.
Wenn ouerft ein ſonderlick casus vorfellet be den Eh:
flandt offte de Srye belanget, fo mach des Radts Richter mit
tho dat twyer Rades Perfonen vnd der Paftoren de Safe vers
hören onnd den vnſchuͤldigen Part Rechtes behelpen, darmit
nicht Lyff und Seel verdomet vnd verlahren werde, de Chriften
willen fon, fcholen er recht in duͤſſen Saken by den Papen
nicht mehr ſoͤken, wendte idt iß den Luͤden nen ernft, fonder
makel idel Spott und Schande baruth, der fie mit den oren
lachen, vnd wo koͤnnen fie recht und mit ernft van Ehflande
richten vnd handelen, be fülven ohne Ehfländ find und wedder
Gades Gebot leven, wo man auerft in casibus matrimoniali-
bus handelen fchall iß genochfam befchreuen in andern Boͤken
beede duͤdeſch vnd latyn.
De ſick nuw wil in den Ehſtand begeuen de ſchall ſick deß
Sondages touoren laten affkuͤndigen, vnd dat gemeine Gebet
ber Kercken begehren, op dat em Got Gnade geue ben Ehſtand
glüdfaligen antofangen. |
Men dat Bplager yffte bie Werfchop gefchen ſchall deß
Avendes; fo fchollen Bruth und Brüdegam in ber Kerdien vor
deme Altar to hope gegeuen werben, vnd ſchall die Benedictio
vffte Segeninge auer fe gelefen werben, als idt vortekend in
den Bodefchen Doctoris Martini van bem to hopegeuen.
So auerft in den grothen Wertfhoppen Brut und Brüder
gam willen fi im Hufe tohope geuen laten, fo ſchal dat fülne
gefchehen des Auendes vor der Mahltydt in bymefende aller
Gäfte, Deß andern Dages, wen de Bruht to Kerdien gept,
fchal dat Iatinefchen Te Deum laudamus, gefungen vnd vp
dem Örgele gefpelet werden bat ene Verſch vmme bat ander,
darna ſchall man vor dem Altar euer Brut vnd Brüdigam de
benedictiones lefen vnd dat Volck vermanen Gott vor fe to
bidden, darna [hal gefungen werden de duͤdeſche Pſalm vnd
Ehftande, Wol deme.die in Gades Frochten fteth, vnd ſchal
in mitteler Tydt Brut und Bruͤdegam mit eren Fruͤnden in be
armen Kiften opfferen, vnd alfo erlicken wederuͤmme mit ber
Fruͤntſchop to Hueß gaen.“
Ban ber gemenen Kaften vor be Armen.
„In den Kerfpels Kercken fchal vp gerichtet werden ene ge
mene Kaften vor de armen, bar ein ider mac) in geuen den
armen tom beſten, wes em Gott int Herte fendet, barmit men
oc fpore und fehe by vns die Krüchte und Werde deß Evangelij
Eegen vnfern negeften.
Deß Sondages und vp de Fefldage [holen de Diaken
vmme gaen und fammelen in den Buͤdel under der Predike,
vnd datfülve Geld, fe gegeuen wert, fchollen fie ungetellet in
de Kaften geten, Ouerſt alfe veerteyn Dage deß Sonnauenbes
fchollen die Diaten dat Geld vth der Kaften nemmen vnd vth
allen Kerden to famehde bringen to vnſer leven Frowen to
twoͤlff Vhren des Middages vnd auertellend und verbelend
under fi, dat idt den Hußarmen in den Kerfpelen othgedelet
werde, idt fehall auerft die Summa vp getefent werden in ein
funderfid Bock, def gelicken oid wo vele enen iberen armen
gegeuen wert. —
Weluͤchen Leddichgengeren idt ſin Mans yffte Frowen ſchall
vth der Kaſten dorch de Diaken nichtes gegeben werden, ſon⸗
26 1548. LXXX. Walz Menburger Kiechenorbunng.
dern erlicken Hußarmen Mans und Frowen, de verframbet,
pffte füß verarmet find worden.
Deßgelicken od armen erliden Junckfruwen Maͤgeden, vnd
ſcholen die Namen alle duͤſſen armen, den man vth der Kaſten
geuen will, vp ein ſonderlick Regiſter geteickent ſyn, darmet
man wette, wo vele der rechten armen ein ider Kerſpel hebbe,
Idt ſchollen deſuͤlven armen ock van eren Paſtor gude Tuͤch⸗
nuſſe hebben dat ſe Gottfruͤchtig ſind, vnd gerne Gades Wort
hoͤren vnd tom hilligen Sacramente gaen, wente Schaͤnders
vnd Laͤſterers Gades Wordes ſchal man nicht geven, darmit
ide bat anſehen by vns nicht hebbe, als huͤipe wy mit der ar⸗
men Kaſten leddiggangk vnd boverie ſtercken.
Man ſchal od allen Flith vorwenden, fo man weß koͤnde⸗
vth der armen Kaſten veroͤueren ohne ſchaden vnd nadel der
Armen tho behoeff armen Schoͤler vnd Studenten, der wy
Dernamabie in dem Prebigampte, pffte in der Schole gebruden
Tonnen.
In einen jderen Kerfpel [holen vier Diaken, yffte armen
Dener erwelet werden, van den Borgeren, vnnd Inwaner
bes Kerfpel,, deſſuͤlnen fcholen frame Gottfrüchtige vnberoch⸗
tige Menne fon de gube Züchnäffe hebben by Iderman, deſſe
fcholen bat Beldt fammelen vnd vthdelen den Armen, und fcholen
ein Mantides de time vnnd darna alfo be anderen twe bes
Sondages mit dem Bübel in der Kercken vmmegaen, deßge⸗
licken ock den Armen vthdelen, Idt holen auerft diffe Diaken
dorch den Paſtor des Kerfpels unnd enen Nabtman vom Er⸗
fahmen Rabe dartho verorbent erwellet werden, vnnd fo idt
bie Borger nicht gerne wolden annemen, ſchal fie de Paſtor
bidden vnd ‚flitich vermanen vth Gades worde, bat fe fid
foldes Amptes nicht willen fchemen vmme Chriftus . willen,
be vor uns ock is arm geworden, vnd hefft ons ewig ricke ges
maket, dartho fo hebben fi od grothe Hilligen als Sunt
Steffen vnnd Sunt Laurentius, vnd der geliden mehr tho
ſuͤlcken guden Werde, den Armen tho denende gebruken
faten, ete.“
Ban Krogerie tho vorbeben bed Sondages vor ben Prebiken.
„Idt IB nödig dat ein Erſahm Radt, Gabe vnnd finem hilli⸗
gen Worde thom Ehren verbeben late, bat des Sonbags vor
deme Sermone und der Miſſe fi Iderman der Krogerie und
des Barnewines tho verkopen entholbe.
DE were nütte unnd guth bat Gilfe vnnd Ampte fill in
enen mannigfoldigen Collatien metigeben vnd etlick Geldt
Jarlix veroverden vnd byleden tho behoeff der Befoldung der
Draedicanten od armen Befellen hierbinnen der Stadt in ven
egen Ampten gebaren barmit vortohelpende, bat fie fluderen
onnd van hier verfent mogten werben In ander Schole und Vni⸗
verfiteten, bamit wy alle tydt mochten gefchicdebe Luͤde hebben, der
wy Eonden in Predigt Ampte gebruden, fo uns etlicke vnſer
Dredicanten worden affgaen.
Idt mil od van nöden fon, bat vth allen Broberfchoppen
vnnd Selfhoppen In differ Statt Jarlike Tholage werbe gedaen
tho behoeff der Befoldunge der Prebicanten, od ander armen
Luͤde in den Ampten vnnd füß darmit thohelpen. Idt ig im
Paweſtdome alle dinck vp vnnuͤtte Freten und fupent geftellet,
Nu wy ouerſt dat hillige Evangelium hebben, vnd hoͤren wat
Gades gnedige wille iß, ſo mote wy vns ock beteren vnd
ſchicken in allen dingen, darmit wy vnder deme Evangelio nicht
vnſe egen nuͤth vnnd fordell, ſonder Gades Ehre vnd vnſes
negeſten Beſte ſoecken vnd forderen helpen, ſo vele als in vns
iß, Item alles was bie Ampte vnnd Gille in de Kercken vnhd
Kloͤſter gegeuen hebben Jaherlickes tho den Memorien vor
Suͤſter vnd Broder tho Lechten vnnd dergeliken mehr, dat
ſuͤlue ſchal ock nun billick tho behoeff der Beſoldinge der Pre⸗
dicanten kommen in ener jderen Kercken.
Mit der Spenden tho geuen kan ock wol ene mate gefun⸗
den werden, dat men etwes darvan nemme tho behoeff der
Onderhaldinge der Schole vnd des Evangelij, dewile doch de
meſten Hupen den ſolcke Spende gebrucken vnd geneten,
ſtarcke, junge vnd welige Luͤde ſint, de nicht arbeiden willen,
vnd fid vp de Spende und derglicken Almißen dregen vnde ver
laten.
Bau den bübefchen Scholen.
Gade alleine de Ehre.
LXXX.
Kirchen ordnung, Wie eg mit der Chriſtlichen Lehre, beiligen Sacramenten und allerley
anbern Ceremonien, in meined gnebigen herrn, Herrn Dithainrichen, P
Nidern und Obern Bairn ıc. Fürftenthumb gehalten wirt. 1543. 35. 52,
Sm J. 1542 hatte Dtto Heinrich von Pfalz⸗Neuburg
das Evangelium in einem Mandate eingeführt, welches
u. d. 2: „Ausfhreiben und Ernftliher be⸗
felh“ (dat. Nemburg, 22. Jun. 1542) auf 4 Blättern im
Drude erfchienen tft. Diefem folgte im J. 1543 die vorl.,
eng an die Nuͤrnb⸗Brandenb. (Rr. XLII.) und bie
Brandenb. K.⸗O. (Nr. LXVIII.) angefchloffene Ordnung,
welche unter Ofianber’s wefentlicher Mitwirkung entftan=
den ift, wie beffen Bericht an ben Ser} Albrecht v. Preu⸗
fen bei Boigt, Briefwechſel ber bevübmteften Gelehrten
mit Herz. Albrecht, &. 481 f. barlegt. (S. auch Secken-
‘dorf, Hist. Luth. TI. pag. 396 und Struve, Pfaͤlz.
Kirchenhiftorie S. 29.) — Das einleitende Mandat recht:
fertigt die von, dem Herzoge, nach verloren gegangener
Hoffnung auf eine gemeine Reformation, unternommene
”
al&grauen bey
BB DI. Fol,
Kirchenverbefferung insbefonbere dadurch: „bat nit alleyn
den Bifchöffen, fonder auch den Königen vnnd Zürften,
von ampts wegen gebürt, falfche Lehr und falfchen Gots«
dienft abzufchaffen , und die rechte Lehr vnnd Gottis bienft
anzurichten und handtzuhaben.“ (Efa. XLIX.) Am Schlufie
ermahnt ed die GBeiftlichen, Unzucht 2c. zu vermeiden, indem
es benen, bie fich verheirathen wollen, Schug verheißt. —
In das Leben ift diefe K.⸗O. ohne Zweifel nicht völlig
übergegangen , benn bald nad) ihrer Erlaffung wurde ber
Herzog aus feinen Landen vertrieben. Die von ihm nad
feiner MWiedereinfegung und nad) Wieberherflellung des
evangel. Belenntniffes (8. Ian. 1554, Struve ©. 88 f.)
erlaffene zweite K.D. ruht auf ganz anderen Grundlagen.
* %*
Rhein, Herkogen inn
*
15648. LXXX. fat Renburger Kicchenprbuung.
Der erſte theyl der Birchen ordnung,
Mit geringen Abänderungen woͤttlich dee erfle Theil ber
Brandenburg. K.⸗O. “
Bon ber Lere.
Der ander thedl der KRirchenorbnung,
Wie ed mit den heyligen Sacramenten, vnd alleriey andern Eeremonien,
in meines guedigen herren, Seren Otthainrichen
Pfaltgrauen bey Nein, Gertogen inn Nibern vnd Obern Bairn ꝛc.
Fürſtenthumb gehalten wirt. 1543,
Bon ber heyligen Zauff.
Allgemeine Grundfäge,, entiehnt aus bee Branden⸗
burger, mit beren Worten die Beibehaltung der alten Gere
monien, insbefondre bes Chrisma verorbnet wird, und der
Nürnberger KO.
Von ber Jach Tauff.
Aus denfelben Quellen.
Ordnung der Tauff.
Im Weſentlichen das Ritual der Brandenb., jedoch mit
einzelnen Abänderungen, 3. B. in der Zahl der Beſchwoͤrungen
(f. Rapp, Srundfäge zur Bearbeitung evang. Agenden, ©. 84)
und am Schluffe, mo die Darkeihung des brennenden Lichtes
übergangen, dagegen mit ber Nürnb. die Anficht, daß bie Kind⸗
betterinnen des Teufels feien, als Irrwahn und die Einſeg⸗
nung berfelben als unnöthig bezeichnet wird. An biefen Ab⸗
ſchnitt fchließt fich auf drei unpag. BI. eine zweite, aug der
M ürnb. 8-D. und Luthers Zaufbüchlein sombinitte,
Zaufform.
„Damit nymand vrſach Haben mög, im difer unfer .. Chris
ftenlichen Kirchenorbnung, fuͤrnemlich fouil das Sacrament des
heyligen Tauffs, auch die hieuor eingelegt zedl, von dem Creſem
betrifft, jerung oder mißuerfland zufuchen, aud) in newe erger⸗
liche mißbreuch zumachfen. |
Bon der Beycht und Abſolution.
Mit Ausnahme der sinleitenden allgemeinen Säge über
bie Beichte und das Amt der Schlüffel, aus. der Brandenb.,
die Abfolutionsfoemel aus bee Nuͤrnberger. Am Schluffe
wirb hinzugefügt: „Vnd bamit das bdefter fleiffiger gefchehe,
follen fie [die Pfarcherren] auch ein befonder auffmercken haben,
auff die jungen leut, fo das erfimal, zum heyligen Sacrament
des Leybe und Bluts Chriſti, gehen woͤllen, Vnd die felbigen
nicht che darzu laſſen, fie haben fie dann vorhin offenlic, An
der Nischen, vor dem volck, verhoͤret, Das fie die Zehen gebot,
den Glauben, das Vatter unfer, und andere Text des Gatochif-
mit, vom der Tauff, Schläffeln, vnd Abendtmal, fein ordenlich
fagen koͤnnen, ad befunden, das fie der felbigen ein ziemlich
verfkand, wie ongeferlich Feng vnd Antwort im Catechiſmo,
'| gepflegt ‚hat, fingen ‚oder Haut ſprechen. Vnud ber Chor, ober
mit ſich beingen, koͤnnen anzeigen.
Darumb follen ſie ongeferlich acht tag, vor Oſtern, Pfing⸗
ſten, vnd Weyhennachten verkuͤndigen, das, wer ſolche leut hab,
die auffe kuͤnfftig Feſt, das erſt mal zum heyligen Sacrament
gehn woͤllen, das man bie ſelbigen zunor anzeyg, vnnd fo bald
man am Feyrabent Veſper leutet, oder am morgen darnach,
fo bald man das erſt zum tag Ampt leutet, fie im der Kir⸗
Shen bar ftelle, da felbft fol man fie offenlich . verhören. hannis, vnd die Gefchicht ber Apofteln, alle ordenlich nach ein⸗
4*
27
Vnd ob fie zimlich bericht fein, fall man das vold ein gemein
gebet, das fie in folchem glauben und lehr zu nemen, vnd bes
ftendig bleyhen, bis ans ende, für fie thun, und ein Vater uns
fer, fprecherillafien. Vnd alfo mögen fie dann zum hepligen
Sacrament gehn. Dife ordnung foll alfo gehalten werben, bis
der almechtig, durch fein gnad gibt, das die Bifchoffe die Fin -
mung, in ein Chrifllichen vnd nuglichen weg beffern, und Des
rin folche verhör ſelbs thun, und die verhörten, mit aufflegung
ber hende, beftetigen. Ober aber bis wir ſelbs, ober ein höhere
Obrigkept, fernen vnd befjerm befelh geben werben.” 2
Vom heuligen Abenbmal bes Serren.
Wiederum bie Brandenburger KDD. Währmb aber.
diefe in den Städten täglich, auf den Dörfern am jedem Sonn⸗
tage das Abendmahl zu halten anorbnet, UT hier nur von ben
Sonntagen und anderen gewöhnlichen Feſt⸗ und Feiertagen
die Rede. Den Schluß bildet der Sag: Æs follm auch die
Seelforger und Priefter ein fletffig aufffehen haben, vnd daroh
fein, das ein jedes Pfarkind, fo zu feinen vernünfftigen jaren
tommen tft, auffs wenigſt ein mal im jar, als zu Oſtern,
Pfingften, Weihennachten, ober auff ein andern tag, zu feiner
beften gelegenheit, zum heyligen Sacrament gehe. . Bnd wel
ches das nit thete, das follen fie ernftlich darumb anreben, und
fie vermanen, daß fie ſich andern Chriften hierin gemeß halten,
und niemand ergernus geben, bamit man nicht verurfacht werde,
iret halben wepter rat zu fuchen.”
Orhnung der Meffe, fo man Gommmnicansen hat.
„Erſtlich, fol der Priefler, fo die Meß halten will, fampt
feinen Miniftranten, wo, und wann man bie felbenzu gebrauchen
pflegt, in tiven gewonlichen Kirchenornaten , nach gewonheyt
einer yeden Kicchen, zu. dem Altar gehn, vnnd anfenglich, Date
uor kniendt, das Confiteor oder ein feinen Buß Pſalm ſpre⸗
chen. Darnach fall der Introitus, das Kyrieleyson, das Gloria
in excelsis, vnd das Et in terra, gemwonlicher weiß, durch den
Chor, oder wo man Bein Chor hat, als auff dem land in Doͤrf⸗
fern, durch den Priefler felbs gefungen, ober aber mit vernems
licher flinm gelefn werben. Kann er ber das volck ein gus
ten Zeutfchen geiftlichen gefang leren, den fie an flat bes ſelbig
fingen, das fol er auch thun.. u
Darmach ſol er fich gegen dem volckkeren, und fingen, ober neit
vernemlicher ftimm fprehen, Der Here fey mit uns allen.
Darauff fol der Chor das vold antworten: Amen. Darnach
fol er fi) wider gegen dem Altar keren, vnd fingen ober fpres
hen: Laſſt vns beten. Bnd:danm.eine Teutſche Collecten,
nad) gelegenheit der zeit, ober aber zwo, oder drey, vnter einem
beſchluß, unter weichen alweg die erſt, vmb geiftliche vnnd him⸗
liſche guͤter bitten fol, Die andern aber, mögen nad gelegen⸗
heit, vmb frid, gut Regiment, fruchtbare zeit, oder ber gleichen
bitten, bie fol er in gemonlichem ton, wie man bie L chen
das veld abermals darauff antworten. Amen.
Nachuolgendt fol er, ober der Subdiaconus, wann man
Miniſtranten bat, bie Epiſtel laut mit verſtentlicher ſtimme
nn damit das vold, and die Priefter feibs, deſter mr
Frucht daraus empfahen, follen fiedie Epiſtel Pauli, Petri, Jo⸗
B 1543. LXAX. Pfalz⸗Neuburger Rirchenorduung.
:amber leſen.. Doch außgenomen, die hohen Feſt, die tm Hiſto⸗
rien, barumb fie auffgefegt fein, in der heyligen Schrift haben...
Nach der Epiftel fol der Chor widerumb figgen lateiniſch,
ein Graduale, oder ein Tractum, oder ein Allefwta, mit einem
Sequent, wie es Die ordnung der zeit gibt. Ober aber wo .man
Zein Chor hat, mags der Peiefter felbs fingen oder fprechen,
und das vold die weil abermals ein gut Teutſch geiftlich ge⸗
fang laffen fingen.
Darnach fol er, oder der-Diaconus, wann man Miniſtran⸗
* hat, das Euangelion auch mit lauter verſtentlicher ſtimm
leſen..
Vnd ſol mit dem Euangelio eben die ordnung gehalten wer⸗
den, wie.mit den Epijteln.. _ Ä
Nach dem Euangelio, fol der Priefter das Credo, und ber
Chor das Patrem Lateiniſch fingen, oder mo keyn Chor ift, mag
es der Prieſter felbs fingen, oder fprechen: und das vold die
weil das Teutſch gefang, Wir glauben all in eynen
Gott, lafjen fingen. Ä
Mid mo es nun bie gewonheyt iſt, unter der Meffe zu
prebigen, da fol die Predig nad) difem gefang gefchehen, mie
bis an her der prauch geweſſt ift: mo es aber eyner Gemeyn
gelegener fein wit, die Predig vor dem Anfang ber Meß zu
Hören, magdfie es auch alfo durch bie Obrigkeyt des orts verord-
nen, Dann wir woͤllens eyner yeben Gemeyn frey laffen, hier
in jrer beften gelegenhept' nach, die Predig vor der Meg, oder
onter der Meß zuuerfchaffen, allein, das es ein mal, wie das
ander gehalten werd. |
Mo man nun onter der Meffe predigt, da ſoll der Priefter
als bald nach der Predig wieder vber den Altar gehn, unnd da
mit das vold, befter fleyffiger vnnd andechtiger, alles was her⸗
nach folget vernehme, fol er, oder eyner aus ben Miniftranten,
wann man die hat, nachfolgende vermanung gegen dem Volck
kin.
Vermanung vor bem Abendmal.
Se alterliebften in Gott u. f. w. [Aus der Nuͤrn b. K.O.)
ad) difer vermanung, fol der Priefter ober bie Hoſtien,
vnd vber den. Kelch, die nach anzal vnd gelegenheit der Perſo⸗
nen, fo zum heyligen Sacrament gehn wöllen, auff den Altar.
verordnet fein ſollen, diſes nachfolgendes Gebet ſprechen.
Gebet.
Herr Jeſu Chriſte, du eyniger warer Son des lebendigen
Gottis, der du dein leib fuͤr vns alle in den bittern tod haſt
dargeben, vnd dein blut zu vergebung vnſerer ſuͤnde vergoſſen,
Darzu, den ſelben dein leib, vnd daſſelbig dein blut, allen dei⸗
nen Jungern zu eſſen vnd zu trincken, vnd deines tods darbey
zu gedencken haſt befolhen. Wir bringen fur deine Goͤtliche
Majeſtat, diſe deine gaben, Brot vnd Wein, und bitten, bu
woͤlleſt die ſelben, durch dein Goͤtliche gnad, guͤte, vnd krafft,
heiligen, ſegnen vnd ſchaffen, das diſes Brot, dein leib, vnd
diſer Wein, dein blut ſey, vnnd allen denen, die daruon eſſen
ond trincken, zum ewigen leben laſſen gedeihen, der du mit
Gott bem vatter in eynigkeyt des heyligen gepfts, lebſt vnd re
gireſt ymmer vnd ewigklich, Amen.
Alſo bald nach diſem Gebet, fol er anfahen die uerba
Consecrationis zu fingen, oder mit lauter woluernemlicher
ſtimme zu fprechen ... Vnd fol ſich fleiffen, das feine geberd, mit
den morten fid vergleichen: das ift, wann er fingt, Nam
er das Brot, fo fol er auch die groffen Hoftien nemen, und
feiner bruft gleich halten, biß die wort volendet fein. Deß⸗
gleichen wenn er fingt, Nam er den Kelch, fol-er mit bem
Keldy auch alfo thun, wie vor gemelt ift.
Vnſer Herr Jeſus — zu meinem gebechtnus.
Hie fol er die groffen Hoftia mit geneygtem haupt auffs
heben, und dem vold zaigen.
Darnach auch den Kelch nemen, vnd halten, biß er die vol
genden wort fingt, oder [pricht.
Defielben gleihen — zu meinem gedechtnus.
Hie fol er den Kelch auch auffheben, vnd dem volck zalgen.
Darnach fol der Chor das Sauctus Lateinifch fingen, oder
wo keyn Chor ift, mug es der Priefter ſelbs fingen oder [pres
hen, und an flatt deſſelben das Voick darfur ein gut Teutſch
gepftlich lied laffen fingen: vnd onter dem felben gefang, fol er
die weil dife nachfolgende Gebett fprechen.
Folgen bie Gebet, fo der Priefter, onter oder nach dem
Sanctus fpredhen fol.
Fur die weltlichen Obrigfept.
Barmhergiger ꝛc. Aus der Brandenb. K.O.]
Fur die Diener des Worte.
O allmechtiger 2c. [Aus der Brandenb. 8.-D.]
Vnmgb Chriſtliche eynigkeit.
Barmhertziger ꝛec. [Aus der Brandenb. K-D.]
Wann dann das Banctus oder andrer Geſang geendet, und
diſe Gebet geſprochen ſein, ſo ſol er das Vatter vnſer ſingen,
oder mit lautter ſtimme ſprechen, wie hernach folget.
Laſt vnns beten. Vater onfer c. _
Darnach fol der Chor, oder wo fein Chor ift, der Priefter
felb8 das Agnus Dei, wie der brauch iſt, fingen, oder aber
[prechen, vnd diemweil das vold abermals ein gut teutfch geiſtlich
gefang laffen fingen, vnd unter dem felbigen fol der Priefter
auch dife nachuolgende gebet fprechen.
Agnus Dei, qui lollis etc. [mie in bee Brandenb. 8.-D.]
Darnach follen zum Sacrament gehn, alfe die ſich vor ans
gefagt, vnd die Abfplution empfangen haben, und der priefter
fol jnen den leyb bes Deren reychen, mit difen worten: Nymm
bin und iß, das ift der Leyb Chrifti, der für dich gegeben ift.
Defgleichen, wo man Miniſtranten bat, fol ber Diaconus den
Kelch reychen, benen, fo den Leib Chrifti genofien haben, und .
alfo fprehen. Nymm hin vnd trinck, das iſt dad Blut des
newen teflaments, das für bein fünd vergoffen if. Wo nun
aber nit Miniftranten hat, da fol der Priefter ben Leib des
Herren erſtlich vedbermann reychen, vnd darnach erſt den Kelch.
Vnd die weil das geſchicht, ſol der Chor das Commun Lateiniſch
ſingen, vnd wann es zu kurtz were, ander gut Lateiniſch geſang
mer, ſonderlich was de Coena Domini iſt, als das Responso-
rium Discubuit Jesus. Wo aber kein Chor iſt, ſol man die
gemein abermals ein gut Teutſch geiſtlich geſang, als da iſt
Jeſus Chriſtus vnſer heyland, oder aber, Gott ſey ge⸗
lobet vnd gebenedeyet, oder ein andern geſang, der ſich nach
gelegenheit der zeyt ſchicket, laſſen ſingen. Wann nun yedermann
das heylige Sacrament hat empfangen, ſo ſol es dann der Prieſter
auch empfangen, Vnd wiewol er von anfang fol fleyß haben, das er
1568. LXXX. Sfalz⸗Menburger Birchenoriunng. 2
alle ding der maffen verordne vnd in acht hab, bamit von dem
beyligen Sacrament nichts ober bleib, So fol er doch in fonders
heit, zu ende darauff fehen, das es alle& außgetheylt werde, und
auffgehe, wie Chriftus befohlen hat, da er fpricht Luce XXII.
Diuidite inter uos, auff das ſich Fein befchmerliche oder erger⸗
liche onfchictlicheit zu trag. Darnach fol er dife zwo Collecten,
unter einem befchluß, in getwonlichem ton fingen, oder mit ver⸗
nemlicyer ſtymme fprechen. .
Lafft vns beten. O almechtiger — Dominum nostrum.
Amen. [tie in der Brandenb. K.O.)
Darnach ſoll er, oder feine Diaconi, bede, oder einer, unter
dem ton, darunter man das Kyrieleyſon gefungen hat, das
Benedicamus Domino fingen, vnd der Chor fol eben unter
demſelben ton antworten Deo dicamus gratias.
Darnach fegne der Priefter das vol mit lauter vernenv
licher ſtymm, alſo. Der Herr geſegen uhu.f.m” - -,
Vom Tag ampt on Gommunicanten, wie ed fol gehalten werben.
„Dieweil auch die Meß, mit dem brauch bes Abendmals
on Communicanten nicht mag gehalten werden, und dannoch
fid) zutragen, und begeben mag, das auff etlich Heft und Son⸗
tag, nicht Communicanten vorhanden, damit als dann die Ge:
mein nit vergeblich zufamen komm, fo fol der Priefter nit in
gewonlichem Meßgwand, fonder in einem Chormantel, oder
nur in feinem Chorrod, fur den Altar tretten, und es aller ding
Halten, wie oben gefegt ift, bi8 auff die gemeinen Predig. Nach
der predig aber fol man die gemein Litanei fingen, mit einer
Gollecta pro pace, vnd dann mit dem Benedicamus Domino,
und gemeinem fegen befchlieffen. Oder aber, wann die gelegen-
beit ber ‚zeit, die Litanei nit erfordert, fo fol der Chor an flat
der felben, ein guten Chorgefang lateinifch, oder wo fein Chor
iſt, das. volck ein gut geiftlich gefang Teutſch, fingen, vnnd ber
Driefter ein Gollecten drauff.., und dann mit dem fegen be⸗
ſchlieſſen.
m wercktag aber, wo ein anzal Prieſter oder ein Schul iſt,
da fol man an flat des Tagambts zwen oder drey Pfalm..
fingen.. Darnach ein gang Capitel Teutſch aus den Epifteln..,
vnd dann abermals zwen oder drey Pfalmen, mit einer Anti-
phona , darnad) ein gang Capitel Teutſch, aus einem Euange⸗
lften.. Darnach eins ex Canticis maioribus als Te Deum
laudamus.., und dann mit einer Zentfchen Collecta vnd Be-
nedicamus Domino beſchloſſen.
Defgleihen in den Doͤrffern, fol man auffs wenigſt in der
wochen zweymal, nemlid am Mitwoch und am Sreptag, zu
einer geleguen flund in die kirchen zufamen kommen, vnd
das vold erſtlich ein gut Teutſch geiftlich gefang fingen, darnach
der Prieſter ein teutſch Capitel aus einem buch der Bibel.. nach
ordnung lefen, vnd dann mit einer Teutſchen Collecta bes
ſchliefſen.“
Orbuung allerley Ehorgefanges, et de borid eanonieiso.
Wolgen die Collecten und Gebete, bie man in allerley Gottis Bienft
fol gebrauchen.
Mit geringen Ausnahmen die Collecten der Nuͤrnb. K.D.;
dann die Litanei. '
Bon befuchung vnd Gommunion dei Kraucken.
In allen weſentlichen Puneten wörtlich aus ber Brans
denb. K.⸗O., doch Ift die Beſtimmung, daß in den großen
Städten befondere Priefter für die Krankenpflege angeftellt
werden folfen, Übergangen.
Drönung ber begrebnus.
Aus bee Nuͤrnb. und dee Brandenb. K.⸗O. combinirt.
Ordnung bes Einleytens ber Eheleut.
Der Brandenb: K.⸗O. entiehnt; doch fehlt die Litur⸗
gie für den Kirchgang und bie Einfegnung.
Bon berüffung und Drdination ber Kirchenbiener.
Allgemeine Säge über bie Nothwendigkeit ordentlicher Bo:
cation, beziehentlich Präfentatipn, aus derfelben Quelle.
Bon ben Feyrtagen.
Nach einer allgemeinen Einleitung werben die Feſttage
übereinftimmend mitder N ürnb. beflimmt; doch ift der Palms
tag,.der Afftermontag nach Oftern, und Joann, Ev. nod) hin⸗
zugefügt. |
Von etlichen alten Ceremonien, welche gehalten, vnd welche
vnterlaffen werden follen, -
„Die Mette inn der Chriftnacht, fol... nicht mer zu mit⸗
ternacht, fonder allerley’gefahr zu vermepden, erſt vmb vier hor
nad) mitternadht gehalten werden.
Deßgleichen, follen die drey Metten Inn ber Marterwochen,
zu jr gewonlichen zeyt .. doch an alles Bopffen, rumpeln und
getürnmel, gehalten werden...
Die Dftermetten, fol man auch.. halten, aber doch erſt
vmb vier hor, nach mitternadt.. ’
An St. Marrtag, vnd bie drey tag vor bem Auffartag, in
der Creuswochen, (ba man zuuor mit ben Creugen, von einer
Kirchen in die andern, vber feld gangen tft) fol ein yedes
Pfarruolck, zu gewonlicher zeit, in feiner Pfarrkirchen zufamen
fommien, vnd allerley mißbreud) vnd vnzucht zu vermeiden,
nicht mer vber feld in andre Kirchen gehn, ſonder bafelbft
bleiben, biß der Pfarrherr, neben andern gebreuchlichen Ceremo⸗
nien, eyn kurtze predig oder vermanung thue, vom Gebet, dars
durch das Vold, fur krieg, ungemwitter, theurung vnd peſtilenz,
ernſtlich zu bitten angereyßt werd. Darnach, ſollen fie die Li⸗
taney fingen, bie fol dan ber Pfarherr mit einer Collecten..
befchlieffen.
Vnd wenn fich fo geferliche zeit. zutragen wuͤrden, das die
Litaney, auch zu andern zeiten .. gehalten werben folt..., fo wirt man
vedes malß.. zeitlichenbefelch, und genugfame onterricht empfahen.
Dargegen follen vnterwegen bleiben, erſtlich alle Spectacula
und fchamfpiel, fo man mit Bildern getriben hat: als am
Palmtag, mit, dem efel, am Karfreitag mit dem erucifix und
geab, am Oſtertag mit umbtragen des bilds der vrftend Chriſtt,
am Auffartstag mit auffziehung deſſelben, am Pfingſtag mit
herab laſſen der Tauben, am Chriſtag mit dem kindlein wiegen,
und alles mas bergleichen.. im brauch geweſſt iſt.
Darnach follen auch vnterwegen bleiben, alle Procefiion
ond vmbgenge, vmb die Kirchen, mit dem Weichwaſſer, vnd
mit dem hepligen Sacrament in den Monſtranzen. Man fol
auch nicht mer weihen oder fegnen, Weihwaſſer und Salg,
wie alle Sonntag befchehen, noch Wachß zu Liechtmeß, noch
äfchen am Aſchernmitwoch, noch Palmen am Palmtag, noch
Dfterftoct, noch Tauff noch Feur, am Ofterabent, noch Fladen,
h
Eder, Fleyſch, am Oſtertag, noch Wurgober kreuͤter Assumpti-
onis Mariae, noch Wein am St. Johannis des Euangeliſten
tag. Dann folhe Segen, fein dem wort Gottis alle unges
meß und zumider, zum they! auch abgoͤttiſch, vnd dienen mer
zu aberglauben dann zur Gottfeligkept . .“
Am Schluſſe ein Verbot, das Salue regina zu brauchen,
an beffen Stelle das Jesu Christe, qui es sapientia gebetet
werben fol, wo es nicht füglich beftehender Stiftungen halber
abgethan werben kann.
2383. LXXXI. Gölniiche Reformation.
Der britt theyl ter Biryen orbuung,
Catechiſcaus ®
Wie der in meines gnebigen berrn, Herrn Otthainrichen
Pfaltegra aen bey Hein,
Sergogen kun Midern sub Obern Baira ıc. Fürftentbumb
geprebigt wirbt.
(Die Kinderpredigten ber Rürnb. R.-D.)
Gedrudt zu Nürenderg, durch Zohan Petreium,
Anno MDXII.
| LAXXI.
Bon Gottes genaden, vnſer Sermans Ertzbiſchoffs zu Eöln, vnnd Ehüurfärften ze. einfaltigs
bebenden, warauff ein Chriftliche, in dem wort Gottes gegrünte Reformation an Lehr, brauch der Heyligen Sacra,
menten vnd Geremonien, Seelforge, und anberem Kirchendienft, big vff eines freyen, Chriflliden, Gemeinen ober
Mationald Concilij, oder des Reichs Zeutiher Nation Stende, im Heyligen Geyſt verfamlet, verbefferung, bey
denen fo vnſerer Seelforge befolhen, anzurichten feye. Hier. VI. Alfo fpricht c. Act. X. So habe nun acht.
154 81.
Die folgende K.⸗O. ift, wie die Briefe Melanchthons im
‚Corp. Ref. T.V.p. 112. 140. 149. 154156. 159 geigen, von
Buyer u Melanchthon, amter Mitwirkung von Piſto⸗
rius und Hedio, verfaßt, und im Aug. d. J. 1643 von dem
Erzbiſchof genehmigt. (Vergl. auch Red, Gefchichte der Häu-
fee Iſenburg, Runtel, Wieb ic. S. 161 ff., Deder's, Ber:
mann vd. Wied, S. 107 ff. 225 ff.) Ihre Quellen find bie
Nuͤrnb. (Nr. XLII.), (welche namentlich auch in bem ers
ften bogmatifchen Theile benugt worden), die Saͤchſiſche
(Rr. LXIV.) und bie Eaffler 8.0. (Nr. LAU.) Bes
kanntlich iſt fie nie im Kreife ihrer. Entftehung zur Wolls
‚ziebung gekommen; aber in Heſſen ift fie längere Zeit in
Gebrauch gervefen. Die eigenthümlichen Berhältniffe, unter
denen fie verfaßt worden, vechtfertigen bie folg. reichhalti⸗
gern Auszüge.
Bon ber Lehre,
‚Dnfee Heylandt der Son Gottes Jeſus Chriftus, ber er⸗
ſchinnen iſt, das er den hohen vnnd verborgenn millen Gotes
von ber menfchen feligkeit offenbaret,, hat zu feinen Apoſto⸗
len, vnd alſo allen feinen berufften Predigern gefagt, Wie mich
wein Vatter gefandt hat, alfo fende ich euch, Item, gebet
hyn im alle weit, predigt bag Euangelium fur allen cre=
turen, vnd leret daffelbig halten, das ich euch gelehet habe,
So hat auch der ewig Got, und Batter vnſers Heilands Jeſu
Chriſti vom hymel gefprochen von feinem Son, Diefen folt jr
Hören, Diweil dann diefe Iche Gottes vnnd vnſers Heilands
Jeſu Chriſti in keiner anderen Schrifft vff exden gefaffet ift,
dan alleine in dee Propheten und Apoſtell Schrift, Wrb ge
wißlich fonft kein lehre iſt, darin von anfang Gottes will von
ſeligkeit ber Menſchen mit gewiflen zeugniß geoffenbaret fey,
dan alleyn biefe, Vnd Paulus ſpricht, das Gottes vold darauf
erbawrt fey, So iſt ja zum erften vnd hoͤchſten von noͤten, das
alle Prebicanten in warer Gotesfoccht, mit hochſtem fleyß, die
ganze heylige Schrifft leſen vnnd betrachten, fid) felb vnd au⸗
dere zu lehren, und zu vnderweyſen, Bon dem ewigen willen
Gottes, Bon feinem gefeg, Sunde, Zorn, Gnaden, und Be
Fol.
rechtigkeit, durch den mitler Jeſum Chriſtum vecheyffen, Vnd
entlich von ewiger ſtraff, und ewiger ſeligkeyt. Dieſe weyßheit
iſt hoch vnd fern vber alle menſchliche vernunfft, Wie Paulus zu
ben Corinthern bezeugt vnnd ſpricht, Wyr reden von ber heim⸗
lichen verborgen weyßheit Gottes, die Gott verordnet hat, vor
der welt zu vnſerer herligkeit, welche keiner von den obriſten
dieſer welt je erkandt hatt, Vus aber, ſpricht er, hat Bot es
geoffenbaret durch feinen Geiſt. j. Cor. ij.
Dieweyl dann der ewige Gott ſeine Gottliche heylwertige
lehre, vns allein in den Schrifften ſeiner lieben Propheten vnnd
Apoſtel furgegeben hatt, vnd wir die auß keinen anderen buͤche⸗
ren gewißlich, vnnd vngezweyflet erlernen moͤgen, ſollen alle
Paſtoren vnd Predicanten ſich in diſen heyligen Gottes buͤcheren,
mit getrewſtem aunhalten, vben tag vnd nacht, Darmit fie, wie
der Geyſt Gottes von jnen mit namen fordret, tawglich ſeyen
auch andere zu lehren, Seyen bewerte vnd ehrliche diener
Chriſti, die ſich jres dienſts nit ſchemen durffen, die ſein wort
recht vnderſcheyden, vnd fruchtbarlich predigen, ij. Timoth. ij.
Vnd konden halten ob .dam gewiſſen wort Gottes, vns zur lehre
dargegeben, vff daß fie mechtig ſeyen zunermanen durch die ges
ſunde lehre, vnd bie widerſprecher irer jrthumb zu vberweiſen.
In welchem gebott Gottes, vnnd befehle an allen Predi⸗
canten vnd Lehrer der Chriſtlichen Gemein, ſollen die ſelbigen Pre⸗
dicanten vnd Lehrer, daß erſtlich wol vnd fleyſſig vermercken,
daß fie mit irer lehre halten ſollen, ob dem gewiſſem wort, daß
gewlßlich vnnd vngezweyflet war ſey, dem man ficheren, vnnd
beſtendigen glauben geben moͤge, Auß dem ſich eygentlich ſchleuſ⸗
ſet, das fie in jean predigen vnnd Ichsen Hein menſchlichs gut⸗
duncken noch gefallen mit ichtem einmiſchen, ſonder allein
das pur lauter Gottes wort predigen, vnnd lehren muͤſſen,
Dann ewiglich war bleybet, daß der Praphet Dauid ſpricht,
| Alte menſchen fein lugner Pfal. ckvj. Vnd Paulus, Der na⸗
turlich menſch vernimpt nicht ‚vom Geiſt Gottes. j. Cor. ĩ.
Vnnd Eſaias xi. Altes fleyſchiſt hew, vnd alle feine gute iſt
wie ein blume vff dem velde, daß hewe verdorret, vnd die vͤlume
1548. LXXXI. Göluifche Reformation.
verwelket, daß wort deß Herren blenbt ewiglich, So dann bie
menfchen Iugner fein, vnnd Gottes gnad nit verftehen, und te
gutte (dartnne one zweyfel auch je weyßheyt begriffen ift) dahin
felt, wie eim duͤrre blume, wie möchte dann jre eugen gebicht,
ober gutt bedunden, fo nit auß Gottes genft vnnd wort her ko⸗
met, ein gewiſſe lehr fein?
Dan ob mol der. Geyſt Ehrifti, in allen Chriften lebt, er⸗
kennet, und bezeuget die warheyt Chrifti, und in filen folche
zeugniß gar herrlich vnd gewaltig in worten und fchrifften fuͤr⸗
gegeben hat, vnd noch fürgibt, Noch fo bleybt als da bey in
allen Heiligen, fo lang fie hie leben, auch fleifch und blut, wel⸗
ches die Goͤtlich weißheit nit fafien kan. Es bleibt der finn
bes fleiſches, welcher Got auch mwiderwertig ift, Darumb wer⸗
den Beine menfchliche lohrer in difem leben fo heilig vnd Gotge⸗
Int fein, fie werben noch offt irren und faͤlen.
Derwegen alle heilige Wätter und lehrer, wie der H. Aus
8, der anderen heiligen lerer (die fur vnd bey jren zeiten
chriben und gelehret) ſchrifften, vnd mepnungen nie barumb
annemen woͤllen, das die felbe durch fo heilige und gelerte leuth
angegeben, ſonder allein demnach ein jeder feine lehre vnd meis
nung auß ber Götlichen fchrifft, oder mit glaubmirdigen vr⸗
ſachen bewäret, und erweifet hat. Sie Haben auch allein die
vrſachen für glaubwürdig erfant und angenomen, welche fie be
finden möchten, auß der hepligen Schrift herfuͤrbracht, vnnd
Dargeben fein. Wie dan die vrfachen fein, welche der Apoftel
Paulus anzeucht zu beimären, das ein weib in der Gemein Gote
tes foll bedecktes haupts erfcheinen, ſtilſchweigen, vnd nichts
lehren. j. Cor. xj. Welche vrſachen alle endtlich auff bem wort
Gottes beftehen, welche von dem weib zeuget, das es von Gott,
nad, und auß dem Dan gefchaffen if, und dem man under
worffen fein fol.
Alſo iſt almegen der grundt, barauff aller Gotfeliger ver-
ftanbt allein beruhen muß, und die haupturfach vnſer lehr, an
deren vnſer hertz allein hangen folle, die zeugniß ber heiligen
Scrifft, Dan die felbe, das wort Gots (dem wir in allen
Goͤtlichen fahen, allein glauben muflen) allein gewißlich
vnnd one allen fehl bezeuget und lerhet, Wie fie dan nit
‚von menſchen, fonder vom heiligen Geiſt dargeben vnd bictierit
tft, als der Heilig Petrus bezeugt und ſpricht. Das folt jr fur
das erfl willen, das Bein weifagung in der ſchrifft gefchicht, auß
eigner vßlegung, Dan es iſt noch nie Fein weifagung auf
menfchlichem willen herfurpracht, fonder die Heiligen menfchen
Gottes haben gerebt, getriben durch den Heiligen geift. ij. Pet. j.
Derhalben die ongewiſſe menfchen Lehr, welche nemblich die
menſchen on das wort und Geiſt Gottes herfurbringen, vergeb-
Lich vnd fchedfich fein muß wie der Herr Ehriftus und Eſalas ber
Prophet fagen, Aber die gewiffe Heilige Schrift ift nuslich vnd
heilfamı, wie das aud) Paulus’ bezeuget und fpricht, Alle Schrift
von Bot eingeben, ift nug zur lehre, zur ftraff, zur befferung, zur
zuchtigung in ber gerechtigkeit, das ein menſch Gottes fey vols
‚ zu allen guten werden gefchidkt. ii. Timot. iij.
Seytenmal dan bife Heylige Prophetifche, und von Gott
eingegebne Schrift, nutz, vnd ober genugfam iſt, alle heylwer-
tige warheyt grundtlich vnd genglich zu Ichren, unnd bie menfchen
Gottes In allem guten zu onderweyfen, vnd anzufuren, auch allen
jrthumb vnd falfch der der Religion, und Gottfellgem leben mage
entgegen, ober abbrüchlichfein, zu endtecken, zu ſtraffen, und ab zus
31
wenden, So follen die Predicanten und Paſtoren alle jre prebigen
vnd lehr auß diſer Görtlihen Schrifft getrewlich vnd gentzlich
nemen, Vnnd ſich mit allem fleyß verhuͤten, vor aller menſch⸗
lichen lehr, vnnd vßlegung, die auß diſem reychen Brunnen Gott⸗
licher lehre nit her fleuſſet, vnd gewißlich genomen iſt.
Auch damit ſie das volck Chriſti, auß diſen bucheren des
Heiligen Geyſts fuglich vnnd beſſerlich vnderweyſen, vnd berich⸗
ten konden, von allen dem, daß einem jeden zuwiſſen, zu ſei⸗
nem heyl dienſtlich ſein mage, dem taͤglichen leſen, vnd ſtudie⸗
ren in diſen Gottlichen Schrifften, mit hoͤchſtem fleyß vnnd
trawen obligen, Vnd nach dem diſe Gottliche Schrifften, der
naturlich menſch, wie alle Geyſtliche ſachen, nit verſtohn kan,
welches auch die Apoſtel bewiſen haben, die diſe Schrifft eer nit
verſtunden, dann jnen vnſer Herre Jeſus jren verſtand darzu eroff⸗
net, Luce vltimo, Vnnd der gutte Geyſt, diſe Gottliche Schrifftefur
ſich ſelb eygentlich vnnd beſſerlich zu verſtohn, vnnd die andere zum
heyl zu lehren, durch daß gleubige gebett muß erlanget werden,
So iſt von noͤten, daß die Paſtoren vnd Predicanten auch an
dem gebett zu Gott, vnd allen Geyſtlichen vbungen, mit gantzem
ernſt anhalten, Vnd ſich darumb auch von allen weltlichen vnnd
fleyſchlichen geſchefften vnnd wercken, ſo fil daß die notturfft di⸗
ſes lebens jemer meer erleyden kan vnnd mage, entziehen vnd
frey machen damit ſie von Gott erbetten, vnd moͤgen allen ſe⸗
ligen verſtandt der Gottſeligkeyt, auß Gottlicher Schrifft ſelb
recht vnd beſtendiglich faſſen, Vnd dann mit klarer gruͤndtlicher
vnd krefftiger lehre vnd vnderweyſung, gegen allen erwelten
Gottes ob diſem gewiſſen wort deß heyls halten, meniglich in
der gemelne verſtendige, vnd onuerſtendige, kluge, vnd einfal⸗
tige, von dem Heiligen Euangelio Chriſti vnnd aller Gotlichen
warheit fuglich vnnd grundtlich zu vnderweiſen, und zur ſelig⸗
keit zu lehren, Vff das auch ſie alle, ſo eins jeden ſeelſorge be⸗
uolhen, das fefte Prophetiſch vnd Euangeliſch Gottes wordt wol
faſſen, ſteiff daruff beſtehen vnd acht haben, Als vff ein liecht,
das in einem duncklen ort ſcheinet, damit ſie ſich nit wie kinder
bewegen vnd vmher treiben laſſen, ſonder ſein vnd verharren,
warhafft vnnd rechtſchaffen in dee liche, unnd wachſſen in allen
ftuden an ben, der das haubt ift, Chriftus.
Zum anderen, fein die Paftoren vnnd feelforger ſchuldig
diejenigen, fo die gewiſſe Lehe von der Gotſeligkeidt angenomen,
vnnd gefaßt haben, zuermanen, vnnd mit folicher vermanung
ernftlich unnd embfiglich anzuhalten, das fie bie felbige lehr bes
halten, fich feölich vnd getroft Bott daruff ergeben, vnd ſich, al
tinder Gottes, mit einem guten Cheiftlichen wandel, beweiſen,
Dan vnſer widerfächer ber Teuffel feyret nicht, fonder gebet
one vnderlaß vmbher wie ein bruellender Keime, vnnd ſuchet mel
hen er verfchlinden moge, mie Petrus ſagt, Vnnd thut das
nicht allein, mit böfen gifftigen anfechtungen, vnnd anreigungen
wider Gottes gepot, fonder auch mit eufferlicher fcharffer vers
folgung, vnd falfchee verfurifcher gleiffender lehr, wider ben
glawben, wie wir das täglich erfaren.
Darumb ift hoch ven nöten, das die einfaltigen ſchwachen
Chriften, von jren hirten vnd ferlforgeren, vffs vleiſſigſt er⸗
mant, geſterckt, vnnd getroͤſt werden, vff das ſie dieſem alten,
ſo liſtigen, wackeren feynd, widderſtand thun, feſtiglich behar⸗
ren im glauben wie vnns der Heilig Petrus gelert hat. j. Pe⸗
tri v, Vnd Paulus Ephef. vj.
Nu kan man ſoliche vermanung, ſterckung vnd troſtung an
32 1543. LXxxI. Gölnifche Neformation.
keine fonberliche zeit und flat binden, fonder fie muflen frey fein
vnd gehen, nit allein in den ordenlichen Predigen, fonder auch
zu anderen zeiten, vnd an anderen orthen, wie es bie notturfft
erfordert, vnd ſich fuͤget, vnd vrſach zutregt, Wie das ber Heilige
Paulus zum Zimotheo, fein anzeücht ond fpricht, Ich bezeuge
fur Gott vnnd dent Herren Jeſu Chrifto, der da tunfftig iſt zu
richten die lebendigen vnd die todten, mit feiner erſcheinung
onnd feinem reiche, predige das wort, halt an, es fey zur rech⸗
ten zeit, oder zur vnzeit, flraff, traume, ermane mit aller ge
dult vnnd Fehr. ij. Zimoth. iiij.
Alſo zeugt der Apoftel auch vonn jm felbft, in der fehönen
Iegrede, die er mit den Elteren vnd feelforgeren hatte zu Mileto,
als er das legtmal gehn Serufalem reyſet, Ic wißt, fagt er,
von dem erften tag an, do ich bin in Afiam komen, wie ic) als
geit bin bey euch gemefen, und dem Herrn gebienet hab, mit
aller demuth, vnnd vil threnen ond anfechtungen, die mir wi-
derfaren fein, von den Suden, fo mir nach ftelletten, Wie ich
nichts verhalten habe, das dba nutzlich iſt, das ich euch nit ver⸗
kundiget hette, vnnd euch gelehrt, offentlich vnnd fonderlich, Vnd
habe bezeuget, beide den Juden, vnnd Griechen, bie Buße zu
Gott, vnnd den glauben an onfern Heren Jeſum Chriftum.
Stem, barumb feibt wader, onnd dendt daran, das ich nit abs
gelaffenn habe, brey.jar, tag vnd nacht, ein jeden mit trenen
zuuermanen, Vnd in dem andern capittel der erſten Epiftel zu
den Theſſalonichern Wie jr dan wiſt, das wir ald ein Vatter
feine finder, einen jeden under euch ermant, getröftet, vnnd bes
zeuget haben, das jr wandelen follet wirdiglich fur Gott, der
euch beruffen hat zu feinem Rei), unnd zu feiner herlicheit.
So follen auch folihe vermanungen nit faul, ſchlefferig
vnnd Ealt, fondern einbrunftig, vnnd Erefftig fein, vff das fie
den leuthen zu bergen gahn, vnnd fie zu beftehen, vunnd fur zu
faren Erefftiglich beroegenn, Wie bas der Heilig Paulus gnug zu
verftehn gibt, da er fpriht, Ein Bifchoff ſoll mechtig fein zu
vermanen, Das gefchicht aber am beften, man fie Gottes ges
bot, onnd trauwen, fambt ben erſchrecklichen Erempelen feines
Goͤttlichen zorns den leuthen mit ernft vorhalten, vff das fie ſich
fur funden hüten, Des gleichen Gottes gnade vnd zufage, fampt
den troͤſtlichen erempelen feiner Göttlihen hilff, vnnd rettung
anzeigenn, vff das fie im glaubenn beftehen, vnnd durch aller⸗
ley leiden onnd trubfall, vonder dem Greug, mit gebult hindurch
tempfen.
Darumb möllen fie jrem beuolhen Ampt treuwlich vorftchen,
vnnd mit foliher ermanung die ſchwachen erhalten ond vffrichs
ten, fo muſſen fie nit allein mechtig darinnen fein, ſonderen
aud) zu aller zeit bereidt und gefaßt, Das bedarff dann aber»
mals nit weniger vbung vnnd taͤglichs anhaltens in ber Heiligen
Schrifft, des gleichen am gebeth, vnnd allen Geiftlichen vbun⸗
gen, vnnd darzu das man fi) gentzlich abziehe vonn allen welt
fichen und fleifchlichen gefchäfften, dann das lehren, durch wel⸗
ches man ben gewiſſenn verftand des glaubene pflangen vnnd
beftätigen fole.
Zum dritten fein fei auch ſchuldig die widerfprecher zu ſtraf⸗
fen, vnd mit geroiffem grunde, zu vberzeugen, Dann fidy der
Satan des am allermeiften befleiffet, warn er nur fan, das er
bie rechte und gewiſſe heilfame Lehre, verfelſche, mancherley jr⸗
thumb , Secten vnnd ketzerey anrichte, vnnd alfo den glauben
heimlich vnderdrucke, vnnd alles dahin richte, das er fein
Reich, ja verberbliche tyranni, im feiben behalte, So ficht man .
das täglicy fur augen, das die ketzer jre falſche Ichre, auch mit
ber Heiligen Schrifft underfichen zu erhaltenn, wie mol fie
diefelb unrecht verftohn, vnnd furen, wie Petrus anzeigt vnnd
fpriht, Das in Sanct Paulus brieffen, etliche dinge ſchwaͤr
zuuerfiehen fein, welche die ongelerthen vnnd leichtfertigen vers
wirren, wie auch die andere Schrift, zu ihrer epgenn ver
damnus.
Es ift auch kein wunder, dan der Satan felb hat ſich fol
cher Liftigkeit gegen Jeſu Chrifto vnſerem Derren gepraudht, da
er jnen vff die zinnen des Tempels, in den Heiligen Stad Jeru⸗
falem ftellet, vnnd fagt, Biftu Gottes Son fo laß dich hinab
dan es ſtehet gefchribenn, Er wurdt feinen Engelen vber dich
beuelch thun, vnnd fie werden did) uff den henden tragen , das
du deinen füß nicht an einen ftein ſtoͤſſeſt. Pfalm, rei. .
Wen nun die rechtfchaffnen Prediger bie leuth mit ernft zu
dee Heiligen Schrifft weifen, vnd dan foliche verfurer komen,
fo wirdt je jrthumb von denn einfaltigen fchlechten menfchen
nur defter ehe angenomen, Dan fie feint gewohnet der Ifchrifft
zu glauben, vnnd fünnen doch nicht alwege vetheilen welches
der Schrifft rechter verftandt fei oder nicht, Da ift dan von noͤ⸗
ten, das die Paftoren und Prediger ber fachen helffen, den jr
thumb auffdeden, den widerfprecheren das maul ftopffen, und
alfo jre beuoihene ſchaͤflin vor der verfürung erretten, wie Pau⸗
lus erfordert, Dan es fein vil freche, und vnnutze ſchwaͤtzer, und
verfurer, die da gange heuſer verferen, und lehren das nit taug
vmb fchendliche gewins willen. Zitum j.
Wie nun ſolches ftraffen und vberweifen gefchehen foll, das
uon feind diefe furnembften Regelen, Nemblich, bag man bie
Artikel des glaubens mit gewiffen klaren zeugnißen der Schrift
beftättige , ond das die wort in folchen [prüchen in jrem rechten
verftand, und one Sophifterey angezogen, und erhalten werden.
Stem das die Zundelen ſpruͤch, durch andere Plate und offent-
liche ſpruͤch, die vecht zu der fa, dauon man flreittet, dienen,
erflärt werden, Als da Arrius nicht wolt zu Lafien, das der Son
Gottes von bes Vatters wefen geborn, vnnd naturlicyer Gott
were, zereiffe er den eigentlichen verfland diſes fpruche (Vnd
das Wort war Gott} fagt, Gott hies da nit natürlicher, und
almschtiger Gott, fonder ein hohe creatur, deren grofle-
macht, und herfchung vber alle ander crenturen geben were Diele
vnrechte deutung hat man verwerffen müßen, und anzeigen das
Got in diefem ſpruch, naturlicher almedjtiger Gott heiß, wie
zuuor das wort mar bey Gott, Da zu hat man auch zu famen
ziehen muffen alle fprücd, in der Schrifft, die von ber perfon
Meffie even, Dan Got wil das wir feinen Son erkennen, vnd
hat darumb deffelbigen natur geoffenbart, Solche zeugniß fol
man in ganger Schrifft fuchen, ond fehen wo furnemlich diefer
artifel gelehrt wird, Als Johannis erfleret ſich ber Apoftel felb,
das er vom warhafftigen almechtigen Gott füge, da ex fpricht,
Altes ift durch diefen Son gemacht, Alſo fpricht auch Paulus
Colloſſ. i. Item Ebre. i. wirt ber Son genent ein genglich auß⸗
geteucktes eben bildnuß des weſens des Vatters, Item das durch
den Son alle ding gefchaffen feind. jr
Ein ander erempel. Matth. v, ſtehet gefchriben. Ir folt dem
böfen nit wiberftand thun, fonder fo did) einer vff den rechten
baden fchlegt, fo beut jme auch ben anderen, Diefen fpruch zie⸗
hen die Widerteuffer an wider die ſtraff fo vonn ordenlicher
4548. LXXXL Gölutiche Reformation, | 8
obergkeit mit recht vnnd gericht geübet wirbt, Sagen der welt⸗
lichen oberigkeit fland fen wider Gott. Wider diefe falfe deus
tung, fol "man anbere klare fprüch halten, ale Roma. rilj.
weiche zeugen, das oxdenliche geſetz, gericht, und oberigkeit Got⸗
tes werd? ond beuelh fein. |
Item man foll darzu mercken durch auß, in Goͤttlicher Schrifft
das zweyerley regeirung feind, die leibliche, vnd der dienft des
Euangelij, der ewige leben anfahet jm bergen, Vnd das diefer
dienft des Euangelij nit verhindert, oder verbeuth leibliche Re⸗
giment, die zur zucht und zum friden von Gott georbnet feind,
Diefer onderfcheidt flimmet durch auß mit Gottlicher Schrift,
Darumb erkieret fey ben fpruch Matth. v. das daſelbs nit die
regiment verbotten ſeind, fondern vffeue der priuat Perfonen,
wider jre oberigkeit, vnnd eigne rach wider Chriftliche Itebe des
acheſten befjerliche und gebult.
Difes fei gnug zu kurtzer erinnerung , dan vil erempel bie zu
erzelen, wurde allzulang ; Vnd ift hie zubedenden wie groffer
fleyß dazu gehort, die furnemen ſtuck in Gottlicher Schrift
recht zu merden, und gegen. einanber zuhalten.
Vnd da fichet man wie ein ſchwere burde der Heilig Geiſt
durch den Apoftel Paulum einem Biſchoff und jedem Paſtor
vnnd Predicanten vffgeleät hat, mit biefen wenig worten da er-
ſpricht, Er fol ob der gewiffen lehr halten , und medhtig fein
zu vermanen, vnnd die wider ſacher zu ſtraffen, welcher burben
wir biemit alle Pharner, Prediger vnd kirchen diener wöllent
erynnert haben, damit fie fidy tag und nacht in der heiligen
Schrift oben, ond jr ampt getrewlich und fruchtbarlich auß⸗
richten, und fich derhalben nit allein von aller vppigkeit der welt,
vnd den fleifchlichen luſten, fonder auch von allen ‚weltlichen
geſchefften, onnd henbelen genglicy entziehen, vnd frey halten,
das fie difem jrem fo hohen und Böttlichen Ampt vnd bienft
gentzlich, vnnd mit allen jeem vermögen obligen, vnd des fels
ben fleyßig auß warten mögen. |
Es foll audy ſoliche muhe vnd arbeit fie billich nit beſchwe⸗
von, Angefeben, das es ix ordenlicher beruff iſt, vnnd on das
auch ſonſt ein jeder Chriſt, ſein gantz leben mit Gottes wort ſoll
hinbringen, Dann wollen wir ins himelreich komen, fo muſſen
wir auß Waffer und Geift neume geboren werden, Soliche gepurt
aber geſchicht nit auß vergendlichem, fonder auß dem ewigen
vnd wnzergendlihem Samen, Nemlich auf bem lebendigen
wort Gottes, das da ewiglich bleibt, wie Petrus fpricht, Wenn
wir aber nun alfo geboren werden, und ein neumes weſen vber
komen, fo bedurffen wie auch einer Beiftlichen fpeiß onnd na⸗
rungen ba6 felbig gu erhalten, Daß iſt dann eben das felbig
wort, bargu uns der heilig Petrus reiget, und ſpricht, Seid
giridy nad) der vernunfftigen lauteren milch, als die vetz ges
bone kindlein, vff das jr durch diefelbe zunemen. Vnd fo wir
dan folicher geſtalt im neuwen Gottlichen leben, durchs Gottes
wort vffmachfen und zunemen, So feycet der Satan gewißlich
nitt, fonder fechtet vns fletlichen an, gegen dem fein wir bann
auch der Geyſtlichen waffen vnnd gegenmwehr notturfftig, das
iſt, dan das wort Gottes, wie S. Paulus fpricht, Das ſchwerd
des Geyſts ift das wort Gottes, Epbe.vi.
Dweil dann vnſers neumen lebens anfang, mittel, unnd endt,
das iſt, die geburt, das wachfien, und vberroinden, in Gottes wort
ſtehet, haben bie Seelforger fich leicht zuerinneren, wie ſchwaͤre
sechnung. fie Bott darumb geben muffen, wann jemand auf
1.
jree verfeumniß zur Geiſtlichen geburt nit kommet, ober fo er
ſchon auß dem Geift neume geboren were, auß mangel guter
Lehre vnnd trofles, wider verſchmachten, oder aber durch fals
ſche lehre verfuret vnd verkert werden folte, Darumb follen fie
fleiffig anhalten mitt lefen vnd lehren, betten, und allen Geiftlts
chen vbungen, vff das fie mit dem getreuwen knechte fprechen moͤ⸗
gen, Herre du haft mir zehen pfund eingethan, fich ich habe ans
dere zehen damit gewonnen, So merden fie auch widerumb
"hören, Ey du fromer getreumer knecht, ober wenig biftu getrew ges
weſen, fo mill ich dich vber vil fegen, Gehe in deins Derren freude.
Vnd damit fie ſich defto bag In Die Heilige Schrifft ſchicken,
vnd jre Lehr defto ordentlicher furen mögen, Wollen wir jnen hies
mit ein kurtze anleitung geben, vnd die furnembften ſtuck Chriſt⸗
licher lehr, die fie am allermeiften und fleiffigften treiben, vrind
ben Gemeinen einfaltigen Chriften einbilden follen, nach einans
der erzelen. Nicht ˖ eben der meinung, das fie bar an bangen
ſollen, fonder dar durch in bie heilige Schrift geweißt, vnd ges
furet werden, das fie daſelbſt reichlichen und gnugfamen vnder⸗
richt erlangen.”
Das vor der prebig alweg ein Lection anf ber G. Schrifft
furgeben, vnd Die predig auß ber felben genomen werden fol, —
Das alle prebigen off vnſeren Serren Ehriftums geridgt wer:
den, — Bon Götlichem weſen, vnd den dreien Verfones,
bes einigen Götlichen weſens. — Bon dem artikel ber Sch:
pfung, vnd zegierung aller Bing. — Vom vrfprunge ber ſun⸗
ben ond bed Todts. — Was die Erbfunde fey, uund von bed
menfchen vunuermogen vor ber widergeburt. — Wom altenn tes
ſtament. — Mom vnderſcheid bes alten vnd Reuwen teftas
mente. — Bon ber epgentlien prebig bed neuwen Teſta⸗
ments. — Bon ber buß prebig. — Won bem rechten geprams
che be gefened. — Gummarifche erklerung ber gehen gebor, — '
Bon vergebuug ber ſünden vnd vnſer rechtfertigung. . — Won
guten werden. — Som rechten verſtandt bes worts glauben,
— Bom freut vnd leyden.
Bon ber kirchen Gottes,
„Die fihtbare kirch, vnnd gemein’ Gottes in dieſem leben,
ift die verfamlung deren fo Gottes wort, vns durch Chris
ſtum vnnd die Apoftolen befolhen, warhafftiglich glauben,
vnnd duch den H. Geyft, new geboren feind, In welcher
verfamlung dennoch ſeer vil bleiben in biefem leben, die nicht
nero geboren feind, vnnd noch fünde haben wider jhr gewiſſen,
halten aber eufferlich rechte lehr, vnnd rechten brauch der Sa⸗
eramenten, mit den maren Chriften eintrechtiglih. Als zu
Corintho, vnd anderen orthen, waren zur zept Pauli in
Chriftlicher verfamlung, Gottforchtiche leuth, mit dem H.
Geyſt begabet, Dameben waren aud) etliche Die wider jre ges
wiſſen fünde thatten‘, widerſprochen aber doch nicht der rechten
lehr, vnd rechtem brauch der Sacramenten, fonder hielten bie
eufferlich mit den waren Chriſten eintrechtiglih, Vnd Ifl ges
wonlih, das man die frommen heiffe lebendige glider, vnnd
die vnfrommen, bie body In gleicher lehr bleiben, tobte glider
der kirchen.
Weiche fo fie nie durch rechten Bann auß der kirchen auß⸗
geworfen feind, vnnd nach in.der gemeinfchafft der kirchen gedul⸗
det werben, mögen fie den xecht gleubigen ba durch weder bie
5
ed.
he noch Sacrament Chrifli vnrein ober vnkrefftig machen.
g) fo lang folihe von den Firchen vnd gemeinden Chrifti, in
den heyligen kirchen Aempteren geduldet werben, mögenn bie
war gleubigen, Gottes lehr, vnnd gaben, aud von jrem
predigen vnnd Sacrament reychen zum heyl entpfahen, vnd
beren zum heyl gebrauchen, Dann Gottes wordt unnd Sacra⸗
ment, ob fie gleych durch foliche fundige perfonen gehandelt
werden, dennoch Erefftig fein, auß ber gnaden Gottes, vnnd
dem werd? Chrifti, der fein arme herde, von wegen der falſchen
böfen Hirten vnnd diener nit verlaffet, nad) fie feyner lehr,
teoft, vnd hulff berauben will, Nemlich fo es bey ben felbigen
ſeynen ſchaͤfflein nite ſtaht, das fie foliche vntreuwe diener jres
dienſts entſetzen, darumb ſollen die zuhoͤrer nit die perſonen
des dieners anſehen, ſonder Gottes befelh im wort, vnnd
Sacrament, dardurch Got krefftig iſt vnnd warhafftiglich wirckt,
die perſon des dieners ſey ein lebendig oder todt glide, Darumb
ſoll des zuhoͤrers glaub auff Gottes wort feſt ſtehen, vnd nicht
auff der perſonen wirdigkeit oder vnwirdigkeit, Darumb ſpricht
Chriſtus, Wer euch hoͤret, der hoͤret mich, das iſt, das wort
. it mein, vnd krefftig durch mich, Auff mein wort ſoll der
glaub gegrundet fein, nit auff euwer perſonen wirdigkeit, oder
vnwirdigkeit.
Hiezu dienet auch das der Herr ſeyne kirchen verglichen
hat einem fiſch garn, darinnen gut vnd boͤß fiſch ſein, Math.
ij. vnd ſagt klar, das die guten von ben boͤſen erſt gantz abs
gefonbert werden Im jüngften gericht, vnd nit in dieſem ſterb⸗
lichen leben, da noch bie kirch im elend iſt, vnnd mit fleyſch
vnnd blut, vnnd dem Teuffel zuſtreitten hat, Bon dem vil glis
der offt uͤberwunden worden vnnd fallen, werden auch zum theyl
widerumb bekert, doch muffen allgeit, etwan vil etwan wenig
lebendiger glider ſeyn, die Got recht anrüffen, Darumb
bleybet für vnnd für ein fichtbare kirch Gottes auff erden, wie
Chriſtus zugefagt bat, Math. vitimo. Sihe id, bin ben euch
allezeit, biß zur volendung der welt; Vnd Efaie ir. fpricht
Bot, Diefes ift mein bund mit jhnen, mein Geiſt der inn
bir tft, vnnd meine wort die ich in deinen munbt gelegt habe,
werdenn nicht von beitem munde meiden, noch vom munde
deines famens, noch vom munde ber Nachlomen deines
famens, für vnnd für in ewigkeit.
Diefer fpruch Iehret zu gleich ron die kirch iſt vnnd das
fey ewig bleyben foll, Welche beide ſtuͤck zu wifien, fehr nutz⸗
lich vnnd tröftlich iſt, Nemlich das wir gewiß fein, das Got
das menfchlich gefchlecht nit gang weg werffen, fonder wil une
noch jmmerdar erhören, vnnd fellgmahen. Wa will er aber
folich& thun? Antwort nicht bey den Heyden, nicht bey ben
verworfen Juden, nicht bey den Machometiften, nicht bey
verharrenden verfolgern Chriſti, fonder allein bey denen, bie
das wort, bat Gott den Propheten, vnd ſeynem Son in
mundt gelegt hat, behalten, gleuben, vnd alſo Gott anruffen,
laut ſeyner reychen verheiffung, Diefen lieblichen troſt, ſollen
bie leuth auß der lehr, von ber Eichen lehnen, vnnd follen: die
Predicanten das volck offt ſolichs erinneren, Sie follen auch
darbey den groben ſchedlichen irthumb der Donatiften, vnd
widerteuffer ftraffen, welche bie leuth von: Gottes wort, und
&aeramenten, auff die Perfon ber Diener gewiefen, vnnd haben
gefagt, das Ampt fey nicht Erefftig, fo es durch ſoliche gehandelt
wirt, die finde haben wider jre gewiſſen, Doch iſt in
M 1548. LAXXI. Gölnfiche Meformation.
eewelung vnnd haltung ber diener, Gottes befelh, das man zu
dieſem dienft Perfonen erwele, vnd darin halte, die nit in offene
lichen fünden fein. Item fo bie .feelforger hernach in offent⸗
lichen fchanden leben, ſollen fie wie hernach gefagt wirdt, vers
manet, vnnd fo fie fich nit beſſeren, mitt dem bann auß der
kirchen außgefchloffen werden.
Dabey ift gleich wol diefed hoch zumerden, bad man auff
Gottes befelh, im wort vnnd Sacrament, vnd nit auff die
perfon des dieners fehen foll, darumb wir von der fichtbaren
kirchen geredt, darinnen fromme vnd vnfromme in biefem leben
bieiten, Dann Got hat das menfchlich gefchleht allein dar⸗
umb geſchaffen, das er erfant, angeruffen, vnd gepreifee
werde, So hatt er feinen Son Jeſum Chriſtum geſandt, vnd
feine groffe reiche barmhertzigkeit gegen ons durch jn geoffen⸗
bart, das fie bei den menſchen außgebreitet werde, und vil leut
felig werden, Sollen nun ſolches alles offentliche werck ſein, ſo
muſt ein ſichtbare kirch fein, das iſt ein verſamlung, bie
dieſen willen Gottes außruffe vnd predige, Darumb der Pſalm
von dieſer ſichtbaren kirchen ſpricht. Ire ſtim iſt außgan⸗
gen in alle welt, vnnd damit dieſe verſamlung moge erkent,
vnd von den anderen regimenten und volckeren vnderſcheiden
werden, muß die kirch eigne zeichen haben, Da bei man ſie
kenne, Vnd hat nemblich dieſe drei zeichen, Das erſt iſt rechte
lehr, wie die Gott, der kirchen durch Chriſtum vnd die Apo⸗
ſtel im Euangelio in ſeinem rechten verſtand gegeben, Das
ander rechter brauch der Sacramenten die Chriſtus hat einge⸗
feget. Das dritte, befantnus rechter, lere in anruffung, vnd
fonft fo man befantnuß fordert, ſampt Chriftlicher zucht und
gehorſame.“
Bon einigkeit der kirchen.
„Wiewol bie kirch Gottes inn vilen dingen, den weltlichen
regimenten ſeer vngeleich iſt, dann fie iſt vnder dem Creutz x.
fo iſt doch von noͤten zu wißen, wie dieſe vorſamlung zu famen
gefaſt, vnd zu ſamen zuhalten ſei, Vnnd fteht einigkeit der
lirchen weſentlich inn dreien ſtucken. Das erſt iſt einitrechtichett
ir der Ichre des Euangelij, vnd im rechten verflandt deffe‘-
igen.
Darumb feind Heiden, Juden, Mahometiften, ketzer, und
verfolger ber warheit nit glidmaßen der kirchen, Vnd ob gleich
Juden unnd Mahometifien hoch ruhmen, das fie nit Goͤtzen
anbetten ıc. und vil bei jnen ein fcheinbaslich vnnd tugentreich
keben furen, fo iſt dennody gang gewiß, das fie nit Gottes
vold, fonderen von Gott vermerffen, und ewiglich verbantpt
feind, Dann wer ben Son Gottes vnſeren Deiland leſtert,
vnd offentlich befent, das er dieſe fchrifft, To von Chriſto durch
die Apoſtel der Eichen beuolhen, nicht anneme, ber iſt gewißlich
Bottes feind, vnnd verdammet. Dann Johan. v. ſteht ges
ſchrieben, Wer den Son nit ehret, der ehret auch den Vat⸗
ter nit.
Dergleichen, ob wol ketzer vnd verfolger der warheit etlich ars
tikel des Euangelij behalten, ſich Chriſten beriehmen, vnd jr vil in
euſſerlichen ſitten, ein zuchtig und ſtrenges leben furen, fo ſeindt
ſei dennach nit glidmaßen der kirchen Gottes, wie klar geſchrieben
ſteht Matth. xij. Wer den heiligen Geiſt leſtert, dem wirbt ſol⸗
ches nit vergeben in dieſem leban, noch in kunfftigem, dann den
H. Geyſt leſteren, heyßt die vberzeugee warheyt leſteren, weiche
1843. LXAAI. Gölnifche Neformativn.
der H. Geiſt durch Dis prebige ber Apoſtel geoffenkart hatt, Item
ij. Joan. j. Wer wbertrit und bleibet nitt in der lehre Chrifti,
ber hat Bott nitt, Item Gala. j. Wer ein ander Euange-
lium prediget, denn jch geprebiget babe, ber fol verbant fein.
Darzu ift dieſer artikel darauf leichtlich zurichten, das ke⸗
hereien zum theil Depbnifche jrthumb haben wider bie Gott⸗
heit, als Manichei, die zwehen goͤtter tichteten, ein guten, vnd
ein boͤſen, gleich ewig. Zum theil Judiſche jrtumb wider den
Son Gottes, vnd wider den H. Geiſt, Als Samofatenus, und
vil andere, Alfo ift auch baldt erfennet das die nitt konden
glidmaffen der kirchen Chrifti fein, die den mitler Chriſtum vers
tunckelen, vnd tichten man verdiene vergebung dee funden mit
werden, und ertichten eigne werd‘, Item, bie die erbfunde vers
leucknen, und wollen darumb mit eigner reinigkeit gerecht fein,
und ertichten jmmer eigne gute werd, Wollen nit eigenthumb
baden, verdammen gericht und Oberkeiten,, die Got geordnet,
und befolben hat, als die widerteuffer. Solches ift zu gleich
verachtung des mitlers Chrifti, vnd bes H. Geiſts, der ung
Chriftum, als den einigen Mittler furftellet, durch den wir
allein verzeihung der funden, vnd die gnad Gottes und erh der
feligkeit erlangen, alfo auch die Erbfunde, ſtraffe, gericht, und
ordnung in burgerlichem leben erhelt, Auß diefem alten iſt Bar
zu verſtehen, daß die-jenigen, die diefe jrthumb vnnd ketzerien
verfechten, vnd die gefunde lere bes H. Geifts in diefen oder
dergleichen articufen lefleren und verfolgen, nitt glibmaßen der
kirchen Gottes fein, Daun fie der Apoftel fchrifft gang verwerf⸗
fen, oder etliche artikel darinn zerreiffen, wider ben rechten
verfiand, darin fie eigentlich der kirchen geben find.
Das ander ſtuck, zur einigkeit gehorent, iſt gleicheit in
en brauch der nötigen Sacramenten, bie Chriſtus einge
et hatt.
Das dritte find, iſt gehorſam gegen dem Ampt des Euans
gelij, in allen finden die Göttlichen beuelh haben, Nemlich das
Daß vold von den dieneren bes Euangeltj fo beruffen feind, und
recht lehren, Gottes wort hören, bie Sacrament von jhnen ent⸗
pfahen, gehorfam erzeigen folle, fo fie nach dem gerichts
zwang, den Chrifins eingefast hat, fur gefordert, vermanet
vnd mit dem Bann geftrafft werden, Dann im diefen ſtucken,
bie im Euangelio ben feelforgeren beuolhen feind auß zurich⸗
ten, iſt gehorfam gebotten. Luce x. Wer euch hört, ber
hört mich, vnnd der euch veracht der veracht mich, und der mich
verachtet,, der verachtet den jenigen der mich gefandt batt, Ad. |
Hebreos xriij. Seidt underthan vnd gehorfam denen, fo uber
euch geordnet feind, dan fie wachen fur euwere feelen, «td
bie rechenſchaff jres Ampts geben mußen, das fie jhr Ampt
froͤlich, und on feufsen furen mögen.
Dann dweil treume feelforger verfolgung haben von offen»
lichen feinden des Euangalij, und biefer dienſt on das vol vers
binderumg,, forg und betrubnus iſt, So ift doch sinem Paſtor
ein merglicher troſt, wenn er gehorfam bei denen findet, darauß
einigkeit, bilff, vnd vil guter fruchten folgen, Wann er aber
bei den ſeynen ungehorfam hatt, fo ift die verhinderung allzu
groß, vnnd wirdt lehre vnnd zucht außgelefcht, vnd volget zerrut⸗
tung, untugent, vnd ergernuß, Darumb iſt zu erhaltung vnnd
mehrung ber kirchen, die gehorſam geboten, in dieſen ſiucken,
die im Euangelio den ſeelſorgeren beuolhen, nit in ſachen
bie wider Gottes gebat, ober außer bem Euangelio feind.
85
Alfo gebeut Paulus Ephe. ilij. mit groſſem ernſt, IM vermane
euch, das jr die einigkeit bes Geifts, durch das Band bes frie⸗
dene erhaltet. Nun iſt offentlich das einigkeit des geiſtes,
heyſt einigkeit in Gotlicher lehre, vnd gehorfam im Gottes ges
botten, dann folches wirdet der H. Geiſt. Diß einigkelt
bringt frieden und befferung der Eichen.
Zu diefer einigbeit gehört auch, ordnung, in ber feelforger
beruf, vnnd erwehlung. Dan S. Paulus fpricht Ephe. ittj.
Der Herr Chriſtus ift auffgefahren, vnd hat die gefenginus
mit ſich gefurt, und den menfchen geben Apoftel, Propheten,
Euangeliften, Dirten, vnd Lehrer. Darumb erwedt Got vechte
fesiforger, Doch auch durch diefes mittel, nemlich durch der kir⸗
hen fleiß, deren beuohlen ift, perfonen zu lehren, und hernach
zum dienft des H. Euangeli nach rechter erforfchung, vnd
bewwerung zu beruffen, und zu wehlen, Darumb ift in der Bicchen
bie ordinarion von anfang gehalten, vnnd fol noch mit rechtem
ernft erhalten werden, damit fur und fur die kirche Gottes ers
baumet , vnnd alle zeit rechte lehrer und feelforger bleiben, wie
ſolches Ephe. ilij. und zu Tito j. beuolhen ift, Vnd geburt im
funderheit ven Bifchouen, mitt hochſtem fleis dieſes zu beſtollen,
das zu diefem Ampt perfonen auffgezogen, vnderwiſen, verorbs
net, vnnd gemehlet werden, wie ſolches S. Paulus zu Timotheo
und Tito Mar außgedruckt ond fehr vil Concilia und Canones
geboten haben.“ '
Bons Chriftlichden gebet.
Bon ben bilderen,
Tom Ehpriftlichen vaften,
Bon Chriſtlichem opfer.
Warnung vnd beuelb wider bie irthumb der widerteuffer.
Bon der abminifiration, das ift, bareichung, vnnd aufifpenbung ber
lehre, vub Saeramenten.
Vnd erſtlich von Ordnung der Predigen.
„Auff die feirtag ſollen bie Prediger under dem Ampt das g⸗⸗
mein Euangelium, wie man das pflegt zu leſen, dem volch
furtragen vnnd erklaͤren, vnd da auß allweg das jenige furnem⸗
lich lehren, ſtraffen, vnnd vermanen, daß fie vermercken, dem
volck in gemein zu Chriſtlicher beſſerung am notturfftigſten ſein,
dann fo all Lectionen ber H. Schrifft, und ven Got, in vnſerem
Herren Jefu Ehriflo, und von feiner almechtigkeit vnnd gute
bezeugen, auch buß und verzeihung der funden in feinem namen
verkundigen, fo werden die verſtendigen getreuwen feelforgen
vnd Prediger , Teicht auß allerlei tenten, das herfur bringen,
vnd Ichren mögen, das allemal dem volck zu feinem heil am mei«
ften bienftlich fein wurdt.
Derhalben fie auch gut acht auff ihr vold haben follen, und
fleißig zufehen, mie das in Gottfeligteit wachſſe und zunsme,
| und war an #8 jhm am furnemfien frele ober mangels, Es [ei am
verſtandt des giaubens, oder an dem: vertrawen auff Gate:
gnade und hilff, oder an vorcht vnnd entfegen fur Gottes gen
richten, Ober an bee zucht, gebult vnd liebe, Damit fei allzeit
gegen ban gröfferern vnd genasinen geprechen bes volcks, Die zeitige
vnd heilfame artznei auf dem Gottes wort, al& einer reichen
Apotseten, heilfamtich fuebringen, vnd bar Ä
56 |
Die furgenomen tert ber Schrifft, follen fie wol alwegen
getrewlich vnd gang erklaͤren, dan das H. Gottes wort, nicht
ban zu Gotfeligem verſtand bes volcks folle furgetragen wer»
den, Vnd ift das Gottes mort geonehret, wenn man das
wol dem vold furlifet, oder fagt, aber mitt der predig das nit
auch erfläret, Doch follen die Prediger mitt der lehre, und dem
vermanen,außben furhabenden lectionen, furnemblich fehen auff
bie notturfft des volds, vnnd in dem tert das jenige handlen,
das zu jeder zeit am nötigften iſt ..
Nach dem aber alle lehren, vnnd vermanungen, bann am
beften verftanden, vnd zu bergen genomen werden, mann fie
auß dem, das man zuuor mol erfennet, vnd feft haltet, ges
zogen vnd gefchloffen werden, Sollen die Prediger ſich in aller
ehr vnd vermanung,. jmmer auff die ſtuck des Gatechifmi
ziehen, und referieren, Als die artikel des glaubens, die Zehen
gebot, das Vatter vnſer, die H. Sacrament, vnd was mehr
das vol auß den gemeinen lehren, vnnd furnembften terten
ber fchrifft, in gutem verflandt, und gedechtnuß hatt, Dann
weil in biefen fummarten, alle Chriflliche Iehre und vermanuns
gen gang begriffen feind, und das voll diefe Summarien zims
Lich erkennet, und in gebechtnuß hat, fo gibt es jm auch ein
groß liecht in der lehre, vnd bewegt es mehr, fo man alles
durch dieſe Summarien bewärt, vnd zeiget jm an, in welchem
ſtuck des Catechifmi, jede lehre vnnd vermanung begriffen fei,
Damit bringt man vold? gar fein, von tag zu tag, In grundliche,
vnnd fruchtbare erfantnuß, des gangen Chriftlichen glauben
und lebens.
Es follen die Prediger auch das vold fleiffig von den gemei⸗
nen empteren vnd bienften berichten, die jedem nad) feinem
beruff zuftehen, Als was das ampt vnnd ber dienſt vermöge
der eheleuth gegen einander, ber elteren gegen den Tinderen,
der Einder gegen den elteren, der herren gegen ben bieneren, ber
diener gegen ben Herren, wie man fich ‘gegen der gemeinen
Oberigkeit, gegen ben feelforgeren, und allerlei furgefegten,
gegen mereren, gleihen, vnnd minderen leuten halten und
beweifen folle nach Gotes gebotten, in thun, in leiden, in
meiden, in gedulden. Vnd des follen fich die Prediger mol
in allen Prebigen befleiffen, aber zum furnembften auff bie
feirtag, und in denen predigen, zu welchen das vold gemein:
lich pflegt fi zum meiften zu verfamien. |
Zur vefper zeit auff die feirtage follen auch lehre und verma⸗
nungen gefchehen, vnnd die auß der Epiftel deſſelbigen feirtags.
Aber fo das den Predigern geliebt, mögen fie die gefchicht der
Apoftel, oder ein Euangeliften, ober auch ein gange Epiftel,
oder die Pfalmen, nach orbnung fur fich nemen, und die bem
vold nach einander erflären. Der bucher Mofe, ber alten bis
florien, und Propheten, follen fich Bein Prediger vnderſtehen,
Dann benen das durch die Dechant zugegeben wirbt, nad) fol
gender ordnung.
Es folle auch auff bie feirtage, früe zu morgen, vnd wider⸗
umb am abend, wa man e8 anders an ben bieneren vnd vold
haben mage, Lectiones, und gebet gehalten werben, Damit das
gefinde, und jederman vom vold, bie etwan zu ben hauptpres
digen nit komen koͤnden, ihre lehr vnd vnderweiſung haben moͤ⸗
gen, Vnnd In der morgen erſten verſamlunge, fol der Catechiſ⸗
mus getriben werden, wa das nit wil fuͤglich ſein, ſol man den
in der veſper verſamlung halten, Dan er allwege auff die feir⸗
-
IBae. LXXXI. Galuiſche Reformation.
tage fein eigen ſtunden haben ſolle, welche darzu, nach bes vold®®
gelegenheit, damit das junge vold alles zum Catechiſmo fuglich
komen mög, zum bequemften geordnet werben follen. Alſo
follen auch zwen, oder zum wenigſten ein tag in der wochen,
vom Mergen an, biß in den Nousmber zum Catechiſmo geords
net werden, Die firengere winter zeit, al& vom Nouember bif
auff den Merken, mag man der kinder auff Die wercktage vers
ſchonen.
Den Catechifmum zu halten, ſollen die Diener in jeder kir⸗
hen geordnet werden, welche man dazu am tauglichften, unnd
willigften haben kan, Dan mag auch darzu gebrauchen, die nitt
Priefter feindt. Was form des Gatechifmi gebraucht werben
folle, wollen mir verordnen.
- In den Stetten follen auff bie werdtag taͤglich zwo ver»
famblungen, mit Lectionen, ‚gepet, vnnd Pſalmen gehalten wer⸗
den, So fere man das an ben bieneren, vnd dem vold haben
tan, Vnd⸗ die felbigen verfamlungen follen gehalten werben, zu
folicher zeit, und mit ber maffen, die bem vold am gelegneſten
fein wölle, In dörfferen mo man «6 am vold haben mag, ſollen
drei mal in der wochen, morgen gebet, vnd vermanungen auf
der Schrift gehalten werden, wa e6 bes volds halben nit geles
gen, fol man body fehen, das man bie ein mal oder zwei halte.”
Bon ben heiligen Sacramenten in gemein.
„Sollen die Prediger vnnd feelforger allen fleiß an Eeren, nit
allein In dem bar reihen der H. Sacramenten, fonder auch)
zum offternmal in den predigen, wann es ftadt haben kan, das
bag vold gelehrt werde, was In außtheilung eines jeden Sa⸗
craments gehandlet, wie man ſich dazu bereiten, und mit was
vertraumen die Sacramenten entpfangen werben follen. Auch
warinn ſolichs vertraumen zu fegen fei, und welcher ernſt ers
fordert werde, nit allein von denen, die die Sacrament entpfans
gen, ſonder auch vonn denen, bie bei ber handlung und reichung
ber Sacramenten gegenwertig fein, vnd fur allem, an benen,
die fie handlen vnd reichen, Vnnd mit befonderem fleiß ſollen
die Prediger das vold lehren, das es die gnade Gottes, unnb
gemeinfchafft Chrifli unfers Lieben Herren, in den H. Sacra⸗
menten, nicht meine auß Erafft oder verbienft des eufferlichen
werds, weder des, ber die Sacrament reichet, nach des, ber fie
entpfabet, zuerlangen, fonder auß der Erafft Gottes, und dem
verdienft Chrifti vnſers Herren, der in feinen worten unnd Sa⸗
eramenten krefftig fein wil, Vnd denen, welche feine Sacra⸗
ment nach feinem wort, in rechtem glauben entpfahen, alles das
gewißlich geben, das er in ben Sacramenten furtregt, vnnd in
feinen worten begeuget.
Bon dem heiligen Tauff.
„Der heilig Tauff iſt das Sacrament der widergepurt, burch
welches wir Chrifto onferem Herren eingeleibt, in feinen tobt
begraben, vnnd mit jm befleidet, Einder und erben Gottes wer⸗
den, Darumb dis Sacrament warlich mit befonderem Gorfelte
gen ernft, und hächfter andacht gehalten werden folle, derhalben
auch foliche zeit und weiß, dis heilig Saerament zu reichen,
zuverorbnen fein wirbt, die ſolichem Gotfeligen ernft vnnd ans
dacht zu furberen, am meiften bequem fey, Nun weyß man das
bie olten allein zu Pafchen, vnnd Pfingften getaufft haben, wa
nitt todts gefahr vorhanden ware, Weil aber jtzo folkhe zeiten
1848. uxxuı, Gölnifche Reformation. | 7
dileicht nit folten fo bequemlich tiber in jre alte haltung zu
bringen fein, So fol doch der heilig Zauff, wa bie kinder nit
ſchwach feind, vnnd man beforgen muß ſei möchten nitt biß auff
die feirtage harren, nicht dan auff die feirtage gegeben werden,
wann das vold und die gemein Gottes bei einander ift, Vnnd
das H. Sacrament, des liebe und bluts Jeſu Chriſti vnſers
Herren (wie es auch bie alten gehalten) folle alß balde darauff
gehandelt, und von den elteren entpfangen werben.
Vnd damit alles, fo zu Gotſeligem reichen, und entpfahen
diß Heiligen Sacraments erfordert, mitt geburendem fleiß, ernſt,
und andacht verhandlet, und angenomen werde, So follen die
leuth denen Gott kindlein befcheret, ſolichs bey guter zeit den
Paftoren anzeigen, und bey denen, den heiligen Zauff, von der
Sicchen Cheifti, fampt den patten, mitt aller demut, ihren Eins
beren begeren, vnnd darumb bitten.
Auff dad wo etwas fele und mangels an ben elteren, ober
patten were, berhalben fet bei dieſem H. Sacrament, nit, dan
jnen felb zum gericht, ond ber kirchen zur ergernuß fein moch⸗
ten, das fie durch den Paftor gebeffert, oder von dem beiftandt
des heiligen Zauffes abgemifen werden konden, Dann fid am
leib vnnd tobt Chriſti, die gleich fo wol ſchuldig machen, die bei
dieſem H. Saerament vnwirdiglich fein, und es jren kinderen
nit in rechtem glauben an Chriſtum begeren und entpfahen, als
die den leib vnnd den kelch des Herren vnwirdiglich handlen
vnd nieſſen, das iſt, nit nach der ordnung des Herren, vnd in
warer rew der ſunden, vnd glauben an Chriſtum.
Darumb wo den Paſtoren in dieſem Tauff begeren leut zu
komen, es ſein die elteren der kinder, oder die patten, die in
einigen offentlichen bennigen laſteren ligen, die ſollen ſie mit
allem ernſt zur buß vnd beſſerung vermanen, vnnd heiſſen diß⸗
mal bei dem H. Tauff nitt erſcheinen, zu verhutung verachtung
des H. Sacraments, vnd ergernuß der gemeinden, auch das
ſchwere gericht Gottes, an jnen ſelb, Als die durch ſoliche laſter
vom reich Gottes abgeſchnitten, vnnd der H. Sacramenten ge⸗
meinſchafft nit haben konden.
Vnd fo die elteren im ſolichem mangel erfunden werden,
ſollen fie andere erbetten, als jhre verwandten, oder andere gute
freund, die in der gemein als Gotſelig erkennet werden, welche
den H. Tauff jren kinderen, an jre ſtat begeren, vnd entpfahen,
Iſt dan der fele an den patten, ſollen die elteren, an ſtat der⸗
ſelbigen, andere recht Chriſtliche Patten erbetten.
Es ſollen auch die Paſtores in dieſem erſten anzeigen der
kinder, fragen, ob ſei in der eile vorhin die Tauff entpfangen
haben, oder wie mans nennet, genottaufft ſeind, Dan wo ſie
nach rechter ordnung des H. Tauffs gewißlich genottauffet ſein,
ſollen die Paſtores die ordnung halten, die nach der tauff ord⸗
nung, von ſolichen kinderen folgen wirdt.
Wa das kind aber nit genottaufft, oder nit recht, oder ge⸗
wißlich geteufft iſt, vnd dan kein ſolicher fele an denen erfunden
wirdt, die den kinderen vmb den Tauff bitten, darumb ſie vom
H. Tauff abzuhalten ſeyen, ſo ſollen die Paſtores die jenigen,
ſo vmb den Tauff bitten, mit allem ernſt erinneren, der groſſen
gaben Gottes, der widergepurt in Chriſto, die ſie den kinderen
begeren, vnd des ſchweren verderbens auß dem jhre kinder durch
vnſeren Herren Chriſtum im H. Tauff erloͤſet werden, mit vers
manung das fie erſtlich bey dem Exorciſmo, vd Cathechiſmo,
vnd dann auch bey denn H. Tauff, mit beſonder andache, und
Gotſeligkeit erſcheinen woͤllen, vnd nach dem H. Tauff, das
H. Sacrament des leybs vnd bluts Chriſti entpfahen.
Dann diß ſtaht jhnen zu, nit allein darumb, das ſie glider
Chriſti ſeyn, vnd bey dem tiſch des Herren nit vergebens er⸗
ſcheinen ſollen, ſonder auch, das ſie alda den kinderen die ge⸗
meinſchafft Chriſti im H. Tauff entpfahen, welchs ſie in rech⸗
tem glauben nit thun kuͤnden, wa ſie derſelbigen fuͤr ſich ſelb,
nit auch recht hertzlich begeren, vnd die von gegenwertigem tiſch
des Herren zu entpfahen, geyſtlichen hunger haben.
Die alten haben diß Sacrament auch den kinderen ſelb,
gleich auff denn tauff geben, So nun aber das nit on vrſach
abkommen, ſo wirdts freylich ein Chriſtlichen wolſtand vnd
Gottſeliges anſehen geperen, wen alſo die elteren vnd Patten,
mit anderen jren guten freunden, die gemeinſchafft Chriſti, auch
fuͤr ſich, in dem Sacrament, das jhnen zuentpfahen gepurt,
mit gleubiger andacht entpfangen, wie ſie die dem kind ent⸗
pfangen haben im H. Tauff. Vnnd damit werden ſie auch
den anderen, ja der gantzen kirchen, vnd gemein, zur beſſerung,
jr ware begirden vnnd theurſchetzung der gemeinſchafft Chriſti
beweiſen.
Auff das nun diß alles beſſer gefürbert werde, fo ſollen die
Catechifmi gegen den elteren vnd Patten, vnd die Erorcifmi
gegen ben Einderen, gehalten werben am feirabend, für dem tag,
da die Einder getaufft werden follen, wa es anders den leuthen
| fo mag gelegen fein, auff das alles mit mehrem ernft, und an⸗
dacht verricht werde, Wa folichs aber etwan nit föglich ges
fchehen Fan, das bie leuth fillicht fo weit zu der kirchen haben,
ober ander redlich vrfachen furhanden findt, mögen die Paſto⸗
ven den Erorcifmum und Gatehifmum mit bem Zauff, zu
eyner zeyt halten, Jedoch follen fie alliveg, fo fil inen bey jedem
vol immer erheblich fein will, die ſachen dahin richten, das
diß hochwirdig Sacrament, und erfles auffnemen, vnd eingang
in das reych Chrifti, für der verfamleten Gemeinden mit hoͤch⸗
ſtem ernſt gegeben vnd entpfangen werde, Vnd fo man die 9.
Zauff neben, vnnd under dem gemeinen ampt reichen wuͤrdt,
follen die Deyligen handlungen nit wepter verlengert werdin,
dann es zu vecht gleubiger andacht dienſtlich feye.
Menn dann der Exorciſmus unnd Catechiſmus am feyrs
abent wurdt zu halten fein, foll man die Finder zu der abend
verfamlung vnd gepet bringen, und die elteren, patten, vnd ans
dere gute freunde mit zur kirchen fomen, Da follen die Paſtores
inen, und allen verfamleten Chriften, die geheimnüß bes g..
Tauffs flenffig erkleren, vnnd fie zu war gleubiger entpfahung
der H. Tauff verrnanen, vnd demnoch die elteren vnd patten bes
fragen , die hauptſtuͤck vnſers Chriftlichen glaubens, vnnd fie
die alda für bee Gemeinden Gottes bekennen, und dem Zeuffel,
und ſeynen werden abfagen laffen, Demnach follen fie ben Ca-
techifmum mit ben patten, vnd dem nad) ben Erorcifmum mit
dem kindt halten und fürfprechen, wie folgt.’
Sorm bes Catechifmi, das if, des nonderrichtö, vermanens,
und befragens an Die Patten, vnd andere bie Die kinder zu dem Tauff
‚bringen.
„Erſtlich fo thue der Paſtor, bei dem auch alle gegenmertis
gen biener der kirchen ftehen follen, ein ſoliche vermanung zu
denen die bas Eind bringen, vnnd zu der gang verfambleten ges
mein,
ho)
Lieben freunde in Chriſto, wir hören alle tag auß Gottes
wort u.f.w. [Aus der Saͤch ſ. und Nuͤrnb. 8.0. combimirt.]
Hierauff folle der Gatechifmus folgen, gegen ben elteren,
vnnd Patten zu denen fol der Paftor fagen.
Lieben freunde ihr habt nun gehöret wes ich euch auß Got:
tes wort bericht habe, von vnſer verderbten natur auf der erb⸗
funden , vnd von der feligen mwidergeburt in Chrifto unferem
Herren, zu ber gnaden vnnd gemeinfhafft Gottes, durch den
H. Tauff. Glaubet ir nun das dem alfo fene?
Antwort, Ja, Wir, glaubene.
Begert ihr dann in warem glauben, das diß Binde durch ben
Heyligen Zauff, von folihem angeboren verderben, erläfet, und
der gnaden Gottes, vnd in das neume und ewige leben, auffge-
nommen, und alfo auß Got, widergeboren werbe ?
Ä Antwort, Ga, Wir begerene.
MWiderfaget ir dann, von. eumer felb, vnnd des kindts we⸗
gen, dem Satana, vnd allen feynen werden?
| Antwort, Ga, Wir mwiderfagen.
Vnd der welt mit allen irem pracht und Luften?
' Antwort, Ga, Wir widerfagen.
Glaubt ir in Got Vatter den allmedhtigen, Schöpffer hi⸗
mels vnd der erden? j
Antwort, Ya, Wir glaubens.
Vnd erkennet auß diefem glauben , vnd haltet, das Got
auch eumwer, vnnd diefes kindts (fo es in feinem namen geteufft
wirbt) Got, vnnd Vatter fein, und euch und diß ind, durch fein
allmechtige macht, mweißheit, vnnd gäte, von allem argen erloͤ⸗
fen, unnd alles guts verleihen will, Den ir darumb ob allem
forchten und lieben follen?
. Antwort, Ya, Wir erkennene.
Glaubt ir auch) in onferen Herren Sefum Chriftum, feinen
einigen Son, vnſeren Herren, der vmb vnfer erlöfung willen
Menfc geboren, gelitten, am Creutz geftorben, und vom tobt
aufferftanden, und gehn himel gefaren tft?
Antwort, Ya, Wir glaubene.
Bnd erfennet auß dem glauben, ihn unferen Herren Jeſum
Rriftum, auch für eumeren vnd biefes kindts Deylandt, der burch
fennen tobt, eumer vnnd bes findes fünd bezalet, vnnd durch fein
aufferftentnüß euch unnd das Eind, zu der gnaden Gottes, vnnd
ewiger gerechtigkept pracht Hat?
Antwort, Fa, Wir erfennens.
Glaubt ir auch in den H. Genft, em H. Algemeine Frechen,
gemeinfchafft der heyligen, verzephung ber fünden, aufferftendts
nüß des fleyſchs, und das ewig leben?
Antwort, Ga, Wir glauben®.
Erkennet ihe auch auf diefem glaubenn, das der H. Geyſt,
auch eumer, vnnd dieſes Eindts, fo es nun geteufft wuͤrdt, lehrer
vnnd teöfter fein woͤlle, Vnnd das ir ware glidmaffen feind des
leibs vnſers Herren Jeſu Chrifti, feiner H. Gemeln, wie au)
dieſes Eind duch den H. Tauff werden fo, In deren ihr mir
dem Eind verzephung der funden, vnd gewiſſe erwartung ber
ſeligen aufferſtendtnuͤß, und des ewigen lebens halten folt.
. Antwort, Ga, Wir erkennens.
Wolt ir dann diß Eindt von dem H. Tauff auffnemen, vnd
halten, wie ein wares Gottes Eindt, vnd glidmaß vnſers Herrn
Jeſu Chrifti, Auch fo balde ihm der Herr fouil verſtandts ver⸗
leihen wuͤrdt, und ihm Vatter und Mutter abgiengen, oder hier⸗
1548. Lxxxı. Gölnifche Reformation,
an feumig weren, es getrewlich befücberen, daß es bie zehen ges
pot, die artidel vnſers Chriftlihen glaubens , und das Vatter
vnſer, und die erfantnüß feines Tauffs, und was im der Here
in dem: felbigen gefchendet, vnd beigelegt hat, getrewlich geleh⸗
vet, und derhalben zu dem Gatechifmo in der kirchen getrewlich
gefüret, Auch wenn e8 den gelehret, feinen glauben in der ges
meine Gottes felb zubekennen, vnd fich in die gehorfam he&
Herren, vnd ſeyner Eichen felb zu ergeben vund bar zuſtellen
angehalten werde? .
Wir möllen in dem, fo fil und der Herre anad verleihet uns
fer beft thun.
Auff das folle der Paftor bie elteren vnd Patten, ſampt ber.
gangen vmbflehenden gemgin, alfo vermanen.
Wie jr dann lieben freund, alhie vor dem Deren, der mit
ten under vns ift, vnd für feyner H. Gemein verfprochen habt,
alfo wolt euch das laſſen getrewlich angelegen fein, unnd dem
felbigen da8 jr bekennet und zugelagt, mis allem fleiß nach kom⸗
men. nd jr alle, jr elteren und verwandten dieſes Einhen,
und wie fil euwer hie zu gegen fein, folt nun bi, nad) dem H.
Zauff anders nicht, dan als ein kind des almechtigen, und ein
glidmaß vnſers Deren Jefu Chrifti, dem auch die engel Got⸗
te8 dienen werden, erkennen vnd halten, Vnd nicht zusenffelen,
was je diefem Find, thun werden, es ſei böß oder guts, bad ie
das Got felb und Chriſto vnſerem Herren thun werben, Der⸗
halben euch Fein mühe noch arbeit reuwen folle, die jr darzu ans
keret, ein jeder nach feinem beruff, vnnd verwandtfchafft mit
diefem find, das es dem Herren woll auffgezogen , vnderwiſen,
vnnd gelehrt werde zu halten, alles was und der Herre zu bakten
befolhen hat, Daran je elteren, verwandten vnnd Patten, für
euch felb keynen fleyß fparen follet, unnd es auch zur fchulen,
vnnd in die firchen zu dem Catechiſmo getrewlich fürderen, fo
bald es, des alters und verflandts halben, vehig fein mag, Das
mit es wol und gründtlic, erkennen lehre, was groſſer und uns
auffpredylicher gnaden und gaben, ihm von Gott im H. Tauff
gefchendt vnd beygelegt feind, und auß dem dann feynen glaus
ben, in der gemein Gottes felb, gen, vnd non bergen beferme, vnnd
verjehe. Sage wuͤrcklich vnnd mit der that ab, dem Zeuffel, onnd
der welt, mit allen jren werden und Luſten, vergebe vnnd ſtelle
fi) bar, dem Herren, vnnd feiner H. Kichen, in gantze ge
horſame ſeynes H. Euangeli, bleibe vnnd lebe in unferem Her:
ven Chrifto biß an das ende, Vnnd brenge als ein lebendiges
glid Chrijti, vnd fruchtbare Habe, die an dem Raͤbſtock Chrifto
gefund bleibet, fil frucht, zu dem preyß Gottes, vnnd auffbaus
wung feyner heiliger Gemein, Amen.
Run folget der Exoreiſmus.
Demnach heyſſe der Paftor das Eind herbey bringen, vnnd
frage wie es heiſſen folle.
Demnach mad) ee jhm ein Sreug an die Stirn vnd Bruſt,
vnnd ſpreche.
Nim das zeichen des H. Creutz an die Stirn, vnd die
Bruſt, das du dich des Herren, vnd ſeynes worts, allezeit meht
getroͤſteſt, vnnd die krafft Chriſti, des gecreutzigten, allweg bein
ſchutz vnd bewarung ſeie. |
Darauff fage er wenter,
IH gebiete im namen vnſers Hergen Jeſu Chrifli, allen
böfen geyften, das fie von dieſem Eind weichen, vnnd ihm feinen
[haben thun.
.
1348. LXXXI. Eolniſche Neforntation. | 39
Vnd dan ſpricht er zum volck.
Dee Here ſey mit euch, .
Das vold antworte.
Vnd mit deinem geyſt.
Yaftor. Laſt vns bitten. |
D almechtiger ewiger Got, ein Vatter vnſers Herren Jeſu
Chriſti, Sch ruffe Dich an u. ſ. w. [Nach dem Taufbuͤchlein.)
| Laſt ung bitten. |
Almechtiger ewiger Got, der du durch die Sindtflut u. ſ. w.
[Nachdem Zaufbüchlein.)
Folget. |
Der Here fen mit nd, Vnd mit deinem geyſt.
Böret bie genaden reichen wort, vnſers Herren Jeſu Chriſti,
Auß dem H. Euangelio Marti, r.
In der zeit brachten fie die Eindlein zu Jeſu, n. ſ. w.
Darnach lege der Priefter die hand auff des kindts haupt, vnnd
die patten ruͤren das ind fambtlic an, vnd fprechen.
Vnſer Vatter in dem himel, u. f. w. |
Folgende, den glauben. ü
Ich glaub in Got Watter ben Aimechtigen, u. f. w.
Auff das finge die kirche zu beutfch ben eriilj. vnd ckv.
Pfalmen, das ift, In exitu Israel de Aegypto, mit dem der im
Zatin an diefen gehmget if. Non nobis Domine. Ober den
cxxxv. Palmen. Laudate nomen domini. |
Der Here fei mit euch, Vnd mit bienem geifl.
Laft vns betten.
Almechtiger Bot, himliſcher Vatter, wir fagen dir ewigs
lob und dauck, das du vnns zu diefer erkandnuß deiner gnaden,
vnd glauben an dich, ſo gnediglich beruffen haſt, ſtercke jmmer
den ſelbigen glauben in vns, vnd gibe dieſem kind deinen H.
Geiſt zur neuwen geburt, das es dein kind vnnd erb werde, ein
erbe der ewigen ſeligkelt, die du diener lieben kirchen, kinderen,
vnd eitern, auß deiner grundloſen barmhertzigkeit, und vmb
dienes lieben Sons willen Jeſu Chriſti, verheiſſen haſt, Durch
den ſelbigen deinen lieben Son, vnſeren Herren Jeſum Chri⸗
ſtum, der mit dir Lebt vnnd regiert in einigkeit des H. Geiſts,
von nun an, biß in ewigkeit, Amen.
Dem nad) fegne der Paſtor das vold, ond laß es hingehn.”
Wie ber Tauff su reichen,
„Morgens zum Ampt, fol man die kinder fo erorcifiert felnd |
wider in bie gemein Gottesbringen, Vnnd nad) dem das Euans |
gellum geleſen, vnd aufgelegt, und das Simbolum gefungen,
fo fol der Paftor heiffen die finder zum Tauff bringen, und fo
bie elteren, patten vnd andere verwandten mitt dem kinde vmb
den Tauff ſtohn. Sol der Paftor ein foldye vermanung zu
jnen, vnnd der gantzen kirchen thun.
Lieben freunde im Herren, mir haben gefteren auf den
guaben Gottes vernomen, was geoffen vnaußfprechlichen gutes,
vns der Here in feiner H. Tauff mittheilet, Ir habt dem Teuffei
vnd welt entſaget, euweren glauben und Gottſelige gehorſam,
dem Herren vnnd ſeiner gemein bekennet, vnd verſprochen,
Auch Gott vnſeren himliſchen Vatter, durch vnſeren Herren
Jeſum Chriſtum mit gebetten, das er dieſes kinde wolt genedig⸗
lich vonn dem gewalt der finſternuß erretten, vnd in das Reich
ſeines lieben Sons verſetzen. Des wolt euch alles getreulich
erinneren, vnd nit zweiffelen, was wir gebetten, das wolle un®
der Herr geben, vnd nun euwer her vnnd yemut zum Herren
recht auff heben, und allhie mit folicher gleubigen andacht er⸗
fheinen, anders nicht, dann mie fur Got dem Almechtigen
" feld, dem Vatter, Son, und H. Geiſt, Dann fo uns Got
befolhen, den Zauff in feinem namen zugeben, ſo iſt er felb
ber da tauffet, der mil ja felb diefes kind teuffen, von funs
ben abmwefchen „von dem ewigen todt erlöfen, mit feiner gerech«
tigkeit bekleiden, vnd mitt bem etwigen leben begaben, Diefe
eroige vnaußfprechliche gaben Gottes, möllen mit warem hertz⸗
lichen glauben erkennen, bedencken, vnd annemen, und bem
Herren barumb ewig lob vnnd danck veriehen, Nun biefen glau⸗
ben und andacht zu erwecken, und zu mehren, fo hoͤret vnnd
leget zu bergen, die folgende H. Lectionen.
Auß der Epiflel S. Pauli zum Zito, cap. tij.
Da aber erfchein die Freundlichkeit und leutſeligkeit Gottes
vnſers Heiland, u. f. w.
Der Herr fei mit euh, Vnd mit dienem geift.
Auß dem 9. Euangelio Mathei.
Vnſer Herr Jeſus fagt zu feinen iungeren, Mir iſt gegeben
aller gewalt in himel und auff erden, u. f. m.
Bnd darauff, Der Herre fet mit euch,
Antwort Vnd mit deinem geiſt.
Laſt vns betten.
Almechtiger barmhertziger Gott und Vatter, u. ſ. w.
[Nach der Caſſel'ſchen K.D.]
Auff diefes gebet. heiße deu Paftor jm das kindt dargeben,
frage mie es heiſſen ſolle, vnd tauff e8 dan und ſpreche.
Ich tauff dich, im namen bes Vatters, und des Song, und
des H. Geiſts. | |
Dann follen die Patten das kindlin halten in der Tauff,
vnd der Prieſter fpreche.
Der Almechtige Gott und Vatter u, ſ. wm. [Aus dem Taufs
büchlein.]
Der fried fei mit euch allen, Antwort Amen.
Darauff fol die Birch fingen zu teutſch, Dankſagen wir alle,
oder, Es wolle uns Gott gnedig fein, vmnd dan fol der Paftoe
mit dem Ampt des H. Nachtmals fort faren.”
Wie man bie $. Tauff anff andere zeit geben fol,
„denn aber bie kindlin zu ſchwach fein, und gefahe ift, das
fie bIE auff den nechften Sonntag oder feirtag leben bleiben,
oder funft ehehafft vrfachen fein, das man bes gemeinen Tauffs
auff die Sontag vnnd feirtag nicht wol erwarten Ban, fo follen
die Paſtores doch die leuth dazu weiſen, man es fein mag, das
fie jre kindlin zum Tauff bringen zu’ den zeiten, fo das vold
fi on das zum Gottes wordt verfamlet. Wa das aber nit
fein Fan, follen fie doc, die Pinder tauffen zu jeder zeit, wenn
man fie bringet, Dann man fie one die H. Zauff nicht foh
von hinnen ſcheiden lafien, fo vil an uns, weil uns ber Herr
bie Tauff zum Sacrament ber miber geburt, vnd abweſchung
der funden verordnet hat. Dann wir in allen nad) feinem
40
wort: handien follen, vnd feine gabe entpfahen wie ex fie uns
anbeutet. 6
Wann dann die H. Tauff vff die wercktage ſolle gegeben
werden, ſollen die Paſtoren den Catechiſmum, Exorciſmum,
vnd Tauff gleich auff ein ander halten, Vnnd von der vorge⸗
ſatzten vermanung vnd gebetten, ſo vil gebrauchen ſo vil ſie des
jedes mal gelegenheit haben werden, des kindes, vnd der vmb⸗
ſtehender halben, Dan ſo das kindlin ſchwach iſt, vnnd der
vmbſtender wenig, ſollen fie alles deſto kurtzer begreiffen.
Vnd auß der vermanung fo fur dem Catechiſmo und Ex⸗
orciſmo ſolle furgohn, allein das erſte ſtuck nemen welches an:
fahet. Lieben freund In Chriſto wir hören 2c. Biß auff bie
wort, Darumb meine geliebten ich vermane vnnd bitte euch ıc.
Alſo auß dem Gatehifme, in jebem ftud allein ein fragen.
Item auf dem Exorciſmo allen ein Collect, mit dem Batter
unfer, dem Glauben, und dem Euangelio, Auff bis follen fie die
kinder teuffen, und die elteren vnd patten, ſampt den vmbſten⸗
ben vermanen, das fie das find, es flerbe, oder bleibe lebendig,
gewißlich halten wollen als Gotes find, und erben bes ewigen
"tebens, Und wo e6 Got im leben erhaltet, getrewlich auffzie-
‚ ben, laut der vermanung die hieuor, nad) ‚dem Catechifmo ges
fetzet if, anfahend, Wie je dan lieben freund ꝛtc.“
Bon der not Tauff.
Am Wefentlihen nad der Saͤchſ. 8.8. Das Gebet
nach der Beftätigung ift faft ganz das oben mitgetheilte.
Bon ber firmung, vnd felbwilligen begebung, ber geteufften Einber
in die gehorſame unfers Kerren Jeſu Chriſti.
„Bey dem vold Gottes, im alten vnd neumen teftament, iſt
* 8 auf Gottes ordnung alfo gehalten worden, das bie kinder,
fo in dem onredenden alter, zu ben gnaden Gottes, vnnd In
Gotliche gemeinfchafft vffgenomen ſeind, ale im alten teſta⸗
ment, durch die befchneidung , im neumen, durch die Heilige
Tauff, her naher jren glauben, wen fie des nun vnderricht was
ven, in ber Gemein Gottes felb befennet haben, vnd ſich in
die gehorfame Gottes, vnd feiner gemeinden begeben haben,
Daruff fie dann mit gebet, vnnd vertroͤſtung Goͤtlicher gnaden,
bey dem alten voll, durch die opfer, bei dem neuwen vold
durch das hend vfflegen, vnd durch das H. abentmal bes Deren,
in bie gemeinfchafft Chrifti, beftätiget worden find.
Dis lehret, vnd gibt auch fur ſich felb bie art des waren
glaubens an Gott, und unferen Herren Jeſum Chriflum, das ein
jeder die befondere gnaden und gute Gottes, die einem jedem
bewiſen, gern herlich chüme, vnd preife, vnd fich Gott dem
Herrn dagegen zu aller gehorfame, vnd dandbarkeit begebe,
dauon im Pſalm. xxij. Sch mil dich In der gemein chumen,
dich mil ich preifen in der groffen gemein, Item Pfalm. xxxv.
Ich wil die dancken in der geofjengemein, onnd under vil volcks
wil ich dich rhumen.
So mir dan durch den glauben dem Herren Chrifto einge:
feibet, vnd glidmaßen feines leibs, das ift feiner gemein wer⸗
den, vnd follen allen anderen glidmaßen Chrifti, mit denen wir
gemeinfchafft haben mogen, zur befjerung dienen, vnd von jnen
auch dargu gefürbert werden, durch allerlei lehre, ſtraff, vnd
vermanung, auch leiblich rath vnd hilff, Lehret, vnnd bringet
diß auch die art vnnd eigenſchafft ſolicher gemeinſchafft in Chri⸗
ſto, das ſich ein jeder auch ſelbs in dieſe gemeinſchafft Chriſt⸗
1548. LXXXI. Goluiſche Xeformation.
licher lehre, ſtraffe, vermanung vnd hilff, im Herrn begebe,
verpflichte, vnd dar ſtelle, mit offner, vnd ernſtlicher bekantnus
ſeines glaubens, vnd war hertzlicher gehorſame Chriſti des
Herren, Auß dieſen vrſachen, weil die bekantnus des glaubens,
vnnd das ſelb willig begeben, in die gemeinſchafft, vnnd ge⸗
horſame Chriſti, bei dem tauff, die in vnredendem kindtlichen
alter entpfangen wirdt, nicht geſchehen kan, ſo erfordert diß
ja die art vnd eigenfchafft des waren glaubens vmnd ber ges
meinfchafft in Chrifto, das bie Jungen foliche befantnus des
glaubens, vnnd begeben in die gemeinfchafft vnnd gehorfame
Chrifti thun, wan fie nun den glauben gelehret feind, vnmb
erlennen, was jnen im Heiligen Tauff gefchendet, vnnd in was
gemeinfchafft fie vffgenomen feind, Wenn fie dan foliche bes
kandtnus vnnd ergeben vor der gemein Gottes thun, fo iſt ja
vecht das bie gemein folichen Jungen mit ernft vmb ben Heili⸗
gen Geiſt bitte, ber fie in folichem glauben Chriſti, und gehor⸗
fame feiner gemein beftdtige, erhalte, vnnd immer wepter in
alle warheit einleite, So dann folich gepeth im namen des
Herren, vnd off fein gnedige verheiffung befchehen, genglid) ers
hört wuͤrdt, fo .ftaht aud) das zu dem gemeinen bienft der Bir
chen, das ber jm Herren, der gnaben vnnd ſtercke bes H. Geiſts,
vmb die man gepetten hat, vertrofte, Darzu ban bie alten, nad)
dem erempel des Herren, vnd der Apoftell, das zeichen des
hend vfflegens gebraucht haben, .
Seitemal dan foliche Handlung, wen die recht im glauben
geſchicht, nach art und epgenfchafft beide Chriſtlichs glaubens
und liebe, auch zu furberung des Chriftlichen lebens wol bienet,
fo möllen wir das fei vff folgende maß, wider in jren rechten
geprauch gepracht, und geubt werde, Dan in was mißbrauch fie
gerathen, ift leider offenbar, Hie vor iſt diß beftätigen mol em
eigen werd? gewefen des Wenhbifichoffes, Nach dem aber in der
gemein Gottes alles, wie ed zur gemeinen befferung des Ehriſt⸗
lichen volds am beften dienen mag, angericht und gehandelt
werben foll, wollen wir da& hinfure, ſolich werd? der firmung,
wo es durch onferen Werbifchoff nit befchehen mochte, ober
wurde , den Viſitatoren zu zweyen feften im jar zuberichten,
beuolhen werde, Dan dba diß werd, den Bifchoffen beſonders
jugeeignet worden iſt, ba waren bie Biſthumb nit fo groß, vnnd
£unde jeder VBifchoff des jars ein mal die gemeinen feines beuelhs
alle befuchen, und die erwachfenen finder zu Chriftlicher befandt:
nus felb verhören, vnnd dann in die gemeinfchafft Chrifti bes
ftätigen, Nun aber ift «8, ond nemblich in deutfchem land, weit
ein ander mennung mit ben Bifthumben worden, Das einem
Bifchoff, oder Weybiſchoff, diefes werd! zu rechter zeit allenthals
ben zuuerrichten,, nicht möglich ift, Weil dan in ben gemeinen
Gottes järlich etliche Jungen dahin wachſſen, vnnd gelehret
werden, daß fie jhren glauben der gemein Gottes bekennen, und
in die gemeinfchafft Chriſti beſtaͤtiget werden follen, fo fordert
ja die gemeine befferung der kirchen Chrifti, welcher alle ordi⸗
naße, wie alt fie fein, weychen und dienen follen das bie chriſt⸗
liche firmung auch järlidy zum wenigſten ein mal in jeder ge
mein Gottes gefchehen, ma nit zwiren, wie wird verordnen,
vnnd nit zweyfflen es werde bey unferam volck alfo am beſſer⸗
lichſten ſein, vnd zur Gottſeligkeit fruchtbarlicher dienen, Es iſt
auch wie der H. Hieronimus zeuget, diß werck der beſtetigung
mit nichten den Biſchoffen darumb zu geeygnet worden, das
es ſunſt niemandt ſolte verrichten moͤgen, ſo doch den Tauff, der
ASUS. LXXXI. Wiatfcye Meformation. “a
mehr iſt, die gemeine biener, ja in noͤten ein jeder Chriſt rey⸗
het, Sonder allein barumb, das bie Biſchoff ihre zu hoͤrer
vand in fonderheyt die jugendt felb kennen lehrten, vnnd heiten
fo vil mehr aufffehen auff fie, wie fie zu Chriſto gezogen, vnnd
vnderwiſen würden, das fie nit vnder Heydnifche ober Lege
riſche gefelfchafft gerieten, "
Soliches järliche vifitieren, mage nun in vnſerem Ehrifem,
duch) einen man nit volnbracht werden, Weil wir dann anf not,
das heyl der vnſeren vecht gu befurderen, mußen das ampt der
Bifitation mehren bofehlen, Alſo treybet und eben bie felbige not
auch hie zu, das wir das werd der Chriſtlichen firmung, mehr
daun einem, vnd ebenbenen befehlen, die wir zur Vifitation vers
ordnen mußen.
Es follm aber in jeder gemein, die biener und Paſtoren
ein ganke wochen, vor dem. als fie fich der zußunfft der Viſi⸗
tatoren verfeben, alle die Einber, die durch die Vifitatoren ſollen
beftätiget werden, zu der befantnus jres glaubens bereithen,
vnnd in den folgenden frag ſtucken, vnnd antworten oben.” —
Der hierauf folgende Katechismus tft (abgefehen von einigen
‚Bufägen) der der Gaffel’ihen K.O., der auch das folgende
Gebet: „Almechtiger barmpergiger Bott ꝛc.“ entlehnt if. An
dafjelbe ſchließt ſich der Confirmationsact ſelbſt.
Darnach ſol der Viſitator jnen die hende auff legen
vnd ſagen.
O Herr Jeſu Chriſte Gottes Son, der du geſprochen haſt,
So wir die doch arg ſeint, konnen doch vnſeren kinder gutte
gaben geben, Wie vil mehr wirt der Vatter den H. Geiſt geben,
denen fo jn darumb bitten, und fo zween auff erden eintrechtig-
lich etwas bitten, das wirt jnen von meinem himliſchen Vatter
geben werben, Wirbitten dich ſterck dieſen N. mit deinem H. Geiſt
das er in gehorfame, deines Euangelij bleibe, und wider den Teu⸗
fel und eigen ſchwacheit ftreitten möge, vnd den H. Geift nit
betrube, auch dein H. Firchen mitt Peiner ergernuß verlege,
fonder das fein leben zu deinem lobe, jm zur feligkeit, und an⸗
deren zur befjerung diene, wie du gebotten haft, und vns zuge
fagt durch unferen Herren Jeſum Chriflum, Amen.
Darauff folle man fingen, Dandfagen wir alle ac.
Man hat wol ein zeit lang das zeichen des oͤls auch zu der firmung
gebraucht, dieweil aber baffelbig infchweren aberglauben gerathen,
auch bei den Ehriften nitt vil zeichen, vnnd fchatten geiftlicher Ding,
fonder warheitunnd werd fein follen, möllen wirin biefer handlung
das zeichendes hand aufflegens laſſen genug fein, wie das auch den
Apoſtolen, vnnd elteren heiligen Vaͤtteren genug geweſt ift, Das
mitt aber alle dieſe handlung mit groͤſſerem Ernſt vnd andacht,
auch mehr beſſerung der kinder, vnnd gantzer gemein verhan⸗
dlet werde, ſollen die Viſitatoren, vnd Paſtoren darzu ein
ſolichen platz in den kirchen brauchen, da der kinder bekandt⸗
nus, und was mitt den kinderen geredet, vnd gehandelt werden
fol, von der gangen gemein möge zum beſten angehört und ver
ſtanden werben,”
Bon dem helligen Abendtmal Chrifti unferd Betten,
Anweifung an bie Pfarrer, wie fie das Volk von ber Bo⸗
bestung des Sacraments unterrichten follen. Keiner ift zuzu⸗
laſſen, der ſich nicht als Juͤnger Chriſti erzeigt. In jeder Wer
ſammlung iſt nur, Gin Abendmal zu halten, und die Pfarrer
folten daſſelbe fo oft an Sonn» und Feſttagen felern, als fie
II. |
Eommanicanten haben Bien. Alle bie ſich nicht recht taug⸗
lich wiſſen, haben bie Pfarrer vom Genuffe abzumahnen.
„Dieweil aber diß leyder fo ſchwerlich verfallen tft, bas bie
gleubigen Ehrifli, die bey dem H. Abendtmal verfamlet were
den, allemal die H. Sacrament gemeinlich, vnd alle entpfahen,
So follen die Pafboren, vnd Prediger, in dem die leuth nit
übereyien, noch vnzeytig vom beyfeindes H. Abendemals, wenn
fie ſchon noch nit allmeg die Sacrament mit entpfahen, abtrei⸗
ben, Nemlich bie nit im offentlichen bennigen laſtern ligen.
Dann fil guthergiger ſeindt, die diefe geheimnuͤß vnnd rechten
gebrauch diefes H. Sacraments noch nit gentzlich faſſen mögen,
die dennoch mit des gemein betten koͤnden, dnd auß der Lehre,
Vermanung, vnnd anderem das bey dem H. Abendtmal ge⸗
handlet wirdt, nit wenig gebeſſert, vnnd auch zu gantzer erkent⸗
nuͤß vnnd ſeligem brauch der H. Sacramenten, täglich mehr
vnderwiſen, vnnd angefuͤret werden, Die nemlich, die nit auß
wiſſentlicher verachtung der H. Sacrament, ſonder auß menſch⸗
licher bloͤdigkeit, vnnd vnwiſſendem entſitzen fuͤr den H. Sa⸗
cramenten, ſich von gemeinſchafft des tiſch Chriſti enthalten.
Darumb ſollen die Paſtoren dieſe freundtlich vnd Vaͤtterlich des
beſſeren, vnnd gantzen verſtands des brauchs der H. Sacra⸗
menten taͤglich vnderrichten, vnnd anfuͤren, vnnd jnen alles das,
fo hie geſetzet iſt, von dem rechten, und vollommenen geprauch
des H. GSarramente, mit allen treuwen fuͤrtragen vnd wol er⸗
klaͤren, da neben aber, von dieſer H. handlung nicht abſchrecken,
oder treiben, weil hoffnung an jnen iſt der beſſerung.“
Wenn das Heilige Ubenbtmal zu halten Fey.
„Damit dan nun diß heiligſte Sactament deſto baß ben
allen gleubigen, zu rechter erflandrhäß vnnd warem brauch ges °
dracht, auch theurſchetzig gehalten werbe, So woͤllen wir, das
das H. Abentmai (fo balde bie leuth In eyner jeden gemein
zum mehrern theil des rechten brauchs diß H. Satramente, auß
Gottes wort berichtet ſein) allein gehalten werde auff Die Son⸗
tag, vnnd feſt, oder fo man ſonft gemeine ernſte gebet verſam⸗
lungen haben, vnnd bie gantze gemeint Chriſti verfamtet fein
wuͤrdt, Wie das ben ben often heyligen Vaͤtteren, vnnd auch in
den großen vnd volckteychen gemeinden, gemeinlich gehalten
worden tft...”
Bon der fürbereitimge zu dem Heiligen Abrudtmel,
„Weil, ats für angezeigt, das H. Abendtmal vnſers Deren
Jeſu Chriſt, nice dan wit ſeynen jüngeren fol gehalten wer⸗
den, und bie Diener getram außſpender der geheimnuͤß Gottes
fein follen, ynd je nicht den bunden das heiligthumb fürmwerffen,
noch den ſeuwen bie perlen fürftreumen, So follen die Paſtoren
niemand zu dem Tiſch des Herren zu laſſen, der ſich nit gu vor
angezeigt, vnd von dem Paſtor, auff bekendtnuͤß ſeyner ſuͤnden,
die abſolution von jhm erlangt hab. x.
Vnnd auff das diefe jr ordentliche zeit haben, auch durch big
Sohre, vnnd gepett zu der feligen gemeinfchafft Chriſti mit ernſt
geheiligt vnnd wecht bereitet werden, So follen die Paſtoren
alweg am abendt, fo morgens das H. Abendtmal fol gehalten
werden, dad vold in bie Birch gufamen beruffen, und folgender
weiß die füchereitung zum täfch das Herren halten. Ä
Bo sierieen unnd ſchuler ſein, bie ſollen zuuor, weil fich das
wold ſamlet, einen. Dfalmen, zwoen oder deep, nach dem fielaug
6
*
%
2548, LXXXI. Gölntiche Mefoematien.
aber kurtz fein, fingen, mit einer bominical Antiphona, Refpons | allem guten, vbertretten beine H. gebot on underlaf, Dardurch
forto, und Hymno (ber doch rein vnnd ſchrifftlich ſey) mit dem
Magnificat, vnnd Collecten.
Wenn dann das volck bey ein komen, ſolle das auch ein
deutſchen Pſalmen fuͤrſingen, darauff ſoll der Paſtor, oder Pre⸗
diger, ber die für bereitung haltet, ein Lection vom. H. Abendt⸗
mal für lefen, Als das wir dauon haben bey den Euangeliften,
oder im Paulo.
Stem auch auf der Predig des Derren, Joh. vi. Dann,
ob wol ber Herr in dem felbigen nit redet von dem Sacrament,
fo redet er doch von bem waren efjen und drinden feynes fleifch
ond bluts, darzu er des H. Abendtmal hernaher verordnet hat.
Vnnd auf folicher Lection, follen die Prediger das volck fleißig
berichten, warumb, und warzu uns der Herr fein H. Abendtmal
eingefeget hat, vd wie wir das zu unferem heyl nieſſen follen,
vngeferlich auff ein foliche weiſe.“
Ein onberricht ober prebige von Seyligen Nachtmal.
Dieweil wir uns ꝛc. Caſſel'ſche 8.9.)
Volget ein ander vermanung.
Ir aller liebften inn Gott x. [Nürnb. 8.0.)
A„Auff foliche Lehr und vermanung, folle Das gebet fur alle
notturfft ber kirchen, vnnd befonder fur die, fo morgens Com⸗
municieren wöllen, geſchehen, Vnd nach bem das vold fein ges
bett bei ſich felbft gethon, folle der Prediger, bie furbereitung,
mit einer folchern Collect befchlieffen.
Almechtiger Got, himlifcher Vatter, Seitemal wir bir nicht
bann allein im deinem geliebten Son unferem Herren wol ge
fallen mögen, fo heilige vnſere leib vnd feele, vnnd gib uns
morgen, feine felige gemeinfchafft in feinem heiligen Abentmal
mit recht gleubiger begirde und dandbarkeit zu entpfahen, das
wir deiner ewigen güte vnnd liebe gegen uns abermal getröftet,
ond in bem neumen leben geflerdiet, die zum preiß deines Götts
lichen namens, und befferung beines volcks, mitt mehr fleiß und
forcht leben, vnd dienen mögen, Durch ben felbigen vnſeren
Herren Sefum Chriftum, Amen.
Die leuth, fo ſich anzeigen, das fie begeren zum tifch bes
Herten zu geben, follen für und nach diefer fürbereitung ver
höret, vnd vnderricht werden, An welchen aber das am abent
nit gefchehen konde, die follen bes morgens verhört, und uns
derricht werden. |
Wie das heilig Abentmal zu balten ſeye.
„Wenn das volck zu diefem Ampt verfamlet ift, weil es der
waren Sottfeligkeit gar wol eignet, wenn wir für Gott in feiner
gemein erfcheinen, das mir fur allem Gott vnſere funde in ge
mein bekennen vnd beichten, und jn vmb verziehung ber felbigen
anruffen, So follen die das Ampt halten, wenn fie zu bem Altar
komen.
Zum erſten die gemeine beicht von der gantzen Gottes ge⸗
mein wegen zu teutſch thun, auff folgende weiß.
Ich wil dem Heren mein vbertrettung bekennen, ſo ver⸗
gibſtu mir die mißethat meiner ſunden, Darumb werden dich
alle heiligen bitten zur rechten zeit.
Almechtiger ewiger Gott und Vatter, wir bekennen vnd
veriehen, das wir leider in ſunden entpfangen, vnd geboren
ſeind, vnnd daher vol vnwiſſens vnnd vnglaubens deines Goͤt⸗
Uchen worts, vnd immer geneigt zu allem argen, vnd treg zu
wir in ewigen todt fallen, vnnd vns ſelbſt jmmer mehr vnd
mehr verderben, Das iſt vns aber leid, vnd begeren deiner gna⸗
ben und Hilff, Erbarm dich vber uns aller gutigſter barmhertzig⸗
fler Gott vnnd Vatter, durch deinen Son unferen Herren Je⸗
fum Chriſtum, verleihe vnd mehre ons deinen H. Geift, der
vns lehre vnſere funde, vnd ungerechtigkeit recht gründtlich eve
tenmen, vnd bereumen, auch dein gnad und verzeihung vnfer
funden in Ehriſto vnſerem Herren dienem liebem Son, mit
warem glauben ergreiffen, vnd annemen. Alſo, das wir den
funden jmmer mehr abfterben und dir in einem neumen leben,
zu deinem preis und beflerung deiner gemein bienen und wol
gefallen mögen. Amen.
Höret den Euangelifchen troſt, Joan. iij. Alſo hatt Gott
bie welt geliebet ꝛc. Ober j. Tim. j. Das ift gewißlich war ıc.
Dder Joan. iij. Der Vatter hatt den Son lieb ıc. Oder Acto«
rum x. Alle Propheten zeugen von Chrifto ꝛc. Oder j. Joann. ij.
Lieben kindlin, ob iemand [unbiget ze.
Rach biefer ſpruͤch einem, fo fpreche der biener ein folche
Abfolution.
Vnſer lteber Here Jeſus, hatt feiner Eichen den hohen troft
verlafjen, das er feinen deineren befohlen hatt, allen denen, wel
chen jhre funden leide findt, jm glauben vnd vertraumen, und
ſich zu befferen begeren, die fund zuverzeihen, vnd zugefagt, das
ſolchen jhre fund im Himel verziegen fein follen, Auß diefem
gnedigen befelh, vnnd vertröftung vnſers lieben Herren Jeſu
Chrifti, verkunde ic, allen denen, die ihre funde reuwen, fich
auff in unferen Herren Chriſtum getröften, vnnd alfo ihr leben
zu beſſeren begeren, verzeyhung aller ihrer funden, mit verfiches
rung Goͤtlicher gnaden, und des ewigen lebens, durch unferen
Herrn Jeſum Chriftum, Amen.
Auff diß.
Wa man Elerilen und ſchuler hat, laße man die felbigen
ein introltum, der auß der fchrifft genomen feye, fingen zu latyn.
Daruff das Kyrieeleyson, und Gloria in excelsis,
Vnd dweil das Kyrieeleyſon ein algemein gebet, und das
Gloria in excelsis, ein gemein lobgefang ift, follen die Paſtoren
fehen, das das volck dieſe gefeng gelchret werde auch in Teutſch
zu fingen.
Auff diß gefeng foll der das ampt halter, die Collect zu
teutfch fprechen, oder fingen, ber geftalt, das fie von allem vold
wol verflanden werbe. ...
Auff die Collect nad) gemeinem brauch befchloßen, folle die
lection der Epiftel gelefen werden, gegen dem volck, und auch
zu teutfch, vnnd an der ſtadt, dauon alle wort von der gangen
gemein wol mögen verflanden werben, wie dan foliche lection
allein zur Lehr onnd vermanung des gangen volcks gehalten wurbt.
Auff die Epiftel finge man, wa Cleriken feind, zu latein ein
fein Alleluia, oder Gradual, oder Sequeng, wa man bie
tein hatt, vnd ein Teutſch gefeng, Demnach leſe man das
Euangelion auch zum vold, und das felbig Teutſch. Daruff
fol als balde folgen die außlegung deßelbigen, und bie gange
predig.
Vnnd auff die prebige das gepet fur alle flende unnd not
turfft der kirchen, Auff folgende meiß.
Almechtiger ewiger Gott vnd Vatter ꝛc. [Aus der Caſſel'⸗
ſchen RD.)
15483. LXXXI. ceiniiche Reformation. | £ 43
Ein ander unb kürtzer form bed gebets.
Barmhertziger Gott, himlifcher Vatter, du haft und ges
beiffen zc. [Aus der Caffel’fhen 8.-D.]
Nach diefem gebett fol die gantze gemein den glauben fin-
gen zu deutſch, dann diefe befuntnuß des glaubens der gantzen
gemein Chriſti zu flehet, wie fie auch das heilig Euangelium
gemeinlich gehört hatt.
Vnd dweil ein jeder der das H. Euangelium mit marem
glauben gehört, und auß dem erfennet, das- im Gott auß feiner
grundtloſen liebe, feinen Son, vnd mit dem alles geſchenckt hatt,
auch auß ſollchem glauben ſich felb Gott, vnd vnſerem Herren
Chrifto gang ergibt, vnd auffopfferer, alfo follen die gleubigen
die weyl man den glauben finget, jre frey willige opffer bringen,
ein jeder nach dem fegen der jm von der milten hand Gottes
verlehnet it, Dar zu fie die Prediger allemal fleißig vermanen
follen, und anzeigen, wie folche opffer , der waren befantnus des
glaubens, und dem gleubigen gepet almeg anhangen Sollen.
Vnd foll in jeber kirchen ein befonder fladt zu dem opffer
verordnet werben, und was geopffert wirbt, das follen die Mei⸗
fter und Pfleger des Gog kaſtens, zu end des ampts vffheben,
ond in Gottes kaſten legen.
Vnnd nad) dem, nad) alter Eirchen zucht, die jemigen fo in
offentlihen laſteren gemefen, vnd noch nicht abfoluiert waren,
por der reichung des Sacraments, von ben anderen hin auf
gangen feindt, Sollen nochmals die Prediger vnnd diener des
Sacraments, foliche fo im böfen gewiffen feindt, und fich nicht
bekeren, in predigen offt erinneren, das fie Gottes gericht vber
ſich betrachten, vnd ſich wiber zu Gott bekeren wöllen mit ern.
fter verfündigung das fie nicht bey der heiligen handlung vnd
reichung des Sacraments fein follen, vnd das fie fi) ſchuldig
machen am leib und blut des Herren, wa fie mit verharten jres
Lofen fundtlihen lebens, bei den heiligen Sacramenten bleiben.
Den anderen aber, fo in gutem gewiſſen leben, und. gleich
wol nicht, oder feer felten, das Sacrament entpfahen, fol ver⸗
£unbiget werden, das fei fchuldig feindt offter, zu vbung und
befantnus jres glaubens, mit der Eirchen zu communicteren,
dan wer ſich dauon zeudht, der mirt je lenger je Belter, vnnd
tompt in veradhtung diefer gnaden, vnd gibt anderen ein böfee
erempel, mit folicher verachtung vunnd ergernus, Da mit macht
er ſich auch ſchuldig am leib und blut Chriſti.
Als aber die erkandtnus diefer geheimnüß, auch die zucht
der kirchen, fo ſchwerlich verfallen, das auch bei ben wargleubi⸗
gen diefer zeit ſeer groffe ſchwacheit ift, So ſollen die Prediger
ſolche eigentfchafft Chriftlicher Communion, dem void, erſtlich
mit freuntlihem, vnd wolzeitigem unterricht, wider zu erkant⸗
nus bringen, vnnd niemandt mit vnzeitiger firenge vbereilen,
dan man die zerſtrewten, und ſchwachen Scheflin Chrifti, erſtlich
wider zu dem Herren verſamlen vnd heilen muß, ehe man ernſt⸗
liche zucht unter in vbe vnd anrichte-
Wie es aber mit den anderen in ber Eichen ein geftalt nad)
ber zeit habe, fo follen doc) die jenigen, bie zur Communion zus
gelaffen ſeind, ſich gleich auff das opffer verfugen, an jr eigen
orth, vor dem altar, Welche orth man im jeder ficchen nach ges
legenheit der plage, dartzu verordnen foll, Vnd follen fid) die
man vff ein feiten, und die fraumen vff die andere feiten ftellen,
und allda die danckſagung, und folgent gebet mit aller andacht
mit halten ond thun, Die dandfagung fol nach altem gemeinen
brauch gehalten werden, vnnd zu teutich, damit das das gange
vol gemeinlich dem Herren bandfage, wie ſolichs das erempel
vnd der beuelch des Herren, vnd der elteren kirchen, lehret, und
forderet.
Der SPriefter. ‚ Das Bold.
Der Herr fey mit euch, Vnd mit deinem Geiſt.
Driefter. Bold.
Erheben euwer bergen. Wir erheben die zum Herren.
HPriefter.
Laft uns danckſagen dem Herren vnſerem Gott.
Volck.
Das iſt recht vnd billich.
Prieſter.
Ja recht, billich, vnd heilſam iſts, das wir dir alle zeit, vnd
allenthalben danckſagen, dich loben vnd preiſen, O heiliger Vat⸗
ter, ewiger Gott, durch Jeſum Chriſtum vnſeren Herrn, Durch
den du vns auß nichten zu deiner bildnuß geſchaffen haſt, vnd
vnß deine anderen creaturen zu dienſt vnd nutz verordnet, Vnd
da wir durch die ſuͤnde Ade von dir abgefallen, deine feind, vnd
dadurch dem todt vnnd ewiger verbamnus verpflichtet waren,
haſt du vß deiner grundtloſen barmhertzigkeit, vnd vnaußprech⸗
licher liebe, den ſelbigen deinen lieben Son, dein ewigs wort,
in dieſe welt geſant, vnd woͤllen menſch geporen werden, der
durch ſein bitter leiden, Creutz, vnd todt, vnſer ſuͤnde bezalet,
vns von der ſunden vnd gewalt des Teuffels erloͤſet, vnd durch
deinen heiligen Geiſt, den er vns von dir geſandt, wider zu
deiner gnaden vnd kindtſchafft bracht hatt, Vns auch ſein leib
vnd blut zu ſpeiß, vnd ſtercke des ſeligen, neuwen, vnd ewigen
lebens, mit getheilet, vff das wir im glauben vnd vertrauwen
deiner gnaden vnd liebe, geſterket, Auch in deiner kindtſchafft
vnd neuwen geburt, zu allen deinen gefallen jmer wachſſen vnd
zunemen, Vnd dich alſo hie, vnd in ewigkeit, mit allen vn⸗
ſeren worten vnd wercken, preiſen, erhoͤhen, vnd dir mit allen
deinen heiligen Englen, vnd lieben kinderen ewiglich ſingen.
Darauff folge dan das Sanctus, das wo Cleriken ſeind von
jnen zu latein, vnd vom volck zu teutſch geſungen werde, eins
vmb das ander, jedes drei mal, Als ſo die Clericken ſingen,
Sanctus, das volck ſinge Heilig, aber das folgend, Dominus
deus sebaoth. vnd das Benedictus, ſol in teutſch von der gan⸗
hen gemein geſungen werden, vff dieſe weiß, Sanctus, heilig,
Sanctus, heilig, Sanctus, heilig iſt der Herr ſebaoth, himel vnd
erden iſt vol deiner gute vnd herligkeit, Oſanna, hilff O Herr,
der dur bift m der hohe, Gelobet fei, der da fompt jm namen
des Herren, hilff Herr, der du bift in der hohe.
Vnd gleich darauff, follen vom Priefter bie wort des heiligen
abendtmals, wie folgt, geſungen werden.
Vnſer Here Jeſus Chriftus, in der nacht ba er verrathen
wardt, nam er das brot ıc.
Dieſe wort fol der Prieſter mit fonderer bapfferkeit vnd
langfam, zu guten! verftandt, fingen, in dee weifen, die hernas
ber fol verzeichnet werden, und ſoll das vold, zu end diefer wort
des Herten Amen antivorten.
Alſo habens die alten Gemeinden Chrifti alle gehalten, und
die Griechen haltens noch alſo, dan in dieſen worten, die ſub⸗
ftants dieſes heiligen, Sacraments genglich begriffen iſt, vnd
ligt alle heilſame handlung, und entpfahung Bil heiligen Sa⸗
A.
craments, genslichen am warem verftande, vnd glauben biefer
Morten.
Wenn dan das vol fein Amen vff diſe wort gefprochen,
fol der Priefter als bald wider fingen.
Laft vns betten.
Vnſer Batter in dem Himel ıc.
Vff das gebet bes Herren, fol die gemein abermal ir Amen
fingen. |
Priefter. Der fried des Herrn, ſei almege, mit euch.
Voll. Bad mit deinem Geift.
As dan follen, die zuc Communion zugelaffen feindt, und
an jrem orth darauff warten, zu der Communion mit andadıt,
vnd der ordnung fomen, Erftlich die man, darnach die fraumen,
benen die beiden Sacrament, der leib vnd das blut des Herrn,
follen auß gefpendet werden, mit diefen mworten.
Zum keib bed Herren. "
Nim bin, und iß zu deinem heil, den leib Chrifti, der fü
dich gegeben ift.
15643. LXXXT.
Zum Kelch.
Nim hin, vnnd drinck zu deinem heil, das blut des neuw
Teſtaments, das fur deine ſunde vergoſſen iſt.
Vnther der Communion, ſol man das Agnus dei zu Latein
vnd teutſch, eins vmbs ander fingen, wa man Clericken hat,
Vnd das deutfch, Got fei gelobet, Vnd, Jeſus Ehriftus vnſer
Deilandt, wo das Communiciren fo lang wehret, So bie
Communion geendet, fol der Priefter zum vold fingen.
Der Herr fei mit euch.
Voll. Vnd mit deinem Geift.
Priefter. Laſt uns betten.
D Ulmechtiger ewiger Gott, wir fagen deiner Gotlichen
miltigleit lob vnd danck zc. [mie in bee Nürnb. K.⸗O.)
Ein andere bandfagung.
Wir danden bir Almechtiger Gott ıc. [Aus Luthers deut⸗
ſcher Meſſe.]
Nach dem ſegne der Prieſter das volck, mit dieſen worten.
Der Here geſegne euch ꝛc. [mie in der Nuͤrnb. 8.:D.]
Wo nicht Cleriken feindt, als vff den Dorfferen, ba fol
alles Teutſch gefungen unnd gelefen, vnnd das fingen auch ges
meßigt werden, wie es bey iederem vold zur befferung der Got
feligkeit dienen mag. .
Vnd dieweil unfer lieber Herr fein H. Sacrament, vns je
allen darzu geben, und eingefagt hatt, dus wyrs eſſen vnd
trincken zu feiner gedechtniß, vnnd mit nichten , das wyrs fur»
flellen, vnnd vmabher tragen follen, Vnnd am tag ligt, was
ſchwaͤren mißbrauchs hierauf bei dem gemeinen volck auffloms.
men ift, dem felbigen zu begegnen, vnnd allerley ſerupel, und
vnnutze fragen zu verhüten, So follen die Paſtoren, vnd alle
die das Abentmal des Herren halten, almal bie leuth, fo fie
zur Communion zugelafien, abzelen, vnnd ihrer zal nach, bie
partifel nemen, vnnd was vberig biepbt, das als bald nieflen,
vnd nichts darvon behalten, ober ein fegen, noch irgent hin tens
gen, oder furftellen, Das ewig wort des Deren, das uns felig
machet, fo wyr baran gleuben, vnnd ihm gehorchen, ober rich⸗
tet, vnnd ewiglich verdammet, ſo wyr nicht daran gleuben,
wand jhm nicht folgen, Diß wort lautet alſo, Nemet vnnd
Coluiſche Reformation.
eſſet, Nemet dvund drincket, das iſt mein leib vnnd blut, dabei
ſollen wyrs bleiben laßen, vnd one Gottes wort, kein neuwe
weiß noch brauch, bei dem heiligen Sacrament anrichten.
Vnd weil in dieſem H. Sacrament, der todt des Herren fol
verkundet werden, Vnd die gemeinſchafft des Herren in vns ge⸗
ſtercket, das wir durch jnen der welt als mehr gekreutziget wer⸗
ben, vnd abſterben, So fol auch aller weltlicher, und fleiſchlicher
pracht vom brauch dieſes H. Sacraments hingenomen, vnnd
aller geprauch vnd inſtrument dieſer H. handlung alſo geordnet
und gemäffiget werden, das es die predig des Creutzes, und des
tods Chriſti ziere vnd fuͤrdere, vnd nit die liebe vnd achtung des
golde . ſylbers, ſeyden, vnd anders, darin die welt jhren pracht
et.
1 Von communien der Bilger und Trauden.
„Wo ſichs zutruͤge, das etwan frembde leuth auf Ehriſtlichen
vrſachen, des H. Abendtmals in der wochen begeren wurden,
Oder auch anheimiſche, die ſich gefehrlicher reiſen begeben mu⸗
ſten, oder bloͤds leibs weren, das ſie beſorgeten, ſie moͤchten des
gemeinen Abendtmals inn der kirchen, auff dem nechſten feirtag
zu halten, nit erwarten, denen ſollen die Paſtoren, das H.
Abendtmal auff jre beicht vnd erkantnuß, zu jeder zeit in der
wochen geben, vnd nicht abſchlagen, Doch wo es ſein kan, ſollen
ſie das halten in gemeiner kirchen, vnd morgens zu der zeit,
wenn on das, ein Gottes verſamlung iſt, oder doch darzu etlich
von der gemein beruffen laſſen, Vnd als dan, ſo ſie ſoliche weg⸗
fertige oder ſchwache leuth inn gemeiner kirchen berichtet haben,
Sollen fie das H. Abentmal allermaſſen vnd geſtalt halten, mie
es hiebeuor beſchrieben iſt, on das ſie das geſang nach laſſen
moͤgen, vnd alles mit guter verſtentlicher weiſe leſen, Wo aber die
kranckheit deren, die der communion begeren, ſo groß ſein wurdt,
das ſie nitt zur kirchen kommen moͤgen, Da ſollen die Paſtoren
zu jhnen gohn, vnd das heilige Abendtmal bey jhnen halten,
dere geſtalt vand form, wie hienor geſchrieben iſt, ober auff fol⸗
gende weiß, die fur die krancken geordnet iſt, nachdem die ge⸗
legenheit der leuth, denen ſie das heilig Abendtmal reichen ſollen,
fein wurdt, und es zu mehrer beſſerung bes glaubens dienen mag.’
Wie man bie krancken befuchen, vnd bie Eommunion mit ihnen halten fol.
„eteber freund, weil endy vnſer Herr Got mit fchmachelt
euwers leibs heim gefucht zc. [Aus dee Saͤchſ. 8.-D.]
Auff das, fo das bes krancken gelegenheit erleiden mage,
folle der Paftor auß dem fechften capitel Joannis lefen, von
bem an das ber Herr faget, Warlich, warlich fage ich euch,
werden jr nit effen das fleiſch des menfchen Sons, bi auff
die wort des Euangeliften, Soliches faget er in der ſchule, ꝛc.
Vnd foliche Lection dann auch zu troſt des krancken, vnnd zu
lehr, und vermanung der vmbſtender, etwas erklaͤren, fo vil es
dem franden will leidlich und tröftlich fein, Darauff er die offen
beicht furfprechen, und bie Abfolution geben fol, benn den glau⸗
ben furſprechen, Vnnd darauff ein ſolich gebett.
Paftor. Der Derre fee mit euch,
Bold. Vnd mit deinem Geift. Ä
Almechtiger ewiger Gott, der du uns auß beiner grundtlofen
barmbergigkeit, beinen lieben Son onferen Herren Jeſum Chris
flum, vnd mit jm alles gefchendlet Haft, erleucht unfer aller
bergen, vnnd gemüter, das wir in, deinen lieben Son, als vn⸗
ſeren einigen Heilandt, und dich In jm ale vnſeren Got und
"8888. LXXET. Golniſche Reformation. »
Matter recht erkennen, vnd anfchauwen, Wnd bie Heilige ge
meinfchafft feines leibs vnnd bluts, in dent H. Sacrament alfo
entpfahen, vnd genieſſen, das fein Goͤttlich leben , mitt allem‘
troſt deiner gnaden, vnd gewiſſem erwarten ber feligen auffer⸗
ſtendtnuß, in dieſem vnſerem krancken bruder, und ung allen
geſtercket werde, Vff das wir deine handt gegenwertiger heim⸗
ſuchung erdulden, deiner beruffung von hinnen getroͤſt erwarten,
Bund fo lang du vns hie wilt leben, deinen Goͤttlichen namen
immer mehr. heiligen, vnd dein reich helffen erweiteren und zie⸗
ven, Ducch den felbigen deinen lieben Son vnſeren Herren es
ſum Ehriftum, Amen. oo.
Auff das fpreche ber Paftor das Vatter unfer, Wünfche
ben frieden, vnd leſe dann fur mit Elarer flimme die wort der
einfagung des H. Abentmals, Nemblich, Sn der nacht ıc. mit
dem gebett, Vatter unfer zc. und wunfd, bes fridens, Vnd darauff
folle dem krancken das gange Sacrament gereicht werden, mit
ben toorten, wie oben erzelt, vnd fo mehr leuth dabei weren, bie
des begeren, vnd fid) darzu geſchickt hetten, wie obgemelt iſt.“
Bon Eommunion in Befonderen Seuferen, für Die gefunden.
„Nach dem etwan die vom Adel, ober auch andere, den Pfar⸗
kirchen weit entfeffen fein, das fie winter®, und auch zu anderen
zeiten, nit wol in die Pfarkirchen komen koͤnden, Solichen follen
die Paftoren vnbeſchwert fein, das H. Abendtmal auff jhr bes
geren, unnd fo des befferliche vrfachen vorhanden feindt, zu ges
legener zeit in ihren beuferen und wohnungen zu halten, Vnd
das auff vor erzelte weiß und maß, Welche aber den Pfarkicchen
fo gefefjen, das fie zu der gemeinen Communion wol fommen
mögen, bie folle man zu der felbigen Sommunion vermanen,
Vnd nen in heuferen Eein befondere Communion anrichten,
Welches auch die alten Vätter verbotten haben.”
Bon belerung von fünken, warer büf, vnd Ghriklihem Bangen.
Die Prediger follen zur Erweckung wahrer Reue mit Ernſt
Gottes Wort im Evangelio und Gefege predigen. Die Privat:
abfolution foll erhalten werden. „Vnnd zu erhaltung diefer
Chriſtlichen abfolution, befehlen wir ernftlich, das die Paftoren
vnd diener der Sarramenten, nienmndt zur Communion zus
Laffen, er hab dann zufür von feynem Pfarreren, oder denn
anderen ordentlichen dieneren der Sacramenten, die priuat Ab⸗
folution entpfangen, Vnd vmb biefer Abfelution willen, foll die
beicht bleiben, doch alfo, das hinfür niemandt zu erzelung der
funben genötiget werde, Aber gleichwol fol ein jeder ein demuͤ⸗
tige befantnüß thun, das er gefündiget hab, und das jm hertz⸗
lich leid fen, das er Bot erzuͤrnet, es ſey auch ernſtlich fein ge⸗
mut, vnd will, ſein leben zu beſſeren, vnd im Gottes forcht,
gehorſam, rechtem glauben, anruffung vnd danckſagung gegen
Got, vnd on ergernuͤß fuͤrhin, zu leben, doch ſoll ein jeder die
fünden, welche das gewiſſen fuͤrnemlich drucken und beſchweren,
dem Prieſter entdecken, darneben rath vnd troſt auß dem wort
Gottes begeren, vnd hernach vmb die Abſolution bitten.
Dieſe gemeine bekantnuͤß dienet zu erinnerung dem Reuwe⸗
den, vnd iſt darzu fuͤrderlich, das der Paſtor dennoch auch hoͤre,
ob die perſon ernſtlich der Abſolution begere. Dann man ſoll
die perlen nit fuͤr die ſew werffen, Will der ſuͤnder nicht beſſe⸗
rung zu ſagen, ſo ſoll man jn nit abſoluiren. Es iſt auch ſein
rew allein ein ſchein, vnd erdicht werck.
Bnd fol bey dieſem allen, der Paſtor ein jeden verhoͤren
| von feinem glauben, Item orbentiich vor die gehen gebotten fra⸗
gen, und fie eriineren, das fie wiffen, das ſuͤnde wider Got fey,
fo fie die felbigen gepot des Derren Überttetten, Damit das volck
auch lehrne, was fünde feye, und In fonderheit, fol dem jungen
volck, vnd anderen vnuerftenhigen, dieſe verhoͤr für der Abos
Iution, ein Cathechiſmus fein, fie zu vnderweiſen, wand Damit
zu Chrifllicher befferung zubringen.
Darauff foll man fragen, ob der, fo die Abſolution begert,
ernfllich des willens feye, fein leben zubefferen, vnd für hin
in Gottes forcht und gehorfam , zc. zuleben. So er dann fol«
ches zufagt, fol jm fürgehalten werbenn, fo er etlich perfonen
geergert, oder fonft vnbillich beleidiget het, das er ſolch ergen-
nüß, fo fill jm moͤglich, abfchaffen, vnd die beleidigten perfon
verfünen woͤlle. Vnd fo das ergernäß offentlich were, als, fo
einer ein vnehelig perfon bei fich hette, mit jeman in offentlichen
feindefchaffe verharte, hielte jeman offentlich das fein für, oder
dergleichen, fo fol die Abfolution verzogen werben, biß das er⸗
gernuͤß offentlich abgefchaffet ſeye. Es ſoll auch der, fo bie Abe
folution begert, ernftlidy vermant werben, das er betrachte, das
folche bekerung nit ein ſchertz, fonder ein rechter ernft fein
fol, damit nit Got der Herr hoher erzuent werde, fo er bie
Abfolution zu einem fchein, vmb der leuth willen, ober von
wegen ber gewonheit, ſuchet, Ex foll auch vermanet werben,
vrſach der fünden, zeit, und fladt zu meiden, Item wiſſen, das
Got gebotten, das wir wider bie anreigung flreiten follen, vnd
‚„dabey Got vmb hilff anruffen, in folhen dingen follen glaub
und anruffung geübt werben.
Ss dan der, fo die Abſolution begert, auff biefe Chriſtliche
vermanung ein zufag gethen, fol jme im namen Chrifti bie
Abfolution mit getheilt werden, vnd foll ber felbig alfo nach
ber abjolution, zuc Communion-zugelaffen werben.”
Bon bednn.
„So aber jemandt in offentlichen fünden lebst, oder mag
mit etlichen zeugen überwunden werden, das er foliche laſter übe,
darumb er ftraff verdienet, und vermoͤge goͤtlichs wort, kein
theil am reich Chriftt haben möge, Vnnd der felbige Gottes
zorn, fein eygen ſtraff, das offentlich ergernüß, nit bedencken,
vnnd fich alfo zur beferung nicht felb ſchickon will, foll inen fein
Paſtor neben etlichen, fo zu ſolchen fachen im jeden Stetten und
dörfferen follen verordnet werden, vermanen, das er ſich zu Got
beferen, und das ergernüß meiden wölle, vnd ſich widerumb
mit Got und der Pirchen verfönen, Diefer vermanung iſt ein je
der in feiner pfar, mit rechter zucht, vnd bemut zu folgen,
fhuldig, Dann fie ift ein flüd des Ampts, dauon ber Heer
Chriftus gefprochen hat, Luc. x. Wer euch hört, der hört mich,
vnd wer euch verachtet, der verachtet den, der mich gefandt hat.
So er nun der vermanung folgt, und befferung zufagt, Toll.
er erftlich die ergernüß abftelfen, als fo er ein onehrliche perfon
bey fich hette, die von ſich thun, ꝛc. Oder fo er in anderem
vnrechten ſtecket, das felbige thatlich abſtellen.
Darnach foll er zum Paftor komen, fein Beicht thun, dund
befferung zu fagen, und vmb die Abfolution bitten, und alfo
zur Communion zugelaffen werden.
Wo aber der erfordret nicht wil fuͤrkomen, foll er zum beit
ten mal erfordert werben, Ober fo er fürfompt, vnd nad) der
dritten vermanung, gleichtwol in ergernüß verharret, foll dieſes
46 2848. LXXXI. Göluifche Reformation.
alles an den Superintendenten gelangen, durch den Paſtor vnd
einen von den verorbenten, und foll der Superintendens an das
orth komen, da der beklagt iſt, und foll neben bem Paftor des
felbigen orte, vnd anderen verordenten, den beklagten fürfor-
deren, ond fo er von feiner untugendt nit abgeflanden, und ſich
nicht gebeffert,, auch noch nit befferung ernſtlich zu fagt, follen
fie ſamptlich ein, fenteng fprechen, das er auß der Chriſtlichen
gemeinfchafft foll außgefchloffen fein, und alfo im bann fein,
Darumb foll jm hinfür, fo lang er im bann iſt, nicht geftat«
tet werden zur Communion zu gehen, bey der tauff, bey der ver⸗
mehlung fo in der kirchen gefchicht, zuftehen, Aber die Prebig
fol jm nit verbotten werden, fonder ift fil mehr darzu zu ver-
manen, das ei die Predig zu betrachtung Goͤtlichs zorns, zeit
licher vnd ewiger ftraffen, vnd der groffen undandbarkeit, bie
ee für die groſſe gnad, vnd leiden des Herren Chrifti uͤbet, ges
teiben werde, Dan das Predig ampt fol für vnd für in aller
welt, über alle menfchen richten, gute und böfe, und alle füns
den ftraffen, wie der Herr Chriſtus fpricht, Der H. Geift ſtraf⸗
fet die welt von wegen der fünde, ıc.
Vnd damit rechter Chriftlicher verfland bleibe-vom Bann,
fo fol man wiffen, bas vnderſcheit iſt, zwifchen der kirchen
ſtraff, und weltlicher ſtraff, Die meltliche oberfeit Hat von Got
befelh offentliche Iafter mit leiblihem zwanck, kercker, ver⸗
floffung auß den güteren, vnd mit dem 'todt zu ſtraffen, und
ſoll je ampt nit allein vmb fridens willen, fonder aud) Got zu
Iob, zur zucht üben, Rom. riij. Dauon fie bie Prediger ver-
manen follen.
So aber weltliche Oberigkeit ein verbante perfon in burger-
lichem Stand bleiben läßt, fol ber bann die Burgerlich gemein,
ſchafft nicht verhinderen, fonder die gehorfame glidmaß der kir⸗
chen, mögen mit jm fo fern, als in der weltlichen Regierung,
in kauffen und verfauffen, und der gleichen fachen, gemein
ſchafft haben, fie follen jnen aber funft in unnötiger gefelfchafft
meiden, damit fie ſich nit theilhafftig machen frembder fünden,
Vnd ſich alfo erzeigen, das er, vnd andere verftehen mögen,
das fie ein ernftliche betrubnüß ab feinem Lafter vnnd ergernüß
haben, So er auch im Bann fticht, follen die glibmaßen der
kirchen nit bey feiner begrebnüß fein, fonder jnen, als einen ver-
‚worffenen halten, Dieweil er nit in anruffung bed Herren
Chrifti, und bekandtnuͤß feiner fünden geftorben if. -
Vnd follen alfo die Paftoren, vnd Superintendenten,
mit den verordneten barzu, den Bann, allein vmb offentlicher
fünden willen, gegen die, fo fich nit beſſeren mwöllen, fürnemen,
vnd nicht in andern weltlichen fachen, als von wegen gelt fchuld,
oder anderer pflicht, brauchen, Sonder die maß folle darinn ges
halten werben, wie beriwegen in vnſerer füriger außgangner Res
formation, ber gerichten verfehung, befchehen, Vnd wo von
nöten , mit rathe ber onferen ferner befchehen foll.
Dermegen die Prediger das vold mol vnderrichten follen,
von diefem Chriftlichen bann, Nemlich das der nicht zuueradh-
ten ſey, fonder das warlich Gott, den, fo den Bann verdient
haben, für verbant und verworffen heit, Das auch offt in die
fem leben, Got leipliche ftraffen ond plagen, den Bann zube-
ftätigen, fomen laſt, über die, die der Eichen bann verachten,
Dan der firhen, und Gotförchtigen, fegen und verfluchen,, ift
nit vergeblich Gen. xij. Sch will die fegnen die dich fegnen,
vnd die verfluchen, die die fluchen, Item Pfal. cix. Seiner
tag müfjen wenig werden, und fein Ampt muß ein ander ente
pfahen, und hernach. Er ziehe denn fluch an, wie fein hembdt.
So beweifet dieſes das erempel, j. Cor. v. vnd da Ambrofius
des Stilliconis fchreiber verbannet, wardt er befeffen. Derhal⸗
ben ift nicht. zmeiffel,, wer in verachtung des rechten Bang bleib
bet, wird feine ftraff von Got haben.
So aber ber verbant widerumb ſich beferen will, vnd auffe
höret ſolich vntugent zu treiben, darumb er verbannet ift wor⸗
den, feine beicht und bemütige befantnuß feiner mifhandlung
thut, und fo er jemandts beleidiget, dem felben verfönet. So
ſoll er nit verworffen, fonder auffgenomen werden, doch das ex
bitte umb verzeihung feiner gethanen fünde, auch feines geuͤbten
vngehorſams, das er die vermanung der kirchen nit angenomen
bat, So er bann ſich in biefen ſtuͤcken gehorſamlich erzeiget, ſoll
jnen dee Paſtor offentlich für dem altar abfoluieren, dabei fol
len die anderen verordnneten auch ftehen, als zeugen feiner zur
fag, vnd abfolution, Vnd damit fi) niemandt ſchleunigs und
leidlichs rechtens zu beklagen habe, vnd boch die fchliffel des
Himelreichs, und geiftlihe bann ber kirchen nit mißbrauchet
werde, mwöllen mir mit rath vnd zuthun der unferen, ein ord⸗
nung des gericht zwangs, vnfer geiftlichen gerichten fürnemen,
das die leuth doch follen zu gehorfam des rechtens getrungen
werden, fonder den mißbrauch bes kirchen bang.”
- Bon einfegung der paftoren.
„Alte Gotfocchtigen verftehen und wiſſen, das das Priefter«
ih ampt, nemlich das H. Euangelium zu predigen, und Sa
crament recht zu reichen, von anfang der welt, biß zum ende,
das aller nötigft und fürnemfte ampt iſt, Darumb von anfang
Got feinen Son verheiffen, vnd hernaher gefandt hat, Welches
er auch munderbarlich echelt, und offt widerumb auffrichtet, Vnd
bat dechalben mit hoͤchſtem ernft gebotten, das die Prelaten der
kirchen, darzu mit großem fleiß dienen und arbeiten follen,, das
fie allein tüchtigen Perfonen diefen ſchatz befehlen, das er für
vnd für erhalten werde, vnd nit verlefche, wie under ben
Heyden gefchehen. Derhalben alles das ber H. Geift zum Ti-
motheo und Tito hieuon gepotten, mit allem ernft zu betrach⸗
ten, vnd wider vff zu richten ift. |
Vnd iſt nicht zweiffel, das das Biſchofflich ampt, erftlich
eben barumb über andere Prediger geordnet iſt, das fie follen
befonderen fleiß thun, das man bey rechter Lehte bleibe, vnd
das tuͤchtige Perfonen darzu befkellet werden, Und ift offentlich,
das zu aller zeit, von anfang der welt, fuͤr vnd für, die großen
[haben der kirchen, auß vnfleiß, vnuerſtand, vnd freuel der
perjonen erwachßen, wie auch fonft in anderen Regimenten ges
ſchihet, Dan e8 felet gemeinlich ehe an perfonen ban an gefeßen,
Darumb wir warlich von gangen bergen begeren, das zimlicher
fleiß der perfonen halben, fürgenomen mwerbe, wie zum hochſten
von nöten, Darumb foll un niemandt übel deuten, das wir
auff mege gedacht, das das Eramen ernftlicher gehalten werde,
dan wir fuͤrnemlich dieſes zuuerorbnen ſchuldig feind, Nun woͤl⸗
len wir niemand fein Jus Patronatus enziehen, vermanen aber
alte f Zus patronatus haben, das fie auß Chriftlicher pflicht
fleiß thun, tüchtige perfonen prefentieren, und nicht je Paſto⸗
teien auß gunft, oder anderen ongebuͤrlichen vrfachen, unges
ſchickten perfonen, verlehenen.
Vnnd damit wir vnſer ampt auch dabey thun, befehlen wir
1548. LXxxi. GEblniſche Neformation, 47
ernftlich das niemandt Inueſtiert werde, er ſei dan zuuor durch
die ordentliche Examinatores mit fleiß verhört, und habe von
den felbigen gute zeugniß, an die, von welchen er foll Inue⸗
fliert werden, und an den Suffraganeum. Vnd ſoll das Ers
amen vff diefen dreyen Artiklen flehen.
Erſtlich foll der Ordinandus von feinem beruff, vnnd feinen
fitten warhafftige fchrifftliche zeugnäß den Eraminatoribug fürs
legen, dan'es iſt Sötlicher befelh , das zu diefem hohen dienft
nit perfonen zugelaffen werden, die Got offentlich verachten,
oder fonft in anderen offentlichen Iafteren leben.
Zum anderen fol erfündigung gefchehen, ob der Orbinandus
zimlichen verfland habe, und diefe lehre, der fumma wir in dies
fer ordination gefaßt, für recht halte, und befenne, welch gewiß:
lich iſt die einige Chriſtliche lehr der Catoliken, das ift, allges
meinen kirchen Gottes. |
Zum dritten, fo der Ordinandus, die jegund gemelte Iche
zimlich verftehet und bekennet, ſoll er auch zufagen, bey diefer
Chriſtlichen lehr zu bleiben, fie trewlich zu lehnen, und ſich
diefer ordnung gemeß zuhalten, vnd fonft in feinem ampt
fleyß zu thun. ' |
Wenn er nun alfo Eramintert iſt, und zugefaget hat, fich
zu halten tie gemelt ift, fo fol jm zeugniß geben werden, an
die jenigen,, von welchen er die Inueſtitur entpfahen ſoll, aud)
an den Suffraganeum, der in Ceremonien der Ordination,
nichte wider diefe Lehr, fo in biefer fchrifft verfaffet, handlen,
oder dem Orbinando vflegen folk, Dieweil gewiß ift, das diefe
lehr hierinnen gefaßt, recht, Chriſtlich, und der gemein Catolis
Ten kirchen Gottes mennung, vnd glaub iſt, das und auch ge
bürt in kraft des heiligen Bifchofflihen ampts, die einfürung,
fo on Gottes befelh, vnd zu verdamnüß viler Priefter einge
riſſen feind, nicht zu handhaben, Sondern auff wege zugeden-
den, das wir tuchtige perfonen zu dem nötigen dienft des pre
digampts, haben mögen, aud das bie felbigen in gutem ges
wiſſen, vnuerhindert durch unbilliche befehmerung , oder gelüb:
den, Got anruffen, vnd feliglich leben mögen.
Wir hoffen auch, es werden ſich die jegige Paſtores, vnd
befiger,, mit lehr, Ceremonien, vnd leben, diefer vnſer orbnung
gleichformig machen, Wo aber mangel fein wirbt, da follen
onfere Vifitatores befelch haben, foltche verfehung zuthun, das
fi) niemand zu befchweren habe.”
Vom Einfegen der Ehe.
„Se fi) die leuth mit einander vermabelt haben, bie follen
fi) beide zumal, der Breutgam und die Braut, mit jren El⸗
teren, ober fonfl guten freunden zweyen oder dreyen, dem Par
flor , oder Capellan anzeigen, ber foll fie, den Breutgam, vnd
die Braut, Erſtlich fleiffig beforſchen, wie fle je Ehe, ein ander
verfprochen, ob das auch gefchehen ſey, mit wiſſen und willen
deren, in melcher gemalt fie billich fein follen, Auch ob es funft
aller ding ordentlih, vnd Chriſtlich verhandlet ſey. Vnd
wa hindetnuß da, oder vnordnung befunden, das fie one erger⸗
nüß der gemein Gottes nicht zu famen komen mögen, follen fie
die dienen der kirchen nicht einfegnen , noch in der kirchen zuſa⸗
men geben, biß ſolcher mangel vnd fehle, durch die gebeffert
werde, welchen folh6 von ampts wegen gebürt. tem «6 foll
auch der Diener ber worts ſolche leut wenn fie eingefegnet, ober
zuſamen geben werden, trewlich vermanen, ein Chriftlichen kir⸗
hen gang vnnd hochzeit, on heibnifche üppigkeit vnd pracht zu
halten. Demnach follen die kirchen diener, jrer beyder namen
auffzeichen, ond fie drey Sonnetag oder feirtag nach ein ander
aufruffen von der Cangel, nach gemeiner predig under dem ampt,
auff foliche weiß.
Dans N. vnd Anna N. willen nach Götlicher ordnung x.
[wie in der Nürnb. K.⸗O.)
Diße außruffung foll wie gefagt, drey Sontag oder feirtag
nad) ein ander gefchehen, es tweren dan befonder wichtige vrfas
hen, darumb jemandt etwas an der zeit were nachzulaſſen, doch
fol das nit dann mit rathe vnd zulaßung vnſerer, darzu geord⸗
neten, und allein denen perfonen, nach geben werden, von welchen
man offentlich weiß, das je Ehe Eein hindernüß hab, vnd das
on einige vergeltung. Die follen aud) dennoch zum wenigften,
auff einen Sonnetag drey mal außgeruffen werben.
Item es feien jundfrauwen oder widtwen, fo follen alle
Eheleuth zuuor je ehe in der kirchen, für der gemein Gottes;
durch das wort Gottes und gebett, beftetigen., und heiligen laſ⸗
fen, ſich auch dahin mit Chriftlicyer zucht vnnd maͤßigkeit, als
die fi) Im Herren vermähelt haben, verfügen, Vnnd das zu der
zeit wenn bie gemein Gottes on das bey einander iſt.
Wenn fie dann in der Firchen, an jree verordneten flat, die
der gantzen gemein im geficht ift, ſtehen, Solle ber diener zu
jnen fagen, Ir erfcheinen allhie als für Got onferen himlifchen
Vatter, und Chrifto Jeſu unferem Herren, und für feyner Ges
mein, zu bekennen euwer verfprochen Ehe, vnnd zu entpfahen
die beftdtigung der felbigen,, in dem namen des Herrm?
Antwort, . Ja.
Weil dann auff das beſchehen außruͤffen niemand erſcheinen
iſt, der einige hinderniß dieſer perſonen halb fuͤrbracht, vnd an⸗
gezeiget hette, von wegen Sypp oder magſchaft, ober ander vr⸗
ſachen, So woͤlle der liebe Got beſtaͤtigen, was er an euch ge⸗
wuͤrckt hat, Vnd damit jr deſto baß erkennen vnd bedencken,
was gnaden vnd guthaten euch der allmechtig guͤtig Got, in dem,
das er euch in die H. Ehe zuſamen beruffe, bewiſen hat, vnd
jm darumb von hertzen dancken, ein ander in ſteiffen glauben,
als von der hand Gottes zuſamen gefuͤget, annemen, vnd hal⸗
ten, jn vmb fein gnad vnd hilff in dieſem Stand jm zu leben
vnd zu dienen, deſto hertzlicher anruffen, vnd betten, auch eu⸗
wer ehelich pflicht vnd Ampt, gegen ein ander baß erkennen vnd
allwegen bedencken, So wollent etliche Gotliche zeugnuͤß, lehr,
vnd vermanung vom H. Eheſtand hoͤren.
Got der Herr ſprach, Es iſt nit gut... in allen Dingen.
(Aus berfelben Quelle.)
Auß diefen terten foll dan der Diener, nach dem er fie verles
fen, bie neumen Eheleuth, vnnd alle vmbſtender vermanen, das
fie auß gehörtem Gottes wort vernemen, vnd bedenden möllen,
Erxftlich, wie heilig, und Got gefellig, der Eheftand fey, dann
dieweil Got den Eheſtand im Parabeiß felb eingeſetzet, vnnd ges
fegnet hat, vnd faget von allen Eheleuthen, Er habe fie felb
zufamen gefüget, den Man zum meib, das er jr heupt und
ſchuͤtzer ſey, wie Chriftus feiner glaubigen gemeinben iſt, vnnd
dad weib zum Man, das es fein leib und gehilff fey, zu recht
Goͤtlichen und feligem leben, So muß ja biefer ftandt fehr
heilig, vnd Bot woll gefellig fein, welchs auch auß dem zu:
nermercken ift, das Got ben Eheleuthen foliche geoffe Liebe vnd
trew, wider fi) felb, gegen jren kinderen, und beyder feibts
48 1543.
freunden verleihet, Dan Got iſt die lieb, vnd wer in ber liebe
bleibet, ber bleibet in Got, fo wurdt auch das gange gefeg in
der Liebe bed nechften erfüllet, Darumb in welchem flande meer
Lieb vnd trew, vnd geneigter wille, denn leuthen nad) dem wort
Gottes zu dienen, befunden wurdt, der felbige ſtand ift fo vil
heiliger, und Bot gefelliger. Ä
Derhalben follen alle, die Gott in die Ehe beruffen bat, im
groß lob und band ſagen, das er fie in fo heiligen, vnd jm mol
gefelligen flandt , beruffen hat, Vnd auch der Man fein meib,
das weib jrem Man, andere nit, ban von ber hand Gottes felb
zugefüget, annemen vnd halten, Und was jnen anfechtung
ond widerwertigkeit in ber Ehe begegnet, da gegen bem Herren
gettoft , vmb fein gnad und hilff anruffen, vnd nit zweiffelen,
der Herr werde fie daran nit laſſen.
Zum anderen follen die Eheleuth, auß ben verlefenen fchriff-
ten auch jhr Eheliche pflicht,, fehuldig Ampt und dienft, lehr⸗
nm, Das dee man dem weib ein wares haupt vnnd fchuter feye,
das weib ein rechter gefelliger leib, vnnd getreumes gehilff, zu al«
lem gepftlichem vnd zeytlichem nug vnd frommen, und daß fie
in warer lieb fo vereiniget ſeyen, das fie warlich ein menfch, vnd
ein menfc Gottes ſeyn, Ein ander mehr dan Vatter vund Mu:
ter, dnnd jemandt auff erden anbangen, doch das ber maſſen,
bas fie dadurch jr Vatter und Muter, und alle verwandten,
bender ſeyts, nit allein ſchuldig liebe und dienft, von wegen
jrer zufamen fügung, vnnd anhanges, engiehen, fonder bie fil
herglicher, und vollomener dann zuuor, leiften vnd erfüllen,
Diefe lehr und vermanung follen bie Prediger befurgen, oder
Iengeren , nad) dem fie befinden, das es ben neuwen Eheleuten,
und vmbſtenderen zur befferung mehr dienſtlich fein wi.
Bnd nach dieſer lehr vnd vermanung, fol der diener bie
neuwen Eheleut, vnd die gange gegenmwertige gemein, vermanen
gum gebet, das der Herr folichen neumen Cheleuten, geben
wölle, die H. Ehe, alfo, wie fie auß bem wort Gottes berichtet,
für dem Herren ein zugehen, und biß an das ende zuhalten.
di ebet folle ber diener den Breutgam vnnd bie Braut
Reqh dieſen —— Kr ſich kommen, pnd alfo fragen.
Hans N. wiltu Annam, N. zu deinem Chelichen gemahel
haben, und halten, wie du iegundt auß dem Gottes wort geleh⸗
ret vnd vermanet bifl.
Antwort. Ka.
Anna N. wiltu Hanfen x. [wie in Luthers Zraubüchlein im
&. Katıchlemus.]
Darnach finge oder leſe man ben hundert vnd fiben ont
zwentigſten Yfalmen.
Wa der Herr nit das hauß bauwet ıc.
Oder cxxviij. Pſalm.
Wol demn ber ben Herren furchtet ac.
Darauff befrhließ der Diener die gande handlung mit
folgenden gebet.
Almechtiger gätiger Gott, bimlifcher Vatter, der du felbft
gefagt Haft zc. [Nach der Caſſel'ſchen K.O.]
Der.
- Here Bott, der du Man und weib gefchaffen haſt x. [Nach
der Nuͤrab.]
LXLXI. Gölntiche Meforuation.
Es follen auch die Paſtor, ober kirchen diener jedes orts, in
ein ſonder regiſtet einſchreiben, die namen vnnd zunamen der
kinder die ſie Tauffen, und der perſonen, die fie Ehelich einlei⸗
ten u auff weichen tag, und in welchen jar, foliches gefche
en fey-
Vnd nach dem etwan vil jrthumbs entftehet, auf dem, das
bie leut nit eigentlich wiſſen die verbotten grad der Eh halben,
mwöllen wir die felbigen laflen Har, und nad) der beften maß
ftellen, vnd durch den Truck zu jedermans erkentnuß kommen
laſſen. Die Prediger follen auch die zu zeiten dem einfeltigen
vold furhalten, vnd erklären.
Item ale auch vil und ſchwaͤre ergemuß vnd meineid auf
bem enftehen, das die leuth die Ehe heimlich mit einander ein,
ghon, vnd es dan laugenen und verſchweren, So möllen wir
auch die ordnung anflellen,, das hinfur Bein Ehe erfennet noch
gehalten werde, bie nit mit wiſſen und willen ber elteren,, ober
verwandten und furgefegten (menn bie elteren geſtorben, abs
weſend, oder ſo brechafftig feind, das fie harzu nicht rathen konden)
eingangen vnd beſchloſſen if.
Vnd wa die elteren, oder freund , oder furgeſetzten, wolten
junge leut, Son oder bochter, Ienger auffhalten, dan billich
were, ober auch zu heyraten dringen, barzu fie nit willen het
ten, (derem fie keins macht haben, vnnd in rechten verboten
feind) fo follen foliche Son vnd bochter, jre anligen an ihre
Paftoren, und Amptleuth laſſen gelangen, die follen ſolich⸗
vnbillich hertigkeit der elteren, freunden, vnd furgefegten, in
der gutigkeit, mit freundlichem vermanen vnderſtohn abzuwen⸗
den, vnd wa das nit ſtadt haben will, die ſachen an jhr orden⸗
liche Oberkeit gelangen laſſen, die dan ſolcher hertigkeit auß
richterlichem ampt weren, vnd etlich ehrbar, frome, verſten⸗
dige leuth erwelen, vnd verordnen ſollen, mit deren rath, die
heirath moͤge beſchloſſen werden, nach Gottes lob, vnd der
menſchen heil.
Wa aber weder Elteren noch andere furgeſetzten mehr fur
handen, ſo ſol doch keine Ehe verſprechen krefftig noch bundig
ſein, die nit beide theil zu gleich geſtehen, oder aber nit zum
wenigſten fur dreyen, oder vieren glaubwirdigen, vnd ehrlichen
zeugen verſprochen iſt, Dann je die Ehe heilig iſt, vnd mit
gutem rathe, ernſt, vnd Gottes forcht angefangen werden ſol,
Vnd mitt nichten auß fleiſchlichem anfechten, vnbeſonnenheit,
boͤſem auffſatz, liſt, vnnd betrug, Welches die Prediger den leu⸗
then woll erklaͤren ſollen. Damitt ſich die jungen leuth darnach
zurichten haben, vnnd nitt ſo leichtfertiglich, wie bißher, ein an⸗
der verſtricken, vnnd betriegen, Darauß nicht anders, dann meyn⸗
eidt, hertzleid, vnd jamer, vnnd welches das beſchwerlichſt iſt,
Gottes zorn, vnd ſtraff erfolget.
Deßgleichen ſollen ſie auch zum offtermal im jar, das volck
von der H. Ehe fleißig vnderrichten, wie die einzugahn, vnd
zuhalten iſt, Vnnd ſollen die Paſtoren dis leuth fleißig lehren,
vnd vermanen, das ſie wol bedencken, das die heilig Ehe, ja
ein beſonder beſcheret ſach iſt von Gott, vnnd das Gott allein
sin guten man, vnd ein gute frauw gibt, Vnd alſo Got
treuwlich anruffen,, das er fie, vnd die ihren, der Ehe halben,
gnediglich verforgen woͤlle, Alſo follen die Paſtoren bie leuth
auch getrewlich berichten, wie ein ſchwere fund, vnd von Gott
beſonders verbotten, vnd vermalsdeiet iſt, wa man nit im hei⸗
radt, vor allem fein ehr, vnd dienſt anfishet, vnd ein seht
1368,.. LXxxr Goluiſche Neformation. - 49
gieubigen-gemabek ſuchet, der Bott inn Chtiſto vnſerem Deren
auch erkenne, vnd anruffe, vnd koͤnde alfo in Gott ein menſch
mitt ſeinem gemahel ſein, Demnach, das man auch gleycheit
der gemuͤter, vnd beſondere zuneygung, in erbarem weſen vnd
thun, bedencke, welches pflegen zeichen zu ſein Goͤtliches be⸗
ruffs, Alſo auch Gotfoͤrchtige zhrliche freundtſchafft, alwegen
dem zeitlichen gut vnnd pracht furſetzen ſolle, Es ſollen die Pa⸗
ſtoren auch, die Heiligkeit, art, vnd eigenſchafft der heiligen
Ehe, wie die hie vorbeſchriben, dem volck allemal getreuwlich
arklaͤren, damitt das junge, und ander volck, fo es die heilig⸗
keit dieſes ſtandes, und ordnung Gottes, in dem recht erkennet,
fich felb von aller vngeſchicklicheit, vnd vungeifllicheit,, im anfa⸗
ben, oder halten ber Ehe, enthalte, vnd lehre in dem ſich Goͤt⸗
lich, vnd heilſamlich beweiſen.“
| Orbnung ber feirtage.
„Erſtlich wöllen wir, das alle Sontage gentzlich gefeiret wer⸗
den, vnd bie leuth auff bie Bein leiblich arbeit thun, noch
gefchefft, oder unnötige reifen furnemen, Bein kumerſchafft trei=
ben, fonder wie Bot gebotten, jre zeitliche werck die fech6-tage
bee wochen thun, vnnd den Sontag dem Herren heiligen, das
mit fie durch Gottes wort, im glauben, vnnd aller Gottfeligkeit,
erbauwet werden... | |
Es follen die Prediger auch das vold fleißig berichten, wie
ſchwaͤre fund es feie, man bie leuth auff bie tag,. die Gott zu
furderung feiner ehren , und der Botfeligkelt, vor anderen follen
gebeiliget fein, ſich der vollereien, vnd aller vppigkeit mehr bes
geben, dan auff andere tag, tie leider bißher wit zu vil befches
ben, vnd und neben anderem Iefteren, dieſe gegenwertigen ſchwe⸗
. zen Gottes firaffen erwedet, Dauon die Prediger das void mit
—5 ernſt durch vermanung Gottliches worts, abziehen
Es ſollen aber neben dem Sontage gentzlich gefeivet werden,
biefe folgende Feſt. nn
Der Weinacht tag, fampt Stephant vnd Joannis.
Cirrumeifionis. '
Epiphanie.
Conuerfionis Pauli.
Purificationis Marie.
Annunciationis Marle.
Der grune Donnesftag, und weiße Freitag, damit die hir
ſtori des leidens Chriſti, die zwen tag, mit mehrem ernft, und
feucht, möge furgetragen werben.
Der Dfiertag, mit zweyen folgenden tagen.
Auffarts tag. —
Pfingſtag, vnnd der folgende Montage.
Natiuitatis Johannis Baptiſte.
Petri et Pauli.
Viſitationis Marie.
Auff.dem tag Michaelis fol gedechtnus vnnd predig gehalten
werben von ben Engelen, auß dem orth, Mathei am ruitf.
Die Engel ſehen das angeſicht jres Vatters. Item Hebre. j.
Die Engel ſeindt dienſtbar Geiſt ıc.... oo .
Auff der anderen Apoflelen tage, fol feyer gehalten werden
biß nach ber predig, darnach mag ein jeder etwas nutzlichs ar⸗
beiten, vnnd fchaffen, Dan leiber am tag ligt, das das feyren
nach mittag, einen großen theil volds, zu mehrer ergernus
D.
reitzet, Wer aber dieſe tag gang feyten woͤlle, der thu das alfo,
das er feine feyer Gott heilige, vnd nicht Gott barburch meer:
erzüme. Ä 0
Auff die feft, diefeigen hiftorien m der Schrift haben, fol«
len fotche hiftorien dem vold fleißig furgetragen werben.
Bund nad) dem wir von feinem Apoftel etwas weithers gewiſ⸗
ſes haben, dan in den uangelien vnnd gefchichten ber.
Apoſtelen, fampt iren eigen Schriften, befchriben ift, fo fol
auff die tag der Apoftelen, von welchen gemelte Schriften
nicht beſonders vermelden, alweg von dem Apoftel Ampt, vnd
dienft des heiligen Euangelij gepredigt werben, auß den Lectios
nen des heiligen Euangelij, von der erften fendung der Apoftel
Math. x. Vnnd auß dem po: Johan. Ich bin ein weinſtock, und
je feit ſchoß, oder dergleichen, Den mie auch die alten Vaͤtter
ertennet, und gepotten haben, follen Bein Apocrypha, vnnd unges
wiße Hiftorien in der kirchen gelefen werben.
Es follen aber auch die Prediger auff alle die tag, auff bie
man bievor der heiligen furneme gefeirte und vngefeirte gedecht⸗
nus gehalten hat, predigen, Vnd fo man etwas gewiffer hiſto⸗
rien von folchen heiligen hatt, bie reinen Exempel jres glau⸗
bene, vnd warer frucht des glaubens, dem volck erzelen, doch
das die prebig, furnemlich auß einer fchriftlichen Lectionen, die
alweg furgehen fol, genomen werde, wie dan aud). die alten
Vaͤtter gethan haben, Wa man dan von ben heiligen hieuor
aberslaubifche fabulen hatt furbracht, die follen die Prediger ans
zeigen, vnnd verwerffen wie auch allen falfchen heilgendienft,
vnnd den Leuthen mit allem ernft, onnd trewen anzeigen, role
vilfaltige grobe abgotterei in dem getrieben, und Gott damit
fampt den heiligen ſo ſchwerlich verleget, und geunehret wor»
den fele. i £
Es folfen die Prediger auch In allen gebechtnußen ber heili⸗
gen, das vold fleißig berichten, wie man der heiligen gedecht⸗
nus, recht Gotſeliglich halten folle, Nemlich das wir jren heis
ligen glauben, vnnd ware fruchten deffelbigen, ale gaben vnnd
werd Chriſti des Herren, in jnen erkennen, onnd dem Herrenn
darumb Lob vnnd dand fagenn. Item uns daher feiner gute
vnnd gnaben tröften, vnnd mit warem vertraumen beiten, das
ee auch vns ſolchen glauben verleihen, und m uns ſtercken wölle,
‚ weil er nit weniger vnſer Gott und Deilandt fein wil, dan ber
verfiorbenen heiligen. Zum dritten das wir daher bewegt, bie
gnad fo vns verlühen, zu erwecken, der heiligen Exempel
nach vnſeren beruff., mit allem fleiß nach zu folgen.
Vnnd nach dem auch auffandere, und fchier alle feſt, auch
die hoͤchſten feſt Ehrifti. vnſers Herren, vilerley abergleubifche
fabulen vunb weifen eingefurt ſeindt, wie fich bie noch bei jedem
vold befunden, alfo follen die Pafloren vnnd Prediger, die ſel⸗
digen aberglauben, vnnd aberglaubifche, weifen, mit allem
ernft firaffen, vnnd hie leuth dauon abfuren, Wie auch von
allen anderen Heidnifchen vnd aberglaubifchen miſpreuchen, ‚die
bet den leuthen an allen orthen noch vorhanden fein, bann ons
Bott durch das Eöfttich blut feines lieben Sons, bes vmbefloe⸗
ten Lemblins Chrifti, von der eitel verberblichen weiße zu leben
arloͤſet hatt, wie Sanct Peter fagt, j. Petri j.“
on Bon faflagen.
„Bas das ware Gotſelige faften fet, ſollen die Prediger auf
dem, fo-hievor dauon vermeidet, das vold Fee lehren,
50 | J aban ENEXE. Göhtifche Nefvematien.
Aus dem ſelbigen hat ein jeder mol zu erkennen bas ein recht
glaubigs faſten guß eignem ſelbwilligen gemut muß furgenomen
werden, oder gilt nit allein nichts bei Gott, ſonder iſt jm auch
ein granel, So ift offenbar, das ſolichs felbiwitligs warglaubi⸗
ges gemuͤt zu faſten, bei niemant mit gepot mag erwecket wer⸗
den, dan der Geiſt Chriſti uns nicht auß dem geſetz, ſonder
auß dem gehört des Euangelij zu kompt, Galat. iij.
Derhalben unfes Herr Chriſtus, noch die Apoſtelen, ober
auch die heiligen alten Vaͤtter, Beine faſten gebotten, ſonder
allein darzu vermanet haben, onnd in dem einem jeben fein ges
wifien frei gelaffen, im alten Teſtament war auch allein ein tag
im gantzen jar zu falten gebotten.
Welil wir dan dienen des Neuwen Teſtaments, des Geiſts,
vnnd nicht des Buchſtabens fein ſollen, fo wiſſen auch win nie⸗
mant vil gepot zum fafken auff zu legen, vund fein gemiffen bas |
mit zu verſtricken, Sonder wollens bei dem getrewen, vnnd fleifs
figen vermanen, vnnd ben alten Chriſtlichen anreitzungen, durch
gebuͤrende kirchen vbungen, auff bie faſtage zu halten, bieis |
bem laßen.“ — Hiernach wird beſtimmt, daß in ber Duadrage
ſima die Prediger das; Voll treulich feiner Suͤnde erinneen und |
zur Buße ermahnen und in den Faſten täglich und zwar na«
mentlich am Sonntage, Mittwoch und Freitag länger und ſpaͤ⸗
Wr predigen follen, „damit die, fo etwas fallen mogen vnnd
, darzu mahr vrfachen haben. Eben fo ift es in den
Quatemperfaſten, in den Bigilten nor Weihnachten, Pfing⸗
Ian w a, Dergk. Tagen. m halten.
Von unberfcpeidt der ſpeiſen.
sen (Me): wißen niemandt von vnderſcheit der fpeifen et-
was zu gebieten, Die Prediger aber follen das volck mit hoͤch⸗
ſtam fleiß lc, was die recht arte abflineng fey,, und
darz vermanen.
Von ber Begrebnus.
„Mit den Leichen folk der onderfcheid gehalten werben, das
won bie, weiche in offentlichen verachtungen der. gemeinden
Chriſti erben, hey der. glaubigen cörper nit begrabe, noch
en jemand von ben kirchendienern mit folder Leiche
gehe.
Welche aber in ber gemeinfchafft Chrifti und der kirchen
verſcheiden, und. befanbera, die biefe gemeinfchafft auch zu jrem
end bekennet, vnd bie beiligen Sacrament und abſolution ent-
fangen haben, die folk man ehrlich zur begrebnus tragen, und
zur erden beflatten., an. den plagen darzu verordnet. Vnud
fol für bie begrehnus von niemandt ichts genommen. werben, |
Dann ſolchs offenbare Simoney were. So man die Leich zu
groh. tregt, mag man fingen, Mitten wir. im Isben fein, mit
ders tode vmbfangen. Auf tieffer noth, Oder andere derglei⸗
den geſenge. |
Vnd damit das ⸗volck befto flatlicher bey den Reichen: koͤnne
allemal, erinnert: und vwermanet werben, des, dns man bey den
Leichen. fürnemlich bebenden falle, So mere gut, bad man
geordente ftunben zu der begrebnuͤs hette, vnd dann ein tert
vß der heiligen ſchrifft fürlefe, mit turger erinnerung und ver
manung, in beren dem voll angegeiget werde, Erſtlich die
ſchwera ber fünden und des Goͤtlichen zorns, daher dann ber
tant- kompt, Drmunad) auch: ber: herrlichen macht vnd krafft
ber erloͤſang Chreiſti, ber bie fünb hingenommen, den tode gen.
töbtet, vnnd uns bag newe himliſche leben durch fein heitige
vfferſtentnuß und himelfart erworken, angefangen vnnd gemiße
lich bereitet bat. Mit troft des abgeftorbenen halben, der durch
ben glauben au Chriſtum vom tobt zum leben hindurch ges
brungen, mit bem Herren lebt, vnd vnſer mit friden erwar⸗
tet, Vnd auch vermanung zu den bevftenderen thun, das
fie ben fünden teglicdy mehr abflerben, und ſich zu dem fünffs
van himliſchen leben richten, vab ben. Herren vmb «im felig®
end bitten.
Und wo der Herr an den verſcheidnen leuthen etwas bes
fonber genaden in jrem leben vnd fierben bewiſen, und vns
| exempel bed glaubeng fuͤrgeſtelt, die fallen zum peeiß des Hera
ren vnd befferung der gemeinden Goetes, wit meßiger Gots⸗
foͤrchtiger erzelung, gemeldet vnd gepriſen, Doch in dem durch
| bie Prediger veiffig vffgefehen werdenn, bas fie den menfchen
nichts zugefalken: redenn, fonder allein aus Inuterem bergen
bie befferung der firhenn, mi han preiß der gaben Gattes
| fuͤrderen, dag zu under anberm dar tept des Apoflcht Pauli in
der erſten zu den Theſſalonichern am. vierdten mal diemet, da
er fage, Wir woͤllen auch aber Lieben hruͤder nit verhaltenn,
von denen die ba fchlaffen etc. Darauff ban bie predig vn⸗
! gefahr nachfolgender geflalt beſchehen mag.” GSs falgen hier
die Leichenprebigten ber Haller K.+D., bie bier übeehaupt
als Vorbild gedient. hat.
Von den auberen gemeinen Kirchen übungen,
len wir das dem volck Chriftt zu ſolcher heiligung alte befferliche
anreitung vnnd vrſachen gegeben werden, Vnd derhalben ſol⸗
ken in den ſtetten vnd freiheiten, da ſchuler vnnd mehr dan ein
Kirchen diener ſein, morgens fruͤe, nach dem es jedem volck
galegen ſein mag, ein nerfausilung gehalten werben, um des
geſindes willen, das etwan zum rechten Ampt wit kommen kan,
Darumb dieſe werfumblung oin- gufe zeit von Dem arbentlichen
gemeinen Ampt gehalten werden foll. Alfo das non diefer fuͤr⸗
prebig, vnd ber gmeinen predig, zum geringften: ein. ſtund zeit
ſey, Damit bie, fo zu dem gemeinen. Ampt gehen woͤllen, fich
deftobaß darzu fertigen mügen. In dieſer verſamblung foll ein
Teutſcher Pſalm vor vnd nach geſungen, vnnd ein pradig von
dem Catechiſmo mit verkuͤndigung des Heiligen Enangelij ges
halten werden.
| Wo dan ſouil Clerici ſein, auch die mueß vnnd andacht has
ben, das ſie ein rechte geiſtliche Mettan fingen. muͤgen vnnd
woͤllen, Sollen ſie nichts dan auß der ſchrifft, vnnd alles auß
warem "Sheiftlichem. glauben. vnnd geiſt fürgen vnnd leſen, jren
glauben inn Chriſtum zu. ſtercken, vnnd wa vom Bold! darzu
keme, das denſelbigen auch Lection geleſen, vnnd zu gemeinem
gebeth vermanet werde. Wa Schuler ſein, die ſollen ſich gleich
vor dem allgemeinen: Ampt in ber: kirchen verſamblen, vnd da
bey Pfalmen vnd das Le deum laudamus, unnd Bensbictuk zu
Satein fingen, mit: einer reinen Antiphon vnnd Refponforien,
Auff das fie dardurch in. bes. Goͤtlichen ſchrifft vor. anderen,
darumb man fie zur lehr belt, geibt werden.
Zur Veſperzeit ſoll der gleichen: gefchehen, vor dem fich: das
volck verſamblet, vnd am ſtatt des Te deum laudamug und: Ben
nedictus ein reyner, Hywnue und Maquificat gaſungen werke,
Ar
„Dweil die Feprtage follen Gott gang geheyligt fein, fo woͤl⸗
1508. zumKkı:. Gülnliche Neſoemativu⸗ 8
fo das vold ſich verſamblet hat, ſoll das em Jeutſch pſalmen
oder zween fingen, vnd das Magnificat, daruff ſoll man ben
Catechiſmum üben, vnnd dan ein Lection auß der ſchrifft dem
volck fuͤrleſen, ein gemein gebett halten, vnnd damit das volck
mit einem lobgefang und fegen hinlaſſen. Wa der brauch ift
gar zu abent ein lobgefang zu fingen, das foll Chrifto unferem
Herren gefungen werden, und zu Teutſch mit einem gmeinem
gebet an flatt des Salue Regina, und andern dergleichen gefengen.”
Von ben Kirchen übungen auff bie wertttag.
„In ben Stetten, vnd wa mans an ben dienern und vold
haben mag, da follen teglich zum wenigſtenn zwo kirchen vers
famblungen gehalten werben, morgens vnd abendts, zu ben
zeiten die dem volck am beften gelegen fein mögen. In jeber
serfamblung fol man ein Lection vnnd beten kurse auflegung
tun, mit Zeutfchen Pſalmen, vor und nad, und einem gmei⸗
nen gebett.
Wo mans an ben dienen vnnd vold haben mas, ba follen |
vorab in den Voldreichen fletten, vormittag zwo verfambiuns
gen gehalten werden, bie eine gan fruͤe für bie arbeitende
leuth, die andere zu guter tagzeit, für Die ideen frembden vnd
heymifchen, deren dan an allen Örteren viel ſeind, Die wol weil
haben muͤgen zum tag ein mal ober zwey vor dem Hertren zu
‚ erfcheinen, vnd fein wort zu Hören, vnd gebet zuthun.
Darzu bie Prediger auch menniglich Meiffig vormanen fols
len, bam wir alle ſteter lehre vnd vermanung vnnd dus gebechs
zu Bott zum hoͤchſten bebörffen, denen dan Gott die zeitliche
narung fo zeicylich verlehnet hat, das fis wittlicher arbeit Hals
ben wol muß habenn, die ſeind warlich ſchuldig des fie fich fos
"tel mehr in geiftlichen üben, anderen deſtomehr inn dem zum
preiß Gottes zu dienen, vnnd auch für fie zu beten, Wiewol
auch In der zeit, die mann mit foldyen örtlichen uͤbungen zus
brengt, ja in zeitlichen nichts verſaumbt, fonder wel im zeit
lichen und ewigen güdern gewunnen wicht, Doc, vff das bie
Leuthe deſtomeht zu ſolchen verfamblungen kommen, follen die
Prediger koin derſamblung auff dem wercktag lenger verziehen,
dan das alles fingen, leſen, prebigen vnnd beiten inn einer
flunde geendet werde, Die gar früe verfamblungen fhe die ars
bottenden ſollen noch Fürker gehalten voerden.
Das heylig abendtmal, wel bas der Herr je zu keinem
ſpectakel, fonder zu ermitliher vnnd allgemeiner gedechtnuß
feines tedts und mufferftentnaß, auch zu warer gemeinfchafft
ſeins leids vnd blats In felnen Helligen Sacrament zu entpfas
hen verordent hat, wiſſen wie ſolch vff die wercktag, auff die
nicht. allgemeine gebeth verſamblungen gehalten werben, vnd
alles volck nicht verfambist wirdt, wis zuuerordnen, Dum-bies
fe heiligſte handlung anders balten, oder darzu vrſach geben,
dan dee Here beuolhen, uns ſchulbig machet an dem leib vnnd
blut bed Herren, Weiche ſchuldt von wegen bes a gat viel ge⸗
übten mißbrauchs dieſes aller heilagſten Oacraments, dd alle
ohn das zuuil ſchwer bruder. |
Bay welchem auch die winckliche, vnd ware befferlich⸗ ge
dechenuß vnfers laben Herren Jeſu, vnd allen gutthaten Bots
18 nie wirdt mis den Goeclichen Lectionen, Pſalmen und ges
betten muͤgen
2
erhalten werdenn, denſelbigen wuͤrden tole mit
vie nachtmal halten, frellich nichts ban bie ſchuid mehren hel⸗
ffen, an dem leib und blut Chriſti, Daun wie foltan bieſe di D-
GSaerament recht gebrauchen, bie fich nit ab der tlaren lehre
Chriſti und gebotten willen im glauben zu ſtercken, vnnd in
EhHrifto dem Herren zu erhalten, \
Die alten rechteifferigen Vaͤtter vnnd Biſchoffe ſeind fro ger
weſen, war fie ben jrem volck, inn dem body ber glaub Chtiſti
fo viel gewaltiger war, das heilig Abendtmal haben auff die
Somag mögen mit gebüirender anducht, vnd Gostfeliges ges
menfchafft dee Sactamenten halten. 5
Auff den dörfferen ſolen die Paſtoreti bie wochen ein ver⸗
famblung oder zwo im winter, aber im fonımer drey halten,
mit einer leetion aus bet ſchrifft, vnnd gmelnem gepett.“
Von den beſonderen Vettagen.
„Deren Sollen etliche zu beflimpten zeiten gehalten werden,
Etliche nachdem beſondere noth vnnd vrſachen fuͤrfallen, Gott
ernſtlicher anzuraffen, Als fo uns Gott mit vngewitter, theuten
| zeiten, boͤſer lufft, auffrur, ktieg, vnnd anderer ernſtlichet
heimſuchung zuͤchtiget, wber auch dutch ſchwere ſuͤnde und er⸗
gernufſen der gantzen gemeinden ober fuͤrnemen dienern derſel⸗
bigen, laſſet gedemuͤtiget werben. In ſolchen fellen, wie ung
ber Dort darumb ſchlecht, alſo ſollen wir vns auch von gantzem
hertzen und mit gtoͤſtem etrnſt zu fm keren, mit faſten, weinen
vnnd lagen, wie er’ felb Im Propheten vermanet. Vnd wir
leſen das bis alten liebes Vaͤtter, Samuel, bee König Joſa⸗
shot, Eßdra, Nehemia, vie Nimihlter, vnnd andere jre bett
verſamblungen gehalten Haben Derglelchen gebet hielt auch
ble Birch zu Jeruſalem, da Petrus gefangen war, vnd erlangt
damit das et wider erloͤſet ward.
Die ordentlichen Boettverſambtungen ſollen gehalten werden
alle monat ein mal, vff den Mittsuchen ober Freytag, wie das
jadem vol zum beften wuͤrb gelegen fein. Zu ſolcher verſamb⸗
lung fol die gantze Gmeine rote auff bis Feittage zu ſamen ko⸗
men, vnd da auß einer fuͤrgeleßnen Lertion, bie fich darzu ve
met, zu edkontnuß vnd Duh der fünden, durch bie wir ben zock
Bottes über uns bewegen, vnnd allerley ſtraffen verdienenn, er⸗
wecket, Band dan zum gebett, vmb veszeihung ber ſuͤnden,
vmib gnad vund hilff Gottes, auch opffer Deo almuſen, verma⸗
net werben. Darauff fol. man die Teutſche Letaney ſingen,
wir hornaher folget. Vnd nachbem auch das volck ben Im ſelb
fein gebeth gethan, ſoll der Paſtor das gemeine geberh nit einer
Gollerten beſchliefſfenn, wie die nach ber Letaney folgen. Neben
dlefen gemoneren Bettagen ſol inn den Stetten und groͤſſern
gehenden alle wochen anf einen gelegenen tag die vetaney ge
fungen, vnnd gemein gebet gehalten werden, mit denen die Ink
geiſt vorſamlet. Uber uff die Bettage, welche man von wegen
beſonderer much vnd heintfuchung Gottes, allwege wan bie
firfallm halten vnd anſtellen will, Da fol der garigen gemokt
ein gange ſeyr, auch faften, boch biß Uns gubes volendet ſey,
verkuͤnbigt vnd angeſtellet werden.
Es ſollen auch vff ſolche groſſe Bettage, mehr und ernſter⸗
beetlon von der Buß auß den Propheten geleſen, und das volck
auf den fetbigenn bes urtreglichen zurud Gottes auffs ernſlli⸗
cheſt erinnert werden.“ Es folgt hdetauf bie Lirdwei.
Von gemeinem almüfen.
Eso iſt ein eigentliche igenfchufft, einer jeden recht gende
noten Giriftlichen Gemeinden, das fie memant But jr laß hd
*
52 1568. . Göletiche Neformatien.
gel leiden, ſonder jederman ber jr vom Herren zugeſchickt, vnnd
zugethan wurbt, an aller leibs notturfft, nad item vermögen
verfehbe, doch auch niemandt laße muffig gahn, vnd andere
leuth befchiweren, zu welchem werck die erfte kirch, die fieben
Sener, Stephanum, vnnd feine mitgenoßen georbnet hatt,
cto. vj. ur
Der halben wöllen auch wie verfchaffen, das in jedem kir⸗
fpel, etliche frome , Gotzfoͤrchtige, vnd verftendige wol vertrawte
menner, durch die Vifitatoren follen gewehlet, vnd geordnet
werden, vnnd an jedem ort, fo vil als di werd erforderen
wurdt, Welche follen aller armen vnd durfftigen namen, an
jedem ort aufffchreiben, Auch ein gut vnnd fleiffig auff fehen,
auff fie haben, wie fie leben, vnnd weß fie fi) halten, onnd ein
jeden zur arbeit, fo vil ein jeder vermag, anhalten, ober jm
fein theil vom almufen ablünden, Diefe follen was die gleubi-
gen vnd guthergigen dem Herren in ber kirchen opfferen, in jren
verordnneten Gotzkaſten auff heben.
Vnd damit die gleubigen, je opffer dem Deren deſto reich-
licher geben, fol in einer jeden kirchen ein bequem opferfladt,
nit weit vom altar, verordnet werden, Vnd follen die Prebis
ger das vold fleiffig vermanen, das fie nimmer lär vor dem
Herren erfcheinen, furnemlich auff die Sontag, Vnd in allen
‚großen verfamlungen des volds, Item wan fie den 9. Tauff
entpfahen,, oder bie firmung, ober das H. Abenbtmal, oder das
Ehe infegnen, Item fo leichen feindt, Vber das fol man aud)
die vier opfertag behalten, als nemlich das ein eder menfd) der
zum‘ tifch deg Herren gangen, fein opfer dem Deren bringe, in
dem allen, bie Chriſten fo vil williger fein follen, weil nun jre
opffer warlich Chriſto vnſerem Herrn an ben feinen, nach ſei⸗
nen wort aufgeopfert und auf gefpendet werben.
Dann es foll auß folhem opffer der gleubigen, niemants
"anders, dan allein den burftigen, vnnd vorab den heymifchen,
vnnd onter denen erftlich den nötigften, wibtwwen, meifen, kran⸗
den, vnnd fonft armen, unnd durfftigen Ieuthen, Vnnd dan fo
oil man fan, auch den frembden fleur gegeben werden, Dan fo
man recht vertraumete menner vber die außfpendung bes heilis
gen almufens verordnet, fo werben die felbigen das almufen
almegen zu geuallen des Herren, vnnd aller nötigen, gar vil
ordentlicher außfpenden mögen, dann jemante befonders fur
ſich felb thun Eöndte.
Die Vifitatoren follen auch beftellen , was noch gemeiner
almufen, vnnd ftifftung für die armen, oder bruderfchafften,
bin vnd wider vorhanden feindt, das folche auch zum Gottes
kaſten verordnet werden.
DIE werd ift groß vnnd reicher weit, doch woͤllen wir mit
der hilff des Derren verfchaffen, das e8 mit der zeit alfo beſtel⸗
. Vet werde , das die armen vnnd dürfftigen an geburender hant⸗
reichung Feinen mangel leiden, und der mutwillig bettel abges
fchafft, vnnd jederman fo vil er vermag zu nußlicher arbeit an»
gehalten werde folle.
Wa dann nodj gemeine Spital feind, es fer fur krancken,
fur weifen, fur alte leuth, man vnd framen, fur auflesige,
vnnd ander gebrechliche leuth, die woͤllen wir auch vifitieren,
onnd dan zum beften, fo vil muglich, richten laßen, das fie
den war burfftigen, auffs beqwemeſte, zu troſt, und erquickung
dienen mögen, ober welche die vorgefogten des gemeinen almus
ſens, jre oberforg, fampt denen, die diefer verſehungen hievor
gepflegt, haben ſollen, vnd verfehen das ber notturfft ber gleu⸗
bigen zum beften, nach Ber orbnunge bes Herren, rath geſchehe,
vnd allen einceiffenden fählen, bei zeiten, und ſtatlich begegnet
werde.”
Bon ber ſchulen, sub erfili von ber Jungen kinder ſchul.
/ Bon ber Schola Theologica,
Von der Diſputation.
Wie die Ehriftliche verbefferung des dienſtes ber Zeelforge, in ben
Barren anzufaben, onb ins werd zurichten.
„Die Pfarren recht zuverfehen, vnnd ben dienſt der feelforge
dern volck Chrifti heilſamlich zubeftellen, welches das aller nots
wendigſt ift inn Chriftliher Reformation ber kirchen, darzu
wurdt erfordert vor allem, das alle Pfarren jre taugliche biener
und feelforger haben, die in jrem dienft getrew vnd geflißen
fein. Derhalben wöllen wir anfangen ein ernſtliche vifitation
aller Pfarren anzurichten,, vnd furgehen laßen, durch verften-
dige vnd eiferige Menner in Gottes fachen, zu erfundigung
was fur leuth dem vold Chrifti allenthalben für fein, Dann
je von nöten ift, foll das vold recht zu Chrifto vnſerem Herren
gefurt , unnd im glauben an in, in der warheit erbauwen wer⸗
den, das es folche Pafloren vnnd furgenger habe, die zum reich
Gottes gelehrt, vnnd eifferig ſeien, auch begabet mit tauglicyeit
andere zu lehren, Alſo, das die aufffeher der Eirchen, lehrnhaf⸗
tig feten, vnd halten fleiß ob der Lehr bes gewiſſen worts, da⸗
mit fie mechtig feien, beide durch gefunde lehr zu vermanen,
vnnd die totderfprecher zu toiderlegen, und zu gefchtweigen,
Dann wen das ſaltz thum wurdt, fo fan man nichts mit falgen,
vnnd fo das liecht verfinftert wurdt, iſt es alles finfter, Nun
aber ſollen, die fürgefegten der kirchen, den anderen ein Göttich
falg vnnd liecht fein, Ir feit das falg der erden, fagt der Herr,
zu feinen jungeren, und das Liecht der welt.
Derhalben mwöllen wir, fo vil uns Gott der Aimechtig darzu
beiffen till, verfehen vnnd fchaffen, das die Pfarren mitt fol
hen Seelforgeren und Paſtoren beftellet, und verfehen werden,
bie Der Regel, fo ber heilig, Geiſt durch ben Apoftel. Paulum,
biefem dienft furgefchrieben hat (welche auch in allen Canoni⸗
bus, ſtrenglich erfordert wurdt) doch mitt ernſt begeren nad)
zufomen, 0b fie bie noch nicht gar erreichen mögen, Vnd zum
wenigften ſich in den haupt und nötmendigen ftuden des frucht-
baren kirchen dienſts, derfelbigen Regel gemäß beweifen.
Darumb wir fürs erſt, alß notwendig zu rechter beftellung
der Pfarren, einen gedenden im pfardienfl zu gebulden, der
in offentlichem laſter, der unzucht, des geitzes, oder der wuche⸗
riſchen vnbillichkeit gegen den nechften, befunden mwürt, ja ber
nicht ein waren eifer erzeige, zuchtig, gerecht, gutig, freunts
lich, vnnd Gotſelig zu leben, vnd die feinen auch darzu zu zie⸗
ben, vnnd anzuhalten, Dann wo diefer eyfer vnnd ernft nitt
ift, da ift auch Bein warer onnd lebendiger glaub und erkentnuß
Chriſti, mie koͤnten dan foliche Leuth recht gefchaffene vnnd feuchte
bare Prediger vnnd zeugen fein, des glaubene an Chriftum vn⸗
feren Herten, Dann was fie mis der lehr fchon auff bauwen,
zerfloren fie wider mit ihrem ergerlichen leben, Vnnd Ift auch
nit möglich, weil fie Gott nicht lieben, das fie bie gefunde lehr
beharlich furen follen, Darumb vil leidlicher ift, man habs we⸗
nig, vnnd war Gottes forchtige Paſtoren, und Geelfarger, biß
der Herr mehr arbeiter in fein erndten außſende, Daun einige
- 2088. LAXXI. GAluiſche Reformation.
Becken, wie gering bie felnbt, denen vertrauen, bie Chrikum
unferen Herren, felb nicht kennen, Nun aber, ift niemant ber
in kennet, vpnd ſich nicht auch feiner gepotten befleiße, und von
offentlichen laſteren abziehe, i. Sohan. iij.
Damit dan alle vnzucht bei den dieneren der kirchen abge:
ftellet werde, So erfuchen vnnd ermanen wir alle, im Herren,
die den Pfarren vnd Seelſorge furgefeget fein, vnnd werden,
das fie jren wandel vnnd leben, in aller Sottfeligkeit, nuchteren,
vnd keuſch fuͤren, Alfo, das fie der gemeind Chrifti nit allein
mit der lehr, fonder auch dem eben, mol vnnd Chriftlich fur⸗
ſtehen, vnnd die feld mit vnzucht nicht verargen noch verlegen,
Wo fie aber ſich außer ber Eh nit enhalten, und Beufchlich leben
kundten, fo wiſſen wir jhnen die heilige Eh nit zuverbeiten.
Allein das die, fo fich in die H. Eh begeben wollen, das im
Herten thun, vnd fuchen jnen folche gemahel, bie jre ware ge:
huͤlffen ſeien, zu jrem 9. Chriftlichen dienft, frome , Gotforch-
tige, und ehrliche böchter, die von ber gemein Gottes gute zeug:
nuß haben, Vnnd welche gedechten die jenigen perfonen zur Eh
zubehalten, oder die zunemen, die fie zur oneh ſchon haben, das
ſoll jnen on zulafjung der Vifitatoren, nicht gebüren, damit,
wo noch Bein Eh verfprechen gefchehen, auch bedacht werde,
was in dem fal, der gemeinden Gottes mwölle beſſerlich, und
zum dienft ber kirchen furberlicy fein, Dan auch des Paftoren
haußgeſind, Das Euangeli befonderlich zieren, vnd jre fraumen
den anderen zu gutem erempel, in aller Gotfeligkeit, vnd
zucht, vorgahn follen, wie das der H. Geift durch den H. Pau⸗
lum fordert.
Bum anderen, Gebenden wir auch Beinen in diefem dienſt
zu gedulden, der ſich nit befleiffe die H. Bibel zu lefen, vnnd
darin täglich zu flubieren, Vnd darauß doch fo vil von Chrift-
licher lehr unnd eben, auch haußhaltung der kirchen, verftandt
onnb wiffen erlangt habe, Vnnd auch vom Herren mit folcher
—— begabet ſei, das er zum wenigſten, die gemeinen
ectionen, ſo dem volck, auß Goͤttlicher Schrifften ſollen fur⸗
eleſen werden, zimlicher maß, wiſſe zu erklaͤren, vnnd darauß
te Haubtſtuck vnferer Chriſtlicher Religion, ſampt dem Cate⸗
chiſmo recht zu lehren, vnnd inn dem das volck jung vnd alt
beſſerlich zu vnderweiſen.
Zum dritten, Dieweil dieſem ampt der Seelſorge recht fur
zuſein, vnnd jeden gemeinden Chriſti in dem nutzlich zu die
nen, erfordert, das die zu dieſem dienſt beruffen ſeint, ſich aller
fleifchlicher vnnd weltlicher gefchefften genglichen entfchlagen,
und der H. Schrift, und gebott, mit höchftem ernft obligen.
So ermanen wir, wöllen,, und erforberen, auß bem befelch des
Almechtigen, vnd onferem Ersbifchofflichen ampt, zum ernſt⸗
lichſten, von allen Paſtoren, vnnd dieneren der Seelſorge, Das
fie ſich ein mal aller weltlichen, vnnd fleiſchlichen geſchefften,
vnd hendlen, gentzlich entziehen, vnnd entſchlahen, Wie das
mitt dem Goͤttlichen geſetz, alle Canones auffs ernſtlichſte er⸗
forderen, dar zu wir ſie auch mit verſehung leibs notturfft,
trewlich befuͤrderen woͤllen, Auff das ſie ſich mit allem ernſt,
vmb die Goͤttlich Schrifft annemen, in deren jr getreuwe emb⸗
ſſige vbung haben, tag vnnd nacht, als die da vnderweiſet zur
ſeligkeit, durch den glauben an Chriſtum Jeſum, Des gleichen
auch bear gleubigen gebett, darch das fie allein werden rechten
verſtandt der ſehrifftan, krafft vnnd vermögen, ihrem ampt wol
3$
vnd zu befferung der gleubigen gemein, auß zuwarten, vom
Herren erlangen.
Zum vierten, So woͤllen und forderen wir, das die Pas
floren die Synoden, vnd Chriftliche, notiwendige vbungen , die
wir jnen nach gelegenheit ber perfonen, und Stet, an gelegnen
plegen, und zu bequemlicher zeit verordnen wöllen,, fleyßig, om
einigen vnnoͤtigen außzug befuchen, vnnd ſich in deren verflandt
und gebrauch jres dienſtes, dardurch immer befferen.
Dann meil leider beide der rechte verflandt, vnnd gebrauch
des waren birten dienftes, fo ſchwerlich verfallen iſt, woͤllen
wir duch die Viſitatoren, fo vil möglich, an ben gelegnen or⸗
ten, etliche furneme Paftoren vnnd Lehrer verordnen, zu wel⸗
chen die nehſt umbliegenden Paſtoren vnnd kirchen diener, alle
wochen, oder wie man die zeit wurdt fuglich beſtimmen moͤgen,
ſich verſamlen, derſelben Lection, vnnd vermanung hoͤren, auch
was jnen begegnet, darin ſie ſich ſelbſt nicht wiſſen zu berich⸗
ten, guten rath vnnd vnderricht vernemen mögen.
Neben dem woͤllen wir auch an gelegnen pletzen, groͤſſere
Synoden verordnen, die ſie zum jar zwey mal halten ſollen,
Vber die wir auch jaͤrlichs, vnnd wie von alter noch zween Syn⸗
oden in vnſer ſtat Coͤllen woͤllen halten laſſen, in die allein
die Landt Dechen zuſamen komen ſollen, vnd die jenige ſo ſonſt
beſondere geſchefft da haben, oder darzu citiert werden.
Dieſe Synoden alle ſollen die Paſtoren vnd Dechan, jeder
nach ſeiner ordnung getrewlich beſuchen, vnd on notwendige
vrſachen, nit auß bleiben. |
Nach dem woͤllen wir auch verfehen, das die ordenlichen
Viſitationen järlich bei allen gemeinen, mit treuwem ernſt ges
halten werden, Vnnd follen die Vifitatpren alle mal in den
grofferen Synoden furbringen, waß fie mangel® in den Pfarren
befunden , und durch fie nit hat mögen gebefjert werden, damit
beffen durch die Synoden befferung gefucht werde.
Woͤllen auch derhalben zu den Spnoden, und Vifitationen,
etliche anfichtige, vnd getreume Menner verordnen, die auch
etwas vermögens haben ſollen, ven furfallenden gebrechen zube⸗
gegnen.
Es follen auch beide der Wifitationen vnd Synoden alle
handlungen bahin gerichtet fein, das alle Pfarren jre ordent⸗
liche getreume diener haben, welche jren dienſt, an lehr, Sa⸗
cramenten, und Chriftlicher zucht , nach des Derren beuelhe ges
treumlich verrichten, vnd darzu jre narung, vnd billihen ſchutz
baden, fur allem vnbillichen gemalt, und mutwilligem falſchen
verleumbden, Welche aber in jrem dienft oder leben flräfflich ber
funden, das bie felbigen gebeflert, oder vom kirchen dienſt abs
geſetzt werden.
Nach dem auch ben dieneren Goͤtliches worte, täglich als
ferlet geprechen vnd kranckheiten, auch ander verhindernuß jres
dienſts furfallen, fo folle durc die Viſitatoren, unnd in den
Spnodis, auch dad verfehen vnd beftellet werden. Wo der
diener mehr dann einer, in einer Stabt, oder fleden fein, wel⸗
cher je dem anderen im bienft der kirchen zu bilff komen, vnd
des anderen werck, fo jemandt durch Eranskheit, oder funft, an
feinem dienſt verhindert würde, verrichten ſolle. Alſo auch,
wie ein nachpar dem anberen, in dem börfferen, da nur ein
biener tft, in folichen fellen zufpringen folle, damit die armen
leut nprgent in verfaumet werben.
Bon Piitermorten vund befferung ber Skiögten.
Bon Neformation der Mann vnd Fraumwen Flöfter.
Bon freyhen weltlihen Jundfraw Stifften.
Bon bem Cepler orden vnd Beggarthen.
Beichlus,
„DIE alles, wie e& hierin furgeben, haben mir dem Ambt
und beuelch fo mir tragen, und von Got vunferem Schöpfer
vns vfferlegt erkennen, Auch den jhenigen fo vermöge des obge-
wanten Negenfpurgifchen Reiche abfcheibte ons beuolhen, vnnd
durch die vnſere gebetten, und und vertruwet und heimgeftellet,
fowil Bott der Here gnade verlehent nachzukomen, fur vnſer
getraumes einfaltigs bedendenn, zu anleitung Chriftlicher Re⸗
formation, in ber erfte, vnd biß zu eines freyen Chriftentlihen
gemeinen oder Rationals Concilij, oder Keyf. Maieft. vnſers
aller gnedigſten Herrn, fambt Churfürften, Sürften, vnd ges
meiner Stende bes Reiche Deutfcher Nation, im heiligen Geift
verfamblet, verbefferung, woͤlche nach bem wort Gotts vnnd
nach feinem beuelc, und willen, einhelliglich furgenommen zu
werden, Wir alle, den Allmechtigen zu feiner ehren und onfer
alter ſeligkeit zu fürderen trewlich bitten follen, anß liecht brin-
gen laſſen, und ben vnſern Ienger nit verhalten wöllen, Da⸗
mit wir dere vngehorſam gegen Gott, vnd den uns der ob-
1548 LEERTE :Sänchnrger Archenocaenug.
genant Reichs abſcheidt thut aufflegen, auth bexe orttew augen
die vnſeren nit beſchulbigt werben, ſonder wo. mit gar yollen⸗
komenlich, doch etwas dem, das uns auffligt, geleben moͤchten,
Auch damit einheltigkeit an Ichr vnd kirchen dienſt, vbungen
vnd zucht, ſouil der Herr gnade darzu geben will, by den vn⸗
ſeren gefurt, vnd dardurch die vnſere in dieſen geferlichen zeiten,
da ſich ſouil ketzereien vmb vns her, je lenger je beſchwerlicher
erregen, fur aller verfuͤriſcher lehre und verderben, fo deren
gewißlich nachfolgt, gewarnet, und mit Gots hilff behustet wer⸗
den. Doch fo der güttig Gott uns feinen willen baß zuuerflan,
mit dere zeit mehe gnaden geben würde, fo wöllen wir uns bie
mit furbehalten haben, diß unfer bedenden, zu mehrung feiner
ehren vnd vnſer Landfchafft beiten, doch nad) der richtfchnus
Goͤtlichs worte, zu Fürgen, zu lengern, zu endern, zuuerbefs
fern‘, ond zu erfläcen. Das wolten wir nit bergen allen Chris
ften menfchen,, welche der Almechtig mit feinem Heiligen Geift
erleuchten,, vnd in tieffer erfantnuß feine willene, und demfel:
bigen je lenger je vollenfhomener nad, zu folgen, fueren vnnd
erhalten, vnd entlich felig machen woͤlle, durch unfern Deren,
heiland vnnd ſeligmacher Sefum Chriftum, dem fie lob, ere und
preiß in ewigkeit, Amen.”
Gedrudt in der Churfürftlihen Stat Bonn, durch Lau:
rentium von der Müllen, in bem Sar MDXLIII. '
LXXXU.
KRirchenordnung des Herzogs Ernft von Braunfchtweig-Tüneburg.
Diefer KD., welche wahrfcheinlich von dem Herzog nie
bucch den Druck publicirt worden ift, gedenkt u. a. Pu-
fendorf Obss. T. I. obs. 166. Sie tft erlaffen, „nach⸗
dem .. in leibhaffter Viſitation und fonft befunden -. ., daß
etliche Mängel in der SKirchendiener Unterhaltung, auch
zweiffelhafftige Faͤlle von Verehlichung ber Leuthe und an⸗
dern befchwehrlichen Sachen fürgefallen feyn..,“ und follte
nach der Eint. jährlich in ben Kirchen und vor ben Gerich-
ten oͤſſentlich veriefen werden.
Bon Aufellen ber Riecenbimer.
„Demnach befunden wird, daß die Pfarren ringe begüttert
fein, und aber aus Gdttlicher Ordnung derjenige, der dem Altar
dienet, von dem Altar leben fol, und ein jeder Arbeiter ſeines
Lohne wuͤrdig it, So ſoll em jeber feinen Kirchherrn entrich⸗
den vor Begräbnis eines Todten, der tiber ein Jahr alt tft,
einen Schilling, aber von einem Kinde unter ein Jahr alt,
einen halben Schiing, unb von einem Kindertauffen einen
Schilling, und wan Braut und Bräutigam zufammen ge
- geben werden, von dem Bräutigam einen Schilling, und
vom bee Braut auch einen Schilling, und bem Küfter von
dero jedem, wie jogt gemeldet, einen Blaffen. Wo aber an
einem ober mehr Orthen gebräuchlich wehre, ben Kirchher⸗
vn und Kuͤſtern mehr dan hierinnen vermeldet wirb, von
ſolchen Zufellen zugeben, fo foll berfelbe Gebrauch hinfuͤhro
gehalten, und nach bemfelbigen ontrichtung gefchehen, und
fellen die Leuthe gleichwol ihren Vierzeit⸗Pfennig geben, bas
mit alſo den. Kirchherren und Kuͤſtern ihre Eimlommen ohme |
der Leuthe Beſchwehrung gebeßent werbe, unb fie ihred Stu⸗
dierens und Dienſtes defto fleißiger gewarten mögen.
Und weil dan in entricdhtung ber jährlichen Renthe, Zinße
und anderer Gebühre bey denen Leuthen Verſeumniß und
Meigerung je zu Zeiten fürfallen, fo follen die Guthsherren
ihre Leuthe weiſen und anhalten, daß fie den Kirchherren zu
beftimmter Zeit ihre Renthen, Zinße und Gebühren entrichten
| und bezahlen. So aber die Buthsherften an folcher Weifung
auch feumig und nachlefig fein würden, fo follen die Ampts
leute nothdärfftige Verfhaffung darinne tbun, damit ben
Kirchherren. das Ihre vergnügt werde.
+
Es follen auch Unfere Ambts: und Befehlsleute fleißige
Verſehung thun, das die Weiden und Gebaͤude uff den Pfar⸗
ren und Kuͤſtereyen, die zut Kirchen gehoͤhren, m Yan und
Beſſerung gehalten werden. Und fo etwas zu bauen ober zu
beßeren vomoͤthen, follen fie die Gafpelleuthe anhalten, daß
fie Wagen: und Hauddienfte darzu thun, auch Stroh zur den
Dächern geben follen.
Am Sonntage ımb anderen Feften folf zuvor und ehe daß
die Predigt in der Kirchen aus ift, ein Cram eröffnet, wody,
gebranndter Wein oder anders feile gehabt, auch m den Kruͤ⸗
gen noch fonft kein Bier gefchender noch Gelache gehalten
werden bey Vermeidung Straffe. Go aber ein Wanders⸗
oder fremder Menfche oder dergleihen zu femer Nothdurfft
em Trund Bier oder ander& forderte, berfelben mag es mol
gereihet, und hierinne gebührlihe Beſcheidenheit gehatten
werden.“
Non Berebligung,
„Alß ſich menmigerlen Irrungen und Miſverſtands bey den
Kirchherren, Ambes und gemeinen Leuthen auß dem, daß
1543, LXXXIE Sünehurger Kirchensrbimng. 55
fie nicht vigeablich ‚neigen, wie nahe Gefreunde einander zur
Ehe nehm mögen, und welchen folche Blutsverwandtniß,
Gibbs und Freundſchafft halber verbotten fen, zugetragen,
daraus dan zu Zeiten Ergerniß und beſchwehrliche Unrichtige
keit, auch bifweisen unnoͤthige Sorafeltigkeit und Verhinde⸗
sung entſtehen, ſolches hinführo abzuſchneiden, ſoll nachfol⸗
gender Satz gehalten werden bey Vermeidung ernſtlicher Poͤn
und Straffe.
Erſtlich ſetzen, ardnen und wollen Wir, daß mennigli⸗
chen, wes ſtandes ehr ſey, frey ſeyn ſolle ſich in den eheli⸗
chen Stand zu begeben, vorbeheltlich der Beſcheidenheit, wie
et:
Freunde in rechter, d. L. auff⸗ und abfleigender Linien, dar:
innen Eltern und Kinder feyn, follen fi) mit einander nicht |
—— ffe fein fo weit einander geſippet, als es immer
n. '
Rachbenanndte Freunde Inden Seitlinien follen einander zur
Ehe auch nicht nehmen, ala nemtich Bruder und Schweſtern,
eines Vatern Bruder oder Schwefter, Mutter Bruder oder Schwe⸗
ſter, —— Bruder oder Schweſter, Groſſmutter Bru⸗
der oder weſter, Bruder oder Schweſter Kinder, Bruder
oder Schweſter Kindes Kinder. Und wiewohl zuleßlich moͤchte
geachtet werden, das zweyer Bruder oder Schweſter Kinder
mochtan einander zur. Ehe nehmen, dennoch diewril es im
Gebrauch nicht herkommen, und Xergerniß gepehren mogte,
zudem die Welt Gottlob fo voll Volckes, daß die Leuthe ihres
gleichen wohl außerhalb fo nahe gefreundten befommen mögen,
To fol ſolches auch verbothen fein und Bruder oder Schwe⸗
fler Kinder dugnder zue Ehe nicht nehmen.
Zwiſchen Stiefftindern und Stiefvater oder Mutter ſoll
keine Ehe eingegangen werden noch beftendig fein. Aber wenn
einer. ein Weib gehabt, damit er Kinder gezeugt hab, und bie
Srausn, die er mieber nimmt, einen Mann gehabt, damit fie
auch Kinder befommen hat, derfelbigen Ehemannes und Wei⸗
bes Kinder mögen einandern wohl verehelichet werben, denn fie
weder Bluts nod) Freundſchafft halber einander verwandt fein,
und hindert bas nicht, ob fie beyde mit einander auch Kinder
ezeuget heiten. Des nerftorben Sohns Frauen oder der ver-
orben Zochter Mann, desgl. bes verftorben Manns Vater
ober Meibe Mutter. zur Ehe zu nehmen foll verbothen fein.
Es follen auch einer oder Beine des verftorben Bruders Frauen
ober verſtorben Schwefter Dann zur Ehe zu nehmen, besgl. ſich
mit des verflorben Vaters oder Mutter Brudern Frauen ober
Mutter Schwefter Mann fich zu verehelichen folle verbothen feyn.
Es fol auch Feiner oder Eeine die oder denjenigen, bie er
ober fie aus der Zaufe gehoben hat, zur Ehe nehmen, aber
ihre, auch ihrer Aeltern Kinder, dergl. der oder bie Gefattern
und bed Kindes Eliten mögen einander ungehindert des ver
meinten geiftlichen Verboths wohl verehelicht werben.
So füh nun zwey Gefreundte über und wieder foldhe Ver:
both bereden,. und einander Zufage thun würden, fo folle die⸗
felbige Beredung und Zufage unbündig und keine Ehe zwis
ſchen ihnen fein, auch bie Webertretter Manns: und Frauens⸗
perfonen mit Eernſte gefienfet werben, und fo fie auch dar⸗
über. einander erkanndt hettem, nad) Gelegenheit ihrer nahen
Berreannbenis.am Leibe oder ſonſt ernſtlich darum geſtraffet
Dieweil dann fo zu Zeiten geſchicht, daß einem ſein Kiabe
ohne und wieder ſeinen Willen entzogen und beredet wird,
bag er fich mit einem, der ihm nicht gemeeß ober ſonſt ben
Eltern nicht gelegen oder gefellig ift, demfelbigen ihr Kind zu
geben, vertsauet und verehefichet, und aber ſich in dem ehelichen -
Standt .., bärben eins fein Leben hinbringen und fchlieften,
auch allerley Guts und Böfes, wie es der Allmechtige Gott
zufchidtet, haben und tragen muß, zu begeben, ein groß Werk
ift, das billig mit gutem Rath und ſonderlich der Eltere, des
nen die Kinder viel Ehr, Liebes und Gutes ſchuldig fein,
und ihres Raths nicht unbillig gelieben, folle fuͤrgenommen
und gehandelt werden; So haben Wir ſolche betrüglichen und
heimlichen Berebungen, damit ben Eltern ihre Kinder abges
handelt und zu Zeiten verfürt menden, zuvorkommen, geordtnet,
und ordtnen, fegm und wollen hiermit, daß binführo fich bein Kind,
als ein Sohn unter wier und zwanzig, und ein Zochter unter
zwanzig Jahren folle ohne Wißen, Rath und Wilken feines Va⸗
ters fich verehlichen. Welche Kind aber barwieber haudelt, dem⸗
felbigen fol der Vater Leinen Brautfhag noch ichtwas mit⸗
zugeben ſchuldig, ſondern ihme frey und willkuͤhrlich fein,
demfelbigen Rinde ichts oder nichts zu geben, jedoch: foll eo
feines gebühsenden. väterlichen Erbfalls, wan ſich der begibt,
nicht verluſtig ſeyn. Es möchte aber der Betrug und Sacho
dermaßen beſchwerlich und geftalit fepn, daß der Betruͤger uͤber
diefe peen auch mit dem Thurm und Gefängnis ein Zeitlang
geftraffet folte werden, wie Wir uns und unfern Rhethen
hiesinnen die Erkenntnis auch vorbehalten.
Wan aber ein Vater fo hinleßig wäre, der fein Kind in vor-
berührten Jahren nicht beflatten würde, fo er füglich dazu kom⸗
men möchte, und dan en Kind fi, felbs mit jemant ehes
lichen vertrauen mwürde, fo foll der Water fchuldig fein, dafs
felbige Kind mit Brautfehag und anderer Gebühr, wie des
Orts gewöhnlich, und fein Vermögen ift, das er ihme hette
geben mügen, wan «8 fich mit feinem Willen verehelichet hette,
zu verfehen und zu beſtatten. Es ſollen ſich aber die Kin⸗
der, fo viel muͤglich, hierinnen meeßlgen, ber Eltern Raths
geleben, und ihnen nicht Uhrſache zu Zorn und Unwillen
geben.
Desgleichen ſollen die Pflegkinder, ſo Vormunder haben,
auch thun, und ohne Vorwiſſen und Rath der Vormunder,
welche anftatt der Eltern ſeyn, fich nicht verehelichen. Welche
aber bamieder handeln, und eih Gefell unter zwey und zwan⸗
ig Sahren, und die Jungfrau. oder Mägde unter achtzehn
Jahren, fih ohne Vorwißen der Vormunder vevehelichet, ber
fol feines Guts bis zu folchen beftimmten Jahren nicht mech⸗
tig fein, fondern ihme durch die Vormunder, bis daß er des
Alters, wie jegtgemeldet worben, verwahret werden.
Als dann gewöhnlich, daß der, fo eine zur Ehe begehret,
ihre Freunde bittet, daß fie ihme ihre Freundin loben und
hernachmals geben follen, und die Sreunde folche Zufage thun,
auch darauff Pobel:Bier trindden, und zu Zeiten fürfellet, daß
der Werber zurüdzichen, oder das Weibsbilde, barum geworben
ift, ihren Willen nicht darinn geben will, daraus denn zu Zei⸗
ten. erfolgt, wan fo viel gehandelt befunden wird, daß es eine
Ehe erkanndt wird, daß bie Leuthe mit Unwillen zufammen ges
bracht, ober fo fie lebig.extannndt werden, die Weibsoperfonen
daruͤber figen. bisibenz: So follen, folcher Leichtfertigkeit und Une
s
56
richtigkeit zu begegnen, binfürser die jenigen, es fen Manns⸗
oder MWeibsperfonen, bie ihren Willen zu dem andern ihnen
zur Ehe zu haben durch Wort geben, Lobel-Bier trinden ober
andre ungmeifelhaffte Anzeigung gegeben oder geoffenbahret ha⸗
ben, und demfelbigen zumieder kommen unterftehen wollen,
ernſtlich mit Gefängnis oder font nach Gelegenheit barum ge:
ftraffet, und gleichwohl angewieſen werden, die Ehe, fo fie ge-
lobt und beroilfiget haben, zu halten. Derhalben fi ein je
der und jede ernfllich che und zuvor bie Sache foweit gelan-
get, wohl bedendende, was fie thun follen und wollen. Der:
‚ gleichen follen auch die Eltern, Freunde und Vormuͤndere
vorfichtiglich hierinnen handeln, und nicht weiter von der Ihren
wegen zufagen, dan fie wißen das erfolgen werbe.
Nachdem den auch nicht ein geringer Mißbrauch bey etlichen
Leuthen befunden wird, daß fie ihre Kinder in ganzen jungen
und minderjährigen Jahren etwa mit Betagten verloben und
in ben Eheftand begeben, alfo daß die jenige, fo alfo ausgegeben
werben, nicht mwißen ‚noch verfichen, was der Eheſtand ift,
noch eine echte beftendige Bewilligung und Vullwort darzu
geben mögen, und ehe eines erwachßet, das andere Ehegatte
faft zum Alter kommt, daraus dan allerley Ergernis und daß
eins das andre nicht leiden will, von andern lauffet, oder ſonſt uns
freundlich miteinander leben, erfolget, und dann der Eheftand
von dem Allmechtigen eingefeget, und mit Gottes furdht, und
1548. LXXXIII. Brauuichweig ſche Kirchenorduuug.
mit gutem Bedacht und Bewilligung Tolle eingegangen wer⸗
den; So haben Wir verorbnet, daß hinführo niemants feine
Kinder oder Freunde in ſolchen jungen Jahren, als namlich
eine Mannsperfen unter fechzehn und ein Weibsbilde unter
zwölff Jahren ausgeben bey Vermeidung ungnädiger Straffe.
Es fol auch kein Kirchner die Leuthe, fo unter folchen jungen
Jahren fein, zufammen geben auch bey Vermeidung Steaffe.”
Bon Ehebrud und Unzer,
Vorfohriften über die Verflihtung aus dem unehelichen
Beifchlafe und die Verheimlihung der Schwangerfchaft. In
erflerem Bezuge wird die gemeinrechtliche Regel „aut ducat
aut dotet“* aufgehoben, und ber Schwängerer nur verpflich
tet, der Sefchmängerten zwei Gulden für das Kindbett und
„ein Tuch auff ihre Haupt”, fo wie, wenn fie das Kind aufs
ziehen will, jährlicy vier Gulden zu geben. Wenn eine Kraus
ensperſon vorgiebt, fie fei durch das Verſprechen der Ehe fi
binzugeben bewogen worden, fo fol ihr diefes nicht geglaubt
und, falls nicht weitere Anzeigen vorhanden ‚find, der Geſell
nicht gezwungen werben, ſich deſſen mit feinem Eide zu ent
edigen.
Zu Uhrkund u. f. w. Nach der Geburth Chrifti Unfers
Seligmachers im 1543. Jahre, Donnerftags nach Martini. .
LXXXIII.
Chriſtlike Kerfen:Ördeninge, im lande Brunſchwig, Wulffenbüttels deles. MDXLIII. Bit:
temberg. 24 B. 4.
Die vorl., von Bugenhagen unter Mitwirkung von
Sorvin und Goͤrlitz verfaßte K.⸗D. wurbe während der
Deeupation ber BraunfchweigsWolfenbüttel’fchen Lande pus
blicirt: Schlegel, Ref.⸗Geſch. B. II. S. 192,
doch nur kurze Zeit gegolten, benn nachdem Herzog Dein:
rich wieber zu dem Befig feiner Lande gelangt war, wurde
fie wieder außer Wirkfamteit geſetzt. Vollſtaͤndig abgedrudt ift
fie aud) bei Hortleder, Handelungen Bd. 1.3. IV. Gap.
44 folg. Denfolg. Auszuͤgen legt ber erſte Drud zum Srunbe.
. Die Vergleichung lehrt, daß bei ber Abfaffung namentlich
die Braunfhw. K.⸗O. v. 1528 (Nr. XXIV.) und die
SchleswigsHolfl. K.:D. v. 1542 (Nr. LXXII.) benugt
worden find. Insbeſondere flimmen die liturgifcher Abs
fchnitte in ben wefentlichen Yuncten mit der erfleren oft
wörtlich überein.
*
*
Chriſtlike Kercken Ordeninge delet fi in dre dele. Dat
erſte del is van den Kercken.. Dat ander bel is van den
Scholen.. Dat druͤdde dei, van gemeinem Kaften..
Dat erſte del bifſſer Ordeninge van vnſen Kercken, van ber Chriſt⸗
liken Lere vnd Ceremonien.
Van ber Lere.
„De Predikere ſcholen prediken vor alle dinck, tom erſte
Bote vnd vergeuinge der funden.... Thom andern .., bat de
kinder Bades. ock gube werde dohn .. Thom brübben, fcholen
de Predikere van der Döps und Auentmal Chriſti leren, wor
*
|
;
Sie bat je⸗
tho folde Sacramente uns gegeum fint, und bat men fe nicht
anders geue und neme, denn alfe Chriſtus fe Ingefettet und bes
valen hefft.. Thom verben .. van dem Gebede, dat fe ſick ges
wenen anthoropende, mit rechtem gelouen, den hemmelfchen
Bader im namen Chriſti.. Thom vöfften, De Predikere fcholen
ock vlitich dat volck vnderrichten vam Echten ftande, bat Got
den Stand fülueft gefchapen hefft, do he Man und Wyff mas
kede, Dat Got den echten Stand fülueft Ingefettet, gebaben und
beualen befft.. Thom feften, De Predikeresfcholen od dat volck
vecht leren van ber Dugricheit, dat wy er gehorfam ſyn ſcho⸗
len, vnd nicht mwedderftreuen in erer ordentliker gewald van
Gade beualen, und geuen er, ehre, feuchte, ſchott vnd tollen...
Thom ſoͤuenden, ſcholen od de Predicanten leren vnd vnder⸗
richten, alle Stende van Gade vororbenet.., dat fe truwelick
bohn wat er ampt is.. Tho folden leren, ond mat fe mehr
fhoten leren, fcholen fe vlitich be Biblia.. lefen, vnd hebben
füft od andere gude boͤke, de Poſtillen Luthert, Galatas ock,
Locos communes, Apologiam, Romanos Philippi, den Psal-
mum Afferte, Doctoris Pomerani,.. Item dat Boeck Vi-
sitationis Saxonicae, vnd andere gube Boke..“
Ban ben Prebicanten.
„Tho ber Lere des billigen Euangelij, vnd wat .tho ber
beilfamen tere Chrifti gehöret, tho ber ‚Wucht, de wy wol ges
bruken Einen, tho den Sacramenten vth thodellenbe, tho den
armen Suͤndern tho vnderwpſende, bedarue wy gude Predi⸗
eanten, gelert, geſchicket, gotfrüchtich, fram, febich, tuͤchtig,
tchrhafftig etc. 1. Timo. 3. Tit. 1. Bmme fülde, willen
wy Got bibden, dat wy fe krigen, alfe Chriftus leret, Bid⸗
det den Bader der Ende etc. Men ſchal darna trachten,
dat men fülde befame, vnd fo ehrlick befolbe, in jowelikem
Örde van den kercken vnd geiſtliken gädern, alfe men fe nd-
met, dat fe gerne by ons fon vnd biyuen Einen. Wente
wy mothen od betrachten, mat de bebaruen tho erer ehrli⸗
ten husholdinge, und fuft tho velee vorvallender noth, de nen
handwerck, kopenſchap, hanteringe, edder jennygerlye neringe
hebben, edder hebben moͤten, vmb eres amptes willen, dat ſe
allene mit Gades worde, vnd der hilligen Schrifft vmme gahn,
darmede ſe vns allene denen moͤten, vnd hebben doch nicht ein
kolblat vorgeues, ſunder moͤten alles mit dem reden pen⸗
ninge koͤpen, Der dage ſind vele, der male ſind noch viel mehr,
BVnd yd is nicht allene ethen vnd drincken, dar gehört noch
vele mehr tho, Mol vernuͤnfftig is, vnd weth wat hushol⸗
dinge koſtet, penning by penninge to reken, de make hir re⸗
kenſchop. Sünderge noth kan od vele vorvallen, Se moten
ock Boke koͤpen, vnd nicht ſo luſich ſyn, dat niemand erer ge⸗
neten koͤne, Paulus ſecht 1. Timo. 5. dat ſe dubbelder ehre
werd ſind. |
Dit is ock ein grote orfafe, dat me nu mot ehrlike befols
dinge malen, dat fe nene andere thogenge hebben, edder acciden⸗
talia, ane alleine etlike vnd gar weynige, tho erer vnderhol⸗
dinge, van melden vnſe Papen thouorne genoch Hebben gehat,
vnd befundergen konden fe mit den erdichteden und erlagen Bes
geväre, alles tho fi bringen. Vnſe Preftere des Euangellj
nemen nichts, van nemande in der Vicht, edder wenn fe be
Sacramente vorreten, feholen od van nemand wat forderen,
fonder ſcholen den riken vnd armen dienen, vorgeues glid,
Wil en ouerfl jemand, de nd vormach, willichlick wat fchens
den, warumme fcholden fe dat nicht nehmen? Vnd' twar
wol en wat günnet (alfe Goͤtlick und Chriſtlick is) vnd mil
fe vorehren mit etwas, dat in ere koken edder ſus denet, de
werd ere hus wol weten tho vinden.
Dredicanten fcholen van den Pifltatoribus In einem je
welckem oͤrde, fo vele verordenet werden alfe dar van noͤden
werd fon, alfe tho Helmſtede dre, tho Sceningen twe etc.
mand welden be erſte ſchal Paftor fon, tho predifende, und
de Kercke tho tegerende mit Gades worde, be andern fcholen |
Ton ſyne Audiutores edder mitpaftoren und Preftere. Ouerft
in den kleneſten Sleden, vnd in allen Doͤrpern is yd genoch,
dat men ein Paſtor ſy. Van erem ampte vnd erbeide werd
dieſe ordinantie namals vormelden, Vor alle diſſe Predican⸗
ten, tho erer ehrliken husholdinge, ſcholen ehrlike vnd genoch⸗
ſame ſolde vorordenet werden, einem jewelicken na ſyner ge⸗
legenheit, dat ſe der hilgen Schrifft vnd eres amptes alleine
gewaren koͤnen.
.De Paſtor in den Flecken und Steden ſchal vorſchaffet
vnd angenamen werden, van dem Rade vnd van den Kaſten⸗
heren, de ſcholen en dem Superattendenten vorantwerden tho
eramlnerende, vnd tho ordinerende, fo be nicht thouorne ges
“ orbineret 16, Ban bar fchal he apenbare ſchrifftlike tüchniffe
tho ſyner Kerden bringen, bat be duͤchtich befunden und ge
ordineret 16, Querſt de neuen Prebicanten ebder Cappellane,
fholen angenamen vam Parheren vnd ben Borgermefteren, '
n,
-
1548. LXXXIII. Brannfchweigfche Kirchenorbunng: 87
und dem Superattendenten tho orbinerende geprefenteret wer⸗
den etc. Vp den Dörpern ſcholen de Lehnheren den Kerckheren
dem Superattendenten prefenteren, De Superattendent ſchal
nemand beftebigen, be nicht thom ampte düchtig 18.
De Predicanten in ben Flecken und Steben, ſcholen gelerde
Schotmeftere fi beftellen, na gelegenheit eines jewelcken oͤrdes,
mit millen und vulbort des Rades, Den eriweleden Scholemes
fter fchal de Parhere und Radt fenden tom Superattendenten,
de hal en vorhören (fo de Schofemeifter nicht Magiſter artium
i8) und mit ſynem Breue vnd Sigel en webber tho rugge few»
den, dat en de Radt und Paſtor annemen, ſo hebartho duͤchtich
i8 bevunden. Wille fülde noth vor, dat men dem Scholemels
fter mofte orloff geuen, fo fchalt nicht anders gefcheen, wenn
dorch den Kerckheren und Radt, mit weten vnd tolllen edder
Ördel des Superattendenten,. Ouerſt de Scholemeifter, wenn
he angenamen is, fchal macht hebben, fone Scholegefellen ans
thonemende, de dar tho büchtich find, mit willen des Parheren,
den mach he ock weder uch redeliker orſaken vorlöuen und orloff
geuen, mit willen des Parheren, wuͤrde derwegen twebradit
tüffthen dem Parheren vnd Scholemeftere, fo fchal fe de Su
perattende ſcheiden. "
Den Coͤſter in der Stadt fchal de Radt annemen mit dem .
Kerckheren, Vp den Dörpern ſchal neen Paſtor edder Parhere
einen Cöfter holden, de nicht Fan helpen den Gatechifmum ben
kindern und dem jungen volde lern, Darumme fchal men od
den Coͤſtern, de vp den Dörpern den Catechifmum leren, nichte
affbrefen van eren thogengen, ummegengen etc. fo wol alfe o@
den Parheren, wat fe van olbes her tho erer neringe gehat heb⸗
ben. Wor ib vorordenet wert in den Steben, dat de Offerman
edder Cäfter in der Schofe, in infimo loco, dar man den fin
dern be lection bodflauen vnd leſen leret, und Latin gifft ete.
heipen ſchal, bar. ſchal he dem Schelemeifter gehorfam fyn,
doch alleine to dem deinfte, in andern ſynen denften ſchal he
id vthrichten, na beuehele ſynes Paſtorn, Suͤlcke Eöftere, ſcho⸗
fen od frame Chriſtene fon, be ehlick und ehrlick husholden,
Alſe Paulus van den Diaken ebder Denern fecht, 1. Timo. 8.
Einen Organiften, wor men Lan, mögen fi! de Paftor,
Radt ond Gaftenheren vorfchaffen, und em einen Sold vors
fhaffen, na gelegenheit eres vormögen®, od em geuen vele ed⸗
der ringer, na werde foner kunſt, wente be Organiſten find feer
ongelid ete. Suͤlcken Organiſten thoholden is ehrlick, und is
ock gud der kunſt Muflca tho denſte, befondern, wenn be Scho⸗
lekinder mit eren Preceptoren in figuratiuis ſingen, vp de Feſte,
edder wenn ſe ſuͤſt willen ein mal vmme de veer weken, Suͤſt
mach de Organiſte alle Sundage na willen des Paſtoris ſpe⸗
len, Ouerſt in der Miſſe ſchal men yd nicht lange malen, bat
de Predile nicht werde vorhindert, und bat de Leyen dar ock
ruhm hebben, Ehriftum mit duͤdeſchem gefange to lauende.
Doc na der Predike in der Miffe, ſchal men nicht vp det Orr
gelen fpelen, fendern alleine des Auentmals Chrifti bar wahr
nemen, tho Chriſti gedechtniſſe.
Vp den Dörpern ſchal od dat Euangelion vnſer ſalicheit
reine geleret vnd geprediket, duͤdeſch gedoͤpet, vnd beide geſtalt
des Sacraments gegeuen werben, welcke Paſtorn de dat nicht
weten edder willen, de koͤnen wy nicht lyden, daran is vns ge⸗
legen. | |
Dewile od, alfe Chriſtus fecht, der eenbten vel 16, und
88 | 2ER. LXXXIII. SBraunfchweig'iche Kirchenordunug
ber arbeidern weinich, bartho od, dat de Paſtorn deſte beth uns
derholden werden, ſcholen de vifitatores in den viſitationibus
macht hebben, time edder dre Kercken, edber mehr, be nicht
wyth van ander liggen, thofamende tho flahnde, und under eis
nen Paſtor thobringende.
Wat dar bauen wird feilen an ehrliker neringe by dem
Buer Parheren, ſo wol alſe by den Stad Predicanten, vnd
Schole Denern, dat ſchal genochſam en tho vorordenet vnd tho⸗
legget werden van andern geiſtliken vnd Cloſter guͤdern, in diſ⸗
ſen Landen, negeſt gelegen, dat ſe alleine der hilgen Schrifft,
und eres beualen amptes ane verhinderung koͤnen warnemen.“
Bau den Superintenbeuten.
„PDiſſe vpff Paftoren fcholen fon Superintendenten... De
Slot Prediker tho MWulffenbüttel.. De Parner tho Helmftede..
De Parner tho Bodenem.. De Parner tho Gandersheim. -
De Parner tho Aluelde ..
Diſſe vyff Paftoren fchoten alfo Superintendenten fon, bat
fe alleine vpfehent hebben vp be lere der Pafloren, in den Stes
den und Doͤrpern eres oͤdes. Vnd wenn en werd angefecht,
dat fi ein Paftor edder Prebicante, nicht vlitich holt in der
tere, vnd in diſſer ordeninge, edder oͤuel leuet, als denne ſchal
de Superintendente macht hebben, den Paſtorn to citeren, und
vor fi tho vorderende, dat he de fake betere, Wil ſick de Paftor
nicht beteren,, na twen vormaningen, wen he borch tive ebder
Dre tige ouerwunnen is, fo ſchal en de Superintende afffetten
vam Parampte. Wil de Paftor nicht kamen, edder werd be
ſus freuel, mutwillig, ungehorfam, fo ſchal de Superintendente
fülds fchriuen hen to Wulffenbüttel, an de Stabholdere und
Rede, bet dat ein ſunderlick Conſiſtorium, und eine ſunderlike
Buperintendentie im Lande werde vprichtet,
Wat haderich is van Kercken und Kerden Denem , Eönent
de Superintenbenten fruͤntlick vordregen, daran ſcholen fe fid
gerne bevlitigen, Chriſtliken frede vnd einicheit by den Luͤden
‚tho erholdende, Wo nicht, fo ſcholen ſe yd wyſen hen tho Wul⸗
ffenbuͤttel, bet dat ein Conſiſtorium vprichtet werd.
Ittem be Eheſaken, fo vele alleine de Conſcientien belanget,
ſcholen de Superintendenten richten, edder de Preſtere in der
hemeliken bicht, ſind ſe nicht vorſtendich genoch in ſuͤlcken val⸗
len tho radende und tho ordelende, fo mögen fe by dem Super⸗
intendenten edder andern verſtendigen Paſtorn, rad ſoͤken, doch
heimelike bycht vnuormeldet. Wenn ouerſt de Eheſaken wer⸗
den haderſaken, dar dat eine part ja, dat ander neen ſecht, ſo
ſcholen de Superintendenten ſick ſolcker haderſaken van der
Ehe, nenetlye wyſe annemen, ſonder ſenden ſe hen tho Wul⸗
ffenbuͤttel, bet dat ein Conſiſtorium vprichtet werd, darhen ſcho⸗
Ion denne gehören alle haderſaken, be Kercken und Kercken De
* vnd de Ehe belangende, vnd nicht mehr hen tho Wulffen⸗
buͤttel.
De Superintendenten, ein jewelick in ſynem oͤrde, moͤgen
vnd ſcholen einen edder twe Paſtoren, de geleret ſind, vnd dar
150 geſchicket, in den Steden edder Doͤrpern, tho ſich erwelen,
de en helpen vlitich thoſehn, vp de Kercken Denere. Alle Pa⸗
foren ſcholen ſchuldich ſyn, erem Superintendenten tho vers
melden, fo wor etwas boͤſes by den Kercken und Schofen Des
nern vorhanden is, fo fe ib ſuͤlueſt nicht koͤnen betern in der gübe.
Alle Paſtorn in den Flecken und Steven, ſcholen fehuldich
fon, dat fe de negeften Dorp Paſtorn tho ſick holden, Te leren
(detoile fe faft vngeſchickt gemeine werden bevunden) vnd alfo
underrichten , Dat fe de Bure vortan recht mit Gades worde Lee
ten tönen, Vnd de Dorp Paflorn ſcholen ſchuldich fon, the
ben Paſtoren in den Flecken vnd Steden thofamende, vnd fid
aldar van ber lere onderreden, Welde ungelerde Dorp Paftorn
nicht willen darhen kamen, edder fuft fi nicht betern in ber
lere , de fchal men afffetten, und by eren ampten nicht Taten.
Waenn de Dorp Paftor fteruet, fo fchal men der armen
Wedewen vnd Finderen volgen laten, alle inkamend des nege
flen haluen jares ebder mehr, na gelegenhelt der faet etc. So
| verne doch dat de Wedewe mit einem andern Paflorn ebder
Predicanten, vam Superintendenten thogelaten, mit prebilen
vnd Sacramenten, in der wile, be Kerde beftelle, vnd daruor
em geue und belone, bat he to freden ſy...“
Ban ber ouerfien Buperintendentia, Vom Confiftorio, und van einer
fumberliten Scholen °).
Zunaͤchſt Beſtimmungen über die Errichtung von Schul
an den Domkirchen und die den Canonikern bei denfelben am
zumweifenbe Thaͤtigkeit. „De Prebicator mit den beiden Theo⸗
logen, [holen de duerften Superintendenten fon, de richten
holen be Lere, fo etlite Prebicanten verflaget werben, der vals
[hen leren edder onwetenheit haluen. Tho ben fchal men ſen⸗
den alle erwelede Predicanten, dat fe be eramineren, vnd Chrift-
li ordineren. Nen Predicante ebder Scholemeifter ſchal ans
genamen werden, de nicht ſchrifftlike tüchniffe hefft van en.
Diffe fcholen macht hebben, tho citeren vnd tho vorderen, be
jennen,, de vmme ber lere willen verflaget werben, und be ſchul⸗
digen vnd vngehorſamen, fo fe ſick nicht beteren willen, vam
— affthoſettende, fuͤrder ſchal ſick ere Jurisdiction nicht
recken.
Quer dit alle, ſchal ock vnder den Canoniken vpgerichtet
werben ein gemein Consistorium Ecclesiasticum, vor dit
gange land, darhen fcholen gewyſet werden (unb anders nere
gende hen) alle haderfaten, van Kerden vnd Kerdien gübern,
van Kerden Denern und Scholen Denern, und eren Solarien.
Darhen fchal men od wyſen alle Eheſaken, wenn fe haderſaken
werben, alfe thouorne gefecht i8, Darumme fcholen fe od macht
hebben tho citeren, vnd tho fraffen, na Chriftus Regel, Matth.
13. Voͤlt oͤuerſt de fake der werltliken ouericheit tho firafs
fende, fo fcholen fe yd darhen wyſen, Vnd der ouerichelt ſcho⸗
fen fe antögen, dat fe ftraffen ſchal offentlike horerye, Ehebre⸗
ferne, woker etc. Twe Sanonici in Consistorio Principales,
ſcholen Suriften fun , fo geleret, dat fe de Eheſaken richten koͤ⸗
nen, und andere gelt ſaken van ben Kercken gübern etc. Doch
dat fe nicht volgen bes Paweftes vnrechte Rechte in biffen tiven
Ehefaten, im vnuorſoͤnlikem Ehebroke, und im vnwedderkame⸗
likem wechlopen, darvan gube Bokeſſchen gefchreuen find, vıh
Gades worde, na dem natürliten Rechte. Sind be beiden fo
geſchicket, bat ſe ock mit gudem rade diffen Landen vnd Lüben
nuͤtte koͤnen ſyn, fo is yb noch vele bether, und ſuͤlcke ſchal men
in dem Conſiſtorio gerne weten. Twe Canonici ſcholen dar
*) Dieſer Abſchnitt I, wie eine Kandnote ſagt, nicht ausgeführt
worben. Doch beißt es: „laten wy bit Kapitel alfo ſtahn, od to einem
Erempel, andern heren vnd kKoͤrſten, efft fe ock ein mal wat games wol.
den vnd koͤnden malen, van füllen Stifften vad Gtifftes perfonen.
*
- 2848, KXXEEEL BVraumſchweigſche Sirhenseiunäg:
Notarij fon, ſchriuen ale hendele und Smtention, Eramineren,
teftes etc. De anderen Canonici fcholen tm Conſiſtorio, Mit
MRabt und bufittere und Richtere fon, Vnd alfo Ieren im Con-
fiftorio, tn den Prediken, und in den Theologiae lectionibus,
dat fe namals tho grötern ampten mögen gebrußet werden.
Suͤlck alles moth jo heten eine Chriſtlike Schofe, dar de
Canonici billi den fold ebder ere Prebenden nemen, wat ſchol⸗
ben fe anders nütte ſyn?
Bauen dat me bedorff thom bumwende etc. fcholen van ben
Bicaryen ber Doͤmen knauen in der Schole, und in den Vni⸗
uerfitsten, thom Studio geholden werben, etlike twe jar, etlike
dre jar, etlike Ienger, na gelegenheit, bat wy alfo gelerbe luͤde
vpthern, tho denſte dem geiſtliken vnd werltiikem Regiment.”
Ban ten Teremonien, Wo de Scholekindere im ben Kercken fingen
sad beſen ſcholen, das men fe dardorch gewenne, und bolbe tho ber
bilgen Schrijit.
Ban dem Uuent Sten Chrifti, am hilgen hage. .
Verbot ber Winkels, Opfers und Fegfeuermeffen, Anord⸗
nung megen Belbehaltung dr Meßgewaͤnder ıc., nach ber
Schlesw.⸗Holſt. RD. Der Ritus im Wefentlichen nad)
berfelben und der Braunfchw. Beide liegen auch dem vor:
bergehenden Abfchn. zum Brunde.
Dübefh.
„Belt alfe men ons duͤdeſch predigt, wat were vns anders
mit der predige gehulpen? Alſo ſchal men ock duͤdeſch de Döpe
vnd Sacrament gewen....." —
De Prebitingen.
Allgemeine Grundſaͤtze aus der Schlesw.sholftl. — In
Stctůͤdten follan Senntagen dreie, in der Woche zwei⸗, auf den
Dörfern Sonntags zwei⸗, in der Woche einmal gepredigt werden,
Das Ausfchenten an Morgen ber Seiertage und während
der Nachmittagsprebigten, ferner das Umherfpazieren auf den
Kirchhoͤfen während des Gottesdienſtes ift bei Strafe verboten.
Die Superintendenten follen die Paftoren erinnern, das Voelk
fleißig, aber kurz, in der Beichte zu-unterrichten,, und die Kran⸗
Pen zu befuchen. In den vier Zeiten foll eine Stunde lang
zur erſten Veſper gepredigt werden. Das Volk ift zu vers
mahnen, baß nicht alle an heiligen Tagen früh, fondern etliche
auch) des Abends zuvor zur Beichte kommen.
Ban befunberlifen Prebiten,
. Baw-Wiesbaugen.. |
- Beide Abſchmitte aus der Schlesw.⸗Holſt.; doch fehlt
das Feſt Ommium Sanctorum.: „Sunderge vaften und vier
dage den Hilgen anthorichten, id und nicht dan nöben.”
Ben’ Orr ndt Däpe.: l Ze
Berbot ber Wiedertaufe der Kinder, welche die Nothtaufe
empfangen haben, und Anordnung des Ritus der Beſtaͤtigung
der fegtern, aus der Schles w.⸗Hol ſt. „De Preſter ſchal de
Babderen nicht höger befreren, alfe etlike dohn, de de Vadderen
befweren , dat.fe'vor dat And ſcholen ankiwerden vör dem Ges
richte Gabes. Des find be Vadderen nicht ſchrildich, funder
alleine de olbern vnd dormuͤndere. De Vadderen find dert
. .
kindern alleine tüge, bat fe geböpet find, wol wolde, ane bat;
fuft gerne Vadder werden?” - Am Schluſſe woͤrtlich aus bee
Schlesw.sHolft. das Verbot der bedingten Zaufe. - !
Bean der Bycht und Ablolutien.
„De oren Bycht is vns van Gade nicht gebaden. Darumme
is ſe nicht noͤdich, dat du ane de bycht nicht koͤndeſt ſalich wer⸗
den. Solck moͤten wy bekennen vnd leren, dat wy truwe
ner Chriſti werden bevunden...“
Buhl.
„Efft ons nu wol de ohren Bychte nicht beualen 18, fo 16
fe ons doch nicht vorhaben, alfe etfike ſwermen, vnd maken ds
lüde rohe und lofe. Vnd wy denen darmebe vnſem negeften ia
ſyner hoͤgeſten nodt der ſunden, edber find em troͤſtlick mit dee
Abſolution, welck vns trowen van Gade gebaden is, bat wy
fuͤick gegen vnſen negeſten nicht ſcholen verſuͤmen. So Einen
wy nu der ohren Bycht ſeer nuͤtlick, Goͤtlick vnd Chriſtlick ge
bruken.....
In ber gemeinen Ptedike bes Cuangelij, Tönen wy tho ty⸗
den de Abſolutie nicht alſo annemen, wo wol fe bar krowen 16,
alfe wy fe gerne und van besten annemen in funberheit. Alſo
hefft Ehriſtas ock etlik⸗ In fundecheit abſoluirt und gefecht, &y
getroſt, dyne ſunde ſind dy vorgruen, Gha hen im frede, Dyn
geloue hefft dy geholpon ete.“
b ſolutio.
„Wenn de Preſtor merdet ein. hotferdich herte, unbe de
Sunder edder ſunderinne bekennet Chriftum, vnd ben gelouen
an Chriſtum, fo ſpreke he alſo, edder jo na diſſer meininge,
mit anderen worden.
Dorch den gelouen an Jeſum Chriſtum, (alſe du beken⸗
neſt) haft du vorgeuinge aller dyner ſunde, dar tweiuel nicht an,
Bidde Got, dat du recht geloͤuen, und in dem gelouen und er
kentnifſe Chriſti chonemen vnd waſſen moͤgeſt, van bage che
dage mehr vnd mehr, Dar tho ſchaltu dat Euangekion nike
tidt gerne hören und leren. '
Vnd id, borch de gnade vnſes Deren Jeſu Chriſti, de ſyn
lyff por uns in dem todt gegeuen hefft, vnd ſyn bludt vor ung
vthgegaten hefft, tho vergeuinge vnſer ſunden (hic imponat
dexteram .capii peccataris) ſpreke by los van alle dynen ſun⸗
den, im namen des Vaders, und dei, Song, vnd bes hilligen
Geiſtes, Ammon... ,
* Man dan Arad. . " }
Wenn de rande im Hufe einen Ptedicanten begeret, fo hoͤr⸗
he em de bicht,, und fo tw gelduet an Jeſum Chriftum, ſpreke
de Prefter en 108 van allen funden, alfe geſecht is, Begert de
Frande dat Sacramente, na Cheiftt Infektinge und beuchelt,
affe ock de billigen Apoflele gelert hubben, fo fy dar ein DIE
ehrlick gedecket, und de Preſter ſpreke duͤdeſch, Thom erfben den
gelouen, IE gelbue eier. ſtande, Darna, Lat uns beden, Biber
vnfſe etc. Tide, vp den knyen mit den de bar by find, Balbe ſta
he op, neme dat brobt, und fegge dat beuedel-CHrikti, alſo, Vnſt
Bere Jeſus Chriſtus, in der nacht zc. vnd geue bat lyff Chriſti
dem krancken tho etende. Vordan neme be: den keltk du
ſegge, Des geliken nam he ock den Kelck ettl nd geue-bem bean⸗
cken dat bludt Ehriſti cho dritick⸗nde. Men he but Darcamonti
8*
, darff be nichts ſpreken, affe etlike de worde Chriſti wedder⸗
en, wente dat is nicht van noͤden, alſe ock van der Miſſen
gefecht is.
Darna bede he apenbar de leſte Miffen Collecta, Wy dans
den by etc. und ſpreke ouer ben krancken ben Segen Gades, De
Here ſegene by etc.
Darna mach be Prefter den krancken tröften und ſtercken
mit einem guben Sprofe. edber twen vth der hilligen Schrift,
und beuehele en der gnabe vnſes Heren Jeſu Chriſti.“
Alle die ſick in den Echtenfland begeuen, fcholen van
ehem Prebicanten openbar des Sundages, eine gange melen
zbouorne, vpgekuͤndiget, vnd darna thofamen gegeuen werben,
dat ſe by vns in vnſer Stadt, gude tuͤchniſſe hebben eres ehr⸗
liken Standes. Alle ehrlike gewanheit tho den hochtyden, ſchal
bp vns blyuen, alfe by vns gewonlick is geweſet. Wenn de Bru⸗
degam vnd Brut in de Kexcken werben gevoͤret, fo ſchal fe de
Preſter vor dem Altare ſegenen, alſe in dem Catechiſmus Boͤ⸗
keſchen beſchreuen is. Darna ſcholen de Scholere ſingen, Te
Deum, Choral, edder od in figuratiuis, went ſunderlick begert
werd, dat men den Scholgeſellen, vth ehren, wat ſunderlikes
ſchencken wil. Wat de Scholere, Scholgeſellen, Coͤſtere, edder
andere Denere, by vns thonorne, vth den hochtiden gehatt hebben,
daruan ſchal em nicht affgebraken werden.
Men ſchal ock dar in der Hochtidt, denne ſuͤlueſt in der Ker⸗
cken, vp dat Altar offeren, alſe gewonlick by vns is geweſt, dat
ſchal geſchehen dewile men Te Deum ſinget, Dat Offer ſchal de
Parthere mit ſynen Predicanten gelick deelen, bat fe ib hebben
thohuͤlpe erem ſolde, bat fe by erem Ampte blyuen koͤnen.“
Ben Bilden,
„De Bilden, dar men vor knyet und bebet, hülpe ſocht,
Inchte an ſticket, vnd ſuſt affgöderpe bryuet, ſchal de ouericheit
in den Steben und Doͤrpern, Stifften und Cloͤſtern ordentlich
wech dohn. .“
Bam Banne,
„Swermere, de de warheit und bat Euangelion Chrifti leſte⸗
ven, edder fuft vnrechte Iere vorgeuen, woͤkerere, de mit vechte
ouerwunnen find, dat fe wöferere find. Item, be in fchanden
vnd ergerliten funben, freuel, gemalt, und unrecht leuen, Wenn
fe vormant werden, ein mal, edber time mal, Zit. 3. ond willen
nicht afflathen, fo fcholen wy fe thom Sacramente, ebber Chor
Chriſtliker gemeine, dar be Saeramente gehandelt werben, nicht
tholaten, Alſe Ehriftus fecht, Matt. 18. Sit tibi sicut Ethnicus
& Publicanus. Anderen Ban tönen wy nicht holden, Wy
achten füld od daruor genoch, na ber Schrift. Wente de grote
Ban, bar fi de Paweſt und Papen tho ingedrungen hebben,
gehort ſlicht der wertliken omericheit tho. De Predike ouerft
the hören is niemande verbaden, Wo fcholen ſick anders de Lübe
vnd arme fündere bekeren? DA mögen wy wol mit einem vors
banneben nıpnfchen, de vtgeflaten is van ber gemeinfchop aller
hilgen, wor yd van nöben is, handelen in wertliken falten, op
dem marckede, op bem Rathuſe, in hochtpden, doch nicht alfe
mit einem Chriften, funder alfe mit einem heyden, alfe mit
- einem Börger, alfe mit vnſem naber. Wor id ouerſt nicht fülde
noͤt ie, dar fcholen wy nicht mit em handelen, ſunder allene tho
ſtraffende vnd te vermanımbe, bat he fi! webber the Gabe ber
Bere, vnd werde ſalich.“ |
Vororbelde Miöbebere.
„Solde ſchal men trwlick beföten, mit Gades worde ers
manen, vunderrichten, tröften, und (fo fe yd begeren) de bycht
hören, abfolueren, und dat Sacramente geuen ..” Ä
Doben begranen,
„De Schdler, mit einem edder mehr Scholgefellen,, mit bes
haluen edder mit der gangen Schole, darna yd beitellet und
daruor gegeuen werd, alfe von olders gewonlick, fcholen vor der
Baren ber gahn, und fingen int erſte latiniſch, Redemptor
meus vinit &c. mit bem Vers vnd Repetitien, wen bat vthe
i6, duͤdeſch, Erbarm dy mon 0 Here Got ete. Midden wy im
leuen find etc. Vth deper not etc. By dem graue bat Led, Nu
fat uns dat Iuff begrauen ete. Edder wat andere, Wen dat Leth
vthe is, fo ſcholen de Scholere orbentlid gahn int Chor, vnd
fingen, Wy gelouen etc. vnd, Mit frede vnd freude ick vare dar⸗
ben etc. Dat volck weld dar i6, ſchal volgen in be Kercken, vnd
dewile men finget, offeren in ein Becken, dat bar [hal in ger
legener ftede ſtahn, Dat Offer fcholen be Diaken edder Kaſten⸗
heren, in byweſende eres Schriuers, tho fi nehinen, laten bes
fhriuen, dat fe daruan refenfchop Lünen dohn, und bewaren
dat, armen und franden Läden tho gude. Ma dem gefange
{hal ein Preſter eine duͤdeſche Collecta lefen, pro peccatis, vnd
bidden, dat wy ock mögen falich feruen Im gelouen unfes Deren
Jeſu Chriſti, Darup antwerdet men, Amen. und ein jerwilid
geit webder heim.
Wenn ouerft arme lüde de Scholere nicht hebben willen, fo
ſchal dody de naberſchop, im lichten dage ben Doden ehrlick tho
graue bringen, fingen by dem graue, und offeren in ber Kerden,
armen luͤden tho gude.“
Ban Bademomen vnd lynes Frucht.
Im Wefentlihen aus de Schleswig⸗Holſt. K.⸗O.
In Beziehung auf die Beerdigung der ungetauften Kinder
heißt e6: „Darumme ſcholde men der Chriſten kindere, de men
nicht doͤpen an, und wy wolden fedoch van herten gerne döpen,
nergende anders begrauen, denn bar de anderem Chriflen bes
grauen werden. De mwebderlere under dem Paweſte, wedder
fuͤlcke arme Eindere, hefft mennich fram herte ber olderen ſeer
befümmert, vnd thomartelt.”
280 erwelebe ebber gevorberbe Vrebicanten apenbar
authonemenbe Hub, ;
„Den erweleden Predicanten fchal men fenden thom Su⸗
perintendenten, alfe thouorne gefecht is, da ſchal he eraminert wer⸗
den, und fo he duͤchtich bevunden werd, ſchal be dar vam Super
intendenten, vp einen werdeldag, na ber predike vnd Iatinifchen
Litania, alfo vor bem Altare geordinetet werben, (na dem alfe
men vor en, vam Predikeſtole gebedet befft) Int erfte, na ber
Litania finget men, Veni sancte Spiritus, vnd ein Predicante
fecht dat Verſikel, Cor mundum crea in me Dens &c, Col-
lecta. Deus qui corda &c. Mit dem Geſange werb de Ordi⸗
nandus vor bat Altar, vp be knee gefettet, und alle Preiter in
der Stad, fetten fich darmit vp de knee, und de Superintendent
keret fi vor dem Altar thom volde, und left alfo.
AURB. LNXKEIE, Wennufdneeigiche Mickeuorbänkz. 2
So ſchrifft S. Paulus in der erſten Gpiflel an Timotheon;
im drudder Eapitel.
Dat is jo gewiſlick war z. [I Tim. IT. 1—7.]
e un ee Paulus de oldeften der Gemeine tho
o. o hebbet nu acht vp ji ſuͤlueſt ꝛc. ⸗G
m RT ht vp ji ſuͤlueſt ıc [%p eich.
Inde Ordinator loquatur in hanc vel similem sententiam,
ad ordiaandam vel ordinandos,
Hyr hören wy, dat ans de Biſſchope, dat is, Predilere und
Pacheren beropen find, vnd fpn fcholen, nicht werd beualen,
genfe edder koye to höden, funder de Gemeine, de Got durch ſyn
gen blut ertvoruen hefft, bat wy fe weiden fcholen mit dem
seinen worde Gades, ock waken ond tho fehen, dat nicht Wulue
und rotten under be armen Schape inryten. Darumme nömet
be id ein koͤſtlick werd. Ock vor unfe perfonen ſcholen wy tuͤch⸗
tich und ehrlid leuen, vnſe huſere, wyff, kinder vnd gefinde,
Chriſtlick Holden und theen.
Sy gy nu ſulcks tho dohn bereit? °
Dicat, Ga,
FHe Presbyteri ordine imponunt manus, super capnt or-
Minandi, & redeurit quisque ad locum, vbisederant prius su-
per genua. Et dicat’ordinator clara voce orationem Do-
sinicam. 0
Lat ons beden. Vaber vnſe etc.
Barmhertige Got, hemmelſche Vader, du haft, dorch den
mund dynes leuen Sins, vnſes Deren Jeſu Chrifti, tho vns
gefeht, De erndte 16 groth, oͤuerſt weinich find der arbeider,
Widder ben Heren der ernde, dat he arbeidere in ſyne ernde ſende.
Vp ſuͤlck dyn goͤtlick beuehel, blöden wy van herten, du willefl
diſſen dynen deneren, ſampt uns allen, de tho dynem worde bes
ropen ſind, dynen hilligen geiſt ricklick geuen, dat wy mit gro⸗
tem hupen, dyne Euangeliſten ſyn, truwe vnd vaſte blyuen,
wedder den Duͤuel, werlt und fleſch, darmit dyn name gehilget,
dyn Rike gemeret, dyn wille vullenbracht werde. Woldeſt od
dem leidigen gruwele des Paweſtes vnd Mahomets, ſampt an⸗
deren Rotten, de dynen namien leſteren, dyn Rike thoſtoͤren,
dynem willen wedberſtreuen, entlick ſtuͤren vnd ein ende maken.
Suͤlck vnſe Gebet (dewile du id geheten, geleret, vnd vortroͤſtet
Haft) woldeſt du gnedichlick erhoͤren, alſe wy gelouen und truwen,
dorch dynen leuen Sone, vnſen Heren Jeſum Chriſt, de mit
by, vnd dem Hilgen geiſte leuet vnd herſchet in ewicheit, Amen.
Postea his 8. Petri verbis ordinator alloquatur ordinatos.
Petri, 5.
x & gaht nu hen, und weidet be Herde Chrifli. . entfangen,
Run
Septimo. Ordinator eis benedicat crucis signo, ac istis
vel alijs verbis vtatur, Benedicat vobis Dominus, vt facia-
tis fructum multum, Inde abeat vnusquisque in locum suum.
Ordinatus autem maneat , sedens super genua, Et cantet
Ecclesia, Nu bidde wy ben billigen geift etc. Interim in Al- |
tariparafus sit panis & calix, Et vnus ex Praedicatoribus acce-
dat, ; interim dum canit Ecclesia, dicat, Vader vnſe etc.
Vuſe Here Jeſus Chriſtus, in der nacht do he verraden ward
etc. Et communicet ordinatum vel ordinatos. Sequitur Col-
lecta, Wy dancken etc. Et conuersus dicat eis vltimam bene-
dictionem, Der Here fegene by etc. Amen,
Die Eommunio geſchuͤt alle dnder dan Geſange, Nu
bidden wy ete. bat yd alle thofamenbe vth kumpt.“
Pro pace.
„Alle middage, wenn de klocke elffen ſleyt, ſchal men in jewe⸗
liker Parkercken de klocke ſlan edder luͤden Pro pace, dat is, dat
de Luͤde dardorch vermanet werden, tho biddende Got vmme
frede vnd gut Regiment, darmit wy ock bidden vor de Ouericheit,
wedder vnſe vyende, wedder den Tuͤrcken etc. darane is und vele
gelegen. De Paſtoren ſcholen ock dat volck truwelick vormanen
tho ſuͤlckem gebede, im huſe, im Garden, vp dem velde, dar men
de klocken hoͤret, welck ſe doch vaken by ſick ſcholen dohn, ane der
klocken klang. Men late denne ock in den huſen de kindere vnd
andere ſingen, thom ewigen frede, wedder den Paweſt vnd Tuͤr⸗
den, mit kortem geſange, alſe nu by den vnſen gewonlick 18.”
Librye.
„Gude Boͤke in den Steden, vnd wor men de bekamen kan,
ſchal men thoſamende dregen, in eine gude Kibrye, dar men wol
leſen kan, vnd dar de böke wol verwaret find, dar de Predicanten,
Schotegefellen, vnd andere, ftuderen tönen.
Mor nicht gube böke find, dar fcholen de Caſten (wenn fe fo
vormögen werben) gube nütte boke Eöpen, und vor de Kercke vors
waren: (mo gefecht) Dit fchal ouerſt allem Parkerden in allen
Steden, Flecken und Dörpern, van ung hart gebaben fyn, dat eine
jewelike Kercke fill kope eine duͤdeſche Biblia, van ber leiten cor⸗
ractur, tho Wittenberch gedrucket, und aller erſt vthgegangen im
jare, M. D. xlij. Darup ſcholen acht hebben de Superintendenten,
bat dem alfo truwolick geſchehe.“
” Zudt. ’
„Schendich mit Huren husholden, und noch vele mehr dem
Ehebroke, fchal men im Lande nicht Inden, funber dorch de negeſte
ouericheit hart ftraffen, bar tho vth dem Lande vordriuen, edder
ſus by dem halfe ſtraffen, de jennen de ſick nicht beteren willen.
De Papen, mit eren Cleriken, Chor Scholeren, Cöfteren und Lo⸗
caten, und be gange vngeiſtlike, vnd vorwyede hupe (bewile fe
find under den duͤuels leren, bar men Gades Eheftand vorbät)
hebben de gange Werld vul untucht, mit erem böfen leuende und
Erempel gemaket. Sulck ſchal jo by den Ehriften nicht geduldet
werden. De Paflores fcholen den Eheſtand, vth Bades worde
hoch pryſen, vnd teumelid vormanen, dat ein jewelick Hufsiwert
und Husmoder tächtich vnd ehrlick husholde, mit eren kinderen
vnd husgefinde ete. Hebre. xiij. De Ehe ſchal ehrlick geholden
werben, by allen Chriften, und dat Ehebebbe unbefledit, De Hu⸗
tere ouerſt und de Ehebrekere, wert Got ſuͤlueſt richten ete.
Dat ander beel biffer Orbdeninge, be Scholen belangenbe.
Dat trüdde beel differ Ordinantien, is van ber gemeinen Kaſten.
„Sn einer jeweliten Kercken [hal ftahn eine Kafte, dar frame
Lüde und milde hende dagelick inftefen ere Almiffen, vor de armen
vnd nottrofftigen, umme Gades willen. Welde de Kaften Die
aken ſcholen alle weten darvth nemen, und latent erem Schriuer
anfchriuen, und bringent ſemptlick in de Sacriftie, edber in einen
anderen wolvorwarben drt, in ere Fafte... |
In diffe gemeine Kafte gehören alle güder der füluigen Ker⸗
den, Bein vnd grot, Nemlid, Thom erſten, vor be rechten ars _
men, alt vnd jung, be nichts vorweruen Einen, vor krancke lübe
. | und arme frouwen in bem Einderbebde, und wor fuft be Predican⸗
7 ABAS. LXXENE.. Busmufdweigfäe Rindenoriumg-
ter werben anfeggen, be the ben Tranden gahn etc. Alle milde
almiffen in de kiſten geoffert, alle almiffen be be kaſten Diaken
in de büddele fammelen, van framen lüben. Wente fe fholen
des billigen dages, mit tiven edder dren bübelen vmme gahn, vn⸗
der der predike, und fchemen fick des nicht, vmme Chriftus willen,
de fecht, Wat gy einem ringeften van den mynen hebben gedahn,
dat hebben gy my fülueft gedahn. Item, Darhen gehören od! alle
ander milbe gauen Chriftlifer herten, Vnd alle Zeftamente de ge⸗
maket find, und noch gemalet werden.
Wat unfe vorelderen gegeuen hebben tho ungerechten Bades
deniten, vth vnuorſtande, (fe Hebbent jo gut gemeint) dat ſcholen
wy nu, na erfanter warheit, keren thom rechten Gades benfte,
dar Chriſtus van fecht. Gy hebbent my ſuͤlueſt gedahn. Daranne
donh wy vunfen vorelderen nicht tho wedder, funder veel mehr
einen groten willen vnd denſt, dat yd nu tbom rechten Gabe»
benfte kame, wat fe tho Gades denfte gegeuen hebben.
De Prediker find ſchuldich, dat fe dat vold tho tyden vlitich
vormanen, dat fe milde almiffen geuen, od fuft ever armen nas
beren wahr nemen, vnd (de yd vermögen) Teflament, grot ebber
Hein, van ehrem rechten gube malen, So bevolen be anderen
Apoftolen Paulo, und Paulus und Barnabas dedent od gerne,
alfe ſteyht Sala. 2.
Item od bat Offer gelt, war men den boden navolget, alfe
thouorne gefecht 16. Dan den gemakeden Spenden ſchal men
dd mat nuͤtlikes vorordenen, vor be rechten armen, in be Kaſte.
: Ein jeweltt Chriften de yd vermach, Dorforge fonne armen,
dat nicht be gemeine Kaſte tho feer befwert werde.
Item, de dar lüben willen laten, wenn ein geftoruen 16 (bat
de anderen barborch vormanet werden, bat fe od gebenden falich
tho fierwen, ſus fumpt dat luͤdent dem boden nicht cho hälpe) de
Fasten ber gemeinen Koften geuen, fo vele alfe becher gewonlick
IR geweſt.
Doch gehöret ſuͤlck luͤde gelt tho der Kercken tho buwende.
De Eoͤſter mit ſynen pulſanten ſchal vor dat luͤdent ſyn ges
wontlick dranckgeld nemen.
Thom anderen, vor de Kercke, vnd wat darin gehort, vor bat
Scholehus, vnd ver de huſer der Prebicanten, und Kerdien und
Schol Denern, tho bumenbe und tho heldende, od de Predican⸗
ten, Reden und Schol Denere tho defolden , ſcholen in de ge⸗
wein? Kaften vallen, alle geiſtlike und Kercken güdere, grot und
Bein, alfe alle Beneficien, Lene, Memorien, Confolatien, Star
sim, Kalande, Btoderſchoppen, Gyiden, gemaket Miffegelt, allent
wat de Parbercken edder Paſtoren gehat hebben, ock wat gehoͤret
hefft tho Capellen, tho fingende vnd leſende, bat gehört jo van
rechte nergent hen, den in de Kercken, de Paſtoren darmede tho
holden, de uns Gades wort prediken und leren etc.
Item, darhen ſchal nu od de Offerpenning vallen, welden
vp de veer toben, Winachten, Paſſ hen, Dingeften und Michaelis,
ſcholen geuen, alle de bauen twelff jar olt find in vnſen Steben.
Vnd ein jeder Huswerdt, edder de dat hus regirt, ſchal ſchuldich
fon, bp fonen truwen, darmede he vorwandt is, bat he ſuͤlcken veer :
tydepenningk, by alle ſynem gefinde tho hope bringe, dat he bat
Dffer vorantiwerde den twen Gaftenheren, van melden ein [chat
fon vth dem Rabe, be ander vth ber Gemeine, Diffe [holen veer
mal im
went ängefchreuen is, bringen, dem Solde der Predicamten tho
hülpe. De Predicanten ouerft ſcholen dat Offer nidyt re
are dat Offer. vth den Hufen halen, und thor Raften, |
neram. Wat were nu bat vor din Gheiften, de Tone Poeblcanten
und Seelforger nicht eines penniges werb achtede etc.
Wor men mit füldten güdern nicht Ban tho kamen, be Prob
canten, Kercken und Schol Dener tho befoldende, fchal men ver⸗
ordenen fo vele mehr dartho, vth den megeft gelegen Cloſter
und andern geiftlifen gübern, barmede de gemeinen kaſten vie
werben, dat fe alles wol vth richten tönen. Wat ſcholen anders
ſolcke Clöfter und andere Kercken guͤder dohn, wenn fe nicht ſche⸗
In kamen tho folder ehre und Gades denſte?
Item, affent mat be Kerckſwaren in der hand gehatt heben,
dat ſchal den Caſten Diaken vberantwortet werden.
Item, alle Regifter, in melden befchreuen is, wor guͤbere
und inkament ber Kercken find, ſcholen den Eaften Diaken ouer⸗
antwordet werden.
Wolden etlike frame luͤde ock Teſtamente maken, nicht den
armen luͤden, ſunder de Scholen und Prebidftole beter thobefols
benbe, dat 16 en. fig, na zechte vnd art ber frywilligen Teſta⸗
menten.
Aller (older Kercen güder ſcholen Inuentaria gemaket wer⸗
ben, und vorſegelt, mit des Rades und Kaſten Segel, by den
Radt gelecht werden, Darime ock geſchreuen ſchal werden, wenn
de Rechenſchop geſchuͤt, wat ſick de guͤder vormehret hebben
Duerft de Kaſten Diaken Faden eins vthſchrifft des Inuentarij
by fi polen. “
alten Diafen.
„Tho ſolcken gemeinen Kaſten ebbsr fchatte , dor be armen
vnd Kercken Denere, ſcholen erwelt werden ſoͤs Kaſten Diaken
3* Kaſtenheren, twe vth dem Rade, vnd veer Boͤrgare vth der
emeine.
De ſolck⸗ laͤd⸗ ſcholen ſya, alſe flevt Acto. 6. 1. Zimo.. 3,
ehrlike luͤde, nicht Iögenere, nicht brundenbolten , wicht bedres
gere, de ehrlid hus holben, mit eren echten wpuen vnd Finder
ven, de vul hilliges Geiſtes, vnd wysheit find, dat is, de bat
geheimniſſe des Euangelij edder des gelouens, In reiner Con⸗
ſcientien hebben, de ſo vorſtendich ſind, dat ſe wol weten, wor
fe geuen vnd borgen ſcholen, dat nicht, bat Kaſten gut, aye net
vorcingert werde, De od fo fram ſyn, det fe de armen und
nostrofftigen nicht. verfümen,
Driiſſe ſcholen -vlitich ahnen vnd pthgeuen, Pan dat alle
erem Schriuere ſchriuen laten, alle Solde ber Kercken und Schol
Deneren, ſcholen fe alle verndel jars pthrichten. Item; be fchde
len neuen dem Rabe vorfehaffen bequemelite woninge den. Pre⸗
dlcanten vnd Schotgefellen, vnd wenn de Schofgefeflen chelick
werden, fo ſchal men dem eheliken gefellen eine ſunderlike Mos
ninge beftellen, fo lange he in dem ampte btifft. De Caſten
heren fchoten od buwen, vnd In bumelitem wefende holden der
Kerden und Scholen Oener⸗ huͤſere. Item, de Kerckhoͤue
ſcholen fe genochſam befteden, wente ber Chriſten begreffniffe
ſcholen wy ehrlick Holden, darumme, bat wy geloͤuen de vpflane
binge ber boden.
Ale Sundage des namfddages, na der Predike (melde Pre
dike vmme Seyers twelue ſchal Yefcheen) ſcholen de Eaflen
aken thufammende kamen, dar ere Kaſte is, vmme der a
willen, de fe vp dem Relier angeſchreuen heben, ben fe tl
gefecht hebben, alle weke wat tho geuende, dem einen mehr, dem
1543, LXXZIN. Berniriämeigrfiie KKirchenbrouung. | 63
anderen geringer, na gelegenheit, Vnd ſus od tho ratflagem,
efft wat van noͤden were der Kaften halıen. |
De Caſtenheren fcholen fit vorſchaffen einen geſchickeden
Schriuer, vnd den mit ber Borgesmeifteen vnd Kerckheren rade
vnd willen annemen.
De Schriuer ſchal ein framer Boͤrger ſyn, de ehrlick hu
belt, de vorſtendich id up Rekenſchop, be bat gemeine Kaſten⸗
boͤck wol vorſtan, und be vefenfchop wol ſchriuen fan , gegen de
tidt wenn men rekenſchop fehal dDohn. : ‚
De Caften Diaken fcholen alle Zar, in ber melen vor
PYalm Sondags, rekenſchop dohn, vp dem Rathufe, dem Kerck⸗
beren und dem Made, Des Sondages thouorn ſchal yd vam
Predigſtole affgekuͤndiget werden, dat de rekenſchop geſcheen
ſchal, hefft jemand wat inthoreden wedder de Kaſtenheren, edder
weth ſus wat mehr gudes der Kaſten tho gude, de mach ſick
op be tydt, up dat Rathus maken, vnd rede dar frilick, der fallen
tho gube, vnd nicht thom vorderue, De döre ſchal em und ans
beren Borgern de darby willen fon, apen flan. . Ä
Ma der Rekenſchop, ſcholen beun fülueft de twe Nades
perſonen, de Kaſten Diaken ein Jar lang ſind geweſet, fry vnd
los ſyn van diſſem ampte, ock de Boͤrgere, de by der Kaſten
‚find geweſet, Vnd men ſchal m na guder rekenſchop dancken,
Vnd balde, ehr men geyt vam Rathuſe, ſchal darſuͤlueſt be
Parhere vnd de Radt, ſampt allen, de dat Jar Diaken ſind ge⸗
weſt, erwelen tho der Kaſten, vpt nye, einen van den beiden
Ratheren, de des vorgangen Jares ſind Kaſtenheren geweſet,
vnd noch einen Ratheren, de des vorgangen jares nicht is Ca⸗
ſtenhere geweſet, Dartho ock twe Borgere van denſuͤluigen, de
Gaften Diaken ein jar lang find geweſt, und tive Boͤrger, de
im vorigen Jar nicht find Kaften Diaken geweſt.
Wente wen men jdel nye alle jar erwelen ſcholde, de nicht
mit dar fakın vmmegegahn hedden, fo müchte vth vnerfaren⸗
heit de gemeine Kaſte ſchaden nemen, Darumme is yd gut,
dat ſuͤlcke dre erfarne Boͤrgere, noch ein Jar darby blyuen,
van welcken de anderen ock koͤnen leren, vnd angevoͤret werden.
So moten de dre blyuen, twe jar lanck, Im druͤdden Jar koͤ⸗
nen ſe fry werden. Alſo ſcholen alle Jar de Kaſten Diaken wed⸗
der erwelet werden, na ber rekenſchop.
Dre Slötele fchelen tho dem Gaften fon, einen fidtel ſchal
hebben be Rades perfone, be thor tybt Gaftenhere is, den ans
bern ein Boͤrger van ben veer Gaftenheren, de vth ber Ges
meine find, den druͤdden be Kerckhere. In der erſten Viſitation
is de druͤdde flötel dem Made besalen , darumme, bat noch alle:
nicht Kerckheren weren, Ru ouerft vordban ſchal den
en flötel de Parhere ebber Paſtor hebben.
Mit den Gylden und Broderfchoppen ſchal de Radt, fampt |
ber Kaſten Diaken, fruͤntlick handelen, bat fe de Gpiden und
Broberfhappen in de gemeine Kaften, diſſer Gades ſaken tho
gube, laten komen, Id Ean doch vnd ſchal od nicht beter ans
gelecht werben.
So ſcholen befüluen ock fruͤntlick handeln mit ben geſlech⸗
ten, de Jus patronatus ouer etlike Lene hebben, dat ſe de Lene
ock gerne tho diſſem Chriſtliken ſchatte laten kamen, Ge vor⸗
leſen nicht darmede ere herlicheit, ſonder koͤnen vor ſick vnd ere
fruͤndſchop mit groter herrlicheit beholden, vnd vaken, wat ſun⸗
derlikes gudes dar van dohn. Wente bet nu her ſind erer etlike
verſtoruen, de newerlde de Lehne vorlehnet hebben, dewile etlike
Papen lange Leueben, de de Lene hadden. Nu ouerſt, wenn fe
de Sene thom Kaften lathen fomen , tönen fe fi vorbeholden
vnd vorſchryuen laten, ſolcke gerechticheit, dat fe (den dat Zehn
thor tydt gehört).mögen vmme dat ander ebder druͤdde Jar,
wenn de Kafte fo ri! und vormögen werd, eine vorbede dohn,
vnd ſchoͤlen, alfe Patronen des Lehnes, nicht geiweigert werben,
vor einen armen Studenten in einer Vniuerſiteten, ein jad⸗
land eöber vyue tho hofdende, edder vor eine arme ahrlide denſt⸗
magkt vththogevende. Vnd mac ein van dem geflechte, de
Lehnhere is, des Jares, wenn be Kalte rekenſchop deyt van dem
Lehne, vppet Rathus komen, und fehen vnd hören ſuͤlueſt, dat
mit dem Lehne recht vnd Chrifttid gehandelt werd, Weren
ouerft etlike fo halftarrich, dat fe ere Lehen tho folden guden
werden nicht wolden laten komen, fo ſchal de Rad vnd de Kas
ſten Diaken, ſolck Lehen vorteten faten in ere Inventarium,
vnd neinerley weiſe fladen, dat etlike folde Lehne wolden ver
rucken to fill, vnd "bringen fe erer fründfchop vth den henden,
bat men nicht wete wor fe blyuen, alfe id fi, nu leider, mol
Ban thodregen. Sonder fe feholen ſchuldich fon opt Rathug
thofamende, wenn de Kafte rekenſchop deyt, vnd dar od vor
allen rekenſchop alle Jar von erem Lehne dohn, dat me wete
vnd anfchriue, wor fe id hen gekert hebben vmb Gades willen.
So vorkamen de Lehne nicht, efft men fe noch nahmals by
eren nakömelingen Finde by de Kaften krigen. |
Den Miſſe Prefteren by uns, de nicht mehr Miſſeren, vnd
nicht lefteren bat Euangelion Chrifti, de ehrlick Husholden, und
diſſe Chriſtlike Drdeninge annehmen , willen wy exe infament
ere Teuelang laten, andersworhen ſchal en nichts volgen. Ja
find fe funderlid! arm by vns fo [hal men en vele leuer, mit
milden almiffen, ehrlick, in even hufen, tho hülpe kamen.
Des geliten den Moͤnniken, de vth den Cloͤſteren willen
gahn, fchelen de Vifitatores helpen, thom Prebigampte, fo fe
bar tho denen, ebber fus tho ehrliker neringe, und fe ehrlid afe
ferbigen mit gelbe, van des Cloſters guͤdern.
Des gellken den Nonnen und Cloͤſter und Stifft Junck⸗
framwen etc. Wente id fchalen alten, alle tydt, fry fun, ehrlic
vnd Chriſtlick ve tho gende.
De ouerft darinne blyuen willen, fo fe nicht Iefleren dat
Euangelion Chriſti, und holden ftille mit ern Miffen, vnd
alle erem apenbarem - gefenge, wandelen eren Mönnite und
Nonnen habyt, und verlaten gang eren Orden, bat fe alleine
in der Regel Chrifti, by Chrifto biyuen , in melden und in ſy⸗
nen dodt fe gedofft find etc. de ſchal men nicht vorlaten, funder
ere leuentlang mit aller nottrofft vorforgen, Se feholen by fid,
na alle even willen, beden, ſtudern, in der hilgen Schrift, und
fuft wat Judes lefen, prediken hören (bartho fe feholen einen
Prediker befolden, alfe en ſchrifftlick vnd mündlid dorch de Vi⸗
fitatores vorordenet und beualen is) und wol id mand en beter
leret, de mach ſyne Broder ock vordan leren, dat fe ock gedencken,
wo fe ſalich werden. Se alle ſcholen nemande mehr in eren Or⸗
den nemen. De in den Kloͤſtern vnd Stifften blyuen, ſcholen
apenbar fingen und leſen In eren Cerimonien, vt der hilgen
Schrifft, alſe Doctor Pomeranus latiniſch beſchreuen, vnd dar⸗
by eine Chriſtlike vndetrichtinge gedan hefft, welck de Foͤrſten
vnd Stende alfo verordenen, vnd ſetten od hinden an biffe
Kercken Ordeninge, Vnd hebben ſuͤlck alles alrede in einem jewe⸗
liken Kloſtere und Stifft, dorch de Viſſtatores gebaden und vor⸗
a © Abe0. EXEXEV, Srenhilihe Ainhensehnmg
ordenet, bar tho ock fchrifftlich vorantwerbet, De bar wedder
dohn, dem ſchal men de guͤdere vth diffen Landen nicht volgen
faten, und men fchal fe dar tho od in diffen Landen nicht we
ten, als en dat od ſchrifftlick, vorantwordet 16.
De Predicanten in den Steben, ſcholen od? troͤſtlick fon den
armen Bebel Moͤnniken, de nu van olders ebder kranckheit we⸗
gen nergent hen weten. De men ane bat doch nicht ſchal vor⸗
laten, went werb angefecht, fo ſe ſick na diſſer Ordeninge hulden.
De Kercken vnd Schol Denere, de by vns in vnſem
denſte vorkrancken, vorderuen edder voroldern, dat ſe nicht meht
koͤnen denen, ſchal men vth den Kaſten, edder ock ſuſt vth geiſt⸗
liken guͤdern, vorforgen ehrlick, Wo koͤnden wy yd anders vor
ade und den luͤden vorantwerden ?
Den heue Ammen ebber Babemömen, is yd billid, bat
men od wat fchendlet vth der gemeinen Kaflen, wenn men
vd vormach, befundergen den, be dem Rade gefmwaren find, dat
fe defte vlitiger od? den armen frouwen denen.
Wat fe vor drandgelt dar the van en krigen koͤnen, bat
mögen fe mol nemen. Dar is einer Stat edder Gemeinen
groth an gelegen.”
De Kofpitalen.
„De Hoſpitale, ſchal men vlitich verſorgen, dorch etlike van
den Kaſten Diaken dartho ſunderlick erwelet vam Kerckheren,
vam Made vnd allen Kaſten Diaken. Kan yd dorch be
nicht bequemelick geſcheen, fo erwele men andere dartho, jo viere
tho jewelikem Hoſpitale, welcken men alle inkament der Ho⸗
ſpitale, vnd alles ſchal ſchrifftlick beuelen, dat fe de armen fo
recht vorforgen, dat nicht perfonen in bat Hefpital werben ges
namm vor gelt, funder mit willen des Kerckheren, bes Rades
ond aller Kaften-heren,, alleine de im ehrliken lenende noͤtlick
vorarmet find, befundergen Borger und Borgerinnen, ane bat
men nicht innehme oͤuer den tal, dat men be angenamenen wol
verforgen Fan.
Alfo hal men od by macht beholben de vnreinen hufere,
bar men hen lecht be Vthſettigen, Srangöflfichen etc. vnd jo
allermeift thofehen, dat de armıen lüde bar nein not Inden, mit
Bedden, waffchen, ethen etc. ’
De dar tho erwelet werben, ſcholen od alle jar, wenn be
anderen, wo gefecht, rekenſchop dohn, Denne fchal men nye
Hofpital Diaken edder Vorſtendere verwwelen , ouerſt nicht idel
nye, alfe od van ben Kaſten Diaken geſecht 16.
De Predicanten in den Steben ſcholen alle Hoſpitale ein
mal in der weken viſiteren, und em prebifen, dar mögen fe ſick
In delen. FINIS“
Gedruͤckt tho Wittemberch: dorch Georgen Rhaw.
MDXLIN,
1544.
LAXXXIV.
Ordennng vom eufferlichen Gotsdienft vnd artickel der Ceremonien, wie es jun den Kirchen
des Serkogthumbs zu Preußen gebalten wirt. MDXLIV. 4.
Die (oben mritgetheilte) erfle K.D. des Herz. Preußen
v. 3. 1525 (Nr. XL.) wurde im Jahr 1544 einer Revis
fion unterworfen. Sie fchließt ſich in biefer Geftalt im
Ganzen an bie Sächf. Agenbe v. 1639 an, und in Bes
ziebung auf ben Exorcismus und bie Elevation zeigt fie
deutliche Spuren von Luthers Einfluffe (f. de Wette,
Luthers Briefe, Bd. V. 8. 541). Gine gleichzeitig ers
fchienene Lateinifche (Ordinatio de externo Dei cultu, de-
que articulis Caeremoniarum, quem ad modum in Ec-
clesiis Ducatus Borussiae servantur) und eine polntfche
: Veberfegung erwähnt Jacobſon, Gefch. bes ev. K.⸗R.
der Prov. Preußen und Polen, S. 39 f. Bei dem folg.
Abdrucke find bie Gollesten am Schluffe weggelaffen,
* * %
Fuͤrſtlicher Durchleuchtigkeit zu Preuffen er.
Drandat biefe Kirchen Drönung betreffend.
Dieweil von Bots gnaden wir Albrecht Marggraff zu
Brandenburg, jn Preuffen zu Stetin, Pomern, der Caſſuben
und Wenden Hertzog, Burggraff zu Nürnberg, vnd Zürft zu
Ruͤgenn, auff vielfeltigs vleyſſigs embſigs, unnferer lieben Ger
trewen vnderthanen, von allen Stenben, unferer Landt Preuffen
anregen und anhalten, den Bmbzug vorgenommen, Vnd durd)
Goͤtliche hilff denfelben zum shepl geendet, dasinn dann, wie
es mit Gericht, Recht und anderm jnn ber gangen Pollicey, -
vnſers Fürftenthumbs zugehet und gehalten wirdt , fo viel uns
müglich, der hohen unvermepblichen, gebürlichen nodturfft nach,
beftetiget, Auch, bo etwas Irrigs vnd zwifpaltige zwuͤſchen vn⸗
fern vnderthanen ſich zugetragen, angehört und durch verleyhung
bes Almechtigen geörtert und beygelegt haben ete.
Dnd nachdem wyr uns zu Kürderung Goͤtlicher chre, vnd
außbreptung der warbeit bes heyligen Euangelij, das auch inn
Kirchen ordentlich, zuͤchtigk vnd mol zugehe, Desgleychen bie
Diener vnſers Herren Chriflt vnd feynes heyligen worte, ger
bürliche und ziembliche vnderhaltunge haben mügen, Alſoviel
vnſer Fuͤrſtlich Ampt betriefft, durch vnſere underthanen zu ver
fhaffen ſchuldigk erkennen, Als haben wyr neben verhoͤr vnd
entrichtung der meldlichen hendel, auch der Religion vnd Kir⸗
chenſachen, woe jrgents ein mangel befunden, gern abheiffen
wöllen. Dermegen bie Ehrwyrdige vnnſere Freunde,
und liebeliche getrewen die verordente herren Biſchoͤffe, ſampt
etlichen vornehmbften Theologie und Prebigern zu ſoͤlchem han⸗
bei, vff das mit derer rathe und zuthun alles defter richtger und
ſchleuniger verordent, vnd beftellet möcht werben, mitgenos
men, Do wyr dann neben obgemelten herren Biſchoffen, Theo⸗
logis, vnd Predigern an etlichen oͤrthen vnſers Furſtenthumbs
nicht einerley weyſo, oder Ceremonien funden, vnangefehen das,
— — —— — — — —— — —
4544, EREREN. Girentithe Biehensrtunng; 25
bis vorige Kirchenorbenung, ſampt ben: Actickaln der Ceremo⸗
nien, vnns, nichts minder dem verordenten ausſſchus vnſers
gantzen Furſtenthumbs auff dem Landtage zu Koͤnigßbergk im
Docembri des funffzehen hunderſten und fuͤnffvndzwantzigiſten
jares gehalten, durch beyde herren Biſchoffe, Sambland vnd
Domszan ete. dazumal furgetragen, Wie dann auch dieſelbige
vorige Kirchen ordenung jene zeyt, einhelliglich fuͤr gut ange⸗
ſehen, bewilligt, beſchloſſen, angenommen, vnd auch gehalten
iſt worden. Weyl aber die Buchlein, der offtgemelten Orde⸗
nung zum thepl ſindt vmbkommen, iſt daraus ervolget, das an
etlichen orten vnſers Furſtenthumbs durch die Pfarherren, ders
ſelben oͤrter etwas eygens vnd ſonderlichs, des wir dann kley⸗
nen gefallen getragen, iſt furgenoͤmen. Haben vns derhalben
mit den Herrn Prelaten vnd furnembſten Theologis vnd Pre⸗
digern vnterredet, vnd von ihnen gnediglichen begeret ein Kir⸗
chenotdnung widder, im Druck ausgeben zu laſſen, dardurch
die Pfarher jnn beyden Biſtumben vnd durch vnſer gantzes
Furſtenthumb, in Stedten, Flecken vnd Doͤrffern, einerley
weyſe vnd Ceremonien, Sunderlich im Ampt des Abendmals
vnſers lieben Herren Jeſu Chriſti eintrechtigk brauchen vnd
furen möchten, Damit nicht an eim jdern orth, eine fonderliche
und andere weyſe gehalten werbe. Dann es iſt sin Chriftus,
ein Geyſt, ein Zauffe, ein Gott vnd Water unfer aller, gleuch
wie wyr auch alle ein wort und einen glauben haben, vnd füllen
vleyſſigk fein, die eynigkeit jm genft, durch das bandt des Frie⸗
des (wie ©. Paulus leret) zu halten, Dann Got ift nicht eim
Got der vnordenung, fondern des friedes, wie inn allen Gemeys | -
nen der Deyligen aber Gleubigen. Vnd ob mol ſolche menſch⸗
liche ordenungen, von euſſerlichen Ceremonlen frey find, vnd
onferer Seelen feligkeit nichts daran gelegen, So iſts doch unges
ſchickt, Ja auch dem einfeltigen Volck ergerlih,, Wann man
Inn ſolchen obgemelten Geremonien und Form, bevarab jan eis
nem Lande ader Furſtenthumb zwiſpeltigk funden wirt, inn bes
dacht, daß fölche Ritus vnnd Kicchenmenfe, von wegen ber Zus
gendt ond. einfeltigen [wachen allermepft gehalten follen wer⸗
den, das der einfalt Damit gedienet, Auch jdermennigklich dars
durch zunn mortte Gottes vnd glauben gerepezet vnd geleptet
werde, das alfo alles, nad) ber lere ©. Pauli zur befferung ger
fchehe, Nichte minder zuͤchtigklich vnd ordentlich zugehe.. Dem⸗
fsibigen vnſerm obgemelten Fuͤrſtlichen vnnd Chriſtlichen begeern
nach, haben vnſere Herren Prelaten, Theologi, vnd Predigere,
vns dieſe nachfolgende Kirchen ordenung fampt andern artickeln
vberantwort, daneben auch angezeygt, das dieſelbige, ſich mit
andern Kirchen der Augßpurgiſchen Confeſſton ſonderlichen aber
mit der zu Wittemberg (do des heyligen Enangellons warheit
lautter vnd klar, durch ſonderliche Gottes gnade jnn dieſen letz⸗
ten zeyten herfuͤr brochen iſt) zum mehrern theyl vergleychen
etc.
Derhalben woͤllen wyr von euch allen vnd jeden vnſern ge⸗
trewen lieben vndorthanen, Hohes und nydrichs Stande ernſt⸗
lichen begeret, auch hiermit bevolen haben, diefelbigen Ordnung
vnd Artickel mit aller Ehrerbitung (wie an jhme ſelbs billich
vnd Chriſtlich) anzumemen vnd nicht zu verachten, Sunder ders
felbigen vnderthenigklichen inn allen puncten und artideln wie
die weit vnderſcheit und nach gelegenheit der Örter begriffen, ge⸗
meß leben und vnverruckt halten. Woe aber jemande dowid⸗
der des wir und in keynem wege, in. aumerdung der ſchuͤldigen
U.
vnderthenigkeit, und das es zuforberſt Gottes ehre belangt, ved
ſehen woͤllen, freuenlich ader mutwillig handeln wirdt, gegen
denen oder die, ſo ſoͤllichs vbertretten, woͤllen wyr vns mit der
ſtraff (die wir vns auch allewege hiermit vorbehalten) der ge⸗
buͤr wol zuhalten wiſſen.
Hierneben aber woͤllen wyr jnn ſonderheit, von allen Pfar⸗
herrn vnd Predigern jnn beyden Biſtumben Samland vnd
Pomezan, desgleychen durch vnſer gantzes Fuͤrſtenthumb ernſt⸗
lich begeret und jhnen bevolhen haben, das fie diſs gegentvertige
vnſer Mandat mit volgender vorrede, den euſſerlichen Gottes
dienſt vnd Ceremonien betreffende, (welche vnſere Herren, Pre⸗
laten, Theologi und Predigere, als fuͤrer des Goͤtlichen worte,
zu vnderrichtung des volcks geſtellet haben) ehe dann die offt
gemelte Kirchen ordnung angefangen, vnd jns werck genomen
werde, auffs wenigſt vier Sontag zuvor vnd nach einander an ſtat
bes Catechiſmi von der Cantzel vlepſſig, deutlich, verſtentlich, und
vernemblic) ablefen auch von wort zu wort ablündigen, bamitnicht
jemand gedende, man wöll alle tage andern ober newen Ölauben
leren. Dann jhe ungezwenffelt und gewifs ein gros unterfcheid zwi⸗
fchen bes Glawbens und Menfchlicher Ordnung Artideln zu wiffen
hoch von nöten iſt. Inn dem allem gefchicht ung zu ſonderm
dancknemendem gefallen vnd vnſers gemüts enbliche meynung,
Datum SKönigfberg etc. den tag nach Chriſti ges
burt Tauſent fuͤnffhundert, und im vier und viertzigſten Jare.
Vorrede der Herren Prelatenvon Geremonien
vnd diefer Kirchen ordnung.
Seinthemal die warheit des hepligen Euangelions alhie bey
uns im Derzogthumb Preuffen, durch Gottes gnad (dafür man
demſelbigen pillich embſigs vleyſſes bandbar fein ſoͤlle) reyn und
lautter geprediget, vnd auch vor etlichen jaren ein Kirchen
ordenung von Ceremonien vnd anderm der Religion ſachen an⸗
hengigk (damit alles nach der lere S. Pauli jnn der Kirchen
mit zucht vnd ordentlich zugienge) jm Druck bey vns ausge⸗
gangen, vnd bishere gehalten iſt worden. Nun aber die
Buͤchlein derſelbigen Ordenung durch lenge der zeyth zum theyl
vmbkommen ond verbraucht ſein, Iſt derwegen an ettlichen
ortten vnd Kirchen ettwan vnordenung ervolgt. Wie dann
ſoͤlchs des Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herren
Herren Albrechten, Marggrafen zu Brandenburg, in Preuſſen
zu Sıetin Pomern der Caſſuben vnd Wenden Hergogen, Burgs
geaffen zu Nürnbergl und Fürften zu Rügen vnnſers gnedig⸗
ften herren beuelid), fo jm nehiften vmbzuge des jahres drey
vnd viergigflen, der weniger. zcale gefchehen, vnd jnn druck aus⸗
gangen meldet, das die Pfacheren wo ſoͤlche abdruͤcke mangeln
bey vns geordneten Bifchoffen ader vnſers ampts vermalteren
ſuchen föllen etc. So würde deshalben diefelbige widdervmb
jm Druck auszugehen laffen vonnöten fein.
Es ift aber gleychwol jun obgemelter vnſerer Kicchen orde⸗
nung diefe bedingung Elerlic) und eygentlich ausgedrudt, auch
jene zeyt, da fie auffgerichtet, von der Cangel deutlich allem
vold abgekündiget, das damit keyne befkridung, aber zwang
der gewifien gemacht, und uns der weg biefelbigen. Ordnung
mit der zeyt nach) enderung der vmbſtende ettwan zu mehren,
aber myndern, aber auch zu endern, fo es vnns dienlid, wie
man fonft jun gutem vathe würd finden mögen, nicht ſoͤlle ges
ſperret fein. Denn ſoͤlliche Kischen besuche, ritus, geberbe, und
| 9
SEeremonien, fellen une Chriſten dienen und nicht wibaumd
wyr ihnen, Auch fol das gewiſſen als fundiget man, oder thet
für Gott unrecht, mo mans anders hielte, nicht baran gebuns
den aber verhafft fein etc.
Vnd wie wol mitlerzeyt mancherley Kirchenorbnung hin
mb wider durch, Deudfchland jm drud fein ausgangen. Haben
wyr doch jnn des keyne enderung dißfals furgenommen, weyl
vnſere, fo bifhere gehalten ift worden, mit ben Kirchen des
Churfürftenthumbs Sachfen, und furnemblich mit Wittenberg
(do jnn diefen legten zeytten das wort ber verfönung durch fons
derliche Gottes barmhertzigkeit erftlich iſt herfur brochen) ber
mehrer they! vberein koͤmpt, Vnd wyr fonften mit ihnen inn
einem ſinne und einerley meynung, nach der lere S. Paul
vberein Stimmen, und feft aneinander halten. Auch in euffer-
Then Dingen, als jun Ehefachen, und ftäden die gefibfchafft
betreffende, fampt anderem, vns mit ihnen alfo viel ſich's wil
than laſſen, gern vergleychen.
Nachdem dann uns der obgemelten unferer Ordnung ab»
druͤcke mangeln, und jsundt inn den Kirchen ber Augfpurgifchen
Sonfeffion fa durch vnd durch, mie auch newlich zu Wirtems
bergk eine enderung derfelben vorigen Orbenung, Beworab jm
Ampt des Heiligen Abendtmals vnſers Herren Iheſu Ehriftt,
angericht, laffen wyr uns mit einhelliger bewilligung der jenigen,
fo darzu gehören auch biefelbige gefallen, Vnd wellens fürbas
in allen Kirchen durch's gange Land, hochgedachts vnſers gne⸗
bigften Deren des Hergogthumbs Preuffen etc. Weyl wyr mit
ihnen jnn einerley wort, glauben, lehre, und bekentnus für
Got und der Weld flehen, alfo Halten, Allermeyſt aber nehmen
wyr biefe enderung mit ihnen befte lieber an, Nicht aus jre
gendt einem fuͤrwitz, aber unbeftendigkeit, fondern, das es dem
abendmal vnſers erlöfers, gemeſs fm, So man flugks auff die
Confecration des Brodts, das Sacrament reyche, onb ben Com⸗
municanten gebe che man den Kelch fegener, denn fo reden
beybe, ©. Lucas der Euangeliſt ond ©. Paulus der Apoftel,
Desfelben gleychen, nam er auch den Kelch nad) dem Abend»
mal, ober nad) dem fle geffen hatten etc.
Was aber vnſere widderſacher, hie von vnnuͤtz ſchreyen
werden, laffen wyr faren, denn fie fechten doch ſonſt allenthals
ben widder bes Euangelions marheit, Was auch die Rotten⸗
geyſter ond Sacramenti®tr davon heymlich vnd jnn windeln
murmlen möchten, weyl fie jnn jhrem engenem Sinne verjrret,
iſt Leychtlich zu ermeſſen, welche auch nah ©. Pauli Iere zu
menden, vnd darnach aus fürftlicher Durchleuchtigkeit, beuslich
anzuzengen find etc. Wie ſoͤlchs bie Artickel fo auff gehaltener
Tagfart des jares viertzick, ber weniger zeale, einhelligk beſchloſ⸗
ſen, klerlich mitbringen. Was auch ſonſten die andern naß⸗
weyſen ader kluͤglingen, welche alles jhres gefallens meyſtern
woͤllen, vnd doch des keynen beuelich haben, davon vrteylen
werden, muß man dem lieben windt beuehlen, Inn Summa,
den Widderſachern vnd Rottengeyſtern laſſen wir disfals nichts
zu liebe, vnd fahen auch nichts an vmb jhren willen, Sonder
vnſern Gemeynen vnd liebhabern der goͤttlichen warheit, ge⸗
ſchichts zu dienſt vnd gutte, die werden auch von freyheit jnn
menſchlichen Ceremonien, gnugſam bey vns durch Gottes wort
vnderweyſet. Hören und wifſſen das die werck, welche an ihnen
ſelbs Adiaphora, das iſt, mittelding, heyfſen, als ſoͤlche euffer«
liche weyſe vnd geberde, die nicht jnn Gottes wort geboten, ader
eB88.. TxIV. MWrenbiiche KAircheuosrduuug.
verboten ſind, muͤgen nach gelogenheit gehalten aber nachgelaſſen
werden. Denn Chriften ſoͤllen nicht heyligkeit ader fünde jn
ſoͤlchen euͤſſerlichen Dingen, fuchen aber machen, vnd wiſſen
das ſie auch nicht noͤtigk ſindt zur ſeligkeit, Vnd gleych wie vnn⸗
ſere widderſacher groͤblich jrren, die das freye, (welche ohne faht
des gewiſſens nach gelaſſen wirdt) mit geboten zwingen oder
noͤtigk machen woͤllen, Alſo jrren auch die Rottengeyſter nichts
weniger, bie eben dasſelbige, das zu brauchen frep iſt, verdam⸗
lich aber ſchedlich machen. So laſſen wir nun die Widderſa⸗
cher vnd Rottengeyſter auf beyden ſeyten zur lincken und zu
rechten faren, wie fie woͤllen, wyr bleyben, vermittelſt Goͤtlicher
huͤlff In via regia, auff ber rechten mittelbane ; darjnn Gottes
wort nicht abe ader zugethan wirbt, Nachdem Gott fpricht, Ihe
föllet nichts darzuthun, daß ich euch gebtete, vnd ſoͤlt auch nichts
davon thun etc. Derhalben wöllen wyr durch Goͤtliche gnade in
der freyheit, damit uns Chriſtus befreyhet hat, beflehen, und
une durch heuͤchler ader falſche brüder weber hierzu binden, ober
davon bringen laffen. Wie aud) der Apoftel S. Paulus ſoͤl⸗
chen falſchen brüdern nicht hat eine ſtunde weycchen woͤllen, Auff
das die warheit bes heyligen Euangelij nicht allein bey den Ga⸗
lathern, Sonbern auch bey une vnd allen Chriften beftünde etc.
Weyl ſoͤlche Iere von Ceremonien vnther den Chriften reyn
bleybe, vnd dis Licht ſcheynet, werden keyne ſtricke des gewiſ⸗
ſens aus dieſen, oder andern dergleychen Ordnungen gemacht. ete.
Was aber ‚die Stiefftung oder einſezung des: Teflaments
ader Abendmals unfers Herren Chriſti betriefft, kan und magk
keyns wegen etwas hierjnn von jemands geendert werden, Son⸗
dern fol und mus alles aus ſeynem Goͤtlichen bevehl gehen,
und allenne Durch feyn eygene wort gehandelt oder gehalten wer⸗
ben, Drumb foll aud) das Heuptſtuͤck vom weſen vnd rechten
brauch des ſacraments zu ſeyner zeyt von der Cantzel vleyſſig ger
trieben werden, Soͤnſt das andere alle, als Ceremonien, Ger
feng, Kleydung vnd dergieychen , iſt went unther Gottes wort,
den glauben und Sacrament zufegen, Wie auch Chriſtus ein
Herr uber ben Sabath und groͤſſer denn der Tempel iſt. So
müffen wyr Chriften ſoͤlcher menfchlichen Ordenung und Cere⸗
monien Derren auch fein, das fie vns nicht vber das heupt, als
artikel des glawbens wachſen, fonder vns vnderworffen fein vnd
dienen muͤſſen, wenn, wo, wie, vnd wie lang, wir ſie vns
nuͤtzlich vnd dienlich erkennen, Denn auch der Sabath, wie der
Herre ſpricht, vmbs menſchen willen, vnnd nicht der menſch
vmb des Sabats willen gemacht iſt. etc.
Form vnd weyſe fo in der Mefs aber jm Abends
mal onfers Herrn Chriftt fol gehalten werden.
Des Sontags,
Zum anfang an fladt des Introits, fingt man der Deuͤd⸗
[den Pſalmen einen, mie auch bißhere alhie jm Kürftenthumb
gefchehen iſt, Nemblich Es wolt uns Got gnedigk fein. Er⸗
barm Did) meyn 0 Herre Bot. Aus tieffer noth. Ach Gott
von himel ſich barein. Wer Got nicht mit uns dieſe zent. Es
fpricht der vnweyſen mundt wol etc. und dergleichen pſalmen,
vmb einander abzuwechſeln.
Inn Feſten aber als Oſtern, Pfingſten, Weynachten, ſinge
man bie eygene Introit, Deuͤtſch oder Lateiniſch nach gelegen⸗
heit des orts, vmb vbung willen, der Jugend, ſondern zu
254, LEEZIV. Prexgiſche Qircheuorbuuug.
ugſbergk von wegen des new geſtifften Partieulars vnd der
andern ſchulen.
Das Kirieleyſon nur dreymal lauts der vorigen orbenung,
Der Prieſter aber jnn gewoͤhnlichem alten ader vorigen Kirchen
kleyde, wie es auch zu Koͤnigsberg bißher gehalten iſt worden
ſingt mit großer reuerentz das gloria in excelsis Deudſch, Ehre
fey Got in den hoͤhiſten, der Chor fingt Et in terra, Deudſch
ader Lateyniſch, nach gelegenheit als oben vormeldet.
Darauff fingt der Priefter zum Bold: gekeret,
Der Herr fey mit eud).
Die Sollecten ader gemeynen gebet füllen gegen dem Altar,
Bar deudfch mit gewoͤnlichem aceent vnd nach ordenung ber
jept, wie bißhere jn uͤbung, gelefen werben.
Darauff fol die Epiftel, wo es die menge bed Volcks, alds
zu Koͤnigsberg und zu teten fordert, von ber Catheder aber
Predigſtuel, Sonft aber wo bie Kirchen Heyn , und des volcks
wenigk für den Altar gegen dem volck, wol lautte, verſtentlich
vnd deudfch gelefen, vnd ome accent pronuncirt werben, Damit
bie wort fo viel bafe, von den vmbſtendern vernomen werden.
Zur Epiſtel abes wirbt zu Rönigfberg ein gantz ader halb
Capitiel aus dem Newen Teſtament inn ©. Paulo anzufahen,
durch alle Epifleln der Apoſteln vnd Acta Apostolorem gelefen,
aus vrfachen, die von Ceremonien hermach verzeychendt.
Inn andern Ststen und Doͤrffern behelt und Hefet man
Die Epiſtel, fo auff den Sontag von alter gelefen ifk worden,
wie fie an den Poſtillen verzeychent. nd dis bat nuch ſeyn
vrfah. Jnn hoben feſten aber, liefet man bie verordenten
Karzıı nach altem brauch·
Volgt Halleluja mit ber melodey gerepmiet auff ben deud⸗
Schar Pſalmen, fo man finger weil, Als, Froͤlich wöllen wir
halleluje finger Eine feſte burgk ift unfer Sat. Dan her
Tauffe Chrifti, Doctoris Martini lieb, Item desſelbigen Vater
vnfer im himelteyh. Item, Ad) vater unfer der Du bift etc.
Abzurechfeln wie dann zu Königsberg? jnn vbung iſt etc.
Sun feſton hate aygenes, Als vff Ofteen, Ehrifk leg jun
todes bandm. Item, Jefus Chriſt vnſer heyland. Auff
Pfingſten, Kam Got ſchoͤpffer heyliger geyſt. Nun bitten mir
den heyligen geyſt. Inn Weynachten, Gelebet ſeyſtu Jeſu
Chriſt. Item, Grates nunc omnes. Danck ſagen wir nu
alle etc.
Darauff fol das Cuangolion wie von der Epiſtel gefagt ger
lefen werden. Darnad) ſingt bie gampe Kich, Wir gleoben
alle an einen Bot etc. |
Nach dem volgs die Predigt. Im Thumb aber zu Koͤnigß⸗
berg vmbe vol willen, melde amd einer Stat gehen predigt
zuhören, jnn bie ander, galhicht am, Sontge die predigt ſrue
für dem Ampe, vnd darnach jean der Altenſtada vnd Labenicht.
Nach der Predigt fingt man zu Koͤnigßbexg im Thumb,
jnn der Altenſtadt vnd auffm Werga, die Litania, Ba wer«
gut, das jn anderen Stetin, da die Schulen zugenemmen hair
ten, die Eitanin auch augericht vnd gehalten wärde, Aber jnn
andern kleinen Statlein. Flecken und Därffern, de fie nicht gar
fungen wirdt, fol für der prebiget von deu Cachel an ſtath der
Litanben/ die
Gtende vnd allerley gabrachen: lautt der gehsuchter: geobel, fo jw
ſachſten Dacembrs dab: zwey und vierzigſen. Jares zeit Fuͤrſt⸗
Emanung mm Gebet, ader fuͤrbitt für, alle.
Pr
licher Duͤrchleuchtigkeit beuelich iſt vmbgeſchickt werden, dem
volck von wort zu wort fuͤrgetragen werden.
Bald auff die Predigt, wo die Litania nicht gehalten wirdt,
ſingt die gantze Kirche ein Chriftlich lied, Als, Nun frewet euch
lieben Chriſten gemeyn. Nun lob meyn feel den Herren.
Oder das Vater vnſer von wort zu wort one außlegung nach
der melodey des Herren Biſchoffs von Pomezan Doctoris Pauli
Sperati. Vnther des gehet der Prieſter von der Cantzel, Magk
ein wenig reſpiriren, vnd ſich wieder zum Altar finden.
An ſtath der Prefation, welche abgethau vnd ausbleiben
ſoͤlle, volgt bald ein offentliche vermanung vnd Paraphrafis des
Vater vnſers, die der Prieſter Conceptis aber prescriptis ver-
bis thun fölle, wol laut und vasnemblich wie volgt.
q
Pareaphraels des Bates wuferd.
- (Work. od. Ne. XIV.)
Hierauff balde keret fich ber Driefter zum Altar, fahet aw
das Ampt der’ Buenebiction ader Confecration, vnnd ene mittel
bebt ex ſſugs an bie werte des Abendmals zu fingen In note
prefationis. Wis dieſelbigen auch zuvor bey vns auf die werfs
fo find gefungen werben.
Bnfer Herr Jeſu Chrsifl.... Solche thut zu meynem ges
dechmis.
Darauff ſingt der Chor ader bie kirche, bad deudſche
Sanctus, oder dad liedt, Jeſeia dem propheten das gefchach,
dar unter bald sreten zums Altar die Communiciren woͤllen, Vnd
darff der Prieſter das: Sacrautxent nicht. erheben, dann die Eleuan
tion iſt dißfals vrmoͤtigk, vnd aus. diefer veſach abgethan, Son⸗
ber der Prieſter reycht flaigg one mittel das Sacrament des
leybs Chriſti und gibts den Communicanten, ehe denn der
KLelch gefegnet wirdt, vnd ſpricht zu jegllichem jun fonderheit.
‚ Rymm hin vad iſſe das iſt des Herren leyb, der fin:
: Dich ge
‚ geben iſt. Vnd foniel Semmunianmten füchauben, magk man .
fingen Ihefus Chriſtas unfer Heyland, etliche ver, bis das bis
: Sommimkeanten alle zugetmeten. D
| fegenet der Prisfher auch deu: Kelch und ſengt jnn voriger motın.
arnach Eonfecriret aber
Desfalben gleychen nem er auch den Keich.Soͤlchs thus,
ſo afft ihr's teinckt, zu meyrem gedechtnis.
Bald darauff wird gefangen bat Agmas dei, deubſch, bass‘
- unter auch one mittel das BSaeranıına des blats Chriſti dem
. Communicanten gereycht wirdt, vnd mügen bie übrigen verß
vom Jeſus Chriftus, oder Got fey gelobet, nach gelegenheit ges
fingen werden: Darnach wendet ſich ber Prieſter zum wold,
und fings Dar Harre fey mit euch. vnd wendet ſich wibder nach
dem Altar, fingt der Colkseten: eime mis gewoͤnlichem actent etc.
vmb den andern Sontug. abgnwechſeln
Erſte Collect.
Wir Danken bye ıc. [ug Soͤchſ. K.⸗O. S. 30.]
| Ein ander Collect.
DO Warkafftigen Got, barmhertziger Vater wir bitten dich
herglich, Las uns dürfftigen des hayligen leydaus vnſers Herren,
nug vnd feucht, das iſt gnade und. vergebung vnſar ſuͤndon, mit
glawbigem hertzen, rechtſchaffen ergreyffen, Glaych wie wir Durch
deynes heyligen Sonas wort, femnen hepligen leyd vnd ſopn⸗
theures blut, welche er für vns gegeben und vergoſſen hat, untes ı
9*
dem brobt und weyn warlich haben empfangen, durch denſelbi⸗
gen vnſern herren Jeſum Ehriſtum deynen Sohn, der mit dir
lebet vnd birfchet von ewigkeit zu ewigkeit. Amen.
Dee Here ſey mit euch, mit antwort.
Beſchlus mit dem fegen ober Benebictiom,
Der Herre hebe ſeyn angeficht über uns und a ung ſey⸗
nen Frieden.
: in ander Benebiction,
Der Herre erleuchte ſeyn angeſicht auff uns und fey uns
gnedigk.
Item.
Der Herre fegne dich und behütte Dich.
Bon andern Eeremouien,
Damit bie heylige bibliſche Schrift unter dem Chriſten
volck, bey weichen Gottes wort reychlich wonen fälle, fo viel
befanter und gemeyner werd, Vnd fonderlich die jenigen, fo vil⸗
leycht jnn Lünfftigen zeytten Kicchendiener, Diacon, vnd auch
Prediger, bey der heyligen ſchrifft auffgezogen, und jan derſel⸗
bigen leuffigk werben möchten, Iſt für gut und nüg angefehen,
daß die gange Biblia jnn Metten, Meſſe und Veſper oͤrdentlich
Gapittel weyſe eingeteyit und gelefen werde, an den oͤrtern bo
man es füglich thun kan, Wie auch ſoͤlchs bißhere zu Koͤnigs⸗
berg, lauts der vorigen Kirchen ordnung gehalten iſt worden,
Denn bie andern jnn Steten, Merckten und Flecken, mögen
nach vermögen hinnach greyffen, Doch alfo dus man etliche Ca⸗
pittel als von erzelung der Geſchlechte aber voͤlcker, aber fonft
dergleychen jm Alten Teſtament, fo dem volde vundienftlich
aufien lafle.
Item, Wo des Sontags jnn Dörffern aber Flecken keyne
Communicänten vorhanden, Sol nad) der Predigt die ermas
nung zum Vater vnfer mit der Paraphrasis fürgefprochen,
Aber die ander ermanung zum Teſtament bes Herten, fampt
folgendem ampt ausgelaffen werben, auch zu vorn jnn der ex»
manung für ber Paraphrasis, fölle für die Clauſel, feyn heiliges
Zeflament zu.empfahen gefagt werben, ſeyn heyliges wort zu
handeln und zu hoͤren. Dergeſtalt magk es auch zu Koͤngs⸗
bergk jm Wercktage nach der Predigt ader Lection, wenn nie⸗
mands Communiciren will, gehalten werben.
Bon Metten,
Die Metten belt man zu Köngsberg auff bie weyſe, ber
Chor fingt zwene aber drey pfalmen, nad dem biefelbigen Lang
oder kurtz jnn gewoͤnlichem thon mit Bären onderfchledlichen
Spllaben und wortten. Die Pfalmen aber föllen fein aus dem
erften thepl des Pfalters bis auff Dixit dominus. Darnach
‚ fehet man widder am erften an, Darauff fol der Diacon ader
Caplan (wie man fie nennen hut) ein sang aber halb Gapittel
gegen den volck Deudſch und Bar lefen mit einer gang kurtzen
angebefften anzeygung des jnhalts ader Summarien der gele
Im ſchrifft. Aus ſoͤlchs zum erempel, inn des Dagiftri Veyt
Dieterichs zu Nuͤrmberg Summarien Herlich zufehen ift.
Bnd föllen ſolche Capittel ordentlichen nacheinander aus
dem alten Teſtamente vom Genesi aber Anfang, bis auff die
Propheten, wie bißher zu Königeberg jun übung genomen
werden.
: 8866. LXXXIV. Prenußiſche ARiegauoutiung.
Darauff fol gefungen werben, ein gewoͤnlich Reſpont aus
bemfelben Buche der fchrifft, daraus man zur zeyt die Capittol
lieſet, Vnd alfo bei jeglichen Buche ber ſchrifft ein fonderlich
Reſpons latennifch zur übung der fchüler, wie zu Koͤngẽberg dee
brauch, gefungen werden, Dann auch ©. Paulus nicht. weret,
jan der Chriſtlichen gemeyne, mit zungen ader fprachen zu reden.
Darnach fingt der Priefter den verſickel:
Erzeyge une Here deyne barmhertzigkeit,
» Mit antwort des Chors.
Darauff lieſet er ein deudſche Collect von der zeyt, Oder
wo die nicht vorhanden braucht man dieſe.
GEoleet,
— oben die erſte der Collecten in der Sit. Agende
V.).
Fr befchleuft mit gernönlicher Benebietion wie oben am
ende der Meſs verzeychendt.
Dieſe obgeſchriebene Collect, mag auch jm Ampt des Abends
mals, wo die Collecten nad) ordenung der zeyt nicht vorhanden;
vor der Epiftel gebraucht werden,
Weit aber im Thumb am Sontage bie Predigt frhe ge
ſchicht, der halben auch das vold beft che und ftuͤe zuſammen
kuͤmpt, Singt die gange Kirch, zur Metten die gewwönliche vers
deudſchte Pſalmen, fampt etlichen geyſtlichen Liedern und Lob⸗
fengen, Darauff thut der Diacon ader Kirchendlener ein kurtze
Ermanung vom heyligen Sacrament, für bie, fo Communb .
ciren willen, an fladt eines Gapktteis, Auff die Ermanung,
fingt die gange Kirche das deudſch Te deum laudamus, dar⸗
unter wirdt zur predigt geleut, vnd das liebt Iheſus Chriſtus
vnnſer en fur der prebigt gefungen.
Solche Ermanung zum Sacrament geſchicht ber gleychen
jnn der Altenftach und im Lebenicht auch nad) ben Wetten des
Sontags und inn allen feften.
Veſper.
Der anfang geſchicht mit dem Deus in adiutorium Deubfch,
vnd gloria patri auch deudſch, Bald darauff fol gefungen wer⸗
den jun gemöhnlichem thon ein Pfalm, zween, drey, darnach
fie lang aber kurtz feind, klar und vernemblich Deudſch aber
Lateyniſch nach gelegenheit, anzufühen vom Dixit deminus 619
an das end des Pfaltere.
Darauff fol der Diacon: aber Kirchendiener ein Gapittel
aber halbe, darnach es langk aber kurtz iſt, aus dem Alten Te⸗
ſtament, anzufahen an ben Propheten bis zum ende der Buͤcher
bes Alten Teſtaments, zum volde lautte:tefen, mic einer kur⸗
gen Declaration , wie oben jn dee Metten angezeygt ift, Denn
es ift gnug das mit turgen worten allweg das fürnemeft, welchs
jm Gapittel zumerdien am nötigiten vnd nuͤtzeſten iſt, ange
zeygt werde. Volkomene aber außlegung und erklerung, au
lange ermanung gehöret jnn die predigt, Oder jnn fonbertiche
vnd eigene Lection, und nicht in die Capittel.
Darnach fol man das Magnificat deudſch fingen, darauff
mit gewönlichem Verſickel und Collecten, wie in dee Metten
fampt der Benediction befchlieflen.
Item, Des Sonnabende vor-dbem Capittel fingen zu Bine
bergk die Schüler, den Hymnum Lucis creator optime.
Sontags aber O lux beata trinitas, Mnb wie rer Pd
dö04. -LIXKET.. Preußziſche Mechenorbining. | 65
dee Hohen feſt mit ben Reſponſorijs, als auff Weynachten
Verbum ckro factum est: Oſtern stetit angelus. Pfingſten
Apparuernunt. Vnnd mit den ſonderlichen Hymnis Inn Met⸗
ten vnnd Veſpern fol gehalten werden, ſtehet den Pfarherrn
zu darauff acht zugeben. et J
ten, Inn andern Seeten, die nicht ſehr volckreych find,
vnd kleyne Schulen haben, ſol nach F. D. beuelich, welcher jm
Kar drey und viertzig durch den Druck außgegangen, nach vers
mogen hernach gegriffen werden, Vnd auch alle tage Metten
vnd Veſper gehalten, verdeudſchte Pſalmen vnd andere geyſtliche
Lieder nach der lere S. Pauli von hertzen geſungen, vnd der
bloſe Text ber Biblien geleſen, aber nad) Gelegenheit ber Ca⸗
thechiſmus vorgetragen werden.
Inn Merckten aber vnnd Flecken, dergleychen jnn andern
groſſen Kirchſpilen, do viel Doͤrffer vnd leutte zuſammen ges
horen, Weyl daſelbs den Pfarherrn, newlich auch Diacon aber
Krehen diener ſindt zu geordent, Sol auf beger der Pfarrkinder
etwan bes Sontags and) Metten und des abends Veſper, Son⸗
derlichen jnn andern Chriſtlichen hohen feſten gehalten werden,
Bud mag zur Metten ein ermanung zum Sacrament, zur
Beſper aber vom Catechiſmo geprsdiget werben.
Es ift nicht ein boͤſer gebrauch, das man in Doͤeffern und
kleynen Flecken nach alter gewonheit zu Morgen und abends
teglich leuttet, ob man gleych da ſelbſt weder Metten noch Bes
ſper helt, Sondern zur erjnnerung dem volck, damit ein eufſer⸗
lichs danckzeychen zum Gebet gibt, Es ſey jnn Hewſern ader
auffem Felde, vmb gemeynen frieden vnd allerley wolfart zu
Bitten und. zur danckſagung für alle wolthat des Herren Gottes,
Darumb iſt es für gut angefehen, das es auch alſo hinfurt teg⸗
lid, gehalten werde Eure j |
"Mom der Vrediget uud Catechiſao.
Foͤrmlich iſt's und dem volck nuͤtz, auch dienlich, das eben
das ſelbige Cuangelion des Sontags weiche jm Ampt der Diefs
gelefen, auch darauff gepredigt vnd erkleret werde.
Item, des Sontags nach der malzeyt vmb zwelff vr, wird
zu Koͤngsberg jm Thumb, vnd jnn der Altenſtadt, einen Sons
sag vmb den andern durch die Gapplan ader Diacon, der Ca⸗
techifmus, das tft von den zehen geboten, von Artickeln des
bene vnd Vater onfer, von der Zauffe und Sacrament des
Leybe vnd Bluts vnnſers Herren ordentlich und nad, einander
immer geprediget,, allermeyft für die Sugend, fur Dienftboten
vab das gefinde, welchs für eſſens fuͤglich nicht kan zur Kirchen
kommen. Vnd jnn diefem ſtuͤck mögen bie andern Stete nach
vermoͤgen vnd bequemigkeit auch volgen, Oder auffs wenigſt
zur Veſper vor dem Magnificat den Cathechismum predigen,
vnd Das gefinde auch darzu kommen laffen.
Inn Dörffern aber, fol des Sontags nach der Predigt bes
Euangelions (weiche eine halbe Stunde weren folle) die ander
hetffte dem Catechiſmo zugeengendt werben, Auch wenn bie vers
bie aber Examination bes Catechismi, welchs aus F. D. ber
wi zum wenigſten in ſechs wochen einmal fol fürgenommen
werben, Sol ein jebe Dorfffchafft das gefinde, auch dazu halten
und koͤmen laffen, damit es vnderwieſen werbe..
Zu den, wil vonnöten fein das jnn andern Stedten und
Werten für die Littawen und vndeudſchen ein Saplan zum
Prediger verordent werde, Gleych wie zu Koͤngsberg bazu ein
fonberlicher prediger nun lange zeyt gehalten wirbt. Jun ei⸗
nem Flecken aber vnnd Doͤrffern, ſo vnwermoͤgend, mag fölche
durch einen Toͤlcken geſchehen. Vnd wo jnn etlichen Steten
auch am Wercktage, als Freytags ader Mitwochs zu predigen,
ader ein ſonderliche Lection fuͤrgenommen würd, Wer es nuͤt
vnd dienlich das erſtlich ein buch aus dem Newen Teſtament
auszulegen vnd zu erkleren, darnach wenn- das geendet, eins
aus dem alten Teſtament geprediget wuͤrde, Vnd ſo ferner jm⸗
mer eins nach dem andern abzuwechſeln (wie ſoͤlchs auch zu
Koͤngßberg dergeſtalt gehalten wirdt) den one das Newe Teſta⸗
ment, iſt das Alte verdeckt vnd vnvernemblich. 2. Corinth. 8.
Bon der Eommunion und Beycht.
Das heylige Sacrament des Altars, fol niemandt gereycht
werden, er hab ſich dann zuvorn bey fennem Seelforger aber
verordenten Kirchen diener angegeben, vnd ale einen bußfers
tigen mit beflagung des drucks, aber befchwer ſeynes gewiſſens
vnd wes jhme der genftlichen gütter oder habe mangelt, jnn ger
mein aber beſondern, verhören laſſen, vnd darüber troft em⸗
pfangen, Denn dis hochwyrdige Sacrament, tft nicht jnn ges
meyn vnter ben hauffen zugeben ader zumerffen mie das wort
aber prebig des Cuangelij, Sondern allepn ben jenigen fol ges
reycht werden fo fich als Chriften beweyſen, und merken laſſen.
Derhalben (tote auch unfere vorige Kirchen ordenung mit bringt)
fölen bie fo Communiciren möllen zuvorn ihren genfllichen
hunger vnd durſt, auch ihren glawben, dem Seelforger aber
Kirchen biener anzeygen. Darumb füllen die Pfarher gleych⸗
förmigen brauch und ordnung mit der beycht überall halten,
Vnd das einem jetzlichen, fo ſeyne fimbe beklagt, Tonderlich
Chriſtlich Abfolution mitgeteylt werde. Vnd ob an eynichem
orth gefchehen were, bad das volck vngebeychtet, das heylige
Sacrament empfangen, Aber ob jegents ein Pfarher diejenigen .
So morgens zu communlciren gedacht, hett jnn einen hauffen
threten Laffen vnd jhnen ein gemenne Abfolution gefprochen, das
fot keyns weges fen, Sondern wie jeg gemeldet fol eim fonder:
liche Abfolution eim jeden gefprochen werden.
Do auch die Seelforger zweyffeln, ob bie Perſonen, bie
Artikel bes glauben Finnen, ader nicht, Soͤllen fie diefelbige
verhören, damit niemand unmiffend, wer er ſey, aber was er
vom glamben aber Sacrament halte, zu ſchmach bes felben
barzu geftattet werbe.
tem, Da etliche perfonen , die vom Götlichen mort wenig
halten, vnd dannocht zur Defterlichen zeyt, aber fonft das Sa⸗
erament von den Kirchen dienern troͤtzlich vnd gewaltige, als ein
Pflicht für den Decem fordern, woͤllen aber jhres glawbens und
befferung nicht epniche rechenfchafft geben, Diefen ſoͤl man die
Fahr ihrer ſeelen feligkeit anzengen, das fie das heylige Sa⸗
crament mith ſoͤlcher vnchriſtlicher weyſe, zur verdamnis ges
niffen würden, Vnd fie mitt gütte bis zur andern zeyt abweyſen.
Ferner, Sintemal gefpüret, das viel Hohes vnd nydriges
ftanden fein, welche villeycht nicht aus nadhleffigkeit, als vr⸗
fahen fit) vom Sacrament halten, vnd bißweilen jnn jaren
zweyen aber dreyen, auch mehr, zum hochwyrdigen Abendmal
des Leybs und bluts Iheſu Chrifti nicht geben, Sol ein jeder
Pfarher jnn ſeynem Kicchfpiel vff feyne ſchaff, fie fein hohes
aber nydriges Standes bie ſich ſoͤlchs enthalten, gut acht geben,
und fie zuvor jnn geheymb, hernach ungemelbt bie perfonen,
70
jan gemeyn off dem predigſtuel erjnnern, Wnb-ivo dene her⸗
nachmals nieht enderung ader befferung gefpürt, nachdem fie
füch feibft von der Gemeynſchafft und Communication bes Leybe |
vnd bints Chriſti wie ©. Paulus redet, abfonderten vnd den
beuelich Chrifti, Das thut zu meynem gedechtnis, fo wenige
achten, ader gar vergefien wolten, offentlichen in ber Kirchen
verkündigen, damit man ſich auch derſelben jnn allen-andern
geſchefften enthielte, vnd bis fie fich befierten menden thete
Dann dieweyl fie den bundt vnd gezeugnis ber wergebung der
fünden verachten und alfe ded Deren Ehrifti hoff farb verſchme⸗
ben , Iſts auch billich ein ſoͤlche porſon, fie fep mar, fram ader
jungfram vmb Chrifti willen, bes beuelich fie ungehorfam,
mende.
Stem. Es ſoͤllen die Pfarherrn die gemeynen ihrer Klrchen
mit getrewem hoͤchſten vleyſe von der ſchendlichen, erſchrecklichen,
verdamblichen laſtern, als Gottes leſterung, Eebruch, Vnzucht,
Huren, wucher, ſauffen, vnd dergleychen die der Apoſtel zun
Corinthern abzuſtehen erjnnern, Dann wo nicht befſerung be⸗
ſchehen, wuͤrd man hier jnnen den Bann auch auffrichten go⸗
vrſacht werden.
Bon Feſten.
Alte Feſta vnſers Herren und erloͤſers, ale nembiidhen Na-
tuitatis Christi. Circnmacisionis. Epiphaniaes Purificatio-
nis. Annunctiattonis. Cene domini. und Parasceueg. Pasce,
Ascensionis, Pentheoostes. fühlen ordentlich, ehrlich mit groſ⸗
ſem ernft und Reverenz zur gebechtnus und Ermanung gehalten
werden, Sonderlich Weynachten, Oftern und Phingflen, drey
tage nad) einander ein jedes faſt (lauts der vorigen Kirchen orde⸗
mung) mit prebigen vod gefengen wir a6 bie Hiſtorien geben
begangen werden, Vnd fol jhme viche eim jeher Pfarher en
fonderlich® feynd gefallens machen. .
Es tft auch für gut vnd billich angefehen Aller beyligen
Engel memoria ader gedechtnus den nebiften Sontag vor Mir
Haelis zu halten, Wie ſoͤlchs auch bißher zu Koͤngßberg jexlich
jun vbung, darjun man dem barmherzigen Gote für allerien
vnzeliche gütte, vnd vns vnwyrdigen erzeugte wolthat beyde leyb⸗
lich vnd geyſtlich billich Lab, ehr und band ſagen ſoͤlle, Sonder⸗
lich aber fuͤr Die milde und groſſe guͤtte, das er Die lieben hey⸗
ligen Engel und armen Khmahın gebrechlichen menſchen, gne⸗
digblich verordeset bat, das fie vnſichtbarer weyſe vnſer warne⸗
men vnd pflegen, vns ſchuͤtzen vnd behuͤtten, vnd vnſer geloycz
lentte nach: dem willen ou) ardenung Gottes fein füllen. Auch
jan f fonderheit fir die milde gaben dee früchte, und volendeten
— So offt ſichs begibt, das der Tag Anounctiationis,
Marie auff den Palm Gontag, aber inn dar woche nor Oſtern,
aber biefntbige volgende, woche jun hen Dflen tagen: gefelt, Tol
es den nehiſten Sontag nad) Oſtern gehalten und laute ber
werigen Kirchen orbenung transferiret werden. Damit biefelr
bige zent vom einzenten bes Herren und ſeyn heiliges leyden vnd
die Hiſtoria der Aufferfiehung Chriſti vnrerbindert möge ber
prediget werden.
Von ber Zauffe.
- Dia Zauffe ſol jun. ver Since zu weich⸗ das Kindleins
Ettern gehoͤrig, vnd nicht jm andern Kirchſpile mit den gawaͤn⸗
lichan Exoxciswiannd geheten jnn daudſcher bekandter zungen,
2564. LXXXEV. Preutotche Mochenorouuug.
lauts ber vorigen. Kirchen ordnung geſchehen, Auch ſoͤl foͤlche
gleychfoͤrmiger weyſe von allen vnd jeden Pfarherren ader Kir⸗
chen dienern gehalten werden, Vnd ſol nicht etwas beſonders
mit predigen, oder Exhortation, wie etliche fuͤr andern woͤllen
' gefehen fein, Auch nicht mit hohen fubtplen ader fuͤrwitzi⸗
gen fragen gegen die Gefattern furgenommen werben, Es
| —* auch die Prieſter, fo bie Kinder teuffen, leychtfertigkeit
zu vormeyden, nicht fragen bey ber Tauff wer des Kindes vater
fen, Sonft zuvor wann zu tauffen beſtelt wirbt, ſol erfilichen
nad) des Kindes Eltern, wor fie wonhafftig, ab ſie eslich etc.
gefraget werben. Zu dem föllm die Kindlein fo daheyme jun
noͤten durch bie weyber genottaufft fein, mie dann auch ſoͤlchs
rechtſchaffen gefchehen mag, keyns wegs widdervmb jun der Bir»
hen getaufft merden, Damm ſolchs wibberteuffen iſt ein vers
fpettung bes Gaͤtlichen namens vnd ber heyligen Tauffe
Die Uindlein, föllen auch nicht etliche tage vngetaufft ge
laſſen werben, dann ſolchs ferlich und Gottes verfuhung HR
Derhalb foll die Tauffe auff keyne gewiſſe angefagfte tage, nah
I gefallen der prieſter aber der freundſchafft gewelat werben,
Wert ſoͤlchs bey etlichen als ein zeychen des geprengs aber des
geyczes geſpuͤret wird, darzu auch die gewiſſe erfarung etliche
ſchreckliche geſchicht, fo bißfals fich begeben anzeygt und begenget.
Darzu fol bey der Tauffe niemands zu gefartseihafft, er
fey dena unfer waren vnd Chriſtlichen Religion auch der Ars
tickel des Glaubens und Gebets nicht vnwiſſend, nngelaſfen
werden.
Don der Ede. .
Das gewoͤnliche auffbieten, aber verkuͤndigen derjenige
zur: Ehe grepffen wollen, fol vlerzehen oder: aufs. wenigſt achk
tage vor ber koͤſtung geſchehen, bamit raum gelaffen wirde,
dem jenigen, fo villeycht darein zu ſprechen hette, vnd ſo der
Breuttigam jnn einem, bie Braudt aber jm andern Kirchſpiel
wonhafftigk, füllen fie an bepden orten ader Kirchen, dahin ein
jede perfon gewidmet, auffgeboten vnd abgekuͤndigt werben.
Es füllen auch die Pfarherren kepnes weges zur Che ges
Bauten , aber trewen, ‚fg jrgents ein zweyffel, aber —*
von wegen der bluttfreuͤndſchafft, magſchafft, aber auch Schwer
gerſchafft, lauts F. D. vorigen außgegangenen Mandatın vnd
kanda orbunge worfieke, Auch menuigklich dißfals von der Sam
gel verwarnen, das ſich wmandee in ſoͤlchen fellen gufomen,
one rathe unh erlaubrus der jenigen, deu eh auffexteget. und bee
nelhen, vnderſtehe.
Item, das bisfelban, fo zur Ehe greyffen zuden wo fie vn⸗
bekandt ſein, jhren namen und zunamen, Eidaen, lauda wıll
hawsharren woe es diener mehren, namen ſoͤllen, wis auch
ſoͤlchs exgenalich auff dev Cantzel ſoͤl namhafftigk germacht om
den. Do auch die Pfarher zweyffeln das dia pexfonen fo, auff⸗
geboten ſoͤllen werden, die Zehen Gebot, Artickel des Glanbens,
vd das Vater. vnſer nicht koͤnnen, In ſondexheit fa «6: dienſt⸗
boten find, fo zur Kicchen vnfleyſſigk kommen, fol er ſu Ins
dia Kirche fuͤr ader. nach dem Ampt beſchayden, fie verhoͤren hl
vnterweyſen, auch fie fa gar vnwiſſſund nicht tcemn bie nn De
obgemelten artickel mit dem gebet koͤnnen. J
Von öbffentlicher Buſſe vnd der Recopeilitiog,
So werben ihas Rider im fchlaff euimiidten., wohl ſaͤchs jau
dieſen landan Got mbar vieimais m gemeynner denn arte
1548. EXXEEV.- Sreufifche Rirchenorbnung. | 71
berswo befunden wiebt, Iſt foͤlche furwar ein erſchrecklich laſter,
Bw wiewol ſoͤlche one willen vnd fürfeg ſich Por br
doch, went fie die Binder aus unvorfihtigkeit und widder F. D.
außgegangenen beuchl zu ſich jnn Ihre bitten nemen, ene geoffe
vnachtſamkeit aber trumdenheit nicht geſchehen, vnnd derhalben
auch nimmer ome merckliche ſthuldt vnnd ſchwere fuͤnde der
mutter fein kan, Wert fie jhr engen fleyſch vnnd blutt, welche
jhnen von Got dem almechtigen nicht’ allepn zu erneren geges
ben, fondern zu bewaren body und tremelich bevolen tft, To
jennnerlich vertwarlofen, Ja felbe vmbs leben bringen, Aus dies
fen vrſachen auch bie Chriſtliche gemeyne billich gegen ſoͤlchem
offenbaren groſſem übel die Chriſtliche ſtraffe des bannes braus
Gen foll, Vnd ein ſolliche perſon nicht für ein Chriſtlich -gliede
men, noch annemen, ſie habe dann zuvor in offener buſſe,
das ihr fölche finde leybt ſey, und das fie herzlich ber gnaden
begere, für ber gangen gemenne des orts gnugfam erzeyget,
ais nemblich, das fie einen Sontag, drey ader viere, nach vm⸗
ſtendigkeit der ſachen an einem ſonderlichen ſichtbaren orth jnn
der Kirchen unter ber prediget ſtehe, jnn demuͤttiger flehender
weyſe vnd geberden, vnd vom Prediger dem vold angezeygt,
Nach der prediget aber durch den Cuſtos ader Glöcner wibe⸗
aus ber Kirchen gewieſen werde, bis das fie endlich der gemeyne
Reconcilijret, verſuͤnet vnd absoluiret werde. nd im fahl,
das bede Eltern am ſoͤlcher erdruckung jhrer kinder ſchult, ſoͤllen
ſie zugleych oben angezeygter maſſen buͤſſen.
VForm ber Meconciliation vnd Abfolution.
| Lieben freunde jnn Chrifto, Euch allen iſt vngezwepffelt
enfffentlich wie dieſe N. ſchweſter jm Herren Chriſto aus vn⸗
achtſamkeit vnd vnvorſichtigkeit ſich an jhrem eygenen fleyſch
vnd blutte etc. wie wol one willen verfuͤndiget, und bamit
Got ben almedhtigen ſchwerlich verzürnet hat, Und daneben
auch ſoͤlch vbel vnter vns gang offenbar vnb ruͤchtigk iſt, dar⸗
durch dann vnſere Chriſtliche verſamblung nicht ein kleyn ader
gering ergernus empfunden hat, Dieweyl aber ſoͤlche jhre mif:
fethat und ergernus fie gentzlich rewet, und von Gott dem
Vater durch Iheſum Chrift vnſern epnigen verfüner und mitler
gnad und barmhergigkeit begeret, die ihr vngezweyffelt auch um °
Got jm Himel vnverſagt ift, dabey auch ſoͤlch leyt mit offentli⸗
cher buſſe erzeyget, vnd dardurch ſich mit vns allen die ſie alſo
verſeret vnd geergert hat zu verſuͤnen demuͤttigklich begeret,
Soͤllen vnd woͤllen wir auch nach der lere Chriſti und feiner
Apofteln, hertzlich gerne ihr ſoͤlchs verzeyhen, und vmb. Bos
tes willen vergeben, auch Gott treulich für fie bitten, Er
wolle ihr gnebig fein, und hinfurt fie und vns alle, für föls |
her vnd anderer ferlichleit gnediglich behütten vnd bewaren,
berhafben laſt uns beten. Dicatur Pater noster ab omnibus
ac singulis occulte, Deinde a Concionatore legatur publice
Psalmus Deus misereatur etc. vel Miserere mei deus etc.
Germanica lingua.
Posthac allequatur penitentem his verbis.
R., Schweſter im Dercen Chrifto, Dieweyl du das leyd
deynes Hertzens über die begangene miffethat, alfo jnn der
buſſe offentlich erzeygeſt, daraus dann auch wir offentlich fpüren
deine demut, vnd das es dich genglich reivet, und Got der barmher⸗
dige water vns zugefagt hat, vergebung ber fänden durch Je⸗
fun CEhriſt unfern Deplandt jm hepligen Euangello, wo zween
unter euch eins werden auff erben, warumb es iſt, bas fie
bitten woͤllen, das fot ihnen midderfaren, von mennem Das
ter jm Dimel, Denn, mo zween ader drey verfambiet findt
jnn meynem namen, da bin jch mitten unter ihnen
Item. Was jhr auff erden loͤſen werbet, ſoͤll aud jm
Himel loß fein, Alſo fage ich auch zu dyr, an Chriftus ſtadt
und von ſeynetwegen, Sey getroft menne Tochter, deyne ſuͤnd
find dyr vergeben. —
nemen mir dich widderumb an, zu einem gliede bes
geyſtlichen leybs Chrifti, welcher iſt die gemeyne feyner glew⸗
bigen, von welchem leybe, du dich felbft durch deyn laſter abs
gefehnitten haft, das du demfelbigen ſeyeſt wider eingeleybt,
jm namen Gottes des Vaters, des Sohnes vnd des heyligen
Geyſts. Amen.
Bon den hemicidis aber Tobtſchlegern.
Wert Got der Almechtige zu töbten gar mit groſſem ernft
verbotten hat, und das vergoffene menfchen biutt gen Him⸗
mel, tote Abels zu Bott vnib race fchreget, So ift der je
nige fo fürfeglichen aber mit zcorm vom Sathan uͤbereylet
vnd getrieben einen morbt begehet. Ipse facto excommunica-
tus. Wie man zu veden pflegt. Derhalben iſts nicht vn⸗
förmblich, das der miſſetheter bald nach der übelthat, jm fels
bigen Kirchſpiel von der Kantzel in den chriftlichen bann ges
than werde, nad, der lere und weyſe Sanct Pauli j. Cor
tinth. 5. Wo nun fölicher darnach dem weldlichem gerichte
durch abtrag entbricht vnd jhme won ber obrigkeit aber Ders
fhafft widderumb dafelbft zu wonen gefladtet wird, ſol er
Bald darauff und mit dem allererfien durch dieſelbige Ders
(hafft zum Herren Bifchoff desfelbigen orths, mit eynem brieff
oder gezeugnus gewiefen werben, Bon welchem er die Abfos
lution, vnd das er mit der Chriftlichen gemepne, welche er
mit ſeyner miffethat ſchwerlich geergert hat, reconcilijret ters
den möge, in aller bemut bitten fol. Aber nach genugkſa⸗
mer verhör und erfentnus aller vmbſtende, des fals ader todte
ſchlags, fol er widdervmb gefand werden an den Pfarher des
Kicchfpiele, mit des Heren Bifchoffs brieffe, darin der Pfar⸗
her bericht empfaht, wie vnd welcher geftalt die offentliche
bufje dem gebanneten nach onterfcheidt des fahls vnd der Cir-
‚eumstantien fol aufgelegt werden, Alſo Das er jm felben Kirch⸗
fplel, da fölche ergernis gegeben, — widdervmb offentliche buffe
thue, vnd mit der Cheiftlichen gemeyne reconcilijret ader vers
fünet, und dafelbft Abfolution empfahe, Welche fol jun gley⸗
cher weyſe und form, wie oben von weybern, fo bie Finder
erdruckt haben, gefchehen, Doch mutatis mutandis Darauff die
pfarher mit vleys achtunge geben follen, wo jhnen ſolche form
der Abfolution jn des Herren Bifchoffs brieff nicht guugfam
allenthafben verzeychnet wuͤrd.
Hiebey aber iſt zu merken, lauts vnſer vorigen Kirchen
ordenung daß ſoͤlche buſſe nicht der meynung auffgelegt wirdt,
als ſey fie eine genugthuung für Gott, denn dieſe ehre der
bezalung für die fünde gebürt alleyn dem bittern leyden und
theurem biutte vnſers verfüners Jeſu Chrifti. Sondern fie
fol fein ein beweyfung vnd geczuͤgnus eines bußfertigen rewi⸗
gen vnd gnab begyrigen gemüts vnd das fich auch mit ber
Chriftlichen gemepne, welche fehmerlic, durch feine mißhandes
lung geergert vnd verferet zu verfunen begeret.
[4
12
Zum andern, Sol inn aufflegung ſoͤlcher offentlichen buß
nicht vnderſcheyt von wegen der perſon des todtfchlegerd ge>
macht, nicht gonft noch vngonſt, auch nicht geſchenck, reych⸗
tumb ader armut, ader font freuntfchafft angefehen werben.
Wert Got one anfehen, aber vnderſcheidt der perſonen allen
ond jeden, Du folt nicht tödten, geboten bat, Derwegen fol
auch keyn Zodtfchleger der offentlihen buß entnommen fein.
Summa. Es ſol in keynem wege hierinn epgner nug ge
fucht werden, Wie dann etwan die buſſe genies Betrag hat.
Bon ber Sepultur aber Begrebnus.
Billich, vecht und loͤblich iſt's, das der Chriſten begreb⸗
mus ehrlich vnd nicht one gebuͤrliche Ceremonien, doch one
frembde jrrige abglaubige zuſetze gehalten werde, das man der
Leyche mit der freuntſchafft volge, wie man dieſes vleyſſes viel
exempel jm alten vnd newen Teſtament hat.
Auch ſol der orth des begrebniſſes nicht vnſauber noch
verechtlich, wie das nicht alleyn vnchriſtlich, ſonder widder
der Heyden brauch iſt, gehalten werden, darumb auch die
Kirchhoͤffe von alters Coemiteria griechiſch, das iſt Dormi-
toria genennet ſind, das aldo die Corper der ſeligen Chriſten
ruhen vnd ſchlaffen, bis zur aufferſtehung der Todten.
Item. So zuweilen ein ehrliche freuntſchafft jn ſonder⸗
heit ein Exhortation bey dem grab begeren würde, fol der Diacon
aber Kirchen diener eine Eurcze vermanung zu troſt und uns
terticht dee gegenwertigen lebendigen thun, one verlengerung
auch nichts unförmbliche einfüren, und darauff das vold, ein
Deudſch Media vita, fingen laffen, Ober fo bie ſchuͤler vors
handen den gefang Simeonis Mit fried und fremd ich fahr
dahin. —
oo. Beſchlus.
Solche vnſere Ordenung, wie allenthalben oben verzeychent
fo viel derfelben eins jegklichen Orts ader Kirchſpiels gele⸗
genheit dienlich, fol dem volcke durch die pfarher vleyſſigk vnd
beſcheydenlich mit gutter vnderrichtunge von den predigſtuel
angetragen werden, ehe dann einige enderung fuͤrgenommen,
Auch nach F. D. vnſers gnedigſten herren Mandat vnd beue⸗
lich auffs wenigſte vier Sontage zu vor vnd nacheinander
deudlich dem volck fuͤrgeleſen vnd abgekuͤndigt werden, damit
ſo viel es muͤglich alle ergernuͤs verhuͤttet werde. Wyr woͤllen
1544. LEXXY, Gapbeler⸗ſche Kicchenpebunug,
aber mit biefer unfer orbenung jnn keynem wege anberse Kirchen
fo. onferee waren regnen leer und Gonfeffion fein, Wie uns
auch unfere vorige Ordenung hiemit ongethabelt haben, Er⸗
bieten vns auch gegen mennigklichen vnnſers fuͤrnehmens bes
wegung, grundt vnd vrſach vber vnſern vorigen obangejeygten
bericht, fo viel es vonnoͤten fein wirdt, anzuzeygen, Ange
ſehen, das ſoͤlche ſchrifft an die vnnſern geſtellet, bey wel⸗
chen ſoͤlchs alles zuvor, und one das in ben meyſten artickeln
ift beprediget worden vnd noch weytter durch Gottes guad
gefchehen wirbt. Dieweyl wyr aber wie jm anfang: vermel»
| det niemandt einiche noth ader gezwangk des gewiſſens aus
biefer ordenung, fo viel fie menfchlich iſt, machen, Woͤllen wor
auch vns felbft und vnfern nachkommenden, biefelb vnnfen
Drdenung nad) enderung ber vmbſtende, ßo was mit der zeyt
etwan zu enbern mehren, aber zu mindern jan guttem NRathe
gefunden wird, ſolchs nad onferer chriftlichen frepheit zuthun
vorbehalten haben, Doc, von wegen Chriſtlicher einigkeit fich
nicht gebüren wil noch zu gedulden were, So jemands bei
uns mit vleys jnn ſoͤlchen Ceremonien vngleychheit fuͤrnemen,
ader bdarinn nicht gleychfoͤrmigkeit halten, Sonders feynd
kopffs ader gefallene dieſe bewilligte Drbenung: verachten
wuͤrde und vbertretten, des wifle fid) menniglich gu halten. .
Vnd endlic, fol aud) hir neben jdermenniglich wiſſen, dal
mit dieſer gegenwertigen Kirchen ordenung vom eunſſerlichen
Gottesdienſt, und artickeln der Ceremonien, vorigem F. Di
vnnſers G. Herren beuelch, jnn welchen alles Volck zu Got⸗
tes forcht, Kirchengang, Empfahung der Sacrament, und, an⸗
derm, vermanet wirdt, Welcher bevelch jm verſchienen drey
vnd viertzigſten jar jm druck außgangen, vnd ymbgeſant,
keyns weges auffgehoben, Sondern allenthalben von ſtuͤck zu
ſtuͤck, vnabbruͤchlich gehaiten fol werden. Deshalben fol auch
bald nach abkuͤndigung dieſer Kirchenordnung gemelther vori⸗
ger beuelch, auff einen gelegenen Sontag, widdervmb von
wort zu wort, auch von der Cantzel abgeleſen vnd verkuͤndi⸗
get werden. Aber, Doch ſol zu Koͤngsberg der Chriſtlichen
freyheit gebrauch, ßo daſelbs der bekleydung halben, jm pre⸗
dig ampt (wie noch heuttiges tages ſoͤlcher brauch zu Wittem⸗
berg, vnd vber zwantzigk jar bis anher zu Koͤngsberg) gehal⸗
ten wird, hinfurt auch frey, vnd aus beſondern vrſachen,
vnbeſtrickt bleyben. I
LXXXV.
Hadelerſche Kercken Ordnunge.
Die folg. K.⸗O. iſt zuerſt u. d. T. „Hadelerſche Ker⸗
cen⸗Ordenung, Tho ben Tiden des. Dorchluchtigen Hoch⸗
gebarenen Furſten un Herrn, Herrn Magnuſſen, tho Safs
fen, Engern und Weſtphalen Herzogenn, am Dage Mariaͤ
Heimſokung, Anno 1526 upgerichtet” in dem von Martin
Dtto Denrict herausgegebenen Jus eccl. Hadelericum,
Hamb. 1720. 4., gebructt worden. Feuerlin in der Bibl.
symb. unb ber Abdrud in Spangenberg’s Sammlung
yancn. Verordnungen und Ausfchreiben, Bd. IV. Abth.
&.10 f., fegen fie ebenfalls in d. 3, 1526. Diefes ift
jedoch ein offenbarer Irrthum, wie ſchon die Vergleichung
mit der Schlesw.⸗Holſt. K⸗O. dv. 1642 ehrt, aus
welcher . bie .Habeln’fche K.⸗O. meiſt wörtlich entiehnt iſt.
Hiernach iſt auch König, BibL Ayend. p. 244., welcher
—36
nach einer (uns vorliegenden) H.⸗GS. das Jahr 1641 an⸗
giebt, zu berichtigen.
“. on
Seren Orbenung fteith vornemlich in {8 Eräden,,
L In der £ere... II. In Scholen... II. Zu Cagemos
nien... IV: In vprichtung gemeiner Raften... V. In Ex
welung Bifitatoren... VI. In denn Vbten... Bu
Dat erſte läd, ne
Ban der Behr, Yon
„De Lere.. fleith in twen ftüdenn. Erſtlichen Inn vullen⸗
kamiener vnuorfelſcheder Predige des hilligeun Cuangelii. Thom
2*
1546. LEXEN. Sebceriäe Rixcheuschuung. 13
Anderen In vechter Vthdehlunge ber hochwerbigenn Sacra⸗
mente... Der Sacramenten von Chrifto ingefettet fint Twe:
de billige Dope, vnnd bat billige Auendtmahl.. Hier ſchal menn
thoboen bat Drubde, alfe de abfolution.. Idt is ock nodich, dat
men bat vold vlitich vermahne, od nemandt thom billigen
Sacramente ftade, be bekenne denn vor erft fine Sunde, vnnd
werde abfolvert. Vp bat de Abfolution nicht verachtet werde.
De gantze vullenkamene Lehre des hilligenn Evangelii ſchal
bi allen Vnderdahnenn inallenn Kerckenn vnnd allenn Ordenn,
rein vnnd eindrechtigh geleret vnnd geprediget werden.”
Am Schluffe, ebenfalls aus dee Schlesw.⸗Holſt., eine
Bermahnung an die Geiftlihen, von der ewigen Vorſehung
und der chrifllichen Freiheit vorfichtig zu predigen. Als An:
weifung hierzu wird ihnen das Buch des Urbanus Regius
de modo caute loquendi empfohlen.
Ban ber tidt vnd bagen wen men prebigen fchal.
Ale Sonntage in der Meſſe foll das Evangelium gepre-
digt, dann der Katechismus abgefündigt und für alle Noth⸗
ſachen gebeten werden.
[hen Katechismus. Mittwochs (oder Freitags) Predigt über
die Epiftel des vorigen Sonntage ; an den Feiertagen uͤber das
Evangelium vom Feſte. Die Feiertage find Nativ. Dom,,
Steph., S. Joan. Ev., Oſtern und Pfingften drei Zage, Cir-
cumceis, , Annunc. Mar., Epiph., Purif. Mar., Ascens. Mar.,
Nativ. Joa. Bapt., Michaelis ; ferner die Apoftelfefte, welche
jedoch gleich wie Decoll, Joan., Visit. Mar., Omn. SS,,
Epiph. und Nativ, Joa. nur mit Einer Predigt gefeiert werden.
Dat ander ftud,
Ban Scholenn an tho richtende vnd be tho under holden vnnd van
Scholmeiitern wo be gefchicht fcholen wefen.
Zuerſt Vorfchriften über die AnfteUung guter Schulmeifter,
welche mit Rath und Willen der Bifitatoren gefchehen foll. Die
legteren haben das Recht, die Schullehrer, wenn fie firdflich
find und ſich nach wiederholter Ermahnung nicht beffern, „mit
finen Pafloren, Kerckſwaren vnnd Volmechtigenn“ zu ent
fegen. Dann kurze. Beſtimmungen über den Chordienft, an
Mittwoch und Freitag, über die Litanei am Freitag und bie
Vesper am Sonnabend. Die Winkelſchulen find aufgehoben.
Dat drübde ſtücke,
Ban den Geremonien.
Die Ordnung ber Mefie ift im Wefentlichen bie ber
Schleswe⸗Hol ſt. und ihrer norddeutfchen Vorgängerinnen.
Das Verbot des Perfonalelenhus und des Scheltens über die
Papiften ift aus derfelben Quelle entiehnt, gleich den Beftims
mungen über die Beichte, ohne welche Niemand zu dem Abend:
mahl gelaffen werden fol. „Nicht wert hiermit gemeinet bat
menn dem Bichtiger edder Bichtkinde wolde vp denn Half
drengenn, bat it alle begangene Sunbe alfe nottwendich er⸗
tellen ſcholde, gelick wo be Paumelt be Confeientien gegwelet
befft.. Jedoch ſcholenn de Predigere des Bichtkindes gelouen
mit allem flite unnd ernſte befragenn. Wieder ſchoͤlenn de Pre⸗
digere ehre Bichtkinder lehrenn vnnd troften vnnd defuluigen
lefflich handelenn vnnd mit denn bedroͤuedenn vnnd thofchlager
nen hertenn fruntlich vmmegahnn.
II.
Nachmittags Auslegung des Luther'
de mit boſer Conſcientz thom Sacrament geith vnnd bedecket
edder vorſwicht, ja vorloͤchenet ſin boſe leuendt, vnnd ſmuͤcket
ſick mit dem hochwerdigenn Sacramente. Darumme is noͤdich
bat de Bichtvader edder Predicante vorſichtich, vnnd wißlich
darmit vmme gah, vp dat he jo buwe vnnd betere vnnd nicht
thobrecke edder vorderue. Idt ſcholenn nicht thogelatenn wer⸗
den apentliche Ehapreder.., Dohttſchleger vnnd de in andern
grauenn apentlichen Sundenn leuen, idt fi denne dat fe ſick bes
teren, Wo nicht ſcholenn fe in den Banne geholben werden.
Ferner fcholenn ock nicht thogelatenn werdenn Blottfchen-
ders, fo jemandt fin egenn blott fehendt, od nene apentlicye ho⸗
tenjegers.., ock ſcholenn nicht tho gelahtenn werden nene Fru⸗
wen, be ehre Kinder dorch verfumentfie in dem fchlape ge
ſchmurtet edder bohtt gelegen hebben.
De tolle auerft de Hemmel edber de GnabennsDoer nenem
bohtferdigenn Sunber verfchlaten wert, alfo ſchal ein Minfche,
de fi® mit der fchwaren vthwenndigen grauen Sunde bes
Dohttfchlages beladenn .. hefft, vnnd fi! wedderumme tho
Gade ... bekehrenn will, vorerft der Auericheitt, vnnd namahle
des entliuedenn Minfchenn, frundtfchop na gewanheit weltliche
Rechte befredigenn , fid darmit verbragenn vnnd dat Blott
ſtillenn vnnd denne apentliche bichte unnd bote dohn , nadem⸗
mahle he apentlich gefundiget hefft.
Gelider wife [hal ein apentlicher Blottſchender vnnd Ehe⸗
brecker.. vorerftenn finer geborlichenn Duericheit lickmetige fraffe
vthſtahn, unnd od apentliche Bichte vnnd Bothe dohn, fintes
mahl de Sunde dar mit de gemente van ehnen geergert apent-
lich vnnd jedermanne Eundtbahr.. Namahls darup de Abfolu-
tion horenn, vnnd tho befrefftigunge der begangenen Miffedat
vorgeuinge, bat hochwerdige Sacramente entfangenn, welches op
nafolgende wiſe gefchehenn ſchall. ,
De Paſtor edder Predicante des Ordes, dar fobane graue
vehmendige Sunde van finem Parkinde begangenn, fchal den⸗
fuluigen mit flite verhorenn, vermahnenn, lehrenn vnnd troftenn,
vnnd wenn bat gefchehents, ehnn alfe denne mit fchrifftenn ſen⸗
denn tho dem Seniore Superattendenten, batt he alfo vam
Seniore abfoluert werde. Vnnd alfo abfoluert fchal de Se⸗
nior ehme ein getucheniffe finer Abfolution tho finem Paftorenn
gudtlihenn mitt dehlenn. Darup fchal de Paftor dem gantenn
volde fine beteringe , Bote vnnd Abfolution finen Parkinderen
apentlich vertundigenn.”
Am Schluffe ein Verbot der Feier der Meſſe ohne Com»
municanten, und bie Anordnung einer -fonnabendlichen Vor⸗
bersitung zum Abendmahl für den Flecken Dtterndorf.
Ban dem Banne. |
„Der Bann is nicht anders benn de lefte Arſtedie der Ker⸗
den (wie in der Schlesw.⸗Hol ſt.)... Dermegenn [cholenn
alle Paftores vnnd Predicantenn bat gemene velde mit fliti⸗
gem vermahnende anholdenn tho der Bohte mit Chriftlicher
Lehre vnnd fraffe, vnnd effte idt bi etlichenn in verachtinge
geftellet worde, ſcholenn be vorachters mit hülpe vnnd thoboent
des Erb. Greuenn vann megenn vnſers g. F. onnd Herrn dorch
den rechtſchapenen Chriſtlichen Bann vann der Gemene affge⸗
ſcheiden vnnd vth der gemeene geholdenn werdenn, vnnd all
. 1 gefelfchop, allen ehren ſtande ſick gentzlich entſchlan vnnd enthol⸗
In wert od mennich vnuerſtendich Minſche gefunden | denn, beth dat fe ſick dorch Bote bekehrenn, vnnd de vnbeker⸗
10
74 2588. - LAXXV. HDabeler ſche Archenorduuug.
den, be ſick nicht beteren vnnd bekchrenn, ſchal men vor vor⸗
bande vordoͤmede unnd mottwillige Sunder achtenn und hol⸗
denn, vnnd dar ſe alſo ſteruen, ſchal neen Prediger edder De⸗
ner tho erer Begreffniſſe geſehen werdenn, mit keinem Ludende,
Chriſtlichenn geſengenn, vnnd in Summa mit gar keinenn
Chriſtlichenn Caeremonien begrauenn werdenn.
Die vthwendige vnnd liffliche ſtraffe bi egrem leuende ſteith
tho ermetinge der hogen Auericheit.“
Wo men Döpen ſchal.
f Zeſer Aſchant wiederholt die Vorſchriften der Schlesw.⸗
olft.
Ban bem chelichen ftaube, wo men be Rüde she hope geuen fchal,
Auch hier wird ber allgemeine Grundſatz über die Bezie⸗
bung ber Prebiger zu bem Eheſtande, bie Anorbmung des (ein:
maligen) Aufgebots , das Verbot der: Heirach im verbotenen
Grade, ober wider Willen der Aeltern, Vormuͤnder ober
naͤchften Freunde, das Verbot der Trauung durch einen Laien,
endlich die Hinweiſung auf Luthers Traubuͤchlein, aus der
Schlesm.sHolft. wiederholt. Hinzugefügt ift, daß auch die
Kuͤſter nicht trauen dürfen, und baf die Trauung bei Nacht
oder in den Häufern unftatthaft fein fol. Verboten ift auch
bei Strafe, fi wegen der Trauung in ein anderes Kicchfpiel,
sder gar außer Landes zu begeben.
Bo menu de Kraucken befofen fall.
Bau der Beogreffeniffe ber Doben,
Bo men be Bademomen vunderwifenn ſchal.
Saͤmmtlich aus berfelben Quelle. Der legte Abfchnitt
enthaͤtt zugleic; die oben aus dem Abfchn. Women de Kin:
belbedderfhen Frouwen vnderwiſen ſchal wieder
gegebenen Beſtimmungen.
Det verbe ſtuck, van ben gemeinen Gabdedkiſten vp the richtende
. vnd be Armen tbo vnderholbende.
| „Tho benn rechtenn Armen Hofpitalenn vnnd Kerckendee⸗
nern funderlichen Predicantenn tho underholdenn, is nodich bauen
alle dind in allenn Kerfpelen an tho richtende eine gemene Ki:
ften, vnnd verordene bar tho vth ber gemene dener, die erlich
van leuende find, vnnd vthwendich vnſtrafflich, nicht ergirich,
nicht vth giricheit er egen mit ſoͤkenn, nen Ehebreckers edber |
Horenjegers, nene Drundenbolte, de den Armenn vorflann, | jennige vann denn Deenern mangel ann ehrer befoldunge hebben,
deblen de guder euenn vnnd recht vth, vnnd od de gudoere ins
mahnen.
So iß bewilliget vnnd van vnſem gnedigenn F. vnnd 9.
hochgedacht beftediget, batt aller gildenn vnnd Broderfchop geldt
vnnd gutt Rente tho der Kiftenn der Armenn gelecht werde
vnnd fi, dat de Leviten alfe menn fe nömet, de Prädicanten
vnnd rechte Armen darmit fcholenn underholdenn.
Dar fchal jo einer in der Wekenn, konnen fe nicht alle
fambtlih, gann in dat Hofpital und erfundigenn watt vann
gebrede dar fi, wat vor ein Regimente dar geheldenn wertt,
dp datt alle dinck ordentlid, tho gab.
Ale Sondage und hoge fefte fehal ein vann denn Leuiten
init der Bede vmme gahnn In der Kerckenn, dewiele de Predi⸗
cante op dem flole fteith, vnnd verfündiget bat gemene gebett.
Vnd allent wat gegenen tert Schalhe in de Gades Kiſten werpenn .
Alle Jahr sind Icholenn de Leuitenn vmme gahn dorch dat
gange Kerfpel vann Huß tho Huß twifhenn Winachtenn vnd
S. Petri unnd bidbenn Kornn the underholdunge ber Armenn.
So ſcholen fe od alle Mante them weintaftenn einen bad
tho famenn kamenn vnnd fi beſpreckenn van allenn din⸗
genn ben Armenn noͤdich.“
Dann wird beflimmt, daß die Aufnahme der Armen in bie
Hospitale mit Genehmigung des Paftors gefchehen, baß jeder
Arme in feinem Kirchſpiel verpflegt, und ohne Zeugniß kein
fremder Armer angenommen, endlich daß bucch die Leviten jedem
Hospital ein frommer Mann mit feiner Frau vorgefegt were
den foll u. f. w.
Dat voffte Hüd von Paſtoren, Yracbicanten, Kerckendeenern,
Bifttatorn effhen, orbiueren, unberholben,
„Paftoren und Praedicanten tho ordinerende iß bith de
rechte gebruck. Nemandt ſchal dorch ſick ſulueſt kamenn edder
indrengenn, wente wo ſchal he predigenn, fo he nicht geſandt i6..
Idt ſcholenn ock nicht Perſohnen na anſehnt, edder ock
nicht na gunſt geeſſchedt werden.
De gemene edder vulmechtige edder Lehnheren ſcholen mit
Rade vnnd willenn der verordentenn Viſitatoren eſſchen denn
de da hefft ein getuͤcheniſſe eines guden Leuendes vnnd de dar
gelert vnd geſchicket is in der ſchrifft, vnnd de ſiner Lehr ge⸗
wiſſe is, vnd hebbe de gaue vann Gade tho redende, vnnd de
ſchrifft na dem Geiſte vnnd warheit vth tho leggende.
De wile Gades Ehre vnnd der Seelen Salicheit an dem
Predigenn gelegenn vnd hanget, vnnd dar ein vpſehent tho heb⸗
bende vann Noͤdenn, Alſe find vann vnſers G. F. vnd Heren
hochermelte geſchickedenn erwehlet twe Viſitatoren vnnd wen
‚de affganedder ſteruen, ſchal menn in ere ſtede dorch de Election
der Preſter vnd Predicantenn, mit Inſettinge vnſers G. F.
vnnd Heren, edder S. F. G. beuehlhebbere vnnd Stattholdere,
andere in de Stede ſettenn, vnnd is dat F. G. hochgedacht ern⸗
ſter will, befehl vnnd meinung, dat alle Kerckenndener denn Vi⸗
fitatoren ſchollenn hoͤrenn, vnd in allenn billichenn Saken ger
borlichen gehorſam leiſten, bi vermidung F. G. ſtraff vnnd
vngnad.
De Viſitatoren ſcholenn jarliches in alle Karſpel einmal Vi⸗
ſitation holdenn, vnnd beſokenn thom erſtenn, offte der Predi⸗
ger Lehre reinn vnnd eindrechtigenn in den Caeremonien ſin,
offte ſe vnſtrafflich in dem Lerende vnd Leuende ſin, offte ock
offte fe ock Klage auer de Kerckfwaren vnnd Leuitenn hebben-
De Viſitatores ſcholen ock dem Schulten ſampt ben Cab⸗
fpel vormahnen, dat fe mit dwangk vorbeden Kroͤgent, Brands
windrinden, Kophandel driuenn, onber dem Sermone vmme
den hoff gann, de Keuitenn vermanen, bat fe teum fint der Ar»
men guter vorthoftande, denn Armenn Notteofft tho ſchaffende
vnnd dat Hofpital the vndecholdende.
Jnſunderheit auerft is denn Bifitatoren vpgelecht, batt fe
flitich vpſehent hebben, dat neenn Paftor edder Kerckendeener
quades gewinſtes girich fo mit boſenn weltlichen bandelenn,
bofe Kopenfchop mit weltlichen Rechten fi bemoie, mit Vor⸗
fpreddent, mit Krogent, mit Dabelent ebder Spelent vmme
geltt, neen Ehebrecker, Horenjeger, Drunckenbolte, apentliche
Logener gehandthauet werbenn.
Ein Kerckendeener, de meenedich, logenhafftich, vproriſch,
1844. KXXEV, Spabelertidie Sicchmsehuung. - | 75
vnroweſam, ein Deeff 18, na twier edder brier vermahnunge, fo
be fi nicht betert, fchal he van denn Vifitatoren mit hülp bes
Erb. Greuenn ab officio removeret vnnd van bem Ampte affge⸗
fettet werdenn.
Groth acht vnnd forg feholenn de Vifitatores hebben und
bragenn, dat im Lande nicht vpflann ebder kamenn Swermers,
Sacramentfchenders offte Wedderdopers. |
In allenn Kerdenn, vp dat menn ein gut Erempel geue,
wenn einer van’ den Predicanten prediget, feholenn de andernn
mitbeenere denn Sermon vthhorenn, vnnd dat affwachtenn,
—* vth gann, nicht fabuleren, nicht vmme her gann, nicht
lapen.
Alle Twiſt vnnd Haderr der Brobernn alß Kerckendeenern
ſcholenn denn Viſitatoren angedragen werdenn, Vnd ſe ſcholenn
dar richter auer weſenn.
So ouerſt eine ſake vorfalt, welcke de Viſitatoren nicht
richtenn vnnd vereinigenn konenn, vnnd dar menn ehn neen ge⸗
hor wil geuenn, ſcholenn ſe den Erb. Greuenn tho hulpe nehmen.
Idt is od vnſers G. F. vnd Deren hochermelt hoge befehl
vnnd ernſtliche meinunge, dat neen Karſpel allene ſchal macht
hebben, einigenn deener tho eſſchen edder in tho ſettenn, he ſi
vor erſtenn verhoret vann denn Viſitatoren vnnd vann ehnen
ock geordeneret vnnd ingeſettet.
De Viſitatores ſcholenn ock nicht bewilligenn einen Predi⸗
ger vp ein Lehn tho eſſchenn vnnd in tho ſetten, menn wete
denne vorerſt dat dar fie ein etlike beſoidunge vnnd gude be⸗
tahlunge.“
Bo be Paſtoren ebder Prädicanten van Bifitätoren ordinert vnd
ingefettet ſcholen werdenn.
Der Ordinationsritus iſt meiſt woͤrtlich jener der Hamb.
K.O. v. 1529. (ob. Nt. XXVL). Hierauf Heißt es am Schluffe :
„De Kerckſwaren ſcholen erenn Paſtoren und Denernn ſchaf⸗
fenn temeliche Huſe vnnd de vnderholdenn vnnd betern, ock de
Hueßholdinge vnnd ehre Nottrofft, wat des thom Studerende
noͤdich vnnd denſtlich is, verſchaffenn.
De Kerckhoͤue ſcholenn vann denn Kerckſwaren erlich befre⸗
digt werden, dat dar nene Swine edder Perde vp gann, ſunder
dat idt ein erlick Rouwſtede ſi der leuenn Corporn, woruth
ock de Leuendigenn verorſaket werdenn tho bedenckende ehrenn
ſal igen doht, vnnd froͤlichenn vperſtandinge tho troſte in diſſem
Leuende.“
Dat ſoſte ſtiick van beun Bohren ber Predleauten.
-Die Bücher, welche die Prediger haben fellen, find: die
Schrift, die Poftiilen von Luther und Calvin, bie Apofogie und
Loch communes Melanchthons, Opera Brentil, und dergl. rechte
Auslegungen bes Katechismus und anderer Schriftfteller Büs
her, die nicht im Berbacht dee Schwärmeret und Ketzerei ſtehn.
„Vndt is mu vnfers ©. F. vnnd Herren vor hochermelt
ernftliche meinung, gefinnen vnnd befehl, dat diſſe vorgefchres
uene Kerdmordenunge In allen denn, Pımetenn vnd Ars
tteulenn bier m S. 3. ©. Lande flede, fafte und vnuer⸗
bratenn geholden werde, Beth fo lange dat vellichte ein general
Concilium geholbenn werbenn, barinne dorch Gades gnabe
ettwes beters konde becerneret werdenn.
Vnnd dar dat alſo geſchege wil S. F. G. ſambt S. F. G.
vnderdahnen datſuluige (ſo ferne idt mit denn Prophetiſchenn
vnnd apoſtoliſchenn ſchrifftenn in rechtem grunde auereinſtem⸗
met) gerne annehmen.
De wiele ouerſt em general Concilium durch veelfoldige
Impedimenta vnnd verhinderunge ſo balde nicht tho vorhapende,
ſo wil S. F. G. vann Geiſtlichenn vnnd Weltlichenn diſſe vor⸗
geſchreuene Ordenunge ſtiff, ſtrenge vnd vaſte midler wile ge⸗
holden hebben, vnnd dem jennen, de deſuluen vth freuel vnnd
mohtwillenn auerfarenn vnnd inbreken ebder' od vorachten wert,
bi S. F. G. hogeſter vngnade dorch denn Erb. Greuenn ſtraf⸗
fenn lahtenn.“
*
%*
Eine Nachſchrift meldet, diefe 8.:D. des Herzog Mag⸗
nus fe im 3. 1544 von bem Sohne des Lesteren, Herzog
$ranz I., und dann im J. 1585 meter confirmirt worden.
—— enthält dieſelbe eine Reihe zuſaͤtzlicher Artikel folgenden
nhalte:
1. Alle Untertdanen follen ihre Kinder vor 12 Uhr zur
Zaufe ſchicken und bei Strafe von 60 Mark nicht mehr ale
fünf Gevattern bitten.
II. Auch die Zrauungen follen vor 12 Uhr gefchehen, und
nur ben gebetenen Sdften foll ber Zutritt zum Chor verftattet fein.
I. Bei Strafe wird allen Unterthanen befohlen, ihre
Zobten früh zeitig und nuͤchtern zum Kirchhofe zu dringen.
IV. V. Berbot des Spazierengehens und Schwagens auf
dem Kirchhofe und des Bier und Btanntweinſchenkens unter
der Predigt, fo wie der Hauss und Handarbeit an Sonn⸗ und
Feſttagen.
VI. Die Gewohnheit, eine Conventionalſtrafe bei Eingehung
des Verloͤbniſſes zu beſtimmen, und, wenn nicht Copulation
oder Vermiſchung erfolgt iſt, die Aufhebung des letztern zu ge⸗
ſtatten, wird aufgehoben, dagegen der Ruͤcktritt freigelaſſen,
wenn’ die. bedungene Mitgift nicht eingebracht werden kann,
oder ein Thell an dem anderen erhebliche und kenntliche Ge⸗
brechen vor dem Beilager findet. |
II. Fremde Perſonen dürfen ohne Zeugniß ihrer Obrigs
keit nicht copufirt werden.
VI. Die Wittwen und Waifen der Kirchendiener genießen
ein Snadenjahr, während deffen fie alle Nugungen mit Saͤen und
Erndten genießen. Von dem, mas fie gefdet, aber nicht geerndter
haben, fällt ihnon die Hälfte zu. Die Meliorationen vergütet
der Nachfolger.
IX; Verſtirbt ein Kirchendiener vor ©. Petri, fo genießen
die Wittwe und die Kinder bie mit dieſem Zermin betagten
Binfen x. und die Hebungen bes naͤchſtfolgenden Petritages,
als zu ihrem Gnadenjahre gehörig. |
X. Da die Prediger des Landes Habeln jährlich eine Syn⸗
ode halten, fo fol ihnen zur Zehrung von den Kirchengeſchwor⸗
nen ein halber Thaler gereicht werben. |
10*
76 1568. LEXXVE. Bergeborfer Kirchenordnung.
LXXXVI.
Ordination der Kerken im Amte Bargerdorp dorch Johannem Aepinum Superintendenten
der Stad Hamborch, up Anfoͤrderinge des Erbarn und Wolwyſen Herrn Ditmar Koel Radtman der Stad Ham⸗
borch und itzund Amtnian to Bargerdorp anno 1544 to Bargerdorp averantwortet.
Mitgetheilt von Geffcken in der Zeitſchr. des Vereins
für Hamb. Geſch. Bb. I. S. 589 ff. Nähere Nachrichten
uͤber die Publication fehlen.
—W
L.
Orbination der Kerken to VBargerborp.
1. „Dat falfche irrige Lere und alle Unorbeninge möge
verhindert, unde de Underfaten im Amte Bargerdorp mit dem
wahren rechten und heilfamen Worte Gabes recht verforget
werden, fchal neen Paflor angenamen werben, he ſy denne to
vören van unferm Superintendenten tho Hambordy verhöret,
unde tho dem Paftorat Amte genodyfam unde büchtig erfant.
2. Na Berhöringe ſchal ein idtlie® Paftor van dem Hoͤuet⸗
man tho Bargerdorp und den Schwaren eines idtlicken Car⸗
fpel& famtli angenamen, und od (fo idt nödig fin wurde)
webder verlövet merden.
3. So averft ener to enem Paflorem angenamen wurde,
de vorhen nicht geordineret, ebder im Pfaramte nicht gebrus
let wäre, denfülvigen fchal de Paſtor to Vargerdorp mit ges
boͤrliken und darto denftliden Gaeremonien in ſyne Kerden
inftitueren und ordineren, welde Form der SInftitution emme
van dem Superintendenten to Hamborch ſchal angetöget wer⸗
den, fo vaken dat nödig fon ward.”
II.
Ban der Predige und Wyffe.
1. „Ein idtliker Paſtor ſchal Gades Worde in finen rech⸗
ten Verſtande truwlick und flitig predigen, unde ſick aller an⸗
dern Fabuln und undenſtliken Minſchenleren gaͤntzlick ent⸗
olden.
b 2. Idt ſchal nene Miſſe geholden werden, idt ſyn denn
Communicanten, alſe ein, twe edder mehr, de dat Sacrament
entfangen willen. De Paſtoren averſt ſchoͤlen dat Volck ſte⸗
des mit Vlite tho der Communion vermahnen.“
IN.
In der Wipffe ſchal büffe Orbnung geholben werben.
Im Grundzuge durchaus ben Älteren K.D., befonders ber
Braunfhm. (Nr. XXIV.) und Hamb. (Nr. XXVL.) ent
fprechend. Von der Predigt wird iInsbefondere verordnet:
„In der Predige ſcholen de Paftoren nene impertinentia edder
withlöffige, funder denſtlicke und nuͤtte Bere uth dem Evans
» gelio dem Volcke up dat aller eintfolbigefte antögen.” In
Beziehung auf die deutfchen Gollecten wird neben den „Sans
geboͤkern“ auf die „Nörenbergifche Kerken Ordnunge“ verwiefen.
IV.
Ban dem Catechiomo.
1. „Soͤß Städ fchölen in dem Catechismo geveciteret,
und.. vorklaͤret werden: 1. Decem praecepta. 2, Symbo-
lum fidei. 3. Dominica Oratio. 4. De Sacramento Coe-
nae Domini. 5. De baptismo. 6. De potestate clavium.
Nademe averft de Worde van ber Döpe nicht up einerlei
Wyſe vorfatet fon, ſchoͤlen de Paſtoren de Worde van ber
| Döpe uth den Evangeliften Matthko und Marco tohope ger
tagen dem Volcke alfo reciteren und vorfeggen.”
V.
Des Heren Chriſti Gebobt van ber Döpe,
2. My is gegeven ıc. (Matth. XVIII. 18 —20. Marc.
xvI. 16
Des Heren Chriſti Bevehl van ber Abfolution ebder de potestate
elavium.
3. Warlick ick fegge jum ıc. (Joh. XX. 23.]
| v1.
Ban der Namibbages Predigt.
‚Na deme male dat Volck an den Werdeldagen mit Ars
beid verhindert nene Predig hören kan, unde van dem all
mechtigen Gabe ernſtlick gebaden is, ben Vyrdag tho hilll⸗
gen, und erſchrecklick ock geftrafet fin, be En verunhilliget heb⸗
ben, is goͤdtlick recht und billig, od to Verhoͤdinge goͤttlicker
Strafe noͤdig, dat de Paſtor to Bargerdorp .. alle hillige
Dage na der Malthidt up de gelegenfte Stunde, eine halve
ebber dre Verendeel einer Stunde ben Catechismum ebder
funft ein noͤdig Stuͤcke uth ben Epifteln uthleggen unde dat
Vol thom Beſten vermahnen. Edber funft de Pfalmen, de
gefungen werben, utlegge, edder de fingen lehre, de dat Vold
noch nicht Bann.”
VII.
Bau ber Bicht und Abſolution.
1. „Ane vorgaende Bicht und nothwendige Eramination
unde Underrichtinge eines iglichen infonderheit, ſchal Nemand
tom Sacramente togelaten werben; up bat Nemand dorch
fine Ungeſchicklicheit fi! an dem Live unde Blode Jefu Chriſti
verfündige und in bat Gerichte Gades falle.
Der Bicht Form und Worde.
2. Ick arme Sünder bekenne vor Gabe und Jeſu Chrifto
minem Heren unde Su alfe finen Dener, bat id ein arme
Sünder bin, de fid mit Gedanken, Begerden, Worben und
Werden jegen Bades Gebot mennigfoldichlich alfo verſuͤndi⸗
get hebbe, da he mi billig mit allem Rechte to dem ewigen
Dode verbömen mögte, fo he derfülvigen gebenten, unde dorch
dat Lydent und Bethalent Jeſu Chrifti unſers Erlöfers ande
diglich nicht vergeven wolde. Unde Imfonderheit befenne id
Bade, minem Heren, bat Ick ehn in diffen hart verthörent
hebbe (N. N. Hecenseat quisque delicta, quibus ejns con-
Inn
1544. LXXXVE. Bergedorfer Rirdyenorbunng. 77
scientia urgetur et premitur). In biffen minen anliggenden
Sünden ımde Belchweringen begere id van Zum, alfe Gades
Dener, guden Radt und eine tröftfide Abfolution.
3. Sn der Bichte ſchal flitig angeholden werden, dat
pder de Morde des Catechismi lere und ſonderlick wete de tein
Sebade, den Beloven unde dat Vader Unfe ıc. |
4 Ein iglichee fhal od truwlich mit allem Flite vors
mahnet werden, dat he fi in fpnem Stande und Befehle,
Gortfürdtigh, truwlick na Gades Worde und Gebade wille
bolden und ſchicken, unde fin ſuͤndlicke Levend ernftlid und
up dat Förderlichfte beteren.
Forma und Worde ber Abſolution.
5. Dewile du dine Sünde erkenneſt, di van Harten leid
fin und einen Vorſatt heffſt Gades Gebade vor Ogen to
holdende: fo verfündige ick dy alfe ein Dener unfers Heren
Chrifti uch finem Bevehle, Vorgevinge aller dyner Suͤnde,
in Nahmen des Vaders, des Soͤhnes und des h. Geiſtes,
gah hen im rede, gelöve Gade dinem Heren, früchte em,
und fündige nicht mehr.” | |
VIII.
Ban den JFeſten edder Vierbagen,
Die Fefttage find die in der Hamb. 8.9. (Nr. LXV.)
vorgefchriebenen. „3. Diffe Dage ſchoͤlen vierlick geholden wers
den und nene mehr. So de Tyde⸗Penningh up der afgefet-
teden Feſte etlicke, wente anhero were gegeven, de fchal nu
namals up ben Beer Jar Tyden, alfe Wynachten, Pafche,
Johannis und Michaelis gegeven werden.
4. Mor od Orgeln in den Kerken mweren, de magh men
mol an den Byrdagen gebruden, de Pfalmen und den vors
gemelden Kerkgefang darup fpelen, doch alfo, dat dat Bold
de gangen Pfalme tovore finge, und up der Orgeln, wat
gefungen i8, alleine na ſpele.“
IX.
Ban dem Ehſtande, alfe van ben Graben ebber Leben ber Bloth⸗
fründfchop unde Schiwegerfchop ; ort von dem Bertruwende ˖ unde
Upbedende ber Brubt unde Brübigams.
1. „Dewile an den Cheftifftingen hochgelegen und man
fi® darinne jegen Bott dat Recht, Exrbarkeit unde Tucht vor:
geipen kan, unde fonft uch unbedachten vorbaden Ehftifftin«
gen vele Unrades an Ziff und Gele erwaſſen plecht, fchal
mit den Ehflifftingen na Vermeldinge und Uthmiefinge der
Rechte, fo mente anhero im Roͤmiſchen Ryke im Gebruke
geweſen, und noch in erer Kraft flahn, den men od van
Gades wegen to horfamende verplicht, geholden werden, unde
allene, wente up den veerden Grad edder Kidt beide in Bloth⸗
fründfhop unde Schwegerfchop de Ehe nageven.
2. Molde averfi yemand uth egnem Vornehmende nes
ger als in den vöften Grad ebder Lydt fryen, de ſchoͤlen de
Daftoren in even Carſpel nicht vertrumen edder to hope ge
ven, fe entfangen benn bes einen fonderlichen Bevehl van
erer Overicheit. Wo averft namals dorch ordentliche Overicheit in
den folgenden Graben edder Linien ichtes mar wider nagegewen,
verlövet unde publiceret twurde, des mögen als denne fampt
anderen be Lüde in biffen Amte mit geneten unbe gebrufen.
3; So averft de Paftoren fi nicht verftunden up de
rechte Supputation der Grabe edder Lebe, ſchoͤlen fe des by
dem Superintendenten to Hambord Rath nehmen.
4. Mo od yennige.Perfonen dorch ere Dlderen, Vor⸗
munderen edder Fruͤnde vorlavet weren, oder fi ſuͤlveſt ver⸗
ſecht hedden, deſuͤlvigen ſchoͤlen nicht vortrumet werden, de
Sake ſy denne vor der Overicheit verhoͤret, unde de Paſtor
hebbe einen duͤdtliken Bevehl entfangen, des he ſick in dem
Fall moͤge holden.
5. Dat men averſt dorch Unwetenheit ſick in dem To⸗
hope gevende nicht vorſehen moͤge, ſchal de Brud unde Bruͤ⸗
bigam, up dat wenigſte twemal vor de Koͤſt bi rechten Nah⸗
men und Tonahmen apenbar van dem Predigſtole upgeba⸗
den und afgekuͤndiget werden, und ſchoͤlen ock na der Meſſe
vor dem Altare im Chore vortruwet und tohope gegeven
werden, dat alles vor dem gantzen Carſpel, alſo deſto erliker
togahn, und ein yeder deſto mehr und beroͤhmliker Tuͤchniſſe
hebben möge ſines Eheſtandes. Idt ſchal ock de Bruͤdigam
unde fine Brudt van Nemande anders als dem Paſtoren und ock
in der Kerken allene getruwet werden. Averſt in Afkuͤndigung
der Brud und Brüdigams ſchal defe Form gebruket werben.
6. Leven Fruͤnde N. und N. willen fid na Gades Or⸗
deninge in den Ehſtand begeven, und bat fe dbenfülven im
Nahmen Gades ſaliglick anfangen, vöhren unde vollendigen
mögen , begehren fe hir to dat gemeine Gebeth. Unde fo
yemand ychtes war darin to feggende hadde, dat an eren
Eheftande hinderlick fin konde, de ſprecke nu in ber Tydt und
ſchwige hernamahls.
Vermaninge der be ſcholen to hope gegeven werben.
7. Nademe de Ehftand van Gade dem Allmechtigen to
finen Eren, Lof und Pryfe tho Exholdinge minſchlikes Ge⸗
ſchlechts und aller nothmendigen Denfte In diffen Levend ver:
ordnet und angefettet is, mil fit od behören, dat ein jeder-
man fit in dem Ehftande alfe in einer göttliten Ordeninge
gottfruͤchtigk ſchicke und holde. Dat nu biffen yegenwerbigen
Derfonen, de men to hope geven ſchal, weten mögen, wo fe
fi in dem Ehftande holden fhölen, geve ick ehn, ale ein Dener
des Heren in finen Namen biffen Bevehl.
8. Tom Erften. Gades Gebob is, dat de Man fine
Ehefruwen ſchoͤlen leven alfe de Here Chriftus fine Gemene
gelevet, de ſick fülveft vor fe gegeven hefft, od alfe fin egen
Fleeſch edder Lyf. |
9, Thom Andern Gabes Geboth is, bat de Ehelüde in
der Nahringe einer dem andern trumlid helpen, ere Kinder
de ehn Gade gifft, in Gades Fruchten uptehen, und ſick mit
guder Conſcientien, dorch rechte billige goͤttlike Wege mit ein⸗
ander ernehten. u
10. Thom Druͤdden, Gades Geboth 16, dat Ehelüde Ges
tüde und Ungelüde und Alles, wat ehn Gott thoföget, ſamt⸗
lick to hope liden und dragen fehölen, und einer ſchal den an⸗
dern noch um Geluͤcke edder Ungelüde vorlaten, Gott de Here
ſchede fe den fülveft dorch den Tod. Und ſchoͤlen fi in allen
eren Ungelüde unberander teöften, dat fe in Gades Orde⸗
ninge leven, daran Godt ein Wolgefallen heft, und worinne
he de ſinen nicht troſtloß bliven ledt.
11. Wenn dat aiſo geſecht edder geleſen, ſchal de Paſtor
bi Nahmen den Bruͤdigam unde de Brudt, einen iglichen in⸗
78 | 1544. LXXXVXI. Rigrbütteler Ricchenerbuung.
fonderheit fragm: N. biftu bir N. na dem vorgeflöllsten Bes
vehl Gades to nehmen to biner rechten Ehefrumen, unbe fe
nicht te vorlatende, fünder Gott de Here fcheide jum fülveft?
&o barıp Ja gefegt, frage be wider: N. biftu hir N. na
vorgeftelleten Bevehl Gades to dinen rechten Ehemanne to
nehmende, und ehn nicht to vorlatende fünder Gott de Here
fcheide juw ſuͤlveſt; fo fe darto Ja gefecht, ſchoͤlen fe to hope
gegeven werden mit difjem Worde: -
12. Nadem male gy beiden mit einem fryen Ja yum
bie vor dem Angefihte Gades und differ chriſtliken Gemeine
in dem billigen Eheſtand mit einander vorplidhten, fo vortruwe
und vorbinde Ick juw beide to famende in ben billigen Ehe
flande im Namen des Vaders, bes Söhne und des h. Geis
ſtes. Wat nu Gott to hope geföget hefft, dat ſchal de Min⸗
ſche nicht ſcheiden. Gath hen, des Deren Gnade und Frede
fi mit juw Amen.” x |
Bau den Krauken.
Dem Inhalte nad) den Vorfchriften ber Saͤchſ. K.D.
(Nr. LXIV.) entfpsechend.
Al.
1. „Tom Beſchlute de Paftoren ſchoͤlen vor allen Dingen
baranne fin, dat fe fill in eren Amte rechtſchapen, flitig unde
truwlick in der Lere, Bormaninge unde Strafe fchidlen, und
ock een fram godfrüchtig, erbar, unſtraͤflick Levend vöhren,
up dat fe na dem Bevehl des Deren.de Luͤde mit rechter
Lere und einen guben Levende to allen Dögende reigen unde
leiden. .
2. Dat Bold ſchal mebderum ere Paftoren na Gabes
Bevehle in Ehren holden, fe mit fründliten Willen foddern,
und geven ehn dat fe plichtig fin. So wert fe fämtlid Gott
be Here an beyden Syden an Liff und Seele... (?) Wo
fe anders bohn, werden fe dorch Gades rechtferbige und nicht
fümende Berichte an Liff und Seele verderwen, darvor fe
Godt gnaͤdiglik wil bemaren Amen.’
Dithmanus Koel, Senator inclitae Reipubl, Hamburgen-
sis Civitat. et Capitaneus in Bargerdorp sabscripserat manu
propria Anno 1544. |
LXXXVI.
Ordeninge der chriftlichen Ceremonien, fo in den Kerken im Amte Mitebüittel belegen,
Nähere Nachrichten über bie Zeit ber Publ, biefer, nur
bandfchriftlih vorhandenen K.⸗O. fehlen uns. Da fie
offenbar an die Bergedorfer K.⸗O. anklingt, ift ihr hinter
diefer ihre Stelle eingeräumt worden.
*T %
„De hyllige Apoftel Paulus leeret uns 1. Corinth. 14:
God is nid) m God der Unordnunge, funbdern des Freedens —
daher beholden od de reformerten Kerle, ber Augsborgiſchen
Confeffion verwandt, etliche fine Middel.Ceremonien, up bat
enne gewiffe Ordeninge fp, na welker be Prediger des goͤdt⸗
lichen Wordes der Verrekinge der billigen Sacramente unde
dat Gebet ſchoͤlen verrichten. — Wan awerſt nidy Jeder⸗
mann tho geftaden, dat be ſynes Gefallens eg Gere:
monien in den Kerken anrichte, und — dat nödelte und
nüttefte, als dat Predigen unde de Dispenfation der big. Sa⸗
eramente uth der Kerken ſtoͤthe od de Mannerleiheb der Ces
remonlen, fünderlicht in den nah by enander gelegenen Ker⸗
Ten Unorbeninge male: alfo hebben de Pafloren der Kerken
tbo Hamborch mit Bewilligunge E. E. Rahdes et vor gud
unde radſam geachtet, dat in den Kerken des Amtes Ritze⸗
büttel, der Stade Hamborch thoftändich, In welchen Kerken
bither noch nene gewisſe ſchriftlik geflellte Ordeninge in Ges
bruke geweſen, de nygeft gefchruvene Form und Wyſe, welke,
ſo veele de Gelegenheit des Ohrdes unde der Perſohnen hefft
- Ipden wullen, der Kerken Ordeninge ber Stadt H. gelickfoͤr⸗
mich, nahgelsvet werde, und ſchoͤlen demnach de Kerkendener
im geroͤhmten Amte Ritzebuͤttel nah duͤſſer vorgeſchrebenen
Ordeninge eendruͤchtlich ſick verholden, und ſchall ahne ſuͤn⸗
derlike und ernſtlike Ohrſake nichtes underlathen, unde ohne
Pormethen unde Verwillinge E. E. Rahdes und des Mini⸗
flerii tho Hamborch verändert werden.”
gebrufet werden. "
Vom Befange und Lefende in den Kerken.
Am Sonntage fol gefungen werben ftatt des Introitus:
Komm heilger Geift; dann fingt der Prediger vor dem Als
tar: „Send' uns deinen Geiſt“ und die Collecte. Die Ge-
meinde: Vater U. im Himmelreich oder ein andres Lieb.
Dann Kyrie Eleison deutſch.
Prediger: Ehre fei Bott in ber Höhe. Gem.: Allein
Gott in ber Höy. Pred.: Der Herr fei mit Euch! Collecte.
Epistel, Gem.: Nu freuet end, liebe Chriftgem. oder ei⸗
nen andern Pfalm. Pred. lieft das Evang. Gem.: Wir
glauben all an einen Bott. Pred. fteigt auf die Kanzel,
nad) dem Introitus feiner Predigt fingt Gem.: Nu bitten
wir den heil. Geiſt. Pred. hält die Predigt über bas Evang.,
dann Dankfagungen, Kürbitten. Gem. finge dann: Erhalt?
uns Here bei dem Wort, oder einen Pfalm. Pred. vor
dem Altar: Gott gieb Fried. Collecte. Wermahnung vor
dem Altar. Vater Unfer. Cinfegungsworte. „De Preſter
feht od in de thdelinge des hlgen Abenbmahles tho de
Communicanten: Dat uff unfes Herrn Jeſu Chriſti be⸗
wahre Dynen Lyff und Seel thom ewigen Lewende. Amen.
Dat Blodt unfes Herrn Jeſu Chrifti bewahre Dynen Lyff und
Seel thom ewigen Lewende. Amen.”
Während deß fingt das Volk: „Jeſus Chriſtus, unſer
Heiland;“ nachher: „Gott ſei gelobet und gebenedeiet“ und
„OD Lamm Gottes.”
Priefter: Collecte. Segen. Gem. „Verleih uns Frie-
den gnaͤdiglich“ oder „Gott, der Water, wohn.”
An den 3 Hauptfeften fingt man die Gefänge aus bem
Psalterio M. Tutheri auf die Zefte.
Auch predigt man Nachmittags und fingt das Magnificat
1548. LXxxver. Sildesheimer Sigchenorduung.
deutſch, ober, fo ba Schuͤler find, die die lateiniſche Sprache
verſtehen, auch wohl lateiniſch.
Bon der Miffe, ene gebe Drbeninge,
„‚Missa Dominicalis von St, Johamnis bith up Wynach⸗-
ten. Missa Dominicalis von Paschalis bitch up Pingiten.
Missa Dominicalis von Pentecostes bith up Johann. Bapt.
Missa Dominicalis von Nativitatis bith up Purificationis Mar.
Missa Dominicalis von Dominicalis bith up Pafchen.
An den Apofteldagen und andern gewenlichen Fyrdagen
finget man them Anfang: Te Deum duͤdſch, na bem Evang.
dat Syıubolum Apostol.“
Die Fefttage find die gewöhnlichen, aber nur zwei Tage
an den großen Feſten. Einen halben Tag werben feierlich
gehalten Die Apofteltage, Dienftag in Pafchen, Pingften,
Maria Magdalen, Pauli Belehrung, Aller Heiligen Tag.
Alsdann wird gefungen, wie in Hamburg. „Up de Feſte
finget man od Latin, fo da Schöler ſyen.“
Die Litanei wird gefungen: Reminiscere, 12. &. nad)
Trinit. und bei vorftehender Noth und Kährlichleit an an:
bern Sonntagen. Mad) ber Litanei fingt der Priefter: „Herr,
handle nicht mit uns nad) unfern Sünden.”
Bon dem Eatechismo.
Die ſechs Sthde des Katechismus werden dem Volle
zigarten an jedem Sonntage vor dem Evang. Das eine
Stuͤck nad) dem andern wird an den Faften: Sonntagen bei
dem Nachmittagsgottesdienft erklaͤrt.
’ Bon ber big. Döpe.
„De Form unde Wyſe tho Döpende mit dem vorgehens
ben Exorciemum ward geholden na dem Dop⸗-Boͤckchen Lu-
theri.” Vorher thut ber Priefter eine Vermahnung von der
Müglichleit der Taufe. „Vor edder na bene Döpe werden
de Vaddern od vermahnet, bat fe ſick des Kindes chrifttit
annemen fcholen.”
Form ber Betätigung der, Nothtaufe.
Bon der Bichte unbe Abſolution. \
„Dewyle Nemand thom big. Amenbmahle gelathen
wirbt, be ſy denn thovoͤren underwyſet und abfolveret, fo
moth en Ider, be tbom Sakrament gahn will, vorher fon
19
Bekenntniß ſyner Suͤnbe unde ſynes Glovens in be Bichte
det Sonnawends vorher Nahmedages edder des Sondages vor
edder vnder der Predigen ſeggen. — Wer ſyne Suͤnde nich
bekennet und nich weth de 10 Gebade, den Gloven, dath V.
U. unde de andern Stuͤcken des Catechism, den wiſen de
Dener mit goden, fruͤndliken Worden von ſick up ene andere
Tydt wedder tho kamende. De apenbahr ſichbare Laſter be⸗
gahn hebben, von denen fordern de Seelſorger vorher ene
apenbahre Bichthe, ehe ſe deſuͤlvigen thom Sacrement la⸗
then. Befallen ſe mit Krankheiden unde begehren de Abſo⸗
lution unde dat Sacrament, fo wegern fe ehm büsfe nich,
bekennen ſe ehre Misſethat unde Gelowen.“
den Eheſandt im ber Merken thohope
gegeven.
„De Dener des Evangelii Chriſti nehmen fih ber Ches
faten nich böger an, alſo alleen wat be Conscientien und
Copulation belanget.”
Die Coputation findet In der Kirche Statt, nachdem am
Sonntage vorher die Proclamation gefchehen, nad dem
Hamburgiſchen Kormular. Doch kann im Nothfall das
Formular gekürzt werben.
Von den Graden edber Lehdenm der Blob-Brändfchop unde Schwä⸗
' gerfdhop.
Zu richten hat man fi) nach den Rechten „fo bether im
hlg. Roͤmiſchen Ryke in Bruhk geweſen.“ Der Prieſter
darf nicht trauen, wenn Jemand im vierten Grabe freien
will, es fei ihm denn von feiner Obrigkeit geflattet oder in
der Folge in den Graden etwas nachgegeben. So die Per
ſonen fich nicht verftünden auf die rechte Supputation ber
Grade, fo follen fte fich bet dem Superintendenten ober ben
Daftoren der Kirche zu Damburg erkundigen.
Bon den Begräffuisfen der Verſtorbenen.
Wenn es gefordert wird, ſollen die Paftoren die Glocke
Iäuten, die Kinder fingen laffen und dem Volke eine Ermah⸗
nung thun. So aber Jemand in offenbaren Sünden gelebt
und ohne Buße dahin flieht, der wird nicht feierlich beerdigt,
Am Schiuffe fteht die Exhortatio vor dem Altare an
die Communicanten; „‚entliche Vormede vor dem Dövenden‘
Bom Brudt unbe Brögam in
unb die Formula Ministerü committendi ganz glei, ber in
Hamburg vorgefchriebenen.
LXXXVII.
Chriſtlike Herden ordeninge der löffliten Stadt Sildenfdem. Mit einer Vörrede Antonli
1082. kl. 8. |
Corvini.
Die Reformation ber Stadt Hildesheim erfolgte, nach:
bem durch den Kurf. v. Sachſen und ben Landgrafen von
Deffen die Braunfchweig » Wolfenbüttelfchen Lande erobert
worben waren, duch Bugenhagen, Deinrih Winkel und
Gorvin (Hamelmann, Opp. geneal. B: 939., Lauen⸗
fein. Kirchen⸗ und Ref.-Hiſt. des Misth. Hildesheim,
St. XI. p. 97., Luͤntzel, die Annahme des ev. Glaubens»
befenntn. von Seiten der Stabt Sitbeebeim „Hild. 1842),
Die K.⸗O. erfchien jeboch erft im 3. 164%, unterzeichnet
von Bugenbagen, Winkel und Goroin, und verfehen mit
einer Vorrede bed Leptern (dd. Pattenfen, Somt. nad
Nativ. Mar.), die im Allgemeinen von bem Berbältniffe
der evangelifchen Ordnung zu dem römifchen Wefen und
dem Bifchofe von Hildesheim insbefondere handelt. Die
Quelle ber K.⸗O. ſelbſt ift die Braunſchw. K.⸗D. 1843, der
ſaͤmmtliche Abſchn. theils vollſtaͤndig, theils im Auszuge,
mit nur geringen Zuſaͤtzen und durch bie localen Verhaͤltniſſe
bedingten Mobificationen, entlehnt find.
* *
*
80 1544. LXxXxVIII. Hilbeshtimer Sirchenordunug.
Dat erfte dei düffer Ordeninge, van vnſen Ker⸗
den, van der Chriflliten lere vnde Ceremonien.
Bon ber Lere.
Aus der Braunſchw. K.⸗O.
Ban den Bredicanten.
Mit einer Abänderung, welche die Zahl ber Prediger in
den Kirchen zu St. Andreas, Jacob und Georg und ihre Ges
‚halte betrifft, und mit Weglaffung der Beſtimmungen über Ans
nehmung der KR.» und Schuldiener, aus derfelben Quelle.
fiendigen man vorfhaffen, De wol kan mit andern fünbern
vornufftich pn Goddes fruͤchten, handelen, de mit ben fmaden
fan gebult hebben, de od fo vorſtendich ſy, dat He nicht allene
dat Bold kan leren, fünder oE den MWedderparten den munbt
mit Goddes worte vnde Hilfiger fchrifft floppen, Alfe Paulus
beueelet, Düffe man fchal fon Superintendens, by one ym
geiftliten vegiment, be fchal od ſuͤlueſt predigen ond yn einer
gelegen ftede Lection lefen, vnde be hilligen fchrifft vthleggen
vor de gelerden, vnde dar leren willen.” Schließlich wird den
Wittwen und Waifen der ftädtifchen Prediger ein volles Gna⸗
Köfter edder Oppermane.
Diefer foll ein ehrlicher Bürger und Haushälter fein nad)
1. Tim. III., und weil feine Einkünfte theils wegfallen , theile
fortan in den gemeinen Kaften fließen, wie die von PVigilien
‚und Seelmeffen, von der Stadt befoldet, einige Accidenzen
aber, vom Umgange zu Weihnachten und von Zaufen, ihm er=
denjahr, vom Anfınge des Sterbevierteljahrs gerechnet, ver
fprochen und bie übrigen Geiftlihen werden unentgeltlid zu
vicariren verpflichtet.
Ban den Geremonien, wo de Scholkindere yn ben Kercken
fingen vnde leſen fchöllen, dat men fe barborch geivene vube
holde tho der h. Schrifft. — Ban deu Auentethende Ehrifti
des h. Dages. — Dübefh. — De Predingen. — Bau befunber:
liken Prebigen. — Ban Byrbagen. — Ban ber nobt Döpe. —
Ban der Bichte vnde Abſolution. — Banden Kranden. —
Ban Brudtlehte. — Ban den Belden. — Bam Banne. —
Vorörbelde Mißdeder. — Doben Begrauen. — Ban Babemd:
men vnde lines frucht. — Wo erwelebe ebber geuörberbe Pre:
dicanten anthonemende font.
Alte diefe Adfchnitte entfprechen,, bis auf wenige unweſent⸗
liche Zufäge und Aenderungen, der Bra unſchw. K.:D.
Dat ander deel düffer Orbeninge de Schole be:
langende.
Datdrüdde beel büffer Ordinancien ys vam ge:
menen Kaften.
Aus derfelben Quelle, mit geringer Abweichung.
Ban Eefalen.
„De Superintendens vnde Predicanten werben van den
Luͤden bedrogen, vnde fe hebben nene macht dat fe de Küde
dwingen können tho donde wat redht 98, Darumme wenn et⸗
like Lüde van Eeſaken, vor fit allene willen pn Öhren Conſcien⸗
tien berichtet fin, dat ſchoͤllen ſick Öhrer de Predicanten anne:
men. Went duerft haderſaken weren, dat dat eine part pa,
dat ander neen fede, fo fchöllen de Superintendente vnde Pre
dicanten fi des nenerleye wyſe annemen, fünder ein Erbar
Radt wil fülde Nichte by ſyck beholden, alfe de Radt od tho
Brunſwigk (vergl. Braunfhw. K.⸗O. 1528), Bande ein
Erbar Radt wil erwelen twe vth dem Rabe vnde ſoͤſſ vth der
Gemeine de’gelerdeften, de Stadtfchriuer duerft ſchal alder erft
ſoͤlcke klage annemen vnde mit einem edder twen, fo be fan de
fake affrichten dat nicht vannoͤden ys dat alle tidt fe darumme
alle tho fammende komen. Duer alle gefchreuen Rechte, font
nu od andere gude Boͤke van Eeſaken, daruth fe wol werden
wetten, wo fe richten fchöllen....”
(Unterfhrift.) Joannes Bugenhagen Pomeranus, Anto-
nius Corvinus, Henricus Windel.
Gedruͤckt tho Dannouer dor Henningk Rüden. MDXLIV.
halten werben.
\
Bamı DOrganiften.
Alte Pfartlicchen follen einen befoldeten Organiften has
ben, der ein ehrlicher Haushaͤlter ift („„Doren vold wille wy nicht
liden“) und in den einzelnen Kicchen wechfelsweife fpielen foll.
Ban anderen Kerdeit.
Beſtimmungen über die Zahl der Geiftlihen an ben an-
dern Kirchen. in hier eingefchobener, nad) dem Style von
Corvinus herruͤhrender Abfchnitt rechtfertigt die Anflellung der
Prediger gegen die Vorwuͤrfe des katholiſch gebliebenen Theils
der Bevölkerung, inebefondere gegen ben von den Koften her:
genommenen Einwand damit, baß die Stadt nichts bazu gebe,
daß fich num erſt ein großer Kirchenſchatz anfammeln koͤnne, daß
die neue Ordnung nicht zur Beſchwerung, fondern zum Dienfte
der Stadt gereiche, daß die Stadt groß und bie Bevälkerung
zahlreich fei, man alfo mehrer Prediger bedürfe („grothe bene
möthen geothe hofen hebben‘) u. |. w.
| Ban onfen Dörplerden.
Auch in diefen fol das Evangelium gelehrt und das Sa⸗
crament unter beiderlei Geftalt gereicht werden. Beftehende
Patronate find anzuertennen, doch foll der Belehnte von dem
Superintendenten angenommen und eraminirt werden. An
jeder Pfarrkirche fol ein Küfter die Kinder im kl. Katechismus
und im Lefen unterrichten. Wittmen und Waiſen ber Dorf:
pfarrer beziehen das Einkommen des nächften halben Jahrs
oder mehr, nach Gelegenheit der Pfarrei; dod) müffen fie die
Pfarrei auf ihre Koften mit Predigen und Sacramentreichen
beftellen laſſen.
Elöfter unde Düne,
Alle Kloͤſter ſollen ihre Religionsuͤbungen einftellen; ihre
Inwohner aber follen von Niemand beleidigt werden. Wenn
die Domherren nicht die chriftliche Lehre und ehrliches Leben
annehmen, fo foll von dem Rath alebald den Bürgern der Be:
ſuch ihres Gottesdienfles verboten merden. Serner heißt es:
„Duer büffe alle willen wy vns einen Gelerden Erfaren Vor⸗
x
1565. ELXXHEN. Mefermatio Wwiitebergensis. 81
1545.
LXXXIX. | u
Beformatio Wittebergensis. _
Die fg. Wittenberger Reformation ehort nicht, wie z. B.
v. Weber in d. Saͤchſ. K.:R. Bd. J. ©. 53 annimmt,
in die Reihe der eigentlichen Kirchenordnungen, Tondern fie
tt ein von Melanchthon entworfenes Bedenken, das zum
Zwecke chriftlicher Reformation und Bergleichung dem Reiches
tage vorgelegt .zu werben beflimmt war (vergl. Richter,
die Grundlagen ber luth. K.⸗«Verf., in Reyſcher's und Wil:
da's Zeitfchr. für deutfches Recht, Bd. I. ©. 31 ff. und bie
Eint. bei Bretschneider, Corp. ref. T. V. p. 578 sq.).
Dennoch Eonnte ihr die Aufnahme nicht verfagf werden, weil
fie zum Theil die Srunblage einer 8.D. geworben ift, die in
den norbbeutfchen Ländern weite Verbreitung gefunden hat,
der Mecklenb. von 1552, Wir geben ben latein. Text,
weil er ber jüngfte ift, nach dem Abdrude bei Bret-
schneider 1. c. Vergl. auch Pezel, Melanehth. Cons.
lat. T. I. p. 586 sqq., Seckendorf T. 0. p. 522 2
und Formula refarmationis a Lutbero ‚et theologis Vi-
teb. anno 1545 proposita, Vratisl. 1817. 4. Gine weits
laͤufige Eritifche Beleuchtung der Ref. von Butzer fiehe in
Neubeder, Urt. aus ber Ref.⸗Zeit, ©. 723 ff.
»* *
Vera et salutaris (reformatio sen) gubernatio ecclesiae
Christi praecipue in his quinque membris consistit:
Primum, in vera et pura doctrina, quam Deus eecle-
siae suae patefecit, tradidit et doceri mandavit.
Secundo, in legitimo usu sacramentorum.
Tertio, in conservatione ministerii evangelici, et obe-
dientiae erga pastores eeclesiarum, sicut Deus vult et postu-
lat conservari ministerium Evangelii, et'servat ipse sua po-
tentia et praesentia.
Quarto, in conservatione honestae et piae disciplinae.
retinendae per jadicia €cclesiastica sea jurisdictionem eccle-
siasficam.
Quinto, in conservandis stadiis necessariae doctrinae
et scholis. . Ä |
Sexto, Ad haec opus est defensiene corporali et facul-
De prime articule, sollicet de vera doctrina.
Dess condidit genus humanum praecipue. ad hoc sum-
musm opus et ad hunc finem, ut ipsum agnoscat, invocet et
in tota aeternitate celehret. (Juare et ante lapsum Adae, et:
postea, certis et maniflestis testimoniis se hominibus pate-
fecit, et peculiarem dettrinam et verbum tradidit, ad qnod.
alligavit suam ecclesiam, ita ut illı.certo sint ecclesia et po-
pulus Dei, qui verbum et doctrinam ab ipso traditam docent,.
discunt, ampleetuntur et proßtehtur.: Nee ullı alii sunt ec-
ciesia et populus Dei, qui verbum illud aut non habent aut
uatur. .3
Ac post lapsum Adae singalazi promissiene sic edit.
se patefecit Deus :.promisit se missnrum filium saum, et per
kunt, et propter hune, daturum remissionem peccatorum, et
IL.
abolito peccato et abolita morte redditurum justitiam et vi-
tam aeternam. Et hunc filium suum Jesum Christum certis
et mauifestis. testimoniis postea misit et exhibuit, fuitque
ecclesia Dei semper exstructa super filium Dei, Dominam.
nostrym Jesum Christum, et syper hoc ipsum verbum, quod
per filium revelatum est, sicut scriptum est 1 Corinth. 3.
Fundamentum alind nemo potest ponere praeter id, quod po-
situm est, quod est Jesus Christus. Et Ephes. 2, Estis con-
cives sanctorum et domestici Dei, aedificati super fundamen-
tum apostolorum et prophetarum existente lapide angulari
‚Jesu Christa, in quo tatum aedificium coagmentatum crescit,
ut sit sanctum templum per Dominum, per quem et vos una
aedificati estis, ut sitis habitatio Dei per Spiritum sanctum.
Ex his et similibus multis testimoniis congruentibus ma-,
nifestum est, solum eum coetum esse ecclesiam et populum ,
Dei, qui doctrinam de Deo traditam per prophetas, Christum
et apostolos, docent, discunt, amplectuntur et profitentur..
Et primum ac summum mandatum Dei est, hauc doctrinam.
‘et filium Dei audire, et ei assentiri, et doctrinam retinere
incorruptam, sicut aeternus Pater de coelo clamans inquit:
Hic est filius meus dilectus, quo delector, hunc audite. Et,
sicut Psalm. 2. scriptum est: Osculamini filium, id est am-
plectimini vera fide et laetitia cordis audite eum et assen-
timini ejus doctrinae, &c. |
Qui igitur filium Dei Jesum Christum nolunt audire, sed
Evangelium contemnunt, aut negant aut persequuntur inte-
grum aut articulos aliquos Evangelii, hi non possunt esse
ecclesia et populus Dei. Haec manifesta sunt.
Primum igitar et ante ommia necesse est in ecclesia Dei’
integre et pure doceri et'propagari Evangelium, sicut Deus
- saepe praecepit, et’ Christus ipse dixit Joh. 14: Si quis di-
Kgit me, sermonem meum servabüt, et pater meus diliget eum,
: et ad’eum veniemus, et mansionem apud eum faciemus. f
tatibus, ad personas, quae sunt in officiis necessariis, alendas. |
‘Sit igitur in reförmatione Christiana prima haec cura,
; ut Evangelii doctrina pura et incorrupta im ecclesiis et in
scholis proponater , servefur et propagetur , sicut et primae
ac vetustae synodi praecipue propter doctrinam convocatae:
“sunt, ut synodus, qnae describitur Act. 15. et concilium»
Nicaenum condidit piam et salutare symbolum ad retinen-
dans piıram Evangelii doctrinam de fillo Dei. Etsj autem in
synodis retentium temporum et hujws ultimae senectae mupn,
. di saepe tenfatae. sunt refonwationes-, tamen in.eis exigu®;
' mientie facka ast doctrimae necessariae, cum manifestum sit,
multos abusus irrepsisse, quibus Evangelii lüx obscurpta fuit..
Bostqiam autem defensores quidam. abusmum ‚ante, an-;
nos fere triginta occasianem praebuerunt ‚taxapdi. erForem,
elementer Deus in hat opiaionum vellatione ‚restituit Rvan-,
gelü lucem in omnibus articulis nesessariis ad aalutem aeter-,
mama, de quibus exhibuimus Caesareae Majestali confessio-.
11
nem Augustae anno 1530. In qua confessione doctrinae Deo
javante perseverabimus, sicut illa dextre et sine depravatione
intelligenda est, et in ecclesiis nostris intelligitur. Non em
dubitamus, illam doctrinam nostrarum ecclesiarum certo esse
unicam, aeternam, consentientem doctrinam verae et cathe-
licae ecclesiae Christi, traditam per prophetas, Christum et
apostolos, et congruentem cum symbolis apostoheo et Ni-
caeno, et veteribus piis synodis, et sententia veteris et pu-
rioris ecclesiae. |
Quaore et necessarium esse ducimus ad gloriae Dei illu-
strationem, ad veram invocationem, ad salutem plurimorum
hominam , ad excitandam et confirmandam veram fidem et
veram invocationem in posteris, ut sententia doctrinae, so-
mans in ecclesiis nostris, comprehensa in confessione nostra
et catechismis, concorditer m omnibus ecclesiis populo tra-
datur et propagetar, videlicet de omnibus articulis, sicut in
symbolo apostelico et Nicaeno comprehensi et recitati sunt,
et sicat illi ipei articnli in veteribus piis synodis, Nicaena,
Constantinopolitana, Ephesina et Chalcedonensi‘recte et ne-
cessaria enarratione illastrati sunt.
Et ad intelligendos articalos symbolorum de Christo, et
de immensis beneficiis, quae ecclesiae propter Christum
dentur, necessaria est et reliquorum articuloram verz co-
gnitio, qui recensentur in confessione, de peccato origimis,
de gratia, de fide, de bonis operibus et de sacramentis, vi-
deficet quod certissima veritas sit, ommes homines ex virili
semme conceptos, nascentes afferre secum peccatum origi-
, Ms, ac propterea omnes homines, qui non afferuntur ad
- Christum et non regenerantur per baptismum, damnatos esse
ac mianere reos irae Dei aeternae, |
Item. Infantes baptizandos esse, et eorum baptismum
placere Deo et efficacem esse, ac recipi eos in gratiam,
donari Spiritu sancto et fieri haeredes vitae aeternae per
baptismum.
Item. Peccatum originis esse carentiam justitiae origi-
nalis, quae debebat inesse, Et haec carentia est reatus et
depravatio virium hominis, scilicet mentis, voluntatis et cor-
dis, quod voluntas aversa est a Deo, et in voluntate et corde
est prava inclinatio adversus legem Dei, propter quae mala,
videlicet propter reatum et aversionem illam a Deo ac de-
pravationem virium, homo damnatus est, nisi liberetar per
regenerationem. .
Haec senatentia sise ulla dubitatione.semper fuit cathor
eenlesiasticorum. consentiens doctrina de tristi et deplorando.
vulnere, quod humana natura accepit in lapsu Adae.
i. Quod vero aliqui labefactare nostram sententiam ia hoe
artivalo audacter:conanter, male faciunt, ae manifestae ve-
sitati contradicant, et confirment tenebras in meltorum men-
tibus, ne agnoscant quid wit peccatum, nee discast: quid sit:
gratin et fides. Nam ex illa aversione a Deo oriuntur haee
ingentia mala in humanis mentibus: dabitatio de Dei volun-
tate, securitas carmealis, neglectie Dei, esse sine metu et sine. |
diectione Dei, magis confidere preesidiis praesentibus, quae-
cernunttur, quam confidere Deo. Fatendum est autem baec
ingentie mala vare esse peocata, et repuguahdem est hie
ir
1505, LXCCEE. Mefsuislio Wilichengensis.
morbis animorum, quod fieri non potest, obscurata vera
dactrina de peccato originis.
Sequitar deinde articulus de gratia et de remissione
peccatorum, videlicet consequi homines remissionem pecca-
torum, gratiam et Spiritum sanctum, seu reconciliari, repu-
tari justos et fieri haeredes vitae aeternae, non propter me-
rita proprieram operam, sed propter mediatorem Christum,
fide in ipsum,
Hic articahız Dei beneficio in ecclesiis nostris copiose
declaratus est. Nec vero dubium est, oportere in ecclesia
universa exstare et proponi hunc articulum, sicut apud nos
docetur et declaratur. Nam haec una est de remissione pec-
catorum et recomciliatione vera, aeterne et immota Dei sen-
tentia, ut Act. 10, scribitur: Huic omnes propketae testimo-
nium perhibent, wemissionem peccalorum accipere per nomen
ejus ommes, qui eredund in eum,
Ac nisi hujus articmli doctrina servetur pura ac sincera,
magni et ethnici errores sequuntar, corda hominum manent
in, assidua dubitatione, velut apud ethnicos, nec firmam con-
solationem habent, sed fugiunt Deum, nec recte invocant;
pnestea mirari disciplinam et suam justitiam incipiunt, hanc
amplificant, et fingunt, eam placare iram Dei, et mereri re-
missionem peccatorum, et quia tamen manent in dubitatione,
cumulant modos disciplinae , excogitant vota monachatus et
multos ritus. His opinionibus et hac hypocrisi magis magis-
que obscuratur doctrina de beneficiis Christi, et de fide
‚statuente gratis donari remissionem peccatorum, et in cor-
dibus incheante pacem et vitam seternam, de qua diciter:
Justus fide sun vivet.
Denique hic artienlus, ut in nostris seclesiis docetur et
intelligitur, est praecipua vox Bvangelii, quam mutare non
licet ulfi creaturae in coelo-aut in terra; sed est Dei aeter-
nam, immotunr et immetalbile decretum, gei immense mise-
ricardis per. filum hoe modo peceatum abolere vult et nobis
' restituere vitam aeternam, agnitione et ide fi kujus me-
diatoris,
Deinde sequitur et dectrina de benis operibus: quoxd,
cum fide in Christum accipitar remissio peccatorums, simul
mittit Deus Spiriteum senctum: in corda credentiuns, et ac-
cendit in eis novam lucem et vitam, timorem Dei, ditectia-
nem, bonum propositum juxta omnia praecepta Dei; Et
severe mandat Deus, ut im bonis operibus viramus, et be-
nam conscientiam habeamus, ac donatam reconciliationem
‚ et grätiam retineamaus, et non effundamas.
lione ecalesiae Dei, prophetarem, apostolorum. et seriptorum. |; E ,
Cumque vers doctrina de benis operibes in: toto erbe
: terrarum horribiliter oemtamisata. et deprewata sit, et adhue:
in multis regienibas intpure et corrupte tradatur, valde po-
stulat ecclesine universae:neeessitas, ut vera dectsinz con-
oorditer et de hot loco tradatur, videlicet quae opera Deus
postulet, quomodo nestra abedientie placeat Des, eum ta-
men in hac vita in tanta nostra inkrmitate adhec mansant.
peccate in omnibus hominibus; #em de diserimine pocen-
: train,
De his tantis rebus recte et fideliter illustrata: es4 dectri-.
nu in ecelesiis mostris;, quam quidem.nom jadıdamua sehola-
' stioas argutias esse et otiosas carillationes verboram, ut
multi homines profasi loquuntur, Quane nos mutare non.
23548. LEKEIK. Mefunmailio TYiiebargannin
possumus. Si quis autem putat esse kudos scholastieos ac
vera mutari et fales ornata fucis recipi posse, hic sciat,
etiam si nanc seckrus non metuit jadicium Dei, tamen tam-
‚ dem smas poenas 1sstificatunas esse, Evangelium non esse
fabelosum..
Ex bis articnlis ai sequanter, qui de legitime et enkıtari
usu sacramentorum lequaatıır.
De baptismo,
Constanter et severe retinendns et defendendus est
bapkısmus infantium. Et ad excitandam in cireumstante
coetu invocationem Domini utile esset in singulis Jecis
lingma intellecta populo prosanchari preoes, fidei proßessio-
nem et verba baptismi. Nec opus est aut plures aut longio-
zes ceremonias addi, quam' nunc in usa. sunt,
Confrmatie,
Valde.nocesse esset in omnikusecelesiis, tradi vertie die-
bus eatschismunm, ut pueri adsuefiant ad verbum et nativum
intellectam omnium articulorum et partium deotrisae Chri-
stianae. ‚Ad hanc eonsuetudinem sanciendam prodesset ritus
confirmationis, cum widelicet exacta puenitia jam firmior
aetas seu adoleseentia acoederet, palam im ecclesia audienda
esset integra doctriase oonfessio ; et cum interrogatus pro-
mitteret constentiam in’ hac ipsa sententia recitata „ein
hujus eeclesiae suge confessione, maanus pastoris ei impo-
nendae essent, et publica precatione petenda mestis et cor-
dis in hoe confitente confirmatio et gubernatie.
Haec ceremonia non esset inane spectaculum, ut nunt
est'episcoporum ritus, sed profutura esset ed retinendam
doctrinae puritatem et propagationem sententiae ecclesia-
stiene, ad concordiam et al disciplinam.
Ordinatie,.
Etsi ‚posten de ordisstione rarsus: dieendum est im ea
parte, in qua de serwvando ministerso Evangelii dicetur,
tamen hic mecessariam admenitionem: breriter inserendam
esse duximus. Magne res est et necessaria eeclesiae cura
recte exereendae ordinationis. Etsi enim Deus propriä sua
potentie et gubernatione ministerinm evangelicuna servat et
exeitat ipee pustores et doctores, et facit idoneos, ut Eph. 4.
seriptam est: tamen et tota ecolesia et maxime praecipna
membra ecclesme etiam’suum stadium-et operam ad hanc
rem: conferre debent, ‚ut praeparentur multi ad munss.dor
eend’, et ut instituti ae certin locis a dectis examimatoribus
ezplorati admitteutur ad ministerihm, sut rejiciantur. .
Hic labor mandatus fuit olim episcopis. Sed plurimi din
jam magıam imevitiam.gxereent ia’ reete docemtes , et non
solam dieepeses 'suns non turant, sed ne suarum quidem
ditionum ’ socheikis pastores prachchemt, et paene ethmieas
vastitates efüciunt.' Ideo necesse est, delibereni , quomode
universe eoclesine congulemdum sit.
Et ei epistopis auetoritas ordinatiemis teibuende est,
keciuse ost, ri suam saentem de doctrime deeiarent.
si erwat et munebunt Evangelii hestes, sec. volent wilos ad
ordinstionem admißtere sine obligatione'ad impiam dootri-
nam et ad debendem veritetem ::noi poterit ab eis-orılinutip
Nam
.
peti. Sed:si veram decirinam ampleeli et tacri wellent et
idoneis hominibus examen commendare, preecleze mertri
de ecclesia possent. Plurimum enim refert ordinationem
recte instaurari.
Et si gubernatores vere. considerarent ingentia beneficia
Dei, quae per ministerium evangelicum dantur, quod vide-
licet. Deus hac vore et non aliter sibi colligit aeternam ec-
elesiam „et nobis miseris hominibus mandavit vocare homi-
nes, qui didicerunt doctrinam Christi, per quorum functionem
in docendo et administratione sacramentorum vere est effi-
cax, et facit nos haeredes vitae aeternae: majore diligentia
curarent, ut ordinatio rectius administraretur, et non pateret
hic sanctiasimus gradus hominibns prorsus ignaris Evange-
lü, aut hostibus, aut Epicuraeis. Populus etiam de ministerii
evangelici dignitate, et de ordinatione docendus est, ut hoc
ingens benefictum Dei intelligere discat, quod Deus certo
per hos vocatos et hant fundtionem’ eflicar est, et ipsum
ministerium magis umet, et majore cura servare studeat,
sicut singuli suo loco debent ornare et'tueri hoc minfsteritim
recte docenfium, sicut saepe scriptum est, et Christus in
quit: Qui vos spernil, me spernit.
Noti sunt autem manifesti abasus, quibus ordinatio aul-
tis jam seculis polluitur. Valet persnasio, sacerdotes ordinari
propter sacrifiüäum, non docendi Evangelii cansa. Et 'haet
opinio auxit numerum 'säcrificulorum , qufa putant homines,
cumulare haec sacrificia praecipuum Dei cultum esse. Quare
#; qui. ordinationi prasfaerunt, adıniserant indootos sine
disorimine, eum soli illi fuissent admittendi, qui mediocriter
docere populum de vera dootrina possent,
Jam si’ camcordis coustituenda est, et episeopis ommen-
danıda ordinatiomis auctorifas, mecesse est, prius doctrisse
consensum.esse, ut dietum est. Deinde et mandata orgine-
tionis dentur de docendo Evangelio et administrätione sar
cramentorum, nem de aliis operibus, ut sacrifloemt pro vivis
et mortuis. -Nec onerandae erent conscientiae impia lege
coelibatus, quae omnibus temporibug cause fuit multorum
tristissimornm sceleram et perpetni esitii multis beminibns,
Et in’universo ordine aacerdotum lex illa peperit ethnicam
obscoenitatem et profanitatem, quoranı peccatorum contagio
se polluant emnes, gu hanc legem de ooelibatu defendunt
et stabiliunt,
Be Panniteniia et sanfessione,
Manifestissimum est, doctrinam monachorum de poeni-
tentia adeo fuisse ebscuran et plenam perplexitatia, laby-
rinthorum et erroram, ut non solum a populo, sed ne ah
' ipsis quidem seriptoribue integre percepta sit. Propesuerust
contritionem sine vera'agnitione peecatorum et iras Dei, et
‚ sine veris terroribus. Et hanc fiazerunt mereri remissionem
peecatörom, si sit suffioiens , sed meminem scire quandeo sit
' sufficiens.
Peraigiosus et hic error fait, quod gravin- interiora pec-
eata removerumt ex conspechu, et negarunt esse peocate, ut
dukitationes , sezuritntem,, diffidentiam et alias pravas ineli-
nationes. Econtra vero pueriliter finzerant peccata ex tradi.
tionibus humanis.
Deinle de ermmerstione,, ‚de satisfactionibus et in-
dulgents, erreses eosum pene manibus pelpari posmunß;
il *
:84 atas.
Postremo silentiam prorsus est apud eos de fide seu ſidu-
era in Christam, accipiente remissionem peccatorum, immo
jubent dubitare.
Propter has errores re ipsa doctrina eorum de poeni-
tentia ethnica quaedam sapientia est, quae conscientias re-
linquit in dubitatione de remissione Deccatorum , aut docet
acquiescere ın satisfactionibus, sicut Alcoranus tradit cano-
nes, qui gradus delictorum quibus operibus compensandi sint.
Constat autem, doctrinam de vera poenitentia, de agni-
tione peccatorum et irae Dei, de vera «ontritione et veris
terroribus, qui existunt in mente agnoscente peccata, de
fide in Christum accipiente remissionem, et de nova obe-
dientia et vera emendatione vitae et morum, praecipuum
esse caput doctrinae Christianae, quod maxime opus est
sincere et incorrupte tradi.
Ac intelligunt omnes pii, se vero pectore Deo gratias
agere debere pro immenso beneficio, quod rursus accendit
lacem hujus doctrinae, depulsa caligine et rejectis erroribus,
ut sciant jam pii vera peccatorum diserimina, et ubi vera
consolatio petenda sit, ac norunt, hog esse praecipuos cultus
Dei, expavescere conspectu nostrae infirmitatis et irae Dei,
et tamen confugere ad mediatorem Christum, et statuere,
propter ipsum donatam esse remissionem peccatorum, et
hac fide in Christo acquiescere, sicut scriptum est: Justi-
Acati fide pacem habemus.
Hanc Incem doctrinae si quis non magni facit, procal
abest a Christi agnitione, et habet animum occupatum pro-
fanis aut philosophicis imaginationibus.
Cam autem omnes prudentes sciant, hanc ipsum arti-
culum in nostris ecclesiis fideliter et pure proponi et expli-
cari, et necessitas universae ecclesiae postulet, ut puritas
hojus articuli optima fide conservetur, nec possumus, nec
volumus admittere corruptelas hujus articali.
Quamquam autem artifices quidam, qni novis facis pin-
gunt et excusant veteres abusus, quaerunt nostrae explica-
tionis cavillationes; tamen omnes prudentes norunt omnium
partinm, doctrinam in hoc articulo apud nos veram, incor-
ruptam, piam et salutarem esse.
Confessionem vero et ipsi in usu pio retinere studemus,
ut in ea’ populas erudiatur et fides rudium exploretur 5 et
mentes perterrefactae consolationemi audiant ac maneat in-
tellectus Evangelii et testimonium publieum, quod Evange-
lium vere annunciet remissionem peccatoram multis publice,
et privatim singulis petentibus et credentibus. Et si saluta-
ris reformatio institueretar, praecipue opus esset, hunc to-
tam articnlum de poenitentia et doctrnam de confessione,
de privata absohrtione et de fide ita proponi, tum in cate-
chismis, tum alias in concionibus doceri et conseryari, sieut
a nobis saepe, vere et copiose explicatus est. '-
De excommunicatione vero et de poena sequente ex-
communicationem infra in capite de judiciis ecclesiasticis di-
cetar. Nunc enim de pio usu sacramentorum adhac dicimus,.
De osoens Domini,
Postquam Deus initio per Adam, et deinde per Abel
isstituit ceremonias, statim Cain et ejus imitatores hypocri-
EXXXTX. Nefeimatie Wwiiistergendis.
tae depraverunt ens, et varias corroptelas adfinxerunt. Ita
in populo Israel ceremonias a Deo ordinatas transtalerunt
hypocritae ad abusus, et novae excogitatae sunt, at cultus
Baal et excelsbrum. Nec ratio humana judicat, esse peccatz,
ceremonias a Deo institutas transferre ad alios usus praeter
institutionem, aut excogitare novos cultus. Immo sentit, hos
ritas eximia opera esse, grata Deo, iram ejus placaatia, ut
cum Israelitae in omnibus montibus exstruerent sacella, existi-
mabant, se augere bopa opera et salutaria exercitia et prae-
cipuos cultus Dei, sicut apud ethnicos sapientissimos in
Graecia omnes vici in urbibus, omnes viae in campis pleune
erant sacellorum.
Haec tristia peccata et hanc deerrationem a vera invo-
catione intelligent homines in postremo judicio et post hanc
vitam. Nunc vero firmissime tenenda regula erat: Non dis-
cedendum esse a verbo Dei et ab institutione divina, nec
coenam Domini vertendam esse in alia opera, ‚quam ut a
Christo institata est, et sicut de observatione prima testatar
usus apostolorum et primae ac purioris ecclesine , videlicet,
ut populas conveniat.
Vult enim Deus publicos et honestos esse congressus
ecelesiae, ut vox Evangelii sit publica et palam audiatur co-
ram omnibus creafuris, et ut filius Dei palam innotescat;
celebretur et invocetur, ut multae sententiae docent: In
conveniendo populos et reges in unum, ut serviant Domino.
In hoc congressu publico ad docendos homines et ad
excitandam invocationem, lectienes aliquae ex divinis libris
recitandae aut canendae sunt, qui mos semper in ecclesia
Dei fuit,
Est et concio addenda, sicut Christus praecepit , in ritu
coenae Dominicae dici de sua passione, resurrectione et
aeternis beneficiis, quae Deus propter filium eoclesiae tri-
buit: Quotiescunque hoc facietis, mortem Domini annunciate.
Suntque in eo congressu homines hortandi, ut conjungant
invocationem, sicnt Christus singularem promissiodem addi-
dit precationi communi'ecclesiae. Urget enim nos, ut illos
publicos coetus et congressus veneremur, juvemus, taecamur,
et accedamus, ac afficiamur cura communis salutis.
Ideo ibi precatio facienda est pro ecclesiastica et politica
gubernatione, de pace, et de frugibus et singuli pericnla
animae et corporis ibi Deo commendent. Hic et coeua Do-
mini administretur, ita ut presbyter post precationes magna
reverentia et pia attentione recitet verba Christi, intelligens
quid agat, ac deinde distribuat corpus et sauguinem Domini
'manducantibus, sibi et aliis admissis ad communionem, et
prius exploretis ac absolutis, nec perseverantibus in mani-
festa turpitudine.
Quos et ipsos intelligere oportet ’ quale sit hoc magnum
munus divisum , videlicet quod hic sumantur corpus et aam-
guis Christi, et usa eucharistine fides exsitetur et confirme-
tur. Cum enim Christus hac sua institutione exhibeat nobis
suum corpus et suum sanguinem, ädjungit nos sibi tanguam
membra, remittit nobis peocata nostra propter susın mortem,
non propter hanc nostram obedientiam, vult nos. exaudire et
guberhare, et facit nos haeredes vitat nefernae. Simul au-
tem et gratiae agantur Christo ia usu hujus sacramenti, pro
ipsias passione, resurrectione ot ommibus beneßtäis.
" 65, XEX. eßsnmuille Wiliebergensis,
Tertio agnoscamus, in hoc foedere etinm- omnes am-
pleetentes Evangelium unius Christi membra esse. Quare
dilectionem erga omnes illos propter Christum veris officiie
praestemus,
Haec est vetus et pura forma coenae Domini, -commu-
nionis et missae, sicut a Christo instituta et ab apostolis et
proximis apostolorum temporibus servata est. Hunc ipsum
: morem Magna reverentia retinemus et tuemur in ecclesiis
nostris,
Valde etism postulat ecelesiae necessitas, ut omnes
Christiani, ac praecipue gubernatores, hanc a Christo inati-
tatam communionem, et coenae dominicae celebrationem
adjuvent et considerent horrendos abusus, qui contra insti-
totionem, errore recepti late vagantur.
Primum manifestum est et negari non potest,, maximam
partem sacrificulorum in Europa propter ventrem et petere
sacerdotii honorem, et missas celebrare, qui ne curant qui-
dem ullam doctrinam, nec intelligunt quid agant et ad quid
hoc opus institulum sit, et ceremoniam imitantur, sicut pueri,
multi etiam polluti sunt manifestis peccatis, in quibus per-
severant.
Tales graviter peccant et:nomen Dei polluunt contra se-
candum praeceptum et contra hoc dictum Pauli ad Corin-
thios: ‚Qui manducat indigne panem hunc aut bibit poculum
Domini indigne, reus erit corporis et sanguinis Domini.
Item: Quimanducat et bibit indigne, judicium sibi manducat
et bibit. Haec peccata merentur aeternas poenas et in hac
vita causa sunt magnarum calamitatum publicarum, bellorum
et vastitatum. Ac ad officcam omnium gubernatorum in ec-
clesis, episcoporum et prigeipum pertinet , hanc manifestam
profanitatem sacramenti, quantum fieri potest, prohibere.
Haec est manifestissima veritas.
Secundo , missa hoe falso praeconio ornatur, et ex hac
persuasione missae privatae cumalatae sunt, videlicet quod
secrificulus oflerat Filium Dei, et hoc sacrificio mereatur
vivis remissionem peecatorum et mortuis liberationem ex
purgatorio, ex opere operato, etiam sine bono motu utentis.
Manifestum est autem, coenam Domini non iustitutam pro
mortuis esse, quia textus aperte praecipit recordationem
mortis Christi, quod ad mortuos accommodari non potest.
Certum et hoc.est, viventes non accipere remissionem pec-
eatorum vel propter opus sacrificali, vel propter alind quod-
cunque opus humannm, sed tantum propter Christam propria
fide, juxta salutarem doctrinam de fide, ut scriptum est: Ju-
stus ide sus vivet.
Est autem pnblica persuasio mazimae partis hominum,
missam mereri facienti et aliis remissionem peccatorum et
vitam aeternam.
Et haeret haec in mentibus praecipuorum adeo, ut pu-
tent, si sint assidui spectateres missae, se habituros-gratiam
Dei, successus et magnam felicitatem, etiam cum perseverant
in aliis manifestis. sceleribuz. ' |
Kt coneurrunt multae causse, propter quas potentes: val-
de dimsicant de tuendis.missae abusibus, quarum prima est:
Molti potentes et sapientes gubernalores dieunt, omnes mu-
tatiomes vitandas esse, praecipae autem hanc, quie missa
85
D 4
Hi dicant, populum fore profanum, mon venturum in
templa, non veneraturum ullas ceremonias, si usitata con-
suetudo legendi missas mutaretar. Deinde multum valent
hae causae: consuetudo, lucra, excellentia ordinis sacrificu-
lorum. Ideo satis scimus, reformationem communionis et
missae valde difhicilem esse,
. Cum autem errores, de quibus dictum est, et abusus
adeo crassi et. manifesti sint, valde necesse est, tantas pro-
fanationes sacramenti non dissimulari. Et hoc consilium
solum tutum est, ut prima et vetus consuetudo communionia
et .missae rursus instauretur et omittantur venales et pri-
vatae ınissae. Sed diebus Dominicis et in aliis feriis et aliis
diebus, cum petent aligui communionem, honeste celebretur
communio, in qua presbyter aliquibus exploratis et absolutis,
ut dictum est, distribuat corpus et sanguinem Domini.
Praeterea et de hac re dici necesse est: Cum. jam po-
pulas certo sciat, coenam a Christo sic institutam esse, ut
detur et sumatur integrum sacramentum, non tantum & s8-
cerdotibus, sed etiam a populo, multi sunt, quorum con-
scientine valde anguntur propter usum unius partis.
Excruciantar enim dubitatione, et se facere contra Chri-
sti mandafaın judicant, eaque de re scimus gravissimas esse
querelas piorum in multis regionibus, ac nominatim in Ba-
varia, Austria, Juliacensi Ducatu, Brabantia, et Hollandia.
Haec dubitatio impedit veram invocationem, et deterret ho-
mines ab usu sacramenti, et utentibus affert angustias animi,
quae pariunt desperationes, ut in multis ostendit eventus.
‘ Hoc onus conscientiarum auferre hi, qui praesunt im ec-
elesia, episcopi et principes debent. Quare valde necesse
est, restitui usum veterem integri sacramenti.
Tales sunt angustiae conscientiae etiam in sacerdotibus
multarum regionum : Multi sciunt, se peccare, quod propter
consuetudinem aut asperitatem dominorum coacti priyatas
et funebres missas legunt, et tamen adversari dominis, qui
nolunt omitti hos ritus, non audent. His conscientiis mederi
oportuit episcopos et principes, juxta hanc piam regulam
et ecclesiae necessariam, quae docet: Nullam ordinationem
humanam in ecclesia retinendam aut stabiliendam esse, quae
polluens conscientiam impedit invocationem Dei aut obser-
vationem alicujus mandati divini, sicut Paulus inquit, datam
esse potestatem ad aedificationem, non ad destructionem. Et
Matth. 15. Christus Pharisaeos objurgat, quod humana tra-
ditio comprobabat opera pugvantia cum mandato divino.
O Jesu Christe, fili Dei vivi, qui sedes ad dezxtram
aeterni .patris, te oro, ut serves tibi ecclesiam, et des ei
dona tua; flecte animos summorum gubernatorum, ut cura
harum masimarum rerum afficiantur, ut cultus idolorum et
profanationes divini nominis ac sacramenti emendentur, et
pii, luctantes cum dubitatione, liberati vera consolatione
erigantar , et vera Dei agnitio et invocatio, veri cultus Dei,
.et vera ac salutaria officia pietatis instaurentur.
Nec tanta est obscuritas aut subtilitas harum controver-
.siaram , ut a mediocriter doctis, timentibus Deum et aman-
‚tibus veritatem, non possint dijudicari. Immo perspicua est
veritas , et facilis intellecta iis, qui non privatos.aflectus,
odia, superbiam, avaritiam, studium calumniandi, sed timo-
rem Dei et studium cognoscendae veritatis ad eas adferunt.
Praeterea imee. meridiaus elarius est, pacviktam, Quae
exercetur propter usum integri sacramenti, sicut eam, quae
propter reliquos veros artieulos exercetur, imgena peccatum
esse et irritare iram Dei, et causam esse magnarum publi-
caram calassitatum, ut Christus Matth. 23. dieit, ‚super he-
stes veritatis, qui saevitiam exergent, venturum esse sangui-
nem omnium sanctorum, qui interfeeti sunt inde ab Abel
usque ad Zachariam.
Itaque gubernatores, qui Denm timent ac fugere socie+
tatem injustae saevitiae capiunt, nec volumt stabilire errores
et profanationem divini sominis, hi certe debent piam.re-
formationem in his articulis et allis adjuvare, ae aomsnalim,
ut eoclesiae reche de sacremente cosporis et sanguinis Chri-
sti eradiantar, quid ibi exhibeatur, et ad quem fructam haec
sumtio institata sit, et quemodo prosit, ul in usu coenae
Demini luceat verus intellectus sacramenti et fides, et adsit
reverentia, quae decet in scclesia, ne sacramentum objiciat
porcis, at, pre dolor, tristissima exampla .conspicienter in
toto orbe tesraram, in illa ingenti-multitudiae indodierum
et impiorum secrificulorum et mwonachorum, ‘qui tantem
vertris <ausa legunt missas. Item apud Anakaptistas et
alios, qui de sacramentis prefanas opiniones habent et di-
cant ibi tantum panem et vinum exhiberi, et sacramenta
tantem esse signa professionis corası hominibas et foederis
inter homines, nec esse teslimonia profnissionum et gratiae
Dei erga nos, atque ita delen doctrinem. de exereitio fidei
erga Deum in usa sacramentorum.
Constat etiam ex historiss ecclesine veteris, circiter tre-
centos annos post apastolos nondum fuisse censuetudinem
celebrandi privatas missas ; sed postea ex inscitia et saper-
stitione paulatim receptae sunt, deinde sine modo cumulavit
Gas avaritia,
Prodesset etiam , si Deus daret concordiam, ut simul
mediocris similitado in ceremoniis addifis coenae Demini et
missae ordinaretur, widelicet ut praeoederent confesaia et
absakrtio eorum, qui ad communionem accesswri essent, ac
presbyteri honeste ad aram starent, et omitterentor indecori
ritus in templo, velut ad mensam adsıdentium.
De invecatione sanetorum, qul ex hac vita excesserunt,
Addemus hic et artieulum de invocatione sanctorum, qui
ex hac vita exoesserunt. Mansfestum est enim, mandum
plenum esse idolerum culta in hae mvocatione. Exprease
soriptum est Deuteron. 6. et Matth. 4. Dominum Deum buum,
i. e. qui se tibi per verbum suam et certa testimonia pate-
fecit, .adenabis ot illi sch serwies.
Solet autem magna meltitado.hominum confegere ad aan-
ctes, quasi dent bona corporis aut animae. Hic exror ma-
nifeste est idolorum cultus.
Aliqui autem quaerunt ezousationes et varüs coloribus
hunc ritum pingant et ornant. Non inzosenter , inquiunt,
sancti, ut conditores aut effecteres dlosornm illorum, sed ut
intercessores. Hic fuous hac perepioua responsione refukater.
In ecclesia sen in :populo Dei mulla ieracatis docemda,
instituenda aut stabiliemgla. est, aune in: vonbo Dei nec prae-
coptum ullam, noc'exemplem hahet,
‚Manifestum est -aukem, ia acııakis prophatieis et apoata-.
1565. KEKENE.. Malsumalio Wikkeluzgemalss
las prersus anllum aut ezeraplam hujas inve-
estionis eztare. Kt Rom. 14. dicitur: Quicquid non eis er
fide, peecatum. est.
- Cum igitur nullam extet verbum Dei de hac invecatione,
fit kalis. invocatio cum dubitatiene, an. hie aos Deo. piaceat.
Quare neguagnam stsbilienda est.
. Prastera solins omnipotentis natarae est, motns eordium
ot mrochtionem ae gemitus in cordibus ommiem hominum
audire et judicare. Invocans autem sanctos, qui ex hac vita
exeessermmt., tribuit ‘eis hanc honorem et hanc potentiam,
quod oernant motus eordium ubique. Id re ipsa est eis tri-
buere omnipotentiam,. Kst autem ideloram eultus trönert
aliis praeter Deum omnipotentiam.
Omnes igitur gubernatores, episcopi; pastores et prin-
cipes hunc errorem et abusum abolere debent. oo.
Quae autem pertinacia est, stabilire hanc invocationem,
cum in conspectu sint abusus Gnti, qui manifesti sun eultug
idolorum, et nemo ignoret‘, nullum praeceptum aut exemr
plum exdare in scriptis propheticis aut apostolicis, quod do-
ceat hanc invocationem Deo placere ?
Nec vera sequitur hiug, nt nobis injugte objicitar , nos
non diligere, non venerari, non honore aflioere,aauctos ; ilam
aboleri a nobis festos dies, quorum praecipug fuerit celer
britas. Ad haec respondemus: Deo 3eterno Patri, et Filio
ejus Jesu Christo et Spiritui sancto tanquam essentiae omni-
potenti tribuenda est invocatio. Sed sanctis alii honores
competunt, ac potest eruditus et pius concionatar .ex eprum
historiis populo multa recitare, quae de maximjs rebus eru-
diunt mentes et confirmant fidem., ur
Primum, quod in ipsorum kistorin extent testimonia ilr
lustria de summo Dei beneficio, quod videlieet Deus se
generi humane patefacit, quod ipsis videlicet propkefis et
apostolia tradiderit suum Eiraagelium, et addiderit certa te-
stimonia, et per hoa collegerit eibi ecelesiam. Hase aumma
benefigia Dei considerare et celehrare.oportebat et pro eis
gratias agere, quoties sanctoram historise recitantur aut
cogitantur. Sexundo. Tota gubernatia eeclemiae in historüs
sanctoram mente repulanda est, et Deo gratise agendas,
quod swbinde restituit vocem. evangelii. et alios atque altes
vocat et confirsent. Tortio. Insignia exempla gratine Dei in
eis conspieiuntur; -sieut Deus remisit peecata Aaroni, Da»
vidi, Petro, Paulo et.omnibus alis, ja certo valt et nobis
omnibus peccata remittere fide petentibus. Quarto. Sieut
sanctos suos castigavit et cruci subjecit, et tamen sustentavit
sua <onaolatione, at varaus mirandis liberatienibus draavit,
ita diacamas, nos quoque gubernamdns esse, obediamns in
cruce ac petamus et expectemus auxilium .et liberatiomnem,
siout scripfum eat: Subdilus esto. Dao,.et era zum. Quinto.
Landandi sunt at ipei annelä, quod diligentiam adkibuermmt;
‚ne effunderent Dei dona, sed. motes.suos reete gabernarast,
studiose didicerunt doctrinam .cselestem , exercite: studie»
rum, melitakonem es precaßianum babserust, quas adrum
rirtukes. aobis imitasdas propomamus. De his loeis Cdioes-
dum erit, quaties de senaterum henorikus geaeritur, qnoresı
loparuss considereito: gignik im; amiıpis veram.dileckionem, ?e+
verentiam erga sanctos, tum in coelis viventes, tum achis+
15825. LIEZEN Muußenäufile WWiltthergensis 87
cam tcdhue in hae vita. slegentes, oeonpaten guberaatione ec-
desiae et veipublieae.
