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Full text of "Die Evangelischen Kirchenordnungen des sechszehnten Jahrhunderts : Urkunden und Regesten zur Geschichte des Rechts und der Verfassung der evangelischen Kirche in Deutschland"

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UIT2 A 26. 


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Te Pudiic, 


Die 


Siirchenordnungen 


des 





evangeliſchen 


ſechszehnten Jahrhunderts. 


— — — 


Urkunden und Negeſten 
jur 


Gefchichte des Rechts und der Verfaſſung der evangelifchen Kirche in Deutfchland. 


Herausgegeben 
von 


Dr. Aemilins Sudwig nichter, 


ord. Profeſſor der Rechte zu Berlin. 


and 


Zweiter Band. 


Bom Jahre 1542 bis zu Ende des ſechszehnten Jahrhunderts. 


Weimar, 
Verlag des Landes: Induftriecomptoire. 
1846. 






ER 
| 31.7.1906 


BRPd;- 
EL 


Sr Ercellenz 


dem 


Königlichen Wirklichen Geheimen Staatsminiſter 


und Miniſter der geiſtlichen, Unterrichts- und Medieinal— 


Angelegenheiten, 


Herrn Dr. Eichhorn, 


x. x. x. 


ebrerbietigft 


zugeeignet. 


. 


.. 


BI 





Borwort. 


Bei ber Herausgabe des vorliegenden zweiten Bandes der evangeliſchen Kirchenordnungen bed ſechszehnten 
Sahrhunberts find die Grundſaͤtze, nach benen ber erfte Band angelegt worben, auch ferner maaßgebend geblieben, und 
nur infofern haben fie einer Mobification unterlegen, ald der Heraudgeber einzelne Ordnungen, weil fie fich genau an 
bereitö bekannte Typen anfchloffen, entweder nur anführen, ober doch nur in ihren äußerften Umriffen wiedergeben zu 
dürfen geglaubt hat. Durch diefed Verfahren wurbe es ihm möglich, diejenigen, welche auf die Nechtöbildung vor- 
berrfchenden Einfluß geübt oder befondre Verbreitung erlangt haben, wie bie Württembergifchen von 1553 und 
1559, die Kurpfälzifche von 1568, die Kurfähfifhe von 1580 u. a., vollftändig mitzutheilen. In 
gleicher Weife wurde baburch für eine Reihe bis jetzt noch nicht im Drude erfchienener Urkunden der nöthige Raum 
gewonnen. | 


Dennoch ift die Bogenzahl dieſes zweiten Bandes um ein Beträchtliches ftärfer geworben, ald jene des erften, 
und hierin liegt ber Grund, weshalb der Herausgeber bie von ihm verheißene Ueberficht nur in ihren Grundzügen zu 
liefern im Stande gewefen iſt. Indeſſen wird fie hoffentlich auch ſchon in biefer Geftalt die Auffaffung der recht 
lichen Zuftände bes ſechszehnten Jahrhunderts wefentlich erleichtern. Ihre Ergänzung findet fie in dem vorauf: 
gehenden Regifter, welches die Verwandtſchaft der Ordnungen ber einzelnen Länder zur Anſchauung bringt 
und dadurch über einen wichtigen Theil der kirchlichen Entwidlungsgefchichte zum erften Male das erwünfchte Licht 
verbreitet. 


Die Hoffnung, welche der Herausgeber ausfprach, ald ‚er Pen erſten Band bevorwortete, ift auch jegt noch, 
und zwar in erhöhetem Maaße, in ihm lebendig. Zwar weiß er, baß noch Vieles feinen Nachforfchungen entgangen ift, 


v 


und daß in Archiven und Bibliotheken noch reicher Stoff zu Nachträgen und Ergänzungen verborgen liegt. Auf der 
anderen Seite darf er jeboch überzeugt fein, baß feine Sammlung bie Orbnungen von allgemeinerer Bedeutung wirklic 
umfaffe, und daß fie deshalb einer künftigen Verfaſſungsgeſchichte bie erforderliche fichere Grundlage darbiete. Möchte 
fich bald die Hand finden, die, geführt von der rechten Gefinnung, diefe alte und ſchwere Schuld abtrüge! Bisher hat bie 
. Eiteratur vorzugdweife der leichten Aufgabe fich zugewendet, neue Berfaffungspläne zu entwerfen. Aber es ift Zeit, von 
diefer Beftrebung, in der nur der Scharfjinn der Urheber, nicht dad Leben feine Befriedigung hat, endlich abzulaffen 
und zu ber Gefchichte zuruͤckzugehen, in der fowohl die Erflärung ber Krankheit ber Kirche, als bie Mittel ber Heis 
lung zu finden find. 


Berlin am 15. October 1846. 


7 


Der Herausgeber. 


. 


LXXVL 


LXXVII. 
LXXVIIL 
LXXIX. 
LXXX. 
LXXXI. 


LXXXL. 
LXXXII. 


LXXXTIV. 
LXXXV, 
LXXXVI. 


LXXXVH. 


LXXXVIII. 


LXXXIX. 


XC. 


XCL 


XCH, 


XCII. 


XCIV. 


Inhaltsverzeichniß. 


15482. 
Karcken Drdening .. im Land to Yammern 1 
1543. 
Ordnung ber Kirchen . . zu Schmwäbifchen 
Hal (Brenz) . 14 
Kirchenorbnung ber Stadt Schweinfurt (Su: 
telius.) . 2 


nn Debemungh. Der Statt Dffenbrägge 


23 
Pfalzneuburgſche Kirchenordnung (DO fi ande r. ) 26 
Coͤlniſche Reformation (Buger, Melans 
htbon, Piſtortus, Hedio.). 
Braunſchweig⸗ cLuneburg ſche Kirchenordnung 54 
Kerken⸗ ⸗Ordeninge, im lande Brunſchwig, 
Wulffenbuͤttels deles wi u 8 en 5 a ge. en, 


Corvin, Goͤrlitg.) . 56 
1544. 
Preußifhe Kirhenordtnung . -. . ». . 6 
Pabelerfche Kercken Drbnunge . . 73 
Ordination ber Kerken im Amte Bargerdorp 
(Aepinus. ) 76 
Ordeninge fo in den Kerken im Amte 
Ritzeb kei ic. ... 78 


Kerden orbeninge ber Stadt Hildenfem (Bur 
genhagen, Winkel, Gorpvin.). . 79 


13543. 
Reformatio Wittebergensis aM elan- 
chthon.). . ee... 8 
1547. 
Württembergifche Spnobaloebnung . . . 93 
1550. 
Firchenocbnung ber Niederlander zu kondon 
(Easky.) .. 99 
15582. 


Medienburg’fche Kiechenorbnung (Aurifa⸗ 


ber, Siebling, neffioppague, 
Rothbmann, Melanchthon.). . 115 
Brandenburgifche Kirchenorbnung . . . 128 


1333. 
Württembergifche Eheorbnung (Brenz) . 128 


CXVI. 


CXVII. 


Wuͤrttembergiſche Kirchenordnung (Bren x) 131 


15354. 


Manöfeldifhe Viſitationsordnung @ arce= 
rius.) . 141 
Pfalzneuburg'fche Kirchenorbnung oo. . 13% 
Magdeburgifche Artikel ber Kirhenzuht . . 147 
Liturgia in eccl. er, Francoford. (V a- 


lerandus Polanus.) . . . .149 
15583. 
Wittgenftein’fche Kirchenordnung ....1860 


Kirchenordnung für den Hüttenberg . 162 
Goslar'ſche Konfiftorialorbnung @eehurtun) 16 
Stralfunder Kirchenorbnung . . 


Waldeck'ſche Kirchenorbnung . - - . . . 169 
Kurpfälzifche KirhenorbnungG . . . . . 177 
Kirchenordnung ber Markgr. Baden . . . 178 


. 1537. 


Saͤchſiſche Generalartilel . . .. .178 
Pfalzzweibruͤcken'ſche Kirchenordnung ....19 


. Preußiſche Kirchenorbnung (Bogel.). . . 197 


1559. 
Wuͤrttembergiſcher Summarifcher Begriff . 198 
Wittenbergifche Kircchenorbnung . - . 223 
1560. 
Mömpelgart’fhe Kirchenordbnung . . . . 222 
Erbach’fche Kirhenordbnung » . » . .'. 222 
Wormfer Agende . 2 2 202. 6. 2a 
1561. 
Kiehenorbnung für Steuerwoit und Peine 
(Mörlin) - ».. . 224 
1368, 


Kerdenorbeninge . . tbo Iheuer. . . . . 225 
Magdepurg’fche Wit tationsartikel nn. 28 


1563. 


Kerden ordening Im Lande tho Pomern (Paul 
v. Rhoda, Wenediger, Runge) . 229 


VII 


CXVIIL 
CXIX. 


CXX. 


CXXI. 


CXXII. 


CXXIII. 


CXXIV. 
CXXV. 


CXXVI. 


CXXVII. 


CXXVII. 


CXXIX. 
CXXX. 


CXXXI. 


CXXXII. 


CXXXII. 


xxxiv. 


CXXXV. 


CXXXVI. 


CXXXVII. 
CXXXVIII. 


CXXXIX. 
CXL. 


CXL!I. 
CXLII. 


CXLIII. 


CXLIV. 


CXLV. 
CXLVI. 
CXLVII. 


CXLVIII. 


. 256 


urpfälziche Eheorbnung (Chem) ... 
oo. . 257 


——2— Kirchenordnung 
1564. 


Kurpfälzifche Kirchenratbsordnung (Ehem.) 276 
Braunfchweig-tiineburg’fche Kirchenorbnung 285 
Kerdtenordeninge tho Niggen Rabe . +. 387 
1565. 
Frankfurtiſche Agende . . 288 
1566. 
Seiningen’fche Kirchenordnung . - - . 288 
Leiningen’fche Poligeiordnung - - . 288 
Heififche Kirchenordnung . .. . 289 
1568. 
Preußifche Kirchenorbnung Genedise r, 
Moͤrlin.) . 297 
Preußiſche Siſchofswahi . 297 
Acta synodi Wesaliensis . 310 
Pommer’fhe Agende . - . 318 


1569. 


Braunſchwei g⸗Wolfenbuͤttel'ſche Kirhenorbnung 
(Shemniz, Anbreä.) - . 318 


Senaifche Gonfiftorialorbnung . 324 
1370. 
Medienburg’fce Gonfiftorialordnung (Chy⸗ 
raͤus.) 3 
Kurländifihe Kirchenordnung (ei horn.) . 
1371. 
Medtenburg’fche Drbnung . 334 
Eippe’fche Kirchenorbnung (Srter.) 337 
Embden’fche Spnobalfchtüffe - . 339 
Agenda für Deſterreich u. d. äüane (6 bu: 
träuß.) . 347 
1372. .. 
Brandenburgifche Agende . . 347 
Heffifche Reformation . . 348 
1373. 
Lindau’fche Agende . . 353 


Dtdenburg’fche Kirenorbnung @ e Ine e cc e r, 

Damelmann.. - . 353 
Hoya’fche Kirchenordnung . 353 
Brandenburg’fche Viſttations⸗ und Genfer * 258 


orbnung 
1574, 
Hommer’fhe Synobalftatuten . 386 
Heflifche Agende . 2.2. .39 
Senaifche Sonfiftoriafordnung ne. 3% 
1373. 


Agenda ber Stadt Lüneburg (Göbemann.) 398 


CXLIX. 


CL. 


CLI, 


CLII. 
CLIIL 


CLIV. 


CLV, 
CLVI. 


CLVII. 
CLVIII. 


CLIX. 


CLX. 


CLXI. 


CLXII. 


CLXIII. 


CLXIV. 


CLXV. 


15838. 


1524. 
1330. 


1538. 


155%, 
1557. 


L 


VL 


1573. VII. 





1576. 


Raffau-Sarbrädenfhe Kirchenorbnung . 400 

Raffaus-Sarbrücden’fche Agende . . 400 
1577. 

Hohenlohiſche Kirchenordnung . 400 
1580. 

Sähfifhe Kirchenordnung . - . . 401 

Mansfelbifche Agende (Sarcerius.) . 452 


1581. 


Big Te Kirchenordnung GSdhel⸗ F 
5 


hamme 
—æe che Agende . . 456 
Hoya'ſche Kirchenorbnung (G ianen 8, Rus. ) 456 


1582, 


Solms-Braunfelfifche Kirchenorbnung . . 458 
Henneberg’fche Kirchenordnung . . . 360 
1584. 
Preußifhe Sonfiftorialordnung . . 463 
1583. 
Riederfächfifche Kirchenordnung (Puchenius.) 469 
1586, 
Naſſauiſche Synobalfchiäffe . . 473 
15898. 
Tecklenburg ſche Kirchenorbnung - - . 476 
1590, 
Sayn'ſche Kirchenorbnung . 478 
1594. 
Liegnis’fche Kirchenordnung - . 479 
1598. 
Straßburgifche Kicchenorbnung . . 479 
Anhang. 
Drbnun 


der Stadt Wittenberg (Carl⸗ 
ftabt. . nenn 484 
Böhmifche Drbnung . 485 


Riga’fche Orbnung dee —2*** Brit 
mann) - -- .. . 487 


enpiar —2 (zimann Bu 
pif * 8 ‚ * 189 


3 (he Rirchenorbnung (Kepinu s) 503 
Heſſiſche Kirchenorbnung - ...503 
Hanauifhe Kirchenorbnung -. . 506 








1548. 
oo LXXVL 
Karcken Ordening, Bo fid die Warner vnnd Selenforger inn vorreifinge ber Sacranınt vnd 


oninge Der 


Die Verff. dieſer gweiten Pommerſchen K.⸗O. find 
Joh. Knipſtroh, Superint. zu Wolgaſt, und Paulvon 
Rhoda, Superint. zu Stettin. SieiffvonBugenhagen 
revidirt und in Wittenberg gebrucdt worden. Der folgende 

Abdruck giebt fie mit ealaffung ber dem Luther’fchen Zauf: 
und Zraubüchlein fo wie der Saͤchſ. K.:D. v. 1539 entlehn- 
ten Stellen, ber Eollecten BI. 29 His 37, der muſikali⸗ 
fchen Beilagen und ber Perikopen am Schluffe. 


* * * 


Karcken Ordening inn den Steden, vnd wor men 
Scholen hefft. 


Des Sonnauenbes efft am Veit auenbe. 


Sat me to gewonlider tidt na Midbage Veſper holden, 
Nomliken, anheuen to lüben, wenn idt halwege dre is Luntd 
vmb dre tidt, anheuen de Vefper, na folder wife. 

Erſtlick heuen die Jungen eine Antiphona,an, vth dem Pfals 
ter, vp die Pſalmen gefteltet,, alfe, Benedictus ineternum, Deo 
noftro, ze. Efft fo idt feft is, vann dem fefte, und fingen darup 
einen Pfalm, twe effte dre, effte ben einen Sonnauendt, bie 
erften time Pfalmen Benedictus und Eraltabo te deus meus ver, 
vnd vp ben anderen Sonnauendt be anderen dre, Alfo am 


Sondage und andern dagen od, und darnha ein Reſponſorium 


und Hymmum, wor die fuluigen Rein ond vth der fchrifft, effte 
ber fchrifft gemete findt. 

Darnha lath me die Jungen ein halff Eapitel, vth dem 
Nygen Teſtament leſen, vp twe Lectiones geftellet,- tffte lath 
twe kinderken, vth dem Chore vor dat Altar, effte ſuſt treden, 
vnnd den kleinen Catechiſmum vp frage vnnd antwort wiſe, to 
dem volcke leſen, einen Sonnauendt de Teingebodt, den andern, 
den louen, den drudden, dat vater vnſe, den vierden, vam Sa⸗ 
erament der dope, ben vefften, vam Sacrament bes Althars, 
vnd heue denne wedder an, an den teingebaden. 

Nha ſolcker Lection, heuen de Jungen ein Antiphon an van 
der Dominica effte Feſte vnd ſingen darup dat Magnificat, 
Darnha beſchlut me mith einer Collecten effte gebett, welckere 
die Cappellan leſen ſcholen, vnd Benedieamus domino, vnd 
darup, Da pacem Latiniſch und Dudeſch, Vorlene ung frede, ꝛc. 
wen me auerſt ſchlicht Dominicaliter holt alſe im Aduent vnd 
Faſten, vnd ſuſt wenner me will, mach me hir de Letanie Lati⸗ 

IL 


erimonien bolden fcholen im Laud to Pammern. B. 4. 


nifch fingen, alfe inn vnſer Ordening angetoget, Nemliden na 
ber Lection, vnd lathe bat Magnificat vthe, und na ber Leta⸗ 
nie lefe der Gapellan die Collecta Latinifch pro Eccleſia, und 
fingen de Jungen Benedicamus Da pacem. 

Nha geholdener Vefper fehalme de luͤde, fo bes volgenden 
Sontages fit willen berichten laten, bicht hören, vnderrichten, 
vnd mit ber Abfolution tröften. 

Vnd hir fchal de Parner flitich fin, be lübe to vormanende, 
dat fe des auendes vorher thor Bicht komen, dat me deite beter 
fe verhören, vnnd vnderwiſen mad, unnd nicht up den Morgen 
vorſtrecken, darme nicht alfo die wile vnnd tidt hefft. 

Vnd des Sonnauendes na der Veſper ehr he Bicht hoͤret, 
dar mede die luͤde vorinneret werden, wo man bichten ſchole, 
und wat me bichten ſchall, Item, wo me fd! recht to ber ent⸗ 
fangynge des hilgen Sacraments ſchicken ſchal, deffe gemeine 
Bicht, und mife to bichten dorch den Gappellan laten vorlefen 
vor dem Altar, alfo. 

Leuen broder vnd fuftern inn Chriſto, Na dem gy hir finb 
einen guten Rath, underwifinge und troft to entpfangende, bare ' 
mede gy meten mochten, wo gy jwer fünde los und eine gude 
confetentie auerkamen möchten, und dat hilge Saeramente wir⸗ 
bichlidden to entpfangen, Scholen gy erſtlicken weten dat, bat bat - 
hilge Sacramente effte die entpfanginge des hilgen Sacraments 
nicht andere is wenn eine ehrlicke Löffticde gedachtnis, dar die 
Here Chriſtus Inn finem laflen auentmal Inn verordeninge fines 
teſtaments, unnd laſten willens, ung befcheiden hofft, finen liff 
to etende, und fin bloth to drinckende, im brot und win, vp bat 
wy dardorch deilhafftich werden aller finer gnaden, verdienfte 
und falicheit, und wy alfo gehilliget und gereinigt, vnnd alfo Inn 
die hilge gemeinfchop Gades genahmen, henuorder nicht mehr 
der funde werlde und fleifche, fondern der gerechticheit und hils 
licheit.na , leueben. Ä 

Vnd wowol mp in ber bope, auch gehilget und gereinigt, 
und vth der werlde pnt ryke Gades genahmen finde, hebbe wy 
doch fol einen bundt mith Gabe velemal auertreden, und mith 
ber Werlde uns vorunhilliget, So 18 derhaluen webderumb inn 
diffem hifgen Sacramente, dorch vechte bote, bat is ruwe vnd 
leit, vor onfe funde, troft, hülpe vnd ſtercke uns to gefecht, und 
to bereidet, vp dat wy alfo von nye, und wedderumb der finde 
vnd alferlen gebrefen los werben, dorch bie gnade geſtercket, unfe 

. 1 


2 1548. LXXVI. Pommerſche Kirchenorbunng. 


angefangene gerechticheit, unfchule vnd hillicheit vor ban bes 
ſtendich tom ende bringen mögen. 

Darmede gy nu jm jwer funde befte beter mögen vorinne⸗ 
ren, vnd eine wife to bichtende hebben, ſchole gy diffe gemeine 
wife to bichtende flitich anhören, und mit dem Munde efft jo im 
bertenn na fpreken, und nomlid alfo. ' 

SE arme fundige minfche befenne Gabe, vnd heruor diſſer 
Chriſtlicke gemeine, bat ick ſchwerlicken gefundigt hebbe wedder 
Godt, und mynen negeften unrecht gehandelt, vnnd alfo alle 
gebade Gades auertreben. 

Vnd erſtlick bekenne ick, dat ick webber fin erſte gebodt Godt 
mynen herrn nicht geleuet hebbe, van gantzem herten, gantzem 
gemuͤthe, vnd vth allen krefften, Myn touorſicht vnd louen, 
nicht vp em allein geſettet, ſondern myne luſt, leue vnd troſt 
vele mehr vp wertlick, ſichtlick vnd ſinlick ding, Godt den Herrn 
inn ſinen gauen nicht akennet und gepriſet, ſondern houerdich, 
ſtolt vnd vormeten darinne geworden inn wedderwerdicheit, vn⸗ 
geduldich wedder Godt gemurret, huͤlpe vnd troſt, nicht van em 
alleine geſocht vnnd vorwachtet, ſondern to minſliken troſt vnnd 
*— mp gewendet, ja wol dorch touerrie und boterie Math 
geſocht. 

Wedder dat ander Gebot hebbe jck ſinen hilgen nahmen veel 

‚mol wisbruket, mit boͤſen floken, vnd vnnuͤtten ſchweren nicht 
angeropen gebedet, dancket vnd lauet, Ock inn dem dat jck ſinen 
nahmen drage, vnd ein Chriſten hete, vnd doch mol fo Heide⸗ 
nis geleuet, alſe ein vnlouiſch. 
Webber bat drudde gebodt, am hilgen dage vnnd ſuſt, fin 
hilge wort nicht flitich gehoͤret, geleret, vnd to harten genahmen, 
ſondern mutwillich, vnd vth lichten orſaken verſumet, Sin hillige 
Sacrament gar felden enthfangen, ſondern ben hilgen dach inn 
andern lichtferdigen ſaken togebracht, die mynen nicht darto ge⸗ 
holden, vnnd andere ock daruon vorhinderet. 

Wedder dat vierde, Deine leuen oldern wenich geehret, en 
vndanckbar geweſt vor ere grote muͤge vnde arbeith vor my ge⸗ 
hatt, vngehorſam, wedderwillich, vnnd ere grote woldat mith 
vndanckbarheit vorgulden, deſſuluen geliken myner auericheit, 
Lerern, Meiſtern und Seelſorgeren vngehorſam und vndanckbar, 
erer lere, vnderwiſinge vnd guder tucht nicht geuolget, noch ere 
gude ordenung beleuet, ſondern veel mehr vorachtet, vnd my 
darwedder geſettet. 

Sun dem vefften bode hebbe jck geſundiget wedder mynen 
negſten mit torn, nied vnd hatt, nicht fachtmodich, fruntlick, 
gutwillick vnd woldedich gegen en geweſet, ſondern freuell vnd mut⸗ 
willich, em geſchulden vnd gefloket, vnd mit gemalt auerfaren. 

Im Soſten, dat jck der boͤſen fleiſlicken luſt vnnd beger⸗ 
licheit nicht menlick wedderſtanden, ſonder nagegeuen vnnd 
geuolget, dar dorch jck inn boͤſe arge gedancken vnd vulbord ge⸗ 
fallen bin, vnſchamhafftich inn worden vnnd geberden, mynen 
üff nicht mit arbeit vnnd nuͤchternheit vnderholden vnd ge⸗ 
temmeth. 

Dem Souenden gebade nha, bin jck to mynem negſten, 
nicht milde vnnd barmhertich geweſen, ſondern girich vnnd karch, 
voller ſorge der neringe, mynem negſten dat ſine mit bodrege⸗ 
rie, lichtferdigen ſchweren, woker, vnrechter mathe vnd gewichte 
affgetagen, fuel vntruwe, archliſtich, inn mynem arbeit vnd 
handel, vnd alſo myne neringe mehr mit archliſticheit, wenn 
truwer arbeit geſocht. 


Dem achten Gebot nha, bin jck ock nicht alletidt warhaff⸗ 
tich inn myner rhede vnd tuchniſſen geweſt, ſonder von mynem 
negeſten veelmal ouel geredet, en belagen, falſch getuͤchniſſe van 
em geredet, vnd inn boͤſe geruͤcht gebracht, vor em gut, hinder 
em boͤſe geweſen, my ſulueſt geſchmuckt vnnd gerechtuertiget, 
eines andern ſacke getaddelt vnnd verſprocken. 

Inn dem Negenden vnnd Teinden Gebaden geue IE my 
ſchuldich, dat jck vuller affgonſticheit vnd vuller boͤſer bogerde 
bin, mynen negeſten nicht gegunth, wat em Gott gan, vnd ge⸗ 
geuen hefft, vnd my mit dem mynen genoͤgen lathen, vnnd to 
freden gegeuen, ſondern vele mehr eins andern guth begeret, vnd 
my gewuͤnſchet. 

Vnd alſo war jck nicht mit wercken geſuͤndigt, bat doch vele 
mal geſchehen js, bin jck doch alle tidt vuller boͤſer luſt, vnd be⸗ 
gerlicheit geweſen. 
ſcc Welckere mp allent van harten lerth js, vnnd bekenne myne 

uld. 

Inn ſonderheit auerſt leuen broͤder vnd ſuſter, ſchal hir ein 
jeder to ſinem Bichtuader kamen, vnnd ſine ſunderlicke feyle vnd 
gebreken clagen vnd antogen, vnd ſunderlicken ſo jemand inn 
grauen ſchwaren ſunden vnd laſteren ſick ſchuldich wuſte als dat 
jemandt weder dat erſte gebodt, mit dem duuel, dorch thouerye, 
ſegenerye, ſchwarte kunſt, vorbuͤndtnis gehatt hedde, Item ſinen 
hilligen nahmen vnnd warheit offentlick geſchmehet vnd laſtert, 
oder verleuchent vnd vorſaket, Sine oldern geſlagen, geflocket, 
efft vnbillich gehandelt, mit ſinem negeſten offentlicken, vnd ver⸗ 
hardeden nied hat und fientſchop, droge, ein Mörder, Dotſchle⸗ 
ger, Rouer, Ehebreker, Jungfrowſchender, ein Boler were, ein 
Diff, frembt gut by em hedde, dat hie mit keinem Rechte beſit⸗ 
ten koͤnde, ein Meineyder, vnd mit falſchem eide ſinem negeſten 
beſchediget, Effte ſunſt andere gehreken, heimliche ſtuͤcke und feil 
by ſick hedde, darinne hie vnderwiſinge, vnd guden Rath vnd 
Troſt bedoͤrffte, vp dat alſe na antoginge ſiner waren ruwe vnd 
leth, vnd ſines guden vorſates, ſines leuendes to beteren, die Ab⸗ 
ſolution moͤge entpfangen, vnd mith einer guden Conſcientien, 
vnd ſekerem gemoͤthe, dat hilge Sacrament entpfangen, to heil 
vnd ſalicheit finer ſeelen, Amen. 


Darup kame ein jeder bekenne fine ſunde, vnnd toge an fine 
ware ruwe vnd leeth, vnd entpfange die Abſolution. 


Vnd wenn die Caplan dath alſo geendiget, late he, vnnd 
die andern ſo Bicht hoͤren, einen nach dem andern to ehm kamen, 
vnnd verhoͤren einen jedern alſe ock vorhen inn der Bicht daruan 


geſecht is. 
Des Sonbages. 


Am Sondage des Morgens vmb viue fchall eine fro predige 
gefchen, Darna vmb ſoſſe fchoten de ſcholer eine Metten fingen, 
Nemblick einen Pfalm, twe, effte dree, mit einer Antiphon, van 
der Dominica, vth dem Pfalter genomen als, Seruite, Güte 
uum me facıc. Effte vam feſte, Darna sine latinfche lection, 
dorch tive knaben vth dem olden Teſtament, und barup ein Res 
fponforium, Darna lefe men vorm Chor duͤdeſch mat me jm Chor 
latinfch gelefen hefft, vnd darup, dath Ze Deum laudamus las 
tinifch , wor men orgel und organiften hefft, dar fla die organiſta 
dat Refponforium, und barnad) bat, Ze Deum laudamus, und 
beſlute idt mich bes Collecten vnd Benedicamus Domino. 


SHAB. LXXUN Wonmeriche Stiechensrduung. 8 


Bud hier ſchal me ein Interſtitium mallen vnnd laten bie 
Leyen, vnnd funderli die Handwerckes gefellen, fingen etlike 
bübefche Pfalmen, Alfo erſtlick dat Vader unfe, Jam lucis, 
duͤdeſch, die tein geboth,, und hir leſe me eine duͤdeſche lection, 
vth der Biblien, vth den Hiftorien effte Jefus Sprac , Darnach 
bat Ze Deum Laubamus alfe idt dorch Doctorem Martinum 
vorduͤſchet, Item dat Benedictus duͤdeſch Septimi toni sffte 
funft gude andere Pfaimen. 

Darnha halmege achte kamen bie fcholer wedder tho Chor, 
ond heuen den Introitum an tho Latin, efft fingen einen büdes 
ſchen Pfalm daruor, Erbarm dy myner, Inn ber melodie als 
idt, Inn den drudeden ſanckbokern ſteit, Efft den Pfaim, O 
Ders Godt begnabs my ꝛc. Darup dat Kyrie dominicale, efft 
me mad) od up bie Sondage, Kyrie angelicum, De Martiri⸗ 
bus, effte Confefforibus, efft Virginibus, wo man fie genomet 
befft fingen, Dominicale im aduent, und jnn der vaften, Dat 
paſchale tufchen pingflen und pafchen, Dat Summum vp die 
bohern feft, effte dat minus Summum. 

Darup finge Die priefter dat Gloria in excelſis, und bie Chor 
finge darup dat Et in terra, wenn dat vth is, Lat me bie leyen 
fingen, allein Godt jnn ber hoge ſy ehr, wenn idt will to lange 
werden. So lat me under tyben bat Latiniſche, under tyden dat 
düdefche nha, Inn ber vaſten mach me dat Gloria wol gar vthe 
laten, effte wenn idt will to lange werben. 

Volget die Collecta effte dat beth welter na ber legenheit der 
tobt geholden ſchall werben, alfe hir nha volget, und inn der 
 Biblien vorteßet je. 

Dar nha die Epfftel duͤdeſch welkere me alfo fchall anheuen. 
Alfo fchrifft Sanct Paul to den Römeren Corintern Galas 
tern etc. d lefe fie im tono, wie man bie Epiſtel plecht tho le⸗ 
fen gegen bat volck geferet. 

Darup eine Sequentz oder Tract, Et were od? fin und nutte, 
bat de jungen bat Alleluia fingen vnd darup eine Sequentia 
effte einen duͤdeſchen Pfalm, Inn den wynachten Alleluia Dies 
fanctificatus, Sequen. Grates nunc omnes, Belouet fiftu Iheſu 
Chrift, Inn den Dftern Allefuta pafcha noſtrum, Chrift lach jnn 
dodes banden, Item Victime pafchali Sm pingften Alleluia, Vent 
fancte ſpiritus, Rum Godt fchepper, Inn Marien feften, Nu 
frewet jw, Effte vp die andern Sondage einen Pfalm de fick opt 
Euangelium rymet fo vele mogelick, alfe wenn dat Euangelium 
ludet vam louen, vnd bher gnade fo finge me, Idt is dat heil 
und kamen her, Item dorch Adams val oder dergeliten, wenn 
auerft dat Cuangellon ludet van den Godtlofen Soden, vnd bus 
chelern, 100 fe webder Chriſtum handlen, fo finge me, Idt 
ſprecket der vnwiſe munt wol, Sram Ach Godt van Hemmel, 
wenn idt van guben werden ludet, de uns Godt gebut, fo finge 
me, Herr wol werd wohnen ıc. und andere pfalme, de man wet 
vpt beqwemeſt the gebrufen. 

Dasna dat Euangelion van ber Dominica, effte vam fefte, 
ock gegen dat wold jm thon, wie me bat Euangelion plecht 

leſen. 


Darup bat Credo in vnum Deum, vnd bat latinſche patrem, 
Darnha den louen duͤdeſch geſungen, Effte ſchlecht dat duͤdeſche, 
Wy gelouen. 

Volget dis predig deq Euangelij van ber Dominica effte feſt, 
alſe ſolkent de tydt bringet. 

Dis predig mad) einer vngeferlich mit ſolcken worden anfan⸗ 


gen. Anbechtigen jm Herrn Ehriſto, diewile wy jtundbern bat 
hilge Godtlicke wort vorhandlen willen, vp dat ſolckent frucht⸗ 
barlick geſchen moge, Alſe bat Godt daruan gelauet, vnd wy ges 
betert wille my vmb ſyne gnade, vnd vmb mitwerkinge bes hilgen 
Geiſtes bidden und ſpreken ein Vader vnſe, effte fingen den lautes 
fand, Kum billige geift here Godt ꝛc. Inn den wynachten Ein 
kindelin fo lauelick, Inn oftern Chriſt js opgeftanden, Inn den 
pingften. Ru bidde wy ben hilgen Geift. 


Na der predige fchal me dat vold vormanen tom gemeinen 
gebet, vnd vp folde wiſe ben volde bit vorholden. 


Leuen brodere und ſuſteren dewile my jm nahmen Gabes, und 


| jnn fonem worde vorfamlet findet, latet ung ein gemeine gebeth 


dhon vnd flitich bidden, Erſtlick, vor alle, den bat wort Gades 
tho predigen beuahlen j8, dat fie datfuluige ung jun rechten und 
reinen vorflande vordragen und vns jinnheilfamer lere und hilgen 
feuende vorgan und luchten dat od! Godt weren und ſturen wolde 
alte Ketherien, Secten, Rotten und argerniffen, wolde une od 
ſynen hilgen Geiſt dartho geum, vp dat dat fuluige Gobtlicke 
wort, inn und veel fruchte bringe. 

Darnha biddet ock flitich vor alle wertlicke auericheit, vnnd 
ſunderlick vor vnſe lofflicke landes Forſten vnnd leue herſchop, 
dat Gott en gnade vorlie ſalichlick to regirende, op bat wy frede, 
eindracht, vnd ein ſtill rowſam weſent vnder en hebben mogen 
darunder wy Gade jnn aller Godtſalicheit denen mogen. 

Darna ock vor alle andere anliggende noͤth, vmb ein frucht⸗ 
bar tidtlick weder, vor die fruchte vp dem velde, dat vns die 
Godt der almechtige gnedichlick vorlie vnd behuden wolde, vnd 

nade geuen, derſuluigen nuͤtlick vnd recht tho gebruken, vor 
Deftiteng, Krich, vnd dure tidt vns behöden. 

DE vor alle arme gefangene, vor alle krancken vnd bedrouede 
herten, vor alle fo inn not vnd vhare find, Gobt wolde fe gne⸗ 
dichlick troften,, vnd erlofen, vnd jnn fonderheit wert ein gemein 
beth begert vor N. efft N. vp dat uns nu hir jw Godt wolde Ines 
dichlid echoren, Spreket ein Vader unfe, Vnd wenn du wilt 
machſtu hir feggen vp dat gy mogen recht beden leren fo ſpreket 
my na. Vader unfe de du bift im Hemmel, Gehilget werde dyn 
nahme ꝛc. Vnd barna den louen und de tein gebade Gades. 

Vnd dit is funderlid van noden vp den Dorpern, od inn 
ben Steben, und wenn idt de Parner will ort malen, mach hie 
balde hirup Iefen die vormaninge tom Sacrament alfe fe jm 
Sanckbokeſchen ſteit, Nemblick. Tom andern, vormane jck jw 
bat gy des hilgen Sacraments ıc. 

Vnnd hirup ſinge he flux, effte Tate fingen bat Vader vnſe, 
vnd die verba Conſecrationis. 

Wenn he idt auerſt lenger wil maken, ſo heue he an, wenn 
he dat Vader vnſe hefft laten beden, vnd ſpreke. Gade to laue vnd 
band vnd thor ouinge vnſes glouens ſinget be Tein gebot. Inn 
den feſten, wynachten, paſchen vnd pingſten lath he ſingen. Fro⸗ 


Ti wille wy Alleluia ſingen. Effte ſuſt einen laueſanck van 


der tydt. 

Dana fo me will, mach me die prefation fingen, vnd fun- 
derlick op die Feſtdage, alfe hir na vorteikent latiniſch effte duͤ⸗ 
defch und darup dat Sanctus, Na dem Sanctus eine forte vor 
maninge, ond darup dat. Vader onfe. Vnd die wort des Teſta⸗ 
ments dübefch. Ä 

Darup finget me den gefand. Iheſus Ebrigr⸗ vnſt Hei⸗ 


4 1562. LXXVE Pommerſche Kicchenordimng. 


landt. Effte Efata beim Propheten bat geſchach. Vnd barup. 
Godt die fiegelauet vnd gebenebyet. Item me mac) hir od fingen, 
den hundert vnnd elfften Pfalm. Ick dande dem Hern van 
gangem herten. Alſe idt jm Eleinen fandbokefchen fteit, datna 
dell effte wenick Communicanten dar findt. 

Vnder diffem gefang Communicirt me bat vold fub vtraque 


fpetie , alfe vorhen vortepkent. z 
Na der Communion lefe me bie Collecten unnd beflute mith 
der Benediction. ö , 
Ve wer. 


Wenn men na Middage tho veſper geludet, Singe me de 
vefper na der wiſe alfe am Sonnauende vorteykent, Darna pres 
dige me eine halue ftunde, ahne dat me nicht, den Catehifmum 
bie darff leſen vmb ber predige willen. Die Antiphon. Dipit 
Dominus. vth dem pfalterond einen Pfalm twe efft re darup ein 
Refponforium, Hymnum, Antiphon, van ber Dominica vp bat 
Magnificat. Effte bat duͤdeſche Dagnificat, und beflute mich 
dem Benedicamus, Vnd hier mac) me od dat duͤdeſche. Nunc 
dimittis fingen. Alfe am ende vertepkent ie. 


1» bie werteldage, Jan der weken. J 

Wor eine Schole js, dat ſcholen die jungen des Morgens, ehr 
fie jnn die ſchole gan, fingen jm Chor ein verndel van einer 
flunde, Nemblid einen Pſaim, efft twe mit einer Antiphon, und 
ieſen ein half Capitel dorch tive lection latiniſch, vnd ein junge bus 
tem vor bem Chot, leſe duͤdeſch tom volcke, wat latiniſch jm Chor 
gelefen j6, Vnd bar nha ein Antiphon, vnd darup bat Benes 
dictud, und befluten mich dem Benedicamus Domino. 

Sonderlick auerft wor,onnd wenn me prebigen will, ſchall 
me alfo vorher fingen under tyden jnn ber weken ein mal bat 
Quicunque vult faluus effe mith einer Antiphon, de Trinitate, 
vnd hir fholen alle tidt dar by ſyn, vnd mith fingen bie vicarij 
fo noch vorhanden, und die fo vp den dorpern bie parre vth ber 
Stadt vorwaren. J 

Na der predige, late me bat volck einen effte mehr duͤdeſche 
Palmen fingen, under tyden od bie Letanie vor, effte nha dem 

Ion. 

Veſper ſchal des werckeldages ock geholden werben bar die 
Schole js, Nomliden fingen einen Pfalm, dar nha lefen ein 
halff Gapitel vth der Biblien, vth dem Nien teflament dorch 
tive lection onnd ein junge vorm Chor leſe thom volde duͤdeſch, 
wat jm Chor latiniſch gelefen j6, will me od den Hymnum 
de tempore fingen, mag) me od don, unb bat Magnificat darup 
mit einer Antiphon, bat duͤdeſche Magnificat finge me od uns 
dertyden, Inn der weten ein mal effte tiwe, mith foner Antiphon 
duͤdeſch, vnnd beſchlut mit dem Benedicamus, DE bat Nunc 
dimittis duͤdeſch alfe Hinden an getoget. 

Wenn auerft Feine Communicanten vorhanden findt am 
Sondage effte feſte, So finge me glick wol den Introltum mit 
dem Kyrie, Epiftel und Euangelion alfe vorhenn, Auerft na 
der predige finge me ein Refponfortum alfe Tua eft potentia 
ober funft de tempore dar nha einen Pfalm duͤbeſch, und mith 
der Collecten und Benebiction befchluten, Auerft vornemlick 
leſe me bie Letanle. 


Rarıten Ordening, »p den Dörperen. 5 
Des Sonnauendes jegen ben Aumt ſchal de koſter to 





veſper luden, vnd wor ein parner wohnet, ſchal he jun be kercke 
gan vnd fingen mit ſynem koſter einen Pſalm mit einer Anti⸗ 
phon, var den Pfalmen alfo vp ben Sonnauendt thor veſper 
verordent j6 Nomeliten, Benebictus bominus Deus meus ıc. 
BVnd darnha einen Hymmum, O lur beata trinitas Vnd darna 
eine Antiphon, und bat Magnificat vnd beſchlute mit der Col⸗ 
lecten vnd Benedicamus, Bad wenn buren dar find mad) he 
ock einen duͤdeſchen Pſalm ſingen, Darna verhore he die ſo tom 
Sacramente gan willen, einen nha dem andern, wenn erer vele 
tofamende findt, wil hie en bie gemeine bicht, effte wife to bich⸗ 
ten, alfe vorhen angetoget js verlefen, bat were fere gudt, und 
barna "einen jbern jnn fonberheit vorhoren. 

Dp den Morgen wenn de Parner op ein borp kumpt, ſchal 
de Coſter Inden, vnd wenn bie ander pulfß gefchen js, ſcholen 
die ſo thom Sacrament gan willen, jnn bie kercke kommen vnd ſick 
verhoren lathen alfe vorhen geſchreuen, Darna wenn be brubde 
pulſs geſchen is, ſchal bie parner bat Teſtament efft Communion 
anheuen alfe vorhen daruan gefecht, Nomellten fingen einen dir 
deſchen Pfalm, Erbarm by myner o Here Godt. Inn den wy⸗ 
nachten, Chriftum wy ſcholen iauen ſchon. Inn den often Iher 
fus Chriftus vnſer heplandt, de van vns. 

Idt mad) ock wol vp folde fefte de parner einen latinſchen 
Introitum fingen. 

, a dominicale bre efft negen male, Efft bat Kprie van 
em feſte. 

Darup. Allein Godt jnn der hoge fp ehr ıc. Darma be 
Collecten vnd Epiftel onnd einen duͤdeſchen Pfalm, barup nha 
gelegenheit der tidt alfe vorhen an getoget. . 

Mitt ein parner ock Fort malen, fo finge hie einen Pfalm 
pro Introitu, alfe Erbarm dy miner, und flur, die Collecten 
und Epiftel darup vnd einen duͤdeſchen Pfalm, Dar nha dat 
Euangelion. Wy gelouen. 

Volgend die prebige, Na der prebige bat gemeine gebet alfe 
vorhen angetoget, vnnd prebige eine halue ſtunde vam Euanges 
llo vnd eine halue ſtunde den Catechiſmum. 

Wenn die parner den luͤden dat Vader vnſe, den louen vnd 
die tein gebot vorgebedet hefft, leſe he flux die vormaninge tom 
Sacramente vnnd ſinge darup dat Vader vnſe, vnd die wort 
des Teſtaments duͤdiſch, und berichte be luͤde und beſlute mith 
der Collecten vnd ſegen. 

Na middage ſchal de parner an dem orde dar he bat Teſta⸗ 
ment lateſt geholden Heft, unnd bie maltidt gedan, dem geſinde 
inn der Kercken ein halue ſtunde den Catechiſmum predigen 
vnd die kinderken vnd geſinde vorhoren. 

Inn der weken tom ringeſten ein mal die Letanie holden, 
vnd bat volck tom gemeinen bede vormanen. - ‘ 

Wenn auerft keine Communicanten bar findt, fo finge hie 
einen duͤdeſchen Pſalm, darup die Collecta vnd Epiftel vnd wed⸗ 
der einen Pfalm, darup dat Euangellon und denne wy gelouen 
vnd darna die predige und vormaninge tom gemeinen bede, Hir 
mad) me od! wol die Letanie fingen vnd befluten mich ber Col- 
lecten vnnd fegen. 

Wenn me vefper will holden, fo lath me bat volck emen duͤ⸗ 
deſchen Pfalm effte tive fingen bachy eine duͤdeſche Lection tom 
volle vnd dat duͤdeſche Magnificat barup, darnha eine Gollect 
mit dem Benedicamus. 





S54B. LEXTE Roumerfche Riechenorbunug. | 5 


Bau ber Dope, 


Vp nafolgende wieſe ſcholen bie priefter fo fie dopen, be lude, 
wenner fe finder thor bope bringen, anreben vnd fragen. 

Erſtlick fchoten fie fragen ifft dat kind od! Gade dofft fy 
effte nicht, Is idt gabofft, fo procediet die Priefter, alfe volgt 
van der notdope. 

Vnd hir ſchal ein jgliger parner flitich darna fragen, Ifft 
idt Gabe gebofft is, effte nicht, wente vaken gefchut idt dat idt 
gebofft jt vnnd verſakent und latent noch eins Chriften. 

So idt auerſt nicht Gade gedofft js, ſo frage me na dem 
nahmen vnd heue alſo an. 


Ein vormaninge to den fo bat Rinde tor Dope bringen. 
Leuen frunde jnn Chrifto, wy horen alle bage vth Gades 
worde ıc. (Aus der Saͤchſ. 8.0.) 


Eine andere vormaninge up bie vorigen meininge. 

Leuen frunde jnn Chrifto gy weten wo bie hilge fchrifft unfe 
erite gebordt, dar wy vth fleeich vnd blodt gebaren werden bes 
ſchrifft, und als denne Chriftus Johannis am druͤdden fecht, Idt 
fp denne bat jemandt vth dem water und hilgen Geifte gebaren 


‘werde, mac, he jnn bat Ryke Gades nicht kamen, mente wat 


fleeſche gebaren js, bat je fleefch, dat js fleefchlich gefinnet, jnn 
funden entfangen, vnd gebarn, vnnd aljo er verdhomet ehr idt 
geborn werdt, Darher od Sanct Paul fpredt, wy werben alle 
kinder des tornes gebaren. 

Nu können wy folderer vormalediginge, erfffunde und bos 
fer art nicht 10f6 werben, wenn allen an Cheifto unferm Hei⸗ 
Lande, vnd ſalichmaker, wente de js dat gebenebdigete fath vnnd 
bie gebenebigede frucht finer moder, da an wy alle gebenediet, 
vnd aller funden lof6 werden. . ' 

Weider gefchut, wenner wy im louen tho Chrifto gebracht 
und gedofft werden, bar wy denne, van allen funden und un» 
reinichkeit gemafchen vnnd gehilliget und gereynigt werden, Dars 
ber od Sanct Paul Titum itf. nomet de dope ein badt der wed⸗ 
dergebort unnd ber vorniginge des hilgen Geiſtes, unnd werben 
denne alfo, nye creaturen und Gades Finder. 

Nu horen vnſe, dat js dee louigen Einder, od! tom hen 
Cheifto und tor hilgen Chriſtlicken kercken, darumb fcholen fe 
od to ehm vnd tor Ehriftliden kercken welder fin Ryke js ge 
beacht werben, dat fe jnn em gefegnet, be bope entfangen, nye 
creaturen und Gades Einder werden, Als denne od Chriftus 
wil dat me bie kinderken to em bringen ſchal, und fecht dat Gas 
bes Ryke ex fie, werbt od vnwillich op bie fo fie em nicht wol⸗ 
ben laten to bringen. 

Derhaluen leuen andechtigen, fchole gy dyt gegenmerbige 
kindeken od inn jwem louen dem Hern Chrifto todragen, vor 
idt bidden, dat die gnedige und barmbertige Godt idt jnn Chrifto 
wolde annhemen mith dem hilgen geiſte vnd glouen begauen, vp 
dat idt diſſe dope wredigen entfangen, vnd van der tal der vn⸗ 
gelouigen affgeſundert, jnn bie ſchar der louigen und vterwelden 
genahmen werden, Derhaluen ſchole gy od, deſſe gebet, fo bie 
hilge Chriſtlicke kercke, auer ſolck⸗ kinder bedet, flitich behertigen 
vnd jm geiſt helpen mith beden und dat. Amen. darto ſeggen, 
Darmith en dit allent wedberfhare. 

Wenn der finder vele js, fo ſpreke bie prieſter, diffe Eindere, 


Idt wer gudt dat me vor mibdage vnd nha mibdage eine 
beftimphe flunde hebbe to dopende, vnd Dat me altofamende vp 
ein mal doffte, fo to dopende weren. 

Na folder vormaninge wende fi! bie priefter to bem Finde, 
Rebe idt an und ſpreke. 

Far vth du vnreine geiftzc. (wie in Luthers Taufbuͤchlein.) 


Hir legge die priefter fine hende vp bes kindes houet, und vons 
mane bie vabberen, bat fe mit em, dat Baber vnfe beben, Darna 


ſpreke be. 

Leuen frunde dewile wy nu vor bith Finde, effte kindere, 
gebebet, od veh dem Euangelio gehoret, wo bie Here Chriftus 
de kinderken will dat me fe to em bringen ſchal, und wo he fe 
fo gnedichlid annimpt vmbfenget, und fegenet fe, vnnd fe od 
alfo inn ſyner hilgen kercken antonehmende beuahlen, [holen 
wi od nu nicht twiuelen be Here Chriſtus hebbe fi ock nu diſ⸗ 
fes Eindes angenamen, Darup wy ibt od tor dope dragen wil⸗ 
len, ond im namen Gades, bem beuehl Chrifti na, dopen. 

Ick wil auerft hie mede und funderlid im vabbern gebeden 
vnd fruntlick vpgelecht hebben, dat gy bifjes indes, fo idt thon 
munbigen jaren kumpt warnehmen, ehm fine dope betügen, und 
vorinnern, vnd heipen verfchaffen, dat idt den Catechifmum die 
tein gebade Gades, die artickel des louens, und bat Vader unfe, 
vnnd mat fuft tor falicheit dent, leren moge, od! jnn Chriftlicher 
tucht vnd feden vpertogen, vnnd funderlid, fo idt dorch affgang 
effte nalaticheit finer oldern herinne verfumeth morde, des werde 
gy jw fo vell mogelick, beflitigen, und gerne bon. 


Darup ſpreke bie priefter tom kinde mit vpgelechten henden. 
De Here beivar dinen ingang vnd vthganck, von nhu an 
wente to ewigen tyden. 


Bnd Hir leide man effte drage bat Eind tor dope, vnd auer bie 
funte late de priefter dat kindt dorch ſyne vabbern dem büuel ent= 
feggen vnd fprefe. 


N. Entfechftu dem düuel? ıc. (wie im Taufbuͤchlein.) 


. Wan ber Motdope, 
Die parners fcholen dat volck ꝛc. (Aus ber Saͤchſ. K.⸗O.) 