Quod pulobrins spectaculum potest ‚case homisi sum05
quam mente oontemplari 4ales vires, qemles fuerunt Joseph,
David et alii? Prisum emim Deus in ilerum consideratione
agmoseitur, qui se per ülos.cerlis.testimoniis patefecit, De-
inde in horum robus güstis diacimus, quomodo Deus colligas
sibi exelesiam et quomedo cam gubermet. Tertio javat ipso-
rum excellentes virtutes eontueri et admirari, Haec conside-
ratio absentiuma movet awimos ad quaerenda exempla inter
viventes, qui in aimili gnbermatione et vocatione versantut,
et cellatie aoeendit bemerolentiam et reverentiam erga cos.
‚De conjugie,
Hoc loeo et de sonjngio dicemes, quis usitatom ost, ſierĩ
mentionem ejus ister. saeramenta. Nec dissensio est ulla,
quid sit cobjugiam: sicut. ei manıfestem est, de his trikus
vitae gradilius, desconjugie, de dignitate. ordinis ecclesia-
stici „ et de digmilatd.politicae gubernationie, in eceolesiis
nestris. singuları Dei beneficio doctrinam praeclare illustrax
tam et repurgatam esse, quae antea im traditiopibus penti-
feum et deliramentis ‚monachorem valde obscurata et .con-
taminata fuerat, .
Sed hac de re sanc e<onteoversia est: quibas personis
concedendım sit sonjugium, sitne eoncedendum presbyteris
et illis personis, quae fueraat obligatae votis monasticis 9
Hic dieimus, necessariam partem esse reformationis , tollere
impia vincnla, quae prohibent comugium. Concedendum est
conjagium presbyteris et personis, quae fuerunt obligatae
votis monaskicie, et abolenda est prohibitio conjagii, qırae et |
causa fuit ingentium peccatorum, et inaumerabiles animas
in episuraeos furores, in: desperationem et aetersam exitiumm
isspulit, sscut Paulus haue prohibitionem vocat. doctrisam
daemoniorum. Sant in conspecte flagitia et damma ab illa
probibitione orte: totas laxus sacerdotum, vagae Hbidines,
axteraum exitium animarum, poenae publicae, -quae libidines
comitanter, quorum: malorum emmes rei sımt, gai initio
auetores legum ‚de cselibatu et comprobatores faerant, et
DuURe rei num praesentiun et futurorum. pevcatorum, qui eas
leges jam tzenter.
Arc predeste erinte spectaeulum est, guod haee impia lex
defemditur parzieidiis pierum et beme meritorum sacerdotum,
zieuß nominari possunt multi homesti, pti et doeti sacerdotes,
qui puvpter .conjagiem,.mon.propter alias eausus interfeeti
sunt, Ostendit antem et haec ipsa saevitia, auctorem legis
de coelibatu diabolum esse, qui, cum sit komicida, munit |
‚ in qua parte et de personis ac episcopis diceter,
et desendit injastam legem tanta erudelitate.
- Germania habet jam ausplims quam decem millia saoer-
plares libeses. In hos.taute mumero multi sunt, ‘qui Deam
reste invocamt, reete serviunt’in ministerio, sunt elechi ad
actesnam salutem, et mansur) sant in arternum 'membra
Cäristi. In tales. autom. sueritiam erercere, aut ara strin-
gere, korremdum peooatum esset, Deinde et publica ecclesias
necessitus consideranda est, Nisi enim abrogatur lex, de-
erunt ocnlesiis pasfores et concionateres; quia nuno komines
kenesti, timentes Deum et abkossentes a Hbidinibus hanc
pam ob eausam eoxiesiasticos gradus petere nolunt, qui
consciemtias suas hoc vinenlo et his peccatis, quae legem
' de ovelibatu sequentur, onerare nolant, sicat comstat, ali-
que» nobilissimos principes, comites et multos natos im fa-
miliis eguestribus honestissimis reliquisse 'ampla sacerdotia
eollegiorum summorum, impurum coelibatum fagientes. Et
fiunt similia a multis'praestantibus ingenüis in plebe, quae
magro usw et ernamento eodesiae ezse poterhnt. Postreme
valde dölendum est, summos gubernatores malle habere
magna agmina coelibum sacerdotum, levium, indocterum,
pollutorum variis libidinibus , quam encerdotes maritos, ho-
| westos, Deum timentes, castos , boma conscientia Deum in-
vocantes, eruditos.
Quae vero praeteren necesseria sunt ad retinchdam
conjugii honestätem commendentur judiviis ecolesiasticie,
ubi iHa-recte eonstituta sunt, et recte constituentar.
Huctenus dictum est de doctrina ecriemise et de sacre-
menfis, quas res prumum et praccipue in ecolesiae guber-
natione constitatas esse, propagari, et conservari oportet.
Comsque nulli:ereaturse, nullis angels aeternum et iminu-
tabile decretum voluntatis divinae, quam in Evangelio pate-
feck, ze in doctrme et in sweramentis proposuit, motare
heeat: servenms id nos quoque immotum et incorruptuit,
nec *x humane sapientin aliquid comtra Evangelium, Aut in-
certa praeter Evangelmm statuamus.
Diebolus primus auctor tentationis in paradiso ita de-
cepit primos parentes, postea horribiles furores accendit in
ethnitis, decepit Israälitas et populum ecchesiae post Apo-
stolos, ut,. cum'e cosspettu amovisset eis verbum Dei, et
offudisset allas speculationes, zecuti.aint varii errores. Ita
sapientissimi etlmicorum, Aegyptil, Chaldaei, Syriaci, Gräsci,
Bomani, audaster fiaxerunt idola et cnitus accommodatos ad
aua imperia, et hos volserumt suoram imperiorum hervos
esse. j
' Bic wen Iudet oodesia Dei , Don ‚ atlemperet dottriaem
et cultam ad commoditatem imperiorum , sed. retineat puri-
tatem verbi‘Dei, et unam consentientem et perpetuam doc-
trinam, 'traditam 'per prophetas et apostolos, sieut Galat. L.
scriptum est; Si angelus de evelo aliud Evangelium docebil,
praeter id quod docui, anatkema sit. Omnibus hominibus
mandatum est, nt hanc veram doctrinam unicam de Deo et
aeternam discant, confiteautar et tueantur, sieut aeternus
Pater clamat de Filio: Hunc audite. Item Matth. 10, Qui
me confitebitur coram hominibus, cunfitebor et ego eum coram
patre meo codlesti,
Nunc sequiter tertia pers operis de ministerio Evangeli,
dotum maritorum, qua habent tot honesias conjagez, et multo De ministerie evangelica et rogimine episcopermm.,
Sicat viri politiei anteceilentes sapienfie comstituerunt
‚ regna, gradibus personarum , modo electionis, et nervo or-
dinariae successionis, praehnitione certorem locoram et col-
legiorum , legibus, jedichs: , executione, praesidäs, opibus,
defensione , et alii in constitaendo felioes fuerunt, se dura-
biles politias eonstituerent, ut Cyrus, Augustas, alii fuerunt
infelices, mec relinere statum, cujus fuerent aactores, potue-
runt, ut Pisistratus, Cleomenes et alii (nam etiam in his re-
88 . A865. KENEEK.. Meiermaile Wiitebergemeis,
bus opas est Dei auxilio et gabernatione): ita multe magis
in ecclesia magna cura et studio multi sapientes conati sunt
eam ad imitationem regni constituere , ordinarımt gradus
. personarum , electionem , successionem ordinariam , dioece-
ses, opes, praesidia. Sed in hac ipsa ordinatione eventus
fuerunt dissimillimi. Nam postquani hic status diligenter or-
dinatus et munitus est, saepe episcopi et gubernatores ipst
everterunt ecclesias, sicnt palam cernitur , "episcopos et eo-
rum aulas multis saeculis prorsus neglexisse stadie doctrinae
coelestis et vocationem suam. Ä
In veteri 'Testamento Deus quoque dioecesin alligatam
personis, loco, ordinariae successioni instjteit, quae duravit
annos amplins mille. Et tamen haec ipsa dioecesis multos
habuit impios pontifices et hostes verae doctrinae, ut Mene-
laum, Jasonem, Alcinium, et alios innumerabiles.
Ante Aaronem ecclesia Dei diutius duobus millibus an-
noram fuit, etiamsi non erat talis dioecesis, alligata loco et
personis, et ordinariae successioni. Et postea in politia Ju-
daica saepe prophetae et doctores a Deo excitati sunt, quos
audire necesse erat, etiamsi damnabantur ab impiis ponti-
ficibus.
Necesse est igitur, discernere ab illa politia episcoporum
alligata locis, personis, successioni ordinariae, imperiis, le-
gibus humanis ipsum ministerium evangelicum, quod. Deus
instituit et magna misericordia subinde instaurat, et perpe-
tuo servat ecclesiae suae, quod non alligatum est certis locis,
personis et humanis legibus, sed Evangelio. Paulus ad Ephes.
4. inquit, Christam sedere ad dextram Patris et ecclesiae
suae dona dare, prophetas, apostolos, pastores ,.doctores ;
et diserte addit causam cur Christus sua potentia servet
ministeriam et excitet doctores, videlicet, ut vera, consen-
tiens, unica doctrina perpetuo in ecelesia maneat, sicut inde
ab Adam usque ad haec tempora mansit verbum Dei, et
pura sententia in vera ecclesia, et ne ecclesia abducatur a
verbo Dei, et impellatur in varios errores, ut ethnici quoti-
die novos furores excogitabant.
NHic Paulus plane affrmat, verum ministerium Evangelii
in ecclesia singulari potentia et beneficio Christi retineri;
videlicet hoc modo, ut subinde ezsuscitet, gubernet et de-
fendat doctores, qui Evangelium recte proponant et, cum
obscuratam et contaminatum est, rursus illustret, et sic ef-
ficax per vocem Evangelii et administrationem sacramento-
rum, colligat sibi ecclesiam aeternam, det Spiritum sanctum.
Sic Christus ipse suum librum et suam scholam servat, sicut
Esa. 51, scriptum eat: Posui verba mea in ore tuo, ei umbra
“ , manus meae protexi te, ut plantes coelos. Et saepe repetita est
haec promissio ad consolandos omnes recte invocantes Chri-
stum, ut sciamus, Deum sua potentia servaturum esse suam
ecchesiam, Evangelium et ministerium Erangelii.
.. „. Nam si fundamentum esset ecclesise. humana diligentia
et humana constentia, et evangelicum ministerium ab-hu-
mana potentie penderet, cito deleretur cum ipsis isaperiis,
ubi sonaret vox Evangelii , sieut religiones aliarum gentium
cum suis imperiis funditux deletae sunt. Sed.Deus in illo
capite Esaiae inquit, se ‚ministertum- Evangelii propter se
ipsum et servandam notitiam nominis sul SErVaturum esse,
et nen. permissurum, ut deleatur. . ;
Sio et Psalmo 2. inquit: Prasdicabe de prascepto, Domi-
nus dixit ad me; filius meus er tu. Hanc vocem Christas per
sese et suns ministros perpetuo sonabit nec opprimi sinet.
Haec primum dicta sint de ministerio evangelico, ut
omnes intelligent, nes confiteri, sicut keec est aeterna et
immota veritas: ministerium Evangelii et sacramentorum ne-
cessarium esse et ecelesiam ad hoc alligatam esse, nec esse
populum Dei aut electos usquam nisi in coetu vocatorum, abi
sonat vox Evangelii et administrantar sacramenta.
Secundo et hoc ingens beneficium Dei agnoscendum est,
et Deo nominatim pro hoc tanto munere -gratise agendae
sunt, quod Deus ecclesiae mandavit, ut ipsa ministros eligat
ad docendum Evangelium et ad sacramenta exhibenda , et
per illos ipsos humana voce electos vult esse efficax et in boe
jpso munere multos excitat Spiritu sancto et ornet peculiari-
bus donis ad ecclesiam instaurandam, sicat Paulus Tito
praecipit, ut presbyteros in civitatibus collocet. Et fit men-
tio -ardinationis ac impositionis manuum ad Timotheum.
Mos etiam ecclesiae, qui multis saeanlis duravit, notus est,
quod honesti et pii homines omnium ordinam convocati no-
minarunt et elegerunt episcopos.
. Tertio verum est, fangentibus ministerio evangelico, si
recte doceant et sacramenta administrent, jaxta institatio-
Bem, sive vocentur episcopi sive pastores, mandato divino
obedienttiam deberi in omnibus, quae praecipit aut vetat
Evangelium, et contumaciam puniri aeternis poenis, juxta
illud: Qui vos audit me audit, et qui vos spernit me spernil,
Praeterea debetur illis recte fungentibus ministerio 'evange-
lico obedientia in judiciis ecclesiasticis, ad quae et ecclesia
adhibenda est. Ad haec judicia venire vocatum, et comvi-
ctum obtemperare aententiae necesse est.
Postremo loco ordinationes rerum sunt, qnae vocantur
adiaphorae, ut temporum, lectionum et similium rerum, quae
tamen sine impiis opinionibus a gubernentibus ecciesiam
constituuntur boni ordinis causa pro loci conditione, In his
debet populus .obedientiam eatenus, ne eum scandalo illas
ordinationes violet, ne fiant dissipationes non neeessariae.
Et in summa ministerio evangelico, per quod Deam eflica-
cem esse certissimum est, et per quod Deus nobis adent,
omnes homines vero pectore et vera reveremtia se subjicere
debent, et praecipuus Dei cultas est adjwvare bajus mini-
sterii conservationem omai.officii.genere, suppeditaudo vi-
ctum et defendendo pro cujascanque:loco, Pro quibus ofliküis
Deus ingeutia praemia pollicitus est, sicat scriptum est: Qui
uni ex minumis discipulorum meerum propter docirinum vel
potum aquas dabit, amen dico vobis, mercer ei dabitur.
Haec in genere dicta sint de ministerio evangelioo, id
est, de omnibus in sua vocatione reste docentibus Evange-
lium et recte administrantibus sacramenta,
Postea vero quaenitar: An iater .istos ministros ordinem
et gradus esse necesse sit? Non omnes dona similia kabent,
non ommes idonei sunt ad dijudicandas obseuras controrer-
sias doctrisae, non omnes possunt oonstituese: judicie. Ef
cam in hac imbecillitete umane necessaria sit imspectia ali-
qua prudentiorum, et necessaria smt jadicia, oportet esse
certa loca, .certäs peraonas idoneas, -ad quas negotia refe-
rantır. Haec loea cum peraonis et. opibus Ha instracta ‚onse
2585. EXXNIX, Moßermailoe Wittshergensis:
oporteat, quantum humana diligentia provideri potest, ut
spes sit, potentias illas multis saeculis mansuras esse. Ideo
Marsa episcopos esse tanquam gradum sapra reliquos pres-
ros.
Omnis autem gubernatio ministros et sumtas requirit.
Quare et episenpis opus est uligea frequentia doctorum ho-
minum ad ordinationem. recte exereendam, ad examina, ad
instiäutionem ordinandorum, ad visitationem, ad judicia, con-
silia, ad scribendum, ad legationez, ad synodos sen concilia,
sicnt Athanasii, Basilü, Ambrosii et similiam gaubernationes
plenae fuerunt ocenpationam et multas eeelesias complexae
sant, ut multae gentes adversus haereticos munirentor et in
synodo aliqua frequentia doctorum esset. Ad haec negotia
maltis collegiis et ministris opus fuit. .
Jam si praesens politia episcoporum dissiparetur, seou-
tara esset barbaries et imfinita vastitas, quia reges et prin-
dpes, qui mundane imperia tenent, occapati sunt aliis ne-
gotiis et pauci ecelesias curant, et panciores doctrmam no-
rant aut inguirunt. Ideo censent, necessario praesentem
politiam episcoporem retinendam esse.
Responsio: Neo nobis placent dissipationes politiarum
"aut gubernationum, et valde optamus, ut episeopi et collegae
“ gubernationis ecclesiasticae vere fadant sune vecationis of-
fieia, Et in eo casu oflerimas obedientiem nostram, videlicet,
si desinent esse hostes verae doetrinae, quam profiteraur,
n66 erunt tyranni et parricidae piorum et calamitosorum sa-
eerdotum Bostrorum, et ineipient puram doctrinam, quam
docemus, in ecclesiis suis propagare, et reeipient legitimum
et pium usum sacramentorum, et hanc emendationem tueri
volent.
Haee ipsa tanta distractio ecelesiarum initio ab episco-
poram asperitate orta est, qni fulmina anathematum adversus
nos emiserunt et sacerdotes nostros, homines innocentes,
doctos, pios, interfecerunt, cam episcoporum dignitatem
non violassent, immo pro eis labores ministerüi sustinuis-
sent, ac fuissent ministri pii et salutares, ut multi eorem
voce ad Deum conversi facti smt haeredes vitae aetermae.
Si vero episcopi, ut hactenas, ita deinceps hostilia fatient
comtrs doctrinam , quam profitemur,' nalla poterit inter illos
et nostros sacerdotes et doctores fieri concordia. Quid vero
primeipes et politici gubernatores factyri sint , jpsorum. de-
liberationi relinquimus. Nos qguidem , gui jam- ministerie
evangelico fungimsur, non Possumas cum.iis, qui manere vo-
kit . Evengelii hostes, coneordiam facere, exitum mmtem
Deo, qni est justus judex, et 'promisit, se sus praesentia
ministersum Erangelä defenserum 'esse, commendabimus,
utram pertem et quomodo nos protecturus sit, situt-apostor
los netesse fuit Deo commendare etolesiae sui temporis de-
fensionem. Nam, ut prius dictum est, scimus,, ministerings
erangeliceum non ab humamis voluntatibas aut praesidiis
dere, sed gervarı a Domino nostro Jesu Christo, ut upud
Hoscam dieitur: Salvado «os ir Domino Dev suo, et non sal-
vabo eos in arcn et gladio.
Desigae ad piam concortliam nulla via est alia, nisi haec,
ut episcopi veram doctrinam et legitimum usum sacramen-
torum amplectantur et nos ipsis, tanquam ecclesiae guber-
natoribus, J ad quod nos offerimus. Plus largiri
I,
‘
80
sine magno peecato et sie contumelia Dei nom possumns.
Ex hac significatione' nostrae voluatatis, deferentie in hoc
casu obedientiam, manifestum est, nos satis excusatos esse,
cam nobis objicitur, nos contumaciae et schismatibus causamı
praebere. Ad id haec responsio est: nos offerre obedien-
tiam ‚si non pestulent a nobis, ut veritatem Kvangelü ebji-
ciamus et damnemus.
Hic si objiciunt, expectandam a nobis esse oognitionem
controversiarum , vicissim opponimus: damnari nos injuste
ante cognitionem, et injuste crudelitatem exerceri, schus
nondum dijudicatis vero ecclesiae judieio.
Praeterea multi ex ipsis sciuat, doctrinam nostraram ec⸗
clesiarum, sicut in ecclesiis nostris proponitur, et sient eam
jam saepe in comiliis confessi sumus et declaravimus, et
deztre ac non calumniose iniellectam, veram et sinceram
catholicae Dei ecclesiae sestentiam esse. Quodsi episcopi
veram. doctrinam ecclesiarum: nostrarum amplecti et propa-
gare vellent, et fieret concordia, si qui deinceps utiliter ec-
clesiae Dei servituri essent, hos oporteret etiam perficere,
ut necessariae functiones per suos reote administrareniur,
Et quamquam alii reformationem episcoporum instituunt ad
veterum canonum severitatem: tamen discrimen est inter
mandata divina, quae. sunt aeterna, nee propter imperiorum '
mutationes delenda sunt, et mandata humana, quae tempo-
ribus et cum imperiis mutantur,, sieut omnes ernditi sciunt,
divinas et aeternas leges longe differre ab humanis semescen-
tibus et intereuntibus legibus. Ut si senatus Spartanus nunc
Lycurgi leges restituere vellet, ut agri communiter coleren-
tur et-fruges pro cujuaque patris familias neeessitate divide-
rentur: haee novitas non necessaria et magnos tumultas pa-
' ritura esset. Ällud tamen nunc quogne Spartag neeessarkıum
est, ut mandata Dei sersenter, ut prehibeaatur et puniantur
injustae caedes, adulteria etc.
ita in-hac reformatione, cum .manifestum sit,. in omni
gubernatione opus. esse mullis personis, et has sine viciu et
stipendiis vivere non posse: necesae erit etiam, EISCHPOR;
qui facient necessarios sumius in gubernetione , habere far
eultates aliıquas. Quamquam autem gubernatio imperiosum et
immodicae opes isspediunt administraliomem esclesiarum et
literarum sAudia,, ‚et multi. pii et prudenteg ante haec anecula
; non temere questi sunt, .episcopos: Mimaima occupatos ensd
profanis negotiis iıhperiorum et opum.:suarıyn qura: tamen
postquası mune talis ent politia et apam ordioatio, ut episce-
pi prudentes .ac timentes.. Deum recte uti auis ſacultatihus
possent, nos illam opum et ditionum possessionkm non tur-
bamas. Illud autem agimes, ut illi ipsi «piscopi, ‚at .collegia,
et populi illarum ditionum ad veram Christi agnitionem.et
veram invocationem ‚Dei adducastur, ‚et.ut moreg collegio-
rum, qui sunt sitniles nune ethnicis, emendestur, ut constaty
eanonicos plerosque igaaros esse. daotrinae Christi, eihnich
profanitäte contemnentes. religionem,,. deditos obscoenin vo-
luptatibus. Cumqne praecipua et propris cura ‚esse. collegia-
ram deberet, docere Evangelium et ia:euis diopoesibas pro-
pagare, manifestum est omnium maxime ab eis negligi, et
superbissime contemni munus docendi. Initio ‚collagia fue-
runt honestissimi coetus sanclissimorym ei eruditissimorum
kominum toto orbe terrarum docentium .et discentium.. Ita
12
90 M ' 38685. EXXXIE. Hefesmeile wiitsbergenuis.
Johannes Erangelista et deinde Polycarpus et alii mniti pul-
cherrimos ceetus hominum eruditione et virtate praestantium,
- docentium et auditorum secum habuerunt, Nec pnlehrius ul-
Jam toto orbe terrarum spectaculum esset, quam videre ta-.
lem senatum et talem scholam. Nunc vero si haec resentia
collegia ad illam veterem imaginem conferantur, quanta erit
dissimilitudo ?
Sed quia non omses in collegiis sunt Epicuraei, sed
sligai saniores judicium Dei metwunt: his servire nostra
moderatione ad salutem, et quantum Deus concedet, ma-
nente hac politia, revocare eos ad vocationum officia eupi-
mus. Nam haec postremi mundi aetas non tam felix est, ut
ex collegiis canonicorum rursus Eliae et Elisatı schelae Aeri
possint. Et tamen, si vellent episcopi et cauonki servire ee-
dlesiae utiliter possent in tuendis quibusdam necessariig of-
ficiis, ad quae etiam opus est viwis bonis et prudentibus.
Nec egestas pietas est, nee opulentia peccatum. Tenere
imperia non est peecatum, etsi diffieile est simul sustinere
ecclesiae et imperioram gabernatianem, tamen episcopus
timens Deum euram utriusque oneris reete distribuere posset,
sicut David, Ezechias, Comstantinos, Theodosius et nunc
mulũ principes, etsi politicis negotiis occapati sunt, tamen
interim et ecclesias inspieiunt, et earam negetia mediocriter
gubernant,
Paulus apostolas prorsus non attigit ulla negotia impe-
ratorum suae aetatis, At Ambrosius, etsi erat episcopys,
tainen legationes obiit pacis faciendae cause inter Valenti-
nianum et Maximum, sicut et nune unins ecciesiae in oppido
aliquo pastor prudens et studiosus fovendae suorum com-
cordise, lites aliquas civium privato consilio dirmit. Et
Bernhardus pacis auctor fuit inter Lotharium imperatorem
et Conradum imperatorem. Talia officia, si modus et ordo
mediocriter serventur, non reprehendimus.
Postremo, etiamsi canones severissimai condamtur, tamen
si personae sunt sine timore Dei, et non ex animo veneran-
tur ministerram Evangelii, illae ganonum otiosae paginae
non profuturae sunt ecclesiis. Econtra vero, si il personis
erit timor Dei, et voluntas juvandae ecelesiae, et sellicitudo
de doctrina et de ministerii evangelici conservatione: pote-
runt etiam in bac politia pro modo suarum virium aut suae
industriae ecelesüs utiliter servire.
Ideo hanc nostram reformationem ad leges divinas, quae,
ut sunt aeternae, #a semper ab kominibus colendae erant,
instituimus, non ad regnlas humano censilio ezeogitatas,
quibus dominantur tempora,
Primum fateri ipsi cogunter, Deum ante omnia praece-
pisse episcopis, ut doeeant Evangelium per se ipsos, aut
certe per alios doceri curent, et reete exerceant administra-
tionem sacramentorum. Ideo episcopi viros honestos et ido-
neos ad docendum Evangelium suis collegiis et ditionum
suarum ecciesiis praeficere debent, Ad hanc rem facile in-
venirent stipendia ex sacerdotiis, si adest voluntas et verum
stadium juvandae ecelesiae. Debent et abusus in oeremoniis
tollere.
Secando .schant et hoc mandatum Dei esse, ut ordina-
tionem presbyterornm- recte administrari eurent, videlicet
ita, ut simul fiat seria morum et doctrisae exploratie, et zu-
daores et dociles eradiantur. SBeiant episcopi ipsi, hanc ve-
terem esse de ordimatione opinionem, proprium videlcet
episcoporum ofhicium seu opus esse hanc ipsam campreba-
tionem presbyterorum , quae fit impositione manuum, Non
existiment autem, tantam ideo selis episcepis koc opus at-
tributum esse, ut fastigium altins agnosceretur, sed multo
magis ideo, ut episcopi praesentes in ezamine Jectrinam di-
ligentios inquirere possent, et caverent, ne admitterentur ad
huac gradum qui prorsus non possent decere, aut quorum
mores alienaturi essent voluntates hominum a ministerio
erangelico, sicat Paulus Timotheo praeeipit: ne cui cito
manus imponat. Et cum in examine adhibetur diligentia, ut
unum quoddem certam et consentiens doctrinae genus pro-
ponatur, et rudiores, qui eradiendi sunt, ad id adsuefiant,
haec exempia plurimum conducunt ad ecclesiarum concoediam.
Cumque petetur ab episcopis ordizatio, maneat tamen
seum jus patronis voeaudi idoneos, eosque praesentandi, uf
vocant. Retiment et jure divino patroni omnes haac inspec-
tionem, ne sinant corrumpi doctrinam juxta illud: Cuvete a
pseudoprophetis. Admoneaut igitur coneienatores, qui false
proponunt, et pertinaots removeant a ministerio, et sui facti
oausas apud episcopus exponant.
Tertie episeopis praecipit Deus, ut sint inspectores
docotrinse in omnibus eoolesiüs, quibus praesunt, et curent,
ut -pastores inferiores reete doceant, sicut Christus Petro
praecipit: Bi tu conversus confirma fratres tuos. Ad hanc
rem olim visitationes fiebant, quibus. et nunc valde opus
esset. Itaque in collegiis eanonicerum ease aliquos koneatos
et doctos canomices oportebat, qui cerlis tempeoribus per
totam dioecesin ecclesias adirent, et pastores indoctiores
audirent concionantes et de aliqua doctrinae. parte adınone-
rent, Herum officiom sit eliam, aliquos audire in popule, ut
quid intelligat et discat populas animadrerti possit. Explo-
rent etiam famam de moribeus pasterum et auditorum. Nam
haec duo opera sunt praeeipus et vere divina opera ejus
fanctionis , quae inter omnium creatararum funcliones sum-
ma et maxima est, scilicet retinere lucem verae doctrinae
de Deo, et bonos mores, quarum duarum rerum maximarum
tuendarum cura episcopis praecipue mandala est, non can-
secrare campanas et parietes.
Pasti antem episoopi nunc uteungue retinent coremoniem
erdinationis, tamem manifestum est, explorationem doctrinae
et merum, et iastitutionem imperitiorum omitti. Ideo plemus
est orbis terrarum indoctis, leribus, imspiis sacrifenlis. Et
| hanc religionis profanationem Deus pusit magnis publieis
calamitatibus, beilis, confasiomibus et zuinis regnorem. Ma-
nifestum et hoc est, non fieri visitatiomea ecclesiarum, prae-
, terquam quod recens aliqui episcepi, ut veraim doctrinem
epprimerent, ad aliqua loca suarum diotcesium acoesserumt.
Quarto, Deus preecipit exerceri judicia eoclesiastien, wt
Matth. 18. scriptum est, et 1 Timoth. 5., videlicet ut er ec-
clesia ejiciantur qui falsa docent, et rei sunt manifestorum
criminum, qui mores non emendant, et ut lux verae doctri-
nae et boni mores retinkantur. Haes judicia a Deo praecipi
manifestum est, et fuisse ia ecclesia seınper ab initio mundi,
nihil dubium est, quae eo quidem diligestius exercenda erant,
quia magistratus prof non curant dectrinam, deinde im
“
1545, LIKNEX.- Mefermeiio Wiliebergensis, | 9
disciplina negligentes sunt, non punkint vulgares scortationes
aut adalteria. Depleranda est autem et haec calamitas ec-
clesiae, quod haec judicia prorsus ab episcopis negliguntur
et exeommunicatio ad causas proprias fori profani indigne
et impie transiata est. Mores enim canonicorum et aliorum
sacerdotum testantır, vagas.libidines non punitas esse. Ac
de judiciis et exeommanicatione mox profizius dieemas.
Quinto, saepe etiam necense est syaedos auctoritate ali-
qua in una dioecesi aut pluribus comvocari. Nec exigna sa-
pientia est prospicere , quando prosit convecare coetus, et
quomodo tanta ingeniorum et voluntatam varietas guber-
nanda, mederanda et ad concerdiam fleetenda sit. Non enim
prodest, multos superbis, tarbulentis, veteratoris, factiosis
ingeniis praeditos saepe convocare. Et tamen interdum dis-
sidia doctrinae aut aliornm communium morborum emende-
tiones postulant multos convocari, et aliqua commeni dei-
beratione quaeri remedia, sicut Apostoli synodos salutares
habuerunt.
Sexto, cum episcopi debeant esse inspectores doctrinae,
inter praecipuas curas et hanc esse oportuit, perficere, ut
scholae superiores et inferiores recte regantur. Nam acade-
mise sunt aunc, ut olim prima collegia canonicorum, doctri-
nae custodes, testes et propagatrices, quas intelligere doc-
trisam etelesiae integram, et nosse universam antiquitetem,
certamina et judicia ecclesiae oportet, et scire unde doctri-
naın acceperint, et. testimonia verae sententiae ad posterita-
tem transmittere, sicut Irenaeus allegat testimonia ecelesia-
rum graecarum et latinarum. Ac valde postulat publica ne-
oessitas, ut omnes eoclesiastici et politiei majore
diligentia et sedulitate ezeitent’et foveant studia litererum,
et disciplinam in scholis severius adstringant. Nimia est
enim horum temporum libertas , in qua multi efferantur , et
negligunt exereitia religiomis, precationes et loctiones sacras.
Hane Seritatem si adulti ad rempublicam adferent, erunt
pestes generis bumani, quia sine vera invocatione Dei vi-
vnnt, negligunt ecclesias, fiant Epicuraei, ut nunc pessim,
prok dolor, tales cyclopes multi sunt im aulis et civitatibus.
Beroeeter ergo sdolescentia ad modestiam, assuehlat
ezxemplis et honestis exercitiis. ad agnitionem et timorem Dei,
et metas salutares cireıumdentur libertati. : Verum ad’haec
epischperum opera omnia opus est in qualibet dioecesi ali-
quot hemestis et doctis viris et Deum timentibus, quales
habet3 possent, si accederet haee diligentie, ut ad sacerdotia
collegiorum elögereatur tsles viri, quorum industyia usui esse
posset. Nunc esim quam multi sint in collegiis canenitorum
recte eruditi, res ipse ostendit, ac praecipue pauci sunt, qui
doctrisam ecchesiae reote intelligant et ament. Sed ut honesti
viri sint in .callegiis camemicorem , abotenda est impin lex de
coelibatu, et conoedendum est his honestum et pium con-
Postremo, si Deus auctor piae et salutaris concordiae
faveret initiis meformationis et emendafio pia procederet,
deimeeps in electione episcoporum rationem haberi oporteret
non tastum polificae pubernationis, sed etiam eeclesiastiene,
Quaerendus esset non tantum diligens qusestor ant vir po-
liticus, sed etiam mediocriter sciens doctrivam ecclesise, et
nen superbe fastidiens ministerinm evrangelicam, delibera-
tiemes de doctrina. et de pils ceremonlis, at defensionem pa-
storum, sed praecipue episcopi oflicia iatelligens et amwans,
Etsi autem veteres canones multa ordinarunt de electione,
quibus personis, et quorum graduum hominibus conceden-
dum sit jas suffragendi, tamen nobis hoc tutissimum videtur,
ut sit electio penes summa coliegia , ut hactenas, postquam
amplexa essent puram Evangelii dectrinam , et si quid juris
quocungque loeo principes habent, utid maneat eis Integrum.
Nam si revocanda esset vetus consnetudo, nt populus
seu praecipui viri omnium graduum suffragentur, ille mos et
olim magnos tumultus excitavit in Asia, in Graecia et in Ita-
lia, et nunc in hac natione horridiore magna certamina pa-
riturus esset. Et si collegia hoc lenissimo consilio, quo non
labefactatur fastigium aut dignitas cujusquam, non diripiun-
tur opes, non impeditur administratio , ad reformationem
jure divino praeceptam non poterunt flecti, ut existimamus,
quia major pars habet cum inscitia et impiefate conjunctam
pertinaciam, ut Pharao et Judaei, et multi sunt palam Epi-
enraei, qui mentis judicium amiserunt propter libidines et
ferocem Dei comtemtum: quanto minas flectentur. ad refor-
mationem praescriptam in veteribus canonibns, quae imperia
eis eriperet, et diminueret opes?
Si autem episcopi et canonici manere hostes Evangelü
et parricidae recte docentinm volent, sicut fuerant bactenus:
commendabimus Deo judicium, et hae compositiones frustra
tentantur. Nop enim ahjicere confessionem verae, necessa-
riae et salutaris doctrinae a Deo traditae, et sanguine filii
Dei obsignatae, nec deserere ministerium evangelicum licet,
et ecclesiarım nostrarum .defensionem a Domino nostro
Jesu Christo, .qui sedet ad dextram aeterni Patris, ubi sibi
ecclesiam voce Evangelii sui colligat, expectare debemus.
De jJudiciis ecclesiastlols.
‘Deus potestati gerenti gladium mandavit, at esierpam
hosestam «disdpiimem junta ommia mandate Dei tuentur at
retineat, et conppwalibus poanis asanes, qui viplant externam
disciplinam, puniat; et omnen medincriter periti forensium
negotioram scinpt, quae caueae Ad hoc forum vere perti-
neant, Praeter hoc forum oonstitait Deus aliud judieium ig
ecolesie,.quad cum via asse «labeat ad poenitentism, non in-
terficit hömisem vi corperali, sed punit verho Dei, seilicet
ant zeparatiohe, aut ejectiome ex ecolesia. Postea vero huic
fore seclesinstäce etiam controversiae de matrimoniis com-
menglatae sunt, quod bomo consilie facrtum videtur. Saepe
enim imcidıint comtrowersiae , in quibus conscientiis partium
consuli debent, cmjus rei in foro profano non ita habetur
ratio. Bed quod .multis sarconlis alia profana negotia, ut lis
de pesunia, forum ecclesihslicum ad se traxif, et quod pon-
tifices fulmen excommusicationis torserunt in jmperatores
ad imperii amplifieationenn in Halia, ad relinendum regnum
Neapolitanum, et qnod excommunicatio non exercetur ad
puniendas vagas libidines, adulteria, eontumaciam juventutis
eontumeliosae adversus parentes, Epicsfaeum contemtum
Cheistiaaae doctrinae et sacramientorum: hi abusus deinceps
tollendi sunt. Utiram vero gubarnatores considerarent,.quam
necesse sit, recte oeıstikui et defendi jadicia ecelesiastica,
12 *
quee si non constitnentur, seqnentar multo 'tristiores mo-
rum, disciplinae et dootrinae confusiones.
Ac primum sciunt omnes, negetia cenjngii- magnam par-
tem esse vitae humanae,,. et incidere tam multas et varias
controversias, ut .ad cognitionem negotiorum comjugalium
opus sit peculiari judicio, seu peculiari decuria judicum,
Nec fieri.potest, »t singuli pastores in ecclesüs tantum eru-
ditionis et judicii habeant, ut has controversias recte diju-
dicare possint. Saepe enim adeo obscurae et intricatae
causae sunt, ut etiam doctis et peritis difficile sit pronun-
ciare. Ideo necesse est in certis locis, opportunis, praeci-
puis, ad quae accedere homines sine magnis sumtibus pos-
sunt, in dioecesibus consistoria constituere, quae cognoscant
et dijudicent controversias matrimoniales Christianis senten-
tis juxta verbum Dei, Evangelium et illas honestas leges,
quae in ecclesia Christi a piis et prudentibus Christianis
inde usque ab apostolis tanquam honestae et Deo placentes
judicatae sunt, ne ethnicae et turcicae confusiones libidinum
existant. Item pastores cujuslibet loci moneant reos crimi-
num, ut se emendent; si non fit emendatio, indicent eos
consistorio, quod citet reos, et audito negotio puniat son-
tes. Ac nominatim hae causae ad hoc forum deferantur,
quas profana potestas negligit: Si quis falsum dogma spar-
git. Si quis contumeliose loquitur de religione Christiana aut
de sacramentis. Si quis toto anno nec absolutionem petit, nec
accedü ad coenam Domini. Si quis contumelia afficit pasto-
rem ecclesiae, aut alios Evangelii ministros. Si quis apud se
palam scortum aut concubinam alit. Si de adulterio adver-
sus aliquem aut aliquam fama verisimilis fertur. Si quis quae-
stum facit usuris. Si juvenes contumaces contra parentes, aut
alios, quibus commendati sunt, dedunt .se helluationibus, et
inhonestos ludos exercent.
Haec consistoria habent potestatem ferendae sententiae
‚excommunicationis, et sententia mittatur ad ecclesiam ejus
loci, ubi excommunicati domicilium est, et ibi aut recitetur
sententia in coneione aut scripta affigatur ad templi jannam;
populus vero juxta regulam Pauli doceatur, ne adhibeat ex-
communicatos ad societatem officiorum ecclesiasticorum.
Est autem contemtor excommunicationis pro facti atroci-
tate, et a potestate gladium gerente coercendus. Nam po-
testas politica ecclesiam in tuenda pia disciplina juvare de-
bet, ut Rom. 13. scriptum est: Potestas sit terrori pro malo
opere, et honore afficiat recte facientes. Et Esa. 48. Reges
erunt nutritores ecclesise, id est, foveant et protegant mini-
stros Evangelii et augeant reverentiam Evangelii in populo.
Sed praecedat in omnibus causis vera et pia cognitio,
ac sint jadices non soli sacerdotes, sed etiam alii honesti et
docti viri Deum timentes, ac idonei ad judicandum, tanquam
honesta membra ecclesiae inter laicos. Cum enim Christus
inquit: Die ecclesiae, et his verbis mandat, ut summum judi-
cium sit penes ecclesiam, docet, non tantum unam partem
ecclesiae, scilicet episcopos, sed etiam ex reliquis gradibus
populi eligendos esse judices idoneos, qui sint membra ec-
clesiae, homines honesti, docti, Deum timentes, et vult hos
quoque habere voces deeisivas, sicut hodie exstat liber
Actorum Concilii Ephesini, in quo apparet, etiam presby-
teros et diaconos habuisse voces decisivas. -
SU45. LNENEX, Betormatio ‚witiebergenslis,
‚Be schelis.
Manifestissimum est, necessarias esse literas et scholas
literarum ad conservationem et propagationem doctrinse
Evangelii et ad totam gubernationem. Nam doctrina Chri-
stiana non est philosophiea , seu notitia indita nascentibus,
sicut aut numerorum notitia aut legis naturae; sed est mi-.
randum deeretum Dei aeterni Patris, Filü et Spiritus sancti,
de Filio mediatore et de remissione peccatorum ac restitu-
tione vitze aeternae, quod decretum ex sinu aeterni Patris
prolatum Filius patefecit. Idque Deus voluit mandari literis
per-prophetas et apostolas, et horum scripta legi ac audiri
mandavit. Quare, efiamsi aliae gentes et religiones carere
literis possent , tamen .ecclesia Dei carere literis,, linguerum
eognitione et eruditione non potest. Ae valde opus esset,
pios,, eruditos, peritos et prudentes episcopos inspicere
scholas et maxime haec studia regere.
Primum theologica: Necesse est enim aliquos magna
auctoritate praeditos praeesse, qui curent, ne doctrinae ec-
clesiasticae puritas corrumpatur a petulantibus et pravis in-
geniis. Retinenda est et concordia doctrinae et volmtatum
conjunctio, quia saepe ex privatis odiis oriantur dogmatam
dissidia. Sint etiam delecti censores eruditi et graves, qui
judicent, quae scripta liceat edi, quae non sint edenda.
Secundo juventutis studie, quae ad eas artes et linguas
assuefacienda est, quae necessariae sunt ad explicationem
scriptorum propheticorum et apostolorum.
Tertio, gubernandae sunt et disputationes, non solum
theologicae ‚sed etiam juveniles. Nam assuefaeti ad sophi-
sticam aut ad defensionem absurdarum opinionum ,„ cum
postea afferunt cam consuetudinem ad graviores res, ladunt
simili modo. Discat juventus in scholis non solum admirari
celeritatem ingeniorum , sed multo magis amare veritatem,
et hanc propter Deum in qualibet materia reverenter tueri.
Quarto, disciplina Christiana instaurande est, ut ado-
lescentia assuefacta ad modestiam, et ad agnitionem et ti-
morem Dei, afferat has virtutes postea ad gubernationem
tum ecclesiae tum reipublicae. Quales enim futuri sunt
episcopi, aut pastores aut senatores, qui in scholis vixerunt
grassatorum more, nec didicerunt doctrinam Evangelii, nec
se ad invocationem Dei piis exercitiis assuefecerunt? Mul-
tam enim refert, quales mores homo a teneris assumat, et
multo firmior est malarım rerum consuetudo , quam bona-
rum, quia natura aequax est, cum invitatur ad vitia, Quae-
renda sunt igitur consilia disciplinae instaurandae.
Quinto. In multis urbibus magnis Germanine, ubi col-
legia canonieorum et monasteria locupletia et multa sımt,
nulli reditus ecclesiastici attributi sunt scholis, quare nec
doctores idonei conduci possant, nec ali pauperes achola-
stici. Certum est autem, primos reditus collegiis donates
esse praecipue propter has duas causas, propter ministe-
rium Evangelii, et ad juvanda studia doctrinae. Ideo justis-
simum est, nunc quoque ad has duas res Maxime nevessa-
rias aliquid ex tantis opibus collegiorum transferre. Hanc
voluntatem esse Christi et Ecclesiae Dei, non dubnun est.
Nam Christus iaynit: Qui dederit vel potum aquae uni ex
minimis meorum propter doctrinam, habebit mercodem suam.
Vult igitur doctores et discipulos inopes bonae spei ali.et
-
1548. XO. Wartientbergiſche Syuodalordunug. 5
jıvar. Et cum omnes dicant, reditus ecclesiasticos esse
bona ecclesiae, si ipea ecclesia, domina harım rerum, inter-
rogetur: an velit pastores pios et doctos cum conjugibus
et liberis fame contabescere, aut scholas deseri et deleri
studia literarum , interim vero tanta agmina ignavorum et
indoctorum saginari, quid putarnus responsuram esse? Pri-
mum certe diceret, filiis suis opitulandum esse, et vere filii
ecclesise sunt pii pastores et pii scholastici. Commeonefaciet
etiam episcopos, collegia et potestates de voce Christi,
qaam sonabit in extremo judicio: Esurü et non cibastis me.
Quare ut literae serventur jaxta mandatum Dei et propter
eeclesine necessitatem, aliquorum paacorum saltem colle-
gierum et monasteriorem reditus ad scholas transferantyr.
De victu et defenaiene ministzerum Evangelii.
Vult Deus in terris etiam in hac vita semper ecclesiae
reliquias esse, ut in aliqua parte generis humani luceat
ipsius et Christi notitia, et Christus haereditatem habeat ex
genere humano. Quanquam autem excitat et ministros ipse
et servat sua praesentia, tamen hoc modo utiter: dat ho-
spitia, aliquas politias, regum et principum imperia et civi-
tates, ubi aliquantisper sint ecclesiae, et studia colantur,
etiamsi alü reges et principes sunt inimici ecclesiae. Itaque
reges, principes et gubermatores, qui Deum et Dominum
nostrum Jesum Christum vere invocant et diligunt,, sciant,
politias debere hospitia esse ecclesiarum, sicut scriptum est:
Aperite portas, principes, vestras. Ideo suaviter foveant ec-
clesiam Dei, et ante omnia honore afficiant et servare stu-
deant ministeriam Evangelii, et carent, ut pastores eccle-
siarum habeant victum, et adjavent pro sua vocatione pro-
pagationem Evangelii, sicut in Esaia praecipitur: Reges
erunt nutrilores, et reginae nutrices. Qunelibet potestas,
qnaelibet respublica exemplam sibi propositum esse ducat
in vidua Sareptana, et ut illa quamvis difficili tempore ex--
cepit et pavit Eliam, ita nunc similia officia deberi ministerio
Evangelii sciamus.
Sed in his furoribus hominum non diuturna faerunt ho-
spitia ecclesiae in iisdem locis, ut, donec Joseph vixit, me-
dioeris tranquillitas ecclesiae erat im Aegypto. Post an-
nos centum et quadraginta a.morte Joseph egressa est ex
Aegypto et aliud hospitium quaesivit, Cyrus et Artaxerxes
defenderunt Judaeam, postea Ochus erudeliter eam afllixit.
Ideo secutae. sunt poenae, et mutatio regni Persici, sicut
saepe alias Deus punivit injustam asperitatem, quae in za-
cerdotes Evangelium docentes et alios pios grassata est.
Sciant igitur potestates, sibi a Deo praeceptum esse, ut
foveant ecclesias, non sinant deleri mmisterium Evangelii et
doctrinam, curent victum pastoribus ecclesiarum, perfieiant,
ut Evangelium ad posteritatem propagetur, et semper pos-
sint publici et honesti congressus esse, in quibus publice
sonet vox Evangelii, et fiat invocatio vera et sacramento-
rum distributio. Harum rerum conservatio summus finis sit
universae politicae gubernationis.
De menasterlis.
Manifestum est, vota monastica vincula esse multorum
peccatorum, falsorum cultuum et immundi coelibatus. Hic
autem articulus inter doctrinae articulos a nobis numeratur,
et copiose et saepe declaratns et confirmatus est. Erunt
igitur personae,, quae in monasteriis sunt, docendae, haee
usitata vota improbari a Deo, quae obligant ad falsos cultus
et ad immunditiem. Ideo et potestates concedere debent, ut.
si quae personae monasticae pie et honeste in alio genere
vitae extra monasteria vivere mallent, tuto id facere pos-
sent, sicut et synodns Chalcedonenzis permisit episcopis,
‘at vota remitterent. Caeterum si potestates vellent aliqua
monasteria ad educationem et institutionem piam adolescen-
tiae tanquam scholas conservare, de ea re non litigamus.
Finis.
Deo laus et gloria.
Martinus Luther D.
Johannes Bugenhagen, Pomer,D.
Caspar Cruciger D.
Georgius Major D.
Philippus MelanchthoN.
1542.
,. XC
Württembergifche Synodalorbuung.
Gef. Bb ir &0 —8 ——— vers.
.Bdb. .GS. m nu d,
Ulrich v. Wuͤrttemb. Bb. HI. &. 646. ©; 8 die a
der in der großen K.⸗O. v. 1559 (Nr. CIX.) enthaltenen
liturg. Beflimmungen über bie Einfesung ber Kirchendiener,
unb mußte dechalb bier ihre Stelle finden. In das Leben
ift fie, da ſchon im 3.1648 das Interim eingeführt wurde,
obne Zweifel nicht vollftänbig getreten.
% * al
Bonn Botes Genaden unſer Ulriche Herkogen zu Wuͤrtem⸗
yerg und Tegkh raum zu Wümpdgart ıc. Ordnung ber
Synod, welchermaſſen biefelben nun hinfuͤro in unſerm Fürs
ſtenthumb fürgenomen und gehalten follen werben. i
Dierveil ber Erbfeind ChriftenlichE Lebens der Sathan ew
bare Bucht und gute Ordnung nit lang leiben Tan, Sonder
ſich mit aller feiner Macht unberfleet bey nacht, wann bie
Hausvaͤtter und vorfteher ſchlafend fein, unkraut unberzumie
ſchen, ſolchem mit Gottes hilf und gaben zu Weren, Achten
Wir nit für das geringft Mittel, das in unferm Land etlich
Synodi und zufamenkunfft der Prediger angericht werben dar⸗
durch wachfender Irſal in der Leer, unzuͤchtiger Wandel und
94
und einhelligkhait im Predig Ambt uud Kürchen gepreuchen er»
halten werden.
Dem allem nun zubegegnen fo haben Wit Synodos zu
hatten fir gut amafehen und verordnet. Und damit dann dies
felben in gueter Ordnung gehalten megen werben, haben Wir
alte kuͤrchendiener unfers Fuͤrſtenthums in zwaintzig dey decanat
außgethailt, die auch hinfuͤts unangefehen ber alten Auſtailung
im Babſtumb allein die ſtuͤrchen and vogteyen unfers Fuͤrſten⸗
thums vil ober wenig nady Anzal ber. Vogtyen und Pfacchen..
in underſchidliche Capitul verfaßen laffen.
Was man für Perfonen zu Dedan nemen uud Wie fie ermelt
werben follen.
Es follen aber ſolche Decan gefchigkte gogfürchtige, ern:
f&hafftig und dapfere Männer fein, die ein rechten Yffer zu
Gotes Wort und criftenlicher Religion, auch jre testimonta und
zeugnus baibe der Leer und Lebens bey Meniglichen haben, da⸗
mit fie mit Warheit dem Lefterer nit ins Maut fallen, wie der
Apoftel fagt.
Und ſollen foldye Decan jekomal und anfencklichs von den
verordneten Bifitation Räthen von wegen umd in namen unfer,
wa die aefimden, «8 feye in Steten oder Mörffern gewelt
Werden. u
Im fall aber fo diſer jetzerwelter decamus mit dodt abgieng
oder in ander Woge abgefchaffen würde, So fol die election
eine anbern decami, wie ver Alter zum Kapitel ſteen, doch mas
derfelbe nachmals für die Vifitation Raͤthe gefchigkht und vom
Inen confirmiert werden. |
Vom Abt eins Dedan und wgs Ime Deuoiben fein Tolle.
So alfo difer decanus ermellt. und geordnet folle er ans
fengktich8 dem Superattendenten vor dem gangen Capitel sti-
pulata manu verhatffen und zufagen, daß er in feinem Ambt
vleibig und trew fein weile, bie Kuͤrchen feind Capitels ſamt
jren dienern nach ſainem beften vermögen (fo vil und Ime ge⸗
pürn und fein Ambt eruordern werde) gu uerfehen, das er
auch one allen Trug und geuar gegen ſeinen Capitelebrüdern
nicht anders, dann ein Vater gegen feinen kindeln handlen
welle, zum guten fie fürdern und raigen, vom böfen und vn⸗
rechten abtweifen, niemand verfhonen und das mit der Zeit zu
nachteil der Griftenhait auch unfer und gemainer Landſchafft
taichen welte, nichg verſchweigen, fonder folches ruͤegen, auch
fürfehung thun, das es alsbald für fich felbs abgefchafft oder
an end und Ort gepracht werde, da es füeglich und ordenli
möchte abgelaint werden, damit in alwege des Taufel WA
außgereut, hergegen das Reich unſers geliebten Hern und Hais
lands Jeſu Chriftt gepflungt umb vferpawen werbe. Bf daB,
fo folle dem decano beuolhen werben, bad er jerlich ein Jede
Pharr feines Gapitels ſouil moglich und vothwendig vnvarfehen⸗
lich ein Mal heimbfuchen, den pfarrer daſelbſten here predigen,
und ſein des pharrers Leer und lebens ben den eltiſten und gut⸗
herzigiſten des gericht ein erfarung habe, auch beſehe, was der
pharrer fuͤr Buͤecher hab, was feine studia faien, ob er auch
und wie or im pesdigen procedire. Item ob er nuch vleiſſig ſey
bey den kranghen und mit den kindern, uf dad er bie ſeel fo &
+ befinden wärd, alebald und für fich felb6 menden und beim
1548, XC. Württembergiiche Siesubalsekunng.
unbefthatbenheit. der gemainen Prediger in Dörffern fürkomen |
oder auf ben nechſten aynodun wife fürzubringen. Im fall
aber fo Ime folliche allein zu thun zunil und befchwerlich folle
er Macht haben ſollichs durch den Camerer oder einen andern
uffer feinen Consiliariis zuvoinſtregkhen. Item zwifchen den
synodis vud folder des decani Inquisition folle der decanus fo
offt und digkh es ſich begebe dad Clag eines Pharrers Halb ko⸗
men wuͤrde den Pharrer für ſich allain oder für ſich den Came-
rarium und Consiliarios nach gelegenhait und geſtalt der Sa»
chen beruefen und zur Med ſetzen und hören, und fo etwas
ſtraͤflichs oder Ergerlichs befunden in allweg Luegen, wie es mög
gebeſſert werben, damit nit weiters VBnrats und Ergernus da-
tus arwachſen woͤg, Es were dann die Handlung dermaſſen ges
Ibaften „ das fie auf den nechſten ayaodım mueß ufgefchoben
werden.
Es fole andy bes decani ofltium fein einem jeden newen
Pharrer einzulaiten and ber Kuͤrchen beffelbigen Och zu com⸗
mendiern, wie man Deshalb wel mog Criſtenliche Ceremonias,
Benedictiones et preces zuefamen tragen, weiches anftatt ber
alten papiftifchen Wyhin und ordination woͤchte geprucht mer:
ben, NMumli wie hernachvolgt,
Bf nachuolgend weis folle ein newer Pharrer ober Diacon vom Dean
eingeleibt und Iunftalliert werden,
Erſtlich fo folfe one Verzug und fuͤrderlicheſt vf ein tag
(von: dem Vogt zuuor beſtimbt und ernennt) der decanns Fo:
men mit dem Camerario oder einem vßer den Confiliarien als
gezeugen der handlungen und den newen Pharrer oder Diacon
deſſelben Org mitbringen.
Und fo das Volgkh in der Kürchen verfamlet foll man
anfangen und fingen, Nun piten Wier den hailgen gaift ac.
Bf DIS: gefang folle ber Dechan oder einer de conailiariis
uffleen und ein Predig thum von Ministerio Verbi von wem
es eingejegt fp und wazu umd alfo das Volgk entlich zur Pre
dig vermanen.
Nach der Predig fol gelungen werden ber Glaub,
Vnder dem Gefang foll ber Dechan für den Altar tretten,
den. newen Pharrer oder Diacon zu fich beruffen und vor Ime
zu dem gepat nideränyen lafjen, ein kurtz vermanung ‚zu dem
volgk thun, darinn anzögt, wie das difer zue jrem Pharrer oder
diacon erwelt und tuglich erfennt, auch ordenlich darzu bes
yueffen, der hofnung, fie wurden mit Ime verfehen fein ıc.
und aljo das volgkh weiter zum gepet vermanen , Damit der
Here fein gnad und gedyhen barzue geben welle und alddann
‚volgende gepett mit heller Iuter verſtendiger ſprach vorpeten und
fügen,
| Laſt uns piten.
Almechtiger Ewiger got himliſcher vater, dir haft je ſelbs
bem armen merſchlichen Gefchlecht zu Wolfart Troſt und hilff
das hochwuͤrdig Predigambt des Halligen Euangelij durch Je-
sam Christum bein gellebten Sum geprdent und eingefegt, auch
dabey zugeſagt und verſprochen, das welcher glaubt und ge⸗
taufft würd, ſelig ſein ſol. Diemeile uns aber unſers vers
derpten und fündigen fleiſchs halb beſchwerkich und geferlich
ſein will ſolchen ſo teuren und werden ſchatz wider den anlauff
des tauſentluͤſtigen und grimmigen Vheinds ohne dein ſonder⸗
liche BU und guebigen Beiſtund in unſern fo elendon ſchwachen
und jrdiſchen gefeßlin zu bewaren, Se piten Wir did) Herglie
1588. XC. Marttenibargiſche Speivdaloednung,
chen, bu mich uns durch bein grmibties gnad und Barm⸗
hertzigkhait inn nöten nit verlaffen, fondern mit deiner götlichen
band ober uns halten und fonderlich ober difen deinen biener
N. welchen jegund das hailig Euangelion zupredigen beuokhen
ift, damit folcher dein fo heilfamer, nuslicher und notwendiger
Beuelhe bis zu end der Welt in deiner hailgen Chriſtenhait
wider alle gefpenft des Boͤßwichts ſein fuͤrgang hab und Wier
des himliſchen Troſts aimer beraubt werden durch Jeſum Chris |
ſtum dein geliebten Son unſern Hern, welcher mit dir und dem
hailgen gaiſt lebt und regiert gleicher Gott hochgeiobt in Ewig⸗
khait. Amen.
Höret das hailig Euangelion welches uns be⸗
ſchreibt der hailig Euangeliſt Joannes.
Der Herr ſagt zue feinen Juͤngern, wie Mich Moein him⸗
liſcher Vater geſanndt hat. Alſo ſende ich euch auch, und als
er ſolches geſagt hat, Blies er ſie an und ſprach. Nemend
hin den hailgen gaiſt, Welchen Ir die ſind erlaſſen, die ſollen
a fein und welchen Ic die find erhalten, die fellen erhal⸗
ten fein.
Hieruf fo laſt uns hertzlich piten und ſprechen
mit mir.
Ach gnebigen. Wett himbliſcher Herr und Vater, der du
ums durch deinen heiligen Apoftel Paulum väterlichen getröft
und zugelagt haft, das es dier D himliſcher Herr und Vater
wol gefall durch Die töricht Predig des Creutz feelig zu machen
alte die fo daran glauben, So piten Wir dich nun auf folliche
gang ernfllich, das du deinen Diener N. hiezugegen, welchen
du zu difem fo feligen und hochwuͤrbigen Predig-Ambt berueffen
baft, mit Deiner göttlichen Gnad begaben und deinen hallgen
geift geben und mittnilen welleſt, durch welches Brafft er ges
ſtergkt wiber alle Anfechtung des teufels befleen und bein ges
liebte Herb durch das blut unfers Herrn Jeſu Chriſti deines
ſons teur erfaufft und erworben mit deinem heilfamen und ums
gefälfchten Wort nach deinem götlichen Wolgefallen waiden
mög zu Lob und breis deins hailgen Namens und fürberung
ber ganzen Ehriftenhait durch Jeſum Chriftum deinen geflepten
Son. Amen.
Sollichs alles zuerlangen fprechen mit mir von herten
das hailig Vater unfer.
Es möchte auch, wa Schuͤeler vorhanden, Alobald das
Vater vnſer geſungen werden.
Nach dem gepett oder geſang des Vater vnſers ſolle ſich
der Dechan vor dem Altar gegen dem volgkh wenden, ſein
NRechte band dem newen Pfarrer ober Diacon auf fein
blos haubt legen und alfo fagen:
Lieber Bruder, dieweil Wir nun im hallgen gaiſt verfas
meit Bott unferm himlifchen Vater duch Jeſum Chriftum
unfern Herrn und Hailand vber dich angeruffen und gebeten
haben und deshalb nit zweifeln er werde uns lut feiner götlichen
Zuſagung gnediglihn erhört umd gewert haben, Demnach fo
ordne, confiemier und beſtetige Ich. dich aus beueld, bes Almech⸗
tigen und unſers gnedigen Lanbefürflen und Deren als der or:
benlichen und von Got gegebnen Magiſtrats zu ainem Dienst
und feelforger difer gemein hiezugegen mit ernſtlichem beuelch,
das bu folder Erlichen und en alle Ergernus mit hoͤchſtem
vleie und trewen vorſteen wößeft, wie du dann vor den Ge⸗
richtsſtuel unferd Hern Jeſu Chrifti an jenem Tag Ned und
Antwurt geben muft, dem Rechten Richter im Namen des
Vaters und des Sons und bes hailgen geiftd. Amen.
Daruf finge die Kür Te deum landamus. Oder Gra-
tes nunc omnes teutſch und beſchlies e8 der Dechan mit dem
Segen: Numeri 6.
Wie dem Capitel zu gutem auch andere als Camerarins und Con-
siliarii (ollen erwelt werben.
Dieweil und aber afmem decano alle fürfallende Händel
1 auszurichten allein zuſchwer fein mil, fo follen Ime bem alten
geprauch nach ein Camerarius und etliche Consilarii erwelt
und zugeben werben, welche zu jederzeit, fo ifl von Ime bes
* und beruffen gehorſamlich erſchewen amd mitzugreiſſen
ollen.
Bun ber Wal «ins Cameraril und wis fein Kust .
Es folle ber Camerarius, wie aud der decanus vom
gangen Capitel erwelt werden, das der decanus erſtlichs alle
1 Brüeder erman einen: Camerer su welen, welchen fie vermai⸗
nen dem Kapitel am treulichſten vnd fuͤglichsſsten zu ſein, Bier
inn nichz anfehen weiten, weder Perfon, gunſt, Heb, Freunt⸗
Schafft oder ainichs vnd fol die Wal nach altem Pruch alfo ge:
ſchehen, das ein jetlicher allain und für fich felb8 ded namen
und zumamen, fo er zu Samerern erwölt, vff am zebelin auf:
zaichne, zufamen wigkle und alfo dem decano vberantwurte,
So nun der decanus aller zedelin bey einander verfamlet hat,
folle er in Beifein zweyer oder dreyer die zedelin vfthun leſen
und welchem er befindt fuͤr andere Merer ſtim oder Vota haben,
denſelbigen zu Camerer dem Capitel declariern und außrueffen⸗
So dann die Vota gleich erfunden, ſoll der decanus bat
Mehr machen.
Difer erwelt Camerarius folle vor dem gantzen Sapitul dem
decano globen und verfprechen, das er treulich und on allen
falſch mit dem Gut oder Gülten und was jme feins Ambtshalb
gebürn werde, handlen weile, den Nug und fromen des Capi⸗
tels fuͤrdern und ſein ſchaden warnen, auch dem decano zu je⸗
der zeit jn pillichen vnd erlichen Dingen (foult das gemein Ca⸗
pitel betrifft) gehorfam fein.
Des Camerarii Beuelch vnd Ambt foh fen, bas er im fall,
fo der decanus aus wichtigen gefchefften mit uorhanden oder
mit frandhaiten beladen, Vicedecanus fein und jne in alweg
vertretten.
Item das er die Schulden zins vnd gefaͤll des Capitels ein⸗
ztehe und beneme, auch ben Imbis zur Zeit des synodi beſtelle
und was von des Eapitels wegen auszugeben, bezale und ents
richte, alles mit folchem Ernft und vleiß als der bevatt und ges
ruͤſt feyn weile, jederzeit feine thuns und laſſens vor ein Ca⸗
pitel Rochenſchafft zu geben.
Er folle gerüft fein jedes Jars einmal Bedyaung zethun,
bie durch den decanum vnd Consiliarios yon des Capfttels we⸗
gen von Ime ſollen gehoͤrt vnd emphangen werden.
Diewell und aber das ynpringen auf dem Land Anem Ca-
merario zu ſchwer auch ehne Nachteil feiner kuͤrchen nit wol
geichehen mag , Jaffen Wir inen wie vor Alters einen Pebellen
zu, weichem ber decanas und Comerarius in Geſchefften des
Cepile bruchen mögen. .
In ſumma fie bebe der decanus und Camerarius feier
dauor das nit vmmoͤtiger vncoft auf das Gapitel getrungen werd,
fonder in alwege wachs vnd zuneme.
Es follen auch bebe der decamus und Camerarius nad
ausgang des Jars vnd im letſten Synodo Jr Ambt dem Ga-
pitel wiederumb fry refignieren vnd heimbftellen, Welche als⸗
dann nad) gelegenhait des Gapiteld. wiederumb angenommen
oder abgefhaffen und fry gelaffen fein follen.
Von ber Waal ber Eonfiliarien (melde etwan deputati genant
werden) vnd von jrem Umbt.
Es follen auch neben dem Camerer dem Dechan zuhllff
und gemainem Gapitel zu gutem Consiliarii (welche vor zeitten
deputati genant) ermwelt werden, die auff erforderung des de-
eani bamit er ſich jrer Hilf Rath und Beiſtands in gefchefften
des Sapitels geleben mög, alweg erfcheinen und follen von den
eltiften dapferften und befhaibneften Männern zu Consilariis
erwelt werben. u
Sie werden aber gemainlich alfo erwelt, das ber Dechan
und Camerer ben erften erwelen und nachmals fie dren den ans
dern vnd abermals fie vier, das iſt der Dechan Camerer und
die zwen erwelten Consiliarii den driten erwelen.
Es follen aber in jebem Gapitel under bry vnd vber fünff
nit getwelt werden.
Dife Consilarii follen dem Dechan promittiern gehorſam
und jrem vleis zu Wolfart des Capiteld zc. alles treulich und
vngeuarlich.
Wa die Capitula ein ſtatlich vnkomen haben guͤltbrief und
parfchafft underhanden, alfo das Inen darzu einer fonderlichen
behaltnus von nöten, folle ſollich behaltnus oder Druch mit
Dryen ſchloſſen verwart werden und die fchlüffel darzu außges
thailt, einer dem Dechan, der ander dem Camerer und der
Drit dem Eitiften under den Consiliariis gegeben, auf das in
Alweg mit dem gut gemaind Capiteld one ergernus gehandelt
werde.
Son gemeiner Perſon bed Capiteld ober Eapiteld Brüeber.
Es folle Deiner zu einem Pharrer ober Capitelsbruder
angenommen werden, er feye dann zuuor von den verordneten
ber Viſitation vociert und angenomen und difes zeugnus an
feinen Vogt oder Dechan vberantwurt habe.
Es foll aber ein jeder newer Pharrer vf volgenden Syno⸗
den erfcheinen, fich erzeigen, pro receptione biten und daruff
dem Dechan globen und verfprechen gehorſami in allen gepürs
lihen und zimlichen Dingen und das er der gemeinen Status
ten , mie ein ander geleben und halten wolle, alle& treulich und
ungeuarlich.
Nachdem ſol er dem alten Prauch nach ſeinen Namen und
zunamen in ein Buch darzu verordnet vfzaichnen, jtem vf wel⸗
ches ern er beruffen.
Item er ſolle pro Inteoitu dem Camerer zugeben ſchuldig
fein von hundert Pfund eins Vnkomens nad) Anal zurechnen ein
Dhundt, weiche von dem Camerario pngenomen und nachmals
dem Gapitel follen verrechnet werben.
Were der new angenomen Bruder zu arm, das er fie gleich
undt von flundt an nit hete zugeben, fol fie Ime vom Came-
rario vf leidenliche Zill zugeben zerthailt werden.
1568. XC., Würtieuibergiiche Eumodalordunng.
‚Wie oft die Capitula ſotlen gehalten werben uub wit was
Orbnung.
Es ſolle aber ein jeder Synodus im Jar vff zwaymal ge⸗
halten werdet, Einer im fruͤeling in der Vaſten und ber ander
vngeuerlich vorm Herbſt.
Vnd fol aber der decanus nit Macht haben fein Synodum
auszufchreiben one vormwiffen oder bewilligung feine Superat-
tendenten oder welcher darzu von uns erwaͤlt wuͤrd, das er
ſelbs odet jemandt von feinetwegen (welchen er ſchigken würd)
darby und zugegen fein mög und ben actum helfen celebriern
umb Merer anfehens und Authoritet willen.
Der Synodus aller folle mit ſolcher Ordnung gehalten mers
ben, das erſtlichs die Predigt gehört daruf die Cenſur, Als:
dann ein Difputation ober Collation gehalten und zum legften
mit einer exhortation und praelection der statutorum pare-
neticorum das Gapitel befchloffen werden.
Es fol auch bed Camerers Rechnung nad) Mittag und
nad) effens gehert werden vor dem Superattendenten, Decan
und confiliarien und die roeiteflen widerumb heimbgelaffen, je⸗
doch das die Consiliarii Seniores alwegen darbey pleiben und
bem decano behuͤlflich fyen, wie eben angezeigt iſt.
Bon der Comsara.
Die Cenſur foll aber alfo und mit ber Orbmung gehalten
werben, das nachdem und fich der Superattendent fambt dem
Dechan und Camerario nachmals der elteſt gefegt und jedermann
zugegen, da® erfllich® das gans Collegium von Superatten⸗
deuten vermant und warumb fie zufamen komen erinnert x.
und das fie jeg und niemands verfchonen, fonder allain gotes
Eer, den nugen und fromen gemainer Chriftenhatt unfer Wols
fart und fürderung des Chriftentichen feidens und warer einig«
khait im gaift und gefunder Leer und Chriftenliche Lebens ans
fehen woͤlle ıc. und deshalb fo er einicher perſon halb angerebt
und befragt würd, das er nicht verſchweigen, fonder was Ime
berift mit aller trew vnd guter gewifnen woͤlte anzaigen, das
mit das boͤs gewent und das gut angericht und gehanbthabt
werden mög, wie fich dan der Superattendent wuͤrt wiſſen
zuhalten.
Nachdem ſoll der decanus am erſten abtretten, ſeiner Leer
und Lebens halb ſeins Weibs und Kinder halb, vom Superat⸗
tendenten ein vmbfrag gethan und was Maͤngel befunden, vom
Camerario aufgezaichnet und notiert, und alsdann widerumb
berueffen und an feinen vorigen locım gefegt werben, Nach
dem decano der Camererius, nach dem Camerario je ber eltift
und alfo fort an bis.auf den letſten.
Nach der Cenſur folle eins jeden feel (fo er vormals nit
darumb angefprochen und gemarnet) ver dem Superattenden⸗
ten decano, Cumerario und den fünff Consiliariis allein und
in abweſen des gangen Capitels notiert und geflzafft werden,
zum andern mal vor bem gantzen Gapitel und fo er deshalb im
dritten Synodo aber ftraflich erfunden, follen fie es an uns
gelangen laffen und ferner ˖ befchaibs daruf gewarten. Es
mochte aber der Exceſſ dermaſſen geſtalt fein, das er dheins
Synodi bedoͤrfft und ber Magiſtrat darzu then und Ine feiner
Verwuͤrkung nad, fleaffen muͤeſtet, wellen Wir ums daffelbig
vorbehalten haben.
Vf die Genfur foll die vberig zeit an ain Ehriſtenliche Col:
1548. xCO. Württenbergifche Synodalorduung. 97.
Lation ober Difputation gewendt werben bis man zu Imbis
geet, of den Imbis folle der Dechan alfobald alle fratres für
ſich berufen die pareneses leſen und mit einer Chriftenlichen
Cohortation befchlieffen und heimblaffen. Nach dem Morgen
Inbis ſolle die Rechnung (fo es die zeit erforderte) vom Came- |
rario dem Dechan ımd Consiliariis in namen des Capitels ge
ſchehen, aud) wa jemand aus ben Capitularibus dem Gapitel
zu thun, ungezogen und verrechnet werben, wie baben angezögt.
Es folle auch foldyen Perſonen von wegen irer mühe und
Arbeit vonn gemeinen Gapitelgelt ein nachtefjelin gegonnt wer⸗
. den, dan der Arbeiter iſt feine Lonns wert x. Jedoch das e6
mit dem Uncoſten itit vbermacht werde.
Bow Vnterhaltung des Capitels.
Bon Vnderhaltung des Capitels zu reden fol neben ben |
Jerlichen gefallen, fo die Capitalia haben, Inen auch gegundt
werden anzurichten und ynzuziehen das ratum einer jeden var
cierenden Phrund welche dem Capitul zuuerfehen vfgelegt wer⸗
ben folle, bis man wiederumb ein Diener dahin ordnen würt.
Bud damit hieran dhein dohis geprucht würde, fo mues
ein jeder Dechan von flund an ond one allen Verzug das Ab⸗
flerben eines pharrers dem Snperattendenten oder fo ber nit
vorhanden, den Visitatoribas ader an unfern Hof ıc. anzeigen,
auch der deoanus und capitulares ſich vleiffig umb ein Andern
bewerben und ſolchem alsbald zum Superattendenten abferti⸗
gen und fchriffelich derichten, dauon dann nachmals bed abges
ſtorbnen Kircdyendimers - Weib und Kind and mit eim zimb-
Utchoen Abzug möchte verſehen werden, damit bis eig Mir des
toglichen nachlauffend vberhaben feien.
Vnd dieweil zu erachten, das durch diefe dotation das Gas
pitel zuenemen werde, ſolle es auch die alten unuermöglichen |
pharrer mit zimblicher Verſehung beunten, auch ite Knaben fo
zum studio geſchigkht erfunden, vf ein particular: zuusrhelffen
vom Gapitel bedacht fein;
Mir mollen uns auch Hiemit vorbehalten haben gemelte uns
gelegenhait der zeit und perfonen, Actum,. Brad ben erſten
Augüsti, Anno 2c. WVvVij. 5
Sequuntur stetute nimgulis et omnibus Im Synodis
‚ capitularibus praelegtmäs, nen,
" Ibvevparınd siue Spiritualia. .
Primo fratres meminerint se tanquam’ oueg in medio
kaporum mitti, unde prudentes sint sieut serpenites, ‚simpli-
ces ut colambae. Math. 10.
per omnia diligant, qui tradidit semet ipsüim pro peeccatis
mostris, ut eriperst nos de hoc presenti'secnlo ne’, quam
secundum Voluntatem- Dei et patris nostri. Gal. I. Et ideo
non quaerant, quae sua sunt, sed quae sant nt dere Christi.
Phil. 2. Ut ne patrem quidem aut matrem etc. plus ament
quam Christum. Ut oves Christi suae fidei commendatas
cum omni timore et reuerentia sicut decet fidelem Dei Mi-
nistrum pascant.
Pascant inguam non concte sed spontanee secundum
Denm neque turpis lucri gratia, sed Voluntarie. 1. Pet. 5.
Pascant autem sincero Dei verbo docentes eos omnia
seruare, quaecangne nobis Christus mandauit. Math, ult.
Contra vero quantum fieri potest afflictis parcant con-
scientiis, ne inutilibas et iniquis traditionibus obruant vel
doctrinis demoniorum perturbent. 1. Timoth, 4. Sed in-
firmos in fide suscipiaut. 1. Thes: 5. At eos qui faerint in
aliquo praeoccupati, instraant in spiritu lenitatis conside-
rantes semet ipsos ne tententur et ipsi aliquando. Gal. 6,
Alter itaque alterius onera:portato ut impleatis legem
Christi, si-quis enim existimat se aliquid esse cum nihil eit,
ipse se ipsum decipit. Gal. 6.
At inpriesis parati sint ad satisfactionem omni petenti
rationem de ea, quae in ipsis est, spe et fide. Interim cum
omni modestia et timore conscientiam bonam habeant, ut
confundantur. qui caluımniantur bonam eorum _ sonversalio-
nem in Christo Jesu. 1.Pet, 3. En
"Heu siue moralia.
Fratrum autem coruersatio tum bona fuerit, ubi prae-
ter en supra memoravimus, conentur, ut sint irreprehensi-
bilia gregis exemplaria ‚' si. vitam eorum corrigant et.emen-
dent ad Regulam diui Pauli nobis omnibus praescriptam,
‚ quod certe, ut faciant, necesse erit, quando turpe sit doc- .
tori, quum culpa redarguat ipsum. Et sanctus Lucas. ser-
modem fecit de omtibu⸗ quan oepit Jesus facere et docere.
Act. 1. |
Lux mundi vocantur ä Christo, unde Iox eorum ita lu-
ceat, ut:videant homines bona ipsorum opera et glorifient
patrem nostrum, qui in caelis «st. Math. 5. e
Discant ergo primum a Christo ut mites sint et homi-
les corde. Mat. II.
Deinde sint irteprekensibiles, nen superbi, non iracundi,
nen vinolenti etc. scientes, quod neque fornicarüi neque ido-
lolatrae ‚;neque adulteri,: neque molles, neque mrascoulorum
eoncubitores , neque: fures, neque auari, neque ebriosi, ne-
. que maledici regnum dei possidebunt. 1. Cor.6. :Sed sint
hospitales, benigni, jusfi, sobrä‘, sancti , Veritatis seetato-
fer Drdnung zu mindern ,; zu. meren ober gand nbauchun nach | res et casti, ut contrahant, quibus non est datum, Virgini-
tatis donum, ne eniquam sint offendieulo. Ti. 1. et1. Timo. 8.
Ducant igitur uxores ut -possint et ipsi caste viuere,
quando honorabile sit connubium omnibus et thorus imma-
. culatus, ne cum fornicatoribus' a adukteris & domino judi-
centur. Hebr. 18.
Sint preterea docti, notentes item exhortari in sana
:doctrina. Et eos, qui.contra dicunt, arguere. Tit.1. id est
t t id
Deinde abeicatis ommbus Luc: 14. V. 39. Christum so- |. studiosi et lectores assidui.
Adhortatur Timotheum suum dinus Apostolus, uti in his,
quae didicit, permaneat, Quid dicit autem? Ab infancid in-
quit sacras litexas nosti, guae te ‚possnnt instruere ad salu-
tem, per fidem, in Christo Jesu. ‘2. Timo. 3. O fructum stu-
dii nostri preciosissimum et omnibus votis expetendum, ad
corripiendum in justicia ut perfectus sit homo Dei etad omne
opus bonum instructus. 2. Timo. 5.
Et quia non solum nobis cauendum est & crimine, sed
etiam & criminis suspicione, quantnm in nobis est, omni
modo caueamus, nec ubi malo praebeamus ansam calum-
niandi.
Praebebunt autem, si sic mores suos instruant, ut om-
13
= 184%. xC. Württembergifche Svnodalordunus ·
nia in eis pura sint, 08, Oculi, lingua, manus, et in summa
totus gestus et habitus, quum et bonos mores colloquia
prava corrampant. 1. Cor. 15.
Quare Apostolus monet et vult, ut sit sermo noster sale
conditus et dominus noster praedixit nobis racionem de
quouis ocioso verbo reddendam esse. Mat. 12.
Breuiter mortificent membra sus, quae sunt supra ter-
sam, fornicationem, immundieiem , libidinem, propter quae
venit ira dei super filios incredulitatis.
Deponant maliciam, Blasphemiam, turpem sermonem
de ore suo, indnant sicut electi dei sancti et dilecti, Viscera
misericordiae, benigsitatem, humilitatem, modestiam, pa-
eientiam, condonantes proximo’sicut et dominus condonarvit
nobis omnibus, Col.5. .
Super haec autem omnia charitatem habeant, quae est
vinculum perfectionis quando nullum habeamus aliud Sym-
bolum penes quod discipuli Christi debeamus agnosci. Joann.
13. Mandatuim novum do vobis etc. In hoc cognoscent
omnes, quia discipuli mei estis, si dilectionem habaeritis
inter Vos.
Et ut numero dicam se ipsum inprimis doceat, qui docet
alium, qui igitur praedicat non furandum, non moechan-
dum etc. ipse prius non furetur. Rom. 2, Ut sit absolutum
exemplar gregis suae factum, illam retribucionem expectet,
quam ocalus non vidit, nec in cor hominis ascendit et sub
adventu domini nostri Jesu Christi percipiat immarcessibi-
lem coronam gloriae. Amen.
Touriucè sive Civilia.
1) Patere inguiunt legem, quam ipse tuleris, justo igitur
judicio Decanum ante omnes, si quid deliquerit, se-
quentia statuta dupliciter feriunto, qui si negligencins
officio Decanatus fuerit defanctus ad Cognicionem
Universi .Capituli defertor.
2) Quod de Decano, idem de Camerario et Consiliariis
intelligitor.
.8) Omnes in vera fidei doctrina perseuerantes hanc eciam
sinceritate vitae et morum honestate coram plebe siue
grege suo ostendanto.
4) Ne quis confratrum nostrorum sacro sancto dei nomine
abutitor, qui si in hujusmodi Crimine faerit deprehen-
sus & Camerario Capituli sine mora plectitor.
5) Quantum ad Ceremonias et dies festos attinet, volu-
mus unius cujusque Ecclesiam ad exemplar ecclesiastici
ordinis illustrissimi principis nostri quantum fieri po-
“ ‚test reformari, si quis igitur hic suo cerebro innixus
dinersum fecerit, mulctator,
6) Obedienciam merito requirimus ab omnibus confratri-
bus nostris. Si quis igitur à Decano vocatus non
(nisi graui causa praepeditus) adparnerit, mulctam in
fiscum Capituli persoluendam dato.
7) Porro, quum nec Apostolus percussorem velit, dignum
poena judicauerimus eum, qui cum altero vel temere
contenderit. Si quis igitur nostrum aliquid adverzus
Confratrem suum habuerit, videat ut quam primum
ipsi reconcilietar. Quod si fieri nequit, rem ad De-
canum ferat, vel ejus, vel (si opus fuerit) eciam Ca-
merarii et Consiliariorum sententia decidendam. Quo-
rum authoritatem qui contempserit aut contra fecerit,
de eo suplicium iustum sumitor.
De confratribus inter se altercantibus hoc statutum
intelligitor. De alienis causis Capitula nullum jadi-
cium esto. Qui amat periculum, pereat in illo.
8) Turpis lucri cupiditatem ab omnibus nostris alienam
esse volumus. Quisque igitur Vocacionem suam prope
consideret Cujus praecipua sunt orare, assiduum esse
in lectionibus et studiis et tale aliquid meditari, cujus
post usus esse possit Ecclesiae suae, Contra quae si
quis deliquerit
9) Dignam factis poenam luito. Neque turpe lucram modo,
sed et morum indecentia pastorem mire deformat. Unde
nichil agito praeter decorum, ab omni laxu se tempe-
ret, lasciuiam et omnem intemperanciam vitato ut non
modo immunis sit à crimine sed et Criminis suspicione,
sicut Apostolus ab omni mala spedie nobis cauendum
esse monet. Si quis igitur ex nostris vel ore uiueret
nudior, uel Vestitu lascinior vel in conversacionibus
intemperancior vel in choreis (quas tamen in universum
devitet nisi ad honestas nuptias inuitatus fuerit) inciui-
lior adde et freguencior inventus faerit, irremissibiliter
punitor.
10) Diabolus mendax est et pater ejus rei Jo.8. Tanquam
igitur ipsum Diabolum, Vanitatem et mendacium de-
clinet fidelis seruus domini. Bogatus igitur in Synodo
nichil, adversus confratrem suum mentitor, sed absque
omni felle ad profectum ecciesiae et Capituli nostri rei
veritatem indicato. Aliter agens mendaciique conuictus
poenam incurrito.
Secreta Capituli penes se ipsos fideliter obseruent,
secus facientes plectantur.
Haec statuta quilibet pro virili seruet, quae civilium
duntaxat transgressionum repagula sunt, neque ma-
. gistratni nostro in majeribus criminibas et maleficiis
jus suum aufertur.
Quantum vero ab unoquogue ststutorum nostrorum
transgressore supplicii sumendum sit Capitulo decer-
nendi potestas esto.
anso. NO Rirdpeusrbuung der Sieberktuder in London,
1530.
XCI.
Forma ac ratio tota ecciesiastici Ministeril in peregrinorum, potissimum
vero Germanorum Ecclesia instituta Londini in Anglia, per Pientissimum Principem Angliae, Regem Edu-
ardum ejus nominis sextum. Auctore Jo. a Lasco, Poloniae Barone. Lond. 1550. Francof. ad M. 1555.
Sirchenordnung, Wie die unter dem Chriftlihen König auf Engelland, Edivard dem VI.
in der Statt Londen, in der Niderlendifchen Gemeine Chrifti, Durch Kin. Maieft. mandat georbnet und gehalten -
worden, mit ber Kirchendiener vnd Elteften bewilligung, Durch Herrn Johann von Lafco, Freiherren in Polen,
Guperintendenten berfelbigen Kirchen in Engelland in Lateinifcher fprach weitleufftiger befchrieben, Aber durch Mars
tinum Micronium in eine kurtze Summ verfaffet, Vnd jegund verbeutfchet. Gebrudt in ber Churf. Statt Heis
deiberg, Durch Koh. Mayer. 1565. 17 3.1.8.
Die von Joh. v. Lasco entworfene K.⸗O. für die
nach England geflüchteten Niederländer ift bie erfte ums
faffendbe Presbpterialorbnung ber reformirten Kirche.
Salvinifchen Belenntniffes (vergl. v. Dven, bie Presb.=
und Syn.:Berf. in Berg, Juͤlich, Cleve und Marl, ©.
31 f., Bidell, die Presb.s und Synodal⸗Verf. der
ev. K., in der Zeitſchr. des Vereins für heſſ. Geſch. Bb.
I. S. 57... Da fie nad ber Werpflanzung ber Syn.⸗
und Presb.s Verf. auf beutfhen Boden auch hier ges
braucht worben ift (vergl. 3.8. Jacobſon, Gefchichte
der Quellen bes ev. RR. der Provinzen Rheinl. und
Weftph., Url. ©. 106.), fo ift ihre Aufnahme an biefer
Stelle gerechtfertigt. Mir geben nach ber. Bearbeitung
von Micronius vollftändig bie Abfchnitte, welche die
Verfaffung, Wahl der Diener und die Zucht betreffen,
während wir ben liturgifchen im Auszuge mittheilen.
% * *
Cap. 1 Bon ben Diesen ber Chriſtiichen Kirchen,
„Gleich wie en Hauß one haufvater, ein Schiff one
an, vnd ein heer one Hauptman, in gewifle gefahr
tommen: alfo auch bie Gemeine Chriſti, welche in biefer Welt
flreitet, wird entheiltget, zerriſſen vnd vergehet endlich gar, wo fie
jre gebürliche Regterer und Diener nit hat, durch welcher ernft,
Gottes furcht und lehre fie billich fol regieret werben. Es ift
auch hie nicht erlaubet alleriey orden vnd gefchlechte ber
diener ber Gemeine nach menſchlichem gutduͤncken einzufücen:
gleich wie es auch nicht erlaubet iſt die notwendigen außzulaſſen:
fonder in difem muß man folgen der ordnung Gottes nach
feinem heiligen wort. Denn es je jm amaller beften bekant tft,
durch waſſerley Diener fein hauß, die Gemeine foll regieret
werben. 2
Derwegen wir nachfolgende der vnwanckelbare autoritet der
ſchrifft, haben in vnſer Gemein allein zweierley diener: die Elte⸗
ſten, vnd die Diaken, ohne welche die Gemeine nicht fuͤglich
kan erhalten werden.
Vuter den erſten dienern, nemlich den Elteſten, find etli⸗
che die in dem wort vnd Lehre arbeiten: vnd dieſe werden in
der Schrifft genennet Biſchoff, Hirten, vnd Lehrer, vnd die
andere Elteſten, wiewol ſie den offentlichen dienſt des worts
und der Sacramenten nit bedienen, dennoch find fie gehuͤlffen
der ander biener, vnd ſtehan inen bay mis allem ernſt, mit rath
vnd huͤlff, auff daß die Gemeine Gottes in aller Gottſeligkeit,
heiligkeit, friede, ordnung und erbarkeit, nach dem wort Gottes
tegieret unnd erhalten werbe, darumb werden fie auch von Paulo
Megenten genennet. Vnter difen zweien gefchlechten ber Eitis
fen, ift einer auß jrer zale, der vornemeſt, darzu ordentlich ers
wehlet, auff daß durch feine authoritet, ein eintrechtige vers
gleihung vnter allen, in allen Dingen nad) dem wort Gottes
gehalten werde. Vnd diefer iſt von K. M. in jrem Priuilegio
genennet, Superintendens, das ift, aufffeher. Die Diaken aber
tragen forge für die armen der gemein. Wie aber obgemelte
diener der kirchen, Superimtendene , Eitiften und Diaken oder
allmoſenpflegor in vnſer Chrifllichen gemeine erwehlet, unnd
in jrem dienft-beftetiget werben, wollen wir zumanfang orbenttich
erkleren.”
Cap. I. Won der wahl ber Diener.
Was vor ber erwehlung ber Diener gefchehen foll.
„Wenn bie Gemeine eines Dieners oder mehr notbürfftig
ift, fo wird als benn nad) ber ordnung Gottes, ein gemeiner ge=
wiſſer Faſttag durch die Eltiſten angeftellet, welcher tag, dar⸗
au von ber Cangel, ber gangen Gemeine verfünbiget wird,
auff daß fie famptlich (fo fern es muͤglich iſt) auff den beflimps
ten tag zufammen kommen, vnd ben Herren mit ernſt und
fleiß bitten, getrewe Diener ber gemeine von jm zu erlangen. .
Was an dem Faſttag gefchicht.
As nun bie gemeine für neun ohren zufammen fommen
ift, vnd einen Pfalm zu der fach dienend gefungen hat: fo
thut der Diener eine Predigt, in welcher dife Hauptſtuͤck infon-
derheit tractiert werben, -
Erſtlich wird bewiefen, warumb ed notwendig fey, in ber.
wahl der diener, einen gemeinen faſt vnd bettag zu halten:
nemlich darumb, daß getrewe Diener der Gemeine nicht geger
ben werden, durch einige menſchliche meißheit oder Mugbeit,
ſonder allein durch eine fonderliche wolthat Gottes.
manet benn der diener die gemeine daß ein jeder nicht allein im
der gemeinen ‚verfamlung, fonder auch daheim in feinem
hauß ernſtlich bitten foll, in einem warhafftigen faften vnd
nuͤchtern gomuͤt, daß Gott der Herr feiner. Gemeine in dieſer
wahl der Diener durch feinen Geiſt bepfisbn, rw die: wahl,
3%
⸗
So vers
100 1300. xUe. Siudkenprdunng der Mieherkinuder in Lerboni.
mit feinem Goͤttlichen einfprechen zu ber ehren feines eingebor-
nen Sohns, vnnd zu einer Gottfeligen erbamung feines Reichs
in unferer Gemeine regieren wolle : Darnach wird das ampt der
Diener, fo man erwwehlen fol, durch den Diener des morts,
auff folgende weiß erkleret.
So ein Diener bed worts ober mehr erwehlet werben,
fo wird difes von jrem dienſt angezeigt.
Zum erflen, daß ber dienſt bes worts ein ordnung Gottes
fey, in feiner gemeine, zu jrer erbawung, von Gott eingefegt.
Weiter was das ampt ber Diener des Worts fey, erftlich
daß fie leren follen die reine Lehre des Goͤttlichen Worte: Zum
andern, daß fie die Sacramenten trewlich vnd ernſtlich auß⸗
fpenden, allezeit die rechte krafft und nug berfelbigen der ge
meine vorhalten: Zum dritten, daß fie mit den andern Eiteften
forge tengen vor die gemeine, bie jhnen befohlen tft, mit allem
eenft und fleiß, durch vermanen, tröften, flraffen, vnnd recht⸗
ſchaffenen gebrauch der Chriftlichen fraffe, nach dem wort
Zum vierten, das fie durch die authoritet des Goͤtt⸗
lichen worte allen feinden das maul flopffen. Zum fünfften,
daß fie diß alles thun nit als berfchafft oder gemalt brauchenbe
uber Die gemeine, fonder al& weile und getrewe Diener berfelbigen.
Zum dritten, fo wird angezeigt, waſſerley männer. zu fols
chem geofjen bienft zu fuchen vnd zu erwehlen fich gebäret,
nemlich folche, die in der heiligen Schrift fleifftg geübet find,
die durch gewiſſe zeichen ber Sottfeligkeit bewieſen haben, daß
fie gern und ernftlich folgen wollen, allem bem daß ber H. Apoftel
Paulus von ben bienern bes worte in fonderheit fordert. Man
muß auch hie zufehen, daß Feine newling zu diſem dienft
angenommen werden, oder welche der ſchendliche geroin, ober
eitele ehre zu biefem dienſt getrieben hab.
Zum legten wird angezeigt, welches das rechte ampt, ber
gangen Gemeine gegen ben dienern des worts feie, nemlich daß
fie denfelbigen in jrem auffrichtigen dienft, als gefanten Chrifti
des Herren, Ja als Chrifto dem Herren felbs, welcher durch
fie redet und regieret, gehorfamen follen: daß fie jre offentliche
und heimliche vermanungen gern vnnd lieblich hören, daß fie
die gemeine verfamlungen der Gemeine mit ehrerbietung und
groſſem ernft vor augen haben, vnnd daß fie fich von allem
murren wider die biener und jren auffrichtigen dienft, gentzlich
enthalten follen. Endlich wird auch erfieret, daß der Gemeine
zuſtehe die Diener des worts nach ihrem vermögen zuverfor-
gen, daß fie gute mittel haben, Chriſtlich und ehrlich zu leben.
So aber einer oder mehr von den andern Eitiften,
welche mitregierer find, erwehlet werden,
fo wirb jr dienft in der predig auff folgende weiß erkleret.
Zum erften, daß der dienſt ſolcher Eiteften ein Apoftoltfche
ordnung fen, unnd daß auf ber Lehre des Apoftels Pauli, wel⸗
cher ein vnterſcheid flelet zwiſchen den Eltiſten, da er leret daß
fie zweifacher ehren werth find, fonderlich die ba:arbeiten im
wort.
Darnach wird erfieret, das ampt vnd wirdigkelt ſolcher
Eltiſten in der gemeine Chriſti: nemlich daß jre verſamlung
ſey, als ein rath der gantzen gemeine, zu erhaltung der reinen
lehr des Euangelij vnd Cheiſtlichen ſtraff oder bußzucht in der
Gemeine. Das ampt diſer Eltiſten vnd der diener des worts
iſt gentzlich einerley, außggenommen daß ſie ben dienſt des worts
vnd der Sacramenten nicht verſehen vnd ſind mit den Dienern
des worts als huͤter vnd bewarer der gantzen gemeine.
Zum dritten wird angezeigt, was Menner man zu dieſem
dienſt ſuchen vnd erwehlen ſoll: Nemlich ſolche, die mit jren
gaben ſo ſie von Gott entpfangen den dienern des worts aller
nechſt gleichen, ſo fern es jmmer muͤglich iſt.
Zum letſten wird erklaͤret, was das ampt bed gantzen veickt
in der gemeine ſey, gegen ſolchen Elteſten: Nemlich, daß fie
dieſelbigen in ſolcher ehren vnd wuͤrde haben ſollen, wie ſie die
Diener des worts haben.
Wo aber ein Superintendent ſol erwelet werden:
ſo wird diſes von ſeinem dienſt in der predig vorgehalten.
Zum erſten, daß der dienſt eines Superintendenten oder auff⸗
ſehers ein Goͤttliche ordnung ſey, in der Gemeine Chriſti, von
Chriſto ſelbs, da er Petro eigentlich die ſorge, die andere Bruͤder
im glauben zu ſtercken befahl, eingeſetzt, nit daß er Petro einigen
gewalt oder macht vber die andern gegeben hab: ſondern allein
vmb des willen, daß es noͤtig war, die gleiche macht aller an⸗
dern Apoſtelen mit Petro, durch ein gewiſſe ordnung der
ſorge des einen fuͤr den andern, in der Gemeine zu erhalten wie
daß auch der heilige Mertler Gottes Cyprianus leret. Derhal⸗
ben iſt ein Superintendens der Gemeine allein vmb diſer vr⸗
ſachen willen vber die andere diener, daß er vmb ſeiner gaben
will, mehr arbeit vnd forgen tragen muß, denn bie andern.
Aber in dem dienft des worte vnnd ber Sacramenten, vnnd im
gebraud) der Chriftlichen ftraffen, hat er gleichen gemalt mit den
andern.
Weiter wird angezeigt, daß ber bienft des Superintendens
ten nitin Kicchweihen, Kelchweihen oder dergleichen abgöttifchen
aberglaubifhhen dingen, fonber in diefen nachfolgenden ſtuͤcken
fuͤrnemlich gelegen fey. Erftlich daß er auff alle andere diener
‚ber Gemeine, in jrem ampt gute acht habe: Zum andern, daß
er alle diener (fo offt daffelbige notwendig) verfamte, und ein
ordnung vnd eintrechtige vergleichung unter ihnen, nach Got
tes. Wort trewlich erhalte: vnnd daß er durch feine und dee
gangen gemeine authoritet, ſolche Mitdiener, die auß dem rech⸗
ten weg jtes beruffs teetten wollen, auß dem wort Gottes
ftraffen und ftilen fol. Zum dritten, daß er feinen dienft und
arbeit vor allen andern dienern, der Gemeine foll zu nug kom⸗
men laffen. Zum vierten gleich wie er ber oͤberſt Bewarer
der Chriftlichen ftraffe is, vber alle andere Diener und vber die
gange Gemeine zu wachen, alfo fol auch er fich ſelbs für aller
andern, der Ehriftlichen ſtraffe unterwerffen, und fich ſelbſt (fo er
fündiget) nach dem wort Gottes, ftraffen Laffen, gleich wie der Apo⸗
ftel Petrus, die offentliche vermanung Pauli angenommen hat.
Zum dritten wird erkleret, was für ein mann zu ſolchem
geoffen Laft, fol geſucht vnd erwehlet werben.
Zum legten wirb aud) gemeldet. , von bem ampt aller au⸗
derer Diener dev gemeine, gegen diefen Superintendenten.
&o man einen zum Diaken ober Allmofenpfläger wil erwehlen,
fo werben folgende ftüd, von feinem dienſt in ber Peebig
geme
Zum Erſten, wird bewieſen, daß der dienſt der Diaken
ober Almoſenpflaͤger ein Apoſtoliſche, vnnd zugleich ein Goͤtt⸗
liche ordnung fen: one welche, die notwendige ſorge bar armen,
in der gemeine nicht wol kan ethalten werden. 0.
.
®
ABO. zer Sircheuoröuung der Riebeelinder in Londen.
Darnach wird erklert, das der dienſt der Diaken nicht in
bem fingen des Euangeliums in der Kirchen, ſonder viel mehr
in dieſen zweien ſtuͤcken gelegen ſey: nemlich, in dem ernſtlichen
verſamlen der Allmoſen, vnd in dem getrewen vnd fuͤrſichtigem
außtheilen derſelben.
Zum dritten, wird gemeldet, was maͤnner man zu Diaken
wehlen ſoll: nemlich ſolche, in welchen man die ding, ſo die
Apoſtelen in der wahl der Diaken angemerckt haben, befind, vnd
wie Paulus von jnen leret.
Zum vierdten, wird erkleret, das ampt, ſo wol der reichen
als der armen, in der gemeine, gegen den Diaken: nemlich daß
es den reichen amptshalben zuſtehe, daß ſie gern vnd williglich
auch reichlich die allmoſen geben, zu huͤlff vnnd vnterhaltung
der armen. Von dem ampt der armen gegen den Diaken wird
geleret: Zum erſten, daß ſie alſo ſollen geſinnet ſein, daß ſie
andern mehr begerten huͤlffich (ſo es in jrem vermoͤgen were)
dann beſchwerlich zu ſein. Zum andern, daß die armen ſich
nicht ſchemen ſollen jhres armuts, welches von Gott kompt,
gleich wie reichthumb, vnnd daß ſie darumb die allmoſen, mit
gutem gewiſſen von den Diaken entpfangen moͤgen. Zum
dritten, daß die armen in der empfahung der allmoſen beden⸗
cken ſollen, daß ſie die allmoſen zu jhrer vnterhaltung empfan⸗
gen, nit als auß den henden der menſchen, ſonder auß den
henden Gottes: vnd derhalben ſchuldig ſind, dieſelbige erbar⸗
lich vnd mit aller danckbarkeit, ohne einige bitterkeit vnnd wider⸗
bellen zu empfangen: vnd daß ſie dieſelbigen als gaben Gottes
meſſiglich zur notdurfft gebrauchen, vnd nicht zum vberfluß oder
wolluſt mißbrauchen ſollen. |
Rah dem ſolche Predigt volendet iſt, ermanet ber Diener die ges
meine fleiffig zum gebet, vmb einen gluͤckſeligen fortgang der
wahle aller diener (weiche auch ba vorhanden feinb) vnd mit
heller ſtimme bettet er alfo:
D Herr Bott Himtifcher Vater, durch welches wolthat es
allein gefchicht, daß wir gute und getrewe Diener in deiner ger
meine haben, vnnd ohne weiches huͤlff Menſchliche arbeit gengs
(ich nichts vermag : Wir bitten dich o aller heilichfter Water,
daß du dife unfere gemeine (für welche dein lieber Sohn Jeſus
Chriſtus fein vnſchuldigs blut vergoffen hat) für allen falfchen
dienern, die bu im deinem zorn zur ſtraffe der undandbarkeit
ber menſchen fendeft, bewaren wolleſt: vnd geben gottfelige ges
trewe vnd ernfthafftige diener N. N. (hie fol man entweder bie
Predicanten oder Eitiften oder Diaken nennen) daß fie jren
dienft, folgende deinem Göttlichen willen, zur ehren beines Nas
mens, ond zu erbawung vnſer Gemeine außrichten mögen.
Regler vnſer aller hergen, rath vnd ftimmen in biefer erwehlung
der Diener, baß wir deine ehre allein für augen haben, auch
die allein in deiner Gemeine erwehlen, die beine ehre für
augen haben, ihren dienft auffrichtig und trewlich bedienen
mögen. Erhoͤr vns aller gnedigſter Water, die wir beine huͤlff
demuͤtiglich begeren, durch dennamen beines lieben Sohns
vnſers Deren Jeſu Ehrifti, Amen.
Vnd auff daß das Gebet ber gangen Gemeine deſto feuris.
ger fep, fo iind hermach das. Rarhtmal unfers Herren Iefız
Cheiſti mit aller andacht gebrauchet, nad) ber form wie darnach
beſchrieben wich.
Bu zweien vhren nad) mittag, wird mwiberumb ein prebig
gethau, in welcher weitleuffiger erklaͤret wird, das ampt ber
10)
biener, welches in bermorgen prebig nit kuͤndt gaugſam erklaͤret
werben: Vnd die gemeine wird abermals zum Gebett ermas
net. Vnnd alfo wird der gange tag mit predigen und allerley
Goͤttlichen vbungen zubracht, mit Faſten und Betten, daß Gott
die kuͤnfftige wahle der diener, durch feinen heiligen Geift vmb
Chriſtus willen feliglich Regieren mölte.”
Cap. IU. Form vnnd weife der erwehlung ber Diener.
„Wiewol wir allen anderen Chriftlihen Gemeinen jrer
freiheit laſſen, ſo halten wir doch in der wahl vnſer Diener diſe
nachfolgende weiſe, als die dienlichſte zur erbawung unfer Ge⸗
meine: Am tag des gemeinen Faſtens vnd Bettens, wird die
Gemeine durch den Predicanten vermanet daß ein jeder (an⸗
ruffende ben namen Gottes) ernſtlich bey jm ſelber vberlege,
welchen er zu diſem dienft aller meift nutz vnnd geſchickt ohne
einige Fleiſchliche oder menſchliche affecten vermeinet zu fein:
Vnd daß er deren namen, den dienern und Elteften ber Gemei⸗
ne, die gange nachfolgende wochelang fehrifftlich obergebe. Die
nachfolgende woche komen die diener Elteſten und Diaden zu⸗
fammen, vnd beſehen vnter jhnen die verſamlete ſtimmen dee
gantzen Gemeine. Vnd als ſie nun erwogen haben, welche durch
den mehren theil der ſtimmen beruffen werden, ſo gibt ein jeder
diener, nach ernſtlicher anruffung des Goͤttlichen Namens, einer
nach dem andern, ſeine ſtimme, vnd bereden ſich von der wahl
ernſtlich vnd weißlich untereinander, biß daß ſie endlich derfelbigem
verglichen ſind. Vnd im falle daß niemand vnter jnen iſt, der
etwas hett daß die vorgenommene erwehlung verhindern ober
in zweiffel bringen moͤchte, vnd wenn diſe wahl alſo (ſag ich)
vnter den dienern eintrechtig geſchehen iſt, ſo werden die jenigen,
ſo erwehlet ſind, zu der verſamlung der Eltiſten vnd Diaken
beruffen: vnd wird jnen der gantze ſtand des dienſts vorgehal⸗
ten, zu welchem ſie beruffen ſind: da werden jre hertzen ernſt⸗
lich vnterſucht, wie fie darzu geneigt ſind.
Wo 'ſie dann keine beſtendige entſchuldigung fürbringen,
dardurch ſie den fuͤrgeſtelten Dienſt abſchlagen koͤnnen, fonder
jre beruffung viel mehr bewilligen: ſo werden den nechſten
Sontag zu end der morgen Predigt jre namen offentlich durch
ben Diener von der Cantzel, für der gantzen gemeine verkuͤnbet:
vnnd fie werben geftellet an folches ort, da fie leichtlich von der
gangen gemeine Eönnen gefehen werben. Vnd denn erfläret
der diener, von der Gangel dem vold, daß dieſe Männer, nad
eenftlicher vberlegung vnnd probieren der flimmen von ber ges
meine, gu diſem dienſt mit zeitigem vnnd ernfllichem vathfchlag
aller Dienern, beruffen find: und daß ohne einige eigene affe
ten, fonder allein zu befuͤrderung der ehren Gottes in feiner
gemeine: und baß es die Diener auff diß mal bedundket, daß diefe
die geſchickſten find, folchen dienft der Gemeine zu bedienen. Vnd
ferner auff daß niemand außder Gemeine, difer wahle ſich billich
zubeltagen hab, fo wird abermalsder Gemeine zugelafſen, die game
Ge nachfolgende woche fich zu beratfcjlagen, auff daß ein jeber bey
im felber vberlege, ob er im den beruffnen etwas befinde dar⸗
umb fie entweder Inn lehre ober leben von dem bienft darzu
fie beruffen find, mit recht möchten abgehalten werden. Vnd
wo jemand auß der Gemeine etwaß wurde haben, fo wird er ver⸗
manet, daß er baffelbige in der wochen, fuͤr dem folgenden Doms
nerftag den Dienern oder Eitiften eigentlich in der Furcht des
Herren vorbringe, auff daß in der nechften verſamlung ber Er
102 1580. xcı SBirchenerbunng der Michexläuber in Louden.
tiften, ein ernfllige und zeitige vnderſuchung der beſchuͤldigung
gehalten werde. Ä
ESo denn in ber obgemelten wochen etwas wiber bie ers
weiten fürgebracht wird, dardurch jr beruff mit recht im zweiffel
geſtellet wird, fo werden biefelbigen (nach dem die ſach durch die
Eiteften und diener ernſtlich erforfchet ift) fo alſo beſchuͤldigt find zus
dem bienft nit zugelaffen : fonder e8 werden mitlerweil durch die
Diener, an jre flat geftelt diejenigen, die fie am gefchidften dars-
zu erkennen, biß daß entlich der gemeine in allem gnug ge⸗
fchehen ift. Wo aber die gange woch vor bem folgenden Sons
tag, wider die erwelten nichts fürbradht, das einiges anfehens
ſey: fo fchreiten die Diener des worts und die Eiteften fort zur
beftetigung ber erwelten diener, und das vor der gangen Ges
meine, auff folgende weiſe.“
Cop. IV. Bon ber offentlihen annemung und befletigung ber Diener |
vor der ganzen gemeine.
In der Morgen ober nachmittag Prebigt des Sontags
(vote e8 der Gemeine am beiten gelegen) nad) dem das gemeine
Gebet der kirchen geſchehen, ehe man den Pfalmen finge, heift
der biener Goͤttlichs worts mit namen bie erwelten herfuͤr tretten,
ins geficht der gangen Gemeine, alfo daß fie ftehn in die mitte
der ander Diener und Eitiften, danach handelt der Diener
‚des Worts von der Sangel, von Dem dienſt darzu fie beruffen
werben.”
> Cap. V. Form ber Beftetigung vnd annemung der Diener des Worts,
I
ond der Superintendenten.
„Nach dem diefe erwehlte Diener alfo ind geficht der Gemein
geftelt find, fo erzelet der Diener von ber Cantzel auffs kuͤrtzeſt,
jre vnuerhinderliche erwehlung, und zeigt an daß hinfort nichts
mehr in diefer fach zu thun notwendig fey, denn daß jie in der
offentlichen verfamlung ber Gemeine beftetiget werden. Darum
wendet ber Diener feine rede zu den erwehleten. Dienern, vnnd
‚fpricht gu jnen auff folgende weiß.
s: Angefeben daß jr lieben brüder, zu dem bienfl bes worte, | _
ih der Gemeine Chrifti, mit der gemeinen bemilligung , erweh⸗
let vnd beruffen feit, vnd daß nichts mehr notwenbigift, denn daß
ie nun offenlich für der gangen Gemein, burch die aufflegungder
benbe, nach dem Wort Gottes werdet boftetiget, fo muß ich zus
uor etliche ding von euch Im namender gangen gemeine fragen,
auff daß jr ſelbſt diefen. ewern dienft, mit ewerem eignen
munde, für der gangen gemeine, bezeuget und bewilliget.
Die Fragſtuͤck fo ‚den erwehlten dienen des worte, ober Guper⸗
tendenten offentlich vorgehalten vnd in jrer beftetigung ges
fragt werben. ' .
Empfindet ir das zeugnuß des heiligen Geiles in euwern
bergen, der euch erwecket vnnd beweget, in dieſer Gemeine ans
zunemmen den dienſt fo euch vorgehalten iſt, daß je darin nit
fuchet euwern eignen nug und ehre: fonber allein die ehre Got»
tes, vnd vermehrung des reichs Chriſti in feiner Gemeine,
durch die Predig vnd verfündigung feines heiligen Euangeliums?
Sie antworten: Ja, wir entpfinden «6.
.Glaubet ihr daß die Prophetifche und Apoſtoliſche lere des.
alten und newen Teſtaments, in der Biblifchen ſchrifft verfaſſet,
ſey der eimige, warhafftige vnnd gnugſame grund ber genen:
Kiechen Gottes in Ehriſto: alſo daß in hem gemmd der ſchrifft
alle ding begriffen find: weicher ſeligkeit grund, miterl vnnd
haupt, allein Jeſus Chriſtus iſt, ein menſch auß dem menſchen
(nach dem fleiſch) aber auch warhafftiger vnd ewiger Gott vber
alles, gebenebeiet in einigkeit der Göstlichen dreifaltigkeit ?
Sie antworten: Ja wir glaubene.
Wollet jr auch in diſem grund der gemeine Gottes (nach
ewerm vermögen) in euwerm bienft feft bleiben, one einig neben
aufßfchreiten: vnd denfelbigen grund allein, mit ewer lere und
leben fürdern: darauff durch die gnade Gottes bawen, gold,
filber oder edel geftein: und das holg, hew vnd flupffein, fo
darauff gebamet wurd, nach bermaffen eiwer gaben, von dem
gold, filber vnd edelgeſtein vnterſcheiden, vnd diefelbige, fo mol
in andern mit dem wort Gottes ftraffen, als jrs In euch ſelbs
(fo deffen etwas befunden würde) gern mwollet ſtraffen laffen ?
&te antworten: Ja wir.
Bekennet jr daß es ewer ampt ſey, daß jr in ewerm dienft
vnſtrefflich Leben follet, niemand Feine vrſach zur ergernuß ge
ben, fo wol in ber lere als im leben? vnd wo jr in einigem theil
ewerm ampt hierin nit würden gnug thun, dadurch einige erger⸗
nuß keme, mollent je euch felber der. brüderlichen vermanung
auch dem brauch der Chriftlichen ſtraffe, fo wol als die andern
brüder der gemeine gern onterwerffen? daß je nach dem wort
vnnd regel Chriſti (fo fern es vonnoͤten were) vermanet und ges
flraffet, ja aud) von ewerm dienſt gefeßet werdet: fo fern jr
das, nad) dem vrtheil ber gemeine verbienet hetten ?
Sie antworten: Ja, gern.
Darnach wendet fich der biener zu ber gemeine vnd fagt:
Ir habt gehöret, lieben Brüder, das zeugnuß, fo diefe erweh⸗
lete Brüder von jrem beruff gegeben haben, und wie fie gefinnet
find ihren dienft zu verfehen. Dieweil aber alle diefe ding ober
vnſer vermögen find, fo laffet uns den anruffen, welcher ver
beiffen hat bey une zu fein, biß ans ende der welt, und bettet
| mit mir alfo:
Ein Gebet ober die erwehlete Diener bes worte, bey jrer
beitetigung.
Herre Gott du Son des lebendigen Gottes Jeſu Chrifte,
der du verheiffen haft bey deiner gemeine zu fein, biß ans ende
ber welt, vnd in berfelbigen allezeit haft wollen Lehrer haben
zu erbawung deines Leibe: Wir bitten dich demütiglich, du
wolleſt diefe Männer, in deinem heiligen Namen erwehlet, mit
beinem heiligen Geiſt erfüllen: auff daß der dienft deines Goͤtt⸗
Hichen worts, unter ung erhalten werde. Gib ihnen weißhelt,
dein wort rechtſchaffen zu fehneiden und zutheilen, gib jnen baß
fie die Lifte und Tyranney des Teuffels und des Antichriften,
von biefer onfer Gemeine trewlich vnd fleiffig wehren, Gib jnen
folhen mund und weißheit, daß fie ben mund aller feinden,
durch die authoritet deines worte ſtopffen, vnnd die Woͤlff von
beiner herde vertreiben mögen: auff daß bein volck alfo in dei⸗
ner warhafftigen erfentnuß, durch jren dienft, gelehret, dich
preife, Dir dande, und in dem heiligen gehorfam deines willens,
inn aller Gottſeligkeit, teglich mehr vnnd mehr zunemme, zu
vermehrung deines Reichs, vnnd ehren deines heiligen Vaters,
weichen. wir: durch ‚deinen Namen (wie wir von bir gelehret
find) demuͤtiglich anruffen, fprechende,
-: Minfer Vater ber du biſt inn ben Damien, ıc.
Hie tritt der diener des Worts von der Ganges, zu ben ans
2880. xer Siehenusbuusg der Michenlänber in Londan:
bern bienern, vnd werben die hende ber Diener (nach Apoſtoli⸗
ſchem brauch) auff die häupter der erwehlten gelegt: und denn
fpricht der Diener des worts mit heller flimme alfo,
Gott unfer Himliſcher Water, der euch zu dem dienſt feines
worts in bife feine gemeine beruffen hatt, erleuchte euch mit
feinem heiligen Geiſt, ſterck euch durch feine mechtige hand,
und regiere euch alfo in ewerm bienft, daß jr darin getrewlich
und fruchtbarlich wandlen möget, zur vermehrung des reiche
feines lieben ſohns, in feiner gemeine, durch die verfündigung
feines Euangelium, durch denfelbigen feinen eingeboren Son
Jeſum Chriftum, unfern Herren und Seligmacher, Amen.
Nach dem diſe bendaufflegung gefchehen iſt, fo keret der
Diener feine rede wiberumb zu der gangen Gemeine, und
vermanet fie, wie fie fich gegen dem Diener des worte zu hal⸗
ten ſchuldig ſey, vnnd daß fie fleiffig für dieſelbigen bitten fol.
Darnach Ipricht'er zu den angenommenen bienern, auff biefe weiß:
Lieben brüder, fehet fleiffig für euch ſelbe, daB. jhr wirdig⸗
lich In diefem ewerm beruff wandlet, wie «6 ſich getreiwen dies
nem Chriſti gebuͤret, weidet bie Herde Gottes, weiche euch vers
trawet iſt. Traget forge für fie, nicht gezwungen, fonder freys
willig, nicht vmb ſchendliches gewins willen, ſonder auf willi⸗
gen hertzen, nit als die vber die Gemeine herrſchen, ſonder wer⸗
det fuͤrbilde der Herde: werdet nit matt durch einige widerwer⸗
tigkeit, welche man allezeit in biefem beruff erwarten muß, fons
der verachtet die verfchmehung vnd ſchentliche wort der welt,
vnd traget fie mit aller weißheit vnd gebult, ja erfreumet euch
vmb derfelbigen willen. Seit getreiwe und fleiffige mitarbeiter
mit Chriſto dem Herren, vnnd bem heiligen Geift, ftcaffend
bie welt von wegen der fünden, von der gerechtigkeit vnd dem
gerichte, feit nicht auffgeblafen,, wenn eumer fachen etwas nach
euwerm willen fort gehen, fuchet und begeret auch Bein reich»
tumb noch ehre difer weit, auff daß je nicht dardurch bezaubert
ſchlefferich werdet, und der feind des menfchen darzwiſchen kom⸗
me, wen jhr fchlaffet, vnnd fehe vnkraut in den ader des Ders
ven. kuͤrtzlich feit ingedenck der pfund, fo euch in dieſem dienſt
vertrawet ſind, daß jhr dieſelbigen zum wucher außſetzet, vnd
begrabet dieſelbigen nicht in ein ſchweißtuch gewickelt in die
erde. Arbeitet darnach, daß jr durch euwern fleiß noch andere
pfund vnſerm gemeinen Herrn, durch ſeine gnade gewinnen
moͤget. So wird es endlich geſchehen nach aller euwer arbeit,
wenn erſcheinen wird der Ertzhirte, daß jhr die vnuerwelcklich⸗
Krone der ehren empfangen werdet: vnnd hoͤren die liebliche
ſtimme, Ey du frommer vnd getrewer knecht, gehe ein zu der
freude deines Herten. Gott und vnſer Himliſcher Water, gebe
durch ſeine groſſe Barmhertzigkeit, daß wir alle zuſammen
dieſe liebliche ſtimme hernachmals hoͤren moͤgen, vmb ſeines ge⸗
liebten Sons vnſers Herrn Jeſu Chriſti willen, Amen.
Darnach fingt bie gemeine, Selig iſt er, der zu dem vathe
der böfen menfchen nit gehet: oder einen andern Pfalm, zu dies
ſem handel dimende, vnnd darnach left man die Chrifkliche ges
meinb gehen.”
Cop. VI. Serum, wie men bie Gitifien, fo fe dem wert mit arbeiten,
in der gemeinb befkstiget.
„Rad, dem biefe Eiteflen nach dee Predig ins gefickt ber
geftellet find, erzelet der Diener des Worts Ehrglich
von ber Cantzel vom jrer erwelung wie baf in berfelbigen nach
103
dem vrtheil ber biener Leine verbinberung ſey, vnd daß allem
vonnöten ſey, Daß fie zu demfelbigen dienft offentlich angenom⸗
men werben.
Darnach ſpricht er bie erweleten an mit biefen worten.
Nach dem jr zu dem dienfl der Eiteften in vnſer gemeinh
erwelet, und durch die gemeine bewilligung berfelbigen beruffen
feit, onnd weiters nichts vonnoͤten iſt, dann das jr offentlich
in der verfamlung beftetiget werdet: fo begere ich vornemlich
von euch, daß je von den nachfolgenden ſtuͤcken warhafftig
und ons gleifnerey, als vor dem angeficht Gottes befennen
toollet.
Zum erften, ob jr diß zeugnuß bes heiligen Geiftes In ewe⸗
ten hertzen empfindet daß jr diefen dienſt annemen wollet, nicht
vmb ewer eigenen ehren ober nutzes willen, fonder allein zux bes
Hie Antworten fie, Ja, wir empfindens.
Glaubet jr daß die Prophetifche und Apoftolifche lehre bes
alten und newen Teſtaments, in ben Bibliſchen buͤchern bes
griffen, in ſich begreifft alles was notwendig ift zur feligkeit.
Sie antworten, Ja, wir glaubens.
Wollet jr nicht den Dienern mit rath und that, vnd allem
etveren vermögen beiftehenonnd fie in dom laſt jres dienſtes er»
leichtern, vnnd die gange Gemeine, mit euwerm Gottſeligen
wandel beſſern? und fo je etwas thun wuͤrdet, daß diſem
euwrem beruff vnwirdig were, wollet jr folgende dem gebrauch
der Chriſtlichen ſtraffe, euch mit dem wort Gottes vermanen
ſtraffen, vnd beſſern laſſen?
Sie antworten, Ja wir; durch Gottes gnade.
Wann diſe vnderfragung vnd antwort geſchehen iſt, ſo
vermanet der Diener, die Gemeine zu Betten, vnnd bettet er
offentlich auff dieſe weiſe: Gebett.
Herr Jeſu Chriſte du Sohn des lebendigen Gottes, der du
deine Gemeine hie auff Erden, durch den dienſt der menſchen,
darzu ordenlich beruffen, biß ans ende der welt regieren wilſt:
Wir bitten dich demuͤtiglich, du wolleſt diſe menner, vnſere
bruͤder (welche zu dem dienſt des regiments dieſer deiner Ge⸗
meine erwehlet find) mit den gaben deines heiligen Geiſtes,
dermaſſen erleuchten, daß fie inn ihrem beruff trewlich wandlen,
vnnd denfelbigen biß zum ende ihres lebens auffrichtig treiben
mögen, Zu deiner ond deines Himlifchen Vaters ehre, welchen
wir durch deinen namen bemütiglich anruffen : wie wir von bir
gelehret find, ſprechende: .
Vnſer Vater der bu bift Inn den Himlen, ıc.
Darnad werden inen bie hend auffgelegt, von ben andern
Dienern, und vom Diener des Worte, welcher ſpricht mit hel⸗
ler ſtimm alfo:
Gott und unfer Himlifcher Vater, der euch mit uns zu dem
Regiment diefer feiner Gemeine (nach der Lehre feines Worts)
beruffen onnd aufßgefondert hat: ber erleuchte euch auch, durch
feinen Heiligen Geift, vnd ſtercke euch mit der krafft feiner uns
übertwindlichen band, daß jr euwern bienft trewlich vnnd beſten⸗
dig vollfüren möget, zu ehren feines namens, vnd erbawung
feiner gemeind, Amen. |
Darnach vermanet ber Diener die Gemeine ihres ampts
gegen ben Eitiften, vnnd baß fie ſchuldig find Gott ohne unter
aß_für fie zu bitten.
fuͤrderung der ehren Gottes?
104 1550. XOI. Ricchenorduung deu Micheniäuber iu Lone
Zum legten wendet ec feine vebe zu ben angenommenen
Eitiften, vnnd vermanet fie, daß fie keine acht haben follen auff
die verachtung vnd haß ber welt, keine Perſon anfehen, ſondern
daß fie einen jeden ohne anfehen der Perfon vermanen, beſſern
ond ftraffen, nach dem brauch der Chriftlichen ſtraffe, baß fie
auch auff die Lere, fitten, ja auff das gange leben aller diener
des worte, ernftlich acht haben, die Woͤlff von ber Herde der
Gemeind, mit den Dienern des worts wehren: vnd daß fie
auch die pfund, die Ihnen vertramer find, zum gewin anlegen,
auff daß fie endlich die Erone der ehren, in der erfcheinung Ser
ſu Chriſti entpfangen, vnd zugleich die liebliche ſtimme hören
moͤgen:
nmet her je gebenedeiten meines Vaters, entpfanget
das Reich, das euch von anfang der welt bereitet tft, Amen.
Endlich wird ein Pfalm gefungen, und wenn er vollendet
iſt, left man die Gemeind gehn.”
: Cap. VII. Sorm bee Beftetigung ber Dialen oder Hllmofenpfleger.
„Nach dem biefe ins geficht der gantzen Gemeind geftellet
find, erkleret der diener auffs Lürgeft wie fie rechtfchaffen und
ordentlich erwehlet feien: darnach fraget er die erwehleten Dia-
ken, auff diefe weife, wie folgt:
Lieben Brüder, dieweil niemand auß ber Gemeind etwas
wider euch hat Finnen vorbringen,, dardurch euwere wahl einis
ges theils hett mögen in verbacht kommen: und derwegen fein
zweiffel tft, daß jhr mit gemeiner bewilligung ber gangen Ge⸗
meine, zu diefem Diaken dienft beruffen fett: fo tft nun ewer
ampt, baß jhr, mit ewer eignen antwort, diefen ewern beruff,
öffentlich bezeuget: Ä
Zum eriten empfindet je nit in euwerm bergen, diß inner⸗
liche zeugnuß des heiligen Geiftes, daß jr zu dieſem dienſt alfo
beruffen feit, daß je denfelben nicht vmb ewer eigenen ehre oder
nutzes willen: ſonder allein zur befürderung ber ehren Gottes,
vnnd zum behülff ber armen brüdern, bedienen mollet.
2. &te antworten, Ja, wir empfindens.
Glaubet jr nit auch, daß die Prophetifche und Apoſtoliſche
lere, in den Biblifchen büchern begriffen, warhafftig, Gottſelig
vnd gnugſam fey, welcher grund Chriftus tft, warer Gott vnd
warer menfch, unfer- einiger mitler ?
Er Sie antworten, Fa wir.
Wollet jr nicht die almuffen zum mug der armen fleifig
ſamlen, end die verfamleten trewlich vnnd weißlich den armen
außtheilen, vnd inſonderheit den haußgenoſſen des glaubens,
one einigs euſſerliches anſehen der perſon: ſonder allein nach
eines jeden noturfft vnd armut?
Sie antworten, Ja wir, durch die gnabe Gottes.
Wollent je nit diſen euwern dienſt mit Etbarkeit vnnd
heiligkeit (nach euwerm vermögen) zieren 7 vnd fo je etwas bes
gehn wuͤrdet daß der vermanung vnnd ſtraff wirdig were, euch
gern der Chriſtlichen ſtraff vnderwerffen, gleich wie andere bruͤ⸗
der der gemein thun? et
Sie antworten, Ja, wir wollens.
Wann nu diſe fragen vnd antwort geendet ſind, ſo ermanet der
Diener bie gantze Gemeine zu beten. vnnd er betet ſelbs mit
heller ſtimme auff diefe weiß. :
Das Gebet: u Zu
Here Jeſu Chriſte der du ung dich ſelbſt, In und armen:
vnnd vnfere armen in dir ſelbſt eigentlich befohlen haft daß
man ein befondere forge derfeibigen in deiner Gemeine tragen
fol, darzu Diaken durch deine Apofteln geordnet find : wir biten
bich demiitiglich, du wolleſt alle wurtzelen des geites, auß unfern
bergen zotten: und diefen Maͤnnern deinen Getft geben, wie du
vorzeiten Stephano deinem erſten Mertler, fo zu dieſem dienfl
geordnet war, vberfluͤſſig mitgethellet Haft, auff daß fie deinem
armen onter und Öottfeliglich vnnd trewlich dienen, in warer
liebe, one einiges anfehen der perfonen, oder betvegung jrer afe
feeten: fonder baf fie allein acht haben, auff die beiligung dei⸗
nes heiligen namens, und bes namens deines Himlifchen Bas
ters, weichen wir durch dic, anıuffen, tie wir von dir geleret
find, fprechende,
Vnſer Vater der du bift, ꝛc:
Wann daB gebet volendet ift, werben Inen die hende aufgelegt:
ond der diener fpeicht mit heller ſtimme alfo :
Gott der Herr vnd vnſer Himliſcher Water, der euch zu
dem bienft der Diakeney beruffen hat, der reglere euch gnedigs
lic, mit feiner Böttlichen krafft, weißhelt vnnd gätigkeit, daß je
in jm wirdiglich wandlen moͤget, zu feiner ehren und feiner
gemeinen befierung, vmb feines eingedornen Sons Jeſu Chrift
vnſers Herren willen, Amen.
Nach der hendaufflegung vermanet der diener bie reichen
ber Gemeine jres ampts, zu reichlichem außtheiten der allmofen:
und die gange Gemeine wird vermanet zu meffigkeit und arbeit,
auff daß ein jeder etwas hab, ben büvfftigen mitzutheilen, wie
Paulus leret. Darnach vermanst er auch die armen jres ampiS,
daß fie ernſtlich betten für die welchen, daß der Herr jre miltige
keit reichlich vergelten wolle. Zu letſt vermanet er auch die
andere Diener vnd Eltiſten bes Gemeine offentlich, daß fie mit
jonderlichen fleiß auff wachen, daß diefer ſchoͤner vnd notwen⸗
diger dienſt ber diafen, durch jre ſchult und faufheit, in der
gemeine Chriſti nicht verfalle, noch in einen eitelen fchein und
blofen namen der Diakeney verwandelt werde, gleich wie im
Bapftumb gefchehen iſt, zu einem ſchendlichem raub der armen.
Wann dife vermanung gefchehen iſt, fo vermanet der dies
ner bie befletigten Diaken, daß fie inen die Gottfeligkeit, bes
ftendigkeit vnd trewe Stephani in jrem beruf vorflellen vnd
derſelben nachfolgen, und daß fie nicht ergern Laffen die ſchme⸗
bung, lügen vnd leſterung dee menfdyen, welche gemeinlich ges
trewe Diener in difer welt leiden muͤſſen: Sonder daß fie alle
zeit anfehen ben ftiffter jres beruffs, von weichem fie (in dem
fie getrewlich beharren) entlich hoͤren follen, Kompt her jr ges
fegneten meines Vaters, ererbet das reich daß euch bereitet iſt
von anfang ber welt, Amen. Ä
Bu end wird gefungen, Sehet wie lieblich und gut Pat.
133. oder ein andern pfalm, vnd alfo laſt man die gemeine
gehen im friede mit einer ernfllichen vermanung daß fie ihnen
alfamen bie armen laſſen befohlen fein.“
Cap. VI. Vom dienft des Worts.
„Es wird nimmer einige Kirchenverfamlung bey und ge:
halten, in welcher nichs eewas in det gemeine auß dem wort
Gottes gelehret werde, zur befferung, vermanung und troſt.
Mid vmb groſſen und wichtigen vrſachen willen, witd bie
ſchtifft mit ſtuckweiß in ben predigten wie in Bupfthum ge⸗
breuchlich.erlärst;. ſondern man nimpt aim Buch des altem dee
— — — ——
anne. Xxr. Kirchenordnuug der Niederlaͤuder iu Loudon
newen Teſtaments auf der Bibel vor, daſſelbige von anfang
biß zum ende auf zu legen : Auß weidhem in allen Predigten
fo viel ordentlich vorgelefen wird, als man inn einer ftund
füglich vnnd beſſerlich erklären Ban, vnnd auflegen. Es were
den auch die Diener des Worts (menn es noth ift) vermanet,
daß fie inn jhren Predigten nicht zu weit von ihrem Text
ſchweiffen, fonder daß fte alle jee lehren, vermanungen, etwe⸗
Eungm;, ſtraff und tröftung, auf dam gegenmwertigen Tert (fo
fern es muͤglich iſt) nemmen ſollen.“
Cap. IX, Won ber ordnung ber Predigt vnd gemeinen Gebett.
Der Gottesdienft beginnt mit einem Gebet und dem Va⸗
terunfer, dann Pſalm, Predigt, gemeines Gebet (an Sonnta⸗
gen: Verleſung der gehen Gebote, allgemeines Suͤndenbekennt⸗
niß, Verkündigung der Entbindung, apoftol. Symbol), allge»
meine (und befondere) Sürbitten, (Taufe, Nachtmahl, Einfegs
nung von Verlobten) Pfalm, Segen. Die Diakonen fam«
meln Almofen an der Thür der Kirchen.
' Cap. X,
Don dem gebraudy und Form bed Gatechifmi oder Kinder Icre.
Alte Kinder über fünf Jahre werden jährlich) zweimal in |
dem Beinen Katechismus geübt; alle größeren ſonntaͤglich nach
Mittag in dem großen unterrichtet.
Cap. XI. Form, wie man die ermachfene kinder zu bem gebraudy
ded Nachtmals aufinimpt. \
„Die Kinder fo nun zu den vierzehen Saren vngefehrlich
kommen, und dermaffen in der Chriftlichen Religion vnter⸗
wiefen find, daß fie auff alle Hauptſtuͤcken derfelbigen zimlich
koͤnnen antworten, werden mit der gangen Gemeine zum
Nachtmal gelaffen. Welche dennoch jhre Bekenntnuß acht
tag jhe das Nachtmal gehalten wird, offentlicy vor der gangen
Gemeine thun, und das nad) der Mittags predig, jhe man ben
Dfalm finget, auff diefe weiß:
Auff vermanen des Dienere, werden die kinder ing ge
ſicht der gangen Gemeine, duch) jhre freund, oder die fo an
deren ftadt find, vorgeftellet, vnnd werden diefe folgende ſtuͤck
offentlidy gefraget und jnen vorgehalten.
Zum erften, daß fie auff die ſonderlichſte haupſtuͤcken der
Chriſtlichen Religion (von welchen fie nad) der ordnung des
Beinen Catehifmi, gefraget werden) ein-jeber -befonder, auffs
kuͤrtzeſt antwort geben.
Zum andern, ob fie auch durch die gnade Gottes in diſer
bekentnuß des glaubens beſtendig bleiben, darnach jr leben
richten, vnnd die Welt vnnd dem Satan, mit allem ihrem
pracht verleugnen wollen? . =
Antwort: Ja wirt. |
Zum dritten, Ob fie nicht auch ſich der Chriſtlichen ftraffe
(nad) dem Mort Gottes) williglid) vnterwerffen wollen ?
Antwort: Sa mir.
Darnach betet ber Diener mit heller ſtimme auff diefe weiß.
Ein Gebet.
Almschtiger Gott vnd barmhettziger Vater, der du nicht
wit daß eines von deinen geringften verloren werd, die du zur
ehren deines Namens in deinem lieben Son Jeſu Ehrifto von
dem tod ins ewig leben gnediglich wwidergeboren haft: Wir
banden dir, daß bu biefe: unfere, Binder, dutch deinen heiligen
11.
105
Geiſt, mit deiner Gotffeligen erkentnuß begabet haft. Wir
bitten dich demütiglich, allecheiligfter Water, du wolleſt -diefele
bigen vnnd auch vns alle mit den augen deiner barmhergig-
feit binfüro anfehen: Daß wir allefamen jhe mehr ond mehr,
in deiner erkäntnuß vnd gehorfam durch deinen H. Geiſt zu⸗
nemen, vnnd darin, bucch deine gnade, biß zum ende, in aller
zunemung der Gottfeligkeit, beharren mögen. Vnd daß wir
durch Eeine falfche lere bon deiner warheit verfüret, oder durch
einige luſte vnſers fleifches oder andere mittel, von deinem wege
abgefüret werden: Sonder daß wir auffmachfen in aller Gottſelig⸗
£eit, dich mit onferm gantzen ſeben in ewigfeit zu preifen, Amen.
Bu end diſes gebets, vermanet der diener bie Eltern zu
einer fletigen forge vor jre kinder: auff daß fie durch jre nach⸗
leffigkeit von diefer befentnuß nicht-allfallen, Er vermanet auch-
daneben die Kinder felbft, daß fie. Gott den Heren allezeit
förchten, böfe gefellfchafft meiden, jren eltern gehorfamen, vnnd
daß fie fich dem Herren durch ſtetiges gebet befehlen. Dann ber
Satan fchlefft nit, Vnd fo fie fich zu jm wenden würden, ſo wuͤrd
jnen ein fchwerer vrtheil begegnen, dann denen, die Feine ers '
kentnuß der Göttlichen dingen haben.
So auch einige jungen in vnſer gemeine getaufft find,
und nad) dem fie zu iren vierzehen jaren kommen oder nit
weit daruon feind, vnd dennoch die flüd der waren Religion
nit geleret haben, oberin einem vnzuͤchtigen leben gefunden were
den: So vermanen vnnd ftraffen fie die Diener (fo fie fonft die
heimliche vermanung der brüder verachten) auß dem wort Got⸗
tes, onterfuchen fie auch fleiffig von der vrſach jrer vnwiſſen⸗
heit und vnzucht, auff daß fie alſo zu der gottfeligkeit mögen
gezogen werden.
Wo einige ſchuldt In jren Eltern befunden wirbt, fo mer:
den fie erftlich ducch Die eltiften vermanet: vnd fo fie die ver⸗
manung verachten, fo werden fie vmb diefer grofien vnauß⸗
ſprechlichen fünde willen geftraffet, nach der ordnung und geheiß
der Chriftlichen fraffe. So es ſich aber anlaft, daß die Finder
allein die fchult tragen, und nit die eltern: fo fol man die El⸗
tern tröften, vnd mit jnen rathfchlagen, auff mag weife, man
die vnzucht der finder am beften fol-mögen zeumen. nd
dife Finder follen darzwifchen, von den dienern auß dem wort
Gottes, ſcharff (dennoch mit weißheit) vermanet werden, mit
den Göttlichen dremungen : vnd fo fie fich nicht beflern, follen
fie zu dem gebraudy des Nachtmals nicht zu gelaffen werben,
biß daß fie ſich bekeren. So aud jemand von biefen Kindern,
durch folche ftraffe und abhaltung von dem Nachtmal nicht bes
wegt wurd, vnnd faret fort in aller boßheit, mit verachtung
feiner Eltern, (melche fände nach der ordnung Gottes, des tods
werth ift) fo er zu den 18. oder 20 Jaren kommen ift, vnd
bleibt halßſtarrig, verachtende die Göttliche vermanung ber Kir⸗
chen, vnnd folget dee Welt, fo fol derfelbige mit einer gemei⸗
nen betrübnuß der gangen gemeine (als ein verechter der gna⸗
den und des bunds Gottes, den Gott mit im durch die zeugnuß
des Tauffs gemacht hatte) abgefchnitten, und dem teuffelvbers
geben werden: auff daß man darauß-lerne, daß es nicht gnug
fey ein Chrift zu fein, darumb daß wir den figel des Bunde,
nemlich ven Zauff, in onfer kindheit entpfangen haben, vrd
alfo mit dem namen Chrifti, zu feiner vnehre geſchmuͤcket find,
es fen denn dag and vnſer leben darnach mit demſelbigen
14
vberein komme.“
‘
106
Fap. ZU. Bon der weiß der Yrophecen, welche allıneg am Donner:
ſtag gebalten wird.
„Es hat vnſere Gemeine darfuͤr gehalten, daß diß die beſte
vnnd richtigſte weiſe der Prophecey ſey, inn welcher erwegt
vnnd bekrefftiget wird (durch ein zuſammen fuͤgen der oͤrter der
heiligen Schrifft) alles was in der vergangnen wochen in den
predigten ſich hat laſſen anſehen als wann es nit recht,
oder dunckel, oder nit gnugſam von den Dienern des worts were
erklaͤret worden, oder ſo es auch ſonſt einigen zweiffel, in den her⸗
tzen der bruͤder gegeben hette: ſo wird derwegen die ordnung
vnſer Prophecey auff folgende weiß von vns gehalten.
Des Donnerſtags nach ber predig, jhe der Pſalm geſungen
wird, ſitzet der diener des Worts, mit ſeinen Mitdienern, im ge⸗
ſicht der Gemeine vnnd vermanet die Elteſten der Gemein, vnd
die jenigen, ſo die fragen vorzuſtelen geordnet ſind (welche
auch ſamptlich im geſicht der Gemein auff einer banck ſitzen)
das jenige ſo ſie haben, mit aller zucht, demut vnd zeitigem
rath, zur beſſerung der Gemeine, in der forcht des Herren, ohne
einigen ehrgeitz, vor zubringen.
So dann jemand unter jhnen iſt, der etwas hat, der ſtellet
feine fragen ordentlich vor, und die Diener geben auß dem
Wort Gottes antwort vnd beſcheid jrer lehre, die fie in ber
vergangnen Wochen geprediget haben.
So auch von einem nicht gnugſam geantwortet were, ſo
wird die ſach von ben andern beygeſeſſenen Dienern weiter ers
kleret, biß daß endlich der Gemeine, nach dem Wort Gottes,
gnug geſchehen iſt.
Vnd auff daß alle ding in dieſem handel ordentlich, beſchei⸗
den, vnd ohn ergernuß zugehen: auch das wir keines wegs
durch ſolche prob der Lehre, jemand vrſach geben zu furwitzigen
vnnd gefaͤhrlichen fragen: welche anders nichts denn zanck ge⸗
bieren, vnnd die gemeine ergern vnnd bewegen, welches in der
Schrifft verbotten iſt, ſo wird nicht einem jedern zugelaſſen, die
fragen inn der Prophecey vor zubringen: ſonder es ſind auß
den Elteſten vnd Diaken: auch auß dem andren theil der Ge⸗
mein, Gottsfuͤrchtige vnd geſchickte menner verordnet: von
welchen man zeugnuß hat, daß ſie anders nichts ſuchen dann die
ehre Gottes, vnd die erbawung der Gemeine: denen iſt allein
geurlaubet, in der Prophecey etwas vorzubringen. Denn es
nicht muͤglich were, daß die Gemeine ohne bewegung vnnd
confuſion ſein wuͤrd, wo es einem jeden zugelaſſen were, alle
ding inn der Prophecey vor zuſtellen, ſintemal allenthalben viel
zenckiſche, halßſtarrige, furwitzige, vnnd auffgeblaſſene Menſchen
find, durch welche der Teuffel inn alle weg ſuchen wuͤrd, wie
ex die Gemeine bewegen vnnd endlich zerreiffen möcht. Damit
aber mitlerweil die Gemeine jre freiheit nit verliere, oder in
einigem zweiffel der Lere bleiben möcht: So ift einem jeden
zugelaflen, allen feinen zweiffel und gegenwurff, den verordne⸗
ten mennern münblich oder fchrifftlich zu vbergeben, mit fampt
ben vrfachen feines zweiffels und widerfprechens, und das auf
dem mort Gottes, auff daß e6 durch die beputierte, in ber Pro-
phecen trewlich vorbracht werde. Vnnd auff difelbige fragen,
wird als denn von den Dienern volkomlich, auß der fchrifft
wortet.
So iſt denn die Propbecey fo wir in vnſer gemein halten,
anders nichts denn ein offentliche prob der lere ber prebicanten,
auß dem wort Gottes genommen: durch welche bie gange ger
AuSO. XCH Sirdeunzbuuug ber Niederläander in Loudan
meine in vil wege teeffentlich gebeffert wird. Denn erſtlich
wird dardurch vnderhalten, ein eintrechtige vergleihung der
lexe, in der gangen gemein : angefehen, daß es einem jeden zu⸗
gelaifen ift, feinen zweiffel vnnd beſchwerung ordentlich vorzu⸗
ringen.
Zum andern, werden die bergen ber gemeine verfichert, daß
die lere, fo geleret ift, wahr vnd auffrecht fey: Dieweil fie
fo offentlich ans lichet gebracht, gepräfft vnd mit dem wort
Gottes beweret wird: Dann der die warheit mürdt, ber
kompt ahns liecht:. Es wird auch ein jeder in der gantzen lere
der gemein gefterdlet, wider allen jrthumb der fecten und vil
werden von ihrem jrthumb beferet, in den fie Durch einfalt ges
fallen waren.
Zum dritten, wird auch den dienern ber Gemeine, durch
dIE mittel der Prophecen alle faulhelt benommen: Vnd were
den zu allem fleiß gezwungen, jren dienſt trewlich vnd weiß⸗
lich zu volfuͤren: Auff daß ſie der gemeine nicht leichtfertig
oder vnuerſehlich einige newe oder jrrige lere vorbringen, vnnd
diſelbigen hernach halſtarrig verthedigen: Sonder muͤſſen
durch den gebrauch diſer Prophecey alle zeit der lere Pauli in
gedenck ſein, nemlich: Laſſet die andern richten. Item: der
Geiſt der Propheten, iſt das den Propheten vnderthan.
Diß ſind die vornemſte vrſachen, darumb wir dieſe weiſe der
Prophecey in vnſer Gemeine erhalten: In ſonderheit aber, die
weil die lere vnſer gemein, von ſo vilerley menſchen geleſtert
vnd verdampt wird, vnd wo diſe einfeltige probe der lere, in
der Roͤmiſchen kirchen, nur ein mal des Jars allenthalben
trewlich gehalten wurd: one zweiffel, es wurd jre falſche vnd
abgoͤttiſche lere balt geoffenbaret ſein: aber ſie verlaſſen dieſe
rechte mittel, beweiſen jre fach ohne ſchrifft, mit fewr und
fhwert: Vnd fchreien uns mitlerweil vor ketzer auf, Gott wolle
fie erleuchten. Es ift noch ein ander ordnung der Prophecey
weldhe in etliihen gemeinen gebraucht wird: Nemlich daß ein
Buch der fchrifft ordentlich erkleret wird, nit durch den diener
des worts allein: Sonder auch durch bie Eiteften, Diaken
vnd andere geſchickte menner auß der gemeine darzu verordnet:
welche wenn ein ort der h. fchrifft vorgelefen, eins nach dem
andern erklären, ein jeber nad) feiner gabe, bie gemein lerende,
vermanende und tröftende.”
Cap. ZU. Die Sorm sub außfyendung des Tauffe in der Be:
meine.
Dilie Taufe wird nur an Sonntagen nach ber Predigt vor
verfammelter Gemeinde gefpendet. Nur Kinder der Gemeinde
glieder werben getauft. Alle Kaufen find in ein Bud, ein-
zutragen. Erwachſene müffen vor der Kaufe ein Bekenntniß
ihres Glaubens ablegen und der chriſtl. Strafe ſich unters
werfen. Die Danblung beginnt mit einer Vermahnung an
die Gemeinde, dann Gebet, Erinnerung an den Vater und
die Zaufzeugen, Taufe durch Begießen bes Hauptes und
mit der altchriftlichen Formel, Dankfagung, Pfalm, Segen.
Cap. XIV. Form bed Nachtmals.
Das Nachtmahl wird nur äffentlich in der Gemeinde uͤber
den anderen Monat gefeiert; aber auch außerdem, fo oft die
Aelteften e8 für erforderlich halten. Altar, Licht, Schellen,
Kleider, „denen etwas geheimnuß zugefchriben wird,” find
abgefhafft, „und find wol zufriden. mit einem tiſch, ſeuber⸗
CB58. xCr. Rieddenorditung der Niederländer in London. | 107
dd; mit einem reinen leinen tuch gedeckt, an welchen
der diener vnd alle andere bruͤder ordentlich figen... Denn
an einem tiſch eine ſpeiß vnd tranck mit einander zugenieſ⸗
fen, iſt bey allen menſchen ein warhafftiges frieden zeichen.”
Cap. XV. Bon ber Vorbereitung su dem Machtmal bed Herren.
„Ihe man aber das Nachmal außtheilet, toled'e& vlerze⸗
hen tage zuuor auff emen Sontag durdy den biener von ber
Gangel der gangen Gemein verkuͤndiget, und es wird der tag
von jm ernennet, wenn man es halten werd, und ba wirbt
auch die gange Gemeine, diefer nachfolgenden ſtuͤf buch jn
vermanet. |
3um erften, baf niemand vnter den bruͤdern, fich von
bem gebrauch des Nachtmals enthalte, es fen denn, daß er
durch kranckheit, ober einige’ andere not verhindert werbe.
Denn fie nad ber ordnung dee Chriſtlichen bifeipfm, in
ber gemeine nit gelibten werden, welche die vrſachen jres
außbleibens ben Eiteften nit angezeiget haben, und bock keichte
fertiger vnnd verächtlicher weiſe, des Nachtmals ſich ent
halten.
Ferners wird ein jeder vermanet, das er ſich mitler zeit
fleiffig eraminier vnd prüffe, nad ber lere Pauli. Vnd
der Diener erkleret zum kuͤrtzten, warin vnſere prob vornem⸗
lic, gelegen ſey, Nemlich in einer ernftlichen erforfchung vn⸗
fer ſelbs: Ob wir ein mare erfentnuß Gottes vnnd vnfer
ſelbs haben...
Zum andern werben bucch ben Diener alle glieder bee Ge⸗
meine vermanet, fo jemand einigen verborgnen haß, hader
oder zwytracht hette, Daß derfelbige vor allen dingen alle mits
tel der verfönung vnd vereinigung fuche.
Vnd vnangefehen daß vnfer alfer natur bermaffen ver⸗
derbet ift, daß wir. die prüfung vnſer ſelbs offtermals nit
verftehen: oder wenn wir fie gleich verftehen, nemen wir fie
doc, ſehr träg und vnachfem zubergen, dieweil auch deren
allenthalben vil find, die one einige erkentnuß der göttlichen
bing, vnd one glauben, vunuerfhampt zu difen himlifchen
geheimnuffen des h. Nachtmals lauffen, zu jrer eigrıen vers
damnuß: fo haben mir hierm (nach unferm vermögen) vor
fehung gethan, auff daß ducch vnſere nachleſſigkeit am rech⸗
tern gebrauch des Rachtmals nit geflindiget würde. Derhal⸗
ben lafjen wir Beine andere zu bem gebraudy des Nachtmals,
denn die jenigen, fo offentlid; vor der gemeine oder vor den
dienern vnd Eiteften der gemeine, befentnuß jres glaubens
gethan, vnnd fich der Chrkftlichen ſtraffe williglich vnterworf⸗
fen haben.
Wir bekennen auch offentlid; hiemit, daß wir keiner ans
derer Hirten fein, dann deren allein die bekantnuß jres glau⸗
bens thun, vnnd ber Chriſtlichen bußzucht fich williglich uns
derwerffen..“
Cap. XVI. Erforſchung vrib bewernng bes glaubens Deren, ſo ſich
erfilich zu der Gemeine wollen begeben, das Madıtmal bes Ark
jzugeßramdyen.
Ya Fragen und Anmoortenr gefaßtes Bekenntniß nach
Anteitung der zehn Gebote, des apofl. Symbols und des
Baterunfer. — „Wenn mu der imig, To ſich zu der gemeine
begeben mit, diefe Haupt ſtuͤck in dem grund bekennet vnd
bezeuget hat: fo fragt man in, ob er auch (fo vil bie lere
belangt) an einigem ſtuͤck zweiffel hab,.ond daß darumb, ba
man einem jeden gnug thue. Sagt er, Ja: fo wendet man
allen fleiß an jn mit der fchrifft gründlich zu berichten: hat
er aber Feine beſchwerung, fo wird er gefraget, ob er geng-
lich fuͤr fi) genommen hab, bey difer lere zu bleiben, bie
welt zumerlaffen und ein newes Chrifttiche leben zufüren.
Zum letften fragt man jn auch: Ob er fich der Ehriſt⸗
lichen ſtraff willig vnderwerffen wolet
Wenn er diſes gethan, vermanet man jn zum frieden,
liebe vnnd einigkeit, mit allen Menſchen, auch daß er allen
hader ſo er noch mit jemand haben moͤcht, ablege.
Darnach werden jre namen in ein buch fo darzu vers
ordnet iſt, angeſchrieben: ſampt den oͤrtern da fie wo⸗
nen, auff daß wir wiſſen, fuͤr welche deutſchen wir ſorgen
muͤſſen: vnd welche wir zu dem gebrauch des Nachtmals zu⸗
laſſen, vnd vber welche mir die Chriſtliche ſtraffe gebrau⸗
chen ſollen. a
Welche alſo einmal in vuſere Chriſtliche Gemeinſchafft
auffgenommen find: werden darnach nit leichtfertig zu beim
Nachtmal des Herren zugelaſſen: Sonder bie gange vierze⸗
ben tage für dem Nachtmal werben fie nach ben predigen, fo
darzwifchen gefchehen ordentlich vnd offentlich für die Eite
ften der Gemeine, gefordert, da merden fie im beifisen der Elte⸗
ften zum türgeflen von dem diener vermanet, zu ihr felbs
probe, zu verfünung mit jrem Nechften und zu der erbaltung
der Chriftlichen flcaffe. Vnnd denn werden aller namen,
bie auff den beflimmten tag zum Nachtmal gehen wollen,
auffgezeichnet ... .
. Band zwifchen Bifen Vierzehen tagen, wenden die Elt«
ſten allen fleiß an, vnnd vnberlaffen nichts, daß aller Bader
vnd fpaltung gründlich under den Bruͤdern (fo einiger were)
verglichen werde: vermanen auch fleiffig zur heſſerung, fo
jemand vonder ihnen die heimliche vermanung vnd ſtraffe ver⸗
achtete, auff daß alles ordentlich zugehe.“
Cap, ZVIL Mad des tage für dem Machtmal geſchicht·
„Des tags für dem Nachtmal, wird die Gemeine verſam⸗
let, vmb zwo vhren nach Bittng: De wird dert ein predis
gethan, von dem Nachtimal bes Herren. Aber jhe die prebig
angefangen wierd, kommen alle Diener vnd Etteften zu fſame
men, und erfündigen fleifſig unter jnen: Ob jemant inn der
Gemeine fen, welcher milt recht von dem gebrauch bes Macht
mals, mäfte offentfich abgehalten werben. Vnd fo derer feind,
die werden dem diener fü bie prebig Yun fol, angezeigt: Auff
baß die gemeine da von, durch jhn, vermahet werde. Vnd
in berfelbigen prebig wirb gelehret, von der waren vnnd recht⸗
fchaffenen pröffung vnſer felbs. Vnnd wird mit dem ger
wonlichen Gebeten befchleffer: vnd ehe der Pſalm gefungen
wird, gibf der Diener zuuerſtehen, wein das Nachtmal ver
botten wird fo fern deren find) mit gnugfamer erklaͤtung
ber vrſachen warum das geſchicht. Vnnd etwa werben jre
namen verſchwiegen, etwa auch geoffenbaret, nach gelegen«
heit der ſachen und ſchuld: darnach zeigt er auch an, daß
fotches allein darumb gefchehe, daß folche vberteeter, durch die-
ſelbige firaffe vnnd beſchemung zuk deſſerung gebradyt, ober
14 *
108
(e8 fey dann daß fie ſich beffern) entlich mit einer gemeinen
betrübnuß der Gemeine abgefchnitten werben.
So aber niemand befunden wird, der nad) dem vrtheil ber
Elteften, von dem gebrauch des Nachtmals fol abgehalten.
werben: fo fol der Diener ehe man den Pfalm fingt, dem
Herren bar von danden vnd bitten, daß er diß alfo ewiglich,
in ber Gemeine erhalten wolle. Er vermanet dennoch die
gange Gemeine: daß ſich ein jeder vor gleißnerey fleiffig hüte.
Denn wiewol bie gleißner das vrtheil der Menfchen betriegen,
werden fie doch dem vrtheil Gottes nicht entfliehen : welche
(wie er bezeuget) von feinem reich verftoffen follen werben.
Vnnd als diefe vermanung geendet ift, wird ein Pfalm
gefungen und die gemeine laft man gehn in frieben.”
Cap. XY. Was am tag bet Nactmals geſchicht.
„Am felben tag wenn das Nachtmal fol gehalten mers
den, jhe die gange gemeine ſich verfamlet: wird ein tiſch wel⸗
cher im gefichte' der gemeine fleht, mit einem reinen leinen
tifchtuch gedecket: vnd werden in bie mitten befjelbigen vier
glefer, vnd drey zinnen- [hüffelen darumb geftellet: In die
ein fchüffel wird das meiffe haußbrot (in breite ſchnidten zu
vor gefchnitten) gelegt: Aber die zwo Eleinefte fchüffelen, wer⸗
den zu beiden feiten der geoffen fehäffel, leer geftellet. Vnd
wenn bifer tifch alfo bereitet iſt, fo verfamlet fi) die ganze
gemeine, vngefehrlich des morgens vmb acht ohren.
Denn geht einer under den bienern auff die Cangel, vnnd
fahet die gemeine prebig an: in welcher er vornemlich erklaͤ⸗
set, was wir am meiflen nad) dem mort Gottes, in der
handlung des. Nachtmals betrachten follen, vnnd nimpt vor
fi einen Text auß der fhrifft, To im darzu dienſtlich: zu
"ende difer predig fahet der Diener an, das gemein gebert der
Gemeine: nad) welcher, ehe man ben Pfalmen fingt, fahet
ev bie Seremonien des Nachtmals an, alfo:
Erſtlich, Vermannet er die Gemeine von denen, die mann
von dem. gebrauch des Nachtmals abhalten fol. Vnnd fo
jemand ahm vorgehenden tag der gebrauc des Nachtmals
verbotten were: denen wird abermals verbotten zum Nacht:
mal zu komen, «8 fen denn daß fie fidy mitlerweil, mit den
Dimern ber Gemeine verfünet haben: welches, fo ed ge-
ſchehen, wird baffelbige der Gemeine auch erkieret. |
Kerner wird auch denen das Nachtmal offentlich verbots
ten: welche die befentnuß jres glaubens noch nicht gethan,
noch ſich dee Chriftlichen firaffe unterworffen haben. Denn
wir vns folcher teutfchen bienee nicht bekennen: dieweil fie
unter onfer forge nach dem wort Gottes nit fein mollen.
Zum legten, werben auch die von dem Nachtmal gehals
ten: welche fich innerhalb der vierzehen tagen, von ber erften
verfündigung de6 Nachtmals, den dienen vnd Eiteflen nicht
einmal angezeigt haben, es were denn, daß ſolches durch eis
nige kranckheit oder andere notwendigkeit verhindert were.
Vnd in fumma es werden alte brüder in gemein geftcaffet
die zu dem braudy des Nachtmals nit kommen, es fey denn
daß fie durch Erandheit oder andere ſchwere fachen verhindert
würden. Denn fo fih jemand one einige merdfiche vrſach
abhelt, ber fündiget ſchwerlich wider feine eigene feligkeit, wis
der Chriftum vnd die gange Gemeine.”
Diefer Vorrede folgen: ein Gebet, die, Einfegungsworte
1550. XCH Sircheusrhuung bee Misdexkäuber in Sombom
und Vermahnung zur Gelbftpräfung an die Gemeinde. „Nach
difer vermanung gehet der Diener von der Cangel, vnnd
ſtellet fi) zu den andern Dinern bey dem tifch vnd vers
tündiget der gangen Gemeine, auß Paulo die frötiche vnnd
Gottfelige Bottfchafft von dem reinen und vnſchuldigen opffer
Jeſu Chriſti, mit difen mworten. 1. Cor. 9.
Lieben brüder, wir haben ein Oſterlamm, daß ift Chris
ſtus, für-uns geopffert. Darumb laſſet uns Oftern bals
ten, nit im alten Saurteig, auch nit im faucteig der boßs
beit und fchaldkeit, Sondern in dem füflenteig der lauterkeit
und der warheit.
Wenn diß gefchehen ift, fo figen bie Diener des worte,
bie Eiteften und Diaken zu beiden feiten des Tiſch, vnnd aud)
andere Brüder auß der gemeine, biß daß der tifch befegt ift.
Hie zwifchen werden die vier glefer durch etliche Diener
mit wein gefüllet, vnd werden in bie mitte bes tifch®, zu
beiden feiten ber kleinen fchüßel geftellet. Der Diener aber
des worts, fo da figet in der mitte des tif, mit bem ans
gefichte zu dem vol nimpt das brot inn feine hende, auf
ber groſſen fchüßel: vnd ſpricht jm anfehen vnnd hören der
Gemeine auß Paulo mit heller ftimme.
Fr brot daß wir brechen, ift die Gemeinfchafft des leibs
iſti.
Vnnd als baldt er diß geſprochen: bricht er das brot inn
die zwo kleine ſchuͤßlen, biß das er den bodem derſelbigen, mit
dem gebrochen brot bedecket hat: Auff daß ein jeder Tiſch⸗
genoß darnach ein flüdlen darvon nemen möge.
Darnad) theilet er das gebrochen brot auß, denen fo
gegen jm vber, vnd auch zunechſt an feiner feiten figen mit
beller ftimme, fprechende alfo:
Nemet, effet, gedendet, und glaubet, daß der Leib vnſers
Herren Jeſu Chrifti in den Tod, am flammen des Creuges
gegeben fey, zur vergebung aller vnſer fünden.
Darauff nimpt der Diener aud) ein flüdlein auß ber
ſchuͤſſel vor fich felbs, und ifte. Ä
Denn werden die zwo fchüffelen auff beiden feiten, biß
zum ende des tifches, von jm und andern anfigenden Bruͤ⸗
bern ordentlich fort gefhoben: Auff daß ein jeder ein ftüd
für ſich ſelbs darauß nemme, und effe zu der gedechtnuß des
leibs Chrifti fo für jn in den tod gegeben if. Wenn der
Diener vermerdt daß alle anfigende das brot genommen: fo
nimpt er ein frindgefchir in die hand, und fpricht mit hel⸗
ler ftimme alfo:
Der Kelch der baudfagung, mit, weldhem wir. Gott dan⸗
den, ift die gemeinfchafft des bluts Chrifti.
Vnd denn gibt er die zwey trindgefchie den Brüdern fo
zu beiden feiten figen, und ſpricht alfo:
Nemet, Trindet alle darauf, gebendet und glaubet, daß
das blut vnſers Herren Jeſu Chrifti vergoffen ift am ſtam⸗
men des Creutzs, zu vergebung aller vnſer fünden.
Vnnd darnach nimpt der. Diener das trinckgeſchir auß
ber band feines nehften und trinckt: Vnnd alfo alle bie an
dem tifch figen (denn einer veichet dem andern das gefchir)
trincken, zur gedechtnuß bes bints Ehriſti, für jre fünden
vergoffen, ond nachdem fie alle auß dem Keldy des Der
etrunden haben: &o flehn fie alle auff außgenomen den
iener: welcher an feinem ort, nemlich, in der mitte des
2550. xcı SKirdyenordunng der Niederländer in London.
tifches, mit dem angefichte alle zeit gegen dem Volck, bleibt
figen, der gangen Gemeine alfo zu dienen.
Etliche auß den Eiteften, fonderlic, darzu geordnet, fegen
balt die Feine fhüßlen mit dem gebrochen brot: und auch
die glefer vol meins widerumb in die mitte bes tiſches, zu
dem Diener: Welcher mwiderumb fo vil brots in Die zwo
fhüffelen bricht, als von nötten iſt: Vnd die andere Elite
flen ond Diaken haben acht auff die jenigen, fo zum tif
des Herren fommen. Vnd einer auß den bienern (auff daß
die action des Nachtmals keins wegs ſtum fey) gehet auff
die angel: Vnd fehet an mit heller vnnd verftendlicher ſtimme
zu lefen, das fechfte cap. Johannis, in melchem volkomlich
von dem geiftlichen efjen und trinden bes fleiſchs und bluts
Chriſti gehandelt wird.
Vnnd inn dem, daß diß alſo geleſen wird, kompt die
Gemeine zum ciſch des Herren biß daß der Tifeh voll ift,
vnnd wenn fie alle gefefien find, fo böret der Lefer auff mit
bem leſen: auff daß ber Diener das Brot vnnd den Kelch
bes Herren widerumb auftheile, welches wenn es wie vor
gemeldet, gethan tft, fo feret der leſer in feinem Tert fort.
Alſo folget einer dem andern zu dem tifch des Herren,
in groffer flille vnd zucht, auff daß in dem leſen keine con⸗
fufion oder onordnung werde. Wenn nun alle Menner
zum tif des Herren gangen find: denn, gehen auch bie
Weiber ordentlich, gleich wie fie in ber Kirchen fitzen, one
einige außnemung oder vnderſcheid der Perſonen, Wenn aber
das 6. Cap. Johannis geleſen iſt, ſo feret er fort in dem
13. 14. vnd 15. Cap. deſſelbigen Euangeliſten, biß daß
endlich die gantze handlung des Nachtmals geendet iſt. Es
wird aber auch vnterweilen etwas anders geleſen auß der
H. ſchrifft, darnach es die diener der gemeine dienſtlich vnd
der gemeine befjerlich erkennen.
Nach dem nun bie gange handlung des Nachtmals ver:
richtet ift: fo hoͤret auch der leſer auff. Vnd der diener fo
das Nachtmal aufßgetheilet hat, fteht auff von dem tifch, und
ftellet ftdy in die mitte der ander diener vnd Elteſten für ben
tifch, und redet zu der gantzen gemeine, mit diefen oder der-
gleichen worten:
Ir alle, die num hie das Machtmal des Herren, zur ge⸗
dechtnuß ſeines tods, empfangen habt, mit der betrachtung
ſeiner geheinmuß, foltet glauben, vnnd durch das zeugnuß
des Nachtmals verſichert fein, daß je ein gewiſſe vnd felig-
machende gemeinfchafft mit jm habt in feinem leib vnd blut,
zu dem ewigen leben, Amen.”
Den Schluß bildet eine Vermahnung zur Dankfagung,
die Legtere ſelbſt, Pſalm, Segen. „Die Diaken aber ſamlen
die allmofen an der Kirchenthür, vnd theilen das vberblie⸗
bene brot und wein den armen ber gemeine auf: fonberlid)
denen fo kranck oder alt find.” “
Cap. XIX, Bon der Chrifti. firaffe, vnd rem brauch in der
Gemeine.
„Nach dem der rechte brauch der Chriſtlichen ſtraffe ſchier
vntergangen, vnd der mehrer theil der Menſchen nicht wiſſen
was die Chriſtliche ſtraffe ſey: ſo werden wir verurſachet et⸗
was weitleufftiger zu erkleren, was fie ſey, vnd wie ſie vn⸗
ter vns, in vnſer Gemeine gehalten werde: auff daß jhr
nit die jenigen ſo auſſerhalb der Gemeine ſind,
109°
rechter gebrauch, von allen Gottfeligen deſto baß erfennet
vnnd gebrauchet möge werden.
So ift denn die Chriftiiche flraffe ein gewiffe Orbnung
eingefegt von Chriſto vnſerm Herren in feinem wort, ſei⸗
ner Gemeine zu halten befohlen: mit welcher ein jedes glied
der Gemeine verbunden iſt, feinen nechſten ordentlich nad)
dem mwort Gottes, Chriftiid, zu vermanen, und hinwiderumb
aud) biefelbige vermanung von jm auffzunemmen: vnnd daß
die jenigen, fo dife vermanung halfftarrig verachten, auß ber
Gemeine geworffen, vnnd dem Teuffel vbergeben follen wer⸗
den, auff daß durch diefe ordnung ber gange leid der ge
meine vnd alle glieber befjeldigen in jrem ampt gehalten
werden.
In diefer der Chriftlichen flraffe befchreibung, follen wir
vornemlich auff drey ding merden. Zum erften, wer ber
Einfeger derfelbigen fey, nemlich Jeſus Ehriftus: vnnd da⸗
rumb fol niemand die erhaltung derfelbigen, als ein Menſch⸗
liche Zradition und fagung „verachten: fonder follen fie viel
mehr wirdiglich auffnemen und fleiffig erhalten.
Zum andern, wer berfelbigen vnderworffen ſey: nemlich
denn Gott
wird die richten: wie Paulus lehret: ſonder allein die, die
vor glieder der Gemeine gehalten werben, wer fie auch fi nd,
vnnd mas dient fie in der Gemeine haben, oder mit was
würde fie andere in der gemeine vbertreffen. Denn mir
find alfe glieder eines leibs, wiewol einer den andern in dem
gaben vbertrifft.
Zum leften, follen wir auch mercken, daß bifer gebraud)
der Chriftlihen ftraffe von Chriſto dem Herren zu keinen an-
dern ende eingefegt iſt, denn zu ber feligkeit und wolfart des
gangen leibs der Gemeine: vnd aller feiner glieder: denn fie
ift nicht allein ein nuglicher zaum in diſer vnſer krancken
und gemeinen verderbten natur, daß wir beren nit zu vil
nachlaſſen, ſonder iſt auch ein ſtarckes band vnd ein ſpeiſe
der gemeinen liebe, vnd Chriſtlichen freiheit, alſo daß ſie mit
recht die ſehnader der Gemeine mach geheiſſen werden.
Wie nuͤtzlich aber der gebrauch der Chriſtlichen ſtraffe
ſey, wird nachmals auß der erklaͤrung aller jren ſtuͤcken, klar
werden welche wir nun 1 ordentlich einander nad) anzeigen
wollen.” J
Cap. xx. Barin ber gebrauch ber Chriſtl. firaffe gelegen fen.
Smwelerlei Gebrauch der chriſtl. Strafe muß in der Ge⸗
meinde gehalten werben, heimlicher und oͤffentlicher.
Cap. XXI, Bon bem heimlihen gebrauch ber Ehriftl. firaffe onber
ben Bold.
„Der heimliche gebrauch der Chriſtlichen ſtraffe iſt gele⸗
gen in dem vermanen der gefallenen Bruͤder: vnnd widerumb
in dem entpfangen der ſelbigen vermanungen von andern, ſo
offt als wir gefallen ſind. Aber dieweil in ſolcher heimlichen
vermanung von den Menſchen hoͤchlich geſuͤndiget wird: da⸗
her es auch kompt, daß der gebrauch der offentlichen ſtraffe
ſehr ſchwerlich kan erhalten werden: ſo muͤſſen wir hie weit⸗
leuffiger handlen, wie man diſe heimliche vermanung recht⸗
ſchaffen anrichten ſolle. Erſtlich, wie man ſie thun, vnnd
darnach auch wie man ſie entpfahen ſolle.
110
Erſtlich fall ber, fo einen Bruder vermanen wil, Chriſtliche
befcheidenheit unnd meißheit darinn gebrauchen, zum erften bey
ihm: ſeibſt vberlegen, ob im bie face, von deren ex den bru⸗
der vermanen wi, bekant oder vnbekant fey. Iſt fie m.
noch vnbekant, vnd dennoch nit one groſſen verdacht: fo
fol ein freumäliche vnd mäffige vnderfragung an jn (dem
bruͤdern) in. fonderheit uber der fach gethan gnugfam fein,
vnd im fall er die fache leugnet, fo folle man fie dem Ders
ren befehlen. Wo aber die Tahe gewiß vnnd bekant ift:
fo folle ex wercken, ob fie den gangen leib der Gemeine an⸗
gehet, oder jemand allein vnd befonder.
Me fie nu bie gange gemeine angieng, fo ſolle man fie
. vor bie Eiteften der Gemeine bringen, melden das regiment
der gesuchte von Gott befohlen iſt, ſonderlich aber, fo in
dem veufchiweigen, der Gemeine grofie gefahr gelegen were.
Denn dab Geſetz der liebe erforderet, dag man mehr acht
habe auff den gautzen leib, benn auff ein glid allein.
Mo aber die fache einige perſon beſonders oder allein ans
ginge: So fol er woL betrachten, ob fie ime allein, oder auch
andern vielen befant fen. Iſt fie vielem bekant, fo moͤcht
ve mehr Brüder mie jm nemmen, Die erſte verhanung zu
thun. Iſt fie aber jm allein befant oder gegen im allein
gethan: fo fo er fie nicht weiter außbreiten: fonder ſol jn
erftlich heimlich vmd allein vermanen. Wo nu ber gefallen
bruder die heimliche finde leugnet: fo fol man es Gott
(der ein recher der boßheit ift) defehlen. So ex fie aber bes
tennet, vnd gleichmwol Leine reuwe barüber hatt: fo fol er
andere zeugen zu jm nemmen, vnd jn abermals vermanen,
auff daß er ja zur rew dardurch bewegt werde.
Dife flafften der vermanung hatt vns Chriftus gele⸗
vet mit diſen worten, fündiget aber dein bruder an dir, fo
gehe hin, vnd ſtraffe jn zwiſchen die und jm alleine. Hoͤret
ec did, fo. haſtu deinen Bruder gewonnen. Hoͤret er dich nit,
fo nim noch einen oder zween zu dir, auff daß alle ſachen
beftehen, auff zweier oder dreier zeugen munbde.
Aber dife vermanung durdy einen ober mehr gefchehen,
muß herflieffen, auß rechter Chriftlicher Tiebe, und auf einem
einfeltigen vnd freundlichen. bergen, mit einem ernft den’ brüs
der zu gewintten: und nicht zu vnſer ſelbs erhebung, fonder
allein zu erbawung der Gemeine. Vnd zu diſer heimlichen
vermanung ber gefallenen bruͤder, find nicht allein verbuns
den. die Diener der. Gemeine, wie etliche, aber vnrecht mey⸗
nen: ſonder auch alle glieder der Gemeine, wie mann auf
folgenden drtern der Schrift mercken mag, Leui: 10. Matt.
18. Luc. 17. Rom. 15. Col. 3. 1. Theſſ. 3. Hebr. 3. und
12, Zac. 9.
Bad warlic, alle bie fich empfinden glieder eines Leibe
zu. fein, die muͤſſen einer vor ben andern forge fragen: |
welche forge vornemlich, durch die Chriſtliche vermanung b
wiefen wird. "
So vil jrer denn find, die bisfe heimliche vermanung
nicht thun, noch vnderhalten helffen wollen: bie beweiſen gnug⸗
ſam, daß fie ohne liebe, vnd deßhalban Cains Samen vnd
geſchlecht ſind, welcher als er nach ſeinem Bruder Abel ge⸗
fraget ward, Antwortet: Win Ih denn ein huͤter weines
Bruders ?...“
*
| mit denen, die er geergert, verfime.
1530. CH Airchenprdunng der Micherläuder in London.
Cap. XXI. Bon dem offentlicyen brauch ber Epeifl. fixaffe in
ber Gemeine.
„Dieweil deren gemeinlich vil find in bee Gemeine, bie
durch die heimliche vermanung nit gebeffert werden: fo hat
Chriſtus vnſer Here dem offentlihen brauch der ſtraffe in fele
ner gemeine zu erhalten befohlen: auff daB ja die gefallene
Menfchen, durch DIE „mittel (fo jnen etwas ſchwerer ifE) zu
der befferung möchten gebracht werden. |
Bnd dieſe offentliche ftraffe, Hat jre gewiſſe flaffeln, wie
andy die heimlidye: weiche man Inn jhrem vechten brauch ers
balten muß: auff daß alle ding ordentlich, in der Gemeine
zugeben.
Der gebraud) aber der offentlichen ſtraffe iſt vornemlich
in vier flüden gelegen. Das erfte if, die bermanung vnd
ſtraffe, des gefallenen brubers in der verfamlung der diener
und Eiteften der gemeine. Das ander ift, die offentliche Buß
des gefallenen Bruders, an flabt ber abſchneidung, in der vers
ſamlung der gemeine. Das dritte iſt, die abfchneibung des halß⸗
flarigen Bruders.
Das legte iſt die offenliche auffnemung bes bekereten bru⸗
ders, welche ftüd wir einander nad, ordentlich handien wollen.”
Cap. XXIII. Bon der vermanung onb firaffe des gefallenen Bruders,
durch Bie Diener vnd Elteften in jrer verfamlung.
„Es werben offtermals alle brübder der Gemeine, in den
gemeinen predigen vermanet, daß es jr ampt vnd pflicht ſey,
die verächter der heimlichen vermanung ben Dienern der Ge:
meine anzuzeigen, wie das Chriftus felbs gebotten hat, da
er ſpricht: Hoͤret er aber die nicht, fo faget es der Gemeine.
In welchem ohn zweiffel von vielen gefündiget wird: auf
welchem denn folget, daß die gange Erafft der Chriftlichen
ftraffe geſchwechet, vnnd die gemeine endlich mit ergernuffen
vnnd zand gefühet wird.
So muͤſſen denn bie brüder, denen ander& die ehre Chriſti,
vund die wolfart dev Gemeine zu hergen geht, die halßſtar⸗
tige verächter der heimlichen vermanung, neben zweien ober
breien warhafftigen zeugen, inn der verſamlung der Diener
vnnd Elteften, in der liebe anzeigen. Vnd denn gebüret es
bem diener, dem befchuldigten Bruder feine fünde nad dem
vrtheil des Worte Gottes fur augen zuſtellen: vnnd vornem⸗
lich dahin zu arbeiten, daß er feine fünde bekenne, vnnd ſich
Welches, wenn «8 alfo
geſchicht: fo wird die verfünung, mit einer dandfagung zu
Gott, gemachet: vnd die fach bieibt bep den Dienern ver
ſchwiegen, und gleich ala begraben.
Mil er aber die ſchult feiner fünde nicht bekonnen, verach⸗
tende die vermanung der Eiteften, vnd bieibet in feinen ſuͤn⸗
.den halßſtarrig fleden: fo wird jm erfllich verboten ber ges
brauch des Nachtmals, biß da er fich verfüne: vnd es wer
den jm etliche tage geflellet, in welchen er den Herren bit:
ten, vnd ſich fleiffig bedencken fo, was er zu thun ges
meind ſey.
Hiezwiſchen wird etlichen Elteſten befohlen, zu gelegner
zeit zu jhm zu geben, vnd jn feines ampts und der liede
eigentlich zu vermanen. Bnd im fall er für dem geftel-
tes tage einig geichen der befierung gibt: fo kompt er wide
mmb gu der verfamlung dee Elteſten, weiche allen fleiß an⸗
15506. XCI. Sirchenorduung der Aiederländer in London. Ai
wenden, baß die verfönung in ihrer verfamlung gefchehe, ehe
daß die ſache weiter. außgebreitet werde.
Wo er aber am’ verordneten tage feine ſchult noch nicht wil
betennen: fo wird jm noch weitere zeit fich zu bedencken ver-
günnet, biß auff den nechſten Sontag. Auff welchen (im
fall er fi) noch nicht verfünet) fol der Diener in der ges
meinen predig die fünde des bruders, vnnd auch die verachs
tung der vermanung, ordentlich für ber gangen Gemeine, mit
bewilligung aller anderer Diener vnnd Eiteften, erzelen: fol
aber vor das erſt feinen namen verfchweigen, es fey denn die
fünde faſt der gangen. Gemeine befandt. Vnd nach fol
her erzelung mwird ein gemein Gebet fiir den bruder gethan,
auff daß er zu befferung kommen möge.
Kompt er durch ſolche vermanung zu befferung, fo foll
ein heimliche verfünung mit denen fo er geergert hat, für
den Elteſten gefchehen, gnugfam fein: welche verfünung man
dennoch der Gemeine von der angel verfündigen fol, mit
einer dandfagung für Die befferung des gefallnen bruders,
doch mit verfchweigung feines namens. Bleibt er aber half-
flarrig, fo wird er den nechſten Sontag für dee ganzen Ge⸗
meine, durch den Diener mit feinem namen aufßgeruffen und
befchuldiget: mit erzelung feiner fünden vnnd der verachtung
aller offentlicher vnnd heimlicher vermanung. Vnd ed wird
die gange Gemeine vermanet, daß fie Gott für den gefalle:
nen bruder bitte: vnd daß ein jeder. fleiß anmende in zubes
fuchen, und zur befferung zu vermanen. Denn wird aber
mals ein gemein Gebett für ihn gethan durch den Diener.
Dnd wird der dritte nachfolgende Sontag geftellet, an wel⸗
chen er abgefchnitten fol werden: es fey den daß er ſich mit«
ler zeit bekere. So er fid nu mittlerweil beffert, fo muß
er fih auff einen eigentlichen tag, durch die Eiteften geftellet
fuͤr der gangen gemeine (die er mit feiner halſtarigkeit geer⸗
gert hat) verfünen.
Vnd diß ift der handel, den wir in vnſer gemeine, bes
langet ben gebrauch der Chriftlihen ſtraffe, halten, mit de
nen bie inn der verfamlung der Diener, nach dem wort Got:
tes vermanet vnd geftraffet werben, biß zu der zeit, daß fie
fi bekeren: oder vmb jrer halftarigkeit willen durch die ab»
fhneibung auß der Gemeine geworffen werden. Es find aber
die Diener nit alle zeit verbunden, das anbringen der gefalle-
nen brüdern durch andere zu erwarten: fonder fie ſelbs fols
len zu fich beruffen, welche fie wiſſen ba fie offentlich ge
fünbiget haben: oder vngoͤttlich leben: oder fonft etwas ge
than haben, daB der gemeine einige gefahr oder ſchaden brin-
gen möcht: mit welchen fie handlen follen, wie e8 die Bott:
felige erbamung ber Gemeine erfordert.”
Cap. XXIV. Die Form vnd weiß ber offentlichen buße an flat ber
abſchneidung.
„Bir zwingen niemand leichtlich, buß vnd rew offentlich
für der gangen gemeine zu thun, fo laſſen wir auch niemand
leichtfertig darzu: fonder allein die jenigen, die mit jren füns
den Die gange gemeine, ober ben fürnemflen theil berfelbigen
geergert vnd in ber verfamlung ber Elteften ein gewiß zeis
chen der auffrichtigen befferung gegeben haben, welches fo es
die Diener in einem gefallenen bruder merden, fo vermanen
fie in zu heimlicher verfönung mit benen,. die im feines fals
vermanet haben: onnd vermanen jhn auch, daß er ſich nicht
fheme feine fünden offentlich für der gangn Gemeine zur
ehren Gottes, vnd befferung der Gemeine, zu bekennen.
‚Welche vermanung, fo er fie Chriftlich empfahet, wie jm ges
büret: fo geben jm bie Diener die hende, bezeugen bamit
die verfönung mit jm: vnnd da wird ein tag geſtellet, bie
offentlich bug zu thun.“
Nach ber Predigt vor dem Pfalm, oder auch im ber
Predigt, beweift der Diener den Grund der Buße aus ber
h. Schrift. Hierauf hält er eine Dermahnung an bie Ge
meine, ber fich ein Gebet über ben gefallenen Bruder an⸗
fchließt. Dann vermahnt er den letztern feine Schuld zu
betennen, und wenn dieſes gefchehen, vermahnt er Ihn und
bie Gemeinde aufs Neue. Nach erfolgter Dankfagung em⸗
pfängt der Gefallene Kuß und Handbrud von dem Dienes
und den Xelteften zum Zeichen, daß er mit der Gemeinde
verföhnt fei- '
Cap. XXV. Ron ber weil ober ordnung des Band uber abſchnei⸗
dung von der Gemeine.
„Nach dem alle dife flaffeln der heimlichen und offent⸗
lichen vermanung, vber einen gefallenen Bruder, ordentlich
ergangen find, unnd er diefelbige verachtet, und eben half:
flarrig in feinen fünden fortfaret, alfo daß eine befferung
an jn zu hoffen tft, fo mil es not fein daß man benfelbis
gen entlich abfchneide, und auß der Gemeine werffe. Vnnd
diefe außmerffung fol nicht gefchehen durch eines oder zweien
getwalt ober anfehen, auch nit durch die Authoriteet oder ge:
walt der Diener und Elteften: fonder allein durch bie be⸗
willigung der gangen Gemeine, welche Paulus wil, daß fie
ben abgefchnitten und außgemorffen bruder beweinen folk
Nach dem nu ein gefallener bruder zwey mal offentlich
mit feinem namen bee Gemeine verfündiget ifl, als ein ver
ſpoͤtter und verächter aller Cheiftlichen vermanungen, fo ger’
gen ihm ordentlidy gebrauchet find: fo wird ein gewiffer Tag
feiner abfchneibung (es fey denn, daß er widerkere zur beffe
rung) geflellet: vnd die gange gemeine wird vermanet, im
fall jemand under jnen were, toelcher meinet, daß man in
diſer fache der abfchneibung, entweder zu ſchnel, oder auch
nit richtig gnug proeiditte: daß er baffelbige innerhalbe der
acht tagen, vor der abfehneidung, ben Dienern und Elteſten
in jrer gemeine wochenverfamlung: ober auch jenmnb von
ihnen befonder, anzeige, vnd vrſachen feiner meinung auf
Gottes mort vorkringe. |
Wo aber niemand vor dem geftelten tage der abſchnei⸗
dung einige verbinderung auß dem Wort Gottes fürbringt,
noch auch ber gefallene bruder einig zeichen ber befjerung
merden left: denn heit man jhr fchweigen, on lengeren vers
zug der ſachen für ein vefte bewilligung.
So aber jemand auß der Gemeine einige gnugfame vr⸗
ſach anzeigt, durch melche mann folte dieſe abſchneidung ein
zeitlang einftellen : ober auch genglich vnderlaſſen: ober daß
der gefallene Bruder einig gewiſſes zeichen der beſſerung ge:
geben hett: denn wird die gange ſache widerumb eingeftellet,
biß auff den nedhfifalgenden Sontag, unnd es wird bie vrſach
diefer anftellung dee Gemeine dffentlich erklaͤret. Den nechſt⸗
folgenden Sontag aber wird ber bruder (es mere denn daß
113 1550. CI.
er nach dem wort Gottes vnſchuldig erfunden würde) offent-
lidy von der Gemeine abgefchnitten: oder fo die
vorhanden, durch offentliche bug mit der. Gemeine verfünet,
e8 were denn daß die Diener ein anders für erbetolicher ans
fehen würden.
Vnd auff daß in bem handel der abfchneibung nicht leicht-
fertig, fonder alle fachen mit zeitigem rath von und gehandelt
werben, fp kommen die Diener vnnd Eiteften des tags vor
der abfehneidung oder außſchluß zuſammen, fich mit einan-
der zubefprechen: ob einige vrfachen fein möchten, darumb
man bife abfchneidung noch meiter einftellen fol, oder auch
gentzlich vnterlaffen. Wo denn etwas fuͤrbracht wird, daß
fein beweiß vnd grund in dem Wort Gottes fcheinet zu ha⸗
ben, fo wird daffelbige under den bienern vnd Eiteften fo
lang gehandelt und erwogen, biß daß fie alle in einer meis
rung die je fundament vnd grund in der ſchrifft hab, vber⸗
ein kommen. Wird aber nichts von jemand fuͤrbracht, ſo
wird die abſchneidung des andern tags volzogen und erequie-
vet: und das ſchweigen der Gemeine, wird genommen (mie
oben gemelt) für jre bemilligung.”
Anm Tage der Abfchneidung beweift der Diener nad) der
Predigt zundchft den Bann und feinen Gebrauch vor der
Gemeinde, dann fegt er das Verfchulden des Gefallenen und
das bisher eingehaltene Verfahren aus einander.
betet er, und wenn ber Sündige aud) jegt noch nicht Buße
wicht, fchreitet er zur Ercommunication in folgender Form:
Die Action der abfchneibung.
„D Herr Jeſu Chrifte, einiger vnd ewiger König deiner
Gemeine, der du verheiffen haft, uns biß ans ende der Weit
bey zuftehen, vnnd deinen heiligen Geift (der die Welt von
der Sünde ftraffen fol) zu geben: Mir bitten dich, du mol:
Nleſt ons, die wir bie inn deinem Nammen verſamlet feinb,
mit deinem Heiligen Geift regieren: vnd deine Königliche
macht vonder vnns außſtrecken: daß wir ducdy deine gemalt
und macht das boͤß vnd den bruder, der verftodet in feinen
Sünden bleibt, auß der mitten von ons vertreiben mögen,
zue ehren deines namens, vnd befferung deiner Gemeine,
vnd auch zur ſeligkeit biefes onfers beuders. N. Vnd nad
‚ bem er in feinen fünden (die er toider dic) vnnd deine Ge-
meine gethan bat) alſo halßſtarrig bleibt, und du nicht wilft,
daß folche in dem heiligen Leib deiner gemeine fein follen,
vnd one auch mit deinem Geift fterdeft, fo folgen wir" DO
Herr Jeſu Chrifte deinem heiligen Gebot, und fchneiden jn
als ein faul glied offentlich ab, von dem heiligen leib deiner
gemeine, vnd das. mit groffer tühnuß vnferer bergen, vnd
mitleiden feiner verderbnuß. Wir binden bie auff Erben feine
Sünden, und find auß deinem Wort verfichert, daß fie aud)
bey dir im Himmel gebunden find.“ Wir werffen jn hie auß
deinem feligen reich (auff daß er bey allen glaubigen für ein
heid vnd zoͤlner geachtet werde) und geben in, durch bein
Gebot dem Teuffel, zur verderbung feines fleifches, auff
daß fein Geiſt felig werde, durch deinen heiligen namen, der
bu lebeſt vnd regiereft mit dem vater vnnd dem heiligen
Geift, ein einiger vnd ewiger Gott gepriefen in ewigkelt
Amen. |
Nach gefchehener abfchneidung, vermanet der Diener die
Hierauf
Kirchenordunug der Niederländer in Londou.
Gemeine, wie fi) ein jeder, nach bem wort Gottes, gegen
difen abgefchnittenen und außgebanten, zu halten ſchuldig fey,
er mit einer auffrichtigen befferung feiner fünden,
wider Tere.
Zum erften, daß man jn halten foll als einen beiden
vnd zölner, welche man zu feinem offentlichen dienft der Ge-
meine, auch nit zu dem gebrauch. der Sacramenten in eis
niger Chriftlicher verfamlung zulaffen fol.
Zum andern, daß fi ein jeder feiner gemeinſchafft (die
nach ter lere Nauli verunreiniget) mit fleiß entzibe, Die
Molitifhe ding dennoch muͤſſiglich auff Politiſche weiß mit
jm gebrauche.
Zum dritten, welcher mit dem Geiſt Gottes bermaffen
begabet ift, daß er von dem abgefchnittenen feine gefbar zu
beforgen bat, durch die gemeine conuerfation vnd vnderie:
dung: der fol mit jhm als ein arg handlen vnnd alle mittel
feiner »befferung fuchen.
Zum vierdten, vermanet auch der Diener, daß niemand
- außeinem falfchen grund den abgefchnitten verfpotte oder in fei=
nem bergen verachte: Tonder vil mehr arbeite, fich vor ſolchen
fünden zu hüten, vmb welcher willen er abgefchnitten ift: Sa
daß er fich ſelbs anfehe, daß er nicht auch verfucht und ab⸗
fellig werde. Vil weniger follen jnen felbs gefallen vnd
vermeffen fein, alle gleifner, die villeicht m berfelben, oder auch
vil gröfferer fünde ſtecken: vnd gleichwol fid) ruͤmen, diemweil
fie nicht alfo abgefchnitten find. Denn fie werden müffen
mit allen verächtern Gottes (ed fen denn daß fie fich ben zeit
beilern) am Juͤngſten 'tage (menn kein zeit der befferung mehr
fein wird) im angefiht der gangen welt, von ber feligen ge:
ſellſchafft Gottes abgeſondert vnnd abgeſchnitten werden, zu
jrer ewigen ſchande.
Zum fünfften, wird auch ein jeder vermanet, daß er je:
derzeit, Gott für diefen abgefchnittenen fleiffig bitte, daß er
zu der feligen gemeinfchafft der Gemeine widergebracht werde.”
Zufegt Gebet für den Abgefchnirtenen, Pfalm, Segen.
Cap. XXVI. Ordnung, wie man ben Abgefchnittenen ober aufige-
fchloffenen nach feiner Deferung, widerumb in die Gemeine
aufinimpt.
Sobald der Yusgefchiedne zur Buße bereit ift, wird feine
Aufnahme acht Zage vorher der Gemeinde angezeigt. In der
Verſammlung, nach der Predigt, ftellen fich die Diener und
Aelteften mit dem Bußwirkenden zufammen und nady einer
Vermahnung an die Gemeinde und einem Gebet für den
legten bekennt derfelbe feine Sünde auf die Fragen des Die-
nerd. Iſt diefes gefchehen, fo folgt:
Die Action der entbindung.
„Herr Jeſu Chrifte, vnſer ewiger König, Richter vnnd
Hoher Prieſter, der du zu einem ſchrecken der gottloſen, deiner
Gemeine die macht gegeben haſt, deren ſuͤnden zu binden,
vnd dem Teuffel zu vbergeben alle die, ſo die Gottſelige ver⸗
manungen deiner ‚gemeine halflareig verachten vnd widerumb
zu troft der bußfertigen je die macht gegeben, die fünden be:
von, die warhafftige rew ihrer fünden haben, vnd dir ver:
trawen zu entbinden. Sihe wir: feind hie gegenmwertig in
deiner Gemeine, als in deinem angeficht, vnnd ſtellen dir dar
15506. xcı Sirchenordnung der Niederländer in London.
(N) ber ware rew feiner fünden hat, und in deinen nas
men vertramst. Darumb zweifflen wir auch nit, bu wirft
jn auff deine achfelen nemen, vnnd widerumb nach deiner
barmhergigkeit in deinen fchaffftat bringen. Vnd nad) dem
wir duch dein wort geleret find, daß wir uns in dem
widerbringen bes verlornen ſchaffs erfreumen follen: fo
danden mir die hoͤchlich vor feine befferung: vnd ent
binden in von feinen fünden, jm biefelbige nad) der ge⸗
walt deines worts vergebende, zu feinem vnnd der gangen
Gemeine treft, und empfangen jn widerumb, in onfere Chrift-
liche gemeinfchafft, und in bein Reich: wolwiſſende, daß jm
alle feine fünden, fo gewiß in dem Himmel vergeben find,
als fie bie auff erben, durch ben bienft deiner Gemeine, nad)
deinem wort entbunden werben: und daß allein vmb deß ver⸗
bienftes willen deines tods, vnnd beine® heiligen namens,
welcher hochgelobt iſt in emigkeit, Amen.”
Dann noch Vermahnungen, Dankfagung, Kuß der Ber:
föhnung, Pfalm.
Cap. XXVII. Bon der eigentlichen firaffe ber Diener der Gemeine.
„Es tan niemand gnugfam auffprechen, wie nuß vnd
nothwendig , die obgemelte vbung der Chriftlichen ftraffe fey,
zu einer Göttlichen vriderhaltung der gantzen Gemeine, und
eines jeden glieds berfelbigen, inn aller Gottfeligkeit vnd brü-
derlichen einigkeit zu leben: fonderlich aber, fo fie rechtſchaf⸗
fen vnd fleiffig erhalten wird. Vnd zu einer auffrichtigen
vnd ernften erhaltung derfelbigen in ber gemeine tft vornem⸗
lich noth, daß die Diener der gemeine hierin je ampt treus
lich thun, welches in dreyen fonderlichen ftüden gelegen ift.
Zum erften, daß das gange regiment der gemeine, nit inn
dem toillen oder gutdunden eins oder zweien Diener allein
flehe: fonder bey der ganken menge der Diener vnd Elteſten.
Zum andern, daß fie fich ſelbs under die Chriftliche ftraffe
(gleich wie ein ander Bruder) millig ftellen, vnd bereit ſeien
die Chriftliche vermanung eines jeden Bruders zu empfangen.
Zum letften, daß fie den brauch ber Chriftlichen Diſci⸗
plin, mit allem ernft erhalten vnd vben, und darin niemands
haß oder neid (denn fie von der melt, die vngeſtraffet fein
wil, leiden müffen) anfehen, vnnd dach meißheit und trewe
gebrauchen nad) einem jeden gelegenheit vnnd geſtalt der ſchuld,
nicht je eigen , fonder des Herren ehre, und des gefallenen Bru⸗
ders feligkeit fuchende.
Wo dife ftüden alle, ernftlic und fleiffig von den Die-
nern nicht gehalten werden: da Fan der gebraud der Chriſt⸗
licher ftraffe nicht wider gebracht noch erhalten werden, waf:
ferley ordnung man auch da madhe.
Vnnd auff daß in vnſer Zeutfchen Gemeine, hierin von
den Dienern nit gefündiget werde, fo vil jmmer muͤglich: fo
flehet das regiment der Gemeine bey allen Dienern des worte
vnnd der Eiteften: welche auch alle der Chriftlichen ftraffe .
vnterworffen feind, eben fo wol als das geringfte glied ber
Gemeine. Vnnd daß auch diefe Chriftliche difciplin durch
onfere Diener, vnter onferm Bold, und auch under jhnen
defto baß erhalten werde, fo kommen fie offtermal zufammen
von ben hendlen der Gemeine, ſich miteinander zu befpre-
chen vnd zu berathen.
Zum erfien, tonımen fie alle Donnerſtags nad) mittag vmb
113
zwey zufamen: wenn fie verfamlet find, fo rufft der Diener
des worts, vor das erft Gott vmb feine gnade an, daß er
alle gedanden der vnderredbung der Diener, zu feiner ehren
vnd befferung der Gemeine richten wolle.
Nach gefchehenem gebet, bringt ein jeder ordentlich und
in der forcht Gottes vor (vnd das felbige nach bem wort
Gottes) daß jenige fo zur befferung, einigkeit, vnd frieben ber
Gemeine bienet.
Vnd nach dem ein jeder was er in feinem bergen fület
von der vorhabenden face, gegeben hat: fo folgt man dem,
daß vornemlich geurtheilet wird, dem wort Gottes am gleichs
formichften zu fein.
In diefer wochen verfamlung der Diener: werden auch
offtermals die zwitracht der Brüder nidergelegt: vnnd «6 wer⸗
den die Brüder bie erſtlich vermanet vnnd geftraffet, nemlich
die, fo offentlich gefündiger haben: oder auch die verächter
der heimlichen brüderlihen vermanung ehe man mit jnen zu
der offentlichen firaffe tomme. So aber unuorfehenlic, groffe
fachen der Gemeine in der wochen zu fallen: fo erwartet man
des Donnerftages nicht: fonder e8 werden als bald durch den
Superintendenten oder die Diener des worts, alle biener ber Ges
meine verfamlet, einen Gottfeligen rath mit einander zu halten.
Zum andern, auff daß die einigkeit zwifchen den fremb⸗
ben Kirchen, nemlich der Teutſchen vnd Frantzoͤſiſchen, welche
hie zu Londen find, defto groͤſſer ſey, ſo kommen die Dies
ner und Elteſten, beider difer Gemeine des monatß einmal zu
famen, auff einen gemiffen geflelten tag, von den gemeinen fachen
bey der gemeine zu handlen. Vnd im fall das einige fachen
vorfielen, fo bife beide gemeinen angingen: oder daß eine ber
andern rath in fchweren fachen von nöten hätte: fo werben
gerad auch alle Diener beider Gemeinen, duch den Superin⸗
tendenten zufammen beruffen, auff daß friede, einigkeit und
‚Sorfeligkeit der Gemeine gehalten werde.
Zum letſten, auff daß die gaben, lere vnd reinigkeit des
lebens, in den Dienern vnſer Teutfchen gemeine, deſto baß
möchten erhalten werden: fo tft noch ein tag alle dren mo»
nat geftellet, auff welchem ein erforfhung vnnd eramen aller
Diener , jres lebens vnd Tere halben gehalten wird. Vnd
wenn ber obgemelte tag (nemlich ber zmeidte Donnerflag Sep⸗
tembris, Decembris, Martif, und Junij) herzu nahet, denn
vermanet der Diener die gange gemeine, ben forgehenden Son-
tag von der Cangel, diſes tags: vnd begeret offentlih von
einen jeden, fo jemand etwas von den Dienern wuͤſte, ent
weder in bee lehre oder im leben, daß unrecht were, und bie
gemeine ergerte: daß fie daffelbige jemand von den Dienern,
in aller Chriftlichen freiheit vnd Liebe, gegen den folgenden
donnerflag anzeigen wollen: auff daß man die befjerung bare
mit vornemen, vnd auch allen affterredern und verleümdern
der Diener, das maul ftopffen möge. Wenn nu auff den
donnerftag alle diener des worts, die Eiteften und auch die
Diaken verfamtet find: fo fähet der Diener des worts ein ges
mein gebet an, zu der fach dienende. Vnnd darnach ver
mmet er bie gantze verfamfung ber Diener, mit furgen wore-
ten, zu der erhaltung der Chriftlichen freiheit, in dem verma⸗
nen. Vnd daß ein jeder zufehe, daß er in dem vermanen
nichts fürbeing auß haß oder neid: oder auch Feines andern
boßheit durch ſchmeichlerey, oder liebkoſen vberſehe und bedecke.
15
114
Wenn folche ober dergleichen vermanung gethan If: fo
beift man einen von den Dienern aufgehen: vnd in feinem
abwefen wird ein jeder ordentlich vnterfraget, warin er zu
vermanen, zu ftraffen, oder auch zu teöften fey. Es wird
aber da Feine klag wider ihn, nad) der lehre Pauli angenoms
men, dann bey ziveien ober drey zeugen. Wenn man nun
eines jeden gefüllen von lere und leben des Diener (fo ab⸗
getretten ift) gehört hat, fo wird ex folder hierin geruffen:
vnd denn wird jm, was von den Dienern vber jm befchlof-
ſen tft, fleiffig vnd Chriftlich vorgehalten. Vnd alfo wird
von einem jeden Diener ordentlich gehandelt,. niemand aufs
genommen.
' So au einer unter den Dimern were, ber bie gemeine
Chriſtliche vermanung der ander Diener verachten würde: fo
foll er fürs erſt, waſſerley autboritet oder lehre er auch iſt,
von ſeinem dienſt, vnd dem gebrauch des Nachtmals Chriſti,
ain zeitlang verwieſen ſein. Vnd wo er ſich auff ſolche ſtraffe
nicht beſſert: ſonder daß die Gemeine je lenger je mehr durch
in geergert wird, fo ſoll er offentlich, mit bewilligung der
Gemeine, von feinem dienſt geſetzet werden: und zu legt wenn
Beine hoffnung der beſſerung zu gewarten iſt, foll er vmb feiner
halßſtarrigkeit willen von ber. Gemeine abgefchnitten werben.
Denn in dem gebrauch des Kirchen Banns, muß man bie
Diener nicht mehr denn die gange gemeine fparen: Ja man
fo geöffern ernſt gegen bemfelbigen beweifen, dieweil Durch jren
fall geöffere ergeenuffen kommen.
Vnnd wenn die Diener allein regieren wollen, und von
dem joch der Chrifttichen ftraffe ſelbſt frey fein: fo iſts nicht
muͤglich, daß es inn ber Gemeine lang wol zugehe. Vnd
von ſolchen dienern mag gefagt werden, daß Chrifius von
ben Pharifeern fprah, Nemlich: daß fie dem vold fchmere
bürden aufflaben : die fie felbft mit einem finger nicht wollen
anrüren. Diß mag warlich wol gefagt werden, von den Pries
ſtern und Bifchoffen der Römifchen Kirchen, welche den brauch
der Chriſtlichen ſtraffe nicht allein verworffen, vnd in eine
abergläubifche ohrenbeicht und geltbann veremdert: fonder haben
auch fic) felbft von aller Chriftlichen flraffe der gemeine gentz⸗
lich engogen, vnnd dadurch einen wnaußfprechlichen laſt ber
abgöttifhen menfchenfagungen, ben gewifien des Volcks auff-
gefattel. Sie wollen von den Chriften (die fie verächtlicher
weiſe Leyen ond meltliche menſchen nennen) nit vermanet noch
geflraffet fein, was fie auch thun: fonder fie find alle unter
einem krancken vnd grindigem haupt dem Papft, mit einer
Betten der boßheit zufammen gebunden und gefuppelt, daß ja
Fein Fuͤrſt, König oder Keifer, recht oder rath wider jhre
ſchendliche boßheit etwas thun fan. Vnd durch biefe erwars
tet noch die blinde welt einer veformation ber Kirchen, aber,
ach leider, vergeblich: ja fo lang fie tyrannifche Herren, und
nit demuͤtige knecht und Diener ber Gemeine, und ber her
ben Chrifti fein wollen.
Aber jhe wir ein ende von biefem handel der eigentlichen
flraffe der Diener vnſer Gemeine machen; fo müffen wir bie
etwas von dem dient der Diaken melden: Nemlich, daß jr
ampt nicht fey bie gemein zu regieren: fonder die allmos
fen zufamlen, vnd bdiefelbige wider auß zufpenden. Vnd auff
daß fie von allem verbacht der vntrew bey allen menfchen
frey fein: fo zeichnen fie fleiſſig an alles was fie einsmen
1550. xCH Kirchenordunug der Niederländer in London.
und aufgeben: vnd geben alle monat einmal rechnung dauon
ben Eiteften der gemeinne, zu melcher rechnung ein jeder brus
ber der gemeine kommen mag, allen böfen verdacht (welcher
in ſolchen fachen leichtlich genommen wird) von den Dienern
zu wehren. .
Vnd wenn einige ſchwere ſachen, fo ihre ampt belangen, °
unter inen find, in welchen fie fich nit mol vergleichen koͤ⸗
nen: denn bringen fie Ddiefelbigen für bie Diener und Elte⸗
ſten in jrer verfamlung, daß fie da gerichtet werben.
Auff daß aber der dienft der Diaken (tie er denn mol
wirdig ift) bey der Gemeine geehret ſey, fo werden fie offt
von den Kiteften in fchweren ſachen der Gemeine, in jrer
verfamlung zugelaffen: auff daß auch alfo die ſchwere hendel
ber Gemeine, defto weißlicher, befferlicher vnnd eintrechtiger
verrichtet werben.”
Cap. XXVIU, Ein anbang, von benen fo aufferhalb ber ge
meine find.
Die vorftehende Ordnung gilt nur in der Gemeinde.
Sollte ein Fremder die legtere zu verführen fuchen , fo wirb
er zuerſt vermahnet und dann öffentlih von ber Kanzel
ausgerufen, damit ſich ein Jeder vor falfcher Lehre und Ges
meinfhaft hüten koͤnne.
Cap. XXIX, Von ben gemeinen bettagen vnd Bafttagen.
Wenn eine große North drohet, wird ein gemeiner Bet⸗
tag gehalten und Sonntag vorher angelündigt. Die Feier
befteht aus Predigt, Gebet, Nachtmahl, Pfalm, Ermahnung
zum Gebet und Faſten bis zum Abend. Nachmittags: Pre⸗
digt, gemeine Gebet, Prophecei.
Cap. XXX, Von ber Eeremony des Cheftands ober Hochzeit.
Nur diejenigen, welche ſich unter die chriftliche Strafe
der Gemeinde begeben haben, werden ehelich zufammengeges
ben. Alte haben ſich bei den Aelteften zu melden. Wird bei
dem breimaligen Aufgebot Bein Hinderniß angezeigt, fo ers
folgt nad) vorausgegangener Ermahnung die Trauung in
folgender Weife: '
' Zu dem Breutigam.
„Zum erften, je N. folt wiſſen, daß euch Gott gefeht
bat zu einem haupt euwers weibs, baß jr fie nach allem
euwerm vermögen regieren, vnderweiſen, tröften vnd befchüs
gen follet, gleich wie das haupt ben leib regieret. Ja gleich
wie Chriflus das haupt der Gemeine, difelbige troͤſtet, ihr
hilfft und beifteht. Ir follet auch eumer Weib lieben als eus
even eignen leib: vnd gleich wie Chriftus feine Gemeine
liebet.
Darumb follet je nit bitter gegen je fein: fonder bey je
wonen mit vernunfft und vedligkeit, nad) allem euwerm vers
mögen. Vnd fie als ein ſchwach gefeß .meißlich tragen und
ehren. Vnd dieweil e8 Gottes befehl ift, daß ber mann im
ſchweiß feine® angefichts fein brot foll eſſen: fo follet je euch
felb8 mit aller gerechtigkeit, in eumwerm Goͤttlichen beruf,
fleiffig oben, auff daß jr eumwerm haufe vorftehen, vnnd auch
den dürfftigen etwas mittheilen möget.
N. Seit je denn nicht (durch Gottes huͤlff) alfo gefin«
net allezelt zu leben mit €. die jr bie vor ber Gemeine
®
3558. XOrE. Mecienbungifche Kirchenoubunng.
gemahl | wer feelen feligkeit: durch denſelblgen Chriſtum Jeſum,
Ehriſti wor euwer einiges, wares vnd ordentlichs
zur ehe nemmen.
Ja.
- Bu der Braut.
€. höret auch nun jr, was euwer ampt nach Gottes
wort fen, gegen euwern Mann.
Ir follet euwern ehelichen mann lieben, ehren, fürchten
vnd jhm vnderthenig fein inn allen dingen, als eumerm Her⸗
ven, gleich wie ber Leib dem haupt, vnd die Gemeine Chri:
flo vnterthenig If. Ihr ſollet Feine herrſchafft gebrauchen
wider eumern Mann: fonder jr follet ſtill fein, denn Gott
hat zu Eua gefagt, vnd in jter perfon zu allen weibern,
Antwort:
115
Amen.
Höret nun auß dem mund Chriftt, wie flard das band
des ehelichen ſtands fey: vnnd mie es auch gebrochen merb.
Alſo leſen wie Matt. 19: Da tratten zu jm bie Pharifeer,
verfuchten in, vnd ſprachen zu jm. Iſt es auch recht, daß
fih ein Mann fcheidet von felnem Weib, vmb jrgent einer
orfache willen? Er antwortet aber, vnd ſprach zu jnen, habt
je nit gelefen, das, der Im anfang den Menfchen gemacht
bat, der madıt, daß ein Dann und Weib fein folt? und ſprach,
darumb wird ein menfd Water und Mutter lafien, vnd an
feinen Weib bangen, vnd werden die zwey ein fleifch fein,
Dein will fol deinem Mann vnterworffen fein, und er for | fo find fie nu nit zwey, fonder ein fleiſch. Was nu Gott
bein Herr fein. Widerſtrebet difer ‚ordnung Gottes nicht,
vnd brauchet Feine herrfhafft mider eumern mann: fonder
folget viel mehr dem gebott Gottes, vnd dem Erempel der
heiligen weiber, welche jre hoffnung auff Gott geftellet, und
jvn Mennern onterthenig waren, gleich wie Sara Abraham
gehorfam war, und hieß in Herr. Ir follet auch eumerm
Mann in allen guten dingen behälffich fein, das hauf In.
aller zucht und erbarkeit regieren, ohn weltlichen pracht le⸗
ben, auff daß jr andern ein gut erempel zur zucht gebet.
Wollet jhr E. nicht alfo, mit der huͤlffe Gottes, euch
im aller Liebe vnd gehorfam gegen N. halten, von dem jr
bie vor ber Gemeine Chrifti offentlich bekent, daß er euwer
einiger, warer vnd orbentliher Ehemann fey?
Antwort: Ja.
(gie folder Diener jre hend zuſammen fügen, und fpredhen alfo:)
Bott ber Allmechtige, der euch zu dem Ehelichen fhand
beruffen hat, ber binde euch zufammen, mit dem band ber
waren liebe: auff das je eumer ganges leben, die groſſe vers
borgene einigkeit Chrifli und feiner gemeine, anbilden möget,
vnd wöll euch mehren, zur ehren feined nammens, vnd eus
zufamen gefüget bat, das foll der menfch nicht fcheiben.
Da ſprachen fie, warumb bat denn Mofes gebotten,, einen
fcheibbrieff zu geben und fi von Ihe zu fcheiden? Er ſprach
zu ihnen, Moſes hat euch erläubet zu fcheiden von euwern
Weibern, von euwers hergen bertigfeit wegen, von anbegin
aber iſts nicht alfo geweſen. Ich fage aber euch, wer ſich
von feinem Weib Tcheidet (es fen denn vmb ber Hurerey
willen) vnd freiet eine andere, ber bricht die Ehe. Vnnd
wer bie abgefcheidene freiet, der bricht auch die Ehe.
Auß allen difen toorten des Deren mag man leichtlich
mercken, daß das Eheliche band fehr ſtarck fey: und daß es
allein gebrochen kan twerden, durch den tod und hurerey. So
ı hüttet euch den fleiffig, nit allein vor Ehebruch vnd hures
tep: fonder auch vor allen vrfachen ber vunreinigkeit in wor⸗
ten vnd werden, durch welche man entlich zu dem Ehebruch
kompt. Lebet mit einander in aller zucht, vnnd feld zwey
in einem fleiſch, bi in den tod, Amen.’
Zulegt Gebet, Segen über den Eheleuten, Pfalm.
Cap. AXXI. Bon befuchung ber Tranden.
"Cap. XXX. Ron der begrrbauß.
Ende.
1552.
xCL. .
Kirchenordnung: Wie es mit Chriftlicher Lere, teichung der Sacrament, Ordination der
Diener des Euangelij, ordenlichen Geremonien, in ben Kirchen, Bifitation, Conſiſtorio vnd Schulen, Im Herbog-
thumb zu Medelnburg etc: gehalten wird. Witteberg. Gebrudt durch Hand Lufft. 1552. 43.4 -
Rah Rudlof, Mediend. Geh. Th. II. 8.1. ©.
131, Schröder, Evang. Mediend. Bd. I. ©. 135 if
der Entwurf diefer für die norbbeutfchen Landeskirchen fehr
wichtig gewordenen K.⸗O. auf Befehl des Herzogs Johann
Abrecht durch ben Roſtocker Profeffor Johann Auri⸗
faber, bie Guperintendenten Sobann Riebling unb
Joachim Noffiophagus und den Feldprediger Ernft
Rothmann verfaßt und von Melanchthon begutachtet
worden, der einige, wiewohl außerwefentliche Aenderungen
und Zufäge gemacht haban foll (f. auch Wiggers, Meck⸗
lenb. K.⸗Geſch. &. 126). Daß jeboch ber Antheil bes Letz⸗
teren ein größerer gewefen fei, gebt daraus hervor, daß
bad von Im berrührende Examen ordinandorum hier zu:
erft erfcheint, umb daß bie von ihm verfaßte, fg. Witten:
LAXXIX
berges Reformation (f. o. Nr. .) zum Grunde ge
legt ift. Auch fpricht dafür die befondere Theilnahme, mit
welcher Melanchtkon grade biefer 8.:D. in feinen Briefen
gebenkt, Corp. Ref. T. VII. p. 1007, 1016, 1032, 1083.
T. VIII p. 32. Deshalb iſt derfelbe früher oft gradezu
als Verfaſſer bezeichnet worben, 3. B. von Osiander,
Epit. hist. ecel., Tobing. 1602. p. 614, von Ma 43
Beitr. zur Geſch. merkwuͤrd. Bücher, S. 135 u. a. e
zweite Ausg. erfchien im 3. 155%. Sie enthält im San⸗
zen ben Zert wörtlich; doch ift im Exam. ord. ber Ber
weis der Gottheit Chriſti Bl. 9, 10 vollftändiger, in ber
Lehre vom Abendmahl BI. 33 find einige Worte verän-
dert, und aus ber im 3. 155% erfchienenen befonberen Aus⸗
gabe bes Exam. ord. tft Bl. 127b eine Vermahnung gu
den wirdigen Herm Paſtoren, bad fir dad MWold von ben
Shegelühben. oft Chriſtlich erinnern er eingeſchoben.
15*
Zwar behauptet Wiggers a. a. D. nah Eſchenbach,
Bemerk. aus bem Mecklenb. Rechte, Roftod 1815, S. 3,
daß eine zweite, nicht völlig übereinftimmende Ausg. be
reits im 3. 1552 erfchienen fei, zu ber fich die Ausg. v.
1554 nur als unveränderter Abdruck verhalte. Ein une
vorl. Er. v. 1552, in bem, wie in der Ausg. v. 1554,
das herz Wappen auf bem Titel und beffen Kehrfeite fehlt
und der Druder Hand Lufft auf dem Zitel genannt ift,
enthält jedoch nicht die Aenderungen, durch welche die Ausg.
v, 155% fich auszeichnet. Cine Xusgabe in nieberfächfifcher
Sprache batirt vom 3. 1557. Die in’ diefer vorgenom:
menen Aenderungen betreffen namentlich bie Kirchenzucht.
U. a. wird in ihr verordnet, daß die Öffentlichen Sünder
mit Nomen von ber Kanzel abgelündigt werden und we:
ber Gevatter ſtehen, noch chriftlich begraben werben follen.
Sie ift von Heshuſius veranlaßt und bat den Titel:
Kerdenordbeninge: wo ydt ntit Chriſtlyker Lere
Im Hertochdome tho Meckelenborch 2c. ges
holden werbt. 1557. Gebrüdet tho Roftod by
Ludbowich Dies. Cnblich gieht es auch eine lateinifche
Ueberfeßung u. d. T.: Liber continens doctrinam, ad-
ministrationem sacramentorum, ritus ecclesiasticos, for-
mam ordinationis, Consistorii,. Visitationis et scholarum
in ditione— ducum Megap.— a Jo. Fredero in lat. lingu.
conv., Francof. 1562. 8.
“x
Kirchenordnung:
Soinvnfern, Johan Albrechts, von Gottes gna—
den Hertzogen zu Meckelnburg, Fuͤrſten zu Wenden,
Grauen zu Swerin, ber Lande Roſtock und Star—
gard Herrn, Fuͤrſtenthumen vnd Landen fol ge
halten werden.
„Chriſtliche Kirchenordnung ſtehet furnemlich in fuͤnff
den. |
*
Erſtlich, In pflangung vnd erfentnis der einigen, warhaff⸗
tigen, ewigen, rechten Lere des Euangelij. Die Gott gnedig:
lid) von anfang,.fur und fur, feiner Kicchen, mit gewiſſen zeug:
niffen geoffenbaret und befolhen bat. Vnd in rechtem brauch
der Sacrament. Wie der Son Gottes fpricht Matth. am
legten. Ir folt fie leren halten alles das ich euch geboten hab.
tem, Wer mid) Tiebet, der bemaret meine Rede, vnd mein
Vater wird jn lieben, vnd wir werden zu jm komen, vnd wo⸗
nung bey jm machen.
Zum andern, In erhaltung des Kiechenampts, Nemlich
des Minifterti Euangelici. Denn Gott mil jm alfo ein ewige
Kirche, aus groffer barmhergigkeit, vmb feines Sons Shefu
ChHriftt willen, ſamlen, das öffentliche, ehrliche verfamlungen
find, darin etliche perfonen das Euangelium dem Volck furtras
gen, und die Sarrament reihen. Vnd ift der Son Gottes
felb im Paradis diefer erfte Prediger vnd Priefter gemwefen.
Vnd ernach ba er Menſch worden, zum Prebigampt gefand.
Vnd hat zuuor die Propheten, vnd hernach die Apofteln ges
fand. Wie er fpricht, Wie mich mein Vater gefand hat, alfo
fenbe ich euch.
Vnd diefes fol fur vnd fur alfo von allen rechten Lerern,
bie zum Ampt beruffen find, verftanden werden. Der Son
Gottes [endet fie, vnd wil Erefftiglic durch das Euangelium
wirden, vnd alfo eine ewige Kirche famlen.
Alſo ſpricht auch S. Paulus vom Minifterio Eph. 4. Er
iſt vffgefaren ete. Vnd gibet Gaben den Menfchen, Apofteln,
« gebürliche vnterhaltung haben.
15582. xon. Mecklenburgiſche Airchenorduuug.
Propheten, Euangeliften, Hirten, und Lerer. Er iſt vor und
vor der ewige Priefter, vnd erhalter des Miniftertj, und erhelt
fur und fur ein sffentliche,, ehrliche verfamlung. Darumb er
auch die Regiment erhelt, vnd erwecket bey weilen ſelbs Pres
diger, nicht durch Menfchen, als die Propheten und Apoftel.
Dabey aber hat er der Kirchen befolhen, das fie felb Perfonen
beruffen ond ordiniren fol. |
Darumb gehören zu erhaltung des Minifterij, Erſtlich,
Ordinatio der Prediger, Das das Predigampt tüglichen Per:
fonen befolhen werde. Dazu erfündung von fitten, beruff,
und von der lere, gehöret. '
Bum andern, gehören zum Minifterlo, Kirchengericht, das
falfche Lere nicht geduldet werde, vnd fonft Öffentliche laſter ges
flrafft und abgemand, vnd Chriſtliche zucht erhalten werbe.
Dazu gehören hernady Synodi und Viſitatio.
Das dritte ftüd ift, Ehrliche, Nutzliche, Euferliche Ger
monien in Kirchen, mit Lection, gefeng, feften, in rechtem
Chriftlichen verftand,, one verblendung des glaubens, vnd one
flrid des gewiſſens, das dennoch Öffentliche, ehrliche verſam⸗
lungen find, wie es Gott gefellig ift. ’
Das vierde Stüd ift, Erhaltung Chriftlicher Schulen, und
fiudien. Denn diefes ift gewislich Gottes mwille, das etliche
Leut alfo vffgezogen und vnterwieſen werben, das fie ber Pros
pheten und Apofteln fcheifft Iefen lernen, und hernach andern
furlefen kuͤnnen. Dazu verftand der fprahen, vnd mehr
Eünfte dienen. Wie S. Paulus Timotheo gebeut, Er fol an⸗
halten mit Leſen, Leren vnd tröften. Das kan nicht fein, mo
nicht recht beftelte Schulen find.
Das fünffte Stück ift, Verordnung gewiffer güter und ein⸗
tomen, damit die Prediger in Kirchen, vnd Lerer in Schulen,
Wie offt in Goͤttlichen gebo⸗
ten gemeldet mird. Vnd ©. Paulus mit ausgedrudten more
ten fpricht, 1. Cor. 9. Alfo hat es der Herr geordnet, das dieſe
fo das Euangelium verfündigen, vom Euangelio leben.”
Bon erften Stück, uemlich von der Lere.
Melanchthons Examen ordinandorum. — „Diefe Erin:
nerung und Anleitung iſt alhie gefest, damit die Orbinanden
vnd andere wiffen, mo von das Eramen furnemlic gehalten
wird. Vnd das bie Prediger, fi) und bie zuhoͤrer gewehnen,
die Chriftlihe lere in ein fumma zu faffen, vnd die Heubtartie
det bey fich felb offt vnd vleiffig betrachten.
Denn Chriftliche lere ift eine hohe Weisheit, die Feine Crea⸗
tur ergründen Tan. Vnd werden wir in ewiger anfchalvung
Gottes daran lernen. Gleich mol wil jm Gott alfo eine Kirche
ſamlen, vnd nicht anders, das in diefem elenden, ſchwachen
leben der anfang diefer Weisheit in uns, durch Gottes gnade
leuchte. Dazu ift hoch nötig, die Lere vleiffig zu hören, zus
leſen, vnd zubetrachten, Diefes ift der einige weg, zu Gottes
erkentnis, Nemlich, feine kLere recht Ternen.
Vnſer gemüt ift auch nicht, ein andere Lere anzunemen,
ober furzugeben, denn allein die einige ewige Lere, die Gott
feiner Kirchen, durch feinen eingebornen Son geoffenbaret hat,
die in der Propheten und Apofteln fchrifft gefaffer ift, Vnd in
biefem verftand, der in den Spmbolis, Apoflolico, Niceno
vnd Athanaſij, ausgebrudt ift, Mit welchen gleich ſtimmen
Lutheri Catechiſmus vnd Confeſſio, und die Eonfeffio dem
1558. XCH. Mecklenburgiſche KRiccdyenordinmg.
Keifer zu Augſpurg vberantwortet, Anno 1530. Vnd wie
biefe Lere, durch Gottes gnad, eintrechtiglich in den Kirchen
ber Sechſiſchen lande, als zu Luͤbeck, Hamburg, Lüneburg vnd
anderen dergleichen geprebiget wird. Mit welchen wir, Gott
zu ehren, vnd zu vieler Menfchen feligkeit, begeren eintrechtigs
keit zu halten.
Vnd bitten den Herren Iheſum Chriftum, er molle uns
gnediglich regieren, das wir eins find in Sm, zu Gottes ehre,
und ons zu ewiger Seligkeit, Wie er felb fur uns in feinem
Leiden gebeten hat. Amen.
Deo Gratia.”
Der anber Teil.
Bon erhaltung des Predigampts, ober Mimisteri) Euangelici.
„Dir arme [mache Menfchen, Binnen den hoben rat Goͤtt⸗
licher Maieftet nicht ergründen, wie Gott ben Menſchen ers
ſchaffen hat, und mit feinem Liecht, und feiner Weisheit und
Gerechtigkeit, fo fchön gezitt, vnd ernach in widerumb nad)
bem all, von wegen feines Sons angenomen, und den Son
zu Mitler gemacht, und gibet uns durch in mwiderumb feine
Weisheit, Gerechtigkeit, und ewiges Leben.
Wiewol nu ſolchs alles weit ober unfern verftand iſt, fo
follen wir doch mit bergen vnd mit glauben, bie Göttlichen ofs
fenbarungen anſchawen, Darin Gott ſich felb fur und fur den
Menschen gewislic, geoffenbaret hat, das wir jn erkennen, und
wiſſen follen, das er jm ein ewige Kirche im Menſchlichen Ge
ſchlecht ſamlet. Vnd follen jm demütiglich danden, fur alle
feine offendbarungen: Als da er erftlich Adam und Heua wi:
derumb angenomen, vnd ernach dem Nohe, Abraham, Mofi,
Joſua, und andern Propheten zeugnis gegeben hat. Vnd hat
feinen Son Iheſum Chriftum gefand, der todten vfferweckt -etc.
Vnd ernach die Apoftel, das Euangelium in die gange Welt,
mit vielen wunderwercken, prebigen lafjen.
Diefes alles follen wir orbenlich betrachten, vnd den glaus
ben mit allen zeugniffen fterden, und Gott vmb erleuchtung
. bitten, das wir jn fur ond fur mehr erkennen, fein Gefeg vnd
eu beſſer verftehen, vnd jn herglicher anruffen und
preifen.
Nu ift war, Gott hette ben Menfchen mol one mittel, zu
ſich widerumb bekeren koͤnnen, vnd als bald in ewiges Ichen
fihtbarlich fegen, vnd andere Dienfchen ſchaffen. Er hat aber
biefen Rat befchloffen, das er jm ein ewige Kirche alfo ſamlen
wil, durch fein Wort, badurd, er wircken und krefftig fein wil,
Vnd follen die Menfchen,, zu ewiger Seligkeit auserwelet, aus
diefer armen ſchwachen Natur geborn werden, Vnd follen in
biefem zeitlichen leben, zu erkentnis Gottes beruffen vnd befert
werben. Diefes alles ift alfo von Gott befchloffen, und ges
offenbaret, das follen wir betrachten, und mit glauben annemen.
Dieweil nu Gott die Kiechen durch fein Wort famlen wit,
bat er auch Perfonen dazu gegeben und geordnet, die im Pre
digampt fein follen. Vnd ift der erfie Prediger im Paradis
ber Son Gottes, dadurch Adam vnd Heua aus bem tode er-
rettet, vnd widerumb in Gottes gnaden genomen find. Da
iſt erftlich die wunderbarliche Verbeiffung, aus dem heimlichen
Goͤttlichen sat eröffnet, Der Samen des Weibes wird ber
Schlangen den kopff zertretten. Durch weiche verheiffung her»
nad) die Kicche fur vnd fur erbawet if. Von diefem erften
117
Prediger fpricht Johannes, Der Son, der in des ewigen Bas
ters ſchos iſt, hat es vns geoffenbatet.
Vnd dieſer Son Gottes, erheit fur vnd fur das Predig⸗
ampt gewaltiglich, wider die Teufel, Tyrannen und Keger. Ob
es gleich bey meilen ſchwach und eng wird, fo richtet er es doch
widerumb vff, Dat alfo fur und fur Propheten gefand, ift er⸗
nad) Menſch worden, hat fihtbarlich geprebiget, vnd zeugnis
gegeben, todten vfferweckt, und ift felb aus dem tobe widerumb
in das leben erflanden, vnd hat andere viel Menſchen mit ers
weckt, bat die Apofteln ausgefand, mit ausgedrudtem befehl,
Wie mic, mein Vater gefand hat, alfo fende ich euch.
Vnd haben die Apoſteln weiter befehl gethan, das die Pre⸗
diger fampt ber Kirdyen, andern tuͤchtigen Perfonen, das Pres
digampt befehlen follen. Wie Paulus fpricht zu Timotheo.
Die Lere, welche du von mir gehort haft, bey vielen zeugen,
foltu befehlen trewen Menfchen, die tüchtig find andere zu leren.
Vnd zu Zito fchreibt er auch, Er fol in den Stebten vmbher
Prediger fegen.
Alfo bleibt durch vberſchwenckliche Barmhertzigkeit Gottes,
aus Göttlicher ordnung und macht, das Predigampt fur und
fur, Wie Gott felb fpricht in Eſaia, cap. 5l. Ich lege meine
Wort in deinen mund, vnd mit bem fchaten meiner hand bes
bed ich di), das du mir den Himel pflangeft, Das ift, das
du mir ein ewige Kirche ſamleſt, damit der Himel erfüllet
werde, wie ein fchöner Garte mit pflangen etc.
Vnd iſt der Herr Chriftus feld fur und fur ber Erhalter
bes Predigampts, wirckt Erefftiglicy durch das Euangelium, das
viel Menfchen zu Gott befert vnd erleuchtet werben, vnd in
inen ewiges leben vnd gerechtigkeit angefangen werde. Wie
ſolchs klar ausgedruckt ift, Ephe. 4. Da Paulus fpricht, Der
Herr Chriſtus fige Zur rechten hand des ewigen Vaters, vnd
gebe ben Menfchen feine gaben, Propheten, Apoftel, Euanges
liften, Hirten und Lerer.
So ift nu gewislich, die erhaltung und krafft des Minifterij
Euangelici, nicht unfer Menſchlich werd, fondern des Herrn
Chriſti. Der braucht aber in diefem leben Perfonen dazu, und
berufft deren etlich felb one mittel, Als Propheten und Apofteln,
Wie er Paulum one mittel beruffen hat. Etliche aber berufft
er durch gliedmas der Kichen. Vnd iſt fein wille, das wir
diefen vnſern gehorfam dabey erzeigen, das bie Kirche feld fur
vnd fur, tüchtige Perfonen fuche vnd erwele, denen das Pre
digampt, nach der verhoͤr, und mit dem gebet befohlen werde.
Vnd ift der Here Chriftus auch Erefftig durch fein Euange⸗
lium vnd Sacrament, Wenn gleidy die Perfonen nicht ong
mittel, fondern durch der Kirchen gliedmas beruffen find.
Vnd fol dad Vold offt erinnert werden, dieſe Göttliche orde
nung und gaben zu betrachten, und Gott und bem Herrn Chriſto
zu danden, das er alfo das Predigamt erhelt, und dadurch kreff⸗
tig ift, bey ung wonet, hilfft und erhöret und, und macht und
erben ewiger Seligkeit. Vnd follen wir das Ampt, vnd bie
trewen Perfonen, lieben und ehren, Sollen auch ernſtlich bite
ten, das er die Kirchen nicht wölle zerſtoͤren laſſen, durch Teu⸗
fel, Tuͤrcken, Tyrannen, Bepft, falſche Lerer ete. Das er uns
tüchtige Perfonen geben woͤlle, und woͤlle fie und uns, mit feis
nem Heiligen Geiſt regieren.
Denn warlich felig Kirchenregiment, ift nicht ein werd
menſchlicher Weisheit oder macht, wie viel toller Reformatores
18 -
gedencken, Sondern es ift des Deren Chriſti werd, wie er felb
fpricht, Zohan. 15. One mic, önt jr nichts thun. Dabey
ſollen wir aber biefen gehorfam halten, das wir trewlich tüchtige
Derfonen zum ampt fuchen und welen.
Darumb iſt erſtlich vnſer ernfllicher wille und befehl, das
man nicht geftatte, das onberuffene, und vnuerhoͤrte Perfonen,
fich felbs ind Ampt eindringen. |
Vnd mag ons hie mit nicht vfferlegt werben, als machten
wir Menfchen gebot. Denn das ift gewislich war, das der bes
uff, verhoͤr, öffentliche verfündigung bey ber Kirchen, und ges
bet, Göttliche ordnungen find. Vnd iſt troͤſtlich, das wir
wiffen, das der Herr Chriſtus alfo das Minifterium, aud) dur)
diefen beruff erhalten wil. Vnd ift alfo bald nad) der Apofteln
‚ zeit gehalten. Denn alfo fpricht das Concilium Nicenum, das die
Kicche welen fol, vnd fol der Bifchoff zur wahl gezogen werden.
Bund gehört diefe Lere in den Artickel, Ich gleube das eine
heilige, Chriftliche Kirche ſey, das iſt, Das der Herr Chriſtus
gewislich Erefftig fen, wo das heilig Euangelium recht gepredigt,
vnd mit glauben angenomen wird, vnd bie Sacrament im
rechten brauch find. Hie wird geredt von der Kirchen fur vnd
fur, die Prediger hat, welche aut des befehls der Apoſtel, durch
der Kirchen gliedmas beruffen, und zum Ampt zugelaffen find.
Es ift ein einiges Euangelium Gottes, fo man recht predigt,
Es predigen Eſaias, Johannes, oder Polpcarpus, der nad
Sohanne dur) die Kirche zum Minifterio beruffen ifl. Vnd
wer ſolchen beruff und wahl verwirfft, der flreitet wider den
Artidel, Ich gleube bas eine Heilige Chriſtliche Kirche fey.
Zum andern. Nach dem wir niemand feine alte gerechtigs
keit, an der Kicchen beftellung, oder Ius Patronatus, zu ‚ne
men begeren, vermanen mir doch alle, das fie zu diefem hohen
Ampt, darumb der Son Gottes fein Blut vergoffen hat, fo
viel müglich if, tüchtige Perfonen fuchen und prefentiren, Nem⸗
lich, Gottfuͤrchtige Menner, die nicht in öffentlichen laſtern les
ben, Vnd die Chriftliche Lere zimlich gelernt haben, vnd reine
Lere des Euangelij befennen, und nicht falfche Lere, unferer
Bekentnis widerwertig, mit vntermengen, vnſere Kicchen zu
zerruͤtten, vnd ſpaltungen anzurichten.
Zum dritten. So einer zum Prebigampt beruffen wird,
fol er den Superattendenten , ba die Ordinatio in den neheften
Stedten gehalten wird, prefentirt werden, Vnd fol an fie zeug⸗
nis ausdrüdlicd, von feinem Beruff, und von feinen Sitten
dringen. Denn bie Bepſtliche gewonheit, iſt vrſach vieler
geoffer jrthum und Abgöttereien, das die Biſchoue Perfonen
weihen, auffer dem Predbigampt, allein dem Bauch zu gut,
Meſs zu halten.
Zum vierden. So einer zeugnis bringet, von feinem be
ruff, und von feinen fitten, fol ee von dem Superattendenten
in der felbigen Stab, vnd von etlichen mehr Predicanten, die
babey fein follen, ordenlich und fittiglich verhärt werben, von
den furnembſten artideln Chrifllicher lere. Vnd fo die Ver⸗
hörer befinden, das er zimlichen verfland hat Chriſtlicher Lece,
vnd nicht mit falfcher lere befleckt ift‘, follen fie jn zu der Ordi⸗
natio zulaffen. |
So fie in aber alfo vngeſchickt, oder firefflich ih der Lere
befinden, follen fie in zu der Ordinatio nicht, zulaffen, und nach
gelegenheit jm je bedencken anzeigen, ob er noch zu vnterrichten
were, ober ſtracks weg zu weiſen.
1558, xcır. Mecklenburgiſche Rirdyensrbunng:
Zum fünfften. So einer fur tüchtig geachtet, fol er vers
manet werden, das er furnemlich dieſe zwey ding bedencken
wölle, Nemlich, das dieſes Ampt ein dienſt fen, darin der Herr
Chriſtus felb wirde, ond damit eine ewige Kicche famle, Vnd
das Menſchliche Weisheit und Erafft dazu nicht gnugſam fern,
Sondern wie Paulus fpricht, 2. Corinth. 3. Das wir tüchtig
find, iſt von Gott.
Dabey aber fordert Gott gleichwol, das wir trewe diener
fein. Wie S. Paulus auch fpricht, Hoc requiritur ut fide-
les simus.
Nu begreifft Trewe, Erſtlich, das wir die Lere recht lernen,
Denn ber Artzt, der feine kunſt nicht Fan, ift nicht trew, fons
dern ein betrieger, fo er fich ber kunſt rhuͤmet.
Zum andern, iſt Trewe, das wir beftendig in rechter Lere
nb.
Bum dritten, Das wir im bienft vleiffig find, ber Kirchen
zu geroönlicher zeit warten etc. und fonft züchtiglich leben.
Nach diefer vermanung, fol eine Chriftliche zufage von jm
genomen werben. Nemlich, das er in diefem heiligen Ampt,
mit Gottes furcht, glauben und anruffung zu Gott, dienen
wölle, und wölle züchtiglich Leben, und vleiffig lernen.
tem, Das ex In der reinen Chrifllichen Lere, bie er in
diefer verhör befant hat, und die durch Gottes gnad, in biefen
Kirchen eintrehtiglich geprebiget wird, mit Gottes huͤlff beftens
dig bleiben wolle, und wolle im Ampt trewe und vleiffig fein.
Derauff fpricht der Ordinandus, Er wolle, durch Gottes
gnad, diefes trewlich thun vnd halten.
Vnd damit die Ordinanden wiſſen muͤgen, vff welche zeit
fie zur verhoͤr vnd zur Ordinatio komen ſollen, iſt vnſer wille,
ſo offt Ordinanden ankomen, das ſie in der ſelbigen, oder fol⸗
genden wochen, verhoͤrt werben, fo ſie ſolchs begeren. Vnd fo
ſie tuͤchtig ſind, das ſie den Sontag, nach der predigt, oͤffent⸗
lich ordiniert werden, vnd nicht beladen werden mit groſſer ze⸗
rung, durch den verzug.
So man aber etliche geringe, noch beſſer vnterrichten wil,
mag man ſie eine woche, zwo oder drey vff halten. Dieſes
wollen die Patroni bedencken, vnd den armen Mennern, die ſie
preſentirn, zerung geben. Denn dieſes heilig Ampt, ſol den⸗
noch zuͤchtiglich vnd ernſtlich angefangen werden.
Vnd fol ſich der Ordinand zum Gebet vnd zur Communis
bereiten. Vnd fol die Forma gehalten werden, wie fie der Ehru⸗
wirdige Here Dostor Martinus Luther geſtellet hat, Nemlich,
ls gebet, vfflegung ber hend, vnd befelhung des Mi⸗
niſterij.
Weiter ſollen keine Ceremonien oder pflicht bazu geihan
werden, Denn bisfe Ordinatio iſt ein Öffentlich zeugnis bay
dee Kiechen, das diefe Perfon beruffen ſey, vnd befelh habe,
das Euangelium zu predigen, vnd bie Sacramenta zu reichen.
Vnd tft recht, das die gange verfamlung, im anfang biefes
grofſen wercks, Gott anınffe, und fur diefe Perfon, und in ges
mein, umb erhaltung des Minifterij, und erhaltung ber Aw
hen, ernfitid, bitte Diefes haben die Apoſtel auch alfo ges
halten, vnd iſt one zweinel biefe weife zuuor bey den erften -
Vetern auch gewefen. Die Bepfte haben andere, newe, uns
rechte Ceremonien vnd pflichten angehenget, Die follen in vn⸗
fern Kirchen gang abgethan fein.”
ASS. XCH. Vecklenburgiſche Kirchenordumug . | 119
Berma Ber Drbination, gefteliet burch ben Eprnwirbigen Seren
Mart. Lutberum. D.
[Vergl. oben bie Braunſchw. K.⸗O. v. 1543]
„Erſtlich finget man, Veni sancte spiritus. Vnd wird bie
Collect gelefen. Darnach lieſet der Superattendens diefe fol
gende Tert. |
So fchreibet S. Paulus, in ber erſten Epiſtel an Thi⸗
motheon, am dritten Capitel.
Das tft je gewislich war ıc. [L. Tim. III. 1—7.]
&o ermanet ©. Paulus bie Elteſten der gemeine zu Ephefo.
So habt nu acht vff euch feibftic. Ap.⸗Geſch. XX. 2831.)
Hie hoͤret jr, das vns, ſo Biſchoue, das iſt, Prediger vnd
Pfarherr beruffen ſind, vnd ſein ſollen, nicht wird befolhen
Genſe oder Kuͤe zu huͤten, Sondern die Gemeine, ſo Gott durch
ſein eigen Blut erworben hat, Das wir ſie weiden ſollen, mit
dem reinen wort Gottes, auch wachen vnd zuſehen, das nicht
Wolffe vnd Rotten vnter die armen Schafe einreiſſen, darumb
nennet ers ein koͤſtlich werd. |
Auch fur unfer Perfon, follen wir zuͤchtig vnd ehrlich leben,
Vnſer Haus, Weib, Kind vnd Gefind, Chriſtlich Halten und
ziehen.
Seid je nu ſolches zu thun bereit, fo ſprecht Ja.
Da lege der Superattendens, vnd die andern Diener bes
worts, fo dabey find, dem Ordinando bie hend vff das heubt,
Darnach fpreche er.
Laſſt uns beten. Water unfer, der du bift-im Himel etc.
Barmhergiger Gott, bimlifcher Water, du haft durch den
mund deines lieben Sons, vnſers Deren Iheſu Chrifti zu vns
gefagt, Die Erndte ift gros, aber wenig find der Erbeiter, Bits -
tet den Deren der erndte, das er Erbeiter in feine erndte fenbe.
Vff ſolchen deinen Goͤttlichen befelh, bitten wir von bergen, du
wolleſt diefen beinen Dienern, fampt une, vnd allen die zu del⸗
nem Wort beruffen find, deinen heiligen Geift reichlich geben,
das wir mit groffen bauffen deine Euangeliften fein, Trew vnd
feft bleiben, toider den Zeufel, welt und fleifh. Damit beim
Name geheiliget, dein Reich gemehret, dein Will volbracht
werde. Wolleft auch dem leidigen grewel des Bapſts, vnd
Mahometh, fampt andern Rotten, fo beinen Namen leftern,
bein Reich zerflören, deinem Willen widerftreben, endlich fteus
ren und ein ende mahen. Solch vnſer gebet (meil bu es ge
heiſſen, geleret, und vertröftet Haft) wolleſtu gnediglich erhoͤren,
wie wir gleuben vnd trawen, durch deinen lieben Son, vnſern
Herrn Ihefum Chriflum, Der mit dir, und dem heiligen Geift,
lebt und herrſchet in ewigkeit. Amen,
So gehet nu hin und weidet die Herde Chrifti, fo euch bes
felhen if, und fehet wol zu, Nicht gezwungen, fonbern willig⸗
lich, Nicht vmb ſchendlichs gewins willen, fondern von hergen
grund, Nicht als die ober das Volck herrfchen, fondern werdet
furbilde der Herde. So werdet je (wenn der Ertzhirte erfcheis
nen wird) bie vnuorwelckliche Krone ber ehren empfahen. Be-
nedicat uobis Dominus, ut faciatis fructum multum. Amen.
Folget bie Gommanio.
Vnd ſollen ernach den Ordinatis, geſchriebene oder gedruckte
Öffentliche Teſtimonia gegeben werden, Vnterſchrieben duch den
das fie zum Prebigampt zugelaffen find, vnd nicht falfche Le⸗
rer find.”
Ben den Kirchengerichten.
‚Beides mus man wifien, Das groffe und weite onterfchleb
find, zwiſchen weltlichen gerichten, vnd ftraffen, ond Kirchenges
richten vnd ftraffen, Vnd das gleichwol die Kirche, befondere
Gericht und Straffen haben mus, Wie ber Herr Chriftus diefe
gericht felb ordnet, Matth. 18. Vnd find one zweiuel zuuor in
der erften Veter kirchen, dergleichen befondere Kicchengericht
getvefen. .
- Bnd gehören barein furnemlich, zmeierley fahen. Streit
von der Lere, und Vrteil wider die fo m eufferlihen Sünden
leben, vnd nicht ablaffen wollen. Von ſolchen gerichten redet
&. Paulus zun Gorinthern.
Es haben auch ernach die Bifchoue, etliche Zelle in Ehſa⸗
chen, in diefe gericht gezogen. Denn die Heiden haben oͤffent⸗
liche onzucht, und mutwillige Ehetrennung zugelaffen. Solche
Sünden zu ftraffen, und zu verhüten, hat die Kirche ſich folcher
fachen müfjen annemen. Wiewol ernach etliche Canones ge
macht find, die auch ftrefflich find. Wie in diefem menfchlie
hen Leben, leichtlich jrthum vnd böfe gemonheiten einfchleichen,
So man eignen gedanden, und nicht Gottes wort folget.
Nu befindet man leider‘, in diefem elenben leben, das von
Ehegelübden viel jrrungen furfallen, Ernach auch offt Teichtfere
tige verlaffungen ete. Vnd ſind diefer fachen fo viel, das
fie ein befonder Confiftortum bedürffen, darin Gottfürchtige, ges
lerte, vnd verftendige Menner figen. Darumb bedenden wir
auch, das biefe ſachen bey dem Kirchengericht bleiben follen.
Vnd tft berhalben befchloffen, ein nem Eonfifturtum ber
Kirchengericht, mit Gottes Hülff, beſtendiglich in Roftod zu
ordnen. Dieweil da in der oninerfitet tüchtige Perfonen bey:
fammen find. Vnd wird den Perfonen,, zum Conſiſtorio vers
ordnet, aus beiden Faculteten, ber Theologen und Juriscon⸗
fultorum, ein Inſtructio zugeftellet, von der gangen ordnung
bes Conſiſtorij, von Perfonen, befoldung, Sachen bie fur die:
ſes Conſiſtorium allein gehören, vom Proceſs, und forma ber
Execution.
Wo nu ſtreit von der Lere furfallen, ſol der Superatten⸗
dent des ſelbigen orts, ſolchs dem Conſiſtorio in Roſtock an⸗
zeigen. Das ſol die Parten fuͤrderlich erfordern, vnd citiern,
Vnd darin Chriſtlichen proceſs halten, Laut der Inſtruction.
Wo auch das Conſiſtorium ſelb von ſolcher vneinigkeit et⸗
was vernomen, fol es foͤrderlich, vnerſucht, die Parten ex of-
ficio citirn, jrthum vnd ſpaltungen in den Kirchen abzumenden.
Vnd fo die fachen grosmidhtig find, follen fie dauon der Herr⸗
ſchafft bericht thun, die weiter rat haben wird, Vnd fo es not
ift, Synodos halten, und bazu verftendige Menner aus andern
Kirchen beruffen und bitten.”
Bon Laftern, Ehebrud ober anderer vnzucht, Weradytung Chriftlicher
lere und Gacrament etc.
„So jemand in Sffentlichen fünden lebet, fol der Paftor des⸗
felbtgen orte, erfllich jn vermanen, fich zu Gott zu bekeren etc.
Wo diefe vermanung nicht hitfft, fol der Paftor dem Superat⸗
tendenten dauon bericht thun, ber fol folche® dem Confiftorio
zuſchreiben, vnd fol das Gonfiftorium den beflagten citien,
Superattendenten, und etliche mehr Perfonen. Das man wiffe, | Und fo er nicht gehorfam iſt, oder nach der verhör das öffent»
‘
120
lich ergernis nicht nachlefft, fol er in den Bann gethan werden,
Laut der Inſtruction.
Vnd fo der Verbante, dieſes auch veracht, fol ſolchs im
Ampt angezeigt werden, Da fol er in leibliche ſtraff genomen
werben. Denn weltliche Oberkeit, ift auch aus Goͤttlichem ges
bot ſchuͤldig, öffentliche Laſter zu ſtraffen.
So viel den Eheftand belanget, follen die Paſtores in jren
prebigten, dem Volck rechte Lere dauon offt furtragen, und er⸗
Innern, das alfe vermifchung auffer dem Eftand, fünde fer,
Vnd das Gott feinen zorn dagegen, mit ftraffen in diefem Le
ben, vnd in emwigkeit erzelge, wider die fo nicht bebert werben,
Sie follen auch, Beine vnehliche beywonung geftatten. Vnd
fol ber Eheftand mit öffentlicher Defponfatio, und gebet, in bey
fein etlicher ehrlicher Menfchen, ald zeugen, angefangen merden.
Bor allen Hochzeiten, fol zuuor drey mal die verfündigung
gefchehen, welche Perfonen einander Öffentlich, follen vertrawet
werden. Vnd fo jemand verhinderung weis, ber fol folches
anzeigen.
Mo nu jerung furfelt, fol der Paftor die Perfonen an das
Gonfiftorium meifen, vnd ſol fie nicht vertrawen, Sondern des
vrteild erwarten. Sol jnen aud) verbieten, das fie vor bem
vorteil , einander nicht berüren.
Dergleichen, fo Eheliche perfonen einander verlaffen hetten,
vnd wolten andere Heirat machen, dieſes fol der Paflor auch
. nicht zu laffen, Sondern fol fie an das Conſiſtorium weifen,
vnd des vrteilg erwarten. Sol auch jnen gebieten vor dem vr⸗
teil Beine Heirat zu machen. |
Vnd follen fich die Paftores off dem Lande, nicht felb zu
Richtern machen. Denn fie innen den ordenlichen Procefs
nicht halten. So ift es auch nicht aller verſtand. Sondern
fo bald fie den Perfonen befolhen haben, die ſach fur das Con⸗
fiftoritum zu bringen, follen fie jre Namen verzeihen, und den
fall im Ampt, oder dem Buͤrgermeiſter anzeigen. Da follen
Amptleut oder Bürgermeifter, als batd den felbigen Perfonen
gebieten , das fie die fach förderlich, fur das Confiftorium brin⸗
gen. Vnd ſollen vor dem vrteil, und vor der Öffentlichen Chriſt⸗
lichen fotennitet der Hochzeit, Feine beywonung zulaffen.
Vnd fo jemand, der Paftor, Amptman, Bürgermeifter,
oder die perfonen welche der fall belanget, wider diefen vnſern
Chriftlichen befelh handeln würden, ſollen fie ernſtlich geſtrafft
werden. Denn wir wiſſen, dad alle Regenten, Gott diefen
gehorfam fhuldig find, vnrechte vermifhung mit groffem ernft
zu verhüten, Vnd dagegen alle gute ordnung, die zu erhaltung
des Chriftlichen Eheftandes dienen, zu handhaben. -
Meiter follen fur diefes Confiftorium gehören, die jrrungen,
fo fich zwifchen Paftorn, Diacon und Cuſtos, unter jnen felb
zutragen.
tem, So jemand wiber fie zuflagen hat.
Stem, So den Kirchen etwas vom eintomen, oder von
Gütern, entzogen wird. Item, fo den Paftorn, Diacon oder
Cuſtos, nicht bezalung gefchihet. Als denn fol das Conſiſto⸗
rium an das Ampt, oder an ben Rat, oder endlich an bie
Herrfchafft fehreiben, das den Kirchen, vnd Kirchenperfonen,
* geholffen werde.
Andere ſachen, die nicht Kirchen, oder Kirchen perfonen be
langen, als ſchuld fachen zwiſchen Leien, follen in feinen wege
in diefe Gonfiftoria gezogen werden. Wie vor diefer zeit, ein
1558. XCH. Mecklenburgiſche Kirchenordunug.
au ber Biſchofflichen gericht, und des Banns ges
wefen ift.
Was mehr zu bedenden ift vom Gonfiftorio, ift in die In⸗
ſtructio gefaffet.”
Bon ber Biftatio.
„Des Hausuaterd augen und fustrit, machen den Acker fett,
Alſo fagt das alte fprichwort, zu erinnerung , das in aller Res
gierung nötig iſt, das dieſe Perfonen, welchen furnemlich die
Regierung befolhen ift, felb vleiffig vfffehen, und mercken ſollen,
wie man haußhelt.
Alſo ift hochnoͤtig, das trewe Vfffeher bey weiten die Kir
hen befuchen, und erfunden ſich, von der Lere und Sitten der
Paftorn, von des volcks verftand und befferung, von öffentlichen
Laſtetn, Ehebruch, vnd anderer vnzucht, von verachtung der
Chriſtlichen Lere vnd Sacrament, von vneinigkeit zwiſchen den
Paſtorn vnd dem volck, von der Paſtorn ſchutz vnd vnterhal⸗
tung, von den gebewen, vom einkomen der Kirchen, dauon man
die Paſtorn, Diacon, Schulen, Hoſpitaln vnd arme Leut, wel⸗
chen die Kirch huͤlffe thun mus, vnterhalten ſol.
Nu kan nicht alle jar, eine gantze vnd general Vifitatio ge⸗
ſchehen. Darumb wollen wir, mit Gottes huͤlff, verordnen,
das in jedem Jar, in etlichen Emptern die Kirchen viſitiert wer⸗
den. Vnd ſol das Conſiſtorium dauon erinnerung thun, vnd
die Regiſter bey ſich haben.
Erſtlich aber, wollen wir eine gemeine Viſitatio, im gantzen
Fuͤrſtenthum, mit Gottes huͤlff, furnemen. Dazu follen nes
ben den Selarten, etliche Perfonen vom Adel und Landreten
verordnet werden. Vnd fol dazu die Vnkoſt aus den Klofter
gütern genomen werben, Wie auch in der Particular Viſitatio.
Damit der armen Leute, fo viel müglich iſt, verfchonet werde.
Vnd fol daben der Notarius Eonfiftorij fein, der ordentliche
Regiſter mache, von allen Kirchen, und von ben furnemften
bandlungen. Diefe Megifter follen bey dem Confiftorio vers
wart werden. Vnd werden bie gefandten felb bedenden, 10 .
der anfang zu machen, und wie in Emptern, die Dorffſchafften
in die neheſten Stedte, durch die Amptleut zu erfordern.
Vnd fo fie an ein ort ankomen, fol erftlich der Prediger
vnter ben Vifitatorn eine predigt thun, darin dem Volck anges
zeigt werde, das dieſe Befuchung, zu erhaltung rechter Lere,
vnd Chrifklicher zucht, furgenomen fey, jnen und den Nachko⸗
men zu gut. Darumb follen fie auch, Gott zu lob, und jnen
felb zu befferung, gehorfamlich erfcheinen, und heiffen, das
diefe befuchung gute feucht fchaffe.
Darnach fo man eine Kirche vifitiert, follen erftlich der
Paſtor und Diaconi, von der Lere vleiffig verhört werden, in
allen Heubtartideln. |
Zum andern, Sind die Paſtores und Diaconi zu fragen,
von den folgenden Artickeln, wie auch die erforderten Perfonen
aus dem volck. "
Zum erften, was der Paftor und Diaconi leren, ond ob fie
jted Ampts warten, zu gebürlicher zeit predigen, und Sacra⸗
ment reichen, und zu ben Pranden komen, fo fie gebeten were
den. Vnd ob fie off beftimpte zeit die Jugent hören im Ca⸗
tehifmo. Item, ob fie die Privat abfolutio erhalten, vnd eis
nem jeden in fonderheit fprechen, vor der Communio.
Zum andern. Ob einigkeit fen zwifchen ben Kirchen⸗
perfonen.
13582. Om. Mecklenburgiſche Kirchenorbuuug.
Zum dritten. Von fitten der Paftorn, und Diacon.
Zum vierden. Dom Vold, Ob in der Stad, oder im
Dorff, Perfonen find, die in öffentlichen Sünden leben, Als
in Ehebruch, onehelicher beywonung, oder anderer vnzucht.
Zum fünfftn. Ob jemand da Zeuberey treibe..
- Bum fehlten. Ob noch Walfarten, oder andere öffent
liche Abgötterey am felbigen ort fey.
Bum fiebenden. Db jemand da lefterlich rede, wider Gott,
ober wider Chriftliche Lere.
Zum achten. Ob jemand nicht zu Chriftlicher Communio
gehen wolle. |
Zum neunden. Ob etliche falfcher Lere und Secten, als
ber Widerteuffer, oder andern, bie unfere Kirchen leftern, ans
bengig find, vnd fpaltungen machen.
Zum zehenden. Ob Wucherer da find.
Zum eilfften. Ob auch mutwillige Leute find, die bem
Daftor und den Diacon drewen, oder fie ſchmehen, oder pochen.
Zum zwelfften. Ob etliche eheliche Perfonen von einander
geläuffen find.
Zum dreizehenden. Ob etliche Eheleut in vneinigkeit mit
einander leben. |
Bum vierzehenden. Ob etliche Kinder jre Eltern pochen
oder ſchlagen etc.
Zum funffzehenden. Wie «8 mit dem Begrebnis gehalten
werde.
Zum fechzehenden. Wis die Schul regiert werde, vnd wie
die Perfonen verforget find.
Zum fiebenzehbendn. Don unterhaltung des Paftors und
der Diacon.
Zum achzehenden. Ob jemand auch ber Kirchen etwas
entzogen hab, Ader, wiefen, hole, oder andere güter, ober
sind, Vnd ob jemand den Paflorn vnd Diacon nicht bezalen
wolle, das er ſchuldig ift.
Zum neungehenden. Don ben gebeiven der Kitchen, be⸗
haufung des Paftors, Diacon, Schulen, vnd des Cuſtos
wonung.
Zum zwenzigſten. Bon.den Hoſpitaln, vnd von den Ar⸗
men, welchen die Kirche mus huͤlffe thun.
Von dieſen Artickeln allen, ſol man die Paſtores, Diacon,
vnd die Menner fragen, die aus den Stedten oder Doͤrffern
erfordert ſind. Vnd nach dieſer erkuͤndung, ſol Chriſtliche
beſſerung, in allen noͤtigen Sachen, von den Viſitatorn bedacht
werden, Die auch den Amptleuten vnd Buͤrgermeiſtern, im
namen der Herrſchafft, befelh thun ſollen, das die Laſter ge⸗
ſtrafft vnd abgewand werden, vnd Chriſtliche zucht erhalten
werde.
Vnd dieſe fragen, ſollen bie Paſtores dem Volck, alle jar
zwey mal, als nemlich, vff den Sontag nach Paſca, vnd vff
den tag Michaelis, fur leſen. Vnd die Leut erinnern, das ſie
ſich zur Viſitation gerüft machen. Denn alle menſchen find
fhuldig, ein jeder nach feinem ſtand, huͤlff zu thun, zu erhals
tung Chriftlicher Lere und zucht.
Darnach follen die Vifitatores felb, etliche von den alten
vnd von ben jungen aus ben Dorffichafften, im Catechiſmo
verhörn, und erfunden, ob fie rechten verftand haben von Chriſt⸗
licher lere, und Gott recht anruffen.
Vnd in fonderheit, fol in der Viſitatio befelh gefchehen,
II.
12
das in allen Heinen Stedten und Dörffern, die Paſtores ober
Diaconi, am Sontag zur velper, die Kinder ordenlich vnter⸗
weifen im Gatechifmo, Alfo, das fie die Kinder nad) einander
fragen, vnd Öffentlid in der Kirchen antwort von jnen hören.
Vnd fol den Hausuetern, durch die Vifitatores ernftlich gebo⸗
ten werben, das fie jren Kindern, zw diefer verhör des Cates
hifmi, alle Sontage zu komen, gebieten. Dazu follen auch
die Paflores und Amptleut, die Dausueter vermanen.
Die Amptleut und Bürgermeifter, follen auch mit ernft
darob halten, das die Paflores, Diaconi, Schulmeifter, nicht
mutroillig beleidigt werden. Item, bas fie trewlich, und zu
. gebürlicher zeit, bezalet werben. \
Sie follen.audy, die Steb und Dorfffchafften dazu halten,
das fie die Kirchen, und der Kirchen perfonen Behaufungen,
Schulen, vnd Cuſtos wonung, nicht zerfallen laffen. Item, .
das fie diefelbigen trewlich bawen, oder mwiberumb vffrichten.
Vnd fo die Amptleute, Bürgermeifter, Stebte, oder Dorff⸗
fchafften, in diefem nötigen werd, vnwillig fein werden, follen
die Superattendenten, ober das Confiftorium, ber Herrſchafft
dauon anzeigung thun. Vnd wird fid die Derrfchafft alfo ers
zeigen, das Stedte und Dorfffchafften, in diefem billichen ges
horfam, nicht feumlich fein werden. Zu dem wirb auch die
Herrſchafft, zu allen nötigen gebewen, an folchen oͤrten, da «6
die notdurfft erfordert, holtz geben.
Was auch den Kichen entzogen, Eder, wiefen, holtz, oder
Zins, das fol inen one allen verzug, widerumb reftituirt werben.
Die Vifitatores follen auch den Stifften und Kiöftern, ernſt⸗
lid) befelhen, das fie fich den Pfarkirchen gleihförmig machen,
mit Predigen, mit ber Communio, und mit andern Chriftlichen
Ceremonten, Vnd mit abthuung der Mifsbreuch, der Opffers
meſs, der Heiligen anruffung, gelübden und Kappen, etc. Sols
len auch nicht mit den Doris Canonicis beladen fein.
Vnd mo in Stifften, oder Klöftern, noch nicht Chriſtlich⸗
predicanten find, follen als bald ſolche dahin verordnet werben.
Vnd fol jnen aus den Stifften, oder Kloͤſtern, gewiſſe befol
dung gereichet werden.
Man fol auch ertündung haben, von den guͤtern, und
einlomen, Vnd niemand etwas dauon zureiffen geftatten.
Denn von biefen gütern, mus mit ber zeit, den Pfarrkirchen,
Studijs, und Hofpitaln, hülffe gefchehen. |
Welche Derfonen auffer den Kiöftern fein wollen, und fonft
ehrlich leben, im Eheſtand ober ledig, den fol vnuerboten fein,
ſich eraus zubegeben. Vnd ſo ſie ehelich werden, fol jnen aus
dem Klofter hülff gefchehen.
Mo in Jungfrawen Uöftern, bie Domina junge Jungs
frawen, zu Chriftlicher zucht vnd vnterweiſung, annemen mil,
das mag fie thun, Sollen aber mit Gelübden und Kappen
nicht beladen fein. Sondern follen da lernen leſen, fchreiben,
Predig hören, den Catechiſmum fprechen, zum teglichen gebet
gehalten werben, mit foldyer unterweifung, das fie rechten vers
ftgnd der gangen Chriftlichen lere erlangen, Und ſich zu rechter
anruffung Gottes, und allen tugenden gewehnen.
In die Mönche Eiöfter, fol niemand forthin eingenomen
werben. Denn ob fie gleich furgeben, Schulen anzurichten, fo
haben fie doch nicht tüchtige Perfonen dazu. Vnd müffen viel
ingenig neben einander fein, fol man Sprachen und Künfte
lernen.
16
1
Dieweil aber noch alte Perfonen, in Stifften und Kiöftern
find, follen fie vnterhaltung haben, und nicht verfloflen werden,
&o fern fie ſich den Pfarkirchen gleihförmig machen, wie ges
fagt iſt. i
Bon Spnobis ift bedacht, das ein jeder Superattenbene im
jar ein mal, Als nemlich, vff den Montag nad, Midyaelis, alle
Daftores zu ſich erfordern fol, die in feine Superattendentia
gehören. Dazu fol einem jeden von den Kirchuetern zerung
gegeben werden. Vnd fol der Superattendens fie zu einigkeit
in der Lere, und zu guten Sitten vermanen, Vnd ernach hören,
was fie haben anzuzeigen, von der Lere, von Sitten der Nach:
barn, und fonft von jrer unterhaltung und [dus Vnd fol ein
‚peder Saperattendent, dem Conſiſtorio bericht zu fehreiben.
Wenn andere gemeine Synodi zu erfodbern find, das fol ſte⸗
hen zu bee Herrſchafft bedendden, uff des Conſiſtorij erinnerung.“
Das Stitte Teil.
Bon ordnung ber Leetion vnd Befaug in ben Kirchen.
„Abe Menſchen follen mit herglicher danckbarkeit, biefen
gnedigen willen Gottes erfennen, das er alfo eine Kirche, in
deſem ſchwachen Menſchlichen gefchlecht Tamlet, Das er öffent:
liche ehrliche verfamlungen echelt, damit fein Son, und das
heilig Euangelium, in aller Welt befandt werde. Wie der
Pſalm fpricht, Ire ſtimme iſt ausgangen vff die gange Erden.
"Atem, Sein lob ift in der verfamlung der Heiligen etc.
VBnd iſt zu der Verfamlung ein fonderliche, Tiebliche ver-
heiffung gegeben, Wo zween oder drey im meinem namen- ver-
famiet find, da wil Ich mitten unter jnen fein. Item, Was
fie bitten werden, das fol geſchehen. Darumb follen wir alle
diefe Öffentliche, Chriftliche verfamlungen, darin reine Lere des
Buangelij geprebigt, und Gott recht erkandt, und recht ange:
ruffen wird, hertzlich lieben, ehren, vnd erhalten helffen. So
tft auch war, das vff erden nichts fchöners iſt, Denn ſolche ver:
famlungen in Kicchen, Die ein bild und gleihnie find, der
ewigen verfamlung im Himel. Darumb iſts groffe vnty=
gend, ſolche Chriftliche verfamlungen nicht achten, nicht helfen
erhalten „ fondern zerftören, Wie etliche grobe Menfchen felten
zur Kirchen komen etc.
Nach dem nu gewislich Gottes vnwandelbar Gebot iſt, das
in dieſem Ieben, das Mintfterium Euangelij, im öffentlichen
verfamlungen erhalten werde, follen und wollen wir Gott, durch
feine gnade, hierin mit berglicher danckbarkeit gehorfam fein.
Vnd iſt rhaktung der Öffentlichen, ehrlichen verfamlungen,
nicht Menfchen gebot. Die zeit aber, vnd Lection, left Sort
die Paftores nach gelegenheit ordnen.
Dieweil nu die Kirchen in diefen Landen, diefer folgenden
Dednung, des gröffern teils gewont find, Laffen wir fie alfo
Bleiben.
Vnd wollen hie mit zuuor erinnert haben, das wir damit
rechten verſtand von Menſchlichen ordnungen in der Kirchen,
"nicht vertundeln wollen. Wollen Feines Menfchen gewiſſen
daran binden, als folte verenderung diefer ordnung, Sünde
fen. Sondern wir mwolten ſolchs mit einander, omb ber armen
Jugent, und vmb des Volcks willen, alfo gleich halten. Denn
fo man ein ding offt höret, vnd von jugent vff gemonet, Tan
mans beffer bedencken end betradyten, Vnd were zu wünbfchen
das alle Menfchen, die gange Chriftliche lere, mit gleichen
uu2 xcıt. Mecklenburgiſche Kirchenordunug.
worten vnd Syllaben, ausreden koͤndten, Dazu auch die Sym⸗
bola gemacht ſind.“
Drönung ber Ceremonien, in Pfarkirchen ber Sted, und ba Schu:
Ien find.
Sonnabends, vnd andere heilige abend, vnd Feiertage, nad wittaäg.
. Un gemeinen Sontagen, vnd Feiertagen.
(Bergt. oben bie Saͤchſ. K.:D. v. 1539.)
‚ Mes ober Eommunio.
„Die fol *), wie vorhin in diefem Lande geordnet, und im
brauch ift, mit der gemeinen oder Öffentlichen Beicht, gebet,
vnd Abfotution,, durch den Priefter angefangen werden. Nems
lich alfo.
Der Priefter wende fid) fur dem Altar vmb, gegen bem
Bold, vnd ſpreche.
Mein allerliebften in Gott, eröffnet ewre bergen, Laſt vns
Gott vnſere Sünden befennen, und vmb vergebung, im namen
vnſers Herrn Iheſu Chrifti, bitten. Sprecht mir nach mit
hertzlichem begeren zu Gott, im glauben an den Herrn Iheſum
Chriftum, durch den heiligen Geift.
Denn niet der Priefter nieder, fur dem Altar, und ein
ander Kirchendiener, ober Cuſtos neben jn, vnd fpricht ber
Prieſter mit lauter ftimme. “
Vnſer hülffe ftehet im namen des Herrn.
Arntwort der Chor.
Der gefchaffen hat Himel und Erden.
Der Priefter.
Ich armer fündiger Menſch, befenne fur bie, O allmechs
tiger Gott, meinem Schepffer und erlöfer, das ich gefünbiget
hab, nicht alleine mit gedanden, worten, vnd werden, Sons
bern das ich auch von Natur fündig, und vnrein bin, in Süns
ben empfangen vnd geboren. Ich hab aber zuflucht zu deiner
grundlofen Barmhertzigkeit, fuche und begere gnabe, vmb des
Heren Iheſu Cheifti willen. Herr fey gnedig mir armen
Suͤnder. |
Der ander Diener antwort biefes gebet.
O Allmechtiger Barmhergiger Gott, der du deinen Einge
bornen Son, für une in den tod gegeben haft, wolleſt bich vn⸗
fer erbarmen, Vnd vmb besfelben deines geliebten Sons wil⸗
len, vns alle vnſere Sünde vergeben. Auch deinen heiligen
Geift und geben, der in uns wares erkentnis deines Göttlichen
weſens und willens, dazu waren gehorfam gegen die, anzuͤnde
vnd vermehre. Vff das wir das ewige leben, durch deine gnad,
vmb des Heren Ihefu Chriſti willen erlangen, Amen.
Der Priefter fpricht hernach diefe Abfolution.
Der Allmechtige Barmhergige Gott, hat fich unfer erbars
met, vergibt und warhafftiglich alle vnſere Sünde, vmb feines
*) Der Eingang biefes Stuͤckes iſt entlehnt ans ber von Jo yann
Riebling verfaiten Ordeninge der Miffe, wo be vann den
Kerdheren vnnde Seelſorgern ym lande tho Medrein.
borch, jm Fürſtendom Wenpen, Swerin, Roſtock vnn»
Stargharde ſchal geholden werden.” MDXL. is B. 4. —
Am Ende: Roſtock by Ludowich Dyey gebruckt. Am 18. Zunii.
Bergl. über diefe Wiggers a. a. D. S. lisf.
1558. XCII. Medienburgiiche Kiecheunrbunug.
Geben Sons willen, Den er vmb vnſert willen, hat in den tod
gegeben, Vnd hat macht gegeben Gottes Einder zu werden,
allen die an feinen namen gleuben, Gibet vns dazu feinen heis
ligen Geift, Wer gleubt und getaufft wird, fol felig werden.
Das verleihe uns Gott allen, Amen.
Dieweil diefe Beicht, Gebet vnd Abfolution gefprochen
wird, fol bie gange Kirche ftille fein, und ſolchs anhören, Auch
mit dem Prieſter alfo bekennen, beten, vnd die Abfolution zu
bergen faffen, wol lernen, vnd fur. Gott offt desgleichen
ſprechen.“ — Die weiten Anordnungen entfprechen durchaus
denen der Saͤchſ. K.⸗O.
Un Sontagen und Beiertagen, wenn feine Communicanten ba find.
„Der Priefter fpreche erftlic, die Beicht, Gebet, vnd Abs
ſolution, wie oben angezeigt.
Darnach finge man ein deudſchen Pfalm oder zween, ober,
Alleine Sott in ber höhe fen ehre. Oder andere geiftliche gefeng-
Darnach ein Collect.
Denn die Epiſtel.
Darnach aber einen Pſalm.
Darnach das Euangelium.
Das Pattem.
Wir gleuben. |
Denn bie Predigt, mit bem gebet, wie oben gemelbet.
Vnd disweil die zeit nicht Communicanten ba find, fol der
Prediger bauon vrſach nemen, das vold! zu vermanen, das fie
öffter zur Communio komen wollen, aus vielen orfachen.
Erſtlich tft gewislich war, mo das herg kalt ift, in betrach-
tung der Suͤnden, und in der anruffung, da iſt auch der troſt,
ond die Communio weniger geachtet. Vnd aus diefer vrſach
tft furnemlich, die erſte gewonheit geendert worden. Denn ba
das Vold faul und alt worden ift, haben jre fünde und den
troft nicht geachtet, und rechte anruffung nicht verſtanden, ha⸗
ben fie die Communio auch unterlaffen. .
Nu follen wir teglich, fur und fur, vnſere ſuͤnde betrachten,
vnd hertzlich für Gottes zorn erſchrecken, und ernſtlich bitten,
das vns Gott gnedig ſein wolle, vmb ſeines Sons willen.
Vnd wo nicht hertzliche begir iſt zur Communio, da iſt ge⸗
wislich keine ernſtliche rew, vnd ſchrecken fuͤr den Suͤnden.
Weiter iſt auch das gebet, vnd danckſagung kalt vnd faul,
Wo man der Communio nicht achtet.
Bnd dieweil es gemein iſt, das etlich zum ſchein nemen,
das ſie nicht zur Communio komen wollen, darumb das ſie in
vneinikeit leben, mit etlichen Perſonen. Dieſes iſt noch mehr
zu ſtraffen, Vnd komen viel groͤſſer Suͤnde vff einen hauffen.
Memlich, ber Haſs wider den Neheſten, Vnd die vnterlaſſung
der Communio. Vnd ſo die vneinikeit die Communio verhin⸗
dert, vorhindert fie auch das gebet, vnd die anruffung. Mu
iſt ja das aller euſſerſt vbel, wenn ein menſch Gott nicht an⸗
ruffen kan. Darumb ſollen alle Menſchen in ſolchen fellen
recht unterricht fein, das fie ſich nicht ſelb von Gott abreifſen,
vnd endlich in vergweiuelung fallen, Sondern gebenden, wie
das geroifien gegen Gott, vnd gegen dem Neheſten ftehen fol.
Wer unrecht hat, fol verfünung ſuchen. Wer nicht unrecht
bat, fol viel weniger mit Gott zuͤrnen, Vnd fol fein gewiſſen
und her& frieden begexen,*ond fol jm bie anruffung nicht ſelb
123
jre machen, vnd verhindern, Sol auch dauon weitern bericht
hören, von feinem Paſtor, etc.
Nach der Predigt, finge man bie Litaney, oder etlich Pſal⸗
men, ond andere demdfche geiftliche gefenge.
Darnach lefe dee Priefter eine Collect.
Item, die Benebiction. Der Derr fegne did) etc.
Endlich finge man, Erhalt uns Herr. Vnd, Verleihe
ung frieb.
An Sontagen und hohen Feſten, nach Mittage, in ben Stebten.
Pſalm oder geiftt. Lied, Katechismusunterweiſung, Mag ni⸗
ficat, Vorleſung der zehn Gebote, des Symbols, Vaterunſers,
der Worte von der Taufe und der Worte des Abendmahls,
Predigt über ein Stud bed. Katechtemus, Gebet, Geſang
(„Herr nu left du deinen Diener ꝛc.“), Colleete, Segen.
Bon ben befonbdern Feten, ober Feiertagen, fo mau im iar halten fol,
Die Feſte find außer den Sonntagen: Nativ. drei Tage,
Circumeis., Epiphan., Purif. M., Annuse.M., Coen. Dom.,
Pass. Dom., OÖftern drei Tage, Ascension., Pfingften drei
1 age, Trio, Die Apofteltage, Johannis, Mariaͤ Heimſuchung
haben halbe, bagegen ber an die Stelle on Marid Heimfuchung
tretende Michaelistag ganze Feier. „Es fol auch das Volck
mit vleis vermanet, und dahin gehalten werben, das es ber
Kelertage nicht misbrauche zu foͤllerey und andern Laſtern, fe
aus müffiggang folgen. Sondern das ein jglicher daran Got⸗
te8 worte, und bes gebets warte, Vnbd die feinen auch folches
lere, oder lernen laffe. So aber daneben obrige zeit if, mag
ein jglicher,, fur müffig gehen, mol feiner erbeit warten.“
An Werdtagen.
„In Stedten fol vffs wenigſt zween tage im ber wochen,
nemlih, Mitwoch und Freitag, gepredigt werben, men
gens vmb fteben ſchlege, Wand fol die Predig weren bis zw ache
ten, vnd nicht brüber. Ä
Da follen die Prediger, mit gutem rat, aus ber h. Schrift,
ſolche Bücher oder ſtuͤck, wehlen vnd fur ſich nemen, die fur
nemlich zu nötigem unterricht vnd troft aller Menſchen dienfts
lich find...
Es follen auch die Dieeont, mit vat und vomviffen jrer
Paſtor, ſolche materien zu predigen furnemen.
Wenn folche heilige tage gefallen, bie man nicht pfleget zu
feiren, vnd doch jre Hiftorien im Euangelio hefchrieben find,
Als da ift der tag Conuersionis Pauli, Marie Dagdalene, S.
Johannis entheubtung etc. Mogen die Prediger ben felben tert
und Hiftorien, an einem folchen werditage... der ſolchem h. tag
am neheften ift, in der predigt Iefen vnd handeln.
An folchen tagen, follen vor vnd nad) ber Predigt, deudſche
geiftliche Lieder gefungen werden, damit fie dem Bold bekant
und gemein werden, vnd die bergen dadurch zum gebet sr»
wecket werden... - j
Nach der Predigt, fol die Litaney gefungen werben.
In der faften, fol man die Hiſtorien des leidens Chriſti,
an folchen wercktagen prebigen.. |
Es follen auch die Predigten am gemelten zweien Werchta⸗
gen, vmb der Feiertag willen, fo if ambene Mierditage in dar
wochen gefallen, nicht vnterlaſſen werden.” 16*
6
124 1558. ACH. Mecklenburgiſche Kirchenorduung.
. Rirhenorbuung vff den Dörffern. +
„Ale Sonnabent nad) mittage vmb zwey, vnd alle heilige
abend , wenn des andern tages bie verfamlung des Volcks ges
ſchihet, fol vff den Dörffern der Cuſtos zur Veſper leuten.
Vnd mo ber Pfarhere im Dorff wonet, fol er bald nach bem
andern Puls, in die Kirche komen, und fingen mit feinem Cu⸗
flog einen Pfalm deudſch und vnterſchiedlich, das man jn mol
verftehen kuͤnne. Darauff eine Antiphen, darnach den Hym⸗
num, O Lux beata, beudfch, ober ander gute gefenge, nach
gelegenheit der zeit, ber Seit, und der Sontage. Denn das
Magnificat deudfch, vnd die Collecta, Item, Benedicamus,
Darnach, Erhalt uns Herr etc. Vnd, Verleihe uns friebe
gnediglich.
So aber Menner vnd Frawen in die Kirch komen (dazu
ſie der Pfarherr vleiſſig vermanen ſol) ſo ſol man eine deudſche
Lection leſen, aus dem alten oder newen Teſtament. Vnd
darauff das Magnificat, vnd einen Pfalm deudfch fingen.
Darnach ſol der Pfarhert die Leute verhoͤren, die des ans
bern tages zur Communio gehen wollen. _
Es follen auch die Pfacheren diefer vorgefähriebenen Ord⸗
nung alfo. nachkomen, das fie nicht am Sonnabende zu felde
Lauffen, und den gangen tag Fein Buch in bie hend nemen, wie
bey etlichen ein gebrauch ift, Sondern in alle wege am Sonna⸗
bende jre Lere und Lectio vberſehen, und nach mittage jrer Ve⸗
fper vnd des Beicht hoͤrens warten, vnd daran keinen vleis
fparen.
Dadurch werden auch bie Zeut in die gemonheit komen, das
fie auff den abend jre beichte thun, und jre gebet zu Gott, und ber
teachtung feines Goͤttlichen willens, und wolthat, defte beffer
haben werben, und alfo des heiligen Sacraments recht und fer
liglich brauchen.
Diefer gebrauch ift nuͤtz und nötig zu halten, das nicht als
leine die Leut verhört werden, fondern auch der Pfarherr felb
ſich bereite, des andern tages mol zu leren, vnd fein befolhen
ampt tremlich auszurichten.
Wo kein Pfarherr im Dorffe wonet, da follen die Leut des
Morgene, wenn der Pfarherr bahin koͤmpt, verhöret werden.”
— Mefd ober Communio.
Auch diefer Abfchnitt ruht zum größten Theile auf der
Saͤchſ. 8.:D. Die einzelnen Abfchnitte find: Deffentliche
Beicht, Gebet, Abfolution, deutfcher Pfalm anftatt des In⸗
troitus, beutfches Kyrie, Allein Gott in der Höhe ꝛc., der Pries
flex zu dem Volle: Der Herr fei mit euch; dev Euftos: Und
mit deinem Geifte. Dann: Gollecte, Epiftel, Pfalm, Evan:
-gelium, Credo, Wir glauben all’ an einen Gott, Predigt,
Vermahnung bei der Communion zu bleiben, Pfalm, Vater
unfer, Einfegungsworte ohne Elevation, Communion, Collecte,
Bmebiction, Geſang (Erhalt uns Herr bei deinem Wort, und:
Verleih uns Frieden gnädiglich).
Rab Mittage, am Bontage und Feiertagen, vff ben Dörffern.
Katechismusubung, vor und nachher Geſang; wo biefes
nicht thunlich, ſoll zwiſchen Predigt und Communion ein Stüd
aus bem Katechismus vorgelefen werden. Sind keine Com:
municanten vorhanden, wird ber Gottesdienſt wie oben be:
ſchrieben gehalten.
Golgen etliche Eollecten, ober Gebet, fo in ber Kirchen, vnter bem
Yupt der Communio (vor ber Epiftel) vnd fonft gelefen werben.
(Vergl. die Saͤchſ. K.⸗O.)
Folgen bie Prefationes, fo nach ber Prebigt, vor ber Communio, ge⸗
fungen werben.
(Aus der Ordeninge der Miffe, f. ob. S.122.Anm*.)
Vermanung : Wbfolutio, banckſagung und Gebet, vor ber Commmunio.
„Lieben Freunde, jr als Chriftliche menſchen, die je zuuor
bericht Habt von Gott, von Gottes ernftlihem willen und Ges
feg, von der menfchlichen Natur erfchaffung, vnd ernach von
vnſer Sünde, und von der Erloͤſung durch den Heiland Ihe⸗
fum Chriftum, und von allen Artikeln des glaubens, vnd mars
bafftiglich die felbigen gleubet, erfcheinet allhie vnd komet zu
biefem hohen troft, den uns der Herr Chriftus in Nieffung ſei⸗
nes Leibe und Bluts gibet, Nu wiſſet je den Eid des allmech⸗
tigen ewigen Gottes, darin er fpricht, fo war ich lebe, Ich wil
nicht das der Sünder fterbe , fondern das er befert werde, vnd
das leben habe. Diefen Eid hat Gott mit feines Eingebornen
Sons Iheſu Chriſti blut, Tod und Vfferfiehung bekrefftiget,
Vnd ift beides darin gefaffet, die Bekerung vnd Vergebung
der fünden. Gott hat geſchworn, bas fein Will iſt, das wir
nicht in Sünden wider gewwiffen bleiben follen, Sondern follen
und zu jm bekeren, fur feinem Gerechten zorn erfchredien, und
berglichen fchmergen haben, von wegen vnſers ungehorfams,
vnd onfer ondandbarkeit, und ſchreckliche verachtung gegen jm.
Wer nu ein ſolch berg bringet, wie Gott felb ſpricht, Er
wolle wonen in den zerfchlagenen bergen, vnd bie fein Wort
fürchten, bie felbigen follen die groffe gnaden, die und vmb des
Herrn Chrifti willen gefchendt wird, betrachten, begeren, und
annemen, vnd follen feftiglich gleuben,, das jnen alle fünde,
vmb des Herrn Chrifti willen, aus gnaden, one vnſere verbienft
vergeben find, fo fie diefen Troft mit glauben und vertramen
off den Herrn Chriftum annemen, Vnd follen nicht im zweiuel
fteden bleiben, fondern warhafftiglich fhlieffen, das fie alfo
vergebung der Sünden empfahen, und Gott gefellig und Erben
ewiger felikeit find, Vnd das der Herr Chriftus gemislich jnen
feinen heiligen Geiſt geben wil, vnd das Gott in jnen gnedig«
lich wonen, fie regieren und bewaren wil zu iger feligkeit,
und follen alfo forthin in glauben und gutem gewiſſen jm ges
horfam fein.
Diefes alles folt je teglich betrachten, und fonderlich fo ir
zur Nieffung des Leibe und Bluts vnſers Herrn Chrifti komet,
Da erinnert vns vnſer Herr Chriftus beides, nemlich das Got⸗
tes zorn fo groß ift wider unfere fünd, das er nicht anders hat
follen verfünet werden, denn allein durch den gehorfam vnd tod
feines allerliebften Sons, Das er auch gewislich alle, die bes
keret werden, vnd vff den Son vertrawen, gnediglich annimet.
Vnd zum gewiſſen Zeugnis, diefes feinen ontwanbelbaren
Willens, hat der Herr. Chriſtus diefe Ordnung eingeſetzt, das
er vns mit diefen eufferlihhen fichtbaren dingen, gewislich ſei⸗
nen warhafftigen Leib und Blut gibet, vnd beftettiget hiemit
feine zufag, das uns die Sünden gemwislich vmb feines Leidens
willen vergeben werben, und das er wachafftiglich bey ung fein,
vnd in ung wirden molle, wie er fpricht, Ich bin in inen, vnd
ich gebe inen ewiges leben.
‘
1558. XCH. Mecklenburgiſche Kirchenordnung.
Derhalben allen die alſo hie erſcheinen, die ſich zu Gott
bekeren, vnd fur Gottes zorn wider jre Suͤnd erſchrecken, vnd
gleuben das jnen vmb des Herrn Chriſti willen jre ſuͤnde ver⸗
geben werden, vnd haben furſatz von ſuͤnden wider gewiſſen ab⸗
zulaſſen, denen verkuͤnde ich vergebung der Suͤnden, laut der
wort Chriſti, Welchen jr die Suͤnde vergebet, denen find fie
vergeben, Derhalben aus befelhe des Heren Chrifti fprich ich
euch biefe Abfolutio , das euch ewre Sünde vergeben find, vmb
bes Heren Ehrifti willen, vnd .diefe flimme des Euangelij folt
je annemen, vnd am Deren Chriſto warhafftigen teoft haben,
und forthin im glauben ond gutem gewiſſen Bott gehorfam fein.
Vnd zum Zeugnis, da6 euch felb, diefe gnad gefchendt und
abplicirt wird, folt je den Leib und das Blut bes Deren Iheſu
ChHrifti empfahen, vnd wiſſen, bas ber Herr Chriſtus am
Ereug ein opffer fur euch gewefen ift, und hat feinen Leib fur
euch geben, und fein Blut für euch vergoffen, Vnd das ber
Herr Chriftus euch zu feinen gliedmaffen machet, vnd mil in
euch Erefftig fein. _
Hie folt jr auch dem allmechtigen Gott, Vater unfers Deren
Iheſu Chrifti, und dem Deren Iheſu Chrifto fur ſolche groffe
gnaden danden, und troft vnd freude am Deren Chrifto ha⸗
ben, denn er wil bey euch fein, euch vegiern und bewaren, Ir
folt audy hie bey ewer herglich Gebet thun fur gemeine Kirchen
vnd Herrſchafft, fur euch und fur ewre Kindlin. '
Allmechtiger warhafftiger Gott, Emwiger und Einiger Vater
onfers Heilands Iheſu Chrifti, fampt deinem einigen Son
Iheſu ChHrifto, und heiligen Geift, Exrfchaffer aller Creaturen,
ber bu weife, warhafftig, gütig, gerecht, keuſch, vnd Richter
bift, vnd zürmeft wider die fünde, Ich bekenne das ich leider
viel Sünde an mir habe, vnd habe dazu viel fünde wifjentlich
vnd vnwiſſentlich gethan, vnd ift mir herglich leid, das ich dich
warhafftigen Gott, erzürnet hab, und bitte dich , du wolleſt mir
durch deine groffe barmhergigkeit, vmb deines allerliebften
Sons Iheſu Chrifti willen, alle meine Sünde vergeben, mir
gnebig fein, und mid, vmb des Heren Ehrifti willen, und durch
in gerecht, und dir mwolgefellig machen, vnd mwolleft mich mit
deinem heiligen Geift erleuchten, reinigen und regieren.
Ich gleube auch deinem heiligen Euangelio vnd deiner gne⸗
bigen verheiffung, darin du ons vmb deines lieben Sons Iheſu
Chrifti willen vergebung der Sünden, gerechtileit und ewiges
leben zufageft,, und bitte dich, du molleft mein berg tm Glau⸗
ben und in erfentnis deines lieben Sons ſtercken.
Ich dande dir auch allmechtiger Gott, fur alle wolthat,
vnd fonderlic, das du dich gnediglich und geoffenbart haft, vnd
haft vns deinen lieben Son zu mittler und Berfüner fur ung,
verordnet, vnd uns durch jn yom ewigen zorm errettet, und wi⸗
derumb zu ewiger felikeit angenomen.
Vnd bitte dic), du wolleſt umb deines Sons Iheſu Chrifti
willen, uns armen elenden ſchwachen Menſchen gnebig fein,
vnd dir fuer und fur onter uns ein ewige Kirche famlen, und
dieſe Lande und Derrfchafft bewaren, vnd uns frieden und felige
Regiment geben, und mid) und meine arme Kindlin gnediglich
eegiern vnd behüten, Amen. 4
Auch bande ich dir allmechtiger eingeborner Son Gottes,
Iheſu Chrifte, das du aus groffer liebe gegen der armen menſch⸗
lichen Creatur, für uns gebeten haft, und haft menfchliche Nas
tur an dich genomen, Damit nicht Die Menfchen gang in ewi⸗
125
Belt verworffen würden, ſondern durch dich widerumb von
Sünden erret, vnd zu ewiger gerechtileit und emigem Leben ges
bracht würden, Vnd haft den groſſen vnausſprechlichen Zorn
der göttlichen Maieftet, wider vnſere Sünde, von uns ſchwa⸗
chen Menſchen vff dich gemand, in allen beinem gehorfam , Leis
den vnd fterben, und bift widerumb vom Tod erftanden, vnd
bleibeft Mittler, vnd furbitter fur uns, vnd famleft-dir ein
eroige Kirche, durch dein Euangelium vnd heiligen Geift, Vnd
bift Emmanuel, das ift, Gott mit uns, gibeft ewige ſeligkeit
allen, die zu dir beBeret werden, vnd gleuben, das jnen Gott
vmb deines leidens vnd deiner vorbitt willen, gnedig fey, und
wilt gewislich diefe arme ſchwache Menfchen in deiner Kirchen
bewaren.
Ich bitte dich mit hertzlichem ſeufftzen, du wolleſt mir gne⸗
dig ſein, vnd alle meine Suͤnde vergeben, vnd deinen ewigen
Vater fur mich bitten, vnd mir deinen heiligen Geiſt geben,
mich regiern vnd bewaren wider deine Feinde, nemlich, wider
die Gottes leſterige, luͤgenhafftige, vnreine Teufel. Auch wol⸗
teſtu allmechtiger Gottes Son Iheſu Chriſte, der du am Creutz
geſtorben biſt, vnd am dritten tag widerumb lebendig vfferſtan⸗
den, vnd biſt gerecht, warhafftig, keuſch vnd barmhertzig, dir
fuͤr vnd fuͤr vnter vns ein ewige Kirchen ſamlen, vnd dieſe
Land vnd Herrſchafft bewaren, vnd vns frieden vnd ſelige Re⸗
giment deben, vnd mich vnd meine arme Kindlin gnediglich
regieren vnd behuͤten, Amen.“
Bon der Tauffe.
„Auff nachfolgende weiſe fol der Zeuffer bie Leute, fo Kin-
ber zur Zauff tragen, anreden und vermunen.
Lieben Freunde in Chrifto 2c.” [Aus der Saͤchſ. 8.:D.]
Dann folgt Luthers Zaufbüchlein in der verkürzten Form.
Bon Ber Rottauffe.
Wie mit den Leuten in ber Beicht zu handeln.
Wie man bie krancke Leute berichten und tröften fol.
Breutgam und Braut zu trawen und fegenen.
(Aus der Sähf. K.⸗O., beziehentlich dem Traubüchlein
Luthers.)
Das vierde Zeil von erhaltung Chriſtlicher Schulen und Studien.
Die Grundlage bildet bier bie Ref.⸗Formel v. 3. 1549.
Bon der Univerficät Roftod heißt es: „Es fol auch Chriſt⸗
liche Lere in diefer Vniuerſitet rein vnd vnuerendert in den
Lection, Difputation vnd Predigten erhalten werben.., wie fie
in der Propheten und Apofteln Schrift, und in Symbolis,
Apoftolico, Niceno und Athanafij gefaſſet Ift, damit gleich ſtim⸗
men Gatechifmus und befentnis Lutheri, vnd die Gonfeffio die
zu Augsburg Anno 1530. dem Keifer vberantwort ift, Vnd
wie die Lere durch Gottes gnad jgund in Kirchen biefer Lande,
in Lübel, Hamburg, Lüneburg gehalten wird, vnd fo ein
Legent, ein Artickel, oder mehr anfechten und fpaltung machen
wolt, Sol er von der Vniuerfitet erinnert werden, und fo er
nicht nachleffet, fol die ſach an das Confiflorium und durch das
Sonfiftorium und Vniuerſitet an die Herefchafft gelangen, Die
bedencken wird, ob ein Synodus zu halten fey etc. mit erfor
derung ber Chriſtlichen Predicanten, aus ben Stebten ober ans
dern Kanden.” Die weiteren Beflimmungen über die Kinbers
126
ſchulen find eine weitere Ausführung der entfprechenden Abs
ſchnitte des Saͤchſ. Unterrichts der Vifitatoren (Nr. XXI.).
Das fünffte Teil:
VBon unterhaltung vnd Schutz der Paſtorn, Prebicanten vnd Legenten,
in der Vniuerfſitet vnd andern Schulen.
„Sm Pfalmen ift gefchrieben, Non mortui laudabunt te
Domine, Die Todten preifen Gott nicht mit predigen, leren,
ond anruffen, das fie mit jrer arbeit vnd befentnis den lebens
digen dieneten, Sondern alfo und nicht anders wil Bott jm ein
ewige Kirche famlen, das fein erfentnie fol in diefem leben, im
‚menfchlichen Gefchlecht angefangen werden, durch das Euanges
lium, Vnd wer in diefem elenend ſchwachen Leben, nicht zu
Gott bekert wird, ber iſt ewiglich verdampt, wie klar ausgedrudt
ft, 2. Corinth. 5. So mir nicht bloſs befunden werden, wer⸗
den wir mit der feltgleit bekleidet werben.
tem, Selig find die im Herren ſterben, darumb wer aus
diefem Leben wegkoͤmmet, one beferung vnd glauben an den
Heren Chriſtum, iſt gewislich verdampt.
Item, 2. Corinth. 5. Wir muͤſſen alle vor dem Gericht⸗
ſtnel des Deren Chriſti offenbar werden, das ein jeder empfahe,
Wie er in feinem Leib gethan hat, gutes ober boͤſes.
Dieweil nu in dieſem itzigen ſterblichen Leben, die Kirche
mus verſamlet werden, vnd ewiges Leben durch das Euange⸗
lium angefangen, ſo iſt hoch noͤtig, wie es auch Gottes ernſtlich
Gebot iſt, Predig vnd Prediger zu erhalten, vnd dieweil die
Prediger leben, beduͤrffen ſie eſſen, trincken, kleidung, huͤlff
zum Studirn, Auch iſt Gottes gebot, das man jre arme Weib
vnd Kinder nicht mit hunger ſterben laſſe.
Vnd dieweil Gott felb weis, daß die Welt vol vnordnung
ift, vnd der gröffer hauffen, Gott vnd das Euangellum vers
achtet, hat er felb Xroft und Verheiffung geben, das fie den⸗
noch follen narung haben durch jn, vnd etliche Perfon, welche
durch Göttliche Gnad, zu diefem werd, ein guten willen haben
werden, wie die arme Widfraw in ber Bergſtad Sarepta, und
wie Abdias in der verfolgung die Gottfürdhtigen gelerten Men:
ner in die hülen geſteckt vnd fie gefpeifet hat, Und wie die from
Elifabeth jres lieben fons Johannis, in ber flucht vber den Jor⸗
dan, gepflegt hat, etc. da Herodes die jungen Kindfin hat er:
ftehen laffen, Vnd wie Maria des Herrn Chrifti gepfleget hat,
in det flucht in Eghpten etc.
Darumb fpriht der Here Chriſtus, Erſtlich ſuchet das Hi⸗
melreich vnd Gottes gerechtigkeit, fo wird euch das ander alles
gegeben etr. |
Diefe Berheiffung und Erempla find ein gewiffer troft,
wenn gleich der gröffer teil in der Welt rechte Lere veradyt vnd
verfolget, Denn der Herr Ehriftus wil feine Kirche nicht gang
vertilgen laſſen. Dabey ift aber dennoch, allen Regenten und
Menfihen, vnd fonderlich biefen, die gliedmaſſen der Kirchen
Tem wollen, eenftlich geboten, das fie Gott auch danckbarkeit ers
eigen, und zu onterhaftung der Leret vnd Prediger hülffe thun,
“ darumb leſſet Gott gnediglih, die Erden jerlich Fruͤcht
Tragen, vnd echelt diefe Welt, bieweil er noch gliedmaſs der
Kirchen ſamlet, Vnd wachſen alle Früchten, fuͤrnemlich umb
det armen Menſchen wiklen, jung vnd aft, die gliedmaſs Chriftt
find oder werden füllen, So tft ja bilfich, das tree Lerer md
Prediger dieſes auch genirfen foßen, Wie zu Thimotheo ges
1558. ‚ca. Mecklenburgiſche Kirchenorbuung.
fhrieben if, Der Bawman der bie erbeit thut, fol ber Früchte
am erften genieffen.
Vnd bat Sott felb im Gefeg Moifl, als der born aller
Weisheit, gefeg vnd gerechtigkeit, Ein befondern Stam zum
ordenlichen Predig und Kirchenampt verordnet, nemlich, den
Stam Leut, und hat fie verforget mit zimlichem Einkommen, an
Opffern, Erſtling, Zehenden, eigen Wonungen, etc.
Wiewol nu diefes Hochnoͤtig iſt zu miffen, das wir nicht
an die Leuitifchen Geremonien gebunden find, fo ift doch dieſes
zu merden, das biefe Ordnung ein zeugnis fein fol, das Got
tes wille fen, das man zu-erhaltung ber kere und des Predig⸗
ampts den Kirchendienern unterhaltung gebe, und das wir eben
dieſes dabey wiſſen follen, das Gott jm aus groffer barmher⸗
gigkelt ein ewige Kirchen in dieſem Leben durch das Predige
ampt, und nicht anders famlen wolle. .
Vnd 1. Corinth.9. fpricht Paulus mit Maren werten, Alſo
bat es der Herr verordnet, das diefe, welche das Euangelium
verfündigen, Vom Euangelto leben, das ift, Leibliche, natuͤr⸗
liche narung haben, und iſt dieſes Geber offt erholet.
Aus dieſem allen iſt Mar, das alle diefe ſchwerlich wider
Gott fündigen, und durch jre vndanckbarkeit Sort hoch erzuͤr⸗
nen, bie zu unterhaltung des Predigampts nicht huͤlff thun
wollen, nach jrem ſtand und vermügen, vnd leſtern dazu mit
teufflifchen reden, Magen vber der armen Priefter geis, fo jnen
doch und jren armen ehelichen Dausfrawen vnd Kindlin, der
hunger zun augen aus fihet. Etlich rauben auch von den Kir⸗
hen und Pfarrgütern, mas fie Binnen, Darüber find auch
Hppoeriten, die diefen groben jrthumb gefchrieben haben, die
Priefter follen nicht eigenthumb haben, etc. Vnd Lauffen viel
Miderteuffer in Landen jrr, welche die Reutte wider die armen
Paſtores anhegen, rhuͤmen fich fie predigen vmb fonft, und lei⸗
den viel etc.
Wider ſolche jrthumb vnd lefterung des Goͤttlichen ampts,
darin der Herr Chriftus ſelb der hoͤheſt Priefter und Paftor ifk,
und wirckt durch fein Euangelium Erefftiglich, befert viel Men⸗
{hen zur ſeligkeit, follen die Leut mol unterricht werden, das
fie da6 Euangelium und ben Herrn Chriftum , und feine glied⸗
mas die armen Paſtorn lieben vnd ehren.
Es fol aud die Oberkelt die Lefterer und Meuber, weiche
den Kirchen die güter entziehen in flraffe nemen.
Zur Apofteln zeiten hat man gemeine Elemofpnen gefamlet,
dauon bie Predlcanten unterhalten find, vnd ift den armen
Leuten huͤlffe dauon gefihehen, Ernach hat Conftantinus den
Kirchen befondere sintomen geben, doch keine Herrfchafft, keine
Stedt, Feine weltliche vegterung, Aber Zulianus hat dasfelbige
einlomen, ben Kirchen auch wider genomen vnd der Chriſten
dazu gefpottet, hat gefagt, vnſer Lere fpreche, Selig find die
armen, alfo helffe er vns zur Seligkeit, wie jgund auch viel
fpotten, Ernach Haben Joulanus und Theodoflus, die Kirchen
wider begabet, doch mit geringer huͤlff, vnd bald AR diefe ord⸗
nung durch die Götthen, Wenden, Hunnos in Decidente, und
buch die Suktan in Orient zerriſſen.
Ernad hat Earolus Magnus widerumb nrwe fiffeumg in
Stalte, Gallia vnd Germania gemacht, und tft dadurch der
Bapſt zu Rom gewaltig worden, und iſt die Chriſtliche Lere ver⸗
tunckelt, und haben far vnd für Bapft, Biſchoff, Canonici,
nad) wweltlicher Hoheit gecracht, und Haben bie Studia, Predig⸗
2558. XCU. Medleuburgiiche Kirchenordunug.
ampt, Examen, und vnterweiſung in der Ordinatio, vnd Viſi⸗
tation, fallen laſſen, haben groſſe Fuͤrſtenthumb mit liſten, be⸗
trug, vnd mancherley groſſen kriegen zu ſich gezogen, Dieweil
denn oͤffentlich iſt, das der Herr Chriſtus die weltliche Herr⸗
ſchafft, vnd Kirchen regiment vnterſchieden hat, vnd die Bepſt
vnd Biſchoff auſſer jrem beruff getretten find, ſolten fie jr
Ampt betrachten, vnd zu Gottes ehre, vnd zu jrer und des
Volcks ſeligkeit, mit gutem Rat dienen helffen. Wiewol wir
nu das Bepſtliche betriegen, Rauben, Abgoͤtterey, Vnzucht, vnd
allerley vntugent, oͤffentlich in vnſer vnd vnſer Kirchen bekent⸗
nis ſtraffen, fo iſt doch vnſer gemuͤt nicht weiter zu thun oder
zu raten, denn ſo fern wir in vnſer Vocation zu thun ſchuͤldig
ſind. Gott wird ſeine zeit finden, wenn er die Bepſtliche ab⸗
goͤtterey und vngebuͤrliche hoheit zu boden ſtoſſen, und die ge⸗
raubten Güter wider wird zerreiſſen laſſen, etc. Dauon iſt bie
- gnug geredt, vnſer bekentnis zu erholen. So viel aber Kir⸗
dengüter unter biefer Herrſchafft find, Stiffe, Kiöfter, Pre
benben, wit bie Herrſchafft diefelbigen nicht zerreiffen Laffen,
fondern dazu erhalten, das nach gelegenheit der Stedte und
Dörffer, daraus ber Vniuerſitet, und ben Kirchen, mit gutem -
Rat, zulag berorbnet werden, Denn dieſes ift Chriftlich, und
den gefchriebnen Rechten gemefs, das diefe Gaben, die vor
zeiten zu erhaltung der Chriftlichen Empter gedacht find, noch
zu erhaltung Chriftlicher Lere, Kirchen, Schulen, und Hofpi-
taln angewand werben, Bnd follen die Vifitatores von den Kir⸗
chen anzeigung thun, die fuͤrnemlich hülffe bedürfen, So ift
öffentlich da6 die Ordinatio mit dem Eramine alfo mus beftelt
werben, das man den armen DOrdinanden hülffe thue, die man
vffhalten und vnterweiſen mus, Denn dag Eramen und vnter⸗
weifung find body nötig, fo bedarff man zu den Eonfiftorien
und Vifitatio auch etwas ſtadlichs, mie alle verftendige mwiffen,
und dazu find erſtlich, die Biftumb mit gütern reichlich bega-
bet, und iſt feer vndillich, das die Bifchoff und Canonici die-
felbigen Clemoſynen jtzund vnnuͤtz verſchwenden, vnd die armen
verlaſſene Paſtores ſollen die arbeit mit der Ordinatio, Conſi⸗
ſtorien vnd Viſitatio tragen, vnd haben gleich wol nicht ſo viel,
als die notdurfft zu dieſen ſachen erfordert.
Derhatben ik der Herrſchafft wille und gemüt, zu diefer
notdurfft, die Stifft und Ktoftergüter an zuwenden, benn fie
erkent fich ſchuͤldig, den Ricchen huͤlff zu thun, Wie im Pros
pheten Eſaia capit. 49. gefchrieben ift, Die Könige werden
deine nehrer fein, und bie Königin, deine Seugammen, das iſt,
die Könige vnd Fuͤrſten follen die Kicchen als trewe Veter und
nehrer [hügen, vnd zum Predigampt unterhaltung verorbnen,
Der gleichen follen auch alle Stedte und ehrliche Regiment
trewlich förderung vnd huͤlff dazu thun, als jre Seugammen.
Dieſem Goͤttlichen befelh wil die Herrſchafft durch Gottes
gnade gehorſam ſein, vnd dieweil der Spruch von allen Re⸗
genten redet, ſollen die Stedte ſelb auch zu dieſem nuͤtzlichen
werck willig ſein.
Vnd ſol erſtlich in allen Stedten vnd Doͤrffern das Pfarr⸗
gut trewlich erhalten vnd gebeſſert werden.
Man fol auch alle Felertag in allen Pfarren, oͤffentlich in
deu, Kirchen ober vor der Eichen Elemofpnen famien, den ar
men Leuten nach gelegenheit damit zu helffen.
Weiter fol in jeder Stad Mein oder gros, durch ben Mat,
/ | —
187
fo geordnet werden, Nach dem Capellen, prebenden und Bruͤ⸗
derfchafften 2c. in den Stedten vor alters gewefen find, berfele
bigen einkomen fol alles in einen gemeinen Raften zu der Kir
chen baw, belohnung ber Diacon und Schulmelfter, vnd zu
Elemofynen fur die armen geſchlagen werden, Vnd follen trewe
Leut zur einnam, ausgab, vnd rechnung gewehlet werben. Ein
folcher Kaft fo er in vorrat komet, iſt ganger Stad tröftlich.
Darumb ob gleich Priuat perfonen in Stedten, Jus Patronas
tus an etlichen prebenden haben, follen fie dennoch ſolche pres
benden nicht zu fich zihen, und diefen gemeinen nug verhindern,
fo doch ſolche Prebenden zuuor von jren Eltern der Kirchen zus
geeignet gewefen, Wie auch die Herrfchafft felb die Stifft und
Kıöfter nicht zu fich zihen, fondern allein zu hülff den Kirchen,
Studien, Confiftorien, Ordination und Vifitation, bey famen
erhalten voll.
Vnd wolle ein jeber bedencken gemeinen nutz, vnd bie gnes
dige verheiffung vnſers Deren Chrifti, der fpricht, Wer dem
geringften unter den meinen einen trunck waffer gibet vmb
der Lere willen, dem wird folches belohnet werden, Diefe Vers
beiffung follen wir gros achten, und nicht zweiueln, Gott wolle
‚gegen folchen Elemoſynen, viel ftraffen lindern, und feine Ga⸗
ben reichlicher geben, follen alfo rechten glauben oben, vnd zu
diefer gemeinen hülff willig fein, Es wil auch die Derrfchafft
mit Gottes hülff, folche Chriftliche verordnungen gemeiner Kas
ften, ernftlich ſchuͤtzen und handhaben.
Auch fol der Rat in jeder Stab, im jar vier mal etlichen
trewen Mennern befelh thun, in allen heufern Elemofynen zum
gemeinem Kaften zu ſamlen, nemlich, am feft Natalis Chriftl,
am feit Refurrectionis, am fell Pentecofte, vnd vff den tag -
Michaelis, vnd follen die Leut zuuor durch den Paftor nach ber
predig vermanet werden, williglich und mildiglich zu geben,
Denn es ift ja billich unb Gottes wil, das ein jeder menfd zu
erhaltung der Chriftlichen Lere und verfamlung, fur fein per»
fon auch ein Hülff thue, und fich erzeige, das er Gott band
bar fey fur diefe aller gröfte Gaben, das er ſich geoffenbaret
bat, feinen Son gefand, gibet uns feine Lere, erhelt fchöne
verfamlung, vnd wil uns darin vnterweiſen laffen, vnd gne⸗
diglich erhören, etc. Vnd damit er ein ewige Kicche in diefem
Leben famle, erhelt er auch das Teiblich leben, narung und Res
giment etc.
Es follen auch bie Leut vleiffig vnd offt erinnert werben,
bieweil dieſe menfchlice Natur nicht allein zu biefem elenden
fterblichen Leben gefchaffen ift, fondern zu ewigem leben, darin
die beferten zu Gott, ewiglich das göttlich Wefen anfchawen,
vnd mit göttlicher Weisheit, Liecht und Gerechtigkeit erfüllet
werben, vnd dieweil der anfang nicht anders denn allein durch
das Predigampt und reihung der Sacrament, in diefem ſterb⸗
lichen Leben gefchehen wird, das fie diefe groffe Gottes gaben
betrachten wollen, die Kirchen empter lieben, vnd darin Gott
ond den Herm Chriftum preifen, vnd Bott bitten vmb erhal-
tung rechter Lere, und im danden als fur die höheften Gaben
off erden, fo die Derrfchafft zu diefem höheften Werd, geneigt
ift, das Gottes rechte erfentnis vnd anruffung gepflanget wird,
und wollen ein jeder felb nad) feinem vermögen, hülff dazu thun.
Diefes hat Gott felb offt befolhen, vnd gegen foldhen woltha⸗
ten gnediglic huͤlff in aller not verheiffen, wie er auch gewiss
ein gemeiner Kaft, das iſt ber Kicchen einkomen und vorcat als | Sich mit der that erzeiget, wie viel Erempel zu allen zeiten bes
x
128
weifen,, als der Widfrawen zu Sarepta, und bes Iöblichen
Mans Abdemelech, der etlich mal den Jeremiam errettet hat,
dauon Gott ſpricht, Wiewol Jeruſalem zerftört werden fol, fo
fol dennoch Abdemelech nicht vmbkomen, fondern erhalten wers
den etc. Wie gefchrieben flehet in Jeremia, im 39. Gapitel,
Vnd im Pfalmen 121. ift das Gebott und die Verheiffung zu
famen gefaffet, Ir folt Frieden und Heil wündfchen Jeruſalem,
1558. XCIV, Württembergifche Eheorbuung.
Vnd allen die Zerufalem lieben, wird Gott auch gläd und heil
geben. Diefes gefchihet gewislich alfo, ob fie gleich auch mit
der Kirchen das Creug tragen, und ein zeitlang leiden, fo ers
faren fie dennoch das fie von Gott nicht verlaffen find, vnd
diefen glauben follen wir alle in diefen wolthaten an ber Kirs
hen vben, Dazu uns der Herr Chriftus, der Son Gottes gne⸗
diglich mit feinem heiligen Geift flerden wolle, Amen.”
XOII.
Kirchenordnung, wie es inn des Durchleuchtigen Sochgebohrnen Fürſten und Serrn, Seren
Albrechts des Züngern, Marggrauen zv Brandenburg, zv Preußen zc. Fuͤrſtenthumb, Landt, Obrigkeit und Gebiet
mit ber Leer und Geremonien biß auff fernere Chriftliche Vergleichung gehalten werben fol. Gedrudt zu Leipzig
durch Wolff Günter. Fol.
Woͤrtlicher Abdrud der Nuͤrnb. K.⸗O. v. 3. 1533. (Nr. XLII.)
153533.
xXCW.
Württembergifche Eheordnung.
Die erfte Württemb. Ehe⸗O. f. oben Rr. LVII. Die
vorl. rührt von Brenz ber und ift von dem Juriſten
Sich ard begutachtet worden (vergl. Hartmann und
Jaͤger, Johann Brenz, Bd. II. ©. 243 ff.). Sie ift
aufgenommen in die große K.:D. von 1559. (Nr. CIX.) Wir
entlehnen fie aus Reyſcher's Sammlung ber Württ. Ge⸗
fege Bd. IV. ©. 85 ff. '
* *
Ordnung in Eefachen.
M. D. LIND.
Bon Gottes genaben, Wir Chriftoff, Hertzog zu
MWirtemberg und zu Ted, Graue zu Mümpelgart ꝛc. Embieten
allen und jeden vnnſern Räthen, Eerichtern, Ober, auch Vnder
Amptleüten, Pflegern , Verwefern, Kelleen, Caſtnern, Pfarr:
herrn, Schultheiffen, Gerichten, Räthen, und Vnderthonen,
Desgleihhen, allen Schirme verwandten vnnd andern zugehöris
gen, vnfers Fuͤrſtenthumbs, vnſern gruß, gnad, vnnd alles
guts, Vnd fuͤgen euͤch hiemit gnädiglich zumiffen. Als wir in
krafft unfers von Gott dem Herrn beuolhnen Ampts, zur fürs
derung feiner Almechtigkeit Göttlihen Namens, auch gemeines
nuge und geliebten fridens, vnſers Sürftenthumbs, deßgleichen
zuerhaltung gebürlicher gehorfam, Chriſtenlichs Erbars wandels
und lebens, auch zu möglicher abmendung aller hand ungebür-
licher ungehorfam, vnruw und befchwerungen, verfchiner zeit,
ein gemeine Landsordnung, in gedachten Vnſerm Fürften-
thumb im Truck außgeen, vnd darzu verfündigen laſſen, die
Wir auch, mit Gottes gnad, mit ernſt zuhandthaben gedencken.
Vnd wir aber darneben auch befunden, das die notdurfft erfor⸗
dern will, inn den Ee, als hochwichtigen ſachen, auch Gott dem
allmechtigen, zu lob vnd preiß, deßgleichen zu fuͤrderung des
gemeynen nutzes, Chriſtenliche, rechtmeſſige, vnnd billiche fuͤr⸗
ſehung zuthun, darmit der heilig von Gott dem Herrn, ſelbs
eingeſetzter Eeſtand, ſouil muͤglich, und an Vus iſt, Chriſten⸗
lic), auch wie ſich gebuͤrt, angefangen vnd erhalten, auch darzu
u
allerley ungättlichem, vnnd vnerbarem weſen getvert werde. So
haben Wir, in betrachtung ſolchs alles, nachuolgende Ordnung,
in Eeſachen, fuͤrgenommen.
Bon heimlicher vnordenlicher Eeuerpflihtung Ber Kinder, one
vorwiffen vnd willen der Eltern ober VBormindern.
Es tft maͤniglich Chriſtenlichs vnnd fonft erbars verftande,
kund vnnd offenbar, das die Ehrembietung vnd gehorſam der
Kinder, gegen jen Eltern, anfenglich menſchlicher Natur, als
ein Natuͤrlich Ewig, vnnd vnwandelbar recht eingebildet, vnd
hernach, in das Goͤttlich wort auch andere rechtgeſchaffne ſchriff⸗
ten außtruckenlich verfaſt, vnd verkuͤndigt.
Vnnd darzu auch vnuerborgen, das beide Moſes vnd Kai⸗
ſerliche recht, die bemelt Ehrembietung vnd gehorſame, nit al⸗
lein auff die euͤſſerlich, heuͤßlich Kinderzucht, fonder auch, auff
das Eelich verheyraten, verſtehn, deuͤten vnnd außlegen.
Es befindet ſich auch auß taͤglicher erfarung, Das der Alle
mechtig, den vngehorſam der Kinder, gegen jren Eltern, beuor⸗
ab, ſo die Kinder ſich, one vorwiſſen vnnd willen jrer Eltern,
mutwilliglich verheyraten, mit allerlei beſchwerlichen verderb⸗
lichem vngluͤck vnd plagen heimgeſucht.
Hierauf, dieweil auß Goͤttlicher Ordnung, vnd in krafft
Kat. geſchribner Recht, auch natürlicher erbar und billicheit,
darzu fehuldiger danckbarkeit nach, die Kinder, jren Eltern, ges
horſam fein, und fuͤrnemlich auch, mit jrem Rath verwiffen und
willen, vereelicht werden follen.
So ift in betrachtung jegangeregter, vnnd anderer mehr
Erbarer und Chriffenlicher, Vns darzu bewegenden vrſachen,
vnſer meinung, ordnung ond ernfllicher beuelch , Das fuͤrohin,
niemand, fo noch ander Vätterlichem gwalt ift, fi) one rath,
vorwiſſen vnd willen, feiner Eltern, Eelich verpflichten fol,
Im fall aber, das ein Kind, fo noch im Vaͤtterlichem gwalt,
one bewilligung feiner Eltern, fi wurd Eelich verpflichten,
2588. XCIV. Wärttemberglfche Epeorbaung. | 129
Alßdann, follen dieſelben perfonen, im fal two die Eltern darein
nit gehellen woͤlten, vor vnſern Pfarherrn in der Kirchen, nit
anf geräfft noch eingefegnet, Sonder für vnfere Eerichter,
hierinn ordenlichen rechtmeſſigen befcheid und erkanntnuß zuers
‚ gewifen werben.
Vnd fo fich befinden murde, das das Kind fich vnbedaͤcht⸗
lich, oder one alte vechtmeffige billiche drſachen, allein auß mut⸗
willigem ungehorfam , und hinderliftiglich, vermeintlich Eelich
verfprochen bett, fo woͤllen mir diefelben beide ungehorfame vnd
mutwillige Manns unnd Sramenperfonen, an leib, oder gut,
nad) geſtalt der fachen, ernſtlich ſtraffen laſſen, unnd ſouil defto
ernſtlicher mehr wa neben folcher ungehorfame, auch die beis
ſchlaffung ſchwechung oder ſchwengerung geuolgt mere.
Vnnd follen ſich hierinn vnſere verordnete Eerichter, in er»
kanntnuß der vermeinten Eeverpflichtung, nach außweiſung heis
liger gefchrifft, auch Keiferlichen gefchribnen Rechten, halten,
‚fprechen, vnd vrtheiln.
Wir woͤllen auch alle die jhenigen, ſo zu der Kinder obge⸗
melten vngehorſamen vnd vnrechtmeſſigen Eeverlobungen ge⸗
rathen, oder jnen in ainicherlei weiß, hinder den Eltern geholf⸗
fen haben ; nach vermoͤg vnſer Landsordnung, die Kupler und
Kuplerin ıc. belangend, ernſtlich ſtraffen laſſen.
Darneben aber woͤllen wir auch von Oberkeit wegen, vnd
als der Landsfuͤrſt, die Eltern, jrs ampts, gewiſſen, vnnd ſeelen
ſeligkeit, fleifſtg vnd gnaͤdiglich erinnert Haben, das fie mit ver:
eelichen jter Kinder, die erber vnnd billicheit bedencken, vnd ge⸗
farlicher oder eigennutziger weiß, in die harr, one merckliche,
rechtmeſſige orfachen, gemelte verheyratung nit verziehen, Dann
ma ſich das befünde, fo ſeien Wir entfchloffen, folchen unudt:
terlichen, onerbarn vnnd gefarlichen verzug, der gebuͤt nach, mit
ernit ſtraffen zulaffen-
Was Wir auch hie, von ber Kinder gehorſam, gegen ben
Eltern, in Eenerpflichtungen, ordnen und beuelhen, das wöllen
Mir auch, von den Waifen, gegen jren Ordenlihen Vormuͤn⸗
dern, vnd nächfigefipten verwandten, doch mit der maß, wie es
von gemeinen Katferlichen gefchribnen Rechten bedacht, vetſtan⸗
den haben.
Ben Geuwerpfligtung deren perfonen, fo sit unber der Gltern oder
Vormünder gewals feien.
As offtermals andere perfonen, fo nit mer in Dätterlichem
gwalt, oder verpflegt feien, one beifein anderer perfonen allein
vnd heimlid, einander die Ee verloben,, auß woͤlchem aber, wie
Wir in glaubwirdiger erfarung vilfeltig befunden, grewliche
ſchwere maynaid, unnd ſonſt vil mercklicher treffenlicher geoffer
nachtheil, ſchaden vnnd vnrath in vil weg etwachſſen. Solche,
ſouil muͤglich zufuͤrkommen, So iſt vnſer meinung vnd beuelch,
Das hinfuͤrter, wann ſolche perfonen (die gleichwol, wie gehoͤrt,
nit mer vnder Vaͤtterlichem gwalt, oder Vormuͤndern ſeien) ſich
mit einander Eelich verheyraten woͤllen, das alßdann dieſelben
zu ſolcher Eeuerlobung, zum wenigſten zwu erber-tedlich vnpar⸗
teifch perſonen nemen ſollen, duch woͤlche ſolche Eeuerpflich⸗
tung, im fall der notturfft, gnugfam vnd rechtmeſſiglich möge
bavifen werden, Souet es aber nit geſchehe, und es trüge fich
zu, das einer ober eine, Das ander vmb die Ee rechtlich anfech-
ten, vnnd aber auß mangel der zeigen, fo darbei geweſt, ſolchs
nit, wie ſich zw recht gebürt, erſtatten moͤcht, fonder die ange
U.
)
im beitten geab, ber Mag ober
fprochen perfon, wurde mit recht, der Ee halben, ledig erkenne,
fo wöllen wir diefelben Manns oder Weibs perfonen, fo im
Rechten vertüftig worden, über die getwonlichen gerichts coſten,
(daruon hernach meldung geichehen foll) nach gelegenheit ber
perfonen, vnd anderer vmbſtend, ftraffen Laffen.
Wa auch in einicher obgemelter fleittinen Eefachen, die
Eeuerlobung und darzu ſchwengerung, oder zum wentaften bei⸗
fchlaffen oder ſchwechung bekannt, oder ſonſt bewifen, vnd aber
folche angezogne Ee auß einicher vrſach wit zugelaflen wurde,
Alßdann foll die Mannsperſon, von wegen folcher ſchwenge⸗
rung, ſchwechung oder beifchlaffen® alfo bald ein Monat lang,
im Turn an boden gelegt, vnd auff fein coften mit waſſer und
brot gefpeißt, auch die Fraw vierzehen tag, in einer Frawenge⸗
fendnuß gefteaft, und doch jr forderung, von wegen ber ſchwe⸗
hung onnd ſchwengerung, ſampt ober fondeslich vorbehalten
fein.
Vnd wann gleich ein folche firittige Ee von vnſetn Eerich⸗
ter vnd Raͤthen zugelafien wurde, So follen fie doch Beide, von
wegen des heimlichen beifchtaffene, vor zulaffung der Ce, md
auch dem Kirchgang, geftrafft werden, naͤmlich die Mannspers
fon acht tag In Turn, an boden, mit Waſſer und Brot, und
die Sram vier tag, in ein Frawengefencknuß gelegt werden, onb
darzu jnen beiden Spil oder Geſt, auff ber Hochzeit zuhaben,
oder jr ein Erenglin zum Kirchgang zutragen, verbotten fein.
So. aber die Ee nit bekannt, ober fonft bewiſen wurde,
fonder allen das beifchlaffen,, alßdann, ſoll die klagend Perſon
dem antwurter in Coſten vnd fehäden fällig erkennt, und darzu
der Dann vierzehen tag, im Turn an boden, mit Waffer vnnd
Brot, und die Fraw acht tag, in einer Sramengefendinuß, ge⸗
firafft werben. | |
Bon ber Stop vnd Magfcbafft.
Nach dem es ſich ein zeitlang je lenger je mehr zugetragen,
das etlich vnuerſchempt perfonen, ungeachtet, das fie mit Sipp⸗
fchafft oder Magſchafft, einander detmaſſen verwandt, das fie |
göttlicher auch natuͤrlicher zucht und Erbarkeit, oder ſonſt redjte
meffiger fagungen halben, kein rechte, orbenlicye vnd Goͤttliche
&e miteinander beſitzen mögen, fich Eelich zufamen zuuerpflich-
ten, onderftanden, woͤlchs dann vor Gott grewlich, vnd abſcheuͤch⸗
lich, auch darauß vil ergernuß, vnd ſonſt aller hand vnrath
eruolgt.
Sp iſt deßhalben vunfer ernſtlicher will, meinung und be⸗
uelch, wölchen perfonen,, das Goͤttlich, natürlich gefab, auch
Keiferliche geſchribne Hecht, von wegen der Stppfchafft oder
Magſchafft Die Ee verbisten, das diefelben, keins wege, bet vers:
meidung der ernſtlichen ftraff, ſo derhulben bie gemeine geſchribne
Recht, dem übdertretter aufferlegen, fich zuſamen Eelich zuuer⸗
pflihten, underfleen follen.
Bd diaweil in ber Eenerlobung, nit allen, was freigelafs
fen, fonder and) was gebürlich, und ein wölftand iſt, angefehen
merden foll, So ift ferner, in betrachtung vilerlet vns darzu
bewegenden vrfachen, unfer meinung vnd beuelch, das fuͤrohin
alle die perfonen, fo im andern und dritten grad der Sippſchafft
vnd blut verwandtnuß, ats geſchwiſterigete Kinder, und Kinds⸗
kinder, dergleichen iter Vatter und Mutter halben, in gleichem.
obern, vnd undern grad zugethonen Vettern, vnd Bafen, oder.
ſhagerſchaſt, als des abge⸗
1
%
130
ſtorben Weibs oder Manns, im andern grad Blutsuerwandten
in der ungleichen Linien, einander verwandt feien, bei vermeis
dung onfer ungnab, auch ernftlicher ſtraff, fich keins wegs mit
einander Eelich verloben, ober noch weniger beieinander fchlafs
fen follen. .
Wa aber jemands Vnſerer Underthonen, fid) hierinn vnge⸗
borfamlich, halten mwürbe, alßdann follen diefelben partheien,
von vnſern Pfarheren nit verfündigt , noch eingefegnet, fonder
für vnſer Eerichter und Raͤthe, ein gebürlichen beſcheid zuerhos
Ien, gewiſen werben, vnnd fo von ben partheien, obgehörter ge:
ſtalt, offenbarlich, und wiſſentlich, wider natürlich erbarkeit,
vnd rechtmeſſige ſatzungen gehandlet worden were, woͤllen wir
vns hiermit dieſelben perſonen, gantz ernſtlich, nach geſtalt der
ſachen, zuſtrafen vorbehalten haben.
Keinem ſoll auch zugelaſſen werden, ſein angenommen
aboptiert Kind, oder das er auß dem Tauff gehaben, noch auch
das in feiner verpflegung ober beuogtung iſt, jme ſelbſt, oder
ſein, des Pflegers oder Vormuͤnders Son oder Tochter, anderſt,
dann bie recht zulaſſen, bei vnſer vngnad vnd ſtraff, zuuer⸗
eelichen.
Da ſich auch begeben wurde, das ein Jungfraw oder Fraw
von einem, mit liften, trug, oder ander hinderfuͤrungen, per-
suasionibus et inductionibus, one oder mit gwalt, per raptum,
heimlicher oder truglicher weiß, weg gefürt, vnd ſolchs vor vn⸗
fern Eerichter und Mäthen beigebracht wurde, Alßdann foll nit
allein zwiſchen folchen perfonen, feine Ee erkennt, fonder auch
der fo gehörter maſſen raptum begangen, in gemeiner Recht
vnd vnſer ernftliche ſtraff gefallen fein, woͤlche Wir auch an
folhem übelthäter, nach geftalt unnd gelegenheit der übertret-
tung, an leib oder leben, mit rechtlicher erfanntnuß, volſtrecken
laſſen woͤllen.
Bon Eeſchidung bed Eebruchs halben.
Ä Nach dem etlich Eegemecht, fo von wegen bes begangnen
Eebruchs, durch unfere geordnete Eerichter und Räth, von eins
ander gefcheiden ſeien, fich eigen willens nach der ſchidung ans
derwerts zuuerheyraten, fürnemen, So ift vnſer ernftlicher will
vnnd meinung, das hinfüro Bein gefchiden Eegemecht, fich eis
gens gefallens widerumb verheprate, fonder, fo es deßhalben
befchwerb tragen wurde, ſolchs vnſern Eerichtern fürbringen,
vnnd von inen deßhalb befcheids erwarten.
Es foll auch der ftraff halben gegen der Eebrüchigen perfon,
vermög vnſer außgetündten Landeorbnung mit des Ampts ver⸗
weiſung, fo lang das vunfchuldig, vnuerheyrat bleibt, gehalten
werden, im fall aber, da das vnſchuldig den andern heyrat, auß
billichen Eehafften vrfachen von vnſern Eerichtern erlangen,
vnd ſich widerumb verheyraten wurd, foll das ſchuldig des Lands
verwifen werden, vnd nichts deſtweniger dem unfchulbigen fein
forderung, von verwürdung wegen des Eebrüchigen gute gegen
dem fchuldigen vor dem ordenlichen gericht, in alweg außzu⸗
füren, vorbehalten fein. |
Doc wa bie Eeleht, auß einicher obgemelter vrfach, mit
der vrteil gefcheiden werben, fo mögen fie ſich wol miteinander,
wiberumb Chriſtenlich verfönen, vnnd einander Eeliche beiwonung
thun, darinn unfer Amptleuͤt, allen müglichen fleiß fürwenden
lien.
" Be auch das vnſchuldig Eegemecht, in ſchwebendem Rech
1558. xcıv. Württembergtiiche Eheorbuung:
ten und ehe bie end vrtheil ergeet, auch Eebruͤchig, vnd ſolchs
beroifen wurde, alßdann follen fie beide Eegemecht nit geſchei⸗
den, fonder die instantia gefallen, auch fie beide einander, wi⸗
berumb Eeliche beiwonung zuthun, ſchuldig fein, und nicht deſt
weniger, fie beide, vermög vnſer Landsordnung, geftrafft werben.
Bon verfünung und snfamenthäbigung ber Celeüt.
Es tregt ſich auch täglich, vnd an vil orten zu, das ein
vngeſchickt Eegemecht, gegen dem andern oder ſie beide gegen
einander groſſen vnwillen, neid, haſs, grimmen, vnd vn⸗
freuͤndtſchafft gefaßt damit nit nachlaſſen, ſonder Eeliche bei⸗
wonung, nit haben noch pflegen woͤllen, Darinn ſollen jedes
orts Amptleuͤt vnd Gericht, auch Eerichter vnd Raͤth, ſo diſe
vnd dergleichen ſachen, fuͤr ſie gebracht, allen muͤglichen fleiß
ankern, vnd ernſtlich handlung fürnemen, die verworne Eeleht,
auch wa das nutzlich, vnd erſchießlich, durch Turn oder ander
gebuͤrende ſtraff, in freuͤndtſchafft zubringen, auff das die Hei⸗
lig Ee vnnd band, nit zertrennt, ſonder in gutem willen vnnd
Goͤttlichem beuelch bleibe, vnd das der Mann gedenck, wie das
Weib jme von Bott, zu einem gehilffen geordnet, und bie
Tram, das der Mann jr, zu einem haupt und Deren geſetzt feie,
doch, das je eins das ander, als feinen eignen leib, Lieb habe.
Von Eeſchidung bes hinweglauffens, ober anberer vriachen halben.
Als ſich biß anher offtermals zugetragen, das ein Eeges
mecht, von dem andern hinweg gezogen, und etlich zeit hernach,
die bleibend perfon, fich anderwerts widerumb vereeliht, vnd
etwan das beifchlaffen, auch zu zeiten bie fchwengerung hernach
geuolgt, Ob gleich das beliben Eegemecht, nit grundtlich ge
wüßt oder glaubwirdig beweifen kuͤnden, das fein hingezogner
abmefender Eegemahel, mit Tod abgangen geweſen oder-nit,
auch zu zeiten, Tolcher hingezogner Eegemahel, hernach wider:
umb anhaimifch kommen, Darauf dann allerlei vnrath, vnruw
vnd weiterung erwachſen.
Es begibt ſich auch, das etlich ſich anderer vermeinter vr⸗
ſachen halben, bei leben jres vorigen Eegemahels, anderwerts,
eigens gefallens zuuerheyraten vnderſteen, Solchem fraͤuel, vnd
leichtuertigem, ergerlichem leben, ſouil moͤglich, vnd an vns,
zubegegnen, ſo iſt vnſer will, meinung vnd beuelch, das in
kuͤnfftigzeit, kein Manns oder Frawen perſon, in abweſen ſeins
Eegemahels, one erlaubnuß vnſer Eerichter vnd Raͤthe, ſich
anderwerts verheyraten, oder noch weniger beiſchlaffen ſoll, bei
ſtraff, leibs vnd guts, nach geſtalt der ſachen.
Wir woͤllen auch hiemit allen Pfarherrn, mit ernſt beuo⸗
lhen haben, dergleichen perſonen, auff der Cantzel nit zuuer⸗
kuͤndigen, oder auch vor der Gemein, ein ſolliche Ee, nit zube⸗
ftätigen, fonder, vnſern Amptlehten anzuzeigen, die es ale:
dann, one verzug, an vnſer Eerichter vnnd Raͤth follen gelan=
gen laffen.
Von Gerichts euften.
Dieweil in vil geringern, dann ſolchen Eehandlungen, nach
innhalt gemeiner gefchriben Rechten, ein jede parthet, fo fraͤuen⸗
lich, und vnbillicher weiß, den andern in coften vnnd fchaden
einfürt, den felben zumiber legen fchuldig im fal dann, da in
ſolchen ftrittigen Eeſachen, jemands, wider einichen puncten,
obberürter vnſer Orbnung handien, vnd fonbderlicd auch ein
parthei die ander vmb die Ee beklagen, auch fein Flag zu recht,
1558. XCvV. Württembergifche Kirchenordunng.
gnug nit beweifen, ober ſonſt in ander weg fein gegentheil, in
onbillichen coften und ſchaden einfüren wurde.
So ift folhem mutwillen vnnd fräuel zubegegnen, vnſer
will, mainung und beuelch, das vnſere geordnete Eerichter vnnd
Raͤth gemeinlich , in allen Eefachen neben andern peenen, wie
oben erzelt, die verlüftige Parthey, der obfigenden, ſtracks, in
eoften vnd ſchaͤden fällig erfennen, Es weren dann treffenlich
bewegend vrſachen vorhanden, ſo Compensation oder verglei⸗
chung beiderſeits, auffgeloffner coſten zulaſſen oder erfordern.
Wa auch andere Eeſachen (darinn obgehoͤrter geſtalt nit
außtruckenliche fuͤrſehung beſchehen iſt) fuͤr vnſere Raͤth vnd
Eerichter gebracht wurden, Alßdann iſt vnſer will, vnd beuelch,
das dieſelben Eeſachen, nach dem heiligen Gottes wort, vnnd
den gemeinen geſchribnen Keiſerlichen Rechten erledigt werden.
Vnd gebieten hierauff, Euch allen, vnnd einem jeden in
ſonderheit hiermit ernſtlich, vnnd woͤllen, das jr obgehoͤrter vn⸗
ſer Ee Ordnung, ſouil ſie einen jeden belangen mag, fleiſſig
vnd gehorſamlich nachkommen, auch hierinn gar niemands ver⸗
131
fhonen , vnd fonderlich wol bedenden, auch zu hertzen fürn,
das jr dem Allmechtigen Herrn Gott, ein fondern gefelligen
dienft beweifen, fo je mit Chriſtenlichem epfer, helffen befuͤr⸗
dern, das der heilig, von feiner Allmechtigkeit felbs eingefegt
Eeftand, wie ſich gebürt, angefangen, und erhalten werde, Das
mit auch ſolchs defto ftatlicher befchehen mög, unnd ſich niemande
einicher vnwiſſenheit entfchuldigen kuͤnde.
So ift vnſer meinung, dag jr die Pfarherrn all, dife €
Ordnung jedes jars, vier mal, an der angel, verftendtlich vers
leſen, auch ma von nöten, vnd fonberlich, Die ateinifche wort
auflegen, vnnd fo jr das thun wöllen, ſolchs allmegen den naͤch⸗
ften Sontag daruor, gleich nad) end der predig, dem vold ans
zeigen, mit onugfamer vermanung,, auff den beflimpten Son»
tag hernach, zuuerlefung folcher Ee Ordnung fleiffig zulommen.
Doch behalten Wir uns hiemit beuor, diß unfer Ce Ord⸗
nung, in einem jeben puncten, nad) geftalt ond gelegenheit ber
fachen, wie vns jederzeit, für notwendig anfehen wuͤrdt, zuleuͤ⸗
teen, zumindern, zuͤmehrn, oder gar abzuthun. Datum Tuͤ⸗
bingen ben erften Tag Januarij, Anno ıc. 1553.
xXCV.
Kirchenordnung, wie es mit der Leere vnd Geremonien, im Fürftentbumb Wirtemberg
angericht ond gehalten werben fol. Getrucdt zu Zübingen, durh Vlrich Morhart, Anno MDLIN. 12 8. kl. 8.
Die folg. von Brenz verfaßte K.⸗O. wirb in dem ein-
leitenden Mandate als eine Declaration der erften Wuͤrt⸗
temberg. K-D. des Herz. Ulrich bezeichnet. Sie entlehnt
jeboh aus der Tegtern nur einzelne Stüde. Anderes hat
fie aus der 8.0. für Schw.=:Hall. Im 3. 1555 ers
fchien fie in einer zweiten, ganz gleichlautenden Ausgabe,
und dann dfter (vergi. Eifenlohr, Wuͤrtt. Kirchengef.
Bd. I. S. 99). Bollſtaͤndig fteht fie auch in der großen
K.⸗O. von 1559. (Nr. CIX.) Ueber ihre Webertragung
in andre Länder f. Sattler, Gefch. des Herz. Würs
temb., ®. IV. &. 123, und unten die Bemerk. zu ber
Pfalz⸗Neub. (1554), Bad. (1556. 1598), Mömpel:
gart. 8.:D. (1560).
* * *
Von ber leer und Predig.
„Das goͤttlich wort vnd himmeliſche leer zupredigen, iſt
nit auß menſchlichem gut beduncken, erfunden vnd bedacht, ſon⸗
der von vnſerm Herrn Gott ſelbſt geſtifft vnnd verordnet, Es
iſt auch von Gott ſo theuͤr vnd hochwichtig geachtet worden, das
ſich diſes Ampts fein goͤttlich Maieſtat, anfengklich ſelbs vn⸗
derfangen, hernach zu zeiten den Engeln, vnd dann den heili⸗
gen Patriarchen vnd Propheten, auch ſeinem eingebornen ſon
vnſerm lieben herrn Jeſu Chriſto, da er menſch iſt worden,
vnd deſſelben Apoſteln zuuerrichten auferlegt vnd beuolhen hat.
Die ſumma aber der rechten warhafftigen Goͤttlichen, him⸗
meliſchen vnd einig ſeeligmachenden leer, ſo von anfang der
welt here, in ber kirchen oder verſamlung Gottes volck, auff
erden gehbtundgetriben, auch noch biß zu end der melt, in übung
bleiben fol und muß, befteet darauf, Nämlich das Gott bie
weit, wie Chriftus felbe leeret, alfo geliebt hat, das er feinen
einigen Son gabe, auff das alle die an jn glauben nicht verlo=
zen werden, fonber das ewig leben haben. Vnd'wie Paulus
ſchreibt, Gott hat uns feelig gemacht und beruffen, mit einem
heiligen beruff, nicht nach vnſern werden, fonder nad) feinem
fürfag ond gnad, bie uns gegeben iſt in Chriſto Sefu, vor der
zeit der welt, jeg aber offenbaret, durch die erfcheinung vnſers
heilands Jeſu Chrifti, der dem tod die macht hat genommen,
und das leben auch vnuergengklich wefen, an das liecht bracht,
durch das Euangelion, und hernach vernner, wir warn auch
weiland vnweiß, ungehorfam, jerig, dienend den lüften, vnd
mancherlei wolluften, vnd wandelten in boßheiten vnd neid,
vnd haffeten vns ondereinander. Da aber erfchein bie freuͤnt⸗
licheit und holdſeligkeit Gottes vnſers heilande, nicht vmb der
werd willen der gerechtigkeit, die wir gethon hetten, Sonder
nad) feiner barmhertzigkeit macht er vns feelig, durch das bab
der twidergeburt, und erneuͤwerung bes heiligen geifts, welchen
er außgoffen hat über uns reichlich, durch Jeſum Chriftum
onfern heilandt, auff das mir durch deßſelben gnad, gerecht
vnd erben feien des ewigen lebens, nach der hoffnung.
Das ift die fumma und das hauptſtuck, dahin alle andere
Capita der rechten himmelifchen und Göttlichen leer, von Gott,
von gottes gſatz, von ber fünd, von bem Euangelio, von ben
Sacramenten, vom glauben, von ber gerechtigkeit, von gutten
werden, von gefchefften eins jetlichen Chriftlichen ſtands vnd
beruffs, von vrftend der tobten, von ewiger feeligkeit, vnnd kurtz⸗
lich von allen nuglichen und notwendigen ſtucken vnſerer einigen
rechten, warhafftigen, Chriftlichen Religion endtlich gericht vnd
geleittet werben. . ’
Nun ift die bemelt leer, und was derfelben anhengig, in der
heiligen göttlichen fchrifft, Nämlich in der fchrifft der Heiligen
Propheten und Apofteln, fo genannt würbt die Biblia, alts und
neuͤwes Teſtaments, dermaſſen fo gnugfam verfaßt, begriffen,
außgefürt , erklärt, und mit göttlichen himmelifchen wunder:
zeichen verfichert und beftätigt, das auch ein Engel von him⸗
17 *
132
mel, fo er anderſt dann bie jeg bemelte fchrifft außweiſet, predi⸗
get, verflucht fein folt.
Hierauf follen die Pfarrer, Prediger und ander Firchens
biener, fo das leer ampt füren, allen jren müglichen fleiß, fo
tags fo nachts, mit ernfllicher anrüffung Gottes, babin richten.
ond menden, das fie die fchrifft der heiligen Propheten unnd
Apofteln, empfiglich lefen, vecht verfteen, und alle jre prebig in leer
ermanen vnd ftraffen, darauff und darauf gründen und beftätigen.
Vnd dieweil nach ber. Apoftel zeit, etlich heilig vaͤtter, in
ſachen vnfer Chriſtlich Religion belangend, auch gefchriben
haben, wiewol fie mit jren fchrifften der kirchen jres fleiß zu:
dienen, Chriftlich gefinnet auch allerlei jrrthumb, fo ſich wider
bie recht Prophetifch und Apoſtoliſch Leer einreiffen molt, jres
befiten vermügens durch Gottes gnab begegnet und gemehret,
und der rechten warhafftigen leer gute Euntfchafft geben haben,
derohalben jre fchrifften ehrlich gehalten, und zur gelegenheit
fleiſſig gelefen werden follen , jedoch follen diefelben fchrifft der
vätter der heiligen Prophetifchen und Apoftolifchen fchrifft
nicht gleicher Autoritet, und anſehens geacht. Sonder fouil
(sie fie ſelbs erfordern) daruon gehalten werden, fouil fie mit
Fundtfchafft der Propheten, vnnd Apofteln fchrifft erweifen und
barbringen mögen. '
Nachdem auch ſich biß anher allerlei mißuerftand und jrr⸗
thumb in mancherlei artickel vnnd Capiteln, die leer vnſerer
rechten warhafftigen Chriſtlichen religion betreffend, in der kir⸗
chen zugetragen. Vnd aber dieſelben jrrthumb, in der Augſ⸗
purgiſchen, auch in vnſer Confeſſion, ſo wir zu Triendt uͤber⸗
antwurten haben laſſen, kurtzlich vermeldet, vnd mit grundtlicher
zeuͤgnus der heiligen Prophetiſchen vnnd Apoſtoliſchen ſchrifft,
auch mit kundtſchafft der rechten Catholiſchen kirchen, verworf⸗
fen vnd widerlegt, vnd darneben die recht heilſam Chriſtlich
leer, angezeigt. So woͤllen vnd erfordern wir das vnſere Pfar⸗
her, Prediger, vnd andere vnſere kirchendiener jre leer vnd kir⸗
chen handlung in den zwiſpaltigen auch andern puncten, nach
innhalt anweiſung vnd erklaͤrung, der bemelten zweyen Con⸗
feſſion verrichten vnd volnziehen.”
Bon dem Tauff.
„Wiewol zu difer zeit nicht vil alt menfchen, fonder zum
mererteil finder getaufft, wie e8 dann audy recht und Chriſtlich
ift, das die kinder getaufft werden, jedoch fo man recht zu ber-
gen faffet, von wen der Tauff gefliffe und eingefegt, auch was
groffe gutthat uns auf Gottes gnaden durch den Tauff ange:
botten, vnd übergeben, fo wuͤrdt er on allen zweifel für Fein
liederlich Finderfpil, fonder für den hochwichtigſten treffenlich⸗
ſten werckzeuͤg einen, dardurch ber heilig geift in uns krefftig
und thätig gehalten. Dann nachdem ber Tauff, durch den
Teuͤffer Johannem, auß Gottes beruff angefangen, hat der
Son Gottes vnſer Lieber Here Jeſus Chriftus, den felben
nicht allein ſelbs empfangen, fonder auch beftätigt und beuolhen,
das er für vnd für in der kirchen biß zu end der welt, gehalten
und gebraucht werden fell. |
Vnd dieweil S. Paulus bezeugt, das wir mit Chrifto in
dem tod, durch den tauff begraben, auff das gleich wie Chriftus
iſt aufferftanden, von den todten, durch bie herrligkeit des
Vatters. Alfo follen auch wir in einem neüwen leben wan⸗
dein, das auch die fo getaufft werben, Chriſtum anziehen, vnd
1558. XOV. Württembergifche Kirchenoriunug.
das der tauff fei ein bad der widergeburt der ralnigung und ber
erneümerung des heiligen geifts, fo Fan man ſich darauß wol
erinnern, das er fei ein göttliche Ceremonia und heilig Sacra⸗
ment, dardurch wir unfers beruffs zur kindtfchafft Gottes vers
gwißt, ond indie poffefs der ewigen himeliſchen gütter eingeſetzt
werben, dann wiewol nicht alle fo getaufft, die ewig feligkeit
ererben, fo geſchicht doch das felb nicht auß mangel des tauffs
und beruffi gottes, fonder auß mangel deren, fo ſich des tauffs
nicht mit vechtem vertrauwen, in ben Deren Chriflum durch
fein Evangelium, gebrauchen. Darumb nad) dem fo vil an
bem Chriftlichen tauff gelegen, das wir uns fein in ben aller
gröften vnd fchweriften anfechtungen, fuͤrnemlich von der ewi⸗
gen fürfehung Gottes behelffen, vnd vertröften mögen und
follen. - So ift kein mühe zufparen, darmit er Chriſtlich ges
halten, aufgeteilt und empfangen merbe.
Vnd anfengklich fol der Widertehffer jrrthumb, fo ben
jungen vnd noch vnmuͤndigen Eindern den tauff abgefchlagen,
genglid) verworffen fein. Sonder bie kinder als bie nicht der
geringſt teil Gottes volck fein, ſolen vermüg Göttliche Worts,
vnd ordnung getaufft werben.
Vnd wiewol vor zeiten in ber erften Kichen, nur zwo
zeit im jar, namlich Oftern vnd Pfingſten zutauffen verordnet.
Jedoch nachdem ber Son Gottes, vnd feine Apofteln Fein fon«
derliche zeit hierinn beftimpt, fonder der Kirchen jre freiheit ges
laſſen, auch vil Binder jver ſchwachheit halber, bie obbeftimpten
zeit des Tauffs, nicht erreichen möchten. So wöllen wir auß
difen und andern hochwichtigen vrfachen, das die kinder zu jeder
gebürlichen zeit, fo es von jrentwegen ordenlich begert, und fie
fürgebracht getaufft werben. Jedoch achten wir es für nutz⸗
licher das bie kinder aufferhalb der nott jrer ſchwacheit, nicht
zur zeit, da Bein Kirchen verfamlung vorhanden, Sonder auff
den Sontag oder andere Feiertag, oder auff den werdtag, ba
predig gehalten, und ein menge des volcks in ber kirchen bei⸗
einander. verfamlet, zutauffen fürgetragen werden barmit mes
nigklich bei dem Finder tauff, nicht allein des gebrauchs und
nugung des tauffs erinnert, fonder auch Gottes namen über
das Find anzurüffen, und dem kind vmb ein rechten Chriftlis
chen glauben, der jm zu rechter entpfahung des tauffs und zur
feligkeit nöttig, zubitten, ermanet und bewegt wurben.
Wir wöllen aber hiemit niemande geftatt haben, das er
mit [eins kinds tauff, auß verachtung gfarlicher weiß vnnd jrri⸗
ger vnchriſtenlicher melnung, in die lenge verziehe, dann we fols
lichs gefchehe, gebenden mir dafjelb nad) gelegenhett bes han⸗
dels ernſtlich zuſtraffen. |
Darnach fol auch fürnemlich hierinn bedacht werben, das
die Substantia, oder das weſenlich ftud eins rechten Chrift-
lichen tauffs, nicht an der menge vnd vile der Geremonien, fo
vor difer zeit bei dem tauff im brauch geweſen, fonber fürs
nemlidy an bem gelegen fei, das bee Tauff gereichet werde, im
namen Gott des Vatters, und des Sons vnd bes heiligen:
geiſts. Darumb alle Lectiones vermanung vnd gebett, bei
dem Zauff dahin gerichtet werben follen, das diſes wefenlich ſtuck
recht veritanden und gebraucht werbe.
Das aber das Find im Tauffen tan oder außgemwidelt, ein
oder drey mal begoffen, In das waſſer eingedaucht, oder mit
waſſer befprengt werbe, ift an jm felb6 mittelmdfiig. . Jedoch
dieweil in ber kirchen alles ordenlich und zur befferung geſche⸗
1553. XOV. Wuͤrttembergiſche Kirchenordnung ·
ben ſoll, haben wir für mutzlich bedacht, das die kindlin außge⸗
wickelt, doch allerlei gefar zuuerhuͤten, nicht Ins waſſer gebaucht,
fonder mit bem maffer .alfo nadend begoffen werden, es were
dann fach das das Find fo ſchwach, das es ben lufft ober kelte
nicht wol leiden möchte, alsdann mage es eingewidelt wol ge⸗
taufft werden.
Es foll auch beid von ben Eltern und Pfarher fürfehung
gefchehen, das zu Geuattern bes kinds tauff nicht leichtuertig
perfonen, fo in offenlichen laſtern unbußfertig verhafft, ſonder
ehrlich und gotsföcchtig let angenommen werden , darmit nit
duch der Geuattern vnerberkeit das heilig Sacrament bed
Tauffs, vor ber kirchen geſchendet werde.
Hierauff fol nachuolgende Ordnung im tauff gehalten
werben.
Erſtlich frage der kirchendiener, wie man bas Find nennen
woͤll, und ob e8 nitjachtaufft fet, fo es num nicht jachtaufft ift, |
fpreche er alfo.”
Sorsı bes tauffs.
„Ss ift ons hie ein kindlin fürgetragen, und von feinets
wegen begert, das es dem gebett gemeiner Chriftenlichen kir⸗
hen beuolben, und nach ordnung vnd einfagung Jeſu Chriftt
getaufft werde. |
Damit wir aber bericht empfangen, auf mas grund goͤtt⸗
licher fehrifft wir und bes kindlins annemen, und durch das
gebett Gottes angefiht färftellen, auch im vmb bie gnab und
gab bes tauffs bitten follen. So laßt uns hören das Euan-
gelion von ben kindlin wie es Marcus am r. befchriben hat.
Bu ber zeit brachten fie kindlin zu Jeſu ıc. |
Lieben freuͤnd, wir hören auf difem Euangelto wie freünt-
lich fi der Son Gottes, unfer lieber Herr Jeſus Chriftus,
gegen ben kindlin ſtellet, darmit er offentlich und gwißlich zus
uerftehen gibt, in was groffer not und gfar, die armen kindlin
fteden, vnd das fie Darauf on fein fonderlich grad und barm⸗
hertzigkeit, nicht erlöfet werben mögen, Dann wir hören auch
ſonſt täglich auß Gottes Wort, erfarens auch beid an unferm
leben und flerben, das wir von Adam her alle fampt, in ſuͤn⸗
den empfangen vnd geborn werben , barinnen dann wir under
Gottes zom in ewigkeit verbampt und verlorn fein müßten,
wa uns nicht durch ben eingebornen Son Gottes onfern lieben
Herm Jeſum Chriſtum, darauf geholffen were.
Diemeis dann diſes gegenwärtig kindlin in feiner natur,
mit gleicher fünde, inmaſſen tote wir auch vergiftet vnd ver-
unreinigt, tft, darumb es auch bes ewigen tods und verbanınus
fein, und bleiben müßte.
Vnd aber Gott ber Vatter aller gnaben und barmhergige
keit, feinen Son Cheiftum der gangen welt, und alfo auch den
kindlin nicht weniger, denn den alten verheiffen vnd gſandt
bat, welcher and) ber gangen welt fünd getragen, vnd die ar-
mer Einblin gleich fo wol, als bie alten, von fünd, tod vnnd
verbammas erlöfet und fellg gemacht hat, vnnd beuolhen man
fo fie zu ihm bringen, das fie geſegnet werden.
Derohalb fo vermane vnd bitte Ich euch alte bie je all hie
verfamlet find, auß Chrifllicher Liebe vnd trewe, das jr erftlich
zu bergen nemen und mit fleiß bedencken wölt, in was groffem
jamer und nott diſes Finblin feiner art vnd natur halben fie
det, Ramlicd, das es fei ein kind der fünden, des zorns und
133
vngnad, und das jme nicht anders geholffen werben möge,
dann das es durch den Zauff auß Gott new geborn, und von
Gott an eins kindsſtatt, von wegen vnſers Herrn Jeſu Chriſti,
angenommen werde.
Hierauff fo möllet euch diſes gegenmwürtigen armen Finde
lins gegen Gott dem Herrn mit ernſt annemen, daſſelb dem
Herrn Chriſto fürtragen und bitten, er wölle e8 zu gnaden auff⸗
nemen, jm fein find vergeben und zu einem miterben, ber ewi⸗
gen himeltfchen gätter erkennen, auch nicht allein von des
Teuͤffels gwalt dem es ber fünd halb underwürfflic, erledigen,
fonder auch alfo durch den heiligen geiſt flerden, das es dem
feind in leben und fterben, ftattlichen widerſtand thun, und in
dem zum feligen fig erhalten werben mög.
Laßt ons alfo betten.
O Allmechtiger ewiger Gott, ein vatter vnſers Herren Je
ſu Chriſti zc. [mie in der Nürnb. und Württ. 1536.)
Ein ander gebett.
Allmechtiger ewiger Bott, der du durch die Sündfluß x.
[wie in der Nuͤrnb. und Wuͤrtt. 1536.)
Laßt ons auch fprechen das gebett, fo und onfer Herr Chri⸗
ſtus ſelbs geleret und beuolhen hat zubetten, vnd nicht allen
alle unfere, und des kinds notburfft darinn begriffen, fonder
auch darmit und gwißlich zuechören verheiffen bat.
Sprecht ein Vatter vnſer, ıc.
. Nach bem gebett fpreche der Firchen Diener gegen bem Find,
ber Here beware bein eingang und außgang, von num an biß
in ewigkeit.
Darauff ſpreche ber kirchendiener weitter gegen den geuat⸗
tern alfo.”
Grmanung zum genattern bei bom Tauff.
„Lieben freund in Chriſto, Nachdem jr von wegen bifes
N. begert haben, das er (vel fie) in dem namen Jefu Chriftt
getaufft, und durch den tauff in die heilige gemein Gottes
volds, angenommen vnd eingeleibt merde, So ift euͤch als
Cheiften vnuerborgen, das welcher fi) zu ber gemein Chriſt⸗
licher kirchen thut, der begibt fich in ein geiſtlichen ftreit, darinn
wir nicht mit fleifch und blut, fonder mit bem böfen geift, bie
tag vnſers lebens, bie auff erden zukempffen haben, woͤlchen
ſtreit auch wir on rechten glauben in Gott Vatter, Son und
heiligen geift nicht volnfüen mögen. '
Hierauff dweil jr euch auf Chriftlicher Tieb und freimdt«
ſchafft difes noch unmündigen N. haben angenommen, vnd
vertretten in, in difer offenlichen Chriftfichen handlung. So
woͤllend mir an feiner flatt antworten, damit offenlich be:
kannt werde, waranff er getaufft werbe.
NM. widerfagftu dem Teuͤffel und allen feinen werden und
wein.
Antwort. Ja ich mwiberfag.
Darnach frage der Bicchendiener ferner.
N. glaubftu in Gott Vatter, Allmechtigen, ſchoͤpffer hi⸗
mels vnd ber erben. |
, Antwort, Ja ich glaub ıc. [wie in der Närnb.]
Alsdann begieffe der Firchendiener das Eind auffgemwidelt,
wie obuermelt mit waſſer, und fpreche mit heller Imitter und
deuͤtlicher flimme.
134
N. ich tauffe dich in dem Namen Gottes des Vatters und
des Song vnd des heiligen geifte.
| Vnd fpreche darauff.
Der Allmechtig Gott und Vatter ꝛc. [mwiein der Nürnb.]
«e Darauff foll der Eirchendiener das vold dur danckbarkeit
vnd gebett ermanen, alfo ſprechend.“
Vermanung zur danckbarkeit nach dem Tauff.
„Ir lieben in Chriſto Jeſu, dweil der Allmechtig Gott diß
kindlin zu dem tauff vnſers lieben Herrn Jeſu Chriſti, hat
gnediglich kommen laſſen, ſollen wir jm lob vnd danckſagen,
vnd bitten, das er jm woͤlle das kind in allen gnaden beuolhen
ſein laſſen.
Sprechend alſo.
Allmechtiger barmhertziger Got vnd Vatter, wir ſagen dir
lob vnd danck, das du dein kirch gnedigklich erhalteft vnd mereft,
vnd difem find verüihen haft, das es durch den heiligen tauff
wider ‚geborn, vnd deinem lieben Son vnferm Deren, vnd
einigen beiland' Jeſu Chriſto eingeleibd, dein kind vnd erbe
deiner himeliſchen guͤtter worden iſt. Wir bitten dich gantz
gehorſamlich, das du diß kind, ſo nun mehr dein kind worden
iſt, bei der empfangnen gutthat gnediglich bewaren woͤlleſt,
darmit es nach allem deinem wolgefallen zu lob vnd preiß dei⸗
nes heiligen namens, auff das trewlichſt vnd gottſeligſt auffer⸗
zogen werde, vnd endtlich das verſprochen erbteil, im himel mit
allen heiligen empfahe, durch Jeſum Chriſtum, Amen.
Nach volendung diſes gebets mag der kirckendiener die El⸗
ter freuͤntſchafft vnd die geuattern auff volgende oder derglei⸗
chen weiß vermanen.
Ir lieben im Herrn Jeſu Chriſto wie jr euͤch allhie vor
dem Herren Chriſto, der mitten vnder vns iſt, vnd vor ſeiner
heiligen kirchen vernemen haben laſſen, alſo ſollen jr euͤch deſ⸗
ſelben getrewlich laſſen angelegen ſein, vnd mit allem fleiß
nach kommen.
Vnd jr alle, jr Eltern vnd verwandten diſes kinds, vnd
wieuil euͤwer hie zugegen ſeind, ſoll nun diß kind, nach dem
heiligen tauff anderſt nicht, dann als ein kind des allmechtigen
und ein glidmaß vnſers Herrn Jeſu Chrifti, dem auch bie
Engel Gottes dienen werden, erkennen vnd halten, und nicht.
ztveifeln, was jr difem Eind. thun werden, es fei boͤß oder guts,
das jr das Gott felb vnd onferm Herrn CEhriſto thun werden.
Derhalben euͤch kein muͤhe noch arbeit reuͤwen ſoll, die jr darzu
ankeret, ein jeder nach ſeinem beruff vnd verwandtſchafft mit
diſem kind, das es dem Herrn wol aufferzogen, vnderwiſen vnd
geleret werde, zuhalten alles was vns der Here zuhalten beuol-
hen hat, daran jr Eltern, verwandten und geuatter für euch
felbs kein fleiß fparen folt, und das Find fo «8 fein jar erreichet
in die Eirchen zu dem Catechiſmo getrerolich fürbern, darmit es
wol vnd grundtlich erkennen lere, was geoffer vnaußfprechlicher
gnaben und gaben jm von Bott im heiligen tauff, geſchenckt
und übergeben feind, ond auß dem dann feinen glauben in ber
gemein Gottes, ſelbs gern und von hergen befenne, und ver-
jehe, Sage wircuich vnd mit der that ab, dem Teuͤffel vnd
der Welt, mit allen jren wercken vnd Lüften ergebe, vnd ftelle
ſich dar, dem Deren vnd feiner heiligen Eirchen, in gantzem
gehorfam feines heiligen Euangelions, bleibe, vnd lebe bei vn⸗
ferm Deren Chrifto biß ans ende, und bringe ais ein lebendigs glid
1553. XOV. Württenibergifche KRirchenordnung.
Chriſti, vnd fruchtbare Reben die an dem Rebſtock Chriſti ge⸗
ſund bleibt, vil frucht zu dem preiß Gottes vnd beſſerung
ſeiner heiligen kirchen, Amen.
Zum beſchluß ſpreche der kirchendiener.
Der Herr gefegne euͤch und behuͤte euͤch ıc.
Wir halten auch fuͤr nutzlich, ſo auſſerhalb der gemeinen
Predig oder kirchen verſamlung ein kind getaufft werden ſoll,
das ein zeichen mit einer glogken geſchehe, damit ander leuͤt
dardurch zum tauff handel zu kommen ermanet werben.”
Dan der Gahetauff.
[Aus der K.O. von 1536.]
Bon dem Catechiſmo.
„Satehifmus in dem Chriftenlichen glauben, ift ein muͤndt⸗
licher bericht, darinn die fürnembfte vnd nöttige ſtuck, der
rechten warhafftigen Chriftlichen Religion erklaͤret werden.
Vnd iſt vor zeiten da die Chriſtlich kirch, auß den alten
beid Juden vnd Heiden, fo zu jren jaren und verfland kamen
verfamlet warde, der Gatechifmus vor dem tauff gehalten worden.
Nachdem aber zu difer zeit gmeinlich die Finder in jrer
kindtheit, ba fie des mündtlichen berichts noch nicht vaͤhig feind,
getaufft werden, So fol der Catechiſmus als der, fo au vnder⸗
richtung der hauptartickel des rechten warhafftigen Chriftlichen
glaubeng , denen die zu jren jaren vnd verjtand fomen, not=
durfftig,, mit den Eindern als bald fie deffelben jres alter vnd
verflande halben vähig fein mögen, gehalten werben.
Das foll aber mit volgender ordnung gefchehen.
Erſtlich fol ein jetlicher Pfacher oder Prediger, allwegen
auff ein jeden Sontag, Infonderheit nach der Predig auff der
Gangel, die Zehen gebott das Symbolon Apoftollcum, vnd das
Vatter vnfer fürfprehen, vnd darmit es feuchtbarlich und
nuglich geſchehen mög, foll er nicht heüt dife form, morgen
ein andere gebrauchen, fonder die bemelte ſtuck auffichreiben,
und fie dem vold, auß dem gefchriben büchlin oder täfelin
ordenlich, verftendtlich vnd deuͤtlich fürleien, das beide alt
vnd jung, bei jnen ſelbs die mort nachfprechen, und einerlei
wort gervonen mögen, dann es tregt fich bei dem gemeinen
vol difer ſtuck halben allerlei unrichtigkeit zu, von welchs
wegen die notdurfft erheifchet, das diſer Catechiſmus offt
vnnd gleihförmig gehalten werde. Wiewol nun dife verord-
nung bei manchem ein geringe anfehen haben moͤcht, als
die vil ſchlechter vnd Bindifcher were, dann das fürnemlidh
die gelerten damit beladen folten werben, jedoch welcher be:
bendt die hoch groß Autoritet der bemelten flud, und was
treffenlicher nutz der heiligen Chriftlichen Firchen, darauf ent⸗
fleet, der wuͤrdt ſich, er feie gleich wie gelext er woͤlle, biefelben
der kirchen fürzufprechen, nicht ſchaͤmen, dann die Zehen ge:
bott, feind von Gott fo hoc, geachtet worden, das Er fie felbe
feiner Firchen auff dem Berg Sinay fürgefprochen hat. So bat
onfer Herr Chriſtus aud) ſelbs das Vatter unfer zubeften geleret.
Was dann das Symbolon Apoftolicum, fürnemlich die Artikel
von dem Son Gottes, vnſerm Herrn Jeſu Chrifto, belanget,
hat e6 Petrus mit gegenwuͤrtiger kundtſchafft anderer feiner mir
Apoſtolen, auff den Pfingflag, da fie aller erft den heiligen geiſt
entpfangen hetten, geprediget. Vnnd ift nicht zu zweiueln,
nach dem die recht war Chrifllich leer, des heiligen Euangelions,
1558. XCvV. Thrttembergiiche Kirchenorduung.
in der kirchen vil jar, mit menſchen gedicht verdunckelt geweſen,
und doch darbei der gebrauch, die obbemelte ſtuck nach der Predig
fuͤrzuſprechen, gehalten, das vil menſchen durqh dieſelben auf
gnaden des heiligen geiſts, im rechten glauben erleuͤchtet und er⸗
halten worden feind. Darumb foll ſich Feiner diſes Chriftlichen
nuglihen werds zu vnderfahen befchweren, fonder daffelb mit
allem fleiß und ernſt verrichten.
Darnach foll ein jetlicher Pfacher etlich mal im jar, auff bie
bemelte ſtuck nach ber Predig die volgende ſpruͤch Pauli, dar⸗
um ein jetlicher ſeines beruffs erinnert würt, fürlefen, Nämlich
alſo.
[E86 folgen hier eine Reihe von Sprüchen über den Beruf
der Obrigkeit, ber Richter u. f. to. und dann ber Brenz’fche Kar
techismus.)
Nachdem nun die explication oder außlegung des Catechiſmi,
vnd die kinder verhoͤret, ſoll das volgend gebett geſprochen
werden.
Laßt vns betten.
Allmechtiger barmhertziger Got himeliſcher vatter, der du
allein alles guts in vns anfaheſt, beſtaͤtigeſt vnd außmacheſt, wir
bitten dich für diſe kinder die du deiner kirchen geſcheuckt vnd
buch ben heiligen tauff wibergeborn, und nun fo weit erleuͤchtet
haft, das fie dife deine gnab und güte und jrer Iöfung In Chrifto
deinem l’eben Son, vnſerm Herrn, auch felbft erfennen und vor
Deiner gmein befennen, flerde diß dein werd, das du in inen an»
gefangen haft, mere jnen beinen heiligen geift, auff das ſie in dei⸗
ner kirchen vnd gmein, und in warem glauben und gehorfam
Deines heiligen Euangelions flätigs bleiben, vnd biß ang end bes
ſtendig verharren, vnd ſich Bein falfche leer noch fleifchliche luͤſt
von bekannter warheit abfüren laffen, gibe inen das fie zu allem
beinem gefallen, an Chriftum deinen Son, vnſer gemeines haupt
jmer wachſen, vnd fein volkommenlich mannlich alter, in aller
weißheit, heiligkeit und gerechtigkeit erreichen, damit fie dich und
deinen lieben Son, unfern Heren ſampt dem heiligen geift, eini-
gen waren Gott jmer vollomner erfennen, herglicher lieben und
bei jeem nechflen mit worten vnd allem jrem leben, dapfferer und
feuchtbarer bekennen, preifen und rüämen durch vnſern Herm
Jeſum Chriftum, geet hin im friden Amen.”
Bon ber Buß und Abſolution.
„Wir follen billich gott dem vatter vnſers lieben heren Jeſu
Chriſti ewige danckbarkeit beid mit worten vnd werden gehor⸗
ſamlich erzeigen, das er die verſoͤnung ſo ſein Son vnſer herr
Ehriſtus für vnſere ſuͤnd gethon, dermaſſen fo gnedig vnd
barmhertzig angenomen hat, das er vns nit allein ein mal im tauff
zu gnaden auffnimpt, vnd die ſuͤnde vergibt, ſonder ſo wir nach
dem tauff jrgends von dem Satana vnd vnſer ſchwacheit uͤber⸗
eilet werden, vnd fallen in ſchwere leſterliche ſuͤnde, als dann will
er dannocht die thuͤr ſeiner gnaden vnuerrigelt haben, ſonder ſoll
fuͤr vnd fuͤr allen denen ſo ſich von ſuͤnden bekeren, vnd Chriſt⸗
lich buß thun offen behalten werden.
Dann wiewol niemands auff die barmhertzigkeit Gottes
fündigen ſoll und weicher ſolichs grauſam laſter begeet, ſich ber
barmhertzigkeit gottes vnwerdt macht, jedoch will Gott von ber
menſchen boßheit wegen, zu keinem lugner werden, vnd wie
Paulus ſagt Gottes gaben und beruff, mögen jn nicht gerewen.
Er will auch nicht wie Ezechiel prediget, Den tod bes fänders, ſon⸗
135
der das er fich bekere, vnd hab bad chen. Darumb foll Eeiner
fo nad dem tauff, widerumb in fünde gefallen, fich felbs vers .
fomen vnd verwarlofen, fonder fich auff das ehift on allen verzug
su dem Herrn durch rechtgfchafne Chriſtliche buß beferen.
Wir reden aber je& nicht, weber von ber erbfünd, die une
von natur anhangt, noch von ber ftäten buß, fo wir on vnderlaß
biß in tod tragen muͤſſen vnd follen, dann wiewol uns, bie
erbfünd, mit allen jren fruͤchten, fo fie biß anher getragen, tim
tauff von wegen vnſers herren Jeſu Chriſti durch den glauben
genglic) verzigen vnd vergeben würdt, Jedoch bleibt die felb erb⸗
fünd jrer würdung halben, in vnſerm fleifch für und für, biß
in tod anhengig, vnd feind mir fchuldig das wir von jrent⸗
wegen fläte buß thun, namlich das wir difen mangel vnd ges
brechen, in uns vor Gott erfennen, und beklagen, aud) von des
wegen die werck vnſers gehorſams, nicht für volkomne gerechtig-
keit halten, noch darauff bawen, fonder vns vor Gott als ſtaͤte
fünder dargeben, vnd uns allein feiner barmhertzigkeit die er vns
durch feinen lieben Son, vunfern Deren Jeſum erzeigt hat, ver⸗
teöften, wie auch Dauid ons vorcedt, alfo fprechendt, Ich ers
kenne mein miffethat ond mein fünd iſt jmer vor mir, ich fün-
dige nur vor dir, vnd thun nur uͤbels vor dir. Vnd Paulus,
ich weiß das in mir, das iſt in meinem fleiſch nichts guts wonet,
wöllen hab ich wol, aber volnbringen das gut, finde ich nicht,
dann das gut, das ich will, das thu ich nit, fonder das boͤß das
ich nit will das thue ich, das tft alles von ber Erbfünd geredt, die
Bein gut werck In ons techtgfchaffen volkomen fein Iaßt, dieweil.
wie hie auff erben leben. Vnd demnach wir jrethalben ftäte
buß thun müffen, von weldyem dann in diſem Gapitel, von der
Buß und Abfolution ordnung jegmal nichts gehandelt wuͤrdt.
Sonder wir reden fürnemlich von ben groben fünden vnd lafter,
fo der Erbſuͤnd Früchten ſeind vnd darein bie leuͤt nach der tauff
gemeinlich fallen, auch von der Buß, fo von berfelben lafter we⸗
gen vor der Chrifllichen gmein gethon werben fol.
Nun feind vor jaren mandherlei weiß, in der kirchen, bie of⸗
fenliche fünde zubüffen, wie Die Canones poenitentiales auf-
weiſen gehalten worden, und mögen bie heiligen Bifchoff, darinn
leidenliche und verantwortliche gedancken gehabt haben, Nach⸗
bem aber diefelben von bem Herrn Chrifto der kirchen nicht auff⸗
erlegt und in ein merdlidhen mißbrauch gerathen, audy zum
mererteil von jnen felbs gefallen ſeind. So woͤllen wir hiemit
niemands befchmwerbt haben, fonder bei der weiß fo biß anher
in den firchen, darinn das heilig Euangelion rein geprebdiget,
breüchig geweſen, bleiben laſſen. Vnd follen die Pfarrer und
andere ficchendiener die fünder zur vechtfchaffner Chriftticher
bug, auff das fleifftgft und ernftlichft in dem Predigen verma⸗
nen. Nämlich das ein jetlicher fo in ſchwere fünd gefallen,
fein fünd vor Gott erkenne, laffe fie im von bergen leid fein, als
dardurch er in Gottes ungnad vnd zorn gefallen, hab den heili⸗
gen geiſt verloren, vnd ſei von Chriſto abgewichen, hab auch die
ewig verdamnus verdient, er ſolle aber ſich wider zu Chriſto be⸗
keren, vnd von hertzen glauben, das ſein ſuͤnd jme von wegen
Jeſu Chriſti vergeben werden auch ſoll er fuͤrohin ſich vor der
ſuͤnde, als vor ſeinem ewigen verderben huͤten, vnd widerumb
in den gehorſam Goͤttlichs beruffs eintretten, ze. das iſt die ſum⸗
ma der leer von der rechten waren Chriſtlichen buß. Wiewol
nun ſollich gmein predig darinn der Herr Chriſtus fuͤr ein
verſoͤner vnſerer ſuͤnden, fuͤrgehalten wuͤrt, an jr ſelbs ein
136
Abfohıtion don den ſuͤnden Hl, und welcher fie mit rechtem glaus
ben auffnimpt, der wuͤrdt dardurch vor gott im bimel von allen
fünden Abfoluiert und entbunden, welcher abernicht glaubt, dem
werben alle feine fünd vorbehalten. Jedoch nachdem die Dres
dig des Euangelions von Chriſto nicht allein in der gmein, fon-
der auch einem jetlichen infonderheit der es gebüclich begert,
verfünbiget werben foll, wie auch der Here Chriftus ſelbs vilen,
wenigen, und auch einer allein zu zeiten geprediget hat. So
poll die fonderlich predig die man fonft priuatam absolutionem
nennet, nicht auffgehaben, fonder jn jrem gebürlichen brauch
bleiben, dann da der Herr Chriftus zur feinen Apoſteln fagt, wel⸗
hen je die fünde erlaffet den feind fie erlaffen, vnd welchen
jr fie behalten den feind fie behalten, gleich mis ec hiemit nicht
Bat woͤllen den Apoſteln und andern jren nachkomenden kirchen⸗
dienern, ein volmechtigen freien gmalt geben, jres gfallens auß
fünben gerechtigkeit, und außgerechtigkeit fünden zumachen, auch
nicht jnen heimgeftellet die finder ob fie ſchon unbußfertig feind,
zu Abfoluieren, vnd die frommen, fo fie nicht alles jres ber kir⸗
&endiener eigens willens geleben, zunerdammen, fonder hat
inen hiemit beuolhen, das Euangelion von ber veuzeihung der
fünben zupredigen, das were daran glaub dem werde durch fie
bie fünde erlaffen, wer aber nicht daran glaube, dem werde bie
fünd behalten. Alſo hat er auch hiemit nen aufferlegt, nicht
allein einen groffen hauffen ſonder auch einer einzeligen per⸗
fon, das Euangelium von verzeihung ber fünden durch Jeſum
Chriſtum zupredigen, und demnach den fa daran glaubt, von
fünben zu abfoluisen, dem aber, der nicht Daran glaubt, die fün»
be zubehalten. Ä |
Darumb follen die Pfarrer jren Pfarrverwandten, , nicht
allein die gmein offenlid, predig thun, fonder jnen auch jren
dienſt infonderheit anbieten, vnd fürnemlih, mann fie das
Nachtmal Chrifti Halten willen, folten fte die kirch vermanen,
das ein jetlicyer der bes Nachtmals Chriſti zu empfahen ge:
denck, ſich zuuor am abend anzeige, und fein rew vnd leid über
die fünde befenne, auch fein beger ber Abſolution oder verzeis
bung ber fünden, und fein fürnemen van den fünden abzufteen,
vnd fuͤrohin in Chriſtlichem gehorfam zuleben bezeuͤge, dar⸗
mit niemands das Nachemal Chriſti, jm ſelbs zur verdamnus
vnd der kirchen zur ergernus entpfahe.
Es ſoll aber hierinn volgende ordnung gehalten werden,
anfengklich, ſo die kirch abends beieinander verfamlet, ſoll der
kirchendiener ein predig thun, von der rechten Ehriſtlichen buß,
vnd Fr dem rechten gebraud, des Sacraments des nachtmald
Chriſti.
Darnach ſoll er ein jetlichen inſonderheit verhoͤren, vnd
denſelben nach gelegenheit der perſon, freuͤntlich vnd Chriſtlich
vnderrichten, vnd ſo ſich begebe, das etlich die da ergerlich leb⸗
ten, vnd mir groben laſtern heſchwerdt weren, ſich vnbußfertig
hielten, gedaͤchten auch nicht jr leben zubeſſern, denen ſoll der
kirchendiener das nachtmal zuentpfahen widerrathen, vnd jnen
biß auff jr beſſerung abſchlahen, wa auch einer wero, dar ein
folliche ſonderliche beſchwerd, des gwiſſons hette, das im ſon⸗
derlicher troſt des Euangelions noͤttig ſein wurde, ſo ſoll er jn
. Infonderheit Abſoluieren, aber die andern laß ar der gmeinen
hernach volgenden abfolution erwartın.
So num follihe mit jetlichem infonderheit verrichtet, fol
ber Birchendiener die gmein form der offenlichen beicht, vnd ab⸗
1588. ACV. Württeunbergifehe Rirchenprbunug.
—5 vngenarlich volgender geſtalt, der verſamleten kirchen
uͤrſprechen.“
Vermanung zur offenlichen Beicht.
„Lieben freuͤnd, wir werden auf ben Bußpredigen bericht,
das niemand® fo feinejar und verfland erreicht hat, zur verzet-
bung der fünden komen mag, er erkenne dann feine find,
und lag jm biefelben von bergen leid fein, glaube auch bas jm
feine fünd von Gott auß lautter gnaden und barmhertzigkeit
von wegen Jeſu Chriftt vergeben werden.
Vnd aber jeder verzeihung der ſuͤnden vnd ſtercke des glau⸗
bens begeren, fo follen jr mir auf grund ewerer hertzen die of⸗
fenliche beicht nachfprechen, vnd darauff das Euangelion der
Abfolution anhören, darmit je ech der rew über die fünd vor
Gott, marhafftiglich befennen, vnd auß der Abfolution der
verzeihung der fünden, duch Jeſum Chriftum vergwift und
verfichert werden.”
Die offenliche beicht.
„Ich armer fünder ıc. [wie In ber 8.:O. v. 1536.]
Darauff foll als bald volgen die Abfolutio, dann wiewol ein
jetliche prebig des heiligen Euangelions, von vnſerm einigen
heiland Jeſu Chriſto, ein rechte marhafftige Abfolution und
“ entbindung von den fünden ift, namlich denen fo daran glau⸗
ben, wie oben vermelder, es foll auch das vold, durch die fir:
chendiener zu feiner gelegnen zeit bahin berichtet werben, das fie
die Abfolution von den fünden auf einer jetlichen gmeinen predi⸗
gem des Euangelions Chrifti verhoffen und erholen. Jedoch ift
ed nicht unnuglich, fondere Chriftentliche form der Abſolution im
der kirchen zugebrauchen, das hiemit bie Application und zu⸗
eigung der verzeihung der fünden, auch die nagımg des fir-
Hendienſts, den einfaltigen defter deutlicher färgetragen und
eingebildet werde.”
Form ber Abfolution,
[Sormeln aus der K. O. v. 1536]
„Wir woͤllen und ordnen auch, fo ein junge vorhin das
Sacrament des Nachtmals nicht empfangen, das es nicht ee
zugelaffen werde, es fei dann zuuor dem Pfarher fürgeftelt
das es von der leer der Religion befraget, verhövet und bericht
werden mög damit ed dad Sacrament bed Nachtmals nicht
mit vnuerſtand zur ergernus ber Tirchen, und zu nachteil fei-
ner feligßett empfahe.
Ordnung bes Nachtmals unferd Serrn Jeſu Cprifti.
„Je ernſtlicher vnſer lieber Herr Jeſus Chriſtus ſein Nacht⸗
mal, geſtifft vnd verordnet hat, vnnd je heiliger vnd nutzlicher
es iſt, je ſchwerer greuͤlicher jrrthumb vnnd mißbrauch durch
den Satan darein gfuͤret worden ſein.
Dann auf einer ſeiten, iſt es nicht ein außteilung, des ver⸗
ordneten Nachtmals Chriſti bliben, ſonder iſt zu einem ſchaw⸗
ſpil vnd fuͤrnemlich dahin mißbraucht worden, das es ſolt ſeines
wercks halben, ein verſoͤn opffer fein für die fände, der leben⸗
digen vnd dev todten.
Auff der andern feiten iſt es dahin gedeuͤttet, als ob dariız
ber warhafftig leib vnd das warhafftig blut Chriſti nicht gegen-
wuͤrtiglich aufgeteilt wurde,
Darumb fo man von dem heiligen Nachtmal Chriſti han>
deln will fol man ſich anfengklich fleiffigen, das hieuon recht
1088. ZOV. Wurttembergiſche Afrchensubnung., . 481
geleeret vnd geglaubt, darnach das +8 ordenlich und der kirchen
mitzlich aufgeteilt und empfangen merbe.
Souil nun bie leer, von dem Sacrament bes nachtmal⸗
belangt wöllen wir das bisfelbig ſtracks, nad) vermüg des worte
Chriſti im nachtmal , wie folliche in ber Augfpurgifchen und
onfer Confeſſion erklaͤret gericht werde, Naͤmlich das in bem
Nachtmal Chrifti der leib und das blut Chriſti marbafftiglich
vnd gegenmwürtiglich mit brobt und wein außgeteilt, entpfangen
vnd genoffen werde.
Souil aber die Drdnung der außteilung deſſelben belangt,
wiewol vor jaren allerlei Gſeng, Lectiones, Salutationes ynd |
gebett, neben vnd zu der erſten flifftung Chrifti verordnet, und
etlich Chriſtlich kirchen darinn das Euangelion rein gepradiget
würdet, gu vnfern zeitten derſelben, vil fich nod) gebrauchen,
wir aud) da auß Gottes gnad sin gmeine nugliche und Chriſt⸗
liche Firchenordnung, auf gmeinem rath der Chriftlichen Sten-
den, fürgenomen werden folt, vns berfelben gern gleihförmig
halten wölen. Jedoch dieweil bei bee außteilung des heiligen
nachtmals, allwegen zwo predig, nämlich die gmein predig, und
dann die verfündigung des tods Chrifti gehalten werden ſollen,
vnd die menige der obbemelten ſtuck, ben nöttigen predigen vnd
dem hauptſtuck, des nachtmals des zeit halb etwas binderlich
fein möcht, So wöllen wir jetzmal etlich derfeiben ſtuck, bes
uocab fo fie zu andern zeiten füglich verricht werden mögen
einftellen vnd ein zimbliche ordnung, fürfchreiben, darmit die
kirch nicht mit verdruß über die zeit auffgehalten werde.
Vnd anfengklich, fol das Nachtmal Chriſti in fürnemiten
Stettnalle Monat, vad fo es gefein mag alle viertzehen tag,
ja fo offt vnd did, beuorab auff die Sontag und andere Feyar-
tag, in der kirchen gehalten werden, fo offt Sommunicanten vers
handen fein, und fich zuuor wie oben vermeldet, angezeigt bar
ben. Es follen auch die kirchendiener das vold mit ernſt ers
manen, ond inen den nug und Die notburfft des gebrauchs, dis
ſes ſacraments fleiſſig anzeigen, das ſie ſich gern williglich vnd
offt, hierzu verfügen.
o dann das Nachtimal Chriſti auff ein Sentag oder an-
bern Feyrtag, in der kirchen zuhalten fürgenomen wuͤrdt. Sol
anfenglich das fang, Komm heiliger geift, ꝛc. Nun bitten
wir den heiligen geiſt, »c. oder fenft ein teütfcher Pſalm, oder
geiftlich lied, ſonderlich ber zeit gemeß, gefungen werben. .
Nach difem gfang, fol die gmein predig geſchehen, in wel⸗
cher neben dem argumento bes gwonlichen terts bes Euange⸗
Lions, aud) ein Burger bericht, von dem gebrauch vnd nugung,
des heiligen Sacraments, des Nachtmals eingefuͤret werden ſoll.
Nach volendung der predig ſoll man den glauben Teuͤtſch
ſingen.
Darauff ſoll der Kirchendiener vor dem Altar, auff welchem
das nachtmal außgeteilt, nachuolgende vermanung gegen dem
vold fuͤrleſen.
Vermanung zum Machtmal.
„Ir allerliebften in Chriſto Iſn rc. [Aus der Ruͤrnb.
und der Wuͤrtt. K.O. v..1586
Darauff fol ein gmein offen bett volgen, Alſo.
Laßt vns betten.
Altmechtiger Gott himmeliſcher ontter, ſeittenmal wir Die nicht,
dann allen in deinem geliebten Son vnſerm Deren wolgefallen
I.
mögen , fo heilige vnſer leib und foet, und gibe und fein ſelige
gmeinfchafft, in feinem heiligen Abentmal, mit vecht glaubiger
begird vnd danckbarkeit zuentpfahen, das wir deiner ewigen
guͤtte vnd liebe gegen vns abermals getroͤſtet, vnd in dem neuͤ⸗
wen leben geſterckt dir zum preiß deines Goͤttlichen namens,
vnd beſſerung deines volcks mit mehr fleiß vnd forcht leben
vnd dienen moͤgen, durch denſelbigen vnſern Herrn Jeſum
Chriſtum, Amen.
Nach diſem ſoll die kirch das vatter vnſer teuͤtſch mit ein⸗
ander ſingen.
Auff ſollichs fol der kirchendiener, nachdem er zuuor brodt
dnd mein, zu des Herrn Nachtmal für ſich geſtellt, die ſtifftung
des Nachtmals, wie e8 die Euangeliften und Sant Paulus
| befchriben, mit lautter verftenttlicher ſtimm verlefen, dann wie⸗
rool die vermanung fo vorhin verfefen bis einfagung bed Nacht:
mals ond die verfündigung bed tods Chriftt und berfelben nu⸗
gung nad) notburfft begreift (Es tere auch die kirch gnugſam
erinnert und bericht, das gegenmürtig brot vnd mein zur em⸗
pfahung des warhafftigen leibs und bluts Chrifti, durch bie
| vcf ſtifftung vnſers Deren Chriſti gefegnet und geweihet tere)
jedoch nach dem die wort der heiligen Euangeliſten, und Sant
Paulus von dem nachtmal Chriſti, die bemelten find, In ein
feine ordentliche Eurge fumma verfaſſen. So follen fie in hat
tung des nachtmals nicht aufßgelaffen, fonder offenlich dnd ver:
ftendtlich, tie volget, verfefen werben.‘
Die wort ober flifftung des Machtmals.
„VBnſer Herr Sefus, In der nacht da er verrathen ward ıc.
Als bald darauff geet das volck herzu ordenlich, vnd em⸗
pfahetan einem ort des Altars den leib Chrifti, am andern ort
das blut Chriftt, fonberlich mann der Sommunicanten vil
fein, ond zwen ficchendiener dag Sacrament aufteilen.
Wiewol num beid brott und wein mas zu dem gegenwuͤrti⸗
gen Nachtmal gebraucht wuͤrdt, durch die ſtifftung Chriſti
ſo vorhin in der ermanung, und hernach infonderheit verlefen
gnugſam geweihet feind, und bedarff derhalben nicht Bil ſon⸗
derlicher wort mehr, jedoch zu mehrer erinnerung mage der kir⸗
chendiener in darreichung des leibs Ehriſti, zu einem jetlichen
ongeugrlich’ volgende wort ſprechen.
Nimm hin vnd Iſs, das iſt der leib Chriſti, der für dich
gegeben iſt.
Vnd in der darreichung des bluts Chriſti.
Nimm hin vnd trinck, das iſt das blut des Neuͤwen Te⸗
ſtaments, das fuͤr dein ſuͤnde vergoſſen iſt.
In dem aber das volck zum Nachtmal geet vnd bericht
wuͤrdt, Singe die kirch, Gott ſei gelobet vnd gebenedeiet, der
vns ſeiber hat geſpeiſet. Oder Jeſus Chriſtus vnſer heiland.
Oder, einander geiſtlich lobgeſang, ſo hierzu dienſtlich iſt.
Sp nun die Communicanten alle verricht und mit Dem
nachtmal Chrifti verfehen, foil ber Fechendiene der volgenden
gebett eins fuͤrſprechen.
| DBandfagung nah dem Nachtmal.
„Laßt ons betten.
„O Allwochtiger ewiger Bott sc. [mie in dee Nuͤrnb.
—7 18
188
iu ander bandfagung vnd Gebett.
„Wir danden dir Herr Jeſu Chrifte ꝛc. [mie in der
Nuͤrnb. und Luthers deutſcher Meffe.]
Alfo befchließ er das nachtmal mit dem fegen.
Formule des Segens.
Der Herr ſegne dich und behuͤtte dich ꝛc.“
Ordnung des gemeinen gebets uud Letaney.
„Das gmein gebett offenlich in der Kirchen zuhalten, iſt nit
auf eignem ſelbs erdichtem menfchlihem gut bedunden auff-
tommen. Sonder ift von ben heiligen Patriarchen, Prophe⸗
ten und Apofteln, auß bewegung des heiligen Geifts, fürnem-
lich in groſſen ſchweren anligen, vnd gfarlicheit als ein mittel
Göttliche hilff zuerlangen, gebraucht worden. So hat ed aud)
- ein offenlichen Apoflolifchen beuelch , ich ermane fagt Paulus,
das man vor allen dingen zu erſt thue bitt, gebett, fürbitt, und
dandfagung für alle menſchen, für die Künig und alle Ober:
keit, ıc.
Vnd das am ernftlichflen zubebenden iſt, fo hat onfer
Herr Chriſtus felbe dem gmeinen gebett, ein treffenliche zu⸗
fagung gethon, und fagt, Wo zwen vnder euch eins worden
auff erben, warumb es ift, das fie bitten wöllen, das fol jnen
widerfaren, von meinem vatter im himel. Darumb nachdem
dee Kirchen allerlei nott und gfahr zu jeder zeit begegnen, foll
das gmein gebett in ber Kirchen mit groffem ernſt, geübt und
nicht onderlaffen werben.
Es follen aber die kirchendiener das volck mit allem fleiß
underrichten, das das gmein gebett nicht fruchtbar fel, noch goͤtt⸗
lich Hilff erlange, es gefchehe dann von den bußfertigen, bie
auß erfanntnus der ſchwere jrer fünden, von ben felben ab»
fteen, beffern jr leben, und rüffen Gottes namen an, auß rech⸗
tem vertraumen, von wegen vnd in namen vnſers lieben Her:
ten Jeſu Cheifti, darmit wir nicht hören müffen, wie der Herr
bet dem Eſaia prediget, wann jr [hon euͤwer hend außbreitet,
verberge ich boch mein augen vor euͤch, und ob jr ſchon vil bets
tet, höre ich euch doch nicht, dann euͤwer hend feind vol bluts etc.
Darumb follen die Eirchendiener das gmein gebett, alfo
üben vnnd treiben , das fie darbei das vold zur buß ermanen
vnd jnen wol einbilden das Feiner Bünde ein rechter better fein,
er ſei dann zuuor ein Chriftticher buͤſſer.
Wiewol nun das gebett, fo uns vnfer herr Chriftus ges
leeret hat, das Vatter vnſer genannt, an jm ſelbs ein gmein
gebett ift, fol auch als ein kurtzer begriff und fumma, aller
andern Chriftlichen gebett, in allwegen den vorzug haben, jes
doch nach dem bie andern gebett, fo in der heiligen ſchrifft und
fonderlich im Pfalter begriffen, oder auß den fprüchen der hei⸗
ligen fchrifft, auff ein gegenwärtige nott gezogen, ein erklaͤ⸗
ung vnd außlegung des Vatter vnſers feind, fo follen fie nicht
verworffen, fonder neben und mit dem Vatter vnſer zu feiner
zeit gebt und gebraucht werben.”
[Bon den folgenden Kormularen iſt das erfte, Längere, meift
aus den Nürnb. Collecten combinirt. Dem zweiten folgt bie
Litanei ſammt Schlußgebet.]
Bon dem Kirchen sfang. .
Ehe wir die andern gmeinen Birchendienft, vnd dmpter, fo
auff die Feyertag und Wercktag, verricht werben follen, ordnen,
15583. xcv. Wurttembergiſche Kirchenorduunug.
woͤllen wir zuuor vnſer bedencken, von dem kirchengſang vnd
kleidung anzeigen. Dann freylich niemandts Chriftlich6 ver⸗
ſtands daran zweifelt, das Pſalmen vnd geiſtliche Lieder, in der
kirchen zugebrauchen vnd zuſingen ſeien, aber das biß anher
gmeinlich alle kirchendienſt, ja auch zum geöffern teil, bie Pre
dig ſelbs bei vns tehtfchen, in lateiniſcher und der gmeinen kir⸗
chen unbekannter fprach, verrichtet worden fein, halten wir
nicht allein fuͤr vnnutzlich und vergebenlich, fonder auch für ein
ſtraff Gottes, wie Eſaias und Paulus anzeigen, das Gottes
wort nur in einer frembden , vnbekannten ſprach geprediget
werde. °
Gleicher geftalt ift es auch wider ben haupt puncten, der
Shriftenlichen Leer, daB follich kirchen gſang, fo in unbekannter
fprach gefchehen, folle feines werds verdienfts halben, 3 Gottes
zorn verfönen, und alles glüd von Gott erlangen.
Hierauff woͤllen und ordnen wir, das bie kirchengſang, bei
uns Teuͤtſchen, in den kirchen vnſers Fuͤrſtenthumbs teuͤtſch
geſungen, wie auch die andern aͤmptern, mit fuͤrleſen vnd fuͤr⸗
ſprechen in teuͤtſcher ſprach geſchehen ſollen. Jedoch nach dem
S. Paulus die frembd, doch etlichen bekannte ſprach, zu ſeiner
zeit in der kirchen zur beſſerung zulaßt, ſo moͤgen die ſchuler zu
zeiten ein lateiniſchen gſang auß der heiligen ſchrifft, oder der
felben gmeß, jnen zur uͤbung in ber kirchen fingen, fuͤrnemlich
aber dweil dem groͤſſern teil der kirchen, allein die Teuͤtſche
ſprach bekannt, fol auch ber mererteil der gſang teuͤtſch ve⸗
richtet werden.
Vnd ſollen die kirchendiener das volck ermanen, das ſie die
verordneten gſang lernen, vnd mit gmeinem kirchengeſang vnſern
Herrn Gott, helffen loben vnd preiſen, doch nicht diſer meinung, als
ſolt hiemit der recht gotsdienſt aller ding volnbracht ſein. Sonder
das menigklich durch das gſang, Gottes wort, ſo darinn verfaßt,
erinnert, vnd darauß an rechter erkanntnus Gottes, an glaube,
liebe, geduldt, vnd an allen andern tugenden gebeſſert werde. Es
ſoll auch kein gſang in der kirchen gſungen werden, es ſei dann
Chriſtlich und in der heiligen ſchrifft gegruͤndt, auch mit vor⸗
wiffen und rath unfer Superattendenten, jedes orts zur beffe-
rung der kirchen fürgenomen.”
Bon ber Ærchen Fleibung.
„Es haben etlich Kirchen darinn das heiltg Euangelion rein
geprediget, die alten gewonlichen kirchen Meider, wie auch fonft
vil berfelbigen Ceremonien in jren Eichen dmptern behalten,
So woͤllen wir auch gern, wie wir bie oben vnns haben vernes
men laffen, vnſers teils da ein gmeine Chriftliche kirchenord⸗
nung vermög göttliche worte, fürgenommen wuͤrdt, der fir
chen Meider halben nichts erwinden laffen.
Dweil aber die fonderliche Leuitiſche und Priefterliche Heis
der, fo im alten gfag Moſi, verordnet und gebreuͤchig gewefen,
durch das recht war liecht des heiligen Euangelions wie auch
das gang Leuitifch priefterthumb, auffgehaben vnd abgethon,
vnd weder von onferm bern Chrifto, nod) von den Apofteln,
andere euͤſſerliche kleider in verrichtung der kirchenaͤmpter vers
ordnet, vnd auffgefegt. Sonder hierinn ber kirchen jre freis
beit, doc) das es alles erberlic, und erbawlich zugee, gelaffen.
So mögen mir leiden, das die kirchendiener in allen dmptern,
fo fie in der Eichen verrichten follen, den gwonlichen Chorrod,
biß auff ferner onfern befcheib gebrauchen, und fonft auch im
. 1558. CV. arttem ergiiche Airchenordunug. 139
allweg ſich einer ehrlichen, gebürlichen kleidung fleiffigen, damit
nicht allein je wort und predig, fonder auch jr kleidung, weiß
vnd geberbe, ein leer ber tugendt feien.”
Drduung ber Seiertag.
„Wiewol vor zeiten ſich der Feyertag halben, allerlei vnrich⸗
tigkeit in der kirchen zugetragen, jedoch ſo haben die heiligen
Apoſtel vnd jre nachkommen, klaͤrlich vnd gnugſam dargethon,
das die Chriſtlich kirch, an keinem Leuitiſchen feyertag gebunden
ſei, ſonder hab hierinn freyheit, was nutzlich vnd zu erbaumung,
des glaubens in Chriſtum dienſtlich, nach gelegenheit jedes
Lands vnd volcks, zu ordnen vnd zugebrauchen.
Dieweil dann die ordnung der Feyertag, gmeiner Kirchen
dahin dienſtlich, das fie beſtimpte zeit wiſſe, die Predig vnnd
die außteilung der Heiligen Sacrament zu beſuchen, vnnd die
gemeinen weltlichen Recht zubeweiſung jres gehorſamen dienſts
gegen Chriſto dem ſon gottes vnnd ſeiner Kirchen jre beſon⸗
dere freiheit den fuͤrnembſten Feirtagen geben. So woͤllen
wir, das hienachbenannte tag zu Feirtag verkuͤndiget, vnnd
Chriſtlich gebuͤr nach gehalten werden.
Alle Sontag.
Der Chriſtag.
Der naͤchſt tag darnach.
Der Jars tag.
Der oͤberſt Epiphania genannt.
Der Oſtertag ſampt dem naͤchſten darnach.
Die himelfart Chriſti.
Der Pfingſtag ſampt volgendem Montags.
Die Liechtmeß Purificationis Mariae.
Verkuͤndigung Mariae genannt Annunciationis,
Alter Apofteln tag.
SFoannis Baptifte.”
Bas an Zelten und Feyrtagen foll fürnemlich geprebdigt werden.
„Bir wöllen auch, das gleich wie in folchen tagen ein ord⸗
nung gehalten, alfo auch bie Kicchendiener in jrer leer vnnd pres
big von dero wegen am fürnemlichften die Seirtag beſtimpt
fein, gebürlid) ordnung halten, Vnd achten auß allerlei beden⸗
den, für nutzlich, das auff die Sontag die gewonlichen Euan⸗
gelten für vnd für geprediget, und aufgelegt werben, beuorab
an denen orten ba am Sontag oder Feyertag nur ein predig
gethon würde.”
iDie folg. Beſtimmungen über den Inhalt ber Feſtpredig⸗
ten meift aus ber Halt.)
Ortuung der gmeinen KRirchenämptern, beib am Beieriag vnd
w
erckt
Bnd anfaͤngklich von der veſper am Sampflag vnd anderen Feſt Abendt.
„Die es am Abendt zur Veſper gehalten werben foll, wann
auff ben volgenden Sontag, oder andern Feyertag, das heilig
Abendtmal Chrifti, zubalten fürgenommen wuͤrdt, ift hieoben
bei dem Capitel, von der Buß vnd Abfolution verzeichnet.
Allein das neben demfelben auch zuuor ein Chriſtlich gfang,
vnd vnder dem ber kirchendiener die leüt verhöret, etlich Pſal⸗
men von den fhulern gefungen werben follen. '
So aber auff dem volgenden tag Fein Commmmion ober
Nachtmal Chriſti gehalten würdt, follen in den Stetten die
Schuler zur Veſper, stlich Lateinifch Pſalmen, mit einer lateini⸗
ſchen Antipbona fingen. Darauf foll der kirchendiener ein Eapitel
auß der heiligen fchrifft, des alten und Neuͤwen teflaments
fampt jren Summarien, beim gegenwürtigen vold, ordenlich zus
Teuͤtſch fürlefen.
Nach dem verleßnen Gapitel, finge man das Teuͤtſch Mag-
nificat oder ein ander Chriſtlich gſang, und befrhliefle es mit
einem gemeinen gebet und fegen.
An den bdörffern aber mag nach gelegenhelt derfelbigen
Kiechen ber pfarher zur vefper anfengtlidy mit der kirchen ein
teütfchen pfalmen fingen, darnach ein Capitel auß dem alten
vnd Newen teflament, wie jegbemelt verlefen, vnd barauff
widerumb ein teütfch geiftlich Lied oder Pfalmen fingen, vnd
mit einem gmeinen gebett ond fegen befchlieffen.”
Drdnung ber Rirenämpter am Sontag vnd andern Feyrtagen.
„So ein Sommunto vorhanden, foll diefelb Taut des hieoben
verzeichneten Capitels ordnung, bed nachtmals vnſers herrn
Jeſu Chriſti, verrichtet werden.
So aber kein Communio gehalten wuͤrdt, ſolle die ſchul
anfangs ein lateiniſch Introit, oder die kirch ein teuͤtſch geiſt⸗
lich Lied ſingen, darauff volget die predig, vnd nach der predig
ſoll widerumb ein Pſalm oder einander geiſtlich lied geſungen
werden. Mann ſoll ſich auch fleiſſigen, das ſich die gſang nach
der leer, vnd zeit ordnung richten, Als naͤmlich.
Auf den Chriſtag vnd nachuolgenden Feſten, von der ge⸗
burt Chriſti, zur Oſtern, von der vrſtend Chriſti, damit die
kirch die noͤttigen ſtuck der leer des Chriſtlichen glaubens, beid
mit predigen vnd ſingen wol erinnert werde.
Nach mittag in den Stetten, ſoll am Sontag ein predig,
vnd zur veſper zeit, der Catechiſmus, wie es obenbemelt gehal⸗
ten werden.
Auff den Doͤrffern ſoll man den Catechiſmum, auch am
Sontag nach mittag, namlich gleich auff den mittag oder zur
veſper zeit, wie es die gelegenheit des orts und volcks, erleiden
mag, halten.“ | Ä
Am wercktag.
In einer jetlichen Statt, ſoll alle wochen zwen tag, vnd
in einem jetlichen Dorff ein tag, ſo dem ort vnd volck am ge⸗
legneſten ſein wuͤrdt, mit ſolcher ordnung geprediget werden,
das man anfangs vor der predig Pſalmen, dergleichen nach der
predig jedesmals ein teuͤtſchen pſalmen ſinge vnd werde mit
gewonlichem ſegen beſchloſſen.“
Drduung der Ee einlaitungs.
„Es iſt wol vnd Chriſtlich bedacht, das bie neuͤwen Eeleuͤt,
in der kirchen vor der gmein verkuͤndiget vnd eingeſegnet wer⸗
den, dann wiewol der Eelich contract, gleich wie ſonſt andere
weltliche contract, möcht auch wol auff den Ratsheuͤſern oder
andern gemeinen offenlichen, ehrlichen vnnd burgerlichen orten
verrichtet werben. Jedoch dweil in der erften außbreittung bed
heiligen Euangelions Chriftt, nady der Apoftel zeit, fich vil fun⸗
den haben, fo den Eeltchen ftand für ein vnheiligen ſtand, mit
dem die kirch Chriſti nicht zuthun haben folt, gehalten, auch
ſich durch anrichtung des Satans, ber aller göttlichen ordnung
feind ift, den Eeleüten in jrem ſtand, allerlei vnrichtigkeit bes
gegnet, barinn die vergroiffung jrer Göttlichen zuſamen fügung
inen in jvem griffen noͤttig. So iſt es zur beflerung der fir»
chen faft muglich, das die neuͤwen Eeleüt in offentlicher verſam⸗
lung der Eichen eingefegnet werden, bamit mmigflich darauß
18
10
ermanet werbe , baB ber Eeſtand an im ſelbs eim ehrlicher vnd
:Gottgfälliget fand fei, das auch die Celeuͤt fo jnen mas ve
glüds begegnet, dardurch zur gedult und antüffung Gottes bes
wegt werden mögen.
Es fol aber die verfündigung vnd einlaitung Der neuwen
Eeleuͤt mit volgender ordnung geſchehen.“
IIm Wefenttichn bie 8.0. von 1536.
Bon beſuchung vnd Commünion der kraucken.
0
„Dee ullmechtig barmhertzig gott hat ſich ber ellenden vnd
betrübten, bie feinen namen auß rechtem vertrauwen anrüffen,
fo gnediglich ungenummen,, das er nicht allein jnen allen vaͤt⸗
terlicyen fhug und hilff veripricht, fonder füret audy vnderm
‚sumamen feiner Maieſtet, fürnemlicy difen Tittel, das er fei
ein uflucht der ellenden, ein heiland deren fo da feind eins zer-
knitſten bergen, und hat audy zum mehrmalen ehe wöllen den
‚natürlichen lauff himmels vnd ber erden, verendern, dann
die ellenden In jrer nott verlaffen.
Neben dem fo rüffet auch ber fon Gottes alle betrübte zu
im, vnd verspricht jnen hilff, kompt alle, fagt er zu mir, die jr
beſchwerdt und beladen fein, ich will euch erquicken.
Nun feind die krancken nicht die geringften, vonder ben bes
ſchwerdten und belabnen, als die fo nicht allein jrer Leiblichen
kranckheit halben, fonder auch von wegen der fünden, des tods,
vnd ber verdamnus, deren fie durch die kranckheit erinnert wer:
den, groffe beſchwerliche befümmernus und anfechtung haben.
Darumb folfen ſich auch bie kirchendiener der Eranden, To
jres Pirchendienfts begeren, mit allem ernft vnd fleiß annemen,
und denfelben vermög jres beruffs Chriftlich troft beweiſen.
Es ſicht vns auch auß allerlei — enden vrſachen fuͤr gut
‚an, das bie kirchendiener, auch denen krancken, fo jrer nit be
geren, jren gutten willen und dienft , durch ſich ſelbs oder jre
verwandten vnd zugethonen, erzeigen und anbieten.
Vnd nad) dem die betrübten,, beid durch prebig unnd Sa⸗
crament getröft werden moͤgen, So ſoll ein kirchendiener der
zu einem krancken beruffen wuͤrdt, anfengklich warnemen, wie
es mit dem krancken, det befchwerb⸗ vnd bekuͤmmernus halben
der verdammus halben beſchwerd trage, wie es nun der kirchen⸗
diener befindt, alſo ſoll er auch fein vnderweiſung vnd troͤſtung
mit erklaͤrung goͤttlichs zorns vnd gnaden, darnach richten, das
der vnachtſam in erkanntnus ſeiner ſuͤnde, vnd darauff zur be⸗
gird Goͤttlicher gnaden gefuͤret, der betruͤbt aber vnd erſchroͤckt
in ſeinem gioiffen, mit dem Euangelio getroͤſt werde.
Daarnach ſoll dee Kirchendiener ſich gegen dem krancken
halten, mit erzeelung der geineinen offentlichen beicht, vnd Ab⸗
ſoluierung, wie es mit den gſunden gehalten, und hleoben vn⸗
der dem Tittel von der buß und Abfolution befchriben tft.
Vnd dweil das Sacrament des nachtmals von vnferm
Herrn, dahin gemeint vnd verorbmet iſt, das durch deſſelben
nieffung, das bloͤd zaghafft gwiffen, in rechtem glauben und
vertrauwen geſterckt werde.
Vnd aber der kranck in anfehung, das er durch ſchwacheit bes
leibs zur fchwacheit des ginmbens, vilfaltig gereitzt, vnd in allerlei
anfechtung gezogen wuͤrdt, der ſterckung des glaubens faſt not⸗
durfftig iſt, fo foll er auch auff fein Chriſtlich, gebuͤtlich beger,
1558 æcu. Wuritem bergtſche Kirchenerdanug
vud Sehne ſeiner Aund, auch glauben in Sofa Vhrtiem,
mit dem factansent des nachtmals verfehen. Werden.
Dann wiewol das nachtmal, fuͤrnemlich in gomedner ver=
famlung der Hrchen zuhalten ift, Jedoch dweil Chritus fpricht,
wa zwen ober drey in meinem namen zufamen kommen, ba bin
ich mitten under inen, fo gibt er hiemit zuuerſteen, das auch
ein kirch Chriſti ſei, wa ſich ein kirchendiener vnd ein krancker
im namen Chriſti beieinander finden. So iſt der mund, ber
warhafftig in Chriftum glaubt, nicht weniger ein glid Chrifti
vnd der kirchen, dann ein geſunder, hat auch fein gerechtigkeit,
zu den güttern der Chriftlichen kirchen, under welchen dad Se
crament des Nachtmals nicht das. geringft ift, eben als wol als
die gfunden, darumb folle jm bas nachtmal, auff fein gebürlich
beger, keinswegs abgefchlagen werden.
Ga fol aber der Pfarrer die let vermanen, das fie in jr
kranckheit mit dem begern des Sacraments, nicht biß auff die
letſt nott verziehen, fonder ſich bei zeit laffen anzeigen, bamit
fie zuuor verhoͤret, vnderricht vnd getröft werden mögen.
So num der Kirchendiener auff die underrichtung, bekannte
nus der fünden onnd Abfolution, wie oben vermeldet (weiches
ein tag, fo es gefein mag, oder auff das wenigſt etlid fund,
vor der entpfahung des nachtmals, mit dem krancken verricht
merben fol) das nachtmal bei dem krancken zuhalten fürnimpt,
foll er es allerding mit der vermanung gebett vnd verlefen der
ſtifftung Chrifti, wie hieoben im Capitel vom nadıtmal Chrifti
befchriben ift, außrichten, Jedoch fo die nott des krancken, der⸗
maflen fo groß mwürbe, das +8 langen verzug nicht erteiben
möcht, mag die vermanung außgelaſſen, das gebett aber und
bie wort der ftifftung Chrifti, follen in allweg geſprochen, vnd
darauff der Brand! mit dem Sacrament brot vnd meine ver⸗
fehen, auch hernach mit tröftlichen fprüchen der heiligen ſchrifft,
vnd Chriſtlichen argumenten, zum vertraweñ in Herrn Chris
ſtum, zur gedult vnd gehorſam ermanet werden.
Es fol auch) ber Pfarrer, die gefunden bendrab die fresindt-
Tchafft und et vermanen, fo bas nachtmal bei einem
krancken gehalten wuͤrdt, das fie ſich auch durzu verfügen, vnd
1.05 fie fchon ſelbs das nachtmal nicht umpfahen, doch Hefffen
eingeſtalt habe, Namtich 0b ber jme allein den Teiblichen |
ſchmertzen laß anltgen, ober ob er auch der fünden und umb
betten und jver kouͤnfftigen nott hiemit erinnert werden.”
Dbrung der Wegtzbnan.
„Es bringt zwar benen, fo in onferm Herrn Jeſu Chrifto,
uufß difem zeitlichen feben verſchiden fein, onſer dienſt anff er:
den kein nug, dann dweil Chriftus fagt, ich bin die vrftend vnd
das leben, wer an weich. glambt der wuͤrdt leben, ob er Gleich
| flurbe, ond wer ba lebt, vnd glaubt an mid) ber wuͤrdt nim⸗
mermehr ſterben. So feind wit gnugſam vergwißt, das wel⸗
cher in dem glauben vnd vertrauwen auff vnfern einigen Herrn
vnnd heiland Chriſtum, von difer welt abſcheidet, ber habe alle
bereit on all vnſer wuͤnſchen, begird, fuͤrbitt, hilff und zu thun,
die rum des ewigen feligen lebens, vnd werde mit frekden befigen
die herrligkeit des himmelreichs am Süngften tag, durch vnſern
Hertn Chriſtum auch leiblich, der leib vergehe gleich in der ere
ne im waſſer, im lufft, ober fer, wie er möll, von den tobten
aufferft
. Os deftermeniger follen wir onfere verfihldenen vnd
abgeflorbnen, ehrlich vnd gebürfich zur erden mit ſolchen dien⸗
ften, To vns die noch Im leben fein, zu nutz erfchieflen mögen
1858 ZCOVE Mansfelder Wiifitntionderbnang-
betätigen, damit wir bie lieb, fo wir gegen jnen in jrem leben
gehabt, vor meniglich beweiſen, auch vafern glauben, ben wir
in Chriftum haben, zur vrftend von den todten hiemit befennen,
vnd die hoffnung bie wis zu des verſchidnen ewigen beil und
ferligkeit tragen, bezeuͤgen.
Hiecauff folle ſich meniglich vor allen denar abergläubifchen
und heiduiſchen dienften , fo nicht uns ſelbs, fonder allein den
abgeftorbuen für nutzlich erdacht fein, hätten.
Damit nun der verfchidnen begrebnus, vns nuglich gehals
ten werde, mag man erftlich mit den glogken leitten, das hie:
mit bie leuͤt, fo die leih zur begrebnus belniten woͤllen, ein zei⸗
Gen der zeit jrer verfamlung haben mögen.
Darmnach fo die leich gut begeebnus wagen iſt, folle ber kir⸗
chendiener dem volck das Gapitel, in der erften zu den Thefſa.
cap. itij. von dem verſchidnen in Chrifte. Oder dad Euanges
tion Johannis am yj. vom Lazaro dder ein anders gleiche
Argumente, für leſen, vngenarlich mie difer prefation.
Lieben freuͤnd wir haben jep, wie wir teöftlicher guuerficht
und hoffnung fein, ein mitglid vnſers Deren Jeſu Chriſti, anf
freäntlicher lieb zur begrebnas geleitet.
Damit wie wen nicht on vnderricht vnd troſt abtretten,
woͤllen wir hören, die wort des heiligen Apoſtels Pauli (vet) |
des heiligen Euangeliften N. alfo lautend.
Wir willen euͤch lieben bruͤder, zc.
141
Oder.
Martha ſagt zu Jeſu, Herr wereſtu hle gewefſen, mein
bruder were nicht geſtorben, ꝛc.
Oder.
Chriſtus iſt aufferſtanden von den todten, vnd der erſtling
worden, vnder denen bie ba fchlaffen, x. _
Darauff foll er ein turge prebig thun, von bem tod, von
der vrftenb vnd dergleichen argumenten,, fo fid) zur leich und
oft denen, die in bekuͤmmernus fein, ſchicken.
Am end fol er die abgeftorhne perfon, der gnedigen hand
| Gottes beuelhen. Vnd die gegenwärtigen verfamlung vmb
befferung bes lebens, Chriſtlich abfberben ond froͤlich vrſtend,
mit einem Batter vnſer bitten laſſen, vnd fie darauff mit dem
gemeinen fegen abfertigen. ’
Hiebei fol «8 auff dißmal mit der kirchen ordnung bleiben,
dann was mehr in den obgemelten, auch anbern kirchen hands
lungen, gemeiner kirchen verfamlung, zu mg ond gut fuͤgenom⸗
men werden möcht, das follen muß vnſerm beuelch, die Pfarrer
vnd ander Eicchendiener zu jeder zeit von ben orbenlichen Vi⸗
fitatoen und Guperattendenten bericht werben.
Wir. wöllen und auch biemit diß vnſer Firdyenorbuung,
nach feder zeit gelegenheit zuendern, mindern oder moren, aller
bing vorbehalten Haben.“
1554.
XCVI.
Form und Weiſe einer Vifitation, Zur die Graff vnd Herſchafft Mansfelt. Durch Eraſmum |
Sareerinm, Superiutendenten zu Eidleben, geftellet, des Ihars, MDLIV. 3.8.4.
, Wir entlehnen diefe Inftruction ans dem erſten Drucke.
Sie iſt auch in ber von Wilhelm Sarcerius beforgten Aus⸗
gabe von Erasm. Sarcerius Pastorale oder Hirtenbuch v.
3. 1562 enthalten.
FE
Born vnd weiſe einer Vifitation, fur die Graff vnd Herrſchafft
Mantfelt, des Ihars, 1688.
Erftlich fo ift zu vifiticen Leine bequemte zeit, als die
zeit nechſt nad) Pfingften, und im Herbeſt nach der einernung.
Denn fonft fein die Dorffleute mit irer haushaltung beſchwe⸗
vet, das fie ſolchem Chriſtlichem, nötigem, und gutem werds
nicht koͤnnen on fchaden auswarten.
Zum andern follen die Bifitatores nicht allen von Su⸗
perintendenten oder Geiſtlichen, fondern auch von weltlichen
Derfonen genommen werben. Denn in der Vifitation nicht
allein Geiſtliche, fondern auch Weltliche fachen vorfallen, die
do an ben andern hengen. Item, fein viel dinge von der
weltlichen Obrigkeit wegen zugebiten, vnd zuuerbiten. tem,
die laſter Ruge zuüben. Item, in etlichen Dingen Execation
zu thuen, one auffzug und weiter zu rucke bringen.
Zum dritten, ehe man zu vifiticen anhebet, ift von nöten, -
das man eines jeden Ampts Paflorn und Seelforger an einen
gewiſſen ort verfchreibe, einem particular Synodum ober ver-
famlunge mit inen halte, darinnen man ſich erſtlich erfündige,
wie e8 eine geftatt habe, vmb die Paftorn, fo das Kirchenampt
tragen.
Item, wie e8 gelegen fen vmb jre Lere, leben, Daushaltung,
Kirhenordenungen. Wie fie fich in jrem gangen Ampte ver⸗
halten, und wie fie mit den Geiftlichen und Pfargütern umb-
geben. Vnd ſolch zeugnis und Eundfchafft, fol erftlich ober
einen jeden Paflor vnd Kirchendiener gehen, von feinen nech⸗
ften Nachbarn, fo in gleihem Ampte fein. Weiter fo ift in-
ſolchem Synodo, den Paftorn anzuzeigen, das fie ſich auff ein
Eramen ſchicken wollen, in bey fein ber Vifitatoren. Denn
die erfarung ausweifet, welche nicht liegen, kan, das hin und
wider fehr vngeſchickte Leute ein gefchliechen fein, vnd auch zum
teil aus dem Bapfthumb verblieben, damit die Schefflin Chris
ft ſehr vbel verſorget. Wie ich denn wuſte etliche ſchreckliche
Erempel zuerzelm. Item auff eine kurtze Predigte, damit
man wiſſe ob fie Gottes gabe zu predigen haben, oder nicht.
Welche gelert oder ungelert, und zuuerrichtung jrer Ampte ges
ſchickt oder vngeſchickt fein,
tem, fol einem jeden in folcher Priefterlichen verfamlung
oder Synodo befohlen werben, das er ſich in des bedende, und
was er vermeinet, das bey feinen Pfarkindern zubeſſern, das
er ſolchs auff der Vifitatorn ankunfft wiſſe zuuermelben. Vnd
142 1858. xCVvI. Mansfelder Viftationserdunng-
das ein jeber Paftor, alfo viel defte beffer ein nachdencken has
ben möge, fol man als balbe, einem jeden ein gebrudt Exem⸗
plar der Viſitation zuftellen. .
Stem, fol man fich als denn auch vergleichen, welchen tag
man an einem jeden orte vifiticen wolle, auch wo vor mittag, und
wo nach mittag, wenn bie Pfarren nicht weitvon einander gelegen.
Es fol auch den abend zuuorn, an einem jeben orte, da
man folgenden tag vifitiven wied, mit allen Glocken geleutet
werden, nicht anders denn auff einen heiligen oder. feyerabenb,
damit die Pfaruerwandten, ſich wiſſen einheimifch zuhalten.
Vber das fo fol ein jeder Paftor den Sontag zuuorn, den beſtim⸗
meten tag der Vifitation verfündigen, und die Pfarkinder, in
gemein jung und alt, man vnd mweib, zur gegenwertigkeit ver
manen, vnd mit ernft bey ftraffe der büffe anhalten.
Zum vierden, mo man nun zu vifitiren hinkoͤmpt, da fol
der Paſtor fur das erfte Eraminirt werben, vnd ein kurtze Pres
digte thun, ober den Text, ber im, im Synodo auszulegen if
befohlen worden. Nach ſolcher Predigte, fol der Superinten»
dene auffflehen, oder wo es jm zuuiel wuͤrde, ein ander Pres
diger, der jm mag zuuerorbenet werben, der fol nun von ber
Viſitation predigen, diefe loben, erheben, und als nötig darges
ben, mit anzeigung, woher fie fome, wer fie eingefeget, was bie
Alten zur einfegunge bewenet, und warzu fie nuͤtze vnd gut fey.
Atem, was man auch alhie an biefem ortte, durch die Dis
fitation gedencke auszurichten, und ober wen fie gehen foll, nicht
allein ober bie Paftorn, wie fie fich in lere und leben, in jrem
Kirchen ampte, vnd in jrer gangen Haushaltung halten, ſon⸗
dern auch wie fich die Pfarkinder erzeigen, bey der waren Re
ligion, vnd In einem Gotfürdtigen, züchtigen, vnd erbaren
leben. Voraus aber foll das anderteil der prebigte, auff die auss
legung der Heiligen zehen gebotte gerichtet werben, und mas
fur vornemliche offentliche laſter (dev man fid) denn mit vleis
erfündigen fol) an einem jeden ortte im ſchwang, vnd teglichem
gebrauch gehen, bie fol man alda zum hefftigften anziehen vnd
flraffen. Desgleichen auch Gotes zorn und flraffen, hie zeitlich
und dort ewiglich, darüber vermelden, mo fich die Vbertretter
vnd fhuldige Perfonen, nicht befjern werben.
Zum fünfften, Nach gehaltner Prebigte, fol man, Weib
ond Kinder laffen heimgehen, und ald denn ein zeugnis vnd
kundſchafft von der gangen Gemeine, vber den Paflor erfors
dern. Vnd ob etwas hierinnen angezeiget wuͤrde, das ba ſtreff⸗
lich were, oder fonft vnterhandlung bedürffte, das fol man ſich
als denn zu ſchlichten onterftehen, Wo aber bie fachen wichtig,
in das Vifitier buch ein gefchrieben werden, bie auff weittern
befcheid,, vnd Execution vnſerer G. H. durch jre Nethe, und
den Superintendenten, welche denn auch als balde erfolgen fol,
auff gehaltene Bifitation, damit einem jeden feine gebürliche
ftraffe widerfare.
Artickel aber darauff das zeugnis vber den Paſtor flehen
fol, fein diefe.
Mie er fich halte In feiner Lere. f
Item, in ausfpendung der hochwirbigen Sacramente.
Stem, in vbung bes rechten Gottesdienfte.
tem, in vbergebener Kircyenordenung.
Stem, in feinem gangen Kirchenampt.
tem, im Catechifmo, oder Kinder lere bey ben Krancken ete.
Item, in feinem leben und haushaltung, ob er auch fein
“
Weib, Kinder, und Gefinde zu Gotteöfuccht, zucht, tugend, und
erbarkeit auffziehe, andern Leuten zum ehrlichen Erempel, und
loͤblichen nachfolge.
Stem, bey den Pfargütern, die in gutem baw und weſen
halte, nicht verwuͤſte, verkauffe, verfege, befchwere, vnd abhen⸗
dig made. Vnd ſol das gefallene zeugnis gut oder boͤs in baB
Bifitie buch eingefchrieben werben. Item, was ſich fonften fur
jerung des Paſtors halben. zutcagen, und nicht mögen als balde
beygeleget, und gefchlichtet werden. .
Zum fechften, fol das zeugnis ergehen ober die Pfarkinder,
niemanb ausgefchloffen, vber weib und Man, vber jung vnd
alt, von wegen folgender vnd anderer offentlicher after. Solch
zeugnis aber oder Ruge, follen die weltlichen Vifitatores von
wegen onferer ©. H. fördern. Als offentlidhe verachtung, und
lefterung Gottes, feines Wortes, des rechten Gottesdienfts, der
bochwirdigen Sacramente, und was fonft mehr zur waren Res
ligion, vnd zur rechten Gottſeligkeit gehöret. Gottes wort nicht
wollen hören, und das zu hören verhindern, oder Leuten die
Gottes wort hören, ergerlich fein, mit ſpacieren gehen, fplelen,
zech halten, kremerey, branttenwein fauffen, offentliche ſpiele,
fechtfchulen, tenge etc. Item, ber Sacramente nimmer ober
gar felten gebrauchen.
Abgötterey treiben.
Falſche lere onter bie leute tragen.
Sluchen, ſchelten, fhweren, Gottes Namen leſtern, wars
fagen, zeubem. -
Mit Teuflifhen und Abgöttifhem Segen ombgehen, hien«
buch Menfchen und Vihe, fur vngluͤck zuerretten.
Walfarten gehen.
Zeufelfenger fuchen und rath fragen. - .
Gottloſe Procefston halten, vmb das Getreide auff dem Felde.
Denn ſich folcher dinge etliche widerumb, wo nicht fo gar ofe
fentlich, doc) heimlich, und mit wenig Perfonen unterftchen.
Bilder vmb die Früchte tragen. |
Keger vnd falfche Lerer, Als Widerteuffer, Zwinglianer,
Dauid Joras brüder, Oftandrifche, und Standarlfche verfürer
baufen und herbergen, und fich derer anhengig machen.
Seine, Kinder nicht teuffen Laffen, oder zu teuffen auffe
ziehen, vmb freffens und fauffens willen.
Bolfauffen ond zutrinden in gemein.
Volfauffen oder in die Schenden und Krüge gehen, oder
andere leichtfertigkeit, vnd vppigkeit treiben, an dem tag, da⸗
ran einer zum hochwirdigen Sacrament gangen.
Gebottene Feiertage freuentlich und mutwillig vbertretten,
wie denn beshalben ein groffer mangel in diefen Landen fein
fol, das etliche weder Charfreytag, Oftertage, Pfingſtage, vnd
dergleichen Feſte feiren, mit geoffem vnd fchredlichem ergers
nie, vieler frommer vnd einfeltiger Chriften.
Seine Eltern verunehren oder vbel halten.
Weihe zu nahe in Blut vnd Freundſchafft fich verehes
Tihen, und verehelicht haben.
Mehr denn ein Weib oder Dan zugleich zur ehe haben.
Welche jre eheliche Weiber freuentlich und mutwilliger weife
vbel halten, verlaffen, und verlaffen haben.
Hurerey treiben.
Ehebrechen.
Nacht tenge vnd fonft vnordentliche, und ſchendliche tenge
1554. XOVI. Mansfelder Vifitsiionsordnung.
teeiben, aufſerhalb Hochzeiten, welche zu nichts anders bienen,
denn zum ontergang aller zucht, tugend, vnd erbarkeit.
Vnchriſtliche wucher und Contract, in Götslichen, Keiſer⸗
chen Rechten, und fonft verboten. Denn heutiges tages des
wucherns und ausfaugens, weder ziel noch mas ift, nicht allein
bey hohen und reichen perfonen, fonbern auch bey geringen leus
ten, alfo das fchier Bein Dienftbot iſt, der nicht fein dienſtlohn
auff wucher austhue.
Meineid oder falfcher Eid. i
Vnd was ber offentlichen laſter mehr-fein, die bie weltliche
Obrigkeit bisher nicht geachtet oder geftraffet, ja damit man den
bohn und ſpot getrieben, und folche Lafter nicht fur ftrefflich ges
ſchetzet, welcher nach gelegenheit mehr in den Rugezedel mögen
gefeget werben.
Vnd nach dem auch hernach gefegte laſter In diefen Lan⸗
ben fehr gemein fein, daraus denn allerley vbels erfolget, vnd
zuuorn nicht verbotten vnd geftraffet,, die follen Inn diefer Bis
fitation, durch die verorbente Viſitatores verbotten, die ſchuͤl⸗
diger hernach gerüget und gefleaffet werden. Als, Sic on
wiſſen und willen der Eltern, der Sreundfchafft, und Vormuͤn⸗
ber verehelichen. Daraus denn greuliche und fchredliche hand⸗
lungen fich in biefem Lande zutragen.
Mit verlöbniffen fchergen, und fich mehr ale mit einer Per«
fon verloben.
Sich nicht auffbieten laſſen, oder ausruffen von der Eangel.
Nicht mehr denn 6. tifch auff eine hochzeit laden. Vnd
Das foldye nur einen tag were, Den nechſten nachtag zu mits
tag nicht mehr denn zween tifche, vnd den abend einen haben.
Vnd als denn die hochzeit dabey wenden Laffen.
Keine Pfingfibier einlegen und fauffen. Daher denn viel
todſchlege, jammers und elend entfprungen. Sch wil geſchwei⸗
gen das in etlichen jaren, vmb des Pfingftbiers willen, keine
Gonmmunicanten die Pfingftfeiertage in viel jaren geweſen, und
ſehr wenig leute zu der Kicchen gangen. °
Nicht mehr denn drey Gefattern zum Kindtauff bitten.
Das nicht mehr denn acht Weiber bey dem Kindtauff effen
fol.
Das keine Menner in die Kindtauffe gehen, alda zu effen
oder zu trincken. '
Das den Weibern bie offentlichen Wirtsheufer, zur zeche
verbotten werben, besgleichen auch das volfauffen.
Das den Schenden und Wirten auff den dörffern verbot«
ten werde, ba6 fie den Weibern zu zechen nicht geftatten, ober
zur zeche fie nider figen Laffen. Ausgenomen Weiber fo ober
fe&t reifen. |
Das die Wirte und Schendeen, keine Huren vnd lofe
beige herbergen und auffhalten, je Bier damit zuuertreiben.
Das alle Spinftuben abgefchaffet werden, denn bie Megdte
vnd junge Gefellen, alle ſchand und untugend barinnen vben
vnd treiben, und das die halter und auffhalter geftrafft werden.
Was auch weiter hernach billich fol verbotten und geräget wer⸗
. ben, vnd das hierinnen auff dismal nicht begriffen, das wer⸗
den folgende järliche Viſitationes leren und nachweifen. -
Die Ruge aber ober die Lafter der Pfarkinder fol orbents
lich alſo gehalten werden, das einer jden Gemeine, eines jeden
Dorffs, fo vielder Doͤrffer in ein Pfarkicche gehören, auff einmal
oder tragt, vier Artickel von obgefchriebenen laſtern auffgegeben
143
werben. Darnach widerumb viere, und alfo forthin bis zum
ende. Damit audy durch das gantze jar, bis auff ein jde Vi⸗
fitation, Gottesfurcht, zucht, tugend vnd erbarkeit erhalten
werde, fo mus man in diefer Vifitation vier Senfchepffen in
einer jeben Gemeine verorbenen (melche fur zeiten zum Latein
Scabini Synodales genent wurden) die auch follen vereidet
werden, vnd derer Ampt fein fol, das fie das gange jar ober,
neben jrem Paſtor, auff alle fchand, lafter, und untugend, mit
vleis vnd ernft fehen follen, die Leute dauon abhalten, vnd
auff das fie in der folgende Vifitation, oder fonft In der Obrig⸗
keit Ruge, und fur einem Consistorio vnuerſchwiegen bleiben.
Was aber von erzelten laſtern gerüget, das fol mit den
Derfonen, vnd allen vmbſtenden, in das Vifitichuch gefchrieben .
werden, auff weittere erkentnis, der gütlichen untermeifung des
Superintendenten, voraus inn Kirchen und gang Geiftlichen
fachen. tem, der Peen vnd ftraffen vnſerer &. 9. fo als
denn in der Execution nad) gehaltener Vifitation folgen wer⸗
den. Weiche in einem wege darnach auffzuziehen ift. Denn
eine Bifitation on eine Execution, ift mehr feheblicher denn
nüge. Wie ſolchs die erfarung mit ſich bringt.
Form vnd meife aber der Execution, ift diefe, Das vnſere
G. H. perfönlid mit jren Rethen nad) gehaltner Bifitas
tion, ſich nidetfegen, alle mangel, fehl, vbertrettung, und ges
brechen anhören, und hierauff ſtuͤckweiſe befcheid geben, ftraffen
und,peen verordenen, vnd alle ſachen heiffen in befjerung ſtel⸗
len. Was aber Kirchen vnd gang Geiftliche fachen fein, hier⸗
von mögen die Geiſtlichen Vifitatores befraget werden, und
neben ben andern Executoren zur gebuͤrlichen Execution ges
cathen fen. Vnd wenn bas gefhehen, das als denn an alle
Amptieute ond Schöffer gefchrieben werde, einem jeden In fein
Ampt, das fie in einer beflimmeten zeit exequiren. Doch las
ich mit gefallen, das man mehr Thurn als Gelt ſtraffen orde⸗
ne, damit die armen Weiber und Kinder, buch, bie Geltſtraf⸗
fen nicht befchweret werden, Die an ber verbrechung jrer
menner vnd väter etwa Fein fchuld haben. Im falle aud),
das etliche gleich vmb jrer ſchweren vnd ergerlihen verwirdung
willen von der Obrigkeit wärben geftrafft werden, fo follen doch
diefelbige gleichfals durch die offentliche Buffe und Absolution
mit der Kirchen verfönet, Damit das ergernis auffgehaben, vnd
andere Leute von den laſtern abgefchreddet werden. Vnd bas
nach ber form vnd weife der verfönung im Büchlein des geiſt⸗
lichen Gerichts, In diefen Landen verleibet.
Item, damit fich niemand verwunder, warumb wir eben
alle ftraffen der oberzelten Laſter der weltlichen Obrigkeit zu
ftcaffen, heimgeftellet Haben, ift ſolchs on vrfache nicht gefchehen,
damit ons Geiftlichen die Höffifchen nicht auffrüden duͤrffen,
wir greiffen widerumb nach dem weltlichen Schwerd, und ons
terfangen ons viel Regierens und herfchens. Denn uns wenig
dran gelegen, wer ſchand vnd after flraffet, wenn fie allein ge
ftraffet. Vnd werden aber gleichwol dem Consistorio hiermit
feine flraffen nicht benomen, vnd bleiben auch der. Kirchen
ftraffen. Damit alfo famptlich vnd eintrechtiglich allen ſchan⸗
den und laftern geflewert werde, in dem bie weltliche Obrigkeit
das jre thuet, Desgleichen auch die Geiftliche.
Nach entpfangenen zeugnis vber die Paftoren und Kirch⸗
uerwandten, fo follen hernach die Vifitatores, die Paſtorn jrer
Ampte eemanen, das fie jre Scheflein treulich und vleiſſig leren,
144
die hochwirdigen Sacrament jnen nad) dem rechten gebrauch,
wie diefer vom Herrn felbft eingefegt, vortragen, vnd zu wa⸗
tem Gottesdienft vnterweiſen, je befohlen Kicchenampt treu⸗
lic) ausrichten, den Catechifmum bey Jung und Alt, mit ſtet⸗
ter anhaltung, treiben, die krancken und troſtloſen heimfuchen,
ond fie tröften. Ein Gottfürchtig, züchtig, vnd erbar leben,
jren Scheflin zum Erempel der nachfolge, vben. Vnd endlid)
dad fie jre Pfarglitter im gutem bame und befferung halten,
vnd hiermit treulich handlen und vmbgehen. Gleichfals follen
fie aud) die Pfarkinder mit ernft vermanen, vnd anhalten, das
fie vleiffig zur Kirchen gehen, Gottes wort gerne hören, das in
ehren halten, ber hochwirdige Sarrament offt gebrauchen, ſich
im waren Gottisdienft mit andacht vben, und em Gottfürdh:
tig, züchtig, und erbar leben anfahen und volziehen, Als denn
tverde auch Gott jnen gnedig vnd barmhergig fein, vnd fir
reichlich fegen, und fur allem unglüd, zeitlichem und ewigen bes
hüten. Widerumb aber, wo fie Gottes wort, ber hochwirdi⸗
gen Sacrament, des rechten Gottesdienſts, und eines Gotfuͤrch⸗
tigen lebens vnd wandels nicht werden adıten, fo wird fie Gott
hie zeitlich vnd dort ewiglich zuͤchtigen vnd flraffen, wie denn
bereit Gottes zorn und fträffen vorhanden fein, mehr benn es
leider gut ift.
Endlich aber dieweil etliche Paftores fein, bie nicht gern
ftudieren, mehr des zeitlichen als des ewigen marnemen, wenig
achten, ob fie on alten bedacht auff die Predigtſtuͤle Lauffen,
oder was fie fagen ober predigen, denn (wie etliche fagen) es
gild den Bawren alles aleich, fie verfichens nicht etc. Dar⸗
umb fol einem jeden Paſtor vnd prediger in fonberbeit einges
bunden merden auff der Viſitation, das fie alle Prebigten, bie
fie ein gang jar thuen werden, in ein Bad, zufamen fchreiben,
damit man auff nachfolgender Bifitation fehen möge, was fie
fludteret vnd geprediget haben, vnd hier durch zum ſtudiren
etlicher maffen gedrungen ond beforbert werden.
- Won gemeinen faden vnd bingen, bie man in biefer Vifitation
vornemlich ausrichten fol.
Erſtlich, das man aller Pfarren Geiftliche gütter vnd
einkomens, vnterſchidlich auffzeichne, vnd das folches einko⸗
mens, zwey Regiſter gemacht werden, vnd das eins der Can⸗
tzeley, das ander dem Superintendenten zugeſtellet werde. Da⸗
mit aber die Pfarguͤter einer jeden Pfar deſte gewiſſer vnuer⸗
ruckt bleiben, ſo ſollen ſie durch die Pfaruerwandten, in bei⸗
weſen jres Schoͤſſers vnd Schulteiſſen ausgegangen werden, mit
volliger anzeigung, wo ſie ligen, keren, vnd wenden, ſonſt ver⸗
lieren ſich die Guͤtter, wie wir durch die erfarung guten be⸗
ſcheid wiſſen. Item, fo iſt auch ſolche verzeichnis datzu gut,
auff das man den Paſtorn, fo ſich nicht erhalten koͤnnen, ſonſt
‚von Geiſtlichen guͤttern etwas zulege, das fie fich vnd bie jren
mit ehren auffbringen moͤgen.
Zum andern, Das man alle Lehnherren der Pfarren ge⸗
wislich auffſchreibe, welche dad lus patronatus haben, die
Pfarren zuuerlehnen, auff das man in der Cantzeley wiſſe,
desgleichen auch der Superintendens, wenn ſich die Pfarren
erledigen, wo man vmb die Lehnſchafft vnd beſtellung der
Pfarherrn, anſuchen ſoll.
Es habe nu aber das lus patronatus wer dawil, fo fol doch
niemand geſtattet werden in dieſen Landen, ax vorwiſſen vn⸗
1554. xCVa. Mansfelder Vifitationserbunng
ferer ©. H. vnd des Superintendenten, Paſtorn und Kirchen:
diener einzufegen one Eramen vnd verhöre.
Zum dritten, ift auch mit vleis achtung zu geben im diefer
Vifitation, auff das einkomen der Kirchbetve, bamit die Kirche
inn weſentlichem bawe erhalten, und das jaͤrliche einkomen
nicht vnnuͤtzlich vmbbracht werde, wie denn zum oͤfftermal ge⸗
ſchicht. Darumb fol man alle Viſitationes hierüber ſcharffe
vnd ordentliche rechnunge halten. Vnd wo bie Kirchen much
ligende guͤtter haben, ſollen ſie (wie zuuorn von den Pfarguͤ⸗
tern gemeldet) ausgangen werden, vnd vmerſchiedlich auffge⸗
zeichnet, wer fie innen bat, wo fie ligen, mit wem fie anſtoſ⸗
fen, ond wo fie keren, vnd wenden. Hiruͤber follen denn aber:
mals zwey Megifter gemacht werden, daruon man eins in der
Gangeley behalten fol, und das ander der Superintendens ver«
waren.
Es follen auch alle Receß, fo von dem järlichen Rechnun⸗
gen vbrig, vleiffig auffgefchrieben und eingebracht werden. Vnd
im fall das die Kirchbewe ein reichlich einkommen hetten, vnd
das zu vnterhultung nicht alles jaͤrlich beduͤrfften, ſo tan man
hieruon jäclid) etwas nemen zu anflellung vnd erhaftung et=
licher Stipendiaten, die hernach einem ganzen Lande in Kir
chenemptern dienen mügen.
Zum vierden, Dieweil auch das einkomen bee Küfter, durch
nachlefligkeit und vnachtſamheit abnimpt, geſchmelert, und
verloren wird, wil von.nöten fen, daſſelbige einkomen gleich
fals auffzufchreiben, und dag man folche auffzeichnie in der
Sangeley , und bey dem Superintendenten veriware.
Zum fünfften, Nach bem auch etliche Pfarren fein, welche
an farender habe, und beweglichen gütern, einen fbstten und we⸗
genden voreaht haben, den man nach abfterben oder abfcheid
eines Pfarherrns, bey der Pfarren laflen mus, fo gut man bie
fen befunden, fo erheifchet auch die not, da8 man gemelte güs
ter auffzeichne, und das bieruon die Sangeley ein Regifker habe,
deögleichen auch der Superintenben®.
Zum fechften, Dieweil auch den Pfarr vnd Geiſtlichen guͤ⸗
tern viel nachteiis hieraus entflchet, das man ſolche gütter et=
wa Leuten auslehnet, und hierinnen weitter keine Lehrzeit beit,
das fie die Geifllihen und MPfarrgütter zulehen entpfahen,
Daher denn meitter gemelte gütter, die Lehenleute fur jre eigene
gätter anziehen und gebrauchen. So ift es zum hoͤchſten von
nöten, das man eine gewiſſe zeit folcher Lehenfchafft halte, ala
nemlich ein jedes fechfte Jahr. Wo aber ein Paſtor flirbt,
da ſtirbt zugleidy die Lehenſchafft auch mit. Bub follen bie
verlehenen gütter, von dew newen Pfarherrn widerumb auff
das newe zu Lehen entpfangen werben. Es follen auch zu allen
geiten, vber die Lehenfchafften Brieff und Siegel auffgerichtet
werben, barinnen alle vmbſtende des Lehens follen verfaffet
fein. Vnd wie and) berhafben den Paſtorn ein Formular die
Geiſtliche gütter aus zuleihen, fol zugeftellet werden.
Zum fiebenben, Mus man aud in diefer Bifitation ein vleiſ⸗
figes nachfragen haben, wo etwa Geiſtliche gütter den Pfarren
weren entwendet, und abhendig gemacht tworden, dad man
bie durch huͤlffe und beyſtand, vnſerer &. H. widerumb herzu
ringe.
Zum achten, Rach dem auch hin vnd wider, die Pfarhoͤffe
Hang vnd gar verfallen, und niemand dieſe zu unterhalten, et⸗
was thuet, mus man ein einfehen haben, das die Pfarcheufer,
1554. XOVI. Mausfelder Viſitatiouſsordunug.
fo im baw vnd weſen flehen, durch die Paftores bewlich erhal⸗
ten werden. Die verfallene aber, durch huͤlff vnd beyſtand,
der jenigen ſo das lus patronatus haben, vnd mit huͤlffe der
Gemeinen, vnd Pfarherrn, in beſſerung geſtelt werden.
Zunm neunden, Dieweil am tage iſt, das auch etliche alte
Paſtores, ſo aus dem Bapſthumb verblieben, keine Agenda
oder Kirchenordnung haben, fragen auch nach keiner, ſondern
in den wind hin, jres eigenen gefallens mit den Sacramenten
vnd Kirchenuͤbungen vmbgehen, vnd ſich mit andern im Lande
nicht gleichfoͤrmich halten, Daher denn ergernis vnd anderer vn⸗
rath entſtehet, darumb ſollen die Viſitatores auch hierinen
nachforſchung, vnd ein einſehen haben, damit ein gleicheit im
Lande gehalten werde, vnd Abgoͤttiſche, Nerriſche, vnd vnnuͤtze
Ceremonien verhuͤtet.
Zum zehenden, Wil ſichs auch gebuͤren, wo Schulen vnd
Spittal ſein, das die Viſitatores ſich erkuͤndigen, wie es hier⸗
umb eine gelegenheit habe, vnd wie jnen vorgeſtanden wird,
damit die Schuͤler recht geleret vnd aufferzogen werden, vnd
die arme Leute nottuͤrfftiglich vnterhalten.
Zum eilfften, Das auch die Clinodia vnd Kirchen geſchmeide
beſichtiget vnd auffgeſchrieben werden, was noch vorhanden, vnd
das dieſelbige, ſo man nicht bedarff den Kitchen zum beſten
verkaufft vnd angeleget werden. Doch zubeſorgen, das der
mehrer teil hieruon faſt hinweg ſey.
Zum zwelfften, Dieweil denn viel der Paſtoren auff den
Doͤrffern ſehr arm ſein, vnd etwa nicht vermuͤgen auch die noͤ⸗
tigſten Buͤcher zu keuffen, derer ſie nicht gerathen koͤnnen. So
wil die not erfordern, das die Kirch oder Bawmeiſter, von dem
einkomen des Kirchenbaws folgende Bücher mit der zeit kauf⸗
fen, die fur und fur bey jren Pfarkicchen bleiben follen.
Als da fein,
Ein Lateinifche Biblia.
Item, Eine Deutfche.
Item, Eine Agenda oder Kirchenordnung.
Item, Des Heren Lutheri feligen, und der Nürnberger
Catechifmos.
Item, Die Aufpurgifche Confeffion fampt der Apologia.
Item, Die Locos communes.des Herrn Philippi, Lateinifch
vnd Deutſch.
Item, Das Buͤchlein Vrbani Rhegij, wie man vorſichtig⸗
lich predigen ſoll.
Zum dreyzehenden, Nach dem auch den einfeltigen Leuten,
vnd der jungen Jugend an der Predigt des Catechiſmi ſehr viel
gelegen iſt, Sollen ſich die Viſitatores befragen, wie ein jeder
Paſtor den Catechiſmum lere, vnd was er fur form vnd weiſe
den zu leren gebrauche.
Zum vierzehenden, So ſol auff dieſer Viſitation, allen
Pfarherrn zum vleiſſigſten eingebunden werden, vnd bey hoͤch⸗
ſter ſtraff verbotten, das ſie inn jren Kirchen keine newrunge,
weder bey der Lere, noch bey den Sacramenten, noch in den Cere⸗
monien furnemen, on wiſſen und willen bes Superintendenten,
Conſiſtorij, vnd vorgehendes Synodi. Sich auch der Lere
halben, vnd was der anhengig, mit niemand offentlich auff dem
Predigſtuel einlegen, derhalben zanck vnd hader zurichten, mit
groſſem ergernis der Kirchen. Sondern hat jemand derwegen
etwas zuthuen, das er es zuuorn fur dem Conſiſtorio, Super⸗
intendenten, oder Synodo austrage.
II.
145
Item, Sollen auch die Viſitatores allen Pfarherrn vnd
Paſtorn verbieten, das ſie inn jhten Pfarheuſern kein Bier
oder Wein ſchencken, keine Zechleute ſetzen, oder Zechereien zu⸗
halten geſtatten. Item, ſie ſelbſt in keine Schencken vnd of⸗
fentliche Zechheuſer gehen. Desgleichen auch zu keinem Kind⸗
tauff mehr, alda zu freſſen vnd zu ſauffen.
Item, das fie ſich volſauffens, Ehebruchs, Hurerey, ſpie⸗
lens, vnd aller vppigkeit, vnd vnordentlichs weſens enthalten,
bey hoͤchſter peen vnd ſtraffe, Geiſtlicher vnd Weltlicher.
Item, ſol jnen auch angezeiget werden, das ſie fur ſich vnd
die jren nicht mehr denn ſechs Tiſche zu einer Hochzeit an⸗
ſtellen ſollen. Welche denn auch nicht lenger, denn einen tag
weren ſol. Den nechſten nachtag zu Mittage wider zwen
Tiſche. Vnd den abend einen, vnd hernach den Keſſel ab⸗
hawen. Vnd das fie ſich auch an gemeiner Ordenung vnſerer
G. H. vom Kindtauff begnuͤgen laſſen.
Anbang.
Mas bisher von biefer Vifitation gefchrieben, betrifft vor⸗
nemlich die Landſchafft an, als Flecken vnd Doͤrffer. Doch rei⸗
met ſich dieſelbige auch des mehren teils auff die Stedte, wenig
ding ausgenomen, die nach gelegenheit der Stedte, wollen ans
ders gehalten werden. Nemlich, das man das zeugnis, ober
Pfarrherren und Kirchendiener, von einem Rath einer jeben
Stadt erforder. Doch ift es billich, das der Stedte Nethe, bie
Kirchmeifter, und etliche von den Eiteften aus der Gemeine zu
fich ziehen. Doch fol auch vom Predigftuel abgekündiget wer⸗
den, to jemand von der Gemeine were, det etwas wider bie
Pfarrherren und Kirchendiener vorzubringen hette, inn gemels
nen, oder in feinen eigenen fachen, das er foldh8 einem Erbaren
Path, den Kirchenmeiftern, vnd den Eiteften anzeige, Welche
denn weitter, was anbracht, ben Vifitatorn vermelden, bie «6
alles anhören, und wo es möglich, mit hüfffe eines Erbaren
Raths, vergleichen follen. Wo nicht, in bas Vifitierbuch auff-
zeichnen, und hieruͤber vnſerer Gnedigen Derren befcheib er-
warten.
Mit dem zeugnis aber vber Schand und Zafter, mag es
inn den Stedten alfo gehalten werden, das an einem jeden
ortte ein Erbarer Rath jhärlich feine Bürgerliche Ruge halte,
auff dem Rathauſe von Laſter zu Lafter, wie droben vermeldet.
Das alfo ihre Bürger bey ihren Eydepflichten die Leſterer zu
Rügen angehalten vnd vermanet werben. Vnd nad) gehals
tener Ruge, einem jeden feine gebürliche flcaffe verordene. Vnd
wo die verbrechungen fehr gros und ergerlich, dad auch derhal⸗
ben durch offentliche Buſſe und Abfolution, der Kirchen gnug
gefchehe, Als, da etwa Zodfchleger, Ehebrecher etc. von der
Obrigkeit mit bem leben begnadet würden.
tem, Damit aud das gange Ihar ober, ben Rehten ber
Stedte, die offentliche Lafter mögen anbracht, und geftraffet
werden, fo koͤnnen die Rethe Hierinnen jrer Sronen und Stads
knechte gebrauchen, das fie ein vleiffiges nachforfchen haben,
nah allen offentlihen Schanden und Lafleın. Vnd damit
biefe an jrem vleis vnd arbeit nichts ermwinnen laffen, Fan
man jnen von den Buffen vnd Straffen iren Lohn machen,
verorbenen, und geben.
Item, Dieweil auch viel vnordnung, vnd vngeſchicktes
weſens inn den Stedten iſt, mit Eheſachen, Hochzeiten, Kind⸗
19
146
tauffen, fauffen, und freffene, vnnd mas der dinge Mehr fein,
die einer Ordenunge vnnd Beſſerung bebürfften, fo Tollen fi
die Viſitatores derhalden vleiffig erfündigen, die Rethe ber
Stedte zur guten Policey und Ordenung vermanen, das fie
folche anftellen, und inn das werd bringen, biefe von vnſern
©. H. befichtigen und befletigen Laffen, ober derhalben an vn⸗
fere G. H. anfuchung thuen, das jre G. H. hierinnen Policey
vnd Ordnung ſtellen.
1564. zova. Pfalz⸗ Meuburger irchenordnung.
Ein under anhand,
von wegen ber Ebellente, To eigene Gerichte haben.
Wo Edelleute, ober andere fein, bie jre eigene Berichte
haben, denen kan bie Execution ber gehaltenen Viſitation zus
geftellet werden, das fie das jenige, bey ben jren, was ſtraffens
wirdig, flraffen, und in befferung fellen helffen.
Gedruckt zu Eisleben, durch Jacobum Berwald.
Ä xovn. |
Kirchen: Ordnung. Wie ed mit der Chriftlichen Ichre, heiligen Sacramenten, und Gerimonten,
in meined Gnebigen Herrn, Herrn Otthainrichs, Pfalsgrauen bey Rhein, Herkogen in Nidern und Obern Bayın etc.
Fuͤrſtenthumb, gehalten wirbt.
Bon der erften Kirchenorbnung des Herzogs Otto Hein⸗
tig von Pfalz⸗Reuburg ift unter d. 3. 1543 (Nr. LXXX.) Kunde
egeben worden. Die vorliegende erfchien, ald der Herzog, der in
Folge bes Schmalkaldiſchen Krieges aus feinem Fuͤrſtenthum ver⸗
drängt worben (1546), wiederum in bie Regierung deffelben eins
gefeht worden war. Das vorftehende Mandat erklärt, biefelbe fei
war „fouiel den inhalt, vnd bie ſubſtantz belangt” übereinftims.
mend mit der aͤltern; doch habe fich der Herzog „auß bervegenben
vrfachen, der wort ond Tractation halben, mit andern Chriſt⸗
lichen Kirchen vergleichen wöllen,” damit bie ewige, wahrbafte
Lehre des Evangelii rein geprebigt werde, wie fie Gott durch Se:
ſum Chriftum offenbart babe, und wie fie gefaßt fei in den
Schriften der Propheten und Apoftel, und in dem Verſtande, der
auögedräct fei in den Symb. Apostol., Nicaen. und Athan,,
und in Einklang mit biefen in der Augsburgifchen Sonfeffion. Die
Duelle, aus der fie gefloffen, ift bie Württemb. K.:D. 1553
(Nr. KCV.), mit der fie, mit fehr geringen Ausnahmen, wörtlich
übereinftimmt, felbft bis auf den Zufag : „Wir wöllen auch vns
biemit bife vnſer Kirchenordnung, nad) yeder zeyt gelegenbeit zu
enbern, mindern oder mehren, allerding vorbehalten haben.” Nur
Ein längerer Bufag findet fich im Abfchn. Bon beſuchungvnnd
Eommunion ber Kranten, wo ausber Sächf. R-D. 1539
das Gebet: ‚‚Lieber Freund, Weit euch onfer”’zc. eingefchoben tft.
In dem Cap.: Ordnung der Feyertag ift ber in der Wuͤrt⸗
temb. K.⸗O. fehlende Micharlistag binzugefest. Den Schluß bil-
: bet dad der Mecklenb. K.⸗O. 1552 entlehnte Examen der Dr:
binanden. — Gebrudt zu Nürnberg durch Johan vom Berg,
vnd Vlrich Rewber. MDLIIII.
Mit dieſer Kirchenordnung ſtehen folgende Stuͤcke in Ver⸗
bindung:
1) Von den Eheſachen. Wie dieſelbige inn mei—
nes Gnedigen Herren, Herren Ottheinrichs
Pfaltzgrauen bey Rein, Hertzog in Obern vnd
Ridern Bayern etc. Fuürſtenthumb gehalten
werben foll. MDLIIII 10 81.
Diefes ift jedoh, wie der Schluß erkennen läßt („Hierauf
möcht onfer gnediger Fuͤrſt vnd Herr eine kurtze ordnung in ehe⸗
fachen, in bemelten vnnd dergleichen artickel, durch ir F. &. Jure-
consultos ongeuerlich in maſſen, wie die Wittembergiſch Wuͤrt⸗
temberg.* 1553] Gheorbnung geftelt, verfaffen, vnnd den eherich⸗
tern, ſich darnach in irem fenteng zurichten, vbergeben vnd zuftel-
Yen iaſſen), Fein von dem Herzog erlaffenes Gefeß, ſondern lebig-
vi ein Bedenken, beffen mwefentlicher Inhalt der folgende tft: Es
iſt die Pflicht der Obrigkeit, welche Gottes Ordnung förbern,
ſchuͤhen und handhaben fol, auch der Ehefachen fich mit Ernſt gu
unterfangen, und barin rechtmäßige Ordnung u halten. Es
ergeben fih aber vornehmlich breierlei Werwirrungen in Ches
fachen: 1) in der Eheverlobung der Kinder, ohne Wiffen ber Ael⸗
tern. In biefem Bezuge erttfpricht das SKaiferliche Recht der
1554. 142 Bl. 4.
Ordnung Gottes und dem natürlichen Gefege am allernaͤchſten,
md wenn vorgegeben wirb, es fei wohl ehrbar, aber nicht nöthig,
daß bie Einvoilligung der Aeltern erforbert werbe, fo werben ver⸗
ſtaͤndige Leute bedenken, was nöthig ſei, und es erfindet ſich, daß
nichts Nöthigeres zu thun fei, als was ehrbar unb von natürs
lichen Rechten auferlegt tft. enn fich alfo junge Perfonen, un:
ter fünf und zwanzig Jahren, ohne Borwiffen der Aeltern verio«
ben, fo follen ſolche Sponfalien für unverbindlich erkannt werden.
Wenn fich dagegen Aeltern unväterlich gegen ihre Kinder halten
und einem von ben Kindern eingegangenen, ihrem Stande nicht un=
angemeffenen Berlöbniffe bie Zuftimmung ohne billige, sehtmäßige
Einreben verfagen, follen fiedas Ehegeloͤbniß nad, der L. Qui
beros D. de rit.nupt. zu hindern nicht berechtigt fein. Den Bor»
mündern aber find die Kinder, gleich den Aeltern, nach d. L. Im
copulandis C, de nupt. unterworfen. 3) Eine andre Berwirrun
ergiebt fich rüchfichtlich der verbotenen Grabe der Blutsfreundſcha
und Schmwägerfhaft. Dier find bie geiftlichen Rechte zu weit ges
sangen , indem göttliches und natürlicges Geſet nur die Che in
der graden Linie, in der Seitenlinie im erſten unb andren Grade
ungl. Linie verbieten. Der Lanbesfürft mag inbeffen auch bie Che
zwiſchen Gefchwifterkindern und Gefchmwifterenteln verbieten, „dar⸗
mit ber gemein Man, befter ordentlicher in dem Gehorfam bes
Göttlihen natürlichen gefeg erhalten werbe, Auch von wegen
buͤrgerlicher vrſach, das durch die heyradt der nechſten freunbt,
nicht die andern verforteilt, vnd vberfegt werden.” Wo ſich ins
deſſen wichtige Umfände zutrügen, foU in ben letzteren Staben dis⸗
penfirt werden. Dit der Schwägerfchaft verhält es fich nicht ganz
in gleicher Weife, denn bier ift nur wenigen Perfonen im natürs
lichen Geſet die She verboten, nämlich in aufs und abfleigender
Linie und fin der Seitenlinie mit bes Weibes Schmwefter und bed
Bruders Weibe. Weil indeffen biefes legtere Verbot, ohne jenes
der Ehe im, zweiten Grabe, nicht wohl aufrecht erhalten werben kann,
fo mag bie Obrigfeit auch die Ehe im zweiten, ja im dritten Gra⸗
de, unterfagen, jedoch fo, daß in ben letztern bispenfirt werben
kann. Endlich 3) die dritte Verwirrung trägt fih gu mit den
Ehefcheidungen , die das göttliche Recht, nachdem das Meufchen-
gefchlecht durch Sünde verberbt worden, in zwei Bien fo geftat«
tet, daß dem andern Theile bie Heirath nicht verſagt wird. Diefe
find der Ehebruch, und „fo ein Ehegemahel das ander unbillig vers
leſt, vnd iſt fürbabens, nimmermehr kein beywonung zuthun,”
nach 1 Cor. VII. Dieſe letztere Stelle wird freilich nur auf bie
Berlaffung wegen der Religion bezogen; body ‚mögen fich auch ans
dere Kalle der unbilligen Verlaſſung ergeben, in benen bie uns
ſchuldige Perfon in ber Ehe zu bleiben nicht gezwungen werben
fol. „Aber hierin haben die weltliche Keyferliche recht ir Regel,
maß, zeit onb ordnung gnugfam gegeben, ond follen fidh bie ce
richter, darinn eines befcheibs bey ber obrigkeit, und deren Juris-
consultis erholen. Es gehoͤrn auch nit bieher bie zornfach, bare
von ©. Paulus fchreibt 1 Cor: 7. Dann folche eheleut follen ſich
wieberumb verfdnen, ober on She bleiben.” Neben diefen beiden
1584. : XCVIIE. Magdeburges Artikel.
147
Fällen erzählen aber die Kaiferlichen Rechte C. de repudüs u. a, ſich wiserumb zunerheyraten geſtattet werben.” Dann der bereits
noch andere, in benen dem unfchulbigen Theile die Heirath une
verboten ift, „nemlich, fo ber Man ein tobfchleger, oder der leu⸗
ten mit gifft vergibt, ober Sauber, oder mörber, ober fich zu
unzüchtigen weibern gefelt.” In biefen Tann zur Zeit nichts Ges
wiſſes befchloffen werden. Wenn fie fich begeben, follen bie Ehe⸗
richter „alle vmbſtend wol erkundigen ond bewegen, auch barin
von dem Landsfuͤrſten, vnd den Jurisconsultis bericht, vnd bes
ſcheid erholen, vnd hierin der billigkeit ber maffen einceumen, das
bie onfchuldig perſon, von wegen des fchulbigen boßheit, nicht mit
angegebene Schluß,
2) Schul Drdbnung Wie Bietelbig inn meines
Genebigen Serten, Herren Ottheinrichs Pfalg-
grauen bey Rein, Hergog in Dbern ond Nidern
Bayın etc. Fürftentbumb gehalten werben ſoll.
MDLIII. 781. 4.
Für diefe bildet das Sächf. Biſttationsbuͤchlein die Grund⸗
lage. Die Verpflichtungsartitel im Anfange beftimmen u.-a., daß
ber Schullehrer ohne Kath des Superintendenten Feine Aenderung
poffadem vngluͤck geplagt, inn gefahr des leibe und der Seel durch
te firenge des Richters gejegt werde. Endlich „on regen ber
vornehmen ſolle. Am Schluffe werden bie Pfarrer verpflichtet,
einen perfon, Auffa& vnd andern Erandheiten, fol
en andern nicht | monatlich wenigftens einmal bie Schulen zu viſitiren.
XCVIII. |
Etliche Artickel zu notwendiger Kirchen ordnung gehörig, welcher fich Die Pfarherrn und
Diener der Kirchen zu Magbenburg, wie fie den meiften teil bereit biäher breuchlich geweſen, einmütiglich vereiniget
vnd entichloffen haben, daruber mit Gottes hülffe hinforder auch feftiglich zuhalten. Heſekiel 3. Du Menfchen
find u. ſ. w. Geprudt zu Magdeburg 1B. 4,
Die folg. Artikel wurden, nachdem fie von Amsdorf,
drlin, Sarcerius.und anderen Thenlogen, fo wie
von ben Kicchen zu Lüneburg, Hamburg un Laͤben als
„Gottes wort gemeß, nichts newes, hochnötig und nuͤtzlich“
anerkannt worden, au von dem Magiftrat genehmigt,
ber am 7. Suni ihre Verleſung von den Kanzeln geflats
tete. Es Scheint jeboch nicht, daß ihre Aufnahme eins
gänftige gewefen fei, denn die Prediger fanden ſich bewo⸗
gen, fie in einer befonderen Schrift gu rechtfertigen, welche
u. db. T.: „Brſache, grund ond Erflerung beo
Magbdeburgifhen Kirhenorbnung, das fie aus
Gottes wort gezogen, Ehriftlich vnd nuslich fei.
Durch bie 2 uebiger in der alten Stadt Magbdes
burg” auf 38. 8. erfchien. Diefer Schrift ift die oben
mitgetheilte Notiz über die MWeftätigung der Artikel ents
ROmBun.
* %
*
Dieweil allerley fünden, fchande und laſter wiber bie erfte
und andere Zafel, von tag zu tag fich mehren vnnd vberhandt
suehmen, Die vnordentliche Kriegesleuffte und das wuͤſte gefinde
(das folchen dingen nachleuffet, eingelaffen vnd faft willig bes
berberget wirdt) viel fcheuglicher gremel und buͤbereyen mit ein-
führen, Stete und lande damit befchmeiffen und Gottes zorn
vber fie bringen. Der Zeuffel audy zu vielen fchredlichen wer⸗
den die leute, fo on ſich felber willig, treibet, Vnd die Welt:
liche obrigkeit an allen orten laſs vnnd feumig genugfam ift,
eine rechtfchaffene diſciplin oder zuchtorbnung mit ernft auffzu-
richten oder zuerhalten, vnd das Höfe zuftcaffen, Darumb denn
Bett auch sine ſtraffe vber die ander zuſchicket, mehret und ver
Ienget, wie fur augen, So euforberte wol bie hohe notturfft,
das man in ber Kicchen ben Bann, nach bem befehl CEhriſti,
wider in ben rechten gebrauch breshte, welchen man von wegen
des ſchendtlichen und ſchedlichen mifsbrauch6 bes leidigen Antis
chriſts, hat müffen etwas finden laſſen.
Uber body weil es nicht gentzlich fein Fan, noch zur zeit, has
ben wir prebiger von wegen vnſers hohen ampts, darinnen wir
nach Gottes befehl feine ehr vnd ewr gebeien an leib vnd fele,
mit höchftem ernft vnnd fleiſs füchen follen, ob doch den grew⸗
lichen wachfenden fünden etwas geſteuret, und Gottes zorn vnd
ſtraffe möchte auffgehalten oder gelindert werben, etlicher Ars
tickel einmütiglicy uns ent[&hloffen, wie wirs inn unferm Pre⸗
digampte hinforder mit Gottes gnaden und huͤlffe wollen halten.
Denn was bisher geſchehen, koͤnnen wir nicht endern. Ver⸗
ſehen vns die jenigen, welchen das Weltliche Regiment oder
das Schwert befohlen, werden das jhre auch dabey thun, da⸗
mit auch ſie Gottes zorn entfliehen muͤgen.
Der erſte Artickel.
Bon etlichen fellen, inn welchen die fchlildige perſonen, auffs wenigſte
einmal auff ber Eantel follen Nahmhafftig gemacht werben, che man
fie zu dem gebraud ber Sacrament zuleflet.
Die jenigen, fo tm offentlichen ehebruc, begriffen, mans
ober weibs perfonen Jungfram oder Megde gefchwechet, oder
die gefchmwecher werben, im fal fo es gleich perfonen weren, die
aneinander heimlich verlobet, und doch noch nicht zur Kir⸗
hen gegangen, Einen todſchlag gethan, vnnd wider eingetels
dinget werden etc. Souiel als und dauon bewuſt wird fein,
wollen wir binforder nicht laſſen zum Sacrament bes Altar
gehen, noch bey der Tauffe genatter ftehen, noch Ehelich zufa-
men geben, es ſey benn, das fie von erſten auffs wenigſte ein»
mal, mit ausgedrudten namen fid) auff dem Predigfluel vom
Pfarher laſſen nennen, und anzeigen das fie unzecht gethan,
laſſen Gott fur fi) anruffen, und weil das Kirchfpiel Durch fie
geergert, auch vmb verzeihung gebeten werbe, und ſolche aus
ben vrfachen.
Erſtlich, Weil bie Suͤnde offentlih, Damit jederman er⸗
kenne, das Gottes wort folhe Sünde ſtraffe, vnnd die gefals
lenen perfonen zu ernfter beferung verurfachet werden. Denn
fonft gehn jhr viel dahin, denden nicht einmal, das fie wider
Sott oder den negeften gefündiget, tie wir offt erfaren haben.
Zum andern, Haben folche Perfonen, das gange kirchſpiel
mit einer grewlichen Sünde geergert, da fein fie ſchuldig, ſich
wider damit zunerfühnen. ”
Zum britten, Bebürffen ja ſolche gefallene perfonen bes
Gebets. Hat man fi) nu der Suͤnden nicht geſchewet noch
gefchemet, folte man billich ſich auch nicht ſchewen noch ſchemen
des jenigen, das zu zeitlicher vund ewiger wolfart gereichet.
- Zum vierden, Anden zu einem abſchew Pa man auch.
148
dienen ſol. Denn wie ſolche leute andern exempel zuſuͤndigen
gegeben, alſo ſollen ſie nun widerumb auch andern exempel
vnd anreitzung ſich zubekeren vnd von ſuͤnden abzuhalten geben.
Dauids ehebruch hat muͤſſen in die heilige ſchrifft gebracht wer⸗
den, Damit ein jederman wuͤſte, vnd lernete ſich nicht ſchemen,
die ſuͤnde zuerkennen.
Solches gereichet auch nicht zu ſchaden oder ſchande (denn
man ſich bereit zu ſchanden gemacht) ſondern zu ehren bey Gott
und den menſchen, und zu gebeien an leib und ſeele, welche wir
denn auch nach unferm ampt alleine darinnen ſuͤchen. Es fol
ten auch die jenigen, fo mit ſolchen fellen vbereilet würden, bes
neben jhren Eltern und freunden, billicy von ihnen ſelbs, auch
one folche Kirchenordnung, darumb bitten.
Der ander Artidel.
Welche nit zum Wbenbtmal bes Gern, noch zur Tauffe follen zus
gelaffen werben.
Die jenigen, fo inn offentlichen, Statruͤchtigen, Vberwie⸗
fenen fünden ſtecken, dauon fie vorfegiglich und trogiglich nicht
wollen abelaſſen, koͤnnen noch follen, fo lang biſs fie enderung
und beſſerung zufagen, nicht zu dem brauch bes hochwirdigen
Sacraments des Altars, noch bey der Tauffe geuatter zuftehen
zugelaffen werden, Als da fein, Verharliche, Tefterifche Papiften
die fich nicht beferen wollen, Die im offentlichen Huren leben
liegen, vnnd nicht abelaffen wollen, oder auch von jhren Men⸗
nern oder weibern gelauffen, vnd noch nicht rechtlicher weife von
einander gefcheiden fein, fi) an andere buben oder belge ge:
bendet. Die inn vbermefsigem, vnzimlichem, vnchriſtlichem
wucher liegen, vnnd wollen nicht abelaffen. Die Kirchen güter
zu fich one alle billigkeit geriffen, ber Kirchen entwend vnd in
jren nug angelegt, und die gefchendten almofen nicht wollen,
foutel jnen müglidy, wider ber Kirchen zumenden. In lang-
wirigem haſs vnd feindfchafft verharren unnd wollen nicht vers
zeihen, ober mit andern dergleichen groben fünden verhaffet
find, etc. Denn ſolche empfahen das Sacrament vnwirdig,
vnnd nemen ihnen ſelbs das gericht, das iſt die ewige verbams
nis, tole Paulus fagt. Bey ber Zauffe aber koͤnnen fie nicht
beten, noch ihren Chriftlichen glauben bekennen.
Item bie jenigen, fo ſich des Sacraments genslich,, ober
ein ober auffs meifle zwey jar enthalten, follen auch nicht bey
bee Zauffe geuatter zuftehen zugelafien werben, aus gleichen
vrſachen wie gemeldet. Vermanen auch Chriftliche eltern, fie
wollen folche leute jren Eindern nicht zu geuattern bitten. Es
fol auch hinforder der vater felbs komen, vnnd vmb die Tauffe
feines Eindes, wie billich bitten, das man fich bey jhme der ges
uattern erfündigen könne.
Der dritte Artidel.
WBeldye mau mit Ehriftliyen Ceremonien, Das ift Ieuten vnd fingen,
- nicht wil laffen begraben.
Die jenigen fo entweder gar nicht, oder Inn einem ober
zweyen jaren nicht das Sactament des leibs und bluts Jeſu
Chriftt empfangen haben, vnd alfo darüber verfterben, follen
vorthin nicht mit gemwönlichen und Chriftlichen Ceremonien,
vnnd alfo ome gefang und geleutte, zu der erben beftatet wer
den. Denn folche koͤnnen nicht fur Chriflen geachtet werden,
fintemaf fie nicht mit dem Deren Chriſto haben wollen gemein⸗
1554. XCvIm. Magdeburger Artikel,
ſchafft halten, feines leidens vnnd flerbens nicht mwollen ges
nieffen. Es folten auch billich ſolche, auff den Gotsadern
oder begrebniffen, einen fonberlichen ort ober fchlaffftete haben,
da fie hin geleget wurden.
Stem gleiches falles wollen wie uns halten gegen denen,
die ober dem fpielen ond in ben zechen, in hader und druncken⸗
heit erwuͤrget werden, balde todt bleiben, vnd nicht mit dem
gerinaften eine ernfte beferung zuuerftehen geben Binnen. Denn
folche in einem fehr böfen werde, Durch Gottes gericht ergriffen
werben, vnnd jhr leben laſſen.
Der vierbe Artidel.
Bon denen fo Iautere Bapiften fein vnd bifs am Ihr ende bleiben.
Welche als pure verſtocke Papiften und Feinde feines Euan-
gelij vnd der Sacramenten verfterben, den folte man billich
onfern Kichhoff, da die Chriften auff liegen vnd fchlaffen,
gentzlich abfchlahen, damit man nicht eine vermengung madhete
zwifchen den gebeinen der Chriften vnd der offentlichen abges
fagten vnd endlichen Feinden Chriſti. Denn auch hie auff
diefer Welt ein unterfcheid zwifchen Gleubigen und Vngleubi⸗
gen, zwifchen Chriftlichen vnd Antichriftifchen perfonen vnd ges
meinen, fo viel jmer mäglich, folte gehalten werden. Darzu
brauchen die Papiften gegen vns Euangelifche ſolchen ernft, das
fie ons nicht wollen auff jre vermeinte geweihete Kicchoff laſſen
begraben, das (wie fie furgeben) jre heilige oͤrter, nicht mit
vnſern leiben mochten verunreiniget werben, Wieutel mehr fol
len wir Chriften in ſolchem ftüde einen Chriftlidhen eiuer ers
„eigen.
Aber weil wir hoffen, ſolcher Leute fein nicht viel, ſonder⸗
lich unter vnſern Pfarkindern, muͤſſen wirs noch zur zeit ges
ſchehen laſſen, das fie auch auff unfere begrebnis, bod) an einen
fondern ort gar befeit® von den andern gelegt werden, vnd
bafjelbige one alle Chriftliche Ceremonien. Aber boch mit dem
beſcheid, wo berfelbigen zuniel wolten werden, das wir jnen
das begrebnis unter uns gar abzufchlahen verurfachet würden.
Wollen auch bitten andere Chriften, wollen von dem begrebnis
ſolcher Leute, als ber perfonen, welche dem Antichrift verwand
ſich enthalten. |
So aber auch Baalitifche Pfaffen, Mönche, Nonnen oder
bes Geiftlichen geſindes oder gefchmeiffes unter uns weren, bes
nen one alle beferung die Seele ausfuhre, benfelbigen wollen
wir den ort vnſers begrebnis genglich abgefchlagen haben. So
fi) aber etliche beferen, mit denen hats ein andere gelegenheit.
Der fuͤnffte Artidel.
Bon beuen, fo von ben Papiſten orbines oder weihe ober prebenden
fur fi , jre Kinder oder Sreundfchafft euıpfahen.
Dieweil auch leichtfertige Epieurifche Leute erfunden mer»
den, welche vmb genies willen, Gott, die Religion und die
Seele gering achten, vnd fich nicht ſchewen mit den Gottlofen
Papiften verbündnis zu machen, das fie nur etwas fur den
Bauch dauon haben mügen, müffen wir audy denfelbigen, fo
viel wir nach onferm ampte fönnen, wehren. Derhalben welche
von dem Antichrift oder benen, die noch gange unbelerete Pas
piften fein, ordines, weihe, prebenden,, oder pfünde annemen,
fur fich, jre Kinder, oder Freunde, diefelbigen können mir nicht
fur Chriften halten, fintemal fie von dem Antichrift befoldung
1554. XCIX. MÆ.⸗O. der ausläud. Gemeinde zu Frankfurt.
nemen, vnd fidy mit Ime und feinen gliedern verpflichten, das
fie en jre Kinder oder Freunde jme mit dienſt wollen verhaffs
tet ſein.
Denn es geben die Antichriftifchen Wolffe folche güter ge:
wislich nicht nerriſch vmb fonft dahin, Sondern denen, bie jr:
gent auff eine weife jnen zu jrem Gottlofen ſtand, wefen vnd
leben, mit hoͤchſtem fchaben ber armen Chriften, bienftlic,
fein ete. Wir Binnen fie auch nicht laſſen zum Sacrament
gehen, ober Geuatter bey der Tauffe flehen, auch nicht mit
Chriſtlichen Geremonien begraben, wo fie ſich nicht beferen.
Hiemit aber follen nicht allein die jenigen begriffen fein, die fols
ches thun, fondern auch bie follen gleichfchäldig geachtet, und jnen
Sacrament, Seuatterfchafft und Seremonien bey der begrebnie
verfaget werben, welche es ben jren nicht, fo viel es jnen jmer
muͤglich, wie fie denn zuthun ſchuͤldig, widerraten, wehren, hin⸗
dern, als ba feind Eltern, Bormünde, Freunde, welche die
jren dem Antichriſt vmb das zeitliche verkeuffen vnd vnter⸗
werffen. Denn es heiſt ziehet nicht im Joch mit den vngleu⸗
bigen, vnd Gott wil nicht, das wir den Teuffel anbeten, oder
mit der Babyloniſchen Huren bulen, auff das wir Weltlich gut
von jme bekomen vnd haben moͤgen. —
Wir hetten auch wol hie ſollen etwas mit gedencken, von
denen, die entweder gar nicht oder gar ſelten zur Kirchen in die
predigt komen, dem Prebigampte vnd Gottes wort vbel nach⸗
reden, vnd ſonderlich von den Pfaffen knechten, welche ſich zu
den Antichriſtiſchen Pfaffen vnd Baals dienern, die da Chriſti
vnd ſeiner Kirchen ergeſt Feinde vnd Verfolger ſein, freundlich
halten, zu jn noͤtigen, lauffen jnen nach, lecken jre teller, vnd
fein jre tegliche Zechbrüber. Aber weil ſolche Suͤnde fo man⸗
cherley gewirre vnd vmbſtende hat, wollen wir gleichwol ſolches
vns vorbehalten haben, vnd wie es ſich gebuͤren wird, gegen
ſie erzeigen.
Hierinnen ſuchen wir nichts anders, denn vnſerer Pfar⸗
kinder ſeelen heil vnd ſeligkeit, ſampt dem zeitlichen gebeien.
Denn es iſt vns gleichwol auch von Gott hoch vnd teur befoh⸗
149
len, das wir die perlen nicht ſollen fr die Sewe werffen. Nun
werden aber die Leute je lenger je Epicuriſcher, vnd gilt jnen
eine Religion wie die ander, ein Gottesleſteriſcher Papiſt, Juͤde,
Tuͤrcke, eben ſo viel, als ein Chriſte. Mit jederman ſeind ſie
gute Geſellen vnd Zechbruͤder, nur vmb des lieben Bauchs vnd
Mammons willen. Bey ſolchem weſen vnd thun aber, kan
furwar nicht lang der heilige Geiſt oder ein Chriſtlich hertz ſein.
Niemand nimpt jme ein gewiſſen druͤber, Derwegen muͤſſen
wir nach Gottes befehl, vnd als Hirten zuſehen, das nicht die
Wolffe gar in die herde Chriſti einniſteln, Item, das auch das
jenige was reudich nicht den andern gangen hauffe beſchmeiſſe
vnd verderbe, denn wie Paulus bezeuget, gar ein wenig Sawr⸗
teig verſewret den gantzen teig.
Solche Kirchen ordnung iſt auch nichts newes, ſondern iſt
nur eine deutliche und klare widerholung des jenigen, das ſonſt
von Gott dem predigampte aufferleget iſt, vnd den meiſten teil
zuuor in vnſer Kirchen bisanher gehalten worden.
Verhoffen aber auch gentzlich alle Chriſtliche vnd Ehrlie⸗
bende hertzen, werben jnen ſolchs gefallen laſſen, und Gott bit
ten, das daruber gehalten vnd viel frucht vnd nutz dardurch
geſchafft vnd ausgerichtet mochte werden. Was nun die Gott⸗
loſen betrifft, moͤgen ſie dauon hoͤhniſch reden oder thun, was
ſie jr Geiſt leret, follen aber gedencken, das es nicht lang wird
anſtehen, da ſie Chriſto dafur ſchwere rechenſchafft werden
muͤſſen geben.
Dieſer ſtuͤcke haben ſich alle Pfarherr vnd Diener dieſer
Kirchen zu Magdeburg nach jrem ampte, Gott zu ehren vnd
der gantzen Kirchen zu beſſerung, nutz vnd gedeien an leib vnd
feel, eintrechtiglich entſchioſſen, vnd vereiniget, mit Gottes
huͤlffe feſte vnd ſtete daruber zu halten, vnd bitten Gott den
Vater vnſers Herrn Iheſu Chriſti, das er ſeinen heiligen Geiſt,
krafft vnd Segen darzu geben wolle. Actum Magdeburg in
synodo omnium Pastorum et Ministroram uerbi. 3. Aprilis,
Anno 1554.
XCK.
Liturgia sacra, seu ritus ministerli in ecclesia peregrinorum Francofor-
diae ad Moenum cet. Francofordiae 1554. 8.
Sm 3.1554 hatte eine Anzahl reformirter Wallonen vor
ben Verfolgungen ber Königin Maria aus England fi
erft nach Dänemark und Rorbdeutfchland, unb dann nach
ankfurt geflüchtet, wo ihnen auf die Bitte ihres Supers
tendenten Balerandbus Pollanus Aufnahme und
Religionsübung gewährt wurde. Hierauf erfchien die folg. -
K.⸗O., welche, foviel ihren Liturgifchen Theil betrifft, zum
größten Theile nur eine Wiederholung u —R—
dnung der Genfer Kirche iſt (Formes des prieres ec-
clesiastiques avec la maniere d’administrer les sacremens
et celebrer le mariage et la visitation des malades,
Gen. 1541, latein. im Anh. zu dem Genfer Katechismus,
zug Henry, Leben Galvins, Bd. III. ©. 413 f. Abth.
2. &.202 ber Beil). Wir geben biefelbe vollftändig nach
bem Abbrude in Wit hof, Wahrhafte Liturgie Und Bes
kanntniß Des Glaubens, Wie folche von den zu Franckf.
a. M. Angelommenen Reformirten Bor 200. Jahren übers
reihet worden, Duisb. 1754. 4. Deutſch fteht fie in:
„Kurtze Bnd Warhafftige erzelung, Welcher maſſen ben
angöftfchen vnd Riberlänbifchen der wahren Religion hals
liche predig Göttliches worts. . verftattet, vnd auf -was
vrfachen ihnen machmals folches verbotten worben ift, Hei⸗
deib. 1598. 4.,” welche ihrerfeits eine von Melchior
Fronberger veranftaltete Ueberfegung einer im 3.1
erfchienenen Schrift des Frankfurter reformirten Prebigerd
Petrus Dathenus ift. Ueber die fpäteren Schidfale
der Gemeinde, welche zule t im Hanauiſchen ein Aſyl fand,
f. Krandfurtifche Religionshandlungen, Frkf. 1735. fol,, Kir:
chengeſchichte von ben Reformirten in Frankf. a. M-, Irkf.
u. Leipzig 1751, und Henry a. a. O.
* * *
ben verjagten Chriſten in der —— die offent⸗
Liturgia diei deminiol,
Die dominico mane hora octava, cum iam adest populus,
Praecentor incipit clara uoce, LEVE LE CVEVR, ac
populus accinit cum modestia et grauitate summa, ut ne
quid uoluptati aurium, sed seraiant omnia renerentiae
150
Dei, et aedificationi, tam canentium, quam andientium,
si qui fortasse adsint non canentes.
Cum absoluerint, tum unus ex ministris e suggestu sic
incipit.
Adiutoriam nostrum in nomine Domini, qui fecit coe-
lum et terram, Amen.
® _ Deinde clara et distincta uoce populum admonet de con-
fessione peccatorum , hisque uerbis praeit,
Fratres, cogitet nanc uestrum unusquisgque , se coram
Deo sisti, ut peccata et delicta sua omnia simplici ani-
mo confiteatur atque apud uosmetipsos me praceuntem
sequimini his uerbis.
Confessie peccaterum.
‘ Domine Deus Pater aeterne et omnipotens, agnoscimus
et fatemur ingenue apud sanctissimam Maiestatem tuam,
peccatores esse nos miseros , adeoque a prima origine, qua
concepti et nati sumus, tam ad omne malum esse pronos,
quam ab omni bono alienos: quo uitio tuas leges sanctissi-
mas assidue transgredimur, eoque nobis exitium iustissimo
tuo iudicio conquirimus. Attamen Domine Deus, poenitet
sic offendisse bonitatem tuam, proindeque nos et facta
nostrea omnia nimium scelerata damnamus, orantes, ut tu
pro tua clementia huic nostrae calamitati succurras. Mi-
serere igitur nostri omnium, o Deus et Pater clementissime
ac misericors, per nomen filii tui Jesu Christi Domini nostri
te obtestamar: ac deletis uitiis, ablutisque sordibus cunctis
largire, atque adauge indies spiritus tui sancti uim et dona
in nobis, quo uere et serio nostram miseriam intelligentes,
nostramque iniustitiam agnoscentes, ueram poenitentiam
agamus: qua mortui peccate deinceps abundemus fructibus
institiae ac innocentiae, quibus tibi placeamus per lesum
Christum filium tuum unicum redemtorem ac mediatorem
nostrum, Amen.
Abselutie.
Post haec minister ex scriptura sacra sententiam aliquam
remissionis peccatorum populo recitat. Ac toto hoc tem-
pore populus magna cum reuerentia uel astat, uel pro-
cumbit in genua, ut ut animus cuiusque tulerit.
Absolutione pronunciata, Minister nomiue Domini inuocato,
ut spiritu sancto adiutus possit digna Deo, atque salu-
taria Ecclesiae eloqui, recitat ex nouo Testamento textum
' aliquem, pergens in eo libro, quem semel erit aggressus
exponere Ecclesine. Neque amplius recitat, quam inter-
pretari institaerit.
Concionem horae spatio absoluit, ac subiecta precatione
concludit, Admonet autem prius Ecclesiam, si qua sunt
digna aut necessaria. Nempe si sponsalia sint, si baptis-
mus, si quis patper, aut aegrotus se commendat precibus
Ecclesiae, et caetera eiusmodi.
Interea Diaconi duo ad ostium a singulis eleemosynam po-
stulant in pauperum usus.
Oratie.
Deus omnipotens Pater coelestis, tu quidem pramisisti
exändire uota nostra, quacunque de re te appellauerimus
in nomine dileeti filä tui lesı Christi Domini nostri: nos
1554. XOIX. 8.:D. ber ansländ, Gemeinde zu Fraukfurt.
quoque ille sie doouit, sanctos coetus inter nos habere in
nomine suo, promissis liberalibus etiam inuitaus, quod his
coetibus nostris adfuturus sit medius, quo uno mediatore
et intercessore abs te impetremus quioquid unanimes petie-
rimus super terram,
Inprimis autem iubes nos orare pro omeibus, quoscun-
que in potestate supra nos esse uolaisti: ac deinceps pro
iis rebus quae ad usus necessarios populi tui, atque omnium
hominum pertinent, Cui mandato teo obtemperantes, sola
fiducia sanctissiui instituti tus ac promissoram tuorum freti,
huc coram te conuenimus ia nomen Christi filii twi Domini
nostri, rogantes ex animo supplices, o Deus idemque Patez
optime, in nomine liberatoris uniei, einsdemque medistoris
nostri, liberaliter nobis pro tua clementia condones omnia
peccata, nostraque corda, mentes, cogitatus ac uota omnia
sic ad te flectas et pertrahas, qui usleamus te inuocare vera
et simplici oralione, quae tibi grata sit et accepta.
‚ Oramus itaque tuam clementiam o Pater coelestis pro
principibus et kominibus cunctis potestatem gerentibus
seruis tuis, quibus abs te meadatem est ius dicere popula
tuo: nominatim uero pro COSS, et Senatu huins ciwitatis,
ut ipsis largiri digneris spiritum tnum, qui uere princeps
est et uoluntatam moderator, eiusque done, vim et gratiam
indies magis magisque adaugeas: quo simul uere agnoscast
unum &c solum Christum filium teum Domism nostrum
Regem regum, ac prineipatum tenentem supra omnem po-
testatem,, cui nempe abs te data sit potestas omnis in cogle
et in terra, tum coerta fide persuasi totis animis studean&
uero ac spirituali cultu zese illi approbare, regeumaque ipsinz
apud subditos suos prouehere et amplificare, qnos etiam
regant inzta praescriptum uoluntatis tuse ex lege tua, sicntä
certo norunt se et illos abs te factos et conditos, adeogas
oues esse kaorum armentorum: liceat itaque tuo beneficio
paoe frui, in qua tibi serulamus cum omni sanctitate et ho-
nestate, liberatigae ab inimicis nostris tibi gratias, et lande⸗
persoluere queamus.
Oramus etiam, Pater uerax et liberator unice, pro iiz
quos Ecclesiae tuae dedisti pastores, et salutis animarım
procurationem ac sacrosandti Bsangelii tui ministerjum cam-
mendasti: eos tuo zpiritu sie regas et adiuues, ut sint fide-
les ministri gloriae tuae, huc studia omnia conferentes, quo
palabundns adhuc ouium tuarum grex in’unum coëat ad
lesum Christum uerum ac summum pastorem, Principemque
Episcoporum: uti in eo et per eum indies magis afque ma-
gis crescant cum omni institia et sanctimonia uitae.
Rursum dignere Ecclesias omnes tuas windicare et eri-
pere e luporum faucibus, ac mercenariorum amhium unguis
bus, qui ambitioni suae seruiust, et compendii sui gratia
faciant omnia, mihil minus solliciti, quam ut samatissimum
nomen tuam celebre ae sanctam ubique sit, et grex tuus
salutem consequatur.
Insuper te rogamus, o Deus clementissime et Pater mi-
sericors, pro uninerso hominum genere: ut qui uelis agnosci
ab omnibus tote orbe terraram liberator unicus, parta re-
demptiene per Christum Alium tuum: digneris etiam quot-
quot adhuc hodie ab eodem Christo filio tuo longius absunt,
uineti sedentes in tenebris, et omni salutis ignoratione , Spi-
ritn tuo Hlastratos per praedicationem Euangelii in rectam
salutis uam reducere, nempe ut aguoscant te uerum Deum,
et quem misisti lesum Christum. Quos uero iam eo fauore
dignatus es, ut eorum mentibus ilkıcesceres manifestatione
uerbi tui, fac indies omni bono ac benedictionis tuae spiri-
taalis abundantia auctiores ac beatiores euadant! quo tan-
dem aliquando ualeamus omnes unanimi consensu uere et
ex animo tuam mäaiestatem adorare, et laudibus extollere,
ac denique nos totos in clientelam tradere unigenito tuo,
quem solum nos agnoscimus Dominum, Begem ac legisia-
torem nostrum,
Ad haec, eos tibi commendamms etiam, o Deus conso-
lator, quos uisitas ut castiges cruce uel quocunque afllictio-
nis genere , el populos quos tu jam peste, belloue aut fame
wrges: singulos denique quos aliqua per te premit inopia,
uel carcer aut morbus, aut exilium, aut quäecungae tandem
calamitas seu corporis illa sit seu animi: Da ut intelligant |
tuam erga illos uere paternam bemeuvlentiam, nempe quod
ideo castiges et corrigas,, at emendati rewertantur ad ta ex
%oto corde seo, wc plenam vonsolationem reportent liberati |
ab omnibus malis, |
Vnice uero tibi commendatos uolumus fratres noctros
electes taos, quotquot sub tyrannide Antichristi uinunt ad-
huc dispersi, pabulo uitse spiritualis destituti, atgae liber- '
tate illa filiorem teorum, ut pub. possint nomen tuum in- |
uooare: inprimis autem eos qui uineti sunt, aut qualicungue .
modo opprimuntur apud hostes Euangelü tui: digneris o |
Pater indulgentissime, robur spiritus tui in illis augere:
quo firmiores sint nec amguam deficiant, sed constanter per-
seuerent in sancta wecatione tua. Velis illos tuo semper |
auxilio sustinere ac fulcire, quantam opus esse nosti, simul- |
que consolari im aduersis ommbas, tuägne cura tueri ad- |
versus lupormn rabiem: quo per ipsos nomen taum illustrias
fiat tam in uita gaam.in morte, |
Da denigue, o Deus et Pater, nobis iam collectis in
unam in nomine fesu Christi filii tui ad audiendum uerbum ;
Kuangelii et communicandem saorosanctae ipsius coenae |
ınysteriis ut were agnoswamus, #eriogae sentiamus, quam
miseri simas ac perditi iam inde a prima nostra origine, in-
dies magis atque magis iudiciom tuum in nos prouocantes
uitae improkitate: itaque ubi perspexerimus quam mihil in
mobis insit bomi, quodgne nostra caro et sanguis regni tui ;
haereditatem comsequi handquaquam possint, tum animis '
totis nos ipsos dedamus unice dilecto filio tuo Iesu Christo .
liberatori nestro unico, ut ita nos possideat, et vorda nostra
inhabitet, quo mortuo, ac plane deleto ueteri Adamo inno-
wemur in uitae puritatem: qua nomen tuum, uti par est,
sapra omnia ubique laudibus extollatur et magni fiat. Simul
etiam ius inperiumgue obtineas, imo exervens etiam ih nos
omnes, ut magis mägisque indies condiscames uera obe-
dientia et digna reuerentia tuam maiestatem uenerari. Tu-
que adeo solus ubique regnes omaium Dominus: ac popu-
am tuum ®eeptro uerbi tui et uirtute epiritus tei regas et
meoderere, onmesque, qui tibi aduersantur, ueritatis ac iu- |
stitiae tuae potentia debellatos expugnes. #ta fiet ut po-
testas ommmis atune celsitudo, quae 'gluriae tune oblactatur,
vensim destruatur fimditusgae euertalur, denec palam fiat
4
- A588. XOIX. 8:0, ber anslaͤud. Gemeinde zu Frankfurt.
151
regnum tuam: quod uidelicet tu solus Bex sis et Dominus,
qui ad iudicandum accessurus es. Nos quoque cum crea-
turis uniuersis tibi per omnia obtemperemus, sicuti nouimus
Angelos sanctos, qui tetum coelos incolunt, nullum uelle
aliud habere, quam ut quicquid tibi gratum et placitum fue-
rit statim absque remora pro tuae uoluntatis arbitrio per-
ficiatur: nos ita tibi quoque placere studeamus neglectis ac
posthabitis cunttis nostrae carnis desideriis et placitis.
Donec autem nos coram te ambulamus cum amore et
timore nominis tui, Tu pro tua bonitate autrias et pascas,
omnia sufficiens quae uitae huic sint necessaria, qui panem
nostrum cum pace comedamas: qua tua cura et sollicitadine
nostri persuasiss, nobis sit, te patrem esse, a quo uno ex-
spectanda sint omnia , deposita omni fiducia nestri ac crea-
tarerum omniam, ut in tua unius bonitate ac beneuolentia
acquiescamus.
Quoniam uero quandiu uita haec manet, nos miseri pec-
i catores in morte media uersamur, ac fragiles adeo sumns,
ut perpetuo prolabamur impingentes ad omnia, que
aberrantes discedimus a recto, nobis hac in parte sic esto
propitius, ut condones haec delicta omnia, quibus iudicid
tuo iustissimo nos fecimus obnoxios: eadamque condona-
tione liberes a morte aeterna, cui nostro merito addicti au-
mus. Ergo malam hoc, quod circamferimus, ne nobis im-
putes: quemadmodum nos quoque tuo iussu inluriarum ob-
liuiscimar, ac uindictae loco bona omnia nostris inimicis
precamur. 0
in posterum denique nos tua uirtute fulcias, ne rursum
carnis infirmitate prolapsi te offendamus. Cumque ea sit
nostrarum uirium imbecillitas, ut ne ad momentum quidem
temporis perstare ualeamus, atque adeo cincti undique
crudelissimis hostibus, perpetuam impressionem patiamur
| a diabolo, mundo, et carne, quibuscum nobis continuum
est bellum: nos tuo spiritu corrobera, et gratiarum tuarum
donis mumiss, ut possimas constanter perstare- aduersus
omme genus tentationis, inque spirituali hac lucta sic per-
gere, ut tandem wictoria plena potiti triumpham agamus in
regno tuo una cum duce et capite summoque et unico pro-
tectore nostro Domino Iesu Christo, Amen.
Huic precationi immediate Symbolum additur, quo recitato
praecentor statim Psalmum incipit, cui deinde populus
eccinit ad finem usque: quo decantato Pastor populum
dimittit hac bona imprecatione,
Benedictie pepuli in discessu, Num. 6.
Dominus uobis benedicat, idemque uos tueatur. Dominus
respiciet uos hilari uultu, ac misereatur nestri. Dominus
placatus uultum suum ad ues conuertat, omnique foelicitate
uos beet, Amen.
'Liturgia osenae demint.
Celebratur Coens primo yuoqup Dominico die enjuslibet irensis.
Quo die uero Coena celebratur orationi praecedenti haec
immediate subjicitur.
Oratie,
‚Atırme uti Dominus lesus non solam una oblatione cor-
pus saum et sanguinem tibi obtulit in remissionem pecta-
152
torum, sed eadem nobis ualt impartiri in alimoniam uitae
aeternae: ita nos eo fauore proseqnere, ut tuo ausilio pos-
simus sincero corde, ac studio ardenti tantum ab illo bene-
ficium accipere: nempe ut certa fide imbuti participes cor-
poris et sanguinis ipsius efliciamur: imo uero illo toto et in-
tegro perfruamar, qui uere Deus et homo est, et simul
panis ille sacrosanctus coelo nobis datus in uitae alimoniam,
quo deinceps non amplius nobis uiuamaus, ut nostro ingenio
nimium corrupto et uitiato obtemperemus: sed ille solus in
nobis uiuat, atque in uitam perducat sanctam, beatam, et
aeternam. Porro deinceps facti participes testamenti sui
noui atque aeterni, quod est foedus gratiae, certiss. nobis
id persuasum sit et te patrem nostrum esse beneuolum, qui
nulla peccata aut delicta nobis imputes, quin etiam uti hae-
redibus ac filiis dilectissimis necessaria omnia uitae prospi-
cias atque aubministres cum corpori, tum animae , quo tibi
gratias agamus immortales sine fine laudantes nomen tuum
cum uerbis et oratione, tum factis et tota uita.
Da igitur, pater coelestis, ad hunc modum hodie excitari
jin nobis memoriam dilecti filii tui, nosque ea exerceri ad
praedicandum beneficium mortis ejus, ut nouis subinde fidei
accessibus aucti, corroboremur ad omne bonum, ac singu-
lari summaque fiducia te inuocemus ac patrem agnoscamus,
ut in nomine tuo gloriemur, per lesum Christum Dominum
nostrum, Amen,
Huic orationi symbolum Apostoloram subjicitur quod ipse
populus canit. Interea Diaconi panem ad mensam ad-
ferunt cum uino: Vbi Minister astantibus religuis mini-
stris ac senioribus post decantatam symbolum clara uoce, .
Coenae Dominicae institutionem recitat facie ad popu-
lum uersa.
Enstitutle coenae Demini. 1. Cor. II,
Audite, uti Dominus Iesus sacrosancetum hoc epulum
_suum instituerit, quod a Paulo traditum accepimus,
Ego accepi (inquit) a Domino, quod et tradidi uobis,
q. Dominus Iesus in ea nocte qua traditus est, accepit pa-
nem, et postquam gratias egisset, fregit, ac dixit: Accipite,
edite. Hoc meum est corpus, quod pro uobis frangitur,
hoc facite in mei commemorationem. Ad eundem modum
et poculum, peracta coena, dicens: Hoc poculum nouum
testamentum est in meo sangnine, hoc facite, quotiescun-
que biberitis, in mei commemorationem. Quotiescungue
enim comederitis panem hunc, et de poculo hoc biberitis,
mortem Domini annunciatis, donec uenerit. Itaque quis-
quis ederit panem hunc, aut biberit de poculo Domini in-
digne, reus erit corporis et sanguinis Domini. Probet au-
tem homo seipsum, et sic de pane illo edat, et de poculo
illo bibat. Nam qui edit et bibit indigne, judicium sibi ipsi
edit et bibit, non dijudicans corpus Domini.
His subjicit interdictionem summa grauitate, cujus haec est
formula.
Audiuimus, fratres, quonam modo Dominus noster
Coenam fecit cum discipulis: quo docemur nullis exteris aut
alienis ab Ecclesia locum hic esse. Itaque hoc exeınplo
edoctus, per nomen et autoritatem Domini nostri Jesu
Christi admoneo idololatras omnes, blasphemos, Deique
"41554. XCIX. 8.:0. der ansläub. Gemeinde zu Fraukfurt.
contemptores, haereticos, quique sectis uariis Ecclesiam
scindunt, cujus maxima esse debet conjunctio et unitas, per-
juros, Quique immorigeri sunt parentibus, ac superioribus
omnibus, seditiosos, et pacis turbatores, plagiarios, per-
cussores , litigatores, susurrones, scortatores, fures, rapto-
Tes , auaros, ebriosos , heluones, denique quicungue disso-
lutae uitae prauo exemplo Ecclesiae scandalum dant, ut hac
mensa procul absistant, ne sacrosanctas epulas prophanent,
quas Dominus noster Jesas Christus solum iis impartiri uult,
qui sunt familiares ac domestici fidei.
Huic addit exhortationem de Coenae usu suo arbitrio, modo
sit ueritati et Euangelio conueniens. Hac autem fere
uti solet. '
Proinde, quemadmodum hortatur D. Paulus, probet at-
que examinet unusquisque suam conscientiam et animum,
num uera poenitentia ante actae uitae tangatur, ac uere ex
anımo optet sanctius porro uiuere ad praescriptum legis
diuinae. Inprimis autem illud, num fidat misericordia DEI,
atque in uno Christo Jesu spem salutis uniuersam ponat,
positoque omni odio et simultate, certo jam apud se statnat
in omni deinceps uita concordiam cum fraterna dilectione
colere. “
Hoc si nobis coram DEO apud nostras conscientias
probe constat, nil dubitemus nos nunc pro filiis ab ipso
agnosci, cum Dominus Jesus nos ad suam mensam inuitet,
ut ibi accipiamus sacrum hoc Symbolum, quod discipulis
participandum' et communicandum distribuit. |
Tametsi porro in nobis multam sentiamus imbecillitatern
cum summa miseria: nempe nos fide integra et solida haud-
quaquam praeditos, pronos autem ad omnem incredulita-
tem, et dubitationem de diuinis promissis, ac socordes ni-
mium in cultu Dei: quibus etiamnum indies ac fere in horas
recrudescit bellum cum carne et ejus desideriis, attamen
quando nos tanto fauore prosecutus est Dominus noster, ut
Euangelium suum cordibus nostris insereret, quo contra
hanc incredulitatem staremus, ac desiderium in nobis sin-
gulare accenderet, quo nalere jussis omnibus affectibus, ac
desideriis nostrae uoluntatis, justitiam ipsius, ®t legis ejus
decreta sectaremur: certissime persuasos nos esse oportet,
nihil haec uitia nostrae imperfectionis obstare posse, quin
is pro suis.nos agnoscat, dignosque habeat ac faciat par-
ticıpatione spiritualis hujus miensae. Neque enim huc ideo
accelimus, ut testemur ullam in nobis justitiam aut per-
fectionem: quin imo uitam nostram agnoscentes in Christo
absconditam, inibi quaerendam esse fatemur, ac nos ipsos
totos in ipsa morte ucrsari, Discamus itaque Sacramenti
hujus usu aegris animis mederi. Nam ita demum digni
erimus, approbante nos Domino nostro, si nos ipsos agno-
scamus, ac pertaesi peccatorum et uitiorum nostrorum in
ipso UNO acquiescamus.
Primum itaque uerbis illis credamus, quibus Dominus
Jesus, qui est ueritas certissima nunquam fallens, ipse pro-
misit se facturum nos participes corporis et sanguinis sui,
quo sic illum totum possideamus, ut uiuat ipse totus in no-
bis, nosque in ipso.
Quanquam autem nihil hic nisi pancm et uinum cerna-
ımus, non dubium tamen esse debet, spiritualiter, hoc esty
1588. XCHX RO, der anslaͤnd. Gemeinde zu Frankfurt.
mentibas nostris reuera exhiberi quicquid externis hisce
rebus .sigaisque uisibilibus significatur, aut portenditur,
adeoque Christum ipsdam esse uerum illum panem coelo de-
missum alendis ac sustinendis animis in uitam aeternam.
Ne igitur ingrati simus aduersus hanc summam atque
‚immensam Seruatoris nostri bonitatem, qua divitiarım sua-
rum thesauros in nos profundit. Etenim cum se nobis dat;
palam testatur, quicquid ipse possid@at id uniuersum esse
nostrum. Proinde Sacramentum hoc tanquam mnemosynon
atque arräbonem mortis passionumque ipsiüs omnium exci-
piamus, ut earum dignitas nobis ad justitiam imputetur, non
secus ac si Aos eadem passi essemus, au‘ patiendo potuis-
semus satisfacere. Ne porro deinceps tam male salutis
nostrae consulti simus, ut tam amanter inuitantem suo uerbo
Dominum fastidieates respuamus. Sed imo munificentiam
ipsius ita amplectamur et magni faciamıs, ut nos totos illi
ex animo dedamus, quo se dignos protinus faciat.
Itaque sursum cordibus et animis euehamur in coelum,
ubi agit, et regmat lesus Christus in gloria Patris, unde
etiam ipsum expectamus redemptorem ac liberatorem. Ne-
que uero ip exterais symbolorum rebus haereamus, quas ui-
demus, et gustamus: terrenae siquidem sunt, et corruptioni
obnoziae. Haudquaquam igitur aut pani immistus uel in-
clusus, aut uino immersus est putandus, ut ibi quaeraturt
sed tum demum illum assequemur, totamque ipsius substan-
tiam participandam in uitae aeternae alimoniam, ubi supra
terrena oınnija euecti coelos quoque ipsos animis fide imbu-
tis saperabimus, in regaum Dei penetrantes, ubi ipse jam
habitat.
Hic Minister primum defrangit adıninistro suo panem, et
calicem porrigit, atque ab eo uicissim accipit. Deinde
populus ordine ad mensam magna cum reuerentia acce-
dit, uiri rimum , deinde mulieres, ac singuli primum ab
altero Ministro panem accipiunt, deinceps in altero men-
sae cornu uinum ab altero administro, ad mensam astan-
tibus reliquis Ministris et senioribus. Interea temporis
a tota Ecclesia Psalmus aliquis gratiarum actionis decan-
tatur, dum communio peragitur, aut textus aliquis e
scriptura recitatur.
Minister cum panem ministrat, his uerbis singulos alloqui-
tur , 1. Cor. 10,
Panis quem frangimus, communicatio est corporis
Christi: accipe, manduca, memor Christi corpus pro te
fractum in remissionem peccatorum tuorum.
Alter Minister autem uinum propinat his uerbis.
Calix cui benedicimus, communicatio est sanguinis
Christi: accipe, bibe, memor Christum sanguinem suum pro
te profudisse in remissionem peccatorum tuorum.
Postquam omnes communicarint sequitur gratiarum actio.
Agamus Deo gratias. .
Pater coelestis, Gratias immortales agimus tibi, lau-
dantes istam tuam erga nos benignitatem, qna tanto bene-
ficio dignatus es, quamuis peccatores, ut in partem
Christi filii tui uocares ac pertraheres, quem pro nobis in
mortem semel quidem dedisti, jam uero subinde etiam das
in alimoniam uitae aeternae, Largire nunc nobis ne unquam
obliuisci possimus tantarum rerum, sed imo eas sic inseras
II, '
158
cordibus nostris, ut indies adolescamus magis, angeaturgue
in nobis robur fidei, quae efficax sit ad omne opus bonum,
quo uitam nostram totam instituamus ad gleriam nominis
tui, et aedificationem proximi, per eundem Jesum Christurmh
filium tuum, qui in unitate sancti spiritus tecum vinit et
regnat in aeternum, Amen.
Demum benedicendo, ut supra, populum dimitfit.
Liturgie pomeridiana,
A prandio hora prima Catechismus puerorum Aabetur,
quo Ecclesia frequens conflnit. - Cantato autem Psalıno
(nempe uno octonar. Psalmi 119.) pueri se ante catechistam
sistauut, ac rogantur de singulis articulis fidei, legis, et ora-
tionis dominicae: ea nempe quae praecedenti die dominied
audierint. Tum pergit catechista in catechismo alios arti-
culos explicare, pueris familierias, populo autem carnosius
neruosiusque. Nec diwtius hore Ecclesiam detinet.
Liturgia uespertina. |
Finito Catechismo hora secunda habetur concio. Mi-
nister post decantatum Psalmum pergit in sno libro, quem-
cunque sumpserit exponendum. Concladit oratione, quam
pro suo arbitrio dicit, commendans Deo omnes status. Ac
denique rursum decantato Psalmo populum fausta precatus
dimittit. Nec plus qnam horae spatio concio definetur;.
ut tempus habeant ante coenam Pastor et Seniores ad col-
loquendum et consaltanudum de rebus Ecclesiae.
Liturgie quetidiane,
Per hebdomadam habetur etiam mane diebus Martis et
Jouis concio. Quae 'accedente Ministro constituerit, a
Psalmo incipit, quo decantato , ille inuocato spiritu sancte
textum sacrum recitat, pergens, ati supra monuimus, im
eodem libro, quem semel enarrandım sumpserit, Post
horae spatium concludit precatione aliqua brewiore, prout
animus tulerit, deineeps populum benedicens dimttit ad
operas. | .
Kiturgia poenitentise.
Quoniam nero assiduis fere calamitatibas Ecclesia Dei fla-
gellatar ob scelera et peccata: aequiss. uidetur juxta ae
sanctissimum die Jouis preces celebriores haberi, ad quas
tota Ecclesia conuenit, ut ad poenitentiam sese comparet
Concionem claudit hac precatione , postgquam satis coe-
tum commonefecerit irae ac judicii Dei, ac peccatorum, qui-
bus norit ipsos obnoxios, ob quae sic ira Dei in eos de-
saeuiat, '
Orstie.
Deus omnipotens Pater coelestis, agnoscimus et fate-
mur, haudgaaquam dignos esse nos, qui in coelum oculo»
-tollamus, ut tibi pro tribunali sedenti sistamur, ac ne tan-
tum quidem de nobis sperare audemns, quod nostras preces
exaudias, si nos nostraque etiam digmissima intueare. Nam
conscientia ipsa nos accusat, et peccata, quae admisimus,
arguunt nos nostrae impuritatis. Adhaec nouimss quod sis
ipse Judex justus et uerax, qui impios peccatores haud
unquam approbas ut justos pronumcies, imo seuerissime sd-
leas in ejusmodi praeuaricatores legum tuarum animaduer-
20
‘
‚
154
tere. Proinde, Domine, cum uitae nostrae cursum unjuer-
sum intuemur, pudet certe nosmetipsos nostri, adeoque ni-
hil praeter exitium desperabundi expectamus , jam quasi in
mortis vortiginibus jactat. Attamen, o Domine Deus,
quandoguidem uisum tibi est pro singulari tua clementia et
misericordia inexhausta, jubere, ut te inuocemus, etiam ad
inferos ‘demersi, atque uti nosti quo magis peccamus hoc
tua misericordia magis opus esse, ita etiam uis, ut ad tuam
unins clementiam, quae summa est, confugiamus: nec hoc
contentus jussisse, quo magis illicias nos ad te, promissis
etiam blandissimis egisti, ne dubium sit nostra uota exaudi-
tum iri, non ullo quidem merito nostro, sed per nomen et me-
ritum unins Jesu Christi Domini nostri, quem nobis dedisti
mediatorem et patronum: praesidio itaque humano penitus
omni destituti, hac una fiducia tuae bonitatis solius coram
adsumus, majestatem tuam sappliciter orantes per sanctis-
simum nomen tuum, ut nostri tandem te misereat.
Prinum, Domine, praeter innumera quae in n08 con-
tulisti beneficia in commune cum caeteris hominibus, singu-
larem etiam fauorem erga nos multis in rebus declarasti,
adeo quod minime ualeamus commemorare, ac ne cogita-
tione quidem digne complecti, quae in nos contulisti.
lllud porro magnum in primis merito uideri debet, quod
dignatus sis tuo Euangelio uindicare a diaboli seruitute, qua
premebamur miseri: eximensque abominandis idolorum cul-
tibus et superstitionibus, quibus immersi irretitique eramus,
adduxeris in plenissimam lucem ueritatis tuae. At, quae
nostra est nimia ingratitudo, et incogitantia, quasi bene-
ficorum immensorum, quae de tua manu accepimus obliti,
declinauimus ad nostrae carnıs desideria, fraudantes (quan-
tum in nobis fuit) majestatem tuam honore debito, uerbum-
que tuum obedientia digna, sed nec tuum nomen, uti par
erat, celebrauimus, quamuis nunquam desieris monere nos
sedulo uerbo tao per ministros tuos: quibus monitis neque
auscultauimus neque paruimus. Peccauimus itaque Domine,
teque offendimus, ac proinde pudore confundimur, igno-
miniam patimur, agnoscimusque nos uere apud tuum tri-
bunal reos esse, quibuscum si pro nostra ipsorum dignitate
agere instituas, quid praeter exilium, damnationem, ac
mortem expectemus? Quamuis etenim excusare conemur,
semper tamen conscientia damnat, nostraque iniquitas coram
te nos coarguit. Certe Domine jam satis uidemus, intelli-
gimus et sentimus ex his flagellis, quibus nos castigasti, te
justiss. iram aduersum nos concepisse. Justus etenim cum
sis, et aequi amantissimus, hand unquam temere aut imme-
rito affligis tuos. Itaque flagra irae tuae sentientes, te
merito infensum nobis sentimus et agnoscimus. Quin ma-
num tuam adhuc exporrectam cernimus, ut majores poenas
de nobis sumas: qnibus enim telis agere uindictam soles,
eadem te nunc sumere in manum uidemus: nec illa omnia
quae grauissime comminatus es peccatoribus impiis, nisi
mature resipiscamus, procul absunt, sed imo in exitium no-
strum paratissima.. Quamuis autem grarissime in nos de-
saeuires, ac longe grauiores, ac centuplo etiam majores
poenas, quam consueuisti, imponeres , attamen justissime
id facturum agnoscimus: meruimus etiam maledictiones illas,
quibus olim in Israelem populum tuum iratus desaeuiisti,
1556. xCH. 8.:0. der ausländ.. Gemeinde zu Frankfurt.
Euimuero Domine, tu pater es, nos terra et lutum: tu
creator, nos opus manuum tuarum: tu pastor nosier, nos
grex tuus:.tu liberator, nos populus libertique tui: ta Deus,
nos tuum peculium. Ne igitur sic excandescas, ut in fu-
roris aestu nos castiges.. Sed imo iniquitatum nostrarum
obliuiscere, ut punire etiam uelle desinas, contentus summa
cum clementia castigasse et emendasse, Nostris peccatis
iram tuam in nos accendimus. At meminisse oportet tamen,
nomine tuo nos omnes censeri: atque adeo tesseram tusm
ac symbola gestamus tua.
Quin tueris potius, absolnis, et auges opus gratiae tuae
coeptum in nobis: quo agnoscat orbis totus uere te Deum,
ac liberatorem nostrum. Scis mortuos nequaquam laudes
tuas dicturos apud inferos, nec quos perdideris funditusque
deleueris: at facient animi tristes, moesti, ac dejecti, cor-
daque conuulsa, et mali sui sensa perculsae conscientiae,
jam inde pauide expectantes tuae clementiae fauorem: hi te
laudabunt, hi cefebrabunt, hi gratias agent.
Israel populus tuus persaepe suis flagitiis tnam iram
prouocauit, atque eum ideo juste afllixisti: attamen quoties
ad te reuersus est, toties illum summa clementia excepisti.
Et quamuis grauissima essent peccata, propter foedas ta-
men tuum, quod cum Äbrahamo, Isaaco, Jacoboqye pactus
eras, ab illo uirgas amouisti tuas, malaque omnia quae
praesto erant auertisti: imo nec uota eorum nec preces un-
quam frustratus es. Nos porro longe praestantiore foedere
dignatus es: quo sane niti apud tuum tribunal uolumus:
nempe quod nobiscum pepigisti per manum Jesu Christi
fili tui seruatoris nostri, atqne ipsius sanguine describi,
morteque obsignari, ratum et firmum esse jussisti, Proinde
Domine fiduciam omnem dignitatis nostrae, ac spem humani
praesidii, qnodcunque quis sperare audeat, ponimus, ad
hoc unicum foedus confugientes, quo Dominus noster Jesus
Christus corpore suo tibi sacrificium faciens, nos reconci-
liauit. Respice igitur Domine in faciem Christi tui, non in
Nosips0s: quo ipsius intercessu sedata ira faciem tuam salu-
tarem et placidam reducas, nosque recipias in posterum
regendos ac gubernandos tuo spiritu: quo renatı in uitam
meliorem nomen tuum sanctificemus,.
His subjicitur tota paraphrasis orationis Dominicae, quae
supra habetur in oratione diei Dominici, uti uisum fuerit
Pastori. Denique haec addit.
Tametsi igitur indigni sumus, qui uel ore hiscamus apud
tuum tribunal, quo tuam opem in rebus durissimis implore-
mas: attamen quia sic uisum est tuae majestati, ut pro no-
bis inuicem oremus, te obsecramus supplices pro fratribus
nostris, ejusdem corporis membris, qnos nunc uirgis tuis
castigas, iram tuam ab illis auerte. Nominatim autem ora-
mus pro N. N. Ä
.Memento, Domine, quod ii tui sunt quoque filii quem-
admodum nos, quorum offensis ne sic irascaris, ut soli-
tum fauorem, beneuolentiam, ac misericordiam ezuas: nun-
quam enim facturum promisisti omnibus te fidentibus. -
Bespice etiam cunctas Ecclesias tuas propitius ac popu-
los omnes, quos uariis urges calamitatibus, peste, bello,
fame et id genus aliis uirgis: ne sinas Christianum populum
| interire, tuique nominis gloriam et memoriam aboleri in
21554. XCIX. 8.0, der auslaͤnd. Gemeinde zu Frankfurt.
terris, Ne permittas, ut in quibus nomen taum innocatum
est ii male pereant, ac eorum interitu exultantes turcae,
barbari, infideles et papistae sacratissimum nomen tuum
blasphement. |
Beliqua inyenies supra (Oramus itaque tuam clem. etc.).
Qua oratione finita et decantato Psalmo, populo bene-
dicitur ut supra , et dimittitur.
Hae sunt precationum in Liturgiis certae formulae, quas
tamen sequitur minister suo arbitrio , ut tempus fert, et res
postulat. Neqne enim ulla praescriptione formularum alli-
gandus est spiritus Dei ad eum uerborum numerum, cui
non liceat subjicere uel supponere, si meliora suggerat.
. Sane Paulus jubet in Ecelesia tacere priorem, si cui ex se-
dentibus reuelatum sit. Hae formulae seruiunt tantum ru-
dioribus: Nullius libertati praescribitur. Tantum ne ab ea
ratione discedatur, quam nobis Jesus Christus praescripsit.
Spiritus enim sanctus, qui alioqui tacentibus nobis, atque
adeo ignorantibus quid orare nos oporteat ,.non desinit pa-
trem interpellare gemitibus inenarrabilibus, cumque is apud
tribunalia subministret, quae dicenda sint, non deerit no-
bis, cum uera fide coram Deo nos sistemus sensu orationis
excitati.
Liturgie baptismi,
In Baptismo id cauetur in primis, ne alibi quam in Ec-
clesia ministretur, dum ipsa conuenit ad audiendum uer-
bum Dei. Ompia enim (inquit Apostolus) uerbo Dei sancti-
ficantur. Quanto igitur magis sacramenta administrare
oportet cum uerbo, quo sine nihil sunt? Siquidem ipse
Christus ita etiam jubet, Coenam fhieri in sui memoriam,
id quod Apostolus praedicare mortem ipsius interpretatur:
quando autem baptisma instituit, diserte praecipit praedi-
care Euangelium, ac proinde non alibi quam in Ecclesia et
post concionem uerbi Dei habitam. Quid enim aliud est
Baptismus quam autoramentum quoddum, quo infaus ab
Ecclesia Christi membrum agnoscitur, simulque ipse et
signaculum accepit justitiae, fidei ac renouationis per Chri-
stum, et toti Ecclesiae commendatur ?
Adsunt igitur in concione pater et susceptores quos pa-
trinos uocant, si eorum fides Ecclesiae testata est, aut pa-
rati sunt eam testatam facere. Nam si hoc nomine potiss.
putamus infantes baptizandos, quod foedus Dei cum pa-
rentibus ad ipsos etiam pertineat, quis dubitat parentum
saltem alterum, ac fideiussores (qui ibi totius Ecclesiae no-
mine astant) debere agnosci membra Christi ab uniuersa
Ecclesia? Nam inibi fidejubetur ac spondetur pro infante in
eam fidem ac doctrinam religionis, quam Ecclesia tenet et
profitetur. Tam sancta igitur res cum sit baptismus, ne
cui mirum uideatur, si sancte ministretur in Ecclesia.
Finita concione Minister Ecclesiam admonet de infantulo
baptizando, ut cuncti maneant. Tum sic incipit, mensae
astans cum reliquis Ministris et senioribus.
Adjatorium nostrum in nomine Domini, Amen.
Hunccine puerum attulistis baptizandum? Respon, Ita,
Hic Minister subjicit breuem monitionem de Baptismo. Cu-
jus haec est formula, nisi quid ille sua sponte possit
melius,
155
Dominus noster abunde testatum nobis fecit, quam ino-
pes et miseri nascamtır omnes, ‚cum docet, quod renasei
oporteat. Etenim magnum argumentum est inde a prima
origine pforsus uitiatos et corruptos esse ac maledicto ob-
noxios, si non ante regno Dei potiri liceat, quam renati ac
renouati simus. Cum igitur hnjus humiliationis nos admo-
net, ut toti nobis displiceamus ipsi, certe inuitat, imo ex-
citat etiam ad misericordiam ipsius totis uotis exposcendam,
qua uitiositas illa nostrae originis, ac maledictum penitus
tollatur. Neque enim prius hac frui datur, quam omnem
illam fiduciam nostri deposuerimus, dico opinionem omnis
uirtutis, jastitiae, aut sapientiae cujusquam: quo'nosipsos,
nostraque omnia damnata esse cognoscamus.
Porro autem non solum hujus nostrae miseriae nos ad-
monet, sed simul consolatur sua misericordia, renascentiam
hanc per spiritum suum promittens, quo spiritu accepto
in uitam aeternam transferamur, atque hujus translationis
institutum a Christo obsignaculum in Ecclesia accipimus.
Porro hoc renasci duobus potissime constat. Primum,
ut nosipsos abnegemus, hoc est, ne amplius nostra: rationi
innitamur , ut illius placitis obtemperemus, et desideria uo-
luntatis nostrae sectemur: sed ea omnia subjiciamus sapien-
tiae ac justitiae Dei, in quo uersatur mortificatio nostri, ac
nostrae carnis eorumque omnium, quae in nobis sunt, ne-
glectio, |
Alterum est, ut lumen Dei sequamur, eiqne uni placea-
mus et obediamus, sicut nos suo uerbo docet, eodemque
suo spiritu agit. Quae ambo non nisi in uno Christo nobis
praesto sunt, et perficiuntur absolutissime: cujus uidelicet
morti ea uis inest, ut si hırjus efliciamur participes, statim
fit ut peccato quasi moriamur ac sepeliamur, mortificata
carne cum omnibus suis placitis. Deinde uero ui resnrre-
ctionis ipsius nos in uitam aliam excitamur, qua soli Deo
uinamus, cum spiritn ejus excitati, ab eodem spiritu duce-
mur ac gubernabimur in omnibus: quo nostra omnia gratis-
sima et acceptissima illi futura sunt omnia,
Attamen id summum in procuranda et efficienda salute
nostra est, ut is pro sua misericordia nobis omnia peccata
condonet, ne amplius imputentur: adeoque penitus oblite-
retur eorum memoria, ut nullo prorsus loco sint apud ejus
judieium. Quae tamen nobis obsignantur atque exhibentur,
cum per baptisma, ueluti autoramento quodam in Ecclesiae
suae corpus recipimur: cum nil aliud uelit Deus hoc Sacra-
mento, quam omnium peccatorum remissionem nobis quam
testatissinam et firmissimam facere. Proindeque in Sym-
bolum hujusce rei aquam usurpauit, quo significationem sa-
tis manifestam daret, non secus animos nostros sanguine
Christi ablui, purgarique ab omni uitiositate, quam sordes
corporis aqua eluuntur. Insuper ibi etiam quasi instramento
quodam operatur et perficit plenam nostri innouationem:
quae (uti jam diximus) eo constat, ut carne nostra mortifi-
cata peccato, in uitam nouam, eamque spiritualem excite-
mur ab ejus spiritn. Ä
Itaque duplex inibi beneficium consequimur et gratiam
geminam a Deo nostro: tantum ne Sacramenti hujus uim
eneruemus ulla perfidia aut difhidenti ingratitudine.
Certum enim hic accipimus a Deo testimonium, quod
20 *
156
uelit ipse nobis esse pater, nolitque ulla peccata aut offen-
sas ullas amplius imputari. Nec id sylum, uerum etiam suo
spiritu ferre suppetias , quo possimus fortiter adueraus dia- |
bolum, peccatum , et aflectus nostrae carnis depugnare, ac
tandem uictores euadere in libertatem regni sul, quod est
justitiae regnum.
" Cum haec ita habeant, sintque ista omnia nobis prae-
stita, perfecta et absoluta per gratiam Jesu Christi, conse-
quitur, in ipso una uim et substantiam omnem baptismi cos-
tineri. Neque enim lauacrum ullum datum est praeter ip-
sius sanguinem: nec aliud innouandae uitae medium, quam
per mortem et zesurrectionem ejusdem. Enimuero uti dona
omnia gratiae et misericordiae suae per uerbum suum nobis
defert, perficit autem in animis nostris interno spiritus sui
motu omnia: ita non migus idem praestat per Sacramenta
et spiritum sanctum.
Porro optimo Deo nostro non satis fuit nos sibi adop-
tasse in filios, ac n suam Ecclesiam recepisse : uerum ul-
terius etiam beneiuolentiam suam extulit. Nempe ubi pol-
licetur, non tantum se Deym fore nostrum, sed nostrae so-
bolis etiam in mille generationes. Quamuis igitur fidelium
liberi sint corrupta et uitiata Adami propago, nihilominus
tamen foedus hoc ratum sic habet in millesimum usque ne-
potem, ut totam hanc seriem nepotum pro filiis suis agno- |
scat. Atque ea de causa principio nascentis Ecclesiae suae
jussit non adultos solum, sed ipsos etiam infantulos eircum-
cisionis tesseram accipere: quo certe nil aliud testabatur
aut portendebat, quam quod hodie per baptisma, Atque
iHud jubere circamcidi, ac circumcidere infantes testificatio
fuit et notissima tessera adoptionis filiorum , atque ipsius
Dei quaedam quasi obligatio erga nos, se nobis Deum
fore, ut parentibus nostris, spiritu interim auo omnia reue-
ra peragente in anımis et mentibus, quae externa actione
continebantur.
Postea uero quam Dominus Jesus ad nos in terras de-
scendit, num imminutus est fauor Dei patris erga nos? an
non potius foedus illud salutis adimpleuit, ac toti mundo
commune fecit, quod antea Judaeos solos contingebat? Et
dubitamus jam filios nostros eodem esse loco, quo Judaeo-
rum liberi erant, atque haeredes esse uitae promissae ?
Certe Paulus diserte asserit sanctificatos j jam inde a matris
utero, quos uno etiam hoc argumento maxime discreuit a
filiis infidelium. Idem testatur Jesus de paruulis, quos am-
plexatus est. Ita enim narrat Matthaeus.
Euangelium quo infantes Christo’ offerendos compro-
batur.
Tum (inquit) oblati illi faerunt puelli, ut ipsis impone-
ret manus, et fausta precaretur, ac benediceret. Verum
discipuli ejus objurgabant eos. Quibus Jesus: Sinite (in-
quit) puellos uenire ad me, nec prohibeatis eos, nam ad
ejusmodi pertinet coelorum regnum.
Haec sunt Christi uerba, quibus ad puellos regnum-coe-
lorum pertinere asserit, atque eo nomine commendandos
Deo patri censet, imo etiam manuum impositione sibi illos
uendicat. Quo sane docemur, negiaquam puellos fidelium
ab Ecclesia excludendos.
tientes, puellum hunc in Ecclesiam ejus cooptabimus, uti
Huic proinde doctrinae assen- |
1554. XCIX. M.⸗O. der ausland. Gemeinde zu Frankfurt.
participem eoram omnium, gune ipse suis promisit. Itaque
pro hoc puello Deum orate meonm:
Domine Deus pater aeterne et omnipotens, quandogei-
dem nobis pro tua immensa clementia promisisti, et 'testa-
tus es, te Deum nostrum fore ac .liberoram nogtrorum :
Rogamus pro hoc puello, eum hac tua beneuolentia et fa-
uore digneris, ut cum ipso foedus etiam taum firmes, qui
parentibus natus est, quos tu quoque dignatas es Ecclesiae
tuae consortio. Dignare. puellam hunc in taam clientelam
recipere, ut sis illi Deus ac saluator, condonato peccato
originis, cui omnes, qui ex Adamo nascuntur, obnoxä sunt:
‚sanctifica eum tuo spiritu, ut cam adoleuerit te Deum suum
agnoscat et adoret, gloriamque det nomini tuo per omnem ui-
tam: et quotiescungue terogaueritpeccatorum suorumremis-
sionem gratuitam impetret. Sit itaque insitus Domino nostro
Jesu Christo, ut tanquam eorporis ipsins membram hauriat
indeabunde de bonis ejus omnibus. Exaudi nos o Pater mise-
Ficors, ut quemadmodum, juxta mandatum tuum , iste a no-
bis hoc baptismi symbolo abluitur, et adoptatur, sic ope-
rante intus spiritn tuo fructum capiat omnium bonorum,
quae hoc Sacramento obsignari in nobis didicimus ex Euan-
gelio Domini nostri Jesu Christi, cujus unius fiducia te in-
uocamus supplices, sicuti ille nobis orandi formulam prae-
scripsit, Pater noster, qui, etc.
Tunc Minister parentes et fidejussores rogat:
Vultisne hunc puellum baptizari in nomine Patris, et
Fihi, et Spiritus sancti ?
Respondetnr illi:
Sane ita cupimus.
Tum Minister:
Siquidem admittendus hic puer in Ecclesiae sodalitium,
Vos fidem datis ac promittitis totins Ecclesiae nomine, cum
aetas postulabit daturos operam ut plene instituatur in fide
ac tota doctrina salutis populi'Dei: Cujus summa est Sym-
bolum Apostolorum, Credo in Denm Patrem, etc.
Deinde fidejussores sic alloqnitur:
Vos ne igitur promittitis daturos operam, nt puer hic
summo studio in his omnibus institnatur, quae tota scrip-
tura ueteris et noui Testamenti continentur, ut ea credat,
his nitatur, nempe certus, esse uerbum Dei quod coelo de-
missum est ?
Responde. Ita.
Adhortabimini insuper ut uitam instituat ex praescripto
legis Dei: quae his duobus potissimum capitibus contine-
tur. Primum, Ut amemus Deum extota mente, toto corde,
et cunctis uiribus nostris. Alterum, Ut diligamus proximos
nostros ut nosipsos. Ita illum docebitis , adhortabimini,
monebitis, et castigabitis, uti est Christianorum omnium
monere mutuum. Idne pollicemini? * - '
Respondetur : Sane.
Hac sponsione facta , puero nomen imponitur, uel a pa-
tre, uel a fidejussoribus.
Tum Minister, coram quo super mensam apposita est
aqua pura pufa in pelui, puellum baptizat, aquam
manu capiti injiciens his uerbis:
N. Ego baptizo teinnomine Patris et filiiet Spiritus sancti.
2358. XCIX. 8.0. der aueländ, Gemeinde zu Fraudfuri. .
Denique sic puero fausta precatur atque Ecclesiane di-
mittit. |
Dominus’ Deus noster huic puello, quem ad imaginem
suam creauit et fecit, det\nt uerem membrem Christi sit,
edatque fructus: dignos adoptione filiorum Dei. Abite in
pace.
Postea nomen infantis et parentum ac fidejussorum li-
‚bro Ecclesiae inscribitur. '
Liturgie benedictienis comjugli.
Sanctissimo ac honestissimo more a Christianisreceptum
est, ethuc usque seruatum, ne conjagia, nisi publice etsolenni
quodam ritu ineant homines, ut sea dignitas suusque honor
conjugio maneat, nec fraus ulla dolusue intercedat, sed
bona fide omnia inter conjuges fiant: deinde etiam ut tota
Ecclesia nouos conjuges Deo precibus suis commendet.
Proinde si quos Deus ad hoc uitae genus uocarit, postquam
inter ipsos aut parentes eorum ita consfitutum et ratum
fuerit, dataque fide firmatum, pastor certior factus, tribus Do-
minicis diebus de eo commonefacit Ecclesiam, ut orent om-
Des pro desponsis, et si quis aliquid intelligat, quo minus
jungi possint, in tempore admoneat. Denique diem ipsum
populo denunciat, quo coeptam eonjugium solenni ritn ab-
soluatur coram tota Ecclesia. Adsuntque omnes frequen- |
tes, cum ut orent pro desponsis, tum ut audiant et discant |
semper uerum usum copjngii, et officium conjugam. Caue- |
tar id in primis etiam, ne quicquam praeter decorum fiat,
aut modestia Christiana negligatur. Absque igitur citharis,
tibiis et tympanis,, et cum modico et honesto äpparatu, qui
Christianos deceat, accedunt ad audiendum Dei uerbum, |
quo sinenil sanctum, per quod sanctificantur omnia nostra
instituta et opera.
Ingredientibus igitur sponsis, ab Ecclesia decantatur
Psalmus 128.
Tum Minister concionem more solito absoluit, aut si
uideatur, periochen ex scriptura praelegit tempori et rei quod accepisti ac jam etiamnum "accipias in uxorem N.
quam hic praesentem aspicis, cui cum fide conjugü pollice-
ris omnimodam cum summa sedulitate tutelam, uti maritum
conuenientem. Ac deinde concionatur de tota institutione
conjugü, ui habetur Gen, 2, Matth. 19. 1. Cor. 7. Colos.
3. 1. Timoth. 2. Tit.2. Pet. 3. Ex quibus et aliis locis
ipse profert quicquid ad monendum, hortandum, consolan-
dum, et docendum pertinet. His peractis, et precibus
dictis pro more, immediate de suggestu astantes conjuges
sic alloguitur:
Adjutorium nostram in nomine Domini, etc.
Deus Pater noster postquam creasset coelum, terram,
et quicquid ipsis continetur, hominem creauit ad imaginem
et similitndinem suam, qui dominaretur bestiis terrae, piscibus
maris, et uolucribus coeli. Verum creato hominedixit: Haud-
quaquam bonum, hominem esse solum: faciamus illi adju-
torium simile ipsi. Tumque jubente Deo sopor Adamum
inuasit, cui dormienti costam unam abstulit, e qua Euam
formauit: hoc nimirum designans, uirum et uxorem unam
esse carıem, et sanguinem eundem.
Quapropter homo relictis patre et matre, sese uxori
adjanget , eamgue amabit uti Christus Ecclesiam, pro qua
mortuus est. Mulier contra marito parebit, ac subjecta
157
erit in omai sanctitate et honestate. Nam sub potés
uiri est, quandiu uinit ipse.
Conjugio porro sanetissimo simul ac omni honore dig-
nissimo id inest, ne maritus sui corporis jus habeat, sed
uxor: nec uicissim uxor sui, sed maritus. Proinde quos
Deus cosjunxit nunguam diuelli possunt, nisi fornicationis
causa, aut ad tempus mutuo consensu, ut jejunent et orent,
cauentesne per incontinentiam suama Satana tententar. Ideo
jubentur mox renerti ad conuictum et consuetudinem solitam,
Nam fornicationis uitandae gratia debet unasquisque suam
habere uxorem, etunaquaeque uirum suum: adeo, utquinon
continent, jubeantur jungi matrimonio, pe templum Dei
sanctum, quod est corpus nostrum, uioletur auf comma-
culetur.
Quandoquidem igitur corpora nostra sunt Christi mem-
bra, nimium hoc scelus atrox foret, si meretricis membra
fierent. Oportet igitur illa sancte asseruari et coli. Si
quisquam enim templum Dei uiolauerit, perdet illum Deus.
Vosne N. et N. intelligitis hanc esse Dei üoluntatem,
atque ita uiuere instituistis in hoc uitae genere, quod
scimus tam cumulate Deum exornasse? Idne apud uos ita
decreuistis, ac coram tota Ecclesia testamini, petentes etiam
ea comprobante uestras uoluntates jam ratas haberi ?
Respondetur: Ita.
Rursum Pastor:
Vos omnes quotquot adestis testes hujus facio, ac
memores esse jubeo. Tamen si quisquam est, cui notae
sint causae, cur minus isti jungi possent, rogamus, palam
enunciet. |
Nemine quicquam allegante, Minister conjuges acce-
dens jubet manus dextras jungere, tumque his uerbis eos
r &
' alloquitur. Cum nihil obstet, nemo etiam quidquam contra-
‚ dicat, confirmet uestrum hoc institutum ac sanctissimo nexu
uos jungat Deus, qui fecit coelum et terram, Amen,
Tum singulos alloquitur, ac sponsum prius:
Tu N. fateris hic coram Deo et sancta ejus Ecclesia,
decet pro uxore esse sollicitum, ut cum ea uiuas sancte
juxta uerbum Dei et Euangelium ipsius?
Respond. Ita,
Deinde sponsam hujas sic alloquitar. Tu quoque N. fa-
teris coram Deo et Ecclesia ejus sancta, quod accepisti,
et nunc etiam accipias in uirum et maritum legitimum N.
quem hic coram aspicis. Tui praeter conjugii fidem polli-
ceris omnem obedientiam, officium atque obsequium omne
cam uitae castimonia, uti decet sanctam et piam foeminam
juxta uerbum Dei et ipsius Enangelium? .
. Respondetur: Ita.
Deinde ordine omnes simili modo rogantur, si forte
plures adsint sponsi et sponsae.,
Rogatione hac facta Minister ita bene precatur.
Pater omnis misericordiae, qui ad hoc uitae institutum
uos uocauit, idem nobis benedicat, et suum spiritum largia-
tur in nomine fili sui Jesu Christi, qui etiam praesentia
ana, ac primo miraculo, quod in uita coram discipulis fecit;
158
sanctissimum hunc ordinem ornare uoluit, det etiam , ut
illam glorificetis per omnem uitam, Amen.
Audite Euangelium, quo discatis quanta fide uelit Deus
conjugium coli, quamque firmum sit ac insolubile.
Ita enim habetur Matth. 19.
Pharisaei accesserunt ad eum , ut tentarent, rogantes;
Num licet uiro quamcunque ob causam repudiare uxorem ?
Quibus respondens, dixit: Num legistis, quod qui hominem
ab initio creauit, fecit eum marem et foeminam, et dizit: |
Ideo relinqguet homo patrem et matrem, ut adhaereat uxori
suae, et erunt duo in carnem unam, adeoque non amplius
duo, sed unacaro? Quosigitur Deus junxit, homo ne separet.
Deinde post respirationem aliquam:
Credite-bis uerbis Domini nostri Jesu Christi. Nec du-
bitate uos ab ipso junctos. Viuite igitar sancte et caste, cum
summa dilectione, pace, et concordia, colentes in primis
ueram ac siuceram charitatem et fidem conjugalem juxta
uerbum Dei. .
Hic tota Ecclesia procumbit in genua: Tum pastor sic
inquit.
Oremus unanimes Deum.
‚ Deus omnipotens, optime, maxime et sapientissime, qui
ab initio praesciuisti non expedire homini esse soli, ac pro-
inde adjutricem illi adjunxisti cum mandato, ut duo essent
in carnem unam, Rogamus te et humiliter deprecamur,
quando ita uisum est fibi, uocare istos ad hunc sanctissi-
mum uitae ordinem, digneris pro tua clementia et bonitate
spiritum tuum sanctum illis conferre, ut in uera et solida
fide ita sancte uiuant, uti gratum et acceptum tibi est, su-
peratis omnibus affectibus, ad aedificationem reliquorum
electorum cum omni honestate et uitae castimonia. Benedic
illis, sicut fidelibus tuis seruis Abrahamo, Isaaco, etJacobo,
ut sancta prole aucti tibi seruiant,, ac laudem omnem attri-
buant, prolem denique susceptam ita educent et isstituant,
ut inde etiam lauderis tu, ac aedificetur Ecclesia tua. Ex-
audi nos Pater misericors per Dominum nostrum Jesum
Christum dilectum filium tuum, Amen.
Dominus in uos abunde gratiarum suarım dona omnia
conferat, detque una diu feliciter et sancte uiuere.
_ His dictis canitur ab Ecclesia Psalm. 113. quo decan- .
tato dimittit Pastor Ecclesiam cum fausta precatione.
Nomina porro conjugum et dies libro Ecclesiae ascri-
buntaur.
De uisitatiöne segrotorum,
Veri Pastoris et fidelis Ministri officium est, non solum
publice populum, cui praeest, instituere, sed totis uiribus
urgere singulos, monendo, cohortando, castigando, et con-
solando. Nunquam porro magis necessaria est homini Chri-
stiano doctrina tota et disciplina Domini nostri Jesu, quam
cum uisitat eum Dominus, et eastigat murbo aliquo uel quo-
uis alio malo, maxime autem omnium imminente morte.
Tum enim magis quam unquam antea suos aculeos con-
scientia exerit stimulante judicio Dei, coram quo jam sisti
se uidet infirmus; tum Satan impressionem urget ualidis
arietibus, quo miserum (si possit) de gradu aliquo pietatis,
1556. XCIE. RD, ber aneläud, Gemeinde zu Fraukfurt.
fidei, et constantiae dejectum prosternat, pessundet, atque
ad inferos proruat.
Episcopi igitur, seu Ministrorum omnium officium est
aegrotos inuisere, et solari uerbo Dei. Nempe ut intelli-
gant, quaecungne acciderunt a Deo esse, qui pro sus pro-
uidentia clementi nihil suis imponit, nisi salutare et bonum.
Huc adducuntur ex scripturis quaecungque tempus et per-
sona postulant.
Quod si cum periculo etiam aegrotare conspexerit,
tum consolando longius progredietur, orationem semper ad
aegri mores, fidem, et pietatem accommodans, ut ut affectum -
uiderit,. Etenim si sentiat mortem horrori esse, huc cuni-
culos diriget, ut hanc hostis impressionem anertat: infir-
mumque docebit, in morte nihil triste aut deplorandum con-
tingere fidelibus, quibus est Christus uiae ductor, ac cer-
tissiımus adjutor et defensor, quo ductore non aliud quid-
quam sit mors, quam transitus ad uitam eandem, quam ipse
est ingressus. Hujusmodi consolationum argumentis hor-
rorem illum discutiet , et ubi senserit conscientias ob judi-
cium Dei territas, statim huc admouebit omnia auxilia ad
fulciendum animum aduersus tantum impetum. Sin paruo,
aut leui sensu peecatorum aflici senserit, non dissimulabit
judicium Dei, in quo nunquam possit subsistere, nisi per
misericordiam Dei, cujus tamen haudquaquam esse parti-
ceps queat, nisi poenitentia seria excitatus, fide solida Je-
sum Christum toto pectore atque ambabus ulnisamplexatus,
hunc unum saluatorem et liberatorem agnoscat. Contra si
uiderit sensu peccatorum angi, jam ostendat, ac ob oculos
ponat Jesum Christum, in quo peccatoribus omnibus quan-
tumcunque miseris (modo de se desperent, non autem de
Christo) certissimum est praesidium, et salus praesentissi-
ma. Bonus itaque Pastor rationem inibit, quae optima ma-
ximeqne idonea uidebitur consolando aegro, utcungue tan-
dem affectum uiderit, Neque quicquam adferet, nisi uer-
bum Dei. Et si res suppetet, atque infirmus erit pauper,
ipse eleemosynam aliquam dabit, aut aliande curabit, quo
succurratur etiam corporis necessitatibus. Nullo enim la-
bori debet parcere, nullum officium detrectare, quo sit om-
nibus exemplo.
De eucharistia ministrande aegretis.
Quod si aegrotus petat Eucharistiam, ipso die quo ab
Ecclesia celebratur Coena, mittitur unus ex Ministris cum
piis aliquot, qui cum aegroto communicent.
In funere.
Funus effertur a certis hominibus extra urbem in coemi-
terium. Sequuntur proximi ac tota Ecclesia magna cum
mocdestia, praceunte Pastore, uel aliquo ministro. Vhi ad
locum uentum est, condito humi cadauere, habetur breuis
concio de morte ac resurrectione mortuorum, cum com-
mendatione defuncti, si quas habuerit uirtutes, quarum
exemplis possit Ecclesia aedificari. Tum facta oratione pro
Ecclesia, ut Deus det sic uitam banc transigere, ut per mor-
tem transeamus in regnum ipsias, ac tandem in ultimo die
per Christum omnes resurgamus ad beatam immortalitatem,
dimitlitur populus cam admonitione, ut eleemosynam alı-
quam conferat in usus panperum.
4,
De eräine minisirerum,
et corum Institutione ae disciplina eocleslastice.
De Conuentu Ecclesiastico.
Sciendum in primis quod nungnam habetur conuentus
aliquis Ecclesiasticus (habetur autem singulis septimanis)
sine lectione alicujus loci ex scriptura, et oratione pro dono
spiritus sancti. Deinde Pastor toti coetui rem de qua con-
uenerint exponit: et caeteri deinceps, si quid habent, refe-
rant.: Deinde rogantur a Pastore singulorum sententiae.
Ac datur opera, ut cuique fiat satis: nisi forte cum populus
conuenit, et quispiam uidetar agere praefractius, tum ubi
opus est ueritati fert patrocinium autoritas aduersus perui-
caciam..
De eleotione ministri,
Prinum Minister totias Ecclesiae suffragiis designatur.
Conueniant ipsi Ministri et Seniores cam reliquis autpraeci-
puis pastoribusaliarum Ecclesiarum ejus arbis: actotam Ec-
clesiam quae adest admonent de nouo Ministro eligendo, simul
grauissime commonefaciunt ofäciisui in hac electione, ut Deum
in prımis orent ac nemini praeterea indicent aut communicent
suum suffragium : et duos aut plures proponunt, quos ipsi ido-
neos censent. Nec tamen Ecclesiam cogunt ex his propositis
eligere (nemini etenim jus suffragüi eripitar). Tantum uide-
rit ut idoneum aliquem tantae functioni eligat. Atque ea
potissimam de causa proponunt aliquot ipsi Seniores, ne
plebs forte aberret affectuam impetu, aut ignorantia et ju-
dicii inopia.
Ad suffragia porro colligenda dantur uiris singulis fidem
professis in Ecclesia singuli calculi. Deinde in conspectum
Ecclesiae proponuntur totidem urnae, quot fuerint homines
ad hoc munus a Senioribus pröpositi, habentes eorum no-
mina singulae unius ascripa. Tum ordine accedentes
suum calculum imponunt cuicunque urnae uelint. Quod ut
a nemine intelligatur, inguam pataimposuerit, singulis urnis
manum imponit. Tum cujus urna plureshabnerit calculos, is
pro Ministro habetur. Additur.porro urna una caeteris sine
nomine, in quam scilicet snoscalculos imponant ii, quibus non
placebit suffragium dare alicui ex iis, quia Ministris et Senio-
ribus fuerint propositi. Et calculum suum chartae innolnent
cui nomen asscribent illins cui malint dare suffragium. Tum
si haec urna fortasse numeram aliquem caeteris parem ha-
beret consentientium in alium non propositum, qui caetera
idoneus esset: tum propositisrursum omnibus toti Ecclesiae
repetendae essent sortes istae suffragatoriae.
Postquam suffragia sic collecta erunt, tum.in quem
plures consenserint, si caetera idoneus uidebitur, is a Se-
nioribus et aliis pastoribus Minister ei Ecclesiae nominatur.
Deinceps certo quodam die iste nominatus a Ministris et
Senioribus Ecclesise examinatur, num iis dotibus praeditus
sit, quae Ministrum decent. Interea populo etiam jus est,
si quid dignum reprehensione cognorit, opponere. Tan-
dem die aliquo celebriori, puta die Dominico, ab aliis Mi-
nistris et Senioribus et Pastore aliquo reliquarum Ecclesia-
rum coram tota Ecclesia Minister nominatur, consalutatur
et manuum impositione omnium assensu instituitur et con-
firmator. Atque haec summa ordinationis Ministri illius
1558. XCIX. RO, der anöländ, Gemeinde zu Fraukfurt.
158
Ecclesiae, cui cum opus erit et facultates Ecclesiae ferent,
licebit unum aut plares etiam administros adjungere plane
consimili suffragiorum sortitione.
De electione senlorum.
Seniores aunt ex tota Ecclesia praestantissimi uiri, digni
quos etiam priuatos omnes reuereantor, qui Ministris ad-
janguntur in adıninistratione, ut causas omnes judicent et
praesint omnibus in rebus, quae ad Ecclesiasticam politiam
pertinent. Atque hi sunt numero duodecim aut plures etiam,
si.tot possint reperiri hoc loco et ordine digni totius Eccle-
siae judicio. Cum igitur euenerit ut huic numero desint ali-
qui, tum Minister cum reliquis Senioribus consilio habito
dispiciunt, numnam aliqui hoc loco digni sint in Ecclesia.
Vbi ipsi consenserint, Minister die Dominico pro concione
Ecclesiam admonet, opus esse presbyterio sociis aliquot:
Et si duobus opus est aut pluribus, duplum numerum pro-
ponit eorum, quos ipsi idoneos judicarint. Hic postquam
admonuerit Ecclesiam qualesnam esse Seniöres oporteat,
jubet aliquot diebus, ut minimum 15. diligenter uidere et
judicare apud se unumquemque quos ex toto coetu dignos
cengeat suo suffragio. Ac post trinam ejusmodi admonitio-
nem, aut minimum secundam, proximd die Dominico juben-
tar adesse hora Catechismi. .
Tum.unus ex Ministris apud mensam aut suggestum cum
reliquis Ministris et Senioribus considens, paucis totam Ec-
clesiam admonet sui officii, ac eorum quos jam cooptaturi
sunt in ordinem Seniorum. Deinde singuli accedunt ac
sua suflragia per sortes missas dant, uti antea in electione
ministri praescriptum est. Quibus recensitis, in quos plura
consenserint, ii presbyteri nominantur. Interea tamen datur
illis ad deliberandum tempus, ac toti Ecclesiae quogne.
Post octiduum jussi adesse nominati post concionem matu- '
tinam cingentibus Ministrum reliquis Ministris et Senioribus
rogantur, num hoc ministerium in serecipiant, quamuis non
temere quisquam sese potest excusare aut eximere, nisi
magnis de causis, quoniam in fidei professione singuli’se
ita obstringunt Ecclesiae. Deinde rogatur tota Ecclesia,
num in hos consentiat, Vbi silentio assensum significant,
Ministri et Seniores manus imponunt, et hos in ordinem
presbyterii cooptant, commendantes Deo, ut suo spiritu am-
pliore augeat, quo possint huic functioni satisfacere, '
Ipsi Seniores ex suo numero duos nominant, qui com-
ponendis litibus praesint: ne temere suum concilium rebus
leuioribus turbent, atque a grauioribus rebus gerendis auo-
cent. Ad Seniores tandem illi causas referunt, si tentatis,
omnibus nullam concordiam inire queant. In omni electione
id sernatur, ne quis suffragium ferat, nisi qui fidem antea
sit professus. Nam reliqui nullo numero, nullo ordine
censentur.
De electione diaconorum.
Diaconos habent quatuor, aut quot Ecclesiaeopuserunt,
qui eleemosynis praesint, et pauperum ac infirmorum in
primis curam gerant. Nec minore grauitate aut alio modo
horum electio fit, quam Seniorum. Tantum hoc interest,
quod hoc ministerium non est nisi annuum: quo liberum sit
ad finem anni Ecclesiae, rationibus Eleem. auditis, nel illos
\
160
in sequentem annum confirmare, uel alies in eorum locum
substituere.
De disciplina et excommunicatione,
Porro quantum ad uitam corporis est necessarius spiri-
tus et halitus, quo represso necesse est statim hominem ex-
tingui, ita est usus disciplinae et fraternae correctionis iA
Ecclesia: quam ipsi serio exercent in omnes rebelles et
praefractae peruicaciae uiros sen mulieres, qui admoniti re-
sipiscere ac poenitentiam uitae prioris agere recusent. In
publicis criminibus statim publica poenitentia exigeretur,
aut excommunicaretur pertinax.
cipio clam et priuatim, deinde adhibitis testibus, ac tandem
in concilio Seniorum admonetur. Post ubi. nil profici ui-
“ dent, pastor scelus et hominem Ecclesiae palam facit, ut
uel hac ratione pudefiat. Denique si post trinam ejusmodi
monitionem pergit obstinate agere, quarto die Dominico ex-
communicatur, et sacris omnibus illi interdicitur, nempe
Sacramentis et precibus. His enim temporibus jubetur ab
Ecclesia secedere. A concionibus nunquam arcetur. Imo
nuaquam desunt, qui priuatim agent et ad poenitentiam
hortentur. Cujus si signa certa dederit, tum conuocata
In oceultis autem, prin- |-
1ua5. ©. Wittgenſteim ſche Kircheuorduuss ·
Ecclesia, jubetur clpam critinis agnescere, ac deinde con-
segsu unmersae Ecekesiae Ad- precam et Sacramentorum
communionem admittitur, Verum de hac disciplina nos
plura propediem adjuuante Christo, Itaque haec missa
faciemus. _
Id autem ad disciplinam pertinet, quod nemo huic Ec-
clesiae accensetur, nisi prius pub. fidem sit professus.
Aliogai non admittitur quisquam ad ullius Sacramenti com-
munionem; ac ne baptismus quidem ullis confertur, nisi
parentum alter ita sit fidem professus: nec conjugio bene-
dicitur , nisi prius fidem professi sint conjuges.
Nomina porro eorum qui fidem profitentur libro Eccle-
siae inscribuntur.
Atque ea est tota ratio Liturgiae et disciplinae uniuer-
sae hujus Ecclesiae, quam Dominus Deus conseruet. Be-
nedicat etiam et benefaxit amplissimo Senatui Francofor-
diano, qui lanta humanitate in mediis hisce procellis pios
exules apud se sustinent, ac fouent, omnique studio et
fanore prosequanter. Faxit Christus, ut quicunque haee
legerint intelligent, atque ex animo incumbant in pleniorem
instauratiomem Reclesiae Dei, atque horum exemplo pere-
grinos et exules ament, ac foueant. Ameh.
1355.
C
Wittgenftein’iche Kirchenordnung.
Aus dem Archive in Berleburg im Auszuge mitgetheilt
von Zacobfon, Geſchichte der Quellen des evang. KR.
der Prov. Rheinland und Weftphalen, S. 526. Die Pu⸗
blication erfolgte am 1. Aug. 1555. Vergl. aud Wins
del, Aus dem Leben Gafimirs, Frkf. 1842. S. 34 fi. —
Gine revidirte K.=D. erging im 3. 1565. Sie ift felbſt
von Jacobſon nicht aufgefunden worden. Doch findet
fich eine Ueberficht der Titel bei v. Kampg, Prod. eR.,
Bo.IL. ©. 585.; Erfter Theil. Von dem Paftor, wie
der zu erwelen. Won ben Senioribus „wie die zu erwelen
und den Kirchen vorzufegen. Form eines Gebeths. Won
den Kaftenmeiftern und ihrer erwelung. Won ben Opfer:
mennern. Das ander Theil der K.⸗O. ift das Ampt
der Kirchenperfonen und vornehmlich eines Paſtoren, wel:
ches ift 1) Kehren, 2) Sacrament reihen, 3) Gehorfam bed
Glaubens anrichten. Won ber Lehre, was er lehren foll.
Wie er lehren foll. Wann er lehren fol. Wann und mit
was Fleiß die Predigten gefchehen follen. Frühe Predigt.
Mittel-Predigt. Won der Kirchenlehr. Won ben Sacra⸗
menten. Bon ber Zaufe. Bon dem h. Nachtmahl. Bon
der Kirchenzucht und Straffe. Won der Verfübnung. Wie
es ben Sonnabend zu halten. Wie der Sonntag. Von
Befuchung der Kranken, und Communion die in Häufern
gehalten wird. %on Einfegnung der Eheleute. Das
. dritte Theil befteht in den Stüden, dadurch man ſich
Ginhelligkeit der Lehr und Glaubensfleiß und Gehorfams
erfundigt und befördert, als da fein Synobus und Bifite-
tio vor dem Synodo. De Visitatione., Bon ber Stipens
diaten Unterhaltung und Beſtellung.
* * *
Wilhelm von Sein der Elter Graue zu Wittgen⸗
ſtein vnd Herr zu Homburg.
Die Lehre belangendt ſoll die Scriptura canonica
vnd Augsburger Confeffion neben andern gefchriebenen Buüͤ⸗
chern gelefen und gelehret werben.
Vom Spnodo. Da diefe Lehr nicht beſſer, denn durch
Anrichtung eines Synodi mag erhalten und behalten werden, fo
ordnen wir, daß eines jeden Jaers der Synodus einmahl nad} -
dem Oſterfeſt, zu der Superintendenten Gelegenheit, aber die
Viſitation zweimahl, kurz nad) Oſtern vnd acht Zage vor oder
nad Michaelis fol gehalten werben.
Vffm Synodo aber werden vornehmlich verhandelt: 1) Die
Trage ber Lehr ber Pfarher und Kichenthiener durch jederzeit
Superintendenten (des Erwhelung bei uns beruhen vnd fliehen
fol). 2) ob fie jre geburliche predigten nachlaſſen und verfeu-
men. 3) wie fie fi in bandtreichung der hochwirdigen Sa⸗
eramente halten. 4) wie und ob fie die Kirchengebräuche gleich-
meffig halten. 5) wie fich jeder Kirchenthiener halte in feie
nem eufferlichen Leben, Wandel, Weſen, bet Weib, Kindern
in vnd aufferhalb feines Haufes. 6) wie fie die Kirchengäter,
und ob fie die auch jn gutem Bau, Beſſerung und Weſen
halten. 7) ob fie jrer Kitchen Guͤter der Kirchen abhendig
machen. 8) fol der Superintendent vleiffig befragen alleriet
vorfalfender Suchen, fo die Kirch Gedreffen,, als Eheſachen und
andre geiftliche Fell vnd ragen, bamit ſolche vffm Synedo
1555. ©. Wütgenfteinfche Sicchsuorbunng.
beratfchlagt, auch jo es nöthig were und anbracht und Beſcheit
darin gegeben werde.
Damit diefe Stud ins Werk gebracht werben, muͤſſen wir
von Obrigkeit wegen eine Chriftliche Vifitation errichten und
jehrlichs halten laſſen, und wolln zu flattlicher Vollfuͤhrung
einen buglichen und beflendigen Bepfelhaber mit gnugfamer vn⸗
fern Gemalt und Volmacht obged. Superintendenten beiorbnen.
So man zur Vifitation geriffet, fol an jedem Ordt alle abgot⸗
tifche und aberglaubige Biltnuſſen und Gemelde, dergleichen
bie vberfluffige Altaria genzlich abfchaffet und dawider gepres
biget werden. Vnd foll Superint. fambt vnſerm Zugeordneten
einem jeden pfarher vfferlegen, fo man Coenam Domini, der:
gleichen Kindertauff haldet, vmb Einhelligkeit und Vergleichung
willen, den alten Kirchenornat zu gebrauhen. Im Fall aber
die Pfarkinder als an einem nothwendigen Stude daran Beben
wollten, fol folcher ornat fo lang abgefchafft werden, biff die
abergleubigen Gedanken deshalb wieder gefallen feine. Mache
dem fol der Superintendent folgende Stüde erfragen, nemlich
wie ſich jeglicher Paflor in feiner Lehr halte, rote in Hinreichung
ber h. Sacramente vnd wie in und aufferhalb feines Haufes-
Dann wie ſich Pfarkinder halten gegen jven Pfarher, gegen das
Dredig- Amt, Kichengehorfam vnd die übrigen obengenanns
ten Stude. So fid) Mangel befende, fol der, an dem er ex:
ſcheint, deshalb bevedt, vermahnt und endlich aus der Gemeind
vßgefchloffen werben. So aber der Mangel wichtig were, fol
er vns felbft zum Befcheit angegeben werden. Dem Paftor, den
man vifiticet, foll vorhin angezeigt werden, das er ſich zur Pres
digt geſchickt mache. Auch folln alle Paftores jre Predigen,
die fie hinfurter zwifchen ben Spnobis thun werden, in Schriffs
ten verfafjen und vff der Vifitation dem Superintendenten zum
vrtheilen vorlegen.
Bon Predigern und jrer Anemunge. Ein fremder
auslendiger Prediger fol zum Predig⸗Ambt nit zugelaffen wer-
den, ohne feines ehrlichen vnd zuchtigen Lebens und der Lehre
gute und gewiffe Vrkund vnd Zeugniffe.. Damit man wiffe,
ob er gefonder Lehr fei, foll er fleiffig eraminirt werden, auch
ein oder mehr Sermones thun. So an ihm kein Mangel ift,
fol er per manuum impositionem beftetigt vnd confirmirt wer»
den. So fi fpdter in Synodo vnd Bifitation vnd fonft
Mangel vnd Vitia zeigen, foll unfer Befehihaber une vermelden.
Bon Vncoſt vff den Synodum ıc. Der Vncoſt
vff den Synodum foll von den Gefellen der Bruderfchaften
vnd vom Einkommen des Kalande entrichtet werden. Der Vn⸗
eoft off die Vifitationes foll von dem Erübrigten der Kirchen:
bewe oder Fabriken, vnd fo noch mangeln wurde, aus ben
Bueſſen, bie off den Vifitationen fallen, erflattet werben.
Drt des Synodus und vom Camerario. Der
Spnodus foll zu Laspe gehalten werden, doch wollen wir ung
denſelben zu verruden vorbehalten haben. Auch follen die Per⸗
fonen in dem Synod jehrlichs einen Gamerarium erkuiren , der
was notig einkeuffe, den Diſch beftelle und geburliche Rechnung
thue. Bu Befurderung ber Sachen wollen wir gegen den er⸗
fen Synodum alle Provifion und Vorfehung thun laſſen.
Bon der Kirchenordnonge. Es follen alle Pfarher
und Minifter der Kirchen ſich der Ordnong, fo wir ihnen ehe
mals vberſchickt (allein dasjenig in dem Laut differ unfer Ord⸗
nong ander Form und Mas gegeben wirt, vsgenommen), gleich
IE,
161
ſonderlich fo viel die Feſta belanget, es einer wie ber ander
halten.
Bon dem Ünleitten der gemwefenen Kintbets
terin befinden wir allerlei Miſſbreuche und befehlen daher,
ba die alten papiftifche Ceremonien genglich fallen und mit
chriſtlichen Vermahnonge und Bntermeifonge verbeffert werden,
dagegen foll den Miniftris an den Orten, da es breuchlich iſt,
jr alte Rechte werden. \
Vom Gotteskaſten ꝛc. Die Kirchenthiener follen bei
allen Predigen vermanen, das jeder den Dausarmen und Ges
brechlichen mitdellen helfen vnd fleuren wolle. Auch ordnen
wir, das in allen Kirchen gemeine Sotteskaften gemacht vnd
aus jeder Kirche von den 6 Sentoren, die in jeder Pfarrei er«
welet follen werden, 2 Kaftenmeifter beftele und mit Eiden bes
laden werden. Diefe follen einen, der Pfarher den andern
Schlüffel bewaren, den Kaften gemeinfam offnen, vnd mit
Rath der Senioren diſtribuiren. Bei Hochzeiten u. a. zuchtis
gen Geſellſchaften foll je ein Kaflenmeifter mit einer Almofen
Buren erfcheinen und fammeln.
Bon der Kirhenzuht vnd Disciplin. In allen
Kirchen foll rechte geiftliche Zucht, in Ausfchließung der Vn⸗
bußfertigen, zu Beſſerung der Böfen und Erhaltung ber Gus
ten ond Frommen mwiberumb vfgerichtet werden, und follen nes
"ben bem Pfarher 6 ehrliche Seniore® erwelet werden, welche
vff allerlei Vnzucht und Lafter vleiffig Vffmerkens haben vnd
off den Vifitationen anbringen. Was furter zu Erhaltung
folder Kirchenzucht von nothen foll aus den vberſchickten Kir⸗
henordnungen genommen werben.
Wie man Prediger befommen und onberhals
ten folle. Wir achten es fey niemante fo vnverſtendig, ber
nicht abnemen megte, das man chriflliche Prediger und Pfars
ber habe vnd geburlichen underhalte. Dieweil aber zu diffen
Zeiten niemants oder fehr wenig Leuthe aljo gefinnet fein, den
Predicanten Steur vnd Hilff zu thun, fo erfordert die Noth,
das man die Gefelle,, fo die Pfarher von Alters her gehabt, es
fei vom Opfer, Kintdauf, Hochzeiten, Krankenbeſuchen, Bes
grebniffen oder was fonft, behalte und nichts davon abgehen
laffe. Doch dieweil unlaugbar, das etliche Gefelle, als bie
fhmalen Noeffen, ganz beſchwerlich find, fo follen diefe vff ein
ziemlichen Werth und Geld gewirdigt, gefagt vnd hinforts vers
richtet werden. Nachdem auch viele Gefelle zu vnchriftlichen
Geremonien und Gebrauch) feint gegeben und geitiftet, fo follen
die Kicchthiener ſolche zu halten entledigt, doch fchuldig fein,
anders Etwas zur Ehre Gottes, Erbauhung vnd Vnderwei⸗
fung der Pfarkinder zu thun. Sonderlich anftatt der Vigilien
follen die Paftores Leichpredigten thun , welches fie aus Span⸗
genbergio und feinen gedruckten Predigten nemen und nad)
thun mögen.
Von Stipendien. Damit junge Kicchenthiener erzo⸗
gen werden, wollen wir ertondigen laffen, was die Kicchens
fabrice, vacirende Benefica u. dergl. von Inkommens haben,
auch was leidlich denfelbigen abziehen und vff egliche unfer Lan⸗
desfinder zu den Studiis dhienlich, keren und weriden, welche
ehe fie zu den Stipenbits gelaffen werden, verfchreiben, daß fie,
fo fie zum Kirchendienſt anwendlich werden, ohne vnſer und
onfer Erben Vergonftigonge in Bein frembdes Land oder Pfar⸗
ten ziehen, oder alles, was fie empfangen, wieder erflatten.
21
162
Ehe auch einige zu Einnemung der Stipendien zugelaflen wer⸗
den, follen fie durch vnſern Superintendenten eraminirt wer⸗
den. Vrfleiffige find nach Gebür zu züchtigen und verlieren,
fo fie ſich nicht beffern, das Stipendium.
Bon Schulen. Wir wiffen, das geiſtlich vnd weltlich
Regiment in den Schulen anfangen, und wo die Schulmeifter
gelehrter vnd vleiſſiger, auch die Schüler geſchickter werben,
bierumb ordnen wir, das die, fo die Schulmeifter aus alter
getvonheit zu beftellen haben, dies mit Rath vnſers Superin=
tendenten thun. Die Schulmeifter follen dem Superintens
denten und Ortspfarrer gehorfam und gewertig fepn, des Amts
vieiffig auswarten, die Schuͤler moderate mit den Ruetten züchs
tigen... Was fonft von Lectiones vorzulefen von Noten, foll
mit Superintendenten Rath befchehn. An den Feierdagen fols
len fie Nachmittags zum wentgften eine Stunde eine Lection
ex sacris und aus dem Gatehismo thun..
Bon Beuhen vnd Behaufung ber Predicans
ten x. Alle Paftoreien und Pfarhen follen durch den Su⸗
perintendenten, den Beuelhaber vnd die Seniores (welche einen
Zimmermann zu ſich nehmen mögen) beſichtigt vnd wie jede
Pfarbeuhe befchaffen, in Schriften verfafft werden. Die bau
feiligen follen wieder angerichtet werden und dazu vnſer Walt⸗
furfter geburliche Beholzung geben, und bie Nochburn, fo in
ſolche Pfarr oder Paftorei gehorigk, ſollich Holz furen, den
Bau zimmern, vffſchlagen, Eleiben und jn Dad) bringen. Den
Paftoribus foll dan befohlen werden, von nhun an folhe Heus
fer vnd Beuhe in gutem Wefen und Befferong zu halten, wor⸗
auf bei jeder Vifitation vleiffig zu fehen. So Paftores ſolches
verachten, foll Superintendent vnd vnſer Vefehlhaber an ons
flatt Zug haben, alles was durch die Paftores verfeumbt, beuhen
zu laffen, follen auch ſolchen Paftoribus alles jres Gefells und
Einkommens weder Heller oder Pfennig folgen laſſen, fo lang
fie foldyen Vncoſten genglich erftattet haben, vnd foll der Pas
ſtor noch Straf gevertig fein. So Paftores jre Gefelle genz⸗
cl.
Kirchenordnung für den Hüttenberg
Erlaffen von dem Landgr. v. Heffen und Philipp III.
don Kr denen die gemeinſchaftliche Regier
zung guftand, am 3. Sept. 1555. Wergl. Jacobfon,
Gefch. der Quellen des ev. K.⸗R. ber Prov. Rheinland
und Weftphalen, ©. 633 A Ur. ©. 569 f., Abit,
Der Kreis Weplar, Bd. ©. 209 f.
* * *
1. Don Gottes Wort, chriſtlichen Ceremonien und den Sa—
cramenten ·
Die Pfarrkinder ſollen ihren Geiſtlichen ihr Einkommen
verabreichen, und kein Abſent nehmen.
3. Die Pfarrkinder auf den Filialen ſollen an den Sonn»
und Fefttagen die Hauptklrchen der Pfarceien befuchen,
damit jeder Paftor feine Schaafe fetbft weide.
Bon den Feften, welche in allen Pfarreien gleich gehalten
werben follm, und von der Katechiemuslehre (Geburt
Ehriſti, Circumeis., Epiph., Purif., Visit,, Annun.
Mar., Coen. Dom., Parasc., Besurr., Mich., Con-
0555. Or. Süttenberger Kirchenordnung ·
lich eingenommen hetten, fol jhr Hausrath vnd alles, was er
bat, gegriffen vnd fo lang dauern vnd daraus gegeben werden,
bis alle& entricht If.
Bom DBnterfhied ber geiftlihen Zucht vnd
Straff der Obrigkeit. So oft ſich Lafter und Sunden
begeben, die beide geiftliche Dieciplin vnd weltliche Steoffen
wirdig feindt, foll die weltliche Obrigkeit vff die geiftliche Zucht
mit der Stoffe zu verziehen nit ſchuldig fein, fondern fo offt
uns ober vnſern Erben (als did Orts weltliche Obrigkeit) ein
ſolcher Fall vorkumbt, wollen wir fopald mit ber Stroff proce
diren. Alſo vnd obgleich der Vberdreter eine Leibftcafe, Ge
fenknus erduldet oder Geldſtraffe erlegt, dieweil er. feine Mit-
glieder vnd Kirchgenoffen bedrubt, geergert vnd beleidigt, vnd
noch nit verföhnet und reconciliirt hat, fol er in die Chriſtliche
Gemeinde eher nit, er habe denn vor feinem Pfarher und
Seelforger genugfame und ware Zeichen der Befferung gegeben,
auch feine Kirchgenoſſen. wieder reconciliirt, vffgenommen wers
den.., genzlichet Vorſehung, ſolches werde viele Leuth, die
vmb einer Geltpeen willen von Sünden nicht leichtlich abzu—⸗
halten weren, vom Boͤſen abwendig machen.
Von weltlich Rüge. Wiewol In etlichen Euangeli⸗
ſchen Landen vf den Viſitationibus nit allein die geiſtliche, fon⸗
been auch andre Fragen, die doch zu dieſem Thun proprie nicht
gehorig, gerüget und verbuffet werden, doch und dieweil ſolches
von vielen für ein pecuniarium aucupium gehalten, vnd mehr
geergert als verbeffert werben, befehlen wir hiemit vnſern Sus
perintendenten vnd Befehlhabern, das fie Feine Sachen, als
von Alters her im bie geifkliche Zucht gehoren, unternehmen,
dan wir: das eufferliche Regiment und bie geiſtliche Sachen und
Hendel vnterſchiedlich gehalten und gar micht durch einander
gemifcht haben wollen, welches jhne fo es gefchehe mehr zer⸗
foren, dam beffern und erbauhen wurde. Darnach wiffen fie
fich zu halten.
und das gemeine Land an der Lahn. .
Fi Paul., Mar. Magd., Joann, Bapt. , die Apoſtel⸗
fefte).
Jeder Pfarrer fol in der Woche, am Mittwoch und Freir
tag, zwei Predigten haften.
Bon ben Wiedertäufern.
Die Geifttichen follen Acht haben, daß nicht gottfofe Leute,
Hurer, Gottesläfterer zc. zum h. Abendmahle gehen.
Niemand foll wiedertaͤuferiſcher Meinumgen halber feine
Kinder der Taufe berauben.
Vollfaufen, ärgerliches Gefchtdg und Gottesläfterung
bet Kindtaufen wird ernſtlich verboten. Bei ben Taufen
follen nur zwei Gevattern fein, welche die Kindbettern
nur zweimal befuchen dürfen, nämlich wenn dad Kind ges
tauft worden iſt, und wenn bie Rindbetterin ausgehen till.
10. Vom Cheftande. Ale heimliche Kupplerein, heimliche
Bufammenkünfte, namentlich in den Spinnfluben, wer⸗
den unterfagt.
11. Verbot der Winkelverloͤbniffe.
es a neo
-
1355. cu. Goslareſche Eoufifioriniorbiumg.
12. Wenn ein leichtfertiger Bube feine Ehegattin verläßt, fol
man nach Gelegenheit der Sache ernſtlich Einfchub haben.
13. Bon den Ehefcheibungen. Sie follen nur nad) dem geifl-
lihen und kaiſerlichen Rechte gefchehen. Der ſchuldige
Theil fol im Lande nicht wohnen dürfen.
14. Di Ehen find im dritten Grade der Blutsfreundfchaft
verboden.
1m
35. Bon breimaligen Aufrufen und der Gopulatiohn
Am Schluſſe Verfügungen über das Verhalten der Pfarrer
rücfichfich der Lehre und des Wandels. War ſtrafbar iſt,
foll durch die Aelteflen vermahnt, und, wenn diefes nicht fruch⸗
tet, der Bifitation und den Guperintendenten angezeigt
werben.
Cu.
Goßlariſche Confiftorial: Ordnung publiciret Anno MDLV.
Der Urheber diefer Eonf.=D. ift Hes huſius, ber von
15523-—-56 den Goslar. Kirchen vorftand. Sie erfcheint hier
zum erften Male aus einer H.⸗S. ber Minift. = Bibliothet
zu Gelle. Der. Heineocius, Antiqu. Goslar. p: 504,
und Trumphkus, Goslar. Kirchen= Hifl. S. 22. Aus
ihr iſt zum großen Theile bie erſte Mecklenb. Conſ.⸗O.
gefloffen. |
»*
Wir Buͤrgermeiſter und Raht der Kaiſerl. Freyen Reichs⸗
Stadt Goßlar thun kund und bekennen hieran offentlich kegen
allermenniglich, Nachdem Wir mit beſchwerten Gemuͤhte eine
Zeit her erfahren und vernommen haben, welcher Geſtalt ſich
vielfältige befchwerliche Klagen, Irrungen und Gebrechen, von
wegen Eheſachen, Ehegelöbniß, derſelben Scheidungen und an-
dern der Ehe anhängigen Sachen in unfer Stadt zugetcagen,
Welche Wir anderer obliegender und fürftehender Gefcheffte
halber, zu Zeiten, nach Nohtburfft nicht haben auswarten noch
« entfcheiden mügen, und aber dennoch, bie hoͤchſte Noht erfordert,
wir auch von wegen unfers tragenden Amts ſchuldigk erfennen,
daß darin gepürliche Vorſehung gethan werde, damit mennig⸗
lichen auf fein rechtmeßig Begehren und Anfuchen das Recht
und die Billigkeit wiederfahren, aud) die Gewißen in: ihren An⸗
Liegen gebührlich unterricht und getroftet werden mügen; So
haben Wir demnady uns nachfolgender Ordnung und Form
eines Confiftorii verglichen, und darin Ordnung und Vorfehung
gethan, wie und welcher Maas ein fonder Gericht und Con⸗
fiftorium in unfer Stabt fol ufgericht , beftelt und mit fondern
Derfohnen von der Kirchen, auch von unferntmegen beſetzet
werden, die Befehlich und Macht haben. follen ſolche Irrungen
und Gebrehen, die ſich in Ehefachen und Fellen zutragen mir
gen, nad) Vermüge und Ordnung ber h. Gottlichen Schrift,
aud) gemeiner befchriebenen Rechte, Tomeit die der h. Schrifft
nicht zuwieder, und ihrem beften Verftand nad), zu verhan-
dein, zu entfcheiden, und zu verrichten, und im Fall, daß ſich
fo zweiffelige Srrungen und Faͤlle begeben, deren ſich die Ver⸗
ordente des Conſiſtorii nicht entichließen mächten, follen fie
folche Felle an das Eonfiftorium zu Wittenbergk mit nobtbürff
tigen Bericht ber Sachen Gelegenheit und Umſtende ferner ge:
langen laßen, und ſich dafelbft Rahts und Befchetdts erholen,
was auch alfo von den Verordenten des Gonfifterit in Sachen
erkand und decerniret wird, darob wollen, fo wir der Sachen
und bes Entſchieds ober Erkentniß und Urtheils berichten, und
ein ſonderlich erheblich Bedenken haben , feſtiglich haften, und
daßelb exoquiren und vollfivedien, ald were es van unß dem
Raht ſelbſt geiprochen und erfant, und thun dem allen nad)
menniglich, fo in unfer Stadt wohnhafftig und geſeßen oder
foniten unfer Jurisdiction und Obrigkeit unterworffen, biemit
ernftlich befehlen und gebieten, do jemands Sachen halber daß
Matrimonium, die Ehe, derfelben Gelobnuͤs und Scheidung,
verbotene Sippe oder gradus oder was folhem mehr anhengig
feyn mag, belangend zu thun hette, und gewünne, daß der⸗
felbige folches vor unfern Verordenten bes Confiftorii lagen,
fuchen und fürbringen, und fol vor gepuͤrlicher vorgehender Ver⸗
hör und Erfentnis niemands durch fein felbft Fuͤrnehmen Ichts
unterſtehen, innoviren noch attentiven, ſondern fich bey unfer
Stadt Kirchen Superintendenten anzeigen, und der Verorden⸗
son des Confiftorii Weifung , Befcheidt und Erkrinntnuͤs er-
warten, fich dberfelben und: diefer unfer Ordnung: gehorfame
lid) und gemeß halten, nachlommen vnd geleben bey Vermei⸗
dung gebürlicher Straffe, fo wieder deu Ungshorfamen nach
Geſtalt und Gelegenheit der Uberfahrung fürgenommen wer⸗
ben fol, darnach fich menniglich zu achten und zu richten haben
magk. Zu Urkundt u. f.m.
ie und mit was Perfohnen das Conſiſtorium beftellet und ge:
halten merben foll.
Erftlich fo ordnen und wollen mir, daß das Conſiſtorium
mit nachbenandten Perſohnen foll befeget werden, Alß nemlich
von der Kirchen wegen, mit bem Ehrwuͤrdigen Heren unfer
Stadtkirchen Superintendenten und ben vier Pfarrherren zu
St. Stephan, Frandenberg, St. Jargb und St. Thoma, und
dann von Rahtsmegen mit N. N. und einen bazu beputirten
Notario, und folf gemelter Herr Supermtendens des Conſt⸗
ftorii Präfident feyn, und die andern verordenten Perfohnen
zum Gonfiflorio wenn es die Nohtburfft erfordern thut, uff
beftimmten Zage, Stunde und Zeit, mann folches am gele⸗
genften und bequemften in ber Wochen befihehen magk, und
fie fich deffen unter einander vergleichen füllen, in die Sacriftia
in der Marktlichenzuconvociren und zu erfurdern haben, auch
was von Klagen, Irrungen und befchwerigen Suchen halber,
ſo vor das Gonfiftorium gehören, und zum Theil hernach ver⸗
meldet fon, fürfallen und fürbracht werden, den mit Veror⸗
denten bes Confiftorii proponiren und fürtragen, und eines
jeden Naht, fein Bedenden und Meinung abhören, colligiren
und fich darauff mit ihnen einhelliglicy, ſoviel muͤglich eines
Beſcheidts entfchliegen und vergleichen.
Was Samen und Bälle vor das. Zonfiftorimm geboren, und dafeluft
arfucht unb geklagt werben follen.
Eß follen vor obgemeltem unferm Sonftflorio nachgeſetzte
Sachen geſucht, geklaget, verhoͤrt und daruͤber erkandt werden,
Alß nemlich belangend die Ehe, und cheoubnn Item ſo be⸗
*
164
gehret wuͤrde eine Ehe zu ſcheiden, oder auch daß bie Perfoh-
nen, fo zufammen fich ehelich zu verpflichten ober zu beftatten
fürhaben,, einander mit Sipfchafft und Blutverwandnuͤß, im
verbotenen gradu, zu nahe verwand und angehörig.
tem, So jemande eines Ehebruchs halber befchuldigt und
überwunden, und darauff bey dem unfchuldigen Theil Verföhnung
koͤnte fürgenommen und erhalten werden, folche und dergleichen
Selle und Sachen, fo ihrer Art und Eigenfchafft,, auch nach
Bermüge befchriebener Rechte nicht ſtracks weltliche Sachen
und Hendel, fondern zum Theil Confeientien mit belangent
feint , die ſollen als vorberürt vor dem Gonfiftorio gefucht, ges
Haget, verhandelt und entfchieben werden, und follen die Ver:
ordenten darinnen erfennen und Beſcheid geben, nach den be:
fhriebenen Rechten, wo die dem Goͤttlichen Wort nicht ent
Begen, two aber die befchriebene Rechte dem Söttlichen Recht
ungemeß und zumieder, da follen fie ſich des Goͤttlichen Worte
halten, und ihr Urthel und Recht darnach geben, wie dann In
etlichen Zellen hernach angezeigt, und in den Gonfiftorlis zu
Wittenbergk und Leipzigk gehalten wird, und Erſtlich,
Wie in Eheſachen vor dem Eonfiftorio procebirt und verfahret
werben fol.
Diewell auch Causae matrimoniales nach Laut und be
fage befchrlebener Rechte summarie, de simplici et plano, sine
strepitu et figura tractirt und gehanbelt werden’ follen, fo fegen,
ordnen und mollen wir, baß in Ehefachen vor unferm Conſi⸗
ſtorio fchleunig und ohn alle Weitläufftigkeit fol procediret
und verfahren werden, mie fi) des in fummarifchen und pris
vilegirten Sachen zu Rechte eigenet und gebühret, was aber
dannoch zu nohtiwendiger Ausführung der Sachen gehörig und
fonften zu einen fummarifchen Proceß vonnöthen,, als ci-
tatio legitima, defensio, probatio, bdarinnen follen ſich
die Verorbenten des Conſiſtorii, dem Rechten gemeß und bes
fcheidentlicy verhalten, und berwegen wenn eine Part Klage fürs
‚bringet, foll fein Gegentheil uf einen beftimten Tag citiret, fürs
befcheiden und erforbert werden, und im Fall, daß daffelbe uns
gehorfam ohne rechtmeßige Ehehafft, Impediment und Vers
binderung auffen bliebe, unb peremptorie citirt were, foll
es nochmals und zum Ueberfluß, zu Ausführung und Dars
thuung feiner Ehehafft und rechtmeßige Entfchuldigung feines
Ausbleibens citirt werben, pliebe e8 denn nochmals außen oder
möcht Leine rechtmeßige noch erhebliche Ehehafft allegiren und
darthun, und alfo Contumaciam purgiren, foll es zu Straff
und in poenam contumaciae der Sachen als berfelben convin⸗
eirt und überwunden, verluftig erfant und condemnirt werden,
m&all auch, daß das klagende Theil ſelbſt nicht erfchlene, foll
itatio eireumbducirt und caffirt, und das beklagte Theil ab in-
stantia judicii abfolvirt werden, und darauff ferner befahren,
was fi) nach Geitalt und Gelegenheit bes Handels, auch Bes
gehren und Fürbringen des Beklagten zu Recht eigen und ges
bühren wil, kommen aber beyde Partheyen gehorfamlichen
für, fol es damit ungefehr nachfolgender Geftalt halten werden,
als do fich ein Theil beklagt, daß ihme das andere eine Ehe ges
lobet hette, daßelbige fol befragt werden, ob ihm das ander
Theil das Gelöbnusgeftendig, fpricht es Nein, es ſey ihm nichts
geftendig, fo frage man weiter, ob auch Leute und mehr dann
ein Gezeuge dabey geweſt, fpricht er, es fey gar niemand ober
1555. cr. Goslarfche Eonfiftorialerduung.
nur ein Menſch darbey geweſt, fo fol man Ihnen ſtracks abs
meifen, und mit feiner Klage nicht hören, Ihme auch darüber
einen Proceß oder Rechtfertigung geftatten, gibt er aber zur
Antwort, das ander Theil unterflche ſichs zu vorneinen, er
wolle ihnen aber mit Leuten übermeifen , vor denen das Geloͤb⸗
nis geſchehen, fo foll man das Miedertheil rechtlich vorbeſchei⸗
den, erfllich den Kläger, ohne Beyſeyn feines Beyſtandes und
bes Gegentheils auch ohne Eyd hören, und feine Ausfage ans
ftatt einer Klage Artickelsweiſe aufffchreiben, und darnach die bes
Elagte Parthey fobald auch allein ohne Beyſeyn feines Beyſtan⸗
des und des Klägers und ohne Eyd uff bes Kläger Klage, von
einem Artidel zu dem andern hören, und feine Antwort auch
auffchreiben, und alfo denn daßelbige in beyder Parthey Ke⸗
genwertigkeit vorlefen, und do es dan das Verlöbniß vorneinen
würde, folman den Klägern bie Nahmen feiner Gezeugen an⸗
geben laßen, diefelbigen Nahmen famt Abfchrifft des Klaͤgers
Klag⸗Artickel, die man aus feinem Munde aufgefchrieben, dem
Beklagten zuftellen, und ihme einen Tag ernennen, wenn bie
Zeugen follen vom Kläger vorgeftelt, vom Richter angenommen,
vereydet und verhöret werden, auch ihnen muͤndlich zu perem-
torie citien, daß er erfcheine, ſolchs ſehe und anhöre , auch feine
Stagftäde, ob er wolle, alsdan fchrifftlich einzubringen, Alfo fol
dem Kläger derfelbe Zermin auch endlich und peremtorie angefeßt
twerden, feine Gezeugen vorzuſtellen, und follen die Zeugen, in
Form ber Mechte, wie der Confiftorial Notari weiß, Zeugnis
ber Warheit zu geben vorgeheifchet, auch follen die Gezeugen,
wan fie von bem Kläger vorgeftellet feyn, angenommen, und die
lauten Warheit der Sachen zu fagen, fo viel ihnen wißlich ift,
vorepdet, und alsdan auff des Klägers Artidlel, und des Beklag⸗
ten Interrogatoria mit Fleiß verhöret, und ihre Ausfage uff vor:
gehende beyder Partheven Vorladung, in ihrer Kegenwertigkeit
oder in contumaciam des einen eröfnet, und jedem Theil der es
begehrt zum forderlichfien davon und um feine Gebühr Ab⸗
fchrifft gegeben , und do fie barauf ihre Einrede oder Disputa-
tiones einbringen wolten, vierzehn Tage darzu benennet wer⸗
ben, alfo daß jeder Theil nicht mehr denn zween Säge auf das
Gezeugnis von vierzehen Tagen zu vierzehen Tagen einbringe,bey
Berluft des Sages, und im legten Sage Feine Neuerung vors
wende, und daß alfo damit zum Urthel befchlieffe, darauff denn
alfo was recht ft, erfannt werden fol. Es mag aud) das Ge
eichte die Zeit der vierzehen Tage nad) Gelegenheit der Partheyen
und Sachen fürgen oder längern, doch daß foviel immer muͤg⸗
(ich langer Verzug? und Weitleuftigkeit vermieden werde.
Bon Ehegelübben fo ohne Bewilligung ber Eltern befcheben.
Nach dem ſichs offte zuträgt, warn die Eltern Ihre Kinder
fleißig auferzogen, und bie vor fich felbft zu gelegener Zeit zu
verehelichen willens ſeint, daß fi barzmifchen ein Junges dem
andern, aus Unverftand, Dumkuͤnheit, Kuplerey oder andere
Wege, wie fi bar begeben magk zum Eheſtand, ohne Vorbe⸗
wuft und Bewilligung ihrer Eltern vorpflichtet, und aber Gott
geboten hat, du folt Vater und Mutter ehren, und gehorfam
feyn, welcher Gehorfam in der h. Schrift und Kanf. Rechten
u. a. auch auff das eheliche Verpflichten gebeutet wird, fo fol
folche Verpflichtung, die alfo ohne Erfuchung, Vorwiſſen und
Bewilligung der Eltern vorgenommen, in unferm Confiftorio,
nach Gottlicher und Kayf. Ordnung und Satzung unkraͤfftig,
1555. Car. Goolar'ſche Gonfiftorielordunng.
und unbuͤndig erfennet werden, umd ſolche fol ohne Unterſcheid
gehalten werden, Ob auch die Eltern keine Urfach, ihrer nicht
Bewilligung fürzumenden hätten, in dem Fall, fo der Sohn
unter zwangig und bie Zochter unter 18 Jahren ihres Alters
in Zeit des Eheverpflichtene ſeynd, da aber die Kinder, bie ſich
ohne Wißen und Bewilligung der Eltern verlobet, das ange
zeigte Alter in Zeit bed Verloͤbnuͤß erreicht hätten, fo fol ein
Unterſcheid gehalten werden, damit die Ehrerbietung und kindlich
Gehorſam durch die Eitern zu keiner Tyranney und Ungotte
feligkeit gebraucht werde. Nemlich wo ein Sohn, der da zwantzig
Jahr, oder eine Tochter die da 18 Jahr ihres Alters erreichet,
ihre Eltern mehrmals Eindlichen erfuchet und gebeten betten,
daß fie ihnen geflatten und verhelffen molten, fich mit diefer
ober jener Perfohn, bie fie mit Ehren, und Zug zur Ehe wol
nehmen und haben magk, zu verehelichen, und es die El⸗
tern abfchlügen, und die Kinder hetten fie daruͤber durch die
Pfartherren und Freunde abermals bitten und erfuchen
laßen, und die Eitern thäten daßelbige abermal abfchlagen,
und fuchten auch fonft nicht Gelegenheit, die Kinder mit ihren
Willen ehelich zu verheyrathen, theten alfo bie Kinder verſeu⸗
men, ihr eigen Nutz allein fuchen, und des Kindes Schmachheit
nicht bedenden, und die Kinder der vorgemelten Eltern würden
ſich Darüber mit ehrlichen veblichen Perfonen zur. Ehe geloben und
verpflichten, fo fol die Ehe Prefftig erfent werden, in anfehung
das die Kinder dem Water die fchuldige Ehre angeboten, und
fol auch in dem Fall das Kind der Ehe Folge zu thun ſchul⸗
dig fenn, es möchten dan die Eltern oder die Kinder redliche
Urſachen vorwenden, warumb folche Verheyrathung nicht ehrs
lich oder rathfam, alß wann einer der Jungfrauen Vatern
nad) feinem Leben ober Ehren ‚geftanden hette, ober verthuns
lich oder prodigus were, ober mit Kegeren befledet, oder ein
Öffentlicher Befchäber oder Randbefchediger were, u. dergi. und
ob die Urfach gnug oder nicht, das foll durch das Conſiſtorium
ſtadlich bewogen, und desfalls ohne ſtadliche große und wich⸗
tige Urſach folch Ehegelobniß, weder auf der Eltern, noch uff
der Kinder Anfuchen nicht hinderzogen werden. Hinwieder
aber wenn fich ein Sohn oder Tochter, wie alt’auch die weren,
zur Ehe verpflichtet, ehe und zuvor dann fie ihre Eltern mehr
denn Einften darum gebeten, oder wie oben gemeldt bitten
Laßen, und eher dann fie von ihren Eltern Antwort bekommen,
oder damit gefehrlidy in die Kenge, als ungefehrlich ein Viertel
Jahr verzogen, und bie Eltern nach dem fie folches erfahren,
das Verlöbnuß nit vorjawortten, fo fol das Verloͤbnuß unkreff⸗
tig erkent werden, ob auch die Eltern dawieder Beine erhebliche
und gnugfahme Urfachen anzuzeigen mwuften, und fol unter
dem Nahmen Eltern verflanden werden ber Water, wo ber
nicht verhanden , ber Großvater, Mutter, und wo der keines
verhanden, bie Großmutter. Diefer Unterfcheib beide mit
den Eltern und anderem fol audy gehalten werben in Ehege⸗
Läbden, bie conditionaliter, fofern die Eltern barein verwilli⸗
gen werben, befcheen, nemlich baß bie Eltern, wo fie zuvorn
durch die Kinder, wie oben bemeldt, darum nit erfucht, oder
die Kinder beruͤrtt Alter nicht erreicht, wieder ſolch Verloͤbnuß
einige Urſach vorzumenden nicht ſchuldig, fondern mögen ihre
VBewilligung ſtracks abfchlagen, darumb dann auch baßelbige
Verloͤbnuß unkrefftig zuerkennen, wo aber die Kinder obberuͤrt
Alter erceicht, und die Eltern vor dem Conditional Verloͤbnuß
165
wie oben gemelt, erfucht, und ber Antwort erwartet heiten,
aber damit in bie Lenge, wie oben berürt, ungefehrlichein Viertel
Fahre verzogen würden, fo folte das Verlöbnuß krefftig erfand
werben, bie Eltern wendeten benn daßelbige, durch beftendige
Urfachen , wie oben ſtehet, die durch das Conſiſtorium vor
gnugfam erkent. So aber den jungen Leuten ihre Eltern toͤdt⸗
lic) abgangen, und ein junger Befell unter zwangig Sahren
ober eine Jungfraw unter 18 Jahren ihres Alters unb noch alfo
unter der Verwaltung ihrer Euratorn oder Freunde weren, und
wolten fich verheyrathen, darinnen follen fie ihre Curatores
zu raht nehmen, da fie aber das unterließen, und ſich hinder
Vorwißen und Bewilligung berfelben, in Eheſtand verpflichter
ten, und weren darin binterliftig geführet und betrogen, ober
Eupperlifchee weiſe aus Unverfland darin berebt und geführet
worden, und begehrten beßelben Erledigung, fo folten bie Conſi⸗
ftortafes darein nad Geftalt des Handels, billichen Beſcheid
geben, und wo fie obberührte oder dergl. ungöttliche unrecht⸗
meßige unerbarliche Mittels finden, und dadurch die Ehever⸗
pflichtung zu wege bracht, fie davon erledigen.
Bon heimlichen Berläbuuffen.
Die heimlichen Eheverlöbnuß, auch zwifchen Perfohnen,
bie keine Eltern und Vormunden haben, ſollen nichts feyn, und
wan gleich die Partheven des geftendig, daß fie fi mit ein⸗
ander heimlich und im Windel ohne Beyfeyn anderer Leute
verlobt haben, fd fol doch folches nit binden, und eins das ans
dere zur Vollziehung bes ehelichen Geloͤbnuß nit zu dringen
haben, fondern freu flehen, Es wäre dan Sache, daß fie beide
von guten freyen Willen ſich von neuen, vor redlichen ehrlichen
Leuten öffentlich verloben, und in Eheftand begeben wolten,
das fol geduldet werden, gleich als hetten fie fich heimlich nicht
verlobet, fofern daß dadurch einem Öffentlichen Verloͤbnuß, ob
fie fi) ihr eins mit einem andern hernachmals Öffentlich viel⸗
leicht zur Ehe verpflichtet hette, nicht präjubichrt werde, dann
ein ſolch offenbarlich Ehegelöbnig fol durch das heimliche nicht
unterdruckt noch verhindert werben, wan fich gleich beide Theile
(wie offtmals zum Vorfang des Öffentlichen gefchehen ift) dars
zu bekennen, auch einen Zeugen und das gemeine Gerüchte vor
fi) hetten, und darum foll auch daß juramentum in supple-
mentum probationis zu Erhaltung eines heimlichen Verlob⸗
nuß, do niemande denn nur ein Menſch bey gewefen, nicht
ftatt haben, der Beklagte auch mit dem Edde nicht befchwert
werden fich zu purgiren, auch nicht zugelaßen werben, baß ein Part
dem andern in fein Gemwißen flelle, daß er ihme eine Ehe ges
fobet habe, fondern die Eheverpflichtung foll öffentlich und
ehrlich gefchehen, aufs wenigſte vor zweyen oder dreyen red⸗
lichen Leuten, und alfo plene beweift werben, aber in andern
$ellen, da mehr benn ein Gezeuge bey dem Eheverloͤbnuß ges
wefen ſeyn, foll es bey dem richterlichen Ampte flehen zuerwe⸗
gen, ob nady Gelegenheit und Umſtende der Sachen umd ber
Befreundten ober fonft verbechtiger Gezeugen Perfohnen von»
nöthen, dem einen Eyd aufzulegen ober nicht. Mit den spon-
salibus de futuro cum copula subsecuta foll es vermöge bes
fchriebener Rechte gehalten werden.
Von Epefcheiden. .
Und nad) dem Unfer Herr Jeſus Chriſtus ſelbſt gefagt,
. ⸗
166
‚daß der Ehebruch eine Urſache ſey die Ehe zu ſcheiden, fo ſol
das Confiſtorium die Parthey hoͤren, die da klaget uͤber ihren
Ehegenoßen, und begehret ſich von dem Ehebruͤchigen zu Tcheir
den , und ihme zu vergünnen ein ander Chegemahl zunehmen,
und foll bemfelben erſtlich im Beſten unterfagt werden, daß er
wolle mit feinem Chegenoßen ein wenig Gedult tragen, den
brüchigen Theil ernftlich vermahnen, von dem Lafler abzuſte⸗
ben, das nicht mehr zuthun, und zu verfuchen, ob die Par:
theyen. wiederum verfühnet werden muͤchten ader fönten. Do
aber das ben ihnen nicht zuerhalten, foll ihnen gefagt werden, das
fie erftlich ihre weltliche Obrigkeit molten anreden, und von der⸗
felben einen Schein au das Conſiſtorium bringen, ob ihnen ge⸗
- bühzen wolte, fih auf ihre Bitte einzulaßen, und do die kla⸗
gende Parthey alfo die weltliche Obrigkeiterfuchet hette, und die
Obrigkeit were mit Straffung des Ehebruchs hinleßig, fo möcht
das Eonfiftorium nach Gelegenheit der Nerfohnen, und ihrer
kanger oder meiniger Beit gehabter Gedult ame Zeitlang ftille
ftehen, und fehen ob die weltliche Obrigkeit das Ihre nachmals
dabey thun wolte, do aber die weltliche Obrigkeit mit der Straffe
feumig oder der verbrechende Theil were flüchtig, daß er zur
Straffe nicht möchte gebracht werben, fo folte das Conſiſtorium
procediren, den Beichukdigten durch eine rechtliche Vorladung,
und den Abwefenden per Edietum citiren, zweene oder aufs
lengſte drei Monat Srift geben, und das klagende Theil das
vorgemwandte Adulterium, fo viel als fi) gebühret an Tag
bringen und ligudiren, und den Befchuldigten ihre defensiones
vorbringen laßen, ſich auch das Conſiſtorium felbft fo viel müg«
lid) ex ofliio erkundigen , vmb die Urfach des Ehebruchs, und
do dev Ehebuudy ausfindig gemacht, ober aber der beklagte
Theil ungehorſamlich außen pliebe, und kein erhebliche Ein-
rede thete, und des klagenden Theils Unſchuld vermerdet wird,
fo folt das Eonſiſtorium zu Verhütung weiterer Suͤnde und
Schande, ein Scheibeslictheil zu geben, und den Unfchuldigen
fid mit einem andern zu verehelichen zu erlauben haben, und
Das gleichwol die Verordenten des Gonfiftorii hierin allemege
ber Mafe und Borfichtigkeit gebrauchen, die Umbflende und
Gelegenheit der Prerfohnen und Verurfahung des Ehebruchs
woll und mit Fleiß erwegen, und alfo darmit handeln, daß kein
Ergernüß oder Urfach gegeben werde, der Gütigkeit unferd Er⸗
Iöferd und Seligmachers zu ungebührlichen und unchriſtlichen
Eheſcheiden und zu leiblicher Wolluſt zu mißbraurhen. Und
daß in alle mege Fleiß vorgewendet werde, die Eheleuten in
ſolchen und dergl. Sachen wiederum in Chriſto mit einan⸗
der zu varſuͤhnen, zuforderſt da ſich das verbrechende Theil,
durch die Gnade Gottes erkente, Gnade bete, und ſich beßern
wolte. Ehe aber und zuvorn, dunch das Conſiſtorium in die⸗
fen und dergl. Fellen sententia divortiü geſprochen, und dem
Unſchuldigen wie ohen gemeldet, die andere Ehe erlgubet, ſoll
einem gaftattet. werden einen andern Ehegenngen zunehmen,
und .obe. unterftunden mürde, fol fie der Pfarrherr nicht
trauen, ſondern nielmebe folch eigen fuͤrnehmen, von weltlicher
Obrigkeit geſtraffet werben.
Der ſich mit zweyen verlobet.
Dem Eheſcheiden von wegen des Ehebruchs, wird gleich
geachtet, wenn einer recht und redlich mit einer oͤffentlich verlobet
iſt, und ehe dann er beygelegen, ſich mit: einer andern vertrauen
1555, QAI. Gesiariche Eruftftorieloräuung-
leſt, und bie befchlefft, ober vermeinylich mit ihr ehelich bey:
leget, der Meinung von der erflen dadurch ledig zu werden.
Ein ſolcher fol als ein Chebrecher gegen der erſt Vertrauten
gehalten, und durch das Confiflorium zur Poeniteng gedrun-
gen, oder im Mangel deß, durch die weltliche Obrigkeit wie
fi) zu recht gebührt, geftroffet werden, und do ſich die erfte mit
ibm nicht wolle verfühnen, fol ihr erleybet werden, ſich mit
einen andern zu verehelichen, dergleichen fol auch erleubet
werden der andern und ſtuprirten, ſofern fie unwißentlich und
ohn Arg und Falſch hiezu kommen ift, hette fie aber der erften
Verlöbnug Wißenfhafft gehabt, und ſich mit ihme darüber in
Ehegelöbnuß und Beyſchlaffen eingelagen, fo fol fie durch die
Obrigkeit gebürlich geftraffet werden. . Ä
Don Weglauffen und nicht Beywohnen ber Eheleute.
Gott ber Herr ſprach; Laßt ung dem Menfchen ein Ge
bulff machen, duch welche Worte die Eheleute nicht allein Die
leibliche Ehepflicht zu leiften, ſondern auch in allen andern ein
ander treulich beyzuftehen, zu rathen und zu helffen fchuldig
ſeyn, alfo das Gluͤck und Unglüd gemeine feyn, und eins dem
andern. alle Laft tragen heiffen folk, darum. thuen wieder Gott,
und entziehen ihren Ehegemahlen die fchuldige Hülffe, alle Dies _
jenigen,, die ohne alle redliche Urſach, wenn die Ochſen zu
Berge ſtehen oder fonft weglauffen, Weib und Kind oder den .
Mann mit den Kindern im Elend und Jammer figen laßen,
und das ift der Einfegung Gottes und ehelicher Pflicht ſtracks
und eben fo wol zu wieder, als der leibliche Ehebruch, und fol
ches wird auch asmeinet von denen;, die einander ebelich und
offentlid, verlobt , und ihr Eins von dem ehelichen Beylager
ohne redliche Urſach hinweg laufft, lange Zeit außen bleibt,
fein vertrauet Gemahl in die Ehepflicht nicht nimt, und wies
mand nicht weiß wo er ſey, und wird durch die trefflichiten
Gelehrten diefer Zeit in der h. Schrift davor gehalten, das
die Obrigkeit nach Erwegung ber Gelegenheit und Urſachen
bed Abweſens und MWeglauffens, des Alters und Schidlichbeit
der verlaßenen Perfohnen, und anderer Umſtende nicht ohne
Zug und Grund dem Heimverlaßenen erleuben mägen, ein
ander Ehegemahl zunehmen, bad) auf vorgehende Citation umb
Erforderung, auch fleißige Nachforfhung, ob ber Abtruͤnmige
irgends anzutreffen und zum ehelichen Beywohnen ober aber
zur gebührlichen Steaffe gebracht mödjt werden, denn bo das
Berlaßene in dent feinen Fleiß nicht gethan, foll es mit feiner
Bitte nicht gehort werben. Und nach dem bie Kayſ. Rechte
hierin die Urfache des Abweſens, wie denn auch in alle Wege
billig vecht und gut ift, unterfcheiden, wiewol fie auch nach Ges
legenheit ſolcher Urfachen dem Heimverloßenen Zeift und Zeit
benennen, fo find doc) diefelbe beide in Mannes und Weibes
Perſohnen, auch das Anliegen, Angft und Noht der Deimper-
laßenen ungleich, daß es ſchwer iſt, die Dinge. alfo geſtracks
an gewiße Zeit zubinden, und fol derwegen ſolchs zu Ermeiung
bes richterlichen Ambts gefeget merden in. dem Sall, da dab
eins muhtwillig weggelauffen,, nach Gelegenheit der Felle, Län-
| ger und kurtzer Boit gehalten, und hierin fo viel immer muͤg⸗
(ih, und ohne Barlegung der Gewißen gefchehen fan, das Heim⸗
verfaßene zw troͤſten und ufzuhalten, und bo die Noht wieder⸗
um zu verheprathen erfindlich,, daß foldh mit gnugſahmer Er⸗
wegung und Naht des Conſiſtorii, quch obs nötig [auff recht⸗
© 1558. CHI. Steger Ricchenorbunng. 167
meſſiges gutboblinden] ber Gelehrten zu Wittenberg geſchehe,
und in allen Zellen, do die ander Ehe erleubet, fol die Wirth⸗
ſchafft ohn alle oͤffentliche Geprenge gehalten werden, aber do
einer aus ehehafften und ehrlichen Urſachen abweſend, als in
Gefängnus, des Reiche ober wieder den Tuͤrcken Kriegfachen u.
dergl., do fol das Ehemal alfo bleiben, und Feinem geftattet
werben, ſich anderweit zu verehelichen, es fey denn ſache, das
gewiße Kundfchafft geben würde, daß der Abweſend todt ſey,
und ſollen die Pfarrherren hierauff erinnert ſeyn, des Verlaßen
Ehemal mit allem ernſtlichem Fieiße zutroͤſten, und zuſtaͤrcken
mit dem Wort S. Pauli, da er ſpricht: Ich ſage mehr den
Wittwen und Wittfrauen, eß ſey ihnen gut, daß fie auch blei—
ben wie ich bin, Item: Biſt du an ein Weib gebunden, fo
ſuche nicht loß zu werben, bift bu aber koß vom Weibe, fo
fuche kein Weib, und hernacher vom Cveutz, daß ein jeber fein
Ereutz trage, und Ihm nachfolgen foll und dergl. Troflfpräce.
Nachdem fichs aber je zu Zeiten zutregt, daß Eheleute aus
Unwillen, Zorn u. bergl. einander nicht deywohnen, und doch
beide in diefen Landen, auch wol zu Zeiten in einer Stadt
wohnhafftig bleiben, diefelben follen durd) das Conſiſtorium
verfühnet, und in Weigerung mit dem Bann, und in Verach⸗
tung des, durch die meltliche Obrigkeit zur Beywohnung ges
drungen werden.
Bon Graben barinnen die Ehe verboten.
Mit der Ehe in verbotenen Graden bes Geblüts und
Schwegerfchafft, fol es nach Satzung und Ordnung der Rechte
die bißhero derhalb in Uebung gemefen gehalten werben.
CI.
Stealfunder Kirchenordnung.
Unter den Prebigern ber Stadt Stralſund waren, befon-
ders ‚im Folge bed Interims, im 3. 1555 heftige Spaltun⸗
gen ausgebrochen, mit deren Beilegung Herz. Philipp den
uperintendenten Johann Knipftrow beauftragte. Diefer
verfaßte in Solge diefes Befehls das folg. bei Mohnike
und Zober, Stralf. Chroniken, 8b 1. ©. 304 ff- abge⸗
gebrudte „einträchtige Regiment,” das wir, weil e8 eines
Auszuges nicht fähig iſt, vollfländig mittheilen. Die „Trep⸗
toweſche orbeninge ” auf welche Bezug genommen wird,
ift die oben-Rr. LXXVI. abgedrudte K.-D. |
* *ᷣ
Ein endrechtich kerkenregiment nha gelegen⸗
heit diſſer ſtadt Stralſundt, vp dat idt in
der einen kerken alſe jnn der andern moͤge geholden
werden. .
Thom erflenn werdt vor gudt angefeen, dat die dree
Fafpel kerken genochſam mit fo vele peedicanten beftellet wer⸗
ben, bat beide, be kaſpel unnd byketken, vorth thofamende vhan
ehn gewaret werben, vp dat die eindracht deſte beth koͤne ges
holden twerbenn ; welkes nicht gefcheen Ednde, when vele winkel
kerkenn fcholden beneuen vnd buthen den kaſpel berken geleden
werden, wen ein jderman ſyn regiment hedde. Darum moͤth
ock vnderſcheitlick dat ampt nha gelegenheit der perſonen vpge⸗
lecht vnnd beualen werden; aiſe deme oͤldeſten, nha der mathe
ſyner gauen vnnd geſchicklicheit, dat paſtorat ampt, dat caſpel
tho regerennde; vnnd den andern predicanten die truwe mits .
—— jm gantzen predichampte neuen dem pastori beualen
wurde.
Ad diaum Nicolaum,
Superintendens edber primarius pastor fhölde dat regi⸗
ment auer fe alle hebben jm geifttifen regimente; ein econdiu-
tor, die dem pastori ſyne vices beipe vortreden 5 twe gube ges
lerde probleanten , bie beide dat kaſpel vnnde Mofter tho S. Jo⸗
hannes helpen vorwharen.
Ad diuam Virginem.
Ein pastor; twee predicanten; diſſe ſchoͤlen ock dat cloſter
tho ©, Catharinen mit wharen.
Ad diuum Jacobum.
Ein pastor; twee prebicanten; biffe fcholen od den hil⸗
gen Geift mit waren. — Dendiewile des arbeides vele werbt,
fo mothen jn jderm carfpel mber predicanten fon; vnnd when -
ock einer vhan den predicanten kranck würde, fo lege denn ans
dern allene vp dem naden eine vndrechlike boͤrde. |
Thom andern fehdle od be hilge catechismus vp dat
alder vlitigefte vp be gelegenfte fteede unnd flunde vhor ben ge⸗
menen mhan, junge jdget und denſtvolke geprebiget wer⸗
den....
Vnnd vp de tidt feholen de sermones, die jm catechismo
fo vororndent werben, dat fe vhan jberm gebade mhen einen
fermon don, who od doctor Martinus vnnd die andern, fo
catechismos hebben lathen vthgan, gefihreuen vnnd gelerdt
hebben.
Tho deme ſchoͤle ock die leue eddele catechismus alle verns
del jar jn ben pharkerken mit der vmmeſchicht vhan dem
pastore edder deme he idt beuelen wil koͤrtlick repetert wer⸗
den... '
Vnd tho der fuluen tidt, wen.he repetert werdt, fchal od
be junge jöget, beide jungen ynnd megede, vorhöret werben
borch alle predicanten, die ein dem andern bar in behulplid fun
jal
al. .
ſh Bnund be kynder, fo ehn wol koͤnen vnnd vpgeſecht hebben,
ſchoͤlen vhan den pastoribus den ſeegen entfangen; vnnd
darnha ſchoͤlen ſe nha rade ehrer oldern vnnd ſeelenſorgern
tho dem ſacrament vnnd allen chriſtliken ſaken tho gelaten
werden. 1 ſcheifeic
Die ouerſt der ſeegeninge is ſunderl vor⸗
water — en J inben ouer die chtechumenos kefen
ſchal.
168
It ſchal oͤuerſt Feine papiflefche fermelinge fon, die vhan
deme wihebiſchoppe geſchach mit crefam vnnd mundtſchlach
ahne vorhoringe des gelouens; ſonder mhen ſchal ouer de kyn⸗
der beden mit ſegeninge, gelick who de here Chriſtus auer de
kynder bedede vnnd fegende fe mit vplegginge ber hende.
Thom drudden, diewile dat latinſche fingent nicht dent
‚ vhor den gemenen mhan: ſo ſcholen de ſcholer vp ſunderge ti⸗
ben dat ſyngent de tempore voraff ſyngen; vnnd wen de ges
mene kerke mit finget, fo fchölen fe mit ehn ein vers umme den
andern fingen.
Des [onnauendestho tween fchal mhen tho der vefper
luͤden, vnnd nha vthwiſynge vnſer Treptoweſchen ordeninge la⸗
tinſche veſper geſungen werden mit pfalmen, antiphen, lectio-
nibus, responsoriis, hymnis vnnd magnificat, collecten ıc.,
who idt jn der kerkenordeninge geuatet is.
Vnnd darnha ſchal eine vormaninge geſcheen ahn de com⸗
municanten vhan der boͤthe, bicht vnnd ſacrament, vnnd vhan
dem nien godtſeligen leuende ıc.
Vnnd darnha ſchal ein jder, ßo thom ſacramente ghan wil,
inſunderheit vorhoͤret, vnderwiſet vnnd abſoluert werden.
Dit ſchal lickfoͤrmich jn allen carſpelen geholden werden.
Des ſondags morgens ſchoͤle dat latinſche ſyngent jn alle
dreen carſpel kerken allene voraff geſungen werden; den de la⸗
tinſche metten vnd die miſſe tho ſamende waret altho lange;
darum mot idt vhan ein ander getagen werden: tho S. Nico⸗
laus vnnd tho S. Jacob tho vi; tho Marien vhor der predige
des catechismi, alfe psalmos, antiphen, reſponſorien, te deum
laudamus x. latin effte bubeft.
Querſt in SG: Nicolaus vnnd ©. Jacobs kerke fchal eine
Lection vth der bibelfchen hiftorien vhan den fchölern latin vnnd
dudeſk geleſen, vnnd vhan dem, welckerm idt be pastor beues
. let, kortlik vehgelecht werden; barup einen dudeſchen psalmum.
Hirnha fchal interuallum geholden werden, dat bie kynder
mögen tho huß ghan vnnd ſyck wermen.
Halmege achten fchölen de fehöler wedder tho chor gan vnnd
einen latinſchen introitum vnderwilen ſyngen, edder einen dus
befhen psalmum, Gelauet ſy der here vhan frael 2c., Vth
deper noth.2c., Erbarme dy miner 2c., ebder funft einen andern.
Darnha iij kyrie vnd: Gloria in excelsis, vnnd: Alleine
godt in ber hoͤgede ıc.
Die collecte vnnd epiftel bubeft.
Nha der epiftel dat vader unfe, die tein gebade, Ick röpe
tho dy etc., edder funft fyne bede pfalmen ; vnnd vp wynachten,
ln pinrften die fequentien mit dubefchen leben vhan den
fetten.
Dat euangelium büdeft.
Wyo gelouen ; vnderwilen: Patrem ıc.
Die fermon beth halmege tein.
Nha dem fermon de prefation, welke od vnderwilen nha
legenheit der tidt moge vthgelaten werden, vnnd angefangen
mit dem vader vnſe; vnnd de wordt des hern alle tidt duͤdeſk
geſungen.
Vp de feſte Sanctus agnus Dei vnderwilen gefungen, vnnd
op be andern tide budefl: Hillich is godt de vader, vnnd
who idt od doctor Martinus yth deme propheten Esaja vor⸗
dudeſchet hefft.
1555. COTaL. Etralſuuder Kirchenorbunng. ©
Vnder ber commanion Äpnget mhen dudeſk: Jeſus Chri-
fius, vnſer heilandt; Gott ſy gelauet zc. vnnd dergeliken; dars
nha de collecte vnnd benediction.
Nhamiddage vmme feier em fcholen in allen carfpel
kerken vefper gefungen werden: tho S. Jacob nha dem fermon
(diewile de ſermon tho rij werdt) vnnd tho S. Nicolaus vhor
deme fermone , welker volgen ſchal vmme ſeiers tie, vnnd dar⸗
nha eine dudeſche veſper, dat is ein dudeſk hymnus vnnd mag⸗
nificat; tho Marien oͤuerſt ſchal de fermon geſcheen tho einem,
vnnd de veſper darnha. Inn S. Johannis kloſter geſchut de
ſermon nha dreen beth vhiren.
Des werkeldages ſchal jn allen kerken vhor deme ſer⸗
mone ein pſalmus mit einem antiphen geſungen werden, vnnd
iij lectiones tho latyn vnnd eine dudeſk vth der materien, die
mhen predigen werdt, geleſen; darnha benedictus mit der anti⸗
phen. Vnd wen ſe den dudeſchen pſalmum mit der kerken ge⸗
Fangen hebben, fo ſcholen de Eynder weder in be ſchoͤle ghan;
allene wen-de catechismus tepetert werdt, fo fcholen fe bliuen.
Vnnd wher fer gudt, dat die fchöler halweg vij, when be
ander pulß gelubt werdt, tho chor gingen hir tho S. Nicolaus,
vp dat bie fermon ehr mochte angefangen werden, unnd vp den
flach vitj geendiget, vmme mennigerley orfale willen.
In den andern carfpelen tho Marien onnd tho S. Jacob
tönen od de fchöler wol ehr tho chor gan unnd voraff fongen
mit der wife, who vhör angetöget, vp dat be fermon vp be
rechte klockſtunde ſyck endigen muchte. Des namiddages oͤuerſt
ſchal allene tho S. Nicolaus, diemile de grothe ſchole dar is,
vmme ſeiers ij die Porthen veſper pſalmen mit den antiphen
geſungen werden vnnd lectiones latin, dudeſt, kortlik geleſen
vnnd vthgelecht werden; darnha magnificat ebber Nunc dimit-
tis, mit der antiphen, collecte vnnd benedicamus geenbiget
werden. Deuerſt dit fongent, leſent vnnd jnterpreterent fchal
ouer anderhalff verndel vhan ber flunde nicht vorlenget wer
den; vnnd fo od de fuperintendens mat leſen wolde, fo Eonde
ide op de ſtunde gefcheen.
Vnnd de interpretation ſchal under den prebigeren, fchols
meifter vnnd fcholgefellen vrhgebelet werden; vnnd ein jber
fhal fun egene beftemmebe hiftorienbod vth der bibel hebben,
vnnd in der weke mhen einmal interpreteren vnnd datſulue
gantzs kortlick, mhen allene dispositionem textus, locos com-
munes vnnd circumstantias flicht mhen jndiceren absque am-
plificationibus, '9p dat mhenfodane pia unnd theolngica exer-
citia hebben möge vhor de jungen gefellen vnnd grothe jun
gen, bat fe in de hilge fchrifft vhan junger jöget vp mögen ges
usret vnnd geöuet werden, vp bat fe ber kerken darnha defto
beth denen mögen.
In Marien kerke ſſchalj des mondages vnnd donnerdages
tho tween de catechismus vhor de gemene jungen, ſo ock nicht
in die ſchole ghan, affgelefen werden.
Des geliten in S. Jacobs kerke des dinxſtedages vnnd
fryedages ſchoͤle ock de catechismus affgeleſen werden.
Thom la teſten, diewile alle creaturen durch gades wordt
anne gebedt gehilliget, who be hilge Paulus fecht 1. Timoth.
: fo ſchal od gades wordt vham eeftande mit deme gebede
pr den brudegam vnnd brudt geleſen werden nha vthwiſinge
1556. Cıv. Walbeckeſche Airchenorduuug 16P
vnſer landtordeninge, who od doctor Martinus eine forme dat= | flellet werben, vnnd wat dar jn gegeuen werdt the. erholbinge j
vhan im Elenen catechismo geftellet hefft. der armen getwendet werben. |
‚Nachbemale de h. Paulus vormanet, dat wy ung vnder⸗
einander mit den worden vhan der vpflandinge der boden tröften
ſcholen, when une ein gudt frumdt is affgegan: fzo fchöle od
in den begreffeniffen eine Forte lection vhan der vpflandinge
der doden vhan ben predicanten gelefen werden, mit einer kor⸗
then teöftinge onnd vormaninge ahn de leuendigen, dat fe ſyck
Szo nhu deme erbharen rade diffe dinge alfo mit
beleuede, fzo fint wy prediger durch gades hulpe bereitt,
fe alfo vorth aff thofundigen vnnd jn dat werd tho brin-
gen. Dar geue de ewige vader fpne gnade onnd hilgen
geiſt tho. Amen.
| J. €.
darmede tröften, thom dode bereiden. D. dtwilli
Vp dat ock die arme Lazarus nicht vergethen, noch jn der | gu iger
frowden noch jn der truricheit: ſzo fchal jn den brudtlachten Johannes Kay pstro
vnnd jn dem begreffeniffen ein becken vhor ber kerken döre ges fampt allen predicanten.
1556.
Kirchen Ordnung, Wie es mit der Heynen Lehr des Euangelij, Adminiftration der beyligen
Sacrament, Annehmung, verhörung, ond beftetigung der Priefter, Orbentlichen Geremonien in den Kirchen, Viſi⸗
tation und Synodis, in der Herrſchafft Walded gehalten werben fol. Anno Domini 1556. Mense Martio auff-
| | gericht. 17 B. 4.
ueber bie Gefchichte ber Waldeck. Ref., und dieſer K.-D.
insbefondre, vergl. Hamelmann, Opp. p. 851 sqqg. Das '
einleitende Mandat der Grafen Philipp, Wolradt, Johann
und Samuel (vom Testen März d. 3. 1566) fpricht fich :
über die Verpflihtung ber weltlihen Obrigkeit zur Orb: .
nung bes firdhlichen Lebens in folgender Weile aus: „Dann
bas Priefter ampt vnd Weltlihe regiment zu dem vns fers
ner auß heyliger fchrifft vnd Lehr erinnert, dad eyner yeben
frommen, Chriftlichenn vnnd &otöförchtigenn Obrigkeyt,
nicht alleun bes yrrdiſchen Gewalts vnnd berrfchafft, fich
mit fleis zuvnterfahen, die Goͤttlichen vnd menfchlichen ver⸗
nunfftigen Gefag, Gericht vnnd Gerechtigkeyt zuhandthapen,
u üben ond mit zuteylen, Die Krommen und Gehorfamen
n gutem frieben, eynigkeyt, Zucht vnd erbarkeyt zubewaren. .
Wie man vor Gott fromb vnd gerecht werde.
Was der glaub fei, der vor Gott fromb vnnd gerecht macht.
Das wir vergebung dee Sünden (alleyn durch den Glau⸗
ben) an Ehriftum erlangen. | |
Das der menfd) gerecht werde, on des Gefeges werck, al
leyn durch den Glauben.
Von der Liebe vnd erfüllung bes Geſetzes.
Von der Chriftlihen Kirchen. Et caetera.
Leren, Halten und Glauben follen, wie ſolches ort, durch
feinen Sohn Jeſum Chriftum, der Wellt ſelbs offenbaret hat,
Sinn der Propheten ra Apofteln ee nal ‚Auch
| in dem verflandt der Symbolen, Apoftolico, Niceno, vnnd
oaffen, Dnnd Hinzuriäten debhert, "ondern, Das fe Dr Athanaſij, außgedruckt it. Der Gatehifmus vnd befentnus
mehr und vor allen dingen, deö humlifchen, ewigen, une ‚| Lutheri, Die Augfpurgifche Eonfeffion Anno 1530. Keyſer⸗
zergengklichen Reichs Gottes, vnnd feines heyligen predig⸗dlicher Maieſtat vberantwort. Deßgleichen Apologia Philippi
ampts, baburch die menſchen zu ſolchem Weich heruffen Melanthonis, außweiſen.“
Von’ der Tauff, vnd wie es damit gehalten werben ſoll.
werden, mit ernſt ſich anzunemen, daſſelbige getrewlich vnd
—BA————————
n ... . . . .
gen Goralare bier übergangen. con, Hamelmann |... „Baum Andern. Dieweil da8 Sacrament ber heyligen Zuuff
I. © p. 853 erzählt: in biefem Bezuge: „quod songuernp- Zur Seelen feligfayt nötig, Auch Mar am tage, das Gott ber
br noninulli, quasdam precen esse nina prolizas, ralbi } Derra, an ber Zauffe der jungen Kinder gefallens hat. Dann
nimias ceremones probarl et urgerl; Jes gewifs, das die Götliche vechenffung der gnaden, des hey
4 ligen Geyſtes, vnd ſeligkeyt, nicht alleyn bie Alten, ſondern
auch die Kinder belangen. So foll e8 mit der Kinder Tauff
sehaltan werben wie volgt. _ |
,, Eiftich, Sou die Kindertauff auff die Feier vnnd Predig⸗
tage, bed morgens vor Mittage gehalten werden, Ed were dann
fach,‘ das die notturfft vnd ſchwachheyt ber Kindlein verzugß
nicht leiden Eündten, als dann foll man auch auff andere tage
* *
*
“Won ber Barhafftigen Chriſtlichen lehre. I
„Erſtlich ordnen vnd woͤllen wir, das alle Pfarrherren und
Vnderſaſſen, vnſer Graueſchafft Waldecken, von dem Ewigen,
Eynigen, Vnzerteyltem Goͤtlichen weſen, und doch dreb-unter- |
ſcheydenen Perſonen, Gottes bes Vatters, Gottes des Sohns,
vnd Gottes des heyligen Geyſtes. teuffen. F | Din el
Bon der Erbſuͤnde. Ä Die Baͤtier, oday nechſten verwandten Blutsfreunde der
Von, den siegen, naturen In Ehe: ‚.; I angetanfften Findlein,-follen auffe fuͤrderlichſte fs jreim Paftor
I,
170
angeben, Mit vermelbung, das fie Sort mit eyner jungen
frucht, Sohn oder Tochter begnadiget, und bemütiglich bitten,
derfelbigen durch die Zauff zu dem Chriftlichen Glauben und
ſeligkeyt zuuerhelffen, Auch anzengung thun, Welche er zu Ges
uattern, Beugen vnd Belenner des Glaubens, zu folchem
Chriſtlichem werd bitten woͤlle. Vnd da an etlichen orttern
der gebrauch, mehr dann eynen Geuattern zubitten, follen doch
. nicht mehr dann drei durch den Pfarrherrn zugelaffen werden.
Da nun bie Innhepmifche gebettene Geuattern, mit offent-
lichen Sünden vnd laftern nit beladen, fondern für Gliedmaß
ber Kirchen gehalten, Odder die Außlendifchen eyn gezeugnus
jres Chriftlichen Glaubens vnnd wandels, von jrem Chrift«
lichen Catholifhen Pfarcheren bringen werben, follen fie die
Prädicanten zulaffen,, und nicht verwerffen.
Wuͤrde auch eyner zu Geuattern vorgefchlagen, ben ber
Pfarcherr offentlicher Lafter halben nit verwerffen kuͤndte, und
doch etwan ziweiffelte, ob er auch im Chriftlichen glauben recht
onterriht, So foll er ben felbigen vor der Zauffe in feiner bes
hauſung verhören, und nicht in der Gemeyn bei dem Tauff⸗
ſteyn, ihnen Eraminicen, ober zubeten in fonderheyt zwingen.
Im fal auch ettliche aufferthalb der Ehe, inn unpflicht Eine
ber zielen, und auff dem felbigen jrem onchriftlichem, Lefterlihem
leben, beharren würden, bie follen vmb die Tauff jrer finder zus
bitten, all dieweil fie fich nit beferen, nicht zugelaffen werden,
Sondern andere fromme Chriften, folches von des Kinds me:
gen , begeren. |
Da fi) auch ber fall, ber gehe oder nottauffe zutragen
würde, follen die Hebammen und andere weiber fo darbei, mit
allem fleis daran fein, das ſolche tauffe fo ymmer muͤglich,
durch den Pfarcheren gefchehe.
Kündte e8 aber keynen verzugf erleiden, follen fie doch das
Eindlein zu gebeteuffen nicht onderftehen, es fei dann zuuor
gang von mutter leib fommen, als bann mögen fie, in beifein
zweyer oder dreier weiber, eyn andechtig Vatter onfer fprechen,
ond betten, vnnd darauff das kindlein mit waffer, in dem Nas
men bes Vatters, und des Sohnes, vnnd des heyligen Gepftes
teuffen. |
Da nun das Eindlein darauff abfterben würde, fol man
nicht zweifeln, e8 fei gnugſam getaufft.
Bleibt ed aber am leben, foll das Kindlein auff ben nechft-
uolgenden Predig tag inn die Kirchen bracht, Vnd der Pfarr:
herr, wie fie mit folder Zauff vmbgangen, berichtet werden.
Vnd ba er nun befünde, das fie darmit rechtfchaffen, vnd wie
obgemelt, vmbgangen, foll er das Eindlein nicht: mwiderteuffen,
fonbern es alda in die Gemeyn vnd zal der Ehriften anneh⸗
men, Das Euangelion Marci 10. uber daB Kindlein Iefen,
Vnd es durch das Gebet, Gott dem Allmechtigen befelhen. —
Es folgt hierauf nad, einer Exhortatio ad Ecclesiam, pro ee- .
lebrando Baptismate congregatam;, und ber Kürbitte für den
Taͤufling das aus dem Taufb. entlehnte Geber: „Almechtiger
ewiger Gott, Der du haft durch die Sindtfluet”, der Exorcis⸗
mus, Vorleſung von Marc. X. „Vnd fie brachten ꝛc.“, bie
Etmahnung an das Volk, dad Kind dem Herrn gu Befehlen,
Vater unfer, der erſte Vers bes Liebes: „Nun bitten wir den
9. Genft, den Pfarrer, Gevattern und Umſtaͤnder Enieend fin
gen, bie gewoͤhnlichen Tauffragen, Taufaet, das aus dem
1556, Cıv. MWBalbeckifche Kircheuordnung.
Taufb. entlehnte Schlußgebet, das Anziehen des Wefterhembs,
und die Ermahnung an bie Gevattern (das eine Form. aus ber
Nürnb.).
Tempus purlificatiouis. j
„Die Kindtbetterin folfen jre Sechs wochen aufhalten, vnd
ehe nicht in publicum gehen, Sie thette es bann mit verleubs
nus jres Paſtors, Der auch mit den armen nottürfftigen,, nad)
gelegenhent der perfon und fachen, difpenfiren fol.” In dem
lestern Falle oder nach Beendigung der Wochen, foll die Mut⸗
ter das Kind zur Kirche tragen, und über beide eine Vermah⸗
nung gehalten werden.
Von dem Abentmal bed Kern Eprifti.
Das Abendmahl wird gefeiert an folgenden Feften: Oſtern,
immelfahrt, Pfingften, Trinitat., Joh. d. T., Mar. Heimf.,
ich., am Feſt des jüngften Tages (d. i. am legten Sonntag
nad Trin.), am 1. Adv., Chrifttag, Neujahr, drei Kön.,
Lichtmeffe, Eſtomihi, Laetare, Mar. Verkuͤnd, Palmarum,
grün. Donnerfl., Charfreitag. Alle müffen vor der Com⸗
munion erfcheinen und ſich nad Inhalt des U. Katechismi
Luthers befragen laffen, bevor fie die Abfolution empfangen.
Die erfte Formel für diefe lautet: „Sch verfündige dir verger
bung aller deiner fünd, In dem Namen Sefu, und in krafft
dee Schlüffel, fo. ber Gemeyne Gottes gegeben fein, Iöfe ich
dich auff alhie auff erden, das du auffgeldfet feieft auch im
hymmel. Der Herre hat hinweg genommen deine fünbe, vnnd
dein glaub hat dich felig gemadt.” Die beiden andern For⸗
meln find die Nuͤrnb. — Am Zage vor der Feier findet eine
Vermahnung Statt, an welche die offene allgemeine Beicht
und die offene Abfolution ſich anfchließen. Die Feier ſelbſt
beginnt (auf den Dörfern) mit einem Pfalm und dem Kyrie
(dreimal). Der Pfarrer: „Preiß fei Gott in der höhe“,
ber Chor: „Alleyn Bott in ber höhe fei ehre.” Der Pfar:
ver: „Der Herre fei mit Euch”, der Chor: „Vnd mit deinem
geyſt.“ Dann Eollecte, Epiftel, Sefang, Evangelium, Credo,
deutfcher Glaube (durch die Gemeinde), Predigt, Vater unfer,
Einfegungsmworte (nad; vorgehender Erinnerung), Sommunion
mit ben Sormeln: „Gedenck, Gleube und befenne, Das Chris
ftus für dich geflorben tft’, „Gedencke, Gleube und befenne,
Das das Blut Chriſti für dich vergoffen if.” Am Schluſſe:
Ermahnung, „Bott ſei gelobet, und gebenedeiet x.” und Col:
lecte, Segen, Da pacem, „O herr Gott.“ In Städten:
Introitus, nach der Epiftel ein Alleluia, Sequenz, Symb.
Nic. ; zwiſchen ber Predigt und der Communion die Iatein. ober
deutſchen Präfationen, das deutfche oder latein. Sanctus.
Wie man bie Krancken Leuth berichten ſoll.
Zunaͤchſt die Ermahnung aus der Saͤchſ. 8.:D., dann
offene Beicht und Abfolution, Erinnerung an die Umftänder,
Vater unfer, Einfegungsworte, Communion, Dankgebet, Ber
mahnung an den Kranken zum Abſchiede.
„Die tohen Gottloſen leuth, bie lange zeit fi vom Sa⸗
crament öonthalten, vnd in keyne predigt kommen feh, Auch
villeicht weder Vatter vnſer, glauben, noch Zehen gebot wiſſen.
Item, Die jenigen, ſo inn offentlichen laſtern, als Ehebruch,
Hurerei, Haſs, Neid, ond dergleichen, leigen, So die inn jrer
1556. CIv. Malded ſche Bichensriuug
kranckheyt des Sacraments begeren wuͤrden, Sol ber Paſtor
damit nit eilen, ſondern fich zuuor erkuͤndigen, ob auch recht⸗
ſchaffene poenitentz vorhanden, vnnd die kranckheyt fo hefftig,
das damit lenger nit verzogen werden kuͤndte, vnnd als dann
bei jnen erſcheinen, ſie jrer ſuͤnden halben ernſtlich ſtraffen vnnd
vermanen, vnd dahin bringen, das fie jre ſuͤnd mit rew vnd
leyt bekennen, vnd zuſagen, das ſie hernachmals das Sacra⸗
ment fleiſſig gebrauchen, die Predig hören, betten lernen, vnd
von jren ſuͤnden abflehen woͤllan. Wann ſolches geſchehen, ſoll
er ſie fleiſſig von dem brauch des Abentmals vnterrichten, vnd
als dann, ſo ſie es begeten, jnen daſſelbige mitteylen.
Die jenigen, fo yhrer natur halben das Nachtmal gantz zus
empfangen verhindert werden, Als wenn eyn menfch von natur
nicht wein trincken moͤcht, obber kranckheyt halben nicht behal:
ten Eünte, ond doch das Nachtmal von hörgen begeren, vnnd
fonderlih am Chrifllihen bekentnus keyn mangel erfunden
würbe, denen fol der Kirchendiener das Sacrament vnter eyner
- geftalt alleyn nicht reychen, fondern erinnert werden, ſich an
das wert und geyſtliche nieffung zuhalten.” .
Wie man bie Krancken befuchen vnd tröften foll.
Vom Begrebnus der Verftorbenen.
„Wann eyn Chriſtl. bruder verflorben ift, Soll die Chriſtl.
gemeyn durch das zeychen der Glocken zuſammen beruffen. wer⸗
den. Darnach gehet der Prieſter vor des verſtorbenen hauß,
vnd ſoll der Cuſter, oder Opfferman mit eynem Crautz, vnnd
neheſt jme die Schuler, ſampt dem Schulmeyſter vnd Paſtor,
vor der Leich her gehen, Vnnd an welchen ortten Schuler ſein,
eyn Chriſtlich geſenge, Als mit namen: Si bont suscepimus,
Item: Auß tieffer not, Oder: Erbarm did) mein O Herre
Gott, auff dem wege ſingen.“ Hierauf eine Vermahnung an
die Gemeinde, nach welcher der Pfarrer „mit der Schuppen
eyn wenig erdtrichs zu dreien malen in das grab auff die Lerch”
wirft und ſpricht: „Auß ſtaub biſtu gemacht, zu ſtaub muſtu
wider werben, Der here Jeſus Chriſtus erwecke dein Leib vnnd
Seel, dag du am iuͤngſten tag vfferflcheft wit den gerechten,
Amen.” Geſchieht das Begraͤbniß bei der Kirche, fo wird in
der legteren, außerdem auf dem Kichhofe, gefungen: „Nun
laßt ons den leib hegraben,“ oder: „Mitten mie im leben fein.”
Zum Scluffe Gebet und Erhortation. Auch die. getauften
Kinder und Katechumenen werden feierlich beerdigt; aben: „Die
Leich der vungetaufften Eindlin moͤgen die weiber vnnd freunde
auff den Kirchhoff begraben, vnnd Gottes vrteyl Haym: flellen.
Die jenigen: fo in Ban und Ertommunication: verftorben,
vnd an jvem legten nit buß gethon. Deßgleichen dir jungen fo
zu jrem verflant kommen ynd.nicht Batechumen fein oder mer»
den wöllen, follen nit mit obgemelten Chriftt. Seremonten, vnd
alfo on gefeng und geleudt durch jre Sreundtfchafft auff die ges
wonliche grabſtat zur erden befinktet werden.” a
Bon dem Chriftliden Bann ober Ereommmication.
„Dieweil aud) der Bann inn der Ehrifflichen Kirchen. hoch
von näten, vnd darumb ingeftifftet, das der Menſch zu Buß
gebracht werde, So fall auch derfetbige in unfern Kirchen, ges
gen die jenige, fo in offentiiche fünd und laſter (weiche fanct
Paulus 1. Corinth. 6. und ad Galatas I. erzelet) gefallen, ſich
nicht ſelbs beſſern, fondern in Sundern ohn ſchew fortfaren,
171
se ſei hoch aber nider ſtands, ſtadt haben, vnd van dan Pfarr⸗
hern gebraucht werden. Doch anders nicht, dann nach dem
befelch des Herrn Chriſti, vnnd der heyligen Apoſteln, Mat⸗
thaei am 18. und 1. Corinth. 5. alſo, Das er erſtlich durch
ſeinen Bruder, vnd volgents den Pfarrherrn, zu etlichen ma⸗
len, in beiſein der Caſten, oder heyligen meyſter, von ſolchen
offentlichen laſtern abzuſtehn, freuntlich erſucht werden.
Wo aber der Suͤnder als dann nicht ablaſſen, vnnd ſich
noch nicht beſſern wolt, Soll der Pfarrherr denſelbigen vor der
Gemeyne auff eynen Sontag, als eynen verſtockten Suͤnder
und Heyden außſchlieſſen, vnd in Bann thun. Auch zu den
Sacramenten ber heyligen Tauff und Abentmals vnſers Herrn
Chriſti nicht zu gelaſſen, biß er ſich beſſert, vnd ſolich offentlich
ergernuſs abſchaffet. Doch ſoll keyn Pfarhere für ſich alleyn
yemandt zubannen vornehmen, ſondern daffetbige mit rath des
Spnodi, odder Superintendenten thun.
Wie nun der Simder, mit rath des Synodi, odder Su⸗
perintendenten, vor ber Gemeyne Ercomihunitirt, Alſo fol ee
| auch, warm er rechtfehaffene Buß vnd Poeniteng (daran der
Superintendens vnd Pfarhere gnuͤgen haben) thun, vnd wi⸗
der in die Chriſtliche Gemeyn ſich anzunemen bitten, würde
offentlich vor der Gemeyne für eyn Glidmaß erkennet vnnd
proclamirt werden, wie volgt. '
Borms eicommunrfssnäl.
Geliebten im Herrn (fage der Pfarchere zu der Gemeyne)
Ich hab von dem mwirdigen und Erbarn Synodo (ober) mei⸗
nen beten Superintendenten, epnen beuelch vberkommen, das
ich allhir auff heutigen Sontag N. N. In difer Gemeyn won»
hafftig, in den offentlihen Ban abfünbigen, vnnd von ber
Chtiſtlichen Kirchen außſchlieſſen, und als eyn vntuͤchtiges vn⸗
gehorſames glid abfondern ſoll, in anſehen, das er zu meht
malen vnnd vberfluͤſſig, vermoͤge Chriſtlicher ordnung, von ſei⸗
ner Gotsleſterung vnd offentlichem laſter, darin er ytzund er⸗
funden, abzulaſſen zum trewlichſten vermanet. Welches: doc
gedachter N. N. alles in ben windt geſchlagen, verachtet, und
ber beſſerung ſich geweygert. on
u Derhalben ich emer Paftor end Seelforger, fampt euch der
Gemeyne Gottes, in dem namen vnſers bern Jeſu Chrifti N.
N. dem Sathan odder Teuffel zu verderben des fleyſches, auff
bas fein Geyſt felig werde am tage des Herrn, wann er
fih widerumb beferen wicht, warhafftige vnd beftendige buß
dben 0
Schlage jme auch hiermit ab, Das. er fic) des hochwirdi⸗
gen Sacraments des altars, biß zur befferung, nicht gebrauche,
Bei den Böttlichen ampten (aufgenommen die Predigt) nicht
erſcheine. Vnd niemande zu Geuattern, bet’ dem hochwirdi⸗
gen Sactament der Tauffe ſtehe. Verbiete auch bei gehor⸗
fam Chriſtlicher Kirchen, vnd von wegen vnſer Obrigkeyt,
Das jr euch ſolchs verbanneten vnd außgeſchloſſenen Men⸗
ſchens, enthalten woͤllet, Mit jm nit eſſen oder trincken; Keyne
gemeynſchafft mit jm heben, Zun hodhzeiten vnd shwlidien ges
felfchafften nicht Inden „Bu Geuattern nit bitten, Ihn auff der
Straſſen oder ſunſt nit.gräffen, darmit er dafto ehr ſeine of-
fentliche laſter erkenne und bekenne, Hieruon abſtehe, ſich beſ⸗
ſere, Warhafftige buß wircke, Verzeihung bitte, Offentliche abs
22*
172
ſolution in ber Gemeyne begere, und fich mit der verergerten
Kirchen verfüne und vergleiche.
Forms recipiendi.
Am Sontag oder hepligen tage, Da man das Abentmal
des Heren heit, Soll der Paſtor nach ber Predigt, in gegen»
wertigkeyt des verbanneten anzengen, Wie diefer N. verrudter
seit offentlich geſuͤndigt, andern ergerlih,, vnnd verbannet ge»
weſen fei, Vnd ſoll bem vold eyne erinnerung thun von ſolchen
fünden, das fie in Gottes forcht leben woͤllen, und nicht zweif⸗
fein, Gott ftraffe ſolche fünde mit gemepnen und ſonderlichen
plagen.
Darnach fol er anzepgung thun, wie das fich diefer wid⸗
derumb beferen wölle, vnd bitte die Kirchen vmb verzeihung
ber gegebnen ergernis, vnnd das fie Gott wölle für jnen
bitten.
So bifs auff der Cangel abgeredt, foll der Sünder inn
Chor tretten, vor den altar Inien, Vnd fol der Paftor jnen erft
offentlich fragen, Ob er befenne das er offentlich gefündigt hab,
vnd ob jme ſolchs auch leydt fei, Vnd bitte Gott vmb verge⸗
bung ber ſuͤnden.
Darauff fol der fünder ja fagen.
Darnach fol der Paftor'nbermals die erinnerung (mie zus
uor) thun, Das Gott warhafftiglic, durch ſolche fünde erzuͤrnet
fei. Vnnd das dardurch, fie, feine vnd gemeyne ſtraff gröffer
werben. Gleichwol, dieweil jm feine fünde leydt fein, und
vergebung berfelbigen vmb des Heplands Chrifti willen fuche,
und gleube, vnd befferung zufage, fo wölle er jnen abfoluiren.
Darauff fol er jme die offentliche abfolution fprechen, mit
biefen twortten. \
Der almechtige ewige Gott Vatter vnſers Heylands Jefu
Chrifti, Schöpffer aller creaturen, fampt feinem fohn Jeſu
Chriſto, und hepligen Geyſt, hat auß vnermeßlicher barmhertzig⸗
keyt, das Menfchliche gefchlecht , nach dem fall Adam, vmb feiz
nes fohns Jeſu Chrifti willen wibderumb angenommen. Vnd
will, das alle die ſich beſſern woͤllen vnd gnade ſuchen, verge⸗
bung der ſuͤnde verkuͤndigi werden ſoll. Wie der ſohn Gottes.
ſpricht: Wem je die ſuͤnd erlaſſet, dem follen fie vergeben fein.
Auff diefen Götlichen befelch, ſprech ich dich ledig von deinen
fünden, vnd verfündige dir, Das dir beine fünden in krafft
Goͤtlicher verhepffung, vmb des Heren Chriſti willen vergeben
feind. Diefes foltu gleuben, vnnd Gott danden, vnnd did,
beſſern. Vnd biſt nun durch dieſe Abfolution wibberumb als
eyn glidmaß Chriſtlicher Kirchen, Vnd in dieſe vnſere Chriſt⸗
liche gemeynſchafft angenommen, vnd zu dem heyligen Sacra⸗
ment zugeiaſſen.
Vnſer heylandt ESVS Chriſtus, der kommen iſt, den ar⸗
men ſuͤndern, die ſich bekeren, gnad vnnd ewigs leben widder⸗
umb zugeben, woͤlle dich regieren, wie er ſpricht: Kompt
zu mir alle, die jr ſchwach vnnd beladen ſeit, ich will euch er⸗
quiden.
Darauff ſoll der Paftor difen menfchen fragen, Ob er bifer
Abfolution gleube vnd ſich beſſern wölle.
Da fol er antworten, ja, Ich dancke Gott und ber Kirchen,
das ich widder angenommen bin, und till mich mit hilff meis
nes heren Chriſti befjern mit rechtem ernſt.
asus. COIV. Waldeck ſche Kirchensrbuung.
Wann nun darnach bie andern communiciren, fol dife
perfon vor dem altar nibber kniend bleiben, vnnd bie letzte per»
fon in entpfahung des Sacraments fein, Und fol hinfärter ger
halten werden als eyn Glidmaß ber Kirchen, vnd feine vorige
ehte haben.
Im fall auch, Das die Obrigkeyt etliche vmb offentlicher
laſter willen ftraffen oder nit ſtraffen würde, fo wirt doch hier⸗
mit der Kirchen jre ſtraff nicht benommen, Vnd iſt billich, das
ſie ſich gleichwol mit der verergerten Kirchen, von wegen jrer
offentlichen laſter widderumb verſuͤnen, offentliche buß in der
Gemeyne thun, vnnd vmb die Abſolution bitten, wie yegt von
den gebanneten geſagt iſt.“
Bon Eheleuten wie man fie einlepten ſoll.
Aue Verlobte find dreimal (mit der Luth. Formel) aufzus
bieten. Hochzeiten an Sonn» und Feſttagen find verboten.
Der Paftor darf nicht copuliven, wenn nicht die Aeltern, Vor⸗
münder und naͤchſten Freunde zugegen find, „auff das man fer
hen möge, das fie mit ſolchem jrem beitvefen auch jre verwilll⸗
gung anzeygen.“ Die garblung beginnt mit einer Ermah⸗
nung über bie chrifkliche Bedeutung des Eheftanbes.
Darnach feage er fie beyde, tie hepffeftu? vnd volgeng
fage N. iſt «8 deine meynung, das bu dich heut zu tage mit
N. inn den Chriftlichen Eheftanbt wilt begeben, und Sie
(phnen) als dein eygen fleyſch und blut erkennen, vnd als den
ehelich gemahel jhr (fein) lebenlang halten, vnd funder erleub⸗
nus des Almechtigen Gottes, nimmermehr von jhr (ihm) ſchey⸗
den, fo bekenne es alhie vor difer gemeyn, die jgunt wo «8
noht würde fein, vor ber welt, vnd hitnechſt vor Got, dar⸗
über zeugen fol, und ſprich ja.
Hierauff laß er fie die trawringe eynander geben, vnd füge
Ihe beyde rechte hende zufamen, und fage, Ich gebe euch zus
famen, vnd fpreche euch auß vor eheleut, im Namen des Vat⸗
ters, und des Sons, und bes hepligen Geyſtes, was Got zus
famen gefügt hat, das fol der menſch nicht ſcheyden, der als
mechtige Got vnd vatter vnſers herrn Jeſu Chrifti, der euch
duch fein goͤtlich gnad und verfehung, im den heyligen ehe ·
ſtandt, beruffen hat, woͤlle ewer vornehmen, durch feinen hey⸗
ligen Geyſt, beſtetigen, vnd mit gnaden in euch feinen ſegen
erfuͤllen, Amen.“ J
Dann Vorleſung von Matth. XIX. 3—12, Fuͤrbitte,
Pſalm („Wol dem der inn Gottes forchten ſtehet 2c.”).
„Es follen auch die jungen perfonen, fo erftlich inn uns
pflicht ſich zuſammen gehalten, und flepfchlich vermenget haben,
volgents aber in eheftand zugeben willens, mit Eeynem ge
prenge, feptenfpiel ober jungfrawen, zur Eichen kommen.“
Bon Eersmonien.
Die Sefttage, weiche gefeiert werben follen, find: Circam-
cis., Epiphan., Conv. Pauli, Purif.; Matthi., Annunc. (Mitt:
woch nad) Judica, wenn e8 auf den Palmfonnt. oder in die
Dfterwodye fällt), Coen. Dom., Parascev., Oſtern mit dem
folg. Tage, Philipp. et Jacob., Ascens., Pfingften, Joann.
Bapt., Petr. et Paul., Visit., Jacob., Mar. Magd., Petr.
Vinc., Decoll. Joann., Barth. Ap., Matthae., Michael., Si-
mon. Jud., Andr., Thom. , Chrifttag mit den zwei folg. Tas
gen, Steph., Joann. Ap. — Der Eharfreit., Petr. Paul., Ja-
1856. CIV. Waldediche Kirchenorduuug.
cob., Barth. werben aber nur halb gefeiert, und in Beztehung
auf Mar. Magd., Vinc. Petr. und Decoll, Joa. ift verorhnet,
baß dba, mo Sonntags nur eine Predigt gehalten wird, die His
forte vom Feſt an dem bezeichneten Tage, ohne Feierlichkeit,
außerdem am naͤchſten Sonntage in der Nachmittagspredigt
behandelt werden fol.
Kirchen Ordaung Auff den Dörffern.
Vesper am Sonnabend und vor den Communfontagen:
Veni sancte deutfh, Pfalm, Magnificat, Collecte, Vermah⸗
nung an bie Communicanten. — Mette: Veni sancte, Lec⸗
tion, Te Deum oder Benedictus deutſch, Colleete. — Hohe
Predigt: Vater unfer Luthers, zehn Gebote, deutfcher Ges
fang, Collecte, Glauben, Predigt über das Evang., allgemels
nes Gebet, Bater unfer, Sefang: „Danck fagen wir alle ıc.”,
Da pacem, Segen. — Nachmittags: Katehismuslehre, deut⸗
ſcher Sefang. |
Am heyligen abent, Sontagen vnd Feiertagen, wann keyne Commus
nicanten ba fein, in den Stetten.
Zur Vesper wird gefungen das Veni sancte, bie Antiphon
mit ihren Pfalmen, deren nicht Über drei fein follen, das Re⸗
.fponforium, der Hymnus mit feinem Verfilel, das Magnificat,
Collecte, das Benedicamus, „alles nad) gelegenhept der zeit.”
Den morgen zur Metten. ‘
Veni sanote, Snvitatorium und Venite „ob man fan,”
. Antiphpn und Pfalmen von dem Zage, Lection und Refpons
forium (an Seften drei), Te Deum, Benedictus mit der Ans
. tiphon, Collecte, Benedicamus. .
Zur hohen Prebigt.
Hier gelten bie oben gegebenen Vorfchriften. An Sonn-
tagen wird über den Evangelisntert, an Feſt⸗ und Apofteltagen
über die biblifchen Hiftorien gepredigt.
Mittags.
Wo Mittagspredigten üblich, follen fie mit vorhergehendem
Sefange auch ferner gehalten werden. Wo fie nicht hergebracht,
ift von 12-—1 Uhr Katechismuslehre zu halten.
Un Werdtagen.
Mittwochs und Freitags findet eine Predigt Statt. Vor⸗
ber wird das „Kom hepliger Geyſt“ oder ein andrer Gefang
gefungen, nachher: „Dand fagen wir alle,” Vater unfer. An
jedem Sreitag im Neumonde wird ein Bettag gehalten. Den
Sottesdienft eröffnet Luthers Vater unſer. Dann folgen die
oben vorgefchriebenen Stuͤcke; bee Gefang „Auf tieffer not,” ober
„Erbarm dich mein O herre Bott,” ober „Mitten wir im leben
fein’; die Predigt, welche „auß den Propheten von ber buß
vnd vergebung ber fünde” zu ziehen iſt, die Litanei, Gollecte
und der Geſang „O herre Bott gib vns deinen fried.” „Nom
Sonntag Judica bie Charfreitag wird täglich eine Stunde bie
Paffion gepredigt. (Es folgen bie Precationes solennes pro
— ordinibus et necessitatibus die Parasceues di-
cendae.
173
Von ben Dienern des Prebigampts.
Demnach Gott der Allmechtige Schopffer, yhme eyn ewige
Kicch durch fein Wort verfamlet, darinne fein Leer und Euans
gelium offentlich zupredigen, hat er auch Tuͤchtige perfonen zu
folhem Kirchen oder predigampt gegeben und verordnet: Das
rumb wollen wir nicht geftatten, das vngeſchickte, vngelerte,
leichtfertige, fträfliche leuth inn ſolch heylig Ministerium einges
laffen werden. Dann eyn Bifchoff oder Pfarcherr (nad) der
Teer S. Pauli) onfträflic und zulehren geſchickt fein fol.
Die kirchen diener aber follen offentliche laſter mit ernſt
ftraffen, zur buß fleiffig vermanen, den glauben an Chriſtum
kehren, Die Sacrament reychen, Die Zugent im Catechiſmo
wol unterrichten, Keyne tundele, yrrige, unmüge fragen inn ber
Predigt einführen, Auch nicht biffig oder zendifch fein, noch
auß eynem prinat affect, jre gifft außgieflen Zu dem in kley⸗
dung, vnd all jrem wandel erbarlicy und anfehenlich halten.’
Don ber Firmung ber jungen Suaben und Dieydlein, wie biefelbigen
in die Ehriftl. Gemenn follen angenommen werben.
„Es ift wol zuuermuten, Das die Firmung, fo biß baher
im Bapftumb blieben, eyn nachlaß vnnd fchein des alten Chrift-
lichen Hend aufflegens (Impositionis manuum) Welche beyde
Im Alten vnd Newen Zeflament mit groffem ernft, Vnnd auch
nicht ohn merdliche wunder vnnd frucht im brauch geweſen ift.
Wiewol nun wir Chriften Eeynen fondern befelch vnſers
herren Chriſti dauon haben, Vnd auch keyn befonder Sacras
ment follen darauß machen, So iſt fie doch mol in eynen
Chriftlichen gebraudy zuwenden, Vnnd auf vielen vrfachen
nuͤtzlich.
Dann zum erſten, Iſts ja recht, Das eyn yeder Chriſt
ſein glauben fuͤr ſich ſelbs annehme vnd bekenne, dardurch er
wil ſelig werden. Dieweil nun die getaufften kinder in jrem
vnmuͤndigen alter der Chriſtlichen Kirchen eingepflantzet ſein.
Iſts billich, das ſie hernach ſelbs jren glauben muͤndtlich vnd
offentlich bezeugen.
Zum andern, Iſts ja auch Gottes befelch, Das wir fuͤr
eynander fleiſſig bitten, vnd vmb vermehrung des glaubens vnd
andere geyſtliche gaben ſollen anhalten. Vnd haben darzu die
troſtlichen verheyſſung Chriſti Lucae am vj. capitel: So jr, die
jr arg ſeidt, kondt ewern kindern gute gaben geben, vil mehr
wirdt der Vatter im hymmel den heyligen geyſt geben denen die
in bitten.
Zum dritten, Fordert nicht alleyn ber herr Chriflus die
Einbleyn zu fi, legt inen bie hend auff, hertzet und fegnet fie,
fondern hat auch eyn vberauß groß molgefallen an jrem mündt=
lichen bekentnus, Wie gefchrieben ſtehet Matth. am xxj. cap.
Sa, habt je. nie gelefen: Auß dem munde der unmündigen vnd
ſeugling, haſtu Lob zugericht. Pfat. 8.
Zum vierbten, Dienet auch ſolch Ceremonia fehr wol bars
zu, Das bie Jugent den Catechiſmum befto lieber und fleiffiger
lerne, und fie auch alfo on befhwerung zum Abentmal des Herz
ven mögen zugelaffen werden.
Auß gemelten vrfachen woͤllen wir in vnſern Kirchen auch
das handt aufflegen vnd die Konfirmation laffen bleiben, vnd
fol alfo gehalten werden.
Erſtlich follen alle Pfarrherr groſſen fleiß vorwenden, das
174
fie der Jugent den kleynen Catechiſmum D. Lutheri durchs
gang jar vorhalten und einbüben.
Darnach follen fie auff alle Oftermontag nad) ber Predig
in gemeyn anfagen, fo vemandt under den kindern feinen Ca⸗
techifmum gelernet, vnnd er nachmals des Abentmals Chrifti
teyihafftig, vnd für eyn gliedmaß der Chriſtlichen Kirchen an-
‚ genommen begere zuwerden, Der fol ſich dem Pfarrherrn auffs
fuͤrderlichſt anzeygen, damit fie verhöret unnd fleiffiger vnder⸗
richt werden, biß uff den nechſtkuͤnfftigen Pfingſtmontag.
Welche ſich nun auff folche vermanung dem Paflor ange:
zeyget haben, denfelbigen fol darnach auff alle Sontag eyn
ſtuͤck auß dem Gatechifmo, als die Zehen gebott, odder Glaub ıc.
zulernen furgegeben, und bafjelbig von jnen auff ben andern
Sontag widder gefordert und abgehort werden.
Darnach auff den Pfingflag nach der predigt, ſoll die Fir⸗
mung der verhorten vnnd geſchickten Kinder verfündigt werden,
Das die Eltern vnnd Paten der finder, morgens nad) der mit:
tags predigt in der Kirchen bei handen bleiben, den Glauben
und bekentnus jrer Finder anzuhören, für fie helffen ernſtlich
bitten, und in die Chriftliche Gemeyn auffnehmen.
So nun die Predigt am Pfingftmontag zu Mittag"vollen-
det, Soll der Pfarrherr vor den Altar tretten, vnnd die finder
zu beyden feitten, Knaben vnnd Meydlein, yeden hauffen be-
fonder kommen laffen,, und die Gemeyne alfo anreden:
Lieben freunde, Diefe Finder feindt vor etlichen jaren, vff
bitt jrer Eltern, und zufage jrer Paten durch bie heyligen Zauff
inn die Gemennfchafft der heyligen Gottes angenommen. Die: |.
weil fie.nun zu dem mal vnmuͤndig gewefen, vnd jren glauben
nicht haben felbs mögen befennen, Vnd dennoch vnſer Herr
Jefus Chriſtus eynes yeglichen inn befonder Chriſtlich bekent⸗
nus erfordert, da er ſpricht Matthei am zehenden Capitel: Wer
mich bekennet vor den menſchen, den will ich bekennen vor mei⸗
nem hymliſchen vatter. Darumb haben auch dieſe gegentwer:
tigen Einder auff die befchehen vermanung durch Gottes gnade,
vermittelft meinem armen dienft, den anfangk Chriftlicher leer
(Gott ſei lob) zimlich gefaffet, onnd fein nun bereydt jren
glauben, darinn fie gedenden felig zumerden, ſelbs vor euch zus
bekennen. Bitten derwegen euch vmb Gottes willen, das jr
seen eynfeltigen Chriftlichen verftandt anhören, Vnd wo fie das
rinne werden rechtfchaffen erfunden, auch hernachmals zur
Chriftlichen Gemennfchafft, vnnd heylſamen gebraud) des hoch⸗
mwirdigen Abentmal® JESV Chrifti jres lieben heren konten an⸗
genommen und zugelaſſen werben, für fie trewlich bitten, vnd
den hymliſchen Vatter für fein erzengte gabe helffen preifen.
Darauff‘ wid ich fie in ewer gegenwertigkeyt verhören.
Als dann. foll der Paſtor eynen von den Kuaben, und aud)
der Meydleim eyns, den gangen Catechiſmum mit der außles
gung verftentlich Laffen herfagen, und darnach widerumb die
Gemeyn anreden.
' Lieben freunde, Was dieſe kinder gelernet und auff gefagt
haben, das konnen die andern auch (Bott hab lob) zimlich wol.
Vnd dieweil ich an diefer jrer leere keynen mangel weyß, mil ich
fie nım ſemptlich vnd im fonderhent fragen, Ob fie auch bei
ſolcher lehrt vund Glauben ‚ vermittelſt Goͤttlicher hülff, wöllen
beharten.
Darduff foll er erſtlich die Knaben, darnach die Mepblein,
2558. CIV. Waldeefche Kirchenwordnung.
yedes in ſonderheyt erinnern, fragen, vnd ſagen: Liebes kindt,
Es hat petzt die Chriſtlich Gemeyn dein verſtandt, im anfangk
der Chriſtlichen leer angehoͤret, vnnd haben eyn hertzlich wolge⸗
fallen daran, ſo fern du auch bei ſolcher lehr vnd glauben, ver⸗
mittelſt goͤtlicher gnad, gedenckeſt zubleiben. Dann wer ans
ende beharret (ſpricht Chriſtus vnſer herr) ſol ſelig werden.
Was nun hierin dein meynung iſt, des laß dich mit eynem
offentlich Neyn oder Ja hoͤren.
Als dann ſollen die Kinder antworten, eyn yeglichs für ſich
ſelbs: Mit der hilff meines hymliſchen vatters, wil ich mid)
inn dieſer lehr vnd Glauben alle zeit beſſern vnd nit ergern.
Auff ſolche bekentnus vnd zufage ſpreche der Pfarherr,
Sehet zu, das es ewer ernſt fei, dann Gott laßt firh nit bes
tiegen.
So laſſet je end) nun auch gefallen, und möllet dabei bleis
ben, das ewer Paten bei der heyligen Tauff, für.emch, dem
Zeuffel vnnd der wellt wibderfagt haben? Antwort, Ja, Durch
die huͤlff vnſers herrn Jeſu Chriſti, möllen wir das halten und
barbei bleiben. Frag. Yhr widerfagt auch yegundt hie vor
ben augen Gottes vnnd feiner Gemeyn mit engenen hertzen
vad mund, dem Sathan und allen feinen werden? Antwort,
Bir widderfügen. Frag, Auch ber wellt und allen yhren
Lüften? Antwort, Wir widerſagen. Frag: Vnd ergebet
euch im allen gehorfam vnſers herren Jeſu Chrifli vnd feiner
heyligen Kirchen? Antwort: Wir ergeben uns, Was begeret
yhr num weiter? Antwort: Das je fampt der Chriftlichen
Gemeyn für ons den hymliſchen vatter wöllet anruffen, das er
und durch feinen hepligen gepft Inn ſollichs glaubens bekentnus
ſtercke und erhalte biß zum ewigen leben.
Nach folcher bitt der Kinder, rede der Pfarrherr die Ges
meyne abermal an, mie volget:
Lieben Brüder und Schwefter: Ohr habt yegt diefer Kinder
engen befentnus, vnnd auch yhr demuͤtig bitten vermerdt. Dies
weil ons nun vnſer here Chriftus die Kinder auffzunemen ge
botten hat vnd verheyſſen, Matthei am xviij. Mer eyn ſolich
ind auff nimpt in meinem namen, der nimpt mich auff. So
laffet und nun auch diefelbigen mit geyſtlichen henden und ar⸗
men vnſers gleubigen gebets auffnehmen, und gehn hymel er-
heben, dem hymliſchen vatter vor fein angeficht flellen, vnd
jnen vmb die gnad des heyligen geyſtes hertzlich anruffen. Sin⸗
get alle mit gebeugten Enien: Kom heyliger genft, erfüll ıc.
So ber gefang auf ift, follen die finder Eniend bleiben, vnd
ber Pfarrherr nachuolgend gebes fprechen:
Allmechtiger barmhersiger Gott, himliſcher vatter, der bu
alleyn alles gutes in uns aufaheft, beftettigeft und außmacheſt.
Wir bitten dich für biefe Binder, die du deiner Kirchen: gefchendtt,
vnd durch die beyligen Tauff wibergeboren, und nun fo weit ers
leuchtet haſt, das fie biefe deine gnad und guͤte, und yhre ers
loͤfung inn Chriflo deinem lieben Sohn vaferm herren, auch
ſelbs erkennen, vnnd vor.deiner Gemeyn bekant haben. Stercke
diſs dein werd‘, das bu inn inen angefangen haſt. Mehr vb
nen deinen beyligen geyſt, auff das fie in deiner Krchen vnd
Gewmeyn, vnnd im waren glauben und’ gehorfam deines heyligen
Euangelij ftetige bleiben, vnd bif8 ans ende beflendig verharren,
und fich keyne fatfche lohr noch fleyſchliche luͤſt von bekanter
warheyt yrgent abfüren lajjen. Gib jnen das fie zu allem dei⸗
— — — — — —
41856. OIV. Waldeckeſche Kirchenorduung.
nem gefallen an Chriftum deinen Sohn, vnſer gemeynes heupt,
ymmer wadhfen, vnnd eynmal erreychen fen volkomlich Man-
lich alter, inn aller weißheyt, heyligkeyt und gerechtigkent, da⸗
mit fie dich vnd deinen lieben fohn onfern herrn, fampt dem
heyligen geyſt, eynigen wahren Gott ymmer vollommener er:
Eennen, berglicyer lieben, Vnd bei jren nechften mit worten
und allem jrem leben tapfferer vnnd fruchtbarer bekennen, preis
fen vnd großmachen. Vnd wie bu vns zugefagt haft, Was
wir dich im Namen deines lieben fohne bitten, das woͤlleſt du
und geben. So verleihe jnen, fo wir yegt Inn deinem namen
jnen bie hende auff legen, vnnd fie damit deiner gnedigen handt
vnnd beines hepligen gepfles, bes genftes aller ſtercke und huͤlff,
zu wahrem Chriftlichem leben vertröften, das fie diſs in rechtem
glauben auffnehmen und nicht zmeiffeln. Du woͤlleſt allwege
mit beiner Goͤtlichen handt ob jnen halten, fie zuſchuͤtzen für
allem argem, und führen und leyten zu allem gutem, und dei
nen heyligen geyſt nimmer von jnen nehmen, durch onfern
heren Jeſum Chriftum, Amen..
Darnach fol ber Paſtor inen bie hend aufflegen vnd ſagen:
O Herre Jeſu Chriſte Gottes Sohn, Der du geſprochen
haſt. So wir, die doch arg ſeind, konnen vnſern kindern gute
gaben geben, wie viel mehr wirdt der vatter den heyligen
geyſt geben, denen, die jn darumb bitten, Vnd ſo zwen auff
erden eyntrechtiglich etwas bitten, das wirdt jnen von meinem
hymliſchen vatter gegeben werden. Wir bitten dich, ſterck dieſe
kinder mit deinem heyligen geyſt, das fie in gehorſam deines
Euangelij bleiben, vnd wider den Teuffel, vnd eygen fleyſchlich
verderben ſtreitten mögen, vnnd den heyligen geyſt nicht betruͤ⸗
ben, Auch deine heylige Kirchen mit keyner ergernus verlegen,
fondern das yhr leben zu deinem lobe inen zur feligkent, vnd
andern zur befjerung diene, Wie du gebotteri haft, und vns zu:
geſagt, durch onfern herein Jeſum Chriftum, Amen.
Der Almechtige Got und vatter vnſers heren Jeſu Chrifti,
ber euch durch feine gnad, vermittelft dem facrament ber hey:
ligen Zauff zu feinem Reich beruffen, und nun von new an
durch fein goͤtlich Wort erweckt hat, der wölle mit gnaden in
euch beftettigen, mas er durch feinen heyligen geyſt inn euch
angefangen hat. Vnd nach dem je felbft durch ewer engen
muͤndtlich befentnus begeret ber heyligen Chriftenhent zuge
rechnet werden. So neme ich euch an im namen vunfers bern
Jeſu Chriſti, und an flat der heyligen Chriftlichen Eichen, zur
gemeynfchafft der gnad und hulde Gottes vnſers hymlifchen
vatters, zur gemennfchafft des bluts Jeſu Chrifti feines lieben
Sohns, vnnd zur gemennfchafft des heyligen geyſtes, das yhr
inn der heyligen Chriftenhept, vnd under der gemennfchafft ber
heyligen, vermiftelfl dem wahren Chriftlichem glauben, allhie
auff erden mit den Kindern Gottes teyl vnnd gemennfchafft ha⸗
ben möget am heyligen Euangelio,, an der Abfolution, an den
heyligen Sacramenten, am Gebet, vnd an allem fo durch Got:
tes Wort den gleubigen zugelaffen wirt, und hernachmals am
vnuergengklichen erbe und vnaußſprechlicher freude des ewigen
lebens, Amen. Vnſer Here Jeſus Chriſtus woͤlle euch durch
ſeinen heyligen geyſt vnd durch das Wort ſeiner gnade fuͤr al⸗
lem vnglauben vnd yrthumb behuͤten, vnd gnad verleihen, das
vhr taͤglich im glauben, hoffnung vnd liebe zunehmen vnd
wachſen mögen. Das jr, wie fruchtbare teben, an dem lebens
guten kuͤnſten vnd Spraach, gezieret ſein.
15
digen weinſtock Jeſu Chriſto erfunden, vnd auß ber gemeyn⸗
ſchafft ſeiner außerwelten Schaͤflein nymmermehr verſtoſſen
werdet, Amen.
Darauff ſoll man ſingen: Wol dem der inn Gottes forch⸗
ten ſtehet ꝛc.“
Bon den Schulen.
„Dieweil auch bie fchulen, nicht alleyn ber Kirchenn, ſon⸗
dern aud) des gemepnen nugen Seminaria fein, darin man
leut zum Kirchen ampt, vnnd Regiment dienlicy, auff erziehen
muß. So ift von nötten, auch diefelbigen mit flei6 zuerhulten.
Darumb follen die Pfarcheren, Die Eltern jre finder zur fchul
zuziehen, mit fleiß vermanen. Vnd damit die Jugent inn
Gottes Wort, guten Sitten und Künften vechtfchaffen vnters
richtet werbe, Sollen die Schulmenfter und Ludimagistri inn
der Catoliſchen, Apoftolifhen und Chriftlichen leer begründet,
Auch felber von gutem erbarlihem wandel und Sitten, mit
Auch diefer Kite
chen Ordnung, In den Puneten die fie belangen, Deßgleichen
der Schul Ordnung, welche mit rath der Superintendenten ge:
macht werben foll, vnweygerlich vnnd ſtrack geleben.“
Von den Viſitatorn, vnd yhrem Ampt.
„Demnach ferner die Viſitation jren vrſprung von den
Apoſteln her hat, Vnd in der Kirchen, zuerhaltung rechter leer
vnd Chriſtlicher zucht, hoch von noͤten. So ſollen die Visita-
tores yedes jar eyn mal zwiſchen Oſtern vnnd Pfingſten, die
Kirchen ſo inn jren zirck gehoͤren, beſuchen, vnd ſich mit fleiß
erkunden, von der leer vnd ſitten der Paſtorn, Schulmeyſter,
heyligen kaſten meyſter, vnnd Opfferman, Von des Volcks vnnd
der Jugent beſſerung, Von offentlichen laſtern, Verachtung der
Chriſtlichen lehr vnnd Sacramenten. Von der Diener vnder⸗
haltung, Von gebewen der Kirchen, Pfarrheuſer vnd Schulen.
l. So nun bie Visitatores eyne Kirchen beſuchen, Sollen
fie den Daftor und Schulmepfter von jrer lehr, inn haupt
articuln des glaubens, vnnd Rudimenten, durch fragftüd
fleiffig verhören, vnd fonderlich acht nehmen, ob fie auch
dieſer Ordnung geleben.
2. Den Paſtor fragen vom Volck, Ob auch inn ſeiner Kir⸗
chen perſonen ſeien, die in offentlichen ſuͤnden leben, als
Ehebruch, Vnehelich beiwonen, odder andere vnzucht.
. Ob yemandt auch daſelbſt zauberei treibe, odder mit Ser
gen vmbgehe.
Ob noch Walfarten, oder andere offentliche abgoͤtterei, an
dem ſelbigen ort fei. .
I yemandt da lefterliche vebe wider Gott vnnd fein
ort.
. Db yemandt nit zu der Communion gehen wölle.
. Ob etliche falfcher leer vnd ſecten, als der Widder tauffer
vnd Saeramentarien, ober andern, fo ber Gatholifchen
Kirchen zuwidder, anbengig fein.
& Db auch verbottene Wucherer da fein.
9. Ob auch mutmillige Leuth fein, die dem Paſtor und Kir:
chendienern drewen, fie ſchmehen odder pochen.
10. Ob etliche eheliche perfonen von eynander gelauffen fein.
11. Wie es mit den begrebniffen vnnd grafftitebben gehalten
werde.
Von vnterhaltung des Paſtors und Schufmepflers.
SO GB» w
176
13. Bon Gebewen der Kichen, Behaufung des Paſtors,
Schulen und Kuſter.
14. Ob auch Spinſtuben, Abent dentz, oder andere vnzuͤchtige
Conunenticula da gehalten werben.
Darnach follen fie von den Caſten, odder heyligen Menftern,
fampt andern ziweyen ober breien frommen Pfarrkindern fo fie
darzu beruffen,, fragen, wie volgt.
1. Ob der Paftor und Kirchendiener jres Ampts auch fleiffig
warten. : .
Ob fie auch zu gepurlicher zeit Prebigen, vnd Sacrament
reychen.
Ob ſie auch die krancken auff jr beger beſuchen.
Ob ſie auch die Kinder im Catechiſmo fleiſſig vnterrichten.
Ob ſie auch Chriſtlich vnnd erbarlich leben vnnd wandeln.
Ob eynigkeyt ſei zwiſchen den Kirchen perſonen.
Ob auch etliche Eheleuthe in vneynigkeyt mit eynander
leben.
Ob etliche kinder phre Eltern pochen, fluchen odder ſchlagen.
Wie die Schulen regirt werden, Vnd wie ſich die Schul⸗
meyſter inn jrem leben halten.
Ob yemandt der Kirchen auch etwas entzogen habe an guͤ⸗
tern oder zinſen.
Die Visitatores ſollen auch ſelbs etliche von den Alten vnd
den Jungen im Catechiſmo verhoͤren, Vnnd erkunden, ob ſie
von Chriſtlicher Leer vnd Gebet rechten verſtandt haben.
Zu dem, der Paſtorn vnnd Kirchenn Buͤcher mit fleiß be⸗
ſichtigen. rer |
es nun die Vifitatores auß obgemelten Sragen fraffbar
vnnd mangelhafftig befinden, follen fie als bald mit fraffen,
vermanen onnd onterhandlung, zu corrigieren,, zubefjern vnnd
abzufchaffen unterftchen. Was fie aber für jre perfon nicht
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verrichten koͤnnen, Daffelbige, vnnd alle andere Vifttation hands .
lunge, jrem Superintendenten mit fleis referiren.
Den Visitatoribus foll von ben Kaftenmepftern eyner yden
Kirchen die fie vifitiven, notturfftige zerung gegeben werben.
Von ben Quperintendenten und jrem Ampt.
„Wann in eyner Kirchen, fo inn feinem Bird, vnd Su-
perintendentia gelegen, eyn newer Predicant, Miniſter, oder
Schulmeyſter, zuuerordenen, ſoll dieſelbige perſon, ſo durch die
Gemeyn beruffen, vor den Superintendenten auff die prob vor⸗
geſtellet werden. Vnd erſtlich ſol der Ordinandus, von dem
ort da er gewonet oder ſtudirt, feines lebens vnd lehr gut Te-
stimonium vnd zeugnus bringen, 1. Zimoth. 3. Darauff fol
inen der Superintendens, vermöge der Wittenbergifchen oder
Medelnburgifchen Ordenung, in der Chriftlichen fehr fleilfig
eraminiren. nn
So num der’ Superintendens befindet, das er inn Chriſt⸗
licher lehr zimlich verflandt hat, vnd nicht mit falſcher lehr bes
fledt ift, foll er in zu dee Orbimation zulafjen.
Da er aber vngeſchickt vnd ftrdflich in der lehr, auch nicht
zu vnterrichten were, foll er in ſtracks hinwegk weifen.
. Die Zorm der Ordination fol gehalten werben wie volgt:
So nach geſchehenem fleiffigem verhören die Ordinandi
tüchtig erfunden, fol für fie und jr Ampt nad) der Predigt
das gemenne gebet erförbert werben, bas der Allmechtige Got
1556. OV. MWaldechiche Kircheuordusng.
trewe arbepter in feine erndte woölle außfenden, Sie vnſtraͤflich
vnd beftendig, in der gefunden lehr, gegen die hellifchen Pfors
ten erhalten. Be
Darnach foll der Superintendens, mit den andern Kirchen
biener vor den Altar nibder Enien, vnnd die Ordinanden, mitten
ein, aller nechft bei den Superintendenten Vnd fol der Chor
das Veni sancte spiritus fingen. Darauff fingt man ben
Verficul: Cor mundum crea in me Deus. Vnd wirdt ge
antwort: Et spiritum reetum innoua in uisceribus meis.
So bald liefet man die gewonliche Collecten vom heyligen gepft.
So diſs gefchehen, ‚Drette der Ordinator empor, vnd leſe
gegen den Drdinanden das dritte Gapitel der Erſten an Timo⸗
theum, biß zu ende des erften vnderſcheydts. Dem Lefterer in
die ſchmach vnd ſtrick.
Dody mag er aud) das gange Gapitel, ober fo vi er Para⸗
graphos wil, verlefen. Darauff liefet man auß dem zwentzig⸗
ſten capitel der Apofteln Gefchicht den Paragraphum: So habt
nun acht ꝛc. Endet: Vnd als er ſolchs gefagt ıc. Darnadı
fol er die Drdinanden alfo anreden.
Erſtlich, fo hört je hie, das euch der heylige genft berufft
vnd fegt zu Bifchoffen in feine herde oder kirchen, darumb fol-
let jr gleuben vnd gewifs fen, das jr von Got ſelbs beruffen
werdet, Weil euch die Lich, fo euch hieher geſant, und welt
liche obrigkeyt berufft und begeret hat, Dan was bie Kirch vnd
obrigkeyt hierin thut, das thut Gott durch fie. Damit jr nicht
eingedrungen geachtet werden.
Zum andern, hört jr hie, beyde wie je für eiwer perfon le
ben folt, und mas euch in der kirchen zuthun iſt, Nemlich, bas
je fie follet wenden, vnd bedenden, das euch nicht Genſe obder
Schwein zuhüten beuolhen werden, Sondern die Herde Got
tes, die er mit feinem Blut erworben hat, zumenden mit dem
reynen wort Gottes, vnd zumachen, das nicht Rotten oder Woͤlff
vnter dem armen heufflein einreiſſen. Darumb nennet er ſolch
Biſchofflich ampt eyn Eöftlich werd, vnnd lobet die fo des be:
geren. Seidt jr num millig vnd bereydt folch ampt anzunemen
und trewlich zuuerfahen, So wöllen wir auß befelch der Kirchen
durch onfer Ampt auch ‚ordinieren vnnd beftettigen, Wie fanct
Paulus Zito und Timotheo gebeutt, das fie follen in den Stet:
ten Priefter fegen, vnd das Wort befelhen denen, fo tädhtig
fein auch andere zulehren.
Respondeant. Volumus.
Da follen fie antworten: Wir fein wilfig.
Als dann leg ber Superintendens, Vnd die andern Kir
shendiener jre hende auff der Ordinanden heupter, und ſpreche
das Vatter unfer, mit lauter ſtimme vber fi. So er aber
will, und die zeit erleiden Fan, mag er volgendt Gebet, Darinn
alleyn drei bitt auß dem Vatter Vnſer, ettwas meitleufftiger
begriffen „fprechenn. on
Barmhergiger Gott, hymliſcher vatter 2c. [nie in ber
Medlenb. 8.:D.]
Ferner, Da nun der Superintendens, auf der Relation
bes Vifitatoris etliche Lafter, Gebrechen voder Mangel in ben
Dienern, Pfarrlindern, Oder Kirchen befinde, Welche der Wis
fitator inn feiner Vifitetion nicht hette abfchaffen vnnd ‚richtig
machen konnen. Diefelbigen fol er zu fich fordern, und von
ſalchem abzuftchen, vnterſagen, warinnen er verhrochan, geittot,
\ 1586. CV. Ruspfühiiche Sicchenprhunng.
ar oder zuwenis gethan heue, guͤtlich erinnern vud vnber⸗
weiſen.
Weren aber aliche ſo halßſtarrig, ſo von jren laſtern vnd
maͤngeln nicht abſtehen wolten, oder ſunſten die ſachen wichtig
vnnd yrrig, das er ſie alleyn nicht verrichten moͤcht. Daſſelbige
fol er an den Synodum bringen, das bafelbft von, an bem ordt
ſtatuirt vnd geſchloſſen werde.
Im fall auch der Superintendens eynen oder mehr vnter⸗
thanen zu ſich fordern wuͤrde, der etwan ſeines wandels halben
zuſtraffen vnnd zuuermanen, vnnd aber derſelbige vngehorſam
auffen bliebe, fol er dasſelbige dem Amptman des orts anzeys
gen, vnnd vmıb- gebiulihe hoͤlff ancuffen.
‚Wo aber ber Amptman nit beihanden, oder fonft enbehüfe
lich, ſolchs an vns die Landtherrn ſelbs, gelangen laſſen.“
Vonn Spnodis.
„Dieweil auch die Synodi zu erhaltung dee e reynen Eatho⸗
liſchen lehr faſt notwendig. So ſollen die Superintendenten
alle jar eyn mal, eynen Gemeynen Synodum durch vnſere gantze
Graueſchafft, auff ben Montag nach Michaelis, Das erſte jar
zu Coͤrbach, Das ander jar zu Wildungen, Das dritte jar zu
Mengernidhufen, Vnd alfo per ordinem vorthan halten.
Es foll auch den Superintendenten frei flehen, da es bie
notturfft erfordert, feine Pastores, fo in feine Superattenden-
tiam gehören, zu ſich zuerfordern, vnd eyne fondere Conuoca=
tion, Wo, vnnd Wann e8 am beften gelegen, zuhalten. Bu
folchen gemepnen vnnd fondern Beitünfften, fol eynem yeden
Superintendenten Vifftatorn und Pfarhern, von feinen Caſten⸗
meyſtern zerunge gegeben werden.
Da auch eyn Superintendens auß der Relation vernehmen
wuͤrde, das ettliche von den Pfarrkindern auff den Synodum zu
Eitiren weren, Das ſoll er zum wenigſten viergehen tage zuuor
den Amptleuthen, darunder fie geſeſſen, anzeygen, fie dahin
haben zubetagen.
Des erſten tages, ſoll inn gegenwertigkeyt aller, ſo zum
Synodo gehörig, das Veni sancte geſungen ober. geleſen wer⸗
den. Vnd fol der Superintendenten eyner eyn erhortation ad
Beclesiasticam disciplimam , oder funften nach gelegenheyt der
—5 ,thun, mit kurber errang, wecumb ‚ber. Synodus an⸗
geſtellet. J —
177
Demnach fo ſollen bie Superintendenten per ordinem bie
laſter, fehl und mangel, fo fle in jrem bezirck an ber lehr, leben
oder funft befinden, fein ordentlich vermelden.
Volgents, Wann ſolche gemeyne ſachen abgehandelt, follen
die Pfarrherrn jre gebrechen, wes fie der hetten, seyn yeder in
ſonderheyt, anzubringen, gehort werden.
Wes yrrungen zwiſchen den Paſtorn vnd Pfarrkindern vor⸗
fielen, ſollen darnach verhandelt werden.
Hetten auch die vnderthanen Supplicationes anzubringen,
die Geyſtlichen ſachen belangend, ſollen auch volgents ange⸗
nommen, vnd darauff beſcheyd gegeben werden.
Auff dieſen erſten zukuͤnfftigen Synodum, follen alle Pa⸗
ſtores, vnd eyn yeder in ſonderheyt, fein Confeſſion De sans
doctrina et articulis Fidei, ſchrifftlich oder muͤndtlich eins,
bringen.
Aber vorthan, follen die Superintendenten, alltorge zu ende
de8 Synodi, eynen Locum communem den Pastoribus propos :
niren und befelhen, das auff dem zulünfftigen Synodo eyn yes
der fein Iudicium vnd meynung darauff fchrifftli im lateini⸗
ſcher ſpraach vorlegen ſoll.
Vnd alles was auff dem Synodo tractirt dvund beſchloſſen
wirdt, ſol mit fleiſs verzeychnet vnd auffgeſchrieben werden.
Nach entlichem beſchluſs cantetur wel legatur: Te Deus
laudamus, et dimittsntur cum Benecddietione,
Actum Coͤrbach, Dienſtags nad) Laetare, Anno Nach
Chrifti vnſers erlöfers geburt MDLVL
Praesentibus.
Iodoco Monich.
Iona Trygophoro.
loanne Mercatore. .
‘: Hermanno Vinero LL. D.
Hermanno Nellio,
Melchiore a Linden,
Nicolao Weigeln.
Ioanne Lycanla.
Rheinardo Trygophoro,
Theodorico Rafflenboel.
Bertholdo Caluo.
Iusto Abelio.
Stephano Spee,
Matthaee Taschio.
Ioannes Lycaula subscripsit.
Rheinardus Trygophorus, sst.
Theodorus Rafilenboel, sst,
Getruckt zu Marpurg bei Andres Colben 21. Augusti.
Anao Domini MDLVI. J
DZ
CV.
airchenordnung Wie es mit der Chbriſtenlichen Leere, heiligen Saeramenten, vnd Ceremonien,
inn des Durchleuchtigſten Hochgebotnen Fuͤrſten vnd Herren, Herrn Ottheinrichs, Pfaltzgrauen bey Rhein, des hei⸗
ligen reihen Reichs Ertzdruchſeſſen vnnd Churfürften, Hertzogen inn Nidern vnd Obern Bayrn ekt. „Chur vnd
Fuͤrſtenthumben gehalten wirdt.
Iſt Struvens Bericht gegrundet 63 Kirchenbiſt. ©. 4 ff.),
fo hat Herzog Dito Heinrich von Ma —— nachbem er dem
Kurfhrften Friedrich IL. (geſt. 26. Zebrr aAb56) in ber Kur gefotgt
on, durch Heinrich Stolo , Michael Diller und Joh. Mar—⸗
ba⸗ eine Kirchenordnung nerfecti laflen, welche aus ber erften
Reuburger v. 1583, der Württemberger bes Herzogs Chris
ſtoph, und ber "Straßburgifiden von Gapito und Bucer
gerogen tft (f. auch zueab fon, Gere bi Kuueien 1 Hi svang-
Ks. der Prov.-.Nheinkand Weſtphalen, S ). Diele
I.
"Das tg
ftoph — der Grundlage der K.⸗O. v. 1854.
turfürftiich
MDLVL 122 91. 4.
Nachricht iſt indeſſen irrig. Die vorl. KO. iM bietmehe m mt efn
wörtlidher Abbrud ber von Struve nit gekannten K.⸗O. v.
1554,' welche ber Herzog mit einem neuen. ate, „dd.
gm Dfterfonnabend, ben pierten tag des Monats Aprilia na
— gepurt 1556 ” nunmehr auch für die Kurlande yublis
cirte. e gebentt ausdrüdtic der K.⸗O, bes Herz Chris
Rach: angefvetener
er Rigierung, heißt es weitee, :-habe.der Herzog „die
Religion an leere vnd Kirchenbienft, niht one ee icrig nah
178
dergeftalt vnrein befunden, das wir aus Ghriftlishem vnnd fchul«
bigem eifer, von Ampts vnnd Obrigkeit wegen, billig bewegt wors
den, bifem Ghriftlichen handel mit ernfllihem fleiß nachzubens
den.” Es feien deshalb die früher in Drud ausgegangene und
andre namhafte K.⸗O. ben Theologen des Herzogs und anderen ges
lehrten Raͤthen zugeftelt und ihnen „eine &ottfelige, beilwertige
Drbnung ber leere, Saeramenten und Geremonien abzufaffen bes
fohlen“ worden. Diefe hätten nun fich „bifes wichtigen hanbels...
ernftlich& fleiß angenommen” und „eine gute zeit barob gefeffen,”
assr. Ovız. Sächfifihe Geueralartikel.
der Kurfürfk aber babe das von ihnen verfaßte Buch als „chris
ftenlich ond leidenlich ruͤmen hören.” Wei näherer Betrachtung
ergiebt fich aber, daß die Unterfchiede nur in ber Rechtfchreibung
und bem comprefferen Drucke, fo wie darin beftehen, baß das Examen
ordin. bier in der Kecenfion erfcheint, in der es in ber Ausg. ber
Meckenb. K⸗O. v. 1654 abgebrudt iſt. Am Schluffe: Gedrudt
zu Neuburg an ber Thunaw, inn Hanſen Kilians, Ehurfuͤrſtlichen
Secretarii, Druckerei. Anno. MDLVI, Wie in ber Ausg. von
1554 folgen die Schrift von Eheſachen und die Schulorbnung.
Kirchenordnung. Wie die inn der Marggraueichaft Baden Pfortzheimer theils, auch andern
Marggraff Carlind zu
Auch dieſe Kichenorbnung ift bi8 auf wenige unbedeutende
Abweichungen eine Rateberhotung ber R.:D. des Herzogs Chri⸗
ſtoph v. Württemberg 1653. Zwei Heine Zufäge über ben Ge-
brauch bed kleinen Katechismus Luthers &. LIII und bie Peri⸗
en des Sonntags nach Mariaͤ Magbatend und nad) Pauli Wes
tehrung &. CVI And ber Pfälzifhen K.sD. 1554 entlehnt. Das
Mandat, durch welches ber Markgraf Karl biefe K.D. für ben
Pforzheimer Theil der Markgrafſchaft, die Markgrafſchaft Hach⸗
berg, die Landgraffchaft Sufemberg unb die Herrfchaften Roͤt⸗
ten und Babenmweiler publicirt (dd. Pforgheim, ben erften Jumii,
Baden und Hochberg, Marggrauefchafft, Landtichafften vnd Herrfchafften fol angericht vnd
gehalten werden. Getrudt zu Zübingen MDLVI. CXXX ©. 4.
Anno ıc. im fechs vnd fünffzigiften), nimmt ausbrüdlichen Bezug
auf den Augsburger Religionsfrieben , in welchem „ber Allmechtig
Gott, one zweifel meniglich, vnd fonberlich den Eleinmütigen zu
troft, durch fein Göttliche gnad und fenbung des heiligen eifte,
fouil weiter gemittelt, das auff anfehenlichen, treffenlichen vrfa=
chen, und zu erhaltung gemeines friebens, chriftenlich vnd loͤblich
verabfchidt, vnd meniglich frei geftelt worben, one beſorgnuß welts
lichs gewalts , inn feinem Gebiet onnd Oberkeit, der Ehriſtenli⸗
hen, Apoftolifhen Leer, vnd Augfpurgifhen Gonfeffion gemefle
Leer ond Kirchen Orbnungen, auffzurichten.“
1557.
CVII.
General Articul vnd gemeiner bericht, wie es in den Kirchen mit deu Pfarherrn, Kirchen:
dienern, den Eingepfarten, vnd fonft allenthalb ordentlich, auff Herkogen Auguften Ehurfürften zu Sachſen ıc. in
juͤngſt verfchienen Zünff und Sechs und funffsigften Iharen, verordente ‚und befchehene Wifitation, gehalten werben
0 fol. MDLVO. 13 8. 4.
Sm 3. 1555 wurbe im Kurf. Sachſen eine Rifitation
angeorbnet, für welche eine befonbere, zum Theil auch durch
den Drud bekannt gemachte Inftruction erlaffen wurbe
(Artikel: gegogen aus ber Churf. Inftraction
ber Bifitatorn bes Churfreis zu
geben im.1555 Jar ıc., Witteberg. Gedrudt
uch Hans Iwfft. 1555. 2 3. 4). Nah Beendi⸗
gung berfelben erichienen die folg. Generalartikel, die erfte
organifche Kirchengefehgebung der Kutlande. Mannichfach
vermehrt ſtehen fie auch in der K.sD. v. 3. 1580. (f. u.)
* * *
Als der Durchlauchtigiſt Hochgeborne Fuͤrſt vnd Herr,
Here Auguſtus Hertzog zu Sachſſen, des heiligen Roͤmiſchen
Reichs Ertzmarſchalh vnd Churfuͤrſt, Landgraff jnn Doͤringen,
Marggraff zu Meiſſen, vnd Burggraff zu Magdeburgk, vnſer
gnedigſter Herr, zu anfang des nechſt verlauffenen Fuͤnffvnd⸗
funfftzigſten Jares, auff vndertheniges anſuchen ſeiner Chur⸗
fuͤrſtlichen gnaden Yandfchafft, etzlichen feiner Churf. gnaden
hirzu ſonderlich verordenthen, jnn ſeiner Churf. gnaden Chur
vnd Fuͤrſtenthumben, auch andern S. Churf. G. zuſtehenden
Herrſchafften vnd Landen, eine Chriſtliche Viſitation, fuͤrzuneh⸗
men vnnd zuhalten, befohlen,
ach ſen, vber⸗
Welche auch durch bemelte ſeiner Churf. gnaden Vifitato⸗
res, vermuͤge feiner Churf. gnaden jhnen zugeſtalten Inſtruc⸗
tion, fo auff die Augſpurgiſche Eonfeffion , und durch weilandt
den Ducchlauchtigen aud) Hochgebumen Fuͤrſten vnnd Deren,
Herrn Heinrichen Dergogen zu Sachſſen ze. hochlöblicher vnd
feliger gebechtnüs, Anno ac. rl.‘ verordente vnnd gefchehene
Vifitatton, gerichtet, mit befonderm tremen vnnd Chriftlichen
flets, Sott lob, jns werck geſatzt, vnnd allenthalben vorricht "und
volbracht, Vnd fein Ehurf. ©. von mehr gemelten feiner
Churf. ©. verordenten Bifitatorn, nach fo, wie berurt, vorrichter
Viſitation onbertheniglich bericht entpfangen, wie und welcher
geftalt, fie es in folcher Vifitation, beides in der Lahr, leben
vnd wandel, der Kicchendiener, und eingepfarten, auch der Kirs
hengütter und Einkommen, allenthalben befunden, Auch wie
fie die ihnen befohlene Vifitation, vermüge mehr berurter feis
ner Churf. gnaden Inſtruction, gewalts und befehlichs voln⸗
bracht, Vnd durch die vorordente Viſitatores, darneben bebacht,
bas etzliche General und gemeine Articul, Kirchendiener, deren
vnderhaltunge vnd Eingepfarte, belangende, zu mehrer handha⸗
bunge, der Viſitation, zuſammen gezogen, vnd jnn druck geben
werden ſolten, Damit ſich menniglich, ſo es belangt, vmb ſo⸗
"1558. ovıL Auchſiſche Seueralartifel:
niel mehr vnd gewiſſer, darnach zurichten, Vnd mit der uns
wiſſenheit, nicht zu entfchuldigen haben möge, Demnach ha-
ben feine Churf. ©., ſolchen ihren angewandten vnnd Chriſt⸗
lichen fleis, gnediglich vermarckt, Vnd nachdem S. Churf.
G., auff obberurt jhr bedencken, ſuchen vnnd bitt, auch fuͤr ſich
ſelbſt geneigt, alles das zubefordern, damit die warhafftige Re⸗
ligion, ſo in der Prophetiſchen vnd Apoſtoliſchen ſchrifft er⸗
gruͤndet, jnn der oberwehnten Augſpurgiſchen Confeſſion ver⸗
faſſet, vnnd in ſeiner Churf. G. Lande Kirchen bekentnuͤs, zur
zeit des juͤngſten Babſtiſchen zu Trient gehaltenen Concilij, re⸗
petirt, vnnd widerholet, inn feiner Churf. G. Gebietten, ans
einige verhinderung, miſzbrauch, verſeumnuͤs vnd ergernuͤs,
fontel jmmer muͤglich, gehalten vnd erhalten, den Kirchen auch
jre guͤtter nicht entwendet, ſondern was deſſen vnbefugter vnd
vngebuͤrlicher weiſe, geſchehen vnd fuͤrgenohmen, abgeſchafft,
die Kirchendiener gebuͤrlicher weiſe vnderhalten, Dergleichen
auch gute Policej, ſitten vnd erbarkeit, beides, bey Kirchendie⸗
nern vnd gemeinem Volck, vmb ſouiel mehr befordert; Als
haben feine Churf. G., ſouiel die guͤtter anlangt, fo hin und
wider den Pfarren, und deren bienern engogen , oder aber vor⸗
tingert worden, albereit zum theil gebürliche vnnd ernfte befeh-
lich, ausgehen laffen, Damit biefelben widerumb den Pfars
herrn vnd Kirchendienern, eingereumbt ergetzt, und erftattet
werden, feind auch ſolchs ferner zuuerordenen entfchloffen, Der:
gleichen vnnd da S. Churf. G. vermarckt, das es dienotdurfft
erfordert, vielen Pfarhern in Stedten und Dörffern, zu ihrem
jherlichen vnderhalt, zimliche zulage, Auch den alten vorlebten
Kirchendienern, jherliche Prouifion, auff ihr leben, verorbenet,
Vnd wollen fein Churf. &., da derhalben ferner klage oder ans
ſuchen, an fein Churf. G. gelangt , ſich jeder zeit ber gebür,
förder zu. ergeigen wiffen, So viel aber die obbemelten Ges
neral vnd gemeine Articul anlangt, haben S. Churf. ©. die
felbigen, tote die von S. Churf. ©. verordenten Vifitatorn, be
dacht, mit S. Churf. G. Hoffs und LandtRethen, ferner erfe:
hen und berathichlagt, Vnd dieweil boraus zubefinden, das fie
zu ablehmung vnd vormeidunge, allerhand miſzbreuch, fo bey
den Kicchendienern und eingepfarten, eingeriffen, Auch zu befors
derunge gutter Policej, fitten und erbarkeit, vornemblich aber
zu wircklicher Erscution, handthab, vnnd haltunge, ber ergans
genen Vifitation, erſpriſzlich, dienſtlich, und hochnotwendig,
die in ein ordnunge faffen, folgender geſtalt, auch jnn druck
zubringen, zu Publiciven vnnd zu eröffenen, befohten.
Bon ber Lahr ond was bem Vold vorzutragen.
Erftlichen follen alle Pfacheren vnd Prediger, vor jre per
fon, Gott fleiffig danden, auch in ihren Predigten, vnd zu
jeder zeit, das Vold zu hertzlicher dandfagung, tremlich und
fleiffig vormahnen, das derfelbe vnſer lieber Gott, jnn dies
fen Landen fein. Götlih Wort, von vnſerer Erloͤſung, gne⸗
diglich offenbaret hat, Vnnd bitten,-auch zu folchem Gebet, auff
ber Cantzel anhalten, das Gott ſolchs weitter bey und erhalten,
vnnd fruchtbarlich gedeien und zunehmen laſſe, Hirzu alle Chrift-
liche Obrigkeit, in rechter erfanter lahr, beftendiglich erbalten,
ſtercken vnd bekrefftigen, auch erbare gutte zucht, vnd Chrift«
liche Difeiplin in dieſen Landen, altergnebigft vorleihen wolle,
Damit auch folche Chriftliche Lahr, inn den Kirchen diefer
Lande, wie bilähere,.cein vnd vnmorfelfcht geleret, auch ferner zus
u 179
nehmen vnd gepfiangt werden möge, So wollen feine Churf.
G.., das alle Pfacheren nicht anders, dann Biblifcher, Prophes
tifcher, Apoftolifcher gefchrifften, unnd benfelbigen nach der
Augfpurgifchen, vnnd vnlangſt ihnen zugeftelter Sechſſiſcher
: Gonfeffion und Repetition, fo im nechſten Einvndfunfftzigſten
“ Zar, wie berurt, wegen bes jüngften Bebftifchen Tridentiſchen
Coneitij, zu Wittenberg in Drud vorfertigt, gemes und gleiche
förmig. prebigen, und die heiligen hochwirdigen Sacramenta,
nad) der ordnung und einfegung vnſers lieben Herzen und Hey⸗
lands Jeſu Chrifti, reihen, Desgleichen auch ihre Kirchen, zu
fleiffigem anhören Gottes Worte, vnnd offter empfahung des
heiligen hochwirdigen Sacraments, des Leibs und Bluts vn⸗
ſers Herren, trewlich vnd fleiſſig vormanen, Do auch einer
oder mehr, anders lehren, oder aber bie hochwirdige Sacra⸗
menta, andere reichen odder gebrauchen würden, ber odder dies.
felben, follen inn feiner Churf: ©. Landen, Ienger nicht gedul⸗
det, Sondern nad) gelegenheit des jrtumbs, verfürung vnd
verwirdung, in gebürliche ftraff genommen werden.
Auff das aud) das gemeine, fonderfich aber, das junge und
albere Vol, die nöttgften ſtuͤck der Chriſtlichen Lahr, defto
bafz vorftehen, lernen vnd faffen mögen, So fol die Lahr des -
Satechifmi, inmaffen dieſelblg, durch weilandt den ehrwirdigen
und hochgelarten Hern Doetorem Martinum Lurherum fette
gen, inn druck geben, und vorhanden, fambt feiner auslegung,
fleiffig onnd zum offtern mal, gehandelt, geuͤbet, und ſtetigs
auff eine form vnnd meife, trartirt, inn fonberheit aber das
junge Volck, zu ausdruͤcklicher nachfprechung desfelben , geweh⸗
net, darinn auch offt und offentlid) befragt, eraminiet vnd vers
bort werden. i
Welche Bücher notwendig, in allen Pfarren fein ſollen.
Es ſollen in allen Kirchen, zum aller wenigſten die Biblia,
durch ermelten Doctorem Martinum verdolmetzſchet, desglei⸗
hen auch die Augſpurgiſche Confeſſion, vnd deren obgemelte⸗
repetition, ſambt einer Agenda, ſo hochermelter Hertzog Hein⸗
rich zu Sachſen ꝛc. hochloͤblicher ſeliger gedechtnuͤs, im jar 1040.
ausgehen laſſen, vnd dann die Loci Communes Philippi
Deutſch, vnd in Lateiniſcher ſprach (damit ſich die armen Pfar⸗
herrn derſelben mangels nicht zubeklagen) vorhanden ſein,
oder nachmals foͤrderlich erkaufft, vund den Pfarherrn, zu be⸗
fuͤrderung jhrer ſtudien, in jhren gebrauch vbergeben, doch nichts
deſto weniger jnn der Kirchen Inuentarium, auff das dieſel⸗
ben, jede zeit dabey zubefinden, beneben anderm gebracht vnd
verleubet werden.
Von der Tauffe.
Das hochwirdige Sacrament der Heyligen Tauffe, ſol mit
aller hoͤchſter Reuerentz, ehrerbiettung, one einige vnchriſtliche
miſzbreuche oder leichtfertigkeit, der bey oder vmbſtehenden,
jnnhalta der Agenda, gehandelt werden.
Die. Kindlein fo in noth, in beyſein Chriſtlicher Gottfuͤrch⸗
tiger Weiber getaufft, ſollen anderweit in der Kirchen nicht ger
taufft, beſondern allein die Confirmation (vermoͤge vnnd jnn⸗
halts der Agenda) vber ſie geleſen, vnnd Gott dem Herren ge⸗
dauckt und gebettet werben. — | |
VBnd fol. kein Pfarherr bie jungen kindlein, vmb ihrer Eis
dern fünde oder unbusfertigkeit willen, mit dee Tauffe vor⸗
23 +
7
180 | "ass. Cvrr. Sächlihe Seuercharuikel.
I, Odber aber aller binge vngetaufft ligen vnd ſterben
laffen.
Als and vnlaugkbar vormardkt, das bey vielen bas Hoch⸗
wirdige Sacrament der heiligen Tauffe, vmb das einbinden,
gefchend vnd fonderlichen nutzes, etwan auch vnzimlichen
prachts vnd hoffart willen, mit groſſer mennige der gebethenen
Geuattern, jnn ergerlichen miſzbrauch gezogen, Vnnd alſo etz⸗
liche hierdurch kremerey, faſt derglelchen, wie vorruckter zeit die
Meſzpfaffen im Babſthumb, dem Nachtmal des Heren gethan,
auffrichten, Vnd zu erbermlichem anſtoſſe dev einfaltigen, ein⸗
fuͤren, vnd alſo denſelbigen gleich ſuͤndigen, vnnd mit dieſer
leichtfertigkelt, Gottes zorn, wider uns erregen thun, So ſollen
hinfuͤro nicht meht dann drey Geuattern gebeten, und hierüber
nlemandes zugelaſſen werden.
Es ſoll auch das gefreſſe und groffer vnkoſt, fo an vielen
enden, vnd fonderlich vff den Doͤrffern, bey der Linder Tauffe
gewoͤnlich gehalten worden, abgefchafft werben.
Bon der Yriuat Abſolution.
Es foll niemand zum hochwirdigen Sacrament des Leibs
und Bluts des Heren Chriſti, zugelaffen werden, er habe denn
zuuor bey feinem ordenlichen Paftor oder Diacon, die. Priuat
Abfolution gefucht, Vnd follen Paftor vnd andere diener im
Predigamt, die jungen vnnd andere Perfon, von ber Lehr fleifs
fig fragen, vnd die jhenigen, fo vnterweyſung bedürffen, zu
jeder zeit, fo viel muͤglich, unterrichten, Sollen aber niemandt
beladen, mit erzelung heimlicher fünden, fonder ſollen bey der
vnterweyſung, den perfonen nach gelegenheit, vermanung zur
befferung und troft, fürtragen, Vnd fo fie befferung zufagen,
ihnen die Abfolutio ſprechen, wie aus guten vrſachen, jnn den
vorigen Viſitation bedacht ift, das in den Kirchen biefe weis
zuerhalten ſey, Denn iha die Paftores willen follen, welche
perfonen zur Communio kommen, vnd dad nicht zugelaffen
werden, folche, die jun offentlichen fünden verharren, So ift
auch onterweifung und troft, vielen nuͤtzlich.
Darumb follen auch die Paftores odder Diacont, jebe Per:
fon, die zue Communio gehen mil, jnn ſonderheit zuuor hören,
vnd nad) der onterweifung, vermanung und teoft, nad) ber pers
forı gelegenheit, ihr Die Priuat Abfolution fprechen, Vnd follen
nicht einem gangen hauffen zugleich, ungehort, ein gemeine
Abſolution ſprechen. Vnd biefes vorhören vnd Abfolutton
ſprechen, ſoll nicht in des Paſtors oder Diacon haus geſchehen,
ſondern nn ber Kirchen offentlich, den Sonnabent oder Veſper⸗
zeit vor dem Feſt, damit ſolches alles, mit groſſer zucht und
mit ernſt, ausgericht werde, jnn beyweſen, vnd bey dem gebet
des Volcks, das alsdann in die Kirchen, zum Veſper gebet
kommet.
Bon der Eommunios.
Sontag vnnd etliche andere Cheiftliche Feſt, follen gehal⸗
ten werden mit zuͤchtiger verfamlung jnn die Kirchen, Chriſt⸗
licher Predig, Geſang, ernftlicher anruffung Gottes, vmb gnab
und hilf inn allen nötten, vnd mit dandfagung.
Wnd fo offe etliche perfonen ber Communio begeren, fol
auch die Communto alfo gehalten, wie fie durch des Heren
Ehtiſti befehlich geordnet iſt, das beyde geflalt gereicht vnd em⸗
pfangen werden, mit vorgehender vnd folgender ernſtlicher ans
ruffung vumd danckſagung, Vud ſollen bie Predicanten das
Volck unterrichten, das ſie offt Communicirn, jhten glauben
zu erwecken, vnd des Herrn Chriſti groſſe gnaden, Sterben vnd
Aufferſtehung, ſamlung vnd erhaltung der Kirchen, vnnd alle
gnedige verheiſſung, offt zubetrachten, und dabey deſto ernſtlicher,
Sott anruffen vnnd jhm dancken, Vnud ſollen die faule, kalte,
fichere, ſchlefferige herden, die ben Chriſtlichen troͤſtlichen brauch
des Heiligen Sacraments nicht betrachten, vnd nit achten, offt
mit ernſtlicher erinnerung ſtraffen, vnd die Gottfoͤtchtigen zur
Communto vermanen, So aber am Sontag oder andere Feſt,
nicht Perfonen da find, die zur Communio gehen wollen, fol
eine Communio gehalten werden, Sonder das Feſt fol mit
Predig, ernſtlicher anruffung Gottes, vnnd danckſagung, und
keine Priuat nach Opffer oder Bebſtliche meſz, gehalten werden.
Wann die Leuthe Communicirt haben, ſollen ſie ſich, vor⸗
nemblich denſelbigen tag, der Bierheuſer vnd Kretzſchmar, auch
der vnordentlichen Tentze, vnd anderer leichtfertigkeit, enthal⸗
ten, Odder aber darumb ernſtlich geſtrafft werden, Wuͤrden
aber die Pauern den tag zugelaſſene Gemein halten, vnnd da⸗
bey Bier trincken, ſo ſie alle zalen muͤſten, Als ſol dem, ſo den
tag Communlſcirt, fein anteil, wie einem krancken, anheim ges
ſchickkt werden, Die vbertreter, fo nicht gelt zugeben haben,
ſollen mit dem halfzeifen geftrafft werden.
Es fol auch Bein Pfarherr oder Kirchendiener, jemandes,
der in feine Pfarre nicht gehörig, das Hochwirdige Sacrament
reichen, inn anfehunge, das zum offternmal viel vnnd mancher⸗
(ey vnrichtigkeit, doraus erfolget, Es weren bann wanderende
odder Erande perfonen, und wie berurt, wol vnderrichtet.
Bon Eerenmien.
Mit denn Ceremonien bey der Zauffe, Communton, Selten
und gefengen inn ber Kirchen, auch dem Gopuliren odder
trawen, vnd ehelic) zufammen gebungen, vnd font, Soll es
nad) obbemelter, Anno x. 40
S. Churf. G. jnn manglung mehr zudruden, gnedigfl verord-
nen wollen) gehalten werben.
Wie fich die Bingepfarten, gegen Gottes Wort, vnd den Koch:
wirdigen Sacramenten, vmb ſonſten im inem leben vub wandel,
vorbalten follan. .
Es ſollen fich jebes orts eingepfarte, inm allem thım Thres
lebens, vnnd fonderlicy mit anhoͤrung Gottes Worts, mit ent
pfahung des Hochmwirdigen Sacraments, vnſtrefflich und Chriſt⸗
lich vorhalten, Do aber einer oder mehr, deme zuwider, ons
chriſtlichs ergerlichs lebens, und vorechter Gottes Worte, bes
funden, Sonderlich die das hochwirdige Sacrament, in beider-
len geftalt, weil das Euangelium, rein vnnd iautter gepredigt
worden , niemals oder jnn viel jaren, nicht gebraucht hetten,
oder aber fonft offentliche vorechter Gottes Worts wehren, und
von ihren Pfarhern, deshalb Chriſtlich vermanet, vnb fleiffig
geleret vnnd vnderwieſen, im vorgefegten ergerlichem und boͤſem
leben, halftarrig und onbusfertiglich vorharren würben, die, follen
ber Obrigkeit jedes orths angezeigt werden, Vnd wo bie nicht
gebuͤrliche ſtraffe vornehme, alfo dann, follen diefelben vorech⸗
ter Gottes Worte, zu keiner Tauff oder Communion, one vor»
gehende vechtichaffene rew vnnd buffe, zugelaffen, ober da fie
von binnen abfcheiden ober flechen, mit Feiner gewoͤnlichen vnd
. außgegangner Agenda (devev _
"ass. Ovan Bächfifche GBeneralarttkel.
Chriflichen Sotemnitet, gleich andern Chriſten zur erben bes
flattet werden. | —
So follen auch die jhenigen, fo an Feſten vnd Sontagen,
vor vnd mac mittag (fonderlich. aber. auff ben Dörffern) die
Predigten vorſeumen, unnd ſich zuuorn bey den Pfarherrn und
Richtern jedes orts, jhrer vorhabenden nothwendigen geſchefft
halben, micht entſchuldigen, mit zimlicher geltbuſſe, odder do fie
des vormoͤgens nicht weren, mit dem: halseiſen an der Kirchen,
oder anderm gefencknuͤs geftrafft werben.
Welche under ber Prebigt oder bem Ampt, inn und auffer
der Kirchen, onfug treiben, mit mafchen, lachen, vnd anderm
Bergleichen, follen auch inn das halseiſen gefchlagen, odder
fonft gezuͤchtiget werden.
Von Eheſachen vnd Hochzeitten.
Es ſollen die Hochzeitten, nicht auff den Sontagen oder ans
dern heiligen tagen, Beſondern auff den werckeltagen in der wo⸗
chen, oder, do des einig bedencken ober vrſach, darumb es fcheblich
vorfallen folte, vugeachtet deſſelben, ehr nicht, auff den Sons
tagen vnd andern heiligen tagen, dann nach der Veſper vnd
gehaltenem Catehifmo, angefangen vnd volnbracht werden.
Vnd nachdem fich egliche daheim in jren heufern, höfen,
eæuch wol vnderm Himmel, vnd nicht jun der Kirchen, tramen
Inffen, boraus dann alleriey vurichtigkeit erfolget, Als fol bins
fürn die Eopulierung vnnd zuſammen gebung oder einfegung,
der Braut vnnd Breutgams, aufſerhalb der not, anders nicht,
dann jnn der‘ Kirchen vor Chrifllicher gemeine, und mit beider:
. feits Eidern, vormuͤnden, oder nechfter freundtfchafft vorwiffen,
vnd foniten gar nicht, gefcheen.
Alſo follen auch diefe Perfonen, fo fi in ehelichen ſtand
zubegeben bedacht, zuuorn drei Sontage nach einander, öffent
kich auffgeboten, vnd wann Bein hindernuͤs befunden, alsdann
eingeleitet, vnd zuſammen gegeben werben.
Grid damit man wiſſen mög, weiche nad, Goͤttlichen und
gemeinen Kepferlichen Rechten, ſich mit einander zuuorehelichen
worboten, haben ©. Churf. ©. alle vorbothene grad, nach ber
Blutfreundſchafft vnnd Schwegerfchafft, zurechnen, abdruden,
md zu ende biefer Articul fegen laſſen, So offt nun ein Seel⸗
. weifen, Weiche im fall der notturfft, do jhnen die fachen zu '
forger, vmb zuſammen gebung vorttawten perfonen erfucht,
fol er die perfonen, fo fidy ehelichen wollen, befragen, Ob und
wie fie einander verwandt, und wider obberurte vorbotens gras
dus, Feine perfonen zufamen geben.
Huch fol kein Pfarherr, in Heinen Stedten, auffn Doͤrf⸗
fern, oder Diacon inn Stebten, Ehefachen zurichten, oder aber
bie Ehe zufcheiben, ſich vndernehmen, ſondern Diefelbe vor ihre
georbenthen Supperattendenthen, zuuechören und zuuoreichten
ſchwer, ober dermaßen vorwirret, das fie gerichtlich zu ent⸗
fheiden, ferner an das Conſiſtorium weifen und remittiven
llen.
Kein Pfarherr, ſoll auch einige frembde leuthe, ſo nicht jnn
feine Pfarre gehoͤrig, copuliren oder zuſammen geben, jnn an⸗
ſehung, das viel vnnd offtmals, allerley. vnrichtigkeit hieraus
erfolgei.
Demnach auch etzliche von der weltlichen Obrigkeit, als
Amptleuthe, Schoͤſſere, vnd etliche des Adels, ungeachtet, das
fie vngelehet, heillger Schrifft und der Macht vnerfaren, hierzu
auch ordentlich wicht beruffen, ober aber desſelben ſondetlichen
befehl gehabt, fich vnderſtanden, Eheſachen zuuorhoͤren vnd zu⸗
ſcheiden, Sol ſich hinfuͤro derſelben niemandt weitter vnderfan⸗
gen, beſondern dieſe ſachen, den Supperattendenten, vnnd Con⸗
ſiſtorijs, zunorhoͤren, vnnd nach gelegenheit zuuorrichten, heim⸗
ſtellen, Do auch die Supperattendenten jan deme, jrer huͤlff
beduͤrffen wuͤrden, ſollen ſie jhnen dieſelbige vnweigerlich leiſten
vnd widerfaren, oder aber jnn weigerung, ſollichs an S. Churf.
G. gelangen laſſen.
Von Todten vnd Begrebnüſſen.
So jemandt von Gott, durch kranckheit vnd toͤdtlichen ab⸗
gang, von biefem jammerthal abgefordert würde, ſoll derſelbige
| nicht alſo bald begraben, beſondern zum wenigſten zwelff ſtun⸗
den, doheim im hauſe behalten werden, jnn betrachtunge, das
etzliche durch geſchwinde kranckheitten oder amacht, etwan alſo
ſchwach, mathlos, vnd vorzuckt, das fie vor tode menſchen an⸗
geſehen, vnd doch gleichwol vber etzliche ſtunden, widerumb ſich
erholen, vorſtendig vnd lebendig werden.
Alle todten ſollen eherlich beleittet werden, den lebendigen
zu einer erinnerung jhrer ſterbligkeit, auff das ein jeder ſein
ende, vnd wie vngewiſz dafſſelbige ſey, bedencke, auff das er fein
leben jun busfertigkeit zurichten, vnd ſich zum tode bereit vnnd
geſchickt zumachen, hierdurch vormanet werde. Den Leichen
ſol allein an denen oͤrttern, da ſie begraben, Vnd nicht vber
Landt an frembden ortten, gelautet werden, aus vrſachen, das
ſolchs ein aberglaubige Superſtitio, vnd ſeinen grundt von dem
ertichten fegefewer bekommen.
Auch ſollen der Chriſten vorſtorbene Coͤrper, Chriſtlich vnd
eherlich beleittet vnd begraben werden, Derwegen ſoll die leiche
mit einem tuch eherlich bedeckt, vnnd mit dem Pfarherr, gloͤckner,
Diaconis und Schulmeiſter, einen oder mehr, nach andacht und
vormögen eines jebern, fambt den ſchuͤlern (da die vorhanden)
vnnd mit Chriftlichen gefengen, dadurch die menfchen ihrer
fterbligkeit, ond des Juͤngſten Gerichts, auch der frölichen auffe
erftehung von den todten, vnd des Lünfftigen ewigen lebens,
erinnert, zu ber erden beflattet werben.
Damit auch die beleytung der-Tobten, befto Chriftlicher
gejcheen möge, follen auff den doͤrffern, etliche perfonen von der
freundfchafft (fonderlicd, wann ein aldes verftorben) mit.gehen,
vnd die Leiche zum grad beleitten helfen, Ausgefchloffen, wann
die Peflileng vegieret, alsbann fol ſolchs in eines jedern ‚ges
fallen geftalt fein.
Auff das auch die Kirchhöfe allenthalben, und fonderlich
auff den börffern, da ſich Pfarherrn ober gloͤckner, bero darauff
wachffenden greferep, gemeinlich gebraudyen, ehrlich vnnd rein,
als ein Schlaffhaus der Ehriften, fo am Juͤngſten tage, von '
Chriſto aufferweckt, und fellg gemacht werben follen, gehalten,
So follen diefelben mit mauern, blanden, zeunen und thuͤren,
vorwarst, vnd vorm Vihe allenthalben mit fleis vormacht
werben,
Von Wahl vund MUmbt der Supperattendenten⸗
Es ſol mit der Wahl eins Supperattendenten, vornemb⸗
lich groſſe acht darauff gegeben werden, das nicht vngoſchickte,
vntuͤgliche leuthe, aus gunſt darzu angenommen, obdder durdy
etzlicher leuth fuͤrbitt, odder ſonſt eingedrungen werben, Son⸗
182
dern dieweil es ein hohes ſchweres noͤtiges Ambt ift, Als wol⸗
len S. Churf. G., das Erbare, wolbetagte, erfarne, gelerte,
wolgeuͤbte, Sottfücchtige mehner , inn hohen fchulen. vnd ans
derswo, mit rath der Theologen geſucht, und S. Ehurf. G.
zuuor vnnd ehe ſie beruffen, angegeben, Alſo dann, mit S.
Churf. G. bewilligung, erwelet, ordentlich vocirt, onnd tie ges
breuchlich, orbinirt, unnd von S. Churf. ©. entlich Confirmirt
werben.
Demnad dann ein Supperattendens,. andern Paftoribus
vorſtehen, fie ontermeifen, vormahnen, flraffen, annemen, unnd
entfegen helffen, vnnd ander ding, die hernach folgen, ausrichs
ten fol, Will hoch von noͤtten ſein, das ſolcher bey den andern
Paſtoribus, ein anſehen vnd ſchew habe, Vnd nit ſeiner ju⸗
gent, vngeſchickligkeit, ergerlichen lebens, vnd dergleichen vr⸗
ſachen halben, voracht werde.
Es ſol aber ein jeder Supperattendens, fleiſſig acht geben,
auff aller der Paſtorn, vnd andern Kirchendiener, lahr, leben,
und fleis, die feiner Inſpection vnderworffen fein, Bnd damit
er ſich deſto gewiſſer, ſolches alles erkuͤndigen moͤcht, ſoll er die
Dorff Pfarherr vnnd Kirchendiener, im Ihar ein mal zu ſich
beſcheiden, auch da es die notdurfft erfordert, vnuorwarnt, ſelbſt
jinn bie Stedte, Flecken vnd Doͤrffer, reyſen, vnnd aldo die
Predigten anhören, ſich bey den zuhoͤrern, von ihres Seelfors
gers wandel befragen, Auch zu zeitten egliche Pfarkinder, ſon⸗
derlich die jugent, aufm Catechifmo Eraminiren und verhören,
Dergleichen bie fchulen befichtigen, und erfaren, was fuͤr ord⸗
nung darinn gehalten werde, vnnd wie fich die knaben beffern.
Vnnd wo alfo, wie obberurt, einer odder mehr Supperat⸗
tenbenten, etlicher jrer Kicchengelegenheit, dermaſſen befuͤnden,
das die zu befuchen von nötten, Haben S. Churf. ©. gnedigſt
gewilliget , inen die zur notturfft auffgewandte zerung, wider⸗
umb zuerlegen, vnnd zuerflatten, jedoch follen fie folche zerung
eygentlich vorzeichnen, wieuiel vor eſſen, trinden, mietlohm,
eine® oder zweier pferde (bo von fern wegen bes orte, dem Sup:
perattendenten, einer fuhre von nötten mere) an einem jeden ort,
an welchem tage es auffgelauffen fey, Vnnd ©. Churf. &. zu
eignen handen vberfchiden.
Darüber fol ein jeder Supperattendens, nad) feiner vnnd
der benachbarten Pfarheren gelegenheit, alle Ihar zwifchen
Dftern vnnd Pfingften, . einen Synodum halten, vnd darzu
beruffen, aus den Stebten, Flecken und Ditffern, alle Paſto⸗
res, fo jnn feine Supperattendents gehören, vnnd ſich barinnen
ihrer Lahr und fitten, auch anderer vorfallenden gebrechen er⸗
kunden, diefelben inn befferung richten, in fonderheit auch jre
Relation hören, wie fie jre Pfarkinder jnn Examine befunden,
und was fie fonft vor jrrige fachen anzuzeigen haben, Vnd bo
etwas für fiele, das er nicht vorrichten inte, fol ee das an das
Conſiſtorium, bohin die perſon und fachen gehoͤrig, weiſen vnd
gelangen laſſen.
Do auch der Supperattendens, ettond vngebuͤrlichs oder
ſtreffuͤch von einigem pfarherr, jnn ſeine Supperattendents
gehoͤrigk, ſelbſt erfaren, oder aber vom Lehen Herrn, oder den
eingepfarten, erkuͤndigung bekomen hette: ſol er denſelben jnn
geheim darumb anſprechen, vnnd nach gelegenheit der vorbre⸗
unge, ſtraffen, mit vorwarnung, do keine beſſerung folgen,
vnd dergleichen klage mehr, für in kammen wuͤrde, das erfoldhe
an das Conſiſtorium gelangen laſſen muͤſte, jnn maſſen er
*
a8. Cvır. Gaͤchfiſche Generalarüibel.
auch ſolcho thun, vund das Conſiſtor ium hierinne gebuͤrlich ein⸗
ſehen haben ſol.
Er ſol auch ſolche ſeine nachbarn im Synodo, fteundtlich
vormanen, zu fleiſſigem ſtudieren vnd leſen, zu einem. tuͤchti⸗
gem wandel, zu trewem dienſt jnn jhrem befohlenem Ambte und
beruff, zu freundtlicher einigkeit, Vnd da nach gelegenheit der
zeit, andere mehr erinnerung, troſt vnd vnterricht, den Dorff⸗
pfarhern von noͤthen fein wuͤrde, Als vor gemeine noth ober
vorfiehende gefahr, vonder Eantzel vnd ſonſt zubitten, ſoll er
daffelbige auch mit vernunfft vnnd beſcheidenheit zuthun, ſich
befleiſſigen.
Wann auch forthin die angenommene, Examinirte und
ordinirte newe Pfarheren , ein gewieſen werben, So fol ſolchs
durch die Supperattendenten, in beyfein ber Schöffere, Lehen
Herren, und derer, fo ihnen beruffen, ungefehrlich nachfolgender
meinung , gefcheen, das ber Supperattenbene mit bem newen
Pfarherrn, Schoͤſſer, Lehenheren, gerichtshabern oder vormals
tern, jnn den Flecken ziehe, dohin der Pfarherr beeuffen ift, Vnd
dofelbft auff einen Feiertag nad) der Predigte , niit bem newen
Pfarherr für den Altar trete, vnd demſelben fein gemein vnd
Kirchen befehle, mit ernftlicher Chriftlicher vorwarnunge, auß.
den Worten Pauli, zu fleiffiger und tremer Regierunge ber
Kirchen, vnd veterlicher vorforgung der armen fchefflein , auch
mit vorwarnung vnd befrachtung, das er den ernften gern und
ftraffe Gottes, auff ſich Laden werde, fo er jemandes aus bes
befohlenen fchefflein vorfeumen, vorwarnlofen , odder aber mit
vnrechter Lahr, vnſerer heilwartigen Chriſtlichen Religtors
zuentgegen, vnnd fonberlichen rohloſen leben, ergern wuͤrde.
Nachmals foll der Supperattendens, auch die Gemeine vor⸗
mahnen, zu billigem gehorfam, reuereng und danckbarkeit, ge=
gen biefem ihrem newem Pfarherrn, mit erzelung ˖ ber hohen
vnausfprechlichen gütter, bie dem armen vold, durch bie Klr=
chendiener, von Gott vorgetragen werben.
Letzlichen foll er das volck vormahnen, ernſtlich Gott zu=
bitten, das er zu dieſes nemen Pfarhers Regterunge und Lahr,
feinen fegen vnd gedeien geben wolte, damit durch Ion, als
durch einen-Heilfamen werckgezeüg, fein Goͤttlicher Nahme ge=
beiliget, fein Reich gemehret, fein wille volnbracht werde, Vnd
nad) geſprochnem Vater unfer, foll er die Gemeine fingen laſ⸗
fen, Nu bitten wir den heiligen Geiſt, ıc.
Nach folder einweifung , fo ber Supperattendens fleifiig
bey den Kirchvetern erfragen, was ber Pfarr einkommen,
was gangkhafftig, was ftreittig fen, Item was das Inuentas
rium vnd widumbs buch vormoͤge, Vnd deſſelben allen ein
klar vorzeihnüs, dem newen Pfarbern, zuftellen Laflen, vnd
jnen vormanen, ſolch fein einkommen einzufocdern, vnnd nichts
dauon entziehen zulaſſen, auch gerthen vnd gebew, zubeſſern,
et die gehülg, wo die ben ben Pfarcen ſeind, nicht zuuor⸗
wüften.
Auch fol er die gemeine erinnern, das fie trewlich, vnudr⸗
zuͤglich, dem newen Pfarhern fanen lohn volkoͤmlich, reichen
vnd entrichten, vnnd die Obrigkeit vormahnen, das fie darzu
behuͤlfflich ſein wolen.
Ban Beruff und auuchmung ber Pfarhern.
Es fol hinfuͤro jnn S. Churf. G. Chur vnd ⸗Fuͤrſtenthum⸗
ben, kein Dfarherr one dorwiſſen der Supferattendenten (des
-
nen ©. Ehurf. ©. jebes orts ordnen, und folch auffſehen vor»
nemblich befohlen vnd aufflegen laffen) beneben glaubwirdigen
zeugknuͤs und Teſtimonien, feines flandes, forigen wandels,
weſens vnd abzugs, ſo er beffelbigen orte: Superattendenten,
auffjulegen ſchuldig fein fol, auff oder angenommen werben,
Wann aber hieran Bein mangel, das er alfo dann zu der Exami⸗
nation, jnn bie Bniuerfiteten, gegen Wittemberg ober Leiptzig
geſchickt, Vnd wann er vor genugſam gelerth, und täglich bes
funben, zu folchem feinem’ Ambte, darzu er beruffen, auffgenos
men, eingeweiſet, vnd inweflict werde, Vngeachtet, ob er zu=
wor jun andern Landen ordintet, vnd Pfarren vorwaltet ober
regiert hette. |
So wollm S. Churf. ©. auch nicht, das die Sollatores
die. Dfarchen, mit dem Lehen gelbe, wie etwan gefchen, bes
Legen, bafjelbig von ihnen forbern oder nehmen, oder aber ihnen
die Pfarrhen auff eine nambhafftige zeit, zu ihrem vortheil,
vnd des Pfarhers nachteil, vorleihen, Beſondern das fie jhnen
dieſelben Pfarrhen bleiben laſſen, fie hetten dann ber Lahr
vnnd lebens halben, genugfame vrfache wider fie, Solche vr⸗
ſachen follen fie an die ordentliche Confiftoria, gelangen, vnd
des orts die ſache gebürlicher weiſe oͤrttern Laffen.
Von ber Drbination der Yriefter.
Die Ordination der Priefter, fol zu Leiptzig vnnd Wittem⸗
berg vorgenommen, auch allermas gefcheen vnnd gehalten wer⸗
ben, wie es derer ortte herbracht, vnd von zeit der reinen Euans
gelifchen Lahr vnſerer feligkeit, gehalten worden.
Die ihenigen, fo einen. Kirchendiener beruffen , und zu der
Drbination ſchicken, follen denſelben mit nottürfftiger zerung
alfo vorfeben, das er wie breuchlich, ordintet werden fan, Das
mit aber hirinnen auch gleicheit gehalten , und niemands zur
vnbilligkeit befchtwert werde, fol es vff erfentnäs der Supper-
attenbenten vnd Obrigkeit, jebes orts geftalt werben.
Vnd es fol onder andern ber Ordinandus, vor ber Orbis
nation gefragt, wo und was er fludirt, auch wo vnd womit er.
ſich zuuor enthalten und genehret habe, Endlich auch fleiffig
Eraminirt werden, in der Chriftlichen Lahr, and) ein mal odder
Öffter, offentlich predigen, vnnd do befunden , das derfelbe an
Lahr vnnd wandel vngeſchickt were, follen die, fo jnen gefandt,
vnnd zu der Pfarr beruffen haben ober woͤllen, fchrifftlich von
difes vngeſchickligkeit, berichtet und vormarnet werben, das fie
auff einen andern bedacht fein wollen, dee zu folchem Pfarr»
ambt täglich fen.
Bon Plarherrn Kirchen und Spulen biener jun gemein.
Vnd damit hinfüro allenthalben fchebliche ergernäs, foutel
jmmer möglich, vorhuͤttet, Chriftliche zucht vnnd erbarkeit er⸗
halten, So wollen S. Churf. &., das beyde, Kirchen vnd
Schulendiener, vornemblich jun der Lehre, richtig und reine
fein, Auch ſonſten im ihren leben und wandel, fi beybe, jnn
worten, werden vnnd Meibunge , erbarlich gegen menniglich,
freundlich, zuͤchtig vnnd demuͤtig, und in fumma allenthalben
vnd in allem, Chriſtlich, vnnd alfo vorhalten, das fie mennig⸗
lich, und fonderlich jren ſchul und kirchen kindern, nicht anftofs
fig, fonder dermaffen mit gutem Erempel vor gehen, bas bie
Pfarkinder, und fonften menniglich, benfelbigen mit luſt und
fewcht, ſeliglichen und ane ergernüs, folgen muͤgen, hierzu dann
1388. cv. Sachtiſche Geueralartiket. 0188
vornemlich dienen wuͤrde, da fie. zuuormeibunge menfchlicher
vppigkeit, und heraus folgenden vordachte,. ſich jnn den heiligen
Eheftandt begeben, vnnd fich jnn demfelbigen, jnn Cheiſtlichen
frieden vnnd einigkeit vorhielten, ihres Ampfe vnnd ſtudierens
fleiſſig abwarteten, Sauffens, fptelens, fpachen gehens, und
anderer ergerlichen leichtfertigkett, auch aller Zabernen vnd
fhendheufer, enthielten, Vnnd alfo menniglich zu fleiffiger
anhoͤrunge Gottes Wort, vnd offter entpfahunge des heiligen
hochwirdigen Sacraments, reigeten.
Doneben follen fie vndereinander, fittig vnd friedlich leben,
mit ihren Collegis, fchuelperfonen vnd Bürgern, fich nicht jnn
frembde hendel mengen , nicht gegend? oder parthey vnder den
leutten ancichten,, ihre Paftores vnnd Supperattendentes, jnn
ehren halten , ihnen gehorfam ſein, vnnd fie nicht bey der ges
meine vorkleinern, nicht wider fie practiciren, odder rotten vpd
partheien anrichten, vnd die gewaltigen oder ben pöbel, wiber
fie vorbittern oder worhetzen, der hoffnunge, ſie entlichen mübe
zu machen, und gar aus zubeiffen. | |
Domit auch zmwifchen dem gemeinen man, Kirchen vnnd
ſchulen dienern, vnderſcheid fey, und einer vor dem andern moͤ⸗
ge erfant werden, So follen fich dieſelben hinfüro , aller leichte
fertigen, kurzen, zerhackten, zerfchnittenen kleidunge, und uber»
meffigen vorbremunge berfelben, enthalten.
Sie follen jhr Weib und Kindt, zur zucht und erbarkeit
ziehen, aller onehrlichen handtierungen, auch Wen odder Biere
fchenckens, tauffmanfchafft, unnd dergleichen hendel, fich ent
halten, Auff der Cantzel die Leutte, Er affectu, nicht ſchmehen,
ihres ftüdij und. Ampts warten, Vnd fonderlich neben der Bis
bita, die Poftillen Lutherj, Locos Theologicos Philippi, latebr
niſch oder deutfch, die Augfpurgifche Confeffion, fampt derfels
ben obbemelten Repetition, follen fie offt und fleiffig lefen,
Bund alle jre Predigten vnd lehr, auff diefelben Confeſſionen
vnd declarationen, genden. und richten, Damit einerley form
und eintrechtigkeit, in der lehr, in ©. Churf. ©. Landen erhal:
ten, vnd auff die nachlomenden gepflangt werde, Welcher
vrſach halben, S. Churf. G. auch befohlen, auff derfelben un»
Eoften, dieſelbe Gonfeflion und Mepetition, von newen wider zu
drucken, unnd jun eine jede Pfarkicche, ein Eremplar, beider
Gonfeffion zunorordenen, das ftets beyden Pfarren bleibe, und
ins Inuentarium vorzeichnet werde.
Das aber von Wein und bierfchenden, droben gemeldet iſt,
fol alfo vorflanden werden, Da den Kirchen bienern eigener
wein wüchffe, oder zu Decem gefiele, Oder fie auff der Pfarr
oder fonften, gerecjtigkeit hetten, Bier zubrawen, mehr dann
fie zur haushaltunge bedürffen, das jnen ſolchs bey faflen, ey⸗
mern, vnd tonnen, andern leutten zuuorkauffen, vngewehret ſein
fol, Alleine das fie nicht ſchenckzeichen ausſtecken, ober geſte
zur zeche im haufe fegen, damit nicht etwan in Tauffen vnd
Sacrament reichen, oder fonſten, fehimpfflich gehandelt werde,
vnnd anderer mangel vor fallen möchte, Da fich einer anders
‚dann wie gemelt, vorhalten wirdet, fol ſeins Ampts entſetzt
werden.
Die Stadt Pfarrer, ſollen vom Rath vnd der gemeine ge⸗
welet, vnd dem Supperattendenten, zugeſchickt vnd preſentirt
werden, der ſie nach vorhoͤre vnd erkuͤndigunge jhres wandels
halben, ſoll zur Ordination, mit ſeinem vnnd des Raths Te⸗
ſtimonio, von beruff vnnd erbarn Chriftlihem wandel und le⸗
184
ben, ſchicken, bo ſollen fie weitter Examiniret unnd Ordinirt
werben , Vnnd nochmals follen bie Stedte oder der Math, bey
S. Churf. G., die Eonfirmation zufuchen, ſchuldig fein, Vnd
was in G. Ehurf. G. Cantzley, fuͤr die Confirmation zugeben,
ſol daſſelbe von den vorſtehern des gemeinen Kaſtens doſelbſt,
vnd nicht von dem nawen Paſtor, entricht werden.
Die Diaconen aber, ſol der Pfarher neben dem Rath
wehlen. oo.
Alle Kirchen und Schuldiener, follen von den Supperats
tendenten ober Conſiſtorio, zuuorn vorhoͤrt, Vnnd nachdem fie
zu ſolchem dien tüglich befunden, Canfirmirt werden.
Der Paſtor inn Stedten, fol alle Sontag vnd Felt, die
gewoͤnliche Lection des Euangelij, vnnd inn der wochen ein
mal ober zwier, ein Euangeliften, oder Epiftolam Pauli, ordent-
lich dem Bold auslegen, nad) gelegenheit der zeit, und vors
ſtandt der zuhoͤrer.
Der Diaconus ſol nach mittage, die Epiſtolam dominica⸗
lem, vnd in der wochen ein mal oder zwier, dem jungen volck,
den Catechiſmum predigen, vnd die kinder doraus Exami⸗
niren.
Damit auch ſolchs deſto mehr geſchehen, vnd an dem kein
mangel ſein moͤge, Sollen ſie jhre Predigten, alſo ordenen
vnnd diſponiren, das allewege auff die Sontage, vnnd andere
Chriſtliche Felt, das Euangelium fruͤe geprediget, Vnnd bo
Eommunicanten vorhanden, das Ampt gehalten, Nach mittag
aber, allezeit der Catechiſmus geprediget vnnd geuͤbet, vnd ſon⸗
ſten jnn der wochen, auch eines tages einmal, geprediget werde.
Da auch das junge volck in der wochen, von wegen des
Ackerbauens, oder anderer arbeit, vorhindert, nicht leichtlich
koͤndt jnn die Kirchen kommen, Soll der Catechiſmus auff den
Sontag nach mittage, vnd die Epiſtel auff einen andern tag
Inn der wochen, ausgelegt werben, Wie ſolchs der Paſtor,
dem vold am bequemiften feln, erachten mwirdt. Ä
Aber es gefchehe zu welcher zeit «8 wolle, So follen fie den
Satehifmum, der Fugent fleiffig fürtragen, und im lehren defs
felben, nicht jhre kunſt vnd geſchickligkeit bewelfen , fondern Die
kinder Lehr, dem vonuorftendigen jungen vold, auffs aller eins
fetdigft , vnnd jmmer auff einerley form vnnd weis fürtragen,
vnnd alfo wider von jhnen einfordern, vnd Eraminiren, Dann
das arme junge vngeſchickte volck, jrre gemacht wird, und wes
nig behalten fan, fo man gar weitleufftig, vnd mit ungleicher
form und weis zureben, den Catehifmum handelt.
Vnnd follen die Paftores, jun Dörffen und kleinen Stedt-
kein, Das junge vold, auch knecht unnd meyde, zum Catechiſmo
fordern, und fleiffig Eraminiren, Vnd damit fie jnn die Kir
en kommen, folen die Eltern, Erbherrn, Richter, "Schöffer,
end andere Obrigkeit, nach jedes orts gelegenheit, ernfllich dar⸗
zu beiffen. |
Es foll aber ber Pfarher, bie gelindigkeit brauchen, das er
das arme einfeltig arbeitfame volck, nit vbel amfare, vnd abs
ſchrecke von ſolcher vorhoͤre, Sondern fein freundtlich anfpres
che, vnd jnn der erſte, mit zimlicher antwort zufrieden fey , die
vorhorten lode, und vormahne zur befferunge, mit ergelung der
feucht, fo aus ſolchem Lernen, entlichen erfolgen werde,
Er fol auch die Hausvetere vnd Hausmüttere, von ber
Cantzel vormahnen, das fie jhre Einder vnnd gefinde, mit
freundtligkeit zu ſolchem Examen weifen und halten, Auch zu
1538. orm. Bächfifdre Geueralartikel.
guttem Exempel und anreigunge bee jungen, ſelbſt vnbefchwer
lich und willig, zu ber vorhoͤr, fich eimflellen wolten.
Vnd damit jhr gefinbe beten lerne, fellen fie etliche ſtund
in ber wochen ſelbſt, oder durch jhre kinder, die ſtuͤcke bes Ca⸗
techiſmi fürfprechen vnd vorlefen. "
Da fie aber ſelbſt ungelert, vnd im haus niemandt hetten,
ber leſen koͤnd, Sohlen fie einem armen knaben, jnn ber ſchu⸗
len etwas geben, ber jhrem gefinde zu gewiſſen ſtunden, ‚bean
Catechiſmum vorſpreche oder lefe, vnd Geiſtliche geſenge lehre.
Sonderlich aber, ſollen die Hausveter, fleiſſig vormahnet
werden, das ſie jhre kinder, knaben vnnd meidlein (da Junch⸗
frawen ſchulen gehalten werden) fleiſſig zur ſchulen halten, dar
innen fie vnter anderme, auch den Catrchiſmum, für ſich aus
wendig, vnnd andern vorlefen und lernen koͤnnen.
Das fie auch armen ſchuͤlern, frambben und einwohnern,
die für den heufern das Almoſen fuchen, mit lateiniſchen vnnd
beutfchen geifttichen gefengen, won Luthero feliger gebechtnäs
gentacht, mildiglicy nad) ihrem vormoͤgen geben, Vnd die ans
deren müffigen arbeit und ſchulfluͤchtigen bettel Einber, hinweg
en.
Es follen die Pfarhern vnd Kirchendiener, die krancken,
betruͤbten vnd bekuͤmmerten Chriſten, offtmals, ſonderlich aber
zu ſterbens zeitten, befuchen vnd troſten, hierinnen willig vnd
vnuordroſſen fein, Bund eben gleich Bereit ven armen hitinnen
zudienen, als den Reichen.
Bnd da fie bey den krancken jnn heufern, geofjen armut,
hunger, oder andere gebzechen, an nötigen dingen fpüren wuͤr⸗
den, Sollen fie diefelben, den vorftehern des gemeinen kaſtens
anzeigen, das folgen heimlichen armen leuten bie jhre nob
tuefft aus ſcham niemandt klagen bürffen, gerathen und ges
boiffen werde. |
Auch follen fie wolhabende Bürger und Buͤrgerinne, jun
fonderheit anfprehen, vnnd Chriſtlich vormahnen,, das fie fols
chen armen hülff und wartloſen, mit gelt, fpeis, labunge, leis
nen gerete, vnd dergleichen, behilflich und troͤſtlich fein.
Es follen auch die Pafkores mb Diaconj, bie Defpittal,
wo bie vorhanden, auch andere krancken jnn heufern, fo jhr bo
geren, oder mit dem. Sacrament verwaret fein, wielmals be
fuchen , dieſelben mit Gottes Wort troͤſten, ſtercken, und zur
ne gedult vnd hoffnunge , gnediger erlöfunge vor
mahnen.
Auch daneben mit fleis erforſchen, wie die armen leute in
Hoſpitaln, mit ſpeis, tranck, lager, vnd anderer wartunge vnnd
notturfft, vorſorget werden. Zu
Ste follen audy offtmals fie Pfarkinder, von ber Cantzel
vorntahnen, das fie dem gemeinen kaſten, nach vormügen, mit
wochenlichem einlegen, und in andere wege, gerne beffern.
So follen auch die Pfarhern jnn Stedten, gutte adytunge
‚geben, auff der Ticchen einkommen, vnd auff das erfamlete geft,
des mit demſelben trewlich vmbgangen, und der armen befbes,
vnd nicht eigener nug, gefucht vnnd gefürdert werde.
Dieweil auch viel vnraths vnnd finde, aus bean heimlichen
winckel vorloͤbnuͤſſen, entfpringt, Sollen die Pfarhern, fleiffig
vnd ernfllich darwider predigen, vnnd das junge volck vormah⸗
nen, das fie ſich nicht an jhter Eltern, oder benen fie befohlen,
vorwiſſen dunnd rath, vorehelichen.
Auch das fie ſich ber vorbotenen graduum, in freien ent⸗
1558. OVII. Eäuchſiſche Generalartikel.
halten, Welche vorbotene gradus, ein mal im jar, dem volck
von der Cantzel ſollen vorgeleſen vnd vorkuͤndiget werden, mit
erinnerung, was fuͤr beſchwernuͤs vnd gefahr, auff ſolch vn⸗
ordentlich heyraten, pfleget zufolgen.
Da fie inn ihrem Kirchſpiel, jemandt erfaren würden, ber
grober laſter halben berüchtiget were, follen fie, die Obrigkeit
jan geheim vormahnen, ernftlich einfehen zuhaben, das folche
lafter, fo Notoria und offenbar, geftrafft werden, Vnnd da ſolche
vormanunge, bey der Obrigkeit, nicht ftadt finden wolte, follen
die Paftores, folches den Supperattendenten, oder dem Conſi⸗
florio vormelden.
Desgleichen follen fie handeln mit denen, die nach vorgan-
gener vormanunge onnd vorwarnunge, in vorachtunge der Pres
digten und Sacrament, oder jnn offentlichen jrthunsben, trogig-
lich vorharren, das biefelbe der Obrigkeit, oder durch den Sup⸗
perattenbenten, dem Confiftorio angegeben werden, Vnnd da
fie darüber, in jrem vnbusfertigen leben bleiben, Sollen Dies
felben zu keiner Zauff obder Sefatterfchafft , zugelaffen, auch
nad) ihrem abſterben, nicht mit ſchuͤlern, gefengen, unnd ans
deru gewönlichen Ceremonien, zur erden beftattet werden.
Es follen auch alle Pfarhern , inn Stedten ond Dörffern,
Hochgeitten und Leichpredigten zuthun, fo es bey jhnen gefucht
wirbt, ſchuldig fen, Dagegen follen ihnen drey oder zwene gro:
fen, von den anlangenden, gegeben werden.
Ein jeder Dorffpfarher, fol alle Sontag und Feiertag, zwey
mal früe das Ewangelium, vnnd nach mittag, auch inn der
wochen einmal, den Catechiſmum predigen, Were aber viel
volde mn eine Pfarre gewidumbt, oder koͤnte fonft mit nug
ond frucht gefchehen, fol der Catechiſmus aud) mehrmals, und
wie .oben, von Stadt Pfachern gemeldet wird, gelerett werben.
Die Dorffpfarbern follen die Cuͤſter dahin halter! , das fie
den Catechiſmum, fleiffig treiben, und Die jugent vorhoͤren, auff
form vnd maſz, wie oben vorleibet.
Vnd nachdem bifzweilen Studenten: auff bie doͤrffer gehen,
auch fonft aus andern orten ein Pfarher, Diacon vnd andere
firchendienere zu einander kommen, unnd begeren fich alda in
der kirchen, mit Predigen zuuorſuchen und zu vben, Soll der
Pfarher derfeiben Feinen, aufftreten vnd Predigen laffen, er
beinge dann von dem Deren Paflor, odder einem Diatono, ein
ſchrifftlich zeucknuͤs, das er ficher zu. predigen mag zugelaſſen
werden, Vund das Concept feiner predigt, gedachtem Herrn
Paſtorj, oder einem aus den Diaconis, oder dem Supperatten⸗
denten, zuuorn gemeifet hat.
Alle Paftores ſollen fi) gegen ſolchen, die fich zuprebigen
angeben, wiflen zuuorhalten,, allerley vnrath vnd ergernuͤs,
auch ihrer der Pfarhern felbft heſchwernuͤs, zuuorhuͤtten.
Es fol auch ein jeder Dorffpfarrer, alle jhar, zwiſchen
Dfiern und Phingften, alle feine Pfarkinder, die des alters
feind, das fie nuhn mehr zum Sacrament gehen, Man und
weybes perfonen, von den fürnembften Artickeln Chriſtlicher
lehre, fragen, vnnd die Zehen Gebot, glauben, das gebet, eins
fegung der Sacrament, abent und morgen fegen, das gebet
vnd dandfagunge, vor vnnd nach dem effen, nad) einander her
fagen laſſen, Daraus zuerfaren: wie ſich das gemeine volck,
aus den predigten beflere, Vnd die jhenigen, fo vngeſchickt bes
funden werben, fol er merden vnnd auffzeichnen, vnnd vor:
mahnen, das fie ſich beſſern wolten, Vnnd ba es uber ein jhar,
II.
x
186
im Epamine, gleiche vngeſchicktigkeit vormerdien wuͤrde, folche
perfonen des Dorffs Obrigkeit, oder dem Supperattendenten,
angeben.
* fol auch fchuldig fein, von ſolchem feinen Examine,
wie er die Leutte gefchickt odder ungefchict befunden habe, Vnd
was er mehr gebrechen und vrfach zuklagen, haben wuͤrde, jhers
lichen vor Pfingften, feinem Supperattendenten für zutragen,
und Relation zuthun, ſchrifftlich oder mündlich.
Er fol auch die Eltern fleiffig vormanen, das fie jhre Ein»
der zum Gatechifmo, ernſtlich halten, Vnd do er jemand vors
merdt, ber feine kindere dauon abhielte, Sol er denfelben dem
Richter anzeigen, das er nach gebuͤre geftafft werde, Vnnd do
der Richter dorinne ſeumigk würde, fol er ed der weltlichen
Obrigkeit Hagen.
Ben den Kirchen vetern, fol er anhalten, das fie von ber
Kirchen einkomen, eine deutfche Biblia, Augfpurgifche Con⸗
feffion, und deren obgemelte Repetition, Agenda, aud) die Deuts
ſche Locos Communes, erkauffen, die ben der Pfarr bleiben,
vnnd in das Inuentarium vorzeichnet werden, Diefeibe fol er
und der Eüfter fleiffig zulefen, fehuldig fein.
- Wann er auch von feinem Supperattendenten, zum Synodo
beruffen wirdet, foll er mit einer vorzeichnüs feiner gebrechen,
gehorfamlich erfcheinen, vnnd die zerunge zu folcher reyſe, von
den Kicchvetern fordern, Die jhme von dem Gottes Kaften,
krafft unfers befehliche, zimlicher weiſe fol erilattet werden.
Er fol auch jnn den Sontags predigten, feine Pfarkinder
offtmal® vormanen, zu fleiffiger anhörunge Gottes Worts, offs
ter entpfahunge, des Hochwirdigen Sacraments, des Leibe vnd
Bluts Chriſti, zu teglicher anruffunge zu Gott, fuͤr gut Regi⸗
ment, fuͤr friede, gluͤck vnd wolfart S. Chutf. G. vnd der vn⸗
derthanen, mit angeheffter ernſtlicher vorwarnunge, das er von
S. Churf. G. befehlich habe, wider ſolche vorachter Gottes
Worts zuuorfahren, jnn allermas oben bey den Artickeln der
Stadt Pfarhern, vormeldet ift, deme er der Dorffpfarrer, dann
auch -alfo wol, als die Stadtpfarher, gebürliche folge thun
follen. '
Jedoch follen die Dorffpfarher, vor erzeigunge ſolchs ernſts,
feinem Supperattendenten, odder nechſten Stadpfarherrn, vmb
rath zufragen, ſchuldig fein, damit nicht Expriuato affectu,
vnnd onbedechtig jnn ſolchen hoben dingen, etwas gehandelt
werde, doraus hernach mancherley vnrichtigkeit erwachſſen
moͤchte. |
Desgleichen fol er auff der Cantzel firaffen, die onorbnuns
gen, fo etwa under der Predigt, auff fpielplegen, zechen, dentzen,
kremerej, fröhnen, dienften , getrieben würden, Vnd bie Rich⸗
tere oder gerichtsvorwaltere, fonderlich vormahnen,, doran zus
fein, bad der jhenige gebüflet werbe, fo die Predigt ane nötige
vrfachen vorfeumet,
nunge, binleffig weren, foll er fie vor dem Erbheren vorklagen.
Es follen aud die Pfarheren auff den Doͤrffern, gemiffe
Regiſter halten, wieuiel, und weſz finder vnd leutte, ſie jherlich
Teuffen, Copuliren, oder in Eheſtandt einſegenen, vnd ſolche
Regiſter, alſo jnn der Kirchen vorwarunge, beylegen, Damit
die zu. jeder zeit zubefinden.
Da ein Pfarher mit tobe abgehen wuͤrde, ſoll der Supper⸗
attendens vorſchaffen, das dieſelbe Kirche, mit der nechſten Fle⸗
cken Pfarher einem, odder jemandts anders, der darzu tuͤglich,
24
Vnd da die Richter pber ſolche vorma⸗
-
186
vnd vnuordechtig fen; fo Tange beftellet, vnd worfehen werde,
bifz die Wiefraw aus den Pfartgütern, abgefertiget merbe, weiche
dann nad) ausgang eins viertel Jars ungefehrlich, gefchern fol,
damit alsbald ein nawer Pfarher, jan die Pfarre müge ges
bracht, vnnd eingewelfet werben, Vnnd die Pfarr nicht de ges
(affen, noch das Kirchen ampt, oder die eingepfarten vnnd
Kirchlinbere, hiran geſeumet werben. -
Es fol auch der Supperattendens, neben bem Collatore,
Lehenhern, Rath, Richtern, unnd Gemeinden, eine billiche vor:
gleihunge machen, nad) gelegenheit des Inuentarij, der zeit
des are, vonder dem vordienten gewechs auff bern Felde, vnnd
anderm einkommen der Pfarr, Damit der Witwen vnd jren
kindern, das jhenige, ſo der Vater feliger faft vordienet hat, nit
entzogen, Vnnd doch die Pfarre nicht gar voröfet, und ausge:
chepfft werde, da& der name Paſtor nachmals gar nichts finde,
vnd fange zeit vorgeblich dienen müfle, Sondern das gleicheit
hierinen gehalten, feinem mehr vnd dem andern weniger, ges
geben, Ober aber fonften' aus gefaftem neybe, oder vnuorſchul⸗
tee abgunft,, dem einen theil unbillich vorgehalten, und dem
andern zugemwendet werbe. |
Sonderlich follen die Supperattendenten barob fein, das
dem Inuentario, genugk folge geſchehe, Vnnd alles das, fo
vorzeichent iſt, jnn dem werth vnnd wirben, bey ber Pfarr ge:
laffen werde, wiees ber vorflorbene Pfarher erftlichgefunden hat.
Nachdem auch an eglichen orthen, die Schöffer vnnd
Lehenhern, fi) anmafien, die Paſtores fo von namen ange:
nomen, vnd auff die Pfarhen follen gefegt werben, felbft einzus
weyſen, Vnd von denfelben, für folche einweiſung, einen gülden -
oder gülden grofehen zufordern, Achten S. Churf. G., ſolche
name aufflage vnbillich, vnnd das die Schäffer und Lehenhern,
ane das fhuldig fein, ben armen vnuormuͤgenden Paftorn, auch
ane einige vorgeltunge, alle mügliche fürberunge, Gott und dem
heyligen Predig Ampt zu ehren, zubeweiſen, Derhalb follen fie
gar nichts, vor folche einmweifunge, fordern oder nehmen.
Von Schulen.
- Die Supperattndenten und Paftores, follen ſich mit allem
ernſt und fleis, der fchulen annehmen, und diefelben neben dem
Rath, wol beftelfen, Auch ſoll alle Halbe Jar ein Eramen, ber
knaben jnn der fchulen, in beyfein des Pfarhers, desgleichen
Buͤrgermeiſtets, Stadſchreibers, und anderer zwene des Rache,
fo es vorftehen, gehalten werden, Auch vmb mehrere an«
ſehens willen, end Damit "bie knaben zu groffem fleis, in der
lehrunge geteiget werden, vnnd fi, auff die Eramina frewen
vnnd ruͤſten, mögen egliche geofchen, aus dem gemeinen Baften
genohmen, und darfuͤr ſemmeln odder dergleichen, gekaufft, vnnd
nachmals den knaben, die jnn dem Eramine, mehr dann an⸗
dere, loͤblich Reſpondirt, vnd ſich das vorgangene halbe Jar,
mercklich gebeſſert haben, als zur voreherunge, ausgetheilt werden.
Der Schulmeiſter mit ſeinen gehuͤlffen, ſollen mit rath
vnnd vorwiſſen bes Marhers, auff und angenohmen, Vnd hir⸗
uͤber keiner eingedrungen oder entſetzt werden.
Die knaben ſollen fie mit fleis Inſtituiren im Catechifmo,
gramatica, muſica, vnnd fi hirinnen auch nach dem buͤch⸗
lein, des Ehrwirdigen vnnd hochgelarten, Doctoris Martini Lu⸗
theri ſeligen, des Titul, Vnderricht der Viſitatorn ꝛc. richten,
vnnd vnuordroſſen ſein, mit den knaben zu decliniren, coniugi⸗
1559. CVrI. Süchſiche Gerceralartikel.
ren, conſtructiones zuſuchen, Daneben ſollen ſie die kluder
fleiſſig halten, zum langſam, klar, vnnd vnderſchiedlich leſen,
vnnd pronunctijren zum latein, reden vnd ſchreiben, vnd zu
einer gutter gemeiner leſzlichen ſchriffft.
Sie ſollen auch nicht als Tirannen, mit den kindern vmb⸗
gehen, ſondern mit vornunfft vnd mas, dieſelben zuͤchtigen mit
der Rutten, ane vorwundunge oder beſchedigunge, des leibes vnd
geſundheit.
Die Schulen diener, ſollen ſich auch jnn den Kirchen, mit
ſingen vnd anderm, nach ordnunge vnd befehlich des Pfarhern,
vorhalten.
Dorff Cüſter.
Es ſollen die Kirchner oder Gloͤckner, vom Richter, Kirch⸗
uetern, vnd Eldiſten aus der Gemeine, mit vorwifſen des
Pfarhern gewelet, vnnd förder dem Conſiſtorio, odder Sup
perattendenten, prefentirt vnd zugeſchickt werden, welche jhnen
verhören, vnd do er inn Examme geſchickt befunden, zum
Ambt Confirmiren vnd beftetigen follen, Vnd demnach, fo fol
wider des Pfarhers willen, Feiner angenomen oder eingebrun-
gen werden, in bettachtung, das fle in vorrichtung der Kirchen
Embter, bey einander fein, und einander heiffen müffen, Auch
ein jeder Pfarher, inn deme, feinem gloͤckner zubefehlen vnnd
zu gebietten hat, Er jme auch hirinnen,, billichen gehorfem zus
leiſten, ſchuldigk, und nicht wider ſtreben fol, Würde aber vom
Kicchner, jnn Kirchen dienften, einig vorſaumnuͤs odder vnfleis
befunden, vnnd er vom Pfarheren bierumb geftrafft, nicht fol:
gen, noch fich beffern, befondern feine eignen kopffs mutwillig
leben wollen, fo fol fich der Pfarher deffelbigen, exfllich gegen
den Richter und Kirchvetern beklagen, und da keine befferung
folgen wolte , er ber Eirchner feins dienfts entſatzt, vnd ein an
der gehorfamer vnnd fleiffiger, an ſeine ſtadt auffgenommen
werden.
Doch fol kein Pfarher oder Gemein ſemptlich, viel weniger
fonderlich, ihren Euftodem, enturlauben oder wegkſtoſſen, me
vorgehende befchuldigung bey dem Supperattndenten, obe
Conſiſtorio, welche des Pfarhers unnd der Gemeine Elage, und
bes Cuͤſtors entſchuldigung, mit fleis vorhören follen, Vnnd
nad) befindung des Handels, den Cüftor an dem dienſt heiffen
erhalten, ober wegk weiſen, damit nicht ein vnſchuldiger arme
man, Er affectu, one bilfiche vrfach, vorftoffen werde.
Vnd do ein Euftos von nawem angenommen würde, ol
derfelbe von der Gemein, auff ihre oder der Kirchen (bo fie bed
vormögens) vnkoſten, mit feinem gerethe vnnd geſinde, geholet
werben.
Die Dorff Cuͤſter follen vorpflichtet fein, ale Sontage
nad) mittag, und jnn der wochen, auch auff einen gewiffen tag,
die Einder den Catechifmum , und Chriftliche deutfche gefenge
mit fleis und deutlich zulehren, Vnd nachmals in den vorge
ſprochenen oder vorgelefenen Attickeln des Catechiſmi, wider
umb zuuochdren und zu Eraminiren, Vnnd do eins obber mehr
filial zu der Pfarr gehoͤreten, ſot er mit folchem Ichren, wit
rath feines Paſtors, dermaſſen abwechſſeln, das die jugent jnn
allen Doͤrffern, nach notturfft vnderwieſen, vnd jha nicht vor⸗
ſeumet werde.
Es ſollen ſich aber die Kirchner fonderlich befleiſſigen, das
fie die gebethe, den kindern und alden, fein langſam, klar, deut⸗
350. ou. Saͤchtiſche Generalartikel.
U und vnderſchiedlich, vorſprechen oder vorleſen, von wort zu
worten, tie fie im kleinen Catechifmo gebrudkt feind, Vnd fols
len nicht fo freuel und kuͤn oder fo vnachtſam fein, das fie die
wort vorendern, vormehren, vorkürgen odder vorftümmeln, an⸗
ders, dann das gedruckte Eremplar vormag, bann dadurch wirdt
das junge volck vbel underwiefen, und lermet nadymals, einer
von dem andern, unrecht bethen.
Damit aud) die Feiertage, mit anhörung Gottes Worte,
recht geheiliget, und Gott alzeit gelobet, diefelbige mit. muͤſſig⸗
gang und anderm Ergerlichen weſen, Nicht vbel zubracht were
den, So ſollen die Kirchner an benen oͤrttern, do die Pfarkir⸗
hen, Filial haben, fo offte der Pfarherr, am berfelbigen orthe
einem, fruͤe predigt, mitler zeit dem volde, an andern ortten,
bo fie des Pfarhern Predigt nicht hören kuͤnnen, die Epiſtel
vad Euangelium deffelbigen Sontags, vorlefen,. und egliche
Chriſtliche deutzſche lieber fingen, Wann aber ber Pfarher def
feibigen orts, nach mittage predigt, foll der Cuſtos alsbann:am
andern ortte, der jugent den Katahifmum vorlefen, vnd mit
jnen Ara ig vben.
Es fol aber keinem glödner, der nicht examinirt vnd ordie⸗
nixt, hiruͤber zupredigen nachgelaſſen, De fie aber examinirt
vnd ordinirt, vnd auch das Diaconat Ambt, mit zuuorſorgen,
beruffen weren, ſoll jhnen nicht allein zu predigen, beſondern
auch andere Kirchen ambt, mit Beicht hören, Sacrament rei⸗
chen, vnnd anderm, vorgunſt vnd nachgelaſſen werden.
Es ſallen die Pfarhern jhre gloͤckner, ferner nicht, dann
ſouiel je Kirchen dienſt belanget, mit boten lauffen, oder ans
derm zu jrem eignen nutz, dringen oder beſchweren, Beſon⸗
dern ihres befohlenen dienſts, zu jeder zeit, vnuorhinderlich ab⸗
warthen laſſen.
Alſo ſollen ſich auch die gloͤckner huͤtten, vnnd mit fleis vor⸗
ſehen, das ſie zwiſchen der gemeine Kirchfart, vnd Pfarhern,
keine menterey, faction, oder. widerwillen, daraus vorkleinerung
des Pfarhern, und vorachtung der Predigt, Beicht, und Sa⸗
craments, zufolgen pflegen, erregen, Sondern: alzeit gegen
ihrem Pfarhern, freundlich, ehrerbiettig, und zu frieb vnd
einigkeit geneigt fein, Do aber andere normerdt, follen. fie der
geftatt, wie obuormeldet, vom ambt entfaßt, vnd andere from⸗
me vund ruhige diener, an ihre ſtath geordnet werden.
. Und naddem an eglichen orten Pie Cuſtodes, vnhillich ber
ſchwart worden fein, mit bern bothägen odder leykauff, das fie
jherlich non jrem dienfl, zwen, drey, oder nier ſcheffel korn, etwa
einen guͤlden, der Gemeine haben geben muͤſſen, im nahmen
vnnd ſchein, als folte der Cuſtos, von namens heſtellat vnnd ge⸗
miettet werden, welchen abzugk dann die Gemeine vorſoffen
bat, Haben die Viſitatodes vormoͤge S. Churf. G. befchliche,
ſolche vnchriſtliche der armen diener heſchwerunge, vnd ynleid⸗
küche ſchindexey, durchaus abgeſchafft vnnd vorboten, bag kein
Guſtoo farthin, das geringſte, der Gemein⸗ zu Bothkorn ober ley⸗
kauff, veichen aber geben ſoll, one das erſte mal, wann er an⸗
genommen, wu) wit fuhe gehnlet iſt, audann wag m, ſich mit
dan nachbarıı bakant zumachen, etliche Groſchen ber: Dorffſchafft
zu vortriucken geben, jedoch, das auch in ſalchem ein mas: ger
halten, und. der name Euſies, acht vber Tee gteſchn arheben, |
gedrungen sverde.
‚ Bnd:dor.die Yaroem, item fehreibern „die gewoͤnlic⸗ fücte |
sung,. (mit ‚bei: fünen, nieht ‚onnd dergleichen, main md
187
ziehen, barumb, das fie folch bochtom oder Leykauff, nit mehr
jherlich bequemen, Sol der Michter und. andere Obrigkeit ſchul⸗
dig fein, die pamwern mit ernſt und beframung harter flraff,
dohin zubalten, das fie jhren ſchreibern, das jhenige thun, wie
zuuorn, do ſie das bothkorn vnnd leykauff empfangen haben.
Mit der Viehuth, ſoll es ſouiel muͤglich, alſo gehalten wer⸗
den, daͤs mo die Pawern des viehes, vmb die zech huͤtten, beide,
die Dorffpfachern vnd Cuſtodes, derſelben zechhut gefreiet vnd
entnommen ſein ſollen, Dann weil ſolche perſonen, zum Kirchen
dienſt beſcheiden vnd votordnet ſein, vnd warten muͤſſen, welche
ſtund ſie zum kindtauffen, oder zu den krancken jnn todes noͤten,
erfordert werden, koͤnnen ſie nicht zugleich, auff ſolch jhr ambt
wartten, vnd auch des viehes huͤtten. Derwegen ſollen ſie mit
der zechhutt, nit beſchweret werden, auch den Pawern nichts
dafür zugelten odder zugeben, ſchuldig fein, vnnd gleichwol
macht haben, jhr viehe vnder der Gemeine viehe, zutreiben,
Bnd hirinnen von den pawern, nicht gefehrt werden, welche
vorpflichtet ſein ſollen, vor den ſchaden gut zuſein, ſo des Pfar⸗
hers oder Cuͤſtors viehe, jrm ſolcher zechhut vorloren wuͤrde,
glaich ſo wol, als ſie den andern Nachbarn, ſo vmb die zech
ſelbſt huͤtten, für den fchaden abtrag thun mÄffen.: .
Da man aber vom viehe, einem beftelten hirtten lohnet,
ſollen Pfarherr vnnd Cuͤſtor, gleiche buͤrden mit den nachbarn
tragen, vnnd vor jhr viehe, auch reichen vnd geben, nach ge⸗
wonheit des orts, gleich andern, one gefehrde.
Als auch die gloͤckner gemeiniglich, ſehr geringe beſoldung
haben, das ſie ſich mit jren weib vnnd kindern, dauon nicht zu
erhalten, Sonſten auch die Kirchen kinder und Gemein, einen
muͤſſig genger auff folchen dienft, zu erhalden vnuormoͤgend,
Dertvegen auch gutt und nötig, das handtwergs leuthe hierzu
beruffen, und angenommen, Damit nun am Kirchen bienfte,
Fein mangel ſey, fo laffen fein Churf. gnaden nad), das die
Kirchner, fo auff den Dörffern, handtwerge können, dieſelben,
nicht auſſerhalb, auff den Herenhöfen, odder fonften, fondern
allein daheim jnn ihren heufern zur notturfft,: nnd nicht zu
feilem kauff, den vmbligenden Stedten, vnd Meiftern bes
felbigen Handtwerges zu nachtheil, treiben.
Hieran fie dann bie Stedte, vnd derfelben handtwergs mei⸗
ſtere, ober Gommunen, vnbdetrübt vnnd vnuorhindert laſſen
folfen, Do aber zroifchen Stebten, Doͤrffern, oder berfelben
Erbherren, fonderliche vortrege, wie viel meiſters eind hand»
mergs, jedes orts gedulbet werben folten, auffgerichtet, So foll
der Kirchner, pmb diefer S. Churf. G. nachlaſſung willen,
nicht befreiet, ſondern mit in dieſelbige zul gerechnet werben,
Damit ſich auch die gloͤckner, defte bafz zu erhalden, fo fol-
len ihnen beyde, Pfarhern vnd Kitchnern, jeder auff die Quar⸗
tal, vnnd alfo viermal im jar, do die Kirchen vormögend, sinen
grofchen, oder bo fie arm, auff ein Quartal ein halben gro:
—9 vnd alſo das jhar vber zwene groſchen zugeben, ſchul⸗
dig ſein.
Do auch die gewonheit, den Pfarherrn vnnd gloͤknern,
Brot zugeben, darauff fie eglihe umbgenge einzumanen haben,
doch von vielen Pawern, in deme, das fie ſolch brot, fo inen fol
gegeben werden, vbel ober viel zu klein backen, betrieglich ges
handelt wixdet, So fol. hinfuͤro ein. jedes der brot, fo man bem
Hfarher vnd Blocner zugehen ſchuldig iſt, eins Kr werth
188
fen, ober fo «6 geringer, und dem Kirchner nicht annemlich,
ein ſilbern grofchen dafuͤr gegeben werden.
Vnd weil es vorſchiener zeit, gewonheit geweſen, das man
den kirchnern vff den doͤrffern, den gruͤnen Donnerſtag oder
Oſter eyer, desgleichen den heiligen abent, oder new Jar, ſo
ſie den ſprengkeſſel oder geweihette waſſer, vmbgetragen, Nun
aber weil ſolchs gefallen, nicht mehr geben wollen, gleichwol es
vmb ein geringes zuthun iſt, alſo, das ſich deſſelbigen jeman⸗
des, zu beſchweren nicht vrſache, So achten S. Churf. G. gut
vnd billich, das jnen ſolchs nachmals, gutwillig gegeben werde,
ſouiel mehr, weil es frey, vnd auff keine gewiſſe anzal gerich⸗
tet, oder jemandes doran gebunden.
Was an ben Pfarhern, Diaconis, vnd gidckuern, vmb vorrichtung
willen jbres3 Ambts, inn etzlichen fellen, fol gegeben vnd nachge⸗
laſſen werben.
Es ſoll niemandts, von reichunge bes heyligen Sacraments
der Tauffe, vand des Nachtmals des Herren, den Kirchendie⸗
nern etwas zugeben pflichtig fein, Do ihnen aber jemandts
etwas freymwillig ongeforbert, zugeben geneigt, das fol jnen zu:
nehmen, vnuorboten fein. |
Vom YOpffer.
Als auch viel lagen fürfallen, das die Pfarhern und ſchrei⸗
ber, jhr gebürlich Decem und Opffer, von den Pfarkindern,
mit fchmerlicher mühe und groffem vorfaumnüs ermanen, zu
zeitten auch gar nichts befommen mögen, und ber Kirchendiener
befoldung, hirdurch gang vnbillich geſchwecht, vnnd aber ein
jeder arbeitter feines lohns wirdig, auch die, fo den Kirchen
dienen, von ber kirchen erhalten werden follen, So fol hin⸗
füro ein jedes Menſch, das zwelff Jar erreicht, e8 habe Com:
municirt oder nicht, feinem Pfarhern alle quartal einen, und
alfo das jhar vier pfennige Opffergelt, vnwegerlich zugeben
pflichtig fein, Damit fie auch hirmit nicht mutwilliglidy vor-
zogen, odder inn andere wege vor vortheilet, fo follen jhnen
bie Richter, eines jeden eingepfarten Dorffs, ſollich Opffer, vn⸗
der ihrer gemeine, vnnd bey jren Nachbarn, freundlich, vrind
im fall der wegerung, ernſtlich einzumahnen, vnnd dem Pfar-
herr, beneben glaubtoirdigen genugfamen bericht, zu vberant⸗
worten fchuldig fein, So offt aber bie Richter hierinnen ober
jnn andern, fo jhnen die eingepfarten zureichen pflichtig,, zu⸗
uorhelffen feumig odder parteijſch erfunden, follen fie zehen
geofchen zur flraff erlegen, Wo aber bifzfal® ein mehrers zu:
geben herbracht, fol es nochmals dabey bleiben, vnnd hierüber
diefe vier pfennige nicht gereicht werben.
Betreibih Zins.
Was man den Pfachern und fhreibern, auff den Dörffern,
von korn vnd habern zinfet, fol alles in des Pfarhers und Eu:
ftodis haus auff einen tag gebracht, vnnd alda jnn beyfeln bes
Richters oder heimbürgen, gemeffen werden, damit man fehe,
das ein jeder tüglich getreidich, vnnd fo gutes ihnen gewachſſen,
vnausgefondert, und an rechter mas erlegen.
Traw und aufigebot get.
- Bon dreien auffbothen, follen dem Pfarhern ein gro-
hen, vom Copuliren, zwene groſchen, und dem kirchner ein
185%. Ovar. Sachſiſche Genernlartikel.
groſchen, und. alſo von einer hochzeit, vier groſchen gegeben
werben.
Zehend vnd auber ber Pfarhern einkommen.
Als auch hin vnd wider auffm Lande, in den doͤrffern, ger⸗
then aus den huffen vorkaufft, vnd nachmals kleine heuslein
darauff gebawet vnnd geſatzt, ſonſten auch andere, bey den huͤf⸗
fenern oder denſelbigen, ein mietten, Vnnd aber den Pfarhern
vnd gloͤcknern nichts, dann den gewoͤnlichen vnnd gemeinen
Opffer pfennigk geben wollen, demnach beyde, Pfarhern vnd
gloͤcknern, jnn der ſeelſorge, als Tauffen, krancken zubeſuchen,
beicht hoͤren, vnnd Sacrament reichen, mit jnen nichts weniger
muͤh, dann auch mit den huͤffnern, haben vnnd tragen miſſen,
So ſollen diefelben, an ſtath des Tetzems, zinfe und brots, fo
die huͤffner zugeben pflegen, von jhnen ſelbſt, jren weibern, ge⸗
ſinde vnd kindern, vnd alſo von einer feuerſtadt, vber den ge⸗
woͤnlichen opffer pfennig, dem Pfarher achtzehen pfennig, vnd
bem gloͤckner ſechs pfennige, jherlich zugeben, vnnd jhnen ber
Richter jedes orts, ſolch einkommen, beneben dem opffer, flelſ⸗
ſig einmahnen, vnd trewlichen zu vberantworten, ſchuldig ſein.
An welchen ortten aber, vber das opffer gelt, diſzfals an⸗
dere anlage albereit gemacht, dabey ſol es nachmals bleiben.
Da auch huͤffner oder andere Pawern, die Ackerbaw, vnd
bis anhero den Pfarhern, keinen Tetzen oder zinſe, ſondern al⸗
leine brot, vnd den gewoͤnlichen opffer pfennig, vnd ſonſten
hieruͤber nichts, gegeben hetten, dieſelben hinfuͤro dem Pfarher,
vber den opffer pfennig von jeder huffen, einen groſchen zu⸗
geben ſchuldig, Vnd do etwan ſich deren einer, auff beſchehene
vnderhandlung der Viſitatorn, auff ſonderliche zulage, an ge⸗
treidich oder gelt, vormuͤgen laſſen, vnd darein gewilligt, ſoll es
darbey bleiben, vnd der daſſelbe, gleich andern huͤffnern vnnd
mit den oberwenhten groſchen zugeben, vorpflicht ſein.
Desgleichen ſol es auch mit dem zehend garben, allerley
art getreides, im felde gehalten werden, Dann weil hirinnen
den Pfarhern, allerley vorteils, vnd vndanckbarlichen betrugs,
dardurch ſie an jhrem vordienſt, vnnd ſchuldigen einkommen,
mercklich vorkuͤrtzt, vielmals begegnet, So ſoll zuuorkommung
deſſelben, keiner, der dem Pfarher odder kirchner zehendt zu⸗
geben ſchuldig, etwas vom zehendt acker, heimfuͤren, er habe
dann dem Pfarhern ſolchs zuuor vormeldet, vnd jme den ze⸗
henden, nach rechter anzal des gewechſſes, vberliefert vnnd zu⸗
geſtelt, auch gleich gebinde, Vnd da eiſſerne reiffen, odder
ſonderlich mas hierzu gemacht, demſelbigen nach, one einigen
vortheil binden, vnd jhnen vberreichen vnd folgen laſſen, alſo,
das der Pfarher zufrieden, vnnd deshalb ſich bey der Obrigkeit
(die dann hieruͤber halten, und do fie angelanget, bie vbertreter
gebuͤrlich hierumb ftraffen follen) nichts zu beklagen.
Als auch zum offteen mal erfaren, das bie zehend ackere,
zu mercklichem vnleiblichem abbruch der Pfarlehen, vnd zu
vnchriſtlicher fhmelerunge der armen Pfarher einkonmen,
etwan durch Die Pawern, den mehren theil aber, bucch epliche
vom Abel, jnn eigen nügigen gebrauch gezogen, ulfo, das fie
auff ſolchen zehend etkern, holtz wachſſen, oder fonften muͤſſig
zur vihetrifft ligen, vnnd nicht befehen laſſen, jnn meinunge,
dem Pfarherr ſeinen gebuͤrlichen zehenden, dadurch abzuſtricken,
obber durch vorjatunge vnnd -prefeription, zu jhren Ritter oder
Exbguͤttern zubrengen, Vnd do alebann, auch nach etlichen jha⸗
155. va. Sächſiſche Generalaritkel.
ven, das hol& groß, baffelbige abhawen, das feldt aber tiber
umb roden und befehen laffen. vormeinend, bas der zehendt, fe
des holtzwachſſes oder ftilligens halb, etzliche jar nicht gegeben,
vnd zur onbilligkeit vorgehalten, nuemehr todt vnnd abe, unnd
fie denfelben forner zugeben, nicht pflichtig fein follen.
- So wollen S. Ehurf. &., da8 die Pfarlehen, obgebachter
oder auch anderer geftalt, nicht gefchiwechet, odder ben Pfarhern
des etwas enkogen, Befondern, der fehuldige Tegem zu jeden
bequemen zeitten, vote ſich gebüret, hierinnen gereicht, obder
den Pfarhern, nad) gelegenheit leibliche vorgleichung, derhalb
getdan werde. | |
So foll e8 aud) mit den Kretz Gerthen, fo von Zehend
Edern gemacht, anders nicht gehalten, vnd von anderm ges
wechs, als kraut, rüben, zwiebeln, vnnd anderm, fo darein
gepflantzt, vnd den ſommer vber gewachſſen, der zehendt dem
Pfarherr gegeben werden, damit die Pfarlehen, bey jhrer ge⸗
rechtigkeit bleiben, vnd derſelben zu vnpflichten nicht entſetzt
werden, ſouiel mehr, weil ſolche Gerthen etwann widerumb
abgehen, vnd zu acker gemacht, vnd alsdann vor nawe vnd freye
Ecker, wollen gedeuttet vnd angezogen werden.
As auch etwan⸗befunden, das die pawern zweierley, ale
freye vnd auch Zehend Ecker, zugleich jnnen haben vnd beſitzen,
Vnd aber jnn deme auch, ihren eigenen nutz vnd vorteil, zu
ſchaden vnd abbruch der Pfarhern ſuchen, alſo, das fie nicht
allein die freien Ecker bawen vnd tuͤngen, dagegen aber Zehendt
Ecker, vngetuͤnget ſtille ligen laſſen, dardurch dann der Pfarren
einkommen, nichts weniger, dann wie obſtehet, geringert, So
ſollen die Obrigkeit, Ambtleute oder Schoͤſſer, denen bie bot⸗
meffigkeit jedes orts zuftehet, vnd fie von den Pfarhern der⸗
halben angelanget werden, darauff fehen vnd acht haben, das
fotche zehendt Edler, gar oder nach gelegenheit vnnd gemonheit,
zum teil gleich ben eignen vnd freien Erbeckern, getünget und
bejehet, vnnd dem Pfarhern fein gebürlich zehend dauon one
vortheil, wiſſentlich vnnd zu rechter bequemer zeit, vnſeumlich
gereicht, odder jnn weigerung, ber gehend Man gebürlich hirumb
geftrafft werden.
Were auch dem Pfarhern hierüber fonft mas mehr entzo-
gen, feindt S. Churf. G. geneigt, nach deſſen befindung, ernft-
lich zubeſchaffen, Das ſolches wider zu den Pfarren gebracht
werde.
Gebür der Kirchen Diener. 1 .
Dom geleutte der todten auff den Dörffern, fol ein gewiſſe
mas mit den gloͤcknern gehalten, und die. leuthe nicht von jnen,
- wie offtmald unnd an viden ortten gefcheen, jhres gefallene
vberfegt, onnd von einem alten ein filbern grofchen, von einem
jungen aber ein halber grofchen, und mehr nicht, gegeben
werden.
Dieweil auch alle ding, an getrencke, efien fpeife und an-
derm, bauon fidy der menſch erhalten mus, fonderlicy aber in
den Stebten, auffs hoͤchſte geftigen, Vnnd aber die armen Kir
chen diener ane Das, geringe einkomen haben, alfo, das fie ſich
mit weib vnd Finde, nicht wol erhalten muͤgen, So fol den
Pfarhern, in Stedten vnd auff den Dörffern, welche «8 alfo
herbracht, Bier vor jhre behaufung zubrawen, nachgelafien fein
vnd bleiben. |
Welche Dorffpfarher aber bes brawens biſz anhero nit ges
braucht noch bereshtiget, denen fol unbenommen fein, bier ein-
189
zulegen, vnnd zu ihrer ſelbſt odder ihrer weib vnnd kindere,
nach notturfft zuuorbrauchen, Doch ſollen ſie gar keins vor⸗
pfennigen, vorkauffen, oder ausſchencken, Wuͤrde aber einiget
Pfarher ſolchs miſzbrauchen, oder ſonſt vbermachen, vnd die
Stedte oder Kretzſchmar, deſſen beſchwerung haben, ſoll es
nicht allein bey S. Churf. G. meſſigunge, ſondern gentzlicher
abſchaffunge ſtehen.
Vom Gottes kaſften.
Es ſollen in allen Stedten vnd Doͤrffern, bey den Kirchen,
Gottes kaſten ſein, vnd darein die Almoſen, vnd andere Chriſt⸗
liche milde gaben (darzu die Pfarhern vnd Prediger, fleiſſig an⸗
halten vnd vermahnen ſollen) zuerhaltung der Kirchen vnd
Schuldienern, auch derſelbigen gebeude, vnnd do etwas vberig,
die armen hieruon nottuͤrfftig zuerhalten, geſamlet werden.
Damit auch das armut jnn jhrer noth, nicht vorſeumet,
beſondern zu jeder zeit, von des Kaſtens einkommen, welchs
allein dahin gewend, vnd eingeſamlet werden ſol, nottuͤrfftig
vorſorget, vnd denſelbigen nichts abgebrochen werde, So ſollen
von den Vorſtehern derſelben einkommen, nicht hauptſtemme,
mit der armen abbruch gemacht, vnd auff vnchriſtliche oder auch
vnbilliche zinſe (es were dann vber die notturfft ſo viel vber⸗
lauffs) ausgeliehen, oder ſonſten ane nutz, in kaſten behalten,
vnnd dasſelbe etwan hinwegk zunehmen, vrſach geben werden,
Damit jederman zugeben willig bleibe, vnd ferner etwas hin⸗
nein zuwenden, nicht abgeſchreckt, wie dann geſchicht, wo ge⸗
ſpuͤret, das ſolchs den armen entzogen, vnd in andern boͤſen
brauch gewendet wirdet.
Bon den KirchenVetern, Vorſtehern ber gemeinen Kaſten, vnd berem
Nechnunge.
Damit auc) die Kirchen, und derſelbigen güttern, recht und
wol vorgeflanden,, und die kirchen gebeude befto bafz erhalten,
So follen bey jeder kirchen, feine ehrliche, Gottfürchtige und
redliche Leutte, zum wenigften ziwene, zu Kicchen Vetern, der
Kirchen zum beften erwelet werden, die alles einkommens vnd
ausgebens, richtige Regifter halten, vnnd daffelbige auch jher⸗
lic, vor jhrem Erbherrn, Pfarhern, Richter, und eltiften der ger
meine, vorrechenen follen.
Auff das auch die Kirchen, zu mehrem gedey und auffnehe
| men kommen mügen, fo follen die Kirchen Veter, auff die
Sontage onnd andere Feſta, die taffel oder ſecklein, in der
firchen vmbtragen, und das gemeine almofen,, darzu der Pfar⸗
her von der Cangel, mit fleis vormanen follen, einfamlen, und
gleicher geftalt, vote auch ander einkommen und ausgeben, be:
rechnen. Sollen auch des Pfarhers Inuentarium bey fich Hals
ten, vnd fleiffig, wie obgemelt, darauff fehen, das von den
abzihenden Pfarhern, ſolchs koͤnne volkoͤmlichen geliefert und
erſetzt werden, darauff er jnen auch ſeine handſchrifft vnd be⸗
kentnuͤs, geben vnd zuſtellen ſoll.
Vnd es ſol von den Amptleutten, Lehen Hern, neben dem
Erbhern, Supperattendenten, Pfarhern, Vnnd den Gemeinen
auff den Doͤrffern, berurte Kirchen rechnung, jherlich vnd rich⸗
tig gehalten werden.
Vnd ſol der Pfarher, domals fleiſſig erforſchen, wo was
ſtreittig, vnnd ſolchs in beyſein, vnd mit huͤlff der Ambtleutte,
Lehen vnd Erbhern, beylegen, Auch ſollen die Erbherrn, die
190
Zeuste dahin halten, das bon Kirchen das jhre, vnuorzuͤglichen
erieget werde, Alda follen auch die Pfar geben, ſambt den
ſchreibereien, befichtiget werden, dergleichen die Inuentarig, in
Kirchen und Pfarren, damit biefelbigen nicht vorrudt ober ges
ringert werben.
Als auch erfaren und befunden, dag zum offtern mal, wann
Kirchen rechnunge gehalten, vberfluͤſſige vnnoͤtige zerunge, zu
groſſem abbruch der Kirchen geſchehen, So ſollen dieſelbige
hinfuͤro, bey ernſter ſtraff, auffgehaben vnd verbotten, vnnd
den Kirchen Vetern vnd Pfarhern, die dann jedes mal dabey
ſein, vnd die Regiſter halten vnd ſchreiben ſollen, nicht mehr
dann ein odder zween groſchen, auff eine perſon zuvorzeren,
vorgunſt vnnd nachgelaſſen fein, Da aber ſolchs vberfchritten,
ſollen ſie die vbermas ſelbſt, von dem jhren, zuzalen vor
pflicht ſein.
Sie ſollen auch nicht allein trewlich vnd fuͤrſichtiglich, mit |
den Kirchen güttern vnnd einkommen, handeln, ſondern auch
mit den einnahmen, der Schulden und Retardaten, ſich fleiffig
und vnuordroffen, erzeigen, vnnd nicht fcheuen, ob fie derhals
ben jemandes vngunſt, auff fich laden mödıten, dann den ſchul⸗
digern ſelbſt, damit gedienet wirdt, fo fie jherlich gemahnet,
und zur zalunge ‚gedrungen werden, Welche darnach die vnar⸗
manete zins, die auff eine groſſe fumma gemachfien, gleichwol
mit jhten vnnd der erben groſſen ſchaden, ablegen muͤſſen.
Sie follen aud) die armen leutte jun Hofpitaln, mit not
turfft vorforgen, vnd achtung darauff geben, das die jhenigen,
fo leibes fchwachheit halben, nicht koͤnnen die Kirchen befuchen,
gleichtwol mit Predigten und tröftungen aus Goaͤttlichem Wort,
durch die Kirchendiener vorforget werden, Vnd da fie darinnen
mangel ſpuͤreten, follen fie den Pfachern darumb anfprechen,
Da auch jhnen fonft jemandt, jnn der Stadt oder Dörffern,
von hausarmen witwen oder weifen, bie noth leyden, angege⸗
ben würden, oder fie felhft erfüren, follen fie denfetben, aus
den gemeinen Kaften, auch hülff, fo viel fich Leiden wil, erzeie
gen, boch mit vorgehender fleiffiger erfundigunge ihres wan⸗
dels, nahrung vnnd arbeit, Damit nicht faule hinleffige,, vnnd
teilig arme leutte, aus dem gemeinen beuttel, in muͤſſi iggang
ernehret werben.
Wo in einigem Gottes kaſten, fo viel vorhanden und vberigk,
das auff widerkauff, armen damit zudienen, auch der Kirchen
nutz zuſchaffen, muͤglich, ſollen fie das mit vorwiſſen jedes orts
Obrigkeit, ſonderlich bes Supperattendenten in Stebten,, unnd
inn Dörfern, Erb vnnd Lehenhern, auch des Pfarhers recht⸗
meffiger weite zuthun macht haben. |
Sie follen auch gutte acht geben, auff. bie hypothecirte
gründe, das dieſelbe nit von den fuldigern verkauft, zertheir | -
Lat, ober anderen vor mehr fummen- eingefegt vand vorpfendet
werden, auch ſich ‚nicht von denfelbigen «in mal eingefegten
gründen, auff geringe odder zuuor vorpfendte guͤttar, odder aber
auff vngewiſſe bürgen, weifen laſſen. .
Es foll auch zuuorhuͤttung allerley vordacht, keiner aus
jnen alte ſchiuͤſſel zum kaſten vorraths, alten Brieffen und Res
giſtern, allein haben, ſondern ein jeder einen beſundern, vnnd
der Pfarherr des orts auch einen, Vnd ſollen alle perfoͤnlich
dabey fein, wenn gelt oder brieffe .in den kaſten zulegen, odder
heraus zunehmen. ind. - .
Es fol auch. kein Vorfteher allein, on des Erb vnd Lehm
anal. Owar Qquichſiſche Senerelantifel.
Herrn, unhb beu andern feiner zit vordebenten, vorwaltern,
erſuchtem rath vnd bemilligung, ichtes ausgeben, ausleihen
oder zuſagen.
Do etwas von Hafın fieden biiebe, vnd ftreittig wuͤrde,
ſollen fie auffs fuͤrderlichſte, ſolchs am gebürlichen ortten fuchen,
dad die zinfe wider zeitlich gamahafft, vnd die Retardata, one
nachlaſſen odder abzugf, entrichtet werben, Denn den vorſte⸗
been das kaſtens noch andern, gebürt nicht, etwas, To bem ge:
meinen Baften vnnd kirchen gehoͤret, denen zuerioffen, die es
zimlich wol bezalen Einen, vnd zu entrichten fchulbig fein,
fondern fie feind vor Got ſchuldig, vnnd jhres Ambts halben
pflichtig, daffelbig alles tue, zu xath zuhalten, und bo fie
milde vnnd gutwillig fein wollen, ſollen fie es vom: dem jren
thun, und nicht mit abbeuch des. gemainen kaſtens, jhnen gunſt
vnd glimpff hey den ſchuldigern ſuchen.
Es ſollen auch forthin die vorficher des gemeinen kaſtens,
Leine liegende gründe odder gütter , der Kirchen, zuſtendig, alier
niren, odder exblich verfauffen, one erfuchtem.rath und erlaub⸗
nuͤs, iches ortd Hauptmans, Erb odder Lebens Hert, Schöffers,
Buͤrgemeiſters und Raths, Wand da ſolche alle einhellig, auff
die Erbliche alienation ſchlieſſen würden, alsdann vnd nit ehr,
muͤgen fie die Kirchen guͤtter auffs höcft, vnnd gewiſſe bezas
lunge, vorkauffen, vnd die hauptſumma auff gewiſſe erbliche
oder widerkeufliche jherliche nugunge, auwenden.
Vom baw ber Pfarren vnd Glöckenereien, auch bellellung der darzu
gehörigen gütter.
Die Pfarkicchen, Pfarheufer, vnd kirchenereien, follen nad)
gelegenheit jedes orts, jo viel müglich, von ber Kirchen ein:
fommen erbauet werben, Wo aber daffelbe fuͤglich nicht gefche
hen koͤnte, fol von ben eingepfartten, ob fie ſchon nicht vnder
einer, befundern vielen Derrfchafften geleffen, eine gemeine
anlage, zu folhem Baw gemacht, darzu fie auch von jrem Erb⸗
bern, ernſtlich vnnd vnwegerlich follen gehalten werden. Wann
fie ald dann diefelbige auffbracht, vnd zu nosturfft zugerichtet,
vnnd den Pfarhern, alfo gebamet ein gereumbt vnnd vberant:
wortet, folen fie diefelben fürder, vnd fonderlid, das jhenige,
fo vom gefinde, durch teglichen brauch vorwuͤſtet vnd zeubrochen
wirdt, als ofen, fenfter, thuͤren, ſchloͤſſer, dach vnd fach, ac.
ſo Lange fie darinnen wonen, vnd bdafelbft Pfarhern bleiben,
wie gutten Hauswirtten gebüat, im bewlichem weſen erhaltten,
vnd nicht zerfallen laſſen.
Item die Gerthen fo darzu gehörig, nicht vormäften, fon+
um mit gutten pflangen- vnd Pfropffreiſem, beffeen und er⸗
auen.
Damit auch die laſenütter, oder, wieſen Gerthen ober
fiſch waſſer, zum Pfarlehen gehörende, nicht Preferibiret, vnd
vnder der leutte, welche dieſelbige vmb jherlicher namhafftigen
zins oder miedgeldt, innen.haben, eigene guͤttere, durch langen
gebrauch, vormiſcht und eingeleibet, So follen ſolche güttere
ide zuzeitten vorandert, andern ausgethan vnd vorliehan, ober
aber, do es/ die guͤter ertragen mugen, umb groͤſſern vnd hoͤhern
sing, vorlieben werden, damit die Pfarden bey ibzen:eigenehaine
bleiben, ynd fie die Beſitzer, vor je erkaufft oder Ccbgutt, nicht
anziehen koͤnnen oder muͤgen, Idoch do etzliche darinnen den
Pfathern, vmb gewoͤnlichen zinſs eingechan werben fol dies
jatben hiermit nicht gemeiat ſein.
2557. Ovar
Es follen die Pauern, frembe Eder vmb gelt zubefchiden;
nicht ehr annehmen, es feind dann zuuorn, des Pfarhers vnnd
ſchreibers ecker, do fie nicht felbft anzufpannen baden, fampt
jeen nachbar, deffelben dorffs ecker vmb ein gebuͤrlich und gleich:
mefftg lohn befchidet.
Die Pfarrgütter follen binfurt nicht permutirt, oder aus:
gelaffen werden, one vorwiſſen der Ambtleut, Lehenherrn, vnb
ÖSupperattendenten, vnd bo es bie notturfft erfordert, auch mit
vorwiſſen des Landes Fuͤrſten, Vnd fol die bewilligung, ber
aus gelaffenen Pfarrgütern, fich nicht ferner, denn auff bie per⸗
ſon des jtzigen Pfarhers erſtrecken.
Don den Pfarkölgern. -
Als aud) befunden das bie Pfarrgehuͤltze durch die Pfar⸗
been zuzeitten, aus geig odder ſunderlichem eigenem nutze, vor⸗
ſetzlich, mercklich vorhauen, vnnd alfo vorwuͤſtet, das ettwann
jhnen ſelbſt, vnnd auch jhren nachkommenden, an jherlicher be⸗
holtzunge mangelt.
So wollen ©. Churf. G., das hinfuͤro den Pfarhern, jres
gefallens holg zuhauen, nicht vorſtattet, beſundern nad) groͤſſe
vnd gelegenheit, auch abtheilunge des holtzes, zu rechter zeit,
vnd an gutten gelegenen ortten (damit es widerumb wachſſen,
vnnd nicht etwo gar vorhauen werden moͤge) mit vorwiſſen der
Erb vnd Lehen Hern (do die vorhanden oder zuerlangen) oder
in mangel des Richters und der Kirchenvetere, notturfftig feuer
holg zuhauen angeweift, vnnd ferner nichts, weder durch fie
die Pfarhern, Kirchenvetere, odder jemandts andere, das den
Pfarhoͤltzern zu brennholge oder bauen, ettwas gehauen werben,
Damit alle nahlommende Pfarhern, fo mol vnnd viel holges
finden vnnd haben mögen, wie die jsigen Pfarhern haben und
befommen.
Die Pfarhern follen audy den gemeinden, nicht geftatten,
die Pfarhoͤltzer mit dem Viehe zu betreiben, auch felbft nicht
darinnen huͤtten ſonderlich wann das viche, den Sommer late
ten ſchaden thut.
Bon JZuuentario vnd Negifter ber Pfarhern, einkommen ober uuttunge.
Die jnuentarla der Kitchen vnnd Pfarren, follen von den
Erb und Lehenheren, vnnd Kichenvetern, vleiffig vorzeichnet
vnd gehalten‘, vnd darauff gefehen werden, das die nicht vor⸗
ruckt oder entgenst, vnnd die abziehende, odder der vorftorbenen
Dfarhern Erben, am korn oder an andern getreidich, zu felde,
in der fheune, oder auffm boben, auch ſtro, heu, vihe und an⸗
derm, fo vil laffen, als jnen eingereumbt vnnd fie im anziehen
funden,, Damit ſolchs der nawe anziehende Pfarher, zum ans
zug vnd anrichtunge ſeines hauſs haltens, alfo finden vnnd has
ben möge, Da aber die Kicchenveter bierinnen ſeumigk, vnnd
jres unfleifs halben, etwas dauon hinwegk kommen mürbe, fols
fen fie folch jnuentarium an allem, daran mangel befunden,
wieberumb zuerflatten, vnnd zuergengen, fchufdig fein.
As auch egliche Pfarhern vnd Kirchendimer, fo gat teöge
vnd hinleſſig befunden, das fie jrer eigenen, und zur Pfarr ges
hoͤrenden gründe, besgleihen auch jhrer zinfe, Tetzems, oder
ander gerechtikeit, Beim wiffen haben, Vnd aber hirdurch zum
offtern male, mercklicher ſchade, an jherlichem einkommen des
Dfaerichene , eimgefurt, fo fol ein jeder Pfarherr (wie den vleiſ⸗
figen hausiwirtten gezimmet) ein jherlich regiſter feines einkom⸗
Sachſiſche Generalartikel. 191
mens ſtellen, und ſolchs ſeiinem geordentem Supperattendenten
jm Synodo, zeigen vnd vortragen, Vnd do hierjnnen zweiffel
oder abzugk, oder ſonſten mangel geſpuͤret, ſich deſſelben aus
der Supperattendenten Buͤchern, ſo jhnen die Viſitatores in
der nehſt gehaltenen Viſitation, vberantwortet, vnd zugeſtellet,
vnd ſonſt erholen, Da aber daſſelbig, von jrgent einem Pfar⸗
hern, vnderlaſſen, der ſol von ſeinem geordenten Supperatten⸗
denten, gebuͤrlich darumb geſtrafft, vnd nachmals darzu gehal⸗
ten werden.
Gleicher geſtalt ſollen auch, do ſich obberurt mangel, oder
das befuͤnde, das den kirchen vnd Pfarguͤtern, geholtzen, zinſen,
Tetzem vnnd andern, was entzogen wuͤrde, Erb vnd Lehenhern
ſchuldig ſein, dieſelben widerumb ganghafftig vnd richtig zu
machen, vnnd was disfals in jrem vormoͤgen nit wer, S.
Churf. G. hieuon anzeigung zuthun, So wollen S. Churf. G.
ſich der gebuͤr, darauff ſelbſt zuerzeigen wiſſen.
etz ſich die weltlichen Gerichtöhabere, beren Vorwalthere, Beueh⸗
lihhabere, auch ber Pfarren Lehenherrn, zuuorhalten.
Diefe follen ober jhren Pfarhern, Kirchen und fchulen die:
nern treulich halten, fie wider gemalt, freuel, des mutwilligen
ondandharn Döbels, ſchuͤtzen, die pnderthanen mit ernfler be:
drawunge, und erzeigunge gebürlicher ftraff bahin weifen und
anhalten, das fie allen Kirchen vnd fchulen dienern, auch ben
Gottes heufern vnnd hofpittaln, jhre gebürende zehendt, pact,
zins, opfferpfennigt, quattember gelt, und andere mehr penfiones,
ſchulde und bienfte ane betrug? vnnd vorzugf, der vielfaltig ges
braucht wirbt, zu rechter zeit und volkoͤmlich, entrichten und
leiften, Auch die Pfarren vnnd Kirchen gebeube, fo die gemeine
zuthun ſchuldig, und geheiffen worden ift, ane vorzugk, und
treulich, auff zurichten und vollenden, Sie aud) an felertagen
vnter der predigt, ane merdliche vrſachen die leutte zur ver⸗
hoͤre oder ſonſt nicht fuͤr beſcheiden, noch jnn andere wege, an
anhoͤrunge des Goͤtlichen Worts verhindern.
Fuͤrnemblich aber, ſollen die Amptleute, Edelleute vnd
Schoͤſſere, hirmit ernſilich vermanet ſein, da nicht noͤtige drin⸗
gende vrſachen vnnd beuehlich, von S. Churf. G. oder ſonſt
verhanden ſein, das ſie die vnderthanen an feiertagen, nicht
wollen mit froͤnen, dienſten vnd anderm beladen, vnd von den
Predigten vnnd Gottesdienſten, abziehen vnd verhindern, die⸗
weil ſonſt Sechs tage in der wochen, darinnen ſolche dienſte
koͤnnen aufferlegt vnd ausgericht werden, vnd Gottes ernſt⸗
lichs gebot erfordert das der Ruhe oder Feiertag geheiliget werde,
das man auch das viehe vnnd zugk Ochſſen, am feiertag ſol
ruhen laſſen, viel mehr ſol man den armen bauers leuten, die
man ſonſt wol in der wochen brauchen kan, am feiertage, eine
ſtunde oder zwo vergoͤnnen, in welchen ſie Gottes Wort hoͤren,
vnnd troſt in jrem gewiſſen, aus den Predigten ſchoͤpffen
muͤgen.
Die Buͤrgermeiſter aber vnd Richter in ſtedten, ſollen ernſt⸗
lich verbieten vnd abſchaffen, alles das jhenige, ſo die leuthe
an Feſten vnd feiertagen, von den Predigt hoͤren abziehen oder
verhindern magk, als vnder der Predigt, (auſſerhalb was kran⸗
cken vnd wander leuten geſchehen magk) gebranten vnd andern
wein, bier, geneſch, vnnd dergleichen, zuuorkauffen, kugell und
andere fpiel plege, quafereien,, fauben abende, vnorbentliche
tenge zuhalten, ſpaciren gehen, ober ftehen vff den kirchhoͤfen
192
oder marckt, kremerej treiben, für der Kirchen odder in den
gaffen, und alles dergleichen, Auch follen die Bürgermeiiter
nicht Rath oder gemein halten, zu der zeit, da predigten pfles
gen gehalten werden, es fiele dann vnuormeidliche not für.
Meitter follen fie die ihenigen, fo offentlicher laſter halber,
als Ebruch, hurerej, vnzucht, zawberey, fleter Saufferej, Got:
teslefterunge, freuentlichs vngehorſams, wider jre Eltern, Spies
lens, verdechtigs müffiggehens vngezweiffelts wuchers, nachts
ſauffens ꝛc. berüchtiget,, vnnd ſchuldigk befunden werden, nicht
dulden, odder mit geltfiraffen, hindurd kommen laſſen, Son:
dern es follen folche nach gelegenheit der vorbrechung, am leibe,
andern zu abſchew, oder mit vorweifung, vnnd jonjt, ernſtlich
geftrafft werben. |
Da auch jemandt, als die böfen ungerathenen Kinder zus
thun pflegen, feine Eittern ſchmehen, leſtern, vnnd entlichen
die hende an fie legen würde, Sol ſolchs von den vnderthanen,
oder nachbarn (weil die Eittern hirjnne allzugütig fein) der
Obrigkeit vormeldet werden, welche fie auch vormöge der Recht
ftraffen follen.
Ale vnd jede Gerichtshabere vnd Vorwaltere, follen auch
mit ernft daran fein, damit dem greulichen Gottsleſtern und
fischen, der fhendlihen Seufferei, dem groſſem vnmeſſigen
pracht, und vnkoſten, ber vff den hochzeitten, vorlöbnüffen,
finbtauffen, und dergleichen gaflungen gebraucht wirt, vermöge
S. Churf. ©. Landesordnunge gefteuert, Auch die onformliche
ſchendliche vnnd alzu prechtige Kleidunge, vnd dergleichen mehr
vnordnungen abgefchafft werden, vnd nicht (wie viel gefchicht)
felbft mit ihrem böfen Erempel vnnd bepfpiel, zum kegenipiel
vrfach geben.
Dieweil auch aus den langmwirigen pandeten und zechen inn
der nacht, viel vnd mancherley after entfpringen, auc das
Kicchen ampt nicht wenig dadurch gehindert, und deformirt
wirdt, Sol die Obrigkeit in Stedten, auff wege vnd orbnunge
denden, das ſolch lang figen abgefchafft, und eine zeit und ſtund,
nach gelegenheit des orts ernennet, vnd mit einer gloden ges
leuth, angezeigt werde, vber welche niemandt, Hochzeit gefte
vnnd andere zechleutte halten, oder in gaflereien und zechen, oder
hochzeitten, ſitzen doͤrffe, odder aber viner ſtraff gewertigk ſein.
Es iſt auch ſehr eine ſchendliche gewonheit eingeriſſen, auff
den doͤrffern, das die pauern auff vnd an den hohen Feſten, als
Weinachten, vnd Pfingſten, jre ſeufferey, balt am abent des
Feſts anfangen, vnnd die nacht vber treiben, vnnd morgens die
Predigt, entweder gar verſchlaffen, oder truncken in die Kirchen
kommen vnd darinnen wie die few, ſchlaffen und ſchnarchen.
So ſoll auch an den orten, da das vogel ſchiſſen nicht
gentzlich abgethan werden mag, ehe nicht dann auff den dinſtagk
in Pfingften, zuſchiſſen angefangen, und vber denfelben tag fein
gemein bier, dabey oder nach, getrunden werben.
In etlichen orten, misbraudhen die Pauern jhre Kirchen,
welche ein Bethaus fein fol, für einen Kretzſchmar oder bier:
keller, ſchroten das Pfingft Bier darein, damit es friſch bleibe
vnnd fauffene daſelbſt aus, mit Gottes leſterunge vnnd fluchen,
vnnd dörffen wol in der Kirchen, bie Prifter und das Mini:
fterium, verechtiglich verhönen vnnd verfpotten, tretten auff die,
Gangeln, sichten Predigten an zum gelechter, vmb welcher mis⸗
breuch vnd vbertretunge willen, nit alleine die bauern, von jh⸗
ven Erbhern unnd Amptleuten, fondern auch die Obrigkeit ſelbſt
1581. ovır. Sächfifche Geueralartikel.
von &. Churf. G. follen ernfllich geftrafft werben, das fie ſolche
verachtunge des predigt ampts, und misbreud, des Gottes Haus,
den pawern geitatten vnnd erlauben,
Wie dann Gott felbft jnn dieſem vorgangenen Fünffond»
fungigften ihare, das pawers vold, fonderlidy vorwarnet und ers
Innert bat, von ſolchem ſchwelgen abzuflehen, da er eben am
Dfingit Sontag vnter der Predigt, an vil orten, das liebe ger
treidich auff dem felde, jemmerlich mit einem erſchrecklichen wets
ter, in die erden gefchlagen, vnd in eglichen drtern, ba das
Pfingſtbier in glocken thürn gelegen ift, vnnd die pawern, ges
wifzlich mehr ihre gedandeen, auff die fürhabende desfelbigen tags
feufferej, dann auff die Predigt oder zum Gebet, gericht hatten,
in die Kirchen mitten In den Chor, mit dem fewer ſtral ge
ſchoſſen hat, Welchs Exempel billich jederman erſchrecken, und
zu Gottes forcht reitzen vnd treiben ſol.
Desgleichen iſt ein gefehrlichs ſchedlichs ſchwelgen, auff den
pawers Hoͤchtzeiten jnn Doͤrffern vnder den geſellen, welche die
gantze nacht aneinander, mit groſſem Gottesleſtern, fluchen,
vnzuͤchtigen worten vnd wercken, das gefellenbier ſauffen, Dar⸗
aus biſzweilen balgen vnd mordt, hurerey, und allerley greuliche
vnzucht erfolget.
Solche vngereumbte gefehrliche ſchwelgerey, die vrſach gibt
zu den aller hoͤchſten laſtern, ſuͤnden und ſchanden, fol billich
von aller Chriſtlichen Obrigkeit, mit ernſt abgeſchafft, vnd bey
harter ſtraff vorboten werden, wo wir anders nicht wollen mit
ſolcher hinleſſigkeit, vnd durch die finger ſehen, Gottes grau⸗
ſamen zorn vnd ſtraff, vber vns ſelber laden vnd heuffen, welche
bey ſolchen laſtern, nit pflegen auſſen zubleiben, Wie der liebe
Paulus ſpricht, Laſt euch niemandt verfuͤren mit vergeblichen
worten, dann vmb dieſer laſter willen (darmnter auch die ober:
zelten vormeldet) kombt der zorn Gottes vber die ungehorfamen.
Vnd da fie jha wollen den Pauern, das Pfingft und ander
gemeine bier, erlauben, follen fie ihnen doch nicht geftatten,
acht, zehen, oder zwelff viertel bieres, jres gefallens einzulegen,
Sondern jhnen eine gewiſſe anzal, nad, der menige bes volds
vorgönnen, vnd gebietten, das fie daffelbige friedlich, züchtig
und befcheiden, nad) den Feiertagen austrinden, ben aufgefegter
geltſtraff, da von jemamd ein greulicher fluch, oder unzüchtige
rede, gehört würbe.
Weil auch ferner an ©. Ehurf. &. gelanget, das in den
kretzſchmarn hin vnd wider, auff den Dörffern, auff die Sons
tag tenge gelegt, welche durch das vmbwonende junge vold,
beide jundframen vnd Enechten befucht, vnd bafelbit nicht alleine
ihren vordiendten liebelohn hiruͤher, auch jhre angeftorbene guͤt⸗
ter, offtmals vnnuͤtzlich vmbbringen, und verzehren, befondern
auch viel andere vnzucht vnd leichtfertigkeit oben, an deme aud)
vngefettiget, mehrmals ſolche tenge, bis in die tieffe nacht, da
fie im finftern heimgehen , vnnd auffm wege beiderſeits wol bes
zecht, vnbedacht einicher fünde oder fchanben, fi) zufamen
finden, fhwechen vnnd ſchwengern, ettwa auch hertiglich vers
wunden, oder tödten, So wollen S. C. F. ©. das folche tentze
allenthalben verboten, und hinfüro feiner; dann auff den hoch⸗
tzeitten, doch züchtig und meſſiglich, ſol vorflattet und gehalten
werden, Vnd da ſolchs vberfchritten die Kregfmar, Richter und
fhenden, hirumb hertiglich geftrafft werben.
Vnd in fumma, fo wollen S. Churf. G. das altem vbel
vnd ergernuͤs, welchs zu jeber zeit, am gedingen, und fonften
Asse. Own Wächfiidge Geueralartikel.
geruͤget, und ber Obrigkeit angezeigt, mit hoͤchſtem vleis ges
feuert vnnd gewehret, im fall auch geftrafft, und Gottes ehre,
furcht, bruͤderliche liebe und einigkeit, dargegen gepflangt, ober
in mangel der volge, ©. Churf. G., ferner vormeldet werden
ſoll, damit ©. Churf. ©. ſich gegen den vbertrettern diefer ©.
Churf. G. Drbnunge, und verbot, mit gebürlichem einfehen,
zuerzeigen haben.
Sie folln auch keinen zum Supperattendenten machen,
ane ©. Churf. ©. bewilligunge, auch keinen Stadt ober dorff
Pfarreͤr annehmen, ane vorberouft des Confiftorij, und desfel-
ben orts Supperattendentis.
Es ſollen auch bie Edelleute, und andere Lehenhern, denen |
Kirchendiener mangeln, biefelben in molbeftalten hohen ſchulen
oder Vniuerfiteten, zu Leipgig und Wittenbergk fuchen, vnnd
nicht allenthalben, vngelerthe gefellen, ober vordorbene handts
wergs leute, auffklauben, oder ihre fchreiber, Reuter oder ſtall⸗
jungen, Prifterlich Heiden, und auff Pfarren fteden, Auff das
fie fi) bey denfelben deſto leichter erhalten können, das fie auch
etwas vom Pfarrgut, das dem Sundern gelegen ift, faren
laffen, oder aber fonften dem Sundern, zu Hoffedienften, mit
ſchreiben, Regifter halten, Kinder lehren zc., vorbunden fein.
Weitter follen auch alle, fo Pfarren oder Lehen zuuorleihen
baden, die Ordinanden abfertigen, Erſtlich zu dem Supperats
tendenten, nachmals gen Wittembergk odder Leiptzigk, mit ge⸗
nugſamer zerunge, damit dieſelben der Ordination erwarten,
Vnnd da es von noͤten were, etzliche tage oder wochen, zu Wit⸗
tembergk oder Leiptzig, ane anderer leute beſchwerung, vorharren
koͤnnen, bis fie beſſer vnderricht vnd jnſtituirt ſeindt.
Obbemelte Gerichtshabere, Vorwaltere oder Lehenherrn,
ſollen auch keine Kirchendiener, ane vrſach vnnd vorwiſſen des
Supperattendentis vnd Confiſtorij, von ſeinem ampt entſetzen.
Sie ſollen auch jherlichen Rechnung fordern, von den Vorſte⸗
hern des gemeinen kaſtens, und Spittal voigten, jnn gegen⸗
wertigkeit des Pfarhers, vnd der Virtelsmeiſtere, vnnd darob
ſein mit ernſtlichen gebotten, das die Retardata eingemanet vnnd
entricht werden, ehe dieſelben zu verderben der Buͤrger vnd zu
groſſem ſchaden vnd abbruch des gemeinen kaſtens, vber die
mas geheufft vnd gemehret werden.
Auch ſollen ſie aus dem Rath vnd gemein, etliche perſonen
beſtellen, die offtmals im jhar, die Hoſpittal beſichtigen vnd er⸗
kuͤndigen, wie die armen leute darinnen geſpeiſet vnd gewartet
werden, vnnd da mangel geſpuͤret wuͤrde, ſollen ſie derohalb
mit den Kaſtenhern, odder Spittalmeiſtern, ernſtlich handeln,
das den armen jhre gebuͤre gegeben werde.
Nachdem auch viel leutte, aus frembden orten, in den
Stedten herumb gehen, vnd mit erlaubnuͤs des Buͤrgermei⸗
ſters, biſzweilen auch wol ane dieſelbe, in alle heuſer krichen,
das almoſen zu ſamlen, darunder etliche gefunden werden, die
falſche brieffe vmbtragen, oder die vor viel jharen gegeben, vnnd
vornewert ſein, darunter etzliche, wann ſie lange ſind im Lande
herumb geſtrichen, vnd gnug gebettelt haben, verkauffen ſolche
vorſchrifften, andern ſtreichern, die darnach auch darauff bet⸗
teln, vnd wird alſo durch ſolchen manchfaltigen betrug, den
buͤrgern in Stedten, vil abgezogen, Sonderlich geſchicht ſolchs
zu abbruch des gemeinen kaſtens einkommen.
Solchs zuuorhuͤtten, ſollen erſtlich alle buͤrger von ber
Cantzel vermanet werden, das ſie jnn jhren heuſern, keinem
II. j
198
das almofen geben, ber nicht ſchrifftlich erlaubnüs des Rats
oder Buͤrgermeiſters, auffwelfen kan.
Nachmals follen bie Bürgermeifter vormanet werben, das
fie der jhenigen, fo Drieffe anders woher bringen, vnnd vmb
erlaubnuͤs bitten das almofen zufamlen, wol warnehmen, vnd
fleiffig nadhforfchen, woher fie komen, ꝛc. vnnd auff bie brieff
vnd fiegel,- gut achtung geben, das fie nicht bamit betrogen
werden. Da fie nun brieff und fiegel, vnd andere Eundfchaffe
ten, rechtſchaffen befünden, follen fte gleichwol underfchieb ma⸗
hen, zwiſchen denen die für ſich allein famlen, etwa einer
trandheit oder leibs gebrechen halben, oder dergleichen, vnd
vntter denen bie mit fewer ober andern Landfcheden, vmb all
jre hab vnd gütter kommen fein.
Die nun für fich alleine famlen, vmb kranckheit willen,
follen die Bürgermeifter zum kaſtenhern weifen, das jnen nad)
gelegenheit des fchadens, ein Elemofina aus bem gemeinen ka⸗
ſten gegeben, von etlichen grofchen oder einen halben taler, ꝛc.
ond fie damit abgemwiefen, neben vormeldbunge, ber leibftraff,
fo fie darüber in die heufer gehen, und betteln würden, damit
alfo die bürger von jnen weitter nicht befchweret werden.
Damit aber der gemeine Eaften, ſolche Elemofinas ertragen
tönnen, foll man im Ihar einen tag darzu nehmen, und egliche
Bürger herumb ſchicken, und in den heufern, und ob ben tifchen,
barzu famblen laffen, mit vorgehender erinnerung und vorma⸗
nunge des volds, von ber Gangeln, das ſolchs erfamblet gelt,
folte dahin gewanth werben, das die Armen, ben bisher kranck⸗
beit halben, in die heufer zugehen, erlaubt were worden, folten
damit geflillet und abgemiefen, vnnd bie Bürgerfchafft forthin,
ſolchs vielfaldigen vberlauffen®, vberhaben werden, So würde
jederman, dem ſolch teglich vberlauffen, beſchwerlich iſt, gern
vnd willig, etwas darzu geben. .
Solch gelt folten nachmals bie Kaftenhern, frembden ges
brechlichen leutten, nad) gelegenheit bes ſchadens, treulich und .
mildiglich aus theilen, und zu Beinem andern nug wenden, vnd
jherli in einem befondern Gapittel vorrechnen, mit vorzeich⸗
nuͤs der namen, des orts vnd zeit, da folch8 gegeben worden fey.
Denen aber fo durch feuers not, oder ander erfchredliche
felle, vmb ihre narung kommen fein, und des gutte warhafftige
zeucknuͤs fürlegen koͤnnen, vnd zuuorn an dem ort nicht ge⸗
jamblet haben, mag der VBürgermeifter erlauben, mit einem
fonderlichen fcheifftlichen befentnüs, in allen bürgers heufern,
das almofen zufamien, Vnd follen die Pfarhern, zuuor auff
der Cangeln, folche not der armen leutte, vertündigen, und bie
bürger vermanen, jhnen milde hülffe, nach vermögen zuerzeis
gen, Jedoch follen berfelben leutte namen vorzeichent werden,
damit fie nicht zum offternmal, an einen ort fommen.
Auch iſt in etlichen Stebten, das junge müffige bettel volck
fo kuͤn vnnd frech, das fie die leute, und fonderlidy frembde,
auff den gaffen anlauffen, und denfelben mit vorbrifzlichem ges
ſchrey, anhengen, vnd nicht wollen ablaffen, man geb jhnen
dann zuuorn etwas, Welcher vbelftand billich fol abgefchafft
werden.
Vnd gebietten S. Churf. ©. darauf, allen vnnd jtzlichen
ihren Vnderthanen, wes flandes fie find, geiftlichen und welt⸗
lichen, das fie fidy obbemelter, gemeiner vnnd fonderbarn Ars
tickeln, auch all beffen, fo jnn jüngft gehaltener Vifitation, jes
des orts vorordnet worden, fouiel das menniglich betreffen und
25
19
550. Ovazen. Pfalz⸗Zwelbruͤck ſche Kirchenorduuug.
anlangen chut vndertheniglich und gehorſamlich jeder zeit vors dacht und entſchloſſen, Darnach ſich jeder zurichten, Vnund ges
halten, Vnd dagegen oder wider, nichts fuͤrnehmen, gebaren
oder thun, bey S. Churf. G. vngnad vnd ernſten ſtraff, ſo S.
ſchicht hieran S. Churf. G. ernſter wil vnd meinung,
zu Dreſzden den Achten May, nach Chriſti vnſers ſeligmachers
Churf. ©. wider die vbertreter vorzunemen laſſen, entlich bes | Geburt, Im Funfftzehen hundert Siebenvndfunfftzigſten Jare.
CVIIIa.
Kirchenordnung, Wie es mit der Chriftenlichen leer, Naichunge der b. Sacramenten, Dr:
dination der diener bed Euangelij und orbenlichen Geremonien, Erhaltung Chriftlicher Schulen ond Studien, auch
anderer‘ ber Kirchen notwendigen Stüden ıc. In Vnſer Wolffgangs v. G. G., Pfalbgrauend bey Rhein, Her:
kogend in Bayern, und Srauend zu Veldentz Fuͤrſtenthumb gehalten werben fol. Anno MDLVIL IV und
156 Bl. Fol "
. Im 3.1556 hatte Herz. Wolfgang von Pfalz 3mweibrüden
den Entwinf einer 8.:D. an Melanchthon und Brenz
zur Begutachtung gefendet. Der GErftere erklärte. in einem
Briefe dd. Jacobi deff. I. (Corp. Ref. T. VIII. p. 806)
im Allgemeinen feine Zuftimmung. Aber zugleich überreichte
er ein Berzeichniß ber von ihm gewünschten Aenderungen,
welches in einem Anhange zu bem erwähnten Briefe, und
volftändiger in der Beilage zu einem Schreiben des herz.
Bofprebigere Hier. Rauſcher v. 25. Dec. beff. I, ent⸗
halten ift (Corp. Ref. T. VIII. p. 937 »qq.). Das letz⸗
tere gedenkt zugleich bes von Brenz abgegebnen Urtbeils,
das, im Allgemeinen beifällig, nur die allzugroße Strenge
g% en bie Wiebertäufer gemilbert, unb die Cenfur und bie
endbmahlsliturgie abgekürzt wiſſen wollte. Diefe Erin:
nerungen haben, wie es fcheint, wenig Berüdfichtigung ges
funden, während bie von Melanchthon geäußerten Bes
\ denken auf bie legte Rebaction nicht ohne Einfluß geblieben
find. Die K.⸗O. erfchien, eingeleitet buch ein vom 1. Juni
. 1557 datirtes Mandat, in welchem ed u. a. beißt: „Es ift
auch durch dife vnſer ordnung nicht anders gemeint, dann
das die einige, ewige, warhafftige leer des Euangelii rein
epredigt foll werben, die Gott gnediglich burch feinen Son
efum Eyriftum geoffenbaret hat, und in ber Propheten und
Apoftel Schrifft gefaffet ift, Vnd in dem verfland, ber in
den Symbolis, Apostolico, Niceno, und Athanasii aufge:
druͤckt tft, mit welchem gleich ftimmet die Confessio, die
der Kay. May. Im Reichßtag zu Augſpurg, Anno etc. 1530.
oberantwort ift, Vnd wie biefe leer durch Gottes gnad, in
vilen Ehriſtlichen Kirchen geprebigt wirt, mit welchen wir
Gott zu ehren, vnd zu viler menichen feligkeit, begern eins
trechtigkeit zu halten.” — Die Quellen, aus welchen fie
gefhöpft ift, find bie Medtenb. nad ber Rec. v. 1554
und die Württemb. v. 1553. Aus der erſtern entlehnt
fie die Eintheilung in fünf Theile. — Eine zweite Ausg.
erfchien im 3. 15605 eine dritte, für bie Lande des Gr.
Ludwig zu Stolberg (f. Zeitfuchs, Stolb. Kirchenhift.
&. 60 ff.) zu Urfel im 3. 15635 eine vierte im 3. 1570
unter den Herz. Philipp Lubwig und Johannz eine fünfte
im J. 1600 zu Frankf. 8: für ben dem Herz. Carl (bem
jüngften Sohne des Herz. Wolfgang) zugefallenen Theil der
intern Grafſchaft Sponheim. Die Urfache diefer Wieders
olungen war bie weite Verbreitung, welche Die K.⸗O. auch
n anderen Ländern gefunden hatte. U. a. galt fie in Juͤlich⸗
Berg (Sacobfon, Geſch. des K.⸗R. ber Prov. Rheintand
und Weftphalen, S. 115) und in Oeſterreich u. d. E.,
Schüts, Vita Chytraei, p. 122,
* *
ue
Bon erſten Stück,
Neemlich von ber Leer und Predig.
Unter der Ueberfchrift: „Eine Chriftliche vnnd kurtze anlei⸗
tunge für die Kirchendiener, darnach fie jre lere richten ſollen,“
enthält diefer Abfchnitt Melanchthons Examen ordinandorum.
Neben der Sonfeffion und den Schmalk. Artikeln werden als
Norm ber Lehre auch die Loci theol, genannt, was Melans
chthon an dem Entwurfe grade gemißbilligt hatte
Der ander teyl bifer Kirchen orbnnunge.
Bon Erhaltung bes Predigampts oder Minifterii Euangelici.
Bon den Rlirchengerichten.
(Aus dr Medi.) a
Wie es in den fellen, wann ‚freit von ber leer fürfelt, gehalten
werden foll.
Aus derſelben Quelle, mit dem Zuſatze, daß bis zur Er⸗
richtung des verheißenen Gonfiftoris bie Perſonen, welche mit
zivieträchtiger Lehre verhaftet, von ben Pfartern erinnert, wenn
fie aber den klaren Zeugniffen der h. Schrift nicht weichen, bez
Lanbesfürften ober feinem Statthalter und Räthen angezeigt
werden follen.
Warnunge und bevelh wider bie Jerthuub ber Widertauffer.
Aufzählung der Jrrthuͤmer ber Wiedertäufer, Widerlegung
derfelben aus der Schrift, und Strafandrohungen (Landesver⸗
weiſung, Leibes⸗ und Lebensftrafen), welche in dem folg. Mans
date (23. Apr. 1556) wiederholt find. In dem lesteren iſt,
gegen Brenz's Anrathen, Die Beziehung auf „die hieuor aus⸗
gangne der Roͤm. Kei. Mai... und bes h. Meiche allgemeine
Ordnung, und ausbrudenliche Sonftitution” geblieben.
Bon laftern, Ehebruch, oder ‚anderer vnzucht, verachtung Chriſtlicher
Icer, und Sacramenten , 16. .
„So jemand in offentlichen fünden lebt, follen Pfarcherr
und Kirchendiener deſſelben orts erftlich jn brüderlich vermanen,
fi) zu Gott zubeleren c. Wo dife vermanung nicht hiffft,
follen fie dauon dem Consistorio, Wann e8 geordnet iſt, beridyt
thun, das wirdt wiffen, wie e6 ordentlich Procedirn ˖ſoll.
Damit aber mitfer zeit, und biß folch Confiflortum in das
werck gebracht wirt, Chriftenliche zucht nit gar veradjtet, vnd
unterlaffen werde, fo haben wir die Form der Censur und Kir
chengezwangs, fo Anno ıc. 1539. Inn vnſerm Fuͤrſtenthumb
auffgericht worden, befehen vnd bewogen*).
*) Diefe Ordnung der Kirchenzucht v. I. 1839 Kat nicht aufgefunden
werben können. Vermuthen laͤßt ſich aber, daß fie unter dem Ginfiuffe
der Straßburger Theologen entſtanden fei, welde unter den MPfalzgr.
asöe. Ovma. Mal Iweibeidhiäe Rickenordunng os
Vndb wiewol diefelbig gank lind, auch bie vilfaltige offen⸗
bare fchand, und laſter, fo diſer zeit leider vor augen ſchweben,
wol ein herter auffſehens, und die fcherpfe der alten Pirchen zucht,
vnd Chriſtl. Banns erheifchen, und erfordern.
So laffen wir uns doch gefallen, das angeregte Genfur, big
auff vnſern fernen beſcheid, und bif wir das obbemelt Con-
sistorium in da& werd bringen mögen, an allen orten vnſers
Fuͤrſtenthumbs bleibe, und da fie gefallen, wider nachfolgender
geftalt angericht werde.
Anfengklich follen in allen vnd jeden Steten vnd Doͤrffern,
ſechs oder auffs wenigſt fuͤnff erbarer Maͤnner, wie vor diſer
zeit geſchehen, durch die gemein erwelet vnd geordnet, vnd den⸗
ſelben beuelh gegeben werden, auff die zucht vnd erbarkeit des
gemeinen volcks, von Mannen vnd Frawen, Alten vnd Jungen,
ein fleiſſig getrew auffſehens zuhaben.
Wo nu jemands in offentlichen ſuͤnden lebt, oder mag mit ett⸗
lichen zeugen vberwunden werden, das er ſolch laſter vbe, darumb
er ſtraff verdienet, vnd vermoͤg Goͤttlichs worts kein theil am reich
Chriſti haben mög, vnd derſelbig den gerechten Gottes zorn,
fein eigen ſtraff, das offentlich ergernuß nit.bedenden, und ſich
alfo zur beferung nit ſelbs ſchicken wil, Soll in fein Pfarcherr,
in Beifein der obbemelten feche verordneten Mann (weiche man
biß anhero Censores genennet hat) vnd mit derfelben rath vnd
zuthun, mit freundlicher Chriftenlichgr befcheidenheit erinnern,
warnen und vermanen, das er fich zu Bott bekeren, und das
ergernuß meiden wölle, und fich widerumb mit Gott vnd ber
Kirchen verfönen. Dife vermanung ift ein jeder in feiner Pfarr,
mit rechter zucht vnnd bemut zufolgen fhuldig, Denn fie tft
ein ſtuͤck des Ampts, dauon ber Here Chriftus geſprochen hat,
Luc. 10. Wer euch höret u. f. w
So nun die perfon welche alfo erimert iſt, der vermanung
folgt, vnd beſſerung zuſagt, ſoll ſie erſtlich die ergernuß ab⸗
ſtellen. Als wann einer ein vnehrlich perſon bey ſich hatte, die⸗
ſelbig von ſich thun ꝛc. oder ſo er in andern vnrechten, vnd of⸗
fentlichen ſuͤnden ſteckt, dieſelbig thetlich abſtellen.
Darnach ſoll er zum Pfarrherr kommen, ſein beicht thun,
vnd beſſerung zuſagen, vnd vmb die Abſolution bitten vnd
alſo zu der Communion zugelaſſen werden.
Wo aber der erfordert nit wil kommen, ſoll er zum andern,
vnd dritten mal erfordert werden, vnd ſo er fuͤrkommet, vnd
nach der dritten vermanung gleichwol in ergernuß, vnd offent⸗
lichen ſuͤnden verharret, So ſollen die Pfarrherr vnd Kirchen⸗
diener, ſampt ben ſechs verordneten auffſehern, dieweil ſolche
perſonen von jrer vntugent, auff ſo vilfeltige vermanunge nit
abgeſtanden, vnd ſich nit gebeſſert, auch noch nit beſſerunge
ernſtlich zuſagt, derſelben die gemeinfchafft der h. Sarrament
verbieten, Vnd foll jme hinfür fo lang er fich nit beſſert, nit ges
flattet werden, zur Communion zugehen, bey dem Tauff zuer⸗
feinen, Kinder zuheben, oder aud) bey der vermehelunge fo
in der Kirchen gefchicht, zuſtehen, Wo er auch alfo one buß ers
gerlicher weiß abſtuͤrbe, fo foll er nit mit Chriſtl. Ceremonien,
wie andere begraben werben, Damit die ware Religion nit zum
fpot gemacht, vnd falſch zeugnuß gegeben werde, auch andern
zu einem fchredien vnd Erempel.
Surwig und Ruprecht, während ber Minverjägrigleit des Pfalzgr. ZBolf,
Pr das Bweibräd.. Gebiet reformirten. Struve, Pfälz Kirchen,
iR. ©. N.
Aber die Predig ſoll jme nit verpotten werben, ſondern tft
vil mehr dazu zuuermqnen, das er durch bie prebig zu hetrach⸗
tunge Göttliche zorns, zeitlicher und ewiger ſtraffen, und der
geoffen undandbarkeit, die er.für die groffe ungnad und leiden
des Deren Ehrifli obet, getrieben werde, Dann das Predig⸗
ampt fol für und für in aller Welt, ober alle menfchen richten,
gute vnd böfe, und alle fünden fitaffen, wie der Herr Chriſtus
fpriht: Der h. Geift firaffet die welt von wegen der fünde ıc.
Vnd ſoll folch vrtheil der Kirchen dem ſchuldigen theil ans
gegeiget, aber doch noch zur zeit biß wir ein orbenlichen Gerichts
zwanck, und formlihen Proceß difer und anderer ſachen halben
anrichten laſſen, offentlich auff der Gangel nit verfündet wer⸗
den. - Vnd follen alfo die Prediger, Pfarcherr, vnd Kirchens
diener mit denen fo dazu verordnet find, folch abfonderung und
außfchlieffung von ber gemeinfchafft der Sacramenten.. allein
vmb offentlicher fünden willen, gegen denen, fo fich nit beffern
wöllen, fuͤrnemen, vnd nit in andern weltlichen fachen, als von
wegen gelt fhulden, oder ander pflicht brauchen, Auch ſich die
Kirchendiener in der. weltlichen Obrigkeit, ampt mit nichten ein»
‘ dringen, mie vor difer zeit ein groffer mißbrauch, der Bifchofs
lichen gericht und des Bans geweien iſt. Dagegen follen uns
fere Amptleut vnd Befelhhabere dife befcheidenheit halten, das
fie den Prebigern vnd Kirchendienern (fo fern fie fich der h.
Goͤttlichen ſchrifft, vnd difer vnſerer Kirchenordnung, welche
derſelben gleich foͤrmig iſt, gemeß erzeigen) jr Ampt nit ſperren,
oder in daſſelbig vnpillichen eintrag thun, damit Gottſeliger
vnterſcheid des Geiſtlichen und Weltlichen tegiments, beyder⸗
feig Chriſtlich erhalten werde, und kein Ampt dem andern vn⸗
notturfftiger weiß fuͤr greiffe, wie wir dann ſelbs in diſen fall
gebuͤrlich einſehen, mit ſuͤnderm fleiß vnd ernſt jeder zeit zuha⸗
ben gedencken.
Damit auch die oberzelte verordente auffſeher ober Censores
deſto vnterſchiedlicher vnd beſſer wiſſen, was jres beuelhs ſey,
ſo ſollen ſie fuͤrnemlich auff nachfolgende ſtuͤck achtung haben.
I. Ob jemand das Predigampt non Gott eingefegt mit fuͤrſatz
und auß verachtung meidet, und gar nit in bie gemeinfchafft
vnd verfamlung ber Richen kompt, und Fein predig.hiren will,
auch gar nit die Sacrament empfahet, ıc. IL Ob jemande
Gottes name, fein h. wort und Sacrament fchmehet, leſtert,
flucht, oder ſchweret. I, Item, Wo jemands Aberglaubifche
fegen, beſchwerungen, zauberey, oder fonft Abgoͤtterey fucht
und braucht, dardurch der h. Chriftlich glaub geleftert wirt.
IV. Item, Wo jemand in täglicher Trunckenheit ond Seufferey
erfunden wirt. V. Stem, Wo jemand in offentlichem Ehe
bruch und anderm ſchendlichen onzüchtigen leben begriffen wirt.
VI. Stem, &o jemand feinem nechſten mit fhendlichen nach⸗
reden, wider bie offentliche warheit, fein Ehr, vnd guten leus
mut vnterſtehet abzufchneiden, und was dergl. offentliche lafter
wider Gottes gebot find, ale Wucher, ꝛc. VII. Item, Wo
Kinder und Daußgefind, in obbemelten, ober dergl. laſtern
ſtraͤfflich erfunden, fol folche durch der fechs verordenten, zwen,
oder mehr, jren Eltern, vnd Haußherren angebracht ‚werben,
und wo fie mit Wätterlicher zucht, fo vil jnen müglich, jre Kins
der vnd gefind vom boͤſen nit abhalten, follen folgents nit als
lein die jenige fo böfer thaten ſchuldig, fonder auch die Eitern
und Haußherrn, felbft von den Pfarchern vnd Sechſſen bes
ſchickt, Zum erflen, zum andern, zum dritten mal, Chriſten⸗
25 *
v
196
lich vnd beſcheibenlich ermanet, vnd erinnert, auch ſonſt nach
geſtalt, vnd gelegenheit der ſachen gehalten werden, wie oben in
gemein angezeigt iſt.
Es ſollen auch Pfarrherrn, Kirchendiener vnd die Sechſe,
ſich in diſer ſach gegen jederman vnpartheiſch erzeigen, vnd auß
eignem widerwillen, haß, neid, oder anderer affection, gegen
niemands etwas fuͤrnemen, ſondern ſich in dem, des Herrn
Chriſti befelh gemeß halten vnd erzeigen. Vnd wo von noͤten
in zutragenden fellen, ſich bey andern verſtendigen Kirchendie⸗
nern raths erholen, oder vns deſſen berichten, damit wir bey
Gelerten vnd Gottsfoͤrchtigen perſonen in andern Chriſtl. Kir⸗
chen, von jret wegen rath ſuchen laſſen.
Dabey ſollen die Prediger das volck wol vnterrichten von
der Chriſtl. Kirchen, ſtraff vnd Bann, Nemlich, das der nit
zuuerachten ſey, ſonder das warlich Gott, die ſo den Bann ver⸗
dienet haben, fuͤr verbant, vnd verworffen helt, Das auch offt
in diſem leben Gott leibliche ſtraffen vnd plagen, der Kirchen
vrtheil, vnd dem Bann zubeſtettigen kommen laſſet, vber die,
- fo der Kirchen. Bann verachten. Dann ber kirchen vnd ber
Gottsfoͤrchtigen fegen vnd verfluchen, ift nit vergeblich. (1 Mof.
xXU. 3., Pſalm CVIN. 8. 18., 1 Cor. V.
So aber der jenig, fo alfo von der Gemeinſchafft der h.
Sacramenten außgeſchloſſen, ſich bekeren will, und auffhöret
ſolche Laſter vnd vntugent zutreiben, darumb er außgeſchloſſen
iſt worden, ſeine Beicht vnd demuͤtige bekantnuß ſeiner miß⸗
handlung thut, vnd fo er jemands beleidigt, denſelben verſoͤnet,
So ſoll er nit verworffen, ſondern wider auffgenommen werben,
Doch das er bitte vmb verzeihung feiner gethonen fünde, aud)
feine® geübten ungehorfams,’das er die vermanung ber Kitchen
‚nicht angenommen hat. Go er fi, dann in difen ftüden ge
horfamlich erzeigt, und befferung zufagt, foll in der Pfarcherr
in beyfein der Sechs mituerordenten auffehern oder Censorn,
als Zeugen feiner zufage, vnd Abfolution in der Eichen Gas
eriftey Abfoluien, vnd folgents zu der Chriftl. Communion, und
andern Sacramenten tolder zulaffen, und allenthalben mit jm
handlen, Wie hernacher von der Buß, vnnd Abfolution, nad)
Der lenge vermelbet iſt.
Truͤge fi) dann zu, das ein Pfarrherr, oder Kirchendiener
an einem ort, ſelbs in offentlichen fünden lebte, und feinen
Dfarruerwanten böfe Erempel gebe, So follen die Sechs ver⸗
- ordente jn auch in geheimbd brüderlich und Chriſtlich erinnern,
das er von ſolchem ſelbs abftehe, vnd fich beffere, bamit durch
fein rochloß, vnd ſchendlich leben die h. Chriſtl. kirch nit geer⸗
gert, vnd dem ſeligmachenden wort Gottes, deſſen diener er iſt,
kein ſchandfleck angehenckt werde.
Da Er ſich aber an ſolche bruͤderliche erinnerung nit keren
wuͤrde, ſollen ſie ſolches an vnſere Amptleute an einem jeden
ort, auch im fall der notturfft, an vnſere verordente Stathalter
vnd Raͤthe, oder vns ſelbs gelangen laſſen, damit wir billiche
fuͤrſehung an die hand nemen, vnd vns jederzeit der gebuͤr nach
zuerzeigen haben, Wie wir dann im ſelben fall, Gott dem All⸗
mechtigen zu ehren, zu beſſerung der Kirchen, vnd moͤglicher
abwendung aller ergernuß, ſondern billichen ernſt fuͤrwenden,
und an vns nichts woͤllen erwinden laſſen.
Gleicher geſtalt, da ſich einer auß den Sechſen, ſo zu ob⸗
benanter Censur verordnet, auch im ſchendlichem ergerlichem
leben wuͤrde finden laſſen, ſollen die vbrige, ſampt dem Pfarr⸗
155%. Cr“. Pfalz⸗Zweibrück ſche Rirchenorbunng.
' here, vnd Kirchendieneen in befhiden, ond ſich aller maſſen
gegen jm erzeigen, wie bieuor von andern gefegt, vnnd vers
ordnet iſt.
Bo aud) einer oder mehr, nachdem er von ben h. Sacra⸗
menten mit vorgehender erinnerung, vnd erfanntnuß außge⸗
ſchloſſen, etwa in leibßſchwachheit, oder kranckheit fallen, ober
auch in tods nöten ligen würde, So follen jhm die Pfarrherr,
vnd Kirchendiener nicht allein auff fein begeren , Chriftenlichen
troft und Hilff. nicht verfagen, fondern auch jren dienft anbieten,
vnd fie zur befjerung vermanen, Vnd da füch einer darzu ſchi⸗
den, und difelbig zufagen, auch rewe, und leid, ober feine fünde
haben würde, gegen bemfelben ſich gleicher weiſe allermaffen er>
zeigen und beweifen, wie in jegbemeltem Zitel von der Buß, ıc.
Aud im Titel von Communion der franden, verfehen, und ges
ordnet ift. ,
Doch follen die Pfarrherr und Kirchendiener in difem fall,
fo ferr es die zeit, vnd gelegenheit des krancken erleiden mag,
die ſechs verordnete, ober ettliche auß jnen al& zeugen folcher
befferung zu der Abfolution nemen, wie hieoben in gemein auch
angezeygt iſt.
So auch ber jenig welcher oberzelter maſſen von andern
glidern der Chriftl. Kirchen abgefondert ift, folchs als halßſtarrig
verachtet, foll daffelbig im Ampt angezeigt, und er folgende
durch unfere Amptleute in leibliche flraff angenommen, welche
ſich nach gelegenheit der fachen jederzeyt fo es die notturfft er⸗
fordert, woll werben befcheib6 zuerholen wiffen. Dann welt
liche Oberkeit ift auch auß Goͤttlichem gebot ſchuldig affentliche
after zuſtraffen.“
Wie ed mit den Ehefallen gehalten werben ſou.
® Bon ber Wifktatin.
Beide Abfchnitte aus ber Mecklenb.; der legtere enthaͤlt
auch die Beftimmungen diefer K.⸗O. über die Spnoden, wähs
tend er jene über bie Kiöfter uͤbergeht.
Das dritte theil biefer Kirchenorduung.
Bon Drömung ber Eeremonien bey dem Tauff, Nachtmal, und Bencht,
Gatehismo: Auch Ordnungen ber Lection, vnd gefang in ben Kirchen.
(Allgemeine Einleitung aus der Mecklenb.)
Bon ber Tauff.
Bon der Jachtanff.
Von dem Catechismo.
Saͤmmtlich aus der Württemb., der Katechismus aber
in dem legteren Abfchn. ift der -Ruther’fche, wenn ſchon Me:
lanchthon in feinem Gutachten (T. 0.) einen anderen vollftändis
geren getvünfcht hatte. Das Schlußgebet gehört der Wuͤrt⸗
temb. an, gleich dem folg. Abſchn.:
Bon der Buß vnd Abſolution.
Wie mit den leuten in ber Beycht zu handlen.
(Aus der Mecklenb.)
Ordnung bed Ubenbmals vnſers Herrn Jeſu Ehrifti.
Aus beiden K.⸗O. fo componirt, daß die Eint. der Wuͤrt⸗
temb., die Gottesdienftordnung nebft der Vermahnung vor
l
—
dem Abendmahl dee Mecklenb., bie Handlung der Commu⸗
nion der Württemb. ‚ bie Dandfagung der Mecklen b. ent-
lehnt ift.
Drönung des gemennen Gebets vnd Letaney.
a
Bon dem Kirchengeſang.
Wuͤrttemb. K.⸗O., deren Beſtimmungen uͤber die Kir⸗
chenkleidung der letztere Abſchn. zugleich enthält.
Orbnung der Feyertag. .
Aus der Mecklenb., abgefehen von der dee Wuͤrttemb.
entlehnten Einleitung. '
Bas an Feften und Seyertagen fol fürnemlich geprediget werden.
Aus der Württemb. |
DOrbuung ber gemeinen kirchenenpter, beide am Seirtag und Werditag.
Vorfchriften ber Mecklenb.; die Beftimmung über bie
Werktagspredigt auf den Dörfern aus der Württemb. _
Drbnung ber Ehe Einleytung.
Bon Ehpeleuten, wie man die einleyten foll.
Wie man verlobte Eheleute verkünden foll.
Aus der Württemb., gleich bem Trauritual, während bie
einleitenden Handlungen nad) der Medlenb. beftimmt find.
Vermonung an die Paſtorn vnd Kirchendiener in allen Kirchen, bas fie
das vold von den Ehegelübden offt Epriftlich erinnern wöllen.
Aus der Medlenb,.
Bon befuchung und Communion der kraucken.
Einleitung Wuͤrtt emb., Handlung Mecklenb., Schluß
Wuͤrttemb.
Bie man gefangene vnd zum tode verurtheilte vnterrichten und tröften ſoll.
Aus Veit Dietrich's Agendbuͤchlen.
Orbnuug der begrebnuß.
Nur die erften einleit. Säge aus der Württemb., bie Reis
chenpredigten aus der K⸗O. von Schw. : Hall. (Nr. LXXVII)
u Asse. OvamıY. Mreufiifche Mitdenorbnumg: - 2003197
Das vierbte then!
von erbaltung Chriſtlicher Schulen und Studien.
Aus der Mecklenb. An die Stelle ber Beftimmungen über
die Univ. Roſtock ift eine Vermahnung an die Unterthanen ges
fest, ihre Kinder, fo fie dazu tauglich, auf bewährte gottfelige
Univerfitäten zu ſchicken, und die Verheißung, den Beduͤrftigen
und Würbigen aus ben Kicchengütern oder den milden Stif-
tungen mit Stipendiis beiftehen zu wollen, vor deren Miß-
brauche fchließlich gewarnt wird.
Das fünffte theil, Diefer Kirchenordnung.
Von unberhaltung und fchuß der Paſtorn, Prebicanten vnd Kirchendiener.
Ebenfalls aus der Mecklenb.; doch ift bie Beſtimmung
über die Aufrichtung der Kicchenkaften übergangen, und neu ift
die folg. Verfügung: „Truͤge es ſich aber zu, das an einem oder
dem andern orth der Kirchen, Schulen, oder Hospitaln nüslich
were, ein ligend oder ander gut zuuereuffern, oder andere zu⸗
beftellen,, fo fol folches nit ander6, dann mit vorgeender gnug⸗
famen erfandtnuß, welche die Kicchen geſchworne, vnd andere
verordente Perfonen bey jren ayden und pflichten thun follen,
auch mit unfers, als des Landfürften willen, vorwiffen und
zeitlicher beradfchlagung gefchehen, vnd hierinnen nichts dann
ber Kirchen, Schulen und Hospitaln augenfcheinlicher nug anges
fehen, bedacht, vnd bewogen werben.” —
„Hiebey ſoll es auff diß mal mit der Kirchenordnung pley⸗
ben, dann was mer in obgemelten auch andern Kirchenhand⸗
lungen, gemeyner Kirchen verſamlunge zu nutz und gut fuͤrge⸗
nommen werden möchte, das ſollen auff vnſerm befelch die Pfar⸗
herr vnd andere Kirchendiener jeder zeyt von den ordenlichen
Viſitatorn vnd Superattendenten berichtet werden. Wo auch
in zukuͤnfftiger zeit von den Chriſtlichen ſtenden ein gemeine
Chriftliche ordnumg aufgehen, oder auffgericht würbe, woͤllen
wir an allem dem fo zu beftendiger gotfeliger ainigkeit bienftlich
iſt, vnſers theyls nichts erroinden laffen. Laus Deo.”
Gedrudt zu Nürnberg, Durch Iohann vom Berg, vnd
Vlrich Neuber.
CVII,.
Birchen Ordnung Wie es im Serzogtbumb Preuſſen, beides mit Lehr und Geremonien,
fampt andern, fo zu Fuͤrderung vnd Erhaltung des Predigampts, Chriftlicher Zucht, und guter Orbnung von nöten,
gehalten wird. Anderweit vberfehen, gemehret vnd Publicieret. Anno Christi MDLVIU. 25. Nouembris. 588. Fol.
Der Verf. biefer 8.0. ift Matth. Vogel. Sie wiederholt
meiſt wörtlid die K.⸗D. v. 1544 (ob. Nr. IXXXIV.). Sala
entlehnt fie aber auch Manches aus der Württemb. R.=D. v.
1553 (Rr. XCV.); insbefondre ift der Zaufritus aus biefer
Quelle gegogen. Ihm fehlt der Exorcismus, und bierin lag bie
Veranlafſung, daß die von Melanhthon und Brenz (f.
WAHR Briefmechfel ic. ©. 57) u. a. begutachtete und als
„chriſtlich, der h. Schrift und der Augsburg. Gonfeffion gemäß”
anertannte K.⸗O. fofort nad) ihrer am 25. Nov. 1668 erfolgten
Publication mit großer Ungunft von ben Pfarrern aufgenommen
wurde, welche fie der Hinneigung zum Ofiandrismus und Galvi-
nismus befyulbigten. Da nun auch bie Landſtaͤnde, welche bei
ihrer Abfaffung nicht gehört worben waren, Widerfpruch einlegten,
fo ging fie nicht in das Leben über. (Vergl. Jacobfon, Ges
ſchichte der Quellen bes ev. R.=R. ber Prod. Preußen und Pofen,
©. 44 f. und die dort Angeff) Wir begnuͤgen uns beshalb bier
mit ber Angabe der Rubriken bed 2. Theils (der eigentlichen K.⸗O.),
indem wir auf die Mittheilungen zur K.⸗O. v. 1568 verweifen.
„Bon ber Zauff, wie die fol gehalten werben —
Bon dem Catehismo — Bon ber Beiht und Abſolu⸗
tion. — Bon dem Bann, dffentliher Buß, und Re=
eonciliatton. — Bon ber Meffe, oder Abentmal des
Herrn. — Bon Wetten. — Bon ber Veſper. — Von
ben Gollecten. — Drbnung ber Feſt vnd Feiertag. —
Wie man das Vold zur Kirhen-zu gehen vermanen,
vnd e8 fih halten foll, Dder vom Kirchgang. —
Ordnung der Ehe einleitung, vnd von ben verbo-=
tenen Gradibus. — Wie man die Kranden vnters
rihten, vnd mit bem Hochwirdigen Sacrament ver=
feben fol. — Wie man bie Gefangenen, fo zum XZode '
verurteilt, tröften foL — Wie man bey den Ster>
benden Leuten handlen foL — Bom Begrebnufß.”
S
198
155%. CIX. Wurttenib. Sunmarticher Begriff.
ı 67 1. Ve
-
CR.
Bon Gottes gnaden vunfer Chriftoffd Serkogen zu Württemberg und zu Teckh, Grauen zu
Miümpelgart, c: Summariſcher und einfältiger Begriff, wie ed mit ber Lehre end Geremonien in den Kirchen
vnſers Fürftenthumbs, auch derfelben Kirchen anhangenden Sachen und Werrichtungen, bißher geuͤbt vnnd gebraucht,
auch fürohin mit verleihung Göttlicher gnaben gehalten und volzogen werben ſolle. Getrudt zu Tiwingen, Im
jar 1559. 265 BI. Fol.
Die vorl. (fg. große) Württ. K.⸗O. enthält folg. Städe:
1. @onfeffion (dad von Brenz zum Zwecke ber Ueberreis
"hung an die Trienter Synode verfaßte, im Juni 1551 von einer
Synode gebilligte und unterfchriebene Belenntniß). 3. Kirs
henorbnung (f. 0. Nr. XCV.). 3. Wie alle Pfars
ren, Prebicaturen, Diaconaten vnd Subbiacos
naten befegt werben follen. 4 Ehegerichts ord⸗
nung (f. 0. Re. XCIV.). 5. Bon den Schulen.
6. Bon den Sectariid. 7 Bon ben Zaubern.
8. Gaftenorbnung*). 9 Von Leibargten. 10.
Bon Wundartzten. 11. Bon Zeütfhen Mobis
ten. 32. Bon Stattfhreibern 13. Politiſch
Genfur vnd Rugordnung. 14 Bifitation Su—⸗
perintendeng bey der Kirchen. 15. Politifche
Bifttation. 16. Land infpection über alle
vorgebende Bifitationes, Superintenbengen
vnnd andere Ordnungen 17. Kirchen Genfur.
18. Sonuentus ber Superattendeng. 19 Ver,
ordnung bed Kirchenraths. Ron biefen geben wir
bier die Nr. 3, 6, 7, 14—19, indem wir zugleich rüdficht-
ich der Sefchichte der die Verfaſſung betr. Abfchnitte auf
die Biſ.⸗O. v.1547 (bei Reyfcher, Samml. ber Wuͤrtt.
Geſ., Bd. VIII. G. 69 ff.) verweifen. — Cine zweite Aus⸗
be, ben Namen bes Herz. eubwig an ber Spige, erfchien
a J. 1582 Fol. mit mandherlei, in den Noten zu der er-
ften Recenfion bei Reyſcher, Samml. ber Württ. Ges
fege, ®b. VIII. ©. 107 ff. angegebenen Aenberungen. Eine
britte Ausg., Stuttg. 1660 Fol., bietet den Text der letz⸗
teren ganz ungeändert. — Die Vorr. der erften Ausg.
fpricht ſich über das Verhaͤltniß bes Landesfürften zu ber
Kirche in folgenden Worten aus: „Wie wir uns dann (vn⸗
eacht, das e&licher vermeinen nach ber Weltlichen Ober:
beit, allein das Weltlich Regiment zufteen folt) vor Gott
fchuldig erkennen, und wiflend vnſers Ampts vnnd Beruffs
‚ fein, wie auch des Gott ber Allmechtig in feinem gefttengen
Vrteil -von und erfordern würdet, vor allen dingen vnſer
Vndergebne Landtfchafft, mit ber reinen Leer, bes h. Cuan⸗
gelij, fo den rechten Friden des Gewiſſens bringt, vnnd
die beilfame Waid zum ewigen hail vnnd Keben iſt, ver-
forgen, vnnd alfo der Kirchen Chriſti mit ernft und Eifer
annemen, Dann erft onb barneben, in zeitlicher Regierung,
nugliche Orbnungen vnnd Regiment, zu zeitlichem Friden,
Ruh, Ainigkeit und Wolfart, woͤlche auch von Gott dem
Ailmechtigen, vmb bes vorgehenden willen, geben würdet
*) Diefe am 2. Ian. 1853 publicirte Kaftlen.D. iR im Wefentlichen
eine Wiederholung ver K.O. v. 1836 (Nr. LIII.). Angehaͤngt iR ihr In
der großen 8..D. das Many. v. 236. Febr, 1586, durch welches verordnet
wird: „das hinfüro weder Manns noch Frawen ElbRer, deßgleichen fein
Spittal, noch auch Kirchenkaſt, einich Guͤt. erlauffen, ertanfigen oder in
ander weg am ſich bringen, Und wa es anch varuͤber beſchehe, die Leuͤff
vnd Contraͤet nichtig, krafftloß vnnd von vnwuͤrden fein ſollen.“ (Vergl.
Reyſcher, Samml. ver Bärtt. Geſ., Br. IV. S. 8.)
anzuftellen vnnd zuerhalten, wie wir dann bes in der }.
Schrifft, Alte vnd newes Teſtaments, Zeuͤgnuß vnd Kundt⸗
ſchafft haben, dieſelb auch difes vermag vnnd außweißt, zu
dem vns darinnen vil Gottſeliger Künig vnd Fuͤrſten Cs
empla, vnd Ebenbildt fuͤrgeſtelt.“
* 5
Wie alle Pfarren, Predicaturen, Diaeonaten vnd Subbiaconaten, ber
fegt werben ſollen.
Vnd demnach wir vor langem, vnnd zu anfang angetretner
unfer Regierung , unfer Chrifkliche Bekanntnuß, der Augſpur⸗
gifchen Gonfeffion genglichen vnd aller dings gemeß, durch vnn⸗
fere Geſandten in Süngft gehaltnem Concilio zu Zrient offent
lichen Erhibieren und übergeben laffen, barinn dann under ans
dern, auch auffer vnſerer darauff geuolgten Kirdyen vnnd ans
deren Ordnung zufehen, das unfer entlicher will und meinung
geweſen (wie noch) das Wort Gottes, mit.erhaltung der Mi:
nifterien,, vermittelft Göttlichee Gnaden zubefürdern. Dem
nad) ordnen, beuelhen vnd woͤllen wir, wa in unfers Fuͤrſten⸗
thumbs, auch defjelden zu vnd eingehöriger Schiems vers
wandter Oberkeit und Gebieten, Stetten, Flecken und Dörffern,
von althere eigne gefliffte Pfarren, Predicaturen, Diaconaten
vnd Subdiaconaten, gewefen vnnd erhalten worden, Daß bie
felben fürthin noch alfo vnabgengig bleiben. Derhalben vnſere
verordnete Räth, zu verrichtung der Kirchendienften, jr fleiffige
auffſehens, achtung und Superintendeng haben follen, Damit
fotcye Ministeria, fo offt die vacieren, es babe gleich, de iure
Patronatus diefelben zuuerleihen, wer oder mes Stands ber
ſeie, jeder zeit fürderlichen und onuerlengt mit Gotsfürchtigen,
eifferigen, gelerten und erfarnen Dienern vnnd Ministris, obs
gedachter Augfpurgifchen, und vnſer Confeffion, Kirchen, vnnd
nachgefeger derfelben gleicher fernerer Ordnungen gemeß beftelt,
vnd Bein vnuerſehen gelaffen werben.
Wo dann einer oder mehr weren, fo, als obfteet, die Col
laturen zu einiger, oder mehren Pfarren, Predicaturen, Die
eonaten, Subdiaconaten unfers Fürftenthumbs hetten , wölde
ſich jrer Rechten gebrauchen wolten, das ſoll jhnen zugelaffen
ſein. Doch die Perſonen, ſo dermaſſen nominiert, zuuor vn⸗
ſern Kirchen Raͤthen alher gen Stutgarten zur Prob vnd
examen preſentiert vnd geſtelt, vnd wa derſelbig in ſolchem der
Augſpurgiſchen, vnnd vnſer Confession nach, zu ſollichem Kir⸗
chendienſt taugenlichen, vnd ſonſten gelehrt, vnnd eines erbarn,
Chriſtenlichen Lebens vnd Wandels, mit gnugſamer Vrkund
vnd Testimonijs erfunden, Wa ſie zuuor vns zu der Kirchen
vand Ministerio, wie andere vnſere Kirchendiener, gepuͤrliche,
1559. CIX. Wurttemb. Summaziicher Begriff.
hernachgeſetzte Promission -erflattet, von vnſern Kicchen Raͤthen
(dody anderer geftalt gar nit) abmittiert vnnd verordnet werden.
Im fal aber einicher, wer gleich der were, fo in vnſerm
Fuͤrſtenthumb auff die Ministeria won alter zu nominieren ges
habt, eine folche taugenliche hetten, oder nit ftellen wolten,
Dweil dann auß Gott des Her ordnung, wir uns ſchuldig
erkennen, vnſer von feiner Almechtigkeit beuolhne Kicchen auch
Vnderthonen, obgehörter maſſen zuusrfehen, vnd darzu, bie
zuͤngſte Reiche Abſchid uns ſollichs zugeben, Damit auch ſol⸗
liche Kirchenaͤmpter nit vacieren, fo woͤllen wir, das vnſere
Kirchen Raͤth, mit verſehung ſelbiger Pfarren, Predicaturen,
Diaconaten vnnd Subdiaconaten, als oblaut, fuͤrgeen, Doch
den Patronis an den Collaturis, biß zu allgemeiner Chriſten⸗
licher vergleichung in der Religion, vnnachtheilig oder abbruͤchig.
Derwegen ſie vnſere Raͤth mit ernſt daran ſein, auch darob
halten ſollen, damit in vnſers Fuͤrſtenthumbs Oberkeit vnd Ge⸗
bieten, auch Schirmsuerwandten Flecken und Orten, keine Pfar⸗
her, Prediger, Diaconi, Subdiaconi, noch auch Schulmeifter
oder Meßner, vunfer Eonfefüon, Kirchen, und diſer Ordnung
endtgegen, role hernacher weitlehffiger begriffen, gedult noch ges
ſtattet werden.
Bon den Kirchendienern wie bie auffgenowmen follen werben.
Demnach foll keiner, zu Pfarrer, Prediger, Diacon, Sub:
diacon, Catechiſten, oder anderm Kirchendienft vociert, noch
verordnet werden, er bringe dann zuuor feine Glaubwuͤrdige,
Rechtmeſſige Testimonia feiner geburt, herkommens, haltens,
thun vnd Taffens, an Leer und leben, Er fey dann auch Hieuor
von vnſern verorbneten Theologen erſtlichs und fuͤrnemlich auff
nachuolgende puncten, notturfftiglichen, mol, priuatim, vnd la-
‚tine examiniert. Vnd dann barauff in gegenwuͤrtigkeit dreier
vnſer verorbneter Theologen in publico, mit einer Predig ge
hört und approbiert, Auch mit jme allerdings zunor procebiert
vnnd gehanblet, vermög volgender ordnung.
Bon ber Election vund Examime der Kirchendiener.
Mac) dem under allen aͤmptern, fo ben Dienfchen auf Goͤtt⸗
Kicher Ordnung aufferlegt fein, kein ſchwaͤrers erfunden wuͤrdt,
dann die Kirchen bes Sons &ottes recht vegieren, fo ſoll fouil
deſto groͤſſer ernft und fleiß, ein Kirchendiener zuwoͤlen, fürges '
wendt werben, fouil gefarlicher geirret wärbt, da man einem,
Der mit falfcher Leer befleddt, oder mit ergerlichem, lafterlichem
leben gefchendet, ein Kirchen zu regieren beuithet. Hierauff fo
beuelhen wir, fo offt vnnd dick unfere verordnete Kirchenraͤth
vnnd Theologen, einen Kiechendiener wölen vnnd orbnen woͤllen,
Das fie follen fürndmlich auff drey Puncten gute fleiffige ach⸗
tung haben. |
Erſtlich auff die Lehr des Rirchenbismers, Naͤmlich was er |
für ein Lehe der Religion gelernt, und wie er gegen ber rechten,
waren Lehr gefinnet fey.
Zum andern, auff fein Leben, wie ex von Jugend auff fein
Leben hergebracht, und was er jegiger zeit für ein Leben und
wanbel füre.
Zum britten, auff fein Alter, ob er nicht zu jung ſey, dann
Paulus fagt, du folt niemands die Hand bald aufflegen (das iſt
zum Kirchenampt erwölen).ja kein Nehling, auff das er ſich
nicht auffplafe, vnnd bem Löfterer ins vrtheil falle.
199
Darumb ba ſich einer des Kirchendienſts anbieten murde, .
des Lehr und Leben, Kunft und Sitten unbekannt, fol er am
aller erften, ehe dann er in das Eramen abmittiert und zuges
laſſen, offentliche, glaubwirdige Testimonia und kundtſchafft,
feines herkommens und Lebens, eintweber von feinen Pfae-
ceptoribus, oder von ber Obrigkeit, darunder er geiwonet, oder
von feinen Collegis, bey woͤlchen er im Kirchenampt gebienet,
fürbringen vnnd darlegen.
So dann diefelben Testimonia richtig, foll er darauff von
ben Articuln vnſers Chriftlichen Glaubens, vermög der heilis
gen, Göttlichen, Prophetifchen vnd Apoftolifchen Schriften, auch
der Augfpurgifchen, vnnd onferer Confeffion, fürnämlich aber
von den Articuln, darinn man zu diſer zeit nicht allein mit dem
Bapftumb, vnd der andern falfchen Religion und Glauben,
fonder auch mit allerley Secten ftrittig und zwiſpaltig iſt, ver
hoͤrt vnnd Eraminiert werden. Demnady fo haben wir ein
kurtz Regifter derfelben Articul fragweiß, darauff unfere Theo⸗
logi der Eraminanden meinung einnemen follen, nad) einander,
wie volgt, begreifen laffen
Bon Gott.
Ob ein Gott fey? vnnd mwaher man erfennet, das ein
Sott ſey?
Ob nur ein einiger Gott fep?
Ob in dem einigen Goͤttlichen Weſen, drey vnderſchidlich
Derfonen feien? .
Was jetlicher ber dreien Perfonen algenfchafft ſey?
Bon dem Bon Gottes.
Ob der Son Gottes fen ein Warer, Ewiger Gott, von fel-
nem Dimmelifhen Vatter vor der Welt erfhaffung von ewig⸗
keit her gleichs weſens, gewalts vnd Maieftet geborn?
Von dem heiligen Geiſt.
Ob der heilig Geiſt ſey ein Warer, Ewiger Gott, der von
dem Vatter vnd Son von ewigkeit außgee.
Bon den Engeln.
Ob die Eugel von Bott erfchaffen, oder won ewigkeit ges
weſen feien? .
Ob die Engel all nad) jrer erfchöpffung gut vnd bey Gott
beftendig bliben?
Was der gutten Engel Ampt fey?
Bon ber Schepffung der Welt.
Ob dife Welt ſey tm anfang von Bott auß nichts er
fchaffen, oder fey von Ewigkeit geweſen, vnd werbe ewiglich
alfo bleiben. .
Ob nur ein einige Welt ſey, und fonft Feine?
Bon dem Fahl des Menſchen.
Ob der Menſch am anfag gut, gerecht und fromm von
Gott erſchaffen fen?
Ob er in der felben Güte vnnd Gerechtigkeit beftanden fey
Ob er nach dem fahl, da er gefündiget, und den heiligen -
Geiſt verloren, hat dennacht fouil tugendt vnnd Erafft behalten,
das er auf natürlichem vermögen, fi) mög zu Gott bekeren,
aud) fromm vnd felig werben ?
200
Was die Erbfündt ſey, vnnd ob fie fich auff alle, fo von
Adam natürlicher Geburt herkommen, erftrede.
Bon der Meufchwerbung des Sons Gottes.
he) der Son Gottes ſey zu feiner beftimpten zeit, din warer
Menſch, von dem heiligen Geft, in ber Jundframen Maria
empfangen, und auß der felben (vermög der heiligen Propheten
verheiffungen) geborn ?
Ob der Son Gottes vnnd Marie, Jeſus ChHriftus, ein Per-
fon fen, doch mit zweien underfchidlichen Naturen, Naͤmlich
der Söttlichen und Menfchlihen Natur?
Was der Son. Gottes für ein Ampt bie auff Erben ge
füret, und was er außgericht habe?
Ob er kommen fen , ein new Gefa zugeben, vnnd nur als
lein ein erempel eines Göttlichen lebens fürzutragen?
Bon dem Kirchen ober Prebigampt.
Ob das Predigampt fey die Schlüffel des Himmelreichs,
onb ein Werckzeuͤg, darbucch der heilig Geift nicht allein die
Kirch des Sons Gottes, auß allen Völdern verfamle, ſonder
aud) den Glauben im Hergen gebe vnnd beftdtige, Auch bie
Glaubigen in dem gehorfam erhalte.
Bon dem Geſatz.
Wie und woͤlcher geftalt das Geſatz Mofi abgethon vnd
auffgehebt fey ?
Ob man fchuldig fey den zehen Gebotten, bie ba findt ein
kurtzer begriff des gangen Goͤttlichen Gefag, gehorfam zufein.
Ob der gehorfam, den wir bie in difem leben den zehen
Gebottn leiften mögen, dem Menfchen bie verzeihung der
Sünden vor Bott erlange, unnd jhne fromm mache?
Woͤlches fei der recht gebraudy ber zehen Gebott, ober des
Göttlichen Gefag.
Bon dem Euangelio.
Was der gebrauch, diſes namens Euangelij in der Kir⸗
hen ſey?
Tas der recht vnderſchid fen, zwiſchen bem Gefag vnd
Euangelio ?
Db das Euangelion von Ehrifto dem Son Bottes aller erſt
geprebigt worden ſey, da Chriftus ift in dife Welt kommen, und
‚hat feine Apoftel in bie gangen Welt außgeſchickt, Ober ob es
auch von anfang der Welt her geprebigt worden ſey?
Bon ber Fechtfertigung bes Menfchen.
Ob dee Menfch gerechtfertigt (das ift) von ben Sünden
vnd Vngerechtigkeit abfolutert vnnd erlediget werde, durch den
Berdienft feiner Wordt, oder allein durch) ben Glauben in Jeſum
Chriſtum, das derfelb allein vns die verzeihung der Sünden,
durch fein leiden vnd flerben verdient habe.
Nach dem der Verdionft unferer Werd vns nicht erlanget,
die vergebung der Sünden, marumb follen mir dann gute
Werd thun.
Iſts auch recht gerebt, allein ber Glaub macht uns gerecht.
FRE auch recht gerebt, die guten Werd find zur Selig:
Leit nötig. Ä |
Nach dem wir haben verzeibung ber Sünden allein durch
’
‘
15839. CIX. MWMäürttenb, Sammtariicher Begeif.
den Glauben, von wegen Ihefu Eheifli, iſt «8 auch notwendig,
das wir durch den heiligen Geiſt erneuͤwert werden, und bie
in bifem leben anfahen gute Werd zuthun, biß wir im kuͤnff⸗
tigen leben gang rein und heilig werben ?
Bon dem Tauff.
Ob der Zauff, fo von Johanne angefangen, vnd von
Ehrifto beuoihen, zu vnſerm heil notwendig ſey?
Ob der Tauff nicht allein ſey ein euͤſſerlich zeichen des ins
nerlihen Zauffs, fonder fen auch ein Mittelwerckzeuͤg, dardurch
wir In Chriſto vom heiligen Geiſt wider geborn vnd ernewert
werden?
Dh man auch bie Kinder tauffen fol?
Bon dem Nachtmal des Serrn Ehrifti.
Ob das Brot vnnd ber Wein In dem Nachtmal des Herrn
Chriſti, fey, laut feiner Wort, (Nemet hin und eſſet, das ift
mein Leib, Nemet hin vnnd trindet, das iſt mein Blut, 2c.) ber
recht warhafftig Leib und Blut Chriſti, werde auch durch Wein
und Brot warhafftig, weſentlich und gegenwärtig außgetheilet.
Ob das Brot werde alfo in den Leib, vnnd der Wein 'in
das Blut Chrifti verwandelt, das da weder Brot noch Wein,
fonder allein die geftalt bes Brots vnd Weins bleibe?
Ob der onwürbig auch den Leib vnnd Blut Chriſti im
Nachtmal empfabe. |
Ob man auß dem Nachtmal Chrifti, foll ein Meß machen,
darinn man den Leib und Blut Chriſti opffer, für die Sand
der Lebendigen und Todten?
Ob man das Brot und Wein für den Leib und Blut
Cheifti halten fol, fo man darbey. Fein Verkündigung des Tode
Chriftt haltet. Vnd es nicht nad) ber Einſatzung Chrifti der
Kirchen außtheilt, fonder fperret es in ein Sacramentheuͤßlin,
oder tregt e8 vmbher in einer Monftrangen.
.
L)
Bon ber Abſolution.
Was die Abfolution fey.
Ob man aud) die Gemein, vnd fonberlich
folution gebrauchen fol ? |
Wazu die Abfolution dienftlic, und nuglich fey ?
Bon der Buß.
Ob einer, fo nach dem Tauff in Todfuͤnd und Lafter ge
fallen, möge widerumb zu Gottes Gnaden vnnd verzeihung der
Sünden , durch die Buß kommen?
Woͤlche feind die rechte Stud der Chriſtlichen Buß?
Bon dem Gebett.
Ob man allein Gott den Batter, durch Jeſum Chriftum
im beilgen Geiſt, oder auch die Heiligen foll anrüffen?
Nach dem die Fürden und Juden and) Gott anruͤffen, mas
zwiſchen derfelben, vnd der rechten Chriften Auruͤffung under:
ſchid fey.
‚ Bon ber Chriſtlichen Kirch.
Welches bie recht Chriſtlich Kirch ſey, vnnd wo bey man
fie erkenne. Ä
- Dh man auffethalh der rechten Chriftlichen Kirchen, moͤg
bie verzeihung der Sünden und ewige Leben erlangen.
oder priuat Abs
Bon dem Ebeſtaud.
6 ber Eheftand von Bott, oder den Menſchen ſey ein⸗
eſetzt?
Ob der Eheſtand durch Maſcer ſadung, ainichem Stand
mög vebotten werden.
Von Weltlicher Oberkeit.
ob bie Weltlich Oberkeit fey von Bott geftifft und eingeſetzt.
Ob ein Chriſt mög. mit guttem Gwiſſen das Ampt der
Weltlichen Oberkeit tragen.
Es moͤchten gleichwol vil mehr Puncten vnd Artidel der
Ehriſtlichen Lehr erzelet werden, Welche auch: zum teil.in der
Augſpurgiſchen vnd unferer Sonfeffion vermeidet, zum teil in den
Schrifften der Augſpurgiſchen Confeſſion vermandten Theolo⸗
gen, weitleuͤffig erklaͤret ſeien. Jedoch, dieweil in den vorge⸗
melten Articul ongefahrlich alle Puncten, darinn man zu diſer
Zeit mit vnſern Gegenparten zweyig, in genere angeregt, vnd
die Theologi Eminateres ſich wol hierinn, nach jrer, von
Gott verlihener Gabe, vnd nach anſehung vnd erzeigung des
Eraminanden, zuhalten wiſſen werden, was ſie vermoͤg der hei⸗
Uligen, Goͤttlichen Schrifft, auch der Augſpurgiſchen vnd vnſerer
Confeſſion in examine fragen vnd erforſchen ſollen, So laſſen
wir es auff dißmal bey den erzelten Artieuln beruwen.
Mad) dem nun ber Examiniert, auff die fuͤrgehaltnen
Puncten vnd Artieul, Chriftlich, vnnd wie jetzt vermeldet , nad)
eußwelfungder heiligen Propbetifchen und Apoſtoliſchen Schrift,
auch der Augfpurgifchen und vnſerer Confeffion geantwort hat,
Sollen onfere Theologi und Kirchenchät, denſelben nit als bald
zu der Kicchen, babin er bedacht, geſchickt, fonder, dieweil
Daulus an einem Kirchendiener erfordert, das er: aptus ad do-
cendum, Iehrhafftig fen, So fol dem Examinierten zuner
auffeslögt werben, von dem Argumento, fo jm von vunfern
Theologis proponiert, ein Predig zuchun, damit men. nit als
lein fein Erudition, fonder, auch fein Pronunciation vnd
Action der Predig vernemen, Und was daran ſtraͤfflich ‚jne
besichten mög,
So iſt auch ferner vnſer Will md Meinung, das keiner
Kirchen, wider jren willen, one ſonderlich billich vnd beweglich
Vrſach, ein Kirchendiener auffgedrungen werde. Darumb,
nachdem ein ſolcher, To des Kirchendienfts begert, fein gwiſſe
Testimonia, beid der rechten Lehr, vnd des erbern Wandels
dargethon hat, vnd er alſo zuleren geſchickt erfunden wuͤrdt,
So ſoll dannocht zuuor, ehe vnnd er zu derſelbigen Kirchen ge⸗
ordnet wuͤrdet, dem Superattendenten ſelbigen Gezuͤrcks vnnd
dem Amptman mit Benelch zugefchickt werben, jne der Kirchen
Deren ex. vorfiehen vnnd verordnet merden fol, zuuor in fein
Superintendenten beyfein etliche offentliche Prebigen thun zus
laſſen. So dann er der Superattendens vermerdt, das bie
Kirch beffelben orts, ab dem fürgeftelten: Kichemndiener kein ab»
fchewen tregt, fonber ine im Kirchenampt wol leiden mög, Sol
er Superattendens fampt dem Amptman ſollichs fchriffefich
vnſere Kirchenchäte berichten, damit was ferner hietinn zuhand⸗
ten ſey, von benfefben vnſern Kirchenchaͤten ordentlich verrichtet
werde. Das alfo Die Kirch jr Vocation auch ordentlich haben
vnd behalten mög.
und fo balb der Kirchendiener feine Testimonia
von dem Superattendenten und Amptman vnſern Kirchenrhaͤ⸗
I.
2508, GEX Mantamb. Suumtariſches Beguiff.
ten vnnd Theologen alfo zugeſtelt, vnd von ber Kirchen, dahin
er bedacht, bewilliget, Sol er ongfahrlich auff volgende Woeiß
—*8 werden.
Das er anfangs mit hochſt⸗em Fleiß bedencke, vnnd zu Her⸗
gen faß, mit was groſſer Sorge, Mühe, Fleiß und Arbeit, er
das Regiment. der-Kicchen annemen vnd verrichten ſoll.
. Damm die Kirch iſt ein Geſponß Chriſti, des Sons Gottes,
welche Ehriftus fo herglid) liebet, das er, jr Heil vnd ewiges
Leben zuerlangen., vom Himmel herab gefligen, vnnd ſich mit
allerley Menſchlicher Biöde beladen, auch fein eigen Blut vers
goffen, vnd den ſchmaͤlichſten Tod auff ſich genommen hat, da⸗
mit er ſie von dem Todt errettet. Datumb ſoll der Kirchen⸗
diener fein beſten muͤglichſten Fleiß ankeren, das er die Kirch
nit mit Menſchen trawm, ſonder mit Goͤttlicher Himmeliſcher
Lehr vnderrichte, damit ſie durch den heiligen Geiſt erweckt werde,
dem HERRN Ehrifto jrem Breütgam trewe und glauben zu⸗
haften, und darinn vnuerrudt vnnd unbefledt zuuerharren,
nad) dem Exemplo Pauli, ber ba fagt, Ich hab euͤch vertrawet
einem Manne, das ich ein reine Jungfam Chriſto zubrechte.
Vnnd foll der, Kiechendiener allweg mit höchftem Ernſt be
dencken, da ettwas an der Kirchen, durch fein Faulkeit, Fahr⸗
Veffigkeit , Derfaumnuß, Berkerung und Ergernuß verfaumpt
oder gehindert werde, So wölle unfer Herr und Gott der Hims
meliſch Vatter jr Blut, von feiner des Kicchendieners Hand
erfordern.
Hierauff ſoll er predigen vnd leeren die heilige Prophetiſche
vnd Apoſtoliſche Schrifft, woͤlche mit Goͤttlichen, Himmeliſchen
Wundetzeichen beſtetigt, ein Lucern vnſerer Fuͤß (wie der Pſalm
ſagt) vnd ein Liecht auff vnſerm Weg ſeind.
Vnd nach dem bie erklaͤrung ſolcher Articul, darinn man
in Glaubens ſachen zu diſer Zeit ſtrittig, in der Augſpurgifchen
vnd vnſer Confeſſion kurtz und Mar, nach anweiſung des rech⸗
ten waren Catholiſchen Verſtands ber Prophetiſchen vnd Apo⸗
—* chen Schrifft, begriffen vnnd werfaßt ſeind, So erfordert
die Notturfft des Kirchenampts, das der Kirchendiener in ſol⸗
chen Articuin fein Lehr, nach der erklaͤrung vnd jnnhalt ber
zweien bemelten Confefflon getrewlich verrichte.
Diemeil auch dem Ampt vnd Vocation des Kirchendieners
gebüret; das er der Kirchen: nit allein mit reinee, Göttlicher
Lehr, fonder auch mit guttem Erempel vnnd Vorbild diene,
auch die Lehr, ſouil an jm, mit feinem ehrlichen Wandel ziere,
So erfordert abermals die Notturfft, das ein jettlicher, fo ſich
die Kirchen zu regieren vnderfahet, fein Leben difer geſtalt, durch
Sottes Gnad anfchide, das nit allein alle fein Geſchaͤfft vnnd
Handtierung, fonder auch fein’ Rede, Kleidung vnnd Wandel,
ja auch alle feine Wort und Werd, ein Lehr und Tugendt feien,
Damit nit, mas er mit einer Hand erbame, gleich wider mit
ber andern abreiffe, vnd er nit die Kirch, beid mit ſtraͤfflichem
Lafter und ergerlichem Exempel verberbe.
Er fol auch bedenden, das jm vor allen andern Menſchen
ber Spruch Chriſti Matth. xviij.) zugehoͤrt. Woͤlcher ergett
diſer Geringſten einen, die an mich glauben, dem were es beſſer,
das ein Muͤlſtein an feinen Hals gehenckt, vnnd erſeuͤfft wurde
jm Mer, ba es am tieffften iſt.
Vnd der Kirchendiener ſoll auff das fleiffigeft die Epistolas
Pauli ad Timotheum et Titum leſen, widerleſen, vnd offt re⸗
petiern, damit er darauß erlerne, wie er ſich beid in Lehr vnd
26
m
208 2559. CAX. Bhztiemb,: Eumuriſcher Begriff.
Leben. halten, auch wie fen eig Haußgefind fein, vnd ex dafs
felbig regieren foll.
Das er auch onferer hieuor in difem Buch getruckten Kir-
chenorbnung, bie wir haben anrichten laffen, fleifftg nachkom⸗
men, vnd feinen Superattendenten in jrem Ampt, vnd von
uns babenden Beuelhe gehorfam fein. Vud fo fid) was Ir⸗
rung oder Mißuerſtand zwiſchen jm, und andern vnſern Kir
hendienern, Amptlehten, Vnderthonen oder Zugewandten zu⸗
trüge, daffelb an den Superastemdenten, oder vnſere Kitchen:
raͤth gelangen laffen, vnd von jnen befcheids erholen. Ma
aber folliche Irrung dermaſſen gefchaffen, das die vermelter
maſſen nicht entſcheiden, ſonder zu Recht vemittiert müflen
werden, fo foll er darumb an Orten und Enden, bahin wir
jnen, volgender Freiheit nach, ordenlich befcheiden werden, Recht
geben vnd nemen, vnd ſich ſelbigen one waͤgerlich, endtlichen,
vnd on einiche Appellation fettigen laſſen, auch von feinem
Kirhenampt one vnſer Vorwiſſen und Willen nit abtretten.
Vnd dieweil er die Zeit feines Kirchenampts vnnd Dienfts,
aller onfer Lande und Burgerlicyer Frehheiten, nit meniger als
onfere Vnderthonen theithafftig iſt. So folk er unfern Nutzen
fürdern, auch Schaden warnen, mie er dann ſollichs alles vnd
jedes zuhalten, bey handgegebner Trew verſprechen vnd zuſa⸗
gen ſoll.
Nach verrichtung diſes, alsdann erſt ſoll einer, in maſſen
hernach begriffen, preſentiert werden.
Wo aber die Commun, als Pfarrkinder, einen redlicher
vnnd eehaffter Vrſachen halber, recuſiern wurde, ſo ſoll, wie
hieuor begriffen, der ſelben keiner wider jren Willen, auffge⸗
bunden werden. Es were dann, das bie Recusation lieder: |
lichen, und one eehaffte Vrfachen, fonder auß Vnuerſtand, oder
eigenwillig fuͤrgenommen wurde, darauff dann vnſere Verord⸗
nete Kirchenrhaͤte, jr ſonders gut auffmerden haben. So fols
len fie, die verordneten, nit gleich alfo vmb ſolch Tiederlih Sa⸗
chen, one redlich Vrſachen, einen zum Ministerio taugenlichen
vnd approbierten Diener, zu verſchonung bes Ministerij, in con⸗
tempt fallen und kommen laffen, fonder die Gemeind jres miß
vnd vnuerſtands halben beffers berichten.
Doc) verordnen und mwöllen wir, das keiner auff ein Pfarr
‚gelaffen, er Hab dann zuuor ein zeitlang in einem: Diagonat ge
dienet, bie Ritus Ecclesiae eriernet, vnnd bringe feines Fleiß
vnnd Wolbaltens, das er zu einem Pfarrherr tauglich, für vn⸗
ſere Kiechenräth, von feinem verordneten Superattendenten
und Pfarrherr Testimonia vnd Zeuͤgnuß, vnd werde widerumb
‚von newem, obgelautter maſſen eraminiert, vnd zu einer Pre:
big auffgeftelt, bamit man befter baß fein profectum bie Zeit
feines Dienens obſeruiern, und befinden möge, ob vnnd wohin
‚er taugli, vnd zu vociern fein werde, Es were dann, das
einer in Examine bermaffen gelert, geſchickt, und erfarn auch
der Rituum Ecclesiae notturfftiglich bericht erfunden, mag mit
bemfelbigen diſpenſiert, vnnd er one mittel des Diaconats zu
. einem Pfarchere verordnet und angenommen erden.
Mann dann folches alles ordenlich geſchehen, fo foll ein
jeber folcher Kirchendiener, vnſern verorbueten Special Su⸗
perattenbenten, Amptieütten, vnnd Geiſtlichen Verwaltern pre:
fentiert,, auch commendiert und inflalliert werden, auff folche
Zorm wie volgt.
Herd ıc.
Buff wölde weiß ein niwer Airchenbiener von deu
feiner Kirchen commenbiert, eingeleibt und infalliert werben fol.
ALS offt nun einer, zu einem Kirchendiener auffgenommen,
verordnet, und ber Kirchen, vermög der Superintendentz ord⸗
nung, annemlich, Sol der Sperial Superintendens auffs fürs
berlichft, neben dem Amptman felbigen orte, auch einem ges
nachbaurten Pfarrer, ald Gezeuͤgen ber Handlungen, bafelbften
erfcheinen, denfelbigen angmommenen Diener mitbringen.
Vnb fo das Volck In der Kirchen verfamlet, anfangs fingen.
Nun bitten wir den heiligen Geiſt, ꝛc.
Auff diß Sefang, der Superintendens , ober fein Ablunct,
anffftehen , unnd ein Predig thin vom Ministerio Verbi, ober
fonft von einem Argument dahin dienlich, von wen es einge-
fegt fey, und warzu es nuß, x. Vnd alſo das Volck endtlich
iv Audio vermanen, Nach der Predig gefungen werben der
{au
Vnder dem Geſang ber Superattenbens für den Altar
‚teetten, den nerven Pfarchere oder Diacon zu ſich beruͤffen, vnnd
vor jme zu bem Gebstt nider knuͤhen laffen, Nach volendtem
Sefang ein kurtze Vermanung zu dem Volck than, darinn an»
zeigen, wie das difer zu jrem Pfarcheren oder Diacon erwoͤlt,
vnd taugenlich erfennt, auch ordenlich datzu beruffen, ber hoffe
nung, fie wurden mit. jme verfehen fein, ꝛc. Vnd alfo das
Volck weiter zu dem Gebett ermanen, damit der Herr fein
Gnad und. Gedeihen darzu geben wölle, und alsdann volgende
Gebett mit heller, lautter und veftenbtliher Sprach weber
ten, ıc. vnnd ſagen
daßt vns betten..
Acdimaͤchtiger 5 Gott, Him⸗ iſcher Vatter ꝛc. [Aus
der Spn.sD. v. 1547.) :
Hoͤret das heilig Euangelium , welches uns beſchreibet ber
heilig Euangelift Johannes. Dee HERR fagt zu. feinen Juͤn⸗
gern, Wie mid, mein Himmeliſcher Vatter gefendt hat,... bes
halten fein.
Der Superintendene mag aud) nachuolgenbe Epiſtel, nad)
gelegenheit der Zeit und Kirchen, vmd mehr Erinnerung wegen,
fuͤrleſen. Noaͤmlich alſo.
So ſchreibet G. Paulus. in der erften Epiftel au Zimotheon, am
britten Gapittel.
Das iſt je gewißlich waar, fo jemandts «in Biſchoff Ampt
begert, der begert ein koͤſtlich Werd ıc..
So ermanet ©. Paulus bie Eiteften ber Gemeine zu Epheſo.
So habt nun acht auff euͤch ſelbſt, vnd > uff bie gange
Hierauf fo laßt, uns berglich. Bitten vnd ſprecht mit mir.
Ach gnaͤdiger Gott, Pi der vad Batter x.
Aue der Spa.:D. v..1547
. De nachgeſett Gebett gejprochen werden.
Barmhertziger Sort, Himmellſcher Vatter x. wie in der
Mecklenb. 1552.)
Solches alles · zu erlangen; fprecht mit mie von n Deren das
heilig Vatter vnſer.
. 8059. Cum. MBlrttemb. SGammariſcher Begriff.
Es mag auch, wa Cchuler vorhanden, als bald das Vatter
vnſer gelungen werden, ıc. : .
Nach dem Gebett, oder Gefang des Vatter unfers, folle
fich dee Superintendens, vor dem Altar gegen dem Volck wen⸗
den, vnd, wie nach Chriſtlichet Freiheit, fo von dem HERMN
Chriſto des. Kirchen in euͤſſerlichen mittelmeffigen Gerimonien
gegeben, gebreichlich, fein echte Hand dem newen Pfarrer ober
Diacon auff fein bloß Haupt legen, vnd alſo fagen.
Dieweil wir im heiligen Geiſt verſamlet ec. [Aus der
Syn.⸗O. v. 1547.)
Darauff finge bie Kirch Te Deum laudamus, Oder, Grates
nme omnes; tefitfch,, ond befchließ es der Yuperintendens mit
dem Segen, ıc. 0
Bon ber Kirchendiener Vuberhaltung ‚vud WBefoldungen.
Als auch, dem Spruch : Pauli nach, die jenigen, fo dem
Quangelio dienen, von bem Euangelio leben follen, und deß⸗
halben von nötten, die Kirchendiener derma
mit fie an jren Studijs, Prebisampt und Kirchendienſt befte
weniger abgezogen vnnd verhindert, darzu bey den Pfarrkindern
wit Bnwillen erlangen, ober ſich im Zanck begeben, auch der
Kirchen nic mit fehffgen dienen, oder mangel Leiden muͤſſen,
Wir aber auffer gehabter erfarung, zu fanıpt fleiſſigem bewaͤgen
ſouil befunden, das der mehrteil vnſers Fuͤrſtenthumbs geftiff-
ser Pfarren, Prebicaturen and Diaconaten, Einfommen und
Sell 9 dermaflen mweitleiffig, und ettwa In mehr
Flocken gefallen, das fie dieſelben mie vilfeltiger Mühe, auch
miercklichem Vnkoſten, und darzu (mis leider die Welt jetzo ger
finnet,, «8 werde von unfern Amptleuͤten jnen ſchon befts Fleiß
und Ernſts die Hand: gebotten und Yerholffen) beſchwaͤrlichen
von den Vnderthonen auch Guͤlt und Zinsleuͤtten zubringen,
ober wa fie es ſchon erlangen, dannocht allerhand Widerwillens
gewißlichen zugewarten haben, Zu ſampt, das ſolche (nach dem
allerley bewuͤßte Accidentalien diſer zeit barıion abgangen) alſo
gering, wa jnen ſchon dieſelbige ſelbſt einzubringen gelaſſen
wurden, vnd vorgehoͤrte vngelegenheit nit were, das ſie ſich dar⸗
bey beſchwaͤrlich betragen, vnd außbringen, Deßgleichen vnd
über diß alles, von Armut wegen dee weniger teil, ſouil vor⸗
geendts, damit fie der zeit ſelbige eingangen, erwarten moͤch⸗
ten, Neben difem , als von den Pfarrgeföllen, die Pfarrer von
alter& felbften jre Heuͤſer underhalten, und Contribution geben,
aber gemeinlic, inen den Kiechendienern ungelegen geweſen, bie
Pfarr, Predicatur und Diaconat Heuͤſer, wie von alter, im
Bam vnd beſſerung zuhalten, :darneben auch allerhand mängel
halben, die Ministri der Pfaregätter und vnſere Gefoͤll, nit all⸗
wegen zu guttem-wugen richten koͤndten, ꝛc. So haben wir
demnach, wie hernach vnder feinem Gapittel volgen-foll, bie
Verordnung gethon, das den Pfarren, Predicaturen , Diaco⸗
naten, vnd Subbdiaconaten, gewiſſe, notturfftige, beftendige
Cempetentz, an Gelt vnd Früchten gefchöpfft, und in einem
ſondern Buch, bey unfern Kirchenrhaͤt aufzeichnen laffen, woͤlch⸗
ben Kirchendienern zu jren Behanfungen, ons deren Boften; jare
durch vnſere darzu verordnete vnd beftelte, zu.ben vier Cottem⸗
been zerteilt, geneicht, vnd gelifert wuͤrdet, auff das fie one Muͤh,
Vewillen, auch die Jar, jo mißgewaͤchß vorhanden, dummocht
zunorderſt auch dem Gelt, fich wol auszu⸗
von den Fruͤchten,
bringen, vnd alſo jren Studien vnd Kirchenantpe allein obzu⸗
ſſen zuerhalten, da⸗
208
ligen, der Hehfer gebeuͤwen (auſſerhalb Fenſter, Dfen und
Schloßwerck) vnd Ber Sontribution ober vnnd entledigt fein,
vnd damit nichts zuthun haben.
Immunitates vnd Frepheiten ber Kirchendiener.
Vnd damit vnſere Kirchendiener ſich vor, vnd neben vnſern
Vnderthonen deſtweniger zubeſchwaͤren, wol aber jres Ampts
zugetroͤſten vnd zu frewen, Bnd anfängliche, wa ferr ſie zu
gleich andern vnſern Vnderthonen, jn ſachen jr Perſon belan⸗
gendt, actionibus personalibus, vor den Gerichten, ba fie ber
Kirchen dienen, zu Recht fliehen folten , jnen vnd jtem Ampt
dardurch verfisinerung eruolgen möcht. So ordnen und woͤllen
wis demnach, woferr fich zwiſchen vnſern Amptleüten , einem
1. ober mehr vnfern Vnderthonen, gegen einem Pfarrer, Prebis
ger, Diacon oder Subdiacon zutekge, Spenn oder Wiberwillen,
das anfänglicye die Sach vnd Partheien, duch den Speclal
Superintendenten felbigen Orts, neben dem Amptman, wa der⸗
ſelb darinnen nit verhafft, oder zweien des Gerichts guͤtlich vers
hoͤrt, auch onderftanden werde, fie mit wiſſenden und billichen
Dingen zuuereinen. Da aber Über ſolche Vnderhandlung, vnd
" angewenbten Fleiß, ſie einander vorberung nit erlaſſen wölten,
folle der Superintendbens, mit ben Amptman vnd zweien vom
Bericht an vnſere Kirchenrhaͤt gelangen laſſen, was fie zwiſchen
jnen gehandelt, wie alle Sachen geſchaffen, vnd an wem die
Guͤttlicheit erwunden, daſelbſten durch fie vnſere Kirchenrhaͤt
der Partheien Spenn vnd Sachen, außzufuͤren vnd zuentſcheiden.
Was. aber Erbſchafften, jre Güter, vnd dergleichen Actio-
nes Reales, Spruͤch vnd Sorderung betrifft, follen. onfere Kir⸗
chendtener an orten anbere.onfere Bnderthonen, ſchulbig fen Recht
zugeben und zumemen. Aber ber hohen Freueln und Dlalefig
halber, haben wir hernach verordnet, was dargegen zuhandlen
und fürzunsmen. -
: Wa fi dann durch ſchickung des Allmächtigen begebe, das
ein Pfarrer, Prediger oder Diacon, bey feinem benolhenen vnd
georbneten Ampt ſich trewlich und fleiffig gehalten, und im ein
Leibskranckheit fallen, oder im ein ſolch hoch alter gerhaten
wurde, das er felber. ſein Ampt bey ber Kirchen nicht verrichten‘
möcht, folle einem ſolchen nicht defterweniger fein verorbnete
Gompsteng werden und bleibar, Doch durch ben Superinten⸗
denten dife Verordnung bef7hehen, das mit ben nächften Mi- .
nistris die Kirchen, wie deßhalb vnſer nachuolgend Superinten-
deng ordnung vermag, verfehen werde, Dargegen ein ſolcher
Krander ober Alter, von feiner dienſt Competeng, dem jenigen,
fo ine alfo vertritt, zimliche Ergepung, nach: gelegenheit bee
Sacher, und der Superintendenten erfanntnuß, geben. - '
Im fall aber die Krandheit ſich dermaſſen in die harr vers
weilen wolt, das nit zuuechoffen, ein foldjer Diener ſelbs wider
aufflomme; und alſo one nachtell der Kirchen, dieſelb Pfarr,
Predicatur oder Diacomat, in die leng durch ben genachparten
mit nottwefft nit verfehen werden möcht, So foll derſelbig
Kranck, fleiſſig vnd getrewe Diener von vnſern Kirchenraͤthen
mit einem zimlichen Leibgeding, fein Lebenlang bedacht vnd
verſehen werden.
Bu dem, wa ein: Kirchendiener, woͤlcher ſich bey ſeinem
Ampt, als oblaut, vedlich und trewlich gehalten, des Burger⸗
rechts daſelbſten degeren wurde, das ſolle jme bey vnſern Bn⸗
derthonen, one ſondere eehaffte Vrſachen nit verſagt werden,
26*
204
beiten aber dis Vnderthonen schebliche Wrfachen deß einem ab»
zufchlahen, follen biefelbigen an unfere Lanbhoffmeiften vnd
Kirchenräht, durch vnſere Amptleuͤt, mit fattem geunbtlichen
Bericht gebracht, vnd allba ber Billigkeit nach befcheid geben
werben.
Es ſollen auch bie Pfarrer, Prediger vnd andere Kirchen:
diener, von onfern Vnderthonen jeber orten, jter Oficien, vers
ordnete Competengen, one geſteuͤrt und one beſchwaͤrt bleiben.
Aber wa einer eigne, vnd dem Ministerio nit zugehörige, li⸗
gende und flehrbare Güte hette, erkauffte, Erbs, Heuͤrats,
oder in ander weiß belöme, die mögen vnſere Vnderthonen,
gleichſam andern ſteuͤrbarn Guͤttern (doch höher nit) belegen.
. Wir wöllen jnen vnſern Kirchendienern auch hiemit zuges
laſſen haben, ob fie gleich in den Flecken, da fie ber Kirchen
dienen, noch nit Burger weren, das fie nicht beftweniger zu jrer
gelegenheit Guͤtter kauffen vnd behalten mögen, fo lang fie dar
feibften in Dienften verharren. Wa fie aber ablommen, und
nit Burger worden, folln fie die erfaufften Gütter , vnſern
Vnderthonen deren Orten, innerhalb zwey Jarn, fo fie es ber
geren, keuͤfflichen wider zuſteen laſſen.
Darneben aber vnſere Kirchendiener jrer Perſon halber,
als lang ſie im Kirchendienſt ſeind, aller Fron, Wacht, vnd
besgleichen perfonlicher Befchwärden vnd Sachen, frey fein und
ben
Sie ſollen auch Wun, Wafler und Waid, und andere Ges
techtfame, gleichſam andern ſelbigen: Flecken, Vnderthonen, bach
mit des Flecken Maß vnd Ordnung, zu nieſſen vnd zu gebrau⸗
chen haben.
Bud fo ſich nach ſchickung des Allmaͤchtigen fügte, das bey
dem Kirchenampt, folcher Kirchendiener einer mit Tod verfüre,
Weib vnnd Kinder hinderlieffe, er habe gleicd) das Burgerrecht ans
genommen oder nit, follen doch Die Wittib und Kinder dafelbiten
geduldet, der Vnderſchlauff inen geftattet, und mit nichten auß⸗
getriben, Dargu vnſere Amptleuͤt und Gericht, ſich neben dem
Superattendenten, iren mit ernft und teewen annemen, fo ed
die notturfft erhaiſchte, Wögt und Pfleger zugleich andern Wit⸗
tiben und Waiſen felbigen Orts, verorbnen, jren Nugen, Wol⸗
fart, vnd Notturfft verhandien, pflegen vnd veruormünben
laſſen, inen auch in allem anligen bexathen vnnd vechelffen fein,
Bud zu fernerer Gnad, willen wir den Witiben vnd Kin-
dern, ein Bierteil Jars, nad) jres Eewuͤrts und Vattern abs
fterben, in der Pfarr, Predicatur ober Diaconat bebaufung,
ben Sig, barzu die Competeng gleid) als lang, dem Rato nach,
von ber Zeit feines abſterbens, veruolgen vnnd werden, auch
folche weil durch die genachparten die Pfarr, Predicatur oder
Diaconat verfehen.
Darzu jre Knaben, wa biefelben bey der Schul aufferzo-
gen, und ein ſolchen Profectum erlangt, das fie in vnſer Pae-
dagogium zu Stutgarten, Cloſterſchulen oder Stipendium zu
Tübingen taugenlic und gefchieft, zugleich und neben vnſer
Bnderthonen, in unfern Land erbornen Kindern, gegen gleich⸗
meffiger Obligation, auff und annemen, auch erhalten laſſen.
Zu dem, haben wir allen und jeden vnſern Obern vnd uns
dern Amptleüten, aud) Schuitheiffen,, mit ernft beuolhen und
aufferlegt, unfere Kicchendiener in allem jrem anligen getrew⸗
lichen zuhandthaben, vnd zu der Billicheit zuuerhelffen, von
onfertwegen mit ernſt fügen, vnd ob jnen halten, fie ſich
1558. CuX, bäuttenk: Biummnuliches Begriff.
ſelbſt und jrer Perſonen halben, bisfelben an ſven beuelhenen
Officien one geirrt, ſonder ſich gegen jnen ſchldlich und fridlich
zuerweiſen, auch dermaſſen erzeigen, vnd deßhald an jnen kei⸗
nen Mangel erſcheinen laſſen, Damit dem gemeinen Man
jrenthalb nit leichtlich Ergernus gegeben werde.
Gleichfals vnnd entgegen, fol auch den Klrchendienern,
von vnſern Visitation Raͤthen, vnd den Superintendenten ans
gezeigt, vnd ſie ermanet werden, die Amptleuͤt an jren Emptern
one verhindert zulaſſen, vnd ſich gegen jnen auch ſchidiich und
beſcheidenlich zuhalten. ———
Non Biderteüffern pub allen andern Gecten, fo wiber bie Mugiyar-
u gifchen Confeffion feind, ꝛe. —
Damit nun in vnſern Kirchen, vnd bey vnſern Vndertho⸗
nen, aller hand jtrige, verfuͤriſche vnd abergleuͤbiſche Secten,
verhuͤt vnd abgewendt, haben: wir Dermegen in krafft unfers
tragenden Ampts der Oberkeit, eim offentlich Mandat aufgeben,
vnd was gegen den Vngehorſamen, in allıseg fürzunemen, ba«
felbften verordnet. a
Ob woͤlchem auch vnſere Amptleuͤt, Hoffweiſter, Raͤth, und
Kirchenraͤthe, vermoͤg vnſers jnen ſonders gegebnen Beuelch
und zugeſtelter Inſtruction nach, mit allem ernſt vnd fleiß om
nachlaͤßlich halten, vnd exequieren ſollen.
Bon Gottes genaden, Wir Chriſtoff Herzog zu Wuͤrtem⸗
berg, und zu Teckh, Graue zu Muͤmpelgart, x. Embieten allen
und jeden unfern Ober vnnd Vnderuoͤgten, Amptlehten, Dfle
gern, Kellern, Verwalttern, Schuitheiffen, Burgermeiftern,
Gerichten, Räthen, auc allen andern unfern Vnderthonen,
Zugehörigen vnnd Verwandten vnſers Fuͤrſtenthumba Wuͤr⸗
temberg, vnſern gruß, gnad und alles guts zuuer, Vnd geben
euch hiemit gnaͤdigklich zuerkennen. Wiewal, als wir mit ver⸗
leihung Goͤttlicher gnaden, zu der Regierung vnſers Fuͤrſten⸗
thumbs kommen, vnd uns billichen, als einer Chriſtenlichen
Oberkeit, hoͤhers nichts, dann die befuͤrderung Gottes Ehr, vnd
feines heiligen, allein ſeligmachenden Worts vnnd Namens,
angelegen fein ſollen, Daher wir auch, fauil jmmer muͤglich ges
weſen, mit allem gnaͤdigen fleiß dahin getracht, das vnſere
von Gott beuolhene Vnderthonen, mit Chriſtenlichen, Gots⸗
foͤrchtigen Vorſteern vnnd Kirchendienern verfehen, woͤlche fie
in der reinen, waren, vnuerfelſchten Leer Gottes Worts, mit
getrewem fleiß vnderweiſen, vnd von allen derfuͤriſchen, falſchen,
jrrigen und verworffnen Secten vnnd Leeren, warnen vnnd abs .
fuͤren thaͤten, vnd alſo alle vnſere Vnderthonen vnd Angehoͤri⸗
gen gnaͤdiglichen vnnd Chriſtlichen verwamen laſſen, aller jrri⸗
gen, eigenſinnigen Secten vnd Opinionen, ſonderlichen aber
der Widerteuͤffer, Sacramentierer, Schwenckfelder, vand was
dergleichen mehr ſeien, ſchaͤdlichen jrrthumben und Leeren ſich
zuenthalten. J
So vernemen wir doc, nicht mit geringen beſchwerden, das
ſich etliche unferer Vnderthonen, mehr auſſer angenomnet eigens -
finnigfeit und fuͤrwitz, dann Gottfeligem, Cheiftentkhen vnnd
guthergigern Eifer, obgemelter jerthumben annemen, darum
zu bifputiern, ‚und diefelbigen aufferhalb jres Beruffe vnnd
Ampte uuerthäbingen vnderſtanden, und ſonderlich bey 'ber-
Lehr von den hochwirdigen Sacramenten drs heiligen Tauffs
und Abentmals vnſers HERREN Ihefu Ehrtfit, Deßglelchen
des Pradig oımd. Kirchenampts fäkfchtich, vnchtiſtüich, verfuͤtiſch,
1559. OK; Mens: Enmmenläiher Wegcifl.-
vnd zum shell auch aufftuͤnſch Optnionen haben, und fuͤrnaͤm⸗
lich fuͤrgeben.
Das der Kinbertauff onrecht.
Item die Saeramenta ſeien nicht Göttliche Woercttzeũo, dar⸗
derch Bott fein gnad vns anbiete vnnd zueigne, Sonder ſeien
allein euͤfferlich⸗ Zeichen der bekanntnuß vor dem menſchen, vnd
der Verbruͤderung.
Item Gott gebe ſich vnd ſeine Gaben, one das Predigampt
bes euͤſſerlichen Worts, vnd one die Sacramenta.
Item das nach dem leiden vnd fterben vnſers Herrn Jeſu
Ehrifli, Fein Erbſuͤnd, vnnd alle Kinder hernach, ſelen vnd
werden geborn one Erbfund.
Item der Menſch ſey gerecht vor Gott, von wegen eigner
erfällung des Geſetz, und jrer eignen Werd vnnd leiden.
fon Item das die Rewgebornen nicht widerumb in Gottes zorn
en.
Item Bott ſey ein einige Perfon, wie die Juben reden,
vnnd verwerffen die Chriſtliche Leer, von dem ewigen Son Got⸗
tes, und dem heiligen Geiſt.
Item das der Leib Chriſti nach der Himmelfart fete allein
im Dimmel, vnd an’einem fonderlichen ort, raumlicher weiß.
Item das Chriftus nad) der Himmelfart , auff Erden ſeie
allein nad) feinem Goͤttlichen, vnnd nicht nad) feinem menſch⸗
lichen wefen, vnnd das die Perfon Ehriftt wol gang feie im
eäfferlien teiblichen Himmel, Aber nur das halb theil auff
— der Son Gottes hab ſein Fleiſch vnd Blut nicht von
dem Fleiſch vnd Blut der Junckfrawen Maria an ſich genom⸗
men, ſonder der heilig Geiſt hab es von newem auß nichts er⸗
ſchaffen, vnd ſeie in das Goͤttlich weſen, natur vnd herrligkeit
verwandlet, vnd wie ſie es nennen, vergoͤttet.
Item der Waſſertauff ſo von dem Herren Chriſto geſtifft,
ſey zu der rechten Widergeburt vnnutzlich, ſei auch kein wuͤr⸗
ckung des heiligen Geiſts, dardurch wir new geboren werben.
Item bie euͤſſerlich muͤndtlich Predig des heiligen Euans
gellums Chriftt, fen allein ein euͤſſerlich gethoͤn vnnd Buchſtab,
zum jmerlichen leben des Geiſts vndienſtlich, vnd fen kein rech⸗
ter, ordenlicher und Goͤttlicher Werckzeuͤg, dardurch der heilig
Geiſt, dem menſchen die Goͤttliche, Himmeliſche Gaben, ſo vns
zur ſeeligkeit nutzlich vnnd notturfftig, mittheile.
Item das Nachtmal Chriſti ſey ſchlecht Wein vnd Brot,
nicht dahin verordnet, das dardurch der warhafftig Leib vnd
Blut Ehriſti, mefmlich, gegenwuͤrtig der Kirchen außgetheilt
werde, Sonder felen allein euͤſſerliche, ſichtbarliche zeichen des
abweſenden "Leibe vnd Bluts Chriſti, fo ons allein des geiſtli⸗
chen eſſens vnd trinckens, auch der bruͤderlichen lieb erinnern
Item das weltlich Richter vnnd Fuͤrſtenampt ſeie ſuͤnd vnd
verdampt, vnd ſen kein Cheiſt weitlich regieren, auch die Ders
fonen, fo im ampt ber Oberkeit feien, tönden nicht zu gleich
Chriſtliche, Gotefelige vnnd Sortgefällige Petſonen fein.
Item alle Chriften feien ſchuldig jre haab und guͤtter in die
gemein zug eben,
Sn in weltlichen Gerichten einander anlagen, Deßglei⸗
den den Dersfchafften vnnd in. Gerichten Aid ſchwoͤren feie
Dlieweil dann obgemelte Artidel vnnd Puncten ber leet
thumben ſich beflecken, oder deren theilhaffti
worts, auch der heiligen örtlichen, Prophesifchen
vnd Apoftottfchen Geſchrifft Ales und Newes Teſtaments, gen
ſtracks zuwider, aud) bey ber heiligen Chriftenlichen Kicchen, je
vnnd allwegen als verfürifche, falfche, ketzeriſche vnd verdampte
jrrthumb gehalten worden, vnd an jnen ſelbs ſeien.
Zu’ dem, ſolcher ergerlichen, ſchaͤdlichen und verfuͤriſchen
ſpaltung, bey vnſern Vnderthonen einwurtzlen, und dem ſelbigen
raum geben zulaſſen, vns als einer Ehriſtlichen Oberkeit, keins
woegs gemeint, ſolchs auch vnſer hieuor dem Concilio zu Trient,
Anno, ꝛc. lj. mit vnfer elgnen handen vnderſchribner, verſecre⸗
tierter, vnd volgends offentlicher im Truck publicierter Confeſ⸗
fion, auch Kirchenordnung, vnd alſo auch der Augſpurgiſchen
in Anno, ꝛc. xxx. dee R6. Kay. Day. uͤberrelchter Confeſſion
zuwider, neben dem, Wir. uns auch als ein gehorfamer Fuͤrſt
bes heiligen Reichs, auffer etlichen hieuor verglichenen vnnd
publicierten, fonderlich aber jängften zu Augſpurg, Anno, ıc.
iv. befchloßnen Reiche Abſchid zuberichten wiſſen, das alle ob⸗
gemelte, vnd dergleichen, verfürifche Opinionen und Secten,
fampt derſelbigen Anhenger, in dem heiligen Reich, nicht allein.
nit geduldet, fonber von beffelbigen Rechten, friden vnd freis
heit außgefchloffen, und an Feinem ort gelitten follen werden.
So haben wir erzelter, vnnd anderer mebr ons darzu bewegen⸗
den vrfachen, über vnſer hieuor derwegen gnäbige aufgangene
Mandata, dife vnſer fernere entlidye vnd gnädige warnung, bey
allen onfern Bnderthonen, Verwandten und Zugehörigen, thun
laſſen wöllen.
Vnd ift darauff vnſer ernftlicher beuelch, entlicher will, mei⸗
sung vnd gebott, das ſich maͤnigklich in vnſerm Fleſt⸗aihumd,
ſolcher jrriger, verfuͤriſcher, gotälefterlicher jrrthumben des Wis
dertauffs, Schwenckfeldiſcher, und Sacramentierifcher Secten
enthalten, deren ſich auch weder‘ hören noch vernemen laſſen,
ſonderlich aber niemandt ſolch gifft in andere onfere Vndertho⸗
nen außzubreiten,, einzubilden , ober fie darmit zuuerfüren vn⸗
bernemen. Das auch alle vnd jede unfere Vnderthonen, zu
vnd angehörige,, biefelbigen Verfuͤrer weber haufen, herbergen,
onderfchleiffen, noch jnen Hilff und fürfchub beweifen, fich auch
an fie nit hencken, Ihnen nicht zufallen, oder mit berücten jrr⸗
g machen, bey vers
meidung ber Inn mehrgemelten Reiche abichiden beſtimpten
Leibeftraffen, vermeifung vnſers Fuͤrſtenthumbs, Conftfeierung
vnnd einziehung aller jrer Hab vnd Gütter, vund fonften uns
ſerer fernern ernfllichen ungnab vnd ſiraff, woͤlche auch nach
gelegenheit vnnachleßlichen gegen ſolchen Vbertrettern, wider⸗
fpeuftigen vnd Vngehorſamen (als abgeſchnittenen &tidern der
Shriftlichen Gemeind, vnnd bie fid, mit Gottes Wort inn jren
jerthumben, nicht vnderweiſen, oder son jeem ungehorfamen,
widerfpennigen fürmemen abwenden woͤllen laſſen) ſoll fuͤrge⸗
nommen vnnd volnzogen werden, demnach ſich maͤnigklich wiß
zuhalten. Beuelhen auch hierauff weitter vnnd mit allem ernft,
euch onfern Ober unnd Vnderuoͤgten, Amptleuͤten, Pflegen,
Kelten, Berwaltern, Schuitheifien, Burgermeiſtern, Gerich⸗
ten, vnnd Mäthen, das jr bey ben Pflichten und Aiden, damit
je uns verwandt vnnd zugethon, auff folche jrrige, verfürifche
Leit, vnnd derfelbigen Anhenger vnnd Wnderfchleiffer, ewer
fleiffige, gute vnnd ernflfiche achtung und kundtſchafft haben,
vnnd da je die in erfarımg Bringen, den nächften einziehen, zu
vnſer Eantzley vnuerzogenlich berichten, vnnd daruͤber vnſers
6 . 1340... CEX. Eüäremb: Summmeilher. Rerik.
fernen beuelchs, vnd obgemelter ernſtlicher ſtraff vnnachleß⸗
lichen gewertig ſein, An dem allem geſchicht vnſer ernſtlicher
will vnd meinung.
Zauberer, Zeüffelsbefchwörer vnd Warſager.
Dieweil ſollichs alles vor Gott ein grewel, vnd zu der Ab⸗
götteren ſonder fürderung ‚ond der Kirchen verhinderung then,
&o haben wir deßhalb in unfer Landtsordnung ein Articul, un»
der einer fonbern deßhalb Rubric begretffen laffen, mit beuelch,
das unfere Hoffmeifter, Räthe, und Kirchenraͤthe, ob felbigem
Artickel, in maffen wie er begriffen, mit jr ernſtlichen Vifite-
tion Superintendeng halten, vnd mit der Straff gegen ben
uͤbertrettern, jedes verwirden nad, ernſtlich fürfaren, vnnd
niemandts hierinnen verfchonen wöllen, darmit ſollichem Laſter
ſtattlich vnd ernſtlich begegnet moͤge werden.
Als ſich dann auch ettliche vnordenlicher Mittel, mit Se⸗
gen ſprechen, zu vermeinter Artzney gebrauchen, dardurch nit
allein Gott der Herr, hoͤchlich erzuͤrnet vnd beleidigt, ſonder
auch die jhenigen, woͤlche folche alſo von jnen annemen, gleicher
geſtalt verfuͤrt, darzu verderbt werden. Deß nun zufuͤrkom⸗
men, fo ſoll vorgeſetzte Ordination, von den Teuͤffelsbeſchwoͤ⸗
ren, von difen Segen ſprechen, auch verflagden, unnd hin»
füro gegen jnen erequiert, auch bie jhenigen, fo ſich mit ſolchem
verbottnen Segen ſprechen verfüren iaſſen, nach gelegenheit der
ſachen geſtrafft werben, zc.
Viſitation Superintendentz bey. ber Kirchen.
Darmit nun bie Leer göttliche Worts, nach dem warhafften
verftand bee ‚heiligen Prophetifhen und Apofolifchen ſchrifft,
auch die Ritus Ecclesiae deſter gleicher vnſer Kirchenordnung
gemäß, mit frembden verfieriſchen Irrthumben vnuerfelſcht ges
fiert vnnd getriben, darzu alle Diener bei der Kirchen vnnd Po⸗
litiſchen aͤmptern, in einem Chriſtenlichen, erbarn weſen, leben
vnnd Ereeution jrem Beruff und befolhen Amptungen nach,
erhalten, vnnd der Vnerberkeit vnnd Laſtern gewehrt werde,
So haben wie in vnſerm Fuͤrſtenthumb, volgende Superinten⸗
dentz vnnd Viſitation, fuͤrnemen, vnd dieſelbig in vier theil zer⸗
theilen, vnnd in jeden theil einen General, vnnd dann jedem
General feine speciales Superintendentes, der gelegenheit nad)
verordnen vnd verzeichnen laffen, laut vnnd innhalt berfelbigen.
Befelhen und wöllen hierauf, das von vnſern Verordneten
Kirchenräthen , diefelbig Superintendeng mit jren General vnd
Special Superintenbenten, in jrer außtheilung, verfehen vnnd
erhalten werde, mit Gelerten, Gotsfoͤrchtigen, Ernhafftigen,
Dapffern Maͤnnern, die zu Gottes Wort, rechter, Propheti⸗
ſchen, Apoſtoliſchen, Heiligen, Ghriftentichen, Gathotifdyen
Religion „vnd der Augfpurgiſchen vnnd onfer Confeſſion auch
Kirchen, ein fondern eyffer, darzu jre gute testimonis vnd zeuͤg⸗
nuß beide der leer vnd lebens bey der Kirchen vnd maͤniglich
haben, damit ſie mit der warheit von den Leſterern nit geta⸗
delt, ſonder deſter ſtattlicher jr wuͤrckliche Execution, wie her⸗
vnderſchidlich an jeden ort daruon gemerckt, veiſtrecken
moͤgen.
Viſitation vnund Awpt ber Special Qupezintendenten.
Erſtlich ſo fol ein jeder Special, ein jede Pfarr jhme in
feinem gezirck ſigniert, zum wenigſten jaͤrlichen zwey malen vi⸗
ſitiern, naͤmlich das ein wal zu Miſeten, das ander nadı
Bartholomei.
Zum andern, wann ein Sperial, der hienor nie vifitiert,
vnnd in vorhaben gu viſitiern, fo ſoll ex ſich anfangs mit feiner
Patent, beim: Ober Amptman anzeigen, damit es Special,
wa jme mangel oder verhinderung in feiner Suyperintenden
begegnen woͤlt, den Ober Amptman in krafft ſeiner habenden
Patent, vmb befuͤrderung anſuchen moͤge.
Zum dritten, damit auch bierunder richtigken gehalten, ſo
ſoll ein jeder specialis fein Bifitetion bey ber Amptſtatt anfas
hen, und daffelb zuuor dem Amptman ben rechter zeit zuwiſſen
machen, bamit er felbft anheimiſch pleiben, und die notwendig⸗
Derfonen, gleicher geftalt entgegen halten mög, vnnd fo er das
felbft auß vifitiert, dem Amptman gleicher geftalt, wie und auff
was tägen er im Ampt vifitieren wöll, anzeigen, damit er ber
Amptman, den Bnderamptleüten ſolliches verkuͤnden, vnd ſich
ſampt den darzu gehörigen Derfonen anheimiſch zubalten auff⸗
legen mög.
Mrtienl, warauff bie Epeciales k Vifitation richten fpllen.
Bon der Leer und Kicchen Gebzreüchen.
Erſtlich, fo foll er ein jeden Pfarcher, Prediger, Diaceon,
Subdincon felbigen orts, In abmefen des andern zu fi) erfor
dern, jne anfprechen, jme vor. allen Dingen Rechenfchafft feiner
Leer zugeben. Naͤmlich ob er vnſers heiligen Chriftnlichen
Glaubens fürnembfte Articul, vermdg Prophetifcher und Apo⸗
ftotifcher Schrift, auch Augfpucgifchee vnnd vnſer Confeffion,
ſeiner befolhnen Kirchen fuͤrtrage.
Item ob er auch die heiligen Sacramenten vnnd andere
Ceremonien, vnſer außgegangnen Kirchenordnung gemeß, vnd
ſonderlich die priuat Exploration vnd Abſolution, der Ordnung
nach, halte.
.Item ob er den Catechismum mit der Kinderfrag, na
jnnhalt unfer Kicchenordnung angericht, mit was fleiß er den
felben, und ob er auch järlichen mit den Kindern die Erplovation
vnfer Ordnung nad) halte.
tem ob er auch die Eitern, fo jre Kinder nit fleiſſig zum
Catechismo ſchicken, vermög. ber Ordnung, abhortier vınd ers
mane, und ob folche Erhortation auch bey inen nug vnd Frucht
fchaffe, vnd bey. wötchen ſollichs nichts erſchieſſen woͤlle
tem, wieuil er an Feier und Sontagen, au in der Wo
den Predigen thite, zu mölcher Stund und Zeit,.ob ex auch die
Dominicalia Euangelia, vnd was er fonft fr. Buͤcher der hei⸗
ligen Schrifft, alt unnd news Teſtaments auflege:-
Item, mas er auff vollmdte Prebig fire Gebett fürfpreche,
vnd dann vor vnd nach der Predig, fuͤr teuͤtfche Lebgeſang, mit
der Schul. und gemeiner Kirchen halte, ob auch bie gemein
Kirch mitfinge. '
Item, ob er auch den Catalogum mit den geraufften Kin
dern, vermög vnſer Ordnung halte. .
Item, ob ar die Shegerichtsordnung, gu feiner Wei, wenig
vnſers Seueichs verkuͤnde.
Iteni, ob er auch die Kranden vnd ſterbende Seit, wit
was.fleiß ond Ordnung er die befuche, troͤſte, vnd jnen das
heilig Nachtmal reiche, auch die Leichpredig, und fonft:die an=
dere Ritus Ecclesiae vnſer Kicchenorduung semiß, in lea
. halte.
1589: ::CIK.: WBliuttenb. Summariicher Begoiff.
Catechiſmo nit fürbern, ober Banbergp, WBarfagens; Segenfpre⸗
Item, es fake ber. Superintendens auch bes Ricchenbie
ners, da er viſttiert, Bibliothecam , und Bücher beſehen, vnd
fie anfprechen „ was jre tägliche priuata studia feien, vnd bare
tan fleiß fürwenben, bamit fo er ehr Faulentzer bofende, fie
zum ſtudiern mit fleiß zunermanen, vnd in jeder Viſitation
derhalben abermalen zuexplorieren.
Defgteicyen ſou Speciatie auch; fein erkundigung babe,
ob bie Kicchendiener j jre Kinder im Gebett und Gatechifmo v
errichten, darzu jre Knaben zur Schul halten, oder felbft da=
beim leren, auch in ben die Kinder anſprechen, und fo er Feel
befende, benz Kirchendtener daffelb vnderſagen, vnd zu ſolli⸗
chem adhortieren vnd vermanen.
Item, eb und mas ex ſeiner Collegen und Nachbauren,
auch jrer Weib vnd Kinder, Lehr, Leben, und Haußhaltung
halben, für feel vnd maͤngel habe.
Item, ob jemant,: mit dem Widertauff, Schwendfolder,
Sacramentierer, und anderer Secten behafft were, oder folliche
Schwermer vnderſchleiffte, hecbergte, oder gemeinfchafft mit
inen hette.
Don ben Schulen,
Item, wa eigne Schulen, mit was Ordnung, vnnd wie
er die Schul vifitiere, Was des Schulmeiftere und feine Col⸗
laborators Fleiß und unfleiß, unnd ob die Schul an Lehr vnd
Difeiplin, auch mit dem Sefang, unfer Schulordnung nach an-
gericht ey, und ander mehr Puncten, fo dee Superintendens,
vermög ynfer hierinn getrudter Schulordnung auch feiner
geſchicklicheit nach, wol würbt wiſſen zufragen.
Item, wie ſich auch die teuͤtſche Schulmeifter und Mef-
ner, an jedem ort, in der Schul, Kirchen, und fonft, nach unfer
Ordnung halten.
Bon der Landis und Caſtenordnung.
Item, was ſich die ober und under Amptleuͤt, deßgleichen
Predig, empfahung der Sacrament halten, auch ob ſie ſonſt
jrer Perſon halben, nicht mit offentlichen Laſtern, mit was
Zafter und mie fie beſchrait ſeien.
Ob fle onfere Amptleuͤt auch järlicy die Vogt vnnd Rug⸗
gericht, mit fleiß, deßgleichen ob vnſer Kirchen, Lands, Caſten
vnnd Rugordnung halten, vnnd fonberlic ob fie Zauberer,
Segenſprecher, und denfelbigen den zugang, defigleichen offent⸗
Kiche Gottsſchwuͤr, vnehtlich beyfigung, auch vnordenlich zechen,
zu vnd vollteinden,’ auff ben Rathheüfern, und fonft fuͤrnaͤm⸗
Lid, vnder den Predigen geflätten, oder ſelbs brauchen.
Item, ob die Amptleuͤt und Gericht die Eltern, fo die Pres
digen ſelbſt verfaumen, oder jre Kinder und Erhalten zum Ca⸗
sechifmo nit ſchicken, vermög vnſer Ordnung, erinnern, und die
Veraͤchter — ſtraffen.
‚Item, ob das Gottsleſtern, voll md zuteinchen, bey der
Gemeind zu ober abnem.
Item, mit was fleiß und unfleiß die Gemeind die Ptedig
Sefuchen; und fidy des Deren Nachtmals gebrauchen.
Item, mit was fleiß bie Eltern jre Kinder und Ehehalten
zum Gatechiino siehen und ſchicken.
Item, 0b Perfonen bey feiner Kirchen, die feine Predig
ober:dos Herten Rachtmat nit befuchen, ober fonft verächtlich
baruon reben vnd halten, ober auch jre Kinder und Eehalten zum
chens, Eebruchs, Vnzucht, Vollſauffens, oder anderer Appigen
und ergerlichen Laſter, ſich gebrauchen, wer dieſelbige alle mit
namen, vnd jr verhandlung verzeichnen.
Item, ob auch den Armen, Krancken, in jrer nott vnd
kranckheit mit Artzney und anderm, vermoͤg der Eaſtenordnung
gepflegt werde.
Item, ob er auch auff bee Spittal, vnnd derfelbigen ver
pfruͤndten vnd armen Kinder, vermoͤg vnſer Caſtenordnung,
fein Superintendentz, und mit was Ordnung or die habe, vnd
viſitier.
Item, gleicher form, ſoll der Superintendens, ettlich gut⸗
hertzig, ehrliebend, bey Gericht, Rath, oder der Gemeind ad
partem, der obgeſchribnen fuͤrnemſten Puncten, den Masiſtrat
vnd Senat belangend, befragen.
Item, was ſich die Geiſtlichen Verwalter, in jrem Ampt,
mit. reichun ber Kirchendiener befolbung, auch bawung ber
Pfarrheuͤſer halten.
Item, ob bie Kirchen, auch in weſenlichen Gebewen erhal⸗
ten werden, vnd was daran fuͤr maͤngel befunden.
Item, ob die Kirchendiener die Behauſungen in dem ſchleiſ⸗
ſenden, als Ofen, Fenſter, vnd dergleichen, darzu jre Guͤtter,
Garten, Acker, Wiſen vnd Weingart, in weſenlichen ehrn,
baw und beſſerung, vnabgengig erhalten.
Item, auch ſein nachfrag haben, ob ein girchendiener fich
der Artzney, Schreiberey oder anderer Practic, oder ſonſt welt⸗
licher Empter ober wucherlichen Gonträcten gebrauche.
Bas ber Magiftrat vnnd ettlich andere guttbergige bes Pfarvers,
vnnd anderer Kirchendiener halben befragt follen werben.
Atem, ob jre Kirchendiener, fid) mit ber Lehr, reichung ber
Saeramenten vnd andern Ceremonien, Augfpurgiicher, auch '
onfer ‚Confeffion und Kirchenordnung gemaͤß, in jrem Ampt
Gericht und Rath, auch Stattfchreiber, mit beſuchung der halten.
tem, ob fie.den Catechismum „ oder Kinderfrag, fleiſſig
| in ber Kirchen treiben, auch die Erploration vermög vnſer
Kichenordnung halten, und die Krancken und fterbende Leit
beſuchen, vnnd mit dem Sacrament des Deren Nachtmals
verfehen, auch Reichpredig thuͤen.
Irtem, was fie für ein Wandel füren, ob fie sändifc, Wein
fuͤchtig, Geſelliſch, oder außeaifch feten, vnd auch jre Weib vnd
Kinder zur Zucht, vnd Gottsforcht anhalten.
Item, ob fie ſich ber Artzney, Schreiberep, Abuscimens,
oder anderer weltlicher Practic und Empter, oder wacherlichen
Eontreäcten gebrauchen.
tem, ob jre Weib ond. Kinder gleicher geflalt, ein züchtt:
gen, ehrlichen, Chriftenlichen Wandel füren.
Item „ ob ber Pfarrherr bie Schul zu gebürlicher: zeit vi⸗
Km ‚ 0b ber Schulmeifter mit fenen Collegis, bie
Schul ordenlich, vnnd zu feiner zeit, nach außtweifung der
Schulorhnung, auch die Kicchen mir Chriftenlichen Gefängen
verfehe.
em, was er vnd feine Collegae für ein Wandel füren.
Item, weß ſich der Teuͤtſch Schulmeifter und Meßner ons
ſer Ordnung nach halten.
Item, ob vnnd woͤlcher geſtalt, die armen Leuͤt mit All⸗
Bun
mufen, vndeodarreichung, jrer notturfft im Flecken verfehen
werden.
tem, ob bie Eitern jre Kinder und Ehalten, auch zu dem
Gatechifmo, und mit mas fleiß, nad) onfer Ordnung darzu bes
dern. j
Item, ob fie Amptleht und Geriht, jrs Ampts halb die
fahrleffigen Eitern, Kinder, onnd Eehalten vermög vnſer Ord⸗
nung hierzu anmanen, und die Berächter darumb ſtraffen.
Was nun die Superintendenten bey den Kcclesiasticis und
Politicis personis, in ordenlicher Inquifition befinden, das
follen fie alles vnderſchidlich mit feinen notturfftigen vmbſten⸗
den, Inmaffen fie e8 befunden, und nit anderſt auffzeichnen,
vnd biefelben Schrifft jrem generali Superintendenten uͤber⸗
antwurten, auch wa von nöten, Daneben mundtlidyen bericht
thun , damit alle Sachen befter flattlicher verricht mögen
werden.
Er Superintendens, foll auch die Spittalen feiner Super-
intendeng vifitieren, ob die mit ben Pfruͤndnern und armen .
Kindern, vnſer Gaftenordnung nad) angericht, und was für
Ordnungen mit betten, prebigen, und anderer Difciplin darinn
gebraucht vnnd gehalten werde, Wa mangel, biefelbigen helffen
. vnſer Gaftenorbnung nach, wenden, und abfchaffen.
Bas: den Superintenbenten nach gehaltuer Inquiſition ferners
gebüre zubandlen,
So nun ein Kirchendiener in ber Lehr vunfleiffig, oder
fonft ſtraͤfflich, in der Confeffion ober Kirchenordnung erfun-
den wuͤrdt, So follen die Superattendenten nad) gelegenheit der
Perſonen, fie In der Eonfefflon oder Kirchenordnung examiniern
vnd erforfchen,, ein Predig oder ettlich von jnen, eintweder in
jren eigen, oder in der Superintendenten Kirchen hören, damit
fie jren fleiß oder vnfleiß, auch jre gaben ober mängel deſter
baß vermerden möchten, und vefach gewinnen, fie zu emendie-
ren, ond zu vnderweiſen. ‚
Es möchte aber ein Kirchendtener, fo ein felgame Opinion
für fih haben, So follen die Superintendenten beffen ein
Schriftliche Confeſſion von jme erfordern, und auffs freuͤndt⸗
lichſt darüber mit jme fprady halten. Ober wa einer ſich nit
wolte weifen laffen, Alsdann daſſelbig neben feiner Überreichten
ſchrifftlichen Eonfeffion , auch mas darauff mit jme gehandelt,
onnd er für antwort gegeben, alles vnderſchidlich, mit jrem
Rath und gutbedunden, vnſere verordnete Kirchenräthe ſchrifft⸗
fichen berichten, vnd ferners befchetds gewarten.
Wurde aber ein Kirchenbiener in feinem leben oder Mori-
bus ftrdfflich erfunden, So fol ine der Speeial Superinten-
den, erſtmal für fich ſelbs, feinem beruff nach, und vmb Chri⸗
ftenlicher lieb und zucht willen, zur befferung vnderſtehen zu⸗
bringen.
Pa aber hierüber der nit gebeffert, alsdann benfelbigen
zum anbernmal, mit feinem General Superintendenten, mit
füglichen, gebürlihen, Chriftenlichen Mitten, für die hand nes
men, und müglich# fleiß zur befferung richten.
Wa nachmals das auch nit erfchieffen woͤlt, alsdann für
das brittmal (ober ma die handlung ſo thaͤttlich, erften oder
bes andern mals) ſollen bie beide Superattendenten, mit guts
tem, lautterm, ſattem bericht, mit allen vmbſtenden, ſollichs
alles..au handen vnſerer verordneten Kirchenraͤthen ſchrifftlich
1889, CRX. Sühlettenb. Auuuarifcher Begcit. |
uͤberſchicken, ober fo die Sach vergug Leiben mag, in dem Con-
uentu der Superintendenten fuͤrbringen, vnd ferner Beuelchs
gewarten.
Da ſich aber zanck vnd zwitracht zwiſchen den Kicchendies
nern ſelbs, oder zwifchen den Dienern, vnnd den Amptleuͤtten,
Verwaltern, oder andern vnſern Vnderthonen zutruͤge, ſo ſolle
darinn als wir in vnſer Ordnung hieoben geſetzt, gehandlet
werden.
Da es aber Fraͤuel, Fridbruch ober Malefitz weren, Als⸗
dann ſollen die Amptleuͤt, ſampt den Superattendenten, ſol⸗
lichs vnſere Kirchenraͤth grundtlich berichten, vnd ferners be⸗
ſcheids gewarten.
Wa auch ein Specialis in ſeiner Superintendentz, einen
oder mehr Kirchendiener befinden, der fen eigen Affeet, mit
holhippen, boldern, oder ſchmaͤhen brauchen, Darzu auch von
bee Gemeind Parten machen, oder fich an ein trunckene Rott
bhenden wurde , daffelbig alsbald einem jeden mit ernſt under:
fagen, fid) des gänglic, zuenthalten , in bebendlung , bas der
Kirchen ſollichs mehr ergerlich dann befferlih if. Wa aber
einer omb folliche Warnung nit geben, follich6 wie andere Sa⸗
chen, der Ordnung nad) hanblen und berichten.
Item, fo ein Kirchendiener in Leibs Erandheit gefallen,
oder in ein follich hoch alter gerathen were, das er felber fein
Ampt bey ber Kirchen nit verrichten möcht, Soll dee Super
attendene, dife verorbnung thun, das mit den naͤchſten mi-
nistris die Kirchen, wie deßhalb hieuor auch ein Artickel vnder
der Kirchendiener freyheiten begriffen, verſehen werde. Dar⸗
gegen ſoll ein ſollicher Krancker oder Alter, demſelbigen, ſo jne
alſo in Kirchendienſten verſicht, ein zimblich honorarium,
nach gelegenheit der ſachen, vnd der Superattendenten, auch
eines andern naͤchſten Kirchendieners, ſo er Superintendens zu
ſich ziehen ſoll, erkanntnuß geben.
Item, ſo ein Kirchendiener mit tod abgieng, Soll alsbald
der generalis oder specialis Guperintendens, die Kirchenraͤth
berichten, auff was tag er geftorben, Vnd darneben alsbald die
fürfehung thun, das eines jeben abgeftorbnen Kirchendieners
Wittib und Kinder zu gut, die Kirch ein viertel jar lang, mit
den naͤchſten Nachbarn verfehen werde. So aber einer bie
Pfarr lenger dann das viertel jars verfehen würde, foll dem:
felbigen Kircyendiener dem Rato nad, fo lang ein jeber bie
Kirchen, nad) außgang des viertel jars verfehen, von vunfern
Kicchenräthen, ein zimbliche belonung verordnet und geraicht
werden. 0
Item ſo offt vnd dick ein newer Diener, Im, eines jeden
Superattendenten Gezird verordnet würdet, foll er Superin⸗
tendens ſich mit follichem allerdings halten, wie hieoben def
halb onfer Ordnung außmweißt.
Irtem mp ein Kirchendiener feiner befelbung halber, vom
Geiſtlichen Verwalter nit richtig bezalet, ober jhme die. We
hauſung der vnuermeidenlichen notturfft nach, nit: gebawt woͤlt
werden, ober, andere onrichtigkeit dem Kirchendiener vom Geiſt
lichen Verwalter begegnet, Alßdann fell Superintendens, mit
dem Geiftlichen Verwalter füglich darauf reden, und. ben jhme
güttliche bilichelt erhalten, Wa aber der Geiſtlich Verthaltet
des zweifelig zuthun fein woͤlt, fo follen er Superintendent
unnd Geiſtlich Verwalter famentlich: die maͤngel vnderſchidlich
[4
1859. CL. bäettinb. Bumutisriichee -Beyuih,
"von, gleich: ben Sußfertigen, zu bed Deren Rachtmeak gelaffen,
woͤlches befchwärlich , auch hierdurch die priuat Abſolution, vom
— Kirchenraͤchen, berichten, vnd daſelbſt beſcheido ge⸗
g fein. :
Ales, was Kicchendiener, Schulmeifter, Gemein oder Prir
nat Perfonen in Kicchenfachen zuklagen haben, das ſollen fie
zuuor bey ben Snperinsendenten dem speciali vnnd generali
anbringen. Wann ihnen aber von denen nit niöcht geholffen
werden, fo mögen. ſie jr anligen in em Suplication ſtellen,
woͤlche die Quperintendenten fouil der Kirchendiener Leer vnnd
leben betrifft, ſouil aber die politica belangt, al befosbimg,
bam , ıc. die Dber vnd Vnderamptleuͤt darzu Geiſtliche Ver:
walter. vnderfchreiben follen. Darmit auch onfere Kirchen⸗
raͤth grundtlichen bericht mögen haben, auch die Kirchendiener
nit. lang vmbgetriben oder auffgesogen werden, fo feilen fie
ſolliche bericht mit ſampt der Supkication übergehen.-
Es folen auch die Superattendenten die Kicchenbiewer
warnen, das fie ons ſollichen Proceß, für fich felbe, und one
vnderſchriben, nit fuͤrkommen, vnnd vnſere Kirchenraͤth vnbenuͤth
laſſen woͤllen, ſonſt werben fie wider hinderſich gewiſßen, ober
was ſie jnen nit weren woͤlten laſſen, it gabuͤrendt Straff em⸗
— 2R* u
Der General Supenattendenten Offielum,
Erſtlichs, foll jeber generalis auff feine Special Super
intendenten mit fleifjigem erafb.fehen,, damit jeder fenem Be⸗
felch und Ampt, der Juſtruction nach, mit fleif nachkomme,
vnd hierinnen niemands verfchonet werde.
Item wann vnd fo offt.einem General Supermtendenten,
von feinen Spetialn, ichts fo jhnen beſchwaͤrlich zuuerrichten,
fürgebracht, oder Raths begert wurdet, fo folle er inen, den Spe⸗
cialn berathen vnd beholffen fein, auch. mit muͤglichſtem und
beſtem fleiß „ alte ſtrittige fachen.und vnricheigkeit, auch vnord⸗
nung, an laer und leben, zu gutter befferung, Ruw vnd Frid⸗
leben, vnd wa von noͤtten, mit der Amptleuͤt vnd Geiſtlich
Verwalter hilff bringen.
Was aber beſchwaͤrlichs vnd ſtraffbars, ſollichs in con
uentu vnſern Kirchenraͤthen, fo fie beſchriben werben, anbrin>
gen. Wa aber die ſachen dermaſſen geſchaffen, das fie nit
verzug leiden möchten, al6bald mit gutem. ſattem, marem grumd
voad allen umhftemden,, auch fo die. ſachen wichtig, dafſetb mit
vnſerm Oberamptasan vnd geiflichen Verwaltern, zu geuachtem
vonferm Kirchenrath, mit jrem Rath vnad gutbeduncken bee
Es ſoll andy ein jeder General Superintendens von feinem
Speinie, jr jedes Vifitation, vor dem Conwens ſchrifftlich er⸗
General außzug, in Conuentew bringen, darmit man die
Particularia, in der Gonfultation zu ſchleiniger außrichtung, zu
mehrerm bericht, bey der hand haben möge, x.
Bd nachdem aud in vnſer Kirchenordnung, verfehen,
wann ein Kicchendiener, das Nachtmal Chrifti halten will, hie
Eiech zuuermanen, das ein jeder, ber des Derm Nachtmal
Ehriſfti znempfahen gedenckt, ſich zuuor am Abendt anzeige a:
Wa nun ſolliche Ermamung ‚von vnfern Kicchendienern,, nit
allwegen gebraucht, noch minter eins teils, bie Pfarrkinder,
onfer Kirchenordnung gemäß, zuuos esplortert, und ermant
werde. Darauf valgt, das die vnbuffertige, fo in ergermuß
leben, vnd mit groben. Laſtern beſchwaͤrt, ‚uud: barinnen.:bebar«
I.
faurupt, ond verachtet wuͤrdt, fo doch die zu jrem gebuͤrlichen
gebvauch bleiben fol. Demnach verorimen vnd woͤllen role
Samy ernftlich, das non vnſern Geueral Superintendenten, dei
Specialihas beuoihen werde, ben. Pfarrarn und Diecon, jter
Superintendentz, aufzulegen, ſich des orts unfer Kirchenord⸗
nung; allerdings, mit diſer ferrer, vnſerer erklaͤrung gemaͤß zus
halten. Vnd ſonderlich, wann jr einer oder mehr bes Herrn
Nachtmal halten. will, ſo fol er das am Sontag daruor, nach
geendter Predig, der Kirchen alſo verkuͤnden, woͤlcher das bes
gern woͤlte, dee folte ſich daruor, im der Wochen, bey jme
Pfarcher prrwatim anzeigen, damit er von jedem dannocht zu⸗
uor ratianem suae fidei, haben, vnd ein jeder Darauf dis Con-
twonem Kuangelij et Aksolitionem Chriſtenlicher und vnſer
Kirchenordnung gemäß, empfahen. moͤge. Woͤlcher aber hiewider,
one vorgehnde anzeigen vnd Exploration fraͤuenlicher vnnd ver⸗
aͤchclicher weiſe, ſich zu des HEERRM Nachtmal tringen wolte, fo -
ſolte er wifſen, das er in krafft dei Predigampta, den erbenlir
chen weg gegen jme fuͤrnemen vnd gebrauchen muͤßte, vnnd der⸗
wegen nit ſelbſt vrſachen geben, ſeinethalber zuhendlen, dav⸗
ab maͤniglich ein offentlich Exempel nemen möge, damit ber
Vnbufßfertig micht alte vab edaͤchtlich, zu des HERMN Nadırmal
kauffen thize, fſonder zwaor zu der Buß vnd uechtem Glauben
ermanet, ond von feinem Ramlofen leben, abgehalten werde.
- &o aber ein offenbaslicher , Vnbußfertiger ſich hierüber zu
dem Nachtmal teingen wurde, ſoll der Pfarrher ine das erfis
mot, weil er nech mit publäen iudicto , pro neterio inpoeni-
tenti erkennt, wand vilkeicht vesmitteſſt Goͤttlicher HI in bes
Poedtg befert, vnd recht Poenitens worden wera, von beim
Nachtmal nit oberſtellen, Sonden heruacher priestim beſchicken,
derwegen aufprechen. Vud wa er befende, das ed allein aufſer
fraͤuel und mutwillen beſchehen, ſolche Perſen feinem Special
ſuͤrbriagen, vud deſſelden beſchaidts erwarton, auch alſo nichts
pränato Judicio, ſonder mit: rath des Speckals handlen. Doch
wo sin Guchertzige, Chriſtenliche Perſon, bie zuuor jres Glau⸗
bens dem Pfarrher Recheuſchafft gegeben, und er Pfarrher
jres Glaubens vnd lebens halbes nit prſach hette, je das Nacht⸗
mei Ehriſti zuuerfagen, auch einer ſollichen erheblichen vrſachen
halber, ſich der Dednung nach nit anzeigen kuͤnden, vud were
doch zuuor bey der gemeinen offemmlichen Predig vnd Abſolu⸗
sion gewefen, das dieſelbig vom Pfareher feinem Predigampt
nach, hienut ungefert, vnnd gegen ben Vnbußfertigen it vere
gleicht ſoll fein. i
fordern, vnd alsdann derſelben Partieularia, neben jr bey |
Wurde aber ein vnbußfertige, vnnd Gotsleſterliche Perfon,
allein der Erpforation, vnnd das. fie je argerlich, Gotsleſterlich
(eben, vol und zutrincken wermgeiden muͤfſte, vil mehr vnnd Lies
bes fi vom Nachemal Cheiſti enthalten, vnnd eh in ſolchem
vnbußfertigem leben verbauen, fo fol ein jeden Pfacher vnnd
' Rischnökerter ſchuldig fein, Diefelbige Perſon zum eriien allein
| für: fich zubeſchicken, vnnd alſo fir priuatim mit allen guten
Chriſtenlichen Leeren umd enmanungen, beſcheidonlich zuberiche
ten vnnd .mussmanen, bad fie von jrem ergerlihen Ichen abs
fiehe, vnnd ein Chriſtenlichen Wandel für. Wa dann übe
ſolche priuat Predig kein beſſerung velget, den Pfarcher ſolches
, frinene Special Saperattendenten brrichten, der alßdann neben
jhme Pfarrher vnnd zweien Rugrichtern deſſelben Orte die
27
210
ergerlich Perſon beſchicken, und jr fuͤr das ander mal fament-
lich mit ernft je Gottlofen weſen underfagen, vnd zur beſſe⸗
rung und Buß vermanen. Da das auch nit heiffen wölt, fie
alt mit einander ſolches dem General Superattendenten fürs
derlich, Tchrifftlich anzeigen unnd fürbeingen , ber felb volgende
bie handlung, ferrer in Conuentum Superattendentium gelans
gen laſſen. Wa aber die Sach fo leſterlich vnnd ergerlich, das
biefelb, one merckliche ergernuß vnnd nachtheil der Kirchen, der
Straff Halb biß auff den Conuent nit wol eimzuftellen, alfdann
one verzug, vnnſern Kicchenräthen mit guten vmbſtenden, fampt
feinem rath · und gutbebunden berichten, unnd darüber vnſer fer:
rer Refolution der Perfonen verhandlung vnd halßfterrigkeit
nach, gewarten. Aber mit den jhenigen, fo dee Wibderteüfferis
ſchen, Schwendfeldifchen, Zminglianifchen und anderer Secten
halber, fi des Nachtmals Chrifti enthalten wolten, Gegen
follichen Sectarijs, fol gehandlet werben, wie deßhalb von jrent
wegen fonberlich geordnet.
Damit auch der Catechismns von vnſern Kiryendienern,
aller dings vermög unfer Kirchen vnnd Superintendeng Ord⸗
nung gehalten werbe, darzu bie Eitern jre Kinder zu ſolchem,
ſouil deft geflißner füren vnnd befürdern, auch deflweniger jnen
geftatten, disfelbig zeit auff der Gaſſen oder im Feldt vmbzu⸗
Lauffen, darburdy dann jhnen in jrer Iugent zu allerhandt Kps
piokeit vrſach gegeben wuͤrt, &o befelhen wir, das die generales
Superintendentes, mit fleiß verfehen vnnd barob halten wöllen,
das von vnſern Kirchendtenern der Catechismus mit verliefen,
expliciern, vnnd ber Exploration, unfer deßhalb gegebner Kir⸗
hen vnd Bifitation Ordnung nad, keins Sontags noch Feir⸗
tags erlaſſen, fonder derfelbig mit allem muͤglichen fleiß getris
‚ ben, auch bie Eltern in jren Predigen jre Kinder, vnd ſich fels
ber, zu dem Catechismo als zu einer gar nuglichen Predig, zus
befürdern, ernſtlich ermanen, damit fie jre Kinder vnnd auch ſich
felber defter baß, difer rechter, Chriftenlicher, notturfftiger Leer
berichten mögen, und neben dem, das fie Die Kirchendiener bie
Kinder fo nit der Ordnung nach, mit ber frag auffgeftelt, jaͤr⸗
ih audy prinatim examiniern. Wa dann mit folliher Era-
mination ein SKirchendiener bey einem oder mehr Kinder, ein
vngeſchicklichheit und vunfleiß, oder bie nit zu bem Catechismo-
kommen, befinde, Alßdann er Kicchendiener, jre Eltern fire ſich
befhiden, vnnd fie. jree Kinder halber, zu mehrerm fleiß, ſei⸗
nem Predigampt nach, mit ernftlicher betraͤwung, vermanen
onnd warnen. Vnd damit die Jungen erſtlichs one rechten bes
richt, nit zum Nachtmal des HERRN lauffen, fo wöllen wir
auch, das onfere Kirchendiener feine Jungen zum Nachtmal des
HERRN Laffen, fie feim dann zuuor von jme eraminiert und
dahin taugenlich, wa aber eins oder mehr nit taugenlich, ſon⸗
ber vngeſchickt, vnnd des Catechismi nit gnugfam bericht bes
funden, ſollichs jren Eltern priuatim, wie fid) dem Predigampt
nach gebürt, mit ernft anzeigen vnnd ermanen, jre Kinder mit
mehrerm fleiß zu dem Catechismo zubefürbern, auch fie felber,
als frommen, Chriftenlichen Eltern gebürt, zuunderrichten.
Band damit dann die Eltern neben follicher des Kirchendieners
ermanung, defter mehr jrer Kinder halber, getriben mögen wer⸗
ben, fo haben wir befelch gethon, das unfere Amptleuͤt, jeder
in feinem Ampt in der Statt, unnd felbiger Amptsfleden,, ben
Statt, Dorff und Feldknechten, bey jren Pflichten aufferlegen
vnnd befelhen wöllen, alle Sontag vnd Feittag, under bem Ca-
\
2559. CIK. KBäetiemb, Summariidier Beguifl.
techismo in Baflen unnd Weiber auffmerdiens zuhaben, wa fie
Kinder, ſo jren verftand erraicht , under dem Catechismo, auff
der Gaſſen, ober auff dem Veld befunden, biefelbigen alsbalb
ihnen ben Amptleüten fürzubringen, alßdann follen die Ampt⸗
leät, von den Eltern, woͤlcher ſchuld vnnd gefarlich farleſſigkeie
halber die Kinder atfoden Catechismum one erhebliche vrfachen
verfaumpt, vnd ſie jre Kinder felber darumb nit ftraffen wurben,
jrer verfaumnuß wegen, namlich von jedem Kind, fo in der
Gaſſen der zeit ergriffen, ein halben Batzen, und die fo im
Veld ergriffen , jedes wegen ein Bagen, in den armen Caſten
zu flraff zugeben, erfordern und vnnachleßlich einziehen.