Ban ber Bicht, vud wo mith deu lüben- inn ber Bicht to haubelen ſy. 


Erſtlick ſcholen die parhern vnd predigers vpm predigftole, 
dat volck flitich vormanen vnd anholden, dat ſe gerne bichten 
vnd nenerley wieſe de bicht vorwerpen effte vorachten. 

Vnd derhaluen den luͤden de nodt nuͤtte frucht vnnd gebruck 
der Bicht flitich vorholden vnd jnbilden, wente de Bicht da⸗ 
rumb jngeſettet vnd vorordent, dat me bie luͤde darinne vor⸗ 
hore, ſtraffe, vnderwiſe, vnd troͤſte, vnd js ſunderlick de frucht 
bee Bicht, dat darinne dat wort van ber vorgeuinge ber ſundt, 
vnd van ber tofage bes ewigen leuenbes, vp einen jeberen jnn 
funberheit getagen werde, dat ſuſt inn der predige inth gemeine 
ben geredet werdt, Alfo dat ick nicht alleine wete bat Godt be 
funde vorgifft, Sondern od! dat Godt my myne funde vorgeuen 
hebbe, wo kan nu ein groter fchatt op der werlde fon, wenn bat 
ick weth bat Godt my mpne funde vorgeuen hebbe, und my de 
ewige falicheit togefecht. 

Vnnd fcholen od derhaluen hir die prebiger und parherrn 
getvarnet fin, dat fe nicht alleine, und anfenglid, van der gnabe 


6 23542. LXXVE Gonmerfehe Rirdyenorbuung. 


vnd louen predigen, Sondern von ber bothe und funbe. Item 
vam torne gerichte und flraffe Gades auer die Suͤnde, vp bat 
alfo erſtliken de Lübe eve funbe erkennen, vor Gades torn, ges 
eicht, und flraffe erfchredien, vp bat fe alfo hernamals bie 
Suͤnde vormieben, und ber gnaden Gades danckbar fon, mente 
wor folde bote nicht vorher gehet, kan Fein loue noch beterunge 
des leuenbes volgen. 

Derhaluen od-fcholen de parheren und prebigers, de luͤde 
vermanen, bat fe nicht tom fehine und vmb gewonheit willen, 
op dat fe ſick ock alfe andere Chriflen ertogen, thom Sacrament 
gan. Item od nicht alleine jnt gemeine weten to feggende, jd 
bin ein arm ſunder, fondern dat ein jeder jnn funderheit, vnnd 
fine funderlide funde gebreken vnd erdom erkenne, vnd fid eine 
confcientie dar outer male, vnd Babes torn und gerichte webber 
fit vnnd wat he vordienet hebbe erkenne und völe. Dauid alfe 
be de Batfchaba Vrias wiff, dorch Ehebrekerie to ſick gebracht 
hadde, und den framen Vriam eren Dan jm Ertege Hab de laten 
vorflan, vp bat he fin wiff beholden möchte, Hefft he ock wol ge 
wuft, bat he gefundiget hadde, hefft ock bote gedan, Auerft de 
funde js em noch fote jm herten geweſt. Do auerft de Propheta 
Natan qwam, und heit em vor be ogen, und vorclerebe em fine 
funde, vnnd boſshelt finer funde, do qwam he aller erſt tor rech⸗ 
ten bote, vorgagebe und volde Gades torne und ſprack. Ick hebbe 
gefunbigt. Befu dat ander bock Samuelis am xj. Capitel. 

Darumb fcholen bie parhern einen jebern Inn funderheit ver» 
boren, und en ſines leuendes und funderliden gebrefen und er⸗ 
bhomes vermanen, vp dat he tor rechten bote und erkenteniſs der 
funde kame und Gades torne voͤle wente wur bat nicht gefchüt, 
geit die minfche jnn feiner hüchelie her, ſpreckt mich dem munde 
wol, be fy ein armer funder. Auerft im herten, weth he nichts 
daruan die funde fin em noch füthe,, darumb Ban od fein rechter 
loue, die Gades gubicheit erkenne dar fin, od betsringe des leuen⸗ 
des nicht volgen, Ethen ond drincken ſulke hüchler den lieff und 
blodt des Hern Chrifti tom gerichte, dat js tor vorbömeniffe. 
Derhalum ©. Paul fpredt. j. Chorin xj. De minfche pröue ſick 
fulueft, und eten den van bem liue des Hern Chrifti, vnnd drinde 
van ſynem blode. Wol nu fine funde inn fonderheit nicht mith 
bittericheit ſines herten voͤlet, em truwlich leth findt, und war⸗ 
hafften vorſat hefft, ſich to beterende, vnd alſo der gnade Gades 
jnn Chriſto begirich js, de js noch nicht bereidet. Derhaluen ein 
parher wol leren ſchal, wo de luͤde jnn der bicht touochorende 
findt, alſe eine forma volget. 

Wenn auerſt einer kumpt und kan noch de tein gebodt, noch 
louen, noch Vader vnſe, den lath nicht hen to, he hebbe ſe denne 
geleret, und vorſta wat ſunde vnd Sacrament fy. 

Derhaluen vnmundige kinder, doren, vnd wanſinnige luͤde 
ock nicht tom Sacrament geſtadet ſcholen werden. 

Wor auerſt olde frome aluern luͤde ſindt, de idt guth mei⸗ 
nen, with den moth me gedult hebben vnd fe ſunderlick on» 
derwiſen. 


Bo mau einen inn ber Bicht verboren ſchal. 


Erſtlick wenn einer tom parhern kompt, begeret vnderwi⸗ 
finge vnd vnderticht, wo be ſick tom Sacrament ſchicken ſchal. 

So frage en die bichtuader, jfft he od die tein gebot kan, 
Spreket henen, fo holde en die bichtuader vor, und vorclere em, 
welcke une geote ſunde bat ſy, de tein gebot Gades nicht weten 


nod) gelernt hebben. So js idt yo gewiſs, dat he nye darna ges 
leuet und geban hebbe, vnd alfo ahne fruchten Babes, ahn fine 
erkentniſs vnd leue geleuet,, bat moth ein grwlick dind fin, bie 
wile Godt ſpreket. Vormalediet ſy ein yeber, ber nicht blifft inn 
allen worden bifjes gefettes vp dat he fie vullen bringe. Das 
rumme bande he Gabe, bat em Godt fo lange geſparet hebbe, 
vnd nicht geftrafft, funder tor bote kommen laten. 

Darumb lath he idt eme leth fin, vnd beter fi vnd do gro⸗ 
teren flith im worde Gades, dat he die gebade Gabes mol lere, 
vnd mit einem guden vorflande vate, und im louen Iheſu 
Chriſti darna do, und leue. 

Andtwerdet he auerft,, ja he Fan fe, So lath en fie na ein» 


ander ber feggen, vnd darnach verbore en vth einem jeberen jinm ' 


ſunderheit. F 

Vnd hir ſchal ein bichtuader geſchicket fin, vnd ſulueſt jun 
den tein gebaden geoͤuet, dat he einen jedern na ſinem ſtande 
wete to Examineten vnnd verhoren vth den tein gebade Gades. 

Vnd ſunderlick vth dem Erſten, diewile by den Chriſten lei⸗ 
ber fo gemein js bie tonerpe, Boterie, Segenerie, bat vnge⸗ 
twiuelt Godt eine grwlicke flraffe ouer die gange Chriftenheit 
moth gan laten, der grwlicken affgoderie und aff alles haluen, 
So Eraminier de bichtuader flitich vnd ſunderlick an den he fid 
vormobet, Iff fe ock mith diſſem grwel vnnd dünelfchen gefpenite, 
vmmegangen fin, vnd driue jo flitich Inn der prebige dath Lafter. 

Vnnd wenn en einer tor bicht kompt de van der Auericheit 
js, ba wende hie allen vlith vor, bat die auericheit nicht allein⸗ 
mit ſolckem gruwel nicht ommega, Sunder by eren underfaten 
keines weges dulden, fondern ernſtlick ahn alle gnabe vnd vov⸗ 
toch ſtraffen, edder ſe ſind ſolcker ſunde deilhafftich, vnd Godt 
wirdt ſe mith dem jren ſtraffen. Alſo ſteit jm andern boke Moſi, 
am xxij. Die touererſchen ſchaltu nicht leuen laten. Item beſu 
dat xviij. Capitel, jm v. boke Moſi, vnd alſe ock Dauid ſecht, 
im xxxj. Pſalm. SIE hate de dar holden auer loſet lere, efft 
dinck. Welcker hie wedder Saul redet, de dar de wickerinnen 
fragede, vnd wort ock im kriege mit alle dem ſinen erſchlagen, 
Sm erſten boke Samuelis am xxviij. cap- 

Vth dem andern gebade frage he, ſunderlick, na dem die 
hilge name Gades lelder bp uns Chriſten fo jemmerlick miſsge⸗ 
brucket vnd geleſtert wert, mit floken ſchweren ꝛc. Ifft he od by 
Gades namen. vnnuͤtzlich geſchwaren, Gades nahmen geleſtert, 
mit floken vnd vormaledien, by finer crafft, macht, lydent, 
bluth, corper, Sacrament 2. Wente ſolckent gar grwlicke ſunde 
ſindt, Vnd ſunderlick de auericheit bir inn der Bicht hefftlich 
vermant ſchal werden, dat ſe ſolckent nicht dhon, vnd by den 
eren nicht geſtaden effte vngeſtraffet laten, wente alſo ſpreckt 
Godt im xxiij. Cap. des druͤdden bokes Moſi. Wol des Hern 
namen laſteret, de ſchal des dodes ſteruen. Alſo ſchal ock ein 
jeder Huſſuader vnd moder vormanet werden, dat ſe ſolckent 
van eren kindern vnd geſinde nicht liden. 

Item bir frage od efft fe ock beden, Godt anropen, em 
dancken und lauen, auendes wand motgendes, wente mith ſol⸗ 
ckem bede vnd Gades anropinge vnd laue, ſchal ein Chriſt vnd 
ſunderlick ein Hufsuader auendes und morgendes ſick, fin kin⸗ 
dere, geſinde, vnd haue Gade beuehlen, vnd em vorttuwen, 
vnd van aller ſegenerie vnd boterie affſtan. | 

Vth dem brübden gehade bes Sabbats das jo des Sondas 
ges, vnnd ber vire haluen, Efft fe od, am Sondage flitich Ga⸗ 


A5AR. LXXVI. Pommerſche Kirchenorduung. 7 


des word gehoͤret, Thom Sacrament geweſt, die krancken be⸗ 
ſocht, armen getroͤſtet, verſoͤninge twiſchen haderigen gemaket, 
wente ſolcke wercke der Barmherticheit ſindt werde des Sab⸗ 
bats, vnd Gades wercke die wy ſunderlick am Sabbath don 
ſcholen. Item efft ſe ock erem parhern vnd koſter vnnd der 
kercken gegeuen wat ſe en ſchuͤldich ſin, wente ſolckent ſindt wy 
vth diſſem gebade Gade ſchuldich, vp dat de kercke vnd dat 
ampt des wordes vnd vthwendige Gades denſt erholden werde. 
Vnd hir vorhore od ſunderlick vnd vormane die auericheit 
jun der Bicht, dat fe den Sondach vnnd verordente vire ſulueſt 
vnd flitich holden, tor predige vnd Sacrament gan, vnd die 
eren darhenn holden vnnd nicht geſtaden, dat ere vnderdan je⸗ 
nich werck efft arbeidt am Sondage dhon, ock nicht vnder dem 
Godtlicken ampt zeche holden laten, effte jm kroge ſitten, edder 
vmb den kerckhoff ſpatzieren, dem Godtlicken worde, vnd ampt to 


vorachtinge. Item einen jedern darhen holde dat fe erem kerck 


bern vnd koſter geuen und entrichten wat fe ſchuldich fin, dar⸗ 
mede Gades ampt by und möge erholden werben, vnd gelerbe 
parhern koſtere und Echolmeifters hebben und auerkamen moͤ⸗ 
gen, Wente wol der Borken dem pachern Coſter vnnd Schol- 
meſtern enthüet, bat en gehöret, de verftöret fo vele an em ift, 
ben rechten waren Gades dinft. Darumb hir od ſonderlick 
be auericheit verhoret vnd vormanet fchal werden, dat fe der 
kerck en effte kerckherrn nicht entheen de houen effte ander gober, 
fonbern die kercken trwelicken befchütten und befchermen. 

Vnd hie höret her dat Soͤuende Cap. jm Iheſus Syrac, 
bar he bie werde bes Sabbats fin beſchrifft. Fruchte den Hern 
uch gangem herten, vnd holt fine priefler jnn allen eren, vnd 
giff en exe deil. Darna od van almofen, dat Capittel lere ein 
parner wol. 

Der priefter deil, findt die teinde vnd erſten fruchte, und 
allerley willige offer, darher findt die pachuuen welcker de frame 
auericheit alfe ben teinden van erem ader tor parhe gelecht, und 
hebben gewyet effte Gade geoffert, wee dem die ade dat fine 
fieit. Dis erſten feuchte findt Die veer offer, Auerſt weld ein 
geringe dingk iffet dat me den parhern hir, und dennoch fo ons» 


willich offert, So wy ſchuͤlbdich finde, van allem früchten bat 


erſto dem Herrn to offermbe, Tor befantniffe und danckſeg⸗ 
ginge, bat allent wat wy hebben vam Derren entfangen hebben, 
Alſo der erſt gebaren Son, bem Bern gehöret, dat js wy findt 
ſchuͤldich, od van vnſen kindern dem Herrn to offeren, laten 
fie leren, dat priefler, de Bades ampt vthrichten vnd voren 
baruth werden, die willigen gauen findt od! gang geringe, me 
wil dat erite nyebadels, Item mwittelbrobt, worſte, Item den 
korff dar fi ein parher, und koſter van entholben ſchal nicht 
geuen. Darumb moth uns Godt, od plagen mit ſchwarer bürer 
tydt, vnd mith vormaledigung inn allen vnſen werden, Beſu 
den Propheten Haggai im erften Cap. und Malachie am. j. 
und. ti. 


Bth dem Vierden verhöre einen jedern des gehorfames hals 
sen, ifft de kindere eve oldern jnn erem older vnnd kranckheit, 
oc foden, erneren, en wol bhon und troͤſtlick ſien, jegen fie vn⸗ 
gehorfam und undandbar, jegen fie murren, ya flofen effte ock 
fchlan, welder gar fehredlich is, vnd des bodes wert. Wente 
alſo ſpreckt Godt inn ſinem gefette jm druͤdden boke Moſi, 
am xx. Wol ſinen Vader odder ſiner moder floket, de ſchal des 
dodes ſteruen. Item jm andern boke Moſi, am xxj. Wol 


vnd eine andere leuer hebbe wenn ſine eigene. 





ſinen Vader vnnd Moder floket, des luchte wert vtloſchen mid⸗ 


den jm duͤſteren. Im vefften boke Moſi, am xxvij. Vor⸗ 
floket ſy wol ſinen vader edder moder floket, vnd alle dat volck 
ſchal ſeggen, Amen. Beſu ock ſunderlick jm v. boke Moſi, 
am xxj. Wo vngehorſam, der Finder wert by enterninge vnd 
halſe geftcaffet. 

Alfo frage me hir od van dem gehorſam gegen bie Auericheit, 
jnn allen billicken bingen, vnd to aller guben ordeninge, Efft me 
ſick hirjinne od gehorſamlick geholden, darwedder geftreuet, 
vngehorſam efft vproriſch geweſt, Item ſiner Auericheit geflo⸗ 
ket, Daruan jm andern boke Moſi, am xxij. Den goden, dat 
js dyner Auericheit de jnn Gades ſtadt ſitten, ſchaltu nicht flo⸗ 


| Een, vnd den auerſten jnn dynem volcke ſchaltu nicht laſtern. 
Vnd Prouer. xxiij. Myn kindt furchte den Heren vnd den Koͤ⸗ 
ninck, und menge by nicht mand be vproriſchen. 


Vnd bir fchalme die Auerichelt ock vnderwiſen, dat fe eren 
vnderdanen van Gades vnd eres amptes haluen ſchuͤldich js, 
gut regiment, orbening, vnd gericht to holdende, verſchaffen 


' eren vnderdanen rechtſchapene gude lerers, die kerken mith eren 


ampten vnnd godern vordedigen, nicht mith ſchattingen vn⸗ 


plichten, und deinſte auerſetten, vnd ben vnderdanen nicht bat 


ere nehmen, Sick laten genoͤgen an aller billicker ſtuͤer dinſt vnd 
ſchattinge, Wente ſe alſe beſchuͤtter vnd vordedinger der eren 
geordent ſindt vnd einen jedern by dem ſynen to beholdende, 
Nicht alſe rouers vnd vthpilgers, vnd macht hebben eren vn⸗ 
derdanen to nemende wat ſe willen, vnnd hir bilde en in, dat 


Exempel van dem Godtloſen Achab vnd Jeſabel, de erem bor⸗ 


ger Naboth ſinen winberch nemen, wo ſe geſtrafft worden iij. 
Reg. xxj. Effte na der Nyen Biblien jm erſten boke der Koͤ⸗ 
ninge am xxj. 

Alſo od de oldern ſindt eren kindern ſchuldich fe uptotheen, 
darna jnn tucht und twanck vnd od tor lere to holdende, vnd 
nicht tor ſchande, und boſcheit, wente hir die kinder eren oldern 
nicht volgen noch gehorſam fyn ſcholen. 

Vth dem Vefften, Ifft he ock mith ſinem negſten vient⸗ 
ſchop hebbe, jnn nyth vnnd hatt leue, Synen negſten gewaldt 
vnnd vnrecht gedhan, dat he em dat lathe leeth ſin, vnd ſick mit 
em vorſoͤne, vnd ſo he gewaldt geleden hedde ſick late verſoͤ⸗ 
nen, vnd gerne vorgeuen. 

De auericheit ſchal hir ock vermant werden, dat fe nicht 

to fladen, dodtſchlach, mordt, effte dat ein den andern vor⸗ 
twalbige. 
Vth dem Söften, wo he ehelick is, ifft he od finen ehega⸗ 
den leffhebbe, inn frede vnd inn einicheit mit er und erer frunt- 
fchop leue, dat he nicht ein heimlicker boler effte ehbreker fie, 
Daruan jm an⸗ 
bern Boke Mofi im xxij. Ehebrekere und Ehebrekerin [holen 
des dodes fleruen. Item jfft oc! böfe vnrechter yuer, vnd vor⸗ 
dechticheit by en fie. Item jfft he finer fruwen od wol orfate 
barto geue, Daruan liſs den Jeſus Sprac, am tr. Gapit. 
Vnnd hir fchal ein jeder ock tor flitigen arbeit vnnd nüchternheit 
vermanet werden, barmith ein jeder, fin wiff und kindt redlick 
ernere, und geftrafft bie leddichgenger und druncken bolt, de ever 
fruwen und Eindern allent vorteren, verfupen, verfpelen, und 
ſchentlick vorbringen. | 

Die auericheit hie od! vormane, bat fe fulueft od nicht 
Ehebreker, Junckfrawen, efft megebefchender erfunden werben, 


8 1548. Lxxvr Pommerſche Kirchenordunug. 7 


DE nicht tolaten, dat Ehbrock, ſchande und Lafter by ben eren 
geduldet werde. 

- Dat die jogent ock kuͤſch, tuͤchtich, und ehrlick leue, gerne 
arbeide, nüchtern fie, nicht leddich ga, und vul fie. 

Beh dem Soͤuende, jfft he od finem negften an finen g& 
dern to na geweſt, em wat entfrombdt, und entagen mith ges 
walde vffte argeliftichelt, mith woker, mith valfcher mwichte „ ifft 
mathe, mit affplogen efft verrudingen ber grenge, efft fuft mith 
valfcher Handelinge, vordeil vnd practiken. 

Die auericheit dat fe fi od an erer befoldinge vnnd Iehn- 
gödern, fo fe van der auericheit hebben, vnd billigen dinſten vnnd 
ſtuͤer, fo fe van eren vnderdan hebben, to frede geuen, fondern 
ſolckem alien weren, vnnd frede und frie flraten inn erem ge 
bede verfchaffen. oo 

Die frumen fehalme bir fragen, jfft fie verbringerfchen 
findt, dede erem Manne dat fine vorbringen vnnd vorfpildern, 
eren negſten to na geweft, dorch touerie meld vnd bottern ſte⸗ 
len. Alſo de Enechte vnd megde, ifft fe erem herrn und frowen 
of vntruwe geweſt, jchtes wes geftalen, vorbracht, vntrwlich 
gearbeidet, vele verſumt. 

Vth dem Achten, jfft he ock vp ſinen negſten gelagen, falſch 
getuͤchniſſe wedder en geredet, vnnd em ſinen guden nhamen 
vnd gelimp dorch heimlick effte apenbarlick nhawaſchen aff⸗ 
geſneden. 

De auericheit dat ſe jnn dem gerichte, gerechtigkeit, und war⸗ 
heit holden, vnnd ahn anſehen der perſonen noch vmb giffte 
gaue jffte viendtſchop, effte fruntſchop richten vnnd erkennen. 

Vth dem Negenden, jfft ſe vth affgunſt jrem naber vnd 
negſten dat ere vergunt, boͤſes gewuͤnſchet, vnd gedacht ſick mit 
dem ſinem nicht to freden gegeuen, vnd benogen laten an dem 
dat em Godt gegeuen hefft, vnnd einem andern ock gegunth, wat 
em Godt gan, Alſo od fin geſinde, vehe, effte mat dat js boͤſs⸗ 
licken begeret, vnd dorch falſche practiken affgeſpant. 

Wenner me denne de luͤde alſo tor erkentniſſe erer ſunde, 
gebracht, Schalme ſe ock fragen, jfft en de ſunde ock leit ſindt, 
vnd ſick ock gedencken to beterende, ſick vnder einander verſoͤnen, 
glick vor vnglick dhon. 

Schalme ſie dar na ock mith der gnade Gades jnn Chriſto 
troͤſten, vnd tom louen wieſen vnd alſo ſeggen. 

Diewile denne dy dyne ſunde leith ſindt, vnd im guden 
vorfate biſt dyn leuenth to beterende, Schaltuͤ od warhafftig 
louen, dat dy Godt, ytzunder inn der tydt der gnade, dar vns 
Godt tor bote und beteringe beropen leth, gnedich will ſyn, vnd 
dy alle dyne Suͤnde vmb Chriſtus willen vorgeuen, vnd dy, inn 
dinem louen vnd dorch de nuͤttinge diſſes hilgen Sacraments, 
aller ſiner gnade vnnd herlicheit, deilhafftich maken wil, Inn 
ſolkem louen ſchaltu ock dat hilge Sacrament entfangen, vnd 
darna Gade inn Chriſto dankbar ſyn, ſyner gnade gewiſſe, im 
eruce vnnd widderwerdicheit beſtendich, vnnd des ewigen leuen⸗ 
des na ſyner toſage vorwachten. 


Du ſchalt ock gerne armen nottuͤrftigen luͤden dyne almiſſen 
mitdeilen, De krancken beſoken, De bedroͤueden troͤſten, geduͤl⸗ 
dich vnd mitlidich ſyn, Item nuͤchtern, vnd dat fleeſch vnder⸗ 
holden dorch arbeit, vnd gude oͤuinge, und alfe Chriſtus ſecht, 
Lu. xxj. Hoͤdet im- dat iwe herte nicht beſchwert werde, mit 
freten vnd ſupen, vnd mit ſorge der neringe. 


Bnb frage en. 


Diffes wiltu dy jo na allem dinem vermoge beflitigen, Vnd 
wenn be ja fecht, So ſpreck em die abfolution vp folde wife. 


Sorm der Abſolution. 


De almechtige Gobt ſy by gnedich, und vorgeue dy alle dyne 
Sünde, van welckers wegen ick alfe ſyn vnd der Chriſtlicken ker⸗ 
cken diener vp dat wort Chriſti dar he ſecht, Wem gy de ſunde 
verlaten, dem ſcholen ſie vorlaten ſyn. Spreke ick dy loſs vnd 
abſoluir dy, van allen dinen Suͤnden, Im nahmen des Va⸗ 
ders, vnd des Sons, vnd des hilgen Geiſtes, Amen. 


Edder alſo. 


Vp ſolcken dynen louen, vnd vp dath vordienſt, vnnd be⸗ 
uehl Iheſu Chriſti, ſprecke ick dy loſs vnd abſoluir dy, van 
allen dynen Suͤnden, im namen des Vaders, vnd des Sons, 
vnd des hilgen Geiſtes, Amen. 


Bnd denn ſpreke be. 
Sa henn ym frede Gades, vnnd hät dy vor Sünden. 


Wo me de Krancken berichten vnd tröſten ſchal. 

Leue broder, Suͤſter, effte frundt, Na dem jw Godt ſchwack⸗ 
heit juwes liues vnnd corporlicken kranckheit beſocht hefft, dar⸗ 
mede gy jw troͤſten moͤgen, vnd Gade jwe ſake heimſtellen, 
ſchole gy weten. 

Thom Erſten, dat allerley kranckheit jamer vnd entlicken de 
dodt vns herkompt, van der Suͤnde, welcker erfflick vp vns ie 
Samen dorch vnſen erften Vader Adam, vnnd wy od vnſer böfe 
vorrüdebe artna, vele funde begangen vnnd gedan, vth böfer Luft 
vnnd begerlicheit des fleifches dar wy ſtedes inne ftefen. 

Thom Andern wowol die Prandheit unglüd vnd entlid be 
dodt eine ftraffe vor. die Sünde findt, jnn welderer ock die vnlo⸗ 
uigen, und die to Chrifto nicht kamen, emichliden bliuen und 
verbhomet werben, So hefft idt doch mith ben louigen vnd 
Godtfaligen veel ein ander meinunge, Nomlicken, na dem bie 
Chriften jnn Chrifto louen und gebofft findt, werben fe van ſol⸗ 
der funde, ton Gades, vnd vordomniſs erloͤſet vnd entfeiet, 
vnd tom ewigen leuende beropen. 

Darumb ſolcken, de kranckheit vnnd entlick de natuͤrlicke dodt 
nicht thor vordomniſſe vnd verderuen js, ſunder thor Artznye 
Nomlicken, dat vns Godt dar dorch van der ſunde, darinne wy 
noch ſteken, vnd werlde, to warer bote, vnd louen driue vnd 
entlick to der gerechticheit vnſchuldt vnnd ewigen leuende bringe, 
wente wy by vns erfaren vnd ſehen, dat wenn wy geſundt vnnd 
inn der gluͤckſalicheit der werlde ſindt, vorgete my Gades und 
leuen der werlde und luft nha, Darumb he vns alfo tor bote, 
vnnd tor fromicheit bringen moth. 

Thom Druͤdden ſchole gy jw widderumb vnd vordan troͤſten 
der groten gnade vnd gudicheit Gades, dat he vns jnn diſſer tydt 
der gnade wenn he vns to ſick bekeret, gnedichlick annimpt, er⸗ 
hoͤret vnſe gebet, vorgifft vns de ſunde vnd vorſekert vns des 
ewigen leuendes. 

Darup leue broder, ſuſter, jfft fruͤndt, ſcholen gy jwe 
ſunde demodichliken bekennen, vp dat gy daruan entbunden 
vnnd abſoluirt, der gnaden vnd des ewigen leuendes verſekert 
werden. 





1568. LXEVE. Vommerfche Kischensriuung. - 0 9 


Bnd hir ſchal bie prieſter begeren bat: bie andern Lähe ein wenich 


entwiken, und benne mith bem krancken alfo reden. 


Leue broder, Sufter, effte frundt, gy fcholen jm erſtlick inth ges 
meine einen armen funder erkennen, vnd ſchuldich geuen inn allen 
gebaben Babes, wente wy ber keines geholden effte vullen bracht 
hebben, Sondern mit onloum mifstrumen ungehorfam vorach⸗ 
tinge Gades. tem mith velen böfen begerlicheiden ftedes auers 
ſtreden. Thom andern, fo gy od wat inn funderheit by jw 
hedden, darjnn jwe confcientia, jw funderlidden mrogebe, dat 
hole gy gerne van jw feggen hyr alfe an der flade Gades, vp 
bat gy mögen rechte onterwifinge und waren troft und frede jnn 
fuer confelentien entfangen. 


Bnd bir ſchal de priefter gefchickt fin einem jebern to fragenbe, 
vnd guben vnderricht to geuenbe, einem jedbern na finem 
ſtande. 

Vnd jo wol vthfragen, effte de krancke boͤſe vnrechtverdige 
ſake effte handel by ſick hedde, jnn etlicken laſtern geleuet, vn⸗ 
rechtuerdig gudt by ſick hedde, Item torn, fientſchop, niedt, 
wedder ſinen negſten, ehegaden, fruntſchop, nabern ꝛc. 

Vnd wenn he en alfo verhoret vnd vnderwiſet, abſoluiret 
bie en, wo vorgeſchreuen je. 

Item idt fchal od die prieſter bir flitich den krancken vor⸗ 
manen vnnd anholden, bat he verorbeninge finer gober male, und 
fin Zeftament flelle, barmidt nicht vnwille, und zand nha finem 
bobe finer goder und vehgaenden ſchulden haluen gefchee, und funs 
berliden, dat he od fin teflament und milde gaue, van finen 
gudern befcheide, yo Ichteswes jnn ber kercken kiſte to echoldinge 
ber kercken, vnnd kercken ampte, Darna od jnn bie kiſten ber 
armen, wente bit will Bott alfo hebben, und fordert unfe band» 
barheit, mente wy find Gade ſchuidich van allen vnſen godern 
to geuende. | 
Dome late die priefter bie anbern webber berin komen, vnd vebe 

fe alfo an. 

Leuen frunde, vnſe Iene broder Suͤſter effte frundt, hefft 
Gade vnnd my fine Sünde bekennet, fine ware ruwe vnnd leeth 
vor die ſuluigen angetoget, ock ſinen hilgen Chriſtlicken gelouen 
to Gade vnd Chriſto, darup ick ock en abſoluirt hebbe, Darumb 
wy en ock nu furder mith dem hilgen Sacrament verſorgen 
vnd ſtercken willen, doch ſchal he erſtlicken jnt gemeine vnd offent⸗ 
lick einen jeder verbidden, vnnd efft he yemandt vortornet effte 
belediget hedde, bat em dat möge vorgenen werben. 


Bnd bir lat den krancken bibben, iffte be jemandes vortornet 
bedde, dat em dat möchte, vmb Babes willen vorgeuen werben. 
Dar ſpreck thom krancken webberumb leue buoder, effte ſu⸗ 
ſter, So denne jw jemant vortornet habde, dat wille gy ock jo 
gerne vmb Gades willen vorgeuen, Vnd wenn be andtwerdet 
ya, fo ſpreck. Diewile denne gy les broder effte fuſter vor⸗ 
genen den, bie jw belediget hebben, fo ſchole gy ock gewiſſe ſyn, 
dat jw Godt alle jwe ſunde vnnd feil vorgeuen hefft, alſe he denne 
ſecht, dorgenet, fo werdt jm wedder vorgeuen, Item wenn gy jwen 
broder vorgeuen, fo werden jw wedderumb jwe ſunde vorgenen. 
Hir vormane nu den krancken So ber entfanginge des hilgen 
Bacraments. 
Lene broder, fufler effte frundt, gy ſcholen nu jwe gemiote 
vnd herte vprichten to Gade und jw ſchicken, vnd bereiden to 
I. 


der entfanginge des Hiigen Saeraments, vnd erſtlick wol anmer⸗ 
Een, die wort und gnedigen willen vnſes Herren Ihefu Ehriſti, 
bar be vns finen liff jm brod to etende, und fin blot to drins 
dende jnn win, befcheiden hefft, op dat unfe loue alfo dardorch 
gefterdet, und wy gewiffe und vorſekert werden, dat de vorges 
uinge ber funde, vnd dat ewige leuendt welcker Chriftus uns 
hiemidt erworuen hefft, unfe ſy, und wy deſſuluigen deilhafftich 
werden, ‚up Dat gy od darup leue broder jwe Cruce, vnd kranck⸗ 
heit willichlick dem Herrn Chriſto na dragen, der werld vnd 
fleeſche affſteruen, vnd nicht mer naleuen, ſondern dem ewigen 
leuende natrachten. Derhaluen latet vns ſamptlick vnſe ge⸗ 
mote vnd herte to Gade vprichten, dat wy die worde des Teſta⸗ 
mens, mith einem rechten louen mögen handlen vnnd erer 
frucht deilhafftich werden. 


Vnd hir heff an to Conſecriren, und bat Teſtament CEhriſti zu⸗ 


uorhandlen. 
Onſe Here Iheſus Chriſtus ꝛc. 


Vp biffe wordt reike dem Krancken den lychnam bes Herrn Chriſti 
alſo ſprekende. 
Die lichnam onfes Deren Iheſu Ehriſti, vor dy jnn den 
dodt gegeuen, ſtarcke vnd beware dy jm gelouen thom ewigen 
leuende, Amen. 


Darna nehme he den Kelck vnd ſpreke. 
Deſſuluen geliken nam he ock den Kelck ıc. 


Bnd vp ſolcke worth reickt man dem Krancken ock dat blodt des 
Herrn alſo ſprekende. 

Dat blodt vnſes Herrn Iheſu Chriſti vor dyne ſunde vor⸗ 

gaten, ſterck vnnd beware dy jm rechten gelouen, tom ewigen 

leuende, Amen. 


Ra der vorreikinge des Sacraments ſpreck tom Krancken alfo. 


Lene broder effte fufter, Diewile du nu entpfangen heffit 
dem liff des Heren Ehrifti, und fin blodt, vor vns vorgaten, 
gedrunden, fchaltu nhu od Gade danden, vor folde fine grote 
woldat, dat he dy to rechter bothe vnnd to biffer gnade hefft 
faten kamen, ond nn henfurder frolick wol thofreden ſyn, jnn 
dyner Eonſcientien vnnd gemiffen und ſeker fon, des einigen leu⸗ 
endes, vnnd dat du ein kindt Gadeſt ſiſt, vnd dat od Godt nu 
ſtedes, by dy ſin werdt, ock de leuen hilgen Engel dy denen, 
dath gebeth od alter ftomen Chriſten konpt dy to huͤlpe, und 
werſt des deilhafftich, darumb ſchaltu dy wol to freden gouen, 
vnnd dyne kranckheit und Cruee geduldich vnd froͤlich dragen, 


vnnd dem Herrn Ehriſto jnn ſinem Erempel folgen und dy 


Gabe beuelen, vnd nicht twiuelen fo idt eme geuelt, fo werdt 
be dy wol vth dyſſer kranckheit helpen, mo he auer by jtzunder 
jnn diſſer kranckheit van hir eſchen vnd fordern wolden, ſchaltu 
em gerne gehorſam ſyn, ond ſpreken, Herr dyn wille geſchee, 
Het nicht myn ſondern dyn wille geſches. 


Bd bie vormane die prieſter dat vold fo dar by ſindt, vnd 
ſpreke alfo. 


Lenen feunde, vp dat vnſe leue brober affte ſuſter Ins ſol- 
ckem louen to Gade geſtercket werde, und Godt en biffe kranck⸗ 


10 | 1548. CXXVI Pommerſche Kirchenordunug. 


heit to finem beften kere, mille wy ein gemeine beth dhon, vnd 
ſpreken ein Bader unfe, darup fpred den fegen. 

De Here fegene dy vnnd behoͤde dy, De Here erluchte fin 
angefichte auer dp, vnd ſy dy gnedih, De Here heue fin an⸗ 
tlat’auer dp, und geue dy den frede, Amen. 

Men mad) od wol na der Sommunion vnd od funft, wenn 
me die Eranden beſocht, etlicke fchone troft Pfalme vorlefen vth 
dem Pfalter, und funderlid na der Communion den Pfalm. s 

Lauet den Herrn alle Heiden, prifet en alle volder. Wente 
fine gnabe und warheit, waldet auer uns jnn ewicheit, Alleluia. 


Efft den Pfalm. 


Laue den Deren mine fele, vnnd wat jnn my j6, finen hil- 
gen nahmen. 

tem wenn man ben krancken befocht,, mad) man leſen den 
Pſalm, Wol under dem fcherm des höchften fittet. 


Item den cxviij. Pfalm. 


Confitemini domino quoniam bonus. Dandet dem Herrn 
wente be js fruntlid, Vnd fine gubicheit waret ewichlick. 


Item den Pſalm, Dominus illuminatio mea. 


Vnd hir mercke dat wenn die parher tom krancken gefor⸗ 
dert werdt, ſo ſchal he ſinen Coſter mit ſick nehmen, die ſchal 
em volgen vnd na dregen, Nha erlicker wiſe einen kelck vnd 
Corporal vnd jnn einer appullen win, vnnd jnn einem buſsken 
brodt efft partes alles jnn ein fin foder geuatet, vnd vorwart, 
vnnd jnn dem de parhere den Krancken anredet und vnderwiſet, 
ſchal dy Coſter am gelegen orth einen diſch, vp dat alder ren⸗ 
lichſte torichten, dat Corporal vthbreden, broth vnnd win bere⸗ 
den, und wenn die parhere jnth huſs geit, ſchal he den gruth 
den Chriſtus beuahlen hefft, ſpreken. Frede ſy diſſem huſe. 
Vnd ſchal die koſter andtwerden. Vnd alle den darinne woh⸗ 
nen. Vnd mach der parherr duth gebeth ſpreken, Latinifi 
effte Duͤdiſch. 

A domo tua hac queſumus domine ſpiritales nequitie repel⸗ 
lantur, et aerearum diſscedat malignitas tempeſtatum, Per 
Dominum. 

Here ſegene dit huſs vnd driffher uther alle ſpoͤckniſſe, ge⸗ 
ſpens vnnd gewalt des duͤuels, vp dat idt alfo gehilliget, dy 
eine woninge moge ſin, Dorch Iheſum Chriſtum vnſen Herrn. 


De Coſter ſpreke Amen. 


Vnd mercke dat na gelegenheit des Krancken, die angetegete 
ordening vorkortet efft vorlengert mach werden, Wente ſo idt 
jnn ferlicker tydt wehre, vnd bie prieſter ander mehr beſoken 
moſte, effte de Krancke berede jnn den leſten togen were, ſcho⸗ 
len alleine de ſubſtantialia geholden werden, alſe van der Not⸗ 
dope geſecht. 


Korter wieſe einen Kraucken to berichten. 


Leue broder, du weſt wo wy an allen gebaden Gades ſchul⸗ 
dich ſin, vnd mit manchen ſunden beladen, dar dorch wy Gades 
torn, vnd vordomniſs vordenet hedden. Auerſt wedderumb hebbe 
wy den hogen troſt, dat vns jnn diſſer tydt der gnaben verkuͤn⸗ 
diget werdt jm Euangelio, dorch den nahmen Iheſu Chriſti, bote 
vnd vorgeuinge der. ſunde, vp dat wy alſo van ſunden erloſet 


des ewigen leuendes mogen gewiſs vnd vorſekert ſin. Derhal⸗ 
uen ſchaltu erſtlick jnt gemein dyne funde erkennen, darna ock 
fo bu mat jnn ſunderheit weft, dat dine Conſcientie beſchweret 
ock gerne vormelden. 

Vnd lat en hir fine bicht dhon, vnd examinirt en, kort na 
der wiſe wo vorhen angetoget, vormane en ſiner ſchulde, vnd 
dat he ſin teſtament dho. ur 

Darnha heff de Eonfecration an vnd berichten, mith dem 
bilgen Sacrament, lath ein gemein gebet, vor em bon, vnd 
beuehl en dem Deren. | 


Ban ber begrefitnifs. 


De begrefftnifs fchal ehrlid geholden werden, na gemwont- 
liger Chriftlifen wyſe. 

Derhaluen ſo jemandt geſtoruen, ſchal de huſsuader, effte 
van der fruntſchop tom parner gan vnd em datſuluige antegen, 
vnd vmb die Chriſtlike begrefftnis bidden. 

Dar ſchal den od de parner fragen, jfft he od jm hil⸗ 
gen Chriſtlicken gelouen geftoruen, vnnd jm gehorfam vnd einis 
cheit der bilgen Chriftlichen kercken. Item jffte he ock fine bicht 
gedan, und dat hilge Sacrament entfangen, Item jfft be od! 
fin teflament gemaket ond to der Ferdien vnd den armen mat 
beſcheiden, und wenner hie alfo befunden, fchal bie parner van 
wegen und in nahmen der gangen Chriftliden Eerden, em bie 
Chriſtlicke begrefftnis to ſtaden vnnd verlouen. 

De auerft yemandt dem hilligen Euangelio vnnd onfer Chriſt⸗ 
licken ordening entlegen gemweft, die Sacrament vorechtlich nicht 
entfangen, und Beine gewiſſe tüchniffe fines Chriſtlicken louens 
hebde. Item inn offentliden iaftern geleuet und gefloruen 
ohne bote. Item der kercken ungehorfam, finen quartalpennig. 
Item dem Gofter nicht dat fine gegeuen, dem fchalme die erlide 
begrefftnis vorfeggen. 

Wente wor roy Feine tüchniffe des louens hebben, darkone 
wy nicht weten vmb fine falicheit, Nha dem die Herr Chriftus 
ſpreckt Johan iij. Wol nicht louet an den nahmen des einge 
boren fon Gades js bereith vorrichtet, mo idt auerft alleine am 
offer gelt effte Coſterlhon feilet, dat lat me geuen, vnd alſo 
vorfonen. 

Ban der tybt ber Begrefftniffe. 


Tydt der Begrefftnifs js des Morgens na ber prediget umb 
achte efft negen ſchlege, vnnd namiddages vmb dre, vnd als⸗ 
denne mocht man eine klocke luden, vp dat de ſo tor begrefftniſs 
geladen ſint, weten konden, wenner ſe komen ſcholen. 


Als denne ſchal de parner hen ſchicken, finen Caplan vnd 
Cuſtor wor man ock die ſchole halff edder gantz hebben wil, 
mach me ſolckent byme Scholemeiſter fordern vnd gan alſo ehr⸗ 
lick hen, dat lick to holende. 


Vor der dhor ſcholen ſe ſingen einen Pſalm, Nomlicken. 
Erbarm dy myner o Herr Godt. Vnd darup, Mit frede vnd 
frewde, efft, Si bona ſuſcepimus duͤtzeſch effte latiniſch, vnd 
dar na dat lick hen dragen vnd ſingen, Vth deper noth, dat 
Vader vnſe, den louen, bar na idt ferne tom graue je. Byme 
graue finge me, Midden wy jm leuend fint, Vnd darnha jnn 
die kercken gan mit bem gefange, Mit fred und freud jck far 
bar hen, fo me ide nicht hefft vorhen gefungen, Efft mit dem 
Refpon. Si bona fufcepimus duͤdeſch effte latiniſch. 


1548. LXXVI. Ponmerfche Kirchenordnung. 


Darna ſchal de Caplan ein dudeſche lection leſen vor dem 
altar, vnder tyden mit einer homelien, vnd ſo vele volckes vor⸗ 
handen, mach die parner effte prediger wol einen korten Ser⸗ 
mon don, to troſte der trwrigen, Darup ſchal de Scholemeiſter 
ſingen dat Benedictus duͤdeſch, vnd diſſe volgende Collecta da⸗ 
rup leſen vorm altar wo volget. Na der Collecten effte ge⸗ 
bet ſchalme ein becken ſetten, vnd de to graue volgen, ſcholen 
etlick dar to gaͤn, vnd tor gedechtniſs des vorſtoruenen den ar⸗ 
men wat dar jnn offeren, dat ſchal me alſo geſamlet, jnn bie 
Kite ſtecken. 

Die Collect efft Gebet. 

O Almechtige Godt, de du dorch den dot dines ſons de ſunde 
vnd den dodt, to nichte gemaket, vnd dorch ſin vperſtandinge, 
de vnſchult vnnd dat ewige leuent her wedder gebracht heffſt, vp 
dat wy van der gewaldt des duͤuels erloͤſet, vnd dorch die krafft 
der ſuluigen vperſtandinge, ock vnſe ſterfflicke liff van den do⸗ 
den vpgeweckt ſcholen werden. Vorlye vns gnediglick dat wy 
ſolckent feſtiglick vnnd van gantzen herten louen, vnd bie fro⸗ 
licke vpſtandinge vnſes liues, mit allen ſeligen erlangen mo⸗ 
gen, dorch den ſuluigen dynen Son Iheſum Chriſtum vnſen 
Herrn, Amen. 


Alſo ſchal ein vorſtornene Chriſt vnd die Begrefftutſe affgekundigt 
werden. 


Leuen frunde, idt js jnn Gott vorſcheiden vnſe broder, effte 
ſuſter, vnnd hir ſchal he mit namen genomet werden. N. efft 
NM. welckere diewile hie, mith guder tuͤchniſſe ſiner bothuer⸗ 
dicheit vnd beſtendicheit ſines Chriſtlicken louens, vorſcheiden js, 


will wy den Corper tor erden beſtedigen vp die, effte die ſtunde. 


Sine ſeele auerſt will wy Gade beuehlen, vnd nicht twiuelen, 
diewile ſe jm Chriſtlicken louen vorſcheiden, ſe ſy jnn der tall 
dher vterwelden, vnnd jnn der ſalicheit, vnd wo wol veel gebre⸗ 
ken vnd vnuolkomenheit by er geweſt js, wil wy doch nicht twi⸗ 
uelen Godt, hebbe er dat jnn Chriſto, vnnd vmb Chriſtus 
willen alle gnedichlick vortyet, vnnd derhaluen ſe mith vnſem ge⸗ 
meinen gebeth Gade alſo jnn ſine gnade beuehlen vnd ſpreken 
ein Vader vnſe. 
Lection vnd Homelie findeſtu am Ende. 


Bo man Bruthman vnd Bruth vortruwen ſchal. 


Erſtlick ſcholen die ſo jnn den echten ſtandt treden willen, 
tom geringſten achte dage vorher offentlich vor der gemeine aff⸗ 
gekuͤndigt, vnd vpgebaden werden mith ſolcken worden. 

Idt werden ſick na Chriſtlicker ordening jnn den ehlicken 
ſtandt begeuen. N. vnd. N. begeren hir to dat gemeine beth, dat 
ſe idt mogen jm nahmen Gades anfangen, vnd ſelichliken vulenden. 

Vnd hette jemandt hir to ſprekende, de do idt jnn der tydt, 
effte ſchwyge hernamals. 

Godt geue en ſinen ſegen, Amen. 


Wenner man fe inn ber Kercken iffte im huſe vortrumen, mach nıe 
ide don mit folden worden. 


Erſtlick mach die priefter alfo tom volde reden, Leuen frunde, 
na Gades orbining vnd vorfuging, find hir erfchenenen gegene 
merdiger Bruthman vnnd Bruch fampt eren freunden, und na 
dem fie vth rade vnd willen erer oldern und frunde fi vorwil⸗ 
liget bebben, jinn den eheftandt fi? to fettende, und den vor 


11 


differ Chriſtlicken loͤffllcken gemein, offentlick anthonemende, 
will wy en datſuluige wuͤnſchen, dat en dat gerade to der ſeelen 
ſalicheit vnnd woluart liues vnd gudes, Amen. 

So auerſt noch jemandt vorhanden ber hirjnne feyll effte 
mangel wuſte, Dardorch diſſe eheſtandt verhindert mochte wer⸗ 
den, de ſpreke noch jnn der tydt vnd ſchwige hernamals. 


Vnd wenn den yeder man ſecht. Se weten nicht anders daun 
alle gut. 
So trede de prieſter thom Bruthman und frage em, melde je 
jwe edder dinnahme wo hete gy, vnd nehme denne den rindivan em. 

Dar nha trede he tor Beuth, frage fe od wo fe heth, vnd 
nheme od den Rind van ehr, vnd fore fe to famen und fprefe 
tom Bruthman. 

N. du fleift hie und nymmeſt. N. tom echten und rechten 
gemahl, nicht van er to fcheiden, de dodt ſcheide jw denne, wat 
ſechſtu, effte fegge gy, dar to. 

Vnd wenn he fpredt, ya. 
und fpred. 

N. du fteift hir und nymmeſt. N. tom echten rechten gema- 
hel, nicht van em to fcheiden, de dodt fcheide im denne, wat 
fechftu effte fegge gy dar to. 

Lath fe offentlick ya feggen, edder vertruwe fe nicht. 

Vnd wenn fe ya fpredt, ſy nym den Rind vam Bruth⸗ 
manne, vnd fted en der Bruch auer den goltfinger der rechten 
handt, und darna nym den Rind der Bruth vnd ſteck en bem 
Bruthman od an ben goltfinger der rechtern hand vnd fpred. 

Die Godt to famen gefoget hefft, fchal Fein minfche ſcheyden. 

Diewile gy jw dennne vnder ein ander tor ehe begeren, 
vnnd dat fulue offentliden vor Gode und differ Chriſtlicken ges 
mein befennen, vnd mit geuinge der hende und truwringe betü- 
gen. Spreke ick jw vth beuehl Gades und der Chriſtlicken ker⸗ 
cken ehelick to ſamende, Im nhame des Vaders, vnd des Sons, 
vnnd des hilgen Geiſtes. Waſſet vnd vormeret jw, vnd vor⸗ 
uullet dat erdtrike, und Godt geue im gluck vnd ſalicheit. 

Wenn nhu die vortruwinge vor middages geſchut vnd 
Bruthlach, vp einen dach geſtellet js, effte wenn ſie ſuſt tor 
kercken gan, So lath den Bruthman jnn ein ſunderlick geſtole, 
an eine ſyden treden, vnd die Bruth jnn ein ſunderlick geſtole, 
an der andern ſyden. 

Vnd ſingen denne, den Pſalm, Wol dem de inn Gades 
fruchten ſteith ꝛc. Efft od den hundert vnd Soͤuenvndtwin⸗ 
tigſten Pſalm, So bie Here nicht buwet dat huſs ꝛc. 

Folgendes trede de prieſter vor den Althar vnd lathe den 
Bruthman vnd Bruth vor den Althar kamen, effte wo idt 
keine gewonheit js, late ſe jm geſtole ſtan, vnnd heue alſo an, 
vnd leſe nicht ſingender wiſe ſundern ſchlecht hen. 

Hoͤret to wo Godt den Minſchen geſchapen vnd tom ehe⸗ 
ſtande verordnet, vnd darnach ock, wo Sanct Paul de ehe⸗ 
luͤde leret, wo ſe leuen ſcholen, vnnd tom laſten, wiewol Godt 
de Herre vmb Adams vnd vnſer ſunde willen, veel cruce, kummers 
vnnd droffeniſſe, vp den echten ſtandt gelecht hefft, doch wedder⸗ 
umb mit welcken ſegen, vnnd troſt Godt den echten ſtandt troſtet. 

Alſo ſtehet geſchreuen jm erſten bock Moſi am andern Capittel. 

Vnd Godt ſprack, Idt js nicht guth, dat de Minſche allene 
ſy ꝛc. (mie tm Traubuͤchlein im kleinen Katechismus Luthers)⸗ 

Wann die ſegen vth js, ſo leide men die Beuth vnnd Bruth. 


So kere dy to der Bruth 





12 


man tom becken, und late fe den Armen wat offeren, Wil men 
bir einen fand, efft Pfalm fingen, effte vp der orgel fchlan, 
dat mach me don, Dat Te Deum laudamus, effte, Nu bidde 
wy den hilgen Geiſt, Idt wolde uns Godt gnedich fin ıc. 


Ban deu Baune. 


Ein Chriften Minſche ſchal nicht beruchtiget fon, velmeini- 
ger erfunden werden, bat he fie, ein Morder, Rouer, Dodt⸗ 
ſchleger, ein Ehbreker, Boler, Junckfrowen ſchender, ein Slo⸗ 
mer, vullenfuper, dobler, effte ſpeler, ein dieff, ein wokerer, 
ein vorfelſcher. Item die ſine oldern geuneret, geſlagen, geflo⸗ 
ket, effte vorſtodt. Item ein touerer, effte ſo mith Segenerie 
effte Boterie vmme gha. 

Wenn auerſt einer alſo befunden worde, ſchal en die par⸗ 
ner vorfordern dorch den koſter, vnd em dat alſo vorholden, 
vnnd vth der hilgen ſchrifft vnd Tein gebaben Gades vorcleren, 
wo grote ſunde dat ſy, vnd wo hart idt ſy vorbaden, vnd dat 
idt gantz vordoͤmlich ſy, vnd vnder den Chriſten nicht to liden. 
Derhaluen ſchal hie en ernſtlicken vermanen, dat he hiruan 
aueſta, wo nicht, ſchal me em kein Sacrament vorreiken, ehn 
ock nicht vor einen Chriſten holden, betert he ſick denne nicht, 
ſo machſtu em wol tom andern mall vornehmen, vnd vorderſt 
dar neuen dinen Caplan, prediger, diaken, effte kerckueder, vnd 
ſtraffeſt en dar noch ein mall offentlick, will he ſick denne noch 
nicht betern, ſo lath en varen, vorreike em keine Sacrament, 
vnd fo he hirauer ſturue, fo begraff em nicht, alſe einen Chris 
ften, ſondern holt en vor einen vnchriſten und vorbomeden. 

Emmen dotfchleger ſchaltu nicht abſoluiren, effte tom Sacra⸗ 
mente laten gan, be hebbe fi! denne mit bem gerichte, vnd 
fruntſchop des erfchlagenen vordragen, vnd dat he jnn die kercken 
vnnd armen lüben wat geue vormanen, als denne od! jnn ans 
derenlafterern, wenn fi jemandt beteret, fine botferdicheit ertos 
geth, ſchal mith almiffen geuen, beben vnd vhaften, und alfo 
eine tydt lang? leide dragen. 

Alſo od be frowen be eve finder bot bruden, dorch vorfus 
meniffe und drunckenheit. 


Ban graben inn Eheſaken. 


Erſtlick jſſet Mar vth Gotlickem vnnd nathrlidem Rechten, 
bat idt ein gruwel, vnd eickel is, althona jnn bat geblote frien, 
Wente vth dem natuͤrlickem Rechte vnnd ingeuinge ſprack be 
Minſche, Idt werdt de Man finen vader vnd moder vorlaten, 
vnd ſiner fruwen anhengen, vnd werden ein fleiſch ſin, Dar 
men ſuth, dat die minſche einen groten vnderſcheidt twiſchen 
finen oldern vnnd fruwen maket, finer fruwen henget bie an, 
vnd beſchloͤppet ſie, Sine oldern ehret he, vnd js em ein natur⸗ 
lick ſchuwent, fine oldern to beflapen, alfe me od vth natur⸗ 
liter ingeuinge befindet, Wente Ariſtoteles im achten boke be 
animalibus fchrifft, dat ein Camel ongeferlid fine mober erken⸗ 
net hefft, Vnd darna alfe he erfennet, bat ibt fine mober ges 
weft, hefft be den dot geflagen, be ibt dar to geforet hefft. Vnd 
van einem Perbe, bat fine moder od verbeddet erkennet hadde, 
dar na alfe ibt erfennet, dat idt fine moder geweſen, ſchemet idt 
fi fo feer, bat idt fi vam berge hinaff ben Hals entwei ſtor⸗ 
tede, Alfo dat Ruben fine fliffmoder beflep, was ein grewel, 
ond wart vam vader vor malebiget, Im erften boke Mofi am 
xxxv. Dath od! die böchter Loth, by erem Bader flepen, wu ehr: 


1568. LXXVI. Pommerſche Kirchenordunung. 


Ud dat geholden werth, und wat vor gube fruchte, daruth geka⸗ 
men finth, j6 klar vth ber Hiſtorien der Biblien. 

Dith js alle gefchen vor bem gefchrenenen Rechte, vth na 
türlidder ingeuinge, Darna hefft dat Godtlicke Recht, dorch 
Mofen foldent hart vorbaden, bym dode, etlicke by fleinigende, 
etlick by enthouende, etlick by vuͤr. Alfe jm tij. boke Moſi am 
xx. Capittel ftehet. Alfo od befu darfulueft am xvij. Capittel. 
Wo Godt de Cananiter und ander Heidnifchen volder, vth erem 
lande vorbreuen befft, Vnnd de Joͤden wedderumb hen innen 
gefettet, dat fie Beine erwerdicheit vnnd ſchuw bes geblutes gehatt 
hedden, Sondern nam ein den andern ahne ſchuwe, de brober 
de fufter, die Vader fine broder dochter, vnd alfo her dorcher, 
welder alle, vor Godt ein grumwel js, Alfe denne od vor der 
findeflodt geſchach, barumb fe Godt mith der erde vmmebrachte. 
Befu od dat xx. Capitel jm ilj. boke Mofi. Wo Godt etlide 
velle, weldere Blutfchande beten, lifflidden geftafft wil hebs 
ben. Item jm. v. bock Moſi, am rriij. Capit. Von einem Maus 
fer, dat js van einem folden horkinde, dat vth verbabenem 
grade gebaren js, darumb od Godt fpredit jm itj. bofe Moft am 
xviij. Capitt. De diffe geumwel dhon, bie fcholen vthgeradet wer 
den, van erem volde. 

Derhaluen fchal ein jglicker pharher darup achtinge hebben, 
dat he nicht vertrume, de vorbabenes grades fint, effte ledes, 
Darber od? ſolcke brutlachte incefti beten, dat j6 vntemlick wedder 
gefette und gebrud. 

Thom andern fchal ock ein jeder parher weten, wu with fid 
be vorbadene gradt vorſtrecken, Hir fchal ein parher wethen, bat 
na bem Paweſt rechte, die ehe beth jun ben vierden gradt vers 
baden js, Auerft dewile fi Gades, vnd des Keyfers Recht, 
nicht wieder wenn jnn den druͤdden gradt vorftredien, wowol na 
nicht vullamen, dennoch, vmb ehrlicheit willen de alletpbt by 
vnſen voruaren geweſt und ehrlich geholden, Die eheftand beth 
inn den druͤdden grad, den brübben grad mit jngerekent, fchal 
verbaben geholden werben. Wowol auerft jm Kepfer Rechte 
ftehet, alfe ock jm olden Teſtament gebrucklick geweſt, dat fi 
Boleken Binder hebben mogen nehmen, Auerft folkent, js doch 
bp ons nyewerlde jm gebruck gemweft, vnnd derhaluen vor vnthe⸗ 
melick geholben fchal werben, mente yo wieder van einander ges 
frigt yo naturlider und beter. 

Den vierden gradt wille wy frig geuen, barmebe wy den 
luͤden nicht ſunderlicke borben vpleggen. | 

Im drüdde grade auerft wo funderlidie grote orfaken vors 
handen, darumb man fcholbe difpenfiren, und na geuen, des 
ſchall fi® nen parherr vnderſtan, funder bat an finen Superin- 
tendenten vnnd Ouericheit bringen effte bringen lathen. 

Thom drüdden weld findt denne die graben jnn eheſaken? 
dat ſchal ein jeder parher alfo mercken. Die erfle grad finde bros 
ber und fufter. Die ander Boleken Einder, efft dar ein broder 
ſines broders effte ſuſter dochter nimpt, Vnd dit nemlid bat 
einer fines broders fufter neme, js jm gefette od vorbaben, 
Auerft Boleken Einder nicht, alfe vorhen daruan gefecht. Die 
drüdde grad Boleken Finder finder, edder dat ein Broder efft ſu⸗ 
fter fines broders efft fufter kindes kindt nymmet. Die vierbe 
gradt, Boleken Einder, kinder Binder, efft dat einer fine Bros 
ders Findes, kindes Eindt, nymmet, und diefen vierben gradt 
wete top nicht to verbedende, flellen dennoch bat to werthlider 
Duericheit. i 


15682. LXXVE Pommerſche Rtechenobuung. 13 


Thom vierben [hal ein pacher od teten, bat ethlick hitt 
Linea equalis, dat j6, dar de perfonen glicke verne van einans 
der under dem flammen finbt, alfe. 

Batuel j 
Mebecca Laban 
Jacob Rrachel Lya. 

Jacob mith Rachel und Lya ſinth glike with, nemlid jm 
andern gradt vam Stamme, bat js to Batuel, vnd ſindt Boles 
ken kinder, Wente Rebecca vnd Laban ſindt ſuſter vnd broder, 
vnd bir merck de Regel, So veel perſonen tom Stamme finth, 
fo veel gradt finth od, ben Stam vthenahmen. 

Linea auerſt jnequalis je, dar ein perfon wieder js vam 
Stam, wenn be anber. 

Zhare 


Abraham Nachor 
Iſaac Bathuel 
cca. 

Rebecca js jm druͤdden grade van Thare, Ifaac auerſt nur 
jm anderen, dennoch ſindt Iſaac und Rebecca jm druͤdden grade, 
wente merck diſſe Regel, Inn welckerem grade de vernſte vam 
Stamme js, jnn deme foluen grade, horen fi bie, perſonen 
undereinander the, 

Thare 


Abraam Aram 
Sara. 
Sara js jm andern gradt to Thare alſo js fe ock jm andern 
gradt mit Abraham, vnnd hefft Abraham ſines broders dochter 
gehat, welcker her nach jm geſette vorbaden werth. 


Ban Schwegerfchop. 


Des Mannes blutfrunde horen finer frowen fo nha tho, 
alfe fe dom Manne to horen, ond webderumb der frowen frunde 
horen sem Manne fo na to, alfe fe ehr to horen, Alfo mins 
broders frowe horet my to jm erften leth, wente id bin mit mis 
nem broder jm erften lech, Mines broders ſons frume, horet 
my to jnn ander leth, Wins broders ſons fons frutve, horet my 
tho inn druͤdde geleth, vnd alſo vordan, Alfo webderumb miner 
fruwen broder, horet my to inth erfte leth, Miner fruwen bros 
ber fons fruwe, horet my to int ander leth, und alfo vorban. 

Thom andern, wowol die Man ben blothfrunden finer fros 
wen fchiwegerfchop haluen vorwandt js, Vnnd ber frowen bloth⸗ 
frunde dem Manne, So findt darumb nicht bie blothfrunde des 
Mannes alfo vorwandt de blodtfrunden der frumen, vnd wed⸗ 
derumb de blotbfrunde der frumen ben blothfrunden bed Mans 
nes, dat js, frunde und frunde befchmwegeren fi nicht, mente 
idt gebet alleine man unnd frumen an, Alſo td ſchal mp nicht 
vermalen mich mines wiues blodtfrunden beth jnt druͤdde geleth, 
Bund myne frume, mith minen blothfrunden, Auerft myn bros 
der nicht alfo, mente myn broder mad) myner frumwen fufter neh⸗ 
men, Vnd myne fufler, mach myner frumen brober nehmen, 
vnd myn vaber mach myner frumen mober nehmen, Twe bros 
ber mogen, twe fuftern nemen, bie Vader und de Sone mogen 
moder vnd bochter nehmen. | 

Thom drüdden jnn der Swegerfchop werben verbaden ewich⸗ 
lick de perfonen inn der vpfligenden, und nedderſtigenden linien, 
Alfe my js verbaben mine ſtiffmoder, alfo od miner ftiffmoder 
moder, ond alfo vmmer henup, Alfo is my verbaden mine ſtiff⸗ 


dochter, alfo ock miner filffbochter dochter, vnd alfo ewichlick 
henaff, wente bit allent vnder dem namen Vader vnd Moder, 
Son vnnd Dochter, begrepen is. 

Thom vierden, op der halue ſchal nymandt nemen ſines 
Sons Fruwen, vnd keine Fruwe ſchal nemen erer dochter man, 
Alſo od ſchal nemant nemen ſines broder fruwen, Item Süs 
ſterman, Demna ock nymandt ſchal nemen ſins Vabers wiff, 
wente ſolckent alle kompt int ander leth. 

Volgen Taffeln in welckern alle vet. fo im 
Gostliden ock keyſer Rechten verbaben find, ges 
nometh werben. 

De erſte Taffel fettet de Moſes nambafftig verbaden hefft, Zemitici 19. 

Sine Mober. 
Stine Stiffmoder. 
Sine Süfter van Bader und Moder. 
Sine Süfter vam Vader alleine, 
Ken man Effte van der mober alleine, bat is fine ftiffs 
{hal nemen fufter. 
Sines Sons bochter. 
Siner dochter dochter. 
Sines Vaders Suͤſter. 
Siner Moder Suͤſter. 
Eines Vaders broder wiff. 
10 Sins Sons wiff. 
11 Sines Broders wiff. 
12 Sines Wiues moder moder. 
13 Sines wiues vader mober. 
14 Sines wiues moder. 
15 Sime Dochter. 
16 Sine Stiffbdochter. 
17 Sines Stiffſons dochter. 
18 Siner ſtiffdochter dochter. 
19 Simer fruwen Soͤſter. 
Deſſe nauolgende perſon, find ben vorigen gelick in graben, darumb 
fe od verbaben findt. 
Sines vaderd mober. 
21 Siner Moder mober. 
22 Sines broder dachter. 
23 Siner Süfter dochter. 
24 Siner mober broder Fruwe. 
25 Sines brobers ſons Fruwe. 
Kein man 26 Siner Süfter ſons Fruwe. 
ſchal nemen 27 Siner Fruwen broder dochter. 
23 Giner fruwen Suͤſter dochter. 
29 Siner Fruwen vader Suͤſter. 
30 Sins ſons ſons Fruwe. 
31 Siner dochter ſons Fruwe. 
32 Sines vaders ſtiffmoder. 
33 Siner moder ſtiffmoder. 
34 Siner Fruwen modber Suͤſter. 

Diewile auerſt ock in der vpſtigenden linien an der ſiden vnſer 
oldern, vnd voroldern, Suͤſtern und broder, und ereiftomen, Item 
vnſer Suͤſter vnd broder kinder, Item vnſer Suͤſter vnd broder kin⸗ 
der frowen, inn der affſtigenden linien vorbaben find, Sind ock 
dieſe nauolgende xvj. perſon vorbaden, vnd bym vuͤre verbaden. 

35 Sins vaders vaders ſuſter. 
36 Sines vaders moder Suͤſter. 


> RO = 


oe 





14 


37 Siner moder vaders ſuſter. 

38 Siner Moder moder ſuſter. 
39 Sines Broders ſons dochter. 

40 Sines broders dochter dochter. 


Kein man 41 Siner Suͤſter ſons dochter. 
ſchal thor 42 Siner Suͤſter dochter dochter. 
ehe nemen 43 · Sines vaders vader broder Fruwe. 


AA Sines vaders moder broder Fruwe. 
0 45 Siner moder vaders broder Fruwe. 

46 Siner Moder moder broder Fruwe. 

47 Sines Broders ſons ſons Fruwe. » 

48 Sines broders dochter fonds Fruwe. 

49 Siner Süfter fons ſons Frume. 

50 Siner Süfter dochter fons Frome. 

DE fchaltu hir merdien, dat glifer wife vorbaden is to ne 
mende, vnſer Didern vnd voreldern Broder Süfter od ere fruwen, 
alfe ock vnſerer oldern vnd voroldern broder effte fufler- Einder, 
Alfo od in der affſtigende lineen, Alfe my is vorbaden, miner 
Fruwen mober fufter, Alſe fchal id od verbaden holden, miner 
Fruwen mober fufter kindt, wowol hirinne mach Difpenfirt 
werben alfe vörgefecht. 

Beichlut. 

Diffe Kerckenordening, is geftellet, nicht als moſt idt vth 
noth alſe ein beſtimpt Gades denſt geholden werden, vnnd alſe 
ſundigede einer, ſo he idt anders hielde, Sundern iß geſtellet vmb 
der einthfeldigen Parherrn, die idt nicht beter weten vnd dennoch 


vp dat wy alle hir in dieſem Forſtendohm einerley wieſe vnd 


gebruck foͤren, Schal ein jeder Parher, vth frier Chriſtliker leue, 
ſick hirinn gerne begeuen, vp dat twiedracht vnd vneinicheit da⸗ 
ruth argernis by dem volcke enthſteeth verhoͤdet werde, vnd dat 
wy alſo alleſampt dieſe Ordning eindrechtich holden, beth ſo 
lange eine gemeine vnd betere Ordning geſtellet werde auer de 
gantze Chriſtenheit, dat Godt geue dat idt balde geſchee, Amen. 


Ban Vierdagen vnd ſunderliken Feſten fo me ym jar holden 


ſchau. 

Erſtlick, Schal de Sondach na Chriſtlicker loͤffliker wiſe, 
dem gebade Gaden ha, hillich vnnd fierlich, geholden werden. 
Vnd hir ſchall ein jeder vormanet ſin, Dat he den Sondach 
nicht verunhillige vnd mißbruke, dorch vullerye, ſchwelgerye, 


1568. LXXVXII. Halliſche Sirchenorbuuug. 


leddich gange tho volgen, Sondern Gades wort hoͤren, vnd de 
ſynen ock darhen holde, leren den Catechiſmum, Gaͤn thom 
Sacrament, Beſoken de Krancken, tho troͤſten de Armen, Ha⸗ 
derige ſaken to frede tho ſtellende, Wente ſolcke ſindt wercke des 
Sondages, Vnd dat keiner vth freuel mit vorachtinge vnd vor⸗ 
ſumnis, des Hilligen Godtlicken wordes, corperlicke arbeit do, 
Wente ſolckent werth Gott, vnnd wertlicke auericheit ſtraffen, 
Alſe ock inn den Keiſer Rechten ſtehet C. de ferijs. 

Auer und neuenſt dem Sondage, ſcholen od diſſe Feſta 
Chriſti geholden werden. 

De dach der Gebort Chriſti, mit den twen volgenden da⸗ 


gen, S. Stephens vnd S. Johans. 


Den Nyen jars dach, van der beſchnidung Chriſti. 

De dach Epiphanye, dat is der erſchininge, dar de wiſen vth 
Morgenlandt, dorch die erſchininge des Sterns, to Chriſto kamen. 

De dach der Offeringe Chriſti in den Tempel, ſo me no⸗ 
meth Purificationis Marie. 

De dach Annunctiationis Marie. 

De Oſterdach, van der Vpſtandinge Iheſu Chriſti, mith den 
twen volgenden dagen. 

De dach ber Hemmelfardt Chrifti. » 

De Pingſtdach, van der fendinge des hilgen Geiſtes, mith 
den twen volgenden dagen. 

Der hilgen Drefaldicheit Feſt vp den negften Sondach nha 
Pingſten. 

Sir ouer ſcholen od diſſe Feſte geholden werben. 

De dach S. Johnns des Dopers, to eren dem hilgen Pre⸗ 
digampt des Euangelij van Chriſto. 

De dach Viſitationis, do Marie ere fruͤndinne Elizabet 
beſocht hefft, vann wegen der Hiſtorien des Euangelij. 

De dach Michaelis, dar an van den Hilgen Engelen to 
predigende. 

Am tage der hilligen Apoſtel mach me wol Predigen, auerſt 
is nicht van noͤden to firende. 

Alſo mach idt ock mit etlicken andern Feſten der hilgen, 
welckerer Hiſtorien im Euangelio beſchreuen ſind, geholden 
werden, Als dar find ©. Paulus bekeringe, Marie Magdalene, 
S. Johans enthöuedinge. 

Solcke vnd der geliken gude Hiſtorien van den leuen Hilgen, 


ſpatziergande, effte mit andern laſtern, be dar plegen vth dem mach ein Prebiger wol vp einen Sondach, vor effte nha nemen. 


1543. 


LXXVII. 


d m der Kirchen, inn eins Erbarn NRaths zu Schwäbiichen Hall, Oberfeit und gepiet 
—— Gedruct' zu Schwäbiſchen Ball, Dusch Paneratium Sauecken. Anno MDXLII. 


Der Verf. dieſer K.⸗O. ift Brenz; ihre Grundlagen 
find die Nürnb. und Württemb. K.⸗O. (Nr. XLII. 
LIV.), vergl. Hartmann unb Jäger, Johann Brenz, 
Bd. II. ©. 81 fi. 


* * * 


Bon der Leer. 

„Das fürnemift und das hauptſtuͤck, fo in der Chriſtlichen 
gemein gehandelt werden fol, ift bie leer Goͤtlichs worte, welche 
auch iſt ein werckzeug, dardurch der heilig Geiſt, auß goͤtlichem 


gewalt, inn dem menfchen, alles was zu dem rechten heyl vnd 
ewiger ſeligkeyt nutzlich vnd nötig, außrichtet. 

Die Summa aber ſolcher leer beſtehet darauff, das der ewig 
Almechtig vnd barmhertzig Gott, nach dem der menſch in die 


ſuͤnd gefallen, vnd durch die fünd der ewigen verdamnuß ver» 


pflicht iſt worden, habe ſeinen lieben eingebornen vnd ewigen 
Son IESVM CHRISTVM vnſern Herren, den er zuuor denn 
heiligen Patriarchen, und durch die Propheten verheiffen ,. inn 
biſe weft gefanbt, vnſer fünd zu büffen, uns mit Gott dem Vat⸗ 
ter zu verſoͤnen, und und durch fein todt, von dem ewigen todt, 





. 1543. LXXVI. Halliiche Kirchenorduung. 15 


und verbammus zuerlöfen, Vnd das wir auß keinem verdienſt 
vnſerer eigen gerechtigkeit, fonder alleinvon wegen deß verdienſts 
onfers lieben Herren Jeſu Chrifti, den wir mit dem glauben an⸗ 
nemen, vor Gottes gericht, frum vnd gerecht geurteilt, und die 
feligteit im Himelreich erlangen, das auch wir hernach, gute 
werd? fo von Gott gebotten, als früchte des glaubens, zur gehors 
famen dandbarkeit thun, und ein vnſtreflichs leben, Gott zu lob, 
und onferm nechften zu nuß, füren follen. 

Nun iſt folche leer, auch alles was zu jrer beuefligung, er 
leuterung vnd erfldrung nuglich und notwendig, Inn der heilis 


gen Biblin, Alts und Newes Zeftaments, fo genant werben, | 


Libri Canonici, durd) den heiligen Geift, gang gründtlich und 
reichlich verfaft und begriffen, Derohalben fol die Biblia, als 


der ſchatz der Chriftlichen Kirchen, und das recht buch deß heili- | 
gen Geifts, allen LZeerern und Kicchendienern am fleiffigiten bes | 


folhen fein. 

Dieweil aber inn ber zwiſpaltung der Religion, ein yetliche 
parten fich ber Biblien beruͤmpt, auch mancherley falfche deu⸗ 
tung durch die unuerfiendigen eingefüret wuͤrdt. Darmit nım 
der recht verflandt und einigkeit der Chriftlichen leer inn ber 
Kirchen erhalten, fo follen die Artickel, fo zu difer zeit in der Res 
ligion ffreittig, nach der Augfpurgifchen Confeffion und Apo⸗ 
logia (barinn fie mit beflendigem geundt der heyligen Schrifft 
klaͤrlich geörtert) verflanden, geleeret und ’geprebigt werden.‘ 


Ordnung des Tauffs. 


„Der Tauff iſt das erſt Sacrament, dardurch wir Chriſto 
vnd ſeiner Kirchen eingeleibt werden, iſt auch, wie Paulus ſagt, 
ein Bad der widergeburt vnd ernewerung des heiligen Geiſts, dar⸗ 
durch Gott vns ſelig macht, darumb ſol der Tauff, mit allem 
fleiß, vnd auſſerthalb der not, mit nachfolgender Ordnung inn 
der Kirchenverſamlung, ausgeteylt werden.“ Dieſe Ordnung 
ſchließt ſich im Ganzen an die Nuͤrnb. K.O., doch hat fie 
auch. manche Eigenthuͤmlichkeiten; der Taufbefehl wird nicht 
nur aus Marc. X., fondern aud) aus Matth. XVII, und 
XXVIII., Marc. XVI. nachgemiefen; anflatt der Beſchwoͤrun⸗ 
gen ber Nuͤrnb. findet fi nur bie Srage: „Widerfagftu dem 
Zeuffel und allem feinem anhang ?”, zwiſchen dem Begießen und 
Eintauchen wird die Wahl gelaffen, das Belleiden mit dem 
Weſterhemd und die Auflegung der Hände während des Vater: 
unfere, endlich die Schlußerinnerung an die Gevattern fehlt. 


Bon dem Gähetauff. 


„Iſt aber das Kind, im namen des Vaters und des Sons 
und des heiligen Geiſts inn einer eyl vnd Gähetaufft, fo ſol es, nach 
dem es mit dem weſenlichen ſtuͤck, darauff der Chriſtlich Tauff 
beſtehet, getaufft, nicht widergetaufft, ſonder auff nachgehende 
weiß ber Kirchen verkuͤndigt vnd beuolhen werden.“ Dann An⸗ 
kuͤndigung deſſelben Inhalts, Aufforderung das Kind als Glied 
der Kirche anzuerkennen, und fuͤr daſſelbe die goͤttliche Gnade 
zu erbitten, endlich das Gebet: 

„Alewechtiger ewiger Gott Vater, der bu durch bie Suͤndt⸗ 


flus ıc.” ' 
’ (vergl. die Nuͤrnb. K.O.) 


Bon dem Gatechifmo. 
„Es dat Chriftus die Jugent inn rechter Gottis forcht und 


sucht fo hoch und thewer beuolhen auff zu ziehen, das er ernſt⸗ 
fich ſpricht, Wer ein ſollichs Eindt auffnimpt inn meinem nam, 
ber nimpt mich auff, Wer aber ergett difen geringften einen, 
die an mich glauben, dem were beffer das ein mülftein an fein 
hals gehengt und erfeuffte wuͤrde, im Meer, da es am tieffeften 
ift. So iſt auch die Jugent, das Volck, dardurch nicht allein 
die Burgerlich policey, fonder auch die Chriſtlich Kirch inn difer 
welt, auff die Nachkommen biß an Süngften tag zugebracht 
und erhalten wurdt. Vnd wiewol die Kinder, die verzeihung 
der erbfünd inn dem Tauff, von megen Jeſu Chriſti, bem fie 
eingeleibt, entpfangen haben „jedoch, fo bleibt dennocht die art 
aller böfen luͤſt und neigung beid, wiber Got und den Nechften, 
inn blut vnd fleifch ſtecken, welche auch ſich mit benn Jaren, und 
zunemung beß alters offentlich ereigt. Darumb erfordert die 
ehehafft not, das die Jugent, beid, inn Heufern von denn 
Haufuättern, ond inn der Kirchen von benn Pfarheren, im Ca: 
techifmo (dag ift) imm rechten. grundt. deß Chriſtlichen Glau⸗ 
bens auff das fleiffigft underricht, auch zu mwarhafftiger erkant⸗ 
nus onnd forcht Gottis mit ernſt gezogen werd. ' 

Darmit aber die Jugent ein gewiſſen grundt der Chriſt⸗ 
lichen leer vnd nicht durch mancherlen tmeitleuffige‘ leer ver- 
wirret, auch nicht auff das vngewis gefüret werde, fol man fie 
denn nachfolgenden Catechiſmum leeren, vnd fie anhalten, den 
felben von wort zu wort aufwendig zu lernen.” 

(Hierauf folgt der Brenz’fhe Katechismus.) 


Bon der Abfolution. 


„Nach dem Catechifmo folget die Abfolutio, welche iſt ein 
groiffe entbindung von ben fünden, durch die gemein vnnd fon- 
der predig des Euangelions Jeſu Chriſti. Dann mwiewol mir 
inn Jeſum Cheiftum getauft, vnd inn rechter Chriſtlicher leer 
aufferzogen fenen, yedoch, dweil die erbfünd jr Frafft und wir⸗ 
dung, (doch on verbamlichen nachteyl des glaubigen) Inn blut 
vnd fleifch fuͤr vnd für behaltet, fo feyret fie nicht inn dem mens 
ſchen, barzu hilfft auch der Teuffel gar gemaltiglich, das wir 
nicht allein Eein volkommen gut werd? volnbringen, ſonder fallen 
auch zu zeiten in mancherley finde, vad grobe fchendliche laſter, 
die Chriftus, und der glaub an Chriſtum, gar nicht neben inen 
gedulden mögen. Wil man nun wider Die anmutung der fünd 
und des Teuffels, im glauben geſterckt, und fo man jn die fünd 
vermilligt, auch fie mit der that volnbracht hat wiberumb mit 
Gott verfönet werden, So mus man rechtgefchaffne Chriſtliche 
bus thun, darinn, nad) erfantnus der fünd, und vertrawen zu 
Chrifto, die Abfolution entpfangen, und das betrübt gewiſſen, 


durch die Prebig def Euangelions Chrifti, der verzeihung ber 


fünden vor Gott vergewift, und zufrieden geftellet wuͤrdt. 

Darumb follen die leut vermanet werden, daß fie fich, inn 
anfechtung jter fünden, vnd fürnemlid, wann fie das Sacra⸗ 
ment deß Nachtmals entpfahen wöllen, zu vor jren Paftorn 
ond Seelforger anzeigen, jres radts, wo fie deffelben notdärfftig, 
oflegen, ſich befonderlich vnderrichten Laffen, und die Abfolution 
begeren, darmit das gewiffen, durch follich fonderlich geſprech, 
rechten Chriftlichen bericht und troft entpfahe. - | 

So nun die leut nacheinander, und fonderlich verhöret, auch 
sur anbörung der Abfolution verfamlet, und von wegen jres vn⸗ 
bußfertigen lebens, oder anderer wichtigen vrſachen halben, nicht 
angeftelt feyen, folder Pfarher oder Diaconus die volgenbt Predig 


16 - 3548. LXXVMII. Sallifche Kitchenorbnung. ’ 


verleſen.“ — Die erfte ber hier folgenden Ermahnungen zeigt zu 
Apoſt⸗Geſch. U. 36—39., wie bie Predigt des göttlichen Ges 
feges die Suͤnde erkennen lehre, wir aber beibiefer Erkenntniß nicht 
wie Gain, Saul und Judas fiehen bleiben, fondern zu Dem 
fortgehen muͤſſen, ber uns mit Gott verföhnet habe, wofür das 
Abendmahl die Buͤrgſchaft gebe. Die zweite, über Joh. XX. 
21 23., ſtellt die Büßende im Evangelio, den Petens und 
den Schaͤcher als Vorbilder wahrer Buße dar. Die erfte und 
zweite ber Abfolutionsformeln gehören der Nuͤrnb. K⸗O. an; 
bie britte lautet: 

„Das tt gwißlich war, vnd ein tewer werds wort, das Je⸗ 
fus Cheiftustommen iſt inn bie welt, die fünber felig zumachen, 
hierauff verfündige ich euch verzeihung aller ewer fünd, von 
wegen Jeſu Chrifti, und fag euch derfelben allen ledig vnnd loß, 


im namen des Baters, und des Sons, vnd bed heiligen 


Geiſts, Amen.” 

Am Schluſſe Gebet um die Kraft des h. Seifles zum Wis 
derſtande gegen die Sände und zur Zührung rechten göttlichen 
Wandels, und Gegen. 


x Von dem Abentmal Ehrifti. 


„Das Abentmal, fo inn ber Chriftlichen: Kirchen gehalten 
wuͤrdt, iſt nicht von der menfchen gutbebundten erdacht, ſonder 
von unferm Derren Ehriſto ſelbs eingeſetzt, geftifft, und inn der 
Kirchen, biß an den Juͤngſten tag, zugebrauchen, verordnet. 

Vnd, dweil Chriftus ſeins todts darbey zugebenden beuilhet, 
ſo gibt er darmit zuuerſtehn, das, das Abentmal ſey ein vbergab 
aller Guͤter, die er mit ſeinem todt erworben hat, vnd gleich wie 
die am Leib vnd Blut Chriſti ſchuldig werden, die vnwirdig 
von diſem Brot eſſen vnd von diſem Kelch trincken, alſo gnief⸗ 
fen warhafftiglich des leibs vnd bluts Chriſti, alle, fo diß eſſen 
vnd trincken, wirdig thun. Es bezeugt auch Sanct Paulus, 
bie Corinther ſeyen mit einem ſterben geplagt worden, das fie 
mit dern Abentmal Chriftt unorbenlich vnd ungefchichtlich vmb⸗ 
gangen feyen. 

Darumb fol follich Abentmal nicht allein von einem yetli- 
chen inn fonderheit, mit rechtem glauben, zu ſtercken das ges 
wiſſen, entpfangen, ſonder auch inn ber Gemein mit aller ors 
denlicyer zudyt gehalten werden. | 

So nun die Communicanten verhöret, Die Abſolution ent⸗ 
Mangen, auch Brot und Wein zum Abentmal, ivie e8 fich ges 
buͤret, vorhanden, vnd zubereit, fo fol der Kirchendiener dife 
nachfolgende Predig verlefen. Das erſte der bier folgenden 
drei Formulare iſt aus der Nürnb. K. O. entlehnt. An bie 
Vorlefung bes einen ober andern ſchließen fich das Vaterunſer, 
bie Einfegungworte, die Communion (mit der Formel: „Der 
Leib vnſers Herrn Chriſti bewar dich zum ewigen Keben”, 
„Das Blut wnferd Herrn Chrifti fey ein abwaſchung ‚aller 
deiner fimb, Amen.“), dann (bei der Communion eines Kran⸗ 
Ben, im Haufe, oder an Werktagen) das Schlußgebet aus Lu⸗ 
thers Deutfcher Meſſe, der Segen. 

Von den: Bemeinem Gebeet, und Litauen 

„Dan ſol auch, das gemein Gebeet, inn ber Kischen zußalten, 
vnnd für zufprechen, nicht vnterlaſſen. Dumm, wiewol Ehriſtus, 
die, fo offentlich inn den verfamlungen, und auff ber gaffen 
besten, ſtraffet, vnd beuilhet heimlich inn dem kemmerlin zu 


beeten, vedoch, ſo wil er hiemit, nicht das gemein notduͤrfftig 
Chriſtlich, ſonder das unnüg, gleißneriſch vnd ehrgeitzig gebeet, 
verworffen haben, wie auch das Vater vnſer, ſo Chriſtus ſeine 
Juͤnger ſelbs geleeret, inn die form eins gmeinen gebeets geſtelt 
iſt. So ſeyen die heiligen Apoſtel, ſampt andern Juͤngern, 
nach der Himelfart Chriſti, einmuͤtig bey einander im Gebeet 
vnd flehen geweſen, haben auch ein gemein gebeet, inn der waal 
deß heiligen Apoſtels Matthie, offentlich inn jrer verſamlung ge⸗ 
fuͤret, wie Lucas, Acto. j. ſchreibt. Sie haben auch vnter jnen 
ein gemein offentlich gebeet gehalten, da Petrus vnd Johannes 
widerumb aus der gfengnus kamen, vnd verkuͤndigten, was mit 
jnen gehandelt worden ſey, Acto. illj. 

Es iſt aber keins wegs zugedenden, das, das werck des ges 
meinen gebeets, ſo es ordenlich außgericht iſt, fuͤr ſich ſeibs 
gnugſam ſey, Gottis gnad vnd hilff zuuerdienen vnd zu erwer⸗ 
ben. Solche meinung ſtrafft Chriſtus, da er ſagt, Die Hey⸗ 
den meinen, fie werben erhoͤret, wann fie viel wort machen, Eß 
iſt audy Diefe meinung ſtracks wider den verbienft vnſers Herrn 
Ehrifti, gericht. Sonder daB gemein gebeet iſt darfuͤr zuhalten, 
das die. Kirch dardurch erinnert werbe, wie und was ein jetlicher 
allein, und inn fonderheit beeten fol, auch, das ye einer aus 
des andern vorbild gereigt und bewegt werde, bie gemein oblis 
gendt not, defter ernfllicher ben ſich felbs zubebenden, unnd vn⸗ 
fern Herrn Gott, den Himelifcdyen Vater, durch feinen lieben 
Son Jeſum Chriftum defter fleiffiger anzuruͤffen.“ — Das ges 
meine Gebet ruht zum größten Theile auf dem Nürnberg. 
Formular; die Litaney, weiche zur Zeit gemeiner Unfälle zu ges 
legenen Tagen in ber Woche gehalten werden foll, „nicht bifer 
meinung, bad durch ben verdienſt folder gehaltenen Ritaneyen, 
Sott verfönet, und der vnfal verjagt, fonder, das die Chriſtlich 
mein, ond fürnemlid, das Jung Bold, durch die offentich Li⸗ 
taney erinnert werbe, was man inngegenmwürtiger not; on unters 
laß bitten fol, anch tie not es fey, vechtgfchaffne Chriftliche buß 
zu thun“, ift die Luther'ſche. 


Wie man bie Eheleut einlepten fol, 


„Der Ehelich ftandt, ift Gottis Ordnung vnd flifftung, das 
daraus die Kirch von Linder zu Einde Binder biß an Juͤngſten 
tag, erzogen werde. 

So hat auch Gott das geheimnus onfers lieben Herrn Jeſu 
— vnd feiner Kirchen durch den Ehelichen ſtand abmalen 
woͤllen. 

Vnd nach dem bie Eheklich verpflichtung, nach Goͤtlichem 
vnd ordenlichem Rechten geſchehen fol, und was ehrlich vnnd 
Goͤtlich iſt, das liecht nicht ſchewet, auch niemands durch arg⸗ 
woͤniſch beywonung, feinem nechſten ergerlich fein fol, zu dem, 
das den Eheleuten mancherley aufechtung, darinn fie Gottis 


gnad vnd hilff notduͤrfftig ſeyen, begegnet, ſo ſol der Ehelich 


Contract, der bo nach Goͤtlichem und ordenlichem Rechten fürs 
genommen: tft, offentlich beftetigt, vnd dariun, der Kirchen fuͤr⸗ 
bit demuͤtiglich begeret werben. 

Darumb, tft e8 von vnſern Worfar wol und nutzlich bes 
dacht, das bie newen Eheleut, zuuor, Inn ber verfamfung ber , 
Kirchen verfündigt, vnnd der Chriſtlichen Kirchen Gebeet beuo- 
Ihen, darnach, Inn der Kirchen, offentlich eingefegnet werden 
follen.” — Die Verbindimgsformel iſt die Nürnb., die Er⸗ 
innerung, mit welcher bee Zrauact beginnt, hat denſelben In: 





1548. LXxvmm. Salliiche Rirchenorbuung. | 17 


halt wie die ber legtern, die Trauformel iſt aus beiden, ber 
Nuͤrnb. und Württemb. folgendergeftalt combinirt: 
„Se newem Eheleut, fo je nun woͤllendt ewer Ehelich verbuͤnt⸗ 


nus, wie es fich gebüret, befletigen Laffen, fo kumpt herzu, und |- 


bezeugt ſollichs mit offentlicher befantnus, vor der Chriftli- 
hen Kirchen, bie alhie inn Gottis namen verfamlet ift. 

Vnd nad dem bie newen Eheleut für den Priefter kom⸗ 
men, auch ber Priefter fie beide gefragt, ob ye eins das ander, 
zu feinem Ehegemahel haben woͤl, und fie das offentlich verjähen, 
ſo laffe der Priefter,, den Man dem Weib den Gmahel ring, 
vnd beid rechte hend zufamen geben, Vnd ſprech, 

Die Ehelich glübt und pflicht, die jr da vor Gott vnd ſei⸗ 
ner Kirchen einander geloben, beftetige ich aus beuelch der 
Chriftlichen Kirchen, im namen bes Vaters, und des Sons, und 
des heiligen Geifts, Amen. ' 

Was Gott zufamen füget, fol Bein menſch ſchayden.“ 

Am Schtuffe das Gebet aus der Nürnb., Vater unfer, 

en. 


Vom Kirchen fang, 


„Das Sfang Inn der Kirchen ift nicht allein ein orbenliche 
zierbe, fonder auch ein nutzlich werd, darin Gottis wort vnd 
Chriftliche leer gehandelt end gehbt werden mag. Dann, wies 
wol Gottis wort fürnemlich durch die gmein gebreuchlich rebe 
der predig zuuerkuͤndigen verordnet iſt, yeboch hat es ben heiligen 
Geiſt, inn den heiligen Propheten für gut angefehen, daß bie 
Goͤtlich leer, auch durch Gſang weiß inn der kirchen getrieben 
werde. So fagt auch Sanct Paulus, LKeeret und vermanet 
euch felbe, mit Pfalmen und Iobfengen vnd geiftlichen lieblichen 
liedern, und fingt dem Deren Inn ewerm bergen. Hieraus iſts 
offenbar, bas, das kirchen Sfang nicht für ein ſolchen Gots⸗ 
bienft zubalten fey, ber von wegen deß eufferlichen ordentlichen 
werds, Gottis gnad verdiene, ſonder, das er ein ſtuͤck der predig ſey, 
darin ein yetlicher fich felbs, und feinen mitfenger, ober zuhörer, 
des Goͤtlichen worts, nach anmelfung eines yetlichen Gſangs, 
erinnere, auch zu Sottis Lob, zu Gottis forcht und vertramen, 
zu troft und freub des gwiſſens gegen Gott auffwecke. Darumb 
fol man, die Pfalmen und geiftliche lieder, fo inn der heiligen 
Schrifft gegrändt, und wie fie, auch welche vom Superatten- 
denten beſtimpt, und verorbnet werden, zu feiner zeit, wie es fich 
ſchicken wil, und zum teyl hernach vermeldet wurdt, inn gmei> 
ner verfamlung der kirchen zu fingen verfchaffen. 

Vnd dweil der gröffer teyl der Kirchen dieſes lands allein 
die Teutſch ſprach fan, fo follen auch die Pfalmen und geiſt⸗ 
liche lieder Teutſch gefungen werben. 

Jedoch, nad) dem inn der Stadt ein Latinifche Schul vors 
handen, und bie Latiniſch fprach zu erhalten, inn viel weg 
nutzlich vnd nötig ift, So fol man zur vbung der Schuler die 
Ratinifche Chriftliche Gſang, neben den Teutfchen, wie es biß 
anher, nad) eröffnung deß Euangelions geübet, und hernach 
zum teyl verzeichnet wurdt, behalten. 

Vnd fo auff einem Dorff, ein Latinifche Schul were, mag 


der ſelb Pfarher, die Schuler auch etlich Latiniſch Chriſtlich 


Gſang, inn der kirchen fingen laſſen.“ 
Bon der Kirchen Klaydung. 
„san dem Geſatz Moſi ſeyen denn Prieſtern ſonderliche bes 


ſtimpte klapder inn jrem ampt zugebrauchen verordnet, vnd iſt 
u. 


mit ernſt beuolhen, das bie Priefter die felben anhaben, wann 
fie inn die hütten des Stiffts, oder zum altarı gehn, das fie 
nicht fündigen vnd fterben. 

Aber nad) dem Chriſtus kommen, das Lexuitiſch Prieſter⸗ 
thumb auffgehaben, vnd das Euangelion inn die gang welt 
außgebreitet ift, fo feyen bie vnderſchiedliche Priefterliche klay⸗ 
der abgethon, auch nicht newe eufferliche, an ber felben ftatt, inn 
bem Euangelio verordnet. 

Dann, die heiligen Apoftel haben nicht forg tragen, ober 
Statuten gemacht, Inn mas klaydung, fonder wie fleiffig 
und warhafftig , das Euangelion gepredigt, und die Sarrament 
außgetepit werben follm, Vnd darneben einem yetlichem land 
vnd vold frei gelaffen, ſich der klaydung halben, nad, jres lands 
gebrauch, und nad) erforderung der zucht und erbarkeit inn iren 
verfamlungen, zuhalten. 

Nach dem nun die Chriftlich Eich inn dem gebrauch der 
Hapder alfo gefreyet ift, das fie darinn, was lendlich, ſitlich, ers 
bar und zuͤchtig ft, anfehen ſol. Vnd aber die kirchen diſes 
Lande, deß Chorrocks gewonet, ber felb auch zur zierb und zucht 
nicht vndienſtlich, ſo haben wir den gebrauch, deß Chorrocke 
biemit nicht wöllen hinlegen.” 


Bon ben Feyertagen. 


„Es feyen audy im Gefag Moſi fonderlich Feft und Feyer⸗ 
tag gebotten, Aber Chriſtus fpricht, Dee Son des menſchen iſt 
ein Herr des Sabbath. Vnd Paulus, Lafjet eud) niemandt 
gwiſſen machen, vber beflimpte Feyertagen oder nemmonden 
oder Sabbather. Darumb, fol kein Feyertag , von wegen be 
Leuitifchen Gefag Mofi, welches durchs Enangelion auffgehaben 
iſt, der Chriftlichen Eichen auffgetrungen werden. 

Jedoch, dweil aud) hierin, der Eichen jr freyheit, nach ges 
legenheit der fachen zugebrauchen, von dem Euangelio gelaffen, 
vnnd aber bie burgerlich notdurfft erheifcht, ein Ordnung inn 
denn tagen zuhalten, barmit das Volck ein beflimpte gmiffe 
zeit wiſſe, inn die Kirchen zu kommen, Gottid wort zu hören, 
Gott inn gmeiner verfamlung einhelliglich zu loben, und fich 
der Götlichen gutthaten miteinander zu erinnern. Go follen 
die gewoͤnliche Yeyertag, wie fie hernach benent, offenlich vers 
kuͤndiget, und gebürlich, nad) gmeinem weltlihem Rechten, fo 
zu dienft der kirchen durch bie weltlich Oberkeit auffgericht feyen, 
auch derfelbigen aus fchuldigem gehorfam, gehalten werben. 

Alle Sontag. | 

Alter Apoftel oder Zwoͤlffbottentag. 

Der Ehriftag. 

Sanct Steffans tag, alfo das Sanet Steffans und Sant 
Johans des Apoftel und Euangeliften tag zuſamen für einen 
Feyertag gerechnet werben follen. 

Der nem. Zarf tag, oder Circuncisio DOMINI. 

Der Oberflag, Epiphaniae genant. 

Marie Liechtmeß, Purificationis genant. 

Marie verfündigung, genant Adnünciationis. 

Der Dftertag, vnd der nechft hernach folgend tag. 

Die Himmelfart Chriſti. 

Der Pfingſtag ſampt dem nechſtfolgenden tag. 

Sanct Johans def Teuffers tag. 

Marie heimſuchung, genant Visitationis. 

Marie Magdalene tag. 


„18 | -2B6B. EXKUm, HDalliſche Riechenorbunng,. 


Marle verfchledung, genant Assumptionis. 

Sanct Michels des Ertzengels tag. 

Aller heiligen tag. j 

Vnd nach dem die Feyertag allermeift, von wegen der Chrift: 
lichen leer verordnet fernen, das barauff die nötigfte artickel der 
Meligion , ordenlich erklaͤret -werben, fo iſt einem yetlichen 
Pfarhern zubedenden, ob es feiner kirchen nutzlich fen, nachfol⸗ 
gende ordnung in ber leer und prebig an ben fürnemlichen Fe 
fin zuhalten. Inn dem Abumt, wie er biß anher genant ift 
worden, mag man zu, vnd neben den gwonlichen Euangelien 
leeren vnd prebigen, von den promissionibus fo den heiligen 
MPatriarchen, von der zukunfft Chrifti verfprochen, und durch Die 
heiligen Propheten befchrieben ſeyen, Auch von der eigenfchafft 
deß Reiche Chriftt, wie e8 ducch die Propheten abgemalet, vnd 
hernach durch Chriftum und die Apoftel, aufgelegt, vnd erklaͤret 
worden ifl. 

Vnd ſeyen die felben promissiones fuͤrnemlich befchrieben, 
Gene. iil. Der Som bes Weide fol dir den kopff zerftechen, 
vnd du wirft in, in die ferſchen ftechen. Gene. xxii. Durch deis 
nen Somen follen alle Voͤlcker auff Erben gefegnet werben. 

Gene. xlix. Es wirt das Scepter von Juba nicht entwendt 
werben, noch ein meifler von feinen füflen, bis das der Hey: 
fand komme, vnd der wurdt der völdler heiligung fen. Deut. 
rvili. Einen Propheten, wie mich, wirt ber Herr dein Gott dir 
erwecken, aus dir und deinen brübern, dem folt jr gehorchen. 

I. Paralip. rollt. Wenn beine tag aus find, das bu hin 
geheft mit beinen Bättern, fo wil ich deinen fomen nad) bir er 
wecken, der deiner Soͤn einer fein fol, bem wil ich fein Eönigs 
reich beftstigen, dee fol mir ein haus bawen, und ich wil fein 
ſtul beftetigen ewiglich, ich wil fein Water fein, vnd er fol 
mein fon fein ꝛc. Diſe promiffion bem Dauid gethon, ift her: 
nach inn etlichen Pfalmen und inn ben Propheten, fonberlich 
inn Eſaia, fo herlich und fo reichlich heraus geftrichen,, das es 
mit wenig mworten hieran nicht zu erzelen ift, Darumb follen die 
Pfarhern, alles, fo inn den ſelben, von der zukunfft und eigen- 
ſchafft des Reiche Chriftt befchrieben ift, fleifitg auff mercken, 
vnd der Chriſtlich gmein getrewlich fürtragen, das man ein ver⸗ 
ſtand habe, war zu und Chriftus nuͤtz vnd nötig fen. 