Wurden aber Eltern erfunden, die hierüber jre Kinder,
eigenwilliger und veraͤchtlicher meife nit zu dem Catechismo
ſchicken, fonder daheim behalten, follen biefelbigen Eltern, von
bem Prediger nad, feinem Ampt erfllih prinatim ermanet,
wa aber einer oder mehr hierüber verharren wölt, alfdann ber
Kirchenbiener ſollichs ad partem, vnnd nach gelegenheit bem
Amptmon fein erfarung vnnd erkundigung, vermdg feines
Ampts darüber anzuftellen vnd einfehens fürzunsmen, her⸗
under da es die notturfft erfordert, dannocht aud) erinnern,
volgenbs der Amptman hierüber, oder wa er es für fich felber
gewar wurde (auff woͤlches dann je jeder auch ſein getrew vnnb
fleifftg auffmerdiens in allweg haben vnnd machen follen) dies
felbigen Eiteen auch mit ernſt anhalten, wa das auch nit er⸗
ſchieſſen, alßdann hat der Amptman befelch, biefelben mit ber
Thurnſtraff, nad) geftalt der ſachen dahin zutreiben, damit bie
Kinder von jren Eltern nit alfo halßftärriger und verächts
licher weiß ander rechten reinen Leer vnnd Ehriſtenlicher, erbe⸗
rer Zucht, in je pluͤenden Jugent, verhindert werden.
Als auch die Sonn vnd Feirtag, fonberlich dahin bebacht,
bas an benfelben mäniglidy mit muß Gottes wort hören , fich
zu den heiligen Sacramenten verfügen, vnnd fonften in alle
weg mit einftellung der Daußarbeit, zu der Leer und vnder⸗
weiſung, feiner Seelen heile vnd Seeligkeit ſchicken, vnd dem
felben nachgedencken und anrichten follen, Vnd aber fo an den
Sonn vnd Feirtagen, ron auff felbige zeit Hochzeit gehälten,
hieran aller handt verhinderung, fo dem nit begegnet, erfolgen
möcht. Demnach) ordnen vnd befelhen wir, wa binfüro einer
oder mehr begeren wurde, jme an seinem Sonn, ober Feirtag
in der Kichen ein Ee einzuleiten vnd zufegnen, fo foll daffelb
dem begerenden nit verfagt, aber dagegen jme den felben tag
offentlihe Hochzeit, Safterey oder einiche Taͤntz zuhalten abge
ſchlagen und nit geftattet werben , bey Steaff acht Guldin, bie
ee, fo die Hochzeit, Gaſterey, oder Täng gehalten, in armen
Gaften bezalen fol, vnnd nicht deſtweniger die jhenigen, fo
alfo gebangt, nach unfer Lande und Dangordnung geftrafft
werden.
Wir verorbnen vnd wöllen auch, das unfere General Su⸗
perintendenten, jeder in feinem Gezird bey allen Pfarkirchen
bife verordnung thon follen, das bey jeder ein fonder Buch von
lauter Papier eingebunden, ond jedem Pfarcher und Diacon- .
von vnſert wegen, mit ernft aufferlegt werde, wann und fo offt
ein Kind zum Zauff gebracht, deſſelbigen Kinds, auch feines
Vatters, Mutter, fampt Geuatter Namen , barzu den Tag vnd
Jar, in dem jedes Kind getaufft, in felbig Buch ordenlich vnd
vnderſchidlich, alles mit der Ordnung und vefachen, die wir
jnen hieneben ſonders hierüber gegeben , einguſchreiben, woͤl⸗
“286. CEX. Miheiiemb. Bnmmarikher Begriff.
ches Bud) alle. zeit bey der Kirchen verwart behalten und plei⸗
ben foll, zc.
Politiſche Vifitasion über unfer Kirchen, Landis, Eaften und
aubere Ordnungen.
Damit aber beedes, in Religions vnd Politifchen fachen,
befter ernfllichere vnd richtigere Erecution vnd handthabung,
auch fleiffige Viſitation gehalten, So ordnen , willen und bes
felhen wir deßhalb, das jeder zeit von unfern Landhoffmeiftern,
Gangler, Nähen vnd Kischenräthen , zu ordenlicher Bifitation,
vier Gotsförchtige, bapffere und geſchickte Politiſche Menner, die
zu Gottes ehr, und zeitlichen gutem, Chriftenlichem, fridlichem
vnd erbarn Regiment, ſonders eifer haben und tragen, verord⸗
net und beftelt werden, bexen zweien ber Zirck ob der Stutgar⸗
ter, den andern zweien der Zird under der Stutgarter Staig
mit jren aflignierten aͤmptern befolhen werde, in folchem jrem
äugsorbneten Gezirck, mit volgender vnſer Ssnfteuction und Ord⸗
halten, ıc.
Namlich in jeder Statt, und felbigen Ampte Flecken, erſt⸗
lichs dem Amptman allein befragen, von jres Pfarchers, Pre
digers und Diacons Leer, Leben, auch feines und feines Hauß⸗
gefinds halten, thun vnnd laſſens, von jtem fleiß vnd vnfleiß
in ber Kirchen, bey den Kranden vnnd flerbenden Leuten, auch
Reichpredig, haltung des Catechismi mit den Kindern:
har Sem ob fie nit Weinfüchtig, bochiſch, Hönifch, zenckiſch und
er $. . ” ’
Ob jr einer auch mit Artzney vmbgang, vnd biefelbig of⸗
fentlich practicier.
Ob fie die Schul vnſer Schulordnung nach, vnd mit was
fleiß, und wie offt bie viſitiern.
Dergleichen auch von des Schulmeifters, und feiner Colla⸗
boratorn, auch tehtfhen Schulmeiftere und Meßners fleiß und
unfleiß, Leer, Lebens, thun, laſſens vnnd haltene.
Item ob auch Zauberer, Warfager und Segenfprecher in
feiner Amptung, und diefelbigen bes gebrauchen , und was zus
Lauff, vnnd von wem fie ben haben, und ob er fie, auch von
feins Ampts wegen, in krafft vnſer Landsordnung, ſollichs bey
onfer Straff zunermeiden, ermanet vnd gewarnet , und hieräber
die Vbertretter nit audy geftrafft, wann und mie. .
tem wie fid) die Vnderamptleuͤt in Ampts Flecken, mit
jrer Amptung, fleiß vnd vnfleiß, auch in hanbthabung vnfer
Lands vnnd allen andern Ordnungen, aud) mit befuchung der
Dredig, unnd empfahung des HEERRM Nachtmals halten.
Item wie fi die Gerichts und Rathsperſonen, mit befus
chung ber Prebig, vnd empfahung des heiligen Nachtmals, und
fonflen mit irem wandel, thun vnnd laflen ‚halten.
Item ob fie auch jre fondere verordnete Stat, in den Kir⸗
chen, her verorbnung nach, haben.
Item ob fie auch ein mißfallen ab der Fuͤllerey, vnnd allen
groben Laftern tragen, und ob nit darunder, woͤlche darmit auch
befchenit und behafft feien.
tem ob die Rathsheuͤſer bey jnen under der Prebig, zo
chens halber vermitten und beſchloſſen gehalten werden.
Atem wie fie ihme zu handthabung vnſer Ordnung , bie
handt bieten, vnnd über die fuͤrgebrachte vnnd beklagte Laſter,
Fribbruch und Freuel, auch vnſer Landtsordnung nach, mit der
2il
Vrtheu fprechen und erfsnnen, ober einiche milterung ober vers
ſchonung für ſich felber hiemit brauchen.
Band was er fonften jrer halb in gemein, ober jebem jnns
fonder von feiner Amptung wegen, für feel und mängel habe,
Gleicher geftalt des Stattſchreibers, ſeines fleiß und vn⸗
fleiß, und wie er gegen dem heiligen Euangelio, vunnd vns ges
finnet, vb er auch die Predig befuch,, des HERRN Nachtmal
vnnd fein Zar, vermög der Ordnung gebrauche.
Ob er auch duch vnſere verordnete, vermög vnſers Landts-
rechtens eraminiert und abprobiert.
Bann nun ber Amptman alfo examiniert, folle darauff alßs
dann ein Gericht, in abwefen des Amptmans, des Pfarchers .
vnd anderer Kirchen, auch Schuldiener und des Stattſchreb⸗
bets halber, auff die Artickel, wie ber Amptman befragt werben.
Item darzu, wie fi) der Amptman bey feiner Amptung,
wie ond mit was fleiß er ob vnſer Kicchen, Lande, Caften und
3 ‚ andern Ordnungen und Befelch halte.
nung, jedes Jars ein mal je Wifitation Superintendeng zus | r
tem von feiner befcheidenheit vnd unbefcheidenheit, und
ob er nit auch der Fuͤllerey, Gotslefterung, ober ander gro⸗
ben Laſter Halber, befchrait. .
Item ob er auch die Predig befuch, vnnd das heilig Nachts
mal gebrauch, wie er auch fein Haußgefind, und vnſere Vnder⸗
thonen, vermög unfer Kirchen onnd Landsordnung, dahin halte.
Item ob er auch auff die fürgebrachte vnd angezeigte, auch
für.fich felber wiffenden Lafter, Fridbruch, freuenliche Hands
lung, böfe wucherliche Gonträct, Dandthierung, und anders vn⸗
fer Landsordnung nad, Recht ergem, vnd darauff erkennte
Steaff erequiere, oder jemand darmit verſchonen Lafle.
Atem wie er ob Witwen und Waiſen, aud) armen Leiten halte.
Item wie vnſer verrechneter Amptman, vns bey Kalten
und Keller, auch bieneben dem gemeinen nutz haußhalt, auch
taugenlich vnnd richtig zu Ampten ſeie, was er für ein Authe⸗
ritet bey feiner Amptung habe.
Wann dann folliche auch gefchehen, alßdann den Ampfs
man vnd Gericht zufamen berüffen, und mit jhnen vnſer Kir⸗
chen, Lande, Caſten, Waifen vnnd all ander Ordnung, jo wir
im Truck außgeen laffen, von anfang die für hand nemen, und
gradatim per capita befragen, wie jedes Capitel ins werd ger
bracht, unnd wie die erequiert werben.
Vnd fonderlic ob die Gmeind die Predig auch fleifjig be
fuche, vnnd fich des HERAN Nachtmal auch mit fleiß gebrauche.
Item ob fie nit gemeinlich befunden, bey dem gemeinen
Mann, das Gotsleſtern, vnd das vihifch vol vund zutrinden, -
ab ober zunem.
Atem ob das Waifengericht, vermög vnſer Landsordnung,
angericht, und daffelbig wie, wann und mit was Orbnung und
fleiß gehalten werde. \
Atem mit Snuentierung, Verhoͤrung, Rechnung, und alles
anders derenhalb bedacht unnd verordnet, auch wie den Waiſen
gehauſet werde.
Vnd alßdann darauff aller Waiſen Rechnungen, vnd In-
uentaria für die hand nemen, jede durchauß auff die Inuen-
taria onnd onfer Rechenordmung nad), erfohen, wie. bie der Ord⸗
nung nach befchriben vnd geſtelt, auch auff die feel und mäns
gel, vnnd das übermeffig, auffmerdens haben, diefelbigen fignies
een, und nichts deſt weniger folliche mängel dem Amptman
vnd Gericht anzeigen, folliche wiſſen mit gebuͤrlichem einfehen
27%
-
318
alguicaffen, unab bie maͤngel von den ihenigen, ſo die niit
eignem nug und unfleiß verfaumpt, ben Waifen oder Pflegen,
neben gebuͤrlicher ſtraff wider erfiatten und empfahen zulaſſen.
Wa aber bie faumnuß bey dem Amptman, Stattſchreiber
ober Gericht, gedencken wir auff jrer vnſer verorbneten einge⸗
nommen bericht, alßdann dargegen gebuͤrlichs einſehens gehe
ben zuloffen.
‚ Steicher geftalt, folf der Superintendens die Caſtenordnung
fuͤr die hand nemen vnd befragen, wie die angericht, alßdann
darauff die Rechnung, Remanet vnd Vorrath, auch haußhal⸗
tung, vnnd beſonder wie die zucht im Spittal vnſer Ordnung
nad, im gang vnd exerciert werde, examinieren, und alte maͤn⸗
gel vnnd vnordnung fignieren, vnnd barauff mit dem’ Gericht,
geicher geftalt handlen, wie oben der Waifen halber. befchehen.
Bolgends der Statt oder Flecken gemeine Burgermeifter,
Muͤlnbaw vnnd andere Rechnungen, dem gemeinen nuten zus
gehörig, gleichergeftalt eraminieren, vnd die mängel, Remanst
ond Vorrhat figniern.
Vnd in allen obgemelten Rechnungen, foͤrnaͤmlichen auff
die uͤbermeſſig Zerung vnd Außgaben, ſehen vnnd mercken.
Item er ſolle ſampt dem Pfarcher die Spittalen, Plater
und Siechenheuͤſer, ſelber auff bie Caſtenordnung vifitieren.
Darzu die Stattmauten, Thor, Thurn vnd Bmingel erſe⸗
ben, wie die in Baw, vnnd was bie Jar ber notturfft onfer
Landtordnung nach gebeflert und gebawen werden oder nit.
- Db fie jdslich auch, mit dem Borftmeifter die. Heuͤſer un»
fee Ordnung nach, an Gebewen befehen, vnnd zu beffeen auff⸗
legen.
Item was ſie fuͤr ein Feuͤrordnung angericht.
Item was für Wundartzet bey ihnen, ob dieſelbigen exa⸗
mintert vnd approbtert, oder nit, auch in was Practic die feien,
vnd wie fie fid) mit jrer tar halten.
Item ob audy Segenfprecher vnnd Koͤlberartzet, die one ers
fordert und approbiert, fich ber Artzney gebrauchen.
Item ob man mit ben Hochzeiten vnnd Kialdungen, bey
onfer Landsordnung pleib, wie unnd mit was Ordnung darob
gehalten werde.
Item ob auch bey inen Perſonen, bie mit offentlichen vnd
ergerlichen Laſtern beſchrait, vnd wer die ſelbigen, vnd mit
wem ſollichs bezeuͤgt moͤge werden, vnd ob die nit hieuor dar⸗
umb zu red geſetzt und gewarnet, auch warumb fie biß anher
darinnen geduldet worden.
Bnnd was er Superintendens alſo durch auf für maͤngel
befindt, bie ordenlich und vnderſchidlich, mit guttem grundt⸗
lichem bericht, verzeichnen, vnd ſollichs zu vnſer Cautzley, zu-
handen vnferer Kicchencaih in ſchrifften berichten, doch vor
feinem Abſchid, alßdann dem Amptman vnnd Gericht in jeder
Start vnnd Flecken volgende meinung von vunfertwegen mit
ernſt vermelden.
Vnſer ernſtlich befelch, will vnnd meinung feie, alle män-
gel vnnd feel, fo bey inen jegmalen. vnſer Drbnungen halber
befunden, subeffern, ond fich auch felber onfer Ordnungen ge
maͤß, vnd mit ſollicher Ererution, vnd beuorab mit jrem ger |
richelichen erkennen, darob zuhalten,, das der gemein Man ab
jnen, ein Exempel nemen, und wir, auch die Gemein, ſchein⸗
barlidy ‚befinden, vnd fehen mögen, für fi felber auffer
rechtem Chriſtenlichem eifer, ab verfaumung Goͤttlichen worte,
\ ‘ [1
1000. CIE. Hbetenb. Suarmarikher Tugeifi.
vnd Lehr, auch alter Bettöfafterung, des vihkfchen soll und zu⸗
trinckens, vnzucht, vnd vunerberkeit, und verhinderung Witt
wen vnd Waiſen, aud) gemeines nugene, ein fonders mißfallen
haben, wie fie dann vor Gott jrer gewißne, und Seel feligkeit,
und dann gegen vns jrer fchuldiger pflicht halber zuthun ſchul⸗
dig feien, auch jr jeder, am jüngflen Gericht, feines Ampts vnd
Beruffs halber, vor Gott, darumb ſchwaͤre verantwortung vnd
rechenſchafft thun und geben muß. Dann folte von jren einem
oder mehr, jedes befolhen Ampt vnnd Beruff nach, ſollichs nit
beſchehen, und weitter mangel end faumnuß, auch das ſich jr
einer oder mehr, felbiger unfer Ordnung nit gemäß gehalten,
fonder mit Laſtern befublet, oder diefelbigen mit feiner Erecu-
tion onnd erfennen nit hälffe firaffen, oder handthaben, fonder
für ſich ſelber, die one geftrafft, oder die Straffen und Buffen,
binfchleiffen, und miltern laffen, befunden wurde, Gedencken
wie gegen denfolbigen jedes übertretten, verſchulden, vnd fahr⸗
leſſigkeit nach, ein ſollichs ernſtlichs einſehens gefchehen zulafſen,
F maͤniglich vnſern ernſt, vnnd darab ein Exempel ſpuͤren
moͤgen.
Vnd was alſo jr jeder ber verordneten, in vnderſchidlicher
derzeichnuß, ſeiner verrichtung halben überliffern, Das folle
alsbald von vnſern Obern, und Kirchenräthen, an vns gebracht,
damit folches fürderlichen ins Werd? gericht, vnuethindert eres
quiert, und die feel und maͤngel abgewenbt, und geſtrafft, auch
hierinnen niemants verfähonet werde, zc.
Zand Infpection über alle vnſere vorgeende Vifitationen, Super
iutendbengen, onnb aubere Orbuungen.
Wiewol wir nun gänglichen in Beinen zweifel ſtellen, es
möge mit vorgeſetzten vnnfern Ordnungen, mit ſegen vnnd gnad
des Allmaͤchtigen, den Laſtern nottwendiglich begegnet werden,
Darzu vns gnddiglich getröften, es folle hieran an ber Erecu:
tion auch Straff, einiger mangel nit erſchemen. Nochdann
vnd damit wir hierunder, an vnſerm Ampt mit Gottes hilff,
weß zu onferer geliebten Landtfchafft ewige und zeittlichs Heil
vnd MWolfart jmmer dienlich vnd fürbderfam, je nichts erwinden
laſſen. So iſt demnach vnſer ernſtlicher Will vnnd Beuelch,
das vnſere Landhoffmeiſter, Cantzler, Raͤth vnd Kirchentaͤth,
vnd Liebe getrewen, fo offt ſich Feel, Gebrechen ober Mängel, in
verrichtung vorgeſtelten vnſern Ordnungen, Viſitation vnd
Superintendentzen fürfallen und eraigen woͤlten, woͤlche in an⸗
der weg fuͤglicher nit zuwenden, auch wa ſie zuweilen vmb
mehrer Inſpection auffſehens vnd ernſts willen, für rathſam
fruchtbar, oder nottwendig anſehe, die von vns ſonders allge
meine verordnete vnd deputierte Visitatores, in die Empter,
Stett und Flecken, allda es nottwendig, mit gebuͤrlichen Paten⸗
ten, in vnſerm Namen, ſchicken vnd abfoͤrtigen thuͤen, Den⸗
ſelben, auch alle vnſere Ordnungen, deßgleichen die Ertvacten,
der in vorgehenden Viſitationen fuͤrgefallnen feel vnd maͤngel,
jr verrichtung darnach haben anzuſtellen und zu dirigiern, behen⸗
digen, Nachgemelter vnſer Inſtruction gemäß, mit allem ernſt
vnd fleiß zu viſitiern, vnd beruͤrte vnſere Ordnungen anzurichten,
bie Gebrechen wenden, was ſtraffbars exequiern, und gaͤntzlichen
zuhandlen, jnuhalt erſtbenaͤnnter hernachuolgender vnſer jnen
geſtelter Information.
.. Darmit wuͤrdt neben werung vnd ſtraff der Laſter, auch
vnſern Amptleuͤten, Gerichten vnd Raͤthen, die hand gebetten,
1280. mE. Wärtteub, Gmumerifder-Brioffk
vnd weh in unfern Bandts unb andern Ordnungen, nit gleich⸗
maͤfſiglich gehandthabt, dardurch ebenmaͤſſiglich doelariert, vor⸗
ſtanden vnd epequiert · werden. nn
Auff das auch hlexrunder Richtigkrit erhalten, Se ſollen
von inen vnſern Landthoffmeiſtern, Cantzlern, Nächen und
Archenraͤchen, befondere gewiſſe Perſonen zu ſolcher Inſpection
jetzo benennt vnnd beſtinipt, naͤmlich drey ober, vnd drey vnder⸗
halb der Staig, deren einer dom Abel, der ander auſſer vnſern
Kicchenräthen, der dritt ein Theologus ſeie, woͤlche beſtendiglich
darbey bleiben, vnd gebraucht werden. So nun dieſelben von vor⸗
gedachten vnſern Landhoffmeiſter, Cantzler, Raͤth vnd Kirchen⸗
vaͤthen erfordert, Sollen fie vermoͤgheruͤrter derwegen geförtig«
te: anfructon die Inſpection, mit fleiß und rechten enfer ver
r
Zuſtruction duſerer Eands Viſitation.
So nun berärte vnſere allgemeine Visitatores auff dem
Land, auff abförtigung,, vnſerer Landhoffmeiſters, Cantzlers,
Naͤth vnd Kirchenraͤth, in der beftimpten Statt oder Flecken
ankommen, Sollen fie Amptman vnd Gericht felbigen Orts
auff das Rathhauß, oder ein ander bequemlicher ort zu gelegner
Stund für fich erfordesn und beſcheiden, denfelben jr entpfan:
gen Pattent fürlegen, darneben auch ferner fürhalten, Dieweil
uͤber vnnd wider die getrewe Warnungen -auß Gottes wort,
inen durch das Predigampt fürgehalten, darzu vnfere anfges
kuͤndte publicierte Drbnimgen vnd Mandaten, angeftelte Visi-
tationes, auch vnſer gnaͤdigs vnnd vaͤtterlichs wolmeinen, ſich
beſchwaͤrliche feel vnd maͤngel bey ettlichen vnruͤwigen, der⸗
maſſen beharrlichen vnd veraͤchtlichen zugetragen, darinn vns
ernſtlichs und nottwendigs einſehens gebuͤrte, Alſo wo dem nit
zeittlichen gewoͤrt, leichtlich der zorn Gottes, nit allein uͤber ſie,
ſonder auch vns vnd gemeine vnſer Landtſchafft hoͤchlich verur⸗
ſacht vnd erweckt, darunder ſampt den Schuldigen auch die vn⸗
ſchulbigen begriffen, vnnd hie in zeit von der boßhafftigen we⸗
gen, der Straff theilhafftig ſein, Darzu bey maͤniglichem den
genachbaurten und frembden, bey woͤlchen ſolch geſchray erſchel⸗
len wurde, vnſchuldiglich verwiß Haben muͤſſten, Letſtlich auch die
Erberkeit darob not leiden, darmit vndergetruckt, vnd nottwen⸗
diger Handthabung entbern, vnd derſelben in mangel ſteen
wurden. Dem nun, als wir vor Gott und der Welt von Ober⸗
Beit wegen ſchuldeg, zubsgegnen, vnd Biermit von Gott onferm
aufferlegten Ampt und Gebott, als dann einem Chriſtlichen
Fuͤrſten gebürt, zugehorſamen, und getrewlichen nachanfegen,
Dann auch abwendung Gaͤttlichen zorns, und beffelben anhan⸗
gender ſtrenger ftaff , :deßgleichen unfer getrewen gehorfamen
Landtfchafft zu gnaben und gwetem, zu fuͤrkommung ber Nach⸗
web, auch darauf volgenber’ orgernuß vnd anftöß ber. Erberkeit
uns Frommen zu handthabung, ſchut vnnd ſchirm, auch den
Boͤſen zu ſtraff, vnd jres gleichen zu Exempel, So hetten wir
auß hoͤchlich verurſachter bewognuß, und ſonborer betrachtung,
das die vorgehende väfälsige Warnungen vnnd Streaffen, auß
Gottes wort und vnſern Ordnungen, vnd angeſtelten Viſttatio⸗
nen, one verfaͤnglich getweſen, diſe ornfllichere Viſitation, auß
Cheiſtenlichem Eyfer, und obligendem vnſerem Ampt, darumb
wis vor dem : Nichterſtul Gottes des Allmaͤchtigen rechen ſchafft
smäffen geben, fuͤrnemen woͤllen laſſen.
Des gaaͤbigen entlichen, und vnzweifenlichen verſehens, fie
a18
ale denen, dardrech, inmaſſen gemelt, zut Erberkeit; vnd jrem
awigen and. zeitlichen Det, Wecfart, Sthu vnd Frion, veich⸗
chen die hand gubotten und vreholffen tverden, hiotzu (wie fie
one dag vor-Gott auch jren pflichten nach. ſchulbig) ſouil wolle
liger vnd fuͤrderſamer, mit jtem getrewen geherſamen ernſt,
jnen onfeen Visitatoribas derhelffen, vnd alſo jr. mißfallen ab
der Boßheit, im werck auch ſtattlich erweiſen.
Auff ſolche erinnerung, ſollen ſie volgendts bie behendigte
Extratten und Designationes ber feel, maͤngel, vnd gebrechen
fuͤr hand nemen, vnnd von einem zu dem andern ſchreiten,
je erfatung wie es darmit geſchaffen, ob die abgeſtelt vnd
gebeſſert, ꝛc. darüber haben, auch fo fie es dermafſen nochmals
vngebeſſert, ober vnabgeſtelt befinden , die Execution nachuol⸗
gender maſſen fuͤrnemen.
Damit nun ferners, neben verrichtung ſelbiger maͤngel.
auch in andern vnſern Ordnungen, wit allem fleiß auffſehens
beſchehe, fo ſollen fie vnſere Visitatores, nad) volendung der⸗
ſelben, alfo bald auch ein gemeine Viſitation vnd Jufpection,
über allesonfere Ordinationes;, mit ſonderm ernſt, wie hernach
gefegt, halten. Ä
Bnd zuuorderſt ‘der Pfarcherr, Prediger, Diacon, Sub⸗
diacon, Schulmeifter, Bro Collaboratorn, vnd aller Kirchen⸗
diener ſelbigen Orts, Buͤcher vnnd Liberey erſehen, ob ſte auch
mit nottwendigen Buͤchern, Zu jren Kirchendienſten vnd Schu⸗
ten verfaßt, vnnd da fie verdaͤchtige, oder auch nit nach not⸗
turfft Buͤcher hetten, ſie darob rechtfoͤrtigen, derwegen anſpre⸗
chen, vnnd auffmerckens haben, waran der mangel, und ob bey
einem oder mehr, Sactamentieriſche, Zwrngliſche, Schwenck⸗
feldiſche, oder andere dergleichen Sectiſche Bücher. befunden,
eigentlich vnd vnderſchidlich befragen, in was nutz er bie
babe, und was ſonderlich jr meinung vnd Sententia ‚ber
halben, auch der Augfpurgtfihen unmd vnſerer Gonfeflion,
und ber fuͤrnemſten Puneten, der Chriftenlichen Religion
fete, und bderhalben fie, der jnen zugefteiten Articul vnd
Puneten, barauff die Kiechendiener, zuuor vnd ehe fie zum M-
nisterio. angenommen, jrer Gonfelfion erfragt, darzu bie Juw
gen fonften jver'Studiorum und profectus halb, eraminiern,
unnd ma von nöten Predig von jnen hören. Wud dieweil
ſich täglich Mißuerftand in Glaubens Sachen, und beffeiben
Articuln erwecken, und einreiffen woͤllen, über biefelben nach
gelegenheit der Zeit, Leuͤff, vnnd zutragender jrriger Opinionen,
fie jrer meinung ſchlaͤchtlich auch verhoͤren, darunder das op-
positum vnd ſondere Fragſtuck, wie ſte zuthon wiſfen, jnen
fuͤrhalten, damit eigentlich vernommen werben mög, was fie
daruon, vnd ob fie recht oder vntecht halten, vnd alſo je fleiſ⸗
ſigs auffſehens haben, wie ein jeder befunden, vnd was ſeiner
Confeſſion, Erudition Methodi oder richtigkeit Im predigen
für feel vnd maͤngel ſeien, derſelben und was jres, und ſeer
Weiber, Kinder vnd Ehehalten, thun vnnd leben, haußhalten,
auch fleiß in der Kirchen, ꝛc. ſich auß nachgeſetzter erfaramg
erfinden ſolt, jr jeden zum beſſten erinnern, berichten, vn⸗
derweiſen, und zu abſtellung deſſelben bey jedem vnd den jren,
vermanen vnd anhalten, Darneben auch mit ernſt anzeigen,
das bie verzeichnet, vnnd in naͤchſter Viſitgtion fuͤrnaͤmlich wi
der fuͤr hand genommen, vnd da dle nit abgeſtelt, emendiert
ober gebeſſert, gewißlichen derwegen der ernſt fuͤrgenommen
214 a220. CIX. Müntiemb. Gumsmaziicher Beguifh
Auff folches, ſollen fie auch bay inen ben Pfarcheren, Kir
chendienern, vnſern Amptleuͤten, Gerichten vnd Räthen, vers
mög vnd nach Ordnung beder vnſerer Kirchen vnd Politiſchen
Superintendentzen, wie deren jede hieneben in diſem Truck vn⸗
derſchidlich begriffen, auch alle vnd jede derſelben Puncten
und Articuln, eigentliche Viſitation vnd erfarung haben.
Sie unfere gefandten Visitatores, follen auch jeder orten
ettliche auffer Gericht, Rath, und dann erbere und Gottsfoͤrch⸗
tige Perfonen von der Gemeind, priuatim und ad partem,
auff inen übergebne Superintendeng Puncten und Articul,
eraminiern ond befragen, und alfo fouil flattlicher die Feel,
Gebrechen und Mängel in erfarung beingen,
Domit aber die Vnſchuldigen nit alfo vnbillich, in arg⸗
wohn verdacht, auch andere beſchwaͤrnuß gezogen, So woͤllen
wir obgemelte vnſere Visitatores hiebey erinnert haben, das
ſie (wie fie dann zuthun wiſſen) nicht leichtlich einem jeden
bloſſen anzeigen glauben geben, Sonder dba bie Sad) nit gängs
lich offenbar, notori, vnnd von dem ſchuldigen theil bekanntlich
fein wurde, bey den anzeigenden alle gute vmbſtend, ob bie fol»
he that felbſt gefehen, gehört, und daruon gut vnd eigentliche,
wer auch mehr beffen wiſſens hette, und auff ben fall folche zus
beweifen fein möcht, erforfchen, und in difem fall ficherlich der⸗
maſſen, damit niemand unbillidyer weiß, auß vngrund, neid
ober widerwillen befchwärt werde, handien.
Was nun fie unfere Visitatores für ſtraffbare Sachen , in
foicher Inquifition befinden, fo in vnnfern außgangnen Lande
vnnd andern Ordnungen, ein beflimpte Straff haben, oder fon-
ſten, da die poena arbitraria, doch ringfüg fein wurden,
Sollen fie daran fein, das die ſouil muͤglich in jrem bepfein,
Barch die Amptleht vnd Gerichten fuͤrderlich geruͤgt vnd ge⸗
ßt werden.
— ſollen auch maͤniglichem die jnen fraffbar fürgebracht, -
jre feel vnd mängel, neben ber Straff, mit fleiß vnd ernſt vn⸗
derfagen, und bey inen abfchaffen. Da aber die uͤbertrettung
ober. feel vnd maͤngel, fo wichtig, follen diefelben an vnſere
Landhaffmeifter, Cantzler, Raͤth, vnd Kicchenräch, mit über
ſchickung jrer verrichtung, oder volgends auch, da von nöt-
ten, nuch geftalt bee Sachen an ons gelangt werben, Vnnd
möllen hieneben, ſonderlich, das fie unfere Visitatores, bie
befundne und jnen fürgebrachte feel, mängel und verwürdung,
eb fie fchon dieſelben geftrafft vnd onderfagt, nicht deſtweniger
in je Viſitation verrichtung verzeichnen, Damit volgender Vis
fitation achtung geben, ob bie abgeflelt, und ſich die Geſtraff⸗
ten gebeffert haben oder nit.
Sie follen aber fonderlihen, jr eigentliche nachfrag und
erfarung über die jhenigen, an welchen die Straffen und wars
nungen vnftuchtbar geweſen, anftellen, vnd derfelben überfa-
rungen, wis offt fie darob gewarnet vnd geflrafft, im jver Ne,
Lation figniern, bamit al&dann Gegen jnen fernere gebür für
genommen werden mög..
- Dumit auch dem einteiffenden übel dee MWidertauffer,
Schwendfelder, und anderer Saeramentieriſchen Secten vnd
Schwermereien gewoͤrt, So woͤllen wir vorgemelten vnſern
verordneten Viſitatorn, mit ernſt hiemit eingebunden vnd auff⸗
erlegt haben, in jrer Viſitation, nach ſolchen Secten, und den
ſondern Perſonen, fo damit verhafft vnd verwirrt, zufragen,
dieſelbige in beyſein vnſerer Amptleuͤt und Pfarrheren der en⸗
v
den, für ſich beſchicken, end jres Irthumbs abzuweiſen, vnd
des rechten verſtands Goͤttlichs worts zuunderrichten, mit ſan⸗
derm fleiß und eyfer vndernemen, vnd hierinn allerdings vnſer
derwegen fuͤrgenommen ſondern Ordnungen, die jnen zuge⸗
ſtelt werden ſoll, gemaͤß, gegen jnen, nach dem ſich jr jeder ge⸗
horſam oder widerſpaͤnſtig vnd halſtarrig erzeigen wurde, bands
len follen
Ra inen auch under jrem vifitiern, einicher feel und mans
gel, barinn fie vnſer Refolution bedörffen mwuzden , fürfallen
tosit „Sollen fie foldye& jederzeit mit allen guten umbfienden,
vnſere Landhoffmeifter, Cantzler, Räch vnd Kicchenräth, ſchrifft⸗
lich berichten, vnd volgends beſcheids, mit vnſerm vorwiſſen
erwarten.
Da auch vnſere Visitatores zwiſchen vnſern Amptleuͤten,
Gerichten vnd Kirchendienern, Vneinigkeit, Widerwillen, oder
Mißhelligkeit befenden, Sollen ſie dermaſſen Parten vnnd ab⸗
ſonderung, bey denſelben vnſern Kirchendienern, Amptleuͤten
und Gerichten abſtellen, vnd fie zu richtiger einigkeit und glei⸗
chem verftand zubringen mit fleiß vndernemen, befonder dahin
anhalten und vermanen, das fie zu allen theilen einander bie
band bietten, und in außrottung des übels onb der Lafter, auch
fuͤrkommung bey dem gemeinen Man, darauf volgender arte
ſtoͤß vnd ergernuß, fouil jedes Ampt mitbringt, hilff betweifen
woͤllen, mit der vermanung, das hierzu auch Gott der Allmaͤch⸗
tig ſein Segen vnd benedeien geben werde.
Dieweil auch fonderiich in Flecken auff dem Land, vil Sa⸗
chen bißher nit fuͤr ſtraͤfflich gehalten, vnd die Laſter wenig ge⸗
ſtrafft worden, dardurch auch das uͤbel zugenommen, Sollen
ſie vnſere geordnete Visitatores ſelbiger orten, deſter ernſtlicher
beuelch thun, damit kuͤnfftiglich mehr auffſehens vnd fleiß,
durch vnſere vnder Amptleuͤt vnd Gericht fuͤrgewendt, vnd
nichts one geſtrafft hingelaſſen, vnd alſo durch zeitlichen ernſt,
die boßheit abgewent werde.
Es ſollen auch vnſere verordnete Visitatores an jedem ort
jr ſonders vnd fleiſſigs nachfragen, und auffmerckens haben,
ob von vnſern Amptleuͤtten, mit beſetzung Gericht vnd Rath,
in jeder Statt vnd Flecken, vnſerer deßhalber gegebner Ord⸗
nung gemaͤß, gehandelt worden ſey oder nit, Vnd wa mangel
darinn befunden, derwegen handlen, wie vnſer ſondere In⸗
ſtruction deßhalb außweißt.
Sie unfere verordnete Visitatores, ſollen auch, vnſern ober
and under Amptleuͤtten, von unfertwegen aufferiegen vnd bes
uelhen, wa fie Mans oder Frawen, jung oder alt Perſonen,
erfarn wurden, die des Deren Nachtmal empfangen , vnd ſel⸗
bigen tags ſich voll getruncken, oder zu leichtförtigen Taͤntzen,
oder andere üppigkeit gangen vnd diegeübt, das fie dieſelbigen,
nämlich die Mans perfonen, jung oder alt, im Narrenheuͤß⸗
iin zülj. tag, mit Wafler vnd Brott, die Frawen perfonen,
jung vnnd alt, auch in das Narrenheuͤßlin acht Tag und Naͤcht,
buͤſſen vnd flraffen woͤllen laſſen. Wa aber die Leichtfertige
feit, von deren einem oder wehr Perſonen, fo gefarlich und er⸗
gerlich getriben were worden, fo fallen vnſere Amptleät Dies
felbigen zu difer benennter Straf, im Narrenheuͤßlin tmeiter
mit der Straff vnd Peen, die den ſelbigen begangnen Laßetn
vnnd leichtfoͤrtigkeit in vnſer Lands vnnd andern O
vnnd Mandaten inſonders auffgeſetzt, jedes verſchulden ach,
ſtraffan und huͤſſen laſſen, damit in allweg den grohen Laſtern
x
1559. CIX. Warttemb. Snmmarifcher Begriff.
und verachtung des heiligen Nachtmals, vermitteift Goͤttlicher
gneben, vnſers theils mit ernſt begegnet vnnd gewehrt werben
möge.
Se dann vnſere Visitatores jr Inſpeetion obgehörter ge
ſtalt, vnd woͤlcher maffen ihnen jeder zeit beuolhen vnnd auff⸗
erlegt wurdet, allerdings verricht, follen fie vnſere Amptleuͤt
ond Gericht auch befragen, ob fie in unfern Lande, Caſten,
auch andern publicierten Ordnungen und Mandaten, ober
fonft in jren Amptungen und verrichtungen, einigen mangel,
gebrechen oder mißuerfland, den möchten fie jnen eröffnen,
wolten, fie inen ſouil muͤglich und gebürte, wegweiſung, under»
richt vnnd hilff erzeigen, role fie dann thon. Vnnd wo jchtzit fo
zweifelig, das es einer Declaration ober fondern beſchaids von
vns bebörffte, das follen fie an unfereLandhoffmeifter, Cantzler,
Raͤth und Kirchenrdch, neben jrem gut anfehen bringen , und
für ſich ſelbs Bein erleuͤtterung darinn thun, bie werben als⸗
dann nad) geſtalt der Handlung, ober fo es die Sach alſo erfor⸗
derte, mit vnſerm Votwiſſen gebuͤrenden beſcheid, daruͤber geben.
Genfur ber Kirchen.
Vnnd ale wir auch von Gott vnſer beuolhen Ampt, Ober⸗
Beit und Regierung, durch die gnad des Allmächtigen, jhe gern
vnſers befften möglichften fleiß dahin richten wölten , das als
lerley Suͤnd, Lafter, Vbelthaten und ergernuß, fouil bey dem
verberbten Menfchlihen Gefchlecht hie auff Erden muͤglich,
verhüttet,, vnd vermitten werde, Vnd bemfelben fürzulommen
ober zuwoͤrn, nicht allein die Weltlich, fonder auch die Kirs
chenſtraff auf Göttlicher verorbnung vnd Stiftung, gegen
den ergerlichen Sündern vnd Mißhandlern, zugebrauchen vnd
zuuerrichten beuolben ift.
Demnach vnd im faal, die Straff der ergerlichen, offent:
lichen Lafter, von beromegen ber zorn Gottes, über das Menfch-
lich gefchlecht kompt, vunferer verordneten Lande und andern
Drbnungen nadı, nicht verfahen, und darauf rechte Chriftliche
befferung volgen woͤlte, So fol im Pfarr und Predigampt,
vermög der Ordnung vnd beuelh, vnſers einigen Heilands
Jeſu Chrifti, Matthei xviij. gehandlet.
Damit aber bierinn nichts vnordenlichs, auch nichts pri-
aato ludieio, fonder alles befferlich vnd erbawlich gehandlet,
darinm volgende Ordnung gehalten werben.
Nämlich, fo ein Perfon, Man oder Weib, mit einem offent⸗
lichen Lafter bermaffen verhafft, das es beweißlich, vnd von
vnſern Amptleuͤten, vermög vnſer Landsordnung geftrafft,
vnnd doch uͤber das ſelb kein beſſerung erſcheinet, So ſoll ſie
anfangs von jrem Pfarrher, inſonderheit vnd mit allem fleiß
dahin ermanet werden, das ſie von jrem ergerlichen leben ab⸗
flebe, vnnd ein Chriſtlichen Wandel fuͤre. Da nun hieruͤber
kein beſſerung volget, der Pfarrher folches feinem Special Su⸗
perattendenten berichten, woͤlche beid alßdann neben vnnd mit
zweien Rugrichtern deſſelben Orts, die ergerlich Perſon be⸗
ſchicken, vnd jr abermals ſamentlich mit ernſt jr Vntugendt
vnderſagen, vnnd zur beſſerung vermanen. Da das auch nit helf⸗
fen woͤlt, die bemelten, Superattendens, Pfarrher vnnd zwen
Augrichter, ſolches alles dem General Superattendenten deffelben
Seziecke fürderlich, ſchrifftuich farbringen, derfelb volgens Dir
Hhandlung ferrer an vnſere Kirchenrath gelangen laſſen, damit
Die- ſchuldig Perſon für den Conuentum Theologorum vnd
215
Snperattendentium zu feiner zeit erfordert, vnd für das letſt
von bem jegbemelten Conuentu zur befferung, auff das ernſt⸗
lichſt ermanet werden mög.
Da num folche Perfon, vnangefehen aller diſer ermanung,
traͤwung und flxaff, in dem after fürfarn, vnnd baffelbig gnug⸗
fam erkundiget wurbe, alßdann folle fie (die Perfon) von den
verorbneten Kirchenräthen, Consistorio und Conuentu Super-
attendentium, in gemeiner Berfamlung, fo im Jar zwey mal
gehalten wuͤrt, (doch alles mit unferm vorwiſſen und verwillis
gung) In die Kirchenfkraff erkennt, vnnd ſolche erfanntwuß auff
volgende weiß, promulgiert und außgeruffen werben.
Namlich.
Das die Perſon, ſo ordenlich in die Excommunication vnd
Kirchenſtraff erkennt, auff ein beſtimpten Sontag nach der
Predig, im Chor der Pfarrkirchen dahin fie gehoͤrig, offentlich
gegen dem Kirchenuolck fürgeftelt, vnd vngeuarlich nachuolgen⸗
der geſtalt, oder wie es zu jeder zeit nach vmbſtend ber mißhand-
lung zuuerlefen befolhen würt, buch ben Pfarrher auff der -
Gangel oder neben der Perfon flehend, auß einem Brieff ver⸗
lefen werde.
Fe lieben in Chriſto, difer (vel dife) N. iſt im Laſter
der Gotsleſterung (vel) Trunckenheit (vel alterius generis)
bißher ein lange zeit verhafft geweſen. Vund wiewol vilfaͤltig
ermanung vnd ſtraffen, beid, durch Gottes wort vnd weltliche
Oberkeit an jm (vel jr) verſuchet, So hat doch jhne (oder fie)
ſolches alles nicht zur rechter, Chriſtlicher beſſerung bewegen
woͤllen. Damit nun nicht durch ein reuͤdigs Schaff ein gantze
Herd verderbt, und das boͤß ergerlich erempel gemeiner Chriſt⸗
licher verſamlung ſchaͤdlich vnd nachtheilig ſey, das auch Got⸗
tes Zorn vnd Straff verhuͤttet werde, ſo haben die Verordnete
zur Adminiſtration bee Kirchen, diſen (vel diſe) N. nach
gnugſamer erfarung aller handlung. erkennt, das er (ober fie)
biß auff fein (oder jr) offentliche vnnd beweißliche beflerung;
von der Ghriftlichen Kirchen abgefündert, vnd bes Heiligen
Nachtmals unfers lieben HERRN Jeſu Ehrifti, als vnwuͤrdig,
ond daruon außgefchloffen fein ſoll.
Das er (oder fie) auch zu Seinem Geuattern, in Kinds
Tauff gebraucht, und zu keiner Chriftlihen Verſamlung
(aufferhalben der Predig Gottes wort) zugelaffen werde. .
Der Allmechtig, Barmhertzig Gott, wölle jm (ober je) fein
(oder jr) Suͤnd zuerkennen geben, vechte Rew in jme (oder jr)
fchaffen, vnnd zur befferung des lebens erwecken, Amen.
Nach verlefung diſes Senteng, foll der Meßner, bie fürs
geftelte Perfon, offentlich durch das Volck, auß ber Kirchen
fürn, vnd jres Pfade ziehen laſſen.
Alspald folches durch ben Pfarrher verricht, ſoll unfer
Amptman , mie e8 jhme von vns jeder zeit, vnd von jeber
Merfon infonderheit befolhen würt, ber außgefchloßnen Perfon,
alle Hochzeit, Wuͤrtsheuͤſer, vnd andere ehrliche Geſellſchafft
oder Geſpilſchafft, auch alte Woͤhr verbüten, und darüber den
andern unfern Vnderthonen verfündigen, wa einer oder mehr
erfunden, fo mit der felben, in den Würtshehfern ober andern
ehrlichen Verſamlungen, zechen halten, die follen nach jrer gen
buͤr geftrafft werben, darnach wiſſe ſich mäniglich zurichten,
doch folle ſolche Perſon je weltlich handthierung mit Lauffen
und verfauffen, nicht abgeftridt fin. oo
‘
Sie
Es ſoll auch ein ſonderlich Geſtuͤl in der Kirchen beſtimpt,
da die Ercammunicieet Perſon, alle Sontag und Feirtag zur
zeit der Predig ſtehn, vnd auff die Sontag, da das Nachtmal
gehalten, ſoll allwegen der Meßner ſolche Perſon, nach der
Predig vund Gebent, vor anfang des Nachtmals, auß der Kir⸗
chen, durch das Volck hinauß fuͤrn, biß der Suͤnder ſich lernet
ſchemen, vnd ein zuͤchtigen, Chriſtenlichen Wandel an ſich
Remen.
Item «8 ſoll auch allwegon dem Vogt oder Amptman des
feiben ont® benolhen werden, das er darob fen, bamit die auff:
erlegt Kirchmſtraff, ordentlich, wie ſich gebuͤrt, volnſtreckt und
gehandthabt werde.
Da nun bie ercommuniciert Perſon, ein Chriſtenliche
Prob then, vnnd ein zuͤchtig, gahorſam leben, von ber zeit ber
aufferlegten Kirchenſtraff, biß auff die nachſt nachuolgend Vi
ſitatien ſuͤeren, vnd vmb gnad bitten wurde, fo folk daſſelb der
Speeialis Superintendens, ſampt dem Pfarnher des orts, auch
Auptinan vend Gericht, vnſete Kirchenraͤth ſchrifftlichen ber
richten, alßdann ſollen vnſere Kirchenraͤth ben ereommunicier-
ten, hoch abermals wit vnſerm vorwiffen vnd verwilligung der
Kirchenſtraff, mwiderumb ledig erkennen, und dem Pfarrher
defſeldem orte: beuelch zukommen baſſen, dns er-hen-ercommunis
cierten widerumb offentlich in der Kirchen vngenarlich auff
velgende weiß, ober wie jeden zeig der verhandlung vnnd beſſe⸗
rung wach, beuolhen wmuͤrt, abſoluierm, vnnd auff den naͤchſten
Sontag, nach erwfahung bed beveiche der Kirchen: recon⸗
eilieen.
Naͤmlich.
Ir geliebten in Chriſto, nad dem biß ander diefer N. ein
zeit. lang, won wegan ſeiner mißhendlung-, auß der heiligen
Ehriſtenlichen Kirchen, als ein vunutz Glid abgeſuͤndert, vnd
von dem heiligen Saerament des Nachtmals, auch andern ehr⸗
lichen Kicchen verſamlungen außgefchloffen geweſen, unnd aber
fich ſeidher auf Gottes gnaden , in difer Straff gehorfamlich,
gedultig, Ehriſtlich gehalten, andy verſprochen, eu woͤlle fuͤro⸗
hin durch Gottes gnad, ein vnergerlich, Chriſtlich leben fiern,
So haben die vererdneten des Consistorij, nach empfangnem
bericht vb kundeſchafft erkennt, das dev bemelt N. ſeiner Kir
chenſtraff, zu: difem mal, vergangner ſachen halb, erlediget,
vnd widerranb zu Der Chriſtlichen empfahung des heiligen Sa⸗
craments des Nachtmals, auch andern Chriſtlichen, Chrlichen
Kirchen Verſamlung zugelaſſen werben,
Vnd ſollen hierauf jr alle ermant feim-, fleiſſig zubitten,
das der Allmechtig, Barmhertzig Gett, diſem N. vnd uns allen,
vnſer Sünd gnaͤdiglich durdy Jefum Ehriſtum vergeben, vnd
mit dem heiligen Geiſt -begatien woͤlln, das win bif in vnſern
Dod; eir-Cheiftlich, zcheg leben fürn, durch vnſern HERRM
Jeſum CEhriſtum.
Daur quff ſoll der Pfensher dem Äreommmmicierten,, fo vor
Anpefiht der Gemein nider Ather, die offentlich Beicht, vnnd
alhbald auch die Abſolntidn, wie fie in unfer Kirchenordnung
begriffen, fürfpeechen, unnd den Actum Kcelesine wit Dam ges
wonlichen Gefang beſchlieſſen.
Dergleichen foll ſich gegen hatelben Preſen mit weilng
der weltlichen. Straff, unfer Amatman- helten im, waffen, wie
es jeder zeit jm beuelhen merden, J
1BR®,. GIE.: Wäürttemb. Camariſcher Meguiff
Da aber die Crrommuniciert Perſon kein befferung ers
zeigt, und alfo in tödtlihe Kranckheit fiel, fol der Pfarber
abermals allen fleiß fuͤtwenden, das fie jre Suͤnd erkenn, und
derfelben von wegen Jefu Ehrifti ledig gefprechen zumwerben
begere, auch beſſerung jres lebens veriprehe, Da nun durch
Gottes gnad folches erlangt, foll der Pfarcher fie abfoluiern,
vand auff je beger mit dem Nachtmal Chrifti teöften und ver⸗
ben.
Im fahl aber da bie Ercommuniciert Perfon, ons befies
rung auß difem leben abfchide, fo fol das Pfarruolck nicht bey
der felben Begrebnuß fein, fonder in ats ein abgefchnitten
Glid von der heiligen Chrifllichen Kirchen vergraben laſſen.
Es follen auch die Pfarrher, mit allene fleiß jr Pfaruold
zu feiner gelegnen zeit vnderrichten, das bie ordentlich Excom⸗
munication keins mega zuuerachten, fonber wie bie Commu⸗
nion und Gemeinfchafft. der heiligen, Cheiftlichen Kicchen, fen
ein Semeinfchafft alfer Göttlichen, Himmliſchen Gütter, alfo
fey auch die ordenliche und vechtmeflige Ercommmmnication ein
Beraubung alles zeitlichen onnd ewigen Heils.
Jedoch da die mißhandlung fo leſterlich vnnd ergerlich, das
die Straff nicht mol one merdlichen nachtheil und ergernufß
der Kirchen verzogen, vnnd obgelauter mafjen nach einander
gehanblet werden moͤcht, fe foll one worgehende ermanung,
der Pfarcher des orts da die ergerlich Perfon gefeſſen, fol-
ches feinem verorimeten Spetial, vnnd ber felb volgende dem
General .Superattenhentem mit. guten umsbflenden berichten,
damit es, vermoͤg vnſer Superattendentz Ordnung fürter one
verzug, am onfern Kirchenrath gelangt, vnnd befcheib erholt
werden: möge.
Wie und mann ein gemeiner Gonuentus de Consistarij Key
unfer Gangley der Buperintendeng balben, gehalten foll werben,
Auf das num vnſerer Spesial Superattendenten Visitatio-
nes jr orbenliche vnd wuͤrckliche verrichtung , auch barauff ges
püsende Erecution, font senfllicher erlangen mögen, So ord⸗
nen vnd woͤllen wir, das Jars zwei mal zu Stutgarten ders
wegen ein Conuentus gehalten, Zu ſolchem bann die vier Ge-
nerales Superintendentes mit. jrer Suprrintendenk, namlid
auff Georgi; und-Crueis bafchriben ſollen werben, wölche neben
vnd mit vnſerm Probft zu Stutgarten, fo jedes mals fein wuͤrt,
als des Oberſten Superattendenten vnſerer Kirchanſachen in
vnſer Cantzley, auff die verordnete und benannt⸗ ſtunden, mor⸗
gend ond nad) mittag erfcheinen, vand daſelbſt, ſamngt vnſern
Landhoffmeiſter, den ſonders hierzu verordnehm Kirchen;
väthen, auch ben dreien Theologen, hie fachen für hand nemen,
verrichten, Vnd anfengliche bemelte vonfere Rundhefmeifter,
Kirchenräch und Theologen, beruͤrta vier General Superinten⸗
beten, und deren jebem jnſonderheit nad einander aller feel
vnd mängel, fo juen von den Specialn angebracht , fuͤrnaͤmlich
aber, jeher jerigen, verfuͤriſchen Lehren, fo dem heiligen Pros
phetifchen und: Apoſtoliſchen Schriften, auch daher gezogner
Augfpurgifcher vnd vnſer Confeſſion zuwider, volgende auch
vnd darneben der groben Laſter, fo fie nit allein der Kirchen,
Schulen vnnd derfelbigen Diener, ſonder auch anderer Perſo⸗
non: halber fuͤrbringen werden, anhoͤrn, die alle alßdann ſa⸗
mentlich, darinn jrem beſten verſtand, vnſern Ordnungen vnd
Juſtruction nach, auch Chriſtlicher Lehr, Bucht, Ecbarkeit
*
3550. cıx. Wüzttenb. Summariſcher Begrifl.
vnnd Billigkeit gemäß, votiern und bebenden, wie folchen maͤn⸗
geln allen vnd jeben begegnet, vnd diefelben, vermoͤg Predig
Ampts, auch vnſer Lands und andern Ordnungen abgelaint
und geftrafft mögen werden.
Was dann alfo in dem allem, von ihnen bewegen, bera⸗
then und bedacht, das alles ſoll underfchlölidy, von des Consi-
storij Secretario, in ein fonder Buch figniert, das felb vols
gends mit neben verzeihnuß der Laſter vnnd anderer Vnord⸗
nungen, duch vnſern Landhoffmeifter und Directorem des
Kirchenraths, zuuor audy in vnnſern obern Rath, oder fo es
Geſchaͤfften halb alfo fürderlicy nie fein möcht, an vnſere vier
fonder6 geordnete Räth, gebracht, Alda von inen famentlich
ſolches gleicher geflalt wider bewegen, vnd was alfo entlichen
bedacht, das felb vnderſchidlich in Schrifften an uns gelangt,
vnnd darauff unferer entlihen Refolution der Erecution hal
ben, erwartet werben.
Die neben beuelhen wir ernſtlich, was alfo in beiden Raͤ⸗
then fuͤrgebracht, berathſchlagt, bedacht vnd bewegen wuͤrdet,
das ſolches alles im Rath vnd Geheim verſchwigen gehalten,
und von keiner Perſon vor vnſer Refolution eröffnet, ſonder
die Publication allein in onferm Namen, durch vufern vorges
benden Beuel), vnſer Cangley Ordnungen nach, vnd nit pri-
uatim wie gehört, befchehen. u
Souil aber vnſerer Kirchenbiener feel, mängel und Straff⸗
wuͤrdige Erceß belanget, da möllen wir mas jrent halben , über
die hieuor in vnſer Viſitation Ordnung gefegte warnung, ober
auch von wegen ber felben wichtigkeit den Canuentibus fürges
bracht vnnd angezeigt, daB bargegen von dem Gonuent alfo
bald die Gebür, mit fernerer ermanung zur befferung , Straf
des hierzu verorbneten Carceris,. oder gentzlicher velaubung,
nad) gelegenheit vnnd geflalt ber Üüberfarung, barumder fürges
nommen, vnd darmit nit verzogen, bierinn auch niemanden
verfchondt werde.
Wie vnd wauon bie Pfarher, Prediger, Diacon, Subbiacon, Sti⸗
yendiaten, Pebagogium, Schulen, vnd anders, fo der Kirchen incors-
.poriert, erhalten follen werden.
Damit nun den Kirchendienern, auch Schulmeiſtern, bei
ſelben Eollaberatorn, vnſers Fuͤrſtenthumbs, jre von uns auf
fondern beweglichen vrſachen, hieuor in der felben Ordinationen
vermeldet, geordnete underhaltung richtiglichen gewißlichen und
one feelen geuolgen, vnſer Paedagogium vnd Stipendium,
famıpt der felben Schuljungen vnnd Stubiofen erhalten, deß⸗
gleichen die Behaufungen, unnd anbere der Kirchen zugehörige,
wotwendige und fchuidige Geben volnfürt, auch alle bie jenigen
Derfonen und Diener hierunder gebraucht, befoldet, daneben
ben Armen, nach gelegenheit, handtreichung vnd hilff befchehen,
. auch allen ond jeden andern gegenmwürtigen vnd fünfftigen ber
Kirchen nottuifften, deft baß, und wie man ſchuldig, geholffen
werben mög, darzu diſes alles in bedendung das fie der Kirchen
für ein. Corpus eingeleiht vnd zugehörig, von ben Kirchen zus
gehörigen Gefällen, her genommen vnd verricht werden foll
wunb muß, und aber weder bey ben Pfarren noch Schulen, die
yon alters geftiffte Gefaͤll, fo weit raichen vnd ſich erſtrecken,
das dieſelben darmit zu Contentiern, zugefchweigen ichtzigs ober
fowil beuor, von woͤlchem vnſer angericht Paedagogium vnd
Stipendium, als bie seminaria, die Behauſung, andere Geben,
II.
317
bie gemeine Diener, auch allerley notturfft vnd anligen ber
Kichen, daruon zuerhalten und hinauf zupringen, derwegen
dann weilund der Hochgeborn Fürft, vnſer früntlicher lieber
Herr vnd Vatter feliger, geurfacht worden, neben der Pfarren,
Predicaturen ond Diaconaten Einkommen, aud) gemeinlich ber
Kicchenftifftungen, zu benännten vnderhaltungen vnd ſachen
ſonders einziehen und verwenden zulaſſen. Demnach und das
mit hierunder an ons, was zu nottwendigkeit der Kirchen diens
lich und fürderfam, auch kein mangel oder faumnuß erfcheine,
fonder ſouil immer müglich der Kirch anligen gewendt, fo ha⸗
ben wir zu angehender vnſer Regierung, gleicher geftalt geord⸗
net vnd beuolhen, vnd meinen es nochmalen ernſtlich, das ber
Pfarren, Predicaturen, Diaconaten, Subbdinconaten, deßgleis
chen vnferer erledigten Stifft vnd Frawen Glöfter, vnd dann
auch aller und jeder Prebenden, Saploneien vnd Fruͤmeß Pfruͤn⸗
den, in die Kirchen vnſer Oberkeit vnd Schirmbs zugehörigen
geftifft (ongeaht wem gleich die Lehenfchafften zugehoͤrn) fo
jego vaciern, vnd noch ferrners vaciern und erledigt werden,
fampt der Rural Gapitel, dotierte vnd zugehörige Gefält und
Einkommen, zu einem gemeinen Kirchen Caſten bei jeber vnſer
Amprftatt, duch ein frommen, Gotsfoͤrchtigen, ‚vertraten
ond verftendigen Mann (von vnſern Landhoffmeifler und Kirs
chenräthen hierzu anzunemen und zuuerordnen) zufamen einges
zogen werden fol.
Dann dieweil obbemelter Stiftungen » Gefäll onnd Eins
kommen zu ber Kirch (vmb verrihtung Gottes Werd vnd fa:
chen, inmaffen man bamalen darfür gehalten) ergeben, folle
daffelb nach erkannter Warhelt und eröffnetem Licht, des wort
Gottes, billich der Kirchen und derfelben Cheiftenlihen Mini⸗
fterten, anhangen, ben vnd zugehörigen andern nottwendigen
fachen vnnd der felben notfeel zu fleür, hiuff und gutem fommen.
Mie dann aud) vnſer entliche meinung vnnd will, das fol
ches alles bey ber Kirch, one gemindert oder gefchmelert, bifer
unfer Verordnung nad), ewiglich und vnwiderruͤfflich alfo plei⸗
ben, und baruon nichts hingeben, ober alieniert, auch da aufler
fondee notwendigen vrſachen, jchtzigs verendert oder abgelößt,
alfo bald das erlößt Gelt, und Hauptfumma, der Kirch zu gutem
widerumb an Zinß und mit ligenden Gütter angelegt, und uns
fere Landhoffmeifter vnd Kirchenraͤth bey jren Pflichten, bamit
fie und zugethon, ernfllichen darob halten, ſich fleiffig erinnern
und bedenden ſollen, wauer bife Gütter und Einfommen, mit
nachtheil ber Kicchen, auch mangel ber Ministrorum, Schulen,
Studien vnd ander piarum causarum ber Kirchen anhengig,
anderft dann zu vnderhaltung, nus vnnd notturfft derfelbigen
Schulen, demnach fie ein mal Gott bem HERAN ergeben,
angewent werben wölten, das ber ernſtlich Zorn Gottes dardurch
erweckt, vnnd zubeforgen, ber felb nit an folchen Kirchengut
vnd Gefällen, ale einem zeitlichen vnd geringften allein an-
gehn, fonder zu noch mehrer Straff, mit verlierung feines
Söttlichen Worts und Segens, ſich gewißlichen erſtrecken wurde,
dann wir hieuon zu vnſerm Prinat und fondern nug, das wenigſt
nit anzumenden, fonder zu erhaltung obgehörter Kirchen fachen,
genglich kommen und gebrauchen zulaſſen gedenden.
Bor und obgemelte angenomne Verwalter zu einziehung
der Pfarren, Stifften, Frawenkloͤſter, Prebenden, Caploneven,
Zrümeffen, Pfruͤnden, vnd Rural Capittel, Gefäl und Ein
kommen, follenb alsdann ben Kiechendienern und Schulmeiftern,
23
218
jee georbnete Competengen, one feelen, mangel ober Mag, tele
men die beflimbt, raichen,, auch andere befoldungen, außgaben,
mit den Gebewen und fonften in allweg, als vorlaut, jrem ſtaat,
den wir jnen zuftellen laffen, nach, verrichten, und deßhalb vor
onfern Kirchenraͤthen jdrlichen vrkundtliche vnd auffrichtige
Rechnung darumb thun.
Wa aber die Pfarren, oder Diaconaten in vnſerm Fuͤrſten⸗
thumb, einigen andern Stifften, Cloͤſtern, oder Geiſtlichen
Eollegien, dann den vnſern incorporiert, woͤlchen bißher der
uͤberſauff, weß über nottwendige und reichliche underhaltung
vnd eontentierung jrer Vicarien beuor bliben, geuolgt, Da woͤl⸗
len wir, das jnen ſolches kuͤnfftiglich auch gelafſen. Doch wa⸗
ferr vns hergegen jre Verweſer, ſo von vnſern Kirchenraͤthen,
vnſer Ordnung gemaͤß, (jnen aber an jrem Rechten ſonſten vn⸗
nachtheilig) dahin bedacht vnd angenommen, jederzeitten durch
ſelbige Stifft, Cloͤſter vnd Collegien, vermoͤg Reichs Abſchid,
der billicheit, auch gelegenheit der zeit und leuͤff, jrer vnderhal⸗
tung one klag vergnuͤgt, beſonder dißmals die additiones, woͤlche
wir jnen, laut ſelbiger Deſignation in vnſerm Kirchendiener
Buch begriffen, jetziger zeit vnd geſtalt der ſachen, auch anderer
vnſerer Kirchendiener vnderhaltungen gemaͤß beſtimmen laſſen,
one feel, mangel oder auffhalten, raichen werden, wie ſie des
vermoͤg der Recht, des heiligen Reichs ſondern Abſchiden, auch
vor Gott vnd aller erberkeit ſchuldig ſeien.
Auff das ſich auch jemanden, beſonder die jhenigen, woͤl⸗
chen die Collaturen ettlicher Pfarren vnd Pfruͤnden in vnſerm
Fuͤrſtenthumb zugehoͤrn, diſer vnſer Ordnung vnd Fuͤrnemens
nit zubeklagen, oder zugebencken, das ſolcher Pfarren, Fruͤmeß
vnd Gaploneten Guͤtter und Gefän, vnſer hieuor gefegter Ord⸗
nung und Meinung entgegen, daruon alteniert, So woͤllen wir
demnach ben Gerichten vnſerer Stett vnd Zleden, Gopeien, ber
hierüber befchehener Ernewerungen zuftelen laffen, die follm
diefelben bey handen haben vnd behalten, auch jeber zeit ſelbs
darob und daran fein, und hierinnen jr gut auffmerdlens haben,
wa jchtzigs baruon abgelößt, oder fonft beiwegender vrſachen
halber alientert, das foldyes unuerlengt, ber Pfarr vnd Pfränd
zu gutem, wider angelegt und vermendt werbe.
Mit den Hauptbriefen, fo daruͤber verhanden, fol es ger
halten werden, in maffen von alter herfommen, gebraucht vnd
geuͤbt worden. a
‚Berorbunng bes ſirchenrhats * sur Gangley, . Errebitien
Befjelbigen.
Als wir in vnſern vorgeheriben Ordnungen, vfftemalen
von onfern Kirchentäthen melbung gethon, ineniauch mit ernſt
aufferlegt haben, ob denſelben zuhalten, vnd mo feat vnd maͤn⸗
gel etfcheinen woͤlten, felbige vermoͤg ber Ordnung zuwenden,
Fuͤrnaͤmlich aber: die beftellung der Miniſterien und Schulen,
auff das darinnen ordentlich, richtig gehandiet, und taugenttiche,
gelerte und Gottsfoͤrchtige Kirchendiener gebüslichen dociert, vnd
mit Gottſeliger erbawung bee Kirchen, zu ben Kichenblenfien
georbnet werden, eingebimbden und iniungiert haben.
Demnach vnd damit hieran auch nit mangel erſcheine, &
wöllen vnd verorbnen wir, das zuuorberft in ſolchem vnferm
Kirchenrath, unfer Landhoffmeifter und Probft zu Stutgarten,
fo jederzeit fein werden, die oberfte Superintendeng ond In⸗
ſpection haben, vnd vnferm Directori und Klrchenraͤthen, in
2559. OIX. WDurttenb. Summariſcher Begriff;
beſchwaͤrlichen Sachen, woͤlche fie jnen fuͤrbringen, neben det
andern jrer ordenlichen Inſpection, verholffen fein, die Ord⸗
nungen auch expedition helffen handthaben.
Zu vnd neben denen, ſollen bey vnſerm Kirchenrath, dreh
vnſerer Theölogerum (fo wir jeder zeit beftimmen) gebraucht
werden, woͤlcher Gefchäfften fein follen, im maſſen hernacher
volgt und. begriffen ift.
Deßgleichen, und auff das alle Sachen, andy bie ——
Geſchaͤfften, deſt mit mehrerm ernſt und ſtattlicher verricht, Se
woͤllen wit, das beſtendiglich, vier verſtendige, erfarne vnd Gotts⸗
foͤrchtige Maͤnner, die eines anſehens vnd guter geſchicklicheit
ſeien, zu politiſchen Raͤthen, vnd neben jnen noch ein Perſon,
zu Aduocaten in Kirchen ſachen, mit vnſerem Vorwiſſen in vnſern
Kirchenrath beſtelt vnd beſoldet, deren einer, woͤlchen wir hier⸗
zu am tauglichſten achten vnd verordnen werden, beharrlichen
die Erpedition der Kirchen Gefchäfften dirigiern, deffen auch-ber
andern Ampt vnd verrichtung fein follen, in maflen hernacher
vnderſchidlich begriffen.
Zu nottwendiger Eypebition ber Kirchen Gefchäfften, folle
auch ein- fleiffiger, gefchtefter Secretarius, vnd dann zu den
Rechnungen: ein erfarner Buchhalter, fampt vier Schreibern
oder Gopiften, mit gebürlichen Befoldungen angenommeh vnnd
en werben, deren Gefchäfften hernacher ſonderlich fpecis
ciert.
Offieium ber deeien Theologen bey vnſerm Kirchenrath.
Auff das nun mit beſtellung der Miniſterien vnd Schulen,
auch Examine vnd adprobation der Kirchendiener und Schul
meiſter, ſampt derſelben Collaboratorn, richtiglichen, vnnd one
wenigſte verhinderung anderer Kirchengeſchaͤfften gehandlet.
So woͤllen wir, das zu ſolchem alle Wochen zween taͤg,
naͤmlichen der Zinßtag vnd Freytag fürgenommen, darauff auch
berürte Sachen erpebiert werden.
Derwegen follen die drey Theologi auff felbige Täg, vnd
allwegen von- Matthiae Apostoli biß Galli, von rij. biß iiij-
vhr, Von Galli aber biß wider Matthiae, von j. biß v. vhr, ne
ben vnſerm Directore vnd zweien Polisifchen Kischenräthen, im
vnfer Sangley vnd darzu ſonders beſtimpten ort erſcheinen vnd
verharren.
Volgends mit inen alles jhenig, fo. in. beſtellung der Mi⸗
niſterien vnd Schulen, in annemung der Pfarrherr, Prediger,
Diacon, Subdincon, Schuimeiſter vad jrer Gollaboratorn,
auch examinierung derſelben, vnd verhoͤrung jrer —8 vnd
proben, deßgleichen was zu abwendung, warnımg
jrer in den Superintendentzen oder ſonſten —— hten feel
vnd mÄngel an ber Lehr, fleiß vnd Leben, von nöten, vnd ſich
onfer Confeſſion und Ordnungen nach, gebärt, auch bie fürs
fallende gelegenbeit erheiſcht, ordenlich, vnnd vnſer fernen In⸗
ſtruction nach, helffen zum getrewlichſten bedencken, verrichten,
vnd ob ſich gleich die fuͤrkomne Sachen, auch biß in den nach⸗
uolgenden Tag erſtreckten, volenden.
Deßgleichen wa ſie in diſen vnd andern Handlungen, woͤlche
fhen nit gar Ecelesiastieae ober Scholasticae, ſonder denſel-
ben anhangten und mixtae weren, von obgefegter vnſerer ober⸗
ſten Superintendenten vnſers Kirchenratho eikem, oder dem
Directore auch aufferhalb der benannten: Auen 2is eforbet
1559. SEX. Bürttenb. Summasifcher Begriff: -
wurben, ſollen fie gleicher geſtalt erſcheinen, vnd zum trewlich⸗
ſten rathſchlagen vnd verhandlen helffen. |
Doch willen wir, das felbige extraordinari Gefchäfften
jrenthalb bermaffen angeflelt vnnd verricht werden, Damit es
jnen an jren ordinari Predigen one verhinderlich ſeie.
Vnd demnach die nottwendige und rechtmeſſige beſtellung
ber Miniſterien und Schulen, gedachten droyen Theologis fürs.
nämlich aufferlegt, und fio hierüber forg tragen müflen, das
weder ontaugenliche angenommen noch geduldet, noch auch die
vacierende Ministeria und Schulen in die Ieng oneusrfehen
bleiben, So haben wir inen demnady, neben zuftellung ber
Drbnungen fernere Inſtruction gegeben, dardurch fie leichtlich
ein ſollichs zuuerrichten, ond mit ‚gebürender- Verordnung der
Kirchendiener vnnd Schulmeifter ſich darein ſchicken mögen.
Demnach, vnd auff das keins dem andern hinderlich, oder
mit Vnordnung durcheinander zu nachtheil vnd hinderung der
Expeditidn vermaͤngt werde, So iſt auch vnſer Will und Mei:
nung, das fie die Theologi ſonſten anderer mere Politieorum
entlaben und -überhaben fein, auch barmit keins wegs beläftiget |-
ober befchwärt, fonber diefeiben, als naͤchſt volgen wurbet, von
ben Politicis verricht werden, » : .. - J
Verrichtung vnnd ampt vnſers Directoria, auch ime zugegebner Poli⸗
tiſcher Näth onb Abuveaten. u
Vunſer Director foll alle und jede Kirchen gefchäfft Eccle-
siastica, Scholastica, und Politica bey vnſerm Kicchenrath dis
rigiern, über die andern Kischenräth, Theologos vnnd Politi-
‚cos, auch den Secretarium, Buchhalter, vnnd die überige Schrei⸗
ber, fein aufffehens haben, darzu mit allem fleiß vnd ernft die⸗
felben treiben, und keine Sachen auff die lange Band hinlegen .
lafien, vnnd ein jeden zu verrichtung feiner befolhenen Hand»
lungen, ma .mangel erfcheinen. wölt, anmanen und erinnern,
auch in ben Conaultationibus vmbfragen, gänglichen aber barob
und daran fein, damit in allen Dandlungen, vnſern Ordina-
tionibus ſtracks, und one milterung, es weren dann ehehaffte
Drfachen entgegen, gelebt und nachgefegt werbe.
Derwegen vnd zuuorderſt mit den Theologis, inen auffer⸗
legt Officium zu jeder zeit, auch zweien Politifchen Räthen, fo
er jedes mals zu fich ziehen wurdet, der fondern jnen gegebner
Inſtruction vnnd ſelbiger Ordnung nad, Helfen verrichten.
Vnd dann fampt ben Politicis in allen andern täglichen
fürfalienden Sachen, fo nit für die Theologos gehörig, was
bey dem Kirchenrath, fo die Kirchen belanget, angebracht, fuͤr⸗
derlichen, gebürlihen, und vnſern Ordnungen gemäfjen Be:
ſcheid, geben. . .
Vnd was alfo in allweg mit ober one bie Theologen bes
dacht, verhandlet und beichloffen, dgrob fein, das in unferm
‚Samen folche befcheid, unfer Cantzley jme zugeflelter Ordnung
nach, geförtigt vnd erequiert werben. .
Er vnſer Direetor und Politiſche Kirchenruͤth, ſollen vu
ſerer Stifften, Framencloͤſter, Pfarven, Predicaturen, Diaco⸗
weten, Subbictonaten, darneben auch aller and jeder, in vnſer
Oberkeit, vnd derſelben fihirund: vndengebnen zugewandten Poe⸗
benden, Saploneyen, Fruͤmeß, Pfruͤnden, und Rural Capittel,
fampt deren zugehoͤrigen Obertk⸗itan, Horrligkeiten, Lehenfchaff-
ten, Nechten, Gerechtſame, Guͤter, Zinß, Guͤlten, Gefaͤll,
Nutzbarkeiten, Ginkommen, auch deren anbangends Jura handi⸗
219
haben, verthädingen, und mit gangem ernſt daran fein, damit
demſelben nichts engogen, oder anderſtwo hin, dann vermög vor»
gehendber onfer verordnung, angewendt und hingelaffen werde.
Derhalben und auff das bifem ſouil fattlicher nachgefegt,
in vnſern Ampsfletten, zu einziehung und verwaltung diſer
Kirchengütter, fouil geſchicktere vnd verflandnere Diener zu
Verwaltern annemen und beflellen, wie wir dann jnen folche
‚annemung ond beftellung aufferlegt haben wollen.
Dergleichen mwöllen vnd beuelhen wir auch ernftlich, das
vnſer Director vnnd Politifche Kirchenraͤth, jr gutt auffſehens
auff unfere Manschöfter, und derfelben angerichte Schulen und
Haußhalten, haben, damit ordenlich und wol den Cloͤſtern zu
guttem gehaufet, nichts vnnuͤtzlich und überflüffig verfchwent,
alieniert, oder die Cloͤſter, weder mit übermäffiger Gaftung,
noch in ander weg beſchwaͤrt, fürndmlich aber, daß die Schulen
und Cloͤſter Schulordnung nad, im gang erhalten, die Prae-
ceptores mit den Knaben fleiß fuͤrwenden, und in allweg pietas
vnnd Studia gefürdert werben.
So aud) unfern Prelaten und Cloͤſtern an habender Obers
keiten, Hereligkeiten, Güttern, Bingen, Sülten, und Gefällen,
Eintzgg oder Beſchwaͤrnuß begegnen vnd zugefügt werben mölt,
pon mem +6 gleich befchehe, follen vnſer Director und Kirchen»
räth, in onferm Namen, jnen die hand bietten, wider folche®
-perholffen und beiftendig fein, ſchirmen und handthaben, und
inen in allem jrem anligen räthlich und Hitfflich fein.
Gleichetweiß auff unfer Stipendium zu Tuͤwingen, Paeda-
gogium zu Stutgayten, alle Particular und Teuͤtſche Schulen,
vnd was bergleichen mehr, von ben Leib und Wunbargten,
Stattfhreibern, Teuͤtſche Mobiften, ze. in unfern Ordnungen
begriffen, acht haben, auff das in folchen richtiglich gehauſet
‚und gehandlet, unnd weß unfern Ordinationibus entgegen, ſich
eraigen woͤlt, dafjelb bey zeitten und mit nugen abfchaffen.
Alſo auch ob vnſer Caſten vnd Waifen Ordnung halten.
Derwegen darob vnd daran ſein, auff das jaͤrlichen die be⸗
duchte Cunnentus, darzu der vier Politiſchen, und vnſer Vni⸗
uerſitet zu Tuͤwingen, auch Stipendij daſelbſten, Deßgleichen
Jein krafft vnſer Landsfuͤrſtlichen Caſtenuogtteylicher, auch
Schirms ober vnd herrlicheit, vnſer Mans vnd Frawen Kids
ſtern angeſtelte Visitationes, one hindernuß, vnſern Inſtruc⸗
tionen nach, gehalten, vnd was mangel befunden, dieſelben
gebeſſert werden.
Damit. auch bey vnſern Geiſtlichen Verwaltungen und
Kloͤſtern in verkauffung Srüchten und Wein, gutzlich ond wol
gehaufet, So beuelhen wir onferm Directori unnd Politiſchen
Kirchenraͤthen, das fie Die uͤberſchickte Quarialen, mas zuuer⸗
kauffen und hinzugeben oder zubehalten, jedes mals den Keüffen
ond Schlägen, auch gelegenheit der zeit und leuff nach, fürders
lich erwegen, zuſamen, ſonderlich jrer Inſtruction gemäß, vers
zeichnen vnd ſigniern, auch vns behemdigen, vnd darauff vnſers
beuelchs erwatten.
Vod oa einige Geiſtliche oder Cloſters Verwalter, mit
uͤberſendung der Quartal ſeuͤmig ſein vnnd verziehen wurden,
dwſelben · darumb inet: gegebner Inflruction nach vnnachleßlich
a Re fo fie verkauffens halb baſcheid erlangt, die bes
welch one perzug verförkigen, vnd ins werd richten thuͤen.
.* Da aber zwiſchen don Quartaln bey alien Verwaltungen
%
230 1559. cıx. Wllrttemb. Summarifcher Begriff.
fondere vrfachen fürfielen, das bey benfelben, ein ringe anzal,
Frucht oder Wein zuuerlauffen, von nöten vnd bedadıt, in
‚dem, mögen fie, unfer Director vnd Politifche Raͤth, one an-
gebracht an une, befcjeid und befelch geben.
Vnd demnach wir allen onfern Kirchendienern jre Stipendia
:ond Competengen von newem und jegiger zeit gelegenheit nach,
etwas mehren und befjern, darzu verorbnen laffen, das bie Geift-
liche Verwalter, inen bdiefelb richtiglich und mit nugen,, zu den
vier Quartaln zertheilt, raichen follen, Se ift auch vnſer be
uelch, fo offt daran mangel erfcheinte, das vnſer Director und
Kirchenraͤth diefelben abfchaffen, vnd verfügen woͤllen, damit
'jnen Kicchendienern diefelb one Mag gedeihen mög.
Darneben follen fie onfer Director und Kicchenräth, bey
fotchen beftimpten Befoldungen bleiben , und keinem one onfer
ſonders wiffen, einiche Addition thun, ober jchtzigs auffer gna⸗
den geben.
Da aber durch ſchickung bes Allmächtigen,. einer vnſer Kirs
chendiener, frandheit oder anderer zufallender beſchwaͤrungen,
in armut gerathen, ober Wittmen und Waifen in armut ver:
laſſen, oder einem ein Auffzug gegeben werden müßte, da woͤllen
wir onferm Directori und Politifhen Näthen, hierinnen Hitff
unnd ſtewr, doch mit rechter maß zuthun, vnbenommen, fon-
der geftattet haben.
Der Director und Politifche Näth, follen auch jeder zeit
Verordnung thun, damit die Pfarr und Pfründheäfer der not
turfftnach , in wefenlichen Bewen gehalten, vnd fo von nötten
Grund und Hauptbew zuthun, bdiefelben auff vorgehende bes
‚tathfchlagung der verftendigen Werckleuͤt, ber gelegenheit nadı,
von dem gemeinen Kirchencaften, woferr diefelben von alters
jme angehangen, volnfüren laffen. Da aber diefelben Gebew,
an fchleiffendem oder haupt Gebewen andere ſchuldig weren,
gleichsfals ben denfelben verfchaffen.
Sie follen auch auff unfer Canterey fehen, vnnd ob berfel:
ben, der Ordnung nach halten.
Ferner der Director vnd feine zugeordnete Politifche Raͤth,
ber Geiftlihen Verwaltern, deßgleichen aller unferer Frawen⸗
elöfter Rechnungen, gebürender und rechter zeit, mit befftem
fleiß, nämlich auff Georgij anzufahen, bey onfer Cantzley hören,
vnd damit eins wegs verziehen. Vnd barinn gut aufffehens
haben, das dieſelben gewuͤßlichen und gänglichen vnſer getruck⸗
. ten Rechenordnung nach, vrkuntlich vnd ordenlich geſtelt, auch
vnſern ſondern Beuelchen, ſo in Sachen die Rechnungen be⸗
langen, und darein gehörig, ergangen, gemäß verhandlet fenen
oder nit.
Was für feel, mängel, vnordnung, abgang, in ber Eins
nam, ober Üüberfluß in aufgaben, darinn befunden, diefelben
auffzeichnen, mit nichten paffiern laſſen, fonder ben Receſſen,
bamit diefelbigen gerechtfoͤrtigt vnd emendiert, anhencken, dar⸗
auff in volgender Rechnung, oder zu der in Receſſen beſtimpter
zeit, vermercken, ob die alſo mit beſſerer verrichtung abgeſtelt
oder nit, vnd hierinnen nach gelegenheit der ſachen, die Gebuͤr
fuͤrnemen.
Vnd ob zu zeitten, anderer vnſerer fuͤrfallender Geſchaͤfften
halber ſich zutruͤge, das der verordneten einer, nit bey den Or⸗
dinari taͤglichen Geſchaͤfften oder Rechnungen entgegen ſein
koͤndte, ſo ſollen die andern ſo entgegen, nicht deſtweniger mit
dem Secretario in den gemeinen Expeditionibus, vnd ſouil die
Rechnung belangt, mit dem Buchhalter darinn fürfchreitten.
Füle jnen aber jchgigs zweifenlichs und beſchwaͤrlichs darunder
fire, daffelbig ordenlich auffzeichnen, alsdann zu ankunfft des
abmwefenden, mit jme auch bedencken, erwegen vnd handlen, wie
ſich gebuͤrt.
Beſonder beuelhen wir ernſtlichen, das er Director vnd
Politiſche Raͤth, vnſern Verwaltern, einig Remanet nit auff⸗
wachſſen, ſonder entliche fuͤrſehung thun, damit jeder zeit das
Gelt vnd Remanet, fo jnen über bie beſoldung jrer affignierten
Pfarren, Predicaturen, Diaconaten, Subdiaconaten, Peda⸗
gogen, Schulmeiſtern, derſelben Collaboratorn, vnd andere
taͤgliche nottwendige außgaben, beuor ſein wurdet, vnſern beden
obere Einnemern oder Verwaltern des allgemeinen Kirchenca
ftens, Iüfern und antwurten, und keins vnnoͤttiger weiß bey jren
handen behalten, oder zu gignem nugen gebrauchen thüen, in
maffen jnen auch bey jren pflichten eingebunden.
.. Dann vnfer meinung, das zween, auſſer dem Directore
vnd Politiſchen Kirchenräthen, woͤlche wir jeder zeit hierzu ver
ordnen werden, gemeine vnd oberfte Verwalter, der fondern
ond Particular, bey den Ampt Stetten vnd Framenclöftern,
angerichten Kirchencäften, deren Ampt auch fein foll, alles und
jedes Gelt, fo onfer Stift, Frawencloͤſter, anderer Geiſtlicher,
auch Rural Eapittel, Gefällt und Einfommen, beftelte Verwal
ter, als vorlaut lüfern und antwurten werben, zuempfahen,
daffelb zu den überigen ber Kirchen Sachen, notturfft und ans
tigen, wölche den Vnderuerwaltern nit angehendt, vrkundtlich,
onnd jrem Statt, auch den Beuelhen, fo wir inen der Kirchen
zu gutem thun werden, aufgeben, vnd deßhalb und jedes jars
auff Georgij jres einnemens vnd aufgebens, orbenliche ver:
urkundte Rechnung, vor unfern Landhoffmeifter, und den ſon⸗
ders darzu deputierten Raͤthen, rechnung thun.
Vnſer Director foll auch die fürfehung anftellen, das durch
einen oder ettliche, ber jme zugegebner Politifchen Raͤth, bey
vnſern Dansclöftern, Vniuerſitet und Stipendio, jaͤrlich Rech⸗
nung gehoͤrt, auch derwegen außzug derſelben gemacht, die feel
vnd maͤngel figniert, Volgends folches alles von jme vnd den
Politiſchen nottwendiglich erwegen, vnd die Gebrechen abgeſtelt
vnd gebeſſert werden.
Neben dem, ſollen auch vnſer Director vnd Politiſche Raͤth,
ber Heiligen Pflegſchafften und armen Caͤſtenrechnungen (woͤlche
dann alle, jaͤrlichen jnen uͤberſchickt werden ſollen) mit fleiß er⸗
ſehen, bewegen, vnd alle Vnordnung, Abgang vnd uͤberfluß ab⸗
ſchaffen vnd wenden.
Vnd in gemein alles vnd jedes handlen vnd verrichten, ſo
vnſere Ordnungen, gegebne Instructiones vnd Manuductiopes
außweiſen, vnnd wir jnen jeder zeit befelhen werden.
Im fall dann jnen in ſolcher jrer verrichtung, mit oder one
die Theologen jchtzigs dermaſſen zweifenlichs oder beſchwaͤrlichs
fuͤrfallen vnd begegnen wurde, woͤlches jnen allein zuuerrichten
bedencklich, Da moͤgen ſie vnſern Landhoffmeiſter, auch Probſt
zu Stutgarten, als bie oberſten Superattendenten vnſers Kir⸗
chenraths, zu ſich ziehen, oder denſelben die Sachen für vund
anbringen, die ſollen jnen hierunder berathen vnd verholffen.
Es moͤchte auch bie Handlung dermaſſen geſchaffen fein,
das dieſelb noch einer fernern Gonfultation bedoͤrffte, hierinnen
ſollen ſie bey vnſern obern Raͤthen jten freyen zugang vnd zu⸗
flucht haben, denen wir barın beuelch gethon, fle in ſolchem zu⸗
Is
1559. CIX. Württemb. Summariſcher Begriff. 221
hoͤrn, die hand zubletten, und neben jnen- die Sachen zubeden⸗
den., fo es auch bie notturfft alfe erforderte, zuexequiern, und
zuhandthaben heiffen. oo. |
Wa ferr dann einige Sach an uns zubringen, das fol mit
jrem bedenden befchehen, woͤllen wir jnen jeder zeit fürberlichen
Beſcheid wiberfaren laſſen, und in der Erecution verheiffen.
So nun under difem fpännige Sachen fürfielen, die vnſere
Geiſtliche Verwaltung, Mans und Frawencloͤſter, auch derfels
ben Oberkeit, Herrligkeit, EhHehafftinen, Recht, Gerechtfame,
Güter, Zinß vnd Guͤlt, und was denfelben anhangen moͤcht,
befangen vnd derenwegen fonderer bewegender Vrfachen, und
von mehrern berichte und gegenberichts wegen, einer zufamen
kunfft und Vertagung von nöten, Da woͤllen wir, das dieſelbi⸗
gen für unfere Landthoffmeiſter, Cangler und Raͤth vertagt,
vnd daſelbſten in beyfein vnſers Directoris, oder feiner zu⸗
geochneten Politifhen Raths eines, verhört vnd außgefürt
werden.
In folhen ſachen vnnd handlungen, folle der beftelt Aduo- -
catus vnſers Kirchenraths, von der Verwaltungen, auch Eid:
fer wegen die fachen fürtragen und vertretten.
Was dann ringfüge Spenn, fo nit ſonders jrrig ober wich
tig, die mögen der Director und Kirchenraͤth für ſich befchrei-
ben, vnd in beifein vnſers Landhoffmeifters, feiner Superins
tendeng wegen, ober eines ober zweien auffer unfern Obern
Raͤthen verhoͤrn, vnnd barunder handlung fürnemm. ,
Wa aber die ſachen, in woͤlchen gegen vnſern Stifften,
Cloͤſtern vnnd Geiſtlichen Verwaltungen, ſpaͤnn erweckt wur⸗
den, an jnen ſelbſt lautter, vnd wir deren in possessione uel
quasi, weren, ſollen vnſere Landhoffmeiſter, Director vnd
Kirchenraͤth, dieſelben nit leichtlich zu Vertagung und Diſpu⸗
tation kommen, noch in zweifel ziehen, oder ſtrittig machen
laſſen, ſonder mit hilff vnſerer Obern Raͤth, der ſelben gerecht⸗
ſam handthaben.
Bon dem Secretario, Buchhalter vnd Ingroffiften des Kirchenraths.
Der Secretarius vnſers Kirchenraths, folle vor den Ordi⸗
nari, in gemeiner vnſer Cantzley Ordnung affignierten Stuns
ben zugegen fein, auch den Gefchäfften aufwarten.
Vnd dann im Rath, alle Suplicatione®, Bericht und fürs
kom mende Schriften leſen, die Vota fleiffig vermerden, und
auff vnſers Directoris entlichen Befchluß, die Decreta der Orb:
nung nad) figniern.
Was aud) für Concepta, fo ben andern gemeinen Schreis
bern vnd Gopiften zu fchweer, felbft concipieen, diefelben nach
gendts im Rath, wider ablefen, vnnd auff die Approbation fleife
fig Daran fein, damit folche Ingeoffiert, andere Decreta geförs
tigt, und was fonften zufchreiben, nit eingeftelt, darzu die Su:
plicanten darmit abgeförtigt, und die Beuelch weck gefchidkt wer⸗
den, und in dem vnſerm Directori mit verförtigung det Beuelch,
Beſcheid, vnd mas zufchreiben und weg zuſchicken, verhelfen
und fuͤrdern.
Dee Seeretarius folle auch alle Schriften, Acta und Hand»
bangen (aufferhatb die Rechnungen belangend, fo der Buchhats
ter thun ſoll) ordenlichen regiſtriern, vnnd jedes mals-an jre
gebuͤrende ort verwarn vnd legen.
Auch keine Schriften, Geſchaͤfften, Bücher, Ordnungen,
⸗
Newerungen, JInſtruetionen, oder andere chehaffte Sachen,
jhemanden frembben,: dem ſolches nit gebuͤrt oder zuſtuͤnde,
auſſet ſeiner hand, one vnſers Landhoffmeiſters oder Directoris
vorwiſſen vnd erlauben, zuſtellen, zuleſen oder abzuſchreiben
verguͤnden, damit die Geheimnuſſen, one geoffenbart gehalten,
auch der Kirchen verrichtung, deſtweniger vnrichtigkeit darauß
eruolge.
Der Buchhalter ſoll bey den Rechnungen ſitzen, vnd weß
fein Ampt darunder, vermoͤg vnnſer Manuduction ordenlich
vnnd mit fleiß verrichten, die Receß, darzu die Quartalien vn⸗
ſer Rentkammer Ordnung nach, zuſamen regiſtriern, derſelben
ſummariſche Außzuͤg machen, deßgleichen alle Beuelch, ſo der
Rechnungen vnd Quartalien halben bedacht, ſelbſt verfoͤrtigen,
die Rechnungen, Quartalien vnd Außzuͤg in Ordnung haben,
damit er jeder zeit derwegen nottwendigen Bericht thun vnnd
geben koͤnde.
Von ſolchen niemanden frembden, woͤlchen es nit gehörte
(zugleich vnſer Secretarins von ſeinen Geſchaͤfften) etwas com⸗
municiern, ſonder verwart halten.
Was er auch uͤber verrichtung, diſer jme inſonders beuolhe⸗
nen Geſchaͤfften, ſonſt zuſchreiben, von dem Directore oder
Secretario geheiſſen, das ſoll er nit allein zu den Ordinari der
Cantzley Stunden, ſonder auch, wie es die notturfft erfordert,
auſſerhalb derſelben zuuerrichten, vnd zuuerfoͤrtigen ſchul⸗
dig ſein.
Die Copiſten aber, ſollen gleicher geſtalt vor den Ordinari
Stunden bey der Cantzley ſein, vnd die Beuelch den verzeich⸗
neten Decreten nach, auch die begriffne Concepten vnd anders,
was jnen zuſchreiben zugeſtelt, vnd beuolhen, jederzeit mit al⸗
lem fleiß one verlengt fertigen, vnd nit allein zu den Ordinari
Stunden, ſonder auch, wie ſie jedes mals beſcheiden werden,
fuͤrdern, was ſie auch geſchriben, zuuor fleiſſig collationiern,
vnd alsdann, fo fie gebuͤrender weiß vnderſchriben und verſecere⸗
tiert, die darauff wartende Perſonen damit abfoͤrtigen, oder da
ſchon niemanden darumb anhielte, doch nicht deſtweniger fuͤr⸗
ſehung thun, das dieſelben weg geſchafft werden.
Der ein vnder denſelben, woͤlchem vnſer Director daſſelbig
aufferlegen wurdet, foll die Außzuͤg auffer den Rechnungen,
vermoͤg der Ordnung, machen vnd foͤrtigen, Oder ſo es den
Directorem alſo fuͤr nutzlich anſehe, mag er daſſelb dem Buch⸗
halter, neben obgeſetzter ſeiner Verrichtung beuelhen.
Vnd in gemein, was jnen zuſchreiben oder zuuerrichten, als
vorſteht, beuolhen, demſelben mit allen trewen nachſetzen vnd
volg thun.
Entlichen beuelhen vnd woͤllen wir, was vnſers Kirchen⸗
raths bemelte Superintendenten, auch Director, bey den Theo⸗
logiſchen vnd Politiſchen Raͤthen, auch Secretario, Buchhal⸗
tern vnd Ingroſſiſten vnſern Ordnungen, vnd jeder zeit eruolg⸗
ten Beuelchen nach, verſchaffen werden, das demſelben gelebt,
Auch wa vnſer Director anderer vnſerer Geſchaͤfften, oder ſon⸗
ſten redlicher vrſachen halber nit entgegen ſein koͤndte, vnd ſein
Ampt einem auſſer den andern jme zugebnen Politiſchen Raͤ⸗
then demandiern wurde (wie er auch thun ſoll) das derſelb an
ſtatt fein, jne vertretten, auch demfelben zu gleich dem Di-
rectori volg, vnnd gehorfame geleift werde.
So nun ein jeder, wölchen diſe unfere Ordnungen berüren,
222 1560. OXII. Erbacher Rirdyenorinung.
foutt Ime darinn auferlegt, feinem Ampt getrewlich und fleife | Chrifkenlichem leben vnd zucht angefangen, vnnd in täglicher
fig nachfegen wurdet, flellen wir in Beinen zweifel, der Alle | befferung, mit gnab des heiligen Geiſtes, durch vnſern Herrn
mächtig güttig Gott, werbe feinen Segen reichlich hierzu ver- | Chriftum, vnd feinen Verdienſt erbawen werben möge, zu
leihen und geben, damit bie in geit, mit zeitlicher Wolfart, | Lünfftigem ewigem leben.
cx.
Kichenorduung: Wie es mit Ehriftlicher Lere, reichung der Sacrament, Ordination der
Diener des Euangelii, orbentlichen Geremonien, in den Kirchen, Viſitation, Conſiſtorio und Schulen, zu Witteberg
ond In etlichen Chur und Fürftenthum, Herrfchafften vnd Stedte der Augsburgiſchen Gonfefflon verwand, gehalten
wird. Witteberg: Gebrudt durch Hans Lufft. 1559. 144 BI. 4.
Sin Abdrud dr Meckkenb. 8.:D. nach ber Ausgabe von | Kreifen Eingang granden hatte. Dagegen berichtet Strap im
1554 (Nr. XCHL), welcher von biefer nur barin abweidht, daß | Evang. Roſtock ©. 317 f., Melanchthon babe an den Zufägen
die Vermahnung von ben Shegelübben (f. 0.) in das Eramen ber gu ber nieberfächf. Ueberfegung v. 1557 Anftoß genommen und
Drdinanden BI. 64 ff. eingerüdt, und daß bie Erwähnung der Her⸗ deshalb bie vorl. Ausgabe mit veränbertem Titel veranftaltet.
e von Medienburg, Bl. 136 der Ausg. v. 1554, gejtrichen ifl. | Diefe erfchien wieberholt in den I. 1565 und 1566 in bemfelben
5 Beranlaffung zu biefer Wiederholung ber Medlenb. K.:D. | Kormate und bei bemfelben Verleger.
bat unzweifelhaft der Umftand gegeben, daß bie letztre in weiten nn
1369.
- CAl.
Kirchenordnung. Der Graue vnnd Serrihafften Mümpelgart und Neichenweiler, auch wie
es berfelben. anhangenden fächen vnd verrichtungen, mit verleihung Göttlider gnaden, hinfüro gehalten und voln
zogen werben fol. Getrudt zu Zümwingen Anno MDLX. 159 81. 4.
. Dieſe (fpäter auch in das Franz. übertragene) K.:D..ift wähs | ordnung Ordnung In Eefahen. Bon den Säulen.
end der vormunbfchaftlihen Regierung nad dem Abteben des | Saftenorbnung. Superintendeng Orbnung Gens
Brafen Georg von Württemberg durch den Pfalggrafen. Wolfgang, | fur ber Kirchen. Belegung ber Kirhendienf. Bom
‘den Herzog "Shriftoph von Württemberg und den Grafen Philipp | Convent (des Sonfiftorii), — ine zweite Ausg. erfchien im
von Hanau Sichteuerzg erlaſſen. Sie iſt ein Auszug aus der | 3. 1571.
WBürttemb. v. 1659 und hat folgende Orbnung: Kirchen:
,
“ == . " CXI. on ' -
Kirchen Ordnuug der Grauefchafft Erpach. Gedruckt zu Frankfurt am Meyn, im jar nach
— Cbriſti vnſeres Serrn geburt. MDLX II u. 37 Bl. 4. 2
— den Gebieten der Gen zu Gröad unb Seren qu “ Gopey ber beftallung, Do. ein newer Pfarrherr wirk angenommen.
, Breuberg waren bid zum. Jahre nur einzelne Werord- |
nungen Über den Gutfus erfaffen worden. —2* für Mio Der Pfarrer verpflichtet fi) insbefondre, daß ex „DaB heilige
- heiftadt: Luc, Reform.s und SKirchefigefch. den Graffch. Wort Gottes wie dus ahn ihm felbft iſt, Em vnd lauter fürs
Grbah , 8 15.) Sn I bezeichneten Jahre Heben. aber : fragen vnd verfündigen” wolle. Bemetkemewetrth iſt, daß auch
afen Georg, Eberhard un alentin eine K.:D. |. Andi ei
.. asfaffen Fr fie hund) bie not: Andreas hal amd einer Aufkuͤndigung des Dienftes gebadht wird. .
u regor waiger an Melanchthon und Brenz'zur | Wie ein ankommender Vkarrherr pub Kirchenbiener ſeines Lebens und
Pruͤfung nach Worms überſchickten (f. d. Schreiben v. is. ne
Rov. 3657 bei eu ©.:17). Weide erklärten ihre Bus-| zabre halben befragt und verhärt werben fol.
“ ftimmung; ‚sed de verborum phrasi et doctziaa poeni- | - Jeder besufene Pfarchere ſoll wenigſtens durch zwei Pfart⸗
tentias quaedam. mvnnimus;, ut in marginibus libri et in | herren in Gegenwart der Obrigkeit poer ihrer Beauftengten
pagella addita congpici potest‘‘ (Antwortsbrief Melan⸗ Rare: |
Ahtdons v. 3. Der. bei tue ©. 18 und daraus im Corp, wwesen ſeines Derfommens, feines Lebens und feiner Lehre ver:
Ref. T. IX. p. 391), - Sierauf erfofate die Yubifcation. | hoͤrt und ihm ‘dann der Gcaffchaft Kiechenorbnung zum Lefen
und Einführung {m 3. — ———— ri mitgetheilt merden. Iſt er mit dieſer zufrieden, fo wird ihm
ſowohl die Raend. (Rr. XLII) als die Caſfeler HD. |. ein Spruch. aus dem N. T. als Thema zu einer Probepredigt
(Nr. LXXII.) bei Ser Abfaffung ‚benugt. worden find. . .| übergeben, die er „nicht für Der gangen Gemein, Sondern in
——— | Sesenwertigkeit etlichen wrniger Perſonen“ abhaͤlt, zhamit ob
1560. CXEHn Erbacher Ktedimorbumg: - -:- '
er ſich in foldjer Predigt: mit lehren band andern, nicht ger
ſchicklich hielte, der Gemein kein ergerniß daraus entfiche.”
Wie der newe Pfarberr oder Kirchenbiener, fo er befragt, verhört,
. auch für tüglich erfant worben iſt, angenommen, ben Pfarkinbern fürs
geftelt, vnd angezeigt werden ſölle.
Die Einfegung ift vierzehn Tage vorher an einem Sonv⸗
tage der Gemeinde zu verfündigen. „Vnd ob jemand were,
der etwas Vrſach wüfte, ober hierzwiſchen erfaren kuͤndte, da⸗
rumb ſolche Perſon Kirchenampt zuuerſehen, vnnd zuuerwalten
nicht tuͤglich were, der ſoll es mitler zeit der vierzehen tage, der
Oberkeit anzeigen, ſoll er gutwillig gehört werden.” Hieran
ſchließt ſich der Act der Einſetzung oder feierlichen Vorſtellung
vor der Gemeinde, und ein gemeinſames Gebet, nach denen der
angenommene Pfarrherr alsbald eine Predigt halten ſoll.
„Es ſollen alle Pfarherrn auff der Cantzel oder ſonſten nicht
anders lehren, oder Predigen, denn was ſie mit wahrer, ge⸗
wiſſer vnd vngezweiuelter heiliger Schrifft, beder alten vnnd
newen Teſtaments, beweiſen, und darthun koͤnnen.“ |
Wie es mit dem Gathechismo, Gebet, vnd anberm vor ber. Prebigt
. fol gehalten werben.
Der Katehiemus, welcher fonntäglich verlefen werben fol,
iſt der Brenzifche. Dierauf wird ein Gebet vor der- Predigt
verordnet.
Wie es nach ber Predigt gehalten werben fol.
Algemeine Beichte, Abfolution, gemeines Gebet (Ba:
ter unfer).
Wolget von den Welertagen vnd welche man halten foll.
Außer den Sonntagen die 3 hohen Feſte mit den zwei fol⸗
genden Tagen, Befchneibung Chrifti, 3 Känige, Marid Reis |'
nigung, Verkündigung, Heimfuhung, Himmelfahrt. An vier
Tagen der Charwoche wird die Paffion vorgelefen, an zwei Tas
gen in jeber Woche gepredigt.
Bon ber Tauff.
Die Formulare aus dee Nürnberger, doch fehlt der
Erorcismus, an defien Statt es heißt: „Wir woͤllen auch an
flat, vnd von wegen, dieſes Kindleins, abfagen dem Teuffel,
mit allen feinen. liften, willen und werden, vnd mit bergen
und munbe befennen, unfern Chriftlichen glauben, fprecht Ich
glaͤube 1.” Am Schiuffe die Beftimmung, daß der Geiftliche
bei jeber Taufe außer dem gemeinfamen Gottesbienfte die
Glocken laͤuten laſſen und zu Seiner Zeit die Taufe, verwei
gern folle.
Bon dem Machtmal vufers Merru Iheſu Chriſti. |
Das Abendmahl iſt am Sonntage zuvor anzukuͤndigen, und
das Volk zum’ Befuche ber Tags zuvor zu haltenden Vorberei⸗
tung zu ermahnen. Niemand fol zugelaffen werben, der fi)
nicht. zuvor bei dem Pfarrer angezeigt, fein Glaubensbelennt-
niß abgelegt Hat und genugfam verhört ‚und unterrichtet wor⸗
den iſt. Dieſe Anzeige erfolgt, nachdem ber vorbereitende (aus
der Caffeler K.sD. entlehnte) Unterricht gehalten und das
öffentliche Suͤndenbekennmiß nebſt der Abſolution verleſen IfE
worauf: fi Communicanten „nach gelegemheit: der zeit, vnd
perfonen in gemein, oder jeder in fonderheit unterſchiedlich, bie
verkuͤndigung von Dergebung-ber fünden aus dam wort Gottes
anhören. Die Vermahnung vor dem Nachtmahl ift die
Nuͤrnb. Der Ritus aber ift abgekürzt (Admonition, Eins
fegungsmworte, Communion, Danffagung, Segen) und für die
‚Spendung feldft ift die Formel vorgefchrieben: „Gedenck das
der leib Chriſti fuͤr dich) Inn todt gegeben ſey,“ „Gedenck daß bas
blut Chriſti für dich am Ereutz vergoſſen ſey.“
Von heimfuchung der kraucken.
Bon dem Begrebnis. .
Menn jemand ſtirbt, fol es dem Pfarrer angezeigt und
dann mit der Glocke geläutet werben, Damit das Volk zur Vers
mahnung ſich einfinde. Das Sormular für die letztre aus der
Caſſeler 8.:D. | on
Bon einleittung ber Eheleut.
Es ſoll ein dteimaliges Aufgebot Statt finden. Die For⸗
mulare find ber Nürnb. entiehnt.
Bon Kirchenbüchern.
Es follen in allen Pfarreien. Kirdyenbücher gehalten und
in- diefelben die Kaufen, Zrauungen und Todesfaͤlle eingetras
gen werben. “ on
Dom GBefäng der Kirchen. :
Wo Schulmeifter und Schulen find, follen die Pfalmen
und Lieber zu Zeiten verändert, wo bies nicht ber Fall ift, bie
beiten Pfalmen und Lieder ausgewählt und regelmäßig wiebers
holt werden. Vor der Predigt ift jeden Sonntag ber Glaube
.fanmat ben vier Gefegen vom heil. Geiſte au ſingen.
Bon Brügebet.
An jedem: Morgen und Abend iſt ein kurzes GOebet zu hals
tem. Es fol auch der Pfarrer aufs wenigſte In jedem Jahre
einmal alle feine Pfarrkinder vor ſich befcheiden, damit er fich
mit ihnen von ben Dauptftüden ber Lehre unterrede, „denn es
je billich, das ein Pfarherr feine Pfarrkinder dermaſſen kennen
lerne, damit er wiſſe, die bußfertigen, betrübten und erfchroden
bergen, aus Gottes wort zutröften,‘ die unbußfertigen aber,
vnnd halpflarrigen zufchteden, auf das ſie ſich auch bekeren,
vnnd zu gnaden kommen mögen. Vnnd damit ſolche ordnung
gehalten werden möge, fo fol die Obrigkeit ein vleiſſig auffſehen
haben, das die Pfarherr und Pfarkinder, ſich gegenefmander jrem
ftand und weſen nad) gebürlic) halten. Es iſt aud) unter anderm
bedacht, das die Pfarherr vnnd Amptleut ein mal im jar,
Nemlich auff Mittwoch nach Duafimobogenitt, zu früer tags
zeit, auff einen platz fo die Oberkeit jeder. zeit ernennen wird,
zufammen kommen föllen, bamit man ſich allerhand fachen hals
ber, fo die Kirchen betrifft, Chriftlich vnd freundtlic unters
reden, und darauff was barinnen zuthun einmuttiglich endts
fchließen möge. Wo aber mittler weil folche Handlungen fürs
fallen wurden, die man biß auff folche gemeine zufamenkunfft
one merdlichen fchaden vnd nachteil nit aufffchteben koͤndte oder
auch etwan ein fach dermaſſen geichaffen were, das fie allen.
224
Pfarherrn vnnd Prediger Inn gemein fürzubringen vnnoͤtig,
follen zu jeder zeit nach gelegenheit des handels zween, drey
odder mehr Pfarherr vnnd prediger, fo zu folcher fachen dien⸗
lich, zufamen erfordert, und mit berfelben rath ſolche fürges
[4
1561. CXIV. Airchenordunug für Stenrwolt und Peine.
fallene handlung fo vie} müglich Chriſtlich vnnd Gottfelig ver
richtet vnd erörtert werden.” Gedrudt zu Frandfurt am
Mayn, duch Dauid Zöpffeln, im jar nach Chriſti vnſers
Herrn geburt MDLX.
CXIII.
Agendbüchlein der Chrifilichen Kirchen, inn des Heiligen Neichs Freyſtadt Wormbs MDLX.
Gedruckt zu Wormbs, durch Paulum Köphel. VI und 101 BL. 6.
Die Vorrede gedenkt einer alten Agenbe, beren „ee den
ehrfamen, vorfihtigen und weifen Rath veranlaßt habe, dieſes Agend⸗
büchlein im Drud verfertigen zu laffen, damit nun die gemeine
Bürgerfchaft auch daheim in ihren Häuſern bie chriftliche Ord⸗
nung und Seremonien oft anfchauen tbnne. Hieraus, fo wie aus
der weiteren Verſicherung, daß „folch fürgenommen werd allein
dahin bedacht vnd gericht, die Kirchendienft und _Geremonien, wie
fie biß anhero etlich jar inn der chriſtlichen Kirchen allhie ge:
übt vnd getrieben, inn jrem lauff und gang, biß auff ein allge:
meine Chriftliche vergleihung, vngeendert zuerhalten,“ fcheint
gefchloffen werben zu dürfen, daß bie vorliegende Agenbe, deren
weder Feuerlein, Bibl. symb., nody König, Bibl. agend. gebens
Ten (beide erwähnen, Feuerlein ? II. p. 302., König p. 90.,
nur die fpätere Frankf. Ausg. v. 1582. 4.), überhaupt die erſte ges
drudte der Wormſiſchen Kirche fei. Sie hat folgende rein litur⸗
giſche Abſchnitte: I. Bon der Zauff. II. Bon ber Zauff inn
Seufern. I. Won der Jahetauff. IV. Won ber Beicht vnd
Abfolution. V. Vom Abendtmal Ghrifti. VI. Vom Gemeinen
Gebett. VI. Bon einleittung der Sheleut. VIII. Won Beyer:
tagen. IX. Bon befuhung der Kranden. X. Bon Sterbenben
Leuten. XI. Bom Begrebnuß. XI. Vom Satechismo. XI. Bon
gemeinen Kirchendienſten. XIV. Non ber Lehre, und bei ihrer
Abfaffung bat ohne Zweifel theils die Sächf. K.D. 1539, theils
Veit Dietrich's Agendbüchlein vorgelegen. Dee 13. Abfchnitt je=
boch, welcher die Gottesbienftorbnung enthält, nähert fich in ſei⸗
ner großen Cinfachheit mehr dem Würt Gebrauche. In
der That ift auch die Württemb. K.⸗O., ober eine ber aus
ihr entlehnten, wie die Pfälzer 1554, 15656, Baden'ſche
1556, benugt worden; benn in dem 14. Abfchnitte erfcheinen meift
bie Worte ihres erften Gap. wieder. Unter ben Belenntniffen,
„auß welchen man nicht allein ferneren bericht von der Echre vn⸗
feree Kirchen, fondern auch anweiſung vnd erflerung inn allen
ftreittigen Articin ſuchen vnd nehmen foll,” werben neben ben
alten Symbolen, ber Gonfeſſion, dem Katechismus und der Con⸗
feſſion Luthers auch die Loci Melanchthons und das Wittenberger
Examen ordinandorum genannt.
1561.
CXIV.
Rirchenordenung, in beiden Gerichten, Steurwolt, vnd Deine. Sampt dem Traw⸗ und Tauff⸗
büchlein. Leipzig. EB. 8.
Dieſe K.⸗O. iſt auf Befehl des Serzogs Abolf von
Schleswig- Holftein, der nach bem Tode feines Brubers,
des zum Biſchof von Hildesheim erwählten Herzogs Fried⸗
rih, die Aemter Steuerwolt und Peine im Pfandbeftg
hatte, durch Jo achim Mörlin verfaßt worden. Das
vorangehenbe Mandat dd. Gottorff, am tage Egidij 1561,
rechtfertigt ihre Erlaſſung ausdruͤcklich durch hen Beruf
‚ber wahl Obrigkeit, die beiden Zafeln ber ‚zehn Gebote
zu handhaben. I gleicher Wette erklärt es die Einleitung
für eine Verpflichtung der chriſtl. Obrigkeit, „nicht allein
die weltliche Regierung dermaffen (zu) beftellen, das jre
vnterthanen ein filled rufames eben füren, ond in friebe
. bey dem jhren in Ghriftl. wolfart mügen wachf[en und zu⸗
nemen, Sonbern fol furnemicch dahin trachten, Auff das
in folicher ſtiller Ruhe, die Armen vnterthanen mügen
recht aus: Gottes wort von Ghrifto unterrichtet werden,
- Damit fie in warem erfentniffe Gottes. onterweifet, gott⸗
J ſeliglich leben, vnd wenn dis muͤhſelige zeitliche leben heut
oder morgen ein ende niemet, auch zu Ewiger freude vnd
Seligkeit in Chriſto muͤgen abſcheiden, vnd dort Ewigklich
leben.“ — Die erſten beiden Abſchnitte des erſten Theils
der ſehr kurzen Ordnung ſind in Fragen und Antworten
faßt. Wir geben ſie und das Uebrige in gedraͤngtem
uszuge.
* %
Vom Amwt der Pfarberren.
Vom Beruf.
Gott hat das Pfarramt.eingefegt. Auf zweierlei Art bes
ruft er Diener in feine Erndte, unmittelbar, wie sr bie
Patriarchen, Propheten und Apoftel berufen hat, mittelbar,
wenn er eine Perfon fordert „durch die jehnigen, die in Goͤtt⸗
lichen Emptern ſitzen, vnd es von wegen, und mit tewilligung
ber gangen Gemeine zu thun haben, und nad) Gottes wort auffs
eichten, Als die Obrigkeit vnd Chriſtlichen Bifchoff, oder Super:
intendenten, denen es befohlen iſt.“ Keiner "darf: prebigen
ohne diefen Beruf: Jeder Berufene ſoll treu erfunden wer⸗
den in Lehre, Studium, Leben, Warnen und Strafen, unb im .
Gebet. .
Ben bez Bchre.
Kurze Darftellung des Luther'ſchen Lehrbegriffes.
Von den Leben der Pfarberru.
Die Pfarrer: follen mit gottſeligem Handel und Wandel
dem armen gemeinen Haufen als ein Vorbild vorgehen. Alle
follen fih des Vollſaufens, Spielens, unzüdtigen Lebens,
„vnardtlicher Handtierung als Bierſchenckens vnd dergl.,
— „ II — — ——— — — — — —— —— — —— —— — —
1568. CXV. ever’fche Airchenorduung.
gang vnd gar enthalten, auffer den Kruͤgen bleiben, und jhres
von Gott aufferlegten Ampts warten, Oder wifien, wo fie dars |
wider verbrechen, das. fie fich ſelbſt damit wircklich jhres Ampts
vnwirdig gemachet.“
Von Ceremonien, Predigen, vnd Catechtomo halten,
Die deutſchen geiftlichen Gefänge follen fleißig geuͤbt wer⸗
den. Am Sonnabend zur Vesper ſoll der Pfarrer fleißig war⸗
ten, um die Beichte derer, welche des folgendes Tages commu⸗
niciren wollen, zu hoͤren, und die mit Gottes Wort zu unter⸗
richten und zu abſolviren, ſofern ſie Buße thun und ſich nach
Gottes Wort ſchicken und halten.
Der Gottesdienſt am Sonntage iſt durchaus der Luther’ ⸗
ſchen Liturgie gemaͤß. U. a. wird auf die Bra unſchw. K.O.
ausdruͤcklich Beziehung genommen. Am Freitage fol, mit
Ausnahme ber Erndtezeit,.eine Predigt Statt finden.
Das ander flüde biefer Kirddenorbenung, was ben Zuhörern gebüren.
wil, und wie fich die balten follen.
Alle Hausväter follen die Ihrer fleißig. zur Kirche anhal⸗
ten. Jaͤhrlich ſollen Viſitationen Statt finden, in denen das
Volk, jung und alt, in der Katechiömusichre zu prüfen ift.
„Denn der Obrigkeit ſolche Veterliche forge von Bott befohlen
iſt vnd aufferlegt. Wer als denn geob und vngeſchickt erfun⸗
den wird, und fich gar zu. Gottes Wort nicht ſchicken wil, dem
wird der Pfarherr vermüge feines von Bott aufferlegten Ampts,
Joha. 20., kein Sacramenk reichen, als einen vungleubigen
Heiden, dep keiner Zauffe laſſen under der Chriſtl. Gemein zu
Gevattern fliehen, Matth. 8. nicht geflatten, das er eine Braut
zu Kirchen: leit ‘oder füre, vnd endlich wo er darüber alfo ſtir⸗
bet, nicht laſſen auff den Kirchoff under die Chriften. begraben
‘ den dritten Pfennig aus der Kirche nehmen.
235
fol’ & auch mit den Sacrament verechtern und denen fo in
offentlichen laſtern unbußfertig Leben, vnd alfo die Chriftl. Ges
meine auffs grewlichfle verergern, gehalten werben. Vnd weil
ſolch binden zu Goͤttlichem Ampt des Pfarheren gehört, vnd
ein teil der Schluͤſſel vnd Regiments —5 iſt, in ſeiner Kir⸗
chen, So wird vnſer Gnediger Herr, als sin loͤblicher Chriſtl.
vnd frommer Fuͤrſt daxuͤber halten, die Pfarhertn darbey
ſchuͤtzen vnd handhaben.“
Das Auẽeſchenken von Bier und Branntwein, ſo wie das
Umherſpazieren auf den Kirchhoͤfen waͤhrend des Gottetdienſtet
iſt bei harter Strafe verboten.
Bon ben Pfargebewen.
Jede Gemeinde baut bie Hauptgebäude, | doch darf ie dazu
Der Pfarrer
hat ſolche Gebaͤude in Bau und Beſſerung zu halten,
Die Kirchen rechnung,
Diele foll künftig vor dem Pfarrer. und dem Amtmann,
ober dem ſonſt von den fuͤrſtlichen Raͤthen dazu Verordneten
gehalten werden,
‚Die Richöfe.
gur Vermeibung von Schaͤden fuͤr die Kirche und das ge⸗
meine Gut ſol Niemandem ohne Wiſſen der Obrigkeit auf
den Kirchhoͤfen zu bauen verſtattet ſein. Das Austreiben des
Viehes auf die Kiehböfe ift bei Strafe unterfagt.
Beſchlus.
C(Dann Luthers Trau⸗ und Taufbuͤchlein. )
—* zu Leipzig durch Valentin Babſte Erben.
ADIxXI.
werden, denn das heiſt einen fuͤr einen Heiden halten, Alſo
son
xv.
ſNerdenordeninge, Wo ydt mit Ebrimiker Lere, rekinge der Sarrament, Ordination der
Dener des h. Euangelij, ordentlifen Geremonien yn den Kerden, Viſitation vnnde Scholen, Van der Eddelen vnde
Wolgebarn Maria, ‚gebaren Dochter omnde. Frechen tho Iheuer, Ruſtringen, Oftringen onnde Wangerlande ıc,
Bnderdanen ſchal geholden werden. Vpt nye corrigert vnde auerſehen, Dorch M. Petrum Rodtbart. Gedruͤcket
tho Wittemberch, dorch Laurentz Schwenck. 1562. 6 B. 4.
Eine Ucberfiäht fiber. Di bie Abfchnitte biefer K-D. giebt
Hamelmann, Opp. p. 808. Ihr liegt eine frühere, unges
drudte zum Grunde, deren bon — Hamelmann p- &06 gedacht iſt.
ei a *
' Dat erfie Stucke,
Kämliten von ber Lere, unbe wy befüluige erbentlid deu Volcke
fchal vbrgedragen werben,
Die Prediger follen fleißig predigen „uam. Goͤdeliken eni⸗
gem weſende, fampt ben dren Perfonen in ber. Godtheit. Vam
vnderſchede des Heldenſchen Joͤdeſchen vnnde Chriſtliken Ge⸗
de Mynſche lutter vmme ſunſt, vth gnaden allene, dorch den
gelouen an ˖ Iheſum Chriſtum, voͤrgeuinge ber fuͤnde erlange.
Dan guden wercken.. Effte od noch Sünde ynn den Hilligen
edder Bekerten, ynn deſſem leeuende bliuen, vnde wath ydt voͤr
Suͤnde fon. Bam Hochwerdigen Sacramente, bat- im: rechten
gebruke des Auendtmals, de mare Lyff unde bat warhafftige
Blodt vnſes Heren Ih⸗ſu Chriſti, vthgedelet vnde entfangen
werde. Dan der Kinderdoͤpe, dath de klenen Kinderken -tho
doͤpende fon... Wander Bothe edder Poͤnitentia, van der Abs
folution, ban den ſuͤnden, van der Ehtiſtliken Kkden.. Wor⸗
bedes. Ban ber Sünde. Bam Goͤdtliken ewigen Geſette. umme de Ehtiſten dem Cruͤtze vnderworpen ſynt, Van Chriſt⸗
Bam vnderſchede des Geſettes vnnde des h. Euangelij. Wo- liker ſryhen, vnnde van der Werdtliken Auericheit..
TI. 29
Landſchop, ya der vthlegginge derfuͤluigen Actieufen, de Augs⸗
hburgiſche Confeſſon., vnde heenha ke Poſtillen vnde vthleg⸗
ginge D. Martini Lutheri, vnde Philippi Melanthonis nha⸗
wolgen.” -
3 ® Bam Superintendenten.
„Bei alfe gun allen werdtliken Regimenten.. ein Höuet
auer de gemeine ſyn moth, darnha fi de anderen richten koͤn⸗
nen: Alſo ſchal od under den Deneren des h. Euangelij, ein
Superintendent, odder Vpfeher der anderen Pafloren värerdent |
fon. Dath alfo Paftoren vnnde Diaconi ynn deffem Lande,
yn erem Ampte flitich vnde getruwelick befunden. Dem geliken
ock, dat de Superintendens, de Thohoͤrer thom geboͤrliken ge⸗
horſam yegen bat Predigampt vnnde boehoͤrlike Reuerentz eren
Seelſorgeren tho erthoͤgen, mögen vormanen vnde anholden.
Deſuͤluige ſchal ock flitich vpſicht hebben, dat de Chriſtlike ge⸗
mene mit nenen ſchedliken Secten, vnde erdome beſchmittet
werde. Ddt fchöten od de anderen Paſtoren und Prediger,
erem Superkatmdenten, geboͤrllben gehotſam, In allen biffifen
bingen leiften, vnde wenn ſunderlike vnde fwwere-gebrele, ynn
Religionſaken voͤruallen, ane ſyn wethent vnde rade nichtes
vthrichten. So ock nye Prediger allhir im Lande, thom Pre⸗
digampt beropen worden, deſuͤluigen ſchal men thom erſten an
ben Superintendenten voͤrferdigen, up bat men erſten erkun⸗
ben mach, effte fe ock dar Euangelifchen lere voͤrwandt vnde ges
nochſam voͤrſtendich ſynt, dat fe od mit nenen ſundrigen Sec
ten behafft fon, be ock eres vorigen handels.., von denen de
barbuten font, genochſame tächeniffe voͤrbringen Eönnen.. So
od deſuͤluigen Nielinge noch nicht voͤrmals geprediget hadben,
ebber tho deſſem Ampte noch nicht orbinert weren, Schal de
Superintendens beneuen anderen bartho vörordenten Paftoren,
dbefüluen yn den Articulen der Chriſtliken Lere.. eramineren
vnde vörhören, vnde darnha, nha gemanheit ber Chriftliten
Kerden, mit anropinge bes Goͤdtliken Namens, omme de ga-
uen des h. Geiſtes, unde mit vplegginge der hende, dpentlid
voͤr ber gemene, ordineren, onde enen dat Predigampt beuelen.” .
In gleicher Weife follen die eraminirt und der Gemeinde com»
mendirt werden, bie aufben Univerfitäten oder anderswo ordintrt
und gelehrter Leute Zeugniffe und ihres Wandels Kundſchaft
vorbringen. Die Form ber Ordination ift die gewöhnliche
Lutherfche. Zulegt bie Beftimmung, daß den Ordinirten durch
Superintendenten und andere Paſtoren unterfchriebene
Beugniffe gegeben werben: follen.
Bam Synobo. °
.. „Schaf... od alhir im Lande, van allen Paſtoren unde
Predigeren, des Jars einmal ein Synodus geholden werben,
tho der tpdt vnde ſtede, de dem Supevintendenten, werbt; ges
ugllich fon. Dar denne be Paſtoren unde Predigere, erer ger
mene gebreke vnnde mangel mögen vpdecken, welckeren men mit
gelimpe, edder ſunſten na gelegenheit der ſaken, mit thodoende
ber Auericheit, welcke od etlike jrer Rete, zu ſolchem Spnodo
vorordnen wird, moͤgen voͤrkamen, vnnde oͤyleggen. Dar od
ſunſten ſwere vnnde ſubtile Caſus vam Eheſtande, vnde ande⸗
ven Articulen Chriſtlker lore mochten voͤrvallen, ſchal men ſick
derſuͤluigen tho der tydt, mit dem Superintendenten, vnde ans
deren voͤrordenten Nifltgtouen, bereden.
1568, GHV. Jever'ſche Minchenonbuung:. :
Jadoch ſchoͤlen alls Paſtoren vnde Prebicanten yn deffer |
Ban her Bißftation.
Viſitation fchat men: bes Jars thom weinigeften ein mal
holden, bar fi denne de Superinsendens mit hen anderen Bis
fitatoren werdt thogebrufen lathen. Datfüluige ſchal vp fobans
tydt des Jars gefchehen, be dem Superintendenten, vnde ans
deren vörordenten Perfonen gelegen, vnde tho fobanem Godt⸗
foligen were bequem ys. Wunde fchal de Viſttation yn vol
gender geflalt geholden werben, dat fe dat gantze Lande dorch
be Gementhen vnde de. Paftoren beſoͤken, ſick by enen, beider
parth gebrefn befragen unbe erfunden, effte od alle dinck,
recht unbe wol thogha im predigende, vunde anderen gebruͤck⸗
lien Geremonien. Effte de Paſtoren unde Diaconi, be reinen
unbe vnbefleckden Lere des h. Euangelij, noch vnuoruelſchet echols
den, vnnde deſuͤluigen Lere ock mit dem vthwendigen Leeuende
zieren, vnde beſtedigen. Mt ſchal ſick ock wider be erin⸗
tendens, erfunden vnnde befragen mit ſynen gehuͤlpen, vmme
deſſe nauolgende Articul yn der Viſitation. Thom erſten, effte
ock de Paſtoren vnde Diaconi van Hufs, vth dem Lande ein
tydtlanck voͤrrheiſen, vnde lathen de Gemene ane predigent
vnnde anderer Seelſorge.. Item, effte fe ock gerne vnde vaken
de Sacramenta reken, Effte ſe ock gerne tho den Krancken ghan,
dar men ſe henne voͤruordert. Item, Effte ſe ock vnder ſick
enich ſynt, vnde eren Thohoͤrern jennich boͤs Exempel geuen.
So od etlile under erer Gemene weren, die in opentliken
Suͤmden beeneden, alſe yn Ehabrock, Horerie, vntucht, woßer,
giricheit, habt, twiſt, moͤrderfchor viendſchop, deffſtai, und a.
dergl. apentliken laſteren, Deſuͤluigen Perſonen ſchal de Pa⸗
ſtor thouoren flitich vormanen thor betechtge, Wenm fe
auerft noch yn denſuͤlnigen laſteren voͤrtuoͤren, ſchoͤlen fe voͤr
be Viſitatores geudrdert werden, be daruan delibereren mogen,
wo men mit ſolcken Luͤden varen ſchoͤle. So auerſt de Sake
ſo wichtich ys, alſe dat deſuͤluigen Perſonen nene voͤrmaninge
Inden koͤnnen, vnde willen gelickwol yn den ergerliken Sünden
vortuaren, ſchal men de ſake an de Auericheit lathen gelangen,
welckeren ſolcken vthwendigen laſteren tho wehrende beualen ys.
De Superintendens auerſt, neuenſt den voͤrordenten Viſitato⸗
ren ſchal macht hebben, den Geiſtliken Perſonen, nha gelegen⸗
heit der auertredinge, eine geboͤrlike ſtraffe vptholeggen. Dar
auerſt einer van. ben Paſtoren vnde Predigeren ſuͤlueſt pn ber
Viſitation befunden worde, dat he mit ben voͤrangetoͤgeden la⸗
ſteren eins, behafftet were... denſuͤluigen werdt de Auericheit
mit thodoende vnnde rade des uperintendenten, ſynes Amp⸗
tes entſetten, vnnde ſyner beleninge endtliken berouen.. We⸗
reth ock ſake, dat men yn der Viſitation, edder ſunſten be⸗
fuͤnde, bat etlike diſſes Landes Paſtoren vnde Diaconi, yn
oͤpentliken errdom, Secten, Swarmerie leeueden, worden dar⸗
auer vam Superintendenten, eren erdom tho wedderropende,
voͤrmanet, vnde wolden doch gelikewol by erem voͤrnemende
bliuen, ynn der gemene Chriſti allerley ergerniſſe anrichten,
ſchoͤlen deſuͤluigen na genochſamer voͤrhoͤringe, dorch de Auer⸗
icheit mit thodoende des Guperintendenten, vth dem Pande
voͤrwiſet werden. In diſſer Viſttation mögen ock de Paſtoren
vnde Prediger.. antoͤgen be gebreke der Kercken, effte ethlike
ber Kerckenguͤdere, voͤrruͤcket worden. Effte men ock de Geiſt⸗
liken guͤdere thom rechten gebruke beſtadet. Effte daruan ock
des Paſtoren, des Diacont, des Schulmeſters vnde Koͤſters
Hufs, gebuwet vnde vnderholden werde. Wo od den armen
d
yn ben Doßpitalen vnde Bafthufen werdt vörgefthan... Wenn
de Vifitatio geendiget, ſchal de Superintendens mit fonen Cor
abiutoren,, de gebrefe ber Kercken, der Kerckendener unbe ber
Thehẽrer des Goͤdtliken wordes, na gelegenheit der ſake, endt⸗
wedder muͤndtlick edder ſchriffcuch der Auericheit tho eckennende
geum.”
‘ Ban den Sam ’ a
Allgemeine Vorſchriften. Die Lehrer follen von dem Su⸗
peeintendenten geprüft, bie Schulen fleißig von den Paftoren
vifitiet werden.
Ban ben sümmemeften Wirbagen,, fo yn bee b. —* «te Oſtorien
hebben, vnde neuenſt den Sondagen, gewöntlick geniret werben.
Die Feſt⸗ und Apoſteltage durchaus die gewoͤhnlichen. Mitt⸗
wochs und Fteitags In der Stadt und den größeren Kirchſpie⸗
len Wochenpredigt; in: den kleineren Katechismuspredigt zu
gelegener Zeit, ſo daß der kl. Katechtsmus Lürhers zweimai
durchgeptedigt wird.
voigen etlike Souetſtucke ber Chriſtliken Lere
Zhom erſten: Wem Sarrament ber Döpe.
..Thom erſten ſchal de Prediger ſyne Thohoͤrer, vörhemi⸗
flitich vam Predigſtole voͤrmanen, Bath fe.. frame Godtftuch⸗
tige, unbe erlike Luͤde, de yn nenn vthroendigen Suͤnben vnde
laſteren loeuen, erwehlen, de aiſe getitgen bes Ehriſtendoms |
eren Kinderen bidben: .
Mt ſchal ock den Oweren vnderricht gefcheen, Sat ſe nicht
mehr alſe dre, edder thom hogeften une, eren Kinderen cho
Vadderven Haben.
MNt ſchal ock de Paflor ſyn⸗ Catſpeloiaͤd⸗ tie börutanen,
dath ſe ere Kinderkens idtlick froe thor Döpe ſchicken, dar⸗
mede men⸗ dich Wer noͤchteren, mit ernſtliken geberden, ans
uange vnde vullenbringe. : Ra der Predige, edder funiten an
Werkätdegen,, ſchoͤlen de Vadderen fyn tuchtig vnnde fehdig
mit dem Kindeken thor Doͤpe kamen..* -
Es:folgt eine kurze Anweiſung zu einer Ernahnang, vor bee
Taufe. Die letztre for nach Luthets Form und Weiſe vbllzogen
werden. Kinder, welche die Nothtaufe empfangen ˖ haben,
ſollen mehi noch Anmal getauft, ſondern nur Inder Kirche be⸗
ſtatige werden, ſobald die Taufe recht vollzogen worden iſt.
‚Bo Seodgperdigen Sarramente vote Seren: ‚Shrift,
—2* einer allgemeinen Betrachtung uͤber das Abeudmahl
wird verordnet, daß die Prediger „Flitich on ſunderheit, einen
ren yn der Bichi⸗ vörhoͤren, vnnde fragen, effte fe ock exe
dent Geobabe wethen, effte fe ock den Gelonen, er Gebebt, vnde
de wotdt des Auendtmals wethen, barna ſchal he fe: vndereich⸗
tem, Wo: fe Fred thom Sacramente werdigen bereden Mögen, |
VBnbe Ichat-alfe deine de Paftot de Bodtuerdigen, de ere [andy
eckennen, onde Tntben ſick de leedt ſyn, ein Abfolution vch
dem Gobtuten worde ſpreken.“ Die Admoͤnition IE bie be⸗
kannte: „Myne alderleueſten under Der benile py jhundt dath
Auendtmal u. f. m.” (vergl. Mr und 8.) Dann Preis
fucivn Lanintfchh oder deutſch/ vwi⸗ auf bi —E
Ockacuntie verwleſen wird, Sanetus nach ber Predigt: Wär
tue unit), Einfegaagewoe⸗ Gemmanion ner dem Agnus
Dei, oder. Iheſus Chriſtus vnſe Heilandt, Godt fy gelauet,
Collecte, Segen.
Ban der Exrceommunication, fo dem Prebigampte thohbret.
Dewile de dachlike eruarenheit, vnnde de veluoldigen Exem⸗
pel vns auertuͤgen, dat vele de ſick Chriſten heten, vnnde noͤ⸗
| ment lathen, de dath Goͤdtlike wordt hoͤren, de Hochwerdigen
Sacramema entfangen, vnnde doch gelickwol ynn opent⸗
liken Suͤnden, ſchande vnde laſteren leeuen, alſe yn Horerye,
Ehebrock, Deuerye, Mordt, Dodfſlage, Hatt, Nidt, wokerye
vnde gyricheit, Sint ock barcuer in funderheit, unbe nicht
apenbar, vam Predigſtole thor beteringe vörmanet, vnde willen
gelikewol van eren ergerliten Sünden nicht affftan, ſchal bes
tadtfchlaget werden, wo mit der tybt eine Chriftlile Ercommus
nicatio onnde opentlißer Bann vpgerichtet werde. Demile
fe anerft noch in dem vnbodtuerdigen leenende leeuen, fthal men
fe nicht thor Döpe, noch thom Hochiverdigen Sacrameunde ſta⸗
den , anderen them ſechrecke unde thom Exempel, vade ſchal
bp der Atericheit angeholden werben, ſolc⸗ dorch ere gowat tho
ſtraffe nbe. u
Bam Eheliken ſtande.
u), Som beide, Bruͤbegam vnde Brubt, de ſick Ehe⸗
lick miteinander voͤrtruwet, vnde herna gedencken dat Ehelike
bileger tho holden, dre Sondage thouoͤren vam Prebigſtole
vorkuͤndiget werden. Am druͤdden Sondage ſchoͤlen ſe den
morgen tydtlick ſroe vnnde nochteren, mit beidet part frumbts
* thor Predig erſchinen, vnde hören Gades worbt, vnnde
lathen ſyck als denne voͤr bee gangen Gemene⸗ thoſtimende geuen..
So ydt NIE querſt chodroͤge, bat twe Pirfonen de thefas
mende gifft begerden, vnde Br thouoͤren, vam Predtgfbete dre
Sonbage nha Hnanber vorkieadiget weren.
thoſamende gifft em Hufe begerden, ſchoͤlen be Pafkoren, date
Imne voͤrſichtichlick vordtuaten, vnde wor diſpenſerent von noͤ⸗
um, {nd wol bodencken, de nichces vth date edder gunſ⸗⸗ dar⸗
inn⸗ vornemen“
Buletzt wine Widerholng des Gebots, baß de Brautlome
fräh and nuͤchtern zur Kirche komm⸗n, und die Prediter die
Teauung dis auf den andern Tag verſchleben ſoilen, wenn bie
ſelb⸗ bis auf den Abend verzögert werben falle. :
Ban ben Doben tho begrauenbe.
Die Verſtorbenen find von dem Paſtor und den Schülern
zur Erde zu befbetten, und der erflere fall babei eine Vermah⸗
nung zum Volle chun. „Dar ydt ſyck auerft thodröge. ., bat
einer cho fpnen Jaren aelamıen were, unbe be Predig, vnnde
dat ‚Sasrament. be tydt ſynes leeuendes vörachtet, ynu »
nem. Dodtbebde A a e micht begeret hedde, "al. de,
ftor ben andern Ipmen Tho Bussen n. thbom Erempel —55 —
woͤntlike Cexemonien unbe. einige, “ ve. net
ſodanes vorſtoruenen nicht Holden.
San Werbilißer ——
3
Agemeins Erimerungen ‚hber bie Stellung der weltlichen
Obrigkeit und ihren göttlichen Beruf, die Geſetze zw handha⸗
ben ‚die Abgoͤtterei, Zauberei, Ehebruch, Gottetdfiermitg
und Krherel zu ſteaſen, Geſetze zur Erhaltung der göttlichen: Be
bo zu machen u. ß w.
gonmos.
Item, dach ſe de
1568.., CXVI. Megtchurgiiihe Viſttatious⸗ Sixrilel.
CXVL |
Magdeburgifche Viſitationsartikel.
Die folgenden Artikel bildeten die Grundlage der Wif-
tation, weldhe in. ben Stiftern Magdeburg und Dalbers
ftabt im 3. 1562 auf Befehl des Erzbiſchofs Sigismund,
Markgr. von Brandenburg, Statt fand. Sie find voll:
ftändig abgebrudt bei Dreyhaupt, Beſchreibung des
Saal : Greyfes, Wh. I. &. 290 ff.
* *
%*
Bon ber Lehre.
„Hier iſt erftlich vonnöthen alle Pfarrer vnd Kirchenbies
ner duch, beyde Stifter jeden inſonderheit zu eraminiren, wie
fie die Ehriſti. Lehre verftehen, vnd ihnen ernfllichen fürzuhals
ten, daß fie bey ber reinen Lehre bes Euangelii bleiben, die
Biblia fleißig lefen, und die Pfarileute treulich lehren, nach
Erklärung ber Augſp. Confeßlon, daß fie auch alle corruptelen
und Secten, fo in der Augfp. Confeßion condenmiret, und der
zuwider feyn mögen, meiden, fliehen vnd ftraffen folken.”
Der Katechismus Luthers ſoll fleißig und gleichförmig ger
trieben, und „damit in biefen hohen Gottes Sachen nicht ein
jeder feinen Gutbünden folge,” die Wittembergiſche Agende
befolgt werden. Ä
Soll auch ben Pfarren befohlen werben die Beichtlinder
jedes infonderheit zu verhören, zu unterrichten vnd die Abfolus
tion zu ſprechen. E
Untüchtige Pfarrer find abzufegen. Nach dem Verhör der
Pfarrer find auch die Pfartleute, wenn nicht alle, doch einige,
zu verhören, „wie fle beten, die ſtuͤcke des Catechiſmi, die Zehen
Gebot, und die Articul vnſers Chriſtl. Glaubens wiffen, item
ob fie auch als Chriften fich zur Kirchen, H. Communion hals
ten, da jemand roh, ergetlic, befunden, den fallen die Viſita⸗
tores zur Beſſerung ernfllich vermahnen und dem Pfarrer ber
fehlen, daß er auf feine Schäfftein fehe, vnd die Pfarrleute zus
fagen, daß fie als Chriften ſich erzeigen, vnd ihren Seelſorger
folgen.”...
Von Eeremonien.
„An eufferlihen Ceremonien tft Gottes Ehre vnd Dienft
auch die Religion und Menſchen Troſt nicht gelegen, barf auch
Gleichfoͤrmigkeit in allen Kirchen in folchen euferlichen Weifen
nicht noth halben angerichtet werden, weil aller Orte Belegen:
beit nicht gleich, doch follen die Vifitatore® auch einfehen das
ben, baß nach dem Spruch Pauli omnia decenter et secun-
dum ordinem fiant, In KicchensAmte, in Feſten, in fingen,
lefen, Reihung der Sacramente, Hochzeits Segen, Begräb«
nis ıc. feine Ordnunge, vnd baß nicht ein jeder Pfarrer ihme
ein fonderliches mache, vneinigkeit ond Aergernuͤß aneichte, fo
fol ihnen die Agenda bauon oben gefagt, befohlen werben,
Meßgewend, Chorröde, Lichter aufs Altar, Altartücher, fingen
lateiniſch oder teutſch foll man bleiben laſſen zu halten oder
nicht, wie es einer jeden Kirche in Gebrauch iſt, daß hier mit
Enderung, Abthuung ober Auffrichtung Beine unruhe in Kir⸗
chen angerichtet werde, nad, dem Spruch Chrifti: Regnum Dei
non venit cum obseryatione, aber drgerliche, abergläubifche
Geremonien, ob die wol alt wären, fol man doch abfchuffen,
als abgöttifche Bilder, da etwan ein Cultus wäre angewandt
worden, Sacrament:Häußlein, Donftrang, Elevatio, Adoratio,
Circuitus , Kirchweihe, Tauffweihe u. dergl. Diefen Artidel
foll man nicht fegen, aber nach Gelegenheit vercichten.”
Bon ber Bocation ber KRirchenbiener.
Die Bifitatoren follen wegen der. Vocationen Ordnung
machen, und in allen Kreifen Superintendenten als Aufſeher
über Pfarrer und Kirchen beftellen.
„Wann nun eine Pfarr verlediget, fo folen die Pfarrleute
ohne Verzug dem Superintendenten und Gollatorn, der das
Jus patronatus hat, vm einen Pfarrer erfuchen, der Collator
babe jus nominandi, vnd der Superintendens zu eraminiren,
vnd ba bie Perfon tüchtig ift, zu confirmiren, doch alfo daß die
Pfarrleute erft den, fo zu ihrer Kirche fol berufen werben, hoͤ⸗
zen, und ob fie Gefallen zu ihm haben, ſich erfieren, denn mit
Gewalt wegen bes Juris patronatus foll Fein Pfarcer in bie
Kirche mit vnwillen eingedrungen werben.
Die Pfareleute follen bem beruffenen Pfarrer Fuhre aus
richten, Ihn mit den feinen und feinen Gerethe zu holen. Keim
Collator fol die Lehne thuen dem, der zum Kirchens Amt uns
tuͤchtig, ober fonft das Amt nicht inne verwalten, daß es heiſſe
beneficium propter oflicium , und da fhon jemand ein Pfars
lehn in Beſitz hätte, und die Pfarre nicht verwaltet, daß er
dauon ohne einig referuat abflehen muß.
Die Collation fol umfonft und ohne alle Anforderung ges
Thehen.. Einen Cuſtos auffn Dorffe foll der Pfarrer und die
Gemeine annehmen vnd vrlauben, wo hiermit Vneinigkeit ein-
fiele, ſoll es alsdann vor den Superintendenten gebracht
werben.
In Städten fol der Rath einen Pfarrer vociren, doch
alfo daß er von der Kirchen erft offentlich gehöret werde, vnd
etliche als die Kirchväter oder fonft verordnete aus der Gemeine
follen ihre Stimme dazu gegeben haben. Ein Superintens
dens foll von dem Gonfiftorio , foviel bie Superattendent bes
trifft, geordnet werben.
Die Diaconi in Städten follen vom Pfarrer und Rath⸗
pocket werben... Es wollen auch die Wifitatores, fo balbe die
Viſitatio im Schwang gebracht, darauf bedacht ſeyn, in- einge
ober zwey vornehmen Städten, als Magdeburg, Halle, Halber⸗
ſtadt, die Orbination oder Prieflerweihe anzurichten, weil es
vbel fichet und unbequem, daß die Ordinanden in andern frem⸗
den Fuͤrſtenthum follen gewigen werben.”
Bon ber Difciplina.
„Bu verhüten vnchriſtlich vnd ergerlich Leben, be b. Cuan⸗
gelio zugegen, will vonnöthen feyn, Erſtlich, daß die Super
intendenten auf die Pfarger in jeden Creyße gute achtung haben,
ss08. Oxvm. Pommer⸗eſche Alrchenorbuung.
daß fie ſelbſt nicht firäfftich leben, und da etwan ein Pfarrer
feyn wuͤrde, der ein Säuffer, Spieler, Vnzuͤchtiger, Haderer,
Wucherer, Jäger. oder Vogelfteller wäre, den foll der Super
intendens mit ernfte vermahnen, und ihn die Schende vnd
aͤrgerlich Leben verbieten, wo er nad) befchehener Vermahnung
fidy nicht beffeen würde, fol ber Superintendens und Amt:
mann entfegen..
Die Pfarrer follen das Volck in den Predigten und Bet
vermahnen, daß fie als Chriften leben vnd niemand Aergernis
geben, follen auch Öffentliche Sünde und Aergernüs in genere
vnd ſpecie ftraffen Ööffentlih, vnd da fie fähen vnter ihren
Pfartleuten Läfterer, Trunckenboltzen, vnzuͤchtige, oder die in
- Haß und Feindfchafft und Verachtung der Predigten und hochw.
Sacramenten bahin geben, follen fie fie fürnehmen, vnd zur
Buſſe vermahnen, da fie ſich nicht zur Beſſerung fchiden, foll
er fie zur Communton item zur Zauffe zu flehen nicht zulaffen,
und ba jemand in feinen Sünden beharren vnd barinnen ſter⸗
ben würde, foll fie dee Pfarrer nicht mit Chriftlichen Geſaͤn⸗
gen begraben, und ob man ihme den Gottes Adler nicht weigern
wolte , foll doch der Pfarrer noch die Schüler nicht mitgehen,
nicht Läuten noch fingen, Dergleichen fol gehalten werden mit
denen, fo in Todtſuͤnden ohne Befferung fterben, die fo in Voͤl⸗
lerey, im Balgen, ober ben Spielen ermordet werben, und diß
ſoll ohne Anfehen der Parfon oder Freundſchafft in Dörffern
oder Städten gleldy gehalten werben, doch wiffe der Pfarrer
bierinnen feuberlih zu fahren und zu verdammen nicht zu
ſchnelle feyn. “
In Bann dffentlic, zu erflähren ſoll Bein Pfarrer für ſich
Macht haben, fondern die Cognitio vnd Erkaͤntnuͤß, welche
durchs Conſiſtorium gefchehen muß, fol vorher ‚gehen.
In Eheſachen foll kein Pfarrer zu fprechen haben, fonbeen
bie Sachen dem Verordneten oder Conſiſtorio zuweiſen.
Ein Pfarrer foll niemand fremdes, die gelauffen kommen,
copulicen oder zufammen geben.”
Zulegt Verbot bes Zechens .ıc. unter dem Gottesdienſte,
ber Wald: und Keldarbeit an Feiertagen, bes Spazierengehens
Bon eintommen und Büthern:
Kurze Beftimmungen über die Anlegung von Regiftratior
nen über bie fländigen und accidentiellen Einkünfte der Kirchen
und Pfarreien ; über bie Burüdgabe der den Kirchen entzognen
Güter; über die Zahlung der Abgaben an die Pfarrer, bef. des
Zehnten, der entrichtet werden foll, „wie es im Selbe liegt”;
über die Erbauung und MWiederherftellung der Pfarr und Kür
fterhäufer, welche eine Pflicht der Gemeinde iſt; über die Be⸗
friedigung der Kicchhöfe und die dem Pfarrer gebührende
Grasnugung; über die Zuſammenſchlagung unzulänglich dor
tirter Pfarreien; Über die gänzliche Verſchonung der Pfarr
güter mit Schagungen ‘und andern Beſchwerden; über bie
Berpachtung der Kirchen- und Pfarrgüiter, melche nicht durch
die Collatoren, fondern durch die Altarmaͤnner, bez. die Pfar⸗
rer geſchehen ſoll, falls dieſe die Aecker nicht ſelbſt bebauen;
über die Rechnung, welche jaͤhrlich durch die Altarmdnner In
Beifein des Pfarcers der Gemeinde abgelegt werden ſoll; Über
die Unterflügung dienftunfähiger Pfarrer aus den Klöftern.
Bon Schulen, .,
In allen Städten und Flecken follen Schulen errichtet und
Schulordnungen vorgefchrieben werden. Die Schulmeifter
ernennt der Magiftrat mit Zuthun des Pfarrers und Super⸗
intendenten.
Bon geiftlichen Leben.
Das Einkommen der geiftlichen Lehen, Bruͤderſchaften,
Vicarien, Commenden fol fleißig erkundigt, und. „nicht vers
rüdt oder in.profanos usas, fondern zu Erhaltung ber Kir-
chen, Kicchenämter, Schulen, Armen Knaben, fo fludiren, ger
wendet und gebraucht” werden.
Bon Elöftern:
„In ben Gtoftern da noch die alten Mißbreuche vnd Abs.
goͤtterey wären ꝛc.
Dieſer Articul fol noch zur Beit eingeſtellt werden.’
unter ber Predigt. “ en
1563.
CXVIL..
erden ordening Im Lande tho Pomern, Dorch de Durchlüchtigen Hochgebornen Förften
vnd Herren, Heren Barnim, vnd Herrn Philipfen Hochlöfflicher gedechtnis, beide Hertogen tho Stettin Pomern
der Gafiuben und Wenden, Zörften tho Rügen, und Grauen tho Guͤtzkaw etc. Anfenglid vp dem Landage tho
Treptaw Anno MDXXXV. geſchlaten: Vnd igo ferner Dorch de Durchlüchtigen Hochgebornen Zörften und Herren,
Harn Barnim den Oldern, Heren Johan Frederichen, Herrn Bugdlaffen, Herrn Ernſt Ludwig, Herrn Barnim
ben Züngern, vnd Herrn Gafimiren, Geueddern und gebroͤder, Hertogen tho Stettin Pomern etc. vp Radt ber
Theologen vnd bewilligung ber Landſtend verniet und vermehret. Anno MDLXII. WWittemberg 1568.
Die Verf. biefer K.⸗O. find Paul von Rhode,
Georg Benebiger und Jacob Runge. Sie wurde,
er fle auf. einer Synode zu Sceifemaib von ber Geifts
J approbirt worden, und nachdem auch bi |
durch bie Landſtaͤnde geichehen war , mit ben on ben ie
v
teren vorgeſchlagenen Aenderungen auf einem allgemeinen Land⸗
tage zu Stettin (Mont. nach Laͤtare) publicirt. (Brgl. u. A.
Gramer, Pommerſch. Kirchen⸗Chronicon, S. 136, 159, 162
ff.) Nur Einzelnes entlehnt fie wörtlich aus ber alten K.⸗O.
v. 3. 1636. (Rr. LE) Dee folg. Ahbrud giebt fie vollſtaͤndig
290 BB. CHETR Peowmepiıhe Biechenortumung. .
(nur mit Ausſchiuß des die Schulen betr. Abfchnittes)
nad einem Exemplar, in welchem bie „geptreihen Sapfehler
von einer gleichzeitigen Hand corrigiet find.
*« 00%
Dat Erſte Deel,
Wan Der Lehre: |
In allen Kerden onfer Lande unde Foͤrſtendhoͤme, ſchal
Bades wort, de Lhere des Geſettes, vnde Euangelij , de Gott
de almechtige dorch fonen eingebornen Shoͤn Iheſum Chris
ſtum anedichlid apenbaret hefft, vnde in der Propheten vnde
Apoſtel fchriffte, im olden vnde nyen Zeflament vorfatet ys,
esine vnde flitich geprediget werden, in deme vorflande de in
ben Symbolis Apostolico, Niceno vnde Athanasij, vnd in
der Augsbürgifchen Konfeiston, unbe erer Apologien, unbe in
der repetition derſuͤluigen confefsion, de.tho Zrident Anno 1552.
öuergeuen, oc in dem Catechiſmo vnde bekendtnis, Doctoris
Martini Lutheri, welcker vp ein thokünfftid Goncilium Anno
1537. geftsllet, unde van den Stenden, der Augsbürgifchen
Gonfefsion vorwandten Theologen under fchreuen, vnde den inden
locis Communibus Philippi Melanthonis, unde andern böden,
de wy the ſamen in ein Volumen vor unfere Pomeriſche Kercke
druckon latın, erkleret yhs.
Dar yegen ſchoͤlen alle Papiſtiſche vnde andere affgoͤdiſche
vnde falſche Lehre, mit allen erdom vnde Secten, de der Lhere
des Euangelij tho wedderen find, in den Kercken vnſerer Lande
affgedhan, vnde vorbaden ſyn, mit bet Lhere geſtraffet, vnde de
Herten mit Gades worde, recht vnderrichtet vnde geleret werden.
Darmit ouerſt in den Kercken, diſſer Lande, mit gnade
vnde huͤlpe des hilligen Geiſtes, thokamende Secten vnde arge
lehren mögen vorhoͤdet werben, Sa hebden uns vnſe loue an⸗
dechtige vnde getruͤwen de Geiſtlicheit, Superintendenten, Pa⸗
ſtores vnde Prediger, folgende articul vnderdenichlick vnde de⸗
moͤtichlick ouuerantwerdet, vnde ſick Chriſtlick voreiniget, dat alle
lehrer vnde Prediger in diſſen Landen, aha inholt der hilligen
ſchrifft, der Symbolen, und Augſsburgiſchen Confeſeion, van
folgenden Articulen lehren vnde Predigen ſchoͤlon, Vnde erſtlick
van Gott, van Goͤttlicken weſen, vnde van den Perſonen der
Gottheit.
Dat ein einich, ewich, leuendich, almechtich Gott ſy, ſchep⸗
per aller Creaturen, de ſick mit finen worde, eine ewige Kercke
vp erden ſamlet, vnd dat in dem einigen Goͤdtlicken weſen,
ſint drey vnterſchiedene Perſonen, Godt Vader, Godt Soͤn,
Gott hillige Geiſt, glick an Goͤdtlicker maleſtet, glick ewich N-
herlich, ande techtferdich,, und barmhertich, alfe be Goͤd⸗
Tide maieſtet fit führten in der ſcheppinge, und Dana Im word,
und in der doͤpe unfes Heren Iheſu Chrifti, apenbaret hefft. }.
‚uichen Leth, alſe Paulus ſpreckt. Qaos diezit, hen 4 nenasit.
Sonderlick oͤuerſt ſchal Yan dem Hern Iheſu Ehriſto gelmet
werben, bat he Gades eingebarner Soͤn js, san dem Goͤdtlicken
weſen des Vaders gebaren, glick ewich, allmechtich, vnd her⸗
lich mit den Vader, vnde —28 er minfch, entfangen dorch
den hilligen Seite m Marien der R
de onfe erlöfinge mit fonem Dode, vnde Vperſtandinge vollen
bracht hefft. Wan Gades worde, dat im der gemeine Chrifti
geprediget wert, ſchal geleret werden, dat ydt Gades krafft ſy,
allen gloͤnigen, datſe dardorch bekeret, und falich werben, darmit
ungfruwen, vnd be elnige⸗
Midler und helland der welt uk khfige:) einige gradenſtuel,
geeſchet, geſamlet, vnd arholden, Vnd bat dardorch, alle geld⸗
ige van God dem Vader, dorch den Hilligen Geiſt, tho dem
Heren Chriſto gethagen, vnde gebracht werben, bat ock nemand
Tan tho Chriſto vad the warer erbendtnis Gades kamen, be
hoͤre denn Gades wort vnde geloͤue demfuͤluigen, vnde ſy dem⸗
ſuͤlnigen gehoarſam. Wan dem Gefette, vnd den gebaden Ga—
des, ſchoͤlen alle Prediger lehren, dat dat geſette geprediget
wart, nicht dartho, dat me doch die wercke der gebade Gades,
ſchoͤle effte koͤne den Hemmel voͤrdenen, ſalich werden, Seelen
vorlöfen, ſuͤnde betalen, ſondern dat de Suͤnde dardorch erfand,
vnd de herten tho rechter bekeringe, ruͤwe vnd erkendniſſe der
Bünde gebracht werden, Und dat Schade fo, allent wat mebber
Gades gebahe yB, nicht alleine vthwendige böfe werde, woͤrde
vnde inwendige böfe gedancken, böfe luͤſte, vnd theneigingen,
Sondern auch die boͤſe ſuͤndige art vnd natur, und de verftbe
ringe Des bilde Gades in ons, die alten minſchen nha dem falle
von Adam angebaren js. Dartho ſchal man vam Gefette the
sen, bat de Zein gebade legen die rechten güben werde, Darin be
bekerden unbe gelduigen Chriſten, vor ade wanderen , unbe
rechte fruͤchte der bothe bewyfen ſchoͤlen. Dan des Minfchen
vormögen, vnd Ereften na dem falle, ſchal geleret werden, bat
de minſche vth eigenen krefften nich fan afleggen de fünde, vnd
böfe vordoruene art in der natur, und van wegen De
dat gefette und de gebade Gades, wicht Ban Holden noch er⸗
füllen, nid) alleine vor der bekering, fümber ock nha der bekeringe,
dat be od nicht dan finde betalen, den Torne Bades flilen, de
gerechticheit vnd falicheit vordienen,, dat he od ane de gnade
Iheſu Chriftt und huͤlpe des hilligen geiftes , kein geiſtlick gub
ward. don kan, dat Babe gefellig ſy. Item, bat be minfihe
ve egenen krefften ane den hilligen Weit ſick nicht Bam te
Gade bekeren, wente wat nam fleifch gebaven wert, bat
ys fleifeh Bo: iij: SZtem’bie natürtide minſche vernimmet
nichs van Geiſte Bades j. Co. ij. Item alle gebunden vnd
bichtent des minfchlidden herten js boͤſe van jöget op. Sen: wiki.
Bud: Shriftus ſecht Io. ro. Ane my Eine ge nichs don, Vele
weniger oͤuerſt kan fick de miinfcheiwt;eigen Erefften to der
gnade bereiden, alfe de papiften de merito congrui leren, glick⸗
wol ys dit Gades vnwandelbarer wille bat de Minſche, Gabes
wort hören moth, unde dem Hilligen GEISTE de mit unde
Men Worde v6, nicht mutwillens, webderftreuen.” Alſe de
ete Chriftus oper de verſtockeden unde vorechter des Wordes
klaget, Matth. 23. Quoties uolui te, et noluisti?
Hirby fchal geleret werden, dat Gades wille ys, dat alle
Minſchen mögen ſalich werden, unbe tho erkenteniſſe ber warheit
Iheſu Cheifti kamen, un ſonderheit we dot gewifſe dat alle chvm
ecyigen lueweribe erwelet font, de Gott dorch dat Suangellum
Dat ouerſt alle. Minſchen nicht Aiſch werden, mb. Hiffe or⸗
ſake, dat ſe nicht alle den Heren Iheſum Chriſtum erkennen,
dem Euangelio nicht gehorſam ſpn, fi nicht hekeren, ſonder beni
hyutgen Geiſte wedderſtreuen, vnbe ve angebadene gaabe Iheſu
Chriſti nchwillich vorachten Darveinni⸗ Gobe be Here ſynen
Geiſt van en nimmet, vnde leth fe varen yn vorkerden ſinn,
nba exen tuͤſtten. ee.
Sonderlick ouerſt ſchal men de Gemein⸗ Chriſti viltich uns
derrichten, dat vnſe Sera Godt nicht wil die Suͤnde, vnde dat
dat Kite Iheſu Ehriſti, als mit einem Scepterlwert regieret, be nemande tho der Suͤnde drifft: noch helpet/ fondern dat bie
1508. TEVIT. Pommereſche Rinhesbrbuing
Suͤnde 96 weiber Bodt den Deren, vnſo digen werck dorch an⸗
veiging: dea Düfels, vnde bat ein yder Minſch van wegen fynet
eigen Suͤnde, bie ehm augebasen ys, vnde die he ſuluen ge⸗
dan hefft, vordoͤmet wert. Dewyle ouerft dat Godtloſe weſent
bie ſekerheit, vnde Epienriſche vovrachtinge des Goͤbtliken Wor⸗
des, vnde der Satrament gruwlicken auerhand nimmet, vnde
alle Godtſelicheit yn den Minſchen vorkuldet, ſchoͤten bie Pa⸗
ſtores vude Prediger, alte Minſchen vlitich unde ernfltic tho
bee Bothe vnde tho der fruͤchte Babes vormanen, dat fie biffe
Guadentodt nicht vorachten noch vorſunten, ſondern gedoncken
dat die Knecht die bes Heren willen weet, vnde beit en nicht,
werdt dubbelt geſchlagen werben, vnde bat ydt beter wre, bat
fe den wech des Leeuendes, und die GOnado Chriſti niewerle er⸗
kandt hedden.
Ban ber rechtferdinge bes botferdigen Suͤnders dorch den
gelonen ſchal geleret werden, dat alle vnde ein yder Suͤnder, pn
vechter bothe vnde befsringe vor Gade gerecht werbe unbe ge⸗
recht y6, dat ys, vorgeuinge ber Suͤnde hefft, veh gnaden, ahne
eigen vordienſt, vmme bes Mibdelers Iheſu Ehriſti willen, als
leine barch den gelouen, alſe be thofage des Suangelit leret,
vnde bat he nicht gerecht werde, noch vor, Gade gerecht ys, dorch
eigene framicheit, ynwendige hyllicheit edder eigene gude wercke,
alſe dat Gefette lehret.
DE nicht dorch bis ynwanende weſentlike gerochticheit de
Gott ſulueſt 96, ſondern allein dorch den Dodt, Bludt, vordienft
vnde gehorſam Ihefu Chriſti, die vnd yn der bekeringe vth gnaden
thogerekent vnde thogeeigent, vnde allein dorch den gelouen ent⸗
fangen vnde applicieret werdt.
Hoyrby ouerſt ſchal allewege geleret werden, bat bie gaue
des hilligen Geiſtes, mit vnde by der gerechticheit vnde vor⸗
geninge der Sünde ys. Dorch welckeren Godt de Vader vnd⸗
fyn eingebarme Son, vnſe Here Chriſtus ynn der gelduigen
herten wonst, yegenwerdich unde krefftich yo, thom leenende,
dat wy mit ens eins fondt, yn em blinen, vnde wearbafftige
froube, frede vnde nigeware hillicheit unde gerechticheit ym hyl⸗
ligen Geiſte, mit reiner froͤticher Conſcientien halben. Welckere
Goͤdtlicke vmwaning, jegenwerdicheit vnde vorniering, des hilli⸗
gen Geiſtes, wowol ydt yn ben Geloͤuigen eine edle grote gaue
ys, ſo ys ſe doch nicht die gerechtigkeit des gelouens, darmit wy
armen fünder yn Gades Gerichte beſtan. So ys ock de vor⸗
nieringe der herten nicht vullenkamen, ſondern mit mannich⸗
foldiger vnreinicheit vormenget, darume ys vnſe Gerechticheit
vor Gabe, nicht die jnwanende Godtheit, noch die gaue vnde
vorniering des hylligen Geiſtes, Sondern allein die gehorfam
des einigen Sons. Bades Ihefr Ehriftt, alfe &. Paulus apen⸗
bar: fpeeddst: Vaius obedientia iustiicamur multi. Bande ©.
: Totius fidueiae certitudo nobis est in precioso
szugnine Domini mpetri Iesu Christi, etc.
Dan der Dope fchal geleret werben, bat me be jungen
Kinder ſchal dopen, unbe dorch die Dope the vnſom Heren
Chriſto bringen, unbe dat bie Dope ſy wathafftig, ein Badt
der Wobbergsbert, vde vernleringe· Des Miligen Geiſtes, Bars
banıky up yn dem dodt, vnde ym de gnade Ihefu Chriſti geſte⸗
ten, mit dem Blode Iheſu Chriſti gewaſchen, vnde mit dem
hiiigen · Weiſt⸗ offt vnde angetagen werden.
begauet, ged
Hortho ſchal vlitich gedreuen, ben Luͤden vorgeholden vnde
erinnert merden die ſcucht der Done, bat fie ben Chriſten y6
335
din vorbundt dee gnaden, unbe einer guden Conſcientien, van
Gaboe dorch die vperſtandinge Iheſu Ehrifit. ride beduͤdet,
bat yn allen bie gedofft findt, ſtedes ſchal folgen, die ddinge
des flefches ende des olden Minfchen, dat ys, rechte bekeringe
vor Bade, vnde ein nye Bobtfalich leeuendt, dorch die grade
vnde Geiſt Iheſu Chriftt.
Ban dem Saeramente des Altars, ſchal eindrechtig geleret
werden, dat me yn des Heren Auentmahl entfange den wahren
Lyff vnde Wlodt vnſes Heren Iheſu Chriſti, under dem Brode
vnde Wine, vnde dat die Here Chriſtus ym Sacramente yegen⸗
werdich ſy, nit allen mit ſyner gnaden, Geiſt unbe krafft,
ſondern warhafftich mit ſynem kyff vnde Blode. Als die Wordt
des Heren Chriſti luden, Dat yo myn Lyff, Dath ve myn
Bloth, welckere die Geloͤuigen entfangen thom Leuende, vnde
die vnwerdigen vnde vnbothferdigen thom Gerichte, Sonderlick
ouerſt ſchal die frucht vnde bruck des Hochwerdigen Sacra⸗
ments vlitich gedreuen, vnde dar entyegen de vorachtinge vnde
vorfämenis des Sacraments by vnſen Euangeliſchen, od
oe falſche Lehre, affgoͤderie vnde gruwlicke misbruke der Papi⸗
ſten, de fe mit dem Hochwerdigen Saerament nha Hoeidni⸗
ſcher Affgoͤberie, art vnde wyſe driuen, ſampt der erdichteden
Tranfubſtantiation, van den Predigern mit der Lhere ernſtlick
geſtrafft werden.
Van guden Wercken, die yn allen Chriſten den Gelonen,
de Dope, vnde gebruck der Sacramente folgen mothen, ſcholen
die Prediger lheren, dat gude Wercke, alſe fruchte des Gelouens
vnde der Bothe yn allen Chriften, yn vnde nha Der bekering⸗
noͤdich ſyndt, dat ock keiner ein Chriſten ſy, noch ſich des ge⸗
louens vnde der gnade vnſes Heren Chriſti rhuͤmen koͤne, de
muthwillens, gerne efft öffentlich pn ſunden ſtecket vnd vecham
ret, wedder ſyn eigen geweten. Wowol ouerſt die guden wercke
ynn allen Chriſten van wegen veeler orſaken noͤdich ſind, vnde
die gantze gemeine tho guben wercken mit allem ernſt vormanet
werdt: Dennoch willen die Prediger ynn vnſen Landen diſſe rode
‚ nicht gebruken: Bona opera sunt necessaria ad salutem. Wente
be felicheit, dat ys, gnabe by Babe vnde dat etwige leuendt,
hefft uns allene de Here Chriſtus ertvoruen, vnde werdt dem ges
loͤuigen vth gnabenn ummefäfs allene vmb des midlers Iheſu
CEhriſti willen gegeuen. Dartcho ſindt vnſe guben werde nicht
vullenkamen, ſondern vnrein mit veelen fuͤnden vormenget,
die doch yn den geloͤuigen dorch den Heren Chriſtum bedecket
werden, unbe alfo vor Gade dem Heren angeneme, vnde wolge⸗
fellich. Hirby ſchal me bie gemene vlytich vnderrichten vnde
lehren vom den orſaken, Cur bona opera facienda sint: vnde
darmit ber wiltheit defto mehr geweret werde, vnde Chriſtlicke
herten mehr luſt vnde vlith tho guden werden geminnen, fo
fhölen die Prediger vlltich deinen unde Chriſtlick erkleren bie
promissiones de praemijs bonorum operum, wie geſchreuen
fett 1. Timo: 4. Pietas habet promissionem praesentis et
füturee vitae.
Ban der Chriſtiſken Kerken ſchal geleret werden, bat bie
Kercke bes Seren Chrifti nicht fu der Papiften hupe, die Bades
wort vorloͤchnet vnde vorfolget mit loͤgen, falfcher Ichre, vnde
mordt, Vnde dryffe oͤffentuke Affgoͤderde, ſchreckliche gruͤwel
vnde Duͤfels lehren. Dat ock des Heren Chriſti Kercke nicht
fd andere Secten, die oͤffentlick falſche lhere wedder Gades wort
deinem vnde beholden. Soͤndern allein bie vorſamlinge bie
lehret, unde befennet, vnde bie Sacramente gang vnde zecht,
alfe fe de Here Chriſtus yngefettet hefft, gebruket, ane alle
Affgöderye unbe falfche lehre, fo wedder bie lehre des Deren
Chriſti ys, vnde de ſich dem hylligen Predigampt mit gehorſam
vnderwerpet.
Van woltliker Quericheit ſchal gelehret werben, dat Regi⸗
mente vnde Gerichte, Gades ordninga ſy, vnde dat ein veder
Chriſt ſyner Quericheit, der wuͤnderliken euen ſo wol alſe der
framen, ſchoͤlen gehorſam fon, ere fruͤchte, toll vnde ſchot ge⸗
ven, nicht alleine vmb vormidinge der ſtraffe (welckes ock die
boͤſen don) ſoͤnder vmme der Conſcientien willen, dat Godt
ſoͤlkes gebaden hefft, alſe S. Paulus lehret tho den Römern
am 13 Capittel. Hirbp ſchal ock alle Chriſtlike Duericheit vn⸗
detrichtet vnde ermanet werden, dat ſe de Regel Chriſti holde:
Geuet dem Keyſer wat des Keyſers ys, vnde Gade wat Gades
ys, Dat fe die vnderthanen nic) dwinge tho falſcher Lhere wed⸗
der Gott, noch ſuͤſs tho vngeboͤhr beſchwere, bat Kerckenregiment
nicht vnderdruͤcke, edder eres gefallens Reformire, Soͤnder dat
Predigampt ehre, beſcherme vnde vorſorge, alſe ym Propheten
Eſaia geſchreuen ſteit, Reges erunt nutritores tai. Wenn
ouerſt die Quericheit ychtes wat gebuͤth effte dryft, dat wedder
Gades wort vnde dat Predigampt ys, moͤten die Chriſten pn
bes fruchte Bades der Apoſtel Regel folgen Oportet Deo ma-
gis obedire quam hominibus.
Ban Ceremonien vnde middeldingen ſchal geleret werben,
dath Chriſtlicke nutte Ceremonien yn der Chriftliden Gemeine
fin ſcholen, de tho guder Ordeninge, tho eindracht, tho erynne⸗
ring van der Lhers, vnde tho erbuwinge ber Kercken denen.
Alſe Paulus ſecht, Omnia decenter et ordine facite. Alſo
ſind in diſſer Kerckenordeninge vnde in der Agenda Chriſtlike
fine, vnde nuͤtte Ceremonien vorordent, de mit den Saffifcyen
Ehriftliten Kerden auer einkamen, unde by vns Chriſtlick vnde
eindrechtichlich geholden werden. Gelikwol werden dieſuͤluen
alſo gebruket, dat die Conſcientien nicht daran gebunden, vnde
kene opinio meriti aut iuatitiae coram Deo darin geſtellet wert.
Vnde wowol die Chriſtlike Kercke nicht an gelickfoͤrmige
Ceremonien, ſondern an Gades wort ynde an die Sacrament
gebunden if, fo gebeden wy dennoch menniglid‘, fo in onfen
Landen filto Kerckenemptern wil gebruken laten, hirmit ernft-
lick dat be fi zanck teenninge vunenicheit, unde ergernis, by
dem fimpeln einfaldigen Manne, tho vermiben unbe vorthoka⸗
mende, od in den Ceremonien vnde middeldingen, de in diſſer
unfer Kercken ordeninge vnd in der agenden gefettet, dorch vth
gelikförmig vecholden. Vnd by vermidinge vnnachlatiger
ſtraffe, keine nigeringe, effte anderinge, ahne unfern gemeinen
einhelligen beſchiut, fo mit radt des General Synedi gefchutt,
unfören edder malen fchole. Darmit ungelicheit vnd argelike
vorendering, ſonderlick tho diſſer gefehrliken tydt, yn den Ker⸗
cken vnſer Foͤrſtendohme vorhoͤdet, vnde Chriſtlicke einicheit ge⸗
fordert vnde vortgeſettet werde, deme wy ſind der vntwiffent⸗
der thouorſicht, Nach dem Gott nicht iſt ein Gon der vnor⸗
deninge, ſondern des fredes, unbe mil dat alles ordentlick und
ehrlick tho gahe, Idt fo ſyner ewigen Goͤttucken Waieſtet ein:
wolgefellich werd, dat: in. den Kercken, to. vorberinge rechter
Chriſtliker tucht onde duinge nuͤttück⸗ orbeninge eindrechtichlick
(de doch nicht wedder bat Goͤttlicke allene ſahlichmakende wort
1363.: GET. Kommenkige Kircheordcng.
Gades wort; bat Gefette vnde Euangelium Iuster unbe reine.
fint) vorgenemen vnde geholben werden. Duerſt alle vnchriſt⸗
lite Papififche Geremonien vnde unnöbige fpertakel die val⸗
ſchen whan, unde Affgoͤderie beftebigen, die ſchwaken Chriften er⸗
gern, de des volckes vnde der Prediger Conſcientien bedroͤuen,
vnde truwen Paſtoren ere ampt thouorlaten, orſake geuen,
ſcholen in der Kercken vnſer lande nicht geduldet, noch den
Wedderſakern thowillen in nenen wege angenamen werden.
Diffe unde andere Artidul der Chriſtliken Ichre, fchölen yn
den Kercken vnſerer Lande, rein vnde vlitich geleret unbe mehr
erkleret werden, yn dem vorftande, darin fle hen vnde wedder
van Doctore Martino Luthero yn ſynen Schrifften, unde van
Philippo Melanthone, yn den Locis Gommunibus, vnde yn
der Apologien der Augsburgiſchen Confeſsion vthgelecht vnde
vorfatet ſint, darup die Pomerſchen Kercken ſick referiren vnde
tho merer beclaration erbeden.
Vnde diewile dorch den Ehrwerdigen Philppum Melan⸗
thonem die vornemeſten Articul vnſer waren Chriſtlicken lhere
des Euangelij mit rhat Martini Lutheri ſeligen, vnde anderer
vornemen Theologen yn etlick Bäder gang richtich, Godtfalich
und Chriſtlick begrepen vnde vorfatet, od allrede thouoͤrne zur
ein Bock ſampt den Catechiſmis vnde Confefsion Lutheri, vp
vnſern beuel vnde vorordeninge, thoſamende gedrucket font.
Willen ordenen vnde gebeden Wy hirmit, dat yn einer yes
dern Parrkercken pn vnſen Landen, yn Steben efft Doͤrpern,
vorgedacht Bock, welckes wy, mo ytzt beruͤret, yn Pamerſche
Sprake, beide tho ende diſſer ordeninge, od ſunſten enzel druͤ⸗
cken laten, ſcholen gekofft, vnde vorwaret, vnde van den Ker⸗
ckendenern vlitich geleſen werden. Wor ock dat vormoͤgen, ſon⸗
derlick yn Steden by den Kercken ys, ſcholen van den Vorſten⸗
dern die Tomi edder Boͤcker Lutheri, van der Kercken ynkamen
gekofft, vnde neuenſt der Biblien vnde andern Boͤkern, die altede
yn den Parren vorhauden ſyn, by den Kercken wol vorwharet,
vnde den Kerckendenern darin tho ſtudieren geſtadet werden.
Darmit ouerſt reine. eindrechtige Lhere erholden werde,
ſcholen alle Paſtores, Prediger vnde Lherer, yn diſſen Kercken,
alle frombde opiniones vnde gezenck vormiden, vnde die Super⸗
intendenten vp die Kercken vlitich acht geuen, vnde die gewon⸗
licken particular Synodos yn yederer Stadt vnde ord holden,
Alſe herna van den Synodis ſchal geſecht werben.
Idt ſchal od niemand etwes niges pn der Lhere edder Ges
remonien diſſer vnſer ordeninge tho webddern, bosch ſonderlicke
gedancken effte apenbaringen, noch: ſunſten heruoͤr bringen, vnde
dar he bat dede, vnde ſich vordechtich makede, ſcholen bie neg⸗
ſten Parren deſuluen dem Superintendenten antogen, vnde heb⸗
ben wy disfals ferner uth egener bewechniſſe ock vp vnderde⸗
nige anſokinge vnſer Landſchop geſchlaten; wo‘ kundt unbe
apenbar, dat: des jenigen, fo nygeringe reget, [pn vornemen
wedder Gades Wordt onde differunfe Ordninge, dat als denn,
wen hie dorch de Superintendenten vnde Paflotes , edbder gans
gem Synodum, wo folget, errich befunden, vnde Up worgande
nottrofftige ermaninga van finer meininge micht: wiken, Sons
dern yn fonem vornemen halsſtarrig bekarteniwll,ides Landes
vnnalatich ſchole vorwyſet, vnde dar zu ehe: aenen tyden geftabet
ehder geduldet werden. . 1 1, °._.
Mehre ouerft: toluelhafftig, efft dat yeuige do Gebachte,
on der Lhere edder Seremanten anthofangen, wedder bie Godt⸗
lich Cuangeliſche rechte Lhere, edder diſſe vnfe Kercken Ordeninge
1508. CXva. Pommerrfihe Kircheuordunug ·
So ſcholen die Superintendenten by vns Zürften eins yeden
orbes. anrogen, bat wy geftaden derhaluen einen General Syn⸗
odum tho Holden, dartho wy od vnſen Vederlicken gnebigen
willen veder tibt geuen, vnde vnſe anfehenlide rede van Haus
vnde Lande, fampt etlicken vornemen Rats Perfonen vth den
Steden vorordenen vnde ſchicken willen, neuenft vnde mit den
Theologen, Superintendenten unde Predigern den vorgefallenen
twifel vnde wat mehr proponirt werbt, mit vlite tho erwegen,
vnde nha Bades worbe unbe guden grunde, mit vnſem vorwe⸗
ten Chriſtlick vnde Gotſelichlick tho entfcheiden, Darby ydt od
eindrechtig ſchal bliuen vnde gelaten, od? bie halftarrigen, fo ſick
beme mebderfetten willen, ynn vnſen Landen nicht geduldet
werden, Alles Bott deme Heren to ehren, od vorberff ewiger
vnde tidtlider rouwe und wolfart to vormiden.
Idt ſcholen oc vnſe Amptlüde, dergeliten die Patronen und
Nadt un Steben, Beinen Kerckendener, bie nicht ordenicet, ebder
Beinen frombden unbelanden, die nicht eraminiret ys, edber mit
Papiſterie, Secten, falfcher lehre vnde vnordeninge behenget
iſt, effte nha der vormaninge wedder diſſe Kercken ordeninge
handelt, bauen erynneringe vnde vorordeninge des Superinten⸗
denten, ehme tho weddern, nicht vpholden edder beſchermen,
Sondern veel mehr reine Lhere vnde gemeine Chriſtlicke orde⸗
ninge handthauen vnde vortſetten, wo hernha an ſynem orde
van dem allen wedder vnderſcheidlich gemeldet ys, etc.
Dat Under Deel vam Prebigampt unbe Prebigen.
Dath Prebigampt ys ein hillich vnde hoch ampt, dar Gas
des ehre, dat ryke unfes Deren Chrifli vp Erden, vnde ber
Minfhen Seelen falicheit anhenget, darborch wy armen füns
bige Minſchen vth ber gewalt des Duͤuels, tho unfem Heren
Iheſu Chrifto gefoͤret unde gebracht werden, welckere de Einge⸗
barne Söne Gades fülueft hefft geftifftet, vnde erfimal anges
fangen vnde geföret, vnde dorch die Propheten, Apoftel unde
exe Juͤnger erholden, by dem he noch fülueft vegenmwerbich ys,
yn der Chriftliden Gemeine vnde yn den herten der Thohörer.
Daruͤmme fcholen Paftores vnde Prediger, Godtfrüchtige, ges
lerde, ehrlide, frame mennet fon, yn Gades Worde vorfien-
dich, die ehrer Lhere gewiſſe vnde geweldich ſynt, Alſo dat ſie
recht lheren, vnde deme Wedderſaker wedderſprecken koͤnen, vnde
dat fe yn erem Ampte ein Chriſtlick Godtſalich leeuendt foͤren,
vnde ein Vorbilde ſyn der gantzen gemeine. Alſe S. Paulus
Der yn dem 1. Zimoth: am 3. Gapitel, onde tho Tito am
en.
Sonderlick ſcholen die Kerckendener vnſtrafflick, nüchtern,
metich, ſedich, nicht haderiſch, nicht hoferdich, nicht girich, nicht
betiſch, ſunder fruͤndlick, guͤdich, tuͤchtich, fredſam, vnde nene
fullenſuͤpers fon. Ock alle argerlicke geferlicke geſelſchop vp dem
Lande vnde yn Steden, ſonderlick yn Bierkroͤgen, vormiden
fulueſt nene bier kroge holden, noch hanteringe, ſo ehrem ſtande
vngemethe, edder yaget dryuen, vnde ſcholen ſick hoͤden vor has
der vnde Tumult, daruth floͤken, ſchelden, ſchlege, wunden,
vnde dergelicken vnrath vnde ergernis erfolgen. Sie ſcholen
ehtlike kledinge, erem ſtande gemete, dragen, yn erem handel
vnde wandel alle lichtferdicheit myden. Gentzlich ouerſt ſcho⸗
len fie ſick yn frommeden ſaken, des Procurirens yn Gerich⸗
ten, vnde gefehrlicke drouwbrieffe tho ſchriuen, by entſettinge bes
Amptes, entholden.
⸗
o—————— EEE — r—— — — ——— — — — Dr — —————————————————
Sonſt ſcholen alle fryheit, Immunitet vnde begnadingen
den Parherrn vnde Kerckendenern, ſo Chriſtlichs handels vnde
wandels hyrmit beſtediget ſyn, vnde ſie worin tho vorkorten,
edder tho beledigen mit nichte geſtadet werden. Idt ſchal ock
nen Prediger, Caplan edder Scholmeſter, noch Kercken Diener,
angenamen, edder tho dienſte befordert werden, he bringe denn
tuͤchniſſe edder orkunt fines-vorigen handels vnde wandels, unbe
dat he mit willen van dem orde, dar he tho voͤrne gedient, ed⸗
der ſick entholden, affgeſcheiden ſy.
Darmit ouerſt geſchickte duͤchtige Menner mogen vorordent
werden, vnde by den Kercken blyuen, ſcholen die Patronen vnde
Quericheit ahn jederm orde alle Geiſtlike Kercken guͤder, Des
uinge, Eckere, vnde allent wat van olders by der Kercken ges
wefen ys, by den Parkerken lathen, vnde mit vlite webderbringen
wat ber Kercken enttagen ys. Defüluigen güder mit ben Gas
des Düfern vnde wedemen nicht allene truwlick conferuiren,
Sondern od vormöge differ Kercken Ordeninge, wo ydt van⸗
nöden 98, van dem eren, alfe ere Voröldern geban hebben, bes
teren , edder mit vlite helpen, bat die vnderholdinge ber Prebis
ger van den Gafpellüben, ben fie mit Gades Worde dienen,
vorbetert werde. Gelick alfe bithfuluige hiruoͤr vp dem Lande
tage tho Stettin Anno etc. 96. vp Letare, von vns Hertog
Barnim, vnde Hochgedachten unfern feligen fruͤndlicken lieuen
Veddern, werlandt Herrn Phitipfen, tho Stettin Pomern
Hertogen, etc. vnde allen Stenden befchlaten unde angenamen
ys. Alles dem Deren Chrifto tho eren, vnde bat die Chriftlike
wahre Religion vnde here des Hilligen Euangelij, mit dem hils
ligen Predigampt yn diffen Landen, by uns vnde vnſen Nha⸗
tömlingen fo viele mehr erholden werbe.
Desgeliten fcholen die Prediger alfe diener vnſers Deren
Iheſu Chrifti, die uns den wech bed Leeuendes unbe rechte ers
kendnis Gades verfündigen, dat Volck unde Kinder mit Gades
Morde vnderrichten, unbe tho aller ehr unde gehorfam vormas
nen, gemenen frede mit dem Worde flerdden, unde vprhor vors
hindern. Ock dagelid mit der gangen Chriftliden gemeine vor
die Ouericheit bidden, wedderumme van der Duericheit unbe
Vnderdanen, yn allen ehren leeff unbe werth geholden werden.
Alſe S. Paulus Iheret: Die Dldeften die ym Worde arbeiben,
ſynd bübbelder ehren werdt, j. Timo: 6.
Idt fcholen od die Parheren in Dörpern vnde Steben van
den Patronen vnde allen die Godt yn den Standt der Oueris
cheit gefettet, fo wol als van gemenen Gafpel lüden, ehrlich wie
Diener Gades erkandt vnde geholden, vnde mit dienflen edder
nigeringen nicht befchtweret noch beladen werben. - Sonder ever
fryheit unde immunitet, ahne afbrock geneten, doch od wedder⸗
umme dat yenige don vnde leiſten, wat fie ſculdich.
Dewile ock vele vnrichticheit, daruth her fluͤtt, dat die Pre⸗
dicanten vnde Kerckendiener ehres gefallens, ahne erhefflike or⸗
ſacken, die Kercken vorlathen, ock tho tyden dorch die Patronen
efft Radt vnde Stedten, ahne billiche orſacken affgeſtott werden.
So ſchal kuͤnfftich ane vorweten des Superintendenten vnde
genugſamen orſaken ber keins geſchehen, wa hernhamals yn
diſſer Kercken Ordeninge an ſynem orde ferner gemeldet werdt.
Wo vele Prediger ahn vederm ort ſyn ſchölen.
Vp einer yedern Parre ſchal ein Parher ſyn, bie dat Wordt
Gades ſuͤlueſt predigen koͤne, vnde die Kercke wethe tho rege⸗
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ven, de fülue fchal by ſick hebben, yn Steven einen, twe, ebber
> fo ydt vannoͤden 98, drie Prediger, de eme Gades Wort vlytich
belpen predigen, die Sacramenta vorreden, dat Vold recht vn⸗
derwyſen, mit Lehre, ftraff, trofte unde ermaninge, die krancken
fo yn noͤden liggen, vlitich vnde vnwegerlich, ahne vorwiſent,
wegen ehres Amptes, vnde vth Chriſtlicker leue beſoͤken, vnde
ſonderlick ſehen vp die rechten wharen atmen bes Deren Chriſti
yn Hoſpitalen vnde armen Huͤſern, dat ſie getroſtet vnde vor⸗
ſorget werden, Alſe die hillige Paulus bekent, dat em die ſorge
der Armen van allen Apoſtolen befahlen ys, Gal: 2
De Paftor [hal mit ſynen Coadiutoribus, alfe mit [onen
Brüderen vmmeghan, nha der Regel Chrifti, Wol die grötefte
v6 fy der andern Diener, en heipen nha allem vormögen, fie
lehren, onderrichten, vormanen, yn aller leeue, mit fachemddi-
heit. Die Coadiutores fhöten ſick nicht webber die Paſtores
erheuen, Sm Caſpel nene twebracht maken, noch anhangk wed⸗
der den Paſtoren, ſondern em yn demut alſe eren Oldeſten yn
ehren holden, em ym Kercken Regiment gehorſam ſyn, vnde
ere Ampt, vlitich waren vnde vthrichten, vnde alle Sonauende
ſick mit dem Paſtore vorgelicken, wo ydt yn der folgenden wecken
auer yn der Kercken ſchal geholden werden.
Desgeliken ſchal ock mit den Schuldienern vnde andern
Kerckenperſonen geſchehen, vnde ſo vnwille vnde hader twi⸗
ſchen ſie entſtuͤnde, ſchal die Paſtor ſollckes erſten fruͤndlick
vnde broderlick thouordragen ſick beuliten.
Wo ouerſt ſolckes vnfruchtbar iſt, ſchal die ſake nicht van
em vp den Predigſtoll, noch vor den Rath, efft ander werltlicke
Perſonen gebracht. Sondern erſtmal deme Superintendenten
‚ angetoget werden. Alſe Sanctus Paulus lehret am 1. Corinth: 6.
Wo ock die Prediger mit Priuat Perſonen, edder ſonſt ye⸗
mande yn vnguͤde tho donde hedden, ſcholen ſie ere ſchelinge
vnde gebreken nicht vp die Cantzel bringen, noch ſick ſuͤlueſt vin⸗
diciren edder rechtfertigen, ſonder die ſake an geborenden orden
vormelben, vnde forderlicken beſcheidt erlangen. Darnha fick
die Kerckendiener ſo wol alſe ſyn wedder deel tho richten.
In allem ouerſt, ſcholen Parhern vnde Prediger yn Gades
fruchte, ehre hyllige Ampt, alſe Sanctus Paulus vaken beuelet,
Non ad destructionem sed ad aedificationem Ecclesiae gebrus
den, alle vnnodige bittering vormiden, falfche Ichre, Sünde
vnnd laſter vederlick mit hilligenn yuer thor betteringe ſtraffen,
vnde mit geoten flite Holden vnitatem Spiritus in uinculo pacis,
Vp den Dörpern. '
Vp einem yedern Dörpe ſchal ein Parher fon, be bar hebbe
einen gefhidleden unde befcheidenen Cofter, wor de Parren grodt
vnde vormögen fin, were gubt, bat van des Paftoris heuinge
etwes tho der Göfterie gelecht, unde ein Gappelan, fo ferne ydt
noͤdich, vnd dat vormoͤgen der Kercken vorhanden, geholden
wuͤrde, deſegeliken kan em od Acker van den Wedemhouen,
efft Gadeshuſsacker, dorch die Viſitation tho geordent werden,
mit einer bequemen wanige, Id ſchoͤlen oͤuerſt die Paſtores ſick
des unmödigen langen vthreiſendes entholden, dat Gafpel nicht
alleine dem Gappellane befehlen,, fondern am billigen dage, wo
nicht unummegendlide nodſaken fint, füluen prebigen, vnde dat
Kercken regimente, im gangen Eafpet drdentli vnde ehrlick hol⸗
ben, unde andern mit güben Eyempeln vorghan.
Wo ouerſt ein Parcher nha gelegenheit van einer Parce
1568. CXvaz, Pouumertche Birchensrhunug.
fi ck nicht koͤnde vnderholden, edber vngelegen were, vels Kercken
einem Parher tho vorſorgen, ſchal ydt tho der Viſitation, effte
im fall ſick an einem orde dieſuͤlue etwes erſtreckede, tho der
Superintendenten, Patronen vnde Duericheit ſamptlichen bes
dencken, vnde gefallen ſtan, effte mehr Kercken einem Paſtori
koͤnen beuhalen werden.
Hiemit ſchal kuͤmpſtich affgedhan fon, be vorhuͤringe der
Parren, dat de Patronen, effte andere weltlick Perſonen, de
ſuͤlueſt nicht predigen, ock nicht Preſter werden willen, de We⸗
demen vnde Caſpel heuinge ahne arbeit beſitten, edder de We⸗
demen den Buren indhon, vnde erfflick vorkoͤpen, vnde vor ſick
einen armen Prediger thom Cappellan holden, deme fe geuen
wat fe willen, vnde fo etliche wheren, be der geftalt Parren bes
fitten, mit dem ſchal thor Vifitation nha gelegenheit gehandelt
werben, bat fe befüluen afftreden, vnde bem rechten Paſtor ins
ruͤmen mögen, wente be arbeiber js jo ſynes lons wert, Et qui
non laborat, non manducet etc. Duerſt kuͤnfftich fchölen die
Parren vnde Pargüder, bie ampt vnde arbeit by ſick hebben,
an einen jedern orde mit allen eigendhom vnde freiheit, ybt fp
Heuinge, Ader edder Holt, by dem parampt bliuen, und ne
mands, al& der füluen dat ampt vorwalden fan vnde wil, con«
feriret, ock wat van den Kerdiengüdern vorlamen, wedder dar⸗
tho gebracht werden, als hernachmals by dem Articul der Vi⸗
ſitation wedder gemeldet.
Wo vele Predigen am billigen Dage geſchehen ſcholen ete.
An Steden ſchoͤlen des hilligen dages allewege dre Sermone
geſchehen, de Catechiſmus, bat Euangelium vmme achten, Vnde
de Epiſtel, dar vele Parrkercken ſint, vnde mehr predigen ge⸗
ſchehen koͤnen, kan wat vth der Schrifft, edder hiſtorien pro
tempore, effte ſuͤſs ein noͤdich gelegen tert geprediget werden,
als „dt de Superintendens nha gelegenheit eines yedern ordes
vorordenen wert.
Vp ben Doͤrpen ſchal dat Euangelium vor Middage gepre⸗
diget, vnde ein ſtuͤcke vth dem Catechiſmo van dem Coͤſter, nha
der Epiſtel fin duͤtlick vorgeleſen werden, nha middage ſchal de
Paſtor den Catechiſmum predigen, vnde mit dem Volcke etlicke
Pſalmen ſingen, wo hernha vnder dem Titul, vam Catechiſmo
ferner gemeldet werdt.
Prebigen bed werdeldaget. '
In groten Steben Fan wol alle dage ein Sermon gefchehen,
bed Sonnauende Morgens ‚wenn alle Man im Hufe vnde
Marckede vorhindert ys, kan die Sermon vorbliuen, vnde vp
be Weſper gelecht werden, ſonderlick vmme der Gommmmkanten
Vi tingen Steben, kan ein effte-twe Sermane in der tele
gefcheben, op gelegene bage, vnde ſchal ein yeber Prediger oͤuer
iii Sermon yeder weke ordinarie tho donde, nicht beſchwetet
werden, ydt gefchehe benn in der Vifitation, vth billigen orfalen
andere vorordbeninge, darnha man fi? an yederem orde thorichten.
Ban ber Letanien.
In peder Stadt fhal alle weke vp einem gelegenen bach
vor edder nha dem Sermone bie Letanie geholben, vnd be ges
meine dat fe thom gebebe thofamen damen, Rad ermanet
werden.
1568. OXVIE. Pommereſche Kircherorduuug.
Defögeliden ſchal be Superintendens vororbenen, bat dp
ben Dörperen, in einem yedern Caſpel, de Letania thor weke
einmal, edder vp den Sondach, wenn nicht Commmunicanten
ſyn, edber vp den Fridach, effte Middeweken, mit einem for:
ten fermone, wo ydt yebern ordes gelegenheit ys, geholden
werbe, biruor geuen in veelen Cafpeln die Buren bem Pastori
primitias de fie S. Johannes garuen noͤmen, effte funft wat
an gelbe vth dem Gadeshuſe, ebber wat nha Caſpel gebruck ges
woͤnlick ys.
VBam Eatehifmo.
‚Bor allen dingen ſchal die hillige Cathechiſmus pn allen
Parren vnde Kercken vlitich gedreuen vnde geoͤuet werden, am
Sondage ſchal yn einer vedern Stadt eine gelegene ſtunde des
morgens fro, effte tho 12. vp ben Middach tho dem Catechiſmo
verordent, vnde ein gudt Catechiſta geholden werden, die den
GCathechiſmum vlitigen vnde truwlichen predige, nicht allein die
erſten viff ſtuͤcke, die Tein Gebade, Gelouen, Vader vnſe,
Dope, vnde Sacrament des Altars, ſondern ock die Bicht, dat
auent vnde morgen Gebet, Benedicite vnde Gratias mit ber
gantzen Hustafel, vp dat ſollick ſtuͤck der gantzen Gemeine be⸗
kandt vnde gemeine werben. Hirin ſchal men ſonderlick folgen
den geoten Cathechiſmnum Doctoris Martini Lutheri, Doc, bat
ydt frie fy, aha gelegenheit der Thohoͤrer, korter effte longer
mit anhange etlicker Spröde der Schrift vnde Erempel ber
Hiſtorien, die Huberinus thoſamen gedragen hefft, van yederm
uͤcke thoreden, vnde ſchal die Catechiſta flit ahnwenden, dat
e yn einem yare den Catechiſmum ende.
Bp den Dorpern ſchal nicht allein die Coͤſter des Sondage
morgens ein ſtuͤck vth dem Catechiſmo fyn duͤtlick dem Volck
vorleſen, ſondern die Paſtor ſchal nha middage den Catechif⸗
mum, als vorgefecht ys, truwlichen predigen, vnde ſampt dem
Coͤſter etlicke duͤdeſche Pſalmen mit dem Volcke ſingen, dat die
hilligen ſchoͤnen Gefenge nicht vorgeten werben. De Paſtor
ſchal od alle verendeel Jar, bie Kinder vnde bat Geſinde ym
Catechiſmo des Sondags nha middage vorhören, ehn lehren
eine gewiſſe VBicht, mit dem morgen vnde auentbede, Bene⸗
dicite unde Gratias, und flit bohn, wen fie die Wordt des Cas
techiſmi weten, dat fie od nha der handt den Vorftandt vnde
die Vhtlegginge vm kleinen Catechiſmo Iheren, fo vaken als die
Paſtor ahm Sondage de Catechiſmus prebige vorfümet, fehal
be vam Superintendenten, Synodo edder Gonfiflorio geftraffet,
onde fo he bauen de ernnneringe vnde ftraff mothwillich blifft,
van ber Kercken entfettet werden. Wor ein Paftor mehr als
eirte Kercke hefft, fchal he den Eatechiſmum nha midbage ums
fchicheich predigen, ftebe ahn dem orde, bar dat Officium thom
leften geworden 98.
Darmit nu follicks gefcheen möge, ſcholen bie Buren pn
dem Dorpe effte Eafpell, dar bie Paſtor nicht wanet, ehme
ommefchichtich eine maltidt geuen, Die Paſtor ſchal mit den
Lhden tho frede ſyn, unbe vor gut nemen, nicht forderen, dat
fe fonentwegen befondere unkoft malen. . ’
Würde ſick od kuͤnfftich befinden, dat ben Paftorn bie mal⸗
tydt by den Burn thonemen, edder den armen Lüben diefuluen
tho geuen, an etlicken orden vngelegen fallen moͤchte, fo wil
man yn der Wifitacden dem Prediger ahn ftabt deſſuluen, ein
genants ahn korne ebder gelbe der billicheit nha, dat he yarlick
vor angeragete maltibt ntfange, beputieven.
Wor die Paftores op den Dorpcafpeln, Gappellen hebben,
bar fie yegen die van olders vororbente entgeldtnis, Weken⸗
predige bon mothen, Darfülueft ſcholen fie od den Catehifmum
predigen, vnde ein Capittel vth der hilligen fchrifft leſen, mit
einer Collecten, fampt einen effte twe Pfalmen.
Ban der Repetition bes Catechiſmi up alle verubel Jars, in den Ster
den, vnde van dem Examen, vnde Tonfirmation der Kinder.
In Steden fchall‘ die Gatehifmus alle verndel Ihar, vp
die quatertensper repetict werden, alle bage ein Sermon, vp
eine gelegene flunde vnde binnen 14. dagen geendiget, vp dies
fülue tidt fcholen die Kinder, Knaben, vnde Megdekenn, be
noch nicht thom Sacramente geweft findt, aha dem Sermone,
effte op eine ander gelegene flunde in der Kercken van den Pres
digern, im Catechiſmo eraminiret werden. Wor mehr Pars
kercken find, ſchoͤlen die Prediger den Catechiſmum vmmeſchich⸗
tich repetiren, Alſe ydt de Superintendens vnder fe vorordent,
efft die anderen Sermon tempore repetitionis Catechismi ſcho-
len ahnſtan, wert de Superintendens ahn einen jedern orde,
nha gelegenheit vorordenen.
Alle Ihar ſchall in jeder Stadt einmal, edder ſo ydt not
iſs twemal in der Vaſten, vnde vp Michaelis, wenn die Cate⸗
chiſmus repetirt, vnde bat examen ber Kinder geſchehen iſs,die
Confirmation geholden werden, Alſe dieſuͤlue mit eren Ceremo⸗
nien in der Agenda beſchreuen, vnde vele Ihar in diſſen Pame⸗
riſchen Kercken, im gebruke geweſt iſs, Sollicke Confirmation,
vnde Benediction der Kinder, ſchall de Superintendens ſuͤlueſt
undertiden yn den Steden holden, Wenn ydt em ouerſt nicht
moͤgelick, ſchal he ydt dem oͤldeſten unde uornemeſten Paſtori
ynn der Stadt beuhelen.
Vp den Doͤrpern ſchal yn veberm Gafpel die Confirmation
geholden werden, umme dat ander Ihar, edder ſo ydt uannds
ben ys ale Shbar. . . '
Darmit fie ouerft defto bet yn den bruck kame, fchölen die
Superintendenten wo ydt bie nodt unde gelegenheit erfordert,
den Paftorn yn ber negeften. Stadt, etlidde ümmeliggende Ga:
fpel mit uormilliging der Patronen thoordenen, bar fe tho ges
legener tydt hen reifen, unde nah dem Eramen ber Kinder die
Gonfirmation vorrichten. Die Vorftender ym Cafpel fchölen .
doͤrch die Caſpelkinder den Paftoren vth der Stadt holen: laten,
vnde wedder tho huſs bringen. Wo fe ouerft vnde die Ca⸗
fpeitüde hyrtho vnwillich fin, ſchal idt den Amptlüden ebber
yedes ordes Duericheit angethöget, vnde doͤrch defüluen ſoͤllckes
thogefhende vorfchaffet werden. De Parner im Cafpel fchal
dem vorordenten Paftort vth der Stadt, herberge geuen, vnde
nah vormögen vthrichtinge dohn, doch mit ſoͤnderlicken vnkoſten
derhaluen nicht beſchweret werben.
Sp bis Paftores in den Steben vornemen, ein veder in
fonem Circulo, dat de Parners vp den Dörpern, den Catechife
mum vnd Eyamen der Kinder vorſuͤmelick holden, effte dyſſer
vnſer Ordning in einigen ſtuͤck cho wedderen gehandelt wert,
bat fcholen fie dem Superintenbenten anthögen, vnde fi hir⸗
bauen keiner Jurisdietion in den Caſpeln ahnmaten.
Wenn die Catechiſmus in Steden alle quantall repetirt
wert, ſchal me dat volck vnde die Husmeder vormanen, dat fie
mit eren: finden , vnde gefinde des auendes unde morgen& bes
den, vnde alle bage ein ſtuͤcke vth Dem Gatechifino mit der vth⸗
30*
—*RXP
legginge im klenen Satechifmo Lutheri vp feggen laten, vnde
ſick ere leuent, huſs, gudt, vnde baue Gade dem Deren, mit
dem gebede befehlen, vp dat die herten van fegenen, böten, wi⸗
den, vnde warfeggen, Zouerie unde dergeliten duuelfchen by:
Iouen, tho Gades fruchte, unde tho echtem vortrumwende,, tho
Gabe gewennet werden, dartho ſchal die Coͤſter des Auendes
vnde morgens bedeklocke ſchlahen, die übe thom gebebe darmit
thoerinneren.
Ban den Hilligen Virdagen.
Darmit bie hilliginge ahm virbage nicht vorbindert vnde
der vorachtinge deſs Goͤttlicken wordes gewheret, vnde Gades
mennigfoldige torn affgewendet werde, ſcholen die Amptluͤde
vnde Quericheit heders ordes vp dem lande, vnde jn den Ste
den, vp erinneringe des Superintendenten, effte conſiſtorij be⸗
fehlen, vnde exequiren, dat ahm Sondage vnder dem Sermone
vnde hilligen emptern, nicht geſtadet werden, Iharmarckde,
Speelpletze, Fechtſcholen, Kroge, dar man Ber, Wyn, Mede,
Brandewyn, edder anders ſchencket, vnde feyle hefft, Item,
Köften, Kindelbere, Gilden, Amptcoften vnde Gaſterien, ſcho⸗
len den dach, ſo lange de predigen wharen, vorbliuen, den dar⸗
dorch vele van Gades wort vnde Sacramenten mit ergerniſſe
der anderen vorhindert werben, desgeliken ſchal man am Vir⸗
dage nicht geſtaden, offentlicke corpotlicke arbeit, die mit erger⸗
niſſe ahne ehafft mutwillich gedreuen wert.
»Alſe my ock dem Allmechtigen thon eheren, vnde anderen
thom guden exempel Chriſtlike vnde lofflike vorſehing gedan
hebben, dat de Bursluͤde am hilligen dage ſcholen mit Heren
denſten verſchonet werden, Demnha wille wy, dat demſuͤluigen
volge geſchehe, vnde ſcholen alle Ouericheit vp dem lande, vnde
in Steden mit den eren ydt geliker mhaten thoholden, vnde
ahne ſuͤnderlicke dringende noth, diſsfals keine anderinge vor⸗
thonhemen ſchuͤldig ſyn, Sonderlick ſchal man nha hergebrach⸗
ter Chriſtliker gewhanheit vorordenen in Steden, die ſtad doͤre
edder Slachboͤme tothoholden, vp bat, fo vele moͤgelick y6, bat
gemeine volck vororſaket werde, ſick van der wiltheit, tho der
hilliginge thobegeuen, Alſe men leſt wo Nehemias die vorun⸗
hilliginge des Sabbaths affgedan hefft, Nehemie vltimo.
Ban ber Döpe.
Die billige Döpe Tchal geholden werben, mit ben Ceremos
nien die ym Gatechifmo vnde in der Agenda befchreuen fpnt,
vnde [hal nemand geftädet werden, offentlid vam Erorcifmo
effte Crügen, fo ym Catechiſmo ftan, tho difputiren, Die Kins
ber fcholen od ahne vnderſcheidt naket, effte allein op dat höuet
yn den Windelin geböfft, vnde nene bifputation effte bekuͤm⸗
merniffe hiruan gemalet werben, Wente man böpet nicht bie
.- Windeln, funder den Minfchen, die Coͤſter fchal allwege in
ein Bunkein, rein Water unde ym Winter arm Mater vors
‚tchaffen.
Die Vader des Kindes fchall den Prediger ale dem Döper
yn Sadesftede ehrlick vmme be Dope bidden, ebder dorch ehr⸗
licke perfonen bidden laten, vnde fcholen die Vadderen, frame
ehrlicke Gottfruͤchtige ide. fon, die Gades wort leff hebben,
unde die Sacramenta gerne entfangen, dem bie vorechtlid nicht
thom Sacramenta ghan, vnde die lehre des Euangelij, unde
dat Prodigampt laſteren, effte in offentlicker ergerniffe, vnde
kundbaren Lafteren liggen , ſchall me ock nicht by der Dope ſtan
1568, CXVIR. Pommereſchhe Archenorduuug.
laten, Wente de Dope iſs nicht ein werd, darmit men welt⸗
licken pracht ſchole foren, effte allene weitiice fruͤndſchop mafen,
Sondern die geuaddern flahen dar alfe tuge der Döpe, vnde
ſchoͤlen Godt dem Deren, ouer dat Kind webder den Satan,
ahnropen, welckes Gottlofe luͤde nicht doͤn koͤnnen.
Darmit ouerſt nicht yn der gemene derenthaluen witluͤffti⸗
‚heit, zanck, vnde wedderwille vorfalle, Schall der Vader edder
wer vp ſynen beuelh, wo vorgedachte Vaddern biddet, dem
Parrhern effte Prediger, wenn he denſuͤluen dat Kindt tho doͤ⸗
pen ahnlanget, die Paden edder tuge ſo he forderen wil tho⸗
uorne namhafftich maken, vnde van ehm erkunden, *
kundbare erhefflicke gnugſame orſaken wedder jmands ,
daruͤmme derſuͤluige nicht tho tholaten, vp dat alſo vnenicheit
vorhoͤdet werde, dartho denn ſonderlick de Prediger, noch ock
ander, by vormidinge ernſter ſtraffe, kene orſake geuen ſcholen.
Idt ſcholen od die Paſtores die gemene vnderrichten, bat
die Olderen nha gemener gewhanheit allene iij Vadderen bidden.
So ouerſt hir bauen geſchuͤtt ſchall me nha gelegenheit ge⸗
dult dragen, beth ſo lange me die luͤde mit der lehre vnde
Chriſtlicker vnderrichtinge, van der olden gewanheit affuͤre.
Wenn die Prediger tho geuaddern fülueft gebeden iſs, (hal
ein ander Parcher, die bat Kindt döpet, vorfchaffet werden,
Mit der haftigen nochbope iſs ydt thoholden, alfe yn der Agenda
.| norordent.
Dewile od by bem gemenen Manne yn Steden vnde
Doͤrpern vngeboͤrliken miſsbruck, vnde ergerlicke geuerlicke frei⸗
beit ynrith, dat die Kindtbeddeſchen fruwen, rockloſer wife offte
mit gefahr erer gefundhet vnde mit ergerniffe vntidigen vth⸗
ghan, onde van onbefchedenen Mennern follites tho dhonde effte
tho arbeiden gedwungen werden, So fcholen die Paftores hiruan
de gemene befcheidentlicdy vnde vorfichtichlich underrichten, Bas
des orbeninge vnde befehl Im xij Capittel Reuitici vthleggen,
unde wenn bie Kindelbedderinnen nah fef6 weken thor Kerden
gahn, wowol vp be dagetydt by uns nicht fo genoume fan ges
drungen werden, Scholen fe vpt Altar eve Opffer geuen, effte
fhiden, vnde [hal die Moder des Kindes van dem prebigftote
Inten eine Dandfegginge dohn, Dat fie Sort mit früchten des
line® gefegenet, vnde wedber tho erer gefundtheit gebracht hefft.
Dan Padengelde, Kinbelbeer, vnkoſt vp dem Kerdigange,
willen wy yn der Polltei ordninge vorfehing dohn, vnde alle
unnotröfftige ouerflödicheit affichaffen laten.
Bam Uuendtmahl bes Heren Chrifti.
Dat billige Sacramente bes Liues vnde Blodes unfes He
ren Iheſu Chriſti ſchal den gefunden vnde krancken yn beider
(ey geſtaldt, nah der ynſettinge des Deren Chriſti, gereket wer⸗
den, Alſe de Apoſtel Paulus lehret, vnde die Apoſtel alle mit
eren Juͤngern, vnde die leuen Veder mit der hilligen Chriſt⸗
licken Kercken geholden hebben, beth vp dyſſe lateſte tydt, dar
alleine in der Roͤmiſchen Kercke, wedder Gades wordt vnde vn⸗
ſers Deren Chriſti beuehl, ock wedder des Bapſtes eigen Deeret,
vns ſoͤllickes vorbaden iſt. Wo ouerſt dat Offictum vnde Te⸗
ſtamente mit Ceremonien ſchal geholden werden, is yn der
Agenda angetoͤget.
Dewyle ouerſt manck uns Euangeliſchen bat Gotloſe we⸗
ſent, ſekerheit, vnde vorachtinge des hilligen Sacraments, bauen
de mate auerhandt nimpt, Schoͤlen bie Paſtores bie venigen,
1568. CXVEE Pommer ſche Kirchenordunng.
fo en tho lehrende bevahlen fon, vlltich vnde ernſtlick hiruan
offtmals vormanen, vnde dat de Luͤde deſto mehr bewagen wer⸗
den, ſcholen de Prediger vaken des Jahrs vam Predigſtol aff⸗
leſen dat leſte deel van der Vorrede Doctoris Martini ym klei⸗
nen Catechiſmo, Item den Sermon an die Parhern, van der
vormaninge thom Sacramente.
So ouerfl yemandt im Jahr nicht thom Sacramente
kompt, ben ſchal de Parher infonderheit anſpreken, effte fo idt
eine gemeine perfone ringes ftandes dorch den Cöfter the fid
forderen, en bröderlid vnde Chriſtlick underrichten vnde vor
manen, Vnde fo he baröuer ſick nicht wil beteren, fonder muts
voilliger ‚vorechtlifer wyſe up ſyner weigeringe vorharret, ſchal
en de Paftor nicht by de Döpe ſtaden, noch fo he ſteruet, mit
ben Chriſtlicken gefengen vnde Lection begrauen, Alfe Doctor
Martinus hyruan Iehret, Wente wowol die Prediger nemande
thom Sacramente dwingen Sinnen, So ſcholen doc) die andes
ven od die Sacramente nicht vorachten, Vnde bar vdt geſchuͤth,
moͤten die Prediger nicht ſchwigen, Sonder findt ſchuͤldich vp
ere thohoͤrer acht thogeuen, deſuͤluigen yn gemein, vnde yn ſon⸗
derheit thouormahnen, Ere ſeele darmit thofriende. Idt moͤgen
ferner de Parhern ſollike mudtwillige vorechter der Sacramente
vnde ergerlicke Perfonen der Duericheit anthoͤgen, darmit fe
ock dorch die tho Chrjſtlicker bote vormanet werden.
Ban ber Bicht vnde Abſolution.
Niemand ſchall tho dem Sacramente gahen, he hebbe denn
thouorne gebichtet, wente wowol der Papiſten marter bicht aff⸗
gedhan if, So blifft dennoch Gades wille, dat ein yeder ſick
vor einem Suͤnder bekenne, Godt. dem Heren vor dem Predig⸗
ampte die ehre geue, vnde dat he in Gades worde vorhoret,
vnderwiſet, vnde die abſolution, vnde den troſt van vorgeuinge
der Suͤnden entfange, Vnde iſs kein ander middel, dardorch
Die gemeine, ſonderlick ouerſt yunge luͤde im Catechiſmo beter
koͤnen vnderrichtet werden, ſo dienet ſollicke bicht vnde abſolu⸗
tion nicht allein thor diſciplin, vnde tho rechtem troſte vorſeke⸗
ringe vnde ſtillinge der conſcientien, ſondern ock dartho, dat
ein-peber fo bedroͤuet iſs, ſyne ahnliggende feill, ſynem Bicht⸗
aber vnde Prediger kan apenbaren, vnde Rath bidden, dar⸗
mit he nicht vam Duͤuell geplaget, vnde in vortwiuelinge ge⸗
werde.
De Bicht ouerſt ſchall geſchehen, op den Sonnauendt nha
der Veſper, als denn ſchall eine vormaninge geſchehen, vor die
communicanten, vnde darnha ein peder inſonderheit vorhoret
vnde abſoluieret werden, Idt ſcholen ouerſt de Prediger inn der
Bicht truͤelicken vmmeghan, de luͤde, vnde ſonderlick dat yunge
geſinde flitich vorhoͤren, vnderrichten, troͤſten, tho guden wer⸗
Em, vnde rechter bekeringe vnde beteringe des leuendes vor⸗
mahnen, als die forma der vormaning vnde vnderichtinge ynn
der bicht, inn der agenda vorgeſtellet if, vnde wat einem Ker⸗
ckendiener in ber Bicht vortruwet wert, ſchall he by lines ſtraffe
nicht melden, ebder nhafeggen, barneuen od? be lübe, mit vn⸗
nödigen edder gefahrliden fragen nicht bemöpen, noch jenniger
vorwereing der confcientien, fondern ahn dem orth heilfamer
lehre, Vederlicker vormaninge vnde alles troſtes ſick beflitigen.
Vp den Doͤrpern ſcholen die Parrhern, des Sonnauendes
ahn dem orde, bar fe whanen, wenn geluͤdet if6, mit dem Coͤ⸗
fer Veſper fingen, vormoͤge ber Agenda, darnha ſchall geſchehen,
2337
die vormaninge thor Bicht, unbe ein yeber in ſonderheit gehöret
werden, So overft ahm Sondage morgen gemene olde ſchwake
Iude, Stwangere fruwen, onde dergelicken, edder andere bie vth
billicker nodt vnde redliden orſaken, den varigen dad) weren
vorhindert worden, mit dem muth de Parcher in Steden vnde
in Dörpern geduldt dragen, ehme be vormaninge thor Bicht
vorlefen, vnde darna einen yedern infunderheit hören vnde Ab»
foluieren, deſsgelicken ſchall gefchehen, wenn ein Paftor mehr
denn eine Kercke unde Gafpel hefft.
Ban SKranden beſbken unbe WBegrefiniffe der Doben,.
Hirmit ſchall ydt geholden werden In allen Geremmien,
alfe defüluigen in der Agenda vorfatet font.
Begreffniffen ouerft ſcholen Chriſtlick vnde ehrlid mit ber
feunfchop vnde Naberfchop geholden, od nothtröfftige Gotds⸗
acker vor den Steden, dar fe allcede nicht ſyn ahngerichtet wers
den, hiertho fcholen Die Prediger die gemene offtmall vormahnen,
denn in follidden vorfammelingen mert nicht, allein ertoget die
leue jegen den Neheften, fonder od vnſe Ehriftlide geloue vnde
hopen der vperftanding befennet, dat wy de vorftoruenen nicht
vorlaren‘, fonder vorhen gefendet hebben, dar fe liggen, vp
höpen vnde fchlapen in Chrifto ,- dorch welderen fie webder op
ftan werden, hiertho fchall ein veder Chrift, by der begreffniffe
gedenden, wo die Dodt vmme der Sünde willen, ouer vns
Minfchen gekamen iſs, vnde wo top dorch den Söne Gades,
vnſen Heilandt Chriſtum erloͤſet ſint, vnde wedder vpſtan moͤ⸗
ten, ſollicke gedancken ſcholen Chriſten mit erem gebede beſchlu⸗
ten, dat ſie Godt ahnropen, he wolde vns ock, wenn wy van
hir ſcheiden ſcholen, eine ſehlige ſtunde, vnde ein froͤlick vor⸗
ſtendich ende vorlehnen.
Wenn die Prediger erfordert werden, by der begreffniſſe
eine Lection tho leſen, effte eine troſtpredige thodonde, ſo mach
ſick ein yeder mit em vorgeliken, vnde em geuen ein yeder nha
ſynem Chriſtlicken gemöthe, darin bie Predigers od Feine eigen⸗
nuͤticheit ſoken ſchoͤlen.
Idt ſcholen ouerſt die Kerckhoͤfe vnde Gadesacker alſe ſchlap⸗
ſteden der Chriſten flitich befredet, vnde ehrlick geholden, vnde
nicht geſtadet werden, dat ſollicke ſteden, dar ſo vele hillige coͤr⸗
per liggen, vnde dar wy ock willen ſchlapen, vnde der froͤlicken
vperſtandinge erwachten, vorunehret werden, Die vorſtender in
Steden fint ſchuldich, die Kerckhoͤfe, vnde Kercke verdich tho⸗
holden, vnde ſo ydt am vorrade by der Kercken mangelt mit
Rath der Ouericheit in dee Stadt vnde des Superintenbenten
ein liderlick Kercken fchott effte contribution im Cafpel thobids
den, Wenn mangel onde vorfumeniffe iſs, ſchal de Paftor vam
Predigſtoll vnde fonft infonderheit flitich vnde ernftlich dartho
vormahnen , unbe die Ratt heipen vnde fordern, wente ſollikes
hebben od die Heiden gedhan etc.
Vp Dorpern ſcholen die Vörftender bes Gades huſes mit
den Patronen by dem cafpel fordern, dat ein yeber dorp effte
hoff nha hergebrachten Cafpell rechte, ſyn rhum ahn Kerdhaue
make, effte de ungehorfamen mit Cafpel rechte na older gemans
beit panden, Wenn ouerft hirbauen die vorftender vnde Oueri⸗
cheit, muttwillens vorfümelid! fon, fehal be paftor ſolkes dem
Supeeintendentem, vnd berfüluige ybt ferner der Ouericheit
eines jedern ordes ahntogen, unb im falle man baröuer ſuͤmich,
ſchal ydt die Superintendene webber an vns die Landestärften
&
=
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tho baue, ebber wer die hoffleger tho with entlegen, an unfere
georbente landuoigte unde hoͤuetluͤde jeders ordes gelangen, barup
be ungehorfamen dorch geboͤrlicke middel unde ſtraffen ſcholen ges
dwungen werden, dat fe tho Kercken, Kerckhoͤuen, unde Gades⸗
ackern dhon, wat Chriſtlick, billick, unde gewhoͤnlick iſs.
Dat Drübde Deel van ber Kerkendiſciplin vnde Geiſtlicken Berichte.
Wenn yemand mit falſcher Opinion ynn der lehre beladen,
vnde deſſuͤluigen ouerwunnen, edder mit ſegenen, boten, vnde
dergeliken duuelſchen weſen vmgeit, edder in apenbarer vorach⸗
tinge des, Goͤtlicken wordes, od der hilligen Sacrament, effte
inn Gadesleſtering, vnde in leſterlicken apenbaren Sünden leuet,
den ſchal men nicht thom Sacrament laten, ock vor nenen
Chriſten holden, bet be fick offentlick betere, Alſo dat yederman
ſehe vnde befinde, dat he ſick gebetert, vnde enen ehrlicken han⸗
del vnde wandel ahngenamen.
Inn Boͤrgerlicken vnde wertlicken handlingen vnde ſaken,
kan man en nicht vormiden, doch ſchall men ſonderlicker gemen⸗
ſchop handels vnde wandels mit ehm tho driuen ſick entholden,
wo Sanct Paulus 1. Corinth. 5. et 6. lehret.
So yemand iſs, de ſick leth einen broder nhomen, vnde iſs
ein Hurer edder giriger, edder ein affgoͤdiſcher, edder ein laſte⸗
rer, edder ein druncken bolte, edder ein Roͤuer, mit demſuͤluen
ſchole gy od nicht ethen etc.
Idt ſcholen ock de Prediger de Quericheit ermanen, dat ſie
beroͤrde vnde dergelicken edder andere Suͤnder nha werltlickem
Rechte, ernſtlick ſtraffen, vnde ſick der laſter nicht deelhafftich
maken, vnde wo dat nicht geſchege, ſonder die Dwericheit ſuͤmich,
moͤgen de Prediger den Queldeder, wenn dat laſter apenbahr
vnde Notorium iſs, mit vorgander erkentniſs vnde befehl des
Conſiſtorij ercommuniciren.
Wenn ouerſt dat Crimen edder oueldat nicht offentlick vnde
apenbar, ſchall die Prediger, Superintendens edder Conſiſto⸗
rium op ſchlicht angenen, wedder ben deferirten mit Geiſtlicken
Genfuren nicht vortfaren, Sonder mo ydt ein gemeiner Mahn
"were, dorch den Coſter ehm tho fid forderen, ebder bar ydt eine
ahnſehenlicke perfone, fick füluefl tho em verfügen, vnde ehme
bat gemeine gefchrey vorholden, bie Suͤnde erkleren, Vnde ernfl»
kick tho Bote vormahmen, Wurde be denne ſick ſchuldich erken⸗
nen onde beteringe thofeggen, ſchal he ehm, fi henforder vor
dargelicken vndadt thahsden, vorwarnen, unde den Armen etwes
thogeuen, vnde fyne bote darmit thobetugen ermanen, wo be
ouerſt nha diſſen allen vnbotferdich bleue, mac, he en thom ans
dern mahl, yn gegenwert des Caplans edder andere: framen
Chriſten ermahnen, vnde dar dat od nicht hulpe, einmal offent⸗
tick mit rath vnde vorweten des Supenintendenten ſtraffen,
Vnde wenn ſolckes alles keine beteringe broͤchte, edder hulpe,
ſo late de Paſtor em fahren, vnde vorreke eme nene Sacra⸗
mente ſonder remittere die ſake an dat Conſiſtorium.
Wuͤrde ouerſt der angegeuene de betichtinge loͤchenen, Vnde
deſuͤluige twiuelhafftich, ſo ſchall od ‚ eher denne he ouerrüget,
vnde ouerwunnen, mit Bhan edder ym ander wege wedder ene
nicht procebirt, noch vortfahren werden.
Wenn od die Sünde gar ergerlid‘, grodt vnde kundbar,
darumme der vorbrefer ſick ſulneſt de facto van ber Chriſtlichen
Kercken hebde affgefneben, edder vorbannet, So ſchall yn ben
Eonfifortj erfentniffe ſtahn, wat den Kercken edber ſonſten tho
5568. CXVIL, Pommer⸗ſche Kirchenordnung.
Almiſſen thogeuen, unbe mo ydt mit ber offentlicken Abfolution
thoholden onde anthoflellen etc. -
Wo fi od thodröge, dat pablici criminosi et excommu-
nicati yn Krandheit villen, vnde begerden troſt, vnde die Sa⸗
eramenta, ſchall de Paflor tho en ghan, vnde by fid nemen
tive edder drie frame Chriften tho tuge, ben Kranden in exer
jegenwert tho warer bote unde beferinge ermanen , Vnde fo by
eme ernft vormerdet, ſchal he em den troft des Euangelij vor⸗
tinden, van Sünden abfoluiren, dat hochwerdige Sacrament
vorreken, im fall ouerft ſollck ein offentlicker unchrift ahne bote
edder Sacrament vorſtoͤrue, ſchall m de Paftor mit Chriſtliker
ſepultur nicht begrauen, vnde ſcholen em die Klocken in kenem
wege geluͤdet werden.
Ban Conſiſtoriis.
Darmit reine eindrechtige Lehre vnde Ceremonien, diſciplin,
vnde richt erholden, aller ergerniffe-fo vele moͤgelick geweret,
vnde wat dem Kercken, Scholen vnde armen thohoͤrt conſer⸗
ueret vnde entrichtet, Ock in Ehe vnde conſcientien ſaken, dem
bedroͤneden Radt vnde troſt mitgedeilet, vnde diſſe vnſe ord⸗
ninge erholden vnde gehanthauet werde, ſynt dre Conſiſtoria
ein tho Stettin, dat ander des Wolgaſtiſchen ordes by dem Hoffe
lager, effte by der Vninerſitet thom Gripswolde, Dat Drudde
wegen des Biſchops tho Cammin in Cölberge vorordent.
Diffe Geiſtlicken Gerichte fcholen be ſaken nha ben regie⸗
ringen onde nicht ahne underfcheid annemen, vnde fholen von
vnſen hoffgerichten gefunbriget fon, Indt der Inftruction, fo
By einem jdern thogeftellet, darin-fcholen fitten die Superin⸗
tenden® eines jbern ordes mit tween Theologen, ben Wy landes⸗
förften twe Juriften van haue edder vth her Vniuerſitet ſampt
einem Notario adiungiren willen.
Vnde darmit diſſes gerichts haluen de Superintendens ſynes
Ampts tho waren nicht vorhindert werde, ſchal bie Direction
aller ſaken einem van den deputirten Juriſten beuahlen werben, de
ock die Citationes, Afffcheidt und andere nottrofft vorferdigen fchal.
Die vorordente Perfonen bes Conſiſtorij ſchoͤlen vormoͤg⸗
onfer Inſtruction voreidet ſyn, unbe yeberman vnpartellick recht
mitdeilenn, Sie ſchoͤlen hebben ein eygen Sigill, unde brufen tho
der Vnder vnde Ouerſchrifft diffen Titel: Wy Superinsenbens
vnde vorordente Commiffarien des Geiftliden Confiſtorij: ete.
Der od mehr ſaken als diſſer Orbninge volgenbs inuor⸗
met, van vns edder unfem Doffgerichte an bat Gonflftoriums
tho remittiren noͤdich worde exachtet, ſchoͤlen defüluigen glicker⸗
mate angenamen vnde vorrichtet werden.
Idt iſs ock nicht not, alle gemeine ſlichte ſaken, ſo vp dem
Lande vnde inn Steden vorfallen, vor dat Conſtſtorium cho
theende, Sonder ydt moͤgen die Superintendenten defuͤluigen
dar fe konen, mit den Patronen vnde Quericheit iedes ordes
vordragen, Edder inn den affgelegenen oͤrden dem Paſtori
edder Prepoſito eines yebern ordes ſampt den Patronen vnde
Duericheit thonortichten beuehlen.
Konde ock die Ouericheit vp dem Bande ebder Inn Steden
mit den Parhern hendle in der guͤde byleggen vnde ſtelen, dat
nicht noͤdich defuͤluigen an bat Confiflurhum thogelangen, Dat
ſchal hyrmit einem. yebern vnbenahmen vnde frep gelaten fin,
doc) vngekoͤrtet eines hedern Intereſſe, vnde dat men niemandt
tho vordrage wedder ſynen willen dwinge.
1268. OXva. PBommerrfche HKirchenvronunug. | . 239
Wi Fuͤrſtenn willen ock tho allen Quartaln veermal im Jar
van den Superintendenten Relation forderen vnde nehmen, wo
vdt mit den Conſiſtorijs, vnde mit der Viſitation geholden werde,
vnde wat vor mengel allenthaluen vorgefallen, Darmit denſuͤl⸗
uigen alffort mit vnſem Rath vnde vorordeninge affthohelpenn. -
Im fall wichtige grote ſaken vorftünden, darin mit mehrem
Rath thofchlüten, edder definitiue tho fpreden, földes ſchoͤlen
bie Superintendenten vnde Conſiſtorialn uns den Zanbdesfürften
Eibtlid vormelden. Denne wille wy pegen den ahmgefetteden
Geiſtlicken Rechtsdach die Conſiſtorialen ynn vnſe Hofflager bes
ſcheiden, ehn etlicke vnſer HoffRethe thoordnen, Ock yemandt
vth vnſer Landtſchop manck ber Ridderſchop vnd vth Steden
vorſchriuen vnde adiungieren.
Wo ſick ouerſt yemandt des ienigen fo geſpracken beſchweret,
mach he ſyne beſchweringe uns Landesfuͤrſten pedes ordes oͤrbentlick
in ſchrifften ouergeuen, So wille wy ferner de Orſaken worinne.
dermaten geordelt, van deme Conſiſtorio vorderen, vnde folgends
nah gelegenheit der ſaken, einen edder twe van den Gapitularn
tho Cammin, jo vele od! van ber Ridderſchop und vth Steben,
vnd tive van ben Affefforen in vicinis Consistorijs, fo alle uns
uordechtig vnde by vorfating voriger Ordel nicht gewefen, vors
ſchriuen, denfüluigen veer unparteilide, als vih pederer Foͤrſt⸗
licker Regierung dar ydt noͤdich, twe hoffrede adiungieren, vnde
diſſe ſamptlick voreidet nemen, Ergangen Acta, Handiingen
vnde Ordel tho reuilieren tho erwegen, vnde ſick darauer der ge⸗
boͤr vnde billicheit tho entſluten, Ock ſollickes wedder ordentlid
thopublicieren, vnde als recht ergahn tholathen, were ock de
ſake der maten grot vnde wichtig, dath de geordenten Reuiſorn,
einer efft mehr Vniuerſiteten Rhadt thogebruken nodich achteden
edder be Partien darum bidden worde, ſchal en belering van
benfuluigen vp der partien koſten tho halen ftp, vnde unbe
namen fon, Wat ouerſt gedachte georbente Reuiforn endtlick
erkleren vnde affſpreken, Darby ſchal ydt ahne ferner appella⸗
tion, reduction edder ander beroͤpinge entlick bliuen.
Die Execution ſcholen de Conſiſtorialen erſtlich yebers or⸗
des Quericheit intimieren. Wo ouerſt de ſumich , Thal man
ſtracks mit derfuluigen nha ynholt der Inſtruction procedieren.
Vortekenis, wat ſaken vor Die Eoufiftoria ouer bie yenigen, To van
den SKoffgerichten darhen remittirt werden, gehorich fint.
Alte firidige ſaken yn der £here, vnde van Geremonien yn
ber Kerden, yuholt der Kercken ordning.
Thom andern, alle Gadesleſteringe, Blafphemien, Thoͤue⸗
rien, ſpotlike rede webder Godt unde de billige Schrift, offent-
licke kundbare ergerniffe unde Lafter, wen de Duericheit nha
erynnering des Confiftorij, welcker yn allwege vorher gahn ſchal,
ſumich ys, Were ouerſt wedder den Deder lifes ſtraff, edder
vorwiſinge des Landes thoerkennen, Scholen de Conſiftorialen
ſolckes an de ordentlicke weltlicke Quericheit gelangen , welcke
ferner wat recht, vngeſumet vorordenen werdt.
Thom druͤdden van diſciplin vnder Parherrn, Prediger,
Scholen, vnde Kerckendiener. Item, erring vnde haderſaken,
vnder denſuluen, Jedoch vterhaluen der yenigen, fo Criminal
thoachten, ynholdes der Kerckenordning. Stem,, wo fick je⸗
mands ahne ordentlicken berop, ordination vnde Eramen, Ker⸗
den edder Scholempter, vnderſtuͤnde, vnde wat ſunſten vor⸗
moge der Kerckenordninge vor dat Conſiſtorium gehört.
Thom veerben bie Ehefaßen, unbe wat denen mit vorläffnis
den Gradibus Dinortijs, vnde fönften anhengich 98, Dergeliten
Ehebrock, vnehelide bywaninge, fchwedinge, blodfchanden,
Copler, Coplerinnen, fo ferne die Duericheit, ouer erinneringe
bes Conſiſtorij nicht ſtraffen wuͤrde, Jedoch dat be ordentliche
flraff an liff, leuent, gudt edder Landes vorwiſing, der ordent⸗
liden weltlicken Duericheit gelaten werde, etc. Item, Alle
tumult, wedderropent vnde perturbation des Goͤdlicken Ampts
yn der Kerden, effte vp Kerckhoͤuen motmillich vorfchlutenbt ber
Kercken vnde bergeliten falten, etc. Item, Regaten vnde wat
tho Gödliden vnde milden faten vormalet ys, Dat folds in
efje erhotden, vnde yn beine Affgöbifche misbruke, ungeachtet,
bat ydt de vorſtoruene ber geftalt vorordent, geſtadet edder an»
gelecht, fonder yn Chriſtlicken Sodtfeligen gebruct, mit vorwe⸗
ten der eruen vorwandelt werben.
Ban ftraff der Kercken Perfonen.
Mo yemandt pn argerlifem leuende effte ftraffwerdiger vor⸗
werdinge würde betroffen, So fchal he derentwegen der geftalt
geftraffet werden, Noͤmlick, dat de Duericheit yders ordes, vn⸗
der ber gebede die Kerckenperſone delinquirt, men ydt gemeine
geringe. exceſs fint, ſollicks dem Supseintendenten, edder wo be
tho witt affgefeten, dem negeftwanenden Prepofito vormelden,
vnde vp einen gewiſſen dach denfuluen to fi forberen, alle
gelegenheit unde vmſtand der ouertredinge, riplid und nottroff:
tihlid, yn aller erer yegenmerdicheit erfunden, deme Superin-
tendenten tho fchriuen, vnde mit Mat vorweten vnde willen
befjuluigen dem vorbrefer eine geborlicke, drechlide ftraffe per
mulctam vel carcerem, edder wat fonft billick vplöggen, edder
ym fall he offte webderqueme, by dem Superintendenten an⸗
holden, dat follide mutwillige perfon ergerniffe haluen, ahn
dem orde lenger nicht gebuldet, fonder von dem Ampte affge⸗
fettet vnde vorlouet werde, Wen ouerft Mulcta pecuniaria edder
geldeftraff van dem Vorbreker yngeforbert vnde entfangen ys, fchal
ſollick geldt nha hergebrachter gewanheit den Synodis folgen.
Dar ſick ouerſt de Superintendens, vnde die Ouericheit
eines jedern ordes, der vorwerckeden ſtraff nicht konden vorge⸗
licken, ſo ſchal vmſtandt vnde gelegenheit des gantzen handels
an dat Conſiſtorium geſchreuen, vnde deſſuluen erklering tho
rechte erwartet, vnde erem bedencken gefolget werden, vnde wat
disfals van den Kerckendenern geordent, ys allein vp ere Per⸗
ſon, ehefrouwen vnde Kinder, ſo lange deſuluen by eren olderen
vnder 19. yaren, thouorſtande, ere Husgeſinde ouerſt blifft den
ordentlicken Gerichten vnde Rechten, ſonderlick yn Criminalibus
vnderworpen.
Wo ouerſt bauengedachte Perſon lyffſtraff vordient hedde,
vnde dat Crimen notorium, mach die Duerichelt eines jedern
ordes den oueldeder gefendlid, vp bat he nicht entwicke, anne:
men, ſolcks ferner dem Confiftorio vnde Superintendenten vor-
melden, darmit wedder benfuluen dorch angerogebes Conſiſto⸗
rium orbentlic vortfaren, vnd wen he ber weltlifen Ouericheit
tho ftraffen ouergeuen, wat recht vollenſtrecket werde.
Ban Superintendenten.
Superintendenten ſchoͤlen Gotfrüchtige, gelerde, vorften-
dige, ehrlicke vnd redelide menner fon, Denn van uns den
Landesfoͤrſten dat Kerdenampt mit pnfehent vp de Lehre, unde
‚ Seremonien, vnde vp Chriſtlicke ordninge yn allen Kercken,
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fampt ber Ordination unde Inflitution, der erwelden Kerckendie⸗
ner, mit der Geiſtliken Jurifdietion ym Gonfiftorio, fo ferne fid
de Innhold der Inftruction, vnde wo ſuͤſs des Conſiſtorij ord⸗
ninge mitbringet, erſtrecket, vpgelecht vnde bevalen ys, vormöge
differ algemeinen Pameriſchen Kerdienorbeninge, dat fe dorch
Examina, Synodos, Visitation vnde Conſiſtoria, Chriſtlicke
einicheit, ynn der lehre, unde Geremonien vnde difciplin ynn
Kerden vnde Scholen erholden, Welckeren Superintendenten
alle Kercken perfonen, Parchern, Prebigern, Caplane, Schols
meifter, Scholgefellen, Organiften, Goftere ‚negft uns dem
Landesfuͤrſten, vnde eines yedern ordes Duericheit, nha ynnholt
diſſer Kercken ordeninge ſchoͤlen vnderworpen vnde gehorſam ſyn.
Wenn de Superintendenten ordentlicker wiſe van vns thom
ampt beropen, ſcholen die oldeſten Paſtores, ſo van vns dartho
vorſchreuen werden, ſampt dem vicino Superintendente in diſ⸗
ſem Lande denſuͤluigen ordinieren vnde inſtitueren. Be
Vnde [hal ein Superintendens generalid wahnen tho Stet-
tin, ein tho Golberge, ein thom Gripswolde. |
Wo wit ſick ouerft eines yebern Jurisdiction ſtrecket, ſchal
ein veder van uns, vnde in der Inſtruction des conſiſtorij bes
richt entfangen.
Darmit ouerft [paldinge, vneinicheit, vnde ander ergerlick
vnrath vnde gefahr, vorhödet werde, fcholen hernhamaln alle
Kercken Superintendenten, Paftoren unde andere Kerdiendiener
in diffen vnſen landen vnde Förftendömen in Steden vnde
Dörpern, ahne underfcheit der Stift, fo under dem Pawſt⸗
dohm gewefen, ber einigen allgemeinen Pamerfchen Kerden
“ ordeninge vnderworpen ſyn.
Die Paftores primarij Inn ben vornemeften Steden thom
Sunde Stettin, Gripsmwolde, Stargardt, Stolp, Colberg,
(holen mit ehren andern mitbrödern Paftoribus vnde Predis
gern, gelick als die Parchern yn andern Steden, dem Generali
Superintendenti des ordes als erem fupertori gehorfam ſyn,
vnde wenn fie ynn dat Parrampt vocirt, vnde inflituirt wer:
den, ſcholen fie dem Superintendenten fi obligieren, data
dextra societatis , dat fe. diffe Kerckenordeninge truͤwlick willen
holden, nicht allein bor fi, fondern in der gangen Stadt, fo
vele en moͤgelick vorthfetten, vnde dem Eonfiftorio onde Su⸗
perintendenten vnderworpen ſyn.
Wedderuͤmme ſo ahn den Superintendenten mangell vor⸗
fiele, ahn der lehre, fo ſchall ydt mit em wo In dem Landt aff⸗
ſcheide des 56 Ihares, od hirbeuor van andern Kerckendienern
geordent, geholden werden, wo fi barbauen yemands ſynes
ampts, leuendes effte wandels haluen molde beklagen, ſchall de
Superintendens dem General fpnodo, welden wy vp dem fall
futueft thofamen befchriuen, edder doͤrch dat Confiftortum willen
erfordern laten, vnderworpen fon, ere Juditium dulden, unbe
ſick gehorſamlick demfuluen nha vorholden, effte van uns im
lande nicht geduldet werben.
Niemand fchal fit tho orbinieren vnderſtan, ahne alleine
die Generali Superintendenten, denen ydt beuhalen iſs, vnde
Amptshaluen gehoret.
De Superintendenten wille wy nha gelegenheit Ricklick
vnde ehrlick vorforgen,, in betwachtinge, Dat fe nicht alleine wo
andere Prediger, mit erer hufsholdinge beladen findet, fondern
ock wegen eres ampts mennigerlet vnkoſten unde börden, binnen
vnde buten huſes möten bragenn.
1508. OXVII. PSommer⸗ſche Riechmorbunung.
Wenn ouetſt de Superintendenten vlfitieren, Synodos hol⸗
den, yn Kercken ſaken reiſen, ſcholen ſie mit vnkoſt, ock fhore,
fo ferne fie nicht ſuͤlueſt perde vnde wagen, vormoͤge erer beftels
linge thoholden vorplichtet, ynn vnſenn Ampten vp dem Lande
vann Kerckenn, vnde yn Steden van den Caſten gefordert
werden.
Ban CEynobis.
Ein yeder Superintendens ſchal ſynen befahlenen Ort, in
etlicke gewiſſe Circulos deelen, derer ein xv effte xx Caſpell,
weniger effte mehr, nah gelegenheit begripe, vnde in einem
yedern Circulo an gelegener ſtede ym Jahr, effte to vmme dat
"ander Jahr, die particular Synodos holden, Dartho ſcholen
die negſt vmbliggende Paſtores vth den Dorp Caſpeln mit den
Gofteren vorſchreuen werden, vnde vth bevehlich bes Superin⸗
tendenten thoſamen kamen.
Inn den Synodis geſchuͤt de Anfang mit einer vorma⸗
ninge, vnde darup geſungen Veni sancte etc. mit der Collecta,
effte Te Deum laudamus. Item, Quicunque vult saluus esse,
Darnha handelt die Superintendens erftlih mit ben Co⸗
flern van erem ampte, wandel onde leuenbe, vnde fo yemanb
angeklaget effte ftraffbar befunden, die wert vam Synodo unbe
Superintendenten geftraffet, effte vor dat Gonftftorium vorwiſet.
Hir holdt die Superintendens den Coͤſteren vor, wat hern⸗
hamals ynn der Kerden ordeninge van ben Coͤſtern beſchreuen
fteit, eembanet fie flitich vnde ernftlich thom beften, unde dis
mittiret fie vam Synodo vp, bat fie nicht lange vpgeholden,
vnde mit vnkoſt vorfchonet werden.
Nah diſſem heuet de Superintendens pm Synodo mit den
Paſtoribus an (Nah gefchener anropinge des Hilligen Geiftes
mit dem Veni sancte Spiritus etc.) die handlinge van ber
Lehre, holdt einn examen in precipuis locis doctrinae Chri-
stianae ynde im Catechiſmo vnde in tertu Biblico, beuehlet den
Paftoribus dat Studium Theologicum, vnde dat fie vor allerr
Dingen flitich beben, vnde Meditiren, dagelickes etlicke Pſalmen
flitich leſen, die Biblia, die Hauſspoſtill, ock den groten Cate⸗
chiſmum Lutheri, Locos Communes Philippi, ſampt andern
bauen gedachten Boͤkeren, vnde neuen diſſen andere Chriſtlike
Boͤckere vnde ſchriffte. |
Na gelegenheit beuehldt de Superintendens etliten under
den Paftoren, dat fie Declamationes fchriuen, unde ym Spnodo
recitiven, Mit flyte dat Exercitium Stylj dryuenn, Stellet en
od vor propositiones ex Catechismo, vnde vorordenet refpon⸗
benten, dat fie pm Synodo Difputiren, vp bat fie in recto
iudicjo de principalibus doctrinae ‚articulis Gonftrmiret wer»
ben, vnde lehren wo fie den Webberfprelern gränbtlid vnde
richtich fcholen andtwerben.
Sonberlid! ouerft ermahnt be fo, bat fie ynn erem Ampte
truͤwe finn, vnde beſtendich inn reiner wahrer Lehre, fi vor
alle Secten vnde falfche frombde Opintones hödenn, Vnde fo
einer hir beſchuͤldiget effte vorbechtig were, twebder den prote=
diret de Superintendens mit allen Frateibus ym Synodo,
vnde wo he nicht höret edder volget, wert he vor dat Sonfiftoriung
vorweſen, unde bie Inge vnſer der Pandefsförftenn huͤlpe webder
ehm angeropen.
Thom andern Werbt gehandelt van Geremonten, Inn allenn
ftüdenn fo in der Agenda begrepen ſinn, Darmit ydt eindrech⸗
tich auerall geholden werde. Vnde fo einer hierpegen edder
1568. CAVER Bommeriche Kirchenorduung.
webber diffe Kerdlenorbeninge, vnde bes Spmobi Löffliete Sta⸗
tuta gefreuelt vnde gehandelt hedde, de werd geſtraffet.
Thom Druͤdden geſchuͤth Inquiſition van eines veders Pas
ſtoris leuende Ampt vnde wandel, Item Van ſyner Huſshol⸗
binge, Vnde werden alle ermahnt, wo fie ſick ym gantzem leuende
mit Kleidinge, vnde allen dingenn holden ſcholen, ſonderlich
ouerſt den Kroch vnde Drunckenheit vormiden, So einer ſtraff⸗
bar befunden, werdt geſtraffet, edder nha gelegenheit vor dat
Confiſtorium vorwiſet.
Thom Veerden, van ordeninge der vocation inſtitution
vnde bimifsion, daruan hirnha an ſynem orde gemeldet wert,
Item wo die Parrhern vnde Coͤſtere ſick ſchicken yegen die Pas
tronen vnde Heerſchop im Caſpell.
Thom Vofften, van gnaden Jar vor Wedewenn vnde wei⸗
ſen der vorſtoruenen Parrhern, wenn ſolcke caſus vor fallen,
ſchall die Superintendens vorſchaffen, dat die negſten vicini by
pene, vor die Wedewe vmbſchichtich dat eine gnaden Ihar, vnde
nicht lenger ane entgeltnis dat Ampt vorwalden vnde wahren,
alleine dat die Wedewe ehn, wenn ſie darkamen vnde Predigen
eine maltidt gifft, Were ydt ouerſt in etlicken orden ſo gelegen,
bat die Vicini Paſtores ſolchs nicht wol wharen konden, welckes
ſick inn der Viſitation finden wert, So ſchall derenthaluen dorch
bie Viſitatoren vorordening geſchehen, Wo hirna ahn ſynem
orde wider gedacht vnde gefettet iſs.
Wenn olde effte krancke Paſtores ſinn, bie dem Caſpel ed⸗
der Kercken beth vp ere Older vnde ſchwacheit gedienet, Den
ſchal die Chriſtlicke milde handt gereket, vnde die Danckbarcheit,
ſo Chriſten geboͤret, beweſen, Vnde derenthaluen in der Viſita⸗
elon befcheid gemafet werden, Wo hernha daruan werbt ges
meldet.
Thom Söftenn, Wenn ein Paftoris Dochter inn den Ehe:
ſtandt begeuen werdt, So gifft veder Paftor inn dem Eirculo
tho flüre des Ehegeldes einen marck, nah hergebrachter vorwil⸗
liginge vnde gemonheit der Synoden hyr im Lande.
Thom Söuendenn, Fraget de Superintendene mo ydt in
ben Cafpeln ſteidt mit der Kercke, Kerdhöue, Wedemen etc.
tem vann Voracdhterenn der Sacranıenten, onde die ynn apen=
barenn lafteren fledenn, Vnde horet wedderum eines yedern
mangell, gifft rath fo vele mogelid is, Betert mat he vormad),
mit den Amptlübenn, edder Duericheit yeders Drdes, Wo nicht,
bringet be de fake ann ung die Landefförften.
Thom Achtenn Werdt gehort des Synodi Rekenſchop, vann
erer Boringe, Mulctie, Contribution , onde wat die Noui Das
ſtores pro Introitu geuen, hiruann werdt entrichtet die Vnkoſt
des Synodi, Wat mangelt, leggen die Fratres thofamen, Od
ermant de Superintendens die Paſtores, fonderli de nene
Kinder hebben, dat fe ere Teſtamenta makenn, nid, Inteftatt
henfteruenn, Darmit van ghrer nahgelatenen Armuth nen has
der vnde zand folge.
In yederm Synodo [hal de Superintenden® einen effte
mehr precipuos Paſtores vorordenen, Die mad) me nömen
Prepoſitos effte Archiprefbutero®, Sonderlid die Paftores inn
Stedenn, die ynn ſynem affıwefende vp die andern Parhernn,
tho dem Synodo belegen, acht gene, vormöge der Synoden
Ordeninge, Defulue kann ock gemeine ſakenn, die mit Par:
nern, Coſterenn, unbe fonften vorfallen neuen ber Duericheit
li.
Al
yeders Ordes vorhörenn vnde vorbragen, wat he nicht richtich
makenn kann, wyſe he an den Superintendentenn.
Alſo fhall de Superintenbene einem yedern precipuo Pas
ſtori ynn Stedenn, etlicke Caſpell thoordenenn, Vnde ym Syns
odo alle Kerckenndiener vormanen, Wenn ſie vann erenn Pre⸗
poſitis, im namen des Superintendenten vorbeſcheidenn wer⸗
denn, Dat fie erſchynen, vnde ſick mit aller ehrbedinge hegenn
ſie ſchicken, Diſſen Paſtoribus ſcholenn gude Stipendia van
den Caſtenn vorordenet werdenn.
Deſsgeliken ſchall de generalis Superintendens wenn ydt
nodt iſs, den generall Synodum der Paſtoren vth den Steben
vorſchriuen in den Gripswoldt, Stettin, Colberge, effte Stolp,
effte wor ydt ſonſt gelegen iſs, vnde mit den handlen vnde ſta⸗
tuiren vormoͤge der vorgeholdenen Synoden, Wat der Kercken
vnde dem Miniſterio nuͤtte, noͤdich vnde diſſer vnſer Kercken
ordeninge nicht tho wedderen iſs.
Wenn die Paſtores vam Superintendenten vp den Syno⸗
dum gefordert, ſcholen fie vam Rade vnde Caſten vorſtenderen
mit fohre vnde teringe vorſorget werden.
Wy willen ouerſt nha gelehenheit der vorfallenden ſacken
tho den generall Synodis etlicke vnſer land vnde hoffrede, ſampt
etlicken van der Ridderſchop vnde Steden vorordenen vp dat
neueneſt reiner lehre, vnde eindrechtiger ordeninge vnder allen
vnſern Landſtenden, gut vortruwen vnde einicheit deſto mehr
erholden, vnde kuͤnfftich allen ſpaldingen mit Goͤdtlicker huͤlpe
ordentlich vorgebuwet vnde geweret werde.
Die Superintendens ſchall ock alle Ihar effte vmme dat
ander Ihar, ynn eine yedere Stadt vnde Ampt kamen, glicks⸗
fals ock tho Heren vnde Schlodtſaten, ſo Kercklehne hebben,
ſick vorfuͤgen, Die Paſtores, Prediger, Vorſtender, Scholdiener,
Organiſten, vnde Coͤſter conuociren, nha vorgeſchreuenen Ar⸗
tickeln, die all dar Stede hebben, vnde wat ſonſt noͤdich iſs
mit ehn handelen, alle mengel mit huͤlpe vnſer beuehl hebber
effte veders ordes Duericheit, cortigeren, dat alfo dem Satan,
mit Godtlicker hülpe, fo vele moͤgelick gewheret, vnde vnrich⸗
ticheiden vorgebuwet werde, Wor he den alſo kumpt vnde Vi⸗
fiteret, ſcholen die vnkoſten van den Caſten vnde Kercken ent⸗
richtet werden.
Ban Eheſaken.
Keine vnehrlicke bywaninge ſchall wedder ynn Steben noch
vp dem Lande geſtadet, Sondern diewil dieſuͤluige ynn Goͤdt⸗
licken vnde Minſchlicken geſetten, ock ynn des hilligen Rikes
Politie ordninge, hardt vorbaden iſs, dorch die Ouericheit eines
yeders ordes, vnnhalatich geſtraffet werden, Wiere ouerſt bie
Duericheit, bauen erinnering des Paſtoren, ſuͤmich, ſchall he
ſolchs dem Conſiſtorio notificeren, vnde ym fall darup dat Con⸗
ſiſtorium ſo wit Procedere de dat den perſonen die, wo bauen
ſteit, ein vorbaden leuent fuͤhren, geldt ſtraffe vperlecht wuͤrde,
ſchall ſolcke Mulcta endt wedder der Kercken thom beſten, edder
were dieſuͤlue ahn dem orde, wor ſick die miſshandeling thoge⸗
dragen, genugſam vorſehen, tho erholdinge der Armen ange⸗
wendet, vnde in nenen werkliken bruck gekeret werden.
Doch moͤchte nha gelegenheit, wen dat Conſiſtorium mit
den ſaken vele moͤye vnde arbeit gehat, vnde ſick flitich darinne
ertoͤget, van dem ſtraffgelde demſuͤluen de halue deel tho geor⸗
dent werden, ynn betrachting, dat bie Quericheit den milshans
31
348
bei, chouorfolgen fumich geweſen, derenthaluen dat Confiftes
rium Amptshaluen procebiret.
Sm fall od einer, wo vorſteit, mit ſyner miſshandeling
die gemeine Chriſtlicke Kerde geergeret, vnde van der Duericheit
allein mit gelde, vnde nicht ahm liff edder leuent geftraffet
würde, fchal der Kercken od ere Cenfuren chogebrudten vnbe⸗
nhamen ſyn, ſonderlich dat die dehder, ehr benn he tho dem
Sacrament geſtadet werdt, dorch bie vororbente offentlide ab»
folution nah erfendtnis des Conſiſtorij, mit bem allmechtigen
Godt, vnde ber Chriſtlickan Kercken vorfönet werde, Idoch ſcho⸗
len ock yn der offentlicken abſolution die Superintendenten, Pa⸗
ſtoren, edder Prediger hirin ſtracks de formen folgen, die wy
in der Agenda vorordenen laten.
Van dem Eheſtande ſchoͤlen die Paſtores der gemeine rechte
lehre vaken vordragen, vnde Gades thorne, vnde ſtraff auer
vntucht flitich vnde ernſtlich erkleren, Wo Godt die Welt ynn
der Sintflut, vele lande vnde Stede vmme der Suͤnde willen
vorſoͤpet, vnde gruͤwliken geſtraffet hefft.
Die Eheſtandt ſchall mit offentlicker beſponſation, ynn bye
weſen Ehriſtliker ehrlicher Luͤde angefangen werden, vnde ſcho⸗
ben hicmit alle heimlike geloͤffte affgedan vnde vpgehauen ſyn.
Vnde ym fall yennig ſhoͤn edder Dochter, ahne ehrer Va⸗
der vnde Moder weten unbe willen ſick fütneft heimlich vnde
lichtferdichlick, wedder Kindlicke truwe vnde ſchulbdigen gehorſam
vorheiraben, Vnde bie Perſonen vnder vieff vnde twintich Iha⸗
renn wiere, ſcholen denſuͤluen Vader vnde Moder ynn erem
leuende iennig heirat guet tho geuen, edder andere huͤlpe tho
donde nicht ſchuldich fin.
Als ſick nhu die Kinder ahne vorwetendt der Olderen nicht
vorlauen ſcholen, So werden od die Olderen wedderumme ehre
Kinder ahn vorſtanden gueden frien nicht hinderen, noch tho
vnwilliger ehe drengen, wo denn die Prediger offt vnde vaken
beide Oldern vnde Kindern thom flitigſten van der Cantzel der
plicht vnde yegen plicht erinneren ſcholen, allerley vnradt tho⸗
udormiden.
Vnde tm fall ſtrydt vorfſtle, effte die Vorloͤffnis krefftich
edder van vnkrefften, ſchall daroner dat Conſiſtorium ordentlick
richten, vnde ydt by deſſuͤluenn erkentnis gelaten werden.
Wo man ock inn den Terminis deſponſationis nicht ge⸗
bliuen, ſondern wider gegangenn were, Dar ſchall den yenni⸗
gen welcken ydt tho rechte thogelatenn, allent wat die Mechte
mitbringen, thogebruken vnbenamen ſynn.
Idt ſchall ock nene Vortruwinge geſchen, ydt ſint denne
die Perſonen hoch edder ſyde, twe edder dry mal vann der Can⸗
tzell affgekundiget, Sonſt mach dje Vortruinge geſchehen ym
Huſe edder Kercken.
| In der Kerken fchall Brut unde Brübigam vor ben Altar
bie benediction nha der forma, die ynn der Agenda unbe ynn
Gatechifmo befchreuen fteit, entfangen. Die nicht thor Kercken
ghan, ſchoͤlen balde nah ber vortruwinge benebicirt werden,
Wenn ouerft bie vortruminge ym huſe gefchät, ſchall vdt by
dage gefchen,, unde ein neber fi Chriſtlick vnde erbarlich darby
„vorholden, Hirmit ſchoͤlen bie ergerlicken gefehrliden nacht vor
teumwingen, dar fie bether gewhoͤnlick geweſen, genglic, vpge⸗
hauen vnde vorbaden fun.
Wo od pennich Prediger edder Kerckendiener, ahne vors
weten vnde willen ber Olberen, edder wo bie nicht vorhanden,
| 1508. cxvre. Pommertidie Ricdymordunng.
ahne weten unde willen vororbenter vormuͤnder onbe negeſten
frunde, perſonen wuͤrde thoſamen geuen, edder od Laubſtriker,
die vth anderen Caſpeln, edder van Doͤrperen ynn die Stede,
effte och Steden vp Doͤrper loͤpen kamen, noch andere vor⸗
truwen, die ehme thouorne vnbekand, vnde ehres Handels unbe
wandelß, vnde dat fie leddich ahne chegaden wieren, keine kundt⸗
ſchop brachten, ſchall he ſolcker ſyner handling haluen, ſick ſynes
dienſtes darin he iſs vorluſtich gemaket hebben.
Van Graden ynn eheſaken iſs die druͤdde grabt in hnea
aequali thogelaten, ouerft in linea inaequali, fo wol in Con-
sanguinitate alf6 affinitate, pn diffen Landen, henferner, ahne
ehrhefflidde ehafft nicht thogeftaden, vnde iſs bie diſpenſation
vth merdliden groten orfaden tho vnſer Landesförflen, unbe
bes Conſiſtorij erkendtnis in berürten falle geftellet.
Wenn tiwiuel van vortrumende, van sponsalibus , gradi-
bus effte funft andere orſaken vorfallen, ſchall die Paftor nicht
procediren, fondern die Perfonen wiſen an bat Conſiſtorium
unde Superintendenten ‚ vnde fchall od vor der offentliden
Chriftliden vorteuminge keine bywhaninge thogelaten werben.
Wo od die Perfonen ſick nicht an dat Conſiſtorium vorfüs
gen, edder orbentlic recht vorachten,, ſchall de Paftor ſolchs ber
Duericheit anthogen, welder ferner dem Citirden parth, by peen _
ber gefencknis, edder landes vorwifinge befehlen ſchall tho Com⸗
pariren, Vnde wo die Perſon darouer mutwillch vp eren vor⸗
nemen bharret, ſchall dieſuͤlue tho geboͤrlicker ſtraffe van der
Quericheit fencklich yngethagen, vnde ferner yegen fie an dem
Conſiſtorio ynn Contumatiam edder ſonſt ordentlick thouorfah⸗
ten geſtadet, vnde vnuorthoͤchlick vorholpen werden, wat recht iſs.
Were od der ordt, bar fi die Perſon fo delinquiret er⸗
beide, gar wit affgelegen, So ſchall tho des Confiftorij erkendt⸗
nis flan, effte fie willen yemand fubbelsgiren, vor ben füluen
ordentlid usque ad Conclusionem, thouorfahren, vnde folgende
ferner die ergangene Procefd den Confiftorialen darin thoer⸗
kennen thoauerfchiden.
Alle Casus Diuortij, vnde welderem dele die che wedder⸗
umb tho geftaden fp, ſcholen flan by bem Conſiſtorio, dat werdt
orbentliden proces vornehmen, vnde fchaffen, mat billich unde
recht iſe, Vnde wo ſick vennig Kerckendiener ahne vorganden
Rath des Conſiſtorij wuͤrde vndernehmen Eheluͤde van ein an⸗
ber tho ſcheiden, So ſchall die edder bie yennigen fo ydt deden,
darmit ipſo facto ſynes edder eheres dienſtes Amptes vnde
Standes entfettet fon.
Dar pbt fi ouerft Wertlicke Perfonen vnderfangen wor⸗
den, ſcholen fie mit gefencknis ebber anderer ernſter ftraffe vor
folget werben.
Dat Veerde Deel, van Erauriuatoribus unbe Ordinauben vude Dan
DOrbentliter Beftellinge ber Kercken Empter.
Riemand [hal fi underflan, bat offentlicke Predigampt in
ber Kercken anthonemende he ſy denne thouorn eraminiret vnde
nha dem gebrude der Apoftel ordineret.
Dat Eramen vnde ordination [all gehelben werben, thom
GSripfswoldt, tho Stettin, Colberg, vnde Stotpe, Die Daftores
onde Prediger ahn einem yebern orde [holen Ordinarij exami⸗
natores ſyn mit dem Superintendenten.
Die eraminatores fcholen nemandt ab eramen tho laten,
be hebbe denn eine gewiſſe Vocation, vnde bringe ſyn tejlime
J
ases. Cv. Yommerfche irchenorduug ·
nium van deu Patronen edder van der Ouericheit, fo bat Jus
Votandi de Jure hebbenn.
Dat eramen ynn der lehre, ſchall gefchehen vth dem Exa-
zuüne ordinandoram, Locis Communibus, vth dem Gatedhifs
mo, vnde ym terte ber Hylligen Schrift, Vnde ſollckes vp bie
tpbt der Quatertemper, ſonderlick yn der Faſten, unde vp Mis
chaelis, wenn die Catechiſmus repeteret wert, bat die Ordinan-
den vort hören die form den Catechiſmum tho Predigen.
Die Guperintendens ſchall vorordenen, dat einer van ben
Paſtoribus die Drbinanden etlicke bage vor dem eramine inſti⸗
tuire, vnderwiſe, wo fie Dipen, Sacramenta vorreden, mit
Bicht unde Krancken befölen, Mit vorteumen, vnde benediction der
Ehelüde, mit teſtament holden, unbe dergeliken ummegahn fchölen.
So einer im eramine vngeſchickt befunden, ſchall men ehm
affwyſen, vnde ermahnen, dat he flitiger Studire, mit erbes
dinge, Wo he fit beteren, vnde in den ſtudijs Frucht fchaffen
würde, fpner kuͤnfftich acht tho hebben.
Wenn einer in eramine vorſtendich, tho predigen gefchickt,
vnde in leuend vnſtrafflick, und des predigampts werdich bes
funden wert, ſchal die Superintendens en, yn by ſind der exa⸗
minatoren vormanen, vnde ordinieren wo folget.
Erſtlich van der lere, dat he jn der beſtendich bliue, vnd
flitich ſtudiere, flitich bede, vnd Godt den heren vmb den hilll⸗
gen Geiſt anrope, hirby ſchall die Ordinande errinnert werben,
wat dat Predigampt vor ein hoch, ſchwar vnde gefehrlich ampt
ys, Dem die Duͤuel vnde die Werlt fiendt, vnde dat wy nichts
van vns ſuͤlueſt vormoͤgen, ſondern bat wy duͤchtich ſyn, dat
ys van Gabe 2. Corinth: 3.
Darum ſchall die Ordinande anlauen, dat he wil bauen
alle andere ſtudia alle Dage ein Capittel vth der Biblta leſen,
mit einem effte twe Pfalmis, onde ſyn Theologieum Studium,
fampt dem gebede flitich wharen.
Hirby ſchall he od errinneret werben, wat he vornemlid
vor Boͤke leſen ſchall, Als die Biblia, die Poftillen, unbe Boͤ⸗
ter D. Marthini Lutheri, onde Locos communes, od anbere
bauen genanten Böker Luthers vnde Philippi, fo wy thofamen
drucken laten, vnde by den Kercken vnſer Lande thouorwharen
geordent.
Thom andern, van den Ceremonien, dat he ſyn Kercken
regiment im ſynem Caſpell, mit allem flite holde, nha biffer
Kercken ordeninge vnde der Agenda, in allen ſtuͤcken des Mi
niſterij truͤwlick vnde eindrechtichlick mit den anderen, vp dat he
ein truͤwer diener des Heren Chriſti befunden werde.
Thom Druͤdden, van ſynem leuende vnde wandel, huſs⸗
holdinge, vnde kledinge, van ſynem geſinde, dat he alle erger⸗
niſſe, vnde vor allen dingen, Drunckheit, Hader, Ergerniſſe,
Tumult vnde andere laſter vormide.
Thom Veerden, van ehr vnde gehorſam yegen bie Oueri⸗
cheit, ſonderlich ahn dem orde, dar he deenen ſchall, Dartho
od vegen ben Superintendenten vnde ſyne oldeſten im Predig⸗
ampt, bat be nha der Kercken ordeninge ehm will gehorſam
ſyn, vnde kamen wor he thom Soynobo effte ſuſs geeſchet wert,
dat he od ynn diſſen Landen nicht wil iennigen Kerckendienſt
vnordentlicker wiſe ahn nehmen, ahne preſentation der Patronen
vnde inſtitution der Superintendenten, dergliken ſchal he ahn⸗
lauen, nicht ahne erkentnifſe, vnde ahne willen ſynen dienſt
thouorlatin, wo hernha gemeldet, Hyrup ſprecket be Ordinande,
dat he dorch Gades Gnabe ſollikes truͤwlicken doͤn, unbe holden
wil, vnde werdt darup vormhanet, dat he ſick thor Bicht vnde
Communion ſchicke.
Forma Orbinationis.
Des folgenden Morgens, effte wenn ydt gelegen, geſchuͤdt
ein Sermon, vam Predigampt, edder ahm ende des Sermons
wert vorkuͤndiget, dat ein effte mehr ſyn, die thom Predigampt
ſcholen ordeneret werden. Mit vormaninge, dat ſie willen dar⸗
by ſyn, vnde Gott helpen ouer ſie anropen, dat he ſyne Kercke
vnde ſyn wort by vns erholde, vnde duͤchtige lehrer geue, vnde
diſſe vnde andere Prediger alle tho nuͤtten dieneren make, Darup
werdt gebedet Vader vnſe etc. Vnde geſungen, Nhu bidden
wy den Hilligen Geiſt ete. Darnha Veni sancte cum Collecta.
Darnha vor dem Alter, ſo die Ordinator nicht will eine
prefation dhon ahn dat Volck de dignitate ministerij, Wo die
einige geborene Shoͤne Gades dat Predigampt geſtifftet, vnde
ſuͤlueſt gefhuͤret hefft, vnde noch erholt vnde fhoͤret dorch min⸗
ſchen, tho erbuwinge ſynes rickes, vnde dat he ydt wedder den
Duͤuel erholden wert, vnde wo Gades wille ſy, dat nicht alle
ahne vnderſcheidt ſcholen thom Predigampt gripen, ſondern al⸗
lein die de dartho beropen, examiniret, bewheret, vnde nha dem
gebrucke der Apoſtel mit dem gebede vnde vplegginge der Hende,
ordiniret ſint ete. So mach he balde ahnfangen tho leſen diſſe
folgende wort bes Hilligen Pauli j Timoth: iij.
So Schrifft Sanct Paulus ynn der erften Epiftel ahn
Zimotheum ahm drübden Gapittel. Dat if gewiflid! whar,
So yemandt dat Predigampt begeret, die begeret ein koͤſtlick
werd ꝛc. II Zim. UL 1I—7.)
So ermahnet od Sanet Paulus bie oldeften der gemeine
tho Ephefo, So hebbet nhu acht vp yum fülueft zc. [Xp
Geſch. XX. 28—31.]
Hierup beit de ordinator eine forte vthleginge effte vorma⸗
ninge ahn die Predicanten alfe folget.
Hier höre gy dat diffe wordt reden wat yuwe lehre, due
ampt, yuwe leuent vnde wandel ſyn fchall.
Die lehre ſchall fon, dat gy Gades wort, bat geſette vnde
Euangelium, bote vnde gnade, dorch Chriſtum der gemeine, die
he mit ſynem blode vorworuen hefft, ſcholen rein vnde flitich
Predigen, vnde mit allem flite wehren, dat nicht Wulffe vnde
Rotthen falſche lehre vnde laſter manck die armen Schape
Chriſti ynriten. Dartho iſs vann noͤden, dat gy ſuͤlueſt Godt
fruͤchten, van herten bidden, vnde flitich ſtudiren inn der hilli⸗
gen ſchrifft, Alſe S. Paulus ſecht, Holt ahn mit leſende vnde
nim dy ahn der vormaninge vnde der lehre, Timoth. iilj. Dat
ampt ſchal ſyn, dat gy arbeider ſyn ſcholen, nicht leddig genger,
ſonder truweliken acht geuen, vp yuwe beuahlen herde, yuwe
ampt, inn allen ſtuͤcken des miniſterij, vormoͤge der Agenda
truwelicken vthrichten, vnde nichts vornemen dat der Kercken
ordeninge tho wedderen iſs.
Dat leuendt ſchoͤle gy mit alle den yuwen foͤhren, nha der
Ihere Pauli, Dat Bades name, vnde ſyne hillige wort nicht
vmme yuwent willen gelaftert werde.
Synt gy folliles cho dhonde bereit?
Dicunt Ja. j
Hir lecht die Superintendens vnde die anderen Paftores
den Ordinanden fo vp den Eneen fyt, vp bat hoͤuet die handt
vnde vormanet die gange gemeine thom gebebe vor dat gantze
31*
Ah 25068. OXVIL Pommertche Rircjeuoriunng.
. o
billige Predigampt, vor alfe lehrer vnde thohoͤrer unde fonders
lic vor diffen Orbinanden, vnde fpredt, Latet vns beden, Bas
‚ber onfe bie du bift Im Hemmel etc.
Latet uns wiber Beben.
Barmbertiger Gott, Hemlifhe Bader ꝛc. [f. d. Braun:
ſchw. K.O. Ne. LXXXIII.]
So ghat nhu hen, vnde weidet die herde Chriſti fo yuw bes
fhalen iſs, vnde ſehet wol tho, nicht gedwungen, ſonderen wil⸗
lichlick, nicht vmme ſchendlickes Winſtes willen, ſondern van
herten grund, nicht alſe de oͤuer dat Volck herſchen, ſondern
werdet ein vorbilde der herde. So werde gy wenn der Ertz⸗
herde erſchynen wert, die vnuorwelcklicke Krone der ehren ent⸗
fangen Amen:
Benedicat vobis Dominus, vt ſaciatis fructam multum,
Amen.
Darnah entfangen ſie Teſtimonia Ordinationis.
Wi willen ock den Superintendenten gewiſſen beſcheidt tho⸗
ſtellen laten, wat ere Schriuer vor testimonia Ordinationis,
Institutionis, vnde dergeliken (Jedoch den Armen ouer dat inn
allen tho geroken) nemen ſcholen, darouer niemandt ſchall be⸗
ſchweret werden.
Wenn froͤmbde Prediger vth anderen landen kamen, vnde
ein Kerckenampt ahnemen willen, die ſcholen wenn ſie glick or⸗
deniret ſyn, vor die Examinatores vnde vor den Superinten⸗
denten kamen, exameniret werden, ere teſtimonia produciren,
vnde van vnſer Kerckenordeninge vnderricht entfangen, vnde
data dextra societatis, dem Superintendenten obedientiam
fidelitatem, vormoͤge der Kerckenordeninge tho ſeggen vnde
holden.
So ock vth einem andern lande hirher vociret werd ein
Superintendens, effte ſonſt ein vornehmer Paftor, dem ſchall
me, ehr he ynn fon Ampt tret, bie Kerckenordeninge, be Agenda,
vnde Statuta Synodi 'vorleggen, vnde vam gangen Kerdens
tegimente vnderrichtenn. Darup ſchall he den andern Super:
intendenten data dextra societatis, lauen vnde thofeggen,
Dyſſer Kerckenordeninge trümelid tho folgen, vann der nicht
tho wiken, od nene Nygeringe ynn diffe Kerdienordeninge yn⸗
thovhoͤren.
Bau Orbentlider Voeation, Inſtitution, unbe Dimiſſion ber Kercken⸗
diener.
Idt ſchall mit annehming der Prediger, wo vor olders ge⸗
woͤnlick, geholden, vnde nemandt ahne rechtmetige Vocation
der Patronen dat Predigampt ahnnemen, edder ſick indrengen,
noch ynſetten laten, herwedder ſchal ock die Herſchop vnordent⸗
licker wyſe, kenen Prediger vpſtellen, noch entſetten edder vor⸗
ſtoͤten, vnde ſchal nen Paſtor ben andern vth ſtecken, noch eine
Parre ahnnemen, he hebbe den van den patronen denomination
edder praeſentation ſchrifftlich, wo gebruͤcklick, vnde van dem
Superintendenten die inſtitution, Wo ock einer van ſynem
ampte affſtahen wil, ſchal he ſolckes dem Superintendenten
vnde Patronen vngefehr ein halff jhar thouorne ankuͤndigen,
vnde deſſuͤluen afftages nodtwendige erhefflicke billike orſake an⸗
thogen, vnde darup van den Patronen vnde Superintendenten,
edder ym fal ſick dieſuͤluen mit einander nicht kunden vorge⸗
liken, van dem ordentliken groten Conſiſtorio billikes beſchedes
gewaren, vnd nicht eigens gefallens von einer Parren vp die
ander rucken, Noch by vns den Landesfoͤrſten edder andere
Quericheit Feine vorſchriuinge bidden, dat he be Parre ad vitam,
edder vor ſyne kinder beholden, vnde derſuͤluen ſyn, edder ehre
leuelanck nicht entſettet werden ſchoͤle, denn dar ſolckes gelick
geſchege, ſo ſchals doch van vnwerden ſyn, vnde vor nichtich
vnd vnkrefftich geachtet, geholden, vnde erkandt werden.
Wedderumb wo de Patronen vth erheffliken billicken orſoͤ⸗
ken edder an ben oͤrden, dar ydt van olders der maten gebruͤck⸗
lich, die Caſpell kinder dem Paſtori die Parre vormeinden vp
thokuͤndigen, ſchall ock mit vorganden erkendtnis, wo bauem
gemeldt, thoghan, vnde wer hirwedder dede van dem Confiſtorio
mit ordentlicken rechte vorfolget werden, vnde im fall die Pa⸗
tronen eres iuris Patronatus vorſetichlick miſsbrucken, fo ſchal
ydt mit denſuͤluen vormoͤge vblicher rechte geholden, vnde ſe des
iuris patronatus nha gelegen ſaken eres deiles, vnde ſo lange
ſie leuen, vorluſtich erkandt werden.
Wuͤrde ydt ſick ock tho dragen, dat die Patronen den die
Nomination vnde praeſentation gehoͤret, eine duͤchtige perſon
erweleden, vnde dieſuͤlue dem Superintendenten vorſchluͤgen,
der Superintendens ſick oͤuerſt der inſtitution weygerde, vnde
einen anderen gedechte tho intrudiren, So ſchall diſsfals die er⸗
kendtnis den anderen vorordenten des Conſiſtorij heimgeſtellet
ſyn, die ſick nha vpgenhamen genugſamen bericht erkuͤndiging
vnd gelegenheit wol vnparteieſch weten tho erthogen, vnde ſcho⸗
len od die Patronen in acht nehmen, dat fie niemand erwelen
ebder praefentiren, od der Superintendens nenen inftituiere he
ſy denn geſchickt vnde qualifieret od den Caſpell luͤden, tho«
vorne nhamkuͤndich gemaket, vnde in gemein litlich vnde ges
fellich, vnde wert hierin de Superintendens wo ynn allen bona
conscientia fideliter handlen, vnde dar hirwedder geſchege, fe
wol als die Patronen van vns den Landesfoͤrſten vnde Confi⸗
ſtorio ordentlicker ſtraffe gewerdich fun.
Idt ſchal ock dat Conſiſtorium yn allen bauen gemelten ſa⸗
ken ſchleunich vnde foͤrderlich, vnde wo moͤgelick in dem erſten
angeſetteden termin, ſonderlich in den ſaken ſo anneminge vnde
erloͤffniſſe der Kerckendiener belangen, mat recht 96 erkennen,
vnde wo ein Parrher Prediger edder Kerckendiener bauen ge⸗
ſchreuener ordeninge thowedderen wuͤrde erloͤuet, ſchal he nicht
wiken, ſondern ſick vp vns die landesfoͤrſten vnd dat Confiſto⸗
rium beroͤpen, barfülueft be, too die ſake dorch den Superin⸗
tendenten mit den Patronen vnde Ouericheit jebders ordes, nicht
wuͤrde in der guͤde by gelecht, vnparteilick recht erfolgen werdt.
Forma inſtitutionis, wo man Die Paſtores infetten ſchal.
Wenn die Superintendens befindet, dat an der praeſenta⸗
tion vnde Perſonen kein mangel ys, gifft he den Paſtor prae⸗
ſentato die inftitution ſchrifftlick vnder ſynem ſegel.
Darin erſtlick dem gantzen Caſpel angethoͤget wert die vo⸗
cation, mit vthdruͤcklicken namen der patronen, wo van olders
in den praeſentationibus vnde inſtitutionibus gebruͤcklich mit
angehengenden confirmation derfuluigen, vnde inſtitution, vor⸗
möge ber Kerckenordeninge.
Darna befehlt die Superintendens dem Paftort die gemeine
im Caſpel, bat he fie truwlick weibe, mit. der Lehre unde Chriſt⸗
licken erempeln onde ermanet webderumb alle Chriften im Ca⸗
fpel, dat fe Gades wort vnde ben Catechiſmum vlitich van em
1983. CKVIE. Wonmerfche Kichenrinug:
hören unbe lehren, die Saccamenta gern vnde vaden entfans
gen, ſick ere Kinder vnd gefinde tho aller Godtſelicheit, vnde
thom gebede vlitich holden, und bar jegen dem Paftort ehre
vnde gehorfam im Predigampt ertogen, vnde alles gerne vnde
teutliden geuen, wat en nha Caſpel rechte, unde vormöge ber
vifitation regiſter geböret, unde hirbauen allen guden willen mit
dancke vnde woldaben bewyſen.
Ferner biddet unbe vormanet die Superintenden® bie pas
tronen, vnde Caſpel vorwanten,, bat fie den Paftoren beſcher⸗
men, bie Wedewe fampt der Göfterie, wo ydt brucklich, tho
buwen ynde tho befreden vorfchaffen, em In vthmaninge fpner
gebörnifie heipen vnde förderen.
Die vorftender vnde ben Coͤſter vormanet be, bat fie mit
dem Paftore in aller einichelt mit ehrerbedinge leuen, Feine tives
bracht im Caſpel webder en ftifften,, Alle Ihar dat Gades hufs
Regiſter dordy den Parner vp dem borpe, fo ferne he dartho
gefchicht, ſchriuen, edder wo he dartho vnduchtich, datſulue dorch
eine ander bequeme perfon waren, vnd jehrlick vorrecken laten,
"o® die Kercke ferdich onderholden, vnde by dem Eafpel den
Kerckhoff thobefteden vorfchaffen.
Hirmit befelet he dat gantze Caſpel dem Heren Chriſto, mit
wunſching dat he mit ſynem Geiſte tho des Paſtoris Ampte
vnde worde helpe, dat.he vele frucht ſchaffe.
By diſſer Chriſtlicken inſtitution befelet der Superinten⸗
dens dem Paſtori mit fonberliden flite, wo he ſick yegen bie
Duericheit im Cafpel mit aller ehrerbedinge, vnde gehorfam in
allen Dingen, mat nicht bem minifterio und der Kercken orde⸗
ninge tho wedderen ys, ſchal vorholden.
Darmit ouerſt ſolckes alles dem gantzen Caſpel bekandt
werde, unbe yeberman tho ehre vnde gehorſam yegen bat pres
digampt vormanet, die Parner ock ſynes ampts deſto mehr er⸗
rinneret, befelt die Superintendens tween vlcinis Paſtoribus,
darunder sin allewege ſyn ſchal, vth der negſten ſtadt, bat fie
vp einen gelegenen Sondach in dat Caſpel thoſamen kamen,
einer den Sermon do, vnde nha dem ſermone dem volcke an⸗
thoͤge die vocation, vnde wat em vam Superintendenten befa⸗
len ſy, vnd leſt die inſtitution aff, mit ermaninge, dat ſie alle
Godt anropen, be wille tho diſſer vocation ſyne gnade und
Geiſt gnedichlick vorlenen, darup wert gebedet, vnde geſungen,
Nu bidden wy den hilligen Geiſt etc.
In dem tret be Paſtor, fo geprediget hefft, vor bat Altar,
vnde kniet vor an bat Altar de Paflor vocatus, vnde fo mehr
dar fint ſtan darby an ber fiden.
Ma dem gefange befehlt he den vocirten Parrher bat Ca⸗
fpel, gelick alfe he vp den Prebiaftule fune perfon dem Cafpel
commendiret hefft, nömlidten, bat he yn ſynem ampte wil truw
fon, bat Caſpel flitich vorftan mit lehre, Sacramenten vnde
guden erempeln, als be vor Godt bem Heren, vnde vor allen
Chriften ſchuldich ys, vnde betrachten dat de Here Chriftus
aller minfchen fehlen in dem Gafpel, die be mit ſynen Blode
erworuen hefft, van ſynen henden förberen werde.
Durup fpredt die Paftor Ja, mit Gades hülpe.
Hirup wert die gange gemene thom gebede vormanet ‚ bies
wile dat Predigampt ein hoch ampt ys, dar Gades ehrr, bat
ride des Heren Chrifti, vnde der Minfchen ewige felicheit ans
gelegen if6, dem bie Düuel viendt ys, darin dorch vnfe eigen
vormögen, nichts Fan vorfchaffet werden, wo nicht Godt die
245.
2
Here krafft, Geiſt unde fegen vorlenet, darum ein yeder Godt
van herten mwillen anropen onde fpredien, Vader unfe die du
bift im Hemmel etc.
Darnha wert gefungen, Sanctus vnde verba coenae, unde
ſchal die eine Paftor communiciren, vnde thouorne ſyne Bicht
gebhan hebben.
Die Patronen vnde Ouericheit des ordes ſchoͤlen mit ben
vorftenderen,, effte anderen ym Cafpel vorſchaffen, dat die vicis
nus Paftor vth der Stad gehalet, gefpifet vnd wedder tho huſs
gebracht werde.
Nha vorgefchreuener wyſe, Thal eine rechtmetige vocation
ynn ben Kercken vnſer lande gefchehen, vnde henferner publis
ciret werden, die ouerſt fo ygund im ampte ſyn, ſchoͤlen als
confirmati geholden werden.
Bau Coadintoribus vnde Cappellanen.
Die ſchoͤlen mit beleuinge der Patronen, vnd mit willen
des Rades in Steden, erwhelet werden van dem Paftore, und
van dem Diacon, edder vam Made, vnde darna praefentiret
dem Superintendenten, beme höret bat eramen, iudicium vnde
inftitution, doch vmme fonft vnde vorgeuens.
Ban Ebſtern.
Cuſtodes ſchoͤlen ſyn gelert, die dem Paſtore koͤnen helpen,
mit ſingen, pſalmen vnder tiden ock latiniſche Cantica, vnde
dat ſie den Catechiſmum deme volcke koͤnen duͤtlick vorleſen,
ſonderlick ouerſt ſchoͤlen die tho Coſterien gefordert werden, dar
hoͤpen tho 98 thom Predigampt, Alſo koͤnen wol in Steden ge⸗
fchickte Coſtere angenamen werden, die dar koͤnen mit in der
Schole heipen , effte in der Kercken lectiones holden.
Die Eoftere fholen angenamen werden , mit willen unde
vorweten der Patronen, edder des Rades, od wo ydt fonft an
yederm orde gewhoͤnlick van dem Paſtore vnde vorftenderen,
Cum consensu Superintendentis, effte des oͤldeſten Paſtoris
des orbes, den die Superintenbens foldes committiret, van
deme ſchal be tho gehorfam im ampte ernfllid vormanet
werden, vnde mach die Coͤſter erlöuet werden vth erheffliden
orſaken van den yennigen, denen die anneminge gebhöret.
Des Coͤſters ampt ift in der Kercken fingen, den Catechiſ⸗
mum afflefen, dem Paftori mit aller ehrerbiedinge am Altar hel⸗
pen, vnde fonften gehorfam vnde dienſtwillich ſyn, lüben, bie
Kercke vp vnde thofhluten, Morgens unde Auendes bedeklocke
fhlan, vp die funte fehen, dat rein unde im Winter warm ..
Mater darin fo, daruor hefft he fon drandigeldt, Item be ſchaf⸗
fet Wyn vnde Brod, wor ydt gebrüdlich vp vnkoſt der Kercken,
die ent gelbt effte ader baruor thoftellet.
Dariegen fchölen fe entfangen die vororbente Coͤſter heuinge,
vnde Göfter waninge, vnde geneten der Inmunitet vnd Geiſt⸗
licker freiheit, van one den Ianbesförften,, vnde van veders ordes
Duericheit,, ſchoͤlen ſick od webberumme yegen die patronen,
Herfchop unde Ouericheit mit geboͤrlicken gehorfam unde ehrer⸗
biebinge,, fredeſam ſchicken, wenn ouerſt die Eöfter Bure unde .
Intter Buren fon, vnde nicht vp Cöfteryen vnde befryeben
Kerckhoͤuen, fondern in ber herſchop, katen tho Burrechte wha⸗
nen, ſchoͤlen fie der herſchop ere plicht vnde dienſt als ander
Buren leſten.
246
&
. Ban Orgauiſten.
Drganiften ſchoͤlen in groten Steben geholden, vnde ehrlick
na vormöge der Caften befoldet werden, vnde geneten Geiſt⸗
licker immunitet und fryheit, lut differ ordeninge, tho eren ber
Muſica, wor fie ouerſt nicht genug an befoldinge kriegen, moͤ⸗
gen fie dorch richtfchriuerie, duͤdeſche ſchrifft ſcholen holden, effte
ander nering erlangen, fie fehölen angenamen werden van dem
Paſtore onde vorftenderen mit willen des Rades, vnde ſchoͤlen
anlauen dem Superintendenten vnde Paſtori im kercken regi⸗
ment gehorſam tho ſyn, vnd nicht vth thoreiſen, ahne des Pa⸗
ſtoris willen, vnd wo ſie darwedder handelden, vnd ſick an des
Paſtoris vormaninge nicht kerden, ſchoͤlen ſie doͤrch die vorſten⸗
der, mit affkoͤrtinge der beſolding na moderation der Buͤrger⸗
meiſter, edder ſonſt dorch die Ouericheit darumme vnnalatich
geſtraffet werden.
Dat Wöffte Deel,
Van Scholen.
‘ Det Söfte Deel,
Bau ber Bifltatton.
Dewil wy vns ſchuͤldich erkennen, dat Predigampt, bie
Kerken vnd Scholen, hofpital und armehüfer tho erholden, tho
ecneren, vnd tho befchermen, und dan tho erholdinge des allen,
Chriſtlicke vifitation nddich, als ſchal diefülue repetirt, vnd ſon⸗
derlick in acht genamen werden, dat die reine Goͤdtlicke lehre,
rechter gebruck der Sacrament, eindracht vnde gelickfoͤrmicheit
der Ceremonien, vnde guder diſciplin erholden, ock die Kercken⸗
guder allenthaluen conſerueret, vnd wat der kercken entagen ys,
reſtituirt, ock die Kercke ſampt den Kerckhoͤfen, vnd anderen
olden herkamen nha gebuwet, befredet deſsgelicken die diener
Goͤdtlikes wordes, ſampt den Scholperſonen vnde armen mil⸗
dichlick vorſorget werden etc.
Tho Viſitatoren ſynt thouorordenen vnſere hoͤuet vnd ampt⸗
luͤde, jeders ordes, ſampt einem effte tween, edder ock wo ydt
die nodtrofft wiere, dren hoffreden, de Superintendens welcker
in einer Hederm Biſchop domes Iurisdiction vorordent, vnd ein
edder twe vam Abel die einem jdern ampt negſt geſeten neuen
den Patronen, vnd einem ſchriuer.
In den Steden ouerſt ſint neuen den hoffreden vnd Su⸗
perintendenten die Buͤrgemeiſtere, Kemerer, ock wor ydt bruͤck⸗
lich de Paſtoren mit etlicken anderen van den oldeſten vth der
gemeine, edder ſonſt thouorordenen.
Im anfange ſchal eine predige geſchen, ſonderlick in Steden
van der viſitation, wat ſie ſy, wo ſe van Godt gebaden, vnd im
olden Teſtament geholden ſy, vnd wor tho fie dienet, mit er⸗
maning dat ein yeder gehorſamlick vnde truͤwlicken dartho helpe,
vnde Godt anrope, dat he ſyne gnade vnde ſegen dartho vorlige.
Darna kamen bie vorordenten tho der Viſitation an gele
gener Stede mit ein ander thoſamen, vnde werden alle Kercken⸗
dener vnde Caſten, Kercken, vnde armen vorſtender, beſcheiden
vnd angefangen die inquisition vp folgende Articul.
Thom erſten, fchal gefraget werden, van der Lehre, effte be
Prediger darin geleret vnd vorſtendich fon, vnde dieſuͤlue od
rein, flitich vnde eindrechtich predigen, vnde effte in der Stabt
edder im Caſpel od fon Secten, Webderböper, Sacramentirer,
Papiften, Ofiandriften vnde andere, die falfche Lehre driuen
1568. CZVIL Pommertdge Riedyensetunng.
vnde reiner lehre heimlichen effte offentlich webder fpredien.
Vnde wo ber Kerdendiener ein ebder mehr in ber lehre nidyt
rein befunden, fchölen fie ſamentlick edder fonderlid vp bem nes
heften Synodum befcheiben, onde nha radt des Synodi mit em
gehandelt werben. Idt were denn dat be ebder fie offentlick
thouorn vordammede lehre vorgeuen und vorbedigen willen, bifö«
fals fchölen die Viſitatores macht hebben, ferner vngeluͤck tho⸗
uormiden, fie tho incareeriren, tho entfetten edder fonft vormoͤge
des Stettinifchen affſcheids anno 1556. vpgerichtet, wedder fie
vorthofaren.
Thom 2. van ber Prebicanten ampt, arbeit, und Kercken
regiment , effte die Gatechifmus ock flitich alle Sondage und op
die veerndel jar repetiret, dis Finder eraminicet werden, vnd
effte die Prediger od truͤwlick vnd tho rechter tydt in ber Kercken
vp ere ampt wharen, mit predigen, Sacrament vorreden, Bicht,
privat abfolution, Doͤpen, Kranden beföten, mit begreffnifs,
vorteumenbe, Benebdiction auer Brut unde Brübegam, und ders
geliten in allen ftüden, bie aha inholt differ Kerckenordening
vnde der Agenda thom minifterlo hören.
Thom 3. effte die kerckenperſonen od einich under einander
fin fampt den Scholdenern, effte od ein vp ben andern in ber
kercken fchelt vnd ſtecht.
Thom 4. van den Scholdienern, van erer geſchicklicheit,
ampt onde arbeit, vnde einicheit mit bem Paftore unde Pres
digern.
Thom 9. van bem leuende handel vnde wanbel, od ber
Eleiding dee Kerckenperſonen, effte fie ſick erem flande nha, ehr⸗
(id Beiden, onde aller lichtferdicheit und ergerniffe, ſonderlick
be Beerkroͤge, Buſſen, vorbadener wehren, vnde ergerlicker ges
uehrlicker gefelfchop entholden.
Thom 6. Wo fi die Prediger unbe Scholbiener ſchicken
jegen die Öuericheit des ordes, effte fie fi od in vnnoͤdige weis
lie ſaken mengen vnd curiosas non necessarias reformationes
weltlidier dinge vornemen.
Thom 7. Wo fi alle Kerckendiener by Kercken und Scho«
len holden, jegen den Superintendenten, eren ‚orbentliden
praepositum dar Paulus van ſecht, Obedite praepositis ue-
stris, effte fie od heimlich effte öffentlich fi fonen ampte vnd
differ Kerdenerdeninge wedberfetten effte van andern, Dathan
und Abirons bröbern, fi datho gebräden Taten.
Thom. 8. van ben thohoͤrern im Caſpel, wo: fi? bie ouerk⸗
heit und dat Bold jegen Bades wort und die Saeramente, und
jegen dat Predigampt ſchicket, effte od aldar fin, die bie lere
des Euangelij laftern, Gades mort und die Sacrament mit
offentliden freuel, vorachten die nicht the der Communien ghan
willen.
Thom 9. van befehweringe der Kerckenperſonen, effte bie
Patronen vnde Radt in Steben, desgeliden unfer der Landes⸗
förften amptlüde des ordes ock truͤwlick auer dem Pafloren vnde
Prediger holden, ere geböringe unbe burvete der Wederne vor»
ſchaffen, vnde fie jegen alle mutwillige beſchermen, Item effte
die perſonen ſo des ordes die wertlicke ouericheit vorwalden, ſick
ock vngeboͤrlick mengen in dat Kerckenregiment, wedder den Su⸗
perintendenten vnde Paſtoren, Item effte od mutwillige freue⸗
ler dar ſint, de den Predicanten drowen, edder ſie ſchmehen
vnde hoͤnen.
Thom 10, effte jd mit aumeming vnd entfettinge ber Ker⸗
. 1508. sun Vommer⸗fche Rincheuprbunng.
cendiener na diſſer unfer ordeninge, und na ber hilligen ſchrifft
ock geholden werde.
Thom 11. van den bie in offentlicken laſteren und erger⸗
niſſen ſtecken, in Dodfchlag, Hurerie, vnehrlicker bywahninge,
Ehebrock, Deeffſtal, effte ock van der Ouericheit vntuͤchtige
fruͤwen huſer offentlick geſtadet werden. Item efft ſie ock ge⸗
leiden vnd herbergen die Ciener. So ouerſt eheſaken vnde an⸗
dere ſonderlicke caſus vorfallen, die an dat Conſiſtorium gehoͤren,
ſchoͤlen ock dar hen gewiſet werden.
Thom 12. effte ock jemand an dem orde driue thouerie, ſe⸗
genen, boͤten, warſeggend, Geldgrafen, und dergelicken, vnd
wo die Dusricheit ſick dargegen ſchicke.
Thom 13. van vorvnhillinge der hilligen fyrdage, effte Win,
Beer, vnde ander Kroͤge vnd ſchencken an Fyrdage vnder dem
Serinon vnd hilligen emptern thogeholden werden, Item van
Vaſtelauende, Gildbeer, vnde heidenſcher wiltheit im Pingſten,
Item, van S. Johans Notfür, S. Johannes thom lichten etc:
Thom 14. Ban vnberholbinge der Paſtoren, Prediger,
Choldiene, vnde anderer Kerdenperfonen.
Thom 15. Ban waningen des Pafloris und ber Kercken⸗
biener, wo diefüluigen onderholden werden, und wo ydt gewant
mit dem gebüwe der Kerdien, des Kerdhaues, der Scholen,
vnde ander Kerden waningen, diffe ſchoͤlen bie Wifltatores bes
ſichtigen und beteringe vorſchaffen, wor ydt nöbich.
Thom 16. Bau den armen huͤſern, Hoſpitalen, Teſta⸗
‚ wmenten, vnd allent wat vor Die armen geordent ys. |
Wuͤrden ouerft Die Bificatores edder Superintendens ichtes,
bauen diffe vnſe Kerkenordeninge und landtages affſcheide voror⸗
denen, dardorch jemand ſich beſchwert vormeinde, mach he dat⸗
fuͤlnige vnſs landesfoͤrſten tho erkerinen genen, und entlicker er⸗
klering erwarten.
Ban aurichtinge des Inuentarij auer alle Kercken gäber in Steben.
Wenn in der Viſitation in Steben die hanbeling gelanget,
bet op die orbeninge van Kercken südern, als ben fchölen die
Biſitatores ſick laten vorantwerden, alle olde regiſter auer allent
wat geiſtlicke guͤder heten, mit allen Breuen vnde Segel vp
Kerckenguͤder, Beneficien, Eleemoſynem, Calanden, Broder⸗
ſchoppen, Memorien, Statien, Conſolatien, Teſtamenten,
Hoſpitalen, Conuenten, Armenhuͤſern, Item van allen Bedel⸗
ſpenden, Almiſſen, Geldt vor arme jungfruͤwen vnde vor arme
kinder, vnde wat ydt vor namen hebbe, dat den armen gegeuen
»6 , Cloſter guͤder, Cappellen Geld, Kercken Geldt, Item, van
allen huͤſern, liggenden gründen, de tho Kercken und Geiſtlicken
Lehnen hoͤren, alle Broͤdgeldt, Kaleugeldt, Wingeldt, Waſs
edder gelt tho lichten, Gilden, Cumpanien, van olders gewoͤn⸗
lick abfentie effte officiantengeld, praeſentien, Alle Chorgeldt,
vnde allerley wat me in der Kercken plach vth thodelen, grot
vnde kleyn, wat tho Gades dienſte gegeuen vnde Geiſtlick ges
weſen ys, Item, van allen vicarien vnde beneficien der Gilden,
Wercke, vnde anderer Patronen.
Dartho ſchoͤlen ſie beſichtigen vnde wegen laten, alle Suͤl⸗
nerwerck der Kercken, ber Kappeln, Cloͤſtern, vnd Altaren tho⸗
ſtendich, vnd foͤrdern die Kelcke van den Patronen, ſie laten
wegen, vnde dorch die vorweſer der Caſten, were dringende
vterſte noth vnd ehehafft vorhanden, tho gelde maken, vnd der
kercken them beſten an gewiſſen oͤrden vthdon.
Van diſſen vnde der gelicken Geiſtlicken goͤbern, ſchoͤlen bie
Viſitatores ein iuuentarium maken, vnde daruan beyde Caſten
die Schatkaſte der Kercke, vnde die arme kaſte vprichten.
Van ber Schattkaſte.
An die Schatkaſte ſchoͤlen kamen, die vier tide pennind, denn
die Caſten vorſtender dorch einen Stadknecht in by ſin des Koͤ⸗
ſters, die allent wat ein yeder gifft in ein regiſter beſchriuen
ſchal, alle Quartall ſchoͤlen foͤrderen laten, vnde truͤwlicken yn⸗
mahnen, van yeder perſon bauen twelff jaren ein Veercken.
Item alle Kerckenguͤder de hiruorgenomet ſint, mit den
Bedelkloͤſtern vnde Cappeln, vthgenamen wat den armen ge⸗
geuen ys, vnde tho den hoſpitalen hoͤret.
Alle Teſtamenta fo vor jharen ad pios vzus des ordes vp⸗
gerichtet, hoͤren ock in die Caſten, ſo ouerſt die Viſitatores vth
bewechlicken orſaken die vthſpendinge den Teſtamentarien willen
laten, ſchal doch ein gudt deel daruan alle jar der Caſten thoge⸗
ſtellet werden, tho vnderholdinge der Scholen vnde Kercken, vp
dat ouerige ſchal eine gewiſſe forma der vthſpendinge gemaket,
vnd den teſtamentarien vorgeſchreuen werden.
Item in die ſchatkaſte hoͤret alle geld van doden luͤden, van
vorkofften begreffniſſen, alle milde gauen vnde Teſtament wat
der Kercken gegeuen werd.
Item alle ſummen van vorkofften Kerckenſuͤluer, wor ydt
ouerſt noch vorhanden, dar ſchal ydt ahne dringende orſaken
nicht vorkofft, ſondern in der viſitation mit aller ſyts beleuinge
hiruan beſcheid gemaket werden.
Ban ber vthrichtinge vnde Beſoldinge.
Dan diſſer Caſten ſchoͤlen die Viſitatores vorordenen ehrlicke
vnde loͤfflicke beſoldinge nha allen vormoͤge, ſonderlick dem Pa⸗
ſtoribus, Predigern, dem Scholmeiſter vnd Scholgeſellen, Or⸗
ganiſten, Coͤſtern, mit diſſen anhang, bat ſolck ſtipendia kuͤnff⸗
tichlick, wenn die Caſte in vorad vnd beteringe queme, vnd die
beſoldinge nicht nha gelegenen ſaken alrede nuͤchſam were, vnde
ock etwes van der Kercken buwet tho entberen, mit vnſern vnde
der Patronen vorweten ſchoͤlen vormehret werden.
Nah dem ſick od an etlicken oͤrden erfindet, dat bie Parr⸗
hen vnde Prebicanten vele höfen, tho erer eigenem nobtrofft
vnde hufsholdinge gebruden, vnd darup eine grothe ahntall ges
findes vnde dienftuoldes holden moͤthen, darmit fe fo vele tho
dönde hebben, bat fie nicht ftubieren, dar her fie od in even huͤ⸗
fern, wenn nobtfelle vorhanden, ſtedes nicht antotreffen, ſon⸗
been op dem felde edder an andern orden, ever hanbelinge hal
uen möthen geföcht werben, unbe foldes feer ſorchlick vnde
fehrlidy 98.
Derwegen unde darmit ein yeber fein ampt, fo vele flitiger
vnde vnuorhindert anderer wertlicken forge haluen, vthrichten
unde wharen möge, ſchoͤlen die Viſitatoren nha eines yebern or⸗
des gelegenheit die vorſehinge dhon, dat de Parrhern vnde Pre⸗
dicanten, ydt ſy in Stedichen edder Doͤrpern allein tho nod⸗
trofftiger huſsholdinge, den Ackerbuw driuen, vnde die ouerigen
hofen tho pacht rechte vthdoen edder vorhuͤren, vnde daruan ent⸗
fangen vnde geneten wat ſie dragen. BE
As oc die Parrhern vnde Predicanten an etlicken oͤrden
eigene buren, mit gerichte unbe dienfte hebben, unbe derwegen
offtmahlen vele vnrichticheiden vnd ergerlicke erempel erfolgen,
enen od dat erercitium jurisdictionis nicht wol ahnſteit.
-
. 248
Schoͤlenn de DBifitatoren erſtlick der dienfte haluen, wat
enem ere her Predicanten eigene, edder od ander lüde en van
olders tho donde ſchuldich geweſen, edder noch fint, flitich er⸗
kunden, vnde darneuen wat dieſuͤluen Buren den Patro⸗
nen edder anderen van olders vth plicht auer vndencklicke
tydt der fundation, nicht tho wedderen, gegeuen edder gedhan
hebben, erfragen, vnde dat alles in dat Vifitation Regiſter vn⸗
berfchietlich vnde dütlich fetten, darby einen yedern laten, Man
fchal od eine ftraffe darup vorordenen, wenn bie bumlübe vp
einem ebber mehr dage dem Parhern ebder Predicanten, die
denfte fo fie f[hüldig tho donde, fi vtheren, datſuͤlue ſchoͤlen
die Patronen, ebder berfüluigen befehlich hebber erequiren.
Vnde die vpgefettede bite, edder geltfiraffe, den Predican-
ten geuen laten , vnde fo de Patronen edder derfüluen befehlich
hebber darin nhalatich weren, vnde nha unfer errinneringe, ahne
gegründete rechtmetige orſaken vp ehre fümheit vorharret, [hal
die erecution vnde inbringing, der in Bifitation Regifter vor:
lieder Böte, ſtracks dorch eines yedern ordbes Amptman ges
ſchen, vnde dorch die panding, ben Predicanten mat vorordent
thogeftellet werden.
Dar od ein burſsman thom drüdden mhal vth mutwilliger
weygeringe und vteringe des, fo er ſchuldich befunden, vnde
derhaluen dorch den Parrhern edber Predicanten befchuldiget
wert, ſchal he darumme van foner ordentliden duericheit, in
gebörlide ftraffe genamen werben. '
Mat die gerichtswald vnde dat erercitium derfüluen anlans
get, ſchal defülue den Patronen einer yeder Kercken befhalen,
vnd dargegen dem Parrhern edder Predicanten am ordt onde
enden, dar fie van olders am gerichte gehat, etwes gewiſſers
jharlick thogeordent, vnde in dat vifitation regifter gefchreuen
werden, darmit duerft van den patronen die Gerichteswald nicht
mifsbrücdet, vnde de Prebicant, noch deffüuluen luͤde thor un:
gebör befchweret, vnde darauer vorwoͤſtet ebder in vnuormoͤgen
gefettet werden, fo fchölen die vifitatorn nha eines yebern ordes
gelegenheit darin vorordening malen, vnde wat geflaten in bat
Viſitation Bock ſchriuen vnde bringen laten.
Sn groten Steden ſchoͤlen die Viſitatores vorordenen, bat
ein gelert geſchickter Theologus, mit einem guden 'ehrliken Sti⸗
pendio tho einem Paſtore vorordent werde, de neuen bem pres
digen dat Kerckenregiment, als ehm dat vam Superintendenten
befalen js, fhoͤre, in Theologia leſe, vnde vp de Paſtores in
der Stad, vnde vmmeliggenden Doͤrpern, ſo ehm tho geordent
ſyn, achtinge geue, de Diaconi der Caſten ſchoͤlen alle verndel
Ihar, den Kerckenperſonen ere vorordente beſoldinge gutwillich
entrichten, vnde in dat huſs ſchicken.
So bauen de beſoldingen vnd buwete de Caſte des vormoͤ⸗
gens 96, ſchal etlicken framen Studenten tho eren Studijs huͤlpe
geſchehen, de hernhamals der Kercken, effte Stadt denen moͤgen.
Alle Kercken, buͤwet an der Kercke, Wedeme, wahningen,
Scholen, vnde allen huͤſern de der Kercken hoͤren, ſchal van der
Kaſten geſchehen, vnde ſchoͤlen de Diaconi der Caſten, der Pre⸗
diger waningen, ſampt der Scholen mit aller nodtrofft, vnd
gelegenheit buwen, ſampt etlicken Diſchen vorſlaten, vnde vn⸗
uorſlaten, Sponden, Spinden, Bencken, vnde dergelicken
huſsgeradt mit einem gewiſſen inuentario, dat. ydt vnuorruͤcket
darby bliue, vnde im afftage ferdich gelaten, vnd wedderumb
vorantwerdet werde.
‚2588. OXVEL. Vonmeriche Airchenorduung.
So in etliden Steben, tho ber Kercken buwete beſonder
heuinge, vnde vorftender vorordent fon, effte vororbent Eins
nen werben, ſchal body alle wege ein dem anderen bie Boͤerde
heipen dragen, Noch dem ydt eine Cafte, unbe ein Corpus y8,
darmit nicht vmme der gebumete willen, ber Kerdiendiener bes
foldinge gehindert onde gemindert, noch od ber Kerckendiener
befoldingen haluen, nodtwendige buͤwet vnderlaten unbe inges
ſtellet werde. |
So de Gafte vnde de Kercke Ader hefft, de fchal alle jhar
he ligge brake ebder nicht, fo bür alſs ander by gelegen Ader,
wo he anders ſo gudt, dorch die Caſten Diaken edber vorſten⸗
ber krafft eres eides, ahne yenniges hindering vorhuͤret werden,
vnd ſchal ſick nemand eigendom effte Quasi Emphytkusin daran
ahnmaten, alſe effte be tho ſpnem huſe erfflick gelegen were,
vele weniger muttwilligen bauen ordentlicker vpkuͤndinge, wenn
he wat andere bieden ſick tho entrichten vtert, by vormiding ge⸗
boͤrlicker ſtraffe, beholden.
De Prediger vnde Scholdener ſchoͤlen beholden, de gewhoͤn⸗
licken accidentalia, daruan ſchoͤlen de Viſitatores ordeninge ma⸗
ken, de dem Boͤrgeren drechlick vnde ehm profitlich.
Ban den Diaconen effte vorweſern ber Schatkaſten.
Die Radt, Paſtorn vnd veer olberluͤde vth den wercken,
ſchoͤlen erwehlen tho der Caſten twe vth Dem Rabe, tive vth ber
boͤrgerſchop de Godfruͤchtige vorſtendige redlicke Menner ſyn,
vnde mit Regiſteren vnde vorfichtiger vthgaue vnde gebuͤwete
weten vmmethogan, bnde ſchal in der wehlinge nicht nha gunſt,
ſonder mit guder conſcientien gehandelt werden.
Diſſe ſchoͤlen ſchweren, dat ſe truͤwlich by der Kercke vnde
Caſte willen handelen, in allen dingen ere beſte weten, nha
eren vorſtande vnde vormoͤgen, wo ſe dat vor Gade, dem Lan⸗
desfoͤrſten, Viſitatoren, Boͤrgermeiſtern vnde Radt willen vor⸗
antwerden, Vnde ſchoͤlen hebben eine Caſte de vnderſcheiden ys,
tho Segelen vnde Breuen, tho Regiſtern, tho Hoͤuetſummen,
vnde tho Gelde, darme van neh gifft, ſollike Kaſte ſchal hebben
etlicke Schloͤte, vmme de ſchoͤlen ſick die Diaken vorgelicken, So
ouerſt in etlicken Steden die Regiſter vnd heuinge den vorwe⸗
ſeren in ere vorwaringe thogetruwet werden, ſchal doch die Pa⸗
ſtor ſampt andern Predigern, wor pdt gebruͤcklich, mit bp der
rekenſchop ſyn, onde wenn van ber Kaften gehandelt, bartho ges
nahmen werden, vp dat he fulueft erfare, mo darmit vmme⸗
gegan, vnde mifstrumen und hader vorhödet werden.
Diffe Diacon ſchoͤlen alle jhar rekenſchop don in by fpn der,
fo van Landefsförften der Kercken patronen bartho vororbent,
vnde ber Borgemeiftere fampt den veer older luden, van dem
werden.
De Superintendens ouerft, 96 wegen. bes Lanbesforften .
onde ſynes ampts fchuldic by gemelter rekenſchop, wo nidyt
alle Ihar, doch vmme dat ander, effte drudde Ihar in yeber
Stad thoreifen, unde dem Rade vnde Caſten vorweferen, die
rekenſchop tho intiniren, vnde ale ordinarius inspector Ec-
clesiae, vp alle gelegenheit acht tho hebben, vnde ſchal vors
plichtet fon, ons Landefsforften van allen ſaken die Kercke bes
langend, fonderlid van den vnuorrichteden menglen relation
to den, vp dat wy wat Chriſtlick vnde billick Barin vorafs
fcheiden. .
So bie Rekenſchop richtich gebhan ys, unde ybt de hoge
2868. CXRVI. Wommerfiie Ktehmortunug "
mobt fordert, Einen vp biefülulge tybt nige Diaeoni erwhelet
werben, be wo vor gehacht, ſick vorplichten by der Kaften truw⸗
lick vnde redlick thohandelen, doch ſchoͤlen alle tydt van ben ols
den etlich darby bipuen.
Wenn de vorweſer ber Kaften, de Regiſter ſuͤlueſt wharen, fo
ſchal nha vormögen der Kaften, em etwas jherlichs gegeuen werben.
Als od wy die Lundesförften In unferen Steben gemein
lick dorchut mediate aut immediate, Patronen der Kerdlen fon,
vnde grot baran gelegen, dat die Stipendia, fo in ber vifitation
beitemmet, erhoiden, vnde nemandes nisi recto iuditio vormeh⸗
tet werden. |
So ſchal in Steben nemandes ahne vorwetendt des Su⸗
perintendenten, vnde ahne vnſeren der Landesfoͤrſten confens bat
Stipendium augiret edder geringert werden. . '
Wenn ock de Yupeintendens, wegen fone® ampts in bie
Stadt kommet, ber vifitation, Synodi, rekenſchop, effte anderer
kercken ſaken haluen, Schoͤlen diffe Kaſten vorwefer ehm nod⸗
wendige vthrichtinge dhon.
Ban ben Raftenfchriner vnde Kaftentuechten.
Wo die Diaconi nicht ſuͤlueſt die Regifter unde innhane
waren, moth me holden nha gelegenheit der oͤrder, einen ges
ſchicketen Caſtenſchriuer, effte procutatoten, be ſick vp refenfchop
vnd ordentlicke regiſter wol vorſteit, die moth ock eine gude bes
ſolding hebben, beide Caſten der Kercken vnde der armen koͤnen fid
wol mit einem ſchriuer behelpen, vnde thoſamende de beſoͤldinge
na gelegenheit entrichten, in kleinen Steden kan die Caſten⸗
ſchriuer Stabſchriuer mit fon, doch alfo, wenn bes Rades bene-
Aicia der Caſten incorporirt werben.
Die Caſten vorwefer möthen od an veelen orben hebben
du Caſten knecht, de ber Caſten heuinge unmahmır, vnde
andere. werte vthrichtet, befütue kan od ber armen Caſten
denen, alfe ſich beide Caſten hirouer vorbragen Einen.
Ban Beneficien vnde lehnen.
Die Bifitatores ſchoͤlen den Patronen ber lehne, fie ſint
welcke fie willen, defehlen, dat fie vorreken alle brieff vnde
Segel, die Keicke, Amppuͤllen, pacificale vnde wat mehr ahn
fuͤluer, gelde edder Geldes werde by dam lehen geweſen ys, dar⸗
mit alles im die Matritul vnde Viſitation regiſter vortekent,
die Kelcke mit allen anderen tho gelbe gemaket, vnde bie hiueh
fumme, edder corpus beneficij daruan gebeterbt werde. Vnde
wo fid jemandes nha genuͤchſamer vortwaringe de Segel und
Briefe, ebber dar he be nicht hedde ander gesechticheit, vegifter,
documenta und sekund, oͤuer ſolke Geiſtlich lehen, en den Viſi⸗
tatorn , ebder fo tho jharlicker rekeninge vororbent vortholeg-
gen, vnde thom weinigeſten gelöfwerdige ; auſcultitte Copien
daruan thonemen, unbe in bie Matricul beingen tholaten, fid
wegeren würde, fo ſchall dieſuͤlue, he ſy patron edder Viearius,
ein jder ſyne gecechticheit, gende, vnde nuͤtbbruͤkinge refpectine,
ahn berärden beneficio verlaren hebben, und foldde gerechtichelt,
deren fick angexögebe perfonen vorluftich malen ſchal, ahn bie
Gafte jeber&orbes, fo lange de ungehorfamen leuen, kamen unde
falten, body wo jemandes mehr ahn demfäluen beneficio jen⸗
nich ius edder interesse hebbe, ſchal datſuͤlue ben jmigen, fo
nichts vorwerdet, an:fpner gerechtichkeit, ahne nhabeil vnde
ahne ſchaden, ſyn, od benfüluen wat exe mit‘ Patronen’ edder
U,
200
Viearien vorwercken, na des vngehorſamen affſteruen, wedder⸗
umme thowaſſen, vnde van den beneficijs, ſo mit den Kelcken
vnde anderen ſo dartho gehoͤret, gebetert, ſchal wo die Kercke
ſonſt nodtrofft hedde, dennoch dat druͤdde edder veerde deel, wo
hernha folget in die Caſte gewendet, vnde van dem ouerigen
ein Stipendium vor einen Studenten gemaket werden, barıhe .
de Patronen hebben Ius denominandi et praesentandi, vnd
wenn bat inkamen beifüluen beneficij in die Cafte gefchlagen,
ſchoͤlen die vorftender derfüluigen ber praeſentirden perſonen,
bat Stipendium fo lange diefülue ſtudiret, entrichten. -
Vnde ſchoͤlen Prediger Linder, fo fie ſtudiren vnde gude
hopeninge by en ys, tho bauen gedachtn vnde anderen Stipen⸗
dien, ſo in der Viſitation dor Studenten geordent nicht weiniger
als efft ydt Boͤrgerkinder weren befördert werden.
Bo od an etlicken oͤrden, ber Beneficien haluen twiſchen
ben geſchlechten voreiniginge vnd ordeninge, wer hen, «bber
wor tho die van olders thogebrucken, Vnd dat die jennigen, ſo
derfüluen tho vulending edder vortſettinge ehrer Studien ge
naten, thor danckbarcheit, wenn en der almectige gehuͤlpen, de
Hoͤuetſummen wormit ſcholden vormehren, edder d
vorhanden were, fo ſchal denſuͤluen
benhamen fin.
Idt koͤnen od etlich vorwandter Patronen effte Gilden Be
neficia thoſamende gedaen werden, dat dat Stipendium deſto
geöter werde, thom weinigeſten, 20. 15. edber 12. guͤlden, unbe
doch vorordeninge gefchehen, mo fe fchölen hebben alternatis
vicibus ius praesentandi.
So ouerft etlide Patronen ehre ichne nicht willen gantz
vnd gar in be Caſte genen, der geflalt wo gefecht, fonbern die
vnmhaninge unde Adminifleation by fi behuiden, fo ſchoͤen
fie glidwol in dem fall, dat iij effte Hij. deel, wegen des offi⸗
einnten geldes jharlick daruan geuen in die Safle, Vnde die
oustigen deel einem Studenten, tho deme gube höpeninge y6,
fo lange deſuͤlue by fonen Stubdijs blifft, ebder einem prediger,
de enfwebber actu ber Kerdien dienst, edder emeritus js, con⸗
feriten, vnde vorlehnen, doch den Diacon vnde Paftern
die gefchehene Collation vormelden, od caution vnde vor⸗
ſtand vorfchaffen, dat nene Breff edber Segel vortamen, ock
dat iij. edder ilij deel, sine omni exceptione der Caſten jharlich
ſchoͤle entrichtet werden, vnde ſchoͤlen de Diaconi neuen ben Pas
form, de gelegenheit derſuͤluen fo. Stipendia hebben vormelden,
beyde in tidt der jharlicken rekenſchop, unde den od the tibt
der Vifitation, darmit be deputieten in acht nemen, tat ver
perfonen de Beneficia befitten,, effie fie actu Studenten edder
Preſter, edder wo vorgedacht emeriti fin, vnde darnha die bils
ticheit darin norordenen, denn nemand fo be ſtudla vorlaten,
‚ebder tho deinfte kamen ys, emeritis exceptis, vitra annem
deseruitum de inkamen des Beneficij beholden fchal. .
Vnde wo de Patronen hirwedder vorſetlich handelden, unbe
de beneficia tho eigenem nuͤtt vorwenden, noch bauen geſchre⸗
uener maten nicht conferiren edder vorlehenen wuͤrden, unbe
wenn fie des van den Superintendenten thom 1. 2. edder 8.
mahle erinnert, op ehren vornemen beharlick biiuen, fo ſchoͤ⸗
len fie des luris presentandi pro ea vice vortuftich fin, unbe -
den vorſtenderen ber Eaften, datmal bie collatur einer büchtis
gen perfon thodonde hirmit gemaldt vnde macht geuen, ock vp⸗
erlecht vnde befhalen fon. - | 99 u
ergelicken
voreinigingen hirmit nichts
Ban ben officianten gelbe hebben fi be Stede volgenber
maten mit uns vorgelidet, Wo im der Wifitation handeling, bat
druͤdde deel edder mehr am jharlicker heuinge ber beneficien ber
geſchlechte, by framen Chriſtlicken herten, in der guͤde jo nicht
450 erholden were, dat nbt by deme van en borch vthbewillige⸗
ben vierden beile eine tydlanck thom anfang. an den oͤrden, har
alreide nicht mehr vorordent ys, tholaten ſy, were ouerſt ergents
thouorn högere ordeninge fchal ydt by berfäluigen bliuen.
.Wo ydt funft mit den Beneficien in Steben, fo ein rabt
ehren denen van olbers thouorlihen gehat, ferner tho holden,
baruan js in ber Bifitation gewiſſer befcheidt thomaken.
Van ber armen Caſte.
In yeber Parrkercke in Steben, [hal ftan eine Gafte vor
echte whare Cheiftene armen, darin hören alle Spende, Als
miffen, milde gauen, Gelt vor arme Junckfruwen, vor arme
‚Kinder:in Steben, fo.vor hen vede gemaket, vnde noch gemaket
werden, Watterley name datſuͤluige hebbe, dat den armen ge⸗
geuen ys, ſchal tho diſſer Caſten kamen, doch mit willen ber
Vatronen vnd vorweſer, de jarlickes moͤgen by der rekenſchop
fon, vnde tho ſehen, wer ſollick Belt henne kuͤmmet, mo nicht
ſchoͤlen fie glidwol de heuinge den armen geuen, bar fie heune
oͤret, vnde alle jar rekenſchop doen. |
Wor diſſe Caſte vnuormoͤgen y6, ſchoͤlen de Vifltatore at
wes von Teſtamenten, van Bedelcloͤſtern, effte anderen guͤde⸗
ren dartho vorordenen.
Alle Teſtamenta vor armen vnde ſunſt ad pios vsus in of.
ben jaren gemaket, fchölen de. Bifitatores ſick laten vorantwer⸗
‚den mit allen fegeln, Buefen, Regiftern,, und fle in die Matri⸗
eul beingen,, und mit den Teſtamentarien ſich voreinigen, mo
dieſuͤluigen ben armen , vnd wat tho vnchriſtlicken unfer waren
celigion wedderlicken brüßen aſſigniret, the beteren bruke diſtri⸗
buirt werben, vnde ſchoͤlen bp ber vthdelinge alle Teſtamenta⸗
rien by einander ſin, vnd den Paſtoren tho ſick nemen, de Te⸗
ſtamentarien ſchoͤlen alle jar dem rade, in by fun des Paſtoris
ock des Superintendentis, wenn deſuͤluige jeders ordes ſy reken⸗
ſchop doen, und wo ein Teſtamentarius ſteruet, ſchoͤlen de auer⸗
bliuenden doch mit vorwetende vnd fulbort des rades vnde des
Paſtoris einen andern erwelen.
Wenn in Steden ſyn, vele armer huͤſer, Baginen huͤfer,
Conuent vnde derglicken, ſchal dorch die Viſitatorn nha gelegen»
‚beit jeders ordes, und nha menge edder velheit der armen ge⸗
ordent werden, dat deſuͤluen, fo vele ſyn kan, der gebuͤwede
vntoſten thouorſchonen, nha ber Hand thoſamen gebracht, vnde
de armen as einem edder mehr oͤrder vnderholden werden.
Die Prediger ſchoͤlen die gemeine flitich ermanen, dat ein
jeder gerne vnde vaken fone almifien, in bie arme kiſte ſtecke,
vnde des Sondages gerne in den Buͤdel geue, dar die Dincone
vmmeſchichtich mede vmmeghan ſchoͤlen, hirtho dienet de vor-
maninge ©. Pauli LXimo: 6. Wo die Riken ſchoͤlen ricke [ya
In guden werden, Item 1 Joh. 3. Dat gelt wat im Buͤdel ge
ſamlet werd, fchölen die Diaconi, diewile bat vold vorhanden
ys, vort vngetellet in die arme kiſte ſtecken, vnde jharlich the
Regiſter bringen.
Wenn Koͤſten fon, vnd Boud und Bruͤdegam thor Kercken
ghan, vnd wenn Doden begreffniſſen geholden werden, ſchal de
Coͤſter ein Becken an einen gelegenen ordt fetten, de. Prebiger
2208. ORTE, eumerice Atuchusrtuung.
ſchoͤlen de luͤbe vormanen, dat fie ben armen kazarum bebew
den, wat fuͤſs geoffert werd na older gewanheit opt Alter, bat
gehöret deu Parrhern. oo.
Alſo fchölen de Prediger vam Predigftole flitich vertan,
bat ein jeder vor fynen ende, die Kercke, die Liberye, vnde die
armen bedencke, bat .fe Teſtamente malen, alfe chre voroͤlderen
thom Gades dienfte und tho den armen gegeuen hebben, welcke
wy vele mehr alfe unfe voroͤlderen tho donde ſchuͤldich fon.
De Diaconi der armen ſchoͤlen etlickmal des jhars vp ge⸗
legene tydt in der Stadt vmmeghan, vnd bidden ben armen tho
gude Korne, Moldt, Victalien, Lichte, vnde ander nodtrofft,
de Prediger ſchoͤlen des Sondages ſollickes thonoͤrne affkuͤndi⸗
gen, vnde de luͤde vormhanen, bat fe den armen geuen, des⸗
geliten ſchoͤlen ermhanet werben vormögene luͤde, Koplübe,
Bruwer, Buwluͤde, dat fe die armen mit Biere, Soft, Dorfch,
Herinck, Wande, unbe wat ein jeder vormach, vaken bedencken.
De Parher ſchal flitich acht darup geuen, wat vor luͤde im
armen huſe ſint, vnde darin genamen werden, dat Godtfruͤch⸗
tige frame vnde rechte armen ſint, vnde den Catechiſmum we⸗
ten, vnd fo anders hirmit van den Diaconem gefaren wurde,
ſchal ybt dem Rade vnde volgendes bene Superintendenten
angethoͤget werden.
De armen laten ock in der weke vmme dregen ben korff.
Deſsgeliken moͤchte ock achtinge gedaen werden, vp de wha⸗
m hufsarmen, und arme kinder, be ſick fülneft nicht ernheren
koͤnen.
DE ſchal ordeninge gemaket werden, mit den bebelern, bat
nicht einem yedern tho bedelen fry ſy, vnde den wharen armen,
van anderen boͤſen bouen, dat Brodt vth deme munde nicht ger
namen werde.
Fulen Bouen, yungen weligen luͤden, und de the cher
den vormoͤgelick, ock frombden vnbekanden Perſenen, be nicht
der Stad teken, edder tuͤchniſſe van eren Junckern vp deme
Land vnſers Foͤrſtendomes hebben, ſchal men dat Bedelen in
Steden vnd doͤrpern nicht geſtaden.
In groten Steden ſchoͤlen de Paſtores mit rabt des Su⸗
perintendenten vnde huͤlpe des rades anrichten eine büffe, barme
in bidde ver de armen, vnde hirtho sine beqweme perſon beſtel⸗
len, de darmit vmmega nha geborlicker ordeninge, ſonderlick
ouerſt ahn de oͤrde, dar froͤmbde lüde ſint, dat ein heder de ar
Ban Diaconen ber armen Caſte.
Die Diaconi ſchoͤlen Goͤdtfruͤchtige ehrlicke varſtendige
mennere vnde gude huſsholdere ſyn, de Radt dis Paſtor, vnd
de Olderluͤde in den werden ſchoͤlen fie erwelen, vnde fid vor
denführen vorgliden, weicker mand en be ſchloͤtel thor armen
Gafte hebben, vnde wo lange fe de beholden ſchoͤlen, Steam won
ber vthdelinge, Tpifinge onde dergeliken.
Se ſchoͤlen hebben ein richtich regifter aller innhamıe vab
vthgaue op ein jeder jar, deſsgeliken eine Matricul van allem
ehrem inkawende, Segel, hreue, eigendoem, vnde aller heuin⸗
ge, be ſchal am einer fekeren ſtede ꝛorwharet werben.
Alte jar ſchoͤlen de Diaeoni richtige rekenſchop dhon deme
Rade, in by fon. aller Paſtoren vnde der Olderluͤde, vnde bes
Superintendenten, fo. vaken he darby fan: kan.
DE. ſchal die Radt vnd Paſtor sröknhigen, wo be armen
vorſorget werden, darmit wenn jde nodt ys by der Kercken rekin⸗
ſchop betoringe geſchehe. | »
Ma der rekenſchop fo ydt nodt, koͤnen andere Diaconi er⸗
weist werben, Doch dat’ die meiflen van den vorigen noch ein
effte twe jar barby biiuen.
Ban eiaicheit beyber Eaften.
Dewile beyde Caſten, die Schatkafte der Kercken unbe de
arme Caſte mit eren Diaconem vnde vormweferen, nergende ans
ders henuorordent werden, alleine be Kerckendiener vnde Schöls
dener, vnde rechte armen thouorforgen, vnde de gebumede thos
erholden, unbe beyder Caſten Diaconi ber Kerden, der Kerdem
diener vnde der armen huſshoͤldere fon, So ſchal unde moth
van nodwegen, be eine Cafte der ander tho hülpe kamen, fo
ydt nodt würde fon, als fo bie arme Eafte vormägen ys, dat
fe tho den gebümeden der Kercken, effte tho beteringe der beſoldin⸗
gen, In der Kercken vnd Scholen der anderen de hand teke, dat
dit Principal ſtuͤcke nicht vorhindert werde, dar od be arme
Caſte unuormögen, vnde de ander inuorradt 96, ſchal defkluige
mebberumme tho vorforginge ber Armen hülpe boen.
Ban Hoſpitalen bes hilligen Geiſtes, &. Geotgil unbe ber geliden,
Ma dem tho den Hofpitalen, vnde fonderli in groten
Steben, igene vnde grote guͤder liggen, vnde bartho vororbent
vnde gegeum fint, dat fie ben armen fchölen tho gude Samen,
fo ſchoͤlen de Viſttatores fit laten oͤuerantwerden alle Segel,
Berne alde vnde nye regifter unde Matritulen, van den Hofpie
talent, van allen inkamen vnde heulnge grot vnde Heine, vnd⸗
nha genuchſamer etkundiging, wo. fie thouorne geholben fon,
vorordenen, bat alle gäder den armen thomätte, vnde tho vn⸗
derholding der gebuw angewendet, unde nicht van dem vorwefe⸗
ren tho eigener herſchop, vorbeil, und egen nütte gebrüßet, od
nicht dem Radhuſe alfe eigene weltlicke flabgüber incorporiret
werben, body ſchal beme Made noch nemande anders ers oͤner
dencklike tidt hergebrochte gerechticheit an ben hofpitalen eber
armen huͤſern, benamen, fordern vorbeholden fon.
Idt ſchal oͤnerſt vth einem neben Sofpitale wat vorordent
werden thom Predigampte, vnde ſo nicht ein eigen beſonder
Prediger tan geholden werden, ſchal doch in derſuͤluen Stab
einem Coadiutoti etlick geft unde prouten 15. 20. ebder2d. flo.
werd, effte mehr, nha vormögen, tho normering foner befelding
by der Kerden, wor dat vormögen vorhanden, vnde de Ptedi⸗
ger funfi nicht vorforget, gegemen werben, barmit dorch benfüls
wigen de armen elenden und Kranden Lüde, in den Hofpitalen
mit Babes worde, ande den Hilligen Sacramenten vorfehen
werben, unbe dewile Diffe arbeit ſorchlick n8, ſchoͤlen de Wifttar
tored den Predicanten deſtobett bedenden.
De Radt, Paſtorn vnde olderlüde in den menden fchölen
vorweſer der Dofpitalen erwehlen, vth deme Made, vnde van
ſtern alle Ihar by der rekenſchop ſyn, dat ſe mit weten vnd
thoſen, wor die grolen guͤder henkamen, vnde wat vor perſonen,
mit wat beſcheide de in de Hoſpitule genamen werden.
De olden Preſter fon jebern ordes, dar fe lange gedenet,
dermaten thobedencken, dat fe in ehren olden vnuormoͤglicken
dagen, nene nodt edder atmot liben, derhaluen ock difefals de
Biſitatores, ifft enen in den Hoſpitalen mit proͤuen, edder in
1568. GETEL. 'Nommcrfihe Aixchenvrduuug-
261
acht nemen werden, wo ſonſt in diſſ⸗⸗ ordeninge daruan, des⸗
gelicken ock der Preſter Wedewen haluen, an ſynem orde mel⸗
Alſe ock an den Caſten und Hoſpitalen und den Landesför
ſten wegen bes luris Patronatus, vnde der Fuͤrſtlichen hocheit
gelegen, willen wy dem Quperintendenten, etlicke vmme dat lij jar
thor rekenſchop tho ordenen, Wenn oͤuerſt de Superintendens
alfe he wol ſchaͤldich alle jar darbj fon koͤnde, ſchal em ſolcks
dotch ben radt nicht gehindert werden.
For ſchoͤlen ock de Paſtores vnde Prediger vaken ghan
im die Hoſpitale, Selen vnd arme huͤſere, und toſehen, wo de
armen leuen, vnde wo fe mit Gades worde und tidlicker nod⸗
teofft underholden werben. .
Wat mehr van den Gaften und Hofpitalen tho bedencken und
tho uorordenen ſyn werd, nha eines yebern orbes gelegenheit,
ſchal geſtellet ſyn by bie Wifitatores vnde by den Radt, vnde
Paſtores in veder Stad, de mo Ehriſten vnde vorſtendige, der
Kercken, vnde der armen beſte betrachten vnde befchermeit ſchoͤ⸗
len, vnde ron Foͤrſten willen vor uns, vnſe eruen, alle gerech⸗
ticheit der Kercken, Hoſpitalen vnde armen in vnſen Steden
vorbeholden, eines jedern intereſſe, dartho he mit rechte befuͤget,
inmaten thouorn vp dem Landtdage Anno 1556, vnde im yn⸗
gange diſſer ordeninge geſchehen, hirmit auermaelen gnedichlick
beſtedigen vnd confirmiren, fe erholden, beſchermen, handha⸗
uen, vormehren, in keinen wege ſchwecken, dem almechtigen
Godt tho ehren, tho wolfart der Chriſtlicken kercken, vnd tho
troſt dem armen Lazaro, vnde gemeinen armen Boͤrgerſchop in
vnſern Steden.
Viſttatio up Den Obryern, mo de Parren unbe Keedengüber,
ſchölen vorordent unbe eonferuert werben,
Wenn de Vifitatorn an einem pedern orbt kamen, fo fchal
erft der Prediger eine Predige doen, bes. inholdes, dat diſſe ber
fölinge tho echolbinge rechter lehre, vnde Chriſtlicker tucht vor⸗
genamen, barumme ein yeber helpen fchöle, bat diſſe befükinge
gude frucht fchaffe, darna ſchal men Paflorn und Kerdiendis
ner van der lere flitich vorbören, in allen höuet articulen, und
folgendes erforfchen, effte fe ock eres amptes waren in Prebigen,
Sacrament reken, Kranden beſoͤken, und andern etc. wat exe
ſede, mores, mit Hedinge, handel und wandel ſy.
Effte od in dem Dorpe effte Gafpel perfonen fint, de in apen⸗
baren Sünden, als ehebrock odder anderer untucht leuen, effte jes
mand Toͤuerye driue, leſterlick rede wedder Godt, nicht thom Sa⸗
cramente ga, effte falſche lere vnde Secten, Wedderdoͤper, Sacra⸗
mentirer, edder ander vorhanden, effte de kinder ehre oͤlderen
ſchlahen, edder thor vngeboͤr beledigen, effte jemandes der Ker⸗
cken etwes entagen hedde an guͤdern, edder tinſe.
Item, van den gebuͤweden der Kercken, vnd ander mehr ar⸗
ticulen, daruan hirbauen in der Viſitation der kercken in Ste⸗
den Boͤrgeren, vnde ſchoͤlen de Paſtores neuen den Börgermeis |
den. gemeldet etc. Ä F
In ſonderheit wat vor lere gefuͤrt werde, in Doͤrpern vnd
Steden, ſchoͤlen de Viſitatores, vnde de, fo jerlicke rekeninge
nemen, in guder achtinge hebben, und wo jemand van Kercken⸗
dienen ordentlider wife ab oflicio eines ordes deponirt und
excommunicirt, de fchal tho dem minifterlo edder lehr ampte,
wedder in Kercken noch Scholen nicht geftabet werben, he
bebbe denne der oͤrder dar be deponirt und ercommunlcirt,
ander wege tho helpen, vnd wat en ad. vitam thothoordenen, iu | Aha. gebaner offentlicder base und poenitentz, ock offentlicke abs
52*
folntion vnd publicum testimonium erlanget, vnde barup et⸗
licke vorſprekinge gebaen, by der Kercken einhellicheit henfürber
tho bfiuen, vnd fonen ehrdom offentlick tho vorlächnen, vnde
in nenen wege tho beſchienen, thobemantelen, edder tho vor⸗
glimpen, ſolcker vorſprekinge ſchal he ock wercklick der maten
nha fetten, darmit man im grunde befinde, dat he ſick der tho⸗
ſage vorholde.
Folgendes ſchal diſſe regel geholden werden, dat alle Par⸗
guͤder, dewile fe ampt arbeit, Husholdinge vnde vnkoſt by ſick
hebben, be dat Safpel nicht kan entberen, by der Kercken vnuor⸗
ruͤcket bliuen, vnde fo bar wat van genamen p6, jdt ſy grot
effte klein, wedderuͤmme tho der Parren gebracht, und dem. mis
nifterio tho gude angetvendet werde.
Darna ſchal ein Caſpel Matricul effte Viſitation regiſter
vorfatet werden, darm ſchoͤlen de Viſitatores vorteickenen, erſt⸗
lick des Caſpels Kerdiihen, und de Patronen mit den Dirper
ren thom Gafpel belegen, und fchölen de Parren mit ehren Ca⸗
fpein vnd Dörpern, de allewege thofamende geweſen fyn, hens
fort ungefcheiden vnde thohope bliuen, und fchal in der Patros
nen effte Caſpel herſchop macht nicht flan, de filiol effte ein
ebber mehr Dörper van bee höuet Parren, ane erfendniffe des
Eonſiſtorij vnde Superintendenten., tho bifttahiren unbe tho
anderen Parren tholeggen. So zuerſt billick nodſaken tho ſolli⸗
cker vorenderinge weren, ſchoͤlen de Patronen vp erentuiffe
des Gonfiftorti tho freden fyn.
Hirna ſchal vorteifent volgen alle heuinge vnd eigendom
des Gadeshuſes, mit aller gerschtichsit und herlicheit, van acker,
Katen, Pechten, Renten, van Höuetftulen, Barfchop, Immen,
Schapen, Suͤluer, Klocken, vnd wat deme Gadeshufe höret,
welcke alſe ein inuentarium by der Kercke ſyn ſchal.
Na diffen wert beſchreuen alle eigendom der wedemen, und
heuinge des Parhern ond des Coͤſters, am gelde, am Korne,
ydt ſy tegetlorne, effte dat gewoͤnlicke misforne, vnde fchal ein
weder he ſy geringen ebder groten ſtandes, mat he ſchuͤldich ent«
richten, inmaten van olders herfamen vnd gewanheit ys, Würs
den ock wuͤſte felder beſettet, ſo ſchoͤlen de buren, ſo daruan der
herſchop edder Junckern pacht entrichten, ock dat Meskorn edder
tegenden, na jders ordes gelegenheit den kercken dienern to ent⸗
richten ſchuͤldich fon, dergeliken ſchoͤlen de Eddelluͤde van den
houen, To fe van den buren nemen vnd tho eren houen leggen,
dat mifsforne, wo touorne van den buren gefchehen, toerſta⸗
den fi nit mweigeren, Vnde ſchal furder in der Inftruction,
fo den Bifitatorn thothoftellen, melding gefchehen, mo mit den
Chfpellindern vmme tegenden vnde mifstorne tho hanbelen, od
wat dorch deſuͤluen gefchaffet, der matricul jeders orbes, darmit
ydt jummer vor undevorbeftendich bliuen möge, inuorliuet werden.
Mor ouerft decimae thoheuende fint, vp Ruͤgen edder fus im
Lande, fchölen de Bifftatores vorordenen, vnde be Superintendens
deme Paftori inbinden vnde beuehlen, dat defüluigen nicht vor
enbert noch tho gelde gelaten werden, ane vnſe vormetendt, by
entfettinge van ber Kercken vnde ander gebörlider ftraffe, tmebe
derumme mor he oͤuer dencklike tidt gelt edder rein Korne ent
richtet, ſchal ydt ock darby gelaten werden.
Vnde effte wol Chriſtlick vnde billick, dat van Ridderſitten
dorchut mifsforne ebder teget ſampt andern Kerckenrecht glick
andern im Caſpel nha anthal der houen, thor ehre Gades vnde
tho etholdinge des hilligen Chriſtendomes vor ſick ehre finder
1568, . Pommer⸗eſche Kirchenerduung
| unbe geſinde, ahne exception ber befriginge (gelick alſe top For⸗
ſten ſollickes van vnſern Buwercken entrichten) gegenen wuͤrde,
jedoch wyle hiran Feine allegemeine dorch vthgahende vorgell⸗
kinge ditmal hefft geſchehen moͤgen, So wille my in ber Vifi⸗
tation jeders ordes, daruth voͤrlicke frigheit an Riddeeſitten bes
funden, disfals nha billicheit vnde der Parren gelegenheit de
—* maken laten, dat ſick des nemand mit fuͤge hebbe tho
eklagen
De veertiden penninck alle Quartal van Heder Perſon ba⸗
uem 12. jar 1, Verden ſchal gegeuen werden, entwedder deme
Paſtori edder der Kercken, wo ydt jeders ordes gebruͤcklich.
Item, de proͤuem vp Wynachten, an gelde, Worſten,
Schincken, Brot na gewoͤnlicken Caſpel rechte, de witteldach vp
Paſchen dem Coͤſter, daruan vorehret he dem Parhern inholt
des Viſitation regiſters welckes jedern ordes nha olden gebruck⸗
thorichten.
Darna die olden gewoͤnlicken accidentalia thoſetten, daruan
ſchoͤlen de Viſitatores gewiſſe ordeninge in jedern Gafpel mas
ten, vnde bat jdt nha gelegenheit in pdern ampte gelickfoͤrmich
geholden merde, wo yemand hirbauen den Paftorn mit einem
Teftament erkennen wil, ys fry.
Dat Wedemhußſs ſchoͤlen de Vifftatores beſichtigen, vnde
defſuͤluen beteringe vnde vnderholdinge befehlen, bat Gafpel 98
ſchuͤldich de Wedeme mit Doͤrnze, Cameren, Köln, Keller,
Bhöne, Soet, Schäne, Stellen, Backhus, Hakelwerck wo ydt
van older& hergebracht, tho buwen, und deme paſtori verdich tho
aueranttwerben, darnha ſchal ydt de paftor in buͤwlicken weſende
holden, vnde in ſynem afftage thom weinigeſten ſo gut laten,
alfe he ydt entfangen, fo ouerſt ſchaden geſchege van alder van
vngefer, dar de Paſtor keine ſchuld an hefft, ſo moth dat Ca⸗
ſpel helpen, Tho nodiger vpbuwinge und befredinge der Wede⸗
me, Kercken, vnd Coftertö werben de patronen vnde be Herſchop
etlick hold geuen, wo kein holt by der Kercen, effte vp dem We⸗
demhaue ys.
Wo ock de Parren buwfellich, vnde ſo vele nicht vorhanden
were, daruan fe koͤnden gebuwet werben, ſchoͤlen die Viſitatores
adder in fal deſuͤluen des oͤrdes lanckſam quemen, bie Supern-
tendens mit den Patronen vnde ber herſchop eines vedern dv
bes vorweten vnde willen, macht und beuelld, hebben, ben Ca»
fpel vorwanten nha gelegenheit der ſaken ein kerkenſchot vp
tho leggende, vnde ſchal de ouericheit darauer holden, dat ſolli⸗
ckes flitich van einem jedern by vormiding der panbing vihges
geuen werde.
Dewile ock de erfaringe bringet, bat mit veel vmmetrecken,
vnd voͤrandering ber Parhern, de Caſpelkinder, kleine vnde grote
Doͤrnzen edder Studierſtuuen, eines nebern gefallens offt bu⸗
wen, wedderuͤmme affbreken vnde voranderen moͤthen, nicht
ahne geringe beſchweringe des armoͤdes, deme ſoͤllick veelfoldich
vhbuwen tho ſuͤnderlicken nhadeil vnde beſchweting offt ges
reicket, So willen wy, dat disfals ock nichts ane vorgande be⸗
leuinge ber Patronen vnde Kercken vorſtender Eimfftich ſchoͤlen
nedder gereten, noch mit anderer nyen buwet be Caſpelkinder,
ane erhefflicke orſaken, belaben edder beſchweret twerben.
Vp Rügen moͤthen bie Parhern de wedemen fülueft bw
wer, barumme fchal be Superintendens ernſtlick darup firhen,
ſampt ben Landuagde, bat be Wedemen wicht vorfalten, vnde
van Jaren tho Jaren van den Paſtoribus vnderholden werben.
1508. : OKTER. . Yonumriche Shaensehmg:
So tho ber. Webeme vnde Kercken hoͤltinge liggen, ſchal
bat buwholt den gebuweten tho gube geheget, unbe nicht ane
vorweten vnde beleuinge der patronen vnde Kercken vorſtender
gehouwen werden, bat ander Berneholt vp den Wedemhoͤuen,
mach de Kerckher ſampt dem, dat he in den kauelen naberlick
kricht, alſe ydt ehm nha anthal ſyner houen hoͤret, vnde van
olders hergebracht ys, dem Buren gelick ſuͤlueſt bruken, edder
vorkoͤpen, doch ſchoͤlen de amptluͤde mit den patromem vnde vor⸗
ſtenderen infehendt hebben, dat de hoͤlter tho rechter tydt, vnde
im wadel gehouwen, vnde nicht allent up ein Ihar vmme ges
bracht werde.
Im fall ock wor mit diſſen hoͤlten ein ander gebruck, ſo
ſchal demſuͤluen hirmit nichts afgebraken ſyn.
Alle parhoͤue, Acker vnde wiſchen ſchoͤlen by der Kercke, vnd
by der wedem bliuen, vnde ſchal die Parher macht hebben die
parhuͤfen In yegenmwerbt der Patronen vnde vorſtender, vnde
mit vorweten derſuͤluigen tho vorhuͤren, edder ouerſt ſuͤlueſt vor⸗
moͤge diſſer ordeninge thogebrucken.
Nachdem ouerſt grot auermechtich buwerck, de prediger in
erem ampte vnd ſtudio hindert, vnd mit groter vnkoſt vnd velen
geſinde beladet. u
So ſchoͤlen fie allein tho nodtrofftiger Hufsholdinge, fo vele
fie ane ſchaden doen koͤnen, den aderbum driuen, vnde den
duerigen adder vthdoen effte vorhüren, two hirbauen under dem
Titul van der vthrichting und befolding etc. gemeldet ys, dar
od geordent, wo ydt mit ber gerichtömalb vnde bienften der
Prediger buren. in Dörpern ebder Steden geholden ſy. bt
Thölen od de Burenn edder andere darher, bat fie den kerken⸗
ader lange gebrudet, nicht denfuluen alfe vor eren eigenen res
kenen, edder den fie ewich beholden möchten, od dem Paftori
Leinen mebderwillen bewiſen.
Dar de Parchern eigene Buren hebben, mit pyacht bienft
vnde gerichte, ſchoͤlen de Vifitatores flitich erfündigen , wat dies
Tüluigen Buren, edder od andere Bure deme Kerckhern [chuldich
geweſen, unde noch fint. j
Vnd mat fie van older under dem Paweſtdome dem pas
tronen, effte andern vth plicht vnde nicht vth bebe , effte tho
gedrengeden dwangk gedaen hebben, ſollickes alles fchölen fie
in dat vifitation regiſter vnderſchedentlick vnde duͤtlick fetten,
vnde [hal de Paftor onde ein jeder bp deme, allent wat em van
olders gehöret, gelaten werben, wo bauen wider gemeldet.
Vnde ſchoͤlen die Vifitatores des bienfles wegen, gewiffe
antal der bage im Ihare tho aller nodtrofft jeder tydt beſtem⸗
men, und eine Bote darup vororbenen, wenn de Buren vp bes
fehl und förberent des Paſtoris de beſtemmede tydt nicht willen
denen, und mutwillich vehbliuen, wo hiruor in biffer ordeninge
gemeldet ys. |
De gerichts gewalt, To dem Parhern gehoͤret, ſchal dorch
einen Amptman efft⸗ andern Patronen im des Paſtoris namen
orxerciret werden, und hirjegen ock vor vp vnd afflatinge, und
wat ſie ſonſten van olders gehat, ein genants van dem ſo jeder⸗
tidt an broͤke ingemanet, bie halffte thom wenigeſten gegeuen
eben: vp vnd afflatinge ouerſt, wo ydt brüdlich an dem
orde etc.
Id ſchoͤlen ock de Viſitatores an einem jebern orde dem
vorkamen, dat be Amptluͤde effte Patronen de auergeuene Ju⸗
xisdiction nicht thowebderen ba Paſtori, effte tho uorderff Der
Büren gebruken, vnd ſollickes im dat Viſitation tegiſter duͤtlick
antekenen, den fo ſoͤlikes geſchege, ſchal ydt deme Superinten⸗
denten angethoͤget werben, vnd mit vnfer ber Landesfoͤrſten vor⸗
weten vnd befelich, enderinge geſchehen.
De Parhern ſchoͤlen nicht gedrungen werden, neuen an⸗
dern nabern thohoͤden, wenn ſie nenen herden hebben, ſuͤnder
ſchoͤlen fry ſyn, wenn fie ouerſt einen herden Holden, ſchal be
fry hebben als van olders, effte thom weinigeſten iiij hoͤuede
Rindtuhe, iiij Swine, iiij Schape, Wente de herde gifft dem
Parrhern nichts, vor dat ander ſchal he geuen naberlick dewil⸗
ouerſt in Rügen ein ander gewanheit, ſchal derfuͤluigen hiemit
nichts afgebraken ſyn.
Ban der Kercken vorſtender vnde Babeslüben vp deu Obrpern.
Na deme tho erholdinge vnde beteringe des Parguͤdes noͤöͤ⸗
dich, bat truͤwe flitige luͤde tho vorſtendern erwelet werden, be
ſick eytlick vorplichten by ber Kercken truͤwlick thohandelen, fo
ſchoͤlen die Amptluͤde vnde Patronen reſpectiue ein jeder an
ſynem orde in guder acht hebben, darmit demſuͤluigen allent⸗
haluen nageſettet, vnd jedertid truͤwe luͤde tho vorſtenderen by
den Kercken vnd armen huͤſern erwelet, ock der affgegangenen
ſtede wedderumme erſettet und erfuͤllet werde.
Diſſe vorſtender ſchoͤlen in by ſyn der Patronen vnd Parrhern
voreidet werden, und folgens mit allem flite inmanen ale inkamen
vnd rente der Kercken, alle nhaſtellige renten, und wor nicht Segel
vnde Breue ſint, ſick laten Boͤrgen fetten, edder den Hoͤuetſtul mit
huͤlpe der Quericheit affmhanen, Alle vnnoͤdich Suͤluerwerck
ſchal vorkoͤfft, tho Hoͤuetſummen gemaket, vnd de rente gekeret
werden tho ber Kercken beſte, vnde thonorbeteringe bes Paſtoris
beſoldinge, wo jdt de Viſitatorn noͤdich achten, ouerſt hoͤuet⸗
ſummen ſchoͤlen de vorſtender nicht vthdoen, ane bes anptmans
effte der Patronen eines jdern an fynem orde vorwetende, dar⸗
mit dat geldt nicht by kleinen geringen ſummen vorſtrowet,
edder vngewis vthgedaen werde.
So dat Gadeshus hefft eigene Buren, acker, katen, wiſchen,
daruan ſchoͤlen de pechte jarlickes truͤwelick ingenamen, vnde
tho regiſter gebracht, od in der Viſitation van denſte gewiſſe
beſcheit gemaket werden, So de patronen effte amptluͤde der
Kercken Buren ſick wolden tho with anmaten, ſchoͤlen de vor⸗
ſtender der Caſpelluͤde radt, vnde wo de ſick nicht recht ſchicke⸗
ben, des Superintendenten radt hirin mit nemen.
Vp die feſtdage im gantzen jare, effte dar ybt gewoͤnlick eb»
ber gelegen ys, alle Sondage, ſchoͤlen de vorſtender bidden thom
Gadeshuſe, die Parher ſchal dat volck flitich vnd vaken vor
mahnen, dat fie gerne thom Gadeshufe geuen, Wat tho jeder
tydt gegeuen werd, ſchal in einen verſchlatenen Block edder
Caſte geſtecken, vnde alle veerndel jhar daruth genamen, vnde
tho regiſter gebracht werben.
In der Viſitation wert man jeders ordes na gelegenheit
vorordenen, effte de Parrher edder ein ander bequeme perſon,
die Kercken regiſter holden vnde waren ſchoͤle.
Dewile ferner billick vnd Gades wille, dat ein jeder minſch
ock vor ſine perſon, tho erholdinge Chriſtlicker lehre vnd vor⸗
ſamling huͤlpe do, darumme ſchoͤlen de Prediger be luͤde nha
bes predige offte erinneren, vnde flitich vth Gades wort erma⸗
nen, dat fie mildichlick vnde willich exe Cleemoſynem in den ges
meinen Caſten, beide vor whare armen, vnde den thoerholdinge
bes Gabechüſer geuen, und ock in Teſtament de Kercken bes
dencken mögen , wor ock vom olders be gewanheit geweſen, dat
vor. dat klockenluͤden vp ben Dörpern fo mol alfe in Steben der
Kercken ein genants entrichtet worde, bat fchal wicht affgebracht,
ſonder im gebruck erheiben, od wor die gewhanheit wicht were,
adder affgekamen, in der Viſitation dorch die Bifktatores, derfils
nen befcheibenheit nha, mo ydt eines jedem ordes die gelegens
beit dulden vnde liden wil, orbening diſofals gemaket werben.
Vnde wat alſo gegeuen vnde geſamlet werdt, dat ſchal
dorch denjennigen, deme bat Regifter In einer jedern Kercken
ebber Gaſpel thowaren befhalen, jerlicken der Kercken thom be⸗
ſten angewendet, vnde vorreket werden.
De vorſtender ſchoͤlen buwen de Kercke, ock in den wede⸗
men vnde Coͤſterien wo bauen gemeldet, So dat Gabeshus
vnuermoͤgen vnde burmfellich 98, ſchoͤlen de vorftenber ‚mit radt
vnd hülpe der berfchop ende Patronen jedes ordes, ein Kerdien
ſchot, wor ybt van older bruͤcklich wo vorgebadyt.forberen, und
ba fie in deme ſuͤmich, ſchal ydt die Superintendent dem Con⸗
ſiſtorio vormelben, wellickes die billicheit vnnottoͤchlich bar in
vorhelpen ſchal. ——
Diſſe vorſtender genen vth. der Kercken deme Paſtori vnde
Coͤſter, wat in der Biſitation vorordent, Item gewen tho Brod
vnde Wine, Wor nene andere ordeninge vorhanden.
Bud ſchoͤlen in die Kercke koͤpen, eine Biblia, Hauſspoſtille
Lutheri, ock mit der tydt andere opera deffüluen, Kerkenotde⸗
ninge, agenba, vnde andere Boͤker fo vp unfer vororbeninge bye
Anander als in fumma ber waren Chriſtlicken lehre thehoͤpe
gebrüdet fin, Item vorfchaffen Lichte, kalen, vnde mat füfe
Yan noͤden ys, vnde vorwharen flitich und truͤwlicken alle Ken
den.güber, Kede, omate, Hoden, Böker, wat fie den Parn⸗
ber unbe Coͤſter auerantwerden, daruan ſchoͤlen fie hebben ein
inuentartum , dat ſchal de kerckher unde öfter, mern he ebder
fie. afftehen, webber vorandtwerden, vnd alfe he bie fasth ent⸗
fanget, wedderumme finem fucceffort laten.
Idt ſchal ock in alten Gafpeln, dat gewoͤnlicke Cafpel recht
tm gebruck erholden werden, unbe mo etlicke Caſpelkinder neuenſt
anderen ehren. Naben, an dir kercken, kerckhoͤue, Wedemen,
Coͤſterven, an ben oͤrden, dar pbt-van olders gebruͤcklick, nicht
woiden helpen buwen, noch den gewilligeben Gafpelfchot ebder
wittide untwiuckhafftige fchuldt dem Paſtori unde Gadeshuſe
nicht entrichten vnde bethalen, de ſcholen dord) suericheit eines
vedern ordes ahne jennich wedder reden, edber gefüchte vthflucht,
vnder wat ſchin datſuͤlue ock geſchehen koͤnde, vnweigerlick ge⸗
pandet werden.
Vnde wo fie darinne ſuͤmich, vnde ſollickes der Superin⸗
tendens an vns die Landesfoͤrſten gelangen worde, wille wy
den ſuͤmigen vnd nhalatigen Patronen, edder ouericheiden, by
einer genanten anfehenliden peen fit andern Caſpels vorwand⸗
ten glickfoͤrmich thoerthoͤgen, und. be eren darhen mit panding
vnd andern. midbdelen thodwingen, dat fie ſick den andern glick⸗
förmich maken ernſtlich gebeden, und: wo fie barin ferner vn⸗
gehorſam edder fümic, erfchinen, willen wy de gebromede ftraff
onnalatich vihforderen, vnde der kercken them beiten ahnwen⸗
den laten.
Were ock ahn etliden oͤrden bie gebruck, dat die Burn
onder fi, aha otdem Caſpel recht, die anderen buren, fo in der
betalinge ſuͤmich, dorch panbinge dartho plegen thobringen,: ſo
ſchal hiemit ſollicker gewanhot niches benhauen, ſonber deſuͤlue
velemehr beſtediget fin.
De Paſtores fo anderer orfaken, als falſcher lehre vnde ers
gerlicken offentlicken vnchriſtlicken leuendes haluen, van ben
Parren afftehen möthen, ſchoͤlen allein up Oſtern wiken, dar-
mit fie vth forderen, denne dat vntidige vnde vele vınmıetcehendt
vorderuet de Wedemen, Acker, vnde Prediger.
Wor vp deme Rande fin, arme huͤſer unbe hoſpitalla mie
den ſchoͤlen de Viſitatores procediren, alſe vorhen in difſer orbes
ninge daruan geſecht ys.
Bau vorbeteringe ber Armen Parren up ben Dörpern.
Wo de Parren gang vnuormögen fint, dar ſchal dordy bie
Vifftatores vormeringe gefhehen, erftlid in dem, bat fe wat
daruan genamen, wedder dartho bringen, vnde den mit den
Patronen, vnd anderen, fo in derfüluen Parren edder Caſpeln
getfttid Lehen hebben, thom flitigeften handlen, ſollicke beneficta
gang op liderlicke Conditiones tho der Kercken infamen tholeggen,
Edder. dar ſollicke Beneficha nicht vorhanden, fonften fitid) hans
delen, dat de Patronen fo vele dartho geuen, vnde ordenen moͤ⸗
gen, darmit de nodtwendigen dienfte thobeftellen.
Im fal ydt ock die gelegenheit hedde, dat twe Kerdien ebber
Cappellen nha by einander liggen, ſchoͤlen die Vifitatorn mit
Radt und willen der Patronen, defüluen in einander fchlahen,
edder einem Predicanten, wo ydt de gelegenheit liden möchte,
defüluen befehlen, od wo unde welder geftalt alle weke in bey⸗
den Kercken, edder einen Sondach vmme den andern tho pre
digen, gewiſſen befcheidt maken, wuͤrde ſick od finden, bat an
etliden örden van den houen bat Miſskorne vndergeflagen,
ebder thoringe gegeuen würde, flellen wy tho der Vifitatorn bes
fcheidenheit, difsfal® mit vormetend vnde beleuing ber jennigen,
fo an den Buren intereffe hebben, gebörlide ordeninge tho mas
Een, vnde dar fi jemandes in deme der billicheit wedderſetten
würde, willen wy wenn ydt an vns gelanget, darin vnuortoͤch⸗
lid mit vorgandem ripen Rade, mat billick vorafffcheiden, darby
ydt ahne jennige vrhflucht edder gefuchte wittluffticheit bliuen
ſchal, vnde ys den Vifitatorn hirmit beuhalen, by allen Kers
den, mat fe hanbelen in Reces tho bringen, vnde tho ewiger
fteder veſter holding die vordrege vnde Reces borch die Patros
nen vnde herrſchopen jeder8 ordes mit befegelen tholaten, im
fal o@ vns jemands de gemafede vorgeliding tho befrefftigen
ehrfößen würde, willen wy vns drin gnedichlick weten touors
holden, Wat duerft de Beneficien edder Vicarien vp den Dörs
pern in gemein belanget, darmit ſchal ydt allenthaluen gehols
den werden, wo hiruor In differ ordeninge, van Beneficien im
Steben meldinge gedhan ys.
Dan refenfchop in ben Dorp Eafreln,
Nademe nödich, darmit van Kertkenguͤdern nichts vorfame
alle jhar rekenſchop thonemen, fo ſchal ſollicks jharlick geſche⸗
hen, van den Patrenen vnde dem Paſtorn, in bp fon etlicker
der vornemen Caſpelkinder, Vnde dar de Patronen den menge
len nicht koͤnden ebder wolden heipen, ſchal de Paſtor ſollickt
an ben Superintendenten getangen, de ferner de nhalatigen
Patronen, derhaluen ſchrifftlick erſoͤlen, vnde eres amptes er⸗
manen ſchal, vnde wo henene folge hedde, mach he ſollicks ung
ben Landerfoͤrſten vormelden, darup wy Batch, dat Conſiſtorlum
edder ſonſten verisortöchlick, vnde ane ſuͤment bobillich⸗it
SB08. .CXVIE Yommerkhe Kiechatschuung.
Serfchaffen willen, Darmit ouerſt alles in fleber richtiger
ordeninge bliue, fchölen de. Superintendenten ere falten dars
nha richten, bat fe, wo nicht: jharlick, doc) vmme bat ander,
ofte druͤdde jar, in yeber ampt kamen mit vnſen böuet und
Amptiüben, fo wol in auberer Patronen, alfe vnferen Kercken,
Ban der Vifitation, wo fe mt werck gefestet fü inquirerern,
darin en beybe van bee Ridderſchep, vnde Steven gebörtich
folge, vnd huͤlpe erthoͤgen fchöten, Wo nd yo tho tnden velen
Perſonen dat ins Patronatus angehörich wiere, unbe deſuͤlnen
in den tefeningen edder gebredlen, wo dbenfüluen afftho heipen
nicht vorgelidden koͤnden, willen wy Foͤrſten, wenn wy des be:
richtet, van vnſen Reden, vth dem Conſiſtorio, edder ſonſten
vngeſuͤmet jemandes vorordenen, ſollicken mengelen ſchluͤninge
mate vndoe entſchop thogeuen.
Darmit od in vnſen ampten, vnde wor bat ius patronatus
ons angehörich, nene vnnoͤdige vnkoſten, differ rekeninge haluen
goſchehen doͤrffen, Schölen vnſe amptläde, jarlick tho der pacht
sybt, od die Kercken regiſter elar vnde richtich maken, vnde
meuenſt ehren amptregiſtern, by der rekenſchop in vnſe Camer
vorantwerden.
Idt ſchal ock nen Kerckengued, ane vnſe vorwetendt, vor⸗
kofft edder vorpandet werden, ock ſchal men nen bahr gelt der
Kercken, edder Gadeshuͤſern, wechlenen edder vthdon, den mit
vorwetend der Quericheit vnde Patronen eines yeders ordes,
unde ſollicks ſchal nicht anders, denn jegen genuͤchſame vor⸗
ſchriuinge vnd geboͤrlicke tinſe geſchehen, darmit den Gadeshuͤ⸗
fen vedertidt de Bahrſchop tho nuͤtte vnde beiten angelecht,
ock alle gefar, vnd eigen nuͤtticheit, ſo vele moͤgelick vorgekamen
vnde affgeſtellet werde.
DE ſchoͤlen de Patronen edder Ouericheiden, wenn fe reke⸗
minge nemen, bie theringa ben Gadeshuͤſern nicht thorekenen,
fonder ſollick vnkoſt fülueft dragen, vnd fan ber maten ges
eichtet werben, bat ydt jarlick in ber pacht tydt, ebber anderer
gelegenheit ane ſonderlick vnkoſt gefchehen möge, wenn ock tho
der rekeninge gewiſſer badı eines jedern ordes, jerlick beſtemmet
vnde angeſettet, ſchal ſollicks tidtlick thouorne offentlick van der
Cantzel vorkuͤndiget, vnde etlicke erfarne olde Burſsluͤde des
Caſpels vorwanten, van den patronen dartho gethagen werden.
Fuoͤrder willen wy in ber gerichts vnde landes ordeninge vor⸗
ſehinge don laten, wo ſchluͤnich, vnparteieſch, foͤrderlich recht
den Kercken, Kerckendiener, ock den Hoſpitalen, vnde in ande⸗
ren milden ſaken thouorhelpen.
Defsgeliden wo pdt mit ber praeſcription vnde vorjaringe
der Kerkenguͤder eine gelegenheit hebben ſchoͤle, vthdruͤcklicken
gewifſen beſcheidt, des man fit thoholden, in der Landordeninge
vpeichten vnde malen laten.
Ban olden Rranden Yrebigern vabe Yrefter Wöchewen, we be up ben
Dörpern fo wol alfe in Steben fchblen vorſorget werben.
. Au ordt vnde enden, bar be Prediger lange gedenet hebben,
Fint fe mebderunme der maten ad vitam thouorforgen, bat fe
in ehrem older, wenn fe ferner tho arheiben vnuormoͤglick, nicht
erbarmlicke armmt liden, daruͤmme 96 den Bifitatorn in erer
inſtruction vpgelecht und ingebunden, bat fe nha gelegenheit
eines vedern ordes, dewile dſfials eine gemeine dorch vthgande
ordeninge tomaken nicht wol moͤgelick, ein temlickes vnde gewiſſes
Nerſanan, fe ſint vorhanden edder nicht, dennoch
thor vorſorge, (bar fit kuͤnfftlch ſollicke felle thobragen moͤch⸗
ten,) deputiren, vnde der Kercken matricul dat ſuͤlue mat ydt
ſin ſchoͤle, vthdruͤcklick inuorliuen laten, Den Preſter Wedewen
ſchoͤlen ock in Steden de Caſten vorweſer eine gelegene waninge
ſchaffen, dar ſe in ehren Wedewen ſtande fry inwanen, ane alle
boͤrgerlicke boͤrden, vnde vnplicht, ock ſchoͤlen ſe nha ehrer Men⸗
ner Dode, dorch vth in vnſeren Foͤrſtendoͤmen hebben dat gna⸗
den Ihar, mit aller beſolding vnde inkamende, doch dat dar
gegen, inmaten hiruor ock gemeldet ys, de negeſt geſettenen
Paſtores mie entgeltniſſe de arbeit vor de Wedewe waren, ebben
ſo ſollick dorch de vicinos Pastores, an etlicken oͤrden, groter
vngelegenheit haluen, jo nicht fuͤglich geſchehen koͤnde, ſchoͤlen
be Viſitatorn in der Viſitation gewiſſen beſcheidt, nha gelegen⸗
heit yedern ordes, dermaten maken vnde vprichten, bat de tydt
des gnaden jares, in Caſpeln edder Kercken, an vorrichting des
jennigen, ſo einem Parhern eigent, kein mangel erſchine.
Van der Freiheit vnde immuniteten der Kercken vnde Kerckendienern.
Geiſtlicke Stede, Kercken, Kerckhoͤfe, Wedemen, Coͤſterien,
Scholen vnde dergelicken, ſchoͤlen In erer freiheit, vnde immu⸗
nitet, nha Chriſtlicker art, wo van olders, bliuen, desgeliken
alle Perfonen des Geiſtlicken regiments, in Steden vnde Doͤr⸗
pern,, Parrhern, Prediger, Scholmeiſter, Organiſten, Schol⸗
geſellen, Coͤſtern, Item, de Profeſſores der Vniuerſitet mit der
Kercken, vnde Vninerſitet huͤſeen, ſchoͤlen mit den huͤſeren ‚bar
ſe inwhanen fry ſyn van allen Boͤrgerlicken laſten edder be⸗
ſchweringen, hedden ſe ouerſt andere guͤder, daruan ſchoͤlen ſe
naberlick dhon, edder ſick mit der Herrſchop vordragen.
De Kerckendener ſchoͤlen ock tho ehrem eigenem behoͤff, toll
vnde anderer beſweringe fry gelaten werden, Idt ſchoͤlen ock
ber Kerckendiener ehre Wedewen, edder lifflicke eruen, wenn fe
de hinderlatene guͤder vth den gerichten, dar de Parre edder
Kerckendiener geſtoruen, wechbringen willen, derwegen van dem
Gerichte des afftages haluen ichts tho genen, nicht beſchweret
werden. ' ’
Wy Foͤrſten famptlich. unde ſonderlick Neferuiren unbe be
holden ock uns, vnde onfen Eruen, unde nhafamender Hero
fchop beuor diſſe ordeninge, vp vorganden ripen Radt, the
enderen, thobeteren vnde thouormehren, Dergelicken beholden
von od und, vnſeren Eruen, vnde nhakamender Herrſchop beuor,
alle gerechtiheit, collatur vnde Jurisdiction ahn Parhoͤuen, We
demen, Kercken, Preſterhuͤſern, Kerckhoͤuen, Scholen, Coͤſterien,
vnde anderen, fo ung wegen vnſers Iuris Patronatus, vnde jones
ſten Fuͤrſtlicken ampts vnde hocheit haluen, ſo wol in Steben
als In Doͤrpern van olders oͤuer xl. I. hundert vnde mehr jhar
gehoͤret, vnde ferner nha jtzigen ſtande vnſer wharen CEhriſtlicken
Religion, vormoͤge des Paſſowiſchen vordrages, datupe eruol⸗
geden Religion freden, vnde affſcheiden des hilligen Roͤmiſchen
Rickes, geboͤret vnde thoſtendich ys, Willen od Kercken, Scho⸗
len, geiſtlicke perſonen vnde Stede, by loͤffliker, ehrbarlicken,
vnſer wharer Chriſtlicken Religion nicht wedberliken fryheit,
vnuorruͤcket bliuen laten vnde handhauen, Deme gelicken vor⸗
beholde wy uns diſſe Kerckenordeninge fampt der inſtruction
des Konflftorij, na angehoͤrden bedencken vnſer Superintenden⸗
ten vnde Theologen, mit vorgahenden ripen rhadt vnſer Landt⸗
ſtende, Heren, Praelaten, Ridderſchop vnde Steden tho andere
thouorbeteren vnd thouormeren, vnde ahne derſuͤluigen Babe
258
unbe bewillinge, dewile bit Chriſtlicke fehelen ſaken ſyn, nichte
darin thouorenderen.
Ban Execution.
NMhadem ouerſt de Viſitation vnde gantze ordeninge, weinich
frucht bringen, edder wol gar vorgeues ſyn wuͤrde, wo nene ge⸗
boͤrlicke Execution, vnde vulnſtreckinge ale des jenigen, fo ge
ordent, gefchehen ebber ehrfolgen fchölde, So hebbe wy vns mit
Ham, Prelatn, Dan und Steden vnſer Landfchop gnedidy
lich, vnde fe fick webberämme mit uns demoͤdichlick unbe vn⸗
detdenichlick, vorglefen, oͤuer diſſe ordeninge, ftede veſte vnde vn⸗
norbrocklich tho holden, darwedder nicht thokamen, noch je
mandts tho donde thogeſtaden, Wy hebben ock ferner mit Radt
vnde bewilliging, gedachter vnſer Landſtende, vorordent vnde
geſettet, Wo van einer Quericheit edder Patronen jeders ordes,
edder deme Rade in Steden, od vnſen amptluͤden, difſe onfe
ordeninge vnde fettinge, vnde mat allenthaluenin der Vifttation,
wo vorgebacht, geſchaffet, nicht gehorfamlich nha gekamen unde
gelenet würde, dat top vp anropen vnde förberen des Paſtoris,
eines jedern ordes, edder bed Superintendenten, an dem ebder
21568. cxvem. Wfölziiche Ehenriuuug
be jennigen by melden mangel befumben , einem gebots brieff,
by einer namhafftigen Poen, nha geftalt der fulen, erkennen
vnde mitdelen willen, vnde wenn ſollick Mandata vtgaen, fü
der, edder de iennigen, am be fe gelangen, ſchuͤldich ſin, In an⸗
geſetteden ruhmen termin tho berichten, effthe demſuͤluen ge⸗
horſamet edder nicht, vnde wo nene vollenthehinge geſchehen
were, ſchal he de gedroͤuwede ſtraffe uns vnweigerlick in vnſe Ga⸗
mer, darmit wy deſuͤlue ferner tho milden Geiſtlicken falten heb⸗
ben anthowenden, ahne alle vthflucht entrichten vnde bethalen,
vnde glickwol den vorigen mandaten, by vormidinge vnſer ernſt⸗
licken ſtraff, vnde endtlicken vngnade, pariren vnde nhaſetten,
Hedde oͤuerſt de vennige, wodder dem be poenal Mandat er⸗
kennet, enthefflicke orſaken darwedder voͤrthobringen, So ſchal
be dat ſuͤlue dhon in der benanten tidt, vnde daroͤuer befchehs
bes vor dem Geiſtlicken Confijtorio, inholt differ vnſer orde⸗
ninge, gewerdich ſyn, Sid od beffüluen .vorholden, mit vors
waringe, bar jemands barbauen vngehorſam, dat unnalatinge
ſtracks ernftlide Erecution vnde ſtraff des rechten erfolgen,
vnde dorch ons be Landeafdeten I werck ſchoͤle gerichtet werden.
CXVIL
Pfaltzgrane Friderihs EChurfürften anffgerichte Ehriftliche Ebeordnuns · 1308. AB. A
Die hier im Auszuge wiebergegebene Eheordnung ift am
12. Juli 1563 publicirt. Ihr Verf. ift der Kurf. Kanzler
Ehriftoph Chem. Berge. Seifen, Geſch. der Ref.
zu Heidelberg, Heid. 1846, ©. 108.
ES
Von vnorbeutlichen Ehegelübuuhen der Kinder, fo one vorwiffen vnd
bewilligung ihrer Eltern, Freündtſchafft, ober vormünbder, beſchehen.
Kinder unter ber Gewalt der Aeltern follen fi ohne Vor⸗
wiſſen und Bewilligung ber legteren nicht ehelich verpflichten.
Iſt dieſes dennoch gefchehen, fo fol der Richter auf Anfuchen
dee Aeltern ober auch bes einen Berlobten das Verloͤbniß ver
möge göttlicher,, nathrlicher und Eaiferlicher Rechte für nichtig
erkennen. Mollen aber ungehorfame Kinder in ihrem Vor⸗
haben verharren und ſich nicht abweiſen laſſen, fo find die Ads
teen nicht verpflichtet, ihnen Eheſtener, Heirathsgut und. Zugelb
zu geben, ‚auch ift ihnen vorbehalten, zu thun, was In biefen
Fällen die kaiſerlichen Rechte geftatten: Zugleich foll gegen
folche Kinder nach Geſtalt ber Sache eine öffentliche Strafe
erlannt werben.
Haben ſich zmei Perfonen verfprochen unter der Bedingung
der dlterlihen Bewilligung, fo ſteht e& in dem Willen der Ael⸗
tern und der Verlobten, ob die Ehe vollzogen werden folk oder
nicht. Iſt aber zu einem ſolchen, bedingten oder unbebingten
Verſprechen der. Beifchlaf hinzugekommen, fo hat der Richter
darüber gu entfcheiden, ob ſolche Ehe kräftig fei oder nicht, und
zwar follen, wenn das erftere geſchieht, die Verlobten geflraft
und Öffentliche Hochzeit ihnen verboten werden. Der Braut
iſt in ſolchem Falle das Tragen des Kranzes verwehrt, und die
Aeltern haben hier die ihnen oben. ertheilte Berechtigung. -
An die Stelle der Aeltern treten nad) deren Ableben die
Großaͤltern. Wo auch biefe nicht vorhanden, wird das Wer
loͤbniß geſchloſſen mit dem Rathe ber Vormůnder ober naͤchſten
Blutsfreunde.
Verhindern die Aeltern oder Vormuͤnder bie Ehe der Kin⸗
der aus unbilligen Gründen, ober verweigern fie ihnen Ehe⸗
ſteuer und Zugeld, fo ſollen fie, wenn fie klagbar erfunden,
von bem Richter angehalten werden. Zwingen fie bie Kinder
zu unanmuthigen und unangenehmen Heirathen ober Verlo⸗
bungen, fo flebt ihnen ernſtliche Strafe bevor.
Zur Vermeidung alles Verdachts und Betrugs follen die
Vormünder ihre Pflegebefohlnen nur mit Rath und Beifeln
zweier ober breier Blutsfreunde, oder, in deren Ermangelung,
. ebenfo vieler ehrbarer Männer verloben.
Wenn die eltern ihre Kinder, die noch nicht zu mann
baren Sahren gekommen, verloben, fo find folche Verträge
ungültig, wenn nicht bie Kinder fpäter einwilfigen, nachdem
fie die gebährlichen ‚im kalſerlichen Rechte gefesten Jahre er⸗
reicht haben
Ban ber Windel ‚Ehe, deren Berfonen, fo nit unter der Litern,
oder Vormunder gemalt fein.
Perſonen, welche nicht unter älterlicher Getvalt ober Vor⸗
mundſchaft ſtehen, ſollen ſich nur in Gegenwart zweier Ver⸗
wandter oder ebenſo vieler ehrbarer Maͤnner verloben. Klagt
eine Perſon ſolcher Art auf Vollzichung ber Ehe, und beweif’t
fie das -Verlöbniß nicht mit diefen Zeugen, oder anderen recht⸗
mäßigen glaubwürdigen Urkunden, und märbe alfo der Ver⸗
Hagte ledig erkannt, fo foll:der Kläger In die Koflen verur⸗
theilt und außerdeng nach Geſtalt der Sachen geſtraft werden.
| Solkte. aber zwifchen folgen heimlich Verlobten: der Beifchlaf
gepflogen werben fein; fo find fie, bevor -fle zu chrifilichen Kirch⸗
gang: und zur Einſegnung gelaſſen werben, ernſtlich zu ſtrafen,
2508. OxXıx. MPfalziſche Kirchenordunug.
und der Braut iſt das Tragen des Kranzes, beiden aber öffent
liche Hochzeit zu unterfagen.
Veliche Yerfouen zu famen Selrathen mögen, ober nit, vom wegen
der MBlätöfreuntichafft, mag, sund Schwagerſchafft.
Die Ehe tft in grader Linie fhlechthin verboten; in ber
gleichen Seitentinie im zweiten, in der ungleichen im dritten
Grade. Wegen der Schwägerfchaft verbleibt es bei dem gött-
lichen und Eaiferlichen Rechte. .
Von Perſonen, benen anderer vorfachen halben das zuſammen heü⸗
u raten verbotten.
Kein Vormund foll ſich felbft, feine Kinder und Enkel mit
der feiner Pflege anvertrauten Perſon ohne obrigkeitliche Er⸗
laubniß und anders, als die Faiferlichen Rechte zulaffen, verloben.
Wer zwei Vertöbniffe eingeht, oder fich verlobt, während
er ſchon verheirathet ift, fol für ehrlos erklärt, und nach Ges
legenheit der Sache mit Leibes⸗- oder Vermoͤgensſtrafe oder
mit Landesverweifung belegt werben.
Zwifchen dem Entführer und der Entführten ift die Ehe
verboten, und der erflere und feine Gehülfen verfallen in bie
im kaiſerlichen Rechte angebrohte Strafe.
Jeder Ehefchließung foll ein dreimaliges Verloͤbniß vorans
gehen. Unbekannte follen nicht eher aufgeboten, getraut oder
eingeſegnet werden, bevor fie fich durch genuͤgende fchriftliche oder
muͤndliche Kundfchaft über ihr Herkommen ausgemwiefen haben.
Die heimlihen Kirchgänge zu früher Morgenszeit, „dar⸗
aus fchimpfliche geberden, mit Bedenklopffen, vnnd in ander
wege geübt worden,“ find verboten.
Bon verfdnung vund zsüfammentheibigung der ftrittigen Eheleütt.
Eheleute, welche in Unfrieden leben, follen von ben Ehe:
richtern zu gebührlicher Buße vnd chriftlicher Verzeihung ers
mahnet und getrieben und da nöthig mit ernſtlicher Strafe bes
legt werden. Laffen fie fich nicht verföhnen, fo verfallen fie
257
ale Verächter und Zerſtoͤrer bes ehelichen Standes der Landes:
verweifung oder anderer Strafe.
Bon der Ehefchenbung.
- Gefchiedene Eheleute dürfen fih nur mit Erlaubniß ber
verordneten Eherichter und Mäthe wieder verheirathen.
Vom Ehebruch, HSurerey, Rupplerey, vnnd vnehelichem beimohnen.
Allgemeine Strafandrohungen gegen Ehebruch, , uneheliche
Beiwohnung, Durerei und Kupplerei.
Bon den hinweglauffenden, vnnd flüchtigen, Man vnd Weibs
Derfonen.
Keine Ehefrau fol fi in Abwefenheit ihres Mannes ohne -
Erlaubniß der Eherichter weiter verheirathen. - Diejenigen,
welche Weib und Kinder ohne redliche Urſache verlaffen,
und in langer Zeit von ſich Leine Kundfchaft geben, Tollen
öffentlich zuruͤckzukehren ober bie Urfachen ihrer Abmefenhett
zu befcheinigen aufgeforbert werden. hun fie weder eins
noch das andere, fo fol ihnen das Land verboten und auf Ans
sufen der verlaffenen Frau gebührlicher Befcheid erlaffen wer:
ben. In gleicher Meife iſt es mit ben Frauen zu halten, bie
ihre Männer verlaffen. | "
Die in diefer Ordnung nicht begriffenen Fälle follen nad)
der „gegebnen information‘ und fonft nach göttlichen und kai⸗
ferlihen Rechten entfchieben werden..
Beuel an bie Amtlent.
Algemeine Einfhärfung der vorftehenden Ordnung.
Datum Montag den 12. Julii 1563.
(Am Schluſſe eine namentliche Aufzählung der Perfonen,
welchen wegen Verwandtſchaft und Schwägerfchaft
‚bie Ehe verboten ift.) ,
Gedruckt in der Churf. Stat Amberg durch Wolffgang
Suldemunbt.
CXK.
Kirchenordnung, Wie ed mit. der Ehriftlichen Lehre, heiligen Sacramenten, vnd Ceremonien,
in des Durcleuchtigften, Hochgebornen Zürften onnd Herren, Heren Friderichs Pfaltzgrauen bey Rhein, des
h. Röm. Reiche Ertzdruchſeſſen vnd Churfürften, Herkogen in Bayern, ıc. Churfürftenthbumb bey Rhein, gehalteır
wird. Gebrudt zu Heidelberg, durch Joh. Mayer, im 3. 1569. 84 Bl. 4.
Unter den Orbnungen ber reformierten Kirche iſt bie
vorl. (im Nov. d. J. 1563 publicirte) eine ber wichtioften.
Ihre Quellen find bie Genfer Liturgie (vrgl. Nr. CXIX.)
bie Lasky'ſche K.sD. (Nr. XCL) und die im 8. 15
bei demfelben Drucker erfchienene Orbnung ber evangelis
fen Kirchen in Frankrei (79 &. 12.). Ganz verein:
it ift die Nürnb. K.⸗O. (Nr. XLI.) und die Saͤchſ.
gende v. 1539 benugt (Rr. LXIV.). Ueber ihre Gefchichte
f. Struve, Pfaͤlz. K.Hiſt. S.142 f., Heufer, Gefch.
der rhein. Pfalz, Bd. II. ©. 31 f., und über die Ge⸗
ſchichte der Einführung des reformierten Eehrbegriffes in
"ber Pfalz Überhaupt: Seifen, Gefchichte der Nef. zu
Heibeiberg ‚ Seid. 1846. Spätere Ausgaben erfchienen
567, 1569, 1576 u. d. Der folgende Äbdruck ift nach
der Ausg. v. 1567 veranftaltet.
**
II.
Bon ber Lehr vnd Prebigt.
Es fpricht der Here Jeſus Chriftus, Johannis am 17. Ca⸗
pitel: Dig iſt das ewig Leben, baß fie dich den einigen waren
Gott, vnd den du gefandt haft, Jeſum Chriſtum erkennen.
Zu diefer erkantnuß vnnd ewigem Leben feine aufferwehlten zur
führen , hat ber Herr Jeſus Chriftus verordnet die Predigt der
Buß, vnnd vergebung der fünden,, auff daß die erfantnuß
Gottes und daß. ewige leben durch ſolches mittel (fo von wegen
vnſerer fchroachheit,, welche bie flimme Gottes nicht ertragen
kund, eingefegt) auff diefer erden in unfern Dergen angefangen
werde, biß daß wir im Himmel one eufferliche mittel die voll-
kommenheit erreichen, wann wir Gott werben anfchawen von
angeficht zu angeficht.
33
—
258
Dieweil fi) denn Gott in feinem mort zuerkennen gibt,
welches In Canonicis libris, des Alten unnd newen Teſtaments
volkommenlich begriffen ift, fo follen alle Predigten darauf ges
nommen vnnd darauff gegründet fein, vnnd auff die gegens
wertige mängel vnnd gebreften des Volcks jeder zeit gerichtet
‚ werden, Laut de8 Spruch des heiligen Apoſtels Pauli. 2. Ti⸗
mot. 3. Alle Schrift von Gott eingegeben, ift nüg zur Lehr
zur firaff, zur befjerung, zur züchtigung in der gerechtigkeit, das
ein menſch Gottes fen volllommen, zu allen guten werden
geſchickt. n
Vnd nach dem das wort Gottes die Lehr dahin pfleget zu⸗
richten, daß es die Menſchen erſtlich zu erkantnuß jrer fuͤnden
und elends einfuͤhret, darnach auch fle vnterweiſet, wie fie von
alten fünden vnnd elend erldfet werden, und zum dritten, wie
fie Sott für ſolche erloͤſung follen bandbar fein, So follen die
Prediger in jrem fürhabenden tert fleiffig auff diefe drey ſtuͤck
ſehen, vnd alfo für und für wol acht haben, daß fie die artz⸗
ney nach notdurfft der verwundten gewiſſen recht gebrauchen.
Sollen audy nad) dem armen geringen verftand des gemeinen
volds, jre Predigten wiffen zuftellen, Alfo dag der Artickel des
Eatechifmi barauff die Lehr fo er für hat, ſich lendet, mit ein⸗
geführet, onnd dem Volck verftendlich eingebildet werbe.
Es follen auch, die Pfarrherrn für fich ſelbſt kein Bud,
auß der heiligen Schrifft zuerklaͤren fürnemen, ohne rath und
fürwiffen jrer Superintendenten, welche denn ein aufffehens
haben follen, daß die bücher des newen Teſtaments, die dem
gemeinen mann am nuglidhften, vnd ber Kirchen am erbaͤw⸗
lichften feind, an den Sontaͤgen fuͤrnemlich fürgetragen vnnd
erklaͤret werden.
Vom heiligen Tauff.
Dieweil der Chriften Kinder in dem Bund Gottes begriffen
feind, Acto.2.&o foll ihnen der heilig Tauff, als daß warzeichen
und figel diſes bunds auch mitgetheilt, und fiealfo von ber vngleu⸗
bigen Kinder onterfcheiden werden, Iſt auch gewiß, das die finder
fo wol als die alten, ben Deiligen Geiſt empfangen, ber den Glau⸗
ben in bie bergen pflanget, Dann der den Geiſt Chrifti nit hat, wie
der Apoftel fpricht, der iſt nit fein, Rom. 8. Die aber den Geift
Gottes haben, bie Fan nichts verhindern, daß fie nit getaufft
werden, wie im 10. Gapit. der Apoftel gefchicht gefchrieben.
- Darzu feind bie Kinder audy nit der geringfte theil der Chrifts
lichen Kirchen, welche Kirch fampt allen jren gliedern, durch
das Blut Chrifti erlöfet ift, und gereiniget wird, durch das
MWafferbad im wort, Ephef. 9. Auß diefen und andern vrfachen
iſt ar, daß die jungen Kinder feines weges vom Tauff follen
außgefchloffen werden.
Don den Perfonen fo tauffen follen, hat ber Herr Chriftus
diefen beueih, Matth. am legten gegeben, Gehet hin und Ich»
tet alle Voͤlcker, vnnd tauffet fie in dem namen des Vaters,
Sohn, vnd heiligen Geiſtes, vnnd lehret fie halten alles was
ich euch beuolhen habe. In dieſen worten befihlet der Herr
Chriftus denen allein zutauffen, fo fein heiligs wort zu prebi-
gen beruffen feind, onnd fafft alfo, beide das predigen vnd tauf:
fen, in einen Beuel) onnd Ampt zufammen. Derhalben kei⸗
ner Creatur gebürt diſen beuelch zutrennen , und einer Perfon
das Lauffen zuzulaffen, der das Predigampt verbotten ift.
Derhalben fo follen die Kinder zu jeder gebürlicher zeit, fo
1588. OXIX. Pfälzifche Kirchenorbunng.
es von jrentwegen orbentlich begert, vnnd fie In die Kirchen
für die Diener des worts gebracht, von den Predigern getaufft
werden, vnd ſolches fol fürnemlich gefchehen, auff Sontag,
Feiertag, oder fonft in dev Wochen, wann bie gemein Gottes bey
einander,.auff daß ſich ein jeder feins Zauffs wiſſe zu erinnern,
vnd die Chriftlih Gemein einhekiglih den Namen Gottes
vber das Kind anruffe. "
Es fol aud) in allwegen der Vater bes Kinds, fo er zu weg
ift, den Kirchendiener vmb den Zauff zuuor anfprechen vnd er=
fuchen, oder da er nicht anheimifch, einer von feinen freunden, _
damit der Prediger ſich möge erfündigen, was für Geunttern
fein werden, auff daß er jhn bey zeiten vermane, eine leichte
fertigeoder Lafterhaffte, oder ſonſt untüchtige Perfonen darzu zus
gebrauchen, bamit das heilig Sacrament des Tauffs nicht ver⸗
unehret, aud) das kind durch ſolche Geuattern, an Chriftlicher
zucht nicht verfaumet werde.
Zu dem foll auch der Vater fo er anheimifch fi vmb nach⸗
uolgender vrfah willen zum Zauff verfügen, Erftlich, daß er
Gott dem Herren dande, für die erfchöpffung feiner ſelbs, und
feins kinds, auch für die erlöfung durch das Blut Jeſu Chriftt,
die durch den heiligen Zauff dem Find verfiglet wird, auch
Gott vmb fein gnab anrüffe, daß er fein Kind zu feinem lob
vnnd ehr aufferziehen möge. Demnach, auff daß dee Prediger
den namen des Vaters, der Mutter, des Kinds, und geuattern,
ordenlich einfchreibe In ein befonder Buch, fo bey jeder Kirchen
darzu gemacht werden, und darben bleiben foll. |
Vnd fo ein Kind vnehelich geborn, deſfen vater namen
man fo bald nit wiffen fünde, foll der Mutter, Geuattern vnd
des Kinds namen eingefchriben, das Kind getaufft werden,
vnnd ſolches an bie Oberkeit gelangen laſſen, gebürende Chrift-
liche Ordnung darmit für zunemen. —
Form zu Tauffen.
Vnſer huͤlff ftehet im Namen des Heren, ber Himel ˖ vnd
Erden erfchaffen hat, Amen.
Dieweil onfer Herr Jeſus Chriffus fagt, daß wir anderft
nicht Inn das reich Gottes moͤgen kommen, es ſey dann daß wir new
geboren werden, fo gibt er vns ein gewiſſe anzeigung, daß ums
fere natur durchauß verkehrt vnnd vermalebeiet iſt, Vnd ver
manet uns derhalben heimit, daß wir une für Gott demuͤttigen,
und ein mißfallen haben follen an vns felbft, und bereittet
vns alfo feine gnabe zubegeren, durch welche all vnſere boßheit
vnnd vermalebeiung vnſerer alten natur abgetilget werde, Dann
wir der gnaden Gottes nicht fehig find, es fey denn das zuuor
alles vertrawen auff vnſer eigen vermögen, weißheit vnd ge:
techtigkeit, auß vnſern bergen genommen ſey, ja auch biß daß
wir alles was in vns iſt, gang und gar verdammen.
Nach dem ons aber Chriſtus unfer elend alfo für die augen
gefteltt, fo tröft er uns auch viel mehr durch feine barmhergigs
Leit, in dem er ons und vnſern findern verheiſſet, daß er vns
von allen vnſern Sünden wafchen, das ift, ung deifelbigen von
wegen feines blutuergieſſens nicht zurechnen , auch unfere Nas -
tur wider zu feinem Ebenbild durch feinen heiligen Geift ers
newern woͤlle, Vnd folche verheiſſung vnſerm fchmachen glaus
ben zubeſtaͤtigen vnd an vnſerm eignen leib zu verſiglen, hat er
befohlen, daß wir in dem namen Gottes des Vaters, des ſohns,
vnd des heiligen Geiſtes ſollen getaufft werden.
1568. CXIx. Pfulziſche Kirchenprdnnung.
Derhalben zum erften, da er wil, daß wir mit waſſer in
dem Namen des Vaters getauffet werden, bezeugt er vns, gleich
als mit einem fichtbaren Eyd, all onfer Iebenlang, daß Gott
onfer vnd vnſers ſamens Vater fein wil, vnns mit aller not>
burfft leibs vnd der ferien verforgen, vnnd alles vbel uns zu
gut wenden, Dieweil alle Creaturen von wegen bes bunds, fo
wir mit Gott haben, vns nit fchaden Binnen, fonder zu vn⸗
ſerm heil dienen müffen.
Zum andern, in dem wir in dem namen des Sohns ge:
taufet werden, verfpricht er une, daß alles was der Sohn Gots
tes gethan vnd gelidden hat, vnſer eigen fele, Alfo da er vn⸗
fer vnd vnſer Kinder Deiland fen, uns mit feiner heilfamen
gnaden falbe, vns durch feine heilige empfengnuß, geburt , lei⸗
den ond flerben, von aller vnreinigkeit und fünden erloͤſet hab,
vnd all onfern fluch und vermaledeiung ans Creutz gendgelt,
biefelbige mit feinem Blut abgewäfchen und mit jhm vergraben
babe, und alfo une von berhellifchen peinerlebigt, auff daß er ung
durch fein aufferftehung und himmelfart mit feiner gerechtigkeit
bekleidet, vnnd jegt für dem himlifchen Vater vertrette, und
am jüngften gericht herrlich und one madel für das angefücht
Des Waters darftelle.
Zum dritten, da wir in dem namen bes heiligen GAfte ges
taufft werben, wird une verheiffen daß der heilige geift, vnſer
und vnſerer finder lehrer vnd Zröfter in ewigkeit fein werde,
vns zu waren gliedern des leibs Iheſu Chrifti mache, auff daß
wir an Chrifto und allen feinen gütern , fambt allen glidern
ber Chriftlichen Kirchen gemeinfchafft haben, alfo daß unferer
fünden in ewigkeit nit mehr gedacht, auch die finde und ſchwa⸗
cheit die in vns noch vbrig bleibet, je lenger je mehr getödtet, und
in vns ein newes leben angefangen, ond endlich in der feligen
aufferfiendtnuß (da diß unfer fleifch dem herrlichen leib Chrifti
ar röfbemig fein wird) in ons volkomlich offenbart werden
ol.
Nach dem aber in einem jeden Bund, beide theil ſich ver⸗
pflichten, ſo verheiſſen auch wir Gott dem Vater, Sohn, vnd
heiligen Geiſt, daß wir durch ſeine gnad jn allein fuͤr vnſern
einigen waren vnd lebendigen Gott erkennen vnd bekennen
woͤllen, jn allein in aller not anruffen, vnd als gehorſame kin⸗
der leben, wie dieſe newe geburt erfordert, welche in diſen
zweien ſtuͤcken ſtehet, Erſtlich, daß wir auß warer rew und
leid vber vnſere ſuͤnd, alle vnſer vernunfft vnnd luͤſte verleug⸗
nen, vnd dem willen Gottes vnterwerffen, vnd alle ſuͤnde von
hertzen haſſen vnnd fliehen, Darnach auch daß wir anheben luſt
vnnd leb zu haben, nach dem wort Gottes in aller heiligkeit
vnd gerechtigkeit zuleben.
Wann mir aber vnterweilen auf fchwachett in Sünden fal⸗
len, fo follen wir body nicht darinnen bleiben ligen, noch ver
zagen, oder durch einiche andere mittel, denn durch Chriftum
vergebung ber ſuͤnden ſuchen, fondern alle zeit durch unfern
Tauff erinnert werden, daruon ab zuftehen und feftiglich zus
uerttawen, daß derfelben vmb des biutuergieffens Chrifti wils
len für Gott nimmermehr folle gedacht werden, Sintemal uns
dee H. Tauff ein vngezweiflet zeugnuß iſt, daß wir einen ewi⸗
gen bund mit Bote haben, und in den lebendigen brunnen der
eigen batmhertzigkeit des vaters, und bes aller heiligften leis
bens vnd flerbens Jeſu Chrifti, durch die krafft des heiligen
Geiſtes getaufft fein.
259
Wiewol aber vnſere Eindlein diefe gemeldten vrfachen und
geheimnuß noch nicht verflehen, viel weniger Eönnen bekennen,
fo follen fie doch vom heiligen Tauff Feine wegs auf gefchloffen
werden: Dieweil fie von Gott zu feinem Bund beruffen feind, '
den Gott mit Abraham den vater aller gleubigen vnnd feinem
famen, und alfo auch mit und vnnd vunfern Kindern gemacht
bat: Ich wil, fpricht dee Here, auffrichten meinen bund zwi⸗
fchen mir vnnd dir, vnnd deinem famen nad) dir, bey jren
nachkommen, daß es ein ewiger Bund fey, alfo daß id, dein
Gott fey, vnd deines famens nad) bir. '
Nun ift aber vnſer Herr Jeſus Chriftus in die welt kom⸗
men, nit die gnab feines Himlifchen Vaters zu fhmälern, ſon⸗
dern vil mehr den Önadenbund fo zuuor im Volck Iſrael ein:
gefchloffen war, durch die gange welt außzubreiten, Vnd bat
an ftatt der Beſchneidung den heiligen Zauff zum marzeichen
und figel diefes bunds,' uns und onfern Eindern verordnet, wie
ber h. Apoftel Petrus folche beftätigung des bunds außtruͤcklich
lehret in den Gefchichten der Apoftel im 2. Cap. da er fpricht:
Thut buß und laß fich ein jeder täuffen auff den namen Ihefu
Chrifti, zur vergebung ber ſuͤnden, fo werdet jr empfangen bie
gabe des heiligen Geifts, Denn eier vnnd ewer finder ift biefe
verheiffung, vnd aller die feren feind, welche Gott onfer Herr
berzu rüffen wird. Darzu heiffet auch der Herr Chriftus fels
beft die unmündige kindlein zu fich bringen, vnd fpricht jhnen
mit worten unnd werden das Dimelreich zu, wie Marci am 10.
‚gefchrieben ſtehet: Zu der zeit brachten fie die’ Eindlein zu Jeſu,
daß erfie anrürete, Die jünger aber furen die an die fie trugen.
Da es aber Jeſus fahe, warb er vnwillig, vnd ſprach zu jnen,
Laflet die Kindlein zu mir fommen, und weret jnen nicht, dann
ſolcher iſt das reich Gottes. Warlich ich fage euch, wer das
reich Gottes nit. empfahet als ein Pindlein, der wird nicht hin-
ein kommen, vnnd herget fie, ond leget Die hend auff fie, und
fegenet fie. Auß diefen worten tft offenbar, Daß auch onfere kin⸗
der im Reich, vnnd im Bund Gottes ſeind, vnd berhalben
aud) den Tauff als das Sigill des bunde empfangen follen, ob
fie ſchon die geheimnuß bed Zauffs, alters halben noch nit ver:
fiehen, Gleich mie die findlem von Jeſu Chrifto felbft mit
worten vnnd werden gefegnet fein, und in der alten Firchen am
achten tag befchnieten wurden, mwiewol fie den fegen des Der:
ten, wie auch die geheimnuß der befchneidbung noch nit vers
ftunden. .
Derhalben fo laft uns Gott alfo anruffen. u
O Almechtiger, eroiger Gott, der bu haft durch die fünd-
fluß nach deinem ſtrengen vrtheil die ungleubige vnd vnbußfer⸗
tige welt geſtrafft, vnd den glaubigen Noe ſelb acht auß deiner
groſſen barmhertzigkeit erhalten, vnd den verſtockten Pharao
mit allem feinem vold-im roten Meer ertrencket, dein volck
Sfeael aber truckens fuß hindurch geführt, durch welches dieſer
Tauff bedeutet ward, Wir bitten did) durch deine grundlofe
barmhertzigkeit, du woͤlleſt diß dein ind gnediglich anfehen und
durch deinen heiligen geift, deinem fohn Jeſu Chrifto einleiben,
daß es mit jm in feinen tod vergraben werde, mit jm auch auffs
erftcehe in einem newen leben, in dem es fein Creutz jm teglich
nachfolgende frölich trage, jm anhange mit warem Slauben,
feiffer hoffnung, vnnd innbränftiger liebe, daß es diefe leben,
das doch nichts anders iſt, denn ein tobt, vmb beinet millen
getroft verlaffen möge, und am jüngften tag für vom richterſtul
25%
260 1568. OXIX. Pfallziſche Kiechenorduung.
Chriſti deines ſohns vunerfchroden erfcheinen,, durch denfelben
onfern Heren Iheſum Chriftum deinen Sohn, der ınit dir
vnd dem heiligen Geift ein einiger Gott, lebt und regiert in
ewigkeit, Amen.
vnſer Vater, ıc.
Bekennet auch mit mir bie Artickel vnſers alten allgemei⸗
nen vngezweiffelten Chriſtlichen glaubens, darauff diß kind ge⸗
taufft wird.
Ich glaub in Gott Vater, Allmechtigen Schoͤpfer Himels
vnd der Erden zc. Amen.
Frag.
Begeret jr dann auß warem glauben an die verheiſſung
Gottes in Jeſu Chriſto, welche uns vnd vnſern kindern gege⸗
ben iſt, daß er nit allein Vnſer, ſondern auch vnſers Samens
Gott ſein woͤlle, biß ins tauſend glid, daß dieſes kind darauff
getaufft werde, vnnd die verſiglung der kindſchafft Gottes em
pfahe?
Antwort.
Ja.
Hie iſt vnuonnoͤten das kind auffzuwicklen, ſonder genug,
daß jm das haupt entpoͤſſet werde.
Vnnd als dann ſage der Kirchendiener, daß fie das Kind
nennen, vnd darnach begieſſe er es mit waſſer, vnd ſpreche:
N. Ich tauff dich in dem namen Gottes des Vaters, des
Sohns, vnd des heiligen Geiſtes.
Danckſagung.
Laſt vns Gott dem Herren dancken.
.Allmechtiger barmhertziger Gott und Vater, wir fagen bir
Iob und band , daß du une und unfern Eindern durch das Blut
deines lieben Sohns Jeſu Chriftt alle unfere Sünden verzihen,
vnd vns durch deinen heiligen Geift zu gliedern deines einge-
bornen ſohns, vnd alfo zu deinen kindern angenommen haft,
und diß alles uns mit dem heiligen Tauff verfiglet und bes
trefftiget, Wir bitten dich auch durch denfelben deinen lieben
Sohn, daß du diß find mit deinem heiligen Geiſt allzeit woͤllſt
regiern, auff daß es Chriſtlich und Gottfelig aufferzogen wer⸗
de, vnd in dem Herren Jeſu Chriſto machfe unnd zuneme,
auff das es deine väterliche güte und barmhergigkeit, die
du im vnnd vns allen bewiefen haft, befennen, vnd in aller
gerechtigkeit unter vnferem einigen Lehrer, König und hohen
Mriefter Chrifto Jeſu leben, und ritterlich wider bie fünbe, den
Teuffel und fein ganges reich fireitten und fiegen möge, dich
und deinen Sohn Jeſum Chriftum fampt dem heiligen Geift
ben einigen vnnd waren Gott ewiglich zu loben und zu preifen,
men.
Ir geliebten Inn dem Herrn Jeſu Chrifto, dieweil je euch
biefes finds angenommen habt, fo gebendt daß unfer Gott ein
warhafftiger Gott ft, vnnd mil daß mir jm in warheit dienen,
Vnnd der halben folt jr freund vnd vermanten, infonderheit
aber jr vater vnd geuattern allen fleiß anwenden, daß biß Eind
in rechter erkantnuß und forcht Gottes, laut der artickel des
Chriftlichen glaubens und der lehre, melche von Gott auß dem
Himel offenbaret, und im alten ond newen Teſtament begrifs
fen iſt, dem Herrn Chriſto aufferzogen werde, vnd wann es zu
verſtand kompt, ermanen, daB es durch empfahung biefes
Goͤttlichen bumdzeichens, vnd ſiegels des heiligen Tauffs offent⸗
lich fuͤr dem angeſicht Gottes, ſeinen heiligen Engeln vnd
Chriſtlichen gemein, dem Teuffel vnd der welt mit allen jren
wercken vnd luͤſten abgeſagt, vnnd ſich dem Herrn ergeben vnd
verpflichtet habe, jm ſein gantzes lebenlang in aller heiligkeit
vnd gehorſam ſeines heiligen Euangeliums zu dienen, Das
verleihe euch vnd jm der ewige Vater vnſers Herrn Iheſu
Chriſti, Amen.
Vom Catechiſmo.
Catechiſmus in vnſer Chriſtlichen Religion, heiſt, ein Fuss
tzer vnd einfaͤltiger, muͤndlicher bericht, von den fuͤrnemſten ſtuͤcken
der Chriſtlichen Lehr, darinn von den jungen vnd einfaͤltigen
widerumb gefoͤrdert vnd gehoͤrt wird, was fie gelernet haben.
Dann es haben alle Gottſeligen von anbegin der Chriſtlichen
Kirchen ſich befliſſen jhre Kinder daheim, in Schulen vnd Kir⸗
chen, in der forcht des Herren zu vnterweifen, ohne zweiffel
auß nachfolgenden vrſachen, welche vns auch billich darzu bewe⸗
gen ſollen. Dann Erſtlich, haben fie wol bedacht, daß die an⸗
geborne boßheit vberhand nemen wuͤrde, vnd darnach Kirchen
vnd Politiſche Regiment verderben, wenn man jhr nicht bey
zeiten mit heilſamer Lehr begegnet. Zum andern, bat fie auch
der außtrucklich befeldy Gottes darzu getrieben, Erod. 12. 13.
Deut. 4. 6. und 11. Capiteln, da der Here alfo fpricht, Diefe
wort (der Zehen-gebott) die tch bir heut gebiete, ſoltu zu her⸗
gen nenten, und folt fie deinen kindern fcherffen, vnd dauon
reden, wenn du in beinem hauß figeft, oder auff dem weg gehefl,
wann bu dich niderlegeft oder aufffteheft. Endlich auch, gleich
wie der von Iſrael kinder nach der befchneibung, wann fie zu
jhrem verftand famen, von ber geheimnuß beffelben Bundjeb
hend, vnd aud vom bund Gottes vnterricht wurden, Alfo
follen auch unfere Kinder von jrem empfangnen Zauff, warem
Chriſtlichen glauben vnd buß unterrichtet werden, auff da, ehe
fie zum Tiſch des Deren zugelaffen werden, fie für ber gangen
Chriftlichen gemein jren glauben befennen, Diefer gebrauch
den Catechiſmum zu treiben, fo auß dem beuelch Gottes feinen
vrſprung hat;, ift fo lang in der Chriftfichen Kirchen geblieben,
biß daß der leidige Satan durch den Anticheift den Papſt, wie
alle andere gute orbnungen, alfo auch diefe zerriffen und an
ftat derfelben fein fchmierwerd und backenſtreich, und andere
grewel bat gefeget, welche er die firmung nennet.
Sou derhalden der Eateifmus auff wacfolgende form gihalten
werden.
Erſtlich, dieweil das alte Volck im Papftumb one Catechifmus
iſt aufferzogen, vnd leichtlich der ſtuͤck der Chriſtlichen Religion
vergiſſet, fo iſt fuͤr notwendig angeſehen, ba an alten Son vnd
Feiertagen in Doͤrffern vnd Flecken, deßgleichen auch inn den
Staͤdten, ehe man anhebt zu predigen, der Kirchendiener ein ſtuͤck
auf dem Catechiſmo klar vnd verſtendlich dem Volck fuͤrleſe, alſo
das er in neun Sontagen außgeleſen werde. Den erſten Sontag,
biß auff den andern teil, Den zweiten biß auff den Artickel von
Gott dem Sohn. Den dritten, biß an die frag von der Himel⸗
fart Chriſti. Den vierden, biß zur frag, Was hilfft es dich
wenn du diß alles glaubeſt? Den fuͤnfften, biß zum heiligen
Abendmal. Den ſechſten, biß zum dritten theil des Gatechifnal.
-
Den fiebenden, biß zur frag, Was wil Gott im fünfften ge
bett. Den achten, biß zum Gebet... Den neunden, biß zum
end bed Gebete. Am zehenden Sontag foll der Pfarcherr für
der Predig die Spruͤch, darinn ein jeglicher feines beruffs er»
erinnert wird, fürlefen, Wie die zu emd des Catechifmi ge
fest fein.
Ferrners, fol alle Sontag nach mittag zu der ſtund bie
einem jeden ort gelegen ift, Catechiſmus Predigt alfo gehalten
werden, baß der Kicchendiener fürs erft, nad) dem Gefang, des
Vater onfer bete, vnd Gott vmb rechten verftand ſeins worts
anruffe, darnach die zehen gebot verftendlic, dem volck fuͤr leſe,
Darauff foll er die angehenden, welche die fragen, fo gepredigt
werben, noch nit lernen Finnen verhören, vnd ordenlich, erftlich
ein zeitlang auff die Text, darnach auch allgemach auff die frag-
ftüd anleiten. Nach dieſem laſſe er etliche unter der jugend,
ein gewilfe anzal fragen im Catechifmo (wie wir dann denfel-
ben vmb diefer vrfach willen in Sontage theilen haben laffen)
fo in vorgehenden, vnd fonberlich, in ber nechften Predigt ers
klaͤret worden, vnnd fie zuuor in ber Schul oder daheim gelers
net, auffſagen, Vnd warn diefe alfo in bey fein der gemein
von etlichen auffgefagt worden, fol der Kirchendiener etliche
folgende fragen einfeltig vnnd Fürglich erklaͤren und auflegen,
alfo das er den Catehifmum zum menigiten, einmal alle jar
außpredige.
[Dier folgt der Heidelberger Katechismus.)
Von ber Vorbereitung zum heiligen Abendmal.
Das Abendmal bes Herrn, fol in Stätten zum wenigſten
alle Monat, in Dörffern alle zween Monat, einmal, vnnd in
beiden auff Oſtern, Pfingften vnnd Weinachten gehalten wer
den, jedoch da es die erbawung oder braudy und not ber Kirchen
erfordern wuͤrde, iſt es Chriftlich und recht, daß es offter ge
ſchehe: Vnd fol, wann man daß Nachtmal halten wil, allweg
acht tag zuuor durch den Kirchendiener, der gemein Gottes ver:
Eündiget werden, mit ermanung, daß ſich die gange gemein
darzu ſchicke. .
Darzu auch fol er die Eltern und Haußuaͤter vermanen,
daß fie jr kinder vnd ander junges vold, welche fie daß erfte
mal zum Tiſch des Deren wöllen führen, mitlerweil onterweifen,
vnd auff Fünfftigen Sambflag oder andern vorgehenden gelegs
nen tag nad) der Kirchen notdurfft, nach gefchehener Predigt dem
Kirchendiener anzeigen, auff daß fie fernern bericht empfangen.
Den Samflag für dem Abendmat fol die forbereitung ges
halten werben, daß ift eine Prebigt vom rechten verftand vnd
brauch des heiligen Abendmals, wie denn die Kiechendiener im
Catechiſmo, vnnd in der ordnung des Nachtmals, darzu ein
anleitung finden. “
Zum, end ber Predig fol der Diener daß Volck vermanen,
baß es bleibe, weitern bericht zu hören, vnd bekantnuß jres
glaubens zuthun, Darauff fol der Diener für den Tiſch tret⸗
ten, vnnd erſtlich vermanen, waß für junges Volck füchanden,
die zuuor nicht zum Tiſch des Herren gangen fein, daß fich die-
felben erzeigen, unnd bekantnuß jres glaubens thun. Als dann
fol der Kirchendiener bie jemige, fo fich alfo anzeigen, Erſtlich
die Artickel des Chriftlichen glaubens, die sehen Gebott und das
Vater unfer laſſen aufffagen, darnach auf dem Catechiſmo vom
Nachtmal fragen. Doc da etliche auf biödigkeit folche ſtuͤck
,
1568. OXIX. Wfälzifche Kirchenordunug.
261
nit fo ordentlich von wort zu wort aufflagen unnd erzelen koͤn⸗
ten, vnnd fonft aber nicht ſtraͤfflich weren, follen fie ber für-
nemften Artickel Chriftlihen Glaubens vom Kirchendiener ers
innert werden, vnd nad) befchehner befantnuß mit der gemein
zum Abendmal bes Herren zugelaffen werben.
Nach vollendetem Sraminteren, foll ber Kirchendiener fols
gende prüfung vnnd befantnufß fragweiß dem Volck furhalten.
Dieweil uns daß Wort Gottes dieſe drey ſtuͤck fürhelt:
Erftlich onfere Sünden, zum andern, vnfere Erlöfung, zum
dritten, die Dandbarkeit, fo wir Gott dargegen fchuldig feind,
So ftelle im ein jeder für die augen bie fumma ber gebott Gots
tes, Nemlih: Du folt Gott lieben von ganger feelen, von
gantzem gemüt, vnnd allen krefften, und deinen nechften als
dich felbft, Inn welcher ung der will Gottes fürgehalten wird:
Dargegen auch nad) dem mir deren ftüd nie keins gehalten,
wird one vnſere fünden vnnd elend, endlich auch die ewige vers
damnuß, ale in einem fpiegel fürgeftelt, Der halben frag ich
euch für erft, ob je mit mir folches für dem angeficht Gottes
betennet, und berivegen euch felbft mißfallet, vnnd duͤrſtet euch
nad) der gerechtigkeit vnd gnaben Jeſu Chrifti?
Antwort.
Ka.
Zum andern, glaubt je auch, daß Gott nit allein barm⸗
bergig, fondern auch gerecht fey, der die fünde nit wil unge
fteafft Iaffen hingehen, vnd (weil alle Creaturn ſolche ftraff für
uns nit hetten mögen ertragen) daß ber einige Sohn Gottes
auß barmhergigkeit des Vaters in diefe Welt gefand fey, waren
menfchlichen leib vnnd feel an fi) genommen, auff baß er an
demfelben vnſerm fleifch vnd blut bie ſtraff vnnd zorn Gottes, _
fo wir verdienet hetten, für ons trüge, vnnd daß laut der go⸗
wiſſen verheiffung des Euangeliums, biefe vollommene beza⸗
lung des fohns Gottes für vnſere fünd einem jeden Infonders
beit, der -fie mit herglihem vertramen annimpt zu eigen ge
ſchencket ſey, und daß ein jeder für fich felbit vergebung feiner
fünden habe, fo gewiß, als warn er nie feine fünd begangen,
noch gehabt hette, wirt auch forthin für Gott fo gerecht und
heiltg gehalten, als hette er felbit alle gerechtigkeit volbracht, die
Jeſus Chriftus fein Heiland für jn geleiftet, und jm ohn allen
feinen verdienft auß gnaden gefchendt hat, unangefehen, daß er
deſſen alles vnwirdig iſt, vnnd daß noch viel ſchwachheiten in
jhm ſein, dann auch dieſelbige alle mit dem leiden vnd gehor⸗
ſam Jeſu Chriſti bedeckt ſein, biß ſie endlich gar hinweg ge⸗
nommen werden.
Ferners, daß auch Chriſtus einem jeden vnter euch in ſonder⸗
heit, dieſe erloͤſung ſo er jm einmal im heiligen Tauff verſpro⸗
chen vnnd geſchenckt hat, jetzund widerumb mit ſeinem heiligen
Abendmal, als mit gewiſſen Brieffen vnd ſiegeln, durch die
wuͤrckung des heiligen Geiſts in ſeinem hertzen alſo beſtetiget,
Erſtlich, daß ſein leib ſo gewiß fuͤr jn am Creutz geopffert, vnd
ſein blut fuͤr jn vergoſſen ſey, als er mit ſeinen augen ſihet,
daß daß brot, welches der Herr ſeinen leib nennet jm gebrochen,
vnd der kelch der danckſagung jm mit getheilt wird. Vnnd
zum andern, daß der Herr Chriſtus ſelbſt ſein hungerigs vnd
zerſchlagens herß vnd .matte ſeele durch wuͤrckung des heiligen
Geiſts mit ſeinem gecreutzigten leib, vnd vergoſſenen blut ſo
gewiß zum ewigen leben ſpeiſe vnnd trencke, als er auß der hand
\
bes dieners empfahet, vnd mündlich jfjet vnd trincket vom heis
ligen brot, vnnd Keldy des Deren zu feiner gedechtnuß, Vnd
daß derhalben das leiden ond ſterben Chrifti fo gewiß fein eigen
ſey, ale warn er felbit an feinem eignen leib alles gelidden
bette, daß der Derr an feinem gebenedeieten Leib hat für jn ges
lidden, wie dann vmb dieſes trofts willen der Herr Jeſus fein
heilig Nachtmal hat zu feiner gedechtnuß eingefebt, auff daß
wir es mit herglicher daudfagung vnd freuden halten, biß daß
er in ben Wolden kommen wird, vnnd vns von dem Creutz,
baß wir In diefem jammerthal im gedultig follen nachtragen
vollkommenlich errette, vnd in daß ewig reid) feines Waters,
mit leib vnd feel zu jm neme: ft diß ewer glaube?
“ Antwort.
Ra.
Zum britten, erforfche auch ein jeder fein berg, ob er fich
auch beger dem Herrn Chrifto fein ganges lebenlang dandbar
gu erzeigen, Ob er auch allem neid vnd haß vnnd bitterkeit von
bergen abgeſagt, und feinem nechflen verziehen habe, wie aud)
ber Herr Jeſus uns armen Sündern viel taufendmal mehr
verziehen hat, Ob er auch allem fluchen, vnzuͤchtigen worten
ond werden, freffen vnd fauffen, unnd andern fünden alfo
von bergen feind fey, daß er diefelbigen durch Gottes gnad,
hinfüro fein lebenlang nicht mehr zuthun, feſtiglich hie für de
angeficht des Herren jm fürneme.
Antwort.
Sa.
Alle die nun in jrem bergen diß befinden, bie follen nicht
zweiffelen , daß fie durch daß heilige leiden vnnd flerben Chrijti,
vergebung aller jrer fünden fchon haben, und gewißlich behal:
ten, fo lang fie in diefen fürnemen beharren, vnangefehen daß
noch viel obrige ſchwachheiten in ihnen feind, melche body mit
demfelben leiden vnd fterben Jeſu Chrifti bedeckt fein, Darauff
fprech ein jeder der ſolchs von bergen begert, Amen.
Kniet nider und betet, wie uns der Derr gelehret hat:
Vnſer Vater, ıc.
Nach dem Gebet fpreche ber Kirchenbiener.
Der Gott des friebens heilige euch gang vnd gar, vnnd
ewer ganger geiſt, feel und leib, merbe unfträfflid, biß auff die
zukunfft onfers Herrn Jeſu Chrifti' behalten, Getrew ift, der
‚ euch rüffet, der wird es auch thun. |
Es foll auch der Kirchendiener, ba es bie erbawung ber
Kirchen erfordern, vnnd die zeit leiden würde, auß dem Gates
hifmo oder Summa bes Catechiſmi, das Volck in den fürs
nemften puncten nad) notdurfft unterrichten, wie er. ſich dann
auch deſſen in nechſt vorgehender Sontagspredig, fampt der vors
bereitung, auffs aller verftendlichft ſoll befleiffen, damit das
Bold die fumma Chriftlicher Religion faffen, vnnd durch viel:
feltiges widerholen, behalten möge.
Vnd da jemands ein priuat anligen hette, darumb er ſich
mit feinem Kirchendiener gern befprechen wolte, dem foll dafs
felbig vnuerwegert fein.
Bom heiligen Ubenbmal des Serrn.
An denen tagen wann man daß Abendmal halten wil, fol
eine Predigt vom Todt vnnd Abendmal .des Herrn gefcheben,
1568. CXIX. Wfälstiche Kirchenordunug.
barinn vom einfegen, ordnung, vrſachen, nutz vnnd frucht des
heiligen Abendmals gehandelt werde, Vnd in diefer Predigt ſoll
fi) der Diener der Lürge befleiffen, vmb folgender Action wils
len, darinn daß Nachtmal gnugfam aufgeführt, und gleich nach
gefchehener Predig, und Sontags gebet, wie baniden vermelbet
wird. Ehe dann man fingt, fol der Diener bes worts biefe
nachfolgende vermanung bey dem tif, da man daß Nachtmal
halten wit, verſtendlich, außtruͤcklich und ernſtlich fürlefen.
Born das heilige Abenbmal zn halten.
Ir geliebten inn dem Heren Jeſu Chrifto, höret an bie
wort der einfagung des heiligen Abendmals vnſers Heren Jeſu
Chriſti, welche une befchreibet der heilige Apoftel Paulus in
der erften Epiftel an die Corint. am 11.Cay. Ic hab «8 von
dem Deren empfangen ıc. [1. Cor. XI. 23—29.]
Auff das wir nun zu vnſerm troft des Heren Nachtmal
mögen halten, ift vns vor allen Dingen von nöten, das wir uns
zuuor recht prüfen. Zum andern, das wir es dahin .richten,
darzu es der Herr Chriſtus verorbnet hat, nemlich zu feiner ges
dechtnuß.
Die ware pruͤfung vnſer ſelbs ſtehet in dieſen dreien ſtuͤcken:
Zum erſten, bedenck ein jeder bey ſich ſelbs ſeine Suͤnd vnnd
vermaledeiung, auff das er im ſelbſt mißfalle, vnnd ſich für
Gott demuͤtige, dieweil der zorn Gottes wider die ſuͤnd alſo
groß iſt, das er dieſelbige ehe denn er ſie vngeſtrafft ließ hin⸗
gehen, an ſeinem lieben Sohn Jeſu Chriſto mit dem bittern
vnd ſchmelichen todt des Creutzes geſtrafft hat.
Zum andern, erforſche ein jeder ſein hertz, ob er auch dieſer
gewiſſen verheiſſung Gottes glaube, das jhm alle ſeine ſuͤnd,
allein vmb des leiden vnd ſterben Jeſu Chriſti willen vergeben
ſind, vnd die volkomene gerechtigkeit Chriſti, jm als ſein eigen
zugerechnet vnd geſchenckt ſey, als wan er ſelbſt in eigener Per⸗
ſon, fuͤr alle ſeine ſuͤnde bezalet, vnd alle gerechtigkeit er⸗
fuͤllet hette.
Zum dritten, erforſche ein jeder ſein gewiſſen, ob er auch
geſinnet ſey forthin mit ſeinem gantzen leben Gott dem Herrn
ſich danckbar zuerzeigen, vnnd für dem angeſicht Gottes auff⸗
richtig zuwandlen, Ob er auch one alle gleißnerei aller feintſchafft
neid vnnd haß von hertzen abſage, vnd einen ernſtlichen fuͤrſat
habe, hernachmals in warer lieb vnnd einigkeit mit ſeinen nech⸗
ſten zuleben.
Die nun alſo geſinnet ſein, die wil Gott gewißlich zu gna⸗
den annemen, vnd fuͤr wuͤrdige Tiſchgenoſſen ſeins Sohns
Jeſu Chriſti erkennen.
Dargegen aber die dieſes zeugnuß in jrem hertzen nit em⸗
pfinden, die eſſen vnd trincken jnen ſelbſt das gericht. Derhal⸗
ben wir auch nach dem befelch Chriſti, vnd des Apoſtels Pauli
alle die ſich mit nachuolgenden laſtern behafftet wiſſen, von dem
tiſch des Heren abmanen, vnnd jnen verkuͤndigen das fie kein
theil am Reich Chriſti haben, als da ſind alle Abgoͤttiſche, alle,
ſo verſtorbene heiligen, Engel oder andere Creaturn anruffen,
die Bilder verehren, alle zauberer vnd Warſager, die Viehe
vnd leut ſampt andern dingen ſegnen, vnd die ſolchen Segen
glauben geben, alle veraͤchter Gottes vnd ſeins worts, vnd der
heiligen Sacramenten, alle Gottsleſterer, alle bie ſpaltung
vnnd meuterey in Kirchen vnd weltlichen Regiment begeren ans
zurichten, alle meineidigen, alle bie jhren Eltern onnd Ober:
f
1368. cxıx. Pfalziſche Kirchenorbuung.
keiten vngehorſam find, alfe todtfchläger , balger, haderer, bie
in neid vnd haß wider jren nechflen leben: Alte Ehebrecher,
burer, vollfäuffer, dieb, wucherer, rauber, fpleler, geitzigen,
ond alle die fo ein ergerfichs leben füren, Diefe alle, fo lang
fie in folchen laſtern beharren, follen gedencken, und ſich diefer
fpeiß, weiche Ehriſtus allein feinen gleubigen verordnet hat, ent⸗
halten, auff Das nit ir gericht und verdamnuß befto fchiwerer
werde.
Diß aber wird vns nit fürgehalten, lieben Chriften,, bie
zerfchlagen bergen der gläubigen kleinmuͤtig zumachen, als ob
niemands zum Abendmal des Herrn gehen möchte, dann bie
on alle fünde weren. Denn wir fommen nit zu difem Abends
mal, damit zu bezeugen, das wir vollommen vnnd gerecht
feind in ons felbft, fonder dargegen, weil wir onfer leben auffers
halb uns in Jeſu Chrifto fuchen, bekennen wir daß wir mitten
im tod ligen. Derhalben, wiewol wir noch viel gebrechen,
vnnd elende in vns befinden, al8 ba iſt, das wir nit einen volls
fommenen glauben haben, das wir ons auch nicht mit ſolchem
eiffer Gott zu dienen begeben, wie wir zu thun fehuldig fein,
fonder teglid mit der fchmachheit vnſers glaubens und böfen
lüften vnſers fleifches haben zuffreiten, nit defto weniger, weil
durch die gnad des heiligen geiftes, folche gebrechen uns von
hertzen leid find, vnd wir herglich begeren vnſerm vnglauben
widerſtand zuthun, vnd nach allen gebotten Gottes zuleben,
ſollen wir gewiß vnd ſicher ſein, das keine ſuͤnd noch ſchwacheit,
fo noch wider vnſern willen m vns vbrig iſt, hindern kan,
das vns Gott nit zu gnaden anneme, vnd alſo dieſer himli⸗
ſchen ſpeiß vnnd tranck wuͤrdig vnd theilhafftig mache.
Zum andren, laſt vns nun auch betrachten warzu vns der
Herr ſein Abendmal hab eingeſetzt, nemlich, das wir ſolches
thun zu ſeiner gedechtnuß.
Alſo ſollen wir aber ſeiner darbey gedencken. Erſtlich das
wir gentzlich in vnſerm hertzen vertrawen, das vnſer Herr Jeſus
Chriſtus, laut der verheiſſungen, welche den Ertzuaͤtern von
anbegin geſchehen, vom Vater in diſe welt geſand ſey, vnſer
fleiſch vnnd blut an ſich genommen, den zorn Gottes, unter
dem wir ewiglich hetten muͤſſen verſincken, von anfang ſeiner
menſchwerdung biß zum end ſeines lebens, auff Erden fuͤr vns
getragen, vnd allen gehorſam des Goͤttlichen Geſetzs vnnd ge⸗
rechtigkeit fuͤr vns erfuͤllet, fuͤrnemlich, da jm der laſt vnſerer
ſuͤnden vnd des zorns Gottes den blutigen ſchweiß im Garten
außgetrucket hat, da er iſt gebunden worden, auff das er vns
entbuͤnde, darnach vnzaͤlige ſchmach erlidden, auff das wir nim⸗
mer zu ſchanden wuͤrden, vnſchuldig zum todt verurtheilt, auff
daß wir für dem Gericht Gottes ˖frey geſprochen wuͤrden ja ſei⸗
nen gebenebeiten Leib and Creug laſſen neglen, auff das er die
bandfcheifft unfer fünden daran neglete, vnnd hat alfo die vers
maledeiung von uns auff ſich geladen, auff das er vns mit ſei⸗
ner benedeiung erfüllet, und hat ſich genidriget biß inn die aller
tieffefte ſchmach vnnd helliſche angft Leibe und ber feelen am
flammen des Creuges, da er fchrey mit lauter ſtimme, Mein
Gott, mein Bott, warumb haft du mich verlaſſen, auff das
wir zu Gott genomen, und nimmermehr von jm verlaffen wuͤr⸗
den, Endlich mit feinem todt vnnd blutuergieffen, das News
vnnd ewige Zeflament, ben Bund der gnaden vnd verfänung
befchloffen, wie er gefagt hat, Es ift vollbracht.
- Damit wir aber feftiglich glaubten, daß wir in difen
263
gnadenbund gehören: Nam ber Here Jeſus tn feinem legten
Abendmal das Brot, dandet, brachs, gabs feinen Juͤngern und
ſprach, Nemet hin vnnd eſſet, das iſt mein leib, der fuͤr euch
gegeben wird, das thut zu meiner gedechtnuß: Deſſelben glei⸗
chen nach dem Abendmal nam er den Kelch, ſaget danck vnd
ſprach, Nemet hin vnnd trincket alle darauß, dieſer Kelch iſt
das new Teſtament in meinem blut, das fuͤr euch vnd fuͤr viel
vergoſſen wird, zu vergebung der ſuͤnden, ſolches thut ſo offt
jrs trincket, zu meiner gedechtnuß, Das iſt, ſo offt jr von die⸗
ſem brot eſſet, vnnd von dieſem Kelch trincket, ſolt jr dardurch
als durch ein gewiſſes gedechtnuß vnd Pfand erinnert vnnd ver⸗
ſichert werden, dieſer meiner hertzlichen lieb vnnd trew gegen
euch, das ich fuͤr euch, die jhr ſonſt des ewigen Todts hettet
muͤſſen ſterben, meinen leib am ſtamm des Creutzes in den todt
gebe, vnnd mein blut vergieſſe, vnd ewer hungerige vnnd dur⸗
ſtige ſeelen, mit demſelben meinem gecreutzigten leib, vnd ver⸗
goſſenem blut, zum ewigen leben ſpeiſe vnnd trencke, ſo gewiß
als einem jeden diſes brot fuͤr ſeinen augen gebrochen, vnd die⸗
ſer Kelch jm gegeben wird, vnd jr dieſelben zu meiner gedecht⸗
nuß mit ewerm mund eſſet vnd trincket.
Auß dieſer einſatzung des Heiligen Abendmals vnſers Herrn
Jeſu Chriſti, ſehen wir das er vnſern glauben vnd vertrawen
auff ſein vollkommen opffer, einmal am Creutz geſchehen, als
auff den einigen grund vnnd fundament vnſer ſeligkeit weiſet,
da er vnſern hungerigen vnd duͤrſtigen ſeelen, zur waren ſpeiß
vnd tranck des ewigen lebens worden iſt. Denn durch ſeinen
todt hat er die vrſach vnſers ewigen hungers vnnd kummers,
nemlich die Suͤnd hinweg genommen vnnd vns den lebendig⸗
machenden Geiſt erworben, auff das wir durch denſelben Geiſt
der inn Chriſto, als dem Haupt, vnnd in vns, als ſeinen
Gliedern wohnet, ware gemeinſchafft mit jhm hetten, vnnd aller
feiner guͤter, ewigen lebens gerechtigkeit vnnd herrligkeit theil⸗
hafftig wuͤrden. |
Darnach das mir auch durch denfelben geift unter einander
als glieder eins leibs In warer Brüderlicher lieb verbunden würs
den, tie der heilig Apoftel fpriht: Ein Brot tft es, fo feind
wir viel ein Leib, dieweil wir alle eines Brots theilhafftig feind.
Denn wie aus vielen Köenlein ein Meel gemahlen, vnnd ein
Brot gebaden wirdt, vnnd auß vielen Börlein zufammen ges
Eeltert ein Wein unnd Tranck fleuft, vnnd ſich in einander men»
get, Alfo ſollen wir alle, fo durch waren Glauben Chrifto eins
‚geleibet fein, durch brüderliche lieb vmb Chrifti vnſers lieben
Heilands willen, der vns zuuor fo hoch geliebet hat, allfamen
ein leib fein, vnd ſolches nicht allein mit worten, ſonder mit
der that gegen einander beweifen. Das. heiff uns der allmedy=
tige barmhergige Gott vnnd Vater vnſers Heren Jeſu Chrifti
durch feinen Heiligen Geift, Amen.
Laßt ons beten.
Barmdergiger Gott vnnd Water, wir bitten.bich, das bu
in diefem Abendmal, inn welchem wir begehen die herrliche ges
dechtnuß des bittern Todts deines lieben Sohnes Jeſu Chriftt,
ducch deinen heiligen Geiſt in vnſern bergen woͤlleſt wirden,
das wir vns mit marem vertrawen deinem fohn Jeſu Ehrifto
je lenger je mehr ergeben, auff das unfere mühjfelige und zer-
fhlagene bergen, mit feinem waren leibe vnd blut, ja mit jm
warem Gott und .menfchen, dem einigen himmelbrob, durch
264 1568. Oxıx. Pfalziſche Kirchenorduung.
die krafft des heiligen Geiſtes geſpeiſet vnd erquicket werden,
auff das wir nicht mehr in vnſern ſuͤnden, ſonder er in vns,
vnd wir in jhm leben, vnnd warhafftig des newen vnd ewigen
Teſtaments vnd Bunds der gnaden alſo theilhafftig ſeien, das
wir nicht zweifeln das du ewiglich vnſer gnediger Vater ſein
woͤlleſt, vns vnfer fünden nimmermehr zurechnen, vnd ung in
allem an leib vnd ſeel verſorgen, wie deine liebe kinder vnd
erben. Verleihe vns auch deine gnad, das wir getroſt vnſer
Creutz auff vns nemen, vns ſelbſt verleugnen, vnſern heiland
bekennen, vnnd in aller truͤbſal mit auffgerichtem Haupt, vn⸗
ſers Herrn Jeſu Chriſti auß dem Himel erwarten, da er vnſere
ſterbliche leichnam ſeinem verklaͤrten herlichen leib gleichfoͤrmig
machen, vnnd vns zu jhm nemen wird in ewigkeit, Amen.
Vnſer Vater, ꝛc.
Woͤlleſt vns auch durch diß heilig Abendmal ſtercken, in dem
allgemeinen vngezweiffelten Chriſtlichen glauben, von welchem
wir bekantnuß thun mit mund vnd hertzen, ſprechende: Ich
glaub in Gott, ıc.
Auff das wir nun mit dem waren Himmelbrodt Chriſto ge⸗
ſpeiſet werden, ſo laſt vns mit vnſern hertzen, nicht an dem
euſſerlichen Brot vnnd Wein hafften, ſonder vnſere hertzen vnnd
glauben vber ſich inn den Himmel erheben, da Chriſtus Jeſus
iſt vnſer Fuͤrſprecher zur rechten feines Himliſchen Vaters, da⸗
hin vns auch die artickel vnſers Chriſtlichen glaubens weiſen,
vnd nicht zweiffelen, daß wir ſo warhafftig, durch die wirckung
des heiligen Geiſts mit ſeinem leib vnd blut an vnſern ſeelen
geſpeiſt vnnd getrenckt werden, als wir das heilig brot vnnd
tranck zu ſeiner gedechtnuß empfangen.
Hie ſoll der Kirchendiener einem jeden vom brodt des Herrn
brechen, vnd im darreichen, ſprechen:
Das brot das wir brechen, iſt die gemeinſchafft des leibs
Chriſti.
Vnd der ander Kirchendiener im darreichen deß Kelchs,
ſprechen:
Der Kelch der danckſagung damit wir danckſagen, iſt die
gemeinſchafft des bluts Chriſti.
In dem ſoll nach gelegenheit der menge der Communican⸗
ten, auch nach geſtalt einer jeden Kirchen, vnter der Commu⸗
nication, entweder geſungen, oder ettliche Capittel zu der ge⸗
dechtnuß bes todts Chriſti dienſtlich, als das 14. 15. 16. 17,
18. Joha. 53. Sefate, gelefen werden, vnnd mag hierinn ger
braucht werden, welches jeder Kirchen am füglichften und er-
baͤwlichſten tft.
Nach verrichter Communion foll der diener ſprechen.
Sr geliebten inn dem Herrn, dieweil jegund der Herr an
feinem Tiſch onfere feelen gefpeifet hat, fo laſſet vns ſamptlich
mit dandfagung feinen Namen preyfen, vnnd fpreche ein jeder
in feinem bergen alfo.
Lobe den Herrn meine feel, vnnd was in mir ift, feinen
heiligen namen, Lobe ben Herrn meine feel vnd vergiß nit, mas
„er mir guts gethon hat, Der bir alle deine fünden vergibt, und
heilet alle deine gebrechen, Der dein leben vom verberben erloͤ⸗
fet, der dich rönet mit gnaden und barmhergigkeit, barmhergig
ift der Herr, gebüldig, unnd von groffer guͤte, Er handlet nicht
mit uns nad) vnſern fünden, vnnd vergilt uns nit nach vnſer
mifjethat, Denn fo hoch der Himmel ober der Erden iſt, laͤſt
er feine gnad walten vber bie fo in förchten, So weit als ber
auffgang dee Sonnen Ift vom nidergang, alfo weit thut er ons
fere vbertretung von une, wie fich ein vater ober feine Einder
eebarmt , fo erbarmet ſich ber Herr ober die fo in föcchten, wel⸗
cher auch feines eignen Sohnes nicht werfchonet , fonder hat jhn
für vris alle dahin gegeben, vnnd uns alles mit jhm gefchendt,
Darumb bemweifet Bott feine lieb gegen vns bas Chriftus für
ons geftorben tft, da mir noch fünder waren, So werben wir
je viel mehr durch jhn behalten werden für dem zorn, nachdem
wir durch fein blut gerecht worden feind, Dann fo wir Gott
verfönet find, durch den tobt feines ſohns, da wir noch feind
waren, viel mehr werden wir felig werden, durch fein leben,
nachdem wir jm verfänet feind: Darumb foll mein mund und
here des Heren lob verfündigen, von nun an biß in ewigkeit,
men.
| oder alfo.
Amechtiger barmhergiger Gott vnnd Vater, wir danden
dir von gantzem hertzen, das bu auß grundlofer barmhertzigkeit
uns deinen eingebornen Sohn, zum mittler, vnd opffer für
vnſere fünd vnd zur fpeife und trand! des ewigen lebend ges
fchendet haft, vnnd gibft vns waren glauben, dardurd wir
folcher deiner wolthaten teilhafftig werden, haft uns auch zu
fterdung deffelben , deinen lieben Sohn Jeſum Chriftum, fein
heilige Abendmal einfegen laffen: Wir bitten dic) getrewer
Sott und Vater, du wölleft durch würdung deines Geiftes,
uns diefe gedechtnuß vnſers Heren Jeſu Chrifti, und verfündis
gung feines tods zu teglichem zunemen in marem glauben, vnd
der feligen gemeinfchafft Chrifti gedeien Laffen, Durch denfelben
deinen lieben Sohn Jefum Chriftum, Amen.
Diemeil aber zu rechter und ottfeliger Adminiftratien
vnnd vbung der heiligen Sacramenten nicht allein gehöret, daß
fie auff- folche weiß wie von Gott verordnet, vnnd darzu fie
von jm find eingefegt, gehalten, Sonder audy daß fie nicht fol»
chen Perfonen gereicht werden, welche er darzu zulaffen, ver⸗
botten bat: So ift von nöten daß die Chriſtliche Ercommunis
cation in der Kirchen nicht allein mit worten gefchehe, fonder
auch mit der that vollzogen werde. Das ift, fo ettliche in der
gemein mit Gottlefterlicher Lehr, oder ſchweren laftern behaff⸗
tet weren, daß diefelben zum Nachtmal des Deren nicht zuge
lafjen werden, biß fie befferung erzeign. Vnnd wie es bie
ehehaffte noth erfordert, das die Chriſtliche Kirch von dem vun»
treglichen mutwillen, und der grewlichen Tiranney des Baͤbſt⸗
lichen Bannes, damit derBapit vnnd fein hauff alles under feine
füß geworffen hat, entlediget würde, Alfo weil nicht allein das
böfe außgerottet vnd eingerifjen, fonder auch das gute an die
ftat gepflangt und gebamt werben fol, Iſt auch nicht minder
notwendig das ein Chriftlicher vnd rechtmeffiger bann, vor
wegen des befelchs Chrifti, Matt. am 18. und der Kirchen heil
vnd notdurfft in dee Chriftlichen gemein behalten werde.
Auff daß aber diefe auffchlieffung vom brauch der Sacra⸗
ment nicht in mißbrauch vnnd vnordnung gerabte, wie im
Bapſthum gefchehen. Soll barinnen folche ordnung vnnd
maß, wie von Chriſto vnnd Sanct Paulo fürgefchrieben ift,
gehalten werden, Vnd für allen dingen, daß fie nit in eines
oder etlicher Kirchendiener , ober anderer Perfonen macht, fon»
ber bey einer gangen Chriftlichen gemein flehe, und jr die Kir⸗
chendiener fo wol als das geringfte glied der Kirchen vnterworf⸗
1568. oxıx. Wfühiche Kirchenorduuug.
fen feien, Denn fo ein jeber Prebicant in bann folte thun, ſei⸗
nes gefallene, wenn er wolte, diß wer nit ber von Chrifto ein
geſetzt, fonder vom Antichriften erdachte bann.
Derhalben an jedem ort nach ‚gelegenheit vnd notdurfft
befjelben, etliche erbare und Gottfuͤrchtige Menner auß ber ge
mein follen verordnet werden, weldye von wegen, und in namen
der gangen gemein neben den Kirchendienern ſolche Perfonen,
bie entweder mit gefehrlichen jrrthummen des glaubens, oder
mit jrem leben ergerlich find, Als hurer, geigige, abgöttifche,
lefterer, trunckenpoͤltz, oder fonft die vnordenlichen wandel füren,
zum erflen, andern, und drittenmal, nad) gelegenheit der fachen,
zur befierung trewlich vnnd ernſtlich vermanen, vnnd fo fie
ſich daran nicht Feren, mit verbietung der heiligen Sacramen-
ten von der Chriftlichen gemein abfondern, biß fie befferung
verheiffen vnd erzeigen. Vnd fol auch wie hierinn procedirt
werden folle, ferner verordnung gefchehen.
Von den Allmoſen pflegern.
Dieweil zum bam ber Chriftlihen Kirchen gehöret, daß bie
armen vnd notdurfftigen glieder Chrifti schalten, gefpeifet vnd
getrendet werden, zu welchem bie erſte Chriftliche Kicch jve
Diaconos vnd Allmofenpfleger gehabt, fo follen in allen Staͤt⸗
ten und Sleden die Prediger das vold mit fleiß und ernft ver-
manen, den armen mit jren Allmofen huͤlff zuthun, vnd in
allen kirchen gemeine Eaften verordnet, und am Sontag vnd
Beiertag unter der Predig das Allmofen mit dem Sedel von
dem Volck gefamlet werden, Darzu auch fromme unnd Gott
felige Männer , nad) dem befelh S. Pauli, j. Tim. 3. darzu
erwehlet werben, welche das Allmoſen zufamlen vnd außzus
fpenden haben, wie hierinnen meiter verordnung gefchen fol.
Don dem Kirdyen Gebet.
Sur der Predig, infonderheit an den Son und Feiertagen
morgens, vnd an Bettagen, fol diß nachfolgend Gebett dem
Volck fürgefprochen werden, inn welchem bie Chriſtlich ge:
mein des menſchlichen elends außtrüdlich erinnert vnnd bie
beilfame gnade Gottes begert wird, auff das die hergen zur de⸗
mut bereit werden, und das wort der gnaben deſto begierlicher
annenen. |
Gnad, Fried, und barmhergigkeit, ꝛc.
Himliſcher vater, ewiger vnnd Barmbergiger Bott, mir
befennen vnnd verjehen für deiner Goͤttlichen Maieſtet, das
wir arme elende fünder feind, empfangen vnnd geboren in aller
boßheit vnnd verderbnuß, geneigt zu allem böfen, vnnüg zu
einigem guten: vnnd das wir mit vnſerm fündlichen leben one
vnterlaß deine heilige gebott vbertretten, dardurch wir deinen
zorn wider ons reigen , unnd nach deinem gerechten vetheil auff
vns laden die ervige verdbamnuß. Aber D Herr wir tragen rem
vnd leid, das wir dich erzürnet haben, vnd verklagen und und
onfere laſter, vnd begeren, das deine gnade zu hülff komme,
vnſerm elend vnd jamme. Woͤlleſt dich derhalben vber un
erbarmen, D aller gütigfter Gott und Vater, und uns verzeihen
all onfere Suͤnd durch das heilige leiden deines lieben Sohns
onfers Deren Jeſu Chriſti, vnnd mölleft uns hernachmals vers
leihen die gnad deines heiligen Geiftes, der uns vnſere vngerech⸗
tigkeit von gangem bergen lehr erkennen, das wir ung felbft miß-
fallen‘, Damit die fünde alſo in vns getoͤdtet werde, vnd wir in
II.
einem newen leben aufferſtehen, in welchem wir rechtſchaffen
frucht der heiligkeit vnd gerechtigkeit mögen bringen, bie bie
vmb Chriſti willen wolgefellig fen.
Wolleſt une auch bein heiliges wort nach deinem Göttlichen
willen zuuerftehen geben, auff das wir darauf lernen, all vnſer
verteamwen auff dich allein fegen, vnd von allen Creaturen abs
ziehen, das auch unfer alter Menſch mit allen feinen begierden,
von tag zu tag mehr gecreußiget werde, vnnd das wir vnns die
auffopffern zum lebendigen opffer, zur ehre deines heiligen Nas
mens, vnd aufferbamung vnſers nechflen durch unfern Herrn
Jeſum Chriftum, welcher uns alfo hat gelehret beten.
Vnſer Vater, ıc.
Am Sontag nad) der Morgenpredig,, fol der Kirchendiener
ſprechen:
Ir geliebten inn dem Herrn, Dieweil wir in ben gebotten
Gottes, gleich als in einem fpiegel fehen, wie groß vnd vielfältig
vnſer fünden find, durch welche wir zeitliche und ewige ſtraff
verdienen, fo laft uns diefelbige von bergen vnſerm getrewen
Vater bekennen, ſprecht berhalben mit mir alfo:
Ich armer Sünder bekenn für die meinem Gott vnnd
Scöpffer, das ich leider ſchwerlich vnnd mannigfältig wider
dic) gefündiget hab, nit allein mit eufferlihen groben fünden,
fonder vil mehr mit innerlicyer angeborner blintheit, unglauben,
zweiffelung, Fleinmütigfeit, vngedult, hoffart, boͤſem geit, heim
lichen neid, haß, vnnd mißuergunft, audy andern böfen duͤcken,
wie du mein Here onnd Gott an mir erfenneft, vnd ich leider
nit gnugfam erkennen tan, die rewen mich und find mir leid,
vnd beger von hergen gnad, durch deinen lieben Sohn Jeſum
Chriftum. ’
Darauff fol er den gleubigen bie vergebung ber fünden,
vnnd den vunbußfertigen das vetheil Gottes verfündigen, und
alfo ſprechen:
Nun höret an den gewiffen troft der gnaden Gottes, welche
er allen gleubigen in feinem Euangelio verheiffet.
Alfo fpricht der Here Chriftus Johan. am 3: Alfo hat
Gott die welt geliebt, das er feinen eingebornen Sohn gab, auff
das alle die an jn glauben, nit verlorn werden, ſonder das
ervige leben haben. ‚
* Souiel nun ewer fen, die an jnen felbft, und an jren füns
den ein mißfallen haben, vnd vertrawen daß fie jnen durch ben
verdienft Jeſu Chriftt allein gang vnd gar vergeben find, vnd
den fürfag haben, je lenger je mehr von fünden abzuftehen,
und dem Heren in warer heiligkeit und gerechtigkeit zu dienen,
denfelbigen (dieweil fie glauben inn den Sohn des lebendigen
Gottes) verkündige ich auß dem befeldy Gottes, das ſie von
allen jren fünden (mie er in feinem Heiligen Euangelio verheift)
in dem Himel entbunden feind, durch die vollkommene gnugs
thuung des aller heiligften Leidens vnd ſterbens vnſers Herrn
Jeſu Chriſti, Amen.
Souiel aber unter euch find, die noch einen gefallen haben
an jren fünden vnd ſchanden, oder in fünden wider ir gewiſſen
beharren, denfelbigen verfündige ich auß befelch Gottes, das der
zorn vnd das vrteit Gottes vber jnen bleibt, vnd das alle jre
fünden im Himel behalten find, vnd fie von der ewigen ver⸗
damnuß nit entbunden mögen werden, biß das fie ſich bekern.
Nach dem wir nu nit zweifeln , wir vud unfer Gebet ſeien
34
burch das Leiben Jeſu Ghriflt geheiliget, vnnd Gott angenem,
fo laſt uns in von bergen anruffen, vnd alfo ſprechen:
Gebet am Sontag nach bee Predigt.
Allmechtiger Bott, Schöpffer Himels unnd ber Exben, wir
danden bir auß grund vnſers hergens, das du vns erfchaffen,
biß auff difen tag uns vnd vnfere kinder erhalten, gefpeifet,
vnd erneret haft, und noch hinfort erhalten unnd regieren wilſt,
in fonderheit aber dDanden wir die, da bu deinen Sohn Jeſum
Chriſtum, den du im Paradeiß verheiffen haft, uns haft zu er⸗
kennen geben, vnnd vnſere fünden durch fein bitter leiden vnd
ſtterben uns verzihen, Vnd bitten dich Das du uns zum ebenbild
beines Sohnes Jeſu Chrifti, durch die predig deines worte, und
Erafft deines heiligen Geiſtes ernewern woͤlleſt, auff das mir
mit leib vnnd feel eroig mit bir leben, vnd dich preifen, darzu
wir anfenglich erfchaffen feind, und woͤlleſt dem Satan wehren,
das er vns dein heiliges wort, nit auß unfern bergen veiffe, wie
er vnſern erften Eltern, Adam vnd Euen gethan hat. Dies
weil du uns aud in bifem leben, durch die hand unfer Ober:
keit deiner Diener wilft regieren, fo bitten mie dich, der du jre
bergen in deiner hand haft, wölleft ihnen allen, der Keiferlichen
und Königlichen Maieſtet, allen Fürften vnd Herrn, Infonder-
heit vnſerm gnebigften Chur vnnd Landtfürften Dergog Fride⸗
richen Pfalggrauen , fampt. jhrer Churfürftlichen gnaden Ehe:
gemahl, jungen Herrſchafft, Rähten vnnd Amptleuten (aud)
einem erbarn Raht difer Statt) gnad ond einigkeit verleihen,
das fie jhre gange regierung bahin richten, das unfer Herr Je⸗
ſus Chriftus, dem du allen gewalt im Himmel unnd auff Erden
gegeben haft, vber fie vnnd jre vnterthanen herrſche, auff daß
das arme Vold, die da feind Greaturen deiner Hend, vnnd
Schaff deiner Weide, für die auch der Herr Jeſus fein Blut
vergoffen hat, vegieret werben in aller heiligkeit vnnd gerechtige
Leit, Daß auch wir vmb deinet willen jhnen alle gebürliche ehr
vnnd trem erzeigen, vnd unter nen ein erbar, friedfams und
Chriſtlichs leben füren mögen. Gib auch deinen fegen vnnd
benedeyung zu der frucht der Erben, auff das wir dich dardurch
als einen Vater vnd vrfprung aller Barmbergigkeit und güter
erkennen: Wir bitten dich auch nicht allein für ons, fonder
auch für alle menfchen der gangen welt, wölleft dich vber "fie
allefampt gnediglich erbarmen Infonderheit aber bie unfer mits
glieder felnd an dem Leib Jeſu Chrifli, vnnd vmb beiner wars
heit willen vom Tuͤrcken und Pabft verfolgung leiden, Woͤlleſt
D Bater aller gnaden, ſolches wuͤten deiner feind, bie beis
nen Sohn Jeſum in feinen gliedern verfolgen, zurüd hal⸗
tn, vnd bie verfolgten mit vnüberwindtlicher ſtandhafftigkeit,
vnnd krafft deines heiligen Geiſtes ſtercken, auff das fie folche
verfolgung von deiner hand mit Dandfagung annemen, vnd in
jrem trübfal folche freud empfinden, welche obertrifft allen ver»
ſtand, tröfte ond ſtercke alle armen, gefangen, krancken, witwen
und waifen fhmangere weiber, ond befünmerte vnnd angefochs
tene bergen, vnnd gib jhnen deinen frieben, durch unfern lieben
Hexen Jeſum Chriftum, welcher uns biefe gewiſſe verheiffung
gethan hat: Fuͤrwar, fürwar fage ich euch, was ihr den Vater
bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben, vnnd
ons darauff hat befohlen, alfo zubeten::
Vnſer Vater, ıc.
1408. VHIX, Wfälziiche Ricchenostuung.
Ober alfo.
Allmechtiger Gott, Himtlifcher Vater, der du haft ung ver
beiffen, was wir dich In dem Namen deines geliebten Sohns
Jeſu Chrifti werben bitten, das mölleft du ons gewißlich geben:
Wir bitten dich, das bu durch deinen heiligen Geiſt inn uns
woͤlleſt würden, das mir dich recht erkennen, vnd dich In allen
deinen werden, Inn welchen leuchtet dein allmechtigkeit, weiße
heit, güte, gerechtigkeit, barmhertzigkeit und warheit, heiligen,
thümen und preifen, Vnd das audy mir unfer ganges eben,
gebanden‘, wort und werd dahin richten, das dein Nam vmb
vnſert willen nit geleftert,, fonder geehret und gepriefen werde.
Auch regier uns alfo durch das Scepter deines Worte, und
krafft deines heiligen Geiftes, das wir und alle Menfchen vnns
deiner Mateftet, von tag zu tag mehr vunterwerffen und erge⸗
ben, Erhalt und mehre deine Kirch, vnnd zerſtoͤr alle Werd
des Teuffels, und alle falfche und böfe rahtſchlaͤg, die wider
bein heiliges wort erdacht werden, Mach zufchanden deine feind,
durch die macht deiner warheit vnd gerechtigkeit, das alfo aller
gewalt der fid) wider beine ehr erhebet, von tag zu tag mehr
zerftöret vnnd vertilget werde, biß die volkommenheit deines
Reichs herzu komme, wenn du am Juͤngſten gericht beine herr⸗
ligkeit in vns offenbaren, und In ewigkeit alles in allen fein
wirft. Verleihe auch, das wir und alle menfchen, unferm eig
nen toillen vnd allen Lüften vnſers fleifche abfagen, und deinem
allein guten willen one alles widerfprechen gehorchen, das alfo
jederman fein ampt und beruff fo willig und trewlich verrichte,
wie die Engel im himel. Woͤlleſt uns auch mit aller leiblichen
notdurfft verforgen, vns fried onnd gut Regiment verleihen, auff
das wir dardurch erkennen, das du der einige vrfprung alles
guten bift, vnnd ein getrewer Water, der da forget für feine
Kinder, das auch on deinen fegen, weder unfer forgen ond ar:
beit, noch beine gaben ung gebeien mögen, unnd wir derhalben
unfer vertramen von allen Greaturen abziehen, und allein auff
dich fegen. Woͤlleſt auch uns armen fünderen alle unfer miffe:
that vnd fehulden, auch das böß fo vnns noch jmmerdar an⸗
banget, vmb def Btutuergieffens Jeſu Chrifti willen, nit zu⸗
rechnen, wie auch wir diß zeugnuß beine gnaben in vnſern
bergen befinden, das wir vnſerm nechften von bergen verzeihen,
vnd fein nu begeren zu befürdern. Vnd dieweil wir ja auf
ons felbft fo ſchwach fein, das wir nit ein augenblick beftehen
koͤnnen, Vnd darzu vnſere abgefagte feind der Teuffel die Welt,
vnnd vnſer eigen fleifch nicht auffhören ons anzufechten, fo
woͤlleſt uns erhalten und fterdien, durch die Erafft deines heili-
gen Geiftes, auff das wir jnen mögen feften widerftand thun,
vnnd in diefem Geiſtlichen ftreit nit onterligen, fondern beſten⸗
dig bleiben, biß das mir endlich den fieg volkomlich erhalten,
und in deinem reich mit deinem fohn vnſerm Herren vnd be⸗
fhirmer Jeſu Chrifto ewig regieren, Welches alles wir von bir
bitten, baß dadurch nit wir, fonder dur ewig gepriefen wetdeſt,
vnnd das bu folches thun kanſt, als ein allmechtiger Gott, vnnd
thun mwilft wie ein getremer Vater, fo gewiß ale wir dieſes von
derten an bich begeren, Durch vnſern Deren Jeſum Chriſtum,
men.
VBnſer Vater, ıc.
Lobet den Deren mit ewerm gelang.
Nach dem Geſang fpreche der Diener.
L
‚2808. OXIX. Willziiche Kiehenordunug.
Der Heer fegne euch, vnd behuͤte euch, bee Herr erleuchte
fein angeficht ober euch, und fen euch gnedig, Der Herr srhebe
fein angefiht auff euch, vnnd gebe euch den frieden, Amen.
An allen Son vnnd Feiertagen nach mittags vmb zwoͤlff
vhren, fol inn den Stätten ein Predig gehalten werben, ben
eingang mit dem Gebet, foll man für der Predigt halten, wie
am morgen, Das Gebet aber nad) der Predig, auff diefe weiß.
Herr Allmechtiger Gott, laß deine heilige ehr vmb vnſer
fünden willen, nit gefchmecht werden, den wir fonft vielfältig
wider dich gefündiget haben, damit das wir deinem heiligen
wort nicht gehorfam fein, vnd mit vnerfanmuß, undandbarkeit
vand murren, deinen zorn teglic, rider vnns reiten, darumb
du vns ja billich ſtraffeſt. Aber, O Herr biß eingedendE deiner
groſſen barmhergigkeit, vnd erbarm dich unfer, gib uns erfann
nuß onnd rewen vnfern fünden, und befferung vnſers lebens:
Sterd deinem void feine diener vnnd Oberkeiten, das fie mit
trewen vnd ftandhafftigkett dein wort predigen, vnnd das Welt:
lich Schwert mit gerechtigkeit und billigkeit fürn: Behuͤt uns
für allem falſch vnd vntrew, zeritör alle falfche und böfe rath⸗
fhläge , wiber dein Wort unnd Kirchen erdacht. D Herr ent
zeuch ons nicht deinen Geiſt vunb wort, fondern gib vnns
waren glauben, gebult und beftendigkeit: Kom deiner kirchen
zu huͤlff, vnd entlad fie alles vberbrangs fpots und Tyranney,
Sterck auch alle ſchwache und beträbte gemäth, und fende une
deinen frieden, durch. Jeſum Chriftum vnſern Deren, weicher
vns diefe gewiſſe verheifjung gethan hat: Fuͤrwar, fürwar, fage
ih euch, was jr den Vater bitten werdet in meinem namen
das wird er euch geben, Vnd uns darauff alfo hat heiffen betten.
. Bnfer Bater, x. a
Woͤlleſt vnns auch geben ſtandhafftigkeit vnnd teglichs zu⸗
nemen, in dem alten waren vnnd vngezweiffelten Chriſtlichen
glauben, auff das wir durch denſelben je lenger je mehr Chriſti
vnd aller feiner güter theilhafftig werden, Won welchem glau⸗
ben wir befantnuß thun mit mund und bergen, fprethenbe, Ich
glaub in Gott, x.
Oder alfo:
It geliebten in Chrifto, dieweil wir all glieder eins leibs
ſeind, welches Daupt Chriftus ift, fo fol fich je ein glied des
andern annemen, vnd für einander bitten, das follen wir auß
befelch vnſers Herrn Chrifti, und feines heiligen Apoftels , von
bergen gern thun,
Bittet alfo:
Almechtiger barmıhergiger ewiger Gott und Vater, ein Herr
Himmels und der Erden, Wir bitten dich hertziglich, du wölleft
bein heilige kirche mit jren dienern, durch den heiligen Geift
zogieren, auff das fie bey ber rechtfchaffenen waide beines alls
medytigen vnd ewigen worts, erhalten werben, bacburch ber
glaub gegen dir geſterckt, vnd bie lieb gegen allen menſchen in
vns erwachſe und zuneme.
Woͤlleſt auch der weltlichen Oberkeit, dem Römifchen Kei⸗
fer, alen Königen, Fuͤrſten und Herrn, infonberheit aber, uns
ferm gnebigften Chur vnnd Landsfürften, Hertzog Friderichen
Pfaltzgrauen, ıc. fampt ihrer Curfuͤrſtlichen gnaden gemahl,
. junger Derefchafft, Mähten und Amptleuten, auch einem ers
barn weifen Rath diefer Statt, gnad und einigkeit verleihen,
bie vnterthanen nach beinem Göttlichen willen und wolgefallen
zu regieren, Auff daß die gerechtigbeit gefuͤrdert, die boßheit
verhindert und geftrafft werde. Damit wir In ſtiller ruhe vnd
gutem frieven, als Ghriften gebätet, vnſer Lehen volſtrecken
mögen.
Das auch vnſere feind und widerſaͤcher ablaffen, vnd ſich
mit vns friedlich und fanfftiglich zuleben begeben woͤllen.
Alte die fo inn trühfal, armut, Prandheit, kindsbanden,
vnd anderer anfechtung feind, auch bie, fo vmb deines heiligen
Namens, und der warheit willen, angefochten, gefangen fein,
ober fonft verfolgung leiden, tröft fie Gott mit deinem heiligen
Seift, daB fie folches alles, für deinem Vaͤtterlichen willen
auffnemen und erfennen.
Woͤlleſt uns auch alle frücht der Erden, zur leiblichen nots
durfft gehörig, mit fruchtbarer wachſung geraten vnd gedeien
laſſen.
j Auch bitten wir für alles, darfür du D ewiger Gott, ger
beten fein wilt, das bu vns ſollichs gnediglich verleiheft, Durch
das bitter leiden und ſterben Chriſti Jeſu, deines einigen Sohnes
vnſers geliebten Herrn und Heilands, welcher mit die und dem
heiligen Geiſt lebt vnd regiert, warer und gleicher Gott, hoch
gelobt in ewigkeit, Amen.
In den Stätten vnnd Dörffern auff alle Son und Feier⸗
tage, fol nach mittag zu gelegnee ftund der Catechiſmus ges
halten werden, wie oben vermeldet. Vnd bamit das vold ſich
von jugent auff gewehne zur betrachtung, wen fie anfprechen,
vnnd zu betrachtung der Perfonen, mag man jhnen nach der
Catechiſmus Predig nachfolgende form fürfagen.
Gebett nady der Prebig bes Catechiſmi.
O Allmechtiger warhefftiger Bott, etwiger vnd einiger Water
vnſers Heilande Jeſu Chrifti, fampt deinem eingebornen [oh
und heiligen Geiſt, erfchaffer Himels vnnd der Erden, der En⸗
gen, menfchen, vnd aller Srenturen, ber du bift weiß, gütig,
gerecht, warhafftig, rein, barmhersig, vnd freiwillig, Ich bes
kenne, das ich leider ein armer fündiger Menfch bin, vnnd iſt
mir hertzlich leid, das ich dich erzuͤrnet habe. Sch bitte dich
aber du woͤlleſt mir gnediglich alle meine ſuͤnde vergeben, vnd
mich gerecht machen vmb deines aller liebſten Sohns Jeſu
Chriſti willen, vnnd durch jn, Der für vnſere fünd ein opffer
geweſen iſt, vnd am Creutz geſtorben, Vnd iſt widerumb auß
Dem tode aufferſtanden, und lebet in ewigkeit, Vnd iſt auß vn⸗
außſprechlicher weißheit vnnd datmhertzigkeit, zum Mittler, Ver⸗
ſoͤner, Fuͤrbitter für uns, vnd ſeligmacher geordnet. Vnd woͤl⸗
leſt mich vmb ſeinet willen, vnd durch jn, mit dem heiligen
Geiſt fuͤr vnd fuͤr heiligen, zum ewigen leben, vnd mich re⸗
gieren, das ich dich warhafftigen Gott recht erkenne, vnnd in
rechtem Glauben anruffe, Vnd das ich dir diene in rechtem ge⸗
horſam, und nicht in jrrthumb oder ſuͤnden falle. Du woͤlleſt
auch fuͤr vnnd fuͤr inn dieſem Land, dir ein rechte heilige kirche
ſamlen, vnd gnebdiglich erhalten, vnnd ſelige Regiment und
narung geben, vnd alle zeit vnſet vnd vnſerer armen kindlein
leib vnd ſeel bewaren. Gib vnd vermehre jnen deine gnad,
das fle an Chriſtum deinen ſohn, vnſer gemeines Haupt, jmmer
wachfſen, biß das fie fein volkomlich, mannlich alter in aller
weißheit, heiligkeit vnd gerechtigkeit erreichen.
.Dieſes alles woͤlleſt gnediglich thun, vmb deines Heben
Sohns willen, der gewißlich vnſer ſeufftzen Höret, vnnd für vns
bittet. Bund wir glauben, das vnſer anruffung omb ſeinet
34 *
teilen bir gefellig, vnd nit vergeblich fey, Vnnd fprschen mit
bem armen Mann, Marcj 9. Ich glaub lieber Herr, komm
zu hülff meinem unglauben, Amen.
Bon ben Prebigen fo an werdtagen gehalten, Item vom Morgen vnd
Abend Gebett.
An ben werditagen in bee Wochen, follen inn einer jeglichen
Statt, zwo Predigen gehalten werden, nemlih, am Mitwoch
und am Freitag, vnd teutfche Pfalmen für und nach gefungen,
vnd deren eine foll mit dem Gebetlein: Derr allmechtiger Gott,
laß deine heilige ehr vmb vnſer Sünden willen nit gefchmähet,
ec. befchloffen werden.
Die ander Predig aber foll gehalten werden, mit dem ges
meinen gebett, darinn die not der gangen Chriftenheit, Gott
dem Hexen fürgstragen wird.
In Döcffern aber fol eine mochenprebigt geſchehen, fampt
bem gemeinen gebet für alles anligen der Chriftlichen Kirchen,
vnd da das volck zum fingen geſchickt ift, fol ein Pſalm fo zur
Buß dienftlich darzır gefungen werben. Dann dieweil der zorn
Gottes mit allerley. [handen vnd laflern in der gangen welt
angezunbt wird, barumb er auch ung billich ftrafft, Sollen wir
als ware glenbigen vnſere fünd erkennen, damit wir uns felber
mißfallen, unnb wider zu dem Deren kehren, mit voarer demut
jn anruffen, auff das er ons vnſere fünden gnediglich verzeihe.
Derhalben foll alle wochen, auff einen fondern beftimpten tag,
welcher an einem jeden ort ber gelegeneft ift, ein Predig gefches
ben auß dem alten oder newen Zeftament, die zu der erfantnuß
der fünden vnnd des zorns Gottes dienſtlich iſt, vnd für der
Predig ein Teutſcher Pſalm geſungen werden, darauff der Kir⸗
chendiener fuͤr der Predig das Gebet ſprechen ſol, wie am Son⸗
tag, Vnd in der predigt ſol er anzeigen die gegenwertige not,
als da fein Krieg, thewre zeit, ꝛc. Es erfordert auch die noth,
daß das Volck offtermals an Sontagen, fidy zum gemeinen Ge
bet inn ber mochen zuuerfügen vermanet werde, wie auch die
Dropheten im alten, und die Apoftel im newen Zeftament beim
Bold angehalten haben, ernftlich zu betten und zu faflen, ſo
offt ein ſchweres anligen der Chriftlichen Kirchen ſolches erfor⸗
dert, vnd dieweil es ein Bettag fein fol, an dem alle noth der
Chriſtlichen Kirchen fol betracht werben, fo foll die Predig deſto
Lürker fein, damit das gemeine Gebet, für alle ſtend vnd aller:
ley not nad) der Predigt gefchehen möge, wie folgt.
Gebett nach ber Yredig, für alle not vud anligen ber Chriftenheit.
Allmedhtiger Barmbergiger Gott, wir erkennen bey vns
ſelbſt, vnnd bekennen für dir, wie die warheit iſt, das wir nit
wert, fein, die augen gen Himel auff zuheben, ond vnſer Ges
bet dir fürzutragen, fo bu wolteft unfer verbienft und wirdigkeit
anſehen, denn vnſer gewiffen verflagt vns, vnd unfere fünde
geben zeugnuß wider uns: fo willen wir auch, das du ein ges
rechter Richter bift, ber du ſtraffeſt die fünde deren, die deine
&ebott’ vbertretten: Darumb O Here Gott, wenn wir vbers
ſchlagen vnnd bebenden vnſer ganges leben: befinden mir ans
ders nichts inn ons denn eitel verbamnuß. Aber O Herr, die
weil du uns auß deiner vnaußfpredhlichen barmbergigkeit befoh⸗
len baft, dich allein in aller noth anzuruffen, baft vnns auch
verheiſſen, das du vnſer Gebet wölleft echören, nit von wegen
vnſers verdienſts, fonber von wegen des verdienſts vnſers Deren
‚203. CXIIX. Mciziſche Kirchenorduuug.
Jeſu Chriſti, welchen bu vnns zum Mittler und Fuͤrſprecher
haft fürgeftellt: So fagen wir ab aller anderer hülff, vnnd ha⸗
ben alt onfer zuflucht allein zu deiner barmhertzigkeit.
Erſtlich, D Here, vber die unzeliche wolthaten, die du in
gemein allen menfchen auff erben erzeigeft, haſtu uns inſonder⸗
beit fo viel vnd -groffe gnab bewiefen, das uns vnmuͤglich iſt,
diefelbige außzufpredyen oder guugfam zubebenden , Sonberlidy
bat es dir gefallen ons zu beruffen zu der erfantnuß deines heie
ligen Euangelions, haft uns errettet auß dem jämmerlichen
bienft des Teuffels darinn wir waren, und uns erlößt von der
verfluchten abgötteren des Bapfts, darinn wir waren erfoffen,
onnd haft ung gefürt zu dem liecht deiner warheit: Vnd nicht
befto weniger, haben wir durch vndanckbarkeit beiner gutthaten
vergefien, fein von bir abgemichen, vnnd unfern eigenen begierr
den gefolgt, haben dich nit geehret, wie wir fchuldig waren.
Darumb haben wir gefümdiget o Herr, vnnd dich ſchwerlich ers
zürnet, vnd fo du mit vns woͤlleſt handlen nad) unferm vers
dienſt, koͤndten wir anders nit getvertig fein, den des todts und
der ewigen verdbamnuß: Denn fo wir uns molten entfchüldigen,
fo ift onfer eigen gewiffen dba, Welches uns verklagt, vnnd
vnſere boßheit gibt zeugnuß wider und. Vnd zwar lieber Herre
Sott, wir ertennen an ben ftraffen, die vns teglich begegnen,
das du vnns billich mit deiner Ruten heimfuchefl. Denn weil
bu gerecht bift, ftraffeft du niemanb one vrſach. Ja wir fehen
auch iegunder beine hand auffgehaben uns zuftcaffen: Aber
wenn bu vns vil herter ftraffeft, denn du je bißher gethan haft,
vnd das wir hundert ſtraffen für eine folten leiden, ja wenn
auch alle die plagen auff une fielen, mit welchen du die Suͤn⸗
den deines Volds Iſrael haft heimgefucht: So bekennen wir
das du une, D Herr, nit unrecht theteft, vnd reden nit darwi⸗
ber, als hetten wirs nit wol verdient. aber body o Herr, bu biſt
unfer Gott, und wir find nur Erde und Staub: Du bift unfer
fchöpffer, unnd wir ſeind die werd deiner hend: Du bift vnſer
Hirt, onnd wir feind beine Herdt. Du bift unfer Erloͤſer, wir
fein das Volck das du erlöfet haft: du bift onfer Vater, wir
feind dein Erbgut. Derhalben woͤlleſt vnns nit ftraffen in bei-
nem grimmigen zorn, fondern züchtige uns gnediglich, erhalt
viel mehr das werd! das bu in uns angefangen haft durd) deine
gnad: auff daß die gange welt erfenne, daß bu vnſer Gott biſt,
vnnd vnfer Deiland. Dein volck Iſrael hat dich manichmal
erzuͤrnet mit fünden, vnd bu haft es billich geftrafft: aber fo
offt fie fi) wider zu die bekert, haſtu fie allzeit zu gnaden an⸗
genommen, und wie ſchwer auch jhre fünde geweſt, fo haftu
doc) deinen zorn und vermaledeiung, fo jhnen bereit war, abs
gewendt, von wegen bed Bunde, den du gemacht haft mit dei⸗
nen Dienern Abraham, Iſaac und Jacob, alfo daB daß gebet
deines volcks nie ift von dir verfloffen worden. Nun haben
wie durch deine gnad eben den felbigen bund, aber viel herr»
licher vnd krefftiger zwifchen dir onnd vns gemacht vnd auffges
richtet in der hand Jeſu Ehrifti unfers Erlöfers, welchen Bund
du vns mit feinem Blut verfchrieben haft, vanb mit feinem
heiligen leiden vnnd fterben beftetiget. Derhalben, o Der,
verleugnen wir vnns felbft vnnd alle menfchliche hoffnung, vnd
haben alle vnſere guflucht zu diſem feltgen gnadenbund, durch
welchen vnſer Herr Jeſus Chriſtus, inn dem er dir feinen leib
einmal am Creutz zum volkommenen opffer In vns dargegeben,
vns mit dir verfönet Hat in ewigkeit. Derhalben o Herr, fiehe
1368. oxıx. Yfälziiche Kirchenorbuung. 269
an das angeficht beines gefalbten, und nicht unfere fünde, auff
daß dein zorn durd) feine fürbitt geflilfet werbe, vnnd das bein
angeficht ober vnns leuchte, zur freude und zur ſeligkeit. Wol⸗
left vns auch hernachmals inn dein heiliges geleit, vnd fchuß
nemen, vnd vns regieren mit beinem SDeiligen Geift, der vns
ernewere zu einem beffern Leben, In welchem wir deinen Namen |
‚loben vnnd preifen.
Wiewol wir aber nit wirdig find den mund auffzuthun, für
ons felbft zubitten: Jedoch, dieweil du uns befohlen haft, zus
bitten für die gange Chriftliche Kirchen und Oberkeit, ja auch
für alle menfchen: fo bitten wir dich für alfe Kirchen und Kir:
hendiener, das du wölleft deinen Segen geben zu ber Predigt
deines heiligen Euangelions, und getrewe Diener in beine Ernde
fenden, bargegen wolleſt außrotten alle falfche Lehrer, veiffende
Woͤlffe, vnnd miedlinge, die jre eigene ehr vnd nug fuchen,
vnnd nit die ehr deines heiligen namens allen vnnd der armen
feelen heil und feligkeit.
Mir, bitten dich auch für alle Oberkeit der welt, für den
Roͤmiſchen Keifer und König, auch alle andere König, Kürften
und Herren, und infonderheit für unfern gnedigften Chur vnnd
gandsfürften Hertzog Friderichen Pfalggrafen, fampt ihrer
Churfürftlichen gnaden Ehegemahl, jungen Herrfchafft, Rähte
pnnd Amptleute, auch einen ehrfamen toeifen Rath diefer
Statt, Gib ihnen deine gnad, das fie ihre gange regierung da⸗
bin richten, daß dee König aller Könige Jeſus Chriftus, vber
fie und jre unterthanen regiere, und daß das Reich des Teufels,
welches ift das reich aller fchanden vnd lafter, je lenger je mehr
durch fie, als deine Diener, zerftöret werde, vnnd wir onter
jhnen ein gerümig und ſtilles leben führen mögen, in aller Gott⸗
feligkeit und ehrbarkeit.
Ferner bitten wie dich für alle unfer mitbruͤder, die unter
bee Tiranney des Bapfis und Tuͤrcken verfolgung leiden, wolleft
fie mit deinem heiligen Geiſt tröften, und fie gnediglich erretten.