Vom Chriflag an, biß auff Pnrifteationis, tft bequemlich, 
die Hiftorien von der Geburt Ehriſti, und mas ſich umb bie felb 
zeit verloffen, wie ed von den Enangeliften befchrieben tft, zu 
handlen, und zu erklären. ' 

So erinnert das Feſt Purificationis an jm felbs, das da⸗ 
tauff zu leeren fen, nicht allein wie die Pindtpetterin ſich zuͤchtig 
und Chriſtlich inn zeit jrer kindtpett halten follen, ſonder auch 
von der herlichen kuntfchafften, fo Symeon ond Anna dem find 
Jeſu gegeben, das es fey der recht warhafftig Meſſias. ' 

Inn deraften, Quadragesima guant, tft von ber buß und 
was ber felben angehörig, zw prebigen. 

Die Charwochen vnd fonderlih ber Gruͤndonnerſtag und 
Charfreytag, feyen dem Paffion zugeeignet. 

Von Oftern an bis auffAscemsionis, fol die Hiſtoria Resur- 
rectionis Christi, wie fie aus den Buangeliften zuſamen con- 
cordirt ift, auff das fleiſſigſt geprebigt, und erklaͤret werben, das 
. die Besurrectio Christi, weiche iſt, deu haubt artickel vnſers 
glaubens, ben Volck wol eingeblibet, und barbusch der glaub vn⸗ 
ferer vrſtendt durch Chriftum eingepflangt, vnd confirmirtwerbe. 


AscensionisChristi, und von bannen biß auff Pentecoftes, 
ſchickt fich das erft Capitel in Actis Apostolorum. 

Auff den Pfingflag und Feyertag hernach gehöret, das an- 
ber Gapitel in Actis Apostolicis. 

Auff den Sontag Trinitatis iſt gut, das man auff das 
aller einfeltigſt Ieere, wie nur ein Goͤtlich weſen ſey, vnd feyen 
doch Drei vnderſchiedlich perfonen inn einem eingeligen Göt- 
lihem weſen. 5 

In den andern nachfolgenden Sontagen biß auff ben Ad⸗ 
ut, mag man bie Sontaglichen Euangelten, oder nad, bes 
Superattendenten radt, ein, ganken Euangeliſten ordenlid 
predigen. 

Am tag Ioannis Baptistae, mag neben ber Hiftorien von Jos 
hanne, auch von dem Tauff, vnd jrer eimfagung, des erfter 
Minister Johannes geweſen tft, geleeret werden. 

An der heiligen Apoftel tag, fol das ministerium Euan- 
gelij de Iesu Christo, durch bie Apoftel in die gang welt auß⸗ 
tommen, fleiffig commenbirt, und fein nug vnd notdurfft anges 
zeigt werden. 

Auff Sanct Michels tag fol geleeret werben von denn En⸗ 
geln das man die gnad und barmbergigfeit Sottis erkenne, inn 
dem, bad Gott zu unfer erhaltung vnnd beſchirmung die Engel 
verordnet bat. 

Was an den andern Feyertagen fürnemlich zu prebigen fey, 
wirt die Hiftoria des felben Feſts felbe mit bringen, Dann, 
ſolche Feyertag ye nicht dahin gericht follen werden, das man 
darauff leere, die heiligen als nothelffer anruffen, fonder, das 
man daran die nötigften ſtuͤck dep Chriftlichen glauben erin⸗ 
nert, vnd die fürnemften Hiſtorien bes Euangelions treiben 
und oben fol.“ 


Ordnung ber Veſper am Sambftag, auch anderen Feſt Ubent, 


„Der heilig Paulus fpeiht: Wann je zufamen kommet, 
kaffet alles zur beflerung geſchehen, auch alles züchtig vnd or⸗ 
denlich zugehn. 

Hierauf wöllen wir bie Veſper am Sambſtag, auch anderer 
Feſt Abent mit nachfolgender Ordnung halten. 

Inn der Stadt, vnd Sanct Michels Firchen, da die Latinifch 
Schul ift, fol man die Veſper Latinifch fingen, mit gwonli⸗ 
chem anfang, Deus in adiutorium meum intende, auch mit 
dreien oder vieren Pfalmen, nach des Pſalters Ordnung, ſampt 
der ordenlichen Antiphonen, auch Chriftlihem Responsorio, 
oder Hiymno, Darauff folget die Lectio deß Euangelions, fo amt 
nachgehenden Sontag oder Feyertag gepredigt fol werben. Auff 
die Lectio folget das Magnificat, ober Benedictus, eder Nunc 
dimittis, mit feiner Antiphonen, und hernad) mit einer Chrifts 
lichen Dration, fampt Dam gwonlichem Benedicamus beſchloſſen. 

Es mögen auch amı Abent der hohen Feſten, dus Venite 
exultemus Domino, vnd andere mehr, dem Feft gmefie Gſang, 
wie e8 zu yeber zeit vom Pfachern verordnet, gefangen werben. 

Vnd hie zwifchen, fo die Schüler, bie Vefper fingen, fol« 
ber Pfacher, fampt ben Diaconis, die leut, fo auff den folgen» 
den Sontag oder Feyertag, das Sacrament dei Abentmald 
entpfahen woͤllen, nacheinander orbenlich verhoͤren, vnd jres 
muͤglichen fleiß, ein yetlichs, in rechter erkantnus Gottis, auch 
was dem ſelben angehoͤrig, vnderrichten. 

Nah dem nun ein yetlichs inn ſonderheit verhoͤret, vnd 


2868. LXXVII. Halliſche Rirchmorbunug. , 19 


bee Abſolution begert hat, fol ein prebig, und bie Abfolution, 
wie es vorhin im Gapitel, von ber Abfolution befchrieben, 
verlsfen werben. 

Aber inn denn Dörffern, da kein Latinifche Schul ift, mag 
der Pfarher, zur Vefper ein Teutſchen Pfalmen fingen laffen, 
vnd barauff die verhörung der Communicanten fürnemen, 
fampt ber predig und Abfolution, wie jeg inn der Stadt Vefper 
angezeigt, So er aber ye das Gſang von wenig wegen ber leut, 


nicht gehaben mag, fol er doch die verhörung, fampt dee pres | 


dig und Abfolution mit fleiß außrichten.” 
Ordnung ber Kirchen ämpter am Gontag, vnd andern Feſten. 


„Am Sontag, morgens fruͤ, imm Sommer vmb feche vr, 
und im Winter vmb fieben vr, fol der Catechiſmus, wie er vors 
bin inn einem eigin Capitel befchrieben ift, Inn der Pfarkirchen 
zu Sanet Michel mit nachfolgender Ordnung gehalten wer⸗ 
den, nemlich das bie Fragſtuͤck auff den ein Sontag von ben 
kindern verhöret, vnd auff den andern Sontag orbenlich nach⸗ 
einander geprebigt und außgelegt follen werben. 

Vnd fo die Fragſtuͤck von denn kindern verhöret werden, 
ſol man erftlich das Kyrie eleifon, fampt dem Zeutfchen Glori 
fey Bott in der höhe fingen, ꝛc. Darauff fol der Catechiſta 
nad) geichehenem vorgehendem Gebeet, den tert deß Euange⸗ 
lions, fo auff den felben Sontag gfallen iſt, rocitien‘, vnd dar⸗ 
aus ein Locum communem, fur die Jugent leeren, hernach 
follen die finder ordenlich, ye par vnd par auffgeftelt, ye eins 
das ander die Sragftüd im Catechiſmo, offentlich zufcagen, und 
fo ſolchs biß zw feiner zeit volnbracht, follen die Feyertag, in 

der kuͤnfftigen wochen fällig, auch die ihenigen, fo ba wöllen fich 
Ehelich verheyradten, verkuͤndigt werden, und fo yenande das 
gmein Gebeet begert, fol es hiemit dam Gebeet ber kirchen be 
uolhen werden: Darauff ſollen die Zehen Gebot Teutſch ober 
ein ander geiftlich dand oder Lob gfang, nad) gelegenheit ber 


zeit, gefungen, und hernach ein Gebeet für bie Finder gefprochen 


werben, alfo lautent. | 
Laft vns betten. 


Allmechtiger Barmhergiger Gott Vater, der bu haft bein 
heilige Engel ben Kindern zu fhug und beſchirmung vätterlich 
verorbnet. Vnd bein lieber fon Jeſus Chriſtus unfer Herr, 


fich felbft der Kinder hat freundtlid angenommen, und geſpro⸗ 


hen: Laffendt die Kinder zu mir kommen, dan folcher ift das 
Himelreich, und fehendt zu das jr difer geringen Beinen ergert, 
noch verachtet, Wir bitten dich du woͤlleſt vns bein vaͤtterlich 
barmbergigkeit reichlich widerfaren laffen, und gnad geben, das 
wir nicht geergert werden, fonder durch bein heiliges eingeben, 
lernen, gedencken und behalten, was recht und gut ift, das felbig 
auch durch dein Erafft des heiligen Geifts volnbringen mögen, 
dur Jeſum Chriftum unfern HERRN, Amen. 
Darauff folget ber gemein fege. 
‘ Der Herr fegne dich und behüt dich, ıc. 


Aber auff den andern Sontag, nad) bem bie Schuler das 
Introit, kyrie eleyfon, vnd Gloria in excelsis, Latiniſch ge 
fungen, fol der Catechiſta mit vorgehenbem Gebeet, den text des 
Sontaglichen Euangelions, fampt einer kurtzen erpofition reci⸗ 
tirn, darnach tractirn vnnd erklaͤrern ein Fragſtuͤck im Gatechifs 


mo, und das für und für treiben, biß er den gangen Catechiſ⸗ 
mum nacheinander auf predigt, darauff wider Im Gatechifmo 
anfangen, vnd fort faren, das die leer deß Catechiſmi alwegen 
inn der kirchen fein fürgang habe. 

Vnd nad end diſer predig fol der Catechiſmus verlefen 
werben, barauff fol folgen die verfündigung der Feyertag, bee 
verlobten Eheleut, das gemein Gebeet, dad Teutſch gfang, 
en getvonlichem ſegen, wie vom vorigen Sontag ges 
agt ik. 

Auch wie bifer ander Sontag, alfo fol es auch auff de 
heiligen Feſt, mit der predig des gwonlichen Euangelions und 
Gatehifmi, zum fruͤampt gehalten werben. " 

Vnd, fo Sommunicanten vorhanden, die Abendts nicht verhds 
vet worden fein, die follen nach dem Catechiſmo, vor dem tage 
ampt verhöret, und laut vorgefegter ordnung Abfoluirt werden. 

Zum tagampt, fol ein Introit de tempore, Kyrie eleison, 
und fo es die zeit erleiden wil, Gloria in excelsis Deo und ' 
darauff ein Chriſtliche Dration, oder wie es fonft genamt, Col- 
lecta, vnnd nady ber Collecta, ein Graduale, oder Alleluia, 
oder ein Ehrifllicher Sequeng, darnach der text des Euangeliong, 
daruon man prebigen teil, und fo es die zeit erleiden mag, dar: 
auff das Symbolum Nycenum, vnd das alles Latinifc) gefungen 
und gelefen werden. So nu hie zwiſchen ſich die kirch vers 
famlet, und Sommunicanten vorhanden feyen, fo fol das Abents 
mal folcyer geftalt mit vorgehender Teutſcher ermanung, feg« 
nen, vnnd außteylung, wie «6 vorhin, inn einem fondeen Gas 
pitel verzeichnet, gehalten tmarden. Vnd dweil bie leut das 
Sacrament bes Abentmals entpfahen, mögen die Schüler im 
Chor das Sanctus Latinifch fingen. 

Nah der Kommunion fol folgen die Predig, vnd zuuor, 
bie gang kirch den Glauben, Teutſch, oder ein ander geiftlich 
gſang, das der zeit gemeß, fingen, vnd fo bie Predig volnendet, 
follen darnach die gmeinen Gebeet, für die Chriftlich kirch, für 
die weltlich Oberkeit, vnd für andere notwendige anligen, wis 
fie vorhin im Gapitel vom gmeinem Gebeet befchrieben feyen, 
verliefen werden. 

Vnd nad) dem, am end der Predig die krancken, bem Ges 
beet der kirchen beuolhen, auch das Almofen für die Armen ges 
fürdert, fo fol ein Teutſcher Pfalm gefungen, vnd das tagampt, 
mit dem gwonlichen fegen, befchloffen werben. 

Zu merden, das audy die finder, fo zu tauffen feyen, gwon⸗ 
lich nad) dem kyrie eleifon, und Collecta getaufft werden follen. 

So aber kein Communicanten vorhanden feyen, als dann, 
nad) dem im Chor das Introit, kyrio elaiſon, Gollecta, Gradual 
ober Sequeng gefungen, und der tert des Euangelions gelefen, 
fampt dem fang des Symboli Nyceni, fol gleich darauff fol⸗ 
gen bie Prebig, mit vorgehendem Teutſchem gfang, und endt- 
lichem bfchlus, wis vorhin angezeigt iſt. 

Am Sontag, nach mittag, fol zu zeiten ein predig, fo ber 
kirchendiener nicht zu wenig, vnd nit mit andern kirchen gſchaͤff⸗ 
ten vberladen ſeyen, gehalten werden. 

Man mag auch am tag Ascensionis vnd Pentecostes, die 
Non, mit Latinifchem gſang, eins Palmen, vnd Hymni oder 
Responsorij, wie es von dem Pfarhern verosduet murdt, hal 
ten, darauff auch die mittagsprebig, mit jrem Teutſchem gfang 
olgen fol. 

a Sontaglichen md Feyertaͤglichen Veſper fol man fin 
3* 





20 | | 1548. LAXV. Salliiche Kirchenorduuug · 


gen, Deus in adiutorium meum intende, ſampt einem ober 
zweyen Latinifchen Pfalmen, darnach ein Collectam de tem- 
pore, barauff, ein Hymnum oder Responsorium, hernach fol 
man leſen die Epiftel, oder ein ander ftüd aus ber heiligen 
Schrift, daruon man predigen wil, Vnd fo ſolchs im Chor 
außgericht, fol man fingen das Magnificat Teutſch, oder ein an⸗ 
ber der zeit gemeß, geiftlich Lied; barauff fol folgen ein kurtze 
prebig aus der vorgelefenen Epiftel. 

Nach difer Vefperpredig, fol man am Sontag zur zeit 
einer gmeinen gegenwürtigen not, bie Litaney fingen, vnd bar: 
auff die Oration verlefen, wie follich8 vorhin, inn feinem Capis 
tel verzeichnet ift. Aber ‘an einem andern Seyertag fol man 
nad) der Vefperprebig, ein Teutſch geiftlich lied fingen mit dem 
gewonlichen fegen beſchlieſſen. 

- Bu mercken, das am Palmtag bie gantz Hiſtoria deß Paſ⸗ 
fions, wie fie aus ben vier Euangeliſten zuſamen getragen iſt, 
auff drei mal vnd inn drei dritteyl geteylt, fuͤr die Jugent vnd 
Ehehalten fuͤrgeleſen werden ſol, Das erſt mal, morgens vmb 
Sechs vr, Das ander mal, nach mittag vmb eylff vr, Das 
drittmal, zur Veſper. | 

&o fol hernach inn der Charwochen ber Paffion geprebigt 
vnd aufgelegt, auch Inn drei teyl außgeteylt werben, Das erft 
mal, am grünen bonnerftag zu abendts vmb drei vr, nach bem 
die Veſper aufgefungen ift, Das ander mal am Charfreptag zu 
morgens vmb ſechs vr, Das drittmal am Charfrentag zu abendts 
vmb drei vr, vnnd on, das die Schuler je Latinifch gfang vor 
vnd nach haben, fo fol vor, und under ber Predig bes Paf- 
fions, der Pfalm, Miserere, Zeutfch gefungen werden. 

Vnd fo Communicanten vorhanden feyen, fol das Abent: 
mal auff den Grünen donnerftag und Charfreytag, wie an ben 
Sontagen, boch mit vorgehender Prebig, gehalten werben. 

Es fol auch am Charfreptag ein prebig vom gmeinem Ges 
beet gethon, und bie Litaney fuͤr alles anligen der Chriftlichen 
Eichen, gehalten werden. 

Auff den Sambftag, am Ofter abendt, nach dem Latinifchen 
afang der Schuler, wie am Feyertag, fol man predigen von ber 
Weyhe vnd heiligung der Speiß, Zauffwaffers, Fewers und 
Fruͤchten, fo Gott zu vnſerm gebrauch erfchaffen hat, vnd er- 
mane die kirch zur dandfagung , für folche gutthat Gottes, ıc. 

Aber auff den Dörffern follen die kirchenaͤmpter am Son» 
tag und Feyertag, nachfolgender ordnung außgericht werben. 

Zum tagampt fol man anfenglich ein Teutſchen Pſalmen 
fingen , darauff lefe der Pfarher eine der nachfolgenden Collect, 
ein petliche zu feiner bequemen zeit.” (Die folgenden Collecten 
find der Nuͤrn b. entnommen.) 


„Nach verlefung eins diefer vorgefchriehnen Gebeet, fol fol⸗ 


gen em kurtz gſang, barauff die Epiftel des felben Sontags 
oder Feyertags, vnd fo es die zeit erleiden wil, leere der Pfar⸗ 
her daraus ein kurze Summ, was ber Firchen zu vnderweiſung 
dienſtlich iſt, darnach finge man widerumb ein kurtz Geiſtlich 
lied. Vnd ſo Communicanten vorhanden ſeyen, ſol darauff 
das Abentmal, aller ding, wie oben in ſeinem Capitel ange⸗ 
zeigt, gehalten wetden, Auch fo der Communicanten vil ſeyen, 
ſol die kirch vnder der Communion ein geiſtlich teutſch lied ſin⸗ 
gen, Darauff folget die Predig, welche auch mit verleſung deß 
gmeinen beets, wie oben angezeigt, vnd mit verkuͤndigung der 
Feyertagen, und anderen zufälligen ſachen auch mit dem 


fang, mo es bie zeit erleiden wil, und gmeinen fegen befchloffen 
werden fol. . 


Es bedencke auch eim yetlicher Pfarher auff den Doͤrffern, 


ob es ſeiner kirchen nutzlicher ſey, die Communion vor oder nach 
der Predig zuhalten, darnach mag er ſich richten, ſo aber kein 
Communicant vorhanden, ſol nach verleſung der Epiſtel vnd 
gſang, die Predig, mit obgeſagtem beſchlus folgen. 

Nach mittag, am Sontag, vmb eylff vr, ſollen die Pfar⸗ 
her auff den Doͤrffern, den Catechiſmum mit allem fleiß hal⸗ 
ten, vnd on groſſe ehehaffte vrſach nicht vnderlaſſen, Er ſol 
aber gehalten werden wie hieoben angezeigt, nemlich, das ye 
einen Sontag vmb den andern, den einen Sontag, der Cate⸗ 
chiſmus gantz verleſen, vnd hernach ein ſtuͤck nach dem andern, 
fuͤr vnd fuͤr, explicirt vnd außgelegt. Den andern Sontag, 
die kinder auffgeſtelt, vnd verhoͤret werden ſollen, Man ſol 
auch, vor vnd nach dem Catechiſmo etliche Teutſch Pſalmen, 
vnd geiſtliche lieder fingen. | 

Was dann bie Sontaͤglich und Feyertaͤglich Veſper, inn 
ben Dötffern belangt, fol es zu eins yetlichen Pfarhern wolge⸗ 
falten geftelt fein, die felb mit einer Burgen predig und Pfals 
men, nad) gelegenheit ſeins Pfarvolds zu halten, oder zu vn⸗ 
berlaffen, So aber ein gmeine not vorhanden, follen die Pfars 
bern ſich fleiffigen, die Litaney zur Veſper, oder bey dem Cates 
chiſmo, oder zum morgen ampt, vorab, fo zur felben zeit nicht 
Communkcanten vorhanden, zuhalten. Es fol auch auff den 
Palmtag, die gang Hiſtoria deß Paffions, zu zweyen oder dreien 
malen außgeteylt, Inn einer yetlichen Pfar, dem Pfarvold inn 
ber kirchen fürgelefen werben. | 

So fol auch hernad) in der Chartwochen, auff den Gruͤnen 
bonnerftag ober Charfreytag ein predig von bem gebrauch unnd 
nug des Paffions gethon werden.’ 


Um Werdtag. 


„sun bee Stadt, fol alle tag,.on den Sambflag, ein Pre 
dig, mit vorgehendem Latinifchen gefang, inn der Pfarkir⸗ 
hen zu Sanct Michel gethon werben. Mach der predig aber, 
follen entweder die finder getauft, oder das Nachtmal gehalten, 
oder die Eheleut, fo folche vorhanden feyen, eingefegnet werben, 
Vnd fo difes keins vorhanden, fol man etlich Latiniſch Pfals 
men, fampt der Antiphonen, fingen, vnd ein Oration, mit ſei⸗ 
nem gebürlichen befchluß verlefen. 


Am Donnerftag, fol nad) der predig, die Litaney gefungen, 


und das Gebeet, auff die gegenmwürtige not gerichtet, verleſen 


werden. 

Inn ber kirchen der Doͤrffern fol ein yetlicher Pfarher auffs 
wenigſt ein mal inn der wochen, an einem gelegenem wercktag 
predigen, vorab wann ein gegenwuͤrtige not erheiſcht, die Lita⸗ 
ney zu halten, vnd ſonſt kein ander Feyertag inn der wo⸗ 
chen iſt.“ 


Ordnung von ben Krancken. 


„Wiewol die leiblich kranckheit nicht alweg toͤdtlich iſt, und 
vil aus der kranckheit, durch Gottis gnad widerumb gneſen, ye⸗ 
doch, hat die kranckheit von wegen der ſuͤnd, ein ſolche natur, 
das ſie nicht allein den leib, ſonder auch die ſeel, beſchweret, 
vnd jagt jn das gwiſſen, die forcht deß todts vnd ewiger ver⸗ 
damnus. 


1548. LXXvmm. Säweinfürter NRicchenorbuung. 


Darumb, bebarff der kranck deß kirchendienſts, das er. inn 
feiner anfechtung getröft, und inn rechtem vertramwen zu Gott 
durch Jeſum Chriſtum, erhalten werde. 

Der troſt aber geſchicht, beid, mit leer, vnd reichung deß 
Sacraments des Adentmals. 

Was nun die leer bey den krancken belanget, were zu laug 
hierinn, fonderliche form vnnd ordnung zuftellen. 

Dann, es ift ein groffer vnderſchied vnder denn krancken, 
einer iſt vngefaͤrlich, der ander offentlich toͤdtlich kranck, einer 
iſt des rechten glaubens wol bericht, Der ander nicht, einer iſt ges 
dultig der ander ungebultig, einer ift erfchröctt durch die ſuͤnd, 
und förcht bie verdanmus, ber ander laſt jm den gegenmürtigen 
leiblichen wehetag, die gröft anfechtung fein. Hierin gebüret 
es einem kirchendiener, ſich mit feiner leer, nach gelegenheit der 
perſon zuhalten, und das wort der warheit, wie Sanct Paulus 
fagt, recht außguteplen, das dem rowloſen, der zorn Gottiß, dem 
erfhröcdten vnnd fordtfamen, bie gnad Gottis durch Jeſum 
Chriſtum, verkündiget werde. 

Das Nachtmal aber, fol dem Tranden, nachdem er Inn 
fonderheit verhöret, vnd gnugſam, fo vil bie zeit und gelegens 
heit. des krancken erleiden mag, von bem tobt Chrifti under: 
richt, auch Abfoluirt, vnd der kranck ſampt den umbftender 
zum Gebeet ermanet, darauff das Nachtmai geſegnet, wie inn 
der kirchen bey den gſunden inn der gmein gebraucht, und 
‚oben vermelbet, gereicht, auch mit feinem Gebeet beſchloſſen, 
vnd hernach der kranck zur gedult vnd danckſagung ermanet 
werben.” 

Drömmg der Begrebnus. 

„Es fagt Chriftus im Euangelio Johannis, Wer an mid) 
glaubt, der wirt leben, ob ex gleich ftürbe. So hat auch Chris 
ftuß durch fein vrſtendt, die Begrebnus aller deren, die an jn 
glauben fo ehrlich und fo herlich gemacht, daß fie nicht fein 
fol, ein verberbliche grub, ſonder ein götliche ſchlaffkammer, das 
tin man rutet zu dem ewigen leben, und ein fruchtbarer Gottis 
ader, darin man vor Gott auffwachfet und blühet zu ber ewigen 
ſeligkeit. 

Darumb ſollen die Chriſten jre abgeſtotbenen mitglider 
nicht als verſtorbene beſtien vnachtſam hinſchlenckern, ſonder als 
erben deß Himelreichs, ehrlich vnd ordenlich, fo vil es fein mag, 
zur begrebnus beſtetigen, nicht ſolcher meinung, als ſolt der le⸗ 
bendigen dienſt, den abgeſtorbenen inn diſem fall, zur erloͤſung 
nuͤtzlich vnd dienſtlich fein, ſonder das hiemit, die, fo noch les 
ben, vnnd mit der Leich gehn, je Chriſtlich mitleiben erzeigen, 
auch darbey der Vrſtendt, inn vnſerm Hern erinnert, und im 





glauben geſterckt werden, das auch ſie den todt, inn Chriſto 
recht bedenden, vnd in zu feiner zeit mit gutem beſtendigen ver⸗ 
trawen der Vrſtendt auffnemen. 


21 


Wir möllen aber der abgeſtorbenen begrebnus mit folgender 
Drdnung halten. . , 

Nach dem die Leid, mit begleitung des Firchendieners und 
deß Volcks, auff den kirchhoff gettageg, und das Volck ſich inn 
die kitch verfamlet, fol der kirchendiener der nachfolgende predig 
eine verlefen, oder fonft ein Chriftliche gebürliche vnd dem ges 
genwürtigen handel gmeſſe Concion tun.” Die hier angefchlofs 
fenen Zormularebehandeln bie Terte 1 Theſſ. IV. 13—18., Joh. 
X1.21—27., &uc.V.11—15. und Matth. IX. 18— 26. Der Pre: 
digt folgt das Vater unfer und ein kurzes Schlußgebet. 

„Wir wöllen hiemit die verzeichnus diefer kirchenordnung 
volendet ond beſchioſſen haben. Vnd ift darneben für nuͤtlich 
auch zur vermeidung allerley vnordnung, dienſtlich bedacht, das 
die Pfarhern, denen diſe Kirchenordnung zugebrauchen beuols 
hen, auſſerthalb des Superattendenten, und ber verordneten Vi⸗ 
fitatorn, oder def jaͤrlichen Synodi radt, hierinn nichts eigens 
gefallens vnd gutbedundens, fürnemlich inn den haubt puncten, 
on ehehafft und notwendig vrfach verendern follen. Dann wie⸗ 
wol die gaben bes heiligen Geiſts, manchetley ſeyen, und zu 
mehrer mal, dem geringften höhere gaben, denn dem fürtrefe 
lichſten, aus Gottis gnad, mitgeteplt werben. Jedoch, bweil 
Sanct Paulus fagt, Die Geifter der Propheten ſeyen denn 
Propheten underthon, und Gott fep nicht ein Gott ber vnord⸗ 
nung fonder deß frides, das alles ordenlich vnnd zuͤchtiglich 
zugehe, So wurdt ſich kein Gotsfuͤrchtiger verſtendiger Kirchen⸗ 
diener beſchweren, ſeiner ordenlichen preſidenten vnd mitdiener 
Chriſti radt zu pflegen, vnd dem ſelben gepuͤtlichen zufolgen. 
Der weltlichen Oberkeit fagungen, fo zu erhaltung euſſerlichs fri⸗ 
dens, gmeiner burgerlicher policep vnd erbarkeit, verordnet feyen, 
werden vom heiligen Geiſt mit dem titel, Gottis ordnung, ges 
zieret, vnd darmeben beuolhen fie nicht allein vmb der ſtraff, 
fonder auch vmb deß gwiſſens willen zuhalten, tie folt es ſich 
denn gepuͤren, das ſolche Kirchenordnung, fo nicht auß eignem 
erdachtem gutbebunden, ablaß ber ſuͤnden, durch das voln⸗ 
bracht werd zu verdienen, ſonder aus vermoͤg Gottis wort, 
dardurch das heilig Euangelion Chrifti, orbenlich, zu predigen 
und die heiligen Sacrament, nuhlich außzuteplen, fuͤrgenom⸗ 
men vnd auffgericht, folt freuenlich und mutwilliglich verkeret 
vnd verendert werden? Dann hiemit je allein dahin gefehen 
wurdt, daß der recht Glaub inn vnſern Heum Jeſum Chriftum, 
als inn onfern einigen Heyland, von welches wegen wir allein 
vor Gott gerecht erkent, auch die Chriſtlich lieb, fo je einer ges 
gen dem andern zu oben verpflicht if, gepflangt, und täglich 
inn vns gemehret werde. Das helffe uns der Almechtig barm⸗ 


hergig Gott, durch feinen lieben Son IESVM CHRISTVM, 


fampt der krafft def heiligen Geifte, AMEN.” 
Gedruckt in ber Kepferlichen Reichftat Schwaͤbiſchen Hall, 
Dur) Pancratium Queden. Anno MDXLIII. 


LXXVID. 


girchenordnung Eines Erbarn Naths, des heiligen NReichs Stat Schweinfurt in Francken, Wie - 
- man fich beide Det der Lehre vnd ee tigen Sei 1343.1 Ce Fe ‘ 


Im Jahr 1542 wurde die Reformation in Schweinfurt durch 
Zohann Sutelius eingeführt, welden der Landgraf von -| 
Leffen auf das Werlangen bes Rathes gefendet ‚parte 
(Sirt, Ref.: Gef. der Keichsftabt Schweinfurt, Nürnd. 
1794., Bed, Iohannes Sutelius, Schweinf. 1842,). Gr 


fets alles ıc. s B. 4. 


iſt der Verf. der vorl. K.“ O. Die Worrede handelt 
weitläufig von der rechten Bedeutung und dem Ruten ber 
hriftt, Geremonien forwohl gegenüber dem Werkbienfte als 
den Schwärmern und ottengeiftern, bie „zu biefen legten 
ferlien geiten, alle gute Ordnung und Chriſtl. Geremos 





nien gerne aufgeben, dee, und mit füflen treten wolten, 
vnd gleiche die Ghriften als in einen Seuftal jagen.” Sie 
ſchließt: „Man enthalte fih nur ſchwernerey vnd falfcher 
Leer, fo wöllen wir ung, ob Gott will, ober den Geremo: 
nien nicht faft ſtoßch, noch zancken.“ 


x 9% 


Bon Yredigeru. 


„Ries tft, das eine Kirche bas zieret vnd ſchmucket, 
denn ein Gottfuͤrchtig fromer Prebiger, der bo in der Lere 
faft wol gedibt, geſchickt vnd erfaren iſt, Auch eines auffrichtis 
gen, erbaren, feinen lebens vondb wandels. Weil aber biefe 
testen, forglichen fehrlichen zeiten vil jrriger Geifler, Schwer⸗ 
mer, Sacramentirer mitbiingen, vnd durch bie felbigen nicht 
altein die gewiſſen obel verwirret, ſondern auc, etwan bie Pos 
liceien ſchaden nemen, vnd drüber zergehen, follen alibier Beine 
andern Prediger und Capellan auffgenoman vnd beftetiget 
werben, denn die, fo ber Augſpurgiſchen Eonfeffion verwand 
vnd anhengig find, vnd alfo jver Lere vnd Lebens halben gut 
zeugnus haben, vnd auch zuuor drauff verhöret und examinirt 
fein werden, oder zuuor an andern orten, bes Goͤttlichen Ampts 
trewlich und fleiſſig gepflegt, damit man nicht zweyfele an 
jrer lere.“ 

An Beziehung auf bie Lehre wird dann auf die Saͤchſi⸗ 
fhe 8.-D. (ben Unterricht der Viſit. Ne. XXI.) und bie 
Nuͤrnb. 8D. (Mr. XL.) verwieſen. Mit der legteren und 


dem Nuͤrnb. Katechismus follen überhaupt bie Capelläne in - 


Reichung der Sacramente ond ber Kinderpredigt ſich gleichfoͤr⸗ 
mig halten. 
Wie mau ey auff den Sambſtag zur Weber, auff ben Sontag, vnd 
durch bie gange wochen In ber Kirchen halten folte, 
Vorſchriften über die Veſper und die Metten, anklin⸗ 
gend an die Beſtimmungen bes Viſit.⸗Buches und der 
Braunſchw. K-D. (Nr. XXIV.) 


Was man Tolle lefen, fingen und Prebigen auff Die Befondern Seirtage. 
Bie man Tauffen fol. 


0. Domit wir bey einerley form, weiſe, und wort, fletes 
bleiben, fo follen bie Gappellan bey der Nuͤrnb. orbenung 
gerichts bleiben, vnd daraus zuuerhüten ergernus, vnd man⸗ 
cherley vnnuͤtze vebe, nicht fchreiten . ..“ Diefer K.⸗O. ift bie 
am Schluſſe enthaltene Borfchrift über die Zaufs und Ehere⸗ 
giſter entlehnt. 

Orbnung bed Herten Wenbnnals. 


„Man ſoll keines wegs hinfuͤrter des Herren Abentmal 
halten, es haben ſich denn vor hin etliche angezeiget, die da be⸗ 
geren das heil. hochw. Sacrament .. zu entpfahen. Vnd damit 


ye ergernis, leichtfertigkeit, vnd vil vnnuͤtze rede verhuͤt, vnd 


nachbleiben, ſoll niemandt zum hochw. Sacrament gelaſſen 
werden, Er babe ſich denn des abents zuuor, oder bed mor⸗ 
gens vnter oder nach der Mettin, dem Caplan angezeigt, in 
aller mas, wie dauon bie vnſeren inn der Augſpurg. Con⸗ 
feffion >. fagen, vnd bekennen, Nemlich in dem Art. von ber 
Meffe, Nulli admittuntur, nisi antea explorati, ®nd inn 
der Apologin, Porrigitur Sacramentum, his qui uti volunt, 
postqaam sunt exploreti, atque absoluti, Vnd ob nun 


ABAS. LXXVIIE, Gchweinfurter Rirchennrduung. 


gleichs etliche Prediger ein anders machen, vnd halten, dafuͤr 
wir fie laſſen antworten, So follen fich doch alhle bie Caplan, 
gemes vnd gleichformig halten, ber Augſpurg. Gonfeſſion 
und Apologia, damit wir keiner unbeflendigkeit, oder leichtfers 
tigkeit bey Key. Mai. oder fonft anderen vermerdet ober bes 
ſchuldiget. 

Dann wird auf Weit Dietrichs Agendbuͤchlein hingewieſen und 
erinnert, daß die ſich Anzeigenden ſich nicht nur melden, ſondern 
auch ihres Glaubens Mechenfchaft geben fellen. Aber mit ' 
alten, feommen einfältigen Leuten fallen bie Capelläne „ges 
mad thun.. Es bat ye einen groffen wnterfcheid, mit einem 
groben halßſtarrigen, Gottloſen menfchen, der vberal keines 
Sacraments begeret, vnd mit einem der do fromm und ein- 
feltig ift, Aber doch gerne wuͤſte, vnd thete was recht were.” 
In gleicher Weiſe folen fie mit dem jungen Volke umgehm, 
wenn bei ihm Mangel und Unverfland befunden wird. „Denn 
mit ſturmen, pochen, vnd dergl. unfreunblichen worten, wird 
man doch wenig außrichten, ſondern viel mehr die leute ab⸗ 
ſchrecken, domit ſie weder zur Pradig, oder Sacrament 
kommen.“ 

Bon Cerenonien, fo bey dem Wbenbtmal gebrauchet werben, 


Die Seremonien, welche früberhin üblich geweſen, follen, 
wie auch bie Augsb. Conf. und Apologte befennen, bleiben, 
„alß Lichter, Meßgewand, Diaken röd.” Der Ritus felbft 
iſt im Wefentlichen durchaus dee Saͤch fifche. 


Bon dem Catechiſmo, ober Kinder Yrebig. 


Die Kinderprebigt foll Sonntags (jebody mit Ausnahme 
ber h. Feſte, wo biefe auf den Sonntag fallm) um 12 Uhr 
nah dem Nuͤrnb. Katechismus Statt finden, und an einem 
Wochentage nach ber Veſper fol Repetition gehalten werben. 
Hierzu bat der Schulmeifter feine gefchidte Knaben auszu⸗ 
wählen, während er die blöden in ber Schule unterrichten ſoll. 


Bon ben Ehelenten, wie au bie einleiten fol. 


„Mancherley vnrat und felle, tragen fich teglich zu mit Ehe: 
leuten, Vile gehen hinan, on vorwiflen der elter, vnd For: 
munde, bas denn keines weges zu billichen, oder loben ift, 
Etliche lauffen in der füllerey zufamen, Auch fonft andere 
leute von Dörffer ſich der maſſen eylon, das fie von jtund 
om auff das einleiten dringen, Vnd wenn man jn anfaget, fie 
tollen fich vorhin außfchreien laffen, geben fie für, es fm ſchon 
alles zugerichtet, vnd die gefte yept gebeten, Sie können nicht 
anders. 

Weil aber verfbondige Leute wiſſen, das in Ehe fachen 
nicht zu ellen Ift .., So ſollen hinfurt, auch nad) laut der Nuͤrnb. 
Ordnung, vnd Agend Buͤchlein, Die Leute fo ſich Ehelich zus 
famen verpflicht haben, eine gute zeit dovor, che denn fie 
zu Kirchen gehen, ben Pfacheren, ober dem Gaplan anzeigen. 
Auff das man ſich möge erfündigen, ob ſolche Leut auch mögen, 
nad) Gottlichem, vnd Matürlichen rechten, bey einander 
wonen, Ober ob fonft andere fache und hindernuffe da were, 
Vnd follen demnach drey Sontag, oder drey Heilige tage offents 
lich für ‚der gangen Gemeine außgeſchrien und verfündiget 
werden.‘ 

Am Ende werden die Capellaͤne ruͤckſichtlich der Eheeinlei⸗ 
tung felbft auf die Nürnb. O. hingewieſen. 


1848. KLXXIX. DMouabruck ſche Rischenorintmig. 


"Bon ber Bitaney, 
Diefe fol zum mwenigften einmal in ber Woche gefungen 
den. 


Bas man für Feirtage aufferbalb bem Bontag burchs jar halten folle, 


Außer den in der Nürnb. genannten Feften erfcheinen 
bier noch: Martd Heimf., Mar. Magd., S. Laurent., ©. 
Joh. Enthaupt. Marid Geburt, Michaelis, Alter Heil, 
S. Elifabeth, und der zweite Tag nach ben hohen Feſten. 

Bon der Begrebnus. 


„Es fol auch ye Chriſtlich vnd ehrlich mit der Be 


grehnus bey vns gehalten werben... Dreumb follen die tod⸗ 


ten nicht alſo heimlich vnd ſtilſchweigend hingetragen vnd 
verſcharret werden, Sondern offentlich vnd ehrlich begraben, vnd 
ſollen hierzu Caplan, Schulmeiſter vnd Schuler beſtelt vnd 
gefodert werden. 

Der geſang bey der begrebnus, Media uita, Si bona 
suscepimus, De profundis, Glaub, Nunc dimittis ete. 

Es fol auch zu des Schulmeiſters gefallen flehen, noch ans 
dere, gute, Chriftl. Geſenge, bey der Begrebnus anzurichten, wie 
denn folch Ehriftt. gefenge, Lateinifd vnd Teutſch, vnter 
bem namen des Ehrw. hochgel. herrn, Dostor Martin Lu⸗ 
there jm 42. jars außgangen.“ 

Getruckt zu Nürnberg, durch Zohan Petreium. 


LXXIX. 


Chriſtlicke Kercken Ord . Der Statt Oſſenbrü Dorch M.MHermannum Bonnum 
bei FR pe. A ee 35 135413. ABM 


Die Gefhichte der Osnabruͤck'ſchen Reformation ſ. bei Ha- 
melmann, DER geneal. p. 1122. aqq., Röling, 
Osnabr. Kirchenhift., herausg. von Windler, Kranff. 
1758. Befonderen Antheil hatte ber Lübeder Guperintens 
dent Bonn, ber auch ber Verf. der vorl., durchaus an 
bie Bugenhagen’fhen Vorbilder angelnüpften K.:D. ift. 
Im 3. 1585 erfchien biefelbe vermehrt in einer hoch⸗ 
deutſchen Ueberfegung. 


Bau ben Yrebicanten und eren arbeybe. 


„Vnſe Preftere, der wy hiernahmals gebenden to bruken in 
vnſen Kerſpels Kerken, ſchoͤlen nicht leddiggenger offte Miſſe 
Papen ſyn, ſonder die vns dat hillige Evangelium recht pre⸗ 
diken, die Sacramenta verreken, die Krancken in den Kerſpels 
Kercken dachlickes viſitiren und diefülven mit Gades Wort 
troͤſten vnd deß ſtudierendes in der hilligen Schrifft flitich wat 
nemen, derhalven till od! van noͤden fon, dat man bie Prebi- 
kanten met nottürfftiger Waninge verforge, und dat fie fo vele 
vor eren Arbeit und Denft hebben, bat fie Binnen erlick Hußs 
bolden vnd fi mit eren erliden echten Huß Framen und Kine 


dern ermeren, barmat fie nit dorven der Bebelye leven vnd 


huͤchelen enen jdermanne vmme bes Bukes willen. Sonder 
mit allem ernfle und flite eres Dinges warnemen, vp dat, fo 
man erer in möden to donde hefft, it fo by nachte vffte by 
Dage, dat fie nöchteren fen, vnd dat man fie finden konne, 
wente lebbiggengers, Horentreckers und Fulldrinders willen 
ons nicht denen Im Predigkampte, barmit die gemeine Mann 
nicht geergert, vnd bie Leer def billigen Evangelij verachtet 
werde, vnd nabeme dann bie Prebicanten fcholen vam Er 
famen Rade mit erliker Befoldinge verforget werben, fo ſchall 
die veertide Penninck vam Werckmeſter deß Kerfpels to behoff 
der Beſoldinge gefammelt vnd vpgeböret werben.” 


Ban deu Superintenbenten. 


„Idt wer doch mol van nöben vor allen Dingen bat man 
enen guben gelerden Superintendenten hebbe, die beibe vp 
Duͤdeſch predickde und Latimefche Lectiones leſe ir ber billigen 
Schrifft vor die gelerden vnnd vor prebicanten in büffer Stadt, 
vp dat bie Leere bei Evangelij eindrechtigen in allen Kercken 


geholden und gebreven worde, wil berhalven van nöden fon, . 
dat fid ein Erfam Radt beflite folden Man mit dem forder- 
lidleften to ever kommen, darmit büffe gude Stabt verwaret fy. 
Idt mofte die Superintendente deß Sondages na Midda⸗ 
ges Sermon verwahren in vnſer even Frowen Kerden, bar to 
ock tor Weken etlide mal lefen Latinifche Lectiones in ber hilli⸗ 
gen Schrift, od würbe ide nütte vnd gut fon, bat bie Super 


- intendente einmahl yffte twe mahl im Jare predickede den gangen 


Catechiſmum op dat korteſte und einfoldigfle vor den gemeinen 
Man.” 
Ban den Peoſtoren und Capellauen. 


Vorſchriften über die Gottesdienfle und Predigten in den 
einzelnen Kirchen. 


Ban der Düpe. 


„Die Döpe fall op Duͤdeſch gefchehen, vp dat die Paden 

ond die andere vmſtehende Lübe mögen verftaen, wat die hillige 

‚Dope ſy, vp dat fie defto flitiger vor bat Kind bidden, bat 
idt Gott wil annemen. 

Idt ſchal averft die Dope dorch fchliht Water und dat 
Bevehl Chrifti gefchehen ohne einige andere Xofettinge der 
MWiggunge, Liechte, Krefems und dergliden, al6 man im 
Pawſtdome gebrucket weder dat Bevehl vnd Infettunge 
vnſers Herrn Chriſti. 

Idt wil ock noͤdig fon, dat man bie Dope in Sunt Jos 
hanns Kerſpele tho den Auguſtienern verordene, wente dewil 
die Geiſtliken tho Sunt Johans nicht gerne ſehen, dat man 
Duͤdeſch in eren Kercken dopet, ock ſo willen ſie die Dope 
ſegnen vnd kreſemen na erer olden wyſe, fo iß tho befruͤchten, 
dat vp die lenge vnenigheit hieruht vnter den Borgeren mogte 


| entftam. Denn vortokamende is noͤdig, dat bie Doͤpe van 


daer ton Auguſtienern mit den erflen gelegt werbe.” 
Ban dem S. Gaeramente, 
„Im der Kercken, wen man die Miffe heit ond die Luͤde 


berichtet, ſchal man die Werde des Aventmahls unfers Deren 
Jeſu Ehrifli lanckſam mit aller Andacht fingen, op bat ein 





- 


24 


eber verftan koͤnne, wat bat Bevehl, und die Infettinge vnſers 


Heren Chrifti bp dem billigem Sacramente ſy, man fchal 
verft nemandte tom H. Sacramente -gaen laten, be ſy dann 
o voren verhort vnd hebbe Befcheib feines Gelovens gegeven 
vnd die Absolution empfangen, wente wo mohl bie hemelide 
Bicht nicht van Nohtwegen gebaden iſt, fo ift fie doch nütte 
vnd gut, vp dat ein jeder vnderrichtet werde und nicht mit 
Vnverſtande tom Sacramente ga to ſyner Verdomniſſe. 

Idt ſcholen die Predicanten ein flitig vpſehen hebben, dat 
ſie nemande tom Sacramente vorſtaden de in oͤffentlicken 
Suͤnden vnd Schanden leven, als in apenbaer Horerie, Ebrock 
Dotſchlag vnd derglicken; Wenn averſt offentlicke Bewyß 
vorhanden iſt der bote offte beteringhe des Levendes, alſo ſcholen 
ſie wiederuͤmme tom hilligen Sacramente geſtadet werden, vnd 
dit iſt die rechte Chriſtliche Ban, darvon die hillige Schrifft ſecht. 

In den Huͤſeren by den Krancken ſchal man aver dat 
Brod vnd Wyn, die Worde deß Herrn Chriſti, damit he 
dat hillige Sacramente ingeſettet hefft, met luder Stimme 
leſen, vp bat die Krancke vnd ander Luͤde, fo barby ſint, 
verſtan wat dar gehandelt wert, dat Sacramente in der 
Monstrantion to bewaren, vnd dat vmme to dragen, offte 
darmet alſo tom Krancken to gaen, deß hebben my nen Bevehl 


van Chriſto. Ick wil noch ſchwigen de andern groten vnd 


ſchrecklicken Mißbruͤcke, vnd Affgoderie die by dem Sacramente 
im Pawſtdome geweſen ſint, Idt ſchollen averſt die Predican⸗ 
ten nicht allene de Krancken berichten, ſondern ſchollen ock 
verpflichtet ſyn, daglichs to en to gaen und fe to beſocken, to 
tröften mit Gades Worde bet fo lange dat idt tor Betteringe 
ſleyt, vffte dat Gott finen Willen mit en fchaffet. 

Atem fo dar Mißdeder fint, de tom Dode ſchollen verorbe: 
let werben, de fcholen od de Prebicanten vp bat flitigfte mit 
Gades Worde vnterwiſen, vnd fe vor erſt dord dat Gefette 
to Erkentniffe eree Sünden, darna fie tröften met dem 
Evangelio, dat fe dorch Chriſtum hebben einen gnäbigen Gott 
und Vergevinge erer Sünden, fo fie bat leven, vnd fo fie def 


BVerftandes find und begeren dat hillige Sacrament, [halt | 


man en dat od geven in ber Gefendnüffe, gelick ald man den 
Kranden dat gifft in den Huͤſeren.“ 
Ban den SKofpitalen tom Twente vnd tom billigen Beift, 
. Ban ben Scholen und Scholenzefterenn. 
Ban ben Ceremonien. 

„Nahdemmale be Papen in vorigen Tiden allene vm ber 
Praefentie vnnd Geldes willen hebbende Geremonien in den 
Kerken geholden, vnd nu tor Zidt under dem Evangelio ne 
mant van denfüluen Gade recht denen will, So mote top 
dorch de Scholmefters und de Kinder de Geremonien in den 
Kercken erholden als wy beft können, vnnd fcholen hier od tho 
beipen Kerckheren vnnd Gappelaen, fo ferne fe nit prediken und 
Bicht hören nicht verhindert ſyn, Idt feholen od de Coeſters 
in den Kercken hierto flitigen helpen.” 

Dann Bellimmungen über den Chorgefang Sonntags 
nad) der Frühpredigt, an ben Wochentagen früh, und Mons 
tags nad, Mittage. 

Ban beu Doden to balen, 

„Die Doden fcholen eerlidien verludet werben und mit Ges 

fange durch den Scholegefellen deß Kerfpels mit den Schoͤlern 


idt een nödig dind fo, fondern vmme be 


1548, LXXIX. Osnebrädrfche Rirchenorbunng. 


gehalet vnd gebracht werben tor Begrefnuͤſſe, Idt fchal bie 
ſcholemeſter mit ben Kindern nicht vp den Kerckhoven by 
dem Grave ftaende blieven, fonder in bie Kercken gaen, und 
midden in der Kercken die Kinder füverlichen parteren vnd 
orden, als in den Steben plach to fehen und fingen fo 
lange , dat beyde Mans vnd Frowen in bie arme Kiſten ges 
opffert hebben. 

So men einen Dobden vp den Domhoff begrafft, fo fchal 
de Scholegefelle mit den Schöleren mit den gefange by dem 
Domhove affgaen in Marien Kerden, vnd als bar fcholen 
beyde Männer und Frowen nafolgen und in de armen Kiſte 
opfferen. Alfo od! wenn ener to Sunt Johan begraven wert, 
holen die Kinder befgeliden in de Auguftiner Kercken gaen 
und Mans vnnd Frowen daſuͤlveſt in die armen Kifte operen. 
Vor dat Lüdent der Doden fehal men mit dem MWerdimefter 
der Kercken handeln, vp bat bie Kercke bar was van krige 
to behoff der underhaldung ber Predicanten und ber structuren, 
vnnd ide fchall od die Werckmeſter dem Köfter vor finen Arbeit 
erlick Drandgeld geven. Wen averft bie Begrefnüffe op dem 
Domhave geſchuͤth, fo ſchal bat Lüdend in den Kerfpels Kerdien 
allcke wol gefhehn.” - 


Ban ben Drganifien, 
Ban den Eöftern, 


Orbenung ber Evangelifchen Miſſen, de to Offenbrugge in ben Kerfpels 
Kerken geholben worben, 

(Introitas, Gloria, Collecte, Epiftel, Alleluja, an Feſten: 
Sequenz, Vater unfer oder beutfher Pſalm, Evangelium 
und Auslegung, Vorlefung des Katechiemus, Gemeines Ge 
bet (auch „vor dat werdige Capitel“), Credo, Wir glauben ıc., 
Präfation und Sanctus, Vermanung zum Abendmahl (nad 
dee Braunſchw. 1528: Nr. XXIV.), Vater unfer, Eins. 
fegungsmworte, Communion unter bem Gefange: Jeſus Chris 
ſtus unfer Deiland, Discubuit Jesus, Agnus Dei, lat. oder 
deutſch.) 