Geſtatte nicht, o Herr, das beine Cheriftenheit gar verwuͤſtet
werde. Laß nit zu, das die gedechtnuß deines namens auff
Erben vertilget werde, und das der Antechrift und Türde fampt
andern vungläubigen ſich ruͤhmen zu deiner ſchmach und leſte⸗
rung. So aber bein göttlichen mil ift, Daß deine gläubigen mit
jhrem tobt, deiner warheit zeugnuß geben, vnd deinen namen
Preifen, fo mwolleft ihnen ftandhafftigkeit verleihen, bi zum
legten tropffen jres bluts. Wir bitten dich auch für alle, denen
du trübfal, armut, gefengnuß, kranckheit, Eindendte vnnd ans
dere anfechtung zufendeit, Troͤſte fie alle nad) dem du weift, das
jre not erfordert, Gib das inen biefe deine züchtigung zur err
kantnuß jrer fünden, vnnd zur befferung diene, gib jnen beftand
vnd gedult, lindere jnen jre trübfal, vnd erloͤſe fie endtlich, daB
fie ſich deiner güte frewen, und deinen namen ewig preifen.
Endlich erbarm dich vber die, fo noch in finfternuß und jrthumb
ſtecken, und füre fie in das liecht deiner warheit, durch Jeſum
Chriſtum vnſern Herrn.
Vmb dieſe und alle andere noth, bitten wir Dich, wie vnns
vnſer getrewer Herr und Heiland Jeſus Chriſtus ſelbſt gelchret
bat. Vnſer Vater, ꝛc.
An den andern wercktagen alleſampt, ſoll in Stätten alle
morgen one fingen ein Gapitel auß ber heiligen Schrifft vers
ftendlich fürgelefen, und dem vol bie Summa des Gapitels,
vnnd fuͤrnembſte Lehr darauf, fo zum troft, vermanung und
erbamung am bienftlichften iſt, kuͤrtzlich und einfältig für gehafs
ten, Vnnd daruff das Morgen gebet, mit bem Vater onfer
vnnd Zehen gebotten fürgefprochen werben, Alfo das bie Lection,
vermanung vnnd Gebet ſich nicht ober ein halbe ſtund erſtrecke.
Morgen gebet.
Gellebten in dem Herrn Jeſu Chrifto , laffet un& vor dem -
angefiht Gottes niderfnien, vnnd jhn auß grund vnſers herr
gen alfo anruffen.
Barmhergiger ewiger gott vnnd Vater, wir danden dir,
das du vnns diefe nacht fo gnediglich behütet, unnd den heuti⸗
gen tag haft laſſen erleben, vnd bitten dich bu wolleſt und auch
diefen tag behüten, vnnd deine gnad erzeigen, das wir biefen
gangen tag inn deinem dienſt zubringen: Alfo, das wir nichts
gebenden ‚reden noch thun, denn allein bamit wir deinem vaͤ⸗
terlichen willen gehorchen, und bie wolgefallen, auff das alle
onfere werck, zur ehre deines heiligen namens, vnnd auffer
baumung vnſers nechften gereihen. Vnnd wie du jegunder
wunderbarlich deine Sonn auff den Erdboden fcheinen laͤſt, ons
ferem leib zu leuchten: alfo wolleſt auch durch die Marheit dei⸗
nes heiligen Geifts unfern verftand vnnd bergen erleuͤchten, bar
mit wir geführet werden auff denn rechten weg beiner gerechtigs
Beit: Alfo das wir im allen Dingen, barzu mir vns begeben
werden, diefen befondern vnd fürnembften fürfag haben, das
wir wandlen in deiner forcht, die dienen, vnd dich ehren, vnd
all vnſer gut vnd wolfart allein von deinem Göttlichen fegen
vnd benedeiung erwarten, auff daß wir uns nichts vnderſtehen
zu thun, das dir nit wolgefaͤllig ſey. Darneben verleihe vnns
auch dein guad, das wir bermaffen arbeiten für den leib vnd
diß zeitlich Ieben, das wir boch allegeit am erften trachten nad)
deinem Reid), und nad) deiner gerechtigeit, und nicht zweifeln,
das ander alle werde uns auch zufallen. Wolleft vnns aud)
behuͤten an leib und feel, und ſtercken wider alle anfechtung des
Teuffels, und ung erretten auß aller gefahr, die in dieſer welt
uns möcht begegnen: Dieweil e8 aber nichts tft, einmal wol ans
gefangen haben, fo man nicht beharret: fo bitten wir dich, das
du ons nit allein diefen tag wolleſt in dein heiliges geleit vnnd
ſchutz nemen, fondern auch all onfer lebenlang, wolleſt deine
genad inn vns teglich beftätigen und vermehren, biß das du vnns
wirft gebracht haben zu der vollommenen vereinigung mit dei⸗
nem Sohn Jeſu Ehrifto vnſerm Herrn, der da iſt Die warhaff⸗
tige Somn onferer feelen, leuchtende tag und nacht, one auffs
hören vnd in ewigkeit. Gib auch deinen fegen zu ber Predigt
deines heiligen Euangelions, zerftöre all werd des Teufels,
fterde alle Kirchendiener vnd Oberkeit deines Volcks, Tröfte
alle verfolgte und betrübte hertzen. Damit wir aber ſolche vnd
andere notdurfft von die erlangen mögen, fo wolleſt uns alfe
onfere fünde verzeihen, vmb deines lieben Sohns Jeſu Chriſti
willen, welcher ons hat verheiffen, das du ung alled, was wir
dich in feinem namen werden bitten, gewißlich geben merbeft,
vnnd derhalben uns alfo hat heiffen betten:
Vuſer Vater, ıc.
Verleihe vns auch deine gnade, das wir nach deinem willen
moͤgen leben, welchen du vnns in deinem Geſetz haſt offenbaret,
vnd in dieſen zehen gebotten begriffen. Das erſt. Ich bin der
Herr dein Gett, ꝛc.
Deßgleichen alle abendt ſoll ber Kirchendiener zu gelegenet
270 :
ftund abermals ein Capitel verſtendlich fürlefen mit angeheng«
ter Burger lehr vnnd vermanung darauf, und das abendgebet
fampt dem Vater enfer, und. dem Glauben für fprechen.
Vnd wo mans auff den Dörffern an den Kirchendienern
haben Ean, foll man auch das morgen unnd Abendtgebet mit
dem Capitel halten, am Dinftag, Mitwoch, Donnerftag.
Abendt gebet.
Gelibten in dem Heren Jeſu Chrifto,, laffet vnns für dem
angeficht Gottes niberfnien, jn auß grund onferer bergen ans
ruffen, und fprechen:
Herr Gott himlifcher Vater, dieweil du nach deiner Götts
lichen weißheit bie nacht erfchaffen haft, dem menſchen zur. cube,
gleicher weiß wie dur jhm den tag verordnet haſt zur arbeit: So
bitten twir dich, du woͤlleſt uns deine gnad verteihen, das wir
dermaflen ruhen mit dem leib, das doch allegeit onfere Hecken
in deiner lieb wader bleiben, unnd das wir alfo.alle weltliche
forge von vns ablegen, vnns guerquiden nach notburfft vnſerer
ſchwachheit, das wir doch deiner nimmermehr vergeſſen, fon-
der daß alle geit die betcachtung deiner. güte und gnaden, in
ftehtem gedechtnuß bey vns bleibe. Das auch unfere gewiflen
durch ſolche mittel, jre innerliche geiftliche ruhe haben, wie der
Leib empfehet feine eufferliche ruhe. Darneben das onfer Schlaff
nicht vnmaͤſſig ſey zur faulheit unfers fleiſches. Sonder allein
gu erhaltung vnſerer ſchwachen natur, auff das wir defto ges
ee fein dir zu dienen.
Wolleſt und auch bemaren unbefledt, an Leib und Seel,
WBnd uns behüten vor aller gefahr, das auch vnfer ſchlaff zu
- bein ehren gereichen möge. Vnd nad) dem diefer tag nit ift
fuͤruͤber gangen ohne vielfältige vbertrettung (fintemal wir arme
erende Sünder find) So bitten wir dich, gleich mie in der nacht
alles verborgen iſt durch die finſternuß, die du auff die Erde
fendeft, Das du auch alfo molleft alle vnſere fünde vergraben,
durch deine barmhertzigkeit auff das wir nicht von deren wegen
verftoffen werden von beinem angeſicht. Ä
Gib aud) ruhe vnnd troft allen Kranden, betrübten vnd
angefochtenen bergen, durch unfern Deren Jeſum Chriftum,
welcher ons alfo hat gelehret beten.
Vnſer Bater , ıc.
Ich glaub in Gott, ıc. "
Am fambftag für dem Sontage, da man daß NRadıtmal
wird halten, fol an flatt des Abend gebets die fürbereitung ges
fchehen, wie vorgemelb.
Orbnung der Feiertägen.
An den Feiertagen fol e8.gehalten werben, wie am Sontag,
Diefe Feiertag aber follen gehalten werben,
Alle Sontag:
Der Ehriftag fampt dem nechften tag hernach.
Der Jarßtag.
Der Oftertag fampt bem nechiten tag hernad).
Die Himelfarth Cheifti.
De Pfingſtag fampt volgendem Montag hernach
Am Chriſtag ſampt dem nechſten tag darnach, ſoll in der
Hiſtorien von der Geburt Chriſti das fundament vnſer felige
keit, nemlich die zwo naturen in Chriſto ſampt dem mu den
1563. cxıx, Pfalziſche Kirchenordunng.
wir darauß bekommen, erflärt werden, Wie daß im end des
erften theils, vnnd anfang des andern theils des Catechiſmi be⸗
griffen iſt:
Es moͤgen auch die airchendiener in Staͤtten nach gelegen⸗
heit einer jeden Kirchen, die Hiſtorien Passionis auff den Son⸗
Inaocauit anfahen zuerklaͤren, vnd biß auff Oſtorn auß
fuͤren.
Am Oſtertag, vnd Montag darnach, ſoll man die Hiſtorien
von der Vrſtende Chriſti predigen, auff daß die Chriſtliche ge⸗
mein, von den zweien Hauptartickeln vnſers Chriſtlichen glau⸗
bens nemlich daß Chriſtus am dritten tag von den toden er⸗
ſtanden, vnd wir auch von den toden aufferſtehen werden, guten
gründlichen bericht auß beiliger Goͤttlicher fchriffe empfangen
möge.
Das feit Ascensionis Christi, bringet auch mit jm felbft
feine Hiſtorien, wie fie in actis Apostolicis im j. Capitel, vnd
-anderftwo befchrieben , daß darauff von den Artickeln vnſers
glaubens, darinn wir bekennen, Chriftus fey gehn Himmel ges
fahren, figet zur gerechten Gottes, vnd werde von bannen foms
men zurichten die lebendigen und bie toden, gelehret und gepres
diget werde.
Auff den Pfingftag, ond am Montag hernach fol man das
ander Capitel in actis Apostolicis prebigen.
Orbnung der Ehe einleitung.
MNach dem Gott der Herr anfenglich im Parabeiß ſelbſt dem
Adam fein Ehegemahel die Euam zu geführt vnnd gegeben
Hat, Iſt es billich daß die newen Eheleurh inn der Kitch für
der Chriftlichen gemein eingeleitet werden, damit fie vnnd auch
andere, die ſchon zuuor im Eheftand fein, jres beruffs auch zu
friedſamkeit vnnd gedult, in ihrem ſtand duch die Kirchen
diener auf Gottes wort ermanet werden, vnd die ganze vers
famtung mit jnm Gott vmb feinen fegen vber fie anruffe.
Es ſoll aber die verfündigung und einteitung det newen
Eheleut , mit nachuolgenber ordnung gefchehen.
Zum erften fol man die Leuth barzu vermanen vnnd dar⸗
ob halten, daß die, fo ſich Ehelich verpflicht haben, mit fampt
etlichen zeugen zu beiden feiten zum Pfarherr kommen, vnd
ſich demfelben ein gute zett daruor, ehe dann fie zur Kirchen
gehen, anzeigen, auff daß man fid) möge erfündigen, ob ſolche
Leuth nad Böttlihem vnd natürlichem Nechte, one alle vers
hindernuß Ehelich mögen beveinander wohnen, onnd nicht heut
auf vnwiffenheit zufamen geben werden, bie man barnad)
mit fchand vnd ergernuß wider von einander fcheiden mrüffe,
darumb foll man fürohin ein jedes parvolck in Stätten vnnd
Sieden drey mal, und auff drey Sontag, auch in einer kirchen,
wenn die gemein ben ein ander verfamlet, offentiich vnnd alfo
verkuͤndigen,
Wie man verlobte Eheleuth verkündigen ſoll.
M. vnd N. woͤllen nach Goͤttlicher ordnung zum Heiligen
ſtand der Ehe greiffen ıc. Amen. [Aus der Nürnb. RD.)
Es follen auch die namen der Eheleuth, vnnd zeugen, in
rin befonder Buch eingefchriben werden, welches bey jeder Kir⸗
hen Bleiben fol. _
Wann fie am in bie Kirchen kommen, follen fie in den
ſordera Stuͤllen ſtill bleiben ſtehen, Biß fie von dem Pfarherr
21508. CAEX. Pfalziſche Kirchenorbuung⸗
beruffen werben, der Pfarherr aber, foll vor dem Tiſch, da
man das Nachtmal pfleget zuhalten, den newen Eheleuten nach⸗
folgende vermanung von dem Ehelichen ftand fürlsfen.
Dieweil den Eheleuten gemeinlich vielerley widerwertigkeit
vnd Creutz von wegen der ſuͤnden zukommen, auff das N. vnd
N. die jr in Gottes Namen ewer Eheliche pflicht fuͤr der Chriſt⸗
lichen kirchen wollet beſtetigen laſſen, in ewern hertzen verſichert
ſeit der gewiſſen huͤlff Gottes in ewerm Creutz, So hoͤret auß
Gottes wort, wie daß der Eheliche ſtand ehrlich ſey, vnd ein
einſatzung Gottes die jhm gefelt, Darumb er auch die Eheleut
will ſegnen, vnnd jnen beiſtehen, Die Hurer aber vnd Ehe⸗
brecher, wil er vrtheilen vnd ſtraffen.
Vnd erſtlich ſolt jr wiſſen daß Gott vnſer Vater, nach dem
er Himmel vnd Erden vnd alles was darinmen iſt, erſchaffen
hat, Den menſchen ſchuff zu ſeinem ebenbild vnnd gleichnuß,
der ein Herr were vber die Thier der Erden, vber die Fiſch im
Meer, Vnd vber die Vögel des Himmels, Vnd nach dem er
den Mann erſchaffen hat, ſprach er, es iſt nit gut das der
menſch allein fen, Ich will jhm ein gehuͤlffen machen, die vmbd
jn ſey, Da ließ Bott der Here ein tieffen ſchlaff fallen auff
Adam, und er entfchlieff, und Gott nam feiner Rippen ein,
vnnd fchloß die flet zu mit fleifch, vnd Bott der Herr erfhuff
ein Weib auß der Ripp, die er von dem menfchen nam, vnd
bracht fie zu jme, da ſprach der menfch, das ift einmal bein
von meinen beinen, vnd fleifc, von meinem fleifch, man wird
fie nad) dem Mann heiffen, darumb das fie vom mann ge
nommen ift, Darumb wird ein Dann fein Vater und Mutter
laffen und feinem weib anhangen, vnnd werden fein zwey ein
leid. Derhalben folt je nicht zweiffelen der Eheliche ſtand ger
falle Gott dem Deren, dieweil er bem Adam fein Che gemahl
erfhaffen, vnnd felbfi zugeführt, vnd zum Ehegemahel geben
bat, damit zubezeugen, das er noch heuttigs tags einem jeben
fein Ehegemahl, gleich als mit feiner hand zuführet, Darumb
bat auch der Here Jeſus Chriſtus den ehelichen ſtand alſo hoch
geehret, mit feiner gegenwertigkeit, geſchenck, vnd wunderzeichen
zu Cana in Galilea, damit zu bezeugen, das der eheliche ſtand
ſolle ehrlich gehalten werden bey allen, vnd das er den Eheleu⸗
ten feine huͤlff vnd beiſtand allezeit will beweiſen, Auch wann
man ſichs am wenigſten verfidht.
Damit ihr aber inn diefem ſtand Gottſelig leben moͤget, fo
follet jhr die vrfachen wiſſen vmb deren willen Gott den ches
lichen ſtand hat eingefet. u
Die erſte vrſach ift, das eins dem andern trewlich heiff und
len in allen dingen, fo zum zeitlichen unnd ewigen leben
gehören.
Dis andere, das fie, nad) dem fie leibs erben bekommen,
biefelben inn warer erfantnuß Gottes jm zu ehren erziehen,
Die dritte, das ein jeder alle unkeufchheit und böfe luͤſt ver⸗
meiden, vnd alfo mit gutem ruwigem gemiffen leben möge,
Denn Hurerey zuuermeiden, foll ein jeder fein sigen weib has
ben, vnnd ein jedes weib jhren eignen mann, alfo das alle bie
zu jren jaren komen, vnd bie gabe der keuſchheit nit haben, nach
bem befelch Bottes verpfliche und ſchuldig find, ſich in Eheſtand
nach Chriftlicher ordnung mit willen vnd wiffen jrer Eltern
oder Vormuͤnder vnnd freund zubegeben, auff das der Tempel
Gottes, das if, vnſer leichnam nit veruncelniget werde, dann
fo jemands den Tempel Gottes zerftöret, den wird Gott zerſtoͤren.
271
Darnach auch feit jhr willen, mie eins gegen bem ambern
nach Gottes wort fich zuhalten ſchuldig ſey. Erſtlich, folt je
der mann wiſſen, das euch Bott geſetzt hat zum haupt des
weibs, auff das jr fie nach ewerm vermögen vernuͤnfftiglich Ic«
tet, onterweifet, troͤſtet, vnnd beſchuͤtzet, gleich wie das haupt
den leichnam regiert, ja gleich wie Chriftus, das haupt, weiß⸗
beit, troft, unnd beiftand feiner gemein iſt: Vber diß fo folt ihr
‚ ewer haußfraw lieben, als ewern eignen leib, gleich wie Chriftus
fein gemeine geliebet hat, folt nit bitter gegen’ jr fein, fonder
bey je wonen wit vernunfft, und dem Weiblichen, ald bem
ſchwechſten gefäß feine ehre geben, als auch miterben ber gaben
des lebens, auff das ewer Gebst nicht verhindert werde. Und
nad) dem ber befehl Gottes if, das der mann im ſchweiß ſeins
angefichts fein brot eſſen fol, fo folt je trewlich vnd fleiffig in
ewerm Göttlichen beruff arbeiten, auff das fr emer haußgeſind
mit Gott und ehren möget erneren, vnd auch etwas dem duͤrff⸗
tigen mit zuthaiten habet.
Herwiderumb folt je, das weib wiſſen, mie jhr auch nad)
dem wort Gottes gegen ewerm mann halten follet: Ir folt
ewern ehelichen mann lieben, ehren und förchten, auch ihm ges
borfam fein inn allen billidhen dingen, als ewerm Herrn, gleich
tie der leilb dem haupt, und bie gemein Chrifto vnterthenig iſt,
jhr folt nit herrfchen vber ewern Mann, fonder ftill fein, Denn
Adam iſt am erfien gemacht, darnach Eua dem Adam zum ge
huͤlffen, Vnd nad) dem fall, hat Gott zu Eua und in jrere Pers
fon zu dem gangen weiblichen gefchlecht gefprochen, Dein will
ſoll dem mann wnterroorffen fein, vnnd ex ſoll dein Herr fein,
Diefer ordnung Gottes follet je nit widerftehen, fonder vil mehr
dem gebott Gottes und dem exempel der heiligen weiber folgen,
welche Gott vertraweten, vnd waren jren Maͤnnern unterthänig,
gleich wie Sara gehorfam geweſt iſt jrem haußwuͤrt Abraham,
vnd nennet In jren Deren, je folt auch ewerm mann in allen
guten Dingen behülfftich fein, auff ewer find und haußhaltung
gute acht haben, In aller zucht vnd erbarkeit one weltlichen pracht
wanbien, auff das jr andern ein gut Erempel zur zucht gebet.
Derbalben je N. und N. Nach dem je erkent habt, wie
Gott den Ehelichen ſtand hat eingefeht, und mas uch von Gott
befohlen: Seit jr dann willens in dem heiligen ftand der Ehe
alfo zuleben, wie je hie bezeuget für der Chrifllichen gemein,
und begeret das derſelbige ewer eheliche ſtand ſoll beftdtiget
werben ?
Antwort.
Ja.
Als dann ſpreche ber Diener.
Ich neme auch alle, die fr bie ſeiet zu zeugen, jedoch fo je
mand müßte, bas biefer eines durch eheliche.pfliche mit einer
anderen Perfon verbunden, ober fonft ein verhindernuß vers
hamden were, bee wölle es jetzunder anzeigen.
&o niemand widerfpricht, ſoll der Diener alfo fortfaren.
Nach dem niemande wiber[pricht,, und kein hinderung vor⸗
banden tft, fo wölle onfer lieber Here Gott ewer heiliges fürs
nemen, welches er euch gegeben bat, beftetigen, vnd ewer anfang
ſey im namen bes Hexen, ber Himel und Erden erſchaffen hat:
Darnach fol der Firchendiener zum Breutigam fprechen.
He N. bekent bie für Bott und feiner heiligen gemein, baß
je genommen habt, vnd nemet zu ewerm ehelichen gemahl vnh
272
Haußfrawen N. bie zugegen, vnd verheifſet fie nimmermehr
zuuerlafien, fie zu lieben vnnd trewlich zuerneren wie ein ger
trewer vnnd Gottfoͤrchtiger Mann, feinem Weib ſchuldig ift,
Daß jr auch heiliglich mit jhr leben möllet, jr trem vnd glauben
halten in allen bingen, nad) dem wort Gottes vnnd feinem
heiligen Euangelio ?
Antwort.
Sa.
Darnach ſpreche der biener zu der Braut alfo.
Ir M. bekennet hie für Gott vnd feiner heiligen gewgein
das jr habt genommen, vnd nemet N. zu emerm ehelichen
Mann, welchem jhr verheifiet gehorfam zu fein, und ihm zu
bienen und zu helffen, in nimmermehr zu verlaffen, heiliglich
mit jm zuleben, jm trew und glauben in allen Dingen zubalten,
wie ein fromme vnd getrewe haußfraw jrem ehelihen Mann
zuthun ſchuldig iſt, nach dem wort Gottes, vnnd feinem heili⸗
gen Euangelio?
Antwort.
Ja.
Darnach fol der Kirchendiener ihre hend zuſammen fügen,
vnnd ſprechen?
Der Vater der barmhertzigkeit, der euch durch ſeine gnad
zu dieſem heiligen ſtand der ehe beruffen hat, verbinde euch mit
rechter lieb vnd trew, vnd gebe euch ſeinen ſegen: Amen.
Haben fie Ring, fo mögen fie dlefelben einander geben.
Höret nu an das heilige Euangelium, wie flard diß ehelich
band fen, wie es befchreibet der heilig Euangelift Mattheus am
19. Gapitel. Die Pharifeer tratten zum Herrn Sefu ꝛc,
[Matth. XIX. 3— 9.) Glaubet diefen worten des Herrn
Chrifti, vnd feiet deſſen verfüchert und gewiß, das vnfer lieber
Hear Gott euch zufammen gefügt hat zu diſem heiligen ehe:
fland, vnd nemet derhalben alles mas euch in diefem eheitand
begegnet, mit gebult und dandfagung an, als auß der hand
Gottes , der euch zufammen gefügt hat, Amen.
Nach diefem heiffe der Diener die Eheleut niderfnien, vnd
ſpreche:
Laſſet vns beten.
Allmechtiger Gott, der du deine guͤte vnd weißheit inn allen
deinen geſchoͤpffen vnnd ordnungen erzeigeſt, vnd von anfang
geſprochen haſt, das es nicht gut ſey, das der menſch allein ſey,
vnd derhalben jm ein gehuͤlffen die vmb jhn were, erſchaffen
haſt, vnd verordnet, das zwey eins ſein ſollen, ſtraffeſt auch
alle vnreinigkeit, Wir bitten dich das nach dem du diſe zwo
Perſonen, zu dem heiligen ſtand der Ehe beruffen vnd ver⸗
bunden haft, woͤlleſt jnen geben deinen heiligen Geiſt, auff das
fie in warem vnnd feſtem glauben heiliglidy leben, nad) deinem
Goͤttlichen willen, Allem böfen widerſtand zuthun, Woͤlleſt fie
auch feguen, wie du die glaubigen Väter, und deine freund
vnnd getrewe biener, Abraham, Iſaac vnd Jacob gefegnet haft,
auff daß fie als mitsrben des bunds mit denfelben Vätern auffe
gericht , ‚heilige. finder befommen, und die Gottſeliglich erziehen
mögen, zu ber ehren deines heiligen Namens und zur befürbes
rung jres nechften, vnd aufbreitung deines heiligen Euanger
lions. Exhöre uns O Vater aller Barmbersigkeit, durch Je⸗
ſum Ehriſtum deinen lieben Sohn vnſern Dan, Amen.
1568. COXIıx. Pfallziſche Kirchenorduung.
Vnſer Vater, ıc.
Hoͤret an bie verheiffung Gottes auß bem 128. Pfalm.
Wol dem der den Herrn fürchtet, und auff feinen wegen
gebet ic. IV. 1—6.]
Vnſer lieber Herr Gott erfülle euch mit feinen gnaben, und
gebe das jr in allem gutem lang vnd heiliglich bey einander le:
ben möget, Amen.
Vom Kirchen gefang vnd Fleibung.
Souil das fingen der Pfalmen belangt, vermanet ber Apo⸗
ftel Paulus, das es nicht allein mit dem mund, fondern auch
mit bem bergen gefchehen, vnnd das alles zur aufferbamung
der Kirchen dienen fol, Dieweil aber das her& Gott mit bem
nicht loben Fan, das es nicht verſtehet, fo wöllen wir hiemit,
das Feine andere, dann Teutſche Pſalmen in onfern Kirchen
gefungen werden. Es follen auch die Kirchendiener chrbarer
vnd züchtiger Eleider in verrichtung der Kirchen aͤmpter, wie
auch ſonſt, fich gebrauchen. .
Bon befuhung ber Kranden.
Das ampt eines rechten vnd getrewen dieners der Kirchen,
erfordert nit allein das er offentlidy dem Volck predige, bem er
zum Hirten verorbnet ift, fonder auch, foutel e8 immer moͤg⸗
lic), einen jeden infonderheit vermane, ftraffe, und tröfte. Nu
bat aber der menfc nimmer höher der Göttlichen Lehr unnd
waren teofts von nöten, denn wenn er heimgefucht wird, durch
widerwertigkeit, als da find Erandheiten, vnnd deren gleichen,
fuͤrnemlich aber in tods nöten, Dann als denn iſt fein gewiſſen
mehr geengfliget, denn fonft im gangen leben, dieweil er fület,
bag er für daß Vrtheil Gottes erfordert wird, Zum theil auch
von wegen der anläuff vnnd anfechtung des Teufels, welcher
als dann mit gemalt jm zufegt, auff daß er das arme Erande
vnnd betrübte berg gar unterdruden, vnd in abgrund der ver:
zweiffelung jtürgen möge. Derhalben dieweil die Diener der
Kirchen, diener Gottes find, und aber Gott unter andern namen
feiner Maieftet fuͤrnemlich diefen titel füret, daß er fey ein zu⸗
flucht der elenden, ein Heiland deren, fo da feind eins zerſchla⸗
genen bergen, fo follen auch die diener Gottes mit allem mit
leiden, trew vnnd fleiß die beträbten bergen tröften, vnnd zu
dem fohn Gottes, durch die verfündigung feines heiligen Euan⸗
geliums weiſen, der jhnen hälff verfpricht, Kompt alle (fagt er)
zu mir, die jr befchweret und beladen feiet, ich will euch erqui⸗
den, Wiewol nun alle befümerte vnd Franden nit einerley ans
Higen haben, vnnd derwegen auch Bein folcher troft an beſchrie⸗
ben werden, ber auff die geftalt vnnd vmbſtende eines jeden
amligen gerichtet fey, So follen dennoch diefe nachfolgende
hauptſtuͤck vnnd lehren gemeinlich allen krancken fürgetragen
werden.
Erſtlich, daß alle kranckheiten nit ohne gefaͤhr, ſondern von
der Hand Gottes vnd ſeiner vaͤterlichen vorſehung vnns zuge⸗
ſchickt werden, auff das wir vnſere ſuͤnden, als die vrſach alles
vnſers elends erkennen, vnd vns fuͤr Gott demuͤtigen.
Dieſe vrſach der kranckheit ſoll der Kirchendiener denen
krancken, welche jre ſuͤnd nicht recht fuͤlen, wol fuͤr die augen
halten, Wie auch dargegen im fall der krancke mit ſchmertzen
ſeines gewiſſens geengſtiget iſt, dee kirchendiener das verwundte
gewiſſen nicht herter engſtigen, ſonder viel mehr bie heilſame
1568. CXIX. BVfalziſche Kirchenordunng.
gnade Gottes im fleiſſig einbilden foll, Darzu der Kirchendiener
brauchen mag die erſte frag des Catechiſmi, vnd dieſelbige dem
krancken mit angezognen Spruͤchen auß der heiligen Schrifft
wol einbilden, daß nemlich der arme krancke leib, wie er daligt,
ſampt der ſeelen, des Herrn Chriſti eigen ſey, vnd durch daß
blut Jeſu Chriſti, von allen ſuͤnden erloͤſet und erkaufft, ꝛc.
Diß ſol auch der Kirchendiener zu mehrerm troſt durch alle Ar⸗
tickel des Chriſtlichen glaubens dem krancken erklaͤren, vnnd jm
anzeigen, wie er ſich eines jeden Artickels fuͤr ſeine eigne Per⸗
ſon in ſeiner kranckheit, habe zutroͤſten, wie dann daſſelb leicht⸗
. dem Catechiſmo, und darbey angezognen fprüchen zus
tyun It. .
And) mag bißweilen, ſonderlich wenn der krancke zum er
ſtenmal beſucht wird, diefe folgende vermanung mit folchen
ober bergleichen worten fürgefprocdhen werben. |
Lieber freund, weil uch vnſer Herr Gott mit fchwachheit
ewers leibs heirmgefucht, Damit jhr es Gottes willen heimftellet,
folt je wiffen x. [Aus der Saͤch ſ. 8.0. v. 1939.] |
Bnd nady dem ber Kirchendiener bie fanden, nit allein
einmal, fonder zum offternmal auch vnerfordert befuchen folten,
damit ſolches nicht one Frucht abgehe, foll et, wenn es anderſt
dem krancken, ſchwachheit halben , zu hören nicht befchwerlich,
ein Capitel auß heiliger Schrifft, fo fürnemfich zum teoft der
krancken dienftlih, dem Kranden fürlefen, Als da find, das
14. 15. 16. 17. Capitel Johannis , das 15. Cap. Luce, das 5.
vand 8. Eapitel zum Römern, das 15. Cap. der 1. zun Corinth.
das 4. und 5. der 2: zun Corint. das 53. Cap. Efate. Item
den 25. den 51. oder den 103. Pfalmen, und was dergleichen
ein verftendiger feelforger für die Eranden fein befindet.
Es foll auch ber Kicchendiener bey dem Kranden, mit
fampt den beyweſenden, fo offt es fein mag, das Chriſtliche
Gebet thun, auff folgende oder dergleichen weiſe.
Gebet bey den Kranden.
Ewiger barmbergiger Gott vnnd Vater vnſers Heren Jeſu
Chriſti, der du todt ond leben allein in deiner hand haft, vnd
ohne vnterlaß alfo für uns forgeft, das weder gefundheit noch
kranckheit, noch jrgend etwas guts ober böfes vns widerfaren,
ja auch ein har von.onferm haupt fallen fan, one deinen vÄters
tichen willen, auch alles was uns in dieſem leben begegnen mag
zu onferm heil und ſeligkeit wendeſt, der du gefprochen haft,
Ruff mich an in der noth, fo wil ich dich erhören, ond du folt
mich preifen,; Er begeret mein, fo mil ih jm auffhelffen, Er
kennet meinen Namen, darumb mit ich in [hügen, Er rüffet
mich an, fo mil ic) jhn erhören,, Ich bin bey ihm in ber noth,
ich wil in herauß reiflen, vnnd zu ehren machen, Ich wil ihn
fettigen mit langem leben, vnnd jhm zeigen mein heil. Wir
bitten dich, demnach du: vnns mit ſchwachheit vnſers leibs oder
anderm truͤbſal heimſucheſt, ſo woͤlleſt du vnns auch verleihen
die gnad deines Heiligen Geiſtes, das wir erſtlich auß ſolcher
väterlichen Ruten von hertzen erkennen, dad wir mit vnſerm
mannichfältigen fünden wol verdienet, daß du vns gar vil heff-
tiger ſtraffeſt, Darnach auch diefen lebendigen troft ftät vnd feft
in vnſern hergen behalten, das fotche guebige heimfuchung nicht
ein zeichen iſt Deines zorne, fonder deinner Bäterlichen Lieb ge:
gen und, Dieweil bu une darumb zuͤchtigeſt, auff daß wie nicht
mit biefer welt. vecbampt werben, : ſondern buch; vbung und
ll.
⸗
273
mehrung vnſers glaubens, warer bekerung, kindlichen gehor⸗
ſams, vnnd anruͤffung deiner gnad je mehr vnnd mehr zu dir
werden gezogen, vnd deinem lieben Sohn Jeſu Ehriſto, als
glieder, vnſerm haupt im leiden vnd in der herrligkeit gleich⸗
foͤrmig gemacht, Gib vns derhalben gedult vnd beſtendigkeit in
rechtem vertrawen auff deine barmhertzigkeit, vnnd laß vns die⸗
ſelben erſcheinen mit gnediger linderung des Creutzes, das vns
deine vaͤterliche hand hat auffgelegt, vnd wende daſſelbe nach
deinem gnedigen willen zu der ehren deines heiligen Namens,
vnd vnferer Seelen heil und feligkeit, durch deinen aller lieb⸗
ften Son vnſern Herren Jeſum Chriftum, welcher vnns diefe
verheiffung hat gethan: Sch fage euch, wo zween eins werden
onter euch auff erden, warumb es ift, das fie bitten woͤllen, das
fol jnen widerfaren von meinem Vater tm Himmel, denn wo
zween oder drey verjamlet find in meinem namen, da bin ich
mitten unter ihnen, Vnnd hat ons auff diefe zufag alſo beiffen
beten, Vnſer Vater ıc. Wölleft uns auch flandhafftigkeit vnnd
tägliches zunemen geben in dem alten waren und ungezweiffels
ten Chriftlichen glauben. Ich glaub inn Gott, ıc.
Gebet bey ben ſterbenden.
Allmechtiger, barmhersiger Bott unnd Vater, der dur tobt
unnd leben in deinen henden haft, und für vnns, als für deine
eigne Kinder forgeft in leben unnd in flerben, Demnach du dei⸗
nen eingebornen Sohn für uns in todt gegeben haft, auff das
wir ewig durch jn leben, unnd vns durch jn verheiffen haft, daß
wer an jn glaubet, ber hat das ewig leben, und Fompt nit in
das gericht, fonder fey vom todt zum leben hindurch gedrungen,
und das feine fchaf auß deiner und auß feiner hand niemand
| Eönne reifen, Wir bitten dic) du mölleft und, wie bu vns vers
heiffen haft, nimmermehr laffen verfuchet: werden ober unfer
vermögen, fonder machen, das die verfuchung alfo ein ende ges
winne, das wirs können ertragen, fonderlich aber zu ber zeit,
da dein Väterlicher will iſt, vnns auß diefem jammerthal zu
dir in dein ewiges Meich zunemen, fo molleft du vnns die
fchmergen vnnd ſchrecken des leiblichen todes gnediglich Kindern
und benemen, vns für aller anfechtung behüten,, bie bloͤdigkeit
vnſers fleifches fterdden mit der Erafft deines heiligen Geifts, und
in warem beftendigem vertramen auff deine barmhergigkeit, die
bu vns in Chrifto Jeſu erzeiget haft in rechter anrüffung deine®
namens, vnd fried vnſers hertzens, vnſern geift in beine hend
nemen, auff das wir dich in dem ewigen leben mit allen deinen
Englen vnd außerwelten preifen, durch unfern Deren Jeſum
Chriſtum, welcher und alfo hat gelehret betten,
Vnſer Vater, ꝛc.
Woͤlleſt uns auch ſtandhafftigkeit verleihen,. und tägliche
zunemen geben in dem alten waren und vngezweiffelten Chriſt⸗
lichen Glauben, Ih glaub inn Gott Bater, ce.
Vnnd biemeil die erfahrung gibt daß viel Haußudter fid)
felbſt, und die jren in kranckheiten alfo verfaumen, daß Tie auch
bißweilen dahin fterben on alle Vifitation vnd troͤſtung, Vnnd
zu vielen Perfonen, ald dann erfl bie Kirchendiener beruffen
werden, fie zu tröften und jnen das Nachtmal zureichen, wenn
ſio in todsnoͤten, ober mit der kranckheit alfo befchtvert find,
das fie Beinen Bericht mehr einnemen, oder feinen befcheid von
ſich geben koͤnnen, fo iſt für nötig angeſehen, daß man Teinen
krancken, ſonderlich der fonft mit leute vmb ſich hette dis ihm
35
R/'
troͤſtlich ſein, vber drey ober vier tag One beruffung eines kirchen⸗
dieners ſoll laſſen liegen. |
Vnd wliewol bie leuth In Predigten und fonft fleißig unter
wicht ſollen werden, daß fie ſich der gemeinfchafft Chrifti, deren
fie zuuor im heiligen Nachtmal, und auch in verkuͤndigung ber
zufagung Gottes vergwift find, zutröften haben, Jedoch fo die
krancken daß Nachtmal des Herrn auch daheim in den heufern
zuhalten begeren, foll es ihnen nicht abgefchlagen werben, aber
doch mit zweierley befcheid , deren man fleiffig warnemen fol.
Erftlich fo der diener ſich zuuermuten hette, daß der krancke
in der opinion de opere operato und von notwendigkeit folcher
Sommunion zu feiner feligkeit were, daß er trewlich und fleif>
fig von ſolchem Abgottifchen jrtumb abgewiſen, vnnd von rech⸗
tem brauch des Nachtmals unterrichtet werde.
Vnnd zum andem da bie in dem hauß oder font vmb
den Erandeen find, vermanet werden, mit ihm zu Communici⸗
zen, auff daß diefe ordnung des Heren nit gebrochen werbe, daß
er fein Abendmal von einer verfamlung der Chriſten will ge-
halten haben, fie fey gleich groß oder Hein. Welangend die form
wie die Communion bey den krancken gehalten foll werden, fol
der Diener auß der obgefegten form jm ein kurtze fumma faffen
zu unterrichtung des krancken, Demnach die befantnuß der fün-
den, wie man die am Sontag pflegt zulefen, fampt bey ges
fegtem troft dem krancken fürfprechen, Auch daß Vater Vnſer
fampt den morten der einfagung des Nachtmals darzu thun,
barauff das Nachtmal reichen, vnd mit gewoͤnlicher bandfagung
beſchlieſſen.
Bon beſuchung der gefangnen.
Dieweil aber die gefangnen nit weniger. trofts bedörffen
bann bie krancken, fo ſollen fie nit allein als dann exit durch
die Kirchendiener geteöftet werben, wenn daß recht vber fie er⸗
gehen folk, unnb fie Durch fchredien des tods vberfallen find, und
den troſt ſchwerlich verflehen oder annemen koͤnnen, Sondern
ba gefangene fürhanden find, follen fie fleiffig etliche mal alle
wochen von einem Kirchendiener befucht und getroͤſtet werben,
und mögen foldyes da mehr Kicchendiener dann einer find, einer
vmb den andern verrichten, Doc) da ein gefangner fich fehr
kleinmuͤtig erzeigte, follen die Kiechendiener auch mehrmals
befuchen.
Vnd weil bie gefangnen zum offternmald wenig oder gar
nichts von dem grund vnſer ſeligkeit wiſſen, ſollen fie die Kir⸗
chendiener anfenglich vmb die Zehen gebott, die Artickel vnſers
Chriſtlichen glaubens, vnd daß Vater vnſer fragen, vnnd jnen
dieſelben nach gelegenheit der zeit, der Perſonen, vnd jrer miß⸗
handlung erklaͤren, ſonderlich die Artickel von ber fünd, dem
gericht Gottes, und vnſer techtfertigung, Auch fie zuuermanen
vnd zu teöften, diefe vnd dergleichen fprüche jnen fürhalten,
vand Karauic erklaͤren,
e da ſitzen muͤſten im finſternuß vnnd tunckel ıc. Pſ.
CVo. 10—16.] ſtenuß pſ
Waſchet, reiniget euch, thut ewer boͤſes weſen von meinen
augen ıc. [Efa. I. 16-18.)
an warlich fage ich euch, wer mein wort höret ꝛc.
[0
Wo die fünde mechtig worden iſt ꝛc. [Röm. V. 20. 21.)
So ift nun nichts verdamlich ıc. (Roͤm. VIII. 1.) |
wefſen, mein Bruder mer nit geftorben, ıc.
aaes. OXIX. Pfallziſche Kivchenoriuung.
Denn auch Chriſtus, da mir noch ſchmach waren nach ber
zeit, iſt fuͤr ung Gottloſen geſtorben ıc. Roͤm. V. 6—Al.]
Es murben zwen Wbeltheter hingefuͤrt ec. Luc. MU 83.
33. 39 43.
Von der Begrebuufl.
Sn der begrebnuß follen alle Papiſtiſche vnd abergleubifche
Seremonien vermieden werden. , |
Nichts defto weniger aber follen wir .unfere verſchiednen
vnnd abgeftorbene ehrlich und gebürlich ‚zur erden, mit folchen
bienften fo vnns die noch im leben find, zu nut erfehleffen moͤ⸗
gen, beftätigen. ur
Damit aber der verſchiednen begrebnuß ung nichlich gehalten
werde, mag man erftlich mit den glocken leuten, daß hiemit bie
leuth, fo die Keich zur begrebnuß beleiten wollen, ein zeichen ber
"zeit jhrer verfamlung haben mögen, Vnnd foll inn ſolchem leu⸗
tem gleichheit gehalten werben, mit Reichen und Armen.
Darnach fo die eich zur begrebnuß getragen if, ſoll bee.
Kirchendiener dem volck daß 4. Cap. in der erften zu dam Theſſal.
von den verſchidnen in Chriſto, ober daß Euangelion Jo. am
11. Cap. vom Lazaro, oder ein anders gleiches Arguments fuͤr⸗
leſen, vngefaͤhrlich mit diefer Prefation,
Lieben freund, wir haben jetzt wie wir teöftlicher zumerſicht
und hoffnung fein, ein mitglied vnſers Heern Jeſu Chriſti auß
Chriſtlicher lieb zur begrebnuß beleitet.
Damit wir nun nicht one unterricht vnd troſt abtretten,
woͤllen wir hoͤren die wort des heiligen Apoſtels Pauli (uel) des
heiligen Euangeliſten N. alſo lautende, Wir woͤllen euch lleben
Bruͤder ‚ꝛc. Oder: Martha ſagt zu Jefu, Herr werſtu bie ges
Oder: Chriſtus
iſt aufferſtanden von den todten vnnd ber erſtling worden unter
denen die da ſchlaffen, ꝛc.
Darauff fol er eine kurtze Prebig oder vermanung: thun,
vnd fich vbriges lobens der abgeftorbenen enthalten, damit bie
Leihpredigen nicht In mißbraud, gerahten.
Es follen aber die Predigten oder vermanungen bey dem
begrebnuß, fuͤrnemlich auff folgende und derengleichen puncten
gerichtet werden, die zu Chriftlicher betrachtung des tods, vund
bereitung zu demfelben gehören, Als da find,
Die vrſachen, darumb die verfiorhenen leichnam allezeit in
der Kirchen Gottes, mit ehrlicher beleitung vunnd verfamlung
find begraben worden, Nemlich nit difer meinung, als warde
ben abgeftorbenen etwas mit vnferm nachthun geholffen.
Dann die in rehtem glauben an Chriſtum abſcheiden, in
die ewige feligkeit genommen werben, vnnd derhalben vnſer
hülff nicht bedoͤrffen. Die aber one glauben in Chriſtum ſter⸗
ben, werben im die ewige verdamnuß geworffen, und mag ihnen
derwegen von ons nit gebolffen werben: Sonber gefdjicht ſolche
beftattung dee Leichen darumb, das bie lebendigen hiemit jhten
glauben von der aufferflehung der todten befennen, das fie jhre lieb
gegen den verſtorbenen, und den ihren bezeugen, Das fie Gott
ſamptlich danden für diefen troft, das wir gewiß find, das alle
gleubigen auß diefem leben, inn bie ewige Seligkeit ſcheiden,
vnnd das er ihm unter uns eine ewige Kirche famlet, und bitten,
das ex fie in diefem troſt biß ans end erhalten, vnd ihm allzeit
wolgefellige Diener unter jhmen bereiten woͤlle, auch das fie zu
Chriſtlicher betrachtung bed todes seinnert und vervrſacht werden.
u... Oxux. Wdiziihe Ricchenorbuung.
* was zu rechter vnnd heilſamer betrachtung des todes
gehoͤret.
Als erſtlich, in was gefahr des todes wir alle die zeit vnſers
lebens ſtehen, Vnd was die zu gewarten haben, welche jhr ab⸗
ſchied auß diſem leben in vnbußfertigem wandel ereilet.
Zum andern, welches die vrſach des todes, vnnd alles
menſchlichen elends ſey, nemlich die fuͤnd.
Zum dritten, wie wir vnns in vnſerm vnnd der vnſern
toͤhlichen abgang ſollen troͤſten.
Dnnd iſt der erſte troſt bie vergebung der ſuͤnden, gerech⸗
tigkeit vnnd verſoͤnung mit Gott durch Chriſtum, welche ma⸗
chet daß ſich die Chriſten nicht haben fuͤr dem tod zufoͤrchten,
dieweil fie nun ber ſuͤnde, des zorns Gotts, vnnd ber ewigen
verdamnus befreiet ſind.
Der ander, bie gewiſſe befisung ber ewigen ſeligkeit nach
diem leben. | |
Dre dritte, daß fie von alten ſuͤnden durch ben zeitlichen
"tod gang vnd gar entlediget werben, alfo daß fie auffhören
Sort mit fünden zuerzörnen.
Der vierde, daß auch diefer jr leid, der in der Exde vers
weſet, am jüngften tag wider aufferftehen, und in Himmliſcher
klarheit vnnd hereligkeit, ewig mit Gott eben wird.
Der fünffte, daß Bott auch in todes nöten, alle anfech⸗
tungen vnnd ſchmertzen des tods durch beiſtand Teines heiligen
Geiſtes in vnns vberwinden will, vnnd uns nicht höher laſſen
verſucht werden, denn wirs ertragen koͤnnen.
Der fechſte, daß wir in tod und leben, vnſer ſelbſt, ober
den onfern, gern vnd willig vnſern kindlichen gehorlam gegen
Sort onferm lieben Vater follen erzeigen.
Der fiebende, Das wir erftlich durch zeitlichen tod vnd lei⸗
den, vnnd hernach drrch ewiges leben vnd herrligkeit, Chrifto
vnferm Haupt gleichfoͤrmig follen werden.
Vnd zum vierdten, was zu einer ſolchen bereitung zum tod
gehoͤret, das wir ſeliglich in ſolchem troſt mögen auß diefem
leben heben. Als nemlich zum erſten, ein warer beſtendiger
glaub, damit wir die gnade Gottes in Chriſto annemen.
Das ander, ware bekerung zu Gott, beftendigkeit vnnd zu⸗
nemen in derſelben, wei ohne diefe Bein vechter glaube fen Fan.
Das dritte, daß wie uns ſelbſt verleugnen, das iſt, allen
onfern lüften abfagen, und gang vnd gar dem willen Gottes
ergeben, vnnd und nichts laſſen alfo lich fein, dus wir nit vmb
ſeinet willen zuuerlaffen toillig vnnd bereit feind.
Das vierde, Zeitige, ſtaͤte und eruſtliche betrachtung onfers
teoſts vnnd ſeligkeit, fo vnns in Gotteswort fuͤrgetragen wird,
vnd vnſers abſchieds auß dieſem leben.
Das fuͤnffte, ein emfiges vnnd ſtaͤtes Gebet zu Gott vmb
gnabd feines heiligen Beiftes ; vnnd ein feliges ende.
. An diefe vnd dergieichen punten, foll das volck bey den
Begrebniſſen kuͤrtztich erinnert werden, durch erklaͤrung folder
275
ſpruͤch, vnd ort auß heiligee Schrift, die hierzu gehören, vnd
| die vermanung mit einem folchen Gebet befchloffen werben daß
auff die Leichpredig gerichtet fey , als wie dife form iſt.
Almechtiger, ewiger, barmhergiger Gott vnd Vater, wir
danden dir, daß du vnns nicht allein das leibliche zeitliche leben
haft gegeben, vnnd bißher erhalten, fonder auch daß Geiftliche
vnnd ewige leben in vns angefangen, nach dem du uns alfo
geliebet, daß du deinen eingebornen Sohn für vnns in tod ges
geben, auff daß wir alle, die wir in jn glauben, nicht verloren
würben, fonder das ewige leben hetten, vnnd vns zu der feligen
gemeinfchafft deines lieben Sohns Jeſu Chrifti, durch dein
wort vnnd heiligen Geift beruffen, auch uns bißher guediglid)
wider allen geroalt vnnd lift bes böfen feinds, darin erhalten,
vnnd vnſere bergen mit gewiſſem troft vnnd hoffnumg verfichert
haft, daß uns der zeitliche tod ein eingang in daß Himmliſch
ond ewig leben ſey. Wir bitten dich auch, gütiger Bott unhd
Vater, du woͤlleſt in uns beftätigen und vollenden, baf bu im
und angefangen haft, vergib uns alle unfere fünden, vnnd er=
löfe uns von dem ewigen todt, vmb deines Lieben Sohnes Jeſu
ChHrifti willen, vnnd tödte in vnns durch bie gnad deines heis
Itgen Geifts, je lenger je mehr onfere fünbliche art vnnd .nater,
biß du ons endtlich von aller fünd und träbfal entledigeſt, Gib
das wir mit feſtem glauben vnns teöften ber frölichen auffers
ſtehung vnfers fleifches zur ewigen hereligkeit, Stehe uns bey
onnd rette vns wider alle verſuchung vnd anläuff bes böfen
feindes, und die ſchwachheit unfers eigen fleifches, fonderlich
wenn wir auß biefem leben follen ſcheiden, Hitff daß wir deinem
WVaͤterlichen willen, in leben vnd in flerben, von hertzen gern
gehorfam fein, verleugnen uns ſelbs vnd alles mas vns in bifer
welt gelieben mag, vnnd fuchen was broben ift, da Chriftus iſt
fißende zu der rechten Gottes, Vnnd all vnſer luft und freub
haben, nit in wolluſt diſer weit, fonder inn ber betrachtung
beines worte vnnd willens, allzeit machen vnd betten, auff das
wie nicht in verfurhung fallen, fonber in rechter bereitfchafft ers
funden werden, mann bein gnebiger wille ift uns auß biefem
elenden Leben zufordern, auff das wir durch ein Seliges enb zu
dir in die ewige ruhe vnd ſeligkeit kommen, vnd vnerfchroden
erſcheinen für dem Richterſtul Jefu Chrifti deines Sohns,
Welches alles bitten wir dich, wolleſtu uns gnediglich verleihen,
durch denſelben vnſern Herrn Jeſum Chriſtum, welcher vns
alſo hat gelehret betten.
Vnſer Vater, ꝛc.
Wolleſt vnns auch geben ſtanhafftigkeit, vnd teglichs zune⸗
men in dem alten waren vngezweifelten Chriſtlichen glauben,
Auff das wie durch denſelben je lenger je mehr Chriſti und aller
feiner guͤter theilhafftig werden, von welchem glauben wir bes
kantnuß thun mit mund vnd hertzen, ſprechende.
Ach glaub in Bett, x.
ENDE.
35*
x
276 1564. OXX. Vfälsitche Kirchenrathsarbnuug-
1564.
CXX.
Churfürſtlicher Pfaltz KirchenNRaths Ordnung de Anno 1564.
Die folg., von dem Kurf. Kanzler Chriſtoph Ehem
verfaßte Verordnung geben wir deshalb vollflänbig , weil
fie das erſte Beifpiel der Einführung der Eonfiftorialver:
faffung in der reformirten Kirche iſt. (Vergl. über fie:
Sacobfon, Gefch. der Quellen bes ev. K.:R. der Prov.
Rheinland und Weftphalen, &. 683, Seifen, Geſch. der
Ref. zu Deidelberg, S. 107 ff.) Eine Ausg. mit Anm.
von Peter Scheid erfchien noch im 3. 17%.
* * *
Mir Friederich von Gottes Gnaden Pfaltz⸗Graf bey Rhein,
des Heiligen Roͤmiſchen Reichs Ertz⸗Truchſes und Churfuͤrſt,
Hertzog in Bayern ꝛc. ıc.
Bekennen hiemit offentlich; Nachdeme Wir Uns aus dem
ſeeligmachenden Wort Gottes erinnert, daß Unſer, wie einer
jeden Chriſtlichen Obrigkeit, fuͤrnehmſtes Amt und Befehl ſeye,
Unſere vertraute Unterthanen nicht allein mit Gericht und Recht
bey gutem, zuͤchtigem, friedlichem und ruhigem Leben und
Weeſen zu erhalten, zu ſchuͤtzen und zu ſchirmen, ſondern auch
dieſelbige mit getreuen gottesfoͤrchtigen und tauglichen Seel⸗
ſorgern, Kirchen und Schuldienern zu verſehen, und alſo bey⸗
des die aͤuſſerliche Zucht und Policey, auch den wahren reinen
anne Bf fo viel an Uns ift, zu pflangen und zu hand»
aben.
Damit nun ein jedes zu feiner gebührenden Ordnung und
ohne Verwirrung der Justizien und Kirchen⸗Regiements ver:
richtet werben möge, haben Wir mit zeitigem vorgehabten
‚Rath und guter Vorbetrachtung, für eine Nothburft angefehen,
und Uns entfchloffen, zu. Berrichtung der Kirchen und Schuhl-
fachen, auch was denfelbigen anhängig ift, einen beftändigen
Kirchen⸗Rath in Unferem Fürftenthbum der Pfalg: Graffchaft
bey Rhein zu verordnen, welcher folchem nothmendigen, nutz⸗
lichen und Chriſtlichen Werd auswarthen, und die tägliche fürs
fallende Gefchäft verrichten koͤnnte, alles wie hernach folget.
Mit was Perfonen Unſer Kirchen⸗Rath befeet werben foll.
Erſtlich damit alle Kirchen Sachen. mögen ordentlich und
beftänbiglic, gehandelt werden; So haben Wir Unfern Kirchen-
Rath mit feche Personen, dreyen Theologis und dreyen ge-
lehrten Politicis befegt, denen ein, Secretarius zugeorbnet und
ein Pedell, der auf fie wartet, zugeben werben foll.
Unter folchen Röthen fol Bein Unterfchieb ſeyn, dann als
lein, daß ein Politicus, dem Wir oder Unfere Nachkommen
folches jederzeit auferlegen und befehlen werden, bie Umfrag an
Unfer Statt foll haben, die Propositiones jederzeit im Rath
thun, vota colligiren, Beſcheid geben, mad mit gemeinem Rath
ertinnert, für gut angefehen, und befchlofien, mit famt dem
Secretario fertigen, und baran fepn, daß ſolches exequiret werde,
was Uns zu referiren ift, dafjelbig fuͤrderlich thun; da auch
etwas in Schriften zu verfaffen, Befelch⸗ und andere Sachen
ſchriftlich zu verfertigen, foldhe in gemeinem Rath abgehoͤrt,
und da fie Communi Consensu approbirt, ober fo es wichtig,
anderft nicht dann mit Unferem Vorwiſſen ausgehen laffen,
auch das gange Werck alfo dirigiren fol‘, daß die Kirch
chen gefürdert, und nit verzogen werben. '
Wo und zu was Zeit ber Kirchen⸗Rath gehalten werben foll.
Diefe ſechs Personen famt bem Secretario follen alle Wochen
ordinarie drey Tag, nehmlich Montag, Mittwoch und Frey⸗
tag, Vor⸗ und Nachmittag, zu Sommers Zeit, Morgens um
fieben, an Predigtagen um acht Uhren, Winters⸗Zeiten, More
gend um acht, Nachmittag um ein Uhren im Barfüffer-Clofter
in Unfer Stadt Hendelberg zufammen kommen, bie Kirchen⸗
Geſchaͤft dafelbft zu berathfchlagen und zu expediren. ’
Dieweil ſich aber oftermahls zuträgt, daß der Kirchen-Ge
fchäfte fo viel, daß fie auf die ordinari Taͤg nicht können ver
richtet werden, fo follen auch die übrige Zage in ber Wochen,
als Dienflag, Donnerflag und Sambſtag die Kicchens Räthe,
fonit auf ihre Predigen zu fludiren haben, von dem Politico,
fo die Direction hat (durch den Pedellen) zufammen beruffen
werben, daß fie die Gefchäft expediren, body hierin diefe Be
fheidenheit halten, daß die wichtigfte Gefchäft auf die ordinari
Taͤg, ba der gange Kirchen Rath beyſammen, verrichtet werben.
Da ſich aber begebe, daß unter folchen ſechs Raͤthen einer
mit Zod oder fonft abgienge, mögen Wir leiden, die übrigen
alfo bald auf andere fromme, gelehrte, gettesfördtige und er⸗
fahrne taugliche Personen daraus einer an des abgegangenen
Statt zu nehmen ſeyn mögte, gedencken, und Uns ober Unfe
ren Nachkommen biefelben anzeigen, wollen alsdann Wir oder
Unfere Nachkommen aus benfelben, ober fonft ein andere
taugliche Person an des abgegangenen Statt verordnen, auf
baß der Kirchen:Rath für und für gang hleibe, und das Kir
chen⸗Regiment erhalten werde. I .
Und dieweil zu Zeiten ſchwehre Huͤndel fuͤrfallen moͤgten,
fo einer wichtigen Berathſchlagung bedoͤrffen, und den ſechs
verordneten Raͤthen allein zu verrichten bedencklich, damit dann
in fo hochwichtigen Sachen wohlbedaͤchtlich und ernſtlich pro-
cedirt werde, ſo wollen Wir ihnen jederzeit, wann es die Noth⸗
durfft erfordert, einen oder mehr Unſerer Raͤthe zuordnen, wel⸗
che in fuͤrfallenden Sachen, oder da etliche aus den ſechs Raͤthen
abweeſend ſeyn, ihnen die Hand biethen, und ſolche Ding vers
richten helffen; In alle Weeg aber ſollen die alte Kirchen⸗
Raͤthe, ſo auſſerhalb dieſer ſechs Personen bey dieſen Hand⸗
lungen herkommen, aber ihrer obliegender Aembter und Ge⸗
ſchaͤfften halber, ſtetiger und taͤglicher Beywohnung des Kir⸗
chen⸗Raths erlaſſen, in allen wichtigen Haͤndeln erfordert, und
zur Berathſchlagung gezogen und gehoͤrt werden, wie ſie ſich
dann gegen Uns daſſelbige zu thun, auch fuͤr ſich ſelbſt, ſo viel
an der ihrer obliegen halb moͤglich auch unerfordert bey ihnen
zu erſcheinen, gutwillig erbotten.
1508. Cıx. Pfalziſche airchenrachsorduuug.
Von des Kirchen · Natho Gewalt.
Unſers Kirchen⸗Raths in Unſerem Churfuͤrſtenthumb der
unteren Pfaltz Befelch ſoll zweyerley ſeyn; Erſtlich die Mini-
ateria und Schuhlen mit guten tauglichen Personen, die rei⸗
ner Lehr und unſtraͤflichen Lebens ſeynd, zu beſtellen, und auf
derſelben Lehr und Leben acht zu haben, die untaugliche aber
in Lehr und Leben abzuſchaffen.
Zum andern, der Disciplin und Kirchen⸗Zucht halben noth⸗
wendigs Einſehens zu thun, immaſſen Wir uns kuͤnfftiglichen
eine ſonderbahre beſtaͤndige Form und Ordnung zu entſchließen,
und dieſelbig ins Werck zu richten bedacht ſeyn.
Bon Beſtellung ber Ministerien.
Erſtlich fol in einem jeden Ambt und fo viel moͤglich defs
ſelben Haupta Statt ein Superintendent, welcher auf der Kits
chen⸗Diener Lehr und Wandel fleißigs und täglichE Aufſehens
Haben könne, wie die befteller werden hinfuͤhro, mo einer ab:
gienge, doch mit Unferem Vorwiſſen wieberbeftellet werben, aud)
wo manns an Leuthen haben kann, ımd die Aembter groß
fepnd, etwa ein paar in ein Ambt beftellen, und jebem feine ge⸗
wife loca assigniren, die er zu verfehen, die follen fürnehme,
gelehrte und erfahrne, ziemlich betagte und anfehnliche Leuth
feyn, und nit eher zu Superintendenten angenohmen werden,
fie feyen dann fehr wohl bekannt und probirt, denen foll ein
Enstruction neben ihrer Beftallung, wie die fonberlid) begriffen,
and diefem Befelch auch anhängig ift, zugeftellet werden, deren
fie ſich gemäß verhalten follen; Im Fall nun ein Superinten-
«dent abgieng, unb ein ander beflellet wuͤrde, foll ber durch Un⸗
ſere Kirchen⸗Raͤthe einen, welchem ſolches einhelliglicy auferlegt
wourd, den Ambtleuthen und Kirchenbienern Im Ambt praesen-
tirt, und an Unfer Statt befohlen werben.
Es foll auch Unfer Kirchen⸗Rath gut Auffehens haben,
dag an jedem Orth die Zahl der Kirchen und Schuhlbiener, fo
jego ift, hinfuͤr behalten, und nicht gemindert werde. Da ſichs
dann zutrüge, baß ein Kicchens Diener, es feye ein Pfarrer,
Diacon, Subdiacon, Schuhlmeifter oder Collaborator mit
Tod oder fonft abgienge, ober untauglich der Lehr, ober aͤrger⸗
lich des Leben halben wäre, alfo da er nicht zu gebulten, fon-
Dern abgefchafft werben müfte, fo foll Unſer Kirchen⸗Rath
alſobald ohnverzüglich, die Orth, fo vacıren, in Ministeriis
wnd Schuhlen wieder beftellen. Wo ſich aber ein Collator ſei⸗
2266 juris Collationis, das er unzweiffelich und rechtmäßig her⸗
bracht hätte, gebrauchen mollte, dem follte ein Eintrag beſche⸗
ben, doch dergeftalt, daß der, dem das vacirende Orth confir-
mirt werden wollte, Unferm Kirchen Rath zum Examen ges
ſchickt werde, im Fall er tauglich, auch in Lehr und Leben recht⸗
fhaffen, annehmlich, und das vacırende Orth genugfam zu
verfehen, befunden, von Unfern Kirchen-Räthen confrmirt und
angenohmen werde; Im Fall aber einer fein Jus nit gebraus
chen wollte, oder zu gebrauchen nicht hergebracht hätte, oder
ein untaugliche Person praesentirte; Alsdann fol Unfer Kir⸗
chen⸗Rath ein taugliche Person an des abgegangenen ober uns
tauglichen Kirchen oder Schuhls Dienerd Statt verorbnen, un
gehindert, daß ein ander Jus Collationis hat.
Es follen aber Unfere Kirchen Räthe, damit fie der Kirchen
und Schuhl Diener Wandels und Lehr gewiß feyen, keinen
Kirchen ober Schuhl Diener annehmen, deſſen Leben und Hals
277
tens halb ihnen nit gute Zeugnus fuͤrgebracht werben, auf wel⸗
che fis gute Achtung haben follen, daß fie wahrhaft und ges
recht feyen, auf daß nit leichtfertige, verlauffene, die umb ihres
Bauchs willen umbfchweiffen, oder fonft umb Mißhandlung wil⸗
len vertriebene Leuth, oder auch unverftändlicher Sprache feynd,
dadurch Die Unterthbanen wenig Erbauens und Lehr zu gewar⸗
ten, zu folchen Aembtern gebraucht werben. \
Wo dann Wandels, Lebens und Alters halb Fein Mangel
erfcheinet, alsdann follen fie zum Examen fürfchreiten, und
denfelben ordenlich durch die fürnehmfte nothwendigſte Capita
der Chriftlichen Religion, nad; Gelegenheit und Nothdurft
eines jeden Examinandi, fonderlich aber von den ſchwebenden
Srrthumben befragen und examiniren.
Nach dem Examen, mo der Examinatus wohl geantwortet,
ſoll ihme auch eine Prob⸗Predig zu thun auferlegt werben,
daraus Unfere Kirchen: Räthe zu fehen und abzunehmen, wie
er aus der Schrift das gemeine Vold lehren, zur Beſſerung
vermahnen, und tröften koͤnne, und aus allen Umbſtaͤnden, ders
gleichen dem Ausſprechen, und verftändlicher teutfcher Sprach
und Action beffer urtheilen mögen, welches Orth ihme zu bes
fehlen: fo follen auch die Mängel, fo an ihme befunden, ihme
freundlich unterfagt, und er, die zu verbefleren vermahnet
werben.
Es foll auch dem, fo zum Kirchen oder Schuhlbienft an⸗
zunehmen, Unfer Catechismus und Kirchen⸗Ordnung fürgelegt,
und von ihme, nachdem er fie geleßen, begehrt werben, ob er
bie approbire , oder was er darin zu ftraffen, und im $all er
diefelbe approbiret,, ihme ernftlich befohlen werben, den Cate-
chismum oder defjelben kurtze Summa und Innhalt den Jun⸗
gen und Alten fleißig einzubinden, und in Ceremonien Unfer
Kirchen-Drdnung gemäß fich verhalten, und darwieder nichts,
auch Leine Neuerung weder in Lehr noch Ceremoniis fürzu-
nehmen.
Und fol keinem Neuling, der zuvor im Ministerio nit ge
wefen, leichtli eine Pfarr befohlen werden, e8 waͤre dann
Sad, daß einer fo geſchickt, alt und erfahren, daß aus den
Umbftänden und feinem Weeſſen erfcheine, daß er ein Pfarre
verfehen koͤnnte, ſo mag mann ihme wohl eine Pfarr vertrauen,
fonft aber nit leichtlicy, fondern fol zuvor zu einem Diacono
gebraucht, und nad) etlicher Zeit, mann mann ihme eine Pfarr
befehlen wollte, wieder examinirt werben, auf daß mann dar⸗
aus judiciren möge, ob er in der Kehr zugenohmen, und zur
Translation genugfam feye.
Wie bie Kirchen: Diener, ehe und bevor fie anf Pfarren ober Dia»
conaten praesentirt, ermahnet und adhertiret werben follen.
Damit nun obgebachte Puncten den angehenden Kirchens
Dienern deſto baß eingebildet und behalten werben mögen, fol
len Unfere KicchensfRäthe die KirchensDiener (bevorab, mo fie
zuvor nie im Ministerio geweßm) auf das fleißigſt ihres tra⸗
genden und befohlenen Ambts, dedgleichen ihrer Lehr, Wan⸗
dels und Lebens ernſtlich vermahnen, daß fie Anfangs mit
hoͤchſtem Fleiß bedencken, und zu Bergen fallen, zu was hoch⸗
wichtigen ernfllichem und forgfältigen Ambt fie beruffen,, was
*— Mühe, Sorg Fleiß und Arbeith der Kirchen⸗Regiment
ordere.
Zum anderen, daß fie ihren beſten möglichen Fleiß fuͤrwen⸗
378
den, damit die Chriſtliche Kirchen mit rechtſchaffener, geſunder
goͤttſicher prophetifcher und apostolifiher Lehr, und nit mıkt
Menfchen: Träumen und Satzungen unterrichtet und gelehret
Zum dritten, baß fie tm Auslegung der H. göttlichen
Schrifft nit unnöthige, unordentliche, auch zur Chriftlichen Er-
bauung und Befferung undienftliche Materias finnehmen, fon»
dern daß ein jeber aus Bibliſcher Schrifft dasjenige, mas feiner
befohlenen Kirchen gemäß, gut und zur Seeligkeit nug und
nothwendig ift, erwaͤhle, fürtrage, auslege, daraus lehre, er⸗
mahne, tröfte und ſtraffe.
Und thue ſolches alles mit rechtem, eifferigem Geift, Ernſt
und Treu, auch alßo, daß hierin feine fleifehliche Affect, An⸗
ßechtung, Rachgierigkeit, Luft und Liebe zu zancken und hadern
nit gefpühret, alle ungebührliche, leichtfertige, unzuͤchtige, ſchalck⸗
Haffte ſchmutz⸗ ſchelt⸗ und Spigmworten, dadurch einfaͤltige ſchwa⸗
che Leuth nit allein unwillig gemacht, und von der Lehr des H.
Evangelii abgeſchreckt, ſondern auch die Wahrheit ſelbſt ver⸗
daͤchtig und verhaßet gemacht wuͤrdet, vermeiden.
Welches doch nit alßo zu verſtehen, alß ob hierumb die
Mißbraͤuch, Abgoͤtterey, Aberglaub, falſche Lehr, Suͤnd und
Laſter nit ſollen tapfer und ernſtlich, je nach Geſtalt und Ge⸗
legenheit derſelbigen mit rauhen, jedoch der H. goͤttlichen Schrifft
gemaͤßen Worten, angetaſt and geſcholten werden; dann wel⸗
cher wolt denjenigen fuͤr einen getreuen Prediger der Wahr⸗
beit heiten, der aller falſchen Religion Schand und Laſtern
verfchomete, bieffelbig nit angrieff, ja vielmehr decken, und der
Suͤnd zu fehmeichlen und zu zärtelen gebächte; ſondern es foll
hierfn ein Maaß gehalten werben, daß alle Straff, Unterwei⸗
Fung und Lehr, mit tapferem Ernſt, und der Wahrheit goͤtt⸗
Hiched Wort amd H. Scheifft wit mit laͤcherlichem Geſpey,
Sehmuͤtzen, Schtmpffiren, Spotten, Schmaͤhen, unbeguhnd-
tem fchrifftloßen Hadern und Palgen fürgenohmen, und in
Summa alles zu der Ehe Gottes und Aufferbusung unſers
Naͤchſten befchehe, bamit viel Menfhen Bott and der Gerech⸗
tigkeit gewonnen werben mögen. Weber das, fo follen auch bie
ordinanten von Unßern Kirchen-Räthen fleißig errinnert werden,
daß fie-auff der Cangel Unfere Unterthanen, und alle andere
Buhörer ernftlich und treulich ermahnen, daß fie ihre Kinder
und Hauß Sefind, fo offe mann das Wort Gottes prebigt, be⸗
vorab an den Sonn: und anderen Feyertaͤgen, fi) zu der Ver:
famlung chriſtlicher Kiechen verfügen, dafelbft mit gebührender
Reverenz und Zucht zuhören, und die Sacramenten em⸗
pfangen.
MWeither dag auch Unßere Mandaten, fo Wir jederzeit
wieder den Unflelß und Hinlußigkeit In Befuchung der Kir⸗
chen, auch wieder andere Lafter, und Abgöetenen, Unzucht,
Ttunckenheit ıc. ausgehen und publicien laßen, von Ihnen
ben Kirchen⸗Dienern, vielfältig auff der Cantzel angezogm wer⸗
den, danke das Vorl zu Zucht, Frieden und Gehorfam deſto
mehr ermähnet und geteigt, und von den Raftern nicht allein
durch Forcht, fordern vielmehr der Liebe Gottes halben, abge
zogen und gehalten werden. Alßo ſollen auch weither bie Kle⸗
hen = Diener zu aubfiger und chriſtlicher Adkteinistration der
H. Sacramenten , Heimfuchung der Armen, Schwathen und
Keanden, fie werben gleich erfordert oder nicht, auch zu andern
gebuͤhrenden Kirchen⸗ Dieniten, vermoͤg ihrer deswegen auffge⸗
—** xx. PAlziſche KRircheurachtorduaug.
richteten Beſtallung, deren Innhalts hernach folget, adhortiret
werden.
Zum letzten ſoll ihnen ernſtlich aufferlegt und eingebunden
werden, daß ſie fuͤr und fuͤr in der H. goͤttlichen Schrifft alt
und neuen Testaments fleißig leßen, ſtudiren, und dieſſelbige
ihnen gemein machen, und nit ihre Predigen allein aus der ges
woͤhnlichen Postillen, bie Bibel hindangeſetzt, nehmen, wie
dann faſt bey vielen Kirchen» Dienern ber böge Mißbrauch zur
großem Nachtheil und Verſtuͤmbnuß der Kirchen, eingeriffen,
daß fie die gange Wochen mäßig gehen, oder andern Gelchäffe
ten auswarten, und wann fie peedigen follen, allererſt ein Po-
still herzucken, diefelbig überlauffen, und was fie daraus ges
faffet, dem Volck ohne einigen Eiffer, Andacht und Unterfchied
fürtragen, dadurch dann befto weniger die Herken zu Anhörung
und Faßung göttliche Worts angezündet, gereist, und dewegt
werden.
Und dieweil auch dam Ambt und Vocation des Kitchens
Dieners gebühret, daB er ber Kirchen nicht allein mit reiner,
gefunder göttlicher Lehr, fondern auch mit gutem Exempel und
Vorblid diene und vorgehe, au die Lohr mit feinem Leben
ziere, und der H. Apoftel Paulus gebisth, daß ein Biſchoff
oder Pfarrer fell unſtraͤfflich ſeyn, ein züchtig, fromm Haußge⸗
find haben, und einen zächtigen unſtraͤflithen Wandel füheen,
fo erfordert nochmahls die Nothdurfft, daß ale Kirchen Diener
deſſen fleißig errinnert und ermahnt werden, daß fie nit ufiem
ihr, ſondern auch ihrer Weib, Kinder und Haußgefind Wan⸗
bel, Weeßen und Leben, durch Gottes Gmab alßo gottfeelig,
nüchtern und Beufch anrichten, dag net Allein ihre Gefchäfften
und Hambdthierung fondern auch ihre Rede, Wandel, Kleidung,
Sitten, Gebehrden an andern eine Rehr, Tugend und Spiegel fey.
Und deromegen aller leichtfertigen Ueppigfeit mit Worten,
Thaten, und Werden, aller degerlichen Untugenden und Laſtern
und bevorab der Unzucht und Sülleren and offenen Wirchs⸗
häuffer und Gefeltfchafften zc. welche nit zu Ehren dienen, des⸗
gleichen des Haben, Zancken und Palgen müßig gehe, baut
die chriſtliche Gemeind dadurch nit geaͤrgert, wiederumb mit
ſtraͤfflichem Leben und Laſter, abgeriſſen und zerſtoͤret werde.
Soll derohalben der Kirchen⸗Diener auffs fleißigſts Ppi
stolas Pauli ad Thimoteum und Titam offt leßen und repe-
tiren, auff daß er daraus lerne, und ihme ſtets vor Augen
fielle and einbilde, wie er fich beyde in Lehr und Leben Hafsen,
wie auch fein eigen Haußgefind fein umd von ihme gebegieet
werden fol.
Ferners, dieweil dießem Ambt, der Seelſorg recht für zu
feyn, und jeden Gemeinden Chriſti in dem nutzlich zu dienen,
erfordert, daß die, fo zu dießem Dienſt beruffen fennd, fi aller
weltlichen Geſchaͤfften gämglich entfchlagen und der H. Schrifft
und Gebett mit hoͤchſtem Fleiß obliegen. So follen auch fie die
Eirchen⸗Diener demahnet, und won ihnen erfordert werden, aus
dem Befehl des Aumaͤchtigen zum ernſtlichſten, daß fie fich
vntnahl aller weltlichen, beverab gerichtlichen Geſchaͤfften and
Händen, gaͤntzlich entziehen, und entfchlagen, wie das mit den
göttlichen Geſaͤt auch alte Canones auffs ernſtlichſte etforde⸗
ven, darzu ſie dann auch mit Verſehung Lekbs Nothdurfft trews
nich befuͤrdert ſollen werden, auff daß Fr fi mit allam Ernſt
umb bie goͤttlicht Schrifft aninehmen, In Deren fie getreue emb⸗
fige Uebung Haben Tagumd Macht, alß die da unterweißet zur
1508. GEX. PAlzuche Aiechenratktordunng.
Seeligkeit durch den Glauben am Chriſtum Jeſum; begleichen
auch dem glaubigen Gebett, durch das fie allein werben rechten
Verſtand der Schrift, Krafft und Vermoͤgen, ihran Ambt
wohl und zu Beflerung ber glaubigen Gemeinde auszumwarten,
vom Heren erlangen. in Summa Unfere Kirchen Raͤthe follen
ale Kicchen« Diener dahin mit ernſtem Fleiß ermahnen, und er⸗
rinneren; Da etwas an der Kirchen durch ihre Faulheit, Fahr⸗
lbaͤhßigkeit, Verſaumnuß, Verkehrung und Xergernuß verfaumet
oder gehindert werbe, fo wol Unßer Herr und Gott der himm⸗
Uſche Vatter ihr Blut aus ber Kirchen Diener Haͤnden erfordern.
Demnad) foll dem examimirten dad Orth, dahin er foll ges
ſchickt, desgleichen die Gelegenheit deffelbigen, Item die Com-
pedenz (davon Unßere Kirchen Näthe einen lauteren und ges
wißen Auszug bey fich haben follen) angezeigt, auch die Beftals
lung, fo zu Ende dießem Unßerm Befelch angehenckt, fürgelegt,
ihme darauff bedacht gelaßen, und alfhann, fo er die berwilliget,
angeloben und ſchwoͤhren laßen, altem und jedem, fo darin bes
griffen, getreulich nachzukommen, und fell feinem, der ſich ſol⸗
ches verweigert zu thun, einiger Kicchen oder Schuhl : Dienft
Befohlen werden.
Nach ſolchem foll der Examinatus, oder ber, fo zu Trans-
feriren ift, den Ambtleuthen und Superintendenten des Orths,
dahin der neue Kirchen ober Schuhldiener verordnet werden
ſoll, ſchrifftlichen angezeigt, und durch die Ambtleuthe, Unßeren
Unterthanen, Schuicheißen, Burgermeifter,, und Gericht befohs
Lan, und diefelbe ermahnet werden, ihne für allem Gewalt und
Muthwillen zu befhüsgen, und ihme das Seinig getreulichen
Folgen zu laßen.
Es foll auch durch den Superintendenten folcher neuer
Mfarrer ober Diacon der Gemeinhe jedes Orths befohlen wer⸗
ben, fleißig feine Lehr anzunehmen, deeſelben zu geleben, auch
zu Fried und Einigkeit und Ehrerbiethung alß zu ihrem geiſt⸗
Uchen Watter mit Anruffung Gottes des Deren ermahnet wer⸗
ben, daß er feinen Beruff beſtaͤtrtigen, in ihme feinen H. Geiſt
Dermehren, und Gnad verlenhen wolle, der Kirchen. Chriſti mit
Frucht und Nug vorzufleben, der Zuhoͤrer Herzen auch zu
ihhme zu neigen, auff daß er viele Lech dem H. Chriſto gewin⸗
men, und ohne Aergernuß in dee chriſtlichen Gemeinde wandien
möge, wie dann ein jeder Superintendent ber Gelegenheit und
feinem Befelch nad) wohl wird zu verrichten wiſſen.
Wann folches alles gefchehen , fo foll dem Pfarrer das
Pfarr⸗Hauß und die Pfarr⸗Guͤther, auch Die Bücher, und mag
dahin gehörig, mit Kundſchafft des Schuitheißen, Etlicher bes
Berichts und ber Juraten (die dabey ſeyn, audy alle Mängel
uud Gebrechen in ein befonder Kirchen-Buch orbentlich ver
zeichnen laßen follen) eingeantwortet und vermahnet werden,
daſſelbe alfo im Bau und Werfen zu erhalten-und durch feine
Schuld und Fahrlaͤßigkeit nit laßen in Abgang kommen , wie
feine Beſtallung ausweißet.
Bon den Translationibug ber Kirchen und GSchubl» Diener.
Nachdem aber etivan ber Kirchen⸗Nothdurfft, aus wichti⸗
. gen Urfachen, auch etwann ber Kirdyens Diener Person, je,
nachdem biefjelbe qualificirt, erbeifchen, daß Translationes
aus einer Kirchen in die anbere fürgenohmen werden muͤßen,
fo wollen mir bieffelfe Unſerm Kirchen» Bach zu thun,
nach Gelegenheit und Nutz der Kiechen befohlen und vorbehal⸗
379
ten haben, da aber ein Kirchen Diener felbft Translationem
begehrte, fall derfelbige in ſeinem Begehren gehöret, und Die
Urfachen erwogen werden, befinde fich dann, daß ſolche allein
umb befferes Einkommens der Pfarren willen gefchehe, fo doch
entweder das Einkommen an felbem Orth für deffen Person .
genugfam , oder der Sachen fonft durch einen Weeg, alß mit
Richtigmachung eines ungangbahren Stipendii, oder eines ges
bührlichen Addition zu heiffen wäre, und ber Kicchens Diener
fonft an felbem Orth nutzlich, fleiſſig und tauglich, auch wuͤr⸗
dig dem geholfen werde, fo foll keines Weegs allein von befies
ver Pfrund wegen die Translation fürgenohmen, fonbern der
Sachen in andere jetzt erzehlte Weeg, zur Richtigkeit. oder
Befferung durch Unfere Kirchen-Räthe ordentlicher Weiß ges
holffen werden. Daneben, da die Kirchen⸗Diener den Kirchen
Raͤthen anzeigen würden, daß ihre Stipendia gefürgt, etwas
davon verlohten, abgezogen, verkauft, und vertaufcht würde,
oder hinweg Time, ober ha fulches Unferen Kirchen » Räthen
fonften zuwißfen gemacht würde, fa follen fie foldies an Und
und Unfere Ober-Räthe gelangen laßen, wollen Win ihnen ges
buͤhrliche Handhabung azeigen, daß dieſſelbe gang bleiben, auff
daß die-Ministeria mögen erhalten werben.
Bon Straf der Kirchen und Schuhl : Diener.
Dieweil aber die Kicchen und Schuhl⸗Diener gleich ſowohl
alß andere, ſchwache und gebrechliche Menfchen ſeynd, auch im
Kirchen⸗ Regiment eben fo wenig, alß im Politifchen möglich
iſt, daſſelbe ohne Straff zu erhalten, fa iſt Unßer ernſtlicher
Befelch, daß Unßere Kicchen-Räthe fleifiges Aufmerden haben,
daß durch die Kirchen und Schuhl= Diener kein Aergernuß in
der Kirchen Chriſti, Wandel und Lebens fowohl alß deu Sehr
halb entſtehez damit aber Unfere Rieden Räthe wiſſen moͤ⸗
gen, wie in flraffen der Laftern, wo fich die hey Kirchen und
Schuhl⸗Diener zutrügen, zu procediren, fo fol nachfolgender
Unterſchied gehalten werben, dann entweder iſt das Laſter alßo
befchaffen, daß es auch durch politifhe Geſatz und Obrigkeit
foll geſtrafft werden, ober es ift alßo befchaffen, daß es durch
Bermahnung und Errinnerung kann verbeſſert werden.
So viel erſtlich nun grobe und unleidliche Laſter De
langet, alß da iſt falfche Gottes Läfterliche Lehr, Anſtiff⸗
tung einer Trennung und Seiten in deu Kirchen, offentliche
Gottes Laͤſterung, Simonia pratiquen, und heimliche Ans
flifftung einen andern zu verdringen, und fid au feine Statt
einzudringen, Verlaßung . feiner Kirchen ohne gebühelichen
Erlaub, Eindringung ohne ordentlihen Beruff, falſch Meins
end, Hurerey, Diebftahl, Völlerey, Schlaͤgerey, die and)
politifchee Weiß ſtraͤfflich, Wucher, Spiel durch die echte
verbotten, oder bie zu Aergernuß dienen, Zaugen und unge
buͤhrlicher Uebigkeit, die Lafter fo auch politifcher Weiß Berau«
bung der Ehren auff fi tragen, und andere, fo merth ſeynd,
daß einer von ber Kirchen abgefchafft werde. Wo ſolcher Laſter
eins an einem Kicchen oder Sichuhls Diener notori und offen⸗
babe, oder deren fonft glaubwürdig beſchuldigt wäre, fo ſollen
Unßere Kirchen= Räthe folches an Uns und Unfern Ober⸗Rath
gelangen laffen, bamit Wir nad) Orbnung der Rechten und
Unferer Policey und anderen Ordnungen, erſtlich bie Sach
gruͤndlich erkundigen, und darnach vermoͤg berfelben gegen ihne
prooedäcen, auch dießertwegen Unßeren Ambt⸗keuthen gebuͤhr⸗
280 1564. CXX. fätzifche Kirchenrachſsordnang.
lichen Befelch zukommen laſſen mögen, dann Wir keines Weegs
bedacht, zu der Kirchen⸗Diener groben Laſter, bie vermoͤg der
Rechten Leibe oder andere hohe Steaffen erforderen, zuzufehen,
ober dieffelbe unterzudrucken, fondern vielmehr bdieffelbe mit
allem Ernſt vermög göttlihem Befelchs zu exequiren, in An-
ſehung, daß das gemeine Volck auch mit ſolchen bößen Exem-
plen der Kirchen und SchuhlsDiener, fo andere darumb ftraf-
fen follen, vielmehr, alß durch fchlechter Leuthe Verbrechen ge:
ärgert und verlegt werben; Und follen alßdann aud) über fol-
he Straffen von Unßeren Kicchen-Räthen ihres Kirchen⸗
Dienfts entfegt werden.
Was aber darnach andere Faͤll und Mängel ſeynd, al
nehmlich feltfamer Weiß die Schrift zu handlen, welches die
Gemeind drgern mögte, feltfame Fragen im Predigen auff die
Bahn zu bringen, einige Lehr zu üben, die in Kirchen nit ges
braͤuchlich, Nachlägigkeit im Studiren, fonderlic, bie H. Schrift
zu leßen, Nachlaͤßigkeit in Straff der Laſter, welche einer Deus
cheley ähnlich iſt, Nachlaͤßigkeit in Verrichtung aller deren
Dingen, zu feinem Ambt gehörig, Keichtfertigkeit in Gebehrden,
Morten und Kleidungen, Gewohnheit zu Lügen, Affter-Reben,
Ehrenletzliche Reden, Vermeſſenheit, hinterliſtige Fuͤnd und
Duͤcke, Geitz, unziemlicher Zorn, Gezaͤnck ıc. Im dießen und
dergleichen Laſtern, ſoll Unßer Kirchen⸗Rath die Kirchen Die⸗
ner, ſo ihnen durch Unßere Superintendenten, oder andere des⸗
halb glaubwuͤrdig angezeigt und beſchuldigt werden, zum fleißig⸗
fien und ernſtlichſten etlihmahl nach Gelegenheit des Laſters
und des Verbrechers Beſſerung vermahnen, von folchem abzu⸗
fiehen; Im Fall aber die Verbrecher über fo fleißige Verwar⸗
nung nit davon abftehen, fondern ſich muthwillig erzeigen, oder
in den Laftern fortfahren wuͤrden, alßdann follen Unßere Kite
chen-Räthe dieſſelbe abfchaffen, und anderer zum Exempel nicht
länger gebulten. '
Waͤre aber Sach, daß ein Kirchen-Diener eines groben La⸗
fter& bezüchtiget würde, welches zu Aergernuß der Kirchen ge
langte, deffen er aber nit genugfam, wie recht überwießen wer⸗
den koͤnte, und doch folche Umbfländ und Vermuthung vorhan-
den, welche die Sach glaubwürbig machten, fo fol ſolcher durch
Unßere Kirchen Näthe eine zeitlang feines Ambts suspendirt,
biß die Sache möge erläutert werben.
Damit aber den Superintendenten und Unßerm Kirchen»
Rath die Lafter zu erfahren und zu verbeſſern möglich ſeye, fo
foll es mit den inspectionibus und visitationibus in welchen
die Mängel gemeiniglich beffer und gründlicher dann fonft koͤn⸗
nen erkundigt und denſelben abgeholffen, nad) folgender Ge:
ſtalt gehalten werden.
Erfitich, fo foll jederzeit, wo fi) etwas unrichtige® und dr=
gerliches in einer Kirchen zuträgt, und foldhes an Ungere Kir⸗
chen-Räthe gelangte, es feye Lehr oder Leben der Kirchen oder
Schuhl⸗Diener belangend , alßbald umb Bericht vom Super-
intendenten, auch fonft begehrt, und alßdann nad, Geftalt der
Sachen der Kirchen: Diener hieher zum Kicchens Rath erfor
dert, oder da es bie Wichtigkeit des Handels erheifchen thäte,
einer aus Unßern politifchen Kirchen »Räthen (welches fie ſich
untereinander vergleichen follen) oder wo Noth, aud) ein Eccdle-
siasticus an daffelbige Orth fich verfügen, und durch Inspection
die fürfallende Mängel verbeſſern, fo jollen auch die Superin-
tendenten gleichfalß täglich, fo offt es Noth, Inspectiones der
Kichen fürnshmen, bie Mängel Unßerer Kichen= Ordnung
gemäß, verbeffern, oder was fie nit verrichten koͤnnen, an Uns
Bere Kirchen⸗Raͤthe gelangen laßen, lauth ihrer Instruction.
Bon Synedis,
Zum andern, fo fol alle Jahr in jedem Ambt in der
Haubtſtatt defjelben Ambts, oder fonften an gelegenem Orth,
in Mense Mujo ein Synodus gehalten werden, dazu ſollen
zween aus Unßern Kicchen=Räthen, und wen Wir fonft dazız
verordnen mögten, fambt einem Schreiber, ein Ecclesiasticus
und Politicus deputirt, und bem Superintendenten zuvor ges
fchrieben werden, daß er die Kirchen und Schuhl= Diener vers
mahne, alle der Kicchen, Schuhlen, und ihre eigene ſchwebende
Mängel und Gebrechen, fambt ihrem Gutbebündeni, wie diefs
felbige zu verbeſſeren, fchrifftlich auff nadyfolgende Puncten zu
verfaffen; Das wollen Wir aud an die Ambtleuthe beffelben
Ambts gelangen, unb ihnen anzeigen laßen, am felben Orth,
da fie wollen, zu erfcheinen, und was ihnen für Fehl und
Mängel in Kirchen und Schuhlen bemuft iſt, fambt ihrem
Gutbebünden, tie folche zu corrigiren, auch in Schrifften
verfaßt übergeben; Wo das verrichtet, follen die Ambtleuth
nicht länger auffgehalten werben, fondern Unßere Kirchen⸗Raͤthe
in dem Synodo und Übriger Verrichtung fortfchreiten.
Und dieweil audy etliche Aembter groß, und nit rathfam iſt,
daß alle KicchensDiener auff einmahl zufammen beruffen, und
von ihren Kirchen erfordert werben, follen in foldhen Aemb⸗
tern die Synodi getheilt, und die Kirchen und Schuhl «Diener
zu unterfchiedlihen Zeiten und Dertheren zufammen beruffen
werden. ot
In dießen Synodis follen nachgefchriebene Pancten furs
nehmlich gehandelt und erkundigt werben, erftlich von Lehe
und Ceremonien in Kirch und Schuhfen, Item vom Leben and
Haltung der Kirchen und Schuhl⸗Diener, tie es mit den
Almoßen, Competenzen, Kirchen und Schuhls Gebäuen bes
ſchaffen. |
So viel die Lehr belangt, foll nach dem chriftlichen Gebett,
welches billig in allen Berathfchlagungen das erfte feyn, und
nad) einer chrifllichen Vermahnung, fo von einem aus Unferen
Kirhen:Räthen gefchehen foll, mit denen, bie vom Superinten-
denten und anderen für fahrlaͤßig ſeynd dargeben worden‘, von
der Lehr Summarie gehandelt werben, und je, nachdem fie bes
funden, ‚für den anderen geftrafft, oder da die Rachläßigkeit
und Unfleiß jo groß, für Unßern Kirchen⸗Rath befchieben wers
den. Da uber einer ein Zweiffel in einigen Puncten der Lehr
oder Unßerer Kirchen:Drdnung , oder etwas zu Beflerung im
Bau der Kirchen fürzutragen hätte, der fol Freundlich , ſolches
anzuzeigen , ermahnet, freundlich gehört, und mit ihm davon
conferirt werden. ’
Darnach fo fol zu Erkundigung eines jeben Lebens und
Wandels, auch der übrigen Puncten, fo im Synodo zu vers
richten, bie Kirchen= Diener alle fambt abtretten, und der Sa-
perintendent gehört werden, weicher aus einem Memorial-Zet>
tel, darauff er fich zuvor bedacht, von eines jeden Kitchen-Dies
ners Lehr, Leben und Wandel Bericht thun fo, ob einer mit
feltfamen Opinionibus befledt,, 0b er den Catechismum bey
jung und alt teeibe, ob er die Kirchen Drbnung durchaus halte,
und derfelben nachkomme, wie die Ambt und Befelchs⸗Leuth
asaa. CXx. Pfalziſche Airchenratheordemut ·
(welches ad parteim und in Ihrem Abweeßen zu erkundigen) am
jedem Drth den Bau der Kirchen befoͤrderen, oder hindern, ders
gleichen wie fich die Unterthanen in die Lehr ſchicken, und wie
fie derfeiben nachleben.
Wann foldyes mit dem Superintendenten verrichtet, fol
jeber Kirchen- Diener von feinen Maͤnglen in ber Kirchen in
Beyſeyn des Superintendenten befragt werben, ob noch Idolas,
Gemaͤhl, Cracfix, ober anderft zur Abgötterey dienfläc, in
feiner Kirchen, oder fonft in anderm Orthen feyen, ob auf)
papistifche,, heydniſche und abgöttifche Mißbraͤuche md böße
Gewohnheiten noch bey ihnen im Schwang gehen, ob und wie
fich die Unterthanen im bie Lehr ſchicken, oder wie obſtehet, ob ;
ihnen von Schzitheißen und andern Befehls: Leuthen Wieder
fand und Wiederdruß gefchehe, ob au Unfern audgegange
nen Policey - Ordnungen md andern Mandaten fowohl von
Ambt« Leuthen alß den Unterthamen gehorfamblich gefebet und
nachgefegt werde, wie ſich feine genachbahrte Pfarrer, Kirchen
und Schuhl> Diener halten, ob fie mit Ihren Pfarr s Kindern,
Weib und Kind, Item mit ihnen umd andern friedlich und
wohl Reben, ob fie mit Laſtern, fo an einem Kirchen » Diemei
nit zu gebulten, alß Vollfauffen, Hurerey und Ehebruch ıc. bes
hafftet, ob amd wie die Allmoßen geſamlet, und amsgetheift
werben, Item wie ihre Haͤußer gebauet, und rote ihnen ihre Com⸗
petenz gereithet werben, oder was fie für Maͤngel haben; Das '
altes follein jeder Kichen-Diener in Speciein en MemorialsBettel
verzeichnet haben, und denfelben Unßern Kirchen Räthen umb
Beförderung der Sachen willen zuftelln , welche Verzeichnuße
Unßere Kirchen⸗Raͤthe, fo zum Synodo verordnet, verteßen, und
eswwegen, auch was zu verbeflern und in ihrer Macht ſtehet, dafs
felbig bey bem Superintendenten, Kirchen und Schuhl: Die
nern alßbald corrigiven, die Mängel, einem jeden abgefondert,
oder für den andern, welches am erbanlichften angefehen wuͤr⸗
de, zu unterfagen, zu vermahnen, zu verwarhen , und zu ſtraf⸗
fen; Das übrig aber, fo in ihrer Macht zu verrichten nit.
ſtehet, follen gemelte Kirchen Näthe, zum Synodo berorbnet,
in ihrer Relation an Uns und Unßere Ober⸗Raͤthe, desgleichen
an den gangen Kirchen⸗Rath, zur Zeit Ihrer Wiederkunfft,
bringen, da foll nach Geſtalt und Gelegenheit ber Sachen von
Uns und Unßern ObenMäthen, und dem gangen Kirchen-Rath
gehandelt, und alle Puncten alfbald darauff exequiret werden.
Was über folhen Synodum gehen wird, wollen Wir Ver⸗
ordnung thun, daß ſolches von den Ruralibus, da man es ers
langen mag, oder fonft von Kirchen-Befällen bezahlet werbe.
Zum dritten, fo follen auch, fo offt es die Nothdurfft erfor
deren thut, alle Unßere Superintendenten zufammen, gen Hey⸗
delberg gu Unßerm Kirchen-Rath beruffen, dafelb von noth⸗
wendigen Pancten und Maͤnglen ihrer Kichenund Kirchen⸗Ord⸗
nungen auch undern Mängken, fo den Bau der Kirchen hindern,
gehandelt und conferirt werden, auff daß durchaus m Unßerm
Churfürftenehumb ber Pfalg, die Lehr und Ceremonien rein,
unverfaͤlſcht und in Gleichheit, fo viel möglich, moͤgen erhalten
werden, was auch an jedem für Mängel ſeynd, die follen ihme
freundlich unterfaget, und zu verbeſſeren ermahnet warden; Es
ve dann Sach, daß es ein großes Lafter, alßdann fol gegen
hne gleichfalls vote gegen andere, und wie hievor gefchrisben,
doch mit Unferm Vorwiſſen und ernſtlich proeedirt werden.
Zu foldyer Verſamlung der Superintendenten gedendm Wit
I.
z8l
hederzeit, auch etliche andere Unherer Raͤthe, den Sachen beyzu⸗
wohnen, und auszuwarten, zu verordnen.
Bon der Visitatien.
Zum vierten, fo Toll auch, fo offt es Roth ein generalis
Visitatio in Unßerm Land, an jedem Orth jedes Ambts fürges
nohmen , und darin gehandelt und procedirt werden, wie die
Instruction, fo deshalben auch befonders vorhanden, und bier
ßem Werd anhängtg Ift, vermag.
Bon Schublen.
Nachdem aber unmoͤglich taugliche umd gelehrte, auch from⸗
me KicchensDiener zu haben, ja auch die wahre Chriſtliche Re-
-gion unverfälfcht zu erhalten, ohne Schuhlen, To Toll Unger
Kirchen⸗Rath auch die fürnehmfle Borg Haben, nit allein die
Schuhlen in Ungerm Land fo allbereits angericht zu erhalten,
fondern auch daß dieffelbe von Zag zu Tag verbefjert, md an⸗
dere zu den jegigen angericht werben, wie Wir dan deswegen
befondere Verordnung thum, und Ihme dieſſelbe zuſtellen Laßen
len.
u Von ter Sapienzm.
Und nachdem von Unßern Borfahrern, hochloͤblichſter Ge⸗
daͤchnuß, daB Collegiam Sapientiae geftifftet, mit Ordnungen
verfehen, und von Uns verbeffert worden iſt; damit nun ſolche
Drdriung, auch die Disciplin darinnen fleißig gehandhabet und
erhalten werden möge, fd ſol Peiner in Domumn Sapientiae
aus Gunft, fondern von Unßern Kicchen-Räthen bazu gereicht
erkannt, vermoͤg auffgerichteter Statuten von gemelten Unßern
Kirchen⸗Raͤthe, and Fonft Niemand auffgenohmen werben, und
foten font jederzeit zweden benanmten Personen aus Unßerm
Kirchon⸗Rarh, einem Politico und Ecrlesiadfico, die Inspection
dat Sapienz von den uͤbrigen Kirchen⸗ Mäthen aufferlegt wer⸗
den, bie ſollen alle Wochen zum wenigſten einmahl in die Sa-
pienk gehen, und die Lehr und Disciplin Yelffen handhaben,
ach bie Befehl vom Kirchen-Räth, der Sapienz hafber bes
(hoffen, exequiren. Wir haben auch Unßere Sapienz Ges
fÜR genugſamlich verficheren laßen, und befehlen barauff An⸗
Bern Kitchen⸗Raͤthen, dieſelbige fleißig Handzuhaben, oder da
darinnen Eintrag geſchehe, ſolches an Uns oder Unßere Nach⸗
kommen, and Ober-Raͤthe gelangen zu lagen, wollen Wir
Ihnen gebuͤhrliche Handhabung und Hiliff beweißen.
Bon Almoſjen.
Nachdem auch der Chriſtlichen Kirchen gebührt, die arme
hungerige Glieder Chrifti zu Tpeißen und zu tränden, fo follen
Unßere verordnete Kirchen Räthe den Superintendenten ernſt⸗
lich atfffertegen, die Kirchen⸗Diener zu eernaßnen, daß fie an
‚alten Orthen bey ihren Gemeinden anhalten, daß fit die Arme
mit ihrem Allmoßen mildiglich bedencken, auch da es nit allbe⸗
veit waͤre, unter ſich auff zween oder mehr gottfeelige Männer
vbedacht ſeyn und erwaͤhlen, die das Almoßen mit bem Saͤcklein
ſamlen, und ſambt den Kirchen⸗Dienern den Nothduͤrfftigen
austheilen; Daß auch der Superintendent fleißig acht Habe
in speciali visitatione wie uͤbet ben Armen gehalten werde.
Mon der Kitchen : Disvipälie
Die ander Befehl Unßers Rirchen-Rathe foR im dleßem
6
n
232
eben, baß auch die Chriſtliche Disciplina welche von bem
mbt ber weltlichen. Obrigkeit unterfchieden ift, und in ber
Straff mit dem Wort Gottes flehet, in Ungern Kirchen erhal:
ten, und fo viel möglich, exerciret werde. Damit aber bie:
felbe bey den Untertahnen befto baß ſtatt finden auch ihre
Frucht bringen möge, ift vonnöchen, daß auch die Obrigkeit
dazu die Hand biethe, folches alles zu erlangen, wollen Mir
anfänglidy mit allem Ernſt und Fleiß Unfere ausgegangene
Policey und andere Ordnungen, durch Unßere Ambt und Bes
fehlö-Leuch handhaben, und gegen den Verbrechern berfelben
Execution fürnehmen laßen.
Im fall aber Unfer Ambts und Befehls: Leuth In ihrem
Ambt fäumig und nadyläßig befunden, follen fie durch die Kir-
chen⸗Diener chriſtlich und —** mit aller Beſcheidenheit
dazu vermahnet, auch die ſtrafwuͤrdige und aͤrgerliche Per-
‚sonen „ deren fie eigentlich Willens hätten, ihnen angezeigt
werden.
Da aber folches nit verfienge, fol durch die Kirchen » Die-
ner folche® den Superintendenten, und von benfelben den
Ober: und UntersAmbtleuthen angebracht, und wo bey benfels
ben auch Eein Straff erfolgen wollte, alßdann von den Super-
intendenten den Kirchen Räthen angezeigt werden, die folches
an Uns oder Unßern Ober⸗Rath fürter bringen follen. Dar:
auf wollen Wir Verorbnung thun, daß Unßere Policey- und
‚andere Ordnungen exequitet, und die es nit thum wollen, der
Gebühr dazu angehalten, auch wo Noth, abgefchafft werden.
Doch follen bie Kirchen » Diener von Unferm Kirchen» Rath
und Superintendenten bahin gewießen und angehalten werden,
daß fie in Dermahnung der Ambt⸗Leuth ſich nit allein der Be
ſcheidenheit verhalten, damit es nicht bey ihnen das Anfehen
habe, alß wollte mann ſich in das weltliche Regiment, welches
feinem KicchensDiener zuftehet, mit eindringen, fondern auch
baß fie die Kirchen Diener, ehe und zuvor fie etwas anbringen,
ſich der Sachen eigentlic, erfundigen, und nit aus hören fagen,
oder ſchlechtem Argwohn, und eigenen Affecten handien, auf
daß alle Verbitterungen, Unordnung, und Weitläufftigkeit, fo
aus ſolchem leichtlich, fonderlich bey denen, fo noch zum beften
erbaut feynd, erfolgen mögt, vermieden, und den Ambt⸗Leu⸗
then durch der Kirchen⸗Diener unbefcheibentlidy Einbringen hie:
mit nicht Urfach gegeben, die Lafter ihres Theils defto nach⸗
Lihiger zu flraffen, und alßo eines durch das andere verhindert
werbe.
Damit dann auch ben einreißenden Laftern allenthalben
deſto mehr gefleuert und abgewehret werben möge, fo haben
Mir neben Unßerer ausgegangenen Policey - und Ehegerichts-
Ordnung Unßern Ambtleuthen ein Nebenverzeihnuß, darin⸗
nen etliche mehr Unzucht und Lafter, als fie in gemelten Ord⸗
nungen in specie gemeldet, zuftellen laßen, und zu ftraffen
aufferlegt und befohlen.
Wann nun demfelbigen alßo, des Wir Uns verfehen wol⸗
len, gehorfamblicdy nachgefeget wird, fo kann dadurch bie an»
dere geiftliche Steaff mit dem Wort Gottes leichtlich ſtatt fin:
den, Krafft haben, und der Kirchen Chriſti erbaulich feyn, und
werben fich auch weniger Casus zutragen, bazu der Excommu-
nication zugreiffen Noth feye.
Ferner und zum andern foll von Unßerm Kirchen: Rath
benen Kicchen:Diener ernfllich aufferlegt und befohlen werden,
1564. Cxx. Wfälziiche Stirchenratbäordunng. |
aus Gottes Wort auf der Cantzel, auch fonften, da es die Ges
legenheit gibt, dem gemeinen Dann einzubilden, daß es nicht
genug feye, ſich vergeblichen mit dem Nahmen eines Chriſten
zu ruͤhmen, fondern ponnöthen, daß Wir ſolchen Unßern Zitul
und Chriftenthumb mit der That, bag ift, mit einem chriftli=
chen, ehrbahren, auffrichtigen Leben, Weeßen und Wandel er⸗
zeigen ıc.
Zum dritten, daß das Volck zu fleißiger Anhörung, ſelbſt
Leßung und Betrachtung göttlichen Worts alten und neuen
Testaments adbortırt.
Zum vierten auch dahin erinnert werde, daß ein jeder,
der an feinem Nechften, deſſen Er fi) wohl vermag, und von
dem Beſſerung verhoffen thut, etwas Laſters oder Unzuchts,
auch falfche Lehr fiehet,, daß Er denfelben brüderlich und treu-
lich davon abzuftehen, und ſich zu befieren, vermahne, und
möglichen Steig fürmende, daß Er gewonnen werben möge.
Desgleichen und zum fünfften, mögen Wir leyden, daß bie
KicchensDiener, wo fie in Erfahrung kommen, daß jemand aus
ihrer Gemeinde gottesläfterliche Lehr, oder Argerlihen Wandel,
Unßerer ausgegangenen Policey - Ordnung zumieber, führen
thäte, denfelben eins ober mehrmahlen nad) Gelegenheit ber
Person und Sadyen mit hriftlicher Freundlichkeit und Sanfft⸗
muth auff genugfam vorgehabte Erkundigung und nicht aus
ſchlechtem Wahn oder Hören fagen feiner Gebühr und Sees
ligkeit aus Gottes Wort zur Beſſerung erinneren.
Da nun foldje Erinnerung und Vermahnung ftatt finden
würde, hat es feinen Weeg, follt aber ſolcher ermahnet, unbuf-
fertiglichen, audy ungeachtet Er von den Ambtleuthen geftrafft,
in feinem Vornehmen verharren und fortfahren wollen, auch
das Laſter alßo befchaffen feyn, daß es ber Gemeind Argerlich
und nicht zu gedulten, follen Unßere Kichen« Diener und Su-
perintendenten foiche® auff den Synodis und Visitationibus
Unßern verordneten Kirchen- und anderen Räthen für: und ans
beingen,, welche alßdann, da es feyn kann, mit folchen Leuthen
auch zu handeln, und fie ernftlich in Beyſeyn der Ambtleuth,
oder wie die Gelegenheit geben würde, zu ermahnen haben;
Mo aber daffelde nicht verfangen, keine Beflerung zu verhof:
fen, oder fonften das Lafter aͤrgerlich und notorifch wäre, foll
es alßbald an Uns gelangt werden, barinnen mit vorgehendem
Rath haben zu befehlen, was und wie gegen denfelben ber Ge
buͤhr zu procediren.
De Excommunlcatiene,
Da nun in folchem Fall die Excommunication erkannt,
ſoll der Halßſtaͤrrige ausgefchloffen, und der Gemeind des Orths
von der Sangel durch die Kirchen Diener mit angehängten ge
meinem Gebett umb feine Belehrung alf ein abgefchnittenes
Glied von der chriftlichen Kirchen verfündigt, und weber zu
Empfangung des Nachtmahls noch zu der Gevatterſchafft zuge:
laffen werden.
Mir wollen Uns auch die Gradus der Kirchen⸗Straff (fo
auch vor Zeiten in ber Kirchen gebräluchic, geweßen, in den
minderen ober fehr gemeinen Laflern) gegen denfelben fürzu-
wenden, vorbehalten haben ; Nehmlichen, daß dem fträfflichen,
| zum Erſten die Sacramenten auff eine gewiſſe Zeit nach viel
gethaner Ermahnung durch gemelte Personen verbotten, und
fo innerhalb derfelben Zeit nicht Beſſerung bey ihnen erfunden,
1568. OXX. Pfäaälziſche Kirchenrathsorbsuung.
und bey der Kirchen umb Verfähnung nicht anſuchen wuͤrde,
Er alßdann offentlich excommunicirt werde, und bleibe, wie
obgemelt, fo lang Er in feinem Laſter verharret.
Gegen ben Verbannten aber foll die Regul S. Pauli 2.
Thesal, 3. gehalten werden, daß die Chriften alßo nicht mit
Ihme zu fchaffen haben, daß fie ſich feiner Sind theilhafftig
machen, oder ihne barinnen flärdlen, doc) ihne nicht alß einen
Seind halten, fondern ihne vermahnen, alß einen Bruder, fo
Er die Vermahnung leyden mag; Da aber Jemand bie Ex-
communication dermaßen verachten würde, daß Er in einem
Sahr oder länger ſich derfelben zu entladen nicht begehrte, und
fein chriftliche Vermahnungen und Reigungen an ihme ver:
fahren wollten, foll ein folcher alß ein Unchriſt und Heyd Uns
angezeigt werden, wollen Wir Uns ferners Raths gegen. einen
ſolchen gebrauchen.
Uber obgefchriebenen Fall, da bie vielfältige Erinnerung
und Vermahnung bed drgerlichen Personen nicht ftatt haben
will, wollen Wir auch weithers in allen Maleßz-Haͤndlen, fo
Wir das erſte mahl nicht mit dem Tod, fondern fonft am Leib
flraffen, alß da iſt der einfache Ehebruch, Hurerey, geringer
Diebftahl, Meineyd und dergleichen, dieße Verordnung thun,
daß dieffelbe geftraffte Personen nad) empfangener Straff von
Unßeren Ambtleuthen an die Kirchens Diener gewießen werben,
welche alßdann fie zu ermahnen, daß Sie Neu und Leyd über
ihre begangene Miſſethat haben, auch ſich mit der beleidigten
und geärgerten Kirchen wieder, der Gebühr, alß hernach flchet,
verföhnen follen.
Da aber folhe Verföhnung und Befferung nicht folgen
wollte, foll alßdann folches wiederumb an Uns gelangen, und
mit vorgehendem Rath berathfchlaget werben, was mit ſolchem
balpflärrigen zu handelen und fürzunehmen, ob fie zu excom-
municiren oder fonften in andere Weege gegen Ihnen mit welt:
licher Straff zu verfahren.
Was aber andere Lafter betrifft, fo Wir mit dem Tod ober
Landes Vermeißung zu ftraffen pflegen, alß nehmlichen Zau⸗
berey, Teuffelsbeſchwoͤhrer, Wahrfager , fo fich nicht befehren, |.
Aufrührer, Zodfchläger, Blutſchaͤnder, Dieb, mehrgeübter Ehes
brudh, und was dergleichen mehr ift, achten Wir von unnöthen,
mit denfelbigen einigen weitheren Process mit ber Excommu-
nication vorzunehmen.
Und dieweil auch allerhand drgerliche verführerifche Secten
in Unßern Landen, wie auch in andern, durch unruhige Leuth
einzuführen unterflanden, follen die Kirchen« Diener und Su-
perintendenten darauf fleißig Aufmerckens haben, und die
jenige, fo damit behafft feynd, Davon abweißen ; da fie es aber
nicht thun wollten, alßdann Uns anzeigen, wollen Wie daran
ſeyn, daß denfelben der Gebühr gefteuert, und dadurch bie
Hriftliche Kirch Fein Aergernuß empfange. Was dann letztli⸗
hen etliche Mängel und Gebrechen, fo in Unßerer Policey und
anderen Ordnungen nit begriffen, auch von Unßern Ambtleus
then nicht geftrafft werben können, anlangen thut, meil diefs
felbige mehrentheils verborgen, und nicht wohl möglich tft, dieſ⸗
feibige eigentlich zu erfahren, wollen Wir es dafür halten, da
die Prediger und Kirchen= Diener und Unßere Ambtleuth ihr
Ambt fleißig auf der Cangel verrichten, es werde der allmaͤch⸗
tige Gott zur rechtſchaffenen Belehrung und Beſſerung feine
Gnad auch mitthellen.
283
De BReceptione, '
Nachdem aber der Excommunicirte ſich zur Beſſerung er:
bieth, dieffelbe auch mit der That mit feinem Leben und Wans
del erzeiget, und wiederumb ein Glied der chriftlichen Gemeind
begehrt zu ſeyn, foll Er duch den Kirchen⸗Diener für der Ges
meind bdeffelben Orths alß bußfertig, und feine Mißhandlung
Gott und der Gemeind abbittendbe mit gemeiner Dandfagung
für feine Belehrung und Gebett umb Beftättigüng feines Fürs
faged der Excommunication frey und ledig gefprochen, und
mit der Gemeind verfühnet werden. Und foldyes fol alßo ge⸗
halten werden auch mit denen, fo von Uns umb ihre offentliche
Lafter geftrafft, und berhalben eine Zeitlang vom Nachtmahl
abgehalten worden, die aber, denen ohne offentliche Aergernuß
und Straff der Obrigkeit das Nachtmahl verbotten geweſen,
mögen auf ihe Begehren und Anzeigung wahrhafftiger Reu
auch ohne folche publicam receptionem wieder zugelaßen werden.
Von der Kirchen⸗Räthe Ayd.
Ihr follet zu Gott dem Allmaͤchtigen ſchwoͤhren, daß ihr
dießer Unßerer Ordnung treulic und fleißig, fo viel fie Euch
berühren thut, wollet nachkommen, fie in allen Puncten veſtig⸗
lic handhaben, daran feyn und verſchaffen, daß die reine Lehr
des Wort Gottes unverfälfcht, nach Prophetifcher und apoftos
lifcher Lehr und Eeclärung der uralten Kicchen, fo in denen
dreyen Symbolis, Apostolico, Nicaeno, et Athanasiano bes
griffen, für euch felbft, auch von Ungern Kirchen und Schuhl⸗
Dienern gefürdert, gepredigt und gelehret, fürgefegt und erhals
ten, auch Beine frembde verführifche Lehe und Ceremonien,
dem Wort Gottes, Unßerer ausgegangenen Kirchen Ordnung,
oder auch fonft einige Neuerung in bie Kirchen, ohne Unger
Vorwiſſen und Bewilligung eingeführet werde.
Letztlichen follt ihr audy Uns getreu und hold feyn, Unßern
frommen und Beftes fürdern, und vor Schaden warnen, alles
getreulich und ohne Gefehrde.
Befhluf.
Hierbey foll es auf diesmahl mit des Kirchen-Rathe-Drb-
nung verbleiben, dann was mehr in den obgemeldeten, auch
anderen Kirchen und Schuhl- Handlungen vonnöthen und nuͤtz⸗
lich fürfallen wird, das follen aus Unßerem Befelch Unfere
Kichen:Räthe, Superintendenten, Pfarcherr, Kirchen und
Schuhl⸗Diener zu jeberzeit bericht werden.
Und wollen Uns auch hiemit dieße Unßere Ordnung nad
jederzeit Gelegenheit zu änderen, mindern, oder zu mehren aller
dinge vorbehalten haben. Datum Heydelberg unter Unßerm
zu Cap aufgedrudtem Secret, Freytags den Ein und zwantzig⸗
> .
ften Juli Anno Sechßzig und Vier. |
| Der Kirdens Diener Beftallung.
Mir Sriederich von Gottes Gnaden Pfalsgraff bey Rhein,
de8 Heil. Nömifchen Reichß Ertztruchßeß und Churfuͤrſt, Her:
tzog in Bayern ıc. Bekennen hiemit offentlich, daß Wir den
Ehrfamen, Ungern lieben getreuen N. N. zum Pfarrer, Kirs
chensDiener und Diacon gen N. biß auf Wiederruffen auffges
nohmen und beftellt haben, und thun das hiemit in Krafft
dießes Brieffs dergeftalt, daß Er das Wort Gottes rein und
lauter nach Innhalt des alten und neuen Testaments und Er⸗
36 *
284 | 1504. CXX. Pälziiche Riechenraibsorbunng.
Zlährung der alten Kirchen, fo in benen dreyen Sympolis,
Apostolico, Nicaeno et Athanasiano begriffen ift, Unßern
Unterthanen, zu benen ihne Gott der Herr durch Unß beruffen
bat, getreulich und zu. Erbauung fürteagen, beyde offentlic, in
der Kitchen und audy privatim, und fich ber Verkuͤndigung des
Wort Gottes nicht mißbrauchen foll, zu feinen fleifchlihen
‚ Affecten und Lüften, ober einem einigen lebendigen Menfchen
dadurch zu gefallen, fondern daß Er demfelbigen.mit gutem
ruhigen Gewiſſen vorftehen foll, zu der Ehr Gottes und zu
Nug feines chriftlichen Gemeinde, weiche mit bem Blut feinss
Sohns erkaufft iſt, ſich aller neuen falfchen Lehr, unnoͤthigen
Fragen, die nit zu Erbauung dienen, unchriſtlichen und uͤppi⸗
chen Schelten und Schmaͤhens enthalten. Wo ſich auch zwi⸗
[den Ihme und feinen Collegis Iwepfpalten in der Lehr und
eremonien begebe, bafjelbige nicht auf die Cautzel unter den
gemeinen Dann, welcher fich daran aͤrgert, fondern für Unßere
Kirchen-Räthe bringen, und Beſcheids darauff gemwarten, Item
foll Ex die Chriftliche Lehr oder Catechisnium fleißig Jungen
und Alten fürtragen, Sacramenten nad) Innhalt Unßerer Kir
chen⸗Ordnung reichen, Krancke getreulich und fleißig befuchen,
und anders. Verrichten,, fo zum Ambt eines getreuen Kirchen»
Dieners und Seelforgers nad) dem Wort Gottes gehöret-
Zum anderen fo fol Ex auch auf feine Ihme befohlene
Kirch fleißig und getreuliches Aufffehen haben, daß bisffelbige
nicht mit falfcher Lehr, ober boͤßem unchriftlichen Leben, offent⸗
lichen Schanden. und Laſtern, von Jemand aus ber Gemeind
geärgert werde, fondern fo ſich deren eins begobe, und zutruͤge,
foll Er lauth Unferes. Befehls und Instruction, fo Wir zw |
he Ehrbahre fromme gottesförchtige Männer in der Kirchen
"mit dem gemeinen Gebett erwaͤhlet merben, welche das Allmo⸗
Erhaltung ber chriſtlichen Bußzucht ihnen zuftellen laßen,
chriſtlich, freumdlich und gebührlich ermahnen, und hierin kei⸗
nes Weegs noch Haß, Gunſt, Rath, oder zu feinen fleifchlichen
Beglerden, noch leichtfertig, fondern ernfllich und in dee Korcht
Gottes ſich der Vermahnungen gebrauchen.
Zum dritten, ſo haben Wir auch Ihne ſambt ſeinem Weib,
Kinder und Angehoͤrigen in Unſeren befonderen Schutz, Schirm
und Verſpruch angenohmen, derhalben fol Er Uns getreu und
gehorfam feyn, Unßer Ehr und Nuz helffen erhalten und bes
fürderen, auch. allen Fleiß fürtwenden, fo viel ihme möglich,
daß das Vol in gutem Fried und Einigkeit unter Unßerm
Regiment erhalten werde, auch im Nichten zu verwilligen,, fo
bießem zuwieder iſt, fondern in feinem Beruff und Dienft
obgemelter Geftalt zu bleiben, es fey In Srieben, Krieg, Pe-
stilenz oder andern Zeiten.
Zum vierten fo fol Er auch Unßern Orbnungen und Po-
licey unterwärffig feyn, durch feinen guten Wandel und Ges
horfam den anderen ein gut Exempel geben, und vorgeben,
aller Leichtfertigkeit, es fey in Gefehfchafften oder fonft, muͤßig
gehen, und ſich Ehrbahrlich Züchtig und Gehorfam verhalten.
Zum fünfften, fo fo ihme auch die Behaußung, bie Guͤ⸗
ther, und anders zu feiner Competenz gehörig, auch Bücher
und Register mit Kundfchafft de Schuitheißen, etlichen des
Gerichte ‘und Juraten eingeantwortet werben, und foll wie es
damit befchaffen, desgleichen das Ratam in ein fonder Kirchen⸗
Bud) eingefchrieben werden, daß ſolches gefchehe, foll Er Pfar⸗
ter daran ſeyn, Stem, fo fol Er audy nichts von dem Pfarrs
hauß, Pfarrgüchern und Pfarrgefällen, in Abgang fommen,
baffelbe verfauffen, verfegen,, verpfänben, ablößen, ober aͤnde⸗
ten, ohne Vorwiſſen und Bewilligung dee Kirchen: Juraten
und Ambtleuth, damit das Geld ber Gebühr wieder angeleget
werden möge, zu thun verfkatten, auch nicht vertaufchen, ver⸗
kuͤrtzen, oder fonft weder durch ſich noch andere bavon kommen
laßen, ſondern ſolches mit allem Fleiß handhaben, oder da
Ihme Eintrag geſchehe, von wem das waͤre, ſolches an ſeinen
Superintendenten oder Unßere Kirchen⸗Raͤthe gelangen laßen,
ſoll Ihme gebuͤhrlich Huͤlff und Handhabung geſchehen, was -
auch an ſeiner Competenz unrichtig, ungiebig, hiebevor davon
verlohren, oder hinweg kommen iſt, das alles ſoll er ſeines moͤg⸗
lichen Fleiß, gangbahr, giebig, richtig machen, und herzubrin⸗
gen, unterſtehen, oder aber ſolches an Unßere Ambtleuth oder
Verwaltung geiſtlichet Gefaͤll gelangen laßen:
Letztlich ſo ſoll Er auch auff die Schuhlen und Schuhl⸗
Meiſter auch auff die Gloͤckner ein fleißiges Auffſehen haben,
daß dieſſelbige ihres Ambts fleißig und treulich warten, ſonder⸗
lich daß der Catechismus in der Schuhl mit Ernſt und Fleiß
getrieben werde, fürnehmlich aber, fo fol Er daran fern, daß
jederzeit, da zuvor deswegen Fein fondere Anftellung wäre, etli⸗
fen, dazu auff der Cantzel den gemeinen Mann fleißig ermah⸗
nen fol, allweeg nach der Predig fammien, und darnady treu⸗
lich und fleißig den Nothbürfftigen austhellen, bey welcher
Austheilung fambt der Verrechnung Er auch fein und Auff⸗
ſehens haben. fol, daß. nicht nach Gunſt der Affecten ſondern
nad) Nothdurfft, und ba es angelegt, die Austheilung gefchehe,
und da deswegen einigee Mangel durch ihnen gefpührt, ſolches
an Unßere Ambtleuthe oder Superintendenten Verbeßerung
fürgunehmen gelangen laßen, auch font alles thun und hand⸗
len foll, das einem getreuen Kirchen» Diener, Hirten, Seel
forger, und Unterthanen vermög des Wort Gottes zu thun ges
Dem alßo nachzukommen hat Er Unßern Kirchen⸗ Räthen
an Unßer ſtatt mit Hand gebenden Treuen angelobt, und ein
Ayd zu Gott geſchwohren; Deshalben Wir Ihme dieße Be⸗
ſtallung unter Unßerm zurudauffgedrudtem Secret zugeftellt,
umd dagegen von Ihme einen Revers empfangen. Gefchehen
zu Heydelberg 2c. Freytags den Ziten Julii 1564.
+
1564. CHE. Braupichw.»Bäuckurger Sirchenorduung.
CXXI
Kirchenordnung : Wie es mit Chriftlicher Lere, reichung der Sacrament, Ordination der
Diener des Cuangelij, Orbentlihen Geremonion, Bifitation, Conſiſtorio und Schulen, Im Hergogthumb Luͤnen⸗
burgk gehalten wird. Wittenberg. 4.
Nach König, Bibl, Ag p. 66, if biefe K.⸗O. ein Ab⸗
drud ber von dem Herzog Ernſt publicipten, Ordnung, und
nah Spangenherg in Lippert’ Annalen, Bb. IL
9.28, ift fie eine neue Rebaction besjenigen Geſetzes, wels
ches unter Melanchthons Mitwirkung im 3. 1543 publi=
eirt worben war. Es ift nicht beftimmt anzugeben ‚ wie
es fich hiermit verhalte. Gewiß aber ift, daß bei der Ab⸗
faffung die Medlenb. 8.:D. von 1552 benugt morben
iſt. Wir geben fie im Auszuge nach der im 3. 1598 er:
fehienenen, wörtlich gleihlautenden Ausgabe (Gebrudt zu
fien, bey Michel Kröner, 26.3. 4.). Das- borangebenbe
Mandat ber Herzöge Heinrich und Wilhelm d. 3. begeichs
net bie Rehtsanict bon der Stellung des Landesherrn zu
der Kirche in folgenden Worten: „Nachdem .. einer jeben
Obrigkeit, aus Gottes befehlich gebüret, fleiffig aufffehen
zu haben, das Gottes Wort lauter und rein geleret vnd
geprebiget, auch ber rechte brauch ber h. Sacrament, nach
der einfegung unfers Herrn und Heilands Jeſu Chrifti ges
übet, vnd — Ceremonien, Bucht vnd Difeiplin ers
halten, vnd alfo Gottes h. Name, bey uns armen Mens
hen auff Erben geheiliget vnd gepreifet, und vieler Leute
feligleit gefbrdert werde.”
* *
„Weil .. eine Chriſtliche gute Ordnung fuͤrnemlich vff
Vier Stuͤcken beruhet. Nemlich, In pflangung und erfennt-
nis der einigen, ewigen, warhafftigen, rechten Lere. Zum An⸗
bern, In erhaltung des Kirchenampts oder Ministerii verbi Dei,
Auch in verorbnung gewiſſer gäter und einfommen,, bauon die
Prediger vnd Lerer in den Schulen jre unterhaltung haben.
Zum Dritten, In ehrlichen Chriftlichen eufjerlichen Ceremo⸗
nien, Zum Vierden, In echaltung Chriftlicher Schulen vnd
Studien. So folget vnterſchiedlich von folchen vier Stiuten,”
Erſtlich von der Lere.
Allgemeine Hinweifung auf bie Lehre, die in den Schrife
ten der Propheten, Evangeliften und Apoftel, und in ben drei
Symbolen der alten Kirche „ausgebrüdet, und durch Mnztı
Luther fel ernewert, und in feinem Gatechismo, Auch in der
Confeffion und Apologia, die Ao. 1530. der Keiſ. Mai. zu
Augſpurg vberantwortet iſt, begriffen.”
Bon dem Ministerle verbi Dei.
Keiner ſoll ſich in das Amt ohne Vocation eindrängen, und
Alle, welche durch eine Kirche berufen, oder von dem Landes⸗
herren, ober den Superintendenten, oder den Patzonen gefors
dert werben, find zuvor von dem Superintendenten zu Celle
ober den fonjt dazu Verordneten zu verhören. Hat Einer gute
Zeugniſſe von dem Orte feines bisherigen Aufenthaltes, und
wird er. tüchtig erfunden, fo ift ex dahin zu verpflichten: „das
er in dem heil. Ampte, mit Bottes furcht, Glauben und an
ruffung zu Gott, trewlich vnd fleiffig dienen, zuͤchtiglich leben
und leren, vnd bei obberuͤrter Lere, die er bekennet bat, beſten⸗
diglich bleiben wolle.“ Die Form der Ordination iſt die be⸗
ı Banmte Luther'ſche. Diejenigen, welche bereits ordinirt find,
follen in gleicher Welfe verhoͤrt und verpflichtet werden. „Und
follen in allemege, die newe Prediger, wenn fie alfo .. ordiniet,
und beftetigt, durch den Superintendenten des orts, dahin er
beruffen, vnd durch die Ampten eingewiefen, vnd ſolchs dem
Bold auff einen Sontag verfündiget werben, bamit fie wiſſen
haben, das er ordentlich vocirt, vnd fie jme als jrem Paſtorn,
ſoviel fich gebüret, und feines Ampts iſt, folg, und das jenige,
was fie jm fehäldig, leiſten follen.” -
Bon Siechengericht vmd Bifitatien.
Das Eonflftorium zu Celle ſoll „mit vnſern Gelerten, und
ombern Hoff Rehten, auch eglichen Predicanten befeget” und
jährlich vier Mat: gehalten werden. Vor daffelbe gehören fols
gende Sachen: 1) Wenn Streit in ber Lehre vorfälst, ober ein
PMarrer feiner Lehre oder ſeines Lebens halber verbächtig und
ſtrafbar iſt. 2) Die Ehefachen. Die Paftoren follen das Vol
. fleißig vor außerehelicher Bermifchung warnen und biefelbe
nicht geftatten, die Webertreter aber anzeigen. „Wnd fol der Ehe
ftand mit offentlicher defponfation und Gebet, in beyſein etz⸗
licher Leut, ald Zeugen, angefangen werden.“ Nothwendig iſt
zwei⸗ oder mindeſtens einmaliges Aufgebot. Geſchieht bei
dieſem ein Einſpruch, fo iſt an das Confiſtorium zu berichten.
Haben ſich Eheleute verlaſſen, ſo ſoll der Paſtor ihnen ander⸗
weite Verheirathung nicht geſtatten und ſie an das Conſiſto⸗
rium verweiſen. „Mag aber neben der Oberkeit oder Ampten
an dem ort, zwiſchen ſolchen Perſonen wol handlung fuͤrne⸗
men, ob er ſie verſuͤnen koͤnte, damit nicht not, das Eonſiſto⸗
rium damit zu bemühen.” 8) Irrungen zwiſchen ben Paſto⸗
ren, Diakonen und Kuͤſtern. 4) Klagen gegen die Paſtoren.
„Es weren denn ſachen, die nach jrer art, vor das Conſiſtorium
nicht gehoͤren.“ 5) Klagen der Kirchen und Kirchendiener
uͤber entzogene Guͤter und Nutzungen.
Von ber Viſitation.
Die Viſttationen follen „zu zeiten, Wenn es von noͤten
oder gelegen fein wit,” gefchehen, und auf Lehre, Leben, Handel:
und Wandel der Paſtoren und Zuhörer gerichtet werden. Die
Patrone behalten ihre Berechtigung, und es iſt auch hierauf:
bei den Bifftationen zu achten.
Ton unterhaltung ber Yeftorn vud Mindenbiensr, Vlsch Cchelewifker
vnd Schulgefellen, Güfter, auch ber Pfarrherra vnd Eüfter Heuſer.
1) Die Amptleute, Bürgermeifter und Raͤthe und Kirch
geſchworne in ben Städten, fo wie die Juraten auf den Doͤr⸗
feen follen fleifiges Auffehen haben, daß das Kirchengut er⸗
halten und ben Kirchendienern und Schulmeiſtern bavon ihr
gebührticher Unterhalt gereicht werde. Jaͤhrlich follen Haupt⸗
286 1568. CXXI. Branufchw. s Lüneburger Kirchenordnung.
und Amtleute in ben Aemtern, Bürgermeifter und Rath in
den Städten in Belfein des Superintendenten fid) von ben
Juraten Rechnung ablegen laffen. Die Veräußerung ober
- Verpfändung ber Kirchengüter ohne landesherrliche Verwilli⸗
gung iſt verboten.
2) Die Einkünfte und Rechte der Pfarren und Küflereien,
die zur Fabrik gehörenden Güter, und was zum Caland, den
Gilden und geiftlichen Lehen gehört, ſoll fleißig regiftrirt werben.
3) Bei Verpachtung der den Kirchen gehörenden Grund»
ſtuͤcke Haben bie Pfarrer und Küfter den Vorzug, wenn fie fich
zur Bezahlung des Binfes erbieten. Damit aber fih Niemand
an folchen Gütern eine Exrbgerechtigkeit anmaße, follen diefels
ben, da es die Nothburft erfordert, eingezogen und weiter ver⸗
pachtet werden.
Bon Kindtaufen, Verehelihungen, Begräbniß und Krans
tenbefuchen empfangen die Pafloren und Kirchendiener eine
Verehrung, welche ſich nad) ber Obfervanz richtet, aber mindes
ſtens einen Schilling Luͤb. für den Paſtor, einen Weißpfennig
für den Küfter betragen fol. An den vier hohen Zeften, Weib:
nachten, Oftern, Pfingften und Michaelis, opfern die Parochia⸗
nen wenigſtens einen Pfennig für die Perfon, und mo es ge:
wöhnlich, dem Paflor Schinken, dem Küfter Schultern oder
andere Pröven an Korn, Fleiſch, Eiern u. f. w. zu reichen, foll
dieſes auch ferner Statt finden.
In allen Pfarreien find Wittmenhäufer zu errichten, in
welchen die Wittwen der Paftoren ſchatzfrei figen, und daneben
der „gemeinen huet und Weide, Maftung und notdürfftiger
. feromung, wie andere, zu genieffen haben.” Das Holz zum Bau
foll aus den fürftlihen Waldungen angewiefen werben. Sind
zwei Wittwen vorhanden, fo hat die Altere den Vorzug. Die
Dflicht, die Küfterhäufer zu erhalten, liegt den Gemeinden ob.
Sür den Fall, daß auf die Benugung keine Wittwe Anfprud)
hat, find fie zu vermiethen und ber Zins ift zu ihrer Erhaltung
oder zum Beſten der Kirche zu verwenden.
Die geiftlihen Lehen, Vicarien oder Commenden follen
nicht ad privatos usus eingezogen, fondern entweder den Kir⸗
hendienern, oder fubirenden Schülern verliehen werden.
Alte Superintendenten find verpflichtet, fleißig darauf zu
achten, daß die Pafloren in Lehre und Ceremonien ſich nad)
dieſer Ke O. richten und chriſtlich und unfträflich leben. Finden
fie irgendwo einen Mangel, fo follen fie die Sehlenden chrift:
lich und brüberlich ermahnen und zulegt dem Superintendenten
zu Gele oder dem Confiftorio anzeigen. Auch foll jeder Su-
perintendent jährlich eins oder zweimal feine Pafloren convo⸗
ciren, mit ihnen von ber Lehre confericen und wegen ber etwa
gefundenen Mängel fie zurehtweifen.
Die Paftoren follen Feine Krüger fein, und Bier um Geld
auszapfen.
In allen Pfarreien iſt ein Armenkaften aufzurichten, und
an jedem Sonntage follen zwei dazu verordnete Gemeindes
glieder unter der Predigt Almoſen fammeln, das an die Ars
m zu vertheilen iſt.
Bon Geremonien, ordnung der Lection vnd gefang in den Kirchen.
Diefer Abſchnitt ruht in feinen weſentlichen Theilen auf
der Sächf. Agende von 1539 und der Medlenb. K.⸗O.
von 1552, von denen bie letztre oft woͤrtlich wiebererfcheint. Ne⸗
ben beiden find jeboch auch die Nürnb. und die Braunſchw.
RD. v. 1528 benugt ; namentlich haben diefelben die Abmo x
nitionen vor dem Abendmahl geliefert.
Bon den Gtifften.
In den Stiftern Bardewid und Rammelsloh fol die für
die Städte vorgefchriebene Sottesdienftorbnung beobachtet, und
baneben mwöchentlidy zweimal gepredigt und (außer Mittwoch
und Sonnabend) täglich von den refibirenden Canonikern und
Vicarien Mette und Vesper gefungen werden. Die unent-
ſchuldigt Ausbleibenden zahlen eine Gelbftrafe, welche ben
übrigen Mitgliedern zufält. Wer aber ſich dem Gottesdienfte
ganz entzieht, foll ald ein Müffiggänger nicht im Stift gelits
ten werden. Auch in den Sungfrauenflöftern wird es an den
Feften mit Geſang und Predigt in ber vorgefchriebenen Weife,
fonft nad) der Klofterordnung des Herz. Franz Otto gehalten.
Unchriſtliche Lectionen, Gefänge und Gollecten find gänzlich) zu
unterlafjen.
Bon ber Tauffe.
Die Taufe gefhieht in facie ecclesiae, weshalb die Tauf⸗
feine vor dem Chor um einen oder zwei Tritte zu erhöhen
find. Die Aeltern follen ermahnet werden, ihre Kinder an
Sonn s oder Werktagen, wenn die Predigt gehalten wird, zur
Taufe zu bringen, und zwar foll die Taufe Sonntags früh vor
dem Evangelium, Nadymittags und an Wochentagen aber bald
nad) der Predigt Statt finden. Der Zaufritus ift durchaus
der Luther’fche.
Bon der Nottauffe.
Von der Obrigkeit jedes Drts fammt dem Paftor und den
Kirchgeſchwornen follen mit Rathe verftändiger Frauen gottes⸗
fürdhtige, fleißige, treue und tüchtige Hebammen verorbnet
werden. Diefe haben fich zu verpflichten, in der Noth bei den
Frauen Feine Abgötterei zu brauchen, fondern allein bei Gott
durch das Gebet Hülfe zu fuchen, und verordnete chriftliche
Mittel anzuwenden; bdesgleichen den Armen wie ben Reichen
willig zu dienen. Der Paftor aber fol fie fleißig unterrichten,
daß fie nicht ohne dringende Urſache zur Nothtaufe eilen, daß
fie mit der Taufe verziehen, bis das Kind ganz geboren ift,
daß fie die todte Leibesfrucht nicht taufen,, wohl aber auf dem
Kirchhof begraben follen. Ferner find fie zu unterweifen, wie
die Taufe felbft zu ertbeilen fe. Nach der legtern find die
Kinder um ihrer felbft, der Aeltern und der Gemeinde willen
zur Kirche zu bringen, damit die Taufe beftätigt werde. Diefes
gefchieht nach der in der Sädyf. Agenbe vorgezeichneten Form.
Wie mit deu Leuten in ber Beicht zu handeln.
Keiner ift zum Altar zu laſſen, der nicht vorher gebeichtet
unb die Privatabfolution erlangt hat, welche niemals mehren
zugleich ertheilt werden darf. infältige Leute follen von ben
Beichtvätern nad) dem Katechismus gefragt, und denfelben zu
lernen bei Strafe angemiefen werden. Die erfte Abfolutionss
formel ift die der Säachf. K. D., die zweite ift die folgende:
„Dieweil das jr befennet, das je mit Sünden behafftet
ſeid, vnd Gott mit fündigen erzürnet habt, vnd des fals bes
gexst, Troft wider des Teuffels anfechrung, vnd ich zu tröften
1564. OXXII. SRirchenorduung der Gemeinde zu Miggen Nabe.
arme Sünder und Sünderinnen verordnet bin, ein Diener
Gottes, Nach dem audy Chriftus zu mir gefprochen hat, Wel⸗
ches Sünde jr vergebet, dem find fie vergeben. Item, Was jr
entbindet auff Erden, tft entbunden im Himel. Auff folche
zuſage Gottes, und nach feinem befehl, ſpreche ich euch los, von
allen ewern Sünden, allhie in ber fledte Gottes, Im Namen
des Vaters, und des Sons, vnd bes h. Beiftes, Amen.”
Bon Befuchung ber Krancken.
An Beziehung auf bie Thaͤtigkeit der Pfarrer wird auf bie
Anmeifungen von Luther, Urbanus Regius, Pfeffinger, Hubes
rinus und Weller verwiefen. Die folgende Eurze Anleitung
ſtimmt in ihrem Inhalte mit denen der früheren K.D. überein.
Bon Begrebuifien.
Die Kirchhoͤfe follen gehörig befriedigt, und wenn es bie
Mothburft erfordert, außerhalb der Städte und Dörfer ange-
legt werden. Kinder, welche ungetauft verftorben, find, wie
„bey uns eine Löbliche gewonheit ift,” auf dem Kirchhofe neben
anderen Chriften zu begraben. Die Leichen werden unter Vor:
sang des Pfarrers und der Schüler, oder, wenn die legteren
nicht vorhanden find, des Pfarrers und Küfters mit Gefang
zur Exde beftattet,, nachdem auf dem Kirchhofe eine kurze Vers
mahnung gehalten worden ift.
„Weil auch offtermals Leute im Sottlofen leben alfo ers
foffen fein, das fie vmb jrer mutwilligen Sünde willen, barin
fie ſtecken, als Ehebruch, Hurerey, Dieberey, Wucherey, Hafß,
Neid und dergl., fich viel lieber der Predigt des göttl. Wortes,
vnd gebrauch der h. Sacramenta, enthalten wollen, denn ſich
beffern, vnd von jren Sünden ablaffen, auch darüber offters
mals, in folcher unbusfertigkeit hHinfterben, So wollen wir, das
fo diefelbigen ſich nach fleiffiger vermanung jres Paſtoris nicht
beſſern und bekeren werden, fondern ohne den Gebrauch des
Sacraments bahin flerben, das man bieffelbige nicht tie ans
dere Chriften, mit Proceffionen, Gefengen, vnd anderen Chriftt.
Geremonien begraben folle, Es follen auch Beine Schulmeifter,
287
Daftorn, oder Prediger verpflichtet fein, bey folcher Leute begreb⸗
nis zu fein, Es mögen die jren folche Leute allein begraben,
nach jrer gelegenheit.”
Bon vertrawen und ſegnen Braut vnd Breutigam.
- Die Ehe, als fonderliche göttliche Ordnung, „dadurch das
Menfchlihe Geſchlecht erhalten, und dem Allmechtigen eine
Kirche auff diefer Welt gefamlet wird,“ foll öffentlich und vor
der Gemeinde (Sonntags zur Vesper, an Werktagen nad) ber
Predigt) nach vorgehendem zwei⸗ oder mindeftens einmaligen
Aufgebote eingegangen werden. Der Trauritus ift im Gans
zen ber Luther’fche. Doc) ift das Zraugelübde vollftändiger :
„Hans, je ftehet allhie, und begeret gegenwertige Margarethen
zu nemen, zu ewer Ehelichen Hausfrawen, euch von jr nicht
zu fcheiden, es fey denn, das euch der Todt fcheide, SIE ſolchs
noch ewers hertzens wille vnd meinung, ſo bekennets allhie vor
Gottes Angeſichte, vnd in gegenwertigkeit der Gemeine, vnd
faget ja.” Die Admonition iſt der Nuͤrn b. nachgebildet.
Bon Ehegelübben.
Die Paſtoren ſollen jaͤhrlich ein⸗ oder zweimal das Volk
von dem Eheſtande belehren, vor verbotener Vermiſchung war⸗
nen, und Mof. III. 18 vorleſen, mit dem Bericht, daß bie
Ehe in den hier genannten Fällen bei ernfter Steafe verboten ſei.
Bon den Schulen.
Kurze allgemeine VBorfchriften. Die Superintendenten
und Paftoren haben darauf zu achten, daß tüchtige Lehrer bes
ftelit werben, und jährlic, vor Oftern und Michaelis follen fie
mit zwei Rathsmitgliedern die Schulen vifiticen und bie Ana
ben prüfen.
Den Schluß bilden die Collecten und Präfationen, von des
nen bie erfteren ber Sä ch f. Agende,diefe der Medlenb. RD.
entlehnt find.
Gedruckt zu Wittemberg, buch Georgen Rhawen Erben
OXXI.
Kerckenordeninge der Chriſtliken Gemein tho Niggen Nade. Angehauen 1561. op Pingſten.
Dörtmund dörch Albert Sator 1564.
Diefe von Hermann Wilde entworfene luth. K.⸗O. hat
folgende Abfchnitte: Korte Berinneringe van der wah⸗
ven Religion. — Ban ler vnd leven onferes Paſtors.
— Banner gepredbiget, wanner vnd wie die Sacra⸗
mente follen gehandelt werden. — Ban andern
Feierdagen neven ben Sundagen. — Ban ber Dope.
— Ban Brutlahten — Ban Befdblinge der Kran⸗
ten. — Ban Begreffniffe — Volgen be Pfalmen der
man einen oder etlife welle man wil vor der Meſſe
finget. — Te deum laudamus, — Etlite Kyrie —
Sollecten. — Zur Vollgiehung kam fie nicht, vielmehr wurde
fie von dem Herz. Wilhem von Eleve verboten und von bem Ma⸗
oiftrat zu Dortmund confischrt. Vergl. Hamelmann, Opp. ge-
neal. p. 826, Entw. einer Agende für ben Synodalbereich der
Grafſch. Marl, Eſſen 1829, Borr. S. XVI, Jacobſon, Ges
fhihte der Quellen des ev. K.⸗R. ber Prov. Rheinland und
Weftphalen, &. 62, url, ©. 8.
1565. oxäv. Belningenidye Moltzelorruunug.
1563,
CXXIL
Agend Büchlein, Der Ehriftlichen Enangeliichen Kirchen zu Srandfurt am Maya, darin
die Gebet, vnd andere Ceremonien, fo bey der Predig Gottes Worts, vnd den heiligen Serramenten bafelbft ges
breschlih find, Türblic angezeigt werben, begriffen find. Getrudt zu Frankfurt am Mayn, Anno MDLXV.
4
Die erfte Frankfurter K.⸗O. iſt oben Nr. XXIX®. mitgetheilt.
Die vorl. enthält nur die Gebete vor und nad) Empfang bes
Abendmahls, den fehr abgekuͤrzten (luther.) Ritus bei der Zaufe
und der Eheeinfegnung, das gemeine Gebet, Beichtformulare, Ans
weifungen zur Troͤſtung der Kranken. Sie iſt gedruckt „buch
Martin ler, in verlegung Sigmund Feyerabends und Simon
Huͤters.“ Eine Agende aus dem J. 1563 („Einfältige
orm das Nachtmahl des Herrn zu halten, zu Tauf⸗
FAR und Ehe⸗Leuth einsufteanen, fambt ihren Ber:
mahnungen und Gebetben, wie gu Franckfurth ge-
braͤuchlich“) nenht nah Dieffenbach, Judaes tonversus,
DB. 4.
p- Be: Ritter im Evang. Deuckmahl ber Stabt Franckfurth a.
., 8. 292; eine andere aus dem 3. 156% (Kirchenord⸗
nung und Gebet .. in ber Kirde zu Srandfurt a. M.
beym h.Nachtmal, Zauf und Einfegnung ber Eheleut.
Bufampt angehbendter Form, wie man ſich gum bh.
Nachtmal bereiten unb anzeigen foll, für die Ein=-
pitigen Auch dabey .. Unterricht, wie man bep den
ranten handeln foll, 8.) nad Chrysendri Bibl. leg.
Kae: Feuerlini Bibl. symb. ed. Riederer, P. ]. p. .
ide find wahrfcheintich mit der bier angezeigten fventife.
1566.
| CXXIV. CXXV.
Kircheuorduung, Wie 23 mit der Chriftlichen Lehre, ratchung der Sacrament, ordenlichen
Cetemonien, erhaltung Chriſtlicher Schulen, Ordination der Diener des Euangelij, auch andern der Kirchen not= "
wendigen fluden, Inn vnſer Philips, Meinharts, und Sorgen, Grauen zu Leiningen, Herm zu Weſterburg, onnd
Schaumburg, x. Graff und Herrfchafften gehalten werben fol. Anno MDLXVI 9781. 4.
Holiceyg Ordnung, Wie diefelbe inn Wufer Philipfen, NReinharts, und Jörgen, gebrübder,
Sranen zu Leiningen, Herren zu Weſterburg, vnnd Schaumburg, Graue vnnd Herrfchafften, angericht und gehal⸗
ten werben fol. 2%. 4. '
Die erfte der bier verzeichneten Ordnungen ift zu Alten⸗ olicev orbnuna, wie die ı a a J
leinin Mal am de 1365 erlaffen. Sie tft in den mei: 9? vo 8, e in ber Graffſchafft Lei
en femitten aus der Medtlend. K.:O, von 1568 (Mr.
CH.) und der Württemb. v. 1553 (Nr. XCV.) tom:
binirt. Da fie nirgends bemerkenſwerthe Eigenthuͤmlich⸗
' Zeiten barbietet, reicht es bin, ihre Rubriken zu bezeichnen:
Bon ber Schr vnd Predig = Von der Tauff.
ningen, Weflerburg, 2c. folangeriht und gehalten
werden. .
1. Wort flcltfigen Kirchgang, zu aller zeit.
Saͤmmtliche Unterthanen ſollen zu Anfange bes Gottes⸗
— Bon der Jabetauff. = Vom Catechiſmo. — ' dienfled in der Kirche erfcheinen, und dis zu Ende ausharren.
Bon der Privat Beicht. — Ordnung bes Racht⸗
mals. — Bon ber Letaney und gemeinen Gebet.
— Bon den Fevertagen. — Bon der Kirchen⸗
Eleidung — Bon Kirchen Geſengen. — Bon
eintieitung der neuwen Chelentt. — Won bes
fuhung der franten — Bon dim Begrebnuß.
— Bon ber Bifttation. — Bon Chriſtlichen
Schulen. — Bon ber Drdination.
Gedruckt inn des 9. Reiche Ffyſtatt Wormbs, bey An⸗
thonyo Kortoys, Anno MDLXVI.
Eine Ergaͤnzung dieſer K.⸗O. iſt die am 11. März 1566
erlaſſene Polizeiordnung, welche wir im Auszuge folgen
laſſen.
* * *
u. Wie es fol wit dom Kitchzaug am Sontag gehälteh werben.
Sowohl vor als nach Mittag ſoll das Pfarrvolk den Got⸗
tesdienſt beſuchen, und keiner ſoll ſich vor der Fruͤhpredigt ohne
Wiſſen und Erlaudniß des Schulthelßen In Geſchaͤften aus
dem Flecken begeben, bei 3 Albus Strafe,
I. Wie es fol gehalten werden, mit ber predig Ber heylfamen Chrift⸗
lichen Kinder Lehr, ober Katechifmi.
Die Katechismuslehre wird gehalten Sonntags von 12—
1 Uhr. Während derfelben ift alles Spielen, Tanzen, Saufen
und Schwelgen in ben Wirthshdufern, fo wie das Müßigftehen
und Schwagen auf den Gaſſen und vor der Kirche verboten.
18086. Oxzxvı. Seififhe Rirchensrhunng. 289
IV. Wie es fol mit der Wochen prebig gehalten werden.
Sreitags In jeder Woche fol eine Predigt gehalten werben,
bei der aus jedem Haufe mindeftens eine Perfon, bei 11, Alb.
Strafe für den Hausvater, zu erfcheinen hat.
V. Wie mans halten fol, mit denen, fo Gottes Namen leftern.
Allgemeine Strafandrohung gegen Flucher, Schwoͤrer und
Gotteslaͤſterer.
VI. Von erwölung der Cenſorn, vnd wie ſich dieſelben halten ſollen.
„Es ſollen in Vnſerer gantzen Graueſchafft, durch den
Schultheiſen, inn beyſein des Pfarherrs, eines jeden Orts,
drey oder vier Gottsfoͤrchtigen Maͤnnern, erwoͤlet, vnnd bey
jhren treuwen, damit ſie Gott vnnd der Obrigkeit verpflicht
ſeyn, durch den Schultheifen angenommen werden, deren ampt
diß ſein ſol: Daß ſie ſamptlich mit hoͤchſtem fleiß, ein auffmer⸗
ckens haben, daß das Volck fleiſſig inn die Kirchen zum wort
Gottes gehe, vnd alles anderß das, was Wir inn Vnſerer Pol⸗
licey Ordnung, vnd Kirchenzucht, geordnet haben, vnuerpruͤch⸗
lich gehalten werde, vnd ſollen die vberfahrende Perſonen, inn
allen Artickeln, einen wie den andern, dem Schultheiſen durch
dieſe Cenſorn, angezeigt werden. Woͤlcher als dann die obge⸗
ſetzte ſtraff jhnen aufferlegen ſol, vnd damit nun den Perſonen
vnd Cenſorn je ampt, als ein Verrhaͤterey, von ben andern
nicht gedeut werden, So woͤllen Wir, daß es alweg, von einer
Viſitation zur andern, ordenlich herumb gehe.“
vo. Vom Sauffen, zutrincken, und Füllerey.
vo. Ron Warfagern.
IX. Ben St. Peters Brunnen bey Bodenhaim.
Bei zehn Gulden Strafe ift verboten, Kinder an folche
Orte zu tragen, „da man fie wiget, vnnd foniel oder ſchwer
Korns, als die Kind wiegen, dem Gögen gibt, woͤlches frembde
@ötter fuchen, ehrn und anbetten heiſt.“
"X Bon Bafinacdhtipielen.
Der Heidnifche Wandel „mit pratten heifchen, Bugen gehn,
Lehen außruffen, Mayen ſtecken, Hagel baum brennen, Sohane
fewer machen, vnnd drüber fpringen ,.. Fahnen tragen, Kirchen
blümen, vnnd gegen dem Wetterleutten” ift bei einem Gulden
Strafe verboten.
xl. Bon deu Rirchweihen.
Verbot der „freß Kiechweihen, bey peen zehen gulde.“
oO. Bon Kreuterweyhen.
Bei derfelben Strafe ift verordnet: „daß niemandts, hin
fort an, zu den Gottloſen, Aberglaubifchen Meßpfaffen, oder
München lauffe, Wachs, Palmen, Kersen oder Kreutter wei⸗
ben laffe, mit woͤlchen man nachmals, Zauberey, Segnerey,
ond Hexenwerck, braucht.”
XIII. Bon frembbden Kirchen.
„Wollen wir aud) gang vnd gar, von Vnſern Vntertha⸗
nen diß gehabt haben, daß keiner an keinem andern Drt, Vn⸗
ferer Graueſchafft, ohn feines Pfarherrs vermwilligung, das h.
Abendtmal entpfahe, ober auch anderfimo Kinder tauffen Laffe,
dann jhr etliche zur verachtung, ihres Pfarheren, wo, fie jm
abguͤnſtig, an frembde, auch wol Bäpftifhe Ort gelauffen, ehe
fie fih mit jrem Pfacheren verfönet, unnd dann das Hochw.
Abendtmal vnſers Deren Jeſu Chrifti, zu jrem felbft eigenem
gericht und verdamnuß, entpfangen: bey ftraff 20. gufde, uns
nachleglich zu erlegen.”
[4
XIV. Bon den Wibderteuffern.
Die Wiedertäufer follen von den Pfarrern wegen ihres Irr⸗
thums belehrt, und wenn fie denfelben erkennen, in die Ge
meinde aufgenommen, im entgegengefesten Falle aber nicht ges
duldet werden.
XV. Bon denen fo den beylager vor dem Kirchgang balten.
Wittwer und Wittwen follen nicht das Beilager halten, bes
vor fie.den Segen bed göttl. Wortes in der Kirche empfangen,
bei LO Bulden Strafe.
XVI. Von dem unnötigen koſten, fo gehalten würt auff ben Kinder
tauffen. "
xVO. Vom vertrinden nach der Leichen.
Verbot der „Slennetten” oder des „Reichen gehn‘ in Wirths⸗
bäufern bei Strafe 1% Gulden; „body follen die abuerflorbenen
ehrlich, mit verglaltung zur erden beftattet, vnd alweg ein
Leichenpredig vor der verfamlung vnnd gemein, inn ber Kirchen
gehalten werden.”
xvMm. Bon Gericht Schreibern.
Der alte böfe Gebrauch, daß die Pfarrherrn mit „Gericht
fchreiben, Beedtfegen, Kerffzettel machen‘ zc. umgegangen find,
foll nicht gebuldet, fondern es follen folhe Dinge durd) bie
Schulmeifter, Gloͤckner, Büttel oder andere Perfonen verrichtet
werden.
Gedrudt inn des H. Reichs Freyſtat Wormbs, bei Anthonyo
Cortohs, Anno MDLXVI,
CXXVI.
Kirchen Ordnung: Wie ſich die Pfarherrn und Seelſorger in jrem beruff mit leren vnd pre⸗
digen, allerley Ceremonien vnd guter Chriſtlicher Diſciplin vnnd Kirchenzucht halten ſollen: Fuͤr die Kirchen inn dem
Fuͤrſtenthumb Heſſen: Aus der Apoſteln, jrer Nachfolger und anderer alten Chriſtlicher reiner Lehrer | chrifften geftellet:
Ä Gedruckt zu Marpurgk: 1566. . 137 Dt. 4.
Nach ber von ben „Superintendenten ber Chriſtl. Kirchen
vnnd Gemeinen im Kürftenthbumb Heſſen“ unterzeichneten
Vorrede war in Heſſen anfänglich die Sächfifche Agende
v. 3. 1539 im Gebrauch (Nr. LXIV.), neben der einzelne
II, -
Gemeinden aber auch der Eaffel’fhen K.⸗O. dv. 1539,
„fo mehrer theild aus ber Cölnifchen Reformation ges
nommen,” fich bebienten. (Weber die Gaffel’fche RsD.,
welche nicht ein Auszug aus der Göln. je , fondern eine
von deren Grundlagen ift, f. o. Rr. LXU.) um bie Eins
beit des Gultus herzuftellen, wurde unter Benugung der ers
wähnten K.⸗O., fo wie bes Dietrich’fchen Agendbüchleing,
die vorl. K.⸗O. entworfen, und ihre Befolgung von ben
Superintenbenten „von wegen vnſers ampts an flad Gottes
vnnd vnſers Gnebigen Fürften vnnd Herrn” ben Pfarrern
befohlen. Sie ift nicht vollftändig, indem der vierte Theil,
welcher bie Verfaſſung behandeln follte, ausblieb. Der
Schluß des vorangehenden kurzen Mandate (dd. 21. Det.
1566) lautet: „Vnd bamit bem felben allenthalben,, befto
ewiffer gelebt vnd nachgefept werde, So thun wir uns
iermit erkleren, Das wir zum wenigften alle brey jar,
oder auch unter defs, fo offt es vnſer gelegenheit gibt, vnd
die notturfft erfordert, ein befondere Inquifition vnd Viſi⸗
tation durch bie unfern fo wir jedesmals hierzu verorbnen
werben, anftellen vnd vornemen wöllen, Welche benn in
ſolcher Inquifition, wiberfpenftig, fabrleffig oder feumig..
befunden würden, &8 feien gleich Superintendenten, Pfars
herrn, ober jemands von vnſern Beampten onnd Dienern,
Die felbigen gedencken wir jrer verwirdung nad), mit ges
vnd ftraff hierumb anzuſehen.“
*
buͤrendem ern
* *ᷣ
Kirchen Ordnung ſo in vnſerm, Philips von Gotts
genaden Landtgraue zu Heffen, Graue zu Catzen⸗
ellenpogen, Dietz, Ziegenhain vnd Nidda, Fuͤr—
ſtenthumb ſoll gehalten werden.
Das Griſte theil von denen Dienern, welche im irchenampt von nöten fein.
Mie viel, ober weiche biener In der Ehrifll. Kirchen nothwendig feyen.
„Die erften, werden genennt Episcopi, welche (wie D. Hie-
zonymus in Epist. ad Euagrium, Augustinus de Ciuitate Dei
lib. 19, cap. 19. vnd über den cxxvj. Pfal. fchreiben) auff La⸗
teinifch recht vnd wol Superintendentes , das ift, Aufffeher,
nad) vnſeren Zeutfchen können genennet werden.
Die andern, werden genennt Presbyteri oder Seniores,
welcher zweyerley die Schrifft anzeiget. Etliche arbeiten im
wort oder lehre, vnd außthellung derer heiligen Sacrament,
welche man fonft Hirten und Doctores, daß iſt, Lehrer, nennen
mag, Denen andern aber ftehet zu, fleiffiges aufffähene , baß
alles fo die regierung der Kirchen belangt, trewlich verfähen
werde.
Die dritten find die Diacon. Durch dieſe wirt aller dienft
in der Gemeine Gottes, vnnd fo viel müglich nach bem befehl
Chrifti und derer heiligen Apofteln, bey uns verhandlet..“
Bon Beruff, Erwehlung vud orbination derer Biſchoff oder Super⸗
lutendenten.
„Die diener der kirchen, bey welcher der vorige Superin⸗
tendens gewonet, ſollen alſo balb onſerm ©. F. vnd herrn zu
wieſſen thun das der Superintendens abgangen ſei.
Darauff beuehlet ber Fuͤrſt den zweyen Superintenbenten,
ſo der ſelbigen kirchen, in welcher ein newer Superintendens
zuerwelen, am nechſten geſeſſen, das ſie einen Synodum am
ſelbigen ortt auffs furderlichſte ernennen und außfchreiben.
Es follen darnad) die felbigen Supseintendentn, an alle
pfarhern in ftedten bes felbigen zircks fchreiben und jnen erftlich
vermelden die zeit und den ort, mo und wenn ber Synodus fol
ehalten werden einen newen Superintendenten zuerwelen.
um andern, folen fie juen zuwiſſen thun, das fie alle pfar=
1306. CXXVI. Heffiſche Richemriuung.
hern bes felbigen zircks flelffig vermanen das fie in allen pre
digen, biſs auff den tag des ernenten Synodi, jre gemeine zum
gebet ernftlih anzuhalten das Got feine kirche wölle gnediglich
erhalten vnd regieren, und widberumb mit eynem gottfuͤrchtigen
ond- gefchidten Superintendenten verforgen vnd begnadigen.
Zum dritten fie erinnern, das fie mitler zeit, jnen, der kirchen
heil vnd wolfart laffen befoln fein vnd auch trachten, baf6 fie
auff dem künfftigen Synodo einen verftendigen vnd gottfuͤrch⸗
tigen man aus dem felbigen zirck angengen tönnen, welcher
nad) der lehr des Apoftels 3. Zimoth. 3. zu regierung der firs
hen tuͤchtig ſei.
So man aber keinen zu ſolchem ampt geſchickt in dem ſel⸗
bigen zirck haben kan, fol man ohn alle hindernus aus einem
andern zirck dieſes Fuͤrſtenthumbs einen erwehlen, vnd ſo baldt
der ſelbige ordinirt, ſoll er ſeine kirche, da er zuuor refidirt, mit
eynem andern geſchickten diener verſehen, vnd bei der kirchen,
daruͤber er zu einem Superintendenten verordnet, ſeine wonung
haben. Es ſollen weiter die pfarherren, in denen ſtedten, ſolchs
alles fleiſſig zuwiſſen thun den andern predigern auff ben doͤrf⸗
fern, eyn vetzlicher denen fo in der nehe geſeſſen ſindt dieweil on
das, die Superintendenten, denen pfacheren in den ſtedten be⸗
uohlen ein fleiſſiges auffſehens zuhaben auff die kirchen In des
nen doͤrffern ſo jnen nahe gelegen, damit die pfarherrn, ſo auff
den doͤrffern alda vmbher wonen, zu denſelbigen in ſtetten eine
zuflucht Haben vnd raht fragen koͤnnen fo etwas vorfallen würde
darzu ſie jres rahts bedoͤrffen. Es ſollen ſich auch die paſtores
auff dem lande, ſo es die notturfft erfordert, von dieſen ver⸗
manen laſſen, wenn ſie in jrem ampt nachleſſig erfunden, vnd
zur zeit der Viſitation ſoll der Superintendens die pfarherren
in ſtedten, vornemlich fragen vnd verhoͤren vom wandel vnd
leben der paſtorn in den nechſten doͤrffern. Zuletzt fo eyn
ſchwere ſach furfallen würde, der fie nicht abhelffen koͤnnen,
ſollen die pfarherrn ſolche bei zeit an den Superintendenten,
oder fünfftigen Synodum gelangen laffen, damit den kirchen
und beren felbigen dienern wol vorgeflanden werde, und koͤnnen
diefe pfacheren in den ftedten, fo viel bieß ampt betrifft, echt
verglichen werden mit denen, welche man vorzeiten genannt bat
Chorepifcopog .. und vor etlichen jaren, Decani rurales feindt
genant worden...”
Auf der Synode erfolgt dann, nad) vorgängigem Gebet,
bie Wahl durdy geheime Abflimmung, und diejenigen, welche
die meiften Stimmen haben, werben dem Landesherrn präfen-
tirt, damit er einen derfelben confiemire.
„Das wir aber begeren, das unfer G. 5. und H. auf ben
vorgefchlagenen zweyen oder dreien perfonen einen Superinten⸗
denten mit feiner autoritet beftetige, beiwegt vnd verurfacht une
das erempel der alten kirchen, Dann baß wir igt geſchwigen,
daß man die ermehlung bes Heil. Ambrofij hat gelangen laſſen
an ben keyſer Valentinianum, auß welchs befelch kurtz zuuor
ein Spnodus angeſetzt einen neuͤwen Biſchoff in Meylandt zus
erwelen, und fchon etliche Bifchoffe in der nähe darzu beruffen,
wie der autor Tripartitae hifto. lib. 7. cap. 8. aus dem Theo⸗
doreto erzeist: So ift ohn das offenbar, daß allenthalben viel
Bifchoffe von Chriftlichen Königen vnd Fürften hin vnd wid»
ber, vnd darzu mit groffer einhelligkeit aller kirchen in jrem
ampt vnd dignitet beftetiget feine, bifs auff das jar ber geburt
Chriſti M. LX. weiche aus vielen hiftorien zuſchen, die do be⸗
1508. Oxxvı. Seffikhe Rischenverunng.
zeagen, daß man ſchon zur felbigen zeit angefangen hat zu hans
bein von der vermderung In biefer ſach.“
Endlich die Ordination erfolgt durch. die von dem Landes
beren beauftragten Superintendenten in ber Kirche des Be
wählten, in Gegenwart der Pfarrer der Städte des Bezirke,
unter Handauflegung und Gebet. Die Ermahnung, in wel
der die Pflichten des Amts der Superintendenten bargelegt
werden, enthält rüdfüchtlich der Lehre Folgendes:
„Damit je eynes Superintendenten ampt recht verfeben
mögt, folt je euch vor allen dingen bemühen das bie Lehr der
Chriftlichen religion, welche in ben: fchrifften der Propheten und
Apoftein, beyde des alten und newen Teſtaments erklert ond
kurtzlich in den dreien Symbolis, Apostolico, Nieaeno, Atha-
nasiano begrieffen, welche bie Catholifch vnnd ware Cheiftliche
kirch biſs hieher bekant, allezeit reyn und vngefelſcht geleret wer⸗
den, vnd euch von der warheyt der heiligen ſchrifft, keyn menſch⸗
lid) vernunfft, keyn gunſt noch einige bedrawung abfuͤren laſſet.“
Von der erwelung vnd ordination der Pfarherr oder Elteſten ſo im
wortt arbeytten.
Wie man bie Presbyteros erwelen Sölle.
„Wann eyn gemeyn jhres Pfarrers oder lerers beraubt
wirdt, vnd die not erfordert, das durch eyn andern prediger in
der nehe, das ampt in der kirchen verſehen werde, ſol mann
alle Sontag die gantze gemeyn zum gebet fleiſſig vermanen, das
ſie Gott anruffen, das er jnen eynen geſchickten vnd Gottfuͤrch⸗
tigen lerer widerumb ſenden vnd geben woͤlle, vnd diſs ſol ſo
lang geſchehen, vnd fleiſſig getriben werden biß das der almechtig
het bie gemenn wieberumb mit eynem frommen lerer ver
ihet...
„Die form vnd weiſe aber diefelbigen zuerwelen, wirdt nit
in allen kirchen bei vns gleich gehalten. An etlichen drtern feint
Collatores oder Edelleut, oder fonft andere die mann nennet
Patronos der firchen den felbigen left mann noch Die ehr blei⸗
ben, das fie eyne geſchickte perfon dem Superintendenten praes
fentiven, das er den felbigen anneme vnd ordinire, fo fern er
im eramen zu folchens ampt tuchtig erfunden wird...”
„Doch ſollen fie Seinen on wiflen und willen der Superins
tendenten, darzu auch eyn folchen der im eramine vnd ordina⸗
tion beftehen koͤnne, waber annemen noch abfegen.....”
„In welchen kirchen aber Vnſerm G. Fuͤrſten und Deren,
das Ius Patronatas oder bie Collatur alleyn zugehoͤrt, ſoll man,
da die dienſte durch abſterben der prediger oder auch vff andere
wege verledigt werden, bei dem Viſitator des bezircks zum for⸗
derlichſten anſuchen, und mit fleiß begeren, das ſolche kirchen
mit Gotsfürchtigen geſchickten und frommen dienern fo bald
ſolchs jmmer gefchehen mag, bee gemeyne zu gutem, widerumb
beftsllet werben, vnd da die gemeyne eynen vorſchlagen und zum
prediger begeren würde, foll derfelbige vor allen Dingen erſtlich
eraminirt werben, vnd da ee beyde in lehr und leben geſchickt
vnd rechtfchaffen befunden wirt, zum dienft und verwaltung
der kirchen zugelafien vnnd beftetiget werben.”
Vom Eramen ber jenigen So zum prebigempt follen orbinirt werben.
Das Eramen wird jährlich sweimal, im Februar und Seps
temıber, zu Marburg von dem Superintendenten, den Prebigern
und den Profefforen der Theologie abgehalten. Die Ordina⸗
tion gefchleht gewoͤhnlich ebendaſelbſt; aber beſſer und erbau
licher in ber Kirche, der der Ordinandus vorgeftellt werben fol,
Wie bie prediger folleu srbiniret werben,
Die Ordinationshandlung beginnt, nach erfolgter Auffors
berung zum Gebet, mit der Vorlefung von Match. XXVIIE
18 ff., ie. 1.5 ff., 2 Tim. IH. 14, an welche fich eine Er⸗
mahnung an die Ordinanden anſchließt. Diefe beginnt mit
den Worten: .
„Welcher zu einem pfarheren ober lehrer in der kirchen
Gottes ordiniet, der fol die gantze Lehre der Chriftlichen Reli⸗
gion, weiche in den buͤchern der Propheten vnd Apoſteln des als
ten und newen Teſtaments begrieffen, vnd kurtzlich in den
dreien Symbolis Apostolico , Niceno, und bes heyligen Athar
naflj verfaffet, reyn vnd trewlich der gemepn Gottes vortragen
ond auflegen, fol ſich aud) von der felbigen form vnd Apoſtoli⸗
fchen lehr keyn gunfk der menfchen, keyn furcht noch gefahr abs
fchredten laffen: Er fol auch nad) der felbigen lehr Gottes wort,
nicht alleyn offentlich vor dem volck, fondern auch da beim in
feinem hauß die gange lehr des gefeßes und des heyligen Euan⸗
gelij erfleren vnd beſtetigen.“
Hierauf Gebet, Handauflegung, Gebet, Ermahnung an
bie Ordinirten, Anſprache an die Gemeinde, Pfalm, Segen.
Die Einführung geſchieht durch ben Superintendenten,
dem ein andrer Geiftlicher aſſiſtirt. Sie wird eröffnet durch
eine Berfündigung an die Gemeinde. Dann predigt ber Su⸗
perintendent über Zit- L.5 ff. und 1 Theſſ. V. 14 f., worauf
er den Geiftlichen der Gemeinde am Altar vorflellt und ihn
ermahnt, fleißig feinem Amte nachzukommen. Zuletzt leiſtet
der Pfarcherr die entfprechende Bufage.
Bie mann die Elteſten zur verwalttung ber kirchen Erwelen vnd Or⸗
diniren fol.
Die Aelteften werden durch die Kirchendiener und etliche
Glieder des Raths und der. Gemeinde gemählt. Ste follen die-
felben Eigenfchaften haben, tie die Prediger, nur daß fie nicht
fo gelehrt zu fein brauchen. Ihre Ordination gefchieht, und
zwar immer in der betreffenden Kirche, durch den Superinten⸗
denten oder den Pfarrer unter Zuziehung einiger Geiſtlicher.
Sie beginnt nach einer kurzen Vorrede mit der folgenden Er⸗
klaͤrung des Amtes der Aclteften nach Ap.⸗Geſchẽ XX. 28. -
„Ze habt gehort mein geliebten im heren, das neben
den Biſchoffen, auch Eiteften vom H. geyſt zur verwaltung der
firchen gottes gefegt feind: Darumb wil es euch gebüren, daß
je fonderlicy grofe forge tragt, vnd darauff geflieffen feidt mie
die kirche wol möge regirt werden, und das jr den andern Dies -
nen fo im wort arbeyten, in allen Dingen mit trewem radt und
huͤlff forderlich feit, gleich) wie ſich dan aud) bapffere und wepſe
Radshern gegen dem Burgemeyſter halten, mo eyn gute ord⸗
nung in gemepnem nus fol angerichtet werden.
Vor allen dingen aber, folt je fampt ben andern kirchen
dienern mit höchften fleiß verhüten, daß nicht etwan eyn ver-
felfchung der lehr, entweder durch die fo In der kirchen offent⸗
ich predigen, oder buch falfche Lehrer und woͤlffe fo heymlich
neben einfchleichen, vnd iiſtiglich beteigen wöllen, eingefüret
werden: und fo jr etwas ber gleichen vornemen würdet, follet
jrs alfo balt den andern anzeygen, vnd mit Inn radtſchlagen,
37°
wie mann eyn ſolch vngluͤck abwenden möge.
tigkeyt wil auch von nöten fein, damit die Sacrament recht
außgeteplet und gereicht werden, und alles waß fonft mol geord⸗
net iſt, oder noch fol angericht werden, zuerhalten.
Ir folt verfchaffen das under allen diener luſt und lieb zur
eynigkeyt ſtets erhalten werde, vnd daß fie ſich gegen eunander
mit ongeferbter lieb erzeygen, vnd je eyner dem andern mit ehr:
erbietung zu vorkomme. Vber das folt je auch forg ond fleiß
anwenden, daß under den andern gleubigen keyn haß erwachſe,
noch irgents offentliche ſchiſmata vnnd fpaltunge entftehen.
Mann die Miniftri verfamlet fein, fo folt jr euch under
eynander zum fleiß in ewerm ampt ermanen, und warın jr ver
nemen werdet, daß e&liche nachlefig findt, benfelbigen folt jr ſa⸗
gen, das fie mit zufehen, und jrem ampt, fo fie im hern ents
pfangen, gnug thuen. Darzu folt jr auch ernſtlich radtfchlagen,
wie das vold in der gangen gemepn, oder in ſonderheyt etliche
gewiſſe perfone mögen ermanet werden, alles nach gelegenhept
vorlauffender fachen.
Belangende daß vrtheyl und gericht ber Firchen, fol mann
die brüber fo etwan in fünde gefallen, nach der infagung Chrifti
in der güte ſtraffen. Wen fie aber keyn vermanung hören noch
annemen möllen, in den Bann thun, vnd fie vor heyden und
zölner außfchreien. So fie aber wiederumb buß thun, alf dann
follen fie auß dem Bann gethan, vnd miederumb zu gnaden
vffgenommen werden. Darumb folt jr hie alles fleiffig auß⸗
richten, was den jenigen welchen bie fchlüffel bes himelreichs
vertrauet findt, zuftehet.
Letzlich waß fich fonft weiter zutragen wirdt, darin die mi⸗
niftri ewer trewen huͤlff vnd beyſtandt bedörffen, als fo es würde
von nöten fein vff etliche vorgelegte frage zu antworten, oder
zweitracht und zand vffzuheben, oder die eynander zuuor feindt
und geheffig gewefen, zuuerfünen,, oder ben armen, fo die kirch
vmb hulff anfchreien, ſtewer zuthun, oder aber waß mann ſonſt
weiter zuſchaffen hat. In dem allem folt je willig fein, vnd
nichts abfchlagen, daß zu erbamung anderer und erhaltung der
reynen Religion gelangen möge.
Dig ift Ir geliebten im bern, vornemlich das ampt ber Eis
teften, damit je den andern dienern fo im mort arbepten, zur.
beſſerung vnd erhaltung der kirchen follet behülfflich fein.”
Hieraufleiften die Aelteſten Zufage, und nach einem Gebet
legen ihnen die Geiftlichen die Hände auf. Zuletzt reich ihnen
ihr Amt befohlen, und die Gemeinde angewiefen, ihnen gehor⸗
fam zu fein.
Bon der Erwelung vnd Ordination ber Diacon,
Die Wahl der Diaconen, melde die in 1. Zim. III. 8 ff.
erwähnten Eigenfchaften haben follen, gefchieht durch die Geiſt⸗
lichen, die Aelteften und etlihe aus dem Rath und der Ger
meinde. In einer befonderen Ermahnung werden ihnen ihre
Pflichten vorgehalten.
Bon ben bienern ber kirchen welche mann nennet Opffermenner.
Die Opfermänner, welche ehrbaren Wandels, keine Säufer
fein und nicht unehrliche Hanbdtierung treiben follen, werden be=
ftellt durch den Geiftlihen und die Aelteften mit Wiffen und
Willen des Superintendenten.
1506. CXXVI. Hefiiiſche Kirchenorduumug ˖
Solche vorſich⸗
Wie mans Die hiener ber kirchen sum ampt abfegen fol.
..So eyn diener der irchen durch groffen unfleiß in ſei⸗
nem ampt, oder offentlicher fünden halber als Zrundenhept,
Ehebruch, Hurerei, Diebftat,, Falſch ſchweren, Auffrur, Tod⸗
ſchlag, Keherei, Spaltung oder dergleichen, des ampts ſich felbft
vnwirdig macht, wil e8 warlich vonmoten fein, das eyn folcher
auch offentlich vor der gangen gemenn feines ampts entfeget
werde. So nun eyner offentlich von wegen feines unfleiß ans
geklagt, und des felbigen von vielen zeugen vberweiſet, den ſol⸗
ten die Eiteften derfelbigen Eirchen als feine mitbrüder, etliche
mal freundlich vermane. Darnad) der Superintendens etwas
ſcherpffer mit angehendter drawung, wo er ſich nit bei zeiten
beſſer, fol er abgefeget werben. Vnd fo als dann keyn beffe-
rung volgt, fol der Superintendens in beifein etlicher Pfarherr
oder fo es mit fug gefchehen kan, Inn dem Synodo, nad fleiſ⸗
figem erkentniß der fachen pronunciten, das enn foldyer vmb
gehörter und befchwerter vrfach willen, nicht lenger im prebigt
ampt zu dulden ſei. Welchs man auch jm dem verflagten
nad) dem er zuuor an ben felbigen ort zeitlicdy beruffen,, in ge=
genwertigkeit jrer aller anzengen fol, vnd in das pfarhauß ale
baldt raumen heiffen, domit eyn ander an fein ſtadt auffe for⸗
berlichft angenommen werde. Dieſen gefprochnen fenteng des
Superintendenten,, fol den nechſt volgenden Sontag eyn ander
Pfarherr von megen des Superintendentis oder des ganten
Spnobi, in der kirchen darin der beurlaubte zuuor geleret, nach
dem das gantze ampt in der firchen verrichtet, verfünbigen.
Auch fol man zugleich den jentgen weldyen bieß gebüret, be=
fehlen, das fie nach eynem andern bei zeiten trachten, vnd mit»
fee weil, Got den Himlifchen Vatter fleiffig bitten, er wöl eye
nen andern tüchtigen vnd fleiffigen fenden und geben.
- &o aber eyner durch anregung des Satans eyn lüfter bes
gangen, duch) welchs eyn gang gemenn geergert, vnd alle
fromme Chriſten hefftiglich beträbet worden , und ſolchs offente
lich jederman bewuſt were, fol der Superintendens (dieweil
diefe fach auff den Synodum nicht mag auffgefchoben werben)
von flund an etlich Pfarherr der nechfigelegenen Eirchen, ar den
ort da das lafter volbracht, oder anderftwohin (mie ſichs nach
gelegenhept diefer fach am beften ſchickt) beruffen, und wenn fie
beieynander fein, den gangen handel vorfichtiglich und fleiffie
erfündigen., vnd fol der Superintendens den fenteng vber den
verklagten er fei zugegen oder nit, gehen laſſen. Welchs er
nachmals, wie aud) zuuor gefagt, der gangen gemeyn, da der
verklagt gewahnet, in der kirch vorhalten fol. Zu dem dieweil
ſich zun zeiten eyn folch lafter zutregt derhalben man die theter
dem Satan vbergeben muß (daruon dann hernach weitleufftie
ger gehandelt wirt) follen dee Superintendens und bie pfarher
verfündigen, das er fo lang auß der gemennfchafft der kirchen
fol außgefchloffen fein, bis er vor der gangen gemeyn bie er
zuuor geergert buß thue. Welches dann warlich das hoͤchſte
vnd ſchwerſte vrteyl der kirchen iſt.
Es will auch vnſer Gnediger Fuͤrſt vnd Herr, daß keyn
Stathalter, Oberamptman, Amptman, Amptenecht, ober wer
der feie, keynem Pfarrherrn, Caplan, noch Prediger ugebieten
noch zurichten hab, es fei dann das jme hierinn vnſer ©. F.
vnd H. felbft in eygner Perfon fonderlich befelch gethan, Oder
dee Prediger in offentlichen laftern, ats Diebftal, Ehebruch,
Todtſchlag, Auffrur, vnd dergleichen in wachept befunden vnd
2866. OXXVI. Setfiiche Kicchenordunng- |
vberzeuget wuͤrde. Als dann mag man zu jme greiffen, doch
one wifien vnd befelch unfere G. 5. und H. gegen feinem Leib,
mit peinlicher rechtfertigung nichts vornemen.”
Das Under teyl von ber Lehre ber h. Gemeyne Gottes.
Das bie lebe ber kirchen gerwwi vnd allezeit eyuerlen ſei.
„Die lehr der kirchen hat dieſe befondere eygenfchafft, das
zu allen zeiten, eynerley vnd eyn gleiche Lehr ift geprebigt wor⸗
den und fol fur vnd fur glei vnd eynerley ohn alle verende-
rung geleret werden. Dann bie Erguetter haben fie entpfangen
auß der vnderweyſung vnd offenbarung des Heyligen Geyſtes,
vnd haben eyner den andern mit lebendiger ſtim vnderrichtet,
was fie von dem willen Gottes und feligkent des menſchens
wiſſen folten, welche Moſes hernach auß Gottes geheyß in
ſchrifften gefaſſet hat.
Nach dem ſindt erfolgt die Propheten, ſo das geſetz trew⸗
lich außlegen vnd erkleren. Vnd zu letzt die Apoſteln, welche
alles das ſie lehren vnd ſchreiben, auff das geſetz vnd die Pro⸗
pheten richten. Man hat alwegen in der kirchen geprediget
vom geſetz, von der ſuͤnden, von der bekerung, vom Euangelio,
von der gnade durch Jeſum Chriſtum, von vergebung der ſuͤn⸗
den, ſo man durch den giauben erlangt, vom glauben, vom
rechten brauch der Sacramenten, vom glauben der durch die liebe
thetig iſt, von mancherley geſchlecht der guten werck, vom dem
ewigen gericht. In den Sacramenten iſt wol offtmals eyn
verenderung geſchehen, das ſie got ſelber geordnet vnd geendert
hat nach ſeinem gefallen, Sintemal den opffern, welche zum
erſten alleyn in gebrauch geweſen, iſt zu gewiſſer zeit zugethan
worden die Beſchneidung, vnd nicht faſt lang hernach das Oſter⸗
lamb. Am letzten findt dieſe alleſampt abgethan, vnd an jre
ſtadt verordnet die Tauff und das Nachtmal des herrn. In
der lehr aber iſt keyn vngleicheyt oder verenderung. Das kan
wel fein, das die lehr ber kirchen nicht alwegen gleich und vff
eynerley weyß furgeben wirt, das fie vnderweilen dunckel und
verdeckt, vnderweillen etwas heller vnd klerer iſt an tag geben
worden, wie wol offtmals von eynem alleyn geſchicht. Aber
in der Subſtantz vnd weſen vnd im fundament der lehr, kan
man nicht ſagen das eyn verenderung ſei, Epheſ. 2. ſagt der
Apoſtel die gleubigen ſeien erbawt vff das fundament der Apo⸗
ſteln vnd Propheten vnd 1. Cor. 3. fellet er dieſes offentlich
vrtheil, das keyn ander fundament der lehr kunde gelegt werden
dann das ſchon gelegt iſt.
Dieſe ewige vnwandelbare vnd allezeit gleiche lehr der kir⸗
chen bekennen wir, das ſie in den buͤchern des geſetzes, der Pro⸗
pheten, Euangeliſten und Apoſteln beyde im Alten und Newen
teſtament verfaſſet iſt, und das In denſelbigen durch den heylis
gen geyſt, damit ſolche heylige leur feindt begabt und erleuchtet
geweſen, reichlich alles geoffenbaret ift, was man zur ſeligkeyt
des menfchen vnd gewifien vnterricht der kirchen wiſſen muß,
Vnd den bädyern , welchen bie alte reyne Birche beftenbiglich
zeugnuß gibt das fie Canonici feten, geben wir geen die ehr das
man auf jnen alleyn gewiſſe beweiſe und beftetigung aller Chriſt⸗
licher artiddel nemen fol...”
„Wie gleuben auch von bergen und bekennen fur alfe men⸗
ſchen die berumpte vnd wolbefante Symbola Apostolicum, Ni-
caenum, Athanasij, nicht allen darumb das die heuptſtuͤck
der hepligen Chriftlichen lehr kurtzlich darinnen begriffen feindt,
293
fonder auch dieweil fie die eynhelligkeyt der algemennen recht⸗
gleubigen kirchen, fehr klar und helle am tag geben. Dieweil
den die Augfpurgifche Gonfeffion auß der H. Schrifft, gezogen
vnd mit der genslich vbereynſtimmet .fampt den Symbolis, bes
kennen wir uns auch In allen puncten zu derfelbigen. .”
Wie man die fchrifft auflegen vnd bie Ehriftlihe lehr furgeben fol,
ond erftli von ber lehr oder mild, ber Kinder.
Bon ber Ichr vub flardien fpeife der erwachtenen.
Wie man Bücher in bie Kirchen zeugen, vnd ben Lerern fleiffig zu
fein vrſach geben fol.
Bei jeder Kirche ſoll die h. Schrift, mo es nuͤtzlich fein
Bann, in mancherlet Sprachen verdolmetſcht, und die nuͤtzlich⸗
ften, auslegenden und dogmatifchen Schriften, welche der Su⸗
perintendent im Synodo bezeichnet, angefchafft und treulid)
verwahrt werden.
Das dritte teyl von ber aufteylung der 5. Bacrament.
Auff welchen tag die Epriftliche Verſamlungen follen gehalten werben.
Weihnachten mit dem folgenden Zage, Circumcis., Epi-
phan., Purif. und Annunc. Mar,, Oftern mit dem folg. Zage,
Himmelfahrt, Pfingften mit dem folg. Tage, Joan. Bapt,,
Visit. Mar. werden, gleich den Sonntagen, mit Unterlaffung
weltlicher Gefchäfte gefeiert. An den Apofteltagen, Magdal.,
Michael., Convers. Pauli, am Gruͤndonnerſtage, am Charfrei⸗
tage und dem britten Tage nad) den brei hohen Feſten findet
nur eine Frühpredigt Statt. In jedem Monate wird ein Bet:
tag gehalten, und in Fällen befondrer Noth wird ein folcher
durch die Superintendenten ausgefchrieben.
Bas in der Chriften verfamlinng zu Yeberzeit geſchehen foll.
Bas vif die Sontage In der Chriftlichen verfamlung sehanbelt werde.
„Erſtlich biß die gemenn zufamen kompt, fingt man eyn
pfalm oder 2. nach gelegenheyt eynes yglichen orte.
Darnach thut man entweder die befantnis der fünden mit
auffnemung der abfolution: Oder fingt die gange Kirch den
lj. pfalm: Erbarm dich mein O Herre Gott, ꝛc.
Zum dritten fingt die Kirche: Gloria in excelsis. Kyriel.
Et in terra pax, etc, deutfch, ſich allerley zuerinnern.
Zum vierdten volget die Collect oder ein gebet nach der zeit,
darauff wirt verlefen ein lection auß den Epifteln der Apofteln
wie zuuor vermeldet.
Zum funfften wirt auff bie Epiftel gefungen ber Sequeng.
Benedicta sit semper sancta Trinitas. Item Grates nunc
omnes etc. Mach ber zeit, vnd wie es die Feft mit fich brin-
gen, oder eyn ander Pfalm vnd lobgefang, darauff wirt vers
lefen das Enangelium, fo mann nad) alter gemonhent in Der
"Kicchen zu predigen pflegt.
Zum fechften fingt die gange Kirch den Chriftlichen glau-
ben, daruff volget die predig.
Zum fiebenden nad) der prebig volget das gebet, bie befants
nuß der fünden vnnd Abfolution. Item was vorleufft vff der
Cantzel der Kirchen zuuerlündigen, bie vermanung zu Almus
fen, vnnd die dandfagung.
Zum achten dee brauch des Nachtmals bes Herren.
Zum neunden ber Segen.’
Bon ber Berfamlung nad Mittag.
m» An welchem ort mann zweymal nach Mittag verfamlumg
belt, wirt die erfte dermaſſen verrichtet.
Erſtlich fingt die gantze gemeyn eyn Pfalmen ober zwen,
nach ber ordnung wie droben vermeldt, oder fonft zwen gefeßte
Pſalmen.
Zum andern volgt darauff eyn Lection auß den Epiſteln
der Apoſteln, oder die Epiſtel nach der zeit.
Zum dritten legt mann die vorgeleſene ſchrifft auß, wie
ſonſt in allen prediglen.
Zum vierten wirt die predig beſchloſſen mit dem gebet vnnd
der danckſagung, welche geſchicht etwa durch eynen kurtzen Pſal⸗
men von der gantzen gemeyn geſungen, oder, Danckſagen wir
alle ıc...
Entlicy fegnet der Ficchen Diener Die gemeyn, Num: 6. und
left fie heym gehen...”
„.. Wo aber die gemeyn ber Chriften nad) mittag ſich nur
eynmal verfamlet, wirt es zur befjerung der gleubigen ordent-
lich bermaffen verrichtet.
1. Wirt eyn Pfalm gefungen von der Kirchen nach orbes
nung, wie zuuor auch gemeldet.
. Wirt etwas auß den Epifteln ber Apofteln vorgelefen,
öder die Epiftel nad) der zeit.
3. Wirt darzu gethon eyn kurtze erklerung und außlegung
der vorgelefenen wort.
4. So diefe prebig gefchehen, Tiefet ber diener bes worts ber
Kirchen vor den Catechiſmum, wie er in dem Gatechifmo Lu⸗
theri begriffen.
5. Volgt eyn ftüd des Catechiſmi fo vom biener des worte
vffs kuͤrtzeſt, vermoͤg der zeit, aufgelegt wirt.
6. Merden die kinder gefragt, und man erfert dadurch was
fie im Catechiſmo gefaßt, barauß gelernt und darinn zugenom⸗
men haben.
T. Wirt eyn Pfalm zum beſchluſs gefungen.
5 8. Wirt diefe Action befchloffen mit dem fegen durch den
iener.“
Wie man den Gontag vff dem Lande zubringe.
Palm, Beicht und Abfolution (oder Pfalm LI.), Kyrie,
Gloria etc., Pfalm oder Sequenz, Evang., Credo, Predigt
mit dem Sündenbetenntniß und ber Abſolution, Katechismus:
erklaͤrung (mo Fein Nachmittagsgottesdienft gehalten wird),
Abendmahl, (Taufe), Dankfagung, Segen. Nachmittage
wird e8 da, wo Gottesdienft Statt findet, wie in ben Städten
gehalten. '
Der Wochengottesdienft (deffen Tag und Stunde jede
Kirche mit Freiheit beſtimmt) beginnt mit dem Veni S. S.;
dann Pfalm, Vaterunfer, Predigt.
Wie es vff bie Feſt fol gehalten werben.
Die Gottesdienftordnung iſt die fonntägliche ; boch werben
Gefänge, Kectionen, Predigt und Gebete nad der Bebeutung
des Feſtes geändert. '
Bas an ennem Drbentlidyen und gewiffen Bettage gehandelt wirbt.
Der Bettag wird am Sonntage vorher angelündigt, und
die Aelteften berathen fich mit den Dienern des Worte über die
1566. OXXVXI. Beifiiche Kicchennrbunng.
Sachen, beren die Gemeinde in der Predigt vermahnt und er⸗
innert werden fol. Sind feit dem legten Bettage Aergernifie
vorgefallen, fo werben bie fehlenden Perfonen vorgefordert und
ermahnt, und es wird darüber berathfchlagt, wie den einges
tiffenen Laftern geehrt werben koͤnne. Die Obrigkeit aber.
wird ermahnt, der Kirche in diefer Benrlihung Huͤlfe zu leiſten,
weil fie Gott darüber Rechenſchaft zu geben ſchuldig iſt.
Ein „Edict“ des Landesheren verordnet, daß an den Bet⸗
tagen die Pforten der Städte und Flecken, fo wie die Kauf
Läden gefchloffen' bleiben. Der Gottesdienft beginnt mit zwei
Bußpfalmen; dann Litanei, Predigt, Gebet (aus der Caffel’
fchen Ordnung), Vaterunſer, Gebet um Gnade und Verge
bung der Sünden. Ä
®
Was an eynem fondern Bettage fo auffer gemelter Ordnung angefielt
von den Superintendenten auf dringender not verhandelt werde,
Die Ordnung ift, abgefehen von dem ber Zeit augepaßten
Zerte, die ber monatlichen Bettage. .
Was gehandelt werde in offentlichen angeftelten tagen ber Tandfagung.
Don ber Heyligen Tauffe.
Wo die Tauff gehalten werbe.,
Die Taufe wird vor der ganzen Kirche in öffentlicher Ver⸗
fammlung gefpendet. Diejenigen, welche fie ohne Noth außer
halb der Kicche fpenden, werden billidy als folche geachtet, die
fih muthwillig von der Gemeinfchaft der Kirche abfondern
wollen.
Wenn mann Zauffe-
Die Taufe gefchieht regelmäßig in der Berfammlung ver
Mittag. Die Taufpathen follen fein: „zechte, ware, fromme
Gotsfuͤrchtige vnd gleubige menſchen, die den handel der H.
Zauff vornemlich verfiehen, vnnd was fie an des kindts ſtadt
verfprechen, erwegen, zu den mann. fid) auch verficht vnd ver
tramet, fie werden dem nach kommen waß fie des kindts halber
verfprochen haben.” Deshalb follen fie vorher dem Kirchen
Diener angezeigt werden. Bei der Taufe felbft foll alle weis
liche heidnifche Pracht unterlaffen werden, ein Gebot, walches
aufrecht zu erhalten die Pfarrheren ſammt ben Aelteften und
vornehmlich die chriftliche Obrigkeit verpflichtet find. Dar
Taufritus ift der Ca ffel’fchen 8.+D. entiehnt. Am Schlufle:
„Zu vufern zeiten ift nie.alleyn billich, ſonder auch wötlg
die namen der getaufften vffzufchreiben, vımb der Widdertunffer
vnnd anderer Secten willen, fo fid) etwa megern oder nor vn⸗
nötig achten je kinder zu Teuffen. Wir mollen fonft anderer
vorfalfender vrſach gefhweigen, da vonnöten: diefe Bücher der
Kirchen zu befuchen,, eynes jden grundtlich zeugnuß zu bekom⸗
men. Alſo aber feint diefe Bücher bei vnß gemacht, daß eyn
jglich blat mit zweyen Golumnen vnderſcheyden 'iſt, vff weicher
eyne verzeychnet wirdt bie zeit der entpfangenen Tauffe, bie an⸗
der wirdt ledig gelaſſen, damit neben ist gemelter zeit gleich
geſetzt werden moͤge, in welchem Jar, Monat vnd Tag, der
felbige getauffte das bekantnuß bes glaubens ſelbſt vor ber Kir⸗
chen gethan habe, vnnd mit vfflegung ber hende, fanapt andern
gleubigen zum Nachtmal des Herrn zugelaſſen.“
Von ber Nottauffe.
Aus der Saͤchſ. Agende v. 3. 1589.
8866. OXXVI. Seffifche Kirchenordnung.
Bon der S. Tauffe und feiner fracht.
Bon deu offentlichen Bekautnug bes glaubens , vnd viflegung der
OSenbe.
Die Confirmation gefhieht (mie nach ber Caſſel'ſchen
K.O.) zu Oftern, Pfingften und, da noͤthig, am Weihnachts⸗
fefte. Nachdem die Kinder unterrichtet worden, werden fie in
der Kirche vor den Dienern und Aelteften geprüft. Am Tage
der Confirmation erfcheinen fie mit ihren Aeltern und Tauf⸗
pathen in ber Kirche, two fie, nach einer Anfprache durch den
Geiſtlichen, und nachdem einer der Gevattern um ihre Pruͤ⸗
fung gebeten und fie der Kicche empfohlen hat, auf die Fragen
des Geiſtlichen das Bekenntniß ihres Glaubens ablegen. Hier:
auf folgt ein Gebet des Geiftlichen (aus ber Eaffel’fchen
K.⸗O.) und die Auflegung ber Hände, und, nachdem bie Kin»
der der Kicche empfohlen worden, wird mit dem Pfalm XXIII.
und einem Dankgebet gefchloffen. Eine zweite kuͤrzere Form
bat folgende Stüde: Anfprahe an die Gemeinde, Prüfung
und Bekenntniß, Handauflegung, Gebet. Bei der Commu⸗
nion gehen etliche aus ben Aelteften oder den Gevattern den
Kindern voran. Perfonen, welche aus andern Ländern kom:
men und der heiftlichen Lehre unerfahren find, werben nur
dann zum Abendmahle gelaffen, wenn fie gehörig unterrichtet
worden find, oder, fobald dieſes für nüglich gehalten wird, ein
Bekenntniß ihres Blaubens abgelegt haben.
Bom S. Abentmal Ehrifti vnſers Herrn wie man das halten ſoll.
Welche jeit maun das Abentmal bes Herrn pflege zu halten, an wel⸗
chen Ortern, vnd burch wafferlei Perſonen.
Das Abendmahl wird an den Sonntagen, den Feſten
Chrifli, am zweiten Tage der hohen Feſte und am Gründen»
nerflage gefeiert, jeboch unter Anerkennung der srtlichen Les
bung. Alle follen jährlich wenigftens eins ober zweimal coms
municiren, und mer ein ganzes Jahr lang fich des Sacraments
enthält, fol von den Aelteften ermahnt und geftraft werben.
Die Spendung gefchieht vor Mittag in verfammelter Gemeinde
durch ben Pfarrer allein oder mit Huͤlfe feines Caplans, bezies
bentlich durch diefen, wenn jener gehindert tft. Im Fall der
Noth kann der Kelch audy durch einen Aelteſten, einen Diacon,
den Schulmelfter (menn er Theologie ftudirt hat), oder den
Opfermann gereicht werben. Es ift billig, daß die Diener mit
der Gemeinde communiciren, wiewohl diefes nicht vorgefchries
ben if. Wenn fich aber die Diener des Abendmahls längere
Beit enthalten, fo follen fie von den Aelteften deshalb erinnert
Was anf; den tag, fo für der Action bes Machtmals hergehet, im
Gemeiner verfamlung foll verhandelt werden.
Am Tage vor der Feier findet ein Vorbereitungsgottesbienft
Statt (Pfalm, Predigt, Ermahnung). An ihn knuͤpft ſich
die Censura Ecclesiastica,
„Wo man nun nicht allen Sontag, fondern felten das
Nachtmal bes Herren heit, da kommen die Eiteften auff einen
tag in ber neheſten wochen zuuor, wenn bie Predigt und alles,
fo man in der Gemein verfamlung zu handeln pflegt, ein
ende hat, zuſamen, und befragen ſich mit fleiſs durch einander,
ob audy etliche feien, welche man ben tag zuuor ehe das Nachts
mal gehalten wirbt, fo fie ſich anzeigen würden, fleiffig ver-
295
hören, ernfllich vermanen, oder auch ein zeitlang vom Tiſch
des Hein abhalten fol. Wo mans aber allen Sontag heit;
ba ift nicht von nöten, das eben berhalben ein befondere vers
famlung der Senioren angeftellet werde, dieweil fie fonften,
wenn fie zu gewiſſer zeit bey einander feind almegen auch hieuon
ſich vnderreden. Derhalben nad) dem es in keinem weg zu ges
ftatten tft, das onbefante, unuerhorete leut, von welcher glaus
ben, meinung, leben vnd wandel, man fein gewiſs zeugnuß
hat, das Nachtmal des Heren mit andern gleubigen entpfahen, -
halten wir ben brauch, das alle bie jenigen fo zum Tiſch des
Herrn gehen wollen, müffen ſich anzelgen, vnd für dem Pfar⸗
herr, Caplan und Eiteften hergeben, das die felbigen einen je⸗
den kennen, vnd da es bie not erfordert, anfprechen koͤndten:
Wenn fie denn nun alfo herfürtreten, wirdts auff biefe weife
mit jnen gehalten.
Gehen-viel füruber, welchen von den Eiteften nichts gefagt
wirdt, darumb dag jr glaub, erfantnus Chriftlicher lehr, vnd
auffrichtiger erbarer wandel gnugfam offenbar, vnd jnen wol
befant ift: Wo aber doc) derfelbigen einer ein anliegen in feis
nem gewiſſen hette, vnd fich ſelbs nicht gnug prüfen und zum
Tiſch des Deren bereiten koͤndte, vnd derwegen einen aus den
Kirchendienern anzufprechen, vnd vmb rath zu fragen bedacht
were, Diefer bleibt ſelbs ftehen, bis fo lang die andern alle fürs
über gangen vnd fich angezeigt haben, darnach gehet er zu wel⸗
dem Diener er will, vnd vnderredet fich mit jm.
Etliche aber werben von den Senioribus geheiffen fie follen
warten vnd verzihen, und darnach angerebt und gefragt. Denn
wenn fie jrgends eines gewar werben, fo zuuor niemals feinen
Chriftlichen glauben für der gangen Gemeine oder zum menigs
ften in aller Senioren gegenwertigkeit befant hat, den Laffen fie
bleiben, auff das fie von im forfchen und anhören feines glaus
bens befantnus, und erkterung ber Heuptftüd Chriftlicher Lehr.
Dergleichen halten fie es wenn etliche fürüber gehen, welche
fie achten fo jung fein, das fie die fachen vnſerer Religion und
tieffen geheimnus des heiligen Nachtmals nicht wol faffen und
verftehen koͤndten. Denn ſolche mufs man verhören und vols
tomlicher underrichten.
Sie reden auch die an, welche fie wiſſen das fie Lange zeit
das Nachtmal nicht gebraucht haben: Denn audy die felbigen
müfjen onderwiefen werden, follen fie es anderft vechtichaffen
gebrauchen. Vnd fol man fie zum wenigften feagen, warumb
fie fich fo lang enthalten haben, und aus was vefachen fie ſich
nun wider darzu finden.
Wenn fie vermerden das etliche mit onderlauffen mollen,
fo kurtz zuuor vmb einer vrſach willen, (ob bie gleich noch nicht
offenbar vnd jederman bekant) in der verfamlung der Elteſten
vermanet vnd geflrafft weren, und doch nicht ob fie zum Tiſch
des Deren folten zugelaffen werben, entlichen befcheibt bekom⸗
men betten: Die felbigen heiffen fie auch ftehen bleiben, vnd
rathen jnen, fie follen die niefjung bes leibs vnd bluts bes
Heren Chrifti fo lang verzihen, bis bie Elteſten allefampt zus
ſammen koͤmmen, vnd etwas gewiſſes berathfchlagen und be⸗
ſchlieſſen moͤchten.
s begibt fi vnderweilen das etliche alſo leben, das jre
ſuͤnde fuͤr der Welt nicht ſo grob vnd ſchweer ſcheinen, auch
nicht bald von einem jeden vor ſuͤnde geachtet werden, ſo ſie doch
an ſich ſelbſt viel groͤber vnd ſchwerer ſeind denn man meint.
296 1u08. CXxvE Seffliche Siechensriunng.
Daher es nicht gleublich ift, das fie kuͤndten alfo zum Tifch des
Herren gehen , das fie jnen nicht das gericht efjen und drinden,
vnd ſich ſchuldig machen bes leibs vnd bluts des Herrn. Als
denn ſeind, welche fuͤr ſich ſelbſt wol nicht boͤſe ſeind oder boͤſes
thun, aber das ſie verwilligen in anderer leut ſuͤnde, hilff vnd
rath darzu geben, vnd auff andere vngebuͤrliche weiſe, machen
ſie ſich ſchuldig, welche mit verbotten, vngebuͤrlichen contracten
vnd handeln vmbgehen, geſchenck auſsgeben oder nemen, vnd
damit das recht verfelſchen, vnehrliche Kuͤnſt vnd Handtierung
treiben, verdechtige perfonen in jre Heuſer nemen, “halten auff
vnd dulden die Schlemmer, Spieler, vnd die das jre vbel zu:
bringen, die da Weib vnd Kindern nicht wol vorſtehen. Dieſe
alle vnd jres gleichen, kennen die Seniores zum theil, vnd ha⸗
ben ſo viel von jnen gehort, das ſie das vor gut angeſehen ha⸗
ben, ſie jn jrer verſamlung zu gelegener zeit zu vermanen.
Wenn nun ſſolche kommen, heiſt man fie billich warten, vnd
wirdt jnen darnach vnderſagt, daß ſie ſich des Tiſch des Herrn
enthalten, bis ſo lang ſie von den Elteſten gnugſam vnderrich⸗
tet, vnd jre buſſe vnd beſſerung geſpuͤret werde.
Zu letzt wenn einer beneben den andern herfuͤrtrit, welcher
vmb eines offentlichen vnd jederman bekanten laſters willen,
billich ſolte exeommunicirt werden, vnd man vieleicht albereits
angefangen het in der verſamlung der Elteſten von ſeiner ſachen
zu handeln. Den ſelbigen fordert man auch auff ein ort, vnd
vnderſagt jm mit ernſt, das er den volgenden tag ſich zur com⸗
munion mit andern Chriſten nicht eindringe.
Summa bie Elteſten laſſen etliche frey hingehen, vnd vn⸗
derſagen jnen nichts: Etliche aber laſſen ſie warten vnd ver⸗
zihen, bis die andern alle hinweg gangen ſein, als denn ſo vn⸗
derreden ſie ſich aller notturfft mit jnen.
Wenn ſie nun alle wie jtzt vermeldet, fuͤr den Elteſten vnd
den Pfarherrn vbergangen ſeind, bleiben ſie alle ſtehen: Der
Diener des Euangelij aber rufft Gott mit lauter ſtim an, vnd
betet vornemlich fuͤr die jenigen, ſo den volgenden tag das Sa⸗
crammt bes leibs vnd bluts Chriſti genieſſen ſollen, auff dieſe
maſs:
Gebet.
Almechtiger Gott, Himliſcher Vatter, fintemal wir dir nicht
denn allein in deinem geliebten Sohn vnſern Herrn wol gefal⸗
len mögen. So heilige unfere leibe ond feelen, und gib une
feinen waren leib vnd blut in feinem heiligen Abentmal, mit
rechtgleubiger begirde und dandbarkeit zu empfahen. Das wir
deiner ewigen güte vnd liebe gegen vns abermal verfichert, ges
tröftet, und im newen leben gefterdet, dir zum preife deines
Goͤttlichen namens, vnd befferung deines volcks mit grofferm
fleis und furcht, leben und dienen mögen: Durch den ſeldigen
vnſern Herrn Jeſum Chriftum: Amen.
Sprit der Diener der Kirchen den gewonlichen Segen,
vnd left fie hingehen.
Wenn nun die andern hinweg gehen, bleiben die jenigen
da fo es geheilfen worden feind, oder auch welche zu warten
felb$ vorgenommen haben. Die Elteften aber fampt den Pres
digern fegen fid) an einen gewiffen ort bey einander, vnd treten
zu jnen fo da feind gebeifjen zu warten, einer nad) dem andern,
das mit einem jeden nad) gelegenheit der jachen gehandelt werde,
Denn. von etlichen forbeen fie bekantnus jres glaubens, etliche
vnderrichten fie beffer, etlichen widerrathen fie zum Nachtmal
bes Deren zu geben, vnd zeigen jnen vrſach an, warumb es
inen nicht zu thun fein wolt, vermanen daß fie fi noch ein
zeitlang wolten onderweifen laſſen, das fie fich befleiffen gnug⸗
fam anzeigung,, und beweife einer warhafftigen buſs und beffer
tung jres lebend an tag zu thun, dieweil nicht ein geringe ge=
fahr darbey ift, das jemand ohn gnugfam bericht der Artidel
des Chriftlichen glaubens, vnd der lehr vom Nachtmal des
Deren, und mit einem vnbufefertigem ergerlichem leben und
wandel, das Sacrament bes leib6 und bluts bes Deren entpfa⸗
hen wolt. Es tregt fi) auch wol zu, das die Eiteften etlichen
vorhalten die ergernus, welche fie mit falfcher lehr oder Gott⸗
lofem leben vnter den Chriften angeriht haben: Straffen fie
derhalben ernſtlich, und verbieten jnen auſsdruͤcklich zum Tiſch
des Heren zugehen. Den andern fo von fich felb& bleiben und
warten, flehet frey ber gangen verfamlung der Elteſten vorzu⸗
legen, was fie im finn haben, oder einen aus jnen zu erwelen,
welchen fie jr befchwerung klagen, und feines raths pflegen.
Wenn etliche, fo in feindfchafft und widerwillen ftehn ſich
durch einander verfünen wollen, oder fonft andere wichtige hen⸗
del bringen, die mus mann befcheiden auff ein andermal, wenn
die Elteſten bep einander feind, wider au kommen, denn die zeit
ift dismal zu kurtz, und vermags nicht Leiden, das man ſchwere
fahen, fo da gutes raths vnd bedendens bedörffen, fürnes
men folt.
Wo das nachtmal des Herren langſam gehalten wirdt, weis
ches denn gefchicht in denen Kirchen, da bie menge der zubörer
nicht gros ift, da kommen bie Eiteften auff einen deſtimpten
tag zuuor zufamen, und befchlieffen mit einander, welche man,
wie zuuor gefagt, verhören vnd fleiffiger onderrichten, ernſthaff⸗
tiger vermanen, oder vom Nachtmal des Herrn gentzlich abwei⸗
fen folt: Darumb barffs an folchen ortern des aufffehens der
Eiteften, wo man das Nachtmal halten will, deſto weniger
mühe, denn wenn fie vorkommen welche man hat heiffen wars
ten, wirdt jnen bald angezeigt, was ber Eiteften meinung vor
inen fey. Wo man aber allen Sontag von wegen der groffen
menige des volds das Nachtmal heit, dieweil man da nicht
weis wer zum Tiſch des Deren geben wirdt, kann man nicht
vor der zeit, wes man fich gegen einen jedern gehalten mufs,
beratbfchlagen: Sondern mufs eben ben tag wenn fie fi) ans
zeigen, aus verhöruing der fachen und vorgehenden zeichen , was
ſich will fuͤglich thun laffen betrachten. Diefes feind die vor⸗
nemften ftüd, fo den tag zuuor ehe die Communion und niefe
fung des leibs vnd bluts vnſers Herren Jeſu Chriſti gefhicht,
zur Chriftlichen vorbereitung zu diefem Sacrament, verhands
let werden.’
Wie die Actiou auff ben tag, fo zu des Herrn Nachtmal beßimpt ifl,
angeftelt vnd verrichtet werbe.
Nach der Predigt ermahnt der Geiftliche die Communican⸗
ten, worauf er die Beicht und Abfolution fpricht. Das hier⸗
auf folgende Gebet („Barmbergiger Gott” ıc.) gehört, wie der
‚Ritus felbft, der Caſſel'ſchen K.sD. an. Doch wird dem
eriten hier noch die Ermahnung an bie Gemeinde, bei der
Communion zu bleiben, und die Auffozberung zur Spenbung
von Almofen hinzugefügt.
1088. OXIKETER.. Werskiide Bldiofswnhl,
on ‚Non Ginfegung der Eye.
„ . Die Ehe bey den-Chriften, iſt ein vechtmeffige vom Gott
verordente zufamen fügung eines Manns vnd Weibs, weiche
zuſamen gegeben werden von. Gott nad) jenem wort und befehl,
mit beiderfeits Freundſchafft gutem gewiſſen, auch jrer beider
verwilligung, das fie bis an je ende für und für, in aller Gotts
ſeligkeit, zucht' vnd gerechtigkeit bey einander wohnen, vnd jr
leben in der aller hoͤchſten gemeinſchafft, aller ding in lieb und
leid befchlieften follen, Kinder zu zeugen, und die felbigen Gott,
feiner Kirchen, und Gemeinem nug recht auff zu ziehen, vn⸗
zucht zu vermeiden, vnd das jre eine fich dem andern als ein
gehülff ime von Gott gegeben, nicht allein zu diefem, ſonder
auch zum ewigen leben ergeige und-beweife..
Heimliche Eheuerbindung,, fo ohn wiflen und willen, vor
nemlich der Eltern, in welcher gewalt die Kinder noch feinb,
ober deren, fo an der Eltern ſtadt fein, geichicht, Finnen wir
weder loben noch billihen, meil es Gottes wort nicht gemeſs,
auch foldye Ehe die Keiferliche Rechte nicht vor Ehe erkennen,
ond weil fie mit böfen vnorbentlichen mitteln angefangen wer⸗
ben, folten die Practiciser nach gelegenheit der mifjethat: billich
geftrafft werden von der Obrigkeit und Kirchen, wie auch bie,
fo vor dem Kirchgangk ſich heimlich befchlaffen.
Welche perfonen auch im der Ehe fich bey einander nicht
vertragen koͤnnen ober wollen, follen fich nicht ſcheiden noch
gefcheiden bleiben, es werde men denn erkent von ordentlichen
Richtern am Hoffgericht, vnd das andern zum Erempell, das
N
mit man fehen möge, ob fie zu jrem vornemen rechtmeffige und
billiche vrfachen haben oder nicht.”
Hierauf folgen die Beflimmungen ber Caſſel'ſchen K.D.
über die Anmeldung zur Zrauung, die Anordnung des ein oder
mehrmatligen Aufgebotes (worüber ber örtliche Gebrauch ent-
fcheidet) und die Verordnung, daß Braut und Bräutigam in
der Lehre des Katechismus vor der Einfegnung geprüft werden
follen. Der einfache Ritus ber legtern bietet Beine. Eigenthuͤm⸗
Itchkeiten dar. Die der Einfegnung vorangehende MWiederho-
[ung der Aufforderung an bie Gemeinde, die Ehehinderniffe
anzuzeigen, erinnert an die Pfälz. 8.:D. v. 1569. Des
Wechſels der Trauringe wird nicht gedacht. i
Wie man die Eraucken befuchen, auch Die Gonmmmion Bey Inen hal⸗
“ten fol.
Bon Befuchung Erinnerung vnd Zroft ber Gefangenen.
Bon Begrebnufs.
Der Begräbnißritus ift der gewoͤhnliche (Pfalm, Vermah⸗
nung, Gebet). Bei der Beerdigung ungetaufter Kinder wird
er nicht angewandt, nicht weil man an ihrer Seligkeit zweifelt, -
fondern weil fie der Kirche nicht einverleibt find. Eben fo
wenig werden die Unbußfertigen chriſtlich beflattet.
Gedruckt zu Marpurg durch Andres Kolben, und volendet
durch feine Erben: Am XVI. tag des Wintermonate. Im jar
nach der geburt Iheſu Cheifti, L566.
1568. |
| - 0XXVI. |
Kirchen Ordnung vnd Geremonien. Wie es in vbung Gottes worts, und reichung der Soch⸗
wirbigen Sacrament, in den Kirchen ded Herzogthumbs Preußen fol gehalten werden.
| 1. Cor. 14. Laſſet alles ıc.
Währenb bie K.⸗D. v. 1558 (Rr. CVIIIb.) eine Nefhe Wuͤrt⸗
tembergifcher Elemente aufgenommen hatte, kehrt die vorl. zu
dem Typus der Saͤchſiſchen Kirchen und der K.⸗O. v. 1544 (Rr.
LXXXIV.) guäg, weiche fie nur in einzelnen Yuncten abänbert.
Dieje neue Redaction erfolgte auf den Befehl bes Herz. Albrecht
durch die beiden Bifchöfe von Samland und Pomefanien, Vene:
diger und Mörlin. (Bergl. Hartinoch, Preuß. Kirchenhift.
S. 33, Sacobfon, Gefch. der Quellen des ev. K.⸗R. der Pros
dinzen Preußen und Pofen, S. 36 f.) Die Rubrifen der einzel:
nen Abfchnitte find folgende: Bon ber Vesper Sonabenb,
Gontag vnd Wercketag. — Von ber Beiht und Abfo:
Iution. — Bon ber Metten vnd Fruͤhepredigt. — Bon
Anno Domini MDLXVIII.
72 Bl. Fol.
ben Bettagen. — Bon der Meß vnd heil. Abendmal.
— Bon der Mittag Predig am Sontag. — Won vbung
bes Satehifmi. — Bon Feften. — Bon den Tolden. —
Bon der Tauffe. — Bon der Rottauffe — Bonden
alt Frawen oder Wehemüttern. — Troſt für bie
Schwangern vond in Kindbesndten. — Von trawung
der Eheleut. — Bom Bann vnd offentliher Buß. —
Wie man trande Leuth berichten und troͤſten fol. —
Vom Begrebnis. — Beſchlus. — Golleeten oder ge-
meine Geber. — Gedrudt zu Königsperg in Preufs
fen, bey Johann Daubmann 1568.
. CXxXVII.
Bon Erwehlung der beyder Biſchoff Samlandt und Pomezan, im Serkogthumb Preufien,
auch von ihrem Ampt, Verordnung der Visitation vnd anderem, fo- zu Yürderung und Erhaltung des Predigt⸗Ampts
ond Schulen, Chriftlicher Zucht vnd guter Ordenung von nöhten iſt. Gedruckt zu Königöperg in Preuffen, bey
' " Johann Daubmann 1568.
An die R.sD. oder Agende, deren zulsgt gebacht Üt, |
der bedeutendſten
nie fih die fg. „Biſchofswahl“, eines
Kicchengefege des Herz. Preußen. (Bergi. Über deffen Ge⸗
föiäte: Ntcolovius, Die bifhöfl. Et in Preußens
ang. Kirche, S. 76, Jacobſon a. a. O., &. A7f.
Bir ne den Tert aus Ricolovius a. a. O. 9
ik *
Sintemal von Gottes Gnaden, Wir Albrecht der Elter,
Marggraff zu Brandenburg, in Preußen, ıc. Hertzog ıc. Dies
bevor mit Wiffen, gutem Rath und Wolbedacht für nuͤtzlich
ut und rathſam angeſehen, die beyden Biſtumb, ſo Wir An⸗
—*— unſerer Fuͤrſtl. Regierung allhie in dieſen Landen gefun⸗
den, nach Abthuung des verfinſterten Babſttumbs und deſſel⸗
ben Greuels mit Chriſtlichen Prelaten und Lehrern zu verſehen
und zu beſtellen, wollen Wir dem zu folgen, Gott dem All⸗
mechtigen zu Ehren, zu Erhaltung und zu Erbreiterung ſeines
allein feeligmachenden. heilſamen Wortes und der reinen Lebe
des Heil. Evangelii diefelbe Biſtumb allezeit erhalten und bas
hin trachten, daß fie mit geſchickten Gottsfuͤrchtigen Männern
beftellet werden.
Die Refideng der Bifchoffen foll feyn wie volget, nemllch
bes Sambiendifchen zu Rönigsperg, bo Er auch bißher geweſen,
bes Pomezanifchen aber zu Liebemähl:
j Bon der Wahl der Blichoffe.
Mit der Wahl aber obbemeldter Bifchoff ſoll es dergeftalt
gehalten werden , daß diefelbe mit gutem Rath bes jederzeit im
Leben weſenden Biſchoffs, aller Fuͤrſti. Hoffe und Land-Rethe,
und daneben acht Perfohnen von der Herrfchafft und Adel, und
dann acht aus den Stebten, (meldye 16. Perfohnen eine Lands
fhafft von Land und Stebten felbft darzu zu deputiren,) und
dann andern gelahrten Gottförchtigen Kirchen⸗Diener erwehlet
follen werben.
Jurlsdicotieon ber Bifchoffe.
Es follen auch hiemit obbemeldte Bifchoffe ihre Geiſtlich⸗
Regiment und volllommene Jurisdiction in Geiftlichen und
Kirchen⸗Sachen ungehindert führen und behalten, alfo, das fie
biefelbige Ihre jurisdiction nad) Gottes Wort und üblichen
ChHriftlihen Gebrauch in Lehren, Prebigen, Aufffebung und
Beftellung , aller nothwendigen Dienft der Kirchen, Execution
folcher Lehr und Predigte, wie fie aus Göttlihen Wort Grunde
hat, und nicht anderſt zu jeberzeit gebrauchen und zum Beten
ober Erbauung ber Kirchen, zu Verhütung aber aller irriger
falfcher Lehr und Schaden der Kirchen, fortfegen, und mit als
len treuen Fleiß befürbern. .
Imspeotien und Ihr Ynbt.
Und weil über das Collegium, Schulen, Consistorium,
Druckerey und Buchhandel, das foldyes alles gang Chriftlich,
fleißig und wol beftellet, fleißig und gute Aufffehen zu haben
hoch nötig, follen die Bifchoffe ober folche allzumahl auch alle
Pfarherrn in geiftlihen Söttlihen Sachen und Handeln, fo
bie reine Lehre und Befürberung derfelben belangendt, Ihre
babende vollkommene Jurisdiction gebrauchen, und ſonderlich
die fleifige Treue Auffadıt haben, das reine Lehre von allen ob⸗
bemeldten Perſenen recht getrieben und Sufürbert, allen einge
ſchlichenen oder -anf Rünfftige Zeit einfchleichenden Secten, Er⸗
gerniffen und Zerrüttungen in der Kirchen und Schulen ges
wehret, unb was bem Corpori Doctrinae fo Anno 1567 von
uns, fo woll einer Erbaren Landfchafft von allen Stenden an-
genommen iſt, zuwider aber entgegen refntirek und abgeſchaffet,
bie Predigt⸗Stuͤln mit fronnnen treuen Lehrern unb Prebigern
beftellet, alles Bands eine Ende gemacht ımb der Bettfelige
Friebe merden, über welchem allen Wir als der
Laube Fuͤrſt, und die jeberzeit regterende Herefchafft mit hoͤch⸗
ſtem Fleiß in allen Gnaden unferm tragendem Ampt nad) zu
halten bedacht, willig und erperttig ſeindt.
Demmach follen die Deren Bifchoffe mit allen Trewen auf
alle Kirchen, hoch und gemeine Schulen auch Hofpitalien und
alle derfelbigen beftellete Diener, als Ertz⸗ Prieſter, Spittels
Meifter und Werwaltere, der Perfonen, auf bem Lande und
in Stebten Auffacht haben, und darüber halten, auf bas für»
nemlich die Kirchen⸗ Diener ftiedlich Chriſtlich und eingleublg,
unferer aus Gottes Wort gezogenen, und auf die Augſpurgiſche
Confession gegründte, und mit gemeinem ber Bifchoffen und
Kirchen Diener, auch unferer Etb⸗Landſchafft vermtüge der auffs
gerichteten Recess Rath und Bewilligung gemachten und aus⸗
gegangenen Corpore Doctrinae, davon droben gemelt, ſich bes
quemen, und in allem unmelgerlich nachgehen, die Lehr des heill⸗
gen Evangelii obermelter maſſen rein unb unverfelfchet, ordent⸗
lich einhellig und einſtimmig handeln, treiben, und dem Volck
vortragen.
Desgleichen ſollen fie auch für ihre Perſon nichts uͤbels,
zendifche® und unrichtiges aufahen, oder weiber obgemeldts
Corpus Doctrinae Urſach zu einiger Spaltung geben, ſondern
alle Spaltungen und unrichtigkeiten mit Ernſt und Fleiß, Gott
dem Allmechtigen zu Lob und Ehren , vorlommen und abwen⸗
den heiffen, und mit Chriftlihem Ernft und Eiffer , und nad)
ihrem hoͤheſten Vermögen darob und daran fen, damit unfer
Kirchen⸗Ordnung, zu Vermeidung und Verhütung Zwiefpaldt,
Unetnigkeit und Miß⸗Verſtandt ernfllichen nachgefeget, derſel⸗
ben gemeß alle ding tractiret und behandelt werden. .
Visitatien der Biſchoff und von Synedis.
Und damit ſolches umb fo viel füglicher, wirdficher und
befto mit mehrem Nutz gefchehen möge, fo folken fie ihre bes
fohlene Kirchen mit Fleiß, eine nach der andern, zu ordentlichen
Zeiten visitiren, alle Kirchens Mängel abhören, und fo viel
möglich beylegen, und vertragen, und was fie in einem Jahr
nicht vollenden und vollbringen können, dazu das andere Zahr
nehmen.
Uber das follen die Bifchoffe auch alle Zahr, oder ja umb
das andere Jahr, ein jeder in feinem Biſtumb, zu erhalten gu⸗
ter reiner einhelliger Lehr, Kirchen⸗Ordnung und Disciplin vers
pflichtet fenn, particulares, desgleichen auch, bo es bie Noth
erfordert, generales Synodos zu convociren und zu halten.
Und nachdem bie Visitation nicht eines Mannes Arbeit oder
Werd iſt, ſoll ihnen zu allen Zeiten, wann fie visitiren wollen,
ahn unfer Stadt einer von unfern Rähten, der unfer wahren
Chriſtlichen Religion zugethan, dazu aud aus einem jeden
Ampte, das fie visitiren, der Amptmann zugeordent werden,
die den Bifchoffen mit gutem Rath beywohnen, unb alles was
Chriſtuichen geordent und in der Visitation befchloffen, in ums
ferm Nahmen ins Werd fegen und exequiren follen.
Bon Unkoſten ber Wisitatien und Syneden,
So viel die Unkoften belangt, fo auf die Visitation gehet,
foll es bey der vorigen Verorbuungen und Beflallungen, in
weichen ben Biſchoffen ein genanbts depatiret, was ihnen von
— nn —
1008. Vrentiſche Bofei.
ben Klechſplels⸗ Rinbern mr ihrer und ber ihren Unterhaltung,
fo lange die Visitation waͤhret, gexeicht foll werden, bleiben.
Es foll auch ber Here Biſchoff mit acht, und nicht mehr Pfer⸗
den auf die Visitation ziehen, auf welche auf Tag und Nacht
3 Scheffel Daber neben anderm Rauchfutter, zu dem, für den
Herrn/Biſchoffe, feine Diener, Pfarrern, Kirchen⸗Veter und
Sculmeifter oder ander Perfonen, fo dabey ſeyn müffen, eine
Thunne Bier, ein Schöps oder Kalb, eine Mandel Hüner, des⸗
gleichen Fiſch, wo die zu befommen, Brodt, Butter, Ever,
DSDalt und Augemüß, wes des fürhanden, alles eins ziemliche
Notturfft auf einen Tag von den Kischen s Rindern eines jeben
Kirchſpiels fol gegeben werben, welche der Bifchoff, damit es
durch feinen und nad) deſſelben Bevehlig ausgefpeifet und ge
braucht, zu ſich in ſeine Verwahrung nehmen ſolle. Was aber
an Vitalien überbleibet, ſolchs den Kirchen⸗Vetern uͤberantwor⸗
tet, und durch ſie der Kirchen zum Beſten verrechent werde.
Wann fie aber generales und particulares Synodos werben
halten, wollen wir die Unkoſten auf unfern Aemptern audrich⸗
ten laſſen.
Sürneme Artickel, worauff dann is Fünfftiger Zeit beybe Biſchoff ihre
Ambt fürnenslich führen, und bie Visitatiam follen anftellen.
Der gantze Handel mit Beftellung der Bifchoffe iſt fürs
nemlich und für allen Dingen dahin gemeynet, damit die Kirche
dieſes unſers Hertzogthumbs bey reiner Lehr möge bleiben, und .
bie big auf die Nachkommen gepflanget werben.
1. Darzu gehören erftlich Prediger, Die ordentlich zu ihrem
Ampt durch Gottes Geheiß und Beruff erfordest werden und
eintretten, auch daffelbige nach Gottes Wort, mit reiner rechts
ſchaffener Lehr, und einem guten Leben fortfegen, damit als
Fuͤrbilde bee Deerbe und glaubigen Hertzen ihnen vorleuchten-
IL Neben Pfarcheren und Prebigern, muß man Schulen
- haben, als Bruͤnnlein und Quellen der Stadt Gottes, dann
daher müffen Leute erzogen werden, die nach den Alten und
Berflorbenen succediren und volgen das Schulen nichts an⸗
bers , ald Officinae ſeynd und Werckſtete des heiligen Geiſtes,
darinnen er die ſchoͤnen jungen Köpffe artet, farmiret und zus
richtet, zu feinem Dienſt.
IM. Diefe alle muͤſſen Ihre Notturfft und Nahrung haben,
dann wer der Ampter eins recht führen foll, ſich und die
Zuhörer woll verwahren, der muß wahrlich nicht anderm Ding |
obliegen, fondern täglich, gar fleißig leſen, ſtudiren und nach⸗
forſchen, L Timoth. 4 Pſalm 119. Sirach 39. damit allein |
Er mehr dann genug zu thun hat.
ordnet feindt, die Prediger und SchulsDiener, auch Kirchen
und Schulen zu schalten, follen sinfodern, und darnach auf
gebührliche Rechenfchafft genannten Perfonen austheilen, bie
jetbige in Ihrem Ampt befürbern und nicht hindern.
V, Uber die alles muß auch fein bei den Zuhoͤrern ein er
ſter Fleiß, das Wort nicht zu binden, fondern gu hören, faſſen
und lernen, und in allen Stuͤcken bemfelben gehorſam zu fein,
fonft wäre beffer nie gehört, dann gehört und nicht augenom⸗
men, Matth. 11. 2 Bet. 2. zu ham das auch von wegen ſolchs
des Volckse, der framıns Bett erzuͤrnet, das Wert
vircderumb durch falſche Lehr hinwegniamet. Dfe. B. Amos
⸗
B. und folgende auch dad Weitliche and Hauß⸗ NRegiment in
einen Hauffen wirfft. fat. 82. Match. 22.
Dis feindt die fuͤrnehmſten Haͤuptſtuͤck, ſo zu Erhaltung
und Ausbreitung reiner Lee vonndten find, follen derhalben
die Biſchoffe hierinnen Vetetliche Sorge tragen, und gut Aufs
fehen haben, bamit es bei allen Perfonen dermaſſen, wie es
Bott fordert und Haben wil, fleißig und treulich ausgerichtet
werbe, und darauf, wie droben vermeidet, Visitationes halten,
zu erkuͤndigen, we es mangelt, bey Predigern, Schul⸗Dienern,
Kicgen-Betern,, und bem sangen Hauffen der Zuhörer, fie
müffen aber nicht allein bie Gebrechen und Mengel erkuͤndigen,
fondern auch in Beſſerung ftellen, fonft ift mit der Visitation
Beinem Menſchen geholffen, und aller Unkoften, fo darauf gehet,
mit aller Mühe und Arbeit verlohren.
Darumb follen auch bie Viſchoffe solle Macht haben, ſolche
Gabrechen und Mengel zu werben, umb ihres muͤglichen Fleiſ⸗
ſes alle Sachen zu der Befferung anzuftellen, follen derhalben
Klein und auch Groß, hohes und niedrige Stands, fich weifen
laſſen, den Biſchoffen hierinmen als Vorſtehern von Gottes
wagen gehorfam fein, und mas biefelbige zur Billigkeit verord⸗
nen, dbemfelbigen nachkommen, Tonft iſt es mehr nicht denn
eine Marter und Quaal der betruͤbten Hertzen, bey den Biſchof⸗
fen, daß fie idee Werd thun mit Wehmuch und Geuffgen,
welchs dan Zuhörern und der Kirchen nicht gut ift, Ehre. 13.
dann Bott ſichet und erhoͤret ſolch Seufftzen und Klagen, ſchi⸗
et anderley Art feine Diener und Knechte, bie verheren, ver⸗
brennen, würgen unb rauben, bis Leib und Seel mit Hanb
and Sur, alles im Rauch aufgehet, wie Ehriftus zuvor gefaget,
Matthei 22. Und das am feinen Juben, gantzem Asia, Grae-
aa, Italia, und aller Welt gewaltig bewieſen hat, wurd wir zu
amier Zeit im Teutſchen Bamde für Augen gefehen.
Soll derhalben, me es bey den Bawren mangelte, von De
nen von der Herrſchafft und Abel, wo es aber an benen von
I der Herrſchafft, Adel oder Bürgern mangelte, von Uns, als
dam oberſtun Haͤupt in weltlicher Regierung diefes Herkog-
thumbs, mit&ruft geftrafft, und ohne Verzug bie Verſchaffung
gethan werben, damit ben Viſchoffen der gebuͤhrliche Gehorſam,
im ihrer Verocdaung volgen, und ber breunende Born Gottes
von der Kirchen, To wol als weltlichem und Haus⸗Regiment,
abgewendet, alle® aber zur Ehren Gottes, und umferer aller
zeitlicher und ewiger Wolfart, fäuberlich und ſchoͤn möge an⸗
gerichtet werden.
Damit aber ingemssin.bie Wäfchoffe und maͤnniglichen wiſſe,
| jee Ambt führen, und in der Visitati joe Noch
IV. Darumb ſeindt Kaftensderen und Kirchen⸗Veter bes — [ie die Tühen er Visitation fleißige Rad
ſtellet, die ſolche Einkunfft, fo der Kicchen zum Beſten alfo von .
foerſchung haben follen, fo ſol es dermaſſen mit jeden Perſonen
vorgenon und fortan gehalten werden. .
Die Yfareheren belangend.
Di Feinde bie Türnamıftin Perſonen, an denen alles geile
gen, dann weil bie ihe Ampt rocht führen und außrichten, Te
haben und behalten wir Gottes Wort, wann es aber bey ihnen
fehlet, das fie ihr Ambt nit recht casrichten, fo haben wir
$o viel an Gottes Mort und reiner Lehe, als bie elenden vor
| Hienten Suben, die haben bie H. Bibel auch in ihrer erſten
Mutter⸗Sprach, leſen batiımon sägtich, aber bleiben und find
unglaubige, derdamutte, verflodte Keith.
Dann Gott gibt fein ost wait lebendiger Stimm, das ex
38 +
.08 Left in unfere Ohren tragen durch bie Predig, damit er das
Hertze rüret und verendert, Rom. AO. wie David von folder
Stimm und ihrer Krafft an fehr viel Orten, fonderlichen aber
-Pfalm 29. reichlich Handelt, darumb heiſt auch Paulus Ephes.
4, aus dem 68. Pfalm Prediger und Pfarrherrn herrliche Ge
ſchencke und Gaben Gottes, meil fein Wort, das er durch fie
giebet, die hoͤchſte Gabe Gottes auf Exden iſt, und darumb
Sott für feine felbft eigne Schmach helt und .aufnimet, wo
- feine Diener und Prediger gefchendet und verachtet werben.
Luc. 10. Damit e8 aber mit denfelben rechtfchaffen, ordentliche
und Chriſtlich zugehe, ſoll es mit ihnen alfo gehalten werben.
Vocatien,
Das keiner fol ohn ordentlichen beruff zugelaflen werden,
weil keiner ohn beruff predigen fan, Rom. 10. und wir den
jenigen, der nicht beruffen, auch nicht hören follen. Jere. 23.
Bon Erwehlung der Pfarherrn.
Bon Ermehlung ber Pfarheren wollen wir, das es hin⸗
fürtan folgender Meinung gehalten foll werden, als nemlich,
das fich der Leens Herr umb einen tuͤchtigen, geſchickten, des
Worts erfahenen Mann umbfehen fol; und demſelben alsdann
den Pfarr⸗Kindern anzeigen, und ferner den Herrn Biſchoffen,
ale Samblandt und Pommezan, nad Gelegenheit eind jeden
Biſtumbs zufertigen, die inen alsdann weiter examiniren follen,
und fo er tüchtig und geſchickt befunden, dem Lehen Deren mit
‚einer Institution - Schrift, wie gebreuchlih, an das gantze
Kirchſpiel neben Vermeidung feiner Geſchickligkeit wiederumb
zufenden, wo er aber nicht‘fo tächtig und geſchickt wäre, das
er dem Bold mit dem Wort Gottes rechtfchaffen und wol vors
ſtehen koͤndt, ſoll ſolchs dem Lehen⸗Herrn; ſich umb einen aw
dern und tuͤchtigen umbzuſehen, angezeigt werden.
Wuͤrde aber der Lehen⸗Herr mit Beſtellung eines Pfart⸗
Herrens nachleßig oder ſeumig ſein, und die Pfarr⸗Kinder da⸗
mit uͤber ſechs Wochen verzoͤgern, alsdann ſollen die Pfarr⸗
Kinder ſich umb einen geſchickten Pfarr⸗Herrn umbzuthun
Macht haben, und denſelbigen bey dem Lehen⸗Herrn anzeigen,
welcher es mit dem vorgeſchlagenen, als oben beruͤret, halten
ſoll, alles nach Inhalt voriger unſer auffgerichten Ordnung
und daruͤber gegebenen Recess des LXVI. Jahres .ıc.
Von Enturlaubung der Pfarr s Herren.
Nachdem aber befunden, das an etlichen Orten ohne Vor⸗
wiffen, genugfame Urfachen unb bewilligung eines gangen
Kirchſpiels, auch ohne Erkmmüß der Bifchoffen, die Pfarr
Herten geurlaubet und hinweg gejagt werden, wollen wir, ob
auch einer gleich das Kirchen⸗Lehen hette, das er ohn vorgehende
Erkantnus und guten Raht der Bifchoffe oder derfelben Ver⸗
orbneten, und durchaus ohne anfehnliche notturfftige Urfachen
Seinem Pfarr⸗Herrn Urlaub gebe, vlelweniger alsbald hinweg
jage.
- &o aber hieruͤber ein Pfarr⸗Herr ohne Erkaͤntnuͤß entfagt
ober wiggejagt, follen dieſelbigen verjagte Pfarr⸗Herrn fuͤr allen
Dingen und aufs erſte wieder eingefegt und restituirt werden,
alsdann Klag und Antwort gehört, daramd, was recht, erfandt,
und ber Pfarr⸗Herr alfo ferner entſatzt, ober nicht entſatzt wer:
den, fo dann einem Pfard⸗Herrn Setwaldt geſchehen, und er
auas. . CKKUEEE. Yrnfinhe SEHHofownhl.
‚befien Schaden erlitten, ſoll Ihm fein Wiberpart, die Schaden
untveigerlich- ausrichten, Daß wollen wir alfo, und nicht anders
gehalten haben. \
Von VBerſatzuug der Pfarrheren.
Himwiederumb ſollen bie Herrn Biſchoffen ohne zeitlich
Vorwiſſen und mit Beliebung des Lehen⸗Herrn, auch ſonder
redliche gnugſame Urſachen, keinen Pfarrherten von einer Pfarr
nemen, und an einen andern Drt Ihnen gefellig verordnen und
fegen. Nichte minder follen die Pfarcheren, dieweil bilfich,
das diefelben niemands ohn Erkantnus der gebührenden Herr⸗
ſchafft oder ihrer Verordneten, entfegen und hinweg jagen felle,
aus eignem Muhtwillen und aufferhafb nottürfftiger Ehehafft,
auch mit Wiffen des Lehen⸗Herrn fambt Erkentnus des Herrn
Prelaten, von den Pfarren an eine ander Stelle sieben, wel⸗
her Dfarchert aber ſich des unterftünde, und darüber betretten,
fol angehalten, und den Heren Bifhoffen zur Straffe zuge⸗
ſchickt werden.
Ordination ;, .
Mann auch gleich einer die Belehnung von ben Lehen⸗
Heren empfangen, mit der Biſchoffe Bewilligung, foll doch
feiner zu residiren, zu prebigen, und Sacramenta zu reihen _
zugelaffen werben, Er fen dann nach gnugſamer Verhoͤr ordi-
niret per manuam impositionem, dann ob wir wol daraus
Bein befonder Sacrament machen, mie die Papiften thun, fo
foll dennoch das Liebe Gebet mit‘ dem Öffentlichen Zeugnus der
Kicchen vorhergeben, und der Apoftofifche Gebrauch fein zuͤch⸗
tig und Chriſtlich gehalten werben.
Gintfärung .
Es iſt ja Chriſtlich und billig, weil Paulus befihlet, J. Co-
rinth. 14. es fall alles ordentlich unter uns zugehen, das bie
Einfuͤhrung nicht ſo gar ſchimpfflich gehalten, als hielten wir
das Predigt⸗Ampt nicht viel beſſer, dann eines Schwein⸗Hirten
Ampt, ſoll derhalben der Biſchoff aus den benachbarten naͤchſten
Pfarrherrn zween beſchreiben, da dieſelbigen auf einen Sontag,
wenn die Pfaͤrr⸗Leut im ihre Kirchen zuſamen beſcheiden ſeid,
dem neuen Pfarrherrn in die Kirche führen, ber einer, welchem
es der Biſchoff wird aufflegen, einen Sermon thun, darinnen
er den neuen Pfarcheren der Gemeine treulich befehle, biefelbige
erinnere, was ihnen an den Pfarheren gelegen, und vermahne
derhalben gehorfam zu fepn, und daruͤber von ber Eantzel der
Gemeine die Institution Schrift des Bifchoffs fuͤrleſe. Nach
dem Sermon lafje man die gange Gemeine fingen, Nun bitten
wir den Heiligen Geiſt, do der neue Pfarr⸗Herr für dem Altar
knihe, und die andern Pfarcheren neben ihm, wann ber Ge⸗
fang aus tft, fo fpreche der Pfarcherr, fo geprediget hat, den
neuen Pfarrherrn alfo ahn. Herr N. N. thr wißt, wie euch
Bott ordentlichen durch feine verorbnete Mittel hierzu berufen,
das ihr Ihm diefe Kirche und armes Häufflein, fo er mit ſei⸗
wem. Blut gar 'theuer erworben hat, "follet weiden mit reiner
rechtſchaffener Lehre feines Wortes, und derfelbigen ohne Aer⸗
gerniß mit gutem Exempel fürgehen, darauf er om jüngflen
Zage ſchwere Rechenfchafft und diß Blut der armen Daten
von euren. Händen fordern wird, mit geſtrengem Gericht, fo
feyd ihr ja erböthig, wie Ihe in euret Ordination vorheiſchen
umb "offentlihen für Gott unb der Welt angefagt, euer Amt
„208: OXXUmE. Mrenfifähe Wifchofewaßl.
darinnen treulich nach Gottes Willen auszurichten, dem Armen
wie den Reichen, bey euren befohlenen Pfarrs Kindern zu Tag
und Nacht, in Reichung der Sacrament, und mit nothwendi⸗
gen Troſt der betrübten Gewiſſen bereit und willig zu ſeyn,
und das alles zu thun, das einem getreuen Haushalter Ehrifti
und Seel⸗Hirten geztemet und gebühret, nach Gottes Wort:
‚Drauff fol der neue Pfarr⸗Herr offentlich, deutlich und mit
Haren Worten antworten für feiner Gemeine, ja, er wolle es
thun, und bes für Gott an jmem Tage und feinem legten
Ende zur Antwort ſtehen.
Alfe bete derfelbige Pfarcherr für der gantzen Gemeine.
D Du Allmächtiger Ewiger Gott, der du dis heilige Ambt
ſelbſt haft eingefegt und geheiltgt in deinem lieben Sohn, und
diefn N. N. nach beinem. Göttlichen Willen und Rath dazu
deruffen , wir bitten dich von Derken, du wolleſt deinen Heil.
Geiſt geben, und durch denfelbigen dein Wort legen in feinen
Mund, damit ers rede mit Freidigkeit wie ſichs gehöret, auch
mit feinem Handel und Wandel niemand Argerlih, fondern
jedermaͤnniglich fürderlich fen zu feiner Seligkeit, wolleft auch
bey der Gemeine geben ein hörendes Ohr, bie Hertzen der Zu⸗
börer weich machen und auffthun, daß fie dein Wort lieben
und annehmen, deinen Diener ehren und fürbern, auf das als
fo dein Nahme geheiliget, bein Reich gemehret werde, und die
angewandte Arbeit nicht vergebens fen, foldy unfer Gebet wolloft
du treuer Gott erhoͤren, und auffnehmen in demem lieben Sohn,
unferm alletliebſten Ertz⸗e Priefter, Erg: Hirten und Biſchoff
umfer armen Seelen Amen.
Dorauff foll der andere benachbarte Pfarherr die verba
caenae fingen, und dem neuen Pfarherrn das heilige Sacra-
ment reichen, mit gewonlicher Dandfagung.
Reber ber Pfarrherru.
Darirmen ſollen Ei geſtracks bleiben bey bem Corpore
Doectrinae, mie daffelbige in diefem Fuͤrſtenthumb Anno 1567
aus den Prophetifihen und Apoſtbliſchen Schrifften,, den alten
Symbolis, auch der Lehre Lutheri gar fleifig dem Volck ein-
biiden. Da aber jemands darüber fchreiten, und was ſonder⸗
lichs wuͤrde fürnehmen, gegen den follen die Biſchoffe proce-
diren, vermüge ihres Ampts und unferer Verordnung. Und
follen die Pfarcheren und Kirchen⸗Diener nicht allein für ſich
in der Lehe unſtraͤfflich ſeyn, fondern jährlich zu gelegener Zeit
in ihre Kirchſpiel gewibmete Dörffer visitiren und ihre Pfarr:
Kinder gebührlich examiniren und verhören, und ba einer oder
mehr das Examen fliehen würden, ben oder diefelben den Bi⸗
Hoffen In Straf zu nemen der Herrfchafft anzeigen.
Leben.
Son unſtraͤfflich ſeyn, ſagt Paulus, und weil ärgerlich Les
ben nicht bauet, fondern Schaden thut, und aber dis Ambt
nicht zu verderben, ſondern zu beffern gegeben und befohlen ift,
2 Corinsh. LO. und 13, follen die Biſchoffe, nach gnugfamer
Vermahnung, oder Erachtung ergangener Ergerniß, Ihre volle
Macht auf Ihre Gewiffen brauchen, und Sie darinnen nies
mands hindern, ſollen derhalben Pfarcherin, fo andere lehren
und unterwelfen,, fich nicht feIdft dermaſſen halten, das Sie
billig. Ungunſt moͤchten erlangen, desgleichen audy in ihren Wis
demen, weder Bier, gebrunnten Wein noch Mete ſchencken,
⸗
vielweniger ſollen ſie fich leichtlich in Seufferey, Zanck unb Das
der, mit Ihren Pfarr⸗Kindern oder Herrſchafften begeben, fons
dern fich-in Ihrem Leben gegen maͤnniglichen zuͤchtig, unvers
weißlich, erzeigen und haften.
Befolbung.
Mirdt Ihnen gereicht nach Unferer Verorbnung und Bei
willigung unferer Landſchafft, wie im Artickel von Einkunfft
der Kirchen hernach. verzeichnet iſt, werden fich auch unfere
Ampt⸗Leute, fo woll als bie vom Abel darnach richten, mo «6
" mangelt, das es in Eünfftiger-Zeit müge bebeffert und ins Werd
gefegt werden. Wir folten doch ja, nicht aus (Bottes Wort
allein, fondern täglicher Erfahrung gelernet haben und greiffen,
das es war tft, wie der Prophet Aggens fagt, wo den armen
Dienern, Ihe gebührficher Kohn und verordnetes Depntat ent⸗
zogen und entwandt wird, es gefcheh auch mit mas Schein e6
immermehr wolle, weil Gott fich nicht aͤffen laͤſt, Bat. 6: fo
gibet es keinen Frommen, fondern gewiffen Schaden, das ſolch
gut das ander mit fich hinweg friffet, dann Gott will mit uns
efien, da iſt dencken an verlohren, al der oberfte Speife-Meifter,
Koch und Keller, foll er aber Kummer leyden und nichts haben,
fo wollen wir. auch nichte haben, es heißt, Date et dabitur vo-
bis, wann der date auffhöret, fagt, Lutherus, fo höret bas da-
bitur auch auff, alfo ſchmachten dann und leyden Roth, Obern
und Unterthan, mo zwene oder drey Pfarren zufammen ges
fchlagen; follen die Heren Bifchoffe in den Visitationibus er⸗
kuͤnden, ob diefelben jegiger Gelegenheit nach wiederumb getheis
let, eine jedere Pfarre mit einem fonberlihen Pfarcherrn bes:
ftellet, der Pfarchere auch daranff nohtturfftig unterhalten
werden koͤnne; wo ſolchs befunden, follen es die Biſchoffe der»
geſtalt verfchaffen, wo aber der Unterhalt auf einer Pfarre, und
von einen Kirchſpiel zugeringe, diefe Verordnung thun, das Die
KichensHuben von der einen oder mehr Pfarren, da ber Pfürs
herr nicht residiret; der Kicchen zum Beſten ausgethan, bie
Nutzung von den Kichen-Vetern gehaben, und den Pfarren
(da es nöthig) befferer Unterhalt Davon verordnet werde. Man
folte je bedencken, weil ein Pfarrherr zu feinen Studis alle fein
Patrimonium angewandt, und offt mas er von feinem Weibe
befommen, dazu zugefegt, daffelbige feinen armen künfftigen
Wuͤrmlein und Kindern aus dem Munde gezogen, das +6 zum
Ampt deſter luſtiger machet, wo ein folcher treuer Menſch wie
derumb an felner groften Sorge Mühe und Arbeit ziemliches
Unterhalts zu gewarten hat, wie man Ihnen benfelbigen aud)
ohne das ſchuldig ift, wir fden euch das Geiſtliche. Iſts dann
ein groß Ding, fo wir euere Leibliches erndten, fagt der Apos
Stel Paulus. I. Cor. 9.
Aber der liede Gott bezahlet uns, nad) dem gemeinen
Sprichwort: Kupfferes Geld, kupffere Seelmeſſe, das man für
Augen fiehet, weil man bie armen Pfarcheren ingemeht fo
kuͤmmerlich hält, und je Sorge trägt, daß Ste mehr nicht,
dann die Rinden vom Brodt zu eſſen haben, darumb fludivet
niemand mas grundliche und vechtfinnigs, fondern was Arme
Leut ſeynd, die fich fonft nicht zu ernehren wiſſen, die ſtudiren
obenhin, lehren das fie ſelbſt nicht viel verſtehen, und fuͤhret
ein Blinder den andern, damit gehet die reine Lehr dahin,
vergehet uns bie zeitliche Nahrung und Wohlfahrt, das Gott
feinen Seegen entzeucht an allen Orten, und wir wie Haggeus
dee Prophet faget, unfer Geld in einen loͤcherigen Beutel
l
ind wie wol Wir für der Beit allen Unfern Haͤupt⸗ und
Ampts£euten, auch befeblig habenden Perfohnen, nichts minder
den Herrfchaften, Adel und andern, fo eigene Collatur haben,
die Leute mit Auspfendung und andern ernftlich darzu zu hals
ten befohlen, damit den Pfarheren das Ihrige ohne allen Vers
zug erlegt werben möchte, ſo kommen mir doch hierneben in Er⸗
fahrung, das dem an eglichen Dertern (des wir uns dann je
mit nichten vorfehen) wenig nachgegangen werde, und die meiſte
Klag der Pfacheren, das fie ihre jerliche Befoldung nicht bes
kommen mügen, baber flieffen ſolle, demnach wollen wir aber⸗
mahls allen und jeden unfern Haͤupte und Ampt⸗Leuten, auch
befehligeetragenden Perfohnen, besgleichen den andern, welche
eigene Collatur und des zu thun Macht haben, bey erniter
Stoffe auferlegt haben, den Pfarcheren das Ihrige ohn alle
Ausfluht, Behelff, Beſchwerung, und Aufzug einzubringen,
and wo jemand daflelbige zu geben weigern thäte, daß fie dis⸗
fale an unfere Stadt, und von unferen wegen, folche von ber
Herrſchafft, Adel, oder ihren Unterthanen, aus unfer Fuͤrſt⸗
lichen Obrigkeit, auspfänden und zur Bezahlunge bringen fol
len, wo aber daß nachgelaſſen und veracht, unfer Straff gewiß
von und zu gewarten. 2
Zudeme wann ein Pfarcherr mit gutem Grund barthun
würde, das der Amptmann, Lehen⸗Herr ober Kicchens:Beter,
on Eimehmung des Pfarherrs gebührlichen Deputats ſaͤumig
geweien, dafjelbig fo viel es hinterftellig ift, fampt darauf ges
gangenem Unkoften dem Pfarchese, ohne allen Verzug und
Ausflucht zu erlsgen pflichtig ſeyn ſoll; Aber hinwieder follen
ſich In alleweg die Pfarcherr mit Einnehmung ihres Decentins
oder. Sürbitte, Burgſchafft und anders, fo die Ungehorfahmen
darumb gepfändet, geſtrafft oder eingefegt werden, gänglichen
und gar enthalten und entichlagen: Sondern Unfer Haupt⸗ und
Ampe⸗Leute damit umbgehen lafjen, wuͤrde ſich aber ein Pfarr⸗
herr uͤber ſolche gnaͤdige guͤnſtige Verwarnung des unterſtehen
and annehmen, ſoll man Ihme zu feinem gebuͤhrlichen De-
cestin zu heiffen wicht ſchuldig, fondern Ahnen ſolchs ſelbſt
einbringen Saffen, und ob unferm Daupts und Ampt-Leuten,
auch Befehlichhabern hierinnen, als Wir uns nicht verhoffen
wollen, Wegerung oder einiger Ungeborfam, von Jemande
von der Herrſchafft Adel und andern begegnen, fol ung fol:
ches durch Sie angezeigt werden, damit Wir uns gegen dem⸗
felbigen Ung⸗horſahmen, der Gebuͤr zu halten haben.
Behaufung der Pfarherren.
Ein jdes Kirchſpiel fol zufammen thun, und bey einer
Straff nach der Herrſchafft Erkentnus, die Kiochen, Wiedeme,
Scheune, Beum, Greben und andere Kirchen⸗Gebeu, bawen,
beſſern, und in baulichen Weſen erhalten‘, aber in dem allem
des Pfarrherrs derſchonen, doch, wo befunden, das burd) eine
Pfarheren, oder ber. feinen Muthwillen, Unfleiß oder Verwar⸗
loſung, an Zeumen, Greben oder andern Kirchen⸗Gebeuden,
etwas zurifien, niedergeworfien, ober eingebrodyen würde, das
fol ein Pfarhert wieder zu machen und zu bauen ſchuldig ſeyn,
wo aber Ieune, Greben, oder anders Alters halben einginge,
das foll das Kicchfplel und nicht der Pfarrherr, wie oben ges
welt, wieder auffsichten, machen und schalten, weicher auch
1566. OXXVIM. Brenfifdge Bitikefewabl. u
von der Herrſchafft und Abel, ober Lehenherrn, in dieſem bau⸗
felligen Stuͤcken, feinen gebürenden Theil nicht machen Left,
oder auch feine Leute nicht dazu heit, wollen wir daS demſelben
zuvor darumb fol gefdyrieben, und wo Ex oder feine Leute dar⸗
über ungehorfam befunden, die Zeune, Greben, oder andere fo
vonnoͤten, nicht wieder machen ober beſſern wolten, ba Sie die
von des Derefchafft, Ade und andere unfere und ihre Unters
thanen das Gelt, was ſolche Arbeit geſtehet, vorlegen ſollen,
wo das aber nicht geſchicht, ſollen Sie durch den Amptmann,
den man hierin erſuchen ſoll, ausgepfendet, und das Pfande
inen nicht ehr, biß die Arbeit vorfertigt,, oder das Gelt darfuͤr
eriegt, wiedergegeben werben.
Bon den alten vorlebten Pfarrherrn ober ihren nachgelaſſenen Wittwen.
Soll die Verordnung gofchehen, dad beyneben einer jedem
Pfarre, ein zimlid) Heußlein gebauet werde, an gelegenen Det,
darinnen die alten vorlebeten Pfarcheern, wann fie von wegen
Leibe Schwachheit ihr Ampt longer wicht verwalten koͤnnen,
die Zeit Ihres Lebens ihre Wohnung haben muͤgen, und de
die arme verhaffene Wittwe, nach Abflerben ihres Herrn mit
ihren armen Kinderlein und Weißlein einkriechen müge.
Aubch follen die Deren Biſchoffe darauff handeln in visite-
tione, damit, wo bey den Kirdyen oder ſonſt etwas von Adern
fürbanden, ein Acker Feldes darzu muͤge verordnet werden, biefe
ſoll die Kirche, we Leine Witwe füchanden, vermieten, unb
von den Binfen alles im Bau und Beſſerung halten. Pfarv⸗
herrn laſſen gemetniglichen nichts, dann einen Hauffen armen
Kinder und Weifen, weren fie Handwercks⸗Leut gewefen, fo
hetten Sie ja etwas koͤnnen vor die Handt bringesi, nun haben
Sie umb der armen Kirchen willen, derſelbigen zu dienen, ihrer
Weib und Kind vergefien, Toll num die Kirche diefe laſſen, wo
ifts doch für Gott immermeht zu verantworten.
Derbalben wollen Wir dem lieben Herrn und Heplandt
Chriſto darzu auch ein Fein Reumlein geben, aus dem, was
und der fromme Gott befcheret hat, und auch fortan bewahees
wil, in Betrachtung, daß er diejenigen wiederumb derbergen
wi, in emwiger Freude und Herrligkeit, ſo die Elenden umb
feinet willen eingenommen haben, Math. 25. So ift ja ſolchs
ferner nicht gemeinet, banın auff der armen gelaffenen Witwen
je Lebenlang, oder weil Sie ohne Ehe bleiben.
Bon beu Sandlen.
Die müffen für allen Dingen auf dem Sande und den Steb⸗
ten wol beftellet werden, dann fo lang es da mangelt, fo iſt
weder der Kirchen in unferms Dergogthbumb, noch der Univere
fität zu Königsberg zu rathen, weil demnach Kinder dahin ge=
ſchickt werden, die ihre principia nicht geſtudiret, darumb verge⸗
bens und verlohren, was auf fie mit Unkoften groffer Mühe
und Arbeit gewendet wird, entftehet auch der Kirchen durch
Manglung tüchtiger Leute, darans alleriey Verfäumniß und
Schaden. Darumb foller die Bifchoffe für allen ihnen diefe
Sorge laſſen angelegen fepn, das fie bei den Städten auch
ztemlichen Kirchen auf dem Lande anhalten, damit die Schule
wol beftellet und verſehen werden.
Bon Beltelung nad Unpebmung der. Schul Wionen
Die bieibe, bey mem fie von alters her geweſen ik, doch
alſo, das der Pfarrherr jedes Orts datzu und ohne feinen Math,
1569. CXAXVIE. Prenfiſche Biſchofswahl.
Gottes wil haben, das fie ihm zugeführet werden, are. 10.
wifſſen und willen, kein Schul⸗ noch Kirchendiener weder auff⸗
genommen noch abgefeht werde, denn was das ſonſt gute®
bringe, zeuget Lutherus genugſam an, Tem. Jenen. h. fol. 376.
Es ſoll aber dennoch kein Schuldiener von dem Pfaccherrn
noch andern beſtetigt werden, Er fen dann dem Biſchoff prae-
sentiret, von welchem er feiner Gefchicktigkeit, Lehr⸗ und Mes
Ugien gnugſame testimonia bringe.
Ihr Aubt.
Weil die Schulen des Heyligen Geiſtes Werdiftete feind,
darinnen er muß Gnad Gedeyen und Seegen geben, bas bie
Kinder wol gerahten, darumb fol das Erſte fen, das man ja
in allen Schulen (chöne Chriftliche Zucht halte, weil es war
iſt, das der weiſe Mann ſaget ia animam malevolam non in-
trabit Spiritus Domini et Sapientia , darumb auch Paulus in
ber Kicchenzucht vorher feet das fie follen in der Zucht erzogen
werben, e. B.
Sollen helben die Schuldiener wol zuſehen, das die Am⸗
* in der Schul, Kirchen und auf der Straſſen, fein zuͤchtig
ey“ und eingezogen fich halten, und denfelben keinen Muthwillen
atten.
Nach der Zucht iſt das fuͤrnehmſte der heilige Catechiſmus,
ber unſere Chriſtliche Schulen, als das groͤſte Heiligthumb zie⸗
tet, und von aller Heyden und Voͤlcker Schulen unterfcheidet,
dann ber giebet den lieben Kindern wahre Gottesfurcht, das fie
darinnen’erzogen werden, die Furcht Gottes tft aller weißheit
anfang, fagt aus greffer Erfahrung Salomen, das Gott reich"
Ich fegnet feldye Kinder, und ihnen groffe Gnade verleihet,
follen derhalben in allen Schulen die Schulmeiſter und Ges
fellen den lieben Catechlomum, als bie fürnehmfte und nötigfte
us fleißig und ernſtlich treiben, fuͤrnemlich bey ber jungen
gend.
Es fol aber fürnemlich kein anderer, denn Luthert Meiner
Catechiſmus getrieben werden, latine und Teutſch, Dann obwol
andere Catechiſmi auch gut felnd, fo ift doc) biefer der Aus⸗
bend und Kern über alzumahl, hat keiner fo Purg, rund und
mit fo herrlichen Srund alles gegeben, ats Lutherus fein Aus⸗
legung des erften Gebots, fein definition des Sacraments bes
Altar ift mehr dann zehen taufend Welt wehrt.
Was in Verordnung nothiwendiger Lectionen in jeder
Schul wit von nöthen fein, follen die Btfchoffe eines jeden Orts
mit der anmefenden Pfarcheren und Schulmeiſter bes
ſtellen, auch die Verorbnung thun, damit die Pfarcheren bie
Schulen wochentlich etliche mahl befuchen, und darauff ach⸗
tung geben, was für Treu und Fleiß angewand, und wie bie
verordneten Lectiones werden gehalten, auch follen die Biſchoffe
ſelbſt die Schulen Ihres Sprengel, —— aber der Sams |.
lendiſche die zu Königsberg, offt viſitiren, die Knaben ſelbſt mit
examiniren, und ihres Bunehmens und aller Gelegenheit, das
mit die Jugendt nicht verfeumet, füch erkundigen.
Leben der Schul: Diener.
-Da fol man gar fleißig und wol zufehen, wer bie jenigen
ſeindt, wes Blaubens und Religions, umd was fie für ein Les
ben führen, denen man Schulen zu regieren befehlen, und Ihnen
die Habe Jugend vertrauen will, Kinder feindt ja ein lieblichet
Schatz und ſchoͤne Gabe —* Pſal. 127. die dee Sohne
Fellet berhalben das ſchreckliche Urtheil mit einem Zeter⸗Ge⸗
ſchrey über bie jenigen, fo einem Kinde ergerlich ſeindt, daß >
nen beffer wehre ein Muͤhlſtein an ben half, und erſen
ten im Meer, da es am aller tieffften it, Matth. 18. De
koͤnnen aber eegerliche Leute am Glauben, Lehe und Leben an⸗
ders thun, dann die Jugend und zarten Hergen ergern, umd
zu gleichem Aberglauben und unzüchtigem böfen Leben locken
und reißen.
Darumb fellen zu der Schui regleruug keine zugelaſſen
noch geduldet werden, dann die eines guten ehrlichen zuͤchtigen
Lebens, reiner Lehe und Religion, und In Summa bie fein
rund, gut Evangeliſch, nicht boͤß aber von hergen, Bapiſtiſch
und ſchwermeriſch feindt.
Befoldung.
Schutmeifter find aller Propheten Veter, dann biefelbigen
alle discipuli gewefen, und von ihren Lehrern und Schulmeis
ſtern gelernet haben, und iſt Die Welt nicht wert, das fie ihre
Arbeit erkennen, vlelweniger vergleichen folle und bezahlen, fol«
der hohen Werd muß Gott ie Lohn und Belohner felbft fein. _
Gleichwol ſollen die Biſchoffe die Werfchaffung thun bey
Stedten und Dörffern, das ſolche Perſonen ehrlich und wei
vorfehen und umterhalten werden, bamit fle ihrer Arbeit befler
mit mehr Luft und Fleiß mägen abwarten.
Und weil an den meiften oͤrtern die Beſoldung fehe gering,
follen die Bifchoffe, ihrer Beſcheidenheit nach, mit den Bärs
gern handien, damit fie Gott zu Ehren, und der armen Jugend
zum beften, einen Tag umb den andern, gemelten Schuldies
nern den Tiſch geben, fich auch zus befferer Unterhaltung deſſel⸗
ben, mit was mehrerm angreifen wolten
Von Ginkuufft ber Sirchen, gemeinen Unterhalt ber Yfazcherzn und
Schulbienern, Kirchen⸗ uud Schulen » Bebeiwen.
Eft ift beides natürlich, und Gottes gericht ſelbert, daß sin
jeder getzewer Arbeiter feines Lohns werdt it, Luc. 10. Und
fo gar ein nötig Stud in der Kirchen, das Prediger und Schuls
diener wol unterhalten werben, das aud Paulus faget, hie
doͤrffe niemands gebenden, daß ſich Gott werde laſſen fpotten
und effen, ſondern es ſey Ernſt, und werde der Menſch an jenem
Tage das erndten und einſamlen, was er jetzundt feet und ans»
wendet, mit Austheilung allerley gutes den jenigen, von denen
er unterrichtet wirdt, Salat. 6. Nicht das ſolchs Werd zu uns
fer Seligkeit von nöten wehre, fonbern das es eine gewiſſe
Anzeigung ift, wer nicht hilft, damit Pfarheren und Schul⸗
Diener erhalten werben, ber heit vom Prebigampt und Gottes
Wert nichts, darumb hat ex Beine Gottes fucchte noch Liebe,
ware Buſſe und Glauben, barumb keine Seligkeit. .
Soll derhalben albie aller Fleiß angervandt werben , jebers
menniglich darzu bereit‘, willig und haͤlfflich fein, damit bie
Jerliche Einkunfft‘ der Kin, wie diefelbige von une dem „
Landsfkrften, mit Bewilligung unfer Erbarn Landtfchafft vers
ordenet iſt, ohne Verzug gereicht und entrichtet, und darvon
entruͤcket werde, dann wo man darinnen ſolte ſeumig fein, fo
haben wir gewißlich in Heiner Zeit niemandts mehr, ber und
in der Kirchen dienen würde, und würde alfo won un ſelbſt der
liebe Sohne Gottes, mit feinem heiligen ımb allein fellgmas
chenden Evangelio, erger dann ber arme Lazarus vom reichen
Man, ausgeſchmacht umd ausgehungert. Was darauf an jenem
Tage für ein Senteng und Urtheil gefüllen wolte, fehen wir
in dem lebendigen Erempel, Luc. 16. und has es uns Chriftug
zuvor gefaget, Matth. 25. Ich bin hungerich gewefen, ihr habt
mich: nicht gefpeifet, gehet bin ihr Wormaledeiten in das ewige
Fewer ıc.
Es feinbt aber die Einkommen zu dem Untsrhalt der Pfar
herren und Schuldiener dreyerley. |
Erſtlich was nach Inhalt und Anweiſung der-Inventarien
auf einer jeden Wieden foll gefunden werden.
Zum andern, was an vermüglichen ortern an Landerey und
Ackerwerck den Pfarrherrn verordent ift.
Und zum dritten, was an Geldt bey den Pfarleuten muß
gefamblet und zugelegt werben.
Inventarien.
Die Pforchertn follen nicht allein ihre Pfarleutlein Ichren,
das fie helffen erhalten, wa6 zum Unterhaldt des Predigtampte
von noͤhten ift, fondern ſollen auch feibft darzu fuͤrderlich fein,
und dechalben der jenigen keines umbbringen , was fie auf der
Pfarre gefunden haben, fondern alle6 bermaffen gebrauchen,
damit es andere nach ihnen auch mügen fünden und nügen,
derwegen die Herrn Bifchoffe mit erfler Visitation darzu
trachten follen, das in allen Kirchen, wo vorhin feine Inventaria
ſeyn, biefelbigen nochmal gefchaffet und aufgerichtet, dem
Dfarheren nicht. geringert,, ſondern obermelter Geſtaldt damit
gebaret werde. Ä
Und foll ein jeder Pfarherr, wann er auf ber Wieden wirdt
angemwiefen, ihm laffen ein Inventarium zuftelen von dem
Lehenheren unterzeichnet, dargegen unter feiner eigenen Handt
gleiches lautes dem Lehenherrn überantworten, auf das nad)
feinem Todte, oder wann er am andern Orth ordentlicher weiſe
transferiret würde, alle Irrung verhütet, und einem Theil
unrecht gefchehe. '
Es follen aber zu folchen Inventariis nady Verordnung der
Artickel des 40. Jahrs, etliche gute Buͤcher georbnnet werben,
als nemlich eine deutfche, Iateinifche, oder polnifche Bibel, nad)
Gelegenheit der Orth, da fie deutſch oder anderer Sprache.
feindt, item die Repetitio Corporis Doctrinae, ber kleine Ca⸗
tehifmus Lutheri, Haus Poftil Lutheri, und Viti Diterichs,
auch was fonft nach Erachtung der Bifchoffe will von nöchen
fein, und follen ſolche Bücher fein rein gehalten werden, das
mit die Pfarheren derfelben lang zu nügen und zu gebrauchen
haben, Einkommen an Widder und Leuderey.
Mir als der Landes Fürft, haben verorbnet, das an vers
muͤglichen Dertern ein Pfarheer fell haben 4 Huben Landes,
und funffsig Mard, fothe Duben follen ordentlih, wie und
an welchem Ort biefelben gelegen, verzeichnet, und ein jeder
o Dfarhere zu feiner Ankunfft darein gewiefen werden, das er
diefelbigen zu feinem Beſten habe, auszuthun oder zu beftellen,
jedoch ferner nicht, dam in feinem Dorff oder Kirchſpiel, es
wehre dann, das bie Kirdyfpiel> Kinder unbillicher weife den
Pfarherrn verfortheilen, und dasjenige nicht geben wolten, das
andere in der Nachtparfchafft zu geben ſich erböten, fol ſolchs
nochmals in der Visitation von den Herrn Biſchoffen erörtert
1506. CXXVIIE: Prexiſche Bidalswahl.:
werben, und da etwas bie Pfarre bemachſene aber ungerrumibte
Huben hätte, follen die Biſchoffe mit dem Kirchſpiel dahin
handeln, damit ſolche mügen zu feiner Notturfft und Gebrauch
gereumet werden, in welchen die Pfarleute ihnen treulich ale
ihren lieben Seel» Hirten befürdern follen, unb ja gedenden,
was fie an folchen Gütern heiffen vorbeffern, das thun fie an
ihrem felbft eigenem But, weil es bey ihnen allegeit bleibet,
und zu ihrem Dienft genügt und angewandt wirdt.
Einkommen an Gelbt.
Neben ſolcher Verordnung der Huben iſt auch zu mehrem
Unterhalt der Pfarrherrn und Schulmeifter von Une, unſer
Landtfchafft an Geldt, wie folget, bewilligt worden.
Die vom Adel follen von ihren Höffen, fo ungefehr ein
ſechs oder fieben Huben haben, 45 Schilling 8 Schilling
Sculmeifter- Geldt geben.
Bon 9 oder 10 Huben 1 Mar, auch nach Gelegenheit
der vielen Huben ein mehrere. .
Die beutfchen freien Gütter, fo zu 4 oder 9 Huben gehabt,
und zuvor 30 Schilling Decem gegeben, follen hinfüro 6 Schil⸗
ling mehr, und nach Gelegenheit der Huben- Zahl noch ein.
hoͤhers, und je vom Roch 8 Schilling geben.
Defgleichen folle e8 mit den Heinen ober Preufchen Freien,
fo zuvorn zu 20 Schilling Decem gegeben, auch gehalten wer»
den, das fie ein mehres auf fi genommen, und von jederm
Roche 8 Schilling Schulmeifter-Gelbt, wie vor alterd ablegen.
Bon. der Freien, fo nicht ſcharwercken dürffen, und nur
zwo Huben haben, ift zu Decem gefchlagen worden, und zu
fördern 30 Schilling.
Von 'einer Huben 16 Schilling.
Vff einer halben Hube 12 Schilling.
Bon einem Viertel der Huben 10 Schilling.
Vnd vom Roche 8 Schtiling Schulmeifter Geldt.
Im Raftenburgifchen, Bartifchen, Serdauifchen und Schips
penpeilifchen, da die Kircchfpiel etwas nahe an einander gelegen,
und geringe Einkommen haben, aber dennoch die Gelegenheit
des Aders, (Gott Lob) ſehr fruchtbar, fol von einer freien Hu⸗
ben 18 Schilling decem, und 8 ß. Schulmeifter Geldt gegeben
werben. ,
Die Preufhen Pauren haben zuvor durchaus 19 Schil⸗
ling zu decem geben, hinfuͤro aber ſoll jeglich Preuſch Erbe, fo
2 Huben halten mag, auff 7 Schilling gefchlagen, unb alfo
22 Schilling Decem, und 8 Schill. Schüler Geldt vom Erbe
jeelich ablegen.
Neben dem foll jeglicher Wirt, fo woll bie vom Adel,
als Freyen, oder Paureg, von jedem Roc), über ben. jetzgedach⸗
ten Decem 8 Schill. Schüler Geldt, wie ſolchs zuvor breuch⸗
lich geweſen, und vor Alters gehalten worden, jerlic zu geben.
f&hulbig fein. Ä
Ein gemeiner Pauer, von jeber Huben 6 Groſchen, und B:
Schilling Schulmeifter Gebt.
Der Krüger, fo Huben hat, zum Krug gehörig, jeglicher
von 1 Huben, 6 Grofchen, 8 Schill. Schulmeiſter Beldt, und
5 Groſchen vom Zapffen.
Ein Erb Müller, fo da huben hat, von einer 6 Groſchen,
und 8 Schi. Schulmeifters Geldt, und darzu vom Rabe 5
Grofhen. .
4808. OXzvam. Wemfifihe Aofewahl. -
sicht Crb⸗ Bihler. finde, , auch nicht Hubentaben, | Ser und Seelhicten tebfitich ſein, und alb ihr Ambt nicht
Die aber
von einem jeden Gange 3 Gro
Wer wuͤſte Huben gebraucht, ſol von der Huben WSchill.
geben, und von einem Morgen 3 Pfenn. geben.
en guter Gertner 8 Schilling.
Ein fchlechter Gertner oder Inſtman 4 Schill.
Ein Handwerder, bee «in arten bat, einem Erb⸗
gertner gleid).
Ein jeder en, dee umb Lohn dienet, ierllchen
Schilling
Ein Fr 4 Schilfing.
Ein Scheffer, der ein Garten bat, 8 Schill. Decem
und B Schilling Roch Geldt.
Ein Schmidt 8 Schilling.
Ein Pechbrenner vom Offen 1 Mard. :
Die Pauren , welche gange verwachſene ober wüfte Huben
annemen, ba man nicht alfo viel Raum, das man ein Schefs
fel Getreide darauff fern Tan, Tollen das erfte Jahr von der
Gebär de Decentins gang befreyet fein ; das ander Jahr aber
den Halben, und das dritte den gangen vollkommen decem zu
erlegen ſchuldig fein.
In Stedten foll das Einkummen allein der Kirchen zu gut,
als nemlich zu Unterhalt der Pfarherrn, Prediger oder Ca⸗
plan, Schulmeiſter und andere Rirchendiener angewendet, und
da etwas übriges wehre, davon Stipendia für arme Knaben
ordiniret werben, denen body diefelbige nicht ehe zu vorleihen,
dann wann fie zuvor, auf Ihre fetbft eigene Unkoſten ihre prin-
cipia Grammatica mol geſtudiret, gruͤndtlich begriffen, und nun
fo geſchickt ſeindt, das man fie an die Universitet Koͤnigsperg
ſchicken kan, damit ſolch Geldt nicht auf vergebtiche Hoffnung
“ würbe angewandt, wann an folchen Knaben, da es an der
Grammatica feilet, altes Geldt, Mühe und Arbeit verlohren.
So viel das Decem und Schuhmeifter s Geldt in Stebten
beianget, biemeil hievon Feine gewiſſe Verordnumg gefchehen
tan, ſtellen wir ſolchs in der Deren Biſchoffe Befcheidenheit,
das fie nach Gelsgenheit: barinnen gebührliche Verordnung
mad)
en. j
Wo and) die Kirchen auffm Lande dabeneben ihre Eins
Punfft. Haben an Geldt, Zinfen, ihren Kuͤhen, Schafen, und Bie⸗
nen, {0 alles in ordentlicher Rechnung gehalten, zur Beſſetung
angerichtet und verwahret, unb was von der Dexrfchafft, Denen
vom Adel, im Gtedten umd ſonſten zu ſich gezogen, vermuͤg⸗
auffgerichteng Artickel des viertzigſten Jahres, wiederumb ber
Kicchen zugeordnet werben.
Dasgleichen ſol auch, was wir als der Lande⸗Fuͤrſt, mit
" Berwilligumg unſerer erbarn Landtſchafft verordnet, ohne Wei⸗
gerung gehalten, die Schuldt, fo aus ber Kicchen geliehen und
angenommen , ber. Kirchen aufs erſte erlegt, ober, da e8 Aber
Jahres⸗Friſt aufien flünde, bis fo lang die Haupt» Sunıma
deſſelbigen gung und gar wieder erleget wich, vorzinfet werden.
Bon Kirdyen : VBetern und. Kaßten s Serrn,
Darzu follen in einer jeden Kirchen von den Lehensheren
vorfiendige getreue Leut erfobert und voreibet werden, die eines
guten Lebens, und Aber rechter reiner Lehr Bottfeelige Ehriſt⸗
liche Eifferer feindt, Actor.6. Sonſt werben fie nicht heiffen
das gemeine KichensBut treulich einbringen, vielweniger Pfarr⸗
IL,
allein nicht außrichten, fondern alles vorPerter Arch, ihrem ars
men Gewifien zu ewigem Verberb ; der Kirchen zu fchaben,
und nachthelligem Ergerniß boͤßlich anlegen.
Beruft.
Auff das num ſolchs verhütet werde, fol kein Kirch⸗Vater
oder Kaftens Herr, ohne Wiffen und Willen des Lehns und
PfarrsHeren angenommen, oder auch, da er muthwillig dem
wolte zu verbrieß thun, gelitten werben.
Man darff in Warheit ben Pfarrherrn niemande über
den Hals hegen, fie zu ihrem Ambt —5 und unluſtig zu
machen ſie haben die Laſt, da alle Weldt ſolte untertretten
und helffen leichter machen, ſonderlichen denen es vom Ampts
wegen gebuͤret, als da ſeind die Kirchen⸗Veter, dann ſie ſeind
vom heiligen Geiſt darzu erſtlich angerichtet, das fle den armen
Pfarherrn ſollen ihre obliegende Arbeit und Muͤheſeligkeit ve
fen geringern, Actor. 6,
Zpe UAmpt.
Das fie das Einkommen zur Befolbung ber Martherm,
Schul⸗ und Ktchen: Diener an Gelbt einnahmen, vermöge
unfer Fürftlichen, und von der Erbaren Landfchafft bewilligten
Artiden. Anno 40., diefefbige Diener Chrifti zu rechter Zeit,
ihrer Gebühr entrichten, das übrige zufammen halten, und
daſſelbige zum Vorraht in der Kirchen treulichen verwahren,
auch darvon gang und gar an PfatrsKicchen. und Schulen⸗Ge⸗
ben nichts nicht wenden, weil ein gang Kicchfpiel, role droben
vermeldet, zu bauen und fotches alle® im baulichen Wefen zu
erhalten ſchuldig ift, es were dann, das es die hohe Noth erfors
dert, und die Kirch anderweg nicht koͤndte erhalten werden, fd
fotten fie, doc ohne Raht und Bewilligung der Lehnherren
und Bifchoffe, darinnen auch nichts fuͤrnehmen, fondern es an
diefelbigen gelangen laffen.
Sie follen auch ohne Verſeumung, unſerem vorigen gne⸗
digen erſten Fuͤrſtlichen Befehlich und Verordnung nach, die
Taffeln oder Saͤcklein fleißig alle Sontage und Feſt umbtra⸗
gen, und damit einſamlen, die Pfarherrn auch das Volck ernſt⸗
ti) vermahnen, ihre milde Handt auffzuthun, und der Kir⸗
chen ihre Almufen darinnen mitzutheilen. MWelchd alles alfos
baldt in einen Stod oder Kaften, in Gegenmertigkeit der Kirch:
fpiels: Kinder fol eingelegt, und damit alle Sachen ohne Ver:
dacht abgehen, follen zu ſolchem Kaften zwey Schloß und zween
Schläffel, deren einen der ein Kirchvater, den andern der ander,
In guter Verwahrung zu haben, gefchaffet werben,
Was Ha nun in aflem jerlichs ſamlen, einnehmen oder, aus⸗
geben, beffen follen fie gute Rechenfchafft halten, und mad nom
einem Jahr zum andern berechnet wird, treulich. mit‘ den Roi
fern bey dee Kirchen beylegen.
Auch follen die Kirchen⸗ Beter alle Jahr vor dem Ampt⸗
mann oder Lehenhern fambt den Pfarcheren: und. Eidften
eines jeben Kirchſpieis Mechnung thun, und da Mangel befuns
den, der Pfarchere ſolchs feinem Ordisasio und. anmefentlis
chen Biſchoffe, damit nicht verfeumet, und der Kirchen Ar⸗
muth Raht gefchaffet werde, anzeigen, do auch die Kirchvaͤter,
wie auff dem Lande, nicht fchreiben ode leſen koͤndten, follen
39
306
Dis Pfareherrn die Kirchen⸗Regifter ohne Beſchwer ber Kirchen
zu halten ſchuldig ſeyn.
| Von ben Zubörern und Vfarrleuten.
Bon denen iſt droben gefagt, weil der Dienft ihnen zu gut
und Troſt von Gott ift verordnet, das fie müfjen das Wort
und Predigt-Ampt ehren, fleißig zur Kirchen gehen, bie Predigt
alſo hören, daß fie derſelben mügen gebeflert feyn, das gefchicht
mit Hören nicht allein, fondern felig ift der, fagt Chriſtus, fo
Gottes Wort höret und bewahret in einem feinen guten Der
gen, und bringet Frucht in Gedult, Luc. 8. v. 11.
Darumb foll ein jeder Hauß⸗Vater betrachten, das er für
Gott ſchuldig ift fein Daußs Gefinde dazu anzuhalten, daß er
mit bemfelben fleißig Vor: und Nachmittag zu Kirchen, dahin
er geroiebemet, offt und viel zum Sacrament gehe, fih und
bie Seinen anhalten zur Buffe und Befferung, einem gottfelis
gen frommen Leben, wer das nicht thut, fol nad gnugfamer
beſchehener Erinnerung für einen Chriſten gehalten, zu kei⸗
nem Sacrament, Chriſtlichem Werd, bey der Tauff, noch fon=
ſten zugelaffen oder geftattet werden, Doch alles nad) Rath und
Bedencken der Biſchoffe. |
Und meil Pfalmen fingen anders nichts dann eine gott
felige Ubung ift, Gottes Worte, unb eine gewiſſe Anzeigung
hertzlicher Liebe zu Gott und feinem Wort, follen die Hauß⸗
Veter ihre Kinder und Gefinde darzu halten, daß fie in der
Kichen bie gemeine Pfalmen mit fingen, das ift Gottes Be
fehl, Epheſ. 5. und Coloſſ. 3. Lehret und ermahnet euch felbft
mit Pfalmen und Lobgefengen, und geiftlihen lieblichen Lies
dern, und finget dem Herrn in eurem Herten, c. Mit wel⸗
hen Worten Paulus zugleich den Nug und Frommen klerlich
anzeigt, daß foldy Singen viel frölicher guter Gedanden gibet,
und zu Lehr und Vermahnung unfers Nechften, der es hoͤret,
dienſtlich ift, und mo das Herge fonderlichen darbey iſt, der from⸗
me Gott durch dich ſein armes Creatuͤrchen gar herrlichen ge⸗
lobet wird und gepreiſet. Die Pfarrherrn auff dem Lande
ſollen auch die Jugendt dahin, daß ſie in die Choͤre, oder den
Ort, do das Singen getrieben, gehen, die Predigt auswarten,
und vor verrichtetem Ampt nicht aus der Kirchen lauffen, mit
Fleiß halten, und desfalls gute Auffſicht auff dieſelbigen geben.
Und damit ſolcher heyliger Gottesdienſt nicht gehindert
werde, ſolle vermuͤge auffgerichter und verwilligter Artickel, zur
Zeit der Meß und Predigt, kein Spaciren auff dem Kirchhoff,
kein Bier, Wein, oder Brandtwein ſchencken einiges Weges
gelitten werden, ſondern alles, ſowol Schiffen, Fiſchen, Hetzen,
Jagen und anders, die Zeit abgethan und verbothen ſeyn, bey
auffgeſetzter Leibs⸗Straff.
Es kan ja aus keinem guten Geiſt herkommen, ſondern
muß des Teuffels Werck und Geſcheffte ſeyn, wann ein Gaſt⸗
geber, Kruͤger, Weinſchaͤncke oder anderer, zu der Zeit in ſei⸗
nem Hauß zu ſeinem eigenen Nutz Leut auffhaͤlt von Gott und
ſeinem Wort, das ſie daſſelbige und damit ihre Seligkeit ver⸗
ſeumen, und voraͤchtlich hindanſetzen. Item von Gottes Lob,
dem heyligen gemeinen Gebet fuͤr die Noth aller Chriſtenheit
fich entziehen, darumb über weltlicher Oberkeit Straff, ſoiche
Leut billig, als des Teuffels Werckzeug, ſollen für erceommuni⸗
cirte und keine Chriſten gehalten werden.
Amptleute aber, und die vom Adel, ſollen zu ſolchem Erger⸗
3568. OXXVEIL.. Huenfiitihe Viſchofs abl. |
nuß auch nicht Urſache geben, fonbern wie fie far andern Leu⸗
ten follen aus Gottes Ordnung fürgezogen und .groß geachtet
werben; Alſo follen fie auch ihrem Gott zu Ehren andere mit
gutem, Erempel zu der Gottfeligbeit anceigen, und ihnen vora
gehen, wann fie das Wisderfpiel thun, mügen fie betrachten,
wie fie ihren treum frommen Gott, ja ihren Adel und Standt
ehren, der ein Dienft oder Dienerin Gottes ſeyn fell, Sapient.
6. Röm. 13.
Hurerey und alle Unreinigleit ober Geis ſollen die Chriften
von ihnen nicht laffen gefaget werden, fondern ſich hüten auch
für allem böfen Schein, fagt Paulus Ephef. 8: und 1Theſſalon. 5.
Dargegen follen fie allen Ernft und Fleiß daran legen, daß
fie ihren Catechiſmum fleißig ſtudiren, guten Grund aus Got⸗
tes Wort der fürnehmften Haupt⸗Stuͤcke Chriſtlicher Lehre
faffen, und nach derfelben nüchtern, gottſelig, Chriſtlich und
wol Leben. Ä
Sollen derhalben die Pfarcheren ihre Zuhörer nicht allein
in gemeiner Predigt bargu vermahnm, fondern auch in ber
Beicht anhalten, und deren feinen. laffen zum hochwuͤrdigen
Sacrament, die ohne Buß und Beſſerung in Unzucht leben,
ihre Gebet, Artidel des Glaubens, und fürnehmfte Kinder
Lehr nicht wiſſen; Sonderlich aber ſollen fie ſolche Leut in
visitatione ihren Ordinarlis und Bifchoffen anzeigen, die ben
gebührlichen Ernft nad Erkündigung der Sachen darbey thun,
und nad) Gelegenheit der Obrigkeit anmelden follen.
Es gehöret auch in der Biſchoffe Ampt, das fie in ber Visi-
tation bey dem gemeinen Dann erfimbdigen, wie ein jeder fich
der Predig beffere, was er daraus geſtudiret, und gelernet babe,
und muß doch ja der Unterfcheidt gehalten merben, das nicht
ein gottlofer Menſch, fo zu keiner Predig kommet, ober ja
nichte daraus lernet, nichts weiß won bem’ Gebet, Artideln de
Glaubens, ıc. dem andern gleich gehalten werde, der allen Fleiß
darauff wendet, daß er Gottes Wordt fleißig höre, daraus
rechte Lehre nehme, zu feiner Buß und Beſſerung, wie bann
alle Predig von Chriſto allein dahin verordnet, und von rechts
ſchaffenen Predigern gemeinet ift, Luc. 24. Sonft, wo wit
einen fo gut wollen. geachtet haben, als den andern, befennen
wir frey, das bey ung gleich viel gilt, wer dem lieben Bott ges
horſam oder ungehorfam, wer gleubig ober ungleubig ſey.
Wo Sacramentarii, Wiederteuffer, und andere Schwer⸗
mer wehren, follen diefelbigen zu feiner Commmunion des Abends
mahls, ober zu keiner Tauffe, Gefattern gu flchen, zugeſtattet
werden, daruͤber auch dieſelbigen dem Biſchoff angezeiget wer⸗
den, welche fie mit gutem gruͤndlichem Bericht unterweifen, und
von ihrem Irrthumb halsftarrig verharren und bleiben wolten,
werden dis Biſchoffe ferner Rahte zu pflegen wiſſen, damit
wenig reudige Schaaffe nicht den gangen armen Hauffen vers
berben, in weichem allem, wann bie Bifchoffe bas Ihre getan,
wollen wir uns als derfanb»Kürkt, unfers tragenden Ampts wall
wiſſen Chriftlich zu erinnern, das wir offentliche Leſterer wieder
bas ander Gebot Feines wegs dulden noch leiden follen, ſondern
tangvam custos primae et secundae tabulae biefelbigen follen
abſchaffen.
Man leidet keinen Mordtbrenner, bir Stedte und Heuſer
anſtecket, man duldet keinen fchabhafftigen Menſchen, ber
Brunne ober Waſſer vergifftet, warumb und mit was Ge⸗
wiſſen ſolte dann der Schaden geringer geachtet werden, da
208, EXLUME Precfziſche Biſchofowahl.
Leib und Seel ber armen Unterfaffen veralfftet, greullche Zer⸗
rüttung und Zwiefpalt angerichtet, und Gottes gewiſſer Zorn
über Land und Leuthe geführet wirbt, für welchs alles dens
noch eben die Obrigkeit, fo alles Ergernüß fo viel muͤglich abs
ſchaffen foll, an jenem Tage Rechenfchafft geben, und wirdt das
fo fcharff in Gottes Wort, (darauf der Erdboden an jenem
Tag, foll gerichtet werden, Johann. 12.) den verftorbenen Kös
nigen im alten Zeftament aufgerudet,, das fie nicht die Altar
ber Abgötter barnieber geriffen,, was werben wir dann und ans
bere Oberkeit alda bösen vor Gottes Gericht, wann wir öffent:
liche Blasphemien, Vorkerung und Leſterung des H. Teſta⸗
ments Chriſti, feiner Tauff, 2c. nicht abgethan, ſondern geſtattet
haben x. _
Darumb mollen wir, die wir und die Chre Gottes und bie
Erbreiterung feines Heil. Namens, hoͤchſtes Vermuͤgens zu be
fürdern, fondern Ruhm afzeit geflieffen, auch mit Bottes gne⸗
digen Benftandt des Allmechtigen, nachmals biß in unfere
Grube davon nicht abftehen, wollen unſer Ampt darin betrach⸗
ten und gebrauchen, und follen die Bifchoffe und Pfurcherrn
Imgleichen wieder ſolche Wolffe nicht fehlefferig, fondern mun⸗
ter und wader fein, Actor. 20. ad Tit. 1. und ein jeder from⸗
mer Chriſt, nach dem Befehl Chriftt Jeſu feines geliebten Er:
loͤſers, ſich wiffen für Ihnen zu hüten, Math. 7. und wie Pau:
lus fehret, von ihnen abfondern, 2 Corinth. 6. domit er ein
Gefeß fen dem Herrn geheiliget, 2 Timoth. 2.
Zeuberey, Sertilegia, und Aberglauben, feindt von Gott
in feiner Republica des alten Teſtaments gas fharff und mit
dem Todt geftrafft, Exod. 22. Levit. 20, Deuteron. 18. der
Gott der num zu jenes Beit diefen Dingen fo feindt geweſen iſt
von Hertzen, wird ohne Zweiffel ihm diefelbigen jegundt viels
weniger gefallen lafjen. Darumb wir.e# auch, wegen tragens
ben Ampts und unfers Chriftenthumbs , bey harter und peins
licher Straff ernftlich und billich verhotten haben, darüber wir |
auch gedencken fleiff und feit zu halten.
Bon Kofpitalen und Kaften für die Urmen.
-
Armen feind fonderlich unfers Herren Gottes Hoffgefind,
darumb will er, das wir an benfelben follen Barmherxtzigkeit
üben, und die Bruͤderliche Liebe erzeigen, vorheifdet da⸗
gegen zeitlihe und ewige Wolfarth, wie Chriſtus fpricht,
Math, I. Seeig feindt die Warmhergigen, dann fie werden
Barmhergigkeit erlangen, und Luc. 16. Machst eudy Freunde
vondem ungesehten Mammon, auff das, wann ihr darbet, fie
euch aufnemen, in die ewigen Hütten, Item Proverb. 19. wer
fich des Armen erbarmet, dar Isihet dem Heren, der wirb ihm
wieder guts vergeliten, und Gap. 11. die Seele, die da reichlich
fognet, wird fett und wer reichlich giebet, dem wird veichlich
wieder gegeben.
Solche und dergleichen ſchoͤne Spruͤch ſollen die Prediger
ihren Zuhoͤrern offt und viel vorhalten, und dieſelbigen ver⸗
mahnen, das fle ja gern im die Armen Kaſten und Hoſpital
geben, zu Unterhaltung der Armen.
Ber gehen Tolle. . .
Paulus erleſt es keinem Menſchen nicht, dem Meichen dies
fer Welt gebeut, ſpricht er, E Ximoth. 6. daß fie nicht ſtoltz
j 807
fein,.2c. Sondern guts thun, tedch werden an guten Werden,
gern geben, Leutfeelig feindt, ıc.
en armen Handwercks⸗Leuten befichlet er beßgleichen
Epheſ. 4. Das fie follen mit ihrer Handt arbeiten, und etwas
redlichs ſchaffen, oder fuͤrnehmen, bamit fie nicht allein Nodt⸗
turfft Haben für fich, fondern auch den Dürfftigen und Armen
etwas zu geben.
Wer bie rechten Armen feindt, denen man geben, und die man foll
in KHofpital einnehmen.
Syrach fagt Cap. 12, wiltu gutes thun, fo fiche zu, wem
du es thuſt. Item, giebe bem Gottfuͤrchtigen, thu guts dem
Elenden, und nicht dem Gottloſen.
Sollen berhalben fonderlichen die Kaſten⸗ und Hofpitals
Herrn oder Vorfteher zufehen, wen fie zu dem Almuſen kom⸗
men laffen.
Und gehören gottlofe, ruchloſe Leut gar nicht darein, wie
Sprach klerlich ſaget, und Paulus den Unterſcheidt auch wil
gehalten haben, das wir fürnehmlich und fonderlichen gute fol
len thun an den Glaubendgenoffen, Galat. 6.
Es gehören auch nicht in die milden Almufen und Hofpital
Faulenger und ledige Müßiggenger, die ihr Leben mit Schlins
gein zubringen, nicht mollen bey ſtarckem gefunden Leib ar:
beiten, verlaffen fich aber auff ſolchem Bette, denn fie meynen,
das man fie wol nehren müffe, nein fagt Paulus von folchen
Leuten, wer nicht arbeitet, ber ſoll auch nicht effen, 2 Theffal. 9.
Vielweniger gehören darein diejenigen, die ihre Nahrung,
und was ihnen der fromme Gott befcheret hat, koͤſtlich ver⸗
fhlemmen, Tag und Nacht in Luder liegen, fpielen und dop⸗
pein, bringen ihr Leben mit greulihem Ergernuß unfer Kir-
| hen und dem hehligen Cvangelio zu Schimpff und Nachteil,
in allerley Sünden und Laſtern zu.
Diß aber feindt die recht Armen, fie haben Gottes Wort
lieb, finde frommm, und arbeiten, und laſſen ihn ihr Leben fauer
werben, aber der fromme Gott entzeucht ihnen feinen Seegen
an der Nahrung, daß fie nirgent zu kommen koͤnnen, ſondern
zulegt an den Bettelftab gerahten. Dder wolten gern arbeiten, '
können aber nicht, daß fie Gott mit Leibs⸗Schwachheit frendet,
und zu aller Arbeit untichtig gemacht hat. Diefen foll man
nach Gelegenheit helffen mit dem gemeinen Almufen aus bem
Kaften, oder wo es die hohe Noth erfordert, in die Hoſpital
nehmen.
Diener und Bienerin bey den Kranden im Hospital.
Sollen gottfürdhtige, fromme Leute feyn, die mit ben
Krancken gerne von Gottes Wort reden, fie damit teöfllichen
zu Gedult ermahnen, und nicht allerley Gezenck, Wiederwillen
und Unluſt unter den Armen flifften und anrichten.
Und weil das groffe Hospital zu Königsberg mit einem:
eigenen Pfuschersn verforget, follen die Pfarrherrn oder ihre
Gaplane, die andern Hofpitale, ſowol zu Königeperg, als uff
dem Lande mit mworhentlicher Predigt und Reichung der Sa⸗
crament atıch verforgen.
Und folfen bie Bifchoffe, vermüge ihres tragenden Ampts,
treulich aufffehen, damit die Kaften- Deren und Vorftehere an
jedem Drt, bey den Armen den gebuͤhrlichen Fleiß thun, gute
| 39*
” x
308
Rechenſchafft halten, und alles In maſſen ausrichten, sole ihnen
von Ampts wegen gebühret. _ ‚
Sie follen auch felbft die Kaften» Deren und Vorſteher in
folchem Ampt befürdern , ihres höchften Vermuͤgens, damit fo
viel immermehr muͤglich, bie Kaſten und Hoſpital zu nehmen,
und den frommen Gott ſein armer Hauffe troͤſtlich unter uns
muͤge ernehret und erhalten werden.
Diß iſt in gemeine, was der fuͤrnehmſten Perſonen und
Empter, Lehr und Leben in der Kirchen belanget, und wie es
bey denen muß gehalten werden, wo wir die reine Lehr wollen
behalten, und durch Gottes Gnade auff unſere Nachkommen
fortfegen.
Ä Examen in der Visitatlon.
Auf das aber ſolchs alles in täglihem Schwang und Ges
brauch möge erhalten werben, und daran nichts geendert, fol
in den künftigen Visitationibus jederzeit Summarie alfo Nach⸗
forihung gefchehen.
Die Pfarcheren fol man fragen:
Erftlich, was fie predigen, und fol damit in ben fürnemb-
ſten Artickeln Chriftlicher Lehe, ein jeder Pfarherr fleißig ohne
Schimpff und Leichtfertigkeit eraminiret werden, ohne Beyſein
ber PfarsKinder, damit alles ohne Ergernüß zugehe.
Zum andern wie fie tauffen, abfolviren, mit den Leuten in
Beicht hören umbgehen, und diefelbigen zu ihrem Troſt berich⸗
ten, in der Kirchen Sacramenta reichen, oder bey den Kranden,
wie fie Kranden befuchen, was fie für Geremonien halten in
ber Communion, Begräbniß, Copulation der Eheskeut.
Zum dritten, wie fie die Jugend und Geſind den Catechifs
um lehren, und zu welder Beit, mit was Ordenung und
eife.
Zum vierdten, wie die Eltern ihre Kinder und Gefinde
darzu oder bavom halten.
Zum fünfften, mie auch in gemein bie Eftern und Haus⸗
beren mit ihren Kindern und Haus⸗Geſinde zur Kirchen gehen,
und ob man auch ber Zeit, mann man predigt, Brantenwein,
Bier und anders fchendet, und wer es thut.
Zum fechften, wie fie das hochwirbige Sacrament fleißig
fuhen und ſich darzu ſchicken. |
Zum fiebenden, wie fie leben im Eheftand, und auffer dem
Eheftand, was fie für unzlichtige, berichte Keute, unter fich has
ben, ob auch Zodtfchleger, Wücherer, Gottsleſterer, Zauberer,
Sacrammtirer, und dergleichen gottlos Leute feind, und bey
ihnen gebuldet werden, und was ſich fonften vor Irrungen,
Gebrechen und anders, in Kicchfpiel erhalten.
Zum achten, wie fie) ihre Kaplan, Schuldiener und Cu-
stodes gegen fie halten, wie biefelben ihre Ampt in Schulen
und Kirchen ausrichten, was fie für Pſalmen dem Volck fürs
fingen.
Zum neunden, was ihrer ber Pfarherrn Einkommen und
Beſoldung fey, wie ihnen die gereicht werbe.
Zum zehenden, was fie für Bücher haben, darinnen fie
teglich ſtudiren, und daraus fie predigen.
Schulmeiſter und Schulgefellen fol man fragen:
Erſtlich, was Religions fie ſeindt.
—EEEIIECC—
Zum andern, wie und was fuͤr Cathechiſmum fie der Ju⸗
gend fuͤrtragen.
Zum dritten, was ihre Leetiones, und wie fie dieſelbigen
traetiren, und ſoll da gar ernftlich angehalten werben, damit
die puerilia nicht verfäumet , fonderlich die beilfame Lehr des
Satechifmi der Jugend treulich eingebildet werde. -
Zum vierdten ſoll gefraget werben, wie ſich ber Pfachere
gegen fie halte, wie er fein Ambt ausridhte, mit predigem,
Beicht hören, Sacrament reichen , in feinem gangen Leben und
Wandel, und wie er die Schulen wochendlichen befuche.
Zum fünfften, was ihre Befoldung, und wie ihnen bie
vorreicht werde.
Zum fechften ift auch zu fragen, ob etwa Leit weren bie
ihre Kinder aus der Schule, unb von ber Lehr des Catechiſmi
muthwillig entziehen.
Eben desgleichen fol man ſich aud) bey den Custodibus auf
den Dörffeen befragen, und allenthalben barauff gute Achtung,
geben, damit Fein ergerliche Zwiſpalt unter den Pfarheren,
Scyuigefellen und andern Dienern der Kirchen gelitten werde,
fondern im Gottfeeligem Friede und Eintracht, fie dem Herrn
ChHrifto dienen, und jre Ampten ausrichten, ꝛtc.
Bon Kaftenherrn, Kirchvetern, und Vorſtehern der Hoſpital
fol man fragen:
Erſtlich, wie fich die Pfarheren, Caplan, und andere bes
Kirchen und Schuldiener halten, und ob aud die Pfacherrn
und Gaplan die reine Lehre fürtragen, die Armen fleißig be⸗
fuchen, gutes, reines, unſtraͤfflichs Lebens feinbt.
Zum andern, tole ine bie Einkunfft ber Kirchen und Dow
ſpital vorreicht, ob auch unfere Amptleute und Unterthauen,
bie von der Dertfchafft, Adel und andere, zu ihrem theile fer-
mig, laß und trege feindt, und an wen ed mangele.
Zum dritten, fol die gebürliche Nechnung von ihnen ges
höret und genommen, und unterfchiedliche angezeiget werben.
J. Was das jerliche ordentliche Einkommen fey, und woher.
II. Was dagegen die jerliche Ausgaben, und wohln.
III. Zum dritten, was auffen ftehe an Schulden, und
andern, bey wen, und wie, auch wie lange.
Was ber Vorrath fey an Geldt, an Kelchen, Kleinoth,
Büchern, Kirchenzier, ıc. |
Was die Inventaria der Pfarherrn, tie biefelbigen in
esse gehalten werden, dann darauff ſollen Kaſtenherrn und
Kirch⸗ Veter, Achtumg geben. _
: Zum vierdten, wie Kirchen, Pfarhöffe, der Schul: und
Kirchendiener ihre Deufer, fampt den Kicchhöffen in baultcheree
Wefen mit alles Zugehoͤr und Befriedung, ven und rechtſchaf⸗
fen gehalten, und da nicht aus den Kicchhöffen, da bie Chrpex
der Glaubigen, auf die Lünfftige- Erfehemung: Jeſu Chrifkt,
je ruhe, Schlaffe Kammer haben, ſchweintrieb gemacht, fonbern
Diefelbigen ehslid; und ſchoͤn gehalten werden, umb- der frölte
chen Aufferfiehung willen. .
Und foll desgleichen von den Vorſtehern ber Hefpital auch
bie Rechnung angehöret werden, mit Nachforſchung und fies
ßiger Erkundigung, was benfelben armen Heuſern enbt=
want, und wohin es kommen, auch wie ſich bie arme Beust zu
Gottes Wort und den hochwirbigen Saeramenten halten, fried⸗
lich Leben, und für alle Stende treulich bitten.
25088, OKZVEHE. Yeentiiche Bikbeiswahl.
Den ben Buhbeen foll man fragen:
Erſtlich, mie fie jren Catechismum koͤnnen, und wo es fels
let, die armen Leute freundlich ihrer Gefahr und Unheils erin⸗
nern, und zu dee Beſſerung vermahnen.
Zum andern, wie fih ihr Pfachere, Schuldiener, und
Rirchveter halten, ber Pfarherr fein Ampt fleißig verrichtet, mit
Predigen, Beicht hören, Sacrament reihen, Krancken zu be:
fuchen, was fein Leben und Wandel, ob er die Schule, und
andere Kicchendiener,, auch eins ergerlichen Lebensfeindt, dann
in folhen Embtern ja Fein Volfeuffer, Spieler, unzächtiger
umd mit dergleichen Laſter verunreinigter Menf nimmer:
mehr foll gelitten werden. “
Zum beitten, welche Derfonen und Schuls Dimmer, Ihres
böfen, gottlofen Lebens, Handel und Wandels halben, ange
geigt feindt, die fol man fürnehmen, und zu ber Buß treulich
vermahnen, aud) fie betrauen, wo fie ohne Beſſerung werden
fortfahren, das man fie aus ihren eigen groblihen Verurſa⸗
&ung, als Heiden halten, ohne Sacrament, ale unvernänffs
tige Thier würde flerben und begraben laſſen.
Zum vierdten, was bie Irrung in Ehefachen oder zivifchen
Ehe⸗Leuten, follen die Bifcheff mit Ihren zuverordenten fo viel
möglich richten , mas aber ſich nicht fo baldt wil guͤtlich weiſen
laſſen, an das Consistorium remittiren.
Was auffer dem Straffwirdige felle, diefelbigen foll der
Amptmann jedes Orts auf ſich nehmen, und an uns, oder des
Orts Lehen⸗Herrn gelangen laffen.
Ordentliche Berzeihnus. -
Was nun dermaffen verhandelt, und wie es bey einem je
den Kicchfpiel befumden , follen bie Biſchoffe deſſelben ein ors
dentlichs Werzeuchnus bey einem jeben Kirchſpiel laſſen, alles
von einer Kicchen zur andern, gleichs laute in ihre Protocolla
bringen, und dann darvon uns, als dem Lanbtfürften, nach
gehaltener Visitation, ein befonder gefchrieben Exemplar, welche
in unfer Cantzley, Richtigkeit halben, ufzuheben, underthenig-
lichen zuftellen, damit wir aller Sachen gruͤnblich berichtet
werden, und wie es in unferm Fürftenthumb und Lande, der
Meligion halben, zuftehe, gut Wiffenfchafft haben, auch wo es
darinnen mangelt und feilete, mit ben Bifchoffen darumb te
. den mügen.
Dargegen wollen wir, vermüge unfers Fürftlichen tragens
ben Ampts, die Herren Bifchoffe, in folhem und allem’ gegen
menniglich ſchuͤtzen und Handt haben, fie in Verrichtung ihres
Ampts, nad) höheftem unferm Vermuͤgen, gnäbiglich befürdes
wen, und wiewoll wir uns daran Beinen Zweifel machen , das
fidy eben dergleichen unfere getreue Underthanen, von allerley
Stenden Chriſtlich, und gebührlich erzeigen, und halten werben,
in Betrachtung , das es Gottes ernſter Befehl und Wille ifl,
fo wollen wir doch zum Uberflus hiemit allen unfern Ampt⸗
leuten und Untertbanen, denen von der Herefchafft, Ritter
ſchafft und Adel, ſo woll als denen in Stedten und uffm Lande,
ernftlic und endtlich befohlen haben, das fie in dem allem, was
von den Bifchoffen in ber Visitation fonflen verordnet wirdt,
ohne Weigerung anderft nicht, dann uns, ale ihrem Lands⸗
Sürften und Herren felbft paricen und gehorfamen follen.
In gemein foll von allen erkuͤndigt werden. Erſtlich, wei
Lehen die Pfarre iſt.
he Zum andeen, wie viel Doͤrffer In ein ſedes Kirchſpiel ge⸗
ren.
Zum dritten, ob auch ber Pfarrherr alles nach Nottwefft _
befireiten und außrichten könne, damit nlemands verfkumet
werde.
Nach dem Examine der Pfarrherrn und Caplans, ſollen
die Lehen⸗ Herrn, ſampt andern fuͤrnehmen Perſonen des
Rahts oder Kirchſpiels, zu ſolcher Verhoͤr und Verhandlung
gezogen werden.
Bleibet auch darbey, das wir nach Notturff einer oder
mehr aus unſern Rethen, beneben dem Amptmanne eines jeden
Orts darzu, neben andern Perſonen nad) Notturfft jederzeit
gnedigſt verordnen wollen.
Vnd ſollen die von der Herrſchafft, Ritterſchafft und Adel,
unſerm Exempel nach, ihnen kein beſonders machen, noch ſich
und ihre Unterſaſſen, aus dieſem Gottſeeligen heilſamen Werck
abſondern, ſonder daſſelbige in allen Stuͤcken helffen fuͤrdern,
und dem getreuen frommen Gott dafuͤr dancken, das wir die
Zeit erlebet, da wir wiſſen, wie wir ihm, als unſerm liebſten
Schoͤpffer und Erloͤſer, muͤgen in kindlicher Furcht und De⸗
muth angenehme Dienſt thun, und für ſeine groſſe unaus ſprech⸗
liche Guͤte ihn loben und preiſen.
Nachdem auch unſere Prelaten und Biſchoffe, vermuͤge
Ihrer habenden Jurisdiction und tragenden Ampts, bie alte
irchen⸗Ordnung von Chriftlichen Ceremonien, wieberumb für
die Handt nehmen, und was darinnen zu nothmendiger Ver:
befierung dienſtlich, treulich ins Werd fegen, und befürbern
follen. Wollen wir derhalben von allen und jeden, infonderheit
unfern Underthanen,, hohes und niedriges Standes, ernftlich
begert haben, diefelbige mit Ehrerbietung, wie an ihm felbft
billich, Chriftlich anzunemen,, und nicht zu verachten, fondern
dDiefelbigen undertheniglich in allen Puncten und Artickeln, wie
die mit Unterfcheidt, und nach Gelegenheit ber Dexter beariffen,
aufnehmen und halten, damit alles eintrechtig und im guter
Zucht und Ordnung zugehe, wie bie zwene Bifchoffe auchbarauf
in ihren Visitationibus gutte Achtung haben follen, welche fie
jerllch, oder doch ja uber das ander Fahr, wie droben vermel-
det, zu halten fchuldig.
Wo fie aber eigner Perfon aus Schwachheit ihres Leibe;
nicht umbziehen koͤndten, follen fie verftendige, fromme, erbare,
befcheidene guthergige Perſonen, an ihre ſtadt zue Viſitation
verordnen, welche gleich den Biſchoffen ſelbſt, auf die Kirchen,
Widdemen⸗ und Kirchen: Gebäude, das die in weſentlichem
Bau erhalten, fleißig zu fehen, begleichen die Pfarcheren von
wegen der Lehr, und die Pfare-Kinder, im Glauben, Beten,
Sacramenten, Chriftlichen Ceremonien, und wie fie im Chri⸗
ſtenthumb gefchicket ſeindt, allermaffen wie die Fragſtuͤck dro-
ben verzeichnet‘, eigentlich erfündigen, barneben alle Gebrechen
derfelbigen in ber Gütte verhören, flraffen, Lehren, unterrichten, -
und die Händel gebührlicher, ordentlicher Weife entfcheiben.
Au dem wollen und orbnen wir, das gleicher geflakt alle
Pfarrherrn und Diener bes Goͤttlichen Worts, durch alte Obrig⸗
Leit und unfere Ambt Leute, hohes und niedriges Standes,
wie die Namen haben, und in umferm Hertzogthumb Preuffen
wohnen, vor alle Gewalt und Umrecht nicht alleine beſchuͤtzet
und befchirmet, fondern auch von menniglichen geehret und ges
fördert, auch das Bein Pfarcherr, durch feine Obrigkeit ober uns
310 1566. CXAEEX. Acta synedl Wasullemeis..
fer AmpteLeute, zu etwas auders, dann zu Dienfle des Worts
und feiner aufferlegten KicchensDienft mit einigem Befehl, ges
drungen oder beladen werde.
Es fol auch kein Pfarherr, ohne geöffe Urſach, und ohne
feinen guten Willen, verpflichtet fein, ehelicher Trauung , oder
der Tauff Halten feinen Pfar⸗Kindern nad) zu ziehen, fondern
es folten ſolche eheliche Vertrauungen, und bie Tauff in der
Kirchen, die hierzu geordnet, gehandelt werben, wo aber Urfas
chen fürfallen, oder die Kirchen mit Unbeqvemtigkeit abgelegen,
derhalben ſolchs anders geſucht, und die Trauwung oder Kin:
der Tanffe gebeten, darinnen foll ſich ein jeder Pfarcherr der
" Gebühr verhalten. ’
Mir wollen auch, das ein jeder Pfarherr fich feines befohs
lenen Kirchſpiels alleine halte, Feinem andern ohn fein Wiffen
und guten Willen in fein Ambt greiffe, noch fich barzu vermü-
gen laffe, besgleichen auch Feines anders Kicchfpiel Kinder auff⸗
neme zu der Beicht oder Reihung der Heiligen Tauff und Sa⸗
cramenta , fondern ein jeder auf die Seinen fehe, wie Ihm die
felben mit Gottes Wort zu meiden auferlegt iſt.
Were e8 aber Sache, das etwa guthergige fromme Leut,
aus dem Bapftumb zu einem Pfarrheren in unfer Fuͤrſten⸗
thumb kämen, oder auch einer aus einem frembden Kirchſpiel,
der Dreh mit Schwachheit befiele, oder fonft im Durchreiſen
zu Chriftlicher Andacht bewogen, ohne Verachtung feines eiges
nen Pfarcherreng, und da er feines Glaubens, und Weſens gut:
ten Beſcheidt, aus was Urfachen er das Sacrament des Orts
begeret, geben wuͤrde, fol der Pfarchere ſolcher keinem in ſei⸗
ner Pfarr, feine Dienft welgern, fondern mit Troſt und Reis
hung ber Sacrament ſich gutwillig erzeigen.
Was auch mehr nötig in der Visitation zu handeln, wol
len wie der Beſcheidenheit eines jeden Biſchoffs, hiemit anhai⸗
miſch und auf ihre Geawiſſen geſetzt haben, ungezweiffelt fie ale
Cheiſtliche Praelaten, werden fich hierein, wie fonft in ihrem
gantzen Ampt, treulich, fleißig, mit gebuͤhrlicher Sorgfeltigkeit
Chriſtlich erzeigen und halten.
So iſt uns auch zu Befuͤrderung foldhe nothwendigen
Chriſtlichen Wercks nicht entgegen, wo die Kirchſpiel alſo
nahe, an unſern Heuſern gelegen, und die Herrn Biſchoffe in
der Pfarrherrn, Schuldteiſſen Heuſern, oder Kruͤgen, zu Verhoͤr
und Verrichtung des Volcks, oder fuͤrfallender Gebrechen keine
Beqpemigkeit haben koͤndten, das ihnen alsdann unſer Hauß
fuͤr ihre Perſon, darzu gegoͤnnet werde, wann ſie aber ihre La⸗
ger in der Pfarherrn, Schuldteiſſen Heuſern oder Kruͤgen ha⸗
ben koͤnnen, ſollen ſie der Orth ihre Sachen, damit ſie ſo viel
ſchleuniger fortgehen, do man auch bey der Handt die Kirchen⸗
gebew, Pfarr⸗Hoͤffe, und was dem anhengig beſichtigen, und
alle Gebrechen in Gegenwertigkeit des Volcs fo viel ſtadtlicher
eingelegt werden muͤgen, fuͤrnehmen.
Beſchluũ.
Dieweil wir dann itzt und oben erzelte Puncten, alle, erſt⸗
lich für uns felbft, darnach mit reiffem guttem Wollbedacht,
unſerer lieben getreuen Underthanen, von allen Sitenden auf
gemeiner Tagefahrt zu Raſtenburg, durch unfere bahin abges
fertigte und verordnete Rethe bewogen, berachfchlaget, und für
feft zu halten beſchloſſen. So wollm mir hiemit alten und
jedern unfern Underthanen, wes Stande oder Wirden die
feindt, fonderlich aber unfern Ampt⸗Leuten, folche ebenberürte
Artidel, alle gehorſamlich und undertheniglichen zu halten, in=
dem nicht nachlefig erfcheinen, fondern genglichen demfelben
gemeß zugeleben , endtlich befohlen haben, dann wer ſolchs
überschreiten, auch in einem oder andern ſtrefflich befunden,
wollen wie und gegen einem jeglichen nad) feiner Verbrechung
dermaffen erzeigen, das männiglichen fehen fol, rote und nicht
lieb, fondern zum höheften entgegen, wo man wieder Gottes
und unfer Gebot, auch gemeine Wolfahrt irdfflicy und muth⸗
willig handelt.
CXXK.
Acta synodi Wesaliensis, sive Certa quaodam capita, seu articuli, quos
in: ministerio ecelesine Belgicae, ministri ejusdem eeclesiae partim necessarios, partim utiles esse judf-
carunt.
Die Beſchluͤſſe der Synode zu Weſel (& Nov. 1568)
bilden bie Grundlage der Synodal⸗ und Presbyterialvers
faffung ber reformirten Kirche am Rhein, in ben Nieders
landen und in Oftfriesiand. Sie find nach einer, im Wes
fer’fchen Kirchenarchive verwahrten Abfchrift v. 3. 1639
abgedruckt in Kist en.Royaards Archief voor Ker-
kelijke Geschiedenis, T. V. p, 427 sqq., aus welchem
‚wir fie entlehnen.
»*
Praecipit Apostolus Paulns, ut in ecclesia Dei omnia
fiant ordise et decenter: quo non modo unanimis ecelesiae
in doctrina, verum etiam in ipso ordine et politia ministerfi
gubernatione, constet et habeatur consensw. Ut autem
earum reram consimilis ratio in ommibus Belgicis ecelesiis
servarı possit, visum fait, haec subsequentia, de quibus
apad. optime reformatas ecclesias consultatuar est, ordine
proponere, quo ad salıtarem ecclesiae fractum a Belgii
ministris unanimi consensu et obsignentur et observentur.
De Collegiis ae Provincliaxrum Olassibus.
Quandoquidem et ad constituendas rite ecclesias impri-
mis erit necessarium , summam ac praecipuam adhibere cu-
ram, ut pii, docti et in scripturarum cognitione praestantes
viri, qui verbum Dei recte norint secare, ecclesiis praefi-
ciantur ministri ac pastores, ei rei linguarum disciplinarum-
que cognitionem ac explicandarıım scripturarum assiduas ex-
ercitationes (quas propositiones sive prophetias vocant)
maxime conducerc, nemo ambigit. Et illis porro constitu-
tis ad unum omnium censensum, tum in doctrina tum in ce-
remoniarum ac discipiinae ratione, quo ad ejus fieri potest,
ineundum, retinendumgue, oınnino expedire, frequentesvici-
— — —
Lil — — —
' 1566. CXKRX: Acta synodi Wesaliensie. .
nerım ecelesisrum conventus. institai, ad quos de singulis
rebns referatur ; ideo putamus quidem, ante omnia Jabo-
randum, ut et collegia diseiplinerum instituantur, in quibas
doceantur tres liaguae, at imprimis Theologiae sincerae
professio diligensque exercitatio vigeat, et simul Belgicae
singulae Provinciae in certas ratas classes seu paroecias
distribuantur: quo .cuique ecclesiae constare possit, cum
quibus graviora quaeque negotia quae ad publicam utilita-
tem spectare videbuntur, et sunt conferenda oonsultan-
daque.
Sed quia hoc tempore de Istiusmodi rebus necdum gnic-
quam decerni potest, antequam ipse usus, rerumque expe-
rientia docuerit, quae loca quibusgue rebus futura sint ma-
xime accommoıla, propterea existimamns, posteaquam Do-
minus Euangelii praedicationi januam in Belgio aperuerit,
tum primo quoque tempore ommnibus ecclesiis, ecclesiarum-
que ministris oumi studio fore enitendum, ut ad cogendam
Synodum Provincislem totius Belgii, Numinis nomine, con-
ferantur, quo possit legitima Synodo statui, quid in iis aliie-
que rebus omuibus, ad communem ecclesiarım constitutio-
nem ordinisque quam pulcerrimi observationem, sequen-
dum erit.
Ad eam putamus esse referendum, ...... Collegio-
rum institutionem, doctorum honorariis, munere, autho-
ritate, scholarum exerctiis Theologicis,. professionibus
propositionum prophetiarumque observationibus, ceteris-
que omnibus, ad eam rem pertinentibus. Ac item de
Provinciarum rata et aequabili per classes seu paroecias
distributione, de singularum classium sigillatim atque om-
nium universium .... ratis conventibus, eorumdemque or-
dine, ratione, authoritate, censura; ac deinceps de causis
mairimoniarum, de rationibus divortiorum ac denique de
omnibus omuino rebus, quae ad omnes ecclesias et commune
ministerium generatim spectant, Nam quae omnes pariter
attingunt, ea vel, hoc tempore ve) posthac, per unam ali-
quam aut alteram statui ecclesiam , nos adhibito ceterarum
occlesiarum, ad quas peraeque spectant, calculo, neque
autboritati scripturae, nec aequitati legum est consenta-
neum.
Sina autem ejusmodi Synodus vel reram vel temporum
difficultate iniri omning nom poterit, tum censemus, ex prae-
cipuis quibusque provinciarum ecclesiis praestantissimos
alignot viros fore deligendos, qui ad distribuendarum clas-
sium, tum collegü instituendi , ceterorumque difficilium ne-
gotiorum -explicandorum, ac totius deniqne ecciesiae con-
stituendse rationem quam optimam, primum quidem pro .se
singuli, aut si videbitur bipi aut terni quique , perscribant,
deinde vero in commuse conferant, ac certam aliquam ex
ommibus formulam coneipiant, quae singularum atque om-
mium ecclesiarum ealculo, vel approbetur, vel si quid erit
correctione dignum, communi consensu corrigafur, ae in
meliorem formam reducatur, Interea autem temporis,
qaandognidem, patefacta Dei beneficio Euangelii janus, can-
ctationi locus non erit et tamen ordo aliquis et decor in
concione dehebit observari, quo tasquam vinculo ecclesia-
rum communis consensus retineatur, videtur aliqua esse in-
eunda ac certis capitibus consignanda ratio: quam pro se
[4
,
441
| qnisgue .... — praefeetus erit ecelesia tantisper sequatur ;
donec exacta Synodo rectius aliquid ac perfectus constita-
tum fuerit.
. Haec autem visa est nobis quam promime accedere tum
ad Apostolorum doetrinam constitutionemque, tum ad ve-
tustioris puriorisque ecclesiae exemplar inculpatum, ut pri-
mum quidem in iis omnibus rerum circumstantiis, quae cum
natura sint adiaphorae, neque in Apostolorum doctrina .
exemplove certum habent fundamentum, nec denique ne-
cessariam aliguam atque inevitabilem rationem, tum ad de-
clinandam conscientiarum tyrannidem, tum ad omnes dis-
sentionum ansas praecidendas, nulla praescripta formula,
ecclesiarum libertas constringatur. Sed liceat id cuique
sequi, quod res et usus quemque docnerit esse convenien-
tissimum. Atque id quidem, donec Synodo provinciali certi
quippiam in hujusmodi rebus sancitum fuerit. Ejusmodi
videntur, in Baptismi — administratione semel aut bis aut
ter tingendi baptisati discrimen, idque num vel ante con-
cionem, vel post fiat, ascitisve certis testibus, ac commissa
parentibus ac toti ecclesiae baptisatorum cura. In coenae
vero celebratione num mensae accumbatar , an stando eun-
dove panis calixgue porrigatur; an lectio Scripturarum an
Psalmorum eantus, dum coena fit, instituatur, ac si quae alia
sunt ejusmodi (de quorum libero usu populum rudiorem
diligenter — si ita res postulat instituatur), quae nisi cer-
tis ac gravissimis de gausis iisque totius Provinciae con-
sensu approbatis, a cujusque ecclesiae arbitrio removeri
minime debent,
Quae vero alterius sunt generis, ut vel in Dei verbo,
vel in Apostolorum usu atque exemplo, vel in ecclesiaram
perpetua inque gravibus ac necessariis rationibus subnixs
consuetudine fundata sunt, in iis non temere a communi
ecclesiarum consensu ac inveterato usu recedatur.
Ea antem propemodum omnia sequentibus hisce capi-
tibus quam potuimus et absolutissime et compendiosissime
complexi sumus, — Quatuor potissimum ministerii ordines in
eeclesia, authoribus apostolicis proponantur,, Ministroram
nimirum , Doctorum, Seniorum et Diaconorum , ad quos et
verbi divini sincere administrandi et honestatis ac morum
eura pertineat: quibus deinde adjiciatur Saeramentorum ac
disciplinae ecclesiasticae consideratio, quae conjuncta verbo
Dei , legitima sunt ecclesiae testimonia. Sane üs rite con-
stitutis nihil esse amplius putames, quod in ecciesiae con-
stitutione magnopere desiderari possit.
De ministris et doctoribus.
Ac primum, ut ad verbi Dei ministerium eeclesiaeque
qualemcungue ordinem, sine legitima-vocatione , electione,
satishabitione, justoque examine et ordine legitimo ‚DEMO
admittatur est Prorsus Necessarium.
Vocatio autem eleclioque Jegitima censeri nullo jure po-
test, nisi in qua et voeati ambitus, et plebis impotentis ac
temerariae inclinationes et seniorum praefectorumque am-
bitiosum imperium, quoad ejus fieri petest, ezcludastur.
Quod ut fieri recte possit, optandum sane fuerit, ut pius
magistratus, matuso seniorum judicio, ac prudenti delectui
mutuam praebere velit operam. Ea nimirum ratione fato
312 | Ä 1568. CXZIX. Aota synedi Wesallensis. '
,
possit plebis omne arbitrium in eorum conjancta authoritate
acquiescere.'
Quod: tamen sperari vix posse videatur, non putamus
meliorem institur rationem posse, quam ut ecclesiae com-
munis caleulus ad seniorum accedat authoritatem, idque in
unegaaque ecclesia tantisper observetur, donec distributis
dlassibus Synodus censuerit plurium ecclesiarum ministros
ac seniores ad unius electionem explorationemque debere
convenire. Id nimirum si fiat, non magnopere videntur
plebis suffragia deberi desiderari eum seniorum impoten-
tiam (si quae fortasse, quod Deus avertat, irrepsisset) fre-
nare possit plarium ecclesiarum authoritas,
Interea autem dum id confici nondum potest, ne justo
amplius imperium ac licentia senioribus in plebem conceda-
tar, censemus maturo eorum delectu probatos exploratos-
que daplo plures (siomnino haberi possint) de plebe nomi-
natim consignandos, ex quibus deinde per singulorum suf-
„fragia media pars electa in ministerii functionem adhibeatur.
Qubus tamen locis plebs ad electionem minus erit
idonea, vel propter filelium infrequentram, vel propter ho-
minum doctorum expertorumque inopiam , vel propter eon-
traria partium studia, vel denique propterea, quod nalli
antehac ministri nullaque ecclesiae tonstitutio iis locis fue-
rit, non putamus, nisi acoedente alterius ejusque praecipuae
alicnjus. et si fieri potest vicinae ecclesiae authoritate, ac
judicio, in ministerium adscisci guemquam posse,
joterea censemus exemplo Apostolorum instituendum
esse jejunio precibusque solemnibus diem, quo plebis judir
cio ac suffragiis, simul et seniorum delectui atque explo-
rationi Sp. Sancti adspiretur auxilium. Examen justum par-
tim doetrinam spectat, partim mores.
‚Io dsctrina 'quatuor obsesvare erit utile:
I. Ut regniratur testimonium, sive ecclesiae , sive scho-
ae, aut etiam civitatis in qua antehac vixit, ut certo con-
stare possit an cniquam haeresi addictus fuerit au exotieis
et -cariosis quaestionibus speculationibusque otiosis plus
aequo se oblectarit, .an hagreticorum libros stadiosius quam
par est legerit, hominunique fanaticorum et suis somsiis.in-
dulgentium consuetudine.multa usus fuerit.
: ld. Quneratur, eequid per omnia censentiat cum ea doc-
tina. quae in ecolegia. publice retinetur secundum ea qnae
confessione fidei primum Galliarım regi, per ecclesiarum
illias regni: r—: oblata, deinde vero in vernacnlam linguam
conversa Hispaniarum Begi ceterisgue inferioris Germäniae
magistratibus inscripta, exhibitaque fuit, denique vero cate-
chesi continetur.
. IH. Interrogetur de primariis quibusque religionis ca-
pitiho⸗. MAe—
IV. Postremo proponatur, ut minimum bis terve ali-
quot scripturae loca coram ıministrig, - si adfuerint, ac pro-
pbetis seu doctoribus, vel (sin mipus aderant) coram senio-
ribus dn prophetse modum explicanda.’
. In morum exploratione testimonio eorum apudq quos vi-
xerit.est acquiescendum. Haec autem omnia (si ita a Syn-
odo statutum fuerit) posthac in.classie seu paroeciae con-
ventu dlassibus distribatis erunt-peragende. Ante-id tempus
vere non postunt nisi in Cujusque ecclesiae consistgrio con-
fici: tamen quibusonmque erit commodum;, ii quos capient
sibi adsciscere ministros, in exteras ecclesias reformatas
. primum mittent, nt earım incorrapto judicio et Don suspe-
ciae examinationi tatius possint ineumbere.
Jam ita exploratos populique suffragiis comprobatos
ministros, censemus, vel solis solemnibus precibus, vel
manuum —- impositione (quam liberam relinquimus) coram
tota ecclesia, more Apostelorum copfirmandos.
Ea confirmatio fiet vel ab ejusdem ecelesiae (si quis est)
vel a vicinae ecclesiae (si nemo in illa superest) ministro,
cajas aathvritas in electione examinationeque fuerit inter-
posita.
Nec tamen antequam illi ipsi a quo manus imponendae
saht, coram universa ecclesia sancte sese obstrinxerit, dei
dumtaxat gloriae propagandae, ejusque verbo sincere ad-
ministrando ecclesiaeque aedificandae daturam operam, ne-
que ad suas privatas cupiditates Spiritas Sancti oracala esse
detorturum , neque a veritate vel gratia, vel pretio, vel me-
tu, ne tantillum declinaturem, ac simul religiose observatu-
‚rum receptas ecelesiae constitutiones, quäecungne ad ordi-
nem et trangquillitatem eeclesiarum speetamt, ac denique offi-
cio pro virili functurum in exhortando, increpando, conso-
landoque ac docendo ubicungue opus fuerit, omni grafia ac
persunarum respectu procul exclusa.
Ministrorum -nimirum quos et pastores et episeopos,
nonnumquam vero Seniores — 'presbyteros vocat scfip-
tura, munus potissimum versari in-verbo Dei annantiando
ac rite secando, et ad doctrinam, exkortationem, consolatio-
nem, increpationemque, pront res fert tum publice tum pri-
vatim accommodando , atqne in administrandis sacramentis
ac disciplina observanda est extra controversiam.
Ministris adjuncti sunt doctores ac prophetae , quorumm
unum quidem est docendi mnnus, sed diversa fanctionisratio.
De doctoribus hoc quidem tempore nihildum potest
statut, donec ipsa res ac tempus quid e re ecclesiarum sit,
eos qui Synodo aderunt plenius edocuerit. Prophetas vo-
camus hoc loco eos, qui in coetu ecelesine: propositum
scripturae locum ordine exponunt, prout est a Paulo institu-
tum, eoque a ministris distinguimus, quod his proprie ao
potissimum explicandi scripturas docendique munus, illis
multa, praeterea alia, ut ante diximus, sunt imposita. Quam-
obrem judicamus in omnibns ecolesils, sive nasdentibas,
sive vegetis, ubi qua ratione fieri poterit prophetae ordines
ex Pauli instituto esse observandam, eoque instituendum
collegium ‚prophetarum: qui quidem "eonstitute aliquo die
singulis septimanis vel certe binis quibusque vel a concione
vel quovis commodissimo tempore coram ecclesia conveniat,
abi ad omnium aedifieationem, librum aliquem sctiptera-
ram reoto erdine vicissim 'explicent : ubi autem is, cajus
eruut partes, suas vices explevefit, licebit ils, qui subselliis
dum insegauntur' si quid visum erit adjicere, qnod ad aedi-
ficationem pertineat, ac’ tam demam voncepta precatione ab
eo cuins sunt praecipuae partes, coetam claudere.
Illam etiam exortam nuper prophetandi formam qure'
guaestionibus constat et respensionihus, ut et a Pauli'insti-
tuto alienam et simultatum contentionumque persaepe 6e-
casionem omnino devitawdam censemus.
1568. OKXIX. Acta syhodi Wesaliemis 313
. In hoe prophetarum collegium cooptabuntur , non mode
ministri, sed etiam doctores, ac ex senioribus et diaconis, at-
que adeo ex ipsa plebe, si qui erunt qui cnpient donum pro-
phetiae a domino acceptum in ecelesiae communem utilitatems
conferre:#a tamen ut prius babitis identidem propositionibus
mivistrorum ac-ceterorum prophetarum jadicio sese probe-
rint, et simul in universo ecclesiae conspeetu, vel saltem
apud eos penes quos est jas explarandi, promiserint scrip-
turam minime detorturos et ecolesiae censuram quae im
elassiüm conventu futura sit non gravate subitures.
Prophetis autem et -doctoribus in Consistorio sen Be-
natu ecclesiastico locus erit quoties de doctrina vel cere-
moniis aliqua inciderit controversia: tum spirituum ac doc-
trinarum probatio ad eos vel maxime pertineat. Ad eos-
dem vero, vel certe ubi eorum non erit potestas, ad minis-
truım vei ad senfores censemus esse referenda dubia singu-
loram in eccesia fidelium, si’ quae occurrent. Et si ii
nequeant satisfacere, scripto comprehendantur atqne ad’ mi-
nistrum, vel si ne ille quidem satisfacere poterit, ad classis
eonventum deferatur, plebis autem aures variis quaestioni-
bus exagitandas turbandasque, neqne publice neque priva-
tim censemas, Porro in ratione, tum concionandi, tum
prophetandi, nihil potest cuiquam peculiare praescribi, nisi
ut quisque pro dono Spiritus Sancti accepto cometur scrip-
turam qaam planissime explicare et ad anditorum captum
stylo quam aceommodatissimo: fugist autem omnem odio-
sam ac putidam affectatinnem , in quam multi, multi otiosi
speculando, extra propositum scriptarae scopum divagando,
vartis et acutis allegoriis Iadendo, Ethuicis testibus ac per-
saepe etiam profanis fabulosiaque historiis ad ostentatio-
nem producendis, patrum testimoniis studiesius quam par
est conquirendis, landandisque, obscuritate vel sententia-
rum vel verborum affestanda vel alia denique quapiam arte
simili ad inanem ostentationem potius, quam: ad aedifigatio-
nem Comiparata, non raro incidunt.
Referat vero omnia illa ad duo praeeipue Euangelii ca-
pita, filem nimirum et poenitentiam,. In illa Christi cog-
nitionem, in hac veram vitae mortificstionem, vivicatiomem-
que tanquam unicum eibi scopam proponat. Et coneter
quam poterit maxime eosgbumani cordis sinus atque abdita
involucra tum m falsis opimonibus atque haesesibus tum
in pravis moribus redarguemdis explicare.
Neque crassa tantum scelera et manifesta flagitra in-
sectetur: sed sechitam etiam'animorum hypocrisin eonetur
excutere, et impietstis, superbiae, ac imgratitudinie sersina-
rim, vel in optimis quibusque delitescens, in Inoem trahere
et quam poterit aptissime eztirpare.
Cavebit nimirum ne nimis prolixis coneionibus auditoris
et memoriam oneret, et zelum obtundat, fastidioque stoma-
chum afficiat,, et quidem maxime iis diebus, quibus est ad
eperas manuarias plebi coseedendum, quibusqme propletiae
locus est dendus. Quare studebit ad wnius horae spatium
orationem temperare.
Faet tamen omma in cujüsyue arbitrio ac Spiritus
Sancti mensura ita relinquimus ut sciant interea et pastores
et prophetar'lenem ac modestam cernseram in classium con-
ventum ultro ac libemter super hisce rebus sibi esse ad-
mittendam,
Sicubi autem in majoribus oppidis atque eccleslis frequen-
tioribus erit commodum omnino suademus privatas proposi-
tiones haberi quibus se inter domesticos pariekes exerceant,
ii de quibus bona spes eat posse aliquando ecclesiae Dei
inservire, publicaque munera capessere; idquwe praeside
ac moderatore uno aliquo ex ministris vel certe prophetis
ac doctoribus.
Unas ut minimum in hebdomade dies, pro cnjusque
ecclesiae commodo solennibus precationibus consecrabitur,
quo vel ante vel pest concianem peccatorum publica atque
solennis confessio ac submiasa deprecatio pro populo ha-
beatur, quana quisque minister, vel dietante Spiritu, vel si
volet formula ecclesiae Genevensis, alteriusque cujuspiam
sibi proposita concipiet.
Quae antem sub finem concionis prophetiaeque ordina-
riae fient preces eae vel a ministro vel propheta, quam ap-
tissime ad argumentum in concioue Propesitum accommo-
| dabnntur: et si fieri potest praecipua quaeque in conciome
explicata capifa sic atlinganter ut ea ratione res ipsa in
| anditorum animis altius haerere pessit, et simul quis alt
seripturarusm in precando usus a zudibus intelligi.
Tentisper dum in :ooncienem conveniunt, ne inanibus
confabulationibus et animi distrahantur, et verbi Dei mini-
sterium afficiatur contunielia, non erit.inutile primum qui-
dem a seniorum vel diaconorum quopiam , vel quovis deni-
que alio ad hanc rem <onstitato unum aut alterum ex scrip-
tura caput ad popalum legi, ac deinde pro more psalmos
decantari.
Meminerint tamen lettores sui haud esse munerig scrip-
turam explicare: quare ab omni interpretatione abstineant,
ne et falcem in alienam messem inmittant et intempesti-
vis explicationibus ordinarium .ecolesize ritam interbent.
In cuntu ecchesiastico retinebuntur per omues Belgii ec-
clesias Psalmi a Petro Datheno conversi, ne varietate ver-
sionum qniequam minus concipmum minasque ad aedifica-
tionem pertinens interveniat,
In qwibus eodlesiis erunt scholae, quibus sit musices
aliquis peritus Scholarcha, is in Psalmodia pueris praeibit
ac pueros ‚cetera deinceps turba issequatur. Ubi vero vel
non erunt Scholae vel propter musioes imperitiam Scholar-
chis praeire non erit integrum, #si-erit wtile unum ad mint-
num aliquem cantorem adhiberi, qui populi cantum mode-
retur, etin:Psalmodia praeeat, et quidem maxime si est
musices ignärus verdi minister.
Nee erit alienam in eeclesiis haberi tabellas suspensas
quibus breviter et dilacide: perscripta sit psalmoram decan-
tandorum ratio, et valgaris-canendi :ars compendiose eıph-
eata, ne plebis canentis disphonia vel-seandalum infdelibus
vel ridendi krgumentam praebest.
His 'adjengentar aliae tabellse, :quibus sigmificabiter,
qui quoquo die Psalmi cantabentur , ut-possint, si qui vo-
lent, aute meditari quod erit canendam, nisi forte-ab initio.
deinceps ording, continno psalmos omnes .tanere ‚videlsiter
oommodius. ‚Quo nimirum.ordine pealom ‚decamtenter, in
cujusque ecelesiae arbitrio stare debere existimamus.
40
314 1566. CXEIK. Acta synodi Wesallensis.
De Cotechisme.
Ministerii ac prophetiae muneri non abs re copjungi-
mus catechisandi consuetudinem quam ab Apostolis eorum-
que discipulis acceptam in omnibus ecclesiis observandam
esse plane censemus.
Catechismi vero formalam in ecclesiis quidem Gallica-
nis Genevensem, in Teutonicis vero Heidelbergensem, po-
tissimum sequendam ducimus: quam tamen usque ad, futa-
ram Synodum liberam relinquimus.
Tempns catechisandi quibusque ecclesiis, pro loci ac
rerum opportunitate sit liberum, Ratio hactenus usitata
retineatur, omnisque adhibeatnr diligentia, ut pueri quibus
‘per aetatem licet, catechismi verba, non ad numerum sylia-
barum discant recitare, sed etiam rem ipsam intelligere,
eamque non modo memoriae, sed intimis etiam praecordiis
mandare,
Quare non verba modo recitata, sed ipsam etiam sub-
stantiam a catechista plane ac dilucide expositam interroga-
buntur. Eritque ante omnia opus in explicando catechis-
mo, sermone uti quam familiarissimo , et vel ad puerorum
captum accommodato : ac serio etiam commonefacere cate-
chumenorum parentes et ludi magistros , ut eos domi et in
scholis diligenter instituant, et quae in ecclesia proposita
sunt assuescant etiam sua sponte ruminare et scripturarum
appositis testimoniis corroborare.
In primis autem ad modestiam in templis et conyentibus
obserrandam eos instruant. Sane quicunque haberi se
membra ecclesiae velunt, ii liberos suos quam primum aetas
patietur catechisandos offerant ut ab ineunte aetate in vera
religione ac pietate possint institui. Qui recusabunt, eccle-
siae censurae procul dubio subjacebunt.
De Senieribus.
Sequitar ordo seniorum, sive presbyterorum, qui &
Paulo 1 Cor. XII. 28. zußeovnreov, i. e, gubernatorum,
vel 1 Tim. II. 3. zöv meolorausvon, i. e. eorum qui prae-
sunt, Domine censentur, eoque senatum ecclesiasticum sive
eonsistorium, una cum ministris constitaunt, Quare est
extra omnem controversiam eorum munus in hoc versari
nt singuli suis paroeciis sedulo invigilent et domatim sibi
commissos sane ad minimum in hebdomade et quoties pro
singularım ‚ecclesiarum ratione ex usu erit invisant. Maxi-
me autem sub tempus coenae celebrandae, deque eorum
vitae aut morum integritate, pietatisgae ezereitiis, fideli fa-
miliae institutione ac pro familiamane ac vesperi concipien-
dis precationibus, et de ejus generis similibus diligenter in-
quirant placide et tamen serio , moneant, et pro rei usu ac
opportunitate, vel ad constantiam hortentur , vel ad patien-
tiam confirment, vel ad serium Dei timorem incitent: quique
vel consolationi vel increpationi indigebunt, consolent atque
increpent. Et sicubi opus fuerit ad eos referant, qui secum
fraternis correctionibus praeerunt, quibuscum una correctio-
nem, pro ratione delicti instituant : meminerint vero.omnes
ac singulos suae paroeciae hortari, ut liberos suos ad cate-
chismum mittant.
‚Ad eam rem exsequendam necesse erit, primo quoque
tempore aingnlas ecelesias in. cortas paroecias pro multitu-
!
dine ac commodo fidelium ea loca incolenlium dispertire:
singulis paroeciis singulos praeficere seniores, qui siogulis
septimanis, die constituto in consistorium referant et quid
omnia in suis paroeciis recte gerantur et ex sententia. Et
sese ita gerant ut meminerint sibi non modo coram ecclesia,
sed coram ipso Deo animarım sibi commissarum redden-
dam fore rationem.
In partitione autem paroeciarum, non tam consangti-
nitatis aut mutuae consuetadinis, quam habitationis ac vici-
nitatis rationem haberi et senigribss commodum et eorum
functioni est accommodatum.
Seniorum eligendorum confrmandorumyue eadem quae
ministrorum est ratio, nisi quod in examine non magna ha-
betur ratio eorum quae proprie ad ministerrum Christi per-
tinent: neque in confirmatione exterorum ministrorum prae-
sentia opus sit. Summopere autem erit enitendum ut ad-
sint ea quae Paulus requirit: vita nimirum inculpata, reli-
gio sincera, pietas eximia, prudentia spiritualis, ad quam
rerum etiam civilium nonnullam cognitionem accedere erit
apprime utile. Sed sint ante omnia ab omni ambitione,
gloriaeque cupiditate, adeoque ab omni ambitionis suspicio-
ne quam remotissimi,
Electi spondebunt in ministri manus coram ceteris se-
nioribus, vel etiam, si commodum fuerit coram tota ecclesia,
sese pro auo officio impugnaturos omnem idelolatriam, blas-
phemiam, haeresin , luxum, ceteraque omnia quae cum Dei
gloria ecclesiaeque reformatione manifeste pugnant: mo-
nitarosque diligenter ac fideliter eos qui curae suae com-
missi erunt, pro quavis rerum occasione et opportunitate.
Et si quae digua videbuntur ad consistorium relaturos,
suoque officio functuros quam fidelissime: nulla vel gratia,
vel pretio inductes iri, sed solius ecclesiae nominisque di-
vini habitaros rationem: negne ullum imperium dominandi-
que licentiam usurpataros, sive erga ministros, sive erga
ecclesiam, neque ullas novas leges, pro suo arbitrio, intro-
ducturos: sed statituros constitutionibus ecclesiasticis ac
synodalibus. Et si quid novi exortum fuerit, quod accu-
ratiore disquisitione indigeat, ad classis seu provincialis par-
oeciae conventum relaturos, ut ibi quod ex re ecclesiarum
erit communibus suffragiis statuaturr. Ac tum demum
praeeuntibus solennibus precibus (nam hic quoque manuum
impositionem liberam relinguimus) in ministerii functionem
admittentur.
Sciant autem seniores munus suum etiam, ad aegrolos
invisendos, consolandosque pertinere; quamquam et diaco-
nis pro aua vocatione ea cura incumbit ut aegros non modo
rebus ad victum necessariis refocilient,, sed etiam reficiant
consolatione. Quare necessum erit a senioribns aegrorum
ac praesertim inopum nomina diaconis consignari, quo Pos-
sint illi suo officio rectius fungi.
Leges autem condere vel imperium exercere, sive erga
ministros collegasque,, sive erga ecclesiam, at vel consisto-
rium seu senatum ecclesiasticum pro suo arbitratu cogere,
mipistris ignorantibus vel absentibus, sciant a suo manere
esse quam alienissimum.,
Quod si autem ministria absentibus erit cogendum COB-
— —
J
1288. OXZIZ. Acta syuodl Wesaliensis. - | 315
sistorium , debebant certe seniores, et occasionem indicti
Senatus, et quid in eo gestum sit fideliter iis aperire. -
Si etiam erit aliquo minister ablegandus, non debebit
illud a senioribus nisi convocato altero ministro, vel certe
doctoribus ac prophetis decerni, eo quod illo absente in hos
vel inscios, vel invitos, non debeat sollicitudo cadere.
Quoties autem communi consensu, vel verbi minister,
vel alius quis publicum munus gerens aliquo ablegatus fue-
rit, aliove quopiam 'munere quod sit ex usu ecclesiae one- |:
ratus , debet hoc ipsum libenter et non gravate in se reci-
pere ac promptissima voluntate exsequi \ cogitans in nostri
Domipi Jesu Christi negotio se minimum esse sui juris, alio-
qui si fratram vel classis vel consistorii judicio stare renue-
rit, forma disciplimae ecclesiasticae cum eo agendum erit.
Quemadmodum vero multis de caussis non utile tantum,
sed necesserium prorsus esse censemus, ut peculiari quo-
dam libro acta consistorii omnia per unam quempism ex’
seniorum numero ad hoc deputatum diligenter annotentur,
ita etiam.diaconos recepta dispensataque omnia sedulo ad-
scribere, consistorioque singulis mensibus, vel quoties alio-
qui videbitur rationes reddere verbo domini omnino consen-
taneum est.
De Diaseonis.
Diaconorum officium in eo esse ut mensae inserviant
i. e. pauperum inopise saccurrant et coltectis eleemosynis
Becessaria administrent scriptura teste certissimum est,
KEorum electionem confirmationemque non alio ritu de-
bere fieri quam qui in senioribus est supra declaratus con-
sentaneum est, nisiquod in examine maxime habebitur ratio
fidelitatis atque industriae, et potissimum cavebitar avari-
tiae nota,
Per omnia autem observabitur ratio a Paulo praescripta
1 Tim. Ill. Debet etiam diligenter commonefacere eos
quibus per facultates licet, ut ecclesise inopiae et necessi-
tati pauperum inserviant.
Eorum numerum in singulis ecclesiis mon posse hoc
tempore praescribi, cum circumstantiarum sit habenda ma-
xime ratio, eyistimamus,
Atqui in majoribus praesertim civitatibus, diagonorum
duo genera institui non erit alienum, quorum glii eleemosy-
nis colligendis distribuendisque operam dabunt, et. simul
pauperibus bona legata, si quae fuerint, ea curae habe-
bunt, ut rite ab haeredibus erogentur et legatoribus fideliter
dästribuantur. Ali potissimum aegrorum, sauciorum, cap-
tivorumqse curam gerent: quos erit ziecesse praeter fideli-
tatem atque induptriam, etiam dono consolationis et verbi
cognitione non vulgari esse praeditos, Et sedulo a senio-
ribes inquirere, num qui äint in paroeciis aegri atque in-
firmi, qui consolatione sustentatjoneve indigeant.
Quicumquse aegri lecto decubuerint, ij suam valetudinem
per diaconos sive seniores ministro verbi indieent: ut si
opus fuerit, vel accedat ipse,, aegramque verbo Dei coaso-
letur, vel eam provinciam senioribus vel diaconis mandet,
ubi ei per alia publica et majoris momenti negocia minus
erit integrum. Advenarum et peregrinorum rationem ha-
beri jubet charitatis ratio, Quare diaconomum erit diligen-
ter de senioribus aliisque eeclesiae membris exquirere num
qui fideles advenae sen peregrini in ea loca venerint, et
reliqua fidelis ac Christiana opera praestari possit. Et si
sint inopes etiam necessaria subministrentur. Eorum autem
curam ad prius diaconorumgenus pertinere est extra dubium.
Quibus locis erit opportunum, existimanmms etiam mu-
lieres spectata fide ac probitate et aetate provectas ad hoc
munus, Apostolorum exemplo, recte adseisci posse.
Providebunt etiam diaconi an ecclesiae viduis, pnpillisve
(aliunde) vis vel injuria sit illata. Et si quid resciverint
referent ad consistorium: quo statim certi aliquot delegan-
tur, qui pro rei qualitate curent a magistratu jas reddi.
Jam porro necessarium erit praeter hos alios etiam viros
bonos et spectatae fidei ac probitatis magno delectu con-
quiri, qui colligunt ministrorum stipendia 3 caeteraque quae
ad usum ministerii erunt necessaria.
In quibas meminerimus etiam ea quae ad congregan-
das Synodos, ad ablegandos, ubi erit necesse vel mimstros
vel quosvis alios ad necessaria ecclesiae negotia, et simul
quaecumgue ad templorum sive Basilicaram structuram per-
tinebunt. Quamquam in majoribus civitatibus, ubi omnino
poterit , haec munera etiam distingui satius esse ducimas,
ac ministrorum caram a ceterarum rerum sollicitadine dis-
jungi. Verum haec in Synodo commodissime decerni po-
terunt. Cui etiam scholarum curam constitutionemque re-
linguimus.
De constitaendo porro Argentario aliquo, sire Quaestore,
de reddendis consistorio, tum accepti tum expensi rationi-
bus deque iis quae ad hanc rem pertinebunt debet a sin-
gulis ecclesiis, pro cujusque ratione. et mode, posthac statui
vel certe a Synodo in genere aliquid decerni.
Senioribus autem ecclesiae facultatum, qualescunque
tandeın sint aut undecunque obrenerint, erogationem admi-
nistrationemque ab eorum munere duckgaus penitus esse
alienam.
Praeter eas quae quotidie accidunt diffieultates ipsa
etiam res clamat, seniores et diaoonos, qui in vocatiore sua
aliquamdiu fidi,extiterunt, non nisi magno rei -domesticae
‚dispendio hoc ipsum facere: proinde utile censemus, ut
quotannis nova eorum fiat electio: ita:ut exacto anno, vel
sex mensibus (proat res et opportunitas postulabunt) dimi-
dia pars ab officio relaxetur atque wii. in eormm leeum de-
legantur, qui cum reliquis adhuc- remasentibus ecclesiae
praefieiantur. Ita tamen ut liberam sit consistorio seniores
et diaconos ssaxime idoneos et promptae volunlatis rogare _
et preeari, ut dimidium vel integrem subsequentem. annum
(prout consistorio' videbitar) ecelesine- in zu vocatione in
serviant.
Publica persona, ut minister seu pastor, .doster, senios,
ludi-magister aut diaconus ecolesiam cu inservit asimime de-
seret, sine legitima causae cognitione u interpbsito tetius
classis zen paroeciae (postquam in paredcias: ‚divime erunt
provinciae) judicio. _
Neque vicissim ecclesiis erit liberam suum vel mini-
strum, vel doctorem, senioremve Jdestituere, misi paroeciae
classisve provincialis consensus interoesserit.
Neque tamen classium conventibas guioquam juris hac in
40 *
816 1508. CAIXIX. Acts symadi Wenskensis.
re concedendum putamus in illam ectesiam ejusve minis-
tros, nisi illa ultro consentiente ne suo jure et authoritate
invita privetar ecclesia, ,
De Sacramentis:ı ac primum, de baptismo.
Sacramenta quia sunt cam verbi administratione indi-
viduo nexa copulata, ad ministrorum oflicium pertinere ne-
mo ambigit.. Quare non censemus ab alio quam a verbi
ministro, baptismum rite conferri posse.
Administretur autem baptismus forma usitata , et in ec-
clesiasticis constitutionibus expressa. Et quidem non alibi,
neque alias quam iu ecclesiae conventu sub concione et ca-
techismo. Nisi fortasse initio nascentis ecclesiae infirmo-
rum quorumdam rationem haberi erit necesse, et in eorum
gratiam ad evitandum scandalum pueros valetudine afflictos
domi baptizare. Quod ipsum tamen non conceditur nisi
praesentibus, ut minimum, quatuor aut quinque fidelibus.
Et quidem -tantisper donec Synodi decreto aliter cautum
fuerit,
Testium autem particalarium (guos compatres vulgus
vocat) usım et lingendi formam liberam relingni debere jam
antea diximus.
Atqui parentes et testes, qui ad baplismum pueros af-
ferent, iis verbis, quae in forma baptismi expressa sunt, in-
terrogabuntur. ‚
Nomina infantiam, parentum, ac testium publicis tabu-
lis consignari tum ecclesise tum reipublicae maxime con- |
ducere in confessum est. Quibus etiam seorsim eorum no-
mina adscribi poterunt qui post editam in ecclesia confes-
sionem ia Christo moriuntur.
De ooona Domini.
Coense celebrandae tempus ad popelum referri ante
guartum decimam diem pwiamus esse perutile, tum ut sin-
gula ecclesiarum membra sese mature praeparare, tum ut
seniores in obeundis paroeciis oflicio ano rite fungi possint.
Nemo autem ad coenam dominicam admittatur, nisi qui
fidei confessionem ante ediderit, et se disciplinae ecclesia-
sticae subjecerit.
Qui ad coenam admitti capierit ootiduum ante prae-
stitom coense diem nomina apud ministrum edent, et mox
seniorum asi sut pluribus pro ratione paroeciae ac nu-
mero personarum megocium a consistorio dabiter, ‚ut sedalo
ae diligenter de eorum ante acta vita inguirant et ad con-
sistorüi engnitionem, quod aoceperint, referaat, ut si quid
obetet, quo minus recipi debeant, mature intercedatur. Sin
minus ad fidei examinatiohem procedatur.
Eam autem propter multas causas publice fieri debere
haud necesse ac ne utile quidem jasdicamus : sed privatim
coram ministro ei docteribus ac prophetis vel si minas eo-
zum potestas fuerit, coram aliquot senioribuz et ministro
instituatur secundem ea quae ja constitutionibus eeelesiasti-
cis proponuntur. Pueros autem qui ex catechumenis ex-
' <esserunt, non erit alienum coram univessa ecclesis exami-
nari, secundem brevioris catechismi formam , cui etiam ad-
jungentur majeris catechismi summa capita : idque 84duo
ante oonsfitetam coenae diem,
Qui autem erwmt rite examimati, sive pueri sint sive
adulti, ii sistent se ecclesise pridie ejus diei, quo celebram-
da est coena, et propositis fidei ac religionis primariis capi-
tibus, eorum assensio postulabitur, et simul subjicient se
ecclesiae disciplinae, eorumque nomina publicis tabulis ad-
scribentur , atque tum demum ad plebem referentur, ut si
nihil causae obstet possint postridie ad mensam Domini
admitti.
Panis fractianem, quia est a Christo menifesto instituta
et ab apostolis, totaque vetustiore ecclesia , non sine gra-
vissimis causis observata, necessariam esse omnino censemus.
Verba coenae quae in censtitetienibus ecelesiasticis
.proponuntur, quia sunt et cum institutione et cum manifesto
Christi praecepto, et denique cum Pauli declarstione, quam
maxime consentanea, pıtamus plane esse retinenda. Com-
Munem vero panem, nom peouliarem aliquem aut aeymum,
aut aliud quid superstitionis recipientem putamus in omni-
bus ecclesiis esse usurpandum.
Sedende vero aut stando coesam celebreri, et dum ea
celebratur vel scripturam legi, vel psalmos decautari indis-
criminatim posse existimamus.
Tempus autem celebrandae coenae unum aliquod omni-
bus ecelesiis praescribi nondum potest, donec in Synodo
quid ex communi in usu ecclesiaram sit, dispectum fuaerit.
Providendum autem est, ne tempore eelebrandae coe-
nae, conciones in eas horas extrahaetur, quae coemae con-
ficiendae dari debent, ut habeatur populi ac praesertim mu-
lierum praegnantium cetererumgue valetudine affectorum
ratio.
De matrimonis.,
Matrimonio oopulandaruım nemina ternis diebus domi-
nicis pro suggestu ad populum edi, et usus rerum et expe-
rientia quotidiane testatur.
Antea vero quani haec rominnm editio fiat sistent ze
una cum peremtibas ant cnrateribus ministro et duobus
suae classis senioribus, ut de iis quae necessaria esse exi-
stimabuntur pessint interrogari. Quo facto eorum nomina
tabulis peblicis consignabunter.
Quovis die ‘indiscriminatim matrimonia eelebrari pos-
sent, modo eodem die concio ad populum habeatar, excep-
tis tantum jejanio sacrätis diebus, quibus potissimum pre-
cationi et luotui incambendum,
i De Disciplina.
Omnino vigilandam est, ne ulla nascens ecelesia, ne-
glecta disciplina eoclesiastica institaatur, Quam nimirum
illa sit et salutaris et aecessaria ipsi, Christi domini et apo-
stolorum, tem institatio tum doctrina atque etiam aposto-
licae tokiusgue vetustioris ecclesiee usus, et ipsa denique
quotidiana nerum experiewtia luculenter doset. Ac proiade
neminera ad verbi ministerium adınitti debere seqguum est,
aisi qui hame disciplinae rationem tweri retinereque paratus
faerit.
Disciplinam censemus constare, tımm censura doctrinae
sive reigionis ac morum, tum correctione logitimsa , tan
etiam escommmnniwatione, in qua potissimum versatar pete-
atas claviam a Domino eoclesiae data.
3568. OXXIX. Acta synedi Wesaliensis. | 317
Beligionis ac morum censura quo ad singula ecelesiae
membra attinet debere al senatam ecclesiasticum, seuio-
rum inquam conventum , adhibitis ministris, docteribus ae
prophetis, si qui faerint, spestare, est extra "controvensiam.
Ad quos nimirum cujasgue rei cognitio pertinet, eosdem
a judieio et censura excladi praster omne jus et fas esse
omoes vident. Quare proprie quidem doctrinae censura
ad ministros et dectores, morum vero ad geniores videtur
pertinere. Sed debent procul dubio utrobique mutuas prae-
stare operas.
Jam cui censura relinquitur, apud eum correetionis ar-
bitrium stare est procul dabio rationi et aequitati consen-
taneum. Quare ad consistorii judicium hanc causam per-
tinere putamas esse quam convenientissimum,. Proinde si
quis aliena dogmata et haereses clam palamve sparserit,
ejus nomen senioribus ad consistorium referatur: eo voca-
tus moneatur; ac si se ecclesiae judicio submiserit in gra-
tiam recipiatur. Sin autem iterum ac tertio- monitus ani-
mum pertinaciter obfirmaverit, a fidelium communione
arceatur.
Eodemque medo si quis ecelesiae ordinem conventum-
que auperbe fastidierit ac identidem monitus minime resi-
puerit, huic ecclesiae communio interdicatur.,
In morum autem censura correctioneque Christi insti-
tutio per omnia observetur, ut in criminibus occultis et a
publico scandalo remotis nemo ad ecclesiae judicium tra-
hatur, nisi obstinato animo saepius repetitas monitiones fa-
stidiose rejecerit, delatus autem ad consistorium serio monea-
‚tar, et nisi resipuerit tanquam putre membrum abseindatur.
In publicis autem et cum aperto scandalo conjunctis cri-
minibus, consistorii, senatusve ecclesiastici authoritas primo
quoque tempore interponatur, monendo primum, et placi-
de in gratiam recipiendo si paruerif, sin minus excommu-
nione feriendo,
In atrocibus porro flagitüs ne seeleribus etiamsi moni-
tioni obtemperaverint, tamen a communione in certum ali-
quod tempus suspendantur donec resipiscentiae specimen
ac testimonium luculentum praebuerint. Liceat autem, si
quis se hac via vel alia quavis ratione injuria aflectam pu-
tet, a consistorii sententia ad classium (postguam erunt in-
stitutae) judicium appellare, et rursus a ’classium decisione,
Synodi- auxilium implorare. Etsi ejusmodi tergiversatio
ac recusatio agnoscendae culpae pervicaciae nota non ca-
rebit.
Atqui in ministris ac senioribus paulo aliam observari
rationem aequum est: ne facile pateant calumniis. Nisi
forte — quod avertat Deus — publico aliquo scelere ac
fagäfie nesa oontaminarint. Tum nimirum quamprimum, .
non exspectato classis judicio, eum ignominia ac dedecore ab
officio movendos esse nemo dubitat. Sin autem crimine
aliquo occulto tenebuntur, referatur ad conventum classis
censura, in quo singulonım ministrorum senioramque dili-
gens exploratio habeatur, et quomodo se quisque in officio
gesserit, iis egredi jussis, sumtoque & ceteris jurejurando
neminem proditurum quid aut a quo quidquid dietum sit,
diligenter inquiratur, Kt si monitioni videbitur indigere re-
vocatus in convyentum moneatur. Sin repsehensione casti-
gationeque reprehendatar et pro eriminis magnitudine vel
levitate castigetur.
Porro orimina quae in winistris telerari nequagnam de:
bent ea fere sunt istiusmodi: haereses, schisma, manifestus .
ordinis ecclesiastici contemtus, blasphemia manifesta et
animadversione civili digea, simonia, inhonestug ambitus ad
alterius.loeum invadendum, desertio sui muneris suaeque ec-
clesiae sine legitimo consensu et vocatione, crimen falsi,
perjurium, acortatio, furtum, ebriositas, vis armata, omnis-
que vis correetione civili digna, foenus illicitum, alea, cete-
rique ludi inhonesti ac legibus interdicti, manifesta affecta-
tio tyrannidis in ecclesiam et collegas: ceteraque alia ejus-
modi quae vel inurunt infamiam vel separationem ab ecclesia,
in aliis morentur.
Alterius vero generis erimina sunt, quae tolerantur qyi-
dem, sed tamen reprehensioni ac censurae sunt obnoxia.
Qualia sunt inanis quaestionum inutilium curiositas. Aliena
et affectata scripturas pertractandi ratio quae scandalum
pariat auditorihus: qualis est eorum qui vel suis speculationi-
bus plus aequo indulgent vel allegoriis intempestivis ludunt,
vel denique aliena vel a scopo vel a dignitate scripturerum,
ad ostentationem ingerunt, novi quippiam et quod prorsus'
inusitatum est, in ecclesia pro libidine invehere,
In studiis et scripturarum lectione manifeste negligen-
tem esse. In vitiis castigandis plus aequo remissum se
praebere et adulationi quam proximum esse. In caeteris
denique rebus quae officii sui sint nimis esse lentum ac so-
cordem.
Scurrilitas, seu facetiae indecorae, mendacium, detrec-
tatio sive maledicentia, sermones impuri, verba contume-
liosa, temeritas, dolas malus, manifesta avaritia, ambitio et
inanis gloriae cupiditas, praeceps ac immoderata iracundia,
dissidium in familia, odia et rixae, objnrgationes plas aequo
acres ac immoderatae, omnis immoderatus luxus in habitu,
mensa, ceterisque rebus qui verbi Divini ministrum dede-
ceat, occalta affectatio imperandi ac tyrannidem in ecclesiam
vel collegas exercendi.
In prioris generis criminibus, qui convictus erit, ab of-
fieio in concessu classis remorebitur. ‘
ln caeteris vero fraterna admonitio ac lenis castigatio
adhibebitur, ab iis qui in elassis eonventum erunt vocafi.
Quam si iterum ac tertio repetitam respuerit, referatur ad
classium comitia, sive ad Synodi judicium atque ibi quod
erit e re et commodo ecclesiae constituatur.
In levioribus porro vitiis, quae ne judicio quidem Con-
cessus digna videbuntur, servetur ea quae est in ceteris
omnibus a Christo praescripta ratio. Ut autem hic ordo
centureę commpdins ohserveinr, pntaene fare nie yt in
binos vel ut minimum in teraos menses classie cujusque con-
ventus habeatur, in quibus de istiusmaodi rebus diligens fiat
exploratio.
Totius autem provihciae classes semestri intervallo con-
venire non foret inatile. Ac in singulos denique annos totius
Belgii provincialem Synodum institui. Sed de iis quia nihil
constitui potest, in arbitrio Synodi censemus esse relin-
quenda.
Videtar etiam fore utile ne hi singularam classium con-
318
ventus ad censuram 'instituti uno semper loce habeantur,
sed potius ut persaepe loca varientur, tum ut ecclesiarum
alterius in alteram dominatio impediatur tum vero vel ma-
xime ut singularum ecclesiarum explorationi eo diligentius
qui conveniunt possint invigilare, et qualis cujusque sit ordo,
tum in verbi doctrina tum in ceremoniarum et disciplinse
ratione, et denigue an seniores ac ministri suo oflicio probe
ac sedulo fungantur sigillatim exquirere.
Postremo si quid singulare in ecclesia aliqua sit, quod
ad ordinem et rectam ecclesiae constitutionem pertineat,
liberum erit unicuique ecclesiae id sequi quod ad aedifica-
tionem maxime erit commodum: habita semper circumstan-
tiarum diligenti ratione, ut ipsum ecclesiae corpus in uni-
tate Spiritus ac vinculo pacis continuo cursu retineatur.
In his autem capitibus constituendis, quae pro ecclesia-
1569. CXXXI Braun ichw. ⸗eWolfenbattel· ſche Airchenorduung.
ram Belgicarum incolumitate et uniformi atque aequabili
constitutione hactenus perscripta sunt, publice et coram
Deo ac hominibus testatum volunt esse, qui his colligendis
operam dederunt ministri, nullo aliarum ecclesiarum prae-
judicio id a se factum esse: sed tantum habnısse rationem
temporis , locorum, personarum , pro quibus quid ecclesiis
‚Belgicis conducat vel non conducat summa cura ac diligen-
tia (implorato prius divino auxilio) exquisiverunt, et ita rem
temperarunt, ut si contingat dominum nostrum Jesum Chri-
stum uberiorem gratiae suae fructum Belgiae posthac ali-
quaado concedere, tam quod ad magistratus piam reforma-
tionem attinet , quam qnod ad ecclesiae proventum spectat,
haec ipsa capita latius extendere, ac pro re ac tempore vel
augere vel miqnuere, vel quae videbuntur immutare liceat.
Actum Wesaliae 3 Novembris anni 1568.
CXXX.
Agenda, Dat is, Ordninge der hilligen Kercken empter vnde Ceremonien, wo ſick de Parr⸗
herren, Seelſorgere vnde Kerckendenere in eerem Ampte holden ſchoͤlen, Geſtellet vor de Kercken in Pamern, vp
beueel der Dorchlüchtigen, hochgebarnen Foͤrſten vnde Herren, Herrn Barnim des oͤldern, Herrn Johann Friderichen,
Herrn Bugslaffen, Herrn Ernſt Ludwigen, Herrn Barnim des yüngern, vnde Herrn Caſimiren, Geueddern vnde
Gebroͤder, Hertogen tho Stettin Pamern, der Caſſuben vnde Wenden, Foͤrſten tho Ruͤgen, vnd Grauen tho Gutz⸗
kow, etc. Anno MDLXVIII. ©. Paul 1 Corinth. XIV. Holdet alle ding ıc., Epheſ. IV. Weſet vlitich tho hol:
dende ıc. Anno MDLXIX. 472 BI. 4.
Die Pommerfhen K.⸗O. f. o. Nr. LI. und CXVIL; die | Chriftliten Banne X. Ban dffentlifer Abfolution
erfte Agende Nr. LXXVI. Die Abfaffung der vorflehenden wurde
auf einer Synode zu Sampen im 3. 15665 und bem gemeinen
Sandtage zu Treptow im 3. 1566 befchloffen (vergl. Cramer,
Pommerfches Kirchen» Chronicon, ©. 174. 179. 181, von Bal⸗
tbafar, Anmerk. über die Pommer'ſche K.=D. und Agende v.
1569, Greifsw. 1756). Die Publication erfolgte durch ein fürftti-
dhed Mandat d.d. olden Stettin, am Sonauende na Egidij, Anno
MDLXVHI. Die Rubriken find folgende: I. Ban Ordi⸗
nation ber Preſter. II. Ban Inftitution vnde infet-
tinge der Pafloren op de Parren. II Catechiſmus.
IV. Ban Seremonien in Vefper, Metten, Miffen,
Al. Ban vortruminge onde Seegeninge der Eelüde.
XI Ban Eeſaken unbe Graden der Borwanteniffe.
KIN Ban Kranden befdlinge. XIV. Ban geuangenen
vnde vororbelden Lüden tho vnberrichtende vnde tho
tröftende. XV. Ban Dbfeffen, de vam Satan be:
feeten find. XVI Ban Begreffniffen. XVII. Leto:
nien, Latiniſch vnde Düdifch, mit allerlen Collec⸗
ten, dorch bat Jar. XVIH. Allerley Gefenge, mit for
me der Noten, vp bat Gloria, Epifiel, Suangelium,
Praefationes etc. XIX, Exhortationes pam Sacra:
mente etc. XX. Ban orbeningen ber 8ectionen, an
des Sondages onde Werdeldbages. V. Bander Döpe.
VI. Ban der Rothe pe, Bademdmen, Kindelbeddi⸗
ſchen Fruwen. VIL. Ban Ehriſtliker Confirmation.
VIU. Ban der Bicht vnde Priuat abfolution. X. Bam
Vyrdagen vnde Feſten im Jare. — Da bie in einzelnen
biefer Abfchnitte enthaltenen Rechtsbeftimmungen auf die K.⸗O.
zuruͤckweiſen, fo tonnte bier biefe einfache Weberficht als genügend
betrachtet werben. .
1369.
CXXXI.
Kirchenordunng Bunter, von Gottes Genaden, Jultj Serkogen zu Brannfchweig vnd Lüne:
burg, etc. Wie e8 mit Lehr ond Ceremonien vnſers Fuͤrſtenthumbs Braunfhweig, Wulffenbütlifchen Theils, Auch
derfelben Kirchen anhangenden fachen und verrichtungen, hinfurt (vermittelft Göttlicher Gnaden) gehalten werden
ſol. Gedrudt zu Wulffenbüttel, durch Gunradbt Horn. MDLXIX. 451 ©. 4.
Diefe K.⸗O. wurbe von bem Herz. Julius nach Wollen:
dung einer von ihm bald nad feinem Regierungsanttritte
angeordneten Bifltatton publicirt. Reht meyer, Brauns
ſchw. Kirchenhiſt. Th. III. 8.315 ff. Schlegel, Ref.⸗
Geſch. Bd. II. ©. 261 fi, Ihre Verff. find Martin
Shemniz (von welchem auch das vorangehende Corpus
‚ doctrinae berrührt, f. Feuerlini Bibl. Symb. ed, Rie-
derer, P. I. p. 234) und ber Zübinger Kanzler Iacob
Andreäs ihre Quellen bie Luͤneb. K.⸗O. v. 1964 (Mr.
CXXL) in ben Itturgifdyen, ve WBürttemb. RD. v.
1568. OXxxı. Braunfchm.:EBolfenwättelriche Stirchenorbnung. 319
1569 (Nr. CIX.) in den übrigen Theilen. Das voranges
bende Mandat (d. d. 1. San. 1569) begründet ben Beruf
des Landesherrn zur Ordnung bes Tirchlichen Lebens naments
lich in folgenden Sägen:
„Rah dem ber Allmechtig Weilandt den Sochgbornen
Zürften, Herrn ‚peinrichen ben Züngern, Hergogen zu Brauns
fhweig vnnd Lüneburg, zc. onferm vielgeliebten Herrn vnd
Vatter, Chriftmilter und feliger gebechtnufs, in der wars
Neff en vnd fellgmachenden erfanbtnufs feines Lieben Gohns
HESV Chrifti, zu feinen Göttlichen graben erfordert, und
alfo auff ons, ale S. 2, einigen Natürlichen Sohn vnd
Erben bero Fuͤrſtenthumb geſtammet vnd geerbet, Haben
wir ons zu angebender unfer Regierung, vnſers Ampts mit
befonderm vleifs erinnert, vnd erwogen, das wir vnfern
getremen vnb lieben Vnderthanen, nicht alleine vmb zeit⸗
lih8 Friedens, ruhe vnd einigkeit willen, Sondern auch
darumb von feiner Göttlichen Allmacht fürgefegt, das wir
bey denfelben vor allem anberm, was bie rechte erfantnufg,
anruffung, vnd bienft Gottes belanget, vermoͤge vnſers tra=
genden, vnd von Gott beuohlenen Ampts befürberten, vnd
alsdann auch der Weltlichen Regierung vunderfangen, damit
jederzeit allen vnd jeden vnſern getrewen vnd lieben Vnder⸗
thbanen, Recht und Gerechtigkeit wiederfaren, vnd fie ber
gebuͤr nach, bey jren habenden Gerechtigkeiten gehanbthabt,
geſchuͤtet, und befchirmet werben mögen.
Wie er dann folche mit befonderm ernft den Koͤnigen, und
Herrfchafften feines Volckes aufferlegt, vnnd duch Mofen
beuoblen, Deuteron. 17. Wann der König auff dem Stuel
feines Königreiches ſigen werde, fol er das Geſet des Deren
von den Prieftern vnd Leuiten nehmen, vnd auff ein Buch)
fchreiben Laffen, welchs bey jme fein, ond er darinnen lefen
fot, fein lebeniang, auff das er lerne fürchten ben Herrn
feinen Gott, das er halte alle wort bes Geſetzes, und biefe
Recht, das er darnach thue, vnd fein Herge nicht erhebe,
oder feine Brüder, vnd nicht weiche von dem Gebott, we:
der zur Rechten, noch zur Linden, auff das er feine Tage
verlenge auff feinem Königreih, er vnd feine Kinder in
Iſrael. Darzu durch den Propheten Efaiam ernfllich ges
drawet, Welche Königreich jme nicht dienen, bie follen vmb⸗
kommen, und verwüftet werben. '
Daraufs klerlich zuuernehmen, das der Allmechtig von
der Weltlihen Herrfchafft nicht allein guter Policey vnnd
Lanbts Ordnung, Sondern auch ber Kirchen Drbnung, und
des Gottes bienftes rechten eigentlichen verftandt, vnd be-
fürberung deſſelben bey deren Vnderthanen, ernſtlich erfor-
dert, ond die verechter vnnd obertretter hertiglich geftrafft hat.
Damit wir nun folchen grewlichen fluch von uns ſelbs,
ond denn auch (fouiel an uns) von onfern Kindern, vnnd
Vnderthanen abwenden, vnd uns Gottes gnebigen Segens
fouiel defter mehr zugetröften hetten, haben wir ons (wie
billich) die Furcht Gottes, welche inn rechter warhafftiger
erfandtnufs, anruffung, vnd dienſt Gottes ſtehet, al& den
anfang ber Weiſsheit, ohne welche auch weber Bott lob⸗
lich, noch ons felbft, und den Vnderthanen nüglich vnnd
et werben mag, vor allem andern angelegen
fein laflen. .
Bnd demnach, in maflen ber Sottfelig König Joſaphat
zu angebenber feiner Königlichen Regierung gethan, zuuor
onnd ehe wir von denfelben bie Erbhuͤldigung empfangen,
onfere verorbente Bifitatorn, beides von Gottfeligen Beifts
lichen vnd Politifchen Rethen und Theologen, in vnſer
Fuͤrſtenthumb abgefertiget, vunfere Voderthanen, vermöge
des Leinen onuerfelfchten Gottes Worts, vnd beffelben Sum⸗
marifchen begriffs, befonder wieder allerley falfche und ver⸗
dampte Lehre in der Ghriftlichen Augſpuͤrgiſchen Gonfefsion
begriffen, fo Weilandt dem Grofsmechtigften Kenfer Ca-
rolo Quinto, auff dem Reichötag zu Augfpurg Anno ıc.
80. obergeben, mit gebürender befcheidenheit und fanfftmuth
zu lehren, vnd⸗ vnſers Ghrifllihen vorhabens zuberichten,
Das wir keines wegs gefinnet, bie alte warhafftige Catho⸗
lifche Shriftliche Religion abzuthun, onnd jnen einen newen
Glauben auffzutringen, Sondern vielmehr gemeinet, fie bey
dem alten Catholiſchen, Apoftolifchen, Chriftlihen Glauben
gu bandthaben, fchugen vnnd fehirmen, und allein was nes
en dem heilen, Elaren, offenbaren Wort Gottes nicht beftes
ben mag, und aus Menfchlicher andacht, zum theil ohne
Gottes, Wort, zum theil wieder baffelbige eingeführet, ab⸗
zuichaffen, vnnd zu beffern vorhabens, Welche Sethumb
vnd mifsbreuch allen frommen Chriſten mifsfallen, ond auff
abfchaffung vnd befferung derfelben viel Jahr lang mit bes
fonder groffer begird gewartet, Auch onfere Vnderthanen
inn folhem allem fi gang gehorfam und wilfarig erzeigt.
Welcher geftalt aber fie die Paftorn vnd Kirchen biener
in vnſerm gangem Fuͤrſtenthumb durch ein Örbentlich und .
Ghriftii Examen befunden, fo zum guten theil nicht rechte
Pastores, fondern vngelerte vnd vngeſchickte Mercenarij,
und gleich, als gedingete Knecht geweien, Zum guten theil
auch viel Pfarren vmbeftellet, das die Kinder ongetaufft,
vnd die alten Leute ohne das Sacrament bed Leibd vnd
Bluts vnſers Herrn Chrifti, dahin geftorben, vnd alfo in
iren böchften anfechtungen, ungetroft gelaffen, Das ift vn⸗
ferer lieben vnnd getrewen Vnderthanen halben nicht vn⸗
billih zuklagen.
Welches alles fürnemlich daher kommen, das nemlich wie-
. der Gottes Wort, König Fuͤrſten ond Deren, fampt ans
eit
bern Chriſtlichen Oberigkeiten, felfchlich verwehnet, als ob
ed jres Ampts und Beruffs nicht fein Tolte, fich der Kirchen
auch neben jrer Cantzley anzunehmen.
Derowegen da gleich ein Chriftlicher Fuͤrſt allerley grobe
und greiffliche mengel gefpüret vnd gefehen, dannoch fein
Ampt gegen benfelben nichts vben bürffen, fondern foldhes
alles den Biffchoffen heimftellen, vnnd beuehlen müffen,
welche burch berfelben Dfficialen, oder andere jre Vicarios
vnd Statthalter in Geiftlihen fachen, bie Kirchen beftellet,
ond Ordnung gehalten (Wie leiber biefelbige in angeftelter
Chriſtlichen Viſitation befunden.)
Weil dann vnſere getrewe. vnd liebe Vnderthanen des
Glaubens, vnd der Religion halben nicht weniger, als inn
der Weltlichen euſſerlichen Regierung, das jnen Recht vnd
Gerechtigkeit mitgetheilet, Uns als dem Landtsfuͤrſten beide
von ber hohen Oberigkeit in ber Welt, vnd auch an dem
Tag des Herrn zuuertretten ſtehen, Haben wir nicht vn⸗
derlaflen, ſolche hochwichtige Sachen, daran nicht allein
geitliche wolfartb, Sondern auch onfer felbft, vnd vnſerer
nderthanen ewig heil und feligkeit gelegen, mit ernſt nach
zudenden, vnnd durch vnſere anfehenliche Geiftliche vnnd
Politiſche Rethe, vnd in Gottes Wort verſtendige Theolo⸗
gen, dieſelbige inn ernſtliche berathſchlagungen zu gm,
zu bebenden, vnd zu erwegen, welcher geftalt der Wralte
Tatholiſche, Chriſtliche vnd Apoſtoliſch Glaube von ber eins
gefchliechenen, unnd dem Mort Gottes wieberwertigen Men⸗
fchen Satzungen, mifsbreuchen, vnnd Irthumben gereiniget,
vnd nach dem willen Gottes, auch rechtem altem gebraud)
ber erften, vnd reineften Kirchen erhalten werben möchte.
Dann wir keins wegs gefinnet, etwas in ben Kirchen
vnſers Fuͤrſtenthumbs newes einzuführen, das nicht zur zeit
der Lieben Apofteln, vnd berfelben negftgefolgten nachkom⸗
men, im brauch gewefen fein folte.”
Eine Tateinifche Weberfegung biefer K.⸗O., mit welcher
Chemniz beauftragt worden war, fcheint ebenfowenig er=
fhienen zu fein, als die beabfichtigte gotnifihe und franzoͤ⸗
ſiſche, Rebtmeyer a. a. D. &. 365. Wiederholt ges
druckt wurbe fie im 3. 1569 ‘und (zu Helmftäbt) 1615.
Später wurbe fie in Braunfhweigs Wolfenbüttel durch bie
Agende des Herz. Auguft (1657) und die erneuerte K.⸗O.
des Herz. Anton Ulrich verdrängt. Ueber ihre Geltung in
einzelnen Sannover’fchen Gebietstheilen ſ. Ebhardt, Ge⸗
*
2.2. ——
fege für ben Bezirk des Gonf. zu Hannover in Kirchens
und ulſachen, Bd. I. ©. 1.
x * *
Kirchenordnung.
Agenda ober Kirchenordnung, wie es mit den Geremonien in ben
Kirchen vnſers Fürftentyumbs angerichtet und schaften werden folf.
Diefer exfte, liturgiſche Abfchnitt ift in allen wefentlichen
heilen woͤrtlich aus der Lüneb. K.⸗O. entlehnt. Neu hin-
zugelommen ift die Beſtimmung, daß die Gemeindeglieder,
außer in Fällen ehehafter North, an Sonntagen mit Dienften
verfchont, und daß Gaſtereien u. f. w., das Spazieren auf
dem Kirchhofe, das Ausfchenken von Bier und Branntwein,
daB Betreiben von Handelsgefchäften, unter der Predigt ernſt⸗
ich geftraft werden follen. In den Quatempern fol, anftatt
der biöher üblichen päpftifchen Feier, der Katechlsmus jedesmal
vierzehn Tage lang erklaͤrt, und anflatt dee abgoͤttiſchen Kreuz⸗
ganges in der Kreuzwoche die Litanei geſungen werden. „Vnnd
nachdem die leute in der Faßnacht ſich nach Heidnifcher weiſe,
auff das heßlichſt verſtellet, vnnd gantz Vnchriſtlich gehalten, ſol⸗
len die Prediger auff denſelbigen Sontag das Euangelium von
der Tauff Chriſti fuͤrnehmen, vnnd das Vold erinnern, wie
fie alte Ehriſtum, als ein Kleidt, in ber Tauff angezogen, da⸗
mit alle unfere Sünde für Gott bedeckt, weiche fie mit jrem
heßlichen verftelfen nicht fo leſterlich ſchenden, fonder mit aller
zucht ehren follen.”
Bon der Tauffe.
Aus der Luͤneb. K.O., jedoch im Anfange mit dem Zus
fage: „Nachdem auch bey etlichen ein böfer brauch, das fie als
fein vmb des gefreß, oder prachts willen, die Kinder Tauffe biß
in die Acht, Vierzehentage, Dritt, vnd mehr Wochen verzie⸗
hen, dardurch die Kinder verfaumpt, vnd etwa vngetaufft da⸗
hin fterben, Sollen hinfuro die Eltern jre Kinder unuerzogenlich
zur h. Zauffe befürdern, vnd derhalben Fein mangel an jnen
erfcheinen laſſen. “
Am Schluſſe: „Nachdem wir in dieſer Kirchen den Exor⸗
eiſmum behalten, ſollen die Prediger das Volck zun zeiten inn
der Predigt erinnern, das derſelbig nicht alfo verſtanden werde,
als folte das Kind durch den Exorciſmum, vnnd nicht durch die
Tauffe, aus der gewalt des Teuffels genommen werden, Son⸗
dern, das es allein ſey ein erinnerung, in was groſſer noth
vnnd jammer das Kindelein feiner Sünden halben ſtecke, Was
rumb jme die Tauffe nötig, und was durch diefelbige bey dem
Kindlein außgerichtet werde.“
Bon der Not Zauffe.
Aus dr Lüneb. 8.:D. Am Schluſſe die Anorbnung,
daß in jeder Pfarrei Tauf⸗ und Eheregifter gehalten werden
follen. (Bergl. die Wuͤrtt. K.O. v. 1559.)
vBon ven Rindelbetterimien,, ober Sell: Wocherinmen.
Liturgiſche Vorfchriften über die Einſegnung ber Wöchner:
innen, welche nicht In der Meinung geſchehen fol, „als were
der Eheſtand ein vnreiner Stand, und Kinder geberen ein grewel
für Gott das dadurch ein armes Weib von der gemeine Gottes
abgeſchnitten wuͤrde, Sondern es fol allein ein erinnerung fein,
1508. Czxıı. Brmnsfhw.: Tnrlinbiikiehiche Rischemorduuug: |
der groſſen wolthaten, fo der liebe Gott, beide Matter vnd
Kinde orzeiget hat, vnnd ein vermanung zur danckſagung.
Von der Chriſtlichen Firmung, Das fit, Wie bie Kinber zuuor vnd che
fie erſtmals zum h. Ubendtmal zugelaffen,, verhöret werden follen.
„Die Sirmung tft ein alt ding, Auch in der erflen Kirchen
gebreuchlich geweſen, da die getaufften jren Glauben öffentlich
befant, vnd nochmals durch aufflegung der Dende, das ift wie
©. Auguflinus fchreibet , durch das Gebet der Gemein, inen
nicht allein fterdung des Glaubens, der Hoffnung vnd Liebe
wiederfahren, fonder auch wunderbarliche gaben des heiligen
Geiſtes feind mitgetheilet worden. Nachdem aber diefelbige
durc) des Bapfts Sagungen, wie auch andere gute Drbnungen
mehr, in ein Kinderfpiel onnd Zauberen verkeret, da die Kinder
mit einem bezauberten Die gefchmiret, und inn rechter erfants
nuß Chrifti weder underwisfen noch beftettiget worden, So ha⸗
ben wir vmb des mißbraudye willen, ein nutzliche Ordnung
nicht woͤllen falten laſſen, fonder allein was unrecht abfchaffen,
vnd den tedhten brauch der wahren Apoftolifchen, alten Chrift-
lichen Firmung, inn vnſern Kirchen erhalten follen, Dadurch
die Eitern erinnert, wie hoͤch jnen daran gelegen, daß fie jre
Kinder inn der rechten erkantnuß Gottes, nach der empfangener
Zauffe, woll onterweifen, Deßgleichen die Geuattern auch auff⸗
gemünbert, jrem verfprechen, fo fie bey der heiligen Zauffe
gethan, mit mehrem vleiß inn underweifung der Kinder , fo fie
aus der Zauffe gehoben, nachzufegen, Deßgleichen die Kinder
merdlichen nugen dardurch empfangen, das fie In diefer hand⸗
lung des Bundes erinnert, den Gott mit jnen, und fie mit Bott
auffgericht, und alfo in jrem Glauben gefterdet, und verfichert.
Vnd demnach menniglich verurfachet, die Jugendt zur Kinder
Rehr mit mehrem vleiß zubefürden, vnd anzuhalten, auch die
gang Kirch durch diefe handlung, zu liebe und fremd der wah⸗
ven Gottfeligkeit bewegt, der vrfachen fie billich als ein nugliche
gute ordnung in der Kicchen erhalten werden folle.
Damit aber bdiefelbige ohne allen Aberglauben, Zauberer,
und Abgoͤtterey auff das aller einfeltigeft gehalten werden möge,
&o fol fie mit fragen, vnd Öffentlicher befantnuß, auch Gott
feligen vermanungen vnd Gebet verrichtet werden.
Erſtlich follen die Pfachere und Prebiger die Gemeine ver
manen, Dos fie jre Kinder, fo noch zu dem heiligen Abendt⸗
mal nicht gangen, mit allem vleiß zu der Predigt des Catechiſmi
ſchicken, vnd fie auch daheim anhalten, das fie die Hauptſtuͤck
Chelſtlicher Lehr, darauff fie getauft feind, mit allem vleiß
lernen.
Zum Andern, ſein vleiſſig Examen mit jnen halten, vnd
eigentlich zu jederzeit erfahren, Welche zu ſolcher oͤffentlichen
bekanntnuß, vnd beſtettigung jres Glaubens, möchten fuͤrge⸗
ſtelt werden, damit nicht durch vngeſchicklicheit der Kinder ein
ſchimpff inn diefer öffentlichen Handlung derfeiben möchte einge:
| Tegt werden.
Zum Dritten, da nun etliche Kinder vorhanden, fo bie
Hauptſtuͤck Chriftlicher Lehr, aus jrem Catechiſmo wol gelernet,
Soll der Pfarherr jedes orts diefelbige verzeichnen, onnd zur
ankunfft des Superintenbenten zu SZarlicher Vifitation berich⸗
ten, auff das alfdann mit demfelben auff einen beflimpten
Sontag, ober wie es die gelegenheit leiden wirdt, fie möchten
2508. OXXzı Bennufdyne, : inolfenbätielfihe Kivigensrhunng.
m jrem Glauben, und bekandtnuß oͤffentlich beſtettigt vnnd ges
ſtercket werden.
Zum Vierdten, Da num ber Superintendens vorhanden,
Soll gemeinem. gebraudy nad), in bie Kiechen geleutet, vnnd
das gank Volck verfamblet werden.
Die Kinder aber, fo dem Superintendenten fürgeftelt, follen
fampt jren Eltern, vnnd derfelben Geuattern an einem ort,
als vor dem förderften Altar ſtehen, da fie von menniglichen
gefehen werden mögen.
Darauff foll alßbaldt der Superintendens kurtzlich vermel-
den, auß was vrſachen dieſe verſamblung gehalten, Nemlich,
das öffentlich bie Kinder, fo bey der Heiligen Zauffe jren Glau⸗
ben jrer Jugendt halben nicht hetten bekennen mögen, baffefbig
heutige tags vor der gangen Chriftlihen Gemein, auch fuͤr ſich
ſelb ſt bekennen, durch das Gebet ber Chriftlichen Kirchen be⸗
ſtettiget, und zum heiligen Abendtmal mit fampt andern Chris
ſten auch zugelaffen werden, Deromegen fie diefer handlung
mit befonderer andacht und Gottesfurcht beywohnen molten,
auch fur diefe Kinder bitten, das fie in folcher erfandtnuß und
befantnuß biß an jr ende feliglich möchten erhalten werben.
Nach folcher erinnerung, fol der Superintendeng die Kins
der von den Heuptftüden Chrifllicher Lehr befragen, vnd eins
nach dem andern laffen ben gangen Gatehifmum ohne die auf:
legung erzelen, nachmals auch aus bemfelben die fürnemften
Artikel befragen, wie ſolche in D. Luthers Gatechifmo begriffen.
Da er nun befunden, das folhe Kinder nad) jrem Alter
gnugſam' antworten, vnd Rechenſchafft jres Glaubens geben.
koͤnnen, ſoll er ſolchen jren vleiß vor der gantzen gegenwertigen
Ehriſtchen Gemein, loben, Auch etwas weitleufftiger vermel⸗
den, was fuͤr ein thewren ſchatz diefe Kinder durch ſolche erkant⸗
nuß erlanget vnd vberkommen, Wie'ſich Gott mit jnen, als
ein Vater mit feinen Kindern, in allen gnaden verbunden, vnd
fie inn feiner noth nimmermehr verderben laffen werde, da fie
in folhem erfantnuß, Glauben vnd befantnuß verharren.
Zestlich foll ber Superintendene die gegenmwertige Exami⸗
nirte Kinder fragen, in gemein miteinander: Ob fie aber in
folcher erfantnuß, Glauben, vnd befantnuß zuuecharren, vnd
wie fie dem Zeuffel, allen feinen wercken vnd weſen, in ber
Zauffe einmahl abgefaget, alfo auch in ſolchem Gottfeligen fürs
nehmen zubleiben, jnen beftendiglic, fürgenommen, biß an jr
ende. Bnd fie antworten, Ja, ducch die gnad des Allmechti⸗
gem, die wir von Deren begern, und von Gott bitten.
So foll der Superintendens abermals ein kurge rinnerung
vnd vermanung an die gegenmertige gemein thun, mit vorge:
herader Dandfagung, das Gott diefen Kindern fein heiligen }
Geiſt verliehen, durch deffen gnad fie zu diefer ſeligmachenden
erkantnuß feines lieben Sons kommen, Derowegen nicht allein
die Eltern, fonder auch die gantze verfamblete- Samein vor dies
fors Kindern unfchäldig vnnd vnergerlich wandeln ſollen, damit
fie auff keinerley weife noch wege verergert,, fonder in folchen
Gottſeligkeit zum ewigen leben erhalten werden mögen.
Vnd nachdem ſolches ohne befondere gnad Gottes, wieder
die vielfaltigen anfechtungen vnd ſtrick des Taufenttiftigen Seins
des nicht gefchehen Ban, Sol er fie vermanen, zur ſtertkung vnd
bekrefftigung diefer jungen Kinder in echtem Glauben, vnd
warbaflnder Sottfeligkeit, das nachuolgende Gebet zuſprechen.
321
Vnnd wo man zu biefem Gebet bie aufflegung ber Hende, als
eine frepe mittel Ceremonie, brauchen wil, ſoll frey ſtehen.
Allmechtiger vnd Barmhertziger Gott, ein Vater vnſers
Herrn Iheſu Chriſti, der du allein alle gute werck in vns an⸗
faheſt, beſtetigeſt, vnd auſsmacheſt, Wir bitten dich vor dieſe
Kinder, die du deiner Kirchen geſchencket, vnnd durch die hei⸗
lige Tauff wiodergeborn, und num auch fo weit erleuchtet haft,
das fie diefe deine gnabe und güte, vnd je erlöfung in Chrifto
deinem lieben Sohn vnſerm Herrn, auch ſelbs erkennen, vnd
vor der’ Gemein jeßunder befennet haben, Gterde bife dein
werd‘, das du in jnen angefangen haft, Mehr⸗ jnen dein Hei⸗
ligen Geiſt, auff das ſie in deiner Kirchen vnd Gemein, vnd
wahrem gehorſam des Euangelij ſtetigs bleiben, vnd beſtendig
beharren, das ſie kein falſche lehre, noch fleiſchliche luͤſte von
bekanter warheit abfuͤhren, Sondern gib inen, das fie zu allem
deinem gefallen, an Chriſtum, deinen Son, vnſer: gemeines
Haupt jmmer wachſen, vnd einmal das volkoͤmmenlich Menlich
alter erreichen, in aller weiſsheit, heiligkeit, vnd gerechtigkeit,
damit ſie dich, vnd deinem lieben Sohn, vnſern Herrn, ſampt
dem heiligen Geiſt, einigen wahren Gott jmmer volkommener
erkennen, hertzlicher lieben, vnd bey jrem Nechſten mit worten,
vnd allem jrem leben je lenger je beſtendiger, vnd fruchtbarer
bekennen, loben, vnd preiſen, Durch denſelben vnſern Herrn
Iheſum Chriſtum, der mit dir, vnd dem heiligen Geiſt lebed
vnd regieret, gleicher Gott, hochgelobt, in ewigkeit, Amen.
Darauff ſoll er die gemeine Benebiction ober fie prechen:
Der Herr fegne dich, vnd behuͤte dich, etc.
Nach diefem Segen foll von.ber gangen Gemeine gefungen
werden, Komm heiliger Geift, etc. Darauff die Eommunion
volget.
Es were auch nicht allein ein wolſtand, ſondern es wuͤrden
hiemit die Gottſelige Kinder in jrem Gottſeligen fuͤrnehmen,
nicht wenig geſtercket, wenn neben jnen die Eltern vnd Geuat⸗
tern auch gleich nach dieſer oͤffentlichen handlung, das Hoch⸗
wirdig Saerament ſampt den Kindern empfingen.’
Wie mit den Leuten in der Beicht zuhandeln.
Aus der Luͤneb. K.eO. Am Schluſſe: Nachdem auch
zur Beicht nicht allein Gottſelige vnd fromme, ſondern auch
—— leute zun zeiten kommen, werden ſich gegen dies
felben die Prediger mit ernfllicher vermanung vnd erinnerung
der gebür nach, wol wifjen zuuechalten. Vnd da fie nicht
befferung verheiffen, ffe weder abfoluiren, noch zur Communion
taffen follen, dann Chriftus nicht allein zuloͤſen, ſonder uch
zubinden befolen hat.”
Bon vertrawen vnd fegnen Braut und Breutigam.
Nach der Luͤneb. K.⸗O. (der namentlich auch das Trau⸗
geluͤbde entlehnt iſt) und Luthers Traubuͤchlein.
Bon beſuchung ber Krancken.
Aus der Luͤneb. K.⸗O.
Bon befuchung, erinnerung, vermanung,. vnd troft der Gefangenen, fo
das leben verwirdet haben.
Bon Begrebnuffen.
Ans der Lüneb. 8.:D., gleich ber Mehrzahl der folgenden
Collecten und den Präfationen. .
4
‚Bon der Biete Glocken, ober pro Pace leutem..
Das Glockenlaͤuten Morgens, Mittegs und Abende fol,
nicht zu Ehren der Jungfrau Maria, wie im Papftthum, ſon⸗
dern alis Ermunterung zum Gebet um Srieden beibehalten
werden.
Wie alte Warren vnb Kirchenämpter befeht werben follen.
Von ben Kirchen bienern , Wie die auffgenomen follen werben.
Bon ber Election und Examime ber Rirchenbiener.
Aus ber Württensb. 8.-D., gleich ber Einleitung, welche
die Erhaltung der Pfarren, Präbicaturen und Vicarien anbe>
fiedit, dem Confiſtorium die Sorge für die Wiederbefegung der
erledigten Aemter zur Pflicht macht, und die Admifſion der
von ben Patronen präfentirten Subjeete, mean fie tauglich er=
funden, im entgegengefegten alle aber bie Belegung kraft
des Devolutionsrechts anordnet. In den Abfchn.: „Von der
Election“ ift die „Form ber Ordination, duch D. Martinum
Luther geftellet” eingefchoben.
Bou ber Kirchen biener unberhaltung vnd befoldung.
Das kirchliche Einkommen foll erhalten und nach der ſchon
im dem päpftlichen Mechte enthaltenen Regel: „Beneficium
dari propter ofhicium‘® nur denen gegeben werden, welche der
Kirche mit der Predigt bes Wortes und Austbeilung der Sa⸗
eramente bienen. „Derhalben wer der Kirchen nicht bienet,
vnd folche güter zu fich zeucht, von dem Crimine sacrilegij
nicht mag entſchuͤldiget werden.“ - Die gewöhnlichen alten Ac⸗
eidentalia von Laufen, Zrauungen, Krankenbeſuchen, Ber
geäbniffen, Quatempern und bergl. follen den Kirchendimern
auch forner gereicht werben.
Emmunitates und Freyheiten ber Kirchen Diener.
Aus der Wuͤrttemb. K.⸗O., doch ift die Beſtimmung
über den Erwerb und die Berfagung bes Buͤrgerrechts uͤber⸗
gangen. In Beziehung auf die von den Geiftlichen, welche
nicht Bürger find, erworbenen Güter wird Iediglich auf den
Landesgebrauch verwieſen, während die Württemb. den Uns
teetbanen deffelben Drtes ein binnen zwei Jahren geltend zu
machendes Vorkaufsrecht zugeficht. Anftatt des Gnadenquar⸗
tals ber legteren wird ben Wittwen und Waiſen ein Gnaden⸗
halbjahr zugeſtanden. Aus ber Lüneb. ift die Beflimmung
eingefügt, daß bei jeder Gemeinde ein Wittwenhaus befichen
und von derfelben in Bau und Befferung gehalten werden folle.
@uperintendeng Ordnung. Bifitation Superintendeng bey der Kirchen.
Aus der Württemb. K⸗O. Die Zahl der General:
fuperintendenten ift auf fünf, die Zeit der Vifitationen durch
Pi pecialſuperintendenten auf Oſtern und Michaelis be⸗
immt.
Der General Zuperintendenten Officium.
Aus der Württemb. K.⸗O., doch iſt der Satz: „So
aber ein offenbarliher — vergleicht fein fol” weggelaffen.
Anftatt der Rügerichter werben bie Kicchuäter genannt. Die
Geldſtrafe, in meldye die Aeltern verfallen, die ihre Kinder
nicht zur Katechismuslehre anhalten, iſt nicht, wie in der
x
1569. DEZE. uranikkin: ÜBulfenbiittelsche Aiuchensstuuug.
Wuͤrtt emb., ſpeciell beſtimmt. Ebenſo iſt das Abhalten von
Hochzeiten an Sonn⸗ und Feiertagen nur im Allgemeinen ver⸗
boten. -
(Eenfur ober Difcipiim ber Mirden.
Vom Epnobs. Wie vnd wann ein gemeiner Eonuentus bed Confiftos
rij, ben vnſer Cantzley ber Superintendenyg halben, gehalten fol
werden.
Beide Abſchn. aus der Württemb. K.⸗D., der Ichtre je=
body mit Mebergehung des Sage gegen das Ende: „Was dan
alfo — erwartet werden.“
Wie vnnd wawon bie Pfarherrn, Prediger, Digeon, Subbiacon, Sti⸗
peubiaten, Pebagopium, Schulen, und aubers, fo ber Kirchen incor⸗
poriert, erhalten follen werden.
Aus derſelben Quelle, mit Ausnahme des Schlußfages:
„Wa aber die Pfarcen — fchuldig feien.”
Verordnung des KRirdyenraths oder Eonfiftorij bey vnſer Cantzley, auch
Erpebition beffelbigen*).
„Als wie in vnſern vorgehenden Ordnungen, offtermalen
von vnſern Kirchen Rethen meldung gethan, jnen auch mit
ernſt aufferlegt haben, ob denfelben zuhalten, unnd wo feel und
mangel erfcheinen wolten, biefelbige vermöge der Ordnung zu⸗
wenden, Fuͤrnemlich aber die beftellung ber Minifterien vnnd
Schulen, auff das darinnen ordentlich, richtig gehandelt, vnd
taugenliche, gelerte vnnd Gottsfuͤrchtige Kirchendiener gebüre
lichen bociert, und mit Gottfeliger erbawung ber Kirchen, zu ben
ficchendienften geordnet werden, eingebunden und iniungiert
haben.
Demnach und bamit hieran auch nicht mangel erfcheine,
So willen vnd verordnen wir, das zuforderft in folchem vnſerm
Kirchen Rath oder Eonfiftorio, onfer Stathalter Cantzler, vnd
oberfter Superintendens zu Wulffenbüttel, fo jederzeit fein
werden, die oberfte ‚Superintendeng vnd infpection haben, vnd
neben ber andern jrer Irbentlichen Infpection, verholffen fein,
die Ordnungen auch erpebition heiffen handthaben.
Zu vnd neben denen, follen bey vnſerm Kirchenrath, aud)
etliche Theologen (fo wir jeder zeit beflimmen) gebraucht wer«
den , welcher gefchefften fein follen, in maſſen hernacher volget
vnd "begriffen iſt.
Desgleichen, vnd auff das alle ſachen, deſto mit mehrerm
ernſt, und ſtattlicher verricht, So woͤllen wir, wann Politiſche
ſachen, der Kirchen anhengig, fuͤrfallen wuͤrden, ſollen dieſel⸗
bige auch vor vnſern Politiſchen Cantzley Rethen berathſchlagt
vnd verrichtet werden.
Zu notwendiger Erpsöttion ber Kicchen geſchefften, ſol auch
ein vleiſſiger, geſchickter Secretarius gehalten werden.
Auff das nun mit beſtellung ber Miniſterien vand Schulen,
auch Eramime und approbation der Kirchen biener vnnd Schul
meiſter, ſampt berfeiben Collaboratorn, richtiglichen , vnd ome
wenigfte verhindrung anderer kirchen gefchefften gehandlet, auch
die Kirchen diener jeber zeit bey vnfern verordneten jre ſachen
hetten anzubringen, und derhalben weder in jren Kirchen. etwas
verfaumen, noch vergeblich jven weg fürgenommen, So wöllen
wir, das zu ſolchem alle Wochen auffs wenigft ein tag, nemlich
*) Much biefer ui. giebt zum Theil wörtlich ven Inhalt ver Würt-
temb, RD, wiebe
1568. CVAXxE Benuufdyw. :Mistfenbänteliihe Riscyenorönnng.
‚ ber Freytag, ober welcher am gelegenften fein wird, fürgenont«
men, darauff auch berürte fachen erpebiert werden.
Derwegen folien die Theologi auff diefelbige Tag, und all⸗
wegen von Matthine Apoftoli big Galli, von 12. biß 4. Vhr,
von Galli aber biß wider Matthiae, von 1. biß 5. Vhr, neben
onfern hierzu verordenten Politifchen Kirchen Rethen, in onfer
Cantzley, vnd darzu fonders beftimpten ort erfcheinen und vers
harten.
Volgendts mit jnen alles jenige, fo inn beſtellung ber Mis
nifterin und Schulen, in annehmung der Pfarherr, Prediger,
Caplan, Schulmeiſter, und jrer Collaboratorn, auch eraminis
sung berfelben, vnd verhoͤrung jrer Predigen, und proben, des⸗
gleichen mas zu abwendung, warnung vnd flraff, jter in ben
Superintendengen , oder fonften fürgebrachten feel vnd mangel
an der Lehr, vleiß und leben, von nöten, vnd ſich der Augß⸗
puͤrgiſchen Confeſſion, und vnſern Ordnungen nach, gebürt,
auch die fuͤrfallende gelegenheit erheiſcht, oͤrdentlich helffen zum
getrewlichſten bedencken, verrichten, vnd ob ſich gleich die fuͤr⸗
kommene ſachen, auch biß in den nachuolgenden Tag erſtreck⸗
ten, vollenden.
Desgleichen wa fie in dieſen und andern handlungen, weiche
ſchon nicht gar Ecclefiafticae oder Scholafticae, ſonder denfelben
anbangten, vnd Mirtae weren, von obgefegter vnſerer oberften
Buperintendenten vnſers Kirchenrats einem, auch aufferhalb
ber benanten zwen Zag erfordert wärden, follen fie gleicher ges
flalt erfcheinen, und zum trewlichſten rathſchlagen und verhmis
dein helfen.
Doch möllen wir, das diefelbige Ertraordinari gefchefften
jrenthalben dermaſſen angeftelt und verricht werden, damit ee
jnen an jren ordinari prebigen vnuerhinderlich fey.
Und demnad) die notwendige und techtmeffige beftelung
der Minifterien und Schulen, gedachten Theologis fuͤrnemlich
aufferlegt, und fie hierüber forg tragen müffen, das weder vn⸗
taugliche angenommen noch gebüfdet, noch auch die vackerende
Minifterta und Schulen Inn die lenge vnuerſehen bleiben, So
follen in vnſerm Conſiſtorio etliche Bücher zugesichtes werben,
barin die Namen, deren, fo vmb Kirchen vnnd Schuldienſt an⸗
halten, desgleichen auch die vacierenden Pfarren, Caplaneyen,
vnnd Schutdienft verzeichnet, auff das man alsbaldt wiederumb
bedacht ſey, diefelbe mit taugenlichen perfonen zubefegen: Es
follen auch wie ein jeder im Examine befunden, vnd mas er
für Teflimonia feines lebens, und der Lehr auffgelegt, mit vleiß
in ein befomder Buch geſchrieben werben, bamis man fich der»
felben, beides der Kirchen vnnd jren Diemem zu gutem habe
zugebeauhm, und allwegen auch darzu gefchrieben werden, auff
- welchen tag ein jeder zur Kirchen verordnet, oder lenger ſuſpen⸗
diert, unnd zu welcher zeit er wiederumb zuerfordern und zubes
Treiben ſeye.
Demnach, und auff das Leine dem andern hinderlich, oder
mit vnerdaung Duccheinamber gu achtet ond himberung ber
Expedition vermenget werde, So ift auch unfer will vnd meis
nung, das fie, die Theologi, auſſerhalb was der Kicchdiener
befoldung vnd vnderhaltung befangt, fonften anderer Mere
Politicorum entladen vnd vberhaben fein, auch damit keins
wegs belefliget ober befchweret,, fondern biefelben,, als negft
volgen wirdet, von der Politicis verrichtet werden. Hiemit
aber follen fie feines wegs, was bis Kirchen, vnd derſetben zu
gehörigen Ktöftern, und ander guͤter belangt, anfgefhloffen,
fondern neben vnnd mit den andern Confiſtotialibus gleichr
authorttet, gemalt, vnnd beuelch haben, vnd bie fuͤrſorg tragen,
Damit von den kirchen nichts abalieniert, vnd jeberzeit die Kies
hen diener mit gebürlicyer underhaltung, nach eines jeden ga
ben vnnd geſchicklicheit verfehen werben.
Es follen auch vnſere Eonſiſtotiales, vnd verorbente Kies
hen Rethe keine ſachen auff die lange Banck hinlegen laſſen,
ſonder gentlichen darob und an fein, damit in allen handlun⸗
gen, vnſern Ordinationibus ſtracks, und one milterung, ed weren
dann ehehaffte vrſachen entgegen, gelebet und nachgeſetzt werde.
Vnd was alſo in allwege verhandelt vnd beſchloſſen, darob
fein, das im Namen des Conſiſtorij gefertiget vnnd exequiett
werde.
Es ſollen auch onfere Kirchen Rethe unferee Serien, Junge
frawenkloͤſter, Pfarten, Predicatuten, Caplaneyen, datneben
auch aller und jeder, in daſer Oberkeit, Perbenden, Capla⸗
neyen, Fruͤmeß, Pftuͤnden, vnd dergleichen, ſampt doron zu
gehoͤrigen Oberkeiten, herrligkeiten, Lehnſchafften, Rechten,
Gerechtſame, Guͤter, Zinß, Guͤlten, Gefell, Nutzbarkeiten,
Einkommen, auch deren anhangende Sara handthaben, verthe⸗
dingen, vnnd mit gangertı ernfi daran fein, damit demſelben
nichts engogen, oder anderfime har, dann vermoͤg vorgehenbet
vnſer verordnung, angewendt dnd hingelaſſen werde.
Desgleichen woͤllen und beuchlen wir auch ernftuch, das
vnſer CEonſtſtorium fen gut auffſehens auff vnfere Mans und
Jungfrawencloͤſter, vnnd derſelben angerichte Schulen und
Haushalten ; haben, damit oͤrdenclich, und wol ben Gloͤſtern zu
gutem gehauſet, nichts vnnuͤtlich vnd vberfluͤſſig verſchwent,
alieniert, oder die Cloſtor, weder mit vbermoſſtger gaftung, ned)
in andere mag beſchwert, firenemlich aber, dus Die Schulen und
Eioͤſter Schuierimung nach, im gang erhalten, bie Praecep⸗
tores mit ben knaben vleiß fürwenden, und in allweg pietas
vnd Studia gefuͤrdort werben.
So uch vnſern Prelaten vund Cloͤſter an habender Obet⸗
keiten, Herrligkeiten, Gütern, Zinſen, Guͤlten, und Gefelle,
eintrag oder beſchwernaß begognen vnd zugefäget werden wolt,
von wen es gleich geſcheh⸗, ſollen vnſere Kirchen Rethe, in
vnſerm Namen, jnen die handt bieten, wieder ſolches verholffen
vnd beyſtendig fen, ſchemen vnnd handthaben, vnd jnen in
allem jrem anliegen rathlich und haͤlfftich fein
Gleich ⸗ cweiß auff vnſer Stipenblaten Pedagoglum alle Pur⸗
ticulae ad Deudſche Schulen, vnd was dorglelchen miehr, im
vnſern Debummgen begtiffen, acht haben, auff das in ſolchen
richtiglich gehauſet vnd gehandelt, und was unfem Drdinaties
nibus entgegen, ſich areugen wolt, baflab bey alten, vnd mit
nutzen abfchaffen.
Alſo aud) ob vnſer Caſten vnnd Wellen Ordnung halten.
Derwegen darob vnd an ſein, auff daß Jerlichen die ge⸗
dachte Synodi vnd angeſtelte Viſitatlones, come hlabecauß ges
halten, vnd was mangel befunden, dieſelben gebeſſert weeden.
Wa auch vnſern Pfarrern vnnd Kirchen dienern an jren
Pfarr guͤtern eintreg oder verhinderung geſchehen woͤlte, ſo iſt
auch vnſer beuelch, ſo offt daran mangel erſcheinte, das vnſere
Kirchen Rethe dieſelben abſchaffen, vnd verfuͤgen woͤllen, damit
den Kirchendienern dieſelbe ohne klag gedeyen moͤge.
Do aber durch ſchickung des Allmechtigen 1 0a vnſer Kir⸗
394 1509. VXZLER 'uusttdhe Eonfifivelalorbunug
chendiener, kranckheit, ober anderer zufallender beſchwerungen,
in armut gerathen, oder Widwen vnd Weiſen in armut ver⸗
laſſen, oder einem ein auffzug gegeben werden muͤſte, fol der⸗
gleichen Perfonen jederzeit (dev gebär nach) huͤlff vnd ſteur
widerfahren.
Vnſer Conſiſtorium ſol auch jederzeit Verordnung thun,
damit die Pfarr vnd Pfruͤndheuſer der noturfft nach in weſent⸗
Uchen Bewen gehalten, vnd fo von noͤten Grund und Heupt⸗
bew zuthun, dieſelben auff vorgehende berathſchlagung der ver⸗
ſtendigen Werckleut, der gelegenheit nad, volnfuͤhren laſſen.
Do aber dieſelben Gebew, an ſchleiſſenden oder Heupt gebewen
andere ſchuͤldig weren zuthun, gleichsfals bey denſelben folchs
verſchaffen.
Ferners auch der Geiſtlichen Verwaltern, desgleichen aller
vnſerer Mans vnnd Jungfrawen Cloͤſter Rechnungen, gebuͤren⸗
der vnd rechter zeit, mit beſtem vleiß, nemlich auff Georgij
anzufahen, hoͤren, vnd damit keins wegs verziehen. Vnd dar⸗
inn gutt auffſehens haben, das dieſelben vrkuͤndtlich vnd oͤr⸗
dentlich geſtelt werden.
Was für fee, mangel, vnordnung, abgang, in der Ein»
nam, ober vberfluß in aufgaben, bdarinn befunden, diefelben
auffzeichnen,, mit nichten paſſieren laflen, fonder ben Receſſen,
. damit biefelbigen gerechtfertigst und emendiert, anhenden, dar⸗
auff in volgender Rechnung, oder zu ber in Receſſen beftininter
geit,. vermerden, ob die alfo mit beſſerer verrichtung abgeftelt
ober nicht, und hieriunen, nach gelegenheit ber fachen, bie gebuͤr
furnemm.
.WVnd ob zu zeiten, anderer unferer fuͤrfallender Gefchefften
halber ſich zutruͤge, das ber verorbenten einer, nicht bey dem
Ordinari teglichen gefchefften, ober Rechnungen entgegen fein
koͤndte, fo follen die andern fo entgegen, nicht deſto weniger
mit dem Secretario in ben gemeinen Erpeditionibus fürfdyrets
ten. Ziele inen aber jchtigs zweifenliches und beſchwerliches
darunder für, -daffelbig oͤrdentlich auffzeichnen,, alsdann zu ans
kunfft des abmefenden, mit jme auch bedenden, erregen und
handien , wie ſich gebürt,
Es fol auch onfer Conſiſtorium die fürfehung anftellen, das
burch einen oder etliche, der zugegebenen Politifchen Rethen,
bey unfern Mans Ciöftern, auch der Verwaltern ber vaciren⸗
den Caplaneyen ıc. fo zu vnderhaltung ber Stipendiaten ers
lichen Vifitationibus, und anbeen nothiwendigen Kirchen fachen
veaerordnet, Jerliche Rechnungen geböret, auch derwegen außzug
darſelben gemacht, die feel vnd mangel ſigniert, Volgendts ſol⸗
ches alles von dem Conſiſtorio notwendiglich erwegen, vnd die
gebrechen angeftelt, vnd gebeflert werben. .
Noben dene, foll auch vnſer Confiflorium, was jeder Kir
chen Einkommen , und wohin ſolches vertwendet, auch armen
Gaftenrechnungen (welche dann alle, Jerlichen, jnen vberſchicket
werden follen) mit vleiß erfehen, bewegen, und alle vnorbnung,
abgang und vberfluß abſchaffen und wenden.
Wo ferne dann. einige ſache an uns zubringen, das fol mit
jrem bedencken gefchehen, wöllen wir jnen jeder zeit fürderlichen
beſcheidt wiederfahren laffen, und in der Erecution vechefffen.
- &o nun under diefem fpennige ſachen furfielen,, die unfere
Geiſtliche Verwaltung, Mans vnd Jungfrawencloͤſter, auch
derſelben Oberkeit, Herligkeit, Ehehafftinen, Recht, Gerecht⸗
ſame, Guͤter, Zinß vnd Gult, vnd was denſelben anhangen
moͤcht, belangen, vnd derentwegen ſonderer bewegender vrſa⸗
chen, vnd von mehrern berichts vnd gegenberichts wegen, einer
zuſammenkunfft vnd vertagung von noͤten, Da woͤllen wir, das
dieſelbigen fuͤr vnſer Cantzley vertagt, vnd daſelbſten in beyſein
etlicher von dem Conſiſtorio verhoͤrt vnd außgefüret werben.” '
Bon bem Secretario des Kirchen Rath.
Ordnung in Seſachen.
Beide Abſchn. aus der Wuͤrttemb. K.⸗O. Der letztre
verweif’t ruͤckſichtlich der ehehindernden Verwandtſchaftsgrade
auf die beigefuͤgte beſondre Ordnung (welche den Saͤchſ. Ge⸗
neralartikeln von 1557 entlehnt iſt). Ferner wird verotdnet,
daß die Pfarrer in zweifelhaften Faͤllen ſich an die Superin⸗
tendenten oder das Conſiſtorium wenden, und daß in Deſer⸗
tionsfaͤllen, „damit die vnſchuͤlbige Peeſon an jrem gewiſſen
gerathen, vnſere Eherichter vnd Rethe ſich nach den Refor⸗
mierten Kirchen Conſiſtorijs verhalten‘ ſollen.
Bon ben Schulen.
Bis auf geringe, unmefentlicye Abweichungen aus derſel⸗
ben Quelle.
Wie es binfurt in ben Jungfrawen Elöftern Biefes Sürftentbumbs ger
halten werben fol.
Allgemeine Beftimmungen über die Kiöfter (in benen alle
ewige Geluͤbde abgefchafft, und deren Mitglieder anflatt der
Kappen und Ordenskleider nur ſchwarze Kleidung und Schleier
zu tragen verpflichtet find). Dann liturgifche Anordnungen.
Raften Drbnung.
Dee Württemb. K.⸗O. entiehnt. Wie in diefer wird
u. a. die Gemeinde zu Hand» und Spanndienften bei Kirchen«
bauten für priucipaliter verpflichtet erklaͤrt, während rüdficht-
lich dee Handwerksloͤhne und ‚ber Herbeiſchaffung des Materials
auf die Obſervanz verwiefen wird.
Ordnung vund Keformatien, @eelefiaftiei Gonſiſtorij zu Ihena, Durch den Durchleuchtigen
Hochgebornen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Johans Wilhelmen Hertzogen zu Sachſen, Landtgrauen in Thiringen,
vnd Marggrauen zu eſen, Beſtettigt vnd Confirmiert.
Anno 1569. Gedruckt zu Ihena, Durch Chriſtian
Roͤdinger. 6 B. 4.
Dieſe Conſ.⸗O. wurde waͤhrend der vormundſchaftlichen
Regierung bes Derzogs Johann Wilhelm erlaffen. Ihr war
im 3 1561. eine andee („Dribaung und fummarifcher Pros |.
ceß bes fürftt. af. Gonfiftorii, Jena 4.) vorangegangen,
welche zu deftigem © MWiderfpruche ber Senaifchen —
Beranlaſſung gegeben Hatte (ſ. Salig, Hiſt. ber Augeb.
1569. OXXxIE. Jenaiſche Gonfifterislortunng.
Gonf. Sb. IL S. 863, Heimburg, Or. de Matth.
Flacio, Jen. 1839. & 29, Otto, De Victorino Strigelio,
Jen. 1843. p.16. 56) und eben deshalb nicht zur vollftäns
bigen Anwendung gefommen zu fein fcheint. Vergl. auch
Trautmann, De ordinat. consist, et ecclesiasticis sere-
niss, Saz, Ern, Ducum, Jen. 1747,
**
I. Won den Perſonen bes Conſiſtorij.
Keine Perfon fol Mitglied des Conſiſtoriums fein, die
nicht ſich offen und Mar zu der h. Schrift A. und NR. T., ben
drei alten Symbolen, der Augsb. Gonfeffion und Apologie, fo
wie den Schmalk. Artikeln befennt und den in den fürftl. Cons
futationen (1558) vertworfenen Irrlehren widerfpricht.
Das Confiftorium befteht aus dem Superintendenten zu
Jena, zwei Theologen (welche Profefforen der Theologie oder
Kicchendiener fein ſollen), zwei geſchickten gottesfürchtigen Zus
eiften und dem Amtmann, ferner dem Notarius, feinem Sub⸗
flituten und einem Boten. Im Falle der Erledigung einer
Stelle erfolgt die Wiederbefegung mit Rath der anderen Con⸗
filtorialen. Für den Präfidenten fungirt in Verhinderungs⸗
fällen einer der theologifchen Beiſitzer, und, wenn einzelne
Gonfiftortalen zu erfcheinen verhindert, oder wichtige Sachen
zu berathen find, darf die Behörde auch andere theologifche Pros
fefforen und Superintendenten zuzießen, welche alsdann mit
dem Affefforeneide belegt werden. Alle Mitglieder empfangen,
über ihre Befoldung, einen beftimmten Gehalt.
Die Parteien koͤnnen ſich der Redner oder Vorfprecher bes
bienen, doch find fie auf Erkenntniß, mittelft des Eides der
Wahrheit, felbft Antwort und Bericht zu geben ſchuldig. Die
Procuratoren verpflichten ſich durch einen Eid und können von
bem Gonfiftorio mit Geldbußen belegt werden.
IL. Won bed Präfidbenten vnd ber Afſſeſſorn Ampt.
Die Conftftorialen haben die Verpflichtung, bie reine Lehre,
wie fie in den genannten Büchern enthalten ift, aufrecht zu er-
halten und entflehenden Aergerniffen und Spaltungen zeitig
zu wehren. Iſt ihre Bemühung erfolglos ,- fo wird der Lan⸗
desherr „einen Sonuentum eines ausſchus, fürnehmer, Gottes⸗
fürchtiger, verftendiger, und in Religionsftreitten, betverter
Derfonen, aus den Landftenden, Hoffrethen , Profefforn Theo⸗
logiae.., Superintendenten, Pfarherrn, und Prebigern, in
einer guten ahnzal, verfamien, halten, und die fürgefallene
misuerftende vnnd ſtreite durch Gottes gnedige Verleihung
nach feinem allein ſeligmachenden Wort chriftfichen entſcheiden
lafſen.“
Ferner hat das Confiſtorium daruͤber Aufficht zu führen, daß
die in den Statuten der Univerfität wegen der „Schmachbürher,
vnd Gemelden” enthaltenen Beitimmungen beobadhe
tet, daß bie Spectalvifitationen durch die Superintendenten
gehörtg veranflaltet, und bie Kicchengüter erhalten und moͤg⸗
lichſt gebeffert werben.
2. Bon der Rorma, darnach au dem Eoufiftorio gericht pub geur⸗
theilt werben ſoll.
Das Confiftorium urtheilt „nach dem reinen Gottes Wort
Chrifti, der Propheten, und Apoftel Lehr, auch ber Chrifll.
Kepler, Gonflitutionen, vnd gemeinen Kepferl. Rechten, bie
325
Gottes wort gemes, vnd nicht zu wider, Darzu den Löblichen
alten gebreuchen, vnferer Fuͤrſtenthumben vnnd Landen.”
Wo eine allgemeine Orbnung und Satzung erforderlich iſt, ſoll
diefe mit Rath des Confiftorii und anderer gelehrter Theologen
und weltlicher Räthe erlaffen werden.
IV. Won Eyden vnnd gelübten ber Perſonen bes Eonfiftorij, vnd
beren fo daran zu handlen.
V. Vom gewalt vnd Jurisdietion des Eonfiftorij.
„Das Conſiſtorium iſt als ein gemein Kirchengericht, er⸗
wehlet vnd geordnet, Darumb hat es auch im namen der Kir⸗
hen macht vnd gewalt.. gegen menniglich, mas Wirden, Stande
oder Weſens der ſey, niemandts ausgenomen, alle vnchriſtliche
ergerliche Suͤnde, Vbelthaten vnd Laſter, nach ordnung, macht
vnd gewalt, der Schluͤſſel der Kirchen, von Chriſto gegeben
vnd befohlen, Matth. 16. 18. Joha. 20. mit ernſtlichen vnd
ſcharpffen erinnerungen, ermanungen, warnungen, einreden,
bedrawungen, Suspenſion von den Sacramenten vnd andern
Chriſtl. vbungen im der Kirchen, auch der Excommunication
.zu ſtraffen.“
Es ſollen jedoch keine Sachen, welche in das Amt der Pfar⸗
rer. und Superintendenten gehören, vor daſſelbe gezogen wer⸗
den, wenn fie nicht zuvor von den competenten- Behörben ord⸗
nungsmäßig verhandelt, oder die legteren nicht fdumig oder den
Parteien verbächtig find.
Ebenfo wenig foll die weltliche Jurisdiction durch die geifte
liche gefchmälert werden; vielmehr haben die geiftlichen und
weltlichen Gerichte rüdfichtlid, ſolcher Lafter, „Die zu verachtung
ehrlicher unnd Chrifklicher zucht, vnd Difciplin begangen wer⸗
ben,” concurrente Jurisdiction.
VL Was Sachen in bes Eonfiftorii Jurisdietioe gehörig.
Adgötterei, Gottesiäfterung, Fluchen und Schwören, Kes
tzerei, Simonie, Verachtung der Lehre, Sacramente und Ce
remonien, abgöttifche Segen, Zauberei, Wahrfagen und Cri⸗
ſtallſehen, falſche Eide, heimliche Gefelfchaft mit Juden und
Sübinnen, in den Kirchen und auf den Kicchhöfen begangene
Frevel, Beleidigungen der Aeltern durch die Kinder, große und
Argerliche Uneinigkeit unter Eheleuten, offener und behazrlicher
Neid und Haß, namentlicd, unter Verwandten, Fleiſchesver⸗
gehen, wischerifche Contracte, fehädlicher Vorkauf des Getreis
des, Beleidigung und Beſchwerung der Wittwen und Waiſen,
ſchaͤndliche Nachreden und Pasqullle, namentlich gegen bie
Obrigkeit und die Kirchendiener, alles was der Kirchen⸗ und
Schuldiener Vocation, Amt, Dienft, Leben, Wandel, Transs
latton, Dimiffion und Verbrechen belangt, Streitigfeiten über
Potronatrecht, alle die Güter der Kirche und die Befoldungen
ber Kirchen⸗ und Schuldiener betreffende Sachen, Beleidigun⸗
gen gegen bie Kirchen⸗ unb Schuldiener.
„Bub wiewol die Ehefachen, an inen ſelbſt Bürgerliche
Sachen feindt, dafuͤr auch bey dem alten Chriftlichen Kelfern
gehalten worden, So mollen mir boch diefelben aus viel bes
weglichen vrfachen an das Gonfiftorium gewieſen haben. Der:
geftalt, das der Superintendens,, unnd Pfarrherr, fampt dem
Amptman ober Schöffer des orts, da fich der fall begeben, die
Sad) aufencklich, wie bis anhero gebreuchlich geweſen, vnd her⸗
komen, verhören, und wo muͤglich Chriftlich und rechtmeſſig In
326
der glite entfcheiden follen, Wo fie aber hierin kein volg haben,
oder die Sach an ir felbft dermaſſen gefchaffen, das fie an das
Confiftorium zu Remittieren, follen fie mit vberſchickung ber
gepflogenen handlungen und notwendigen bericht, an das Con⸗
fiftorium gelangen laſſen..“
Wenn von dem Gonfiftorio in geiftlihen Sachen Rath,
Bedenken und Urtheil gefordert werben, fo foll ihm ſolche zu
ertheilen frei ftehen.
Vo. Un welchem ort, vnb zu was zeiten das Eonfiftorium gehalten
werden fol.
vol. Ron dem Brocefö des Conſiſtorii.
In allen Sachen foll fummarifch und fchleunig, und mit
befondrer Beſchleunigung der Rechtsſtreite der miserabiles
personae verfahren werden. In geringen und nicht weitlaͤu⸗
figen Sachen ift fchriftliches Verfahren unzulaͤſſig. Ale Ur⸗
theile find fcheiftlich zu verfaffen und aus der Schrift zu vers
lefen; alle Citationen nur in Schriften und durch die geſchwor⸗
nen Boten zu erlaffen.
K. Bon firaften vnd Erecution ber Vrtheil vnd Procefb.
„Nach dem Gott fein Gefeg gegeben, vnd das Ampt ber
Schlüffel feiner Kirchen befohlen, auch allen Kirchendienern,
Superintendenten, Pfarberen, Predigern, und Diaconen auff
erlegt, die Sünden, ergernuffen vnnd lafter zuſtraffen, So
follen fie ald teewe haushalter, der gemein Ehrifti, ſolchem jrem
Goͤttlichen befelch, des ſtraffampts, durch das wort Gottes,
onnd bie abfonderung und Sufpenfion von den Sacramenten
und andern Chrifllichen obungen, in der Kicchen, nohtwendigs
vnnd trewes vleis, ausrichten, vnnd wo in einer gemein mehr
denn ein Minister verbi wehre, vnd jemandts darin feiner bes
gangnen fünden halb, von den h. Sacramenten, ober andern
Chriftl. obungen zu Sufpendieren, fo foll ſolchs zu verhuͤtung
zwiſpalt und Ergernus, mit aller berfelben Kirchendiener vnd
Seel ſorgern vorwiffen , und bedencken, beſchehen, Vnd wo fie
ſich hierinn nicht vergleichen moͤchten, ſo ſollen ſie folchs an
jren Öuperintendenten gelangen laſſen, vnd deſſen entſchiedts
geleben, Wo ſich aber ein ſolcher fall in des Superintendenten
Kirchen begebe, als denn fol derſelbig durch das Conſtſtorium
entſchieden werden. Item, wan der Sufpenfion vnd dergl.
fell halben, ſich jemandts ob feinem Pfarrherr oder Prediger bes
ſchweren thete, der fol folches erftlih dem Superintendenten
anbringen, der anff vorgehende verhör, vnnd erfündigung, die
Sach zu Dijudicieren hat. Wann fich aber jemandts hierüber
auch‘, oder fonften baldt anfangs ob dem Superintendenten bes
klagte, mag ex das an dem Conſiſtorio fücbringen...
Vnd dieweil die Solennis excommunicatio in dieſen letzten
zeiten, darin die Bosheit der Welt vberhandt, vnnd der Glaube
vnnd die Liebe abnimmer, ſchwerlich zu vben, und des Son
Gottes vnſers einigen Heilandts feiner Kirchen befohlenen ges
walts, die hoͤchſte und gefehrlichite ſtraff if, vnd wo groffe ges
fahr, auch groffe forg von nöhten, Darzu ſonders zweifets, alle
Sottsfürdytige und vernünfftige Pfarherr und Superintendens
ten, für ſich felbft, in ſolchen hochwichtigen Sachen anderer
Chriftl. Gelehrten vmnd erfahrnen Perfonen raht jederzeit bes
geren, und viel mehr wündfchen werden, das ſolche jnen diefe
Bürde, forg vnnd laſt heiffen wagen. Darüber folcher dann,
1569. cxxxır. Jenaiſche Gonfiftorialsrbunug.
nicht allein in einem Ampt oder kirchſpiel, fonder durchaus in
allen vnfern Fuͤrſtenthumben vnnd Landen, Erafft haben, und
Erequiert werden fol, So tft mit fonderm raht unnd bedacht,
Chriſtlich, heilſamlich, nuͤtzlich, und notwendig geachtet, das
kein Perſon in ſolchen Bann verurtheilt, vnd erklert werde,
auſſer dem Conſiſtorio...“
Dieſes geſchieht auf Anzeige der Pfarrer und Superinten⸗
denten, welche letztre zugleich an dem Spruche Theil nehmen.
Der Bann wird zu Jena und in der Parochie des Unbußfer⸗
tigen verkuͤndigt, „vnd ſolchem verbannten ſollen darnach nicht
allein die Chriſtl. Sacrament und Begrebniſſen, ſondern auch
alle ehrliche Empter vnd Dienſt abgeſchnitten, vnnd verbotten
ſein, Darzu in keiner Verſamlung vnd Geſellſchafft vnder den
Chriſten gelitten vnd geduldet werden, Allein mag er in die
Kirchen gehen, doch das er an einem ſondern orth ſtehe, den
jhm der Pfarherr anzeygen wirdet.“ Leiſtet aber der Gebannte
der Kirche und den Beleidigten Abbitte und ſagt er Beſſerung
zu, ſo empfaͤngt er von dem Conſiſtorio die Abſolution, welche
ebenfalls oͤffentlich verkuͤndigt wird. In Todesgefahr darf aber
der Pfarrer die Excommunicirten, ſo wie Alle, welche durch
Ruchloſigkeit die Kirche geaͤrgert haben, abſolviren, wenn ſie
rt find und in Gegenwart andrer Perfonen Abbitte
leiten.
In was Sachen ober Fellen bie Ereommunication ftatt Babe.
Der Bann fol erkannt werden gegen bie, welche „vottifche,
verkehrte und verführifche Dogmata vnd Lehr führen” und
ſich davon nicht wollen abweiſen laſſen; ferner gegen die, welche
von der wahren Religion, den Evangelio und den Sacramen⸗
ten verächtlich reden oder ſchreiben; gegen die, welche Vater
oder Mutter, die Kiechen> oder Schuldiener thätlicy beleidigen
und deshalb die Buße verweigern; endlich gegen Alle, die in
Öffentlichen groben Laſtern, als Abgötterel, Gotteslaͤſterung,
Zauberei, Wahrfagen, verdächtigen Segen, Meineib, Voͤllerei,
Neid, Haß, Feindſchaft, Räuberei, Ehebruch, Hurerei, Wu⸗
ches und dergl. unverbeſſerlich verharren. (Vergl. die Wits
tenb. Conſ.⸗Art. v. 1542.)
Die Form bet Excommunication.
Dieſe iſt im Ganzen bie der Wittenb. Conf.⸗Art., doch
wird am Ende noch die weltliche Obrigkeit aufgefordert, den
Bann mit äußerlicher Strafe zu exequiren.
Herner wird das Conſiſtorium an diefer Stelle ermächtigt,
die Kirchen⸗ und Schuldiener nicht nur mit Worten zu flrafen,
fondern auch ad publicam poenitentiam seu deprecationem
anzubalten, zu fuspendiren, gu trandferiren und zu removiren,
namentlich wenn fie ohne Grund Sacramente und andere Kir⸗
chenuͤbungen verfagen, den Gemeinden Kirchen: und Schulbies
ner eins ober abdrängen, fich in politifche Händel und Regie
rung einmilchen, die dem Confiftorio unterworfenen Sachen
unterbrüden und dergl. — Küfter, welche gegen die Geiſtlichen
oder fonft in ihrem Amt und Leben ſich ungebührlich verhalten,
fetten, wenn fie auch den Superintendenten nicht Gehorſam
leiften,, von dem Conſiſtorio ernſtlich geftraft werden.
X. Bon Eoften vnd fepaben.
Gedrudt zu Ihena, buch; Chriſtian Rövinger.
!
1500. COXXZEE. Meckleuburgiſche Eonftfiorinlorbunng.
327
1370.
OXXXIII.
Der Durchleuchtigen Sochgebornen Fürſten und Serren, Seren Johans Albrechts vnd Serren
Vlrichs gebrüdern, Hertzogen zu Meckelnburgk, Zürften zu Wenden, Grafen zu Schwerin, Der Lande Roftod und
Stargart Herren Kirchengerichts oder Gonfiftorij ordnung. In jhrer F. G. Vniuerfitet zu Roſtock angerichtet. Im
Jar nach Chrifli unferd Herrn geburt MDLXX. Roſtock, Gedrüdt durh Iacobum Lucum. 10 2. 4.
Ueber die Errichtung bes fchon in ber K.⸗O. v. 1552
verheißnen Gonfiftoriums für bie Mecklenb. Lande vergl.
Wiggers, Kirhhengefchichte Medienburge, S. 158 ff.
Einer der erfien Beifiger war Chyträus, der wahrfcheinlich
auch an der Abfaffung der vori. Conſ.⸗O. wefentlichen Ans
theil hat. Die Quellen ber Iestern find bie Jenaiſche
Gonf.eD. v. 1569 (Nr. CXXXII.) und die Goslar.
@onf.sD. v. 1555 (Rr. CII.).
* * *
L. Vom Awupt der Rirchenrethe.
„Dee Kiechenrethe Ampt fol fuͤrnemblich feyn, für fich, und
neben ben Superintendenten bierauff zufehen, damit die Pfars
herr vnd biener des Euangelij bem heiligen Goͤtlichen wort ge-
meß, eintrechtig vnd gleichformig Predigen und Ichren, Derwe⸗
gem auch die heilige Scheifft fleiffig ſtudiren, auff das fie die
reine Chriftliche lehre dem Volck trewlich fürtragen, vnd fich
aller Rotten, Secten, vordechtiger Buͤcher vnd lehre, welche
der wahren Augsburgiſchen Confession, derſelbigen Apologien,
den Schmalkaldiſchen Artickeln, auch vnſerer publicirten Kir⸗
chen ordnung widerwertig, gentzlich enthalten.
Vnd nach dem es bey dem gemeinen, vnerfarnen Man viel
ergernus, zerruͤttung und vnrichtigkeit verurſacht, fo die euſſerliche
vbung des Gottes dienſt vnd Caeremonien mit gebuͤrlicher Re⸗
uerentz, ordentlich vnd gleichformig nicht gehalten werden, Vnd
dann etliche Pfarherr mit fleis vnd vorſatzlich darinnen vnglei⸗
- heit fuͤrnemen, fo follen vnſere Kirchenraͤthe acht und einſehens
darauff haben, das die Caeremonien , mit den Gefengen, Kleis
bung der Priefter, Reichung und handlung ber Sacrament, der
heiligen Zauff unnd des Hochwirbigen Abendtmals des Herren,
Auch die Feſt an einem ort, wie am anderen ordentlich, gleich
flimmig und nad) ausweifung unferer Kirchenordnung gehalten
und getrieben werden.
Es follen auch die Pfarheren, Seelforgere, Prediger und
andere Kirchendienere, da jnen etwas zu leibe gefchtcht, ober
einige vnbilligkeit, oder abbruch oder ſchmelerunge, an jren ges
oebenten einkommen, güteren vnd nugungen widerfehret, «6
gefchehe gleich folche von weme es wölle, fich bey vnſeren Kir
chenraͤthen jederzeit ſchutzs und ſchirms genoſſen, und fie erſu⸗
chen, das ſie jre geklagte beſchwerung an das Ampt, Rath oder
herſchafft, darunder die ſache gehoͤrig, vermuͤge vnſerer Kirchen⸗
ordenunge gelangen laſſen, vnd vmb abſchaffung auch beſſerung
ſolcher mengel vnd gebrechen anhalten, Da aber dieſelbige darin
nachleſſig ſeyn, vnd den gebuͤrlichen ſchutz den beſchwerten nicht
wuͤrden oder konten leiſten, vnd es ferner an vns gebracht
wuͤrde, So wollen wir als dan an vnſer fuͤrſtlichen huͤlff vnd hand⸗
reichung dermaſſen nichts erwinden zulaſſen wiſſen, damit die
vberfahrer vnd verbrecher vnſern ernſt ſpuͤren ſollen.
Als wir auch leider vnd mit ſchmertzen erfahren, das hin
vnd wider in den Stedten, Doͤrferen vnd auff dem Lande leute
befunden werden, welche gegen dem ſchuͤldigen Gottesdienſt ſich
alſo kalt, ruͤchloſs vnd verechtlich erzeigen vnd vmb jre Seelen
ſeligkeit ſo wenig bekuͤmmeren, das ſie in vier, fuͤnff oder mehr
Sontagen, nicht einmal zur Kirchen gehen, Das Euangelium
nicht hoͤren, ja in einen, zweien, dreien, vier oder mehr jaren,
das heilige Sacrament des Leibs vnd bluts vnſers Herrn Jeſu
Chriſti nicht begeren zuempfahen, Damit ſie gantz boͤſe ergernus
vnd exempel anderen zur anleitung vnd nachfolge von ſich ge⸗
ben, vnd daraus bey der armen einfaltigen vnuerſtendigen ju⸗
gent entlich eine vergeſſung vnd verachtung Gottes vnd aller
Religion, auch entlich ein gar heidniſche, grewliche vnd teuffe⸗
liſche verhertunge vnd blindtheit ehrwechſet vnd einwurtzelt, So
ſollen vnſere Kirchenraͤthe, dieſelbige verechter Gottes vnd ſei⸗
nes worts vor ſich zuerforderen, zur bekerung vnd beſſerung
jres lebens, vnd zu gebuͤrlichem gehorſam gegen jren Pfarherrn
vnd Superintendenten zuweiſen, vnd vor ſolchen wilden, Got⸗
loſen weſen vnd wandel zuuermanen, auch auff den fall jrer
vnbusfertigkeit ond verſtockung wider fie, wie hernacher vnter
dem titel der Viſitation weitter meldung beſchen wird, zu pro⸗
cediren hiemit von une macht vnd auſtruͤcklichen befel haben.”
Hierauf von dem Amt des Notars, des Procurator fisci,
der die „fo mit offentlichen groben lafteren befledet, und vom
Consistorio ex oflicio Citiert feint,” rechtlich verfolgen fol, und
der gefchworenen Boten.
1. Bon @iben ond gelübten ber Berfonen des Consisterij, vnb
deren fo daran zuhandelen haben.
Aus der Jenaiſchen Conſ.⸗O.
M. Bon fachen und Yerfonen, die dieſes Kirchengerichts, Zurifdiction,
onterworffen ſeyn follen.
Auch diefer Art. ruht auf ber Sen. Conſ.O. Beſonders
genannt werben nody: die Aufficht über die gleihförmige Hals
tung der Seremonien, die Ahndung der Sacramentsverachtung,
die Schlichtung der gemeinen Irrungen zwifchen den Kirchen»
dienen, die Entfcheibung über perfönliche (nicht bingliche)
Klagen gegen die legtern. Die Jurisdiction über die personae
miserabiles wird nicht erwähnt; bagegen ift die Beflimmung
über bie Ehefachen wörtlich wiederholt.
IV. Bon Gewalt und Zurifbiction des Confiftorii.
Wörtlich nad) der Ten. Conf.sD., nur daß beftimmter ber
328 1508. COXXuEIs. Mecklenburgiſche Ernfifivelniorbimug.
Drävention zwifchen dem geiſtl. und weltl. Richter (mie in ber
Wittenb. Conf.:D. v. 1542) gedacht wird.
„Es fol auch vnſer Consistorium die jennigen, welche fi
an ordenlichen beruff vnd orglinierung der Administration ber
h. Sacramente und des Predbigampts vnterfahen, nad) gebür
vnd billigkeit zuftraffen, Auch nady gelegenheit der fachen, die
flraffe de6 gefengnus zuerfennen, vnd das vrtheil durch das
brachium seculare exequieren zulaffen, nicht allein macht,
fondern auch hiemit von ons befehlich haben.’
V. Von dem Proces bes Eonfiftorii.
Am Wefentlichen aus der Jen. Conſ.⸗O.
VI. Vom Termin ber Citation vnd vngehorſam bed Klegers vnd
Beklagten.
Zunaͤchſt rein proceſſuale Vorſchriften. „Wann aber Re-
ligions ftreit von einem artikel Chriftlicher lehre in dem gericht
anhengig gemacht weren, follen die Kirchenräthe erftlich beide
partt eigentlich verhören, und auff ben Scopum Contronersiae
fleiffig achtung geben, damit fie ertündigen, ob es ein wortge⸗
zende, oder die lehre ſelbs antreffe, vnd alßdann nach der
Richtsſchnur des Göttlichen worts bey ſich darüber dijudiciren.
Darnach mit beiden, ond fonderlid mit dem irrenden teil,
fleiffig ond freundlich handen, das fie die eigentliche formam
sanorum verborum, mie ©. Paulus redet, trewlich vnd fleif-
fig brauchen vnd behalten, vnd nicht mit zweiuelhafftigen, uns
gewönlichen, newen oder verdechtigen formis loquendi, oder
mwortgezenden, die arme betrübte Kirchen höher vnnd meitter
verunruhigen, betrüben vnd zerrütten.
So aber der fireit in einem hochwichtigen Artidel bie Lehre
ſelbs antriefft, vnd der jrrende teil ſich durch der Kirchenräche
freuntliche vnterweifunge vnd vermanung auß Gottes wort
nicht wil unterrichten vnd bewegen laffen, So follen die Kir⸗
chenräthe mit vnſerm vormiffen, hülff und zuthuen, aud) mit
zuziehung vnnd rath etlicher verftendiger Gottfeliger, gelerter
vnd friedliebender prediger und Theologen, eine gewiſſe eigent-
liche onnd vnzweiuelhafftige formam der lehre, von demfelben
ftreitigen artickel, auß Gottes wort ftellen, vnnd diefelbige be⸗
ftendiglich und ernftlich zutreiben, vnd die jrtumb zu flraffen,
beiden teilen, infonderheit aber, dem jrrenden teil, aufferlegen,
einbinden, vnd befehlen.
Vnd warn ein zandfüchtiger, friedheffiger, eigenfinniger
toller Kopff dtefelbige gewiffe formam anfechten, und zuſchelten
ond zulefteren nicht auffhoͤren wolte, So foll er fid) dadurch feine
ampts feloft entfegt haben, Wie wir jne dan aud) nicht leiden,
fondern auß onfern landen zuuermeifen wiſſen wollen.
Es follen aber auch nicht one onterfcheid alle Prediger, eben
fo wol die, fo fünde vnnd jrtumb vnd Öffentliche fünder vnnd
verfürer ernſtlich ſtraffen, als die andern, die ohne vrfad)
f&hreien vnd leſteren, oder falfche Lehre verteidingen, mit einer
ley Senteng und Mandat des Ampts entfeget, fondern hierin
Chriſtlich, ordentlich und gebürlich verfaren und gelahrt werden.”
VI. Rah was RNechten im Eonfiftorio zu ſprechen fey.
„Erſtlich in glaubens fachen, mas die Religionis flreit und
vneinigkeit von ber lere, oder Gottes dienſten anlangt, Sol die
einige, ewige, vnwandelbare Richts ſchnur ſeyn Gottes wort,
in heiliger göttlicher fchrifft dee Kirchen geoffenbaret, Dauon
S. Paulus fpriht, So jemandt einander Euangelium predigt,
als ich euch geleret habe, der fey verflucht, Vnd Deut. 4. 12.
Du folt nichts darzu thuen zu Gottes wort, und folt nichts da⸗
won nemen.
Dieweil ſichs aber offtermals zu zutragen pflegt, wan Re-
ligions ftreit vnd gezende erregt werden, Das helfe, Hare fprüche
der Goͤttlichen fchrifft, in mwiderfinnifche meinungen verkeret,
vnd mandherley ungleiche, vnnd mie ſichs im eufferlichen ſchein
anfehen left, widerwertige fprüche angezogen werden, So ift
nötig, das man bie ſpruͤche in den Propheten vnd Apofteln,
Sonderlich wie fie In jrer fprache (in Ebraeis et Graecis fon-
tibus) fauten, fampt den ombflenden, fleiffig gegen einander
halte, und dan ein eintrechtige meinunge, die mit ber Summe
der Chriftlihen lehre, vnnd ganzen heiligen Schrift vberein⸗
flimmet, daraus neme, barzu dan auch der bewerten Lehrer,
vnd fonderlih D. Lutheri aufslegungen vnd zeugnuffen mögen
gebraucht vnd betrachtet werden, Welche, fo fie mit ber ein-
heiligen Summa Goͤttlicher lehre gleichſtimmen, des Gottfelis
gen Richters berg vnd fenteng defto mehr vnd frefftiger beſtet⸗
tigen, Wiewol fonften vnſer glaub und Senteng nicht auff
einiges menfchen fhrifften, fondern allein auff das heilige Goͤtt⸗
liche wort gegründet feyn foll.
In anderen Kichen ſachen, Als das Examen Catechismi,
' die formam administrationis Sacramentorum, Visitationem,
Synodos, die Caeremonien, lectiones, Geſenge und andere
kirchenuͤbungen betreffendt, foll vnſer Kirchenordenung allents
halben geuolget werden.
In eufferlihen groben fünden vnd lafteren, iſt das vrteil
albereit aufdrüdtich in Gottes wort gefprochen vnd publiciert,
Math. 18. Sit tibi velut Ethnicus et Publicanus. tem.
l, Gorinth: 5. Thut von euch hinaus wer da böfe ift.
In Eheſachen, fol in denen fellen, welche in beiliger
Goͤttlicher fchrifft, Leuit. 18. 1. Corinth. 7. Math. 19. und
anderswo gemeldet, unnd decidiert ſeyn, allein der Göttlichen
ſchrifft, in verfaffung der vrteil, geuolget werden, Ungeachtet,
ob die Canones oder Geiftlihen Rechte, wie man fie nennet,
anderft decidieren. .
Nachdem aber mancherley felle in dem Consistorio für:
fommen, darin die Canones toider das Göttliche vnd natuͤr⸗
liche Recht pronunciern, So wollen wir von etlichen gemeinen
fellen, fo teglich für die Consistoria gebracht werben, wie darin,
vermöge des heiligen Goͤttlichen worts und der Keyſerlichen
Rechten zufprechen ſey, mweitleufftigere decisiones alhier fegen.
Bon Gradibus, darin die Ehe verbotten, |
Bon Ehegelübten ohne verwilligung ber Eltern,
Von heimlichen Verluͤbnuſſen,
Von denen, die ſich mit zweien verloben,
Bon weglauffen, vnd mutwilliger verlaſſung oder desertion
der Eheleut,
Von Eheſcheiden,
Von des vnſchuͤldigen teils freiheit, widerumb ſich mit einem
andern zuuerehelichen, |
Wan einer eine für eine jungfraw neme, Go vorhin von
einem anderen geſchwechet were.“
‘
1550. EXKXINL. Medienburgiiche Eonfiftorisisrhuung:
vHi. Bon den Brabibus der Bintfrenutichafft vnd Schwegerſchafft,
barin bie Ehe verbotten. .
Die Ehe ift abfolut in den im Mofatfchen Rechte bezeichs
ten Graden verboten, denn es find dieſe Gefege allen Menfchen
vorgefchrieben, daß fie ſich darnach halten, oder graufame Stras
fen von Gott erwarten follen. Darüber find aber in den Lan-
desgefegen auch andere Grabe verboten (der zweite der gleichen,
der dritte der ungleichen Seitenlinie). Hier ift ein Uns
terfchied zu halten, und, wenn die Ehe bereits eingegangen
. wäre, foll fie um dieſer menfchlichen Verbote willen nicht aufs
gehoben werden.
Bon Eheglübten ohne verwilligung ber Eltern.
Verloͤbniſſe ohne Bewilligung der Aeltern find unkraͤftig.
Verweigern die letzteren ben Conſens, fo kann derfelbe durch
das Confiftorium fupplict, doch follen die, welche ſich ohne
Willen der Aeltern verlobt haben, dennoch ernſtlich geſtraft wer»
den. (Vergl. die Goslar. Conſ.⸗O.)
Bon KHeimblicheu verlübnuffen.
Materielle und formelle Beftimmungen, beide aus ber
Soslar. Eonf.sDO. („Bon heiml. Verlöbnuffen”, „Wie in
Ehefachen ꝛc.“)
Bon benen bie ficy wit zweien verloben.
Bon weglanffen vnd mutwilliger deſertion ber @heleute.
Bon Ehefcheiben.
Saͤmmtlich aus der Goslar. Conſ.⸗O.
Wanu einer eine für Jungfraw neme, fa vorhin von einem andern
geſchwechet ift.
„Nachdem wir alle wiſſen, das Gotts ernſter wille ift, das
der Eheſtand recht gehalten, vnd vnzucht verhuͤtet werde, dan er
als ein reiner Gott, warhafftiglich vber alle vnzucht zuͤrnet, vnd
dieſelbige ernſtlich ſtraffet, darumb ſoll in Ehegerichten forthin
dieſe ordenunge in ſolchen fellen ſteiff vnd feſt gehalten werden.
Erſtlich ſo die that nicht bekandt oder bewieſen iſt, So iſt
vnzweiffenlich vnd offenbar, das der man nicht ledig geſprochen
werden kan, Sondern demſelbigen viel mehr gebotten werden
ſoll, in dieſer Ehe zubleiben, vnnd darin Chriſtlich zuleben, vnd
ſich vnnd ſeine haußfrawe nicht zuſchanden zumachen, wie der
tert Deut: 22. den man ernſtlich ſtraffet, der mit vngrund ſein
eigen weib zuſchanden machet.
Zum andern, So die that bekant oder bewieſen iſt, als ſo
ſie ſchwanger geweſen vor der zeit, hie ſol abermal der Richter
erſtlich die verſuͤnung ſuchen, die fraw aber ſoll vmb Gotts
willen, vmb verzeihung bitten, vnd ſich zu allem gehorſam ers
bieten, Vnd ſol der man erinnert werden, das man auch ſolcher
armen weiber ſchonen ſoll, dann ſie koͤnnen hernach nicht wider⸗
umb zu Eheren kommen, Item es ſey Gott gefellig, das ein
Menſch des andern ſchande, ſo viel muͤglich iſt, zudecke.
Zum dritten, So aber der man hart iſt, vnd wil dem weib
nicht gnad erzeigen, auff vorgeſchehen guͤtliche erinnerung, und
begert entlich, das man in ledig ſpreche, ſoll der Richter zuuor
auch dieſe fuͤrſichtigkeit vben, nemblich, Der man vnd das weib
ſollen gefraget werden, Ob der man das weib auch hernacher
berührt babe, nachdem er. gewuͤſt habe, das fie zuuor von einem
II.
829
anderen befchlaffen ſey, und fo man ſolchs befindet, das er fie
auch berührt hat, Sol man fie nicht ſcheiden, dann er hat nach
diefem wiſſen in fie gewilliget, onnd Ban errorem nicht allegirn.
Die ander fürfichtigkeit ift, Das man das weib heimblich
frage, Ob der theter fie auch nach dem verlübnud berührt habe,
und fo diefes gefchehen ift, So kan der Richter den Man ledig
fprechen, als in casu adulterij, und ift des Richters gewiſſen
erer. ‘
” Wann aber der Man nad) allen diefen proceffen darauf
beharret, das er entlich begert, man fol in lebig fprechen, vnnd
hat das weib nicht beruͤrt nad) der zeit, da er innen worden,
das fie zuuor von einem andern befchlaffen geweſen, mag jn
das Consistoriam im namen Gotts ledig Tprechen.
Vnd wiewol die Bürgerlichen gefeg im Mofe uns nicht
binden, So fihet man dennoch darin, mas Gott zuleft, oder
nicht zuleft, Nun ift Öffentlich in Deut: 22. Das man nicht
allein den man ledig fprechen, Sondern auch das weib tödten
fol, Auß diefem grund ift bee Dichter fiher, fo er den man
ledig fpricht, und dieweil in vielen gefegen im Moſe klerlich zus
befinden, das Gott ernſtlich darüber zörnet, fo fol dennod, das
weib von der Obrigkeit, vmb jrer begangenen vnzucht willen
gefteaffet werden.”
IX. Won Verierung und prefeription wiber ber Kirchen vnd Bbrtlicher
milder fachen ſchult ober güter. '
„Nachdem es fich offt vnnd vielmals begibt, Wann bie
Debitores vnnd Schüldner der Kirchen, gemeinen kaſtens, oder
anderer piorum locorum gemanet,, der ſchuldt mit Siegel und,
Briefen vberzeuget, das fie Dagegen mit ber praescription fid)
entfchüldigen, vnd das Klagende theil dahin dringen, Regifter
vorzulegen, vnd die quasi possession der rente oder zinshebung
zuerweifen, Sintemal bie verenberung der Religion, und außs
cottung des Bapftumbs, die vicarien und andere, fo den Kits
chen vorgeftanden, vermweilet, Das die einkommen nicht ges
manet, darüber die Regiſter und perfonen mit langheit der zeit
verkommen, und die DHauptuerfchreibung nicht deftomeiniger bey
dem Eaften und andern pijs locis nod) zur zeit verhanden, So
fol vonfer Consistorium in dieſen ſachen nad entflandenen
bandelungen, gute fürfichtigfeit gebrauchen, Damit die prae-
scription zu verderb und groſſem nachteil Kirchen und Schulen,
auch der hospitalien vnd armen heufer nicht leichtlich geflattet,
befondern fo viel es ſich zu recht leiden wil, binderfagt werde.
Dann ob wol, vermüge ber Rechte, wider Kirchen anforderung
innerhalb viergig jar fan praescribiert werden, fo tft boch als
hier zu fehen, ob ber praescribent malam fidem, und alfo er
oder feine vorfaren wifjenfchafft folcher fhuldt gehabt, Darumb
folfen erſtlich die substantialia praescriptionis fleiffig erwogen
werben, vnnd foll den jennigen, fo vber viergig jar nicht ges
manet fein, der eidt jee wifjenfchafft zuentdedien, aufferlegt
werden, Vnd da fie denen geleiftet, feint fie von den anfprü-
cheren zu abfoluieren, Es were dann, das die Kirchen und pia
loca bis fals iusta ex causa, als probabili ighorantia und der»
gleichen rechtmeffigen erheblichen vrfachen, vermüge der Mechte
die restitution in integrum wider die praescription haben’
kondten, diefelbige if zuforderſt in achtung zuhaben.”
X. Bon Yublication der vrtheil.
"Segen bie Erfenntniffe des Eonfiftoct findet die Revisio
42
880
aetqrum secundarie vor dem Conſ., brei Landraͤthen, vier Hof
räthen und drei Superintendenten Statt, und meitere Berufung
iſt nicht zuläffig. | ER
"XI Von Execution ber vrtheil, fraffen, vnd vertragenen fachen.
Vorſchriften über die Vollftcedung durch das brachium
saeculare. .
30. Won der Erconmuunication.
„Dieweil gefchrieben. ſtehet, Deut. 17. Richte mit rechten
gericht etc. So ift nicht gung, das ein Prediger es mit der
Kirchen diſciplin, zucht und flraffen, eruftlic, und gut meyne, oder
eine gute fache habe, Sonder man muß auch einem gebürlichen
ordentlichen Proceß, Laut des Goͤttlichen Rechtens, barin halten.
Nun bat unfer Herr Jeſus Chriſtus felber den proceß, fo
man in der Excommunication und andern Kirchen flraffen hals
ten fol, mit außgedruͤckten, deutlichen worten fürgefchrieben,
Math. 18. Sünbiget dein bruder an dir, fo gehe bin, und
ſtraffe ine zwifchen die vnd jme alleine, hoͤret er dich nicht, fo
nim nod) einen oder zwen zu bie, auff das alle ſache heftehe in
zweier oder dreier zeugen munde, hoͤret ex bich nicht, fo fage es
der Kirchen, höret er die Kirchen nicht, fo halte ine als einen
Heiden und Zölner, Warlich ich fage euch, mas jr auff erden
binden merbet, fol auch) im Himmel gebunden feyn, Und was
jr auff erben löfen werdet, fol auch im Himmel loß fenn. Item
Sal. 6. So etwa ein menfcd mit einem fall vbereilet würde,
fo heffft jme wider zu recht, mit fanffmütigem Geifte, die jr
Geiſtlich fett, vnd ſehe auff dich ſelbs, das du auch nicht vers
fucht werbeft, Item ad Titum. 3. Einen ketzeriſchen menſchen
melde, Wan er einmahl und abermahl vermanet ift, vnd wiſſe
das ein ſolcher verkeret iſt, vnd fündiget als ber ſich felbft ver:
urtheilt hat. Item 2. Corint. 13. Komme ich zum britten
mahl zu euch, fo fol in zweier ober dreier mund beflehen aller
ley ſachen, Stem 1. Zim. 9. Wider einen Priefter nimb Beine
Hoge auff, auffer zweier ober dreier zeugen, die da fündigen,
bie ftraffe für allen, auff das fich auch die anderen fürchten,
ich bezeuge für Gott und dem Herrn Jeſu Ehriſto vnd ben
auſſerwelten Engelen, das bu ſolchs haltefl, ohne eigen gut⸗
duͤnckel, und nicht thuft nach gunft, mache dich auch nicht frembs
der fünden teilhafftig, etlicher menfchen fünden feint offenbar,
das. man fie vorhin richten Fan, etliche aber werben hernach
offenbar.
Diefes fein die fürnembften fpräche des Goͤttlichen Rech⸗
tens, darin der proceß, den: man in Kirchen gerichten- hatten fol,
außdruͤcklich geſetzt und geordenet iſt. |
Nu wirt ber proces in allen gerichten fuͤrnemblich darumb
gehalten, das die ſache, dauon man vrteilen fol, dem Richter
gewiſslich und gruͤndtlich befant werde, das er nicht allein auff
bloffes hörfagen, oder argwon, und vngewiſſe vermütunge füffe,
noch benfelbigen folge, fondern bee warheit gewiß ſey, damit
niemant mit vnwarheit angegeben, vnd wnfchüldig verdampt
werde. Wie gefthrieben ſtehet, wen ein menfch unter bir ge
funden wirdt, der da vbels thut für ben augen des Heren, und
wirt dir angefaget und höreft es, fo ſoltu mol darnach fragen,
und wenn du befindefl, das es gewiß mar ift, das ſolcher grewel
geſchehen ift, fo foltu denfelbigen menſchen firaffen.
Derhalben wo das begangene laſter vnd ergernus, nicht
gang eigentlich, gruͤndtlich vnnd gewiffe befant ift, (als das
1530. CAEXıHE Welientmegitike Eonfiitsviolserunng.
einer Öffentlich falſche Lehre Durch ben Druck halſtarriglich ver⸗
teidingte) und alfo das factum oder gefchicht nicht gan noto-
rium vnd kundbar, fo fol ein Prediger niemandt Hffentlich mit
namen in den Bann thun, der zuuoe nicht Durch einen ordents
lichen procefö vermanet und oberzeuget ift, Vnd ſoll gleichwol
die frage, ob diefelbe fünde notori und offenbar fey oder nicht,
bey dem Superintendenten ober Paſtorn eins jeden orte nicht
allein, fondern auff des Consistorij erfündigung, beduncken,
vnd erkentnus ftehen, Vnd ift mit fonberlichem fleiß zumerden,
der onterfcheidt zwiſchen den fünden und lafteren, die von trewen
Predigeren und Seelforgeren zuftraffen feint, dann etliche laſter
vnd fünde feint heimblich vnd verborgen, die dem theter oder
Prediger, oder mweinig anderen leuten allein bekant feyn, vnd
nicht die gange gemeine oͤffentlich geergert haben, Als wenn
einer etwa mit einem jrtumb in der lehre behafft, den er doch
nicht Öffentlich, aufgefprenget und verteidiget hette, oder wen ein
Prediger allein wufte, das einer einen tobfchlag, oder andere
fünde begangen hette, ober wen einer bed anderen perfon mit
worten oder werden beleidiget hette, oder wie Augustinus mel-
det, das etwan die frawen jrer menner vnzucht und Ehebruch
den Beichtueteren anzeigen, nicht allein auß eiffer, fondern auch
das fie fuͤr jrer Ehemenner buffe vnd ewige feligkeit forgfeltig
feint etc.
In ſolchen heimblichen ſuͤnden, fol und muß vor allen dins
gen, vnd mit allem fleis und trewen, der befehlich Chrifli ge
halten werden, So bein bruber wider dich fündiget, fo gehe hin
vnd ftraffe ine zmifchen dir und jme allein, Denn, dieweil bie
Prediger der fünder ſchand und gebrechen nicht verraten, fondern
heilen, vnd jnen vergeben follen, fo ift nötig, das fie ſolche
heimliche fünder ernftlich und in geheim, auff das aller trew⸗
lichte vnd vetterlichfte unterrichten, ond inen Gottes zorn vnd
jree fünden gremwel, vnd bie ewige flraffe und verdamnus fürs
halten, vnd fie auff das aller ernftlichfte ond trewlichſte zu der
Buffe ond beferunge zu Bott vermanen, Wen fie nun die vers
manung annehmen, jre fünde erkennen und befjerung zufagen,
vnd die abfolution und des Herrn abendtmahl begeren, fol jnen
ber Prediger diefelbe mitteilen, und jnen keine offentliche ſtraffe
aufflegen,, fie aud) nicht von der Cangel nenmen, fondern fol
die fünde die heimblich ift, heimblich Laffen bleiben, vb dem
andern zu nachteil niemand auff erden vermelden, Wie von
diefem fall, der heilige Augustinus gar deutlich und trewlich er=
innert, mit diefen worten, So bein bruber wider dich fünbiget,
(fpricht Chriftus) fo flraffe ine zwiſchen die und jme allein,
warumb? Ey er hat wider dich gefündigt, Warumb fagt er
aber, fo er wider bich gefündiget? Du weiſt es daß er gegen dich
gefünbiget hat, fo gehe nun mit im allein an einen befonbern
ort, wenn bu ine darumb ſtraffen wilt, was er an dir gefün-
diget hat, den bieweil du es allein weiſt, das er gegen dich hat
gefündiget, und wolteft in gleich wol für allen ftraffen, fo wuͤr⸗
deftu nicht fein beforderer zur befferung, ſondern fein verrether
ſeyn, Darumb ſoll man die heimlichen fünden in geheim, die
offentlichen aber offentlich ftraffen. |
Etliche aber feint offenbare befante fünden, dardurch viele
leute, oder eine gange gemeine Kirche und Verſamblung geer⸗
gert und geunehret wirt, als ba der Corinther feine Stieffmut⸗
ter offentlich zue Ehe hatte, vnd deſſelben laſters offentlich bes
Bant war etc. Item, da ein falfcher lehrer offentliche jrthume
1590. OXXxmE. Wicdienburgifche Conſiſtorialorvnung.
vad Gottoleſterungen in ber offentlichen Prebigte ober Büchern
verteidinget, da eine Obrigkeit mit offentlichen Mandaten vnd
gewalt, daͤs heilige Predigampt vnd trewe Prediger verfolget,
ba einer einen offentlichen Tobtfchlag, Meineidt oder Ehebruch
begehet, der da bekandt, oder deffen er vberzeuget if.
Mo nun dergleichen offentliche fünden begangen merben,
die man nennet notoria peccata, vnd ſonderlich folche fünde,
die im werde und in der that offenbar feint, und ſich ſelbſt als
fo außweiſen, und allen oder vielen für augen flehen, vnd alfe
" Belle am tage feint, das fie mit feinem glaubwirdigen ſcheine
koͤnnen geleugnet werden, Item wo notoria iuris, das ift
folche fünden verhanden feint, welche einer ſelbs williglich be⸗
tandt hat, oder derfelben mit gründtlichem beweiß oberzeuget IR.
In folchen fellen ift auch nötig, das ehe man zu dem offent>
lichen Bann greiffet, die fünder vorhin ernftlich und hart mit
Gottes wort geftzaffet und zur buffe vermanet menden, aber
dieſes ift nicht allezeit nötig, das fie in geheim, oder zwifchen
dem Prediger und theter allein angefpsochen vnnd vermanet
werden, fondsen es foll der Seelforger neben feiner ftraff und
vermanung dem Consistorio felche offenbare fünde anmelden,
vnd warn dad Consistorium bdisfelbige vor notoria kundtbar,
offentlih, vnd vnuerneinlich heit und erfendt, auch dauon vr⸗
theilt, das die gantze Kirchen dadurch entwader mit falſcher Lehre,
331
Zeuberer, muthwilligen verechter des Predigampts und der hei
gen Sacrament, auffruͤrer, todtſchleger, Ehebrecher etc. in
den Öffentlichen Bann verkuͤndigen, vnd auß ber Chriſtlichen
gemein außſtoſſen vnd gang abſchneiden wil, So ſollen die Su-
perintendenten vnnd Prediger allein nicht auß eigenem gut⸗
bünden, die Leute oͤffentlich mit namen in ben Bann thuen,
Sondern zmuor dem Consistorio Anzeigen, und damit folgender
Proces gehalten werden.
Erſtlich, ſoll der Paſtor vnd Prediger denfelben offenbaren
ſuͤnder oder ſuͤnderinn zu ſich forderen, oder felbſt anſprechen,
und jne allem, oder In gegenwertigkeit zweier oder dreier vnuer
dechtiger, vnuerwuͤrffiger Zeugen trewlich vnd ernſtlich, und
doch ohne alle hoͤniſche bitterkeit vetmanen vnd bitten, Das et
feine fünde erkenne, ſich für Gottes zorn, vnd bet ewigen ver⸗
damnus, deren et alle ſtunde vnnd augenblick zuerwarten habe,
fürchte, warhafftige hertzliche Rewe und Leid vober feine ſuͤnde
habe, vnd ſich zu Gott bekete, ſein leben beſſete, vnd die Ehriſt⸗
liche Kirche, die er lange zeit geergert, vmb verzeihung bitte,
ſolche vermanung ſol der Pfarrherr ein mal oder zwey thun,
vnd darbey vermelden, wo der fuͤnder nicht wuͤrde von ſeinem
vngebuͤrlichen laſter abſtehen, vnd Buſſe thuen, ſo wuͤrde er
gedtungen, vermoͤge ſeins ampts, andere wege mit jme fuͤtzu⸗
wem, dero er doch für feine perſon lieber wolte vberhoben
oder boͤſem leben geergert wirt, fo ſoll alßdan der Prediger auch | feyn.
offentlich diefelbige offenbare fünber vermanen, vnnd mit Got⸗
tes wort flraffen, wie S. Paulus den Apoftel S. Petrum, ba
er mit feiner heucheley die gange gemeine zu Antiochia ergerte,
nicht heimblich zreifchen jnen beiden allein, fondern für allen
zubörern offentlich vermanet und geflraffet hat, alfo befehlet er
auch Zimotheo: Die da fünbigen, die ftraffe für allen, auff das
fi) die anderen barfür ſchewen, Vnd Chriſtus vermanet die
Phariſeer nicht heimblich zwifchen jn vnnd inen allein, fondern,
dieweil fie Öffentlich falfche lehre verteibingten und die warheit
verfolgeten, ftraffet er fie fuͤr allen zuhoͤrern: Ir feit von dem
Vatter dem Teufel etc. Mie auch Johannes der Teuffer zu
den Pharifeern fagt: Ir Ottern gezicht. °
Vnd iſt ſolche offentliche ſtraffe der öffentlichen ſuͤnder, und
bie heimbliche abweifunge von den Sactamenten, die in der
Beicht oder fonft priuatim gefchicht, Bein bann oder Sffentliche
aufftoffung oder vermerffung auß der Gemeine Gottes, fonder
er ift der erfle gradus Kirchen flrnff, Nemblich die vermanung
zur Buſſe und beferung, und wenn dee Sünder dieſelbigen an-
nimspt, oder in todts nöten vmb verzeihung feiner ſuͤnden, vnd
vmb die Absolntion vnd bas hochwirdige Sacrament bittet,
So iſt weiter keiner Kirchenſtraffe von nöten, Sondern ber
Prediger, fol den krancken, wenn er gefordert, befuchen „und
in gegenwertigkeit dreier ober vier zeugen, feine ſiinde und Got⸗
tes zorn , und die verdiente ewige verdbumus, ernflläch fuͤrhalten,
Wenn er mm vermedet, das dem beancken feine ſuͤnde leid
fein, und das ex bie abfolution ernſtilch begert, vnd beſſrrunge
zwfaget, und bie beleidigte Kärchen vmb werzeihung ſeiner exe
gernud bitten wil laſſen, So feb jn ber Prediger, ohne auff⸗
legung einiger weiterer ſtraffe oder satisfaction, mit dem Evans
gelte Chriſti troͤſten, un won: feimm ſuͤnden abſoduioren, und.
mit dem hochwirdigen Saerament verſorgen
Wan aber ein Puſtor, feinem von Bott beſohlenon ampt
nad, einen oͤffentlichen bekanten Gottsleſterer, Rottenzeiſt,
Wann nun dieſe vetmanung ſtatt findet, und ber gefallene
fuͤnder vmb votrzeihung bittet, So tft Reiner Kirchenſttaffen
mohr vonnoͤten, ſandern es follen jme die prediger auff fein be
ger, die Abſolution mittheilen, und zur gemeinſchafft der hoch⸗
an Sactamenten vnd aller Kirchen recht vnuerhindett
Zunm andern, Wann dee offenbar flrider Feines’ Paſtors
vettrelichr vermanunge verachtet, ober In ſeinen ſuͤnden trotzig⸗
lich und ruchloß fortferet, fo fol jne das Consistorium, fo balb
«8 dauon berichtet, ex oficio Citieren, Oder es foll der Paſtor
dem Kirchengeticht oder Consistario anzeigen, Nach dem be
fehl Chriſti: Die Ecclesiae, vns Paulus: indieef Eeclesia etc.