„Wy gebrucken auerſt in der Miſſe alnen vnd Miſſege⸗ 
wandt, Lichte vnnd Laken vp den Altar, nicht daromme dat 
wy holden, dat ſonderlighe Hilligheit angelegen ſy, yffte dat 
Argernuͤß willen 
tovermiden, welcker lichtlicken beide dat Wort vnd Sacra⸗ 
mente verachtet, jo bar nene vthwendige Ceremonien by ſint, 
webderumme men fehe bat idt by vns frig ſy, fo gebrucke mp 
nener ſonderlicken Kleder, by den Kranden wen be berichtet 
werben, gelick al6 wy od by der Döpe doen, etc.” 


Bon ben Heften vnd Virdagen. 


„Dewyle nu ber Weden viff mahl geprebilet wert bauenbie. 
Sondages Prebiten, fo bedarue wy nener befondergen Vir⸗ 
dagen, damit men bem gemeinem Volcke nicht Orſake geue 
tho leddiggande, vnd in de Kröge tho gan vnnd be tidt un: 
nuͤtlicken tho bringen, etc. 

Idt ſchall od nen Feſt ebder billig Dag geholden werden, 
dann allene, dat man Gades Wort prebiden höre und Gott 
bidde und dancke vor ſyne Genade dorch Ehriftum. 

De Apoftel Dage follen gefpret werben wente tho Mibdage, 
vnnd fchal. des Morgens de Predike des Catechiſmi vor bat 





15643. LXXIX. OÖsusbrüchiche Kirchenordnung. 3 


Denſt Bold geſchehn, Darna van achten bett tho negen ſchal 
dat Evangelium gepredickt werden, vnd fo men gewiffe rechte 
-Hiftorien hefft van de Apoftelen mach men korteliken erer ges 
dencken thor Beterung deß Volckes, Alfo dat men vth ben Di: 
florien der hilligen Lehr, erfenne de Lehr. des Gelouens vnnd 
Erempel ber Ehriftliden Leue vnd Gedult, wente wo die leuen 
Apoftel gelouet hebben vnd mat ere gude Werde geweſen findt, 
ift openbahr vth ehren Schriften, od vth den Geſchichten der 
Apoftolen durch den Evangeliften Lucam befchreven, etc. 
Düffe anderen nahfoigende Feſte fchollen gang gefieret 
werben. alfo dat vormitdach und namitdad [hal gepredigt 
werden Miffe und Veſper gefungen, vnnd fint düffe, Wir 
nachten, Pafchen, Ascensionis Domini, Pinrten,. Johan- 
nis Baptistae, Visitationis Mariae, Nie Jahrs Dach, Epipha- 
niae oder ber hilligen dre Köninghe Dad), Purificationis, 
Annunciationis Mariae, Marien Himmelfart ſchal nicht 
geholden werden, demwile barvan nichtes ſteth in. der billigen 


- Schrift, Marine Magdalenae ſchall allene vormiddag ges 


fpret werden vnnd bat Evangelium geprediget, S. Michaelis 
Dach fchall vor ein ver tide Feſt geholden werden onnd fchal 
vormiddag vnnd namitdag geprediget werden, vormitdag dat 
Evangelium Matthaei 18. und die Epiftel ad Debr. 1. cap. 
Dan dem Ampte vnnd Denfte der leuen billigen Engel, dar: 
mede fe ber Chriftenheit denen, vnd enen deren Chriſten 
infonderbeit. 

DE [hal man dat Volck vormitdag vnnd namitdag in den 
Sermonen mit flite vermahnen Gade tho danden vor be Früchte 
deß Jahrs, vnnd bidden he wille od Genade geuen bat wy der 
ock dat Jahr aver mit Dandfegginghe mögen gebruden, hierup 
ſchal gefungen werden dat duͤdeſche Te Deum Laudamus, etc.“ 


Van annemmunge ber Prebicanten und ere Anfettunghe. 


„Idt ſchal ein Paſtor yffte Cappelaen werden angenommen 
von ben Lonheren vnnd Kerckſwaren bes Kerfpels darin he fchal 
gefettet werden, doc dat men thouoren gude Züchnüffe van 
emme hebbe enes frommen leuendes vnnd reiner Lere. 

De Infettinge vffte Confirmatio ſchal gefchen in ber 
Kerken vor der Gemene vor deme Altar mit Gebede vnnd 


Vpleggung der Dande, doc, dat bat Vol thouoren vermanet |- 


werde vam Predigftole thom Gebede vor den nien Praedican- 
ten, vnd idt fehal de Praedicante, fo dar angenommen wart 
lauen by finer Seelen Seligkeit bat he wil bat Evangelium 
prebidten vnnd be Sacramente vorrecken und vthdelen na dem 
Beuele vnſes Deren Chrifti. Schal od darup thom hilligen 
Sacramente gaen in Jegenwerbigheit der gangen Gemeine, etc.” 


Ban Ehſaken, Wertfchoppen vnd Zohopegeuen. 


„So vele als de Ehftifftinge belanget wil hoch von nöden 
fon, bat ein Erfam Radt late ein ernftlid Mandat vthgaen, 
dadorch verbaden werde, dat nemand henfürder fi verdriſte 
hemelicke Echte tho macken, fonder dat idt gefchehe mit Weten, 
Willen und Rabe ber Olderen, Vormunders, pffte der neg⸗ 
ften Fruͤnde, wente ide iß nen recht Echt de medder Gades 
Gebott vam Gehorfahme der Kinder, hemeliken vnnd motwils 
ligen gemaket wert, Idt plegt od felden mit egenen Friggen 
wol tho geraden und manner de Srigge alfo recht vnnd ordents 
licken in Gades Frochte woͤrde gemaket und angefangen, fo 
woͤrde man füß deſtoweneger Klage van ben Ehſaken hören, etc. 

II. 


Casıus. 


Wenn ouerft ein ſonderlick casus vorfellet be den Eh: 
flandt offte de Srye belanget, fo mach des Radts Richter mit 
tho dat twyer Rades Perfonen vnd der Paftoren de Safe vers 
hören onnd den vnſchuͤldigen Part Rechtes behelpen, darmit 
nicht Lyff und Seel verdomet vnd verlahren werde, de Chriften 
willen fon, fcholen er recht in duͤſſen Saken by den Papen 
nicht mehr ſoͤken, wendte idt iß den Luͤden nen ernft, fonder 
makel idel Spott und Schande baruth, der fie mit den oren 
lachen, vnd wo koͤnnen fie recht und mit ernft van Ehflande 
richten vnd handelen, be fülven ohne Ehfländ find und wedder 
Gades Gebot leven, wo man auerft in casibus matrimoniali- 
bus handelen fchall iß genochfam befchreuen in andern Boͤken 
beede duͤdeſch vnd latyn. 


De ſick nuw wil in den Ehſtand begeuen de ſchall ſick deß 
Sondages touoren laten affkuͤndigen, vnd dat gemeine Gebet 
ber Kercken begehren, op dat em Got Gnade geue ben Ehſtand 
glüdfaligen antofangen. | 

Men dat Bplager yffte bie Werfchop gefchen ſchall deß 
Avendes; fo fchollen Bruth und Brüdegam in ber Kerdien vor 
deme Altar to hope gegeuen werben, vnd ſchall die Benedictio 
vffte Segeninge auer fe gelefen werben, als idt vortekend in 
den Bodefchen Doctoris Martini van bem to hopegeuen. 

So auerft in den grothen Wertfhoppen Brut und Brüder 
gam willen fi im Hufe tohope geuen laten, fo ſchal dat fülne 
gefchehen des Auendes vor der Mahltydt in bymefende aller 
Gäfte, Deß andern Dages, wen de Bruht to Kerdien gept, 
fchal dat Iatinefchen Te Deum laudamus, gefungen vnd vp 
dem Örgele gefpelet werden bat ene Verſch vmme bat ander, 
darna ſchall man vor dem Altar euer Brut vnd Brüdigam de 
benedictiones lefen vnd dat Volck vermanen Gott vor fe to 
bidden, darna [hal gefungen werden de duͤdeſche Pſalm vnd 
Ehftande, Wol deme.die in Gades Frochten fteth, vnd ſchal 
in mitteler Tydt Brut und Bruͤdegam mit eren Fruͤnden in be 
armen Kiften opfferen, vnd alfo erlicken wederuͤmme mit ber 
Fruͤntſchop to Hueß gaen.“ 


Ban ber gemenen Kaften vor be Armen. 


„In den Kerfpels Kercken fchal vp gerichtet werden ene ge 
mene Kaften vor de armen, bar ein ider mac) in geuen den 
armen tom beſten, wes em Gott int Herte fendet, barmit men 
oc fpore und fehe by vns die Krüchte und Werde deß Evangelij 
Eegen vnfern negeften. 

Deß Sondages und vp de Fefldage [holen de Diaken 
vmme gaen und fammelen in den Buͤdel under der Predike, 
vnd datfülve Geld, fe gegeuen wert, fchollen fie ungetellet in 
de Kaften geten, Ouerſt alfe veerteyn Dage deß Sonnauenbes 
fchollen die Diaten dat Geld vth der Kaften nemmen vnd vth 
allen Kerden to famehde bringen to vnſer leven Frowen to 
twoͤlff Vhren des Middages vnd auertellend und verbelend 
under fi, dat idt den Hußarmen in den Kerfpelen othgedelet 
werde, idt fehall auerft die Summa vp getefent werden in ein 
funderfid Bock, def gelicken oid wo vele enen iberen armen 
gegeuen wert. — 

Weluͤchen Leddichgengeren idt ſin Mans yffte Frowen ſchall 
vth der Kaſten dorch de Diaken nichtes gegeben werden, ſon⸗ 


26 1548. LXXX. Walz Menburger Kiechenorbunng. 


dern erlicken Hußarmen Mans und Frowen, de verframbet, 
pffte füß verarmet find worden. 

Deßgelicken od armen erliden Junckfruwen Maͤgeden, vnd 
ſcholen die Namen alle duͤſſen armen, den man vth der Kaſten 
geuen will, vp ein ſonderlick Regiſter geteickent ſyn, darmet 
man wette, wo vele der rechten armen ein ider Kerſpel hebbe, 
Idt ſchollen deſuͤlven armen ock van eren Paſtor gude Tuͤch⸗ 
nuſſe hebben dat ſe Gottfruͤchtig ſind, vnd gerne Gades Wort 
hoͤren vnd tom hilligen Sacramente gaen, wente Schaͤnders 
vnd Laͤſterers Gades Wordes ſchal man nicht geven, darmit 
ide bat anſehen by vns nicht hebbe, als huͤipe wy mit der ar⸗ 
men Kaſten leddiggangk vnd boverie ſtercken. 

Man ſchal od allen Flith vorwenden, fo man weß koͤnde⸗ 
vth der armen Kaſten veroͤueren ohne ſchaden vnd nadel der 
Armen tho behoeff armen Schoͤler vnd Studenten, der wy 
Dernamabie in dem Prebigampte, pffte in der Schole gebruden 
Tonnen. 

In einen jderen Kerfpel [holen vier Diaken, yffte armen 
Dener erwelet werden, van den Borgeren, vnnd Inwaner 
bes Kerfpel,, deſſuͤlnen fcholen frame Gottfrüchtige vnberoch⸗ 
tige Menne fon de gube Züchnäffe hebben by Iderman, deſſe 
fcholen bat Beldt fammelen vnd vthdelen den Armen, und fcholen 
ein Mantides de time vnnd darna alfo be anderen twe bes 
Sondages mit dem Bübel in der Kercken vmmegaen, deßge⸗ 
licken ock den Armen vthdelen, Idt holen auerft diffe Diaken 
dorch den Paſtor des Kerfpels unnd enen Nabtman vom Er⸗ 


fahmen Rabe dartho verorbent erwellet werden, vnnd fo idt 


bie Borger nicht gerne wolden annemen, ſchal fie de Paſtor 
bidden vnd ‚flitich vermanen vth Gades worde, bat fe fid 
foldes Amptes nicht willen fchemen vmme Chriftus . willen, 
be vor uns ock is arm geworden, vnd hefft ons ewig ricke ges 
maket, dartho fo hebben fi od grothe Hilligen als Sunt 
Steffen vnnd Sunt Laurentius, vnd der geliden mehr tho 
ſuͤlcken guden Werde, den Armen tho denende gebruken 
faten, ete.“ 

Ban Krogerie tho vorbeben bed Sondages vor ben Prebiken. 

„Idt IB nödig dat ein Erſahm Radt, Gabe vnnd finem hilli⸗ 


gen Worde thom Ehren verbeben late, bat des Sonbags vor 
deme Sermone und der Miſſe fi Iderman der Krogerie und 
des Barnewines tho verkopen entholbe. 


DE were nütte unnd guth bat Gilfe vnnd Ampte fill in 
enen mannigfoldigen Collatien metigeben vnd etlick Geldt 
Jarlix veroverden vnd byleden tho behoeff der Befoldung der 
Draedicanten od armen Befellen hierbinnen der Stadt in ven 
egen Ampten gebaren barmit vortohelpende, bat fie fluderen 
onnd van hier verfent mogten werben In ander Schole und Vni⸗ 
verfiteten, bamit wy alle tydt mochten gefchicdebe Luͤde hebben, der 
wy Eonden in Predigt Ampte gebruden, fo uns etlicke vnſer 
Dredicanten worden affgaen. 


Idt mil od van nöden fon, bat vth allen Broberfchoppen 
vnnd Selfhoppen In differ Statt Jarlike Tholage werbe gedaen 
tho behoeff der Befoldunge der Prebicanten, od ander armen 
Luͤde in den Ampten vnnd füß darmit thohelpen. Idt ig im 
Paweſtdome alle dinck vp vnnuͤtte Freten und fupent geftellet, 
Nu wy ouerſt dat hillige Evangelium hebben, vnd hoͤren wat 
Gades gnedige wille iß, ſo mote wy vns ock beteren vnd 
ſchicken in allen dingen, darmit wy vnder deme Evangelio nicht 
vnſe egen nuͤth vnnd fordell, ſonder Gades Ehre vnd vnſes 
negeſten Beſte ſoecken vnd forderen helpen, ſo vele als in vns 
iß, Item alles was bie Ampte vnnd Gille in de Kercken vnhd 
Kloͤſter gegeuen hebben Jaherlickes tho den Memorien vor 
Suͤſter vnd Broder tho Lechten vnnd dergeliken mehr, dat 
ſuͤlue ſchal ock nun billick tho behoeff der Beſoldinge der Pre⸗ 
dicanten kommen in ener jderen Kercken. 

Mit der Spenden tho geuen kan ock wol ene mate gefun⸗ 
den werden, dat men etwes darvan nemme tho behoeff der 


Onderhaldinge der Schole vnd des Evangelij, dewile doch de 


meſten Hupen den ſolcke Spende gebrucken vnd geneten, 
ſtarcke, junge vnd welige Luͤde ſint, de nicht arbeiden willen, 
vnd fid vp de Spende und derglicken Almißen dregen vnde ver 
laten. 


Bau den bübefchen Scholen. 
Gade alleine de Ehre. 


LXXX. 
Kirchen ordnung, Wie eg mit der Chriſtlichen Lehre, beiligen Sacramenten und allerley 


anbern Ceremonien, in meined gnebigen herrn, Herrn Dithainrichen, P 
Nidern und Obern Bairn ıc. Fürftenthumb gehalten wirt. 1543. 35. 52, 


Sm J. 1542 hatte Dtto Heinrich von Pfalz⸗Neuburg 
das Evangelium in einem Mandate eingeführt, welches 
u. d. 2: „Ausfhreiben und Ernftliher be⸗ 
felh“ (dat. Nemburg, 22. Jun. 1542) auf 4 Blättern im 
Drude erfchienen tft. Diefem folgte im J. 1543 die vorl., 
eng an die Nuͤrnb⸗Brandenb. (Rr. XLII.) und bie 
Brandenb. K.⸗O. (Nr. LXVIII.) angefchloffene Ordnung, 
welche unter Ofianber’s wefentlicher Mitwirkung entftan= 
den ift, wie beffen Bericht an ben Ser} Albrecht v. Preu⸗ 
fen bei Boigt, Briefwechſel ber bevübmteften Gelehrten 
mit Herz. Albrecht, &. 481 f. barlegt. (S. auch Secken- 
‘dorf, Hist. Luth. TI. pag. 396 und Struve, Pfaͤlz. 
Kirchenhiftorie S. 29.) — Das einleitende Mandat recht: 
fertigt die von, dem Herzoge, nach verloren gegangener 
Hoffnung auf eine gemeine Reformation, unternommene 


” 


al&grauen bey 
BB DI. Fol, 


Kirchenverbefferung insbefonbere dadurch: „bat nit alleyn 
den Bifchöffen, fonder auch den Königen vnnd Zürften, 
von ampts wegen gebürt, falfche Lehr und falfchen Gots« 
dienft abzufchaffen , und die rechte Lehr vnnd Gottis bienft 
anzurichten und handtzuhaben.“ (Efa. XLIX.) Am Schlufie 
ermahnt ed die GBeiftlichen, Unzucht 2c. zu vermeiden, indem 
es benen, bie fich verheirathen wollen, Schug verheißt. — 
In das Leben ift diefe K.⸗O. ohne Zweifel nicht völlig 
übergegangen , benn bald nad) ihrer Erlaffung wurde ber 
Herzog aus feinen Landen vertrieben. Die von ihm nad 
feiner MWiedereinfegung und nad) Wieberherflellung des 
evangel. Belenntniffes (8. Ian. 1554, Struve ©. 88 f.) 
erlaffene zweite K.D. ruht auf ganz anderen Grundlagen. 


* %* 


Rhein, Herkogen inn 


* 








15648. LXXX. fat Renburger Kicchenprbuung. 


Der erſte theyl der Birchen ordnung, 


Mit geringen Abänderungen woͤttlich dee erfle Theil ber 
Brandenburg. K.⸗O. “ 


Bon ber Lere. 


Der ander thedl der KRirchenorbnung, 

Wie ed mit den heyligen Sacramenten, vnd alleriey andern Eeremonien, 
in meines guedigen herren, Seren Otthainrichen 
Pfaltgrauen bey Nein, Gertogen inn Nibern vnd Obern Bairn ꝛc. 
Fürſtenthumb gehalten wirt. 1543, 

Bon ber heyligen Zauff. 


Allgemeine Grundfäge,, entiehnt aus bee Branden⸗ 
burger, mit beren Worten die Beibehaltung der alten Gere 
monien, insbefondre bes Chrisma verorbnet wird, und der 
Nürnberger KO. 


Von ber Jach Tauff. 
Aus denfelben Quellen. 
Ordnung der Tauff. 


Im Weſentlichen das Ritual der Brandenb., jedoch mit 
einzelnen Abänderungen, 3. B. in der Zahl der Beſchwoͤrungen 
(f. Rapp, Srundfäge zur Bearbeitung evang. Agenden, ©. 84) 
und am Schluffe, mo die Darkeihung des brennenden Lichtes 
übergangen, dagegen mit ber Nürnb. die Anficht, daß bie Kind⸗ 
betterinnen des Teufels feien, als Irrwahn und die Einſeg⸗ 
nung berfelben als unnöthig bezeichnet wird. An biefen Ab⸗ 
ſchnitt fchließt fich auf drei unpag. BI. eine zweite, aug der 
M ürnb. 8-D. und Luthers Zaufbüchlein sombinitte, 

Zaufform. 


„Damit nymand vrſach Haben mög, im difer unfer .. Chris 
ftenlichen Kirchenorbnung, fuͤrnemlich fouil das Sacrament des 
heyligen Tauffs, auch die hieuor eingelegt zedl, von dem Creſem 
betrifft, jerung oder mißuerfland zufuchen, aud) in newe erger⸗ 
liche mißbreuch zumachfen. | 

Bon der Beycht und Abſolution. 


Mit Ausnahme der sinleitenden allgemeinen Säge über 
bie Beichte und das Amt der Schlüffel, aus. der Brandenb., 
die Abfolutionsfoemel aus bee Nuͤrnberger. Am Schluffe 
wirb hinzugefügt: „Vnd bamit das bdefter fleiffiger gefchehe, 
follen fie [die Pfarcherren] auch ein befonder auffmercken haben, 
auff die jungen leut, fo das erfimal, zum heyligen Sacrament 
des Leybe und Bluts Chriſti, gehen woͤllen, Vnd die felbigen 
nicht che darzu laſſen, fie haben fie dann vorhin offenlic, An 
der Nischen, vor dem volck, verhoͤret, Das fie die Zehen gebot, 
den Glauben, das Vatter unfer, und andere Text des Gatochif- 
mit, vom der Tauff, Schläffeln, vnd Abendtmal, fein ordenlich 


fagen koͤnnen, ad befunden, das fie der felbigen ein ziemlich 


verfkand, wie ongeferlich Feng vnd Antwort im Catechiſmo, 
'| gepflegt ‚hat, fingen ‚oder Haut ſprechen. Vnud ber Chor, ober 


mit ſich beingen, koͤnnen anzeigen. 
Darumb follen ſie ongeferlich acht tag, vor Oſtern, Pfing⸗ 


ſten, vnd Weyhennachten verkuͤndigen, das, wer ſolche leut hab, 


die auffe kuͤnfftig Feſt, das erſt mal zum heyligen Sacrament 
gehn woͤllen, das man bie ſelbigen zunor anzeyg, vnnd fo bald 
man am Feyrabent Veſper leutet, oder am morgen darnach, 


fo bald man das erſt zum tag Ampt leutet, fie im der Kir⸗ 
Shen bar ftelle, da felbft fol man fie offenlich . verhören. hannis, vnd die Gefchicht ber Apofteln, alle ordenlich nach ein⸗ 
4* 


27 


Vnd ob fie zimlich bericht fein, fall man das vold ein gemein 
gebet, das fie in folchem glauben und lehr zu nemen, vnd bes 
ftendig bleyhen, bis ans ende, für fie thun, und ein Vater uns 
fer, fprecherillafien. Vnd alfo mögen fie dann zum hepligen 
Sacrament gehn. Dife ordnung foll alfo gehalten werben, bis 
der almechtig, durch fein gnad gibt, das die Bifchoffe die Fin - 
mung, in ein Chrifllichen vnd nuglichen weg beffern, und Des 
rin folche verhör ſelbs thun, und die verhörten, mit aufflegung 
ber hende, beftetigen. Ober aber bis wir ſelbs, ober ein höhere 
Obrigkept, fernen vnd befjerm befelh geben werben.” 2 
Vom heuligen Abenbmal bes Serren. 

Wiederum bie Brandenburger KDD. Währmb aber. 
diefe in den Städten täglich, auf den Dörfern am jedem Sonn⸗ 
tage das Abendmahl zu halten anorbnet, UT hier nur von ben 
Sonntagen und anderen gewöhnlichen Feſt⸗ und Feiertagen 
die Rede. Den Schluß bildet der Sag: Æs follm auch die 
Seelforger und Priefter ein fletffig aufffehen haben, vnd daroh 
fein, das ein jedes Pfarkind, fo zu feinen vernünfftigen jaren 
tommen tft, auffs wenigſt ein mal im jar, als zu Oſtern, 
Pfingften, Weihennachten, ober auff ein andern tag, zu feiner 
beften gelegenheit, zum heyligen Sacrament gehe. . Bnd wel 
ches das nit thete, das follen fie ernftlich darumb anreben, und 
fie vermanen, daß fie ſich andern Chriften hierin gemeß halten, 
und niemand ergernus geben, bamit man nicht verurfacht werde, 


iret halben wepter rat zu fuchen.” 


Orhnung der Meffe, fo man Gommmnicansen hat. 


„Erſtlich, fol der Priefler, fo die Meß halten will, fampt 
feinen Miniftranten, wo, und wann man bie felbenzu gebrauchen 
pflegt, in tiven gewonlichen Kirchenornaten , nach gewonheyt 
einer yeden Kicchen, zu. dem Altar gehn, vnnd anfenglich, Date 
uor kniendt, das Confiteor oder ein feinen Buß Pſalm ſpre⸗ 
chen. Darnach fall der Introitus, das Kyrieleyson, das Gloria 
in excelsis, vnd das Et in terra, gemwonlicher weiß, durch den 
Chor, oder wo man Bein Chor hat, als auff dem land in Doͤrf⸗ 
fern, durch den Priefler felbs gefungen, ober aber mit vernems 
licher flinm gelefn werben. Kann er ber das volck ein gus 
ten Zeutfchen geiftlichen gefang leren, den fie an flat bes ſelbig 
fingen, das fol er auch thun.. u 

Darmach ſol er fich gegen dem volckkeren, und fingen, ober neit 
vernemlicher ftimm fprehen, Der Here fey mit uns allen. 
Darauff fol der Chor das vold antworten: Amen. Darnach 
fol er fi) wider gegen dem Altar keren, vnd fingen ober fpres 
hen: Laſſt vns beten. Bnd:danm.eine Teutſche Collecten, 
nad) gelegenheit der zeit, ober aber zwo, oder drey, vnter einem 
beſchluß, unter weichen alweg die erſt, vmb geiftliche vnnd him⸗ 
liſche guͤter bitten fol, Die andern aber, mögen nad gelegen⸗ 
heit, vmb frid, gut Regiment, fruchtbare zeit, oder ber gleichen 
bitten, bie fol er in gemonlichem ton, wie man bie L chen 


das veld abermals darauff antworten. Amen. 
Nachuolgendt fol er, ober der Subdiaconus, wann man 
Miniſtranten bat, bie Epiſtel laut mit verſtentlicher ſtimme 


nn damit das vold, and die Priefter feibs, deſter mr 
Frucht daraus empfahen, follen fiedie Epiſtel Pauli, Petri, Jo⸗ 


B 1543. LXAX. Pfalz⸗Neuburger Rirchenorduung. 


:amber leſen.. Doch außgenomen, die hohen Feſt, die tm Hiſto⸗ 
rien, barumb fie auffgefegt fein, in der heyligen Schrift haben... 

Nach der Epiftel fol der Chor widerumb figgen lateiniſch, 
ein Graduale, oder ein Tractum, oder ein Allefwta, mit einem 
Sequent, wie es Die ordnung der zeit gibt. Ober aber wo .man 
Zein Chor hat, mags der Peiefter felbs fingen oder fprechen, 
und das vold die weil abermals ein gut Teutſch geiftlich ge⸗ 
fang laffen fingen. 

Darnach fol er, oder der-Diaconus, wann man Miniſtran⸗ 
* hat, das Euangelion auch mit lauter verſtentlicher ſtimm 
leſen.. 

Vnd ſol mit dem Euangelio eben die ordnung gehalten wer⸗ 
den, wie.mit den Epijteln.. _ Ä 

Nach dem Euangelio, fol der Priefter das Credo, und ber 
Chor das Patrem Lateiniſch fingen, oder mo keyn Chor ift, mag 
es der Prieſter felbs fingen, oder fprechen: und das vold die 
weil das Teutſch gefang, Wir glauben all in eynen 
Gott, lafjen fingen. Ä 
Mid mo es nun bie gewonheyt iſt, unter der Meffe zu 
prebigen, da fol die Predig nad) difem gefang gefchehen, mie 
bis an her der prauch geweſſt ift: mo es aber eyner Gemeyn 
gelegener fein wit, die Predig vor dem Anfang ber Meß zu 
Hören, magdfie es auch alfo durch bie Obrigkeyt des orts verord- 
nen, Dann wir woͤllens eyner yeben Gemeyn frey laffen, hier 
in jrer beften gelegenhept' nach, die Predig vor der Meg, oder 
onter der Meß zuuerfchaffen, allein, das es ein mal, wie das 
ander gehalten werd. | 

Mo man nun onter der Meffe predigt, da ſoll der Priefter 
als bald nach der Predig wieder vber den Altar gehn, unnd da 
mit das vold, befter fleyffiger vnnd andechtiger, alles was her⸗ 
nach folget vernehme, fol er, oder eyner aus ben Miniftranten, 
wann man die hat, nachfolgende vermanung gegen dem Volck 
kin. 

Vermanung vor bem Abendmal. 
Se alterliebften in Gott u. f. w. [Aus der Nuͤrn b. K.O.) 
ad) difer vermanung, fol der Priefter ober bie Hoſtien, 

vnd vber den. Kelch, die nach anzal vnd gelegenheit der Perſo⸗ 


nen, fo zum heyligen Sacrament gehn wöllen, auff den Altar. 


verordnet fein ſollen, diſes nachfolgendes Gebet ſprechen. 


Gebet. 


Herr Jeſu Chriſte, du eyniger warer Son des lebendigen 
Gottis, der du dein leib fuͤr vns alle in den bittern tod haſt 
dargeben, vnd dein blut zu vergebung vnſerer ſuͤnde vergoſſen, 
Darzu, den ſelben dein leib, vnd daſſelbig dein blut, allen dei⸗ 
nen Jungern zu eſſen vnd zu trincken, vnd deines tods darbey 
zu gedencken haſt befolhen. Wir bringen fur deine Goͤtliche 
Majeſtat, diſe deine gaben, Brot vnd Wein, und bitten, bu 
woͤlleſt die ſelben, durch dein Goͤtliche gnad, guͤte, vnd krafft, 
heiligen, ſegnen vnd ſchaffen, das diſes Brot, dein leib, vnd 
diſer Wein, dein blut ſey, vnnd allen denen, die daruon eſſen 
ond trincken, zum ewigen leben laſſen gedeihen, der du mit 
Gott bem vatter in eynigkeyt des heyligen gepfts, lebſt vnd re 
gireſt ymmer vnd ewigklich, Amen. 
Alſo bald nach diſem Gebet, fol er anfahen die uerba 
Consecrationis zu fingen, oder mit lauter woluernemlicher 


ſtimme zu fprechen ... Vnd fol ſich fleiffen, das feine geberd, mit 
den morten fid vergleichen: das ift, wann er fingt, Nam 
er das Brot, fo fol er auch die groffen Hoftien nemen, und 
feiner bruft gleich halten, biß die wort volendet fein. Deß⸗ 
gleichen wenn er fingt, Nam er den Kelch, fol-er mit bem 
Keldy auch alfo thun, wie vor gemelt ift. 
Vnſer Herr Jeſus — zu meinem gebechtnus. 

Hie fol er die groffen Hoftia mit geneygtem haupt auffs 
heben, und dem vold zaigen. 

Darnach auch den Kelch nemen, vnd halten, biß er die vol 
genden wort fingt, oder [pricht. 

Defielben gleihen — zu meinem gedechtnus. 

Hie fol er den Kelch auch auffheben, vnd dem volck zalgen. 

Darnach fol der Chor das Sauctus Lateinifch fingen, oder 
wo keyn Chor ift, mug es der Priefter ſelbs fingen oder [pres 
hen, und an flatt deſſelben das Voick darfur ein gut Teutſch 
gepftlich lied laffen fingen: vnd onter dem felben gefang, fol er 
die weil dife nachfolgende Gebett fprechen. 

Folgen bie Gebet, fo der Priefter, onter oder nach dem 

Sanctus fpredhen fol. 


Fur die weltlichen Obrigfept. 
Barmhergiger ꝛc. Aus der Brandenb. K.O.] 


Fur die Diener des Worte. 
O allmechtiger 2c. [Aus der Brandenb. 8.-D.] 
Vnmgb Chriſtliche eynigkeit. 
Barmhertziger ꝛec. [Aus der Brandenb. K-D.] 

Wann dann das Banctus oder andrer Geſang geendet, und 
diſe Gebet geſprochen ſein, ſo ſol er das Vatter vnſer ſingen, 
oder mit lautter ſtimme ſprechen, wie hernach folget. 

Laſt vnns beten. Vater onfer c. _ 

Darnach fol der Chor, oder wo fein Chor ift, der Priefter 
felb8 das Agnus Dei, wie der brauch iſt, fingen, oder aber 
[prechen, vnd diemweil das vold abermals ein gut teutfch geiſtlich 
gefang laffen fingen, vnd unter dem felbigen fol der Priefter 
auch dife nachuolgende gebet fprechen. 

Agnus Dei, qui lollis etc. [mie in bee Brandenb. 8.-D.] 

Darnach follen zum Sacrament gehn, alfe die ſich vor ans 
gefagt, vnd die Abfplution empfangen haben, und der priefter 
fol jnen den leyb bes Deren reychen, mit difen worten: Nymm 
bin und iß, das ift der Leyb Chrifti, der für dich gegeben ift. 
Defgleichen, wo man Miniſtranten bat, fol ber Diaconus den 
Kelch reychen, benen, fo den Leib Chrifti genofien haben, und . 
alfo fprehen. Nymm hin vnd trinck, das iſt dad Blut des 
newen teflaments, das für bein fünd vergoffen if. Wo nun 
aber nit Miniftranten hat, da fol der Priefter ben Leib des 
Herren erſtlich vedbermann reychen, vnd darnach erſt den Kelch. 
Vnd die weil das geſchicht, ſol der Chor das Commun Lateiniſch 
ſingen, vnd wann es zu kurtz were, ander gut Lateiniſch geſang 
mer, ſonderlich was de Coena Domini iſt, als das Responso- 
rium Discubuit Jesus. Wo aber kein Chor iſt, ſol man die 
gemein abermals ein gut Teutſch geiſtlich geſang, als da iſt 
Jeſus Chriſtus vnſer heyland, oder aber, Gott ſey ge⸗ 
lobet vnd gebenedeyet, oder ein andern geſang, der ſich nach 
gelegenheit der zeyt ſchicket, laſſen ſingen. Wann nun yedermann 
das heylige Sacrament hat empfangen, ſo ſol es dann der Prieſter 
auch empfangen, Vnd wiewol er von anfang fol fleyß haben, das er 


1568. LXXX. Sfalz⸗Menburger Birchenoriunng. 2 


alle ding der maffen verordne vnd in acht hab, bamit von dem 
beyligen Sacrament nichts ober bleib, So fol er doch in fonders 
heit, zu ende darauff fehen, das es alle& außgetheylt werde, und 
auffgehe, wie Chriftus befohlen hat, da er fpricht Luce XXII. 
Diuidite inter uos, auff das ſich Fein befchmerliche oder erger⸗ 
liche onfchictlicheit zu trag. Darnach fol er dife zwo Collecten, 
unter einem befchluß, in getwonlichem ton fingen, oder mit ver⸗ 
nemlicyer ſtymme fprechen. . 
Lafft vns beten. O almechtiger — Dominum nostrum. 
Amen. [tie in der Brandenb. K.O.) 

Darnach ſoll er, oder feine Diaconi, bede, oder einer, unter 
dem ton, darunter man das Kyrieleyſon gefungen hat, das 
Benedicamus Domino fingen, vnd der Chor fol eben unter 
demſelben ton antworten Deo dicamus gratias. 

Darnach fegne der Priefter das vol mit lauter vernenv 
licher ſtymm, alſo. Der Herr geſegen uhu.f.m” - -, 


Vom Tag ampt on Gommunicanten, wie ed fol gehalten werben. 


„Dieweil auch die Meß, mit dem brauch bes Abendmals 
on Communicanten nicht mag gehalten werden, und dannoch 


fid) zutragen, und begeben mag, das auff etlich Heft und Son⸗ 


tag, nicht Communicanten vorhanden, damit als dann die Ge: 
mein nit vergeblich zufamen komm, fo fol der Priefter nit in 
gewonlichem Meßgwand, fonder in einem Chormantel, oder 
nur in feinem Chorrod, fur den Altar tretten, und es aller ding 
Halten, wie oben gefegt ift, bi8 auff die gemeinen Predig. Nach 
der predig aber fol man die gemein Litanei fingen, mit einer 
Gollecta pro pace, vnd dann mit dem Benedicamus Domino, 
und gemeinem fegen befchlieffen. Oder aber, wann die gelegen- 
beit ber ‚zeit, die Litanei nit erfordert, fo fol der Chor an flat 
der felben, ein guten Chorgefang lateinifch, oder wo fein Chor 
iſt, das. volck ein gut geiftlich gefang Teutſch, fingen, vnnd ber 
Driefter ein Gollecten drauff.., und dann mit dem fegen be⸗ 
ſchlieſſen. 

m wercktag aber, wo ein anzal Prieſter oder ein Schul iſt, 
da fol man an flat des Tagambts zwen oder drey Pfalm.. 
fingen.. Darnach ein gang Capitel Teutſch aus den Epifteln.., 
vnd dann abermals zwen oder drey Pfalmen, mit einer Anti- 
phona , darnad) ein gang Capitel Teutſch, aus einem Euange⸗ 
lften.. Darnach eins ex Canticis maioribus als Te Deum 
laudamus.., und dann mit einer Zentfchen Collecta vnd Be- 
nedicamus Domino beſchloſſen. 

Defgleihen in den Doͤrffern, fol man auffs wenigſt in der 
wochen zweymal, nemlid am Mitwoch und am Sreptag, zu 
einer geleguen flund in die kirchen zufamen kommen, vnd 
das vold erſtlich ein gut Teutſch geiftlich gefang fingen, darnach 
der Prieſter ein teutſch Capitel aus einem buch der Bibel.. nach 
ordnung lefen, vnd dann mit einer Teutſchen Collecta bes 


ſchliefſen.“ 


Orbuung allerley Ehorgefanges, et de borid eanonieiso. 


Wolgen die Collecten und Gebete, bie man in allerley Gottis Bienft 
fol gebrauchen. 
Mit geringen Ausnahmen die Collecten der Nuͤrnb. K.D.; 
dann die Litanei. ' 
Bon befuchung vnd Gommunion dei Kraucken. 


In allen weſentlichen Puneten wörtlich aus ber Brans 


denb. K.⸗O., doch Ift die Beſtimmung, daß in den großen 
Städten befondere Priefter für die Krankenpflege angeftellt 
werden folfen, Übergangen. 
Drönung ber begrebnus. 
Aus bee Nuͤrnb. und dee Brandenb. K.⸗O. combinirt. 
Ordnung bes Einleytens ber Eheleut. 

Der Brandenb: K.⸗O. entiehnt; doch fehlt die Litur⸗ 
gie für den Kirchgang und bie Einfegnung. 

Bon berüffung und Drdination ber Kirchenbiener. 

Allgemeine Säge über bie Nothwendigkeit ordentlicher Bo: 
cation, beziehentlich Präfentatipn, aus derfelben Quelle. 

Bon ben Feyrtagen. 

Nach einer allgemeinen Einleitung werben die Feſttage 
übereinftimmend mitder N ürnb. beflimmt; doch ift der Palms 
tag,.der Afftermontag nach Oftern, und Joann, Ev. nod) hin⸗ 
zugefügt. | 

Von etlichen alten Ceremonien, welche gehalten, vnd welche 

vnterlaffen werden follen, - 

„Die Mette inn der Chriftnacht, fol... nicht mer zu mit⸗ 
ternacht, fonder allerley’gefahr zu vermepden, erſt vmb vier hor 
nad) mitternadht gehalten werden. 

Deßgleichen, follen die drey Metten Inn ber Marterwochen, 
zu jr gewonlichen zeyt .. doch an alles Bopffen, rumpeln und 
getürnmel, gehalten werden... 

Die Dftermetten, fol man auch.. halten, aber doch erſt 
vmb vier hor, nach mitternadt.. ’ 

An St. Marrtag, vnd bie drey tag vor bem Auffartag, in 
der Creuswochen, (ba man zuuor mit ben Creugen, von einer 
Kirchen in die andern, vber feld gangen tft) fol ein yedes 
Pfarruolck, zu gewonlicher zeit, in feiner Pfarrkirchen zufamen 
fommien, vnd allerley mißbreud) vnd vnzucht zu vermeiden, 
nicht mer vber feld in andre Kirchen gehn, ſonder bafelbft 
bleiben, biß der Pfarrherr, neben andern gebreuchlichen Ceremo⸗ 
nien, eyn kurtze predig oder vermanung thue, vom Gebet, dars 
durch das Vold, fur krieg, ungemwitter, theurung vnd peſtilenz, 
ernſtlich zu bitten angereyßt werd. Darnach, ſollen fie die Li⸗ 
taney fingen, bie fol dan ber Pfarherr mit einer Collecten.. 
befchlieffen. 

Vnd wenn fich fo geferliche zeit. zutragen wuͤrden, das die 
Litaney, auch zu andern zeiten .. gehalten werben folt..., fo wirt man 
vedes malß.. zeitlichenbefelch, und genugfame onterricht empfahen. 

Dargegen follen vnterwegen bleiben, erſtlich alle Spectacula 
und fchamfpiel, fo man mit Bildern getriben hat: als am 
Palmtag, mit, dem efel, am Karfreitag mit dem erucifix und 
geab, am Oſtertag mit umbtragen des bilds der vrftend Chriſtt, 
am Auffartstag mit auffziehung deſſelben, am Pfingſtag mit 
herab laſſen der Tauben, am Chriſtag mit dem kindlein wiegen, 
und alles mas bergleichen.. im brauch geweſſt iſt. 

Darnach follen auch vnterwegen bleiben, alle Procefiion 
ond vmbgenge, vmb die Kirchen, mit dem Weichwaſſer, vnd 
mit dem hepligen Sacrament in den Monſtranzen. Man fol 
auch nicht mer weihen oder fegnen, Weihwaſſer und Salg, 
wie alle Sonntag befchehen, noch Wachß zu Liechtmeß, noch 
äfchen am Aſchernmitwoch, noch Palmen am Palmtag, noch 
Dfterftoct, noch Tauff noch Feur, am Ofterabent, noch Fladen, 


h 


Eder, Fleyſch, am Oſtertag, noch Wurgober kreuͤter Assumpti- 
onis Mariae, noch Wein am St. Johannis des Euangeliſten 
tag. Dann folhe Segen, fein dem wort Gottis alle unges 
meß und zumider, zum they! auch abgoͤttiſch, vnd dienen mer 
zu aberglauben dann zur Gottfeligkept . .“ 

Am Schluſſe ein Verbot, das Salue regina zu brauchen, 
an beffen Stelle das Jesu Christe, qui es sapientia gebetet 
werben fol, wo es nicht füglich beftehender Stiftungen halber 
abgethan werben kann. 


2383. LXXXI. Gölniiche Reformation. 


Der britt theyl ter Biryen orbuung, 
Catechiſcaus ® 
Wie der in meines gnebigen berrn, Herrn Otthainrichen 
Pfaltegra aen bey Hein, 


Sergogen kun Midern sub Obern Baira ıc. Fürftentbumb 
geprebigt wirbt. 


(Die Kinderpredigten ber Rürnb. R.-D.) 
Gedrudt zu Nürenderg, durch Zohan Petreium, 
Anno MDXII. 


| LAXXI. 
Bon Gottes genaden, vnſer Sermans Ertzbiſchoffs zu Eöln, vnnd Ehüurfärften ze. einfaltigs 
bebenden, warauff ein Chriftliche, in dem wort Gottes gegrünte Reformation an Lehr, brauch der Heyligen Sacra, 
menten vnd Geremonien, Seelforge, und anberem Kirchendienft, big vff eines freyen, Chriflliden, Gemeinen ober 


Mationald Concilij, oder des Reichs Zeutiher Nation Stende, im Heyligen Geyſt verfamlet, verbefferung, bey 
denen fo vnſerer Seelforge befolhen, anzurichten feye. Hier. VI. Alfo fpricht c. Act. X. So habe nun acht. 


154 81. 


Die folgende K.⸗O. ift, wie die Briefe Melanchthons im 
‚Corp. Ref. T.V.p. 112. 140. 149. 154156. 159 geigen, von 
Buyer u Melanchthon, amter Mitwirkung von Piſto⸗ 
rius und Hedio, verfaßt, und im Aug. d. J. 1643 von dem 
Erzbiſchof genehmigt. (Vergl. auch Red, Gefchichte der Häu- 
fee Iſenburg, Runtel, Wieb ic. S. 161 ff., Deder's, Ber: 
mann vd. Wied, S. 107 ff. 225 ff.) Ihre Quellen find bie 
Nuͤrnb. (Nr. XLII.), (welche namentlich auch in bem ers 
ften bogmatifchen Theile benugt worden), die Saͤchſiſche 
(Rr. LXIV.) und bie Eaffler 8.0. (Nr. LAU.) Bes 
kanntlich iſt fie nie im Kreife ihrer. Entftehung zur Wolls 
‚ziebung gekommen; aber in Heſſen ift fie längere Zeit in 
Gebrauch gervefen. Die eigenthümlichen Berhältniffe, unter 
denen fie verfaßt worden, vechtfertigen bie folg. reichhalti⸗ 
gern Auszüge. 

Bon ber Lehre, 


‚Dnfee Heylandt der Son Gottes Jeſus Chriftus, ber er⸗ 
ſchinnen iſt, das er den hohen vnnd verborgenn millen Gotes 
von ber menfchen feligkeit offenbaret,, hat zu feinen Apoſto⸗ 
len, vnd alſo allen feinen berufften Predigern gefagt, Wie mich 
wein Vatter gefandt hat, alfo fende ich euch, Item, gebet 
hyn im alle weit, predigt bag Euangelium fur allen cre= 
turen, vnd leret daffelbig halten, das ich euch gelehet habe, 
So hat auch der ewig Got, und Batter vnſers Heilands Jeſu 
Chriſti vom hymel gefprochen von feinem Son, Diefen folt jr 
Hören, Diweil dann diefe Iche Gottes vnnd vnſers Heilands 
Jeſu Chriſti in keiner anderen Schrifft vff exden gefaffet ift, 
dan alleine in dee Propheten und Apoſtell Schrift, Wrb ge 
wißlich fonft kein lehre iſt, darin von anfang Gottes will von 
ſeligkeit ber Menſchen mit gewiflen zeugniß geoffenbaret fey, 


dan alleyn biefe, Vnd Paulus ſpricht, das Gottes vold darauf 
erbawrt fey, So iſt ja zum erften vnd hoͤchſten von noͤten, das 


alle Prebicanten in warer Gotesfoccht, mit hochſtem fleyß, die 
ganze heylige Schrifft leſen vnnd betrachten, fid) felb vnd au⸗ 
dere zu lehren, und zu vnderweyſen, Bon dem ewigen willen 
Gottes, Bon feinem gefeg, Sunde, Zorn, Gnaden, und Be 





Fol. 


rechtigkeit, durch den mitler Jeſum Chriſtum vecheyffen, Vnd 
entlich von ewiger ſtraff, und ewiger ſeligkeyt. Dieſe weyßheit 
iſt hoch vnd fern vber alle menſchliche vernunfft, Wie Paulus zu 
ben Corinthern bezeugt vnnd ſpricht, Wyr reden von ber heim⸗ 
lichen verborgen weyßheit Gottes, die Gott verordnet hat, vor 
der welt zu vnſerer herligkeit, welche keiner von den obriſten 
dieſer welt je erkandt hatt, Vus aber, ſpricht er, hat Bot es 
geoffenbaret durch feinen Geiſt. j. Cor. ij. 

Dieweyl dann der ewige Gott ſeine Gottliche heylwertige 
lehre, vns allein in den Schrifften ſeiner lieben Propheten vnnd 


Apoſtel furgegeben hatt, vnd wir die auß keinen anderen buͤche⸗ 


ren gewißlich, vnnd vngezweyflet erlernen moͤgen, ſollen alle 
Paſtoren vnd Predicanten ſich in diſen heyligen Gottes buͤcheren, 
mit getrewſtem aunhalten, vben tag vnd nacht, Darmit fie, wie 
der Geyſt Gottes von jnen mit namen fordret, tawglich ſeyen 
auch andere zu lehren, Seyen bewerte vnd ehrliche diener 
Chriſti, die ſich jres dienſts nit ſchemen durffen, die ſein wort 
recht vnderſcheyden, vnd fruchtbarlich predigen, ij. Timoth. ij. 
Vnd konden halten ob .dam gewiſſen wort Gottes, vns zur lehre 
dargegeben, vff daß fie mechtig ſeyen zunermanen durch die ges 


ſunde lehre, vnd bie widerſprecher irer jrthumb zu vberweiſen. 


In welchem gebott Gottes, vnnd befehle an allen Predi⸗ 
canten vnd Lehrer der Chriſtlichen Gemein, ſollen die ſelbigen Pre⸗ 
dicanten vnd Lehrer, daß erſtlich wol vnd fleyſſig vermercken, 
daß fie mit irer lehre halten ſollen, ob dem gewiſſem wort, daß 
gewlßlich vnnd vngezweyflet war ſey, dem man ficheren, vnnd 
beſtendigen glauben geben moͤge, Auß dem ſich eygentlich ſchleuſ⸗ 
ſet, das fie in jean predigen vnnd Ichsen Hein menſchlichs gut⸗ 
duncken noch gefallen mit ichtem einmiſchen, ſonder allein 
das pur lauter Gottes wort predigen, vnnd lehren muͤſſen, 
Dann ewiglich war bleybet, daß der Praphet Dauid ſpricht, 


| Alte menſchen fein lugner Pfal. ckvj. Vnd Paulus, Der na⸗ 


turlich menſch vernimpt nicht ‚vom Geiſt Gottes. j. Cor. ĩ. 
Vnnd Eſaias xi. Altes fleyſchiſt hew, vnd alle feine gute iſt 
wie ein blume vff dem velde, daß hewe verdorret, vnd die vͤlume 





1548. LXXXI. Göluifche Reformation. 


verwelket, daß wort deß Herren blenbt ewiglich, So dann bie 
menfchen Iugner fein, vnnd Gottes gnad nit verftehen, und te 
gutte (dartnne one zweyfel auch je weyßheyt begriffen ift) dahin 
felt, wie eim duͤrre blume, wie möchte dann jre eugen gebicht, 
ober gutt bedunden, fo nit auß Gottes genft vnnd wort her ko⸗ 
met, ein gewiſſe lehr fein? 