Es nennet aber Chriſtus, die Kirche oder Gemein, nit
benn gemeinen, vnuerſtendigenn, vnerfahten Poͤfel, auch nicht
einen Dyranniſchen Bapſt oder Blſchoff allein, viel weiniger
öffentliche Feinde des Euangeltij, Sondern die fuͤrnembſten
Gliedtmaſſonn, der warenn Kirchen, Nemblich, Gottſelige,
Chriſtliche, gelahrte, verſtendige Mennere, vnnd Elteſten, nicht
alleine von Paſtorn vnd predigeren, Sondern auch von ande⸗
ren verſtendigen Chriſten auß allen Stenden, denen die Gemein
Gottes dev Kirchen gesicht befohlen hat, wie Chriſtus daſelbſt
Math. 18. fpricht, Wo zwen oder drey vetſamblet fen, in mei⸗
nem namen‘, ba bin ich mitten vnder jnem
Vnd ſon das Consistorium: denſelbigen arigezelgten, un»
bußferngen, hartnecbigen Ouͤnder auff eine deflimbto zeis für ſich
forderen dund Citiern, mic anzeigung, was nach verlauffenem
Lenin, nach Gottes wort vnd befehl, wider Pre’ folk fuͤrhenom⸗
men, vnd au procedieren befohlen werden.
Zum: draͤtten, Wenm dev, ſo mit einem“ ſtrafflichen jetumb
in der Lehre, ober anderen oͤffentlichen laſteren boſchmitzt iſt
für ven Consistorio erſchoinet Soll a nachmals trewlich vnd⸗
ernfllich vermnmet werden‘, dort ſehnem jrramb vnd laſteren: ade
zuſtehrn, Vnd wann er das factum aan, oder ſeine gefaſte,
| 42 *
392
jerige meinunge, ober ſtrafflichs Leben, noch für recht, und uns
firefflich verteidingen würde, fol er, mas das factum belangef,
durch zweier oder dreier unuerdechtiger onuerwürffiger zeugen
munbdt, mas aber die jrrige Lehre belangt, mit Gottes wort, ond
der reinen Kirchen gezeugnus, feine jrtumbs heil und deutlich
vberwiſen werden, Wann er aber alfdann noch die vermanung
annimpt, und von feinem jrtumb, ober ergerlichem leben abs
zuftehen, ond den jrtumb zu widerruffen, zufagt vnnd vmb vers
hung bittet, Sol er von dem geiftlichen gerichte, mit Beiner
affe ferner beladen werden, ſondern es foll der Paftor feine
bekerung vnd widerruff des jrtumbs der Kirchen anzeigen, Das
mit die jennigen, fo durch feine falfche Lehre, ober ſuͤndlichs le⸗
. ben geergert, vnd verführet feyn, widerumb zu rechte gebracht,
vnnd onferm Herrn Chrifto gewonnen werben.
Es fol aber ein ſolcher bußfertiger, von wegen feiner bes
ferung ond widerruffs, des gehabten jrtumbs vnd begangenen
fünden, in teine bürgerliche anruͤchtigkeit, oder infamiam ge-
fallen ſeyn.
Zum vierbten, Wann aber die Öffentlichen, unbußfertigen,
balftarrigen fünder, bie entweder mit falfcher Lehre beflecket feyn,
und dauon nicht abftehen wöllen, oder in Öffentlichen Laftern
halftarrig ligen bleiben, Auch des Consistorij vermanung tros
Biglich verachten oder verfpotten, oder auff gebürliche Citation
muthwillig nicht Compariern würden, fo follen fie in der Kin
chen ober Kicchfpiel, darin fie wohnen, durch eine öffentliche
Genteng des Consistorij von ber Cangel mit namen in den
Bann verfündiget, vnd auf ber gemeinfchafft ber Heiligen ver⸗
ftoffen werden, Nach der Ichre Chriſti, Matth: 18. Sit tibi
velut Ethnicus et publicanus etc. Halt ine ale einen Heiden
und Zölner, der kein gliedtmaß der Chriftlichen Kirchen, Sons
been von Gott verflucht, vnd ewig verdampt ift, wo er ſich
nicht widerumb zu Gott beferet. Vnd S. Paul: 1. Eorinth:
5. Ich zwar , ale der nicht mit bem leibe ba bin, doch mit dem
Geifte gegenwertig, hab befchloffen ober den, der ſolchs alfo
gethan hat, in bem namen vnſers Herrn Jeſu Chriſti ine zu⸗
übergeben dem Sathan, zum verberben des fleifches, auff das
der Geiſt felig werde, am tade des Herrn Jeſu.
Wir erkennen ung au fhüldig, mit Chriſtlichem Eiffer
vnd ernft uber diefer Kirchen ſtraff zuhalten, Vnnd fo ber ver:
bannete fünder, den Bann freuentlicy verachten, und Iefterlich
dauon reden würds, So möllen wir jnen barumb, in ſchuͤldige
ſtraffe nemen.
Forma ber Ercommunication.
Lieben freunde, Ir wiſſet das Gotts ewige weißheit vnd
gerechtigkeit, dieſe vnwandelbare ordenunge vnd regel eingeſatzt
hat, vnd mit allen menſchen ohne vnterſcheidt helt, das alle
menſchen entweder ſeinem Goͤttlichen willen gleichformig vnd
gehorſam ſein, wie er in ſeinem wort, den gehorſam geordenet
hat, Nemblich, das die menſchen, jre ſuͤnde vnd ſchwacheit er⸗
kennen ſollen, vnd an Chriſtum gleuben, vnd vergebung der
ſuͤnden, vnd den heiligen Geiſt empfangen, vnd forthin nicht
mehr wiſſentlich vnd willig ſuͤndigen, ſondern im glauben vnd
guten gewiſſen leben ſollen, Oder, wann ſie Gottes wort vnd
willen nicht gehorſam ſeyn, vnd ſonderlich, wan ſie muthwillig,
wiſſentlich, vnd beharrlich, mit offentlichen, euſſerlichen, groben
laſteren, es ſey mit falſcher Lehre, oder ruchloſem leſterlichen
150506. CXXXIH Meckleubargiſche Confiſtorialorvnug.
leben ſuͤndigen, vnd dauon nicht abſtehen wollen, das fie alß⸗
dan fuͤr Gott verflucht vnnd verdampt, vnnd mit erſchrecklichem
zorn, vnd mit grawſamen ewigen ſtraffen verſtoſſen werden.
Damit nun die menſchen von dieſem gerechten vnd graw⸗
ſamen zorn Gottes wider die ſuͤnde, vnd von den ewigen ſtraffen
erinnert werden, ſo hat Gott nicht allein der weltlichen Obrig⸗
keit befohlen, die oͤffentlichen euſſerlichen ſuͤnden vnd miſſetha⸗
ten zuſtraffen, ſondern hat auch allezeit in ſeiner Kirchen dieſe
ordenung gehalten, Das alle, die wiſſentlich vnd williglich, wi⸗
der Gotts wort vnd willen ſuͤndigen, nit allein durch Gotts
wort darumb geſtraffet, ſondern auch, wann fie die vermanung
vnd wortſtraff verachten, mit dem oͤffentlichen Bann auß der
Chriſtlichen Kirchen gemeinſchafft außgeſtoſſen, und als vn⸗
duͤchtige, vngehorſame glieder abgeſchnitten vnnd verworffen
werden.
Nun wiſſet je, wie in dieſer Kirchen N. N. bißhero, öffent
liche falfche lehre, und Rotterey außgebreitet, vnd verteibinget,
(oder ein Öffentlicher befanter tobtjchleger, Ehebrecher, hurer,
wucherer, trunden bolg iſt. Derhalben er auch etliche mahl,
von mir als feinem Paftor, in beymwefen zweier, oder dreier zeu⸗
gen, Lestlich auch von dem ermirdigen Consistorio, trewlich
vnd ernftlich vermanet tft, von biefem jrtumb, oder lafter abs
zuftehen, vnnd fi) mit Gott vnd der geergerten Kirchen zus
uerfönen.
Dieweil er aber alle trewe vermanung verachtet, und in
feinem muthwilligen vngehorſam, wider Gottes wort und wil⸗
len, trotziglich vnd halftarriglich verharret, fo hat das Erwir⸗
dige Consistorium befchloffen, und mir befohlen, demfelben
ungehorfamen, hafftarrigen verführer, (mann er falſcher Lehre
halben verbampt wirt) oder Sünder, N. N. in diefem Kirche
fpiel mwonhafftig, auff heutigen Sontag in ben öffentlichen
Bann, abzutündigen, vnd auß biefer Chriftlihen Kirchen ge-
meinfchafft außzufchlieffen.
Derhalben ih, als diefer Chriftlihen Kirchen gemeiner
biener, vnd Seelforger, in dem namen vnſers Herrn Jeſu
Chriſti diefen vunbußfertigen offentlichen (verführer, lafterer,
ehebrecher, hurer, wucherer) N. N. dem teuffel jgundt vbergebe
zum verderben bes fleifches, auff das fein Geift felig werde am
tage des Deren, mann er ſich widerumb beferen wict.
Verkuͤndige im hiemit Gottes ſchrecklichen zorn vnd uns
gnad, vnd das er von aller gemeinſchafft aller heiligen im Hi⸗
mel, vnd auff erden außgeſchloſſen vnd abgeſchnitten, vnnd mit
allen Teuffelen in ber helle verflucht vnd ewiglich verdampt fey,
ſo lange er in dieſer vnbußfertigkeit verharret.
Verſage im auch hiemit alle Kirchenrecht, vnnd aller heili⸗
gen Sacrament gemeinfhafft aufgenommen bie anhörung ber
Predigt. Bitte auch, und vermane alle Chriften, das fie mit
diefem N. N. forthin nichts zufchaffen haben, vnnd ſich feiner
gemeinfchafft gang entichlahen, nicht mit jme eſſen oder drin⸗
den, jne nicht zu Beuattern bitten, zu keiner Hochzeit, ober
anderer ehrliche gefelfchafft laden, auch auff der firaffen oder
fonft nicht geüffen, Damit er befchehmet und gebemütiger
werde, und feine fünde deſto ehr befenne, und fi zu Gott
befere, Vnd mit der Chriſtlichen Kirchen, die er mit feinem
ungehorfam, zum böchften beleibiget, vnd geergert hat, ver⸗
füne ete.
DL)
—
1500. OXXEEEE. Vreckleuburgiſche Confiſtorialorduung.
Bon Excention des Vannes.
Alß baldt ſolchs durch den Pfarrherr verrichtet, ſol vnſer
Amptman, oder Kuͤchmeiſter, wie es jm von vns jeder zeit vnd
‚von jeder perſon infonderheit beuolen wirdt, ber außgeſchloſſenen
perſon alle hochzeit, wirtsheuſer, vnd andere ehrliche geſelſchafft
verbieten, vnd daruͤber den andern vnſern vnterthanen verkuͤn⸗
digen, wo einer, oder mehr befunden, ſo mit derſelbigen in
den wirtsheuſern, oder andern ehrlichen verſamblungen zechen
halten, das der, oder die, der gepuͤr nach geſtrafft werden ſollen.
Doch ſol ſolcher perſon jre weltliche handtirung mit kauffen
vnnd verkauffen nicht abgeſtrickt ſeyn.
Es ſoll auch ein ſonderlich geſtuͤel in der Kirchen beſtimbt
werden, da die verbandte perſon alle Sontage, vnd Feiertage
zur zeit der Predigt ſtehen, vnnd auff die Sontage, da das
Nachtmahl gehalten, ſoll alwege der Custos ſolcher perſon nach
der Predigt, vnd gebet vor anfang des Nachtmahls auß der
Kirchen durch das volck hinaus fuͤren, bis der Suͤnder ſich ler⸗
net ſchemen, vnnd ein Chriſtlichen wandel an ſich nemen.
Es ſoll auch alweg dem Amptman, Kuͤchmeiſter, Stadt⸗
uogt, oder Rath deſſelbigen orts beuolen werden drauff zu ſehen,
damit die aufferlegte Kirchen ſtraff ordentlich, vnnd, wie ſichs
gebuͤrt, volſtreckt, vnd gehandthabt werde.
Bon Wbfolution vom Bann.
Würde nun bie excommunicirte perfon eine Chriftliche
probe thun, und ein züchtig gehorfam leben, von zeit der auff⸗
erlegten Kicchenflraff anfahen zu füren, vnd vmb gnade zubits
ten, So fol der Pfarrher des orte, auch Amptman, und gericht
onfere Kirchenräthe fchrifftlich dauon berichten, Als dann fol
vnſer Consistorium den excommunicirten ber Kirchen ſtraff
toiderumb ledig erfennen, vnd bem Pfarchern beffelbigen orte
beuehlich thun, den excommunicirten widerumb oͤffentlich in
der Kirchen vngefehrlich auff folgende weiſe, oder wie jederzeit
der verhandlung, vnd beſſerung nach beuohlen wirdt, zu abſol⸗
uiren, vnd auff ben negſten Sontag nad) empfahung bes bes
uelichs der Kirchen zu verſoͤnen, Nemblich.
Ihr geliebten in Chriſto, nach dem bis anher dieſer N.
ein zeitlang von wegen ſeiner mißhandlung, vnd verſtockung
auß der heiligen Chriſtlichen Kirchen, als ein vnnutz gliedt, ab⸗
geſondert, vnnd von dem heiligen Sacrament des Nachtmals,
auch andern ehrlichen Kirchen verſamblungen außgeſchloſſen ge⸗
wefen, vnd aber ſich ſeidher auß Gottes gnaden in dieſer ſtraff
gehorſamblich, geduͤldig, vnnd Chriſtlich gehalten, auch ver⸗
ſprochen, er wolle forthin durch Gottes gnade ein Chriſtlich vn⸗
ergerlich leben fuͤren, So haben die verordenten des Consistorij
nad) empfangenen bericht, und eingenommener kunbtſchafft er⸗
383
Eennet, das der bemeite N. feiner Kirchenſtraff zu dieſem mahl
vergangener ſachen halben erledigt, und miberumb zu der ems
pfahung des heiligen Sacraments des Abentmals, auch andern
ehrlichen Kirchen verfamblungen zugelaffen werde.
Vnd follet je alle hierauff verwarnet ſeyn, fleiffig zu bitten,
das der almechtige barmbergige Gott biefem N. und uns allen
unfere ſuͤnde durch Iheſum Chriftum gnediglich vergeben, und
mit dem heiligen Geift begnaden wolle, das wir bis in vnſern
todt ein züchtig ehrlich Leben füren, durch Iheſum Chriſtum
onfern Herrn.
Darauff fol der Pfarcherr den excommunicirten, So vor
angefiht der gemein nider gefniet, die Öffentliche Beicht, vnd
alßbalt auch die absolution, wie die in vnſern Kirchen vblich,
fürfprechen, und den actum Ecclesiae mit dem gewönlichen
Geſange befchlieffen.
Do aber die excommunicirte perfon Eein befferung erzeigt,
vnd alfo in tödliche kranckheit fiele, Sol der Pfarrherr aber»
mahls allen fleis fuͤrwenden, das fie jre fünd erkenne, und der⸗
felden von wegen Iheſu Chriſti ledig gefprochen zu werben bes
gere, auch befjerung jres lebens vorfpreche.. Da nun buch
Gottes gnabe foldyes erlangt, foll dee Pfarherr fie absoluiren,
vnnd auff jhr beger mit dem Nachtmahl Chrifti teöften, vnd
verfehen.
Im fall aber, da die excommunicirte perfon,, ohne befie
rung auß diefem leben abſchiede, fo fol das Pfarruold nicht
bey derfelben Begrebnus feyn, Sondern jme, als ein abge
ſchnitten Glied von ber heiligen Chriftlichen Kirchen, vergra⸗
ben laffen.
Es follen auch bie Pfarrherrn mit allem fleis je Pfarruolck,
zu feiner gelegenen zeit vnterrichten, das die ordentliche Ex-
communication keins wegs zuuerachten, Sonder wie bie Com-
munion vnd gemeinfchafft der heiligen Chriftlichen Kirchen fey
ein gemeinfchafft aller Goͤtlichen Himliſchen güter, Alſo fey
auch die ordentliche, vnnd rechtmeifige Excommunication ein
Beraubung alles zeitlichen, vnnd ewigen Heils.
Jedoch, da die mißhandlung fo lefterlich, und ergerlich, das
die flraff nicht mol ohne merdlichen nachteil, vnd ergernuß ber
Kirchen verzogen, vnd obgelauter mafjen nad) einander gehan=
delt werben möchte, fo fol ohne vorgehenbe ermanung der
Pfarrherr des orts, da bie ergerliche perfon geſeſſen, folches
feinem Superintendenten mit guten ombflanben berichten, Das
mit es fürter ohne verzug an vnſern Kirchen Raͤth gelanget,
vnd befcheid darüber erholet werben möge.
ENDE.
Allein Sott die Ehre.
®
BB 1808. CXXXW. Redienburgifhe Enperiutendenten· Orduuug.
CXXXIV.
De doctrina et ceremonlis sinceri eultus divini ecclesiarum ducatus Cur-
landiae, Bemigalliaeque ete. in Livonia.
Kirchen Ordnung Wie es mit der Lehr Göttliches worte, aufstheilung der heil. bochw. Sa:
erament, Ehriftlichen Geremonien, Drdentlicher vbung, ded waren Gottesdienſts, In den Kirchen des Herzogthumbs
Shurlandt vnd Semigallien in Liefflandt, fol ſtetes vermittelft Göttlicher hülff gehalten werden. Anno salutis
1570. 323. 4.
Die vorftehenb verzeichnete, von bem Superintenbenten Aleranber | erforderlich erfchlenen ift. Die Anordnung entlehnt fie der Med-
Eichhorn aus Lemgo entworfene K.:D. trägt fo durchaus den Zy= | Lenb. 8.=D. v. 1552. (Rr. XCII.) Außerdem finden fich viele
pus ber Iuther. K.sD., daß eine Mittheilung ihres Inhaltes nicht | Anklaͤnge an bie kirchl. Drbnung des Herzogth. Preußen. -
1571.
CXXXV. Ä
Constitution der Serbogen zu Meckelburgk, ete. Wie es hinfüro mit Den Superinten>
dengen, auch Kirchen perfonen und gütern vnd etlicher dabey befundener mengel halben in 3. F. ©. Landen gehalten
werben fol. Gebrudt zu Roftod durch Jacobum Lucium. Anno 1571. 11 Bl. 4.
Ueber dieſe Superintenbenten-Drdnung vergl. Wiggers,
Mecklenb. Kirchengefh., S. 160 ff.
* * *
Bon Gottes gnaden, Wir Johans Albrecht onnd Vlrich,
gebrudere, hertzogen zu Meckelburgk, Fuͤrſten zu Wenden,
Sraffen zu Schwerin, der Lande Roſtogk und Stargardt Herrn,
Entpieten allen und yeden unfern vnterthanen, und vortwanten,
onfern gnedigen grus zuuor, vnd geben euch hiemit gnedichlich
zuerkennen, Als wir in onferer Zürfllichen tegierung, fürnems
lich das Reich Gottes, und die Ehr vnſers Deren und Hey:
landts Iheſu Chriſti zubefürdern, vnnd vermuge vnferer Chrifte
lichen im Öffenen Drüd ausgegangenen Kirchen ordnung, die
teine lehr des Euangelij, rechten gebrauch ber hochwirdigen
Sacrament, Ehrliche zucht, leben und wandel, ordentlichen bes
tuff ond einweifung der Kicchendiener in jhr predigampt, recht⸗
melfige Kirchen gericht, ober die Ehefachen, Kirchen vnd ſchul⸗
diener, gebürliche verwaltung ber Kirchen güter, zu notturfti⸗
gem vnterhalt der Kirchen, Schulen, Dofpitalien, vnnd dero
gebeuden,, audy Examination der Stipendiaten, fo zum ftudies
ten, und lernung Gottesworts, und guter Künfte von uns vor⸗
legt werben, trewlich zubeſchuͤtzen und zu handthaben, une ſchul⸗
dich erkennen, auch vermittelft Gottlicher hülff wolgenaigt ſeint.
Vnd aber von vunfern lieben andechtigen, und getrewen, den
wirdigen vnd hochgelarten vnſern Superintendenten und Theo:
logen berichtet werden, mie berfelben unferer Chriftlichen Kir:
henotdnung, in etlichen notwenbigen ftuden bey vielen wenig
folge gefchehe, darzu fie vnſere, als der Landts Fürften und
Dberften fhägheren, und Patronen, der in vnferen Fürften-
thumen vnd Landen gelegenen Kirchen, gnedige hülffe unnd bes
fürderung vntertheniglich angeruffen, das wir demnach in dies
ferer Chriflfichen Kirchen Ordnung, vff vorgehabten reiffen
Kath, vnſere erflerung vnd beftendige entliche mainung vers
faffen lafjen, aud) unfern Superattendenten, Amptleuten, Pas
tronen ber Kirchen, Oeconomis, Kirchengeſchwornen, vnd allen
“andern bie ſolchs angehet In Krafft diefer vnſer offenen Con-
stitution, hiemit ernftlid eingebunden und aufferlegt haben
wollen, das fie vber biefer unfer Ordnung in allen nachgefegten
puncten trewlich vnd feftiglich halten.
Anfenglich, vnd zum erften, fol allen vnd ydern vnſern
Superintendenten, Paſtorn, Seelforgern,, Kirchen und Schub
dienern hiemit obliegen, aus ſchuldigem tragenden ampt, dar
auff zufehen und gutt achtung zu geben, damit angeregter vn⸗
ferer publicierten Kirchenorbnung in allen ſtucken burchaus
nachgelebt, vnd die in unfern Kirchen abgefchaffte, offenbahre
misbreuche, abgötterey, funde, und lafter, nicht widerumb eins
reiffen, viel weniger daruber, als nun mehr, Gott Lob, kundt⸗
bahren, Maren vnd hellen ſachen, auff fondesliche weitere befelch
von hoff gefehen, vnd gewartet werde.
Zum andern, damit alles defto ordentlicher vnd richtiger zu⸗
gehe, So follen Hinfüro alle vnſere Lande und Fürftenthumb
in ſechs unterfcheidtliche krais ausgetailet, vnd vber einen ygli⸗
chen krais ein befonderer Superintendens verordnet werden, dem
die nechſtgelegene vnd geſeſſene Kirchen, vnd Paſtorn angewie⸗
ſen ſeyn ſollen. Als nemlich der erſte krais ſoll ſeyn in vnſerm
Hertzogthumb Meckelburgk, und ſoll bee Superintendens in uns
fer ſtadt Wiſmar feinen fig haben, vnd unter feine Superin⸗
tendeng gehören vnſere Stadt und Empter, Wilmar, Meckel⸗
burg, Buckow, das Landt zu Pölen, Temptzin, Neukloſter,
Gadebuſch, Rehne, Sternebergk, Greuifmählen, Darffom-
Der ander krais fol fein in vnſerm Sürftenthumb zu Wen⸗
ben, vnd föl ber Superintendens feinen fig in vnſet Stabt
fem offentlihen Mandat, von etlichen berfelben articuln, vn⸗ | Guftrom haben, unnd in feine Superintendeng gehören nach⸗
1508. CXxXVv. Mockleuburgiſche Superiutendenten⸗Oednung.
folgende Empter und Stedte, Guſtrow, Malchin, Wahren, die
Stadt, Clofter, und das Lande zu Malchow, Tetrow, Roͤbel,
Gracow, Lage, Stouenhagen, Juenack, Dargun, Nienkalfen,
Beull, das Cloſter Dobbertin.
Der dritte krais, Soll gleicher geſtalt in vnſerm Fuͤrſten⸗
thumb zu Wenden ſein, vnnd der Superintendens ſeinen ſitz
in vnſer Stadt Parchim haben, in deſſelben Superintendentz
ſollen gehoͤren, die nachfolgenden Empter vnd Stedt, Parchim,
Goltberg, Grabow, Newſtadt, Luptze, Plage, Eldenom, Doͤ⸗
mitz, Goͤrloſen und Mernitz.
Der vierdte krais, ſoll ſein in vnſer graffſchafft Schwerin,
vnd ſoll der Superintendens feinen fig in onfer Stadt Schwe
ein haben, vnnd neben dem Bilftumb Schwerin onter feine
Buperintendeng mit gehören, die nachfolgenden Empter unnd
Stedt, Schwerin, Hagenow, Walsmöhlen, Wirttemburg, Zer⸗
rentin, Bolgenburg und Griuig.
Dee fünffte Erais, fol fein in vnſerm Bande zu Roſtogk,
vnd foll der Superintendens in unfer Stadt Roſtogk wohnen,
vnd unter feine Superintendeng gehören, vnſere Stadt Roſtogk
fampt den nachfolgenden Emptern vnd Stedten, Ampt Stadt
vnd Cloſter Ribnig, Dobran, Marienehe, Schwan, Gnuͤgen,
Eroͤrzun, Teſſin, Sultz, vnd Marlow.
Der Sechſte krais, ſoll fein in vnſerm Lande zu Star- |
gardt, vnd der Superintendens feinen fiß haben, in vnfer
Stade Newenbrandenburgk, und unter feine Superintendeng
gehören vunfere Stadt Newenbrandenburgk, fampt den nach⸗
folgenden Emptern, vnnd Stedten, Stargardt, Fridelandt,
Waldeck, Wredenhagen, Feldtbergk, Fuͤrſtenbergk, Weſenbergk,
Strelitz, Myrow, Nemerow, Wantzkow, Broda.
Vors dritte ſoll in einem ydern krais dem Superintenden-
ten zum anfang, befholen fein, fi) neben den ampleuten ei-
nes ydern orts, in feinem gangen befholenen krais, aller Kirchen
namen, gelegenhait, einkommens, vnd mit mas Paflorn fie
vorforget feint, zuerfündigen, vnd dauon eine richtige vorzaich-
nus zumachen. Zu folhem behuff foll in einem pbern krais
ein tuchtiger Notarius, oder ſchreiber beftellet fenn, der dieſem
werd, bis es vorrichtet, genglic) oblige, und ausmwartte. Go
folen auch die Bücher der in vnſerm gangen Lande hin und mi:
der alberait gehaltenen Visitationen, oder die noch zukunftiglich
gehalten werden moͤchten, gezwifacht abgeſchrieben, vnd ein Ex⸗
emplar dauon dem Consistorio, das ander dem Superinten-
denten , in einem ydern krais sugeftellet werden.
Vnd damit diefes alles vmb fo viel ordentlicher und ſchleu⸗
niger ins werck geftellet werben müge, fo wollen wir in bie
Instruction vnſerer Visitatorn, barin dan ohne das neben ben
Theologen, vnd Superintendenten etliche aus dem mittel vn⸗
feree Land und Hoffrethe verordnet feint die amptleut eines
wern orts mitfeßen, vnd den andern adiungieren, welche hie⸗
mit onfern auftrudlichen ernften befelch haben follen,, in denen
dingen, die Gottes wort, und onferer ausgangenen Kirchenord⸗
nung gemes, auch vor fich ſelbſt vnſtreittig, Schlecht vnnd recht
feint, auff der Visitatorn vnnd jhr ſelbs ratſames mit gutbe⸗
duͤncken, ſchleunige Execution, vnnd wirckliche volſtreckung auch
vnſer vnerſucht, zuthun, damit nicht, wie bißhero geſchehen,
aus mangel der execution das gantze werck der Visitation ohne
frucht abgehe vnd erſitzen pleib, vnd daher der Chriſtlichen Kir⸗
chen vnwiderbringlicher ſchade vnd nachtail erwachſe.
Gleicher geſtalt verpieten wir auch hiemit, vnſern Cantze⸗
leyen, vnd ſonſt menniglichen, das ſie in allen andern dingen,
die mit gutem, vorgehaptem rath, vnd mit vnſerer, als der
Landtsfuͤrſten beſtettigung vnd ratification durch die Visitatorn
alberait einmal verordnet fein, oder zulunftig verordnet werden
möchten, keine vorenderung fürnehmen, Sondern da die nots.
turfft einige vorenderung darin erhaifchen würde, das ſolchs
durch die verorbente Kiechenrdthe, oder Consistorium, mit rath
vnnd vorwiſſen, der ienigen, bie es mit betrifft, und die daran
interesse haben, es feien gleich Kirchen diener, oder weltliche
perfonen gefchehe und vorgenommen werde.
Was dan Zum vierdten den beruff oder Vocation der Kits
hendiener betrifft wollen wir keines weges geftadten, das in
unfern Landen, yernandts für einen Paftor, oder Kirchendies
ner gefürbert, oder geduͤldet werde, ber nicht ordentlicher weiſe
zum predigampt beruffen vnd eingefeg iſt. Es gehört aber zu
| einem ordentlichen beruff, neben dem Chriftlichen gebet, Erſt⸗
lich erwelung ber perfohnen, die zu lehren tuchtich,, ond im les
ben vnſtreflich fein, Welche wehlung oder nomination wir, als
die niemanden fein recht zunehmen, oder abzufchneiben bedacht,
nad) alttem herkommen, vnd gewonhait den Patronen gnedig⸗
(ich geſtadten und nachgebenn.
Darnad) das die nominierte perfon bem Superintendenten
be8 orts praesentieret, von jhm in beyfein bes Presbyterij,
das iſt etlichen Praedbicanten in Göttlicher ſchrifft von der
fumma Chriftlicher lehr vleiffig examiniert und verhöret, Und
fo fern er tüchtig befunden, und vorhin im ampt nicht getvsfen,
ordiniert und beftettiget, jhme auch deffen ein vhrkundt mitges
tailt werbe,
Wo er aber zuuor anderswo im ampt geweſen, foll er body
gleichwol ohn verhör und approbation des Superintendenten
nicht angenommen werben, ber ban auch von ihme fenne kundt⸗
fchafften der ordination und feines gefurten lebens und wan⸗
dels fördern fol. Wie dan auch gleichsfals diefes ſoll gehalten
werden, wann die Patronen vmb einen Pfarheren bey dem Su-
' perintendenten anfuchen , vnd keine gewiffe perfohnen, darzu
praesentieren, das ferner bie perfohn, fo obgemelter weiſe
thüchtig befunden, fie fey von dem Superintendenten oder den
| Patronen nominiert und fürgefchlagen, von jm, dem Superin-
tendenten, gegenwertig ober fchrifftlich (mie ſolchs von jhme
erfordert) eingefogt und angemiefen werde.
Vnd war der Praedicant alfo beftetiget, fol keinem Pas
tronen, amptman oder anderer vntern Obrigkait, noch dem
Superintendenten, frey flehen, jhme feinen dienft, ihres ges
fallens auffzufündigen, oder Ihn, zuvoriagen noch zuuorftoffen,
| Sondern wan fich erhebliche Vrſachen der abfegung zutragen,
follen diefeldem vor dem Superintendenten vedes orts darunter
der Paſtor gehörig, nach notturfft verhört, und da die dem Su-
' perintendenten zu michtig oder den Superintendenten mit be⸗
treffen, und er alfo darin vordechtig were, am vnſer Consisto- ,
rium gen Roſtogk vorwiefen werden, vor melden die partenen
gegen einander ortentlich und ausführlich vechört, vnd mo
müglich, Chriſtlich vorfünet, oder auff anugfame vorgehende
erfündigung vnd erfentnus, was Recht ifl, darin verordnet
werde. Hette auch yemanbt von ben Paſtorn ober feinen Su-
perintendenten erhebliche Vrſachen zuklagen, bie foll er bey
vnſerm Consistorio fuchen, barauff wir dan gleicher geftalt,
336
ordentliche cognitionem causae anftellen laſſen wöllen. Die
Custodes oder Küfter follen die Pfarheren neben den Kicchges
fhwornen anzunehmen macht haben, Debody das folche perfos
nen den Patronen und Superintendenten nicht zuentgegen ſeyn,
Sondern von dem Superintendenten zuuor verhört und exa-
miniert werben.
Zum $ünfften, Die einfegung oder einmweifung ber Pfar⸗
herrn geburet ordentlicher weife und vermüge Goͤttliches Rech⸗
tens dem Superintendenten zu thun, vnd iſt an jhr felbe fehr
nuͤtzlich vnnd hochnoͤtig, Dan dadurch nicht allein der beruff
onnd beftettigung bes Pfarheren dem Kirchſpiel angezaigt,
Sondern auch jhme die gange gemaine mit gefunder reiner lehre
und Chriſtlichem gutem Erempel zu meiden im nahmen Chriſti
befholen, und in gegenwertigkait ber gangen Kirchen, Erſtlich
der Sehlforger, Darnach die gemain vnd zuhörer, Letzlich die
Kirchen lehenherrn oder Patroni von ihrem ampt ernftlich vnnd
trewlich unterrichtet und vermahnet werben.
Es fol aber die einmweifung, wan fie fchrifftlich gefchicht,
von einem benachtbarten Pfarheren, dem e6 der Superinten-
dens aufferlehgen wirt, in beyfein ber Patronen, ober ampts
leute vnd gangen gemain, von bem Predigftül abgelefen wer:
den, tie hie von den Superintendenten ain fchrifftliche form
der einweifung hiebeuorn zugeftellet ift, Vnd fol Hinfüro nies
manben, von den Pfarheren unterm fchein ber verleihung , an⸗
weiſens oder einfegung etwas zunehmen, oder zuerbringen ges
ſtadtet, viel weniger ber eingefegte Pastor derhalben mit einiger
unnötigen zehrung oder vnkoſten befchwert noch beladen werben.
Zum Sechſten, Halten wir hochnätig vnd nüglich fein, das
ein yder Superintendens neben feynen Caplanen, oder diaconen
iabrlich in feinem Erais, vfs wenigſte ein vorſamlung oder Syn-
odum halte, darin der Pfarheren lehr, leben vnd wandel mit
vleis erforfchet,, die vngeſchickten vnterweiſet, und gelehret, die
ein onordentlich leben führen geftrafft, vnd andere der Kirchen
gebrechen und mengel gebefjert und abgefchafft werden. Der:
halben wir allen onfern amptleuten ond der Kirchen Patronen
ober lehenherrn, ernſtlich hiemit aufferlegen vnd befhelen, das
fie hierinnen den Superintendenten behülfliche handtreihung
thun und befürberlich fein, und was aus erfündigung der Kir⸗
hen und Prediger, von ben Superintendenten bey jhnen zu
nötiger beſſerung derſelben gefucht, vleiffig fort fegen und vol
ziehen, damit die Kirchen fachen nicht unnötig auffgehalten wers
den, und wir derhalben unbemühet bleiben.
Zum Siebenden, Halten wir für nothwendig und bilfich,
ond wöllen bag die Superintendenten, neben andern von vns
verordenten zu denn jerlichen Kirchen rechnungen,, fie geſchehen
von vnſern Deconomis, oder Vorftehern der armen heufer, oder
andern Kirchgeſchwornen, pderzeit mitgezogen werben.
| Derhalben wir ban auch ordnen, das jerlich von ben Oeco-
nomis und Kirchgeſchwornen folche rechnung durch die Super-
intendenten und amptleüt, eins yedern orts zu gewiſſen bes
flimpten feiften auffgenommen werben, welchs aud) bie Super-
intendenten mit befürdern und erinnern, vnd achtung haben
follen, das auff den dörffern, bo es ihnen villeicht ungelegen,
S504. OXXLV. Wedienburgifche SuperintenbentenOrdunng.
ober verhinderung halben vnmuͤglich, alzeit babey zufein, den⸗
noch die Regifter recht georbnet, vnd gebürliche richtige rech⸗
nungen zugelegt werben, babey ban neben dem Superinten-
denten vnd amptleuten, wie obgehört, auch ber Pastor und yes
mandt von den Patronis zu fein ſich nicht vordrieflen laſſen,
nod) dauon ausziehenn, ober abfondern follen.
Es ift auch vnſer ernfter will und mainung, das bie jeni«
gen, fo den Kirchen oder den Pastorn mit richtigen, Maren
[dulden verhafftet, zu fchleuniger, vnwaigerlicher bezalung
durch die amptleute, und Patronen gewiefen und gehalten, und
die gebürliche Hälff und auspfandung wider fie gebraucht vnd
fürgenommen werde. _ '
So follen in gleichem die Oeconomi den Kirchen und ſchul⸗
bienern, zu ydern halben jharen jhre gebürliche befoldung vn⸗
uorzüglich reichen, begleichen in den Kirchen gütern, deren vors
waltung jhnen vertrawet worden, aus eigener anmaffung ober
gutbedünden, mit einmahnung oder empfahung der widerloͤſ⸗
lichen hauptfummen, ober fonflen einige vorenderung zu mas
hen, noch darein zubewilligen, fich mit nichten vnterflchen,
Sondern es foll ſolches alles mit vorwiffen und gut achtung des
Consistorij oder Superintendenten vnd Patronen in einem
vedern krais gefchehen.
Ferner orbnen wir und woͤllen, bas die Stipendiaten fie
fein Edel oder vnedel, von vnſerm Kirchen rath vnnd Con-
sistorio, oder von dem Superintendenten eines ydern kraiſes,
mit vleis examiniert werben, bamit man wiffen muͤge, ob bie
leben vnd Stipendia fo zu milden fachen anfengklich geflifftet
und billich dabey gelaffen, auch von vntuchtigen leuten nit ges
mifbraucht werden follen, wol ober vbel angewendet.
Zum achten, Wan fachen, welche Kicchen perfohnen, vnd
guͤter betreffen für fallen, wollen wir das diefelben zu erfl dem
Superintendenten, vnter deſſen Superintendentz fie gehörig,
füllen angezaigt ond berichtet werden, welcher biefelbige, da fie
ihme zu wichtig, förberlichft an das Consistorium zuentfchaiden,
fol gelangen laſſen.
Alſo aud) wan Commissiones in dergleichen fachen, fo Kir
chen güter oder biener beruren, in vnſerm Consistorio außges
ben, Sollen neben ben andern Commissarien alzeit die Super-
intendenten eines yden orts, mit darzu deputiert, vnd in bie
Commissiones gezogen werben.
Zum Neundten, Dieweil von wegen abzwadung der Kir
hen güter vnd einkunften, durch die Superintendenten, vnd
andere, bey vns offtermals unterthenige erinnerung gefcheben,
und darin ein gnediges und ernfles einfehen zu haben, gepeten
worden, auff das nicht leglich ein grundtliche vorwuflung, den
Kirchen daher entflche, Als follen die perfohnen, welche hierin⸗
nen ſchuldig vor oftgemeltes vnſer Consistorium citiert, vnd
was billich, und recht iſt, darin erfant werdenn.
Hieran gefchicht unfere entliche und ernſte mainung, daru⸗
ber wir auch mit Gottes huͤlff zuhalten, genglich entfchloffen.
Darnach ſich ydermenniglich wiffe zurichten, Datum in vnfer
Stadt Guſtrow den legten Januarij, Anno 71.
15%. CXXXVI. Lippefche Rirchenordunng.
337
CXXXVL
Kirchen ordnung, Wie es mit der Neinen Lehre Göttliches Worte, Und Aufftheilung der Boch
wirdigen Sacrament, Auch allerley Chriftlichen Geremonien vnd zum Heiligen Predigampt notwendigen Sachen in
ben Graffſchafften Lippe, Spiegelberg vnd Pyrmont fol eindrechtiglich gehalten werden. Gebrudt zu Lemgo, Durch
Barth. Schlott, und Paul. Schmidt. 1571. 40 B. 4.
Die vor K.⸗O. ift von Johann Erter verfaßt und
von Jacob Anbreä revidirt worden, Hamelmann, Opp.
gen. p. 823. Mit ber Einführung des reformirten Be⸗
fenntniffes unter dem Grafen Simon VI. ift fie außer
a getreten. Die erfte Lipp. K.⸗D. v. J. 1538
im Anh.
«5. *
Bon ber Lehr.
Die Pfarrer follen die h. Schrift erffären nad) den drei Bes
Tenntniffen der alten Kirche, nad) ber Augsburg. Confeffion,
welche „onfer Symbolum wider alle jrthumb, vermeinten Gots
tesbienft und verworffnen Secten worden”, und nach der Apo⸗
logie und ben Schmalkald. Artikeln, in denen der rechte Vers
ftand der Confeffion erwieſen iſt. Ä
Wie es mit den Ceremonien, Gefengen, Lectionen, Predigten vnd
andern Vctionen bey ber austheilung ber h. Hochwirdigen Gaerament
in Ber Kirchen fol gehalten werden. -
Bas man bes Sonnabents, vnd auff andern h. Feltabenden, in der
Kirchen verrichten Toll.
In den Städten foll Vesper (ein oder zwei Pfalmen, latei⸗
niſch ober deutſch, Antiph. de dominica, Hymn. de tempore,
Magnif. mit der Antiph., Collecte, Segen) von ben Kirchen⸗
bienern, den Lehrern und Schulknaben gehalten werden. Dier-
auf folgt die Privatbeichte und Abfolution, zu welcher die Prer
diger die ihnen befohlenen Schäflein ernftlich vermahnen und
gewöhnen follen. Leute, welche in ber einen Kirche ercommu-
nicirt oder von der Communion abgemwiefen worden, find nies
mals in der andern zuzulaffen. Ueberwiefene Keber oder Ver:
fätfcher der Wahrheit, öffentlich berüchtigte, unbußfertige Mu⸗
‚herer, Ehebrecher, Hurer und Säufer, halsſtarrige, muth⸗
vwillige, frevelhafte Daffer und Neider, follen nicht abfolvirt
werben: Sagen fie aber Befferung zu, fo ſoll der Beichtvater
fie durch die Abfolution entbinden und Iöfen, und ihnen das
Abendmahl mittheilen, und ift aledann weiter keine Kirchen⸗
firafe nöthig. Würde aber ein muthwilliger verſtockter Suͤnder
weber der Ermahnung des Pfarrers, noch der des Superintens
denten Gehör fchenken, fo fol er „von dem Pfarcheren und
Sottfeligften, erfarnen, verftendigften Leuten, im einer jeden
ChHriftlihen verfamlung, mit gutem chat vnd Wolmelnung
des Consistorij nach) orbentlihem Proceß.. Ercommunicirt
werden.”
Wie es mit den perfonen, fo in Grobe ergerliche Bünde gefalien, vnd
darinnen wiffentiih bebaeren vnd fortlaren, Toll im vnſern Kirchen
gehalten werben.
Deffentliche Sünder und Läfterer find zuerſt von dem Pfar⸗
ter, dann von bemfelben in Betfein zweier Aelteſten zu vermah⸗
nen, und dann dem Gonfiftorium anzuzeigen, welches nach reife
II.
licher Erwaͤgung die Excommunication ausfpricht. Dieſe hat
zur Folge Ausſchließung von dem Sacrament (nicht von ber
Predigt), Gevatterfchaften, Hochzeiten und bürgerlicher Ges
meinfhaft. Die Reconciliation erfolgt mit Bewilligung bes
Confiftorit durch den Paftor Öffentlic, vor der Gemeinde.
Wie es an Bemeinen Sontagen in ber Epriftliden Verſamlung Toll
schalten werden, Vnd erftlih den Morgen in ber Früepredigt ober
Metten.
Bon der Meſs, wie bie gebalten werden fol.
Wie ed an Sontagen vnd hoben Feſten den Nachmittag gehalten ſoll
werden.
Liturgifche Vorſchriften, welche von bem Typus der Iuther.
K.⸗O. nirgends weientlic, abweichen; dann Beſtimmungen über
die bürgerliche Feſtfeier, Verbot der Arbeit, des Spazierenge-
hens auf Kicchhöfen und Märkten, des Ausfchentens von Wein,
Bier und Branntwein ıc.
.
Bon den befoudern Feſten oder Seirtagen, fo man im Jar auffer:
Halb dem Bontage halten fol.
Bon Feſten vnd Jeyertagen, welche man allein für mittag einhelliglich
feyrn fol.
Die erften find: Weihnachten 3 Tage, Circumcis., Epiph.,
Purific. und Annunc, Mar., Oftern 3 Xage, Ascens., Pfing-
ſten 3 Tage, Joann., Visit. Mar., Michael. An allen diefen
Feſten foll das übliche Schweigen, Zanzen, Saufen ıc. gänzlich
abgethan fein, und hinderliche Arbeit nicht getrieben werden.
Halbe Feier haben: Andr., Thom., Convers. Pauli, Matthiae
Ap., Karfreitag, Phil. und Jacob., Petri und Pauli, Jacob,,
Matthaei, Sim. und Jud., der erfle Freitag in jedem Monat
als Bettag. Auch an biefen Tagen ift flilled Verhalten und
das Unterlaffen der Arbeit während des Gottesdienſtes vorges
fchrieben.
Kirchen Drönung auff deu Dörffere.
Beiper auff ben Flecken und Dörffern. — Wetten auff ben Dörffers
an gemeinen Son vnd Feiertagen. — Mefs ober Eommunio auff
ber Flecken vnd Dörffern, — Nachmittage Prebigt auff deu Dürffern
vnd Slecken.
Vorſchriften, welche im Weſentlichen den Inhalt der aͤl⸗
teren luth. K O. wiederholen. An die Stelle der Nachmit⸗
tagspredigt tritt die Katechismusuͤbung.
Wie ed an den Wercktagen mit den Prebigten vnd Befengen gehalten
fgl werben,
Wo in größeren Städten es uͤblich ift;täglich bie Schrift. zu
ertlären, da ſoll es dabei bleiben. In den Beinen Städten,
wo zwei Prädicanten find, wird Mittwochs und Freitags über
ein Buch des N. T. oder einen Pſalmen gepredigt, auf ben
43
838
Dörfern Freitags, über bie Epiftel nad) der Zeit, ober über ans
dre Stuͤcke. An diefe Beftimmungen fchließen fi die Col
lecten und Präfationen und die Formeln der Abmonition vor
dem Abendmahle, fammtl mit ben Inch. K.⸗O. uͤberein⸗
ſtimmend.
Wie o6 mit der ankteilung ber H. Tauffe hinfürter in vnſer Kirchen,
bey der gemeinen Verſamblung Chriſti, ſol gehalten werden.
Bon der Mottauffe.
Die Zaufe gefchieht regelmäßig an Sonn und Feiertagen
nach beendetem Fruͤhgottesdienſte auf perfönliche Meldung bes
Vaters, beziehentlich bei unehelichen Kindern, auf Anzeige der
Amtleute oder der Rathsherrn. Die Prediger follen das Volk
ermahnen, fie nicht zu verzögern. Xergerliche Leute und öffent
liche Sünder , fo wie Kinder, welche noch nicht in ben Haupt⸗
ſtuͤcken des Katechismus verhört find, dürfen nicht als Tauf⸗
zeugen zugelaffen werden. Alle Schwelgerei bei den Zaufen
ift unterfagt. Der Zaufritus iſt dee Luther’fche. Die Vor⸗
ſchriften über die Nothtaufe gehören der Saͤchſ. Agenbe v.
153 an.
, Bon beu Gehswödherinnen.
: Dex heiftliche Gebrauch bee Eimfegnung ber Kinbbetterin-
nen nach Ablauf der ſechs Wochen foll beibehalten werden.
Wie ed mit dem S. Eheſtaude Chriſtlich vnd rechtimeffig fol gebal:
ten, ober fürgenommen werben.
Bon denen Perſonen, bie einander mit Recht, von wegen ber Blut⸗
freundtfehafft, darnach auch von wegen bee Schwegerſchafft, mögen
Epeltgen, ober nicht Ehelichen.
Die Ehe ift in der auf: und abfleigenben Linie der Vers
wanbtfchaft unbedingt verboten. Herner iſt fie unterfagt im
zweiten Grabe gleicher und im dritten Grade ungleicher inte.
Die Schwägerfchaft hindert die Ehe mit der Mutter oder Groß⸗
mutter der Frau; mit dem Vater oder Großvater und dem
Onkel des Mannes; mit des Meibes Stiefmutter und bes
Mannes Stiefvater ; mit der Tochter der Stieftochter; mit der
rau bes Onkels ober dem Mann ber Zante; mit bes verſtor⸗
benen Weibes Schweſter oder des verftochenen Mannes Bru-
ber. Ferner ift die Ehe bes Stiefoaters mit des verftorbenen
Stieffohnes Wittwe nach p. 15. D. de rit. nupt. verboten.
Das Under Zeil non Öffesıtlicher tuswung und eingegum ber Eheleut.
Wenn ein Verlöbniß gefchloffen worden ift, fo ſollen bie
eltern, ober in beren Ermangslung die nächften Blutsfreunde
ober Vormünder dem Pfarrer Anzeige machen, bamit er ers
Bennen möge, daß die Einwilligung derfelben vorhanden fei und
ein Hinderniß obwalte. Fremde Perfonen follen ohne gute
Kundſchaft ihrer Obrigkeit und Seelſorger zufammengegeben
werben. ' Findet fih ein Ehahinderniß, fo darf die Copulation
nicht gefchehen bie zur Entfcheidung bes Conſiſtorii. Iſt Being
vorhanden, fo erfolgt das breimalige Aufgebot, und dann, wenn
fein Einſpruch gefhieht, die Zrauung, welche ſchlechthin in
der Gemeinde und Kirche oͤffentlich vollzogen wird. Der Ris
tus ift der des luth. Traubuͤchleins.
Wie man bie Keaucken befuchen, and Botied Wort iröften, Vud inen
hornach had Mbendiual Eheifti mittheilen foll.
Bon Begeebuif ber Verſtorbeuen.
Da bie Beerdigung bee Verſtorbenen mit ehrlicher Pro⸗
sa. OXZKVI LSiuve ſche Sircheuorduuug ·
ceſſen, chriſtlichen Ceremonien, troͤſtlichen Predigten und aller
Ehrbarkeit bereits geſchieht, ſo iſt eine beſondre Ordnung nicht
für noͤthig erachtet. Die Dorfpfarrer aber werden ermahnt,
ſich in dieſem Bezuge nach dem Brauch der Staͤdte zu richten.
Die Superintendenten ſollen darauf halten, daß die Kirchhoͤfe
ehrlich gehalten werden. Ungetaufte Kinder ſind auf dem Kirch⸗
hofe, jedoch ohne Glockengelaͤute und Geſaͤnge zu begraben, denn
der Chriſten Kinder ſollen nicht verdammt, ſondern Gottes Gnade
und Gerichte empfohlen werben. Excommunicirte, die ohne
Verſoͤhnung dahingegangen, hartmädige öffentliche Sünber,
Ketzer und Anhänger des antichriftlichen' Graͤuels ſollen, „wie
in allen Reformirten Kirchen gebreuchlich, abgefondert und ohn
alle Chriſtl. Seremonien der Begrebniß, ſchlecht für das Thoer,
oder fonft auff einen Ader, andern zur abſchew begraben werben.”
Bon Belegung vnd Ampt der Superintenbenten vnub Kirdyendiener,
So bie heilfame Lehr, neben ber Wuafttpeilung ber Bochw. Sacrament,
ben Wolcke fürtragen ſollen, Auch von etlichen andern zum G. Pres
bigampt notwendigen vnd bienlidhen puncten.
Bon dem Eramine, Drbination vnd Eonfirmation ber Kirchendiener.
Es ſoll kein Kirchendiener erwaͤhlt werben, ber nicht genug⸗
fame Teſtimonia beizubringen vermag. Hiernaͤchſt fell jeber
durch den vornehmften Superintendenten, in Gegenwart ber
verorbneten politifchen Räthe des Confiftorit eraminirt werden.
Die Norm für das Eramen iſt aus der Württemb. K.⸗O.
v. 1559 (Nr. CI) entlehnt. Der Ordinationsritus iſt der
Lucherfche, die Beflimmungen über die Inveſtitur gehören wies
derum meift wörtlich der Wärttemb. K.sD. an. Ausdrüds
lich iſt, ähnlich wie in diefer, verordnet, daß nad) ber Probe
prebigt „bie Voͤgt, Bürgemeifter und Wornempften von ber
Gemein“ befragt, und den Pfarrlindern wider ihren Willen
Bein Geiſtlicher aufgebrungen werbe, „welche in ber Whal und
auffnemung eines Kirchendieners oder Pfarherrn billig, als deren
Seel heil ond ſeligkeit daran gelegen, jr ſtimm auch haben ſollen.“
Von her Quperiutendeug vnd jerlicher Vifitation sller Kirchen ber Graff
und SKerfchafften.
Was fürnemblih in ber Viſitation befraget, und beyde von
Kirchendienern vnd Pfarkindern, fo dabey erföbert, oͤrdent⸗
lich, vnd mit allen en umbftenden erplovirt wer⸗
n fol.
Eine Anleitung zur Bifktation, ber bie Biſitationsfragen
Mediend. RD. v. 1552 (Nr. XCIL) zum Grunde liegen.
Bon ben Jerlichen Epnodis.
Mach vollendeter Viſttation treten die Viſitatoren am Orte
der Hofhaltung mit ben Verorbneten des Kirchenrach® zu einer
Synode zufammen, in ber auf bie erflatteten Berichte das
Noͤthige verfügt wirb.
Bom Confiftorio oder Kirchen Rhat.
Zur Handhabung und Vollſtreckung der chriſtlichen Ord⸗
nung ift ein Conſiſtorium beftellt, welches nicht allein aus po⸗
litiſchen Perfonen ober aus Paſtoren und Kirchendienern, forte
bern aus beiden Ständen befegt werden fell, damit niemandt
vnter ben Kirchendienern ſich zubeſchweren ober zuflagen ,. Als
ob die Weltlich Oberkeit ſich jres Ampts mißbrauchen, dem H.
Geiſt den Mundt verbinden, ziel vnd maſſen fegen wolle, wis
ſich die Pfarherrn vnd Kirchendiener in jrem Anapt mit leren
A808. CXEXVEE Schläffe des Späte zn Gniten
und Abminiſtration der Sacrament verhalten fallen. Deßalets
chen auch und hinwiberimb der Oberket und Vnterthanen vers
fihert, das ſich die Prebicanten ihres Ampts auch nicht miß⸗
brauchen , noch zu weit greifen, und in bee Kirchen, gegen der⸗
felben Pfarkindern in Geiſtlichen ſachen, wider die eigenſchafft
fees Amps, unbillicher gewalt brauchen.” Mitglieder find’ ber
Kanzler, ein politifcher Rath, der vornehmfte Superintendant,
benen bei wichtigen Sachen noch ein Superintendent beigegeben
werben fol. Bei dieſem Confiftorio werben die Synodi gehals
ten, benen ber Landesherr ſoviel möglich ſelbſt beiwohnen wird.
Vom Bnterhalt ber Kirchendiener.
Allgemeine Beſtimmungen uͤber die Aufrechterhaltung der
Stiftungen, uͤber die Fortdauer der Accidenzen und Befreiun
der Geiſtlichen von Frohnen, Staatstracht oder —*
und dergl. perſoͤnlichen Beſchwerden, uͤber die Erhaltung der
geiſtlichen Gebaͤude (welche der Gemeinde obliegt, waͤhrend der
Landesherr im Falle der Noth das Holz verheißt), über das
Gnabenjahr (welches den Wittwen und Waifen zufteht , jeboch
mit der Verpflichtung, den Succeſſor nach Ermeſſen des Con⸗
fiftorti billig zu befolden), über den Vorzug; welcher bei Voca⸗
tionen den Söhnen der Geiſtlichen zuftehen fol, über die Bes
fletung von Coadjutoren in großen Gemeinden oder für unges
ſchickte Geiftliche, über die Auseinanderfegung zwiſchen neu ans
. teetenden Pfarren und den Erben ihrer Vorfahren (welche
letzteren die Saat, die Koflen der Beftelung und Düngung
zuruͤckempfangen), über die Anlegung der Pfarrinventarien,
die in doppelten Eremplaren, für die Pfarrei und das Confie
florium, erfolgen foll.
Bom Umpt vnd WBerforgung ber Kufter.
Bon den Kichfchworn.
Zu Kicchgefchwornen (Dechanten oder Templirern) follen
gottesfuͤrchtige, ehrbare, des Schreibens und Leſens verfländige
Maͤnner in Gegenwart der Rathsherrn, Aelteflen und des Pfau
rers, auf den Dörfern des legtern und bes mann, anges
nommen und verpflichtet werden. Ste haben jährlich Rede
nung abzulegen , die verfallenen Capitale einzuziehen, und mit
Rath und Gutduͤnken des Pfarrers, fo wie der Xelteften, wie:
derum anzulegen, genaue Sinventarien aufzuftellen u. f. w.
Bon ben Schulen, Wie biefelbige mit Gottesfürchtigen Gelerten und
frommen Mennern beſtellet, Vnd angerichtet follen werden.
Bon ben Elöftern.
Von den Beneficijs oder Lehnen (wie man fie nennet) vnd berſelben
Poffefforn, wohin fie gewandt werben; Wnb was den ihren einkont⸗
men, die Beneficiaten thun oder leiſten follen.
Lehne, welche zur Unterhaltung det Meßpriefter beftimmt
geweſen find, follen zur Erhaltung und zum Nugen ber Kirchen
jebes Orts, zur Beförderung bes Predigtamts, der Schulen,
Studien und andrer piarum causarum verwendet werben. Bes
dürfen die Kirchen berfelben nicht, fo find fie zur Erhaltung
erlicher Stipendiaten zu verorbnen. Benefieien zur Foͤrberung
der theologiſchen Stubien follen bet ihrer Beſtimmung erhalten
werden.
rechten Armen, auch berfelben Vorſtehern
Bon dem Wnferhalt der
. vnd Kaftenhern.
CXXXVIL
Gefchicht und Verhandlunghen deren Nidertendifchen Kirchen, fo unter dem Creuße durch
Deutſchland und Oſtfrieslandt verfpreiet, gehalten zu Embden a. 1571. d. 4-—14, Octobris.
Dich die VBeichläffe der Synode zu Emden wurbe die
in der Wefel’fche Synode (Nr. CKXIX.) begründete Syno⸗
dalverfaffung der reformirten Kirche in den Niederlanden,
in Oſtfriesland und am Rhein weiter entmwidelt. Sie ſtehn
in hollaͤnd. Sprache in ben Kercken⸗Ordeninghen ber ghe⸗
reformber Nederlantfcher Kercken, Zo Def 1620 u. ö., und
in bochbeutfcher find fie aus einer Handſchrift bes Kirchen⸗
archivs zu Wefel mitgetbeilt von Jacobſon, Gefchichte
ber Quellen bed ev. K.⸗R. der Prod. Rheinland und Weſt⸗
et ‚©. 50 ff. der urk. Diefer Abdruck iſt bier wies
erholt.
x * *
1.68 fol keine Kirche, krin dhiener, kein Elteſter, kein
Diaeon einigen furzugh, noch herſchungh vnter den andern ha⸗
bes, ſondern fallen ſich vilmher alles argmehne und boſer ge⸗
legenheil vermeiten.
2. Die Einigkeit in der kehr zwiſchen difſen Niderlendifchen
Firdhen zu bezeugen, haben die Bruder fur guth befunden, die
Bekantnus ber Merlandiſchen Krchen zuunderſchreiben. Vnd
bie einigkeit, vnd vergleichumgh derſeiben kirchen mit denen
Franzoſiſchen zu bezeugen, ſol auch derfelben Franzoſiſchen kr⸗
chen Bekanmmnus gleicher maſſen vnderſchreben werben, gewiſſer
Zuverfiche, das derſelben kirchen Dhiener bie Bekantnus bes
‘
Glaubens dero Nidderlandiſchen kirchen zu bezeugungh der einigs
keit hinwider vnderſchreben werden.
3. Petrus Dathenus, vnd Johannes Taffinus find erwehe⸗
let diſe gegen deu Neheſten Synodum dero Franzoſiſcher kir⸗
chen Dhienern anzuzeigen, und derſelber autwort auff Nohefte
Zuſammenkunfft ben Brudern zu ermelden.
A. Es ſollen auch die Nidderlandiſche Dhiener, fo bey difſ⸗
ſer verſanlungh niet feien, vermanet worden ia diſſe under
ſchreibungh zu bewilligen, Das ſoll auch alſo von allen an⸗
dern Dhienern, fo nachfolgentz zu dem Dhienſtz des Worts bes
ruffen, oe fie zum Dhienſt tretten, volnbracht und gehalten
toerden.
5. In bero Franzofiſcher kirchen fol der Geneuiſch, jn der
Deutzſch kirchen der Heidelbergiſche Catechifmus gebraucht, und
gefolget werden, jedoch fo einige kirch derer, fo eines andern
Catechiſmi dem Wort Goetes gemeſo gebraucht, fol zu vereude⸗
rungh derſelber ungehalten ſein.
6. In allen kiechen foln verſamlung, oder Confiſtoria der
| Diener, der Elteſten, und dere Diacken gehalten werden zum
wenigſten alle vnd jede woche, auff Zeit, und Pas, fo Ir. der
kirchen das bequemefte zu fein beduncken witdt.
7. Nach diſſer verfamlung ſoln deren apart Fin
*
A
abgetheilten zu allen drey ober ſechs Monaten, nad) denen kir⸗
chen gelegenheit vnd notturfft, gehalten werden.
8. Darneben ſoln alle Ihars die verſpreite kirchen durch
Deutſch, vnd Oſtfriesland vnder ſich, die Engelſche kirch vn⸗
der ſich, vnd die kirchen ſo vnder dem Creutz ſind vnder ſich
ihrer aller Zuſammenkunfft halten.
9. Darneben zu allen zweyen Iharen ſoln bie Nidderlandi⸗
ſche kirchen ſementlig zufamen komen.
Quartier, und abtheilung ber Nidderlandiſchen kirchen durch Deutſchs
vnd Oſtfriesland verfpreiet.
10. Quartier, vnd beſunder Zuſammenkunfften ſoln an⸗
ſtellen, vnd mit einander halten beide Franckforter, Schonhoffer,
die welſche Heidelbergiſche, Franckendaliſche, vnd S. Lembertz
kirch. Im andern Quartier ſoln zuſammen komen beide
Colniſche, beide Aquiniſche, Triechiſche (Maſtricht), Limburgi⸗
ſche, Neuſſiſche, vnd die im Fuͤrſtenthumb Guͤlig kirchen ſein.
Im dritten ſoln zuſamen komen die Weſaliſche, Embriſche,
Gochiſche, Reſiſche, Gennipſche, vnd andere im Herzogthumb
Cleue vertheilte kirchen. Im vierten vnd letzten ſoln zuſamen
komen die Embdiſche mit den frembten Dhienern vnd Eltiſten
Pi Brabandiſcher, Hollandiſcher, vnd Weſtfrieslandiſcher
rchen.
Quartier, vnd abgetheilte Ohrter ber Kirchen, fo vnder dem Creutz.
. 11. Es ſollen auch ein Quartierte, und abgetheilte Zufamen-
kunfft halten beide tirchen zu Antwerpen, zum Buſch, zu Bre⸗
be, zu Brüffel, und was ber mehr in Brabant ift. Im zweyten
Quartier follen zufamen kommen die kirche Gendt, Monfen,
Aldenarde, Werwich, Comen, vnd was denen mehr in beiden
Stanbern. Im dritten bie Eirch zu Dorned, Ryſſel, Atherbath,
Dowap, Armenthoirſch, zu Walentzyn, und was mehr Mel:
fhen. Im vierten die Eich zu Ambſterdam, Deifft, und bie
andern in Hollandt, Vber Iſell, und in Weſtfrieslandt.
12. Die kirchen in Engellandt foln auch vermanet werben,
She Eichen in Quartier abzutheilen.
13. Die Diener foln mit vrtheil, vnd erfentnuß deren
verfamlungh des Quartiere, oder aber zweyer, oder dreyer bes
nachbarter Dhiener, fo von dem Conſiſtorio gefeget, erwelet
werben, und die alfo erwelet, foln vor die Gemeine geftelt, auf
das fie Durch berofelben ftilfchtweigendt mitftimmen bewert, fur
guith angenhomen werden, oder aber fo bie Gemein etwas hette,
darumbme fie in die erwehlung nicht willigen wolte, das fie das
inwendig funffzehen tagen furbrechte. Jedoch fo eine Firche
die gemohnheit einer Gemeiner erwehlung hette, welche gewohn⸗
heit fie nicht verendern molle, fo alfo gebuldet werben, bis bafs
felbe durch einen General Synodum ander& geſetzet, und vers
ordnet wirt. i
14. Gleiche Befcheibenheit und mas fol in erwehlung ber
Eitiften und Diaden gehalten werben. Allein das in diſſer er»
wehlung das vrtheil ber Verſamlung des Quartiers, oder auch
dero benachbarten Diener nicht zu erfuchen. |
15. Jedes Ihars fol der halb theil der Eltiften, und Dias
den.vermbert werden, und die fo in berfelben ſtatt geftalt, foln
auch mit fambt den andern zwey Ihar mit ihnen dhienen, Je
doch den Gemeinden, fo infonderheit under dem Creug, langer
oder kurzer Zeit nach gelegenheit und notturfft, frepheit laſſen.
16. Die Dhiener follen von benfelben fie erweist auch exa⸗
su01, OAXXVII. Schläffe er Syuobe zu Emden.
miniret werben, So ihre Ihre, vnd leben fur guith angenhamen,
foln fie mit gewonlichen gebreuchen, vnd aufflegen bero hendt
eonfirmiert werden, doch alles ohne Superflition, vnd noith.
17. Es fol auch einem Dhiener zugelaffen werben in
einer ander kirchen, ober Gemeinen, ohne berfelber Dhiener,
und Eonfiftorii, oder da der Dhiener mehr bey handen ohne bes
Gonfiftorti wille zu lheren.
18. Die ſich aber am den plagen in den Dhienſt ſtehlen,
da fchon der Dhienſt beftelt, vnd verforget iſt, follen von dem
Confiftorio abzuftehen ermanet werben, So biefelbe nicht deſto⸗
weniger verharlig fortfaren wuͤrden, follen alsbalt drey, vier,
oder mehr, fo müglig, auß dem Quartier nechſt gefeflener
Diener beruffen, und durch diefelben für Spalter bafelbft er=
kant werden. Als viel aber die Zuhorer belanget, fo biefelbe
den beclarirten abtrunnigen vngeacht ber Ihnen befchehenen
vermanungen, halftarrig horen wurden, fol das Conſiſtorium
mit dem gefeg der Disciplin gegen fie handeln.
Bon den Ceremonien oder Breuchen,, fo bei den Tauff frey zu
halten, ober auch hinberzulaffen, vnd Adiaphoren genennet werben.
19. Ein mahl, oder drey mhall eingetaucht zu werben iſt
Adiaphorum, und wird berohalben in der kirchen und Gemein-
de ihr habender Brauch frey gelaffen, bis das Im negften Ge⸗
neral Synodo anders gefebet und verordnet murbe.
20. Gezeugen bei ber Zauff zu thun, ober nicht wirt auch
Adiaphorum geachtet, darumb fol ber angenhomener brauch
in der kirchen frey gelaffen werben, vnd das nach einf6 iedern
freyheit biß im General Synodo anders gefeget.
Bon Geremonien, vnd Breuchen des Rachtmald vnſeres Hera Iela
Chriſti.
21. In den kirchen da uns zu lehren, vnd zu vnterrichten
freyheit zu gelaffen, fol gemeines, ober teglichen fpei6 broig ge
braucht, und deffelb in bebhienungh des Nachtmals gebrochen
werben. Das Nachtmal aber gehende, ſtehende, ober figende zu
genteffen wird ohne onderfcheidt zugelaſſen. Darumb follen
die kirchen dero befcheibenheit gebrauchen, bie ihnen ahm nutz⸗
lichten bedundet. Vber ber austheilung des Nachtmals Pſal⸗
men zu fingen oder die h. fchrifft zu leſen, wirt den kirchen
freygelaffen, Wie in gleichem ober bie ausfpenbungh bes broig,
und meins der wort Chrifti, oder Pauli zugebrauchen frey
ftehet, Darinnen aber verhutet werden fol, das bas ausfpre-
chen ber wort, nicht in geftalt, oder meinungh ber Confecration
gezogen werben.
Bon ber Ehe.
22. Es fol niemandt, fo onter der gemalt feiner eltern ober
deren fo an ftatt feiner eltern fein, fonder derfelben verwillt
gungh, und belieben zur Ehe greiffen, und bie eheliche gelobten,
fo ohn derofetben beliebten, und verwilligungh geſchehen, find
keines werdbg. Da fich aber die Eltern, oder die, fo an flatt
ber Eltern find, alhie unbillig, vnd beſchwerlich erzeigen wur⸗
den, vnd keineswegs darin willigen wollen, (ba6 vnderweilen
auß haſs ber Religion, oder andern vrfachen ſich zutrecht), ob
bie orfag ſolches heilig furnhemen zu verhindern billig vnd
guugfam, foll zur erfentnus des Gonfiflorii flehen.
23. Die hiligen, und Eheberedungen rechtmeffig eingan⸗
gen kunnen auch nicht auff beiderfeits bewilligungh wider
su08, OEXEUEE, Gehläffe der Synode zn Emden.
auffgelöfet werben. Ja es ift auch noith, das iemands von
den Dhienern, ober Eitiften der kirchen darbey fein, da ſolche
Ehegrlobten verhandlet werben, die zuuorn beiderfelg gelohten
erfahren, und verfiehen mogen, ob beide die reine Religion lieb
haben, ob die Eltern verwilligendt, vnd da beide, oder eine feide
furhin ehelig geweſen, ob von abjterben deſſelben gemahls
rechtmeſſig Zeugnus ſeie.
24. Die Nhamen deren, ſo vereheliget ſoln werden, ſoln
drey Sontag, oder ſunſt dreyenmahlen mit gnugſamer erſatzter
zeit vor der predig außgeroffen werden.
Bon der Diseiplin, vnd Straff bero kirchen.
25. Wir erkennen auch das die Disciplin, vnd Straffe
der kirchen in allen kirchen zu halten vnd derhalben der Dhie⸗
ner Ampt ſeie nicht allein offentlig zu lehren, zu ermanen, vnd
zu flcaffen, fondern auch iederm beſonders feines ampts zu erins
nern 3 bdarinnen bie Eltiften ihren bhienft auch anwenden
müffen.
26. So aber Iemandt in reinigkeit der lehr irret, ober in
heiligkeit des wandels fundiget, fo das heimlig, und von ges
meinen ergernis verborgen tft, fol die Regel gehalten werden,
wie vnſer her Chriftus offentlig befchreibet. Matth. 18.
27. Und darumb foln die heimliche funden deren, fo nad)
befonderer befchehener vermanungh durch zwey, oder drey zeu>
gen angeftellet, vnd ſich derofelben bereumen theten, ahn das
Conſiſtorium nicht gebracht werden, Die heimliche Sunder aber,
ſo dem gemeinen nutz, oder der kirchen ſchweren verderb zubrin⸗
gen, als find Verreetherey, verfurungh ber Seelen, ſoln dem
Dhiener vermeldet werden, das mit deſſelben rhadt, was in
der Sachen zu thun, verſehen werde.
28. So iemand in heimlichen Sunden zweyer oder dreyer
vermanen nicht horete, oder ſunſten offentliche ſunden begienge,
ſol dem Conſiſtorio angegeben werden.
29. Die Sunden, fo ihrer natur offenbar, oder die vmb
ber verachtungh der kirchen vermanungen find offenbar worden,
ſollen auch offentlich verfonet werden, nicht nach eines, oder
zweyer, fondern nach des gangen Gonfiflorli erfennen, vnd das
dero geftalt und mafs, tie einer tederen kirchen am nutzlichſten
kann erachtet werben.
30. Der aber halsflarrig des Confiftorii vermanungh vers
wirffet, foll von der gemeintfhafft des Nachtmals abgehalten
werden, Vnd fo berfelbe alfo abgehalten nach vielen ermas
nungen Bein zeichen der buffe gebe, fol mit ihme zum Bann
gefchritten werben. '
31. Der Diener fol von der Cantzel den halgflarrigen
Sunder vermahnen,, die funde außlegen, und bie vberwiefene
mit feinem Dhienſt, und Ampt vom Nachtmal abgehalten,
vnd doch mit fleiffigem vermanen erklieren. Sol auch bie Ge⸗
metnbe vor folchen onbusfertigen ſunder ernſtlich zu bitten er⸗
manen, ehe, und zuuor fie zu entlicher ſtraffe Artzney zufchreiten
gedrungen werbe. Vnd folcher vermanungen follen drey geſche⸗
ben. In der Erſter foll der Sunder, barmit feiner etwas
verfchonet, nicht genennet werben. In der zweyter fol er ge
nennt werben. Sin der britten foll der Gemeinden anges
zeigt werben, das ehe (fo er fich nicht befert) zuuerbannen fey,
auff das er, fo er anders halsflarrig verpleibt femptlig mit der
gemein ſtilſchweigendem Confeng verbannet werde. Die zeit
341
vnd weil, fo den zweyen Vermanungen, fo zwiſchen dem ver⸗
lauff zugelaſſen werden, ſollen ſtan in erkentnus des Conſiſtorii.
Und da er durch diſſe Dhienſt vnd mittel zur bekherungh nicht
konne gleidt werden, ſoll ſolchen halsſtarrigen ſunders verban⸗
nungh, vnd Abſchneidung vom leib der kirchen vor der Gemein
offentlich ausgeſprochen, vnd erkant werden. Darnach ſol der
Dhiener den brauch, vnd endt des Banns ihm weiter erkleren,
vnd die glaubigen vermanen, das ſie mit dem verbantten keine
freuntliche, noch vnnotige gemeinſchafft haben, ſondern ſeine
geſellſchafft meiden mit dem ſunderlichen rhait, vnd furſatz, das
daruber der Verbantter ſchamrhoit gemacht mit ernſt nach der
bekherung denken mochte.
32. Die aber ſchwere, der kirchen laſterhaffte, und ber gemalt
der Oberkeit ftraffbare funden begangen, ob biefelbe fhon mit
den mworten bie bueſs bezeugen, follen gleichwol von ber gemeint⸗
ſchafft des Nachtmals gehalten werden, Aber wie offtermal fte-
het in erkentnus bes Conſiſtorii.
33. So bie Dhiener, Eitiften, oder Diacken eine offentliche
der kirchen lafterhaffte, vnd der Gewalt ber Obrigkeit ftraffs
bare funden begiengen, follen bie Eitiften und Diacken auf madıt
des Gonfiftorit alsbald ihres amptz entfeget werben. Die Dhie⸗
ner aber follen im Dhienſt vffzuhalten verwirdet haben, Ob
fie aber ihres Dhienſt zu entfegen feien, ſoll durch des Quar⸗
tier8 verfamlung erkant werden, mit welchem erfantnus fo ber
Dhiener nicht geſtillet, fol er fic) zu dem Prouincial Synodo
beruffen mogen.
34. Ob aber die entfegte Diener, Eltiften, Diacken, nad)
bem fie der firchen mit der bueſs gnug gethan, vnd widder er⸗
welet wurden, zuzulaffen feien, ftehet als vil die Eltiſten, vnd
Diaden belanget dem Gonfiftorio, als vil aber die Dhiener an-
gehet, des Quartiere Zufammentunft zuurtheifen.
35. Die Diener auß dem Nidberlant geboren, bie den
aufferen kirchen ihren Dhienſt zugefagt, wurden aber wider
von den Nidderlandiſchen kirchen beruffen, follen fleiſs anwen⸗
ben denen zu folgen, Jedoch das fie ben kirchen, da fie im
Dhienſt find, zeit, und ziel fegen, fi) omb andere Dhiener zu
verfehen, da aber die auffer kirchen fie nicht verlaffen mollend,
fol bie beruffungh bei andern vunuerdechtigen kirchen ftehen.
Die Diener aber, fo ihren bhienft noch niemanbt zugefagt,
follen ermanet werden, dem Funfftigen beruff zu folgen frey⸗
heit zu behalten.
56. Es follen aber auch die Glieder der gemeine vermanet
werden, fo der Diener dhienft in Zeit der frenheit gebraucht,
das fie benfelben auch ihr underhalt, fo fie es notig haben, vers
forgen.
37. Die auß differ verfpeitungh in einer fladt verfamlet,
follen etliche zu ſcholen, und diefelbe ihnen verbunten halten;
welcher dhienft, fo diejenigen, von welchen fie underhalten wors
ben, entbehren wolten, und zulieffen das fie ſich einer anderen
kirchen verpflichteten, fo follen die furige erziger ihre koſten
widder fordern mogen; Aber fo fie allein biefelbe eine zeitlanck
vberlleſſen, hatt weit einen andern befcheidt.
38. Derer Dhiener, fo ietz ihres dhienſt entfeget, vnd auch
der andern, fo zum bhienft gottliche® wortz bequem zugelaffen,
iſt ein ſonderes regiſter befchreben In einem iederen Quartier.
Sundt derohalben alhie funderlihe Dhiener erwehlet, welche
in nahmen ihres Synodi ihres Quartiers Dhiener fleiffig ver-
2 15884. CXXXvIs. Schiffe dee Syusbe zu Cuben.
manen und vnderfragen follen,, ob ihres Quartier einige kirche:
where, fo mit feinem Dhiener verfehen, das fie diefelbe erma⸗
nen foin, einen Öbiener zu beruffen, vnd follen etliche auß dem
Kegifter furfchlagen, auff das einer mit vorgehendem rhait bes
ruffen werde. Zr
39. Es findt erwelet alhie zu Embden Dominicus Julius,
Cornelius Retius, Johannes Arnotdi, zu Wefell Joannes Lip:
pius, Carolus Neellius, Petrus Ridius, welchen die Riderlans
difche Deutſche Eichen, fo da an Dhienern manglet, zufchreiben
wiffen, vnd follen diffe menner ihnnen die Dhiener, fo da in
ihren, oder darbey liegenden orthern vorhanden, anzeigen, vnd
vermelden.
40. So auch einige kirch fo arm, daß fie ihren Dbiener,
fo fie beruffen, nicht unterhalten Euntte, foll das Quartier vmb⸗
fehen , ob nicht mehr ombliegende gemeinden barzu mogen ges
than werden, Darneben follen die Diener der verfpreieten kir⸗
hen erinnert werben der Firchen glieder zu ermhanen, fo auß
dem ohrt feim , da diſſe Eirche iſt. Die Diener auch felbft
follen auch in diffem theil den andern zum erempel feien.
41. Die Dhiener des Quartiers, follen in den orthern, das
hin keine dhiener des wortz geſetzet mogen werden, perfonen die
kefen konnen, auch Eitiften und Diaden fegen, auff das alfo
letzlig eine kirche verſamblet werde.
42. Die Dhiener, vnd Eltiſten deren Quartier, fo unter
dem Creutz find, ſollen aus allen fledten, vnd dörffern ihres
Duartiere ihnen benachbarten, fo zu einer religion geneigt feien,
mit fleif6 nachfragen, vnd diefelbe zu Dem ampt ermanen, und
auff diffe weife follen fie ſich befleiffigen eine kirche, oder einer
kiechen anfangk zuuerfamlen, und Damit folche& deſto bas voln-
zogen werde, follen die Quartier ihre benachbarte fette, und
dorffer under ſich theilen, darmit nichg verſeumet werde, und
ſolche forgen follen die verfpreite Gemeinden ober ihre benach⸗
barte ſtette, vnd ohrter, fonderlig fo fie weit von Quartieren ges
legen, auff fich laben und ertragen, Die verfpreiete gleubige foln
auch den Dhienern deren Quartieren vnter bem Creutz, in
diſſen fachen behulfflig feiern, und furfichtiglig deren nhamen fo
-fie kennen, und zu bes Religion geneigt wiſſen, ia den Orthern,
da fie ausgeftoffen, oder verzogen find, anzeigen.
43. Es ift auch ſehr nutzlich die verbindangh dee kirchen
mit einandern alfo zu fein, das ihr eine der andern offt ſchreibe,
was ihre zu erhaltung, und wachſung dero gemein, ober etlicher
befonderer kirchen notig zu fein bedunkt, vnd alfo mit nhamen
die Beer, Abtrunnigen, Huͤrlinge, feuffer und andere desgleichen
ſchedliche leuthe anzeigendt, barmit fich die kirchen vor folchen
zu huten.
44, Darmit auch ben fchweren laſten ber kirchen begegnet,
welche täglich durch deren leichtfertiges auffbrechen vermehzet,
auch anderer, fo unter dem Schein der armuth und Religion
ben hausgenoſſen des glaubens ihre notige vnd ſchuldige almus
fen entzehand, haben wir rahtſam bedacht, im allen und jeden
lirchen zuuerkundigen, das binfürter denjenigen, fo von bannen
gehen, ohne Zeugnus ihres furigen, daher fie fomen, lebens,
vnd lehrs bey den andern kirchen als bausgmoflen des glaus
bens Erin behuͤlff geſchehen merbe.
45. Die Dhiener ſollen ſich befleifligen dieſelbe, fo die
Zeugnuffen fordern, zu fragen, mas vrſach fie verziehen weiten,
vnd fo fie die vrfach nicht gnugſam befinden, foln fie die
Beugnus kurtz ab verweigern. Die Dhiener vnd Diacken follen
fi) auch verhuten, das fie nicht leichtlig Ihre kirchen von beros
felben armen leer machen, vnd alfo ohne noith andere kirchen
beſchweren. Denen aber fo fie Zeugnus zugeben bedacht, follen
fie in denfelben Jeugnuflen die Rhamen und Zunhamen, wos
her fie gebom , wohin fie wellen, was ihr handwerck, was bie
vrfag ihrer reifen, wie lange fie in ber kirchen geweſen, wie fle_
ſich verhalten, vmb weiche Zeit fie and) verzogen, weiches vor⸗
habens fie fein, und andere dergleichen umbftände mit ober»
fhreiben.
46. Es foll aber den reifenden fo viel gegeben werden, fo viel
ihnen gnug bedunckt, bis fie zu ber kirchen komen, dahin fie zu
reifen vorhaben. Wie viel deffem aber fele, full in ben Zeug⸗
nufsdrieffen vermeldet werden. Desgleichen follen bie andere
kirchen, dahin fie komen, nach vermogen verrichten. Wen
nhu die Zeugnusbrieffe furbracht, vnd dieſelbe fich rechtmeſſig,
vnd aller anderer ſachen wahrhafftig befunden , fe ſoll ihnen fo
viel gegeben werden, fo viel ihnen zu der nechfter kirche zu zie⸗
hen notig fein, erfant wirt. Daflelbe auch, vnd auff was tag
er daſelbſten abgewichen,, in die Zeugnusbrieffe geſchreben wer⸗
den ſoll. Alſo fon alle kirchen thun, bis zu bem ohrt, bas
bin er gedencket, daſelbſt ſoll das Zeugnus oberlibert, vnd
zerriſſen werden.
AT. Ada die ienige, fo nach diſſen negſten Monat Noe
vembr. ahne einiges Zeugnus, oder mit Zeugnus aber nicht in
diſſer form befchreben von den Eichen verzehen wurden, fol mm
fur Beine hausgenoſſen des glaubens, welchen Paulus funderlich
guith zu then one ſchuldig fein Iehret, verhalten. Go aber
eimige von den kirchen, fe vnter dem Creutz find, ober aus ben
orthern kemen, daſelbſten kein dhienft auffgericht, ift notig das
dieſelbe exammirt werden, und fo fie pitten, und rechenſchafft
ihres glaubens Tonnen’ geben, was vrfachen fie verzogen, vnd
dergleichen von anderen wmbftenden, Wie aber denſelben zuuer⸗
heiffen, geburet ben Diacken zuuerſehen.
48, Der Her von St. Aldegundi fol in nhamen diffes
Synodi gebetten werden, das er deren Dingen, fpin ben Nidder⸗
landen fur etlichen iharen bis anhero ſich zugetiagen haben,
eine hiftorien befchreiben wolle, vnd funderlig deren dingen fo
zu der erbaumung ber kirchen, bie verfolgung dernfelben, Abs
werffungb, und widerauffrichtungh deren Abgötter, vnd bifder,
Deftendigfeit der Martyrer, Gottes erſchreckliche Vrtheil in
en Berfolgern, vnd verenderungh der Polycey etc. etc. ge
orendt.
49. Die Diener jeberer Eichen, und alle andere, fo diſſen
furhaben zu fleur komen mogen, follen ſich felber befleiffigem,
das fie alles was dahin dhienlig im der warheit erfragen, vnd
erforfchen , und einen befundern zu diſſem werd! erwelen, wel⸗
chem fie alles verzeignet zuſchicken, auff das folches folgens dem
Hern von St. Aldegonbi trewlig übertragen, verforgst, vnd in
die feder gebradyt moge werden.
50. In Embden find erwelet Ehriſtophorus Beneranius, Eor⸗
nelius Retius zu Weſell, Petrus Nicktus, Earolus Niellius zus
Coͤln, Adrianus von Koͤnigslohe, Joh. Regius aus Achen, Joh.
Chriſtiani und Johannes Heicktum, zu Frankfurt, der her Bal⸗
din, und St. Baſtianus Mutthe, zu Heidelberg Petrus Dathes
nus, Joannes Daffinus, zu Frankendal Saspar von dee Hei⸗
1304. CXIXVII. Schläffe der Syuobe zu Emden.
den, Petrus Antoni , zu Schoinhouen Sraneiscus Junius, zu
St. Lambert Nicolaus Schauvbrecher.
51. Es fol feiner Bein boich, das er ſelbſt, ober auchkan⸗
dere gemacht, darin von ber Religion gehandelt, in druck oder
funften ausgehen laffen, es fen den zuuorn von dem dhienern
deren Quartier, ober durch die Öffentliche Lehrer der Theologiae
unfrer befantnus eraminirt, vnd approbirt.
52. In den geoffen kirchen wird nhott fein befondere Pros
pofitiones zu haben, auff das diefelbe, bey welchen guithe Hoff:
nungh tft, das fie etwa hernaher ber kirchen dhienftlig fein
wuͤrden, ein prediger gebraucht werden, und damit das albie
gute ordnung gehalten, fol defiem handel etwa durch einen
bhiener beygewohnet, und fürgeftanden werben.
Alle diffe Artikel, fo dba zu guter ordnung dero kirchen ge⸗
horendt, feten alfo mit einhelligem Gemuͤte vnd finne auffe
gerichtet, doch diefelbe nach mug bero Kirchen iederzeit veren⸗
dert, vermehert, vnd verminneret kunnen, und mogen werben.
Das dennoch in macht Feiner befonberer kirchen fein folle, fon=
bern viel mehr follen allen fleifö anwenden, das diffe Ordnungh
fo lange gehalten werde, bis fo etwan auff dem Synodo ans
ders verordnet, und befchloffen wurde. Embden, den 12. Oc⸗
tobris Anno 1571.
Caspar Heydanus Praeſes. Joh. Poliander Seriba.
Beſondere Aeta, vnd Fragen.
53. Nachdem die broder des Synodi das flehen vnd pitte
beider kirchen zu Embden angehotet, haben ſie angelobt, das
fie als balt fie zu haus komen, mit fleiſs daran ſeien wollen,
das tebern kirchen in ihrem Quartier fol angezeigt werben, das
die Diaden der kirchen zu Embden benfelben, fo glaubwirbige
Zeugnus, von den firchen, daher fie komen, eines getreuwen,
und gottfeligen lebens vbergeben werden, ald hausgeneffen des
glaubens , gleich auch andere kirchen dardurch fie ziehen, fteur,
vnd hilff thun wellen, fo fie aber, wie bisweilen gefchicht, viele
tage, ober etliche Monat zu Embden lygen, und gutes wing
barmit in Engellandt zu fchiffen, erwarten muffen, zu folcher
langwiriger ſteur fol ihnen die Embdiſche kirche hinfurter mit
nichten verbunden fein, darmit nicht iemands ſich folches vers
geblich vertrofte, ober auch leichtfertiglig diſſer vrfachen von
andern orthen auffbreche.
54. Auff der Colner erſte Frage, antworten die Bruber
alfo. Alles was gewiſſens iſt, foll mit Gotteswort bewieſen
werden, Was aber die ordnungh anlanget, oder ſunſt mittels
meflige ding ſeien, follen zu folcher nhottwendigkeit nicht ges
driben werden.
55. Die zweite frage Bon rechter vberfegung bee Bibel in
Nidderlandifcher Tprady, Haben bie bruder zum General Synodo
zuuerhalten erlennet.
56. Der dritter vnd vierter frage etc. Iſt oben im $. ans
fange. „Es fol Feiner etc. und im 52 beginnet, „In ben
woſſen kirchen etc. articuln geantwortet.
7. Das der funfften frage von der verhandlungh des Ro⸗
chelliſchen Synobi in Franckreich gnug gefhehn, haben die
beuber das Petro Datheno, und Joanni Zaffino befohlen,
58. Der ſechſter frage, Antwort der 38 articul von beruf:
fung ber dhiener, anfahende „Der dhiener, fo iegt etc.
59, Auf bie Sibende iſt geantwortet, das zeugen beizubrins
"343
gen,, vnd im Confiſtorio anzuhoren zugelaffen, ba aber deren
mangeln wurde, foll man in ſchweren fachen ben eydt fordern,
aber das nicht befehlender , (welchs den allein der Obrigkeit ges
buret) fondern vermanenber weife, vnd wiewol deren «ide
form, fo bei der Obrigkeit gepurlig, und im ſchwange, auch als
bie gebraucht Euntte werben, fo tft boch nuglicher fich folcher zu
enthalten, und vielmehr mit einbildung Gottes ernftlicher jtraffe
und rach gegen den zeugenden fortzufharen, vnd ahm fleiſſig⸗
fen zu bitten, das fie die warheit bekennen, vnd runt herauffer
fagen rollen. Das rhettfambfte aber ift, fo man mwentg, und fo
viel immer muglig felten zeugen beizubringen, zuuerhoren, und
Eydt außzufordern zulieffe.
60. Auff der Eolnifcher frage Von dem Man, dem feine
fram nicht folgen mil, jſt geantwort, das aus gemalt der
Obrigkeit der ausroiffung notig ſeie. Darumb mag fich der
man zu folcher ftatt, da die Obrigkeit ihre hulff, und gemalt
barzu fegen tan, und wil, begeben.
61. Auff die Golnifche zehenbe frage, Ob es zuleffig bei
einem Papiſten, (melcher befent, das die angenhomene form
bes Zauffs in den Reformirten kirchen ihme reiner bebundeet,
als die form fo im Babſtumb breuchlich) fein Binde zu tauffen?
Iſt geantwortet, Das diefelbe, fo vber differ frage erfettigen
fein wollen, befehen nachgefegte Articul, fo von den Brubern
von Genen hieruber eingeftellet, und gefchreben.
Gopey des Artickels, fo geftellet von den Brudern zu Ge⸗
neuen, und dhienet funderlig zu der refolution vber leg vor:
gehende frage beren Bruder von Coln.
62. Das befte, und allerficherfte iſt Feine Linder zu der
Tauff zu laſſen, oder anzunhemen, dan beren Eltern gliber ber
Eichen find, Vnd furwar, Es ift eine ordinaria regula, wel⸗
her man in differ fachen mus, oder billig fulte gebrauchen.
Dennoch die firengheit in differ fachen zu lindern, vnd zu meſſi⸗
gen, fo mus man allezeit hierauff acht haben, das Gottes bundt
fi erſtrecke bis In taufende geſchlegt. Nicht das alfo ohne
allen onderfcheidt allerley kinder, die man zu tauffen darftellet,
anzunhemen, vnter dem dedel, und fchein das die Voreltern -
vor taufent iharen Chriſten geweft felen, fonbern vielmehr das
man durdy guthe, und geburliche mittel zu ber kirchen wider:
umb annheme, und hinein fege baflelbe, fo ba eine zeitland
daruon entfrembet geweſen iſt. Aber nhu find folche mittel.
vnterthan vnd mancherley, nachdem die Circumſtantien man⸗
cherley, vnd verſcheiden ſeien. Dan where es ſach, das Gott
ſeine verfallene kirche widderumb gefiele auffzurichten, vnd das
die ordentliche bedeutungh des Tauffs, (welcher heutiges tages
die veiandt der warheit misbrauchen) widderumb in die hende
der auffrichtiger bhiener geſtellet where, ob ſchon viel leuthe
nicht fo balt reformirt, bekehrt, oder widergeborn mheren, fo
ſoll man dennoch foldyer leuthe Linder, weiche ber kirchen
zußomen, von ber Tauff nicht abfchlieffen. mogen. Den
man wurbe denfelben nicht allein zu kurtz thum, fondern
auch dero gemeinfchafft deren gleubigen, und ben verheiffuns
gen der eriwelten Gottes. Derogleihen Antwort haben mir
ahn die von dem Reich Schottlant gethain, als fie vnſer
meinungb vber biffe fach, und frage gefunnen vnd beget
haben.
63. Item auff den orthern, ba bie kirche unter-bem Creutz
ſchaulet, oder heimlig und verborgen ift, fo weit bas bie Eltern
344
der kinder noch fo ſchwagh, und furchtſam find, das fie ſich zu
der gemeinen nicht durffen begeben, oder noch raum, und vn⸗
geſchicket find, vnd ſich noch nicht alfo Laffen, oder unterwerffen
wollen onter das Joch Jeſu Chrifti, und gleichwol etlichen
von ihren freunden befeldy und macht geben Ihre Einder zu pres
ſentiren, auff das diefelbe nach ordnungh, und reinigkeit des
Euangelit getaufft mogen werden, fo ift da Beine vrſache, noch
einrede, die verhindern moge, diefelbe Finder anzunhemen,, und
zu tauffen. Worbehalten, das die gefatter, und gefatterfche,
oder zeugen biefes Tauffs fi) verheiffen, in diffem ihrem ampt,
vnd pflicht fich felbften zu quittiren, auch befichern und bezeu-
gen, das fie von den Eltern ſolches zu thun vollommen ges
walt, vnd verwilligungh haben, den das ift eben fo viel, als
wen bie Eltern der vorernenter Binder ihr vetterlig recht, und
action in die hende dero gefattern vbergeben betten. Aber fo
ba einer vorhanden, fo nis von dem Euangelio verftehet, noch
weis, fondern in ſolchen fachen gar vnverſtendig, baruber wol:
len wir einem rhaten, eines folche® kint zu der Tauff zuzelaffen
und anzunhemen, fondern diſſe perfon, fo da ihr kint tauffen
lieffet, fol furall, vnd zum erften geloben, das fie zulaffen, vnd
geftatten will, das dafjelbe getauffte kint von den gefattern zu
feiner zeit ſoll vnderwieſen, vnd in reiner lehr des Euangelii ges
Iheret werden, und darneben das er durch feine vatterliche auctos
ritet, vnd gebiet hinfurder nimmer zwingen foll zu einiger ans
derer religion, odern auch fonften mittel verwenden, durch welche
es wibder zu ber Superftition, und Aberglauben des Pabftumbe
gebracht kuntte werben. Hingegen das er ihme feinem int viels
mehr folche freyheit geflatten: wolle, das es tederzeit leben moge
nach der lehre des Euangelii in welcher es erzogen ful mer:
den, vnd vnderwieſen iſt. So weit man aber in differ ſachen
ben Zawm zu feer finden laffen wurde, vnd zu vil zulaffen, fo
wirt etwa die ambitio, ober vermefienheit zu weit einfchreiten
vnd regieren, auß welcher darnady eine groffe verwuſtungh,
vnd vngeſchicklichkeit erſtehen, und erfolgen murbe.
64. Auff die zehende deren von Coln frage, Ob diefelbe fo
da bie reine religion angenhomen, und dennoch fich nicht zu der
kirchen geben wollen auch fur gefattern an der Zauff zuzulaſſen?
Iſt beantwortet alfo. Dieweil e8 die brüder gedaucht, den
brauch der gefattern im Tauff freyzulafien, derohalben fo diffe
leuth allein dero vrſachen halben geforberet werben, das fie allein
zeugen follen, das der Zauff in den kirchen gefchehen,, fo kun⸗
nen fie zugelaffen werben, fo aber die gefattern folcher geftalt
erfordert werden, das fie die forge das kint zu underrichten, und
zu lehren auff ſich nhemen, iſt notig daß fie glieder der kirchen
indt.
ſ 65. Die Bruder. von Coln, vnd Aich haben gefraget, Ob
ein Bruder der nicht gottſelig lebt, vnd dennoch vil, vnd offt,
aber vergeblich ermanet wirt, ſeie zuuerbannen, ſonderlich ſo
er die kirche bedreuwet mit deroſelben zerflörungh ? Darauff
alfo geantwortet, das alle, fo nach Gottes wort zu verbannen
feien, follen verbannet werden, 0b fie ſchon zerruttungh dero
kirchen dreumen vnd furwenden. Diemeil aber dem Gonfiftorio
freigelaffen vrtheil, und erfentnus zu geben ober zeit, und ziel
fo. ober bie offentliche ermanung , welche vorhin gefchehen folle,
fo auch die Verbannungh aufzulundigen, nach ihrem gutbuns
ten, vnd molgefallen, fo Tonnen fie die zeit bero Vermanung,
und Verbannungh etwa verziehen, alfo das man fleiffige acht
1501. CXXXVII. GSchläffe der Synode zu Enden.
babe auff der kirchen erhaltungh, und alfo auch notige erbatıs
wungh nicht hinderlaffe.
6. Auff die Propofition der bruder von Anttorp, von den
Dbienern fo funder dhienft, und an andere orther beruffen,
gleichwol fich weigern zu gehorchen, und zu folgen. Iſt alfo
geantwortet. So die dhiener, welche ba bhienftlos, und doch
von einer gemeinde beruffen wurden , vnd aber zu folgen fich
weigern, das foll bei erfentnus des Quartier, oder Classici
conunentus ſtehen, ob biefelben zu dringen feten.
67. Auff derofelben propofition, Ob einem gleubigen weibe,
fo mit einem vngleubigen Dan vermahlet, zugelaffen, vnd
frey flehe, wider ihres Mans willen ihrer beider Eint zu tauffen
der kirchen furzuflelen? Iſt geantwortet. Das es zulieflig,
und zu thun where. Aber dieweil es villeicht nicht allezeit nutz⸗
lig, wirt chatfam, vnd notig fein, das in folder ſchwerheit,
und geferligdeit nach deren kirchen geflalt, vnd gelegenheit das
Confiftorium vmb rhatt erfucht werde, welchs fich den alfo in
bie fach ſchicken, und ſolcher weisheit gebrauchen fol, das weder
den forchtfamen,, der zaum zu lang gelaffen, wider auch ihre
geriffen zu hart befchweret, vnd gedrungen werben.
68. Als die Gemeinden gefraget, Ob einem Bruber zuge
laſſen, feine kauffmanſchafft mit eines andern furften mungen
zu treiben, diefelbe zuuergieffen, ober das fie in argere Werde
gebracht zuuerfchaffen, oder aber funften einigen forfchab, möt-
tel vnd gelegenheit darzu zugeben? ft geantwortet, Bofe
Müng [chlagen, oder auch funften gelt auff und zufamen prin-
gen, das dafjelbe in argere, und leichtere Muntz, oder gelt ver
ſchlagen, oder gemunget werde befurderung zu thun, ober zubes
fielen, daher den dero Gemein ſchade, und hindernus erſtehen,
vnd zugefuget mochte werben, Wen fchon die Obrigkeit deffek
ben orhtz nicht fehen wurde, oder molte, So iſt es dennoch dero
gerechtigkeit in fich felbfien, vnd der Chriftlicher liebe zugegen,
vnd wirt alfo denfelben, fo fich reiner religion berhumen, mit
— frey gelaſſen, wirdig erachtet, oder einiges wegs ge⸗
attet.
69. Der Propoſition vnd furgeben dero Bruder von Gendt,
vnd Anttorp iſt geantwortet, das nach ſchwerheit dero ſunden,
groſſe der ergernus, vnd vielfeltigem ſundigen, auch nach der
zeit, vnd aller vmbſtende gelegenheit das Conſiſtorium fo vns
der Dem Cruetz verfehen, vnd mit zeitigem gutem chat vrthei⸗
len, vnd fegen, ob jemand nicht allein von dem Nachtmall,
fondern audy von der gemeine auszufchlieffen, und abzuhalten
feie; So aber etwas weiters notig, vnd furfallen wurde, fal in
dero zuſammenkunft deffen Quartiere referirt, furgebracht, und
entfchloffen werden.
70. Ein bruder von Gendt hatt gefragt, Ob es offentliche
oder aber heimliche funden feien? Nemlig, beimlicher weife
Ablas zu entfangen, die Ehe anzufangen, unter den Papiften,
die Finder laffen zu tauffen in den heufern, Chriſtum zuuers
laugnen vor einem Burgemeifter oder funften vor einem rhatz
verwantten, zu ſchweren bey oder durch bie Heiligen. Diefe
fragen, dieweil fie vielerley weife disputiret wurden, feien auff
nechſte zufammenkunfft auffgeſchoben, und verhalten.
71. Auff dero von Aichen frage, Von dem jungen Ge
fellen, ond magde, fell das Gonfiftorium zu Aich aller der gan⸗
gen fachen vmbſtende fleiffig nachforfchen,, und folches darnach
den verfamblungen dero Quartiere furgeben , und referiten.
S
72. Auff die frage dero Welſchen Gemeine binnen Ant
torp, Was der fraumen zu thun, die da furgibt Ihr Man fei
vor vier, ober fünf iharen im Eriege geftorben-, Tan aber ben
tobt mit glaubmwirbigen Zeugen nicht darthun, noch heweiſen,
Iſt geantwortet, das durch gemalt der Obrigkeit die aufruffung
angeftellet, und gefchehen fulle, welches fo fie nicht erhalten
wurde, ſoll fie die Obrigkeit erfuchen, vnd weiters bitten, das
ihr eine fichere Zeit gefeget werde, wie lang ihr zu warten, & fie
aber dero keins erhalten kunne, Tan man ihr biffen rhatt ges
ben, das fie ſich in folche ftatt, und ohrter begebe, da die Obrigs
keit ge gemalt und hilff mic darzu thun welle, und wurde.
3. Auff die andere deroſelben gemeinten frage, von den
Witwinnen, fo ſich uber einen Monat, oder zwei nach Ihrer
Menner abfterben. wider zur Ehe greiffen, vnd verhetraten wol⸗
len ? Iſt geantwortet, das in dem Fall das Conſiſtorium keine
fihere Zeit fegen fol, diewell Paulus den Wittwen fih zu
verheiraten zulles ohne fürgefchriebene beftimmte Zeit. Gleich⸗
wol fordert die Erbarkeit, das die Wittwen nad vier, oder
funff Monaten nad) ihrer Meme tobt zur einer andern Ehe
nicht greiffen fellen, und fo fie ſchwanger wheren zum wenig⸗
flen zwey Monat nady ihrer geburth.
14. Der dritten obgemelter Eirchen frage, Von deme fo
vmb einer ſchweren funden willen vom Nachtmal ausgefchlof:
fen, und ſich nhu in die gemeine zuuerheiraten vorhabens ift,
ehe, und zuuor er feine fehle fur der gemeine offentlig befant,
ond widerrufen? Iſt geantwortet, das wider folchen mit ber
kirchenſtraffe zubandeln fele, vnd fo er ſich befheret, ift er zu⸗
zulaffen, So aber nicht, ift die fraume zuermanen, das fie mit
folhem Manne, weicher da mit ſchweren, und offentlichen fun«
den beladen, welcher auch die kirche verachtet , und von deroſel⸗
ben verbannet, und vom h. Nachtmal autgeſchloſſen worden,
ſich min verheiraten tolle.
5. Es tft gefragt worden, In welchem grab, oder glibt
fo bero Hutfeembrfcpafft, fo auch dero Sewegerſchaft ſich zus
uerheiraten zugelaffen , oder verbotten ? Iſt alfo geantwortet,
das am rhattfambften feie (funderlig da die Obrigkeit nicht
gläubig iſt) iederes ohrtz gefeg, ordnungb, und fagung, zu hal
ten, dieweil ſolches ohne verlegung gefchehen Fan, damit nicht
die Ehe, fo wider ſolche geſetz, und ordnungh auffgerichtet, von
der Obrigkeit nichtig, die finder vnelig erkant, die Erbgerechtig⸗
keit nicht anders wohin gefchuben, vnd andere berogleichen vn⸗
fehln darauß entſtehen, vnd erfolgen mochten.
76. Auff die frage, ſo die von Aichen furbracht, von einem
Dhiener, fo eine ketzeriſche frau zur Che hat, Iſt geantwortet,
dieweil er zum bhienft verordnet, und geſetzet, fall von dem
Confiftorio fleiffige nadyfrage föchen, was für fleis, und ar
beit der Dhiener mit Heiliger Conuerfation vnd fletigen Vers
manungen aus Gotteswort angewendet, darmit ex feine frauwe
dem hern Shrifto gewunnen haben mochte. So es berohalben
fach where das er in ſolchem feinem ampt vnfleiffig geweſen,
oder noch zu fein befunden werde, foll er mit vrtheil, vnd ge
malt des Conſiſtorii, und Quartiere vom dhienſt ausgeſchoben,
vnd gehalten werden, Vnd fo das Confiftorium aud) darin zu
linde, und f&iefferig bandlete, iſt ihnen vergunt mit vrtheil
ond erkentnus etlicher bruder bero gemein von bem vnfleis,
vnd fenteng des Confiflorii an das Quartier fi) zu beruffen,
vnd anzuklagen.
IL
su91. ONXKVIE Cehläfte der Synode zu Emden.
345
77. Der General Synodus ſoll ausgefchreben, vnd gehals
ten werden den negften lentzen, doch im fahll ſich bie Engel⸗
Iondifche kirchen erkleren wurden, bas fie auch einige perfon
darzu abfertigen wollen, oder kunnen, ob ſchon nicht alle dar:
in verwilligen wurden, Wo aber nicht, fol der General Syn⸗
odus verzogen werben, bis auf negften lengen oder Vorſummer
bes Ihars 73
78. Das Pfalgifche Quartier ift declarirt, und erwelet ben
General Synodum auszufchreiben, vnd zu beruffen.
79. Diefe folgende, und ernente Gemeinden iebes Quars
tiere find, eriohelet, zu weichen man fchreiben, und beruffen
folle.
80, Die Embbifche, Weſelſche, Wolnlſche, Heidelbergifche,
Anttorpiſche, Dornachſche, vnd Aicimariſch⸗ jn Hollandt. Zu
Embden den 13. Octobris Anno 1571.
Casparus Heidanus Praͤſes. Joannes Polyander Scriba.
Von ben Quartierten Zuſamenkünfften.
gi. In den Quartierten Zuſamenkuͤnften, ſoll der dhiener
einer predig haben vor der Gemeine, von welcher alle andere
mitdhiener ihr vrtheil zugeben, vnd ſo etwas zu verbeſſeren an⸗
zuzeigen haben, und folches follen folgentz alle die andere, vnd
iede befonders in ihren beykunfften thun vnd halten.
82. Doch noch foll der präfes, fo da durch gleichitimmenbe
wahl deren andern Dhiener zum Vorweſer verordnet, orbents
tig ale, ond jede fragen, Ob auch bie Conſiſtorial beikunfften
in ihren kirchen gehalten, Ob die Bicchenftraffe getrieben, Ob
fi ie auch ſtreit mit einigen ketzern haben, Ob auch zweiuel in
einigen puncten der haubtlehre vorgefallen, Ob der Armen,
vnd Schulen fleiſſige ſorge getragen werde, Ob ſie auch zur re⸗
gietungh Ihrer gemeine durfftig ſeien ihrer andern mitgeſellen
rhatt vnd hulff, vnd von derogleichen vmbſtenden meher.
83. So ſich etwan in einiges Quartiers kirchen etwas zu⸗
trage, das in ihrem Conſiſtorio nicht verglichen kunte werden,
das ſol in der Zuſamenkunfft deren Quartier decidirt, vnd ver⸗
urtheilet werden, von welchem man dennoch an den Provincial
Synodum appeluren, vnd ſich beruffen mag.
84. Es ſoll aber in den Quartierten bepkunfften vorges
nhomen, und verhandlet werben , mas zu den gemeinden eines
iedern Quartiers dhienſtlig, vnd gehorig.
85. Wen dis alſo geſchehen, ſoll der Praͤſes eine, oder zwo
fragen von den fuͤrnemeſten puncten, fo in der religion zwiſ⸗
[hen ons vnd den Papiften, oder auch andern ftreitig propo-
niren, und auff folche weife fi ch vnder einander zu lehren, vnd
zu ſtudiren bewegen.
86. In den beykunfften dero Quartier, ſo das letzte vor
dem Provincial Synodum gehalten, ſollen erwehlet werden,
welche im nhamen der gemeinen aller Quartier auff den Pro⸗
vincial Synodum abgeſandt werden.
87. Es ſollen aber aus jedem Quartier abgefertiget, vnd
geſandt werden zween, mit eben ſo viel eltiſten, oder Diacken.
So das nicht muglich, kan ein Dhiener, mit einem eltiſten oder
Diacken verordnet werden.
88. Ehe, und zuuor man bie hauptpuncten, (bie den auff
dem Provincial Synodo furbracht follen werben) befchreibt,
iſt rhattſam erkennet, dad man bes zuucen gehaltenen Synodi
ſteten, ſatzungen, vnd beſchlus mit fleis vberleſe, damit daſſelbe
44
—
366
nicht, fo einmal auff anbern Provineiäien, vnd ſunberlig auff
Generalen Synoden ind gemein eingewilliget verhamdiet, und
beſchloſſen, widerumb in zweibel gegogen, und fuͤrgetragen wer
de, es were ben ſache, das vber ſolches, fo vorhin determinirt,
und befchloffen, audere neume fumbament, und vrfachen darüber
zu zweibeln eingefallen, vnd vorhanden wehren
89. Leslig ſoll orht, vnd zeit der nechften Quartierten Zus
ſamenkunfft angeflellet, vnd vermeldet, aud Gott Dankſa⸗
gungh, vnd ſolche durch den Praͤſidem geſchehen und beſchloſſen
"werden.
Bon den Provinzial⸗Synoben.
90. Welche zu den ProvinzialsSynoden abgefant werden,
follen Credentz, vnd ihrer. abfertigungb glaubwirdige brieffe,
und mas fie ſunſten furzutragen, fchrifftlig verfafſet mitbringen,
und fol nich ſchrifftlig vorbracht werben, den was man nicht
in ben Conſiſtorialifchen, vnd Quartierden Zuſamenkunfften
habe kunnen ſcheiden, vnd vergleichen, oder ſunſten was da an⸗
gehet alle kirchen einer Provincien ins gemein, auff das die
provincialiſche Synoden mit vnnottgen fragen nicht beſchwe⸗
ret, aufgehalten, vnd verzogen werben.
1. Wen fie nu alle verfaneblet vnd zuſamen gefomen, ſoli
der —* deſſelben ohrtz, oder fo derſelbe nicht gegenwertig,
der negft geweſener Präfident vmb andere neume Präfidenten,
Benfiger, vnd Schreiber zuerwehlen zu Gott das gebett thun,
und verrichten.
92. Und wenn nu der Präfident, Beyfiker, und Schreiber
erwelet, fol der Praͤſes das gebeth, fo zu dee gangen handlungh
bhienlig,, und aecommobirt zu Gott verrichten, vnd ins werd
ftellen.
93. Dahnach foll er verforgen, das die nhamen deroſelben
ſo gegenwertig, beſchreben, vnd auch ſo da ausgeblieben ver⸗
zeichnet werden, auff das ſie darnach vrſag ihres ausbleibens
geben kunnen, vnd ſollen.
94 Deren abſendung, ober zgeugnusbrieff fol er forbern,
auff Das fir geleſen werden, wie auch aller infiruction vnd bes
felch ſchtifftlig verfaflet eins nach dem andern ſoll nerlefen,
und furtragen, und dero gangen verfamblungh vrtheil, mei-
nungh, und suffragia erforfchen,, und ſamlen, und darnach die
beſte meinungb bes mehren, und des befuchteilen wolgegrim-
ten theils vorlefen, welche dee ſchreiber alfo vnderſcheidentlig
angezogen, vnd verfaflet folle haben, auff das ſolche meinungh
durch aller gegemimertiger mitſtimmungh gelobt, eingangen,
und befchloffen tunne, onb moge werben.
| 95. Erfilich fol gelefen, vnd underfcheiblig geſchreben wer
den was zu der lehr, darnach was zu der firchen bieckplin ges
horig, leglig was anlanget bie particular thaten, und fach.
96. Des Präfibenten ampt ift das er einem iedern befehle
nach feiner ordnungh zu reben, vnd Denen fo im veden zu heffs
tig, zu bitter, oder zu zendliche fein wurden, fo fte fich nicht
flilen wellen laſſen, zu ſchwigen gebiete, und fo das nicht hilf»
fet, da6 fie au& der verſamblungh ausgefchloffen, vnd darnach
durch eine gemeine oenfur aller bruder vorgefkellet, beruber ges
zegen, vnd befchulden werben.
Das Ampt eines Praͤſidenten endiget ſich zugleich mit ber
handlung eines ieden Synodli, fell aber dem negfifolgenden Pros
vincial Synoden denfelben ober einen andern Präfibenten zus
erwelen foey ſtehen.
s50M. CEZAVH. Gchläffe der Eyuote zu Cuden
97. Die Eltiſten und Diacken fo zu diſſen Symeben abges
fertiget werben, follen in alten verfamblungen und feefien gleich
mit dem Dhiener ihre flimme, vnd votum haben. Auf bes
Eltiſten aber bero orther, da die zufamenkunfft geſchieht, follen
zween feien, welcher ftimme plag haben, und mitfchlieffen fa,
ob wohl auch die andern Eltiſten darbey fein, und auch ihre
meinungh darzu fagen Eonnen, und mogen.
98. Alte Sees ſoll der Präfident mit dem gebett anfangen,
und mit der danckſagungh ſchlieſſen.
99. Alle, und iede Artikel, alsbalt fie gefeget, eingangen,
vnd fchrifftlig verfaſſet fein, foßen auffs neue gelefen, und alfo
von allen eingewilliget,, und vnderſchreben werben, welcher Ar⸗
tickel eine iedere kirche eine befondere abfhrifft, und Copey,
welche davon dem Präfidenten, und Schreiber unberzeichnet
werben, forberen folle, darmit iederer kirchen Gonfiftorium,
hort, ondt wife, mas verhandlet, vnd beſchloſſen ſeie.
100. Mit Conſent, vnd verwilligungh des gantzen Pro⸗
vincialiſchen Synodi ſoll eine ſichere kirche erwehlet werden,
weiche macht ſoll haben (doch mit chatt vnd vrthoil anderer
ihres Quartiers kirchen Dhienern) Orht, vnd Zeit des negſt
zukommenden Provincialiſchen Synodi anzuſtellen, vnd auszu⸗
ſchreiben.
101. Vnd dieſſer kirchen, fol bey zeiten, alles was in ans
dern kirchen beſchwerlig furfelt, oder was in den Conſiſtoriis,
und Quartirten Eichen zuſammenkunfften nicht gefcheiben, vnd
verteagen kan werben, ober auch funften ſchwer, und zu dee
gangen Provincien geherig, fleiffig bafchreiben,, und vberſchickt
werben.
102, Diſſe Eiche fol auch ohrt und zeit, zu dem negſten
Provincial Synodo angeftellet, ben andern chen drey Monat
zuuor quffichreiben, vnd anzeigen.
103. Deit gleichen fleife fol auch diſſe Lieche aller ihrer zus
geſtelter handlungen, puncten, vnd articuln ben andern tischen
ein egemplar, ober Copey vberſchicken, daraber eine iedere Eirche
bey zeiten zubedenken, vnd ihre meinungh vnd vrtheil in den
Quartierten zufammentunfften furzubringen bat, auff das Dies
felbe, fo in nhamen ihrer Quartier abgefant werden, nich& den
was durch alle kirchen des Quartiers wol vorbedacht, exami⸗
nirt, vnd erwogen iſt, an die bhan zu pringen, vnd furzutragen
aben
104. Damit aber die Bicche, welcher aufferlacht ben nechſt⸗
folgenden Synodum Provincialem an zeit, vnd ohrt anzu⸗
fegen, vnd aufzufchreiben, nicht mit der manigfaltigkeit des
ſchreibers zu der gangen Provimeien vnd deufelben Quartierten
Bicchen ober pilligkeit beſchweret werde, ſoll eine ſichere kinche in
iederer Provincien ernennet werben, zu welcher man ſchreibe,
huff das dieſelbe alles, deſſen fie alſo ſchrifftlig bericht, ande⸗
ven ihres Duartiers mitkirchon dhienern gnugſamm bericht,
und melbungh thue, damit fie folcher vielfadtiger arbeit entho⸗
ben, und befreyet fein konne.
105. Diefelbe fo von den Quartierten kirchen hingefandt
werden, follen auff eines iedern Quartiers vnkoſten auf und
darbey feien.
106. Ben nu bes Synodi fachen befchlaffen, und verhau⸗
beit follen das Nachtmal mit einander halten die Dhiener, bie
Eitiften,, fo zum Synodo abgefertiget geweſen, und bie kirch⸗
des orb&, da ber Synodus gehalten foll werben , [0 es andere
1518: OMEXEIX. Wuaubenkangiiche Atzende. .
derdſelben kirchen gelegenheit, vnd ombſtende zulaſſen, wab
ertragen.
107. Deso kirchen, da den der keflgte Synodus gehalten
foll die zu verforgen obliegen, das fie die Acten, gefchicht, oder
befchlufs, fo auff dem leſttzten verlauffenem Spnobo abgerebt,
vnd befchloffen, auff negften zufunfftigen aufgefchrebenen Syn⸗
obum felbft bringen, oder aber mit ſicherer pottfchafft vberſchicken
wife, und mwollet.
Von ben GBeneralen Synoben.
108. Alte diefe ſtuͤck, wie obgemelt, follen auch in den Ge⸗
347
neralen Synoden obfievire, und gehakten werden, Aber dis ſun⸗
derlig zu mercken, das die Dhiener ſamt den Eluſten nicht von
den Quartieren, ſondern von dero gantzen prouincien mit gnug⸗
ſamen glaubwirdigen Credentz, vnd zeugnusbrieffen erwelet,
vnd geſant follen werden, was die lehre, kitchen disciplin, vnd
particuliere ſachen anlanget furzutragen, vnd autzufuͤren, wel⸗
che dingen nicht haben in den Provincial⸗Synoden reſoluirt,
und ausgefuret noch hingelecht konnen werden, und beuorab
was da antrifft alle kirchen ‚ind gemein, daſſelbe ſoll woll vnd
fleiſſig eraminirt, vnd erwogen werden.
CXXXVIL
Chriſtliche Kirhen Agenda. Wie die von den zweyen Ständen dee Gerru und Mitterfchufft, -
im Ertzhertzogthumb Deflerreih unter ber Ennd, gebraucht wirdt.
1. Co. XIV. Die Geiſter der Propheten x.
Anno MDLXXI. 217 81. Fol.
Sm 3. 1569 wurde fr bie ev. Kirche in Defterreih u. d. €.
eine SKirchenorbnung durch den Roſtocker Theologen Chytraͤus
entworfen. Im 3. 1571 erfchien fle im Drude, wiewohl mans
nichfach verändert, und ohne bie Darfielung der Lehre und den
die Verfaffung ber Kirche betreffenden Theil, der auch in der ſpaͤ⸗
ter zu Roftod 1578 und zu Heluſtaͤdt 1587 in 8, erfchienenen
Urfchrift (Der fürnemften Heubtſtuͤck Chriſtlicher Lehr Nügliche
ond Large Erklerung. Sampt einer Chriftt. Kirchen Agenda.)
nicht enthalten iſt. (Wergl. Schützii Vita Chytraei, T. 1. p.
97 4qq., Raupach, Gvang. Oeſterreich, S. 9 ff., Waldau,
Gef. der Proteftanten in Deftreih, Wh. I. &. 167 ff.) Chy-
traͤus felbft erzählt, der Kaiſer Habe befohlen,
die aͤlteſte Agende der Au &b. Gonfeffionsverwanbten (das Saͤchſ.
Viſ.⸗Buch, Nr. XXI.), die Bran denbur ger (1540, Rr. LXVIII.)
und Nuͤrnb. Drbnungen (Re. XILHV.) zum Grumde ‚geiegt werben
jeitten. Neben biefen find jeboh von in a eit Dietrichs
gendbuͤchtein, die Edlnifche Reformation (Rr. XXXI.), die K.⸗O.
des Herz. Wolfgang von der Pfalz vo. 1557 (Nr. CVIIIa.) ge⸗
braucht worden. Der Gonfirmationsritus, welcher bei. ber Nevis
fion anftatt ber kurzen Ammwellung des Berf. eingefügt wurde, ift
ber Heff. RD. v. 1566 (Nr. OXXVI.) entlehnt. Meitere Mits
theilungen find, ba bie K.sD. felbft grade bes hier zunaͤchſt in
Frage ſtehenden Mechenrechttichen Abſchnittes entbehrt, nicht für
baß der RD. nothwendig evadhtet worden.
1372.
. OXXIX. |
| Brandenburgifche Agende.
Dem Brandenb. Dorpus Dortrinae (Die Augsb. Gons
feßion, aus dem Rechten Driginal.., Der Kleine
Catechismus. Erklerung und kurtzer Außzug
aus ben Poſtillen und Lehrſchrifften.. D. —*
theri..., Aus verordaunge.. Deren Johanfen
Georgen, Marggraffen außrandenburg..., Bor
die Kirchen in feiner Ehurf. &. Landen, Neben
einer allgemeinen Agenben oder Drönung, nad
welcher fi die Pfarherr und Kirchendien er aus
uorbalten, aufamen gedrudt, Frankf. a. O. A672.
Fol) ift auf 34 Bl. die vorl. K.⸗O. beigefuͤgt. Sie ift im
Weientlichen ein Auszug auß der K.⸗O. von 1530 (Rt.
LXVIII.), doch weicht fie nicht fetten von der Legtern ab,
wie die folg. Ueberſicht nachwriſit.
%
rn %
orrede von deu GSaeramenden vnd Gereisuiän.
Ausnuig aus der KDD. v. 1840.
Vorrede der Dauffe.
geh Desgl.; die Ausführmg Aber ben Bebrauth des Chrioma
ehlt.
Orbauug der Bauffe.
Die Ermahnung iſt die der RD. v. 1540; der Taufritus
fehlt und es wich anftatt bdeſſelben auf die Form bes Karechis⸗
mus., d. $. Luthers Taufbuͤthlein venvisfen.
Dom der Mottemif.
Mit der RD. v. 1540 oͤbereinſtimmend.
Con ber Beicht und Ubfolution.
Auszug aus der K.⸗D. v. 1540.
Bon Wbendwmal.
Durchaus nad) der K.O. v. 1540. Nur die Gebete aus
den Pfalmen find neu eingefügt. Die Elenation iſt beibehals
ten. Der Abſchn. „Vom Tagampt, wenn fein Communis
cant vorhanden“ Fehlt.
Vom Ehorgefange.
Allgemeine Vorſchrift, ben latein. Chorgefang betr., und
Collecten aus ber K.O. v. 1540.
Bon befuchung und Communion der Rranden.
Auszug aus der K.:D. von 1540. Die Beflimmung,
nad) welcher in den Staͤdten die Torifecrätion in der Kirche
gefchehen und das Sacrament den Kranken zugetragen werben
ſoll, iſt uͤbergangen. 4
348
Drbnung der Begrebnis.
Aus der 8.:D. 0.1540. Der Schlußfag: „So auch Com:
municanten 2c. fehlt.
Bon dem heiligen Eheſtande.
An bie Vorfchrift der KO. v. 1540, daß über den Ehe
ftand zu Zeiten gepredigt werden fol, fchließt fich die derfelben
Quelle entlehnte Anordnung bes Aufgebots und die Verkuͤndi⸗
gungsformel. Im Weiteren wird Iediglich auf Luthers Trau⸗
büchlein verwiefen.
Bon Beruffung vnd Ordination der Kirchendiener, auch Bifchofflicher
Yutoritet vnd Jurisdiction.
Die Vorſchriften uͤber die Annehmung, Praͤſentation und
Pruͤfung der Kirchendiener woͤrtlich aus der 8.0. v. 1540.
Die Ausführung über das bifchöfliche Amt fehlt, und im Fol⸗
genden, wieder gleichlautenden, erfcheint anftatt bes Biſchofs
„der Superintendent” ober „Präfident.” u
Bon den Zeften.
Aus der K.⸗O. v. 1540. Anftatt bes Fest. Corp. Chr.
. erfcheine das Fest. Coen. Dom.; hinzugefügt ift: Festum
Gratiarum actionis loco Dedicationis templi,
Bon der Marterwochen.
Vom Palmſonntag an wird bis zu Oſtern taͤglich Abends
um 4Uhr die Complet gehalten und über ein Stuͤck ber Paſſion
gepredigt. Am Grünen Donnerflag wird Abendmahl gehalten,
‚bigt und die Litanel gefungen.
a2. OxL Seffiiche Reformation. | |
| und davon gepredigt. Am Charfreitag wird früh um 4 Uhr
die Paffion gelefen, worauf Predigt und Communion folgt-
Am Oſterabend foll nad) der Vesper sine Stunde von der
Sepultur Chrifti gepredigt werben.
In der Creuzwoche wird an jedem Tag vom Gebet gepre=
Das Feſt der Dankfagung wird am Tage ber Kirchweih
gehalten, und es wird um Schug und Schirm für die Kirche
Gottes, und um Ausbreitung derſelben gebeten.
Bon dem Catechiſmo.
Die Katehismusäbung mwird In ben Städten Mittwochs
und Freitags nach der Vesper gehalten, und mit Gefang und
Collecte befchloffen. Auf den Dörfern follen die Pfarrer oder
Küfter alle Sonntage um 12 Uhr ben Katechismus den
Reuten in der Kirche vorlefen, und zumeilen von einem oder
mehr, was fie barinnen ſtudiret, erforfchen.
Bon ben Schulen.
Kurze allgemeine Anordnung aus der K.O. v. 1540.
Kirchgang ber Wörhnerin, Und wie man Die Kindlein einfegen ſoll.
| Beichlufs.
Aus der 8.-D.v. 1540, jedoch mit Weglaffung des Satzes:
„Vnd wiewol — wifien.”
Gedrudt zu Franckfurt a. d. O., durch Zohan Eichhorn,
nach Chriſti Geburt: MDLXXT.
CXL.
Ordnung vnnd Meformation Vnſer vonn Gotts gnaden Wilhelms, Ludwigs, Philipſen und
« Georgens, Gebrüder, Landtgrauen zu Heflen, etc. Wie es in onfern Fürftenthumben, Graff und Landtichafften,
nicht allein im Kirchen Regiment von onfern Bifitatore. und Praedicanten, mit der Lehr, jrem Leben und wanbel,
Bifitation der Pfarren, annehmunge vnd beurlaubung ber Praedicanten, übunge des Gatechifmi und dergleichen:
Sondern auch ſonſten in andern, zu abſchaffung allerhand Aberglaubens, Rotten und ergerlichen Lebens, auch be⸗
förderung Chriftlicher Zucht und Erbarkeit, vnd erhaltunge guter Policey dienlichen ftüden, ald mit Chriftallen fes
"bern, Bauberern,
In ber Erbeinigung vom 28. Mai 1568 (Lünig,
Reichsarchiv Part. spec. Cont. 2. p. 790 - 97) hatten
bie Söhne des Landgrafen Philipp, jährliche Synoden ver:
abredet, zu denen fich die Superintendenten, einige Predi⸗
ger und Zheologen der Univerfität Marburg mit den lan:
desherrlichen Raͤthen verfammeln follten. An biefe Bes
ſtimmung ſchließt fich die vorl., „mit. zeitigem vorgehabtem
raht vnſerer beid Geiftlicher vnd Weltlicher Rethe, auch der
fürnembften aus vnferer Ritter und Landfchafft” erlaffene
Ordnung, in welcher die Anordnungen bes Landgrafen Phi:
lipp theild erneuert, theils vervollftändigt find. Wir geben
fie theils vollftändig, thetls im Auszuge, fo welt fie das
Kirchenmwefen angeht.
**
Don einigkeit ber Lahr vnd Prebicanten.
„Vnd anfengklichen ſetzen, ordnen vnd woͤllen wir, das alle
vnd jede vnſere Superintendenten vnd Prediger, in jrem ampt
Widderteuffern, Kirmeſſen, Sontags tentzen, Gottsleſterern vnd Vollſauffern, auch in etzlichen
Ehefellen, vnd mit ſtraff der Vnzucht vnd Ehebruchs, gehalten werden ſoll.
vnd beruff, vornemblich mit allem ernſt vnd fleiſs dahin ſehen
vnd trachten: Das ſie nicht allein vor ſich ſelbſt, bey der reinen
gefunden Lahr des heiligen Goͤttlichen worts, fo vns in den
Drophetifhen vnd Apoftolifchen fchrifften offenbaret, und im
den dreyen bewerten Spmbolis ber Kirchen, aud) der Augfpur-
gifchen Eonfeffion, in kurtze Articul verfaſſet iſt, beftendigklichen
verharten, vnd die eintracht, ſo bey Lebzeiten vnſers geliebten
Heren Vatters, biß anhero in biefen vnſern Fuͤrſtenthumben
und Graueſchafften, m Schulen vnd Kicchen geweſen ift, auch
binfüro under ſich erhalten: Sonderlich aber ſich in das unnd-
tige ergerlich vnd gefehrlich difputiren und zanden, fo von etz⸗
lichen ftreitigen Theologen zu wenig erbawung der Kirchen er⸗
regt wirt, nicht inmengen, fonber ſich deſſen gentzlich enthal-
ten, vnd das vold von. den Articuln unferer waren Chriftlichen
Religion mit hindanfegung aller unnötigen vndienſtlichen Spig-
5508. CXL. SKeffifche Mefsematien.
findigfeit und vorwitziger fragen, die nach ber Lehr des Apoſtels
auff die Cantzel gar nicht gehören, auch bey den Zuhörern nichts
bamen, einfeltig, vnd nach dem grund Göttliche worts vnnd
Augfpurgifcher Confeſſion lehren vnnd underweifen.
.Darumb auch die generales, und darbeneben von einem je
den vnſerm Superintendenten in ſeinem bezirck die ſpeciales
Synodi eines jeden jars, wo nicht zwey, jedoch zum wenigſten
einmahl gehalten, vnnd auff denſelben Synodis, wie auch auff
den Jaͤrlichen Viſitationen neben verrichtung anderer je biß⸗
weilen nach gelegenheit vorfallender Kirchen ſachen, vornemb⸗
lichen von ermelten vnſern Superintendenten dahin mit
treuwem fleis geſehen werden ſoll, das der Conſenſs vnd ein⸗
helligkeit in der Lahr vnder allen Predicanten diſer vnſer Fuͤr⸗
ſtenthumb Lande vnd Gebiete, hinfuͤro weniger nicht als biß⸗
hero befchehen / nach aller muͤglichheit erhalten werde.
Wofer aber vnſere Superintendenten befuͤnden, das ein
oder mehr Predicanten von dieſem einheiligen Conſenſs abwi⸗
chen, ſich in vnnoͤtigs gezenck dieſer vnſerer verordnung zuent⸗
gegen inlieſſen, oder ſonſtet beſondere newe Opinionen oder vn⸗
reine ergerliche lehre vorgeben, den oder die ſoll ein jeder Su⸗
perintendens in ſeinem bezirck erſtet priuatim, vnnd da ſolches
vergebens, volgents vor dem ſpecial Synodo, hieruon abzu⸗
ſtehn, trewlich vermahnen. Entlich da dieſe vermanung nicht
fruͤchten wil, vor den general Synodum bringen, vnd wo fich
ein ſolcher Predicant daſelbſt auch nicht vnderrichten laſſen will,
fo fol daſſelbig vns vorbracht werden, darinn ferner nach be:
findung entweder mit beurlaubung oder ſonſtet gebuͤrender weis
zu ſtatuiren haben.“
Von ber Predieanten leben dud wandel.
„Dieweil auch von noͤthen vnd einem Chriſtlichen Lehrer
wol anſtehet, das er eines erbarlichen auffrichtigen vnnd vn⸗
ſtrefflichen lebens, weſens vnnd wandels ſey, vnnd ſeinen Pfar⸗
kindern mit gutem exempel vorgehe, damit er nicht mit boͤſem
ergerlichen leben das jenige widder zerſtoͤr, was er mit guter
lehr erbanwet hat: So ſetzen, ordnen vnd woͤllen wir, das ein
jeder vnſerer Superintendenten auff alle vnnd jede Pfarherr
feines bezircks ein fleiffige infpection vnd auffmerdens, fo mol
in den järlichen Viſitationen als fonftet haben ſoll, wie fie fich
in jhrem Ampt halten, und was fie für ein leben führen. Da
dann bey einem oder mehr eintcher ftraffbarer fehl oder mangel
erfunden würde: Als wann fie jhre gewöhnliche Predigten, Ad⸗
miniftration dee Sacramenten, Viſitation der Krancken, oder
Kinderlehr, verfeumpten, in neibt, haſs, geig, hurerey oder
fülleren lebten, Vnzuͤchtige wort oder geberbe fürthen, Mit
lethtfertigen leuthen fich behingen, ober ſolchs ihren Weib,
Kindern und Geſinde verftatteten vnd nachfehen, ſich in Polis
tifche gegend? vnnd habderfachen mengten, vnd was der Dingen
mehr fein , die einem Prebicanten feines Beruffs unnd Ampts
halber nicht anftehen, vnd zu offentlichem ergernus ber Gemein
gereihen: &o fol ein jeder Superintendens in feinem bezirck
diefelben erftet priuatim, folgents auff den fpectal Synodis in
gegenwertigkeit eglicher anderer Prebicanten, befhalben zur
befferung adhortiren onnd vermahnen, vnd da ein foldhe ver:
manung nicht heiffen will, benfelben ahn jren Jahr befoldungen
etzwas, ed ſey ahn Frucht ober Gelt, nach gelegenheit der Aber:
faheung abziehen, vnnd es armen leuthen außtheilen laſſen.
‚
% —
349
Deßgleichen nach gelegenheit der uͤberfahrung fie in die Kirchen
ober andere oͤrthe zubeftriden. Auch entlichen wo fern diefel-
bige Straff nicht feucht ſchaffen wolte, folche incorrigibiles ent»
.| weber ab tempus fufpenbiren, ober aud) nach gelegenen fachen
und mit raht vnnd approbation des fpecial oder general Synodi
gang ab office remouiren.
Was aber belicta grautora, als eriminal fachen, die ein.
Leibſtraff auff fi heiten, betrifft, die woͤllen mir une von
Landsfuͤrſtlicher Obrigkeit wegen zu flraffen, hiermit vorbehals
ten haben. Darumb auch vnſere Beampten eines jeden orte
macht haben follen, nad) denen Predicanten, die dergleichen
after, fo, wie obftehet, Straff des lebens auff fich trügen,
würdlic begangen hetten, zugreiffen, die in vnſere Hafft zu⸗
bringen, die ſachen an vns gelangen zulaffen, vnd barüber be:
felchs vnnd beſcheids zugemwarten. Aber fonftet in leutoribus
delietis, ſoll keiner vnſerer Beampten macht haben einichen
Predicanten anzugreiffen oder in hafften zuziehen, ohne vnſer
der Fuͤrſten ſpecial befelch.“
Von ahnnemung und beurlaubung ber Prebicauten.
„Nach dem auch in vorigen vnſers geliebten Herrn Vatters
Gottſeligen ordnungen klar verſehen, welcher geſtalt ein jeder
Predicant, der werde gleich praeſentirt von wem er woͤlle, ehe
dann er zum Pfardienſt gelaſſen wirdt, zuuor durch den Su-
perintendenten deſſelben Zircks examinirt, vnd anders nicht, denn
fo er tuͤchtig vnnd geſchickt befunden, zugelaſſen, ingefuͤrt, ynd
gebuͤrlicher weis confirmirt werden ſoll. So woͤllen wir die⸗
ſelbige ordnung hiermit erneuwert, bekrefftigt, vnd vnſern Su⸗
perintendenten mit gnedigem ernſt befohlen haben. Das ſie
hieran kein fahrleſſigkeit oder mangel erſcheinen laſſen. Auch
in dem niemands uͤberal, die Collaturn vnnd Praeſentationen
ſtehen gleich zu wem ſie woͤllen, uͤberſehen. Dann ob wir wol
nicht gemeint ſein vnſern Vnderthanen vom Adel vnd andern
die ahn etzlichen Pfarren in vnſern Fuͤrſtenthumben vnd Ge⸗
biet des Juris patronatus et Praeſentandi kuͤndtlichen berech⸗
tigt, ahn derſelben jhrer gerechtigkeit einichen intrag zuthun:
Jedoch dieweil die Examination und Confirmation der praeſen⸗
tirten Perſonen all zeit der Geiſtlichen Juriſdiction, die vns in
dieſen vnſern Fuͤrſtenthumben Landen vnd Gebiet durch den
Paſſawiſchen vertrag, und in Anno, etc. Lo. gefolgten Aug⸗
fpurgifchen Reichs Abfchiebt zugeeignet vnnd bekrefftigt iſt, zu⸗
geftanden hat, auch ohne bag vns als dem Landtöfürften ges
bürt darauff zufehen, das vunfere von Gott befohlene Vnder⸗
thanen, fo wol Edel als Vnedel, mit Chriftlichen Gottfeligen
vnd tächtigen Lehrern vnnd Predigern verforgt fenen: So ſetzen,
ordnen vnd woͤllen wir, das Beiner der fen was ſtands er woͤll,
fo ahn einer oder mehr Pfarren in vnſerm Gebiet. das Jus
praefentandi kuͤndtlichen herbracht, biefelbige Pfarren vor ſich
ſelbſt, mit Predicanten feines gefallens zubeftellen fich vnder⸗
winden, Sondern jedes mals ein qualificirte geſchickte und tuch⸗
tige Perfon (Darunter wir gleichwol die in onferer Vniuerfitet
‚zu Marpurgk mit ſchwerem vnkoſten erzogene Stipendiaten, die
jre jahr complirt, vnd darzu tuͤchtig fein, beuor frembden zu⸗
befordern begeren) unfern Superintendenten deffelbigen bezircks
nominiren vnd zuſchicken: Der biefefbige nominirte Perfon nes
ben einem oder zweyen ber nechfigefeffenen Prebicanten note
türfftig eraminiren, vnd da fie qualificire erfunden wirt, gebuͤr⸗
licher weis infücen vnd conſemiren fol. Wirt aber ber pre⸗
fentirte nicht. genugſamb erfunden, fo foll ihnen der Superin⸗
tendens nicht zulaſſen: Sondern daſſelbig dem Collatorl ein
andere tüchtiger Perfon zu praͤſentiren haben, zuerkennen geben.
Bnd im fall der Collator hierinnen fahrleſſig fein, und aufs
lengfte in zwenen Monaten nad) befchemer eriedigung des Pfar,
fein qualificitte Perſon praͤſfentiren würde, fo fol ber Super⸗
intendend deſſelbigen Zircks ohn alle mittel die Pfar , bamit fie
longer wicht ledig ſtehe, vnnd die Beuth verfeumbt werden, zu>
beftellen macht haben.
Bnd dieweil zum theil durch abfterben ber Duperintenden⸗
ten, zum theil auch durch langheit der zeit, in vergeß vund
zweiffel kompt, ob biefer oder jener Pfarherr auff vorgehende
Eramination Ordination vnd Konfirmation zum Pfardionſt
kommen ober nit: So fegen, sedunen vnd woͤllen wir, das ſol⸗
chem zweiffel und vnrichtigkoit zuvorkommen, hinfuͤro einem
jedem Pfarherrn, der mit vorgehender Eramination zum Pfar⸗
dienſt auffgenommen vnd beſtetigt wirt, von dem Superin⸗
tendenten deſſelben Bezircks vnder ſeinem Handtzeichen vnd
Siegel ein fehriffttiche vrkundt uͤber ſolche confitmmatihn gegeben
vnnd zugeſtelt werben ſoll, ſich deſſen jederzeit da es von noͤten
zugebrauchen haben.
Nach dem auch etzliche Collatores (wie vns glaublichen an⸗
langt) bißweilen mit den jenigen, fo fie zu Pfarren Praeſenti⸗
ten, vmb ein befonder Liebnus oder Leibgelt paciſciren, Auch
zu zeiten an deu Pfarguͤtern vnnd gefallen etzliche ſtuͤck (fo fie
ein referuat nennen) vor fi außdingen vnnd behalten, ſolchs
aber nicht unbillich vor ein vnzimliche und in echt werbottene, |
auch dem Heiligen Minnifterio verBleinerliche Simonei vnd
Mercangey, zuhalten: So woͤllen wir daffelbig hiermit gentz⸗
lichen abgefchafft, vnd fo mol den Collatoren bey verluſt jver
Golkaturen, ald den praefmtirten Pfarherrn, bey entjegung
deffelbigen jres Pfardienſts, gebotten, aufferlegt vnd befohlen
haben, das fie deßfals under einander kein Pact noch Geding
machen, vielmeniger von deu Praefentationen oder auch ben
Pfarguͤtern, etzwas es ſey menig oder viel, nehmen oder geben,
Sondern ſich defien bey vermeidung obgefegter Straff gentzlich
enthalten. Dann gleich wie einem Chriſtlichen Predicanten
und Lehrer wol anftehet ordentlicher Vocation und Beruffs zus
gewarten, vnnd ſich ſelbſt mit Gefchenden, Gaben ober in ans
dere wege, nicht einzubringen, alfo auch wil ben Collatoribus
gar nicht gebuͤren bie jenigen (fo zum Minifterio beruffen und
geſchickt erfunden werben) mit etzwas zubeſchweren.
Welche nun durch ordentlichen beruff und mit vorgebender
examination vnferer Superintendenten als obflchet, zun Pfar⸗
dinſten einmal auffgenommen vnnd beſtetigt worden fein, Die
ſollen wedder durch die Collatores, noch jomandts anders pro⸗
pria authoritate nicht entſetzt noch beurlaubt, ſondern bey ihren
Pfarren vnuerdrungen gelaſſen, und durch vnſere Superinten⸗
denten biß am vns gehandthapt werden. Da aber der Collator
oder jhemands anders vermeinten gegen einen Pfarharen der⸗
maſſen vrſachen zuhaben, darumb er feines Pfardienſts zuent⸗
ſetzen oder anders wohin zu tranſferiren ſey, fo ſollen dieſelban
vrfachen dem Superintendenten under deſſen Bezirck der Pfar⸗
herr geſeſſen, vorbracht, vnnd darauff nach gelegenheit entwe⸗
der vom felbigen Supetintendenten allein, oder fo Die ſach et⸗
1006 wichtig ift, mit vnſeter Geiſtlichen und Weltlichen Räthe,
1502. Hs. Heſffiſche Meformation.
ober bed general Synodi, ober auch vnferer ſelbſt bedencken
vnd erkentnus, der gebär vor genommen werben.
Damit auch bie Predicanten jhren vnderhalt defto befler
haben, vnd die Pfarren allenthalben, fie gehoͤren gleich uns ober
andern, mit fo vie taugficdheen Perſonen beſetzt, darzu der im
anfang diefer ordnung vermelte Confens, under inen allen deſta
ftatlicher erhalten werben mög: So fol ein jeder Superinten⸗
dens ir feinem Zirck alle vnd jede, fo wol Dem Abel und ans
dern, als vns zuftendige Pfarren, keine außgenommen, des
Jars zum wenigſten einmal viſitiren, die Prebixanten zu den
ſpecial Synodis erfordern, bie Kirchen vnnd Kaften Rechnun⸗
gen, ſo die Pfarren vns zuſtehen, neben vnſern Beampten,
So fie aber des Adels fein, neben denfſelben vom Adel, oder
jren darzu verordenten anhoͤrern: alle vorfallınde mengel zur
befferung richten ond anftellen. Sonderlich aber darauff ſehen,
das die Pfar⸗ vnnd Kirchengäter, Renthe, Zinfe, Zehenden vnnd
Gefelle, vnuerruckt, den Pfarren vnd Kaſten zu gute beyein⸗
ander erhalten werden, vnd ba fie befuͤnden, das etzwas darum
verrudt, vereuffert, enthogen, oder in einicherley weis zu priuat
nutzen vnderſchlagen vnnd verwendet wehr, daſſelbig nach aller
muͤglicheit wieder herbey bringen, darzu wir jhnen jederzeit auff
je erſuchen die huͤlffliche Hand bieten, auch vnſern Beampten
allenthalben daſſelbig zuthun, hlermit auffetlegt vnd befohlen
haben woͤllen.“
Das bie Vnderthauen fleiffig im Die Predigt vnnd zur Lehr des Ca⸗
techifmi zugehen vermanet, vnd wie die, fo ſolchs mutwilligklich ver:
feumen, gefteafft werden follen.
„Ferner fegen ordnen onnd wöllen mir, das ein jeder Pre⸗
dicant, aud) die Seniores vnnd vorficher der Kirchen jedes orts
auff ihre Pfarkinder, ob fie auch aller die Predigten befuchen,
Gottes wort hören, vnnd in fonderheit den Catechiſmum ler⸗
nen vnnd wiſſen, und Wochentlic auff die gefeßte tage ihre
, Kinder vnnd gefindt darzu ſchicken, fleiffig achtung geben, vnd
die fahrleffigen erflet duch privat admonition, auch fonftet das
Volck in gemein durch offentliche vermanungen , barzu treülich
meifen vnnd anhalten, mit angeheffter vermanung vnnd bes
trawung, da die Eltern und Haußvätter ihre Kinder und Ges
finde in dem verfeumen, oder auch die erwachſene vor fich ſelbſt
fahrleffig fein, und jren Catechiſmum nicht koͤnnen würden, das
als dann bdiefelben, wann fie freyeten, nicht allein ehlich nit
ingefegnet, auch zu dem brauch des hochwuͤrdigen Abentmals
nicht gelaffen, noch zu Geuatterſchafften oder dergleichen Ehren-
fienden verſtattet, fondern nody darüber der Obrigkeit angezeigt,
vnnd der gepür geftrafft werden folten. Derhalben wöllen wir
auch, das die Pfarherrn vnnd Senioren oder vorfteher ber Kir⸗
hen jedes orts auff die jenigen fo Communiciren, zu Geuattern
‚ flehen, oder Hochzeit halten, fleiffige achtung haben, das fie
ihren Catechiſmum, ober zum wenigſten die fünff Hauptſtuͤck
‚ Chrifllicher Lehr wiffen, vnnd derhalben diejenige, fo fie ans
wifjenheit halben verbechtig halten, zuvor priuatim vorbeſchei⸗
den, barin hören, vnderweiſen, vnd keinen zu folchen Sacre⸗
menten und Stande zulaſſen, der hleruon wit einen Öhrifkfichen
bericht und bekantnus zuthun weis. j
Da auch bie Prebicanten auff foldye weis mit vermanungen
bey denſelben leuthen nichtes außrichten koͤnten, follen vnſer
Beampten eines jeden orte, denen wir folchs hiermit ernftlichen
0. HL. Sefffihe Referate,
vnd bey dermeidung wegnebigen Straff vfferlagen vnnd beſch⸗
len, auff der Predicauten vnd Seniorn anzeige, ſoichen ruhen
wideeſpenſtigen Leuthen arfikich ein zimliche Geltſtraff, von etz⸗
lichen Weiſſofennigen, nach gelegenheit erkantnus und verglei⸗
chung der Predicanten und Seniorn abfordern, biefelbige in
gemeinen Gottelaflen geben, und daruͤber durch die Caſtenmei⸗
fier jedes orte As Regiſter halten laſſen, auch entlichen bies
ſelben Geſellen an ſtadt der Geltfixaff, wo vonnoͤten ein tag
ader etzliche in Burgeeliche Hafft vnnd Gefenguus fegen, ob fie
babımcb zur befferumg zubewegen vnd zubringen feyen.
Es folk auch under dan Predigten, vnd wann man Gate
dhifumwa lehret, niemandts auff dem Kirchhoff fpatzieren gehn
ober ſtehn, ſondern walcher daruͤber ſpatzirent oder fonſt ums
muͤtzlich ſchwetzendt auff dem Kirch hoff erfunden wirt, der ſoll
ſo offt eu befunden wirt, vier albus zus ſtraff in Gotsbaften zus
Eund an geben, darauf auch vnſere Beampten, Predicanten,
Kirchendiener vnd Seniores , mit fleiß Sehen fallen.
Als au bißweilen beybs in Stetten und Dicfiern, des
Soutags vor vnnd under der Predige gefahren, und damit wicht
allein Dem beiten Gebott Gottes zuwider ber Fenortag enthei⸗
liget,, ſondern auch andere leuth durch folch farm unb geruͤm⸗
pel an gehör des Göttlichen Worts gehindert werden: So woͤl⸗
ken wir folch fahren auff die Sensag hiermit ernſtlich vnnd bey
ern zweyer Guͤlden nerbotten haben, es wehr dann fach das
06 bie böchfte notturfft erforderte, vnd mit vorwiſſen unferer
Schultheiſſen befchehe, die doch folchs dem Pfacherr, vnd war⸗
umb «6 befchicht, zuvor auzeygen, vnnd ohne deſſen bewilli⸗
gung nicht selauben ſollen
Bon Eriſtallen fohern, Warfagern nub abergleubigem.
Won Wibbertenfiern,
Bonn Küungoffen sub Tentzen.
Bon Gottöleftern vnd Vollſauffen.
Bou heimlichen verlöbnuffen pad fleifchlichen vermifchungen.
„Nach dem auch hie heimliche nerloͤbnuſſe vnnd fleiſchliche
varmiſchungen weit inreiſſen vnd uͤbarhandt nehmen, das es
fehler vom jungen Volck darfuͤr goachtet werben mil, wann nur
eins von dem andern ein heimliche zuſag vnnd verwehnung der
She halber erlangt, oder ſich miteinander flaiſchlich vermiſchen,
das darauß ein Ehelich⸗ verbindung folgen muͤſſe: Solchs
aber nicht allein dem uon Gott dem Allmechtigen eingeſatzten
vnnd geſegneten Eheſtandt zu ſondern vnehren, darzu den El⸗
son zu abbruch jhres Vaͤtterlichen vemd gebuͤrenden gehorfams,
dem vierbten Gehott Gottes zuwidder geveicht, ſondern auch
durch ſolche vielfaltige ſchande vnd uͤppigleiten, der zorn Got⸗
ces gehaufft vnd gemehrt wirdt: Damit dann diefer Leichtfer⸗
tigkeit mit ernſt begegnet, auch Ans gemein Volck obermeits
jbres hieruntar gefaften wahns vnd vnuerſtands offentlich ‚bes
richtat werde, vnd fo viol mehr vnfach haben maͤg, ſich fuͤr ſol⸗
chen Gott dem Herrn mißfelligen, vand zum hoͤchſten firaff
baren hendein zuhuͤten.
So ſetzen ordnen vnd woͤllen wir, bad hinfuͤro in vnſern
Fuͤrſtenthumben, Graueſchafften, Landen, vnnd Gebiet, men:
wigklichen was ſtands ein jeder ſey, ber heimlichen Eheuerlob⸗
nuſſen, vnd vielmehr ber vnordentlichen Gott dem Herrn zum
höchfien mißfo⸗lligen fleiſchlichen nermifhungen, ſich gentzlichen
851
% N
bey unguebiger ernſter ſtraff, die nicht allein ben Perſonen, fo
ich heimlich verloben, vnnd zur vngebuͤr vermifchen, Tondern
auch allen denen die darbey fein, oder fonibet In einichen wege
darzu huͤlff vaht und fürfchub geben, onnachleßlid, widerfahren
fell, euffer vnd enthalte, vnnd die Ehe ambers wicht dann nad)
Gottes oebunng in feinem. Namen, mit wolbedachtem muth,
hertzen vnd Finn, vnnd felner Elteren, oder in mangel derſelben,
derjenigen, fo ahn ſtabt der Eftern fein, als Vormuͤnder, vnnd
anderer nechfigefiehter vnnd angewandter Freunde, raht vnnd
vorwiſſen, Ehriſtlich vnd erbarlich anfahe: Deßhalben dann
nicht allein bie Prodicanten jederzett vnnd vornencblich auff die
Sentaͤg das junge Wolck treuwlich erinnern und vermahnen,
ſendern auch die Eltern und Hautherrn ſelbſt jre Rinder vnd
Geſinde, inſonderheit hierinnen vnderrichten vund verwarnen,
auch fJeiſſig mit zuſehen, vnd die äbwen in acht nehmen follen,
das fie in ſolche vnnd derglaichen ſchandt und laſter nicht ges
rahten, noch auff ein ſolche vnchtiſtliche, vnartige, und verbot⸗
tene weiß, die She anzufangen ſich vndernehmen.
Vnd im fahl gleich die Perfonen, fo dieſem vnſerm ernſten
Verbott zuwidder, mit heimlichen verluͤbten, oder in andere
verbottene vnzimbliche wege angefangen hetten, dieſelbige vor
ſich fetbft, oder auch mit bewilllgung jhrer Eltern vnnd Freunde,
zuvollnziehen geneigt mehren, fo ſollen doch die Predicanten
ſolche Perſonen vor ſich ſelbſt nicht auffkuͤndigen, vielweniger
vor der Ehtiſtlichen gemein einſegnen, ſondern bie ſachen zu
vorderſt, wie ſich dje angefangen, verlauffen, vnnd zugetragen
haben, in fehrifften vmbſtendtlich in vnſere Cantzley gelangen
laſſen, daſelbſther ſo wol den Predicanten des auffkuͤndigens
vnnd inſegnens, als ſonftet ber ſtraff halber jegen ſolchen Par:
I {onen gebuͤrlicher beſcheidt erfolgen fol.
Wiewol auch alle felle die fich in Eheſachen zutragen koͤn⸗
nen, dißmahls zu deeidiren faſt vnmuͤglich, in ahnſehung das
ſich die Felle. auff mancherbey weis zutragen, vnd es am aller⸗
meinſten an eigentlicher vnnd flefffiger betrachtung der vmb⸗
ſtende gelogen ſein wil: Jedoch darmit nicht allein vnſere zun
Eheſachen verordente Geiſtliche vnnd Weltliche Richter etzliche
gewiſſe Reguln, darnach ſie ſich in entſcheldung diefer ſachen
zurichten haben, ſondern auch die jenigen, ſo ſich dieſem vnſerm
Verbott zuwidder, heimlich vnnd zur vngebuͤr verloben ober ver⸗
mifſchen, vorhin, was jhnen für ein Sententz gefallen werde,
einer mahlen wiſſen, vnd ſich vmb fo viel mehr vor ſchandt,
— vnd vnehren huͤten mögen: So ſetzen orhnen vnd woͤl⸗
len wir:
Erſtlich warm ein Jungkfraw, Magt, oder Witwe, ein
Mansperſon, vnnd hergegen ein Mansperſon ein Weibsbilbe,
fie ſey Jungkfraw, Magt, oder Wittwe, umb die Che auß krafft
eines heimlichen verluͤbnus anſpricht, vnd deffen keine genug⸗
ſame beweiſung hat, ſo ſoll der beklagte theil ſo der zuſage nicht
geſtehet, ohn mittel abſoluiert, vnd kein theil mit dem Eydt be⸗
ſchwert werden. \,
Wann aber :beybe theil bed heimlichen Theuerluͤbnus ges
ftünden, ober daſſelbig ſonſtet zur nottutfſt erwioſen werben
koͤndte, wand die Eitern ober bie jenige, fo ahn ſtadt ber Eis
tern ſeindt, auff einer oder ber andern ſeiten in bie vollnziehung
ber Ehe nicht willigen molten, Hetten bamm die Eltern jhror
Contradietion vnd verweigerung dilliche vrfachen, als das jhr
852
Kindt minderjärig: Nemblich fo es ein Weibsbild under achtzehen,
oder ein Mansperſon vonder zwentzig jaren , und daher die zufag
vermuthlich auß vnuerflandt der jugent, auß vnbebechtiger
brunſt, ober Teichtfertigkeit gethan: Item von andern liſtig dar⸗
zu inducirt vnd angereist: Item das ein ungleichheit ber Pers
fonen ihres ſtands vnnd herkommens: Item das eines oder das
ander eines bübifchen leichtfertigen lebens und böfen geruͤchts,
oder auch abſcheulicher erbfuchten bezüchtigt und überwiefen:
So fol ſolch heimlich verläbnuß retractirt, vor kein Ehe gehals
ten, vnnd die Kinder jhren Eltern zu fchuldigem gehorfam heim⸗
gerviefen, nichts deflameniger aber die jenigen, fo bey einem fol-
chen heimlichen verfübnuß über onnd angeweſen, ober fonftet
darzu geholffen und gerahten hetten, nach gelegenheit in gebürs
liche Steaaff genommen werden.
Mo aber darüber folche Derfonen vnerachtet ihrer Eltern
verweigerung fich Ehelich zufamen theten, fo follen die Eltern
der mitgifft halber onuerpflichtet, auch ihnen fonftet frey und
beuor ftehn, In ihren Teſtamenten vnd legten willens verord⸗
nungen, ſolchs vngehorſams jegen denfelben ihren Kindern ob.
fie woͤllen zugedenden.
Steih wie nuhn den Kindern vermög Goͤttlicher vnnd
MWeltliher Recht, vnnd auß Lrafft fchulbiges gehorfams die
Ehe anders nicht bann mit jhrer Eltern raht, wiſſen vnnd wils
fen ahnzufahen gebürt: Alfo follen auch herwider bie Eitern
ſich jhrer gewalt gegen ben Kindern nicht mißbrauchen, in dem
fie diefelben nad) erreichten Dannbaren jahren, von ehrlichen
Heurathen, visleicht auß kargkheit, ober dergleichen untüchtigen
vrfachen abhalten, oder fonflet nicht darzu verhelffen, oder fie
auch wieder ihren willen zu mißfelligen heurathen nötigen wol⸗
ten. Dann ba hierdurch die Kinder, fo beyberfeits jhre volln⸗
kommene mannbare jahre erreicht, vnnd einander ebenbürtig
wehren, zu heimlichen Ehegelübten ohne betrug oder hinder⸗
Liftigkeit verurfacht, vnd bie Eltern Beine erhebliche inrede dar⸗
wieder hetten: So follen fie jhres unfuges mit ernft vnderrich⸗
“ tet, vnnd auff die vollnziehung der Ehe gehandlet, wie auch
im gegenfahl, da man die Kinder widder jhren willen zu miß
fellegen Deurahten zwingen mwolte, die Eltern daruon abgewie⸗
fen, vnnd den Kindern jhres willens freyheit, fouiel fich deß⸗
fahls vonn rechtswegen gezimpt, nachgegeben werben foll.
Zum andern wann nicht allein auff ein bloſs Ehegelübt,
fondern darneben auch geklagt würbe, das die fleifchliche vers
miſchung darauf. gefolgt wehr, wirdt bann biefes beide geftans
den, oder San fonflet zur nothturfft erwiefen werden, fo foll
onerachtet der Eltern vermegerung , die ihre Kinder nicht beffer
erzogen haben, auff vollnziehung der Ehe gehandlet werden,
es were dann ſach das der Beklagte theil zu diefen dingen mit
liſt vnnd betruͤgklichem aufffag inducirt vnnd angereist, und
daher auch ſeiner jugent vnd dergleichen heberlicher vrſachen
wegen, billich vor entſchuldigt zuhalten were.
Wo fern aber in einem ſolchen fahl, der beklagte theil, al⸗
lein des beyſchlaffens, vnnd keiner Eheuerſprechung geſtuͤndt,
auch dieſelbige nicht erwieſen werden koͤndte, ſeindt dann die
beyden Perſonen ihres ſtands herkommens vnnd alters halber
einander ebenbuͤrtig, oder ſonſtet jhrer eins des andern zur Ehe
wol wuͤrdig, kan auch die geſchwechte Perſon keines vnzimblichen
ahnhangs, oder zuvor geuͤbten leichtfertigkeit, noch dns fie oder
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1278. ONL. Beiiiihe Aefosmation.
jemands von jhret wegen, ben belagten darzu gereiket, mit
warheit befchuldigt werden, fondern fie iſt jre& zuvor erbarlichen
vnnd wolhaltens halber, bey ihren Nachbauren und befandten
in einem guten gerücht und leumuth, fo follen vnſere Eherich⸗
ter ben Beklagten mit erinmerung aller ſolchen gelegenheit mit
fleiſs vermahnen, das er die gefchendte Perſon zur Ehe behalte,
vnnd auß vnehren widder zun ehren bringe: Doch foll in diefen
vnd allen andern fellen, da fleiſchliche vermiſchungen zuvor dem
offentlichen Kirchgang befchehen fein, der Braut nicht in dem
Krang zur Kirchen zugehen, auch tem Schendhodyzeit zumachen
verftattet, fondern bepde Perfonen anders nicht dann mit vors
gehender offentlichen poenitentz ingefegnet werden: nnd da
gleich dafjelbig auß vnwiſſenheit vnderlaſſen, hernach aber dar⸗
mit, daß das Weib vor der zeit ins Kindtbeth kehme, oder
fonftet an tag bracht würde, fo folk nichts deſtaweniger als
benn, gegen denfelben Perfonen mit gebürender ſtraaff nach
gelegenheit der fehlle verfahren werden, darumb auch vnfere
Superintendenten vnnd Prebicanten neben vnſern Beampten
jebes orths auff die fehle fleiffig achtung geben, dieſelben jebers
zeit in vnfere Cangleyen gelangen laſſen, ſich der ſtraff halber
— beſcheidts erholen, vnd in dem niemands uͤberſehen
ollen.
Da aber in obberuͤrtem fahll bey dem Beklagten theil, der
allein des Beyſchlaffens, wie obſtehet, vnnd ſonſtet keiner Ehe⸗
uerſprechung geſtehet, auch der nicht uͤberwieſſen werden kan,
nicht zuerhalten iſt, das er die geſchwechte Perſon Ehelichen
woͤll: So ſoll daſſelbig Gott dem Herrn, als dem gerechten Rich⸗
tee vnd Hertzkuͤndigern, dem nichts verborgen iſt, befohlen:
Gleichwol aber der Beklagte vonn wegen geuͤbter Vnzucht, mit
bem Zhurn, vnnd darzu einer gebürlichen Geltbuſs, nach ges
legenheit der überfahrung geftrafft, auch fonftet der gefchwechten
Perfon zu bezalung gebuͤrlicher außſteuͤhr, nach jhres Vattert
vermögen, vnnd fo viel jhr derfelbig vngefehr mitgeben bett, in
dem fahll da diefelbige Perfon fich fonftet ehrlich gehalten, vnd
eines guten gerüthts geweſen iſt, angehalten werden: Iſt aber
die Dirne leichtfertig, eines böfen geruͤchts, vnnd verbechtigen
anhangs, oder hat felbft dieſen ihren fahll verurfacht, fo fol
jhr nicht allein nichts gegeben, fondern fie noch darüber das
erſte mahl mit dem Thurn, vnnd das ander mahl neben ber
Thurn ſtraaff, auch mit offentlicher ſtellung ahn Pranger, dar
zu Stadt, Ampts, oder Landsverweiſſung, auff ein gewiffe
zeit , ober auch ewig, nach geftalt ber verwärdung geftrafft
werden.
Bund nach dem hieroben geordnet iſt, da auff ein Ehege⸗
luͤbt, deſſen der Beklagte theil verleugnete, geflagt, vnd nächte
beiviefen werben töndte, das als dann der Beſchuldigte one mit⸗
tel abfoluirt werben folte: So fol daffelbig auch ftadt haben in
dem fahll, da neben dem Ehegelübt, die Kteifchliche vermifchung
in der Klag mit eingefürt, vnnd nicht bewieſen wurde: Darumb
follen alle Weibsblider, fie ſeyen Jungkfrauwen, Megte oder
Witten, aud) derſelben Eltern und Verwandten , hiermit of
fendtlid) verwarnet fein, das fie die Weibsbilder, fich fetbft vor
Schande und Vnehrn, Schaden unnd Straaff Häten, unnd zu
keiner fleifchlicher vermiſchung bereden laffen, dann ohne das
fie dee Ehe halber, fo es jhnen ahn der beweiſung manglen
wirdt, nichts erhalten, fordern in ſchanden vnnd vnehren, dar
rinn fie ſich ſelbſt gefegt, verharren werden: So follen fie ba:
1508. Musa, Beyer Steienarduung:
eher auch Yon uns dee Thuen, nd begleichen ſterafen, nad)
weebrechung gewißlichen zugemarten haben.
Hiergegen auch follen die beſchuldigte Buben vnnd Ehren:
ſchender Hiermit vergemiffigt fein, ob fie gleich der befchufdigten
vnthat heftig leugnen, das fie darumb nicht vor vnſchuldig den
nechften geachtet, ſondern gleichſehr auff fie mit allem ernft
inquirirt werden fol, und wofern fie deßfahls ungerecht, fchuls
dig, ober verbedhtig erfunden, ſollen fie von deßwegen, das fir
erfter ihre vnthaten mit fügen zuuerdecken onderflanden, tn
zweyfache Thurnn und Geltſtraff, nach gelegenheit der äberfahs
rung, ernſtlich und hertigklich genommen werden: Welche wir
auch vnſern Ehsrichtern vund Beampten, gegen folchen Ge:
fellen, vnnachleßlich zuvollnziehen hiermit ernſtlich befehlen.“
Bon denen in Eheſachen verboldenen Sand Pıgelaffenen Grabibus ber
Blutrerwandtauij vnd Schvagerſchafft
Die Ehe iſt unbedingt unter den im Mofaifchen Rechte ber
zeichneten Perfonen, ferner im 2. und 3. Grade der Berwandts
haft und Schtoägerfchaft gleicher und ungleicher Linie verboten.
Dispenfation fol nur aus dringenden Gruͤnden im 3. Grade
gleicher Linie ertheilt werden. Wird die Ehe ohne diefelbe eingas
gangen, fo trifft die Gontrahenten bie Landesverweifung. . In
oeifelhaften Fällen follen die Pfarrer bei dem verorbneten
Statthalter, geiftlihen und weltlichen Raͤthen fi Beſcheids
erholen.
Bon Ehebrechern.
Weceltliche Strafandrohungen. Geben den erſten Auguſti
Anno Domini MDLXXIU.
1573.
. CXLL
Agenda. Das it, Ordnunge, Wie es mit deu Cerempnien onnd andern, in der Pfarr⸗
kirchen zu Linda am Vodenſee gehalten wird. MDLXXIII. 148.4. 8.
Diefe Agende enthält nur eine Reihe von Formularen fuͤr die
Taufe (nah Saͤchſ. Ritus, jedoch mit Weglaffung bes Exorcis⸗
Decken das Abendmahl, bad gemeine Gebet, die Cheeinſegnung, bie
erföhnung | ber Creommunicieten , die Arantencommunieh. Bei:
6 efügt iſt die he Bortesbiengeorbn ung ber Pfarrkirchen zu Sthte un
Eſchach, Gollecte, Worleſung des ſechs Hauptſtuͤcke, Glaube, Dres
digt, gemeines Gebet, Pfalm, Dankgebet, Segen. Sind Eoms
municanten vorhanden, fo folgt nach ber Predigt: Ermahnung an
dieſelben, die gemeine Beichte und Abfolution, Ermahnung, on⸗
ſeeratien, Sommumion, Daukgevet, Segen.
CXLIL.
Bircen ordnung, Wie es mit der Meinen Lere Göttliches Worts, und austellung der Hoch
wirdigen Sacrament, auch allerley Chriſtlichen Geremonien, Vnd zum Heiligen Prebigambt notwendigen Sachen,
auch in Schulen, in der Löblichen Graffſchafft Oldenburg zc. Sol eintrechtiglich gehalten werben. Gebrudt zu m
duch Donatum Richtzenhan, Anno 1575. 498. 4.
Die Verff. diefer RD. find Selneder und Hamelimann
(vergl. bes Leptern Odenberg. Shronteon, ©. 422 ff., und
Dellen Opp- 8 geneal. p. 810 aygq.). Ihre Quellen find die Meds
lenb. 1552 (der namentlich bie, die Serfaffung bern
fenden Si 36 und die Braunf ch w. K v. 1569
Da fie nirgends eigenthuͤmliche Momente darbietet, fo konnte hier
biefe Anbeutung genägen. Seit dem 3. 1576 galt fie übrigens
auch in Zever, das mit bem Zobe ber Dräfin Maria (vergl. oben
die Jever'ſche K.:D. v. 1562, Nr. CX
V.) dem Grafen Johann
von Oldenburg deren.) war. Dergl. Feustking,, Histor. Col-
loqu. Jever. (Servest. 1707) p. 3
-CXLII.
Kirchen Ordnung der Graff: und Herrſchafften Soya , Nittpergb, Bruchaufen, Eſenß, Ste
deßdorff und Wittnunbt.
Das vorausgehende Mandat des Grafen Erih vom 1.
Bebr. 1573 meldet, das *F Vater des ledtern, Graf Joſt,
ereits früher eine K.⸗O. für Hoya und Bruchhaufen ers
Laffen habe. Diefe wird als bie Grundlage ber folg. (uns
) &D. bezeichnet, welche wieberum zum größten
eile in die 8.:D. des Grafen Dtto v. 3, 1581 (. u.)
übergegangen iſt. Weber bie Hoya'ſchen K.⸗O. über aup
vergi. Rathief, im Hannov. Magazin, 1762, St.
Der Erſte Artieull.
Bon ben Paſtoren unb Predigern.
„St. Paulus lehret, waß ein Bischoff, Paſtor vndt Dres
diger, vor eine perfohn fein folle, dar he ſpricht, Ein Biſchoff
ſoll unfträfftich fein, 1 ad Tim, 3 ad Tit. Darumb wollen
Wir einen Horer, Ehebrocher, Drunckenbolten, Wolener, Floch⸗
undt Schande Mauler oder fonften Beruchtigen undt Kröger,
tu. * zum praedicanteu leiten.
IL 4605
354
Der Under Urticatt.
Bon der Bramination derer fo fich zum PYrebig Aumpte begeben
wollen.
Sectio I. Ale follen ,, dorch den Superintendenten neben
andern zween ober dreyen adjuncten pastoren, oͤffendtlich in
der Kirchen zuuorn, ehe fie zum Prebig Ampte zue laßen, exa-
miniret werben, Vudt foll nit alleine der Superintenbeng fons
dern de andern Pastoren, auch ohne alle affectiones, nit scru-
pulosas quaestiones be nit zu ber fachen dienftlih, Sondern
be zu. den Haupt Articulln unferß Chriftlichen glaubens gehoͤ⸗
ven, moveren, vndt darauff das examen richten, Jedoch ſolches
nit obermeßigen, bomitt Ste die examinanten confundiren oder
abſchrecken.“
Sect. II. „Wir wollen auch hinuorder die Priſterweihung
oder Ordenunge in unfer Kirche alfobalde, nach der examina-
tion in den Hauptpfarrlichen Newenburch, Nittperg ober
Efenf vor offendtlicher Gemeindte zugefchehen, Immaßen fols
cheß in ber Cheiftl. Vniversität zur Wittenberg gebreuchlich
vnd gehalten wird.”
Sect. II, „Idt follen auch unfere Beambten und Befehl
habere, neben Cheiftl. Underthanen fembtlih und befonders uff
allerley, beede Lehr Ceremonien und Leuent der Paftorn fleis
fige Achtung geben. .“
Sect. IV. „Die Pastoren und Köftere, follen ſich auch bey
ergerlicher undt gemeinen Bechen, noch in offenbahren Krogen
nit finden lagen, EB mehre dan in Brautheure, Kindelbehre,
oder anderen Ehriftl. Gaftebohden.., vndt fich alfo halten vndt
fhiden, damith Sie Jedermenniglich gueth exempel geben. .”
Sect. V. Die Paſtoren follen „De Gemeinte .. mit der
reinen heilfahmen Lehre der göttlichen billigen Biblifchen, Pro⸗
phetifchen vndt Apoftolifchen Lehre und fchrifft, dorauff de
Kirche Chriſte ihre grunbtfefte bawen ſoll, getrewlich und flei-
figh meiden.”
Sect. VI. Es fol „ſich niemantß lange von ſeinem beuoh:
len Kafpell, es ſey ein oder mehr nachte, ohne nöttige uhrfache
begeben”, er habe denn „von unfern verordneten Superinten-
ten erlaubniß genommen, vndt feinen nechften Nachbahrpaftos
ren auff feine beuohlene Schaffe Achtung zue haben, in feinem
Abwelen beſtellet.“ |
Sect. VII. „.. Nach Tödtlichem abgangk der Pastoren
(follen) unfere Superintendenten Unß oder unfern Beambten
das anmelden, bamith pillige Verordnung gemachet merbe,
endtweder durch be nechſtanwohnenden Pastoren,, ober. fons
ften, fo man einen andern dener haben magh, baßelbe Pasto-
rat zu respiciren.“
Sect. VIII. Es foll „allein eine ſtunde geprebigt werben,
welche maße (die Paftoren) auch auff de beftimbte Zeitt wann⸗
eer fie be Haupt Articul unferß Chriftl. glaubenf der Zungen
Joͤgent fürtragen, vnd exponiren, halten, und de Predige,
allezetdt mich dem Gebede zu Gott, wie gebreuchlich, befchlies
fen follen.”
Sect IX. „Enblidy ... gepieten wir, daß .. unnoͤhdig ſchel⸗
se fonderlid gegen de Abweſende, hinforder nachbleiben
e.
Der Dritte Urtient.
Bon Büchern ben Paſtorn zu ſchaffen,
Die Kicchenvorfteher und Gemeinden ſollen mit Gutachten
1508. OXLHI. Boya ſche iltchenoronuug.
der GSuperintendenten behuͤlſtich fein, wenn bie Paſtoren die
Bibel Luthers und andre zugelaſſene Bücher amzuſchaffen une
vermögend wären. „Und damith die Pfarcherren befto fleiſiger
studiren, vndt mith [nit] dem Aderwerde, fo viell mehr, alß
dem studio vndt rer vocation anhangen, Sollen alle vnd ein
Leder dee Pfarcherren verpflichtet fein, fo offte vndt manner
wie der einen auff unfern Befehlich fürdern laffen, dag Sie
alßden in fürgemelten unfern Hauptpfarckicchen geſchickt fein,
vor unß felbft, oder de wir barzu verorbnen, einen Sermon
vnd predig zu thun.”
Der vierbte Articul.
Bon ben Gevatteru bey der Tauffe.
Sect. I. ,„... Vermoͤge unferß publicitten Mandats in
Anno 1572. follen nit mehr zur Vatterfchafft alß drey perſoh⸗
nen zugelaffen werden .., Wie wir auch nit wollen baß bie
Tauffe der zarten Beinen Kinder, gefehrlich lange eingeftellet
werden folle.”
Sect.I. „Zum Andeen follen bie Pastoren zue ſolchem Bots
teßdienfte der Tauffe, niemandtß zu laßen, Idt ſy dan, daß ervon
allen lafteren undt ergerlichen ſtuͤcken frey vndt unberüchtiget ſey.
Sect. III. „Zum dritten fol Niemandt zur Vatterſchafft
geftattet werden, fo nit binnen zween Jahren bag Hochwürbige
Sacrament empfangen hatt.” ,
Sect IV. „Die Gefattern bey bee Tauffe follen nit vnmün⸗
bige Kinder fein. .”
Sect. V. „Wir Orbnen auch, bag binferner bie Pastorn
keine Kinder tauffen, doran Sie einem Argwohn betten undt
Vatter undt Mutter im Eheftande nit Enten, undt ſolche fur
nemblic) dorumb von wegen der Kinder, die auferhalb ber ech⸗
tenfchafft, oder fonften verpottenermaßen gebohren undt ge
zeugt. Dan fothane Kinder follen vff anfuchen- ber weiber,
ohne weiter nachfragendt ad coercendam vagas libidines nit
getauffet werben, Sondern fol der Vatter darumb bie Pasto-
ven felbft erfuchen, EB wehre ben ber genenbte Vatter tobt,
oder binnen landß nit verhanben.”
Sect, VI. Verbot des übermäßigen Aufwandes bei ben
Zaufen.
Der fünfte Articull.
Bon Gebuhrt der Kinder.
Sect. I. Verbot der Taufe noch nicht ganz geborner Kinder,
nah dee Braunfhmweig. K.⸗O. Nr. XXIV. Die Rothe
taufe fol dem Paſtor angezeigt werden, damit der Erorcismus
nicht wiederholt werde. (Vergl. die angef. Braun ſchw. K.⸗O.)
Sect. II. „Mit den Kindern in nöhten getaufft, Soll marı
idt alfo-halten, daß die Geuattern, fo gebehten, baßelbe zu der
Tauffe tragen, vndt von dem Kirchen Diener der glaube ge⸗
ſprochen ꝛc. das Vatter vnſer zc. gebetet, vndt daß Euange-
lium Marci, wo gewoͤnlich ſoll geleſen werden, Dornach frage
er, wie daß Kindt ſoll genoͤmpt werden, Setze Ihme den Nah⸗
men an vndt ſpreche, N. De Allmechtige Sort [wie in der
Sähf. Ag. Nr. LXIV.]. Seboch follen die Pastoren zu⸗
foderft vor ſolchen anfangk fleifig die Gevattern umderfragen,
ob auch das Kindt nottaufft.”
Sect. III, „Vnſere Pastoren, follen aud nit den Kinder
bettfchen, ohne hochwichtige anliggende Noht auß Ihrer behau⸗
funge, ehe die Sechß wochen beendiget, fich zu begeben, erlau⸗
ben .. Vnbdt verwerffen biemitt bie introduction, oder Inwie⸗
dent ber weiber, alß im Bapſtthumb gebreuchlich.”‘
Sect. IV. „Wir erfahren auch, daß egliche Gotzvergeßen⸗
weiber, Kinder fo newlich gebohen, vndt dorin das Lebend
nit tan gefpühret werben, tauffen follen. Sothan Gottloß
unbe vnbedechtlich fürnehmen wollen wie ernſtlich verbotten
Haben.
Bect. V. Androhung ſchwerer Strafe gegen dlejenigen,
welche ſchwangere Weiber erſchrecken und dadurch ben ob
des Foͤtus veranlaffen.
Der Sechſte Vrtienli.
Vom Ubendtmapl vnd wafi vor Perfohmen darzu zuzulagen.
Sect. I.,Idt follen keine perfohnen zum Abendmahl Chrifli
zugelaffen werben, die fein ben zuvorn von Ihrem Paſtor vom
rechten Vorſtande, nuge und troſte def h. Abendmallß under:
richtet, und ein Jeder inſonderheidt alleine vnd nit in genere,
wie etzliche mahl geſchicht, auch ohne Beichgeldeß Verehrungh
verhoͤret, undt durch de Krafft deß h. Evangelij absolviret
worden.”
Sect. II. „Zum andern follen Eeine perfohnen zum Abendt⸗
mahl Chrifti geftattet werben, fo die fünff ftüde bes Cathe-
chismi nit wißen zuerzehlen, Undt follen die Pastores fleiß
thun, daß fie die ſtucke recht verſtehen, Solchß aber mit ge
trewen fleiß inf werd zu richten, Ordnen wir und wollen daß
alle Sontage das gange jahr. durchaus vndt alle nachfolgende
jahre ohne auffhörent, bey Sommerzeiten nachmittage bie Pa-
storen in unfer Graff⸗ ondt.hereichafft den h. Catechismum
nie alleine prebigen vndt leren, fondern auch offendtlich vom
Gangel felbft, oder de Schull Meifler de Jungen Joͤgendt
dorfelbft [holen gehalten werden, dorinnen examiniren vnd oͤf⸗
fenen, welcheß examen nit ober eine Viertelftunde getrieben
werben fol; Dornach aber mith außlegungh bes cathecismi
dißelbe flunde absolviren, den Pastorn aber auffm Lande foll
der Cathechismus, tn ben winterlichen tagen vff den freytag zue
predigen erlaubt fein, zu welcher predigt allezeidt, alß die haupts
lehre vnſers Ehrifttichen Glaubens, follen bie Haußwihrte Ihre
Kindere Knechte und Mayde ſchicken, vndt diefelben dorzue
mith fleiſſe anhalten, auch Ihr geſinde mith keiner arbelht in
mitteler zeidt bemäßigen .., Vndt wo die hauſſwihrte oder hauſſ⸗
muttere hierkegen anderß thun, vndt daß geſinde vngehorſamb
erſcheinen wurde, wollen wir auff anzeige der Paſtorn gegen
dieſelben muhtwilligen mitt ſcherffe der ſtraffe ... procederen
vnd fortfahren.“
Sect. IH. „Zum Dritten ſollen zu diſem Abendmahl beß
Herrn CEhriſti, Keine perſohnen, fo offendtlich in ſuͤnden
vndt laſtern kegen daß geſetze deß Herrn vnd wieder die
Euangeliſchen bekentniße leben liggen vndt beharren, ge⸗
laſſen werben.”
Der Siebende Articul.
Bon dem Schäubliden Laſter des Ziädenf.
Der Achte Artieull.
Bon Wider: Zauber = und Boferie.
Der Reundte Urtieuli.
Bon Maucherlichen Handel.
12
Der Behende Artienti.
sn fih de Paſtoren Legen die Nottengeifter halten folien.
Allgemeine Verordnung an die Paftoren zur Wachſamkeit
gegen Saeramentfchänder, Wirdertäufer und Sectenmacher,
welche des Landes verwiefen werben follen.
Der Eilfite Articull.
Von ben Feſten.
Sect. I. Bon den Vierzeiten. Weihnachten, Pas
fhen, Pfingften follen mit ben beiden folgenden Tagen ger
feiert werden. Als legte und vierte „Hochfeſttagzeit“ gilt Mi⸗
chaelis, an welchem Tage die Kicchfpielleute dem Paftor ihre
„opffer, gebübrlichen pflicht undt Landtheur” darbringen follen.
Das Feſt Marid Himmelfahrt iſt als ein unchriftliches abges
afft.
Sect. II. Bon den fuͤrnembſten Feſttagen. Dieſe
find N. Jahr, 5. 3 Könige, Lichtmeffe, Verkündigung Das
riaͤ (welches auf Donnerflag nach Judica verlegt werben fo,
wenn es in die Charwoche fällt), Himmelfahrt, Johannis d.
T., Mariaͤ Beragang.
Sect. II. Bon ben Apoſteltagen. Andreas, Thomas,
Conv.Pauli, Matthias, Philipp. et Jacob., Petr. et Paul. Mag-
dal, Jacob., Barthol., Decoli. Joa. Bapt., Matthaeus, Si-
mon. et Jud., Omn, Sanct. werben ala halbe Feſttage mit Ein«
ftellung ber Vormittagsarbeit gefeiert.” An dem legten Tage
follen die Paftoren zur Erinnerung an die große Waſſersnoth
v. 3. 1570 zur Buße und Beſſerung ermahnen.
Sect. IV, Verbot des Betreibens weltlicher Händel an
Sonntagen.
Sect. V. Es ift nicht zu dulden, wenn etliche Unterthanen
waͤhrend des Sermons auf die Kicchhöfe gehen, und andere
Leute aus der Kirche und vom Gottesbienfte abfordern laſſen.
Die Paftoren follen, um den Mißbraͤuchen zu mehren, das
Volk von der Solennitaͤt und Herrlichkeit der Feſttage fleißig _
unterrichten. Der Mißbrauch des Ofterfeuere fol gänzlic, abe
geichafft fein.
Sect. VI. Vom Baftelabendt. Die Feler ber Faſt⸗
nacht mit ihren Mißbraͤuchen, „Mummen, fpelen, dobbelen,
ſticken, bredien, Rennen, inßwaßerwerffen, bey haußlang aufs
fen, zu andern bapffer reiten undt gehen, bangen undt Kränze
bringen, ſich auff Rädern undt Böhmen tragen zu laßen, des
Morgens früh Mägede vndt Knechte ſich untereinander zu bes
fuchen,” ift gänzlich verboten.
Sect. VII. Meifter und Anechte follen bei „den Gilbebeches
ven mit einem Tage aufhören, auch des Glockenlaͤutens zur
Anzeige ber Glide fich enthalten.
Der Zwölffte Articul. '
Sect. I. Bon den Gefängen, fo man in ber Kirchen ges
brauchen fol. „Ordnen wir daß die pfalmen fo von D. Lu-
thero fel. gebechtniß gemacht .. vor andern am meiften follen
gefungen und gebrauchet werden, Jedoch wollen wir hiemith
die Löbliche Geſenge Latein oder teutſch, auff den hohen Feſtta⸗
gen beflimpt, undt in bem Böttlichen worte fundiret, nit ver⸗
worffen haben, Undt vor ber Communion Ordnen "wir zu fins
genbe, daß Sanctas latein vndt teutich .. vndt baß mitt fonder«
‚licher andacht, durch brey Knaben niebergefniet, daß Bene-
45*
356 | anun. OKREN. Aruarie Ainhameruung
dictus vndt in dem Iymbolo Atkamasil: Et homo factus est
gefunngen werden ſoll, alßden ſolcheß bißbaher gebreuchlich ges
weſen. Vuter der Somnrunion wollen wie zue fingende, Jeſuß
Chriſtuß unfer Heylandt ze. Gott fey gelobet vndt gebenebeyet
ıc. Lamb Gotteß ꝛc. Heillig iſt Gott der Vatter ıc., Im Char
vnd nodden in der Kirchen, vndt follen die Pastoren die Ka⸗
fpelßleute ermahnen, daß Sie mith fingen, Gott loben, preis
fen, ehren vndt danden helffen, Auch den Scholemeiftern undt
Koſtern befehlen, daß Sie ohne fürwiflen der Pastorn ihres ges
falleaf die pfalme nit fingen, dazue noch das Kafpelsvold nit
gewehnet, noch fonften, die fo weltlicher Lieder, gleiche weiſſe
haben, Doran fich der Gemeine Dan ergern möchte, Eß fols
len auch alle ond jeder Paftoren in ihren befohlen Kafpellen,
gleiche Ceremonien halten, vndt deſſen allezeidt mith unfern
Hauptlichen durchauß einig fein, Unndt wollen, baß unfere
Superintendenten bosauff Achtung geben follen.” -
Sect. IH. „In unfern Städten vndt Flecken, dafelbft bie
frohpredigt gehalten mwirdt, wollen wir, daß geiftliche Pfalter
vor Anfangk der Predigt Auch das Te Deum laudamus, oder
das Benedictus, Latein oder Teutſch, In Nachmittagspredi⸗
gen aber, nebeh andern Pſallmen Dauidts, auch das herliche
Magnificat gefungen werde.”
Seet. I. „Wir wollen hiemith die Vefper zus fingen, auff
Abendt der bogen Feſttage, vndt Sonnabendt, bofelbft es ge⸗
breuchlich zu laſſen.. befohlen haben.” Dann die Beſtim⸗
mung, daß die Organiften fleißig ihres Dienſtes wahrnehmen,
und nicht weltliche Lieder fchlagen follen. In Städten und Fle⸗
den ſoll Mittwochs und Kreitags, auf den Dörfern. nur am
letzteren Zage Predigt gehalten, und vor der Freitagsprebigt
die Litanel gefungen, in der Erndtezeit aber von diefer Vor⸗
Schrift dis penſirt werden. Während der Zaften haben die Pas
floren von bee Paffton zu prebigen. Alle Unterthanen follen
bei Strafe während dieſer Wochenpredigten der Arbeit und bes
Zechens fi enthalten, und darauf halten, daß aus jedem
Haufe wenigſtens eine Perſon biefelben befuche.
i Der Dreyzehende Artieull.
Bon den Kuſtern auff ben Dörffern und Ihrem Ambte.
Die Küfter haben da, wo keine Schulen find, jedoch ohne
bie Katechismuspredigt dadurch zu hindern, bie Jugend im Ka»
tochiemus zu unterrichten, und Mittage, Abende und Mor⸗
gend die Betglocken zu Iduten, damit das Volk vermahnet
werde: „zu Bedende, wedder ben Teuffel, finen Anhangk,
Tuͤrken, Verfelgere des Goͤttlichen mordes vndt Einem haſti⸗
gem ſehnellam tode, Auch alle Vahrligheidt der Seelen vnd
Leibeß, fo fi bey tage und nacht unß armen Chriften zutra⸗
gen muͤgten.“
Der Vierjehende Articull.
. Wie fich die Kröger under den billigen dagen verhalten follen.
Sect. I. Das Ausfchenken. von Bier und Wein an Sonn»
und Sefttagen während der Vor⸗ und Nachmittagspredigten iſt
(außer an Reifende und Kranke) bei Verluft bes Biers und
Weins verboten.
Sect, II. Wo man es under ben Gottes Dienfte halten
fol. ‚Verbot des Spazierengebens auf den Kicchhöfen, Maͤrk⸗
ton ıc. während des Gottesdienſtes.
Dex Bünfkgebende Virtientt,
Sect, I. Die Kirchhoͤfe, „bie Nuheſtette vndt Gchloffpeufer
ber billigen Gotteß“, follen in Ehren gehalten werben... Deso⸗
halb tft das Wiehhüten, das Abladen von Torf, Korn ober
Hei, das Ausſchenken von Getränken und Kramhalten, das
Bleichen und Waſchen auf denfelben verboten, und werm auf
ihnen dennody Vieh, Pferde und Wagen, ober Leinwand zc.
gefunden werben, follen diefe von bem Kuͤſter angehalten und
nicht wieder herausgegeben, und baneben bie Eigenthuͤmer nach
Selegeriheit geftraft werden.
Sect. Il. Von Begreffniß der Tobten „Die
Chriften follen Feine Saduceer fein, Dorumb wollen wir, daß
die verſtorbene Leichnaͤmme mich Chriſtlichen geſengen ehrlich
ſollen begraben werden, vmb ber herlichen vfferſtandninge
vnd ewigen Leuendes willen, vnd abrogiren vnd v den
Mißbrauch, fo bißdaher in unfer Frieſiſchen Heerſchafft vblich
vnd im ſchwange geweſen, daß die fraweneperſohnen vff den
Haußhoͤltern und den Sarcken liggen, ehe bau bie todte Coͤr⸗
per zur erden beſtattet wird, vndt die Leichpredigt gepredigt iſt,
Auch alſo heideniſcher weiße, nit wie Ehriften, ben abgeſtorbe⸗
nen beweinen, daß offtmalß berowegen, ber praedicant wird
perturbieet, vndt in regen, fehnee, Kdite vnd ungemitter fin
Ampt nicht woll verrichten magh, Wir wollen aber baf der ab⸗
geftorbene Eörper folle nit zur erben beftettiget werben, die
Pastoren oder Ihr Collega fein ſelbſt gegenmerbig und wer
handen, Und foll in bie Kirche eine Chriſtliche Vermahninge
und predigt gefchehen, von der Aufferſtehung der Todten undt
ewigem Leben...
Der Sechtzehende Articull.
Wo bie Paſtoren ſich beiden ſollen gegen hie Zrancken und Verſtor
bene, fo felden ober nimmer zum Abendmahl des Herrn gewehen.
„Dewile de Verachterß hiß hilligen Sacraments, fo felben
oder nimmer dorzu Bommen, fich felbft in den Bann thun, vndt
von der Gemeine frommer Chriftenzahl abfundern, Dorumb
wollen wir hieher onfere diefeß 72: Jahrß yublichte mandaten
von ber excommunication ſolcher muhtwilligen leute repetirem
vnd erweitert haben, Vndt ordnen demnach, daß foldyen ex-
communiggeten verbanten Menſchen, Dean oder Welbßper⸗
fohnen, das hochwuͤrdige Abendtmall deß Heren nit fol gerei⸗
het, Undt nad) dem fie geſtorben, ſollen ſie ohne einnig ludent,
fingendt und. predigen, von ber gemeinen CEhriſten begteffniß,
abgefundert ondt ing feldt begraben werden, Eß wehre dan,
dag Sie in Ihrer Kranckheidt fich bey gueter Zeidt bekehrten,
borauff die Pastoren auff guungfahme anzeigunng ihres der
Krancken leidtragenp, de wahre Buße vermercken möchten „ .’
Der Siebenzehende Aetieull.
Bon Eheſtifftungh.
Sect. I „Ordnen wir, daß kein Eheſtandt buͤndig und bes
ſtendig fein fo, fo nit mitt gutem wißen, willen, vnd Volborde
der Eitern vndt Auffrichtung einer fchrifftlichen Eheberedung
gefchehen und verfaffet ift, Im Fall aber die Oldern in Sort
dem Heren verfchieden, foll kein eheftandt ohne Vorwiſſen undt
Willen der Nechften freunden vndt Wermunderen zugelaßen
werben, Wie wir au ſolch muhtwillig furnehmen der Kinder
®
NEID. XI Suyartche Riechmmoriiuung. :
mit ernfle ſtraffen, vnd fo thane heimbliche che nach rahte
und consens der Olberen, Freunde undt Verwandten, oder zu
laßen, ober von einander meifen wollen, Wo aber andere zweif⸗
felhafftige ſachen, bie Ehe betreffen, fürfallen, follen für ung
dder unſern Boambten vffgedecket, undt mith sahte unfer Theo-
Ingen gouhrtellet vndt geeufert werden. .
Sect. II, Verbot des Lobelbieres bei ber Eheberedung.
Sect. III. „Won ber Proclamation und Auffkuͤndigungh
ber zukommenden Cheleute... Ordnen wir, daß unſere Pasto-
ren, niemandtß von der Cantzell proclamiren, noch zuſammen
fuͤgen, De wißen dan, daß Sie, die Außheimiſchen gute Ge⸗
zeugniſſe unſern Beambten fuͤrgebracht haben, welcher mafen
Sie von ihrer Obrigkeidt abgeſchieden, Zue dehme auch, daß
Sie, die Außs ober Einheimiſche Ihrem Pastorn ihrß glau-
ben$ eine offenbliche Bekendniß zuuoderſt gethan, ſich zur Beße⸗
sung zu flellen angelobet, vndt Braudt vndt Breutigamb fich
zum Difche deß Herrn bereitet Haben, Auch daß fie wißen, wars
umb im Anfang ber welt ber Eheftandt von Gott eingefepet,
und wanner da fürgangen, mügen wir leiden, baß diefelbe
proclamation vndt aufftündigunngh alleine die Sontage nach⸗
einander vnd nit zu anderen tagen in ber wochen gefchehen
möge. u .
Sect. IV, „Waß zeidt man Braud und Breutigamb zur
Kirchen führen fol. Drdnen wir, daß Braudt undt Breutis
gamb Jeder mith feiner freundfchafft zue Neun uhren in ihre
gewöhnliche Kerſpellß Kirchen anfommen, daß gottlicje wordt zue
predigen, Zuͤchtig In aller flille anhören, vnd nach endung der
predigt fi im Nahmen der h. Drevfaltigkeidt zufammen fü:
gen laßen.“ Die Muſik, welche die Brautleute begleitet, fol
am Eingangs des Kicchhofes zuruͤckbleiben.
- Sect. V. Bon Vnordnungh na der Copulas
tion. Alle Unordnung, namentlich der Mißbrauch, daß etliche
„ſich nach der Gopulation mit Feuſten fehlagen vndt alle gegen
diefe göttliche Ordnungh dei Eheſtandeß ſich norrifch anflellen”,
wird ernftlich verboten.
Sect. VI. Bmb welche zeid Weerfchafft und andere Gefell:
ſchafft angefangen und geendiget werden follen. „Ehekoſten,
Kindertauffe vndt andere ehrliche Geſellſchafft auch daß Gilde⸗
behr (follen) zue Mittage angefangen und... mith dem Abenbt
auffhoͤren.“ Verboten iſt auch die in der Grafſchaft Ritberg
herrſchende Unordnung, daß „wanner die Braudt den folgen⸗
den Tagh zur Kirchen gefuͤhrt werden ſoll, ein Jufferen Abendt
gehalten wicht,”
Sect. VII. Verbot unzuͤchtiger Tänze.
Sect. VIIL. Verbot bes Abhaltens der „Brautheufere oder
Kindelbehr auff die freytage oder Sonnabend.”
Der XVII. Articatl.
Von deu Machtkrägen.
Altes Ausſchenken nach 8, und aller unndthige Aufenthalt
auf den Steafen nach 9 Uhr iſt unterfagt.
“" Der XIX. Articull.
Bon gebübrliden Gehorfamb der Kinder jegen bie Eltern,
87
Der XX. Urin.
Bon unterhaltung ber Paſtoren, Kirchen, KMöfterü und derfelben
Behaufungh. .
Die alte gewöhnliche Pflicht der jährlichen vier Hochzeiten,
Opfer, Kindtuufen, Begraͤbnuißgeld, follen den Pfarrern treu⸗
lich gereicht, und wegen der. Bauten an Kirchen, Pfarr⸗
und Kuͤſterhaͤuſern ſoll eine Verordnung wegen Heranziehung
der Gemeinden erlaſſen werden. Alienirte Laͤndereien ſind
wieder einzuziehen und die Pfarrlaͤndereien von den Pfarrern
ſelbſt zu benutzen.
Der XXI. Articull.
Von Wieberwillen und Bneinigkeit des Paſtorn und Kufterfi.
„.. Drbnen Wir, baß niemandtß feine Paſtorn vndt Kd«
fern vor Gerichte ziehen, fondern vor den ordentlichen Super-
intenten und Visitatora beflagen” fol. „Wo aber Jemandtß
zu Elagen hette, gegen unfern Superintendenten, ſolche foll ges
ſchehen auff unfere Verordnungh vor der gemein, den wir fols
ches werben committeren.‘
Der XXI. Articull. .
Vom Nachjahr, warn die Paſtorn abflerben. .
„. Wollen Wir, daß (die Paſtoren) nach ſolchem tödtlichem
Abgangk Annum gratiae oder Nachjaht ſambt der Abnutzungh
behalten ſollen, doch daß der gennen, denſelben wir die Kirchen
wederumb conferiven werden, mitt notturfft eßens und drin⸗
ckens auß der Upkumbſt der paſtorey vff Unſer Beambten vndt
Superintendenten Guhtachten vndt Verordnung vnterhalten
werden.”
Der XXIU. Articull.
Bon den Kirhfchwaren und Upkumbft der Kirchen.
Die Kirchgeſchwornen haben jährlich nach Martin Biſchof
dem Beamten in Beifein des Pfarrers Rechnung abzulegen.
Sie follen Acht haben, daß den Kirchen kein Gut entfremdet
werde, und Penfionen dürfen fie eigenmaͤchtig nicht laſſen
abloͤſen.
Der XXIV. Artieull.
Bon Verforgung ber Hauf⸗ und Gaflthawices Urmen.
Der XXV. Urticall.
Bow den Schulen.
Der XXVI. Articull.
Bon GStraffe dei Lafter int gemeine.
Der XXVI. Urticnlt.
Bon Werboht Spelen und Banfien.
Nach Juhalt der Nachfchrift if diefe 8.:D. am 3. Juni
1574 angenommen worden. Sie verordnet ferner noch: „Auch
follen die Superintendenten alle Vierteljahr bie Pastors vers
fchreiben, und alfden von -den Haupt Articulen deß Chriftt.
glauben Augustanae Conf. gemeeß in Religionfadhen .. com-
munieiren, trafiren, vndt verhandelln, Auch ſich Chriftlich
und Bruͤderlich ohne weldtleufftige disputationes undt Affectio-
nes .. freundlid) untereinander vergleichen.”
-
1558. CXLIV. WBeanbenburgiiche Viſttatlons⸗ und Gouſ.⸗Ordunug.
CXLIV.
Bufer von Gott guaden Johanſen Georgens Marggraffen zu Brandenburgk, des heiligen
Römifchen Reichd Ertzkammerers vnd Churfürften, In Preuflen, zu Stettin, Pommern, der Caſſuben, Wenden, und
in Schlefien zu Croffen Herhogen, Burggraffen zu Nuͤrnbergk vnd Fürflen zu Rügen. Visitation und Consistorlal
Drbenunge. Anno. MDLXXII. 191 S. 4.
2
Mit der folgenden (mit Ausnahme weniger, für unferen
Zweck unmwefentlicher Abfchnitte) vollftändig aus bem erften
Drude wiebergegebenen Drbnung fchließt fich die Entwides
lung der Märkifchen Kirchenverfaffung. Ihr liegt eine bes
reits im 3. 1561 verfaßte „„Beiftliche poizei⸗ Vifitation
und Conſiſtorial⸗Ordnung“ zum Grunde, über welche von
v. Mühler, Gefchichte der ev. K.s Verf. der Mark Brans
denburg,, &- 63 ff. ſehr belehrende Mittheilungen gemacht
worden find. Aug biefer Schrift entlehnen wir bie fols
gende, für bie Gefchichte ber brandenb. Kirchengefeggebung
wichtige Vorrede der älteren Drbnung: .
„Bir Joachim v. ©. G. Markgraf ꝛc. befennen und
thun kund Öffentlich für uns, unfere Erben und Nachkom⸗
men, Markgrafen zu Brandenburg, auch fonft gegen Je⸗
dermännigli: Als wir aus fonderliher Schidung bed
Allmäctigen und Eingebung des h. Geiſtes, das heilig,
ſeeligmachende Wort Gottes angenommen, und in unferm
Shurfürftenthume und Landen mit fonderem Fleiße rein pres
digen laffen, auch derowegen mit den Ehrwuͤrdigen, Wohls
gebornen, Edeln, Würdigen und Hochgelahrten etlicher
Unferer Biſchoͤfe und Prälaten, desgl. aller Unferer Gras
fen , Seren von Abel, Ritterfchaft und Städte, Vorwiſſen
und Bewilligung, auch der berühmteften und fürnembften
Theologen Deutfher Nation, fonderlicher vorgehender Des
liberation und consilio eine chriftliche Kirchenordnung, wie
es in Geiſtlichen⸗ und Kirchen Sachen in berührtem Unferm
Churfuͤrſtenthum und Gebieten ber Marke zu Brandenburg
durch uns gehalten werden folle, bes vorerfchienenen 40.
Jahrs, begreifen, machen, aufrichten, in Druck verfertigen
und öffentlich auögehen, auch burch unfere verordnete Bifts
tatored allentbalben publiciren und menniglichen ſich der⸗
ſelben gaͤnzlich zu verhalten, mit ſonderm Ernſte verkuͤndi⸗
gen, desgt. daneben nothwendige Abſchiede wegen ber geift-
lihen Güter, Lehen, berfelben jährliche Einkommen und ans
ders, fo zur Wefbrberung Gottes und feines lieben Sohns,
unfers Heilands, feeligmachenden Worte dienlig / ganz chrift>
lich und aufs treulichile anrichten Laffen; Wie dann aud
diefelbige Unfere chriſtliche Kirhenordnung
vonweil. der Rbm. Kaif. Mai. hochloͤblich mils
der Gedaͤchtniß, auch ber — bers
malen Roͤmiſch Königl. Majeftät, Unferm als
lergn. Herren, confirmirt, beftätigt und appros
birt worden.
Da aber gemeldete Unfere Bifitatoren die Zeit und fols
gende in Reiteration voriger gepaltener Bifitation befun⸗
den, Und auch zum Defteren fuͤrkommen, daß nicht allein
Unferer chriftlichen Kirchenordnung, fondern auch, was Uns
fere Viſitatores wegen ber Kirchen und Pfarrgüter, auch
Beftellung der Pfarrer, Prediger, Gapläne, Schulen, Or⸗
ganiften, Küfter und fonft auf Unfern Befehlich und Mans
dat verordnet, gefagt und aufgerichtet, nicht allentbalben
nachgelebt worden, zubeme daß ſich über das allerlei Gas
hen, Irrungen und Mängel, welche gemelbeter Drbnung
und Religion anhängig , auch Ehefachen, der Geiftlihen
Zeftament, Öffentliche Lafter, Inquiſition und andere bens
feiben gleichmäßige Händel, bie vorhin vor bie geiftlichen
Gerichte gewiefen, und allda geörtert worben, begeben und
zutragen, deshalb Wir und Unfere Kammer Gerichtöräthe
mannichfaltig angelaufen, um gebuͤhrliches Ginfehen umb
Richtung derſelben erfucht und angelangt worden, ba bie
doch vor die weltlichen Gerichte nicht gehörig, auch nad
Gelegenheit ber Zeit, Perfonen, Umftände der Sadyen, und
etlichen beweglichen Bedenken mehr, allda nicht koͤnnen noch
folen gerechtfertigt, fonbern billig, wie vorhin gefchehen,
vor die geiftl. Gerichte remittiret werben;
Weil aber die Bifchdfe Unfrer Lande und Churfuͤrſten⸗
thums eines theils gemeldete Unfere Kirchenorbnung über
al unfer Vermahnen und gütlich Anfinnen die Zeit nicht
le noch halten wollen, fondern ſtraks Gotts Worte,
Befebliche und der evang. Wahrheit zumwider auf ihrem
verführten Wahn der vermeinten päbftlichen Religion bes
flanden und verbarret, auch darüber bie geift!. chte
fuͤr ſich ſelbſt nicht beſeſſen, noch durch ihre Commiſſarien
oder Official wie vor Alters beſtellen laſſen, Wir auch der
Ungleichheit der Religion halben, daß fie mit Uns darin
nicht einig, ihnen. die Jurisdiction in geiftlichen Sachen
und Händeln nicht zutrauen dürfen, daß alfo großer Mans
gel und Verſaͤumniß gefpürt worden, auf dem bie Leute
auch bie Sachen, wegen der langfamen, ungleichen Erpebis
tion derfelbigen, Scheu gehabt dabin vor fie kommen
Vaffen, derhatben die Händel auf folche Weiſe wo bem nicht
vorgekommen und vorgetrachtet würbe werben, von age
zu Tage weiter und mehr aufgewachfen, unaus
und Partheien zu befchwerlichem Rachtheil hätten ger
müffen, ba bo die hohe Noth erfordert, in ben Dingen
gebührliche und bequeme Ordnung anzurichten, welche obne
nothdürftige Berhoͤr, Erwägung und Berathſchlagung ber
Sachen nicht gefcheben kann:
Daraus und in Erwaͤgung obberährter und anbrer
mehr trefflichen und dringenden Urfachen und Umftände find
Wir bewogen, die Zeit uns mit weil. dem Ehrw., Unferm
Rathe, Gevattern und befondern Freunde, Herrn Mattbias
fen, Bifchofen zu Brandenburg feel., als diefes Orts Geiſt⸗
lien Drdinarien, und ber wahren Religion, Bermandten,
biefe Dinge nothbürftig zu beratbfchlagen,, und ein geift«
lich Gonfifloriumalbie zu Coln an der Spree aufzurichten,
und baffelbige mit tauglichen Perfonen zu beftellen.
Und ob wir wol zu folder Behuf Anno ber wennig Baht
im 43. eine Gonfiftorialorbnung aufrichten, auch biefelbe,
im verfchienenen Hl. Jahre mit etlichen anſehnlichen wichtis
gen Punkten daneben verbeffern, auch bishero im geiftl. Sa⸗
hen und Händeln, fo viel möglich und fi) nach Gelegenheit
leiden wollen, darnach drtern und richten Laffen, fo befin«
ben wir doch, aus ber ehrw. und hochgel. Unſers gemeinen
Superintenbenten, Biſitatorn, auch andrer bemelbetes Un⸗
ſers geiftl. Conſiſtorii Affefforn Rathe, bemeldere Gonftftos
rialordnung zu renoviren, unb mit etlichen mehr nöthigen
und dienfllihen Punkten zu vermehren, und in ein orbents
li Eorpus, die Händel und Sachen im Gonfiftorio, Biſi⸗
tation u. a. geiftle Polizei Sachen danach zu richten, zu
rebigiren, ordentlich zu verfaffen und im Drude verfertigen
zu laffen, hochndthig zu fein.
Wann wir Uns dann vor allen Dingen Gotte dem Als
mächtigen zu gehorfamen und allen möglichen Fleiß zu
thun, daß das h. Gvangelium, dadurch der Sohn Gottes,
Unfer lieber Herr Jeſus Chriftus und feine Wohlthaten
aBes. CXLIW. Mennbenburgiihe Wiftatiens: and Eonf Ortung:
erkannt, und alfo Bott recht angerufen und gepreifet wer⸗
de, ſchuldig erkennen; Ans auch als bem Lanbesfürften
aus fürftlicher Obrigkeit, Hoheit und wegen Unfers tragen
ben Amts gebühret und zuftebet, rebus sic stantibus, nicht
allein in weltlichen, fondern auch in geiftl. Sachen Necht
und Gerechtigkeit männiglichen in Unferm Ehurfürftenthumb
und Landen mitzutheilen, auch geiflliche Orbnungen, das
duch Bucht und Ghrbarkeit erhalten, aufzurichten, und
derwegen nicht verbunden fein, Unferer Landſchaft Bewillis
ung anne zu requfriren und zu erfordern, vornehmlich
a daffelbe allmegs bei den Bifchöfen und ihren Officia>
len allein geftanden, in geiftl. Handeln und Sachen, mäns
niglich ungehindert, auch wider alle Unferer Unterthanen
Willen und nad Rechts Gebuͤhre, zu procediren, und dann
diefelbige geiftliche Erpebition, wie gehört, jegt an Une
tommen, fo haben Wir danach aus oberzählten trefflichen,
erheblichen Urfachen und Bedenken, zu voraus weil ber
‚Geiftlihen Surisdietion dermaſſen zerfallen, daß niemanbts
durch ihnen bie gebührliche Juftitia abminiftrirt werben,
diefe geiftliche Polizei: Viſitation und Gonfiftorial = Ords
nung ftellen und renoviren laffen. |
Und wollen, daß die Mängel, Irrſale und Unrichtig-
keiten, bie fich in geiftlihen Sachen zutragen, nach bem
Proceß und DOrbnung, wie darin deducirt, vorgenom⸗
men, audgeführt und zu Entfcheide gebrachtz besgl. bie
Bifitationshändel darnady gerichtet werben follen, wie Wir
denn das Gonfiftortum und diefe zugehörige Orbnung bier:
mit renopiren und beftätigen, auch männiglichen mit fonderm
Ernſte gebieten und auflegen, ſich berfelbigen bey Widmung
Unfrer fchweren Strafe und Ungnabe gänzlich zu enthalten.”
. . %*
Visitatien Orduung.
Dieweil die Visitation ein althergebrachte Chriftliche Or⸗
denunge, die aus beweglichen vnd vernünfftigen vrfachen, vnd
darumb eingeführt, das die hohe Oberkeiten, durch getrewe
fleiffige Menner vnd Aufffeher, die Kicchen befuchen, vnd von
der Chriftlichen Lere vnd Sacramenten, ob die auch Chriſti vn⸗
ſers Lieben Hexen beuelh nad), reine geleret vnnd adminiſtrirt
werden, oder ob Rotten, Secten, Vnzucht, vnd andere Laſter
eingeriffen, Desgleihen von Sitten und Schug ber Pfarrer,
befferung und zunehmen der Zuhörer, Auch ber Kirchen: Vnd
Dfarren gebewde und einkommen, dauon man bie Diener Goͤttlichs
Morts, Schulen, Hofpitale, Küfter und arme Leute vnderhal⸗
ten folle, vnd anderer mengel in Geiftlichen fachen, erfundigung
nehmen laſſen.
Vnd demfelben zuuolge Weilandt der Hochgeborne Fürft,
Herr Joachim Margaraff zu Brandenburgt und Churfürft etc.
unfer in Gott Ruhender freundtlicher lieber Herr und Vater
milder gedechtnus, hieuor egliche mahl auff anſuchen S. ©.
Landtfchafft, die Kirchen, Pfarrer, Geiſtlichen und Schulen,
durch ©. ©. verordente Visitatores vifitieren vnd befuchen,
vnd darinnen allerhande Chriftliche und gute verorbnung
thun laffen, vber meldye aber fibder ber zeit bey den Kir⸗
chen vnd Schulen vnferer Rande, widderumb allerlen mengel
vnd vnordnung vorgefallen, Als feind wir, weil wie darzu, das
die reine Lehre des Euangelij in unferer Lande, Kirchen, und
Schulen, Auch daneben rechter Gottsdienſt, Erbarkeit, Zucht
vnd Chriftliche Ordenung beftendiglicy erhalten, Auch das hei⸗
lige Miniſterium gefordert, und die Diener beffelbigen mit nots
thrfftiger onterthaltung follen verforget werden, mit Göttlicher
Verleihung, alle muͤgliche forderung zuthun, ernfllich gemeint,
bewogen worden, jego im eingang vnſerer Churfuͤrſtlichen Mo
gierung, wiederumb ein Gemeine Vifitation anzuftellen, das
mit in derfelben deſto Chriftlicher und ordentlicher vorfahen,
bozu nachfolgende Ordnunge verfaflen zulafien.
Wie offt vnd zu welcher zeit bie Visitatiom gefcheben folle.
Wiewol die Visitation ein wichtig Werd, damit nicht ges
eylet werben folle, auch mit vnſerm Churfürftenthumb ohne
das die gelegenheit hat, das es vnmuͤglich, diefelbe in einem
Jare zu erpedien, So bebenden wir boch, weit biefelbe wegen
vielerley vrſachen und fürftehende vnrichtigkeit, jegt fo gar nd=
tig, das foniel vmmerthunlich, die General Visitation fürges
nommen vnd volnzogen werden folle.
Mann aber die Gemeine Visitation volendet, foll biefelbe
hernach in zehen Fahren, an Orthe oder Kreife, wie folgt, Re⸗
iteriet werben, Als ein Jar in unfer Altenmarden. Das ans
der vnd dritte Jar in vnſer Prignis, Lande zu Ruppin vnd
Stiffte Hauelberg. Im vierbten, in unfer Vckermarcken. Im
fünfften, fechten vnd fiebenden, in vnſer Mittelmarcken, aud)
beiden Stiffte Lubbufs vnnd Brandenburg. Im achten,
neundten und zehenden are, tn unfer Newenmarden, das aljo
an jedem Drthe in zehen Iharen einmahl vnnachleſſig Viſitirt,
und jedes Jars bie Visitation bald nad) Oſtern biſs auff Io-
hannis Baptistae, Vnd dann von Bartholomej bife auff Mars
tini gehalten werde, doch fol es bey vnſern Pifitatorn ftehen,
welchen Drth fie in den zehen Jaren erftlich fürnemen wollm.
Was vor Berfonen die Visitation fürnenten ond außrichten follen.
Bnfer gemeiner Superintendens, vnd einer aus vnſern
Consistorial: oder andern Rethen, desgleichen der Notarius,
dieſe drey Perſonen ſollen von Hofe ausziehen, Da aber vnſer
Gemeiner Superintendens, wegen vnſer geſcheffte, oder ſonſt
Leibs ſchwacheit verhindert, wollen wir eine andere tuͤgliche
Perſone an feine ſtatt darzu verordenen.
Darnach ſollen ihnen In obgedachten Kreiſen, die vornemb⸗
ſte Pfarrer in vnſern Heuptſtedten, auch einer von vnſern
Heupt: oder Amptleuten, oder vom Adel, vnd einer aus den
Stedten jedes Orths, welche wir bequeme darzu achten, adiun⸗
girt, jederzeit durch vnſer Reſcript ſonderlich dazu erfordert,
vnd die Viſitation allewege vier Wochen vor dem ausziehen,
in Stedten ſchrifftlich denuncijret, auch nicht alleine die Pfar⸗
rer, ſondern zuforderſt die Patronen vnd Lehnherrn der Kir⸗
chen, auch die Kuͤſter, und etliche der Zuhörer, als ber Schultze,
Vorfteher ber Kirchen, und vier aus der Gemeine aus jebem
Dorffe befcheiden werben.
Bon der Bifitetorn Ampt, vnd wie fie bie Visitatiem beftellen
‘ follen. .
Erftlich Sollen unfere Visitatores vor dem aufziehen, was
vornemblich zufragen, fi) nach gelegenheit der vorfichenden
nötigften Artickel, darinne die Pfarrer am meiften onterrichts
bedürffen, einer richtigen beftendigen Form vergleichen.
Darnach follen fie ſich in alle Stedte und Dörffer unfers
Churfuͤrſtenthumbs und Lande Perſonlich begeben.
Vnd wann fie zur flette kommen, Toll bes volgenden Tags
der Pfarcer bafelbs, oder Superintendent, eine prebigt von ber
Visitation thun, vnd darinne dem volde anzeigen, daß biefe
90 2508. CKEEV. MBunteubnrgiiihe Mifitetiant: nid Suwi-Lrtuna
beiucyung, zu erhallung rechter Lere vnd Chriſtlicher Zucht, auch
jhnen vnd jhren Nachkomen zu gute vorgenommen ſey, Derhal⸗
ben fie. dieſelbe Gott zu iobe, vnd jnen Telbft- zur beſſerung,
jhres vermoͤgens befordern helffen, vnd gehorſamlich erſcheinen
ollen.
Darnach ſollen vnſere Visitatores, die Pfarrer, Prediger,
Caplen, Schulmeiſter vnd andere Kirchendiener, in Stedten
vnd Doͤrffern vor allen dingen mit fleis Examinirn, vnd dadurch
eins jeden geſchitklicheit, wie tuͤglich fie zu jhren Amptern fein,
erforſchen.
Bnd die ienigen, fo in ſolchem Examine, ſonderlich aber in
ben fArmenbften ſtuͤcken Chriſtlicher Lehre, die jhnen vot allen din»
gen zuwiſſen gebühren, Rechtſchaffen befunden, follen fie die
zu ferrerm fleiffe vermahnen und anhalten. Den andern aber,
fo in der verhör nicht beflanden, mit ernfle unterfagen, fleiffiger
zuſtudiern vnd fich zubeffern, damit fie in dem nehift folgens
den Synodo oder Visitation in der verhör beffer beſtehen moͤ⸗
‚gen, ‚mit verwarnunge, daB fie fonft ohne das jhre® Ampts
entſetzet werden follen. -
Gleicher geftait follen fie auch die Zuhörer, zuusrab inn
den Dörfern, befragen vnd verhören, was fie aus ihrer Pfarrer
predigten gelernet, ob fie auch die Zehen Gebott, Glauben und
Bater vnſer, und andere Deuptftüde der Chriftlihen Lehre,
vnd alfo den Catechismum wiffen, vnd fällen die onfleiffigen
mit bedrawung der gefengnus oder anderer ftraffen, nach gele⸗
genheit, zur befferung angehalten werden. |
Vnd dis foll der gemeine Superintendens neben ben ans
dern Pfarrern jedes Orths mit folchem fleiffe beftellen, auff
das kein Pfarrer vnuerhoͤrt bleiben möge, Do es ihnen aber
zumiel, andere gelartte Pfarrer dißfals zuhuͤlffe ziehen, vnd jnen
ein ernft fein laſſen.
So ift auch vonnöten, das fie daneben in geheint erforfchen,
wie fich ein jeder infonderheit, in feinem Stande, Ampte, Con
dition, Lere und Leben vechalte, ond ſonderlich foll gefraget were
ben, von ber einigkeit der Kirchendiener, Darnach von den Per:
fonen, die in Öffentlichen fünden, ale Ehebruch, Vuehelicher
beywohnunge, oder anderer unzucht leben, Ob jemandts Zeu-
berey, Abgoͤtterey, und Wucher treibe, oder falfcher Lere und
Secten anhengig, oder widder Gottes Wort leſterlich rode, ob
cliche muthwillige Beute oder Kinder verhanden, fo ſich widder
die Kirchendiener, oder jhre Eltern ſetzen, die bedrawen vnd
ſchlagen, ob etzliche Eheleute vneinig miteinander leben, oder
von ein ander fein, Schließlich ob jemandts der Kirchen vnd
derfelbigen Diener weß an einkomen engogen, vnd wie dere
felbigen Gebewde und es vmb die Armen in Hoſpitaln ſtehe,
vnd anders mit fleifs erfündigt werden, damit die vnrichtigkei⸗
ten dadurch erfaren und gebärfichen abgefchaffet, Auch Chrift-
liche befferungen in allen nötigen fachen möge angeftalt werben.
Inmaſſen wir dann ſoichs, was ein jeder in Teinem Ampte
in Geiftlichen hendeln vnd fahren zuthun vnd zubeftellen gebüs
vet, in diefer onfer Visitation und Comsistorial Ordnung, fer⸗
. zer wie folget, ordentlich verfaffen Laffen, Auch vnſern Viſita⸗
tom hiemit gnedigſt aufflegen, daffelbe alfo jedes Orths in
onferm Churfürftenthumb vnd Landen zumwerordbenen, vnd
vnſert wegen darob fefliglich zuhalten, wie wir bann nicht zweif⸗
fein, weil Gott der Allmechtige einen fonderlichen gnedigen gefals
len hat, an denen die jres beruffs und ſtands fleiffig masten, und
darinne Gottes Ehre mit Gotrfuͤrcheigen Sitten und Ep
sieren, Es werde fich ein jeder aller gebuͤhr zuerzeigen wiſſen.
Bon ber Superintiendenten, was vor Perſonen dazu zutriuchlem
fein, vnd von jdrem Ampte. j
Rachdeme die hohe Not erfordert, das alle wege Geiſtliche
Heupter, Superintendenten, vnd fleiffige Aufffeher, in Reli⸗
gion fachen verordent und gefagt werden, Wohen wir das
nicht junge vngeſchickte, ungelerte, vnd in der heiligen Schrift
vnerfahrne perfonen, darzu aus gunſt vnd fürbitte angenoms
men noc eingedrungen, Sondern Wolbstagste, Erfahrne,
Selarte, Wolgehbte, Beftendige, Gottfuͤrchtige, Auffrichtige
vnnd Nedliche Leute zu Superintendenten beruffen,, erfordert
vnd beitalt werben follen. Ä
Denn weil ein Superintendent, andern Pfarren, Kirchen
dienern und Geiſtlichen fürftehen,, fie unterweifen, ſtraffen,
annehmen und entfegen helffen mus, Mil hoch vennöten fein,
das er bey den andern ein anfehen vnnd ſchew habe, vnd nicht
feiner vngeſchicklicheit, Leichtfertigen vnd ergerlichen lebens, oder
ander vefachen halben, die feinen Ampte zuwidder fein, verach⸗
tet werde.
Vnd fol demnach In vnſerm Churfürftenthumb und Lan⸗
den, ein General Superintendent allewege fein, vnd alhie an
vnſerm Hofflager gehalten werden, In des gehorſam vnd bes
uelhnus die andern Pfarrer, Geiſtlichen und Kirchendiener, alle
fein follen, berfelbige fol auch mie hülffe vnſers Geiftlichen
Consistorij allhie, die Institution aller Pfarrer alleine haben,
vnd fonft Fein Pfarser zu feinen Ampte Inſtituirt werden.
Gleicher geftalt foU ex auff ale Geiftliche Perfonen, Pfar⸗
ter, Caplane, Schulen, Kuͤſter vnd andere Kirchendiener in
onferm Churfürftenthund und Landen in gemein ſehen, vnd
fleiffige nachforfhung thun, das Leine faljche Lehrer darumter
befunden, deögleichen jre mengel Emendiern, und beforbern dad
fie jren ſchutz vnd untechaltung haben moͤgen, Es ift auch vnſer
ernſter wille vnd beuelich, das er nicht geſtatte, das ſich vnbe⸗
ruffene, vnuerhorte, vnordinierte vnd vnconfirmirte Perſonen
ſelbſt ins Ampt eindringen ober einſetzen, ſondern das ec, wie
folget damit gehalten werde.
Von der Vooatlon vnnd Prapsentatiom der Pfarrer.
Wiewol wir niemand ſeine alte Gerechtigkeit an der Kir⸗
hen beflelunge, oder das Ius praesentanıdli et vooendi aut no-
minandi zuengishen begexen, So wollen vnd vermahnen wir
doc), ale und jede Collatores, fo Pfarren zuuerleihen haben,
das fis zu diefem hoben Ampte, von deßwegen der Sohn Got⸗
tes fein Blut vergoffen hat, ſouiel müglich tächtige Perſonen
ſuchen und Prefentien, Nemlich Gotfuͤrchtige Werner, bie
nicht in Öffentlichen Laftern Leben, vnd nicht falfche, Sondern
die reine Lere des Euangelij bekennen, bie auch nicht zenckiſch
oder haderhafftig fein, vnd luft Haben Secten vnd Spaltungen
anzurichten. \
Zu deme follen auch zu ſolchem wichtigen Ampte, wie biß⸗
hero gefchehen, Leine Schneider, Schufter, oder andere verdor⸗
bene Handtwerder und Ledigkgenger, die jre Grammaticam
nicht ſtudiert, viel weniger recht leſen koͤnnen, vnd alleine, weil
fie jtres beruffs nicht gewartet, verdorben und nirgendt hinaus
wiſſen, nothalban Pfaffen werden, geſtattet nach angenemmen
8588. OXLIV. Braudenburgiſche Vintutions: und Conſ. Ordiuug.
werden, Sondern hinfüro vermäge hochgedachts vnſers Heren
Vatern ond vnſer Mandat, die Pfarrer, Saplane, Schulmeifter
vnd Sefellen, vornemlich aus vnſer Vniuerſitet zu Franckfort
an der Ober, oder do allda dißfals mangel fein würde, aus
andern unuerbechtigen Wniuerfiteten, Schulen und Kirchen vo-
ein. Wehren auch Schulmeifteroder Schufgefellen in Stedten
onfers Churfürftenthbumbs, die fich zu folchen Emptern gebraus
hen laffen woiten, die follen für andern In acht gehabt vnd
dazu gezogen werben, In anfehung, das die unferer Lande Kir⸗
chen gebreuche wiſſen, und daraus bie fürnemften leute zu wer⸗
den pflegen.
Vnd fol der jenige fo beruffen wird, dem gemeinen Super-
intendenten praesentirt werden, und biefelbige presentation,
neben glaubwirdigen Zeugknus vnd Testimonien ber Vnluer⸗
ſitet, ober fonft der Orter, bo er zuuor gewefen,, feines Stan-
des , vorigen Wandels, Wefens oder Abzugks, zuzeigen vnd
auffzulegen fhuldig fein.
Wann nun fol Zeugknus feines Beruffs und Sitten vers
handen, vnd daran Fein mangel, auch das er zuuor verhört,
Örbiniet, ober in vnſer Churfürftenehumb bereibt Pfarren vers
walten, Auch vnſer Chriftliche Kirchenordnunge gehalten, bee
funden, Soll unfer Gemeiner Superintendens jhme in beyſein
der Assessoren vnſers Consistorij allhie, zu folchem feinem
Ampte barzu er beruffen, auffnemen vnd Instituiren,
Vnd ob gleich jemand fo aus andern Landen in onfer Chur⸗
fürftenehumb zum Kirchenampt gefordert, und bie gebachte
zeugnus Brieffe vorlegen würde, auch darthun koͤndte, das er
hieuor Ordinirt wehre, fo foll er doch darüber nichts deſtoweini⸗
ger von vnſerm Gemeinen Superintendenten in beyfein der
Assessorn vnſers Consistorij allhie, ber Lehre halben befragt,
vnd ehe nicht auffgenomen und Instituirt werden, damit keine
falſche Lerer anderswoher, fich in vnſere Lande begeben mögen.
Würde aber einer zum Predigampt vocirt, und hette bie
Ordination noch nicht erlangt, fol jhme biefelbe folgender
maffen mitgethellet werden.
Bon der Ordinatiom ber Pfarrer und Kirchendiener.
Weit bellich das man bie Ordination wegen hohelt des
Kicchenampts ſtatlich Halte, und nicht einen jeden zu Orbinieren
geftatte, So fol derwegen der Ordinandus nichts weniger wie
andere Pfarrer feines Beruffs und Sitten zeugknus fürlegen,
vnd von vnſerm General Superintendenten, oder einem an⸗
dern, deme wir e8 erleuben, in beyfein der Assessorn des Con-
sistorij vnd anderer Pfarrer und Perſonen, fo fie dazu erfor⸗
dert, von den fürnemften Stuͤcken Chriftlicher Lehre, wie der
Superintendent wird zu proponirn wiſſen, ordentlich erami-
niet werden, Er fol auch einmahl ober zwey öffentlich predigen.
Vnd wo er vngeſchickt oder ſtrefflich in der Lere befunden,
fol ex glimpflich, als das er noch weß vntuͤchtig, ſich beflern,
und auff ein andermahl widder anſuchen möge, teiſciret und
abgewiſen, vnd denen fo ihnen beruffen felne vngeſchicklichelt
in ſchrifften vermeldet, auch daneben, das ſie ſich nach einem
andern, ber zu ſolchem Pfarrampt tuͤglicher, vmdthun, und ben:
felbigen fordern, verwarndt werden.
Würden aber der Gemeine Superintendent, Assessores
vnd andere, den Ordinanden in ber verhör und predigten tüch-
tig und zimlichs verflandts rechter Chriftlicher Lehre befinden,
861
Sollen fie inen in der Religion, und wie er ich in feinem Ampte
verhalten fol, weiter vnterweiſen, Auch jne gotrewlich vermah⸗
nen, das er fürnemlich bedendden wolle, bas dIE Ampt ein bienfl
fen, darinn der Herr Chriftus ſelbſt wirde, vnd damit ein
ervige Kirche ſamle, vnd das es nicht Menfchliche, fondern
Göttliche Weißheit und Krafft ſey, vnd jhne dermegen zum Ge
bete vermahnen, das jme Got zu fölhem Ampt feine Gnabe
verleihen mölle.
Daneben follen fie diefe Cheiftliche zufage und gefübte von
jhme alfo fort nehmen, das er diefem heiligen Anıpte mit Got
tes furcht, Glauben, und anruffung zu Gott, dienen, züchtigfich
‚leben, und gern ſtudirn, Defgleichen das er in der reiner Lere,
die er in der verhör befand, dauon die Augfpurgifche Confes-
sion vnd onferer Chriftliche Kicchemordnung meldet, beftendigs
lich bleiben , biefelbe halten, und im Ampte mit lehren trew
vnd fleiffig fein wolle.
Vnd warn er alfo die zufage von jhme genommen, fol er
zu der Ordination zugelaffen werben, und diefelbe in vnſer
Thumbkirchen Öffentlich des Sontags nach ber Predigt vormits
tage, nach Form, mie bie von Zeit ber reinen Euangelifchen
Lehre herbracht, ordentlich beſchehen vnd gehalten werden.
Nach volngogener Ordination aber, follen ben orbinirtem
fhrifftliche Testimonia vnter des Consistorial Siegel, und
mit de® General Superintendenten handt vnderſchrieben, ge
geben vnnd mitgetheilt werben, auff das man wiſſen möge,
das fie zum Prebigampt zugelaflen, und nicht falſche Lehrer feind.
Dagegen follen bie Ordinirten, defgleichen bie andern prae-
sentirten Pfarrer, wann fie jhre Institution erlangt, einen Reuers
unter ihren Henben und Siegeln von ſich geben, Darinnen fie bey
der Warheit, vnd ihren höchften vermögen und trewen, unferm
Consistorio vnnd Superintendenten verfprechen vnd zufagen,
das fie mit Gottes hülffe fich die zeit ihres Lebens, inn Lehre
und Leben unftrefflidy halten, vnnd Ihren befohlenen Scheff⸗
lein Beine böfe Erempel geben, ſich Vollſauffens, Huerens, Ehe⸗
brechens, Wucherens, vnnd was dergleichen oͤffentliche Laſter mehr
"fein, euſſern, in keinen Krug oder oͤffentliche Wirtsheuſer alda zus
ſauffen, zufpielen vnd zuſitzen gehen. Sich auch in Prieſter⸗
lichen kleidung vnd Sitten erbarlich erzeigen, Deßgleichen in
der Lere im rechten Gottsdienſt, mit reichung vnd Administra-
tion der hochwirdigen Sacrament, Auch im gantzen Kirchen⸗
ampt, bey dem Inhalt der Augſpurgiſchen Confession und uns
ferer Chriſtlichen Kirchenordnung bleiben, baräber nichts newes
anfahen, oder darinnen weß endern oder fürnehmen wollen, es
gefchehe dann mit vorwiffen und Gemeiner bemilligung vnſers
Consistorij, vnd des Superintendenten vorgehabten Rathe
ond deliberation.
Zubeme das fie fich mit feinem Prediger oder Kirchendiener
einer fachen halben, auff dem Predigftuel für der Gemeine ein⸗
legen, Hadern vnd Banden, Sondern ſolchs alle6 vor bem
Consistorio ordentlichen fuchen vnd auftragen, Alfo auch jre
Weib, Kinder und Geftnde, In aller Gottsfurcht, Zucht und
Erbarkeit, andern zum löblichen erempel’auffziehen, vnd endlich
alle leichtfertigkeiten meiden. Letzlich das fie auch bey jhrem
Chriſtlichen Gewiſſen von der Pfarren einfommen nichts entie⸗
ben Laffen oder abhendig machen, Desgleichen die Gerten und
Gebewde beffern, und nichts verringern wollen. . .
Sonft und ohne diefen Reuers, foll ber Gemeine Super-
46
362 1508. CHLEV. Braudenburgifche Wigtations nad Eonf.Öyduung.
intendent vnd Assessoren feinen Pfarrer an das Pfarrampt,
daſſelbe zuuerwalten, einmweifen laflen, Vnd follen ſolche der
. Pfarrer Reuers In bes Consistorij Buch gehefftet und Regifteirt,
und den Patronen von ben Pfarrern dergleichen Reuers geges
ben werden.
Weldyer geftalt bie Pfarrer augewieſen werben follen.
Wir achten auch allerley vnordnung zuuermelden vornügs
lich, das Eein angenomener und praesentirter Pfarrer, ſich
felbft in fein Ampt fegen, Sondern durch die Patronen und
nehiftgefefjenen Pfarrer, benen ſolchs onfer Gemeiner Super-
mtendent und Consistoriales beuehlen, angewieſen werden,
Dozu die Wethe in Stebten, oder bie Gemeine in Dörffern,
die den newen Pfarrer bekommen, Ihne bie Fuhre ſchicken follen.
Bnb foll der Superintendent oder andere Pfarrer, denen
e6 beuohlen wirdet, die einweifung volgender meinung aufs
richten: Das.er in bie Stadt oder Dorff dahin ber Pfarrer be-
ruffen, ziehe, vnd dofelbft auff einen Sontag nad) der predigt,
mit bem newen Pfarrer vor ben Altar trette, Ihme die Kirche
vnd Bemeins, in kegenwardt aller Zuhörer, beueble, und jhme
mit fonderm ernfle auß den Worten Pauli, aufflege, biefelbige
mit trewem fleiffe zu regieren, mit vermarnunge, do er ſolchs
nicht thun, und jemandts aus den beuohlnen Scheflein verfeu-
men, verwahrlofen,, ober aber mit vnrechter falfcher Lehre, die.
der wahren Religion enttegen, Auch fonft mit feinem Rohlo⸗
fen Leben ergern,, das er den ernften Borne und Straffe Got⸗
tes auff ſich laden wuͤrde.
Darnach foll dee Superintendent oder Pfarrer, auch die
Gemeine vermahnen, zu billichen gehorſam, Meuereng, vnd
danckbarkeit kegen diſen jhren newen Pfarrer. Deßgleichen
Gott ernſtlich zu bitten, das er jhme zu ſeinem Ampt vnd Lehre
ſeinen Segen vnd Gedeyen geben wolle, damit beide durch jhn,
vnd fie die Zuhoͤrer, Goͤttlicher Name geheiliget, Sein Reich
gemehret, Vnd ſein Wille volnbracht werde.
Bnd nach geſprochenen Vater vnſer, fol die Gemeine Sin-
gen: Nun bitten wir ben heiligen Geift, Vnd Es wolt uns
Gott gnebig fein, vnd feinen Segen geben, etc. Item bas Te
Deum laudamus, etc.
Bnd wann bie einmelfung alfo gefchehen, ſoll der Superin-
tendent von ben Gottshaußlenten und Eitiften aud der Ges
meine fleiffig erfunden, mas der Pfarren Einkommen, und das
Iouentarium vermöge, ob es auch alles in der Visitation Re⸗
giſtratur oder Meßbuch verzeichent.
Item, was darunter ftreitig oder nicht, deſſen alles foll der
fo jhnen anweifet, dem newen Pfarrer klare verzeichnus zuftel-
len, und jme aufflegen, ſolch fein Einkommen mit fleiffe einzu:
fordern, vnd bey feinem Chriſtlichen Gewiffen, nichts bauon
entziehen zulafien, ober felbft abhendig zumachen, Auch bie
Gerten, Gebewde, und anders zubeffern, und nicht zuuermüften.
Wo er auch befünde, das der Pfarren etwas engogen, foll
er daffelbe in unfer Consistorium berichten, und von demfelben
gebuͤrhlich einfehen befcheben.
Schließlich foll er die Obrigkeit, und Gemeine dafeldft er⸗
innen vnd vermahnen, Weil ihnen buch die Pfarrer vnd
Kichmdiener hohe vnd vnaußſprechliche Süter von Gott vor
getragen werden, das fie auch jrem Pfarrer feine Befoldung
trewlich, volkoͤmlich, und vnuerzuͤglich reichen, vnd entrichten,
jhme auch dazu durch gebuͤrliche mittel der Pfandung verhelf⸗
fen ſollen.
Von den Inſpectorn fo an Rat ber Superintendentem verorbent.
Als auch unmüglich, das ein Superintendent auff alle
Pfarrer, Kirchen und Schuidiener in onfern Landen alleine fer
ben, vnd foldy groß und ſchwer Ampt ohne gehülffen verwalten
koͤnne, Sollen derwegen durch unfere Visitatores die Pfarrer
in vnſern Heuptftedten jedes Orths, zu Inſpectorn der nehift
umbligenden Siedle und Dörffer verordent werden. Do aber
einer vnter den Pfarrern in Heuptftedten zu ſolchem hoben
Ampte nicht düchtig oder Ieffig fein würde, Soll ein ander aus
ben nehift anligenden Stedten dargu verordent und jme folch
Ampt aufferlegt werden.
Vnd follen bemnad) die Inspectores, vor allen Dingen auff
aller vnd jeder in jhrer Inspection unterworffenen Pfarren
Geiſtlichen und Kirchendiener lehre und leben, Deßgleichen ob
fie auch unfere Chriftliche Kirchenordnung halten, fleiffige gute
acht geben, vnd fich bey den Zuhörern ihres wanbel®, vnd ob
fie in ihrem Ampt fleiffig fein, erkuͤndigen vnd erforfchen.
Vnd damit fie ſolchs defte gewiffer erfahren mögen, wird
zu forderung Chriftlicher Religton bedacht, das fie alle Jar uns
gefehrlich einmahl zwiſchen Pfingften und lohannis Baptistae,
alle Pfarrer, Kirchendiener und Schulmeiſter, in jhrer Reuir
gelegen, Viſitiren, oder an andere gelegene Orthe zu fid) bes
fheiden, fie Eraminiren, auch fie hören, was fie haben anzu
zeigen, von der Lehre, von jhren Pfarrlindern, von Sitten
vnd mengel der benadhtbarten Pfarrer, und fonft von jhrer vw
terhaltung und fchuß.
Darnach follen fie die Pfarrer und Kirchendiener zu fleiffis
gem fludieren und fefen, zu einem tüchtigen mandel, zu freund⸗
licher einigkeit untereinander, vnd zu trewem bienfte in jhrem
befohlenen Ampte vnd Beruff vermahnen vnd vnterrweifen.
Item vor Gemeine noth oder vorftehende gefahr, von ber Can⸗
gel Öffentlich, vnd fonft priuatim.fleiffig zu bitten, bey jhnen
befordern und anhalten, Deßgleichen follen die Aufffeher, die
Pfarrer in Stedten, fo in ihrem Kreife gehörig, befragen , wie
die Schulmeifter haußhalten, ob fie auch den Knaben fleiffig
vorſtehen, nicht böfe Erempel geben, was fie vor Ordenungen
in den Schulen halten, ob fie die Knaben auch im Catechismo
pnterweifen, Oder wie ſich die Jugendt fonft in der Lehre beſſert,
damit fie vnfern.Visitatorn oder Consistorio hieuon richtigen
beſcheid geben moͤgen.
Es ſollen auch die Inspectorn die jrrige Sachen zwiſchen
Pfarrern und Kirchendiener ſouiel muͤglich guͤthlich entſcheiden,
Da aber etwas vorfiele, das ſie nicht verrichten koͤndten, oder
ſolchs wehre dermaſſen gelegen, das es fuͤr das Consistorium
gehoͤrte, ſollen ſie daſſelbe dahin weiſen.
Welche Pfarrer oder Kirchendiener aber auff der Inspectorn
erfordern nicht wolten erfcheinen, Defgleichen die fie in der der»
hör zu dem Pfarr, und Kiechendienfte fo gar vngeſchickt, oder
in ihrem Ampt leſſig befunden, bie follen fie und oder unferm -
Consistorio verzeichent vberſchicken.
Wuͤrden auch die Inspectores von einihem Pfarrer ober
Kirchendiener weß vngebuͤrlichs oder ftrefflichs, Deßgleichen das
er fich Inhalte diefer vnſer Ordnung nicht verhalten, in jhrer
Inspection , felbft erfahren, ober aber des von beim Patrenen,
1008. CXLEV. Brandenbusgifihe Biſlttations⸗ und Conſ.⸗Orduuug.
ober ben Eingepfarten erkuͤndigung bekommen, fo ſollen ſie den
oder dieſelbigen, in geheim darumb anſprechen, vnd dauon ab⸗
zuſtehen, vnd ſich zu beſſern, vnterrichten, Mit verwarnung
da keine befferung volgen, vnd dergleichen klage mehr vber jn
fontmen. würde, das fie ſolchs an das Consistorium gelangen
laſſen möften. Kehme er alsdann widder, ober’ aber das vers
brechen were vorhin fo geos vnd ſtrefflich, Sollen fie.foiche dem
Cunsistorio, auch alle andere jrrungen und mengel, fo fie von
ben Pfarrern alfo wis obftehet erfahren, oder die Pfarrer fonft
bey ihnen ſelbs ſuchen, zuerlennen geben, daher folle nad) ge=
legenheit ber fachen der verkelanbuma halben, oder fonjt gebühr:
lich einſehen geſchehen.
Als auch vnſern Visitatorn viffeltig fuͤrkommen, das bie
Patronen oder Collatores , che und zuuor fie die Pfarret prae-
sentirn und annehmen, den Pfassern ettwann an Eden, Wie⸗
fen, Dienften, Bechten, und. andern jhren Einkommen abs
handlen, vnd geübte von ihnen nehmen, das fie ſolchs nicht
Hagen müffen, dardurch fie die Güter alfo den Pfartern abe |
hendig: und fich zu eigen machen, Sollen bewegen bie In-
spectorn auff ſolche in Rechten verbottene handlungen fleiffige |
kundſchafft legen, vnd da fie die exführen, vns oder vnferm
Consistorio alhie zuerkennen geben, fo follen die jenige beide
Collatores und Pfarrer, fo fi} alfo miteinander eingelaffen,
im vnſer ſchweren ſtraffe gefallen fein, und die Pfarver noch
daräber ihres Ampts von flundt entfagt werden.
Nachdeme auch ein zeithero viel Bands und Vnrichtigkeiten
ſich ercegt, aus deme das die Collatores fich unterflanden bie
Filial von den Heuptpfarren, Daraus fie. von alter6 Curirt, zus
ziehen, vnd andern Pfarren aus gunſt zuzulegen. Sollen
demnach die Inspectorn darauff fehen, das folches hinfuͤro ver
bietbe, vnd do fie keine volge hetten, Solchs one oder vnſerm
Consistorio alhie, vmb abfehaffung deffelbigen zufchreiben. :
Wenn ein Pfarter verfticbet, vnd die Widwe und Erben
koͤndten feinen bekommen, der die Pfarre vier Wocher lung bes
Belle, Sohn bie Inspectorn einem andern aus den nehiften
teen oder Dörfern auflegen, die Pfarre ein Monatlang zu>
uerwalten, vnd mit Predigen und Sacrament reichen zuuer⸗
ſorgen, bis ein. ander Pfarrer dahin. füglich widder geordent,
und bie Leute in des nicht mögen verfenmet werben.
Ste follen auch neben dm Collatorn, Schuigen vnd Ges
meine bafetbit befordern helffen, damit ber Widwen und jhren
Kindern an der Pfarren eintommen, fo weit ber verſtorbene
Dfarrer fehliger die pro rata temporis verdienet, nichts entzo⸗
gen, ſondern daſſelbige ſampt jren beweglichen Erbgitern vn⸗
werhindert, vnd ohne erlegung einiges abfchoffes volgen, Auch
dern Tünfftigen Pfarrer das jenige mas Daran verdiemet, vnd
noch vbrig, ſampt dem Inuentarso bieiben dnd behalten werden
mie, wie dann hernach hienon sin fonderlich artickel zube⸗
* ſollen auch ſonſt die Auffſeher mit allem trewen fleiſſe
achtung geben, das im jhrer Inspection allen und jeden puncten
und Artickeln im biefer onfer Visitation vnd Consistorial Orb»
nung, von menniglichen eintrechtig möge nachgefagt, und bas
widder in nichten gehandelt werden, vnd bo fie das kegenfpiel |.
erfahren würden, vns oder vnſerm Geiſtlichen Consistorio
ſoichs bey jren Eydtspflichten, vnd Chriſtlichen Gewiſſen zu⸗
ſchreiben vnd vermelden.
Bon den Pfarrern, -irenı Unipte, Lehre, Witten un Beben.
Vnd teil oben vermeldet, bus die Pfarser vnd ministri
verbi, zu Predigen, und die Aicche zuregieren, orbentlich vo⸗
cirt vnd beruffen ‚fein ſollen, So wollen wir auch, das Feine
Pfarrer in Stedten oder Doͤrffern vnſers Churfuͤrſtenthunbs
vnd Lande: der Marcke zu Brandenburgk, zu einigem Pfarr⸗
ampte geſtattet werden, Viel wenigen jnen bie Elnkommen
oder beſoldungen der pfarren volgen ſollen, fie fen dann zu⸗
uorn verhoͤrt, und haben. auff gebreuchliche praesentation, vn⸗
ſers gemeinen Superintendenten vnmd-Assessorn, gewoͤhalich⸗
Institution erhalten, vnd ſeind in ſolchen jhrem Ampt/ wie obe
ſtehet, eingewieſen.
Wo aber jemandts daruͤber eine Pfarre, fo ihme von den
Patronen verliehen, ohne bed ordimarij consens annehmen,
oder ſich darein fegen, vnd nach befchehener verrwarneng dauon
nicht abſtehen würde, foll er feines Ampts entfeßt werden.
Vielweniger fol ſich jemandts auff einer Pfarre annehmen.
kaffen, der vorige Pfarrer fen denn verſtorben, ober gutwilig
abgezogen , oder derfelben ordentlich entfagt.
Afo foll auch Bein Pfarret..permutiren, ober mit einem
andern wechſeln, ohne Confens, Praesentation, ‚Institution,
vnd Einweifung , bey verluft der Pfarren.
VBnd mo auch ein Pfarrer ein andere Pfarre annimpt, iſt
er der Erſten dadurch verluſtig.
Wann nun alſo die Pfarrer ordentlich in jhr Ampt kom⸗
men vnd getretten, ſollen fie vor. jhre Perſon Gott fleiſſig dans
den, auch das Volck in jhren predigten zu jeder zeit zu hertz⸗
licher danckſagung trewlich vnd fleiſſig vermahnen, das der All
mechtige Gott fein thewres heilſams Wort, von vnſerer Erloͤ⸗
fung offenbahret hat, vnd ſie ferrer zum Gebet von der Cantzel
anhalten, das feine Goͤttliche May: ſeine heitige Chriſtlich⸗
Kirche von falſchen Lehrern und Verfolgern bed Euangelij, bes
hüten vnd verteidigen, Auch alle Ehriſtliche Obrigkeiten, und dia
Zuhörer inn rechter brünftiger Liebe der reinen erfandten Goͤtt⸗
lichen Lehre, fruchtbarlich tm glauben und warhafftiger anrufz
fung leiten, beftendig erhalten und beftetigen, Desgleichen Er⸗
bare gute Bucht, vnd Ehriffiche Difciplin, in diefen Landen
gnediglich mehren vnd verleihen wolle. ."
Vnd auff das auch ſoiche Chriſtliche Lehr in den Kirchen
vnſerer Lande, wie bißhero rein vnd vnuerfelſchet, gelehret wer⸗
den, Auch ferrer zunehmen vnd gedeyen möge, Wollen wir das
alle Pfarrer vnd Kirchendiener nicht anders, dann Bibliſche,
poeiiſche vnd Apoſtoliſche Buͤcher vnd Schrifften, Prebigen
offen |
Derhalben ſollen die Pfarrer fuͤrnemlich an Büchern haben,
die Bibel Deutfch und Lateiniſch, die Kicchen und Haufpoftilf
Doctoris Martini Lutheri, defjelbigeri Catechismum , vnd uns
ſere Chriſtliche Kirchenordnung, Auch bo fie des vermügeng bie
sangen Opera Lutheri, Augustin, vnd anderer Chriftlicher
vnd vnuerfelfchten Theologen Bücher mehr, Aber fich vor aller
fatfchen Lehrer, Schriffte.und Bucher, das fie dardurch nicht im
air jerthbumb geleitet. werden moͤgen, nit allem fleiffe
ten
Weiter follen die Pfarrer das velck vnd ſonderlich die. ſugend
zu fleiſſigem anhoͤren Goͤttliches Worts, vnd zu offter entpfa⸗
hung des heiligen hochwirdigen Sacraments vnſers einigen Er⸗
loͤſers vnd Seligmachers Jefu Chriſti, Leibs vnd Bluts, trew⸗
46 *
VA. 1888. CXLiv. Brandenburgiiche Viſitatious⸗ und Conſ. Orduuug.
lich vnd fleiffig verntahnen , daftelbe auch nicht andere dann in
beider geftalt, wie es ber Sohn Gottes ſelbſt eingefagt, reichen,
Deßgleichen fich fonft neben den Caplenen, Schulmeiftern,
Küftern und andern Kirchendienern, mit den Geremonien vnd
. andern Kirchen gezierden, vnſerer Chriftlicen Kicchenorbnung
genglich verhalten.
Es follen auch die Pfarrer beide in Stedten und Dörffern
das Ampt nicht anders dann wie unfere Chriftliche Kirchenord-
aung vermag, halten, Vnd die Euangelia und Epifteln des
Sontags oder Feftage fleiffig predigen, Auch das Volck vor und
nach den predigten Chriſtliche Deutfche Pfalmen de tempore
vnd fonft nach gelegenheit der zeit Singen laffen, Vnd bann
das Ampt wenn Communicanten fein, durchaus ordentlich hal⸗
ten, Do aber Eeine verhanden, fol es nad) der Predigt inhalt
onfer Kirchenordnung gehalten werden.
Alſo ſollen fie auch in Stedten und Dörffern, die Woche
einmahl neben andern Predigten den Catechismum, dem jungen
vnd vnuerſtendigen Volde, auffs trewlichſte und einfeltigfte für-
tragen, Auch fie zu zeiten darinne Examinieren, und wo fie es
ja fo balde nicht begreiffen koͤndten, nicht vbel anfahren, ober
von falcher verhör abfchredden, Sondern fie gelinde vnd freundt-
lich ſich zubeflern, weiter vnterweiſen, mit erzelung, das fie da⸗
durch Gott recht lernen erkennen, der fie auch auff ſolchs er=
kandnus endtlich Selig machen werde.
Koͤndten aber die Jugendt vnd Geſinde wegen jhrer Arbeit
vnd Dienſts, an den Werckeltagen in die Kirche nicht kommen,
ſollen die Pfarrer, ſonderlich auff den Doͤrffern, vnd in kleinen
Flecken, den Catechismum des Sontags nach Mittage predigen,
vnd ſie vnterweilen, was ſie dauon behalten, Recitirn vnd auff⸗
ſagen laſſen, auff das ſie alſo in den fuͤrnemſten Stuͤcken Chriſt⸗
licher Lehre zunehmen moͤgen, Bey denen ſie aber keine beſſe⸗
rung finden, ſollen ſie auffzeichnen, vnd ſolches ſampt andern
gebrechen dem Superintendenten vberſchicken.
So ſollen auch die Pfarrer die Haußueter trewlich vermah⸗
nen, das ſie jre Soͤhne vnd Toͤchter fleiſſig zur Kirchen vnd
Schulen halten, darinnen ſie den Catechismum auch die Chriſt⸗
liche Pſalmen lernen, vnd dem Geſinde im Hauſe widder fuͤr⸗
leſen vnd ſingen koͤnnen.
Es erfordert auch in allewege der Pfarrer Beruff vnd Ampt,
das fie in den Hoſpitalen und Siechenheuſern offtmals predi⸗
gen, alldo vnd ſonſt in Heuſern die Krancken, Betruͤbten vnd
bekuͤmmerten Chriſten in Stedten vnd Doͤrffern, ſonderlich aber
in Peſtilentz vnd ſterblichen zeiten, beſuchen, Sie in der Beicht
vnd ſonſt mit Gottes Wort troͤſten, vnterrichten, ſtercken, vnd
zu Chriſtlicher Gedult, vnd Hoffnung gnediger Erloͤſung, ver⸗
mahnen, Auch mit dem hochwirdigen Sacrament verſehen,
Bnd hierzu ſollen bie Pfarrer nicht alleine auff der geengſten
oder betruͤbten leute begeren, ſondern vor ſich ſelbſt willig vnd
vnuerdroſſen, auch den Armen ſo wol als den Reichen dißfalls
bereit ſein, dann ſonſt wuͤrde Gott der Allmechtige wegen jhrer
leſfigkeit, das Blut von ihren henden, als ben Wechtern, fordern.
Vnd daneben follen fie mit fleiffe achtunge geben, mie bie
‚ arme Leute, beyde in Heufern und Hofpitalen, mit Speife,
Zrande, Balbieren und anderer wartung, verforget werben,
Vnd bo fie bey ihnen in deme mengel fpücen würden, follen
fie folh8 dem Rathe, auch den Vorftehern der Dofpitale und
gemeinen Kaften, Auff den Doͤrffern aber den Jundern, Schuls
ken, Kicchvetern, vnd gemeinen Bawren vermelden , jhnen ges
bührliche Hülffe vnd rath zufchaffen.
Zu deme findet man viel redlicher Leute, und Haußarmen,
die jhre notturfft in ſolchen kranckheiten vnd gebrechen nies
mandts Magen börffen, und doch groffen mangel leiden, Sol⸗
ten derowegen die Pfarrer bie Reichen vnd wolhabenden Leute
anfprechen, vnd Chriftlicd, vermanen, da6 fie ſolchen Armen an
Gelde, Speife, und fonft behuͤlfflich und troͤſtlich fein, weil bis
eben n Werck, darbey man bie Chriften am meiften erken⸗
net, ft.
Auch das Volck auff der Cantzel erinnern, das fie ben ars
men Leuten, in trandheiten und fonft gerne hülffe chun, vnd
darzu williglich in ben gemeinen Kaften einlegen, darauff die.
Pfarrer dann mit fleiffe fehen follen, das ſolchs onter die Ar⸗
men nicht nad) gunft, fondern nach eins jeden notturfft auß⸗
getheilt, das auch fonft mit der Kirche und des Kaſtens ein⸗
kommen nicht eigener Nutz gefucht, fondeen zubeforderung vnd
unterhaltung der Kirchendiener und Gebewbe gewand, Vnd do
fo viel vorhanden, ober von Jare zu Jare erobert, die Tomi
Lutheri in die Kicchen gezeuget werben.
Sonderlich aber follen die Pfarrer und Prediger mit fons
derm fleiffe vermahnen, daß das hochwirdige Sacrament der
heiligen Zauffe, mit hoͤchſter Reuerentz vnd ehrerbietung Ce-
lebrirt, vnd darbey Feine unchriftiiche Mißbreuche oder leicht⸗
fertigfeiten eingeführt oder getrieben, Sondern ſich ein jeber feiner
ſelbſt Tauffe zuerinnern, vermahnet werben. Vnd follen die
Sefattern ſich neben dem Priefter fein zuͤchtig in aller andacht,
bey der Zauffe verhalten, damit die heilige Dreyfaltigkeit, fo
gewiß alldo kegenwertig ift, nicht verleget, vnd Gottes Borne
wibder vns erreget werden möge. |
Den Pfarrern und Predigern gebühret auch, die Gottloſe,
Faule, Trege, vnachtfame Leute, fo Gottswort und die prebigt
verfeumen, oder fonft in des jhrer arbeit, vnd handthierung ges
warten, Auch von dem gebrauch bed hochwirdigen Sacraments
des Altars fich ettliche Far euffern, Defgleichen die in Vnzucht,
Ehebruch, Hurerey, Zeuberey, Fullſauffen, Spielen, Wucher,
vnd andern oͤffentlichen Gottsleſterungen leben, damit beruͤch⸗
tig, oder verdechtig fein, trewlich zuuermahnen, ſich zubeſſern,
vnd von fuͤnden abzuſtehen.
Mit angeheffter verwarnung vnd bedrawung, da jemandts
alſo in verachtung Goͤttlichs Worts, vnd rohem leben fortfah⸗
ren, vnd nicht bey zeite zur Buſſe ſchreiten wuͤrde, das der oder
dieſelben zu Gefatterſchafften, vnd andern Chriſtlichen verſam⸗
lungen vnnd hendel, nicht ſollen zugelaſſen, Vielweiniger da fie
verſtorben, auff die Kirchhoͤfe als Chriſten begraben, Sondern
ohne einiche Chriſtliche verordente Geſenge, als die vnuernuͤnff⸗
tigen Thiere, anders wohin ſollen begraben werden, und be fie
durch folch ſchrecken ober guͤtlich vermahnen, ſich audy nicht wol⸗
ten aus dem vunbußfertigen leben begeben, Sollen die Pfarzer
biefelben felbft dauon nicht halten, ober außſchlieſſen, Sondern
ſolchs zum vberflus an vnfer Consistorium gelangen, dann in
ſolchen vnd dergleichen Sachen ein Fiſcal verordent, welcher
widder ſolche Verbrecher, mit Proceſſen gebuͤhrlichen zuuerfah⸗
ren, beuelch hat.
Die Pfarrer ſollen auch jhre predigten in etliche ſtuͤcke fein
ordentlich diſtribuiren, vnnd dem Volcke jeder ſtuͤcke auffs or⸗
dentlichſte vnd fleiſſigſte erkleren und fuͤrtragen, auch ſich aller
5558. OXLIV. Weandeuburgifähe Bifitations- und Conſ. Ordnung.
leichtfertigen und ergerlichen reden vnd fluchen auff ber Eangel
enthalten, das ſich die Zuhörer, fonderlich aber die Jugendt
Daraus beffern vnd nicht ergern mögen, So follen fie auch bie
Buhörer nicht anfeinden, wann fie neben ihnen andere Predi⸗
eanten in den Kirchen berfelbigen Stadt, zu beforberung jrer
Seelen Heil, auch hören, fondern ihnen laffen Lieb fein, das
fie die als Contestes in der reinen Lehre Goͤttliches Worte
haben.
Darnach follen auch die Pfarrer, Prediger und andere
Diener Goͤttlichs Worte, ſich felbft befleiffigen, und jhren wan⸗
bei dahin richten, das ihr leben mit dev Lehre vberein flinme,
audy mit keinen vbelthaten, von derwegen fie in bie meltliche
Gericht gezogen werben koͤndten, befledit fein, und endtlich alfo
leuchten, das die Zuhörer dardurch aller Chriftlichen Zugenden
anleitung haben, Auch Gottes Heiliger Name vnd das mini-
sterium Euangelij nicht geuneheret werben möge.
Sie follen auch Gottes Wort mit geoffer brünftiger liebe |
alfo lieben, und mit allem ernft und fleiffe feftiglich daran hal⸗
ten , das-fie ſich nicht durch wolluſt, Gifft, Gaben, vnd Reiche
thume, auch nicht durch fuccht, ober drewung der gefengnus
vnd leibs gefahr dauon abziehen, ober ber geflalt abfchredien
lofien, ettwas zureben, zuthun oder fürzunehmen, fo widder
bie Goͤtliche Warheit wehre, fintemal jnen der teufel buch
mancherley anfechtungen mit ernfte zufegen wirdet, Darumb
fie Gott vmb den heiligen Geift bitten, vnd nicht allein in der
Theologi, Sondern auch in andern guten Künften, geſchickt
fein follen, damit fie die Lehre des Euangelij verthebigen, Auch
bem Teufel und andern Widerfahern, durch Zeugnuffen ber
heiligen Schrift, wibderftandt thun koͤnnen.
Vnd weil in weltlichen Regiment keine unuerehelichte per
fonen, in Rathe oder zu Burgermeifteen genommen werden,
Sollen vielmehr die Pfarrer, mo fie die gabe der Feufcheit nicht
hetten, ergernus zuuermeiden, im Eheftande erfunden werden,
auff das fie wegen ber vnkeuſchen gedanden an ihrem Gebete
und Studijs onuerhindert bleiben mögen, auch ſolch Ampt mit
mehrer feucht beftellen und verwalten Finnen. Sie follen auch
mit den Betruͤbten und angefochtenen gütig und freundtlich
vmbgehen, vnd die jenigen fo des Euangelij und erfandten
Warheit halben, anderswo verjagt fein, und des guten glaub»
hafften fchein haben, gerne beherbergen.
Auch follen fie fonft in Worten und Werden fittig, glim⸗
pflich und fanfftmätig fein, und alle leichtfertigkeit im reden,
fpielen, kleldern und geberden meiden, vnd Beinen aus fordht
oder nutzs halben, feine Sünde und Seile zuuermelden, heuch⸗
len, Sondern gleich durch gehen, die fünde und die Hffentliche
erungen ftraffen, und dißfals niemandts fehonen, doch
ſoll ſolchs ohne priuat affect durch Gottes Wort in gemein,
vnd nad) dem Proceſs Matth. 18. Si peccauerit frater tuus
in teetc. Et Pauli ad Thimotheum contra Presbiterum etc.
beſchehen.
Wuͤrden ſich aber die Verbrecher nicht beſſern, vnd vber
alle Goͤttliche beuehlich, vnd verbot der Rechte, auch widder jr
eigen gebuͤhr, Ehr vnd Erbarkeit, ſich nicht weiſen laſſen, ſol⸗
len ſie jhnen Gottes Vrtheil vber ſie verkuͤndigen, vnd ſolches
wie obſtehet dam Consistorio vermelden, vnd ſelbſt nicht Rich⸗
ter darin ſein.
Lad ſollen die Pfarrer in deme noch ſonſt ihren beuehlich
365
nicht vberfchreiten, Vielweiniger fi in frömbbe hendel mens
gen, ond einen Fuſs auffm Predigftuel, den andern auffm
Rathauſe haben wollen.
Vielweiniger follen fie Jachzornig fein, oder ſich felbft mit
der fauft vertheidigen, Sondern wenn fie gehaflen, befchediget
oder mit worten beleidiget werden, gerne vergeben, und bie Vers
brecher mit dem Worte Gottes ftraffen und fchreden.
Nach deme auch das VBollfauffen ein wurgel alles böfen iſt,
flehet den Pfarrern wol an, das fie fein nüchter und meffig
leben, fo tönnen fie zu allen bingen geſchickt fein, vnd jhre
Ampt mit befferm fleiß und fegen aufrichten.
Alſo follen fie auch nicht eigenfinnige verwirte Köpffe fein,
und in Regierung der Kirchen, vnd zmeiffelhafftigen fachen,
jhre8 Superintendenten ober der benachtbarten Pfarrer und Pre⸗
diger Rath leben, dann die einmütigkeit der Kirchen groffen
nug und Gottes Segen bringet. ZZ
Vnd wenn fie mit ihren Mitgehülffen oder andern Pfar-
teen vnd Geiftlichen fachen, Reden oder Rathfchlagen, follen
fie nicht alleine auff ihrem wahn vnd meinunge beftehen, fon»
bern der andern meinung vnd gedbanden auch hören, und des
nen folgen, die aus grundt der Echrifft das befte vorbringen,
derwegen fie aud) auff des Superintendenten erfordern, ad
Synodum oder fonft gehorfamtich erfcheinen, und alldo derfelben
und anderer Gelerten benadhtbarten Pfarrer meinung vnd fir-
miora argumenta in rebus dubijs et perplexis hören, vnd
denfelben folgen follen.
Die Pfarrer follen auch nicht Wucherer, Geigig, noch Beine
Kremer, Handler oder Bierfchenden fein, Sintemal ein Gets
giger oder Hendler, weil er bie gebanden auffs Gut zuuermehs
ren hat, feines Studierens und Predigeng mit ernft vnd fleiß
nicht warten Fan, Sollen derwegen mit jhren Stipendijs zu-
frieden, Vnd da bie gleichwol etwas geringe fein, Gott vmb
hülffe, und das tegliche Brodt bitten, der wird fie, beßgleichen
jhre Weiber und Kinder, fonder zweiffel, wie Er andern Gotte
fücchtigen frommen Kirchendienern und trewen Prebigern, die
fein Wort lauter und rein gepredigt, und jhres Beruffs mit
fleiß getvartet, allwege gethan, mit allerley dieſes lebens nots
turfft, gnediglich verfehen.
Doc wird gleichwol hierdurch den Pfarrern nicht verbotten,
das fie bey ihrem leben, jre Weiber und Kinder mit Wohnuns
gen vnd Gütern, fo es mit Gott vnd Eheren gefchehen Tan,
verforgen, auff das fie auff jhr abfterben unterhaltung haben
mögen.
So gebühret auch den Pfarrer, jre Weiber, Kinder vnd
Sefinde, in aller Gottsfurcht und Erbarn Sitten dermaffen
auffzuziehen, das fie in beme andern nachzufolgen, Chriftliche
anleitungen geben, und do fie ed nicht thun, und hierinnen few
mig oder leffig fein würden, follen fie ihres Ampts dadurd)
Priuiet fein, in erwegung das die jenigen, fo die jren vbel zie⸗
ben, die andern nicht mol vnterweiſen oder lehren können.
Sie follen auch jren Superintendenten, als jhrem Obern
gehorfam fein, und ben in allen ehren halten jnen nicht ver⸗
kleinern, vielmeiniger widder dem Practicirn, oder Rotten und
Dartheyen anrichten, noch jemandts widber jhnen verbittern
oder verhetzen.
Vnd weil die Patronen und Collatores, weldye bie Pfarrer
zu vocira und praesentirn, biefelben aus erheblichen vrfachen
auch widderumb zuenturlauben, hergebradht haben, foll es ba-
bey nochmahls gelaffen werden, Würde ſich aber ein Pfarrer
beklagen, das er damit widder gebührt beſchwert, dem foll auff
fein anfuchen, von unferm Consistorio vorbeſcheidt mitgetheilt,
vnd nach nottürfftiger verhör vnd erköndigung, derwegen ge:
buͤhrlich einfehen gethan werden.
Wer die Caplene ober Prediger anzunehmen, vnd zuuerurlauben ha⸗
ben folle, Uuch von jhrem Ampte, Lehre vnd Leben.
Die Caplene vnd Prediger, follen von den Pfarrern und
Rethen in Stedten zugleich vocirt vnd angenommen, aud) bo
es die noth erfordert, durch fie famptlid und Communicato
Consilio widder verurlaubet werden.
Vnd wann die Gaplene oder Prediger alfo angenommen,
und von dem Pfarrer eingemwiefen fein, follen fie fi in jrem
Ampte, Lehre, Sitten und Leben, den Pfarrern, in allermaſſen
wie obſtehet, gleichmeſſig verhalten.
Vnd ſonderlich follen fie fleiffig fudieren, dann weil jhnen
neben den Pfarrern die Kranden zubefuchen, und Beichte zus
figen gebühret, Iſt Hoch vonnöthen, das fie nicht ungelert, ſon⸗
dern in der heiligen Schrifft wol erfahren und bewert fein, Dann
es gehöret nicht geringe Kunft ond Weißheit barzu, die erſchro⸗
den Gewiffen in der Beicht recht zuunterweifen, vnd die bes
teübten mit Gottes Wort fuͤglich zuteöften, Deßgleichen die
Halsftarrigen Rohlofen vnd Vnbußfertigen zufchreden, vnd zu
rechter warhafftiger Buſſe zureigen und zubtingen, Vnd iſt ja
fo viel an getrewen vnd fleiffigen Beichtvetern, als an Predi⸗
canten gelegen, In anſehung das fie nach gelegenheit eines je
den Beichtkindts, die Lehre des Gefeges vnd Euangelij wol zu
dnterfcheiden wiſſen müffen.
Derowegen fol auch vnſer Gemeiner Superiptendent, ne⸗
ben den Consistorialen, den Jungen Caplenen vnd Kirchen⸗
dienern, wenn er die Ordinirt oder Inſtituirt, fleiſſig einbilden,
Wo wichtige oder zweiffelhafftige Fragen in der Beichte vor⸗
fielen, das ſie mit der Antwort darauff nicht eylen, ſondern die
ttwas auffziehen, vnd zuuor jhre Pfarrer und Mitgehuͤlffen,
die Gelerter vnd erfahrner ſein dann ſie, darinne zu rathe zie⸗
hen ſollen, auff das ſie den geengſten vnd beſchwerdten Ge⸗
wiſſen, beſtendigen und in ber Schrifft gegruͤndten rath und
troft mittheilen mögen.
Es gebühret auch den Caplenen und Prebigern, ſich wid⸗
der jhren Pfarrer an den Rath oder Gemeine nicht zuhengen,
Sondern jhre Pfarrer vnd zugeordente gehuͤlffen, die Elter ſein
dann ſie, in allen Ehren vnd Reuerentz zuhalten, Sich auch
nicht zuſchemen vnd zuentſehen, ſie in ſchweren vnd dunckeln
Artickeln der heiligen Schrifft zu Conſulirn, vnd ſich von jhnen
weiſen vnd vnterrichten zulaſſen.
So ſollen auch die Caplene vnd Prediger mit boͤſen Leben
und Sitten das Ministerium Euangelij nicht deformiren, Auch
niemandt zu Ergernuffen anleitung geben, Sondern jederman
mit guten Erempeln in Lere und Leben fürgehen.
Bon ben Zuhörern Göttlichs ort.
Dieweil einem jeden Menſchen fein eigen Gewiſſen und
Seelen Heil, Auch betrachtung ber gegenwertigen Noth, Ges
fahr, und vngewißheit biefes vorgenglichen Lebens treiben, und
* zeigen folle, Gottes wort, ale den Edleflen Schag, auff dleſer
1508. CXLIV. Hrandenburgiſche Viſttatians- uud Gonf Mrdug
Erben gros zuachten, gerne auch mit weinen Decken, und fleiſſe
zuhören, Iſt den Zuhörern zum hoͤchſten, vonnoͤthen, das fie bie
ſicherheit vnnd verachtung Göttliche Worts ablegen, vnd ein je⸗
der vor ſich die Predigt in der oͤffentlichen Verſamlung alſo hoͤre,
das es jhme ein ernſt ſey, und den fuͤrſat babe, ettwas daraus
zulernen, vnd ſein leben zubeſſern, Auch in ſeinem Hauſe wol
vnd Ehrlich haus zuhalten. J
Darneben ſollen ſie auch jhre Kinder vnd Geſinde fleiſſig
zur Kirchen halten, vnd neben jhnen die Heuptartickel Chriſt⸗
licher Lehre, wie die in dem Cateckismo Lutheri auffs kuͤrtzte
begriffen feind, aufwendig fernen, auff das fie, wann fie von
unfern Visitatorn, jhren Pfarrern, oder andern befragt würden,
vechenfchafft ihres Glaubens geben, und in Anfechtungen fich
feibft mit Gottes Wort troͤſten, Auch vor den Secten vnd
Schwermern fi hüten können.
Zudeme follen fie der heiligen hochwirdigen Sacrament mit
ernftlicher Anruffung und Danckſagung, in betrachtunge des
Herrn Chriſti groſſe Gnaden, Sterben, Aufferſtehunge, vnd
gnediger verheiſſungen, Auch zu. ſterckung vnd erweckung jhres
Glaubens, Liebe, Gedult, vnd anderer Chriftlichen Tugenden,
offte gebrauchen.
Vnd mann fie Gommunicirt haben, follen fie fid) nicht als
leine den Tag ‚, fondern .allewege alfo verhalten dns menniglidy
fpüren müge, das e8 frucht bey jhnen gefchafft habe.
Darnach follen die Zuhörer Goͤttlichs Worte, die Pfarrer,
Caplene und Prediger, als Diener Chriſti, vnd Außtheiler ſei⸗
ner Gnaden erkennen vnd eheren, Auch ſie in der Kirchen als
Gott felbſt predigen hören, vnd dafür halten, das Gott bey jh⸗
nen ſey, der ſie leitet vnd fuͤhret, vnd deromegen ſie nicht jhrer
Perſon halben, Sondern vmb jhres Ampts vnd Gotts Worts
willen, damit ſie gezieret ſein, lieb vnd werd halten.
Vnd weil die Pfarrer vnd Prediger mit ſolchem hohen Ampt
beladen, vnd derowegen jr zeitlich gut zumehren nicht acht ha⸗
ben koͤnnen, ſeind die Zuhoͤrer pflichtig, jhnen vnd den jhren
nottuͤrfftige vnterhaltunge beſchaffen zuhelffen, Vnd do es in
den Gemeinan Kaſten ober vorrathe nicht alles verhanden, ein
jeder nach vermuͤgen dazu zu Contribuirn vnd zuhauffe zulegen,
vnd ſie alſo aus den priuatis collectionibus mit zimlichen sti-
pendijs zuuerſehen, Auff das fie von wegen des darbens, im
ihrem Ampte fleiffig zufein, vnuerhindert bleiben mögen, Vnd
ſolchs feind bie Zuhörer vonmüge der Goͤttlichen Rechte ſchul⸗
dig, in anfehung, dag fie müffen vor ihre. Seelen wachen, umd
Gott bitten, das er das reine Wort, vor des Teufels liſtigen
anſchlegen, und anderer Thranney gnedigft erhalten wolle, Deß⸗
gleihen wann verfolgungen gefchehen, das fie erſtlich vmbs
Worts willen müffen herhalten, Auch die Zuhörer alddaun ver⸗
mahnen, das fie bey erkandter Warheit, im Glauben beflendig
bleiben mögen.
Sie follen auch ihre Pfarrer und Seelſorger nicht betrüben,
Sondern jhrer Kehre folgen, vnd ihnen gehorfam fein, auch
nicht murren ober vnwillig fein, ob fie gleich umb ihrer fände‘
willen geftrafft werden, dann ſolchs geſchicht ihnen vnnd Ihrer
Seelen Deil zum beften.
Alſo follen fie auch die mengel der Pfarrer, die nicht ein
Bubenftüde auff fi haben, dem Euangslio zu ehren helffen
zudeden, und dissimulirn, In betrachtung das die Menſchliche
ſchwacheit fo gros, das auch Feiner unter den Deiligen fo weit
1898. CXLıv. Draundenburgiſche Vtifitations:. uud Sonf..Ordnung.
tommen iſt, an beme Bein mangel befunden were, derwegen
follen fie jnen nicht bald etwas verargen, wenn fie allein Got
tes Wort reine lehren, unnd in jhrem Ampte trew fein.
Vnd zu ſolchen allen wie obftehet, follen fich die Zuhörer
Gottes verheiffungen vnd bebramungen, deren die H. Schrift
voll fein, veigen laffen, Dann wie reichlich Got der Almechtige
es ben Gottfürchtigen die den Pfarren und Dienern Goͤttlichs
worts guts gethan, vergolten, vnd jnen das jre auffm Felde,
in Scheünen, Badofen, und vber Tiſch gemehret, vnd gefe-
genet, Und dagegen bie jenigen an Leib und gute geftrafft, vnd
thre Nahrung zerfchmelgen laſſen, bie zu unterhaltung der
Prediger nichts gegeben, Oder ihnen jhre unterhalt engogen,
des erfehrt man teglich Erempel.
Bon-den Kirchen iren Eintommen unb GBebewben.
Die Kirchen follm zu Gottes Ehren wol gezieret, und ber-
geftalt in Bewlichen wirden gehalten und zugericht werben, das
man Gottes wort füglich darinne prebigen koͤnne, und nicht der⸗
mafjen Dach: ober Bawloß liegen, das beide Kirchendiener vnd
Buhörer darein zugehen ſchew tragen, Vnd mo im Gottshaus
oder. Kaften fouiel, dauon es gefchehen koͤndte, an vorrathe
nicht verhanden, foll der Rath und Obrigkeit fampt der Ge⸗
meine in Stebten vnd Dörffern, darzu hülffe zuthun und die
Kirche Barmen zulaffen,, ſchuldig fein.
Vnd follen die Geſchlechte, Guͤlden und Gewerde, die
Kirchfenſter und anders wie vor alters beffern ond halten, Auch
was fie hieuor an Wachs und Liechten Iherlich der Kirchen ge
geben, das follen fie nachmals den Vorſtehern berfelbigen alles
bey meibüng der Pfandunge entrichten.
Auff das auch die Kirchen zumehrerm gedey und auffnehe
men kommen mügen, So follen die Gottshaußleute in allen
predigten, vnd fonberlich auff die Vier Zeiten, vnd zu andern
hohen Zeften, mit der Zaffel oder umbtragung des Seckleins
bie Gemein⸗ Allmofen (darzu die Pfarrer von der Cantzel die
Leute mit fleiffe vermahnen follen.) einſamlen, was fie bekom⸗
men als balde im Kaften ſtecken, und gleicher geftalt, wie an-
dere der Kirchen einkommen, berechnen.
Bon Kirchhöfen vnd Begrebuuffen.
Der Chriften verftorbene Coͤrper, follen Chriftlich und ehr:
lich mit Chriftiichen Gefengen, dadurch bie Menſchen ihrer
fterblicheit und des jüngften Gerichts, auch der frölichen Auff⸗
erſtehunge ber Todten, vnd des Fünfftigen ewigen Lebens erin⸗
nert, begleitet, und an Orter bie vnſere Visitatores zu Begreb⸗
nuffen jedes Orts zuuerordenen beuelch haben, begraben, und
zue Erden beftabtet werden.
Vnd ſoll ein jeder fo ber Leiche folget, fein Ende, wie vn⸗
gewiſſe es ſey, dergeftalt bedencken, das er fich beffere, und zu:
fterben allervege geſchickt mache, Auch fein leben alfo anftelfe,
das er nicht in dem Stande, darinn er nicht gerne fterben
wolte, erfunden werde.
Darumb bite Pfarrer und Caplene auff bee Freundtſchafft
begeren,, die Leichpredigten thun, und biefelber dahin richten
follen,, das fuͤrnemlich des Troſts widder den Todt und fterben,
des Juͤngſten Gerichts, der heiligen Aufferftehung,, und bes
eroigen Lebens, darinne gedacht werde.
Vnd vor folche Leichpredigt fol niemandts vber ein halben
367
Taler zugeben verbunden fein, Doch fol einem jeden, fondere
lich aber den vermügenben frey flehen, ihres gefallens mehr zus
geben, Vnd ſolchs fol dem Pfarrer in jeder Kicchen folgen,
Es möchte dann ber krancke in feinem leben begeren, daß der
Caplan ober Prediger, der ihne in feiner kranckheit getröfter,
die Leichpredigt thun folte, fo fol der Caplan diefelbe mit fleiffe
beftellen,, und die gebühr mie obftehet, dafür empfahen.
Was aber den Pfarrern, Caplenen, Schulmeiſtern vnd
Küftern, von ben Begrebnuffen der Tobten gebühret, im dem
foll e8 mie vor alter8 gehalten, ober durch vnſere Visitatores
nach gelegenheit eines jeden Orts, dißfals verordnung gemacht,
und gleichwol niemandts zu hoch befchmerdt werben.
Vnd weil die Kirchhöfe, ber verftorbenen Chriften, fo von
Chriſto Selig gemacht, und am jimgften Tage widder auffer-
weckt werden follen, Schlaffheufer fein, follen die Kirchhoͤfe
allewege rein und zierlich gehalten werden, Wie wir dann ben
Rethen in Stedten, Auch Schulgen und Gememen in Doͤrf⸗
fern, hiemit in ernfte aufflegen, Das fie biefelbigen allenthal-
ben mit Mauren, Planden, oder andern guten Zeunen, Auch
Schranden und Zhüren wol vnd mit fleiffe allenthalben alfo
vermachen, das keine Schwein, Kühe, oder anber Viehe, dar⸗
auff fommen koͤnnen, So foll audy in Stedten nicht geflattet
werden, das darüber gefahren, oder Mift, noch ander unflat,
wie bißhero gefchehen, dahin geſchuͤttet werde.
Wir beuehlen auch hiermit, unfern Landreitern, das fie in
ihren bereiten darauff fehen, und do fie bie Kirchhoͤfe vnbezeu⸗
net vnd bawfellig befünden, die Nachbarn biefelben zuuerwah⸗
ren warnen, und wo e8 nicht gefchicht, die jedes Orts vmb ein
halb Schod pfanden, und ftraffen follen.
Bon ben Kirchvetern, Worftehern ber Gemeinen Kaſten, vnd Hoſpi⸗
talen, auch derſelbigen Einkommen, vnd wie bie zu Comseruirn,
ond anzuwenden.
Es follen in allen Stedten und Fleden, do es in voriger
Visitation noch nicht gefchehen, Gottskaſten in die Kirchen ges
fagt, und darein die Einkommen, der Beiftlichen Lehen, Def:
gleichen Almofen und andere Chriftliche milde Gaben, zuerhal-
tung der Kirchendiener und Gebewde, auch zu der armen not-
turfft gefamlet werben. | '
Do aber bie Gemeine Kaften wie bie tegliche erfahrung
gibt, mehr abe dann zunehmen, und groffen mangel an der
Kicchendiener Befoldung vnd fonft gefpüren wird, aus deme,
das e8 zu zeiten an fleiffigen Vorſtehern mangelt, und bißwei⸗
fen die Einkommen und Geiftliche Lehen aus ben Kaften widder
gezogen, vnd außgebeten werben, oder das ettliche In beza⸗
lung bes, fo fie den Kicchen fohuldig, feumig fein, Auch wegen
ber geſchwinden Zeiten und Thewrungen, weil ber armen Leute
denen man daraus heiffen mus, viel werben, Deßgleichen das
numehr niemandts darein befcheibet oder gibet, Sollen die
Visitatores mit befondern bedencken darzu trachten, die K
alfo zubeftellen, das nicht alleine die erhaltunge, fondern au
befferung derfelben erfolgen möge, Vnd follen demnach durch
vnſere Visitatores bey ihrer Kirchen, feine Ehrliche, Gottfuͤrch⸗
tige, Medtliche und Geſchickte Leute, den Kirchen und Kaften
zum beften erwehlet werben, bie von allen Einkommen vnb
Außgaben richtige Regifter halten, und dauon rechenfchafft thun .
koͤnnen.
,
368
Nemlichen in Stedten, follm zum mweinigften vier Perfos
nen, als einer bed Raths, zwene aus den vier Werden, vnd
einer von der Gemeine bazu verorbent werben, Diefelbigen fol
ten die Regiftratuen, welche in voriger gehaltener Visitation
geftalt, oder durch unfere Visitatores nachmals gemacht werben
möchten, für die handt nemen, bie Eder, Wiefen, Gerbten,
Pechte, Zinfe, Heufer ond anders, zu den Kirchen Geiftlichen
Lehenen, meſſen, und memorien gehörig, Deßgleichen alle an⸗
dere Einkommen, vnd zugehoͤrungen, fo in die Kaften gefchlas
gen, vnd verordent, mit fleiffe an fich fordern, und in Kaften
ziehen, Vnd die liegende Gründe, fo hoch fie immer können,
Sonderlichen aber denen fo das meifte barumb geben wollen,
der Kirchen und dem Kaften zum beften austhun und vermieten,
Defgleichen bie Einnahme von den Censiten mit fleiffe mah⸗
nen vnd einfordern, Auch menn Dauptfummen abgeleget, Vnd
was fie fonft ober die Iherliche Befoldungen, der Kirchendiener
und Gebewde eröbern, baffelbe von ſtundt auff widderkauffe,
Armen bamit zu dienen, Auch der Kirchen vnd Kaſten nug zus
ſchaffen, mit vorwiſſen jedes Orts Obrigkeit, vechtmeffiger weife
anlegen.
Darnadı ſollen fie fonderlich gute achtung geben, das keine
Hauptfummen vortommen, oder dem Kaften abhenbig gemacht
werden, Vnd baneben alle Heupt verfchreibungen der Zehen, fo
in den Kaften geſchlagen, Ungeachtet ob etliche noch nicht dar⸗
ein gefallen wehren, von den Patronen, Collatorn, Freundt⸗
ſchafften, oder Befigern derfelbigen Lehen, ohne einichen ferrern
verzug, do es allbereit nicht gefchehen, fordern, Vnd in einer-
fonderlichen Laden mol verwahren, Auch nicht geflatten, das
die Halter ober Inhaber der onuerledigten Lehen, bie Heupt⸗
fummen ohne jhrer der Vorfteher vorwiffen abmahnen, oder
außthun, Sondern foll allewege mit ihrem Rathe gefchehen,
und die Siegel und Brieffe, fo darüber auffgerichtet, vnd voln-
zogen, bey jhnen hinterleget werden.
Vnd fo balde die Inhaber mit Tode abgehen, und die Le⸗
ben vollendt in die Kaften verledigt werden, Sollen die Bor:
jteher derfelbigen Einfommen, von ftundt in Kaften ziehen, und
fich hierdurch vnd ſonſt befleiffigen, die Kaften in vorrath zus
bringen. =
| Den Draelaten und vom Adel follen die Geiflliche Lehen,
fo ihrer Collation, und ig der Stedte Pfarrkirchen, oder auch
auffn Dörfern gelegen fein, vormuͤge hochgedachts vnſers
Herrn Vatern bawilligung , fleiffigen Knaben ad studia zu
Conferirn, frey bleiben. Doch fol gleichwol von denfelbigen
Lehenen, Sherlich das gebührliche Officianten Gelt, in die Ges
meine Kaften erlegt werben, Sintemahl «6 von alters hero, den
Prieſtern, fo die Altar in die Kicchen beftalt, gegeben werden.
Es folfen auch die Vorfteher hinfüro Beine liegende Gründe
oder guter den Kirchen zuftendig, ohne der Patronen vnd vnſer
Visitatorn oder Consistorij Rathe, bewilligung, und erlaubnus
xerkauffen, noch ſonſt alienirn, Vnd do es von jnen concedirt
würde, So follen body die Kauffſummen mit jrem Rathe, auff
andere geroiffe Guͤter oder mugungen, Erblich oder widerkeuff⸗
lich widder angelegt werden. '
Deßgleichen follen auch die Vorſteher mit fleiffe fehen auf
die Hipothecirtegruͤnde, das biefelbigen von ben Schuldigern
nicht verfaufft, zertheilet, oder in ander mege dem Kaſten zu
nachtheil vereuffert werden, Viel weiniger fid) von den gewiſſen
‚mad)
1588. CXLIV. Branbenburgifche Viſttations⸗ uud Eonf-Orbrung.
eingefegten Gründen, auff geringe, ober zunor verpfendte Guͤ⸗
ter, oder aber auff vngewiſſe Bürgen verweiſen laffen-
Wehre auch von den Kirchen Geiftlihen Lehnen vnd zuge
hörigen Eintommen des Kaftens vnd Hofpitalen, albereit etwas
vorfomen oder entwand, des follen fie fi mit allem fleiffe er⸗
kunden, und alles widder bozu bringen , darzu nen onfer Con-
sistorium auff jhr anfuchen mit fleiffe verheiffen fol, wie dann
vnſere Visitatores die jenigen, weiche die Geiftliche Güter ohn
onfern und vnſers Consistorij vorwiffen an fich gezogen, vor
fich erfordern, vnd per aggrauationem conscientiae zur Re-
stitution halten, vnd do fie daburch nicht zuuermügen, dem
Fiſcal dieſelbigen, durch Gerichtlihen Proceß, dauon folgende
Consistorial Ordnung meldet, dahin zudringen, aufflegen ſollen.
Deßgleichen ſollen fie die Retardata vnd officiatur von ber
Praelaten ond der vom Adel, oder anderer Geſchlechte Geiſt⸗
lichen Lehnen, fo in den Pfarrkirchen der Stedte gelegen, vnd
nicht in die Kaflen gefchlagen fein, fleiffig einforbern, vnd mo
fie es in der guͤte nicht erlangen Sinnen, bey unferm Consistorio
vmb weiter einfehen anfuchen, vnd alfo nichts fledden laſſen,
in anfehung das jnen als Chriften gebührt, und fie wegen ihres
Ampts pflihtig fein, ber Kichen, Kaften, vnd der Armubt
mit allem trewem fleiffe vorzuſtehen, aud) das jenige was da⸗
zu verordenet, zurathe zuhalten, vnd niemandts, fonderlich aber
denen, fo zimlich vermügens fein, was nachzulaſſen, fondern
wo fie milde oder gutwillig fein wollen, das follen fie von den
jhren tbun, vnd jhnen nicht gunft mit des Kaften ſchaden
en.
Sie ſollen auch trewlich mit den Einkommen vnd Außga⸗
ben der Hoſpitalen vmbgehen, Auch bie armen Leute barinne
mit notturfft verfehen, vnd achtung barauff geben, das bie je
nigen, fo leibs ſchwacheit halben bie Kirchen zubefuchen verhin-
dert, gleichwol mit Predigten und teöftungen aus Goͤttlichem
worte, Auch mit dem hochwirdigen Sacrament verforget wer
ben, Vnd fo fie darinne mangel fpüren, die Pfarrer und Gas
plene in deme fleiffiger zufein, darumb anfprechen.
Bnd auff da6 die Gemeine Kaſten zunehmen mögen, Sol
len die Pfarrer und Caplene die Leute von der Cantzel, Chriſt⸗
lich vermahnen, das fie mit einlegen im Beutel, und fonft durch
Zeftamenta , Gott zu ehren und dandbarkeit vor fein heiliges
Wort, aud) den armen zu gute, den Kaſten mit etwas, na .
eines jeden vermügen, bedenden, begaben, vnd erhalten helffen
wolten, mit anzeigung, Das der Almechtige Gott ſolchs fonder
zweiffel Zehenfacht vergelten, Vnd ihren Erben das vbrige reich
lid) Segenen und mehren werde, wie Chriftus ſolchs ſelbſt vers
heiſt, und was alfo zu onterhaltung dee Kirchendiener befchei-
den ond gegeben wird, fol barzu an gereiffe drther angelegt
und gebraucht werden.
So follen auch die Vorficher nicht verfaumen,, in Kirchen
ben Beutel ombzutragen, vond zu onterhaltung der Armen in
Kaften damit zufamlen.
Deßgleichen wann Begrebnuffen gefchehen, follen des vers
ftorbenen Freundtſchafft, und die jenigen, fo der Leiche gefolgt,
fein ordentlich zu den Kaften gehen, vnd ein jeder darein nach
feinem vermügen fein Almuß werffen, und den Armen mildig⸗
lich mittheilem.
Vnd was alfo in Kaften gefelt, vnd zw der Armen mot
turfft geſamlet wich, fol in bepfein der Pfarrer alle acht Tage
1508. CXLIV. Branbenburgifche Bifktations: und Gouſ.Orduung.
einmahl, den Armen und Döürfftigen gegeben, unb nicht nach
gunft außgetheilt, Vielweiniger dauon Deuptfummen gemacht,
ober auff Wucher gethan -werden, auff das ein jeber was barin=
nen zulegen, nicht abſchew tragen, fondern willig bleiben möge.
Vnd wo auch den Vorſtehern in Stedten oder Flecken ett⸗
liche Haußarmen angegeben, oder fie die felbft erfahren würden,
follen fie denfelbigen aus den Gemeinen Kaften, fo viel ſich
leiden wil, auch hülffe erzeigen, Doch mit vorgehender fleiffiger
erkoͤndigung ihres wandels, Narung vnd arbeit, damit nicht
faule, leffige und willige arme Leute, aus den Gemeinen Beu⸗
tel in müffiggang ernehret, vnd dadurch ben rechten nottürfftis
gen Armen, das Brodt aus bem Maule engogen werden möge.
Was weiter aus dem vorrathe der Gemeinen Kaften bes
ſchehen koͤnnen, oder folle, ba& werden onfere Visitatores nad)
gelegenheit und vermägen defjelbigen zuuerorbnen willen.
Vnd fonderlich wo fie in der Visitatiou nad) gehaltener
Rechnung befunden, das fi das vermügen des Kaften dahin
erſtreckt, das den Dienern Goͤttlichs worte bie Befoldung (do
die ettwas zugeringe,) füglicy gebeffert werden koͤnnen, follen fie
fotches fo viel müglich und jedes Orts notturfft ift, thun, und
nicht vnterlaſſen, Auff das ſich defter Gelerter Leute, in unfer
Lande und Stedte begeben, auch wegen der geringen Befolbunge
nicht vrſach haben, von banne zuziehen, Sondern viel mehr in
onferm Churfuͤrſtenthumb bleiben, ſich darinne fegen, vnd da⸗
durch onfere Lande, beide in Geiftlichen und Weltlichen Regi⸗
menten zunemen mögen.
Vnd do dann die Einkommen der Gemeinen Kaften, nicht
alleine zur Kirchen: und Schuldieneen Befoldung, fondern auch
zw der Kirchen vnd Hofpitalen gebewde, und mo das vbrig,
Armen franden Burgern, Widwen und Waifen, vnd zuauff:
helffung Gottfürchtiger Eheleute, die jhre Handtwercke und Nas
zunge mit Gott vnd Ehren gedencken anzufahen, Auch fürnems
lich zu beforberung der Armen onuermügenen Knaben, studia,
er dergleichen fachen und notturfft mehr anzuwenden von-
nöten. "
Sollen die jenigen denen folche verſtreckunge geſchihet, ſich
hinwidderumb Legen die Vorfteher verpflichten, wo fie in der
Narung zunehmen würden, ſolchs dem Gemeinen Kaften wibs
der zuerflatten, auff das andern folgig auch damit geholffen
werben möge.
tem, wann.arme Megde fein, die gute kundtſchafft haben,
das fie ihren Herrn trewlich gebienet, den fol daraus auch ge
holffen werden, Detten fie aber vntrewlich gedienet, fol jre ars
muth in deme nicht angefehen, noch inen aus dem Kaften weß
folgen. "
Vnd zuuerhätung allerley verdachts, fol Fein Vorſteher die
Schluͤſſel zum vorrach bes Kaftens, oder zu allen Brieffen und
Regiſtern alleine haben, Sondern follen die Kaften, mit dreyen
fonderlihen Schiöffern, verfchloffen werden, Won denfelbigen
Schluͤſſeln einen, fol haben der des Raths, den andern der
aus der Bemelne, den dritten Schluͤſſel follen haben die beide
verosdenten der vier Gewercke, vnd follen alle Derfönlich dar«
bey fein, wann gelt oder brieffe in Kaften zulegen, oder daraus
zunehmen fein, Vnd warn fie Gelt aufgeben, ober ausleihen,
fol «6 communicato Consilio vnd mit allerfeibts, auch des
Pfarrers vorwifien geſchehen.
Wann nun die Vorficher der Kirchen, Kaflen, und Hofpis
IL
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tale alſo wie obſtehet, allenthalben mit den ſachen vmbgangen,
Auch alle vnd jede Einnahme vnd Außgabe, mit trewen fleis,
ſtuͤckweiſe zu Regiſter bracht, Sollen fie dem Rathe und Pfar⸗
rern, in beyſein zweyer Perſonen aus den Vierwercken, vnd
zweyen von der Gemeine, Iherlich beſtendige Rechnung thun,
Welche Rechnung der Rath vnd Pfarrer, auch einer von den
Gewercken, oder Gemeine verſiegeln, vnd biß auff vnſer Visi-
tatorn zukunfft wol verwart hinterlegen ſollen, damit jnen ge⸗
buͤhrlicher beſcheidt dauon gegeben werden koͤnne.
Sie ſollen aber in Expedirung ſolcher Rechnung, bie uns
nötige jerungen, weil die zuringerung ber Gemeinen Kaften ger
reichen, meiden, und vber ein Orts Zaler nicht verthun, dann
do es gefchehe, follen fie die vbermaſſen zu bezalen pflichtig fein.
Vnd auff das fich die Vorſteher der mühe alleine nicht zu⸗
befchweren, foll einer von den Vorſtehern der Kirchen, Gemei⸗
nen Kaften, und Hofpitale, fo am lengſten darbey gewefen, alle
wege vmbs fünffte Ihar erlaubt, und ein ander an feine flatt
verordent werben.
Auff den Dörffern aber follen etwann zwene ober drey ges
trewe Perfonen, aus der Gemeine Vorſteher der Kirchen wie
vor alters fein, und die ſollen den Dorffheren, Patronen, Pfars
rer, Schulgen, und ziween aus der Gemeine, die Kirchen tech
nung Jerlich richtig thun. Vnd wo was ftreitig, oder fonft jr⸗
rungen verhanden, fol es der Pfarrer, oder fonft jemandts aus
jnen vermeiden, und ſolchs femptlich in der güte endtſcheiden
vnd beylegen.
Daneben follen fie auch als dann bie Kichen, Pfarr: und
Küfteren gebewde, Deßgleichen bderfelbigen Inuentaria, damit
biefelbigen in Wirden gehalten, und unuermindert bleiben moͤ⸗
gen, befichtigen, oder do fie ſolchs nicht theten, Toll der mangel
durch fie erftattet werben.
Es fol auch von den Gottshaußleuten ober Kirchvetern
auffn Dörffern, ein deutſche Biblia, Haußpoftila Lutherj,
Auch onfere Chriftlihe Kirchen: vnd diefe Consistorial Ord⸗
nung, bey den Kirchen gezeuget, und In ber Pfarren Inuentaria _
gezeichent, und ſtetts darbey gelaffen werben.
Die Vorfteher der Kirchen auff den Dörffern, mo fie vber
die nottürfftige Aufgaben, was eröbern Eöndten, follen fie oder
die Gemeine, ihrer gewonheit nach, dauon nichts verzehren,
fondern bafjelbe der Kirchen zum beften außthun, doch follen fie
den Collatorn ober Sundern nichts leihen, fie haben dann
gnugfame Schriftliche verfiherungen vnter ihrem Siegel von
fi) gegeben, welche die Vorſteher vnſerm Consistorio zuuor,
ebe fie das gelt von ſich thun, bringen und zeigen, vnd bo fie
gnugſam von ihnen unterfchreiben laſſen follen. Do aber je
mandts inen bereit was abgeliegen, oder fonft aus dem Gotts⸗
haus kaſten genommen, vnd wolte daffelbe nicht verfichern,
follen die Vorſteher ſolchs bey vnſer ſchweren ſtraffe nicht vers
fchweigen, Sondern bey unferm Consistorio pmb gebührliche
huͤlffe anfuchen. ' |
Die Gemeine auff den Dörffern, follen auch die Gotts⸗
hans Hufen ond Eder, fo nicht umb Pacht außgethan fein,
Pfluͤgen, Miften und Einerndten helffen, und das Lohn von bem
Allmechtigen, der ihre Eder: dajegen reichlich fegenen wirdet,
gewertig fein, oder auff der Patronen meffigung fliehen, was,
ihnen dauon foll gegeben werben. ö
4
x
370 2508. CALAV, Brandenbargiiche Wifitetiens« und Eonf.«Orbunug.
Bon deu Stipendiaten vand Beillicder Lehenen, wie es auff ber
Wisitatorn verordnung damit folle gehalten werben.
Als auch viel armer Knaben vnd Bürgers Söhne, gute
Ingenia haben, und doc, wegen jhrer Eltern oder Freunde vn⸗
nermügens, ihre angefangen studia deserirn müffen, ift es
Shriftlich und gut, das man foniel müglid), aus ben Gemeinen
Kaften, wenn die Kirchendiener mit ihren Befoldungen nots
türfftig verfehen, liche Stipendia, dauon die unuermügenden
von fünff Jaren zu fünff Jaren ftudieren muͤgen, verorbene,
Pr in etlichen unfern Stebten zum theil allbereit ges
chehen.
Weil vns aber fuͤrkommen, das dieſelbigen Stipendia eins
theils aus gunſt, oder aber vnfleiſſigen, fo mehr des Spatzie⸗
rens, Sauffens und Buelens, bann des Studierens gemwarten,
verliehen werden, So follen demmach die Visitatores verorbe⸗
nen, das ſolche Beneficia niemandts conferirt werden, es feind
dann diefelben vnſerm Consistorio zuuor praesentirt, und von
bemfelben, Ob fie zum ſtudieren geſchickt vnd duͤchtig, Examinirt.
Vnd wehme alfo ein Beneficium auff vorgehend Examen
auff fuͤnff Jahr, zum studio verliehen wirdet, derſelbe ſoll zum
einkommen beffelbigen nicht ehe geſtattet werben, er ſey dann
von vnſerm Gemeinen Superintendenten auff jegt gemelte
Praesentation instituirt, vnd habe fich verpflichtet, uns ober
derfelbigen Stabt , baraus jme die hülffe zum studio widerfeh-
set, vmb gebührliche Befoldung , vor andern zubienen.
Gleicher geftalt fol e& auch mit den Beneficien fo die Pre
laten, von ber Nitterfchafft vnd vom Abel zuuerleihen haben,
gehalten, und diefelben Beiftliche Lehen, einem jres Gefchlechte
der zum Studieren geſchickt, oder andern Armen fleiffigen Ge⸗
fellen, von fünff Jaren zu fünff jaren, zu fortfegung jrer ſtu⸗
bien verliehen werben, damit die armen jres vnuermuͤgens hals
ben jre studia zu deserirn nicht vrſache haben mögen, und bie
Collatores die Geiftlichen Lehen in jren nug ziehen, oder ad
. prophanos vsus wenben vnd biefelben im rechter verorbenter zeit
-. nicht verleihen, vnnd Conferirn würden. So follen die Be-
neficia vermöge ber Rechte, vnd vnſers Herrn Vatern außge⸗
gangener Mandata, Confiscirt vnd eingezogen werden, auch fie
die Patronen der verleihung priuirt fein.
Auff das auch möge erfahren werden, ob bie jenigen, wel⸗
Gen folch vortheil zum Studio gefchicht, fleiffig ſtudieren ober
sunehmen, follen die Collatores ein jeder Pfarrer auff die Sti-
pendiaten in feine Inspection gehörig, achtung haben, und
wo befunden, das fie nicht fleiffig fludieren, ober zu Haus Ile
gen, vnd albo Gaffentreter fein wolten, So follen ben jonigem
die Stipendia oder Benehicia nicht gelaffen, fondern andern
armen frommen Knaben, wie obſtehet, ad studia oonferirt
werden.
Bon ben Pfarrern und ihren Einkommen.
Wiewol die Pfarrer einschells gar geringe Befoldungen
ober Einkommen haben, fo kommen uns doch teglich viel Hagen
für, das ſich etliche vnterſtehen, die Pfarren mercklich zuſchwe⸗
dien, vnd dauon Hufen, Eder, Wieſen, Hölgunge, Zehet,
Pechte, Zinfe, und andere zugehoͤrungen an fich zu ihren nug
zubringen, Auch wol einstheils mit gewalt dauon zunehmen.
Darumb wollen wir, das bie Pfarrer ale Pfarrgüter vnd
Einkommen, fo von alters dazu gehörig, jres gefallens gebrau⸗
chen follen, Vnd wo ben Pfarrherrn dauon was eutzogen mehre
oder wuͤrde, Seind wir geneigt nach befindung deſſelhigen,
durch vnſern Fiſcal vermuͤge des Proceß, in folgender Con-
sistorial Ordnung geſetzt, ſolchs dazu widder bringen zulaſſen.
Bud legen demnach ben jenigen fo den Pfarrern den Korn⸗
zehet, zugeben fchuldig, bier mit auff, das fie nichts an Korm,
ober Getreidich von den Hufen oder Edern einführen ſollen,
fie haben dann dem Pfarrer mit jhme den Zehet, vmb bie
breiffigfte Mandel, ober wis ſolchs jedes Orths breuchlich, zur
zellen angebotten, Darauff ſol auch der Pfarrer nicht verziehen,
ſondern alßbald darzu bereit ſein, Vnd mag als dann der
Pfarrer, an welchem Orthe oder Ende, des Stuͤcks er wil, zur
zellen anfangen, bafelbft und an dem Orthe, do ber Zehet ger
fallen, fol jme derfelbe auch vnwegerlic folgen, Vnd deßhalb
nicht auff ein ſonderlich ſtuͤcke, do das Korn vielleicht nicht fo
gut, gemiefen werben, Es gefchehe dann mit des Pfarrers bes
Deßgleichen wenn fie ben Pfarrern, oder Kuͤſtern getreidich
oder perhte zugeben pflichtig, ſollen fie jnen daſſelbe an reinen
Korn, fo gut es jhnen gewachfen, vnaußgeſondert, und mit
echter valler Maß entrichten, vnd in deme ihre Seelſorger
nicht betriegen.
Als auch das Einkommen ber Pfarren, durch weigerung
des Opfers oder Vierzeiten Pfennings mercklich geringert wir⸗
bet, Soll hinfuͤrs ein jede Perſon fo zwölf Ihar alt iſt, fie
babe Communicirt oder nicht, alle Quartall einen Pfenning
felnem Pfarrer geben, Vnd wo ſolchs von jemandts geweigert
wuͤrde, ſollen die Rethe in Stedten, oder Schultzen vnd Vor⸗
flohen der Kirchen auffn Doͤrffern, fie darumb pfanden laſſen.
So ſollen auch die jenigen, ſo in Moͤllen, Scheffereyen,
Viehoͤfen, Vorwercken, oder an andern oͤrtern auſſerhalb des
Dorffs wohnen, und keine Zehet, Pechte, ober Zinſe geben,
aber ſich gleichwol ber Kirchen und Sacrament gebrauchen, Dem
Pfarrer feinen Vierzeiten Pfenning geben, ſich auch fonfken
nad) eines jeden vermügen dandbarlic, gegen jme erzeigen.
Vnd nachdeme Loͤblich herbracht, das in Hochzeiten bie
Breüdte, neben den Jungfrawen vnd Frawen, Deßgleichen die
Kindtbetterinnen, wann fie jhren Kirchgang halten, fein ordent⸗
ih zum Altare gehen, und aldo Opffern, ſoll daffelbe noch⸗
mals alfo gehalten, vnd ſolch Opffer nicht im Kaſten, fondern
dem Pfarren, weldye das Ampt jeder zeit halten, wie vor al:
ter8 gegeben werden, Alfo auch, follen bie Breuͤte und Sechs⸗
wöcherinnen einzuleiten, wie e8 an einen jeden Orthe breuͤch⸗
ih, geben, Die reichen aber mögen ſolchs nad, eines jeden
vermögen und wolgefallen beffern.
Was auch den Pfarrern und Kirdyendienern in gehaltener
Visitation an Accidentalien zugeordent, ober fie fonften vos
alters gehabt, dauon foll ihnen nichts engogen, fondern viels
mehr, fo es füglich gefchehen kan, gebeffert werben.
Vad dieweil alles Thewre, nad bie Pfarcer mit geringem
Befolbungen verſehen, folk ihnen wie vor alters herbracht, in
ihren Heuſern zu derfelbigen nottuefft, ohne einiche Zieſe zu⸗
brawen, ober Bier einzulegen nochmals frey ſtehen, Doch ſollen
fie von ben gebrawen ober eingalegten Bier nichts verkauffen,
Do aber einicher Pfarrer ſolchs thun, und dieſar feiner Freyheit
mißbrauchen würbe, deme foll ferrer zubrawen oder Bier ein
|
1508. OxLıv. Branbenburgiide Wifktations: aud Gonſ.⸗Orduuug ·
zulegen nicht geftattet, Er auch noch daruͤber in Straffe ges
nommen werden.
Ban auch die Pfarrer oder Küfter, fo Leine Pferde hals
ten, Eder zupflägen, und zubegaben haben, follen bie Ein⸗
wohner niemanbts anders feine Eder vmb Gelt zubeſchicken
annehmen, fie haben dann des Pfarrers vnd Kuͤſt⸗ers Ecker zus
nor vmb zimliche belohnung gepfläget vnd beſehet.
Bon den Baia, fo den Grstoferien vom allas Anoarperirk
Die Fillal fo den Pfarrern von alters Incorporirt, vnd
allewege domit vnirt geweſen, ſollen bey denfelben bleiben, und
in der Collatorn oder Patronen, noch in ben Döcffern oder
font jemandts madıt nicht ſtehen, biefalbigen ohne unfern ober.
vnſers Consistorij vortsiffen und erfanbtmus, jhres gefallens
zud · iſtrahirn vnd zufondern, ober andern zuzulegen.
Es foll aber ber fo zur Pfarren beftalt, da Fiktal bey deſ ⸗
ſelben Patronen fucyen, und die Patronen jhme ſolchs darauff
zuu⸗rtleihen ſchuldig fein.
Vnd welche Pfarrer die Fillal, fo zu jren Pfarren nicht ges
hören, zubeftellen vnd zueurirn annehmen wuͤtden, die follen
nicht alleine ihrer Pfarcen darauf flewohnen, vertäftig fein, vnd
berfelben entfage, fonbern auch noch darüber ernſtlich geſtrafft
Hetten aber ettliche Pfarrer dergleichen Filial bereit anges_
nommen, follen die Sachen von unferm Consistorio gehört,
vmb die bilfigkelt darein verechent werben.
Wie weit vnd weigter geflals Die Wfarree ihre vnd andere
Pfarrgüiter, Austhun ober Permutirn mbgen. J
Die Pfarrer muͤgen jhre Pfarrhufen ſelbſt beackern, oder
denen vom Adel ober Barpren, ihres gefallens und fo hoch fie
koͤnnen, auff einm Reuers außthun, das fie die, wann es bie
Pfarrer begeren, wibder abtreten wollen, Vnd ſollen ſolche Re⸗
uers vnſerm Consistorio vberantwortet und durch ben Rota⸗
rien deſſelbigen in ein ſonderlich Buch Kegiſtrirt werden.
Vnd ſolche Pfarrhufen ſollen allewege mit der Winterſaeth
den Junckern oder Bawren dee Doͤrffer und Feltmarcken, do
bie Hufen gelegen, vnd nicht frembden aufgethan, Auch alfo
mit der Winterſaeth von den Parhtiehten allmege wibder vers
laffen werden.
Dieweil auch darmit, dad bie Pfarrer bie Hufen zur helffte
feen’laffen, diefelben fehre verwuͤſtet werden, ſoi ſolchs den Pfar⸗
teen hiafuͤro zuthun verhotten fein.
So mögen auf) die Pfarrer jhro Hufen, fo wit Holge ber
wechſen, fo weit jbre Hufffchlag gehet, widder Raden laffen,
ober bie Hölgung barauff vor ſich ſeibſt aubramhen.
Es ſollen auch die Pfarrer bie andern Pfarrgütern mit dor»
wiffen der Patronen, Visitatorn und Assessorn des Consi-
storij weiter nicht dann auff ihr leben außzuthum haben, dar⸗
nad) ſollen diefelbigen ihren Successoribus oder den folgenden.
Pfarretn u ihrem gebrauche widder zuſtehen, barumb auch diß⸗
fais keime Praescription flat haben folfe.
ses die Pfarrer ab Müfer in deu Gemeimm Benchpafiten ze
leiften fslien fqulbig fein.
Won Die Pfarr und Laſt zum Ricchonbimnfe beſcheiden,
sn
und benfelbigen zu Tag und Macht getrewlich warten müffen,
follen fie mit der Ombhäte verſchonet werden, Sintemahi es
vngewiſſe zu welcher zeit fie zum Kindtauffen oder zu den Kran»
&en in Tobes nöthen, gefordert werden, und alſo nicht zugleich
jhr Ampt, vnd die Huts beſtellen können, Darumb füllen die
Rahbern, weil bie Pfarrer und Küfter, Hirten jhrer Seren
fein, ihre Wiche willig mit huͤten und verpflicht fehn, mit bemw
fleiffe wie ihr eigen Vlehe zubikten, Auch be fehaben wegen
ihee® unfleifjes daran geſchehe, dafuͤr zu antworten, vmd jhnen
deßhalb gleich andern Nachbarn gebuͤhelichen abtrag zuthum.
Über des beftelleten Hitten Lohns halben, ſolen bie Pfar⸗
ver vnd Küfler die Buͤrde neben den andern Nachbarn tragen,
vnd denfelbigen Hirten von ihrem Vieh⸗, ben Nachbarn gleich
lohnen vnd geben helffen.
Sonſt vnd ohne das ſollen die Pfarrer und Kuſter, auch
jhre Weiber, Kinder und Gefinde, aller vnd jeglicher Bitger⸗
lichen vnd Bawrlichen Buͤrden endthaben vnd ledig fein,
&ie hetten dann eigene Hegende Güter daſelbſt, dauon ſollen fie
wie andere Stavren vnd than.
Wow Inmatario.
Weit jego wenig Pfarren mit Imumtarien verfehen,, und
den anziehenden armen Pfarren befchtoeslich vnd vnmuͤglich
ohne aufnehmen, fid zu erhalten, folln derwegen unfere Vi-
sitatores vnd Constetoriales mit Rath dev Patronen, bey einer
jeden Pfarre, nach gelegenheit jhres Einkommens, ein Inuen-
tarium, two nicht bereit eins vechanden iſt, machen vnd vers
ordnen.
Vnd alles was alfo vor alters, bey einer jeden Pfarren
zum Inuentario gefunden, Auch unfers Heren Vaters Visita-
tores dazu verordent, oder Durfere nachmais, dazu wie obſtehet,
vetordenen werden, das ſoll auch dardey gelaſſen, vnd durch Die
Vorſteher der Kirchen ober Kaſten, in Stedten vnd Doͤrffetn,
in eine klare verzeichnus gebracht werden, bie fie In fleiſſiger
vertoahrung halten, auch wol warnohmen follen, auff das ſoich
Inuentarium von den abziehenden Pfarrern, oder der verflors
benen Erben und Freundtſchafften/ nicht vertucket oder verrin ·
gert werde, damit ſolchs die newe Pfarrer, Im anzuge und ame
richtung jhrer haußhaltung, alſo vollkoͤmlich finden mügen, Do
aber die Kirchveter oder Vorſteher, hierinme feumig, vnd jres
vnfleiſſes halben, etwas dauon wegkomen toürbe, follen fle
den Mangel dei lnuentarij zuerfuͤllen und zuerſtatten ſchul⸗
big fan.
Der Wiarter vab: Geiftlihen Cpeikte Weiber wnb Rinder, foln
Hei Hecht uud Üreppeiten haben, wie ander Ehelie Leute
Weil die Hurerey von Gott verbotten, Auch der Eheſtaude⸗
dm Seiſnichen fo wol als den Weltiichen zugeiaſſen, vnd alfo
ein Eheftand iſt, fol in vnſerm Churfuͤrſtenthumb und Lans
den, binfikoo zroifchen jhnen allerſeides Fein vnterſcheid fein,
much gehakten werben, Sonbeen fallen ber Geiſtlichen vnd
Pfarrer Hefte Weiden und Kinder, ſich unfer Landes Con-
stitatiom in Ghöfchefften, Succension, Exbe, und Echrechte,
auch aller anderer Krb — Fr vi
Idiste, za frewen vnd zugeben PR) | phe⸗
ya en, Dos follen fie keine Pfare: aber andere Geiftliche
ter Erben.
47*
372
"Bas die Pfarrer in hrem abziehen, ober abfterben, in den Pfarren
laffen, Auch ibzre Erben von ben Einkommen ber Pfarren ererben
follen,
Weil numehr die Pfarrer Ehelicy fein, und derwegen bie
Statuta sinodalia: weil bie one das ungleich fein, nicht allents
halben gehalten werden, noch ftathaben können, fol dißfals fols
gende Ordnung, in vnſerm Churfürftenthumb gehalten werden.
Vnd zum Erſten, foll ein jeder Pfarrer, in feinem abzie⸗
ben, oder auff fein abfterben feine Erben, auff den Pfarren,
das verorbente Inuentarium, wie ers in feinem anzuge gefun⸗
ben, oder durch vnſere Visitatores nad, gelegenheit einer jeden
Dfarren, weiter verorbent würde, Auch alles was Erdt, Wiebe,
vnd Nagelfefte, Dozu audy allen Mift fo verhanden iſt, voll⸗
koͤmlich verlaffen.
Darnad fol ein jeder Pfarrer, das Einkommen vnd Früchte
dee Pfarren, zu jeder zeit, pro rata temporis, haben und bes
halten, Nemlichen.
Do ein Pfarrer auff Michaelis anziehen würde, fo fol er
von dem vorigen Pfarrer oder feinen Erben, befommen vnd
haben, die Winterfaet im Felde, wie auff ben Hufen vblich vnd
gebreuchlih, Würden aber die Hufen nicht befeet fein, Sol
bee vorige Pfarrer, oder feine Erben, dem anziehenden Pfarrer,
die Winterfaeth und Loften, barzu gehörig verreichen.
Vnd bleibet der anziehende Pfarrer, das gange Ihar vber
Pfarrer, fo gebraucht er auch alle nugungen vnd einheben der
Pfarren.
Wuͤrde aber ein Pfarrer, der auff Michaelis angezogen,
noch vor Martini ſterben, oder abziehen, ſo ſollen ſein Weib
vnd Erben, alle Einkommen der accidentalien, fo bie zeit ober
von Michaelis biß auff Martini gefallen haben, und das
Pfarrecht vollendt biß auff Martini beitellen, Sollen auch den
antheil der Winter und Sommer Saeth, Auch ber Pechte, fampt
den Korn, Flache und andern Zehendt, von ſechs Wochen, gegen
den Sommer haben.
Alfo iſts auch ferrer zuhalten, wann ein Pfarrer auff Mi⸗
chaelis anzehcht, vnd Mefigniret oder ſtirbet auff Weinach⸗
ten, Faſtnacht, Oftern, Pfingſten, Margarethe oder Barthomei,
der ſoll haben alle nugungen, die in folchen zeiten gefallen, Auch
feinen antheil der Winter und Sommer Saeth, Deßgleichen
der Dechte, auch Korn, Flachs unnd andern Zehendt, pro rata
temporis.
Nach folcher anzall, ſoll e8 audy mit dem Hew, Stro und
Holge, fo er alldo germonnen, gehalten werden, Das Hew und
Holg aber, fo die Pfarrer anderswo gefaufft und gewunnen,
das foll den Erben, als Erbe bleiben, vnd ihnen alleine folgen.
Dagegen fol auch der abziehende Pfarrer ober feine Erben,
bie zulünfftige Winterfaeth, auch pro rata temporis, nach der
fie von den Fruͤchten nehmen, geben, beftellen und feen heiffen,
Als do er ein oder zwey viertel Jahres, weiniger ober mehr, die
früchte nimpt, So gibt und beftelt er auch den vierdentheil ober
die Heifte, weiniger oder mehr ber Saeth, und fo fort an, nach
anzal der Früchte, fo er bekoͤmpt. Gleicher geftalt, fol «6
auch mit der Sommerfaeth vnd beftellung der Eder, darzu ges
halten werden. °
Welcher Pfarrer auch die Zeit, do der Fleiſchzehet gegeben
—* Pfarrer iſt, derſelbige ſoll denſelbigen alleine haben und
ehalten.
1598. CXLIV. Braubenburgifche Viſttatious⸗ uud Eonf.sOrbuung.
Deßgleichen follen auch die Pfarrer, bie zu ber zeit, wenn
das Obs reiffe ift, Pfarrer fein, baffelbe alleine behalten, Het⸗
ten aber die vorigen Pfarrer, Korn, Lein, und andere in ben
Serten, vor jhrem abziehen oder abſterben gefeeth, fo folgt den
Erben die gebür pro rata temporis nicht unbillich.
Vnd nad) abfterben eines Pfarrers, follen feine Widwe
und Erben, wie vor alter, ben dreiffigften, ale vier Wochen
ober, in der Pfarten figen bleiben, die Pfarrampte in des beſtel⸗
ten laſſen, vnnd dagegen die Einkommen und accidentalia, fo
in den vier Wochen fallen, einnehmen.
Bom Mbfchoffe der Pfarrer vnd ihrer Erbfchafften.
Wann ein Pfarrer ſtirbet, und des Orts, feine eigene fahe
rende Habe oder Exbfchafft verleffet, follen fein Weib und Kin⸗
der, wann fie von danne ziehen, von folcher feiner verlaffenen
fahrender Habe oder Echfchafft, den Gerichten, darinne ber
Pfarrer verftorben, einig Abſchoß oder Abzug zugeben nicht ſchul⸗
dig fein, fondern ihnen dafjelbe, frey ohne beſchwerung folgen,
Nehmen aber das Erbe andere Freunde, die follen das Abſchoß
wie fonft breüchlich geben.
Alſo audy, würde ein Pfarrer fein Weib oder Kinder, eins
vom andern, oder andere woher was ererben, oder allda erwer⸗
ben, vnd mwolten nach abfterben des Pfarrers, in den Gerichten
lenger nicht bleiben, ſoll jhme daffelbe alles auch Schoßfrey
und ohne abzug, außgeſtattet werben, Doch fol es mit ihren
Erblichen liegenden Gründen, wie obftehet gehalten, und was
andere baruon thun, gegeben werben.
Bon Befferung und Bawung der Pfarren.
Nachdem auch zum offtern fürfellet, das die Pfarrer mit
den Patronen und Pfarrlindern vneinig, mer die Pfarcheufer
befiern vnd bamwen folle, darüber die Heufer zerfallen, Weil
dann bie Pfarrer gemeiniglich Arm, vnd bie Pfarcheufer jhre
Erbe oder Eigen nicht fein, fan ihnen diefelbigen- zubatven, mit
‚bifigkeit nicht zugefchoben werden, Sondern werben die Pas
tronen, Dorffheren, vnd Gemeinden, Weit fie ihre Schmide
vnd Hirten, mit Wohnungen -verfehen, fich ſolchs vielmehr
gegen ihren Seelforger, daran ihnen am höchften gelegen, nicht
befchweren. '
Darumb follen die Sollatorn , auch Rethe in Stebten vnd
Flecken, mit hülffe und zulage der Gemeine, die Pfarren und
Gaplaneyen, bo es in Gemeinen Kaften nicht verhanden, bawen,
und in bewlichen wirden halten.
In Dörffeen aber fol es alfo damit gehalten werden, das,
welcher Pfarrer, eine Pfarre fo mol gebamwet, auch mit allen
zugehörigen gebewde und zeunen, nottärfftig zugerichtet , bezies
bet, der foll die auch mit Dach, Fenſtern, Kachelöfen, Thuͤten,
Schloſſern, Benden, und allen andern eingebewbden wefendtlich
erhalten, darauff denn die Dorffherrn, Schulgen und Gottes
haußleuten, wann bie Iherliche Kirchen Rechnung geſchicht,
fleiffig fehen, und dem Pfarrer des verwarnen, wo das Pfarr⸗
haus und die andere zugehörige Gebewde, an obberüurten ftüden,
vnd des Dachs halben würde fchnden nehmen, das Er ober
feine Erben, auff fein abfterben, ſolchs alleine Reficiren vnd
wibder Bawen follen.
Mehre aber das Pfarchaus, vnd die zugehörige Gebewde⸗
und Zenne, in-anziehen des Pfarrers, vngebawet, das man viel
2598. OXLIV. Braubenburgiſche Bifitations: aub Conſ. Ordunug.
daran flicken und beſſern, ober gar nidder reiſſen muͤſte, Sollen
die Collatores, Dorffherrn vnd gantze Gemeine der Heupt⸗
pfarren vnd Filial, das holtz, Stein, Rohr, Stro vnd andere
notturfft, dauon man Bawen ſoll, ſemptlich dazu beſchaffen,
Vnd dann bie Ackerleute bie Fuhre, und die Coſſeten neben
den Aderleuten bie Handtarbeit thun, das alfo die Pfarre, ohne
eimichen bes Pfarrers Eoften, mit allen Gemechern, Cammern,
Boͤhnen, Thuͤren vnd Fenſtern zugerichtet, Auch geftadet, ges
Pleibet und zugebeddet werde, Vnd wann ſolchs alfo volnbracht,
darnach foll der Pfarrer, bie Eingebewde, ald Kachelöfen, Bende
vnd anders, zu aller notturfft auff feinen koſten vollendt bawen
vnnd fertigen laffen, vnd dann weiter, mie obftehet, biefelbe
Pfarre, in bewlichen wirden halten, und wann an ben
Heuptgebewden fchaden zuuermuten, fol es der Pfarrer den
Collatorn, Dorfheren, Schulgen und Gemeinden, anzeigen,
damit alfo bie Pfarrer, wiber in Effe gebracht, und vnuerwuͤſtet
bleiben mögen.
Es follen auch die Pfarrer, bie Pfarrgerten, nicht verfal-
len oder verwäften laffen, Sondern mit Baumfegen und Pflan-
gen, fo viel jmmer muͤglich, und als Haußwirten gebühret,
beflsen und bawen.
Bon Bronifion vnd verforgung, ber Alten gebrechlichen Pfarrer.
Weil es Chriftlich und billich, das den Alten bürfftigen,
ſchwachen vnnd gebrechlihen Pfarrern, fo allewege bey der
wahren Religion geblieben, vnd jhre leben dabey, biß in jhre
Alter ehrlich zubracht, zu jhrem vunterhalt und notturfft von
der Pfarren Einkommen, was verorbent werde.
So bedenden wir demnach, wo inn ber Visitation ober
fonft befunden, das ein Pfarrer, Alters, Leibe ſchwacheit, oder
anderer Seplhalben, onuermügendt: feinem Ampte lenger vor:
zuftehen, vnd berfelbe hette an demfelben Orthe, vber Zehen
Ihar, Trewlich gedienet, und Eöndte ſich Armuths halben fonft
nicht erhalten, das jhme der achte Theil der Pfarren Einkom⸗
men, bie er verlaffen mus, jerlichen zu feiner unterhaltung, zeit
feines lebens, folgen, oder fonft durch ein Abſchnidt, verfehen
werden möchte.
Doch folle von vnſern Visitatorn zuuor erfundigung ges
ſchehen, ob er auch ſolchs vonnöthen, dann do er fonft feinen
enthalt haben Töndte, bleiben dem Newen Pfarrer die Einko:
men gang vnd vor voll, nicht unbillich, vnd folle derwegen,
ſolchs alles zu vnſerer Visitatorn und ber Patronen erkandt⸗
nuß fichen. .
Bon den Küftern.
Nachdem auch an einem Trewen, Fleiſſigen Küfter, nicht
wenig gelegen, follen bie Köfter in Stebten, vom Rathe vnd
Pfarrer, und auff den Dörffern, von den Collatorn, Pfarrern,
Schultzen und Gottshaußleuten, gewehlet, und ſonſt Eeiner
ohne ‘des Pfarrers willen angenommen, noch eingebrungen
werben, in anfehung, daß fie ben einander fein, und die Kirchen⸗
empter, ſemptlich beftellen müffen.
Bnd wann Er alfo angenommen, Sollen bie Rethe in
Stedten, vnd auffn Döcffern die Gemeine, ine mit feinem
Gerethe, auff jren vnkoſten zuholen, fchuldig fein.
Darnach ſollen die Kuͤſter auff den Doͤrffern, alle Sontage
nach Mittage, oder in der Wochen einmahl, mit Rath des
Pfarrets, den Leuten, ſonderlich aber den Kindern und Ge
378
finde, ben kleinen Catechismum Lutheri, wie der von werte
zu worte begeiffen , und in vnfer Kicchenorbnung Gebrudi,
vnuerandert, fürlefen und betben lehren, Auch nach gelegenheit
vmbher fragen, was fie daraus gelernt,. Deßgleichen follen fie
vor vnd nad) verlefung und Repretierung des Catechismi, ihnen
dem Jungen Volde, gute Chriftliche Deutfche Pfalmen vors
fingen vnd lehren, vnd da Filtal verhanden, follen fie ſolchs
wechfelsweife, einmahl in ben Heuptpfarren, das andermahl
in.den Filialn, alfo halten, domit bie Jugendt in allen Doͤrf⸗
fern, dißfals nach notturfft unterwiefen, und ja nicht verfeumet
werben möge.
In deme und fonft in feinem Ampte, foll ein jeder Küfter,
dem Pfarrer gehorfam leiften, der jhme auch darinne zugebieten
haben folle.
MWürden aber bie Küfter in jren Kirchendienſten feumig,
leſſig, vnfleiſſig vnd mutwillig, oder darzu nicht duͤchtig befun⸗
den, vnd fich in deme des Pfarrers befehlichs nicht verhalten,
oder an ſeine ſtraffe nicht kehren, ſollen die Pfarrer ſolchs erſt⸗
lich den Patronen, Schultzen vnd Gottshausleuten, vermelden,
das ſie die zur beſſerung vermanen, Da aber ſolches auch vn⸗
huͤlflich, Sollen fie jhres dienſts entſatzt, vnd ander gehorfame
vnd fleiſſige an jhre ſtatt angenommen werden.
Es ſollen auch die Kuͤſter alleine jhr Kirchenampt beſtellen
vnd mit fleiſſe warten, vnd die Junckern eder Pfarrer, jnen
vber das nicht zu Dienſte zugebieten haben, Sie wolten dann
den Kuͤſtern dafuͤr lohnen, oder ſonſt jhren willen treffen, Auff
welchen Fahll ſie gleichwol an jhrem Kirchenampte nichts ver⸗
ſeumen ſollen.
. Es ſollen aber die Kuͤſter ſich mit fleiſſe vorſehen, das fie
zwiſchen dem Herrn vnd Gemeine des Dorffs, vnd dem Pfar⸗
rer, keine Meuterey oder Muthwillen darauß verkleinerung des
Pfarrers vnd verachtung der Predigt, Beichte vnd Sacrament
zufolgen pfleget, erwecken oder erregen, Sondern allezeit
Freundtlich, Ehrerbietig, vnd zu Friede vnd einigkeit, gegen
jrem Pfarrer geneigt ſein, Da aber anders vermerckt, ſollen ſie
obberuͤhrter maſſen, jhres Ampts entſatzt, vnd ander fromme
eingezogene Diener, an jhre ſtatt verordent werden.
Schließlich ſollen die Kuͤſter, mit ſonderm fleiſſe darauff
ſehen, das die Pfarrer vnſerer Chriſtlichen Kirchen, auch dieſer
Ordenung, trewlich in allen Punckten nachkommen, Vnd wo
fie ſolchs nicht theten, ſolchs une den Patronen ober vnſerm
Consistorio vermelden, auch fich derſelbigen Ordnungen, ſelbſt
alfo verhalten, alles bey verluft und entfegung ihres Ampts,
Auch vnſer Straff und ungnade.
Bon bes Küftere Wohnung vnd vuterhaltung.
Die Küfterheufer, fo vor alters geinefen, follen von dem
Ampte nicht genommen, Sonder allewege zu behuff ber Kuͤſter,
von ben Einwohnern der Dörffer, ohne ber Küfter zuthun, ger
bawet, gebeffert und erhalten werden, auff das fie fonberliche
gerotffe Wohnungen, do fie im fa ber noth zufinden fein,
haben mögen, Vnd follen nicht bey den Sundern in jren Heu⸗
fern liegen, ober den Sundern von den Küfterheufer, alfe Coſ⸗
feten, zudienen ſchuldig fein.
Vnd was die Pfarrer und Gottshaußleute, begleichen die
Sundern, und gemeine Einwohner, den Küftern an Gelde,
Korne, Brabtwürften, Eyern und andern, vor alters Iherlich
874
gegeben, ober zu jhrer beffern unterhaltung, verorhent werden
möchte, Das alles follen fie ihrme nachmahls, trewlich ohne allen
abbruch reichen ond folgen laſſen.
Bon den Schulen, Auch Schulmeiftern vund Ihren Geſellen.
Weil die Alten zu fordeeunge ber Chriftlichen Religion, ges
meiniglich bey einer jeden Kirchen in Stedten, eine Schule ver»
ordent vnd auffgerichtet,, im welcher die Jugendt vnd Kinder,
Nach deme fie dem Herrn Chriſto, durch die heilige Tauffe ein»
Seliebet, in guten Künften onb bem Catechismo , auch wahren
Religion feind vnterwieſen worden, Ordnen und wollen wir,
das die Obrigkeiten jedes Drts, die Schulen orbentlidy und
nottärfftig bawen, Auch die Pfarrer und Prediger, öffentlich
verfündigen und vermahnen follen, das ein jeder feine Kinder,
fo balde fie nur alters halben dozu tüglich, In die Schulen,
den Gottlofen Muͤſſiggang zuuermeiden, ſchicken, und bie in
Gottesfurcht und guter Difciplin erziehen laſſen follen.
Vnd folen die Schulmeifter und jhre Gehuͤlffen, nicht
nad) gunſt, ſondern wegen jhrer geſchickligkeit und tüglichen
Wandels , mit gemeinen einhelligem Mathe, vnd bewillgung
der Pfarrer und Rethe ig Stedten, angenommen vnnd einge
wiefen, Auch Feiner hierüber. eingedrungen werden.
Vnd weil die Schulmeifter und jhre Geſellen, an flatt der
Eltern fein, ſollen fie fich der Jugendt auffs trewlichſte anneh⸗
men, vnd fie im Catechismo, vnd fonft in guten Künften, mit
fleiſſe Inſtituiren vnd wol lehren, Auch die Gefenge in ber
Ktechen, vermüge vnſer Kirchenordnunge, zu gebührlicher zeit
mit fleifje halten vnd fingen.
Vnd da wir auch berichtet fein, das die Schulmeiſter und
ihre Gefellen, weil viel Arbeit zu Lefunge vnd Repetierunge ber
Grammatica gehört, zu ben Poẽten und andern groſen lectio-
nibus, bie Inftiger zulefen fein, dann die Grammatica zu Res
petirn ift, Eylen, Oder zwey, drey, auch wol vier Jar uber
_ der Grammatica lefen, viel unnöhtig Comment, dabey dietirn,
vnd alfo die Jugendt verfeunsen und verderben, Sintemahi fie
nimmermehr recht Latine reden oder ſchreiben lernen koͤnnen,
wo fie in den Regulen grammatices, vngeuͤbet, und ihnen bies
ſelben zu rechter zeit, nicht wol eingebildet werden.
Derhalben, damit diefje und ander vnrichtigkeiten, verhütet
bleiben mügen, Sollendie Schulmeiſter und jhre Gefellen, dißfals,
und auff die gantze Schulordnunge, von dem Rathe vnd Pfarrer,
in geluͤbte vnd pflichte genommen, und ihnen fonderlich mit einge⸗
bunden werden, vnuerdroſſen zuſein, mit den Knaben alle Tage,
Grammaticam vnd Sintaxin zuuͤben, auch mit jhnen aus allen
Lectionibus, zu Declinirn, Coniugirn, und Constructiones zus
fuchen, und fie daneben fleiffig gemehnen, langſam, Mar und vnter⸗
ſcheidlich zulefen vnd zureden, Auch zu einer guten gemeinen leſer⸗
lichen Schrift , die wol Diftinguirt fey, Vnd in Summa, fir
ſollen mit hoͤchſtem fleiffe dahin gericht fein, bie Jugend zu Gottes
erfandtnuß vnd furcht, Auch zugleich in guten Freyen Kuͤn⸗
en vnd Sitten, mit trewen fleiſſe zuerziehen, : und zu Unter
weifen, das dadurch Gottes Ehre vermehret, Auch des Kirchen
und Gemeine nug gefucht werben moͤge.
Ste follen auch mitden Knaben, als Thrannen, nicht vmb⸗
ghen, Sondern mit vernunfft und maß, biefelbigen mit Rus
then, ohne verwundung ober beſchedigung ihres Leibs und ges
fundtheit, zächtigen.
%
1898. CXLIV. Beanbenburpifhe Wiftetione: um Genf-Dsdnung-
Bnd auff das bie Jugendt sum fleiffe mehr anreitzung haben
möge, follen die Schulmeiſter, fie nach gelegenbeit jhrer geſchicklig⸗
keit in Claſſes ordentlich theilen, Vnd zu zweyen Monaten, ein
jeden, nach dem er in der Lehr zu: ober abgenommen, herfuͤr⸗
ziehen oder zurüd fegen, Auch fi) allewege mit dem Pfarrer
ond dreyen aus dem Mathe ober Gemein, die es verſtehen,
was in jeden Claſſe vor Lectiones, die ben Knaben, wegen jhres
Alters vnd Verſtande, nicht zu viel oder zu geringe zuleſen fein,
vergleichen, Vnd barinne, auch fonft in Kirchen Regiment und
Geſengen, ſollen fie der Pfarrer Math Isben, doch dad vnſerer
Chriſtlichen Kirchenordnung, in deme nichts zuwidder fuͤrge⸗
nommen werde.
Damit demſelben auch alſo nachgeſatzt, vnd die Jugendt
Chriſtlich und wol möge Instituirt und fleiſſig in den Schulen
gelefen werden, Sollen die Pfarrer, neben zweyen des Mache,
und zweyen aus ber Gemeine, die Schulen alle Monath eine
mahl Visitiren, bie Knaben Examinirn, und gute acht darauff
baden, das fie in den fürnemften Städen Chriſtlicher Lehre,
oub Kirchen Sefengen, doch am meilten Lateiniſch, wol geübet
werden.
Alſo foll auch vmb mehrere anfehens willen, alle viertel
Ihar, ein Gemein Examen, der Knaben oder disputation,
in benfein bes Pfarrers, Auch des Regierenden Burgermei-
ſters, Stadtſchreibers, vnd zwene des Mathe, unb etlicher aus
der Gemein, ſo es verſtehen, gehalten werden, Vnd darmit
die Knaben mit groͤſſerm fleiſſe zuſtudieren, anreigung haben,
vnd fi auff das Examen oder disputätion frewen, Auch dazu
rüften mögen, follen etliche Groſſchen aus dem Gemeinen Ko
fen genommen, und denen ſo am beften im Examine respon-
dirt, und fich gebeffert Haben, zur verehrung — werben.
Auff das aber bie Schulmeifter vnd jhre Gehuͤlffen, ihre
bifiche unterhaltung haben mögen, Golfen die Bürger neben
beme, das jhnen von vnſern Visitatorn, dus dem Gemeinen
Kaften verordent, nicht alleine von jhren Kindern daß Prae-
eium oder Quartalgelt, vnuerzuͤglich und trewlich errichten,
Sondern auch fonft nad) vermägen, vnd nach eines jeden
Orths gebrauhe, Als warn die Schüler am Tage Martini
oder Newen Jahrstage, umbfingen, den Schulperſonen, milde
vereherungen mitthellen, und fonft gute forderungen erzeigen.
Vnd weil dann die erfahrung gibt, das bie Schulmeiſter
vnnd jhre Gefellen, durch das Pancketieren, in Hochzeiten vnd
ſonſt, Die Sugendt nicht wenig verſeumen, Sol jhnen hinfuͤro
auff Hochzeiten zugehen, nicht geſtattet, Sondern jhnen ſonſt
vor jhre Mühe, das fie die Brautmeſſe vnd andere Gefenge,
in der Kirchen beftellen, ettwann ein Orths ober ein Halber
Thaler, nad) des Breutigams vermügen, gegeben werden.
Köndten aber dis Schulmeifter oder ihre Wefellen, jren ans
geborn Fremden zun Ehen, zur Hochzeit zulommen, mit fnge
nicht abſchlagen, follen fie ſolches dem Pfatrer vermeiden, end
andere, die ihre Lectiones in des mitgavarten, beſtellen und
vormügen, und ber Jugendt, deßhalb ſpatieren zugehen, nicht
vrſach geben.
Wir feind auch berichtet, das die Schulgeſellen, wang fie
etwann vnluſtig fein, oder zur Hochzeit vnd dem Sauffen made
gehen wollen, Sechs oder Steben Junge Knaben, ibes Secti⸗
ones zugleich auffſagen laſſen, Auch in Latin geben, und fonft
tesfflich onfleiffig fein, vom deawegen mannicher Junger Anahe
fehre verfeumet wicht, das ex wei Binbte in einem viertel Phare,
fo wiellernen, das es fonft Zwey ober Drey Ihar, uber zubrin⸗
gen muß, Dder bie Eltern eigene Schuimeifter und Gefellen,
wo fie anders ihre Kinder nicht wollen gar verfeumen laſſen,
mit groffen ſchweren vnkoſten, In ihren Heufern ober fonft zus
halten verurfacht werben. Darumb wollen wir, das bie Pfars
rer vnd Rath, baranff achtung geben, vnd fie ihres Ampts ers
innen, oder beffelbigen gentzlich entfegen follen.
Damut au unter dem Gemeinen Dan, Kicchen: vunb
Schuldienern, vnterfchetd fein, vnd einer vor dem andern er»
kandt werben möge, follen fie fi hinfuͤro, aller Leichtfertigen,
kurtzen zerhadten und zerfchnittenen kleidung, auch vbermeffigen
verhremumg, berfelbigen enthalten.
Bu beme follm fie hierin und fonft, jhren discipeln, fein
ergerliche Crempel geben, Sondern ſich vor ſchampharen more
ten und tbaten, in ihrer gegenwarth, mit fleiffe hüten, Auch
jre Leben vnnd Sitten alfo anſtellen, und bahin richten, das
bie discipel in Gottfurchtigkeit und Tugenden, von inen koͤn⸗
nen anleitungen haben, in anſehung, das bie Jugendt gemri⸗
niglich jren Praeceptorn, in ihren Wandel, Gott gebe der fey
gut oder böfe, pfleget zufolgen, in meinung, das es jhnen alfa
andy gebühre und wol anfiche.
Vnd weil es im Menſchlichen krefften nicht ftehet, ſolchs
alles widder bes Teufels Fallſtricke außzurichten, ſollen die
Preoeptores, Gott auffs flaifſigſte bitten, das fie mögen had
jenige außrichten, was jhr Stand erfordert, vnd allewege ge
ae das Bott und die Engel zufehen, wie fie die Jugendt
erziehen.
Diffe und andere nugliche Statuta, die zu Gottes Ehre,
Erbar Sitten, Zucht und guten Erempeln, dienſtlich fein, vnd
das bis Jugendt ehrlich zur Kicchen gehe, Predigt höre, nicht
Fluche, Leſterlichen rede, Füllerey und Vnzucht meide, gebührs
liche Kleider, biß vnter die Knie, nicht zerhawen ober ſonſt zu
prechtig trage, und was mehr zu der Schulordnung gehörig und noͤ⸗
tig, Werden vnſere Visitatores neben dem Mathe, Pfarrer und
Schulmeifter, nad) eines jeben Orts gelegenheit, mit hülffe
des Allmechtigen, zumachen vnd anzurichten taiffen.
Bon den Difeiveln.
Die Difcipel follen Gott aus grund jres Hergen anruffen,
das er ihre studia dahin wolte richten, das die mit der zeit, zu
ber Kirchen oder Gemeinen Auge, gereichen möchten.
Darnach ſollen fie jhre Praeceptores fürchten, Ehren gros,
und werth halten, vnd alle® guts von ihnen veden, jhre ver⸗
mahnung vnd flraffe gerne dulden, fletffig zur Schule geben,
Ihre Lectiones offte Repetiren, vnd keinen Tag vergeblich und
ohne Nutz vnd zunehmen, vorbey gehen lafſen, Deßgleichen
follen fie feine Erbare vngebrembte Kleider, vnd Beine Pluder⸗
hoſen tragen, Auch Zuͤchtig vnd Meſſig leben, vnd ſich gegen
jhren Eiten, Wirten, und ſonſt jedermenniglich fein eingezo⸗
gen vnd Reuerenter halten.
VBnd weil die Schuͤler einstheils arme Geſellen ſein, vnd Beinen
freyen Tiſch haben, Sollen die Pfarrer die Leute in Predigten
adhortiren, das fie ben Armen fleiffigen Knaben, die vor ben
Thuͤren die Almoſen ſuchen, mildiglich nach ihrem vermägen
geben, Vnd dio ander Muͤſſiggenger, und Schul Rüchtige Bet⸗
telbuben, hinweg weifen,, in anfehung, das diefelbigen alleine
37%
Ihren Müttern und andern Weibern zutragen, bie daheim Fau⸗
lentzen, und ſolchs in vnzucht verzehren. |
So ſeindt auch etliche Schuͤler, fo auff ben Schulen oder
in andern Heuſern liegen, die vor den Thuͤren ohne vnterlaſs
Betteln, und wann fie was bekommen, deffeibtge des Abenden
verſchwelgen, vnd doch dabey nichts Studieren, Allein das fie
bes Bauchs, Vnzucht vnd Bädern wahrnehmen, Darumb
follen die Pfarrer vnd Caplene, jedes Orths darauff fehen, das
diefelbigen weggetrleben, vnd jhre Vetteln abgeſchafft werde,
dann wann es von Buͤrgern erfahren, werden ſie den Schuͤ⸗
lern zugeben vnwillig, Vnd muͤfſen alſo Die fronnnen vnd fleif⸗
ſigen Knaben, ſolcher Muͤſſiggenger entgelten.
Von der Jungfer Schulen.
Die Jungfrawen Schulen, ſeindt ſehr nuͤtzlich, vnd wol
erdacht, Darumb ſollen die Buͤrger jhre Toͤchter darinne Leſen,
Schreiben, Bethen, vnd Chriſtliche Geſenge lernen laſſen,
vnd zuerhaltung derfelbigen Schulen, den Vorwaltern jhren
Lohn trewlich vnd vnuerzuͤglich geben.
So follen auch die Rethe in Stedten, Sie nach gelegenheit,
mit freyen Wohnungen vnd ettlichen Holtz verſehen, vnd mit
keinen Schoſſen belegen, Auch fonſt jhnen alle muͤgliche forde⸗
tung widderfahren lafſen.
Dow deu Stifften. Monchen: vnd Zungframen Eloftern.
Die Vieitatores, ſollen den Stiffte vnd Cloſterperſon⸗en
eruſtlich bekehlen und aufflegen, das fie ſich ben Pfarrkirchen,
in Pedigen, Commmmion, vnd andern Chriſtlichen Ceremo-
nien , gleichfoͤrmig machen, vnd ſonderlich, wia ſolchs vnſere
Chriſtliche Kirchenordnung vnd Breuir mit bringet, Auch fonfk
alle mißbreuche der Opffermeſs, Heiligen anruffan, Gelübten,
ſampt andern Gottsleſterungen, gentzlich abthun und abfchafs
fen, Vnd wo in Stifften oder Cloͤſtern, noch nicht Epriftliche
Predieanten fein, diefelbigen alebalde baren verordnen.
Es muͤgen auch in den Jungfern Cloͤſtern, bie wir unfer
Zanbtfchafft hewilligt, wit vnſerm vorwiſſen, junge Jungfern,
zu Chriſtlicher Zucht, wol eingenommen werden, Doch ſollen
dieſelhigen mit Geluͤbden, Kappen oder andern mißbreuchen
nicht beladen werden, ſondern alda Gottes wort vnd den Cate-
chismum , Auch ſchreiben vnd Leſen lernen, auff das fie zu
ſolchen verſtand kommen, damit ſie ſich zu rechter anruffung Got⸗
tes, und allen Chriſtlichen Sittan und Tugenden gewehnen muͤgen
Vnd welche Perſonen, ſich ans den Cloͤſtern in Eheſtandt
aber ſonſt ihrer geleganheit nach begaben wolten, dad ſoll jhnen
jedorzeit offen vnd frey ſtehen.
Vom Eheſtaube.
Nach deme alle vermiſchungen, auſſerhalb des Eheſtandts,
Sünde fein, und ber Eheſtandt von Bott dem Vater eingeſatzt,
Auch durch feine Lieben Sohns Iheſu Ehriſti, unfers Heilandts
und Seligmachers, gegenwart vnd herrliche Mirakel gezieret
worden, vnd alfe ber Chriſtlichſte und fuͤrnemſte vnter allen
Stenden iſt, mil zum hoͤchſten vonmoͤten ſein, das ein jeder,
mit anruffung bes Allmechtigen, denfelbigen nach Goͤttlichen
vnd beſchriebenen Rechten anfahe, vnd ſich alſo barein ver⸗
halte und ſchicke, das es möge zu Gottes Ehren vnd feiner Ser⸗
len Hell gereichen.
Wir wollm au einen jeden hiemit trewlich verwarnen,
das er ſich mit Blutfchanden nicht verunpeinige, unb mit vors
876
bottenen Perfonen zuuerehelidhen, ober vermiſchung vnd vns
zucht zutreiben, nicht vnterſtehe noch einlaffe, fonderlich ſich
zuuor , ehe er mit der Perfon die Ehe zuuolntzihen anfahe,
fleiffig erföndige , ob fie einander im verbottenen Graden ver»
wandt fein, damit er ein rein Gewiffen haben, Auch Gött-
licher Mayeſtet, und ber weltlichen Obrigkeit Zorn vnd ernſt⸗
che Steaffen, dadurch nicht alleine auff ſich laden, Sondern
Landt vnd Lehte, folcher grewlichen Sünde halben, nicht in
Noth vnd Jammer führen möge, Wie dann die heilige Schrift
der fehredtichen Erempel voll ift, Das Gott der Allmechtige,
ſolche Blutſchanden vnd unzucht, alletvege vor andern fünden,
zum hoͤchſten geftrafft.
Vnd ſoll derwegen, weil in Göttlihen Natuͤtlichen vnd
beſchtiebenen Rechten, die Ehe den Perfonen, die einander-in
auff: oder abftiegenden Linien, mit Sipſchafft verwandt fein,
durchaus verbotten, Niemandts in unfern Churfürftenthumb
und Landen, macht haben, ober nachgegeben werben, ſich in
auff: oder abftiegenden Linien, Vnd in der Seid Linien der
Biutfreundtſchafft und Schwegerfchafft, im dritten oder weinis
ger Grad, Gleicher und vnglelcher Linien zuuerheprathen.
Viel weiniger ſoll vnſer Gemeiner Superintendent, Visi-
tatores, ober Consistoriales, ohne vnſern vorwiſſen, mit einis
chem, ber fen auch weß Standt6 er wolle, dispensirn, Sons
dern folche verhepratungen,, vor unrecht vnd vnzuleßlich erfens
nen, Auch bey der Weltlichen Obrigkeit beforbern, das die
Verbrecher, in bie Im Rechten verordente Straffe genommen,
und foldy vbel möge verhütet werden. Wo aber jemandts vor
Yublichrung diefer Ordnung, in neheen Grad der Blutfreundts
fchafft vnd ſchwegerſchafft, fich bereit vereheligt, vnd mit ſel⸗
nem Eheweibe, Kinder gezeuget hette, oder noch zeugen wuͤrde,
dieſelbigen Ehen ſollen gelitten werden, Auch derer kinder zu
Lehen und Erbe, Ehelich fein vnd bleiben.
Sonft aber, auſſerhaib obgefagter verbotenen Grad, foll
melniglichen im vierdten Grad, gleicher und ungleiher Seid
Zinten, die Ehe vnuerbotten fein, Auch die Geiftlichen hierinne
nicht außgefchloffen werden, In anfehung, das Gott der Ale
medhtige, den Eheſtandt vor gut erfennet, ba er fpricht: Es iſt
nicht gut, das der Menfc alleine fey, Derwegen foll hiewidder
Feines Menſchen Gebott oder Geluͤbdte angefehen, oder vors
gezogen werben, die tote auch hiermit inn vnfern Churfürften-
thumb, genglich Caſſiren und auffheben.
Würde aber im heiligen Römifchen Reich durch einhelligen
Beſchlus aller Stende, eine andere Ordnunge ber Grad halben
gemacht, Wollen wir: vnſere Erben und Nachkommen, ung
mit verfüindigunge berfelbigen, vnd fonft hierinnen aller ge⸗
buͤhr, und vnuerweißlich zuuerhalten wiffen.
Vnd fo offt nun ein Pfarrer oder Caplan, vmb zufams
mengebunge der Perfonen, fo ſich verehelihen wollen, erfucht
wirdet, Soll er fie befragen, oder ſich fonft erfunden, Ob:
vnd wie nahe fie einander verwandt, vnd widder obberührte
verbottene Gradus, Keine Perfonen zufammen geben, Were im
aber der Fall zu ſchwer, ober verftünde denfelbigen nicht, Sol
er onfer Consistorium , dißfals in Schriften, vmb erflerunge
erſuchen.
Weil auch der Eheſtandt, ein oͤffentlicher Standt iſt, vnd
derſelbige Gottes Befehliche nach, mit vorwiſſen ber Eltern,
oder anſtat derſelbigen, der nechſten Freunde oder Vormunden
1808. CXLEV. Braudenburgiſche Biftetions: uud GonfOeduung
verwilligung, und nicht heimlich gefchehen fol, In anfehung,
das viele vnraths aus dem heimlichen vnd winckel Werläbr
muffen, entfpringet, Sollen demnach die Pfarrer, fleiffig vnd
ernftlich dawidder Predigen, und das Junge Volck vermahnen,
das fie ſich ohne jhrer Eitern, oder Derer, benen fie befohlen, Vol⸗
bort und Rath, nicht verehelichen, Sonder die Ehe mit dem
Gebeth und öffentlicher desponsation, in bepfein etlicher Ehr⸗
licher Leute, vngefehrlich zwey oder drey, auff jeder Seite, wo
fie mit Eltern oder Vormunden nicht verfehen, als Zeugen
anfangen follen, Mit vertvarnunge, wo jemands, feinen Eitern,
ober in manglung derer, feinen Nechſten Blutsfreunden oder
Vormunden, den ſchuldigen gehorfam, und ehrerbietung, Gots
te8 Gebotten zuwidder, engiehen würde, das ber oder bie jenb⸗
gen, jhre gebürende Ehegelt, verlüftig fein, Vnd daffelbe durch
den Vater oder Obrigkeit, ben andern gehorfamen Kindern,
do aber bie nicht verhanden, ben Gemeinen Kaften, jedes
rg zu unterhaltung der Kirchendiener, zugewandt werden
ol
Alſo fol aud) von den Predigſtuͤelen, abgeköndigt werben,
das ſich ein jeglicher, .in verbotenen Graben, Zufteyen, ent⸗
halten folle, Dit. erinnerung, was vor beſchweruus und ges
fahr, aus folhen vnordentlihen Heyrathen pfleget zufolgen,
wie es bann bie tegliche erfahrung gibt, das, wo ſoiche hohe
Goͤtliche ſachen, alfo widder Gott angefangen, das ſich dieſel⸗
bigen gerne auffs aller Erbarmlichſte, mitteln vnd endigen.
Wir wollen aber, die Eitern, Freunde, vnd Vormunden,
hlemit trewlich vermahnen vnd warnen, das fie bie Kinder vber
die gebühr, nicht zulange auffhalten, oder fie zwingen, fich das
hin zuuerheprathen, bazu fie midder luft oder wille haben,
Dann ſolchs gebühret nicht ben Eitern oder Vormunden, fon
dern Tyrannen, Derwegen weil zu einer jeglichen Ehe, bepders
feidts verwilligung gehört, foll niemandts gewaltiglich bazız ges
drungen, ober auch vber feinen willen auffgehalten werden,
Vnd ſollen hlerinne die Kinder, denen ſolchs begegnet, vnſers
Consistorij Rath ſuchen.
Wie man fi weiter in Ehefahen, in öffentlichen und
heimlichen vnzuleßlichen Verlöbnuffen, Jungfraw ſchwechen,
vnd Eheſcheldungen, ferrer verhalten, vnd darinne gericht wers
den’ folle, dauon geſchicht in der volgenden Consistorial
Ordnung, allenthalben nottürftige meldung.
Darumb follen ſich die weltliche Obrigkeiten, auffm Lande
ober in Stedten, Defgleihen auch die Pfarrer die Ehefachen
zuhören, und darin zurichten,, oder die Ehe zuſcheiden, nicht
anmaffen, Sondern ſich derfelbigen, ohne fonderlichen befehs
lich, genglich euffern, vnd diefelbigen vor unfer Consistorium
weiſen vnnd Remittiren, Vnd do das Consistorium oder Su-
perintendenten, jhre hülffe dißfals bebürffen würden, bie
ſollen fie ihnen vnweigerlich Leiften und widderfahten laffen.
Würden aber die Pfarrer oder die Obrigkeiten, in Stedten
‚oder Dörfern, widder biefen unferm Chriſtlichen Befehlich
vnd Sagunge, handlen, die wollen wir, vnd fonderlich bie
Pfarrer, mit entfegung jhres Ampts, ernſtlich ſtraffen, in ans
fehung, das alle Regenten, Gott biefen gehorſam ſchuldig
feindt, vnrechte vermifhungen mit groffem erafte zuuerhuͤten
und dagegen alle gute-Drbnungen , die zuerhaltung des Chrifle
lichen Eheftandts dienen, zuhandt haben.
1508. CXLEV. Brandenburgiſche Viſtiativus⸗ und Eonf.-Örbunng.
Bon Auffbieten der Yerfonen, fo fich verehelichen wollen.
Bor allen Hochzeiten, foll zuuor drey Sontage nacheinans
der, vom Predigftuel verfündigung gefchehen, welche Perfonen
einander follen öffentlid) vertramet werden.
Vnd wo nun hindernuß oder jrrunge vorfelt, So foll ber
Pfarrer oder Caplan, diefelbige Perfonen nicht vertramen noch
einfegnen, Sondern fie an das Consistorium weiſen, und jhnen
daneben gebieten, vor dem Vrtheil ober gebührlichen befcheide
deffelbigen, Beine Hochzeit zumachen, viel weiniger einander zu⸗
berühren.
Do aber die Perfonen dem Pfarrer oder Caplan, nicht
molten folgen, foll er ſolchs dem Mathe oder Obrigkeit jedes
Orts vermelden, bie follen den Perfonen bey Leibes ftraffe
aufflegen, fih zum ſchleuͤnigſten vor da8 Consistorium zubes
geben, und vor dem Brtheil, und der Sffentlichen Chriftlichen
Solemnitet der Hochzeit, follen fie Beine Beywohnungen ges
ftatten noch zulaffen.
Vnd mo vor ober nach bem Auffbieten, Einſpruch gefche-
hen würde, vnd berfelbe koͤndte nicht gnungfam vrfach feines
fuͤrbringens außführen, So fol er den vnkoſten, barein er das
beklagte Theil verurfacht, zuerflatten fchuldig fein, Auch fonft
gebührliche ſtraffe gewarten.
Von ben Hochzeiten ober Wirtſchafften.
Vnd wann num keine hinderungen ober einreden verhans
den, follen bie Hochzeiten Etbarlich in aller Andacht und Zucht,
und nicht mit vbermeffigen Geprenge bes Volcks, Kleidunge,
Treffen, Sauffen ober anderer prechtigen Vngebuͤhr, ange
fangen unnd volnbracht werben. '
Doc, aber follen diefelbigen, ‚nicht im Aduendt und Fa⸗
fien, oder an hohen Feften und des Sontags vor Mittage,
Sondern auff die Werdeltage in der Wochen, oder des Sons
tags nad) der Veſper predigt, angehen und gehalten werben.
Vnd fol die Gopulierung vnd Bufammen gebung oder Ein-
fegung, ber Braubt vnd Breutigams, anders nicht dann in
der Kirchen, vor der Chriftlichen Gemein, vnd mit beyberfeidts
Eltern, Vormunden oder Negfter Sreundtfchafft vorwiſſen,
Öffentlich gefhehen, Darumb follen die Pfarrer, niemandte
daheim in jhren Heufern, Höfen, oder onter dem Himel, aufs
ſerhalb der noth, wie an etlichen Ortern, ein Zeithero ges
ſchehen, Vortrawen.
Vnd als auch ein vberaus groſſer Mißbrauch in Hochzeiten,
ſonderlich aber in Stedten, wegen des Kirchgangs, gehalten
wirdet, Alſo, das ſie des Abendts, vor Sechs, oder des Mit⸗
tags vor zwoͤlff ſchlegen, in die Kirche nicht kommen, ſoll der⸗
wegen ſolche Vnordnunge hiemit gentzlich abgethan ſein, Vnd
welcher Breutigam oder Braut, des Abendts vber Vier ſchlege,
vnd des Morgendts vber Zehen ſchlege, aus der Kirchen bleibt,
der ſoll jedes mahl zween Thaler, dauon die helffte in Kaſten
fallen, vnd die ander helffte der Pfarrer jedes Orts behalten
folle, zur ſtraffe geben.
Wie viel Volcks aber auff die Hochzeiten gebeten, welcher
geftalt es auch mit Geprenge, Speife, Kleidunge unnd andern
Geſchmuck und vnkoſten darauf gehalten werden folle, dauon
mollen wir in vnfer weltlichen Policeyorbnumge melbunge
thun laffen, Doc, follen die Pfarrer Fein Eſſen oder trinden
aus ben Hochzeiten fordern laſſen, Sondern ihnen, jhren
Im, auch ungeftrafft bleiben möge.
977
Weibern und Kindern, wenn fie dazu geladen, dabin zugehen,
frey ftehen, und Fein geſchencke zugeben ſchuldig fein.
Bon denen, fo anders wohin lauffen, vnd ſich alldo zunortrawen
fuchen.
Es teeget fich offt zu, das etliche Perfonen, fich in unzus
leßlichen Graben, Ehelich verjpeechen, oder andern bie Ehe zus
uor auch gelobet haben, vnd do man fie ſolcher und anderer
hinderungen halben, an dem Orthe, do fie fich wefentlich ent
halten, nicht vertramen will, begeben fie ſich an frembde oͤrther,
und fuchen alldo die zufammengebung, So findet man auch
etliche leichtfertige Pfaffen,, die darauff ohne einich vorgehendt
gebührliche Auffbieten, mit ber Trawe vortfahren, vnd geben
ai felbft zu obgemelten grewlichen fünden, und Gottes zorn,
vrſach.
Darumb ſoll hinfuͤro, Bein Pfarrer, einige frembde Leuͤt,
ſo nicht in ſeine Pfarre gehoͤrig, zuſammen geben, ſie bringen
dann glaubwirdigen, ſchrifftlichen ſchein vom Pfarrer vnd
Mathe, oder anderen Obrigkeiten, Doher fie kommen, das fie
zuuor drey Sontage nady einander alldo Anffgebotten, vnd
—58 einreden, darumb ſie ſich nicht nehmen ſolten, ge⸗
chehen.
Wann aber bie Kundtſchafft, alſo wie obgemelt, verhan⸗
den, alsdann moͤgen ſie darauff vnd ehe nicht getrawet werden,
bey meidung vnſer ernſten ſtraffe, die vnſer Fiſcal von dem
Pfarrer fordern, Auch noch dazu ſeins Ampts entſatzt wer⸗
den ſolle. |
Wuͤrde ſich aber jemandts darüber, auffer vnſerm Chur:
fürftenthitmb, in anderer Herren Lande begeben, und aldo Vor⸗
trawen laffen, die follen in unfere Lande nicht widder gelaffen
oder gebuldet werben, Sondern hiemit ewigklich excludirt fein.
Von Auffbieten und Sochzeiten berer, welchen durch das Dinortium,
wibber zu Freyen, erleübt.
Wann fi die unfchuldige gefcheidene Perfone wider ver⸗
ehelichen wil, fol fie dem Pfarrer, darunter die Hochzeit ges
ſchehen folle, den Scheidebrief, welchen fie von vnſern Consi-
storio erlangt, vier Wochen zuuor zeigen, vnd ihnen berichten,
das fie fi darauff mit einem andern Ehelich verfprochen, und
willens wehre, ſich Vortrawen zulaſſen, Vnd foll der Pfarrer
fie nicht oͤffentlich Auffbieten, ſondern ſich in bes ſonſt mit
fleiſſe erkunden vnd erforſchen, ob andere verhindernus da
wehren, deßhalb dieſe beide Perſonen, ſonſt nicht muͤſten zu⸗
ſammen gegeben werden, Fuͤnde er keine, ſoll die Hochzeit auff
einen gelegenen Tag angeſatzt, Vnd dazu ettwann zwey Tiſche
Freundtſchafft, neben dem Prieſter geladen werden, vnd big
Trawe im Hauſe, ohne alle oͤffentliche, Hochzeitliche Geprenge
geſchehen, Auff das jederman ſehe, das diß nicht eine Freye,
ſondern eine Rothſache ſey, dadurch dem vnſchuldigen Theil
geholffen wirdet.
Darumb auch die Pfarrer, keine, die ſein wer die wollen,
fo fi) ohne vnſers Consistorij Assessores erkendtnus des
Ehebruche halben, ober ſonſt ſelbſt geſcheiden, Einſegnen,
ober zur Ehe beſtettigen ſollen, ſie haben dann des von vnſerm
Consistorio , der ordentlichen ſcheidunge gnugſamen ſchein,
Auf das Er der Pfarrer, in deme weißlich und unergerlich hand⸗
48
18
Das bie Pfarroer, alle BVerſonen, bie fie Trawen, Teüffen, und zur
Erben beftettigen , aufifchreiben follen.
Aus fonderlichen bedenden, und vielen erheblichen Vrſachen,
legen wir allen und jeglichen Pfarrern auff, das fie ein fonder-
lich Megifter halten, vnd darinne alle und jede Namen der
Derfonen, fo fie vnd jhre Caplene, oder ſonſt jemandts von
jhrendt wegen, in ihren Kirchen Trawen vnd Zeiffen, Re
giſtrirn, Deßgleichen bie Namen der Todten, fo zu ihren Zei⸗
ten verftorben, mit fleiffe verzeichnen, Auch folche Regifter in
ben Koften, darirme fie der Kirchen Meß: und ander Büs
ches legen, wol verwahren, Mit vermarnung, do fie ſolchs vor:
lafien würden, das ein jeder Pfarrer vnſerm Consistorio , we⸗
gen ſolchs feines vnfleiſſes, sehen Thaler firaffe zuerlegen ſolle
ſchuldig fein.
Wie die Weltlihe Obrigkeiten, Saupt: und Umptlelite, Auch andere
Berichts Verwalter und. Befehlhabere, in Stedten und Dörffern,
‘ vber dieſer Ordenunge halten follen.
Die Obrigkeiten jedes Orths, ſollen mit trewen fleiſſe da⸗
hin trachten, das die Pfarren vnd Kirchenguͤter, alſo angewand
werden, das dieſelben alleine den Kirchendienern, Schulen, vn⸗
uermuͤgenden Studenten, vnd Blutarmen, dergeſtalt mitge⸗
theilt werden, das dem Herrn Chriſto, der ein König ber gan⸗
Gen Weltift, und alles gibt, koͤnne Rechenſchafft dauon gegeben
werden, Vnd fonderlid) barauff fehen, das von ben Kichens
gütern, vnter was fchein es jmmer gefchehen ober vor fein
möchte, nichts engogen, und die nicht ad prophanos vsus, ges
wandt werden, Sondern zu Gottes Ehren, darauff fie mehr,
dann auff ihren eigennug fehen follen, bleiben mügen.
Alfo follen auch die Obrigkeiten, in Stedten und Dörffern,
vber ihre Pfarrer, Kirchen und Schuldienern, tremlich halten,
bie widder Gewalt, Frewel vnd fonft [hügen, und neben jhnen
ernſtlich befordern heiffen,, das die Leute trewlich zur Kirchen
geben, Vnd do fie Eltern und Haushalter erführen,, die jhre
Kiuder ad Gefinde, von der Kischen abhielten, vnd im Cate-
chismo, nicht vnterweiſen liefen, Sollen fie die darumb ſtraffen
Sie follm auch darauff fehen, das die Pfarrer und Ca⸗
Aene, bie Epifteln und Euangelia, vor dem Altare, nicht
Deutſch, fondern in der alten gewohnlichen Melodey, Lateinifch
Singen, Vnd dann hernach, vmb bereinfeltigen willen, Deutfch
vorlefen, das fie es verſtehen Finnen, welches im Singen nicht
gefhehen Tan, Desgleichen das die Blenation des Hochwirdi⸗
gen Sacraments, in der Meſſe bieiden, und nicht abgetham,
viel weiniger an flatt bes Kelchs, die Pathen, wie an eine
ttheils örthern, von etlichen Klüglingen eingeführt Ift, Sondern
der Kelch, cum sanguine Ihesu Christi eleuirt werde.
Dann vnſer endtliche meinunge ift, das in Meligton Sa⸗
Ken, allenthalben in vnſerm Churfürftenthumb und Landen,
gleicheit, und «6 an einem Örthe, wie am andern, beyde in
ber Lehre und Ceremonien, vnſerer Chriftlichen Kischenorbnung
gemeſs gehalten werden ſolle. Vnd legen Wir den Rethen in
Stedten, Defgleichen den Collatorn, Schulgen und Gotts⸗
banfileuten auffn Dörffern, hiemit auff, vnd einbinden, vnd
befehlen ihnen, das fie ben den Eyden und Pflichten, damit fie
uns verwandt, follen in ihren Kicchen fleiffig aufffehen thun,
auff das onfer Kirchenordnung, von allen Kirchendienern ger
halten werde, Do es aber von den Pfarrern und Kiechendie⸗
1508. CKLIV. Braudeuburgiſche BViſitationd⸗ nub Eau. Öybuung.
nern wicht geſchehe, ſollen fie ihnen darumb einreben, und ob
fie dadurch nicht zubewegen, baflelbe uns und vnſerm Consi-
storio, vmb weiter einfeben aufchrziben. Mit verwarnung,
wo die Rethe in Stedten, oder Collatores, Schultzen vnd
Gottshaußleuͤte in Dörffern, vns ſolche Mengel nicht vermels
den , und biefelbigen alfo ſtillſchweigende eincenmen würden,
Mir aber ſolchs durch die Inquisitores; die vnſer Fiſcal in Ge⸗
heim barauff beſtellen wirdet, hernach erfahren würden, wollen
wir durch den Fifcal, widder fie Procediren laſſen, Und nicht
alleine die Pfarrer und Caplene, Sondern auch die Rethe, Pas
tronen, Schulgen und Kirchveter, ta onnadıleffige ftraffe, mit
entfegung jres Ampts, und fonfl andern zu abſchew nehmen.
Die Obrigkeiten follen auch verordnen, das die Wochen⸗
merdte, fo an Hohen Feften gefallen, biß nad) Mittage,
oder auff den ander folgenden Tag, verfchoben, auff das Got⸗
tes Wort dadurch nicht möge verhindert werden. Deßgleichen
ſollen fie auch alles abichaffen, fo den Leüten in Feſten und
Sontagen, Bor: und Nach Mittage, am der Predigt und
Gottesdienſt hinderlich fein moͤchte, Als Gebraudten und ans
dein Wein, und Bier zuſchencken, Kremerey oder Handtierung
zutreiben, auff dem Marckte zuſtehen, Spatieren zugehen, Ar⸗
beiten, Spielen vnd dergleichen vnordentliche Hendel meht, die
den Sabbath vnheiligen, vnd vrſachen, Gottes Wort zuuer⸗
ſeumen bringen, Vnd do jemandts befunden, der in Feſtagen,
oder des Sontags vnter der Predigt oder Ampt, Arbeiten, zu
Brandten oder andern Weine oder Bier figen mürde, Sollen
fie beyde, Wirt und Geſte, egliche Tage, in die Toͤrme Kaften
fteden , ond dadurch ſolche vnordnungen, fo wibder Gott und
feine Gebott fein, abfchaffen.
So follen auch die Obrigkeiten, vor fih an Fevertagen,
nicht Rath und Gemeine halten, noch) fonft ihre Vnterthaner,
ohne nöttige dringende vrfachen, zuuechör beſcheiden, Biel mes
niger mit dienften belegen, oder in andere wege, anberunge
Goͤttlichs Worte, abziehen vnd hindern, Damit fie Zroft in
ihren: Geriffen, aus ben Predigten erlangen mögen, Fuͤrnem⸗
lich weil Gottes ernſtlichs Gebott erfordert, den Siebenden Tag
zubelligen, und fonft Sechs Werdeltage zur Arbeit vnnd au
bern Hendeln, verordent fein.
Weiter ſollen fie die jenigen, welche Öffentlicher Laflee hal⸗
ben, Als Ehebruch, Durerey, Bnzucht, Zauberey, vnzuleßlichen
Wuchers, grewlichs Fluchs, Spielens, verdechtigs Muͤſſiggangt,
Schwermereyd, vnd dergleichen vbelthaten vnnd grober Laſter,
die eins Theils der Peinlichen ſtraffen wirdig ſein, berhchtigt
vnd ſchuldig befunden, nicht dulden, fondern die nach gelegen
heit der verbrechunge, am Leibe oder fonft mit verveifunge,
andern zu abfchem, zu ernſter fteaffe fordern, ober unferm on
sistorio alhie vermelden, auff das ber Ziftal, widder fie, wie
Hecht Procediren möge, Dana vmb folcher Sünden willen,
pfleget Gottes Zorn vnd ſtraffe, vber ein gang Gemein in Sted⸗
ten und Dörffeen, zußommen.
Gleicher geftalt, ſoll es auch mit hen böfen ungerathenen
Kindern, die jre Eltern leſtern, ſchmehen ober ſchlahen, gehals
ten werden, Vnd ob gleich die Eltern ſolches nicht Hagen makes
ben, follen doch die Nachbarn ſolches der Obrigkeit vermeiden,
auff das fie wegen ihres freundlichen ungehorfams, Inhalts ber
Mechte ex officio, geftrafft werden mögen.
Weil auch Gottes. Wort, den Prieſtren vnd Geiftlichen,
588. CXLıv. Beaubenburgifche Bifktationss unb Conſ. Ordnung. |
ben Eheſtandt zuleſt, und derwegen ben Geiſtlichen fo wol, ale
den Weltlichen, die Hurerey zumeiden, bey verluft des Him⸗
melreichs Gebotten, So follen die Obrigkeiten, der Geiftlichen
Concubinen, die fie in Stedten und Stifften, oder andersmo
halten, und dadurch mannichem Ehrlichen Kinde böfe Srempel
vnd anleitungen geben, nachtrachten, gefenglichen einziehen, und
auff gemohnliche Vrpheiden des Landes verweifen, Auch die
Nahmen der Geifttichen, denen die unzuchtige Weiber zuftehen,
vnferm Consistorio zufchreiben, bie follen fie mit Entfegung
ihrer Preebenden und Geiſtlicher Dignitsten, oder fonft zuſtraf⸗
fen haben.
Als auch ein vberaus grewlicher Mißbrauch, an etlichen
Öethern, in bewahrung dee Todten, eingeführt worden , Alfo
das ſich eine groſſe mennige Volcks, oder lofe Rott, in die Heu⸗
fer, do die verſtorbene liegen, begeben, alba zwey oder drey
Thonne Bier außfauffen, und wann fie Tholl und Voll fein,
alle Büberey, vntugendt vnd leichfertigkeiten treiben, und alſo
die lehte, fo gnugfam vorhin beträbet, und kaum fouiel haben,
das fie die Begrebnuſſen außrichten koͤnnen, vollends betrüben,
Sollen derwegen die Obrigkeiten, ſolchs mit ernſte verbieten,
vnd ober zwey oder drey Perſonen, in bie Nachtwache, bey den
Todten, nicht geftatten, die dann burd) des Verſtorbenen
Freundſchafft, ſonderlich dazu beftalt werden follen, Vnd bo
fi) jemandts darüber aus eigen bewegen, dahin verfügen wuͤrde,
den follen fie mit den Gefengknus ein Tag nd Nacht ftraffen.
Gleicher geftalt follm auch die vbermeffige Saftungen und
vnnuge Zehrung, fo die Sreundtfchafft nach dem Begrebnuffen
in der Verſtorbenen Heüfer treiben, hiemit genglich abgethan
fein, Alſo auch wo einer ſich daruͤber eſſens und trindens hal
* ben ungefordert dahin begeben wirdet, das berfelbe Sechs Taler,
als zwey dem Gemeinen Kaften, Zwey dem Pfarrer, und Zwey
dem Rathe, zus ſtraffe geben, oder darumb gepfandet wer:
den folle.
Es feindt auch bie Obrigkeiten ſchuldig und pflichtig, ihre
Bnterthanen mit ernfte und vermittelft der Pfandung dahin zu⸗
weiſen, das fie den Kirchen, Kaften und Dienern Göttliche
Worts, Auch den Hofpttalen, ihre gebührliche Pechte, Zehendt,
Bins, Opffer oder Vierzeiten Pfenning ond Anders, ohne bes
trug vnd vollkoͤmlich, zu rechter zeit entrichten und geben, Auch
die Gebewde der Kirchen, Pfarren, Schulen und Küftereyen,
aufrichten und erhalten hetffen.
Deßgleichen gebühret einer jeden Obrigkeit auch, den Vor⸗
flehern der Kirchen, Gemeinen Kaften vnd Hofpitale, auff
Siegel, Brieffe, oder glaubdhaffte Negifter, vor allem andern
Gleubigern, zu ben Deuptfummen und Zinfen, ex officio, ohne
langmeilig Recht, ſchleuͤnig zuuerhelffen, In anſehung, das e6
zu vortfegung Göttliche Worts, und zu erhaltunge der Armen
gereicht.
Es follen auch die Methe in Stedten, alle Quarthal im
Share, Zwene aus jrem Mittel, vnd Zwene von der Gemeine
verordnen, fo die Hofpitale und Siechenheuͤſer befichtigen, und
fich erfunden, wie die Arme Leute darinn gefpelfet und gewar⸗
tet werden, Vnd do mangel gefphret würde, follen fie mit den
Vorftehern der Kaften und Hofpital, ernſtlich daraus reden,
den Armen von deme, fo dazu verordent, ihre gebühr zube-
Schaffen, vnd zuuerreichen. -
Vor allen dingen aber follen die Obrigkeiten Bott in flsifs
879
ſigem ernfte bitten und anruffen, das er alle ihre und Ihrer Ges
meinden und Diener Handel, Werde, Rathfchlege, Gefcheffte
ond Kürnehmen, Gnedig und Seligklich, gu Ehre feines Nas
mens regieren vnd führen wolle.
De Syneäs.
Wo unter den Selerten, in vnſerm Churfürftenthumb und
Landen, zweifelhafftige Artickel einfielen, vnd diefelben ohne
vieler Gelerter Leuͤte zuſamen kunfft, nicht entſcheiden werden:
koͤndten, oder aber fonſt die Noth erforderte, das wichtiger
Sachen halben, alle Geiſtlichen vnſers Churfürftenthumds, zus
ſammen beſchelden werben muͤſten, Sollen vnſere Visitatores,
dieſelben an vns gelangen, vnd auff vnſer vnd derſelben beden⸗
den, mit Rath vnſers Gem⸗einen Superintendenten, Consisto+
rialn, vnd vnſer Wniuerfitet zu Srandfort an dev Oder, ein
Synodus, derhalben außgefchrieben, gehalten, vnd darauff die
fleeitige Punct und ſachen, gebührlichen erledigt, vnd entſchei⸗
den werben. '
Betchlus.
Schließlichen follen ſich vnſere Visitatores erkunden, ob bie
verordenten Pfarrer jedes Orths, auch befchafft, bas fuͤrnem⸗
lich vnſer Kirchen: und dieſe Ordnung gehalten, und das jenige,
was jhnen In ihrem Ampte, wie obflehet aufferlegt, volnzogen
baden, Ob fie auch felbft das jenige halten, vnd wie fie leben,
ob fie auch Gifften oder Gaben nehmen, und dagegen bie uns
gelarte Pfarrer fchügen, oder fonft befordern, Vnd in Summe,
weit ſonſt in vnſer Chriftlichen Kicchen: vnd diefer Orbnung,
wie es in Geiftlihen Sachen, gehalten werben, und was ein
jeber thun ſolle, gnungſam vnd nottärftig verfehen, So follen
unfere Visitatores, als getrewe Inspectores und verordente
Aufffeher, mit allem fldfie acht geben, das folch& von mennig⸗
lich gehalten werde, babin ſich auch jhre Ampt fuͤrnemlich er»
ſtreckt, und deriwegen ohne noth alles hieher zu Repetiren.
Bnd welche Kircyendiener und andere obberührte unfere
Drbnungen vberfchreiten, und demfelbigen nicht nachfegen wärs.
ben, bie follen fie mit vnſerm vorwiſſen jres Ampts entfegen,
und an bie Örthe meifen, do jnen eigene Ordnungen zumachen,
vnd zu thun was fie geluͤſtet, frey ſtehet.
Damm wir wollen für vnſer Perſon, das allem Vbel und
Ergernuß, in vnſerm Churfürftentbumb und Landen, mit hide
ſtem fleiffe gefleuret und gewehret, vnd bafjelbe nach gelegene
beit geſtrafft, Auch dagegen Gottes Ehre, Sucht, Bruͤderliche
"Liebe und einigkeit, gepflanget werden möge.
Confiftorial Ordnung.
Wert alle gute Ordnungen, fo in gehaltewer Visitation,
jebes Orths gemacht vnd amffgerichtet, vergeblich, wann barob
auch nicht ernftlich gehalten, vnd wibder die, welche biefeiben
verbeechen, zu gebübrlicher ftraffe procedirt wird, Vnd die nots
turfft auch fonft erfordert, das der Eheſachen Geiſtlichen vnd
anderer Hendel halben, die dor die Geiftlichen Gerichte gehörig,
unfer Consistorinm gehatten werde, Als haben wie vnſers im
Bott Ruhenden Deren Baters, milder godechtnus Consistorial
Drbnung, auch vberfehen, verbeflern, vnd onfern Unterthanen
48 *
380
zu gute fich zu jeder notturft darnach zurichten, hierzu Druden
Laffen, Welcher fich auch die Assessorn vnſers Consistorij alls
bie, vnnd ein jeder fo darinne zuthun, und Sachen zufordern
bat, gehorſamlich follen verhalten,
Mit was Perfonen das Conſfiſtorium befast, Auch wann und wo «6
gehalten werben foll.
In diefem Geiftlichen Consistorio follen gewöhnlichen fis
gen, Vier oder Fünff Perfonen, darunter fürnemlich onfer
General Superintendens ein Assessor fein fol, oder wehne
wir an feine flatt in feinem abmwefen verordnen werden, Vnd
ob jhe zuzeiten eine oder mehr Perfonen wegen vnſerer gefcheffte
oder fonft mangeln würde, So follen doch zwey Perfonen in
einer Sachen diffinitine fprechen, Darumb auch die Assessores
in wichtigen fachen, ettliche vnſerer Cammergerichts Rethe,
fonderlich aber vnſern Cantzler, fo offte es die Noth erfordert,
zu fich ziehen, vnd neben ihnen die Sachen und Hendel nad)
gnugfamer Verhoͤr gütlich vertragen, oder vermüge diefer Ord⸗
nung auf allerfeidts Schriftliche eingewandte notturfft, durch
einen Rechtmeffigen befcheidt, oder fpruch‘, mit allem trewen
fleiffe erledigen und Erpedirn follen.
Die Gerichte biefe® Consistorij follen allewege allhie zu
Coͤln an der Sprew in vnſer Rathftuben die Woche einmahl,
vnd fonderlih am Dingftage gehalten, und die Sachen auff
denfelbigen gelegt und befcheiden werden, Es wehre dann das
die mennige der Hendel verhanden, alddann mögen bie Nider«
gefagten den Donnerftag auch dazu nehmen.
Weil mir auch ein fonderlich Siegel zu diefem Consistorio
verordent, und machen laflen, foll dafjelbe Siegel haben ber
Eitifte Assessor, Vnd wann bderfelbe in vnſern gefchefften
ober fonft verreifet, ſolchs einem andern Assessorn verreichen,
und alfo-bey dem Consistorio allwege laffen, auff das bie Sa⸗
hen und Parth nicht aufgehalten, fondeen ohne vergebliche dns
often vnſeumlichen gefördert werden mögen.
Zu biefem Consistorio fol allwege ein Notarius gebraucht
werden, und zuuermeiben allerley vnrichtigkeiten, fol durch jhne
ein ordentlich Tagbuch, darinnen bie Parth verzeichent, gehals
sen, Auch die Vertrege oder Abfcheide von ben Assessorn bars
ein fleiffig Megiftrirt werben. Deßgleichen fol aud) ber Nota⸗
rius ein ſonderlich Gopial aller und jeder fchreiben fo nomine
- Consistorij außgehen, halten, Auch die Berichte, fo in Sachen
einkommen, in ein fonderlic Buch hefften,, diefelbigen fampt
den Acten und bes geſchwornen Gerichte Bothen Relation.
Item die Executorial, vnd ſtraffen fleiſſig Regiſtrirn vnd wol‘
verwahren, damit man ſich darnach zurichten, vnd nichts ver⸗
kommen, oder widderwertigs ausgehen moͤge, Vnd ſoll zu ſol⸗
cher behuͤff der Notarius einen fleiſſigen Substituten annemen,
der jme die Acta copial vnd anders fleiſſig halten helffen moͤge,
Auch wann der Notarius in vnſern geſchefften oder ſonſt ver⸗
reiſen wuͤrde, ſolchs in des beſtellen, vnd jhme auff ſein wid⸗
derkunfft richtigen beſcheidt dauon geben koͤnne.
Mit verhoͤrung der Zeugen, vnd derſelben außſage, Auch
den Gerichts Acten, vnd dem Vrthelgelde, oder andern gefellen,
ſoll es der Notarius, wie es die Cammergerichtsſchreiber hal⸗
ten, vnd der Notarius Consistorij vnd fonft Niemandts foll
die Zeugen verhören, doch mögen die Parth ihres gefallens einen
Notarien adiungiren,
1588. CXLIV. Brandenburgifche Viſitations⸗⸗ und Conſ. Orduuug.
Wir haben auch aus Erheblichen Nothwenbigen vrfachen
einen Fiſcal verorbent, ber in unfern Namen ex officio in Sas
hen dauon hernach gefaßt, Procedirn ſolle.
So ſollen auch die Assessores einen Gerichts Bothen an⸗
nehmen, vnd denſelben dem Consistorio ſchweren laſſen.
Wie die Afſefſores, Rotarius Subſtitut, Fiſeal vnd Gerichts Botte
Schweren ſollen.
Was vor Sachen vor dis Bericht follen gehören und beſcheiden werden.
1. In diefem Geiftlichen Consistorio follen zuuerhör vnd
techtsfertigung angenommen vnd vorbefcheiden werden, alle
Streit und vneinigkeit von ber Lehre.
2. Item, alle Ehefachen in Gemein.
3. Item, diß Gerichte ſoll fein wie ein Execution, der ges
baltenen Visitation , barüber die Nidergefagten halten follen-
4. Vnd fonderlich ſoll in diefem Gerichte Procedirt wer:
den, widder die in Stebten und Dörffern, fo fich in Prebigen,
Saerament rechung und Geremonien nicht ordentlich, und un»
ferer „‚heifttihen Kicchenordnung gemeß verhalten.
5. Auch widder die fo die Geiftlichen Güter von Pfarrn,
Kichen, Schulen, Hofpitaln den Kicchendienern und Ampten,
zu —8 an ſich gezogen.
6. Item, alle andere Exces, welche der Geiſtlichen coer-
tion ‚Untertoorffen.
7. Deßgleichen der Geiftlichen. Zeftament vnd Zehendt
Sachen, Sollen unfere Consistoriales zu Confirmirn und zu⸗
richten haben.
8. Vnd in Summa alle andere Sad, fo Geiftlich fein,
oder zwifchen und mit Geiftlichen Perfonen, der Religion ober
Geiftlichen Beneficien, vnd Gütern halben, in unfern Churs
fürftenehumb vorfallen, vnd was denfelben anhengig ift.
Es folle auch keine Praeuention in einicher folchen Sachen,
ob die albereit an andern oͤrthern anhengigk mwehre, oder noch
würde, angefehen, fondern biefelben alle hiehero gefördert
werben.
Was vor Rechte inn diefem Comsisterie ſollen gehalten vnd ge⸗
braucht werben, Auch von gewalt bes Couſiſtorij.
Wann in Artidleln unferer Chriftlihen Religion, ober der
Lehre und administration der heiligen Sacrament halben,
Streit und jrrungen, ober auch Sachen, welche die Gewiſſen
belangen, vorfallen, Sollen biefelben nady inhalt des Goͤttlichen
worte, Wie das in den Prophetifchen und Apoftolifchen Schriffe
ten, Auch denen daraus gezogenen Simbolis, und der Augſpur⸗
gifchen Confession , begriffen und verfaſſet, gevrtheilt vnd ge⸗
richtet werden.
So haben wir auch eine Chriſtliche Visitation: vnd Kir⸗
chen: Ordnung verfertigen laſſen, nach der ſich vnſere Con-
sistorial Rethe im ſachen die beſtellung des Ministerij cere-
monien, der Kirchen vnd derogleichen betreffende, zurichten,
Aber in Ehefachen follen fie fich in fellen, dauon in gemelter
Visitation vnd diefer Consistorial Ordnung mit ſondere vers
fehung befchihet,, deren bißhieher darein gebrauchten Geifllichen
Rechte vorhalten.
Es fol auch vnſer Consistorium bie jennigen fo wibber eis
nichen Punct diefer Ordnung handeln, nad) gebühr und billigs
keit zuftraffen, auch nad) gelegenheit der verbeechungen, bie
1588, COXLIV. Brandenburgifche Vifitations: und Conſ.Ordnung. 381
ftraffe des Gefengnus zu erkennen, vnd bie Vetheil durch die
weltliche Obrigkeiten et sic per Brachium seculare exequirn
zu laſſen madıt haben. i
Wie bie Procefs in dieſem COomsisterie ſollen fürgenommen vnd
gehalten werben.
Bon Epefachen, In welchen Graden ber Bipfchafft die Ehe zugelaffen.
Wir haben auch auß beweglichen Vrſachen zugelaffen , das
man fich in onfern Landen im vierdten Gradt der Blutfreundt:
ſchafft, Gleicher ond ungleicher Linien, verehelichen muge, Aber
im dritten und meiniger Graden, Gleicher und ungleicher Linien,
fol die Ehe nun hinfüro durch auß verbotten fein.
Bon heimlichen vnd Bffentlichen vnzuleßlichen Ehelichen verfprechen
. vnd verloben.
Vnd weil auß den heimlichen Verloͤbnuſſen viel Hader,
Bande und Vnwillen herfleuſt, Auch gefehrliche Meineyde, do
je zu zeiten einer dem andern das heimliche Verloben nicht ge⸗
ſtehen wil, verurſacht vnd geleiſtet werden, Sollen dieſelbigen
heimlichen Verloͤbnuſſen in vnſern Landen hiemit gentzlich ver⸗
botten fein, Vnd die Verordenten vnſers Consistorij ſolche
Ehe, die ohne beyſein, Redtlicher Leuͤte volnzogen, Vielmehr
aber die, welche von Perſonen, ſo vnter jhrer Eltern Bluts⸗
freunde oder Vormunden gehorſam vnnd gewalt noch fein, ohne
berfelbigen vorwiſſen beſchehen, wenn bie gleich bezeuget wer⸗
ben, vorunkrefftig, vnbuͤndig, erkennen.
Was aber oͤffentlich mit vorwiſſen vnd bewilligung der je⸗
nigen, ſo die vberhandt haben, als Vater, Mutter, vnd was
an jhrer ſtatt ſein mag, oder in beyſein Ehelicher Leute fuͤrge⸗
nommen ond geſchloſſen wirdet, das hat Gott zuſammen ges
fügt, vnd ſolchs foll Bein Menſch auffloͤſen noch fcheiden.
Die heimlichen Verlöbnuſſen ſollen den Öffentlichen weichen.
Truͤge ſich nu zu, das eine Perfon fich mit zweyen, erftlich
einmahl heimlich, darnach zum andern mahl Öffentlich Ehelichen
verſprechen würde, So foll das Öffentliche Gelübdte fuͤrgehen,
vnd gleichwol die Perfonen, fo fich zwier eingelaffen von unferm
Consistorio nad) eins jeben vermügen, oder do das nicht vers
handen, am Leibe geftrafft werben.
Wenn aber dem heimlichen Verlöbnuß, das heimliche Bey:
fchlaffen gevolgt, Auch dodurch befandt und beweifet würde,
So foll nothalben die Sache dahin gerichtet werben, daß das
öffentliche dem heimlichen Verlöbnuß weichen, in betrachtung
das der Perfon, auch ihren Eltern und Freunden gros unrecht
vnd vnehre gefchehe, do fie alfo in der Schande und Elende
folte figen bleiben, und das dem Befchlaffer nicht gebührt habe,
fi) mit einer andern zuuerloben, weil er mit der Erſten In un»
uerteagener Sachen hafftet.
Derwegen follen onfere Consistoriales in ſolchen Fall das
heimliche Verloͤbnuß fo am erften gefchehen, und mit dem Bey⸗
ſchlaffen beftettigt, dem Öffentlichen verziehen, vnd dem Bes
fchlaffer die Perſon zuerkennen, und fol derfelbige noch dar⸗
über andern zu abſchew, nad) geftalt der Perfon und vermuͤ⸗
gens etwann am Leibe oder an Gelbe in ftraffe genommen
werben.
Wo aber das Beyfchlaffen nicht befandt oder beiwiefen, und
ber Befchlaffer darauff Schweren würde, das es von ihme nicht
gefchehen, So foll das heimliche Verloͤbnus, dem öffentlichen
weichen.
Mo aud) einer fi mit zweien einmahl heimlich, und das
andermahl öffentlich Verlobt, Vnd hette beyde Perfonen bars
auff fletfchlich erfandt, So foll der Theter vermüge der Recht
geftrafft werben.
Bon zweien Öffentlichen Verlöbnuſſen.
Gefchehen aber zwey Öffentliche Ehe verfprehungen, So
fol die erfte binden, Vnd die legte nichtig fein, In betrach⸗
tung, das ſich das Verlobte, dem andern Theil ergeben, vnd
nicht mehr fein felbft iſt, derwegen es auch dem andern mit bes
flande nichts verbindtlichs verfprechen oder geloben Finnen.
Wehre auch auf das letzſte, des Beyſchlaffen erfolgt, Soll
ber Mann vor ein Ehebrecher gehalten, vnnd wie Recht ges
ftrafft werben, Auch gleicher geftalt widder die Weibsperfon,
bo fie von dem erſten Verloben wiſſenſchafft gehabt, mit der
ftraffe vorfahren, Vnd ber erften erleuͤbt werden einen andern
zufreyen, Deßgleichen mag es aud) mit der andern und Stu⸗
prirten fo ferne fie unmifjentlid und ohne Arge dazu kommen
ift, gehalten werden.
So aber ein Mann ober Weibsperfon ſich nach einem oͤf⸗
fentlichen Verloͤbnuß mit einem andern heimlich auch Verlobte,
und das fleifchlic, erkennen darauff verbrechte, In meinung,
ſich dadurch von dem Öffentlichen Geloͤbnuß zuziehen, vnd zu
freyen, die follen gleicher geſtalt Rechtlich geftrafft werben.
Bon Schwechen ber Iungfrawen und Wibiven.
Weit fih auch das Schwechen der Jungfrawen und Wid⸗
wen, fo gar offt zutregt, das wol vonnöten zu abmendung fol-
cher Lafter, gebührliche verordnung zuthun, Sol hinfüro wenn
ſolcher Fahll gefchen, vnd vor der Gefchmechten Perfonen, oder
ihren Eltern und Freunden, von vnſerm Consistorio koͤndte
auß geführt und dargethan werden, das fie der Beſchlaffer zu
ſolchen Laſter mit füffen worten, mit oder ohne vertröflung der
Ehe beredt, foll ber. Zheter die gefchwechte Perfon zunehmen
fhuldig fein, ober in weigerung bes, vermüge ber Recht ges
ftrafft werden. i
Da aber ein Lofer Bube ein Megdlein ober Widwe feinen
willen zupflegen zwingen, mit gemalt nötigen vnd ſchwechen
oder heimlich entführen wuͤrde, der fol ohne einiche anbietung
ber Ehe, vermüge der Recht ernftlich geftrafft, und bie ges
ſchwechte Perfon von beffeldigen Güter nach gelegenheit derfels
bigen, außgeſteuͤret werben.
Truͤge fich auch zu, das fich die Megdte oder Widwen felbft
zu den Gefellen oder Knechten fünden, und zu ſolcher Büberey
vrfach geben, In meinung fie dadurch zur Ehe zubefommen,
ober ihnen an Gelde was abzudtingen, oder diefelben nad) dem
erften Benfchlaffen, und ehe fie Schwanger werden, ein Vier⸗
tel, ein Halb oder Ganges Ihar, ſtille fehmiegen, vnd ſolche
fchande in des immer für und für mit dem Gefellen geübet und
getrieben, und wenn fie nicht gefchwengern würden, wol gat
ſtille geſchwiegen hetten, und ber Gefelle oder Knecht würde
ſolchs beweifen, oder mit feinem Eyde bethewren, vnd Schwer
ten, das er die Perfon mit ſuͤſſen oder liftigen worten zu bet
That nicht beredt, fie auch mit gewalt bazu nicht gezwungen,
Dder jhr die Ehe nicht zugefagt, noch derenthalben vertröftung
982 1513. urv. Brandenburgiſche Viſitations⸗ und Conſ. Ordnung.
gethan hetta, Auch nicht willens geweſen, fie zu ehelichen,
Sondern das ſie ſich ſelbſt zu jhme genoͤtigt, gekommen, vnd
zu ſolchen fleiſchlichen erkennen vrſache gegeben, Alsdann vnd
auff ſolchen Fall, ſol der Geſelle der Perſonen nicht mehr dann
ein Schleier, und ein Pahr Schue, zugeben ſchuldig, und ſonſt
von aller ihrer anforderung loſs fein, Er fol aber nichts deftor
weniger dem Gerichtöheren, was er ber Perfonen zu Chegelde
bette entrichten müffen, zur ftraffe geben.
Von Ehefcheidungen, vnd Erftlid wegen des Ehebruchs.
Wiewol der Ehebruch .ein vrſach der Eheſcheidung ift, fo
fol doch Feiner fich ſelbſt eigens gefallend oder gewalts von feis
nem Ehegemahl ſcheiden, Sondern mo eines das ander Ehe⸗
bruchs halben befchuldigt, Soll die Sache anfengklich vor vnſer
Consistorium vorbefheiden, und zu aller notturfft gehört, und
am erften zur widder verfönung mit allem trewen fleiffe gehan⸗
delt, doch das Vnſchuldige nicht gezwungen werden, das ſchul⸗
dige widder feinen willen mwidder anzunehmen, Sondern wo
die Verfönunge nicht flat hat, und die Scheibunge wuͤrde von
dem vonfchuldigen Theil begeret, Sol die Sache zu einem or»
dentlichen Proceſs vormwiefen, vnd darauff der Ehefcheidunge
halben, was Recht ift, erfandt, Auch dem onfchuldigen Theil,
nad) innhalt Söttlicher Schrifft, fich widder zuuerehelichen zu⸗
gelaffen werben.
De errere qualitatis, Wann einer eine Gefchwechte vor eine
Aungfraw befömpt. .
Weil Gotts des Allmechtigen ernfter Wille, das der Ehe⸗
ftanbt, welcher ein Standt ber Ehren iſt, Net vnd Reine ge-
halten vnnd vnzucht vermitten werde, wollen wir das in fol-
chen Fellen dergeftalt Procedirt werden folle.
Würde die Gefchwechte Perfone geftehen, ober durch ihren
vertraweten Mann, das fie fich von einem andern fleiſchlich ers
kennen laffen, Oder vor der zeit ſchwanger gemwefen, ausgefüret |-
vnd dargethan werden, oder ſolchs fich fonft genugfam ereügen,
Soll durch die Assessores vnſers Geiftlihen Consistorij erſt⸗
lic bey dem Weide und Manne erköndigunge geſchehen, ob
der Mann auch das Weib, nad deme er folhe That von jr
geroiffe erfahren oder gewuſt, Hernach berühret, und do fie es
geftünden, So ift das delictum dadurch an fid) felbft ausges
föhnet, und hat der Mann Errorem nicht zuallegirn oder an-
zuzeigen.
Were aber ſolch fleiſchlich beruͤhren nach erfahrunge des
delicti nicht beſchehen, ſollen ſie die guͤte, ob dieſe Perſonen
ſonſt zuuerſoͤhnen, verſuchen, Auch die Fraw jhren Mann,
durch Gott vmb verzeihunge fleiſſig bitten vnd flehen, mit er⸗
bietung ſich gegen jhme hinfuͤro ehrlich vnd alles gehorſams zu⸗
uerhalten.
Würde aber der Mann vber allen müglichen fleiß ſich nicht
erweichen laſſen, und die Scheidunge endlich fuchen, follen fie
den Mann ledig fprechen, Vielmehr aber foll widder die Pers
fon, wo fie fi nad) dem Verlöbnus widder zu dem Theter ges
funden, vnd vnzucht mit jhme getrieben hette. Als in casu
adulterij, dag Diuortium erfandt, vnd dem Manne die ander
Ehe zugelafjen werden.
Afo folen auch die Mannsperfonen wann fie nach dem
öffentlichen Verloͤbnus, mit andern Vrzucht seeiben, und es
widder fie, wie obflehet, aufgeführet wirbet, gebührlichen ges
ſtrafft werden.
Bon der Deſertion vnd heimlichen Weglaufien.
Es tregt ſich offte zu, das ein Ehegemahl von dem andern
ohne einige redtliche vrſachen, aus leichtfertigkeit, das jhme et⸗
wann der Eheliche Stand aus anreitzunge des Boͤſen entgegen
vnd miſsfelt, oder ſonſt aus Muthwillen dem Kriege oder an⸗
dern böfen Leben vnd Buͤberey nachzeuhet, enleufft, vnd alſo
ſein Weib, Kinder, Haus, Hoff ond alles ſitzen vnd ſtehen
leſſet, welches nicht alleine dem Weibe vnd Kindern zu gefahr
vnd nachtheil jhrer Seelen heil, Ehren, vnd verterb jres Guts,
Sondern auch dem Lande vnd der Obrigkeit zu ſchaden gerei⸗
wo thut, Darumb auch hieuon verordenunge zuthun von⸗
nöthen. '
Wo fih nun ein Mann oder Weib vor unferm Consistorio
befingen würden, daß das Weib von dem Manne, oder ber
Mann von dem Weide in Ehebruche oder müthwilliger weife
gelauffen wehre, ober hetten fich fonft gefonbert, vnd gebeten
würde jme zu gönnen, ſich anderweid zuuerehelichen, fol In fols
chen Sachen nicht geeplet, fondern der handel wol erforfchet,
gehöret, und inquirirt werden. Vnd we das entlauffene Teil
zubefommen, vnd geladen werden Fan, follen fie beyde fuͤrder⸗
lich fürbefcheiden, verhört, und wo nicht questio adulterij difs
putirt, oder adulterium continenti probirt wärbe, durch ges
bührliche mittel ein ander wibberumb ehelich beyjuwohnen cam-
pellirt werben.
Do ſich auch darauff die beyde Ehelehte wibber zufammen
begeben würden, vnd der eine Theil gleichwol darüber fich wid⸗
der von dem andern abfonbdern, foll derſelbe durch die Weltliche
Obrigkeit gefenglich eingezogen, vnnd ehe nicht außgelaflen wer
den, Er babe dann sufficientem cautionem de cohabitando
et Juri stando si litigare voluerit, gethan.
Wehre aber bafjelbige Muchwillige und entlauffene Theil
nicht anzukommen fein, fonder wehre entwichen, ober latitirt, "
das ed Perfönlich nicht anzutreffen, fo ſoll gleichwol bem au⸗
dern noch nicht gegöndt fein, ſich wibderumb zunerebelichen,
Sondern es foll fich dafjelbe ein Ihar ober vier gedulden, vnd
bie zeit ober feinem Ehegemahl fleiffig nachforſchen auch alle
mügliche mittel verfuchen, dadurch daffelbe widderumb zu ihme
zufommen , und jhme ehelichen beygumohnen, möchte bewegen
werden, Köndte es aber beffelbe gar nicht außkundiſchafften,
Mag es bey. unferm Consistorio vmb offene Citation wibder
das anfuchen, vnd follen vnſere Consistoriales barauff bey befr
felben Klagenden Theils Obrigkeit ertöndigung nehmen, ob fein
Ehegatten fo lange von jme gewefen, vnd ob ſichs in feinem
abmefen auch ehrlich gehalten, und wann fie ſolchs befinden,
follen fie das verlauffene Theil durch ein offen Edict, welchs
fie des Orths, da daſſelbe zuuor gemohnet, ober da feine Freundt⸗
Schafft ift, oͤffentlich an die Kirchen ſchlagen, auch von ber Can⸗
gel follen ablefen laſſen, Gitirn, das es in einer genanbten, boch
zimlich geraumen zeit fomen, und feinem Ehemahl beywohnen,
ober fehen vnd hören fol, wie «8 von demſelben loß getheile,
vnd dem andern fich wider zuuerehelichen erleubt werde.
Würde es dann nicht erfcheinen, auch niemandt feinent
halben ſchicken, und alfo gar ungehorfam auffenbleiben, Mag
das Klagende Zeil die außgangene Kdieta vor vnſetm Con-
®
—r *8—
2508. CxXLıv. Branbenburgiſche Viſttations nud Conſ.⸗ Orduung.
sistorio Reproducirn, und daß die Öffentlich angeſchlagen, vnd
von der Cangel abgelöndigt, von den Pfarrhern des Orths
kundſchafft eindringen, vnd follen darauff onfere Consistorial
Rethe nad) fleiffiger erwegung der zeit deß abweſens vnd aller
anbern vmbſtende das anfuchende hell von dem abgewichenen
koßcheilen, Oder wo fie es bie notturfft fein achten, daſſelbe
durch noch ein offen Ediet anderweidt Citiren laſſen, Vnd
wann es alddann auch nicht fommet, mit loßtheilunge des Kla⸗
genden Theils fortfaren, demfelben auch, wann ſichs in abwe⸗
fen des andern fromlich gehalten, vnd fein vnehrlich gerüchte
von jhme verhanden, ſich widderumb zuuereheligen vergönnen.
Wolte es auch in casu desertionis das vnſchuldige Theil
beweiſen, daß das weggelauffene mit andern Weibern gehuret,
vnd die Ehe gebrochen, ſo darf es der zeit der obgemelten vier
Jar nicht erwarten, ſondern ſoll jhme auff ſein klagen widder
das weggelauffene ohne fernern auffzugk offene Edict mitge⸗
theilt, vnd wo das darauff nicht verkommet, vnd ſich verant⸗
wortet, In deſſelben vngehorſam, wie oben von des Beklagten
vngehorſam geordnet, der beweiß ordentlich zugelaſſen, vnd dar⸗
auff was Recht erkandt werden. 5
Zuuor aber und ehe durch bad Consistorium, in diefen und
dergleichen Fellen sententia dinortij gefprochen, und dem Wins
fhuldigen, wie obgemelt, bie ander Ehe erleübt, fol keinem
geftattet werden, ein amber Chemahl zunehmen, Darumb bie
Pfarrer die nicht Trewen, vnd ſolch eigen felbrichtige fuͤrneh⸗
men ernſtlich geſtrafft werden ſolle. |
Das Schuldige und Condemnirte Zeil aber, folle in unfer
Landen, ergernus zuuermeiden, nicht wibber geflattet werben.
Bon ben Wegziehen fo vuter Epeleüten aus Neblichen vrfachen und
gefchefften gefchicht.
Mann ein Ehemahl Amptshalben, ald in Kriegsleufften,
ſchickungen, Kauffmans : und andern hendeln oder ſonſt mit bes
willigung, des andern aus billigen vnd nottürfftigen vrſachen
hinweg teifet, und lange auffen bleibet, es wehre gefangen ober
nicht, ſoll das verlaſſen Zeil, weil es weis, das fein Ehegemahl
ans leben, ledig, und ohne anderweid vereheligunge bleiben,
biß «6 von dem Tod bes Abweſenden vorgewiffet werde, und
des endtliche ‚glaubhaffte kundſchafft erlangt, darumb dißfals
keins Proceſs vonnöthen.
Da aber das Verlaſſene nicht wuͤſte, oder nach allem ge⸗
habtem fleiffe nicht erfaten koͤndte, wo fein abweſend Ehemahl
in ſolchem abreiſen hinkommen, ob es auch noch am leben oder
nicht, ſo ſoll es fuͤnff Jahrlang von der zoit an, do ſein Ehe⸗
gemahl ausgezogen, warten, vnnd darnach vor vnſerm Consi-
atorio erſcheinen, vnd alldo ſeinen Handel, wie der gewandt iſt,
fampt genugſamen ſchein, das fuͤnff Ihar verlauffen, vnd fleifs
fige nachforſchunge geſchehen ſey, mit beſtande fuͤrbringen vnd
rechtmeſſigs beſcheidts darauff gewarten.
Wuͤrden dann die Verordenten des Consistorij, die fürges
legten Bundfchafften vor gnugſam befinden, aud) das Verlaſſene
daneben Eydlich bethewren, das jme Feine fchriffte oder Bot⸗
ſchafften, von feinem abweſenden Ehegemahl, in folcher zeit zus
tommen, vnd alfo nach allem angewandten muͤglichen fleiffe
von jhme gar nichts erfahren Binnen, fo follen fie zu allem
vberfluß den abweſenden, durch ein offen Edict, und unter ei⸗
nem geraumen Termin, Cieiren vnd vorbeſcheiden zukommen,
vnd ſeinem Ehemahl beyzuwohnen oder zuſehen vnd anzuhoͤren,
welcher geſtalt demſelben ſeins langwirigen auſſenbleibens hal⸗
ben, ſich mit einem andern zuuerehelichen erleuͤbt werde, Vnd
wo er alsdann in der angeſatzten zeit nicht koͤmmet, dem an⸗
ſuchenden Theil ſich widder zuuerehelichen in Schrifften erleuben.
Don denen bie ſich Ehelich Veriobt, vnd das Verlöbnus wit dem
Kirchgange nicht volnziehen wollen, oder ſonſt heimlich dauon lauffen.
Do das Verloͤbnus ordentlicher weiſe oͤffentlich geſchehen,
vnd es wuͤrde von einem Zeil mutwilliger weiſe auffgezogen,
vnd wolte daſſelbe mit dem Kirchgange nicht volnziehen, ſoll
daſſelbe durch die Obrigkeit dazu mit bedrawunge der Gefeng⸗
nuß angehalten, oder do ſolchs nicht helffen wolte, gefenglichen
eingezogen, vnd ehe nicht entledigt werben, es habe dann Cau⸗
tion gethan, die zugefagte Ehe wircklich zuuolnziehen.
Begebe ſich auch das eins Jungfraw oder Widwe, mit die
nem Öffentlich , wie fich gebüret, verlobt were, und derſelbe zoͤge
one jren willen, auch one billiche und vedliche vrfachen, ober
aber heimlich aufferhalb Landes, vnd keme in dreyen Jaren
nicht widder, Sol je auff vorgehend äffentliche Citation, und
vnſers Consistorij erfandtnus, frey ftehen, fich mit einem ans
dern zu uerehelichen. |
Opefcheibung von wegen der Watiielichen vusüchtigleit.
Vnſer Here Chriftus hat dreperlen Menſchen der Ehe ew.
ledigt, Matth. 19. do Er fpricht Es feind etliche verfchnitten,
die feind aus Mutter leide alfo geboren, Vnd es feind etliche
vorfchnitten, die von Menſchen vorfchnitten fein. Vnd «6
feindt etliche vorfchnitten, die fich ſelbſt vmb das Himmelreichs
willen vorfchnitten haben, Derwegen wo ein Ehegemahl der Natur
halben impotens, vnd zur Ehe vntuͤchtig, und vngeſchickt, Auch
ſolchs kundt vnd offenbar ift, daffelbe kan Fein rechte Ehe mit
dem andern befigen, Darumb fol das Tuͤchtige auff worgebende
causae cognition, durch die fcheibunge von jhme ledig gezalt
werden, In amfehunge das es Beine Ehefcheibunge, ſondern
alleine ein deolaration und erklerung, das zwiſchen denſelbigen
Derfonen nie keine rechte Ehe geweſen fen.
Mo man aber de impotentia, zweifelt, fol die Scheldumge
biefer Perſonen nicht fürgenommen, fondern drey Jahrlang das
mit verzogen und verfucht werden, ob dbenfelbigen ber geſchwech⸗
ten Natur halben zuhelffen mehre, und hernach erftlich, wo Fein
vath zufchaffen, die Scheidung gefchehen. '
Es Löndte dann zwifchen ben beyden Perfonen gehandelt
werben, das fie ohne forderung der Ehelichen Pflichte bepelns
ander bleiben, und das vermügende Theil freproillig Keufcheit
halten wolte, Auff den Fahll möchte man fie beyfammen laſſen.
Bon den Ehelelten fo bie Ehefcheidunge fuchen, wegen ber Tyranney,
@iffts, ober anderer gefehrligfeiten halben,
Wo fid, ein Fahll begiebe, daß das Weib in gefahr jhres
lebens, wegen ber Tpranney oder anderer vrfachen halben, bey
dem Manne wehre, und herwidderumb das ber Mann bey dem
Weide nicht ficher fein koͤndte, vnd fich befürchten mäfte, fie
möchte ihme das leben durd Gifft oder fonft abftelen, vnd ſolchs
bey vnſerm Consistorio gefuscht wuͤrde, Sollen bie Consisto-
riales die Sache hören, vnd fonft inquiriren laffen, was hier⸗
an fein möchte ober nicht, und do fie befunden, das ber Mann
384
alfo wie das Weib klagte, seruirte, vnd Tyramney mit jhr
triebe, das fie. jhres lebens gefahr ftehen müfle, So foll ber
Mann gefenglic eingezogen, vnd nicht ehe ledig gelaffen wer:
den, er habe dann angelobet und verbürgt, ſich gegen feinem
Weibe Erbarlich und ber geftalt zuhalten, als einem ehrlichen
Ehemanne zuftehet unnd gebuͤhret, Würde er aber ſolchs nicht
thun, und ferter zuſeuirn, vnd widder fein Weib zu wuͤten vor⸗
fahren, foll er mit was herterm gefengnus fo lange geftrafft
werden, biß er feiner befferung gewiſſe vorficherung thut.
Befünden fie aber, daß das Weib jhrem Manne, ober ber
Man feinem Weibe, mit gifft oder in andere wege nad) feinem
oder jhrem leben geftanden, vnd ſolchs würde bewiefen, oder
es weren gnugfame Inditia oder vermuttungen dazu vorhanden,
Sollen die Assessores folch& ber weltlichen Obrigkeit, bo die
Beklagten gefeffen, darinne vermüge des heiligen Römifchen
Reichs peinlichen Halsgerichts Ordnung, und wie Recht zuuor-
fahren, aufflegen.
Bon Eheleüten fo ohne in Rechten zuleßliche vrſachen von einander
fein.
As ſich auch etliche zendifche Eheleute, alleine ihrer boß⸗
heit vnd muthwillens halben, von einander begeben, und ſich
zufcheiden ſuchen, auch ungeachtet, wie fleiffig zwifchen jnen ge:
handelt wirdet, einander nicht widder Ehelich beywohnen mollen,
vnd dadurch andern zu gleichen fürnemen böfe Erempel und
anleitungen geben, Sollen bemfelbigen aber vorzulommen, bie
Ehelshte aus einen andern vrfachen, dann denen bauon oben
meldung gefchehen,, gefcheiden werden, und wo fie auffer folder
in rechten ergründten vrfachen ſich von einander begeben wuͤr⸗
den, fol jhnen aufferlegt werden, ſich inner acht tagen widder⸗
umb zufammen zubegeben, vnd einander Chriſtlich und fried⸗
lich beyzuwohnen.
Do ſich aber ein Theil bes weigern vnd In feinem vnchriſt⸗
lichen Vorfage verharren würde, daſſelbe fol ettvann vier Wo⸗
chen mit dem gefengnus geftraffet, und wann es dadurch auch)
nicht zuuermügen, bes Landes vorwiefen werden.
Bon den Geiſtlichen Gütern vnd Einfommen, fo ben Pfarrern und
Kirchen genommen, entogen ober fonft abgebrungen worben.
Nachdeme in dieſen böfen Zeiten faft ein jeder fich befleifs
figt, den Goͤttlichen und allen befchriebenen Rechten zumidder,
unter weß fchein er immer kan, bie Geiftlichen Güter und Eins
kommen an fi) zubringen, welche doch die lieben Alten und
Vorfahren, zu beforderung Göttliche Worte, aus Chriftlicher
guter Andacht, zu Kirchen und Schulen gegeben vnnd vorei⸗
gendt haben, Alfo wollen und fegen Wir zuuerhütunge vnd
abmwendunge deffelben, das die Collatores, Patronen, Pfarrer,
Gottshaußleüte, Rethe und Gemeine in Stedten und Dörffern,
noch fonft jemandts vnſers Churfuͤrſtenthumbs, nicht macht
haben follen, einiche Geiftliche Güter, Heüfer oder Einkommen
zu den Kirchen, Pfarren, Hofpitaln und Küftereyen gehörig
zuuerandern, vielmeiniger in weltliche breüche zuziehen, Es ges
fchehe dann mit onferm oder vnſers Geiftlichen Consistorij fons
derlichen Conſens, bewilligung vnd erkandtnuß.
Vnd auff das ſich keiner darüber unter einichem Schein,
der Geiſtlichen Guͤter vnd Einkommen vnterziehen, vnd die vor
ſeine vertheidigen moͤge, Soll in vnſerm Churfuͤrſtenthumb
388. OXLIV. Braudbenburgiſche Viſttativns⸗ uud Conſ.⸗Ordunug.
vnd Landen, Niemandts ohne Rechtmeſſige ankunfft vnd Tit⸗
tel, an den Pfarr: oder Kirchenguͤtern, wie die Namen haben
moͤgen, durch den langwirigen Beſitz, einichen eigenthumb oder
gebrauch, vel quasi erlangen, Sondern mo durch Brieffliche
ober Lebendige Vrkunden gebürlich aufgeführt und bewiefen
werben Tan, das die entwandte Güter Geiftlich gewefen, vnd
ber Possessor Eöndte feine ankunfft do Legen beſtendiglich nicht
darthun, So fol der Inhaber der Güter dauon abſtehen, vnd
biefelbigen toiderumb ad pios vsus transferirt werben.
Derwegen follen die Pfarrer, deigleichen die Patronen
Gottshausleuͤte, Auc die Rethe, Schultzen und Gemeine in
Stedten und Dörffeen, fonderliche fleiffige und gute achtung
haben, das den Kirchen, Hofpitaln, Pfarren und Küfterenen
an ihren Einkommen, Barfchafften, Hufen, Eder, Wiefen,
Paten, Zehenden und dienften, wie das Namen haben mös
gen, von einem ber fen hohes oder nidders Standts, nichte
engogen werde, Vnd do fich ſolchs jemandts bereit vnterſtan⸗
den, oder noch untevftehen würde, follen fie bey ihrem Chriſt⸗
lichen Gewiſſen auch Eyden und Pflichten, damit fie ung ver
wand, vns oder onferm Consistorio allhie zu Coͤln an ber
Sprew ſolchs Schrifftlich vermelden, So foll ex oflicio ges
buͤhrlich einfehen gefchehen, Würden fie es aber gefchehen laſſen,
vnd mit den jenigen, fo der Kichen: vnd Pfarrgüter an fich
- gebracht oder brechten, durch die Singer fehen, Sollen fie mit
entfegung jres Ampts, vnd fonft geftrafft' werden.
Vnd damit ſolch vnchriſtlich fürnemen abgefchnitten wer⸗
den, vnd die Geiſtlichen Guͤter in dem Stande, dazu ſie ver⸗
ordent bleiben moͤgen, ſo ſol vnſer verordenter Fiſcal durch
Rechtlichen ſchleuͤnigen Summarien Proceſs, ſolche vnterzogene
Geiſtlichen Guͤter vnnd Einkommen, von ben Imehabern wi
der abfordern, vnd zu den Kirchen, Pfarren vnd Hoſpitaln
bringen, derſelbe Proceſs aber fol auffs kuͤrtzeſte alſo vorgenom⸗
men werden, das anfenglichen widder die vngehorſamen, wie
oben im Proceß de contumatijs geſatzt, vorfahrn, und darauff
Inhalte deffelbigen erfandt werde.
Würden aber beyde Theil auff die außgangene Labung
erſcheinen, fo die güte zroifchen ihnen fürgenommen,, und mit
allem fleiffe, per aggrauationem conscientiae verfucht werden,
Ob der Innehaber gutwillig von den Geifllichen Gütern abzu⸗
fliehen, vnd diefelbigen dem Pfarrer oder der Kirchen wibber
einzureümen, zuuermügen.
Wo aber diefelbige durch güthliche vermanung nicht zubes
wegen, fol von ftund zum beweiſe gefchritten, und einem hell
nach geflalt der ſachen, berfelbige, durch einen Rechtlichen ab⸗
ſcheid, den inner Rechts frift als ſechs Wochen, zuuerführen,
aufferlegt werben.
Vnd warn das Zeugnus'eintommen, fol al6balde die La⸗
bung an beide Theil ad publicationem testificatorum ausges
ben, vnd ein jeber Theil darauff mit zweien Segen alterna-
tiue, von vier Wochen: zu vier Wochen zum Vrtheil be
ſchlieſſen.
Wann nun alfo zum Vrtheil beſchloſſen, ſollen die Asses-
sores vnſers Geiſtlichen Consistorij, ein Vrtheil auff das Zeug⸗
nus, vnd darauff eingewandte Setze begriffen, und daſſelbe den
Parthen, nach vorgehender gebuͤhrlicher Ladung eroͤffenen.
Gleicher geſtalt ſol es auch, wo der beweis ohne erhebliche
Impedimente, nicht vorfuͤhrt, Ober aber ein Teil auff das vor⸗
2303, CXLIV. Braudenburgifche Stfitationd: nud EonfsOrbnung.
führte gezeugnus mit feinen Segen, bie felbigen zu rechter zeit
einzubringen fehmig, und das gehorfame Theil den ungehorfam
gebührlic, befchüldigen wuͤrde, gehalten, und vnnachleſſig durch
gemelte Assessores barauff gefprochen werben.
Welcher Theil fich aber nach der Publication eins Endts
vrtheils, vermeindte dadurch beſchwerdt zufein, der mag in ber
Im Rechten geordenten zeit, an uns Supplicirn, doc) das nach
geſchehener Supptication, ein jeder Theil mit einem Sage, in
obgemelter frift, zum Vrtheil befchlieffen folle.
Was als dann wir oder vnſere Cammergerichts Rethe, in
vnſern Namen darinne Sprechen werben, dabey foll es endtlich
bleiben, und mit der Erecution, da das ftreitige Gut der Kir:
chen oder Pfarrern widder zuerkand würde, ſtracks vorfarn,
und in dem ein Standt oder Derfon, angefohen werden.
Vnd follen vnſere verordente Visitatores derwegen wann
fie Vifitien, die Mengel fo ſich der Geiſtlichen Güter halben
erhalten, fleiffig verzeichnen, und dem Fifcal, vermüge difee
Proceſs darinne zuuorfahrn, unnachleffig auflegen.
Bon dem Fiſeal und feinem Ampte.
Nachdeme den Dorffpfarrern faft alles dauon fie ſich auch
jre arme weib vnd kinder erhalten follen, ensogen mirdet, und
doch ſolchs aus forcht nicht Magen doͤrffen, Auch zu zeiten vn⸗
uormüglicheit halben nicht thun koͤnnen, darüber die Güter
von der Pfarren und Kirchen gar alienirt werden, Seind Wir
ber Landtsfürft zuuorkommung deſſelben fürftehenden Vbels,
beroogen, einen fonderlichen Fifcal der ex officio widder bie
Berbrecher deßhalb Procedirn möge, zuuerordnen.
Vnd fol demnad) berührter vnſer Fiſeal in allen und jeden
Sachen, dauon oben melbung gefhehen, vnd die wir oder vn⸗
fere Visitatores vnd Consistoriales jhme aufflegen werben,
Procedirn, Vnd fonderlich fol er widder bie muthmillige Pfar⸗
ver vnd Küfter, fo mol als andere Verbrecher diefer Ordnung
vorfahrn, vnd biefelbigen zu gehorfam und abtrage bringen,
Auch in beme vnd fonft feinem Ampte trewlich nachkommen,
ond dißfale niemandts fhonn.
Bon den Procuratorn.
Die Procuratores follen die Sachen: vermüge des Eydts
ben fie vnſerm Cammergerichte geſchworn, in diefem Consisto-
rio auch trewlich fordern, Da aber einiche gefehr oder vorzug
diefer onfer Ordnung zuentgegen, Es fey in Gütlichen ober
Rechtlichen Hendeln, von den Aduocaten oder Procuratorn ges
fpürt würde, Sollen die Verordenten vnſers Consistorij dies
felbigen zuftcaffen, oder jhnen die Procuratur ein zeitlang zu⸗
verbieten haben,
Bon onterhaltung des Consistori].
Weit Chriſtlich vnnd den befchriebenen Rechten gemeß, das
bie Gaben, die vorzeiten bie Biſchoffe und Gapittel,, in Stiff⸗
ten zu onterhaltung Chriftlicher Empter, und zu beforderung
ber Religion fachen, Auch der Geiſtlichen fchug entpfangen vnd
eingenommen, nachmals dazu gegeben und gebraucht werben.
Wie dann den Bifchoffen die Procuration und Hufengelt,
Deßgleichen den Capitteln vnd Probften das Cathedraticum,
Synodatienm, und Sandgelt, aus keiner andern vrfachen, dann
zu der Geiftlichen Recht und fchug gegeben worden, Darumb
1. .
auch die beide nehifte geweſene Bifchoffe zu Brandenburg, Jer⸗
lich drithalb hundert Guͤlden zu beftellung vnſers Consistorij
von dee Procuration vnnd Hufengelt Jerlich gegeben, Vnd
letzlichen daſſelbe gar darein gefchlagen, das es die Consiste-
riales nunmehr, wie bann auch nicht vnbillich geſchicht, fore
been mögen.
Weil aber folhe Procuration und Hufengelt, nicht viel
vber bie unkoften, zwey hundert gülden außtregt, Aus vrfachen,
das es vntrewlich gegeben wirdet, vnd die vom Abel, auch ans
dere in Stedten viel Hufen durch auskauffen, vnd ſonſt zu ſich
bringen, vnd das Hufengelt zugeben weigern, welches ſie doch
mit fuge nicht thun koͤnnen, Auch jnen nicht gebuͤhret, das je⸗
nige, ſo vorhin nicht frey geweſen, oder ſie in jren Lehenbrieffen
nicht haben, ftey zumachen, vielweiniger der Geiſtlichen Ge
rechtigkeit alfo vnter ſich zuziehen, Darumb follen bie vom
Adel, und andere beide in Stedten und Dirffern, das Biſchoff⸗
liche Hufengelt von den Hufen, dauon vor alters gegeben, nach⸗
mals entrichten , oder der Pfandung gemarten.
Vnd weil auch das Cathedraticum und Sandtgelt, So die
Pfarrer in Sede Berlin, Bernaw, Newſtadt, Wrigen an ber
Dder, und Straußbergk von alter® gegeben, Dem Probfte, vn⸗
fers Stiffts alhie zu Coͤln an dee Sprew gebuͤret, follen fie e8
bey meidung der huͤlffe jme nachmals geben, dann Er vnd die
volgende Pröbfte follen allivege vor Assessores des Consisto-
rij gebraucht werben.
Da fich auch offte begibt, das die Pfarrer von den Pfarren
bin und widder ziehen, oder verfterben, vnd mann andere Pfars
ter hernach widder darauff kommen, thun fie fich der Procuras
tion mweigern, dadurch dann dem Consistorio das fein en&ogen
wirdet, Darumb fol es hinfüro alfo gehalten werben, das der
jenige fo auff Martint auff der Pfarren gefunden wirdet, bie
Procuration ſtracks ohne einichen behelff entrichten folle, Vn⸗
geachtet er habe Eurg oder lange die Pfarre innegehabt.
"Bon ben Straffen, fo in ben Cansistorio gefallen.
Ob fich zutrüge, das bie Benfiger in vnſerm Consistorio,
einer oder wehr Partheyen, ihrer verwirdung nach, eine Gelte
ftcaffe aufflegen würden, bie follen fie durch den Fifcal einfor>
dern laſſen, auch in Gerichte. annemen, vnd bamit, nad) vnſerm
weitern beuelch, gebarn.
Beſchlus.
Letzlichen wollen wir vns vorbehalten haben, die Obgeſatzte
Ordnung zubeſſern, zuandern, zuuermindern, oder da die not
erfordert, in etlichen Artickuln zuerkleren, vnd follen die Con-
sistoriales in wichtigen Hendeln fich alwege vnſers Raths er⸗
olen.
’ Da aber ein Fall fürfiele, der in difer Ordnung nich deci-
dirt oder vermelbet, Sol es damit. nach gemeinen befchriebenen
Rechten gehalten werden.
Wie wir dann diefe unfere Ordnung, die Geiftlihen Hen-
del und Sachen, obberuhrter maffen, darnach zurichten, aus
Churfürftlicher Obrigkeit, hiermit Conſtituirn und fegen, wollen
auch menniglichen gnedigft vnd auffe trewlichfl vermahnet has
ben, das ein jeder die hoͤchſte Gaben, die uns Gott durch feinen
Ikeben Som Iheſum Chriftum, im Predigampt und hochwir⸗
digen Sacrament mitgetheilt, auffe Reiffigfe trace ‚die
Kichhe vnd jre Dimmer lieben, auch ihnen nach allen vermuͤgen
huͤlffe beweiſen wolte, Dann ob wir gleich willen, das es ben,
bie Gott nicht fürchten, und den Kirchen allenthalben abgezogen,
oder noch abzuziehen gedenden, zum hoͤchſten entgegen, vnd fie
nichts liebers fehen möchten, dann das keine Ordnungen ober
Rechte im Lande wehrte, So feind wir doch, fouiel der Allmech⸗
tige und feine Gnade verleihen wirbet, darob mit fondern ernſte
EURE. CHLV. VYommmeriche Syuodalſtatuten. |
zuhalten, vnd dieſelbige zuſchuͤten und zuhandthabon, genbibch
gemeint.
Vrkuͤndtlich mit vnſerm auffgedruckten Secret beſiegelt,
Nach Chriſti vnſers lieben Herrn vnd einigen Erloͤſers Geburth
1573. Jahre.
Gedruckt zum Tham in der Newemarcke durch Chriſtoff
Rungen.
1574.
. CXLV.
Statuta synodica in ecclesiis Pomeraniae, promulgata in eynodo Eiryphen-
hagia, Anno 1574.
Die folg. Statuten entiehnen wir aus Moser, Corp.
fur. eccl. ev., Vol.H. p. 774 94 Eine befondre Ausg.
erſchien u. a. Stettin 1690 Fol.
* * *
Caput I.
De Doetrina et studils Pastorum.
J.
Pastores et Ministri Ecclesiae omnes sint consentientes
et constantes in sincero consensu doctrinae coelestis, juxta
scripta Prophetica et Apostolica, Symbola, Augustanam
Confessionem, ejus Apologiam, et Catechismos Lutheri.
II.
Fugient impia et falsa dogmata, sectas fanaticas, et pe-
regrinas opiniones, inprimis errores de Sacramento Coenae
‘ Domini, Zvvinglüi, Calvini ‚et similium, veram et substan-
tialem corporis Christi praesentiam negantium, nec frivolis
rixis, de doctrina alibi temere motis, se admjsceant.
II. |
Non spargent, voce vel scripta, novas aut peregrinas
opiniones, vel alibi motas, vel secum conceptas, nisi ante
in Synodo veris fundamentis verbi DEI eas analogas fidei
demonstraverint. Hoc enim nervo consensus doctrinae, et
tranquillitas in Ecclesiis Pomeraniae, DEI beneficio , longo
tempore conservata est.
IV.
Assidui et diligentes sint in studio Theologico, et in
precatione. Legant quotidie textum Biblicum, Caput unum
atque alterum exVeteri et Novo Testamento, Psalmos duos
aut tres, Locos communes Domini Philippi, Examen Ordi-
mandorum, vel Corpus doctrinae ordine; Eruditiores adjun-
gant lectionem Chronici Philippi, et Historiae Ecclesiasticae.
Addant et libros pios et utiles Patrum, et Scriptorum vete-
rum et recentium, quos tamen legant cum judicio, proban-
tes omnia, ettenentes, quod cum norma verbi DEI congruit.
V.
Coneiones ad Ecclesiam faciant, non ex tempore, aut
ex .libro legant, sed diligenter praemeditatas, et accomme-
dent cas ad suum gregem, docendo, arguende , consolando
18. et 19. die Junii.
et exhortando, zelo sancto, im Spiritu mansuetudinis, non
ad destructionem, sed ad aedificationem Ecclesiae.
vi.
In Concionibus de usitatis Evangeliis et Catechismis po-
tissimum sequantur Postillas Lutheri, et majorem Catechis-
mum ejus, inde desemant ea, quae suae Ecclesiae utilia et
salutaria esse judicent. _ Aliorum Postillas et Catecheses,
sed paucas et bonas, cum his conferant, varietatem fugiant,
et parvum Catechismum Lutheri per majorem ejas Catechis-
mum esplicent.
In Synodo fiat Examen ex textu Biblico, ex Locis Com-
munibus Philippi, vel ex nostro Examine Ordinandorum, et
ex Catechismo.
VII.
Interdum Superintendens cuilibet Pastori Locum ali-
| quesa doctrinse, aut partem Catechismi, in Synodo breviter
explicandum injungat , vel disputationem utilem et perspi-
cuam instituat, aut recitationem declamationis alicui man-
det, ut Ministres Verbi judicandis et solvendis argumentis
contrarüs exerceat, et idoneos in usu styli retineat.
IX.
Ut imter omnes doctrinae consensio conservetur, Prae-
positi et Provisores Synodi vocent, quolibet mense, exceptis
tamen hybernis, Novembri, Decembri, ‚Januario, Februario,
unum ex vicinis Pastoribüs, fratrem ejus Synodi, qui ipsis
audientibus Concionem habeat, idque fiat ordine, nisi lon-
ginguitas loci, vel aetas, vel alia probabilis causa, de judi-
cio Superintendentis, excuset quempiam,
Secundum Caput.
De Ceremonils, et Officiis Ministeril in Ecclesia.
| I.
Omnes Ecclesiae, quotquot in ditione Hlustrissimorum
Principam , Ducum Pomeraniae, Cassubiorum et Wandalo-
rum, Priscipam Rugiae, et Comitum Gutzkoviae, sitae
sunt, jure Patronatus earum ad quemcungque pertinente, sub-
ditae et conformes sint communi totius Pomergniae Ordi-
“508. OXLV Pommcvſche Syuodalfiatuten.
netioni Ecciesiasticane et Agendae, quae consensu Ordinem,
ab Illustrissimis Principibus publicata est, Ä
I.
Ceremoniae Ecclesiasticae omnes, tum diebus festis et
dominicis, tum etiam in hebdomata, serveutur, et fiant
juxta Ordinationem Ecclesiasticam et formulam Agendae.
Si quis contra fecerit, et alios ritus, in,peragendis publicis
sacris ofliciis Ecclesiae, proterve usurpare, vel quispiam,
violata recepfa conformitate in Ceremoniis , innovare petu-
lanter attentaverit, aut per ignaviam officio suo desit, a
Synodo et Superintendente punietur, vel res, pro conditione
facti, remittetur ad Consistoriam. Pastores igitur attente
legent Librum Agendae, et dent operam, ut, quae pie et
bene scripta sunt, pie et recte intelligant, et rite usurpent.
In ritibus autem humanis sciant, semper excipi libertatem
Christissam, si fiat violatio in vasu venae nocessitatis „ aine
petulantia et scandalo ad alios, -
MT.
Catechismam Pastores sedulo exercemt, et inculcent po-
pulo. Lecto ad Altare Evangelio, partem ejas, cum forma
Confessionis, Ecclesiis praelegi curent. In civitatibns die-
bus Dominicis habeatur ordinaria Concio Catechismi, in quo
singulis anni quadrantibus pueri examinandi sunt, et ser-
vanda Catechumenorum confirmatio, ut in Agenda praeci-
pitur, In pagis, diebns Dominicis, Pastores a prandio in
Catechismo brevem Concionem habeant, qua finita, ad aram
juventutem in eo erudiant. Quater in anno pueros m Ca-
techismo examinent, et ritum confirmationis institaant, nec
ueros ad communionem Coenae Domini admittant, prius-
quam confirmati sunt, quo nervo facile cogent omnes, ut
Catechismum discant.
IV.
Io induenda in pagis veste linea ad altare aute Concio-
nem, cum desunt Communicantes, quod in civitate raro ac-
cidit, sciant Pastores, in Synodis placuisse Patribus nostris:
1. Propter conformitatem, eo quod animadverterant, alios
«am induere, alios nen imduere: Ne igitur ad aram in Ec-
clesfis dissimilitado esset, quae scandalum apud vulgum,
wel calımmlas. pareret, viswm fuit, decere uniformiter omnes
eam induere. 2. Propter reverentiam Ministerii apud vel-
gus, eo quod plerique Pastores in pagis, stantes sine veste
sacra ad aram , in facie Coclesiae, aut pannose aut scwrili
vestitu, se et Ministerium saepe deformant, in qua re cum
zihil a nobis ia gratiam Papae flat, et ommis impia optmio
‚ absit, nulla disputatione opus est, |
V.
Diebus Sabbathi, et in Vigiliis festorum, Pastores cum
Custodibus juxta Agendam, in templo decantent preces
Vesperarum, et sedulo consuefaciant populum, ut commu-
nicaturi ad vesperas veniant, ‘exhortationem de confessione
ändiant, et sic se ad usum Sacramenti praeparent, nec
quemquam ad Coenam Domini admittant, nisi exhortationi
interfuerit.
VI.
Magna cura servetur privata Absolatio, audiendis seor-
887
sim singulis confitentibus. Si confluant plures, quam una
vice privatim audiri queant, Pastor hortetur aliquos, ut se-
quente die Sabbathi redeant. Si quis Minister verbi DEI
ipse Coeram Domini volet, Absolationem petat ante a Col-
lega, vel Vicino zu0, nisi m casu necessitatis diversum fieri
oporteat.
VII.
In Concionibus de Baptismo, Pastores ex Ordinatione
Ecclesiastica pie et modeste admoneant et obtestentur om-
nes, ut, usitato more, tantum tres Baptismi testes invitent.
$i quis in Ordine equestri plures roget, Pastor obsecret, ut
Ordinationis purro Böclesiasticag ratio habeatur. Omnes
tamen exhortattoni et precatiomibus super infante adhibeat ;
sed oum ad Baptisterium omaibus locus esse non possit,
petat, ut, usitato more, tres accedant. Ut enim baptira-
mr in nomine sanctae Trinitatis, 1. Joh. 5. et tres sunt in
coelo, qui testimonium perhibent, Pater, Verbum, et Spi-
ritus, et tres in terra testificantur, Spiritus, Aqua, et Sau-
guis: ita tres Baptismi testes inter Christianos esse convenit.
VIII.
Nemo in alterius Paroecia, altero invito aut inscio, of-
ficia ministerii sibi sumat, sed quisque in sua Ecclesia pro-
pria agat, nec turbet alios.
IX.
Potestate Clavium, a Filio DEI instituta, utantur Pa-
stores, non iracunde aut praecipitanter, nec ut placet ho-
minibus, sed justa normam verbi DEI, Ordinationis Eccle-
siasticae et Agendae, pie, prudenter et fideliter, non ad
destructionem, sed ad aedißicationem Ecclesiae.
| X.
Nallus Pastor quemquam publice excommunicet, absque
judicio atque mandato Conaistosii et Superintendentis.
XI.
Palam polluti manifestis scandalis doctrmae fidei, aut
vitae, non admittantur ad Sacramenta, priusquam publicam
pvenitentiara agant, Manifesta enim scandala, disciplinae
cansa, per publicam pvenitentiam coram Ecclesia tolli ne-
cesse est. Et qui totam Ecclesiam aliquam scandalo offen-
dit, coram DEO obligatus est, ut per culpae deprecatio-
nem cum ea reconcilietur.
XI.
Cum ritus petendae publicae Absolutionis ad aram, in
facie Ecclesiae, in publica poenitentia, in Ecclesüs Pomg-
rauiae, probabili de causa abrogatus sit, Pastores non alios
ritus publicae poenitentiae usurpent, quam in Agenda prae-
scripti sunt, quemadmodum Ordinatio Ecclesiasfica praecepit.
XI,
Effrewis mundi senecta oum impio et coeco amore lieen-
tfiae, excommunicationem et poenitentiam publicam, quam-
vis ea in Agenda, pio studie, quantum bona oomeciemtia
fieri potuit, mitigeta est, ferte nolit; sed spreta autoritate
Verbi divini, et manifestu Institutione Christi, veriis modis
‚ei adversetur, debent Pustores Ecelesias suas hac.de re · ex
verbo DEI saupe et diligenter-erudire, et docere, quod m
49 * -
"388 1588. CKLV. Yammeriche Svnodalſtatuten.
hac parte ab Ordinatione Ecclesiastiea et Agenda discedere
non possumus. Cum igitur tales casus incidunt, utantur
Pastores in excommunicatione eo processu, qui in Agenda
praescribitur. Etsi notoriis scandalis polluti publicae poe-
nitentiae, ut coram Ecclesia nominentur , se submittere no-
lint, remittant eos, juxta Ordinationem Ecclesiasticam , ad
Consistorium et Superintendentem, allatum sententiam de
modo agendae verae poenitentiae, et quid, testificandae
verae poenitentiae gratia, ad pios usus dari conveniat.
XIV.
Si tamen lapsi, ut Agenda habet, in locis longinguiori-
bus, vel alibi quoque, humili spiritn publicae poenitentiae
ultro se submittant; Pastor, si casus atrocior et intricatior
sit, eorum sumptu rem omnem ad Consistorium et Super-
intendentem perscribat, petens sententiam, quid fieri opor-
teat. Si vero casus levior, aut minus dubius sit, et lapsi
in caeteris alioquin Ordinationi Ecclesiasticae pie obediant,
.et si possint, aliquid, ad testificationem verae poenitentiae,
ultro dent ad usus Ecclesiae vel pauperum ; Pastor, omissa
remissione ad Consistorium, juxta Agendam in publica
eorum poenitentia procedat. Idem fiat, cum lapsi sunt per-
sonae miserabiles, si modo cor poenitens et spiritum humi-
liatum afferant,
XV.
Remissio ad Consistorium , in publica poenitentia, com-
muni omnium Ordinum consensu magno consilio in Ecclesiis
Pomeraniae instituta est, disciplinae, ordinis et tranquilli-
tatis causa, ut lapsi et caeteri in metu essent, et ut vulgus
Pastorum molestia et periculo levaretur, et ut Excommuni-
catio et publica poenitentia rite in Ecclesiis servetur: Ex-
perientia enim docuerat, multa perperam fieri, cum Pasto-
‘res publice lapso, vel de scandalo suspectos, e vestigio,
non praemissa admonitione, coram Ecclesia excommunica-
rent, et omnis publicae poenitentiae potestas, non requi-
-sito Consistorii vel Superintendentis judicio, penes Pastores
.esset. Cumque ingens sit casuum varietas, et perplexitas
tauta, ut multi Pastores de iis recte statuere nequeant, pleri-'
que et lapsi adeo sint contumaces, distorti et feroces, ut
.non tutum sit Pastoribus, cum ipsis de publica poenitentia
.agere, pio et communi judicio hic nervus disciplinae, ordi-
nis et tranquillitatis, institutus est. Ac, si quem non pu-
duit, Ecclesiam Christi pablico scandalo oflendere, aut tur-
bare, eundem merito non pigeat molestiae, in adeundo
"Consistorio et Superintendente, ut omnia in"Ecclesia recte
"Rant.
WVI.
Congruit cum Scriptura haec publica lapsorum remis-
sio ad Consistorium et Superintendentem. Paulus enim
2. Thessal.3. jubet Thessalonicenses in Epistola ad senotare,
-si quis non obedit Ministerio, vel inordinate ambulat; et
-Beclesia inCorintho consilium Pauli flagitavit, 2. Corinth. 2.
(cam recipiendus esset incestuosus. . Errant igitur, qui pu-
'tant, hoc. nervo casus reservatos, more Papistico, in Ec-
:clesüs nostris sancitos esse. Consistorium enim non ab-
‚solvit-publice lapsos, sed facta cognitione scandali, quid fieri
conveniat, admonitos de vera poenitentia, jaxta Agendam,
remittit ad Pastorem suum, quomodo absolvendi, et quomodo
in publica eorum poenitentia procedendum sit, Nec quaestus
causa hic nervus disciplinae et ordinis institutus est, multo
minus, ut civilibus judiciis mulctae eripiantur. Ordinatio Ec-
clesiastica non uno loco monet MagistratusPoliticos, ut scan-
dala publica puniant, quod cum fit, Consistoria mulctas lap-
sis irrogare nequeunt. Cessante vero civili judicio, cognitio
delicti et mulcta, juxta jus scriptum, et Ordinationem Ec-
clesiasticam, autoritate Illustrissimorum Principum, et con-
sensu Ordinum comprobatam, ad Consistorium ‚Ecclesiasti-
cum pertinet, sic tamen, ut pars ad Ecclesiam redeat.
XVII.
Sic et per se pium est, et cum Verbo DEI congruit,
quod lapsi, in publica poenitentia, vel Magistratu id ordi-
nante, vel pie admoniti a Consistorio, Superintendente, ve
Pastore, libero Spiritu dent aliquid ad pios usus Ecdesiae
et pauperum, non ut sit satisfactio pro peccato, sed ut, in-
ter caeteros fidei fructus, sit testimonium non simulatze
poenitentiae: Quemadmodum Christus Luc. 7. de muliere
peccatrice inquit: Remissa sunt ei multa quia dilexit multum.
Et Daniel hortatur Regem Nebuchodonosor, ut poenitentiam
agens, Eleemosynis coram Ecclesia scandalum deleat, Dan.
4. Et Christus laudat Zachaeum , Luc. 19. dantem in con-
versione dimidium bonorum pauperibus. Sic et Apologia
Confessionis Augustanae, refutans opinionem Papisticam,
de satisfactione pro peccatis per Eleemosynas, docet in ex-
plicatione dicti Tob. 4. Eleemosynas, factas fide a poeni-
tentibus, ad testiicandam veram conversionem, et ad gratia-
rum actionem erga DEVM, et charitatem erga Proximum,
placere DEO, mitigare poenas, et mereri multa beneficia
DEI. Hanc ob causam et Patres nostri, D. Bugenhagius,
M. Paulus a Rhoda, Doct. Knipstrovius, et alii primi prae-
cones Evangelii in Pomerania, vivo DoctoreLuthero, ad-
hortationem de dandis talibus Eleemosynis in publica poe-
nitentia, inseruerunt veteri Agendae, ante annos triginta.
XVIII.
Cum Pastores, intermissa remissione ad Consistorium,
publice poenitentes hortantur, ad dandas ejusmodi Eleemo-
synas, semper abhibeant Diacones Ecclesiae , et alios pios,
totius rei testes, nec hic sua commoda captent, nec coactione
quicquam ab invitis extorqueant, et pauperum rationem ba-
beant, dummodo cor poenitens lapsi adferant. Cuivis igi-
tur faciant liberum, an, et quid dare velit, ut rectius corda
probentur, quae non coactione, sed piis exhortationibus de
Eleemosynis, ex Verbo DEI flecti convenit. Dicta extant
passim in Scriptura, imprimis Dan. 4. Tob. 4. Sirach. 3. et
29. Matth, 6. Luc. 7. 11.19,
XIX,
Nemo ritu matrimonii copulet vagos, vel ignotos, ad
Ecclesiam suam non pertinentes, multo minus eos, de qui-
bus opinio sit, quod conjuges superstites habeant, vel alibi
sponsalia cum aliis contraxerint,
IX.
Ter fiat ante copulationem coram Ecclesia renunciatio
sponsi et syonsae. Hic Pastores admoneant eos, qui jastam
sus&. CXLV. Pommerſche Synodalſtatuten.
causam contradicendi sponsalibus se habere putant, ut ma- |
ture id faciant. Si viderint frivolam causam esse, horten-
tur, ut quiescant. Si vero dubia sit, jubeant tempestive
implorari opem Consistorii et Superintendentis, nec dolo
malo turbari nuptias.
XXI.
Consensu Illustrissimorum Principum et Ordinum pla-
cuit, ne publicae nuptiae celebrentur, a Dominica I. Ad-
ventus, usque ad Dominieam J. post Epiphanias Domini.
Similiter, i in Quadragesima, a Die Cinerum, usque ad Do-
minicam Quasimodogenit. Ea de re Pastores Ecclesias
suas mature admoneant. |
XXI,
Dubiae causae matrimoniales, de sponsalibus, gradibus,
divortiis, remittantur, juxta Ordinationem Ecclesiasticam,
ad Superintendentem, qui vel consilium dabit, quid fieri
aequum sit, velrem ad Consistorium referet,
XXI.
Qui sine poenitentia et Coena Domini, obstinate, in no-
toriis peccatis, aut induratis odiis, moriuntur, non sepe-
liantur publicis piis Ceremoniis, non honorentur ab Eccle-
sia pulsu campanarum. Si tamen haeredes cum Diaconis
transigant, sepulchrum eis alicubi in Coemiterio concedi
potest, donec in Synodo generali, communi consensu Se-
niorum , severioris disciplinae causa, diversum statuatur,
.. XXIV.
Si qui vere repentina morte praeoccupentur, quorum
non fuerit manifesta impietas, nec petulans contemptus Sa-
cramentorum aut Ministerii, eos jubet pia charitas non con-
demnare, negandis piis sepulturae Ceremoniis, sed commit-
tere misericordiae DEI, spe salutis per Christum. . Idem
enim nobis et aliis evenire potest, juxta illud: Hodie mihi,
cras tibi.
XXV.
Clandestinae sepulturae, quae sine publicis piis Cere-
monis fiunt, in Ecclesiis non ferendae sunt; Si paupertas
praetexetur, Pastores vere pauperibus propter DEUM pies
funebres exequias faciant.
XXVI.
Sepulturae, quae fiunt sine consolationibus et exhorta-
tionibus ex verbo DEI, nihil prosunt ad aedificationem Ec-
clesiae, sola sunt theatrica spectacula, incurrentia in aures
et oculos. Pastores igitur omnibus sepulturis adsint, et,
dum funus in sepulchro terra obruitur, cum his, qui comi-
‚ tati sunt, ingrediantur templum, et, lecto idoneo textu
“ Scripturae, se et alios doceant: L Unde sit mors, II. Quam
incerta sit hora mortis. III. Quomodo Filius DEI a morte
nos liberaverit, IV. Quid differat mors credentium in .Chri-
stum a morte impiorum. V. Quae sit spes resurrectionis.
- VI. Quomodo mentes ad beatam mortem praeparandae sint.
Quae breris exhorlatio, juxta Agendam, precatione vel
Collecta claudenda est. Qni possunt, pro hoc labore, ae-
quum est, ut dent aliquid Pastoribus,, pauperibus fiat gratis.
XXVII.
Quod in Ordinatione Ecclesiastica et Agenda praeeipi-
tur, de admonendis piis, ut, quantum quis velit, aut possit,
Testamenti loco, ante vitae exitum det, ad conservationem
et usum Ecclesiae,, Ministerii, Scholarum et pauperum, id
etiam in veteri Agenda Pomeranica extat, et per se pium
et aequum est, verbo DEI, rectae rationi, juri scripto, et
vetustae piae consuetudini consentaneum. Apud aegrotos
vero caveant Pastores, ne intempestive id faciant, quando
infirmi mentis judicio deficere incipiunt, vel gravi alıqua ten-
tatione , aut vehementiori morbo, cum vitae periculo, con-
flictantur. Deinde hic nihil importune aut imperiose fiat:
Absit omnis coactio, aut interminatio, negandae propterea
Absolutionis et Coenae Domini. Res, quae per se libera
est, cujusvis liberae voluntati permittatur. Moneant autem
eos, qui testamenta dant, .ut ea dent, quae sua sunt, et
quae sine injuria Creditorum aut haeredum dari queant.
Semper autem testes rei adhiberi faciant, uf rixae praeci-
dantur. Maxime vero fugiant Pastores omnem avaritiae
speciem, ne quid hoc nomine, praetextu Ordinationis Ec-
clesiasticae, in suos usus poscant. Si tamen quid ipsis a
quopiam ultro datur, id ut per se liberum est, ita perci-
piunt merito,
XXVIII.
.Offertoria puerperarum, similiter in nuptüs et sepul-
turis, veteri jure et consuetudine ad Pastores et Mifistros
Verbi pertinere, non est dubium. Errant, qui Simoniam,
vel quaestum Papisticum esse somniant. Ubi igitur offer-
toria veteri more Pastoribus dantur, in eodem usu retinenda
sunt: Ubi vere fuerint intermissa, vel ad usus pauperum
translata, si Pastores repetant, faciant id pacis causa, non
privata cupiditate, sed Magistratus et Diaconorum consen-
sum petant, qui, si adversentur, rogent Superintendentem,
ut operam suam interponat inter ipsos et Diaconos paupe-
rum, consentiente Magistratu transigat, sic, ut loco ofler-
torii aliquid ex pauperum reditibus quotannis Pastoribus et
Ministris Verbi cedat. Qua via si non procedat, res diffe-
ratur , donec in Visitatione de ea determinatio fiat.
XIX.
In veteribus usitatis accidentalibus Ministerii, fugiant
Pastores omnem malam speciem avaritiae, et quaestuosae
expilationis. Nec propter res minutas, se et Ecclesias, cum
periculo et scandalo, rixis involvant,. Attamen, quod re-
cepto more datur, aut solvitur, id jure et merito percipiant.
Ubi vero tempore Evangelii mos dandi talia acgidentalia
abolevit, vel minus detur, quam Pastores aequum putent,
si bona pace, quod velint, obtinere nequeant, differant rem,
donec per Superintendentem, consensu Magistratus et Dia-
conorum, res transigatur.
In Synodo Superintendens sedulo et fideliter inquirat
de toto Ministerio, juxta seriem Ordinationis Ecclesiasticae
et Agendae, et juxta Statuta Synodica, an per omnes Ec-
clesias omnia ab omnibus rite et conformiter serventur;
quae deesse in Ecclesiis animadverterit, quantum per gra-
tiam DEI concegitur , corrigere studeat,
Tertium Caput.
De heuestate meorum et vilae, inter Minlsiros
Kcclesise.
1. |
Pastores , et ommes Ecclesiaram et Scholarum Ministri,
magno studio, in timore et invocatione DEI, tueantur et alant
Invieem ooncordiam et pacem in charitate non ficta.
| 1.
Juniores reverenter colant Seniores , fugiant et aemula-
tiones et detrectationes invitem.
| ML.
Custodes non excitent contra Pastores rixas, factiones,
calumnias vel tumultus, nec utantur vestitu breviori , quam
ad genua.
IV
Omnes Eerlesiae Ministri pie, prudenter, modesteque
regant mores vitae, sermones et actiones omnes; similiter
et uxores, et liberos, et familiam, ne in laqueos calamnia- -
rum incidant. oo
v
Nemo det scandalum, propter quod male audiat Mini- |
sterium,
tabernis publicis, maledicentiam , tumultus , obscoenitatem,
indecoram vestitum. Non sint ebriosi, maledici, aut per-
cussores: Sed operam dent, invocato DEI auxilio, ut pie-
tate, modestia, sobrietate et verecundia, sint forma sui
gregis.
greg vn.
In contractibns, et commereiis, sint aequi, justi et ve-
races. Sammo studio scandalum aeris alieni fugiant, dent-
que. opetam, ne plus aliis debeant, quam justo tempore sol-
vere queant, memovres praecepti divini, Rom. 13. Nemini
quicquam debeatis, nisi hoc, ut diligalis vos invicem.
Quartum Cagat.
De ordine vocandi et dimittendi Ministres Ecclesiae. |
I
Nemo snordinate , aut petalanter ‚ paroeeiam, vel ullum
Koolesiae munus affectet, aut ilegitise se ingerat.
. 1. ‘
Nemo alteram exttudat, nec Patromis, nec ullis aliis,
Nemo occupet paroeciam, vel ullum Ecclesiae Ministe-
rium, nisi habeat praesentationem a Patronis, et institu-
tionem a Superintendente, cui fidelitatem in officio et obe- |
dientiam promittet.
j IV.
Nemo remaveatur ab ofcio sun, sine degitima cogni-
tione causae , quam faciat Superintendens, cum Magistratu
et Diaconis, adhibitie aliis Pastoribus, per quos si res non
transigätur, remittatur ad Consistorium,
V.
Custodes conducat Pastor cum Diaeonis, vonsentiente
Magistratu, et accedente judicie et exploratione Superin-
tendentis , vel Provisorum Synodi, quibas haec cura quo-
libet loco a Superintendente committitur, horumque com-
sensu , justas ob causas , legitime rursus dimitti possunt.
Quintum Capeut.
De Immunlitste Ecolesiae Ministrerum, et de reve-
rentin erge Magistruiuim.
I. " "
Personae Ecckesiasticae omnes, in Erdiesiis et' Scholis,
gaudeant immunitate ab oneribus civilibus, et exemptione
a Jurisdictione politica, ea tamen lege, quae in Ordinatione
Ecclesiastica praescripta est.
. IL . “
Nec tamen libertate ista abutantur ad petulantiam, multo
minus ad contemptum Magistrataum et Patronorum, quos
honore et reverentia afficiant, et benevolentiam eorum, Ec-
|] clesiae et Ministerii causa, retinere studeant.
IX,
Si Ministri Ecclesiae vocentur ad civilia judicia, vel
praejudicio Patronorum et Magistratus praegraventar, reve-
. ] renter petant, ut juxta Ordinationem Ecclesiasticam sinant
Magna cura omnes fugiant ebrietatem, et sodalitia in
causam legitime cognosci, praesente Superintendente. In
quo si Magistratus non äcquiescat, modeste provocent ad
praesidium Illustrissimi Principis, et ad judicium Consisto-
rii Ecclesiastici.
IV.
Sontes Ecelesiae Ministros, qui ‚paterna admonitione
nomat <orrigi, communicato consilio cum Praepositis et
Senieribus, punlat Superimtendens in Synodis et Consisto-
to, vel mulcta pecuniaria aliqua, [guae ad communem usum
Synodi redeat,] vel oarcere, vel, si nulla spes eımendationis
sit, depositione ab officio, invocato, si sit opus, brachio
seculari, sicut Ordinatio Ecclesiastica praecipit.
V.
Viciasin, si quis wlla in Synodo Pastor. amt Minister
Beclesise, vel esiam Castos :quispiam, vel tuta alıyaa Sym-
odus, de Superintendentis doctrise, offlieio, mandeatis, aut
ullis actionibus, conqueri se posse putet, cuilibet liberum
esse debet, in communi consessu, Superintendente- interea
secedente, id ipsum proferre. Quod si Superititendens in-
. * | digne accipiat, aut piae et r Admonitioni d
in exchudendis innocenfibus,' prava capiditate morem gerat. B cipiat, aut piae et fraternae admonitioni locum dare
nolit, et contra id, quod pium et aequum est, abutens au-
| toritate sua, palam facere pergat, Provisords et Seniores
ejus Synodi publico nomine rem ommem' seripto ad-Con-
sistorinm referant, at Ulustrissimus Princeps, cögnito ne-
gotio, si opus sit, genetalem Synodum, jutta Ordinatienem
| Ecclesissticam , cohvocet, cajus judicio Superintendentem
1 parere decet et oportet, ” 3—
VI.
Si quid tentet Magistratus, vel contra verbum DEI „et
jus Ministerii divinitus inatitutum, vel contra jus Ecclesiae,
Ordinationem Ecclesiastioam et Agandam, ın eo Pastores
1584. OHERV, Pommcriche Synodalſtatuten.
ipei mprem non gerant, sed id intermitti modeste petant,
quae preces si sist irritae, referant rem ad Consistorium
et Superintendentem, vel de ejus consilio ad Ilustrissimum
Principem.
VII.
Magno studio Pastores caveant lites cum Magistratibus
et Patronis suis; ac, si justas ob causas, vel propter bona
Ecclesiae, vel propter res alias, quae ad Ministerium et di-
sciplinam Ecclesiae pertinent, cogautur eis contradicere, li-
tem nec moveant, nec inteadant temere, sed, si leviter ro-
gando et monendo flecti nolint, priusquam serio quid ten-
tent, rem communicent cum Superintendente, qui, quantum
licet , in commune consulet, quid fieri conveniat.
VII.
Semper autem meminerint pii Pastores, et Ministri
Evangelii, regulae et praecepti Spiritus Sancti in Paulo,
2. Timoth. 2. Nemo militaus DEO, immisceat se negotiis
secularibus: Maneant igitur intra metas suae vocationis, et
propria agent. Magistratuum etianf publica wandata, vel
Ordinationes honestas, reverenter cum petitur, ad Ecclesias
promalgent,, et in vulgi auimis reverentiam et obedientiam
erga civilem Magistratum voce et exemplo suo confirment.
Inprimis vero caveant, ne, ampre rerum secularium, reverti
ad mundana cupiant, sed Spiritu pio et hilari serviant in
Ministerio Filii DEI, qui ingnuit Luc. 9. Nemo mittens
manum ad aratram, et respiciens retro, aptus est regno
DEI.
Sextum Caput.
De Viäuis, Pupillis et Emeritis.
Viduae et pupilli Ministrorum verbi, fruantur anno gra-
tiae a die mortis, sic ut vicini operas Ministerii obeant,
quemadmodum pro conditione loci, consentientibus Patronis
et Diaconis , dispositio fit, vel per Superintendentem , vel
per Provisores Synodi. In eo casu Pastores, qui sacra
officia faciunt, retinent communia accidentalia, vidua per-
cipit annuos ordinarios reditus.
IT.
Si vero per lod longinquitatem, vel quod vicini plures
Ecclesias curandas habeant, id incommodum et impossibile
sit, vidua, quod Ordinatio Ecclesiastica praecipit, consti-
tuat, vel conducat aliquem, qui sacra Ecclesiae officia ad-
ministret.
IH.
Quod si per inopiam sen kicet, et vicini, per loci inju-
riam, Ecclesiae officia, anno gratiae currente, curare ne-
gaeant, necessitatem Ecclesiae, et caram animarum, viduae
et pupillorum commodis auteferri aportet. Quo in casu pia
äzissxelo utendam est, ut, quantum licet, viduae ratio ha-
beatur, et Ecclesia alium Pastorem accipiat.
IV.
Filia Pastoris cam matrimonio eloeatur, oaeteri fratres
in Synodo (si pmellae parentes et tatores id postelent,). rer
eepta consuetndine, paupermm eansa & Patribue et majori-
⸗
"8
bus nostris instituta, singuli ex charitate quadrantem thaleri
contribuant, qued beneficium qui petont, vel ante nuptias,
vel intra sex menses, post nuptiarum tempus, a Pasteribus
exigant, implorate, si sit opus, auxilio Superintendentin,
vel Provisoram Synodi.
VP.
Si quis per senectam, aut morbum, Ecriesise ministerio
amplins fungi nequeat, pro illo aliquantisper laborent vicini,
donec, de eonsilie Superintendentis, Magistratus et Dia-
conorun, quantım res fert, prospiciatur ipsi et Ecelesiae,
| VI.
Pastores, non habentes liberos, ante mortem, juzta Or-
dinationem Ecclesiasticam, per testamenta disponant de fa-
cultatibus suis, ut lites praecaveantur.
Septimum Caput.
Be beonis Ecrlesiarum, de Pasterum reditikus, sgris,
. domihusn.
I.
Omnes verbi DEI Ministri, Pastores, et afü diligenter
attendant, ne bona Ecelesiae vel pauperum diripientar, aut
ad profanos usus transferantur, sed, quantum in ipsis est,
ope Magistratus et Superintendentis ea conserware studeast.
II.
Pastores attendant, ut idonei eligantur Diaconi Eccle-
siae et pauperum, et ut iidem jurejurando fidem suam Ec-
clesiae vel pauperibus, juxta Ordinationem Ecclesiasticam
obstringant , et quotannis, praesente Magistratu et Pastore,
rationem reddant,
IM.
Superintendens juaxta Ordinationem Ecckesiasticam,
Visitationem in qualibet civitate et praefectura, tertio. vel
quarto quovis anno, repetat, rationes Ecclesiarum et pau-
perum, item reditus Pastorum et Custodum cognescat; quod
deest, ope Magistratus, aut Ilustrissimi Principie, corri-
gere btadeat.
I,
Pastores in pagis scribant quotannis catalogox, quid
Diaconi nomine Ecclesiae accipiant, et ad ejus usum expen-
dant, dentque operam, ut Diaconi auotaunie Ecclesiae re-
ditus "fideliter exigant.
V.
Similiter Pastores et Custodes quotannis scribant sua
registra, de quibusvis suis reditibus ordinariis, et eapropter
deponant apud Ecclesias, penes quas et relingnant juxte
inventarinm omnia, quae ad eas pertinent.
VI, ”
Si qui defectus incidunt, quod vel de reditibus aut fun-
dis detrahitur aliquid, vel aedes ruinosae sunt; Pastor primo
de eo interpellet Diaconos et Paroecianos, rogitans, ut
sponte faciant, quod par est, Quod si non fiat, imploret
Magistratus auzilium, qui, si eliam cesset, referat rem ad
Superintendentem, qui aut consiliuma dabit, aut Pastorem
ad Ilustrissimum Principem remittet. In Rugia Pastares
suo sumptu domos paroeciales oomservant et extzonnt- -
a 1808. CXLV. Pommeriche Synodalftanıten. |
VII.
Advigilent etiam Pastores, ne structuram Ecclesiae Dia-
eoni negligant, sed in Templis aram, cum ornatu suo, sug-
gestum, Baptisterium, sedilia, et omnia honeste et decenter
conservent, et coemiteria honeste muniri curent.
VIII.
Pastores in Pagis, aut eorum viduae, discedentes ab
‚ Ecclesiis, nec sepes diruant, nec fimum aut pabulum aba-
lienent, donando aut vendendo aliis, sed ea (ne quid de-
trimenti accidat,) successori relinguant, qui tamen pretium
pro eis solvet, quod Diaconi ejus Ecclesiae, cum duobus
Pastoribus in vicinia, aequum esse putarint.
Octavum Caput.
De Praepositis et Proviseribus Synodi.
1.
Ut conservetor disciplina Ecclesiastica , et Ministri Ec-
clesiae quolibet in loco tontineantur in officio , Superinten-
dens in quavis Synodo, juxta Ordinationem Ecclesiasticam,
'constituat Praepositos et Provisores Synodi, qui fideliter
Statuta Synodi promoveant, et attendant, ut omnes Eccle-
siae Ministri, in doctrina, -oflicio et moribus vitae, pie et
rite se gerant, juxta normam Ordinationis Ecclesiasticae
et Agendae; si qui contra faciant, ad Superintendentem
referant,
Si quae incidunt dissidia, aut delicta Pastorum, vel Cu-
stodum, Praepositi et Provisores vocent ad se partes, et
controversias componere, vel delinquentes corrigere stu-
deant, pro modo delicti reservata poena Synodi, Si causa
gravior sit, perscribant rem omnem sumptu partium ad Su-
perintendentem.
IU.
Provisores cistam, Acta, Statuta, et Registra Synodi
castodiant, mature procurent necessaria ad mensam Synodi,
sumptus, factos a Synodo et Superintendente, dissolvant.
IV.
A novis Pastoribus, more Majorum, juxta Ordinatio-
nem Ecclesiasticam, pro introitu exigant, quod quovis loco,
consensu Superintendentis et Synodi, constitutum est, si-
militer et ab aliis ministris Ecclesiae,
V.
Colligant quotannis reditus Synodi, si qui extent: Item
contributiones Fratrum ad mensam, et mulctas a-Superin-
tendente ef Synodo delinquentibus Ecclesiae Ministris ir-
rogatas.
v1.
Reddant etiam rationem Superintendenti, praesentibus
aliquot Senioribus, de omnibus acceptis et expensis.
vn.
Pastoribus et Custodibus aequum est reddi a Diaconis
Ecciesiae sumptus, quos in Synodo fecerunt, qua in re Pa-
troni et Magistratus eos adjuvabunt: Sedulo autem attendat
Superintendens, ne immodice sumptus hant.
VIIL '
Pastores et Custodes; qui a Synodo contumaciter ab-
sunt, vel causas fictas vel frivolas absentiae zuae praeten-
dunt, ut examen doctrinae et censuram Synodi —
severe puniantur, consensu Superintendentis et Synodi, ut
in omnibus conventibus Synodi consociatio conservetur.
RX.
Si Superintendens, in locis longinguioribus, Synodum
quotannis, vel altero quovis anno, celebrare nequeat, Prae-
positi et Provisores mature eum per literas interpellent, an
ipsi debeant Pastores, et Custodes convocare, in commun;
congressu Statuta Synodi promulgare, et jnxta ea de rebus
omnibus inquisitionem instituere, ut Ministri Ecclesiae ın
metu et officio contineantur,
X.
Superintendens, cum Synodam indicit, Praepositi et
Provisores admoneant vicinos Fratres ejus Synodi, ut coram
Ecclesia moneant omnes, imprimis Patronos et Diaconos, si
quis quid habeat contra Pasforem, vel Custodem quem-
piam, vel alioquin in causis matrimonii, aut aliis rebus spi-
ritualibus, in quo consilium vel opem exspectat, ut adSyno-
dum accedat, et causam Superintendenti exponat.
Filio Dei sit Laus et Gloria,
Formula,
Obedientiae et Fidelitatis Pastorum et Ministrorum Eccle-
siae, praestanda in Synodo, data dextera Societatis, qua
et Apostoli inter se sunt usi.
Gal.2, vers. 9,
Ego N. N, promitto, per dexteram Societatis, obedien-
tiam et fidelitatem Reverendo Superintendenti nostro, et
venerabili Synodo N. in retinendo pio consensu doctrinae
coelestis, in tuto Ministerio rite peragendo, in regendis
moribus vitae, in tuenda conjunctione et concordia, et in
rebus omnibus, juxta Leges et Statuta Synodi, Ordinatio-
nem Ecclesiasticam et Agendam. Quae omnia fideliter bona
conscientia praestabo, pro posse et nosse, et falsus frater
non ero, aut, si inobediens fuero, quod DEUS avertat, ja-
dicium Superintendentis et Synodi debita reverentia feram,
in quo ut DEUS clementer me adjuvet, toto pectore precor
et oro.
Facta publice hac testificatione, i is, qui ad Societatem Syn-
odi recipitur, dat dexteram Societatis Superintendenti,
et Pastoribus omnibus, in Synodo congregatis.
Formula,
Promittendae Fidelitatis, concordiae, et charitatis fraternae,
quam Superintendens 'Generalis cuilibet Synodo, dextera
data societatis , praestabit.
Ego N.N. promitto, per dexteram societatis, venera-
bili huic Synodo, invocato et auxiliante Spiritu Sancto , fi-
delitatem in Ofüicio mihi commisso, in retinendo pio con-
sensu doctrinae coelestis, in toto meo Ministerio et regi-
mine Ecclesiae rite et sedulo administrando, in regendis
moribus vitae, in tuenda conjunctione et concordia, et in
|
-—— — um —8 J
asta. OXLVE. Heſſiſche Agende. 393
rebus omnibus, juxta Leges et Statuta Synodi, Ordinatio-
nem Ecclesiasticam et Agendam. Et quod mullum Ecclesiae
Ministrum , contra jas et aegaum, in Synode, proprio ar-
bitrio, volo gravare, aut quidgaam decernere, non auditis
Provisorum et Seniorum Synodi sententiis et consiliis; quae
omnia bona conscientia praestabo, pro posse et nosse, et
falsus frater non ero. Si contra fecero, quod DEUS aver-
tat, admonitioni Provisorum et Seniorum Synodi fraternae
locum tribuam, aut, si hon faciäm, liberum toti Synodo per-
mittam, rem omnem referendi ad Consistorium, ut, ipso in-
terpellante, illestrissimus Princeps Synodum generalem
conrocari faciat, cujas judicio me, juxta Ordinationem
Ecclesiasticam , parere necesseest, in quo ut DEUS cle-
menter me adjuvet, toto pectore precor et oro.
Facta publice bac promissione, Superintendens dat
dexteram societatis fratribas omnibus in Synodo.
CXLVI.
Agenda Das ift: Kirchenordnung wie es im Fürſtenthumb Selten mit verfündigung
Göttliche wortd, reichung der heiligen Sacramenten und andern Chriftlichen handlungen vnd Geremonien gehalten
werden fol. 1. Cor. 14. Laffet ed alles ꝛc. Getrudt zu Marpurgk dur Auguflinum Colbium im Jahr 1574.
163 Bl. 4.
Die Stanbpunet ber vorl. Agende wirb durch bie
folgenden Worte bes vorangehenden Mandate der Lands
grafen Wilhelm, Lubwig, Philipp und Georg (d. d.
20. Zul. 1573) bezeichnet: „Als weilandt ber Hochge⸗
borne Fürft Herr Philips der Elter Landtgraue zu Hef:
fen ꝛc... dabeuor ein Kirchenordnung aufgeben laſſen,
vnd wir aber die vorforge tragen , das foldhe Kirchen orbs
nung, weil fie etwas lang ond außfürlich ift, nicht von
allen Predicanten, fonberlic aber den einfeltigen beromaf-
fen fleiffig gelefen, verflanden, und in acht genommen wer⸗
ben mochte, wie billich fein folte: Das wir demnach auf
ermelter Kirchenordenung mit ewerm vnſerer Superintene
benten raht vnd bedenden biefe kurtze Agenda ertrabiren,
ausziehen vnnd ſtellen laſſen“... — Beigefügt ift ein bie
Bifttation betreffender Abjchnitt, den wir folgen laffen.
“oo. * \
War bie Superintendenten in ihren ordentlichen Wifitationibus fürs
semen und verrichten follen.
Ein jeder Superintendens fol vermöge feines beruffs
alle in feinem Bezirck gehörige Kirchen, auffs aller fleiffigft
ond treulichft zum wenigſten im jahre einmahl vifiticen vnnd
ſolche Vifitation bie dann in Stetten am füglichften verrichtet
werden kan, folgender geftalt anftellen.
Erftlich ſoll er in gegenwertigkeit und mit zuthun Fuͤrſt⸗
licher Amptleute vnd Befelchhaber, dergleichen der Burger:
meifter vnd eglicher des Mathe, der Stadt Caften und Hos
fpital® rechnung anhören, vnnd mit fleiß daran fein, das nach
gehaltener Rechnung, alles was die Worfteher dem Gaften vnnd
Hoſpital ſchuldig bleiben ahn Belt vnd Frucht, von ſtundt an
erlegen vnd überliffern müffen.
Er ſoll auch ſich fleiffig erfündigen, ob etwa Irrung mans
gel vnnd gebrechen vorhanden, vnd was ſich deren befindet, mit
huͤlff und zuthun der Obrigkeit des orts hinlegen, vnnd zurecht
bringen, vnd vornemblich darauff fehen, das den Kirchen nichts
entwendet oder en&ogen, fondern da etwas alleniet vnnd vers
euſſert wers, das baffelbig widderumb herbey bracht, veftituirt
und erflattet werde: Was jhm aber mit hälff und zuchun jetzt⸗
gebadyter Oberkeit zu rectificiren, reſtituiren und erftatten bes
dencklich und ſchwer fallen wolt, in folchem bie Gaftenmeifter
vnd Hoſpitals vorſteher, die Fürftliche verordente Nethe, oder
im fahl der noth den Landsfürften ſelbſt zuerfuchen, vnnd fich
alda Mathe und hälff zuerholen anmweifen unnd anhalten.
IL
- Bum andern fällen auch alle Pfatherrn, fampt den Greben
vnnd Gaftenmeiftern im Ampt von ben Dörffern, in die Stadt
gefordert, vnd gleicher geftalt wie jegt vermeldet die Gaftens
rechnung von jhnen angehort, die veften eingeforbert, die irrung
gebrehen vnnd mangel gefchlichtet, hingelegt vnd erftattet
werden.
Weiter foll der Superintendens bie Pfarhern und Kirchen⸗
diener der Stedt vnd Dörffer einen jeden inſonderheit fuͤrneh⸗
men, vnd in bey feinen pflichten, damit er Gott unnd feiner
Kirchen und dem Landefürften verwandt, auff folgende articul
vnd fragftüd Mare richtige antwort zugeben, vermanen.
1. Ob er die färnembften Articul onferer Chriftlichen Res
ligion, vermöge Prophetifcher und Apoftolifcher fchrifften, wie
die in der Augfpurgifchen Confeſſion kuͤrtzlich verfaßt feind,
feiner befohlener Gemeine auch fleiffig vnnd treulich fürtrage.
2. Ob er auch die heiligen Sacramenta vnd andere Gere
monien Gottes wort, und onferer Chriftlichen Kirchenordnung
gleihförmig vnd gemeß abminiftrice und halte.
3. Ob er auch den Catechiſmum vnnd die Kinderlehr, ver⸗
möge vnſerer Kirchenordenung fleiffig treibe: Item, wann, wie
offt, unnd welcher formb vnd geftalt ex fie halte.
4. Ob auch die Eitern jre Kinder zum Catechiſmo anbals
ten, vnd ob er die Eltern, fo in biefem ihrem Ampt nachleſſig,
gnugſam darzu adhortire und vermane.