Dan ob mol der. Geyſt Ehrifti, in allen Chriften lebt, er⸗ 
kennet, und bezeuget die warheyt Chrifti, und in filen folche 
zeugniß gar herrlich vnd gewaltig in worten und fchrifften fuͤr⸗ 
gegeben hat, vnd noch fürgibt, Noch fo bleybt als da bey in 
allen Heiligen, fo lang fie hie leben, auch fleifch und blut, wel⸗ 
ches die Goͤtlich weißheit nit fafien kan. Es bleibt der finn 


bes fleiſches, welcher Got auch mwiderwertig ift, Darumb wer⸗ 


den Beine menfchliche lohrer in difem leben fo heilig vnd Gotge⸗ 
Int fein, fie werben noch offt irren und faͤlen. 
Derwegen alle heilige Wätter und lehrer, wie der H. Aus 
8, der anderen heiligen lerer (die fur vnd bey jren zeiten 
chriben und gelehret) ſchrifften, vnd mepnungen nie barumb 
annemen woͤllen, das die felbe durch fo heilige und gelerte leuth 
angegeben, ſonder allein demnach ein jeder feine lehre vnd meis 
nung auß ber Götlichen fchrifft, oder mit glaubmirdigen vr⸗ 
ſachen bewäret, und erweifet hat. Sie Haben auch allein die 
vrſachen für glaubwürdig erfant und angenomen, welche fie be 
finden möchten, auß der hepligen Schrift herfuͤrbracht, vnnd 
Dargeben fein. Wie dan die vrfachen fein, welche der Apoftel 
Paulus anzeucht zu beimären, das ein weib in der Gemein Gote 
tes foll bedecktes haupts erfcheinen, ſtilſchweigen, vnd nichts 
lehren. j. Cor. xj. Welche vrſachen alle endtlich auff bem wort 
Gottes beftehen, welche von dem weib zeuget, das es von Gott, 
nad, und auß dem Dan gefchaffen if, und dem man under 
worffen fein fol. 

Alſo iſt almegen der grundt, barauff aller Gotfeliger ver- 
ftanbt allein beruhen muß, und die haupturfach vnſer lehr, an 
deren vnſer hertz allein hangen folle, die zeugniß ber heiligen 
Scrifft, Dan die felbe, das wort Gots (dem wir in allen 


Goͤtlichen fahen, allein glauben muflen) allein gewißlich 


vnnd one allen fehl bezeuget und lerhet, Wie fie dan nit 
‚von menſchen, fonder vom heiligen Geiſt dargeben vnd bictierit 
tft, als der Heilig Petrus bezeugt und ſpricht. Das folt jr fur 
das erfl willen, das Bein weifagung in der ſchrifft gefchicht, auß 
eigner vßlegung, Dan es iſt noch nie Fein weifagung auf 
menfchlichem willen herfurpracht, fonder die Heiligen menfchen 
Gottes haben gerebt, getriben durch den Heiligen geift. ij. Pet. j. 

Derhalben die ongewiſſe menfchen Lehr, welche nemblich die 
menſchen on das wort und Geiſt Gottes herfurbringen, vergeb- 
Lich vnd fchedfich fein muß wie der Herr Ehriftus und Eſalas ber 
Prophet fagen, Aber die gewiffe Heilige Schrift ift nuslich vnd 
heilfamı, wie das aud) Paulus’ bezeuget und fpricht, Alle Schrift 
von Bot eingeben, ift nug zur lehre, zur ftraff, zur befferung, zur 
zuchtigung in ber gerechtigkeit, das ein menſch Gottes fey vols 

‚ zu allen guten werden gefchidkt. ii. Timot. iij. 

Seytenmal dan bife Heylige Prophetifche, und von Gott 
eingegebne Schrift, nutz, vnd ober genugfam iſt, alle heylwer- 
tige warheyt grundtlich vnd genglich zu Ichren, unnd bie menfchen 


Gottes In allem guten zu onderweyfen, vnd anzufuren, auch allen 


jrthumb vnd falfch der der Religion, und Gottfellgem leben mage 
entgegen, ober abbrüchlichfein, zu endtecken, zu ſtraffen, und ab zus 


31 


wenden, So follen die Predicanten und Paſtoren alle jre prebigen 
vnd lehr auß diſer Görtlihen Schrifft getrewlich vnd gentzlich 
nemen, Vnnd ſich mit allem fleyß verhuͤten, vor aller menſch⸗ 
lichen lehr, vnnd vßlegung, die auß diſem reychen Brunnen Gott⸗ 
licher lehre nit her fleuſſet, vnd gewißlich genomen iſt. 

Auch damit ſie das volck Chriſti, auß diſen bucheren des 
Heiligen Geyſts fuglich vnnd beſſerlich vnderweyſen, vnd berich⸗ 
ten konden, von allen dem, daß einem jeden zuwiſſen, zu ſei⸗ 
nem heyl dienſtlich ſein mage, dem taͤglichen leſen, vnd ſtudie⸗ 
ren in diſen Gottlichen Schrifften, mit hoͤchſtem fleyß vnnd 
trawen obligen, Vnd nach dem diſe Gottliche Schrifften, der 
naturlich menſch, wie alle Geyſtliche ſachen, nit verſtohn kan, 
welches auch die Apoſtel bewiſen haben, die diſe Schrifft eer nit 
verſtunden, dann jnen vnſer Herre Jeſus jren verſtand darzu eroff⸗ 
net, Luce vltimo, Vnnd der gutte Geyſt, diſe Gottliche Schrifftefur 
ſich ſelb eygentlich vnnd beſſerlich zu verſtohn, vnnd die andere zum 
heyl zu lehren, durch daß gleubige gebett muß erlanget werden, 
So iſt von noͤten, daß die Paſtoren vnd Predicanten auch an 
dem gebett zu Gott, vnd allen Geyſtlichen vbungen, mit gantzem 
ernſt anhalten, Vnd ſich darumb auch von allen weltlichen vnnd 
fleyſchlichen geſchefften vnnd wercken, ſo fil daß die notturfft di⸗ 
ſes lebens jemer meer erleyden kan vnnd mage, entziehen vnd 
frey machen damit ſie von Gott erbetten, vnd moͤgen allen ſe⸗ 
ligen verſtandt der Gottſeligkeyt, auß Gottlicher Schrifft ſelb 
recht vnd beſtendiglich faſſen, Vnd dann mit klarer gruͤndtlicher 
vnd krefftiger lehre vnd vnderweyſung, gegen allen erwelten 
Gottes ob diſem gewiſſen wort deß heyls halten, meniglich in 
der gemelne verſtendige, vnd onuerſtendige, kluge, vnd einfal⸗ 
tige, von dem Heiligen Euangelio Chriſti vnnd aller Gotlichen 
warheit fuglich vnnd grundtlich zu vnderweiſen, und zur ſelig⸗ 
keit zu lehren, Vff das auch ſie alle, ſo eins jeden ſeelſorge be⸗ 
uolhen, das fefte Prophetiſch vnd Euangeliſch Gottes wordt wol 
faſſen, ſteiff daruff beſtehen vnd acht haben, Als vff ein liecht, 


das in einem duncklen ort ſcheinet, damit ſie ſich nit wie kinder 


bewegen vnd vmher treiben laſſen, ſonder ſein vnd verharren, 
warhafft vnnd rechtſchaffen in dee liche, unnd wachſſen in allen 
ftuden an ben, der das haubt ift, Chriftus. 

Zum anderen, fein die Paftoren vnnd feelforger ſchuldig 
diejenigen, fo die gewiſſe Lehe von der Gotſeligkeidt angenomen, 
vnnd gefaßt haben, zuermanen, vnnd mit folicher vermanung 
ernftlich unnd embfiglich anzuhalten, das fie bie felbige lehr bes 
halten, fich feölich vnd getroft Bott daruff ergeben, vnd ſich, al 
tinder Gottes, mit einem guten Cheiftlichen wandel, beweiſen, 
Dan vnſer widerfächer ber Teuffel feyret nicht, fonder gebet 
one vnderlaß vmbher wie ein bruellender Keime, vnnd ſuchet mel 
hen er verfchlinden moge, mie Petrus ſagt, Vnnd thut das 
nicht allein, mit böfen gifftigen anfechtungen, vnnd anreigungen 
wider Gottes gepot, fonder auch mit eufferlicher fcharffer vers 
folgung, vnd falfchee verfurifcher gleiffender lehr, wider ben 
glawben, wie wir das täglich erfaren. 

Darumb ift hoch ven nöten, das die einfaltigen ſchwachen 
Chriften, von jren hirten vnd ferlforgeren, vffs vleiſſigſt er⸗ 
mant, geſterckt, vnnd getroͤſt werden, vff das ſie dieſem alten, 
ſo liſtigen, wackeren feynd, widderſtand thun, feſtiglich behar⸗ 
ren im glauben wie vnns der Heilig Petrus gelert hat. j. Pe⸗ 
tri v, Vnd Paulus Ephef. vj. 

Nu kan man ſoliche vermanung, ſterckung vnd troſtung an 


32 1543. LXxxI. Gölnifche Neformation. 


keine fonberliche zeit und flat binden, fonder fie muflen frey fein 
vnd gehen, nit allein in den ordenlichen Predigen, fonder auch 
zu anderen zeiten, vnd an anderen orthen, wie es bie notturfft 
erfordert, vnd ſich fuͤget, vnd vrſach zutregt, Wie das ber Heilige 
Paulus zum Zimotheo, fein anzeücht ond fpricht, Ich bezeuge 
fur Gott vnnd dent Herren Jeſu Chrifto, der da tunfftig iſt zu 
richten die lebendigen vnd die todten, mit feiner erſcheinung 
onnd feinem reiche, predige das wort, halt an, es fey zur rech⸗ 
ten zeit, oder zur vnzeit, flraff, traume, ermane mit aller ge 
dult vnnd Fehr. ij. Zimoth. iiij. 

Alſo zeugt der Apoftel auch vonn jm felbft, in der fehönen 
Iegrede, die er mit den Elteren vnd feelforgeren hatte zu Mileto, 
als er das legtmal gehn Serufalem reyſet, Ic wißt, fagt er, 
von dem erften tag an, do ich bin in Afiam komen, wie ic) als 
geit bin bey euch gemefen, und dem Herrn gebienet hab, mit 
aller demuth, vnnd vil threnen ond anfechtungen, die mir wi- 
derfaren fein, von den Suden, fo mir nach ftelletten, Wie ich 
nichts verhalten habe, das dba nutzlich iſt, das ich euch nit ver⸗ 
kundiget hette, vnnd euch gelehrt, offentlich vnnd fonderlich, Vnd 
habe bezeuget, beide den Juden, vnnd Griechen, bie Buße zu 
Gott, vnnd den glauben an onfern Heren Jeſum Chriftum. 
Stem, barumb feibt wader, onnd dendt daran, das ich nit abs 
gelaffenn habe, brey.jar, tag vnd nacht, ein jeden mit trenen 
zuuermanen, Vnd in dem andern capittel der erſten Epiftel zu 
den Theſſalonichern Wie jr dan wiſt, das wir ald ein Vatter 
feine finder, einen jeden under euch ermant, getröftet, vnnd bes 
zeuget haben, das jr wandelen follet wirdiglich fur Gott, der 
euch beruffen hat zu feinem Rei), unnd zu feiner herlicheit. 

So follen auch folihe vermanungen nit faul, ſchlefferig 
vnnd Ealt, fondern einbrunftig, vnnd Erefftig fein, vff das fie 
den leuthen zu bergen gahn, vnnd fie zu beftehen, vunnd fur zu 
faren Erefftiglich beroegenn, Wie bas der Heilig Paulus gnug zu 
verftehn gibt, da er fpriht, Ein Bifchoff ſoll mechtig fein zu 
vermanen, Das gefchicht aber am beften, man fie Gottes ges 
bot, onnd trauwen, fambt ben erſchrecklichen Erempelen feines 
Goͤttlichen zorns den leuthen mit ernft vorhalten, vff das fie ſich 
fur funden hüten, Des gleichen Gottes gnade vnd zufage, fampt 
den troͤſtlichen erempelen feiner Göttlihen hilff, vnnd rettung 
anzeigenn, vff das fie im glaubenn beftehen, vnnd durch aller⸗ 
ley leiden onnd trubfall, vonder dem Greug, mit gebult hindurch 
tempfen. 

Darumb möllen fie jrem beuolhen Ampt treuwlich vorftchen, 
vnnd mit foliher ermanung die ſchwachen erhalten ond vffrichs 


ten, fo muſſen fie nit allein mechtig darinnen fein, ſonderen 


aud) zu aller zeit bereidt und gefaßt, Das bedarff dann aber» 
mals nit weniger vbung vnnd taͤglichs anhaltens in ber Heiligen 
Schrifft, des gleichen am gebeth, vnnd allen Geiftlichen vbun⸗ 
gen, vnnd darzu das man fi) gentzlich abziehe vonn allen welt 
fichen und fleifchlichen gefchäfften, dann das lehren, durch wel⸗ 
ches man ben gewiſſenn verftand des glaubene pflangen vnnd 
beftätigen fole. 

Zum dritten fein fei auch ſchuldig die widerfprecher zu ſtraf⸗ 
fen, vnd mit geroiffem grunde, zu vberzeugen, Dann fidy der 
Satan des am allermeiften befleiffet, warn er nur fan, das er 
bie rechte und gewiſſe heilfame Lehre, verfelſche, mancherley jr⸗ 
thumb , Secten vnnd ketzerey anrichte, vnnd alfo den glauben 
heimlich vnderdrucke, vnnd alles dahin richte, das er fein 


Reich, ja verberbliche tyranni, im feiben behalte, So ficht man . 
das täglicy fur augen, das die ketzer jre falſche Ichre, auch mit 
ber Heiligen Schrifft underfichen zu erhaltenn, wie mol fie 
diefelb unrecht verftohn, vnnd furen, wie Petrus anzeigt vnnd 
fpriht, Das in Sanct Paulus brieffen, etliche dinge ſchwaͤr 
zuuerfiehen fein, welche die ongelerthen vnnd leichtfertigen vers 
wirren, wie auch die andere Schrift, zu ihrer epgenn ver 
damnus. 

Es ift auch kein wunder, dan der Satan felb hat ſich fol 
cher Liftigkeit gegen Jeſu Chrifto vnſerem Derren gepraudht, da 
er jnen vff die zinnen des Tempels, in den Heiligen Stad Jeru⸗ 
falem ftellet, vnnd fagt, Biftu Gottes Son fo laß dich hinab 
dan es ſtehet gefchribenn, Er wurdt feinen Engelen vber dich 
beuelch thun, vnnd fie werden did) uff den henden tragen , das 
du deinen füß nicht an einen ftein ſtoͤſſeſt. Pfalm, rei. . 

Wen nun die rechtfchaffnen Prediger bie leuth mit ernft zu 
dee Heiligen Schrifft weifen, vnd dan foliche verfurer komen, 
fo wirdt je jrthumb von denn einfaltigen fchlechten menfchen 
nur defter ehe angenomen, Dan fie feint gewohnet der Ifchrifft 
zu glauben, vnnd fünnen doch nicht alwege vetheilen welches 
der Schrifft rechter verftandt fei oder nicht, Da ift dan von noͤ⸗ 
ten, das die Paftoren und Prediger ber fachen helffen, den jr 
thumb auffdeden, den widerfprecheren das maul ftopffen, und 
alfo jre beuoihene ſchaͤflin vor der verfürung erretten, wie Pau⸗ 
lus erfordert, Dan es fein vil freche, und vnnutze ſchwaͤtzer, und 
verfurer, die da gange heuſer verferen, und lehren das nit taug 
vmb fchendliche gewins willen. Zitum j. 

Wie nun ſolches ftraffen und vberweifen gefchehen foll, das 
uon feind diefe furnembften Regelen, Nemblich, bag man bie 
Artikel des glaubens mit gewiffen klaren zeugnißen der Schrift 
beftättige , ond das die wort in folchen [prüchen in jrem rechten 
verftand, und one Sophifterey angezogen, und erhalten werden. 
Stem das die Zundelen ſpruͤch, durch andere Plate und offent- 
liche ſpruͤch, die vecht zu der fa, dauon man flreittet, dienen, 
erflärt werden, Als da Arrius nicht wolt zu Lafien, das der Son 
Gottes von bes Vatters wefen geborn, vnnd naturlicyer Gott 
were, zereiffe er den eigentlichen verfland diſes fpruche (Vnd 
das Wort war Gott} fagt, Gott hies da nit natürlicher, und 
almschtiger Gott, fonder ein hohe creatur, deren grofle- 
macht, und herfchung vber alle ander crenturen geben were Diele 
vnrechte deutung hat man verwerffen müßen, und anzeigen das 
Got in diefem ſpruch, naturlicher almedjtiger Gott heiß, wie 
zuuor das wort mar bey Gott, Da zu hat man auch zu famen 
ziehen muffen alle fprücd, in der Schrifft, die von ber perfon 
Meffie even, Dan Got wil das wir feinen Son erkennen, vnd 
hat darumb deffelbigen natur geoffenbart, Solche zeugniß fol 
man in ganger Schrifft fuchen, ond fehen wo furnemlich diefer 
artifel gelehrt wird, Als Johannis erfleret ſich ber Apoftel felb, 
das er vom warhafftigen almechtigen Gott füge, da ex fpricht, 
Altes ift durch diefen Son gemacht, Alſo fpricht auch Paulus 
Colloſſ. i. Item Ebre. i. wirt ber Son genent ein genglich auß⸗ 
geteucktes eben bildnuß des weſens des Vatters, Item das durch 
den Son alle ding gefchaffen feind. jr 

Ein ander erempel. Matth. v, ſtehet gefchriben. Ir folt dem 
böfen nit wiberftand thun, fonder fo did) einer vff den rechten 
baden fchlegt, fo beut jme auch ben anderen, Diefen fpruch zie⸗ 
hen die Widerteuffer an wider die ſtraff fo vonn ordenlicher 





4548. LXXXL Gölutiche Reformation, | 8 


obergkeit mit recht vnnd gericht geübet wirbt, Sagen der welt⸗ 
lichen oberigkeit fland fen wider Gott. Wider diefe falfe deus 
tung, fol "man anbere klare fprüch halten, ale Roma. rilj. 
weiche zeugen, das oxdenliche geſetz, gericht, und oberigkeit Got⸗ 
tes werd? ond beuelh fein. | 

Item man foll darzu mercken durch auß, in Goͤttlicher Schrifft 
das zweyerley regeirung feind, die leibliche, vnd der dienft des 
Euangelij, der ewige leben anfahet jm bergen, Vnd das diefer 


dienft des Euangelij nit verhindert, oder verbeuth leibliche Re⸗ 


giment, die zur zucht und zum friden von Gott georbnet feind, 
Diefer onderfcheidt flimmet durch auß mit Gottlicher Schrift, 
Darumb erkieret fey ben fpruch Matth. v. das daſelbs nit die 
regiment verbotten ſeind, fondern vffeue der priuat Perfonen, 
wider jre oberigkeit, vnnd eigne rach wider Chriftliche Itebe des 
acheſten befjerliche und gebult. 

Difes fei gnug zu kurtzer erinnerung , dan vil erempel bie zu 
erzelen, wurde allzulang ; Vnd ift hie zubedenden wie groffer 
fleyß dazu gehort, die furnemen ſtuck in Gottlicher Schrift 
recht zu merden, und gegen. einanber zuhalten. 

Vnd da fichet man wie ein ſchwere burde der Heilig Geiſt 
durch den Apoftel Paulum einem Biſchoff und jedem Paſtor 
vnnd Predicanten vffgeleät hat, mit biefen wenig worten da er- 
ſpricht, Er fol ob der gewiffen lehr halten , und medhtig fein 
zu vermanen, vnnd die wider ſacher zu ſtraffen, welcher burben 
wir biemit alle Pharner, Prediger vnd kirchen diener wöllent 
erynnert haben, damit fie fidy tag und nacht in der heiligen 
Schrift oben, ond jr ampt getrewlich und fruchtbarlich auß⸗ 
richten, und fich derhalben nit allein von aller vppigkeit der welt, 
vnd den fleifchlichen luſten, fonder auch von allen ‚weltlichen 
geſchefften, onnd henbelen genglicy entziehen, vnd frey halten, 
das fie difem jrem fo hohen und Böttlichen Ampt vnd bienft 
gentzlich, vnnd mit allen jeem vermögen obligen, vnd des fels 
ben fleyßig auß warten mögen. | 

Es foll audy ſoliche muhe vnd arbeit fie billich nit beſchwe⸗ 
von, Angefeben, das es ix ordenlicher beruff iſt, vnnd on das 
auch ſonſt ein jeder Chriſt, ſein gantz leben mit Gottes wort ſoll 
hinbringen, Dann wollen wir ins himelreich komen, fo muſſen 
wir auß Waffer und Geift neume geboren werden, Soliche gepurt 
aber geſchicht nit auß vergendlichem, fonder auß dem ewigen 
vnd wnzergendlihem Samen, Nemlich auf bem lebendigen 
wort Gottes, das da ewiglich bleibt, wie Petrus fpricht, Wenn 
wir aber nun alfo geboren werden, und ein neumes weſen vber 
komen, fo bedurffen wie auch einer Beiftlichen fpeiß onnd na⸗ 
rungen ba6 felbig gu erhalten, Daß iſt dann eben das felbig 
wort, bargu uns der heilig Petrus reiget, und ſpricht, Seid 
giridy nad) der vernunfftigen lauteren milch, als die vetz ges 
bone kindlein, vff das jr durch diefelbe zunemen. Vnd fo wir 
dan folicher geſtalt im neuwen Gottlichen leben, durchs Gottes 
wort vffmachfen und zunemen, So feycet der Satan gewißlich 
nitt, fonder fechtet vns fletlichen an, gegen dem fein wir bann 
auch der Geyſtlichen waffen vnnd gegenmwehr notturfftig, das 
iſt, dan das wort Gottes, wie S. Paulus fpricht, Das ſchwerd 
des Geyſts ift das wort Gottes, Epbe.vi. 

Dweil dann vnſers neumen lebens anfang, mittel, unnd endt, 
das iſt, die geburt, das wachfien, und vberroinden, in Gottes wort 
ſtehet, haben bie Seelforger fich leicht zuerinneren, wie ſchwaͤre 
sechnung. fie Bott darumb geben muffen, wann jemand auf 

1. 


jree verfeumniß zur Geiſtlichen geburt nit kommet, ober fo er 
ſchon auß dem Geift neume geboren were, auß mangel guter 
Lehre vnnd trofles, wider verſchmachten, oder aber durch fals 
ſche lehre verfuret vnd verkert werden folte, Darumb follen fie 
fleiffig anhalten mitt lefen vnd lehren, betten, und allen Geiftlts 
chen vbungen, vff das fie mit dem getreuwen knechte fprechen moͤ⸗ 
gen, Herre du haft mir zehen pfund eingethan, fich ich habe ans 


dere zehen damit gewonnen, So merden fie auch widerumb 
"hören, Ey du fromer getreumer knecht, ober wenig biftu getrew ges 


weſen, fo mill ich dich vber vil fegen, Gehe in deins Derren freude. 
Vnd damit fie ſich defto bag In Die Heilige Schrifft ſchicken, 


vnd jre Lehr defto ordentlicher furen mögen, Wollen wir jnen hies 


mit ein kurtze anleitung geben, vnd die furnembften ſtuck Chriſt⸗ 
licher lehr, die fie am allermeiften und fleiffigften treiben, vrind 
ben Gemeinen einfaltigen Chriften einbilden follen, nach einans 
der erzelen. Nicht ˖ eben der meinung, das fie bar an bangen 


ſollen, fonder dar durch in bie heilige Schrift geweißt, vnd ges 


furet werden, das fie daſelbſt reichlichen und gnugfamen vnder⸗ 
richt erlangen.” 


Das vor der prebig alweg ein Lection anf ber G. Schrifft 
furgeben, vnd Die predig auß ber felben genomen werden fol, — 
Das alle prebigen off vnſeren Serren Ehriftums geridgt wer: 
den, — Bon Götlichem weſen, vnd den dreien Verfones, 
bes einigen Götlichen weſens. — Bon dem artikel ber Sch: 
pfung, vnd zegierung aller Bing. — Vom vrfprunge ber ſun⸗ 
ben ond bed Todts. — Was die Erbfunde fey, uund von bed 
menfchen vunuermogen vor ber widergeburt. — Wom altenn tes 
ſtament. — Mom vnderſcheid bes alten vnd Reuwen teftas 
mente. — Bon ber epgentlien prebig bed neuwen Teſta⸗ 
ments. — Bon ber buß prebig. — Won bem rechten geprams 


che be gefened. — Gummarifche erklerung ber gehen gebor, — ' 


Bon vergebuug ber ſünden vnd vnſer rechtfertigung. . — Won 
guten werden. — Som rechten verſtandt bes worts glauben, 
— Bom freut vnd leyden. 


Bon ber kirchen Gottes, 


„Die fihtbare kirch, vnnd gemein’ Gottes in dieſem leben, 
ift die verfamlung deren fo Gottes wort, vns durch Chris 
ſtum vnnd die Apoftolen befolhen, warhafftiglich glauben, 
vnnd duch den H. Geyft, new geboren feind, In welcher 
verfamlung dennoch ſeer vil bleiben in biefem leben, die nicht 
nero geboren feind, vnnd noch fünde haben wider jhr gewiſſen, 
halten aber eufferlich rechte lehr, vnnd rechten brauch der Sa⸗ 
eramenten, mit den maren Chriften eintrechtiglih. Als zu 
Corintho, vnd anderen orthen, waren zur zept Pauli in 
Chriftlicher verfamlung, Gottforchtiche leuth, mit dem H. 
Geyſt begabet, Dameben waren aud) etliche Die wider jre ges 
wiſſen fünde thatten‘, widerſprochen aber doch nicht der rechten 
lehr, vnd rechtem brauch der Sacramenten, fonder hielten bie 
eufferlich mit den waren Chriſten eintrechtiglih, Vnd Ifl ges 
wonlih, das man die frommen heiffe lebendige glider, vnnd 
die vnfrommen, bie body In gleicher lehr bleiben, tobte glider 
der kirchen. 

Weiche fo fie nie durch rechten Bann auß der kirchen auß⸗ 
geworfen feind, vnnd nach in.der gemeinfchafft der kirchen gedul⸗ 
det werben, mögen fie den xecht gleubigen ba durch weder bie 

5 


ed. 


he noch Sacrament Chrifli vnrein ober vnkrefftig machen. 
g) fo lang folihe von den Firchen vnd gemeinden Chrifti, in 
den heyligen kirchen Aempteren geduldet werben, mögenn bie 
war gleubigen, Gottes lehr, vnnd gaben, aud von jrem 
predigen vnnd Sacrament reychen zum heyl entpfahen, vnd 
beren zum heyl gebrauchen, Dann Gottes wordt unnd Sacra⸗ 
ment, ob fie gleych durch foliche fundige perfonen gehandelt 
werden, dennoch Erefftig fein, auß ber gnaden Gottes, vnnd 
dem werd? Chrifti, der fein arme herde, von wegen der falſchen 
böfen Hirten vnnd diener nit verlaffet, nad) fie feyner lehr, 
teoft, vnd hulff berauben will, Nemlich fo es bey ben felbigen 
ſeynen ſchaͤfflein nite ſtaht, das fie foliche vntreuwe diener jres 
dienſts entſetzen, darumb ſollen die zuhoͤrer nit die perſonen 
des dieners anſehen, ſonder Gottes befelh im wort, vnnd 
Sacrament, dardurch Got krefftig iſt vnnd warhafftiglich wirckt, 
die perſon des dieners ſey ein lebendig oder todt glide, Darumb 
ſoll des zuhoͤrers glaub auff Gottes wort feſt ſtehen, vnd nicht 
auff der perſonen wirdigkeit oder vnwirdigkeit, Darumb ſpricht 
Chriſtus, Wer euch hoͤret, der hoͤret mich, das iſt, das wort 
. it mein, vnd krefftig durch mich, Auff mein wort ſoll der 
glaub gegrundet fein, nit auff euwer perſonen wirdigkeit, oder 
vnwirdigkeit. 

Hiezu dienet auch das der Herr ſeyne kirchen verglichen 
hat einem fiſch garn, darinnen gut vnd boͤß fiſch ſein, Math. 
ij. vnd ſagt klar, das die guten von ben boͤſen erſt gantz abs 
gefonbert werden Im jüngften gericht, vnd nit in dieſem ſterb⸗ 
lichen leben, da noch bie kirch im elend iſt, vnnd mit fleyſch 
vnnd blut, vnnd dem Teuffel zuſtreitten hat, Bon dem vil glis 
der offt uͤberwunden worden vnnd fallen, werden auch zum theyl 
widerumb bekert, doch muffen allgeit, etwan vil etwan wenig 
lebendiger glider ſeyn, die Got recht anrüffen, Darumb 
bleybet für vnnd für ein fichtbare kirch Gottes auff erden, wie 
Chriſtus zugefagt bat, Math. vitimo. Sihe id, bin ben euch 
allezeit, biß zur volendung der welt; Vnd Efaie ir. fpricht 
Bot, Diefes ift mein bund mit jhnen, mein Geiſt der inn 
bir tft, vnnd meine wort die ich in deinen munbt gelegt habe, 
werdenn nicht von beitem munde meiden, noch vom munde 
deines famens, noch vom munde ber Nachlomen deines 
famens, für vnnd für in ewigkeit. 

Diefer fpruch Iehret zu gleich ron die kirch iſt vnnd das 
fey ewig bleyben foll, Welche beide ſtuͤck zu wifien, fehr nutz⸗ 
lich vnnd tröftlich iſt, Nemlich das wir gewiß fein, das Got 
das menfchlich gefchlecht nit gang weg werffen, fonder wil une 
noch jmmerdar erhören, vnnd fellgmahen. Wa will er aber 
folich& thun? Antwort nicht bey den Heyden, nicht bey ben 
verworfen Juden, nicht bey den Machometiften, nicht bey 
verharrenden verfolgern Chriſti, fonder allein bey denen, bie 
das wort, bat Gott den Propheten, vnd ſeynem Son in 
mundt gelegt hat, behalten, gleuben, vnd alſo Gott anruffen, 
laut ſeyner reychen verheiffung, Diefen lieblichen troſt, ſollen 
bie leuth auß der lehr, von ber Eichen lehnen, vnnd follen: die 
Predicanten das volck offt ſolichs erinneren, Sie follen auch 
darbey den groben ſchedlichen irthumb der Donatiften, vnd 
widerteuffer ftraffen, welche bie leuth von: Gottes wort, und 
&aeramenten, auff die Perfon ber Diener gewiefen, vnnd haben 
gefagt, das Ampt fey nicht Erefftig, fo es durch ſoliche gehandelt 
wirt, die finde haben wider jre gewiſſen, Doch iſt in 


M 1548. LAXXI. Gölnfiche Meformation. 


eewelung vnnd haltung ber diener, Gottes befelh, das man zu 


dieſem dienft Perfonen erwele, vnd darin halte, die nit in offene 
lichen fünden fein. Item fo bie .feelforger hernach in offent⸗ 
lichen fchanden leben, ſollen fie wie hernach gefagt wirdt, vers 
manet, vnnd fo fie fich nit beſſeren, mitt dem bann auß der 
kirchen außgefchloffen werden. 

Dabey ift gleich wol diefed hoch zumerden, bad man auff 
Gottes befelh, im wort vnnd Sacrament, vnd nit auff die 
perfon des dieners fehen foll, darumb wir von der fichtbaren 
kirchen geredt, darinnen fromme vnd vnfromme in biefem leben 
bieiten, Dann Got hat das menfchlich gefchleht allein dar⸗ 
umb geſchaffen, das er erfant, angeruffen, vnd gepreifee 
werde, So hatt er feinen Son Jeſum Chriſtum geſandt, vnd 
feine groffe reiche barmhertzigkeit gegen ons durch jn geoffen⸗ 
bart, das fie bei den menſchen außgebreitet werde, und vil leut 
felig werden, Sollen nun ſolches alles offentliche werck ſein, ſo 
muſt ein ſichtbare kirch fein, das iſt ein verſamlung, bie 
dieſen willen Gottes außruffe vnd predige, Darumb der Pſalm 
von dieſer ſichtbaren kirchen ſpricht. Ire ſtim iſt außgan⸗ 
gen in alle welt, vnnd damit dieſe verſamlung moge erkent, 
vnd von den anderen regimenten und volckeren vnderſcheiden 
werden, muß die kirch eigne zeichen haben, Da bei man ſie 
kenne, Vnd hat nemblich dieſe drei zeichen, Das erſt iſt rechte 
lehr, wie die Gott, der kirchen durch Chriſtum vnd die Apo⸗ 
ſtel im Euangelio in ſeinem rechten verſtand gegeben, Das 
ander rechter brauch der Sacramenten die Chriſtus hat einge⸗ 
feget. Das dritte, befantnus rechter, lere in anruffung, vnd 
fonft fo man befantnuß fordert, ſampt Chriftlicher zucht und 
gehorſame.“ 


Bon einigkeit der kirchen. 


„Wiewol bie kirch Gottes inn vilen dingen, den weltlichen 
regimenten ſeer vngeleich iſt, dann fie iſt vnder dem Creutz x. 
fo iſt doch von noͤten zu wißen, wie dieſe vorſamlung zu famen 
gefaſt, vnd zu ſamen zuhalten ſei, Vnnd fteht einigkeit der 
lirchen weſentlich inn dreien ſtucken. Das erſt iſt einitrechtichett 
ir der Ichre des Euangelij, vnd im rechten verflandt deffe‘- 

igen. 

Darumb feind Heiden, Juden, Mahometiften, ketzer, und 
verfolger ber warheit nit glidmaßen der kirchen, Vnd ob gleich 
Juden unnd Mahometifien hoch ruhmen, das fie nit Goͤtzen 
anbetten ıc. und vil bei jnen ein fcheinbaslich vnnd tugentreich 
keben furen, fo iſt dennody gang gewiß, das fie nit Gottes 
vold, fonderen von Gott vermerffen, und ewiglich verbantpt 
feind, Dann wer ben Son Gottes vnſeren Deiland leſtert, 
vnd offentlich befent, das er dieſe fchrifft, To von Chriſto durch 
die Apoſtel der Eichen beuolhen, nicht anneme, ber iſt gewißlich 
Bottes feind, vnnd verdammet. Dann Johan. v. ſteht ges 
ſchrieben, Wer den Son nit ehret, der ehret auch den Vat⸗ 
ter nit. 

Dergleichen, ob wol ketzer vnd verfolger der warheit etlich ars 
tikel des Euangelij behalten, ſich Chriſten beriehmen, vnd jr vil in 
euſſerlichen ſitten, ein zuchtig und ſtrenges leben furen, fo ſeindt 
ſei dennach nit glidmaßen der kirchen Gottes, wie klar geſchrieben 
ſteht Matth. xij. Wer den heiligen Geiſt leſtert, dem wirbt ſol⸗ 
ches nit vergeben in dieſem leban, noch in kunfftigem, dann den 


H. Geyſt leſteren, heyßt die vberzeugee warheyt leſteren, weiche 


1843. LXAAI. Gölnifche Neformativn. 


der H. Geiſt durch Dis prebige ber Apoſtel geoffenkart hatt, Item 
ij. Joan. j. Wer wbertrit und bleibet nitt in der lehre Chrifti, 
ber hat Bott nitt, Item Gala. j. Wer ein ander Euange- 
lium prediget, denn jch geprebiget babe, ber fol verbant fein. 
Darzu ift dieſer artikel darauf leichtlich zurichten, das ke⸗ 
hereien zum theil Depbnifche jrthumb haben wider bie Gott⸗ 
heit, als Manichei, die zwehen goͤtter tichteten, ein guten, vnd 
ein boͤſen, gleich ewig. Zum theil Judiſche jrtumb wider den 
Son Gottes, vnd wider den H. Geiſt, Als Samofatenus, und 
vil andere, Alfo ift auch baldt erfennet das die nitt konden 
glidmaffen der kirchen Chrifti fein, die den mitler Chriſtum vers 
tunckelen, vnd tichten man verdiene vergebung dee funden mit 
werden, und ertichten eigne werd‘, Item, bie die erbfunde vers 
leucknen, und wollen darumb mit eigner reinigkeit gerecht fein, 
und ertichten jmmer eigne gute werd, Wollen nit eigenthumb 
baden, verdammen gericht und Oberkeiten,, die Got geordnet, 
und befolben hat, als die widerteuffer. Solches ift zu gleich 
verachtung des mitlers Chrifti, vnd bes H. Geiſts, der ung 
Chriftum, als den einigen Mittler furftellet, durch den wir 
allein verzeihung der funden, vnd die gnad Gottes und erh der 
feligkeit erlangen, alfo auch die Erbfunde, ſtraffe, gericht, und 
ordnung in burgerlichem leben erhelt, Auß diefem alten iſt Bar 
zu verſtehen, daß die-jenigen, die diefe jrthumb vnnd ketzerien 
verfechten, vnd die gefunde lere bes H. Geifts in diefen oder 
dergleichen articufen lefleren und verfolgen, nitt glibmaßen der 
kirchen Gottes fein, Daun fie der Apoftel fchrifft gang verwerf⸗ 
fen, oder etliche artikel darinn zerreiffen, wider ben rechten 
verfiand, darin fie eigentlich der kirchen geben find. 
Das ander ſtuck, zur einigkeit gehorent, iſt gleicheit in 

en brauch der nötigen Sacramenten, bie Chriſtus einge 
et hatt. 

Das dritte find, iſt gehorſam gegen dem Ampt des Euans 
gelij, in allen finden die Göttlichen beuelh haben, Nemlich das 
Daß vold von den dieneren bes Euangeltj fo beruffen feind, und 
recht lehren, Gottes wort hören, bie Sacrament von jhnen ent⸗ 
pfahen, gehorfam erzeigen folle, fo fie nach dem gerichts 
zwang, den Chrifins eingefast hat, fur gefordert, vermanet 
vnd mit dem Bann geftrafft werden, Dann im diefen ſtucken, 
bie im Euangelio ben feelforgeren beuolhen feind auß zurich⸗ 
ten, iſt gehorfam gebotten. Luce x. Wer euch hört, ber 
hört mich, vnnd der euch veracht der veracht mich, und der mich 


verachtet,, der verachtet den jenigen der mich gefandt batt, Ad. | 


Hebreos xriij. Seidt underthan vnd gehorfam denen, fo uber 
euch geordnet feind, dan fie wachen fur euwere feelen, «td 
bie rechenſchaff jres Ampts geben mußen, das fie jhr Ampt 
froͤlich, und on feufsen furen mögen. 

Dann dweil treume feelforger verfolgung haben von offen» 
lichen feinden des Euangalij, und biefer dienſt on das vol vers 
binderumg,, forg und betrubnus iſt, So ift doch sinem Paſtor 
ein merglicher troſt, wenn er gehorfam bei denen findet, darauß 
einigkeit, bilff, vnd vil guter fruchten folgen, Wann er aber 
bei den ſeynen ungehorfam hatt, fo ift die verhinderung allzu 


groß, vnnd wirdt lehre vnnd zucht außgelefcht, vnd volget zerrut⸗ 


tung, untugent, vnd ergernuß, Darumb iſt zu erhaltung vnnd 
mehrung ber kirchen, die gehorſam geboten, in dieſen ſiucken, 
die im Euangelio den ſeelſorgeren beuolhen, nit in ſachen 
bie wider Gottes gebat, ober außer bem Euangelio feind. 


85 


Alfo gebeut Paulus Ephe. ilij. mit groſſem ernſt, IM vermane 
euch, das jr die einigkeit bes Geifts, durch das Band bes frie⸗ 
dene erhaltet. Nun iſt offentlich das einigkeit des geiſtes, 
heyſt einigkeit in Gotlicher lehre, vnd gehorfam im Gottes ges 
botten, dann folches wirdet der H. Geiſt. Diß einigkelt 
bringt frieden und befferung der Eichen. 

Zu diefer einigbeit gehört auch, ordnung, in ber feelforger 
beruf, vnnd erwehlung. Dan S. Paulus fpricht Ephe. ittj. 
Der Herr Chriſtus ift auffgefahren, vnd hat die gefenginus 
mit ſich gefurt, und den menfchen geben Apoftel, Propheten, 
Euangeliften, Dirten, vnd Lehrer. Darumb erwedt Got vechte 
fesiforger, Doch auch durch diefes mittel, nemlich durch der kir⸗ 
hen fleiß, deren beuohlen ift, perfonen zu lehren, und hernach 
zum dienft des H. Euangeli nach rechter erforfchung, vnd 
bewwerung zu beruffen, und zu wehlen, Darumb ift in der Bicchen 
bie ordinarion von anfang gehalten, vnnd fol noch mit rechtem 
ernft erhalten werden, damit fur und fur die kirche Gottes ers 
baumet , vnnd alle zeit rechte lehrer und feelforger bleiben, wie 
ſolches Ephe. ilij. und zu Tito j. beuolhen ift, Vnd geburt im 
funderheit ven Bifchouen, mitt hochſtem fleis dieſes zu beſtollen, 
das zu diefem Ampt perfonen auffgezogen, vnderwiſen, verorbs 
net, vnnd gemehlet werden, wie ſolches S. Paulus zu Timotheo 
und Tito Mar außgedruckt ond fehr vil Concilia und Canones 
geboten haben.“ ' 


Bons Chriftlichden gebet. 
Bon ben bilderen, 
Tom Ehpriftlichen vaften, 
Bon Chriſtlichem opfer. 
Warnung vnd beuelb wider bie irthumb der widerteuffer. 


Bon der abminifiration, das ift, bareichung, vnnd aufifpenbung ber 
lehre, vub Saeramenten. 


Vnd erſtlich von Ordnung der Predigen. 


„Auff die feirtag ſollen bie Prediger under dem Ampt das g⸗⸗ 
mein Euangelium, wie man das pflegt zu leſen, dem volch 
furtragen vnnd erklaͤren, vnd da auß allweg das jenige furnem⸗ 
lich lehren, ſtraffen, vnnd vermanen, daß fie vermercken, dem 
volck in gemein zu Chriſtlicher beſſerung am notturfftigſten ſein, 
dann fo all Lectionen ber H. Schrifft, und ven Got, in vnſerem 
Herren Jefu Ehriflo, und von feiner almechtigkeit vnnd gute 
bezeugen, auch buß und verzeihung der funden in feinem namen 
verkundigen, fo werden die verſtendigen getreuwen feelforgen 
vnd Prediger , Teicht auß allerlei tenten, das herfur bringen, 
vnd Ichren mögen, das allemal dem volck zu feinem heil am mei« 
ften bienftlich fein wurdt. 

Derhalben fie auch gut acht auff ihr vold haben follen, und 
fleißig zufehen, mie das in Gottfeligteit wachſſe und zunsme, 


| und war an #8 jhm am furnemfien frele ober mangels, Es [ei am 


verſtandt des giaubens, oder an dem: vertrawen auff Gate: 


gnade und hilff, oder an vorcht vnnd entfegen fur Gottes gen 


richten, Ober an bee zucht, gebult vnd liebe, Damit fei allzeit 
gegen ban gröfferern vnd genasinen geprechen bes volcks, Die zeitige 
vnd heilfame artznei auf dem Gottes wort, al& einer reichen 
Apotseten, heilfamtich fuebringen, vnd bar Ä 


56 | 


Die furgenomen tert ber Schrifft, follen fie wol alwegen 
getrewlich vnd gang erklaͤren, dan das H. Gottes wort, nicht 
ban zu Gotfeligem verſtand bes volcks folle furgetragen wer» 
den, Vnd ift das Gottes mort geonehret, wenn man das 
wol dem vold furlifet, oder fagt, aber mitt der predig das nit 
auch erfläret, Doch follen die Prediger mitt der lehre, und dem 
vermanen,außben furhabenden lectionen, furnemblich fehen auff 
bie notturfft des volds, vnnd in dem tert das jenige handlen, 
das zu jeder zeit am nötigften iſt .. 

Nach dem aber alle lehren, vnnd vermanungen, bann am 
beften verftanden, vnd zu bergen genomen werden, mann fie 

auß dem, das man zuuor mol erfennet, vnd feft haltet, ges 
zogen vnd gefchloffen werden, Sollen die Prediger ſich in aller 
ehr vnd vermanung,. jmmer auff die ſtuck des Gatechifmi 
ziehen, und referieren, Als die artikel des glaubens, die Zehen 
gebot, das Vatter vnſer, die H. Sacrament, vnd was mehr 
das vol auß den gemeinen lehren, vnnd furnembften terten 
ber fchrifft, in gutem verflandt, und gedechtnuß hatt, Dann 
weil in biefen fummarten, alle Chriflliche Iehre und vermanuns 


gen gang begriffen feind, und das voll diefe Summarien zims 


Lich erkennet, und in gebechtnuß hat, fo gibt es jm auch ein 
groß liecht in der lehre, vnd bewegt es mehr, fo man alles 
durch dieſe Summarien bewärt, vnd zeiget jm an, in welchem 
ſtuck des Catechifmi, jede lehre vnnd vermanung begriffen fei, 
Damit bringt man vold? gar fein, von tag zu tag, In grundliche, 
vnnd fruchtbare erfantnuß, des gangen Chriftlichen glauben 
und lebens. 

Es follen die Prediger auch das vold fleiffig von den gemei⸗ 
nen empteren vnd bienften berichten, die jedem nad) feinem 
beruff zuftehen, Als was das ampt vnnd ber dienſt vermöge 
der eheleuth gegen einander, ber elteren gegen den Tinderen, 
der Einder gegen den elteren, der herren gegen ben bieneren, ber 
diener gegen ben Herren, wie man fich ‘gegen der gemeinen 
Oberigkeit, gegen ben feelforgeren, und allerlei furgefegten, 
gegen mereren, gleihen, vnnd minderen leuten halten und 
beweifen folle nach Gotes gebotten, in thun, in leiden, in 
meiden, in gedulden. Vnd des follen fich die Prediger mol 
in allen Prebigen befleiffen, aber zum furnembften auff bie 
feirtag, und in denen predigen, zu welchen das vold gemein: 
lich pflegt fi zum meiften zu verfamien. | 

Zur vefper zeit auff die feirtage follen auch lehre und verma⸗ 
nungen gefchehen, vnnd die auß der Epiftel deſſelbigen feirtags. 
Aber fo das den Predigern geliebt, mögen fie die gefchicht der 
Apoftel, oder ein Euangeliften, ober auch ein gange Epiftel, 
oder die Pfalmen, nach orbnung fur fich nemen, und die bem 
vold nach einander erflären. Der bucher Mofe, ber alten bis 
florien, und Propheten, follen fich Bein Prediger vnderſtehen, 
Dann benen das durch die Dechant zugegeben wirbt, nad) fol 
gender ordnung. 

Es folle auch auff bie feirtage, früe zu morgen, vnd wider⸗ 
umb am abend, wa man e8 anders an ben bieneren vnd vold 
haben mage, Lectiones, und gebet gehalten werben, Damit das 
gefinde, und jederman vom vold, bie etwan zu ben hauptpres 
digen nit komen koͤnden, ihre lehr vnd vnderweiſung haben moͤ⸗ 
gen, Vnnd In der morgen erſten verſamlunge, fol der Catechiſ⸗ 
mus getriben werden, wa das nit wil fuͤglich ſein, ſol man den 
in der veſper verſamlung halten, Dan er allwege auff die feir⸗ 


- 


IBae. LXXXI. Galuiſche Reformation. 


tage fein eigen ſtunden haben ſolle, welche darzu, nach bes vold®® 
gelegenheit, damit das junge vold alles zum Catechiſmo fuglich 
komen mög, zum bequemften geordnet werben follen. Alſo 
follen auch zwen, oder zum wenigſten ein tag in der wochen, 
vom Mergen an, biß in den Nousmber zum Catechiſmo geords 
net werden, Die firengere winter zeit, al& vom Nouember bif 
auff den Merken, mag man der kinder auff Die wercktage vers 
ſchonen. 

Den Catechifmum zu halten, ſollen die Diener in jeder kir⸗ 
hen geordnet werden, welche man dazu am tauglichften, unnd 
willigften haben kan, Dan mag auch darzu gebrauchen, die nitt 
Priefter feindt. Was form des Gatechifmi gebraucht werben 
folle, wollen mir verordnen. 

- In den Stetten follen auff bie werdtag taͤglich zwo ver» 
famblungen, mit Lectionen, ‚gepet, vnnd Pſalmen gehalten wer⸗ 
den, So fere man das an ben bieneren, vnd dem vold haben 
tan, Vnd⸗ die felbigen verfamlungen follen gehalten werben, zu 
folicher zeit, und mit ber maffen, die bem vold am gelegneſten 
fein wölle, In dörfferen mo man «6 am vold haben mag, ſollen 
drei mal in der wochen, morgen gebet, vnd vermanungen auf 
der Schrift gehalten werden, wa e6 bes volds halben nit geles 
gen, fol man body fehen, das man bie ein mal oder zwei halte.” 


Bon ben heiligen Sacramenten in gemein. 


„Sollen die Prediger vnnd feelforger allen fleiß an Eeren, nit 
allein In dem bar reihen der H. Sacramenten, fonder auch) 
zum offternmal in den predigen, wann es ftadt haben kan, das 
bag vold gelehrt werde, was In außtheilung eines jeden Sa⸗ 
craments gehandlet, wie man ſich dazu bereiten, und mit was 
vertraumen die Sacramenten entpfangen werben follen. Auch 
warinn ſolichs vertraumen zu fegen fei, und welcher ernſt ers 
fordert werde, nit allein von denen, die die Sacrament entpfans 
gen, ſonder auch vonn denen, bie bei ber handlung und reichung 
ber Sacramenten gegenwertig fein, vnd fur allem, an benen, 
die fie handlen vnd reichen, Vnnd mit befonderem fleiß ſollen 
die Prediger das vold lehren, das es die gnade Gottes, unnb 
gemeinfchafft Chrifli unfers Lieben Herren, in den H. Sacra⸗ 
menten, nicht meine auß Erafft oder verbienft des eufferlichen 
werds, weder des, ber die Sacrament reichet, nach des, ber fie 
entpfabet, zuerlangen, fonder auß der Erafft Gottes, und dem 
verdienft Chrifti vnſers Herren, der in feinen worten unnd Sa⸗ 
eramenten krefftig fein wil, Vnd denen, welche feine Sacra⸗ 
ment nach feinem wort, in rechtem glauben entpfahen, alles das 
gewißlich geben, das er in ben Sacramenten furtregt, vnnd in 
feinen worten begeuget. 


Bon dem heiligen Tauff. 