5. Wie viel er Predigten thu, an Feyer vnd Sontagen,
dergleichen in der Wochen, zu welcher zeit und flunde, Ob er
auch die Euangelin Dominicalia trabire, vnnd was er fonften
für andere bücher des alten oder neumem Teſtaments dem
Volcke fürlefe und erklehre, vnnd mas er in feiner außlegung
für einen Methodum, arth und ordenung halte.
6. Ob er auch die Bettage zu rechter vnnd gemohnlicher
zeit halte, und ob das Volck diefelbige und andere Predigten
mit gebürendem fleiß erfuche, Ob auch das Vold fo bie Predig-
ten, fonderlich auff die Sontage verleumen, admonirt, vnd
die Contumaces berhalben auch von ber Obrigkeit in gebürs
liche ftraff genommen werden.
7. Was er auff follendete Predigten für Gebet ſpreche,
tem, was er für vnnd nach der Predigt für teutfche Lobgefenge
mit der Schul und gemeiner Kirchen gebrauche, und ob aud)
bie Gemeine mitfinge. 0
508 1508. CXLVI. Heſſiſche Agende.
SOb er auch bie krancken vnnd ſterbende Leut beſuche,
troͤſte, jhnen das Abendmahl reiche, die Geſtorbene zum Grabe
beleite, vnd der gebuͤr nach die Leichpredigte verrichte.
9. Ob auch ee der Pfarherr ein Buch halte, darinnen alle
bie jmigen durch ihnen verzeichnet werben, weiche von jhme
getauft, Confirmiret vnnd Ehelihen zuſammen gegeben fepen,
vnd foll der Superintendens auch ſolch Buch durchſehen.
10. Ob audy Widderteuffer oder andere Leut die verdamp⸗
ten Secten, ober anderen jerigen und der Augfpurgifchen Con:
feffion mwiddrigen Opinionen vnd meinungen anhengig, oder
ie zum wenigſten verdechtig feyen, in feiner Gemeine vor⸗
anden.
.. 11. Ob and) Warfager, Zeuberer, Segenfprecher, Cryſtal⸗
len güder, oder bie fonftet mit verbottenen Absrgleubifchen
tünften vmbgehen, oder auch die bey jegtgedachten Leuten rath
fuhen, vnnd jhrer Abergleubifchen Lünften gebrauchen, under
ber Gemeine zufinden.
12. Ob auch in andern pımeten das fluchen, fehweren,
wolfauffen,, übermeffigen Wucher, Hurerey, Ehebruch, vnor⸗
dentlicher weife die Ehe anzufahen, und dergleichen Articul ber
langendt die Fürftliche Reformation vnd Ordenung gehalten
werde, Item ob Eheleut fürhanden, die da nicht beyeinander
wohnen mwöllen.
13. Ahn ben orthen da Schulen feindt, foll mit fleiß nad)
dem Schulmeifter vnnd jhrer Schul verwaltung, was fie für
ordenung in der Inſtitution halten, was fie für bücher jnen
vorlefen, vnd fonderlich ob fie auch andere als Lutheri Gate
chiſmum vorlefen, vnd wie fie fich gegen bie Kinder erzeigen,
gefragt, auch vnderweilen bie Schul vom Superintendenten
ſelbſt befichtigt, und was bey den Kindern gute vnd nuͤtzes ge⸗
Schafft erplorict werben.
14. Dergleihen foll auch ber Caften, Hofpital und Cie
shenheufer halber, nachforfhung und erfündigung geſchehen, in
was flandt die feyen, vnnd in mas ordenung fie erhalten wer»
den, Ob die Armen fo darinn jhre underhaltung haben, ſich
auch Chriſtlich und der gebür nad) in ihrem leben erzeigen:
Stem, ob das jenige, fo zu ihrer vnderhaltung verordenst ift,
vnd jaͤrlich verrechnet wirdt, jhnen auch trewlich verhandtreicht
vnd außgetheilet werde.
15. Zu letzt ſoll der Pfarherr erinnert vnnd gefragt wer⸗
den, ob die Obrigkeit eines jeden orts, in handthabung Fuͤrſt⸗
licher Ordnung, vnd Chriſtlichs Kirchen regiments jhm auch
die Handt biethe vnnd gebuͤrlichen beyſtandt thu.
Was nun hieruff reſpondiret wird, darinnen beſſerung von
nöthen, Toll der Superintendens notiren und fleiffig aufzeichnen.
Darnach fol er den Pfarherr abtretten laſſen, vnnd die
Obrigkeit fampt eglihen auß den Zünfften und der Gemeine,
mit erinnerung ihrer Eyde und pflicdhten, damit fie Gott vnnd
bem Lanbtsfürften zugethan, gleichsfalhs von nachfolgenden
puncten fragen vnnd abhören.
L. Erftlich, von bes Pfarherrs Lehr vnnd Leben, ob er auch
fleiffig onnd ordentlich, außgangener Kirchenorbenung und Re
formation gemeß, zu gewiffer zeit und ſtunde, die Predigten vers
fehe, die Kinder vnderweiſe, vnd den Catechifmum treibe, die
Bettage halte, die Sacramenta reiche, die Krancken befuche,
bie Todten begrabe, vnd was mehr feins Ampts ift, ohn ver-
feumnuß verricht: Item ob er auch ein Vollſeuffer, Wucherer,
Habderer, Refterer, etc. fey, wie ſich Ten Weib vnd Kinder halten,
und wie er und die feinen gegen mennigklich fich erzeigen, ob fie auch
jemandt mit etwas überlaft thun, beſchwerlich oder ergerlich
feyen, ober einem Predicanten vngemeſſes leben vnnd wandel
führen.
2, Von vunferer guedigen Fuͤrſten und Herren Orbnung,
wie die gehalten werde, Ob man auch fleiffig zur Kirchen gebe,
Ob auch MWidderteuffer, Warſager, Segenfprecher, Ceyſtallen
guͤcker oder andere ſo ſolcher abergleubiſchen leut rath gebrau⸗
chen, Vollſeuffer, Gottsleſterer, Wucherer, Hurer, Ehebrecher,
oder die ſonſten ein vnordentlich ergerlich leben fuͤhren, in der
Gemeine ſeyen, vnnd da hierinn einige Clage fuͤrlieffe, an
wem dee mangel fen, das Gottes vnnd des Landefuͤrſten or⸗
denung nicht trewlich nachgeſett werde.
3. Von Schulen, Kaſten und Hoſpitalen, in was flanbt
die feyen, vnd wie fi, jhre Diener und Vorſteher verhalten,
föllen obgemelte Perfonen auch mit fleiß gefragt werben, vnnd
foll der Superintendens dieſer antwort, fo Darauf einicher mans
gel geſpuͤret, gleich fo wol als den vorigen des Pfarherrn bericht
auffzeichnen.
Mas er dann für gebrehen von ben Pfarheren, Zuhörern
vnd Beampten alfo allenthalben notirt vnnd auffgezgeichnet
hat, derenthalben fol er fampt feinen adiuncten Decanis und
Senloribus hernach mit benen der mangel befunden, ernſtlich
reden, mit angehengter harter bedraumung, da ein ander mahl
ein gleicher onfleiß gefpürt würde, folten fie dem Landefürften
angezeigt vnnd zur gebürlichen ftraff gezogen werden, Wann
aber etzwas beſonders vorfiele, daran viel gelegen, und beffen
fid) die Obrigkeit des orte nicht vndernehmen kuͤndt, foll der
Superintendens ſolchs notiren vnnd dem Landsfürften ober
Fürftlichen Rethen fürbringen, und dafelbft befcheibs erwarten,
foll auch dahin fehen, und in altem feinem fürnemen gute ach⸗
tung darauff geben, das nicht durch feine gutwilligkeit ober
fahrleffigkeit die Kirchenbifciplin Iariret werben, vnd das Pre⸗
digampt in verachtung gerahten möchte.
Es foll aud, der Superintendens allwegen in ber Vifita⸗
tion, jhrer der Pfarheren, einen von den Dorffen, ein Prebigt
in der Stadt in feiner unnd der andern ins ampt gehöriger
Daftorn gegenmwertigkeit, thun Laffen, auch egliche under jhnen
für den andern allen eraminiren, infondeeheit die er def ons
fleiffes verdechtig heit, Damit fie alfo zum Stubiren vnd beffern
Fleiß sreitict und angehalten werden.
Er fol fi auch vnderweylen an bie orth da jeber Pfars
herr wohnet, verfügen, vnd nicht allein die Kirchenbew und
Pfarheufer,, wie die flehen und gehalten werben, befidytigen,
Sondern aud) des Pfarberen bächer burchfehen, fich feines ſtudi⸗
rens und fleiffes, auch aller feiner verhaltung im lehren vnnd
leben erkuͤndigen, vnnd barbeneben, do fonften auch bep ber
Gemeine mangel vnnd gebrechen fürgefallen, diefelbigen nach
allem vermögen zur befferung bringen.
Sinfonderheit aber foll auch ein jeder Superintendens ber
Kirchen halber, daran vnſern genedigen Fuͤrſten und Deren
das Jus patronatus zukempt, fie feyen in oder aufferhalb
Landes gelegen, zufehen, das ſolche geredhtigkeit gebürlicher
weiſe gebanbthabt, vnnd nicht gefchmelert werbe.
Was aber dero vom Adel Pfarren fein, fol er biefelben
aud zum wenigften, Sabre einmahl, laut Fuͤrſtlicher vorhin
un0. OXLVE. Senatiche Eonfiftorisisrduung,
außgangener vnd diefer jegigen Ordenung viſitiren, auch Kir
hen und Kaſtenrechnungen anhören, vnd an ſtadt Schuftheiffen
und Boampten, fie die Sundern felbft darzu fordern, das ent⸗
weder fie felbft in der perfon darbey fein, oder aber ihre Voͤgte
und Diener barzu ſchicken.
Es füllen auch die Superintendenten barauff bedacht fein,
das ein jeder nicht allein alle Jahr in allen Stedten feines bes
fohlenen Bezircks obgedachter maffen feine Vifitation verrichte,
fondern das er auch zum menigften in dreyen Sahren ein mahl
an alle Örter, es feyen Stedte ober Dörffer fich verfüge, ein
Predigt alda für der Gemeine thu, oder den Pfarhere bes
orths thun laſſe, nach gehaltener Predigt beyde junge vnd alte
im Catechiſmo eramktire, mit fleiß ſich erkundige bed Pfarr
here vnnd aller Kirchendiener, lebens und wandels: Derglei⸗
hen sole fi) das Wold gegen den Pfarherr vnd andere Kin
chendiener vnd jhr Ampt erzeige, bie Kicchen vnnd Pfatben
beſichtige, und alle gelegenheit und ſtandt der Kirchen jedes orts
erforfche, vnd da in einigem ſtuͤck mangel und gebrechen fürs
lieffen, die verfebung vnd verorduung thu, das alles zur beffer
rung gerichtet ond angeftellet: werde.
Getruckt zu Marpurg durch Auguſtinum Colbium
im Jahr nady der geburt Eheiltt sufere Heren und Seligmachers
uvn.
Publicirte Conſiſtorial Ordnung zu Ihena. Der dreien Weltlichen Ehurfürſten, Pfaltz ete.
Sachſſen etc. vnd Brandenburck etc. in Vormundſchafft der Fuͤrſtlichen Sechſiſchen Kinder, jrer allerſeits mündlein.
4B. 4. |
Nah dem Ableben des Herzoge Johann Wilhelm
wurde in ben erneft. Ländern eine Wifttation gehalten, um
die Religionsftreitigkeiten, welche bie dahin Statt gefuns
den hatten, zu befeitigen. Nach Beendigung berfelben
wurde zur Aufrechthaltung ber bier getroffenen Anorbnuns
gen, weil „bie hiebeuorn geftalte Conſiſtorij Orbnung dies
jem jhigem ber Ghurfürften angeorbenten werd etwas vn⸗
gemes“, die Plgenbe veränderte Conſ.⸗O. publicirt, (Berg.
ob, Ar. CXXXII.) .
ee Se"
Ua welgem Ort, Bud zu was zeiten das Eonfiftorium, fel gehalten
werben , vub von den Perſonen fo barein geozbeut.
Das Conſiſtorium, fol allewege zu Jena bey der Vniuer⸗
fitet gehalten, vnd in der wochen ein Tag für und nachmit-
tag, darzu gebraucht werben, Vnd follen in demfelbigen Künff
Derfonen, Als der dreier weltlichen Churfürften, in Vormundt⸗
fchafft Hergog Johan Friderihen Soͤnen, Vnnd vnſer des
Churfürften zu Sachſſen, in fonderer Vormundtſchafft Hergog
Johan Wilhelms Sönen, darzu deputirte Commissarien figen,
weichen benn ein Notarius fampt feinem Subftituten, Vnd ein
geſchworner Bothe zugeordnet.
Vnter den Fuͤnff Assessorn, oder Commiffarien follen
drey Theologen, vnnd zwene Doctores ber Nechten fen, Als
nemlich von Theologen der oberfte Profeffor Theologie Doct.
Dauid Wogt, und Doctor Martinus Mirus Pfarherr und
Superintendens zu Jena, welche beide zu Sena des Confiftorij
mit vleis abwarten, vnnd dbemfelbigen wöchentlichen einen tag
dep wohnen follen.
Der dritte Theologus fol Do. Maximillanus Mörlen
General Superintendens in Francken fen, Der dann Jerlich
zweimal gegen Jena kommen, bie Geiftlichen, unnd zu dem Con⸗
ſeſtorio gehoͤrigen fachen, fo ſich in Francken zugetragen, und
durch die Regierung zu Coburck, und inen, nicht verrichtet wers
ben mägem, mitbringen, auch Diefelbigen neben andern mehren
wichtigen ſachen, welche die andern Commiſſarien, auff ihnen
geſparet und verfehoben, mit erörtern, und ſprechen heiffen fol.
Bon den Doctorn der Rechten, find geordnet, Doctor Je⸗
han Unwist, vand Doctor Samuel Brothagius, weiche beide
in ber Bniuerfitet Professores Juris mit fein, diefelben ſollen
nicht weniger, al& die Theologi, allen fachen vleiffig obfein, bes
radtfchlagen, fehlieffen, vnd erörtern heiffen, Auch die Wrtheit,
Abſchiede, und Deereta, mit Radt, vorwiffen, vnnd bewilligung
ber Theologen faſſen vnd ftellen.
Diefe alfo zu dem Konfiftorio geordente Commiffarten
follen macht haben, jhre® gefalens Notarien und deſſen Subs
ftituten, ats Copiſten, anzunehmen, zubeftellen, zuentorlauben,
zuentfegen, und andere an jre fladt anzunehmen, wie «6 zu
jeder zeit des Gerichts notturfft erfordern wird.
Wenn aber von den fünff Eommiffarien, eine ober mehr
Perſonen abgehen, abzihen, urlaub nehmen, oder vorfterben
würden, So folien e8 die andern an vns die Churfürfien aller⸗
feits, gelangen lafjen, Auch Daneben anderer Perfonen halben,
fo an die vorledigte ftellen zu fegen, Vns jren Radt, und bes
dencken mitteilen, bamit wir daraus ſchlieſſen, und gebüsliche
verordnung thun mügen. |
Bon der Eommiffarien Ampt.
Dieſer Commiffarien Ampt, fol fuͤrnemlich fein, das fie
- mit allem trewem vleis, gut acht vnd aufffehen haben, Damit
der Juͤngſten Visitation, in allen Artideln nad) gefaßt, ber
darinnen Chriſtlich angeftelte Confens, nad) dem wort Got⸗
tes, Bibliſchen, Prophetiſchen, Apoſtoliſchen ſchrifften vnd
Augſpurgiſchen Confeſſion, wie es von denn hochbegabten vnd
reinen lerern Luthero vnd Philippo in jrer beider ſchrifften,
lauter, rein und einhellig verfaſt, erhalten werde, Das auch allg
Superintendenten Pfarrherrn vnd Kirchendienern, dem ge⸗
med vnd nicht anders ieren, Predigen, auch dem allenthalben
nachkommen, maß fie in der Visitation zugeſagt und angelobt,
Sie ſollen auch fehen das In allen Superintenbengen Jerlich zwey
Examina gehalten, vnd diefelbigen anderer geftalt nicht ange:
ftelt, auch darinnen verfahren werde, Denn wie es Juͤngſt bie
Visitatores georbent und verabſchiedet.
Es follen auch onfere Commiſſarien, macht und gemalt
haben, do einiger oder mehr Supesintendenten Pfarrherrn
Kischen, vnd Schuldiener, feinem engeiöbnie nich nachſetzen,
*3
306 1584.. OXLVT. Jenaiſche Eonfiftorinlordunug.
Oder fonften dem Chriſtlichen auffgerichten Conſens zuſtoͤ⸗
den, ſich mutwilliger Condemnation gebrauchen, und die Kits
chen turbiren, vnd vnruigen, den oder dieſelbigen zuentſetzen,
zuenturlauben, andere an jre ſtadt zu ordnen, auch ſonſten ſie
nach geſtaldt der vorbrechung zu ſtraffen.
Do auch Secten, Ketzereien vnd dergleichen an welchem ort
es wolle, einreiſſen, oder ſonſten vnnoͤtig gezenck, Zwitracht,
vnd vneinigkeit in der Vninersitet, Schulen oder Kirchen er⸗
regt wuͤrden, ſollen ſie dieſelbige im Conſiſtorio hoͤren, handeln,
vnd wo muͤglich hinlegen, oder gebuͤrlich erorttern, Vnd do die⸗
ſelbigen ſo wichtig weren, Das ſie es nicht entſcheiden koͤndten,
oder daraus gefahr, oder ergernuͤs entſtehen moͤchte, So ſollen
ſie es an vns die Vormunden allerſeits, vnd vnderſchiedlich
nach gelegenheit in wes Vormundtſchafft der ort, do ſich ſtreit
erheben gelegen ſein wird, gelangen laſſen, Damit wir derent⸗
halben ſelbſt gebuͤrlich einſehen, vnd verdrdnung anſtellen.
VBVnd dieweil es bey dem geminen Man, viel vnrichtigkeit
verurſacht, fo die euſſerliche Kirchen Ordnung, Gottesdienſt,
vnd Caeremonien nicht mit Reuerentz, ordentlich, vnd gleich⸗
formig, gehalten werden, Wie denn etzliche Pfarrherrn mit
vleis vngleicheit darinnen fuͤrnemen. So ſollen vnſere Com⸗
miſſarlen darauff acht haben, und einſehen, Damit die Pfarr⸗
herrn und Kirchendiener nicht alfein dem wort Gottes gemes,
wie obftehet, leren und predigen, Sondern .auch bie Caeremo-
nien mit gefengen, Kleidungen ber Priefter, Reihung der Sa⸗
crament gebuͤrlich und gleichförmig, und die feſt an einem ort
als am andern, inmaffen folches zu Jena, Weimar, und Cos
burck gefchihet gehalten werden.
Darüber follen auch die Gommiffarien auffſehen, das alle
Pfarrherren, Predigern, Diaconi, Kirchen und Schuldiener ein
zuͤchtig vnd ehrlich leben fuͤren vnter einander, vnd mit den
Pfarrherrn in guter einigkeit vnd freundlichen willen leben,
Damit was ſie leren, auch mit dem leben ſelbſt beweiſen, vnd
jrem Ampt vleiſig fücftehen.
Nach deme audy bie anhero bie erfahrung geben, das viel
zanckhafftige, vnd ehrgeitzige Leut, Buͤcher geſchrieben, vnd ab⸗
druck ausgehen laſſen, Vnd nichts anders bamit gemeinet, vnd
ausgerichtet, Denn das fie jren affecten nachgehangen, ver-
wirrung in Religiond Sachen geftiftet, falfche und ungereumbte
opinionen an ag bracht, vunnöttige gegend erregt, und vn⸗
überwiefene Schulen, und Kirchen geſchendet, geſchmehet, vnd
geleſtert. Daraus ſpaltung ergernuͤs vnd vneinigkeit entſtan⸗
den, vnd ber lauff des heiligen Euangelij des wort Gottes. der
Augfpurgifcyen Confeſſion nicht wenig gehindert, So follen
auch vnfere Commiffarien, darauff vlelffige adjtung haben,
das kein Superintendend Pfarrherr, Schul und Kirhendiener,
noch einig ander, wer ber audy fein mag, :nichte offentlid;
fhreibe, drucken, oder ausgehen laffe, oder auch fonften in der
Religion, ausbreite, und außbrenge, es fen denn ſolchs von
jnen felbft erfehen, erwogen und für duͤchtig, nuͤtzlich und gut
erkant.
Solte auch eines fuͤrſtehenden drucks halben, etwan gezenck,
Disputationen vnd andete weitleufftigkeit fuͤrfallen, denen
zu wehren, vnd fuͤrzukommen, die Sonmiffarten zu ſchwach
fein würben, ‘oder fie fonften bedencken darüber hetten, So
follen fie es auch an die Churfuͤrſten, vnterſchiedlich wie obe
ſtehet gelangen laſſen, Damit jre Churf. G. darinnen fſelbſt
zuuerordnen haben.
Es ſollen auch vnſere Commiſſarien, Dergleichen auffſehen
der Druckerey halben zu Jehna haben, Domit daſelbſt auch
nichts verdechtigs, zenckiſchs, vnd vnnoͤtigs, ſonderlich in der
Religion gedruckt vnd Publicirt werde, Wie denn dergleichen
beuhelich der Vniuerſitet auch geben.
Von ber Assessorn Notarien, Vnd des Subſtituten Eydt, von
dem Proees des Confiftorii, vnd nach weldem. Rechten barianeu
erfant vnd geſprochen werben fol.
Die Form der Eyde, wie die Commiffarien, Notarius vnd
der Subftitut ſchweren follen, feint hie beuorn gefaft, und bey
dem Gonfiftorio vorhanden, darbey fol e8 auch bleiben, und die⸗
felbige form gehalten werben.
Des Proces halben ift in allen Gonfiftorten, der Chur, vnd
Fürften zu Sachſen breuchlich geweſen. Das zum theil
mündtlih, zum theil auch nach geftalt ber fachen michtigkeit,
vnd mweitleufftigkeit, fhrifftlich jdoch alleg Summarie, one zu⸗
laſſung vnnoͤtiger dilatorien Exceptionen iſt procebitt worben.
tem das man das Iuramentum Veritatis ſchweren laffe,
vnd als bald nad) eingebrachter Clag, auff ben geſchwornen
Eydt der warheit zu ben bemeifungen oder nach geftaldt der
Parteien Confession vnd anderer vmbſtende, entiweber ad sen-
tentiam definitiuam Oder ad Iuramenta decisiua gefchritten
| worden.
Solchem Proees follen unfere Commiffarien alfo auch nach⸗
gehen vnd vleis haben, das den Sachen ſchleunig abgeholfen
auch verhüten, Das die Parteien, mit weitleufftigfeit, und langs
wirigen Proceffen nicht befchwert werben.
Die Vrtheil und Senteng, follen nach der heiligen Schrifft
auch den gemeinen, und in der Chur vnd fürften landen breudhe
lich vnd oblichen Rechten gefellet vnd gefaft werben.
Vnd dieweil in ehe, und andern dergleichen Sachen egliche
fürneme Xheologen, Lutherus, und Philippus aus der Goͤtt⸗
lichen fchrifft, egliche Opinionen, fo ſich mit ben gemeinen
Rechten, Nicht durch aus vergleichen, gezogen, So follen die
Commiffarien, auch diefelbigen in guter acht haben, Vnd
dorauff, fo viel derer in diefen Landen bis anhero gehalten, und
durdy ben brauch des geifllichen Gerichts, angenommen, Die
Vrteil und Abfchiede richten und faffen.
Solten auch in eglichen fellen, fonderliche Constitutionen,
vnd ſatzungen, von noͤten fein, So ſollen es die Commiſſarien
ſampt jren ausfuͤrlichen bedencken, an die Churfuͤrſten gelangen
laſſen, Damit ſich die Churfuͤrſten, des vergleichen, vnd darin⸗
nen verſehung thun muͤgen.
Wenn auch in eheſachen bey dem Conſiſtorio dispensation
geſucht würde, Sollen ſich doeſſen die Commiſſarien nicht mech⸗
33 Sondern ſolches auff die Churfuͤrſten rewittiren vnd
llen.
we Gasen in das Eonfifiorium uuh ber Eorumeiffarien Kurisdiotion
. gehören follen. .
& follen hierein geheren, die Ebeſachen, als nemlich fol«
gende Artickel.
Fe ein Bad bundige ehe ſey/ ober nicht, Scheidung
der
Welches gnugſame vrſachen feine, , dem vnſchuͤldigen theil,
1208. CXLVE.
Jeneifige Eoufifterialsrduung.
97
©
So von feinem Ehegatten vnbillich verlaſſen wider zu tathen Was für ſtraffen bad Eonfifiorium dud bie Eommifferien iuertennen
vnd zu beiffen.
Item wie bie Saenitia Maritorum zuflwaffen.
Stem was für ein Einfehen zuhaben, Wohn: eheleut in
teglichen Zand® mit einander leben, allerley ergernis anrichten,
vnd ſich nicht wollen verfünen laffen.
Ehebruch.
Jungfrawen ſchwechen.
Incest oder Blutſchande.
Abgoͤtterey, Ketzerey, vnd Zauberey.
Gottes leſterung fluchen, vnd ſchweren, auch Simonei.
Hoͤniſch, verechtig, vnd ſpoͤttiſch reden wider das Euange⸗
lum Chriſtliche lere, Sacramenta, vnd Caeremonien,
Falſche vnd leichtfertige Ende.
Die Abfolutiones von den Enden.
Heimliche gefelfchafft, mit Züben, und Juͤdinen.
Wenn die Kinder jre Eltern ſ hlahen, ſchmehen und unehren.
Wucher und Mücherifche Contract.
Wie es bie beuorn in Eonfiftorien gehalten vnd erkent.
Ale Sachen fo der Kirchen, vnd fchuldiener Vocation
Ampt, Dienft, leben, wandel, Translation, dimission, Suspen-
sion handlung vnd vorbredjung belangen, besgleichen wo freit
de lure patronatus fürfielen. Alte fachen, fo der Kirchen,
fhulen, Hofpitaln, und gemeiner Kaften güter, Zehen einkom⸗
men, Nügung, gebewe, vnd befferung,, Darzu der Kiechen vnd
ſchulen biener befoldung betreffent.
Der Cüfter und anderer meuterey wieder bie Pfarrherrn.
In allen ob erzelten, vnd bergleichen fachen, fo für das
Conſiſtorium gehören, Solten die Commiffarien madıt haben,
dbarinnen zu Procediren zuerfennen vnd zufteaffen. Gleichwol fol
birmit, und dadurch den Regirungen, Ambten, gerichten, in Sted⸗
den und Dörffern, nichts benommen noch fie entladen fein, von
den vorbrechungen die nach Recht, und gewonheit ber weltlichen
Gericht geflcafft werden follen, die Hand abzuziehen, und von
ſich zuſchieben, Sondern auff das damit die lafter, ale Gottes⸗
leſterung, Ehebruch, Hurerey, und andere, fo wider Gottes ges
bot, auffhebung Chriſtlicher Zucht und Policey gereichen, ernſt⸗
Ich und gebürlic, geftrafft werden, follen das Conſiſtorium, und
die meltlichen gericht Concurrentem Jurisdictionem, Idoch
jeden theil die preuention, und nach gelegenheit eines jglichen
fals, die ſtraff Fürbehalten haben, und Exerciren.
Bon ber Jurisdietion bes Eonfiftorii, vnd wer bemfelbigen unter:
worffen fein fol.
Diefem geordentem Conſiſtorio, als einem gemeinen Kies
chengericht, fol meniglich in beider Linien dee Hertzogen zu
Sachſſen Landen, wes flandes oder weſens er ſey, niemande
ausgeſchloſſen, vnterworffen fein, Vnd follen alle und jede Der:
fonen berurter Lande, in den, hie oben ausgedrucktem und der⸗
gleichen fellen, vnd Conſiſtorial fachen vor dieſem Conſtſtorio,
auff vorgehende ladung zuerſcheinen, Clegers, oder beelagtes
ſtadt zuhalten, doſelbs Ehriſttiches Rechtmeſſiges, vnd billiches
erkentnis, vnd abſchiedts zugewarten, ſchuͤldig ſein, bey Peen
vnd: Straff, welche von dem Conſiſtorio nad) gelegenheit der
vorbrechenden, vnd vngehorſamen theil, zuerkant j vnd vn⸗
nachleffig Exequiret und volnſtreckt werden fol.
vnd zugebrauchen haben follen.
Das georbente Conſiſtorium, und die Commiſſarien ha⸗
ben nicht allein macht vnnd gewalt die Sachen zuentſcheiden,
vnd die Parteien, was ſie ſich zuuorhalten, Zuuor Abſchieden,
Vnnd die fuͤrgefallene felle durch Vrteil entlich zueroͤrtern,
Sondern auch die vorbrechungen ſonderlichen zu ſtraffen, vnd
austruͤckliche Peenen zu ſprechen, vnd zu ernennen.
Vnd weil ſich jre erkentnis, als ein geiſtlich gericht, auff
leib, vnd lebens ſtraff nicht erſtrecken kan. So ſollen ſie nichts
deſto weniger Ciuiles poenas, auch andere noch hoͤhere, Nem⸗
lichen geldt ſtraffen applicandas fisco, als dem gemeinen Ka=
ſten, auch Gefengnis zuſprechen, vnd zu erkennen haben.
Sonderlich fol auch der Bann, vnd die Excommunication
als das geiſtliche ſchwerdt, dem Conſiſtorio nicht genomen,
Sondern in notfellen zu gebrauchen, zuerkennen, vnd zu Pu⸗
blicirn frey ſtehen vnd zugelaſſen ſein, In was fellen aber ſol⸗
cher Bann auffzulegen, vnd wider wem er zu gebrauchen ſey,
Als nemlich wider diejenigen, ſo Rottiſche, vnd verfuͤriſche Lere
fuͤren, vnd ſich nicht wollen dauon abweiſen laſſen, Auch die,
welche nach beſchehener verwarnung, in Ehebruch, Hurerey,
Wucher etc. offentlichen Suͤnden vnd Laſtern verfahren. —
Item wider alle Gottesleſterer, vnd die, ſo verechtlich, vnd
ſpoͤttiſch von der Chriſtlichen Lehr vnd Sacramenten reden.
Item ſo mit Zauberey vmbgehen, wider die meineidigen,
vnd dergleichen, ſolches alles haben vnſere Commiſſarien, fuͤr
ſich in fuͤrfallenden fellen wol zu bedencken, vnd daruͤber der alten
fuͤrnemen Theologen Lutheri vnd Philippi ſchrifften vnd be⸗
dencken zuerſehen.
Es ſollen vnd werden aber auch die Commiſſarien gute
beſcheidenheit, vnd fuͤrſichtigkeit datinnen zugebrauchen wiſſen,
Vnd den Bann, wieder niemands leichtlich, denn in ſolchen
fellen, do man es kein vmbgang haben mag, Vnnd do die Per⸗
ſonen deſſen gnugſam, vnd in einem ordentlichen Proces vber⸗
wieſen, erkennen vnd ergehen laſſen, Damit es nicht das an⸗
ſehen habe, als wolle man einen Papiſtiſchen Bann, vnd zwang
der gewiſſen, widerumb anſtellen vnd auffrichten.
Es ſol aber kein Superintendens, Pfarrherr, oder Kirchen⸗
diener, Irgend in einigem fall zu Excommuniciren, macht, vnd
gewaldt haben, Sondern bie Vrſachen follen bem Conſiſtorio
berichtet, und von demfelbigen erwogen, berathfchlaget, vnd des
fürftehenden Bannes halben decidirt vnd gefpsochen werden.
Menn auch ber. Bann, durch ein Brteil erfant, daſſelbige
fein Krafft erreichet, vnd dauon nicht Appellirt toihee, Sol er
hernach erft durch den Pfarcheren , ober Prediger, in ber Kir-
hen verfündiget werben.
Waſer geftalt denn auch die Excommunicati, wenn fie fid)
erkenten, buffe theten, vnd befierten zu abfoluiren, vnd der
Kirchen widerumb einzuuorleiben, darüber follen vnſere Com⸗
miffarien auch, und nicht die Pfarcheren zu disponiern vnd zu⸗
verorbnen haben, damit e8 allenthalben onuordechtig, vnd one
affecten zugehe, vnd darinnen gute ordnung gehalten werbe.
Es fol aber hiemit und durch diefe Drbnung den Super-
Intendenten, Pfarcherrn, vnd Kirchendienern, das Straff Ampt
aufferhalb der-Excommunication,, auff der Cangel in fellen
vermahnens nötig, nicht benommen fein, Jedoch füllen fie fich
deſſelbigen gebuͤtlich, beſcheidenlich, Chriſtlich, dem wort Gottes
908 | 1885.. OXLVEIL Bäueluug’tche Rischenoutsumsg.
j ®
gemes, ohne prinat affecten gebrauchen, Vnd in allen folchen
Sachen, des Conſiſtorij erkentnis, auch onterworffen fein.
Vnd es fol das Confiftoriam bie Inspection der Iuris-
dietion vber die Superintendenten, Pfarcheren, Kirchen, und
Schuldienern fonderlih haben, Alfo wo einer oder mehr bes
funden, oder berüchtiget, das ex ein Ehebrecher, Hurer, Haderer,
Seuffer, Wucherer, Spieler, oder eines Diebftals, oder anderer
onehrlicher,, ſchendlicher Lafter, vordechtig, Sollen die Com:
miffarten macht haben, jhnen zu suspendiren abzufegen, ober
fonften mit gefengnis, ober in andere dergleichen wege zu
ftraffen.
Solche Ecclesiasticam disciplinam, fol das Eonfiftorium
nicht allein wider die obgefagten Pfarrherrn, vnd Kirchendiener,
Sondern aud) wider andere bes Lands vnterthanen zugebrau-
chen haben. Als wenn in Stedten, ober Dörffern vnd auff
dem lande leute befunden, Menlichs und Weiblichs gefchlechts,
fo in eine Kirche giengen, keiner Religion achteten, Das heilig
Sacrament in etzlichen Jaren nicht begerten, ein rochlos wildes,
ergerlichs leben fuͤreten, Auch ſonſten in offentlichen, oder je
ſehr vermutlichen Suͤnden lebten, ſolche vnd dergleichen ſollen
die Commiſſarien zu Citiren zubekehrung, vnd beſſerung, vnd
gegen den Pfarrherrn, vnd Superintendenten zu gebuͤrlichen ge⸗
horſam zuweiſen, vnd ſonſten wider ſie mit Inquisition vnd an⸗
dern, als ſich gebuͤrt, vnd die notturfft erfoddert, zu Procediren
vnd zuuorfahren haben.
Bon GEpecntion ber Deteil and bed Proceff, fo im Genfiisrio
ergangen.
Was die Commiſſarien im Confiflorto handeln, verabfchie
den, Erkennen, fprechen, und maudiren, dem follen aller ber
beider Landen vnterthanen einwohner vnd zugethane gehorſa⸗
men, vnd gebuͤrliche volge leiſten, Vnd do einer oder mehr,
darinnen ſeumig, follen die Commiſſarien macht haben arctiora
mandata, mit bedrauung einvorleibung, ernſter Peen, als gelt
ſtraffen, gefengnüs, und dergleichen zu dederniren.
Wenn fi) auch die Parteien deffen entlich widerſetzen vnd
nicht pariren würden. Muͤgen bie Commiffarien Brachium
seculare, als die Regitung, und die gerichts beuelchhaber an⸗
ruffen, ond jnen bie entliche Execution und huͤlff beuehlen, So
baldt auch ſolchs an fie gelangt, Sol nicht allein ben verorden⸗
ten Rethen in ber Regirung, Sondern auch allın Amptkeus
ten, Schöffeen, Gerichtshaltern in Stebteh, und Dörffern, und
allen oͤrttern, hirmit auferlegt fein, die fchreiben, Mandate, Abs
ſchiedt, und Vrteil, fo jre krafft erreichet und dauon nicht Appellirt
worden, ſtracks one verlengerung vnd verzugk zu Exequiren,
vnd zuuerſtrecken. An ſolchem allen geſchicht hoͤchſtgedachter
Churfuͤrſten, vnſerer gnedigſten Hetrn, gnedigſte entliche, vnd
ernſte meinung. Geben den 12. Junij Anno 1574.
Gedrudt zu Shena durch Donatum Richgenhan.
Anno MDLAXXIV.
1373.
CXLVUL
Agenda oder Klirchenordnung der Stadt Lüneburg.
Bei Bertram, Evang. Lüneburg, S. 301 ff. ift
eine 8.:D. der Stadt Lüneburg abgebzudt, welche von
dem Superintenbenten Saspar Gbbemann verfaßt und
am 1. Dec. 1575 von dem Magiftrat conficmirt worden
if. Wie bie Vorrede fagt, war ed nicht die Abficht, daß
„dieſe ſchlechte und geringe vernotelung gepublieiret” würde,
vielmehr follte fie nur die „Gorreſpondenz mit unfers gnaͤ⸗
digften Landesfürften und Herrn druklich ausgegangenen
K.⸗O. eglihermaßen anzeigen.” Wir geben fie in einer
turzen Weberficht, während wir die Leges ministrorum
verbi Dei in ecclesia civitatis Luneburgensis in ihrer
älteften Geftalt in einer Anmerkung vollflänbig beifügen.
0.00%
Cap. 1.
De veocatione ministrerum verbi,
Niemand ſoll ohne gewiſſe Vocation In das Minifterium
aufgenommen werben. Bei den Kirchen, über welche dem Mas
giſtrat das Patronatrecht zufteht, foll Niemand ohne des wort⸗
baltenden Blirgermeifters und des Superintendenten Vorwiſſen
und Bewilligung fi) pro eoncione hören laffen.
’ Cap. I.
De legitime veocationis processu.
Vor ber Beſtellung wird der Defignirte dem Superinten«
denten im Namen und wegen bes ganzen Minifterii präfens
tirt, welcher ihm bie Abhaltung zweier Probepredigten auflegt.
1:
Hierauf hat berfelbe fein Bekenntniß in Uebereinftimmung mit
der Conf. Aug. , der Apologie, den Schmalk. Art., dem Kate
chiomus Luthers und ber gegen das Interim gerichteten Con⸗
feflion der Städte Hamburg, Lübe und Lüneburg zu uͤber⸗
zeichen, über weiches, wenn es diefem Corpus dottrinae ges
mäß erfunden, er von bem Superintendenten und einigen
Sliedern des Minifterik eraminirt wied. Alsdann hat er fi
zu den erwähnten Scheiften foͤrmlich zu bekennen und Beob⸗
ahtung der K.⸗O., fleißige Amtsfuͤhtung, gottesfürdytigen
Wandel und Gehorfam den Leges ministerii *) anzugeloben.
*) Diefe Leges in älteften Geftalt lauten in einer
Eelliſchen Fa wie ee ſtes Geſta
Leges Ministrerum verki apad Lunacburg.
I. Conelusum est inter fratres, se omnes potius abite-
ros hinc, quam aliquem ex fratribus ob levicolam oausam
aut isvidiam ab oflicie deponi permissuros,
IL, Convocatio fratrum singulis septimanis et quieguid
in convocatione agitur, mulli hominum est revelandum.
Ill. Coavivium ordinarium servandum intra sex hebdr-
madas propter concordiam fratram et ante quintam horam
adsint sub poena 6 3.
IV. Si discordia mota fuerit inter fratres, hane ipsimet
1504, EIKEVERE. ‚Bäünehuegidhe Kirchenorbunug. | 3
Co. UL,
De ordinstions ministrerum verbi.
Darftellung bes Orbinationseritus der nirgends von jenem
ber Luth. R.D. abweicht. Mach ber Orbination wird dag
Abendmahl gefeiert, an welchem ber Orbinirte Theil nimmt.
Cap. IV.
Bon den Predigten fo das gante Jahr über gewohnbeitlicy gefchehen
nnd von.dben Geremonien fo babey gehalten werben.
Cap. V.
Bon der Tauffe.
Cap. VL
. Ben ber Notbtauffe.
Beide Abſchnitte flimmen mit den Iuth. K.⸗O. adnzlich
überein.
Cap. vH.
Bon ben Gebaumen.
Cap, VI.
Bon ber Beicht.
Die Beicht und privata absolutio ift ein hochnothwendig
Ding in der Kirche Gottes, und es wird deshalb der alte Ge:
brauch beibehalten, einen Jeden allein zu hören und zu abfols
viren.
Cap. IX,
Bon Befuchung ber Kraucken.
Cap. X,
Bon Begräbuiffen.
Nach altem Gebrauche begleitet das Minifterkum die Ab⸗
inter se componant, et si id fieri non possit, Soperinten-
dentis et Pastorum sententia andienda est, ut vinculum
fraternae charitatis retineatur integrum.
V. Pauperum mentio fiat in publicis concionibus et pri-
vatim in confessione et in ipsorum divitum infirmitate,
VI. Sabbathina exhortatio non fiat ultra mediam horam,
VII. In festis diebus fiet sermo ad horam, in feriis tan-
tum ad tria horae quartalia, alias solidum solvat.
VII. Aliquo Ministro aegrotante collegae debent ex-
hortationem sabbathinam observare ad tempus trium heb-
domadarum, si morbus accreverit aut vita defunctus fuerit,
fratres ordine sermone tentabunt.
IX. Nullae communes preces debent fieri pro aegrotis
sine singulari cansa ante concionem, nisi finito sermone.
X. Magistratus non publice, si quid ab eo commissum
faerit, arguatur, nisi admonitus prius privatim.
XI. Siquis ex fratribus concionem Superintendentis sine
legitima causa neglexerit, mulctae juxta sententiam fratrum
sese subjiciat.
XU. Si quis negligens fuerit in sua septimana in suo
officio pro ratione delicti poenas dabit.
Exceptio legum. Si quis ordinarium convivium vel
extraordinarmmm neglexerit, mulctandus est, Excusat infirmi-
tas, aut si secum hosestam hospitem hahuerit, aut in spon-
salibus, aut simili honesto conrivio apud homestas personas,
ubi non fas est. statim discedere, petita tamen venia pro
aua absentia , tum enim sunt excusati. Gpäter find biefe
Lages mehrfach erweitrt werben.
gefchiebenen auf Anzeige ihres Beichtvaters zum Zeugniffe ihret
Glaubens zum Grabe, waͤhrend dieſes denen verſagt wird,
bie nicht membra communionis find, oder geraume Zeit nicht
das Abendmahl genoſſen haben. Diejenigen, welche mit fal
ſcher Lehre behaftet geroefen, ober in unbußfertigem offenkundi⸗
gem Wandel verftorben find , werben nicht mit Schülern und
Geſang beerdigt.
Cap. XI.
Bon Wertrawen und Segnen Braut vnd Bräutigam.
Der Trauung geht das dreimalige Aufgebot vorher ; jebod)
innen mit Bewilligung des Superintendenten zwei Anfgebote
an einem Zag erfolgen. Die Copulation gefchieht, wenn nicht
ber Magiftrat mit Rath des Minifterii bispenfirt, Sonntags
oder Montags 10 U. vor dem hohen Altar. Die Verwandt:
haft hindert bie Ehe biß zum 3. Grade der gleichen Linie.
hne erhebliche Urfachefoll in der Advents⸗ und Faftenzeit keine
Hochzeit gehalten werden. Der Trauritus hat nichts Abwei⸗
chendes; doch enthält das Fraugelübde ausdruͤcklich die Zuſage
der Brautleute: „fich durch nichts als ben zeitlichen Tod ſchei⸗
den zu laſſen.“
Cap. XI.
Won verurtbeilten Mitfethätern, wie man biefelben pflegt zn befuchen
und tröften.
‚ Cap. XUL
ur Bon ber Kirchen » Zucht.
Einer umfafienden Entwickelung der enangelifchen Lehre
von ber Kirchenzucht folgt die Beflimmung, daß nur foldye der
Disciplin unterliegen folen: „J) welche nicht richtig in ber
Lehre find, fondern etwa einen Irrthum gefaffet der da mit
ben Artikeln des h. Chriſtl. Glaubens nicht übereinftimmet, ..
defielben fich bey andern Leuten vernehmen laͤſt, und aufdenfelben
pertinaciter verhartet. 2) So jemand felten ober nimmer zu
dem hochw. und heil. Sacrament .. gehet oder yerächtlic von
der Zauffe oder von dem Abendmahl des Heren redet. 3. So
jemandt ein unchriftliche® ärgerliches, gottlofes und boͤſes Leben
führet, und darinne in Unbußfertigkeit verharret.” Perfonen
diefer Art fol der Pfarrer zuerft allein, dann zu dreien Malen
in Gegenwart ber übrigen Seiftlichen feiner Kicche vermahnen.
Hierauf hat ex fie dem Minifterium anzuzeigen, welches, nach
fruchtlofer Ermahnung, oder im Falle des Außenbleibens auf
die zweite und britte Ladung, fie vom Sacrament unb ber
Taufzeugenſchaft ausfchließt, jedoch ohne fie Sffentlich zu pro⸗
clamiren oder mit Namen von der Kanzel auszufchreien. Je⸗
doch Toll man fie nicht von dem Worte und der Lehre abfon-
dern, und fie nicht ganz und gar für Feinde halten, weshalb
benn ihnen ber Handel u. dergl. nicht zu verfagen und bie
bürgerliche Gemeinfchaft nicht ganz zu verweigern iſt. Die:
jenigen, welche Irrlehren verbreiten, find ber Obrigkeit anzu⸗
zeigen, bamit fie der Stadt vermwiefen werden, und wenn andre
öffentliche grobe Sünder ungeftraft bleiben, foll die Obrigkeit
ihres Amts vermahnet werden. Ohne Befferung bahinges
gangenen Sünbern wird das chriftliche Begräbniß verfagt, gleich
wie denen, welche ein ganzes ober anderthalbes Jahr vor ihrem
Tode der an fie ergangenen Mahnung ungeachtet das Abend⸗
mahl nicht genoffen haben. Begehrt ein Gebannter die Wie
deraufnahme bei gefunden Tagen, fo iſt ihm nicht fofort zu
400
willfahren, ſondern man foll ihn ein» oder zmeimal abweiſen
und dann erft im Beifein der Diener der Kirche, zu welcher
er gehöret, und der Kirchgeſchwornen oder zweier oder dreier
anderer glaubwürdiger Perfonen auf erfolgtes Bekenntniß ber
1.10. CLE Hohenlahiſche Kirchensrtmung.
Sünde und Verfprechen der Beſſerung aufnehmen. Bei Krane
ten, welche nicht in Todesgefahr find, tft die Aufnahme um
zwei ober drei Tage zu vorziehen, währmd im Kal ber Todes⸗
gefahr die Annahme fogleich gefchehen fol.
1376.
CXLIX.
Airchenordnung, Vnd Neformation vnſer Albrechts und Philipſen Gebrüder, Grauen zu
Naſſaw, zu Sarpruͤcken vnd zu Sarwerden, Herrn zu Loher, wie es in vnſer Graue vnnd Herrſchafft, nicht allein
im Kirchenregiment, von vnſern Viſitatorn vnd Predicanten, mit der Lehr, jrem Leben vnd Wandel, Viſitation der
Pfarren, annemung vnd bevrlaubung der Predicanten, vbung deß Catechiſmi, vnd dergl., Sondern auch ſonſten in
andern, zu abſchaffung allerhand Aberglaubens, Rotten vnnd aͤrgerlichen Lebens, auch befürderung Chriſtlicher Zucht
vnd Erbarkeit, und erhaltunge guter Policey dienlichen flüden, ald mit Criftallenfehern, Zauberern, Widertäuffern,
Kirmelfen, Sontagstängen, Gottöläfterern und Vollfauffern, auch in etlichen Ehefällen, vnd mit ftraff der Vnzucht
ond Ehebruchd, gehalten werben fol. Gedrudt zu Frandfurt am Mayn 1576. 88. 4.
CL.
Agenda, Das ift: Kirchenordnung, wie e8 in der Graue vnnd Serrihafft Naftaw, Sar-
prüden, Sarwerden vnnd Loher, mit verfündigung Göttliched worts, reichung der h. Sacramenten, vnd andern
Chriftliden Handlungen und Geremonien, gehalten werben fol.
1576. 398. 4.
Diefe beiden Ordnungen find erlaffen, nachdem Sarbrüden
an die Weilburgifche Linie des Haufe Naffau gefallen war.
(Bergi. Sacobfon, Geſchichte ber Quellen bes ev. K.⸗R. ber
Provinzen Rheinland und Weftphalen, & 628.) Nur die erfte
trägt das Datum: 1. Aug. 1574.53 unzweifelhaft ift ihr aber die
1 Cor. 14. Gebrudt zu Frandfurt am Mayn
Agenbe gleichzeitig. Beide find, bis auf geringe Abweichungen,
wörtlihe Wiederholungen der Heffifchen Reformation v. 1572
(Nr. CXL.) und Kirchenordnung v. 157% (Rr. CXLVI.). In
ber Agenbe ift anftatt des Hefjifchen ber Württemb. Zaufritus
eingefchoben. "
15377.
CLI.
Kirchenordnung Wie es mit der Lehre und Ceremonien, in der löbl. Grafichafft Hohenloe ze.
foU gehalten werden. Psal. XXIV.
Veber diefe, am 14. Sept. 1577 publicirte K.⸗O. f.
Bibel, Hobenlohifche Kirchengeſch. &. 682. Eine Hohen:
lohiſche Conſ.⸗O. erwähnt derfelbe Schriftfteller &. 620.
* * *
Das I. Gapitel,
Von ber Lehr. .
Pro corpore doctrinae, affırmative und negative, follen
gelten: 1) die Schriften der Propheten und Apoftel A. und N.
T. als die einige norma judicii, 2) bie drei alten Symbole,
3) die Augsb. Confeffion, 4) die Apologie, 9) die Schmalkald.
Artikel, 6) die Katechismen Luthers, 7) die Repetition der
Aug. Conf., 8) die Loci Melanchthons, 9) die gegenmärtige
K.O. Andere Schriften der Kirchenlehrer follen nad diefem
Corpus doctrinae verfianden und erflärt, die Streitfhriften
Machet die Thor c. 234 Bl. 4.
aber und unreinen Bücher der Papiften, Calviniſten zc. nicht
gebraucht und fireitige Religionsſachen nicht auf die Kanzel
gebracht werden. i
Das ID. Gapitel.
Bom Kirchengefang, Predigt vnd Eeremonien.
Die Sottesdienflordnung ift folgende: Palm, Collecte,
Vorleſung der Dauptftüde des Katechismus, Lection aus dem
N. T. (nach der Ordnung ber Bücher) mit ben Summarien
Veit Dietrichs, Credo, Predigt, gemeine Beicht und Abſolu⸗
tion, Cheverkuͤndigung, Fürbitten, gemeines Gebet, Vater
unfer, Gefang, Gebet, Segen. In der Predigt follen die
Geiftlihen alle Scyeltworte, Rachgierigkeit meiden, und nicht
auf fpigige, hohe, fcharfe Fragen eingehen. In der Woche ſoll
*
wengſtens etkrmal’ (am · Freltage) Gottesdtenſt gehalten tere
‚ven, der aus Geſang, keetion eines Capitels aus dem A. T.,
Sefang, Predigt, Litanei, Gebet und Gegen beſtehen fol. -
Das I. CTapitel. \
Collecten ober‘ Gebete: in ber Kirchen, mit ber Gemein, ber jeit
nad, iu Bote zu foeehen.
Das IV. Eapitel,
"Wom Eatedifms. \ “
Am Sonntag nad dem Morgeneffen findet eine Katechis⸗
musübung Statt, welche mit Befang und Bebet- eröffnet wird.
Die Nürnberger Rinderprebigten dienen als Grundlage; Außer
dem werden die Kinder ‚ welche das 12. Jahr erreicht haben,
und zu Oſtern zum Abendmahl gelaſſen werben follen, von In⸗
voeavit bis Palmaruni beſonders unterrichtet. Die Pfarret
ſollen die Erwachſenen, beſonders wenn fie in der Beichte ſich
als unwiſſend erweiſen, zum Beſuche der Katechismuspredig ⸗
ten ermahnen. J J
Das V. Capitel.
Lion ber Zauffe- .
Der Taufritus iſt wefentlic der der Württemb. 8.:D.
(Nr. CIX.); in den Vorfhriften über die Nothtaufe Klingt
bie Saͤchf Agende von 1539 (Nr. LXIV.) wieder.
P Des VI: Eapttel.
Ben der Beiver und verbor ber Eommnukcanten.
R Nach der Voſper foll ber Pfarrer Diejenigen, welche des
naͤchſten Tags zum Abendmahl’ gehen wollen, und zwar einzeln,
in den ſechs Stuͤc⸗n des Katechisemus unterrichten und mit
Amer kutzen, auf die drei Städte der Buße gerichteten Vers
mahnung entlaffen. Die Abfolutionsformeln find die Nuͤrn⸗
berger. Diejenigen, melde im Katechtomus nicht bewandert,
foen bie Pfarrer nicht zulaſſen, bis fie gelesnt haben, was
einem Chriftenmienfchen zu wiſſen zu feiner Seelen Heil nothe
wendig. Alle Perfonen , welche der Pfarrer zum Abmbmahl
zulaͤßt/ fol ex in einen befondern Katalog eintragen.
Vu. Gapitel,
"Ordnung des Herrn Abendmald.
Nad der Predigt und dem Gefange folgt die Admonition
ber Nuͤrnb. 8.:D,, dann offne Beichte, Tofotutlon, Vater
unfer, Einfegungsworte, Communion, Donkfagung, Gegen.
Die Kirchenbiener , welche das Abendmahl halten, follen, for
viel möglich, ſelbſt communiciren- .
000; OLE: Reife Kirchjlrlorbintiig. .- u"):
Des VI. Gapitel.
"Bon befudung und Gommumion ber Rranden 'oub Gefsugnen.
Das IX. Capitel.
Von den Eheleuten, wie man Die einleiten folL.
Vergl. die Nürnb. K.O. (Nr. LXIL)
Das X. Gapitel.
Bow. Begrebuuf. .
Alle Begraͤbniſſe follen mit Gefang, Predigt (welche mit
des Verftorbenen Leben und Abfchieb zufammenftimmmen
fol) und Segen gehalten werden. Der Pfarrer wird ange.
tiefen, einen Katalog der Verftorbenen zu halten, welche bei
Lebzeiten das Abendmahl empfangen haben, Deshalb fol der
Zodtengräber ohne Erlaubniß des Pfarrers Fein Grab machen
und Beine Leiche beflatten. . -
. . Das SL Capitel.
Won ben Beyertagen.
Nach der Nuͤrnb. K.O. Das Feft Visit. Mar. iſt auf den
15. Aug. verſchoben, an welchem man fonft Marid Himmels
fahrt feiert, „welches doc) fein grund Inn der Scheifft, vnnd
zu geoffer Abgörterey vil vrſach geben hat.” i
j Das XI. Capitel.
i Won der Kircpenbifeiplin.
m: Wir verfiehen durch den Bann die abſchaffung von
dem Chriſtlichen werck ber Geuatterſchafft, Abſolution, Abende
mal Ehriſti, vrmb ber Ehriſtlichen Begrebnuß, deren Perfonen,
die ein oͤffentlichs, bekendtlichs oder vberwiſens Lafter begans
gen, vnnd damit ein gangeChrifttiche gemein, vnd inn berfelben
fürnemtid, vil junge vnnd vnſchuldige bergen geergert haben.”
Das Verfahren iſt das gewoͤhnliche: Ermahnung im Geheimen ;
dann vor gottesfücchtigen Leuten (aus dem Math, oder Gericht,
ober ben Heiligenpflegern), ferner Ermahnung durch den Sue
perintendenten, und zuietzt Anzeige an das Conſiſtotlum.
„Außer dem General Consistorio, fol feiner niemals in
Bann erfandt tverden.” Zum Erſcheinen dor dem Pfarrer
oder Superintendenten find die Bußfälligen von bem welt
lichen Richter anzuhalten. Die Wiederaufnahme des Gefal⸗
lenen erfolgt durch einen Beſchluß des Confiſtorli.
Am Schluſſe ©. 46 ff.: Der Heine Katechismus Luthers,
die Fragſtuͤke vom Nugen und: Gebrauch des Kater
chiomus / die Nürnberg. Kinderpredigten, ettiche Ver⸗
mahnungen vor bem Abendmahl.
Gedruckt zu Nürnberg, durch Katharinen Gerlachin, vnd
Johannes vom Berg Erben.
— 1886.
OLI. 8
Des Durchiauchtigſten, Sochgebornen Fürſten vnd Seren, Gerrn Auguſten, Hertzogen zu
Sachſen, des h. Römifden Reichs Ertzmarſchalln, vnd Churfuͤrſten, Bandgraffen in Düringen, Marggrofien zu
Meiffen, vnd Burggraffen zu Magdeburg, xc. Ordnung, Wie es in feiner Churf. G. Banden, bey den Kirchen, mit ber
lehr vnd Geremonien, befgleichen in berfelben beyben Vniuerſiteten, Confiftorien, Zürften vnd Particular Säulen,
„Bifitation, Symodie, vnb was ſoichem allen mehr anhanget, gehalten werben fol. Leipzig. Cam priallegto Electoris
Saxoniae. (XXVI u.) 433 ©. fol.
Unter ben K.⸗O. ber iten Hälfte des 16. Sahıl
mie vockiegende, am 1. Pa 1680 vublicirte, Fi
i 9. Weber, Saͤchſ. SR. Bb. I. ©:
ee ie —8 ſie Bee, mit Ausfhluß
ber bereits früher in ber Grundlage mitgetheilten Agenbe
. (Re. LXIV.) und her bie Schulen und Univerfitäten be⸗
treffenden Abfchnitte, veuftändig nach einem von bem Chur⸗
fürften Auguft und dem Erbpringen Chriftian eigen:
haͤndig unterzeichneten Eremplar. In einzelnen Zheilen ift
bie Württemberg. R.:D.v.1559 (ob. Air. CHA.) wörts
lich benugt, unb für andere‘ hat biefelbe wenigftens das
Muſter geliefert. -WBeibes wird durch bie Einwirkung An⸗
bred’s erklaͤrlich. Die Gemeralartikel find zum Theil woͤrt⸗
lih ben Art. v. 1557 entlehnt (ob. Rr. CVIL), wie die
von uns beigefügten Rachweifungen zeigen.
**
Von der Lehr vnd bekentnis be Glaubens, fo bey vnſern Vnixuerfiteten,
Kirchen, Fürſten und Partieular Schulen, mit fleid getrieben, und burch
vnfere Consistoria befördert vnd handhabt werben fol,
„Wiewol Gottes wort, in ben fchrifften der Propheten. und
Apoſteln begriffen, ‚die einige norma, Richtſchnur ynd. Regel
ift, vnd bleibet ewiglich, nach welcher ſich ale Kirchen vnnd
Schuldiener richten, vnd ihre Predigten und Lehr, bey vnter⸗
weifung bes gemeinen volcks vnd der jugendt, in rechter war:
hafftiger erkentnis und furcht Gottes, allezeit anftellen follen,
Jedoch, weil ſich auch falſche und unreine Lerer derfelben rhuͤ⸗
men, und fich vunterfiehen, jhre falfche Lehr, aus der heiligen
Schrift, wieder den willen des heiligen Geifts, vnd klaren
buchſtaben derſelben, zuerweiſen, auch nicht ein jeder der ge⸗
ſchickligkeit iſt, das er in allen vorfallenden freitigen Reli⸗
gions Artickeln, gründlichen vnd ausfürlichen bericht, obne
vorgehende nottürfftige vnterweifung zuthun ‚weiß, erfors
dert bie noth, das in vnſern Kichen eine gründliche, heile,
are Eonfeffion vnd bekantnis, vornemlich von den flreitigen
Artideln, verfafiet fen, datdurch unfere Kirchen, ſampt ihrem
glauben und befentnis, von allen abgöttifchen verfamlungen,
felfchen Lerern, Motten vnd Secten, abgefondert werde. Bu
dem ende dan vornemlich bie Augfpurgifche Confeſſion, aus
befehlich der Chur vnd Zürften, geftellet, und Anno etc, 30,
Keyfer Carola V. vbergeben worden.
Nach dem aber dieſelbige nachmals, ohn einhelligen Con⸗
fens aller der Stende, fo ſich zu ſolchet damals bekennet, wie
auch der Theologen, ſo anfangs darzu gezogen, vielfeltig ver⸗
endert, vnd alſo repetiert worden, biß endlich auch unter dem
namen mehrgedachter Augſpurgiſchen Confeſſion jrrige vnd
verdampte lehr, mit groſſem nachteil vnd ſchaden vieler ſeelen,
ausgebreitet worden.
Demnach mehrgedachte Churfuͤrſten, Fuͤrſten vnd Stende,
ermelter Confeſſion zugethan, allen verdacht vnreiner lehr, von
derſelben Kirchen vnd Schulen, genglich abzulegen, hoͤchlich
verurſacht, ſich zu der erſten, alten, vngeenderten Augſpurgi⸗
ſchen Confeſſion, wiederumb offentlich zubekennen, damit ſie
A bezeugen wollen, das fie ander vielfeltigen bementlung
alfcher, vnreiner lehr, unter der namen, verenberten Augſpur⸗
gifchen Confeſſion, kein gefallen getragen, ſondern bdiefelbige -
Foren gentzlich zuwieder fen. Vnd demnach, beneben wiederho⸗
lung mehrgedachter vnuerenderten Confeſſion auch ein ausfuͤr⸗
liche, richtige erklerung, aller eingeriſſenen ſpaltungen in ſchriff⸗
ten-gang nothwendig geweſt. —
So iſt vnſer ernſtlicher wille vnd meinung, das alle vnd
jede Kirchen vnd Schuldiener, in vnſern Chur, Fuͤrſtenthum⸗
ben und Landen, ſich In allen, beſonders aber dieſer zeit ſtrei⸗
4590. . CLIL. Ruckädfiihe Sicchenschuung.
tigen Artickeln, durchaus, in allen jhren Prabigten, ab vor⸗
tichtung jhres ampts, ſich zufoͤrderſt ben Schriften dar Apoſtel,
Propheten, vnd mehrgedachter Augſpurgiſcher Confeſſion, auch
der Chriſtlichen, vnd in Gottes wort wolgegruͤndten, hieuor
gemelten atklerung ber, ſtreitigen Artickeln, gleichfaͤrmig ud
einhellig, verhalten und anzeigen. -
Darauff dann zuföcberft yunfere Consistoria, general vnd
fpecial Superintendenten, wie.auch berfelben Adiuncten, jhre
ſtettige, fleiffige, und vnnachleſſige infpection. und aufffehen
baben follen,. damit in Kirchen und Schulen, derſelben keine
wiebertvertige lehr eingefüret, fondern, da das geringfie an
einem Kirchen oder Schuldiener vermardt, das er ſich newo⸗
rung vernemen laſſen, alßbald, vermöge nachfolgender ord⸗
nung mit jhme bie gebür vorgenommen, auff das mit vnnot⸗
wendigem ergerlichem. gezenck vnd zwiefpalt, der - gemeine
Gottes verfchenet, und zeitlich dem vbel, ohn alle weitleufftig⸗
keit, begegnet, vnd gemehret, und, zufampt reiner, vnuerfelſch⸗
ter lehr, auch Chriſtliche einigkeit, befonders unter ber Kirchen
und Schuldienern, durch Gottes gnad, in vnſern Landen ers
halten werben.
Mas dann etlihe Schulbüchlein belanget, welchen auch
Theologiſche materien, befonderg aber von den ftreltigen Arti⸗
deln, einuerleibet, dardurch die jugendt Leichtlich jrre gemacht,
und auff falfchen, vnrechten verſtandt heiliger Schrifft gefüret
und geleitet werben mögen, Haben wir allbereit dieſe verord⸗
nung gethan, das ſolche Articdet, in gedachten Buͤchlein, vnter⸗
ſchiedlich vnd mit fleis verzeichnet, und die Jugendt gebaͤrllch
und gnugſam, nach anleitung jetzt gemalter, Chriſtlicher vnd
gruͤndlicher erklerung, ber Kirchen Augſpurgiſcher Coufeſſion,
vor jrrthumb verwarnet werde.
Wollen vns demnach zu allen Kirchen vnd Schuldienern
gnedig vnd gentzlich verſehen, fie werben ſolchem allem mit
threw vnd fleis nachſetzen, vnd an ihnen nichts exwinden laſſen,
damit die eingeriſſene jrrige, falſche lebr, mit beſtendigem
grund Gottes meorte „ ausgereutet, bie Gaͤttliche warheit fort⸗
gepflantzet, vnd alſo auch wieder alle verfelſchung, rein vnd
lauter, durch Gottes ſegen vnd gnad, auff vnſere nachkommen
gebracht werde. = nn
2 Bon der Kirchenagendä.
. „Rad dem wir aus füngft vorgenommenen Visitationihas,
vnd darauff gehaltenen Synodis befunden, das weyland des
Hochgebornen Fürften Heren Heinrihen, Hergogen zu Sach⸗
fen, etc. vnſers freundlichen lieben Herrn und Waters, hoch⸗
loͤblicher vnd feliger gedechtnis, Kirchen Agenda in vnſern
Landen, nicht allein ungleich gehalten, fondern auch neben ders
felben andere Agenden, frembbe, vnd diefer Landen uns
bekandte weiſe, eingefürt, und in verrichtung der Kicchenämpter,
befonder® aber bey der Adminiſtration und austeilung der hoch⸗
wärbigen-Bheramenten, gebraucht werben, vud es aber an hin
ſeibſt, ſonderlich bey dem gemeinen vnnerſtendigen hauffen,
nicht ein geringes ergernis, ba es in einer Kirchen anders, dann
in ber andern, gehalten, gleichwol aber auch nicht wehiger ges
fahr barauff ffehet, wann auff die gleichheit der euſſerlichen,
| ond von Gott nicht gebotenen Ceremonien, fo hefftig gedrungen,
ats müften fie affo, vnd nicht anders, gehalten werden, dars
durch die unuerftendigen Shriften gar bald dahin gerhaten moͤch⸗
ton, das fie foldye Ceremonien vnd rfjerliche gebrauch, für ein
1888, "OWEN, -Nutfächfifche- Rirdjenmortdunig.: 48
eei bes Obtteodienſts halten, als wann Die warhafftige getts |
fetigfeit ohne dieſelbige nicht beſtehen, noch Gott bern Here
geblenet wetden koͤnne, welches der Ehriſtlichen freyheit offen⸗
barlich zuwieder, und leichtlich hierdurch zur abgoͤtterey vrſach
gegeben werben mögen; Sonderlich da die Kirchendiener in
hrem predigen deßhalben das volck wicht fleifſig, und nach alter
notturfft, aus Gottes wort, berlchten, Der vrſach dann hie
nichts Hebers geſehen, dann, da «6 für nüglich gehalten ,,: daß
in allen Kirchen Augſpurgifcher Confeffion, fo viel muͤglich, in
dem fo wol, als in der lehr vnd bekentnis vnſers Chriſtlichen
glaubens vnd Region ein einhellige vnd durchaus gleichfoͤr⸗
mige Ordnung angeftellet and gehalten wuͤrre.
Jedoch weil ſolches In viel wege bedencklich/ vnd hetinn,
wie billich, einer jeden Kirchen vnd hoher Obrigkeit jhre frey⸗
bett gelaſſen, ſolche, nach jedes orts guter gelegenhelt, wie es
der Kirchen am nuͤtzlichſten, und zuerbawung dienet, jedet zeft
nach derſelben gefallen, Ehriſtlich anzurichten, vnd aus echebs
lichen vrſachen wiederumb zuendern, inmaſſen dann auch im
Babſthumb ſelbſt; da duff ˖ ſolche Ceremonien vornemlich ge:
drungen, vnd fehler der gantze Gottesdienſt geſtellt, nicht aller⸗
dings gleichheit, ſondern in einem Lande, Biſtumb vnd Stifft,
umbers, dann in dem andern, gehalten worden. .
Vnd aber der heilig Apoſtel befohlen, das «8 In der Kir⸗
hen vnd verfamlung der "gemein Gottes, : alles: ehrlich vnd
ordendlich zugehen fol, welches nimmermehr gefchehen kat, wo
nicht eine gewiſſe, beſtendige, und menniglich wolbekandte Ord⸗
nung verfafſet, mad welcher ſich ein jeder, nach feinem beruff,
vnd ſouiel jhn delangt, In offentlicher, Ehrkſtlicher derfamlung,
wiſſe zuuerhalten, Haben wir auch, nach gehaltenem chat vnd
Ehtgenommenen bedencken, vnſerer erforderten von der Land⸗
ſchafft, hochgedachts vnſers lieben Herrn Vaters feligen Kir⸗
chenordnung, etlichen vnſern Theologen unter handen geben, vnd
befohlen, dieſelbige mit fleis wiederumb zuuerlefen, vnd nach ge
legenheit der zeit, darinn zuendern ober zuuerbeſſern, was
zu erhaltung guter ordnung vnd Chriſtlicher einigkeit dienſtlich.
d diem ed auch am Exemplaͤrn ein mangel geweſen,
ſolche nachmals alßbald in druck vetfertigen lafſen.
Darauff'unfer gnediger vnd ernſtlichet wille vnd meinung,
das alle Pfarrer und Kirchendlenet, ſich derſelben durchaus, in
verrichtung jhres ampts, gehorſamlich verhalten, und vor fols
cher in keinem Artickel weichen, hoch aus eigenem gutduͤncken
andere, vnd dieſen Kirchen vnbekandte Agenden, odet Kiechen-
orbnungen, newe, und zuuor vngewoͤnliche gebreuch einfuͤren,
ſondern ſich In allwege folder Debnung gemeß erzeigen.
Deßwegen dann vnſere Contistoria, Superintendenten,
vnd derſelben Adiuncten, jhr fleifſige inſpection vnd aufffehen,
beſonders in jhren halbjherigen Visitatibnibus halten, vnd jeder
zeit fleiſſig nachforſchung haben, vnd das ſolches von jhnen ge
ſchehe, die verordneten bed Bynodĩ mit fleis vigllieren, und
ernſtlich daruͤber halten ſollen, inmaſſen ſolche hiermit dieſem
Buch inferiert und einubztelbet worden, wie nachfolget.“
an Agenda, Fe "
Das iſt, Kirchenotdnung, Wie ſich in onfer v. G.
G. Auguſten, Hertzogen zu Sachſen, Churfuͤr⸗
ſten, etc. und Burggraffen zu Maßdeburg, Chur⸗
fürftentbumb vnd Landen, bie Pfarrer vnd Seel:
forget, in ihren Amptern und dienflen verhal—
" ten follen. MDLAXX.
(Vergl. oben die Agenda v. 1539, Nr. LXIV., welche bie
Grundlage der vorl. bilder.) | |
Nom beruff und annemung der Kirchendiener,
und wie alle Pfarren, Predicaturen, Diaconat
und Subdiacpnat, beftellet werden follen. '
Nach dem die ftreltigen Religions Artidel, durch Gottes
guade, wiederumb in gute richtigkeit gebracht, auch eine gleiche
ſtimmende, einhollige Kirchenordnung varfaffet, vnd Sort in
ſeiner .. heiligen Kirchen verordnot, das zu ſolchem ampt dar
lehr, vnd auelegung der heiligen Sacramenten, beſondere per⸗
ſonen, ordentlicher weiſe beruffen vnd verordnet werden follen,
Iſt Frſtlich vnſer ernſter wille vnd meinung, fo offt ein Pfarr,
Diaconat, oder andere Kirchendienſt, durch abſterben des vor⸗
gehenden, oder ander weg, erledigt, das, vermoͤg vnſerer vers
ordnung, als hald durch den Superintendenten, dahin ſolch⸗
Pfarr oder Kirchendienſt gehoͤrig, in das Gonfilterium , dem
er vnterworffen, auff welchen tag der vorgehend Kirchendiener
mis todt abgangen, oder ſonſt der. Kirchendienſt erledigt, zuge
ſchrieben werde, darnach ſich das Conſiſtorium, mit beftellung
doſſelben, ſo viel jhnen befohlen, zurichten wiſſen moͤge.
Zum andern, ſol der Superintendens vnuerzoͤgenlich bie
berorbasung thun, darmit alsbald die Kirche, durch die benach⸗
barten Pfarten, vnd unwerbethtliche pesfonen, mit dan ordent⸗
lichen Predigten, austeitung ber ‚heillgen Saeramenten, vnd
altem, 1008 ſolchem anhanget, und darunder begriffen, nach not»
turfft deſtellet, darmit, aus manget derfelben, in nothfellen nie
mandt an ſeiner ſeelen ſeligkeit verſaumbt werde.
Bnd darmit deshalben die benachbarten Pfarren ſich nit
zubeſchweren, wirdt dev Superintendens wol dieſe anordnung
zuthun wifſſen, daB et, wo es fuͤglich geſchehen kan, nicht einem
Pfarter aliein, ſondern jhren etlichen, vnd beſonders den nechſt
geſeſſenen, befehlen, dergeſtalt ſie miteinander woͤchentlich vmb⸗
wechſeln, vnd bemnach an jhren priuat stadijs nicht verhindert,
noch in anderweg, vber die gebuͤr, beſchwert werden.
Nach dem aber bißhero, in beſtellung der Pfarren, ſo bald
ſich derſelben eine oder mehr erlediget, viel vnd mancherley er⸗
gerliche vnd ſchedliche vnordnung fuͤrgelauffen, das aus gunſt
vnd freundſchafft, von wegen verwantnis, ober vmb geſchenck
vnd gabe willen, vntuͤchtige perſonen, durch allerley wege vnd
Ppractiken, mit ewigem vnwiederbringlichem ſchaden und nachtell
vieler ſeelen, den Kirchen auffgedtungen, dargegen aber frome,
gelerte vnd geſchickte Prediger, ſo gedachten Kirchen nuͤtzlich
dienen koͤnnen, verhindert und abgehalten werden. Deßglei-
hen auch die jerligen, fo allbereit im ampt, und durch ordent
tichen beruff mit Pfarren verfehen, in groſſer anzal, beſonders,
wenn die vacitende Pfarr am jehrlichen einkomen etwas hoͤher
vnd beſſer, mach derfelben gelaufen, vnd ihre Kirchen, allein
ob: befler® foldes willen, verlaflen, und mieder Gottes bes
fehlch, atfo aus ihrem ordentlichen beruff treten, barzu nicht
allein, fowiel die zeitfiche nahrung,, wenig ſegens, fondern auch
in jhrem ampt, von Gott das gedeyen nicht zugewarten, weil
geſchrieben jtehet: Sie lieffen, und tch hab ſie nicht geſandt:
Werden nicht alfein die Erb und echenhemen ft hierinnen
51 *
40% ’ 1504. CLEL, Burfächkiie. Kirchenorduuug.
Gottes worts und beffeiben trawung guerinnern wiſſen, ſondern
wir wollen auch hiermit vnſern verordenten in vnſern Conſiſto⸗
rijs ernftlich aufferleget vnd heföhlen haben, ſolches vnordent⸗
tich, ergerlich, ihnen ben Pfarrern ſelbſt, vnd den Kicchen,
ſchedliches lauffen nach den Pfarren, bey den Kirchendienern
gentzlich abzuſchaffen, vnd die, ſo nicht ordentlich beruffen, fon«
dern ſich obgehörter maffen einzubringen gedenden, zu feinem
Kirchenampt zulaffen.
Denn ob mol nicht verboten, feinen bienft der Kirchen ans
zubleten, fol doch Peiner jhme felbft einen gewiffen ort ernen⸗
nen, fondern foiches zum erkentnis deren geſetzt haben, die
Kach den gabe, ihm von Bott verliehen, jhn werden wiſſen
mit gebücender Condition zuuerfehen, dergeftalt: ex feines be:
gewiß, und in allen fürfallenden noͤten ſich hat Gottes
gnade, huͤlff und beyſtands zugetroͤſten.
So denn einer armuts halben, ſich an ſeinem ort in bie
enge und bebarlich nicht wuͤſte zubetragen, ber ſol in einer
Supplication zu ben ordentlichen Visitatoribus, durch feinen
Superintendenten, ſolche feine noth und armut anbringen laf
fen , barauff nachmals im Synodo erkandt, damit die Kitchen-
diener nidyt hunger oder mangel leiden, fondern entweder durch
ein ordentliche Translation, ober in andere wege, doch denen,
fo das ius patronatus haben, In allmege ihrer habenden ges
techtigkeit vnabbruͤchig, jhnen gerhaten und geholffen, das wieder
die billigkeit deshalben fe ſich nichts zubeflagen, und alfo jeder
zeit. des ordentlichen beruffs erwarten, vnd denfelben mit fleis
und threwen in jhrem ampt, vnd dan auch mit Chriſtlichem,
gottſeligem leben vnd wandel befoͤrdern.
Deßgleichen, da einer wegen feiner geſchickligkeit, vnd ans
dern fuͤrnemen, von Gott verliehenen gaben, zum fuͤrnemen
vnd hohem beruff zugebrauchen, wirdt gleicher geſtalt ſolches
in gedachten visitationibus nicht verhalten, ſondern fol matt fleis
berichtet, und darauff aud) jeder zeit, nach der perfonen und
Kirchen. gelegenheit, jedoch mit vorwiſſen vnd bemilligung
ber jenigen, welchen das ius patronatus zugehört, gebürenbe,
vad der Kirchen nügliche verordnung gefchehen.
Zum vierden. Nach dem wir niemals in willens noch bes
bacht geweſen, fo jemandte das ius patronatus oder Gollatur,
ju einiger oder mehr Pfarren, Preblcaturen, Diaconat oder
Subbdlaconat, in vnſern Landen hette, jhme ſolchs Recht zur
entziehen, ſol jhnen allen hiermit nachmals zugelaſſen ſein,
wann ſolche Kirchendienſt ſich erlediget, das ſie nach tuͤchtigen
perfonen trachten, vnd dieſelbigen zu nominiren haben ſollen,
doch alſo, das ſolche perſon, ſo dermaſſen nominirt, zuuorn
vnſerm Conſiſtorio, dahin die Pfarr gehoͤrig, zur prob ‚und
examen prefentirt und geftellet, und da diefelbige, wie die orbs
zung ausweifet, qualificirt und tuͤchtig befunden, das fie in
ber lehr rein geleret, auch mit nothwendigen gaben zuleren, -
von Gott begabet, eines erbarn, Chriſtlichen lebens und wan⸗
dels, darzu nfit gnugfamer vrkund und testimonije erfunden,
aud, wie andere vnſere Kicchendiener gebürliche nachfolgende
promiffion erſtattet, follen fie von unfern Conſiſtorialen, mit
bericht, wie fie in der lehe geſchickt, und rein befunden, an vn⸗
fern Spnobum zur sonfirmation verfchrieben werden.
Wenn aber einiger were, der auch vnſerer Religion nicht
fein möchte ‚ fo in vnſerm Churfürftenthumb und Landen, von |
alters eine perſon auff den Kirchendienſt zu nominiren gehabt,
kein folche tägliche. perfon hette, ober mat ehe meite ,. folkems
vnſere Confiftoriulen, vnd bie verordenten des Spnedi,. in be⸗
trachtung, das wir vns aus Gottes ordnung ſchuͤldig erkeünen,
vnſer von feiner allmechtigkeit vns befohlene Kirchen und unters
thanen, obgehörter maffen suuerfehen, uns auch bie jüngfte
Reichs abfchiede ſolchs zugeben, mit beſtallung besfelbigen Pfarr
ven, Prodicaturen, Diaconaten und Subbiacomaten, ale oblaut,
verfaren, damit foldye Kirchendienft nicht vaciren, fondern big
Pfarrkinder mit der predigt Goͤttliches worte, vnd rechtem ges
brauch dee heiligen Sarrament, verfehen, vnd feine weges ver⸗
faumet werden, doch den Patronis an ben Collatusen, biß zus
allgemeinen Chriftlichen vergleihung in der Religion, vnnach⸗
teilig oder vnabbrüchig.
Vnd nad) bem wir zur fortpflangung bes reinen, vnuer⸗
felſchten worts Gottes, und erhaltung Chriſtlicher einigkeit vn⸗
ter den Lerern, die anal vnſerer Stipendiaten , auff eine name
baffte fumma erhöhet, fo allzumal zu den Kirchen und Schul⸗
dienſten gezogen werben follen, bergeflalt wir auch, durch den
fegen Gottes jeder zeit die Ledige ſtell⸗ mit qualificirten ſtirchen⸗
dienern zuentfetzen verhoffen, So im mangel tuͤchtiger perſonen,
wie oder vnſere Consistoria durch die Patronos und Collatores
der Pfarren erfucht, wollen wir jeber zeit biefe gnedigſte ver⸗
ordnung thun, das fie nach jebes orts gelegenheit, fouiel moͤg⸗
lich, mit tüchtigen perfonen verfehen werden, weiche doch jhnen
zuuor zuhören fürgeftellet werden follen, damit fie jhr bedencken,
ob er ihnen gefellig, vnd annemlich, und fich vngebuͤrliches ein«
dringes nicht zubeſorgen noch zubeflagen haben, dergeftalt fie
jhr ius vngeſchmelert behalten, und gleichwol jeder zeit befanbte
und beiwerte Kicchendiener haben, die fie fonft mit ſchwerem ko⸗
ften erforfchen, vnd gleichwol nicht allweg⸗ sum. beſten verſehen
werben möchten.”
Bom Examine aller Kirhhendiener, fo entweber
ordinirt, ober zurandern Pfarren gefördert wer⸗
ben follen.
„Bum Erſten. Wenn einer oder mehr feinen bienft ber Kir⸗
chen bey den Consistorijs anbieten, ober zum
buch einen Collatoren beruffen vnd fuͤrgeſtellet würde, follen
unfere verordente Consistoriales fuͤrnemlich auff nachfolgende
artidel achtung geben. Erſtlich, das fie mit befonberen fleis
vnd ernft erkuͤndigen, ob. er in ber lehre rein, und nicht mit
falfchen opinionibus und fcheblichen jrrthumen, in einem ober
mehr artickeln vergifftet fey. Zum andern, follen fie auch mit
allem fleis feine gefchidligkeit erkundigen, was er in heiliger
Schrift zufoͤrderſt, und denn auch fonften ſtudirt, Ob er nicht
allein der Lateiniſchen, fondern auch ber Griechiſchen vnd He⸗
breiſchen ſprache erfaren, Wie er au fonften in ben contro-
uersijs geübst vnd erfaren, das er die reine leht, im fall der
noth, wieder die Papiften, Rotten und Secten, mit beſtendi⸗
gem .grunde Gottes worts, wiſſe zuuertheidigen. ..
Zum dritten, follen fie auch fleiffig. erfaren, feine gaben,
damit er von Gott zu leren, durch ben heiligen Geift gezieret,
vnd zum dienſt der Kichn ausgeriftet. Ob er beredt, eine
ſtarcke oder weiche ſtimme habe, ſtarckes leibs ober ein Valete-
dinarius ,.auff das er, nach denfelben, mit nug ber Kirchen, an
fein gebürend ort, möge verordnet werben.
Zum vierdten, follen fie auch nicht weniger fleifßige kunde
IRB. Er; Suutächäätche. Ricchamwrbuung.
#6 der lehr halben mit jeber perfon gefehaffen, fo zum Karchen⸗
dienſt zugebrauchen, vnd demnach nicht vnwiſſend jemandt bald
ſchafft [eines lchens vnd wandels haben, wie er ſich, da er Zur
nor im dienſt, gehalten, welchs nicht allewege aus den bloffen
Testimenijs zunemen, weil offtmalso auch den vnwirdigen gute
zeugnis gegeben werden, damit man jhrer mit fugen loß wer⸗
den moͤge.
der Kirchendiener, gelegen, fol keiner ad Examen zugelaſſen
werden, er hab denn zuuor öffentliche glaubwirdige Testimonia
vnd Kundtſchafften feines herkommens und lebens entweder von
feinen Praeceptoribus, ober von der: Oberkeit ; darunter er ge
mwohnet, oder von feinen Collegis, bey weichen er im Kirche
ampt gebienet, fürgebracht und dargelegt.
| Zum fünfften, das alter, das Peiner, nach ber lehr ©.
— Yauli, zu jung auffgeftellet, er hette benn leht und Lebens‘ hal⸗
ben ſich alſo erzeiget, das bey jhm nicht zubeſorgen, dad er
auffgeblaſen, ſich ſelbſt groͤſſerer geſchickligkeit, denn an jhm
ſelb ſt, hielte, vnd alſo aus vbermuth vnd kuͤnheit, der Kirchen
Gottes ſchedlich dienen möchte. -
Zun ſeehſten, fouiel denn das Examen belanget, ob mol
nüglich und notwendig, daß, befonders die jungen und anges
bende Kirchendiener, auff die deßinitiones vnd erflerung der
fürnemften Artickel Chriftlicher Religion abgerichtet fein folen,
damit fie von jedem artidel in fonderheit, was von demfelben |
| fie ſtudirt, vnd dig Eramen ſchleunig verrichtet werden Ban,
fürnemlich zuwiſſen vonndten, fummarie begriffen. Jedoch,
weil fich nicht mit geringem nachteil vnd ſchaden der Kirchen
befunden, bas die jungen Studioft, fo fidy auff das Prebigampt
zubegeben füchabens, folhe Examina von wort zu wort, offt«
mals nicht allein mit groſſem vnuerſtandt außwendig gelernet,
vnd da fie mit andern worten befraget, fie nicht allein nichts
antworten Pönnen, fondern aud) mehrmals im alten und newen
Teſtament gang vnd gar nichts gelefen, welche nachmals ſich
auff Poſtillen begeben, mit frembden federn ſchmuͤcken, vnd
eigener kunſt oder geſchickligkeit, damit ſie der Kirchen dienen
folten, wenig bey fich haben.
vIſr vnſer ernſtlicher wille vnd miinung, das hinfuͤro die
Exanıina aller Kirchendiener, fie ſeind ordinirt oder nicht, mit
beſonderm ernft und flois fuͤrgenommen, vnd nachfolgender ge⸗
ftait jederzeit gehalten werden.
Erſtlich, da aner fein dienſt ber Kitchen angeboten , oder
fonft geforbert worden, das er an einem höhern und fürnemern
vet, der Kirchen dienen’ möchte, ſol jhm zufoͤrderſt die erflerung
der ſtreitigen Artickel, in. der formul der Concordien, fürgahals
tem, und befragt werden, ob er diefelbige: gelefen Habe. Im
Fall es nicht geſchehen, foL jhm folche, für allen dingen mit. fleis
zuleſen, zugeftellet werben.
Darnach follen die yerordente Theologen deß Confiſtorij
allewegen, in gegenwart beyder, oder eines aus den Politiſchen
aſſeſſorn, mit jhm das Examen fuͤrnemen, vnd von den fuͤr⸗
nemften Artickein vnſer Chriſtlichen Religion confericen „ vnd
fie notduͤrfftiglich befragen.
1. Als von Gott und feinem Göttlichen wefen u. f. m.“
[Die bier folgende Anweifung ift im Wefen nur eine weitre
Ausführung der Württemb. Eramenfragen, od. &. 199 f.]
„Vnd ob wol noc mehr artidel erzelet werben mögen, jes
doch weil in den verzeichneten die andern alle auch eingefchlofs
fen, follen die Examinatores, nach geftalt der perfonen, fo zu
eraminiren fürgeftellet, wo es von nöten, toeiter fragen, damit
eigentlich, ertüinkiger (daran auch am aller hoͤchſten era) wie
ı,
Vnd weil an ſolchem befondere viel, in annamung '
die. band auffgelegt, der zu diefem hohen ampt nicht tüchtig,
oder mit falfcher lehre etliche viel ſeelen verderben moͤchte, ebe
man ſolches gewahr werbe.
Sonderlich aber follen die Eraminatores, wenn ſie dem
Eraminando eine frag fürhalten, und. er mit Ja oder Nein
antwortet, alBbaldt zeugniffe der heiligen fchrifft von jhm er⸗
fordern, fi ch auch an der bloffen erzelung derfelben nicht fettigen
laffen, fondern durch das, fo vor vnd nachgehet, eigentlich er⸗
fündigen, ob fie folche jeugniffe allein aus dem Schulbüchlein
gelernet, wie fie durch andere außgefchrieben worben, oder auch
in der Bibel nachgefchlagen, und dafelbften ſich def eigentlichen
verſtandes erhofet haben.
Deßgleichen follen die Examinatores auch in dem Eramine
nicht predigen, noch viel weniger bem Ordinando heiffen, und
jhm mit morten anlaß geben, wie er reſpondiren fol, fonbern
nur ſtracks fragen, und hören, wie der Ordinandus in allen
artickeln gefaffet, und allewegen in ihren fragen mehr mit wor⸗
ten auff das wieberfpiel fih vermerden lafjen, denn das der
Examinandus vrſach daraus nemen folte, was nach der heilts
gen [hrifft zuantworten, Dergeftalt eigentlich erfündiget, was
Wie denn ſolches wol alfo anzuftellen, das jhr etliche zumal
eraminiret, vnd was einer nicht weis, der ander, britte, vierte,
alßbald befragt werben fan.
Wir wollen auch hiermit unfern Theologen bey jhren pflich⸗
ten eingebunden haben, das fie vmb beförderung millen zum
Kirchendienft, eine gefchend noch gaben von jemandts, ter
der fein mag, nemen, noch fich mit den Ordinanden oder Exa⸗
minanden heimlich vergleichen, was fie im Examine nachmals
vefpondiren ſollen, weil fie wol wiſſen, wie hertiglich der Alls
mechtige ſolche Simoniam geftraffet, Sondern wie ſich jhrem
ampt und beruff nach gebüret, ſolch Examen auffrichtig, vnd
nach euſſerſter notturfft der Kirchen, verrichten, tote fie ſolches
nicht allein vor vns, ais dem Landefuͤſten, ſondern zufoͤrdetſt vor
dem Richterſtul Iheſu Chriſti verantworten muͤfſen.
So denn die Examinatores die perſonen in der lehre rein
vnd richtig, darzu geſchickt vnd gelehrt, erfunden, das deßhal⸗
ben ihnen das Predigampt wol und ſicher zuuertrawen, follen
bie Theologi alßbald jedem einen Spruch oder Text aus dem
alten ober newen Teſtament fürgeben, und daraus in jhrer ger.
genwart ein« kurtze Predigt zuthun, aufferlegen, dardurch, nad)
der Iehre ©. Pauli, zuerlündigen, ob er auch didacticus, das
ift, geſchickt ſey, vnd die gabe von Gott habe, andere zuleren,
dba denn vnfere Theologen nicht allein auff bie inuention vnd
difpofition, fondern auch auff die pronunciation und action ach⸗
tung geben follen, nicht allein , wo fie in berfelben ftrefftich, jh⸗
nen folche® zu onterfagen, fondern auch das jeder nad) feinen
gaben; zu ben Kirchen verordnet werden möge, da fie von men:
niglihen wol zu hören, und groffen nug fchaffen mögen. Vnd
ift vnſer ernfter wille ond meinung, das vnſere Confiftorta kei⸗
nen, wer ber auch fey, zum Kirchenampt zulaſſen follen, er ſey
benn gelehrt genug, vnd alfo erfunden, das er auff obgefaste
artickel folchen befcheid und antwort geben Eönne, daraus zus
fpüren, das er, was zu feinem ampt gehört, verfiche, vnd
darzu gnugfam erfaren, in ber Bibel belefen und geſchickt ſey.
RE | sus0. cräL. Rurfächliche Risdheusrtumnp
Wo fid aber das widerfplel befunden, Disfelben, da bey jhneu
ihrer jugenbt vnd fleiſſes halben hoffnung, wider zut Schulen
ſchicken, vnd zu fleiffigem ſtudiren anhalten und vermanen. - '
Alſo ift auch onfer wille je vnd allewege geweſen, und noch,
das keiner Kirchen wider jhren willen, ohne fonderliche und bes
wegliche vrfachen, ein Kirchendiener auffgedrungen werde, fon-
dern, vngeacht das ein perfon darzu, vermoͤg obgefagter ord⸗
nung, geſchickt erfunden, dennoch dieſelbige zuuor vnd ehe et
Prediger zu ſolchet Kitchen verordnet, dem Superintendenten
deſſelbigen gezircks, von dem Amptman oder Collatorn mit be:
fehl aus dem Conſiſtotio zugeſchickt werben fol, welche Ihn inn
der Kirchen, berer ex fürftchen fol, zuuor etliche Öffentliche Pre
digten, da es zuuor nicht geſchehen, thun Laffen, darauff nach⸗
mals der Superintendent die Pfarrkinder befragen ſol, ob ſie
jhn zum Pfarrer oder Kirchendiener, lehr vnd lebens, ſeiner
jprach, oder in andere wege leiden mögen, ober nicht, Vnd
da fie ſich vernemen laſſen, das fie mit ſolcher perſon wol zu⸗
frieden, alßdenn durch ben ermelten Superintendenten wider⸗
umb zu dem Conſiſtorio berichten, dergeſtalt die Kirche auch
jhr oͤrdentliche vocation haben vnd behalten, vnd nachmals das
Conſiſtorium ferner mit jhm zuhandeln, vnd nach beſchehener
Pfarrer oder Kirchendiener, vermoͤge nachfolgender ordnung,
in. gegenwart des Amptmans vder Collatoris dnd der Gemeine,
öffentlich einzufuͤren vnd zu inueſtiren.“ Vergl. die Wuͤrt⸗
temb. K.O. ©. 201.] 2 |
Wie ein Kirhendtener wor ben Conflfforiain, ehe
er zu inueflieren befohlen, felnes.ampts halben
zuerinnern und zuuermanen, darauff er au) pro>
milſſion thun fol. on
‚Bann eine perfon auff gehalten Examen vnd befchehene
Meobprebigt, zum Kirchendienft tächtig erfandt, vnd bucch Die
Kichhen oͤrdentlich vocirt vnd berufen, auch das Buch der Con⸗
cordien mit eigener hand vnterſchrieben, das jhm der lehr hal⸗
ben zu trawen, Sol jhm vor endlicher abfertigung auff die ver⸗
ordente Pfarr, durch den Prefidenten oder Directorem des
Confiſtorij, nachfolgende erinnerung mit ernſt fuͤrgehalten
werden.
Nachdem durch verordnung des Allmechtigen er zum Kir⸗
chendienſt oͤrdentlich beruffen vnd confirmirt, ſol er mit beſon⸗
derm fleis auff nachfolgende ernſtliche erinnerung vnd verma⸗
nung achtung geben, Nemlich:
Das er anfangs u. ſ. w.“ [Die hier folgende Ermahnung
if der Wuͤrtt. 8:0. oben ©. 201 entlehmt.)
Nachdem nun folces verrichtet, vnd die promifsion ges
ſchehen, alßdenn fol er feiner ihm verordenten Kirchen, erſt
nachfolgender weile prefentirt werden.
Denn aber ein Commun, ald Pfarkinder, einen reblicher
vnd ehehaffter vrfachen halben, recuſiten würde, fo. fol derfels
ben Eeiner wider jhren willen auffgevrungen werden, Es were
denn, das die recufation liederlich vnd ohne ehehafft und erheie
liche vrfachen, fondern entweder. aus vrmerftandt, oder eigens
willig fürgenommen, barauff denn vnſere Conſiſtorial und ver»
ordente dei Syonodi jhr ſonder aut auffmerdin haben, vnd
gnugſam gruͤndlichen bericht einnemen, und alßdenn Die Ge⸗
meine jhres miß oder vnuerſtandes boſſers berichten, vnd vncb
fo liederlicher vrſach willen, den oͤrdentlichen beruff nicht hin⸗
tertreiben lafjen, Gleichwol jederzeit dieſe verſehung thun, vnd
mit fleis dahm durch den Superintendenten ober adiuncten,
mit ber Gemeine handeln laſſen, damit ber Pfarrer nicht nett
vnwillen, well folder geftalt Die Kirche Gottes wenig erbawet,
ſondern mit gutem willen der Pfarrkinder, auffgenommen, vnd
in ſein ampt nicht mit ſeufftzen eintreten moͤge.
Weil auch bißdaher nicht geringe vnordnung vnd ergernis
hieraus erfolget, das junge, vnd der Kirchenſachen vnerfahrn⸗
Studioft, denen die ritus Ecclesiae noch nicht bekandt, die auch
ſelbſt noch lehrens und vnterwelfens nottärfftig, gleich von den
hohen oder particular Schulen auff die Pfarren gefüret wor⸗
den, Verordnen und wollen wir, das hinfuͤro, fouiel müglich,
feiner auff eine Pfarr verordent werde, er hab denn zuuor eine
zeltlang auff einem Diaconat gedienet, oder ſich fonften im
Predigampt gelbet, und die ritus Ecclesiae gelernet, auch feb
nes fleiffes vnd molhaltens, das er zu einer Pfarr tügentlic,
| | von ſeinem verordenten Superintendenten oder Viſitatoren
confirmation aus dem Synodo, auch auff darauff erfolgter ges
leiſten promiffion dem Superintendenten befohlen, den newen
testimonia und zeugniffe. Da er auch durch den Pfarrer, als
im Kicchenampt gelbten vnd erfahrnen, bepde in feinem pre=
digen vnd verrichtung feines ampts, bey gefunden und franden,
wle auch den gefangenen, notdürfftiglich unterrichtet, vnd alfo
erft recht zu ſolchem ampt abgerichtet werben Tan, Welchs
durch die ordentliche Viſitation jederzeit erfundiget , und in den
Spnodum berichtet werden fol. Jedoch fol hierbey folche be
Theidenheit gebraucht werden, das bey den Stedten, da mehr
denn ein Caplan gehalten, allezeit neben dem jungen ein alter
Diaconus gelaffen, durch welchen die jungen Diaconl anges
wiefen werden mögen. -
‚ Damit man. aher fen profectum, beybes in feinem ſtu⸗
diren, vnd denn an ben gaben zuleren, bis zeit feines dienenß
mercken, vnd daraus befinden:möge, ab, vnd wohin er tuͤglich
vnd zuuerordnen fein möchte, Sat. ex zufaͤrders nochmals und
vnnachleſſig widerumb raminirt, vnd Ju sine Predigt auffge⸗
ſtellet, vnd wie ex fich exzeiget, im ſtudiren un predigen ge
beſſert oder nicht, fleiſſig in das vexordente Vuch ⸗der erperteme
ten, fo bey jedem Conſiſtorio fein ſol, verpeichunt werdan, da⸗
wit ſeinethalben in den fuͤrſtehenden Synadum beticht geſche⸗
ben, vnd alfa jeher nach ſeinen geben. mit nutz des Kirchen, am
fein gebürend ort verordent werden Eimue.: .
Da aber einer im Examibe dermaſſen gelert, gefehlt und
erfaren, vnd mit gaben’zuleren außgeruͤſtet, und im’ predigen
ſchon geuͤber, barzu ber ritanmi'Ecclesiae notdurfftiglich derich⸗
tet erfunden, mag mit demſelben diſpenſiret, vnd folche perfon
ohne mittel deß Diaconats, zu einem Pfarrer verordnet nd
angenommen werden.“ F
Gemeine form vnd weiſe, auff welche ein füewer
Kirchendiener durch den Superintendenten, ſei⸗
ner jhm verordenten Kirchen commendirt vnd
inueſtirt werden fol. [|
Vergl. die Wärtsemb. RD. oben S. 302.)
Bon Immunitatibus‘ und Freyhelten ber’ Kits
hendiener.
„Vnd damit... ber billigkeit u. — gegeben werden.”
Bergl. die MWiürttemb. 8.9. & 03.)
„Wenn auch ein Kirchendienet Fr narung an fich
durch kauff ober Erbfall bringen würde, fo fol er doch die nah:
rung durch fich und die feinen deemaffen anftellen, das an ſei⸗
"nem ampt nichts verfeumet, ober bem Ministerio einige
ſchimpffliche nachrede, durch unzimlichen gefuch, und ben Prie⸗
ſterlichem ampt übel anflehende getverbe geurfacht werde.
So wollen wir auch, das bie Pfarrern, Diaconi und Schuls
biener in Stedten, fo wol auch die Paftores und Diaconi auff
den Dörfern, von dem getrend das fie für jhren Tiſch zur
notdurfft braven, ober ſonſten bey Faſſen, Wiertelm und Ton⸗
nen einlegen, und andern bey der Tannen ober fonften nicht
verkauffen, aller aufflage frey und vnbelegt fein follen. Don
denen Bieren aber, bie fie auff ihren Erbheuſern auff den.
kauff brewen, folfen fie ſich wie andere vnſere vnterthanen ver-
halten, e8 were benn deſſen einer oder mehr, von ons auß⸗
druͤcklich befreyet.
Darneben aber vnſere Kirchendiener in Stedten vnd Doͤrf⸗
fern, aller perſoͤnlichen buͤrden, mit wachen, gerichtsfolg, vnd
ſonſten für jhre perſon verſchonet bleiben, vnd ihre Erbgüter,
ſchuͤldige fron vnd perfoͤnliche pflicht, durch andere vmbs lohn
beftellen mögen.”
Die folg. Beſtimmungen find wieberum ber Württamb.
RD. entlehnt. Anſtatt des Gnadenvierteljahrs wird
aber den Wittwen und Waiſen der Pfarrer ein Gnadın-
haldjapı verwilligt. |
Bon Chef a hen.
Welchen perfonen, ſich miteinander ehelich zuuerioben, npelefen,
Bub wie die vislfeltige anzucht wiber das ſechſte Gebot, abgefchaflt
end gefizafft werden fol.
‚Diewell der allmechtige Gott in feinem wort alle vnor⸗
dentliche vermiſchung nicht allein. ernſtlich verboten, ſondern
mit der ‚wie auch mit fewer vom Himel vnd auff
andere weiſe mehr, erſchrecklich geſtrafft, Vnd aber ſolche abs
ſchewliche ſuͤnden und laſter zu dieſen letzten zeiten je lenger je
weht. wachfen und — vngeachtet, das wir der gebuͤrlichen
ſtvaff halben, vermoͤg Gottes worts, und der Kayſerlichen ges
ſchriebenen Rechten, in wafern Constitutionibus notduͤrfftige
vnd ernfiliche verorbnung gethan, So erfaren wir doch, das
bey dem ernſten darauff gefetzten ſtraffen, ſolch laſter der uns
vnordentlichen vermifchungen, vnd verachtung des
heiligen —— nicht allein nicht abe, fondern von tag zu
tage zu und vbechand neme, darumb unfere unterthanen fuͤr
Gottes vnd vnſer ſtraffe zumarnen.
Haba wir deßhalben nochmals, wie es In unfern Landen
mit erlaubnis ber Ehe, und abfchaffung der ergerlichen vnzucht,
kuͤnfftiglich gehalten werben fol, «in ordnung verfaffen, vnd
fietffig berahtſchtagen Laflen, auff das nicht allein In ben ges
meinen vorfallenden jerungen die Pfarrer vnd Kicchendiener,
ſchweren onnotwendigen- koſten zumerhuͤten, unfern unterthanen-
bericht zugeben, fondern auch unfere Amptleut der ſtraff vo
best, wider bie ergerlichen
1508: CLAR. ‚Rurtächfifäye irchenordunug.
407
fcheib , und diefelbige alßbald vnd ohne lengern auffzug oder
andere weitleufftigkeit, zu abfehaffung deß ergernid, und andern
zum exempel vnd abſchew, zuftraffen haben.
Iſt derwegen hierauff vnſer ernftlicher will und meinung,
das jhr gebachter Ordnung, foniel fie ein jebern belangen mag,
fleiffig vnd gehorſamlich nachkommen, auch hierinnen gar nies
mandts verfcheonen, Vnd fonderlich wol bebenden, auch euch
ſelbſt zu hertzen füren, das jhr dem allmechtigen Deren Gott
hiermit ein fondern angenemen und mwolgefelligen Gottesdienft
beweiſet, fo jhr mit Chriftlichern eiffer helffet befoͤrdern, das
ber heilige , von feiner allmacht felbft eingefeute Eheſtandt, wie
ſich gebüret,, angefangen und erhalten, vnd dagegen alle uns
zucht, fchand und laſter, ernſtlich geftrafft werden.
Damit aber foldyes vnnachleßlich befchehen, und fich nie⸗
mandt durch vnwiſſenheit zuentfchktdigen haben möge, So Ift
ach onfer ernfllicher befehl, das ihr, bie Pfarrer, alle dieſe
ordnung jahre zwey mal ab der Cantzel, der gangen verfamle
ten Gemeine, öffentlich und verftendtlich verliefen, Vnd fo jhe
das chun mollet, ſolches allemegen den nechſten Sontag daruor,
gleich nach ende der Predigt, dem volck anzeigen, und fie ernſt⸗
li) vermanen, das fie zu verlefung folder Ordnung fleiffig
kommen, Auch jederzeit aus Gottes wort bie Predigt alfo, vor
oder nach verlsfung berfelben, anſtellen, das aus dem alten
oder newen Teſtament ein ernſtliche erinnerung zum Volck ge⸗
ſchehe, wie ein. groſſe abſchewliche ſuͤnde die vnzucht für dem
augen Gottes ſey, wie er ſolche zeitlich mit dem fluch, vnd ewig
mit dem Helliſchen fewer ſtraffe, Dargegen aber keuſche, fromme,
zuͤchtige Eheleut, Gefellm vnd Jungfrawen, reichlich ſegne,
wenn fie In feinen geboten wandeln, und ihren keuſchen, zuͤch⸗
tigen, ehelichen wandel vnuerruckt bewaren und halten.‘
Bon Gbegelübsiffen,
„Es ſollen ſich Beine kinder, Söhne oder. Töchter, was al:
ter& bie ſeind, ohne vorwifien ond einmwilligung jhrer Eltern,
als deß Vatern, dr Mutter, und da die nicht verhanden, be
Großuaters und der Großmutter, verloben. Vnd wenn gleich
folchs geſchehe, fol ein ſolch verloͤbnis, vngeacht ob daſſelbe in
anderer leute, als gezeugen, beyſein geſchehen, fuͤr heimlich ge⸗
halten, vnd fuͤr vnbuͤndig erkandt, vnd die perſonen in vnſern
Landen nicht getrawet werden.
Vnd da fie hieruͤber, und vber beſchehene vermanung vnd
verwornunge, wider jhrer eltern willen, ſtrack darauff verhar⸗
ren, vnd ſolch Ehegeluͤbnis zuuolnziehen, andere gelegenheit
ſuchen wuͤrden, Sollen die Eltern jhnen mit etwas zu der aus⸗
ſtattung behuͤlfflich zuſein, nicht verpflichtet, ſondern viel mehr
befugt, vnd jhnen hiemit nachgelaſſen ſein, ſolche vngehorſame
kinder biß auff den halben theil jhrer gebuͤren den legitimae, vnd
nach gelegenheit ber vrſachen jhres verweigerten conſens, gentz⸗
lich zu enterben.
Es ſollen auch bie perſonen fo zu ſolchen heimlichen ver⸗
luͤbniſſen der kinder, ohne vorwiſſen der Eltern, vorſchub ge⸗
than, auff anregen der Eltern willkuͤrlich deſtrafft werden.
Wuͤrden auch ſolche perſonen heimlichen zuſammen krie⸗
hen, und fleiſchliche vnzucht treiben, fo mögen die Eltern die⸗
felden genglich enterben, Vnd follen fonften mit zeitlichen ge⸗
fengnie geftrafft,, auch in vnſern Landen nf ch weſentlich zuhal—
laſter, gebuͤrlichen vnd richtigen —4 ten nicht geduldet werden.
4
408 1580; CAM. : Ruwiäditiiche Ricdenvriuieng)
Dagegen aber wollen wir die Eltern ermanet haben, wenn
die Einder jhre jahr erreicht, darauff bedacht zufein, welcher ge⸗
ftatt diefelbigen ehelich vnd alſo verforget werben, das fie da⸗
mit auch jhres theils zufcteden fein Einnen, Vnd fondertich da
die Linder jhre Ettern vmb erleubnis, fi mit gewiffen perfor
nen ebelich zuuerbinden, erfuchen und bitten würden, fie ohne
gnugfame erhebliche vtſachen daran nicht zu hindern, nd mo
fie ſich derowegen miteinander nicht felbfl vergleichen :föndten,
fol es alßdann, und ehe denn von ben kindern etwas verbindt⸗
lichs fürgenommen wird, bey vnſern Conſiſtorijs gefucht, und
dafelbft nad) billichen dingen entfcheiden werden. .
Wo aber zwo perfonen, fo beyderfeite Feine Eitern haben,
ſich ohne jemandes beyfein, oder auch in gegenmwart eines Zeu⸗
gen alleine, miteinander in Ehegelübnis einlaffen, fo fol dafs
felbe für ein heimlich gelübnis gehalten, Vnd da fie ſich beyder⸗
feits gleich dazu bekenten, dennoch fo ferne vnbuͤndig erkant
werben, biß bepbe perfonen ſolches durch öffentliche gelübnis
vor ehrlichen leuten freywillig wiederholen ond beftettigen, Wie
denn auch fonften ſolcher heimlichen verlübnis halben, in fall
da die verneint werden, bie gewiſſen zubeſchweren nicht zuge⸗
laſſen werden ſol.
Bnd da auff em ſolch heimlich verluͤbnis fi ch die perfonen
vor dem Kicchgang zufammen finden, vnd miteinander fleifch-
lich einlaffen wuͤrden, fo follen fie von une vnd ber Obrigkeit,
ändern zur abſchew, mit gefengnie: und ſonſt, willkürlich ge
ftrafft werben.
Wann fid) jemandt mehr denn eind verbindlich verloben
würde, fol er ſchuͤldig fein, die erſte perfon, damit er fich vers
bindlich verlobet, zu ehelichen, Bnd fo wol auch die perſon, fo
fi) mit. derfelben anderweit verlobt, woferne fie vom erſten
verlübnis miffenfchafft gehabt, anrüchtig fein, und darüber mit
gefengnig oder fonft willkuͤrlich geſtrafft werden.
Wuͤrde fich aber die perfon, fo. ſich mehr benn eins ver:
bAndtlich verlobet, mit der legten verlobten perfon fleiſchlich
einlaffen, fo fot diefelbe an Pranger geftatt, und deß Bandes
ewig verwiefen, Und bie andere, wofern fie fich wiſſentlich des
erften verluͤbnis, mit dem verbrechenden theil dergeſtalt in Ehe⸗
geluͤbd vnd fleiſchliche vnzucht eingelaſſen, mit gleicher ſtraff
deß Prangers vnd ber ewigen verweiſung belegt werben...
Es ſol aber der erſten verlobten vnſchuͤldigen perſon nichts
deſto minders frey ſtehen, ob ſie ſich mit dem verbrecher ver⸗
fuͤnen wil, Vnd auff den fall ſol das verbrechende thell, fo wol
auch die andere verlobte perſon, ſo fich wißlich der erſten ver⸗
luͤbnis fleiſchlich eingelaffen, ehelos und anrüchtig fein, mit ges
fengnie oder fonft willkuͤrlich geftrafft werden.“
Welchen perfonen fich in Ehegelübnis miteinander einzulafſen
verboten.
Die Ehe ift in der aufs und abfteigenden Linie, und unter
Sectenverwandten bis zum 3. Grade ungleicher Linie verboten.
Von ben Ehegatten, fo einander böflich verlaffen.
„Wuͤrde der Eheman von feinem Weibe, oder hinwieder⸗
umb das Weib von jrem Eheman mutwillig lauffen, und eins
das ander eine zeitlang ſitzen laffen, und auff vorgehende oͤffent⸗
fihe Citation ſich nicht wieder einftellen, So fol das verbre-
chende theil, zu welcher zeit e8 hernach In def Churfürften gu
#
Sachſſen etc. vnſers gnedigſten Heren Rande betteten würcbe,
mit ſtaupen ſchlagen des Kandes ewig verwieſen werben, Es
were denn, das es wieder zur verfünung beyder Ehei⸗nie⸗ ge⸗
reichte, Vnd auff den fall fol nichts deſto weniger das ſchuͤldige
theil mit gefengnis willkuͤrlich geſtrafft werden.
Wuͤrden auch zwey Eheleute ſich ſelbſt voneinander ſon⸗
dern, vngeacht das ſie gleich nicht auſſerhalb Landes gewichen,
vnd ſi fie wolten ſich bepderfeit nicht wieder verfünen laſſen, fo
follen fie bepbe , oder das eine, vnuerſeumlich mit gefengnis ſo
lang geſtrafft werden, biß ſie einander wie ſich gebuͤrt, ehelich
beywonen.“
Von ber- ſtraff der Vnucht vnd dA Ehebruchs.
Ordnung ber Particular Schulen.
Von onfern drogen Bürftenfhulen, zu Meiffen, Pforte, vnd Grimme.
Bon Deudſchon Schulen, in Doͤrffern vnd offes
nen Fieden.
Ordnung, wie es in beyden vnſern Vniuerſiteten,
zu Leipzig vnd Wittenberg, mit vnſern Stipen⸗
diaten, in der lehr, zucht, vnd anderm, gehalten
werden fol.
Bon der Vifitation und Superinstendeng, bey
den Kirchen.
„Wie wir dem allmechtigan billich zu dancken, das, ver⸗
mittelſt feiner Goͤttlichen gnaden, in dieſer Lande Kirchen und
Schulen, wiederumb, ſo viel die lehr Gottes worte belanget,
eine Chriſtliche einigkeit, in den ftreitigen Artickeln, getroffen,
vnd auffgerichtet: Alfo erinnern wir uns auch darneben, das
der taufendliftige Feind, Gottes und feines heiligen worts, nicht
vnterlaſſen werde, wie er kan vnd mag, feiher.böfen art nach,
folche einigkeit wiederumb zutzennen, vnd die Kirchen Gottes
mit vnreiner lehr zubefchmeiffen, die Kirchendiener wieder eins
andes zuerwecken, und allerley ergernis anzurichten.
Solchem, ſouiel an on, durch Gottes gnade, zubegege⸗
nen, damit die leht Gottes woris nach dem. warhafftigen ven
ftande der Heiligen Prophetifchen und Apoftolifchen fcheifft, auch
bie ritus Ecclesiae in unfern Kicher, vnſer Kirchenerdnung
gemeß, gleichfürmig, eintrechtig, vnd mit -fearmbden, verfürhe
ſchen jrrthumen vnuerfelſcht, gefuͤret vnd getrieben , Darzu alle
diener bey den Kirchen, Schulen vnd Politiſchen Enptern, im
einem Chriftlichen, erbaten leben vnd execution jres beruffs vn
befohlenen Empter nach erhalten, vnd ber vnerbarkeit vnd la⸗
ſtern gewehret werde, Haben wir in dnſerm Ehurfuͤrſtenthumb
vnd Landen, folgende Superintendentz vnd Biſttation ordnung,
fürgenammen, vnd dieſelbige in etliche General teilen laſſen,
das in jedem ein general Superintendens fein. ſol, dem ſeine
ſpecial Qupseattendenten., fampt derſelben abiunsten, nach ge
legenheit eins jeden arts vnſer Lande, zugeordnet, vnd bemi=
nach jeber eine gewiſſe anzal Pfarrer vnd Kirchendienat Im ſei⸗
nem. befehl habe, auff welche ſie ihre. ſtettige, vnnachleßlichs in⸗
ſpection und auffſohen haben ſollen, mis ſolche jedem. Smmal,
in feiner verzeichnis, zugellellat worden.
Vnd iſt hierauff vnſer ernſtlicher ‚befhel ,. wille vnd mei⸗
nung, das von vnſern verordnete ber. Gonfiftorien, vnd dei
Sr SE. Rukhääähe Richtung:
Synadi; ſolch⸗ genanal on: fonchat -Riupsrinteshingen ; Tatıpk
berfelben adiunsen fteils, in ſolcher ansteilung. verſehen vnd
erhalten. Deßgleichen wait: gplerten, gottäfhscdsigen, ebrlichen,
bapfferen , ſtandhafften Mennsen befeget,, hie zu Gottes wozt,
rechtar Prophetiſchen und Apoftatifchen:heiligen Ehriſtlichen Lehr:
und Religion, wie die in Auglpurgiſcher Confeſſion, vnd bem
puhlicieetem Concordien buch, varfaſſet, einen ſondern Ehtiſt⸗
lichen eiffer, darzu jhre gute teatimonia vnd zeugnis, beyde
ber. lahr nnd, lebens, bey. dar Kirchen vnd menmiglich haben/
auff das fie mic warheit von ben Leſterarn nicht getabelt, ſon⸗
dern jhe ampt, in der Viñtation, vnd fonftan, deſte anfchen-
Ucher fuͤren, vnd mit groſſem nutz der Kirchen verrichten ˖ koͤnnen
Souiel dann die Viſitatien an⸗jhr ſelbſt belanget, fol-ditr
— bi zeit, welfe vnd uf, wie nachfelget,. verrichtet
ie, ſol ein jeber Superininene. vnd aai neton, für
uiel jhme Pfarren infonderheit verzeichnet, jede Pfare ordi- |
narie des jhars zwey mal, auff zeit, wie hernach bey bem
Synodo vermeldet, vfiren Der erſten Viſitativn acta mb.
extract gewißlih vor Quasimutlogeniti, Und ‚bie andere vor
Michaelis, vnſerem obern Consistorio vberſchickt werden, Dar⸗
mach ſich jetzt gemeld unfer ober Connitoriuen, mil Weſchrei⸗
bung der Synoden, zuachten.
Daun, weil ſich teglich allerien gebrechen bey de. Rirchen:
finden, vnb newe fell begeben, die vngeſtrafft vnd vngekeſſert
ohne ergernis, jahr vnd tag lang, nicht auffgezogen werdm
kaͤnnen, datzu hoch von noͤten, das bir Rinchen md Schuldie⸗
ner in fieter vnd gebuͤrender fuscht, fleis vnd threw jhres ampes
erhalten, welche, da fie ein gang jhar lang nicht viſſtüert wor⸗
den feiten,, niel ergernis nmiichten, ‚tie auch" jhnen allerlen bes
ſchwerlichts vnd untuegliches begegnen koͤndee, kan vnd: ſol ar⸗
melte Vißtotion weniger. nicht, Denn: zwey mal des jhara, ge⸗
helten werden. Hiemitgleichwol den Superintendenten md: |
adiuncten vnbeneramen, ſondern mit: enfl:auffesiegt und bes |;
fohlen, da fich, fachen zueragen, welcher: vervichtumg der ordinari
Wifitation nicht warten , auch durch dan: Superiutendenten
oben adauncten, abweſend:durch ſchreiben, oder nerhefcheib ber |.
perſonen, wädzt fuͤglich hingebeget werten moͤgn, dab ex: füch |
auch zwiſchen ber ürbimnti Biſctration dahin begaben:,. onb:raie
es geſchaffen, eigentlich artundägen ; foldyes..hahen ummergögen:, |
lich feinem general Superintendenten, vnd durtch benfeihem |
dem Comaistovio der· notturfft nah ubseighten.:: . 1 1:
Zum andeen. Damit aber bucch bie; Supcintenbeuten;
befondees de zuuorn nicht viſttiert, ergerliche vnordnumng, fo |
ſich zu werkleinerung vnd verachtung, auch haß suicher dieſelhen,
zuerwecken dienen möchten, zuuerhuͤten, ſollen nachfolgende |;
Artickel jedem Superintendunten vnd abiuntten, vber bie, fo |
ihrer Inftruetion einuecleibet, fürgehalten, and mit ef ‚ans |
gebumben werden.
- fi. Weil ein jeber Eomperiutsadenn. und adianctun,
feiner hane zugsschneten Pfarren,‘ Kirchen vnd Schaldiener
lehr, glaubens vnd Religion, vor allen dingen gewiß‘ fein muß, |
fed. der Visitator das Examen 1tiche.erfk in aata Vieitätionis
anftellen ; ſondern, damit er durch alle, beſondars aben Die fürelr
tigen artickel, vermöge zu Torgew, Auno Ah 6. geftslten, und
hernach —* Chriſtlichen · EGhucfuͤeſten und. Stende, Auge |.
ſputgiſcu Confeſſion, Theologen, eingebrachten «enanzin sieh
bebandden:, verbeſſert, anhalig vnterſchaichen, vnb diß 1580.
jhars publieierter declaratien, fie, der notturfft sch, bafragen,
vnd aihre erkleruag eigentlich ainnemen möge: Sol. er fie zum
exſten mal vor der Wifigetipn, jeden auff, einen befondern:tag,
fuͤr fich erfordern, med: ſolch examen mit allem:ernft und Ads
| haften. Da ſich pann der Vieitator ‚nicht ‚mit. bloſſem (Ja)
ahweiſen laſſen, ſondern nom: einem: jedan Pfarrer. und Seel⸗
ſorger, ben grund ſeines glauhens vnd bekenenisg, eigentlich ara
kundigen, vnd ſo lang anhalten ſol, biß er ſeiner lehr gewiß,
das fie rein, und. der Kirchendiener dieſelbige, in allen artiddelm;
mit: gnugſamen ⸗zeugniſſen sub gruͤndan Goͤttlicher Schrifft, bes
wehret, vnd vertreten/ vnd alsdernn: van allen, vnd jedem in⸗
fonderheit, zu dem Conaistorio oder Synodo, mit gutem grunda
vnd gewiſſen zuherichten, ab ser. in der John vein oder wicht, ob
vnd wie er geleret, vnd ob er mit der zeit zur befferen cende
tian, mit mug der Kirchen, zugebrauchen.
Wie dann ſolche jhrer der Suherintendanten nd. ‚abiimetin,
vom jhren Pfgueern, Rimbhen, und; Cihuldienern, vbergebeue
zeugniſſen, fo. fie: baſonders auſſerhalb ihrer Wifftation abge
. fondest, verzeichnen, bey vnſerm obern Consisteria, mit flaio
verwaret werden follen, Vnd da ſich nachmals mit einem oder
mehr im folgenden Kaamine,bey dav Momfiltorien. oder im
Synodo, anders befunden, das einer auf gunſt des Superin⸗
tendenten commendiert, oder sa: angunſt vnd wiederwillen gem
hindert, fol gegen demſelben gebürender eraſt gebraucht werden,
| darber ſich die andern ihres ampts beſſer zuerinnern werden wiſſen.
Zum andern. Damit man auch eigentliech wiſſenſchafft
Haben. moͤge, mit mas geben ein, ieder, foniel das Zehrampt im
dam aus ſprechen vnd anderem Betrifft, von dem Allmechtigen
| begabet, auch folcher geftalt zum fleis und ſtudierer exwecket,
vnd, nach ſolchen gaben, mit der zeit. meiter. gefuͤrdert werden
wögeR, Ballen onfere. Sunertutendenten unb: adinucten dieſel⸗
. hm, faulel.jedem zugeorönet nach der ochnung, in den Stebs
Wa, da «der. Superintendena wehret, in Der machen prehigen
laſſen, etliche tage zunoe, deme, ſo predigen: fol, eine. Arfondexe
materiam, aus dem alten, ober, newen Teſtament, nach. geles
genheit der perſonen, daruon zu prebigen, zuſtellen, vnd nach
dem eires jeden fleis oder vnfleis erfunden, weil aus einer eini⸗
gen Predigt nicht ſo, hald zu vrteilen, fothekbung miederholen.
- Daun. dann auch nuͤtzlich vnd dienſtlich, fo afft die Viſi⸗
tetion gehalten, das der Pfarxer ader Kirchendiener jeder zeit
ſejne Concept der Predigten, ſo er durch dan gante jhar, de⸗
ſonders aber des nechſt varſchienen halbe ihar gehalten, aufflage;
Darinme der Vinitetor. zuerſehen, mas er für. einen methaduas
vnd ordnung in feinem. prebigen gebraucht, was für ſachen er
jeoder zeit handele, ob fie zu der zeit „ an dem ort, und fuͤr dleſe
Pfarrkinder, nuͤtzlich, noͤtig, und erbarlich, wie er jede lehr mit
Gottes wort. beſtettige, vnd, zeugniſſen der heiligen Schrifft in
ſeinem predigen ansiehe, ob er für ſelliſt in der Heiligen Schrifft
geleſen, vnd nachgeſchlagen,: oder nur bios aus den Poſtillen
ausgeſchrieben, ob er fie latiuo oder deudſch ſchreibe, und was
er in ſolchem allen preſtiren koͤnne. -
Sonderlich aber fol der. Viaitator ‚gute, achtung gehen, das
ſie, beneben den Buͤchern altes und newen Teſtaments, bie
. Formulam concordiae mit. fleis iefen, und wol in kopff faffen,
auff das, ſo ſie eines ober mahe-arsietelschalbenchrfuäget, eder
zeitigruͤndlichen beticht, ahne lauges made zchn ‚sehen koͤnnan
2% SUB: : ORME, Bucbapiip Bicätiertnäng:
Zurm beltten.. Nach dem fie: nun In allen artickeln vnſerer
Ghriſtlichen Religion vnd ˖belentnis, richtig befunden, auch
deſſelbon gruͤndlich⸗ und gnugſame rechenſchafft geben koͤnnen,
damit fie in Gottes wort je longert je mehr, vnd beſſer geuͤbet,
fol der Superintendens oder adtunet, von einer Willtation zu
der andern, einem jeden Kiechendiener, ein beſonders buch aus
ben alten oder newen Teſtament fuͤrgeben, das fie mitler zeit,
biß auff bie nechſtſolgende Vifitation, fleiffig leſen, daraus fie
auch alßbann, vor, oder nad) dem die Pfarrkinder in. bee Kölle
tation anhöret worden, srominierot werden -follett. - -
So es ſich aber. zu lange vergiehen wolte, vnd auff denſel⸗
ben tag nicht gentzlich vertichtet werden moͤchte, fol der Super⸗
mtendens jhme, nach feiner am allen orten vollendeter Viſita⸗
fon, einen tag beſtimmen, darinnen er ſolches mit jhme vers
richten vnd abſoluieren möchte.
Zum vierden. Damit auch bie pfarter die Hauptartickel
vnſer Chriſtlichen bekentnis, fo man T.ocos communes nennet,
kommen, mit ausgedruckten und agentlichen zeugnifſen der —*
ligen Schrifft zuboſtettigen, vnd derſelben wiedorwertigen jr»
thumb ˖mit grund zunerwerffen, vnd die verirreten gowiſſen zus
borichten, fol, neben obgemeltem Bud, hoeiliger Schrifft, alle⸗
wegen jederm Kirchendiener/ An loeus oommunis gegeben, und
von dem erfim, de DEO, angefangen, vnd alfo hernach von
einer Wiflsation: zu ber andern, durch alle locos gegangen wer⸗
den. Wnd wie ſolcher In den dreyen Heupt Symbolis, Augs
fpurgifcher Eonfeſſion, Apologia, Schmalkaldiſchen artideln,
Eatechiſmis Lutheri, Surimavifchen bericht vnd erklerung ber
ſtreitigen Artickel, ffer vnd erkleret, auch was für zeugnis
aus gemeltem Bud) et semmardk, ſo auff biefen locum gehdeen,
eigentlich befragen. --
Dergeſtalt die Supenntent enten vnd adiuneten, am: ihren
peinat ſtadien nicht allein nicht verhindert, noch in benfetben
etwas verſenmen, ſondorn viel mehr :befürdert werben‘, weil fio
vor allen andern jhnen zugeorbueten Kirchendienern, in ſolchen
Schriffton und jnen fuͤrgegebenen Büchern; auff das. beſte ab⸗
gerichtee Und: gefaſt ſein ſollen, da es den Pfarrern in ˖ſolchem
ſehlen wuͤrde, fie Inem den mangel auff dirſe weiſe anzuzeigen
wiſſen. Der goſtalt fie dam von einer Viſttation zu ber an⸗
dern, da flo gleich ſonſt nichts zuthun, genug zuſtubleren haben,
vnd alſd jnen Ihre Vicitationes, durch ſolche uͤbung, ſo ſie dar⸗
durch haben, ſolbſt zu mug vnd guter beſſerung gereichen werben.
Zum fouͤnfften. Nach dem nun ber Superintendens, ſo⸗
wisl das Examen ber lehr, aus dem vorgegebinen Buch der
Bibel, vnd Locis Tiheologicis: belanget, vermöge der otdnung
unsihtet, fol ex den Pfarrer zuſoͤederſt, mit erwit, ſeines Ge⸗
wiſfens vnd geleiſter pflicht erinnern, das er auff nachfolgende
attickel, ihme den. grund ber warheit, wis es an jhme ſeibſt,
berichten, und niemandes weder zu liebe oder leid, aus gunſt
ober wiederwillen, was anzeigen oder verſchweigen woͤlle, bey |.
senftlicher ſtraff, ſo ex daruͤber zugewarten.
Nachmals jhnen ſolgende Artichel vorhalten, vnd auff einen
jeden inſonderheit, jhn, in abweſen: der andern, vnterſchiedlich
bofragen, vnd ſeine antwort mit fiers auffzerchnen. “
Artickel, darauff die Pfarrer, Diaeont, und alle Rirtpenbieuer,
zubefragen
1. „Eeſtiich. Ob er nechmais. ſtandhafftig und beftenbig,
ſan⸗ (bt in auan feinen oͤffentlichen Predigten, auch vater⸗
| weifang vnb bericht bey dan Ti
cheichgleubigen vnd kraucken, ver⸗
möge Prophethſcher und Apoſtoliſcher Schriffton, Augſpurgiſchoe
vnuerenderten Gonfefflon,, . x. und nach inhalt ver gruͤndlichen/
kauteren,. endlichen wiederholung vnd sierung ber ſtreitigen
Artickel, zu Torgan veralichen, vnd Anno 1590 publiciert,
auch wie diefelbige durch O. Lurhern in feinen Leht vnd Streit»
ſchrifften wiederumb an das liecht gebracht, für ſich Telbft Halte,
und glaube, feiner befohlenen Kitchen vortrage und lere, 'unch
unfer Kirchenordnung in’ allen Aruickein, bey verridtung feines
dienſts, ſich gemeß halte
2. Ob er auch an feinen Collegen oder genachtbarten Par⸗
rern lehr oder lebens halben, keinen fehl oder mangel, oder
nich ein rg geſchrey von jhnen gehöret Habe.
Wie fi jedes orte Amptleut, Echoͤſſer, Rhat, Rich⸗
ter, m die vom Adel, und andere Befehlhaber vnd
Obrigkeit, mie beſuchung bee Pe⸗digten, vnd gebrauch der hei⸗
ligen Sacramenten, verhalten.
4. Auch ob jhrer einiger oder mehr berfichtiget weren, das
er In ergerlichen, offentlichen , abſchewlichen laſtern und ſimden
lebete, vnd halsſtarrig barinnen verhateete, vnd was jhee ge⸗
beegun ſind.
5. Ob auch-unfere Amptleute, Rhete in Stodten, vnd au
dere jedes orte Befehlhaber und Oberkrit, mit fleis und gebüer
rendem ernſt, ober vnſer Kirchenordnung, Kirchendiener, und
anderen vnſeren Cheiſtuchen Constitutionibus und Drbnungen
halten.
: & Ob ne niemandte in feinem Kirchfpket wife, bee fals
Pe jrriger lehr anhengig, oder ſolchen leuten den vater
Mr gebe. ur
7. Ob auch Ihre. anbere eingepfante fletffig zur Stechen ges
ben, vd mit ihren finden vnd hausgeſinde, au Sonn vub
Feyertagen, andy In ber wochen, Die: Predigt Gottes worte bes
fuchen, vnd da: ſolches an Sonn und Feyertagen vonterlaffen,
od, vnd durch wen, auch wie, fie geſtrafft werden.
G. Ob fie auch jhre kinder vnd Dansgefinde, an Sonn und
Yepeetagen, zu mittage, fleiffig zu dem Gatechifmo:halten, ſon⸗
Deelich aber das Binde, welche fonft frike des niches ykten.
B. Db er auch unser feinen eingepfarten Jaute wifje, weiche
bie predigt Gottes werte, dud ‚die hochwuͤrdigen Sacrament,
gantz verachten, ſich desfelhem nicht gebrauchen, fondern uͤbel
daruon reden.
10. Ob bie eingepfarten, vnter dem Ampt, vnb var
ber Prebigt, auff der gaſſen, ſtraſſen, Kirchhoͤſen, ober ſonſt
offentlichen pletzen, ſtohen, ober. ſpatzieren gehen, Vud ab bie
Oberkeit ſolches verboten, auch bie Bbertreto vndb weicher ges
ftate, ſtrafff.
41. Ob ſie auch ohne noth vnter der Yerbigt, uns für ge
haltenern gemeinem Gebet, aus her Kicchen lauffen.
12. Ob fie auch an Sontagen, und geordneten⸗Feyertagen,
vnd Feſten, nachgriaffen, watt Pferden oder bee haud zuarbeis
ten, und ob bie‘, fo. thun, auch deshalben, vnd wie, ge⸗
ſirafft wer werden.
18. Ob auch unter dem Ampt und Peobigten, Kemer,
Branter wein ſchanck, wein vnd bier zechen, Öffentliche umb
windelfpiel, auff vodcffei, Torten vnd kugein, * Guides
hendel, vnd gemeine vefanungen, gehalten, und
geſtattet werde
SAAB, OBEN. Runtichiilihe: Ricdimusetruungs
: 14 Sb anch am dan hohen: Bafien,, Pfiagſten vub Weihe⸗
wachten, vor: eben vnter ber Predigt, gemein bier auteiusden,
vnd zu ſchieſſen, erleubet werde.
15.05 auch de6-vold Im der Kirchen bie beubfchen Befang
mit dem Choro finge, vnd ſich mit der ſtimm⸗, im anfahen,
und auffhaͤren, nach dem Kirchner ober Cantorey richte.
16. Ob ſich die eingepfarten auch fleiſſig zu dem Cate-
chismo , vnd fembrrfich zum examen: beffelben halten, und
weiche beharrlich daruon auſſen bleiben.
17. Ob auch die leute, fo in Filialn wꝛren, im Die Pfr
Men Ben Beicht und Sacramınt fih finden.
Ob auch vnter ihnen Gottesleſterer find, weiche m
Sr Marten, Leiden, Wanden, Satcrament, ste. fluchen;
* — diefeldis en auch hund) die Dbertet, und wie, etc. ges
werden.
19. Ob auch. wuter ihnen Zeuberer und Segenſprecur [0
bie leut viehe fegenen.
Do Zeuberiche Woeiſſager ſie auch wiſſen, vnd das die
leute, 8* welche, gu jhnen lauffen, vnd fie rhat fragen.
. 21..0%6 Eultern anter jhnen ſeyen, welche ihre kinder nicht
zum gebete, fuͤr vnd nach dem, eſſen, begleichen su Mesgen
wab Abendtſegen nicht halten. - .
. 22. Ob bnder vnter jhaen , fo: ihm, Star: Auen, fie
ſchlagen, ober ſanſten meit gebehrben ,. warten vnd werdden übel
handeln, oder ihnen ſonſt ungeberfausfeaan, keins ſtraff van
ihnen :leiben wollen, fondern ihnen entlauffen, oder fünften von
Schulen, dienſten. vnd ‚Hanbersd hen, sa fü ag bau
Eitern verdinget werden.
23: O6 Ieut. nıtet ihnen wohnen. ie. in nanloken vob
vmuerſſoͤhnlichem zorn beyeiriander leben.
DA: MOb Ehrlemt outer: ihnen ſein, die in engerlichet: ‚once
nigkeit leben, vnd ſich miteinander nicht verſoͤhnen laſſen woilen.
26. Ob Ah der Man syrannifch-. oder: ſanſt vngehuͤrlich ges
gem feinen Weibe erzeige, ober das Weib dan: Re muß
willigen ongehorfam mit ergernis eczeige.
.26,:D6 etliche Ehelait, mit. ergernis ber Gemeine, alt
beyfammen wohnen.
27. Ob etliche unter jhnen, bie ſich miteinander ehelich vers
Iobet, mach dem fie aber ſolch veeloͤbnis gerewes , nicht zur Ehe⸗
greifen. fondeen :auff.benden thailanı ftille ſchwaigen, md-Die
Eh⸗ nicht volnziehen, auch nicht ordentlich voneinander. gefchrir
ben
‚BB. Ds auch unse ifmen, 73 und. Sion onrieben
suche
29. O6 auch Eheleute oder (ebige verſonen einen boͤſen ar
gerlichen ſchein Am, vnd der vnzucht halben ain oͤfenttich er⸗
gernis von ſich geben.
MR DM auch vnzuͤchtige nub ſhebiich kieda nie innen
Öffentlich gefungen werben,
NALOb auch die Oberkelt Redenfuken,, Schataben, on.
güchtige, vnordentliche befondere Nacht tenge, vnd dergleichen
Sechedhtign teichtfertige: zufamantom — dulden, ober. d6 vnd
mit was ſtraffen fie die: verbrecher bike
U: DOb:anch wacherer vnter —* fon, weiche: mic hab⸗
und gets verbottenen ungöttlichen mucher treiben. . ,
Sonste ihnen: fritt,. Die. aple geoflanı, vielem und
fepedlichem fpielen, weib und kindern zum verberbeg, vmbgehen
4il
: ion: der Raul.
3. O die eingepfarten jhra ibider lange ongetanft Tigen
lafien vmb der Genattern, geferß: vnd gepuenges willen... -
-89. Oh fie and) mehr denna en Bruastem, unfer vworb«
' nung Autieher , bitten.
3. Ob die eingepfarten- die heilige Taufe, Communion
der krancken, Copulativn, Begrebniſſen, zeitlich bey Dem Pfar⸗
rer beſtellen, and nicht: biß auff die Rund, wehn ſocche yausse
richten, fporem. j
87. Op fie euch weſſ⸗ Touffeffen, oder nach da St
wochen groffe Kirchgang eſffen geben, uber: einen tiſch geſt hal⸗
vn, wi vnd mehr denn niet gericht geben. '
38. Ob fie auch tägliche. —*—* haben, welche durch
den Parrer alſo vnterrichtet, ind fe in notfellen bir Rettauff
recht. gebrerrhen koͤnnen.
Bon‘ ‚Bogelten: 5
"gg, Ob fie auch zuuor, ehe fie in bie. Risen gehen, vxin
er at vnd geſeuff halten
—*8 b ‚auch „de geladene ar Of ſich zu dem Rirhgang
fin e
41. Ob ſie auch bey ‚des hochzeit jhr alfımofen in ben Gottes
Fa in ber Kirchen Legen „Pbar ober. den en in bie Bde
Gottei hauſe, und fuͤr arme deut ein
». Ob fie gu guff den Hoͤchbeitn —* ſcite, wat
verdrehum der weibs perſonen, wider vnfer Sanbeorbnung,
oder anders‘ —— leichtfer tigkeit ebenen
— : Bow. Bagoauitten.
re Fr fe au nen € chen; waithen vnd verwarten
det zut begreßnid-ber'nbgeftotbenen‘ Ehriften hab aben.
44. Ob auch eines Mans tieff bie —* jur begrebnſe
der alte berftorbenen geniacht toecden..
Ob fie auch burch die gemeine,’ nach vnfer Kitche —
ge zur begtebnis beleitet, vnd ehrlich zur erden be
werden.
46. 56 bie pfarrkinder ben Pfarrer m geburlichen ehren,
oder mit geberden, worten vder wercken verechtlich halten.
47. Sb ſie auch jhrem Pfatrer, Kirchen und Schuldienern,
jhren verdienten lohn zu rechter zeit, vnuerzuͤglich, trewlich, an
gutem getrelbe, zinsgelvt, brodt und garben geben, wie es in
der Viſitation vnd General artickeln befohlen.
38. Ob die Richter dem Pfarrer jte opfferheußlein gro⸗
ſchen, ere: X. einnemen, vnd es Ihnen ohne ſchaden vnd
Be zuftelln.
Ob jhnen ‚auch ihre hebewich · accidentia don dem
trawen, begrebniſſen und dergleichen gegeben toetben.
SU. O6 ſie Auch Ihre acker mit der eingepfarrten huͤlffe, Vers
mög der General artickel, beſchicken koͤnnen, Auch ob die do-
tales, das ift, die von alter her zur Pfarr ſchuͤtdige dienſte,
jhnen etrewijch geleiftet werden.
en Ob duch den Kirchendlenern an gebeuben, eckern, wieſen,
Seen, Hoͤltern, Teichen vnd dergleichen ſchaden gefchehe
332. Ob auch ihre ligende gruͤnde richtig vereinten. © ©’
Artickel barauff die eingevſarrten uabefragen.·
J „Wann · bee-Wisitatgn den; Pfagrer quff bie yorgeftelte, Up
tidel befonders vnd allein befragt, alfdenn fol er auch die ver⸗
52 *
418
orbente vnd beruffene perfonen tus ben eingepfartten,, in abs | :
woohen bes‘ Pfarrers, fin ſich erfordern, vnd fie Yeicher. geftalt,
wie droben von dem Pfattrt vnd Kirchendiener vrrmeldet, ernſt⸗
lich erinnern, warumb bir: Biſltation ngeſtolt, niemandt zu
nachteil und ſchaden, ſondern foͤrderſt Gott zu ehren, mennigs
lich zut beſſerung, zeitlicher unndierhigar wolfart, vorgmommen,
Bnd demnach bey ihren pflichten, durmit fle"ons zugethan,
vermahrm., niemandt zu eb: noch leld, ſondern wie ſich bie
ſachen in der warheit verhalten, auff nach erzelete. artickel gruͤndt⸗
lichen vnd vtterſchiedlichen beticht zuthun, vnd hierinnen jhres
gewiſſens warnenen, unb nimands verſchonen.
3. Ob der Pfarrer (dud in dem Stedten andere Kerchen⸗
diener) Ihre Predigten nach artleitung Gottes worte, auch uns
ſers Ehriſtlichen glaubens und bekontnie anſtelle und Halte.
2. Wann, vnd wie offt er an Sontagen, Feſt vnd gemei⸗
nen feyertagen, auch in der wochen, die Predigten halte.
Odb er auch lenget denn ein ſtund, morgend an Sonn
und froecngen peebige. : °
4. Db er die Tittagspreiigt atfo anftelle ,- das nei fingen
end alım lenger nicht denn em fund das voick auffgehalten
werde
: 5, Ob er am wercktage vber ein halbe ſtund prebige.
6. -Wetche Feſt er feyerlich halte, oder nicht, vnd ob er
auch alle Feſt halte, die in vnſer Kirchenordnung begriffen, und
zu feyren berochnet, vnd in denſelben mit den benachbarten
Kirchen gleichBett halte. °
7. Ob er das Sontags Enangellum much ꝓ«dig en
8. Ob er auch zu rechten zeit, im Sommer vmb fieben vhr,
im Winter vmb acht vhr predige.
9. RR er alein D- Luthers Cetechiſmum, vnd ſonſt kein
andern halte vnd pre
10. Ob er den —E an ben Sonn und fegsrtagen,
bem volck vorfpreche, ehe denn das Euangelium gelefen wicht.
. Db er ober der. Custos denfelben auch bey ben tindern
und jungen gefinde In der Kirchen eraminire.
er aud) bie kinder und bas junge:gefinbe, warn
fie I m n Socrament gehen, in ber Kirchen aus dem Ca⸗
a eraminire, vnd in bemfelben auch gute befcheibenheit
gebrau
13. Ob er auch bie Ehegerichts ordnung alle jahr zwey mal
öffentlich von der Cangel ablefe.
14. Ob er auch jehrlich in ber Faſten, vor Oſtern, in den
Stedten, mit den kindern, knechten vnd megden, auſſerhalb der
alten, doch in der Eltern ober Herrn vnd frawen, eines oder
beyder gegenmwart, von dem vol abgefonbert, in der Kirchen
Öffentlich, in den Doͤrffern aber alle feine eingepfartten, ſon⸗
derlich die Finder, Enechte und megde, in bem Gatschifmo exa⸗
minite, vnd in folhem Examine alle fanfftmut und gebürende
Beh ende gebraudhe. .
Ob fie auch gehoͤret, das der Pfarrer (oder jhre Kir⸗
hmbdiener) etwas aͤffentlich gelexet, ober fonften, beſonders aber
vom heiligen Abendtmahl, ſich vernemen laſſen, das vnſerm
einfeligen Chriſtlichen Catechifmo züwieder.
16. Ob er die Sacramenten vnd Ceremonlen bey denſelben,
vnſer Kirchenordnung durchaus gemeß halte, oder bey denſelben
enberung ober newerung vorgenommen, und was bleſelbigen
feyen.
17. Do 0-16 auch foniftan ti allen artickein siferer Kir⸗
chenorbnung germeß halte, oder etwas anders vnb newes, Ike
in derſelben begriffen, angeorbnet: abi: Wie. ich Ser Pfarrer
(oder in Stedten auch andere Kischmbimer) in ſeinem ſtraff⸗
ampt erzeige, v er mit Ehriſtlicher ſanfferaut vnd guter Dex
ſcheidenheit ſtraffe, oder aus priuat affretion vnd rachgher, feine
eigene ſachen auff:dte Cantzel dringe, die leut namhafftig, ober
ſonſt vnuermeldet, doch ausgemahlet, vbel anmache, ſich zus
zorn bewegen iaſſe, ſcharffer, vngebuͤrlicher, ſtachlichter, ſchme⸗
helicher, grober wort vnd geberde, in den Predigten gebrauche.
18. Ob er auch ſonſt die offentlichen laſter, vmb welcher
willen der zorn Gottes vber die menſchen eompe, wie er wegen
ſeines tragenden ampts vnd ernſtlichen befelch vnd drawung
Gottes ſchaͤldig iſt, ‚mit gebuͤrenden ernſt und eiffer ſteaffe.
19. Ob er auch vnnoͤtige, ergerliche, vnbekandte, vnd nicht
— gegend der lehr oder perſon halben, auff die Cantzel
ringe
20. Ob er auch das vote fleiſſig um Gebet für all⸗ Stande,
vermabme: vnd denfelben allewegen nach der Prebigt, das im
vnfır Kirchen agendu begriffen verordentt Sebet fuͤrſpreche.
21. Obrer ſich auch ber Kirchen wand atmen nocdurfft an⸗
neme, vnd das volck trewlich vnd leiſſig vetmane, almoſen
zugeben, auch darauff achtung habe, das es recht auögefpumbet,
und fo viel muͤglich, trewlich Damit vmbgangen, vnd alleine nf
die. recht armen verwendet, vnd tool angeleget werte. .
22. Ob er newe oder alte, und ſolche Lieder ſingen laffe,
bie Ehriſtlich, ſondetlich D. Luthers, fo dem‘ volck bekandt, vnd
die Gemeine mitfingen koͤnne.
23. Ob er in der Kirchen, ober in fine: Haufe, zu Bei
fiße.
j 24. Ob er auch mehr denn ein⸗ herſen auff ein mol abs
duire.
25. Ob er auch jemandes mit ber Tauff, Abſolation vnd
Abendemahl verfeume, oder aus rachglerigkeit und wiederwiſlen,
eigene erkentnis, ohne befehl des Consistorij ober Synodi, bie
abfelution und das heilige Abendtmahl verfüge, verhalte, ober
von ber Tauff abtreibe.
26. Wie ur es mit den leuten halte, bi⸗ zur Ehe greiffen,
os fie drey Sontage nacheinander auffgebotten, vnd bie Jaru⸗
gen, fo ſich auffbieten laffen, zuuor im Gatechiſmo examinirt
werden. - ’
27. Ob er auch, wenn frembbe leute öffentlich zutrawen
begeren, zumor ordentliche und. gebuͤrliche zeugnis der beſchehe⸗
nen ordentlichen verloͤbnis, vnd das fie ohne verhindernie ge·
ſchehn Kanne: aufflegen laſſe.
O5 flo auch frae für offens. in ber Kircyen getrawe
werden, ob er fie auch in den heufern tramwe.
20. Ob se auch bie krancken und ſterbenden leut beſuche,
tröfte, vnd mit dem heiligen Sacrament verſehe.
30. Wis er die Degrebnis mit dem gelout web beleiten ber
kei halte
81. D dee Marrer auch mit ber Leiche. „Ben, und wie weit
er auf den Doͤrffern der Leiche entgegen gebe
83, Ob man auch fuͤr ber Leiche her die gerodnliche Chriſt
liche gef: 8 ‚finge,
88, ie ko⸗chpredigten halte bo be Bogeoe ber
EU "SRUE- Ruck Ricckendrbtieng)
36: lust er vnd bi⸗ Omi von den Brgreöniffen
* Echpridigten newee.
836. Do der Pfarrer auch bie Säule, vermoͤge vnſer che
ung, fleiſſtg viſitire, vnd die eingepfarten vermane, beſonders
nd des Catrchiſan willen, jhre kinder zur Schul⸗ zuhalten.“
Bon ber Rinpenbieuer, nie nn kinder vn. —R
wande vu even y
L „Db auch des Plarrers (ond-i in ben Steben ber andern
> lebe: vnd wandel malt der lehr wberein-flimme..
2 Db.der Pfarren im Derff: (oder: andere Kirchendiener in
Stedten) fi ſich ſtetigs, befonders aber zu nachts, u haufe finden
laffen, das man fie in nothfellen, ba zu tauffen oder krancken
zubeſuchen, vnd zutröften, haben möge. Dbder, da er noͤtiger
sefchefft halben ausreifet (weiches body an Sonn und feyertagen
aufjerhalh euſſerſter vnuermeidlicher netburfft nicht geſchehen
foL) auch fein ampt durch andere. benachbarte Pfarrern beſtelle.
3. Ob er ein Gottſelig, süchtig , eingeppgen „ nuͤchtern vnd
meſſig leben fuͤre.
4. Ob x m fau⸗rey, ſchweigerey, in rebſchmatn vnd
Schencken lebe, und bey gafterenen fich viel finden laſſe, vnd
denn nudlamffe, oder für fich ſelbſt viel gaftereyen halte, mit
verlaſſung ober verſeumung feines ampts, und ergernie be
6. Ds er auch mit feinen eingepfarcten vnd nachbarn i
sand und vnu⸗eſoͤhnlichem haſs lebe.
6. Wie er ſich mit ſeinen Goflegen vnd den Shuldimen
7. Ds. er auch mie vnzuͤcheigen, vnaerſchamnen, gottesle⸗
* geberden wotten vnd wercken, die Gemeine Gottes
derergero.
B. Ob er ſich zu verdechtigen perfonen , ſo vnzucht halben
beſchrien, halte, und dieſeiden zu ſich ziehe, behaufe und bes
9. D6 ber Pfarr oder Airchendiener im Stedten und
Die u pflege zuſpielen, und demfelben nachzugehen.
Wie or fi mit feinem Eheweibe begehe.
1r Ob ber Pfarrer vnd andere Kirchendiener ihre weiber
vnd kUnder zur demut, Gottesfurcht, Chriftlicher zucht und ers
barkeit, vnd haußhaltung ziehen, vnd was biefelbige für einen
wandel füren.
12. Ob fie fich weltlicher fachen annemen, der Oberkeit in
jhr ampt greiffen, vmb belohnung Artzney geben, den leuten
in weltlichen hendeln procuriren, ſchreiben, ober aduotieren,
448
2 Was: glaubent vnd Nelgien, auch geſchicktigkeit jur los
ren, der Schulmeiſter und ſeine Collegen, und ob fie in jhrem
ampt fleiſſig und vnuerdtoſſen ˖ ſind.
3. Ob die Schul an lohr und diſciplin, auch. mit dem 40
fang und anderm vnfer Schulordnung gemeß angerichtet, vnd
durch den Pfarrer, wie auch jebes orts Oberkeit, mit ernſt dar⸗
über ‚gehalten werde.
4. Db, und was für arme knaben In benfelben, fo mit gu⸗
ten ingenijs begabet, oder fonften gefchaffen, das fie weiter zu⸗
befördern fein möchten.
Bnd andere mehr Puncten, fo ber Superintendens, ver⸗
möge vnſer ‚hierin gegebenen Schulordnung vnd ſeiner geſchich⸗
ligkeit nach, wol wirdt wiſſen zufragen.“
Von * Schreiben, Sicchuern, Glödnern amd Cuſtoden in Dörkern.
. „O6 er vermöge onfer Ordnung, bie Schule angeltsllet;
und r tage auffs wonigſt vier ftunden ſchul halte, beſonders
aber den Catechiſmum bie kinder mit fleis in dee Schulen lere,
vnd nie Ihnen D. Luthers. geiſtllche gefeng und: Pſalmen treibe.
2. Ob er den Catechifmum auch in der Kirchen vortefe,
vnd nachmais mit ſeinen Schuͤlern oͤffentlich, den andern zur
anreitzung vnd lehr, mit guter ordnung examinire.
3. Ob er auch von einem knaben woͤchentlich mehr den
zween pfenning neme.
4. Wie er es in dem filial, wann der Pfarrer nicht zuge⸗
gm, mit dem Catechiſmo halte.
5. Ob er auch die Kirchen zu rechter zeit auff und zufchlieffe.
6. Ob er auch fleiſſig auff feinen Pfarrer, in verrichtung der
Kiechendienft, warte, befondere wenn er das Ampt halten, tauf⸗
fen, und krancken befuchen fol. ’
7. Ob er ſich auch einheimiſch und im hauß halte, vnd ohn⸗
vorwiſſen und erleubnis des. Pfarrers nicht ausreiſe.
8. Ob er auch in der Kirchen deudſche, fuͤrnemlich aber ars
woͤnliche, vnd dem volck wolbekante geifkliche, ſonderlich D.
Luth ars lieder ſinge.
9. Ob er auch ſeinen Pfarrer in gebuͤrlichen ehren halte,
feiedfich mit jhm lebe, oder ihm heimlich ober Öffentlich zumies
der handele, ihn leſtere, ſchende vnd ſchmehe
10. Ob er auch teglich fruͤe zu tage, mittags, vnd zu abendt
für der Sonnen vntergang, zum Gebet pro pace leute.
11. Ob er die Kirchen mit feinem auff vnd zufchlieffen vers
ware, das durch feinen vnfleis ober verwarloſung der Kirchen
ein gaben geſchehe, noch etwas verloren werde.
2. Wie er in ſeinem hauſe ſeinem weib vnd kindern
kauffmanſchafft, oder wucherliche contraet, vorkauff vnd der⸗ faſte
gleichen unzimliche nahrung / treiben.
13. Ob fie auch die gebewde mit Dach vnd Fach, Ofen,
Benftern, Thuͤren ıc. wie
14. Obð ſie auch ihre haußhaltung vnd pr wol beftlien.
15, Ob fie die Pfarthoͤttzer vnpfleglich, vnd vngebuͤrlicher
ãA
dei, verwäften.”
ſich gebüret, halt, vnd bie zeune
Bon ben Gchulen.
u „Wio, und mit was orbwung jebes orts Pfurrer in-den
Stedten die Schulen vifitire.
13. Ob er felöft feine garten, ecker vnd wieſen gebenuche,
die er ohne vorwiſſen und vergänftigung nicht vermieten fol. -
14. Wie fich fein weib und finder gegen des Pfarrers weib
vnd kindern erzeigen, vnd ob fie in gutem ftiede, ohn ergernis
beyeinander leben.
15. Ob er auch gebrandten Wein chende, ober was er
fonft für ein handwergk und nahrung habe.
16. Ob er fi) auch fonften mit den nachbarn oder andern
leuten hadere.
17. Ob er auch Im Kretzſchmar lige, vnd fich vollſauffe, in
vnzucht oder andern laftern befunden werde.
18, Ob er auch ſpiele.
“A 1500: CORE - Murtichtitiie. Biccemaebunig:
19,. Ob er nuch haußg⸗noſſſen bey fich in der Cuſterey habe.
20. Ob er fi auch proeurirens und ſchreibens in weltli⸗
chen ſachen gebrauche, vnd damit die leut wider jhre Oberkeit
verhete, oder ſonſten inelnander menge.‘ F
Was den Superintendenten vnd derſelben Abiuneten, nach gebaltener
gnugſamer erfumdigung ferner gebüre zuhandeln.
„So nun der Superintenbens ober Adiunctus, auff alle
vorgefchriebene articul fein fleiffige nachforfchung gehalten, in
dem fich dann ein jeder Visitator der gebür vnd notdurfft nad),
wol wirdt wiffen zuuerhalten, befonder6 da er. ein mal ober ets
liche vifitirt, und jedes Kirchen gelegenheit eigentlich erfundis
‚get hat. on Ä 0 .
1. Sol er nichts aus feinem eigenen gutdünden, zur ver-
befferung der eingebrachten mengel, vornemen, fondeen alsbald,
vermöge. habender inſtruetion, was vnd wie jhm aus, dem
Synodo befohlen, mit den firaffbaren perfonen die gradus äd-
moritionam halten, Da eine perfon das erſte mal angezeigt,
folche auff ‚feines Pfarrers innerung vnd veterliche vermah⸗
nung und ſtraff weiſen. E | en
2 Wann aber die befferung, auff ermeldte vermanung
vnd ftraff, fo :der Pfarrer allein, und denn in gegenwart Der
Kirchveter gethan, nicht erfolget, fol der Visitator gleich alß⸗
bald in nechfter Vifitation, folche in gegenwart bes Pfarrers
far ſich erfordern, vud fie nochmals ernftlich zur. befferung ver
manen. Ä ..
3. So es aber grob⸗ abſchawliche laſter, welche ber Chriſt⸗
lichen Oberkeit gebuͤren zuſtraffen, fol der. Visitator bie ange⸗
gebene perſon dem Amptrsan, Erb oder Gerichtsherren deſſel⸗
ben orts anmelden, und was ſich diefelbige der firaff halben er⸗
botten, verzeichnen, vnd in Synodum berichten, vnd in nach⸗
folgender Vifitation, oder mitlerzeit, damit das, argernis geflils
tet, ob folde ſtraffe, vermoͤge vnſerer Conſtitution erfolget,
fleiſſig erkundigen, und da es nicht geſchehen, gleicher geſtalt
berichten.
4: Wanm aber ein ergerliche perſon bie erſte, des Pfarrern,
und denn auch des Visitatoris veterliche vermanung verachtet,
fol der Visitator dieſelbige für den General Suyexintendenten
befcheiben, und embtlich für-.bas Comsistorium, Vnd da kein
befferung zuuschoffen, alsdenn nach des Synodi exkentnis, in
die dirchenſtraff bed Banns (mie harnach folget) erkent, vnd an
jhr vollſtrackt werben ſol, damit: andere leut ein furcht vnd abs
fcher haben, ſich vor vndusfertigkeit und verachtung Chriſtlicher
vermanungen, durch Gotfes gnad zuuerhuͤten.
5. Gleicher proceſs fol auch mit den Pfarrern, Kirchen und
Schuldienern, auch jhren weib, kindern vnd geſinde gehalten,
und da fie ſtraffbat befunden, per gradus admonitionum, nad)
der Iche Chriſti, Matthei 18. mit jhnen gehandelt werden.
6. Es were denn bie handlung des erſten ader andern mals
fo thetlich, hochftrefflich,, kundt und offenbar, das folche gradus
deß gooffen ergernis halben, ohne vergehrnde ſtraff der Ober⸗
Zeit, nicht koͤndten gehalten werden, ſollen bendes der Super
intendens vnd deſſelben ortd Obssleit mit gutem, lauterm, ſat⸗
tem bericht und allen vmbftenden, zuhanden vnſern perordenten
Confiſtorialen vberſchicken, oder fo die ſachen verzug leiden mag,
in den Synodum füchringen, vnd ferners beſcheids gewarten.
7. Da fi auch zanck und zwitracht zwiſchen den Kirchen:
dienern ſalbſt, ‚ober zwiſchen ihm, pnb-ben Amptleuten, Erb
oder Gerichtsherrn, oder andern vunfern: vutarthanen zutruͤge,
fo fol darin, als wir in unfer Ordnung hiener ponter bem tittel
von den frepheiten ber Kirchendiener geſatzt, gehandelt werden.
8. Wann es aber freuel, friedbeuch ober malefit were,
alsdenn follen die Amptleut fampt den Superattendenten folche
jedes orte zu ſeinem versebenten Comsistorie grundelfch berlch⸗
ten, vnd ferner befcheid® gewarten.
9. Es ſollen aber alle Visitatnnes: befowbern. floiẽ und: vor⸗
fichtigleit gebrauchen , das fie nichts bean was Notoriun, Dat:
durch die Kirch verergert, berilhtett, quoniami de octültis non
indicat Ecdesia. on ] "
10. Demnach, wann vber. einen Pfarrer, kirchfart obes
pfarrkind etwas berichtet wirbt, fol der Yisitator ſolches nicht
allein blos aufffchreiben, vnd gleich. in Synodum berichten, Tome
bern auch die perfonen befragen, ‚ob. fin: es geſtehen, vnd wie
fie folch jihr anzeigen beweiſen. Ond da fie:befünben, das kein
grand vorhanden, folchen bericht einflellemn. - - -
11. Wann e8 aber fachen fein, da allein verbacht vnd args
wohn. gefallen, vnd gleichwol auch ſolches nicht ehne ergernis
der Kirchen, fol der Visitator entwahes ‚ben Pfqrrer oher befe
felben orts Dberkeit, in geheim und vertrawen erianen, zu ab⸗
ſchaffung des ergernis, und verhuͤtung groͤſſers parahts, darein
ein ſolche perſon geraten möchte, das ſolcher ſchein abgefchafft,
und gleichwol deßhalben niemandt gomelhet, beſonders aber ber
Visitator nicht in vnbillichen Haß gezogen werde.
12. Bis ſich denn, heſonders ‚unfage. Amptlaut, Erb und
Gerichtsherrn, auch Reht in den Stebten, folcher beſcheidenheit
und vorfichtigkeit wol werden wiſſen zugebrauchen, wie gquch inen
hiermit ernftlich, vnd bey vexmeidung pnfer Braff, dud angnab,
aufferlegen und befeblen, wann ihnen durch die Pfarrer odys
Visitatores ſolche oͤffentliche ergerliche ſachen, #8 Fey. böfe-that,
oder ergerlicher ſchein, von Dem pfaxckindern, vermög jhees tra
genden und von Gott fo thewer befohlenen ampts, in- gebrimg
vorgebracht, das fia die ſchaͤldige oder verdechtige perfonen: nicht
auff Die Pfarrer, Kirchendiener ober Visitatores waiſen, Die es
angezeigt, vnd auff die ſtraff gedeungen, ſondern fie follen, ver
radg jhres ihnen von uns bofohlenen vnd tragenden ampte, für
ſich ſelbſt jhr fleiſſige nachforſchung haben, vnd. da ſie es aljo
befinden, jederzeit gebuͤrenden arnſt mit der finaff, zu abſchaf⸗
fung des oͤffentlichen ergernis vornemen, vnd hierinnen nie
mandts verſchonen.
. 13. Ob auch einiger vnſar Amptleut, Schäffer, vom Abel;
Rehte in Stebten, oben andere Oberbeit boͤſer laſter boſchuͤldi⸗
get werden, welche nicht. ger gewiß, kundt vnd offenbar weren,
oder aber verdacht vorfiele, das er, was aus vnſerm Syaade
befotien, oder ſonſten abzufchaffen ‚nötig, befinden anche, (nicht
mit gebuͤrlichem arnſt erenuirete, So fa} der Visitator jhn nicht
alsbald erſtmals befhüldigen, fondern allein freundtlich were
manen, weß er ſich erbeutet, nergeichnen, vad ba alßdenn nichts
erfolget, in feinen bericht einbringen, Wie wir denmn, damit
niemandt ſich zubeklagen, alt [ep ex .unfchülbig angeben, hie
mit ordnen und befehlen, das ein jede Oberkeit ſejbſt bey der
Vifitation ſey, oder je eine fürneme perfon mit vollmadht das
bin ſchicke, die von feinet wegen; da wWas nötige fürfellet, ans
hoͤre, vnd was er ——— — thuu ſollen, verrichte.
14, Es fol auch der Visitator, wonn ‚In gehaltener Bifitay
N
suww:: Onrr Mukichiifdie Rirdjensrdiitug:
Kon ober. deo Pfarrers ober Eaſtedar hebeub, tom den einge⸗
pfaerten oder ihnen ſelbſt geklaäget worden, neben ben Ampts
Men, Collatorn, Erb oder Gerichtsherrn, welcher vorhanden;
al8bald Diefetbige befichtigen,, vnd ob, auch‘ weicher geftaft +6
baten, was der eingepfarrten ober des Pfarrers erbleten,
wenn folder: baw angeftelt, in Synodum berichten , damit ſolch
gebeude nicht eingeftelt, ſondern jederzeit förbeciich vorgenom⸗
men, dergeſtalt offtmals mit geringem Coſten ein groffer ſcha⸗
den: verhütet, und die Gemeine mit ben newen Pfarrgebeuden
deſto weniger boſchweret werden mögen.
6. Dannt anch nicht jederzeit ein gantze Gemein durch
die Viſfitation auffgehaiten, ſollen zu derſelben allein In den
Stedten bie Amptleut vnd'der Raht, in den Flecken und Doͤrf⸗
fern: aber die Collatores, Erb oder Gerichtsherren, ober ders
felben vorweſer, Richter, Schöppen, wie auch die Kirchen vnd
Schulbiener, erfordert, und deßhalben allmegen zu rechter zeit
verwarnet werden, damit fie fich ſelbiger zeit einheimiſch haften,
und durch jhr abweſen nicht mangel in der Viſitation vorfallen,
fondern ber Visitator,, vermög habender inftruction,, alles der
notdurfft nad) verrichten möge. |
16. Damit auch in dem General Consistorio und Synode
jederzeit aller Pfarrer, Kicchen vnd Schufbiener perfonen gele⸗
genheit, jhnen ſelbſt vnd der Kirchen zu gutem, eigentlich ers |
: mehr nicht anmaſſen, denn jhnen aus dem Synudo jederzeit bes’
fohlen, bey menniglidy ein guten willen behalten, dam fachen:
kant, follen die Visitatores jedes orts mit fleis bes Pfarrers,
Kirchen ober Schulbieners namen und zunamen, woher fie duͤr⸗
fig, twa® jr after, wo fie ſtudiert, wie lang fie im ampt gewe⸗
fen, ob fie in der Ehe, wieulel fie finder haben, neben feiner
geſchickligkeit Und trew im ampt, auch fein leben vnd wandel
verzeichnen, bamlt man ſolches in dem Synodo haben, und jes
berzeit nach geftalt der ſachen, der Kirchen vnd derfelben Diener
gelegenheit, die gebür vorzunemen, vnd ihnen deſto fäglicher zu
tahten vnd zu heiffen, und fouiel muͤglich, klaglos halten möge.
17. Daͤmit man anuch gewiß ſein möge, das ein jeder Pfar⸗
eer in feiner Kirchen, vermoͤg vnſer Orbnung, bie neimgetauffe
ten Finder, fampt jhrer Etern vnd Paten namen, auff welchen
tag ſie getaufft, Deßgleichen auch der newen Eheleut namen,
auff welchen tag ſie getrawet vnd Hochzeit gehalten, auch wel⸗
en tag ein jeder verſtorben, verzeichnis vnd Regiſter halte,
I der Visitator, fo offt er viſttieret, jhme ſolches buch, dar⸗
ein ed alles ordentlich verzeichnet, vorbringen laſſen, Vnd ba
nicht gute ordnung gehalten, jhme dem Pfarrer ſolche weiſen,
vnd neben jhm auch die Kirchveter vermanen, das ſolche ver⸗
zeichnis bey der Kirchen bleiben, vnd durch tedtfau der Pfar⸗
rern, oder jhten abzug, von bee Kirchen nicht entwendet oder
weg gefüret werden, damit man im fall der noth, ba den leu⸗
ten jhrer ehelichen geburt halben zeugnis zugeben, biefelbige als
geroiffe beftendige gezeugnis zur hand haben möge. '
18. Eo follm auch die Visitatoren befonders in ben Dicke
fern, fammt jedes ort Amptman, Erb oder Berichtähern, |
diefe verordnung thun, das bie Bifftatton an einem erbarn,
vnuerdechtigen und folchem ort vorgenommen, da der Visitator
jeden then in abroefen des andern fuͤglich fürfordern, und mit
jhme ; vermög habender infteuction, allein reden, handlen und
verrichten koͤnne, das es weder ber ander theil, nod) jemands
anders hören, auch In geheim bleiben möge, diß es ordentlicher
welfe, mas der Kirchen notdurfft erfordert, eröffnet werde.
19. Darzu in den Stebten bie offentliche Rahtheufer, in
ı nen verftendigen ehrliebenden in atgwohn vermerckt,
Innen‘ oben. foldyer verrichtung ſchmach und gefahr begegnen⸗
Doͤrffern aber bie Kiechen ober Pfarrheuſer um bequemſten ſein
"möchten, wie denn ſolches der Visttetor nach eingenemmenem
augenſchein und gelegenheit jedes orts, ſeiner goſchichiigkoit nach,
wol wirdt anzuſtellen wiſſen.
20. Damit auch jederzeit bie verordent⸗ Visitatores. wiſſen
innen, was auff die in jren gehaltenen Visitationibus einge⸗
beachten mengel und gebrechen im Synodo erkant, zu epequicen,
befonders aber den Imiptleuten, Erb oder Getichtsherrn zu⸗
ſtraffen, oder fonft zuuerrichten befohlen, Sol jeberzeit aus dem
gehältenen Synodo dem Superintendenten ein kurtzer außzug
und verzeichnis zugeftellet werben, welchen er datnach Teinen
Adiunctis mitteilen wirdt, auff das er: vnd fie nicht allein wiſſen
zufrägen , ob Die erecution In allem erfelget, fondern auch was
jhme defhalben ferner zuuerrichten befodlen worden.
Darmit alfo kein Visitator aus felnem eigen gutgebimnden,
mit den Kirchendienern ober den eingepfarrten etwas vorneme,
fondern jederzeit mehe nicht handele, denn ihm aus dem Synodo
befohlen, ba alle eingebrachte mengel, wie bey dem artickel von
Synodis vermeidet, ber gebuͤr nach in gefamptem Raht flsiffig
erwogen, vnd barauff gehandeit werben fol, daruͤber ſich nie⸗
mandt der billigkeit zubellagen, das er nicht gnugfam gehört,.
oder durch geſchwinden proceſs vbereilet werben fein möcht.
Dergeftalt die Visitatores ficher handlen, vnd weit ſie ſich
weder zu diel noch zu wenig thun, fondern weil fie mehr ges
walt nicht haben; dann ˖ bey jren enbespfiihten den grunbt In
Notorijs und Öffentlichen ergerniffen zuberichten, und was jh⸗
nen darauff in vnſerm namen jederzeit befohlen, nach Dem
buchftaben krewklich vnd fleiffig verrichten, foldyes jnen von Bahr
vnd dar⸗⸗
ſolte (deß wie vns doch zu vnfern lieben vnd getrewen Vnter
thanen keines weges verſehen wollen) fie auch der gebuͤr nach,
durch vns ſollen gehandhabet vnd geſchuͤtzt werben, auch des⸗
halben hiemit allen vnſern Amptleuten, et. ernſtlich auffer⸗
leget und befohlen haben, da, wieder all vnſer verſehen, mehr⸗
gedachte Visitatores, nicht im gebärenden chen gehalten, fons
dern verachtet: oder beleidiget werden, follen ſolches, krafft die⸗
ſer vnſer verordnung, abſchaffen, vnd nach geftalt der ſachen,
nicht vngeſtrafft hingehen laſſen.
21. Dieweil aber ſonders viel daran gelegen, das bie ger
neral vnd ſpechal Superintendmten, wie auch derſelben ad⸗
iuncten, fo die andern gemeine Pfarrse in den kleinen Strd«
fein, Flecken vnd Doͤrffern vifitteren follen, in bee lehr zein,
im ampt trew vnd fleiffig,, im leben und wandel vnſtrefflich,
darzu auch eine authoritet, anſehen vnd furcht bey den ander
Kirchendienern haben, vnd mit der vorſichtigkeit und geſchick⸗
ligkeit begabet, ſo dieſes recht warhafft Biſchoffllche ampt von
jhnen erfordert, vnd alſo in allen guten vnd loͤblichen dingen,
nicht allein: ihren Pfarrkindern, ſondern auch den ‚Ihrer Ins
fpeetion onterworffenen Kicchendienern, ein lebendig fuͤrbilde
und erempel, nad) der Iche &. Pauli, fein follen, haben wie
auch diefe verordnung gethan, wie die gemeine Pfarrer, duvch
die fpecial Superintendenten und berfelben abluncten vifitiert, das
gleicher geftalt durch die general Superintendenten, bie ſpecial,
vnd durdy die fpecial, jhre adiuncten, der ordnung nad), vnd
416
nicht mit geringerem ernſt und fleis, als bie gemeinen Pfarrer,
jherliches zwey mal, zu den verordneten zeiten, unnachleffig vie.
fitiret, und hierinnen keines verſchonet werben fol.
Deßgleichen ſollen auch die general Superintendenten, durch
perſonen, fo wir aus dem Synodo jeder zeit ernennen wollen,
vermoͤge der ordnung, in jhren Kirchen, ſampt jhren Collegen,
und Pfarrkindern, viſitiert werben, damit wir jeder zeit, von
dem wenigfien biß auff den fuͤrnembſten Kicchendiener, wiſſen
moͤgen, mit was perfonen die Kirchen boftellet, und allenthals
ben vnſere Vnterthanen, wit ber predigt Gottes worts, vnd
allen Kirchenemptern, der gebuͤr und aller notturfft nach, ver⸗
feben,, und hausgehalten werde.
22 So denn ein general oder ſpecial Superintendens, ober
die adiuncten, ihre Vifitation mit der nachfosfchung aller ein
gefallenen mengel, nach anleitung vorgefchriebener artidel, vers
richtet, vnd fleiffig verzeichnet, wie ers zu allen teilen befunden,
fol er nachmals feinen bericht, fo zur Cantzley in das ober
Gonsistarium zu vberſchicken, nadyfoigender weile ordentlich
‚ damit aus bemfelben Leichtlich der Extract zufaſſen, und
mit unnstiger weitteuffsigteit, der Synodus nicht auffgehalten
werde.
Erſtlichen follen bie Superintendenten vnd adiuncten alle⸗
wegen in jhrer verzeichnie vnd Protecoll gleiche ordnung der
Pfarten halten, damit eine Diflsetion. ber andern in ber ord⸗
nung cosrefponbieren: möge» -
Zum andern fol er fchreiben den namen ber Stab oder.
Dorffs, barinnen ber. Pfoarner wohnt, vnd die Viſitation ge⸗
haktım worden.
Zum dritten, fol er auff den rand vnd marginem ſchreiben,
wer der Pfarr Collator, deßgleichen auch die namen der Filial,
vnd eingepfartan Doͤrffer, vnd wer jodes orts Gerichts oder
Erbheer ſey, auch wieuiel perſonen in ſolcher Pfarr oder Kirch⸗
ſpiel, ſo jem bodywirdigen Sacrament gehen, auff das man
wiffen möge, welcher Oberkeit in fürfallenden ſachen zuſchrei⸗
ben, vnd nach geſtalt der Pfarren, vnd vnbeſchadet des iuris
patromatos, jhnen jeder zeit tuͤgliche Kirchendiener zugefertiget
werben m
Zum vierdm.. Des Pfarrers, Diacon, Schutm⸗ iſtert,
Collaboratoris, Guftoden namen und zunamen, und für das
erſt mal, auch ‚fo offt ein newer Pfarrer, Diacon oder Custos,
viſitiert wird, fein alter, wo er ſtudiert, und zuuorn in dienſten
geweſen, wie gelort, ab ex in der leht rein, auch fonft mit. was
befonbern gaben van. Gott zum Vedigampt gezieret, fleiſſig
auffs kuͤrtzeſt verzeichnen.
Zum fuͤnfften, iſt vnuonnoͤten, das er allezeit i in feinem
bericht, alle artickei der Inſtruction, vnterſchiedlich wiederhole,
vnd ſetze, wie es bay jedem geſchaffen, dann ſolches ſo es ein
mal geſchehen, gnugſam, dardurch die zeit verloren, vnd die
Erpedition auffgehalten, ſondern es. fol der Visitator auff fols
gende weile ſeen.
In dieſer (N, N. Stad ober Dorff) iſt N. tag viſitiert,
vnd durch alle artickel des Juſtruction, mit ſonderem fleis und
esuft, nachfrag geſchehen, und beydes der Pfarrer (und Kirchen⸗
Diener, da jhr viel in der Stab) desgleichen auch die verordne⸗
ten aus den Pfarrkindern, der Rhat auff ihre pflicht gefraget,
vnd find allein nafolgenbe Hagen, fehl oder mengel, fürge
bracht worden.
1500, CAKE Runlächiiiche Rirchenarduuus.
Da. bann ber Visitator fich nicht blos auff einen artickel der
Suftruction, in ſeinem bericht ziehen fol, darinnen Hagen ober
maengel eingebracht, dann folches ein .blinber bericht, da mas
erſt lange in ber Juſtruction, mit verluft der zeit, bey artickel
ſuchen müffen, was er in ſich halte, fondern vnuermeldet des
artickels, mit ausgebrudten worten fegen, was die Mage , fehl
oder mangel fey, fo fürgebsadht worben. -
Mie aber mehrgedachter Visitator, inmaffen bieuor Ders
meldet, nichts berichten ſol, denn bas notorium , vnd Demnach
ergerlih, Alfo fol er auch fein bericht dermaſſen fielen, das,
fouiel möglich, derfelb weder zu kurtz, noch zu lang ſey. Dem⸗
nad) er nicht vergeblidye wort, oder langen vmbſchweiff, ge
brauchen, ſondern mit wenig morten, aber hoch wit allen not⸗
türfftigen vnd gnugfamen vmbflenden, wer, mann, wo, wie,
etc. berichten fol, auff welche weiſe fie fich felbf einer groſſen
unnötigen arbeit vberheben, und bey ben Synodis die Erpebition
deſto fchleuniger befördert werden Lan.”
Com ampt ber general Superiuteubenten.
„Damit die fpecial Superintendentn, vnd berfelben abs
iuncten onterworffene Pfarrer, in gebuͤrendem fleis und threw
jhres ampts, vnd Böttlichen beruffs, foniel die forge ihrer jh⸗
nen von Gott befohlenen Pfarrkinder, und infpection der andern
jeden affignirten Kirchen, gehalten werben, fol jeber general
Superintendens, auff feine ſpecial Superintendenten und abe
iuncten, fürnemlidy feine fleiffige vnnachleßliche Inſpection
halten, vnd mit ernſt fehen, damit jeder zeit ſoiche Empter mit
reinen, vnuerdechtigen, beſtendigen, auffrichtigen, vedlichen, .
Chriſtlichen, verſtendigen, eifferigen perſonen, ſouiel muͤglich,
verſehen, das auch jeder ſeinem befehl vnd ampt, der In⸗
ſtruction nach, mit fleis vnd trawlich nachkomme, vnd hierin⸗
nen niemandts verſchonet werde.
Deßgleichen, Wann vnd ſo offt einem genral Superjnten⸗
denten, von feinen fpeciafn, etwas, fo ihnen beſchwerlich zu⸗
werrichten, und deshalben fie Leinen befondern befehl noch aus
leitung aus den general artick⸗eln, aber anberen in den Synodis
ergangenen Resolutionibus, haben Eönnen, fo ſol er ihnen (da
es nicht fo. wichtige fachen, darinnen er aus fürgehenden Syno-
dis feine Decifion empfangen, fondera auch im nechſten fol⸗
genden Synodo erörtert werden müffen) beraten und beholffen
fein, auch mit muͤglichſtem vnd beſtem fleis, . alle ftreittige fas
den und unrichtigkeit, vnordnung an.ber lehr vnd leben, vers
möge aus den gehaltenen Synodis eingenonmenen Berichts »nd
Proceß, zu guter befferung, ruhe vnd einigkeit, auch, vo von.
nöten, mit ber Amptleut, Schöffen, Berichts, Erb oder Lehen⸗
besten, bülff, bringen, vnd wie es verhandelt, in neheren.
Synodum, dg e8 von nöten, berichten, auff dus man wiflen
möge, daß der fachen weber zuuiel, noch zu wenig, geſchehen,
fondern jedem die gebür wiederfaren ſey.
Mas aber befchwerliches, vnd ſtraffbar, ſolchs entweder an
das Consistorium, fo es daſelbſt Hin gehörig, und wenn ed bar
ſelbſt nicht, wie fi gebüret, verzichtet, oder mit ergernig Der
Kirchen, ober nachteil und ſchaden der. Kirchendiener ober ein⸗
gepfarten, in Die lenge vnd uber die zeit anffgezogen, vnd. in bes
fehwerliche verlengerung gefpielet, aledann in dem Synoda,
wann er befchrieben, anbringen, & und vera ardlche beſcheide
erwarten ſol.
.w &
1500. CLu2. Rurfächfiiche Rirchenordnung. 47 .
Wann aber eine fach fo beſchwerlich vnd flraffbar, das
weder ber Superintendens rhaten koͤnnen, noch das Consisto-
Fium, dahin er verwiefen, gebürenden ernft, oder ſchleunige
Erecution thun mollen, der verzug aber gang gefehrlich, vnd
der Kicchen ergerlich, da es nicht anſtand biß an den Synodum
haben möchte, fol ber Superintendens folche® an vnſer ober
Consistorium, mit feinen, oder da es von nöten, auch der
Amptleut, Schöffen, Erb oder Gerichteherren, guten fatten,
gründlichen bericht, gelangen laſſen, darauff alsdann in das
andere Consistorium, dahin foldye fahen gehörig, ernftlicher
befehl erfolgen fol, damit diefelbige mit ergernis der Kirchen,
oder fchaden der Vnterthanen, nicht auffgezogen, fondern der
gebür nach, befuͤrdert werben.
Es fol auch ein jeder general Superintendens diefe verord⸗
nung thun, da feine fpecial Superintendenten, zu rechter ges
bürlicher zeit, ihre Visitationes, ohne gefehrlichen oder mutwils
Ligen auffzug, anftellen und verrichten, vnd auff eine gewiffe,
beftimpte zeit, jhme allewegen, ohne fehl, jhre verzeichniffe der
gehaltenen Viſitation, vberfchiden, daraus er einen Ertract
machen fol, auff weife vnd maffe, wie nadhfolget.
Erſtlich, Wann bey vnſerm ober Consistorio , in ein bes
fonder buch, fo das Kirchendiener Buch genennet, bes Pfarrers
oder Kirchendienerd name, alter, vaterland, wo er ftudlert, etc.
vnd was dergleichen, eingefchrieben, vnd mann es gefchehen,
das jhar darzu verzeichnet, iſt es vnuonnoͤten, das es im Ex⸗
tract wiederholet,, gleidy wie auch des Collators, der Erb und
Gerichtsherren, Filial, eingepfarte, namen vnd anzal der Com:
municanten, denn man ſich folches allezeit aus dem Dienerbuch
zuerrinnern,, fo jedesmals im Synodo zur hand fein fol.
Zum andern, fol ber general Superintendens, befondern
fleis fürwenden,, das der Ertract alfo verfertiget, damit nichts
vnnoͤtiges demfelben einuerleibet, und gleichwol auch nichts noͤ⸗
tiges, in der fpecial verzeichnis, vbergangen werde.
Zum dritten, Da der fpecial Superintendenten bericht,
von wegen wichtigkeit der fachen, etwas weitleufftiger, und man
ſich nicht allewegen der Eürge gebrauchen Finnen, fol man im
Ertract ſich nicht mit blofjen worten auff das fpecial verzeich-
nis ziehen, vnd den Synodum folcher geftalt dahin meifen, fon-
bern fouiel immer müglich, mit gar wenig worten den handel
fegen, was, wo, wann, vnd durch wen gefündiget worden.
Vnd darnach daran henden, wie ſolches weitleufftiger in der
fpecial verzeichnis zufinden, Im fall, das man in folcher fachen
glei) im Synodo die fpecial verzeichnis gang ablefen müfte,
dennoch der handel, fouiel muͤglich, mit Burgen morten auch
im Extract begriffen, damit man in ablefung der Decretorum
Synodi, jeder zeit, auch ohne mweitleufftig, verbrießlich nach⸗
fuchen, In der fpecial verzeichnis wiſſen koͤnne, worauff daſ⸗
felbige ergangen.
Zum vierben, fol jeder general Superintendens , wann bie
verzeichnis der fpecial vnd adiuncten, fo jhme zugeorbnet, im
Synodo abgefefen, fein fleiffige neben verzeichnis Decretorum
Synodi, fouiel feine general belanget,, halten, damit er feinen
fpecialn und adiuncten nach gehaltenem Synodo anzuzeigen
wiffe, was für befhel an die Amptleut, Schäffer, Gerichts und
Lehenherren, oder bie andern Consistoria, auff bie eingebrach⸗
ten mengel ergangen, und demnach feine fleiffige nachfrag in
N,
folgender Viſitation haben koͤnne, ob dieſelbige erequiert, und
da es nicht gefchehen, folches in dem neheren Synodo wieder
zuberichten wife.
Zum legten. Was jhmen jeder zeit aus dem Synodo, mis
auch aus den Gonfittorien, befohlen, fo vnſern ordnungen nicht
zuwieder, fol er fleis thun, damit foldye® alles gehorfamlich vers
richtet werde.
Da aber die Consistoria, demfelben zuentgegen, etwaß an:
ſtellen, oder jhme aufferlegen und befehlen würden, deffen wir
vns doch nicht verfehen wollen, fol er dafjelbig, wo es nicht vers
zug leiden mag, in das ober Consistorium gen Drefden berichs
ten, oder ba Beine gefhar am verzug, im neheren Synodo ans
bringen, vnd deſſelben endlichen befcheids erwarten.”
Vom Coften vnd zerung der Euperintendenten vnd Adiuncten, in ih
ren Visitationibus ,„ vnd woher berfelbige genommen werben fol.
„Damit die Kirchen durch bie halbjhärigen Visitationes nicht
beſchweret, auch jnen nicht allein weiter nicht aufferlegt,, denn
zuuor gefhehen, fondern dißfals etwas der koſten eingezogen,
der hieuor mehrmals vnnüglic, und vberflüffig bey den jhere
lihen Synodis der Superintendenten, zu welchen die Pfarrer
auff der Kirchen Eoflen abgefertiget, deßgleichen bey den Kirch
technungen auffgewendet werden, Sollen bey verrichtung jedes
orts erfter Viſitation im jhar in den Dörffern dem Visitatori
ſechs gröfchen zur zerung gegeben werden, welche hieuor dem
Pfarrer zu dem Synodo des Supsrintendenten verordnet ger
weſen, darbey es aber nicht geblieben, fondern an etlichen vielen
orten, offtermals mehr denn dreiffig gröfchen, fo die Pfarrer
von wegen bed Synodi auffgewendet, aus dem Kicchkaften be⸗
| zalet werben müffen. -
Die ander Vifitetion im felbigen ihar fol alfo angeftellet
werden, das auff erwehntem tage die Kirchrechnung auch ges
halten, welcher der Visitator auch beywohnen, und fein fleifftg
achtung vnd aufffehen haben fol, darmit diefelbige mit fleis ge⸗
halten, vnd verrichtet, und der Kirchen einkommen nicht eigen-
nügiger weife, oder fonften vnnuͤtzlich vmbgebracht werden, und
fol der Visitator, fampt den andern, fo zur Kirchrechnung ges
hören, gefpeifet werben, das alfo beyder Vifitation halben des
jhars die Kirchen mit Seinem newen befchwert, fondern viel
mehr darauff gefehen werden fol, auff das aller vberiger vn⸗
Bolten, bey den Kirchrechnungen vnd fonften verhütet werden
mögen.
Deßgleichen veroränen wir auch hiemit, wann die Super:
intendenten felbften in den Stebten vifittert werden, es gefchehe
durch die general Superintendenten, oder andere, wie wir jeder
zeit aus dem Synodo die anordnung thun werden, fol die zer
tung allein für feine perfon, vnd feinen Diener, fo mit jhme,
in der herberg bezalt, und auff die Kirchen meiter vnkoſten nicht
gefchlagen, noch mit derſelben ſchaden malzeiten angeftellt, vnd
da weitere auffgewendet, den Kirchpflegern in ihren Kirchens
rechnungen nicht paffiert werben.
Alſo vnd nicht andere fol es jeder zeit: gehalten werden,
wann der Superintendens. oder Visitator vornemer gefchefften,
vnd onuermeidenlichen north halben, in dem Dorff feines ampte
"halben erfordert oder geſchickt, vnd mehr nicht denn auff feine
perfon, wie hieuor gemelbet, die zerung von ber Kirchen bezalt
werden.” | |
53
418
Bon beyden Consistoriis zu Leipzig vnd Wits
tenberg.
„Dieweil alle Visitationes, wie Chriſtlich fie auch gemeinet,
vnd mit hoͤchſtem fleis verrichtet, ohne frucht gehalten werben,
ba nicht, nach befchehener erfundigung der vorgefallenen men=
gel und gebrechen, an Lerern und Zuhörern, auch eine gebuͤr⸗
liche ond ernſtliche Erecution erfolget, barzu auch teglich folche
fachen fich begeben, welche der halbjherigen Synodorum erkent⸗
nis und einfehen nicht erwarten Binnen, fondern ohne weitern
auffzug, alsbald müffen noth vnd ergerniß halben verrichtet,
vnd abgefchafft werden, Demnach und damit vnfere lieben vnd
getrewen Vnterthanen, chat, huͤlff vnd troft, in ſachen das
Gewiſſen, Kirchen oder Schuldienft, und was demfelben ferner
anhanget, belanget, jeder zeit haben möchten, vnd folcher vr⸗
fahen mit ſchweren koſten, vnd anderer mehr ongelegenheit
halben, nicht weit nachreifen bürffen, laffen mir es nochmals
babey bleiben, das beyde Consistoria, wie diefelbigen zu befoͤr⸗
derung vnſerer warhafftigen, Chriftlichen Religion, aud) zu er
Haltung erbarer zucht und wandels, vnd zu abſchew und ſtraffe
des vbels, zu Leipzig und zu Wittenberg verorbnet, an gedach⸗
ten oͤrtern bleiben, auff weiſe, maß und ordnung, wie nachfolget.“
L.
Mit wieniel perfonen jeded Consistorium befteliet werben fol.
„Nach dem in biefen beyden Confiftorien, nicht allein Ge⸗
wiſſens ſachen, fonbern auch weltliche hendel vorgebracht und
verrichtet werden muͤſſen, ſo den Eheſachen, der Kirchen vnd
Schuldiener guͤter, vnterhaltung leben vnd wandel, der Lerer
vnd zuhoͤrer belangend, ſol keines alleine mit Theologen oder
Politiſchen perſonen, ſondern in gleicher anzal, zumal aus bey⸗
den Stenden, nemlich mit zweyen gelerten, gottfuͤrchtigen, auff-
richtigen vnd erbaren Theologen, deßgleichen auch zweyen po-
liticis beſtellet werden, welchen ein Notarius ſampt einem Co⸗
piſten zugeordnet, deren ampt vnd verrichtung ſein ſol, wie
nachfolget.“
. I
Vom aupt der Aſſeſſorn jedes Consisterij.
„Erſtlich fol in jedem Consistorio einer aus ben Politifchen
perfonen, fo propter autoritatem, eruditionem vnd pruden-
tium, vor den andern barzutüchtig erfennet, zu einem Directore
verordnet werden, welcher in allen berhatfchlagungen von vn⸗
fernt megen die vmbfrage haben, die vota tremlich colligieren,
alter billigkeit nach, beneben den andern Affefforn, fchlieffen,
ond ſich in allewege verhalten fol, wie hernach bey dem obern
Consistorio von bem Praefidenten vermelbet worben.
Zum andern, follen fie fampt vnd fonders, nad jhrem
beften-fleis und vermögen, jhr vnnachleſſig aufffeher vnd in-
fpeetion haben, Damit reine lehr Gottes worts, in den Kirchen,
Hohen, Fuͤrſten, und Particulae Schulen, fo ferne eines jeden
Consistorij Jurtsdietton vnd befhelich fich erſtrecket, erhalten,
alle newerung vnd verfelfhung berfelben verhütet, wie auch in
den Kirchen Geremonien Beine verenderung 2ingefürt, fondern
ber Kirchen Agenda durchaus gemeß, vnd in allen Kirchen,
foutel müglich, gleichheit gehalten werde.
Zum dritten. Das die Kirchendiener nicht allein in der
lehr, fondern auch in ander wege zu Chriftlicher einigkeit mit
ernft angehalten, und Beine ergerliche fpaltung, ihnen geftattet,
L
1580. CLII. Buarfäcfiiche Kirchenordnung.
fondern alsbalde auff weife und maß, wie hernach gefeßt, abge-
fhaffen und gebempffet werden.
Zum vierden, follen fie ſich mit befonderm fleis erinnern, das
fie keine perfon zum Kirchen oder Schuldienft befördern, fie
fein dann in Examine der fehr halben rein und tuͤchtig erfun⸗
den, darzu eines erbaren, vnftrefflihen vnd vnergerlichen
lebens, inmaffen duroben von dem Exanine,, end auffnes
mung ber Kirchendiener, weitleufftig vermeldet, welcher ver⸗
ordnung ſich die Confiftortaln, befonders aber die Theologen,
in allervege gemeß verhalten follen, wie fie folches nicht allein
vor vns, als bem Landesfürften, fondern zufoͤrderſt am jüng-
ften Gericht, vor dem gerechten Richter Iheſu Chriſto, ver:
antworten müffen.
Zum fünfften, follen fie auch fleis thun, darmit die Kir:
chen vnd Schuldiener ihres ampts mit aller threw vnd fleis
auswarten, vnd da von einem cder dem andern klagen deshal⸗
ben eingebracht, die ernftliche erinnerung vnd vermanung nicht
gefherlich mit nachteil und fehaden der Kirchen auffziehen, fon»
dern jeder zeit, nad) gelegenheit der perfonen, und jhres vnfleis,
durch den Superintendenten abfchaffen, ober für fich erfordern,
vnd ein ernfllich einfehen haben, darmit an den Pfarrlindern
nicht verfaumet, fondern jeder zeit nach aller notturfft, mit dem
Kirchendienit verforget werben.
Wann auh, zum fehlten, zmifchen den Kirchen oder
Schuldienern, zwietracht, oder ergerliche fpaltung, von einem
oder mehr Religions artideln einfallen wuͤrden, follen die Con⸗
fiftorialn jhnen Beine fund zufehen, fondern da fie deſſelben
berichtet, alsbald die anordnung thun, das In der ſtille ohne
alle meitleufftigkeit, fie durch den Superintendenten verhört,
vnd role es damit gefchaffen, dem Consistorio berichtet werde,
Vnd das fie jeder zeit der perfonen gewiß, und das ergernis
£ünfftig verhuͤtet werde, die perfon, fo ein flreit erreget, unge
achtet wie diefelbige fi vor dem Superintendenten erkleret,
auch für das Consistorium erfordern, und was der flreit gewe⸗
fen, jhme vorhalten, ondernftlich von jhmebegeren follen, da er
an vnſer Kirchenlehr einen mangel habe, denfelben, audy den
grund feiner wiederwertigen meinung anzeige, vnd nicht vers
halte, darmit, wo er noch in einem zmweiffel ftedde, des rechten
grunds berichtet, und die Kirchen defto mehr und beſſer jhme
trawen können, ond ferner trennung bey jhme nicht zubeſor⸗
gen fer.
Zum fiebenden. Nach dem befonders durch ben druck, wo
derfelbige nicht der gebuͤr nach beftellet, in der Kirchen Gottes,
groſſes ergernis, zwietracht und vneinigkeit angerichtet, falfche
vnd vnreine lehr, leichtlich, vnd mit groſſem ſchaben der Kir-
chen, ausgebreitet werden mögen, Sollen die Conſiſtorialn mit
befonderm flets die anordnung thun, das nichts, wie klein und
gering es auch fein möchte, ohne jhr vorwiſſen und bewilligung
gedruckt, fondern alle fchrifften, fo zu drucken fein möchten, zu
nor, durch der Vniuerſitet verflendige, in jeder Kacultet beſich⸗
tiget, gelefen vnd ertoogen, ob fie, zuförberft ba e8 Theologiſche
fhrifften, dem wort Gottes, und vnſer Chriftlichen bekentnis,
befonders aber der jüngft, Anno, ꝛc. 80. ausgegangener erkle⸗
rung der fhreitigen artideln gemeß, ob fie auch nüslich und
notwendig, und zu erbamung der Kirchen dienfllih, darmit die
Kirchen nicht mit falfchen, vnreinen, vnnuͤtzen, vnd vnnot⸗
wendigen fchrifften befchrosret, dardurch bie notwendigen, nuͤt⸗
, 13688. COLE. Surfädifiie æircheuorduuus.
lichen ſchrifften, der fuͤrtrefflichen Theologen, ſonderlich D. Lu⸗
thers, aus den henden gebracht, damit dieſer Landen Kirchen
vnd Schulen, nun etzliche jhar hero, das allerley zu druͤcken
nachgelaſſen, nicht ein geringer ſchaden zugefuͤget worden,
Wann aber einer aus den Conſiſtorialn felbſten, etwas (vber
vnd auſſerhalb den disputationibus, welchen jhre maß gegeben)
in den druck verfertigen vorhabens, darmit auch bey denfelben
nicht weniger, als andern perfonen,, aller verdacht verhütet,
das fie einander zu gefallen etwas paffiren laffen, dardurch bie
Kirchen veruneiniget, oder boch.nicht erbamwet werden, follen
bie Gonfiftorialn daffelbig in das ander Consistorium ſchicken,
vnd daſelbſt iudiciren laffen, darmit nicht, vmb einer einigen perfon
willen, gange Consistoria, Kirchen und Schulen, beſchweret,
und etwas an das licht, durch unzeitigen brud gegeben, das
fich hernach nicht mehr endern ober verbeffern laffen wit.
Wann fit) dann in folhem ungleiche und wiederwertige
indicia begeben, das ein teil vorgebrachte fchrifften, zu drucken
für nüglich und notwendig, der ander aber das wiederfpiel er:
kennet, oder auch für jrrig, oder der Kirchen Gottes nicht ers
bawlich erachten würde, follen fie es an vnfer ober Consisto-
rium gelangen laffen, vnd deffelben, wie auch vnſerer gnebig-
ften , Refolution erwarten, und mitler zeit mit dem brud aller:
ding inne halten, Welches alles, fouiel die druckereyen belan-
get, wir ihnen mit beſonderm ernſt eingebunden haben wollen,
Vnd da hierüber etwas ergerlichE durch jhren vunfleis ausges |
fprenget, beneben den Buchdruͤckern von ihnen erfordern wol⸗
len, darnach fie fi) haben zurichten, wie dann beshalben die
Buchdruͤcker Hiemit an fie gewiefen, auch ſolches zuuertichten,
den Rheten in den Stedten befholen werden fol.
Vnd nad) dem die Conſiſtorialn, beneben folcher verrich-
tung, auch jeder feine Profefsion bey der hohen Schul hat,
ſollen die gefchefft des Consistorij, durch den Directorem def;
ſelben, jeder zeit auff tag vnd flunde alfo angeftellet werden,
darmit fie in allemege an ihren lectionibus unuerhindert, und
die Jugend an jhrem ftudieren nicht verfaumet werde. '
Der vrſachen dann auch bie Eonfiftorialn fleis thun follen,
barmit, fouiel müglich , alle weitleufftigkeit in fachen verhütet
werde, auff maß und weife, wie hernach verzeichnet wird.”
In.
Bom Ende ber UAſſeſſorn und Rotarien.
Forma des Eydes der Affefforn.
„Ich ſchwer, das ich in allen und jeden diefes Consistorij
fürfaltenden fachen, beneben den andern hierzu verorbneten
Affefforn, getrewlich und fleiffig, nach meinem beften verftand
vnd vermögen, chaten, bedenden, fuchen und befördern helffen
wolle, was dem feligmachenden Goͤttlichen wort, vnſerer Kirs
chen, Chriſtlichem, einhelligem befantnis, ber erbarkeit und be:
fhriebenen Rechten gemeß, auch zu heiligung vnd ausbreitung
der hohen. Söttlihen Mayeſtet namens und worts, und bann
zu pflantzung vad erhaltung Gottes furcht, euſſerlicher zucht,
frieden, ruhe und eintgkeit, in den Kirchen und ganger Chrifls
lichen Gemein gereichen, fruchtbar, nutz vnd dienftlich fein mag, |
vnd ſolches vmb Feiner eigennügigen , ehrgeigigen, ober fonften
eigenwilligen vorteiligen affection willen, thun oder laffen, auch
mit nichten von einigen beratbfchlagungen vocirten flimmen,
fuffragien, verordnungen vnd verfchaffungen aller deren henbel,
fo in dem Consistorio vorfallen werben, jemanbts mündlich
419
ober ſchrifftlich, heimlich ober offentllch, etwas offenbaren woͤlle,
als mir Gott heiff, durch Iheſum Chriſtum feinen Sohn, vn⸗
ferem HERREN." nv
Den Notarii vnd Subftituten oder Copiſten Eyd.
„Sch gerede vnd gelobe, das ich meinem ampt, mit gangen
tremen und fleis wölle abwarten, dem herrn Directori vnd
Affefforn gewertig vnd gehorfam fein, mit ſchreiben, lefen vnd
andern, auch die Acten und hendel fleiffig regiftrieren , und bie
brieffe vnd vrkund, fo in dem Consistorio eingebracht morben,
wol bewaren, vnd diefelbigen, und was in fachen jeder zeit ber
thatfchlaget vnd gehandelt, niemandte eröffnen, nod). einige
Copey, ohne erlaubnis vnd erkentnis des Consistorij, den Pars
teyen, oder jemandts anders, bauon geben, darumb Bein ge:
fchend! nemen, fondern mich meiner befoldung und Tax benüs
gen laflen, alles getrewlich vnd ungefehrlich, als mir Gott Heiff,
durch Ihefum Chriftum feinen Sohn, vnſeren HERREN.”
V.
Eyd der warheit.
„Ich ſchwer, das ich auff das alles, ſo mir fuͤrgehalten, vnd
ich befraget werde, die reine, lautere, einfeltige, vnd gantze
warheit fagen, berichten, vnd bekennen, vnd die keiner vrfachen
halben verhalten woͤlle, ohne alles gefehrde vnd argliſte, als
mir Gott helffe, durch Chriſtum Iheſum feinen lieben Sohne,
vnſeren HERREN.”
vi.
Der Proentatorn, fo bey jeden Consistorie verorbnet, haudge⸗
liübde vnd Eyb.
„Ich gerede vnd gelobe an Eydes ſtad, das ich die befohlene
ſache, nach meinem beſten verſtande, den Partheyen zu guten,
mit fleis fuͤrbringen vnd handlen, vnd darinnen wiſſentlich
keinerley falſch vnd vnrecht gebrauchen, noch gefehrlich auff⸗
ſchub vnd dilation, zu verlengerung der ſachen, ſuchen, vnd das
die Partheyen zuthun, oder zuſuchen, nicht vnterweiſen, auch
heimligkeit der vertraweten ſachen, niemandts offenbaren, dag
Consistorium, vnd die Consistoriales ehren, vor dem Consi-
storio erbarkeit gebrauchen, der leſterung vnd ſchmehung mich
enthalten, darzu die Partheyen vber die gebuͤr nicht vbernemen,
noch beſchweren, vnd mo derwegen Irrungen vnd Spen ent⸗
ſtuͤnden, des Cansistorij meſſigung vnd entſcheids mich be⸗
gnuͤgen, vnd es darbey bleiben laſſen, ohne gefehrde.“
VI.
Bas ſachen in das Consistorium gehörig.
„Darmit guter vnd gebuͤrlicher vnterſchled, zwiſchen ben
Weltlichen, vnd Kirchen Gerichten gehalten, vnd dieſelbigen
nicht mit einander vermiſchet werden, follen nicht allerley,
fondern allein die ſachen, und mit folder maß in das Con-
sistorium angenommen, gehandelt und verrichtet werden, wir
hernach folget. '
L. Erftlic alle Eheſachen, mie fie namen haben, welche durch
die Superintendenten vnd jedes orts Oberkeit, auff die ihnen zuge:
ſtellete ordnung, nicht innen abgeſchafft, vnd verglichen werben.
2. Alle ergerlihe fünde vnd laſter, an den Lerern vnd Zu:
hörern, wieder die erfte vnd andere Taffel ber Gebot Gottes,
allein fouiel die gradus admonitionum, vnd nicht die Welt
liche ſtraffe belanget, wie folche in den Synodis verordnet worden.,
53*
J
420
3. Alle ſachen, die Pfarrer, Kirchen vnd Schuldiener, vo⸗
cation, ampt, dienſt, leben, wandel, translation, dimiſsion,
ſuſpenſion, handlung, vnd verbrechung belangend, auff maß,
wie bey den Synodis verzeichnet.
4. Alle ſachen, ſo der Kirchen, Schulen, Hoſpitaln, vnd
gemeiner kaſten guͤter, Lehen, einkommen, nutzung, gebewd,
vnd beſſerung, darzu der Kirchendiener beſoldung betreffende.
5. Der Kuͤſterer, oder anderer meuterey, oder vnordentliche,
vngebuͤrliche ſachen, wieder die Pfarrer vnd Kirchendiener.
6. Vnd in ſumma, alles was in dem Kirchen regiment
gute anordnung vnd verbeſſerung erfordert, ſol alles auff die ge⸗
gebene maß in den Consistorijs verrichtet werden.”
vm.
Vom proces ber Confiftorien, und mach welchen Nechten fin vors
fallenden Nechtöfachen erfandt vnd gefprochen werben fol.
„Nachdem bißdahero in unfern Confiftorien breuchlicy ges
wefen, das zum theil mündlich, zum theil auch, nach geftalt der
fachen wichtigkeit und meitleufftigkeit, ſchrifftlich, jedoch alles
fummarie, ohne zulaffung vnnötiger dilatorien, erceptionen,
procedirt worden. ‘ ‚
Sollen onfere Conſiſtorialen ſolchen proce& nochmals hals
ten, vnd fleis haben, das den fachen fehleunig abgeholffen, und
ſonderlich mit allem tremen verhäten, das bie Parteyen mit
weitleufftigfeit und langwirigen proceſſen nichtbefchmweret werben.
Sonderlich aber keine Eheſachen mutwillig duffziehen lafs
fen, fondern zu verhütung beſchwernis ber gewiffen, und ans
dere daraus erfolgende ungebürliche fachen, jederzeit dem proces
befördern, ond endlichen gebürenden befcheid wiederfaren Laffen.
Die fenteng vnd vrtheil aber follen nach der heiligen
Schrift, auch den gemeinen und in vnſern Landen gebreuch⸗
lichen und üblichen Rechten, gefaffet und gefprochen werben.
Vnd dieweil in Ehe vnd andern dergleichen fachen etliche
vorneme Theologen, Lutherus und Philippus, aus der Goͤtt⸗
lichen fchrifft etliche opinionen, fo fi mit den gemeinen Rech:
ten nicht durchaus vergleichen, gezogen, So follen vnſere Con⸗
fiftorialen auch diefelbigen in guter acht haben, vnd darauff,
fo viel derer in onfern Landen bißanhero gehalten, vnd durch
den Brauch der Gonfiftorien angenommen, die vrtheil und ab:
ſchied richten vnd faffen.
Nachdem aber in ermelten Consistorijs bifhero in etlichen
fellen ungleiche vnd wiederwertige vrtheil gefprochen, haben wir
den afjefforn aller Conſiſtorien aufferlegt, die ftreitigen fell
beneben jhrem bebenden zuuerfaffen, und vns zuübergeben,
barauff mir diefe verorbnung förderlich thun wollen, das in
denfelben durchaus auch ein gleicheit gemacht, und forthin ge-
halten mwerbe.
Wann aud) in Ehefachen bey den Eonfiftorten vmb diſpen⸗
fation gefucht würde, follen ſich die Eonfiftorialen derfelben
nicht medhtigen, fondern ſolchs jederzeit an vns gelangen laſſen,
vnd vnſers fernern beſcheids darauff erwarten.”
IX.
Bon ber Jurisbietion jebes Consisterij, vnd wer bemfelbigen
vnterwworffen ſein folle.
„Es fol aber jedes orts Consistorio, fo meit ſich bafjelbige
erſtrecket, menniglich, was ſtandes oder weſens er fen, nie
mandts ausgefchloffen,, in den hieroben ausgedruckten und ders
1380. CLaL. Surfädkliche Sirchenordunuug.
gleichen fellen und Eonfiftorial fachen vnterworffen fein, und
alle und jede perfonen in jegtgemelten fellen vnd ſachen, vor
bem Consistorio, darunter fie gehörig, auff vorgehende ladung
zuerfcheinen, Elegers oder des beklagten ftat zuhalten, bafelbften
Chriſtlichs, rechtmeſſigs und billichs erfentnis und abfchiebs zus
gewarten, [hüldig fein, bey ftraffe, welche von dem Consistorio
nach gelegenheit der verbrechenden und vngehorſamen theil zu⸗
erkant, vnd vnnachleſſiglich erequict vnd volnftredet werben
ſolle.“
X
Bas für firafien dad Consisterium vnd beifelben Alffefforn zu:
erfeunen vnd zugebrauchen haben follen.
„Jedes Consistorium vnd deffelben Affefforn haben von ons
nicht allein macht vnd gewalt, bie jrrigen fachen zuentfcheiden,
und die Parteyen, wie fie ſich zuuerhalten, zuusrabfchieden,
vnd die fürgefallene fachen, durch vrtheil endlich zuerörtern,
fondern auch die verbrechungen auff gebürende maß zuflraffen,
vnd außdrüdliche peenen zufprechen.
Dann ob fi wol jhr erkentnis auff leib und leben nicht
erſtrecket, welchs den gerichten der weltlichen Oberkeit vorbes
halten, fo follen ſie doch nichts deſto weniger, zu erhaltung
Chriftlicher zucht, ciuiles poenas, nemlicy geldtftcaffen, appli-
candas Fisco , al& bem gemeinen Kaften, auch gefengnis zu=
ſprechen, hiemit von uns gemalt und macht haben.
So viel aber die firaffe deß Banns belanget, welche auch
bem Consistorio zu erequiten zugehörig, fol da8 Consistorium
mit allem fleis und ernſt darob fein, das derfelbig in Beinen
wege mißbraucht, vnd demnach Bein Superintendens eigens
willens oder erfendtnis, jemandt, fo aufferhalb, oder in feiner
Kirchen zu geuattern gebeten, von ber Tauff abftoffe, das hoch⸗
wirdige Sacrament, ober bie heilige Abfolution vorhalte, noch
viel weniger ohn alle vorgehende ordentlicye vermanung öffent«
lic) in den Bann thue, fondern hierinnen fich alle der ordnung
von der Kirchen Genfur, wie an feinen ort verfaffet, gemeß
vnd gehorfam verhalten, bey ernfllicher ftraffe, fo fie hierüber
zugewarten, da fie berfelben zumieder gegen jemandt etwas
vnbedacht oder freuentlich vornemen würden.
Deßgleichen follen auch die Gonfiftorialen felbft Feines weges
macht haben, den Bann wieder jemands zuerfennen, noch bare
von zu abfoluiren, fondern dißfals des Synodi bey vnferm
Obern Consistorio erfentnis erwarten, vnd beffelben befehlich
vnd verordnung jederzeit gehorſamlich mit erecution bes Banns,
oder abfoluirung von demfelben, nachkommen, vnd folchem
nichts zumieder vornemen.”
x.
Bon Erecution der Vrtheil vnd des procets, fo in dern Com-
sistorijs ergangen.
„Was die Affefforn in jedem Consistorio hanbien, verab⸗
f&teden, erkennen, ſprechen, und mandiren , dem follen vnſere
vnterthanen, einwohner und zugethane gehorfamen, vnd gebuͤr⸗
liche volge leiften, Vnd da einer oder mehr barinnen ſeumig,
follen die Conſiſtorialen macht haben, arctiora mandata, mit
bedramung einuerleibter ernfllicher peen, als geldtſtraffen, ge⸗
fengniffen vnd dergleichen zu becerniren.
Wann fi) aber die Parteyen wiederſetzen, und nicht pari⸗
ren wuͤrden, mögen die Affefforn bas Brachium secalare, als
onfere Regierung, und die gericht® befehlch haber anruffen,
und bey ihnen vmb die endtliche Ereeution und huͤlffe anſuchen.
“580. OLit. Kurfächfifdhe Rirchensrbunng.-
So bald auch ſolchs an jebes orts Oberkeit gelanget, fol
nicht allein ben verordenten Rehten in der Regierung, fondern
auch andern Amptleuten, Schöffen, Gerichtshaltern in Sted⸗
ten und Dörffeen, vnd allen drtern, hiemit aufferleget fein,
die fehreiben, Mandata, abfchied und vrtheil, fo ihre krafft er⸗
teichet, und dauon micht ordentlich, wie ſich gebüret, appelliret
worden, ſtracks ohne verlengerung vnd verzug zu exequiren und
zuuolſtrecken.
Doch behalten wir vns hiemit beuor, dieſe vnſere Conſi⸗
ſtorial ordnung in einem jeden Puncten, nach geſtalt vnd ge⸗
legenheit der ſachen, wie vns jederzeit fuͤr notwendig anſehen
wird, zuleutern, zumindern, ober zumehren, ete.“
Vom Ober Consistorio, bey vnſer Regierung zu
Dreßden.
„Nach dem vnſere Hochloͤbliche vorfahren, Chriſtlich vnd
wolmeinende, jhren Landen vnd vnterthanen zu gutem, verord⸗
net, das drey Consistoria, zu Wittemberg, Leipzig, und Meife
ſen, gehalten, vnd nicht mit geringen vnkoſten beſtelt worden,
Welche auff alle vnd jede Superintendenten, Pfarrern, vnd
was der Geiſtligkeit zugethan, ein fleiſſige inſpection haben
ſollen, das dieſelben jhr ampt, an lehr vnd leben, Chriſtlicher
ordnung vnd einſetzung gemeß, fuͤreten, ſie bey jhrem einkom⸗
men vnd gerechtigkeit erhalten, auch alle Ehe vnd gewiſſens ſachen
gehört, und dieſelbige durch endtlichen, gebuͤrlichen, rechtlichen oder
gütlichen entſcheid beygelegt würden, Welche drey-Consistoria
auch nochmals vnſern onterthanen zum beften bleiben follen.
Weil wir aber in den verwirreten Religions verfelfchungen,
damit der Satan, eine zeit hero, vnferer lande Kirchen vnd
Schulen angefeindet,, vnd ſchedlich betrübet hat, entfunden,
da8 bey ermelten Consistorijs, fo mol als an andern oͤrtern,
in aller hand fellen faft bedenckliche fachen fürgefallen , die wol
verbleiben hetten mögen, wenn wir und vnfere Rehte deffen
eher bericht Haben mögen.
Zu beme, das auch fonften, ruhe, einigkeit vnd fried in
Schulen ond Kirchen zuerhalten, die vnuermeidliche notdurfft
erfordert, das ein fleiffiger auffmercken beftellet werde, daher wir
den zuſtandt vnſerer Kirchen und Schulen, fo offt es nötig,
bald erfaren koͤnten.
As feind wir entfchloffen,, werden auch barzu aus fonderer
gnebigfter vorforg, die wir für vnſere liebe vnterthanen tragen,
gedrungen, das wir das Consistorium zu Meiffen, anbero
gegen Dreßden transferiren, vnd ſolchs vber allen unfern und
onferer vorfahren Chriſtlichen guten fagungen und verordnun⸗
gen, nad zu fein und zubalten, für das Ober Consistorium,
deme die andern zwey mit befcheidener maß unterworffen fein
folfen, beftellen wollen. Bey welchem ſich bie andern beyde
Consistoria in vorfallenden angelegenen fachen, die belangen
ihrer vrtheil vnd deereten epecution, ber Kirchen beitellungen,
der diener lehr und leben, ober mas deß fein mag, barinnen
fie unferer huͤlffe bebürffen, fich rahts erholen mögen und follen.
Es fol aber doch von diefem Consistorio fo wol, als von
den andern beyden, einem jebern ber fich durch deſſelben vrtheil
vnd procefs, oder fonft in andere wege beſchwert achtet, an ung
oder vnſere Megierung fid) zuberuffen, gute macht haben, auch
die Appellationes in denen fellen, da fie zuleßlich, vnd ftat
haben, angenommen, ond unferem Hofes gebrauch nach iuſtificiret
421
werden. Jebdoch follen unfere Rehte, In fachen ba nicht von
Rechtlichen proceſs oder vrthel appellirt, ober fonften klagen
fuͤr fie gebracht werben, alßbald nach eingenommener erfundis
gung vnd befindung ber fachen, billiche weiſung thun , bamit
dieſe fachen nicht in unnötig weitleufftig Recht gefüret werden.”
Bas für perfonen, und wieniel deren in biefem Consisterie fein
follen.
„Weil diefem Consistorio vermutlich mehr fachen und klagen,
als den andern beyden zulommen werben , ihnen auch fonften
allerley aufffehen auff unfere Vniuerſiteten, Kirchen ond Schulen,
auch die Viſitation, Synodos und anders mehr, wie nadhfolget,
obleit, So mollen wir dabey einen verftendigen wolgefchidten
vom Abel zum Prefidenten und aller Conſiſtorien fachen direc⸗
toren, ond neben jhme zwene Juriſten und zwene Theologos,
nemlich vnſern jegigen und künfftigen Superintendenten,, und
den Prediger onferer Stadt Dreßden, bie es jederzeit fein werben,
erhalten. Vnd ob wir auch einen vnſerer Hoffprebiger, neben
diefen beyden, oder an berfelben eines flat, darzu verorbnnem,
tollen wir vns jederzeit, wie fich® nach gelegenheit der fachen
leiden wil, zuthun fürbehalten haben.
&o fol auch dem Consistorio ein richtiger Secretarins,
welcher zugleich auch ein Notarius mit fein folle, und Copiften,
fouiel wir befinden werden, das ber fachen notdurfft erfordert,
zugeordnet werben.
Es follen aber doch alle, fo in diß Consistorium gebraudht
vnd verordnet werden, ber rechten, wahren, Chriftlichen, onferer
Religion, wie die zu Torgaw Anno 76. in ein befentnis verfaffet,
vnd nach genugfamer fleiffiger erwegung gottfürchtiger reiner
Theologen vnd rechtfchaffener Lehrer verbeffert, und diß 80.
jahre publiciet worden, mit bergen zugethan fein, auch zu be:
förderung deffelben Chriftlichen ernft und eiffer haben.’ +
Was fachen für diefes Consistorlum gebören,, und bafelbft ange
bracht werden follen.
„Damit biefes Consistorium mit vnſer Regierung nicht
vermifchet werbe, oder meiter greiffe, denn fein befehlich vnd
ampt ausmeifet, fondern in vorfallenden fachen einander bie
band bieten, vnd in allen zimlichen bingen getrewlich heiffen,
Sollen alleine nachfolgende ſachen bey biefem vnſerm Consi-
storio angebracht und entfcheiden,, auch da an ereeution ihrer
decreten vnd vrtheil mangel vorfiele, ihnen von unfern Rehten
und Regierung notbürfftige befehlich mitgeteilet, vnd vber
ihnen in allen zimlichen rechtmeſſigen dingen gehalten werben.
1. Was bie reine lehr Goͤttliches worts, rechten gebraud) der
heiligen Sacramenten, Chriftlihe Geremonien, vnd alles das
belanget, was vnferer Kirchenordnung anhanget, vnd deren
einuerleibet ift.
2. Was der Superintendenten, berfelben Adiuncten, Pfar-
rern, Kirchen und Schuldiener ampt und verrichtung halb ger
klaget wird.
3. Alles was von Lehrern und zuhörern ergerlich, wieder
bie gebot Gottes ber erſten taffel-gefünbiget wirbt, als da find,
abgötterey, ketzerey, zeuberey, weiffagen, zeichendeuten, Segen-
ſprechen, gottesleſterung, entheiligung bed Sabbaths, verach⸗
tung des Worts, der heiligen Sacramenten, vnd deſſelben bies
422 180. oxın. Surfäcitche Ricchmordunng.
ner, vnd was bergleichen mehr wieder dieſe gebot gefünbiget
werden mag.
Mas auch wieder bie andere taffel der Göttlichen gebot ge
fündiget wirdt, fol auch mit befcheidener maß, wie folget, bahin
ehören.
® Nemlich, wenn ein Superintendbens ober Pfarrer befinden,
und in der Viſitation, oder auch, ba es den verzug nicht leiden
koͤnte, fonften einbringen wuͤrde.
4. Das offentliche unleugbare fünden und laſter, Ehebruch,
hurerey, onzucht, verlegung an leib vnd leben, trunckenheit,
verbotene fpiel, diebſtal, wucher, onbilliche contract, lügen, vnd
was dergleichen wieder Gottes mort und gebot, mit ergernis ber
Kirchen begangen, vnd ober gebürliched erinnern von ber welt
lichen jebes ort6 Obrigkeit nicht geftrafft wirbt.
5. Particulae Schulen, vnd was, vermög der Drdnung,
benfelben anhanget. |
6. Vnſere drey Zürften Schulen.
T. Vnſere Stipendtaten bie bey beyden vnſern Vniuerſi⸗
teten erhalten werben.
8. Was von bepder Vniuerfiteten Vifitatorn in Conſiſto⸗
rialn fachen anhero gelanget vnd bericht wirbt.
9, Aufffehen auff die andern beyde Consistoria,
10. Rechnungen der Vniuerfiteten und Fürften Schulen.
11. Rechnungen ber Stipendien zu Leipzig und Witten:
berg. .
"8 Alte Ehefachen, fo vormals in das Meißnifche Con-
sistorium gehört haben, und allda verrichtet worden.
13. Ausfchreiben vnd anorbnung der Vifitation, die def
jahre zweymal gehalten fol werden.
14, Ausfchreiden vnd verrichtung def Synodi.
15. Abfertigung der darauff gefallenen decreten vnd execu⸗
tion berfelben.
16. Kirchen vnd Hofpital rechnungen, und mas babey nots
wendig an oder abzufchaffen fein wil,
17. Verwaltung deß angeordenten Kirchenkaſtens, deſſel⸗
ben rechnung, ausgabe und einname. .
Pac) dem aber diefe fachen burd) vnſere Confiftorien alleine
nicht genglich verrichtet werden können, fondern in etlichen vn⸗
fer Regierung, in etlichen aber auch vnſere Renterey erſucht
werden, vnd die hülffliche Hand bieten muß, Als wirbt hernach
guuernemen fein, wie weit fich jedes theil feines ampts zuge⸗
brauchen haben, vnd fein theil dem andern eingriff thun ſolle.“
Vom ampt vnd verrichtung ber Confiftorialen bey Biefem Ober
Consistorie.
„Erſtlich fol der Praefident oder Director alle vnd jede
Kirchenfachen, fo befonders in diefem Consistorio teglich, oder
des jars zwey mal, nad) gehaltenen orbentlichen Visitationibus
und Synodis eingebracht, dirigiren, vber die andern Conſiſto⸗
tial Theologen und Politicos, auch den Secretarium vnd Co⸗
piften fein aufffehen haben, darzu mit allem fleis vnd ernfl
diefelbige anhalten, damit alle ſachen, vermög vnſer Orbnuns
gen, verrichtet, fleiffig vnd ordentlich regiſtriret, die Par:
teyen gefördert, und Beine in die lenge auffgegogen, Auch wo
mangel erfcheinen wolt, ein jeden zu verrichtung feiner jhm
befoblenen handlungen anmanen vnd erinnern, auch in allen
Consultationibus vmbfragen, vnd bie Vota colligiren, und gentz⸗
lich darob vnd daran fein, damit in allen handlungen unfern
Drdnungen ond Constitutionibus , fo viel jhr vercichtung ber
langet, ſtracks, und ohn alle milberung dem Rechten und bifligs
keit gemeß, Es weren denn erhebliche vrſachen entgegen (in
benfelben doch anderft nicht, denn mit vnſerm vorwiſſen ges
handelt) gelebt, nachgefegt, vnd exequiret werde.
Zum andern, auff das mit beftellung der Kirchen Minis
flerien vnd Schuldienften, auch Examine und approbation der
Kichen und Schuldiener, fo viel in den Meißnifchen kreiß ge
börig, richtig, und ber notburfft nad) gehandelt, Sollen zu vers
richtung deſſelben alle wochen zwene tag, nemlich der Mitwoch
und Freytag, fürgenommen, und barauff berürte ſachen vers
richtet werben.
Dermwegen fol gebachter vnſer Praefident oder Director
daran fein, da® die Theologen allewegen auff benfelbigen tag,
Sommers und Winters zeiten, zu gewoͤnlicher ftunde, wie bey
vnſer Gangley gebreuchlich, in gedachter vnſer Cantzley, vnd
darzu ſonders beſtimptem ort, neben ermelten vnſerm Praeſi⸗
denten vnd zu dem Consistorio verordneten Politiſchen Rehten
erſcheinen.
Folgends ſammentlich alles jenige, ſo in beſtellung der Kir⸗
chen vnd Schuldienſten, in mehrgedachtem Meißniſchenkreiß, in
annemung der Pfarrer, Prediger, Diacon, Subdiacon, Schul⸗
meiſtern und jhrer Collegen, auch Examine derſelben, vnd vers
hoͤrung jhrer Predigten vnd Proben, Deßgleichen was zu ab⸗
wendung, warnung vnd ſtraffe jhrer in den Superintendentzen
oder ſonſten fuͤrgebrachten fehl vnd mengel, an lehr, fleis vnd
trew in jhrem ampt, wie auch derſelben leben vnd wandel,
von noͤten, vnd ſich vnſer Chriſtlichen Confeſſion vnd Ord⸗
nung nach gebuͤret, auch die fuͤrfallende gelegenheit erheiſchet,
ordentlich, und vnſerm gegebenen ernſtlichem befehlch nach,
zum trewlichſten bedencken, verrichten, Vnd da ſich die vorge⸗
brachte ſachen auch biß auff den folgenden tag erſtrecken, den⸗
ſelben außwarten vnd vollenden. Wie dann vnſer Praeſident
hierinne den andern zubefehlen, vnd ſo offt es not, ſie auch
auſſerhalb der zweyer benenneter tage zuerfordern haben fol.
Doch wollen wir, das alle geſchefften zu dieſem Consistorio
gehörig, fo viel principaliter die Theologen belangt, ihrenthals
ben dermaffen angeftelt vnd verrichtet werden, bamit es ihnen
an ihren ordinari Predigten vnuerhinderlich feye.
Vnd nachdem die notbürfftige und Rechtmeflige beftelung
der Miniflerien ond Schulen, gedachten zu dieſem Consistorio
verorbneten Theologen fuͤrnemlich aufferlegt, und fie hierüber
forg tragen muͤſſen, das weder der lehr und gefchidligkeit hal
ben, untüchtige perfonen angenommen, ober gebuldet, noch auch
die vacierende Ministeria und Schulen in die lenge onuerfehen
bleiben: Sol vnſer Praefident, oder in feinem abweſen jeders
zeit quffe wenigſt siner aus den obbemelten Politifchen Rehten,
gegenwertig fein, Vnd nachdem die Theologen jhres ampts
hierinnen, mis jetzt vermeldet, mit allem ernſt vnd fleis erin⸗
Rt, ihr fleiſſig achtung geben, das koin kirchendiener oben hin,
allein von einem artickel, auff gewiſſe fragſtuͤck, darauff er abge⸗
eichtet fein moͤchte, ſondern der notdurfft nach, von allen Heupt⸗
artickoln, befonders aber den ſtreittigen, vnd fo in zweiffel von
etlichen gezogen, aus Gottes wort, wie darbey, bey dem Exa-
mine vermeidet, examinirt, vnd alfo dis geſchickligkeit eigent⸗
lich erkundiget werde, nach welcher ein jeder, wis auch
2580. Crre Surfächfiiche Risdheusrbuung.
andern feinen ihm von Gott verlichenen gaben, an fein ges
buͤrend ort, ba er denn groffen nug fchaffen Ban, verordnet wer⸗
ben möge.
Wie wir. defhalben ihnen ein befondere nachfolgende orbs
nung vnd infiruetion gegeben, darburch fie leichtlich folches zu⸗
nertichten, vnd mit gebürender verorbnung der Kirchen und
Schuldiener, fid) darein ſchicken innen.
Wie wir dann hiemit auch diefe verorbnung gethan haben
wollen, toa6 mere politica feyen, das unfere Theologen berfel-
ben genglich entlaben und vberhebt, auch darmit keines weges
beleftiget oder befchwert, fondern diefelben durch unfern Prae⸗
fidenten vnd ihm zugeordnete Politicos verrichtet, oder im fall
Der not, jhrer wichtigkeit halben, auch vnſer Regierung oder
Sammer Rehten vorgebracdht, und mit jrem raht und gutachten
der gebär nach, berahtfchlaget und verrichtet werden follen.
Vnd was alfo in allewege bedacht, verhandelt vnd befchlofs
fen, darob fein, das folche beſcheid vnſerer jhme Praefidenten
zugeftelleter ordnung nach, gefertiget vnd erequirt werden.
Zum dritten, Er, vnſer Praefident und ihm zugeordnete
politifche Rehte, follen befonders, was zu unterhaltung der Kir⸗
hen und Schulen von alten geftifftet, vnd nach befchehener
Chriſtlichen Reformation barzu verordnet, darob und daran fein,
das foldyes alles fammt berfelben anhangende lura handges
habt, vertheidiget, Damit demſelben nichts en&ogen, ober anders
wohin, benn vermöge vnſer verordnung, angewendet werde.
Bum vierbten, Nachdem vornemlich daran gelegen, das
reine onuerfelfchte Lehe im vnſern Kicchen und Schulen erhals
tm, vnd nicht heimlich wiederumb verbampte jrrthumb im
Öffentlichen Predigten, oder heimlich, wie auch bey ber armen
vnuerfiendigen jugendt, in ben Schulen einfchleichen vnd eins
gefchoben werden moͤchten:
Sol vunfer bey dieſem Consistorio verordenter Praefibent,
fampt feinen ihme zugeordneten Conſiſtorialen, jhr General
Inſpection und aufffehen auff beyde onfere Vniuerfiteten, Leip⸗
zig und Wittemberg, wie auch die andern beyde Consistoria
daſelbſten haben, Deßgleichen vber bie drey, Fürften Schulen
vnd Partieulae Schulen in allen unfern Landen.
Vnd da fie in erfarung bringen, bas jemand von Kehren
an ermelten orten mit jrethumb verhafftet,, oder ſich deßhalben
heimlich oder oͤffentlich mercken laſſen, fol mit denfelben ge
handelt werben, wie bey ben Synodis in einem befonbern arti-
del verzeichnet worden.
Da auch in andern beyden vnſern Gonflftorten etiwas, ons
feen Ordnungen zuwieder, fürlauffen, und fortgetrieben werben
welt, follen vnſer verordenter Prasfident und demfelben zu⸗
geordente Gonftflortalen hiemit außdruͤcklichen vnd ernftlichen
befehich haben, fie deßhalben zuerinnern, und bauon gentzlich
abzulaffen, vnd hinfuͤro mehr nicht vorzumemen, ber gebür und
fachen gelegenheit nach zuvermanen.
Wie denn auch, wenn mehrgedachten andern beyden Con⸗
fiftorien, foutel die erecution belanget, etwas mangeln, barinnen
fie huͤlff beduͤrffen möchten, diß vnſer Ober Consistorium jhme
die hand, ſo bald fie deß bericht, auch trewlich bieten, vnd alſo
ſemptlich verhelffen ſollen, damit bie Kirchenſachen der gebir
nach, vnd ſo viel muͤglich vnd nuͤtzlich, verrichtet werden moͤgen.
Was dann zum fuͤnfften die laſter belangen thut, dardurch
die gemeine Gottes, das ſie vngeſtrafft bleiben, hefftig verergert,
weit deßhalben in vnſern Constitutionibus notbuͤrfftige und
gnugfame verorbnung gefchehen, welcher geftalt, und durch wen,
jedes orts, biefelbige geſtrafft, vnd was, ſouiel die eufferliche
weltliche ſtraff anlangt, für procefs mit ben ſchuͤldigen ober
öffentlich berüchtigten vorzunemen, Sol e6 nochmals barbey blei⸗
ben, und das Consistorium darmit anders nichts zuthun haben,
benn ba folche ergerliche perfonen in den ordentlichen Visita-
tionibus ober fonften angegeben, mit welchen nicht allein per
gradus admonitionum zuhandeln, fonbern das groß ergernis
alsbald die Öffentliche ſtraff erfordert, fol der Visitator , vers
mög habender inſtruction, bey den Erb und Gerichtäheren , die
auch vnſern Amptleuten, wenn folches offenbar und vnleugbar,
dieſe anregung vnd erinnerung thun , ob ſolches Lafter geſtrafft,
und mas fie deßhalben für bericht von ihnen empfangen, und
ob nochmals mit ernft fie die verordente ftraff vorzunemen,
oder vnnachleslich zu erequiren fich erkleret, fleiffig verzeichnen,
ond in nechſten Synodum berichten, Vnd gleichmwol von wegen
des gegebenen’ergernis , wann folche perfonen weltlich geftrafft,
auch für den Pfarrer erfordert, vnd zur warhafftigen inner
lichen buß vermanet werden, Vnd da fie folches erfent, vnd
beſſerung zufagen, es auch Darbey bleiben laffen, vnd von den
Sacramenten nicht abgehalten, und alfo ihnen weiter zugefehen
werden fol.
Wann aber fahen vorfallen, da nicht gleich folcher ernſt
bee ſtraff erfordert, und durch Chriftliche freundliche vermas
nung offtmals ein menfch für groffer ſchand vnd after vers
huͤtet werden mögen, follen die Superintendenten und berfelben
Adiuncten, die von Chrifto verordente gradus admonitionum
mit fleis anftellen.
Nemlich, da einer nicht aus boßheit oder vorfag, fondern
lauter einfalt in jrrthumb gerahten, ober verfüret worden, das
er der gemeine Gottes ſich eufferte, oder von ben hochwirbigen
Sacramenten entbielte, Ober fonft in feinem leben und war
dei in ein ergerlichen fall geraten.
Sollen durch die Superintendenten,, bie Pfarrer vnd Kir⸗
chendiener vermanet werben, das fie folche perfonen für ſich allein
erfordern, fie deßhalben freundtlich, und mit Cheiftlicher ſanfft⸗
mut onb befcheibenheit anreden, Vnd da fie der fachen geftendig
(wie fle denn nicht jemandt aus Tieberlichen vnd unerheblichen
vrfachen, aus lautern und bloffen ungegrüändsen verdacht, ober
jhrer wieberwertigen angeben, ba bie fach nicht Notoria, ober
ein gemein ergerlich gefchrey‘, vornemen follen (quoniam de
oecaltis non iudicat Ecclesia,) fie aus Gottes wort jhres jrr⸗
thumbs oder unsechten berichten, und fie veterlich zur beflerung
vermanen, Vnd da fie foldye verfprochen und zugefügt, ihnen
biß auff kuͤnfftige Viſitation zufehen.
Da aber die beſſerung nicht erfolget, ſondern das ergernis
je lenger je groͤſſer wirdt, ſol der Pfarrer die zwene Kirchveter,
oder in den Stedten die verordneten aus dem Raht darzu zie⸗
hen, vnd nach erholung der erſt beſchehenen erinnerung, ſolche
perſon nochmals zur beſſerung vermanen.
So dann auch ſolche ohne frucht abgegangen, fol ber Viei-
tator in nechſter Bifftation ein foldyen ergerlichen menfchen
vor fi) erfordern, und im gegenwart feiner Obrigkeit, da die zur.
ftelle fein kan, deß Pfarrers und der Kirchenveter, oder der ver⸗
orbnreten deß Rahts daſelbſten, gleicher geſtalt jhme fein erger⸗
liches leben, vnd die verachtung veterlicher vermanung, durch
436 | 21508. OkIN. Rurfächjifhe SKirdyensrönung
den Pfarrer allein, und benn in gegenwart der Kirchenveter ges
ſchehen, ernſtlich vorweiſen, vnd nochmals zur beſſerung mit
mehr ernſt vermanen, darzu auch dieſe bedrawung daran hen⸗
gen, da er ſich nicht beſſern, er alsdenn für dad Consistorium
erforbert, vnd gegen jhm ernſtlich gebürende fltaff, andern zum
erempel, vorgenommen werben fol.
Wann aber auch foldhe nicht erfolget, fol er das letzte mal
vor das Consistorium erfordert, vnd dafelbften ihm fein lefter-
lich ergerlich Leben, fampt verachtung aller Chriſtlicher vermah⸗
nung, mit ernft vorgehalten, und abermals zur buß und bekeh⸗
rung vermanet, vnd daneben vermeldet werden, da nicht beffes
tung bey jhme erfolget, das er alßdenn durch den Chriftlichen
Bann, nach der ordnung Chriftt, aus der gemeine Gottes oͤffent⸗
lich gefchloffen, und mit jhme gehandelt werden fol, wie unter
den General artiddeln vom Chriftlihen Bann und Kirchen Cen⸗
fur verzeichnet worden.
Dergeſtalt ChHriftlicher Oberkeit in jhr ſtraffampt nicht ges
griffen, welche fid) das Consistorium nicht anmaffet, noch je
mandt vnuerſchuldt oder vnzeittg vbereilet, wann die gradus
admonitionum gehalten, viel weniger den Kirchendienern hiemit
ein Papiftifcher gewalt gegeben, den fie jhres gefallens in der
Kirchen zu üben, fondern der ordnung Gottes nachgeſetzt, vnd,
vermög derfelben, das ergernis bey allen Laftern, wie fie namen
haben mögen, durch die Chriftliche Oberkeit, deren es angefün-
diget werden fol, abgefchaffet, geftrafft, vnd Chriſtliche zucht er⸗
halten, darüber fich bilfich niemandt hat zubeklagen.
Zum fehlten, Sol unfer Praefident fampt feinen im zus
geordneten Gonfiflorialen aud daran fein, damit nicht allein
in dem Meißnifchen reife, vnſer newen auffgerichten Schuls
ordnung durchaus gehorſamlich und vnusrendert, von allen
Schuldienern in den Particular Schulen, nachgefegt, fondern
auch das dergleichen aus den andern beyden Gonfiftorien ges
ſchehe vnd durch die Superintendenten, bderfelben Adiuncten
ond Pfarrern darüber in ihren wöchentlichen Inspectionibus
vnd halbjehrigen Visitationibus gehalten, mit allem ernft ver-
fhaffen, vnd deßhalben an ihnen kein mangel erjcheinen laffen.
Sonderlich aber das jederzeit die armen knaben, fo vor an-
dern mit guten ingenijs begabet, vnd fleiffig ftudieren, und ſo⸗
uiel proficirt, das fie zubefördern mit fleid verzeichnet, Daraus
vnſere Stipendia nad) notdurfft beftelt, vnd demnach ſolche
beneficia der Kirchen zu gutem, nuͤtzlich und wol angewendet
werden mögen.
Zum fiebenden, Sollen fie auch gleicher geflalt auff vnſere
Fürften Schulen je gut aufffehene haben, damit nicht allein
vermög vnſer jnen zugeftelter Ordnung, die Enaben in gebuͤr⸗
licher lehr und zucht gehalten, fondern aud) in andere wege
denfelben zu gutem gehaufet, nichts vnnuͤtzlich oder vberfluͤſſig
verſchwendet, alieniert, noch mit vnmeſſiger gaflung oder in
andere weg befchwert, fürnemlich aber , das die Schulen, der
Ordnung nah), im gang erhalten, die Praeceptores mit den
Enaben gebürenden fleis vnd ernſt fürwenden, vnd denfelben
allein auswarten, barmit in allewege bey folchen pietas, Chrift
liche zucht vnd jhre studia befördert werden.
In fondecheit aber follen fie ein fleiſſige erkundigung thun,
rote und was geftalt die verwalter diefe knaben und jhre Prae-
ceptores mit koſt, tranck, Meldung vnd anderm unterhalten,
und ob fie einigen eigennägigen geſuch, zu abbruch deffen, fo
wir jhnen verorbnet, fürnamen wuͤrden, ben nicht alleine abs
Schaffen, ſondern onferer Regierung anmelden, bamit er andern
zur abſchew gebürlichen geftrafft werde.
So auch denfelben unfern Schulen, an habenben gütern,
zinſen und gefellen, eintrag oder beſchwerung begegnen, und
zugefügt werden wolt, von wem es gleich gefchebe, follen unfer
Praefident, und die verordneten Conſiſtorialn, fo bald fie deſ⸗
felben berichtet, in vnſerm namen ihnen die hand bieten , wie
ber ſolches bebolffen , vnd beyſtendig fein, ſchirmen und hands
baben, vnd jhnen in alien ihrem anliegen, rhetlich vnd huͤlff⸗
lich fein, wie dann jeder zeit die inden Kürftenfchulen gehaltene
Visitationes in dig ober Consistorium vberſchickt werden fob
fen, darinnen nicht allein die Testimonia von jedem knaben,
wie er in der lehr und zucht ab oder zugenommen, und fonft in
alleweg mit jhme gefchaffen, fondern auch was bey den Verwal⸗
tern, Praeceptorn, und fonften fehl und mengel vorgebradht, fleiflig
verzeichnen, vnd darauff gebürenden befcheids gewarten follen.
Zum achten, follen fie auff onfere beude Stipendien, zu
Leipzig und Wittenberg, befonders jhr fleiffig achtung geben,
damit diefelbigen nicht allein mit qualificirten perfonen jeber
zeit befeßt, fondern auch ernfllih ober denfelben mit den vers
ordneten lectionibus, disputationibus, exercitijs, repetitioni-
bus, predigen, wie auch in der difciplin und Chriftficher zucht,
gehalten.
tem, das jeder zeit jhnen das verorbnet geld, und was zu
ihrer onterhaltung verordnet, vnſaumlich folge, vnd durch die
verorbneten gebürlich ausgeteilet, die wohnungen in mwefents
lichem gebew erhalten, das Examen auff die vier Quartal vn⸗
nachleßlich bey diefem Consistorio eingebracht, vnd wann klage
wieder emen oder mehr were, da ein befonderer ernſt von nöten,
jeder zeit die gebür, zur beförderung jhrer fiudien, vnd zu ers
haltung Chriftlicher zucht, die notturfft vorgenommen, vnd
keines weges eingeftellet werde.
Auch fonften in allen jhrem anliegen der Praeceptorn, fo
wol, als der discipulorum, jhnen die hand bieten, chaten vnd
vecheiffen follen.
Sonderlihh aber von keinem Stipendiaten, wieder ben
Rectorn, die Profefforn, Praeceptorn, oder au, da es was
anders belanget, einige Supplication nicht annemen, die nicht
durch ben verordneten Magistrum domus, und die Superins
tendenten (ed were denn, das die ſachen diefer perfonen eine
fetbft betreffe) vnterſchtieben, darmit das vnnotwendig nach⸗
lauffen verhuͤtet, dardurch ſonſt vnſere verordnete Conſiſtorialn in
viel weg vnnotwendig, wie auch die Regierung, oder andere vnſere
Rhete, bemuͤhet werden moͤchten, ſondern jedem Stipendiaten,
nach dem er ſich gehalten, vnd wirdig, die geduͤr wiederfaren,
vnd hierdurch jhre heimliche practicken gentzlich abſchaffen, da
die vnwirdigen vnd vntuͤchtigen mehrmals, nach gunſt, gefoͤr⸗
dert, vnd die frommen, an welchen ſolche beneficia am beften
angelegt, mit nachteil und ſchaden der Kirchen, verhindert werden.
Zum neundten, follen in difem Consistorio, alle andere
Sonfiftorien fachen, fo in den Meiſniſch Dioecesin gehören,
und aufjerhalb der ordentlihen Viſitation zuuerrichten jein,
fonderlidy aber alle Eheſachen, fo Im Meifnifchen kreiſe vorfal⸗
len, vnd zuuor gen Meiffen befchisden , verrichtet, und zugleich
andern Confiftsrien in denfelben gefprochen werden.
Da dann fonderlich diefeverordnung zuthun, weil durch die
2500. CLIE. Siurfächfifähe Kirchenvrduung ·
gebrucke orbnung, fo-von der Candel jherlich abgelefen, viel
fachen, vermittelſt der gnaben Gottes, entivoder verhätet, ober
‚bach ſchleunig durch die Superintendenten,, onfere Amptieut,
Erb und Gerichtsherrn, ohn ale weitleufftigkeit, und beſchwer⸗
lichen vnkoſten armer leut, verrichtet werben Binnen, das im
den jherlichen Visitationibas deshalben durch die Superinten⸗
denten vnd Adiunctn, die Pfarrer, Amptleut, Erb und Ges
richteheren , ernſtlich und mit fleiß ereinnert werden, was in -
mehrgedachter gedruckten vnd publicierten Eheordnung ausdrüde
tich begriffen, fie vermög berfelben abſchaffen, und vnnotwen⸗
diger weife die leut nicht für dieſes, wie auch andere Conſiſto⸗
vien, getviefen werben, darmit jeder zeit förderlich den Gewiffen
gerhaten,, und folge ſachen nicht aufgezogen, fondern dem
orgernis, ber gebuͤr nach, gewehret, vnd Chriſtliche zucht erhal
ten, auch die Gonſtſtorialn, in anderer jhrer vielfeltigen ver⸗
richtungen, hierdurch nicht verhindert werden.
Zum zehenden, ſollen allwegen auff gewiſſe, beſtimpte zeit,
die gehaltene Visitationes, den general Superintendenten vber⸗
ſchickt, und aus denſelben durch fie ein kurtzer Extract geferti⸗
get werden, darinnen die gebrechen vnd mengel, ſo ſich jedes
vorts befunden, vermoͤg habender Inſtruction, mit allen vmb⸗
ſtenden, doch auff das aller kuͤrtzeſt, verzeichnet, vnd gleicher
geſtalt auff ein gewiſſe zeit in dieſem Consistorio eingebracht
werden, vnd richtig jhren fortgang haben moͤgen.
Bum eilfften. Wann aller Superintendenten vnd Ad⸗
iuneten gehaltene Visitationes, und darauff verfertigte Extraet,
eingebracht, fol mit vnſerm vorwiſſen durch diß Consisteriom
der Synodas angeſtellt, vnd die general Superintendenten dar⸗
zu erfordert, und denen noch etzliche von vnſern Hoff oder Land
Rheten zugeordnet werben, damit bie eingebrachten Extracta,
in gleicher anzal Politifcher und Weltlichen perfonen berhate
ſchlaget werden, auff weiſe vnd maß, wie hernach bey dem Ars
tickel von Synodis verzeichnet, folgen fol, da dann weiter ver⸗
meldet, was zur Execution in Kirchenſachen dieſem Consistorio
mehr obliegen und befohlen werden fol.
Bum zwölfften. Es fol befonders dIE Consistorium mit
ernſt vnd fleis daran fein, das die general Artickel, wie dieſelbi⸗
gen aus den nechſt gehaltenen Visitationibus und Synodis, auch
zum theil nach der gen Torgaw Im nechſt verfchlenen Monat
Februarioerforderten onferer Landftende befchehenen erinnerung,
verbeſſert, und dieſer unfer verorbnung hiermit auch einuerleibt,
von allen vnſern Superintmdenten, Pfarren, Kichen vnd
Schuldienern, auch vnſern Bnterthanen, ſouiel fie ein jeden,
nach feinem ftande vnd beruff, belangen, vnnachleſſig gehalten,
vnd damieder, bey ermelter ſtraffe, nichts gehandelt werde.
Der Secretarius dieſes Consistorij, fol vor den Ordinari
im gemeiner vnſer Cantzley Ordnung aflignierten ſtunden zu«
gegen fen, vnd mit fleis den gefchefften ausmwarten, Er fol
auch alle Supplioationes, bericht und eingebrachte ſchrifften,
im Rhat Iefen, die vota fleiffig mercken, vnd auff vnſets
Praeſidenten endlichen beſchlus, die Decreta, ber ordnung nach,
fignteren.
‚Was auch für Concepta, fo dem Secretario zufchwer, zus
ſtellen, die follen die zween zu vnferem obern Consistorio vers
ordnete Juriſten feibft concipiren, dieſelben nachgehende im
Mhat wieder ableſen, und nad) dem dieſelbigen approbiert, der
Secretarius fleiffig daran fein, darmit ſolche Ingroffiert, die
II.
425
Decreta gefertiget, vnd was ſonſten zuſchreiben, nicht eingeſtelt,
darzu die Suppficanten darmit abgefertiget, bie befchlich an
jhr gebürende ort gefchteft, und in dem vnſerm Praefidenten,
mit verfertigung aller befehlich, befcheib, und mas zufchreiben
vnd weg zuſchicken, verhelffen vnd förden.
Der Secretarius fol auch alle ſchrifften, Acta und hands
(ungen , (aufferhalb den Rechnungen, fo in die Renterey gehoͤ⸗
tig) ordentlich regieſtrieren, vnd jedes orts an gebürende ort
verwaren vnd legen, Auch Feine fehrifften, gefchefften Bücher,
Drdnungen, Newerungen, Inftructionen, oder andere ches
bafft fachen, jemand frembden, bem ſolches nicht gebuͤret, ober
zuftimbe, aufferhalb feiner hende, ohne vnſers Praefidenten
oder Cantzlers vorwiffen vnd erlauben, zuftellen, zulefen, ober
abzufchreiben vergoͤnnen, damit bie geheimniffen ungeoffenbas
vet gehalten, auch der Kirchen verrichtung deſto weniger ons
richtigkeit daraus erfolge.
Der Sopift aber fol gleicher geſtalt vor den ordinarj ſtun⸗
den bey der Cantzley fein, vnd bie befehlich,, den verzeichneten
Decreten nad), auch die begriffene Concepten und anders, mas
ihnen zufchreiben zugeftellet vnd befohlen, jeder zeit mit allem
fleis, onuerlengt fertigen, und nicht allein zu den orbinarj ſtun⸗
den, fondern auch wie er jedesmals befchteden wird, fördern, was
er auch gefchrieben, zuuor fleiſſig collationtren, vnd alsdann, fo
fie gebürender weife vnterſchrieben, und verfecretiet, bie barauff
wartende perfonen barmit abfertigen, oder ba ſchon niemandt
darumb anhielte, doch nichts defto weniger verfehung thun, das
diefelbige weg gefchafft werden.
Vnd in gemein, Was ihme zufchreiben und zuuerrichten,
wie oben vermeldet, befohlen, demfelben fol er mit- allen
threwen vnd fleis nachfegen und folge thun.
Wir befehlen audy und wollen, was biefes vnſers Con-
sistorij verordnete Superintendenten und Praefident, ben ben
Theologiſchen vnd Politiſchen Mheten, auch Secretario und
Gopiften, vermög vnſer angeftelten ordnung, vnd jeder zeit ers
folgten befehlen nach verfchaffen werden, das bemfelben gelebet,
auch wann, vnd fo offt onfer Praefident, anderer onfer ges
ſchefften, oder fonft Rechtlicher vrfachen halben , nicht entgegen
fein öndte, vnd ſein ampt einem auffer-den andern jhme zu⸗
gegebnen Polttifchen Rheten, befehlen würde, (wie er auch thun
fol) das derfelb-an ftadt fein, jhn vertreten, auch denfelben zus
gleich dem Praefidenten folg und gehorfam geleiftet werde.“
Vom Synode, bey unferm obern Consisterie..
„Nach dem auch hiebeuor diefe verorbnung gefchehen, das
ein jeder Superintendens, nad) feiner und der benachbarten
Pfarreen gelegenheit, alle jhar einen Synodum halten, und .
darzu aus den Stedten, Flecken vnd Dörffern, alte Pastores,
fo in feine Superattendeng gehörig, beruffen, und ſich darinnen
ihrer lehr und fitten, auch anderer vorfallenden gebrechen,
erkundigen, diefelbige in befferung richten, Infonderheit auch
ihre Relation hören , wie fi jhre Pfarrlinder im Examine
befunden, vnd mas fle fonft für jerige fachen anzuzeigen haben,
und da etwas fürfiefe, das er nicht verrichten Eöndte, er dafs
felb an das Consistorium, dahin die perfonen und fachen ges
hoͤrig, weifen vnd gefangen laffen.
Da au der Superattendens etwas vngebuͤrlichs oder
ftrefflichs von einigem Pfarrer, in fein Supsrattendeng gehoͤ⸗
54
⸗
B | 15060. CLAL. Aurihfiän Richaurrrumg
sig, folbft erfaren, ober abar vom Lehenherrn, oder dan einge
pfarten, ertundigung bekommen bette, das er benfelben in ge
beim darumb anfprechen, und nach gelegendeit ber verbrechung,
mit worten firaffen, fampt angehengter verwarnung, da keine
beflerung folgen, vnd dergleichen Hage mehr von jhm vorkom⸗
men würde, das ex folches an das Consistoriem gelangen laſ⸗
fen müfte, inmaffen ee auch foldyes thun, vnd das Consisto-
rinm hierinnen gebürlich einfehen haben fol.
Deßgleichen, das er auch folche feine nachbarn Im Synodo
freundlich ermanen fol, zu fleiffigem ftubieren und lefen, zu
einem zächtigen wandel, zu threwem bienft in ihrem befohs
lenen ampt und beruf, zu freundlicher vnd bräberlicher einige
keit, und da nach gelegenbeit dee zeit, andere mehr erinneruns
gen und unterricht den Dorffpfarrern von nöten fein wuͤrde,
en auch mit vernunfft und beſcheidenheit zuthun ſich bes
eiffigen.
Dargegen aber wir, fampt unfsen lieben Vnterthanen, im
werd befunden, bas rei ſolchen weg den Kirchen und Schulen,
in onferen Chur, Zürffenthumb und Landen, weder gerhaten
noch geholffen, daB ſolche Synodi nicht allein vnnuͤtzlich, fon:
dern auch mehrmals mit groffem ergernis, nachteil und ſchaden
ber Kicchen, gehalten, weil in fo groſſer anzal der Pfarrer und
Kirchendiener vnmüglich, auff einen tag, da gleich darſelbig
einig, vnd allein mit folcher fleiffiger nachforfchung vom mors
gen biß auff ben abend, zugebracht, aller Kirchen gebrechen,
fehl und mengel, an Lerern ond Auböceen allein angeböret, ber
dacht, vnd mit erinnerung vnd vermanung bie gebür vorgenom⸗
men werden mögen, ba auch Beine Pfarrer’ fich felbft anklagen,
noch viel weniger ein nachbar von dem andern, da er gleich was
wuͤſte, fo doch fein perfon nichts angienge, vor allen verſamle⸗
ten Pfarren anzeigen, da er im feinen ampt vnfloiſſig ober vn⸗
trew, oder fonften ergerliche fachen vorhette, Mit welchen bie
Buperattenbenten felbft aud) mehrmal verwickelt geweſt, weiche
nicht weniger, vnd offtmals viel mehr, dann die jhnen unter:
gebnen Pfarrer, eenftlicher erinnerung vnd vermanung ihres
vnfleis im fiudieren, auch ontrew im ampt, vnd ergarlichen
lebens halben, bebörfft, bie fie ben andern Pfarrern vnd Kir⸗
chendienern thun follen, ber vrſach auch wenig ober nichts, fol»
cher ergerlichen fachen halben, an die Consistoria, Regierung,
oder an vns, gelanget, vnd alfo ungeflrafft, mit groſſem erger-
nis der Kirchen, fo lang getrieben, hiß das feier unter das
ta) kommen, vnd ſolchem ſchaden ſchwerlich mehr zuwehren
geweſen.
Dargegen aber groſſer vnkoſten auff ſolche Symodes ges
wendet, darmit die Kirchen zum hoͤchſten beſchweret, vnd dan⸗
ſelben gleichwol ſolcher geſtalt gantz vnd gar nichts gechaten,
Daben wir vor dieſer zeit diefe verordnung gethan, ba binfüro
ſolche iherliche Darticnlar Synodi geutzlich abgefehaffen, vnd
nicht mehr gehalten werden follen, darbey wir 8 nochmals blei⸗
ben Laffen, und hiemit wiederumb erholet, vnd ernſtlich befoh⸗
len haben wollen, das hinfuͤro die Superattendenten, die Pfar⸗
rer vnd Kirchendiener, aufſerhalb vnſerm beſondern befehlich,
nicht mehr zuſammen fordern, noch ſolche Synodos oder Con-
uentus halten, ſondern gentzlich darmit in ruhe ſtehen ſollen.
Damit aber in vnſern Kirchen und Schulen, reine, vnner⸗
felſchte lehr, und unter den Kirchen und Schuldienern, Ehriſt⸗
liche, beſtandige, vnd Bott gefellige sinigfeit. schalten, auch
jeder zeit eigentlich erkundigt werben möge, mie ed mit mehr
gedachten Kicchendieuern , lehe vnd lebens halben, geicheffen,
vnd wie getrewlich vnd onergerlich fie jhrem ampt austwarten,
und jhren Pfarrkindern vorfichen, Wie ſich jre Pfarrkinder in
allewege gegen Gottes wort und Chriftiicher zucht vnd orbrtung
erzeigen, welches alles bey den Zuhoͤrern jedes orts am beſten
und füglichfien zuerkundigen, vnd ber vrſach offtermals ein
gantzer tag mit einem Pfarrer und Kirchſpiel zuzubringen, ſol
anders der ſachen recht geſchehen, dba dann ber Visitator nicht
allein den Pfarrer, was er an feinen Pfarrkindern mangel, fow
bern auch gleich die Pfarrkinder zuhoͤren ſchuͤldig, inmaſſen Sie
uoen von bee Superintendentz vnd Viſitation der Kiechen ver
meldet, Haben wir an ſtadt obgemelter particular Syandoram
der Supsrintenbenten verordn⸗et, das hinfuͤro iherlich bey vn⸗
ſerm oberen Consistorio, in der Cantzley zu Dreßden, an einen
befondern darzu verorbnneten, vnd von der Regierung ——
ten: ort, zwen general Syaodi gehalten, vnd in denſelben, ver
mög nachfolgender ordnung, alle eingebuachte fehl vnd mengel
an Kirchen vnd Schuldiener, wie wie auch ihren Zuhörern, abges
Lefen, mit fleis erwegen, und berhatſchlaget, wie ſolche abzu⸗
ſchaffen, vnd zuuerbeſſern fein mögen, da alsdann nicht allein
der Pfarrer vnd Schuldiener, ſondern auch der Superintenden⸗
sen ſelbſt lehr vnd leben, auch wie geſchickt, theew vud fleiſſig
ſie in jhrem ampt, vnd neben ber ihn befoblenen Pfarr, bie
Superintendeng, vnd teglich aufffehen auff bie jhnen gugeorbe
neten Pfarrern verrichten , ertundigt, vnd alfo nicht weniger,
als dis gemeinen Pfarrer, Kirchen vnd Schuldiener, in gebüͤ⸗
rendem gehorfam und fleis, in ihrem ampt erhalten, vnd wir
alfo eigentlich wiffen mögen, welcher geflalt jeber zeit alle uns
fere Vnterthanen mit zuperattenbensen „Pfarrern, Kirchen
vad Schuldienern verfehen, ob vnſern Ordnungen auch von
alten, vnd mit mas anft vnd fleis, nachgefeht, damit durch
des Superintendenten yunft ober wisderwillen, niemandt we⸗
ber befoͤrdart, noch gehindert, auch Durch die Consistoria
darüber mit ernſt vnd fleis gehalten , und Beine Kirchen, weder
bucch die. Superintendenten, noch bie Confi ſtorien, mit vntuͤch⸗
tigen, ergerlichen Perſonen, wieder Die billigkeit beſchweret, nie⸗
mandt vbereilet, noch vnuerhoͤrt verdampt, mit liſten ober wait
gewalt vntergedruckt, ſondern menniglich durch die ordent⸗
lichen halbjherige Visitationes, feine notturfft day dioſem Syn-
odo einzubringen, vnd darauff ihme, was recht vnd billich,
durch vnſere zu dieſem Synodo verordnote, wiederfaren ſol.“
Mann die Symedi gehalten, und was für Vorſonen dann Irraiien
vnd gebraucht werden follen.
„Damit nun unfere Duperintendenten und derſelben Ab⸗
iuncten gehaltene Visitationes, ihre ordentliche vnd wuͤrckliche
verrichtung, vnd darauff gebuͤrende Execution ſouniel ernſtlicher
erlangen moͤgen, auch deßhalben weder die Kirchendiener, wie⸗
ber die Obrigkeit, und ihren diener ſich zubeklagen, als ob di⸗⸗
ſelben jhr ampt mit gewalt hemmen, vnd jhnen vorſchreiben
wollen, was ſie predigen ſollen, noch die Vnterthanen ſich zu⸗
baſchweren, als ob in Weltlichen ſachen, ſie den Kirchendienern
vnterworffen, vnd jhnen wiederumb auch in demſelben das
ſchewerd gegeben, ober das fie datnach greiffen und trachteten, ka
einigen verdacht kommen möchten, So ordnen vnd wollen wir,
das die Superintendenten vnd Adiuncten, bie Biſttation der
geſtalt anfiellen,. das fie damit vor Mitfaſten im Wintoer, vnd
wer Marine geburt im Sommer, fertig werden, vnd dem gen⸗
ral Superintenbenten biefelbigen vor jegt gemelter zeit zuſtel⸗
ken, welcher ſich mit ben Extracten darnach achten fol, das bier
felbigen vor Quasimodogeniti, im fruͤliag, vnd vor Michaelis,
im Herbſt, fertig werden, und alfe abgemelte general Synodi
allewegen nad) Quasimodogessti und Michaelis, bey unfer
Gangtey zu Dreßden, an dem darzu gereiffen, vnd von ber Re
gierung abgeſonderten ort, gehalten, darzu die verordneten Ge-.
serales Superintendenten befchrieben werben ſollen, welche
webew vnd mit vnſerm verorbneten Praefibenten, Politiſchen
NRheten, vnd ihnen zugeordneten Theologen, auff die verorde⸗
mete vnd benandte ſtunden, morgens vnd nach mittags, erſche⸗
nen, und daſelbſten, ſampt vnſerem Stadhalter und Cautller,
als dieſes Coneistorij, wie auch dev andern, verordneten Ober⸗
aufffeher und Superiatendenten, ſoniel, unuerfamet jhres
aumpts, geſchehen kan, die ſachen für handen nemen, und Ders
mog nachfolgender Orduung, wid ſich gebuͤrt, mit fleis und
trewlich vaterrichten. “
Mit was ordnung der Synedus augeflellet, vub was für ein Procafi
darinuen gehalten werben fol. j
„So balb neben vnſerem Praefidenten, Politifchen Rheten,
und des Consistorij Theologen, die generules Superinten-
dentes, an beftimpten ort des Syaodi, verſamlet, ſolien fie, -fo
offt ein Synodus gehalten, anfanga durch vnſern Stadhalter,
oder Cantzler, in vnſerm namen, mit ernft ezinnert werben, aus
wwas vrfachen fie abermals zuſamman erfordert, vnd wererhnut,
vnd barauff vermanet werden, das fie alte fehl vnd mengel, fo
durch die fpecial Superattendenten, vnd derfelben. Adiuncten,
aus allen orten mit fleid von joder Kirchen infondergeit verzeich⸗
net, Dusch die general Suparintandenten in ein kurtzen Eptract
ausgezogen, vnd durch ben Secretariuar verliefen, fürnemlich
aber, jeder jrrigen, verfürifchen lehren, fo ben beiligen Pros
phetifchen ond Apoftolifchen Schriften, vnd alfo auch vnſer
Ghriftlichen zu Augfpurg, Anne, x. 30. Keyfer Carolo V.
vbergebener. Confefsion, und darauff diß 1580. jhars erfolgten,
vnd von vielen Chriftlihen Churfuͤrſten vnnd Stende Throbo⸗
gen, jetztgedachter Confeſſion einhelligen, wiederholten arllerung
zuwieder, folgends auch und darneben der groben ergerlichen
laſter, fo fie nicht allein der Kirchen, Schuten, vnd derſelben
diener, fondern auch anderer. perfonen halben, fuͤrbringen wer⸗
den, anhören, bie alle alßdann ſamptlich, nach jhrem beftem |
verſtand, erwegen, unfer ordnung, auch Chriſtlicher Iche, zucht,
erbarkeit vnd billigkeit gemeß, votieren vnd bedencken, wie ſol⸗
chen mengeln allen, vnd jedem begegnet, vnd dieſelhige, vermoͤg
des Predigampts, auch vnſer policey ordnung vnd auffgerichten
Conſtitution gemeß, abgeſchaffet, geſtraffet, und verbeſſert wer⸗
den moͤgen. 2
In weichem Synodo, in abweſen vnſers Stadhalters oder
Cantzlers, welche fuͤr vnd fuͤr dabey nicht ſein koͤnnen, der
Praeſident, von wegen vnſer, allewegen die vmbfrag haben, vnd
die vota colligieren, vnd da ein ſolche ſach vorgefallen, fo an
jhr ſelbſt wichtig, vnd die vota der verordneten des Synodi
nicht gleich, vnd demnach weiter zubedencken, wol wirdig vad
nötig, auch wol zum andern vnd dritten mal vmbfragen fol,
darmit dieſelbiga sigentlich und wol erwogen, und ſouiel muͤg⸗
\
lich, im alleweg der gebuͤr vnd billigkeit gemeß, ein einhelttg ber
Senden gefchloffen werden möge.” ·
Wie weit fi bed Synodi ampt, srfentuis vnd verorbuung, in ab«
ſchaffung vnd verbefferung vorgefallenen mengeln erftrede,
„Auff das aber die Erecution vnd endliche verrichtung aller
norgebrachten jrrigen, ergerlichen fachen, nicht allein auff den
‚Synodum gefcheben, das fich derfelbig unserwinden müfle, was
bieuor den Sonfiflorien auszurichten ond zu erequicen befohlen,
noch viel weniger aber ber Regierung, im geringfien, mit der
sebnung der ſtraffen, auff dem Synodo einen eingriff thun
möchten, follen die verorbneten bes Synodi durch unfern Stad⸗
halter vnd Cantzlar, fampt und befonders deßhalben berichtet und
vermanst werben, das fie in gedachtem Synodo priacipaliter
vnd fürnsmlich zweyer vunterfchieblichen fachen halben - zuſam⸗
men veroranet, nemlich, ein fleiftig Examen zuhalten, darmsit
weine vnverfelſchte Lehr Gottes worts im vnſeren Kicchen, vnd
in derfelben, Chriſtliche, Gott gefellige einigkeit, vnter den
Kirchendienern erhalten, Darnach auch alle ergernis, ſouiel
möglich, beydes bey den Lerern und Zuhoͤrern, mit gebuͤrender
befcheidenheit und guter Chrifllichen orbuung, Gott zu ehren,
vnd der ganten Kirchen zur zeitlichen ond ewigen wolfart, abs
geſchaffen, vnd verbeſſert werben möge, Auff welche beyde ſtuͤck
f
hrmemlicdy vnſere verordnete in allen Synodis fehen, und ihr
rhetlich einhellig bedencken richten folen.
Nach dem aber nicht allein die fuͤrgebrachten mengel vn⸗
gleich, da In lichen, durch die von Chriſto verordnete gradus
admenitioanm, nothwendig gehalten werben müffen, etliche
aber, wann beſondere, eufferliche, grobe, abſchewliche laſter, als
grewliche Gottesleſterung, hurerey, ehebruch, und dergleichen,
fuͤrgebracht, dardurch die Chriſtliche gemein zum hoͤchſten ver
ergert, vnd gleich alsbald der Chriſtlichen Oberkeit ernſtliche
leibſtraff, vermoͤge der Rechte, vnd vnſerer auffgerichten Con⸗
ſtitution, von noͤten, ſondern auch die perſonen offtermals
alſo beſchaffen, das, vermoͤge Gottes worts, vnd aller billig⸗
keit, ein gebuͤrlicher vnterſchied zuhalten, vnd niemandts wit
vozeitiger ſtraff zuuͤbereilen, bie ſonſt durch beſcheidenliche er⸗
imnnerungen vnd vermanungen, ihnen ſelbſt vnd anderen zum
beſten, gewonnen, vnd zur beſſerung gebracht werden moͤgen,
Sollen bie verordneten des Synodi mit beſonderem fleis in ach⸗
tung nemen, damit in ſolchen guter vnd gebuͤrlicher vnter⸗
ſchied, vnd nachbeſchriebaner Proceß gehalten werde.
Erſtlich, Wann von einem Kirchendienor berichtet worden,
das er im ber lehr nicht richtig, ſondern verdechtig, fol der»
ſelbe erfimais durch feinen verorbueten Visitatorem erfordert,
deshalben freundlich angefprochen, vnd nicht nachgelaffen, ſon⸗
dern mit ernft vnd fleis erfundiges werben, in welchem artichel
ec jerig, vnd füch vnterſtehe, jhn gruͤndlich der warheit zuberichton.
Wann er aber befinden wuͤrde, das, ſolcher Kirchen oder
Schuldiener nicht frey heraus bekennen, noch ſich richtig erkle⸗
ven, ſondern zweiffelhafftige veden füren, und vnuerſtendliche
antwort geben würde, oder der Visitator jhme zu ſchwach fein
möchte, fol er ſolches vnuerzuͤglich an feinen fpecial. Superin⸗
tnbenten gelangen lafien, der jhn alsbalb für: ſich erfordern,
vnd deshalben gleicher geftalt auch ernſtlich mit jhme handeln,
vnd wicht nachlaften fol, biß or aus jhme ein lautere befentuis
gebracht, was glaubens ober meinung er fen, vnd da er mit
54 *
428 1588. EEK. Surfächfifche Kiccheusrbunug.
irriger lehr eingenommgen, ſich vnterſtehe, mit Gottes wort, ihn
daruon abzuwenden, So ſich dann ein ſolcher jrriger Man
beſſers berichten laſſen, ſol er in ſeinem ampt biß auff fernere
verordnung, vngehindert gelaſſen werden.
Gleichwol aber ſol der Visitator ſolches in den Synodum
berichten, vnd keines weges verſchweigen, damit es wiſſent, vnd
ſouiel deſto mehr ein fleiſſiges auffſehen auff jhn verordnet vnd
gehalten werde, well offtermals ſolche leut nicht nachlaſſen,
ſondern ſich eine zeitlang druͤcken vnd auffhalten, biß fie gelo⸗
genheit erſehen, jhre jrrige lehr heimlich in die leute zugieſſen,
oder da ſie keine furcht vnd ſchew haben, auch offentlich aus⸗
zubreiten.
Wann aber ein ſolcher, in der lehre jrriger Kirchen ober
Schuldiener, ſich aus Gottes wort nicht berichten noch weiſen
laſſen wolte, darzu die ſachen nicht mehr heimlich, vnd bey
jhme allein, ſondern bey etzlichen wenigen ober vielen perſonen,
genachtbarten Kirchenbienern, ober felnen Zuhörern, offenbaret
worden, fol alsbald durch ben Superintenbenten jhme das
ampt geleget, vnd er vnuerzöglich, beneben felnem des Super:
intenbenten gnugfamen bericht, zu bem Consistorio, dahin er
gehörig, geſchickt, und bafeldften, durch vnſere Gomſiſtorialn,
mit jhme abermals ernſtlich gehandelt werden, ob er, vermit⸗
tolſt ber gnaden Gottes, beſſers berichtet, vnd wiederumb zu
recht gebracht werden möge, Da ſich dann die Conſiſtorialn
mit keiner general antwort fettigen laſſen, fondern das garn
auff den grund fenden, in folchen Artickeln den jerenden Pfars
rer wol und zu grunde examiniren, und da er fich nicht welfen
laſſen, fondern halsftarrig auff feiner jrrigen meinung beruhet:
und verharret, feines dienſtes genglicy erlaffen,, und Fein testı-
monium jhm gegeben werden fol, damit er an dieſem ort Bein
ergernis anrichten, noch andere Kicchen darburch ferner betries
gen, vnd vnwiſſend in jrrthumb füren möchte, Da dann auch
ber Kicchen notturfft erfordert, das ſolche handlung nicht von
einem Synodo zu dem andern auffgeſchoben, ſondern vnuerzoͤg⸗
lich gebuͤrender ernſt fuͤrgenommen, vnd vnſern Conſiſtorialn,
wie auch die Superintendenten vnd derſelben abiumcten nicht
warten follen, biß ſolche falſche lehr mit ergernis ausgebrochen
vnd welt ausgebreitet werben, ſondern gleich anfangs ſolchen
jrrigen Geiſtern, mit guter orbnung, gebuͤrender beſcheidenheit
vnd ernſt begegnet, vnd keine ſtunde zugeſehen werden ſol, weil
ſolche leut nicht ruhen, ſondern mit jhter falſcher lehr, wie der
Krebs, vmb ſich freſſen, vnd vnwiederbringlichen ſchaden thun
moͤgen, ehe man es gewar werden, welches, ſouiel muͤglich, zu⸗
nerhuͤten, vnſere Conſiſtorialn, Superintendenten vnd Viſi⸗
tatorn allen fleis gebrauchen, vnd an jhnen nichts erwinden
laſſen ſollen. Deswegen wir dann auch ſie ihres Gewiſſens
erinnert haben wollen, wie fie ſolches nicht allem für uns, fon»
bern auch und fuͤrnemlich an dem groffen tage für dem. HER:
NEN Chriſto zuusrantiworten haben werden.
Was aber fonften gebrechen und mengel der Kicchendiener
perfon, vnd die verrichtung Ihres ampts, auch ihrer ſelbſt und
derfelben weib und Finder leben vnd wandel betrifft, das es
nicht grobe after, fo vnnachleslich, vermöge vnſerer Conſtitu⸗
tionen vnd policy Ordnung, geftrafft werben follen, fondern
ſolche fachen, darburdy die Gemeine Gottes wol auch verergert,
aber entweder ohne vorfag gefchehen, oder fonften Durch fleifch
und blut vbereilet, die auch durch fie wol abgefchaffen und ges
beſſert werben mögen, bas vmb ſolcher gebrechen wien, bie
gleichwol nicht zugedulden, aber derhalben ihres dienſts nicht
alsbald zuentfegen.
Sollen in denfelben, nach ber Ichre Cheiftt, Matth. 18. bie
gradus admonitionum, nachfolgender geftalt, gehalten werben,
das der Pfarrer, Kirchen und. Schuldiener, «6 ſey vntrew, vn⸗
fleis in feinem ampt, leben, unleiblicyes ergernis, für fich ſelbſt,
oder auch fein weib vnd kindern, beſchuͤldigt oder —
fol er deshalben fuͤr das erſt mal burch feinen ordentlichen V
sitatorem freundlich erinnert, geflcafft, vnd zur befferung *
manet werden, So nun der Kirchen oder Schulbiener ſolches
zugeſaget, aber nicht erfolget, vnd das ergernis je lenger je
groͤſſer bey der Gemeine worden, fol er für das ander mal vor den
Superintendenten, in gegenwart feines ordentlichen Vifitators,
oder da der Suprrintendens ſelbſt Visitator an dieſem vet,
in gegenmwart feinee Diaconorum, erfordert, und mit ernft ei
beſſerung vermanet werben.
. Wann aber auch auff foldhe andere vermanung das erger-
nis bey jhme nicht abgefchaffen, und ber Superintendens fgf-
ches berichtet, fol er es nicht Lange anftehen laflen, fondern,
was mit gebachter perfon durch den Adiuncten, vnd jhn dem
Superintendenten gehandelt, zum Consistorio berichten, damit
er daſelbſt hin erfordert, vnd für das dritte und lezte mal, mit
befonderm fleis und ernfllicher bebramung zur befferung ver
manet, und dba biefelbige auch nicht erfolget, vnd beshalben von
jhme weiter Mage oder bericht einkommen, er feines dienſts hie⸗
mit entfegt fein fol. Dergeftalt fi, Sein Kirchendiener zubes
lagen, das er vbereilet, oder ungebürlicher Proceß mit jhm ges
halten, vnd gleihwol dem ergernis zeitlich) begegnet, vnd bie
Kirchen mit vechtfchaffenen, teinen, getrewen und auffridhtigen,
onergerlihen Dienern beftellet Und verfehen werben.
Gleicher Proceß fol auch mit ben Pfarrkindern, burch bie
verordneten ſpecial Superintendenten, vnd derſelben Adiuncten,
gehalten werden, wann von den eingepfarten einem oder mehr,
wer er auch fein. möchte, was berichtet, fo ergerlich, ober dem
Pfarrer in feinem ampt verbinderlich, oder an feiner vnd der
feinen unterhaltung, ſchuß vnd ſchirm nachteilig fen möchte,
wie dann bie Visitatores „ vermög habender Inſtruction, nächte
dann notoria zuberichten befehl haben, Sol er gleicher geflalt
alsbald dieſe verorbnung thun, das den ergerlichen menfchen,
fo e8 ein priuat perſon, der Pfarrer, nach ſeinem des Viſita⸗
tors abreiſen, fuͤr ſich erfordere, vnd demſelben, was offenbar
iſt, von wegen des gegebenen ergernis fuͤrhalte, vnd jhn beſon⸗
ders des Spruchs Chriſti Matthei am 18. Capitel erinnere, da
Chriſtus ſaget, Wehe der Welt der ergernis halben, Es muß
ja ergernis kommen, doch wehe dem menſchen, durch welchen
ergernis koͤmpt. Dann wer ergert den geringſten einen, ſo an
mich gleuben, dem. were beffer, das ein Muͤlſtein an feinen Hals
gehengt würde, und erfeufft würde im Meer, da es am tieff
fien iſt. Vnd alfo mit hoͤchſter fanfftmut und befcheidenheit
fie zur buffe vnd befferung vermanen.
Wann aber folche perfon fidy nicht beffert, da dann ber
Pfarrer auch wol für’das ander mal epliche feiner Diaconorum,
da fie verhanden, oder, im mangel berfelben, Die Kirchueter zu
fi) ziehen mag, und gleichwoi auch ſolche vermanung in wind
geſchlagen, fol der Pfarrer ſolches feinen Visitatorem berichten,
weicher, ba es den verzug auff kuͤnfftige Viſttation nicht leiden
IK
1886. CEAT. Aurfächfifche Kirchenordnung .
kan, die ergerliche perſon für ſich erforbern, und im beyſein bes
Pfarrers vnd Amptmans, Erb oder Gerichtsherren, wo die ver⸗
handen, vnd es jhre perſonen nicht betrifft, ſie nachmals zur
beſſerung ernſtlich vermanen ſol, mit angehengter bedrawung,
da ſolche nicht folgen, vnd das ergernis nicht abgeſchaffen, fie
für den general Superintendenten, ober für das Consistoriam
für das dritte und legte mal erfordert werden, Vnd fo alßdenn
Leine befferung zuuerhoffen,, nach der ordnung Chriſti, aus der
gemeine Gottes gentzlich ausgeſchloſſen, auch ſonſten durch die
Ehriſtliche Oberkeit hertiglich geftrafft werden fol.
Es ſollen audy die Pfarrer durch bie Superintendenten vnd
derfelben Adiuncten gewieſen werden, wenn ein ergerliche pers
fon, von wegen begangenet öffentlichen groben laftern , am leib
oder in andere wege, andern zum abfchemen und erempel, ge
ſtrafft werden, das nichts deſto weniger die Pfarrer ſolche pers
fonen für ſich erfordern, und neben der ausgeflandenen leib⸗
lichen ftraffe der Oberkeit (melches oftmals auch wol ohne buß
gefchehen Lan) auch zu rechter warhafftiger und bußfertiger ers
kentnis der begangenen fünden und gegebenen ergernis, vor
Gott vermanet vnd erinnert werden, das Gott mit der euffer-
lichen leibs flraffe der Oberkeit, noch nicht genug gefchehen,
fondern er fordere auch neben dem eufferlichen gehorfam ber
leiblichen ftraffe, ein rewiges busfettigeß berg, das jhm laſſe
leid fein die begangene fünden vnd das gegebene ergernis, vnd
fi) hinfüro mit fleis für ‘dergleichen fünden hüten, fo werde
jhr nicht allein Gott vmb Chriftus willen im Himel gnebig
fein, vnd veterlich verziehen haben, fondern auch bie fchande
auff erden gemildert, das bie leut mit jhr ein mitleiden haben,
vnd .derfelben nicht alfo entgelten laſſen, wie fonft gefchehen,
vnd da folche buffe neben der erlittenen eufferlichen ftraffe nicht
erfolget, nad) der erinnerung Chriſti, aus feiner verhengnis,
und nach deffelben gerechten vrtheil, noch ein ergers erfolgen,
das fie in gröffer Lafter fallen, und neben zeitlicher fhande auch
in da& ewige verderben gerahten werben. Welche vermanung
vnd erinnerung vngezweiffelt nicht ohne Frucht abgehen, fondern
- duch Gottes fegen viel nug, mo nicht bey allen, doch etlichen,
erfolgen wirbt.
Demnady denn auch nad) erlittener eufferlicher ſtraff der
Oberkeit, wenn folche perfon auff befchehene Ehriftliche erin⸗
nerung und vermanung, befferung zugefuget, und ber Pfarrer
an Gottes fat fie abfolutret, und zu dem hochwirdigen Sacra⸗
ment gelaffen, der verfönung halben bie Kirch mit jhr zufrie-
den, vnd da durch bie Oberkeit jhr nicht beſonders meiter auffs
erlent, der verfönung halben auch weiter nicht angefochten wer⸗
den ſol.
Wann aber öffentliche, vnleugbare, flraffbare laſter berich
tet, vnd dieſelbige durch die Oberkeit nicht geſtrafft, ober doch
ungen, od fie geftrafft, oder was unfere Amptleute, Erb oder
Gerichtsherrn darinnen gehandelt, fol der Visitator ſolches als⸗
Bald, ba die Amptleut oder Gerichtsherren, oder derſelben vor»
weſer gegenwertig, beſonders anzeigen, vnd fragen, ob ſie deſſen
wiſſenſchafft haben, erkundigung genommen, geſtrafft, oder
noch zuſtraffen gedencken, Vnd wie ſich darauff dieſelbige er⸗
kleren, ber Visitator in feine verzeichnis bringen, damit der
Synodus ſich darauff mit feinem bedencken ber gebfr nad) vers
baten, vnd da es von nöten, vnſern Amptleuten, Erb ober
Gerichtsherrn dis hand bieten, ond vorheiffen möchten, Derge⸗
429
ftalt denn durch jedes orts orbentfihe Oberkeit, öffentliche
fünde, fchande und laſter geftrafft, vnd ohne menniglichs Pas
gen, geſchehens eingriffes oder gewalts, abgefchafft werden
können.
Denn fouiel die leibliche eufferliche ftraffen der groben abs
ſchewlichen after belanget, find die perfonen def Synodi nicht
als Richter geordnet, Flag. und antwort in Rechtlichen procefs,
wo berfelb von nöten, anzuhören, ſondern weil dergleichen fachen
allein von wegen des ergernis der Kirchen für fie gebracht, und
je ampt ſich allein dahin erſtreckt, das gemeldt ergernis gebuͤr⸗
lich abgeſchafft, follen dtefefbige nicht in dem Synodo mit
Rechtlichen procef8 angenommen oder erörtert, ſondern alßbalb
entweder an die Consistoria, vnſere Megierung, Amptleut,
Erb oder Gerichtsheren vorwiefen, vnd alfo allein darauff ach⸗
tung geben, und vigiliren, Damit das ergernis abgefchaffet, und,
vermoͤg vnſerer Conftitution, nad gehaltenen‘ gebüclihemn
Rechtlichem proceſs, bey den Emptern vnd jeder Erb oder Ges
richtsherrn gerichten, bie groben laſter unnachleffiglich geftrafft
werden.
vnd kirchenguͤter, vnd verorbente befolbung anlanget, da im
benfelben den Pfarrern, Kirchen vnd fehulbienern eingriff, ver»
hinderung, nachtell vnd fihaden, von wen es auch gefchehen,
begegnen würde, und folche® nicht alßbald durch unferd Synodi
befehl in richtigkeit gebracht werben koͤnte, fondern dieſe fache
befferer erkundigung und ausfürung bebörffte, an bie Conſiſto⸗
rien, darunter fie gehörig, gewiefen, vnd denfelben mit ernft
aufferlegt vnd befohlen werben fol, in diefem und anderem die
Pfarrer, rote auch menniglich, fo für fie vorbefcheiden, gehöret,
vnd jnen alle gebür förderlich vnd ſchleunig widerfaren möge,
damit fie ſich der billigkeit nach, ferner nicht zubeklagen.
Es ſollen auch in dieſen Synodis vnſere verordneten mit
fleis daran ſein, das in allen vnd jeden Visitationibus, von
allen Visitatoribus, vnterſchiedliche und fleiſſige verzeichnis auff⸗
gelegt werben, welche Kirchendiener jhrer geſchickligkeit und ga⸗
ben halben, vor andern, vnd zu beſſern Conditionibus zuge⸗
Brauchen.
Deßgleichen, das audy aus allen Consistorijs das buch
fürgelegt, darinnen bie vacierenden Pfarren, Diaconat, Kirchen
vnd ſchuldienſt, deßgleichen auch die perſonen, ſo nicht im ampt,
vnd jren dienſt angeboten, vnd wie ſie in alle wege qualificirt,
wo fie geboren, vnd ſtudiert, was jhre testimonia, wie alt, ob,
und tote fange, auch mo fie zuuor Im Kicchendienft geweſen, tote
fie abkomen, tote fie im Examine und predigt beſtanden, wie
gelert, mit wa⸗ gaben fie gezieret, was jhr auſſprach, ſtimme
vnd dergleichen, mit allem fleis verzeichnet, damit man alß⸗
denn vnter den verzeichneten perſonen die wahl haben, vnd jede
kirchen nach aller notturfft beſtellet, und die perſonen nad) jrer
geſchickligkeit vnd gaben, jnen von Gott verliehen, verſehen
werden moͤgen.
Bnfer ernſtlicher wille vnd meinung iſt auch, das aus bee
mwegenden vefachen alle Superintendensen und ſtelle der Ad⸗
tuncten, alle Pfarren vnd Kirchendienſt, amd ben Synodis con⸗
firmirt werden ſollen, damit nicht aus gunſt, oder wider den
willen der Erb oder Gerichtsoherrn, oder ber Kirchen bewilll⸗
gung, vntuͤchtige Kirchendiener eingeſchoben, ſondern wir auch
jederzeit wiſſen moͤgen, mit was perſonen die Kirchen in vnſern
v
Wie denn auch, was der Kirchendiener vnterhaltung, Pfarr |
2
450 1588. OLız. Surfächfifche Birchensybiung..
Lauben verfehen, und keine wider Die gebuͤr mit untüchtigen per
foren beſchweret werden.
Deßwegen denn nicht allein bie verordenten deß Synodi,
fondern auch vnſer ober Consistorium, mit fleis daran fein,
vnd jhe infpection auch auff die andern Confifterien halten, vnd
fie ernftlid) vermanen follen, das bey den Pfarrern, Kirchen
vnd Schuldienern, das eigennügige ergerliche nachlauffen vmb
die Pfarrdienſt, bey denen fo im ampt feind, genglich abge:
fehaffet, vnd bey den Consistorijs nicht geflattet, fondern wies
berumb hindern fich zu jhrem beruff gewieſen, vnd ba fie an
andere ort geföcbert werben follen, in den ordentlichen Visita-
tionibus anbringen, und def Göttlichen beruff erwarten, auch
fih dermaſſen im fludieren, verrihtung jhres ampts und gan-
gem leben alfo verhalten, da8 man vrfach haben möge, fie, nach
jeen gaben, armut, viele der Finder, und gegenmertiger not hal⸗
ben, jedoch eines jeden Juris patronatus vnabbruͤchlich, zubes
fördern, oder biß folche gelegenheit vorfellet, fie in andere wege
mit gnaden bedacht, das fie der gebürenden translation vnd
deß ordentlichen beruffs erwarten moͤgen.
Damit auch in allen vorgebrachten ſachen jedergeit onfere
verordente bef Consistorij mit grundt handlen, vnd jr beden-
den verfafien mögen, fol allemegen, beneben dem extract, des
Viſitators fpecial verzeichnis im Synoda zur hand fein, wo
von nöten, ſich aus demſelben genugfamen berichts zuerholen,
Dder da derfelb nicht gnugfam, die verordnung thun, damit
alte vmbſtende eigentlich nochmals, doch fo viel müglich, jeder⸗
zeit ohne alle weitleufftigkeit, srkundiget, auff das jederman bie
gebür wiederfaren möge.
So denn aller general Superintendenten Exrtract, von ei⸗
ner Superintendentz zu bar andern abgeleſen, die vorgebrachte
mengel von ben verordenten deß Synodı mol erwogen und bes
rahtſchlaget, vnd durch ben Secretarium des Consistorij, alles
vnterſchiedlich, jeded General in ein befonder buch verzeichnet,
wie dis vorgebrachte mengel,. engerniffen und Lafler abzufchaffen,
vnd zuuenbefien, im Synodo einhellig bedacht worden, Sol -
durch wafern Cantzlar vnd Prasfidenten folches alles zumor auch
in die Regierung gegeben, vnd fo fie durch gefchefft verhindert,
am vnſere geheime befonders geordnete Rehte gebracht, allda
von ihnen ſemptlich ſolches gleicher geftalt wieder bewogen, und
was alfo enbtlichen bedacht, daſſelb vnterſchiedlich im fchrifften
an uns gelanget, und darauff vnſerer endtlichen refolution der
Execution halben, fo jederzeit foͤrderlich erfolgen, erwarten wer:
den. Se wir dann im folchens allem: Bein ferner bedenden,
fellen, was alfo einhellig befchloffen, die verordenten des obern
Consistorij verfchaffen, damit förderlich, und ohne einigen fer:
nern auffzug , daſſelbig ausgefchrieben, verfertiget und erequirt
werde.
. Darneben aber befehlen wie auch ernſtlich, was alfo in
beyden Rehten vorgebracht,, berabtfchlaget, bedacht ond erwogen
wirdt, das ſolches alles im Naht und geheim beefihmmiegen ge:
halten, vnd von einer perfon, wor vnſer reſolution, eröffnet,
fondern die publication allein in unferm namen, durch vnſern
vorgehenden befehlch, vnſer Cantzleyordnung nach, vnd nicht
— wie gehoͤrt, beſchehen.
So viel aber vnſerer Kirchendiener fehl, mengel vnd ſtraff⸗
wirdige erceſs belanget, haben wir, mas jhrenthalben vber die
hieuor in vnſer Bifitation ordnung gefegte warnung, ober auch
von wegen derſelben wichtigkeit, den Synodis vorgebracht vnd
angezeigt, das dargegen von dem Synodo alsbaib die gebüs,
mit ferner ermanung zur boſſerung, ſtraff de hierzu verordne⸗
ten carceris, oder genglicher vrlaubung, nad) gelsgenheit vnd
geftalt dei vbertretters vnd mißhandlung, darunter fuͤrgenom⸗
men, vnd darmit nicht verzogen, auch bey vermeidung vnſer
ſtraff vnd vngnad, hierinnen niemand verſchonet werde. De
ſich denn jemandt der decret und befehlch, ſo in vnſerm Synodo
außgehen, mit fugen zubeſchweren hette, demſelbigen ſol per
viam supplicationis feine notdurfft derowegen an vns gelangen
zulaſſen, vnbenommen fein.”
Vom Kirchenkaſten.
„Nachdem offtmals notwendige ausgaben in Kirchen vnd
Schulen vorfallen, haben wir auch denſelben vnd ihren dienern
zu gutem, ein allgemeinen Kirchkaſten verordnet, vnd wollen
den verordneten deß obern Comsistorij weitern befehlich thun,
was geſtalt fie ſolch einkommen zus ehre Gottes, und dieſer
beilfamen Chriſtlichen verordnung, anwenden follen.”
General Articul, vnd gemeiner bericht, wie es in
vnſern Kirchen, mit den Pfarretn, Kirchendie⸗
nern, Schulmeiſtern, Dorff Cuͤſteren, den einger
pfarrten, vnd ſonſt allenthalben, vermoͤge vnſe⸗
ver ausgegangenen Kirchen, Policey und andere
ordnungen, auff etlihe verordnete vnd befdhes
bene Bifitation gehalten werben fol...
1.
Bar dev Ortinktion.
[Bergl. Art. v. 1967 06. S. 183)]
„Wiewol biß daher allein zu Wittenberg vnd Lelpzig bie
Ordination der newen Kicchendiener gehalten, Jedoch, teil Die
Zheologen daſelbſten nicht allein bey den Conſiſtotien viel zu⸗
errichten, fondern beneben benfelben gefchefften, vber die or
bentliche Prebigten, auch teglich ihre Lectiones bey der haben
Schule verrichten follen, und befonbers der Kirchen, fo in das
Consisteriym zu: Beipzig gehörig, ein groffe.anzal, Daben wir
diefe verordnung gethan, das hinfuͤro zugleich den andern Con-
sistorijs , alle newe Kirchendiener, fo in bes Meißnifchen Con-
sistorij kreiß gehörig, bey unferm Ober Consistorio zu Dreßs
den, nicht allein egaminicet, fondern auch da fie tuͤglich befun⸗
den, bafelbffen ordiniret werden follen. Dergeftalt nicht allein
der Kirhendiener mit dem weiten nachreifen verfchonet, ſondern
auch die Kirchen felbft mit unnötigen Eoften nicht beſchweret,
vnd gleichwol den Kirchen nach notdurfft geraten vnd geholffen
werden koͤnne.
Vnd dieweil bey der Ordination ein gantz beſchwerlicher miß⸗
brauch eingeriſſen, wenn vngeſchickte Ordinanden, von den
Herrſchafften oder andern vnſern vnterthanen, zur Ordination
geſchickt, das ‚biefelbige auff der Kirchen koſten fo lang an ges
‚ melten orten, da fie die Ordination empfahen follen, ſich ges
halten, biß fie durch ein Studenten, oder jemandt anders,
etliche geioiffe Sagen abgerichtet, und da fie auff Diefelbige aut⸗
worten koͤnnen, wie fie abgerichtet worden, alfbenn erſt zur
Ordination zugelaffen, ungeachtet, das fie in heiligen ſchri
altes vnd newen Teſtaments, entweder wenig, ober gar nichts
iR legen, und der Kirchen Gottes ninmmermehr näglich dienen,
bie angefochtenen nicht tröften, bie jrrenden mit beftendigem
grundt Gottes worts nicht berichten, noch fatfchen Lerern das
mn. ſtopffen koͤnnen.
Wollen wir hiemit die Edelleut vnd andere Lehenherrn, des
nen Kirchendiener mangeln, ernſtlich erinnert vnd vermanet
haben, das ſie nicht allenthalben vngelerte geſellen, oder ver⸗
dorbene handwercksleut auffklauben, oder jhre Schreiber, Pae-
dagogos, oder andere Politiſche perſonen Prieſterlich kleiden,
vnd auff die Pfarren zuſtecken, ſich vnterſtehen, auff das fie ſich
bey denſelben deſto leichter erhalten koͤnnen, dargegen an der
art jehrlichem einkommen etwas ſchwinden laſſen, oder die
unckherrn vom Pfarrgut, fo jhnen gelegen iſt, an ſich ziehen,
oder aber fonften den Junckherrn zu hoffbienften, mit fehreiben,
Megifter Halten, Binder leren und dergleichen, verbunden fein,
Sondern das fie diefelbige in unfern wolbeftalten Hohen ſchu⸗
Im vnd Dntuerfiteten, zu Leipzig vnd Wittemberg, fuchen.
Wie wir denn der vrſachen, und vnſern onterthanen zu gnaden
vnd gutem, die anzal unferer Stipendiaten, fo alle zumal allein
in heiliger Schrift ftudieren, und zum Predigampt oder Schuls
dienft fi gebrauchen laſſen follen, mit einer anfehenfichen
fumma gemehret, vnd dreyhundert in beyben gedachten Vni⸗
uerfiteten, darzu allein armer leut, vnd von jugend auff be
Tanbte landtkinder, fo gute zeugnis Haben, vnd mit guten in- ein jeder an feinen gaben, gefchictigkeit, leben und wandel ber
genijs begabet, für vnd für zuerhalten entfchloffen, damit,
wenn ben denen vom Adel, und andern vnſern onterthanen, firs
chendienſt erledigt, fie nicht onbsfante, mit fahr und nachtell
der Kirchen, auffnemen , fondern jeberzeit mit frommen, gotts
fuͤrchtigen, bekandten, gelarten vnd verftendigen Lehrern , auff
jhr vnterthenigſt anhalten, aus benfelben ober mit andern Kir:
chendienern verſehen, roelche ftet nachmals aus dem Stipendio
erſetzt, biß auch fie gleicher geftalt, nach ihren gaben, zu beffern
bienften, allzett nad) dem unpartepifhen und unuerbechtigen er⸗
kentnis des Synodi, befördert werden mögen.
Dardurd) jnen feines weges das Ius patronatus, fo fie von
alters und noch haben, gefchmecht, oder genommen, fonbern
jederzeit auff jhr vnterthenigft anfuchen und vorgehenden ots
dentlichen beruf, ihuen zu gnaben, und der Kirchen zu gutem,
folgen, und dergeflalt dis Lehenherrn und Kicchen offtmals
grofjes vnkoſtens vbechebt, gleichwol nach notdurfft verfehen
werben follen.
Deßgleichen wollen wir auch vnſere Theologos bey den
dreyen Gonſiſtorien, fo der Ordination beywonen, vnd biefels
bige versichten heiffen, jres gewiſſens, und &. Pauli vermas
nung , ernftlic, erinnert haben, das fie niemand bald die hende
en, vnd fi mit orbination vngelerter, vngeſchickter, ers.
gerlicher Kirchenbiener, nicht frembder ſiinden, vnd deß er=
ſchrecküchen neigen verdanmis armer ſeelen, teilhafftig machen,
wie fie Dean deßhalben am juͤngſten Bericht dem gerechten Rich⸗
ter antwort geben mäfln, Sondern viel mehr bedencken, weit
ber Kirchendienft ein fo hoher beruff, das fie alle gelegenheit
ber Ordinanden, fo viel muͤglich, auff das aller fleiſſigſt er⸗
kundigen, und fie befonders in allen, fuͤrnemlich den ftreittigen
Artickein, ernfllih eraminien, ynd ſich nicht fettigen laſſen,
biß fie vermercken, das fie aus dem grundt Gottes werte, ihre
2596. CL. Kurſuchſtiche Kirchenorduung.
geleſen noch verfichen, welche fich nachmals allein auff die Dos
3
Lehr In allen artickeln beſtettigen, die angezogene zeugnis felbft
in der heiligen Bibel gelefen, vnd in berfelben Leufftig vnd er
faren fein. \
Nachmals auch ſie eines oder oͤfftermal hören predigen, in
maſſen daroben in gemein von allen Kirchendienern vermeldet
worden, daraus ſie vernemen moͤgen, ob ſie, zu ſampt rechtem
verſtandt heiliger Schrifft, vnd geſchickligkeit in der lehr, auch
mit notwendigen gaben zum Predigampt ausgeruͤſtet, das die
Gemein jhre predigten vernemen, vnd etwas nuͤtzliches daraus
lernen koͤnnen, Welchs alles jederzeit in ein beſonder buch, ſo
ſtetigs bey den Conſiſtorien, verzeichnet werden ſol.
Da ſie aber befuͤnden, das einer in der lehr vngeſchickt, oder
in feinem leben ergerlich, oder ſonſt zu dieſem awpt nicht tuͤch⸗
tig, ſollen die, ſo jhn geſandt, vnd zu der Pfarr beruffen ha⸗
ben, oder wollen, ſchrifftlich von dieſes vngeſchickligkeit berich⸗
tet, vnd vermanen werden, das ſie auff ein andern bedacht ſein
wollen, der zu ſolchem Pfarrampt tuͤglich, vnd da ſie keinen
vorzuſtellen, vnd deßhalben vnſere Conſiſtorien bericht, obge⸗
hoͤrter maſſen jhnen gerahten vnd geholffen werden ſol.
Wir wollen auch hiemit vnſere Conſiſtorien bey jhren pflich⸗
ten, vnd vermeidung ernſtlicher ſtraff, erinnert vnd vermanet
haben, das fie bey ſolcher Ordination, zu befoͤrderung ber per⸗
fonen, Bein geſchenck noch gaben nemen, auch niemandt aus
gunft einſchieben, ober aus wieberwillen hindern, fondern wie
funden, nach ihrem-gereiffen befördern, vnd hierinnen anders
nichts, denn die ehre Gottes, ber pfarrfinder ewig heil und fes
ligkeit, vnd alfo eimig den nug bee Kirchen .anfehen und ber
denden.
Deßwegen wir denn in ben jehrlichen Visitationibus biefe
ernftliche nachfrage verordnet, damit die Kirchen an allen ortem,
fo viel müglich, mit feommen, geſchickten, tuͤchtigen vnd vn⸗
ergerlihen Kirchendienern, zu erbawung derfelben, verſehen
werben:
- &o werden auch) die jenigen, welche einen Kirchendienet
beruffen, und zu der Ordination ſchicken, denfelben mit not⸗
bürfftiger zehrung abzufertigen wiſſen, auff das er, tie ges
breuchlich, ordiniret werben ‚möge.
Damit aber auch hierinnen durchaus gleicheit, und weder
bie Drdinanden lang auffgehalten, noch die Kirchen mit vn⸗
nötiger zehrung beſchweret werden, fol in allen dreyen Confiflor
rien ein gewiſſer tag in der wochen, in jedes circulo, ernennet
werben, auff welchen die Ordination gehalten werden fol.
Vnd fo einer orbiniret, fol er von bem Comsistorio dem
Lehnherrn und ber Kirchen zeugnis bringen, auff welchen tag
dieſelbige verrichtet, Vnd da fich der zehrung halben mißuer⸗
ſtandt oder vneinigkeit zutragen wolt, damit kein theil zur vn⸗
billigkeit beſchweret, ſol es auff erkentnis deß Viſitatorn vnd
der Oberkeit jedes orts geſtellet werden.
Wie aber, vnd mit was form vnd weiſe, ein newer Kir⸗
chendiener, vor der gantzen Kirchen ordiniret werden ſol, iſt zum
teil droben, vnter dem Capitel vom beruff vnd annemung der
Kirchendiener, zum teil aber bey dem Capitel von der Inueſti⸗
tur derſelben, vermeldet, darnach ſich die Theologen in den
Consistorijs zurichten haben.”
482 15806. COLEL. Kurfächfiiche Kircherordunug ·
IL ’
Bon der Lehre, vnd was dem Volk in Vrebigten vorzutragen.
[Bergt. Art. v. 1557 ob. ©. 179.]
„Nach dem zu biefen legten zeiten, durch befondere gnade
Gottes, fein heiliges Wort aus der tieffen finfternis des Bab⸗
fthumbs, in biefen Landen wiederumb, durch feinen außermwehl-
ten werdzeug vnd hocherleuchten Mann D. Luthern, an bag
liecht gebracht, deßwegen wir feiner allmechtigkeit herglich zus
danden, Sollen alle Pfarrer und Kirchendiener in jhren Pre⸗
digten und jederzeit, nicht allein ihre Pfarrkinder zu Chriftlicher
dandfagung für folche groffe grade, trewlich und fleiffig ver⸗
warnen, fondern auch für ihre perfon, vermöge jhres tragen»
den vnd von Gott fo hody und thewer befohlenen ampts, ſich
beneben ihrem vnd der Pfarrlinder embfigem Gebet befleiffigen,
das folche lehr rein und onuerfelfchet,, durdy feine gnade erhals
ten, vnd auff onfere nachkommen auch gebracht werden möge.
Dieweil aber nach abfterben weiland D. Luthers, feligen,
der Sathan ſich onterftanden, durch etfiche falfche Lehrer, dies
felbige in dieſen vnſern vnd andern Lendern wieberumb zuuer-
dunckeln, dem wort Gottes und vnſer warhafftigen Chriftlichen
bekendtnis Augfpurgifcher Gonfeffion, Keyſer Carolo V. anno
etc. 30. vbergeben , wieberwertige, falfche und verbampte lehre
in Kirchen vnd Schulen, heimlich vnd oͤffentlich einzufüren,
Welcher betrug vnd lift, vermittelft befonderer gnaden Gottes,
wunderbarlich geoffenbaret, und nochmals durch einhellige er⸗
kentnis etlicher fürnemen Chrifllihen, durdy und gen Torgaw
deß nechftverfchienen 1576. jahres zufammen befchriebenen
Theologen, mit beftendigem grunde Gottes worts verworffen,
ond von allen, in den Augfpurgifchen Confeſſions verwandten
Kichen vnd Schulen,’ eingeriffenen ergerlihen ziwiefpaltigen
Artickeln, ein gründtliche, richtige und in Gottes wort wolge⸗
gründte erklerung begriffen, melche von etlichen andern Chriſt⸗
lichen Churfürften und Stenden, Augfpurgifcher Eonfeffion zu⸗
gethanen reinen Kirchen, in groſſer anzal einhellig approbiret
und vnterfchrieben, wie folche in dieſem 1580. jare in offents
lichen druck verfertiget..
Iſt vnſer ernftlicher mwille und meinung, das hinfüro in
allen Kirchen onferer ChurfürftenthHumb vnd Landen, in maffen
wir anfangs in der Vorrede vber diefe verfafte Ordnung vns
erkleret, alle Pfarrer und Kirchendiener anders nicht, denn dem
Bieblifhen Prophetifchen und Apoftolifchen fchrifften, und den-
felben nach, der vnuerenderten Confeffion, und der darauff ers
folgten Apologia, vnd den zu Schmalkalden durch D. Luthern
gefchriebenen, vnd die dafelbften verfamteter fürnemer Theologen
approbirten vnd onterfchriebenen Artidleln, fo dem Coneilio zu
Mantua vberantmortet werden folten,, auch beyden Chriftlichen
Catechismis D. Luthers, und der jüngft darauff zu Torgaw von
alien ftreittigen Artickeln geftelter, und hernach aus aller andern
Kirchen eingebrachten bebenden verbefjerter einhelliger declaras
tion ond Chrifllichen erklerung, durchaus gemeß verhalten, und den⸗
felben zuwieder weber heimlich noch Öffentlich, nichts Lexen follen.
Darauff nachmals auch mit beſſerm verftandt und grunde.
derſelben zuhoͤrer jhre Finder vnd nachkommen leren, vnd fie
deſto ernſtlicher vermanen koͤnnen, das ſie vber ſolcher einfel⸗
tigen, reinen, vnuerfelſchten lehre halten, vnd ſich fleiſſig für
den eingeſchlichenen Irrthumben vnd verfelſchungen reiner lehre
huͤten ſollen.
Welchs zweiffels ohne, ber Allmechtige nicht allein zur
ſtraffe der vndanckbarn Welt, von wegen der groſſen verach⸗
tung vnd vndanckbarkeit gegen ſeinem Wort, verhenget, ſon⸗
dern auch die außerwehlten ſeine liebe Kirchen mit gnaden alſo
regieret hat, das ſie durch ſolche ſpaltungen auffgemuntert,
nicht allein fuͤr jhre perſon deſto fleiſſiger zubeten, vnd Gott
fuͤr die empfangene gnade zudancken, ſondern auch durch ſie vnd
jhr einhellig, oͤffentlich vnd beſtendig warhafftig bekentnis, als
Zeugen der warheit, ſo D, Luthern ſeligen, ſelbſt zum theil ge⸗
ſehen, gehoͤret, ſeine ſchrifften mit fleis geleſen, die nachkom⸗
men zur liebe der warheit gereitzet vnd vermanet, darinnen ge⸗
ſtercket, vnd, jhtem exempel nach, ſich ſo viel deſto fleiſſiger
hinfuͤro vnd alle die tage jhres lebens fuͤr falſcher vnreiner lehre
vorſehen, bey der reinen lehre ſtandthafftig vnd mit gebuͤren⸗
dem Chriſtlichem eiffer vnd ernſt halten, vnd durch einige newe⸗
tung oder ſcheinbar fürgeben des Geiſts der finfternis, fo ſich
in die geſtalt der Engel des liechts verſtellen kan, nicht daruon
abfuͤren laſſen.“
in
Auff was zeit die Predigten an Sonn vnd Feyertagen anzuſtellen,
vnd mit was orbnung fie ſollen gehalten werben.
„Wie aber, und auff was zeiten, an Sonn, Feyer vnd
Werdtagen, die predigten Gottes worts angeftellet, auch mit
was ordnung biefelbigen gehalten werden follen, weil in den
jüngft gehaltenen Visitationibus alferley mengel an Lehrern
vnd Zuhörern, vnd fonderlich befunden, das unfer hieuor geges
benen verorbnung nicht gelebt. worden. Iſt hierauff unfer wille
vnd meinung. '
Erftlih, Das vnſere Pfarrer und Kirchendiener in Sted⸗
ten und Dörffern, ihre Predigten alfo anftellen, das fie zu ers
bawung der Gemeine Chrifti, in warhafftiger erkentnis vnd
furcht Gottes, auch zu aller Chriftlicher zucht, und Gott ges
felliger erbarfeit, dienen mögen. |
Zum andern, Das fie auff alle Sonn und Feyertage, die
getoönlichen und verorbneten Euangelia, weil fie der Chriſt⸗
lichen Gemein, vnd alfo auch den vnuerftendigen eglicher maſ⸗
fen mol befandt, wie auch auff die verordnete Feft die Hiftorien
derfelbigen predigen,, vnd auſſerhalb fürnemer ehehafften vrfa-
hen, keines mals onterlaffen, damit die Hausueter diefelbigen
als befandte Euangelia, ſampt ihren austegungen, jhren kindern
vnd gefinde, baheime defto beffer fcherpffen und einbilden können.
In der wochen aber, da der Kirchendiener in einer Stab
viel, follen fie mit gemeinem chat die Predigten alfo unter ſich
teilen, das nicht allein aus dem newen Teſtament ein Euan⸗
gelift oder Epiſtel S. Pauli, oder eines andern Apoſtels, ſon⸗
bern auch aus dem alten Teſtament egliche Bücher, der Chriſt⸗
lichen Gemeine geprediget und erkleret werde.
Zum britten, follen die Pfarrer und Kirchendiener, durch
ihre Superintendenten und verordnete Vifitatorn vermanet, vnd
mit ernſt dahin gehalten werden, weil, -Gott lob, an Predigten
vnd anzal dberfelben, nicht mangel, darzu lange Predigten nicht
bawen, dardurch das volck zum gehöre entweder verdroſſen ges
macht, oder aber, ehe fie das legte faflen, des erſten wieder vers
geilen, das fie nicht Lange predigen, fondern jhre Predigten alfo
anftellen, das fie an Sonn vnd Feyertagen, wie auch auff Die
hohen Feſt, auffs lengſte nicht ober eine ſtunde, deßgleichen
auch die. nachmittag und werditag Predigten, eine halbe ſtunde,
1380. OEIE. SKurfächfiiche Kirchenorduung.
ober mehr nicht, dann auffs lengſte drey viertel ſtunden fich ers
reden, damit die zuhoͤrer bey gutem willen behalten, und mit
groſſem fleis diefelbige befuchen.
Dardurch auch die Kirchenbiener verurfachet werden , das
nicht viel und mancherley In einer Predigt, fondern nur egliche
wenig ſtuͤck, eins, zwey ober drey, dem volck unterfchiedlich, und
mit guter ordnung, fürgehalten, welches auch bie onuerftendigen
faffen und behalten mögen.
Sonderlich aber follen fie ſich in ihren Predigten befleiffis
gen, wann fie jhre lehr mit zeugniffen Heiliger Schrifft bewei⸗
fen und beftettigen, das fie die Sprüche gang, wie fie von ben
Propheten ond Apoftein befchrieben, und mit den worten ans
ziehen, wie fie D. Luther verdeudfcht hat, damit bie Zuhörer
ſolche nachſuchen, und jhnen bergeftalt die Predigt nüglicher
machen, und tieffer einbjlden koͤnnen.
Zum vierden. Nach dem auch bie Pfarrer aus geringen,
Bederlichen vrfachen, die Prebigten an mwerdtagen, befonders
zu Sommerszeiten, einftellen, vnd genglich onterlaffen, follen
diefelbigen, aufferhalb eglicher wochen in ber Erndte, wann bie
arbeit am nötigften, unnachleffig gehalten werben, dann fich
allewegen, wo nicht viel, doch etzliche, befonders alte und ers
Lebete perfonen,, fampt ben kindern, bey denfelben finden, auch
darzu ernſtlich vermanet werben follen.
Zum fünfften. Nach dem Bagen eingebracht, das bie
Pfarrer jhres gefallene an Sonn und Seyertagen, zu vnglei⸗
hen ftunden die Predigten, in den Pfarren vnd Siltaln ans
ſtellen, dardurch das vold verhindert, das fie fich nicht auff ges
wiſſe zeit zur Predigt ſchicken Eönnen, folchem zubegegnen, und
das, ſouiel muͤglich, die Predigt Gottes worts nicht verfaumet,
follen die Pfarrer, fo Feine Filial zuuerrichten haben, durch das
gantze ihar, an allen Sonn und Feyertagen, eine gewiſſe bes
flimpte flunde, als im Sommer auff fieben, im Winter aber
auff acht uhr, gewißlich und unuerlengt halten, und ihres ges
fallens ſolche flunde nicht endern noch verrüden.
Weiche aber Filial zuuerforgen haben, auff das fie mit ber
andern Predigt im Filial gleicher geftalt auch gewiſſe, beftimpte
ftunde, nad) jedes orts gelegenheit, halten, auff das bie mit⸗
tages Predigt, auch zu vechter zeit koͤnne angeftellkt und vers
- richtet werden, darnach ſich die eingepfarten zurichten wiſſen,
ſollen fie in der Kirchen, da die Communion gehalten wirdt,
nach der zal ber Communicanten, ein viertel oder halbe ſtunde
befto früer anfangen, vnd ſolches der Gemeine den Sontag
zuuor auff der Cangel anzeigen, damit fie fi) haben an beyden
orten darnach zurichten.
Zum fechften. Weil ſich aud) befunden, das an den orten,
da neben der Pfarrkirchen auch Filial zuuerfehen, dem Pfarrer
aber, von wegen ungelegenheit bed orte, in benden Kirchen bie
Predigt für mittage zuhalten vnmuͤglich, das die eingepfarten
aus Peiner Kirchen in die andere, und alfo, vmb der Predigt
willen, dem Pfarcer folgen wollen, wann er nemlich an einem
ort vor mittage, uber acht tage aber am andern ort, feine Pre
digt verrichtet, baher bie in Filialn ond eingepfarten Dörffern,
offt in viergehen tagen Leine Predigt haben, vnd an flabt des
gehöre Gottes worte, ſpatzieren oder ihrer arbeit nachgehen,
Sollen die verorbneten jedes orts Visitatores, biefe anordnung
thun, vnd, nad) gelegenheit ber vmbſtende, ſolches auff das
befte, fo muͤglich, mit bepber theil gutem willen, beftellen, und
II.
438
die eingepfarten ernfllich vermanen, daß fie die Predigt vnuer⸗
faumpt befuchen) und ſich deßhalben bilich nicht zubeſchweren
haben. _
Zum fiebenden. Nach dem den Pfarreen und Kiecchenbies
nern mit ernſt aufferlegt und eingebunden, das fie in jhren Pres
digten jren eignen affeet, mit holhippen, poldern oder fchmehen,
nicht nachhengen,, fonbern ſich aller Chriftlichen fanfftmut und
befcheidenheit, nad) der lehr S. Pauli, gebrauchen, Iſt folches
von vns Feines weges dahin gemeinet, das. bie Kirchendiener,
mit gebürendem, brennendem ernſt vnd Chriſtlichem eiffer, das
lefterliche vnd gottlos Leben der Pfarrlinder nicht ſtraffen, vnd
alfo die Lafter nicht ruͤren börffen, melche der allmechtige ihnen
fo ernſtlich aufferlegt vnd befohlen, Efaf. am 58. auch da fie
ſolches vnterlaſſen, ihnen erſchroͤckliche drawung für augen ges
ftellet, wann fie den Gottloſen die fünde nicht fagen, vnd fie
darinnen flerben, er ihre feele an feinem groffen tage aus jhren
henden fordern wolle, Ezech. am 3. Werden derhalben die
Pfarrer in folchem fidy jhres ampts, der gebür nach, wol zuers
innern wiſſen, und, wo von nöten, die Visitatores jhnen gnug⸗
famen bericht geben koͤnnen, das folches allein auff die ergers
lichen Predigten gemeinet, da die Pfarrer, aus zorn und eiges
ner rachgier,, ihre eigene fachen auff die angel getragen, vnd,
mit ergernis der Gemein, ausgeftoffen, die leute mit namen
genennet, oder fie fonften alfo ausgemahlet, das menniglich,
wer fie fein, wol verftchen koͤnnen, oder fonften nicht gebürliche
ordnung im flraffampt gebraudyet, und alfo an fladt Gottes
worts, die gange zeit mit denfelben zugebracht, welchs wir bins
füro zugebulden keines weges gemeint find, fondern da einer
wieder feine Pfarrkinder, eines oder mehr, eine fache haben
möchte, fol er diefelbe, wo müglich, und wie Chriften menfchen,
beſonders aber Kirchendienern, vor andern wol anftehet, freunds
lich, Chriſtlich, mit jhme infonderheit,, ohn alles ergernis und
meitleufftigkeit, austragen, und ba jhme bie billigkeit nicht wies
derfüre , deshalben nicht die gange Kirchen, befonders ‘aber in
offentlichen Predigten, betrüben, vnd alfo fein ſelbſt Richter,
in eigener fachen fein, fondern an feinen orbentlihen Viſita⸗
torm gelangen laffen, und fein ampt vnergerlich, jeder zeit, mit
aller fanfftmut verrichten, auff das die Pfarrlinder vernemen
mögen, das feine Straffpredigten nicht aus fleifchlichem willen, .
fondern Chriftlihem vnd veterlihem eiffer, hergefloffen, derge⸗
ftalt fie auch mehr bawen, und ihrer Zuhörer freundlichen wil⸗
len, gegen ihrer perfon, vnd ehrerbietung gegen dem heiligen
Ministerio, befjer erhalten werden.
Zum achten, follen die Pfarrer auch ber gelegenheit jrer
Dfarrlinder mol acht nemen, teil es gemeiniglich auff den
Doͤrffern einfeltige,, und Goͤttlicher fachen, befonders der Reli⸗
gions ſtreite, unerfarne leute find, das fie diefelbigen nicht mit
vnnötigem gezende der lehr oder perfonen halben, verergern,
noch diefelbige auff der Cangel ohne not erregen, dardurch den
einfeltigen Leuten allerley nachdencken gemacht, vnd alfo mehr
bey ihnen abgebrochen und zerftöret, dann auffgebamet und ges
beffert werden mag, Sondern fie follen jhnen den grund Goͤtt⸗
licher reiner Iehre, vermöge Gottes worts, und ihres Chrifllichen
Catechiſmi, einfeltig fürtragen, vnd fuͤr wiederwertiger lehr
trewlich warnen, gleichwol jeder zeit dieſe vorſichtigkeit vnd be⸗
ſcheidenheit gebrauchen, wann es die notturfft erfordert, das
etliche mit falſcher lehre eingenommen weren, oder ſonſten die
55
notturfft erfordern, bie leut vor vnreiner lehr zuwarnen, ders
felben vngrund anzeigen, mit klaren zeugnifien ber Schrift,
ond wie fie wieder bie einfalt des Chriftlichen Catechiſmi ſtrei⸗
ten, genugfam wiederlegen, vnd bie perfonen, fo darmit ein-
genommen, mit dem geift ber fanfftmut, zu mieder bringen,
fich befleiffigen fol, auff weife und maß, wie bey dem Artickel
von der Vifitation und Superintendenten nottürfftiglich ver⸗
melbet worben.
Zum nambden. Nach dem die Kirchengebewde verorbnet,
nicht weltliche fachen darinnen zuuerfündigen, fondern Gottes
wort zuprebigen ond anzuhören, fo follen die Kirchendiener ſich
befleiffigen, das fie nicht allerley, beſonders weltliche fachen, zu
verfündigen ſich annemen, noch auch andern zuthun verftatten,
welche vor dee Kicchen, auff den offenen Plegen, in den Doͤrf⸗
fern oder in den Stedten, auff dem Rhathaus, oder andern
Örten, viel füglicher verrichtet werden können.
Zum zehenden. Nach bem die Kirchendiener in allem, was
zu warhafftiger Gottfeligkeit und erbarkeit-bienftlich, der Ehrifls
lichen Gemein ein gut erempel vorzutragen ſchuͤldig, follen zus
förderft die Superintenbenten fich befleiffigen, das nicht allein
die Prediger, vnd jhre Diaconi, fo offt die offentlichen Pres
bigten, aufferhalb dem teglichen Srügebet, gehalten, allewege
fi) bey demfelben finden, fondern auch die Superintendenten
vnd Pfarrer felbft darinnen fein, damit fie hören, und eigent-
ih erkundigen mögen, mit was fleiß ihre Gollegen jhre Pres
digten verrichten, ob fie auch, wie ſichs gebiet, darauff ſtu⸗
bieren,, mit grunbe leren, gute ordnung In ihren Predigten hals
gen, verftendlich leren, gebuͤrende befcheidenheit gebrauchen, und
ba es ihnen an deren ſtuͤck einem oder mehr fehlet, fie deshalben
freundlich anreden, unterrichten, vnd zur befferung vermanen,
auch wie folche erfolget, mercken, und nicht nachlaffen. Bes
fonder& aber follen allezeit, und bey allen ordinarj Predigten,
die Diaconi gegenwertig fein, und nicht unter den Predigten, in
ihren eigenen ober andern beufern, bey dem mein ober bier fi
von, oder fonft andere ſachen, mit ergernis ber Gemein, ver
richten, bey ernftlicher ſtraff, fo fie, ba fie gewarnet, und fol-
ches nicht beffern , darüber zugewarten haben.
Zum eilfften. Nach dem bißweilen Stubenten auff bie
Doͤrffer gehen, auch fonften aus andern orten Pfarrer, Diacon,
ober andere Kirchendiener zufammen kommen, und begeren, alls
ba in ber Kirchen fi) mit predigen zuuerfuchen, vnd zuüben,
Sol der Pfarrer derfelben Leinen aufftreten, noch predigen
Laffen, er bringe dann von feinen Praeceptoribus, da er in hei⸗
Bger Schrift flubiert, vnd des orts Superintendenten, ein
ſchrifftlich zeugnis, das er darzu geſchickt erfandt, und demnach
fiher zupredigen möge zugelaffen werden, der auch das Con⸗
eept zuuor dem Pastori, oder einem aus feinen Diaconis, oder
dem Superintendenten, gewelfet habe, Vnd werden ſich alle
Pfarrer gegen folchen perfonen, fo fich zu prebigen anbieten,
guter vorfichtigkeit und befcheldenheit wol wiſſen zugebrauchen,
damit nicht vngeſchickte, ungelerte, ober verdechtige perfonen,
zu dem hochwirdigen Predigampt zugelaffen, dardurch bie Ges
meine verergert, auch fie felbft in gefahr vnd befchwerligkeit
gerhaten möchten.”
IV.
Bom Eatechifmo.
„Dieweil Beine nothivendigere Predigt iſt, als des heiligen
1500. CLrL. Siurfächfifche KRirchenorduung.
Catechiſmi, in welchem die ſumma und Inhalt ber gantzen bei»
ligen Schrift, altes und newen Teſtaments, begriffen, darein
auch alle andere Predigten, den einfeltigen leuten zu beſſerm
bericht, zu ſterckung ihres glaubens, in den vnterfchieblichen
ſtuͤcken deffelben gezogen werden koͤnnen, Sollen bie Pfarrer
vnd Kirchendiener, ihnen ermelte Predigt des Catechiſmi, vor
allen andern, mit befonderm fleis angelegen,, und befohlen fein
laffen, bamit bie Gemeine, befonders aber das junge und als
bere volck, benfelben deſto baß verſtehen lernen, vnd was jeder
zeit geprebiget wirbt , faffen mögen.
Zum erften, follen fie teinen andern Catechismum dem
Volck in der Kirchen vortragen, noch in dee Schule leren laffen,
dann tie bderfelbig durch weyland den hocherleudhten Wan
Doctor Martin Luther, feligen, in druck gegeben, vnd feinen
Tomis eingeleibet worben ift.
Zum andern. Damit derfelbige jeberman gemein und wol
bekandt werbe, follen die Pfarrer in Dörffern alle Sontage vor
dem Euangelio, den gangen Catechiſmum, dod) ohne die aus⸗
legung, nemlich, allein die einfeltigen wort ber zehen Gebot,
die Artikel bes Chriftlichen Glaubens, das heilige Vater unfer,
die wort von ber heiligen Zauff, und dem Sacrament bes Als
tars, mit lauter flimme, deutlich und verſtendlich, fampt dem
Morgen und Abenbfegen, und dem Gebet vor und nad) dem
effen, vorfprechen, auch das junge vnd albere vold! vermanen
fleiffig zuhören, bamit die Eitern nachmals, jhre Binder und
hausgefinde, auch daheim zu Haufe denfelben nüglich treiben,
vnd fie darzu anhalten Binnen.
Zum dritten, follen bie Pfarrer und Kirchendiener ſich bes
fleiffigen , das fie den Satehifmum ftettigs auff eine form und
weiſe tractieren, vnd im leren deſſelben nicht weit dauon aus⸗
fchroeiffen, ihre kunſt und geſchickligkeit zubemeifen, fonbern bem
jungen vold denſelben auffs allereinfeltigft fürtuagen, vnd alfo
auch wieder von jhnen erfordern und eraminicen, vnd keine
andere Bepfragen, fo darinnen nicht begriffen, gebrauchen,
dann das arme junge vngeſchickte volck jrre gemacht wirbt, und
wenig behalten fan, fo man gar mweltleufftig, und mit vngleicher
form und weiſe zureden, den Eatehifmum handelt.
Darzu bie Pastores in Stebten und Dörffern, befonders
das junge vold, die Kinder, Knecht und Megde, fordern, vnd
die Eltern, Deren und Frawen, ernſtlich ermanen follen, das
fie dieſelbigen fleiffig zu folcher Predigt und auslegung bes Gas
techiſmi ſchicken, vnd bey ernftlicher ftraff foldye nicht verſen⸗
men, und da jhnen ein ſtuͤck des Catechiſmi vorgehalten, vnd
ausgeleget worben, bie Eltern, Herrn oder Frawen fie daheim
befragen, was fie daraus gelernet und behalten, dardurch fie
gleich von Findheit an auffgemimdert und getuehnet werben,
fleiffig auff die Predigt zumerden.
Zum vierden. Nach dem das junge vold in bee wochen,
von wegen des ackerbawes vnd anderer arbeit, verhindert, das
fie nicht leichtlich zur Kirchen kommen, fol der Catechiſmus alte
Sonn und Feyertage nady mittage dem jungen volck auff weife
und maß, wie droben vermeldet, geprebigt, die Epiflel aber mit
einer Burgen ſumma gelefen, und auff einen andern tag in bew
wochen, ausgeleget werden, auff welchen tag benn gleicher ge»
ſtalt, oder einen andern, ber Pfarrer das Examen im Cate-
chismo mit den jungen kindern halten fol.
Es follen aber die Pfarrer die gelindigkeit gebrauchen, das
1580. OL. Suriächfiiihe Kirchenorbunng.
fie das arme, einfeltige, arbeitiam volck, nicht vbel anfaren,
vnd von folchem wochentlichen verhöre abſchrecken, fondern fein
freundlich anfpredyen, und in der erſte mit ziemlicher antwort
zufrieden fein, bie ben Catechifmum gelernet, loben, bie andern
loden, vnd zur befferung vermanen, mit erzelung der frucht
vnd nug, fo aus ſolchem lernen erfolgen werde. .
Es follen auch die Pfarrer die Haususter und Dausnrütter
von der Cantzel vermanen, das fie jre finder und gefinde mit
freundligkeit zu folchem examen weifen vnd halten, aud) zu
gutem erempel vnd anreigung Der Jugent felbft vnbeſchwerlich
vnd willig zu der verhör fich einſtellen wolten.
Da aber in den Dörffern zum examine des Catechiſmi, bes
fonders in den Zilialn, oder da fonften fo viel volds in eine
Pfarr gewiedemt, das es dem Pfarrer alles zunerrichten vn⸗
müglidy, den Küflern oder Kicchnern zuhalten befehlen (weiche
doch anders nicht, dann da fie zuuor Durch ein ernftlich vorge:
hend examen, bey dem Consistorio gehalten, hierzu tüchtig
erkandt) fol ihnen gleicher geftalt eenfllich eingebunden werden,
das fie den Catechiſmum fleiffig treiben, vnd in verfarung der
jugent gleichmeffige befcheidenheit gebrauchen, auff form und
weife, wie oben vermeidet.
Vnd darmit das gefinde beten lerne, follen die Eltern etz⸗
liche ftunden in der wochen felbft, befonders aber, wann fie
vom efien geben, oder ehe fie fich fchlaffen legen, bie ſtuͤck des
Catechiſmi fürfprechen, oder Die es befonders in dee Schule ge:
lernet, den andern vorfprechen Laffen.
Da fie aber ſelbſt vngelert, und im hauſe niemandt hetten,
ber leſen koͤndte, follen fie einem armen knaben in der Schu⸗
ben etwas geben, der jhrem gefinde zu gewiflen flunden den
Catechiſmum vorfpreche oder leſe, und geiftliche gefenge lere.
Sonderlidy aber follen die Hausueter fleiffig vermanet wer⸗
ben, das fie ihre Einder, knaben und megdlein (da Sungframen
fchulen gehalten werben) fleiffig zue Schule halten, barinnen
fie onter anderm aud) den Catechiſmum für fid) auswendig vnd
andern vorlefen und lernen koͤnnen.
Zum fünfften, follen die Pfarrer, fonderlich die das erfte
mal zu dem hochwirdigen Sacrament des Leibs und Bluts
Shrifti gehen, im Catechiſmo mit fleis eraminieren, ob fie den-
felben gelernet Haben, auch ob fie zu ber Communion fonften
zuzulaſſen, eigentlich erkundigen.”
v
V.
Bon dem ihärlichen Examine bes Catechiſmi, fo in ber Faſten
mit dem jungen Gefinde gehalten werden fol.
„Nach dem bey dem Eramen des jungen vold8, in der Fa⸗
ſten, allerley ungleicheit und vnordnung fürfallen möchte, da
es in einer Kirchen andere, denn in der andern, gehalten, follen
bie Visitatores dieſe verordnung thun, das hinfüro in allen
Kirchen, vnſer Chur, Fuͤrſtenthumb und Landen, durchaus ei⸗
nerley gleiche ordnung, nachfolgender geftalt, gehalten, vnd
Feines weges, aufjerhalb einhelligem bedenden, und verordnung
des Synodi, verendert werde.
Erfilich follen in den Stedten, die Superattendenten (d
fie fein) oder die Pfarrer in denfelben,, von dem Rhat ein vers
zeichnie ber Vuͤrger und Einwohner der Stabt fordern, wie dies
febigen in vierteil ausgeteilet worden, die ihnen auch jedes orts
Rhat vnwegerlich mitteilen. fol.
&
%
Zum andern fol der Pfarrer, auff ben Sontagd
etc. ber Gemein verfündigen, das hinfüro auff M
in ber Saften, nad) der Mittags Predigt, das Examnnkkit ben
tindern vnd hausgefind gehalten werde, derhalben Eltern
ihre Finder ond gefinde darzu ſchicken, vnd anhalten wollen,
mit fie aus jhrem Gatechifmo rechenfchafft jhres glaubens ges _
ben koͤnnen.
Zum britten. Damit aber folches mit guter ordnung ges
fchehe, vnd ohne Confufion verrichtet werden möge, ſollen Dies
felbigen nicht alle auff einen Sontag verhöret werden, fonbern
wie jeder Stadtbürger in jhre vierteil ausgeteilet, alfo fol aud)
ein jedes vierteil, auff einen gewiſſen beftimpten Sontag, ver⸗
höret werden, alfo dns auff den eriten Sontag ber Faſten, das
erft vierteil, auff den andern Sontag das ander vierteil, vnd
alfo fortan, etc. die vbrigen auch, jedes vierteil, auff feinen ver»
erdneten Sontag,, verhöret werde.
Wo aber die Stadt fo gros, das auff emen Sontag bie
finder und gefinde, in gebachtes viertel gehörig, vom wegen ber
geoffen menge, nicht koͤndte alles verhöret werden, ale werden
die Kirchendiener das volck wol alfo abzuteilen riffen, darmit
in der Faſten ſolches Examen jedes orts unnnchleßlich und ges
6,
wißlich, mit allen verrichtet werde.
Zum vierden, Weil nicht wenig von dieſem Examine abge⸗
ſchreckt, das an etlichen orten die Kirchendiener das junge volck,
wann es nicht gleich auff alle fragen antworten kan, beſonders
Knecht vnd Megd, mit harten worten anfaren, vnd vor dem
volck vbel ausmachen, Desgleichen auch etliche Pfarrer vnd
Kirchendiener, zu zeiten hohe, vnd offtermals nicht allein den
jungen, ſondern auch den alten ſelbſt, vnbekandte fragen fuͤr⸗
halten, darauff jhnen zuantworten vnmuͤglich, Sollen die Vi-
sitatores die Pfarrer in den Stedten vnd Doͤrffern ernſtlich
vermanen, das fie bem jungen vold freundlich, veterlich, mit
aller fanfftmut vnd befcheidenheit, zufprechen, damit fie nicht
von bdiefem heilfamen und hochnotwendigen Examine abge⸗
fchreckt, fondern ein herglichen luft ond frewde, darzu gewinn:
vnd ducch die Eltern, herrn vnd Frawen, befto leichter d
angehalten merben mögen, Demnad die Finder und gefinde
loben, die aus jhrem Catechismo antworten koͤnnen, die ans
bern, woran es ihnen gefehlet, vermanen, das fie es von ben
andern, biß auff das nechſt Examen, lernen.
Zum fünfften. Es follen aber die Pfarrer und Kicchens
diener dem jungen vold feine andere fragen fürhalten, dann
die in D. Luthers Catechismo begriffen, darzu eben mit den⸗
felben, und feinen andern mworten.
Vnd erfllih, wann Finder verhanden, fo in der Schul den
Catechismum gelernet, und man defjelben aus der Schul ges
wiß ift, bedarff e8 feines langen Eramens vnd fragens, fondern
mann biefelbigen nur etliche füc des Catechismi befraget, jeg:
und aus diefem, dann aus einem andern ſtuͤck des Catechismi,
tan der Kicchendiener Leichtlicy fehen, ob das Find ben Cate-
chismam nad) in frifcher gedechtnig behalten, oder nicht.
Die aber benfelben nur zum teil gelernet, fol er befragen,
wie weit fie darin kommen, vnd darauff den Pindern, fo im
fernen einander gleich, ein fragſtuͤck vmb das ander, vorhalten,
dba er auch Ietchtlich erkundigen kan, wie fern fie tommen, und
fie loben, das fie fo viel gelernet, auch freundlich und veterlich
55 *
8 fie alfo fortfaren, und nicht nachlaffen wollen,
techismum gang gelernet haben.
leute verhanden, welche niemals zur Schul gehals
nad) die auslegung des Catechismi nicht gelernet
et, Die follen doc) befraget werden, ob fie das Vater vnſer,
„ den Chriftlichen Glauben, die zehen Gebot, die wort der ein⸗
fegung ber heiligen Zauff, vom heiligen Abendmal, und der heis
ligen Abfolution wiſſen, mie foldhe alle Sonn vnd Feyertag
Fonen in der Kirchen offentlich für dem volck vorgefprochen
werben.
Nachmals fie auch veterlih, mit linden, fanfften worten,
vermanen, das fie vor den Eindern, fo zur Schul gehalten, die
fragftüd, und auslegung des Catechismi lernen, barzu fie ein
gang ihar haben, und ba fie ein fleis darauff legen möllen, eins
von dem anbern leichtlich Lernen koͤnnen.
Zum fechften. Darmit auch bie Eltern, herrn und frawen
nicht allein fehen mögen, wie ihre Finder und hausgefind bes
fragt, fondern auch, was fie anttworten, und da etliche es nicht
Tonnen, defter mehr vrſach haben, ihre finder zu fleiffiger vbung
bes Catechismi im haufe anzuhalten, das jhnen nicht allein
die Hauptflüd, fondern auch bie auslegung des Catechismi,
doch ſtuͤckweiſe, vor, und nad) bem eſſen, vorgefprochen,, des⸗
gleichen vermanet werden, wann fie auffitehen und fchlaffen
gehen, folches mit einander zu üben, follen die Eltern, wo nicht
beyde, doc, auffe wenigſte eins, der vater oder bie mutter, wie
auch der here oder die fraw, zu diefem Examen jhre Finder und
hausgefinde felbft füren, welchs, dieweil es an jhm felbft
Chriſtlich, und Gott gefellig, fich niemandt beſchweren wird.
Vnd nach dem vermutlidy , das die Eltern in den Stebten,
den Catechismum in der jugent gelernet, ob fie gleidy die wort
alters halben nicht mehr fo eigentlich im gedechtnis haben, auch
gleicher geftalt ein ſchew hetten, alfo offentlich zureden, vnd
da es ihnen nur an einem wort fehlet, vor dem gefind erger:
lich, auch von den jungen mißbraucht werben mögen, das fie
auch deito weniger fleis anwenden, den Catechismum zulernen,
bad ihre Eltern benfelben nicht mehr von mort zu wort alfo
wiſſen zufprechen, fol derfelbe mit diefem Examine für jhre
perſon verfchonet, aber auff ben Dörffern, bey jungen vnd al
ten, gleichwol auch mit guter befcheidenheit gehalten, vnd bes
fonders mit den alten gehandelt werden, beren befentnis und
verftand, auch in ber Beicht, eigentlich erfundiget werben fan,
nach dem nicht allein junge Finder, fondern auch offtermals bie
erwachfene fühn und toͤchter, Enecht und Megd, eine forcht und
fhamen haben, vor jedberman öffentlich zureden, vnd der vr⸗
ſach auch, was fie fonft gelernet vnd wol gemuft, aus furdt
nicht antworten Binnen, Deßgleichen ſich mehrmals, wenn ein
ſolch jung menſch, nicht eine gebürliche antwort gegeben, fie
von den andern Zuhörern find ausgelachet und verfpottet, vnd
nachmals zu folhem Examen, entweder vnwillig, ober noch
erſchrockener worden, Sollen bie Visitatores in allen Kirchen
biefe verordnung thun, bas der Pfarrer jebed orts befonders, da
die Kirchen klein fein, einem jeden hausgefind befehlen,, in fels
nem gewoͤnlichen ſtuel oder ort der Kirchen, ober da bie Kicchen
groß, aufferhalb dem Chor, fo ferne von dem Kirchendiener
zuftehen, das fie nicht hören koͤnnen, was ber Pfarrer mit dem
vorhabendem hausgefind redet, ober fie antworten. Nach⸗
mals, fol er durch den Custodem, Viertelsmeiſter, oder wer
bi
t
4
1580. CLEI. Rurkächfifdhe Kirchenordumug .
zum füglichften hierzu jedes orts verorbnnet werben fan, vermoͤg
habenden zettels, ein hausgefinde nach bem andern, für fich im
den Chor, an das abgefonderte ort, erfordern, und obgehörter
weiſe mit ihnen das Examen orbentlid) vornemen.
Da aber die Gemein gros, und der Kirchendiener viel, fols
len- fie fich im Chor, an vunterfchieblichen orten alfo austeilen,
das Feiner ben andern hören, jhn, oder das vorgeftalt hausge⸗
finde, jrre machen, ober demfelben im Examine verhinderlicy
fein möchte. Dergeftalt die leute nicht lang auffgehalten, und
alles ordentlih mit gutem luft und willen mennigliche, vnd
groſſem nuß ber Kirchen, verrichtet, auch nachmals den Kies
chendienern in ber Beicht, viel mühe und arbeit erfparen wirbt,
wann fie alfo ihre Pfarrkinder und Zuhörer , foutel das erfents
nis ond bekentnis ihres glaubens belangt, durch big Examen
leren erkennen.
Deßgleichen werben ſich auch Knecht und Megd, fo nicht
allzeit an einem ort, Dorff oder Stadt bieiben, deſto beffer im
das Examen lernen zuſchicken, wann folcyes in allen Stedten,
Flecken vnd Dörffeen, durchaus vngeendert, auff ein gleiche
weiſe, an einem ort wie an dem andern, gehalten wird.
Vnd follen die Pfarrer und Kirchendiener das vold fleiffig
unterweifen, und mit gutem grund berichten, das diß fey die
rechte Chriftliche Confirmation oder Firmung, das ift, die bes
ftettigung deß glaubens, fo die Paten an ſtadt des Newge⸗
taufften kindleins bekant, darauff aud) das kind getauffet wor⸗
den, wann fie nemlich ſolches in diefem Examine erinnert, vnd
bemfelben in ihrem gangen leben nachzukommen, fleiffig ermas
net werden. Welches die Papiften anftehen laſſen, vnd an
ſtadt diefer Chriftlichen Firmung, ein ſchawſpiel mit ben kin⸗
dern angeftellet, welches voller aberglauben und jrrthumb, und
demnach allen frommen Chriften zufliehen und zumeiden iſt.“
- v.
Von der heiligen Tauffe, vnd Nottauff.
[(Vergl. Art. v. 1557 ob. S. 179.)
„Das hochwirdige Sacrament der heiligen Tauffe, fol mit
aller Höcyfter veuereng, ehrentbietung, und ohn einige unchrifts
liche mißbreuche oder leichtfertigkeit, der bey oder vmbſtehenden,
Inhalts vnſer Kirchenordnung, gehandelt werben.
Vnd weil derfelben die hohe Mapeftet, Gott Vater, Sohn
und heiliger Geift, mit feinen lieben Engeln beywohnet, vnd
bey folcher der Himel geiftlich fich auffthut, und das gros gna⸗
denwerck ber wiebergeburt, und geiftlichen erinnerung des men⸗
fhen, fo getaufft wird, felbfl gegenwertig wirdet, follen bie
Pfarrer fich befleiffigen, das fie in gegenwart ber verfamleten
Kirchen gefhehe, auch das volck ernftlich vermanen, fich ſelbſt
barzu zufchiden, weil folche alleweg füglich nach der Predigt
verrichtet werben kan, Dann die gange Kirche nicht allein für
bie netwgetaufften kinder beten, fondern auch ein jeder Chrift
fich felbft feiner empfangenen heiligen Zauffe, und des bunds
Gottes nüglich erinnern fol, den Gott in ber heiligen Tauffe
mit jnen gemacht und auffgerichtet hat.
© nA n auch Bein Pfarrer ... fterben laſſen. Vergl. oben
Demnach warın fich begeben würde, das Binder auſſerhalb
der Ehe geboren, und zu ber heiligen Tauffe gebracht, follen bie
Pfarrer nicht lang mit denen, fo die Zauffe bey ihnen fuchen,
——
1580. COLL. Sturfächftiche KRirchenorduung.
vom vater bes kinds bifputieren, fonbern auff begeren das Eind
alsbald tauffen, und der Obrigkeit ſolches vermelden, welche
fi), vermög vnſerer Policeyordnung, darauff der gebür wirdt
mit nottürfftigem nachfragen und flraffen zuuerhalten wiſſen.
Als auch vnleugbar vermerdt, ... zugelaffen werden”).
[Vergl. oben S. 180.)
Mad) dem an etlichen orten gebreuchlich, das die Bawers⸗
leut die Finder, fo bald fie getaufft, durch die Paten in bie
Schenckheuſer tragen laſſen, daraus mehrmals groffer vnrhat
entitanden, Sol bey ernftlicher ftraff ſolcher brauch hiemit ab⸗
geſchafft, Deßgleichen durch die Pfarrer jeder zeit das Bawer
vold ernftli erinnert und vermanet werden, bamit bie Binder
nad) der empfangenen Tauffe wol verwaret, alßbaldt wieder⸗
umb zu hauſe gebracht werben.
Dieweil fi) auch mehrmals zugetragen, das bie Zügeuner
fee kinder, wie zubeforgen, allein vmb gewins willen teuffen
laſſen, und alfo gefchehen Eönne, das fie mehr denn eins mals
burch die Pastores vnwiſſend getaufft wuͤrden, und es aber an
ihm felbft ein verbechtig volck, das wenig in vnſern Landen ges
fehen, auch unfer ernftlicher wille vnd meinung je und allmegen
geweſen, das folche leut, fo nicht allein mit aberglauben, lügen
vnd betrug vmbgehen, fondern auch gemeiniglich landtsverrhe⸗
ter, in onfern Landen nicht gebulbet, Laſſen mir es nochmals
dabey bleiben, vnd befehlen auch hiemit ernftlich allen onfern
Amptleuten, Befehichhabern, Erb und Gerichtsheren, das fie
ihnen ein durchzug noch vnterſchleiff geflatten, fondern fo
baldt fie unfer Lande antreffen, widerumb zuruͤck weiſen, dar⸗
mit ſolcher mißbrauch der heiligen Tauffe vnd anderer vnraht
vorkommen , und genglich in vnſern Landen verhütet werben
mögen.
Es fol auch das gefreffe und geoffer vnkoſten, fo an vielen
enden, vnd fonderlich in ben Dörffern, bey der Kindertauffe
gewönlic gehalten worden, bey ernfter ſtraffe abgefchafft
werben.
Nach dem auch an etlichen orten ein mißbrauch eingeriffen,
das junge leut, bie ſelbſt noch kinder fein, zu Paten gebeten,
fo die finder nicht halten koͤnnen, auch die vrfachen nicht vers
flehen, was der Paten ampt auff fich tregt, Sollen binfüro bie
Dfarrer und Kirchendiener deßhalben daſvolck erinnern und
vermanen, foldye Geuattern zubitten und bey ber heiligen Tauffe
zuftellen, die des alters und verftandts fein, das fie folchen Actum
mit ernft verrichten koͤnnen, und deßwegen niemandt auffs we⸗
nigft unter funffzehen jahr zulaffen.
Nach dem an etlichen orten nody von ber Papiftifchen zau⸗
berey geblieben, das bie Gloͤckner das vbergeblieben tauffwaſſer
verfauffen, tie auch etliche mit ben vbergebliebenen Hoftien
handlen, melche nachmals zu zauberen gebraucht, follen die Pfar⸗
ter bie Gloͤckner deßhalben ernſtlich vermanen, das fie es abs
ſchaffen, und da es nachmals wieder gefchehen, hertiglich geſtrafft
werden fol.”
Bon ber Rottauffe.
re kindlein, ... und gebeten werden. Vergl. oben ©.
*) Die Ueberſchreitung ber fon in ven Art. von 1887 feftgefehten
Anzahl der Gevattern iſt Hier mit einer Strafe von 100 Guͤlden bedroht.
437
Es follen aber die Kicchendiener bie Wehemuͤtter auffs fleif-
figfte unterrichten, Erſtlich, da6 fie Bein Lind, fo noch in mutter
leide, und nicht gang in die Welt geboren ift, nottauffen, Denn
nachdem die heilige Zauffe ein Sacrament der wiedergeburt iſt,
erfordert die natur diefe6 Sactaments, das das Pind, fo das Sa⸗
crament der mwidergeburt empfahen: fol, zuuor an die welt ge
boren fey, Jedoch follen die, fo in folchen nöten darbey fein,
beyde die mutter und das Find dem allmechtigen Gott, ducch
ihre treroliche vorbitt befehlen, das Gott der mutter helffe, und
das Findlein ihm gnedig befohlen fein laffe.
Es follen aber die weiber, nachdem das kind an bie welt
geboren, aufferhalb der hoͤchſten not des kindes ſchwacheit, nicht
nottauffen, fondern da fie ein Kirchendiener, oder fonft ein
Chriftlihen Man in der eil zuhanden haben Eönnen , benfelbis
gen beruffen, und das kindlein teuffen laſſen, Aber fo daffelbige
wegen ſchwacheit des kindes nicht fein möchte, alßdenn fol die
Wehmutter, oder welches gegenmwertig Chriftlich weib fich deß
tauffens vnterfangen wil, zwo oder drey perfonen, fo verhan⸗
den, zum zeugnis beruffen und erfordern, damit auff zweyer
ober dreyer kundtſchafft, die heilige Tauff deß Eindes beftehe,
vnd zuuor das Gebet Chrifti, Water unfer ıc. beten, dem ind
ein Namen geben, vnd darauff das Eind teuffen, vnd fprechen:
Ich teuffe dich N. im namen Gottes des Vaters, und des Soh⸗
nes, und des heiligen Geiſtes.
Deßgleichen follen die Wehmütter mit anders nichts, denn
mit waſſer tauffen, ond nicht, wie etwan in folder not gefches
ben, was fie ergreiffen, als Wein, Effig, Milch darzu gebraus
chen, weil Chriſtus mit außdrüdlichen worten allein waſſer
darzu verordnet hat, welchs man auch jederzeit in folchen not⸗
fellen haben Ban.
Sonberlich aber follen die Pfarrer und Kirchendiener nicht
auff ein zweiffel tauffen, wie etwan im Bapfthumb gefchehen,
da fie gefagt, Biſt du getaufft, fo teuffe ich dich nicht, Biſt du
aber nicht getaufft, fo tauffe ic, Dich. Sondern wenn die Tauffe
vngewis, fol der Kirchendiener nicht viel fragen, noch fich viel
bedenden, fondern das Find auff den befehl und nad) der ord⸗
nung Chriſti tauffen.
Wie aber die conficmation der Nottauffe in der Kirchen vor
der Chriftlichen Gemein verrichtet werben fol, ift in unfer Kir
chenordnung, unter dem Gapitel von dee Nottauffe befchrieben,
darnach ſich alle Pfarrer und Kirchendiener verhalten follen.”
vo.
Bon der rechten Chriftlichen Beicht und prisat Abſolution.
[Vergl. Art. v. 1557 ob. ©. 180.]
„Nach dem der Pfarrer und Kicchendiener das Volck gründts
lich aus Gottes wort unterrichtet, was der vnterſcheid zwifchen
der Papiftifchen ohrenbeicht, da die leut gemartert und gezwun⸗
gen, alle fünde, das unmüglich, Pfalm 19. zu erzelen, und ber
warhafftigen Chriftlichen Beicht fey, darinnen die jugendt zu
befentnis und vechenfchafft ihres glaubens angehalten, jeder fels
nes beruffs in fonderheit erinnert, fürnemlicy aber die kleinmuͤ⸗
tigen angefochtene gewiffen aus Gottes wort in jren ſchweren
befondern anliegen getröftet, Sollen fie die gange Gemein fleife
fig zu folcher vermanen, vnd Öffentlich anzeigen, das man nie
mandt zum hochwirbigen Sacrament deß leibes vnd bluts deß
HERRN Chrifti zulaffen werde, ee habe denn zuuor fic) bey
4.
#
458
* ordentlichen Paſtorn angezeigt, vnd die priuat abſolution
geſucht.
Denn ob es wol an jhm ſelbſt ein frey ding, vnd demnach
aus keinem Papiſtiſchen zwang geſchehen ſol, (deßwegen das
volck fleiſſig durch die Kirchendiener vnterrichtet werden ſol, dar⸗
mit nicht wiederumb vrſach zur marter des gewiſſens gegeben)
So ſol man dennoch von wegen der Chriſtlichen zucht, vnd be⸗
fonders vmb der vnuerſtendigen willen, dieſelbige nicht fallen
laſſen, ſondern menniglich vermanen, das ſie ſolche lieben, die⸗
weil der gemeine Poͤuel allein vmb alter gewonheit willen zum
heiligen Sacrament lauffen, vnd nicht weis, was das Sacra⸗
ment iſt, die billich zum gebrauch des heiligen Abendtmals nicht
zugelaſſen werden ſollen, biß ſie genugſam vnterrichtet, Denn
diß Sacrament vnehren nicht allein, die es vnwirdig empfahen,
ſondern auch die es mit vnfleis vnwirdig geben.
Wie aber die leute zur Papiſtiſchen erzelung der ſuͤnden
nicht gezwungen werden follen, alfo follen auch die Kirchendies
ner nicht vormigiger weile von ihren Beichtlindern, wie etiwan
befchehen, fragen, was ihnen nicht gebeichtet worden, Denn
Diefe Beicht nicht zu einer Inquifition der heimlichen und ver⸗
borgenen fünden, fondern fürnemlich vnd allein zur lehr der
onuerftendigen, und zum troſt dee betrübten angefochtenen ges
willen verordnet, darinnen die einfeltigen, wo von nöten, vn⸗
terrichtet, und bie jhnen felbft in jerigen fellen nicht rahten
Können, teoft aus Gottes wort erlangen, und jhr gemwiffen wie⸗
derumb zum frieden bringen, auch nachmals das heilige Abendts
mahl mit frölichem glauben empfangen koͤnnen.
Es follen aber die Kirchendiener die Eltern vermahnen, das
fie ihre Einder vnd haußgefinde, nicht fo vngeſchickt zur Beicht
fhiden, fondern zuuor daheime in den heuptſtuͤcken des Gates
chiſmi wol ontertichten laſſen, Denn etliche fo vngeſchickt ber
funben, das fie nicht allein nicht willen, was das heilige Sa⸗
erament ſey, was fie in demfelben empfangen, warzu es ihnen
nüs und gut, und warumb fie e8 empfangen, fondern auch
wenn fie gefraget werden, wer für fie gelitten vnd geftorben ſey,
wol gar nichts antworten, oder vnbedacht reden, Gott der him
lifche Vater, oder der heilige Geift hab für fie gelitten.
Der vrſach auch die Pfarrer die lehr und examen des Ga-
techifmi befto fleiffiger mit jhnen treiben, und fonderlich durch
das jehrlid) examen in der Kaften, von jedem in fonderheit eis
gentlich erfundigen koͤnnen, mie fie in den heuptftücden Chrift-
licher lehr onterrichtet, bamit fie in der Beicht nicht auffgehals
ten, vnd alfo die onuerftendigen nicht zugelaffen,, biß fie gnub-
fam rechenſchafft ihres glaubens jederzeit geben Binnen.
Weil aber befonderd vmb die Defterliche zeit; wenn bie leut
fich In der Kirchen zur Beicht finden, allerley vnordnung für:
fellet, das fich diefelbige zu dem Beichtvater dringen, miteins
‚ander vmb den vorzug zanden, eines das ander hinderſich ftöft,
ber alten ſchwachen leut und ſchwangern framen ungeachtet, aud)
den Beichtvater alfo vmbſtehen, das Eeiner fein anliegen dem
Pfarrer heimlich anzeigen, noch der Kirchendienes mit jhnen
ber gebür veden Pan.
Sollen jedes orts die Kirchendisuer ſolche verordnung vors
nemen, das in den Stebten die Kirchendiener im Chor, an weit
von einander abgefonderten orten figen, vnd das volck auffer
halb dem Gitter oder Chor ſtehen bleiben, aus welchen eines
nad) dem andern zum Beichtvater gehe, mit welchem. ex reden
1580. CLIX. Surfächiiche Kirchenordunug.
koͤme, das es andere in ber Kirchen nicht hören. In ben
Dörffern aber follen die Pfarrer ihre Beichtlinder jebes in feis
nem ftuel heiffen ſtill flehen bleiben, biß der da gebeichtet, aus
dem Chor gangen ift. nd follen befonders fchwangere Weis
ber und alte ſchwache leut nicht lang auffgehalten, fondern dies
felbigen vor allen andern verhöret werben.
Auch follen die Jungen Chriftlicher zucht hierbey erinnert
werben, das fie aud) in dem gebürende ehr denen erzeigen, wel⸗
chen fie auch) fonft fhüldig fein zumeichen, vnd fich vor denſel⸗
ben zu den Kirchendienern mit vnordnung nicht bringen.
Beſonders aber follen bie Kirchenbiener-die jenigen fo beich-
ten wollen, mit ernfl vermanen, das fie ſich alles geſchwetz und
wafchen in ber Kirchen enthalten, fondern ein jedes an feinem
ort, fo lang e8 nicht zur Beicht zugelaffen, fein gebet zu Gott
tbun, vnd ſich fleiffig erinnern follen, wie fie rechenfchafft ihres
glaubens geben wollen, wenn fie berhalben in ber Beicht ges
fraget werden.
Es follen aber die Pastores und andere biener im Predigs
ampt, die jenigen und andere perfonen, deren fie zunor aus dem
wöchentlichen und jehrlichen examine de Catehifmi nicht ges
wiß, von ber lehr und heuptflüden def Gatechifmi Reiflig fra⸗
gen, und die jenigen, fo unterweifung bebürffen, zu jederzeit
mit aller fanfftmut ond zucht unterrichten, auch bey folder vn⸗
terweiſung die perfonen nad) gelegenheit zur beiferung verma-
nen, Vnd da fie ſolche zufagen, inen die Abfolution fprechen.
Die aber in jbren fünden vnbußfertig verharren, und fich nicht
befjern wollen, follen zur Communion nicht zugelaffen werben,
doch mit jhnen nicht geeilet,, fondern twie broben vermeldet, bie
gradus admonitionum vorgenommen, und alfo niemandt allein
auff eigen erfentnis der Pfarrer, vom heiligen Abendtmapl abs
gehalten werden. |
Es follen auch die Pastores bdiefer und anderer vrſach hal⸗
ben, jede perfon, fo zu der Communion gehen wit, in fonbers
heit verhören, und nach der unterweifung, vermanung oder troſt,
nach gelegenheit der perſon, jhr bie priuat Abfolution fprechen,
und nicht einem gangen hauffen zugleich, vngehoͤrt, ein gemeine
Abfolution fprechen.
Deßgleichen fol auch die Beicht vnd verhoͤr deren, fo zur
Sommunion gebe len, aus vielen beweglichen vrfachen,
nicht in deß Pfarrers oder Diacons haufe, noch in der Sacri⸗
ftey , fondern in der Kirchen öffentlich im Chor gefchehen, dar»
mit ſolches alles mit groffer zucht und ernſt, in beyweſen vnd
bey bem Gebet bes volcks, verrichtet werde.
Vnd ob wol alle eingepfarrte bucch die Pfarrer mit ernft
vermanet werden follen, das fie fich den Sonnabend oder. Bes
fperzeit zu folcher verhoͤr ſchicken, vnd niemands auff den an=
dern tag, wenn-bie Communion gehalten, die beicht verziehen
ſolle, Dee vrfach denn auch die, fo in den filialn wohnen, ſchuͤl⸗
dig fein follen, in der Pfarslicchen zubeichten, Jedoch follen die
Pfarrer mit den alten ſchwachen leuten, wie aud) den ſchwan⸗
gern Weibern, befonders fo der geburt nahe, und vornemlich
zu Winters zeiten, mit-benfelben gedult tragen, welche fie mor⸗
gend vor dem ampt verhören fallen.
Nach dem auch mehrmals groffe beſchwerniſſen erfolget,
wenn entweder die Kirchendiener, oder bie verhörte perfonen,
aus der Beicht gefchtwaget, fol ihnen allen aufferlegt, beſonders
aber den Kirchendienern eingebunden werben, was ihnen für
1868. OLIE. NAurfächfifche Airchenvrduung.
| anruffung vmb anad und hälff in allen noͤten, vnd mit hertz⸗
gewiſſens hendel in der Beicht vertramet, niemandt, wer ber
auch fein möchte, bey vermeidung ernftlicher ſtraffe, zu offen-
baren, fondern wie ſich gebüret, verfchwiegen halten, Darnach
fidy ein jeder wiſſe zurichten.“
Bon ber Eommmnion.
[Bergl. Art. v. 1557 ob. &. 180.)
„Dieweil in dieſen Landen der hochfchebliche jrrthumb und
ketzerey vom hochwirdigen Sacrament deß leibes vnd bluts
Chriſti, hin und wieder in den Kirchen heimlich eingefchoben,
ond wie zubeforgen, viel einfeltiger bergen, aus vnuerſtandt,
mit demſelben eingenommen, oder jrre gemacht worden, Sollen
die Kicchendiener jehrlich zu feiner zeit, bie reine Ichre von dem
Zeftament Chriſti ausfürlich erkleren, defigleichen auch fonften,
wenn «8 bie gelegenheit in der außlegung der Euangelien, Epis
ſtel, odee andern büchern ber heiligen Schrift gibt, jhre zuhörer
deß grundes unfers eimfeltigen glaubens von biefem Sacrament
erinnern, der Sacramentirer jrrthumb und ungrundt ihrer lehr
rolederlegen, und vor demfelben ernftlidy und trewlich, doch alle»
zeit mit gebürender ſanfftmut vnd befcheidenheit, warnen, auff
das nicht allein die verfürten durch Gottes gnad miederbradht,
fondern auch Fünfftig die leut vor demfelben verwaret werben
mögen.
Deßgleichen follen auch die Kirchendiener das gemeine vold
fletffig zur Communton vermanen, das fie des jahre nicht nur
ein mal, fondern viel und offt, zum hochwirdigen Sacrament
geben, ond def Herrn Chrifti gnad, flerben, aufferftchen, fams
kung vnd erhaltung der Kirchen, vnd alle gnedige verheiffung
offt zubetrachten, und darbey deflo ernftlicher Gott anruffen,
vnd dancken. Dargegen aber bie faule, kalte, fichere, fchleffes
vige bergen, bie den Chriftlichen brauch des heiligen Sacraments
nicht betrachten, und nicht achten, offt mit ernftlicher erinnerung
ſtraffen, und den nug vnd frucht anzeigen, fo fie daraus zuge⸗
warten, dardurch nicht allein jhr glaub an Chriſtum gefterdket,
ond fie der vergebung jhrer fünden vergewiſſet, fondern auch
ſtercke vnd krafft empfahen, mit Iuft vnd lieb in den geboten
Sottes zu wandeln, vnd dem Teuffel, der Welt, und anfechs
tungen des verberbten fleifches zu toiderftehen , durch welche ber
Sathan fromme hertzen fich befleiffiget von der warhafftigen
gottfeligkeit und Chriftlichem wandel abzumeifen.
Da ſich aber begebe, das etliche pfarrkinder von megen
Rechtsſachen, fo fie vor ber Oberkeit haben, fich vom heiligen
Abendtmahl beharrlich enthalten würden, follen bie Kirchendie⸗
ner ihnen bericht thun, das fie deßhalben von bee Communion
nicht bleiben follen,, weil die Gericht ein ordnung Gottes fein,
allein das fie fich für haſs und grolf hüten, welches fie auch |
aufferhafb den Mechtefachen zuthun ſchuͤldig fein, da fie anderſt
rechte Ehriften fein wollen.
Die aber im glauben vom heiligen Abendtmahl jrrig wor⸗
ben, follen die Pfarrer mit dem Geift der fanfftmut aus Got⸗
te8 wort grünbtlidy berichten, vnd die gradus admonitionum
mit denfelben, wie auch andern halten, wenn fie aus Gottes
wort notduͤrfftiglich vnterwieſen worden.
Es fol aber die Communion auff die Sonntage und etliche
andere Chriftliche Feſt, in züchtigen verfamlungen der Chrifterr
in der Kirchen, mit Chriſtlicher Predigt, gefang, ernſtlicher
489
licher danckſagung für das bitter Leiden und flerben Chriſti, ges
halten werden.
tem, fo offt etliche perfonen der Sommunion begeren, fol
len diefelbige nicht auffgehalten,, fonbern nach befehl Chrifti jh⸗
nen gegeben, und die Communion, toie fie durch des HERNN
Chriftt befehl verordnet ift, gehalten werben, das beybe geſtalt,
mit vorgehender ernfllicher anruffung, und nachfolgender hertz⸗
licher dandfagung gegeben werde.
So aber am Sonntage oder andern Feften nicht perfonen
verhanden, die zur Commmunion gehen wollen, fol diefelbige
auff ſolchen tag vnterlaſſen und eingeftellet, das Feſt aber mit
der Predigt, ernflliher anruffung Gottes, und dandfagung,
vermöge vnſerer Kirchenordnung, vnd Feine priuat Opffer oder
Dapiftifche Meſs gehalten werden.
Es follen auch die Pfarrer ſich eufferft befleiffigen, ſolch
hochwirdig Sacrament mit aller Chriftlicher gebürender andacht
vnd vorfichtigkeit zuhandeln, damit der Chriftlichen Gemeine
Bein ergernis gegeben, ſondern zu gleichmeffiger andacht gereigt
vnd erweckt werde.
Fuͤrnemlich aber gute achtung geben, das ſie die wort der
Conſecration, wie fie an jnen ſelbſt lauten, vnterſchiedlich, vers
ſtendtlich, und mit gebuͤrender andacht der Gemeine vorhalten,
dieſelben keines weges vbergehen, oder verwechſeln, ſondern
vermoͤg deß Teſtaments Chriſti, in ſeiner gebuͤrenden ordnung
halten, wie ſolches vnſerer Kirchenordnung einuerleibet worden.
Nach dem auch die heimliche vnd oͤffentliche Sacramentirer,
in auſſpendung dieſes hochwirdigen Sacraments entweder gar
ſchweigen, oder ſich anderer wort, denn deß Teſtaments Chriſti,
gebrauchen, darunter ſie jhren jrrthumb verbergen, als, das ſie
fagen, Nim bin vnd iß, dein glaub in den hingegebenen leib
Chriſti erhalte dich in das ewige leben, Nim hin vnd trincke,
dein glaub in das vergoſſen blut Chriſti ſtercke dich zum ewigen
leben, vnd dergleichen, Sollen die Visitatores alle Pfarrer vnd
Kirchendiener ernſtlich vermanen, das fie ſich in außtheilung
dieſes Sacraments, keiner andern, denn der wort des Teſta⸗
ments vnd einſetzung Chriſti gebrauchen, nemlich in der reis
hung def leibes: Nim und iſs, das ift ber Leib Chriftt, der für
dich gegeben, etc. Vnd in der darreihung deß Kelchs: Nim
vnd teinde, das iſt das blut Chrifti, das für deine fünde ver»
goſſen, etc.
Nicht weniger iſt von noͤten, das auch die Pfarrkinder und
Communicanten zu gebuͤrender zucht und ordnung ernftlich vers
manet und angehalten werben, bamit das hochwirdige Sacras
ment nicht leichtfertig oder vnordentlich, fondern mit gebürens
: dee Chriftficher zucht gehandelt werbe.
Denn wiewol im Bapfthumb folche zucht, mit faften und
anderm, in geoffen mißbrauch und jrrthumb geraten, fol doch
omb deß mißbrauchs willen, der rechte gebrauch nicht abgethan
werben, das nemlich alle die, fo zu Communiciren vorhabeng,
ihnen felbft ein recht Chriſtlich vnd Gott molgefellig faften auff-
legen, das nicht auff onterfcheid der fpeife geſetzt, fondern in
abbruch und Chriftlicher nüchterkeit und meſſigkeit ftehet, dar⸗
durch die leute deſto gefchickter zum gebet vnd dandfagung, und
alfo auch zu dem gebrauch de heiligen Abendtmals, mit mehr
andacht fich ſchicken Eönnen, Ob gleichwol alle jhre wirdigkeit
nicht auff ſolchem leiblichen bereiten, fondern einig und allein
440 1589.
auff dem verbienft Ihefu Chrifti ſtehet, das burch ben glauben
uns zur wirdigkeit zugerechnet, wenn gleich derfelbige nur wie
ein fenfflörnlein were.
x Sollen derwegen auff die Sonn vnd hoher Zeit abendt,
nicht allein alle gaflungen abfchaffen, fondern auch ein jeder
Haufvater fein gantzes haußgefinde zu einem nüchtern leben,
vornemlic, aber wenn fie zum hochwirdigen Sacrament gehen,
anhalten, auff das fie nüchtern, mit luft und andacht, an fol-
gendem Sonn ober Fefttage Gottes wort hören, die Commu⸗
nion wirdiglich gebrauchen, auch jhr Gebet vnd dandfagung,
Gott gefellig, vnd ihnen nuͤtzlich, verrichten mögen.
Deßgleichen follen fie mit aller ehrerbietung, demut vnd
zucht darzu gehen,, vnd fich mit kleidung, geberden und allem
alfo erzeigen, das hierin Bein Leichtfertigkeit gefpüret, fondern
der Chriftliche geſchmuck gemerdet werde, baruon S. Peter ge
fchrieben , dee nicht ſtehet im barflechten, golt vmbhengen, oder
kleider anlegen, fondern der verborgene menſch des hergen vun»
uerrudt, das fie rein und rechtfchaffen im glauben fein, mit
ſanfftem vnd ſtillem geift.
Nach dem auch inehrmals groſſe vnehr dem hochwirdigen
Sacrament wiederfaren, das entweder die Kirchendiener nicht
gute achtung auff ſich ſelbſt vnd die Communicanten gegeben,
oder die Communicanten ſich vnordentlich darzu gehalten, wenn
ſie jhnen den Kelch gereicht, das aus demſelben was verſchuͤttet
worden, Sollen nicht allein die Kirchendiener ſich ſelbſt in guter
achtung halten, ſondern auch das volck vermanen, das ſie zuͤch⸗
tig vnd beſcheidenlich zu der empfahung des bluts Chriſti kom⸗
men, damit fie nicht an den Kelch ſtoſſen, oder daruon ab⸗
ſchnappen, ſondern wie ſich gebuͤret, ordentlich verhalten.
Sonderlich aber die Menner mit jhren zwickberten ſich nicht
ergerlich in den Kelch legen, vnd darmit nachmals ergernis geben.
Deßgleichen die Weiber auch die Schleyer von dem mund,
vnd die Pareter von den augen, deßgleichen den mund auffge⸗
than, auff das jhnen das Sacrament in den mund gegeben,
vnd nicht, wie etwan geſchehen, die Communicanten gar nichts
aus dem Kelch trincken, ſondern der Kirchendiener jederzeit ſe⸗
hen moͤge, wie er ſeinen Communicanten den Kelch neigen moͤge.
Darmit auch ſonſten alle vnordnung im zugehen verhuͤtet,
ſollen die Pfarrer die Communicanten vermanen, das zum er⸗
ſten die Menner vnd jungen Geſellen, vnd denn die Jung⸗
frawen, vnd nach denſelben die Weiber, ſich ordentlich zu der
Communion verfuͤgen, auff das ſie nicht vnter vnd durchein⸗
ander lauffen, ſondern jedes theil an ſeinen ort ſich finde.
Vnd ob wol hieuor in den general Artickeln verordnet, wenn
die leut Communicirt haben, das fie ſich vornemlich denſelben
tag der Bierheuſer vnd Kretzſchmar, auch der vnordentlichen
tentze vnd anderer leichtfertigkeit enthalten, Iſt doch ſolches nie⸗
mals dahin gemeinet worden, als ob zu andern zeiten fuͤllerey,
vnzucht vnd andere leichtfertigkeit erleubet, dergeſtalt nur eine
heucheley vor Gott auffgerichtet, dardurch er zu groͤſſerm zorn
bewegt werden moͤchte.
Sondern es iſt dahin verſtanden, das ſolchen tag die Com⸗
municanten mit beſonderer danckſagung zu Gott fuͤr die gut⸗
thaten Chriſti, zubringen, vnd an demſelben die gottesfurcht in
jhnen ſelbſt erwecken, das ſie nachmals vnd zu aller zeit, wo
ſie zuſammen kommen, die uͤppigkeit vnd leichtfertigkeit meiden,
vnd ſich ſelbſt zu aller Chriſtlichen zucht vnd erbarkeit anhalten,
CLIL. Surfächfifche Kirchenordunug⸗
zu welchem vorfag vnd flerdung deſſelben ihnen der gebrauch
deß hochwirdigen Sacraments dienen, vnd ber vrſach fie deß
jahrs viel vnd offt Communiciren ſollen.
Da aber jemandt hierwider handlen wuͤrde, ſol er darumb
ernſtlich vnd vnnachleſſig geſtrafft werden.
& hi ge auch kein Pfarrer... . wol unterrichtet.” [Vergl. oben
IX.
Bon Eeremonien in der Kirchen.
„Nach dem offenbar, das die heiligen Apofteln etliche ord⸗
nungen in ber Kirchen geftifftet, Damit es alles fein und orbents
ih, wie ©. Paulus redet, zugehe, und da ungleicheit in der»
felben vorleufft, das gemeine volck ſich bald darob ergert, Gleiche
wol aber die Apoftel felbft binwieberumb eben hierinnen den
Kirchen nicht allein jhre freyheit gelaffen, fondern auch ernfl>
lich vermanet, das jm niemandt vber ſolchem Lafle gewiſſen
machen, Sollen die Pfarrer und Kirchendiener, vermög Gottes
worts, und nad) anleitung der jüngft Anno etc. 80. jnen pus
blicirten, vnd diefem Buch einuerleibten declaration, jhre Pfarr
Einder vnd Zuhörer, fo offt e8 die gelegenheit gibt, mit fleid im
jhren Predigten berichten, das ſolche eufferliche Ordnungen und
Geremonien für fich ſelbſt kein Gottesdienft, noch ein ſtuͤck
deſſelben, fondern allein ber vrſachen verordnet, auff das der
Sottesdienft, welchen zuendern in Feines menfchen gewalt ftehet,
zu gelegener zeit und ort, und ohne ergernis oder befchwerliche
vnordnung gehalten werde.
Demnach fie ſich keines weges ergern follen, wenn fie vw
gleiche Ceremonien vnd gebreuch in euſſerlichen dingen bey den
Kirchen ſehen, ſondern viel mehr ſich hierin jrer Chriſtlichen
freyheit erinnern, vnd zu erhaltung derſelben, die vngleicheit
der Ceremonien nuͤtzlich gebrauchen, damit wir nicht widerumb
durch Menſchenſatzungen, als weren ſie Gottes gebot, vnd vor
ſich ſelbſt ein Gottesdienſt, oder noͤtig zu demſelben, wider in
vnſern gewiſſen gefangen werden.
Damit aber gleichwol in vnſern Landt Kirchen, ſo viel
muͤglich vnd nuͤtzlich, in den vornemſten kirchengebreuchen vnd
Ceremonien gleicheit gehalten, darnach ſich alle vnd jede Kirchen⸗
diener zurichten, ſollen dieſelbe, biß auff ein allgemeine ver⸗
gleichung aller Kirchen Augſpurgiſcher Confeſſion, bey der hei⸗
ligen Tauff, heiligen Abendtmahl Chriſti, von der Beicht, Fe
ften und Gefengen in der Kirchen, auch mit dem copulieren ober
trawen, und ehelich zufammen geben, gemeinem Gebet in der
wochen, begrebniffen der abgeitorbenen Chriften, und andern
mehr ſtuͤcken, nach diefer unfer Ordnung einuerleibter Kirchen
Agenda gehalten, vnd keinem Kirchendiener geflattet werden,
derfelben zumieber, etwas newerung, unter was fchein ed auch.
gefchehen möcht, einzufüren, barüber bie Superintsndenten vnd
Adiuncten, ergernis zuuerhüten, trewlich halten, vnd in jren
ordentlichen Visitationibus fr fleiffig nachfragen jederzeit haben
folen.
Nach: dem auch mit verenderung und verlegung des Fels
Annunciationis Mariae, groſſe, vnd offtermals vnnoͤtige vn⸗
gleicheit in den Kirchen vorgelauffen, darob ſich die leute nicht
wenig geergert, wenn es in die Char oder Marterwochen ge⸗
fallen, Iſt in nechſtgehaltenen Synodis einhellig dahin bedacht
vnd geſchloſſen, fo offt ermelt Festum in die Marterwochen ger
taten, vnd auff den Montag, Dienftag, oder Mitwoch gefallen,
1590. OR. ſurſaͤchſiſche Rirchenurbumig.
das es am farbigen tage, auch In allen Kicchen, gehalten wer⸗
den fol, weil bie Kirchendiener Bein erhebliche vrſach haben, fol-
ches auff ein andern tag zuuerlegen.
Wenn es aber auff den tag Coenae Domini, Charfreytag,
Sonnabendt , ober in die Ofterfeyertag fiele, fol es auff den
Palm-Gonntag gelegt werden, darnach ſich alle Kirchendiener .
in dieſen Landen wiſſen gleichförmig zuhalten. Ä
Deßgleichen, weil auch bie verorbnung mit der Betgloden
vngleich gehalten, fo man das Pacem nennet, weil an etlichen
orten diefelbige als ein Papiftifche anreigung zur abgötterey ges |
richtet, und demnach ein zeitlang vnterlaſſen, deßwegen ſich die
leut beklaget, und es aber an jm felbft anders nichts, benn ein
erinnerung vnd anteigung zum rechten, warhafftigen, Chriſt⸗
lichen gebet, Hat gleicher geflalt ber Synodus einhellig ge:
ſchloſſen, das hierinnen bey allen Kirchen auch gleicheit gehals
ten, weil tm etlich wenig Kicchen folcyer gebrauch, mehr aus
“onfleis der Gloͤckner, denn erheblichen vrfachen, ein kurtze zeit
vnterlaſſen, vnd alfo on allen aberglauben oder abgoͤtterey, als
ein offentliche vermanung zum Gebet, fol erhalten werden.”
x.
Vom rechten Chriftliden Bann.
„Nach dem bie ftraff des Chriftlichen Bannes, dauon Mat:
thei am 18. Gap. gefchrieben, nicht zuuerachten, darumb auch,
welche in -offentlichen fünden, als ehebruch, teglicher fülleren,
vnzucht und dergleichen lafter ligen, und daruon nicht laffen .
wollen, nicht: zu den heiligen Sacramenten zugelaffen werden
folten, doc) alfo, wenn fie zuuor etlich mal vermanet worden,
und fich nicht beſſern. Vnd fich aber bißdaher nicht allein groffe
vnordnung, fordern auch viel ergernis und befchwerliche fachen
zugetragen, da fidy an vielen orten in Stedten und Dörffern,
bie Kirchendiener eigens erkentnis und gewalts unterftanden, die
leut nicht allein von der Zauffe, Abendtmahl und H. Abfolus
tion abzuhalten, fondern auch offentlich in Bann gethan, vnd aus
der Kicchen gefchloflen, darinnen denn groſſe nngleicheit gehalten,
alfo, dns etliche fich deſſen nur in etlichen wenig laſtern, etliche aber
in mehr bingen vnd zuuiel fellen vnterwunden, vnd jre eigene
rachgier ausgelaſſen, und ohne gnugfame erkentnis mißgebraucht,
die arme gewiflen bamit gepeiniget, und. ihnen felbft groſſen wis
derwillen und gefahr zugezogen vnd verurfacht, welche vornem⸗
lich gebachter ordnung Chrifti zuwider , Demnad) in gehaltenen
Synodis einhellig bebacht, das ſolches bey allen Kiechendienern
mit ernſt abzubelffen, vnd dergleichen hinfuͤro mit den pfarr⸗
kindern vorzunemen, Beinem geftattet werben fol, Denn von
der heiligen Zauff vnd heiligen Abendtmahl, wie auch von ber
H. Abſolution, niemandt abzuhalten, noch viel weniger Sffent-
lich in Bann gethan werben fol, er fey denn impoenitens, daß
iſt, er erzeige ſich denn alfo, das er alle vermanung verachte,
und gentzlich keine befierung bey ihm zuhoifen.
Welches doch weder auff bie erfie oder andere vermahnung
geihehen fol, fondern wenn gegen jbmen, vermög ber--Iehre
Cheiſti/ die gradus admonitionum, das ift, die ordentliche ver
manungen, nach einander gehalten, und Feine befierung erfolgt,
für Die Kirchen, das iſt, für Die verorbenten des Consistorij
(in welchem gericht vnd erfentnis nicht allein die Kirchendiener,
fondsen auch die verorbenten von der Chriftlichen Oberkeit figen,
vnd uber Die vnbusfertigen den Bann erkennen follen) geftelt,
II.
4
vnd alfo zum legten mal ernſtlich zur beflerumg vermanet wer⸗
ben, und da er fich noch unbusfertig erwieſen, und bie Obrigkeit
| gebürende ſtraff nicht gegen jhme vorgenommen, darbucch er
zur erfentnis feiner. mißhanblung gebracht werden möchte, als⸗
denn erft auff erfentmis bes Synodi, und zumor nicht, folcher
ernſt gegen jhm vorgenommen werden fol.
Auff mweldye weile viel ergernis abgeftelt, und gleichwol
Chriſtliche zucht, nach der ordnung Chrifli, erhalten werden
tan, wie mir bann auch als eine Chriftliche Oberkeit, wann
alle gradus mit einem ergerlihen menfchen gehalten, und nicht
befferung erfolgt, bey den groben, grewlichen, abfcherolichen
laſtern, erzeigen, und mit der ſtraff ſolchen ernfl, vermittelft
der gnaden Gottes, vorwenden wollen, das es Feines fernern
Bannes bedürffen, fondern die Kirchendiener vielmehr dahin
arbeiten werben, ehe die leibſtraff an der ergerlichen perfon voll⸗
ſtreckt, das die Seele inder gemeine Gottes erhalten werben möge.
Wann aber die Obrigkeit einen Vbeltheter, er ſey ein
grewlicher Gottesleſterer, Ehebrecher ober Todtſchleger, fo das
leben verwirckt, gnab erzeigen mwürbe, vnd gleichwol vmb des
groſſen ergernis willen von nöten, das es nicht ohn offentliche
fteaff hingehen, auch ohne rechtfchaffene rewe und. erkentnis
| feiner fünde ein folcher ergerlicher- menſch zur gemeinſchafft der
hochwirdigen Sacramenten nicht zugelaffen werden fol, und bie
Obrigkeit jhme deshalben, andern zum abfchew vnd exempel,
auch eine eufferliche ftraff aufferlegt, Das er vor der Kirchenthuͤr
mit einem weiſſen ftab, etc. oder dergleichen, etliche Sontage
nacheinander ſtehen muͤſſen, fol diefes nicht. für ein Kiechen⸗
ſtraff gerechnet, fondern mie es in der warheit iſt, für eine
weltliche ftraff der Obrigkeit gehalten werden, wie bie Applagia
ber Augfpurgifhen Confeflion offenbarlid) begeugat, darwit
die Kiechendiener nichts zufchaffen, vnd derhalben and) in der
Kirchen, da man den leuten nicht leibliche ſtraffen anthut, fon⸗
dern Gottes wort prediget, und die hochwirdigen Sacrament
austeilet, nicht verrichtet werden fol. Daun der Kiccheudisner
gewalt fich weiter nicht erſtreckt, denn wie fie befehlich haben,
ben unbusfertigen jhre fünden zubehalten, alfo find fie auch hin⸗
‚wieberumb fchüldig, einen jeden busfertigen Sünder, fo feine
fünde erfennet, auff fein. befentnis zuabfoluieren.
Da ſich aber ein unuerfehener casus zutrlige, das ein Pfar⸗
ver bedendens hat, deßwegen jemandts aus feinen Pfarrkin⸗
bern zur Zauffe ober h. Abendmal zuzulaffen, fol er, da es
verzug leiden mag, ſolches alsbald an feinen. ordentlichen Viſi⸗
tatorn gelangen laffen, vnd ſemes befchieds erwarten, darmit
‚kein Pfarser etwas in ſolchen ſachen vnbedechtig ober vnordent⸗
lich, aus ſeinem eigenen kopff, vorneme oder handle, ſondern
ſich der allgemeinen ordnung gehorſamlich verhalte, das jhme
in allwege vor Bott ond feiner Kirchen verantwortlich, vnd
hiedurch viel und groſſem ergernis vorkommen, auch manche
gefahr vnd weitleufftigkeit verhüätet werden fan. Wann es
-aber kein verzug leiden mag, fol er einen. offentlich bey der hei⸗
ligen Tauff weder deßhalben anreden noch abtreiben, ſondern
zulaffen, nachmals aber mit jhme die notturfft mit gehuͤrender
befcheibenbait. reden, barmit offentlich ergernis verhuͤtet, vnd
niemandts ohn rechtmefligen, Chriſtlichen Proceß vnd erkent⸗
nis offentlich, auch ohne vorgehende ordentliche warnung, zit
ſchanden gemacht, ſondern Chriſti ordnung, Matth. am 18.
vnd vermoͤg derſelben, die ordentlichen gradus der vermanung
56
AB 500. crır. Rurkächfiiche Ricchemprbuung-
gehalten, vnd bemnach aud) niemandt für die Kirch zur bufle
offentlich fürgeflehlet werden fol, dann, wie oben vermeidet,
der unbusfertig alle vermanungen verachtet, vnd vorfeglid) in
offentlichen, ergerlichen fanden und laftern verharret, und da⸗
non nicht abfichen wil. I
Auff ſolche weiſe ſich niemandt zubeklagen, das er durch
zorn oder wiederwillen des Kirchendieners vbereilet, wann er
alle warnungen ordentlich vber jhn ergangen, deßgleichen auch
der Kirchendiener aller vnbillichen nachrede, wiederwillens oder
gefahr vberhoben, als der nichts fuͤr ſich ſelbſt eigens willens
oder erkentnis gehandelt, ſondern ſich der ordnung Chriſti ver⸗
halten, darbey er auch billich durch die Chriſtliche Oberkeit hand⸗
gehabt, gefchügt vnd geſchirmet werben fol, Dergeſtalt Chriſt⸗
liche zucht nicht gefallen, ſondern auff ſolche weiſe, vermoͤg ber
ordnung Chriſti, handgehabt, auch die laſter mit ernſt geſtrafft
vnd abgeſchafft werden.
Deßgleichen, weil ſich auch zutregt, das etliche perſonen,
ſo noch der zeit der Papiſten aberglauben in vielen ſtuͤcken zu⸗
gethan, wann fie zur geuatterſchafft gebeten, das fie bey der
heiligen Tauffe abgetrieben werden, dardurch ſie ſouiel deſto mehr
wieder die reine lehr des heiligen Euangelij verbittert, ſo dar⸗
gegen, wann ſie zugelaſſen, vermittelſt der wirckung Gottes des
heiligen Geiſtes, nicht allein jhrer ſelbſt, ſondern auch anderer
mehr verfuͤrten bekerung daraus erfolget. Denmach dann die
verotdnung der Geuattern nicht ein Goͤttlicher befehl, ſondern
aus guten vnd erheblichen vrſachen von menſchen verordnet,
ſollen die Pfarrer und Kirchendiener, in ſolchem fall vernuͤuff⸗
tig vnd vorſichtig handlen, vnd nicht bald jemand, ber nicht
ein offentlicher leſterer Gottes vnd ſeines heiligen worts, da
os glaich in einem ober mehr artickeln ſich nach der zeit nicht
finden koͤndte, von der heiligen Tauff abhalten, ſondern ſich
Ehriſti ſpruch erinnern, ba er ſaget, Wer mit uns iſt, der iſt
nicht wieder uns, auff das erfte mal ſich an dem genügen lafien,
das ſolche perfon durch jhr gegenwart mit der that, vnſer heilige
Kauffe für Chriſtlich vnd recht erkennet, fo bargegen feinem
onferer Religion verwandten zurhaten, das er bey einer Papi⸗
ſtiſchen Zauff flehen, und hiermit ihren Papiſtiſchen grewel,
fo fie bey der Heiligen Tauffe treiben, beftettigen fol. Gleich⸗
wol aber darneben nicht vnterlaſſen, ſolche perſonen ihres jrr⸗
thumbs halben, mit aller ſanfftmut fuͤrzunemen zuberichten,
vnd darfuͤr zuwarnen vnd abzumanen, vnd alſo Die gradus der
vermanung halten.
Da aber ein einlendiſche Papiſtiſche Stifftsperſon, ſo ſich
bey vnſer Kirchen ſonſt nicht findet, zu Geuattern gebeten, ſol
es wit demſelben, wie auch mit den andern hieuor gemelten
perſonen, gehalten werden, das fie nicht atfo bald, ohne vor⸗
gehende, ordentliche, Chriſtliche vermanungen, von der Tauff
abgetrieben, vnd hiermit offentlich vor den vmbſtendern zu
ſchanden gemacht, ſondern zuuor mit jnen die gradus admoni-
tionum gehalten werden, dergeſtalt verhoffentlich, das etliche
durch Gottes gnade, mit freundlicher, Chriftlicher vermanung
und erinnerung gewonnen werben mögen, Die aber uber alle
verwarnung ſich wicht beferen wollen, alsdann Beine entſchuͤl⸗
digung haben, auch fie nicht zubelagen, wann dergleichen Pros
ceß gegen ihnen vorgenommen, audy wie fonflen ihres ergerlichen
lebens halben gegen ihnen, ein gebhrlich einfehen geſchehen fol.
Damm vnſer wi und meinung iſt, das es alles mit guter
befcheidenheit dahin gerichtet werde, damit niemandt vbereilet
noch vnordentlich wieder ben ausgebrudten befehl Chriſti,
Matthei am 18. Capitel, gehandelt, und gleichwol notwendige,
ernftliche, gebürliche, Chriſtliche zucht, auch in der Kirchen ge=
Halten, darob Fein vernünfftig, from, Chrifilich berg, hohes
und nieber Standes, ein mißfallen tragen, ober fich zubeßlagen,
fondern viel mehr menniglich fich deſſen zuerfrewen, und mit
rhat und that darzu behülfflich zufein,, luſt vnd bereiten guten
willen haben.
Zum vierden, hat ed auch gleiche geftalt mit ben andern
verfürten, armen, jrrigen leuten, fo nicht recht vom heiligen
Sacrament gleuben, vnd gleihwol nicht mutwillig fünbigen,
noch leſtern, fondern allein noch in jhren gewiſſen gefangen
liegen, Welche auch nicht von ber heiligen Tauffe abgehalten,
fondern zugleich den andern aud) mit ihnen die gradus admo-
nitionum vorgenommen, vnd fo viel müglidy, wie andy die aus⸗
Iendifchen und einiendifche Papiften, zu unfer wachafftigen Re
ligion gebracht, und daruon durch vnordentliche handlung nicht
abgefhüpt werden follen, weil doch bie Finder nicht auff der
Sefatter glauben, dergeftalt die Zauffe vngewiß were, fondern
auff den befehlich, und auff das wort Ehrifti, getaufft werben,
darumb den kindern, fo getaufft werben follen, der Geuattern
vnglaube im bergen, an der krafft der heiligen Zauffe nichts
benimpt, welche allein auff bem befehl vnd bes ordnung Chriſti
beftehet,, und nach feiner verheiffung mit ſich bringet,, was im
wort berfelben begriffen ift.’‘
Bon dem Vroceh, wie und auff was weiſe der Banıı wieder bie vu:
buöfertigen erequirt, vnd die Bußfertigen wieder auffsunenzen, vub
mit ber Kirchen offentlich verfünet werben follen. °
Vergl. die Württemb. K.⸗O. ob. ©. 214.)
Xu.
Bon der Litanie, und gemeinen Beitagen in ber wochen.
„Wiewol in der Kirchen Agenda ansbrüdlid, verordnet,
ungeachtet, das bey allen Emptern in der Kicchen, das vold
zum Gebet vermanet, vnd angehalten werden, das man auch zu
fonderlichen beftimpten zeiten, das gemeine Bebet der Litanen
inden Stebten, alle Mitwoch oder Freytag in ber wochen, in
ben Dörffern aber ober den andern Sontag ein mal, zu gele⸗
gener flunde nach ber Predigt gehalten, darzu auch das volck
vermamet werden, das fie bey ſolchem gemeinen Gebete biß zu
ende bleiben, vnd ſemptlich für alle not ber Chriſtenheit, venb
erhoͤrung bitten ſollen, Befinden wir doch, das ſolches im
chlichen Kirchen gantz vnd gar vnterlafſen, in etlichen aber alfo
angeſtellet, das alleine junge kinder in der wochen zuſammen
tommen, und ohne vorgehende Predigt, in abweien ber alten,
die kLitaney mit einander fingen, Dargegen aber mennigitch
offenbar, das die net ber Chriſtlichen Kirchen, tn biefen legten
zeiten nicht abnimpt, ſondern je longer je geöffer und beſchwer⸗
licher wird, derwegen das Gebet zum hoͤchſten von noͤten, bars
za uns auch der Sohn Gottes ernſtlich vermanet, auff das wir
allem übel entfliehen mögen, fo ober bie vndanckbare welt gehen
fol, Wellen und befehlen wir hiemit ernftlih, das, vornröge
angeregter Agenda, in jeder Stab auff den Freytag, ober wule
es jedes orts gelegenheit leiden mag, alle wochen vnnachleſſig
die Litaney, als das gemeine Gebete, für alle not der gantzen
Chriftenheit, und vor derfelben alliwegen eine Chriſtliche Predigt
gehalten, Dadurch bie Zuhörer zur Chriſtlichen andacht vnd eiffer
1580. CEl. Rustädrlitdye Ricchenmbunng.
zum gebete erwecket werben, darzu denn bie Schulmeiſter bie
Schuͤler, welche im erſten Chor vorfingen,, alſo abrichten fols
len, das fie weder zu hoch noch zu niedrig, fondern biefelbiger
alfo fingen, bamit das volck auch mit feiner ſtimme folgen, und
alle vnordnung hiesinniew verhütet werde. |
Es fol auch der Pfarrer oder Prediger, fo auff folchen tag
predigt, feine Predigt alfo anſtellen, damit das votck nicht zu
tage auffsehalten, fondern ein jeder wieberumb zu feiner ar-
beit vnd beruff kommen möge, Wie dann die Pfarrer und Kies
chendiener ihre Pfarrkinder mit altem ernft vnd fleis vermanen
follen, das fie fich nicht weniger bey folder Predigt vnd gemeir
nem Gebete, ald an einem Sonn oder Feyertage, finden follen,
oder dar die gefchefft fo nötig, das fis nicht abkommen koͤndten,
body auffs wenigſte ans jederm haufe eine perfon,. oder etliche
ſchicken, damit auch durch fie das gemein Gebet, zu abwendung
xm.
Bon der Copulation und Hochzeiten.
ſVergl. Art. von 1557 ob. S. 181.]
„Dieweil fich mehrmals groffe vnordnung zutregt, wann
auff ein vberſchickten zettel, oder eines sinigen menſchen amzels
gen, newe Eheleute von ber Kirchen auffgeboten, und nad
mals darauff copulirt werben, follen allerley gefahr, vnd dev
daraus erfolgenden beſchwerungen des gewiffene, blutſchand,
keichtfertigkeit, vnd vnzucht zuuerhuͤten, bie Kirchendiener nach⸗
folgender ordnung jeder zeit vnnachleſſig vnd gehorſamlich ſich
verhalten. a ER .
Erſtlich, Wenn newe Eheleute ſich bey dem Pfarrer jebes orte
anmelden, ſol der Pfarrer fie eigner perfon, vnd da ſie noch
im Jungfraw fand, auch jhre Eltern, Vormunder, oder nechſte
verwandte, fo bey dem verlaͤbnis geweſen, zu ſich erfordern,
vnd fie befragen, ob dig verlöimis mit bee Eltern, oder Bars
mundern wiſſen und bewilligung gefchehen, Ob fich Erines vn⸗
ser jhnen beyden hieuor mit einem andern ehelich verisbet, Ob
le einander nicht mit blutfreundſchafft ober Schwegerſchafft ver⸗
wandt, das fle nad, Goͤttlichen und Keyſerlichen Rechten, auch
vnfers Landes -Eonftitution, vnd juͤngſt ausgegangener Che⸗
ordnung, ein ander nicht ehelich beywohnen koͤndten, vnd da
zwifchen jhnen ein freundſchafft, in welchem grada, fol der
Pfarrer mit fleis erkundigen. Ob fie audy offentlicy in der
Kischen, mit der Gemeine Gottes, das hochwuͤrdige Sacrament
des leibes und bluts Chrifti entpfangen haben, Vnd da es junge
lente, ob fie auch jren Catechiſmmum gelernet, ohne deſſen er⸗
kentnis fie nicht auffgeboten werden ſollen.
So dann bie newen Ehelent, fie ſein jung oder alt, welch⸗
ſich auffzubieten begeren, nicht in eimer Stadt, ober einem
Dorff wohnen, fol der jung geſell von .bem Pfarrer, in des
irchſpiel die Jungftaw wohnet, fo jhme verlobet iſt, em zeug⸗
nis nemen am feinen Pfarrer, da er geboren oder erzogen, und
ſich dafelbfien, ale, da er bekandt, auch auffbieten laffen, und
derhalben nachmals dieſem Pfarser ein zeugnis, von feinem
Parrer bringen, ohne welches jhn der Pfarrer nicht auffbieten
noch) trawen fol. | on
Es fallen aber diefe perfonen, fo fich in ehelichen ſtand zus
begeben bedacht, zuuor drey Sontag nacheinander offentiich
auffgeboten, und wann Bein hindernis defunden, alsdenn ein
gefegnet, vnd zuſammen gegeben werben.
Nach dem auch auff den Börffeen gemeiniglich ausgaben
gehalten, dataus groſſe vnotdnung erfolgen, das, ehe man auff
den. hochzeiten zur Kirchen gehet, der Breutigam feine freund»
ſthafft zu fi ninmpt, ond ſich im der Jungfrawen vater hauſe
verfüget, welcher gleicher geftalt feine freundſchafft bey fich
verfamlet, vnd leffer ber Breutigam auffs newe vmd die Braut
werben, dem ſie auch von newem wieder zugefagt, dabey dann
am eglichen orten auch wol vnzuͤchtige wort fallen, vnd unge
buͤrliche fachen mit groſſem ergernis, befonders der Jugent, ges
ttieben werden, datauff auch gleich wieder ein gefreß angeitellet,
welches der Braut vater geben muß, dadurch der Pfarrer, und
das verſamlete volck in der Kirchen fo lange auffgehalten, biß
ſie jhr eegerttch gefrefe verrichtet, welche alsdann nad) ihrer guten
gefegenheit, mit einander gang und gar mie dem Breutigam
nlcht zun Kirchen gehen, fondern im Dorff, oder auff dem
Gottes zorns, ber gebuͤr nach, Chriſtlich verrichtet werben möge.”
Kicchhoffe, fpagieren, ſchreyen vnd jauchgen, oder da fle dent
Bteutigam beleiten, gemeiniglich trunden,, toll vnd voll‘, zur
Kirchen kommen, das fie weder mit gebuͤrender zudt vnd ars
dacht Gottes wort hören, noch für dte jungen Eheleut vmbd den
feden Gottes beten, Iſt vnſer ernfllicher wille vwd meinung,
das ſoicher ergeslicher, vnnuͤtzlicher gebrauch, bey der ausgabe,
gentzlich abgefchafft, und bey ernſter ficaff, weder effen noch trincken
: vorgetragen, oder auffgefegt, fonderw bie Braut nuͤchtern und zuͤch⸗
; tig zu ber Kirchen geleitet, vnd hioruͤber alſo ernſtlich auch vnſere
Amptleute jedes orts ben gebürender ftraff gehalten werde, Wie
fie dem auch ſonſten: allen vnnuͤtzen, oberflüffigen Bolten, fo auf
den Hochzeiten und MWirtfchafften getrieben, dadamıch offtmals
junge Eheleut in groffen vnwiederbringlichen fchaden gerhaten,
den fie etwann bie tage jhres lebens nicht vberwinden, vers
möge vnferer ausgegangenen Policeyordnung, gentlich, bey
vermeidung auffgeſatzter ftenffe, abfchaffen, vnd hinfuͤro meiden,
vond durch die Pfarrer ernſtlich vermanet werden ſollen, das fie
| den Heiligen Eheſtand in meffigkeit, und mit aller guter farcht
vnd Chriſtticher zucht, wie Cheiftenteuten gebuͤret und wol ans
ſtehet, zu jhrer ‚zeitlichen und eigen wolfert anfahen mögen- .-
Damit aud), vermöge Goͤttliches befehls vnd ordnung, Dex
Sabath geheiliget, vnd die leute von dem gehoͤre Goͤttliches
worts nicht abgezogen werben, follen bie Hochzeiten nicht auff
den Sontagen oder andern Keyertagen, ſondern auff den werckel⸗
tagen in ber wochen, oder da es einig bedencken, oder vrſach, dar⸗
umb es ſchedlich vorfallen ſolte, vngeacht deſſelben, eher richt, auff
den Sontagen oder andern heiligen tagen, denn nach dee Veſper,
und gehaltenem Eatechiſmo angefangen vnd vollbracht werden.
Weil auch zu zeiten mit. etlichen perſonen diſpenſitt worden,
das fie im Aduent oder im ber Faſten Hochzeit gehalten, vnd
aber daffelbig an folhen orten faſt für einen gemeinen gebrauch
und gemonhelt angezogen werben wit, Ob wol, vermäge Chrhſt⸗
licher freyheit, bey den Ehriſten ein tag wie der ander, Bat. 4.
jedoch, weil ermette zeit beſonders auff die Baß und Paffions
predigi gerichtet, vnd alfo alles feine zeit Has, fol ed nochmals
durchaus bay dem gemeinen brauch bleiben, die Hochzeiten und
MWirdefchafften auff ein andere zeit geleget, te hleuor gefchen
ben, vnd vnnotwendige newerung, tbiaber Die alte Libliche- ord⸗
nung und gewonheit, nicht engeflieegituerben: . WBGW
Bnd nach dem ſich egliche.. .. geſchehen vergl. ed. S. I8V.
< —— tn Pfarrer... gelaugen Taten.” Vergl. ‚ob.
56*
444
XIV, Ä
Bon befuchung und tröftung der Krancken.
[Bergl. Art. v. 1557 ob. ©. 184.]
„Es follen bie Pfarrer ... behuͤlfflich und rhetlich fein.
Vergl. ob. S. 184.]
Es follen aber die Pfarrer vnd Kirchendiener, den vnter⸗
ſcheid und gelegenheit jeder perfon wol in acht nemen, und bie
franden mit langen, verbrießlichen Predigten nicht befchmeren,
ſondern die furg vnnd rund, mit etlichen wenigen, teöftlichen
Sprüchen heiliger Schrift erinnern, leren vnnd tröften, befon-
ders wann fie gang ſchwach fein.
Der vrſach, wenn ein eingepfarrt6 unter feinen Zuhörern in
befhmerlihe kranckheit gefallen, mit dem der Pfarrer, des
krancken Seelen feligkeit zu gut, etwas zureden, fol der Pfar«
ter folches nicht biß auff die legte fparen, fondern auch vnbe⸗
ruffen ſich förderlich zu dem krancken finden, mit aller Chriſt⸗
lichen fanffimus und befcheidenheit, gebürende erinnerung, mit
troſt vnd vermanung zuthun,. weil der krancke ſolches noch
faſſen, vnd ſich Chriſtlich zu feinem abſterben ſchicken kan.’
Von beſuchung ber ſchwachen vnd gebrechlichen leuten in ben Soſpitalu.
„Es ſollen auch die Pastores und Diaconi ... verſorget
ſvergl. ob. ©. 184], 06 ihnen, was verordnet, gegeben, und fo
mangel befunden, denfelbigen dem Hofpitalmeifter anzeige, und
da nicht enderung erfolger, der Obrigkeit berichten, damit die
armen im ihrer Prandheit und nöten, nicht verlaffen werben,
welches die Kirchendiener jeber zeit in den ordentlichen Visita-
tionibus berichten follen.”
| XV.
Bon Todten, und Begrebniffen.
[Vergt. Art. v. 1557 ob. ©. 181.]
ae jemanbt von Gott... vermacht werben. Vergl. ob.
©.
So befindet fi auch eine groffe onorbnung bey ben bes
geebniffen, wann die abgeflorbenen, befondere arme leute, zur
erden beftettiget werben, offtermale nicht ein menſch, zu zeiten
3100 oder drey perfonen, bey ber Leiche fein.
Deriwegen den Kirchendienern zu befehlen, das fie mit be
fonderm ernft ihre Pfarrkinder vermanen, weil ſolches nicht
allein wieder den glauben, vnd Chriftliche Liebe, das man bie
glieder bes leibes Ehrifti, affo verechtlich halten und hinwerffen,
fondern auch wieder die natur felbft, das fie ſolches abfchaffen,
und jedes orts Obrigkeit biefe anorbnung thue, das bie armen
fo moi als die reichen, ehrlich zur erden beftettigt werden.
Dorzu denn auch bie Kirchendiener angehalten. werden fols
len, das bey ber begrebnis aller deren, fo ſich des hochwirdigen
Sacraments gebrauchen, eine Furge Leichpredigt vnd erinnes
tung, den armen vnd vnuermoͤgenden vmb fonft gethan, das
durch fie erinnert, das fie auch allezumal ſterblich, vnd ſich alle
ſtunden zu dem tode rüften und bereiten follen. Ä
Damit aber die Kirchendisner an ben orten, da teglich leute
zur erden befletiget, mit vielem predigen nit uber bie gebuͤr bes
ſchweret, find etliche. kurze Predigten, erinmerungen und wars
nungen geflellt, vnd der Kirchen Agenda einuerleibet worden,
fo auff onterfchieb der. perfonen gerichtet, Wann ein junges
ober alt menſch, Weib oder Man, in der Ehe, oder auſſer⸗
halb berfelben, gelebt, das auch die vermanung vnd erinnes
rung berfelben perfon gemeß gehalten, Da aber befonbere
1580. COLIE. Surtächfifche Kirchenordumnng.
perfonen Reichpredigten begeren, Tollen bie Kirchendiener biefels
bigen, wie bißhero breuchlich geweſen, verrichten, und nit abs
ſchlagen.
q Weil auch durch die begrebnis die knaben in den Schulen,
ober das gantze jhar viel von jhrem ſtudieren abgehalten, daran
mit groſſem nachteil und ſchaden des gemeinen nuges verhin⸗
dert werden, Soll in allen unfern Stedten gleichheit gehalten,
eine gewiffe und gelegene zeit beftimpt werden, zu weldyer ber
Tode zur erden Chrifklich beftettiget, und die Inaben an jhrem
ftudieren, ſouiel jmmer muͤglich vnd fein tan, hierdurch nicht
verhindert werden.
Diemeil auch geofle ungleichheit mit begrebnis ber vnge⸗
taufften kindern, oder fo in mutter leib gelebt, aber tobt auff
die Melt kommen, gehalten, das etliche Pfarrer diefelbigen
nicht mit den Schülern, wie bie getaufften finder, zum begreb⸗
nie befeiten, etliche auch nicht an diefe ort begraben wollen, ba
andere Chriften begraben fein, dadurch ben Chriftlichen Eltern
nicht allein groß betrübnis gemacht, ſondern offtermals die Muͤt⸗
ter, als das ſchwechſte werckzeug, in groffe anfechtung gerhaten.
Vnd aber der Chriften feligkeit nicht alfo an die heilige
Tauffe gebunden, wann die Chriſtliche Mutter an ben findern
nichts verfaumt, noch an berfelbigen vnzeitigen tobt ſchuͤldig,
fie aber durch das Gebete dem allmechtigen, vermöge feiner ver»
heiffung, befohlen, da er gefagt, Ich bin dein Gott, und beines
famens nad) dir, das fie darumb verdampt werden folten, wie
dann ohne zweiffel viel kindlein im alten Teſtament vor dem
achten tage geftorben, die nicht befchnidten, und gleichwol vn⸗
gezweiffelt felig worden, Der vrſach denn auch an folcher kinder
ſeligkeit, die alfo durch das glaubig Gebete Gott befohlen,
nicht zuzweiffeln, So follen hinfüro die Pfarrer und Kirchen.
diener, ſolche Einder nicht weniger als die andern, mit Chriſt⸗
lichen Ceremonien, nach jedes ort6 gebrauch, zur begrebnis bes
leiten, und bey andern Chriften zur erden beftettigen.
Nach dem auch bericht eintommen, das zur zeit der regie⸗
renden Peftileng, fich hin vnd wieder gang befchwerliche vnd
erſchreckliche feile zuteagen, das denen, fo dieſe Erandiheit ans
geftoffen,, kein chat noch hülffe geſchaffen, fondern wieder den
glauben und Chriftliche Liebe verlaffen, das ſie vber einander vers
derben, vnd troſtlos fterben muͤſſen, welcher Coͤrper auch etliche tage
in den heuſern vnbegraben liegen, einer in der ſtuben, der ander
vor der thuͤr, ber dritte im Garten gefunden worden, umb
welcher unmenfchlichen, vnerbarn herrtigkeit willen, Gott noch
zum gröffern zorn vnd flraff bewegt werben mögen, Iſt
derhalb vnſer befehlich, das in folhem ein gebürlich eine
fehen, vnd Chriſtliche verenderung in den Dörffen fo
wol als in den Stedten, gefchehe, damit nicht fo abſchew⸗
lich wieder ben glauben und liebe gehandelt, fondern bie
mit folcher plage leiblich von Gott heimgefucht, jhre gebuͤrende
huͤlff Haben, und die verftorbenen, als die glieder Chriſti, zur
erben beftettiget werben mögen, Welches in den Dörffern,
nach ausweiſung der ordnung, fo in Stedten gebreuchlich, are
geftellet, und durch jedes orte Erbherrn und Obrigkeit, bie
verfehung gethan werben möchte, das In ſterbens leufften, wo
nicht in jederm Dorff beſonders, doch in etfichen Dörffern, mit
gefampter hülff, ein gemeiner Zodtengreber gehalten, deſſen
fidy in ſterbens leufften zuträften, damit nicht, wie biß daher
mit geoffem ergernis gefchehen, der Eheman fein Weib, das
1200. wu. Siurfächfiidhe Kirchenorduuug.
Welb den Dean, bie Eltern ihre Binder, ſelbſt begraben, ober aber
ber verflorbenen Coͤrper gan vnd gar unbegraben liegen muͤſſen.
Mach dem ſich auch an etlichenorten begeben, das bie todten
Coͤrper, durch die vnuernuͤnfftigen thier, da die Kirchhoͤfe nicht
zum beſten verwaret, weil ſie nicht tieff in die erden gelegt, aus⸗
gegraben worden, ſol jedes orts Obrigkeit dieſe verordnung auch
thun, das die Greber fuͤr die alten vnd erwachſene leute, auffs
wenigſte eines Mannes tieff, deßgleichen auch der kinder alſo
gegraben, auff das dergleichen nicht mehr zubeſorgen.
Es fol auch der unnüge koſten, mit ausgeben ber vielen
tramerbinden, ıc. vnd anderm, fo biß daher bey ben begrebniffen
an etlichen orten gebreuchlich geweſen, und die leute damit nicht
wenig beſchweret worden, gentzlich abgefchafft, und mit ernft
darüber gehalten werben.
Als auch in den Dörffern, zwifchen ben Pfarrern vnd den
eingepfarten, ſich mehrmals zwietracht zugettagen, wann aus
ben eingepfarten Doͤrffern Leichen gebracht, wie ferne der Pfars
zer denfelben entgegen gehen fol, weil befonders zu Winters
zeiten, auch fonften wenn vngewitter, man in ben Dörffern
nicht wol fortlommen Tan, follen bie Pfarrer nicht ſchuͤldig
fein ober ben dritten Hoff fie zubeleiten, e8 mere dann gut wet⸗
ter, das fie austommen Finnen, und ſolches gutwillig thun
würben, barinn fie fid) denn ber gebuͤr nad) wol werden wiſſen
zuuerbalten.
xvi.
Bom leben vnd waubel ber Pfarrern, vnd Kirchendienern.
[Bergl. Art. v. 1557 ob. S. 183.)
„Damit binfüro, fo viel immer müglich, ... enthalten.
&. ob. &. 183. |
Ste follen auch jhr Weib und Kind, zur Gottes furcht,
aller erbarkeit und zucht, ſonderlich aber zur marhafftigen, Chrifts
lichen demut ziehen, vnd denfelben Feines weges geftabten, in
güldenen hauben, gülden Ketten, Sammet oder Seydenwerd,
mit fchmeiffen oder fpringern zugehen, dardurch fie nicht allein
andere leute in der hofffart ſtercken, fondern auch vrſach geben,
wie mit anderm ihrem ergerlichen leben mehr, das heilige Dres
Digampt zu leſtern, zu fchenden und zu fehmehen, und den
fand der Prediger veracht vnd verhaft madgen.
Dargegen aber fich, beneben der ernftlichen drawung Chriftt,
Wehe dem, der ergernis gibt, etc. audy S. Peters vermanung
erinnern, was derfelbige in gemein, aller Chriften weibern, vors
gefchrieben, das ihr ſchmuck nicht fol auswendig fein, von
harflechten und gold vmbhengen, und Eöftliche Fleider anlegen,
fondern der verborgene Menſch des bergen vnnerruckt, mit
fanfftem ond ſtillem geift, welchs Föftlich vor dem HERAN
ift, das ſolches vornemlich die Kirdyendiener, ihnen felbft, vnd
ihren weib und Eindern, laſſen gefaget fein, vnd darkber halten,
darauff auch unfere verordnete Visitatores jhr nachfragen haben,
ond folch ergerlich weſen abfchaffen, dargegen aber fie ernftlich
vermanen, und anhalten follen, das fie nach der lehr S. Pauli,
vnſtrefflich, und ein fuͤrbilde der Herde fein, in allen tugenden.
Es follen auch bie Pfarrer fidy aller vnehrlichen handtie⸗
rungen, wie aud) des Weins und Bierfchendens, Kauffman⸗
— vorkauffs auff wucher, und dergleichen hendel, gentzlich
alten.
Das aber beſondetrs, vom Wein vnd Bier ſcheucken,.
feines Ampts entfeget werden.” IS. ob. S. 183.]
445
XVI.
Wie fich die eingepfarten gegen Gottes wort, vnd ben heiligen Sa⸗
eramenten, verhalten follen,
[Vergl. Art. v. 1557 ob. &. 180.)
„Die eingepfarten follen ſich vor allen dingen fleiffig in ber
Kirchen, an Sonn, Feyer und wercktagen, finden, wann Gottes
wort geprebiget wird, bdaffelbige mit andacht hoͤren, hertzlich
Gott anruffen, und für alle feine gutthat dancken, ſich auch fein
vrſach, auſſerhalb eufferfter not, von demfelben abhalten laffen.
Sie follen auch ihre finder und hausgefinde, mit fleis zur
Predigt Gottes worts ſchicken, und fie mit gebürendem ernſt
darzu anhalten.
Da aber die not erfordert, das von wegen der gartenden
Landsknecht, und anderer verfchlagener biebe, fie nicht alle auff
eine flund, zur Kirchen kommen, fondern eins im haus, an
Sonn oder Feyertag bleiben, weil fie ſich einbrechens der dieb
halben, befaren müffen, follen alfo die perfonen miteinander
abmechlen, das, welches vom hausgefinde morgens zum Ampt
daheim im haufe geblieben, daffelbig nachmals bie Mittags:
predigt befuchen fol, Defwegen denn auch vnnachleßlich an
Sonn vnd Feyertagen, nicht allein vor Mittag zum Ampt,
fondern auch nad) Mittage die Predigt gehalten werden fol.
Sonderlich aber, follen fie ihre kinder, und das jung ger
finde, fleiffig zu der Predigt des Catechifmt und Examen def»
felben anhalten, auch warın fie e& zur Kirchen ſchicken, jhnen
felbft nachfehen, ob fie dafelbft Hin, und nicht anderer ort gehen,
auch defhalben nicht allein fleiffige nachforſchung haben, fons
dern auch mann fie wieder zu haufe kommen, ſelbſt befragen,
was man gepredigt, und was jedes aus ber Predig gelernet und
behalten habe.
Es fol auch jedes orts Oberkeit, diefe verordnung fleifitg
thun, das auff den Borkirchen, oder andern orten In ber Kirs
hen, einige leichtfertigkeit und onfug, mit lachen, wafchen, oder
anderm dergleichen, bey auffgefagter ſtraff, nicht getrieben wer⸗
den, dardurch der Pfarrer vnd Zuhörer in ber Predig und ges
hör Gottes worts, jrre gemacht, oder gehindert werden möchten.
Auch bey gleicher flraff ernftlich verbieten, das niemandt,
aufferhalb eufferfter noth, aus ber Kirchen lauffe, biß die Pre
dig vollendet, und das gemein Gebet, für alle Stende, einhellig
gefprochen worden.
Defgleichen fol auch jebes orts Oberkeit niemandt geftabten,
unter der Predig, für dev Kirchen oder auff dem Kirchhoff, zw
ftehen, dafelbft, ober anderftwo , fpagieren, oder an Feſten und
Sontagen, vor vnd nach mittag (fonderlich aber auff den Doͤrf⸗
fern) die Predig Gottes worts, mutwillig und vorfeglid), mit
ihren Weib und Eindern, verfaumen, So offt aber einer befun-
ben, das er folcher eins vbertreten, und fich zuuor bey den Pfar⸗
tern oder Richtern jedes ort, jhrer vorhabenden notwendigen
gefchefften halben, nicht entfchäldiget, fol er ſechs grofchen im
den Gotteskaſten zur ftraff erlegen, und ein jedes orts Obrigkeit,
bie Gerichte perfonen, mit. fleis anhalten, damit fie neben dem
Pfarrer bierinnen auff die Inte, welche die Prebigten befuchen
oder nicht, gute auffachtung haben, und die verwirdite ftraff
von ihnen einbringen, Damit fie auch bierinnen deſto williger
vnd fleiffiger, fo mögen fie benfelben Berichts perfonen, von
ſolchen einkommenen ftraffen, was verordnen.
Es ſollen auch zu gleicher ſtraff verbunden fein, die ihre
446
finder und hausgefinde, nicht gun Predig und examen des Ca⸗
techifmt ſchicken.
Da auch einer oder mehr, in vnchriſtlichem uben, und als
ein verechter Gottes worte, und des: hochwuͤrbigen Sacraments
. befunden, und von jhren Pfarrern deßhalben Chriſtlich verma⸗
net, fleiffig gelert und vnterwieſen, gleichwol in votgeſatztem
ergerlichem vnd boͤſem Leben, halsſtarrig vnd vnbusfertig ver⸗
harren würben, auch wieder der CEhtiſtlichen Oberkeit noch der
Kirchen ftraff adıtet, ſol ein andere ernſt wieder. jhn gebraudyet
werden, wie oben’bey dem Kirchenbann weiter vermeldet worben.
Nach dem audy durch bie Schügenhöfe, fehteffen, und ans
ders, fo darbey getrieben, vnd auff die Feyertage angeſtellt, bie
Predigt Gottes worts hefftig verhindert, vnd aber die Sonn
und Feyertag, nicht vmb ſolcher ſachen willen, fondetn vornem⸗
lich zum gehoͤr Gottes worts vetotdnet, ‘fol jedes orts Oberkeit
dieſe verfuͤgung thun, damit die Schüsenhöfe, fchieffen, vnd
dergleichen, fie werden in Pfingften, oder fonften im jhar ges |
halten, alſo angefteller, das fie nicht vnter der Prebigt gehalten,
fondern diefelbige Hierdurch wnuerhindert bleibe, noch das volck
von Gottes wort, und von der allernuͤtztichſten dnd notwendige
ften Predigt des Gatedjifmi abgehalten werbe.
Es follen aber die Amptleut, Edellgut vnd Schäffer, hiemit
ernftlich vermanet fein, da nicht nötige, dringende vrſachen und
befehlic) von vns, oder fonft verhanden fein, das fi ie die uns
terthanen, an evertagen, nicht wollen mit ftönen, dienften
vnd anderm, beladen, und vor den Predigten und Gottesdiens
ften, abziehen vnd verhindern, diemeil font fechs tage in der
wochen, darinnen folche dienfte Binnen aufferlegt, und außges
richt werden, und Gottes ernſtlichs Gebot erfordert, das der
Ruhe und. Fevertag geheiliget werde, das man auch das viehe
und Zugkochſen am Feyertag ruhen laſſen, viel mehr fol man
ben. armen Bawersleuten, bie man fonft wol in ber wochen
brauchen Tan, ben Geyertag vergönnen, an melchem fie Gottes
wort hören ,. ond troft In ihrem Gewiſſen, aus den Predigten
ſchoͤpffen mögen.
Die Bürgermeifter aber vnd Nichter in Stedten, follen
eenftlich verbieten und abfchaffen, alles jenige, fo die leute au
Zelten vnd Feyertagen, von ber Predigt hören abziehen oder
verhindern mag, (aufferhalb mas Eranden und wandersleuten
geſchehen mag) als unter der Predig, gebrandten. und andern
wein, Bier, Genoſche ond dergleichen , zuuerkauffen, tugel und
andere fpielplege, quafereyen, heimliche, verdechtig⸗ zuſammen⸗
kunfft, Tentze zuhalten, Kremerey treiben für der Kirchen, oder
in den gaſſen, vnd alles dergleichen. Auch ſollen die Buͤrger⸗
meiſter, Amptleute, Schoͤſſer, und andere Gerichtsherren, nicht
Rhat oder Gemein halten, noch ſonſten die leute vorbeſcheiden
ober hören, zu der zeit, da Predigten pflegen gehalten werben,
es fiele denn vnusrmeidliche not für.
Es fol auch an Sonn und Feyertagen jederman verboten
fein, aufferhalb fürfollender noch, weiche er dad; alle mal dem
Pfarret vnd Der Obrigkeit zuuorn anmelden fol, mit Roſſen
oder der hand, bie arbeiten, for auff die werckeltag gehören, zu⸗
nerrichten, ſendern ernſt vermanet werden, dem Gottesdienſt,
damit bes Feyartag geheiliget, abzuwarten, und der andern ars
beit müffig zugehen, vnd ba ex: (hieran, krüchig befunden ‚(el er
wegen der handarbait ˖ ſechs groͤſchen, wegen der Roßadbeit aber,
1508. CARE, ‚Surfiihfiche Birchenondunngs
zwene groͤſchen in den Wotiesaſten auff nos wien geand-
bet, zur fivaffe erlagen. :
- Dieweil auch aus den gehaltenen. Vistetiguibes rinkeacht,
da⸗ durch die Ihar und Wochenneerckte, wann Diefeibige auff
die Fepertage, die in der wochen zu feyren verorduet, ‚gefallen,
die Predigt Gottes worte, mit ergernis verſaumt werde. Sol⸗
chem zubegagnen vnd ·zuuerkommen, da ſichs hinfuͤro derglei⸗
han an einem ober mehr orten zutragen würde, fol der Ihar⸗
mardt oder Wochenmarckt, allmegen auff den audern tag ver
legt, ober alſo angeordnet werden, das vor oder vnter ber Pre⸗
digt keine Buben, ſondern erſt nach vollemdter Predigt vnd
H. Ampt, auffgethan werden, darmit der Gottesdienft, vmb
ber Kramerey willen, nicht gehindert, mach Die leute wow der
Predigt Gottes worts abgehalten werden.
Sonberlich aber ſol auch auff den Bergwercken, die Son⸗
tags arbeit, fo viel muͤglich, auff Denen Zechen, da es obs
ſchaden der gewercken vnd bergwercks gebewde gefihehen fan,
abgefehafft werden. |
Deßgleichen auch dieſe anorbnung gefchehen, das die Ham⸗
mermeifter vnd andere, bie von wegen des Bergwercks zu loh⸗
nen haben, das ablohnen nicht biß auff den Sontag ſparen,
va offtermals die ut von Def: Hrebigt abgehaltenwerden.
Es follen au in den Stedten, unter dem Predigten, an.
Sontagen und geordneten Fefttagen, die Thor beſchloſſen ge=
halten, und niemandt weder ein noch aus gelaffen werden, er
bette dann In unfern, oder andern Fuͤrſten vnd Hertn gefcheff⸗
ten, eng vnd eilend zureiſen
Wie ſich aber die eingepfarten bey der heiligen Tauffe,
Beicht, vnd gebrauch des heiligen Abendmals, gegen jhren
Pfarrern vnd Kirchendienern, verhalten ſollen, iſt hieruon jedes
bey feinem Artickel vnterſchiedlich angezeiget worden, darnach
ſich ein jeder wiſſe zurichten.
Wie ſich die Pfarrkinder gegen jhren Pfarrern amd Teelförgern ver:
halten follen.
„Die Pfarrkinder ſollen jhre Pfarr vnd Kirchendiener, als
getrewe Seelſorger, für ihre Chriſtliche Veter halten, durch
welcher dienſt, fie im gehoͤr Gottes worts und rechtem gebrauch
der hochwuͤrdigen Sacramenten, wieberumb vnd new geboren,
finder Gottes werben, derwehen ſie dieſelbigen werth, vnd in
gebuͤrenden ehren halten, ſie lieben, vnd allen guten willen er⸗
zeigen, mit jhnen in frieden vnd guter einigkeit leben ſollen, wie
der Apoſtel leret, J. Theſſ. 5. da er ſchreibet, Wir bitten euch
lieben bruͤder, das jhr erkennet, die an euch arbeiten, vnd euch
fuͤrſtehen in dem HERKEN, vnd euch ermanen, Habt fie
defto lieber, vmb ihres werds willen, und feid friedfam mit
ihnen. Vnd abermals 1. Tim. 5. Die Eiteften, die mol vor⸗
Stehen, halte man zwiefacher ehren werth, fonderlich die da ar⸗
beiten Im wort ded HERRN, und in ber lehr.
Denmach, wann ſie, vermoͤg jhres tragenden, und ihnen fo
thewer vnd hochbefohlenen ampts, mit jhnen zu reden oder zu
handlen haben, jhnon jeder zeit auch freundlichen vnd gebuͤren⸗
ben beſcheid geben, jhre ſtraff vnd vermanungen, fo fie aus
Gottes wort.thun,- mim heſten auffnemen, vnd darbey deden⸗
den, das fie ſolches thun muͤſſen, vnd bey verluſt jhrer ſelig⸗
keit vnd zwiefeltiger endammts daſelben ſchuͤldig —* dardurch
auch anders nichte dann jhrer dat singepfarten ſeelen feligkeit
1508. OEM. Aurfächkfähe Rirchenorbuung.
geſucht wich. Sollen bechalben fie nicht anfeinden, Yooxchten,
verlachen, mit [himpfflichen werten, liebern und geberden, vor
ſpetten/ noch viel weniger ſchmehen, ſchenden, leſtern, oder ſich
ſonſten vnterſtehen an jhnen zuuergroiffen, vnd ſich darbey des
Soruchs Chriſti erinnern, Wer euch veraditet, der verachtet
mich, Wie wir denn auch ſolche verachtung der Krchendiener,
vmb ihres ampts willen, nicht zugedulden gemeint, ſondern an
den vbertretern mit allem ernſt, andern zum exempel vnd ab⸗
ſchewen, zuſtraffen gedencken, ſondern ſie ſollen als frome
Pfarrkinder, jhrer Pfarrer lehr vnd Chriſtlichen vermanungen,
ſo ſie aus Gottes wort thun, gehorſamlich folgen, beſonders,
wann fie den grewlichen laſtern, als Gottesleſterung, zauberey,
vnzucht, fuͤllerey, hoffart, neid, haß, zanck, hader, geſtrafft, vnd
des erſchrecklichen zorns, drawen vnd ſtraffen Gottes erinnert
werden, darmit Gott die verechter ſeiner threwen, veterlichen
verwarnungen, heimgeſucht, und hertiglich allezeit geſtrafft hat.”
XVIl,
Bon den Täuntzen.
KIX.
Bon Spiunfiuben und Scheidabend.
xx.
eingepfarten gegen ſhren Pfarren, mit nottärfftiger
Barreidjung ihrer befolbung, vud leiftung ihrer ſchüldi⸗
gen bieuft, verhalten folien.
„Nach dem Chriſtus, Matthei am x. faget, Ein jeber Ar⸗
beiten ift feines lohns werth, Deßgleichen S. Paulus 1. Co⸗
xinth. 9. Wer dem Altar dienet, ber fol vom Altar leben.
Stem, Der HERR hats befohlen, bie das Euangelium ver-
kuͤndigen, bie follen vom Euangelio leben. Vnd abermals
Sal. 6. Der unterrichtet wird mit dem wort, der teile mit aller⸗
ley guts, dem, ber jhn unterrichtet. Sollen derwegen die Zus
hörer und eingepfarten,, jhren Pfarrern vnd vesordnneten Kir⸗
dyendienern , mit willen vnd gern, was zu ihrer unterhaltung
gebürlich, befonders aber, was hierzu geftifftet und verordnet,
ee und ohne Verweigerung, und ohn alle ſchmelerung, folgen
laſſen.
Vnd nach dem gemeiniglich in ben Stedten die Pfarrer vnd
Kirchendiener, jhre unterhaltung auff ein gewiſſes und genantß
verordnet, ſo jhnen auff jedes Quartal gereicht, ſollen die von
der Obrigkeit daran ſein, vnd mit fleis verſchaffen, das ihnen,
auff beſtimpte zeit, jhre gebuͤrende beſoldung, ohn allen abbruch
ober vorteil, zu rechter zeit, volkomlich gegeben, darmit fie ſich
der billigkeit nach, nicht daruͤber zubeklagen haben. In Doͤrf⸗
fern aber, weil jhr vnterhalt gemeiniglich auff dem Ackerbaw
vnd anderen Accidentalien geſetzt, ſollen ſich Die eingepfarten im
ſelben, gegen jhren Pfarrern vnd Kirchendienern verhalten, wie
hernach vnterſchiedlich geſetzt iſt.“
Wie ſich die
unterhaltung,
xzı.
Dem Geidihrins.
(Art. v. 1557 ob. ©. 188,]
Eu.
Won den Beheben,
:[Wergl. Art. v. 1557 eb. ©. 188.)
IH hlerinnen den Pfarrern... geſtrafft werden. (Vergl.
ob. G -
Were auch dem Pfarrer hieruͤber ſonſt was mehr entzogen,
find wir geneigt, nach deſſen befindung ernſtlich zubeſchaffen, das
4
ſolches wieder zu den Pfarren gebracht. Wo auch nawe Muͤ⸗
len, dardurch eines Pfatrers arbeit vermehret wirdt, angerichtet
werden, ſol nach des Synodi erkentnis jhme gebuͤrliche vnd
biffiche vergleichung geſchehen. ·
XXII.
Vom Ouffer.
[Art.v. 1557 ob. S. 188.)
Was die Kenfller, Gärtner und Gamögenoffen , dem Bfarzer zugeben
vIchaldig.
(Vergl. Art. v. 1557 ob. ©. 188.]
„Als auch hin und teieber auff dem Lande, ..... zuüberr
antworten ſchuͤldig fein, lvergl. ob. S. 188.] Vnd fol Feiner
Gemeine entfhälbigung angenommen werben, ba fie fürgeben,
als fey der Pfarrer fonft reich genug, bergeftalt. fie allezeit fich
ausreden, vnd bem Pfarrer feinen gebürenden foldt vorhalten
möchten. Damit auch die Pfarrer befhalben mit den einge
pfarten nicht in ergerlichen zanck gerhaten, follen die Erb⸗
herren und Amptleute jhre vnterthanen ernſtlich bahin halten,
das fie ſolche zween grofhen, den Kiechendienern erlegen, und
das die Richter bey obgeſatzter ſtraffe ihnen biefelbige einfanm
fen, barzu die Visitatores jedes ots Oberkeit, wo von nöten,
erinnern und vermanen follen.”
XV.
Bon ben Aufengröfchen.
[Art. v. 1557 06. 8.188. „Da auch Häffner ..... ver
pflichtet fein.”
XXVL
Bon gebür ber Kirdhenbiener, Bon etlichen ſtücken ihres ampts, To
mar Accidentalis nennet.
- [Bergl. Art. v. 1557 ob. S. 188.]
„Es fol niemandt ... vnuerboten fein.” [Vergl. ob. S. 188.)
raw, Auffbott vnd begrebnis gelb.
ason dreyen auffgeboten, „.. gegeben werden. [S. ob.
]
Dom begrebnis einer alten perfon, follen dem Pfarrer ein
geofche, von einer jungen ein halber geofche, Dem Custodi
aber von einer alten, vom leuten vnd fingen, zween grofchen,
von einer jungen ein grofche, gegeben werben.
Es follen auch jedem Pfarrer auff den Dörffern, von einer
beftellten Hochzeit und Leichpredigt, drey grofchen, aber in den
Stedten nad) gelegenheit ber leute vermögen gegeben werben.”
| ZXVIL
. ou beftellunge der Pfarrglter.
„Dieweil an etlichen orten von den loͤblichen Vorfaren,
alten Herrſchafften oder Collatorn, zu ben Pfarren dotales,
das iſt, Dienft oder Fronleute verorbnet,, auff das die Pfarrer
leute zu dienſten haben, und jhre guͤter deſto geruͤhiger vnd beffer
beſtellen koͤnnen, ſollen durch jedes orts Oberkeit und Visitato-
ren, die leute vermanet werden, ſolche dienſte willig und gerne
jhren gethtewen GSeelſorgern zuleiſten.
Weil aber ein beſonder, geofle und gemeine klage, nad)
dem die Adrarbeit fo hoch geſtiegen, das die Pfarrer ihre
Pfarrecker nicht zur notturfft beſchicken Finnen, vnd der vrſach
an etlichen orten zum teil gar wuͤſt liegen laſſen muͤſſen, das
fie entweder die Ackerleute nice bekommen koͤnnen, oder durch
dieſelben mit dem lohn fo hoch vberſatt werden, das es ihnen
448
die mähe und vnkoſten nicht verlohnet, vnd alſo die Ecker nichts
genieſſen Finnen, daher egliche verurfachet, mit ihrer vngelegen⸗
heit, nachteil und fehaden, aud) verfeumnis jhres ſtudieren vnd
verhinderung, in jhrem ampt eigene Pferde zuhalten. -
Derwegen, ond auff das bie Pfarrer die Eder, fo ihnen
zum vnterhalt verordnet, fampt jhrem hausgefinde genteflen,
vnd ihres ſtudierens vnd ampts defto ‚fleiffiger auswarten koͤn⸗
nen, ift vnſer ernfter will und .meinung, das die Barren
frembde Eder vmb geld. zubefchiden nicht eher annemen, «6
find denn zuuorn bed Pfarrers und Schreibers Eder, da fie
nicht felbft anzufpannen Haben, fampt ihren Nachbarn deſſel⸗
ben Dorffs Eder vmb ein gebuͤtlich vnd gleichmeſſig lohn
beſchicket. Darmit auch hierin kein Bawer auff den andern
fehe,.ond alfo ein jeder von ſich diefe beſchickung auff einen an⸗
dern ſchiebe, fol es jedes orts Obrigkeit alfa.anorbnen, ſouiel
Die: gelegenheit: der vnterthanen leiden mag, das welche Pferde
haben, biefelbige ordentlich und zuchweife nacheinander dem
Pfarrer alfo vmb dem lohn baſchicken, wie benfelben die Obrig-
Zeit neben dem verordneten Visitatore beſtimpt hat.
So denn: aus gutem willen. die eingepfarten zur beste dem
Pfarrer etwas von feinen Edern beſchicken, follen jedes orte
Obrigkeit auch dieſe verordnung thun, damit fle nit dafür ein
folche ergegung mit efjen und tsinden fordern, fo den lohn
gleich oder dafjelbe vbertreffe, fondern vmb des heiligen Mi-
nisterij willen ſich auch an einem Liederlichen begnügen laſſen,
vnd die vergeltung durch rechten ſegen Gottes, auff ſeinen eige⸗
nen guͤtern vom himel arten der ſolches ihnen nicht vnbe⸗
lohnet laffen wirdt, Math. 1
. KKVIIL'
Bon ber Permutation vnd ayßlaffung der Pfarrgüter.
AArt. v. 1557 ob. S. 191. „Die Pfarrguͤter a arſtrecken.]
xxix.
Bor Safsiftern, ädern, Wiefen, Bärten, Bifwarfern, fo zum Pfarr
Ichen gehören.
Daſ. ©. 190: „Damit auch) .
XXX.
Com abzug und fchmelerung ber Pfarrglter.
„VNach dem ‚auch etliche Collatores zum teil bie Pfarrguͤter
an ſich ziehen, zum teil mit den Pfarrern, ſo bey jhnen vmb
dienſt anhalten, paciſciren, vnd ſich mit jhnen vergleichen, mas
ſie in der Pfarr nutzung ſchwinden laſſen, vnd wie lange ſie
dieſelbige beſitzen ſollen, darbey kein gedeyen noch ſegen, darzu
die Kirchen mehrmals der vrſachen mit vntuͤchtigen dienern
verſehen, auch ſolcher abzug wieder Gott und die Keyſerlichen
befchriebone Recht, Sollen die Visitatores beſonders darob und
daran fein, darmit, was ein mal zur Pfare und. gottesbienft
ergeben vnd verorbnit, auch daben bleibe, vnd folcher geftalt
Die Kirchendiener jren gebürenden unterhalt haben moͤgen, und
fo von jemandt, wer der fein moͤchte, heimlich ober offentlich,
hierwieder gehandelt, follen beybe Pfarrer und Collatores ernſt⸗
Tich geftcafft werden. Es ſollen auch die Collatores oder Ampt⸗
leute von wegen, ber Pfarrbelehung nichts fordern, noch fie
jnen was deßhalben zugeben ſchuͤldig, fondern hiermit gentz⸗
lich als Simoniacam abgefchafft ſein.
Defgleichen,, weil auch in gehaltenen Visitationibus viel
feltige klagen angebracht‘ worden, das ben Pfarren und Kir⸗
. . gemeint fein.)
1599. Chir. Aurſachſiſche Rirdyensstuung.
chendienern an ben Paaereckern viel abgepflüget werben, deß⸗
gleichen ihre Fiſchwaſſer und anders mehr, fo inen zu jhrem
onterhalt verorbnet, engogen, ift unfer will und meinung, weil
ohne das an vielen orten der Kicchendiener befoldung geringe,
das folder. abgang genglich verhütet vnd abgefchaffet, Ders
wegen bie Erbherrn, und jedes orts Obrigkeit, die verorbnung
thun ſol, das die Kirchengüser verreinet , da es noch nicht ge=
fcheben, und nachmals durch die Kirchueter iberlich ein mal bie
Eder, Hölter, vnd andere Pfarrgüter, befichtiget und erkundi⸗
get, ob etwas benfelben engogen, daruon abgearbeitet, ober fon»
fen ſchaden daran begegnet were, und da fie befünden, dad dem
Pfarrgütern auff dieſe oder andere meife ſchaden und vorteilige
ablürgung geſchehen, das ſie, weß ſtandes fie auch fein, vnnach⸗
leffig geſtrafft werden, Deßhalben denn ber Visitator in feinen
Visitationibus auch. fleiflige nachforſchung haben fol, damit
er, der geblir nach, deßhalben jeder zeit, in: ben Synodam bes
richten Eönne.”
Xxx.“
Von Pfarrhöltzern.
(Vergl. Art. v, 1557 ob, ©. 191.)
„Als auch befunden ... befommen. [S. ob. S. 191.]
Es follen auch vnſere Amptleute, Erb vnd Gerichtsherrn
daran ſein, da die Pfarrer mangel an holtz haben, das ſie zu⸗
gleich andern vnterthanen, wann holtz ausgeteilet, mit anſtehen,
und keines weges ausgeſchloſſen werden.
Die Pfarrer ſollen auch den Gemeinden nicht geſtadten, die
Pfarrhoͤltzer mit dem viche zubetreiben, auch ſelbſt nicht darin⸗
nen hüten laſſen, (dann das viehe den Sortinerlatten ſcha⸗
den thut) fondern-fich hierinnen ber gemeinen verordnung ver⸗
halten.
Weil auch denſelben nicht ein geriet abgehet, das bie
Pfarrhoͤltzer vor den Trifften drey jar nicht geheget, ſondern
ſolcher geſtalt entweder durch die Pfarrer ſelbſt, oder andere,
verwuͤſtet werden, ſol jedes orts Etbherr vnd Oberkeit, weil es
ein gemeiner nutz, mit fleis vnd allem ernſt darüber halten,
und die verfehung thun, damit die gedachten Pfarchölger mit
fleis vor der Trifft, drey jhar zum wenigſten, geheget, und ſo⸗
uiel muͤglich, aller ſchaden vnd verwuͤſtung derſelben verhuͤtet
werden möge.‘
xxxu.
Vom baw der Pfarren vnd Blörnerenen,
[Vergl. Art. v. 1557 ob. ©. 190].
„Die Darztichen, Pfarcheufer vnd Kicchnedepen, ..
den. [©. ob. S. 1%.)
"Damit aber die Kirchen nicht zuutel beſchwett, wann etwas
an Kirchen, Schulen oder Pfarren zubawen vorfellt, ſondern
in einem ſteten vermoͤgen ſein vnd bleiben moͤgen, ſo fol für
allen Dingen dee Superintendens und Collator, wann ein fürs
nemer baw von nöten iſt, der Kirchen vorchat erregen, ond
wieuiel dauon zum baw gebraucht werden fol, ordnen vnd
fchlieffen, die eingepfarten aber Roß und hanbarbeit darzu Lets
fien, und was von deme, ſo von-der Kirchen, mie obgemelbet,
verordnet, nicht reichet, and man mehe zum daw haben muß,
das ſeüen fie durch din gemeine ankage —
Wann ſie alsdann den Dan auffbracht, . . . vnd nicht zer
fallen laſſen. [S. 068.1 MM) -
. Rad). dem: aber vder dem verſtand der wort (Dad vnd
1560. COLE. Rurtächfiiche Riechenorbunng.
Sach) viel vneinigkeit und jrrung zwiſchen den Pfarrern vnd den
eingepfarten entflanden, iſt in dem jüngft gehaltenen Synodo
ſolchs erkleret worden, das nemlich ein jeber Pfarrer ſchuͤldig
fein fol, feine geberode, an Öfen, thüren, fenftern, leymwenden,
zewnen, tachungen, und was dergleichen fein mag, mie ein fleifs
figer Hauswirdt thun fol, jherlich zubeflern ſchuͤldig, und das
fo lange, als es fich erhalten laſſen wil, in wefentlichem baw
halte, ond durch feinen fleis allen ſchaden wenden fol.
Wann aber ein gebewd, es fey ofen, thüren, fenfter, zewne,
wenbe, tachungen, etc. fo alt würde, das es zu beffern nicht
mehr tüget, oder auch durch ungerwitter, oder andere Gottes ge
walt, ſchaden neme, fol e8 die Kicchfart, ohne zuthun des Pfars
rers, zuerbawen [hüldig fein. |
Das alt geftröde aber und hola, was von ben Pfarrgebew⸗
den abgereumet wird, fol bagegen ben eingepfarten, die es
bawen, gelafjen werden.
Damit aber an den Pfarrgebewden nichts verfaumt, noch
gefehrlich auffgezogen, anfangs mit einem geringen ein groffer
ſchade zuuerhüten, auch die Pfarrer deßhalben mit ihren einges
pfarten nicht in ergerliche vneinigkeit erwachſen, fol der Visi-
tator, wann von einem oder dem andern theil ded bawens hals
ben, in werender Viſitation Elage fürgebracht, alsbald den baw
befehen, und wo von nöten, mit zuthun des Collatorn, was jes
Dem teil zubamwen ober zubeſſern, gebürenden befcheid geben.
Debgleichen, wann die Pastores eigene heufer haben, vnd
darinnen wohnen, welchs body ohne vorwiffen und vergunft des
Collators vnd ber Kicchueter nicht gefhehen noch zugelaflen
werden fol, fo follen fie dennoch die Pfarrgebewd in bewlichem
wefen erhalten, das geftröde aber, vnd ben mit, welchen fie
auff der Pfarr erbawen und machen, follen fie nicht auff ihre
eigene, fondern auff die Pfarrecker füren.
Es fol auch hiemit allen Pfarrern und Eüftern ernſtlich bes
fohlen fein, das fie Beine hausgenoſſen in jhre heufer einnemen,
allerley gefahr, ergernis und ſchaden zuuermeiden, welche offters
mals hieraus erfolgen. J
Wann aber einem Pfarrer auch ein Filial zuuerſorgen zu⸗
ſtehet, vnd daſſelbige auch ein beſondere behauſung hette, ſol
jhme vergundt ſein, ſolche zuuermieten, oder zuuerpackten, doch
das derſelbig auch nicht andere hausgenoſſen zu ſich neme, vnd
dem hauſe keinen ſchaden zufuͤgen, ſondern da es geſchehen, den⸗
ſelben wiederumb alsbald erſtadten ſol.
Vnd nach dem die notturfft erfordert, das die Pfarrer zu
jhrem ſtudieren ein beſonder ort haben, da ſie von weib, kindern
vnd hausgeſinde, vngehindert vnd vngeirret, demſelben mit fleis
abwarten koͤnnen, ſol jedem Pfarrer in der Pfarrbehauſung,
nach gelegenheit jedes orts, ein ſtudier ſtuͤblein gebawet werben.”
Xxxxiu.
Von Hoſpitalen.
IXXIV.
Vom Gottesfaften.
[Bergl. Art. v. 1657 ob. &. 189. 193.]
dern auch durch bdiefelbige grofje vnzucht und grewliche laſter
mehrmals begangen, wann das offentlich bettien geftadtet, das
durch die kinder, fo von folhen Bettlern geboren, auff das
u,
449
bettlen vnd muͤſſiggang von kindheit auff gezogen, vnd aus
bemfelben in alle laſter und endlich verderben des Leibes und der
ſeelen gerhaten, ber vrfach Gott durch Mofen feinem vold einen
ernftlichen befehlich gethan, das allerding unter ihnen ein Bett
ler fein fol, Inmaſſen auch deßhalben, durch weplandt onfern
freundlichen lieben Brudern, Churfürft Morigen feligen, und
one, ernftliche verorbnung gefchehen, aber darüber nicht mit
ernft gehalten worden, Iſt nochmals vnſer ernftlicyer wille vnd
meinung, dad nicht allein, vermöge unferer ausgegangenen Pos
ltcepordnung, mit ernft darüber gehalten, fondern auch vnſer
ferner befehlich, das jebes orts Obrigkeit, mit zuthun der Pfar⸗
rer vnd Kirchendiener, auff nachfolgende ordnung bedacht fein,
vnd mit allem fleis arbeiten fol, damit nad) abfchaffung des
ergerlichen vnd ſchedlichen vmbſtreichens der Bettler, arme
bürfftige, fo entweder mit leibes ſchwachheit beladen, oder fonft
jhr brod mit der Handarbeit nicht mehr erwerben koͤnnen, nicht
verlaffen, fondern ihre notturfft Haben mögen.
Zum erften, fol alle Sonn und Feyertage, in ber Kirchen,
wann bie Gemeine beyeinander, das Almuffen jedes orts mit Dem
Secklein gefamlet, und die Zuhörer durch die Pfarrer und Kir
chendiener vermanet werden, das niemandt mit leeren henden,
und ohne eine Gottes gabe, vor dem HERRN erfcheine.
Zum andern. Ben allen Hochzeiten fol in der Kirchen ein
Becken, oder von tifch zu tiſch, an ben orten, da bie Hochzeit
gehalten, Büchfen auffgefeget, und alle Hochzeitgefte, da ſon⸗
ften viel geldes vnnuͤtzlich verſchwendet, zur milden gaben, ben
armen zu gute, vermanet werden. |
Zum beitten, fol dergleichen auch allwege bey ber heiligen
Tauffe in der Kirchen, oder bey dem Tauffeſſen gefchehen.
Zum vierden, Wann kauff, taufc), oder andere dergleichen
Gontwact, befchloffen vnd verfchrieben, Keuffer und Verkeuffer,
mit auffgefegter Büchfen vermanen, das fie auch etwas in dem
Gotteskaſten, zu unterhaltung der armen, geben wollen.
Zum fünfften. Alſo auch in ben Erbfellen, wenn theilung
der Erbfchafft vorgenommen, follen jeder zeit bie Buͤchſen auff⸗
gefegt, und eine Gottesgab für die armen von den Erben ge
beten werden.
Zum fechften, was aus ben verfaufften Kirchenſtuͤlen eins
gebracht, fol beneben dem Kischenbaw in Gotteskaſten, zu er»
haltung der armen verwendet werben, wie hernach folget.
- Zum fiebenden, follen bie Pfarrer vnd Kirchendiener krancke,
vnd beſonders reiche und vermögliche leute, mit gutem glimpff
vnd befchelbenheit vermanen, das fie zu unterhaltung der ars
men, von ihrer verlaſſenſchafft etwas verordnen wollen.
Zum achten, wenn Leichpredigten gehalten, das allmeg ein
Becken an das ort gefagt, da die leute fürkber gehen, fo die
Leich beleitet, vnd durch den Pfarrer allzeit fleiffig vermanet
"werden, das den armen eine gabe von ihnen gegeben werde. -
‚3um neunden, bergleichen fol auch gefchehen, wenn bie
leute zum hochwirdigen Sacrament bes Leibe und Bluts Chrifti
:| gehen. Auff folche weiſe mag in Eurger zeit nicht allein ein
„Nach dem and) nicht allein groffe vnordnung, was die uns:
terhaltung der omblauffenden Bettler belanget,, vorlaufft, fons
nocdurfft, fondern auch nach jebes orts gelegenheit, ein zimlicher
vorraht gefamlet werben, dadurch den vecht armen krancken vnd
bürfftigen leuten beffelbigen orts geholffen, das fie nicht mans
gel leiden, und dadurch das ergerlich, ſchedlich, gefehrlich und
leſterlich betteln abgefchaffet werde. 17
40
"2 Wach bem auch viel Teute. .. BAM Fol abgefchaffet werben.“
15, 0b. ©. 193,] Zu u.
Da Xxxxv.
Von ben Keirchvütern vnd vorſtehern der gemeinen Kaften, vnd der⸗
ſelben Rechnungen. .
[Bergl. Art. v. 1957 ob. S. 180.]
„Damit ben Kitchen ... vnd bafjelbige auch jehrlich für jh⸗
sem Erbheren, Pfarrer, Richter und Elteſten der Gemeine, in
¶ gnwart deß ordentlichen Visitatoris verrechnen. [S. ob. ©.
ge A
‚.. Bie follen aud) bes Pfarrers Inuentarium bey ſich bebal: '
ten, ... groffem fchaden ablegen müffen. [S. ob. &. 189.]
... Mo in einigem Gottestaflen ... nugung anwenden. [S.
»5.&. 190.)
Da auch bie Kirche eigen Holtz hat, ſollen bie Kirchveter,
ohne des herrn Collators, Pfarrers und Superintendenten, ober
ordentlihen Viſitatorn willen und willen, kein holtz darinnen
hawen laſſen, noch daraus verfauffen, ic.” ·....
— xxxvi. —
Von ben Striten in. der Sirrhen.
Nach dem auch eine gemeine klage einkommen, das hi
vnd wider ih die Kirchen ſtuͤle gebawet, dardurch die leute ver⸗
"hindert, das fie weder ben Prediger auff ber Eantzel, noch zu
dem Altar, wenn das hochwirbige Sacrament ausgeteifet wirdt,
eben Können, befgleichen auch oftmals fotche ſtuͤle in den ge⸗
meinen gengen auffgerichtet, das die leute für denfelben nicht
ol Hin und wilder gehen koͤnnen.
. Dertvegen fol in den Kichen auff. den Doͤrfforn vnd Steb⸗
sten, hinfuͤro Bein ſtuel ohne ſonderlich vorwiſſen vnd erlaubnis
des Prrerb vnd der Kirchveter gebawet werden. So ſol auch
Ten ſtandt noch ſtuel einigem Manne ober Weibe erblich, ſon⸗
dern allein auff des beſitzers leben lang zuſtehen oder vergoͤnnet
werden, Vnd fol keiner macht haben, einigen fuel bey feinem
teben andern zuuerkauffen, fondern da er ſtirbet, fol deſſelben,
6 fen Mannes oder Weibes ftuel, der Kirchen anheim gefallen
fein, die jn vmb ein leidlich geld bes verſtorbenen nechften Er⸗
hen file allen andern gönnen, Vnd da deren:;sicht verhanben,
:oder nicht darumb bey dem Pfarrer und Kirchvetern anhalten
würden, einem andern, bet in begeret, auff fein leben verkauf⸗
fen mögen und follen. Sonderlich aber follen alle. Pfarrer und ,
Kirchveter ein fleiffig anfffehen:haben, vnd vererdnung thun,
das durch den baw der ‚geftüte, an dem.gehör Gottes worts nie⸗
mandt verhindert, noch ſich billich darob zubefchweren habe.
Was aber von verkauffung der ſtuͤle jetzt gemeldet, das fol
allein auff die priuat perſonen, vnd nicht auff die geftüle, bie .
in Stebten. der Wniuerfitet ober dem Rahte, Heuptmannen
oder andern, fo in publico officio fein, in Dorfflicchen aber
‚auff die Collatores, die nom Abel, und da Richter, Schöppen,
Kirchveter, etc. befondere fküle heiten, verſtanden werben.”
2.0.9.4) I
wis fie amgendusten, deftettiget, vad aut⸗
fagt werben follen. oo
wi zn Derff Can,
0 Rn. 155706. @.186]
Es folfen bie Kirchner oder Gibckner, ... auff verotdnung
dee Coneistorij oder des Synöodi, entſetzt, vnd ein ander gehor⸗
| nachgelaffen werden: [®. ob.
4300. CL -Anrfächriihe:Mitchenordtrinig.
ſamer vnd fleiffiger an feine fat auffgenominen werden. S
‘06. S. 186.] |
Es follen aber auch die Pfarrer... abwarten Taflen. TS.
ob.“S. 187] 0 J
Vnd da ein Custos... geholet werden.“ S. ob. ©. 186.]
XXXVNMI.
Vom ampt. der Güflterer.
[Vergl. Art. v. 1557 ob. S. 186.]
„Es folfen die Kirchner oder Gloͤckner, aüff die Kirchen vnd
Pfarrer befcheiben fein, und befonders ihre Pfarrer in gebuͤren⸗
ben ehren halten, vnd auff diefeibigen in allen Kirchenemptern,
bey bem predigen, teuffen, Sactament reichen, vnd befuchung
der krancken, warten, und derwegen ohne jhr wiſſen und willen
nicht ausreifen, damit fie ihrer gewiß ſeyen. Nachmals fol
‚aud) ... nicht verfeumet werde. [S. ob. S. 186.]
“Es ſollen ſich aber die Kirchner ſonderlich befleiffigen,....
S. 186:}
Es follen auch, rote droben gemeldet, ‘die Custodes alle⸗
wegen am Sonn und feyertagen zum ampt vor ber lection des
Euangelij, den Gatechifmmum ohne außlegung dem volck vors
— weil der Pfarrer dem ampt vnd der Predigt auswar⸗
ten muß. ———
Deßgßßgleichen ſollen auch zu mittage fie jre Schüler denſelben
in der Kirchen mit heller lauter ſtimme fein langſam vnd ver⸗
ſtendig ſprechen laſſen, vnd vnter den kindern examiniren, wel⸗
ches auch der Pfarter ſelbſt bißweilen nach gehaltener mittags
predigt thun fol, damit der Custos in officio vnd fleis erhal⸗
ten werde.
Es ſollen auch alle Custodes vnd Dorffkuͤſterer ſchul hal⸗
ten, vnd derſelben teglich mit allem fleis, vermoͤge der Ord⸗
nung, abwarten, darinnen die knaben leren keſen, ſchreiben,
vnd Chriftliche geſenge, fo in der Kirchen gebraucht werden
follen, darcuff der Pfarrer fein fleiffiges aufffehen haben, vnd
das vold mit ernft dazu vermanen fol. °
‚. Er fol auch fonft mit ben. eingepfarten vnd alfer mennig>
kich, befonbers aber feinem Pfarrer, felnem weibe, findern vnd
handgefinde, fampt den feinen ih gutem friede und einigkeit leben.
e fol auch fich nicht vnterſtehen, den leuten Supplicatio-
nes, befonders wider bie Dberkeit oder feinen Pfatrer, ftelien,
‚fondern folche Leute jebeizeit'von fid) weifen, und feines beruffe
patent. °* An:
2, Wie wir auch hlemit eenftlich befehlen, das fie alles pro-
ruriretis vnd aduocirens, oder andere dergleichen, muͤſſig geben,
und fi enthalten, noch viel weniger zu Spielleuten auff ben
hoͤchzeiten gebrauchen laſſen follen. Sie follen auch in der Cuͤ⸗
ſterey behaufung aus allerlen bewegenden vrfachen, einen hauß⸗
genoffen einnemen, auch fi) gebrandten Wein ſchenckens gengs
lich enthalten. u
Well aud) jnen bie Kelche, Kirchen ornat vnd andere, fo
in der Kirchen derwaret werben follen, verteawet, fol Eeiner zum
Eüfterer angenommen werben, er fey denn wol bekandt, ober
‘das ‘er einen vorftandt habe, damit, wenn etwas durch feinen
vnfleis oder vntrew der Kirchen entwendet, bie Kirche fich bed
“erlittenen ſchadens widerumb bey jme zuerhofen Habe.
Alſo follen fich auch die Gloͤckner hüten, und mit fleis fürs
fehen, das fte nicht allein für jre perfon mit dem Pfarrer fried⸗
2a0R. Chad. Auriäctiichen AMechexordunag .. ,
lich leben, jm nicht verbriesliche leſterwort geben, noch jm hin⸗
berwartd vbel nachreden, ſondern auch zwifchen der Gemeine,
Kichfart und Pfarrern Beine meuterey, faction oder wieder:
willen, dataus vesBleinerung deß Pfarrers, und verachtung der
Predigt, Beicht vnd Sacraments zufolgen pflegen, ertegen,
fonbern allezelt gegen jrem Pfarrer freundlich, ehrerbietig, vnd
zu fried vnd einigkeit gegen jm vnd ſeinem weib und binbern
geneigt fein. Da aber anders vermercket, ſollen fi dergeſtait,
wie obuermeldet, vom ampt entſatzt, vnd andere fromme vnd
ruhige diener an jre flat geordnet werden.
Damit auch das volck im fingen nicht j irre. gemacht ſeuen
die Custodes Beine gubere, denn D. Luth. geſenge, und die er
kur efallen laſſen, in der Eichen fingen, damit fie Diefelbigen
ernen, ond «ind bad andere deſto leichter leren koͤme.
xxxuix.
Bom gebrauch der Glocken, vnd def —* lenten.
„Es fol der Gloͤckner ſich befleiſſſgen, das er. jeder zeit, bes
ſonders aber an Feſten, Sonn vnd Feyertagen, auff gewiſſe,
beſtimpte zeit, zum Ampt, zur Predigt, zur heiligen Tauffe,
zum Gebete morgens und abends, vnd zur begrebnis, faute:
Vnd da fie in Dörffetn feinen Zeiger haben, fol der Pfar⸗
rer die Kirche, beſonder aber die Leute ſo vermoͤglich, darzu vers
manen, das ſie einen kauffen, auff das nach demſelben, zu rech⸗
ter beſtimpter zeit, die Kirchenempter verrichtet, auch fie ˖ſonſten
fich in der haushaltung darnach zuuerhalten haben möchten.
Wann aber die Eingepfarten fo arm, das fie keinen ſchla⸗
genden Zeiger Fauffen önnen, fol ber Pfarrer auff einen Son:
nenfeiger bedacht fein, welcher mit geringem often zuerlaggän,
vnd biß derfelbe verfertiget, Die Custodes bey den Pfarrern ers
lernen, fo ein Compaß bey fich haben, oder jhme felbft keuffen
Tan, darnach ſich der Custos mit dem geleut zurichten habe.
Nach. dem auch die Soden fuͤrnemlich zum Gottesdienſt
verordnet, und das dardurch dag volck zum gehoͤre Gottes worts
und gemeineng Gebete 'verfamlet werde, biefeibigen aber zum
gemeinen bierfauffen mehrmals mißbraucht; fot hinfiro ſoicher
mißhrauch gentzlich abgefhaffet, und bie Gloden zu feinem
Weitlichen gebraud; gezogen werben, es fen denn in Feindes
oder fewers noth, oder auch wann bie leut ihren herren froͤnen,
abs: fonften in nothwendigen geſchefften zuſammen kemmen
muͤſſen.
Sonderlich aber fol das aberglaubiſch und“ ctgoͤttiſche WB
retleuten, (dev vrſach die Boden im Babfthumb, mit leſter⸗
lichem mißerauche der ſtifftung! Thriſti, getaufft werden, das
fie die krafft haben folen, den hagel und ſchedliche Peter ab⸗
zuwenden) wo er noch im brauch, abgeſchaffen vnd nicht ges
ſtadtet, dargegen aber das volck zut buß und Ehriſtlichem eiffe⸗
rigem Gebete vermanet werden, bardurch der zorn Gottes‘ id
ftinet, ond ſolche plagen abgewender werden mögen.” We. ie
Be * De Gemeinden. ‚gegen Item Eufisben vder iin —2
ſollen.
IArt. v. 1557 ob. &.187. „Vnd nad dem... iwia ar
bunden. ”)
Vor.
3
tendens
6
XLI.
Wie es bey dem abzug bes verftorbenen Pfarrers nachgelaffenen Wit:
) wen ober kindern, mit ber vergleichung, gehalten werben fol.
IJArt. v. 1557 ob. S. 186. „Es fol auch der Supua
ei gefunden bat. u * u
. xun. —W - an
Vom Anuentario, vnd Regiſter, des einkomjmen der Pfarr.
[Xrt. v. 1557 ob. S. 191}
xXum. I
Bon den Biden, fo in die Kirchen verorbnet, bey heuſelben vers
. vᷣyret⸗ vud nicht dauon entwendet werben fettpu —
XLIV.
zit ne bie Wiltlichen Berichtähaber, beren Weriwalter, . Berne
‚ ‚beber, auch ‚ber Pfarren Lchenherrn zuuerhalten.
(Art. v. 1557 ob. 8.191.) F
re foden vber jhren Pfarrern, .., vollenden. [®. ob;
Weiter follen bie jenigen, ... gehört wuͤrde. is ob.
&, 192.
Vnd in ſumma, ſo wollen wir, dos allem vbel vnd erger⸗
nie, welches zu jeder zeit, an gedingen vnd fonften gerhget, vnd
der Oprigkeit angezeiget, mit hoͤchſtem fleis geſtewret vnd
wehret, im fall aud) geſtraffet, vnd Gottes ehre, Furcht, br
derliche liebe ˖ vnd einigkeit,-bargegen gepflangt, ober. in mangel
ber folge, vns ferner vermelbet werben fol, Damit wir uns gegen
den vbertretern, dieſer vnſer Ordnunge, und verboten, mit ge
Funichem einſehen, zuerzeigen haben.“
Des Durchl., Hochgebornen Fuͤrſten ꝛc. Heren Aus
gaſten ıc. Verordnung, Wie es in feiner Churf.
G,benben Bniuerfiteten, zu Leipzig vnd Witten:
berg, mit lahr, diſciplin, vnd —2* allent hai—⸗—
sen, dee. vnd kuͤnfftis gehalten werden ot. 15830.
Bu Ber Aue | He BES
‚Bnd iff dem allen nad abermals vuſer agſter befehl, will
vnd meinung, das ſolchen vnſeren verordnungen ſtracs nach⸗
gelebt werde, darüber wir auch gebuͤrlichen halten wollen, Je⸗
doch wollen wir Vns vnd vnſern Nachlommten, diefe be nad
dorfallender gelegenheit vnd erheifchender notturfft, in einem
oder mehr puncten jußerendern, zuuermehren und zuuerbeſſern,
hiemit fuͤrbehalten haben.
‚ Bu: vrkund mit vnſerm Chur Serct boſiegelt Anno et die
vtsupra.
. Bu mehret Becceffeigung biefer vnſer Störung, Vynd das
wir ſtett vnd vheſt daruͤber wollen gehalten, haben ei 7 mit
Ligenen handen, Vndt nach ang vnſer freunbücher lieber Sohn
Herzog Eheifttanus xc. in gleichem vnterſchriaben. : '
Auguftus. Ehriſtianus.
Gedruckt zu — Sant Steinman. Anno
ER) - .
u 145 .nlnc ' . I) En
57%
452 1501. CLIV. Branufchwe⸗Brubeuhagenſche Kirchenordunng.
CLIN.
Kirchen Agenda, Darinnen Tauff, einfegen, und Trawbüchlein, Communion, fampt den teg⸗
lichen Gollecten, welche in der Kirchen gebraucht werden. Zür die Prediger in der Graffs vnd Herrſchafft Mans⸗
feld. Itzunder auffs newe vberſehen, vnd mit vielen nuͤtzlichen, vnd noͤtigen Tractaten, fuͤr junge vnd vngeübete
Kirchendiener, vermehret. Welche alfo bey einander nicht zu finden. MDLXXX. 183 BL 4,
Diefe Agende iſt eine Rh vermehrte Ausgabe eines von Sar⸗
cerius verfaßten, im Sabre 1562 von einer Generalfunode ber
Mansfelder Geiftlichleit approbirten Manuale ober Hanbbüchlein.
Sie bat folg. Abfchnitte: I. Erinnerung der Geuattern,
ober Paten halben. IL Das Ta uffbäctein. ID. Von
der Rottauffe. IV. Das Einfegen Büchlein. V. Wie
ed mit den Kindern folle gehalten werben, welchen
jbre Mütter fur dem Kirhgange abegehen. VI. Wie
man es halte, wenn einem eibe jr Kindlein flirbet,
ehe fie aus den Sche wochen koͤmmet. VII. Erinnes
rung für dem Traubüdlein. VII. Das Zraubüds
lein. IK. Erinnerunge ber heimlihen Verloͤbnis hal⸗
ben. X. Bon ben zugelaffenen ond verbottenen Gra⸗
dibns im Eheftande. XI. Von der Sommunton. XIL
Et lichen Collectenu.f.w. XII Bon ber®bunge vn⸗
fers h. Satehifmi. XIV. Enchiridion, Der kleine Sas
tehifmus u. f.w. XV. Die Stüde vnfers h. Gate:
hifmi. XVI. Wie man auff ben Visitationibus ben
Catechiſmum zu oben verorbnet hat. XVII Won ber
Confirmation ber Kinder u. ſ. w. XVIII. Bon ber
übung ber Geiftlihen Gefenge. XIX. Bon der Kirs
hen Difeciplin, vom Bann [welden das Gonfiftoriumz
ausfpriht], vnd offentliher Buffe Boom Pros
ceß, wie man bie, fo offene Buffe thun, wiber zur
Gemeinfhafft der Kirchen auffzunemen pfleget.
XXI Bon der Ordination ber Kirhendiener. xkır.
Chriftl. Beriht, aus was vrſachen, ober wie fern
fi ein Pfarherr, anderer Pfartinder, niht anneh⸗
men, Auch ein Pfarktind, von feinem orbentliden
Pfarherrn, von einem andern fih nicht wenden fol.
XXIH. Etlihe Praefationes auff bie Heubtfefta
fur ber Communion zu fingen. XXIV. Die Eytancy
Deutſch. XXV. Bon ben Begräbniffen, derer, fo
etwa onfers Glaubens Genoffen nit fein, ober
fonft in onbußgfertigleit verfterben. Zu @isieben in
der Alten ond Loͤbi. Grafffhafft Mansfeld, Gebrudt, bey Brban
Gaubiſch, wonhafftig auf dem Graben, Den fünfften Day. Anno
1580. — Ueber die Gefchichte der Mansfelbifhen Agenben f.
Miscell. Lips, T. VIII. Obs, 165.
0.
1581.
CLIV.
Des Durchleuchtigen, Sochgebornen Fürften und Serren, Seren Wolffgangen, Hertzogen
zu Braunfchweig vnd Lüneburg? etc. Chriftlihe Ordnung vnd Befehl.
Mes fich Prediger und Zuhörer in Seiner
3. ©. Lande, auff Juͤngſt gefchehene Visitation hinfüro verhalten follen. Anno 1581. IV u. 31 BL. 4.
Aus einem Schreiben bes Herzogs Wolfgang von Gru⸗
benhagen an M. Ghemnig (Rehtmeyer, Braunſchw.
Kichenhift. Beil. zu Cap. VIII. Nr. 89) d.d. 6. März
1681 ergiebt fi, daß dieſe K.-D. von bem Superintenden>
ten und Hofprediger,. Shelhammer verfaßt.und an Chem⸗
nie zur Reviſion gefandt worden ift, was Schlegel in
ber Ref.⸗Geſch. Bd. II. ©. 388 ganı ohne Grund beymeis
fell. Das Yublicationspatent, d. d. Herzberg, Montag
nah Joh. Bapt. 1581 gebentt als näcfter Veramaſſung
der Viſitation, welche ber Herzog feinem obliegenben „‚von
Gott befohlenen Ampt nach“ angeordnet habe, weil aus
den „langwirigen, zu vnzehlich mal erfchienen, vnd nun mehr
. für ber Welt leider ungeachten, gant gemeinen Fewerſtra⸗
‘ Ien, vnd Eufftbrenden , die fich offt vber den gangen Him⸗
mel erftredet‘ „alle vernänfftige Rechtfinnige Chriftenmens
fhen vrtheilen, ſchlieſſen, vnd bekennen, es müffe der gan⸗
gen Welt, vnd ſonderlich dieſer Deutſchen Landen, ein
a fürfieyen, vnd x gmeiffel ber herrliche groffe Tag
e en vom Himel gang nahe, vnd
Thhr fein.“ 8 gang be, für der
* * ,
Bon jehrlicher Exeontiem der Anus 79. gehaltenen Visitatiom.
Es fol „ein General Consistorium , oder Kirchengericht,
albier zum Hertzberg, ober wo wire fonft hinlegen werden, jehr⸗
lichen bes Montags nach Cantate, solenniter beftellet vnd ges
‚halten werden. Dazu wir allbereit eins theils unferer Hoff vnd
Landrethe, neben dem Superintendenten deputiret, verordnet,
vnd hiermit noch verordnet und beftetiget haben wollen, Solcher
maffen vnd alfo, das fie jehrlich auf itzt gemelte gewiſſe zeit,
alle und jede Vbertreter diefer Ordnung, ale Verechter des heil.
MWorts, Predigampts, Sacramenten, Gatechismi, Lefterer, Rote
tirer, offentliche Papiften, Epicurifhe Spötter, tegliche Vol⸗
feuffer, Zauberer und dergl. Beſonders aber diejenigen, an
welchen alle trewe warnung , fo ihnen in ber Visitation gefches
ben, beneben ihrer Paftorn teglichen vermanung, vergeblich
vnnd verloren geweſen ift, in Erafft difes vnſers ernften befehl,
onb ihres aufferlegten ampts Citiren, für ſich fordern, fie aus
bem Gatehismo wol Examiniren, und verhören, ihres muth⸗
willigen vbertretens orfach fordern, Vnd vleiffig daran fein, das
die muthwilligen vnnd halſtarrigen nach verwirdung ernſtlich
geſtraffet werden, auch wo es von noͤten iſt, mit Gefengnis vnd
Landesuerweiſung. Vnd ſollen gleicher geſtalt, die Prediger,
ſo muthwillig vbertretten, vnd ergerlich leben fuͤhren, nicht we⸗
niger dieſes Kirchengerichts Jurisdiction vnterworffen fein, vnd
zu gebuͤrlicher ſtraff gezogen werden.”
n
S
1588, OLIV. Branufchw.Benbeshageniche Kirchenorduuug.
Bem Uuıpt, Lere vnd Beben, der Paſtorn und Kirchendiener.
Die Paftoren follen reiner Lehre aus ben prophet. und apoſt.
Schriften, den Symbolen der alten Kirche, der Confess. invar.,
ber Apologie, den Schmalk. Artikeln, den Katechismen Luthers
und der Concorbienformel ſich in guter beftändiger Einträchtigs
Beit befleiffigen, und ihe Amt getreulich abwarten, weshalb
„faule, vnachtſame, bie auff feine Predigt ftudieren, ohn alle
orbnung confuse , was ihnen nur einfellet, reden, oder nur aus
dem Buch ihre Predigten ablefen. Item, die ihr Ampt vers
fpagieren, durch andere nicht beftellen, Vnd wenn zu teuffen,
Kranden zu befuchen, ober Beicht zu hören ift, endwedder vers
reiſet, ober fonft in Krügen und Gaſtereyen figen, ... gang
vnd gar nicht geduldet werben” follen. Zur Aufrechterhaltung
Diefer Beſtimmung bient der jährliche Synodus, in welchem
der Superintendent ſich nad) dem Reben und Wandel und den
Studien ber Paftoren erfundigen foll. Einfältige Pfarrer duͤr⸗
fen der Sefuiten, Sacramentirer und Irrlehrer Bücher nicht
lefen, und Fein Pfarrer darf „ohn wiſſen, bewilligung, vnd
geheifch des Superintendenten, etwas offentlich fpargieren, oder
in Drud geben laffen, wie ſolchs audy fein, oder mit was gus
tem ſchein es. gefchehen mag, bey ernfter ftraff.” Bei dem
Synodus hat der Superintendent die von den Pfarrern übers
reichten Concepte oder Dispofitionen ihrer Predigten zu prüfen,
und befonders nachzufehen, ob jeber Pfarrer ein Buch halte,
in melches bie Ehefchließungen, Zaufen, Todesfaͤlle und die
Namen ber Communicanten bei jeder Communion einzus
tragm find. Das Examen ordinandorum foll lateiniſch ge
ſchehen. Ruͤckſichtlich der Weife ber Ordination und Einfühe
rung wird auf bie Vorfchriften Luthers, in Beziehung auf die
Vocation aber auf die forma examinis von Chemnig vertviefen.
(Brevis et simplex forma examinis de praecipuis doctrinae
coelestis capitibus, Urs. 1571. 8. u. 8.)
Won vbunge bed heiligen Catechiomi, Predigten, Bebeten vnd anbern
notwendigen Gottesdienſten.
Alte Pfarrer follen treulich ihr Predigtampt verrichten, und
in demfelben Chriftum und ben Glauben rein predigen, Die
Laſter ohne eigene Affecten ernſtlich frafeng zur Buße ermah⸗
nen, und bie Zuhörer des jüngften Tages erinnern, „dieweil
fortan nichts anders zu gewarten” ; ferner Sonntage Nachmit⸗
tags die Lehre des Katechismus üben, bie Wochenpredigten
fleißig halten, ben Morgens und Abendfegen dem Volke Sonn
tags und in der Woche vorfprechen, die Litanei menigftens
alle vierzehn Tage einmal und zumellen Sonntags Vormittags
fingen, Morgens, Mittags und Abende pro pace Läuten laffen.
Die Itturgifchen Vorfchriften find aus Spangenbergs Gantios
nal , oder aus der beigefügten Agende zu entlehnen. An den
hohen Seften und den Seften Circumcis., Epiph., Purif., An-
munc., Ascens., Jo. Bapt., Visit. und Michael. ſoll täglich,
zweimal, an ben Apofteltagen einmal geprebigt werden. An
jenen ruht die bürgerliche Arbeit völlig, an dieſen während der
Predigt.
Com ber heiligen Zauffe, Beicht, Abfolution, vad bochwirdigen Nacht⸗
mel bes Herrn.
Veraͤchter des Abendmahls, Epicurder, tägliche Vollfäufer,
Läfterer, Hurer, und alle diejenigen, welche Ärgerliches Leben
geführt und mit der Kirche fich nicht verföhnt haben, ferner
453
Papiſten und andere, ber wahren Religion nicht zugethane Per⸗
fonen find von der Taufzeugenfchaft ausgefhlofien. Die Pres
biger haben barauf zu achten, daß die Kinder nicht eine oder
etliche Wochen ungetauft liegen bleiben, und „ba mans zu grob
machen wuͤrde“ ſolche Unordnung dem Conſiſtorium zu gebühr-
licher Strafe anzuzeigen. Um zu verhindern, daß aberglaͤu⸗
bifche Leute das Taufwaſſer „zu ihrem kranken Vihe misbrau⸗
chen, vnd von den Cuͤſtern bitten oder keuffen“, ſoll daſſelbe
alsbald weggegoſſen werden. Ueber die Nothtaufe findet ſich
die gewoͤhnliche Vorſchrift, daß dieſelbe nur einem vollſtaͤndig
geborenen, lebendigen Kinde ertheilt, daß die Hebammen in
der Form der Taufe unterrichtet, und die ſolchergeſtalt getauf⸗
ten Kinder zur Kirche gebracht werben ſollen. Die Sechs⸗
woͤchnerinnen follen, wiewohl fie an das ceremonlalifche Geſetz
nicht gebunden find, doch dem natürlichen Rechte gemäß und
zur Vermeidung von Aergerniß ihre Zeit aushalten. Alle übers
mäßige Zractamente find verboten, am Sonnabende aber barf
gar keine Safterei Statt finden, wenn ſchon die Zaufe an bies
ſem Zage gefchehen fann. Endlich die Einfegnung dee Kinds
betterinnen ift als chriftlichee Gebrauch beizubehalten. — Zum
Sacrament bed Abendmahls, das niemals, es fei denn bei
Kranken, heimlich in den Häufern zu halten tft, darf Keiner
gelaffen werben, der nicht vorher gebeichtet und Abfolution er⸗
langt hat und bie gehen Gebote, bie Glaubensartikel, Gebet
und Einfegungsworte nicht kennt. Jedes Beichtkind ift abs
gefondert zu verhören und zu abfolviren. Aus der Beichte foll
Niemand etwas nachſagen, „benn was ba gebeichtet iſt, ift Chrifto
gebeichtet, und nicht Menfhen: Darumb auch ein Prediger,
niemand dauon etwas zu offenbaren, Sondern die Gewiffen
zu tröften, und denſelben an Chriſti flat zu rähten ſchuͤldig iſt.“
Sobald aber von Jemand böfe Gerüchte Öffentlich verbreitet find,
fol ee von dem Pfarrer zur Buße vermahnt, unb wenn er
ſich auf feine Unfchuld und fein Gewiſſen und das legte Ges
richt Chrifti beruft, ihm die Abfolution und das Nachtmahl er⸗
theilt werben, quia de occultis non judicat ecclesia,
Bon SKirchenbisciplin und Exrcommunlication.