„Der heilig Tauff iſt das Sacrament der widergepurt, burch 
welches wir Chrifto onferem Herren eingeleibt, in feinen tobt 
begraben, vnnd mit jm befleidet, Einder und erben Gottes wer⸗ 
den, Darumb dis Sacrament warlich mit befonderem Gorfelte 
gen ernft, und hächfter andacht gehalten werden folle, derhalben 
auch foliche zeit und weiß, dis heilig Saerament zu reichen, 
zuverorbnen fein wirbt, die ſolichem Gotfeligen ernft vnnd ans 
dacht zu furberen, am meiften bequem fey, Nun weyß man das 
bie olten allein zu Pafchen, vnnd Pfingften getaufft haben, wa 
nitt todts gefahr vorhanden ware, Weil aber jtzo folkhe zeiten 


1848. uxxuı, Gölnifche Reformation. | 7 


dileicht nit folten fo bequemlich tiber in jre alte haltung zu 
bringen fein, So fol doch der heilig Zauff, wa bie kinder nit 
ſchwach feind, vnnd man beforgen muß ſei möchten nitt biß auff 
die feirtage harren, nicht dan auff die feirtage gegeben werden, 
wann das vold und die gemein Gottes bei einander ift, Vnnd 
das H. Sacrament, des liebe und bluts Jeſu Chriſti vnſers 
Herren (wie es auch bie alten gehalten) folle alß balde darauff 
gehandelt, und von den elteren entpfangen werben. 

Vnd damit alles, fo zu Gotſeligem reichen, und entpfahen 
diß Heiligen Sacraments erfordert, mitt geburendem fleiß, ernſt, 
und andacht verhandlet, und angenomen werde, So follen die 
leuth denen Gott kindlein befcheret, ſolichs bey guter zeit den 
Paftoren anzeigen, und bey denen, den heiligen Zauff, von der 
Sicchen Cheifti, fampt den patten, mitt aller demut, ihren Eins 
beren begeren, vnnd darumb bitten. 

Auff dad wo etwas fele und mangels an ben elteren, ober 
patten were, berhalben fet bei dieſem H. Sacrament, nit, dan 
jnen felb zum gericht, ond ber kirchen zur ergernuß fein moch⸗ 
ten, das fie durch den Paftor gebeffert, oder von dem beiftandt 
des heiligen Zauffes abgemifen werden konden, Dann fid am 
leib vnnd tobt Chriſti, die gleich fo wol ſchuldig machen, die bei 
dieſem H. Saerament vnwirdiglich fein, und es jren kinderen 
nit in rechtem glauben an Chriſtum begeren und entpfahen, als 
die den leib vnnd den kelch des Herren vnwirdiglich handlen 
vnd nieſſen, das iſt, nit nach der ordnung des Herren, vnd in 
warer rew der ſunden, vnd glauben an Chriſtum. 

Darumb wo den Paſtoren in dieſem Tauff begeren leut zu 
komen, es ſein die elteren der kinder, oder die patten, die in 
einigen offentlichen bennigen laſteren ligen, die ſollen ſie mit 
allem ernſt zur buß vnd beſſerung vermanen, vnnd heiſſen diß⸗ 
mal bei dem H. Tauff nitt erſcheinen, zu verhutung verachtung 
des H. Sacraments, vnd ergernuß der gemeinden, auch das 
ſchwere gericht Gottes, an jnen ſelb, Als die durch ſoliche laſter 
vom reich Gottes abgeſchnitten, vnnd der H. Sacramenten ge⸗ 
meinſchafft nit haben konden. 

Vnd fo die elteren im ſolichem mangel erfunden werden, 
ſollen fie andere erbetten, als jhre verwandten, oder andere gute 
freund, die in der gemein als Gotſelig erkennet werden, welche 
den H. Tauff jren kinderen, an jre ſtat begeren, vnd entpfahen, 
Iſt dan der fele an den patten, ſollen die elteren, an ſtat der⸗ 
ſelbigen, andere recht Chriſtliche Patten erbetten. 

Es ſollen auch die Paſtores in dieſem erſten anzeigen der 
kinder, fragen, ob ſei in der eile vorhin die Tauff entpfangen 
haben, oder wie mans nennet, genottaufft ſeind, Dan wo ſie 
nach rechter ordnung des H. Tauffs gewißlich genottauffet ſein, 
ſollen die Paſtores die ordnung halten, die nach der tauff ord⸗ 
nung, von ſolichen kinderen folgen wirdt. 

Wa das kind aber nit genottaufft, oder nit recht, oder ge⸗ 
wißlich geteufft iſt, vnd dan kein ſolicher fele an denen erfunden 
wirdt, die den kinderen vmb den Tauff bitten, darumb ſie vom 
H. Tauff abzuhalten ſeyen, ſo ſollen die Paſtores die jenigen, 
ſo vmb den Tauff bitten, mit allem ernſt erinneren, der groſſen 
gaben Gottes, der widergepurt in Chriſto, die ſie den kinderen 
begeren, vnd des ſchweren verderbens auß dem jhre kinder durch 
vnſeren Herren Chriſtum im H. Tauff erloͤſet werden, mit vers 
manung das fie erſtlich bey dem Exorciſmo, vd Cathechiſmo, 
vnd dann auch bey denn H. Tauff, mit beſonder andache, und 


Gotſeligkeit erſcheinen woͤllen, vnd nach dem H. Tauff, das 
H. Sacrament des leybs vnd bluts Chriſti entpfahen. 

Dann diß ſtaht jhnen zu, nit allein darumb, das ſie glider 
Chriſti ſeyn, vnd bey dem tiſch des Herren nit vergebens er⸗ 
ſcheinen ſollen, ſonder auch, das ſie alda den kinderen die ge⸗ 
meinſchafft Chriſti im H. Tauff entpfahen, welchs ſie in rech⸗ 
tem glauben nit thun kuͤnden, wa ſie derſelbigen fuͤr ſich ſelb, 
nit auch recht hertzlich begeren, vnd die von gegenwertigem tiſch 
des Herren zu entpfahen, geyſtlichen hunger haben. 

Die alten haben diß Sacrament auch den kinderen ſelb, 
gleich auff denn tauff geben, So nun aber das nit on vrſach 
abkommen, ſo wirdts freylich ein Chriſtlichen wolſtand vnd 
Gottſeliges anſehen geperen, wen alſo die elteren vnd Patten, 
mit anderen jren guten freunden, die gemeinſchafft Chriſti, auch 
fuͤr ſich, in dem Sacrament, das jhnen zuentpfahen gepurt, 
mit gleubiger andacht entpfangen, wie ſie die dem kind ent⸗ 
pfangen haben im H. Tauff. Vnnd damit werden ſie auch 
den anderen, ja der gantzen kirchen, vnd gemein, zur beſſerung, 
jr ware begirden vnnd theurſchetzung der gemeinſchafft Chriſti 
beweiſen. 

Auff das nun diß alles beſſer gefürbert werde, fo ſollen die 
Catechifmi gegen den elteren vnd Patten, vnd die Erorcifmi 
gegen ben Einderen, gehalten werben am feirabend, für dem tag, 
da die Einder getaufft werden follen, wa es anders den leuthen 


| fo mag gelegen fein, auff das alles mit mehrem ernft, und an⸗ 


dacht verricht werde, Wa folichs aber etwan nit föglich ges 
fchehen Fan, das bie leuth fillicht fo weit zu der kirchen haben, 
ober ander redlich vrfachen furhanden findt, mögen die Paſto⸗ 
ven den Erorcifmum und Gatehifmum mit bem Zauff, zu 
eyner zeyt halten, Jedoch follen fie alliveg, fo fil inen bey jedem 
vol immer erheblich fein will, die ſachen dahin richten, das 
diß hochwirdig Sacrament, und erfles auffnemen, vnd eingang 
in das reych Chrifti, für der verfamleten Gemeinden mit hoͤch⸗ 
ſtem ernſt gegeben vnd entpfangen werde, Vnd fo man die 9. 
Zauff neben, vnnd under dem gemeinen ampt reichen wuͤrdt, 
follen die Deyligen handlungen nit wepter verlengert werdin, 
dann es zu vecht gleubiger andacht dienſtlich feye. 

Menn dann der Exorciſmus unnd Catechiſmus am feyrs 


abent wurdt zu halten fein, foll man die Finder zu der abend 


verfamlung vnd gepet bringen, und die elteren, patten, vnd ans 
dere gute freunde mit zur kirchen fomen, Da follen die Paſtores 


inen, und allen verfamleten Chriften, die geheimnüß bes g.. 


Tauffs flenffig erkleren, vnnd fie zu war gleubiger entpfahung 
der H. Tauff verrnanen, vnd demnoch die elteren vnd patten bes 
fragen , die hauptſtuͤck vnſers Chriftlichen glaubens, vnnd fie 
die alda für bee Gemeinden Gottes bekennen, und dem Zeuffel, 
und ſeynen werden abfagen laffen, Demnach follen fie ben Ca- 
techifmum mit ben patten, vnd dem nad) ben Erorcifmum mit 
dem kindt halten und fürfprechen, wie folgt.’ 


Sorm bes Catechifmi, das if, des nonderrichtö, vermanens, 
und befragens an Die Patten, vnd andere bie Die kinder zu dem Tauff 
‚bringen. 


„Erſtlich fo thue der Paſtor, bei dem auch alle gegenmertis 
gen biener der kirchen ftehen follen, ein ſoliche vermanung zu 
denen die bas Eind bringen, vnnd zu der gang verfambleten ges 
mein, 


ho) 


Lieben freunde in Chriſto, wir hören alle tag auß Gottes 
wort u.f.w. [Aus der Saͤch ſ. und Nuͤrnb. 8.0. combimirt.] 

Hierauff folle der Gatechifmus folgen, gegen ben elteren, 
vnnd Patten zu denen fol der Paftor fagen. 

Lieben freunde ihr habt nun gehöret wes ich euch auß Got: 
tes wort bericht habe, von vnſer verderbten natur auf der erb⸗ 
funden , vnd von der feligen mwidergeburt in Chrifto unferem 
Herren, zu ber gnaden vnnd gemeinfhafft Gottes, durch den 
H. Tauff. Glaubet ir nun das dem alfo fene? 

Antwort, Ja, Wir, glaubene. 

Begert ihr dann in warem glauben, das diß Binde durch ben 
Heyligen Zauff, von folihem angeboren verderben, erläfet, und 
der gnaden Gottes, vnd in das neume und ewige leben, auffge- 
nommen, und alfo auß Got, widergeboren werbe ? 

Ä Antwort, Ga, Wir begerene. 

MWiderfaget ir dann, von. eumer felb, vnnd des kindts we⸗ 
gen, dem Satana, vnd allen feynen werden? 

| Antwort, Ga, Wir mwiderfagen. 

Vnd der welt mit allen irem pracht und Luften? 

' Antwort, Ga, Wir widerfagen. 

Glaubt ir in Got Vatter den allmedhtigen, Schöpffer hi⸗ 
mels vnd der erden? j 

Antwort, Ya, Wir glaubens. 

Vnd erkennet auß diefem glauben , vnd haltet, das Got 
auch eumwer, vnnd diefes kindts (fo es in feinem namen geteufft 
wirbt) Got, vnnd Vatter fein, und euch und diß ind, durch fein 
allmechtige macht, mweißheit, vnnd gäte, von allem argen erloͤ⸗ 
fen, unnd alles guts verleihen will, Den ir darumb ob allem 
forchten und lieben follen? 

. Antwort, Ya, Wir erkennene. 

Glaubt ir auch) in onferen Herren Sefum Chriftum, feinen 
einigen Son, vnſeren Herren, der vmb vnfer erlöfung willen 
Menfc geboren, gelitten, am Creutz geftorben, und vom tobt 
aufferftanden, und gehn himel gefaren tft? 

Antwort, Ya, Wir glaubene. 

Bnd erfennet auß dem glauben, ihn unferen Herren Jeſum 
Rriftum, auch für eumeren vnd biefes kindts Deylandt, der burch 
fennen tobt, eumer vnnd bes findes fünd bezalet, vnnd durch fein 
aufferftentnüß euch unnd das Eind, zu der gnaden Gottes, vnnd 
ewiger gerechtigkept pracht Hat? 

Antwort, Fa, Wir erfennens. 

Glaubt ir auch in den H. Genft, em H. Algemeine Frechen, 
gemeinfchafft der heyligen, verzephung ber fünden, aufferftendts 
nüß des fleyſchs, und das ewig leben? 

Antwort, Ga, Wir glauben®. 

Erkennet ihe auch auf diefem glaubenn, das der H. Geyſt, 
auch eumer, vnnd dieſes Eindts, fo es nun geteufft wuͤrdt, lehrer 
vnnd teöfter fein woͤlle, Vnnd das ir ware glidmaffen feind des 
leibs vnſers Herren Jeſu Chrifti, feiner H. Gemeln, wie au) 
dieſes Eind duch den H. Tauff werden fo, In deren ihr mir 
dem Eind verzephung der funden, vnd gewiſſe erwartung ber 
ſeligen aufferſtendtnuͤß, und des ewigen lebens halten folt. 

. Antwort, Ga, Wir erkennens. 

Wolt ir dann diß Eindt von dem H. Tauff auffnemen, vnd 
halten, wie ein wares Gottes Eindt, vnd glidmaß vnſers Herrn 
Jeſu Chrifti, Auch fo balde ihm der Herr fouil verſtandts ver⸗ 
leihen wuͤrdt, und ihm Vatter und Mutter abgiengen, oder hier⸗ 


1548. Lxxxı. Gölnifche Reformation, 


an feumig weren, es getrewlich befücberen, daß es bie zehen ges 
pot, die artidel vnſers Chriftlihen glaubens , und das Vatter 
vnſer, und die erfantnüß feines Tauffs, und was im der Here 
in dem: felbigen gefchendet, vnd beigelegt hat, getrewlich geleh⸗ 
vet, und derhalben zu dem Gatechifmo in der kirchen getrewlich 
gefüret, Auch wenn e8 den gelehret, feinen glauben in der ges 
meine Gottes felb zubekennen, vnd fich in die gehorfam he& 
Herren, vnd ſeyner Eichen felb zu ergeben vund bar zuſtellen 
angehalten werde? . 

Wir möllen in dem, fo fil und der Herre anad verleihet uns 
fer beft thun. 

Auff das folle der Paftor bie elteren vnd Patten, ſampt ber. 
gangen vmbflehenden gemgin, alfo vermanen. 

Wie jr dann lieben freund, alhie vor dem Deren, der mit 
ten under vns ift, vnd für feyner H. Gemein verfprochen habt, 
alfo wolt euch das laſſen getrewlich angelegen fein, unnd dem 
felbigen da8 jr bekennet und zugelagt, mis allem fleiß nach kom⸗ 
men. nd jr alle, jr elteren und verwandten dieſes Einhen, 
und wie fil euwer hie zu gegen fein, folt nun bi, nad) dem H. 
Zauff anders nicht, dan als ein kind des almechtigen, und ein 
glidmaß vnſers Deren Jefu Chrifti, dem auch die engel Got⸗ 
te8 dienen werden, erkennen vnd halten, Vnd nicht zusenffelen, 
was je diefem Find, thun werden, es ſei böß oder guts, bad ie 
das Got felb und Chriſto vnſerem Herren thun werben, Der⸗ 
halben euch Fein mühe noch arbeit reuwen folle, die jr darzu ans 
keret, ein jeder nach feinem beruff, vnnd verwandtfchafft mit 
diefem find, das es dem Herren woll auffgezogen , vnderwiſen, 
vnnd gelehrt werde zu halten, alles was und der Herre zu bakten 
befolhen hat, Daran je elteren, verwandten vnnd Patten, für 
euch felb keynen fleyß fparen follet, unnd es auch zur fchulen, 
vnnd in die firchen zu dem Catechiſmo getrewlich fürderen, fo 
bald es, des alters und verflandts halben, vehig fein mag, Das 
mit es wol und gründtlic, erkennen lehre, was groſſer und uns 
auffpredylicher gnaden und gaben, ihm von Gott im H. Tauff 
gefchendt vnd beygelegt feind, und auß dem dann feynen glaus 
ben, in der gemein Gottes felb, gen, vnd non bergen beferme, vnnd 
verjehe. Sage wuͤrcklich vnnd mit der that ab, dem Zeuffel, onnd 
der welt, mit allen jren werden und Luſten, vergebe vnnd ſtelle 
fi) bar, dem Herren, vnnd feiner H. Kichen, in gantze ge 
horſame ſeynes H. Euangeli, bleibe vnnd lebe in unferem Her: 
ven Chrifto biß an das ende, Vnnd brenge als ein lebendiges 
glid Chrijti, vnd fruchtbare Habe, die an dem Raͤbſtock Chrifto 
gefund bleibet, fil frucht, zu dem preyß Gottes, vnnd auffbaus 
wung feyner heiliger Gemein, Amen. 

Run folget der Exoreiſmus. 

Demnach heyſſe der Paftor das Eind herbey bringen, vnnd 
frage wie es heiſſen folle. 

Demnach mad) ee jhm ein Sreug an die Stirn vnd Bruſt, 
vnnd ſpreche. 

Nim das zeichen des H. Creutz an die Stirn, vnd die 
Bruſt, das du dich des Herren, vnd ſeynes worts, allezeit meht 
getroͤſteſt, vnnd die krafft Chriſti, des gecreutzigten, allweg bein 
ſchutz vnd bewarung ſeie. | 

Darauff fage er wenter, 

IH gebiete im namen vnſers Hergen Jeſu Chrifli, allen 
böfen geyften, das fie von dieſem Eind weichen, vnnd ihm feinen 
[haben thun. 


. 





1348. LXXXI. Eolniſche Neforntation. | 39 


Vnd dan ſpricht er zum volck. 
Dee Here ſey mit euch, . 
Das vold antworte. 
Vnd mit deinem geyſt. 


Yaftor. Laſt vns bitten. | 
D almechtiger ewiger Got, ein Vatter vnſers Herren Jeſu 
Chriſti, Sch ruffe Dich an u. ſ. w. [Nach dem Taufbuͤchlein.) 
| Laſt ung bitten. | 
Almechtiger ewiger Got, der du durch die Sindtflut u. ſ. w. 
[Nachdem Zaufbüchlein.) 


Folget. | 
Der Here fen mit nd, Vnd mit deinem geyſt. 
Böret bie genaden reichen wort, vnſers Herren Jeſu Chriſti, 
Auß dem H. Euangelio Marti, r. 

In der zeit brachten fie die Eindlein zu Jeſu, n. ſ. w. 
Darnach lege der Priefter die hand auff des kindts haupt, vnnd 
die patten ruͤren das ind fambtlic an, vnd fprechen. 
Vnſer Vatter in dem himel, u. f. w. | 


Folgende, den glauben. ü 
Ich glaub in Got Watter ben Aimechtigen, u. f. w. 


Auff das finge die kirche zu beutfch ben eriilj. vnd ckv. 
Pfalmen, das ift, In exitu Israel de Aegypto, mit dem der im 
Zatin an diefen gehmget if. Non nobis Domine. Ober den 
cxxxv. Palmen. Laudate nomen domini. | 

Der Here fei mit euch, Vnd mit bienem geifl. 
Laft vns betten. 

Almechtiger Bot, himliſcher Vatter, wir fagen dir ewigs 
lob und dauck, das du vnns zu diefer erkandnuß deiner gnaden, 
vnd glauben an dich, ſo gnediglich beruffen haſt, ſtercke jmmer 
den ſelbigen glauben in vns, vnd gibe dieſem kind deinen H. 
Geiſt zur neuwen geburt, das es dein kind vnnd erb werde, ein 
erbe der ewigen ſeligkelt, die du diener lieben kirchen, kinderen, 
vnd eitern, auß deiner grundloſen barmhertzigkeit, und vmb 
dienes lieben Sons willen Jeſu Chriſti, verheiſſen haſt, Durch 
den ſelbigen deinen lieben Son, vnſeren Herren Jeſum Chri⸗ 
ſtum, der mit dir Lebt vnnd regiert in einigkeit des H. Geiſts, 
von nun an, biß in ewigkeit, Amen. 


Dem nad) fegne der Paſtor das vold, ond laß es hingehn.” 
Wie ber Tauff su reichen, 


„Morgens zum Ampt, fol man die kinder fo erorcifiert felnd | 
wider in bie gemein Gottesbringen, Vnnd nad) dem das Euans | 


gellum geleſen, vnd aufgelegt, und das Simbolum gefungen, 
fo fol der Paftor heiffen die finder zum Tauff bringen, und fo 
bie elteren, patten vnd andere verwandten mitt dem kinde vmb 
den Tauff ſtohn. Sol der Paftor ein foldye vermanung zu 
jnen, vnnd der gantzen kirchen thun. 
Lieben freunde im Herren, mir haben gefteren auf den 
guaben Gottes vernomen, was geoffen vnaußfprechlichen gutes, 
vns der Here in feiner H. Tauff mittheilet, Ir habt dem Teuffei 
vnd welt entſaget, euweren glauben und Gottſelige gehorſam, 
dem Herren vnnd ſeiner gemein bekennet, vnd verſprochen, 
Auch Gott vnſeren himliſchen Vatter, durch vnſeren Herren 


Jeſum Chriſtum mit gebetten, das er dieſes kinde wolt genedig⸗ 
lich vonn dem gewalt der finſternuß erretten, vnd in das Reich 
ſeines lieben Sons verſetzen. Des wolt euch alles getreulich 
erinneren, vnd nit zweiffelen, was wir gebetten, das wolle un® 
der Herr geben, vnd nun euwer her vnnd yemut zum Herren 
recht auff heben, und allhie mit folicher gleubigen andacht er⸗ 
fheinen, anders nicht, dann mie fur Got dem Almechtigen 


" feld, dem Vatter, Son, und H. Geiſt, Dann fo uns Got 


befolhen, den Zauff in feinem namen zugeben, ſo iſt er felb 
ber da tauffet, der mil ja felb diefes kind teuffen, von funs 
ben abmwefchen „von dem ewigen todt erlöfen, mit feiner gerech« 
tigkeit bekleiden, vnd mitt bem etwigen leben begaben, Diefe 
eroige vnaußfprechliche gaben Gottes, möllen mit warem hertz⸗ 
lichen glauben erkennen, bedencken, vnd annemen, und bem 
Herren barumb ewig lob vnnd danck veriehen, Nun biefen glau⸗ 
ben und andacht zu erwecken, und zu mehren, fo hoͤret vnnd 
leget zu bergen, die folgende H. Lectionen. 
Auß der Epiflel S. Pauli zum Zito, cap. tij. 
Da aber erfchein die Freundlichkeit und leutſeligkeit Gottes 
vnſers Heiland, u. f. w. 
Der Herr fei mit euh, Vnd mit dienem geift. 
Auß dem 9. Euangelio Mathei. 
Vnſer Herr Jeſus fagt zu feinen iungeren, Mir iſt gegeben 
aller gewalt in himel und auff erden, u. f. m. 
Bnd darauff, Der Herre fet mit euch, 
Antwort Vnd mit deinem geiſt. 


Laſt vns betten. 


Almechtiger barmhertziger Gott und Vatter, u. ſ. w. 
[Nach der Caſſel'ſchen K.D.] 

Auff diefes gebet. heiße deu Paftor jm das kindt dargeben, 
frage mie es heiſſen ſolle, vnd tauff e8 dan und ſpreche. 

Ich tauff dich, im namen bes Vatters, und des Song, und 
des H. Geiſts. | | 

Dann follen die Patten das kindlin halten in der Tauff, 
vnd der Prieſter fpreche. 

Der Almechtige Gott und Vatter u, ſ. wm. [Aus dem Taufs 
büchlein.] 

Der fried fei mit euch allen, Antwort Amen. 
Darauff fol die Birch fingen zu teutſch, Dankſagen wir alle, 
oder, Es wolle uns Gott gnedig fein, vmnd dan fol der Paftoe 
mit dem Ampt des H. Nachtmals fort faren.” 


Wie man bie $. Tauff anff andere zeit geben fol, 


„denn aber bie kindlin zu ſchwach fein, und gefahe ift, das 
fie bIE auff den nechften Sonntag oder feirtag leben bleiben, 
oder funft ehehafft vrfachen fein, das man bes gemeinen Tauffs 
auff die Sontag vnnd feirtag nicht wol erwarten Ban, fo follen 
die Paſtores doch die leuth dazu weiſen, man es fein mag, das 
fie jre kindlin zum Tauff bringen zu’ den zeiten, fo das vold 
fi on das zum Gottes wordt verfamlet. Wa das aber nit 
fein Fan, follen fie doc, die Pinder tauffen zu jeder zeit, wenn 
man fie bringet, Dann man fie one die H. Zauff nicht foh 
von hinnen ſcheiden lafien, fo vil an uns, weil uns ber Herr 
bie Tauff zum Sacrament ber miber geburt, vnd abweſchung 
der funden verordnet hat. Dann wir in allen nad) feinem 


40 


wort: handien follen, vnd feine gabe entpfahen wie ex fie uns 
anbeutet. 6 

Wann dann die H. Tauff vff die wercktage ſolle gegeben 
werden, ſollen die Paſtoren den Catechiſmum, Exorciſmum, 
vnd Tauff gleich auff ein ander halten, Vnnd von der vorge⸗ 
ſatzten vermanung vnd gebetten, ſo vil gebrauchen ſo vil ſie des 
jedes mal gelegenheit haben werden, des kindes, vnd der vmb⸗ 
ſtehender halben, Dan ſo das kindlin ſchwach iſt, vnnd der 
vmbſtender wenig, ſollen fie alles deſto kurtzer begreiffen. 

Vnd auß der vermanung fo fur dem Catechiſmo und Ex⸗ 
orciſmo ſolle furgohn, allein das erſte ſtuck nemen welches an: 
fahet. Lieben freund In Chriſto wir hören 2c. Biß auff bie 
wort, Darumb meine geliebten ich vermane vnnd bitte euch ıc. 
Alſo auß dem Gatehifme, in jebem ftud allein ein fragen. 
Item auf dem Exorciſmo allen ein Collect, mit dem Batter 
unfer, dem Glauben, und dem Euangelio, Auff bis follen fie die 
kinder teuffen, und die elteren vnd patten, ſampt den vmbſten⸗ 
ben vermanen, das fie das find, es flerbe, oder bleibe lebendig, 
gewißlich halten wollen als Gotes find, und erben bes ewigen 


"tebens, Und wo e6 Got im leben erhaltet, getrewlich auffzie- 
‚ ben, laut der vermanung die hieuor, nad) ‚dem Catechifmo ges 


fetzet if, anfahend, Wie je dan lieben freund ꝛtc.“ 
Bon der not Tauff. 
Am Wefentlihen nad der Saͤchſ. 8.8. Das Gebet 
nach der Beftätigung ift faft ganz das oben mitgetheilte. 
Bon ber firmung, vnd felbwilligen begebung, ber geteufften Einber 
in die gehorſame unfers Kerren Jeſu Chriſti. 
„Bey dem vold Gottes, im alten vnd neumen teftament, iſt 


* 8 auf Gottes ordnung alfo gehalten worden, das bie kinder, 


fo in dem onredenden alter, zu ben gnaden Gottes, vnnd In 
Gotliche gemeinfchafft vffgenomen ſeind, ale im alten teſta⸗ 
ment, durch die befchneidung , im neumen, durch die Heilige 
Tauff, her naher jren glauben, wen fie des nun vnderricht was 
ven, in ber Gemein Gottes felb befennet haben, vnd ſich in 
die gehorfame Gottes, vnd feiner gemeinden begeben haben, 
Daruff fie dann mit gebet, vnnd vertroͤſtung Goͤtlicher gnaden, 
bey dem alten voll, durch die opfer, bei dem neuwen vold 
durch das hend vfflegen, vnd durch das H. abentmal bes Deren, 
in bie gemeinfchafft Chrifti, beftätiget worden find. 

Dis lehret, vnd gibt auch fur ſich felb bie art des waren 
glaubens an Gott, und unferen Herren Jeſum Chriflum, das ein 
jeder die befondere gnaden und gute Gottes, die einem jedem 
bewiſen, gern herlich chüme, vnd preife, vnd fich Gott dem 
Herrn dagegen zu aller gehorfame, vnd dandbarkeit begebe, 
dauon im Pſalm. xxij. Sch mil dich In der gemein chumen, 
dich mil ich preifen in der groffen gemein, Item Pfalm. xxxv. 
Ich wil die dancken in der geofjengemein, onnd under vil volcks 
wil ich dich rhumen. 

So mir dan durch den glauben dem Herren Chrifto einge: 
feibet, vnd glidmaßen feines leibs, das ift feiner gemein wer⸗ 
den, vnd follen allen anderen glidmaßen Chrifti, mit denen wir 
gemeinfchafft haben mogen, zur befjerung dienen, vnd von jnen 
auch dargu gefürbert werden, durch allerlei lehre, ſtraff, vnd 
vermanung, auch leiblich rath vnd hilff, Lehret, vnnd bringet 
diß auch die art vnnd eigenſchafft ſolicher gemeinſchafft in Chri⸗ 


ſto, das ſich ein jeder auch ſelbs in dieſe gemeinſchafft Chriſt⸗ 


1548. LXXXI. Goluiſche Xeformation. 


licher lehre, ſtraffe, vermanung vnd hilff, im Herrn begebe, 
verpflichte, vnd dar ſtelle, mit offner, vnd ernſtlicher bekantnus 
ſeines glaubens, vnd war hertzlicher gehorſame Chriſti des 
Herren, Auß dieſen vrſachen, weil die bekantnus des glaubens, 
vnnd das ſelb willig begeben, in die gemeinſchafft, vnnd ge⸗ 
horſame Chriſti, bei dem tauff, die in vnredendem kindtlichen 
alter entpfangen wirdt, nicht geſchehen kan, ſo erfordert diß 


ja die art vnd eigenfchafft des waren glaubens vmnd ber ges 


meinfchafft in Chrifto, das bie Jungen foliche befantnus des 
glaubens, vnnd begeben in die gemeinfchafft vnnd gehorfame 
Chrifti thun, wan fie nun den glauben gelehret feind, vnmb 
erlennen, was jnen im Heiligen Tauff gefchendet, vnnd in was 
gemeinfchafft fie vffgenomen feind, Wenn fie dan foliche bes 
kandtnus vnnd ergeben vor der gemein Gottes thun, fo iſt ja 
vecht das bie gemein folichen Jungen mit ernft vmb ben Heili⸗ 
gen Geiſt bitte, ber fie in folichem glauben Chriſti, und gehor⸗ 
fame feiner gemein beftdtige, erhalte, vnnd immer wepter in 
alle warheit einleite, So dann folich gepeth im namen des 
Herren, vnd off fein gnedige verheiffung befchehen, genglid) ers 
hört wuͤrdt, fo .ftaht aud) das zu dem gemeinen bienft der Bir 
chen, das ber jm Herren, der gnaben vnnd ſtercke bes H. Geiſts, 
vmb die man gepetten hat, vertrofte, Darzu ban bie alten, nad) 
dem erempel des Herren, vnd der Apoftell, das zeichen des 
hend vfflegens gebraucht haben, . 

Seitemal dan foliche Handlung, wen die recht im glauben 
geſchicht, nach art und epgenfchafft beide Chriſtlichs glaubens 
und liebe, auch zu furberung des Chriftlichen lebens wol bienet, 
fo möllen wir das fei vff folgende maß, wider in jren rechten 
geprauch gepracht, und geubt werde, Dan in was mißbrauch fie 
gerathen, ift leider offenbar, Hie vor iſt diß beftätigen mol em 
eigen werd? gewefen des Wenhbifichoffes, Nach dem aber in der 
gemein Gottes alles, wie ed zur gemeinen befferung des Ehriſt⸗ 
lichen volds am beften dienen mag, angericht und gehandelt 
werben foll, wollen wir da& hinfure, ſolich werd? der firmung, 
wo es durch onferen Werbifchoff nit befchehen mochte, ober 
wurde , den Viſitatoren zu zweyen feften im jar zuberichten, 
beuolhen werde, Dan dba diß werd, den Bifchoffen beſonders 
jugeeignet worden iſt, ba waren bie Biſthumb nit fo groß, vnnd 
£unde jeder VBifchoff des jars ein mal die gemeinen feines beuelhs 
alle befuchen, und die erwachfenen finder zu Chriftlicher befandt: 
nus felb verhören, vnnd dann in die gemeinfchafft Chrifti bes 
ftätigen, Nun aber ift «8, ond nemblich in deutfchem land, weit 
ein ander mennung mit ben Bifthumben worden, Das einem 
Bifchoff, oder Weybiſchoff, diefes werd! zu rechter zeit allenthals 
ben zuuerrichten,, nicht möglich ift, Weil dan in ben gemeinen 
Gottes järlich etliche Jungen dahin wachſſen, vnnd gelehret 
werden, daß fie jhren glauben der gemein Gottes bekennen, und 
in die gemeinfchafft Chriſti beſtaͤtiget werden follen, fo fordert 
ja die gemeine befferung der kirchen Chrifti, welcher alle ordi⸗ 
naße, wie alt fie fein, weychen und dienen follen das bie chriſt⸗ 
liche firmung auch järlidy zum wenigſten ein mal in jeder ge 
mein Gottes gefchehen, ma nit zwiren, wie wird verordnen, 
vnnd nit zweyfflen es werde bey unferam volck alfo am beſſer⸗ 
lichſten ſein, vnd zur Gottſeligkeit fruchtbarlicher dienen, Es iſt 
auch wie der H. Hieronimus zeuget, diß werck der beſtetigung 
mit nichten den Biſchoffen darumb zu geeygnet worden, das 
es ſunſt niemandt ſolte verrichten moͤgen, ſo doch den Tauff, der 


ASUS. LXXXI. Wiatfcye Meformation. “a 


mehr iſt, die gemeine biener, ja in noͤten ein jeder Chriſt rey⸗ 
het, Sonder allein barumb, das bie Biſchoff ihre zu hoͤrer 
vand in fonderheyt die jugendt felb kennen lehrten, vnnd heiten 
fo vil mehr aufffehen auff fie, wie fie zu Chriſto gezogen, vnnd 
vnderwiſen würden, das fie nit vnder Heydnifche ober Lege 
riſche gefelfchafft gerieten, " 

Soliches järliche vifitieren, mage nun in vnſerem Ehrifem, 

duch) einen man nit volnbracht werden, Weil wir dann anf not, 
das heyl der vnſeren vecht gu befurderen, mußen das ampt der 
Bifitation mehren bofehlen, Alſo treybet und eben bie felbige not 
auch hie zu, das wir das werd der Chriſtlichen firmung, mehr 
daun einem, vnd ebenbenen befehlen, die wir zur Vifitation vers 
ordnen mußen. 

Es follm aber in jeder gemein, die biener und Paſtoren 
ein ganke wochen, vor dem. als fie fich der zußunfft der Viſi⸗ 
tatoren verfeben, alle die Einber, die durch die Vifitatoren ſollen 
beftätiget werden, zu der befantnus jres glaubens bereithen, 
vnnd in den folgenden frag ſtucken, vnnd antworten oben.” — 
Der hierauf folgende Katechismus tft (abgefehen von einigen 

‚Bufägen) der der Gaffel’ihen K.O., der auch das folgende 
Gebet: „Almechtiger barmpergiger Bott ꝛc.“ entlehnt if. An 
dafjelbe ſchließt ſich der Confirmationsact ſelbſt. 
Darnach ſol der Viſitator jnen die hende auff legen 
vnd ſagen. 

O Herr Jeſu Chriſte Gottes Son, der du geſprochen haſt, 
So wir die doch arg ſeint, konnen doch vnſeren kinder gutte 
gaben geben, Wie vil mehr wirt der Vatter den H. Geiſt geben, 
denen fo jn darumb bitten, und fo zween auff erden eintrechtig- 
lich etwas bitten, das wirt jnen von meinem himliſchen Vatter 
geben werben, Wirbitten dich ſterck dieſen N. mit deinem H. Geiſt 
das er in gehorfame, deines Euangelij bleibe, und wider den Teu⸗ 
fel und eigen ſchwacheit ftreitten möge, vnd den H. Geift nit 
betrube, auch dein H. Firchen mitt Peiner ergernuß verlege, 
fonder das fein leben zu deinem lobe, jm zur feligkeit, und an⸗ 
deren zur befjerung diene, wie du gebotten haft, und vns zuge 
fagt durch unferen Herren Jeſum Chriflum, Amen. 

Darauff folle man fingen, Dandfagen wir alle ac. 

Man hat wol ein zeit lang das zeichen des oͤls auch zu der firmung 
gebraucht, dieweil aber baffelbig infchweren aberglauben gerathen, 
auch bei den Ehriften nitt vil zeichen, vnnd fchatten geiftlicher Ding, 
fonder warheitunnd werd fein follen, möllen wirin biefer handlung 
das zeichendes hand aufflegens laſſen genug fein, wie das auch den 
Apoſtolen, vnnd elteren heiligen Vaͤtteren genug geweſt ift, Das 
mitt aber alle dieſe handlung mit groͤſſerem Ernſt vnd andacht, 
auch mehr beſſerung der kinder, vnnd gantzer gemein verhan⸗ 
dlet werde, ſollen die Viſitatoren, vnd Paſtoren darzu ein 
ſolichen platz in den kirchen brauchen, da der kinder bekandt⸗ 
nus, und was mitt den kinderen geredet, vnd gehandelt werden 
fol, von der gangen gemein möge zum beſten angehört und ver 
ſtanden werben,” 


Bon dem helligen Abendtmal Chrifti unferd Betten, 


Anweifung an bie Pfarrer, wie fie das Volk von ber Bo⸗ 
bestung des Sacraments unterrichten follen. Keiner ift zuzu⸗ 
laſſen, der ſich nicht als Juͤnger Chriſti erzeigt. In jeder Wer 
ſammlung iſt nur, Gin Abendmal zu halten, und die Pfarrer 
folten daſſelbe fo oft an Sonn» und Feſttagen felern, als fie 

II. | 


Eommanicanten haben Bien. Alle bie ſich nicht recht taug⸗ 
lich wiſſen, haben bie Pfarrer vom Genuffe abzumahnen. 
„Dieweil aber diß leyder fo ſchwerlich verfallen tft, bas bie 
gleubigen Ehrifli, die bey dem H. Abendtmal verfamlet were 
den, allemal die H. Sacrament gemeinlich, vnd alle entpfahen, 
So follen die Pafboren, vnd Prediger, in dem die leuth nit 
übereyien, noch vnzeytig vom beyfeindes H. Abendemals, wenn 
fie ſchon noch nit allmeg die Sacrament mit entpfahen, abtrei⸗ 
ben, Nemlich bie nit im offentlichen bennigen laſtern ligen. 
Dann fil guthergiger ſeindt, die diefe geheimnuͤß vnnd rechten 
gebrauch diefes H. Sacraments noch nit gentzlich faſſen mögen, 
die dennoch mit des gemein betten koͤnden, dnd auß der Lehre, 
Vermanung, vnnd anderem das bey dem H. Abendtmal ge⸗ 
handlet wirdt, nit wenig gebeſſert, vnnd auch zu gantzer erkent⸗ 
nuͤß vnnd ſeligem brauch der H. Sacramenten, täglich mehr 
vnderwiſen, vnnd angefuͤret werden, Die nemlich, die nit auß 
wiſſentlicher verachtung der H. Sacrament, ſonder auß menſch⸗ 
licher bloͤdigkeit, vnnd vnwiſſendem entſitzen fuͤr den H. Sa⸗ 
cramenten, ſich von gemeinſchafft des tiſch Chriſti enthalten. 
Darumb ſollen die Paſtoren dieſe freundtlich vnd Vaͤtterlich des 


beſſeren, vnnd gantzen verſtands des brauchs der H. Sacra⸗ 


menten taͤglich vnderrichten, vnnd anfuͤren, vnnd jnen alles das, 


fo hie geſetzet iſt, von dem rechten, und vollommenen geprauch 


des H. GSarramente, mit allen treuwen fuͤrtragen vnd wol er⸗ 
klaͤren, da neben aber, von dieſer H. handlung nicht abſchrecken, 
oder treiben, weil hoffnung an jnen iſt der beſſerung.“ 
Wenn das Heilige Ubenbtmal zu halten Fey. 
„Damit dan nun diß heiligſte Sactament deſto baß ben 


allen gleubigen, zu rechter erflandrhäß vnnd warem brauch ges ° 


dracht, auch theurſchetzig gehalten werbe, So woͤllen wir, das 
das H. Abentmai (fo balde bie leuth In eyner jeden gemein 
zum mehrern theil des rechten brauchs diß H. Satramente, auß 
Gottes wort berichtet ſein) allein gehalten werde auff Die Son⸗ 
tag, vnnd feſt, oder fo man ſonft gemeine ernſte gebet verſam⸗ 
lungen haben, vnnd bie gantze gemeint Chriſti verfamtet fein 
wuͤrdt, Wie das ben ben often heyligen Vaͤtteren, vnnd auch in 
den großen vnd volckteychen gemeinden, gemeinlich gehalten 
worden tft...” 


Bon der fürbereitimge zu dem Heiligen Abrudtmel, 


„Weil, ats für angezeigt, das H. Abendtmal vnſers Deren 
Jeſu Chriſt, nice dan wit ſeynen jüngeren fol gehalten wer⸗ 
den, und bie Diener getram außſpender der geheimnuͤß Gottes 
fein follen, ynd je nicht den bunden das heiligthumb fürmwerffen, 
noch den ſeuwen bie perlen fürftreumen, So follen die Paſtoren 
niemand zu dem Tiſch des Herren zu laſſen, der ſich nit gu vor 
angezeigt, vnd von dem Paſtor, auff bekendtnuͤß ſeyner ſuͤnden, 
die abſolution von jhm erlangt hab. x. 

Vnnd auff das diefe jr ordentliche zeit haben, auch durch big 
Sohre, vnnd gepett zu der feligen gemeinfchafft Chriſti mit ernſt 
geheiligt vnnd wecht bereitet werden, So follen die Paſtoren 
alweg am abendt, fo morgens das H. Abendtmal fol gehalten 
werden, dad vold in bie Birch gufamen beruffen, und folgender 
weiß die füchereitung zum täfch das Herren halten. Ä 

Bo sierieen unnd ſchuler ſein, bie ſollen zuuor, weil fich das 
wold ſamlet, einen. Dfalmen, zwoen oder deep, nach dem fielaug 

6 


* 





% 


2548, LXXXI. Gölntiche Mefoematien. 


aber kurtz fein, fingen, mit einer bominical Antiphona, Refpons | allem guten, vbertretten beine H. gebot on underlaf, Dardurch 


forto, und Hymno (ber doch rein vnnd ſchrifftlich ſey) mit dem 
Magnificat, vnnd Collecten. 

Wenn dann das volck bey ein komen, ſolle das auch ein 
deutſchen Pſalmen fuͤrſingen, darauff ſoll der Paſtor, oder Pre⸗ 
diger, ber die für bereitung haltet, ein Lection vom. H. Abendt⸗ 
mal für lefen, Als das wir dauon haben bey den Euangeliften, 
oder im Paulo. 

Stem auch auf der Predig des Derren, Joh. vi. Dann, 
ob wol ber Herr in dem felbigen nit redet von dem Sacrament, 
fo redet er doch von bem waren efjen und drinden feynes fleifch 
ond bluts, darzu er des H. Abendtmal hernaher verordnet hat. 
Vnnd auf folicher Lection, follen die Prediger das volck fleißig 
berichten, warumb, und warzu uns der Herr fein H. Abendtmal 
eingefeget hat, vd wie wir das zu unferem heyl nieſſen follen, 
vngeferlich auff ein foliche weiſe.“ 

Ein onberricht ober prebige von Seyligen Nachtmal. 

Dieweil wir uns ꝛc. Caſſel'ſche 8.9.) 

Volget ein ander vermanung. 

Ir aller liebften inn Gott x. [Nürnb. 8.0.) 

A„Auff foliche Lehr und vermanung, folle Das gebet fur alle 
notturfft ber kirchen, vnnd befonder fur die, fo morgens Com⸗ 
municieren wöllen, geſchehen, Vnd nach bem das vold fein ges 
bett bei ſich felbft gethon, folle der Prediger, bie furbereitung, 
mit einer folchern Collect befchlieffen. 

Almechtiger Got, himlifcher Vatter, Seitemal wir bir nicht 
bann allein im deinem geliebten Son unferem Herren wol ge 
fallen mögen, fo heilige vnſere leib vnd feele, vnnd gib uns 
morgen, feine felige gemeinfchafft in feinem heiligen Abentmal 
mit recht gleubiger begirde und dandbarkeit zu entpfahen, das 
wir deiner ewigen güte vnnd liebe gegen uns abermal getröftet, 
ond in bem neumen leben geflerdiet, die zum preiß deines Götts 
lichen namens, und befferung beines volcks, mitt mehr fleiß und 
forcht leben, vnd dienen mögen, Durch ben felbigen vnſeren 
Herren Sefum Chriftum, Amen. 

Die leuth, fo ſich anzeigen, das fie begeren zum tifch bes 
Herten zu geben, follen für und nach diefer fürbereitung ver 
höret, vnd vnderricht werden, An welchen aber das am abent 
nit gefchehen konde, die follen bes morgens verhört, und uns 
derricht werden. | 

Wie das heilig Abentmal zu balten ſeye. 

„Wenn das volck zu diefem Ampt verfamlet ift, weil es der 
waren Sottfeligkeit gar wol eignet, wenn wir für Gott in feiner 
gemein erfcheinen, das mir fur allem Gott vnſere funde in ge 
mein bekennen vnd beichten, und jn vmb verziehung ber felbigen 
anruffen, So follen die das Ampt halten, wenn fie zu bem Altar 
komen. 

Zum erſten die gemeine beicht von der gantzen Gottes ge⸗ 
mein wegen zu teutſch thun, auff folgende weiß. 

Ich wil dem Heren mein vbertrettung bekennen, ſo ver⸗ 
gibſtu mir die mißethat meiner ſunden, Darumb werden dich 
alle heiligen bitten zur rechten zeit. 

Almechtiger ewiger Gott und Vatter, wir bekennen vnd 
veriehen, das wir leider in ſunden entpfangen, vnd geboren 
ſeind, vnnd daher vol vnwiſſens vnnd vnglaubens deines Goͤt⸗ 
Uchen worts, vnd immer geneigt zu allem argen, vnd treg zu 


wir in ewigen todt fallen, vnnd vns ſelbſt jmmer mehr vnd 
mehr verderben, Das iſt vns aber leid, vnd begeren deiner gna⸗ 
ben und Hilff, Erbarm dich vber uns aller gutigſter barmhertzig⸗ 
fler Gott vnnd Vatter, durch deinen Son unferen Herren Je⸗ 
fum Chriſtum, verleihe vnd mehre ons deinen H. Geift, der 
vns lehre vnſere funde, vnd ungerechtigkeit recht gründtlich eve 
tenmen, vnd bereumen, auch dein gnad und verzeihung vnfer 
funden in Ehriſto vnſerem Herren dienem liebem Son, mit 
warem glauben ergreiffen, vnd annemen. Alſo, das wir den 
funden jmmer mehr abfterben und dir in einem neumen leben, 
zu deinem preis und beflerung deiner gemein bienen und wol 
gefallen mögen. Amen. 

Höret den Euangelifchen troſt, Joan. iij. Alſo hatt Gott 
bie welt geliebet ꝛc. Ober j. Tim. j. Das ift gewißlich war ıc. 
Dder Joan. iij. Der Vatter hatt den Son lieb ıc. Oder Acto« 
rum x. Alle Propheten zeugen von Chrifto ꝛc. Oder j. Joann. ij. 
Lieben kindlin, ob iemand [unbiget ze. 

Rach biefer ſpruͤch einem, fo fpreche der biener ein folche 

Abfolution. 

Vnſer lteber Here Jeſus, hatt feiner Eichen den hohen troft 
verlafjen, das er feinen deineren befohlen hatt, allen denen, wel 
chen jhre funden leide findt, jm glauben vnd vertraumen, und 
ſich zu befferen begeren, die fund zuverzeihen, vnd zugefagt, das 
ſolchen jhre fund im Himel verziegen fein follen, Auß diefem 
gnedigen befelh, vnnd vertröftung vnſers lieben Herren Jeſu 
Chrifti, verkunde ic, allen denen, die ihre funde reuwen, fich 
auff in unferen Herren Chriſtum getröften, vnnd alfo ihr leben 
zu beſſeren begeren, verzeyhung aller ihrer funden, mit verfiches 
rung Goͤtlicher gnaden, und des ewigen lebens, durch unferen 
Herrn Jeſum Chriftum, Amen. 

Auff diß. 

Wa man Elerilen und ſchuler hat, laße man die felbigen 
ein introltum, der auß der fchrifft genomen feye, fingen zu latyn. 

Daruff das Kyrieeleyson, und Gloria in excelsis, 

Vnd dweil das Kyrieeleyſon ein algemein gebet, und das 
Gloria in excelsis, ein gemein lobgefang ift, follen die Paſtoren 
fehen, das das volck dieſe gefeng gelchret werde auch in Teutſch 
zu fingen. 

Auff diß gefeng foll der das ampt halter, die Collect zu 
teutfch fprechen, oder fingen, ber geftalt, das fie von allem vold 
wol verflanden werbe. ... 

Auff die Collect nad) gemeinem brauch befchloßen, folle die 
lection der Epiftel gelefen werden, gegen dem volck, und auch 
zu teutfch, vnnd an der ſtadt, dauon alle wort von der gangen 
gemein wol mögen verflanden werben, wie dan foliche lection 
allein zur Lehr onnd vermanung des gangen volcks gehalten wurbt. 

Auff die Epiftel finge man, wa Cleriken feind, zu latein ein 
fein Alleluia, oder Gradual, oder Sequeng, wa man bie 
tein hatt, vnd ein Teutſch gefeng, Demnach leſe man das 
Euangelion auch zum vold, und das felbig Teutſch. Daruff 
fol als balde folgen die außlegung deßelbigen, und bie gange 
predig. 

Vnnd auff die prebige das gepet fur alle flende unnd not 
turfft der kirchen, Auff folgende meiß. 

Almechtiger ewiger Gott vnd Vatter ꝛc. [Aus der Caſſel'⸗ 
ſchen RD.) 


15483. LXXXI. ceiniiche Reformation. | £ 43 


Ein ander unb kürtzer form bed gebets. 

Barmhertziger Gott, himlifcher Vatter, du haft und ges 
beiffen zc. [Aus der Caffel’fhen 8.-D.] 