„Die Kirchendisciplin iſt nicht von Menſchen erdacht, ober
erft new auffbracht, die Leute damit zu onterbrüden, mit hohn
und Spot zu befchweren, vnd beſchemen, Sondern fie iſt ein
ernfler Befehl und Ordnung vnſers Herrn Iheſu Chrifti, wel⸗
cher das Heupt und Öberfte Regent der Kirchen ift, der fie ſelbs
zu oben verordnet hat, vnd mit item gewiſſen gemeſſenen Pros
ceff, durch die Evangeliften, und Apoftel befchreiben laffen:
Wie hieruon die Haren auſſdruͤcklichen wort, Math. 18. 1.Cos
rinth. 5. 2. Cor. 13 etc. einem jeden befandt find. Iſt auch
aus den Patribus offenbar, das folche Kircchenftraffen, nach der
Apoſtel zeit, in obung und fletem fhwange gegangen, ben Chris
ften zur Warnung ..., den Hallftarrigen zum Schreden, vnd
allen gefallenen zur beſſerung.“ 1. Die Zucht foll aber geübt
werden wider „alle grobe eufferliche Laſter, und verharrliche Vn⸗
bußfertigkeit und Sünder, als ba find: Abgöttifche, Gottes⸗
leſterer, Zauberer vnd alle die bei inen rath fuchen, Verechter
deß heiligen Worts, und Catechismi, Vnd die zu keiner Kirchen
noch Sacrament kommen, Item, die mit-Keberey, und falfcher
Lere beladen find, vnd biefelbe verteidingen, Item, welchen
eitel fluchen vnnd ſchweren bey Gottes Namen, Marter, unnd
454
Saeramenten anf dem Munde gehet, Rtem, welche, ire Eltern
verachten, ſchlahen, ihnen fluchen, vnd dergl., Item, bie in
vnuerſuͤnlichen ſtetem Haß vnnd Feindſchafft liegen, ihre eygene
Richter und Rechter ſein, Sich nicht verfuͤnen, noch ara Er—
kentnis der Obrigkeit gnuͤgen lafien wollen, Item, Todtſchle
‚ ger, Auffruͤhrer, Hurer, Ehebrecher, tegliche Vollſeuffer, Diebe,
Rauber, und Wucheret, Meineidige, und alle dergleichen erger-
liche Vnchriſtliche Perſonen: An welchen allen erſtlich Ehrifls
liche Obrigkeit ihres Ampts brauchen, vnd ſolche Laſter gebuͤr⸗
licher weiſe Weltlich ſtraffen, vnd darnach gleichwol die fündigs
gefallene Perſon, auch mit Gott vnd ſeiner Kirchen, nach —
kentnis deß Consixtorii, billich außgefoͤhnet werden fol.” 2.
„Kirchenſtrafen ſind vnd heiſſen, von alters her, in gemein diß,
wenn man vnbußfertige, hallſtarrige Suͤnder, vnd die jenigen,
welche die Kirche geergert haben, von der heiligen Abfolution,
Abendmal deß Herrn, Zauff, Gefatterſchafft, biß fie Bulle
thun, vnd ſich mit der geergerten Gemeine Gottes vertragen,
abweyſet, zum Eheſtande nicht auffbittet, noch oopuliret, zu
Wirdſchafften die Solenniteten verbeut: die Bußfertigen offent⸗
lichen Simber, ber Kitchen, wegen deß gegebenen Ergernis,
zur Abbitt, vnd Berſoͤhnung, mit Namen fuͤrſtellet, die Hall⸗
ſtarrigen, an denen alle Vermanung verloren, excommuniciret,
auß der Gemeine Sottes ausfchleuft, vnd alle Kirchenrechte
verfaget.” 3. Zwiſchen ben gemeinen Kicchenftnafen und dem
Bann iſt zu unterſcheiden, namentlich ift die Öffentliche Strafe
Öffentlicher Suͤnder „amt: ber heimlicyen: Abwrifung vom Bar
erament“ nur eine Erinnerung zur Buße und von dem Baune
verſchieden, durch welchen ein Verſteckter dem Satan zum Ver⸗
derden des Fleiſches und zur Restung ber Seele übergeben wird.
Auch haben die Prediger um bes Proceffed willen auf den: Un⸗
terfchted. zwiſchen oͤffentlichen und heimtidyen Sünden wohl zu
achten. -. 4 Mit dieſem wind es in folgender: Weile gebalten.
1) Iſt ein Laſter nur dem Prediger, ober aufer ihm nur we⸗
nigen Perfonen befasmt,, fo hat ber Pfarrer bie. Derfon insge⸗
heim treulich zu vermahnen. Beſſert fie ſich nicht, fo iſt die
Vermahnung vor zwei Zeugen zu wiederholen und endlich dem
Conſiſtorium anzuzeigen, welches nach fruchtloſer weiterer Ad⸗
monition den Bann ausfpricht. Bis dieſes geſchehen, darf aber
der Pfarrer von der. Sache auf der Kanzel: mit ausgedruͤcktem
Namen nichts melden, ſondern ec hat mittlerzeit nur insge⸗
mein das Laſter zu. ſtrafen. 2) Mein von Semand ein
oͤffentliches Gerücht. auffteht, ohne daß Beweis vorliegt, fo darf
der Pfarrer ebenfalls ihn nicht namentlich nennen, fondem; er
muß fid) begnügen, das. Lafter indgemein zu rügen und. dem.
Superintendenten und Conſiſtorio Anzeige zu machen. Wenn
nun disfe fich weiter erkundigt haben, und es hat die Notorietät
fich ergeben, fo „ergehet billich, (doch. auff vorgehendes Er:
kentnis vnnd Befehl dei Consistori) die::affentliche Kirchen⸗
ſtraff, mit abwerfung von heiligen Sacramenten, Verſagung
der Kirchenrechte, vnd Amelie nennung ber Perfon, vnd
ihrer Deiffethat bey Namen; Wie ©. Paulus faget, 1. Zi⸗
moth. 5. u. .w.” 9). WMenn nım falthe oͤffentlich⸗ Shader in
fich gehen, und Das: gegebene Aergerniß der Kirche mit —5
Verſoͤnlich mitten indem Ehor bar Kirchen außer den Goſtuͤlen,
‘oder wie fie ber Paſtor ſonſt, nach gelegenheit jeder Kirchen hin
her Meldung des Mamens abbitten laſſen, „und fich
1888. CLEW... Beanuichw.Ernbeuhbagenfche Rtiircyenorduuug ·
Gottes: dauftellen,” fo ift ber Bann nicht nöshig. . 4) Im ent⸗
gegengefegten Folle, ſo wie wenn Jemand Kirchenbuße ‚gethan
hat und dann wieder in dieſelben Sünden verfällt , fell nach
dem Worte Chrifti die Ercammmuiratien eintreten. Diefe aus⸗
zufprechen , ift fein Prediger fire fich berahtigt. „Denn der
Bann nicht eines Menfchen alleine, nad). inn der gewalt eines
Paſtoen ſtehet, Sondern in Macht vnnd gemalt dar Kirchen,
welcher es zuuor angezeiget werden, vnd mit ihrem Cansens ge⸗
ſchehen mus, nach dem Befehl Ehxiſti; Die Ecclesiae. Wan
hann allhier Ecclesia nicht heift, oder iſt der Paſtot alleine,
viel weniger der vnuerſtendige. bauffe,, Sondern zuſammen,
Prediger, Obrigkeit, vnnd ber Außſchus Ehrlicher, Gottfeliger,
vnd verſtendiger Chriſten, aus der Gemspne, Sp fol der hal
flareige Sünder, nach vorgehender Vermanung, für. dem Con
aistorio angegeben werben; Das Consistorium abet, fot ihn,
mit fampt feinen Pfarrherten, und etlichen Scham, Gottfuͤrch⸗
tigen Eiteſten der Gemeine, für. ſich fabdern / VUnd da er nach
letzter ernſter Vermanung, keine beſſerung zufagen, und bier
ſelbe verbuͤrgen wil, Sol das Consistorinm „. welches von der
gantzen Kirchen wegen da ſitzet, den Bann, vnd RAcommuni-
cation vber Ihn, ſeinam Pfarrherrn befehlen, vnd ergehen
laſſen.“ Die Folge des letzteren iſt, daß ihm durch die Amt⸗
leute alle Hochzeiten, oͤffentliche Zechen, Wirthshaͤuſer und
ehrliche Geſellſchaften verboten und diejenigen ernſt geſtraft
werden, bie gegen das Gebot mit ihm Gemeinſchaft halten,
Unverwehrt aber if} ihm feine Nahrung zu ſuchen, Handel und
Mandel zu treiben, „Politifcher, Bürgerlicher, vnnd Nachbar:
licher Recht zm genisfien”‘, und gquch Die. Predigt darf er hören,
ja er ſoll „verpflicht fein, daB ex in allen Predigten ſich finden
laſſe: Aber an keinem ort in ber Kirchen, denn nur allein hin⸗
tex des Bhär, oder fonft.auff einem finfteen Windel.” Eve
kennt er feine Suͤnde, ſo⸗wird er auf Befahl he Conſiſtorü
oͤffentlich abſolvirt und zum Nachtmahl gelaſſen, wenn er oͤf⸗
fentlich das: Suͤndenbekenntniß wiederholt und dus Aergerutß
abgebeten hat. „Vnd fol im hernachmals niemand etwas auff-
chen. Einem reuigen gebannten Sünder Tann der Prediger
auf dem Krankenbette die Abfolutiom erthrilen, doch muß ex,
wenn er: genefen iſt, der Kicche. vorgeſtellet, ſonſt wenigſten
das Aergerniß in ſeinem Mamen durch den Paſtor abgebeten
werben... Zuletzt iſt auch ruͤckſichtlich der Aufern cremonier
sein Unterfchied zu haltar:zwifchen einem. Gebanuten, Dax Buße
thut, und bem,. der ohne. Ban feine Sünde. eeckannt und der
Kirchendisciptin ſich untergiebt. Der erſte fol wor dar Auf
nahme drei Sonntage nach einander mitten im Chor die ganze
Predigt durch auf den Knien liegen, und ehe:dig Görammnion
beginnt, durch den Kuͤſter aus dem Chor hinter die Kichthäre
geführt werden; ber legtre dagegen bat nur einen Sonntag im
Chor. zu flehen, und nad Empfang der Abfolution gebt ee,
ber lebie unter den Communicanten, zum Tiſche des Deren. '
Bon Säulen yab Schulbtenern. n
Der Superintendent ſoll ein ſonderliches Auge. pr bie
Schalen haben, aus. denen „man mus snemen-die lieben Pflentz⸗
lein, damit alle drey Stende Gottes in der Welt befeget wer⸗
den.“ - Die Schullehrer aber follen-ähe Amt ‚fleißig tseiben
and Die Diener bes Predigtamts ehren, „Me für ihre Inspectores
vetordnen wird, andern zum abſchew, mit Demuth vnd Succht ‚| erkennen, top fie mas nuͤtzliches der Schul halben erinnern,
1584, CHEV Berumcch ⸗ Drabenhagerſche Kirchenordunuug.
modeste conferiren vnd folgen. Ohne ihr vorwiſſen und ers
leubnis nicht vber Feld außfpagleren.” Deshalb haben alle
Sthuldiener bei Ihrer Annchmung den Paftoren reverentiam, .
obedientiam, modestiam et diligentiam anzugeloben, und
wenn fie fi an die Gemeinde hängen und den Paflor ver:
kleinern, follen fie entfegt werben.
Bon ben Zuhörern, BPfarrvolck und Bemeinen.
. Allgemeine Bermahnung an die Semeinden, ben Gottes:
dienſt fleißig und anftändig zu befuchen, nicht während deſſelben
die Schenkhäufer zu befuchen (die vielmehr für Einheimifche
und Fremde gänzlich gefchloffen fein follen), ihre Kinder in der
Furcht und Vermahnung des Herrn aufzuziehen, ihre Seel
forger in Ehren zu halten und denfelben ihr Einkommen nit
zu ſchmaͤlern. Ein Undankbarer, über den Klage eingegangen,
ſoll für jeden Pfennig, den er fchuldig geblieben, einen Gros
ſchen in’ ben Armenkaſten einzulegen durch das Kirchengericht
verurtheilt werden.
Bon der Kirihen Güter, Einkommen, umb derfelben Verwaltern.
„ Bei jeder Kirche fol ein Verzeichniß der jährlichen Eins
kuͤnfte beftehen, und jährlich um Trium regum foll Kirchrech⸗
nung gehalten werden. Aue Kornzinfen find in Natur zu lies
fern. Jeder, der Kirkhengüter im Gebrauch hat, muß fich die
ſelben nach Ausgang dreier Jahre aufs Meue vermelern Laffen.
Düe Kirchvaͤter werden immer auf vier Jahre gewählt. Diefe
haben insbeſondre auch auf die Erhaltung ber Kirchen⸗, Pfarr⸗
ud Schulgebäude und darauf zu achten, daß jeder abziehende
Krrchen⸗ und: Schußdiener alles übergiebt, wie er es gefunden.
Den Wittwen der Pfarrer wird, neben völliger :Rerfchonung
mit Frohnen und Dienften, ein Gnadenjahr zugeftanden, waͤh⸗
rend deſſen die benachbarten Pfarrer vicariren.
Bon Eheſachen.
Nach einer allgemeinen Warnung vor Unzucht, Ehebruch,
Hurerei und verbotener Vermiſchung wird zunaͤchſt verordnet,
daß Verloͤbniſſe, ohne Genehmigung der Aeltern, ober deren,
die an Statt der Aeltern ſind, von dem Conſiſtorio fuͤr nichtig
erkannt werden ſollen, nicht von den Paſtoren, welche „in kei⸗
nerley dergleichen Eheſachen ohne ſonderlichen Beruff, vnd der
Obrigkeit befehl, Richter oder Mitrichter ſein, wegen deß, daß
ſie als eintzele Perſonen, den gebuͤhrlichen Proces, der hier⸗
inne von noͤhten iſt, nicht halten koͤnnen.“ Dieſer Proceß iſt
ein ſummariſcher. Wenn alſo ſchriftlich oder muͤndlich auf
Vollziehung eines Eheverſprechens geklagt wird, ſollen die Par⸗
teien vorbefchieden und abgeſondert verhoͤrt und dann Klage
und Antwort artikelsweiſe aufgezeichnet und in Gegenwart bei⸗
der Parteien verleſen weiden.
To hat der Kläger bie Namen feiner Zeugen anzugeben, welche
ſammt Abfthrift der Klagartikel bem Verklagten zur Einbringung
Teiner Interrogatorien in dein ‚gleichzeitig anzufegenden Ter⸗
mine zur rechtlichen Vorflelung und zum Verhör ber Zeugen
zugeſtellt werden. Das Verfahren nach Abhoͤrung der Zeugen
deſchtaͤnkt ſich auf zwei Stge Für jeden Theil, die in erſtreck⸗
rn url
zum erſten Verloͤh
Iſt das Ehegeluͤbbe verneint,
455
baren Friſten von 14 T. zu 14 T. einzubringen find. Eine
Derfon, bie fich doppelt verlobt hat, foll ernftlich geftraft und
e angehalten. werden. „Als auch Ehss
leute ein Fleiſch und Bein vor Gott georbnet, das eins def an⸗
bern Gehuͤlfe fein ſoll, Vnd Chriſtus ſelbſt fagt: Was Gott
zuſammen gefuͤget hat, das ſol der Menſch nicht ſcheiden. Sie
auch beyderſeits, fuͤr dem Angeſicht Gottes, vnd ſeiner Kirchen,
angelobet haben, Gluͤck und Vngluͤck, wie es Gott ſchicket, mit
einander zu tragen, ſich nicht zu ſcheiden, noch zuſcheiden laſſen,
auch keins das ander in kranckheit, armut, ſchande oder not zu⸗
uerlaſſen. So fol keins weges einige Eheſcheidung geſtatet,
noch fuͤrgenomen werden, auſſer den zwei fellen, die Chriſtus
vnd Paulus im Euangelio zugelaſſen haben. Als nemlich, vnd
erſtlich. Da eines etwa eines Ehebruch gnugfam vberzeuget,
vnd Rechtlich vberwieſen were, vnd das vnſchuldige Theil, ſich
in ſolchem fall gantz vnd gar zur verſoͤhnung nicht einlaſſen
wolte oder koͤndte, fo möchte entlich Sententia diuortii geſpro⸗
hen werben, nach Chriſti wort, Matth. XIX.... Zum ans
dern, Im fall der mutwilligen Desertion, Weglauffens, vnd
Verlaſſung darvon ©. Paulus ſagt 1 Cor. VIL.....” Sm
dieſem Falle wird auf die eingereichte Klage der verlaffende Theil
dreimal geladen, und wenn er nicht erfcheint, noch genuͤgende
erhebliche Urſachen feines Verlaſſens vorbringt,: erfolgt dann
die Scheidung, und der unfchuldige Theil kann Jic weiter vers
heirathen, während ber fchuldige mit Randeswerweifung und
Enthaltung der andern Ehe, fo lange fein Gegentheil Lebt, bils
Tig geftraft fein fol. „Es ſoll auch in ſolchen trawrigen fellen,
da die andere Ehe erleubet wird, bie Hochzeit ohne alles offents
liche geprenge, vnnd fremden Selenniteten gehalten werben.”
Sobald aber Eheleute mit einander in großem Unmillen leben,
und einander aus Zorn und Verbitterung nicht beimohnen, fols
| len fie zuerft von dem Paftor verföhnet, und, wenn biefes nicht
fruchtet, vom Confiftorio durch den öffentlichen Bann oder
fonft durch gebührende. Mittel und ernfte Strafen zur chriſt⸗
lichen Beimohnung gebrungen werden. „In allen aber derglei⸗
chen gemeinen, auch andern felgamen fellen, welche ſchwerlich
in gewiffe Regeln gefaffet werben innen, follen alle vmbſtende
fleiffig erforfchet, erwogen, und dahin gefehen werben, das Ers
gerniß vermidten, geöffer ungläd, gefahr, Stube, und Schande
verhütet, und die Gewifſen nicht verletzet werden.” In Bezie⸗
hung auf die verbotenen Grabe wird auf Levit.XVIIL und XX.
verwieſen und verordnet, daß bie Ehe erft in tertio gradu li-
aeae aequalis, und in quarto-gradu consangu,. et affın.
geftattet fein’ fol. Fremde Perfonen, ohne Zeugniß ihrer
Seelſorger und Dbrigkeit, follen die Pfarrer nicht aufbieten
oder trauen. Die Proclamation fol an ‚drei Sonntagen ges
ſchehen, die Hochzeit aber im Advent, ben Saften und den drei
Haupftfeſten nicht geftattet werden. In Nothfällen aber foll die
Erlaubniß beim Superintendenten und Confiftorio gefucht wers
den. Am Sthluffe noch ein Verbot bes uͤbermaͤßigen Aufwan⸗
des bei Hochzeiten und Kindtaufen, und die Beſtimmung, daß
diejenigen, die ſich vor der Zeit in Unehren zuſammen gefun⸗
ben, ohne alle Feierlichkeit und mit verbecktem Haupte Kirch⸗
gang und Hochzeit halten ſollen. — Hieran ſchließt ſich:
456
1584. CLVI. Soyariche KRirchenorbunng.
CLV.
Agenda. Das ift: Sirchenordnung, wie es mit Tenffen, Danckſagung der Sechs wöchnerin,
Trawen, vnd dem Ampt der Gommunion gehalten wird. Sampt angehengften Gollecten oder Betbüchlein.
Anno 1581.
Diefe enthält in fcharfer Sonderung lediglich Liturgifche Kor-
mulare, das Tauf⸗ und Zraubüchlein, die Liturgie bes Abendmahls,
die Gollecten 2c. Unzweifelhaft ift bei ihrer Abfaffung (abgefehen
von der am Schluffe befindlichen „chriſtlichen, vnd jesiger legten
Zeit bochndtigen Erinnerung”) vorzugsweife die Sachſ. K.sD.
von 1580 benust worden. Endlich beigebrudt ift ber Peine Ka⸗
techismus Luthers. — Gedrudt zu Eisleben, bey Urban Gaubifch. —
Eine zweite, durchaus unveränderte Ausgabe erfihien im 3.
1594, „Gedruckt zu Magdeburg bey Paul Donat, in vorlegung
Ambrofti Kirchners. Im Ibar 1594. 4.
CLVI.
Kirchen Ordnung, Wie es in Heligionsfachen, mit der feligmachenden Lehr des b. Göttlichen
Worts, Chriftlicher Administration der hochwirdigen Sacramenten, vnd allerley denfelben anhängenden, auch fonft
zu dem h. Predigampt gehörigen Löblichen vnd heilfamen Geremonien, in den Graffſchaften Hoya und Bruichaufen,
einmütiglich gehalten werden fol. Darinne auch zu Ende, und fonft allerhand, eine gute Disciplin betreffende, hoch»
nötige Artidel kuͤrtzlich verleibet befunden werden. 1. Cor. 14. Leipzig, 1581. 215 31.4
Ueber diefe von Jodocus Glaneus und Friedrich
Rus verfaßte, am Ofterabende 1581 publicirte K.⸗O. f.
Hamelmann, Opp- gen. p. 802, Rathlef im Hannov.
Magazin, 1762. St. 73, Schlegel, Ref.⸗Geſch. B. II.
©. di f. Ihre Grundlagen find bef. die Braunſchw.
8.:D. v. 1569 (Nr. CXXXI.), die Püneburg. v. 1564
(Nr. CXXL), die Mecklenb. v. 1552 (Re. XCIL), Wal:
ded. v. 1556 (Nr. CIV.); im liturg. Theile die Ruͤrnb.
v. 1533 (Nr. XLII.) u. die Sächf. v. 1539 (Nr. LXIV.).
Bergl. ob. Rr. CXLIU.
Das erfte Theil, Won der Lehre.
Allgemeine Verweifung auf die drei Symbole ber alten
Kirche, die Conf. Aug. invar., die Apologie, Schmalk. Art.,
die Katechismen Luthers und bie Form. Concord., al& „die
rechte Richtfchnur, nach welcher, als dem einigen Probierftein,
ſollen und müffen alle Ichre erfandt und geurteilet werden.“
Das Under Theil, Bon Ordnung Ehriftlicher vocation,, einer beques
men vnd tüchtigen Perfon zum hochw. Yrebigampt.
J. Es ‚follen bie Gafpelsteute, welche ſich diefer oͤrter ber
vocation wenig verftehen, und offtmals vbel damit antreffen,
mit vnſerm Superattendenten und Infpectorn der Kirchen, nad)
der alten gewonheit der Kirchen, fo im Synodo Nicaena zu er⸗
feben, chat nemen, wie fie einen guten, frommen vnd getrewen
Daftorn wiederumb mögen vberfommen, auff bequeme vnd
tuͤchtige perfonen gedenden, und den handel alsdann an uns
Laffen gelangen, ond unfer gnediges bedencken anhören.”
U. Bon bem Examine derer, fo fich zum Prebigampt begeben wollen.
Il. Bon ber Orbination ber YWrebiger,
(Nah) Luthers Forma ber Ordination.)
IV. Bon der Präfentation oder Introduction eines Predigers.
(Nach der Braunſchw. K.⸗O.)
V. Wie ſich vnſere Befehlhaber ober Amptleute gegen vnſere Paſtorn
vub Kirchendiener verhalten follen.
VI Von eruſt vnd fleis, den Die Paſtorn vnd Kirchendiener in ihrem
ampt, dienſt vnd leben ſollen gebrauchen.
VO. Bon den Wltarleuten, vnd ihrem ampt vnd leben.
Die Diakonen follen durch die Paftoren, die Vornehmſten
bes Kicchfpield und den Amtmann befteltt werden. Ihr Be
ruf ift, dem Paftor in feinem Amte beizuftehen, auf Kirchen⸗
geräthe und Gotteshäufer zu achten, das Kirchengut zu vers
walten, und ber Zecherei während des Gottesdienſtes, fo wie
jeder Störung des legteren zu wehren.
VII. Bon deu Küftern vnd ihrem ampt.
Die Küfter haben, neben ber allgemeinen, noch bie befondre
Verpflichtung: „neben dem Paſtor achtung auff ihre Gafpele-
leute zugeben , und da fie jemandt wüften, melcher der h. Sa⸗
crament vnd anderer Kirchengerechtigkeit, von wegen feiner vn⸗
bußfertigkeit und boßheit, nicht koͤndte teilhafftig werden, ſolches
bem Pastori zuuermelden.”
IX, Bon ben DOrganiften und ihren ampt.
Das dritte Theil, Bon Ehriftlichen Eeremonien.
1. Von den Geremonien, fo man bes Sonabendbs zur Vesper pfleget
jugebrauchen.
(Medienb. 8:0. v. 1552, Braunſchw. v. 1569.)
D. Von Beichthören.
Allgemeine Vorfchriften über bie Privatbeichte; beſonders:
„Die .. fo in vnbusfertigkeit, ficherheit, und in offentlichen ſuͤn⸗
den vnd ergernis leben, vnd fich felbft de facto in den Bann
thun, als da find Gottesleſterer, langwirige verechter des Nacht»
mals, ungehorfame, unzüchtige, Ehebrecher, Hurer, Jungfrau
und Megdeichender, Zrundenpolten, offenbar biebe, wucherer
etc... follen von dem Pastor vnſerm Consistorio angezeiget,
vnd nach deffelben chat mit nichte zugelaffen werben, bis fie
fich offentlicy beſſern, und ihre grobe ergerliche ſtuͤck, für ber
Gemeine bekennen, vnd beſſerung anloben.” Den Pfarren
1581. CLvE Soyatche Kirchenorduung.
ift verboten, mehre zugleich zu abfolviren .. „auff das nicht der
Zwinglianer und Galuiniften confufion und vnordnung ein⸗
reiſſe.“ (Vergl. Lüneb. 8.:9. 1564, Braunfdhm. 1569.)
Die Beichtformel ift aus der Braunf hm. 8.8. 1569, bie
Beichtfragen und die Abfolutionsformel ſind aus der Walde.
K.:D. 1557 entlehnt.
M. Bon ben Früepredigten ober Metten in den Stebten oder Flecken.
— IV, Von ber Predigt des Euangelii vnd von Chriſtlichen Meffen.
— V. Bon ber Vefper bed Sontags in den Stedten, Bleden vnd
Dörffern. — VI, Von den vierzeiten feften. — VI. Wenn Feine Com⸗
municanten vorhanden, — VII. Bon den Wochen Predigten. — IX.
@ebet oder EoHerten, fo in ber Kirchen, unter dem Unpt der Wieffe,
vor der Epiftel und ſonſt, gelefen vnd gefungen werben. — X. Medi
canendi u. f. w. -
XI Bon ber Tauffe.
XII. Bon der Nottauffe.
Beide Abſchnitte meiſt wörtlich aus ber angef. Braunf 5 w.
und Walded. 8:8. .
XI. Von der Chriftlihen Confirmation ober offentlichen. verpir derer,
fo erftlidy zum 5. Abendmal gehen.
Aus der Braunfhm. 8. O. Die Gonfirmation gehört
auch hier zu ben Rechten bes Superintendenten.
XIV. Bon ber Befuchung ber Kraucken.
Aus der Braunfhm. und Walded. K.O.
XV. Bon armen gefangenen Zeuten, fo das leben verwirdt haben.
Aus der Braunfhw. 8:D. . er
XVI VBermanung an Braut vnd Breutgam, wenn fie copulirt werben.
‚ Erinnerung an bie Bedeutung und die Pflichten des ehel.
- Standes. Die Ehegatten „follen fich Feiner vrfach halben, ohn
allein wie Chriſtus fpricht, Matth. 9. von wegen des Ehebruchs
verlaffen oder ſcheiden.“
XVII. Vom Begrebnis ber Chriſten.
Ungetaufte Kinder chriſtl. Aeltern ſollen „mit einem mal
zu leutten” auf dem Kirchhofe bei den anderen Chriſten begra⸗
ben werden. Ausgefchloffen find neben den Sacramentövers
aͤchtern, Ehebrechern, Hurern ꝛc. „verſtockte Papiftifche leute,
fo dieſelben ohne busfertigkeit verflüchen und verfielen.“
Das Bierbe Theil, Bon erhaltung bei Prebigampts vud Schulen.
De Superintendent foll fammt ben verorbneten Conviſi⸗
tatoren mwenigftens in je zwei Jahren alle Kirchen vifitiren. Die
Fragen, welche den Pfarrern vorgelegt werben follen, find, zum
Theil der Waldeck. K.O. entlehnt.
IV. Bom Synobo.
Der Superintendent fol, wenn es bie Noth erforbert, alle
Paſtoren zuſammenrufen und mit ihnen wegen ber Lehre ic.
conferiren.
V. Von dem Chriſtlichen Banne.
. greift wörtlih aus der Walded. und Braunſchw.
1.
®
457
.VI. Bon den Kinder Schulen. — VII. Bon ben Megdlein Schulen.
vH. Bom Eonfiftorio.
(Berg. Mecklenb. K.O. 1552, Olbenb. 1573.) Das
Gonfiftorium, gebildet durch ziel ober mehre ber vornehmiten
Theologen, und zwei oder drei politifche Räthe und einen Nor
tar, verfammelt ſich jährlich zweimal. Bor baffelbe gehören:
Eheſachen, Abgoͤtterei und Gotteslaͤſterung, Fluchen, Schwoͤren,
Ketzerei, veraͤchtliche Reden gegen das Evang., Sacramente und
Geremonien, abgöttifche Segen, Zauberei, Wahrfagen, Cri⸗
ftallenfehen, falfche und leichtfertige Eide, heimliche Gefeliſchaft
mit Juden und Juͤdinnen, Stoͤrung des Gottesdienſtes, unge⸗
buͤhrliches Betragen der Kinder gegen die Aeltern, gefaͤhrliche Ehe⸗
zwiſte, oͤffentlicher und langwieriger Hader unter Verwandten,
Fleiſchesvergehen, Wucher, ſchaͤdlicher Verkauf der Fruͤchte im
Felde, Bedruͤckung der Wittwen und Waiſen, Injurien und
Verbreitung von Schmähfchriften gegen Obrigkeit und Kirchen-
diener, „und andere ergerliche laſter“; ferner alle Sathen,
welche das Kirchengut, die Vocation, Lehre, Dienft, Leben,
Wandel, Verfegung, Entlaffung der Kirchen» und Schuldtener
betreffen; endlich Verbrechen der legteren unb bie zwiſchen ihnen
vorfallenden Irrungen.
. IX, In was faden ober fellen, bie Ereommimmieation Rode yabe.
Den Bann follen nach fich ziehen: Verbreitung falfcher
Lehre, Herabfegung der Religion und Kiche, Mißhandlung
der Aeltern, Kirchen: und Schuldiener, hartnaͤckiges Verharren
in groben. Laftern, Abgötterei, Gotteslaͤſterung, Zauberet,
Wahrſagen und verbächtiges abergläubifchee Segnen, Meineib,
Trunkfaͤlligkeit, Neid, Daß, Feindſchaft, Ehebruch, Sure,
Raub, Wucher „vnd bergl. vnthaten“.
. X.,, Bor ben Klöftern.
zu, Bon den priuatis voonmentibus ber Paſtorn in einer jeden
SBrräfectur, -
Diefe follen in jedem Monate: gehalten, ‚und e8 foll barin
über die vom Inſpector geftellten gusesfionen und propositio-
nes gehandelt werben. oo.
Das fünffte Theil, Won einer Eriftlichen Difeiplin. .
1. Bon ben Geuattern bey ber Tauffe. -
Es find höchftens vier Gevattern zulaͤſſig. Ausgelchloffen
find öffentliche Sünder, biejenigen, welche zwei Jahre hindurch
nicht communiciet haben, Unmündige, Verftandlofe. Wenn
der Vater gottlos oder ein Sncramentsoerdchten iſt, darf er „die
Zauffe eigner perfon nicht bitten”.
U, Von Ser geburt der kinder, auch auögehenden Kinbelbetterin.
II. Bon dem h. Abenbmal, was für Perfonen darzu wicht können
noch follen gelaffen werben.
Unfaͤhig find die, welche nicht gebeichtet haben und nicht
| abfolvirt find, ferner diejenigen, welche die fünf Hauptftüde
des Katechismus nicht kennen, öffentliche und hartnädige Suͤn⸗
„bet (f. 0.). „Dieweil fich auch zugleich unter den Paftorn vnd
Zuhörern bißweilen leute finden, welche die heimligkeit der
Beichte, die allzeit alle folche ding, fo allein im himel für Got⸗
tes angeficht und ohren geredet, in der Welt follen verborgen
bleiben, leichtfinniger vnd vnbedechtiger weife offenbaren, MWols
len wir hiemit beyde Beichtueter und Finder, für folhem vn»
bedacht und leichtfertigkeit, bey vermeldung fehwerer ftraffe, ſo
58
408
vermoͤge Rechtens in biefem falle verorbnet iſt, getrewlich ges
warnet haben.”
IV. Von des Catechifini Predigt.
V. Bon den Beten und Seyertagen,
Uebereinflimmend mit den angeff. 8:8. Das Verbot
ber gerichtlichen Gefchäfte, des Fordern der Hofdienfte, des
Handelns, der Fekdarbeit, des Ausfchentens von Wein und
Dier ic. wird damit gerechtfertigt, daß „uns, als der Obrigkeit,
von Sort aufferlege ift, das mir nicht allein Beſchuͤtzer vnd Be
ſchirmer der andern, fondern auch der erften Zaffel feiner Ge:
* , ſouiel bie auswendige zucht und gehorſam belanget, fein
ollen.
VI. Ber Gottesdienſten in ber Wochen, vud von ſonderlichen ver⸗
sebneten Bethtagen.
VE. Bon Rirdyen vad Kirchhöfen.
Allgemeine Vorfihriften über Erhaltung und Schenung
ber Gotteshaͤuſer und Kirchhoͤfe. Sind die erfteren verfallen,
fü find „bie güter, fo zu ber fabrica oder gebew gehoͤrig, zu
folcher notturfft zugebrauchen, Vnd da man dauen nicht foutel
koͤndte gebrauchen, damit man bie gebewde verfestigen möchte,
fol man eine gemeine zulage ven ben Pfarrleuten darzu fordern
vnd auffbringen.”
Dom Begrebuts der Todtem.
Den Pfarrer folen die „Prouent” nady altem Gebrauche,
sber an besen Statt für die Leichenprebigt und das Singen
sine gebührende Verehrung gereicht werden. Das Begräbniß
erfolgt erſt, wenn felt dem Tode 24 Stunden vorübergegans
gen find.
IX. Wie fih bie Paſtorn gegen bie Pranden vnd verftorbene , fo
Selten, aber nimmer, zum Ypenbınal bei Seren gewelen fein, halten
follen. (&. 0. Theil III.)
X, Woe uerforgung ber Paſtorn.
Einſchaͤrfung ber althergebrachten Verpflichtungen ber Pas
rochlanen. Den Wittwen und Walfen fol ‚ein ganz unuers
dienet Gnadenjahr, mit aller abnugung und einfommen” zu:
XI. Gon ben Wohnungen der Paſtorn und Kirchenbienern.
Zur Tragung der Reparaturkoften find fubfidiarifc die
Gemeinden verpflichtet.
AH. Um auögearbeiteten zub verkreuckten Vaſtors vnd Kirchendieneen.
ZU. Privilegia der Waftorn unb Kircheubiener.
Dem erſten wird im Allgemeinen gnaͤdige Werfehung vers |
1568. OLVII. Golms: Braunfeiifche Kiechenorbuung.
heißen. Räcdkfichtlich der andern wird auf das Recht der uͤbrk⸗
gen Länder Bezug genommen.
XIV. Vor Schulen, und befolbung, fo deu Schulmeiftern zugeben.
XV. Vom wieberwilien ber Paftorn, Eüftern und Eafpelöienten.
Den Paftor fol Niemand vor das weltliche Gericht ziehen,
„wie dann folcher gebraudy von alters her in der Chriſtlichen
Kicchen, als bie Canones und Synodi bezeugen, gewefen tft.’
XVI. Bon Gchweruern vnd Rottengeiftern.
EVER. Bon Eheſtifftungen und Sochzeiten.
Die Ehe ift ohne Wiffen und Vollwort ber Aeltern verbo⸗
ten, und bie heimlichen Ehen follen, „nach chat des Consi-
storii” wiederum aufgehoben werden. Fremde Perfonen ohne
Zeugniffe find nicht anzunehmen. Die Verlobten follen vor
bem Aufgebot und der Trauung ihren Slauben befennen,
beichten und abfolvirt werden. Die Paftoren aber follen zus
vor ſich fleißig erkundigen, ob nicht der eine oder andre
Theil gezwungen fet. Eine Conventionalſtrafe darf beim Ver⸗
(öbniffe nicht bedungen werben. Die Ehe ift wegen Verwandt⸗
ſchaft oder Schwägerfchaft bis zum vierten Grade gl. £. vers
boten. Wenn Jemand eins Srauensperfon befchläft und Ihe
‚die Ehe verfpricht, ſoll er diefelbe, wenn fie die Zufage vor
dem Confiftorio beweifen kann, zur Ehefrau behalten. Die
Paſtoren follen in Eheſachen nicht entfcheiden, ſondern dieſel⸗
ben an das Gonftftorium verweifen. Das Aufgebot jol am
zwei Sonntagen Statt finden. Hochzeiten an Sonns und
ganzen Fefttagen und in der Advents⸗ und Faſtenzeit, nicht
minder an Sreitagen und Sonnabenben, find verboten. Die
Trauung außer der Parochie iſt unterfagt.
AVIL Ban dem geberfam ber Einder gegen ihre Eltern.
XfX, Won verforgung ber armen.
X. Bon ben Sirchengütern , zur fabrica ober gebewbe gehörig.
Pachtcontracte über Kicchengüter follen nad) Ablauf eini⸗
ger Jahre verändert werben, damit ſich Niemand eins Erbge⸗
rechtigkeit anzumaßen habe.
ZI) Wu Graft der lader in gemein.
XXI... Wem verfpielen und uerfauffen der Güter vad mahrung-
Beſchlus.
Leipzig, bey Hans Steinman, Anne NDDLXXXI.
1382.
CLVI.
Solmd:Braunfelfiiche Kirchenordnung.
Die folg. K.eO. des Grafen Gonrad von Golms: |
Braunfeld entlehnen wir aus Abicht, ber Kreis Wettzlar,
Bd. I. ©. 223, Vergl. auh Sacobfon, Geſchichte
der Quellen des ev. RR. der Provinzen Rheinland und
* ri *
1
1568. CLTVEIL. GSolms⸗ Brannfeifiche Kirchenorruung. “
Wir Chunrad, Graue zu Solms... beuelhen und
wollen
1) Dieweil der ſeligmachende Glaub auf der Gehör gots
liche Worts herkompt, daB alle vnßere Vnderthanen ſich Ider⸗
zeit vleißig zu der Predig gottlicheß Worts halten, welche aber
die Sontage vnd andere verordtnete Feſttage nit halten, vor der
Predig vber Felt gehen, im Felt arbeyten, oder daheim backhen,
vnd ander Arbeit thun, an 3 Torneß geſtraft werden ſollen.
2) Es ſollen aber nachuolgende Feyertage dem Sontagk
gleich gehalten werden: der Chriſttagk ſampt dem nechſten
Tagk hiernach. Der Newe Jarstagk. Der Oſtertagk ſampt
dem nechſten Tagk hernach. Der Tagk der Himmelfahrt
Chriſti. Pfingſttagk ſampt volgendem Montag hernach.
3) Welche die Predig mutwillig verſaumen, vnd vnder
dem Predigen Zechen, Spielen, Pfeiffen, Dantzen oder andere
Leichtfertigkeiten treiben. Item, welche vnder oder vor dem
Rathhauß vf der Gaſſen, vor der Pforten im Felt ſpazirent,
oder im Flecken iren geſcheften nachgehendt gefunden werden,
ſollen 3 Torneß geben, vnd wo ein Wirt vnder der Predig
Mein gebe, außerhalb frempten Wanderßleuten, ſoll auch au
3 Torneß geſtrafft werden.
So jemand vnder der Predig ſchwetzt oder ſchlefft, oder in
der Predig (ſo deß Sontagß zu Morgen nit vber eine Stunde,
nachmittag aber vnd zur Wochenpredig eine halbe Stunde,
wehren ſoll) nit zum Ende verharret, eß ſey dann Leibsſchwach⸗
heit vorhanden, ſoll des Sontagkß 3 Torneß, vnd Wochen⸗
predig 2 Torneß erlegen. | |
4) Es foll ein Ider Pfarrherr ein Berzeichnuß haben feiner
Jugend zum Catechiſmo, oder Kinderlehre gehörig vnd welche
ſich der Mittagkß-Predig oder Catechiſmus mutwillig entziehen,
ſollen ihre Eltern oder Herrn jdeßmahl daßelbig mit. einem
fchilling verbueßen. nn
5) Bu Idern Wochenpredig, wie auch zu ben Bettagen,
welche gewohnlich alle 4 Wochen (es erforbere dann die vors
fallende Noth ſolche zeitlicher) gehalten werben, foll alwegen
vfs wenigft eine Perfon auf einem Idern Hauß zur Wochen⸗
predig kommen, bey Straf zweyer Torneß.
6) Die Pforten follen auf die Sontage vnd Feyertage
vnder der Predig, den, fo auß dem Flecken wandern wollen,
nit eröffnet werden, bei ftraf dreyer Torneß.
T) Die MWochenpredig oder Bettag follen den Sommer
vber gleich dem Tage angefangen und gehalten werden, damit
ein Ider defto zeitlicher in feine Arbeit komme, und follen auch
die Pforten vor geendter Predig, eß fen den Frembden, nit et
öffnet werden.
8) Welche ohne Mentell oder Roͤcke, wofern fie ſollich zeus
gen vnd haben koͤnnen, zur Kirchen kommen, follen allemahl
ein ſchilling erlegen.
9) Die Juden follen die Sontage Morgentß ond fonften
biß nach befchehener Prebig Ice Behaußung oder Thür zuhal:
ten, auch mit niemandts deß Sontagks im Kaufen oder Vers
kauffen ſich einlaßen bey dreyer Gulden ftraf.
Bon ben Sacramenten.
10) Wan bie h. Sactarhmte die Tauff und daß Abendmal
des Hurn gehalten werben, fall Iderman biß zer Vollendung
derßelben pleiben bey ſtraf 1 fi.
.
—*
11) Die Eltern ſollen ihte Kindlein mit der Tauff nit
verfaumen, vnd demnach vffs allerlengft dber 7 Tage dleßelbige
nit vfziehen bey ſtraf eines halben Gulden.
12) Eß ſoll auch der Vater ſampt den Gevattirn vnd an⸗
dern hierzu Beruffenen Jegenwertig bey der Tauff ſtehen bei
ſtraf zweier Totneß.
13) Vnd ſoll daß Kindbett, Vncoſten zu vermeyden, vber
einen Tagk nit wehren, bei ſtraf L fl.
14) Die Kindbetterinnen follen vor den 4 Wochen nit
außgehen, alsdann fich bey Ihrem Pfarheren anzeigen vnd deß
cheiftlichen Gepets begeren.
15) Eß ſoll daß Abentmal deß Heren zum wenigſten alle
4 Wochen gehaften werden, nach eineß Iden Orts gelegenheit,
und ſoll Alwege 8 Tage zuvor durch ben Kirchendiehner der
Gemein Gotteß verfundiget werben, mit Vermahnung, daß
fich Die gante Gemeine barzu ſchickhe.
16) Welche ſich bei Zifcheß des Hern vorſetziglich, andern
zum ergernuß enthalten, follen (fonderlich wenn eß zum dritten
Mahl von Ihnen verfaumet wirdt) ihreß uncpriftlichen Vor⸗
nehmen halben vleigig befragt, und Vrſach von Ihnen Ihreß
abhalten angehöret werden, ba fiedan muttwilliglich vff Ihrem
bößen Vornehmen verharren würden, follen fie mit chriſtlichem
Bann und ausfchliegung aus ber Gemeinde geftraffe werden,
darbey dan wir fonderlic alß ordentliche Obrigkeit, die Hulf
zu lenften fchuldig, vnd zu bemeißen willig fein.
Bon Bochzeiten,
17) Wan Breutigam und Braut vffgeruffen werben, fol-
len fie in der Kirchen pleiben, vnd auch felbft neben andern
für fich pitten laßen, ben ſtraf einß Torneß.
18) Wan Hochzeit vorhanden, fo füllen Brautigam und
Braut fampt allen geladenen, wenn man zufammen leutet, ots
dentlich zur Kirchen gehen, vnd alda biß zum Ende de Got:
tesdienfts verharren; wo diefem Breutigam und Bentt zus
wider handtlen, folken fie L fl., die Geladenen aber ein Torneß
erlegen.
19) Demnad) auch die gewohnheit iſt, auf Horhzeiten und
Handfhlägen zu danken, fo fällen dießelbe ehrlich gehalten
werden, vnd ſich niemantß, der nit beruffen, barbey finden la⸗
fen bey ftraf dreyer Torneß.
20) Sonft Leichtfertige Ding follen genzlich abgefchafft
ſein, bei ftraf 1 fl. ben Dängern und den Spielleuten ein halben.
21) Soll kein Wittmann oder Wittibe nad) abfterbenf
Ihreß Ehegemahlß alfopald ſich wider beftatten, ſondern es foll
ein Wittibe ‚zum wenigſten drey Virtel Jare warten. Die
Wittwer aber koͤnnen mit Vorwiſſen der Obrigkeit die Zeit ver⸗
kurden, bei ſtraf der Rechten und Vermaͤßigung der Obrigkeit.
Bon andern offentlichen und engerlichen Laſiern.
22) Die Widdertauffet vnd dergleichen Sactauentirer,
wie auch andere Secten, ſollen vermoͤge de Reichß Abſchiedt
geſtraft werden. |
23) Zauberer vard Zaubrrinnen, item, die mit fegenen vmb⸗
gehen, follen an dem Leib vnd Leben nath der göttlichen
Schrift vnd Nethten geftraft werden.
24) Die Flucher und Leſterer dep heiligen Nahmenß, Wort
ond Sacramenten Gotteß fampt deren chriftlichen Ceremonien
58 +
- | — il mu 0 mm. mn.
480
follen erſtlich an 4 ſchilling, darnach 4 Torneß, zum britten an
ein Gulden, zum vierten mit dem Thurn geſtrafft werden,
vnd da ſolcheß alleß nit helfen will, ſollen ſie deß Landeß ver⸗
wieſen werden.
25) Eheleut die vbel haußhalten, ſich vbel mit ander be⸗
gehen, vngezogene Kinder haben, die vnd die Eltern ſelbſt ihr
Gebet nit konnen, ſollen an ein Gulden geſtrafft werden.
26) Die vngehorſame Kinder aber, die ihren Eltern flu⸗
chen, ihnen nit volgen, ſie verachten oder vbel halten, ſollen an
ein Gulden geſtrafft werden, vnd welche ſolche ſtraff nit erlegen
konnen, ſollen mit dem Thurn geſtrafft werden.
27) Die Vollſaͤufer, ſonderlich die offentlich vf der Gaßen
mit Ruffen, Kreiſchen etc. die Gemeinde Gotteß ergern, vnd
ſpiellen, ſollen an ein Gulden geſtrafft werden.
28) Wucherer vnd vnchriſtliche Hanthierer ſollen ihr Wahr
durch Ihre Mißhandlung verwuͤrckt haben.
29) Hurer vnd Ehebrecher ſollen in Bann gethan werden,
vnd auß der Gemeinde geſchloßen werden, auch nit wiederumb
aufgenommen oder abſolvirt werden, ſie haben dan zuvor offent⸗
lich buß gethan, vnd behalten wir in ſollichen Fellen vnß vnſere
ſtraff beuor.
30) Demnach auch im Pabſttumb ein Mißprauch geweßen
vnd noch vf Philippi Jacobi die Lehen außzuruffen, vnd vf
Johannis Baptiftae die Enger aufzuheben, Nocten zu gehen,
vnd andere vnchriſtliche Werd zu treiben, ſoll ſolcheß alleß
gentzlich abgeſchafft ſein; vnd ſollen die Vbertreter mit harter
Poͤn geſtrafft werden.
31) Alſo ſoll auch die faſtnacht vnd Kirbmeßen durchauß
abgeſchafft ſein vnd pleiben.
Von Begrebnufen.
32) Bey den Begrebnußen in erzeugung der letzten Liebe,
ſoll eß auch ordentlich vnd ehrlich zuegehen.
33) Es ſollen auch die Kirchhoue verſchloßen, ſauber vnd
wol verwahret und die Kirchen Bewe in gutem Baw vnd
Beßerung gehalten werben, bey ftraf erfllih 3 Torneß darnach
ein halben Gulden.
1568. OLVII. Senneberg’iche Kirchenordiuung.
Bon Symbi Bcheffen. .
34) Damit nun dießem allem alfo gelept und nachgefegt
werde, mollen wir, daß die verordneten Synodiſcheffen vleißig
Achtung geben vnd die Ubertreter alwege zu vieren Wochen
beim Pfarrherrn angeben und im Fall auch die Synodifcheffen
nichts wolten anzeigen, fondern die lafter mutwilliglich ver⸗
ſchweigen und verdeckhen helfen, fo follen fie geftrafft werden
mit eineß Iden Laſters Poͤn, daß fie verſchwiegen haben, vnd
da fie vberall nichts fürprechten, foll ein Ider an ein Gulden
geftrafft werden. Da wir aber befunden hetten, daß von Inen
die Lafter mutmilliglich verfchtwiegen wurden, follen fie vnß 10
Gulden zur flraff erlegen.
35) Darjegen foll ſich auch niemants mit hönifhen Wor⸗
im an den verordtneten Spnobi fheffen verfahren bey ftraf 10
Iden.
36) Ferner fo fol ein Ider Pfarhere den Bawmeiſtern
und Pfarkindern anzeigen, daß die Kirchengefell fürberlich vf⸗
gehoben und ohne Verzugf zu gepurlicher Zeit bezahlet werben.
Mo aber Berfaumbnuß daran befunden, follen die Bammeifter
ſolliche Gefell erlegen auß Iren eygenen fedlen.
37) Bulegt follen al diejenigen, fo ftrafbar erfunden, ihre
ſtraff alfopalt vf der Vifitation erlegen.
38) Befchließlich, nachdem in der alten reynen chrifllichen
Kirchen ein Löblicher und chriftlicher gebrauch gemeßen, daß
nach geendter Predig alle Zuhörer fi zum Difch deß Herrn
derfuget, vnd deß h. Abentmals Chrifti ſich theilhaftig gemacht
haben, fo wollen wir audy, been vnſere Vnderthanen hiemit
getreulich erinnert und ermahnet haben, mit bießem angebeff-
ten ernftlichen Bevelch, daß hinfuro Beine Perfohnen, die In
vnſer Obrigkeit wohnen, ober ſich zu heußlichem Wefen begeben
wöllen, ehelich eingeleytet, oder zu Geuattern zugelaßen werben
ſollen, die nicht zuvor durch dem gebrauch deß h. Abentmals
bezeuget haben, daß fie ein Glied unferer chriftlichen Gemeind
und Kicchen feyen.
Bevehlen wir vff unfern Pfarherren, Beampten, Schul
theßen, Dhienern vnd Unberthanen vber dieße Ordnung (derem
Verbeßerung mir un vorbehalten) mit treuem Ernſt und Vleiß
zu halten ond die handzuhaben. In Vrkunt geben .. ben 6.
Dec. anno 1582.
CLVEI.
Des Durdlauchtigen Sochgebornen Fürften und Serrn, Seren Georg Ernften, Grauen und
Herrn zu Hennenberg, etc. Kirchen Drbnung, Wie ed in ©. F. G. fürftlicher Graff: vnd Herrfchafft, beide mit Lehr
| vnd Ceremonien, Chriſtlich, vnd Gottes wort ebenmeßig, gehalten werben fol. 1582. 1736. 4.
Der vorl. K.:D. ging ein vom 30. Aug. 1580 datir⸗
te® Ausfchreiben voran, „eine vorbhabende K.⸗O. ober
Agenda betr.”, in welhem der Graf Georg Ernft den
Derdacht bes Calvinis mus ablehnt, in den das Project der
K.⸗O. gefallen ſei, wiewohl er daruͤber das Bedenken nicht
nur der Kirchenräthe und Decane, fondern aller gemeinen
Lanbpfarrer und Diafonen, fo wie den Rath zweier Syno⸗
ben erfordert habe. Die Geiftlihen werben beshalb ange⸗
wielen, das Bolt von der Kanzel zu belehren. In Bes
ziebung auf die K.⸗O. felbft wird insbefondere bie, Weg:
laffung überfläffiger Ceremonien gerechtfertigt. In ber
That ift bie Liturgie einfacher als fonft in den luth. Agens
den (Figuralgefang oder Pſalm, Epiftel mit Turzer Sum⸗
ma, Glaube, Vaterunfer, Svangelium, Prebigt, gemeines
Gebet, Sefang, Abmonition, Abendmahl, Dankfagung, Se-
gen). Eine K.⸗O. v. 1574 erwähnt Weinrih, Hemeb.
8.:Staat, S. 474, .
Von eufferlicher Adminiſtration und verrichtung ber Prediger, Pfarr:
bern und Geelforger Ampt.
Die Geiftlichen follen „bey der reinen Bibliſchen, Prophe⸗
tifhen und Apoftolifchen Lehre, auff welchen grund dann bie
IR
[4
1568. CLVIm. Sennebergiche Kirchenordnung.
Chriſtl. Kirche allein erbawet, beftendiglidh halten, und dar:
wider im menigften nichts Lehren oder predigen.” Dieſe heils
ſame Lehreift in den drei alten Symbolen, der Confeffion, Apos
logie, ben Schmalk. Artikeln und ben Katechismen Luthers vers
faßt, „mie wir uns denn auch, fampt ben Kirchenbienern vnſe⸗
rer Fuͤrſtl. Graffſchaft, hiebeuor newlich auff eben diefelbige
Normam, in unterfchreibung der gemeinen einigungs und er⸗
klerungs Notel, fonften bie Formula concordiae genannt, als
bie aus folchem grund hergefloffen, gleichfal® referixet und ges
zogen”. Die Geiftlichen werden angemwiefen, die h. Schrift
und bie erwähnten, aus Gottes Wort bewährten Bücher fleißig
zu leſen, ihre Zuhörer darin treulich zu unterweifen, die Bes
bürftigen auf Erfuchen und freiwillig zu tröften, u. f.w. Kein
Gelehrter foll „ichtes von Theologiſchen hendeln, ohne vnſer
vnnd vnnſerer Kicchenchäte vorwiffen, bedenden vnd vrtheil,
ſchreiben oder in Druck geben“.
Bon Ceremonien.
Die aͤußerlichen Solennitaͤten ſollen dahin angeſtellt wer⸗
den, daß ſie Gottes Wort gemaͤß und zur Erbauung der Kir⸗
che dienen, zugleich aber ſind ſie dermaßen einzuziehen, daß
die Predigt des goͤttlichen Wortes und die Ausſpendung der
Sacramente nicht gehindert, ſondern gefoͤrdert werde.
Von ber Tauffe.
l
Die Prediger haben ihre Pfarrkinder zu ermahnen, daß fie
bie Zaufe ihrer Kinder nicht verfchieben. In offnen Laſtern
Lebende, unbußfertige Derfonen find als Gevattern nicht zuzu⸗
laſſen. Wenn bie Geiftlihen mit Erlaubniß ihrer Decane
ober Infpectoren verreifen, haben fie einen benachbarten Pfars
ter fowohl zur Vollziehung ber Zaufen als ber übrigen Pfarr:
bandlungen zu beftellen. Die Zaufform ift zwar im Ganzen
bie der lutherifhen 8.:D.; doch fehlt ber Exorcismus. Die
Taufe fol auf ein mit der Glocke gegebenes Zeichen geſpendet
werden nad) der Communion oder Nachmittags nad) ‚dem
Katechismus.
Som Exorciſmo.
Der Erorcismus foll „ale an das Babflumb grenzend”
nur da noch eine Zeit Tang beibehalten werben, wo er noch im
Gebrauche ift. Seine Anwendung ift in den Kirchen, wo er
bereits gefallen iſt, verboten.
Bon ber Rottauffe.
Bon ber Beicht, und ber Sonn und Hohen Belt Abend Veſper.
Die Seelforger follen Ihre Pfarrkinder ermahnen, bie
Buße und Belehrung, fo wie ben Empfang des Abendmahle
nicht bis zur Todesnoth zu verfchieben. Den Kranken haben
fie ernſtlich zuzuſprechen, damit fie fich befehren, und, wenn fie
einige Bußfertigkeit verfpüren, ihnen die Abfolution mitzu-
theilen, weil „bennod, einer und ſchwacher Glaube auch ein
Glaube” iſt. Die Ohrenbeichte, wiewohl fie nicht von Gott
a461
geboten, iſt dennoch eine heilſame Ordnung. Deshalb ſollen
die Geiſtlichen diejenigen, welche zum Abendmahl gehen wol⸗
len, beſonders verhoͤren und von ihrem Bekenntniſſe und Glau⸗
ben Rechenſchaft fordern. Verboten iſt ihnen aber, die Leute
unter dem Scheine einer chriſtlichen Erploration um umnoͤthige
Dinge zu befragen. Die Abfolution foll nicht in dem Haufe
bes Pfarrherrn oder Diakonen, fondern nad) ber Veſper in
der Kirche gefchehen.
Bie man bat Umpt ber Predigt, beögleichen die Eommmnion, ober
das Ubendmal Chriſti, halten vnnd verrichten folle,
Bon der Mittags Predigt, wie bie auff bie vier Hohe Feſt vnd bie
Contage gehalten werben fol.
Bon Prebigts tagen in ber Wochen, vndFrüe⸗GS ebeten.
Bon den Feten.
Vom Cheftanbe.
Alle Berlobte find dreimal aufzubieten. Fremde find ohne
genügende Zeugniffe nicht zufammenzugeben. Die Trauungen
gefchehen am Mittwoch nad) der Predigt. Das Ritual ift
im Ganzen das Luther’fche ; doch enthält das Traugelübde das
Verſprechen, ſich „in keiner not und widermertigkeit” zu fcheiden.
Wie man Krande Ient befuchen vod tröften folle.
Wie man Gefangene, fo von Miffethbat wegen vb bas Leben ges
fangen ligen, in ihrer verbafftung unterrichten fol,
Drbnung bed Begrebnus.
Collecten.
Von der Beruffung, Orbination vnd Beſtettigung der Kirchendiener.
Nach der Erledigung eines Kirchenamtes haben die Einge⸗
pfarrten fofort dem Decan oder Specialſuperintendenten An⸗
zeige zu machen, worauf der Gemeinde eine wegen ihrer Lehre
und ihres Lebens bekannte oder genugfam bezeugte Perfon zur
Probepredigt vorgeftellt werben foll, bamtt fie bem Kirchen⸗
rath fchriftlich anzeigen koͤnne: „weß fie der vorgeftellten
perfon halben gefallens ober aus feinen gewieſen namhafftigen
und erheblichen vrſachen mißfallens tragen”. Iſt das legtre
nicht ber Fall, fo follen die Kirchenräthe den Candidaten vor⸗
beſcheiden, vor ſich prebigen laffen, mit ihm von allen Artikeln
der Lehre conferiren, und von ihm bie Unterfchrift der chriſt⸗
lichen Norm (d. t. der oben genannten Belennmiffe) fo wie des
Concordienwerks erfordern, worauf bie Ordination am Sonn⸗
tage vor ber Gemeinde erfolgt. Das Ordinationsgeluͤbbe geht
auf die Verpflichtung, den Glauben und das Bekenntniß zu
richten nach Gottes Wort, „wie daſſelbige in Prophetiicher und
Apoftoltfcher h. Schrift verfaffet, Desgleichen nach den dreyen
Haupt Symbolis, auch hieraus hergenommener, wolgegründter,
warer Augsb. —A — Apologia, Schmalkald. Artikeln,
kleinem vnd groſſem Catechiſmo Lutheri, ſampt jetziger Chriſtl.
einigungs Formul.“
Gedrudt zu Sämaltaiden. „ bey Michel Schmud.
-
462 ,
1564. CLIX. Preußiſche Eonufifterialordnnuug.
1554.
CL.
Eonfiftorialordnung des Serzogthums Preußen,
Während der vormundfchaftlichen Regierung des Mark:
grafen Georg Friedrich von Ansbach wurde bie folg. Con:
jiftorialorbnung entworfen, welche von Sacobfon, Ge:
ſchichte der Quellen des evangel. K.:R. der Prov. Preußen
und Pofen, ©. 54 ff. der Urk. mitgetheilt worben ift.
Wegen bes Widerfpruches der Stände, die an dem Inſti⸗
tut der Bifchöfe fefthielten, Fam fie nicht zur Vollziehung.
Doc liegt fie, wie Jacobſon a. a. DO. ©.57 annimmt,
den Inftructionen ber zu Königsberg und Salfeld für Sam⸗
Yand und Pomefanien im J. 1587 errichteten Confiftorien
zum Grunde. Gewiß tft, daß fie in ben Aber die neue Ver⸗
faſſung gepflognen Verhandlungen ale Gefeg den Ständen
proponirt und daß fie noch bei fpäteren Verhandlungen |
vn Grunde gelegt wurde. Bei der Abfaffung find bie :
ähf. 8.08. v. 1580 (Nr. CL.) und die Brah-
denb. Conſ.⸗O. v. 1573 (Rt. CXLIV.) benugt worben. |
* *
x
Kurker Bezriff ber Urticdel, in welche dieſe vnfere neue Ordnung
bes Kousistorli verfaht ft.
I.
Mit wie viel, u. mit was für Perfonen das Konsistorium
ober. Geiſtlich Gericht ſoll beflellt werden.
II.
*
Was der Konsistorialium Amt fen, und welcher geſtalt
fie ſaͤmmtlich und fonderlich vereidiget werben ſollen.
III.
In welchem ort und zu welcher zeit ſie ſollen zuſammen⸗
kommen.
m. '
Mas fin Sachen und Händel im Konsistorium anges
nommen, dijudichet und erörtert werden follen.
V.
Was in allen fuͤrfallenden geiſtlichen und Ehe Sachen
fuͤr Prozeß und Recht gehalten werden ſollen.
VI.
Was des Honsistorii Jurisdiction oder Getwalt ſeyn, was
fuͤr Strafen es auf zu legen, und welchergeſtalt dieſelben ſollen
exequirt werden.
VII.
Etliche General Artickel oder Statata, nach welchen bie
Konmsistoriales in fuͤrfallenden ſtreitigen Eheſachen fich zu
richten haben.
1. Bon gewiffer Anzahl Ser Perſonen des Konfiftoriums.
„Weil im Konsistorium nicht allein geiftliche, foviel bie
Eheſachen und der Kirchen und Schuldiener Befoldung, Lehr
und Leben betrifft, auch weltliche Händel fürlaufen, iſt's billig,
daß nicht allein ecclesiasticae oder politicae, fondern zugleich)
politicae und ecclesiasticae Perfonen beyfamen figen, damit
toeder der Magistratus politicus noch das Ministerium zu kla⸗
gen, daß ein Theil dem andern vorgreifen und fid) ungebuͤh⸗
tender Händel überwinden wollte. Sollen berwegen in glei⸗
her Anzahl drei Pofitici ımb drei Theologi zum Konsistorium
verordnet werden.
Politich follen fein
1) Einer aus unferen fürftlichen Hofrdthen, welcher an
unfer Statt allda präfidiren und das richterlihe Amt führen
fol. 2) Und dann neben ihm etwa noch 2 Juriſten, die wir
unferes Gefallend entweder aus der Univerfität oder andere
woher nehmen und zum Konsistorium deputicen werden.
Theologi folien fein
1) Der Seneralfuperintendent. 2) Primarius Professor
Theologiae an der Univerfität. 3) Einer von den Pastoribus
ber drei Städte, dem wir nominatim ſolch Amt auflegen wer⸗
I den.” Außerdem find dem Confiftorium beigegeben eimMotar,
i em Samulus und zwei Procuratoren.
| H. Vom Mint der Kiunsteterkalfuim und welcher geftelt fie Folien
verribiget werben.
„Wril der Präffdent und Superintendent in unferem Kon-
sistorium bie vornehmflen Perfonen find, wollen wir, daß die⸗
felben vota eufligteen, die Parthen befprecyen und nomine re-
lignorum verabſcheiden ſollen, trift's Chefnhen und weltliche
Perſonen an, fo ſoll's det Praͤſident oder in ſeiner Abweſenheit
der andern Politicorum einer, dem er es befehlen wird,
es aber geiſtliche Händel und Perſonen, fo ſollen es dee Su—
perintendent, oder in feinem Abweſen ber andern Theologo-
rom einer, ber von ihm bazu erbeten, verrichten und verwalten,
damit fi) niemand de minus competenti judice gu beſchwe⸗
ren und einem jeben, er fei geiftlich oder weltlich, von. gebuͤh⸗
renden Perfonen die Nothdurft gefagt und für gehalten werbe.”
Es folgen hier allgemeine Beſtimmungen über die Verpflich⸗
tungen der Mitglieder des Confildiiums. Die Eidesformeln
find der Saͤch ſ. K⸗O. von 1580 entlehnt.
Eid bes Präfidenten und ber Assessoram 2c.
11. On weichem Ort und zu welcher Zeit bas Humsisterium fol
dehalten werben.
W. Was für Sächen ins Konsistoriwmi gehörig.
„Damit aber auch weltlich und geiftlich Bericht untereins
ander nicht vermiſcht, ſondern —* gebluͤhrender Unter⸗
ſchied gehalten werde, als ſollen in unſerm Konsistorio allein
folgende Sachen angenommen, gehoͤret und dijudicirt werden.
1) Alte Eheſachen wie fie Namen haben, welche fo wichtig
und unwichtig, daß fie durch die Inspectores und Obrigkeit
jedes Orts nicht Binnen verglichen werben.
1584. CLIX. Preußifche Eonfiftorialorduung.
2) Altes was reine Lehr göttliches Worte, rechten Ges
brauch der hochwuͤrdigen Sacramente, chriftliche Ceremonien
und anders, fo in der Kirchenordnung einverleibet, belangen
thut.
3) Argerliche fchädliche Schismata und &Spaltungen unter
den Kirchendimern. ’
4) Was entweder von den Inspectoribus und Pastoribus
über ihre Hauptleute, Obrigkeit, Kirchenvdter, Diaconos unb
Küfter, item über öffentliche Sünde und Lafter beider Tafeln der
zehn Gebote, fo auf ihr vielfaltiges Anhalten von der Obrigkeit
nicht geflraft worden, als da find, Abgotterei, Zauberei, Wahr:
fagerey, Schaggraberey, Segnerei, Sottestäfterung, Entheilis
gung des Sabbath, Verachtung des Wortes und der Sacra-
mente, Zobtfchlag, Ehebruch, Hurerei, Sauferei, Spigbuberet,
MWucher, Finanz und dergleichen, oder aber von ber Obrigkeit,
Kirchenvätern, Gemeinden und Zuhörern über der Kirchen und
Schuldiener Verhalten, Leben und Wandel geklagt und von
den Amtsverwefern und Inspectoribus nicht kann entfchleden
werben.
5) Bedenken von ben actis ber jährlichen Vifitationen da⸗
von die Inspectores das Konsistorium alzeit berichten follen,
auf daß alda berathfchlagt werde, welcher geftalt die eingebrach-
Pr Mängel zu verbeffern und die Erecution von uns fortzu⸗
ellen.
6) Bedenken von den Vocationibus, Translationibus,
Suspensionibus, Dimissionibus der Kirchen und Schuldiener,
welcher maßen wir barinnen am ficherflen verfahren mögen.
7) Sachen der Kirchen und Schulen und berfelben Dies
ner, Lehen, Befoldung, Güter, Einkünfte, Nutzungen, Ge
baͤude und Beſſerung betreffend.
8) Fleißige Aufficht auf Druckereien und Buchladen, daß
da nichts aͤrgerliches oder ſchaͤdliches und unferem chriftlichen
Bekenntniß widerwärtige®, durch den Druck ausgefprenget,
oder auch von ben Buchhaͤndlern eingeſchoben u. disſeminiret
oder vertrieben werde. Es foll aber doch hieriun der Unter»
ſchied gehalten werden, daB vom Konsistorio allein theologici,
von der AUniverfität aber vom Rectore libri philosophici,
Carmina, epitbalamia, Epitaphia und dergleichen auf bie
Probe gefegt und nachdem fie befunden, zugelaffen oder inhibtrt
9) Wie es mit den Examinibus erdinandorum und ans
berer Kirchen und Schulbiener foU gehalten werden, ift im vors
hergehenden Capitel vermelbet.
Die Examina unſerer Alumnorem und anderer, bie von
ung Stipendia und Unterhalt zu ihren Studis und biefelben
bier und anders too zu contimuiren begehren,, follen bei ber
Univerfitit bleiben und von den Konsistorialibus, Niemand
als der Superintendent und Primarius Theologiae Professor,
der „ohne das ein membrum Academiae iſt, dazu adhibirt
werben.
10) Die Partieular Schüler in Städten und Dörfern find
sab inspectione Paatorum jedes Orts, darum wir damit das
Kossistorium und die Examinatores billig verfchonet, doch
wellen wir, daß in Beflellung ber Schuldienſten, ſonderlich in
Städten, gute Fuͤrfichtigkeit gebraucht und die vorſtehenden
Perfonen, wenn fie nicht wohl bekannt, zuvor dem judicio ber
| fernen Beſcheids darauf erwarten.
463
Herrn Examinatorum fubjicirt und ohne ihren Rath nicht
feichtlic, jedermann aufgenommen werbe.
Summa, alle Sachen, ben Eheftand und Kirchen Regiment
betreffend , und was in demfelben zu "guter Anorbnung und
Verbeſſerung gereichen mag, fol alle® and Kansistorium zu
beitimmter Zeit gebracht und alba ordentlicher Weile erkannt,
erörtert und verglichen werben.”
V. Wie in fürfallenden ſowohl Neligions , ald anderen Kirchenſachen
und Eheſachen procebirt und nach welchem Necht erfannt unb ge:
fprochen werben foll.
Borfchriften über das Verfahren.
„Die Sentenz und Urtheil aber follen nah der heiligen
Schrift, auch nach den gemeinen und in biefen Landen ge:
bräuchlichen und üblichen Nechten, wie vorhin, alfo auch hine
füro gefprochen werden, in wichtigen Händeln aber follen bie
Konsistoriales allwege unſeres Rathes ſich erholen. Dieweil
auch in Eheſachen und andern dergleichen Faͤllen etliche vor⸗
nehme Theologen, Lutherus und Philippus aus der heiligen
Schrift etliche Opinionen, ſo ſich mit den gemeinen Rechten
nicht durchaus vergleichen, gezogen, fo ſollen unfere Konsisto-
riales diefelbe auch In guter Acht haben und nach benfelben, fo=
viel fie bis anhero in diefen Landen und Konsistoriis gebräuch-
lich gewefen, ihre Urtheile und Abſchiede richten und fafjen.
Wenn auch in Ehefachen bei dem Konsistorio um Dispenfation
nachgefucht würde, follen fic) die Konsistoriales derfelben nicht
mächtigen, fondern folche jederzeit an Uns gelangen laffen und
[Bergl. ob. bie Saͤchſ.
K.O. von 1580: „Bon beyden Consistoriis” Abſchn. VIII.)
So aber in Religions und Glaubenss Sachen (welches Gott
gnädiglich abwenden wolle) Streit oder Irrungen vorfallen
follten, follen die Konsistoriales bald wach fein, verbachte Pers
fonen auch unerſucht ex officio , zeitig und unſaͤumiglich, eher
das Feuer uͤberhand nimmet, vor fich erfordern und da fie nicht
richtig befunden und fich gleichwohl in der Güte nicht wollen
weifen laffen, ober aber die Konsistoriales fammt ben Exami-
natoribus ſich zu wenig zu derfelben Sache befinden würden,
follen fie die förderlich mit allen Umftänden an Uns bringen,
da wir ihnen bann etwa mehre Perfonen zuorbnen, oder aber
nach Erheifhung der Nothdurft einen General Synodum von
Gelehrten, gottfeeligen unparthelifchen Leuten convociren,
nach deffelbigen einhelligen chriſtlich Erkenntnis und Schluß
procebiren, und alfo, foviel Uns immer durch Gottes Gnade
möglich, größer Unheil zu verhäten und dem Uebel vorzukom⸗
men, und zu wehren, an unfer väterlichen Sorg und treuem
Fleiß, nichts erwinden laffen wollen.”
Bon Citation ober Ladungsbriefen.
Bon den Ungeborfamen ober Comtumacibus.
Bon bes Beflagten Ungehorſam.
Bon bed Klägers Ungehorfam.
Bon ber Uppellation.
Vi. Bon ber Jurisbiction bes Hiomsisteril und wer demfelben
unterworfen, auch von Strafe und Grecution.
„Und nad) dem diefe chriftliche Hochnöthige Anordnung des
Konsistorii zur Beförderung der Ehre Gottes und des ganzen
464
Landes und aller deffelben Unterthanen gemeinen Heil, Nut
und Frommen gemeinet, alß will es ſich auch anders nicht ges
bühren , noch leiden, denn, daß alle unfere Unterthanen, foweit
fi) dies unfer Herzogthum. erſtrecket, niemand ausgefchloffen,
wes Standes oder Weſens ber auch fei, gemeldetem Konsisto-
rium unterworfen fein und von bemfelben in allen obgefegten
Punkten und Fällen, chriftliche rechtmaͤßige und billige Er⸗
kenntniß und Befcheid gewarten, bei Strafe, welche das Kon-
sistorium oder auch wohl wir felbften nach Gelegenheit ber
BVerbrehung, erben zu fürbern und abzufordern willen.
Dann follte über Verhoffen jemand, wer der auch fei, an diefer
unferer Conftitution ſich vergreifen und dem Konsistorio und
feinem chrifttichen Erkenntniß, Urtheil und Abfchied rebelliren,
der fol wiſſen, daß wir felbften und unfere Regierung, ſolcher
Verachtung und Rebellion uns annehmen, den Konsistoriali-
bus auf ihr Anfuchen bie Hand bieten, die ungehorfamen und
wiederfpenftigen durch fcharfe Mittel zum. Gehorſam treiben
und alfo über des Konsistorii Jurisdiction und Authorität
mit allem Ernſt halten wollen.”
Was für Strafen dad Honsistorium zu erfennen Macht haben foll.
„Weil auch die tägliche Erfahrung in allen Regimenten
mehr denn zuviel bezeiget und ausweifet, daß alle Ordnung
und Gefeg, fie feien auch fo gut, fo heilfam, fo nöthig, fo
wohlgenügend, und gefaflet, alß fie immer mögen, dennoch)
fonderlich zu diefen leuten böfen Zeiten, da ohne das alle Zucht
und Ehrbarkeit im fleten Abnehmen und dem Untergang faſt
nahe ift, wenig Anfehne und Nachdrucks haben; wenn bie
Glock keinen Kiöppel und das Recht Feine Dandhaben hat, das
ift, wenn wider die Ungehorfamen und Verbrecher fein Ernft
noch Strafe erfolgt, alß follen die Konsistoriales zur Erhals
tung chriftlicher Zucht und ſchuldigen Gehorfams, in nicht all
zu ſchweren Faͤllen und Delictis poenas civiles, als ziemliche
Geldſtrafen und Gefängniffen, an unfer Statt zu irrogiren
Macht haben, in all zu groben Mißhandlungen aber, die einer
fharfen animadversion bedürfen, ung und unferm Öbergericht
die Steafe und Erecution übergeben und befehlen. Ingleichen
geben wir ihnen Macht, die Kirchen und Schuldiener, melde
fich entweder in ihrem Amt untreu, unfleißig, und nadjläffig,
ober aber in Leben und Wandel unchriſtlich, drgerlich und ſtraͤf⸗
lich verhalten und bei denen die vorgehende gradus admoni-
tionum nichts fchaffen oder helfen wollen, nicht allein mit Ges
fängniffen zu ſtrafen, fondern auch gänzlich, doch mit unfer
und unferer Regierung Vorbewußt und Bewilligung, zu ent
urlauben, und ihren Dienft mit andern tüchtigen Perfonen zu
erfegen. Soviel aber die Kirchendisciplin und Strafe bes
Banned anlanget, welche auch dem Konsistorio zugehörig, folle
das Konsistorium mit allen Fleiß und Ernſt darob fein, daß
diefelbe nicht mißbraucht werde, ſintemahl fichs bisher vielmahls
befunden, daß die Pastores mehr auseigenen Affecten und Rach⸗
gier, als aus rechtem chriftlihem Eifer, ihre Pfarrkinder ſowohl
von der Abfolution und Tiſch des Herrn, ald von der Taufe ab:
gehalten und verfloßen, darumb mollen wir, daß hinfüro die
Pfarcherr beffere Ordnung und Befcheidenheit halten und ges
brauchen, nicht alles auf ihre Hörner faffen, fondern ihrer In⸗
[pectoren Rath und Gutachten hierin erſuchen. Vermetrken
fie mas ungöttliches und Argerlihes an ihren Pfarrkindern,
1564. CLIX. Preußiſche Eonfifiorialorduung.
ſollen fie diefelben in Zeiten, ehe dann fie zur Beicht und Taufe
kommen, vermöge ihres Amtes, eigene affectiones hindan ge⸗
fest, fonderlicdy und freundlich befprechen und chriſtlich ermah⸗
nen: bilft e8, wohl und gut, hilft es nicht, follen fie ſolchen
ihren Ungehorfam und Hartndeigkeit ihren Ibspectoribus vers
melden, bie denn auch ihr Heil verfuchen, und erftlich im Beifein
des Pfarrherrn und der Kirchen: Väter fie zum beften vermah⸗
nen und da alles umfonft und verloren, endlich die Sache mit
gutem, gründlichen, ausführlihem Bericht ans Konsistorium
follen gelangen laffen und ohne beffelben ordentliches Erkennt⸗
niß, vor fich ſelbſt fi) nichts unterfichen,, fintemahl dadurch
oftmals nur zu großem Bank und Hader und fehänblicher
Zerrüttung der Kirchen, Urſach gegeben wird. Wär es dann
Sache, daß gegen denfelben oder andern entiveder die linbere
castigation der Kirchenbuße oder aber das Außerfte und ſchaͤrfſte
remedium des Bannes vor der Hand zu nehmen nöthig fein
ſollte, alfdann werden die Konsistoriales ber in der Kirchen⸗
ordnung verfoßten Form, und Proceß fi zu gebrauden und
ſolche Strafe pro qualitate delictorum zu fchärfen oder zu
lindern wiffen. Schließlich wollen wir, baß ohne des Konsi-
storii Erkenntniß und Schluß, weder der Bann, noch andere
öffentliche Kirchenftrafe jemand auferleget, ober remitticet, fon»
bern deſſelben Rath und Gutduͤnken zuvor allegeit erfucht und
in guter Acht gehalten werde.”
Bon der Erecution und Sülfe,
VIL Artikel und Regel, nach welchen in Cheftiftung und Ehefachen
' bie Pastores und männiglich fich zu richten.
„Nachdem allen und jeden unferer Unterthanen zum beiten
vor gut angefehen worden, daß Inhalts obgefegter Ordnung,
die Inspectores mit Zuthuung ber Amtleute und andern zus
geordneten Perfonen, die vorfallende irrige Sachen, ehe dann
fie ans Konsistorium gelangen, zu vorn verhören und ob fie in
der Güte können entſchieden und beigelegt werden, verfuchen
follen und aber nicht alle Pastores der Geſchicklichkeit und Er⸗
fahrenheit find, daß fie in vorfallenden Ehefachen den Leuten
bald rathen und helfen Finnen, als haben wir für nuͤtzlich und
nothmendig erachtet, etliche nüßliche mit Gotteswort und ans
dern wohlbeſtellten Konsistoriis und Reformirten Kirchen
gleihflimmigen Artiluln und Regeln, nady welchen fie unfere
Unterthanen in Ehegelöbniffen, Blutfreundfchaften, Schwaͤger⸗
haften und andern Ehefällen, zu richten, an diefe unfere neue
Konftftorial- Ordnung mitanzubängen, auf daß nicht allein die
Konsistoriales, fondern audy die Pastores denjenigen, bie in
gebachten Fällen bei ihnen Rath und Unterricht fuchen, rathen
und dienen, auch ein jeder für fich felbft was verboten ober
nicht verboten und was beim Konsistorio zu erhalten ober nicht,
hieraus klaͤrlich warnehmen und alfo vor mandyen beſchwerli⸗
gem vergeblihen Unkoften und gefegten Strafen ſich huͤten
nie.
Soll berwegen vor allen Dingen allen Pastoribus da® 18te
Capitel des Sten Buch Mofis gemein und wohl bekannt fein,
denn folches iſt gleihfam der Brun, aus welchem alle anderen
Gefege von Ehegelübben im Eheftande herfliehen und weil
baffelde nicht allein ad leges Mosis forenses, fondern auch
meiftestheild ad legem moralem gehöret, feind daran nicht
allein die Juden, fondern insgemein alle Menſchen auf Exden,
1584. CELIX. Srenfifche Eonfiftorialorduung.
nicht weniger, alß an das fechfte Gebot, bu folt nicht ehebrechen,
gebunden, und hat niemand Macht noch Gewalt, er fei auch
wer er wolle, wider dafjelbe zu ercipiren oder zu dispenfiren, denn
es ift nicht eines Menſchen, fondern des großen Gottes Gebot
und Ordnung. Darum follen alle Menfchen berfelben ſich
bequemen, bei Vermeidung göttliher Ungnaden und der ſchreck⸗
lichen Strafe, deren Erempel Gott an den unzücdhtigen Heiden,
die wider folche feine Ordnung gefündigt, flatuiret hat, wie
folches an gemeldetem Drt zu lefen. Damit aber die armen
unmwiffenden Leute, fonderlic auf dem Lande und die anderen,
die weder lefen noch fchreiben koͤnnen, hievon nothwendigen
Bericht haben, und der Gebühr nad) ſich zu verhalten, wiffen
mögen, fo follen die Pastores auf dem Lande und in den Meinen
Städten, folgende Artikel des Jahres zweymal, nehmlidy den
eeften Sontag nad) Oſtern und Michaelis von allen Kanzeln,
fein deutlich und verftändlich ablefen, auch den vorgehenden
Sontag ſolche Ablefung dem Voͤlklein ankündigen, damit fie
defto fleifiger zur Kirche fich finden, von ſolchen nothwendigen
Sachen guten Bericht einnehmen und für der erſchreklichen
Sünde der Unzucht, welche leider mit Gewalt einreißet und
vor Strafe derjelben fi) lernen hüten und vorfehen.”
Bon Eheverlöbniffen.
„Weil die Eheverlöbniffe ein Anfang und Grund find des
heiligen Eheftandes und demnach hoch und viel daran gelegen,
ob darin wohl oder übel gehandelt, auch der folgende Eheftand
gemeinlich darnach pfleget zu gerathen, wie die Erfahrung
folches bezeiget und mancher mit Schmerzen beflaget, als wol
len und befehlen wir damit ernſtlich, daß ein Jeder ber nicht
allein unfere auf die unorbentlihe verbotene Ehegeluͤbde gefegte
Strafen, fondern auch Gottes Zorn und Ungnade gebendet
zu vermeiden und dagegen in feinem Eheſtand, Gluͤck, Heyl
und Segen zu haben, auf nachfolgende Artidlel gute Acht gebe.
Artickel von Verſprechung ber Kinder, fo noch unter der Eltern und
Vormund Gewalt find.
1, Alte Eheverloͤbniß, welche ohne Rath, Vorwiſſen, und
Bewilligung der Eltern, Vormund oder näcften Freunden,
von den Kindern und denen Perfonen, fo noch unter anderer
Gewalt find, gefchehen, follen ohngeachtet, daß andere Leute
als Zeugen dabey gewefen, nichtig, kraftlos und durchaus ver
boten fepn.
2. Welche wider ihrer Eltern Willen, fonderlicy über ges
fhehene Vermahnung und Verwarnung, troziglich handeln
und fich ihres Gefallen mit anderen einlaflen würden , follen
in unferem Lande nicht gelitten und nad) Gelegenheit der Ver:
brechung, auch wohl am Leibe geftraft werden. Es follen auch
die Eltern folchen ungehorfamen Kindern Feine Hülfe fhuldig,
fondern fie vielmehr bis auf die Hälfte ihres Antheild und da
auch fleifchliche Unzucht getrieben, fie gänzlich zu enterben, mäch-
tig und befugt fein. .
3. Es follen auch bie Kupler und Kuplerinn, die Rath und
Zhatıdazu gegeben, nebft den fchuldigen Perfonen, aud) wohl
härter, alß diefelben geſtrafet werden, ohngeachtet ob auch gleich
bie Eitern in das unordentlihe Verlöbniß zu willigen, ſich
würden bereben laſſen.
4 Wann aber mannbare Kinder etwan zu ebenmäßigen
IL
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Perſonen Luft und Liebe tragen und ihre Eitern fie mit den⸗
felben ordentliher Weift zu vermählen, bittlich erfuchen, bie
Eltern aber, ohne alle genugfame erhebliche Urfachen eigens
mächtiger Weiſe fie daran hindern, auch auf guter Leute Unters
handlung fid nicht weifen laſſen würden, alsdann follen folche
Kinder beym Konsistorio ſich Rath erhohlen, ehe aber fols
ches gefchiehet, am menigften nichts verbindliches handeln oder
fchließen.
Bon Eheverfprehung der Perfonen, fo nicht mehr unter der Eltern
oder VBormünder Gewalt find.
9. Ingleichen follen auch unter muͤndigen Perfonen alle
und jede heimliche Verloͤbniß unbündig und Eraftlos fein und
gar mit einander nichts gelten, auch Fein Eyd darüber zuge⸗
laffen und die Ungehorfamen und Verbrecher an beiden Thei⸗
lien nah Gelegenheit der Umftände, am Leibe oder Gut ges
ſtraft werben.
6. Viel weniger fol jemand unterm Schein verfprochener
Ehe, oder auch mit Bedingung künftiger Ehe, beifchlafen, fons
dern die Eheberedung im Beifein ehrlicher Leute, chriſtlich und
ehrlich vorgenommen und auf getroffene Vereinigung des hoch⸗
‚zeitlichen Ehrentages erwartet werden.
T. Wird aber jemand hiemwider handeln und ſolches vor
dem Kirchgang ausbrechen, foll die Braut mit verdeditem
Haupt ohne Spielleute ihren Kicchgang halten, findet es ſich
aber erft nad) ber Hochzeit, follen fie dennoc, anderen jum Ab»
fcheu, entweder mit Gefängniß oder aber im andern Wege wils
kuͤhrlich geftraft werden:
8. MWürbe fih jemand mit mehr, als einem verbindlich
verloben, foll die erfte Eheverlobung ber anderen vorgehn und
die fchuldige Perfonen, fo von der erſten Verlobung gewußt,
ernftlich an Leib und Gut geftraft werden.
9. Wann aber das erſte Eheverlöbniß heimlich, das ans
dere Öffentlich, fol das Öffentliche dem heimlichen vorgehn und
gleichwohl die Perfonen, fo ſich mit zweien eingelaffen, vor
unferem Konsistorio willkuͤhrlich geftraft werden.
10. So aber dem heimlichen Verlöbnig der Beiſchlaf fols
get, ſoll zwar das öffentliche dem heimlichen Nothhalben weis
hen, der Benfchläfer aber nach Erkenntniß deß Konsistorii
ernftlich und unnachlaͤſſig geftraft werden.
11. Wo aber der Beyfchlaf nicht bewiefen und ber Be
klagte darauf ſchwoͤren würde, daß es von ihnen nicht gefches
ben, alßdann foll das äffentliche dem heimlichen vorgehn.
12. Wenn aber beyde Eheverfprechungen öffentlich gefches
ben, foll das erfte Erdftig und das andere nichtig fein.
13. Wo aber auf das legte Öffentliche Verloͤbniß das Bey⸗
ſchlafen folgte, follen die beyden fchuldigen Perfonen, woferne
fie von dem erften Verlöbnig Wiffenfhaft gehabt mit Ver-
weifung des Landes geftraft und der erften unfchuldigen Pers
fon fi) im andern Wege zu verheprathen, erlaubt werben.
14. So aber jemand, er fey Manns- oder Weibeperfon
nach einem Öffentlihen Verloͤbniß ſich wiederum mit jemand
anderes heimlich verloben und fleiſchlich vermifchen würde, in
Meinung das erfte Verlöbniß dadurch nichtig zu machen, Toll
derfelbe oder diefelbe gleicherweis mit Verweiſung bes Landes
geftraft werden.
15. Wo aud) einer mit zweyen, einmal heimlich, darnach
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öffentlich fich verlobte und darauf beybe Perſonen fleifchlich er:
kennte, foll der Verbrecher nad) Ausweiſung dee Rechte ernit
lich geftraft werben.
16. Wenn aber ein Verloͤbniß unter denen Perfonen fo
fein mächtig, einmahl öffentlich und ordentlich getroffen und
befchloffen iſt, foll Dafjelbige weder durch Wiederfendung der
Mahlſchatz, noch durch Gelb oder einige Verträge wieder zers
eiffen und aufgehoben werden. So aber je erhebliche Irrun⸗
gen vorfielen, follen biefelben wie andere Ehefachen , an. ba
Konsistorium gebracht und bafeldft entſchieden werden. Würde
hierüber jemand ſich unterftehn, entweder vor fich felbft, oder
aber durch Unterhänbler und Vertragsleute von feinem oder
feiner Verlobten fich zu ſcheiden, follen fie ſaͤmmtlich nad
Erkenntniß des Konsistorii geftraft und dem Scheidemann
das befte werden.
17. Unebrbare, unbillige, unchriſtliche und ummöägliche Con-
ditiones und Bedingungen, follen gänzlich verboten, und da fie
angezogen nicht allein unkraͤftig fein, fondern auch alle ſchimpf⸗
liche Verachtung göttlicher Ordnung willkuͤhrlich geſtraft
werben.”
Don WBesführung bes Weibebildes.
„18. So jemand eine Jungfrau mit lifligen glatten Wor⸗
ten, Giften oder Gaben, hinterfäme und ohne oder mit Ges
walt heimlicher oder betrüglicher Weife wegführete, und fol
ches vor dem Konsistorio wie Recht, ausgeführet, foll nicht
allein die vermeynte Ehe zwifchen folchen Perfonen, für nich⸗
tig und unbändig erfannt, fondern auch ſolcher Raptor rechts
lid) und ernfllich geftraft werben.’
Bon Schwädiung bes Weiböbildes.
„39. Da auch einer eine Jungfrau, die ihm ebenbärtig,
auch eines guten Geruͤchts und ehrlichen Wandels mit fügen
glatten Worten, Gift oder Gabe zu feinem Willen brächte
und fehwängerte, foll er diefelbe, obgleich die Zufag der Ehe
nicht ausgeführt, zu ehelichen ſchuldig fein, ober m Weigerung
deffen, vermöge der Rechte geftraft werden.
20. Würde aber einer beweifen oder mit feinem koͤrper⸗
lichen Eide erhalten Binnen, daß er bie gefchmängerte Perfon,
Jungfrau oder Witime mit füßen liſtigen Worten zu feinem
Willen nicht beredet, viel weniger mit Gewalt gezwungen oder
einige Verteöftungen ber Ehe gethan, fondern, daß fie ſich
ſelbſt zu ihm genöthiget und zur fleifchlichen Vermifchung Ur⸗
fad) gegeben habe, fol derfelbe zwar der Dirne Feine Ehelei⸗
ſtung, zu Erhaltung bes Kindes aber ein genanntes und dann
für die begangene Unzucht dem Konsistorio gebührliche Strafe
abzulegen ſchuldig fein.”
Bon Verlöbniffen binterlaffener Wittwen und fchleuniger Vollziehung
verfprochener Ehe.
„21. So ein Wittwer oder Wittwe nach Abfterben ihres
Ehegatten ſich wiederum zu verehelichen begehren wuͤrden, fols
len fie zuvor , ehe dann folches vorgenommen, ihre Trauerzeit
ein halbes Jahr aushalten. Die Wittwe aber fo ſchwangeren
Leibes verlaffen, fol ehe dann fie Ihrer mütterlichen Buͤrde ent
ledigt und die ſechs Wochen aus find, ſich nicht verloben, bet
Vermeidung der Strafe des Konsistorii.
22. Es follen auch bie verlobten Perfonen, mit der Wirth:
haft einander nicht lange aufziehn, auch die Eftern oder Vor:
2588. CLIX. Wrenfifche Sonfiftorislorbinung.
mund und wem die Ausrichtung der Wirthſchaft oblieget, das
zu nicht Urſach geben, fintemahl aus folchen Vorſchlepp großer
Unrath und Gefahr entflehet , fondern follen aufs ehefte, alß
immer möglich die verfprochene Ehe ind Werk fegen. Würbe
ſichs aber befinden, daß ein Xheil das andere ohne erhebliche
Urfachen muthwilliger Weife aufhalten und gefehren würde,
ſoll daffelbe durch Straf des SGefängniffes angehalten, auch
nicht ehr, es babe denn zuvor genugfame Caution gethan, Die
sugefagte Ehe in gewiffer Zeit zu vollziehen, daraus gelaffen
werben.‘
Bon zjugelaffenen umb verbotenen gradibus, das ift, weldye Per:
fonen zufammen beyrathen mögen ober nicht,
Bon Blutfreundfchaft.
Die Ehe ift in aufs und abfteigender Linie in infinitum, in
der Seitenlinie bis zum 3. Gr. der ungl. Rinie verboten. Von
menfchlihen Eheverboten,, alfo im 2. Gr. gleicher und 3. Er.
ungl. Linie, ann dispenfirt werden. Sie find nur ein auf-
ſchiebendes Dindernig. Das Eheverbot wegen geifliger Ver⸗
wanbtfchaft ift aufgehoben.
Bon ber Schwägerfchaft in der auf und abfteigenden Linien.
Auch diefe hindert die Ehe in infinitum,
Bon Schwägerfchaft der feitwärts Linien.
Die Ehe ift in demfelben Grade, wie wegen der Verwandt:
ſchaft, unterfagt. Durch das 2. und 3. genus affin. wird fie
nicht mehr gehindert. >
Bon Trennung, Weglaufen, Scheidung ber Ehegatten und anberu
Casibus ober Ehefällen.
„Nachdem es nicht genug, daß die Menfchen nach chriſt⸗
licher Ordnung zufammengefäget und gebracht werden, ſon⸗
dern auch von nöthen, daß fie auch beftändig, chriſtlich und
göttlich) bei einander bleiben und verharren und aber der Erz:
feind des heiligen Eheftandes, ber leidige Teufel, ſonderlich
jego zu dieſen legten gefährlichen Zeiten auf mancherley Weile
ſich bemähet, entiweder durch Unetnigkeit und Mißtrauen oder
durch andere Rände den Eheftand zu trennen und die Eheleute
von einander zu bringen, alß iſt nicht weniger daran gelegen,
biefe göttliche Ordnung zu erhalten, alß erftlich anzuftellen und
hoch von nöthen, mit allem Ernſt und Fleiß foviel immer
möglich davor zu fein, da ja arme und verftändige Eheleute
nicht liederlich von einander geriffen und die heilige göttliche
Ordnung turbiret werde. Wo nun der Send ber Uneinigfeit
fen Unkraut unter die ficheren Eheleute gefäet, und fie fo weit
gebracht, daß fie beyeinanber nicht wollen leben ober mohnen,
die Pastores und Inspectores die Verföhnung auch vergeblich
verſucht, follen fie alsbann in Zeiten, ehe bie Verbitterung
überhband nimmt und der Teufel gar einniftet zu beyden Theis
len ans Konsistorium verwiefen werden, ba benn die Konsi-
storiales ferner allen möglichen Fleiß anwenden und ernftliche
Berhanblimgen vornehmen follen, damit der zwiſchen den Che
leuten gefaßte Unmill, Haß und Neid und Unfrenndlichkeit
aufgehoben und fie miederuffi in guten Fried und beftändige
Liebe und Einigkeit gefegt werben. Da nur ein Theil auf feine
Hartnädigkeit und Muthwillen beftünde und ſich baburch von
feinem Ehegatten zu entbrechen vermeynte, fol bemfelben eine
‚
1584. CLIX. Preufiſche Sonfiftorialordnung.
getwiffe Zeit zum laͤngſten 8 Tage angefeget werden, feinem
Ehegatten chriſtlich und friedlich beizumohnen. Will er fich
nachmals nit befteuern noch weifen laffen, fol ex 4 Wochen
mit Sefängniß geftraft und auf ferneren Ungehorfam bed Lan»
des verwielen werden.”
Don Ber Defertion und heimlichen Weglauffen und barauf gebetener
Eheſcheidung.
„Da nun ein ſolcher auf der Obrigkeit Gebot das Land
raͤumen muͤßte oder aber ſelbſten von ſeinem Ehegatten ſich
böslich verloͤre, auch ſonſten jemand ohne ehrliche Urſachen von
feinem Weibe und Kinder heimlich, davonzöge, und ettliche
Jahre ausbliebe, und fie aljo vorfeglich und fremwentlich ver:
ließe, wie denn leider folche Untreu und Weglaufer in biefem
Lande faft gemein, foll wider denfelben, fintemal folches nicht
allein den Berlaffenen zum dußerfien Verderben und Unheil,
fondern auch und und dem Rande zu merflihem Schaden und
Nachtheil gereicht, folgendergeftalt procediret werden.
Die Konsistoriales follen in folhen Defertions: Sachen
nicht eilen, fondern zum erften die Umftände und Urfachen,
wie und warum der Entlaufene von feinem Ehegatten ents
wichen und fo lang außenbleiben, mit Fleiß erfragen. Item,
ob auch das klagende Theil, dem anderen dazu Urſach gegeben
oder nicht, ob auch daſſelbe auf fleißiges Nachforfchen nach
feinem Ehegatten daffelbe habe auskundſchaften Finnen oder
nicht.
Item, es follen bie Konsistoriales Beweis und Kundfchaf:
ten benbringen laffen, daß der Desertor fo viel Jahr, wie ges
Hagt, hinweg gewefen, und das klagende Theil feibft zuͤchtlich
und ehrlid gelebt. Wenn nun der Suchen genugfamer
Grund eingmommen und nicht Hoffnung ift, daß ber entlaus
fene mijeder kommen und die Ehegatten zufammengebradht
werden möchten, alsdann foll der Desertor nach gemeinem
Brauch und Stylo Konsistorii von der Kanzel öffentlich ges
heiſchen und geladen werden. Damit aber arme Leute fonders
lich die fo weit abgefeflen, ber Citation halben, mit vielen Rei⸗
fen nicht beſchweret, oder auch wohl gar die Sache ftedden gu
laſſen, verurfachet werden, fo ſoll die Citation auf einen termi-
num peremtorium una vice pro tribus gerichtet, und derfelbe
defto länger angefegt werden, damit gleichwohl der Abweſende
ſich keiner Verkuͤrzung zu beſchweren oder über das Chegericht
zu klagen, Urſache haben moͤge. So nun hierauf weder der
geladene ſelbſt, noch Jemand anders von ſeinetwegen ſich ſteilt,
ſoll das klagende Theil auf die reprodurirte Edieta und Kund⸗
Ihaft der vollzogenen Ladung nad fleißiger Erwägung ber
Zeit des Abweſens und anderer Umflände von dem treulofen
verlaufenen ‚heil, abſolviret und loßgezählet ober der Desertor
zum Ueberfluß nach Erheiſchung der Sachen, noch einmal oͤf⸗
fentlich citivet und geladen werden, und ſo er auch alsdann
noch) nicht erfcheint, endlich und definitive gefchloffen und dem
Magenden unfhuldigen Theil mit einem andern fich zu verehes
lichen vergönnt werben.”
Wenn ein Bräutigam feine Braut verlaufft und figen läßt.
„Alfo und gleichergeftalt fol auch wider den, welcher fich
mit einer Jungfrau und Wittwe ordentlich und Öffentlich ver⸗
lobet, darnach heimlich ohne billige vechtmäßige Urfache davon
207
sieht, und feine Vertraute, ein Jahr, zwey ober drei figen läßt,
procediret werden. ’
Wuͤrde aber das anfuchende Theilin easu desertionis beys
beingen, daß das weglaufende Theil nach gefchehenem Verloͤb⸗
niß, Unzucht und Hurerey getrieben und alfo die Ehe gebro⸗
chen ober, daß der Bräutigam fich mit mehreren verlobt, fol
es fo lang ald andere Verlaſſene zu warten, nicht ſchuldig fein,
fondern der Desertor ordentlich geladen, und de er ſich nicht
bald in termino eingeftellt,, noch irgend eine Ehehaft Läßt beys
bringen, ber Beweis wider ihn ordentlich vollführt und dar⸗
auf erfannt werden, was Recht ift, das ſchuldige condemnirte
Theil aber, fol, um Aergerniß zu vermeiden, in unfsren Lane
den nicht geduldet und da er hierüber betreten und fich frevent⸗
lich darin aufhalten würde, mit Staupenfchlägen des Landes
öffentlich vertoiefen werben.”
Vom Außenbleiben derer, welche aus reblichen Urſachen weggegangen,
„Mit denen aber, welche aus nothhärftigen Arfachen in
Amtss oder Hausgefhäften mit Willen ihres Ehegatten auss
reifen und über Verhoffen ausbleiben, fol es alfo gehalten wer:
den, daß fo Lange das abmefende Theil am Leben und deffen
geriffe Kundſchaft vorhanden, das anbere Theil ledig bleibe
und zum andern Verlöbniß nicht greife, bie e8 deſſen, daß fein
Ehegatte mit Tode abgegangen, glaubhaftige Kundfchaft bey⸗
gebracht. Da aber das verlaffene Theil, wo fein Ehegatte hin⸗
gekommen, ober noch am Leben oder nicht, keine Kundſchaft
erlangen noch erforfchen kann, fol es fünf Jahre lang ihn abs
warten, darnach foll es, wenn ihm länger zu warten beſchwer⸗
lich, feinen Handel den Verordneten des Konsistorii mit allen
Umftänden fürtragen, baneben feine Kundfchaft und Beweis,
dag fein Ehegatte fünf Jahre weggeweſen, item daß «8 auf
fleißige Nachforfchung nichts erfahren koͤnnen, kraͤftig beibrins
gen. Wann nun die Konsistoriales die producirte Kundfchafs
ten für genugfam erkennen und daneben das verlaſſene Theil
bei feinem koͤrperlichen Eide, daß ihme von feinem abwefenden
Ehegatten einige Briefe oder Bothſchaften oder Wiſſenſchaft,
ob er lebendig oder todt, nicht zu fommen erhalten kann, fo fol
endlich und zum Ueberfluß ber abweſende oͤffentlich unter einem
geraumen termin citiret und ermahnt werden feinem Ehegat⸗
ten beyzuwohnen, oder aber anzuhören, welcher geflalt demſel⸗
ben auf fein 5 jaͤhriges Außenbleiben und Stillfchweigen mit
einem anderen fid) zu verebelichen,, foll erlaubt werden. Da
denn in angefegter gebührlicher Friſt der geladene nicht compa⸗
riret, noch einige fernere Kundfchaft von ihm beygebracht wird,
fol alßdann ohne weiteren Aufſchub, dam anfuchenden Theil
wiederum nach chriſtlicher Ordnung zu fseyan, zechtlic, zuge:
lafjen werben.”
Von Ehrichribung wegen Ehebrvchs.
„Würde von einem Ehegatten wider den andern zur Ehe:
Scheidung geflaget, follen die verorbneten bes Konsistorii vor
allen Dingen die Eheleute zur hriftlichen Verföhnung vermah⸗
nen, da aber bei dem Elagenden Theil nichts zu erhalten, ſon⸗
been ſtraks auf die Ehefcheidung gebrungen würde, follen die
Parthen zu einem ordentlichen Proceß verwiefen, und darauf
der Ehefcheidung halben erkannt werden, mas Recht iſt, und
dem unfchuldigen Theil, fich wiederum chrifllich zu verehelichen
59*
A608 1584. CLIX. Prenßiſche Eonfiftorialordnung.
zugelaffen, ber Ehebrecher aber ber weltlichen Obrigkeit befoh⸗
len werden.
Alſo auch wenn jemand eined andern Braut wiffentlich bes
ſchlaͤft und der Bräutigam fich von berfelben loszuzaͤhlen bittet,
wird derfelbe, wofern er feine Braut zu behalten, nicht fann
behandelt werden, von ihr billig abſolvirt und losgeſprochen, die
verbrechende Perfon aber fol mit Staupenfchlägen des Landes
vertiefen werden. Würde aber der Bräutigam bewogen wer⸗
den, feine Braut wieder zu fi) zu nehmen, ſoll diefelbe nichts
defto weniger mit Gefängniß, der Brautfchänder aber mit erſt⸗
gedachter Staupen und Landesverweifung beftraft werben.
Welche auch zu ſolcher Ehebrechung wiſſentlich Haus, Herberge
und Unterfchleif verleihen, follen mit gleicher Strafe nicht we⸗
niger, als die Ehebrecher felbft geftraft werben, damit ſolchen
abfcheulihen Sünden und Laftern, umb welcher Willen Gott
oftmals Land und Leute ſtraft, foviel möglich gefteuert und ges
wehret werde.”
Bon Eheſcheidung, welche der Tyranney, Gifts ober ander Gefähr:
licyleit halben gefucht wirb.
„Es wird auch oftmals in Ehefachen diefe Klage fürge
bracht, daß ein Ehegatte dem anderen nach dem Leben ftehe
und daß einer ohne Gefahr feines Leibes und Lebens nicht koͤnne
bei dem anderen bleiben, insgemein aber, daß der Mann ganz
tyramniſch und unmenſchlich mit feinem armen Weibe umbgehe
und dermaßen in fie faevire, daß fie Davon dermaleinft Leichts
lich den Tod haben möcht, würde derowegen zur Verhütung
größeren Unglüds, fie von einander zu feheiden angehalten und
gebeten. Wo nun folche Tyrannei dargethan und der Dann
durch Feine Strafe oder Warnung oder Gefaͤngniß zur Beſſe⸗
rung kann gebracht werben, noch ſolche Bürgfchaft vorhanden,
daburc das arme Weib friedlich bei ihm zu leben, möchte ver:
ſichert werden, mögen alsdann folche Leute, ein Jahr, zwey oder
drey, nach Gelegenheit der Sachen von Tiſch und Bett geſchie⸗
den, aber keinem mit anderen ſich einzulaſſen oder zu verehe⸗
lichen, nachgegeben werden. Wuͤrde dann der Mann was ge⸗
ſchmeidiger werden, zum Kreuz kriechen, ſeines Weibes wieder⸗
um begehren, ſie auch mit genugſamer Caution de non am-
plius offendendo verſichern, ſoll ſie alsdann denſelben wieder⸗
um anzunehmen und ihm ehelich beyzuwohnen ſchuldig ſeyn.
Wuͤrde aber die verſuchte Strafe nichts helfen und ſich befin⸗
den, daß Mann oder Weib, eines dem anderen mit Gift oder
dergleichen nach dem Leben geſtanden, moͤgen ſie alsdann gar
geſchieden, und da das boͤſe Vornehmen des ſchuldigen Theils
genugſam ausgefuͤhrt und dargethan, daſſelbe von dem Ehege⸗
richt an das weltliche Gericht, darunter die Beklagten geſeſſen,
remittiret und mit ihnen verfahren werden, wie Recht iſt.“
Scheidung wegen ber natürlichen Untüchtigkeit.
„Weil Gott den Eheftand unter anderen Urfachen auch
darum eingefeget,, daß dadurch das menſchliche Geſchlecht pro-
pagiret und erhalten werde, umd ſichs aber bisweilen begibet,
daß ein Ehegatte aus natürlicher impotentia und Gebrechlich⸗
Beit zur Ehe untüchtich und ungefchidt if, alß kann folche Bey⸗
wohnung, wenn der Mangel erweislich und von dem Beklag⸗
ten zugeftanden wird, für feine Ehe geachtet werden. Dero⸗
halben wo das eine Theil fich deffen befchweret und vom Kon-
sistorio die declarationem folcher unfräftigen Ehen begehret
(dann Fein divortium kann da gefchehen, da nie keine Ehe ge⸗
wefen) foll ihm diefelbe der Billigkeit nach vom Konsistorio
mitgetheilt und ihm im andern Wege, ſich zu verheyrathen vers
gönnt werben.
Wenn aber bie impotentia noch zweiflich und ungewiß iſt,
foll vermöge der Rechten, drey Jahre mit der Scheidung ver⸗
zogen und verfucht werden, ob der geſchwaͤchten Natur zu helfen.
Mo aber befunden, daß ihr nicht mehr koͤnne geholfen werden,
und das vermögende Theil die Keufchheit nicht halten, noch der⸗
geftalt im Eheftand leben und Geduld haben kann, alsdann
foU die Scheidung fortgefegt und dem gefunden Theil fi ans
derweit zu verehelichen, geflattet werden.”
Wenn einer eine gefchwächte vor eine Jungfrau befommt umb ſich wies
berum zu fcheiben bittet.
Im Wefentlichen mit der Brandenb. Eonf-D. v.1573
übereinftimmenb.
„Ohne vorgehendes Erkenntniß aber des Konsistorii ſoll
keinem Theil in diefen und anderen Fällen zur anderen Ehe zu
ſchreiten, viel weniger einem Pfarcherren diefelben zu trauen,
zugelaffen fein, welche dawider handeln, follen nad) Gelegen-
heit der Sälle ernftlich geftraft werben.”
Beichluf.
„Nach diefer unferer wohlgemeinten und hochnöthigen Kon⸗
fiftorial = Ordnung, fol hinfuͤhro maͤnniglich ſich richten und
derfelben fich gemäß verhalten, darüber wir denn auch felbiten
mit ganzem Ernſt halten wollen. Ob irgend noch etwas hierin
mangelte, follen die Konsistoriales in vorfallenden wichtigen
Händeln fid) unferes Raths allzeit erholen. Wir wollen uns
auch nach Erheifhung der Nothburft diefelbe zu vermehren und
zu verbefferen, allweg vorbehalten haben. Und mie wir herz
ih von Gott wünfchen, und bitten, als feind wir auch ber
gänzlichen tröftlichen Hoffnung, daß durch Gottes Verleihung
und Gnade, dies Chriftliche Werk zu feinen göttlichen Ehren, zu
Erhaltung Friebe und Einigkeit in Kirchen und Schulen, zu
Handhabung und Fortpflanzung guter Disciplin, Bucht und
Ehrbarkeit und zu bed ganzen Landes und aller Untertfanen —
Wohlfahrt, Nug und Frommen gereichen werde.“
— *
1885. CLX. Niederfähfiiche Kirchenorduung.
469
1585.
CLX.
Kirchen Ordnung, Vnſer von Gottes guaden, Franten Serkogen zu Sachten, Engern und
Weftphalen. Wie es (vormitteld Göttlicher gnaden) in vnſern Landen mit Chriftlicher Lehr, außfpendung der h. hochw.
Sacramenten, Vocation, Ordination vnd verhaltung der Kirchen vnd Schulen Diener, auch Visitation, Consistorio,
und andern hiezu gehörigen Sachen, vermüge h. Göttlicher Schrift, hinfüro gehalten fol werden. Psalm. 24. Ma⸗
chet die Thore ꝛc. Gedrudt in ber Keyſerlichen freyen Reichs Stadt Luͤbeck, durch Johan Balhorn. Anno
MDLXXXV.
Der Berf. ber bier im Auszuge wiebergegebenen, fg. Nie:
berfähfifhen K.⸗O. ift der Luͤbecker Superintendent P us
henius. Das voranftehende Publ.⸗Patent, welches ber
Zuftimmung und Natification der Landfchaft ausdruͤcklich
gedenkt, ift batirt: Ratzeburgk Annunc. Mar. Benust ift
die Saͤch ſ. K.:D. v. 1580 (Rr. CLIL). Einen Abdrud
enthält der 2.Bd. von Eb hard ts Sammlung von Befepen sc.
für den Bezirk des Gonfiftoriums zu Hannover, Hann. 1845.
* * *
Das Erfte Teil, von ber Lehr, fo in den Kirchen bes Nieder Säch⸗
fifhen Fürſtenthumbs fol geführet werben.
Neben der Schrift, ale „allein beftendigerh und unfeilbaren
Heubtgrunde, quelle und Richtſchnur ber Chriftlichen Lehre” ſollen
angenommen feln und gelten bie drei erfien und diteften Bes
kenntniſſe des. h. chriſtl. Glaubens, die unveränderte wahrhafte
Augsb. Confeffion, die Schmalk. Artikel, die Katechismen Lus
there und bie Goncordienformel. „Sollen auch in biefem Fuͤr⸗
ftenthumb, in feinem Ampte vnd Stande, e8 fey Geiftlich ober
Weltlich, nicht gelitten noch dazu auff und angenomen werden,
welche fich entweder, nicht rund und deutlich zu dieſen ermel-
ten Schriften befennen, ober entweder, an biefe gerwiffe Form
ber Lehre, nicht wollen gebunden fein, fondern jhres eigen ges
fallens zuhalten und zugleuben, mas ihnen geliebet, oder fie an⸗
ders wo, dieſem gefegten Fuͤrbilde heilfamer Lehr zu widern,
gefaſſet und fich eingebildet haben, frei und vnuorhindert fein.”
Das Under Zeil, biefer Kirchen Orbnung.
1. Bon beſtellung ber Pfarren vnd Kirchen Ewupter, vnd was bem zu:
gebdrig.
Der Lehnherr fol fi) alsbald nad) Erledigung der feinem
Patronat unterliegenden Pfarrei nad) einer tüchtigen Perfon
umfehen, und wenn er auf gefchehene Anmahnung des Sus
perintendenten oder auch) der Parochianer fäumig iſt, follen die
legteren mit Vorwiſſen des erfleren, oder bee Superintendent'
allein, ihm einen guten Mann namhaftig machen und präfens
tiren. Alle Pfarrer follen des göttlichen Wortes erfahren, zur
Lehre geſchickt und ehrbaren Wandels fein. ,
„Wenn nu der Superintendens, mit vorwiſſen der Obrigs
Beiten vnd Gemeine, oder aud) der Patronen, in ber Patronat
Kirchen, oder auch nach befchaffener gelegenheit, die Patronen
(ober wo nicht Patronen fein würden) die Gemeine felbft folche
büchtige Perfone, dem Superintendenten und Obrigkeit anzei⸗
gen vnd vorſchlagen wuͤrden, vnd alſo darauff die nominirte
Perſon, mit einhelliger des Patroni, Superintendenten, Kirch>
213 Bl. 4.
fpiel Volckes bewilligunge, Muͤndlich oder Schrifftlich, zu dem
vacirenden Kirchen Ampte erfordert würde”, fo foll diefelbe zu>
vörberft dem Superintendentn zu Lauenburg zugeſchickt wer⸗
den, um dort vor dem Landesfürften, dem Superintendenten
und ber Kirche fich Hören zu laſſen. Nicht minder hat er fpds
ter auch vor der Gemeinde zu predigen. Hierauf ifl er von
dem Superintendenten „in gegenwart etlicher ander mehrer,
dazu erförderten Paftoren, auch des Patroni felbft, und etlicher
der Obrigkeit in den Stetten” zu eraminiren, und, wenn e
befteht, gehörig an die Pflichten des Amtes zu erinnern und
durch Handichlag zu verpflichten. In Beziehung auf die Lehre
lautet die Kormel: „Das ee nichts den was Bott in feinem
heiligen befchriebenn Worte der Bibel, offenbart hat, lehren
und prebigen folle, nach erflerunge der dreien vorgenanten Sym-
bolorum Ecclesiae” und ber übrigen oben erwähnten Bes
kenntniſſe.
I. De jure patronatus.
Alte beftehende Patronate follen geſchuͤtzt, und es foll des⸗
halb Niemand den Patronen zum Nachtheil einen Prediger
ſetzen, „es were denn, das ſolche erhebliche vrſache vnd vnumb⸗
gengliche not fuͤrfiele, das man darin Ampts vnd nothalben
etwas anders handeln muͤſte“. Dagegen find aber auch die
Patrone verpflichtet, tuͤchtige, gelehrte und unberüchtigte Pers
fonen zu präfentiren. Iſt dee Präfentirte nicht fähig, To tft
der Patron zu ermahnen, daß er ſich nad) einem Beſſeren um⸗
fehe, und wo er hierin nicht rathen koͤnnte, foll ihm der Su⸗
perintendent mit bes Kicchfpield Rath und Wiſſen eine Perfon
vorftellen, damit er biefelbe nach Gebühr feines Patronatrechts
confirmire und beftätige.
II. Ferma et ritus publicae ordinationis legitime ad
munus docendi et administrandi Sacramenta veacato-
rum. Autore D. Martinoe Luthero.
IV. Welcher geftalt ber ordinirte Prediger, feiner Kirchen befohlen,
und in fein Ampt eingefeht fol werben.
Mach der Saͤchſ. K.:D. v. 1580.)
V. Bon Eunturlaubung vnd Translation ber Pfarrherrn.
Niemand, er fei Fürft, Lehnherr, Amtmann, Edelmann
oder Pfarrkind, foll eigenmächtig einen Pfarcer entfegen. Kein
Pfarrer darf ohne Vorwiffen ımd Erfenntniß des General
fuperintendenten, „auch befuchung vnd bericht des Patronen
und feiner Kicchfpiel Leute”, ohne erhebliche Urfachen und ans
ders woher an ihn ergangene Vocation feine Pfarre verlaffen.
470
Der Generalfuperintendent ift nicht berechtigt, ohne des Lehn-
herren Bewilligung die Paſtoren zu verfegen. Das „ſchendlich
Lauffen vnd hantierung nad, den Pfarren’ ift den Geiftlichen
verboten; bedrängten Paftoren aber, wenn fie ihre Noth und
Armuth anmelden und um Beförderung anfuchen, foll Rath
und Huͤlfe gefchafft, und wenn gelehrte Pfarrer, welche in nie⸗
drigeren und geringeren Kicchfpielen figen, zu höheren Kirchen⸗
ämtern gezogen werden koͤnnten, fo foll bamit von dem Ge-
neralfuperintendenten mit Rath und Wiffen bes Conſiſtorii als
Kirchenraths, auch des Lehnheren gehandelt werden.
VI. Bon unterhaltung und Beſoldung der Kirdyen Diener.
Der Grundfag: Beneficium datur propter officium wird
eingefchärft. Alte hergebrachte Accidenzen find zu erhalten ; wo
aber eine Kirche zu arm iſt, folk fie ale Filial einer anderen in-
corporiet werben, werm es ohne Nachtheil und Verſaͤumniß
der Kicchfpielsleute gefchehen kann. Auf den Pacht der Kits
chengrundſtuͤcke haben die Pafloren und Küfter, wenn fie be
dürftig find, vorzüglichen Anfpruh. Am Schluffe Vorſchrif⸗
ten über die Wittwenhäufer, welche in den Pfarreien erbaut
werben follen, über das den Wittwen zuflehende Gnadenjahr,
während deſſen die benachbarten Pfarrer vicariven, über die
Auseinanberfegung mit dem Nachfolger, welche zu Erkenntniß
des Superintendenten, der Patrone, Amtleute, des Rathes,
der Kirchgeſchwornen und Xelteften nad) landesfittlichem Ges
brauche gefteltt iſt, endlich Über die Aushülfe, welche die Pas
ftoren gegen ziemliche Ergögung ihren ducch Alter oder Kranke
heit verhinderten Amtsbruͤdern zu leiften haben.
Vo. Bon Begnadungen, Freyheiten und Immumitatibus, aud
ſchutz vnd fehirm der Kirchen Diener.
Diefem Abfchnitte liegt, abgefehen von einzelnen Puncten
(4. B. der Aufhebung der landesuͤblichen Erbfolge zu Gunften
der Hinterlaffenen der Geiftlichen), der Abfchnitt: Von Im-
munitatibus der Saͤchſ. KeO. zum Grunde.
VM. Ben dem Ampte unfer Superintenbeuten, Paſtoren und Kirchen
Dienern.
Zur Auffiht über die Pfarrer und Gemeindeglieber find
in den einzelnen Aemtern Spedialfuperintendenten beſtellt, über
welche der Generalfuperintendent zu Lauenburg die oberfte Ins
fpection führt. Aue Prediger follen in gemeinverſtaͤndlicher
Weiſe, nicht über eine Stunde predigen ; ihre Vorträge fleißig
disponiren, erwägen und befchreiben; dad, mas ungemwiß und
der Gemeinde verborgen ift, nicht auf der Kanzel angreifen;
von Ehrifti Perfon, Amt und Wohlthaten, befondere von ber
Rechtfertigung allein durch den Glauben, von der rechten Bes
deutung der Buße und der Werke u. ſ. w. deutlich und faßlich
predigen; im ihrem Leben ſich ehrbar halten, nicht Bier aus⸗
fhenten oder Handel treiben, auf Erfordern zu taufen, bie
Kranken zu befuchen, den Begräbniffen zu folgen bereit fein
und ihren Aelteſten und Oberen Gehorfam erweifen.
IX. Von ben Geiſtlichen Kirchen, Pfarren meh Bapelien, vnd bexgl.,
@üter.
Beſtimmungen über die Erhaltung der. geiftlichen Guͤter
und die Wiedererwerbung ber abgrlommenen. Die Verpady
tung ber Kirchengüter auf länger als zehn Sabre tft ohne des
1585. OLX. Niederfächftiche Kirchenordunug.
Landesfürften und Superintendenten Wiſſen und Vollwort ver⸗
boten. Ueberall find vollſtaͤndige Inventarien anzulegen.
X. Von ber Kirchen vnd Capellen Vorſteher ober Juraten im gan:
gen Zanbe.
In jedem Kicchfpiel follen zwei redliche, unberüchtigte,
gottesfücchtige Männer als Kirchgefhmworne von dem Paſtor
mit den Patronen, auch dem Rath und der Obrigkeit in den
Städten, fo mie den übrigen Juraten beftellt werden. Der
Anhalt ihrer Inſtruction ſtimmt im Ganzen mit den Vor⸗
ſchriften der übrigen 8.:D,, 3. B. der Saͤchſ. v. 1580, überein.
Xi. Bon ben Stülen in den Kirchen.
(Nach der Saͤch ſ. K. O. v.1580) -
XI. Bon befßeliunge und Ampt ber Organiſten vab Güfter.
Auch in diefem Abfchnitte ift die Sähf. K.-D. hin und
wieder benust.
KH. Bon Büchern, fo in ben Kirchen ben Paftorn zu gute belegt,
ond für onb für babey bleiben ſollen.
XIV. Von bem Kirchfpiel Bolde, wie ſich daffelbige gegeu Gottes 5.
Wort, und die Sochwirbige Sacramente, auch ihre Seelforger, vor»
halten vnd erzeigen follen.
Vorſchriften über das Verhalten der Gemeindeglieder ges
gen ben Pfarrer (vor bem fie unmeigerlid, erfcheinen follen,
wenn er fie von Amtswegen vorbefcheidet), über ihre Theil⸗
nahme am Bottesdienfte und am Abendmahle insbefondre
(defien hartnädige Verachtung während zweier Jahre den Wer:
luſt des chriftl. Begräbniffes nad) fich zieht), über die Heilig⸗
haltung ber Feſttage; Verbot der Verzögerung der Taufe bis
über den andern Tag, Beſchtaͤnkung der Anzahl der Gevattern
auf drei, und der Kindtaufsfeftlichkeiten, Verbot der abgoͤtti⸗
ſchen Betfahrten, des heibnifchen Nothfeuere und des Aufs
hängen der Johanniskronen, der Wickerei, Segnerei, Bürßeret
und Zauberei. Hierauf folgen Beſtimmungen über die ge
hörige Entrihtung dee Pfarrleiftungen. „Wo jemand .. fein
gebür ..nicht entrichten wil, dem fol fein Kirchen Recht, mit
willen des Superintenbenten, gelegt werden, vnd der Paftor
jhme hinwiderumb feine dienfte und Ampt vormeigern, biß er
ſich gehorſamlich erzeige.“
Das Dritte Zeil, ber Kirchen Oednung.
Von Bifitationibus der Kirdyfpiele, und Symodis ber Prediger.
Die Bifitation gefchieht durch den Generalfuperintenden-
ten, welchem vom Hofe zwei vom Abel zugeorbnnet werben.
Außerdem find der Amtmann, der Spectalfuperintendent und
der Patron , fo wie die Gemeinde zugegen, welche während der⸗
felben mit Dienften verfchont werben fol. Die einzelnen Bes
fimmungen, insbefondre die Vifitationsfragen, find der Saͤchſ.
K.⸗O. v. 1580 nachgebildet. Hinzugefuͤgt ſind Anmeifungen
zu einer mit der Gemeinde anzuftellenden Katechefe, und Vor⸗
fchriften über die Juſtificirung der Kirchrechnungen buch ben
Viſitator und die Unterfachung der Inventarien und Urkuns
den, fo wie der kirchlichen Sebäube.
Vom Synodo ober Conuentu der Prebiger.
Jaͤhrlich um Michaclis verſammelt bee Generalſuperinten⸗
dent die Prediger zu einer Synode. Auf dieſer wird mit ben
1585. CLK. Wiederfädgfifche Kirchenordnung.
wegen ihrer Lehre anftößig gewordenen Paftoren gehandelt,
und wenn fie nicht zu gewinnen find, wird Ihnen ihr Amt bie
zur Entſcheidung des naͤchſten Conſiſtorii gelegt. Ebenfo wird
mit denen verfahren, welche ſich in ihrem Berufe mit chriſt⸗
lichem Leben nicht gemäß verhalten. Ferner wird über einen
von dem Präfes aufgegebnen Locus bisputirt.
Das Vierte Zeil, diefer Kirchen Orbuung.
Von dem Kirchen Habt, oder Comsisterlo,
Das Confiftorium fol „beſetzet werden mit etlichen Politi⸗
Shen und auch Theologiſchen oder Geiſtlichen Perſonen, dies
weil für diß Geiftliche Kirchen Gericht folche hendel gehören
vnd komen, welche nicht alleine gewiſſens, fondern zum teil
auch Weltliche ſachen mit ſein, welche die Ehefelle, der Kirchen
vnd Schuldiener Guͤter, vorſorgung, vnterhalt, auch ſo wol
der Zuhoͤrer, als der Lehrer, leben vnd wandel, antreffen, vnd
alſo offt causae mixtae hieher gelangen”. Neben ben politi⸗
ſchen Mitgliedern (zu denen der Canzler als Praͤſes gehoͤrt) und
den geiſtlichen ſind zugleich zwei vom Adel und zwei Aelteſte
des Raths an dem Orte, wo das Conſiſtorium gehalten wird,
zu erfordern, und ,wir auch ſelbſt, wofern nicht notwendige,
erhebliche vrſachen, daran vns vorhindern werden, in der Per⸗
fon an vnd vber zu fein, vns nicht weigern wollen“. Die
Competenz des Conftftorti iſt übereintreffend mit der Saͤchſ.
K.⸗O. beftimmt. Das Verfahren ift ein mündliches und ſum⸗
mariſches. Das Eonfiftortum hat (mie nach der Saͤchſ. 8.-D.)
das Recht, Geld» und Gefängnißftrafen zu erfennen und feine
Urtheile durch die weltlichen Beamteten zu vollſtrecken. Die
Appellation geht an den Landesfürften.
Das Fünffte Teil, bBiefer Kirchen Drbunug,
Bon Ehefachen.
1, Bon beinslichen Werlobuuffen, oder vnorbentlichen Ehenorpflldhtungen.
I. Verloͤbniſſe der Kinder ohne Wiſſen und Bewilligung
ber Aeltern, bez. der Großaͤltern, find nichtig und die dennoch
vollzogne Ehe wird mit Verluft des halben oder auch des ganzen
Erbes geahndet. Haben ſich ſolche Contrahenten fleifchlich ver⸗
mifcht, in der Meinung, damit, „weil res nicht mehr integra ſey,
durch zubrechen, weit jhres erachtens, ſolche Ehe nicht mol muͤge
noch koͤnne zerriflen werden”, fo find fie erblos zu machen, mit Ges
fängniß zu flrafen und des Landes zu verweilen. Hat ein Theil
ben andern, defien Aeltern nicht in die Ehe willigen wollen,
zur Unzucht verleitet, fo fol er gebührend geftraft und die Ehe
felbft zerrifjen werden. Aelternloſe Kinder, auch Wittwen, bes
bürfen in gleicher Weife der Genehmigung ber Vormuͤnder und
naͤchſten Blutsverwandten.
II. Wo die Aeltern den Conſens ohne Grund verweigern,
bat das Gonfiftorium zu entſcheiden; besgleichen, wenn bie
Aeltern oder Bormünder ihre Kinder oder Pflegbefohlenen zu
einer Ehe dringen wollen, und diefe ben Gehorſam verweigern.
Bedingte Verloͤbniſſe werden durch den Beifchlaf zu unbeding-
ten. Der Error in virginitate (der nach canon. Rechte die
Ehe nicht hindert, „dabey «6 auch viele Coneistoria beruhen
lafſen“) fol als Grund der „Scheibung” gelten nach Deut. 22.
Die Ehe zwiſchen dem Ehebrecher und der Ehebrecherin verbietet
das canonifche Recht ernftlich ; „aber in den reformicten Euans
gelifchen Consistorijs, wirt nad) des Dauide Erempel (2. Sam.
471
I.) in dieſer Frage gemeiniglich geſprochen, und die ſcherffe
Juris Canonici gemiltert”.
„Vnd bedarff Eeiner ſchweren erorterunge, ob ein Chrift
ſich mit einem Vnchriften vnd Vngleubigen verheiraten müge..
Denn Gottes Wort ift hieuon offenbar, Genef: 24. 28. 34.
Erod. 34, Deut: 7. Zofu: 23. darin Bott ſolchs vorbotten hat,
vnd ift auch offt nicht on gros gefahr.” Dagegen Abfall von
dem Glauben ift nicht Grund der Scheidung, wenn nidjt ber
eine Theil den andern verläßt. „Denn hiemit wirt das gleu-
bige Zeil frey, gleich wie in den andern desertionibus.“
Eigenmaͤchtiger Rücktritt von einem gültigen Verloͤbniſſe
wird nach Befinden mit Landesverweifung geahndet. Hat Je⸗
mand zwei Verlöbniffe, ein heimliches und ein öffentliches, ab⸗
gefchloffen, fo geht das legtre vor. Bon zwei Sffentlichen Vers
löbniffen hat das ältere allein Gültigkeit.
II. Bon Ehefheiden, oder diuortijs. Die Ehe
wird gefchieden wegen Ehebruchs, fobald der Kläger nicht eben»
falls einen Ehebruch begangen hat. Der fchuldige Theil Toll
des Landes auf Lebenslang verwielen werben. Herner wegen
Defertion, fobald zum mwenigften vier oder fünf Jahr feit ders
felben verftrihen find. In diefem Falle foll der Entwichene
peremtorie citirt und die Ladung an den Orten, wo berfelbe
feine Aeltern und Freunde hat, oder wo er fi) meift aufnbab
ten pflegt, ober an bie er fich vermuthlich begeben hat, öffent:
lich angefchlagen werden. Nach Ablauf des Termins ift dann,
wenn ber, Berlaffene fein Wohlverhalten befcheinigt, bie Ehe zu
ſcheiden. „Vnd mas ober diefe zwo Wrfachen noch andere von
etlichen Keyſern, als Theodofio, Valentiniano, Leone, Juſti⸗
niano angezogen worden, koͤnnen nicht zur Ehefcheidunge ges
nuchfam fein.”
Die Impotenz, wenn fie vor der Eimgehung der Ehe vors
handen war, tft ein Grund, den gefunden Theil von dem Un⸗
tüchtigen loszuzaͤhlen, fobald in drei Jahren Leine Beſſerung
erfolgt tft.
Die Inſidien werden in Gottes Wort nicht als Grund der
Scheidung angeführt. Weil aber Theobofius und Valentinia⸗
nus hier die Scheidung zulaffen, haben „etliche der fürnemeften
von den Gelerten vnſer zeit” ihnen beigepflichtet, „dabey wir
es vnſers teils aud) wol Bonten bewenden Laffen”. Das Con⸗
ſiſtorium foll aber, „weil die heilige Ehe, ein groſſes geheimnis
vnd flifftunge Gottes”, hier zuvoͤrderſt bemüht fein, daß der
Friede wieder hergeftellt, von dem ſchuldigen Theile Buͤrgſchaft
geleiſtet und von den Freunden beider Theile Aufſicht gefuͤhrt
werde. Bei weiteren Vergehungen iſt der Schuldige mit Ge⸗
faͤngnißſtrafe zu belegen, und dann die Separation zu verfuͤgen.
„Wo aber alles vmbſonſten... wirt die vnumbgengliche not,
vorurfachen, mehr und groͤſſers vorſtehendes vngluͤcke. zuuor⸗
huͤten, hirin ſich zubedencken, vnd weiter rat zuhaben daß das
vnfchuͤldige Zeil gerettet, und für ſolcher gefahr feines Leben⸗
bes und feined Gemahls Tyranneie gefichert werde, und bie
Constitution des Keyſers Theodoſij, nicht aller dinge vorachtet,
fondern das ſchuͤldige Teil in ernſte ſtraffe gmomen, auch wol
des Landes vorwiefen werde. Aber body alfo, das hirin nicht
onbefunnen und plößlich, mit vnbedacht in Ehefcheidinge ge:
handelt werde, fondern genucyfame beftendige und unuorneints
liche Zeugnuffen .. vorher gefobert und beigebracht werden, das
nicht alßbald ein Weib von ihrem Manne, oder der Man von
412
feinem Weibe, fic) hiedurch, wegen etwa eines weinigen ſawren
ſtrauſſes, oder Ehelichen vngewitters, fcheiden zu laffen, be
helffen oder gebrauchen müge. Ader wegen folcher vrfachen
Eheleute zu fcheiden, ift uns faft bedenklig, weil die Schrifft
diefe vrſachen nicht meldet .. Iſt derhalben geferlich, ex foro
politico solo wollen, ohne außdrüdliche heile Göttliche Schrift,
vrfachen nehmen, welche in foro conscientiae, follen in diuor-
tijs gelten. Derwegen fol man folcyen wuͤtrigen böfen Leuten
auff andere wege fleuren.”
Unheilbare Krankheit, Diebftahl, Mord, Verfeſtung und
Landesvermweifung, Unfruchtbarkeit zc. find Feine Gründe der
Scheidung.
IV. Von Gerichtes koſten.
Das Under Teil von Eheſachen, belangend bie vorbottene Giradus,
d. i. wie nahe ober fern ein Chriſt, mit gutem gewiſſen, fich mit
feinen Blutfreunben, oder auch befchwegerten Perſonen in diefem Für:
ftenthyumb Nieberfadhfen befreien vnd vorheiraten müge.
Das göttliche Recht verbietet die Ehe in der aufs und ab:
fteigenden Linie in infinitum, zwifchen Geſchwiſtern und im an:
deen Grade ungleicher Linie. Auf menſchlicher Anordnung bes
ruht das Verbot der Ehe unter Gefchwifterkindern (von mels
chem nicht dispenfirt werden foll, „denn dadurch würde nur
der Arme zum gehorfam gendtiget, vnd nicht ein Reicher oder
Mechtiger“), und im dritten Grade ungleicher Linie. Das
Eheverbot wegen geifliger Verwandtſchaft ift „aus lauterm vn⸗
uorftande, ald ein loß, faul Menſchen gedicht, den Gewiſſen
mit gewalt und unrecht, auffgedrungen worden”.
Das Dritte Teil von denen Perfonen, weiche fich von wegen ber Schwe⸗
gerfchafft, nicht berüren, oder mit einander befreien mügen noch follen.
Die Schwägerfhaft hindert die Ehe in denſelben Graden
wie bie Verwandtfchaft. In secundo genere ift nur in dem
Fr. 15. D. de rit. nupt. erwähnten Falle die Ehe verboten.
Das Sechſte Teil, von Schulordnungen.
Das Siebende Teil, von der Kirchenbifeiplin.
„Wir heiſſen Chriftliche difeiplin oder Kicchen ſtraffe, nicht,
was ein Prediger aus feinem eigen fürnemen vnd affecten, ober
hitzigen vorbitterten gemüte, wider feine Pfarrkinder fürnimpt...
Sondern .. mas Gott .. wider die freuentliche, mutwillige, uns
gehorfame Vorechter und Vorbrecher, mit den Schlüffeln des
Himelreiches fürzunemen .. befohlen und fürgefchrieben hat...
Es mirt aber vnd fol auch, der Bindefchläffel, oder die madıt
auff Erden die fünde zu behalten und zu binden, inhalt und
vermüge Göttliches Wortes, auff diefe drey onderfcheidene weife
von vnſern Predigern, in warer Gottesfurcht, geführet und ges
braucht werden.
Erſtlich, das fie ſollen ... alle Sünde, beide in falfcher Lehr
vnd Vngoͤttlichem leben, in gemein vnd in specie , doch vnbe⸗
nennet der Perſonen, ftraffen vnd angreiffen.
Zum Andern, wenn einer... folcher gemeinen ftraff vnd
Bußpredigt nicht achtet, fondern ohn Buß in feinen Sünden
vorharret.., fol der Prediger .. einen folhen für fich befcheiden,
vmb feine Sünde vnd onbußfertigkeit, trewlich, freuntlich auch
ernſtlich, zu veden fegen, zur Buffe und befferung fleiffig vor
manen, vnd mo er noch hartnedigkeit fpüret, oder die anges
lobte befferung nicht folget, fol er folches feinem Superinten»
denten vormelden, der fol ihn neben feinem Paftore abermal
zur befjerung fleiffig ermanen, vnd wo denn folches, auch nicht
1585. CLx. Niederſächſiſche Kirchenordunnug.
flat finden folte, fol man einen ſolchen halſtarrigen Menfchen,
als einem Vnchriſten und Gottlofen, eine zeit lang vom h.
Abendmal, von Gefatterfchafft bey der Tauffe, und bey ber
Braut zu jiehende, oder die zu fürende in die Vortrawunge,
abweifen, biß fo lang, das er rechte warhafftige Buſſe thut.
Dis ift die Separatio oder Heiner Bann .., vnd gefchieht ohn
Öffentliche anfündigunge für dem Volcke von der Gangel, allein
infonderheit, ober in kegenwart eins oder mehr Prediger , oder
auch dazu erfoderten Chriften.
Zum Dritten, wo auch hiedurch dem Gottlofen, fein fteiffer
halftarriger muth, noch nicht gebrochen wil werden, .. fol darauf
nad) dem befehl Chrifti, folches der Gemeine Gotted angezeigt
werden.. Nemlich, der general Superintendens fol foldyen
Bnbupfertigen trug, an das Consistorium als den Kirhen Rat,
Schrifftlich oder Mündlicy gelangen laffen, und fol der Schüls
dige darauff, für das negfte Consistorium zuerfcheinen , erfos
dert werben, vnd wegen feiner beharligen Hertzens bertigfeit
vnd vngehorſams, abermal befprochen,, und wo er fich auch als
bie nicht wil raten laffen, in die firaffe des öffentlichen Bannes
oder der excommunication, erfennet und vorurteilet werden,
vnd darauff ſolches, den negften Sontag darnach, der gangen
Gemeine, von dem general Superintendenten oder Paftore,
angefündiget, vnd der Gottlofe, Damit wie ein ungefundes Ge:
lied, von dem Leibe des Herrn feiner Chriftlichen Kirchen, abs
geichnitten und... Gebannet werden.”
Die Folge des großen Bannes iſt die Ausfchliegung von
allen chriſtlichen Handlungen und Verſammlungen. „Doch zur
Predigt mag vnd fol er frey und ungehindert fomen, und in
andern zeitlihen hendeln mag man mit jme, doch alles, wie mit
einem todten vnd ungefunden abgefchnitten Seliede vom Leibe
Chriſti Handeln und vmbgehen“.
Gelobt ein Öffentlicher Sänder auf Ermahnung des Par
ſtors oder des Confiftorii Beſſerung, und bittet er um Gnade,
fo bedarf es des Bannes nicht, fondern der Paftor fordert ihn
in die Kirche und nimmt dort in Gegenwart des Amtmannes,
des Patrone, der Kicchgefchwornen und anderer chriftlichen
Leute, nicht aber ber Gemeinde, fein Bebenntniß und fein Vers
ſprechen entgegen, worauf er an einem Sonntage ihn vor ber
Gemeinde nad) gefchehener Zufage abfolvirt und zum Abend⸗
mahl, „doch für dem Altar in den Knien figen bleibend”‘, zuläßt.
In gleicher Weife wird es mit den Ercommunicirten gehalten,
wenn fie Zeichen von wahrhafter Reue geben. Verfiele aber
ein ſolcher in Zodesnoth, fo darf ihm der Paſtor in Gegenwart
etlicher Zeugen die Abfolution und das Abendmahl gewähren
mit dem Vorbehalte, daß er nach erfolgter Befferung der öffent
lichen Buße fi) unterwerfen wolle. Unbußfertig Dahingeſchie⸗
dene follen ohne alle Geremonien von ihren Freunden außerhalb
des Kicchhofes beerdigt werden.
Die öffentlihen Sünden, um beren willen der Bann ers
kannt werden foll, find: Gottesläfterung, Fluchen, Verfertigen
falfher Siegel, Briefe, Verträge und Zeugniffe und dergl.,
Hurerei, Ehebruch, Meineid, Todtſchlag, Wickerei, Zauberei,
Segenſprechen, Trunkſucht und Voͤllerei, „mit vielen dobbeln
vnd ſpielende“, Wucher, Inceſt, ferner das Todtdruͤcken ber
Kinder aus Unfleiß und Unachtſamkeit.
Das Achte Zeil, von der Kitchen Agenba vnd Ceoremonien, Dep
und is vorrichtunge des h. Gottesdienſteo.
. 3888, . CHXE Maflanifhe Syuodalichtäffe. Ä 413
: 1386.
: CLXL. . .
Synodus generalis Merbornde habita. | 4
Auf einer im I. 1586 zu Herborn abgehaltenm Der:
. fammiung von Raffauifchen, Wittgenfteinifchen, Solmſiſchen
und Wied'ſchen Geiſtlichen wurde die reformirte Kirchen⸗
verfaffung fo den bezeichneten Ländern zum Abfchjuffe ge:
bracht. Die hier feftgeftellten Artikel veproduciren im We⸗
ſentlichen die Befchlüffe. der Middelburger Synode v. 2.
1581. (Vergi. Jacobſon, Geſchichte der Quellen des
ev. K.⸗R. der Prov. ‚Rheinl. und-Weftph., ©. 660 ff.,
Goͤbel in der Monatöfchrift von Nit ſch und Bad,
1845, 8. 12, Steubing, Kirchens und Reform.⸗Geſch
der Naffau:Oran. Lande ©. 105 ff.) Wir entlehnen den
lat. Zert (dev deutfche in dem Corp. Const. Nassov. ift
eine Ueberfehtung) aus Steubing a. a, D. S. 884 ff.
Eine noch auf Luther. Bafis ruhende Biſttationsordnung v.
1570. giebt derſ. ©. 358 ff. De Be
* *
‚Die XIIL Juli. Anno MCLXXXVI, Synodus generalis ex
illustrium et generosorum Dominorum, D. Johannis Nasso-
vii, Dom. Ludovici Wittgensteinii, Dom. Conradi Solmen-
sis et Dom, Hermannı Wedensis etc, Ministris: convocatä
et habita fuit Herbornae, ad quam convenernat ... :
‚Ex Comit. Nassov. 16) Justus Naum,
1) D. Casp. Olevianus, 17) Barthol. Rodingius. ..
2) Antonius Cytopaeus, .Ex Comit. Wütgengst.
2 Henr. Ballersbachius, .18) Doc, Paul. Crocins cam
.%) Joannes Fuersterus i FORRIITEG:
5) Matth. Helvetius, 19) Joanne Wichra dio:
6) Christophorns,Bicaeus, Ex Comit, Solmensi:
‚T) Bernh, Textor,. . 20) Johannes Maurus,
8) Jacobus Alstedenn,, 21) Joh. Gernandus,
„9) Dom. Wolfg, Crelfius, 22) Martinus Schnabilius,
10) Joannes Rullmannus, 23) Joh. Gebelius,
11) Dom, Cicero Stinglius, 24) Joh.: Arnokdi.
12) Barth. Schumlerus, Br Comit. Weilens
13) Eberh. Artopaeus,, .. x Comit. Weuensi:
14) Conr. Wenckenbergius, . 25) Joh, Alsdorffins, ;
15): Wilb. Cepperus, 26) Joh. Heyenn.
Sessiones et Conventus habiti ſuerant in suprema parte
Choris I
Prima Sessio hora sexta matnting ad decimam. vaquo.
Dr. Caspar Olevianus indicato praedietorum Dnorum
Comitum consilio et pin zelo, quotique im hoc Synodorum
generalium quotannis semel habendoruin inptätuto ‚-primum
Dei gloriam, deinde salutem subditorum suorum et unius-
cujusque respiciant: preces ad Deüm concepit. Deinde al-
legato Ecclesiarum: et Synodorum more vota collegit de
praaside adjuntto seu assessore et scriba:5ynodi pracsentis,
Quare votis omnium electus et numinatus fuit praeses Dr.
I.
Casp. Olevianus. Adjunctus Mag. Wolfg. Crellius. Scriba
Wilh, Cepperus. Zr
Propositio faota a D. Oleviane.. |
. I. De forma et modo: subseq. Synodorum generalium.
'B. Quomodo aedificatio et tota -guberaatio Ecclesiarum
nostrarum quam optime possit constitai.
‚II, Quomodo Ministerium et Magistratas nonnihil possint
.: excitari,. quorum' multi: non. recte videntur curare res
: ad gloriam Dei et -conservationem Ecclesiarum perti-
nentes, DE Een |
IV. Causa particularis pagtoris Nassovii.
q °.. . %
«
— 65 IE Fass
EEE Derrim.
. Person. u '
: Ex: singtlis Inspectionibus Inspectori adjungetur vous,
idque judicio et suffragio classici conventus: Si tamen pe-
culiaris quaedam ratio aut necessifas requirit, adjungi po-
terit tertiüs arbitrarie, idque cum ut sümtibus pärcatar,
tum ne Ecclesiae fraudentur suo Ministerio..
702,2. Loens et Tempus. TE
Synodus ‚generalis per vices et alternative in singulis
Comitatibys Dominorum, qui in hanc consenserunt, habe-
bitur: idque ad. vitandum cum primatus ayspicionem tum ut
ratio et constitutio Ecclesiarum melius quasi in re.pragsenti
perspieiatur. Loçus antem in comitatu octidup ante signi-
ficabitur reliquis, "Tempus erit dies Martis post.Dom. Can-
tate intra Paseha et Pentecosten, Postca tamen propter
statum rerum praesentium visum fuit, ut in Comitatu Nas-
spviensi et Solmensi Synodus haberetur.
ı ‘ Hac'in re ut parcatur Magistratui et Synodus suam li-
bertätens retineht, sumtas ex:fabricis erogandi erunt, et In-
spectorum erit dispicere,, quibus fabrieis aliquid suppetat.
Ton 3 Me.
De secyunde.
Res vel Materia tractanda.
1). Ut doetrina ipsa, quae est-anima Ecclesiae et pietas in
ipsos Magistros per collationes transfundatur, et mutui
.. cofsensus fiat testifivatio, Zu i
2) Ceremoniae.et eunformitas im illis
3).-Diseiplina Ecesiae. °
4)..Cura pauperum. Tate Rare. |
5). Ut singuli rationem reddant'de statu: suarum Eeclesia-
rum set quousque prognessunk sit.
6) Gravamina atque consiliem''expectatur in rebus, quae
®
474
vel per presbyterium vel conventus classicos expedıri
non potuerunt.
7) Ut Ministerium et Magistratus, prout res exigit, aedi-
ficentur vel admonitionibus vel consolationibus.
Bossio ?2da a 3tia hora pomerid. vsque ad 6tam.
Primo fit recapitulatio eorum quae in Sessione prima
sunt proposita. Deinde visum fait D. Praesidi et caeteris
fratribus ut Articuli Synodi Middelburgensis anno — 81 ha-
bitae praelegerentur et dispiceretar an tota gubernatio Ec-
clesiarum nostrarum ad exemplum exterarum aliarumque in-
stitui possit: an vero alicui limitationibus et declarationibus
pro ratione EBeclesiarum nostrarum opus sit.
Auditis igiter omninm sententiis et suffragiis Ai artieuli
correcti tales viss sımt omnibes in quibus forma betias Exc-
clesiasticae gubernationis satis plane osstineafur.
Quare etiam omues in illos consenserunt, quod ad illo-
rum praescriptum se sao quisque loco composere velint.
Reliquorum etiam Dnorum Comitam exemplari sibi commu-
nicari petierunt. — Sequuntur Articuli
De guabernatione eccleslastica,
Quae consistit: 1) in Offictis ; 2) in Conventidus ; 8) in In-
'spectione doctrinae Sacrementorum et ceremoniarum; 4) in
Censuris et Correctionibus Ecclesiasticis.
1) Art, de Officiis quae aut supt: 1) Ministrorum, 2)
Doctörum, 3) Senioram, 4) Diaconoram.
2) Nemo doceat in Ecclesia sine legitima vocatione.
3) Nemo doceat in Ecclesis aliena sine Presbyterü illius
consensu.
4) Vocatio Ministroram fiat Judicio classis et aliquot Se-
niorum ad quam pertinent: 1) Electio, 2) Examen, 3)
Approbatio, 4) Confirmatio seu Ordimatio.
Quod ad Seniores, Diaconos pauperum, et aedituos
eligendos. attinet, potestas eligendi sit penes presbyte-
riam, qui postea suffragio classici conventus confir-
mandi et postea diligenter de officio admonendi erunt.
Minister legitime vocatus non temere stationem suam
5)
6)
mutet, nec genus vitae deserat sine judicio ‘Synodi |
particularis.
Ministri ofliciam sit instare in precatione et verbo, ur-
gere disciplinam et studere ordini.
Ministri verbi quibus commissa est inspectio praeter
ordineriam suam fnnctionem, visitent Ecclesias, Con-
ventus conscribant et gubernent Ministros, si opus sit
apud Magistratum juvet rationibus redituum Ecclesiasti-
corum audiendis intersit. Quae ad supremum Magi-
stratum referenda sunt, vel seribat vel referat coram,
vel curet ordinem matrimonialem in singulis Ecclesiis
praelegi quotannis, et controversiss cognoscat matri-
mwoniales. ( Vermoͤge der Ordnung Chriſtl. Verhör.)
9) Aequalitas retineatur in ferendis oneribus inter Mini-
stros, presbyteros et diaconatus socios comsilio classis.
10) Magistratus et populus necessaria subministrent mini-
stris, sin minus, liceat ministro classis suae judicio.
11) Senibus et asgrotis ministris praebeatur ex publicis
bonis Ecclesiae tantum, ut possint commode vietitare,
vnde et viduarum et orphanorum quos religaorum' mi-
8)
256. CLxL. Raſſaniſche Syuobalihläfe
nistri habenda ratio, verum cogitandum est de modo
et ratione, qua id fieri possit. Scopus est hujus arti-
culi, ut Ecclesiae adigantur ad offidum, et dispicien-
dum, an eum Scopum hac ratione possint consequi:
sin minus, de aliis mediis cogitet classis.
Ludimoderatores non in litteris tantam et artibus, sed
etiam in Theologia et Catechismo erudiant suos disci-
pulos. Doctorum oflicium interpretari scripturam et
veritatem tueri contra haereses.
Quoniam posteritas idoneis pastoribus carere non po-
test, expedit ut e singulis fabricis quarta pars in iis
Ecclesiis, in quibus id fieri potest, redituum, et alen-
dum pietatis et litterarum studiosos in cujusgque comi-
tatus subditos praecipue impendater, Quia praecipua
14)
15)
16)
17)
18)
19)
20)
aedificatio Ecclesiae in eo consistit, ut idenei educen-
tur ministri, qui postea alios in pietate et fide aedificent.
Etiam ludimoderatores et adulti studiosi, si qui sunt
idonei assuefiant ad continua exercitia sed semper
praesente presbyterio, ut in casu necessitatis sint, qui
ministerio praeßciantar.
Electio seniorum, ubi adhuc mulli sunt, fiat praesenti-
bus visitatoribus, anditis suffragiis populi, ut auditores
hoc modo aliquam libertatem profuturam ad promtio-
rem obedientiam habeant. Conscribatur etiam via,
quomodo admonendi seniores et presbyterium insti-
twendum sit. .
Officium seniorum sen presbyteroram sit, ut praeter
ea, quaecum ministris habent communia, videant, num
ministri opus suum diligenter faciant et bonis exemplis
praeeant gregi.
De electione, approbatione et confirmatione Diacono-
‘ rum idem servetur modus qui. cum presbyteris,
Diaconorum officium sit, colligere eleemosynas, fide-
liter eas distribuere pauperibus, communicato cum pa-
store et inter se consilio tam exteris quam domesticiz
et his quidem pro arbitrio aliquid singulis diebus do-
minicis statim a concione, antequam pastor egrediatur
ad mensam Domini largiantur, aliis autem pro oblata
occasione ejusque rei potestas penes pastorem et ip-
s08 sit; 2) visitare afflictos et cavere, ne qui abutantur
eleemosynis; 3) reddere rationem accepti et expensi
coram presbyterio, cui omnibus liceat interesse qui
velint, ideoque octiduum ante dies Ecclesiae nomina-
tus et locus, ut interesse possit, qui volet; 4) quodsi
diaconi videant iniquo precio, premi pauperes, ad con-
sistorium referant, ut adhibeatur remedium vel ad ma-
gistratum superiorem referatur.
Diaconi praesint per biennium, pro necessitate et con-
ditione Ecclesiae et personarum mutentur, primis tamen
annis vix mutari poterant, Idem cum senioribus. Fiat
autem Seniorum et Diaconorum Calendis Januarii quo-
quo anno proelamatio,
Art. IL vel secunda Pars.
De Conventibus et eorum partitione,
Conventus serventur ordinarii quadraplioes: @) pres-
byterii, 5) elassici, c) Synodi partieulares sen provin-
— — — —
1506. CHKL Naſſauiſche Synsbalfſchlu ſſe. 475
ciales, d) generales. Hac nam pertinet cognitio ne-
jorum Eeclesiastieorum. (Beiftl. Berker.)
21) In omnibus illis Ecclesiastica negotia preponuntur et
i processu Ecclesisstico proposita tractentur.
22) In majoribus conventibus nihil agatur nisi quod in mi-
noribus anten non potuit expediri, vel pertinet ad to-
tam Ecclesiam , vel ad plures. Ä
23) Si quis conqueratur sibi praejudicatum esse a minori
Conventu aut Synodo , referat illud per appellationem
ad Synodum superiorum, Semper autem major pars
concladat, nisi probetur, conclusjonem esse verbo Dei
et articulis Synodalibus contrarium. : oo.
24) Omnism tonventaum actiones inchoentur precationi-
bus et concludastur cum gratiarum actione, quae sem-
per accommodari debet ad qualitatem actionum, |
25) Ministri vel Seniores qui mittuntur ad Synodoa ab ex-
teris afferant instractionem Ecclesiae et illi habeant po-
testatem votorum. Qui vero tantum private nomine,
accedant, aolum adsideant auditore.. . .
26) In amnibes Synadis ordinetur particularis praeses, cum
" assessore, item scriba,, qui Decesgaria consignel
27) Praesidis sit proponere et declarare ↄagenda, #bservare,
items ut observetnr ordo in wadtis et sermopibıla ennten-
tiosis imperare silentiam,, cnrare ut contra inabedien-
tes legitima censura fiat per Suffragia et omninsz legum
' Synodalium in genere exeeutio urgeatur.
28) Presbyterienms respiciet ad <lassicam Synodum — clas-
sica Syaodus ad perticularem — partienlaris ad gene-
. ralemı. In omnibus igitar Berlesüs sit presbyterium
. comstans ex ministrie et senioribus, : qui tonveniant
singulis dominicis ve) altenmis pro necessitatn.causarum
ratione temporum et in. oento loch, in quo <omventu
ministri tangeam praesides gubernent :actiones. Dia-
coni quoque conyeniant et de suis rehus deliberent.
Hi proxime ad presbyterium confugiant,
29) Offlciim prwesidis cesset peractu jam Sysodo;
80) Ciassici uutem Conventus constent ex vicinis pastor/bus
et senioribus ad minimam vno, vbi baberi ppssunt,
ac licet presbyterio adjengere seniorem vaum: ministre
verbi quoties necessitas exigit. Et qeis ordinariae
Synodi rarius habentur in anno eo diutias in-conventu
morentur, intalibas conventibus quisque teneatur in se
recipere officium praesidis, ita tamen, ne quis d
vicibus continue eligatur. Is sciscitetur a fratribus’ @)an
quoque presbyteria in singulis Ecclesiis conveniant ?
b) an disciplina observetur? c) an pauperam habeasur ’
ratio? d) an in scholis recta fiat instructio? e) an quid
alioguin habeant, in quo indigeant (mertiin clamiin ad.
suarum Ecclesiarum aedificationem ? Sciscitentur fra-
trum jedicia de habita Concione. in classica Symodo
eligatar per suffragia is, yui mittendus est ad particu+
larem Synodam cum .ordisario Proeside zen Inspec-
tere: ita tamen ut ad sequentes Sjnodns patGculares
semper fiat vera elecho, Quoda derit Inspextor or-
dänarins, a classe ordinetur ef .a particulâri Syaodo
!
confirmetur, # ‚ ot
S1) In fine omniam Obaventium Mat censura eormm qui
32)
38)
34)
- nen observarunt vel: comtemserunt: commmonefaetiones
inferiorum Synedorum aut alarm.
Asta prioris Synodi afferantwr seinper et transferantur
a Scriba,,. ut sciatur. quid recte expediendum.
Instruetiones ad majeres Syuodes won propenantur
nisi prius praeleetis prioribus actis, eo fine ut videatur,
an .antea similia' negotia inciderint ja deliberationem
et decisa fuermt, ne contraria decemantur, et lucri-
fiat tempıla,.niai forte necessitas et circumstantiäe pe-
enliaris negotii de recens proponenda sausz auspensis
prioribus flagitent. . -
.Singulis annis habeatur Synodus particularis die Mar-
tis post Quasimodogeniti ad quam omnes Ecclesiae
comitatus seu ditiones gonyeniant, ita ut ex una classe
mittantur duo, Semper autem ante discessum consi-
lio classis conveniatur de loca et tempore futurae
. Syinodi, sive classicae, sive particularis, sive generalis.
Generalis Synodus die Martis post Cantate quotannis,
vel etiam pro necessitate saepius celebretur,
Ald eam mittantur ex quaque particulari Synodo Mini-
ster vnus cum Inspectore.
Art, III. — Tertis Parg.
De Doctrina, Sacramentis et aliis Ceremonüs. '
‚ Ministri verbi, omnes Seniores et Digconi item Pro-
fessores et Iudimoderatores testificentur stipulatione
‚tonsensum in pura doctrina verbo Dei ac nemo aliquid
publice edat in sacris, nisi prius communicatar'parti-
eulari Synodo vel Professoribus, |
Foedus Dei,. nempe .sacer Baptismus, non diu a pa-
rentibas differatar , rec privatim admmistretur Ab ob-
stetriclbus, sed a ministro in püblica congregatione post
‚ cantum; Vbi vero non multae sunt conciones, tertius
* "präeter dominitam' in $eptimana ' constftunntur, quo
89)
40)
41)
42)
ne
%)
ww. m
“
433. Nemo ad Coenam Domini admittatur, nisi qui confes-
4).
haptismus adminjstretur, sed accedente concione.
"Pater infäntis’ intersit'iactioni baptisa‘ ae eonjungat
'preces Juas cum Ecclesia. EEE
1
Petat baptiami testes homines pios et orfhodoxos.
‚Ministti vsurpent formulam conscritam de vsu et modo
"Catechismi Heidelber gensis. “ \
Nomiua baptizatorum parentum et testium cım men-
tione temporis consignentur in peculiarem catalogum.
sionem fidei pro more reformatae Ecclesiae ediderit,
et habeat testimonium honestae vitae, sine quibus non
admittendi sunt exteri,
Ecclesia utafur iis ceremoniis tum quas praescripsit
Institutio Domini sine superstitione et quae ad aedifi-
catisnem Ecclesiae faciimt.
Coena siogulis mensibus ad minimam celebretur, et
quisque suo loco laboret, uf si non aingulis dominicis
diebws tetus Eedesise:coetıis. commmeicet (qnos insti-
- tutiomi Christi et consuetadini apostoliose maxime est
conforme adeoque optandum) saltem fiat saepissime.
Tempus vero Communicationis primo pro suggestu
sigaificetür, et accedlat pis et amicg sensorum ad vici-
60 *
476
46)
1589. TEXEE Tecklenburgiſche Muchenoronung.
nos adhortatio, ut se-ad.communionem Ecclesiae ag-
gregent tanquam membra corporis Chriati.
Funebres exhortationes et conciones brevea seu lectio-
nes capitis. biblici, ut: cap. 12. Joh., L Cor. XV.,
1. Thess, 4. 5., Ezech, 37., Job. 19., Psal..39., reti-
‚ neantur, et. vitentur nimiae commendationes defuncto-
47)
48)
49)
50)
51)
52)
53)
‚rum cum superstitione. Ad sepulturam sufficit vnicum
signum campanae ad convocandum coetum.
Tempore belli, pestis, persecutionis ,-alioramgae peri-
culorum consensu: Ecclesiae et Magistratus reformati
instituantur jejunia et preces.
Omnia festa Sanct. et abusus feriarum abfogentar et
soli dominici dies ut festa Christi retineantur.
Cantiones vel ex meris textibus scripturae vernacula
lingua canantur vel alioquin certäm doctrinam conti-
neant puram, classium et synodorum Judicio. Pasto-
res curam gerant, quae cantiones singulis concionibus
adhibendae sint easque seligant, quae toti coetui sint
maxime notae, quo ab omnibus Deus glorificetur. Tum
promovebitur Ecclesia et vna hoc pacto canet ad Dei
gloriam et fidei nostrae confirmatiönem.
Art. ww. — Quarta Pars.
De Censuris Eecclesiasticis.
Ecclesiastica et politica non se mutao impediant. Nam |
sicut Ecclesia potestas est ‚spiritualis et neminem exci-
pit a poena politica: ita vicissim censurae Ecciesiasti-
cae nihilominus sunt necessariae etiamsi simul puniat
magistratus politicus.
Si qnis peccat contra doctrinae puritatem, vel hones-
tatem et scandalum est occultum, tegatur scandalum.
Quodsi quis confessionem edit occulti peccati coram
duobus vel tribus testibus, non proferatur ad Pres-
byterium.
Si quis vero admonitus peccati occulti a duobus vel
tribus testibus non vult resipiscere, proferatur ad Pres- |
byterium.
Si quis contumacia respuit Presbyterii commonefactio- |
nem et aperte et graviter peccat, a coena Domini sus-
‚1588;
54)
56)
- pendatur. : Quotlsi interea non edit signa resipiseentiae,
usurpetar ultinum remedium praeter ı commomefacho-
nes nempe separatio.
Nemo tamen excommnunicatur eine consensu conventus
classici.
Peccata publica vel publicate post omnem frustra im-
pensam commonefactionem reguirunt etiam publicam
' reeonciliationem secundum cognitionem Presbyterü
et consensum classieum eo modo, quo videtur cuique
: Ecelesiae commodissimum.
56)
57)
Si Ministri, Seniores, vel Diaconi manifeste scandali-
zant Ecclesiam et poenam merentur. Seniores et Dia-
coni secundum cognitionem:Presbyterii 'et vieinarum
- Ecdesiaruım, removeantar ab officio.
Inter peccata graviora, quae puniri debent suspen-
sione, sunt falsa dogmata, idololatria , apertae factio-
nes, blasphemiae, simoniae, desertio perfida sui’mini-
. ‚steril, obtrudere se in alterius munes, perjarium, adul-
59)
terium , scortatio, fartum, violentia, ebriositas, per-
-cassiones , turpis Jucri captatio, et qwaeonngae red-
dunt infamem propter quae alia membra ab Ecclesia
rescinduntur.
‘ Ministri verbi, Seniores et Disconi \ antequam coena
. Domisi administretur, censuram inter ge: 'exerconnt de
doetrina et moribus. :'
Commigrantibus 'ex uno loco in alkom detur testimo-
niam doctrinae et morem consensu Presbyterii. Sie
_ pauperibus detur testimonium a:Diaconis,' cam in
causa honesta volunt .in locum aliquem commirigrare,
pimulque illis: detur viaticam pro:ratione itineris, et
quantum cuique datum sit, adecribatur testimonio,
ne possit abuti ad ignaviam mendiecitate.
60)
Nulla Ecclesia, nullus Minister ‚ nullas Senior, nullus
Diaconus habeat primatum super alterum. '
Hi articali ita sunt approbati et secapti COMMUNI
CONSENSU ad .usum Eccleriae ut possint mutari, augeri
minaique pro ejusdem necesaitate, - Nulli autem classi aut
Synodo id.ticeat facere, sed opera detar, ut.illis.obediatur
eo uaus, donec per generalem Synodum aliter decernatur.
CLXIL
Tecklenbargiſche airsenordumg.
Kirchendiener ſ ollen das Wort Gottes lauter vnd rein vor
tragen. In der Lehr und Vermanungh folsen fie fich immer
uff die Stüde.des Catedifmi ziehen, al die Articul des Chriſt ⸗
Aus einer vandſchr. des fuͤrſtl. Archivs zu Rheda mit⸗
getheilt von Jacobſon, Geſch. der Quellen des ev. eg:
der Prov. Rheinland und Weftphalen, Urt, S. 392
Eine fpätere Revifion erfchien im Drud im 3. 1619.
(König, Bibl. Agend. p. 119.) Sine ältere K.O. v. 3.
1562 errähnt , p. naͤhere Rachweiſuns, Hanalmann,
Opp. geneal
go *
1) Bon ber Cheiftlihen Lehre und Prebigt. Die
lichen Glaubens , 1O Gebott, das Vater vnſer, die Heiligen
Sacramente, und auf den canonicis libris des A. vnd N. X.
begründet. fein, aud) kein Buch nach jren Eigenen Wohlgefallen
vnd Gutdunken aus ber heiligen.
men, ohn raidt vnd vohrwiſſen
rifft zu erkleren furneh⸗
Collegen, weiche ein vff⸗
1568. .OEKEL. Tecklenbargiſche Rirchorbuung.
ſehens haben ſollen, das bie Bucher bes: R. T. an den Sonn»
tagen furnehmlich erelertt werben, weiche erelsrung ober eine
flunde nit weren foll. nn
. 2) Bom.gemeinen Gebett. (Kormulare vor vnd
nad) der Predigt —. Alle- Sonntag naachmittag fol ber Kate
chiſmus gehalten werben — Bebete dabei. — Bon Predigten
an Werktagen, Mitwochen und Freittaghennebft Geheten bazu.)
. 3) Bon den heiligen Sacramenten. Vom heise
Ligen Zauff. Die Hebammen uw. a. Perfonen follen im
Fall der noth ober außerhalb derfelben den Tauff nicht bedie⸗
nen, welches allein wie auch das Predig Ambt ben Klrchen⸗
bienern beuohlen (Math. 25, 19). Die Kinder der Chriften;
fo ohne verachtung des Tauffs erben, da wiſſen alle verften-
Digen, das fie nit alß verdambte, ſondern alß felig zu halten
feindt. Zu deme, daß bie Junge Kinder nit erft felig werben
im tauff, ſondern das Ihnen die Seltgkeit verheiffchen auch jm
Mutter leibe oder von Anfang ires lebens. Der Tauff fol
niet ohne Chriſtliche verſamblunge und Lehe-bebienet werden. .
derhalben die Diener die Gemeine vermanen follen, nit auf
der Kirchen zu gehen, bee Tauff fey dan bedienet. Es foll
auch der Vatter des Kyndes ben Kirchendienern zum wenigſten,
ehe er die Geuattern gebetten, einen. tag zuuorn vmb ben Tauff
anfprechen, damit der Prediger ſich moge erfundigen ; wes
glauben® der Vatter und was fur gegeugen .erfucht werden
follen, vnd welcher Religion diefelbige fein, auff das sr bey
geitten Ihn ermane, Leine leichtfertige oder Laftechaffte oder
funft untüchttge perſonen zu gedrauchen. Der Vatter fol auch
bey: ber Action der Tauff fein, auch der Nhame des Vatters,
der Mutter, des Kyndes und Geuattetn jn ein befonder Buch,
fo bey einer Jeden Kirchen darzu gemacht foll werben, einges
fchrieben merden. — Form zu Tauffenn ... die.biß anhero ges
brauchte. aberglaubifche Seremonien, vnd furnemblich die Exor-
cismi follen abgefchafft werden —. BE ZZ
Bom heiligen Abentmahl. Nachdem in vnfer
Graff⸗ und Herrſchafften jn den Kirchen die Altarien, Kelchen
das conſeerirtg oder Mandaten *) brodt, wie es genannt wirdt,
noch futhandeñ vnd gebraucht werden; ſollen die Prediger er⸗
manen, das folche abgefchafft werden müflen —. Was fur
Derfonen zum Nachtmahl gehen und zugelaffen follen werden,
ift aus dee Infegung offenbar — nit gottlofe ond vnbußfert⸗
tige —. In Stätten und Dorffern fol zum weinigſten dus
Nachtmahl jm Jair viermahlgehalten werden, vf Diftern, Pfing-
flen, Anfangs Octobris und Chriſttag. Jedoch da es die ers
bauwung vnd noht der Kyrchen erfurderen würde, mag es offs
tee gefchehen. vnd fol allwege Attage zuuor durch die Klrchen⸗
biener der Gemeine verkundigt werden, mit ermanunge, das
nismandt fi) von dem brauch des heiligen Mahls enthalte,
Es fey dan Krandheit halber oder ander noht —. Die erſt⸗
lich zum heiligen Nachtmahl gehen wollen . . follen bekenthnuß
offentlih fur den Chriftlichen Gemelnen thuen —. Am
Sambſtag fur dem Abendmahl fol die furbereittungh gehalten
werben. Am Tage des Nachtmahls fol eine Predigt vom Todtt
und Abendtmahl des Herrn gefchehen — Form des heiligen
Mahls. — Es find abzumahnen alte Abaöttifche, Alte fo vers
florbene Heiligen, Engel ober Andere Creaturen anruffen, bie
*) In dem revinirten Exemplare flieht dafuͤr: Oblaten.
477
Bilder verehren, Alte Zauberer und marfager, bie Vyhe und
leudt fampt andern Dyngen fegnen, alle verechter Gottes und
feines Worts ond der heiligen. Sacramenten, Alle Gottesläftes
rer, Ale die fpaltung vnd meuterey jn Kirchen und weltlichen
Negimenten begeren anzuridhten, Alle Meineidige, Alle, bie
jren Eltern und Obrighkeit ongehorfam feynd, Alle Thotſchle⸗
ger, Balger, Haderer, die in Neydt und Haß wider jren Neg⸗
ſten leben, Alle Ebrecher, Hurer, Volfeuffer, Diebe, Wuches
rer, Rauber, Spieler, geigiger, vnd alle die ein Ergerlich leben
furen. Ä — ‚
4) Bon den Almufenn pflegeren. Die Kichens
diener follen die Leuthe fleißig vermahnen, den Armen Hulf
zu thuen, vnd damit alle mogen verforget werden, Sollen jn
allen Stätten, Flecken vnd Dörffeen fromme vnd gottfelige
Menner, die man Diaconos nennt, erwehlet vnd mit wiſſen
ber Paſtoren vnd verorbneten Senioren beftettigt und des
Sontags den Armen etwas von dem das amfelben tag. auff⸗
geopfert worden, uitgetheilet werben —. Jairlichs follen rich»
tige rechnungen von den verorbneten Kirchen Räthen in Jegen⸗
werttigkeit deß Paſtors an jeden ort, vnd vnſer dazu verords
neten gefchehen — infonderheitt in vnſer Graffſchaft Bentheim,
dauon jn vielen Saren Feine rechnung befchehen, mollem wir
allen vnſern Droften und Beampten ˖benehlen, daran, ohn vers
zug zu fepn. en 5.
5) Von der Chriſtlichen Straffe. Wiewol die
Chriſtliche Straff vnd Excommunication, in jren rechten ver⸗
ſtandt in vielen Jahren her nit wie fie ſolt in den Kirchen iſt
in brauch geweſen, vnd dazu allerlet-unnuge reden, fonberlid)
von den, bie fih für Feinde der papiftifchen Lehr aufgeben,
gehört werden, Alß wolt man mit aufflagen neuwen Jochs
vber-andere herſchen. Dannoch ſolen alle Liebhaber Goͤttlichen
warheit, furnemblich Chriſtliche Obrigkeitten vnd Kirchendiener
allen fleiß furwenden, das die verfallene Ordnung vnd vbung
der Diſciplin wieder jn rechten brauch gebracht werden. Dan,
wie ein politiſch hauß vnd Kriegs⸗Regiment ohne gewiſſe Ord⸗
nung vnd ſtraff nit beſtehen kan, alfo auch die Kirch, dis Got⸗
tes hauß (1. Tim. 3, 15. Matth. 18, 15—18). Die Form
begreifft jn fich die gradus admonitionum, Der Haupt Zweck
ift, das das Reich Chriſti in feiner Junger bergen erhalten
und beforbertt, vnd das nit die gange heerde angeſteckt werde
durch falfche Lehr oder gottlos Leben, e& fen bey Predigern oder
Zuhorern. Die Chriftliche Straff ift von Gott felbft jnge⸗
feget und ber Kirchen zu halten beuohlen. Damit fie aber nit
in ein Mißbrauch, wie jm Pabftumb, gerate, fol man Acht
haben, das das Ausfchließen von ben Sacramenten vnd den
Kirchen nit flehe jn eines oder ettlicher Kirchendiener ober anz
derer Perſonen macht, fonder bey ber gangen Gemeine
(Math. 18,17. 1. Cor. 5, 5. 11.). Das nach gelegenheit
vnd notturfft eines jeben ortts aus ber Gemeine Gottfelige
Memnner, Seniores ober Eitiften (1. Tim. 5, 19.) ermwehlt
werden, die mit und neben den Kirchendienern ein Aufffehn
auff die Gemeine haben. Zu legten jſt vor allen Dingen von
nötten, das bie Kirchendiener ſich felbft diefer ſtraff vnderwerf⸗
fen. Wie man nun fol procediren, das wurdt ein verfiendiger
Kirchendiener durch fleißig onderfuchen der heiligen Sacramente
om lefen bee Gottfel. gelerrten bucheren leichlich verftehen
koͤnnen.
[4
F
478
6) Vom Catechismo, Es fol jn allen Ktedhen ber
Catechiſmus an allen Sonntagen gelehret werben.
T) Ordnung der Eheeinleitung. Die fo fih che
lich verplicht Haben, folen fampt etlichen zeugen zu dem Pas
ftor kommen, auf ba6 man ſich moege erfundigen, ob die Ehe
rechtmeßig angefangen. Dan fol die Verkundigung drey⸗
mahl offentlidy gefchehen. Zum Dritten foln Die fich ehelich
verfprohen jre Ehe in den Kirchen beftettigen vnd billigen
Laffen. Dies fol an den tagen gefchehen, da man gewontliche
Predigten haltet. Es follen auch die Namen der Chelsutt
und zeugen in ein befunder Buch geſchrieben werden.
8) Ordnung der Feiertagen. Die Ehriften follen
am Sonntag von aufwendiger Arbeit ſich enthalten, die Gas
ceamente brauchen vnd Werde ber liebe ben Armen und Neg⸗
ſten bemeifen. Beide Obrigkeit vnd Klrchendiener follen ernſt⸗
ih vermanen, baß Vollerei vnd wuſtes Leben abgeſchaffet
werde. Neben dem Sonntag find zu felern ber Cheiftag
fampt den negften zweyen tagen, der erfte tag jm Jar, Oiſteen
fampt 2 tagen darnach, Himmelfart, Pfingften fampt 2 tagen
— die andern feirtage, die man bis an her gehalten, weil bie
dem Wordt Bottes zumiber, jſt recht das die abgefchaffet werden.
9) Bon den Synodis. Eß folln die Diener der
Kirchen nach Alten brauch jn einer jeden Graff vnd Herr
ſchafft viermahl jm Jair, als am erften Gudenſtag nach neus
wen Jair, Diften, Pfingftet und Remigil ober jmfal der noth
offter vnd zu andern zeitten bei ein aber kommen, das fie fi
mit Predigen veben und das die Lehr Chrifli deſto weiniger mit
Irthumb vermifchett vnd die Dierier_felbft fampt bee gantzen
emein jn guter ordnung zucht vnd Difeiplin gehalten werde.
Derhaiten in Synodo alle Diener einer jeben Kirche mit einem
Eitiften oder Diacono oder funft nad) eines jeden or gelegen⸗
heit mit einem Erbarn und frommen Mann erfcheinen follen,
auff das man ſich fleißig vnd eigentlich vmb der Diener Lehe
leben und Wandel und den ſtandt ber gangen Kirchen erkundi⸗
gen moge.
Die Ordnung iſt, daß zum erften die namen der Dime
in ein befonderes Buch, darin man die Acta Synodi riferiren
"1890. cLım. Sayırfche Kirchenorduung .
ſoll, geſchrieben werden, aus welchen einer nach der geſchriebe⸗
nen Ordnung eine kurtze Predigt thuen ſoll, von welcher dar⸗
nad) jm abweſen deſſen, der fie gethann, die ander Diener vr⸗
theilen. Nach der Predigt ſollen die Diener ſtrack bei einan⸗
der gehen vnd der. Diener des ortts, ba. die verfamblung ges
halten werdt, fol jm Anfangk ber erflen Predigt, das Gebett
thuen, volgendts der jm negften vergangenen Synodo präftdist
hatt. Nach dem Gebett foll man bie Predigt vrtheilen. Zum
andern fol man ad censaram morum fommen. Zuerſt beim
Dräfes in feinem abweſen, dann mit den andern. Da aber
notoria facinora, dieſelbe follen des Obrigkeit angegeben wer⸗
den. Zum bdeitten fol der Präfes einen jebern Diener fragen,
ob auch die Gonfiftorialen und beyfumpften jn jren Kirchen
gehalten und bie disciplina eccl. getrieben werde, ob fie ſtreitt
mit Kegern haben, die Arme vnd Schulen erhalten werben,
leglich ob fie jn regierung jhrer Kirchen auch anderer Diener
rath, hulff und beiſtandt won noetten haben u. dergl. — Wan
diefe Dingen verhandelt, foll das ordt des kumpftigen Synodi
ernant werben und der Präfes am ende das Gebett thun.
Die Zeitt und ortt des Synodus fol uns zeitlich zuuorn
vermeldett werden, darmit wire dem sangen Actai einen oder
mehr bequeme perfonen zuordnen. mögen.
10) Bon befuhung der Rranden. Der Kirchen⸗
diener ſoll Krancke öfter beſuchen, tröften und mit ben Anweſen⸗
den, fo oft es ſeyn mag, beten.
11) VBonbefuhung der Gefangenen.
412) Bonder Begrebnuf. Man fol die Todten ehr
lich begraben , boch mit dem onberfcheibt, daS bey ber Begreb⸗
muß deren, bie in offentlicher verachtung ber Gemeine Gottes
vnd dhne erfücherungh eines Kirchendieners ſterben, Bein Kir⸗
chendiener gegemdertig fein darff. Jedoch fol der Diener jn
der negften Predigt die vrfach Davon autzeigen vnd die Gemeine
an folhem Erempel warnen —. Welche aber in der gemein-
ſchafft der. Kirchen vrrſcheiden, bie fol man ehrlich in aller ſtille
ohne geſaͤngk auff der gaſſen vnd ohne alle vnd aber⸗
gleubiſche Ceremonien beſtatten, mit Glockenleutten und Pr ebiat.
1500.
OLXIII.
Kirchen DOrduntig. Welcher maſſen inn der Lehre Göttliches Worte, Adminifiretion der h
Sacramenten, in den Eeremonien vnd andern zum Kirchen Dienft gehörigen Studen, auch Verſehung ber Schulen,
in Vnſer Heinrichs Graffen zu Sayn, Heren zu Homburgk, Mondlahr und Mentzburgk, ꝛc. Graff und Herr
ſchafften, vnſere Superintendenten, Pfariheren, und andere Kirchen vnd Schul Diener, fich verhalten follen. Ges
druckt zu Frandfurt a. M dur Johann Spies, MDXC. 4.
Das Berbältniß der vorl. K.⸗O. bezeichnen die folgenden
Worte bes voranſtehenden, vom 22. Dec. datirten Mandates :
„Wir haben auß weilandt deß Durchl. vnd hochgeb. Fürften onb
Herrn, Herrn Wolffgangs, Pfal n ein, .. Kirchen
Orbnung, Welche bann auch in —— gen Dip — ein geraume
Zeit gebraucht mworben, einen Außzug, als viel unfern Kirchen
dienftlich onb nötig erachtet worden, fertigen ..laffen.” Gine Ueber⸗
fihe der 24 Gapitel f. bei Scostti, Ditrhein. Yınn.s®, Sb. IL
S. 610 ff. Vergl. auch Jaco b ſon, Geſch. der, Quellen dei m.
K.⸗R. der Prov. Rheinl, u. Weſtph., S. 584.
1308. OLXW. Cttgfäurgiche Rirdyenorbuung. ’ 479
1594.
CLXIV.
Kirchenordnung. Wie es mit Ehriftlicher Lehre, reichung der Sacrament, re. Ordentlichen
Ceremonien, in den Kirchen, Vifitation, Conſiſtorio und Schulen, (der Kirchen Wittenberg , vnd etlicher Chur und
Fürftenthumb, Herrſchafften und Stäbte der Augfpurgifchen Confeſſion verwandten gemeffe.) im Fuͤrſtenthumb
Liegnitz, auf alte loͤbliche Fuͤrſtliche verordnung, biß anhero ftanbhafftig gehalten werben follen, Nun mehr aber und
hinfuran vnuorbruͤchlich vnd beyn vermeibung höchfter ungnade gehalten werden fol. An jego wegen mangel ber
Eremplarien in Originali, Wittebergifchen drucks, fo diefer orth gar nicht zubefommen, aufs new aufgeleget, aufer
einigem zufaß, ohne das eine Dandfagung nad) ber heil. Tauffen, vnd vermanung an bie Paten, Vnd dann eig
GErmanung bein Ausfpendung des Hochwirdigen Abendmahles hinzugethan. Liegnitz: Gedruckt durch Nicol. Schneider.
- Anno 1594. 12881. 4,
. Ein wörtlicher Abbrud der Wittenbergifhen K.D. v. | BI. 80, tft aus Luthers beutfcher Mefle, bie Wermahnung an bie
1557 (f. o. Nr. CVII.), bis auf die eingefchobenen Stüde, von | Pathen, BI. 104, aus dem Ofiander’fchen Zaufbuche entlehnt.
denen ber Titel meldet. Die Abmonition vor bem Abendmahl,
1598.
CLXV.
Kirchen Ordnung, Wie es mit der Lehre Göttliche Worts, und den Gerenonien, Auch
mit anderen dazu nothwendigen Sachen, In der Kirchen zu Straßburg, biß hieher gehalten worben, Vnd fürohin,
mit verleihung Göttlicher Gnade, gehalten werden fol. Gedruckt zu Straßburg, bey Joſt Martin, Anno MDXCVII.
Sn 3758 4,
In diefer K.O. erfcheint der Sieg des Lutherthums
in Straßburg vollendet. Sie wurbe eben aus biefem
Grunde heftig angegriffen in einer von Beuther verfaßten
Schrift: „Barhaffigr, Gruͤndlicher Beriht von der gu
Straßburg Anno 1598. in Truck auögegangenen veränber-
ten Kirchenorbnungae., Zweibr. 1603,” auf. welche in einer
‚WBarhafften und Wolgegründten Widerlegung deß vnwar⸗
“ bafften vnd falfchen Berichts,” Straß. 1611, geantwortet
. wurde. — Benust iſt zuweilen wörtlih bie Wuͤrt⸗
temb. K⸗O. v. 1858. Wir haben uns barauf befchräntt,
. ken dritten Abſchn. im Auspuge wiederzugeben: Gine Ältere
Straßb. K.⸗O. ſ. 0. Kr. II.
En " Zu
Das. Erfte theil der Kirchen Orbnung, von dem
CorporeRoctrinae, Das ift, Von ber Form und
dem Fuͤrbilde ber reinen Lehre, welche bißher im
der Kirchen zu Straßburg ift geführet worden,
vnd fürohin geführet folle werden.
Das ander Theil der Kirchen Ordnung, Bon
ben Ceremonien, Welche bey verrihtung bes Bots
tesdienſts, In verfamleter Gemeine der Kirchen,
Bud auch bey fonderbaren Perfonen gebrauchet
und gehalten werden.
Das dritte Theil der Kichen-Orbnung, Bon ber
vbrigen Daußhaltung in ber Kirchen Gottes,
welde zu Erhaltung derreinen Lehre, und nutz⸗
liher Ceremonien, vonnötheniift.
1. Welcher geftalt bie Pfarrer, vud andere Prediger, zum Kirchen⸗
Dienft beruffen, vud angenommen follen werben.
Nach Erledigung eines Pfarrdienftes werben von dem
Präfidenten und dem Gonvent drei oder vier tüchtige Pers
fonen dem Rath auf Erfordern vorgefchlagen. Werben fie
annehmbar befunden, fo werben fie zur Probeprebigt gelaflen,
was bem Volke vorher angekündigt wird. Hierauf gefchieht
die Wahl durch die vornehmften Pfarrkinder in Gegenwart zweier
Mitglieder des Raths, ber Kirchenpfleger und des Convents⸗
präfidenten. Iſt der Gewählte bereits examinirt und ordinirt,
fo wird er nur des bereits geleifleten Verfprechens [1) eint
zu fein in ber Lehre nad) Inhalt der Confeffion, Apologie un
Concordienformel v. 1580; 2) die Sonvente fleißig zu beſu⸗
chen und barin, was zur Auferbauung der Straßburg. Kirchen
und feinem eignen Amte gehörig, gottfürchtig und treu zu
beratbfchlagen und zu befoͤrdern; 3) des Friedens gegen alle
Conventsperfonen ſich zu befleißigen, im Falle eines Anliegens
aber die betreffende Perfon brüberlicy zu erinnern und dann
den Beſcheid des Convents zu erwarten; A) rädjichtlich feiner
Derfon, feiner Haushaltung und feiner Amtsführung ber
Strafe und Warnung bes Convents fich zu unterwerfen] er⸗
innert, und eine erneute Zuſage von ihm erfordert, worauf er
der Gemeinde vorgeftelt und mit Handauflegung und Gebet
in fein Pfarramt eingefegt wird. War dagegen der Gewählte
noch nicht im Kicchendienfte, fo wich er zuvoͤrderſt von dem Con⸗
480
vente geprüft, und, wenn er hier tüchtig befunden worden ift und
fleißiges Forſchen in der Schrift, den Bekenntniſſen, den Vaͤ⸗
tern u. ſ. w., beſcheidenes Verhalten bei den Conventsverhafib-
lungen, ehrbaren Mandel, Unterwerfung unter die Strafe des
Convents und Sauſchweigen uͤber deſſen Verhandlungen an⸗
gelobt hat, ordinirt, und zwar in der Kirche, der er kuͤnftig die⸗
nen ſoll.
Von Ampt bes Praesidenien bes Rirhen Conuents.
Der Praͤſident, welcher ein gottfuͤrchtiger und gelehrter, in
Kicchenfachen geübter., in der Lehre unbefcholtener, in feinem
Wandel unfträfliher Dann fein fol, führt das Directorium
der Verhandlungen und die Aufficht über die Lehre und den
Wandel der Geiftlihen. Ex hält in Gegenwart der Pfarrer
Me theologifchen Examina, ordinirt die Candidaten und fegt die
Gewaͤhlten, nad) erfolgter Beſtaͤtigung durch die Obrigkeit, in
ihr Amt ein.
Von Ampt der Pfarrer.
Boni Ampt ber Freiprebiger. '
Bon ben Helffern, und ihrem Ampt.
Allgemeine Vorfchriften über die Amtsführung ber vers
fhiedenen Geiftlichen.
U. Ordnung des Kithen-Eonuents.
Perſonen, die in ben Kirchen Eonuent gehören,
Mitglieder des Convents find der Präfident, die fieben
Pfarrer, die Sreiprediger und Diakonen, die Landpfarcer und.
die 21 Kicchenpfleger, von denen nad) einem Zurnus je drei
erfcheinen (eine Regimentsperſon, ein Schoͤffe und ein Buͤrger).
Welcher geſtalt der Kirchen Conuent angefangen werbe , vnd von ber
mbfrage.
Straff deren, die ben Gonuent ohn redliche Vrſachen verfaumen, und
außbleiben,
Bon was Sacıen , im Kirchen Conuent geredet, pub geratbiclaget
werben fol.
- Im Convent wird von’ der Beſtellung des woͤchentlichen
Kirchendienftes, von der Kirchendisciplin und der chriftl. An⸗
führung und Uebung der heranwachfenden Jugend gehandelt.
Die Disciplin wird geübt zunächft Durch geheime Vermahnung
von Seiten des Pfarrers, dann durch Vermahnung in Gegen»
wart der Kicchenpfleger, zufegt durch Anzeige bei dem Convent.
Unterworfen find ihr die Sectirer, die öffentlichen Werächter der
evangel. Lehre und der Sacramente, Zauberer und Wahrfager,
öffentliche Gotteslaͤſterer, Wucherer, „fampt allen andern
Sünden vnd Vngerechtigkeiten, die Gottes h. Gebotten ente
gegen, und die Gemeine Gottes verärgern”, doch mit Vorbe⸗
halt ber von der Kirchendisciplin gaͤnzlich verfchiedenen bürger:
lichen Strafe. Nicht minder gehören vor den Gonvent ver⸗
wierte Eheſachen, „jedoch vnſerm orbenlichen Chegericht,
hierinne nichts benommen, noch fürgegriffen.” In jedem Con⸗
vent erſtatten die Pfarrer Bericht über die Perfonen, welche
in ihren Pfatreien der Disciplin verfallen ſi find.
IM. Bon ben Kirdyenpfiegern, vnd der gemeinen Bußzucht, ober
Disciplina ber Kirchen.
Diefer Abſchnitt enrhält einzelne Mandate des Magiſtrats
"1588. OLXV. Steafburpiiihe. Rirdeuorbunug.
über die Ordnung der Kicchfrpfleger, das Fuͤrbeſchicken durch
die Kirchenpfleger,, welchem alle Gemeindeglieder unweigerlich
folgen follen, wider die Wiedertäufer, über die Sonntagsfeier.
Das erſte lautet wie folgt: eo
Ordnung der Kirchenpfläger zu Straßburg.
„Den Allmächtigen Gott zu lob, und erweiterung feines
Goͤttlichen Namens vnnd Worte, Bad damit Eimhelligkett in
Chriftlicher Lehre, vnd ein recht Chriftlih Leben, durch bie
Prediger. und. Fuͤrtrager des worts Gottes, befürbert werde,
So haben unfere Herren, der Meiſter und der Rath, dazu bie
Ein-vnd zwengig erfant, Das nun fücther in einer jeden
Pfarr oder Kirchſpiel, deren jetz der zeit fieben in diefer Statt
Straßburg find, drei erbare vnnd verftändige Männer zu Kir
chen ober Kicchfpieipflegern, durch einen Rath erwoͤhlet wer⸗
den, Deren einer von dem ewigen Regiment, der ander von
den Schoͤffeln, der dritt von der Gemein deſſelben Kirchſpiels
ſein ſoll.
Welche alſo Kirchſpielpfleger erwoͤhlet, So lang fie es Leibs,
Alters, oder ſonſt ehehaffter Vrfachen halb gethun moͤgen, fein
vnd bleiben follen.
So aber der vom Regiment, Todes, Krandheit, oder ans
derer. Sachen halb, alfo abgieng, Sol jeder zeit ein anderer an
feine ftatt von einem Rath gewöhlet werden. Vnd fo ein
Kicchfpiel keinen vom Regiment in feinem Beguiff figen hat,
Spi man von dem nächfigelegenen Kicchfpiel, einen dazu
verordnen.
-&ieng aber einer von den andermzweien Kicchfpleipflegern
ab, Sollen die pbrige zwen Pfleger, an fett des Abgegangenen,
zwen verſtaͤndige Mann deſſelben Kirchſpiels benennen, vnd
einem Rath anzeigen, Auß welchen dann der Rath einen alſo
annemen vnd verordnen ſoll.
Wa ſich auch einer Pfarren gelegenheit alſo hielte, das
die drei Kirchſpielpfleger, noch eines Pflegers zu jnen beduͤrfften,
So ſollen ſie ſolches, ſampt jhren Vrſachen vnd Bewegungen,
einem Erſamen Rath anzeigen, Vnd deſſelben Entſcheids hier⸗
unter gewarten. J
Solche Kirchſpiel pfleger ſollen ein befonders Aufffehen ha⸗
ben, auff die Pfarrer vnd Helffer, Diefelbe, wa fie etwas
fieäffliches in jtem Leben, Kehren oder. Dredigen, hören, fehen,
oder von. andern vernemmen, zuwarnen, oder freundtlich zu
ſtraffen.
Vnd ſo mit der zeit wurde angehen, Das jahrlich zwen
Synodi gehalten, dazu vom Landt auch die Pfarrer, vnd die
fuͤrnemmſte von der Gemein beruffen ſolten werden, Das
als dann geſetzte Kirchſpielpfleger alle beruffen wurden, Vnd
ſich jeder befleiſſen, zu gegen fein, rath und hilff mit zutheilen,
Auff das gemeine Auffbamung Chriftlicher Gemein jeder zeit
durch Ai e, getraͤwlich gefuͤrdert werde.
Sie ſollen auch mit den: Prebdigern berathſchlagen, was
jeber zeit nach gelegenbeit gemeiner Kirchen, oder eine® jeben
Kicchfpiels, und der Bnterthanen, ſampt vnd ſonders zur Befs
ſerung derſelben, fuͤrnemlich in den Predigten vnd andern
Kirchenuͤbungen, oder was das Ampt der Seelſorg, vnd recht⸗
ſchaffene Weidung. ber Schaͤfflin Chriſti, nach jnhalt ber
Schrifft, erfordert zutreiben, fuͤr zunemmen und zuhandlen ſeie
Dieweil aber verfehenlich, das der mehrertheil Haͤndel ge⸗
1508. OAXV. Steaibnzgfche Rizchensrdunug.
meine, und vaſt wenig befonbere Kirchſpiel belangen , Bd. ges
Dachte Kirchfpielpfleger nit mögen in allen gemeinen fürfallen-
den Sachen allemal verfamler werden, Sollen fie in ihrer. erſten
Verſamlung etliche auß jhnen ſelbs außfchlieffen, und verorbnen,
An weldhe gemeine Kirchen ſachen taͤglich mögen gebracht werden, |.
nemlich auff den erfien Mittwoch eines jeden Monats zufamen
Welche denn fürther in jrer allee Namen zuhandlen, ober an
fie, die ein und zwängig Kicchfpiel pflegen, alle gelangen zus
Lagen, wie geftalt der Sach erforderen wirbt, vollen Beuelh
vnd Gewalt haben folten.
Das folche ermählte und außgefchoffene, alle Quatiemper
ober viertel jahre, auffs wenigſt ein. mal fi) in die Verſamlung
ber Pfarrer vnd Halffer verfügen, Vnd bei ihnen. geftalt. ond
gelegenheit gemeinee Kichen, vnd aller Kicchfpiel erlehrnen,
Auch famptlich berathfchlagen,, was fie, bie Diener am wort
Gottes, zur Auffbawung ſich befonders befleiffen follen.
Auch mögen disfelbige, ober jeder beſonders jedes tags, . fo
bie Pfarrer mit jren Vermandten verfamlet, und gemeiner
Kirchen anligen bedenden, fich zu ihnen verfügen, jhres jeden
Gelegenheit nach, Das inen bie Pfarrer auch follen gefallenlaßen.
Dagegen fo mögen die Pfarcer gemelte Verorbnete, zu
ihrer Verſamlung zulommen anfuhen, Das fie willig vnd
ohne beſchwaͤrd thun follen, Auff das ein Sreunblichkeit, guter
Verſtand und Wolmeinung zwiſchen den Kicchfpiel pflegern,
ond den Diensen am wort Gottes, gefürdert vnd erhaften,
Vnd das nötige Gefchäfft jederzeit mögen gehanblet, und füg-
lich voliftrect werden.
So aud) jemands von den Predigern vnd jhren Helffern,
Rechenſchafft jhres Glaubens, Lehrens oder Lebens begeren,
Co ſolches für ſolchen Richfpiel pflegern beſchehen, fampt
oder befonders, wie es jederzeit gelegenheit zutregt.
So auch Helfſer oder Sigriften aͤmpter verledigt, Sollen
andere an jre ſtatt durch die Pfarrer und Kirchſpiel pfleger, und
anderft nit, angenommen werden, Außgefcheiden S. Aurelien
Pfarr, die bed Articuls halben, bei jvem alten Herkommen
bleiben folle.
So aber Sachen fürfielen, die den verordneten Pflegen
zu ſchwaͤr, vnd fle ferner zu berathſchlagen von nöten bedun⸗
den wolte, Sollen fie ſolches jederzeit einem Rath anzeigen,
vnd jhres weitern Beſcheids erwarten. Decretam et actum,
Montag den 30. Octobris, anno MDXXXI.”
IV. Won ber Difciplina und Censura ber Kicchendiener, unter
einandern felbft.
„Was dann Erfilich die Perfonen anlanget, welche folcher
Difeiplin vorſtehn, vnd diefelbige üben vnd führen follen,
Sollen jederzeit fünf Censores fein, Nemlich der Praeses des
Kirchen Conuents, fampt zweien Pfarren, und zweien Helf⸗
fern ober Sreiptebigern, Der geftalt, das der Praeses jeder zeit,
als lang er ſolches Ampt tregt und verwaltet, hei der Censura
verblieben, Mit den Pfarrern aber, vnd den andern Prebigern,
ein foldyer Wechſel gehalten werben folle, Das jedes halbe jahr
ein Pfarrer, und ein Delffer, oder Sreiprediger abgehen, vnd
andere an der felben flatt geordnet werden follen. r
Diefe Censores follen ein fleißiges Nachfragen und Auff⸗
fehen haben, auff alle und jede Perfonen des Kirchen Conuents,
jhre Lehr, Leben, und Daußhaltung betreffend, Denen aud) bie
vbrige Pfarrer, Freiprediger, und Helfer fchuldig fein follen,
II.
® 481
:in Geheim zuuermelden, Wa fie an einem ober wichren Bruͤ⸗
dern, etwas aͤrgerliches vnd ſtraͤffliches, oder auch ſonſten in
gemeiner Verwaltung des Kirchendienſts, eiwae mangelhaſti⸗
ges befinden.
Es ſollen auch dieſelbige Censores alle Monat ein mahl,
tommen, und von dergleihen Sachen, die fie entweder felbft
gemerdt, und in erfahrung gebracht, oder derfelben von andern
Brüdern erinnert worden weren (doch derſelben Namen vmb
‚mehrer Vertrawlichkeit verſchwiegen) mit einandern ſich freuͤndt⸗
lich vnterreden, Auch auff Mittel vnd Wege gedencken, wie den
fuͤrfallenden Maͤngeln bei zeiten gewehret, vnd gute Diſciplina
moͤge erhalten werden.
Da dann bergleihen etwas fuͤrkaͤme, das dem einen ober
andern zu vnterſagen were, Solle berfelbe, oder diejenige,
welche es angeht, erſtlich durch einen oder. zwen Censores in
Geheim angeſprochen, und feine oder jhre Verantwortung das
gegen. gehöret, und fie zur Beſſerung vermahnet, Da aber ſol⸗
‚he nit erfolgen wolte, zum andern, für bie Censores in ge⸗
mein gefiellet, vnd noch ernfllicher erinnert, Zum dritten mal
aber für bem gangen Kirchen Conuent, zu Med gefeget. werben.
Es were denn bie Verbrechung, fo ſchwer und offenbar, Das
.e6 die Censores auff ſich allein. nit nemen koͤndten, Sondern
‚ben. gangen Conuentum darüber zu Rath haben müßten.
Da auch Sachen fuͤrfielen, daß es zu lang fein wolte, der
Monatlichen Censura zuerwarten, Sollm die Censores aud)
Macht Haben ,. in ſchuldig ſein, früher und Öffter zufamen zu⸗
fommen, Damit durch zulang Warten oder Zuſehen nichts
verſaumet werde.
Vber dieſe Monattiche Cegsuram aber, Sollen jedes jars
zwen groſſe Censur-Conuentas gehalten werden, Der erſte im
Fruͤling, Donnerftags nach Quasimodo, Der ander im Herbſt,
Donnerflage nach Galli.
Solche Conuentus follen jedesmals acht tag zuuor, durch
den Praesiden angemeldet, vnd die Bruͤder ermanet werden,
Denſelbigen hindan geſetzet alle andere Geſchaͤfft, welche laͤn⸗
gern ag leiden mögen, fleißig beizumohnen. .
Es ſollen aber in denfelben Sonuenten, nad) beſtellung
des wochentlichen Kirchendienſts, Erſtlich alle vnd jede Ord⸗
nungen, des Kirchen Conuents, vnd in ſonderheit dieſe Censur
Ordnung, hell vnd verſtaͤntlich abgeleſen werden, Damit nit
JPallpin ein jeder Bruder, fich ‚Dabei ſeines Ampts vnd Pflicht
zuerinnern habe, Sondern auch deſto eigentlicher wiſſen möge,
was jhme hei ſolcher Censura von andern zu melden, vnd ſon⸗
ſten anzuzeigen gebüren mölle.
Nach verleſung ſolcher Ordnungen, Soll der Praeses die
Brüder in gemein ernſtlich erinnern, Das ſich ihren jeder in
den naͤchſtfolgenden dreien oder vieren tagen, daß ift, biß
auff nächftfolgenden Montag zu Mittag auff das laͤngſt, bei der
Censorum einem, der jhme dazu am beften geliebt, anmeldg,
Er habe etwas anzuzeigen, oder nit, Damit man alfo gewiß
fein moͤg, das ſich die Brüder alle. der Consur unterworffen,
vnd ſich keiner derfelben zuentzichen begere,
In dem Anzeigen aber, foll auff nachfolgende vier Puncten
in fonderheit gaſehen, vnd achtung gegeben werden, Erſtlich,
Ob die Bruͤder alle, vnd ein jeder in ſonderheit, fein. Ampt in
der Kirchen, mit Lehren und Predigen, mit außfpendung ber
61
®
heiligen Sarrumenten, Befuchung ber Kruncken, und anderm
dergleichen, getrewlich vnd fleißig verrichten, Ober aber, ob an
einem, uber mehren, entweder Wneichtigkett in ber Lehre vnd
Belantnuß, oder fonften Bnfleiß und Fahrleßigkeit ſich erzeigen.
Bum andern, Ob einer von jemands auß den Brüdern,
ihrem Leben, euſſerlichem Wandel, Thun und Laßen, etwas
Klage gehoͤtrt, Oder ſelbſt dergleichen etwas gemerckt, gefehen
und verſtanden, das firäfflich und ärgerlich were, vnd einem
Kirchendiener ntt wol anflünde.
Zum britten, "Was jhro jeder für ein Zeugnuß geben Linde,
‚von der vbrigen Brüder aller Haußhaltung, Ob fie diefelbe
«bar, züchtig, vnd singezogen anftellen, Auch dero Chriſtlich
und wol fürftehen, vnd biefelbe nottürfftig verforgen, Auch
ihrem Stand gemäß, Weib und Kinder ehrlich unterhalten,
One argwohn:ond verleuͤmbdung des Vberfluß, Hoffarts und
Prachts, in Effen, Trinden, Kleidung vnd bergleichen.
Zum viecdten, Was ein jeder foniten In gemein anzuzei⸗
gen habe, das zu Schaltung Chriſtlicher Zucht, vnd ſonder⸗
lich bruͤderlicher Liebe und Einigkeit, möge gereichen und bienen.
Wann dann obbeſtimbter Montag herbei kompt, Sollen
die fünf Censores nach Mittag, zuſamen kommen, Vnd
erſtlichen ſich erkundigen, ob ſich die Bruͤder alle angemeldet,
vnd keiner fich ber Censurae enteuſſert habe, Welches dann
leichtlich zu mercken, wann ber Brüder aller Namen auff einen
Bettel nach einandern auffgeſchrieben, und beſeit verzeichnet.
wird, bei weichem Censore ein jeder ſich angemelbet habe. |
Zum andern, Witdt dann gefragt, Was bann von den
vbrigen Brüdern, außerhalb ber Censorum, in fonderheit, oder
auch das gemeine Ministerium, und den gangen Kirchen Con⸗
uent betreffendt, von ben abmwefenden Brüdern angezeigt wor:
ben, Vnd wirbt darinnen bie Gewarſamkeit gehalten, das nit
vermeldet wirdt, Diefer Bruder habe biefes oder jenes fürges
bracht, Es were dann, das einer für ſich felbft ab einem an-
dern klagte, vnd gegen demfelben begerte gehöret zu werden.
Es werben auch ſolche angezeigte Mängel, fie betreffend fons
berbare Perfonen, oder das gemeine Ministerium, fleißig auff-
gezeichnet.
Zum dritten, Wirdt gleiche Vmbfrag gehalten, bie ab»
mwefende Brüder, und das gemeine Ministerium betreffend,
durch die Censores felbft, Ob fie für ihre Perfonen, derſelben
halben etwas anzuzeigen vnd zuuermelben haben.
Bum vierten, Tretten dann bie Censores felber ab, einer
nad) dem andern, Als erftlich der Praeses, darnach bie vbrige
viere, jhe einer nad) bem andern. Da wird dann in fonberheit
von einem jeden Abgetrettenen gefraget, Ob entweder die ab:
toefende Brüder, ober bie gegenmwertige Censores, etwas ab
feiner Lehre, Leben, oder Haußhaltung zuflagen haben. Da
bann Klage einkommen, Wirdt jhme dieſelbe als bald eröfnet,
und fein Verantwortung darauff gehöret, Und er, wa es von
nöten, ſich fürthin zu beffem vermahnet.
Zum fünften, Werben die vbrige angezeigte Puncten, wel⸗
che entweder die abtvefende Bruͤder in fonderheit, ober das ge:
meine Ministerium, und den gangen Kirchen Conuent betreffen,
mit fleiß vnterſcheiden, Der geftalt, das die gemeine Mängel
zu offentlicher Relation der gehaltenen Censur aufgefeget,
Was aber fonderbare Sachen find, die werden entweder einem
ober zweien auß den Censoribus, fleißig zuerfündigen, und den
® sues. OLE, Straßburg iche Ristieusrbinmg.
Perſonen, welche es angehet, fuͤrzuhalten, befohlen, Ober aber,
ba die Klag zum andern mal fuͤrkommet, So werden bie ange⸗
klagte Perſonen, den folgenden Zinſtag ober Mittwoch fuͤr bie
Censores in gemein erfordert, Vnd nach erkundigung ber
Vmbſtaͤnde, deſto ernſtlicher zu Rede geſetzet.
Wann dann ſolches alles verrichtet iſt, So geſchicht im
naͤchſten Kirchen Conuentu die Relation, Wie man es in ber
Censura befunden, Dagleich wol ber jenigen Excessus, vber
welche in fonberheit geklagt worden, nit eher für den gangen
Conuent gebracht vnd offentlich gemeldet werden, Es ſeien
bann bie beide hiebeuor angezeigte brüberliche Erinnerungen,
nemlichen, Erſtlich durch etliche auß ben ‚Censoribus, vnd
darnach durch die Censores in gemein vorhergangen. Was
aber gemeine Faͤhl und Mängel find, bie werden nit allein
vermeldet, Sondern es gefchicht auch durch den Praesidem,
eine notwendige Erinnerung, Was Vbels und Vnheils auf fols
chem erfolgen möchte, wa man nit bei zeit Tolchen einzeiffenden
Mänglen werbe wehren.
Endtlich werben an ber abgehenden zweier Censorum ftatt,
welche nun zweimal der Censur bei gervohnet, Zwen andere,
die ihnen im Gig am nächften folgen, verorbnet, Bub die an=
dere zwen, welche allererſt ein Halb jar Cemsores gewefen, auff
das naͤchſt Eünfftige halbe jahr, widerumb beftättiget, Damit
alfo die Brüder wiſſen Eonden, bei wem fie das jenige, das fie
notwendig achten möchten, fürbringen follen.
Da aber einicher auß ben Brüdern, entweder auff die ſon⸗
berbare Erinnerung etlicher,, oder auff das gemeine Kürftellen
‚alter Gensorum, und zu letft auff ben offentltchen Redſatz des
gantzen Kirchen Conuents, nichts geben, noch ſich beſſern, Son»
bern, entweder In argwoͤhniſcher falfcher Lehr, oder in aͤrgerlichem
Leben und Wandel, ond unchriftlicher Haußhaltung beharrlich
fortfahren würde, Deffelben Excessus und Mängel ſollen ats
dann uns, al8 bem Magistratui, in Schrifften zugeftellet, vnd
vnſer ferner Befcheib vnd Anorbnung barkber erwartet werben.”
V. Deelaration, Vnd Orbuung ber Statt Strafiburg, In welchem
Gradu die Ehe, ber Blutfreunbſchafft, ober Schwagerfhafft halben,
zugelaßen, ober verbotten fein fol.
Ordnung vom 3. 1560, welche die Ehe wegen Blut
freundfchaft in linea recta in infinitum, in der Seitenlinie bie
zum 3. Gr. ungl. Linie und in ben Fällen des Resp. parent,
fo wie in denfelben Dimenfionn wegen Schwägerfchaft ver:
bietet. Im britten Grade der ungl. Linie der Affinität iſt bie
Ede durch Befchluß vom 10. Febr. 1584 verftattet worden.
VL Bon den Pfarr Schulen.
VO. Sthnung, Der Rirchen Visitation , auf dem Laub.
Bet der Vifitation wird gehandelt: „1. Bon ber Kirchen⸗
biener (es feie deren an jedem Orth, einer ober mehr) offent-
lichem Ampt und Befelch, Ob fie denfelben mit gebürendem
Fleiß und Trew verrichten, Als mit Predigen, Sacramenta
reichen, Catechifmum halten, Hochzeiten einfegnen, und Krancke
und Betruͤbte befuchen und tröften? und anderm dergleichen.
2. Von ihrem, der Kirchendiener, Leben und Wandel, Auch
von ihrer Haußhaltung, Weib, Kinder und Gefinde. 3. Wie
fi) die Zuhörer gegen ben Predigten Goͤttliches worte, ber
Auffpenbung be& heil. Abenbmals, und ber priuata Absolu-
\
%
15088. CLXV. Gteafburg’fche Kirchenordunng.
tione, oder befondern Verhöre und Unterricht, vor dem Ge
brauch des heil. Abenbmals, erzeigen vnd halten? 4. Vom
Kindertauf vnd Geuaterſchafft. 5. Von dem Catechiſmo, und
Vnterweiſung der Jugend. 6. Bon der Schule, und bem Kir:
hengefang. 7. Bon Ehefachen,, als den verbottenen Gradibus
ber Blutfreundtfchaft und Schwagerfchaft, von heimlichen Ver:
löbnuffen , one vorwiſſen ber Eltern, Vögte, und Verwandten,
Auch von den Hochzeiten. 8. Bon bem Allmofen und Vers
forgung der Armen. 9. Von allerlei offentlihen Sünden und
Laftern, die da möchten im Schwang gehn, und drgerlich fein.
483
10. Bon der Kirchen Zucht und Disciplin, entgegen foldhen Ras
fteen und Sünden. 11. Bon den Sigriften. 12. Von den
Kirchengebäwen, Pfarchäufern, Befoldung der Kirchendiener,
auch den Kirchen oder Widumb Guͤtern.“
VIE Vom Almoſen, und Spital,
IX. Bom Seminario Ecclesiae, bad ift, Welcher maflen bei
der Kirchen und Schule, ſolche Verfonen mögen anferzogen werben,
die man fünftig zu Kirchen und Schuldienften nuslich möge gebrauchen.
Beſchluß.
. 61*
Anhang.
I.
1522.
*
Ain lobliche ordnung der Fürſtlichen ſtat Wittemberg Im taufent fünfhundert und zway
vnd zwaintzigſten jar auffgericht.
Die von Carlſt adt während Luthers Aufenthaltes auf
der Wartburg verfaßte, auf 1 3. 4. im Drude erfchiene:
ne K⸗O. Die Leisniger Kaftlen=-D. ob. Nr. IV. hat
aus ihr einzelne Anklänge.
Ordnung ber Stat Wittenberg Auno bomini MDXXI. auffgericht.
Ernſtlich iſt einhelligktich befchloffen, das all zins ber gotz⸗
heuͤſer, all Prieſterſchafften, vnd alle zins der gewercken, ſoͤllen
zuhauffen geſchlagen vnd in ain gemainen kaſten gepracht wer⸗
den, dartzu ſeind verordnet zwen des radts zwen von der gemain,
vnd ain ſchreyber, die ſollich zins einnemen, inhaben vnd damit
arm leuͤt verſehen ſoͤllen.
Item es ſoͤllen hinfuͤro die zins der lehen der prieſter, wenn
die durch abſterben ains prieſters loß fallen, auch in den ſelben
gemainen kaſten geſchlagen, vnd kainer fuͤrohin verlihen werden.
Es ſol auch kain betler in vnſer ſtat gelitten werden, wellich
alters oder kranckhait halben zu arbaiten nit geſchickt ſeind, ſon⸗
der man ſol die zu arbait treiben, oder auß der ſtat verweyſen,
die aber auß zufellen als kranckhait oder ander zufell halben von
armut wegen, die ſoͤllen auß dem gemainen kaſten durch die ver⸗
ordneten zymlicher weiß verſehen werden ıc.
Item es ſol was ordens die ſeind kain terminey bey vns
halten.
Item es ſol kainem muͤnch in vnſer ſtat zu betlen geſtattet
werden, ſonder ſy muͤgen ſich ihrer zins die ſy yegund haben,
vnd darzu mit iren henden aufhalten vnd neren.
Item es iſt auch inuentiert alles das fo die kloͤſter yegund
bey vns habent, als kelch, patificalia, monſtrantzen, vnd der glei⸗
chen auch all ir einkommen verzaychnet das ſy beſitzen und jaͤr⸗
lich auffzuheben habent.
Item kain frembder ſchuler ſol in vnſer ſtat geliten werden,
wil aber ainer oder mer bey vns ſtudiren der mag ſich ſelb mit
eſſen vnd trincken verſehen, dann wir kainem woͤllen geſtatten
zu betlen noch zu mendicieren.
Item es ſoͤllen auch die Stationirer noch kainerlay kirchen⸗
bitter nit geduldet werden, in anſehung das alle kirchen berayt
vnd mer dann zuuil gebaut ſeind ıc.
Auß dem gemainen kaſten ſoll man auch armen handwerckß⸗
leuͤten die on das ir handtwerck nit vermuͤgen taͤglich zu treyben,
leyhen, damit ſy ſich neren muͤgent, doch daſſelb auff ain geſetzte
zeyt widerumb zugelten, on ainiche verzinſung, welche aber
vnuermuͤglich ſeinnd das wider zugeben, den ſol man des vmb
gots willen erlaſſen.
Item auß dem gemainen kaſten ſol man armen wayſen be⸗
ſonder junckfrawen zymlicher weiß beraten vnd außgeben
funft armer leuͤt kinder.
Item wa aber ſollich zinß zu ſollichen guten wercken nit
gnugſam ſeind, oder ſich nitt als weyt erſtrecken wurden, ſo
fol ain yeber, er ſey prieſter oder burger, nach dem er hat, jaͤr⸗
ih ain fumma geltd, dem armen hauffen zu auffhaltung
raychen.
Item die Prieſter bie wir yegund haben, dieweyl ir zinß
auch in den gemainen kaſten gezogen feint, daruon ſich veder
jaͤrlichen von den Vigilien die ſy halten, bey acht guldin jaͤrlich
verſehen werden, dieweyl dann die Meß vnd Vigilien vergeen,
muͤgent ſy fuͤr das ſelbig gelt arm kranck leuͤt erſuchen, vnnd in
iren noͤten troͤſten, doch füllen fp nyemant zu Teſtamentartien
beſtellen noch halten.
Item die bild vnd altarien in der kirchen ſoͤllen auch ab⸗
gethon werden, damit abgoͤtterey zu vermeyden, dann drey
altaria on bild genug ſeind.
Item die meſſen ſoͤllen nit anderſt gehalten werden, dann
wie ſy Chriſtus am abenteſſen hat eingeſetzt, doch vmb ettlicher
ſachen vmbs glauben willen, laſſet man ſingen, de tempore,
vnd nit de ſanctis, und ſinge Wntroitum, kyrieleiſon, gloria in
excelſis, et in terra, collecta, Mer preces, epiſtel, gradualia, on
ſequens, euangelium, credo, offertorium, prefatio, Sanctus, on
“A =
IL. au2.. Behemiſche ordnung.
Ganonen malor und minor, dieweyl die gefchrifft nit gemeß
feind, darnach vangt an das Ewangeliſch mal, fein communis
canten, fo confecriert der priefter, feind fp nit da, fo confecriert
er und fummiert es, hat ex anders andacht bargu, darnach cons
eludiert er mit der Collecten, on Ite miſſa ef. Es mag auch
ber communicant die confecrierten Hoftien in die Hand nemen,
und ſelbs in den mund ſchieben, bergleychen auch den kelch, und
darauf trinden.
Woͤllen auch hinfuͤro nit geſtatten, das vnerlich perfonen
ſich fuͤro an bey vns ſoͤllen enthalten, ſonder ſoͤllent zu der ee
greyfen, woͤllen ſy das nit thun, fo ſy ſeßhafft ſeind, fol man ſy
vertreyben, ſein ſy aber vnſeßhafft, ſol in ſonderhait der wirt
der ſy duldet, hochlich geſtrafft werden, und vber das fällen bie,
fo ſy aines vnerlichen weſen oder lebens befleyſſend, außder
ſtat vertriben werden.
So auch vnſer mitburger vnd inwoner mit den zinſen zu
hoch beſchwert, alſo, das ſy fuͤnff oder ſechs guldin vom hundert
W
*2.
S%
485
bißher gegeben, ober mügen Die ablegen, ſeynd ſy Bes vermü-
gens nit, woͤllen wir jnen die haubt fumma auß dem gemainen
Eaften thun, alfo das ſy vier guldin vom hundert dem gemels
nen Eaften järlich bi fn die haubt fumma ablegen, zinfen.
Wir tragen aber zu der Gayſtlichait bey vns bife zuuerſicht,
ſy werden fich hierinnen auch chriftenlicher Liebe befleyffen, und
ſich in dem fonberlichen gutmwillig finden laſſen.
Auch fol man fonderlich auffehen haben, fo armer leuͤt
kinder als knaben, die zu ber ſchul vnd ſtudia geſchickt feind,
vnd doch armut halben darbey nit kuͤnden bleyben, das man
den verleg, damit man altzeit gelert leuͤt hab, die das hailig
Euangelium vnd geſchrifft predigen, vnd das auch in weltlichen
regimenten, an geſchickten leuͤt nit mangel ſey, die aber nitt
geſchickt ſeind, ſol man jn zu handtwercken oder zu arbayt hal⸗
ten, dann in ſollichem ſonderlichen aufſehens von noͤten iſt.
Finis.
n.
1524.
Behemiſche ordnung Anno 1. 5. 2. 4.
Die folg. utraquiftifhe K.O. ift in einer H.⸗S. des
Regierungsarchives zu Caſſel enthalten, aus ber wir fie
vollſtaͤndig mittheilen.
* * *
In den Namen Criſti der heiuigen vnd vngeteilten
triueltigkeit got des Vaters des Sons und bes heilli⸗
gen geiſts des ainigen got der himel vnd erd beſchaffen
hat Amen,
Nach der Geburt Criſti im 15. 2. 4 Jar des freitags vor
onnfer frawen Liechtmeß iſt mit erlr4oung des durchleuchtigen
Furſten vnnd Herrn Ludwigen Hungerifcher vnnd Bohemifcher
kunig Marggraff zu Merhern unnfer gnedigſten herrn verſamlet
vnnd erfordert ein landtſchafft aller prieſterſchafft vnnd aller herrn.
vnd aller Ritterſchafft aller der von Seiten des konigreichs zu
Behem vnd der Marggraffſchafft zu Merhern, vnſer gnedigſten
herrn, verſamlet, Auch der die ſich baiderlay geſtalt den leib
vnnd das plut Criſti bisher gebracht, haben durch gehorſam
vnnd ainigkait auch hiebey verſamlet manicherley zwitracht
vnnd Irrung halben, ſo ſich nu lange zeit her zu dem heilligen
Criſtenlichen glauben zutragen hat auch zwuſchen den Geiſtlichen
vnnd gemeinem Man auferſtanden iſt vnd auf diſen landttag
iſt aus beuelch vnd anſtat des durchleuchtigen konigs vnnſers
gnedigen herrn diſſe ſache zuuorhoren da geweßen ber durch⸗
leuchtigen Furſten vnd herrn herr Carol hertzog zu Munſter⸗
berg vnd Schleſt Obriſter haubtman Eon. Mit. zu Behem Alſo
haben fie ſich veraint von allen geiſtlichen vnd weltlichen ſten⸗
den vnd gutwillig diſer artigkell aller wie hernach geſchrieben ſindt,
Anfengklich dieweil die Criſtenheit in ainigkeit des heilligen
Criſtlichen glaubens nit khomen khan an das lauter vnd clar
vnd rain wort Criſti vnſers ſeligmachers das ſelb zu predigen
vnnd leren vnd das wirt nit ſein dann durch trew diener got⸗
tes darumb iſt not das man dieſelben darezu außwih vnd erwel
woͤliche das wort Chriſti zu ſeinem rechten teſtament leren vnd
J
predigen als anfengklich iſt not vnnd notdurfftig auszuerwelen
aus der forcht Gottes ainen gelerten Adminiſtraten vnd der⸗
ſelbig die gotlichen geſchrifft vnd der heilligen apoſtel offentlich
predig vnnd leren.
Item dem Adminiſtrat ſollen Raͤt zugeben werden, bie
darczu verſtendig ſeien aus der prieſterſchafft zu der heilligen
gotlichen geſchrifft geburt vnd derſelb adminiſtrat mit denſel⸗
ben ſeinen zugeben Raͤten die brieſterſchafft regire das ſy die
menſchen daran weiſen vnnd fueren, die leer Chriſti vnd der
heilligen apoſtell anczunemen vnnd zuhaben,
Item der obgemelt Adminiſtrat ſol zu Im alle prieſter⸗
ſchafft auch bie fo ſich des ſacraments under paiderlay geſtalt
dem Volckh zugeben gebraucht erfordern, da ſol er ſich erfra⸗
gen, wellicher vnder inen werdt erfunden der nit gehorſam thet
vnd nit wol gelert wer, wolicher nit auf den rechten weg bracht
werden mocht vnd nit wilten die ſollen ernſtlich geſtrafft wer⸗
den vnd des geiſtlichen ambts entſetzt werden vnd Ire leipya⸗
runge mit den henden gewinnen, die andern all erfordern vnd
der Adminiſtrat mit ſeinenn Raͤten ſy darczu halten das ſy als
die treuen dienner Chriſti ains erbern Weſſen vnd wandel
ſeyn, domit ſie niemans ergernus geben vnd das Wort Criſti
recht leren vnnd predigen Alſo das Ir predig mit Irem leib
und wandel auch Ir leib vnd wandel mit Sr prebig ſich ver⸗
gleichen Desgleichen ain Jetlicher Dechant zu feiner zeit ein
Gapittel erfordern und in dißes anczaigen vnd ernſtlich furhal⸗
ten wie obgefchrieben Ift das Sp fid) des halten. Welicher
aber fich nit alfo heit unnd dem Dechant ungehorfam fein wolt
fo fat in der Dechant dem Adminiſtrator vnd feinen Rethen
anczaigen,
Stem der Gapellan und Jungen priefter halben bie nit ges
lert genug weren bie heilig gotlich gefchrifft zupredigen, bie fol»
len bey den gelerten prieftern ſein vnnd bey Inen lernen vnd
durch fie mol verfucht und bewart werben, und nit predigen, oder
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4
39
—* 4
486 II. 152%. Behemtkh orbunug.
von ben gälerten prieſtern on ain erlaubung des Adminiſtraten
ond feiner Raͤt,
Item ob der adminiſtrat vnd feine Raͤt einen prieſter auf
ein pfar fetzet durch ſich ſelbs oder aus bith der pfarleut foll der
prleſter on ein Wiffen bewilligung des adminiſtraten und feiner
Raͤt von dannen Hit ziehen thet es aber ainer fo fol er dem
abminiflrat und feiner Räten in Ir gewalt geben werden, on
ale verhindernus der herrn ond edlen und allermenigklich wann
e8 aber zu weit wär und armen leuten zufchwer, mit Iren prie-
ftern zu dem adminiſtrator zucziehben fo follent fie In feinem
Dechant anczaigen berfelb fol dem abminiftrat mit fein Räten
fur ein ſtraff erfennen die fol als dann demfelben priefter durch
feinen Dechant auferlegt werden,
Item was auf die weich zucziehen betrifft, fo iſt von noten
das keiner er fey dann vor durch den adminiftrat und feine Nät
wol probiert und erkennt das er wol gelert und geſchickht gnug
fen zieh, molicher aber aus Im ſelbs on ein vrlaub der obrigkeit
zu der weich züg der fol von keinem ftandt weder von prieftern
oder nyemandt andern zu keinem priefter angenommen werben.
Vnd mo ungehorfam priefterfchafft wer wolliche dem admi⸗
Al vnnd feinen Räten nit gehorfam fein wolten, unnd auf
r erforderung nit erfcheinen vnd etwan ain andern fur am
fhug herrn hetten, das iſt vnns allen flenden not dauon zu
hanndlen das wir das erweren und zu gehorfam ptingen.
Das heillig gotliy wort zupredigen,
Item das heillig wort gotte® foll lauter und clar pleiben
gelernet und gepredigt werden nach dem lautern wort Chrifti on
fonder vnnotdurfftig außlegung damit die menfchen am mainften
geleret vnd gefiert werben zu bem Rechten glauben Grifti zu det
hoffnung vnd der lieb und auf ainigen grundt vnd feligkeit cri⸗
ftenticher ordnung, keiner foll nit Lernen irrig predig.
Item was betrifft die heiligen Doctoren vnd ander men»
Then gefchrifft die kain grundt nit haben in der heilligen ger
heifft die fol man Laffen, welche gefchrifft aber fich vergleicht
mit der heiligen gotlichen gefchrifft und der heiligen apoftel
follen angendmen fein, dartzu bie predig Meifter Johans
Huſßen und Rodenzan und andere fouer ſy fich mit ber heilli⸗
gen gefchrifft und dem wort Gottes vergleichen.
Item wolich die wern dem heiligen Euangello on men:
fen Jufag wollen nachuolgen bdiefelben follen nit fur Eeber
gehalten auch wolich die ſchwachen bie noch an menſchen gefegen
hiengen und diefelben zuuerlaßen fich befchwerten biefelben fols
len auch nicht veradht werden, aber im fried vnd ber lieb durch
das heillig euangelio gelernt und ber menfchen gefiert werden
vnd fich mit einander vergleichen In ainigkeit bis dee ſchwecher
zu gruntlicher erfentnus khomen mag,
Item dieweil der Recht Criſtlich glaub aus der heiligen
sotlihen geſchrifft fich erfindet vnd gelernt wirt darumb ain
jetlich Criſten menfch mag vnd fol die ler Chrifti und der apo⸗
ſtel gefchrifft Ießen und erkennen, het er ein Weib vnd kind
und ander fen gefind fol er ſy auch dohin weiſen das fy das
lefen und lernen,
Item dieweil die criftenfichen herren und weltlichen Regen-
ten ſchuldig feint der heilligen gefchrifft Hilfflich zufein da⸗
rumb fen wer er wol ber das wort Gottes tretolich lert und pres
digt ob derfeiben jeben follen die Regenten trewlich halten vnd
vleis haben, mie fie bie menſchen bey der heilligen gotlichen ges
ſchrifft und der apoftel Ler behalten,
Item kein prediger foll wider den andern nit predigen wo
fp widermertig weren, Eeiner den andern fchenden, aber in lieb
ainer dem andern fagen, wo fie fich aber ſelbs nidyt vergleichen
mochten, fo follen ſy nit einander nachreden, aber an den admi⸗
niſtrat und feine Rät bringen und ſich da entſcheiden laſſen, bie
durch die heilig gefchrifft rechtlid) erkennen, und zufrieden ſtellen.
Bon ben Heilligen Sactamenten.
Item mas betrifft die heillig tawff wolche ein Inwendig
Beichen iſt, ainer newen geburt im Geift des Rechten glauben,
vnſers Deren Iheſu Ehrifti, darumben fol dem kindt zu ainem
guten gelauben gedient werden zuuoraus bey den Gefattern,
das fp frumb erber leut feien und die Eind zu guten ermanen,
vnd lernen, desgleichen bie Vätter weil bie find im ber heilli-
gen criftenlihen kirchen zu dem glauben irer vätter vnd
gefattern getaufft werden, follen die Vätter und gefattern
die kind vnderweißen und lernen, damit ſy bey dem heilli⸗
gen criftenlichen gelauben, nach ordnung ber heiligen gotlichen
gefchrifft gehalten werden. Wer aber nach der tauff ein groffe
notdurfft vorhanden und begerten der vatter und gefatter, dag
hochwirdig ſacrament den leib und das plut Chrifti dem kind
zugeben, fo mag Im das geben werden doch das vor von der
priefterfchafft durch die heillig gotlich gefchrifft erfent werde ob
das kindt wirdig und darzu geſchickht fer.
Item weill die heillig meß, weil ſy nit anderſt iſt dann der
leib vnd blut Chriſti vnſers erloſers zu empfahen zu beueſti⸗
gung zu einer ſterkh vnſers heilligen glaubens vnd zu einer
gedechtnus des heilligen leidens vnd ſterben vnſers ſeligmachers
Criſti, das er vmb vnſernwillen gethan hat, ſoll ſy bey der ord⸗
nung vnſers Herrn Jeſu Chriſti gehalten werden,
Item was die ander zugebung bey der heilligen meß be⸗
trifft die ſollen mit der ordnung gehalten werben, zuuoran mit
fingen wie es vor alter geweßen iſt, das Introitus zuuoran am
Sontag vnd die feiertag im Jar vnſer frauen tag vnd der
zwolffpotentag vnd ander die aus der heilligen geſchrifft geno⸗
men werden, auch das englichſch geſang, kiereleyßon vnd gloria
in excelſis deo vnd die epiſtel, das gradual, und das alleluia zu
ſeiner zeit vnd das heillig euangelium vnd der gemein criſtlich
glauben vnd prefatio vnd das ſanctus vnd benedictus, das
commun, das agnus dei vnd ander geſang dabey die ſich mit
der heilligen gotlichen geſchrifft vergleichen, auch der collecten
die ſich mit dem wort Gottes vergleichen, vnd alles am meinſten
wo es kan ſein in der zungen das mans wol mug verſteen,
geleßen vnd geſungen werden, was dann iſt die ander ordnung,
meßgewandt vnd zierung der kirchen vnd anders mag wol blei⸗
ben, doch das man das demutig on hoffart on groſſe coſtung
vnd on beſchwerung der armen leut dauon mans erfordert
gehalten werde,
Item weil das grundtlich iſt erfarn das das heillig hoch⸗
wirdig Sacrament der leib vnd blut Chriſti vnſers ſeligmachers
offt leichtfertig genomen vnd geben iſt worden, durch offt vnor⸗
denliche empfahung vngeſchickter vnuerſtendiger leut die datzu
gelaſſen ſeind worden vnd durch dil aufſeczung vnd durch vil
beſtelte meſſen darein ſy gelaubt haben, vnd gehalten worden,
darumb iſt not das dieſelben, die das heillig Sacrament bege⸗
ren zuempfahen nicht leichtfertigklichen zugeen werden, das
IIN. 1530. IR. - SUN des Kirchenbienftes, 487°
ſp zuuor wol beralt werben, und bas ſy am erflen erkennen
vnd wiſſen was da ift das nachtmal und teftament vnſers Deren
Jeſu Chrifli und worzu e8 In nug und gut iſt, zu dem follen
fy durch priefter gelernet und ermant merden das ſy das alles
wol wiffen vnd bas hochwirdig Sacrament in einem veften flars
Een gelauben empfahen. Die beftelten meß all follen aufgeha=
ben vnd verpotten fein, dann ſy feint wiber Bots gefeg. Was
beteifft die aufbebung bes leibs unfers Deren Jeſu Chriſti und
der hepithumb, wa die priefter die leut dartzu bringen kuͤnden das
man nit auffes wollen ſy das nit gefcholten und veradht wer⸗
den, wo es aber die leut noch haben wolten, das ſy von denfels
ben gedjling nit getrungen bis es mit dem heiligen euangelio
Chrifti gemacht vnd in ber lieb daruon gewiefen werben,
Item der zerteillung des hochwirdigen ſacraments bes leibs
und des bluts vnſers Deren Jeſu Chriſti durch vnnutz gedechts
nus der menſchen verirt, iſt not aufſatzung vnd verkundung des
Herrn Jeſu Chriſti zuhalten vnd zu nieſſen, nicht dartzu geben
noch dauon nemen, weil das prot der leib iſt, vnd der wein das
blut, er ſelbſt vns geoffenbart hat, das ein wirdiger prieſter
mit ſambt dem Volck zuempfahen vnd beiderley geſtallt zu einer
gedechtnus ſeins heilligen leiden, vnd ſterben, allen ſeinen die⸗
nern geordent, alſo ſol mans bleiben laſſen vnd alſo glauben,
vnd nieſſen nach dem gantzen anfang des Herrn Jeſu Chriſti,
Item die Caͤrmonien vnd all weihung weil die vil irrung
vnd aberglauben, geitigkeit befucht *) und vnfried vber das allt
*) Das Hier deutlich ſtehende Wort beſucht muß usura, Wucher, be,
deuten; cl. Schneller 8. W. 3, 19.
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F ir Fr
«
wort Gottes in verachtung verurfacht wirt, fo follen bie burch
das beillig wort Gottes mit einem guten verftand friblich in ber
lieb gemindert werben,
Item andere heylthumb fur die vorgemelten wie fie georbent
und empfangen follen werden, foll dem adminiſtrator und feinen
Reten zufteen das fy bey dem heilligen mort Gottes gehalten
werben bey aller priefterfchafft und gemeinem chriftlichen Volckh.
Der felertag halben.
Item der fontag fol wieuor gehalten werben, an dem Son⸗
tag das heillig wort Gottes dem criftlihen Volckh nutzlich aus⸗
gelegt geprebigt und geleret werben, und alle bofe ding Spi⸗
len tangen, und alle bucberey und mweltlic) ding, an dem Says
tag in dem Herrn Jeſu Chrifti aufgehebt fein, desgleichen
heilligen tag, im Jar als vnſers Heren Jeſu Chrifti geb,
das new Jar, ber heilligen drey Eonig tag, vnſer frawen licht
meß vnd die verkundung, bie veitent Jeſu Chriftt, fein auffart,
der pfingflag, ber tag der heilligen triuoltigkeit, vnſers
herrn fronleihnams tag, marie ſchiedung, aller engel tag, aller
heilligen tag, dauon die heillig gotlich gefchrifft meldung thut,
Sanct Johans Baptifte, Marie Magdalene, Sant Lorenz,
Meifter Johans Huffen und ander patron im landt zu behaim
gehalten werben, ander feiertag mogen an dem Sontag vers
kundet werben, das darumb bie arbeitfamen leut in rer na⸗
rung nit verhindert werben durch die feier, auch das vil ſuͤnm
vermiten pleiben,
Got geb der almedhtig das bife artigkell zu einem .guten
anfang feind, mit feiner zeit zu einem beffern mittel und zus
letft zu einen guten feligen end durch fein gnad reich Amen.
IN.
15330.
MNiga'ſche Ordnung des Kirchendienſtes.
3.1530 erließ der Rath der Stadt Riga eine
Gottesdienſt⸗Ordnung, welche der zur Einführung der Re⸗
formation aus Königöberg berufene Joh. Brismann
verfaßt hatte, vergl. (Rhesa) De primis sacrorum refor-
matoribus in Prussia, Progr. I., iom. 1823. p. 14.
Ihre Grundlage ift die oben Nr. XII. mitgetheilte K.O. bes
Herzogth. Preußen. Die zweite, uns vorliegende Ausgabe
führt den Zitel: Kurg orbnung bes Kirhenbiens
tes fambt zweyen Vorreden, de erfte an ben
Lefer, bie ander von GSeremonien, An den Erb.
Radt ber Löbl. Stabt Ayga jn Leifflanbt.
Met den Pfalmen und Götlihen Lobgefengen,
bie in Chriſtlicher verfamlung au Ryga ge:
fungen werden, auffs newe corrigert, vnnd
mit vieiß gemert. 1537. 113 81. 12, Am Gchluffe:
Im der Lauelyken Stadt Roftod, by Ludowich Dyes ges
druͤcket vnd vulendet jm jar na ber gebort Shrifti ones
Seren 1537, am 27. dage Aprilis. — Außer dem Lieber:
buche Bl. XVI - CIV. enthält fie noch den Katechismus
von Jo. Dol& (Inholt Ehriſtliker lere, in
dre Eorte Dialogos voruatet) und einen vers
deutfehten Dialog von Erasmus.
% * *
Von der Meſſ.
Wiewol es nicht alleyn gut vnnd nutz, ſondern auch von
noͤten iſt, das jn den heupſtuͤcken der Meſſ (als da ſind die
Collecten odder gebet, Epiſtel vnnd Euangelia, ſonderlich die
handlung vnd darreychung des h. Sacraments, des leybs vnd
Bluts Chriſti) zuuoraus vnſere gemeyne deudtſche zunge fur⸗
nemlich ghebraucht werde, damit ſich ydermenniglich des ampts
der Meſſen, gebeſſern möge, welche ſtucke alle zuuor, das Bep⸗
ſtiſche geſchwyrm, alleyn jn Lateyniſcher ſprach, wie zu Rom
ganghafftig geweſen, die dann dem gemeinen man jn vnſern
Deubtſchen landen vnuernemlich, nicht ohne mercklichen ſchaden
der ſelen, hat gefencklichen gehalten.
Doch die weyl aus altem vnſtrefflichem herkommen im
anfang dee Meſſ eyn Introitus, odder eyngang gheſungen iſt
worden, aus den Pfalmen, mochte man die Sonteglichen In⸗
troit vmb vbung willen der jugent (ſo ſie nu jn der ſchulen wird
zugenommen haben) Lateyniſch fingen, Odder an ſtadt des
Introitus eynen Pfalmen beubtfch ober lateyniſch, als nemlich
diefen, Es wolt uns Got gnedich feyn zc. odder eynen andern,
488 Ixi.
Denn yhe die ſprachen nicht ſollen ſo gantz aus der Kirchen
vbung gethan werden, gleych wie auch St. Paul nicht weret
in der Chriſtlichen gemeyn mith zungen, odder froͤmbder ſprachen
zu reden 1 Cor. 14. Denn’es yhe Gottes gaben find, welche
nicht alfo hoͤchlich veracht follen werden, wie fie'von vielen un:
bächtaen, freuelen vnd mutwilligen, ſonderlich jn diefen Lan⸗
den, verfpot, und auffs höchft verſchympfft werden.
Auff den Introit, fingt man das Kyrieelenfon, mith wenig
noten (aufgenommen auff de hohen Felt, da man Notam Pa:
ſchalem nemen mag) Vnnd were nicht unformlich, das es jnn
dreyen zunghen, Kriechifch, Lateyniſch vnd Deudtfch, wie man
auch an etlichen oͤrten pflegt, gefungen wurde, die weyl e8 doch
dreymal gefungen wird.
Mac dem Kyrieelenfon mögen Gloria in. ercelfis und Et
in terra Lateyniſch odder Deudtſch, nach beqwemigkeyt gefungen
tverden , Alſo das der diener odder Priefter, das. Gloria, ober
dem Aitar, auch gegen dem Altar gekeret, anfahe.
Darauff keret ſich der diener odder Prieſter zum volck, vnd
wuͤndtſcht yhm bes Herren gegenwertigkeyt. Nach dem antwort
folget die collecten odder das gemeyne gebet klar Deudtſch, mit
gewoͤnlichem accent, vnd nach ordnung der zeyt.
Dar nach ſol die Epiſtel geleſen werden wollautte, verſtent⸗
lich und Deudtſch, vnnd fol pronunciert werben’ one noten odder
accent, auff das die wort deſtebas vornommen werden von den
vmbſtendern, In Paulo anzufahen, durch alle Epiſteln, vnd
Acta Apoſt., Eyn halb Capittel, mehr odder weniger auff eyn
mal, dar nach es der ſyn erfordert. Man leſe ſie aber an ge⸗
woͤnlicher ſtelle, wie bißher geſchehen, auff dem pulpyth, mitten
vnther dem volck.
Folget Haleluia, mith der melodey, gereymet auff den deudt⸗
ſchen Pſalmen, ſo man dar auff ſingen wil, als, froͤlich wir Ha⸗
leluia ſingen ꝛc.
In ſonderlichen Feſten aber nympt man ſonderliche geſenge
deudtſch, als auff Weynachten, Danck ſag wir nu all dem Herrn
Got, der durch ſeyne heylige gheburt 2c. auff die noten, Grates
nunc omnes ꝛc. Auff Oſtern mag man nach dem Haleluia ſin⸗
gen, Chriſt lag in todes banden ꝛc. Auff Pfingſten Kom Got
ſchepper heyliger geyſt ıc.
Darauff ſol das Euangelion geleſen werden, auff die weyſe,
wie oben von der Epiſtel geſagt, Alle vier Euangeliſten durch,
Außgenommen die feſt, jnn welchen man lieſt die Hiſtorien
odder geſchicht des gedechtniſſes, ſo man auff das ſelbige Feſt be⸗
gehet, vnd nympt den Text der hiſtorien des ſelbigen Euange⸗
liſten, wie man bißher gehalten hatt.
Nach dem Euangelio ſingt die gantze Kirche den glauben
zu Deudtſch, Wir glauben all an eynen Gott zc.
Darnach gehet die Predigt an. Auff die predigt folget die
Prefation, welche der Prieſter Deudtſch ſinget, bis auff das per
Chriſtum, incluſiue.
Da gyb man bald eyn zeychen mit eym gloͤckleyn. Dar
nach ſo bald ſol der Prieſter zum erſten das brodt auff der Pa⸗
teen jn de handt nemen, vnd ſich ob dem Altar vmbkeren zum
volck, vnd die wort der benedeyung odder Conſecration wol laut,
deudtſch vnd vernemlich ſprechen. Der ſelbig vnſer Herr Je⸗
ſus Chriſtus des tages zuuor ehe dan er leydt, nam er das brot ꝛc.
Alſo thu er auch mith dem weyn jm kelch, das alſo beyde
das benedicirn vnd oſtendirn zu geleych geſchehe.
Sanctus, bleybet auſſen.
1530. Nigarfche Orduung bes Kirchendienſtes.
Bald dar nady fingt der Chor Sanctus, deudſch obder las
teyniſch, nach gelegenheit, mit wenig noten.
Darnach keret ſich der Prieſter zum volck vnd ſpricht. Laſt
vns hertzlich beten, Denn vnſer Herr Chriſtus hat vns zu bit⸗
ten befollen, vnd erhoͤrung zugeſagt.
Folget das Vader vnſer, welches der Prieſter gegen dem
Altar deudtſch, vnd wol verſtentlichen, mit der alten gewoͤnli⸗
chen noten ſingen ſol. Antwort der Chor deudiſch. Sondern
loͤß vns vom vbel. Amen.
Dar auff ſingt auch der Chor das Agnus dei, mith wenig
noten zwier, deudtſch odder lateyniſch, Zum erſten, Bis unns
gnedig. Zum andern, Gib uns deynen fride ıc.
Bald dar nach, one mittel, mendt fidy der Priefter zum vold,
und gibt yhn die Euangelifche abfolusion und fingt deudtſch,
Par domini ıc. Antwort der Chor, Vnd mit deynem geyſt ıc.
One mittel barauff, fol der Priefter dem vold! das Sacra⸗
ment reychen, fo e8 jemant begert, fagende zu nglichem jn der
darreychung fonderlich, Nym hin vnnd yß, das iſt der leyp, ber
fur dich gegeben iſt. Dar nad) auch den Eelch, fprechend, Nym
hyn vnnd trynck, das iſt das blut, das vor dich vergoffen iſt.
Vntter folhem Gommunicieren fol das vold! mit dem Chor
fingen das deudtſch lied, Jeſus Chriftus onfer heylandt, Vnd
nad) der Communication, Gott fo gelobet vnd gebenednet ıc.
Ddder nur eyns von ben felbigen, dar nach der Communican-
ten viel odder wenig ſeyn. Darnach fol der Priefter, mith einer
deudtfchen Collecten, vnnd gewönlichen fegen odder benediction
befchlieffen, fingend, gegen dem vol gekeret. Der Derr er
leuchte ſeyn angeficht ac. Amen.
ou ber Communion.
Am Sontage und feyrtage, heit man vmb ber Communi—
canten will, die Meſſe gantz durch, wie oben verzeychnet. Wo
aber nicht Communicanten vorhanden findt, mag man alles
fingen, gleich wie ed zuuor von ber Meſſ vergenchnet iſt, bis
auffs dudtſche Patrem inclufiue. Die Prefation aber fampt
den morten ber benebiction des brots und wenns, mit dem
Vnnd nach der predigt bald fpricht
ber diener ober dem Altar, gegen dem vold geferet, Laſt ons
herglich betten 2c. und fingt darauff Das Watter vnſer, in nota
folemni. Darauff Par domini deudtſch. Vnd flur drauff mit
dem fegen zu befchliefien.
Es iſt auch verordnet, das am Sontag vnnd feortag die
Diacon des morgens vor der Metten, vnd fonft zu gelegener
zeyt, am Tonderlichen ort jnn ber Kirchen, der datzu deputiret
ift, warnemen follen, mith fleys, der yenigen fo zum obentmal
des Herrn gehen wollen, Die felbigen auff yhr beger zu vntter⸗
richten, und yhre gewiſſen mit Gottis wort zu tröften, Auch
das die andern daneben, fo glench folcher untterrichtung villepcht
nicht bebürffen, und doch bed obentmals des Heren zu genieffen
begyrig, fich daſelbs angengen, das man alfo auch hiemit ver-
geroiffet werd wer bie find, vnnd wie viel yhr ift, Die auff
den felbighen tagh des Teſtaments Chriſti begeren.
Anm wercktage aber, fo Communicanten verhanden find,
fingt man vor der predigt, wie gewonlich. Aber bald nach der
predigt, hebt man ahn das gefeßte lied des Vater vnſers, Das es
bie gantze verfamlung finge (ba mit bie Enaben jn ber ſchule
ahn yhrer lere nicht verhindert werben) Dar auff fpricht ber
IV. 1538. Lippifche Sirchenorbunng, ® 489
Prieſter bie worth ber benedeyung vber das brot und. ober ben
wenn, eben wie oben angetzeygt, Und bald darnach fingt man
das lied, Bott fen gelobet 2. Darunter communiciert man
die fo verhanden find. Sonſt fo nicht Communicanten ver:
handen, fingt man nad) ber predigt obder lection eynen deudt⸗
hen Pſalmen, odder fonft ein deudtſch Chriſtlich Lied ıc.
Bon gefeffen, vnd andere zubehörung.
Im Thumb alhie zu Riga und auch zu S. Peter, bedarff
man an yglichem orte Drey Leiche, eynen fur gemeyne fiechen
und krancken, den andern von wegen etlicher vnreynen krancken,
fo anhangende fchebliche feuche haben, Den dritten kelch am
Sontag vnd fonft die woche buch, vor bie Communicanten jn
ber Kirchen und zum Altar. Zu ©. Jacob muß man «6 ber
gleychen auch verforgen, Vnd were gudt bas eynem yedern Dias
con odder diener eyn kelch vberreicht würde, vor de fiechen, das
alfo keyn verfeumnuß an den franden, des nachtes odder fonft
pn der eyl gefchehe. .
Der kleydung halben bes Dieners unter ber deudtſchen Meſſ,
wollen wir vnns diſſ frey furbehalten haben, Ein Chorrödel
des Sontages, vnnd fonft, fo Communicanten verhanden. Auff
fonberliche Feſt aber, als ba findt, Oſternn, Pingften ze. eyne
Chortappen, ober Cafel zu brauchen, odder nach zulaffen, wie
e6 beqwem ift, Nemlich das man bes Sontags ſchlecht eyn Chor⸗
roͤckel hab. Auff die Feſt aber, mag er eynn Chorkappe oder
Gafel (die weil yhr noch gnug verhanden iſt, vnnd doch fonft,
wiewol fie vil ghelt ghekoſt haben, da verterben) fchlecht ober
das Roͤckel ziehen, auff das durch folche ſtette verwandlung vnnd
enberung die frephept folcher eufferlichen ding deſtebas vermerdt
werdt...
Von Feſten.
Alfe feſta Chriſti unfes Hern vnd erlöfers, wol wir halten,
auff das man das gebechtnuß der heylfamen und groffen gnadens
reichen werd, die und zu teoft gefhehen find, mit predigten und
ermanung des volcks, jerlich begehe, ald nemlichen, Weinachten,
Circumciſionis, Epiphanie, Purificationie, Annunctiationis,
Oſtern, Pfingften mit den andern folgenden tagen, auch Afcens
tionis Chrifti, und Vifitationis, die wen! das die erſte offenbas
rung Chrifti ift gheweſen, da er noch jnn mutter lieb war. Don⸗
nerftag vnd Freytag vor Oſtern predigt man vom obentmal bes
Herrnn, vnnd Newen Zeftament und ben Paffion, doch inn ſtun⸗
den geteplet.
IV.
1338.
Gheftalthe Artickel Meformation der Firchen An der Gravefchup Lyppe ze. dorch de Vor:
ordenten der Landtichup apergegeven Anno 1538.
Nu myt flythe revifert und beiwaghen tho Wyttenberg dorch Juſtum Jonas: Martinum Luther: Johanen Bugen⸗
hagen: und Philippum Melanchton: als ohre eghen handt under gheſchreven vormeldet Im Jare 1539.
Timothei 3. |
Ale ſchryfft van Bade ingegeven i8 nutthe thor lere, thor firaffe, thor betteringe, thor tüchtinge in der gerechticheit,
dat eyn mynſche Gades fy vullenkommen, und tho allen guden werden gefchidet.
Die Abfchrift der folgenden, bis jegt ungebrudten K.⸗O., über
welche Hamelmann Opp. gen. p. 811 zu vergleichen iſt, vers
banten wir ber Güte bes Fuͤrſtl. Lipp. Archivars, Heren Fal ck⸗
mann. Ihr liegt das Original zum Grunde, bis zu bem Ab»
fehnitte: „Wan Monniten‘, von welchem’ an eine gleichzeitige
Sopie benugt worden ift. Er Änzungen im Original find mit * *,
ausgeftrichene Stellen mit [ N Begeichnet, Die Erinnerungen ber
Wittenberger Theologen find zum heil in ben Roten wiederge⸗
geben. Den Anfang bildet folgender Brief der Testen:
u Juſtus Jonas ⁊c.: Martinus Luther :‘Iohannes Bu:
genhagius Pomeranus : Philippus- Melanchton
Dem Edlen Crnveften und geftrengen Symon van
Wendten Drofte zu Barnholg in der Sravefchafft Lyppen
zu handen.
: Gottes gnab dorch unfern hern Sefum Chriftum zu
vorn Edler Ernveſter und geftrenger beer, Ewer kirchen
DOrbenung Haben wyr myt vleys gelefen und bewäghenn,
Wie Ihr fehen werdet, das wir ebtlich wenig woert daryn
ß eenbert, Und holden foldye Ordenung wie fe dar: geftalt
vor vecht und Chriſtlich, vormanen auch. euch und alle
der landtſchafft Regenten truwelich das Ihr, wie Godt alker
Oberkeit gebottenn, fein heiliges Evangelium und rechte
Sottes bienft aus zu breiten, zu furbernn und zu erholden
Solche Shriftliche Drbenung zu Gottes eher ˖ und zu {ob
II,
unferm bern Chriſto, und zu ber leuth feligkeit, myt Ernft
uffenchten und fe handthaben welt, Den biefer ift der
rechte und hoift Sottes bienft, den. be Dberkeit thun fol
. umb khann, wie in Ewer Orbenung vleiffig und Ghriſtlich
ift angezeigt. Szo ſynd alle menfchen diefen gehoirfam
Godt fhuldig, dad wir unfernn bern Chriſtum horen, wie
uns gebotten Hic eft filius mens dilectus, Hunc aubite,
Undt Godt fpricht, wer bennfelbigen beren nicht horen
. werbe, ben wolde er außrotten. und ewyglich ſtraffen, Wie
ane zweiffel Godt an den wydderſachern des Evangelii
ſolch außrotten myt der zeit ſchrecklich anfahen wirbt, Denn
‘die Tyrannen Üben fobiel Gottestefterung, und befprengen
fih mot der Heiligen bluth, das be ftraff nicht lang auß⸗
bieiben wirbt. Darumb wolt ouch auch menfchliche bedrau⸗
‚wung nicht abwenden laffen, Godt bewahr und fterde euch
ze feinem lob und ewer ſeligkeit. Datum Wytenberg
Rovembris 1839. 57
Ze
Geſtalte Artickell Reformation der kerchen inn
der Graveſchup Lyppe ꝛc. durch de Voroirdenten
der Landtſchafft overgegheven Anno 1538.
Kccs. ca. 12, Sic vivendum ut mundum contemnamus ac ma-
litiam ejus vincamus, “
62
*
40 a
Deme Ehriſftlichem Ieher.
Gnade ... frebe ... und barmberticheit van Godde unferm
dader unde Chro. Ihu. unferm heylande, günftige leſer, Nha
deme de einige Almechtige godt inn däffen leſten dagen durch
fone vaderliche Ieve und trume nach foren godtlichen thofagen
Matt. 24: bat reine billigen Euangelion fafte durch alle werlt
tho pryſe ſyner godtlichen Mateftet, erhauunge ſynes Heylan⸗
des Chriſti, troiſtunge und heill der armen bedroeveden conſcien⸗
tien lehren predigen unde vorkuͤndigen letth, ßo betuget uns
doch be erfharunge ſunderlichen by den wederſakeren gobtlicher
wairheit, dat noch vele ſchrecklicher mißbruke grucliche goddes⸗
Iefterunge und unvorſchamede loegen dardurch de reyne hillige
lehre des Euangely vordhundelt myt groten fchaben und merck⸗
lichen nachdeile der armen ſympelen herten geoevet werdt De⸗
wilen dan itziger tydt gemeyne Landtſchup Ritterſchup und
Stede ber lovelichen Graveſchup Lippe ꝛc. durch de gnade des
Almechtigen erluechtet, de reyne lehre bes Euangely wedderumb
anthorichtende und de verfallen huetten Davids ſo eyne figure
Chriſti und ſynes rykes geweſen, durch goddes huelpe tho ſtiff⸗
ten geneigt, erfordert goddes ehre heill und troiſt der ellende
armen herten, dat ſodane gruweliche loegen laſter und mifbrutd
der godilichen lehre Jeder meniglichen klairlich motten entdecket
werden, und durch ſodane anwyſinge vor ſodanen gruwelichen
gotloſen weſende ſich tho hoedende und wachtende wuͤſte, De⸗
wilen wy alsdan durch de ordentliche overicheit und hoge poten⸗
taten tho ſtifftunge des hilligen Euangely und der heilſamen
lehre geeiſchet und godtlichen berhopen, hebben wy dat puntt
godtliches woirdes Fo uns van godde uth tho deilende befhollen
in der ehrden nicht mogen begraven und vorbergen ſondern dat
ſulffe nha dem ſproicke Jo: 8: woll de wairheit doith de
kumptt ant lycht 2c. der gemeynen goddes truwelichen und fliti⸗
gen thor betteringe uth tho deilende vorgenhommen, hebben
alſo koirtlichen und eynfaltigen de hovet artickelle Chriſtlicher
Lehre, ßo thor ſalicheit noidig myt ohren falſchen miſbruken,
Yofen waen und mynſchlicher opinion der gemeyne goddes thor
kennen und richtende vorgeſtalt, dair neven den richtigen chriſt⸗
lichen gebruick nha der ſchrifft uthwyſunge der laven hilligen
veder getuichniffe ouck der oldeſten chriſtlichen kerchen Deereten
und Canonen uthwyſunge angetzeigt up bat ein Jeder chriſtlich
herte und gemoithe dair inne moge ſpoeren und ſehen wat
godtlich chriſtlich und ehrlich, dair jegen wat ungodtlich und
unchriſtlich tho achtende und tho holdende fp, deinſtlich und
fruͤntlich biddende, ſodane unſe arbeit ſich gefallen laten und
den vader aller gnade und troiſts hertlichen nha ſyner godtlichen
thoſage, bidden ſyne Majeſtet ven Satan myt aller ſyner Sa⸗
thaniſcher lyſt und boiſheit balde moge under unſe foete getre⸗
den werden, tho pryſe ſynes nhames und herlicheit Iheſu
Chriſti durch de krafft und werckunge des hilligen gheiſtes. Amen.
Datum Dethmolbe Am dage Michaelis Anno XVC 88.
Joannes Ambflerdamus
Eccl. Bremensis concionator,
M. Hadrianus Buxschotenius
pastor Hoiensis.
Bor inne be Neformasion der Ferchen asrnbemlichen gelegenn,
De rechte ware Reformation der kerchen 16 vornhemlich
gelegenn daranne, bat durch getrume Chriftliche Deynere Sots
ET. 1388, Bippifche Kicchenorduung.
tes deyde ſynes wolrbes und fivehrbes affgeftalt werben alle
apenbare uthwendige falfche lehre und falfche goddesdenfte ehr⸗
dhom und mifbruld unde dair jegen rechtſchapene lehre und
wahre godesbeinft upgericht werbenn.
Aıfo hebben gedhain de prophetenn godtfroichtige fonnnnge
Judaͤ, [Bachias, Joſias, David zc.,] Chriftus und ſyne Apofter
len und de vorfhallen huetten Davids als Amos feht vefors
mert, Samuell hefft dat lange vorfwegene und vordunderde
woirdt Goddes ann dach gebracht, ouck alfo Hieremias, louck
David, Ezechias, Joſaphat myt hogen flyte ohre lande van
affgoderye und falſchem godbesdeinfte affthoſchaffende unde recht⸗
ſchapene lehre und goddesdeinſte up tho richtende, ohres rechten
Ampts plegende, alſo ouck Joſias myt gantem betruwen an
Godtt dede, wo ouck Iheſus Syrach betuget, am 29. Gapittell.]
Detoylenn dann mo vorgl. der voroicdenten overicheitt uthe
vorgl. anwyſunge däffe twe ſtuͤcke thobehoeren unde uns deme⸗
ren godtliches woirdes unde der gemeynen Chriſti durch ordent⸗
liche overicheit duͤſſer Graveſchuph Lippe ꝛc. dait tho tho gebru⸗
chende gefordert, derhalvenn wy ouck vorplichtigtt unde willig
als getruwe husgenoten goddes myt goddes woirde und Apoſtol⸗
ſcher lehre alle aphenbare godtloſe miſbruicklich weſhent in ber
iehre ceremonien und levende, fo noch moͤchte villichte vor han⸗
den unde gebruicklich ſyen affthoſchaffende. Dair jegen ordent⸗
lich wedder thovorfhaten und ſtifften myt hilliger ſchrifft und
predigenn rechte ware lehre und gebruick, derhalven wy duͤſſer
nachfolgenden artickellnn myſbruick und rechte gebruicke thor
anwyſunge ſchrifftlich vorfhatet hebben.
Des Geſettes myſbrnick.
Dath man an uthwendiger holdunge der wercke des Geſet⸗
tes unde gebhoder godts gelehret hefft vorgevunge der ſunde und
vorſoenunge dardurch tho erlangende dat ewige levent tho vor⸗
deinende, Jegen der Apoſtelln eirſten raithſclach Acto. 15. ouck
jegen Paulum tho den Romers und Galater, ouck jegen de lehre
der billigen kerchen * der Apoſtolen tyden als * Doctoris Aue
guftini unde Ambrofy zc. Jeronymi. * tem ys oud eyn
myßbruek der Antinomer de allen gebrued des Gottlichen des
cali mand den Chriften verwerpen *.
Des gefettes rechte Amptt
| v
unbe gebruic id in dreen flüdenn
orpatet *.
* So yo im erſten deel twyerley angemerket *, bat geſette
apenbairt de * vorderftliche* früchte der erfffünde als bat in ums
fer vordorven natur liggen, unglove, byglove, affgodderie, vor
mettenheit, blyntheit in godtlichen ſachen miſtruwen in Godt,
dat wy ohne nicht leven, froichten und derglichen ſuͤnde, kann
de vernunfft nicht erkennen dann alleyne durch dat geſette “und
wen bath gefette alfo uns de fünde geoppenbarth und unfe
confcientien erſchrocken mothe na antoifinge de6 gefette&* duch
alfodane erfenteniffe tho Godde In Ehrifto ſynen Sone alleine
flehen und hulpe ſoeken: van duſſem gebruche ſteith Ro. 3,
4,5,7.1C0.15. 2 Co. 3. Ga. 3. und by ben Auguftin:
webber de Pelagianer.
De andere rechte gebruick is, dat idt lehret be groven uth⸗
wendigenn fünde darmede tho fiuerende unde de tho bedwingen
(1 Xymo. 1.) Deme rechtferdigen is neyn gefette gegbeven,
funder den unrechtferdigen und ungehorfamen den gobtlofen
und ſunders.
EV. 1588. Lippifche Kirchennrbunng.
De dridde, wat vechtt marhafftig gubtt und qwait fp, mat
4
be darmede moge ſyne funde boeten, alle gebhade goddes houl⸗
gebhan und gelatenn foll werden, wat gube und qwaide werde | ben godt Ionen banen alle und ſynen neigften als ſich fuͤlveſt,
ſynn Matt. 19. Luce 10. Matt. 25
Des Evangelii miſbruick is
Datth eth is uppe de wercke getogen, als de Joeden den
Moſenn und propheten deden, und wider myt mynſchen lehrenn
alſo vormengtt dat dardurch de erkentniſſe der gnaden goddes
in Chriſto Iheſu vordueſtert, de rechte wech der gerechticheit
und ſalicheit, de uthe der reynen predigen des Evangely kumpt,
vorborgen gebleven, ahne welchen nhemantz Chriſtum erkennen
kan offt rechtfertich werden Joh. 1. - Daruth ouck entſtanden
ſynt alle falſche goddesdeinſte huchelie, falſch hillich levent, ehr⸗
dhom miſtroiſt in allen ſtenden. *Item das men hefft dar uth
eyn utwendich gefeth gemakt, damyt ſolde eyn nye borde dem
Chriſten upgelacht werben. *
Des Evangelii rechte airtt unbe gebruick.
Dath Evangelium is eyne fhroliche Bodeſchuph und anger
nheme gude tydinge van der verfoenunge gobts vorgefunge
unſer funde ahne unfer vorbeinft, averwynnunge unfer geiftlis
her viande durch Chriſtum, mente gelyck als den Soeben eyne
fhroliche wdunge was, dat David den Goliad geworget, unde
de Engell van dem folcke des koninges Senacherib boith ſeloich
hundert unde viff unde achtentyg duſent manner und alſo ver⸗
loeſet wordenn vann der vyande handen, alſo werden wy ock
durch dat predigen hoeren des Evangely gelehrtt dat wy uns
in ſunden und allem Jamer aller gnade tho godde vertruwen
ſollen und gereddet werden. Luce 12. So. 8. 2 Zymo. L
Hebre. 2. Unde de Chriftus is uns vam vader gfabtt eyn evich
gnabenftoil Ro. 8. Heb. 4. unde eyn evich midtler vorfpraide
und vorloefunge, bat wy ſyner uns alleine follen berhoemen
1 Co. 1. ung i8 ouck vam vaber neynn ander nhame gegheven
dar Inne wy mogen offt konnen ſalich werben dan de nhame
ChHrifti, dar is neyn ander heill. Acto. 4.
Item dat Evangelium fordert oud dat idt will gelefen ftus
dert geprebigtt gehoirt und gelonet werben, halt wall an, fecht
Paulus, Jo. 8. und vorkundigt den doith des herenn, prebiget
dat Evangelium allen Creaturen. Io. 10. Wer uthe godbe
16 be hoeret goddes woirdt, dat 16 de nympt dat tho hertenn,
be Schape hoeren des heirdes flemmen. Abtaam fach des
herenn dach und erfrouvede ſich, dat i8 dho he de thofage van
Chrifto hoerde, ahne den geloven aver is alle dink unnutte *thor
falicheie * Heb. 4. * Darumb werth geforbeet der gelove.
Mar. 1 et ultims;* Darumb 16 oud dat Evangelium eyne
krafft goddes unde Inſtrument barmede gelovich, verftenbig
*und felih* tho makende alle uther welden Ro. 1. 1 Eo.
1 und 15 und 1. Pe. 1. dann durch dat Evangelium werdt
de mynſche falich Idt is eyne macht und flardle gobdes thor
ſalicheit denn gelovigen. * Dorch dar Evangelium welches
myt den geloven entfangen wert, werben wy Dich anderwerſt
geboren und werden vornyet, entfangen den heyligen geiſth und
averwynden, doen gute werde. *
Des friggenn a wmufbruis, u
Mann hefft gelehret, dat eyne mynſche moge uthe fonen
friggen willean fodane gude wercke dhoin unbe bofe latenn, bat
und dat tho gude werden nicht noidig ſy de billige geift und
fone gnade, funder men konne ſich derſuͤlven tho vorne
werbig makenn, dath dan falſch und affgodifch erlogen bhoint
is, * dat thom guden werde de rechtverdinge des gelovens oich
nicht nodich fp, bedorve ber auch nicht vorher gaen.*
echte verftaudt und gebruick bes friggen willenn.
Nha der fchrifft anwyſunge is de nhathurliche mynſche vor
ber weddergebhoirtt durch den billigen geift, fleiſch, dat is in
godtlichen fachen blynt, vorfloickt unreyne, ſundhafftig, moith
fundigen, alle Erafft, vormogenn des nhaturlichen mynſchen
ahne den hilligen gheiſt is vorbhorret hoyg, als eyn affgefhallen
blome Efa. 40. und wat van fleiſche gebhoren is fleiſch dat is
vorfloickt und ber heiten werbig, alle dancken und dichtent ber
munfchen is boße Gone. 6, 8 und dem Gefette goddes entegen,
Ro. 8. Eyn fhuell bhoem bringt boße ‚feuchte, Mar. 12,
unde de nathurliche mynſche vorfteit des geifts fachen nichtt,
fundern is ohme eyne dhoichelt 1Co. 3. kann ouck godbes ges
fette nichtt unbertanig fynn Ro. 8. Summa, wat baten rechten
geloven gefchueth, is funde No. 14. Darumbe id de hillige
geift und de gaade Chriſti eirſt noidig nha ber hilligenn ſchrifft
Im berten nhemant tan ahne deu hilligenn geifk fengen, bat
Chriftus de here fp 1 Co. 12. My font ouck nicht genoich⸗
fam van uns fulvsft wat gudes tho dendiende edder bhoinde
2 Co. 3. Jo. 3. Darumb 18 alleine Chriſtus werd unde bes
billigen geifts krafft geloeven unde godtzelidhen in duſſer
welt to levende.
echtes gelovenn mpfbrutd.
Dath men gemennt hefft, manner top ben hyſtoriſchen ges
foven hebdenn wo dat Chriftus entphangen und gebhoren fy
van Marien der Jungkfrouwen geeruigigtt geftorven begraven
und derglichen, fo wehren wy fhrom vor gobde, bed doch be du⸗
well ouck gelouet und doch im gerichte goddes is. Jaco. 2 und
nhimmer kann falid werden *Item fo eyner bat vor den
geloven achtebe, als were uns Chriftus alleya thom Exempel
und nicht mer, ober fo eyner eynen ......... geloven bebbe,
too wol in der erften kirchen Matth. 7 und funft nicht anders,
fo werth nichts. Item fo men wolde alfolden geloven fetten,
de dowch dre leeve formerth worden gelich als de leve de vors
nsmlichafte fon ſolde yn der Juflification. *
Mechtes gelovenn airt und gebruid.
Rechtt gelove is, dat wy ſecker gewpſſe ungetwivelbe vprs
truwen hebben-tho godde, dat he uns gnedig is, alles guden
uns tho ohme verſehen mogen, he uns ernehren in allen noiden
will hanthapen und ſunde vorgheven durch Ehriſtum, nicht
thofolgen dan’ wat ums nutte is. Heb. 11. Ro. 4. 8. Aus
guſtin. Dif. 2. Bernhardus in ſermone de Annunciatione do⸗
minica. *Item be gelove p6 darmit wy uns openbaren dat
verdenſt Ehriſti des fones Godes als myt aynen inſtrumenth
und geloven dat wy uth gnaden ummefunfl, ſunder alle werde,
ſunder alle geſetten dor Ehriſtum ben Son Gottes alleyn
gerecht werben Ephef. 2 Ppitip. 3. Itam konnen Ehriftum
vor dat lam Goddes dat der welt funbe drecht und ver der ver⸗
62*
fonunge vor alte miſſedaith Joannes 1 u. 3. it. 106.2,
Item dat Chriftus uns ſy unfe gerechticheit hyligunge und erlos
funge geworden 1. Eorinth. 1.*
Duſſe rechte gelove richtett time dyngk ann.
Inwenbdig in herten,, vorandert *und ryniget* be dat herte
und gebanden, bat be mynſche ſich wo vorgl. tho godde alles
guben gnaden vorfehen kann. Acto. 15. Frede myt godde heb⸗
ben Ro. 5. unde eynen rhoem van ſyner gnaden 1 €Eo. 1.
Philip. 3. *Bringet den heyligen geift. Roman. 8. be yn ber
gelovigen herte werdet.*
- &hom andernn bringtt he allerleigge gube werde Ro. 3.
Sat. 5. und Ambro. Duͤſſe gelove is der gerechten gelove.
Fides electorum 1 Typ. 1. enne ghave gods. Ephef. 1 und 2.
und entfpringt uthe dem prebigen hoeren des woirt goddes durch
Ingevunge bes Hilligen gheifts, dair inne wy ropen Abba leve
vaber. Roman. 10 u. 8. Gala. 4 cap. *Wercket alleyn durch
de leve Sala. 5. Maket und holdet yn ben gelovigen eyn gueth
gewetten 1 Timoth. 1.*
Ghudbder werde myfbruid is twierleigge,
Thom eitften bat vor gube werde geholden font underfcheit
der ſpyſe, hilligen ehren, bedefhairbe ghan, wigwater brufen,
winckelmyſſe hoeren, afflaith kopen, Rofenkrenge lefen zelen
miffe, vigilien und dergelichen flifften, Darmebe men godt geehret
befft, doch unrecht. Matt. 15. Deut. 4.
Thom andern, bat men *gelehrt hefft* myt fobanen werden
godde tho vorfoenen, gnade tho erlangen 2c. dardurch de thofage
gobdes upgeloift. Ro. 4. Ga. 3, de gelove und gnade gobdes
vernichtigt Ro. 4. one. 2. de fulft vorworpen und darvan ges
weden Sa. 2. 5. de gheift der gnade gefchendeth. Heb. 10. dair⸗
tho vorloihent men ouck darmede Chriftum. Ga. 2. 3. 9.
Ty. Lund 10. 4. und 2 Pe. 2. 1 Pe. 2. Heb. 6 und 10.
Hechte gube werck⸗ fyunt
De eynn mynſche dhoith nha inholde der teyn gebhobe god⸗
des, uthe eynem Chriftlichen geloven und berhopinge, bat men
thom eirſten gewiſſe ſy, dat de werde goddes woirdt unde bes
vehell hebben dar tho ben geloven hebben, bat de wercke godde
befhallen umb unſers herrn Chriſti willen, anders is idt ſunde,
als Cayns offer was, wat buthen dem geloven geſchuith.
Duffe guben werde gefchehen drierlegge orbeutlicher wyffe,
Itliche belangen unfe egenen perfonen als eyn uthwendig,
erbharlich, fruntlich, tuchtich levent, an woirden, gebheren, wers
den an metigem etthen, drincken guden vorbilden jegen unfen
neigften und dergelichen,
Itliche belangenn unfern neigften als deme gerne tho beis
nende Sat. 5. 6. myt ſyner ghave 1 Pe. 4. und dat eyn jeder
in ſyner berhopinge flitig handele, de overicheit be ehre dho.
Ro. 13. de prediger bat fone Matth. et Marci ultimo. 160. 4,
be hußfader bat fone. Eph. 6.
Stliche belangenn Gobt, bat men ſyne woirde hoeret geloes
vet, recht anrhopet, prediget fon woirdt, *loverh und dancket en
borch Chriſtum,* ſyne Sacramente recht gebruchet und rechten
uthwendigen goddesdeinſt oevet ıc. unde handhavet *nach onen
bevelle, Summa bat alle unſe doenth yn Chriſto und dorch en
vullenbracht werde.*
IV. 1588. Lippiſche Kirchenordnuung.
Gube werde worumb tho bhoinde.
Thom eirſtenn, dat ße Godt gebhaden, ohme tho wollge⸗
fallen, dat he an uns gehourſame kyndere fynde nha ſynem
willen unde dairann gepryſet werde. Matt. 5. Phy. 2
Thom andern, dat eyn ander dardurch ouck gudt tho dhoinde
gereiget werde 1 Pe. 3. und ſunſt dem noithrufftigen myt
mwoldhaden gehulpen werde Matt. 25 und ad Phylemonen
epiftola.
Thom druͤdden, bat dardurch eyn Chrifte ſynen geloven
ſtercke und ſyne berhopinge gewis male 2 Pe. 1. Heb. 6. Eſa. 68.
In alle duͤſſe vorgl. wercke doch neyn vortruwent wo vorgl.
des vordeinſts darupp ſtelle ꝛc. bat wehre anders be werde
Chriſto gelyck gemakt. *Darumme ys noidich tho wetten, dath
wy allens wat wy unſer negeſten uth nodiger leve doen, dat
ſolches Chriſto ſulveſt geſchueth. Mathei 28. Darumme wy
dat em thor danckbarcheyt doen und nach ſynen vorheyten und
exempel, gelich als he uns gelevet hefft, Johannis 13, konnen
derhalven nieht darmyt vordenen, Sunder mothen alles uch
ſchuldiger plicht doen, denn wen wy allens gedoen hebn, wes
wy tho doen ſchuldich, fo font wy doch nichts ſunder unnutte
knechte Luce 17. Item dat de wercke vor keynen vordenſte
konnen gereckenth werden, ys daruth tho vornemen, dat ſe nicht
uth uns funder effectu des heyligen geiſtes ſynth und ſolches
yn uns Chriſtus dorch ſynen Geiſt und gnade wircket. Gala. 5.
Joh. 15.*
Der Dhope myſbruick,
Dat de gnedige thoſage der dhope anhengich und dat Evan⸗
gelium nicht gepredigt ſynt, ouck dat de dhope eynn underpandt
godtlicher thoſage und ghunſts unde eynn tekenn eynes bhoith⸗
fertigenn levendes, dat ouck itliche unnoedige ceremonien als
olye Chriſma Szolt gebruchen, up latin ahne vorduetſchunge
gedoifft ouck kynder eyn maill van frouwen gedoifft, anderwerſt
myt underſcheide gedoifft ouck geſtadet dat men ungebhorne
kyndere dhoepen ſolde, dat doch nicht fon mad), quia non po-
test renasci qui non est natus,
echte wefent ber Dhope,
Is goddes woirtt und water durch fone Infettunge Eph. 5.
unde Auguflinus, und is alfo recht *fo fee na lude ber ynſet⸗
tunge mpt water vullentogen mwerth*, offt de deyners godtlois
wehren, mochten derhalven nicht wedder gebhoifft werden, de
Judas gedhoifft hadde und van valfchen propheten tho Cho⸗
ryntho gedoifft worden, gelyck de befchnydunge Efau und der
pharifeer recht was, alfo blivet de bhope in fich fulveft oud
echt, dan ße is upp goddes woirtt gegrundett *und nicht up
den perfonen*.
Mutticheitt der Dhope.
In der dhope werdt men wedder gebhorn thom ryke god⸗
des. Io. 3. Tyti 3. Entfengt mm ben hilligen geiſt und vor⸗
gefunge der ſunde Acto. 21 und 22, werdtt Chriſto ingelyvet
und levendig gemacktt 1 Co. 12. Gal. 3. Matt. ultimo.
1 Pe. 3, alle fundig wefent verfopenn alß Pharao im choben
mehre 1 De. 8.
Der Dhope Üpte gebruick.
Ohre krafft tho bewyſende fordert fe myt ben geloven ohre
woirtt und thofage tho fhaten. Matt. 8. Marci ultimo, Acto. 8.
. IV,
De Dipope weme be beboirich fa.
As der Joeden kyndere de befchnpbunge behoirde, Ge:
neß. 1. 7. Act. 2, ßo behoertt den Chriften Eyndernn de dhope
nha goddes woirde 1 Io. 2. Eph. 6. Deutro. 6. 11. 31.
Matt. 18. 19. Luce l. Biere. 1. Darumb fal men oud de
dhope nicht vertredien. *Dich darumme bat fee thor Eerchen
boren. Epheſ. 5. be kerche werth gebopth derhalven oich de fins
ber. Gelich we oich de oldeften und bewertſten boctoren na
den Apoftolen gleich gebruket und beholden hebben.*
Wath men by Ferchen gebrufe anmerden fall,
Nemptlich, wat godt ingefabt hefft *und yn ſynen bochern
ber Schriffth,, funderlich yn des nyen Teſtamenths bocyern*,
alfo recht tho warende, und mat mpnfchen Fate fun, dat unnutte
dardurch affthofundernde, darumb Fo blifft de rechte Inſate
Chriſti der dhope by ſich unvorandert als de gefchueth im nhas
men des vaders und bes Szones und des billigen gheifts, *und
ſolches tho upbawunge yn gemenner ſprake 1 Corinth. 14.*
Mynſchen thoſathe by der dhope als dat Evangelium
*Marci* und gebede font nicht alleine frigg, ſunder nutte und
gudtt *wente fee ſynth dem worde Godes gemeß*, dergelichenn
de Faddernn umb ber wedderdope willen, be vorwenden, ße wet⸗
ten nicht, dat ße gedoifft ſynn, des dan be gefaddern tuchniſſe
konnen gheven nha tiden und de kyndere lehren de hovetſtucke
bes Catheciſmi, *fo der kynder vader und moder afflivich wor⸗
Den edder ſunſt myt ben oich tho gelyde.* Dope wygunge,
olye, Bolt ıc. na deme de nicht in goddes woirdt vorfhatett, ouck
de hillige kerche, *als Juſtinus Martyr betuget,* van anfange
ber ohr nicht vor noidig erkandt, *und den Chriftum recht ken⸗
nen leren und fee in Godes furchten upteen, bat ber olbern vor:
nemliche plicht ys Ephef. 6*, als men an den Eyndern merdet,
be in den huferen gebhoifft werden, ouck be rechte dhopenunge
mehr vordundern, ßo letth men dar van und genglich nhabliven.
Baun Eunbelbebbefchenn. Frouwen.
Nha deme dat Inſegent der frouwen eyn anſehent gifft,
als wehren ße dorch dat telent enthilligtt, dat doch goddes werck
is, und de echte Standt dardurch vorachtlich is des nicht noidig,
doch mach ſodain kyndelbeddeſche uthe friggen gemoite thor ker⸗
chen ghain ghodtt dancken unde fhoirtt umb gnade biddenn ıc.
*oich umme andere Menſchen wyllen ſych guetlich ynheimiſch tho
en und darumb das fee oich ere egem Inff nicht vorwar⸗
lofen.*
ſUnde wehre eyn kyndeken im huſe gebhoifft, fall men deme
deiner anfeggen, dar vor *yn ber kercken“ be godde banden fall,
und aver dat kyndt lefen Evangelium Marci, bar tho bat vader
unfe und bat lefle gebetth aver bat kyndt: de Almechtige ewige
gobt zc. und beflute: de here behoide dynen Inghanck und uths
shand van nhu an tho eiwigenn toben Amen.]
Men hal ouck in Duetfcher ſpraicke dhoepen umb ber
thohoerer willen thor betterunge, al& de Apoftelen inn ohrer
ſpraicke deben, ouck Decretales de officio judieis ordinarii vors
melden, *und ber keyſer Juſtinianus in Novellis.*
Des Sacramento des Wltaies mufbruid,
Duͤſſes hoichtwerdigenn Sacraments befft men myſbrukett,
myt zelen miffen, windellmiffen vor gefuncheit fhatelicheit und
15338. Lippiſche Kirchenorbinung.
ga
y-
v8
bergelichen koipmiſſen vor gelt, godde darmede vor be funde
als eynen offer tho vorfoenende dat vordeinft Chrifti dene Lam⸗
me Goddes ghans tho tuebbern, is ouck myt henfclüten *upthos
büren und nad) den krancken myt klocken und Bergen prechtich
tho dragen*, umb hoff tho dragen, under eyner geftalt tho ghe⸗
ven, bat dar de doith Chriſti und bloith vorjtortent durch vor⸗
ſwegen font jamerlich miſbruchet worden, derhalven ſwehrlich
gefundigt.
Chriftus ampt goddes gnade und gelove
Chriftus Infettunge, teftamenth leſte willen und
gebodt der Apoftelln lehre und bevehll,
Der eirften kerchen oulden gebruick zc. und ber
billigen Doctoren fchrifften.
Der geiftlihen Canones und rechten
Etlicher pavweſte *Deereten oih* Concilien und
*Scholaſtikern Doctoren* meldunge.
Szo mothenn ſulche mifbruide *affgefchaffer und darnach*
geprtebigtt werben. und Jebermanne, *den fee yrren, Godes bes
Wedder
vehl fereven*, ßo werden fe woll im herten van ſich ſulven a
en
len, Hirmede vorwerpen top ouck der rechten Inſate der "war
Miffen nichtt, funder achten idt fulfften als eynn hillich godt⸗
lich Sacrament hoge tho pryſend.
Bann rechten gebruick und weſent bes Sacraments.
De beinere der Eerchenn follen bat Sacrament rekenn uns
ber beider geflalt ben leigen *na Chrifti gefettenth*, dair benes
ven ben dhoith Chriſti apenbairlic, vortundigen *na Pauli
vorelarunge*, de leigen follen geloeven bat Chriftus fechtt, dytt
broith is myn Ipff, duſſe drangk is myn bloith,, dair tho dat fon
lyff vor uns gegheven, und ſyn bloith vor uns tho vorgevunge
der ſuͤnde gegotten ſyn, Duſſe twe betugenn de Almechticheit
und barmherticheit Chriſti, und duſſen bevehell als etten und
drincken moith men by verluſt der ſalicheit dhoin, ouck moith
men hir by ſyner gudicheit gedencken mytt geloven im herten
und bekennen ſulche woldhaith apentlih myt dem munde®
Ro. 10. * tem geloven gewyglich bat men fo warlich entfange
dat liff und bloith Chriſti als dat utwendige broich und wyn.*
Banu nutticheit des Sacraments.
Thom eirſten werdt bat herte und Gonfeientia getroift,
weidet und vorfedert van goddes gunft *borch bat utwendige
elemente und gelovet bat fo warlich pnwendich de Chriften ym
geift und geloven dorch dat.Inff und bloith Chriſti gefpifet wers
ben, als uthwendich unfe lyff etten und drinken erholdth *.
Thom andern werden durch be vorfundunge bes dhodes Chrifti
de ungelovigen gelovich, de ſwackmodigen gefterditt, de ſtarcklo⸗
vigen gefeftigtt und tho ber leve gereigett, * dat wy eyn Ipff und
bloith werben yn Chrifto* L Co. LO. 14. *hebben oick date
dat uthwendige element thom underpant.*
Darumb fall hir nhemants, dan de eirften durch den beiner
vorhoict fon, ſynes gelovens thogelaten werben, *up bat fee
ſpch ſulveſt wol geproveth heben und den Chriſtum recht yn
geloven erkennen, das eth fune Save ſp, welche ung tho gude
gefcheen und uns oich dar uth Barmebertichept gegeven werde,
und wy alleyn dorch em geholpen und dord) em van Goth den
vader tho kynder Godes angenomen. *
. Baun- ber Miſſa. .
De Infettunge Chrifti is Iutter und Mair durch de Evanges
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liſten und Paulum geſchreven. Matt. 26. Marct 14. Luce 22.
1 G0. 11. Den de Apoftelen mytt eyner reynen korten Gere
monde alfo ouck nhagekomen ald Gregorius betuget in Regiftro
1. 18. Epſtl. 63 ad Johannem Epifcop. Syrasufa. *und oich
Juſtinus In ſyner 2 Apologia,* ſpreckende alfus, der Apoftelen
gebruick Miſſa tho holdende und confecrerende was, bat fe als
leine bat Baber unfe gebheben hebben in ehrer Eonfecration.
So ſchall men oud der oulden billigen vedere thofate,, fo
uthe Chriſtlicher frigheitt goddes woirde nicht entegen font, dan
de gemeinen gobdes thor betterunge angerichtett,, gerne bliven
Iaten, * funderlich tho upboumge,* als Introitu de tempore,
Trinitate, Seto. fpiritu , kyrieeleyſon, Gloria in excelſis, Col:
lectas, Epiftolas, Gradualla, Sequentias, Rativitate domini,
Epiphanie, Paſche, Penthechoſte, de trinitate et feto. ſpiritu,
Cvangella be tempore, Symbolum und ſunft andere der ſchrifft
gefenge, mo Eheiftus duck by dem aventmale laveſenge gebruchet
hoffe, Matth. 26.
Averſt gefenge und Collerten be up ber Hilligen vorbenft und
porbibdent geftalt, ſampt ben Canon, nha deme be ben dhoith
hriſti heimelich beheltt de aller weit apenbair fall vordundigt
werben, dar ouck inne gebeden werdt, dat Ehriſtus Inff und bloith
moge durch de hilligenn Engell vor dat anthlaith goddes gebragen
werden * vor eyn offer geholden und des Abels offer vorgelicheth
werben, * Szo doch Chriftus der ehrenn koningk ſulchs nicht
darff, dan thor rechternn handt goddes fittent, motten derhalven
alle affgedhain werden unde genglichen nhabliven. |
Nachdeme men oud vor kranckheit, armoith, fharen des ly⸗
ves vor levendigen und boden uf gelefen und ouck eyn funbof:
fer daruch gemacktt, alfo bat durch de Miffa ex opere operato, als
durch eynn gebhainn werd! vor godde de ſunde vorgheven werden,
berhalven be Tube mehr up dat werde dan be nutticheit der rech⸗
tenn Inſate Chriſti adyt hebben gehadtt, und ſynt ſulche Miſſen
tho ftifften gentzlichenn flitig geweit, konnen fodane nhu nicht
denger geleben werden.) *Es ys averſt de prevat Miffe, dat
alles wegen Godes worth yn freggder ſprack ſunder Communican⸗
ten gehandelth, dar das broith vor eyn offer angenomen und an⸗
gebettet dewyle Chriſtus unſe eynige offer, als Paulus thon He⸗
breern ſecht, yvys. Item be —** wert nicht yn der gemeynheyt
hast upbounge geholbden 1Eorineh. 11 u. 14.
er alle tho vörweren.*
Hytumb fa men ap -den geittenhen fyrtagen eynẽ apentliche
Miſſa houlden, *fo bar Communicanten vorhanden,* wo In vors
tiden gebruicklich geweſt, nha lude der oulden Canonen myt vor⸗
atumme ſe
kundunge des dhodes Chrifti, und uthdeilunge des lives und bios
des Eheiftt,, myt itlichen korten Seremonien ahne water in den
kelck, wyroick vele eruige tho makende und andere miſbruick Avet
Miſſewant, akoten lechte euechellen ſynt feigg. Overſt Selemiſe
chten dre mifſſe ahne communicanten
"und in fremder ſpraek myt dem Canene und myt* unchriſtliche
gebhebde *geholden *, font wer alle nhatholatende, wente durch |
ſen, Jairmiſſen. Wyna
veſunge ſodaner Mynſchen geſette, werdt de herlicheit des vor⸗
ſchen vaders genlichen vordundert.
+) Explicetur clarlus qeud null Sit ...... « privata missa nee ulla |
Uns comminteanitbus,
Ic
u
.«
IV. 1828. Lippiiche Kirchenorbdunug.
Ban kerchenn Deumügelt,
De oulden Hyſtorien der billigen veder der eirſten Chriſtli⸗
chen Eerchen ermelden, wo dat Be thor wecken font tive mailf to⸗
famende gefommen und hebben be billigen fchrifft gelefen und
uthgelachtt, is derhalven noidich, dat in den Steben und Vlecken
buffer loifflichenn Gravefchuph de Paftoren des Mitwedens und
Frigdages eyne predigen dhoin, dat de armen Chrifllichen herten
godtliche wairheit des tho flitiger mogen lehren unde dat men in
den oirten dair Scholen fon, ded Sonavends und up vororbente
Hefte, eyne vefper ordentlichen gefungen, bes Morgens de Metten
myt dren lectionen,, de eirfte dat bat twintigſte Gapittel Exodi,
*offt ander Gapittel uth den olden teſtamenth,“ de andere de
Epiftell vam dage, be dribde bat Evangelton dair nha Te beum
laubamus, up dat be gemeine goddes moge gebettertiwerden, doch
dat bir inne nicht werde gefungen dat gobtlicher wairheit unges
meiß und deme einigen vordeinfte Iheſu Ehrifti, *des Sone Go⸗
des vor und vam vader ym boith gegeven,* moichte entegen ſyn,
Des Sontags und Fyrtags des gelichen de Veſper myt dren *offt
eynen edder tive * Palmen Magnificat und Collecten be tempore
ſampt idtlichen Duetſchen lovefengenn.
Vann Loifter Amptt.
Der koiſtern ampt is nichts alleine dat Be be klocken Iueden
und kerchen feluten, funder vele mehr der gemeinen goddes follen
denſtlich ſynn, dat fe de lovefenge, Bo thom goddesdeinſte noidig
fon trumelichen follen lehren, Nemptlichen be teynn gebhode,
don loven, Iheſus Chriftus unfe heilande,, und fuft, dat alfo de
levendige goddes tempell durch oefunge geiftlicher lovefenger,, wo
Paulus lehret getzyret werde und gebettert. Ephe. 5., *und bat
fe oich vor ene perſone eyn erlich godtlich und heylligh leventh,
als oich myt den paſtoren eyn exemplar gregis, voren, oich eren
paſtoren geburliche denſte leiſten.*
Ban den koſteren upp ben Dorperen.
De koſter upp den Dorperen, dar nene Schole fon, ſchollen
des Szondages tho mpodage de kynder und Jugenth Fo tor Lehr
bequeme fynt tho ſamen forderen und den kleynen Catheciſmum
D. Martini lanckſam und beſtenttichlick vorleſen (dan fe den
fulfften vor anderen tho wetten ſchuldich) dath de jogent: wicht
vorfumet worde, dath ys van olders her pn der gemeyne gades
der koſter ampt geweſen, Iſt od ſodane Ovinge eyn funderlid
gadesdeinſth Dan worumb ſcholden fe anders frigheit hebben und
ander upkumpſt gebruken, wen fe de gemeyne Gades myt heil⸗
ſamer lehr und Gotlick wandell nicht ſcholden vorſtaen, wollen
an den koſterien loißheidt, ſwelgerie und lichtferdicheit ernſtlichen
vorbaden hebben. Szo nu jemandt an dußen ſtucken befunden
woilen wy nicht ungeſtraffet lathen.
Item van allen koſteren uud beneficiaten.
een dat de zelſorger Scholemeſter Beneficinten und koſter
| I neen beit offte wynkroge aber ſunſth ander wylde gelage tor er⸗
beinftes Chrifti, de gnade und barmhetticheit goddes unfers hemiel⸗
gerniße des gemeynen mans ſick begeven offte ſulvenſt holden
wo nicht Bo ſchall he des ampts entſettet werden.
Mebnungt Dy den franden,
De krancken ſollen ilende ben deiner fordern, be ohne bote
unde vorgebunge der ſunde vorfundigen fa, in Chriſtas nha⸗
En
IV. 1528, ‚Lippiiche Richensronung. ' 405
men, ßo ße gelovich ſyn, *oich fo fe hir bevoren thor tydth ber
geſuntheit ſych Chriſtlich myt entfangunge der Sacramenten
und prediche horen bewyſet heben,“ ouck dat Sacrament ſynes
lyves und blodes nha ſyner Inſathe ahne Ceremonien reken myt
Chriſtlicher vormanunge an Chriſtus vordeinſt tho betruwende,
dueldichlichen be kranckheit nha goddes willen tho dragende, Duck
ohne erynneren ſyner dhope und ohrer krafft und de dre leſten
artickell des gelovens van vorgefunge der ſunde, upſtandunge des
fleiſches und eyn ewig levent flitich inthobildende.
Vann ber leſten Olpe.
De leſten Olpe, fo ouck ahne grundt gobtlicher ſchrifft inge⸗
ſadt den krancken, be to behoiff der gefunden by den Joeden gez
bruchet wordt, fchall ave fon *und biyven * und dar vor dat
Evangelion und andere Chriſtliche gebeder gelefen werben, dar:
durch be krancken getzoiftet und im geloven mogenn gefterdiett
werben. |
Vann beme Degefhuere "na boffem Levenbe*.
Hyr vann is neyn artidlell des gelovens ouck nenne bewehrde
ſchrifft, wo ouck Hiero. fecht und Matt. 23 betuget, de ſproeke
averit der ſchrifft, de tho ſtifftunge des vegefhuers angetogen font,
als L Cor. 3, Matt, 13 und 12 und 18, Pſal. 61, Apoca. 5,
werden durch de olden lehrers Auguftin. ad Chromatin., (Chrys
ſoſtomum in Senefin, Omelia 4. 13 queft. 2 de. pnti, Nazian⸗
fenn., Arnobium, oud de jungen lehrers Albertum Magnum
and Haymonem Bifchop tho Halverfladt anders uthgelacht und
pprklaret, |
Myfbruid ber kerckenn.
Dat be Roemifche kerche is de rechte Chriftliche kerche als
men dar van gelehrt hefft, oud eyne Moder und hovet aller ker⸗
hm, wo de papifien lehren und falfelich thoemen.
Ware Ehriftliche Terde,
386 eynn geifklich lyff aller uthertwelden *und rechtgelonigen*
aver be gangen werltt vorſtrovett, de in Chriftum geloven eynes
gelovens, bhope und Sacraments gebrauchen, der hovet Chriftus
38 unbe Be fon lyff font ahne uthwendig geprengeund Geremonien
nicht an funderliche olcde edder perfonen gebunden, ſunder be
im geiſte gelovet werde, In geiftlichen fachen nhemende ban
Chriſto alleine undergeworpen,, eyn pyler unde fundament der
wairheit *(welcher ys Chriſtus und fone Hilige worth Joan. 14
und 17)* 1 Zpmo. 3. De amptlude der kerchen font deiners
godtliches woirdes 1 Co. 4. Ephe. 4 und is midden mangk ben
godtlofen wente ant ende der werlt. Auguſt. be paftoribus ca. 14
ſechtt, men fonde be Eerchen wor des heirden * Ehrifti* ftemmen
*(gelich oich wo Johannes LO Chriſtus fulveft fecht)* gehoert |
werde bat 18 dat Evangelien, be unitate eccleſie fechtt, men
folle de kerchen nicht ſoeken in unfen woirden * fonbern In wors
Dren des deren CHrifli
Des Baunes mpfbrnid,
[Darmede hefft men unfchulbige fhromme lude vor kettere
| Degertt, feggende vorgiff uns unfe ſchulde ıc. unde geloeven bat
mebe vorflotktt und umbbrachtt, tynfe und andere wwertliche ſaken
mede ingemaent und de lude gemartert und nichtt nach rechter
aiet gebruket.
Des Bannes rechte gebruick.
Dath men nba drefoltiger rechter chriſtlicher* vormanunge
unbe ſtraffe der unbhoitfertigen nicht fall tho des heren thaffellen
geftaden, *oich nich tho keynen godtlichen denſten sind vadder⸗
ſchuppen thogelaten,* doch uthe den Sermonen nicht ſcluten
dewilen men allwege betterunge vorhopen ſall, wente men ſall
under der Chriſtlichen gemeyne neyne apenbare leſterunge un⸗
tuchtt duelden noch lidenn.]
Der Bichtt Mifbruid.
Is eirſtlich getogenn up be ertellunge aller funde nad) ein-
ander vor dem prefter, dat eyn dwangk und unmogelid dynck
gemwefen, und welche funde vorgetten nha tyden in vellen moften
gebichtet werdbenn. |
tem, bat de lude up ohre *Inſpection und genochdounge*
und dat Bichtwerck und nicht up be gnade Chriſti geronfet ſynn,
tem, worden ouck nichtt gelehrtt van der krafft der Ab⸗
folution.
"Bau brperleye art und egentfchop ber Bicht yu der Schrifft A.n.
det de tho weten und tho leren nodich.
De ſchrifft holdt uns driggerley bycht vor, de eyne werth got⸗
lick genant, barumb bat fe gade dem Almechtigen heimlichen und
vorborgen alleyne gethaen werth, wan menſchlichs hertze erſchro⸗
cken zachhafftich bedrovet und beanxſtiget werth, van welcher ga⸗
bes bucht David pn itlichen Pſalmen gedacht, Pfal. 19. 23. 32.
69. 51 und andern mher.
Ban ber Abſolutios. -
De ander bycht ift,, welcheren den Menfchen gefchuit, de in
getlichem prebigampt gefatt gades wort tho prebigen, be Saera⸗
mente uthtobeilen, tho Lofen und bunden, be funde tho beholden
aber nachthogeven, van buffer bucht fleit in March. 16. 18,
Soan. 20, und sth duſſe bicht nuttk und heilſam. Erſtlick
darumme dat de unvorftendigen Daren und jungen gelertt und
erwiſet und vormaentb werden, bat fe in der lehr gades thonemen
follen und waffen in erkentniße gnabe und waldaben Chriſti.
Darnach dat de ellenden bloden troiftioßen bergen darynne
sroppent getroftet und geflerdlet werden, Ock bericht gegeven
werth,, wo fe dat H. Sacra. bes lyves und blodes Jeſu Chrifti
werdigen troiftlihen und faligen entfangen folln, So. ock von
gabe nicht gebaden, alle funbe the vortellen bat is unmogelich,
Pſal. 19. 180. De dat funderlich dar eyn unfehenth gefchen,
dath de nicht aver eyne hupen, de dar tho nicht gehorich thom
H. Sacra. gahen ader lopen mogen.
De dridde bycht werth genomet be broberlich bicht de uth ga=
des bevehell van ben Chriften geholden werth und Math, ym
5 und 17 und Luce 17 und Jacobi 6 vormeldet werth.*
Moch“ bryerleige rechte Bichtt "den Simpelen nobich tho boin
und tho bolbden”’,
Eirſtlichen ſchall men Godt de ſunde bichten * als gemeldet*
mit depmoith Luce 15. Pſal. 31 und 130.1. Jo. 9. als Mags
dalena de Scheker, Paulus de Tholner, bichtede, hirvan Chriſo⸗
ſtomus de penitentia Diſ. 1. Duſſes is Jedermanne noidig
Luce U4. Ro. 7. Item hie nha folget bat gebetth bat men gnabe
godt nha ſyner thoſage gnade durch Chriſti vordeinſt verlehnen
will und ouck ſodane vorgiffniſſe bidden van denne de wy beſche⸗
digtt hebben Matt. 6.
De dridde Bichtt is, *wo oich baven gemeldeth* dair ein Je⸗
496 iv. 1328. Lippiſche Kirchtuorduung.
der Chriſte ßo de ſunde fhoilt tho fpnen parheren kumpt und bes
gert nha Chriftus befehl vorkundunge und vorgefunge ſyner funde
durch de apentliche abfolution tho entfangen und hoeren dan
nhemang fall tho den hoichwerdigen Sacramente bes altairs ger
ftadet werden, eth ſy dan bat he thovorne by dem * paſtor und*
deiner * der kerken [onen geloven befenne * gobbes troiſt ſokhe
und ſich underwyſen unde abfolveren lathe *und folches yn ſyner
phar by enen feelforger *, wo oud de oulde gebruid der veder
betuget}) Idt fall averſt eyne frigge Chriſtliche und nicht Pas
piftifche bichtt ſynn, dair ſich eyn Chriftlich herte up de godtli⸗
chenn abſolution ſolle gruͤnden und buwen dan eth is de Abſo⸗
lution goddes woirdt und thoſage, der men durch den geloven
moith anhengich ſynn.
Vann Selottelenn.
Chriſtus hefft den deineren des woirdes macht gegheven de
funds uptholoeſende, den Jennen de ohne ohre beſwerde Con⸗
ſcientien apenbaren, gelyck ohme ſulveſt in deme men veſtlich
darann geloevet, wente gelyck be dhope is ingeſadt vor de Jen⸗
nen de willen Chriſten werden, dat Sactament des altairs vor
de *jenne de* Chriſten ſyn willen und in de geloven ſtain, ßo
iſt dat abſolveret befhollen vor de *de dar* gefallen font, unde
gerne ſich betteren willen und gnade begherenn *dorch Chriftus*.
Der Bothe mifbruid,
Dat eynn Mynſche uthe egener Erafft konne fo veil gudth
gebhoin nha fonem friggen willen bat de werdiiche funde als
boeſe bewilligte gedgnden woirde und werde boeten kan, dat
godt genabe gheve Bo wert der erfffunde Hir nicht gedachte, als
boefer luft bemegunge begerten ıc. unbe tho ſodaner bote fpnt
gſtalt, ruwe, biht und genoichdhaint, wanner de eyn mynſche
hedde, Bo hedde he dar mede vorgevunge der funde vordeint, dat
Jegen Chriflum alle is, und we neyne contritionem hedde, dat
18 de rechte ruwe, de folde attritionem hebben, bat is eynen ans
fangk ber ruwe, und up fobane rume werdt be mynſche van bes
nen papiften abfolvert. |
Dud fatte men be genoihdhounge ann pater nofter leſende
*und vopen kyrie eleifen*, vaften, beden, miffe holden und hoe
ren afflaith Eopen und *opera fupererogationis de manche pas
pefte und ....... und* anderer geifllicher lude gude werde ſich
deithafftig ho makende, dar durch de dhope, dat Evangelium,
dat bloith Chrifti des hilligen geiſts genaden vordunckert, ver:
achtet unde gelaflertt geworben. J J |
Rechte Chriſtliche Bothe.
Is ware erkenteniſſe aller rechtenn erkanten ſunde und eyn
hertlich leydt, myt ernſte tho ſuchtende vorgefunge der ſunde
tho erlangende als de ſunderynne Luce 7 Tolner, Luce 18 de
Scheker und Petrus Luce 22. Sodane Chriſtliche Bote werdt
angerichtet durch * prediche und ware * erkentniſſe des geſettes
dat eyn Hamer van Hieremia genant werdt * Hiere. 23.* des
Noe, Moiſes, de propheten, Apoſtoli, Joannes, Petrus alle ge⸗
bruchet hebben, Dat geſette wercket erkentniſſe der ſunde, daruth
weſſet erſchreckent, uthe de erſchreckent folget erkentniſſe godt⸗
lichs thorns, welcher Bo eyn mynſclich herte foilet, moith eth
vortzagenn und kleinmoidig werden Ro. 4. Dyt ampt drifft he
ouck Ro. 1. 3. Acto. 17. 2. 3. Jo. 7. Matt. 3.
Duſſe Bote predunge moith vorghain, dat alle mynſchen
+) Ex patribus adde testimonia.
fi fchuldig erlernen und kyndere des thorne goddes achtenn,
dar jegen behoert das Nigge Teftament de predegunge bes Evan»
gely van der gnabe goddes in Chriſto barmebe de thofclagenen
vorfchrodenen herten tho teoiften. Matt. 1. be uthe vortwive⸗
unge Sauli und Jude tho reddende, wente bat gefette dhoe⸗
det, dat Evangelium maket levendig. Ro. 7. Luce 24: Befeelt
Chriftus der Juͤngern bote und vorgevunge ber funde in ſynen
nhamen tho predigen sc. Szo bemobdigtt bothe prebigen und er
ftouvet dat Evangelium * wedderumme*, daruth folgenn de
rechtſchapene gude werde. Matt. 3. Act. 26 und mwareth nicht
eyn maendt, keyn jar offt twe, funder dat gange leventland des
monfchen uthe ghave und werdunge bes billigen geifte. Ro. 8.
Des gebebes Mifbruid.
Dath men lange gebebe, vele woirde *(darumme fee vor
menet erhoreth tho werden) * rofenfrenge und dergelichen gebrus
het in anrhopent der billigen umb hulpe, dar inne betruwet
ahne ſchrifft jegen dat vorbeinft Chriſti.
Nechtenn gebrnid? des gebebes.
Rechtt Chriftlich gebetth is, van gangen fhuerigen andech⸗
tigem herten, gode ben vaber wat Magen und vordragen in ans
liggender noith van ohme wes forderenn und begerenn durch
Chriftum alleine unfe midlev mytt gewiſſer thovorficht, das
gott unfer gebet gefalle und das ehr heiffen wolle, obgleich im
leiplichen dingen fo ... mehr wie wir allezeit wolden, gefchehe*,
dar und tho bewegen follenn, goddes gebhodt, thofage unfe noith
und nutticheit des gebhedes,
Ant eirfte *mothe wy alles yn ben namen Chrifti bybben
Joh. 14. vam vader, dartho* is goddes gebodtt, du ſchalt ben
nhamen dynes goddes nichtt vorgeves fhoeren, dat i8 in noeben
anropen. Pfal. 50 Roip my ann in dyner noith zc. Matt. 7.
Jo. 16. Luce 11 und 18. Matt. 6. Darumb fundigen wy
manner wy godt nicht anchopen, angefehn dar ung godts tho⸗
fagen ßo rycklichenn und onerfloidigen godt anthoropen fors
dernn. Matt. 7. Luce Il. So. 14. 16. Pſal. 50.
Thom andernn,, So nhu alle thofage den geloven fordernn,
fo motten wy nicht twivelen an der thofage goddes, offt wy
woll gebreditic, fonn unbe unfer funde balven unmwerdig, de ge
love holt fafte ann de thofage *de uns doch Chriftum gelaner*
Matt. 21. Marci Al, *oich dorch Chriftum als dorch den epnis
gen gnaden floel und waren ennigen middelern alled erlangen
mothen Eph. 3. 1 Timothe. 2., funft geldth unfer gebeth bus
ten.en vor gade nichts. Joh. 9 und Efaia L., wenthe wy finth
funders, und ſolches moeth oich flytich geterth werden," und
wy mogen gabde de unshren nicht bhoen, dat wy eyn archwain
ohme tho leggenn, offt troivelen, mente ben gelovigen is alle
dynck mogelid, Marci 9 cap. *&o my dorch Chriftum bydden,
dorch welchen alle thofage vorvullet werden und ber dat rechte
Amen 96 2 Corinth. 1. Dem gelichen oich docch den fulvigen
ſynen Sone Jeſum Ehriftum vor alle gave ſunderlich banden.*
Gebeth 508 be die gobtliche Ampter.
Segene godtt Hemelſche: vader, buwe und bewahre bat bu
ſulveſt geſtifftet und ingeſatt hebbeſt, nomptlich de huſholdunge
Vader Moder kyndt ꝛc. de vvericheit und underthanen, be hil⸗
ligen kerchen prediger thohoerer unde giff gnedichlichen durch
IV [} 1588,
Shefum Ehriftum bat in dem hufe regere goddes froichte und
tuchtt inn landen unde Steben gubt Regiment und rulcheit,
In der kerchen heilfam lehre und ware goddefdeinft, wente wo
du here bat bus nicht buweſt, arbeiden vorgheves de bat bumen
und de Stadtweckers vorgheves wakenn mo du nicht bewareſt,
unb wo du de kerchen nicht regerefl, Bo is bat plantent und bes
getenn vorgheves.
- Men fall ouck funder underlaith beden, *funder ym geift
warheit und geloven.* Theffa. 3. Ro. 12. wente eth vormach
vele Jaco. 9. Dardurch wert men gerebdet uthe aller noith,
als Mofes, Gedeon, Sampfon, Samuel, David, Hiſtkia, Jo⸗
faphatt, Aſſa, Ezechie. 13 und 22 klaget godt, dat nhemant
fon oevell van ſich wendet durch bat gebetth, unde Jaco. 4.
Mifbruil der Silligenn,
Bann anrhopent ber Hilligenn hefft men neyne wiſſe fchrifft,
thofage, befehell, edder srempell *pn Gotlicher fchrifft* Bo moith
dat anropent up twivellen ftain, wat aver im unsifen gefchuith
is ahne geloven und alfo funde, Ro. 4. Heb. Il. Ro. 14.
Wat men averft anropet, dar moith men an geloven. Ro. 10,
date men averft an gelovet, moith godt fonn, Diere. 11. Dar
rentbaven font de billigen vor noithhulpers midler und vorfpra=
ter vor godde gemadtt, deme ampte Chrifti entegenn. Ro. 3.
He. 4.5..7.9.10. Ro. 8 und 1 %o. 2. 12, Jo. 5. So. 6.
14.17. 1 Xp. 2. Ephe. 2.3. Darumb moith dat anrhopent
der hilligen und alle andere billigen beinfte affgeftalt und nha⸗
bliuenn.
*Qui inuocatur sit necesse est omnisciens, omnipotens,
ubiqne praesens.* .
Dair tho hefft men den vorflorvenen hilligen Altare kerchenn
geftifftet, bylde gemackt, mifſa geholden, gefaftet, gefyret, geofs
fert, alle der ehre Chriſto tho jegen, dat Chrifoftomus Elagtt
Homelijs fuper Mattheum und dat rechte Levendige goddesbylde,
unfe neigften armen laten wy ungeachtet.
[Unde offt woll de Engelle oud de Hilligen im hemell vils
Lichte vor ung beben,, Fo fall men fe dannoch nicht anrhopen
offt anbeben fhyren ebder faſten, als wy oud nicht anchopen de
levendigenn up erdenn, wo wall fe vor uns bibbenn.
Nectihapene ehre der Siligen,
Gelyck als anrhopent ber Hilligenn unrechts is, ßo werde
doch vorloifft de ſulvigen recht tho ehrende golyck men eynen
guden Chriſten, de uns lehtet vor uns biddet ıc. ehren danken
und leven mogen in Cheifto und bat twyggerleigge wyſe Thom
erſten, dat wy werben bewagen durch be ergeigten gnade goddes,
den hilligen wedderfharen und geſchencktt in beide tho ehren,
leven unde der gnaden dancken, he der tho ſyner kerchen nutthe
gebruchet hefft, und ouck van ohme gnade mogen vorkruwen.
Matt. 9. Gala. 1.
Item dat Be ans ein Speigell der gubicheit goddes fon wy
umb unſer ſwackheit willen nicht vorloren fon als Nabuchobos
nefor, David, Pet:, Zacheo, Magbatene, Paulo ohre funde vor-
geven fynt, wy uns oud tho ohme vortrumen unde gefordert
werbenn ohrem geloven, levr thom neigſten, gedult im eruetze
tho folgende, de love Marie: Luce 1. Stephani: Aecto. 7. Abra⸗
be: Gene. 15. Mo. 4., der Vedere: Heb. 1, be leve und
Verwe etiche Lotth Abrahe: Heb. 18, de gedult Job: Jaeo.
Lippiſche Kirchenorduung.
497
5., de tucht Zaral 1 Pe. 3, alſo lehren ouck be olden veder be
hilligenn ehrenn Auguſt. be vera religione ca. ultimo. Ambro.
Ro. Lund Col. 1.]
deſta und Silliger dage miſbruick.
Dath men vor eyne dhoetſunde hoilt up eynen fyrtagh tho
arbeidenn thor noith, de Conſcientien darmede vorſtricktt, ßo
doch de mynſche eyn here is des Sabbati Marci 2. Collo. 2.
Gala. 4 dat doch frigg is geholden by tyden Auguſtini de tra.
ae fpu: c. 14 und Hiero. in Epitaphio Pauli van ben Jung⸗
frouwen fchrifft, de des Sontages nha de predigenn kleder mas
keden.
Dair tho dat men eynn ſundich levent up de fyrtage nha
deme miſbruklichen goddeſdeinſte geovet hefft, mehr dan up
andere dage jegen de keyſerliche Conſtitution de ferti6, bat aff⸗
gedhain ſyn moith [dorch de overicheyt].
Fyrdage rechte gebruick.
Men ſall in Chriſtlicher frigheitt holden *de fyrdaghe* [den
Sontagh, de Feſtdage Chriſti, pynxten, der benedieden Moder
goddes purificationts, Annunciationis, Viſitationis, Aſſumptio⸗
nis, aller Apoſtolenn, aller hilligen, Michaelis, Johannis Bap⸗
tiſte, Marie Magdalene], ahne beſwerunge der Conſcientien,
dar inne men goddes woirdt predigen, de hilligen Sacramente
uthrekenn, godt in ber gemeine vor allerleigge anliggende noith,
troift der hilligenn kerchen, in getftlichen und wertlihen Regi⸗
mente ernftlichen anchopen und bidden.
Eeremopaien sıtfbrnid.
Gelyck als de Roedenn in den Ceremonien und tempell
deinfte ohre gerechticheit fetteden, Efa- 1. Hiere. 4., derhalven
godt Be hengenhomen, * we woel he fe bevollen doch umme des
myſbruekes wyllen avgedaen wolde hebben,* Bo ſynt nha der wyſe
ouck itliche gude ceremonien der kerchen miſbrukett, egene god⸗
deſdeinſte daruth gemackt, als noidig thor ſalicheit de fhairlich
font und duvels leren. Eſaie 29. 1
29. 1 Zymo. 4. Ä
Itliche fynt ouck goddes woirde in fich entegen, ald be ges
fenge Salve regina, Regina celi, hoc eſt preclarum vas, etliche
Sequentien, alle Collecten, dar Inne de ehre, de Chriſto alleine
gebhoert den creaturen thogelacht werdt, de men nichtt plach tho
holbende in der gemeine in Synodis grecorum Cano. 67. In
confilio Laodiceno Cano. 59. In concilio Carthaginenſi Cano.
A7. Auguſtinus ad clericos ꝛc. Men fall in der hilligenn Chriſt⸗
“lichen kerchen nicht ſyngen offt leſenn wat nicht in der Biblten
vorfhatet . 6
Itliche ſynt unnoidig, als Palme krudere, wyet ßolt, water,
Jgewyet water, werpent myt cruetzen und hilligen ghain, cruetze
upnhemen, proceſſion ghain, de ſulfften affthoſchaffende, ange⸗
ſehn dat in fobanen uthivendigen dhoinde neyne betterumge der
gemeynen Godbes · befunden werdt, *funder vel mer mifbrukes.*
* Stile gube Eerenmmien Inn ohreur gebrufe.
. Bmb hube ordenunge · willenn mb Chriſtliche tuchtt vefunge
und anhoerunge goddes woirdt, gebruick der Sacramenten, ouck
thovormydende unnvidige etgerniſſe der ſwakken, bat men ouck
in billichen ſtucken folge bat exempell ber oulden kerchen, be ouck
ceremonien gebruket hefft, 1 Co. 11 und 14, doch ahne beſtri⸗
63
498 IV. 1588. Lippifche Ricchnorhuung.
Eunge ber eonfcientien in Chriftlicher frigheit, Fo mad men
noch itliche gude gebruchen und ceremonien beholden ald gewent⸗
fiche prefter Elebere [edder rüchelen by dem altare, tive lechte up
dem altare und itliche biltniffe, dar vor neyn anbhebdent offt aff⸗
goderie gefchueth,) Chriftliche gebebe und gefenge, duedeſch und
latin nha gelegenheyt der tydt.
Ceremonien frigheitt.
Tho nepnen mibdeldingen fall men Jemande tho holdende
offt tho Latende diwingen, doc) ahne ergernyſſe. Ro. 14. Eufe-
bins fecht, quod in una fide non officit ecclesie diversa con-
suetudo li. 5 ca, 24 et tripart. Hyſtoria, Augufli. ad Janua-
rium, alte uthwendige dinge motten bem geloven.und leve
beinen, wat dem geloven entegen id, dat is dair gerechtichelt
amne gefeicht werdt und der leve entegen is, bat is dat den
ſwackmodigen ergert, moith men vormpden, und men ſchall nhe⸗
mande ordelln um fodaner ſtucke willenn Collo. 2.
Myſbruick Ehriftlicher frigheit.
Alle mynſchen, ouck de geiftlihenn, ſynt wertlicher overcheit
undertvorpen. Matt. 22. Ro. 13. 1 Pet. 2 Mo Chriftus myt
der bhaich bewyſet hefft, unde uns nha tho folgende vorgeftalt
Matt. 17. So. 19, wo ou Auguftinus, Chriſoſtomus, Theo⸗
philactus, Ambro., Bernardus bar van gefchreven hebben, dair
fi dan de geiftlichen jegen de fchrifft undernhomen thom mif-
bruße,, dar tho roekeloſe wylde gefellenn under dem fchyne dee
Evangelp, de Chriftliche frigheit mifbruten und meynen, de fy
gelegen inn fleiſch fretenn nicht bichten *nicht* faften [vor]
feloemen, bhoemen und oich ohren paftorn und neigflen gewont⸗
liche plicht vorentholden und dergelichen mifbruße oeven.
Hechtt gebruick Chriſtlicher frighelt.
Dath wy durch Iheſum Chriſtum ahne vordeinſt van der
vormaledigunge des geſettes, goddes thorne, gewalt des duvels,
ſunden und dhode gefrigget ſpnn. Ga.d. Ro. 5. Heb. 2. Collo.
1. 30.8.2 Co. 3. 1Pe. 2 ıc. und duſſe frigheit fo de recht
gelohrt werdt is eyner ſwacken confcientien feer teoifllich darup
moith men ouck harde holben. Ga. 5.
Daie tho fon wy ungebunden an Seremonien offt richtef>
divand Mofi, funder mogen gebrufen allerleige recht und ges
bruick nha gelege der lande. No. 13 und 1 Pe. 2 beftebigt wer⸗
den, bat alle gewalt nicht alleine de Joedeſche van godbe fy zc.
alfo gebruten Joſeph in Egipto unde Daniel in Babylone der
ande Heidenfcher rechten Dair tho is eyne Chriftliche frigheit
der kerchen ordenunge an faften, fyrent und dergelichen als vorgl.
Kerchenn orbenunge dryerleigge.
Itliche mogen nicht ahne ſunde geholden werben als be
ehn vorbeden, und Chriflus teflamente under beider geftalt nicht
geven, de men nicht ſchuldig tho holdenbe is. Acto. 5. 1 Tymo. 4.
Szo be tho fundigen vorourfachenn. Matt. 15, der oud Da |
Myfad, Abdenago nicht beiden, de
niell Sydrach, Eleazarus,
Ir gobbes geboth roehren. Danielis 3. 6. Erobi 1, Acto. 5.
tt.
Stliche ſynt geordent van den oulden vebern tho holben,
nicht gnade ebder vorbeinft baranne tho ſoekende dan umb
Chriſtlicher nutticheit und aurfache willen als de Siontage und
anbere fortage bat men bar inne the’ kerchen Lommo/ gobdes
woirtt und Sacramenten tho hoerende umd entfangende, de or⸗
denunge is Chriſtlich und frigg 1 Co. 14.
Itliche font voroirdent gnade und vorbeinft daranne tho
foetende, ala funderliche faflen, am fortage unde andern dagen,
tode beden und dergelichenn de unchriſtlich ſynt. 1 Tymo. de da⸗
rumb nicht tho holdende. Matt. 15, nha der wyſe fo en heit
be kerche in Alta des paweſts Victoris orbenunge bed Pafches
fefte nicht, funder up eyne andere tidt Enfebius li. 5, ca. 24.
und Hiero. in epiftola ab Oceanum *und* wedder Ruffinums
will he ungebunden fon myt Byſchopes fettungen, de der hilli⸗
gen fchrifft entegen fpnt, Auguflinus ibem habet de unitate
ecclefie, unbe is ouck goddes gehoht tho holdende und the. Ich“
sende de uthwendige frigheit. Marct 2. Matt. 15. Acto. 10.
Gala. 2. und oud nicht brecken *funder eyn tyt land,* umb
der fwaden millen: be noch ungelehrt fun. mente be gelove ſueth
oud ann de leug des neigften 1 Co. 13. _
Hechte müunfchen lehre.
Is faſt in dem vorigen artickeln vormeldet und hen und
webbder angetogen.
Prefterbhomes offt Bifhopboms mnfbrnid,
Thom eirftenn bat ungelerde Inde font prefter gewyet, Miſſe
vor levondigen und dhoden tho dhoinde unb andere mehre mifs
bruke, nichts des predigeampts fih unbernbommen.. Dair tho
kerchen durch gunft und gelt gefregen und gefofft umb nuttes
willen, anbern unvorſtendigen folrt vorhuertt, ahne fulboirtt
ber overicheit und kaſpeltluden und byweſende anderer fhromer
prediger.
Dair tho hebben ße goddes woirdt vorſwegen, in latino
geſenge geholden, de dhope und aventmaill nichtt uthge⸗
lachtt.
Dair tho ouck ohre gantze levent ber beſchryvunge Pauli
1 Ty. 3. Ip. L. ghans tho jegen.
Dairumb motten ſodane de de ſchrifft wicht kounen edbder
willen recht uthleggen, als falſche propheten van den Schapen
affgeſundert werden 2 Co. 19. Matt. 7. Ra. 40. Eiprianus
ad felicem Godt averfth fecht Dfee 4. dewilen du myn woirdt
nicht achteft und myne wyſheit vorwerpeft, Eanftu oud myn
preſter nicht fon. Uppe Schotten und Borgen will men nicht
gerne untruwe Amptlude hebben vele weniger font fobane uns
truwe beinere in Chriftlicher gemeine tho dueldende.
[Doch fall men ohne ohre prebenden und lehne nichtt aber
mm, indeme Be bat Evangelium nicht Lefteren und. den kerchen
deinernn In ohren ampten helpen uppe voroirbenten bagen pt»
liche pfalmen ſyngen, Cateciſmum helpen lehren. vor be gewont⸗
lichen papiſteſchen Miffe]
. Mechte preftere offt Buihoppe.
Eynn preſter de myt godtlicher ſchrifft und fhrommen le⸗
vende beghavet unde de rechten kerchen ampter recht fhoeren
kann, is thom zelenſorger begwems 2. Co 3. Xy.1. 1Tymo. 3.
I Sobane moith gobt gheoen und vann ohme durch bibdent er⸗
langet werden. Matt. 9.
Unde ſodanen ſall be onericheit uthfehen, bat keſpeltfolck
keſenn mit der onericheit willenn, nha rhade "bed fuperatten-
IV. 1598. Lippiſche KRirchenuränung.'
dentis uide anderer mehre fhrommer predicanten Xp. 1. |
Acto. 16 und 14, unde de fulvige moith veic ſtucke betrachtenn,
Eirftlich dat He der Hilfigen ſchrifft lehre gewyſſe fo, 2Pet. &.
Mynfchen lehre is unwiſſe, Efa. 29. Matt. 15. Ty.-1. ‚ unde
de fchrifft fleitlich ftuderen und betrachten, * Dich myt den
gebedbe flytlich anholden,* dairtho flitich dat folck daruth Ich»
ven. Dift. 36 und 37 und Diſt. 43, wente dat folck fall des
bern gefette van ben preftern erforfchen,, nha beme bes. prefter
lippen follenn des heren lehre bewaren. Mala. 2, Ä
Dair tho follenn Be dat folck fleitlich vormanen de angenhom⸗
men wiſſen Lehre ernftlich thobewarende, bar mith fich jegen alle
Swerwerye falfche lehre ıc. tho hoedende und in Chriſtlichem
levende ſich tho oevende: Ga. 3:1 Co. 15. ann gobt myt vaſtem
loven tho betruwende tho hangende unde dem neigſten ‚In der
leve tho deinende.
Dair tho moith he apenbair ſunde und mifbruick in den
kerchenn hefftig ſtraffenn, nicht fmigm als ſtumme hunde
Eſa. 36. unde mynſchen gebhade ber wairheit eritegen nicht
achtenn, 1Thmo. 5, wente eynn Biſchoph de nicht myt reyner
lehre ſtraffet is mehr eyn hundt als eyn Biſchoph. Diſt. 84.
Cano. Nemo. We boſen miſbruick und boſem levende nicht
wedderſtrevet, de beſtedigtt de ſulven, Diſt. 82 und moith god⸗
bes ſtraffe gewairden, Eze. 13. Eſa. 58. Hiere. 28 *Dat ampth
eynes predichers werth 1 Timoth. Bet ad Titum genochſam
beſchreven, Item Acto. 20 ad Epiſcopos Ephefinos.*
Watth vornhemlicy tho ſtraffende is “yn der Ierhe*,
Alte fatfche Schroeemerfche, huechelſche vorfharerſche lehre
und mifbruid under gudem ſchyne, dar tho alle falfche lehrers,
als Chriftus unde de Apoftellenn dedenn Annam Caipham, de
Dharifeers ic. ſſtraffen und vordamen], dyt is ber paftorn bes
vehll, unde ſich nicht werkliches regiments [offte ennes unge:
burlichen handele] underſtain nha der Lehre Ehrifti Luce 12. 22,
dan dat Be de overicheit in ohrem ampte recht tho handlen flitig
undermwifenn. |
* Ban Sjonbages Babdesbeinfie ben Gathecifmum belangenbe.
Gs wetth oich vorordenet dat de Paſtoten upp den dordeten
alle Sondage und gewontliche firdagen nach dem predigen geen⸗
diget [(darumme fe alleyn to utleggunge des Evangelii dre
verdel ſtundes nemen)* Eyn ſtucke uch dem Catheciſmo, dem
volcke eynfeltich kortlich und flicht vorholden, man idt geendiget,
alsdann *be viffh hovetſtucke bes Catechtsmi anheven: und
lanchſam von der Cantzel lefen]. Dat de kynderlher im ſwange
biyven moge*. |
Bann deme Eeterifm, . .“
.. Denn Catheciſmum dar inne be hovetſtucke aller Chriſtli⸗
her lehre noidig thor falicheit vorfatet font, als de teyn ge
bhode, geloven, gebeth, des vader unfe, dhope und aventmaill
Chriſti, fall men des Sontags und fyrdages, myt anderer in⸗
getogener hilliger ſchrifft flitig lehrenn, *be vorklaren* und
darmede by tehen, falfche Iehre und myſbruick, dat de. barburdh-
yn den ſymplen harten gevellett werdenn. rn
*Es ſchall overft be junge jogent yn den Stetten dorch eyn
eramen und. frageftued: befundern yn alle artikelen des Gates
chismi beneffen der prebiche des Catechſomj yn der wocken eyn
mael up gelegene tydth gefraget, examnerth und gelerth wer⸗
den, ſunderlich an den oarben wornermich eyns offt tie dar de
pafteren Tollegen hebn, unit derhalven nemand:thoms Sacra⸗
getriben, geſchiden, umb fast,
Martyr recititt. '
X
menth won ber jogenth und fungen perſonen geſtadet werden
fat, ſynt dan alfo behoven angehoret und gefraget yn ſodanen
eramine und genochfam geprofft.*
Vann Ehefalenn.
Sall men lehrenn bat de Eyndere ahne rhaidt und fulhoirdt
ohrer vuldern frunde und vormunber ſich nicht fulveft beftaden,
[mente dat wehre neynn ehe vor godde, mach ouck nha Eenferlichen
techtenn nicht gefchein.
Stern bat fi) ouck nhemang in de grade bloithfruntfchup
offt Smwagerfhuph van godde und Eeiferlichem rechte vorbaben
ehetich beftadenn, fo averft des eyn cafus vorfelle, und habdber
entftunde, ſall de overichelt ohrem techtgelerden offt Sindico ans
gheven, und Bo men nha keiſerlichem rechte nicht gefcheiden kon⸗
de, Bo mach men nach Chriſtlicher frigheit godtliches rechter uch
Mofe wall gebrußen mente wo wall ung de in inditialibus tho hol:
dende nicht gebhaben, ßo 16 Be und doch nicht vorbabenn.]
*Und nach dem gottes wortt, das natürlich recht verkleret,
und die Ehe zwifchen gefipten perfonen in ettlichen graben ver=
botten Levitici 18, fol in folhen graben thein Ehe zugelaffen
werden ...... niemand alfo heirathen :... . ſoll ſolche bey
mohnung nicht geduldet und die perfonen beſtraffet werben, denn
folche beywohnung ift wider natürlich recht, das gottes orbnung
iſt in menfchlicher natur, und bat khein menſch gewalt dawider
zu ordnen odergu dispensiren, wie der Bapft feevenlich gethan.
Weiter ſoll aud) der ander grad verbotten ſeyn, als bruder
oder ſweſter finder zu famen zu geben , und ſoll in dieſem grad
auch Eheim heiradt zugelaffen werden. Es ſollen auich Beine Ehe
gefcheden werden, one in fellen, die gottes wort ausgedruͤcket,
als nemlich ſo die ein perfon Ehebruch treibet, Item fo bie ein
perfon mutttwilliglich von der andern weg laufft, fie thetlich vers
Laffet, und tft nicht zu vermuten, das fie wider kompt, ober
wid ſich wicht reconcilieren, wie vom fall der verlaffung geſchri⸗
ben ift. 1 Eorinth. 7. Und foll die klagende perſon ihre: fach
an jedem ort art den paſtor und bitrgermeifleen oder an dem
Superattendenten gelangen laffen, die follen mehr verftendigt
perſonen zu fidh zihen, ben beflagten citiren, die ſach vethoren
und die resoncilistio verfuchen, und fo bie felbige nicht zu ers
halden, ſoll nach der beweifung die unfchuldige perſon von bee
ſchuldigen ledig defprochen werden und. der unſchuldigen erlaubt,
ehrlich. und chriftlich widerumb zu heiradten, nach der lehr
Chriſti Matth. 19: 12. .1 Corinth. 7, wie es gehalden in der
olden kirchen. Denn Hieronymus entfchuldigt Fabiolam., dus
fie vom Ehebrecher gefheben, und ein amdern ehelich genohmen
hatt, Item Eusebius lib. 4 ecelesiastica® histatiae Eap. LT.
erjelet ein fall von einer. chriftlichen frawen, welche fich von ih⸗
rem ehemann, der ehehruch und ander unzucht in’ Alexandria
biefe Histaria ſei von Justinus
Haec Phikppun.* ..
Baun denn Supergttenbenten. .
Hyr is noidig eynen gelehrben prebiger In buffer Grave
ſchuph tho holdende, be un ſunderlicher votnhemlicher upfeher
fo, de den Rotten und Schwermergeiſtern winckelpredigern up⸗
roirſchen wedderdoepernn myt godtlicher ſchrifft konne hefftich
wedderſtain und rechts lehre annholben, als 2 para. 24. Aeto.
15, ad Xp. J, in Hyero. ad Euagrium In Ambro. JTy⸗ 3. Aue
63 *
500 IV. 1588,
guſt. epiftola 9. De ouck den andern paſtorn eyne amwyſunge
bhein konne, aller noithrufftigen dungen, lehre und gebruick der
kerchenn, gelyck de oulden Leviten, apoftoli und eirften Bifchop«
pe haddenn.
"Ban der Vifitation.*
Item dat alle Jair eyns thom geringften eyn gemeyne
Viſitatio van der overicheit gefchehe, upt dat reyne lerhe und
rechte goddeſdeinſt erholden blive, *und folches nicht dorch den
Superattendenten alleyn gefcheen fol, funder es werben de Lan⸗
deshern eynen van abel offt eynen vornemlichen van ben Ampts
Inden mpt doin umme alle vordedhtige fufpicion the vormiden
und bp yder mennichlichen eynen grotter anfeen und frudhten
tho geven. Sal oich yn gedachten Superattendentens madıt
fon, eynen van den vornemlichen fratribus neven fich tho ers
wellen Des fchollen oich be amptlude benn Superattendentenn
myt gude foer aller noittrufft, therunge und nutter underhols
dunge vorforgen.*
Vann prefter che.
Nach beme de hillige fchrifft de che tho vorbedende duvel⸗
fhe lehre rhoemet. 1Xy. 4. * Paulus fueth thorugge yn den
propheten Daniele 12, welcher van Antechrifto gewyſaget, he
werth be fromen lywe (vorftae im ehelichen levende) vorachten
und ſynes gevallend myt em handelen* — und alle mynſchen
eyn lebent eherlich genhoemt werbt Heb. 13. unde de Apoftels
len als Ignatius fechte, ehefrouwenn gehadtt, unde Innocen⸗
tius papa fecht Diſt. 26 ca. Deinde ıc. dat ehelich werden
nicht funde ſy, ouck den geiſtlichen, fuft mofte godt Almechtig
als eyn ftiffter und Inſetter der ehe dar anne ſchuldig fon, de
im Parabifo tho fundigen gebaden hedde, Hec ille 2c., dair tho
oud de Chriftliche Concilia frigg gelaten hebben, als Concilium
Nicenum Dift. 31. Gangrenfe Dift. 28 unde Difl......
Tholetanum 33, queft. 2 Unde Gardinalis Cajetanus fechtt,
dat men noch ourfache ebder fchrifft bubringen konne, dat epn
prefter daran fundige, fo he ehelick ſy, und Auguft. befennet
be bono nuptiarum Caufa 11, queft. 19, dat de frigge und
ehefachen de van Bloifter Inden gefchennn ungeachtet ohre ge
dhanen loeffte beftendig unvorbroiden ſollen bliven und flxaffet
dair be fobatn ehe, eynen ehebroicke ſchelden, unde baven dat
better is, ehelich werden dann bernen, und umb horerye thovor⸗
miden folle ein Ider ſyne egene frouwen hebben 1 Co. 7.
Szo fall menn neynem prefter de ehe vorbeden dann frigg
laten unbe gefladen, wente nha ermeldung bes billigen paul,
1 Ty. 3. Xp. 1 fall eyn prefter unfteafflich fon und avermails
He. 13: de Ehebreder und horen Jeger werdt godt Richten.
[Idt vorgunnen oud de oldeſten Canones, den preftern ehelich
tho werdende ahne alle funde Diſt. 23 De geiftlichen ſollen fy
myt unkufchelt nicht befleckenn, funber vele mehr ehelich werden
Dift. 31 Nycena Synodus, Et qui Romani Dift. 28, ca.
Deinde et fi quis docuerit, et fi quis diſcernit zc.]
Belolbunge der kerchen Deyuere. .
Dewylen dem folde bes godtlichenn woirdes fehr noidig,
quia fine illa plebi eft certa pernities Pro. 29 und Auguft. in
epiftola 80, Fo 16 de overicheit fchuldig den kerchen deinernn
mpt guder geboirlicher befoldunge tho vorforgenn. Numert 18,
Deut. 14. Matt. 10. 10.9, 8a. 6. 1 Tymo. 5 und Hifkle
I)
LZippiiche Kirchenordunug.
dem folcke gebhoid. 2 para. 31 und Nehemia Aggeus Malachias
hebben de overicheit und dat folck harde geftraffet, dat Be ohren
Rum ven tegeben nicht gheven. Nehemie 13. Mala. 1 und
ano. 16. — —
Ban Monifen.
Monike und phariſeer vorgeliket Theophilactus aver eyn.
Matth. 21 Hieronimus in queſtionibus ſuper Geneſim, dat pha⸗
riſeus hete eyn affgeſunderde van andern luden in ſunderliken
kledern und hilligen ſchyne Luce 18, und holden ohren Orden
und Cloſter loffte der hilligen dope gelick anhe grundt der Godt⸗
liken ſchryfft in vorachtinge Chriſti vordenſt und anderer gemei⸗
nen Chriſten ſtende, Und dewyle ohre lere Godtliker ſchryfft enty⸗
gen is, Mach me ſe in Steyden noch dorperen tho predigen offte
bedelen nicht ſtaden, wente ſe neyne rechte dener ſynt, Und ande⸗
ver brodt und ſweth ethen 2 Theſſalo. 3. — Edt ſcholen of
de Monyke keyne perſonen mehr annemen. Non est consu-
lendum, ut peculiares scholae fiant ex Monasteriis. Melius
est scholas communes in civitatibus bene constituere, Red-
ditas autem monasteriorum transferantur ad necessarios
usus parochiae et scholarum quantum opus est: cetera ad-
ministrent domini : hic sunt reliqua. — Dadt is, edt 18 nicht
tho raden dat me funderghe ghemeyne fchole male van ben kloe⸗
ſtern Edt i6 better dat me de Scholen in den Steben wol ans
enchte, Averft der kloeſter venthe und guter fchal me teren in
gebruck der kercken, kercken deyners und Scholen woer des nodt
i6, Wat dar averich yſt, ſchall be Overicheit Leren in nodyghe
gebrud.
Ban den Runnen.
Duſſen ſchal me myt gelerden fromen Szeelforgeren be fe
in Gades worde recht leren van bem gefette und anderen hovet
ſtucken dat fe Chriftum leren kennen und van ohrem vordenfte
affitan, Dat Compelle intrare Iuce 14. und be Godtliten Sacra⸗
mente und Amptere recht na der infate Ehrifti gebrulen. Edt
ſchal ok den geiftlifen Glofteren, eynem yderen tho binvende,
edber uth tho gande feng fon, na der lere Cypryani bes billigen
Martelers li. 1 Epiftolar. Epift. Ll ad Pomponium. Szo de
perſonen Juncferſchop gelavet hedden, und doch nicht halben wol⸗
den, offte konden, fchollen fryg ledich fon ꝛc. Dat men of Mo⸗
nike und Papen de noch up ohre Olde wyſe und lere blyven, ney⸗
nen ingank offte gemeynſchop gefladebe, were wol nodich.
Ban ber armen Unberholdinge.
Chriftus de Apoſtoli und Apoftolifche erfte kercke hebben
funderlinges up de nottrufftige armen acht gehadt. Matth. 25.
Sala. 2. Acto. 7 Darumme vorforgede fe Godt myt tegeden
Deutero. 15 Hir umme is nodich eyner yderen karſpelde Dia⸗
conos, dat is, ber armen deners tho ordenende, unde eynen ges
meinen kaſten an tho richtende, Almyſſen und wes fuft kercken
güber font tho unnodigen Ceremonien georbent van was lech⸗
tern, broderſchop, Calande und ander upkumpſte, tho underhols
dinge der prediger und denere, undt foldes tho gefcheende,
fchollen de prebiger tho ber armen handtrekinge funbderlinges
fromen armen dat vol myt fipte vormanen.
Ban twyerlege ſchalen.
In der leringe und tucht der kynder hefft Godt funderlim⸗
IV.. 2586. Bippifche Kirchenorbuung.
ges wolgefal, bat me gube vorftenbige Bobtfruchkige lude moge
bebben , in erden und wertliten Ampten. Deute. 46. 31.
Ephe. 6 und in proverbiis Jeſus Sprach ultimo, Darumme
weren fchole tho der propheten tyden in Synagogis 2 Reg. 2;
und der Apoflolen toben in be Eerdien. Euf. li. 5, ca. 9.
Hyrumme is nodid in allen Steiden duſſer Graveſchop
latinſche Scholen an tho richtende, myt guben gelerden ſchol⸗
meiftern allerei fünften fo vele mogelick i6 und den Catechis⸗
mum to levende, In Gades fruchtenund tuchten up tho theende,
Dar tho be Saffefche Ordenunge nutthe und gudt were.
Me moth od Duͤdeſche ſcholmeiſters holden In Steiden und
Dorperen vor de Junge medekens, fchriven, lefen und den Ca⸗
tehismum beneven andern guden tuchten cho leren ıc.
Myfbrud bed Ereuges und libendes.
Allerleye jamer und lident krankheit, myſdeydere, ſmelick
doet und der geliken heyfft me vor vordenſtlike wercke gemaket,
vor de ſunde dar mede genoch tho donde, dat doch Chriſtus
dorch ſyn lydent alleine uth gerichtet heyfft Eſa. 53. Ro. 6.
2 dech, dat duſſer tyd lydent, der herlicheit nicht werdich ys.
o. 8.
Dar by hadt me be bebroveben ahne troeſt gelaſſen, ohnen
nicht geſagt, dat Gottes wyl und wolgefallen ſyn, dat wy in
lyden, gheloven ohven, ohne anropen, und by ohm hulpe ſoeken,
DE dat men de luede tho den hilligen gewyſet heyfft.
Dar tho heyfft me uth eghenen vornemende, fulven ſun⸗
derlinge creutze und lydent bedacht, und ſick dar mede beladen,
myt caſtyginge, vaſten, Collo. 2, Als ok de preſters Baal de
ſick myt preynen ſulveſt ſteyken, dar an Godt neynen walgefal⸗
len heyfft Zacharie 7 cum jejunabatis numquam mihi jejuna-
batis, quasi dicent nequaquam,
Ban dem rechten libende gebrud und nutticheit,
Lydent 18 dee Chriftenheit thogefecht van Chriſto aver ber
rechten lere Io. 15 und aver Godtſalich levent 2 Timoth. 2.
et 1 Zimoth. 4.
Stem Alle lydent mwebbervaret uns uth Gobtliker vorfes
Denynge, bedacht under ſynem rade. Matth. 10. 1 Corin. 10.
Acto. 2. Jo. 19. Job 1, 2 Samuelis 16. Darumme gefchudt
edt unsthogude. 1Corin. 10. Proverk. 3. Hebre. 12. Roma. 8.
Dem olden Adam funen wyllen tho brefende, dat wy Chrifto
im lydende gelydformidy werben, Unb fcholfen derhalven of dul⸗
bichliten dat mebderftandt dregen Matth. 5. Luce 8 et 12,
Acto. 5. Hebre. 10.
Edt iſt averſt nicht genoch bat wy wetten, bat me fchall ghe⸗
duldich ſyn Sundern ift veil mehr van noden, dat me lehre,
dat Godt fordere, dat wy in Inden ben geloven ohven, Godt
anropen, by ohme hulpe ſoeken, den alfo heyfft he tho gefagt
und tho troſten und tho helpen .
Der Overicheit mnfbrud.
Thom erften,, dat edtlike wertlike Overicheit fick der kercken
religion, ohrer geiſtliken underdanygen perſonen nicht under⸗
nomen hebben, in ohren godtloſen affgadeſchen handelen und
boeſheit, thor ergerniſſe der lude, nicht geſtrafft hebben.
Item bat ſick de Overicheit vaken thegen Gades wort, bat
— — — ——— a En
n ne e
501
Evangelium, Sacramente, preſter Ehe, als de radt tho Hieru⸗
ſalem vorgtepen hebbet, als Acto. 23. Pſal. 2.
Item die Overicheit hanthavet de unfromen, de fromen
vorfolget ſe vaken dorch gunſt und gave, Als Achab, Jeſabel
den fromen Nabodt, Heliam und de hundert propheten vor⸗
folgeden und de negendehalff hundert kalff papen und prophe⸗
ten vordedingeden, Saul David vorfolgede.
Item Edtlike wollen ok baven und tegen Godt gang
ſtreven als Pharao Erodi 1, Nabugodonoſor Daniel 2, Da⸗
rius Daniel 6. Saul 1 Reg. 22. Antiochus 1 Machab.
Item dat fi ok de geiftliten des wertliken ſwerdes yegen
de fchrufft angenomen hebben. Efa. 33. Wo moll doch Gobt
in ſynen ryke deners bedervet, Szo heyfft he doch ohne neyne
herfchopne tho dryvende bevolen, den klarliken vorbaden. Luce
‚und 1 Petri. Und darumme font fobane wertlike ſake
der wertliten Dvericheit bevolen. Ro. 13.
Der DOvericheit rechte Ampt und gebrud.
De Overicheit is van Gade vorordent Ro. 13 Darumme
gelid als Paulus prebigede und Thobias funen fone lerde,
Gade hyrynne denende, Szo denet ok duffe denerinne Bade,
wen fe tho rade geibt, tho rychte fpttet, ſake vorhoret, und
ohres Amptes pleget, anhe anfehent der perfonen, Und of funs
berlinges denet Gade, wenner fe de kercken und Cloſter van
logenafftiger Iere, van unrechtem Gadesdenſte, geftrengen, by⸗
gelovigen Geremonien repniget, Und in de flede anrichtet rechts
fhapene billige ſchryfft, gude lere und rechten Gabesdenft,
Wente falfcheit in der lere, Erdom in Gadefdenfte, by⸗
gelove in den Geremonien font ſtrack yegen de erſten tafelen
der teyn gebode Erodt 25. Wente fyn name wert barynne
enthilliget Levit. 18. Und vorberven dat vold myt falſchem
fuerdeghe. Matth. LO dar wy vor ghewarnet fpnt, dar under
Gades namen kompt Gades torn aver Staide und lande,
als aver Hieruſalem, Samaria, Juda, Saul, Achab ꝛc.
Darumme es ohre beropinge, We Gades wort eheret, de deit
den rechten Gadeſdenſt Szyrach ca. 4. Alſo buth Godt tho
worgende der Overicheit, de falſchen propheten und Gadeſdenſt.
Deute. 7.15. Und alle belde de me anbedede gentzlich vorſtorede.
So vorftorede Ezechias be konnynck de hogen und thobrad
be fulen, und radede de bogen uth, und thobrad de eren flans
gen, de Godt fulveft gebaden hadde Moſy tho makende Num.
21., umme des myſbrukes wyllen, bes anbeben bes, des vol
des dat dar affgaderye vor debe, de doch Godt fulven gebaden
hadde Moſy tho Makende in der woftenye, und mas eyne
foegure up Ehriftum. Joannis 3. Dar van heby dem halsflarden
volde grote vare ſtondt, noch tans vortrumebe he Bade. Szo
voret ok Aug. thom erempel Joſiam den konynck Ninive, Da⸗
rium, Nabugodonofor in epiftola 1. 16. Unfe Chriſtlike keyſers
Suftinianum, Conftantinum, und Eufeb. lt. 10, ca. 1. Valen⸗
tinianum, Gratianum, Theodoſium, de fi alle der veligion
undernommen hebben, unrechte Iere, falfche Gadefdenfte und
affgaberye gheweret und affgebradht, Und Chriſtlike lere und
rechte Gadesdenſte upgerichtet, als betuget Zyrach ca. 49. 2
Meg. 22. Paral. 34. Daran Sofia fonem affgobefchen Vader
Ammon, Noch Ezechias ſynem affgodefchen vader Achab ſcho⸗
nede, Wente fe leveden Godt mer, denn ohrer olbern tydtlike
ehere.
4
802 IV. 1538. Lippifche Kirchenorduung.
Duth ſulve fordert od Godt von allen Potentaten,. Weldi⸗
gen offte Overicheit Pſal. 2 latet ju tuͤchtigen gy konygs und
rychters up erben denet dem heren myt frochten, kuͤſſet de fone
dat he nicht tornyge und ghi up dem wege umme komen,
Wente ſyn torne wert balde an bernen ꝛc. Dat lecht Auguſti⸗
nus alſo uth contra Creſtonium li. 3, ca. 51. und of contra
literas Petiltani li. 2 ca. 92: und Epiftota 50 ad Bonifadum
Genie, alfus feggende, dat den be konyge dem heren benen,
wen fe in eherem rike dat gude gebeden, und dat quade ſtraf⸗
fen, ſowol in der religion ale in borgerliken geſchefften und voret
darby thom Erempel Ezechiam, als baven gefchreven.
Als nu eyn Vaber ſchuldich is fon kyndt tho Gades worde
und tho get thoholdende, vam bofen tho trecken, Deute.
11. 16.31. Ephe. 6. So mothen of de Opericheit, de Datred
patrie, dat p de dar landt vaders, offte de Oderſten der Lande,
offte vornemeften im lande genompt werden, ok de underdanen
tho Gades worde holden, als ok Auguſtinus roret Epiſt. 1.
66. alduͤs ſeggende, De forften ſchollen de religion fordern,
und Gades lefteringe vorbeden, Als me van Nabugodonofor
und Dario, Daniel 2 und 6 (eff, in dem vpfftigeften breve ab
Bonifacium 50, Et Canone Principes queftione 9. 23., mo
dar folget alfus, De forften buffer werlt ſchollen wetten, dat
fe Gade mothen ſchuldige rekenſchop geven umme ohre gemeine
und kercken wyllen, de fe Chrifto tho beſchermende anghenomen
hebben, Wente dorch gelovige Korften kommet vormeringe
fredeliker eynicheit, und geiſtliker tucht 2c. He wert rekenſchop
van enne fordern, de ſyne gemeine under ohren gewalt gelecht
hefft. 33. 93 ca. Principes.
Hyrumme welker Stadt offte landt otbentliker wyſe for
dane ungodtlike lete und myſbruck affſtellen, und dat reyne
Evangelium Chriſti anrichten, de moghen der halven van ney⸗
ner hogheren Overichelt als ungehorſame gheſchulden werben,
Wente de Evangeliſchen Steende weren tho Auſpurch dorch
keyſerlike Majeſtaͤt ohres geloven nicht vorworpen, den gnedich⸗
liken erhort und tho gelathen, Duth moth uns alſo betoeren.
Mor +) neyn vorbodt is, dar mede be conſcientie billiken
vorbunden werdt, etwas tho latende, dar is neyne avertredinge.
Nu ens ys neyn vorbodt in dem hilligen Romſchen ryke, dat
uns vorbede dat Evangelium an tho nemende und wat dem
Evangelio myt ys to donde.
So volget hyr na uth So wy bat Evangellum annemen,
und rechten Gadeſdenſt na dem Evangelio, dat wy dar dorch
yegen neyn vorbodt handelen.
Syo averſt dat degen deel ſeggen wolde, dat Evangelium
wert nemande vorbaden, funder de lutherſche lere de wy ange⸗
nhomen hebben,
Antwort dar up dat wy neyne mynſchen lere angenomen
hebben, den dat rechte Evangelium Jeſu Chriſti, Welcker
Godt dorch ſunderlike gnade wedder der werlt heyfft ſchynen
lathen na klarem hellem vorſtande uth gelecht Mar. 1. Gela⸗
vet dem Evangelio.]
Darumme mach ım$ od neyn mynſ⸗ chen hyr van vorbeden,
+) Fortassls hoc omitti potalsset, quia constat vos velle nostram
döocfrinam quam ptoßtenar oppfebsam , guorumgque homine voce ....
extant eorum edicta in... . non luther. Sed articulos exhibent.
offte ungehorfam achten, +) des heufft ok nenne Overicheit
macht, Wente Godt 18 be alder overfte Overichelt und. de ghes
but fpn Evangelium und rechten Gades denſt tho holdende ut
ſupra Marci 1., dem fon wy yo fihuldiger gehorfam, bem
mpnfchen, fo verne dat ordentlid gefinlt werde, na bem, de ums
der Dvericheit der overften tho vorfange nicht tho bebende
heyfft, funder Gades denerynne is.
Hyrumme iſt de Overicheit duſſer Graveſchop ſchuldich aff⸗
ſchaffen unrechte lere, unrechten Gades denſt, und myſbruck,
und alle affgaderye thom Blomberge und andern orden duͤſſer
graveſchop, und reyne lere und rechten Gadesdenſt, und Cere⸗
monien in de ſtede ſchaffen, DE wes wyder tho under holden
guder ſcholen, tucht, Armen und der geliken, ok anhe anſehent
der perſonen recht ſtraffen, Ok up hillige vyrdaghe und der
Gades denſte barnewyn und kroghe tho vorbeden und ſtraffen,
Ehebrekers, horenyegers, Juncfrowen ſchenders, flakent, ſwe⸗
rent und ber gelyken ſtedenn, DE moth de Gobtliche Overicheit
vor allen dyngen up Gades wyllen und wort ſehen, dar sho
alle ehere begerunge thor ehere Godtlikes namens und tho fors
derunge ber underdanen, Und tho buwende de Chriftlife kercken
ſchicken und uthrichten, tho welckerem ſtucke nodid wyl fan
dat de godtlike Overicheit, welcker der kercken und Chriſten
guder under worpen ſynt, up ſodane guder acht hebben, de ful⸗
vige nicht lathen van den Sthyfftern edder yenigen perſonen
vorruͤcken, ſunder dar van predichſtole, Scholen und der armen
nodtruff eherliken und genochſam vorſorgen, und dat gemeyne
volck darmede betalende ohr ſchulde na gewontliker plicht, und
vor de truwen deners fordern na dem vorbilde Hiſkie Paralip.
31 und Nehemie ca, 13.
. Unterdane wes be ber Overichelt ſchuͤldich font.
Vor ſolcke geothe gave Gades uns dordy de Overicheit ge
geven, fon top wedderumme ſchuldich Thom erſten der Overi-
heit fchot, Thoel, arbeidt, denſtlicheit des lyves, de wy ohr ge
von ſchollen, Dar tho fcholle wy fe fruchten, und offte fe ung
woll nicht fraffen konde odder wolde, fo wol ung Godt fulven
ftraffen, ald wy lefen van den uprorefchen Num. 16 und 2
Reg. 11,18 und Auguflinus fecht, welder gebaden ber Ove⸗
richeit, be der Godtliken warheit gelidformich, nicht gehorſam
font, de wert eyne grothe ſtraffe krygen, We overſt den. gebaben
und gefetten der Dvericheit, de [nicht] pegen Godt font, nicht
gehorſam ſyn, de wert eyn groth lon krygen.
Soo ſchollen wy ok be Overicheit oberen dat fe und hufühens
men ſchal, Wente Daniel am 4 vorbeldet Godt de Dntricheif
dorch eynen guden boem, de alle deyrte erneret, alfo, ok ung,
DE kompt van ber Chrifttiten Övericheit de gobdtfalicheit, dat
16 mare lere, ghelove, ware Gades denft, bar tho redelicheit,
borgerlite tucht und regiment und ordentlik handelung.
Me ſchal ok vor fe bydden, ment fe heyfft neyne gewalt,
den wat ohr gegeven id Matth. 22. Darumme mat fe fettet,
dat ande funde ghefcheen mach, ſchal me doen, offte me fun=-
diget, DE ſchal me ohr in geborlifen vortalden fafen gehorken
umme ber conſcientien wyllen Ro. 13. nn und de Apoſtea
+) Hec vera sunt et dicenda, quod implis non sit obelionden,
Oportet deo magis Sbedire quam hominibus.
4
VE 2889. Seffifche Kiuchenorbnung,
Cheiſtlichen myt geiſtlichen laveſengen, Als, Mybben wy im
font ſulven der Overicheit gehorſam geweſt, Hyrumme of be
geiſtliken gelyck de leyen, wanneyr ſe das nicht erkennen und up
ohre privilegien forſliken ſtreven, fo ſundigen fe.
Jedoch wyl keyſerlick Majeſtadt konynge, edder ander heren,
fe wor mede fipagen und begaven, bat mogen fe anhe ſunde
van ohne up nemen und hebben, ſo verne der Overicheit Ampt
dar dorch nicht ghehyndert werdt.
Ban ber begreffniſſe und ebtliche underholdunge ber kercken.
Edt betuget uns de hillige geiſt in den godtlichen hyſtorien
des olden Teſtamentes wo de leven hilligen vedere Godtfroch⸗
tichlen und erlichen ohre vorſtorvenen lychname hebben thor er⸗
den beſtedigen lathen und ſunderliche bequeme orde thor be⸗
graffniſſe geſtifftet, dar dorch ſe ohren geloven van der upſtan⸗
dunge der doden und des thokumpſtigen ewygen levendes Godt⸗
falichlichen habben betuget, derhalven ſchollen de kerckhove rey⸗
nichlich geholden werden, angeſeen dat vele lychname der uther⸗
welden frunden Gades dar rouwen.
Edt ſchollen ok ſodanen Godelichen ghebruke nach de vor⸗
Borvene lychname unſer leven broder und ſuſter erlichen und
503
levende font, und andere, thor erden beflediget werben, Edt
ſchollen vorordente Paftoren de leſten artickelen umfes billigen
Chriftlichen gelovens der gemeyne Bades kortlichen antzegen,
dar ynne wy bekennen upflandunge ber boeden und bat ewyge
keoent, dat yderman dar borch lehre in deme frochten Bades
Sobtfalichen tho Isvende, dat he moghe ewychlik myt Gabe bes
holden werden Amen. —
Szodane Artickel hebben wy kortlichen tho epner Anwy⸗
ſunge, dar mede alle ungodtliche unchriſtliche Godtloes weſent,
dar de ellenden herten van Godtlicher waerheit dorch vorforet,
moghe dorch de ordentliche Overicheit affgewandt werben, und
bydden den Godtſaligen leſer, ſodane unfe anwyſunge ſyck ghe⸗
fallen lathen, und bydden, dat de eroyge Godt Vader aller barm⸗
berticheit wylle unfe herten gnebichlichen erluchten dat wy fampt=
lichenn in reyner erkentniſſe ſpnes hylligen Evangelii en
blyven tho pryſe und ehre funer Godtlichen Maieſtet under⸗
havunge Chriſti unſes epnigen Myddelers und vorſoeners dorch
krafft und werckunge des ar geiftes Amen.
inis.
v.
1552.
Angenommen Slirchenordeninge Eines Erb. Hadef der Stadt Burthude geftellet durch den
Erwirdigen vnnd bochglartenn Doetorem H. Joannem Epinum Superintendenten ber hochberaumpten Stadt Hamburg.
: Won ber im J. 1652 verfaßten Burtebuber R.:D. ſind in
Pratz e's derzogth Bremen und Verden, Bd. IV. ©. 8 ff. die
Vorrede, die Rubriken und der Schluß, in der Buxtehuder Schul:
gefchichte, Stade 1765, ©. 6 ff. der Abſchnitt von ber Schulord⸗
nung mitgeteilt. Da fie fi) eng, oft wörtlih, an bie Hambur⸗
,
ger 8.:D. v. 15639 anſchließt (Nr. LXV.), ohne irgend Momente
von aflgemeinerer Bebeutung baspubieten, fo Eonnte «8 Hier ges
nügen, auf bie angeführten Echriften und auf Pape, Kirchen:
chronik ber Stabt Burtehube, zu verweilen.
VI.
155%.
HBeffiſche Kirchenordnung.
Dieſer, bis jest noch nicht gedruckten, K.⸗O. gedenkt v.
‚Rommel, Phil. b. Gr. Bb. II. &, 130, ohne nähere
Rachweiſung.
»*
Drbemung Ehrißlicher Lehre vnd Zaochtt.
Dieweyll kein hoͤcher vnd Heyliger Ampt vff Erdenn iſt
daun das heylige Ministerium Ecclesiasticum Iſis billlch und
recht, das es vonn Jedermann Ihnn geburlichenn ehrenn ge
haltenn werde.
Denn dee Gotlichen Ewigenn Maieflet weßenn und wille
Mein durch dieß Ampt erkennet wuͤrdet.
Darumb follenn alle Menſchen ſolchem Predigampt mit
edlem Gehorſam und ehrerbietungk ſich vnterwerffen, und aus
dem Wort vnd Predig Ampt eine reyne und völlige Summa
Cheiſtlicher lehr fafſenn, Dieſelbige auch vber bie Profeffion,
bie allein nit genugk iſt, mit vnſtrefflichem wandell zieren und
beweyßenn. Daruff gewießlich folgen würbt da® ende des glaus
bens, der Seelenn ſeligkeyt, wie gefchriebenn flehet, Wer mich
ehret, denn will ich wiedder ehrenn ıc.
Solchs hat der Löhlich und Thewre Furſt, ber Landgraue
zue Heſſenn ꝛc. Chriftlichenn bedacht, und uns feine F. ©.
Super Intendenten und Predicantenn zue mehr malenn gne⸗
biglichen befholenn, Die Chriſtliche ordnungk, fo zue Vffbaw⸗
unge ber gemeinenn kirchenn zuuor geflellet wordenn iſt, zum
haltenn, und Ihnn gangk zuebrengenn mit Gnediger vertrös
ſtungk vnd zueſage, Gebärlicher Fuͤrſtlicher Handhabungen,
Souiell des Seinenn F. G. zueſthee vnd gebuͤre.
Vnd ſeind dieße die Capita vnd Artickell vorbedachter Ord⸗
nungk Wie hie folget.
Zum Erſtenn Soll bie gange Kirche ahnn allenn Ortenn
504
zue Gewonlicher zent zufammen kommen Gottes Wort zuehoͤ⸗
ren, Die hochwirdigenn Sacramenta zuprauchen, Wie folches
der Sohnn Gottes geleret, Ingeſetzt und bevholenn hat, Da-
ſelbſt Got denn Vater Ihm Nahmenn Iheſu Ehrifti vor alle
feine herliche vnd manigfaltige gabenn und molthatenn dan⸗
denn vmb alle Genflliche und leybliche noturfft bittenn, vnd
ihre milte Almufenn vor die Armenn Bruder und Schwefternn
ſelbſt willigE und ungetrungenn mitbrengenn, Wie ſolches als
Ienn wahrenn Chriſtenn ond lebendigenn geliebmaßenn der Kir
chenn geburt und wol anftehet.
Ihnn der Gemein follen Beine Trennung, Spaltungk, Sec»
ten oder Rottenn fein noch geduldet, Sondernn bie Einigkeyt
des Geyſts foll allewege durch das Bandt bes frieds, feſt und
onzertronnlich gehaltenn werbenn,
Es follen auch alle ding erbarlich, Ordentlich vnd Zuchtigk
Ihnn der Gemeine, als vor Gottes vnd aller Engell angeſicht,
gem vnd gehandelt werdenn, Surta Apoſtolum. Dieſſes
alles alſo zue fordernn vnd Ihnn Schwangk mit Gottes Hulff
vnd Gnadenn zubrengenn, Sollenn die gelerteſtenn vnd Got⸗
ſeligſten Menner, ſo mann habenn magk, zum predigampt er⸗
wehlet, und Ihnn die Kirchenn hinn und wiedder nach der Res
gel des Heyligenn Pauli, geſand werdenn, vnd keiner ſich ſelbſt
Indringender gelledtenn oder zuegelaſſenn werdenn.
Wer aber das Predigampt begeret, vnd vonn Collatoribus
uocirt wordenn iſt, Sol den Super Intendentibus ſich mit
gepurlichen Zeugnuß praeſentiren, vnd Aleae Examinis ſich
ſubjiciren. u
VBnd wo er Idoneus erfundenn, mediocriter saltem, vonn
Superintendenten oder Subdelegatis, Concione de ministerio,
Inuocatione Spiritus Sancti, et Impositione manuum Eccle-
siis commendirt, denuncijrt, vnd Ihnn feine Pfarkicchen,
Ampt und Dienft Ingefegt werdenn, Vnd daffelbige alfo admi-
nifteiren, wie er das gedendt fur dem Erghierten Chrifto und
onferm ©. 5. und Herrenn, auch denn Superintendentibus und
einem Jedenn Chriftenn zuuerantwortenn.
Vnd allegeyt vor augenn habenn, und Ihm herkenn be
dendenn, das fchredliche prophetifc, wort, das Got das biuet
deren, fo vonn vns verfeummet wordenn feindt, vonn vnfernn
hendenn fordernn till.
Zue fleyffiger aber und Eyfferiger verwaltung? des kirchen⸗
bienftes If von notten, das Mann anhalte mit leßenn Apo⸗
ftolifcher und Prophetifcher fchriefft, und .nichts thue ober vor⸗
neme, aus engnem gutdunndenn vnd weyßheyt, Sonber ein
Jeder laß Gottes Wort. fein Consiliarium fein. Pfalm 119.
Auch das er befchendenn fey vnd Ihnn allenn bingerm ad:
hibiren Scientiam Spiritualem ; Vnd vergeß nicht Lenitatis et
Mansuetudinis Ecclesiasticae, Auch mit böfem lebenn nit mehr
zerbreche, dann er mit lehrenn vfbawt, Alles juxta Canonem
Apostolicum. Venuste et grauiter dietum est a Veteribus.
Pisces attactu terrae computrescere: Et Dominicae uocis
Ministros contaminari, si terrenis se implicent negotiis.
Omnia igitur fiant ad aedificationem, .ita nomen -Ministerii
sanctum et Venerabile erit apud omnes, Honesfi mores
Episcoporum accendunt amorem Ecclesiae et alunt reneren-
tiam .piebis erga Ministerium, .Omnis scenicus habitus uite-
tur: Toga ad genua demissa gestetur.. In albis Angeli Dei
plarimum apparnerunt, voluntatern Dei hominibus renun-
ve 1839. Seffifhe Kirchenordnung.
ciantes: Ita et nos, qni samus Ängeli Dei et Angeli pacis,
‘in Ministerio albis utamur salua libertate.
Es ſoll auch ein Pfarherr nicht uff fi, fondernn fein gan⸗
ges Haußgefinde fehenn: Das Weyb, Kinder und Gefinde ons
ftrefflich lebenn nach der Lehr Pauli und Petri, Das alfo auch
durch fein Haußgenoffenn der Name deß Herrenn nicht verle⸗
flert werde.
Er fol auch mit allem fleyß vnd ahn allermeinftenn vff
feine Gemeine, die Herde Chrifti, ober wilde Ihnn der Hey⸗
ige Genft zum Bifchoff gefegt halt, ein ſtetigs vfſehens haben,
Die Gefundenn weydenn, Die Krandenn heylenn, Vnd die fo
kein Artzney leydenn vnd ahnnemenn wollenn, vonn ber Ges
fundenn Herde auffchlieffenn, Ne una ouis morbida totum cor-
rumpat ouile,
Ita unusquisque suo dono utatur ad utilitatem Ecclesiae
et ad sobrietatem sapiat, Memor dicti Dauidic. Non sont
elati oculi mei neque ambulaui jn magnis, neque in mirabi-
libas supra me, sed humiliter sentiebam etc.
Vnusquisque suo sub onere sudabit et gemet, Darumb
its dorheyt, das einer Ime Weyternn wil furnemenn vnb
Außrichtenn, dann Ihme bevholenn.
Caute ferendus est, qui suam spartam ornat, Et aDo-
mino auditurus , Euge serue bone et fidelis, qui suo talento
dextre usus est,
Es ſoll kein Predicant fein Eicchenn dienſt, ohn ordentlich
Bevhelich und vocation verlaffenn spe questus uberioris, Sons
dern feiner ſchaffe wartenn, vnd trewlich benenn dienen Bub
two ihme daruonn Victus et Amictus, quibus, cum adaunt,
contenti esse debemus, nicht werdenn koͤnte, Soll er ſolchs
feinem Superintendenti angebenn Witcher mit Ihme trachtenn
fol, wie ſolchem mangell mochte geratenn werdenn.
Soll auch Feiner fid) ad susciniendam curam aliarım Ec-
clesiarum ad se non pertinentium, einlaffenn, Es gefchee bann
mit rath und wiffenn Principis et Superintendentium, Die es
alfo fur gut anfehenn vnd nuglich erkennen,
Viel weniger follenn Milites Christi Shan weltliche Dienfte
und hendell fich begebenn,
Es feind diuisae functiones, Politica vnd Ecclesiastica
administratio Vnd ein Seglicher hat mit feinem Ampt fein
Laſt, darann ex zutragenn gnugf halt. Nusquam est, qui
ubique est, et Nemo potest duobus Dominis seruire.
Damit auch bie Paftores deftobeffer flubieren, Bücher zeu⸗
genn mögenn, und Ihrenn kindernn das tegliche Brod zuege⸗
benn habenn, hospitales fein Bönnenn, So hat vnſer ©. 8.
vnd Herr die Absent abgefchafft, vnd egliche gefchlecht vom
Adel, aus Chriſtlichem Adeliſchem bedenckenn, felbft willigk
nachgelaſſenn, vnd zue einem gar loͤblichenn Exempell der Rit⸗
terſchafft nicht mehr hebenn vnd habenn wollenn, Es ſallen
alle, ſo ihnn Paſtorepenn gehoͤrenn, vnd Ihnn denn Filial Kire
chenn wohnenn, Oder Capellenn bey ſich habenn, Alle Feſta
Chriſti vnfers Lieben Herren, vnd alle Sontag und Beet tage
Ihnn Ihre Heuptpfarren kommenn, ſich Ihren Pastoribws
ſelbs leren kaſſen, vnd dennſelbigenn ſich zuerkennenn gebenn.
So aber werenn Alte, Junge oder Schwachenn, fo die Heubt
pfarrenn zuebeſuchenn nit vermochtenn, Die folenn durch den
Paftor oder feinen Coadjutorem , die wochenn vff einen Ge⸗
— _
8:
vI 1559. Heſſiſche Kirchenordunug.
wießenn tage mit Gottes wort, vnterwießenn und getroſtet
werbenn.
Es ſollenn auch alle Zeft Chriſti, alle Sontage und andere,
wie Ihnn vberſchickter Agenda von vnſerm 9. F. und Herrenn
vermeldet wurdt, zuegleych ihnn allen kirchenn gehaltenn werbenn.
Dieweyll aber die feyer vom Erſtenn ingefegt worden fein,
ba8 der gemein Mann ber herrlichen Wolthatenn Gottes offt
erinnert werde, vnd die bergen Got zupreifenn angezundet.
Iſt von notenn, das bie Obrikeyt aus Crafft Ihres vonn Gott
bevholenen Ampts, Alle fo Ehriftenn fein wollenn, zum Wort
Gottes, und der feyr nicht zuemißbrauchenn anbaltenn.
‚ Bor allenn dingenn follenn ſich die Amptknecht enthaltenn,
vonn den Amptsverwandtenn Frondienſt zufordernn oder Tage
anzufegenn, vertrege zuemachen, zue der zept mann mann Got⸗
tes Wort leret und feyr haltenn will.
‚Viel weniger follenn fie ihnn ihrenn Heuſernn, wie fie
pflegen, ein MWeinfauffens anrichtenn, das Vold vom Wort
abzuehaltenn.
Die Feyr Tage, fo mann haltenn fol, auch wie mann fie
- haltenn foll, findet mann ihnn der Agenda. Vnd follenn alle
Sontagke und Feſt Chrifti zwo Predigt gefcheenn ber Gemein,
das fis nicht duch Muſſigangk vrſach gewinne, das Weinhauß
Spielhauß, oder kegelbahnn zuefuchenn, oder ergerß zutreybenn,
wie leder mehr gefchieht vff die Feyrtage, dann Werdleltage.
Wilder Predicant denn Catehifmum nicht vleyſſigk trenbt,
lehret und vbet, foll nicht geliddenn, fonder ein anderer ahnn
feine Staidt geordnet werdenn.
Vnd wilcher Haußvatter ſich felbft zum Catehifmo fampt
feinem Haufgefinde, Weybe und Kinde nicht findet vnd fchidet,
fol ober die Straff der Obrickeyt, vor keinenn Chriften gehals
tenn werbdenn.
Des Herrenn Nachtmal, dieweyll es vom Hercenn ahnn
Beine Zeyt gebundenn, foll es, fo offt hungerige Seelenn und
begirige hergenn vorhandenn fein, gehaltenn vnd gebraucht wer:
denn, Vnd je offter des Herrenn Tod und alle feine Woltha-
tenn bedacht werdenn, ye beſſer es ift, Vnd foll alfo gehaltenn
werdenn wie ihnn der Agenda vorgefchriebenn ift.
Nemo admittatur ad coenam, nisi prius exploratus,
Criminosi arceantur.,
Mit der Letaney ober Bethagenn fol mann ſich haltenn
nach anzenge der Agenda.
Daß Sacrament ber heyligenn Tauffe fol, wie ihnn der
Agenda ftehet, gebenn werbenn.
Der Vater des kinds fol fi) dem Pfarhernn erzepgenn,
ſeinem kinde vmb die Tauffe bittenn. Chriftliche gefattern, die
zueleglich fein, zur tauffe bringenn, vnordnungk zuuerhuetenn,
Denn die, fo ihnn Rafternn ftedenn darumb fie zue Ban⸗
nen werenn, Fann kein pfarherr zuelaffenn.
Dieweyll aber Ein Mann kein Dann, tie bie Zeutfchen
fagenn, vnd ein Pfarherr alles, fo ihnn Chriftlicher gemein
notigk iſt, zue beffernn, wieffenn nicht kann, Muß man etliche
Seniores habenn , Die bo fenenn Oculi episcoporum.
Vnd ſolche follenn auf der Gemeinde gekorenn werdenn,
nach der ehr des Heyligenn Pauli, und ber Ziegenhaynifchenn
Ordnungke, die da Ernfte, Eyffrige, Auffrichtige und Geyſt⸗
reyche Menner ſeyenn, daß fie Ihnn ihrem dienft, und Ihm
hauß Gottes ein Anfehens und Autoritet habenn.
1.
505
Vnd follenn gleich wie bie diener des Worts mit vorgehens
dee Predigt Ihnn Anruffungk des Deyligenn Genfts vnd vf⸗
legung® der Hende ber Gemeine denuncijrt, vnd Ihnn ihr
Ampt gefegt werdenn, vnd die Gemein ernſtlich ermanet wers
denn Sie zuehörenn, zue Ehrenn und Ihnen zuegehorchenn.
Was derfelbigen Ampt dienft und beohelich fen, Iſt ihnn
der Ziegenheiniſchenn Ordnung. fein ordenlich begrieffenn, dars
auß fi) die Eiteftenn zuerichtenn habenn.
Es follenn auch die Amptleute, das der Kirchgangk zur ges
burlicher zept, und ſonderlich vff die Feſt Chrifti, Sontagk und
Bethtage vonn Niemands freuentlih verfeummet merdenn,
mit ernſt wehrenn,
Auch allenn Gebrantenn vnd andern Wenn, kremerey und
alles was das Volck vffhaltenn magk, unter der Predig zuuer⸗
keuffenn verbietenn.
Auch vff dem Marckt oder Anders wohe, figenn oder fiheen,
Oder Spagteren unter der Predigt niemand geftattenn, bey ver⸗
mepdungf des Zornn Gottes, vnd Furſtlicher ungnade.
Die Ehee foll ehrlich gehaltenn werdenn vonn Jederman,
fein verbotene vermiſchungk geduldet oder geflattet werbenn,
£einem menfcenn,
Die Kinder fol Mann zu Gutenn künftenn oder handwers
ckenn bringenn, Vnd nad) dem fie gelernet, daß fie fich mit
Gottes Hulff erneren fünnenn, zum eheſtand fordernn, Vff
das durch ber Jungenn Hurerey Land vnd leuthe nicht geftrafft
werdenn,
Die kinder ſollenn die Elternn ehrenn, Ihnenn gehorſam
ſein, Vnd mit derſelbigenn, oder derer ſo ahnn der Elternn
Stadt ſeindt, rath vnd Wieſſenn denn Eheſtandt anefangenn,
Es ſoll auch kein Ehee zuegelaſſenn, oder Ingeſegnet wer⸗
denn vor der Gemeinde vonn denn Pfarhernn, die zu Nahe
verwand ſeindt, Vnd wo ſich derhalbenn etwas wurde zuetra⸗
genn, Soͤllenn ſie, die Paſtores nichts thun, Sondernn vff die
Cantzeley weyßenn, Vnd vonn dannenn Raths, Antwort vnd
Bevhelchs erwartenn,
Die Proclamation vnd Auffruffungk derenn, ſo ſich zum
Eheſtandt begebenn, Soll, wie vonn Alters heerpracht, Ihm
brauch bleybenn, Vnd Mann Niemands Copulierenn In der
kirchenn publice, Oder Ihnn denn heuſſernn priuatim, der
nicht zuuor Drey maal vffgeruffenn ſey.
Frembde vnd Vnbekante Leuthe, ſo Ihnn eines Pfarhernn
Gemein nicht gehoͤrenn, Sol kein Predicant zuſammen gebenn,
Er habe dann gute Teſtimonia vonn dem Pfarhernn des Oris,
da die Contrahenten geſeſſen ſeindt.
Es ſoll ſich auch Brauth vnd Breutgam acht tage, vor der
Hochzeyt den Pfarhernn erzeygenn, yhres glaubens rechnungk
gebenn, Vnd darnach Ihnn Gottes namen zuſamen gegebenn
werdenn,
Caetera relinquenda sunt Magistratui politico ordinanda
et punienda.
Adamus ss,
Nicolaus Rodingus pharrer ss.
Mathusalem Arnoldus prediger ss.
Eucharius Luͤncker pharher zu Cappel
vnd dienner der Birch. Marpurck ss.
64
»
—
v
VER 1828. Hananiſche Kirchenerdunng.
vo.
‘ 1 3 ‘3.
Eirchenordnung, Wie es mit der Lehr und Ceremonien, in der Graffſchafft Nanaw, vnd Herr⸗
ſchafft Lichtenberg, fol gehalten werden. Anno MDLXXI. 83 S. 4.
Das borangehente Mandat des Grafen Philipp zu Hanau⸗
Lichtenberg (d.d. Bucdhsweiler 1. Sept. 1572) erzählt, «8
fei in der Grafichaft bisher bie Eolniſche Kirchenarbnung
im Gebrauche gewefen (Nr. LXXXI.), und ed werde dies
felbe, weil fie fehr weitläufig, jest durch eine andre erſetzt,
welhe ber Württemb. (Rr. CIX.) in den vornehmften
Yuneten gleihförmig ſei. (Vergl. Roͤhrich, Befchichte
der Ref. im Eiſaß, Bb. II. ©. 188.) Seit dem 3. 1578
galt die legtre auch in der Grafſchaft Hanau-Münzenberg,
wo bisher verfchiebene Agenden, u. a. auch die Mecklenb.
(Nr. ACIL), gebraucht worben waren, f. Bramerell,
era, ber. Sieden in der Grafſch. Hanau: Münzenberg,
**
1. Vom Kirchengeſang, Predig, vnd Ceremonien.
I. Vom Catechiſmo.
mW. Vom Tauff.
IV. Von ber Jachtauff.
V. Von dem Nachtmal des Herren.
VI Ron befuchung vnd Communion ber Kranden.
VI. Ordnung bes Ehe einfeguens.
VIII. Bon Feyertagen.
R. Bon Begrebnuß.
X. Bon ber Bifitation.
Welcher geftalt bie Viſitation ber Kirchen, Item die Synodi mit ben
Pfarherrn gebalten werben follen,
Das die Vifitation der Kirchen ein Gottſelig, nuͤtzlich und
notwendig werd? fey, ift niemand verborgen, Derhalben ſolche
Viſitation alle jar im Früling zwifchen Oftern und Pfinaften
gehalten, und darzu ehrliche Perfonen, Geifttich und MWeltlich,
von der Oberkeit, auch in einem jeden Ampt, der Amptman,
fürnemfte Pfarherr, und Kirchenfchaffner, gezogen follen werden.
Die form aber der Vifitation fol folgender geftalt gehalten werben.
An einer jeden Pfarr, follen die Vifitatores einen gangen
tag verharren.
Erfttich fol vor Mittag der Pfarherr ber Stadt, Fleden
oder Dorffs, in der Kirchen fein Geremonien, Geſeng vnd Pre:
digen halten, allermaffen wie er fonft am Sontag pfleget.
Nach der Predig und Gefang, follen die geiftlichen Viſita⸗
tores den Gatehifmum fragen, vnd fehen ob die Leut, befon-
ders bie Jugent, beten Eönne, fie auch vermanen, daß fie gern
beten, das Nachtmal des Herren offt, vnd mit einem verftand
brauchen, fonderlich aber fleiß ankeren, damit die Kinder und
jung Volck fein züchtig und verftendig, nicht lecherlich, zu bes
hend, oder dergleichen, beten lernen.
So der Catechiſmus gehört iſt, fol der weltlich Vifitator
das gang Vol anreden, ohngeferlich mit difen oder bergleis
hen mworten.
Lieben freundt und Chriften, Der Wolgeboren unfer Gne⸗
diger Here, Herr Phillps Graff zu Hanaw, und Herr zu Liech⸗
tenberg hat auß fhüldiger pfliht und Ampfserforderung, euch
feinen Tieben Vnterthanen das Euangelium num etlich Jar,
durch trewe gottfelige Prediger, Taffen fürtragen und verkuͤndi⸗
gen, angefehen das jre Gnaden nit weniger der Vntetthauen
Seelen ſeligkeit, alß leiblichen fchug vnd ſchirm zubedencken
ſchuldig. Damit aber jre Gnaden moͤchten ſehen, wie ſolche
J. G. gehabte muͤhe vnd ſorg angelegt, haben dieſelbige jtziger
zeit, vnd auff den heutigen tag, J. G. Amptman, Raͤth, vnd
Diener, Geiſtlich vnd Weltlich hieher verordnet, daſſelbig zuer⸗
forſchen, So haben wir demnach jtzunder ewres herrn Pfarherrs
Predig vnd Ceremonien, Item den Catechiſmum, vnd wie
ewer jugent in Gottes Wort vnterwiſen, angehört, an dem wir
ein zimlich wolgefallen tragen, woͤllen auch ſolches unferm ©.
H. mie billich, anzeigen, der tröfllichen zuuerfiht, 3. ©. wer
ben auch ſehr wol zufriden fein. Darneben aber follen ihr
Eltern, Vater und Mutter, Meiſter und Frawen, mit fleiß
anhalten, daB ewer Kind und Geſind, in der lernung des Car
techifmi fortfaren, vnd das jenig, fo ihnen daran noch mang⸗
let, gentzlich außlernen. Demnad) auch noch etlich fachen der
Kicchen zu gut follen gehandelt werden, fo tft im namen vnſers
G. H. onfer ernftlich befehl, das die Gerichts Perfonen, Klr⸗
henfhöffen und Genfores nach dem morgen mal, ſich finden
laffen, Die andern, Dan vnd Weiber, mögen heimzihen, und
jrer arbeit warten, doch dergeftalt, da jemands auffe Selb ginge,
daß er daheimen befcheib laſſe, wa er, bo man feiner bebürff:
| tig, ond jn beſchicken müfte, zufinden were. Letzlich, das alle
Bürger vnd einwohner auff den Abend vmb vier oder fünff
Vhren, ongeferlich, fo jr die Soden hören, wider unter Die
Laube oder Stuben zufammen, Solches alles verfehen wir ung,
je alß die gehorfame vnſers G. H. onterthanen, ohn beſchwerd
thun werben.
So aber etwas ſtrefflichs, ſonderllch im Catechiſmo befun:
den, fo wirdt daſſelbig auch angezeigt, und die befjerung be
fohlen, ongefehrlich auff dife weiß.
Wir haben die Predig und Catehifmum gehöret, befinden
aber groffen mangel an den Jungen vnd Alten, nemlid daß
fie nit beten Finnen, welches einem Chriſten menfchen fehr vbel
anfteht, vnd darab vnſer G. 9. ein ungnedigs, vnd groß miß⸗
fallend wird haben, Derhalben wir euch ernfilich vermanen,
hinfurt euch zu beffern, und den Catechiſmum fleißiger beſuchen
und lernen, welches wir zu euch vns gentzlich verfehen.
Nach gethaner difer red, befchleuft der Pfarherr gemelts
Drts, die gang handlung mit der Eollecten und Gegen.
Nach) dem morgen effen werden alß bald, der Pfarherr,
Schulthes, Heimburger, Gerichtsſchoͤffen und Cenſores erfor
dert, und vom geiſtlichen Vifitator auff folgende weiß ongefehr-
lich angeredt. "
”
vır 1508. Sanaulfche Kirdyensrbuung.
Lieben freundt, Ihe habt hast morgen in bet Kirchen von
N. vnſers ©. H. Rath gehört, welcher geftalt, vnd von wes
wegen wir von vnſerm ©. H. alher abgefertiget fein, nemlich
das wir die Kirchen befehen, und ba etwas were zuuerbeflern,
das gut zu fürbern, das boͤß abzuftellen, daß wir allen mög»
lichen fleiß fürwenben follen, Welchen befehl wir auch nachzu⸗
fegen gedencken, Derhalben wir euch hieher erfordert, begerend,
das jr ons auff die Artickel, fo wir euch vorhalten werden, war⸗
hafftigen bericht, niemand zu lieb oder zu leid, geben woͤllen.
So nun ber Pfarhert fampt den andern ſolchs zu thun vers
fprechen, merden fie alle abzutreten gewifen, vnd darnach ber
Pfarherr allein-geforbert, und von difen Artickeln befraget.
1) Ob die Pfarkinder fleißig zur Kirchen gehen, in der Pros
dig bleiben, das Sacrament gern und offt gebrauchen, Ine den
Pfarherr der gebür nach lieben vnd ehren, Oder ob fie die Kirch,
Gottes Wort und Sarramenten, verachten, jhne oder andere
Kirchendiener ſchmehen ober fchenden.
2) Ob auch vnter den Pfarkindern jrrthumb fey im Glau⸗
ben, alß Papiftifh, Zwingliſch, Widerteuffer, und dergleichen.
3) Ob die Pfarkinder fich nad) empfangen Nachtmal vols
fauffen, fpielen, zancken, hadern, vopffen, ſchlagen, tangen,
fluchen , oder ander leichtfertigkeit treiben.
4) Ob Zauberey, Segen, mit tranden Kindern, Viehe,
oder fonft getriben werde.
5) Ob etlich ned, Walfarten gehn.
6) Ob fluchen, fchweren,, Gottsleſtern getriben werbe.
7) Ob bie Eitern jre Kinder daheimen zum beten zihen,
abends, morgens, und zum Tiſch, Item zur Predig, fonder
lid) zum Gatechifmo, und nicht viel mehr zum muͤßiggang, vnd
Leichtfertigkeit.
8) Ob die Kinder zächtig, gelernig, und der Eltern Chrifls
PER auch notwendige nügliche vermanung, vergut nemen, vnd
olgen.
9) Ob Eheleut vneins, zweytrechtig fein, oder fonft vbel
leben, Item, Ehebruch, Hurerey, verlauffen, ſchampare wort
getriben, vnd verbechtige Kundelftuben, Gefelfchafft, nacht
Dentze, und dergleichen gehalten werben. -
0) Ob auch wucher, fürkauff, und fleigerung getriben
werde.
11) Von liegen, triegen, affterreden,, boͤſen leumund, Ehr
abſchneiden, etc.
12) Ob er der Pfarherr ein Regiſter halte, darinnen die
getaufften Kinder, Hochzeit leut, vnd Abgeſtorbne perſonen ver⸗
zeichnet werden.
Was nun auff jeden Artickel mangelhafftigs vom Pfarherr
angezeigt, das wird in ſonderheit auffgeſchrieben.
Nach des Pfarherrs abtretten, wird der Amptman auff fol⸗
gende Artickel befraget.
Vom Pfarherr.
1) Bon feiner Lehr, was und wie er predige, ob er ber hei⸗
ligen Schrift, und dee Augfpurgifchen Confeßion gemeß Lehre,
Ob er etwas jrriges, falſches, oder leichtfertige auff die ban
bring, Item ob er nit die Predig mit holhiperep, vachgirigen
ſchmehworten, und dergleichen fachen zubring-
2) Ob er bie heilige Sacrament recht, fleißig und willig⸗
lid) reiche, befonders in der not, mit Kindern, Kindbetterin,
507.
Kranden, etc. und nicht etwan die Kinder mit dem Tauff,
bie Alten mit dem Nachtmal verfeume.
3) Ob er den Catehifmum mit den Kindern am Sontag
und Feyertage fleißig treibe.
4) Ob er and) fleißig ſtudire, vnd nicht die zeit mis ſpatz⸗
ven, gefelfchafft, zechen, oder ſonſt handtirung zubring. .
9) Ob er nit mit Papiftifcher, Zwingliſcher, Widerteuffe
riſcher, und dergleichen jrrthumd behafft fey.
6) Wie er daheimen mit Weib, Kind, vnd Nachpäurn,
Item, andern Pfarhern feinen Mitbrüdern, auch Amptleuten
ſich vertrage.
Wo nun der Amptman auff folche fragen geantwort, fol
er auch von den andern, hieoben verzeichneten, und dem Pfars
betr fürgetragnen Artickeln, befragt, vnd fein bericht auffge
zeichnet werden.
Pad) gethaner des Amptmans bekandtnus, fol der Schult⸗
bes vnd das Gericht, Item die Deimbürger, und die Kirchen⸗
ſchoͤffen ſampt den Eenforn, allzufanımen beruffen, und obges
melter Artidel, vote der Amptman befraget, und bie mengel
auffgezeichnet werben.
So nun gemelte Perfonen alle verhört, follen fie alle zua
fammen gefordert, vnd in gemein von bifen Puncten befragt:
werden.
1) Wie e8 mit den Kicchen, vnd jren einlommen, ein ges
flalt hab.
2) Vom Almuſen flod ober Gottstaften, vnd mo das Belt
bin —F— werde.
3) Wie die Schul beſtelt, vnd derſelbigen vorgeſtanden
werde, Item, wie es mit dem Sigriſten ein geſtalt habe.
4) Vom Gebew der Kirchen, Pfarhauß vnd Schulen.
5) Von Spitaͤln, vnd wie derfelbigen gepflegt werden,
Item, Gutenleut haus.
6) Vom Kirchhoff und Begrebuuß.
7) Von Hebammen.
8) Ob vnter Amptleuten, Gerichten, Kirchen vnd Schul⸗
dienern vneinigkeit oder zweytracht ſey.
Was nun fuͤr mengel angezeigt, ſol auch auffgeſchriben,
vnd alle abzutretten vermanet werden.
Alß dann ſollen die Viſitatores alle mengel erwegen, vnd
die gemeinen klagen, ſonderlich die priuat Perſonen belangen,
auch ſonderlich beſchreiben, nach den beklagten Perſonen ſchi⸗
cken, vnd mit einem jeden in ſonderheit nach gelegenheit der ſa⸗
chen handlen, Nemlich die klag anzeichen, zur beſſerung ver⸗
manen, vnd ſo er dieſelbig zuſagt, hinzulaſſen, Da er aber
halſtarrig vnd vnbußfertig vermerckt, ernſtlich anzureden, vnd
mit der harten ſtraff gegen jm zunerfahren.
Vnter difer handlung fol die Glock geleutet, und die Ge⸗
mein zufammen beruffen werden.
So biefelbig nun verhanden, fol der geiſtlich Vifitator in
beifein der andern, das Voll anreden, vnd die mengel nad)
einander erzelen, vnd warumb ein jeglichs vnrecht ober vnleid⸗
lich, erkleren, mit ernſtlicher vermanung, dauon abzuſtehn, vnd
ſich beſſerlich zu halten, Wo nicht, ſo ſol der Pfarherr beneben
dem Schultheſſen vnd Cenſoribus, das Jar vber etlich mal, ſo
offt die notturfft erfordert, zuſammen kommen, vnd die Per⸗
ſonen ſo laſterhafftig befunden, Erſtlich mit worten zur beſſe⸗
rung vermanen, vnd ſo ſolchs nichts außrichtet, nachmals vmb
64*
508
ein j. EA. oder nach gelegenheit der fachen flraffen, welches gelt
den armen aufgeteilt fol werden. Vnd da einer oder mehr, fo
verrucht und gottloß erfunden, das er auch durch diſe ſtraff nit
abzuftehn begert, den Vifitatorn angezeigt, Damit gegen ſolchem
geöfferer ernſt fürgemwendet werde, und alfo letzlich in Gottes
Namen hinzihen laffen.
"XL Bon den Synoden oder Eapiteln der Pfarherrn.
Da vonfer lieber Herr und Heyland Iheſus Chriftus an ſei⸗
nem legten end im Garten feine Jünger vermanet, fie follen
wachen und beten, daß fie nicht in verfuchung fallen, hat er an
feinen fchlaffenden Sängern wol gefehen, mie e8 mit der zeit,
vmb die liebe Kirch ftehen, und mie biefelbig durch den Zeuffel,
die Welt, allermeift aber durch hinleßigkeit der Prediger, jemers
lich und elendiglich verberbet würde werden, Wie dann, die wars
beit zufagen, alles jamer vnd vbel in ber Kirchen anfenglid)
und vrſpringlich, von der Kirchen dienern herkommen, Derhals
ben bie lieben Apoftel vnd alten Väter, Vifitationes vnd Con⸗
cilien, entweder bem künfftigem vbel zu wehren, ober daß böfe
fo gegenwertig, abzuftellen, wie wir Acto. 6. 15. und an mehr
orten fehen, verordnet und gehalten, Welchem erempel wir aud)
billich nach follen folgen.
Dermegen für gut, nuͤtzlich und notwendig angefehen, alle
Sar in dem September zween vnterfhiedliche Synodos in ber
Herrſchafft Kiechtenberg, vns Philipfen den Eltern, Graffen
zu Hanam, und Herrn zu Riechtenberg zuftenbig, zuhalten, einen
zu Wilftet, an welches ort die Pfarhere gemelts Ampts, und
bie in Ampt Lichtenam auff einen geroiffen tag zulommen, bes
fcheiden, Den andern aber in der wochen darnach zu Buchß⸗
weiler, dahin beffelben, Item, Balborner und Hattgawer
Ampts Pfarheren , erfordert follen merben.
So diefelbigen auff beflimpten tag verhanden, fol zuuor ein
Predig, fo zur fahen dienftlich, in dee Kirchen gefchehen.
Nach befchener Predig, follen die Pfarherr alle an das orth,
%e
VII. 1508. Satanifche Kirchenordnung.
da fie bin befcheiden, ſich verfügen, vnd ein jeglicher nach ber
ordnung des Fleckens, darin er Pfarherr iſt, gefegt werben.
Alß dann fol die weltlich Perfon vnſers G. H. Rath, fo
darzu georbnet fein wird, anzeigen, auß was vrfach fie bie Pfars
herr befchriben, vnd wie man fürhabe mit jnen ein freunbtlidye,
gottſeligs, nicht zenckiſch oder Captioß gefprech zuhalten, ber»
halben fie willig ond gern bey folchem gegenwertig fein, vnd
Chriftliche antwort geben follen.
Nachmals fol die verorbnet geiſtlich Perfon, die fachen mit
einem Lateinifchen Gebet zu Gott anfahen, vnd fo baffelbige
volendet, ein ſtuͤck Chriftlicher Lehr für fi) nemen, vnd damit
ordentlich procediren, alle fpigfindige, liſtige und felgame fragen
vermeiden, allein was Gottfelig, Chriftlid, und ad aedifica-
tionem bienftlih, auffs freundtlihft, ohn alle bitterleit, rach⸗
girigkeit, ſuchung eigner ehre und hoffart, auff die ban bringen,
damit von jeberman nichts anders gefpürt, ben daß ducch jhnen
bie ehre Gottes, nu der Kicchen, und Kirchendiener gefudht
werde.
Nach dem aber diß Colloquium ſich in die lenge erſtrecket,
ſol der halb theil ber Artickel oder Locorum vor dem morgen
eſſen, der ander halb theil hernach gehandelt werden.
Nach volendung diſes Colloquij, fol man mit ber danc⸗
ſagung beſchlieſſen.
Nach gehaltenem Synodo, ſollen die Pfarherrn von jren
Kirchen Regiſtern, darinnen die namen der Hochzeit vnd newen
Eheleut, getaufften Kinder, Geuattern, vnd verſtorbnen ver⸗
zeichnet, befragt werden.
Item, ob ein Pfarherr der Lehr, Sacramenten, Lebens
oder ſonſt ſachen zubeſprechen, ſol es auch gehandelt werden.
Letzlich ſo ein oder mehr Pfarherr etwas beſchwerden hett
anzuzeigen, ſol er der gebuͤr nach verhoͤret, vnd den beſchwerden
abgeholffen werden.
ZI, Collecten ober Gebet in der Kirchen, mit der Gemein, ber zeit
nad, u Gott zu fprechen.
I.
Verzeichnifg der Sirchenordnungen mit Angabe ihrer
Verwandtſchaftsverhältniſſe.
B.
B Fe Kirhenorbnung (Pforzheim), 1556 (iſt die Württ.
Bafeler Kirchenorbnung, 1529 (fhöpft zum Theil aus ber
Zuͤricher Shorgerichtsordnung).
Bergeborfer Kirchenorbnung , 1544 (angefchloffen an Braun
fhw. 1528, Hamb. 1529, Sädf. 1539. — Vergl. Ride:
büttel. 154).
Berner Reformation, 1528.
Boͤhmiſche (utraquifl.) Kirchenorbnung, 1524.
Brandenburg’fche Kirhenorbnung, 1540 (fchöpft aus ber
Ruͤrnb. 15835 benust in der Pfälz. 1543, Braunſchw.⸗
£üneb. 1542, Defterr. 1571, im Auszuge wiebergegeben
in Brandenb. 1572).
Branbenburg’fche Kicchenorbnung, 1553 (ift die Ruͤrnb. 1533.)
Agende, 1572 (f. bie vorhergehende K.⸗O.).
⸗ ⸗ Vifitations = und Conſiſtorialordnung, 1573
(liefert Einzelnes in die Preuß. Eonf.:D. 1584).
BranbenburgsAnsbad. Abſchied, 1526 (benust in ber
Glev. RD. v. 1532, Raff. 1592).
Brandenburgs Nürnberger Kirchenorbnung, 1533 (entlehnt
einige Abfchn. aus dem Sächf. Unterr. ber Bif. v. 15285 woͤrt⸗
lich wiederholt in Medlenb. 1590 und Branbenb. 1553. —
Benutt in: Württemb. 1536, Brandenb. 1540, Brauns
fhw.stäneb. 1542, Hall. 1543, Schweinf. 1543, Pfälz.
1543, Göln. 1543, Walbed. 1556, Erbad. 1560, Pfälz.
1563, Defterr. 1571, Hohenl. 1577).
Braunſch weig'ſche (flädt.) Kirchenorbnung, 1528 (zum Theil
nad dem Sächf. Untere. v. 15285 benugt in: Hamb. 1529,
Mind. 1530, Götting. 1530, Lüb. 1581, Soeft. 1532,
Wittenb. 1638, Brem. 1534, Yomm. 1585, Schlesw.:
Holſt. 1542, Dönabr. 1585, Braunfhw.sWolfenb.
1543, Bergedorf. 1544). \
Braunfgmweigsküneburg’fche Kirchenorbnung (Galmber
Göttingen), 1542 (fchöpft aus Brandenb.sNärnb. 1 ,
Brandenb. 1540, Saͤchſ. 1599).
Braunfhweigstüneburg’fhe Kirchenorbnung, 1548.
BraunfhweigsWolfenbütter’fhe Kirchenorbnung, 1548
(ruht auf der Braunſchw. 1528, Schlesw.⸗Holſt. 15425
bergegangen in die Hildesh. 1544).
Braunfhmweig-Lüneburg. Kirchenorbnung, 1564 (benugt bie
Mecdlenb. 1552, übergegangen in die folgende).
Braunfhw.:Wolfenbüttel’fche Kirchenorbnung, 1569 (aus
ber Lüneb. 1564, Württ. 15595 benugt in Didenb. 1 JE
Braunſchw. Agende, 1581 (benust bie Sächf. 1580).
Bremen’fhe Kirchenorbnung, 1534 (ruht auf der Braunfhw.
1528, Sam. 1529). (
B gtehubde’f ve Kirchenorbnung, 1552, Anhang (nad ber Hams
urg. . |
©.
Eaffel’fche Kirchenorbuung, 1589 (benust in der Coln. Ref.
1543, Erbad. 8.0. 1560 und ber Deff. 1566.
Gagenellenbogen’fche Kirchenorbnung, 1585.
Glevifche ‚Kirhenorbnung, 1532 (fchöpft aus dem Brandenb.s
Ansb. Abfchied v. 1526). .
Glevifche Kirchenorbnung, 1583.
Colniſche Reformation, 1543 (fchöpft aus der Ruͤrnb. 1533,
Saffel. 159, Sächf. 1539, benust in Defterr. 1571).
©.
Elbogen’fhe Kirchenorbnung, 1528.
Emden’fhe Synode, 1571.
Er bach'ſche Kirchenordnung, 1560 (bemust bie Nürnb. 1533,
&affel. 1539).
Eßlingen'ſche Kirchenorbnung, 1594.
F.
Frankfurter Kirchenordnung, 1530.
⸗ (reformirte) Kirchenordnung, 1554 (enthaͤlt die
Genfer Liturgie).
Frankfurter Agenbe, 1565.
©.
Gendve, Ord. eccl,, 1541 (vergl. u. bie Syn. v. Wefel
1568).
Ga sen ’Tie Kirchenorbnung , 1530 (aus der Braunfhw. .
Gosla r'ſche Kirchenorbnung, 1531:
⸗ Conſiſtorialordnung, 1555 (Quelle der Meclenb.
&on ſ.⸗ . 1570). “
rn
5.57
510 ®
9.
9 un che Kirchenorbnung, 1544 (aus der Schlesw.⸗Holſt.
vall'ſche Kirchenordnung, 1526.
1543 (benutzt bie Nuͤrnb. 1533,
W wi 5 ttemb. 1536 3 hat einzelne Stücke geliefert in die Württ.
gattifäe Kirchenordnung, 1541 (der Wittenb. 1533 nach⸗
gebildet).
Hamburg’fhe Kirhensrbnung , 1529 (aus ber Braunfhmw.
v. 152835 benust in.£üb. 1531, Brem. 1534, Pommer.
1535, Bergedorf. 1544).
Hamburg’fhe Kirchenorbnung, 1539 (f. Burtehub. 1552).
H n 53) The Kirchenordnung, 1573, Anhang (f. Württemb.
Hannover'ſche Kirhenorbnung, 1536.
Hass. eccl. reformatio, 1526 (zum Theil an Euthers beutfche
Meffe angelehnt).
Heff. Kirchenordnung, 1532.
s Kaftenorbnung, 1533 (Vorbild der Württ. 8.:D. 1535).
⸗Ordnung, 1537.
s _Drbnung ber Kirchenzudht, 1539.
s Kirchenordnung (Anhang), 1557.
1566 (benutzt bie Caſſel. 15395 hat Eins
jenes in die Defterr. Agende geliefert. Grundlage der 8.0.
Deff. Reformation, 1572 (hbergeg. in bie Naff. Ref. 1576).
⸗Kirchenordnung, 1574 (ſ. o. 8.:D. 15665 übergeg. in bie
Raff. 8.0. 1576).
Henneberg’iche Kirchenorbnung , 1582.
Hild es heim'ſche Kirchenorbnung, 1544 (aus ber Braunfhm.:
Wolf. 1543).
Behssiehenke Kichenordnung, 1577 (Nürnb. 1583, Württ.
1 oo. .
Hoya’fhe Kirhmorbnumg, 1573.
⸗ ⸗ 1681 (ruht auf der vorſtehenden).
DHüttenberger Kirchenorbifung, 1585.
I
Smatfät Genfthorinlorhnung, 1869 (Quelle der Medienb.
onf.:
Senaifche Eonfiftorialorbnung, 1574.
Zever’fche Kirchenordnung, 1562.
K.
Kurlaͤndiſche Kirchenordnung, 1570 (vergl. Mecklenb. 1552).
L.
Leiningen'ſche Kirchenordnung, 1566 (aus der Mecklenb.
1552, Wuͤrtt. 1553).
Leiningen’fehe Polizeiordnung, 1066.
weis eniger Iſtenordnung, 1528 (zum Theil aus der Wittenb.
Liegnitziſches Ausſchreiben, 1527.
⸗ Verordnung, 1534.
Kirchenordnung, 1542.
1594 (iſt die Wittenb. 1557,
d. i. Medienb. 1552).
Linbau’fche Agende, 1573.
Lippe’fhe Kinchenarbmung , 1538 (Anhang).
5 5 0
4*
nr
1JI. Verzeichnis ber Rirchenordunngen.
Lübed’fche Kirchenorbnung, 1531 (anfehtießenb an Braunfhw.
1528, Hamb. 15295 benugt in Pomm. 1535).
Luͤbeck'ſche Landlirchenorbnung, 1531.
Lüneburger Artikel, 1527.
s Kirchenordnung, 1575.
Luther, Won ordenung gottis bienft, 1528.
Ej. Formula ‚missae, 1523.
Deff. Zaufbüchlein, 1523.
Deff. Deutfche Meffe, 1926.
M.
Magdeburger Kaftenorbnung, 1524.
⸗ Artikel, 1554.
⸗ Viſitationsartikel, 1562.
Mans fel d'ſche Viſitationsorbnung, 1594.
M al N nburg’fche Kirchenorbnung, 1542 (wörtlich die Ruͤrnb.
1
Mecklenburg'ſche Kirchenoednung, 1552 (Srunblage aus der
Reform. Witt. 1545; fchöpft aus bem Saͤchſ. Unterr. d.
Viſ. 1528 und der Saͤchſ. K.⸗O. BD; benu Tr pfälz.
1554, Pfälz. 1557, Braunfhw.stüneb. 1 geining.
1566, 'Slderb. 1573; wörtlich wiederholt in Wittenb. 1557,
Liegnis. 1594).
Mzlenburg’fde Sonfiftorialorbnung, 1570 (aus der Sen.
1569, &o8lar. 1555).
Medlenburg’fche Superintendentenorbnung, 1571.
Middelburg’fche Synode, 1581 (vergl. Rafl. Syn. 1586).
Minden’fche Kirchenorbnung, 1530 (ber Braunſchw. 1528
nachgebilbet).
Möltnifche Kirchenordnung, 1531.
N.
Naſſauiſche Ihenorduuns, 1532 (aus dem Brandenb.
Ansbach. Abi. v. 1526).
Naſſauiſche — 1536. |
⸗ Reformation, 1576 (aus ber Hefſ. Ref. 1572).
⸗ANirchenordnung, 1676 (aus ber Heff. KD. 1574).
e 1586 (mihält bie Mibdelburg’
Epnobalfätäfe o 1681), (ur r oſchen
Neuenradiſche Kirchenordnung, 156%.
Niederlaͤnder, Kirchenordnung ber, London, 1550
Stoff zu der aeeeee ‚ F60 Cieſer
Nieberfähf Kir ‚1
rd alla ——8 585 (fchöpft aus der
Rordheim'ſche Kirchenordnung, 1539.
Nordling. ecclesiae renovatio, 1525,
⸗ Kirchenordnung, 1538.
Nürnberg, ſ. Brandenburg-Ruͤrnberg.
O.
Defterreich’fhe Kirchenordnung, 1571 (vergl. Saqh J Unterr.
der Bil. 1828, Ruͤrnb. 15583, Brandenb. 159, Edtn.
1563, Heif. 1566).
Oldenbur g'ſche tcehethaung 1578 (aus der Mediend.
1552, Braunſchw. 1569).
—8 vi ck'eſche Kirchenordnung 1548 (nach ber Braunfchw.
P.
Pfaͤlziſche Kirchenordnung (Neuburg) 1543 (aus der Nuͤrnb.
1533 und Brandenb,. —8 vs) ‘ j
I. Veruichnis der Kirchenordunngen. 5ll .
Pfaͤlziſche Kirchenorbnung, 1554 (aus ber Württemb. 4653.
Bergl. Saͤchſ. 1539, Medienb. 1552.
ratzif Ars e (Kurs) Kirchenordnung, 1556 (wörtlich die K.O.
prints mei. s) Kirchenorbnung, 1557 (aus der Med:
—8 1552 30 Bürttemb. 15535 übergeg. in die Sayn.
prätatr he (Kurs) Eheorbnung , 1563.
⸗ Kirchenordnung, 1568 (ſchoͤpft aus der Genfer Li⸗
turgie, welche in der Frankf. K.O. 1554 enthalten iſt, ber
15895. 8.:D.1550; Einzelnes aud aus Nürnb. 1533, Saͤchſ.
Pfälzifche Kirchenrathsorbnung, 1564.
Pommerſche Kirhenorbnung, 1535 (benugt die Braunfhw.
1528, Damb. 1529, «üb. 15313 liefert Einzelnes in bie
8.0. 1563).
9 ommer’fche Kirchenorbnung, 1542 (ſchopft aus ber Saͤch f.1539).
s ⸗ 1563 (vergl. ob. 1535),
s Agende, 1568.
⸗ Synodalſtatuten, 157%.
Preußiſche Kirchenordnung, 1525.
⸗2Landesordnung, 1525.
⸗ Artikel, 1540 (zum Theil auf die L⸗O. 1525 ges
gründet).
reußifche Kirchenorbnung, 1544 (vergl. ob. 15255 angefchlo
’ fen ke eis ſ. 1539 bergen. in bie 8.:D. 1558 ee
Preußiſche Rirchenorbpung, 1558 (aus der 8.D. 1544 mit
Benugung der Württemb. 1553).
Preußif he Kirchenorbaung, 1568 (vergl. ob. 1544).
⸗ Biſchofswahl, 1568.
Conſiſtorialordnung, 1584 (ſchdpft aus ber Bran⸗
denb. 1573, San 580. Cchopft
R.
Reformatio Wittebergensis, 1545.
Riga’fche Kirchenordnung, 1530.
Kitzebuͤt tel'ſche Kirchenorbnung ‚15% (anklingend an bie
Bergedorfer 1544).
Roftoder Rathsverordnung, 1531.
©.
esarifäe Suftruckton der Bifit., 1577.
nterr. ber Viſit, 1528 (einzelne Sbeile find in bie
Rürnb. 1583 übergegangen. Vergl. Defterr. 1571).
Saͤchſiſche Biſttations⸗Artikel, 1528, 1529.
Abſchied, 1529.
Artikel, 1533 (gegruͤndet auf die Art. v.
1528, 1529).
Saͤ oᷣfi ſche Kirchenordnung, 1539 (übergeg. in die K.⸗O. 1580;
benugt in Coln. Ref. 15943, Preuß. 1544, Berge. 1544,
Medi. 1552, Pfälz. 1554, % Walbed. 1556, Pfälz. 1568).
Saͤchſiſcher Viſitationsabſchied, 1540.
s Sonfiftorialorbnung, 1542.
⸗ General⸗Artikel, 1557 (übergeg. in bie Art. v. 1580).
s Kirhenorbnung, 1580 (enthält die K.:D. 1539; ents
lehnt Sinzeines aus Württ. 15595 benugt in Braunfchw.
Ag. 1581, Preuß. Gonf.sDd. 1584, Niederfächf. 1585).
Saͤchſiſche General⸗Artikel, 1580 Guhhen auf den Art. v. 1667).
5
Sayn'ſche Kirchenorbnung, 1590 (aus ber Pfälz. 1357).
Schleswig=Holftein’fhe Kirchenorbnung, 1542 Achöpft aus
der Braunfhmw. 8.0. 15285 benugt in ber Braunſchw.⸗
Wolfenb. 1543, Hadel. 1544),
Schweinfurter Kirchenorbnung, 1543 (zum Theil aus ber
Nuͤrnb. 1533).
& ° FAR Kirchenordnung, 1532 (nad) ber Braunfhw. K.⸗O.
Solms:Braunfels’fhe Kirchenorbnung, 1582.
Steuermwolt’fhe Kirchenorbnung, 1561.
Str ef nder Kirchenorbnung, 1525.
s 1555.
Straß pi urger Kirchenorbnung, 1534.
⸗ ⸗ 1598.
T.
Tecklenburg'ſche Kirchenordnung, 1588.
Travemuͤnder Kirchenordnung, 1531.
u,
Ulm'ſche Kicchenorbnung, 1531.
⸗ Handbuͤchlein, 1591.
W.
Waldecifche Kiehenorbnung, 1556 (Cinzelnes aus KRuͤrnb.
1533, Saͤchſ. 1539).
Weſel'ſche abe ‚1568.
BWittenberg’fce Kirchenorbnung, 1522 [Anhang] (liefert Si»
niges in die Leisnig. 1523).
MWittenberg’fche Kirchenorbnung, 1533 (benwet bie Braun:
ſchw. 15285 Borbild ber Hatt. 1541).
Bittenderg’fäe Kirchenorbnung, 1559 (iſt die Medtenb:.
I 1 .
Wittgenftein’fche Kirchenorbnung, 1555.
Wormfifche Agende , 1560 (benugt bie Württ. 1558).
Württemberg’she Kaftenorbnung, 1536 (der Heffifhen
K.⸗O. v. 1533 nachgebildet).
Wuͤ art tt em berg'ſche Kirchenordnung, 1536 (ſhdpft aus der
nb. 15335 benugt in Hall. 154, Wuͤrtt. 1553).
Württemberg’fche Eheorbnung,, 1537.
Synodalordnung, 1547 (zum Theil: in die
K.⸗O. 1559 übergegangen). _
Württemberg’fche Eheorbnung, 1553 (vergl. die 8.0. 1559).
Kirchenordnung, 1553 (entlehnt Ginzelnes
aus ber 8:0. 1536, Hall. 1543; überge Er in: Pfälz
: 1554, Württ. 1559; benust in: Bad. 1556, Pfälz. 1557.
Preuf. 1558, Worms. 1560, Leining. 156 ‚Danau.
1573, SohenL. 1577.
Württemberg’fhe Kirchenordnung, 1559 (vergl. die vorftes
benden Bemerkungen. Benugt in: Mömpelgart. 1560,
Braunſchw. 1569, Sädf. 1580).
3.
Süriger Sheraerichtsorenung, 1525 (benust in der Bafeler
.; “
Zuͤrich r Retmahtöochunng ‚1525.
s Taufordnung, 1525.
⸗ Kirchenordnung, 1529 (enthält die beiden vorftchenden).
⸗ Praͤdicantenordnung, 1932.
—
ei
II.
Syſtematiſche Ueberſicht.
o I Die Verfaſſung.
A. Der Dienſt am Wort.
1. Allgemeines.
Stralfund. 8.:D. 1525. — Ansbach. Ausfchr. 1526. —
Reform, Hass. 1526. — Lüneb. Art. 1527. — Braunfhw.
15238. — Hamb. 1529. — Götting. 1530. — Lüb. 1581.
— Straßb. 15%. — Brem. 1534. — Ponmer. 1535. —
Hannov. 1536. — Naffau. 1536. — Tipp. 1538. — Hamb.
1539. — Brandenb. 1540. — Genfer Ordonn. 154. —
Schiesw. 1542. — Denabr. 1543. — Pfälz 1543. —
Edin. Ref. 1543. — Braunfhmw. 1543. — Bergedorf.
1544. — Ref. Witt. 1545. — Lond. 1550, — Mecklenb.
1552. — Walbed. 1556. — Heſſ. 1557. — Saͤchſ. Gen.
Art. 1551. — Steuerwolt. 1567. — Pommer. 1563. —
Heff. 1566. — Preuß. Bilhofew. 1563. — Syn. Wesal.
1568. — Pommer. Sym 1574. — Lüneb. 1575. — Her⸗
born. Syn. 1586.
2. Beftellung.
a. Recht ber Beftellung. — Patronat.
Böhm. 8.0. 1524. — Stralfund. 1525. — Preuß.
2.,D. 1525. — Hall. 1526. — Hamb. 1529. — Minden.
1590. — üb. 1581. — Luͤb. Land⸗K.⸗O. 1531. — Mölln.
1531. — Ulm. 1531. — Aürid. Prid.:D. 1532. — Saͤchſ.
Bifit.-Art. 1533. — Brem 154. — Pommer. 1535. —
Hanno. 1536. — NRaffau. 1536. — Heff. D. 1537. —
gipp. 1538. — Hamb. 1539. — Brandenb. 1540. —
Preuß. Art. 1590. — Halt. 1580. — Genfer Drdonn. 1541.
— Schlesw. 1542. — Osnabr. 1543. — Braunſchw.
1543. — Hadel. 1544. — Bergedorf. 1544. — Ref. Witt.
1545. — Medlenb. 1552. — Mangfeld. Viſ.⸗O. 1554. —
Heſſ. 1557.— Sädf. Gen.⸗Art. 1557. — Württemb. 1559.
— Magbeb. Bif.:Art. 1562. — Pommer. 1563. — Pfelz K.⸗
R.⸗O. 1564. — Heff. 1566. — Preuß. Biſchofsw. 1568. —
Braunſchw. 1569. — Mecklenb. Conſt. 1571.—Brandenb.
1572. — Heſſ. 1572.-— Branden b. Viſ.O. 1573. — Pommer.
Syn. 1574. — Lüneb. 1575. — Saͤch ſ. 1080. — Saͤch ſ. Gen.
Art. 1580. — Hoya. 1581. — Henneb. 1582. — Nieder⸗
ſachſ. 1585.— Herborn. Syn. 1586. — Straßb. 1598.
b. Recht ber Gemeinde. — Wahlrecht.
Leisniger KaftensD. 1523. — Preuß. 2:0. 1525. —
Reform. Hass. 1526. — Lüb. 1531. — Lüb. Land-K.⸗O.
1531. — Möblln. 1531. — Zuͤrich. Praͤd.⸗O. 1532. —
Saͤch ſ. Bifit.-Art. 1533. — Brem. 1534. — £ipp. 1538. —
\
Preuß. Art. 1540. — Hall. 1540. — Genfer Ordonn. 1541.
— Schlesw. 1542. — Liegnig. 15462. — Hadel. 1544.
— Bergedorf. 1544. — Lond. 1550. — Frankf. 1554 —
Saͤchſ. Gen.-Art. 1557. — Württemb. 1559, — Erbad.
1560. — Magpeb. Bif.-Art. 1662. — Preuß. Biſchofsw.
1568. — Syn. Wesal, 1568. — Braunfhm. 1569. —
tipp. 1571. — Saͤchſ. 1580. — Hoya. 1581. — Henaeb.
c. Prüfung. onfirmation.
Preuß. 2:0. 1525. — Saächſ. Unterr., der Biſit. 1528,
— Bafel. 8.:D. 1529. — Züri. Prad.-D. 1532. —
Pommer. 1535. — Hannov. 1636. — Naffau 156. —
Hamb. 1539. — Branbenb. 1540. — Genfer Drbdonn.
1540. — Schweinf. 15943. — Gdin. Ref. 1548. — Berges
dorf. 154. — Medlenb. 1552. — Frankf. 1554. —
Wittgenft. 1555. — Heff. 1857. — Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1557.
— 9fälz. 1557. — Württemb. 1559. — Erbad. 1560.
— ever 1562. — Magdeb. Bif.sArt. 1562. — Pom:
mer. 1563. — Pfälz. K.⸗R.⸗O. 1564. — Lüneb. 1564 —
Deff. 1566. — Syn. Wesal, 1568. — Braunfhmw. 1569.
— tipp. 1571. — Brandenb. 1572. — Heff. 15%. —
Hoya. 1573. — Brandenb. Viſ.O. 1573. — Lüneb. 1575.
— Sädf. 15890. — Sächf. Gen.⸗Art. 1580. — Denneb.
1582. — Niederſaͤchſ. 1585. — Straßb. 1598.
d. Verpflichtung.
Goslar. K.⸗O. 1531. — Genfer Drdonn. 154. —
Coln. Ref. 1543. — Medlenb. 1552. — Pfälz 1557. —
Erbad. 1560. — Pommer. 1563. — Pfaͤlz. K.:R:D.
1564. — Luͤneb. 1564. — Heff. 1566. — Syn. Wesal.
1568. — Brandenburg. Bif.- 0. 1573. — Lüneb. 1575. —
Sächf. 1580. — Henneb. 1582, — Niederfädf. 1585. —
Herborn. Syn. 1536. — Straßb. 1598,
e. Ordination. Introduction.
Reform. Hass. 1526. — Hamb. 8.0. 1529. — 3ä:
rich. Praͤde⸗O. 1532. — Pommern 1535. — Gaffel.
1539. — Hamb. 1539. — Brandenb. 1540. — Genfer
Ordonn. 1541. — Sächf. Conſ.⸗Art. 1542. — Osnabr. 1543.
— bin. Ref. 1543. — Braunfdhm. 1543. — Habdel. 1544.
— Bergeb. 1544. — Hildesh. 1544. — Ref. Witt. 1545.
— Württemb. Syn.:D. 1547. — Medienb. 1552. — ®
rankf. 1554. — Wittgenft. 1555. — Walded. 1556. —'
aͤch ſ. Gen.⸗Art. 1557. — Heſſ. 1557. — Württemb. 1559.
— Jever. 1562. — Magdeb. Viſ.⸗Art. 1562. — Pommer.
1563. — Pfälz. K.⸗R.⸗D. 1564. — Lüneb. 1564. — Heft.
1566. — Preuß. Bifhofew. 1568. — Syn. Wesal1568. —
Braunfchm. 1569. — Medienb. Gonft. 1571. — Lipp. 157.
— Brandenb. 1572. — Hoya, 1573. — Branbend. Biſ.⸗
IL. Eyſtematiſche Ueberſicht. | . 518
D. 1573. — Sachſ. 1590. — Sach ſ. Gen.⸗Art. 1580. —
Braunfhw. 1581. — Hoya. 1681. — Hennet. 1592. —
Niederſaͤchſ. 1685. — Straßb. 1598.
3. Standeärechte.
Pommer. K.⸗O. 1535. — Schlesw. 1542. — Würts
temb. 1559. — Pommer. 1563. — Braunfhw. 1569 —
Brandenb. Viſ.⸗O. 1573. — Pommer. Syn. 1574. —
. 4. Standedpflichten,
Ansbach. Abichieb 1526, — Berner Ref. 158. —
Sachſ. Biſ.⸗Art. 1929. — Baſel. 8.:D. 1529. — Minden.
150. — Ulm. 1531. — Soeſt. 1532. — Züri. Praͤd.⸗O.
1532. — NRaffau. 1532. — Säcdf. Viſ.⸗Att. 16833. — Raffau.
1536. — Brandbenb. 1640. — Preuf. Art. 1540. — Schlesw.
Dadel. 154. — Mansfeld. Viſ.O. 1554. — Heff. 1557.
— Sähf. Gen.Art. 1557. — Steuermwolt. 1561. — Pom⸗
mer. 1563. — Lüneh 1564. — Preuß. Biſchofew. 1568. —
Deff. 1572. — Hope. 1573. — Branbdenb. Bif.:D. 1573.
— Pommer. Syn. 1574. — Gädf. 1580. — Saͤchſ. Ben.
Art. 1590. — Niederſaͤchſ. 1585.
B. Das Regiment.
1. Die Stellung der chriftlichen Obrigkeit.
Stralf. 8.:D. 1525. — Hall. 1526. — Bern. Ref.
1528. — Ulm. Art. 1531. — Bürid. Prid.-D.-153%. —
Straßb. Syn. 1533, — Brem. 1534. — Efling. 154. —
£ipp. 1538. — Lüneb. 1542. — Schlesw. 1542. — Pfaͤlz.
1543. — Preuß. 1544. — Mansfeld. Vif.⸗O. 1554 —
Goslar. Eonf.:D. 1555. — Wittgenft. 15565. — Walbed.
1556. — Bürttemb. 1559. — Steuerwolt. 1561. — Jever.
1562. — Pfälz K.R.-D, 1564. — Preuß. Biſchofsw. 1568.
— Braunfhw. 1569. — Heff. 1572. — Brandenb.
Conſ. :dD, 1573, ,
2. Die, Bifchdfe,
Brandenb. 8,:D. 1540. — Preuß. Art. 1540. —
Schlesw. 1542. — Ref. Witt, 1545. — Preuß. Bis
ſchofsw. 1568. '
3. Die Conſiſtorien.
Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 1642. — Braunſchw. KO. 1548. —
Ref. Witt. 1046. — Med lenb. 1552.— Mansfeld. Biſ.⸗O.
1654. Gos lax. Sonf.sd..1555.— Pfal z. 1557. — Wurt⸗
temb. 1559. — Pommer. 1568. — Pfalz. K.-8::0.1564 —
£üneb. 1564. — Preuß. Bifhofew. 1568. — Braunfhw.
1569. — Sen. Sonf.-Dd. 1569.— Medlenb. Sonf.:D. 1570. —
£ipp. 1571. — Brandenb. Conſ.⸗O. 1573. — Zen. Gonf.s
D. 1574. — Sachſ. 1580. — Braunfhw. 1581. — Hoya.
1581. — Preuß. Gonſ.⸗O. 1584. — Riederſaͤchſ. 1385.
Kirchenrath. Oberconſiſtorium.
. Bürttemb. K.⸗O. 1559, — Saͤchſ. 1580.
4. Die Superintendenten. (Deijanten. Pröpfte.)
Stralfundb. R.:D. 1525. — Sachſ. Vil.sArt. 1527. —
Saͤchſ. Untere. der Wil: 1528. — Berner Ref. 1528. —
Bdtting. 1530. — Ebd. 1581. — Lüb. Land-K.-D. 1531. —
Soslar. 1531, — Soeſt. 1532. — Zürich). Praͤd.⸗O. 1532. —
Wittenb. 1583. — Brem. 153% — Dommer. 1535, —
Hannop. 1586. - Rafſau. 1836. —THeff. DO. 1537. —
tipp. 1588. — Hamb. 1539. — Schlesw:1 — Liegnie.
Hu.
1542. — Sädhf. Sonf.sXrt. 1592. — Osnabr. 1543. —
Braunfhw. 1543. — Württemb. Syn.⸗O. 1547. — Lond.
1550. — Mansfeld. Viſ.⸗“O. 1554. — Wittgenft. 1554.
— Stralf. 1555. — Waldeck. 1556. — Saͤchf. Gen. s Art.
1557. — ®ürttemb. 1559. — Sever. 1562. — Pommer.
1563. — Pfaͤlz. K.⸗R.⸗O. 1564. — H eff. 1566. — Braunfhw.
1569. — Medlenb. Eonft. 1571. — Eipp. 1571. — Brans
denb. Viſ.⸗O. 1573. — Pommer. Sun. 1574, — Heff. 1574.
— BSädf. 1580. — Hoya. 1581. — Niederfähf. 1585. —
Derborn. Syn. 1586. |
Seneralfuperintendenten.
Württemb. 8:0. 1559. — Pommer. 1563. —
Beaunfhw. 1569. — Saͤchſ. 1580. — Niederfädhf.
1585. "
5, Die Eynoden. Genfur der Prediger.
Preuß. RD. 1525. — Hall. 1526. — Reform. Hass.
1526. — Bafel. 8.:D. 1529. — Roftod. 1590. — Ulm.
1531. —. Bürie Praͤd.⸗O. 1532. — Straßb. 1534. —
Naffau. 1536. — Heff. D. 1537. — Liegnig. 1542. —
571. — Emden. Syn. 1571. — Brandenb. 15%. —
Heff. 1572. — Hanau. 1573. — Hoya. 1573, — Bran—
denb. Viſ.⸗O. 1573. — Pommer. Syn. 1574. — Sädf.
1580. — Hoya. 1581. — Niederfächf. 1585. — Herborn.
Syn. 1586. — Tecklenb. 1588. — Straßb. 1598,
6. Die Aelteſten. Sendſchoͤffen, Genforen.)
Hall. 8.:D. 1526. — Reform. Hass. 1526. — Straßb.
1534. — Heſſ. D. 1539. — Genfer Ordom. 1541. — Lond.
4550, — Mansfeld. Bif.-D. 1554 — Frantf. 1554. —
Wittgenft. 1555. — Heff. 1557. — Pfälz 1557. — Heff.
1566. — Syn. Wesal. 1568. — Emb. Syn. 1571. — Hanau,
1573. — Solms. 1582. — Herborn. Syn. 1586, — Ted:
T. De Diakonat.
Reform, Hass, 1526. — Braunfhw. K.⸗O. 1628. —
Samt. 1529. — Minden. 15390. — üb. 1531. — Gos—⸗
lar. 1531. — Goeft. 18632. — Wittenb. 1533. — Brem.
153. — Pommer. 1535. — Württemb. KuftnsDd. 1536.
— Genfer Drbonn. 15841. — Lüneb. 1542, — Osnabr.
1543. — Braunfhw. 1543. — Habel. 154. — Lond.
1550. — $rantf. 1554. — Pommer. 1568. — Heff. 1566,
—.öyn. Wesal. 1568 — Emb. Syn. 1571. — Hoya. 1581.
— Herborn. Syn. 1586. — Tedlenb, 1588. — Straßb.
1598. — Vergl. u. 1V. 2.)
Anhang. Der niebere Kicchendienft, (Die Küfter, Organiften.)
Leiönig. Kaftend.1523.— Stralf.K.:0.155.— Sachſ.
Sit. 29, — Braunſchw. 1528. — Baſel. 159. —
Samb. 1529. — Göfting.’1530. — Làb. 1531. — Sädf.
fs Art. 1538, — Pommer. 153. — Hefſ. D. 1597. —
tipp. 1588. — Nordheim. 1539. — Sath ſ. Abſch. 1540, —
Braunfhmw. 1543. — Hildesh. 154. — Mansfeld.
Viſ.⸗O. 155% — SAhf. Gen.-Art. 1557. - Pommer. 1663,
— Hoya. 1873. — Brandenb. Bild. 1573. — Pom⸗
mer. Syn. 1574. — Sachſ. Sen.Xrt. 1580, — Hoya. 1581,
— Niederfähf. 1585. - ' 5 En Be
6
614
D. Die Berwaltung.
A, Die Bifitationen.
Preuß. 8.:D. 1525. — Reform. Hass. 1526. — Sädhf.
Viſ.⸗O. 1527. — Ulm. 153. — Straßb. 1534. — Pom⸗
"mer, 1535. — Raffau. 1536. — Heff. D. 1537. — Lipp.
1538. — Preuß. Art. 15390. — Genfer Drbonn. 1541. —
Schlesw. 15942. — Sädf. Conſ.⸗Art. 1542. — Göln. Ref.
1543. — Braunfhw. 1543. — Habel. 1544. — Medlenb.
1552..— Mansfeld. Viſ.⸗O. 1558. — Walded. 1556. —
Pfälz. 1557. — Württemb. 1559. — Jever. 1562. —
Magdeb. Viſ.-Art. 156%. — Pommer. 1563. — Pfäly
K.⸗R.⸗O. 1564. — Preuß. Biſchofsw. 1568. — Braunfhw.
1569. — Medlenb. Eonft. 1571. — Eipp. 1571. — Heft.
1572. — Brandenb. Bif.-D. 1573. — Hanau, 1573. —
Pommer Syn. 1574. — Heff. 1574. — Sädf. 1580. —
oya. 1581. — Niederfähf. 1585. — Herborn. Syn
1586. — ‚Straßb. 1598. j
B. Die Gerichtsbarkeit.
3. Eivilgerichtöbarkeit.
Württemb. K.⸗O. 1559. — küneb. 1568. — Hoya.
1573. — Hoya. 1581. .
[Bergl. III. K. 5.]
b. Steafgerichtäbarkeit Über die Prediger.
Entfegung.
Stralfund. K.⸗O. 1526. — Saͤchſ. Unterr. ber Rift.
4528. — Berner Ref. 1528. — Baſel. 1529. — Hanno».
1536. — Naffau. 1536. — Heff. DO. 1937. — Hamt. 1599.
— Preuß. Art. 1540. — Genfer Ordonn. 1641, — Schlesw.
1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Saͤch ſ. Ben.sAtrt. 1557. —
Bommer. 1563. — Pfaͤlz. Ke⸗R.Q. 1564. — Preuß. Bi:
ſchofsw. 1568. — Syn. Wesal. 1568. — Medienb, Conſt.
1571. — Emd. Syn 1571. — Self. 1572. — Ponmer
Syn. 1574. — Sädf. 1580. — Niederfächf. 1585.
c. Die Kirchenzucht.
Züriher Chorgerihts:D. 1525. — Ball, R.OD. 1526.
Reform. Hass. 1526. — Sädf. Wnterr. ber Bif. 15238. —
Braunfhw. 1528. — Bafel. 1529. — Hamb. 1529. —
Minden. 1590. — Götting. 1530. — Luüb. 1591. — SGos⸗
ler. 1531. — Ulm. 1531. — Heff. 1532.— Gocfl, 1582. —
Straßb. Syn. 1533. — Straßb. 1
— Efling 1534. — Pommer. 4535. — Hannov. 1536.
— Heſſ. D. 1537. — Rordheim. 1539. — Heff. D. 1539.
— Gaffel. 1539. — Genfer Ordann. 1541. — Schleswm.
1542. — Sädhf. Eonf.särt. 154%. — Pommer. 154. — |
Coln. Ref. 1583. — Braunfhw. 1588. — Preuß. 1544. —
Hadel. 15%, — Hildesh. 15%. — Ref. Witt. 1545. —
£ond. 1550. — Mecklenb. 1552. — Mans feld. Viſ.O. 1554. — '
Magdeb. Art. 1554. — Frankf. 1554 — Walded. 1556. —
Be 1557. — Sädf. Gen.: Art. 1557. — Pfit, 15657. —
Wuͤrttemb. 15%. — Steuermolt. 1561. — ever. 1562.
— Magdeb. Bif.-Art. 1562. — Pommer. 1563. — Pfäln
RR:D. 1564. — Syn. Wesal. 1568. — Braunſchw.
1569. — Jen. Sonf.:Dd. 1569. — Medtenb. 1570. — Tipp
1571. — Emb. Syn. 1571. — Brandenb. Rif.sd. 1573. —
Pommer. Syn. 1576. — Ben. Conſ.⸗O. 1574. — Luͤneb.
1575. — Ho henl. 157. — Bädf. 1580. — Saͤchſ. Sen.
Art. 1580. — Braunſchw. 1581.— Hoya, 1581. — Preuß.
Sonf.sD. 1584. — Niederſaͤchſ. 1585. — Herborn. Syn,
. Gyfbematifche Veberfiche
IE Das kirchliche Leben.
A, Die Lehre. Das Bekenntniß.
Böhm. K.O. 16824. — Saͤch ſ. Unterr. der Biſ. 1628. — Ulm.
Art. 1531.— Zuͤrich. Praͤd.⸗D. 1532. — Nürnberg. 1533. —
Straßb. Syn. 1633. — Straßb. 1534. — Pommer. 1535. —
Wuͤrttemb. 1536. — Li pp. 1538. — Halt. 1540. — Schlesw.
1542. — Liegnig. 1542. — Hall. 1543.— Schweinf. 1543. —
Pfälz. 1543. — Edin. Ref. 158%. — Braunfhw.1543. —
Hadel. 1544. — Hildesb. I544. — Ref Witt, 1545. —
Medi. 1552. — Württemb. 158. — Pfälz 1554 —
Waldeck. 1556. — Sähf. GSen⸗Art. 1557. — Pfälz 1557.
— ever. 156%. — Magbeb. Bif.sArt. 1562. — Pommer.
1563. — Pfalz. 1563. —.Ehneb. 1564. — Heff. 1566. —
Preuß. Bifhofew. 1568. — Lipp. 151. — EMmb. Syn. 1571.
— Heſſ. 1572. — Hoya. 1573. — Pommer. Syn. 1674
—Lüneb. 1575. — Hohenl. 1837. — Saͤchſ. 1590. — Sidfe
Gen.särt. 1580. — Braunfchm. 1581. — Hoya. 1581. —
Henneb. 1582 — Niederfärhf. 1585 — Tecklenb. 1588,
Wittenb. 8.0.1522. — Böhm. 1524,.— Luther, Bon
Drbnung bes Gottesdienſtes 1523. — Ej. Form. missae 1523. —
Elbogen. 1523. — Renov. eocl. Nordlinz. 1525. — Preuß
1525. — Luther, Deutiche Meſſe 1526. — Hall. 1526. —
Ansbach. Abſch. 1526. — Reform. Hass. 1526. — Sidf.
Unterr. der Bif. 1528. — Braunfhw. 1528. — Bafel 1529.
— Samb. 1529. — Frankf. 1590. — Sdtting 15%. —
Riga. 1530. — Lid. 1531. — Goslar. 1531: — Ulm. 1581.
— Heff. 1532. — Soeft. 1532. — Naffau. 1332. — Rürnb.
1538. — Wittendb. 1533. — Sädf. 1533. — Lirgnip.
1534. — Brem. 1534. — Yommer. 1535. — Wärttemb.
1536. — Hannor. 1536. — Nördling. 1538. — Lipp
1538. — Nordheim. 1539. — Caſſel. 1539. — Sädf. Art.
1539. — Branbenb. 1580. — Hall. 1580. — Schlesm.
1542. — Läneb. 1542. — Pommer: 1542. — Hall 1543
— Schweinf. 1543. — Pfälz. 1543. — EdIn. Ref. 1568.
— Braunfhmw. 1543. — Preug. 1546 — Hadel. 154. —
Bergedorf, 1544. — Ritzebuͤttel. 154. — Hilbesh.
154. — Medienb. 1552. — Wuͤrttemb. 1553. — Frankf.
1554, — Straf. 1555. — Walded. 1596. — Saͤchſ. Gen.
Art. 1557. — Pfaͤlz. 1557. — Erbad. 1560. — Stener⸗
1563, — Pfälz. 1563. — Heff. 1566. — Syn. Wesal. 1568.
— Braunſchw. 1569. — Lipp. 1571. — Hoya. 1573. —
Yommer. Syn. 1674. — Hohen! 1577. — Saͤchf. Gens
Art. 1580.— Braunſchw. 1581. — Hoya. 1581. — Hen⸗
neb. 1582, — Herborn. Syn. 1586. !
Verpflichtung der Pfarrgenoſſen zum Befuch bes Gottesdienſtes.
Preuß. 2.0. 1525. — Eß ling. K.O. 1534. — Preuf
Art. 1580. — Hall. 154. — Liegnig. 1582. — Lünch
1542. — Sächf. Conſ.⸗Art. 1542. — Preuß. 154. — Meds
1554. — Hüttenb. 1555. — Sädf. Gen⸗Art. 1557. — Lei⸗
ning. 1566. — Preuß. Bilhofsw. 1568. — Heff. 1572. —
Branbenb. Bif.-D. 1573. — Sädf. Ben.sArt. 1580. —
Braunfhw. 1581. — Hoya. 1581. — Solms. 1582. —
Riederfähf. 1585.
[Veral. ob. II. o.]
C. Die Predigt.
Elbogen. K.⸗O. 1583. — Bbhm. 1524. — Renor.
eccl. Nordling. 1525. — Stralfunb 1526. — Hall.
1525.— Ansbach. Abfıh. 1526. — Saͤchſ. Unter, ber WIE.
KL Syftematifche Webrrficht.
1528. — Saͤchſ. Bil. Ahfh.: 1629. — Bafel. 1529, —
515
Nürnb. 15%. — Straßb. 156 — Biegnig. 1584. —
Roftod. 1530. — Ulm. 1531. — Beff. 1532. — Zürich. | Brem. 1534. — Pommer. 15385. — Württemb. 1536. —
mer. 15385. — Hannov. 1536. — Naffau. 1536. — Roͤrd⸗
Ung 1585. — Preuß. Art. 1540. — Hall. 156, —
&cdleamw,. 1542. — Ebin. Ref. 1613. — Braunſchw. 1549.
— Yreuß 1546 — Habel 1544. — Hildesh. 15%. —
Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1657. — Erbach. 1560. — Jever. 1562.
— Hfälz. 1563. — Preuß. Biſchofsw. 1568. — Syn.
Wesal. 1568.— Heff. 1972. — Hoya. 1573. — Brandenb.
Biſ.⸗O. 1573. — Po mmer, Syn. 1574. — S Ad f. Gen.⸗Art. 1580.
— Braunfhw. 1581. — Henneb. 1582. — Tecklenb. 1588.
De Der Katechismus.
Braunfhw. K. O. 1528: — Kamb. 1529, — Züri,
Praͤd⸗O. 1532. — ‚Wittenb. 15385. — Sachſ. Viſ.⸗Art.
1533. — Liegnig. 153. — Brem 154. — Pommern
1535. — Hannov. 1536. — NRaffau. 1636 — Lipp. 1538.
— Rorbheim. 1539. — .Eaffel. 1639. — Süd. 1589. —
Hall. 1541. — Liegnip. 1542. — Zäneb. 1542. — Ball
1543. — Göln. 1945. — Preuß: 1844. — Bergeborf.
18544 — Ried. 154. — London. 1560. — Württemb,
1663. — Mansfeld. Viſ.⸗Art. 1654. —. Heff. 157. —
Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1557. — Pfälg 1557.— Württemb..1559
— Erbach. 1560. — Steusrwolt. 1560.— Jever. 1362.
— Magdeb Viſ.⸗Art. 1562: — Pommer. 1568.— Pfalz. 1663.
— Leining. 1566. — Syn. Wesal. 1568. — Braunſchw.
1569. — Brandenb. 1572. — Hoya. 1573. — Brandenb.
Bif.d. 1573. — Yommer. Sm. 1574. — Hohenl. 1577. —
Sachſ. Gen.⸗Art. 1580.— Soim 8: 1582. — Zedlenb.1588.
Luther, De form. siissae et commun. 1523. — Böhm.
2.2 1524. Preuß. 1525. Hall. 1526. —
asbach. Abſch. 1526. — Reform. Hass, 1526. — 249
unterr. der Viſit. 1528. — Braunſchw. 1528. — Frankf.
1530. — Goslar. 1681. — Aoeſt. 160. — Heff. 1532. —
Raffau. 1532. — Nürnb, 1533. — Liegnig. 159. —
Brem. 154. — Pommer 1535. — CEagenelbenb.
1535. — Hannov. 153. — Raffen 1536. — !2ipp.
1538. — Nordheim. 1539. — Bädf. 1539. — Saͤchſ.
Lüneb. Syn. 1544. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 1542. — Poms
mer. 1542. — Hall. 1543. — Os nabr. 1643. — Pfaͤlz.
1543. — Sdln, Ref. 1543. — Braunfhw. 1583. — Preuß.
1544, — Sadel. 1544. — Bergedorf. 15%. — Ripes
büttel 1540. — Hildesh. 154. — Bef. Witt. 1545. —
Medienb. 1552. — Bürttemb, 1553 — Frankf. 155%.
— Balded. 1556.— Heff. 1557. — Sächf. Gen.⸗Art. 1557
— Pfälg 1557. — Württemb. 1559. — Erbad. 1560,
— Öteuerwalt. 1561. — Jever. 1562. — DMagbeb. Bif.s
rt. 1562. — Pommer. 1563. — Lüneb. 1564. — Heſſ.
1566. — Braunfhw. 1569. — Brandenb, 1572. —
Pommer. Syn. 1574, — Lüneb. 18575. — Hohenl. 1577,
— Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1580, -— Braunfhw. 1581. — Hoya.
1581. — Henneb. 1582
Zr Beichtſiegel.
Braunſchw. K.⸗O. 1581. — Hoya. 1581.}
F. Das Abendmahl.
Luther, De form. miss. et comm. 1523. — El bogen.
8.:D. 1523. — Böhm. 1624. — Renov. eccl. Nordling.
1525. — Preuß. 1525.— Ansbach. Abi. 1526.— Reform.
Hass. 1526. — Luͤneb. Art. 1527. — Säcdf. Unterr. ber
Biſ. 1523. — Bafel. 1529. — Züri. 1529. — Minden.
1580, — Frankf. 1530. — Riga, 1530. — Sort. 1532. —
Dannov. 15936. — Naffau. 1586. — Lipp. 158. —
Saffeı 1539. — Saͤchſ. 159. — Sädf. Abi. 1540. —
Brandenb. 1540. — Hall. 1530. — Genfer Drbonn. 1541. —
-Schlesw. 1542, — Sächſ. Conſ.⸗Art. 1542. — Halt. 1548,
— Schweinf. 159%. — Denabr. 1543. — Pfälz. 15943. —
Braunfdhw. 1543. — Söln. Ref. 1543. — Preuß. 1544.
— Hadel. 1544. — Nipeblittel 1544. — BHildesh,
1544. — Ref. Witt. 158%. — Lond. 1550. — Medlenb.
1552. — Württemb. 1553. — Frantf. 1554. — Wal⸗
del. 1556. — Sädhf. Gen.- Art. 1957. — Pfälz 1657. —
Württemb: 1559. — Erbad. 1560. — Jever. 1562. —
Pommer. 1563. — Pfälz. 1568. — Heſſ. 1566. — Syn,
Wesal. 1568. — Braunfhw. 1569. — Emd. Syn. 1571.
— Brandenb. 1572. — Heff. 1972. — Hoya. 1573. —
Brandenb. Viſ.⸗O. 1573. — Hohenl. 1577. — Sädf.
Ben::Xrt. 1580. — Braunfhmw. 1581. — Solms. 1582, —
Herborn, Syn. 1586. — Techenb. 1588,
G. Die Feſttage. Feſtfeier.
2uther, Von Ordnung bed Gottesdienſtes 1523.— Böhm.
K.⸗O. 1624. — Ixeus. 8,:D. 1525. — Hall. 1526. —
Ansbach. Abſch. 1526. — Luͤneb. Art. 1627. — Saͤchſ.
Untere, der Viſit. 1528. — Braunfhmw. 1528. — Bafel,
1529. — Hamb. 1529. — Minden. 1530. — Riga. 1530,
— tib. 1531. — Goslar. 1531. — Ulm. 1531. — Heſſ.
1532. Soeſt. 1532. — Nürnb. 1598. — Wittenb.
1583. — Stragb. 1534. — Eßling. 1934: — Pommer.
1535, — Württemb. 1536. — Hannov. 1536. — Naſſau.
1536. — Nördling. 1538. — Lipp. 1588. — Nordheim.
denb. 1540. — Schlesw. 1582. — Eüneb. 1542. — Lünch
Syn. 1544. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 1592. — Pommer. 1542. —
Hall. 1543. — Schweinf. 1543. — Osnabr. 1543. — Pfaͤlz.
1543. — Göln. Ref. 1593. — Luͤneb. 1543. — Braunfhw.
1548. — Preuß. 1544. — Habel. 1544. — Bergedorf. 1544. —
Medlenb. 155%. — Bürttemb. 1553. — Hüttenb, '1555.
— Walded. 1556. — Sädhf. Gen. «Art, 1557. — Pfälg
1557. — Seff. 1557.— Württemb. 1659. — Jever. 1562.
— Magdeb. Bif..Art. 1562. — Pommer. 1563. — Pfälz.
1563. — Heff. 1566. — £ipp. 1571. — Brandenb. 1572.
— Heſſ. 1972 — Hoya. 1578. — Brandenb. Viſ.⸗O.
1873. — Hohenl. 1577. — Saͤchſ. Gen«Art. 1580. —
Araunfhmw. 1581. — Hoya. 1581. — Solms. 158% —
4 Herborn. Syn. 1586. — Zedienb. 1588, .
[Die Kirchweihen.
. Kaffan. 8.8. 1582. — Lüineb. Sont 1544. — Mans⸗
feld. Bif. Art, 1554. — Leining. 1566.)
H. Die Taufe.
1. Allgemeined. Formulare.
Luthers Taufbüdlein 1523. — Eibogen. K.⸗O. 1523.
— Böhm. 1524. enov. eccl. Nordling. 1525. —
Preuß. 1525. — Hall. 1526. — Ansbach. Abſch. 1526,
Unterr. der Viſ. 1528. — Braunfhw. 1528. — Bafel. -
1529, — Ham b. 1529. — Zuͤrich. 1529. — Minden. 1530.
— Lübed. 1531. — Goslar. 1531. — Ulm. 1531. —
Soeft. 1532. — Nürnb. 1533. — Liegnitz. 1534 —
Brem. 1534. — Pommer 1535. — Württemb. 1536. —
Raffau 1536. — Lipp. 1538. — Nordheim. 1539. —
Gaffel: 15399. — Saͤchf. 1539. — Hamb. 1539. — Bran⸗
denb. 1540. — Halt. 1540. — Genfer Ordonn. 1541. —
Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542. — Eüneb. Syn. 15%. —
Sachſ. Conſ.⸗Art. 1592. — Pommer. 1544. — Hall. 1543.
65* ‘
516
— Schweinf. 154993. — Otnabr. 1563. — Pfaͤl z. 1543. —
Gin. Ref. 1543. — Braunfhw. 1543. — Hildes h. 1544.
— Preuß. 1544. — Habe 1544 — Rigebättel. 154.
— Sildesh. 1544. — Ref.. Witt. 1545. — Eond. 1550. —
Mecklenb. 1552. — Württemb. 1553. — Frankf. 1554.
1557. — Pfaͤlz. 1557. — Erbad. 1560. — Jever. 1562.
— Pommer. 1563. — Pfälz 1563. — Lüneb. 1564. —
Hefſ. 1566. — Syn. Wesal. 1568. — Braunſchw. 1569.
— tipp. 1571. — Emd. Syn. 1571. — Brandenb. 1572.
— Hoya. 1573. — Branbenb. Bif.sd. 1573. — Lüneb,.
1575. — Hohenl. 1577. — Saͤchſ. Gen.:XArt. 1580. —
Hraunfhw. 1581. — "Hoya. 1581. — Solms. 1582. —
Benneb. 1582. — Herborn. Syn. 1586. — Tecklenb. 1588.
2. Die Nothtaufe.
Renov. eccl. Nordling. 1525. — Hall. 8.:D. 1526. —
Braunſchw. 1528: — Hamb. 1529. — Lübed. 1531. —
Soeſt. 1532. — Brem. 1534. — Pommer. 15935. — Würts
temb. 1536. — Saffel. 1539. — Saͤchſ. 1539. — Hamb,
1542. — Pommer. 1542. — Hall. 1543. — far 1548.
— Shin. Ref. 1543. — Braunfhw. 1543. — Rigebüttel,
1544. — Hildesh. 1544. — Medlenb. 1552. — Wuͤrt⸗
temb. 1553. — Waldeck. 1556. — Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1557.
— pfaly 1557. — Dommer. 1563. — Lüneb. 1564 —
Heff. 1566. — Braunfhmw. 1569. — Lipp. 1571. —
Brandenb. 1572. — Hoya. 1573. — Luͤneb. 1575. —
Hohen 1577. — Sachſ. Gen.⸗Art. 1580. — Hoya. 1581.
3. Die Gevattern.
Goslar. K.O. 1531. — Nürnb. 1533. — Württemb.
1536. — Gaffel. 1539. — Lüneb. Syn. 154. — Sädf.
GSonf.särt. 1542. — Preuß. 1544. — Hadel. 154. — Vuͤrt⸗
temb. 1553. — Walbed. 1556. — Heff. 1557. — Jever.
1562, — Pommer. 1563. — Pfaͤlz. 1569. — Heff. 1566. —
£ipp. 1571. — Emd. Syn. 1571. — Heff. 1572. — Yoms
mer. Sm. 1574. — Saͤchſ. Sen.sArt. 1580. — Henneb.
1582. — Herborn. Syn. 1586. — Tecklenb. 1588 -
4. Die Gebammen.
Braunfhw. K.:D. 1528. — Hamb. 1529. — Soe ſt.
1532, — NRürnb. 1533. — Brem. 15 — Schlesw
164% — Braunfhw 1543, — Hadel 154. — Hils
des h. 1544. — Lüneb. 1564.
5. JFürſorge für die Wöchnerinunen. Cinfeguung.
Saͤchſ. Unterer. 1528. — Ruͤrnb. 8.D. 1583. — Lipp.
15383. — Saͤch ſ. Biſ.⸗Abſch. 1590. — Wittgenft. 1555. —
Walde. 1555. — Pommer. 1563. — Braunſchw. 1569,
&olms. 1582.
(Anhang. Verordnungen gegen die Wiedertäufer.
Brem. K.⸗O. 1534. — Hannov. 1536. — Heff. ©.
1537. — Nordheim. 1539. — Preuß. Art. 1540. — Lieg⸗
nie. 1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Pfälz 1557. — Würts
temb. 1559. — Leining. 1566. — Preuß. Biſchofsw. 1568.
— Solms. 1582.]
I. Die Gonfirmation.
Straßb. K.O. 1534. — Liegnig. 1534. -- Heff. O.
1539. — Gaffel. 1539. — Brandenb. 1540. — küneb,
1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Göln. Ref. 1543. — Ref.
Witt. 1545. — Lonb. 1550. — Balded. 1556. — Heff.
1566. — Braunfchw. 1569. — Hoya. 1581.
a8. Eyſtematiſche Neberficht.
K. Die Ehe. a
1. Begeiff.
Renov. eccl. Nordling. 1525. — Reform. Hass. 1526.
— Saͤchf. Unterr. der Bifit. 1528. — Bafel. K.⸗O. 1529, —
Brandenb. 1540.:— Hall.. 1588. — Edin, Ref. 1543, —
Bürttemb.1553.— Heff.1566. — Brand enb. Biſ.⸗O. 1578.
2. Siuderniffe.
a. Mangelnder Conſens ber Aeltern.
Renorv. eccl. Nordliag. 1525. — 3ürid. Shorgeriät:
D. 1525. — Preuß. L.O. 1525. — Baſel. K.⸗O. 1 29. —N
ulm. 1531. — Soeſt. 1532. — Pommer. 1535. — Hans
nov. 1536. — Württemb, EhesDd. 1537. — Eipp. 1538. —
Nordheim. 1539. — Genfer Ordonn. 1541. — S les w.
1542. — Lüneb. 1562. — GSädf. Gonf.sArt. 1542. —
Schweinf. 1543. — Dsnabr. 1543, — Edin. Ref. 1543.
— Lüneb, 1583. — Bergedorf. 1544. — Württemb.
Ehe⸗O. 1553. — pfalz. Ehe⸗O. 1554. — Boslar. Conſ.⸗
D. 1555. — rt 1557. — Sädhf. Gen. sArt. 1557. —
Pommer 1563. — Pfälz Ehe⸗O. 1563. — Heff 1566.
— Braunfhw. 159. — Medlenb. Conſ.⸗O. 1570 —
Emb.. Syn. 1571. — Heft. 1572. — Hoy a. 1573. — Brans
denb. Viſ.“O. 1573. — Branbenb. Gonf.sD. 1573. —
Sachſ. 1580. — Braunfhw. 1581. — Hoya. 1581. —
Preuß. Sonf.sD. 1584. — Niederſaͤchſ. 1585.
b. Gewalt... Furcht. Betrug — Entführung.
- Züri. eriht8=D.-1625. — Wuͤrttemb. Ehe
1553. — EA e:O. 1563. — Braunſchw. K.⸗D. 1569.
— Hoya. 1581. — Preuß. Conſ.⸗O. 1584.
c. Irrthum.
Brandenb. Conſ.⸗-⸗O. 1573. — Preuß. Conſ.⸗O. 1884.
— Niederſaͤchſ. K.O. 1585.
d. Mangelndes Alter.
Luͤneb. RD. 1543. .
e. Impotenz.
Branbdenb. Eonf.eD.1573. — Preuß. Conſ.⸗O. 1584
f. VBerwandtfchaft.
Pommer. 1542. — Lüneb. 1543. — Bergedorf. 154. —
Straßb. 1598.
[Geiftliche Verwandtſchaft.
Lüneb. K.⸗O. 1543.]
g. Ehebruch.
Niederfſaͤchſ. K.O. 1585.
h. Religionsverſchiedenheit.
Niederſaͤchſ. K.O. 1585.
. Suftenatifche Ueberficht.
i. Gefchloffene Seit.
Pommer. Syo. 1574. — Luͤneb. Rd. —J—— J
Gen.⸗Art. 1580. — Braunſchw. 1581. — Hoya, 1581.
k. Trauerzeit.
Solms. K.O. 1588.
[Dispenfatton von ben Ehehinderniſſen.
tipp. SD. 1571. — Lüneb. 1575. — Saͤchſ. Gen.
Art. 1580. — Braunſchw. 1581. — Niederfädf. 1585.]
3. Die Abſchließung.
a. Verloͤbniß.
WB ürttemb, Ehesd. 1537. — Hall. KO. 1540. — Gen:
fer Ordonn. 1541. — Habel. 1544. — Wärttemb. Ehe⸗O.
1558. — Goslar. Eonf.:O. 1555. — Po mmer.1563.— Lipp.
1571. — Emb. Syn. 1571. — Deff. 1572. — Hoya. 1573.
— Branbenb. Biſ.O. 1573. — Brandenb. Conſ.⸗O. 1573.
— Sachſ. 1580.— Hoya. 1681. — Preuß. Conſ.⸗O. 1584.
b. Aufgebot.
Lüb. K.O. 1531.— Goslar 1531. — ulm. 1531. — Heff.
1532. — Soeſt. 1592. — Rürnb. 1588. — Brem. 159. —
Pommer. 1535. — Wuͤrttemb. 1536. — Gaſſel. 15399. —
Saͤch ſ. Abi. 15840. — Brandenb. 1540. — Halt. 1540. —
Genfer Ordonn. 1541. — Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542.
— dommer. 1542. — Hall. 1548. — Schweinf. 1543 —
Dsnabr. 1543. — Ebdin. Ref. 1543. — Braunfhw. 1549.
— Dreuf. 1544. — Bergedorf. 1544. — Lond. 1550. —
Wärttemb. 1553. — Frantf. 1554. — Walded. 1556. —
Sächf. Gen.⸗Art. 1557. — Heff. 1557. — Erbad. 1560. —
Jever. 1568. — Pommer. 1563. — Pfälz. EhesO. 1563. —
— 1563. — Lüneb. 1564. — Heff. 1566. — Syn,
esal. 1568. — Braunſchw. 1569, — £ipp. 1571. — Emb.
Syn. 1571. — Brandenb. 1572. — Hoya. 1573. — Brans
denb. Bild. 1573. — Bommer Syn. 1574. — Luͤneb.
1575. — Sädf. Gen.⸗Art. 1580. — Hoya. 1581. — Hen⸗
neb. 1582. — Zedlenb. 1588. on
“ Trauung.
- Bafel. K.O. 1620. — Hamb. 1039, agelch. 1529. —
eüab. 1581. — Goslar. 1531. — Nurnb. 1583. — Straßb.
1584. — Brem. 1534. — PBommer. 1535. — Württemb.
1536. — Gaffet. 1589. — Säcf. 1539. — Hamb. 1589. —
Branbenb. 1540. — Preuß. Art. 1560. — Hall, 1540. —
Genfer Drbonn. 1541.— Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542.
— Ddommer. 1542. — Hall. 1543. — Schweinf. 1543. —
Denabr. 1643. — Pfälz 1543. — Braunfhmw. 1543. —
Göln. Ref. 1548. — Preuß. 154. — Hadel. 1544 — Bers
geberf: 1544. — Rigebüttel. 1544. — Hildesh. 154. —
ond. 1550. — Medlenb. 1552. — Württemb. 1553. —
— Iever. 1562, — Magbdeb. Biſ.⸗Art. 1862. — Pommer.
1563. — prän. Ehe: D. 1563. — ach 1563. — Züncb.
1564. — Leining. 1566. — Heff. 1566. — Syn. Wesal,
1568. — Braunfhw. 1569. — Brandenb. 1572. — Hova.
1573. — Brandenb. Bif.sd. 1573. — Yommer. Syn. 1574.
— tüneh. 1575.— Hohenl 1577.— Gach ſ. Gen.sArt. 1580,
— Nova. 1581. — Solms. 1582. — Henneb. 1582. —
Zedienb. 1688,
: [Xtauung gefchiedener Perfonen.
Brandenb. Bif.d. 1578. — Braunfchw. 1581.)
sr
4. Scheftung, — Hesinlatten,
‚Renoy. ecel. Nordling. 1525. — 3uͤricher Chorgerichts⸗
9. 1525. — Preuß. 2.:0. 1525. — Reform. Hass, 1526. —
Bafel, 8.0. 1529. — Goslar. 1531. — Heff. 1532. —
Soeft. 1532. — Pommer. 1535. — Hannov. 1536. —
Württemb. Ehe⸗O. 1537. — Lipp. 1535. — Brandenb. 1540.
— Genfer Drbonn. 1541.— Württemb. Ehe⸗O. 1653. Der
Ehe:D. 1554. — Hüttenb. 1555. — Goslar. Conſ.⸗O. 1555.
—Pfaͤlz. led. 1508. Braunfhmw. 1569. — Medlenb.
Gonf.:D. 1570. — Emb. Syn, 1571..— Brandenb. Conſ.⸗O.
1573. — Sädl. 1580. — Braunfhw. 1581.— Hoya. 1581.
— Preuß. Sonf.:D. 1584. — Riederſaͤchſ. 1585.
5. Die Gerichtöbarkleit in Ehefachen.
Renov. eccl, Nordling. 1525. — 3üridh, Chorgerichts⸗
D. 1525. — Preuß. 2:50. 1525. — Reform, Hass. 1526. —
Sähf. Viſ.⸗Irt. 1527.— Saͤch ſ. Viſ⸗Abſch. 1529. — Braun⸗
ſchw. K.O. 1528. — Baſel. 1529. — Hamb. 1529. —
Minden. 1530. — Lüb. 1531. — Goslar. 1531. — ulm.
1531. — Soeft. 1592. — Saͤchſ. Viſit.⸗Art. 1533. — Brem.
1534. — Hanno». 1536. — Württemb. Ehe:D. 1537. —
Lipp. 1588. — Nordheim. 1539. — Genfer Ordonn. 1541.
— Lüneb. 1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art.
1542.— Dsnabr. 1543. — Rigebüttel. 1544. — Hildesh.
1544, — Ref. Witt. 1565. — Medlenb, 1552. — Würts
temb. @he-D. 1553. — Goslar. Conſ.O. 1556. — Saͤchſ.
Gen.⸗Art. 1557. — Pfalz. K.⸗O. 1557. — Magbeb. Bif.s
Art. 1562. — Pommer. 1568. — Lüneb. 1564. . — Heft.
1566. — Preuß. Bifchofsw. 1568. — Braunfhw. 1669. —
Zen. Sonf.sd. 1569. — Medlenb. 1570. — Hoya. 1573. —
Brandenb. Biſ.O. 1579. — Sen. Conſ.⸗O. 1574.— Brauns
ſchw. 1581: — Hoya. 1581. — Preuß. Eonf.sd. 1584.
6. Dad Verfahren.
Goslar. Sonf.sd. 1555.— Sen. Conſ.O. 1569.— Med
lenb. Conſ.. 1570. — Zen. Eonf.sDd. 1574, — Braunfhw.
1581. — Preuß. Conſ.O. 1584.
L. Die geiftliche Krankenpflege.
Ref. Hass. 1526. — Braunfhw. 8.:D. 1928. — Bas
fetl. 1529, — Minben. 1530. — Ehb. 13831.— Goslar. 1531.
— ulm. 1591. — Heff. 1592. — Soeft. 1532. — NRürnb,.
1533. — Wittenb. 1539, — Sid
— tiegnte. 1534. — Pommer. 1535. — Württemb. 1536.
— £ipp. 1538. — Gaffel. 1539. — Sachſ. 1539 — Bran⸗
benb. 1540. — Hall. 1520. — Genfer Ord. 154. —
Schlesw. 154% — Pommer. 1542. — Hall. 1549. —
Osnabr. 1548. — Pfälz 1563. — Chin. 1543. — Braun -
fhw. 1543. — Habel. 1544. — Bergeborf. 1544. — Meds
Walded. 1556. — Hefſ. 1557. — Sädhf. Gen.⸗Art. 1557.
— Hfälz. 1557. — Pommer, 1563. — Pfälz 1569. —
£üneb. 1564, — Braunſchw. 1569. — Brandenb. 1572.
— Hoya. 17 — Brandenb. Bild. 1573. — Saͤchſ.
Ben,eürt. 1580, — Hoya. 1581.— Henneb. 15882. — Teck⸗
en ® U} j
M. Das Begraͤbniß.
Elbogen. K.⸗O. 1533,— Renov. eccl. Nordling. 1525.
— Preuß. L.⸗O. 1525. — Lüneb. Art. 1527. — Saͤchſ. Uns
terr. der Viſ. 1528. — Luͤbeck. 1581. — Boslar. 1531. —
ulm. 1531. — Saͤchſ. Viſ.⸗Art. 1533. — Brem. 154. —
Pommer. 1535. — Württemb. 1536. — Hannov. 1596.
— Lipp. 1538. — Gaffel 1539. — Saͤchſ. Abfch. 1540. —
Brandenb. 1540. — Hall. 1540. — Genfer DOrbonn. 1541,
— Schlesw. 1542. — Luͤneb. 1542. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art.
f. 1533.— Straßb. 1599, .
1542. — Pommer. 14 — Hall, 1563. — Shweinf.
1543, — Dsnabr. 1549, — Pfälz. re — Göln. Ref.
1543. — Braunfchw, 1549. — Breuf. 1544. — Habel.
1544, — Rigebüttet. 15: — Württemb.1553.— Frankf.
1554, — Walbdelt. 1556. Sachſ. Gen.Art. 1557. — Er-
bad. 1560. — Jever. 156%. — Pommer. 1569. — Pfälz.
1563.— Lünch, 1564. — Leining. 1566. — Heff. 1566. —
Breaunfchw. 1569. — Lipp. 1571. — Brandenb. 1572. —
09a. 1573. — Brandenb. Viſ.“O. 1979. — Pommer.
yn. 1574. — Lüneb. 1575 — Hohenl. 1577. — Saͤchſ.
Gen.⸗Art. 1580. — Hong. 1581: — Solms. 1582. — Herz
born. Syn. 1586. — Teclenb. 1588.
IAnhang. Die Kirchenbuͤcher.
Nuͤrnb. K.⸗O. 16833. — siegnie 1534. — Württemb,
1536. — Schweinf. 1543. — Ein. 1543. — Lond. 1550,
— Saͤchſ. Gen⸗⸗Art. 1667. — MWürtte mb.. 1559. — Erb ad»
1560. — Pfälz. 1563. — Heſſ. 1566. — Syn,. Wesal. 1568,
— Braunfhmw. 1569. — Branbenb. Bil -Art. 1573.. —
lenb. 1688.] F u v*r
Ne Die Schulen. Schullehrer.
Leisniger Koften-D. 1523. — Stralfund: K.⸗O. 1525.
— Preuf. &sD.. 152%. — Hall. 1526. — ‚Reform. Hass,
1526.— Sächf. Unterr. ber Vif. 1528. — Brannfchw. 1528,
— Bafel. 1529. — Hamb. 1829. — Lübel. 1551..— Ulm.
1531. = Boch, 163%. — Sächf. Bif.Art. 1533, — Strafb.
K.⸗O. 159. — Brem. 1584, — Pommer. 1585. — Hans
non: 1686. - Heſſ. D. 1937. —. Lipp. 1588. — Nords
beim.:1584.. — Hamb. 1539. ‚Brandenb,: 1540. —
Preuß. Art. 1590. — Schleöw. 1542. — Braunfhw.
1543. — Habel. 1344, — Ref, Witt 15485. — Medlenb.
Sen.sArt..1867.. — Pfälz 1557, — Wuͤrttemb. 1559. —
Magdeb. Biſ.⸗Art. 166% 9falz. RRHD.. 1564. — Luͤ⸗
neb. 1564. — Preuß. Biſchofsw. 15608. — Braunſchw.
1569. — Brandenb. 1573. — Brandenb. Viſ.⸗D. 1573. —
| Braunſchw. 1684.
0. Die Armenpflege.
°
ad
Wittenb. 8.0. 1592. — Peisniger Kaſten-O. 158,
Magbeb. 1524.-— Stralfund. 152. — Hall, 1826. —
üb. 1531. — Jravemünd. 1631. — Goslar 1531. —
Heff. 1632. — So eſt 1532. — Wittenb, 1533.— Brem.
1534. — Pommer. 535. —.Württemb. Kaſten⸗O. 1536. —
Hannon. 1586. — Lipp. 1538. — Genfer Drbonn. 1541,
— Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542. — Dönabr. 1543. —
Edin. Ref. 15488, — Braunſchw. 1543. — Hadel. 1544,
— Hildesh 1544. — Medlend. 1552. — Mansfeld.
Biſ.O. 1554. — Sähf. Gen.⸗Art. 1557.— Pommer. 1563,
— Dfälz 1563. — Pfalz. 8.0.0. 1564. — Elneb. 1564.
— Preuß. Biſchofoͤw 1468. — Syn..Weaal. 1568. — Brans
denb. Viſ.⸗DO. 1573. — Pommer. Syn. 1574. — Herborn.
Syn. 1586. — Zedlenb. 1588. BE
(Anhang. Erklärungen über einzelne Einrichtungen ber roͤmi⸗
BET 7
a Bilberverchrung. .
"Ref. Hass. 1526. — Bern. Hef. 1528. — Braunſchw.
8.0.1528, — Basel. 1529.— Hand. 1529. 8 tn
Ulm. 1531.— Soeſt. 1532. — Pfalz. 1588. — Braun
Thm 1548, — Hitdesh, 1544. — Lüneb, Sp. 154.
528 IM Syftenatifche Uebexſicht.
. Eibog. 8,0. 1528. — Ref. Hass, 1526. — Ehneh.
Urt. 1827, — Minden. 1530. — Naffau. 1532. — RArnb.
1533. — Brandenb. 1830. — Pfälz. 1943. BE
3. Weſhungen.
Böhm. K.⸗O. 1524. — Straktſ. 15268. — Ref. Hass.
1526. — Luͤneb. Art. 1527. — Braunſchw. 1828. — Hamb.
1529. — Gàtting- 1580. — Mind. 153% — Eüb, 1531.—
Soeft.. 1532. — Raſſau. 1536. — Brandend. 1540, —
eüneb. 1542. — Hfälz. 1548, ..
4, Seeimeffen.
Elbog. 8.0.1523. — Halt. 1526. — Ans bach. Abſch.
1526. — Züneb. Art. 1527. — Saͤchſ. Unterr, ber Bif. 1528.
u S. Das Laͤuten pro pace..
Saͤchſ. Unter, der Wil. 1528. — Braunſchw. K⸗O.
1528. — Hamb. 1529. — Luͤb. 1531. —— So eſt. 1532. —
Braͤunſchw. 7
6. Kleidung der Geiftlichen.
Luther, Form. miss. 1523. — Bern. Ref. 1528. —
Riga K:D. 1580. — Pommer. 1535. — Wärttemtb. 1536.
Saͤchſ⸗ Gonſ.⸗Art. 1542. — Hall. 1543. .— Württemb.
1558. Pfaͤlz. 1568.. + Pommer. On. 1574.
J 7. gaſten. |
Ansbach. Abi. 1526. — Ref. Hass. 1526. — Lüneb.
et: 1527. Bern. Ref. 152B.— Ulm. Art 1591. — Soeft.
K.:D. 1532. — Pommer. 1535. — Nordheim, 159. —
‚A Proreffinnen. "
.
D
°
Branbenb. 154. — Eöln. 1548, "
" 8. Rloflergelübbe.
Stralfund. 8.:D. 1525. — Ansbad. zer. 1526. —
Ref. Hass. 1526. — Lüneb. Art. 1827. — Sid 1 Viſ.⸗O.
1527. — Bern. Ref. 1628. — Uim. 1531. — Götting
1531. — Goslar. 1531. — Soeft. 1532. — Lipp. 1538. —
Sädf. Art. 1339. — Schlesw. 1543. — Ref: Witt. 1546.
— Mekclenb. 1852. — Luͤneb. 1564. — Braunſchw. 1569.
— Brandenb. Viſ.O. 1573]
TV Das Rirchenget.
Ar Das Einkommen der Geiflichen. (Opfer,
| Stolgebühr)
Preuß. 8&sD. 1525. — Büneb. Art. 1527. — Saͤchſ.
Biſ.⸗Art. 1527. — Bern. Ref. 1528. — Braunfhw. RO.
1528. — Saͤchſ. Viſ.⸗Abſch. 1529. — Hamb. 1529. — Luͤb.
1531. — Lüb. Land⸗K.⸗O. 1531. — Travemünd, 1531. —
Wittenb. 1588: .— Brem. 1534. — Pommer. 16%. —
Hannov. 1886. — Heff. D. 1537. — Eipp. 1586. — Sid.
Abſch. 1540. — Preuß. Art. 1590. — Schlesm 154. —
Liegnig. 1542. — Eüneb. 1563. — Braunfhmw. 1543. —
Ref. Witt. 1545. — Mecklenb. 1552. — Mansfeld. Bif.s
D. 1554. — Wittgenft. 1555. — Sachſ. Gen.⸗Art. 1557. —
—F 14. 1657. — Württemb. 1559, — Magbeb. Biſ IAn.
562. — Pommer. 1668. — Xüneb. 1564. — Preuß. Bis
ſchofsw. 15068. — Brauu ſchw. 1569. — Medlenad. Gonſt.
1571. — Hoya, 1573. — Brandenb. Viſ.O. 1573. —
Brandenb. Conſ.⸗O. 1573. — Yommer. Syn. 1574. —
Sächf. Gen.⸗Art.: 1600. — Braunfhw. 1531. — Hoya.
1581. — Niederfähf. 1585. ..
(Anhang. Verdienſtjahr. Gnadenzeit.
Preuß. Art. 1540. — Liegn. K.⸗O. 1542. — Schlesw.
1542. — Braunſchw. 1543. — Hadel. 154. — Würt:
B. Die Berwaltung Kirchenkaſten.
Leisniger Kaften:D. 1523. — Magdeburg. 1524. —
Stralfund. 8.:D. 1525. — Preuß. 8:0. 1525. — Hall
eüb. 1531. — Zravemünb. 1531.— Soeft. 1532.— Heff.
Kaften:D. 1533.— Wittenb. 1533. — Saͤchſ. Bif.:Art. 1533.
— Brem. 1534. — Pommer.1535.— Casenellenb. 1535.
— Bürttemb. KaftenD. 1536. — Heff. DO. 15387. — Norbs
eim. 1539. — Sclesw. 1582. — Braunfdhw. 1543. —
il desh. 1544. — Medlenb. 1552. — Mansfeld. Viſ.⸗O.
Steuerwolt. 1561. — Magdeb. Bif.-Art. 1562. — Poms
mer. 1563. — Preuß. Bifhofsw. 1668. — Braunſchw.
1569. — Medlenb. Gonf.sd. 1570. - Mecklenb. Gonft.
1571. — Lipp. 1571. — Hoya, 157. — Branbenb. Bif.s
1
20. Syſtematiſche Ueberſicht. 519
D.1573.— Pommer. Syn. 1574. — Saͤch ſ. Gen.⸗Art. 1580.
— Braunſchw. 1581. — Nieberfädf. 1585.
[Veräußerung.
Pfalz K.⸗O. 1557.]
O. Die Kirchenbaulaſt.
Saͤch ſ. Viſit.⸗Abſch. 1529. — Travemuͤnd. K.:D. 1591.
— Heff. Kaften:D. 1533. — Saͤchſ. Viſit.⸗Art. 1533. —
Württemb. Kaſten⸗-O. 1536. — Sädhf. Abſch. 1540. —
Preuß. Art. 1540. — Schlesw. 1542. — Saͤchſ. Conſ.⸗
Art. 1542. — Medlenb. 1552. — Mansfeld. Viſ.⸗O. 155%.
— Wittgenft. 1555. — Saͤch ſ. Gen.=Art. 1557.— Steuer:
wolt. 1561.— Pommer. 1563. — Lüneb. 1564. — Preuß.
Bifhofew. 1568. — Braunfhm. 1569. — Lipp. 1571. —
Hoya. 1573. — Brandenb. Bif.-D. 1573. — Saͤchſ. Gen.:
Art. 1580. — Hoya. 1581.
D. Die Kirchhöfe.
Luͤb. K.⸗O. 1531. — Brem. 154. — Saͤch ſ. Conſ.⸗Art.
1542. — Hadel. 154. — Steuerwolt. 1561. — Pom⸗
mer. 1569. — Lüneb. 1564. — Hoya. 1573. — Brans
benb. Viſ.⸗O. 1573: — Hoya. 1581.
⸗
l
Drud ver Teubner'ſchen Dfficin in Leipzig.
f 747
ÄR.t
er