Nach diefem gebett fol die gantze gemein den glauben fin- 
gen zu deutſch, dann diefe befuntnuß des glaubens der gantzen 
gemein Chriſti zu flehet, wie fie auch das heilig Euangelium 
gemeinlich gehört hatt. 

Vnd dweil ein jeder der das H. Euangelium mit marem 
glauben gehört, und auß dem erfennet, das- im Gott auß feiner 
grundtloſen liebe, feinen Son, vnd mit dem alles geſchenckt hatt, 
auch auß ſollchem glauben ſich felb Gott, vnd vnſerem Herren 
Chrifto gang ergibt, vnd auffopfferer, alfo follen die gleubigen 
die weyl man den glauben finget, jre frey willige opffer bringen, 
ein jeder nach dem fegen der jm von der milten hand Gottes 
verlehnet it, Dar zu fie die Prediger allemal fleißig vermanen 
follen, und anzeigen, wie folche opffer , der waren befantnus des 
glaubens, und dem gleubigen gepet almeg anhangen Sollen. 

Vnd foll in jeber kirchen ein befonder fladt zu dem opffer 
verordnet werben, und was geopffert wirbt, das follen die Mei⸗ 

fter und Pfleger des Gog kaſtens, zu end des ampts vffheben, 
ond in Gottes kaſten legen. 

Vnnd nad) dem, nad) alter Eirchen zucht, die jemigen fo in 
offentlihen laſteren gemefen, vnd noch nicht abfoluiert waren, 
por der reichung des Sacraments, von ben anderen hin auf 


gangen feindt, Sollen nochmals die Prediger vnnd diener des 


Sacraments, foliche fo im böfen gewiffen feindt, und fich nicht 
bekeren, in predigen offt erinneren, das fie Gottes gericht vber 
ſich betrachten, vnd ſich wiber zu Gott bekeren wöllen mit ern. 
fter verfündigung das fie nicht bey der heiligen handlung vnd 
reichung des Sacraments fein follen, vnd das fie fi) ſchuldig 
machen am leib und blut des Herren, wa fie mit verharten jres 
Lofen fundtlihen lebens, bei den heiligen Sacramenten bleiben. 

Den anderen aber, fo in gutem gewiſſen leben, und. gleich 


wol nicht, oder feer felten, das Sacrament entpfahen, fol ver⸗ 


£unbiget werden, das fei fchuldig feindt offter, zu vbung und 
befantnus jres glaubens, mit der Eirchen zu communicteren, 
dan wer ſich dauon zeudht, der mirt je lenger je Belter, vnnd 
tompt in veradhtung diefer gnaden, vnd gibt anderen ein böfee 
erempel, mit folicher verachtung vunnd ergernus, Da mit macht 
er ſich auch ſchuldig am leib und blut Chriſti. 

Als aber die erkandtnus diefer geheimnüß, auch die zucht 
der kirchen, fo ſchwerlich verfallen, das auch bei ben wargleubi⸗ 
gen diefer zeit ſeer groffe ſchwacheit ift, So ſollen die Prediger 
ſolche eigentfchafft Chriftlicher Communion, dem void, erſtlich 
mit freuntlihem, vnd wolzeitigem unterricht, wider zu erkant⸗ 
nus bringen, vnnd niemandt mit vnzeitiger firenge vbereilen, 
dan man die zerſtrewten, und ſchwachen Scheflin Chrifti, erſtlich 
wider zu dem Herren verſamlen vnd heilen muß, ehe man ernſt⸗ 
liche zucht unter in vbe vnd anrichte- 

Wie es aber mit den anderen in ber Eichen ein geftalt nad) 
ber zeit habe, fo follen doc) die jenigen, bie zur Communion zus 
gelaffen ſeind, ſich gleich auff das opffer verfugen, an jr eigen 
orth, vor dem altar, Welche orth man im jeder ficchen nach ges 
legenheit der plage, dartzu verordnen foll, Vnd follen fid) die 
man vff ein feiten, und die fraumen vff die andere feiten ftellen, 
und allda die danckſagung, und folgent gebet mit aller andacht 
mit halten ond thun, Die dandfagung fol nach altem gemeinen 


brauch gehalten werden, vnnd zu teutich, damit das das gange 
vol gemeinlich dem Herren bandfage, wie ſolichs das erempel 
vnd der beuelch des Herren, vnd der elteren kirchen, lehret, und 
forderet. 
Der SPriefter. ‚ Das Bold. 
Der Herr fey mit euch, Vnd mit deinem Geiſt. 
Driefter. Bold. 
Erheben euwer bergen. Wir erheben die zum Herren. 
HPriefter. 
Laft uns danckſagen dem Herren vnſerem Gott. 
Volck. 
Das iſt recht vnd billich. 
Prieſter. 

Ja recht, billich, vnd heilſam iſts, das wir dir alle zeit, vnd 
allenthalben danckſagen, dich loben vnd preiſen, O heiliger Vat⸗ 
ter, ewiger Gott, durch Jeſum Chriſtum vnſeren Herrn, Durch 
den du vns auß nichten zu deiner bildnuß geſchaffen haſt, vnd 
vnß deine anderen creaturen zu dienſt vnd nutz verordnet, Vnd 
da wir durch die ſuͤnde Ade von dir abgefallen, deine feind, vnd 
dadurch dem todt vnnd ewiger verbamnus verpflichtet waren, 
haſt du vß deiner grundtloſen barmhertzigkeit, vnd vnaußprech⸗ 
licher liebe, den ſelbigen deinen lieben Son, dein ewigs wort, 
in dieſe welt geſant, vnd woͤllen menſch geporen werden, der 
durch ſein bitter leiden, Creutz, vnd todt, vnſer ſuͤnde bezalet, 
vns von der ſunden vnd gewalt des Teuffels erloͤſet, vnd durch 
deinen heiligen Geiſt, den er vns von dir geſandt, wider zu 
deiner gnaden vnd kindtſchafft bracht hatt, Vns auch ſein leib 
vnd blut zu ſpeiß, vnd ſtercke des ſeligen, neuwen, vnd ewigen 
lebens, mit getheilet, vff das wir im glauben vnd vertrauwen 
deiner gnaden vnd liebe, geſterket, Auch in deiner kindtſchafft 
vnd neuwen geburt, zu allen deinen gefallen jmer wachſſen vnd 
zunemen, Vnd dich alſo hie, vnd in ewigkeit, mit allen vn⸗ 
ſeren worten vnd wercken, preiſen, erhoͤhen, vnd dir mit allen 
deinen heiligen Englen, vnd lieben kinderen ewiglich ſingen. 

Darauff folge dan das Sanctus, das wo Cleriken ſeind von 
jnen zu latein, vnd vom volck zu teutſch geſungen werde, eins 
vmb das ander, jedes drei mal, Als ſo die Clericken ſingen, 
Sanctus, das volck ſinge Heilig, aber das folgend, Dominus 
deus sebaoth. vnd das Benedictus, ſol in teutſch von der gan⸗ 
hen gemein geſungen werden, vff dieſe weiß, Sanctus, heilig, 
Sanctus, heilig, Sanctus, heilig iſt der Herr ſebaoth, himel vnd 
erden iſt vol deiner gute vnd herligkeit, Oſanna, hilff O Herr, 

der dur bift m der hohe, Gelobet fei, der da fompt jm namen 
des Herren, hilff Herr, der du bift in der hohe. 

Vnd gleich darauff, follen vom Priefter bie wort des heiligen 
abendtmals, wie folgt, geſungen werden. 

Vnſer Here Jeſus Chriftus, in der nacht ba er verrathen 
wardt, nam er das brot ıc. 

Dieſe wort fol der Prieſter mit fonderer bapfferkeit vnd 
langfam, zu guten! verftandt, fingen, in dee weifen, die hernas 
ber fol verzeichnet werden, und ſoll das vold, zu end diefer wort 
des Herten Amen antivorten. 

Alſo habens die alten Gemeinden Chrifti alle gehalten, und 
die Griechen haltens noch alſo, dan in dieſen worten, die ſub⸗ 
ftants dieſes heiligen, Sacraments genglich begriffen iſt, vnd 


ligt alle heilſame handlung, und entpfahung Bil heiligen Sa⸗ 


A. 


craments, genslichen am warem verftande, vnd glauben biefer 
Morten. 

Wenn dan das vol fein Amen vff diſe wort gefprochen, 

fol der Priefter als bald wider fingen. 
Laft vns betten. 

Vnſer Batter in dem Himel ıc. 

Vff das gebet bes Herren, fol die gemein abermal ir Amen 
fingen. | 

Priefter. Der fried des Herrn, ſei almege, mit euch. 

Voll. Bad mit deinem Geift. 

As dan follen, die zuc Communion zugelaffen feindt, und 
an jrem orth darauff warten, zu der Communion mit andadıt, 
vnd der ordnung fomen, Erftlich die man, darnach die fraumen, 
benen die beiden Sacrament, der leib vnd das blut des Herrn, 
follen auß gefpendet werden, mit diefen mworten. 


Zum keib bed Herren. " 


Nim bin, und iß zu deinem heil, den leib Chrifti, der fü 
dich gegeben ift. 


15643. LXXXT. 


Zum Kelch. 

Nim hin, vnnd drinck zu deinem heil, das blut des neuw 
Teſtaments, das fur deine ſunde vergoſſen iſt. 

Vnther der Communion, ſol man das Agnus dei zu Latein 
vnd teutſch, eins vmbs ander fingen, wa man Clericken hat, 
Vnd das deutfch, Got fei gelobet, Vnd, Jeſus Ehriftus vnſer 
Deilandt, wo das Communiciren fo lang wehret, So bie 
Communion geendet, fol der Priefter zum vold fingen. 

Der Herr fei mit euch. 

Voll. Vnd mit deinem Geift. 

Priefter. Laſt uns betten. 

D Ulmechtiger ewiger Gott, wir fagen deiner Gotlichen 
miltigleit lob vnd danck zc. [mie in bee Nürnb. K.⸗O.) 


Ein andere bandfagung. 


Wir danden bir Almechtiger Gott ıc. [Aus Luthers deut⸗ 
ſcher Meſſe.] 

Nach dem ſegne der Prieſter das volck, mit dieſen worten. 

Der Here geſegne euch ꝛc. [mie in der Nuͤrnb. 8.:D.] 

Wo nicht Cleriken feindt, als vff den Dorfferen, ba fol 
alles Teutſch gefungen unnd gelefen, vnnd das fingen auch ges 
meßigt werden, wie es bey iederem vold zur befferung der Got 
feligkeit dienen mag. . 

Vnd dieweil unfer lieber Herr fein H. Sacrament, vns je 
allen darzu geben, und eingefagt hatt, dus wyrs eſſen vnd 
trincken zu feiner gedechtniß, vnnd mit nichten , das wyrs fur» 
flellen, vnnd vmabher tragen follen, Vnnd am tag ligt, was 
ſchwaͤren mißbrauchs hierauf bei dem gemeinen volck auffloms. 
men ift, dem felbigen zu begegnen, vnnd allerley ſerupel, und 
vnnutze fragen zu verhüten, So follen die Paſtoren, vnd alle 
die das Abentmal des Herren halten, almal bie leuth, fo fie 
zur Communion zugelafien, abzelen, vnnd ihrer zal nach, bie 
partifel nemen, vnnd was vberig biepbt, das als bald nieflen, 
vnd nichts darvon behalten, ober ein fegen, noch irgent hin tens 
gen, oder furftellen, Das ewig wort des Deren, das uns felig 
machet, fo wyr baran gleuben, vnnd ihm gehorchen, ober rich⸗ 
tet, vnnd ewiglich verdammet, ſo wyr nicht daran gleuben, 
wand jhm nicht folgen, Diß wort lautet alſo, Nemet vnnd 


Coluiſche Reformation. 


eſſet, Nemet dvund drincket, das iſt mein leib vnnd blut, dabei 
ſollen wyrs bleiben laßen, vnd one Gottes wort, kein neuwe 
weiß noch brauch, bei dem heiligen Sacrament anrichten. 

Vnd weil in dieſem H. Sacrament, der todt des Herren fol 
verkundet werden, Vnd die gemeinſchafft des Herren in vns ge⸗ 
ſtercket, das wir durch jnen der welt als mehr gekreutziget wer⸗ 
ben, vnd abſterben, So fol auch aller weltlicher, und fleiſchlicher 
pracht vom brauch dieſes H. Sacraments hingenomen, vnnd 
aller geprauch vnd inſtrument dieſer H. handlung alſo geordnet 
und gemäffiget werden, das es die predig des Creutzes, und des 
tods Chriſti ziere vnd fuͤrdere, vnd nit die liebe vnd achtung des 
golde . ſylbers, ſeyden, vnd anders, darin die welt jhren pracht 

et. 
1 Von communien der Bilger und Trauden. 

„Wo ſichs zutruͤge, das etwan frembde leuth auf Ehriſtlichen 
vrſachen, des H. Abendtmals in der wochen begeren wurden, 
Oder auch anheimiſche, die ſich gefehrlicher reiſen begeben mu⸗ 
ſten, oder bloͤds leibs weren, das ſie beſorgeten, ſie moͤchten des 
gemeinen Abendtmals inn der kirchen, auff dem nechſten feirtag 
zu halten, nit erwarten, denen ſollen die Paſtoren, das H. 
Abendtmal auff jre beicht vnd erkantnuß, zu jeder zeit in der 
wochen geben, vnd nicht abſchlagen, Doch wo es ſein kan, ſollen 
ſie das halten in gemeiner kirchen, vnd morgens zu der zeit, 
wenn on das, ein Gottes verſamlung iſt, oder doch darzu etlich 
von der gemein beruffen laſſen, Vnd als dan, ſo ſie ſoliche weg⸗ 
fertige oder ſchwache leuth inn gemeiner kirchen berichtet haben, 
Sollen fie das H. Abentmal allermaſſen vnd geſtalt halten, mie 
es hiebeuor beſchrieben iſt, on das ſie das geſang nach laſſen 
moͤgen, vnd alles mit guter verſtentlicher weiſe leſen, Wo aber die 
kranckheit deren, die der communion begeren, ſo groß ſein wurdt, 
das ſie nitt zur kirchen kommen moͤgen, Da ſollen die Paſtoren 
zu jhnen gohn, vnd das heilige Abendtmal bey jhnen halten, 
dere geſtalt vand form, wie hienor geſchrieben iſt, ober auff fol⸗ 
gende weiß, die fur die krancken geordnet iſt, nachdem die ge⸗ 
legenheit der leuth, denen ſie das heilig Abendtmal reichen ſollen, 
fein wurdt, und es zu mehrer beſſerung bes glaubens dienen mag.’ 


Wie man bie krancken befuchen, vnd bie Eommunion mit ihnen halten fol. 


„eteber freund, weil endy vnſer Herr Got mit fchmachelt 
euwers leibs heim gefucht zc. [Aus dee Saͤchſ. 8.-D.] 

Auff das, fo das bes krancken gelegenheit erleiden mage, 
folle der Paftor auß dem fechften capitel Joannis lefen, von 
bem an das ber Herr faget, Warlich, warlich fage ich euch, 
werden jr nit effen das fleiſch des menfchen Sons, bi auff 
die wort des Euangeliften, Soliches faget er in der ſchule, ꝛc. 
Vnd foliche Lection dann auch zu troſt des krancken, vnnd zu 
lehr, und vermanung der vmbſtender, etwas erklaͤren, fo vil es 
dem franden will leidlich und tröftlich fein, Darauff er die offen 
beicht furfprechen, und bie Abfolution geben fol, benn den glau⸗ 
ben furſprechen, Vnnd darauff ein ſolich gebett. 

Paftor. Der Derre fee mit euch, 

Bold. Vnd mit deinem Geift. Ä 

Almechtiger ewiger Gott, der du uns auß beiner grundtlofen 
barmbergigkeit, beinen lieben Son onferen Herren Jeſum Chris 
flum, vnd mit jm alles gefchendlet Haft, erleucht unfer aller 
bergen, vnnd gemüter, das wir in, deinen lieben Son, als vn⸗ 
ſeren einigen Heilandt, und dich In jm ale vnſeren Got und 


"8888. LXXET. Golniſche Reformation. » 


Matter recht erkennen, vnd anfchauwen, Wnd bie Heilige ge 
meinfchafft feines leibs vnnd bluts, in dent H. Sacrament alfo 


entpfahen, vnd genieſſen, das fein Goͤttlich leben , mitt allem‘ 


troſt deiner gnaden, vnd gewiſſem erwarten ber feligen auffer⸗ 
ſtendtnuß, in dieſem vnſerem krancken bruder, und ung allen 
geſtercket werde, Vff das wir deine handt gegenwertiger heim⸗ 
ſuchung erdulden, deiner beruffung von hinnen getroͤſt erwarten, 
Bund fo lang du vns hie wilt leben, deinen Goͤttlichen namen 
immer mehr. heiligen, vnd dein reich helffen erweiteren und zie⸗ 
ven, Ducch den felbigen deinen lieben Son vnſeren Herren es 
ſum Ehriftum, Amen. oo. 

Auff das fpreche ber Paftor das Vatter unfer, Wünfche 
ben frieden, vnd leſe dann fur mit Elarer flimme die wort der 
einfagung des H. Abentmals, Nemblich, Sn der nacht ıc. mit 
dem gebett, Vatter unfer zc. und wunfd, bes fridens, Vnd darauff 
folle dem krancken das gange Sacrament gereicht werden, mit 
ben toorten, wie oben erzelt, vnd fo mehr leuth dabei weren, bie 
des begeren, vnd fid) darzu geſchickt hetten, wie obgemelt iſt.“ 

Bon Eommunion in Befonderen Seuferen, für Die gefunden. 


„Nach dem etwan die vom Adel, ober auch andere, den Pfar⸗ 
kirchen weit entfeffen fein, das fie winter®, und auch zu anderen 
zeiten, nit wol in die Pfarkirchen komen koͤnden, Solichen follen 
die Paftoren vnbeſchwert fein, das H. Abendtmal auff jhr bes 
geren, unnd fo des befferliche vrfachen vorhanden feindt, zu ges 
legener zeit in ihren beuferen und wohnungen zu halten, Vnd 
das auff vor erzelte weiß und maß, Welche aber den Pfarkicchen 
fo gefefjen, das fie zu der gemeinen Communion wol fommen 
mögen, bie folle man zu der felbigen Sommunion vermanen, 
Vnd nen in heuferen Eein befondere Communion anrichten, 
Welches auch die alten Vätter verbotten haben.” 

Bon belerung von fünken, warer büf, vnd Ghriklihem Bangen. 

Die Prediger follen zur Erweckung wahrer Reue mit Ernſt 
Gottes Wort im Evangelio und Gefege predigen. Die Privat: 
abfolution foll erhalten werden. „Vnnd zu erhaltung diefer 
Chriſtlichen abfolution, befehlen wir ernftlich, das die Paftoren 
vnd diener der Sarramenten, nienmndt zur Communion zus 
Laffen, er hab dann zufür von feynem Pfarreren, oder denn 
anderen ordentlichen dieneren der Sacramenten, die priuat Ab⸗ 
folution entpfangen, Vnd vmb biefer Abfelution willen, foll die 
beicht bleiben, doch alfo, das hinfür niemandt zu erzelung der 
funben genötiget werde, Aber gleichwol fol ein jeder ein demuͤ⸗ 
tige befantnüß thun, das er gefündiget hab, und das jm hertz⸗ 
lich leid fen, das er Bot erzuͤrnet, es ſey auch ernſtlich fein ge⸗ 
mut, vnd will, ſein leben zu beſſeren, vnd im Gottes forcht, 
gehorſam, rechtem glauben, anruffung vnd danckſagung gegen 


Got, vnd on ergernuͤß fuͤrhin, zu leben, doch ſoll ein jeder die 


fünden, welche das gewiſſen fuͤrnemlich drucken und beſchweren, 
dem Prieſter entdecken, darneben rath vnd troſt auß dem wort 
Gottes begeren, vnd hernach vmb die Abſolution bitten. 

Dieſe gemeine bekantnuͤß dienet zu erinnerung dem Reuwe⸗ 
den, vnd iſt darzu fuͤrderlich, das der Paſtor dennoch auch hoͤre, 
ob die perſon ernſtlich der Abſolution begere. Dann man ſoll 
die perlen nit fuͤr die ſew werffen, Will der ſuͤnder nicht beſſe⸗ 
rung zu ſagen, ſo ſoll man jn nit abſoluiren. Es iſt auch ſein 
rew allein ein ſchein, vnd erdicht werck. 

Bnd fol bey dieſem allen, der Paſtor ein jeden verhoͤren 


| von feinem glauben, Item orbentiich vor die gehen gebotten fra⸗ 


gen, und fie eriineren, das fie wiffen, das ſuͤnde wider Got fey, 
fo fie die felbigen gepot des Derren Überttetten, Damit das volck 
auch lehrne, was fünde feye, und In fonderheit, fol dem jungen 
volck, vnd anderen vnuerftenhigen, dieſe verhoͤr für der Abos 
Iution, ein Cathechiſmus fein, fie zu vnderweiſen, wand Damit 
zu Chrifllicher befferung zubringen. 

Darauff foll man fragen, ob der, fo die Abſolution begert, 
ernfllich des willens feye, fein leben zubefferen, vnd für hin 
in Gottes forcht und gehorfam , zc. zuleben. So er dann fol« 
ches zufagt, fol jm fürgehalten werbenn, fo er etlich perfonen 
geergert, oder fonft vnbillich beleidiget het, das er ſolch ergen- 
nüß, fo fill jm moͤglich, abfchaffen, vnd die beleidigten perfon 
verfünen woͤlle. Vnd fo das ergernäß offentlich were, als, fo 
einer ein vnehelig perfon bei fich hette, mit jeman in offentlichen 
feindefchaffe verharte, hielte jeman offentlich das fein für, oder 
dergleichen, fo fol die Abfolution verzogen werben, biß das er⸗ 
gernuͤß offentlich abgefchaffet ſeye. Es ſoll auch der, fo bie Abe 
folution begert, ernftlidy vermant werben, das er betrachte, das 
folche bekerung nit ein ſchertz, fonder ein rechter ernft fein 
fol, damit nit Got der Herr hoher erzuent werde, fo er bie 
Abfolution zu einem fchein, vmb der leuth willen, ober von 
wegen ber gewonheit, ſuchet, Ex foll auch vermanet werben, 
vrſach der fünden, zeit, und fladt zu meiden, Item wiſſen, das 
Got gebotten, das wir wider bie anreigung flreiten follen, vnd 


‚„dabey Got vmb hilff anruffen, in folhen dingen follen glaub 


und anruffung geübt werben. 

Ss dan der, fo die Abſolution begert, auff biefe Chriſtliche 
vermanung ein zufag gethen, fol jme im namen Chrifti bie 
Abfolution mit getheilt werden, vnd foll ber felbig alfo nach 
ber abjolution, zuc Communion-zugelaffen werben.” 


Bon bednn. 


„So aber jemandt in offentlichen fünden lebst, oder mag 
mit etlichen zeugen überwunden werden, das er foliche laſter übe, 
darumb er ftraff verdienet, und vermoͤge goͤtlichs wort, kein 
theil am reich Chriftt haben möge, Vnnd der felbige Gottes 


zorn, fein eygen ſtraff, das offentlich ergernüß, nit bedencken, 


vnnd fich alfo zur beferung nicht felb ſchickon will, foll inen fein 
Paſtor neben etlichen, fo zu ſolchen fachen im jeden Stetten und 
dörfferen follen verordnet werden, vermanen, das er ſich zu Got 
beferen, und das ergernüß meiden wölle, vnd ſich widerumb 
mit Got und der Pirchen verfönen, Diefer vermanung iſt ein je 
der in feiner pfar, mit rechter zucht, vnd bemut zu folgen, 
fhuldig, Dann fie ift ein flüd des Ampts, dauon ber Heer 
Chriftus gefprochen hat, Luc. x. Wer euch hört, der hört mich, 
vnd wer euch verachtet, der verachtet den, der mich gefandt hat. 

So er nun der vermanung folgt, und befferung zufagt, Toll. 
er erftlich die ergernüß abftelfen, als fo er ein onehrliche perfon 


bey fich hette, die von ſich thun, ꝛc. Oder fo er in anderem 


vnrechten ſtecket, das felbige thatlich abſtellen. 

Darnach foll er zum Paftor komen, fein Beicht thun, dund 
befferung zu fagen, und vmb die Abfolution bitten, und alfo 
zur Communion zugelaffen werden. 

Wo aber der erfordret nicht wil fuͤrkomen, foll er zum beit 
ten mal erfordert werben, Ober fo er fürfompt, vnd nad) der 
dritten vermanung, gleichtwol in ergernüß verharret, foll dieſes 





46 2848. LXXXI. Göluifche Reformation. 


alles an den Superintendenten gelangen, durch den Paſtor vnd 
einen von den verorbenten, und foll der Superintendens an das 
orth komen, da der beklagt iſt, und foll neben bem Paftor des 
felbigen orte, vnd anderen verordenten, den beklagten fürfor- 
deren, ond fo er von feiner untugendt nit abgeflanden, und ſich 
nicht gebeffert,, auch noch nit befferung ernſtlich zu fagt, follen 
fie ſamptlich ein, fenteng fprechen, das er auß der Chriſtlichen 
gemeinfchafft foll außgefchloffen fein, und alfo im bann fein, 
Darumb foll jm hinfür, fo lang er im bann iſt, nicht geftat« 
tet werden zur Communion zu gehen, bey der tauff, bey der ver⸗ 
mehlung fo in der kirchen gefchicht, zuftehen, Aber die Prebig 
fol jm nit verbotten werden, fonder ift fil mehr darzu zu ver- 
manen, das ei die Predig zu betrachtung Goͤtlichs zorns, zeit 
licher vnd ewiger ftraffen, vnd der groffen undandbarkeit, bie 
ee für die groſſe gnad, vnd leiden des Herren Chrifti uͤbet, ges 
teiben werde, Dan das Predig ampt fol für vnd für in aller 
welt, über alle menfchen richten, gute und böfe, und alle füns 
den ftraffen, wie der Herr Chriſtus fpricht, Der H. Geift ſtraf⸗ 
fet die welt von wegen der fünde, ıc. 

Vnd damit rechter Chriftlicher verfland bleibe-vom Bann, 
fo fol man wiffen, bas vnderſcheit iſt, zwifchen der kirchen 
ſtraff, und weltlicher ſtraff, Die meltliche oberfeit Hat von Got 
befelh offentliche Iafter mit leiblihem zwanck, kercker, ver⸗ 
floffung auß den güteren, vnd mit dem 'todt zu ſtraffen, und 
ſoll je ampt nit allein vmb fridens willen, fonder aud) Got zu 
Iob, zur zucht üben, Rom. riij. Dauon fie bie Prediger ver- 
manen follen. 

So aber weltliche Oberigkeit ein verbante perfon in burger- 
lichem Stand bleiben läßt, fol ber bann die Burgerlich gemein, 
ſchafft nicht verhinderen, fonder die gehorfame glidmaß der kir⸗ 
chen, mögen mit jm fo fern, als in der weltlichen Regierung, 
in kauffen und verfauffen, und der gleichen fachen, gemein 
ſchafft haben, fie follen jnen aber funft in unnötiger gefelfchafft 
meiden, damit fie ſich nit theilhafftig machen frembder fünden, 
Vnd ſich alfo erzeigen, das er, vnd andere verftehen mögen, 
das fie ein ernftliche betrubnüß ab feinem Lafter vnnd ergernüß 
haben, So er auch im Bann fticht, follen die glibmaßen der 
kirchen nit bey feiner begrebnüß fein, fonder jnen, als einen ver- 
‚worffenen halten, Dieweil er nit in anruffung bed Herren 
Chrifti, und bekandtnuͤß feiner fünden geftorben if. - 

Vnd follen alfo die Paftoren, vnd Superintendenten, 
mit den verordneten barzu, den Bann, allein vmb offentlicher 
fünden willen, gegen die, fo fich nit beſſeren mwöllen, fürnemen, 
vnd nicht in andern weltlichen fachen, als von wegen gelt fchuld, 
oder anderer pflicht, brauchen, Sonder die maß folle darinn ges 
halten werben, wie beriwegen in vnſerer füriger außgangner Res 
formation, ber gerichten verfehung, befchehen, Vnd wo von 
nöten , mit rathe ber onferen ferner befchehen foll. 

Dermegen die Prediger das vold mol vnderrichten follen, 
von diefem Chriftlichen bann, Nemlich das der nicht zuueradh- 
ten ſey, fonder das warlich Gott, den, fo den Bann verdient 
haben, für verbant und verworffen heit, Das auch offt in die 
fem leben, Got leipliche ftraffen ond plagen, den Bann zube- 
ftätigen, fomen laſt, über die, die der Eichen bann verachten, 
Dan der firhen, und Gotförchtigen, fegen und verfluchen,, ift 
nit vergeblich Gen. xij. Sch will die fegnen die dich fegnen, 
vnd die verfluchen, die die fluchen, Item Pfal. cix. Seiner 


tag müfjen wenig werden, und fein Ampt muß ein ander ente 
pfahen, und hernach. Er ziehe denn fluch an, wie fein hembdt. 
So beweifet dieſes das erempel, j. Cor. v. vnd da Ambrofius 
des Stilliconis fchreiber verbannet, wardt er befeffen. Derhal⸗ 
ben ift nicht. zmeiffel,, wer in verachtung des rechten Bang bleib 
bet, wird feine ftraff von Got haben. 

So aber ber verbant widerumb ſich beferen will, vnd auffe 
höret ſolich vntugent zu treiben, darumb er verbannet ift wor⸗ 
den, feine beicht und bemütige befantnuß feiner mifhandlung 
thut, und fo er jemandts beleidiget, dem felben verfönet. So 
ſoll er nit verworffen, fonder auffgenomen werden, doch das ex 
bitte umb verzeihung feiner gethanen fünde, auch feines geuͤbten 
vngehorſams, das er die vermanung der kirchen nit angenomen 
bat, So er bann ſich in biefen ſtuͤcken gehorſamlich erzeiget, ſoll 
jnen dee Paſtor offentlich für dem altar abfoluieren, dabei fol 
len die anderen verordnneten auch ftehen, als zeugen feiner zur 
fag, vnd abfolution, Vnd damit fi) niemandt ſchleunigs und 
leidlichs rechtens zu beklagen habe, vnd boch die fchliffel des 
Himelreichs, und geiftlihe bann ber kirchen nit mißbrauchet 
werde, mwöllen mir mit rath vnd zuthun der unferen, ein ord⸗ 
nung des gericht zwangs, vnfer geiftlichen gerichten fürnemen, 
das die leuth doch follen zu gehorfam des rechtens getrungen 
werden, fonder den mißbrauch bes kirchen bang.” 


- Bon einfegung der paftoren. 


„Alte Gotfocchtigen verftehen und wiſſen, das das Priefter« 
ih ampt, nemlich das H. Euangelium zu predigen, und Sa 
crament recht zu reichen, von anfang der welt, biß zum ende, 
das aller nötigft und fürnemfte ampt iſt, Darumb von anfang 
Got feinen Son verheiffen, vnd hernaher gefandt hat, Welches 
er auch munderbarlich echelt, und offt widerumb auffrichtet, Vnd 
bat dechalben mit hoͤchſtem ernft gebotten, das die Prelaten der 
kirchen, darzu mit großem fleiß dienen und arbeiten follen,, das 
fie allein tüchtigen Perfonen diefen ſchatz befehlen, das er für 
vnd für erhalten werde, vnd nit verlefche, wie under ben 
Heyden gefchehen. Derhalben alles das ber H. Geift zum Ti- 
motheo und Tito hieuon gepotten, mit allem ernft zu betrach⸗ 
ten, vnd wider vff zu richten ift. | 

Vnd iſt nicht zweiffel, das das Biſchofflich ampt, erftlich 
eben barumb über andere Prediger geordnet iſt, das fie follen 
befonderen fleiß thun, das man bey rechter Lehte bleibe, vnd 
das tuͤchtige Perfonen darzu befkellet werden, Und ift offentlich, 
das zu aller zeit, von anfang der welt, fuͤr vnd für, die großen 
[haben der kirchen, auß vnfleiß, vnuerſtand, vnd freuel der 
perjonen erwachßen, wie auch fonft in anderen Regimenten ges 
ſchihet, Dan e8 felet gemeinlich ehe an perfonen ban an gefeßen, 
Darumb wir warlich von gangen bergen begeren, das zimlicher 
fleiß der perfonen halben, fürgenomen mwerbe, wie zum hochſten 
von nöten, Darumb foll un niemandt übel deuten, das wir 
auff mege gedacht, das das Eramen ernftlicher gehalten werde, 
dan wir fuͤrnemlich dieſes zuuerorbnen ſchuldig feind, Nun woͤl⸗ 
len wir niemand fein Jus Patronatus enziehen, vermanen aber 
alte f Zus patronatus haben, das fie auß Chriftlicher pflicht 
fleiß thun, tüchtige perfonen prefentieren, und nicht je Paſto⸗ 
teien auß gunft, oder anderen ongebuͤrlichen vrfachen, unges 
ſchickten perfonen, verlehenen. 

Vnnd damit wir vnſer ampt auch dabey thun, befehlen wir 


1548. LXxxi. GEblniſche Neformation, 47 


ernftlich das niemandt Inueſtiert werde, er ſei dan zuuor durch 
die ordentliche Examinatores mit fleiß verhört, und habe von 
den felbigen gute zeugniß, an die, von welchen er foll Inue⸗ 
fliert werden, und an den Suffraganeum. Vnd ſoll das Ers 
amen vff diefen dreyen Artiklen flehen. 

Erſtlich foll der Ordinandus von feinem beruff, vnnd feinen 
fitten warhafftige fchrifftliche zeugnäß den Eraminatoribug fürs 
legen, dan'es iſt Sötlicher befelh , das zu diefem hohen dienft 
nit perfonen zugelaffen werden, die Got offentlich verachten, 
oder fonft in anderen offentlichen Iafteren leben. 

Zum anderen fol erfündigung gefchehen, ob der Orbinandus 
zimlichen verfland habe, und diefe lehre, der fumma wir in dies 
fer ordination gefaßt, für recht halte, und befenne, welch gewiß: 
lich iſt die einige Chriſtliche lehr der Catoliken, das ift, allges 
meinen kirchen Gottes. | 

Zum dritten, fo der Ordinandus, die jegund gemelte Iche 
zimlich verftehet und bekennet, ſoll er auch zufagen, bey diefer 
Chriſtlichen lehr zu bleiben, fie trewlich zu lehnen, und ſich 
diefer ordnung gemeß zuhalten, vnd fonft in feinem ampt 
fleyß zu thun. ' | 

Wenn er nun alfo Eramintert iſt, und zugefaget hat, fich 
zu halten tie gemelt ift, fo fol jm zeugniß geben werden, an 
die jenigen,, von welchen er die Inueſtitur entpfahen ſoll, aud) 
an den Suffraganeum, der in Ceremonien der Ordination, 
nichte wider diefe Lehr, fo in biefer fchrifft verfaffet, handlen, 
oder dem Orbinando vflegen folk, Dieweil gewiß ift, das diefe 
lehr hierinnen gefaßt, recht, Chriſtlich, und der gemein Catolis 
Ten kirchen Gottes mennung, vnd glaub iſt, das und auch ge 
bürt in kraft des heiligen Bifchofflihen ampts, die einfürung, 
fo on Gottes befelh, vnd zu verdamnüß viler Priefter einge 
riſſen feind, nicht zu handhaben, Sondern auff wege zugeden- 
den, das wir tuchtige perfonen zu dem nötigen dienft des pre 
digampts, haben mögen, aud das bie felbigen in gutem ges 
wiſſen, vnuerhindert durch unbilliche befehmerung , oder gelüb: 
den, Got anruffen, vnd feliglich leben mögen. 

Wir hoffen auch, es werden ſich die jegige Paſtores, vnd 
befiger,, mit lehr, Ceremonien, vnd leben, diefer vnſer orbnung 
gleichformig machen, Wo aber mangel fein wirbt, da follen 
onfere Vifitatores befelch haben, foltche verfehung zuthun, das 
fi) niemand zu befchweren habe.” 


Vom Einfegen der Ehe. 


„Se fi) die leuth mit einander vermabelt haben, bie follen 
fi) beide zumal, der Breutgam und die Braut, mit jren El⸗ 
teren, ober fonfl guten freunden zweyen oder dreyen, dem Par 
flor , oder Capellan anzeigen, ber foll fie, den Breutgam, vnd 
die Braut, Erſtlich fleiffig beforſchen, wie fle je Ehe, ein ander 
verfprochen, ob das auch gefchehen ſey, mit wiſſen und willen 
deren, in melcher gemalt fie billich fein follen, Auch ob es funft 
aller ding ordentlih, vnd Chriſtlich verhandlet ſey. Vnd 
wa hindetnuß da, oder vnordnung befunden, das fie one erger⸗ 
nüß der gemein Gottes nicht zu famen komen mögen, follen fie 
die dienen der kirchen nicht einfegnen , noch in der kirchen zuſa⸗ 
men geben, biß ſolcher mangel vnd fehle, durch die gebeffert 
werde, welchen folh6 von ampts wegen gebürt. tem «6 foll 
auch der Diener ber worts ſolche leut wenn fie eingefegnet, ober 
zuſamen geben werden, trewlich vermanen, ein Chriftlichen kir⸗ 


hen gang vnnd hochzeit, on heibnifche üppigkeit vnd pracht zu 
halten. Demnach follen die kirchen diener, jrer beyder namen 
auffzeichen, ond fie drey Sonnetag oder feirtag nach ein ander 
aufruffen von der Cangel, nach gemeiner predig under dem ampt, 
auff foliche weiß. 

Dans N. vnd Anna N. willen nach Götlicher ordnung x. 
[wie in der Nürnb. K.⸗O.) 

Diße außruffung foll wie gefagt, drey Sontag oder feirtag 
nad) ein ander gefchehen, es tweren dan befonder wichtige vrfas 
hen, darumb jemandt etwas an der zeit were nachzulaſſen, doch 
fol das nit dann mit rathe vnd zulaßung vnſerer, darzu geord⸗ 
neten, und allein denen perfonen, nach geben werden, von welchen 
man offentlich weiß, das je Ehe Eein hindernüß hab, vnd das 
on einige vergeltung. Die follen aud) dennoch zum wenigften, 
auff einen Sonnetag drey mal außgeruffen werben. 

Item es feien jundfrauwen oder widtwen, fo follen alle 
Eheleuth zuuor je ehe in der kirchen, für der gemein Gottes; 
durch das wort Gottes und gebett, beftetigen., und heiligen laſ⸗ 
fen, ſich auch dahin mit Chriftlicyer zucht vnnd maͤßigkeit, als 
die fi) Im Herren vermähelt haben, verfügen, Vnnd das zu der 
zeit wenn bie gemein Gottes on das bey einander iſt. 

Wenn fie dann in der Firchen, an jree verordneten flat, die 
der gantzen gemein im geficht ift, ſtehen, Solle ber diener zu 
jnen fagen, Ir erfcheinen allhie als für Got onferen himlifchen 
Vatter, und Chrifto Jeſu unferem Herren, und für feyner Ges 
mein, zu bekennen euwer verfprochen Ehe, vnnd zu entpfahen 
die beftdtigung der felbigen,, in dem namen des Herrm? 

Antwort, . Ja. 

Weil dann auff das beſchehen außruͤffen niemand erſcheinen 
iſt, der einige hinderniß dieſer perſonen halb fuͤrbracht, vnd an⸗ 
gezeiget hette, von wegen Sypp oder magſchaft, ober ander vr⸗ 
ſachen, So woͤlle der liebe Got beſtaͤtigen, was er an euch ge⸗ 
wuͤrckt hat, Vnd damit jr deſto baß erkennen vnd bedencken, 
was gnaden vnd guthaten euch der allmechtig guͤtig Got, in dem, 
das er euch in die H. Ehe zuſamen beruffe, bewiſen hat, vnd 
jm darumb von hertzen dancken, ein ander in ſteiffen glauben, 
als von der hand Gottes zuſamen gefuͤget, annemen, vnd hal⸗ 
ten, jn vmb fein gnad vnd hilff in dieſem Stand jm zu leben 
vnd zu dienen, deſto hertzlicher anruffen, vnd betten, auch eu⸗ 
wer ehelich pflicht vnd Ampt, gegen ein ander baß erkennen vnd 
allwegen bedencken, So wollent etliche Gotliche zeugnuͤß, lehr, 
vnd vermanung vom H. Eheſtand hoͤren. 

Got der Herr ſprach, Es iſt nit gut... in allen Dingen. 
(Aus berfelben Quelle.) 

Auß diefen terten foll dan der Diener, nach dem er fie verles 
fen, bie neumen Eheleuth, vnnd alle vmbſtender vermanen, das 
fie auß gehörtem Gottes wort vernemen, vnd bedenden möllen, 
Erxftlich, wie heilig, und Got gefellig, der Eheftand fey, dann 
dieweil Got den Eheſtand im Parabeiß felb eingeſetzet, vnnd ges 
fegnet hat, vnd faget von allen Eheleuthen, Er habe fie felb 
zufamen gefüget, den Man zum meib, das er jr heupt und 
ſchuͤtzer ſey, wie Chriftus feiner glaubigen gemeinben iſt, vnnd 
dad weib zum Man, das es fein leib und gehilff fey, zu recht 
Goͤtlichen und feligem leben, So muß ja biefer ftandt fehr 
heilig, vnd Bot woll gefellig fein, welchs auch auß dem zu: 
nermercken ift, das Got ben Eheleuthen foliche geoffe Liebe vnd 
trew, wider fi) felb, gegen jren kinderen, und beyder feibts 


48 1543. 
freunden verleihet, Dan Got iſt die lieb, vnd wer in ber liebe 
bleibet, ber bleibet in Got, fo wurdt auch das gange gefeg in 
der Liebe bed nechften erfüllet, Darumb in welchem flande meer 
Lieb vnd trew, vnd geneigter wille, denn leuthen nad) dem wort 
Gottes zu dienen, befunden wurdt, der felbige ſtand ift fo vil 
heiliger, und Bot gefelliger. Ä 

Derhalben follen alle, die Gott in die Ehe beruffen bat, im 
groß lob und band ſagen, das er fie in fo heiligen, vnd jm mol 
gefelligen flandt , beruffen hat, Vnd auch der Man fein meib, 
das weib jrem Man, andere nit, ban von ber hand Gottes felb 
zugefüget, annemen vnd halten, Und was jnen anfechtung 
ond widerwertigkeit in ber Ehe begegnet, da gegen bem Herren 
gettoft , vmb fein gnad und hilff anruffen, vnd nit zweiffelen, 
der Herr werde fie daran nit laſſen. 

Zum anderen follen die Eheleuth, auß ben verlefenen fchriff- 
ten auch jhr Eheliche pflicht,, fehuldig Ampt und dienft, lehr⸗ 
nm, Das dee man dem weib ein wares haupt vnnd fchuter feye, 
das weib ein rechter gefelliger leib, vnnd getreumes gehilff, zu al« 
lem gepftlichem vnd zeytlichem nug vnd frommen, und daß fie 
in warer lieb fo vereiniget ſeyen, das fie warlich ein menfch, vnd 
ein menfc Gottes ſeyn, Ein ander mehr dan Vatter vund Mu: 
ter, dnnd jemandt auff erden anbangen, doch das ber maſſen, 
bas fie dadurch jr Vatter und Muter, und alle verwandten, 
bender ſeyts, nit allein ſchuldig liebe und dienft, von wegen 
jrer zufamen fügung, vnnd anhanges, engiehen, fonder bie fil 
herglicher, und vollomener dann zuuor, leiften vnd erfüllen, 

Diefe lehr und vermanung follen bie Prediger befurgen, oder 
Iengeren , nad) dem fie befinden, das es ben neuwen Eheleuten, 
und vmbſtenderen zur befferung mehr dienſtlich fein wi. 

Bnd nach dieſer lehr vnd vermanung, fol der diener bie 
neuwen Eheleut, vnd die gange gegenmwertige gemein, vermanen 
gum gebet, das der Herr folichen neumen Cheleuten, geben 
wölle, die H. Ehe, alfo, wie fie auß bem wort Gottes berichtet, 
für dem Herren ein zugehen, und biß an das ende zuhalten. 


di ebet folle ber diener den Breutgam vnnd bie Braut 
Reqh dieſen —— Kr ſich kommen, pnd alfo fragen. 

Hans N. wiltu Annam, N. zu deinem Chelichen gemahel 
haben, und halten, wie du iegundt auß dem Gottes wort geleh⸗ 
ret vnd vermanet bifl. 

Antwort. Ka. 

Anna N. wiltu Hanfen x. [wie in Luthers Zraubüchlein im 
&. Katıchlemus.] 

Darnach finge oder leſe man ben hundert vnd fiben ont 

zwentigſten Yfalmen. 

Wa der Herr nit das hauß bauwet ıc. 

Oder cxxviij. Pſalm. 
Wol demn ber ben Herren furchtet ac. 
Darauff befrhließ der Diener die gande handlung mit 
folgenden gebet. 
Almechtiger gätiger Gott, bimlifcher Vatter, der du felbft 
gefagt Haft zc. [Nach der Caſſel'ſchen K.O.] 
Der. 
- Here Bott, der du Man und weib gefchaffen haſt x. [Nach 
der Nuͤrab.] 


LXLXI. Gölntiche Meforuation. 


Es follen auch die Paſtor, ober kirchen diener jedes orts, in 
ein ſonder regiſtet einſchreiben, die namen vnnd zunamen der 
kinder die ſie Tauffen, und der perſonen, die fie Ehelich einlei⸗ 
ten u auff weichen tag, und in welchen jar, foliches gefche 
en fey- 

Vnd nach dem etwan vil jrthumbs entftehet, auf dem, das 
bie leut nit eigentlich wiſſen die verbotten grad der Eh halben, 
mwöllen wir die felbigen laflen Har, und nad) der beften maß 
ftellen, vnd durch den Truck zu jedermans erkentnuß kommen 
laſſen. Die Prediger follen auch die zu zeiten dem einfeltigen 
vold furhalten, vnd erklären. 

Item ale auch vil und ſchwaͤre ergemuß vnd meineid auf 
bem enftehen, das die leuth die Ehe heimlich mit einander ein, 
ghon, vnd es dan laugenen und verſchweren, So möllen wir 
auch die ordnung anflellen,, das hinfur Bein Ehe erfennet noch 
gehalten werde, bie nit mit wiſſen und willen ber elteren,, ober 
verwandten und furgefegten (menn bie elteren geſtorben, abs 
weſend, oder ſo brechafftig feind, das fie harzu nicht rathen konden) 
eingangen vnd beſchloſſen if. 
Vnd wa die elteren, oder freund , oder furgeſetzten, wolten 
junge leut, Son oder bochter, Ienger auffhalten, dan billich 
were, ober auch zu heyraten dringen, barzu fie nit willen het 
ten, (derem fie keins macht haben, vnnd in rechten verboten 
feind) fo follen foliche Son vnd bochter, jre anligen an ihre 
Paftoren, und Amptleuth laſſen gelangen, die follen ſolich⸗ 
vnbillich hertigkeit der elteren, freunden, vnd furgefegten, in 
der gutigkeit, mit freundlichem vermanen vnderſtohn abzuwen⸗ 
den, vnd wa das nit ſtadt haben will, die ſachen an jhr orden⸗ 
liche Oberkeit gelangen laſſen, die dan ſolcher hertigkeit auß 
richterlichem ampt weren, vnd etlich ehrbar, frome, verſten⸗ 
dige leuth erwelen, vnd verordnen ſollen, mit deren rath, die 
heirath moͤge beſchloſſen werden, nach Gottes lob, vnd der 
menſchen heil. 

Wa aber weder Elteren noch andere furgeſetzten mehr fur 
handen, ſo ſol doch keine Ehe verſprechen krefftig noch bundig 
ſein, die nit beide theil zu gleich geſtehen, oder aber nit zum 
wenigſten fur dreyen, oder vieren glaubwirdigen, vnd ehrlichen 
zeugen verſprochen iſt, Dann je die Ehe heilig iſt, vnd mit 
gutem rathe, ernſt, vnd Gottes forcht angefangen werden ſol, 
Vnd mitt nichten auß fleiſchlichem anfechten, vnbeſonnenheit, 
boͤſem auffſatz, liſt, vnnd betrug, Welches die Prediger den leu⸗ 
then woll erklaͤren ſollen. Damitt ſich die jungen leuth darnach 
zurichten haben, vnnd nitt ſo leichtfertiglich, wie bißher, ein an⸗ 
der verſtricken, vnnd betriegen, Darauß nicht anders, dann meyn⸗ 
eidt, hertzleid, vnd jamer, vnnd welches das beſchwerlichſt iſt, 
Gottes zorn, vnd ſtraff erfolget. 

Deßgleichen ſollen ſie auch zum offtermal im jar, das volck 
von der H. Ehe fleißig vnderrichten, wie die einzugahn, vnd 
zuhalten iſt, Vnnd ſollen die Paſtoren dis leuth fleißig lehren, 
vnd vermanen, das ſie wol bedencken, das die heilig Ehe, ja 
ein beſonder beſcheret ſach iſt von Gott, vnnd das Gott allein 
sin guten man, vnd ein gute frauw gibt, Vnd alſo Got 
treuwlich anruffen,, das er fie, vnd die ihren, der Ehe halben, 
gnediglich verforgen woͤlle, Alſo follen die Paſtoren bie leuth 
auch getrewlich berichten, wie ein ſchwere fund, vnd von Gott 
beſonders verbotten, vnd vermalsdeiet iſt, wa man nit im hei⸗ 
radt, vor allem fein ehr, vnd dienſt anfishet, vnd ein seht 





1368,.. LXxxr Goluiſche Neformation. - 49 


gieubigen-gemabek ſuchet, der Bott inn Chtiſto vnſerem Deren 


auch erkenne, vnd anruffe, vnd koͤnde alfo in Gott ein menſch 
mitt ſeinem gemahel ſein, Demnach, das man auch gleycheit 
der gemuͤter, vnd beſondere zuneygung, in erbarem weſen vnd 
thun, bedencke, welches pflegen zeichen zu ſein Goͤtliches be⸗ 
ruffs, Alſo auch Gotfoͤrchtige zhrliche freundtſchafft, alwegen 
dem zeitlichen gut vnnd pracht furſetzen ſolle, Es ſollen die Pa⸗ 
ſtoren auch, die Heiligkeit, art, vnd eigenſchafft der heiligen 
Ehe, wie die hie vorbeſchriben, dem volck allemal getreuwlich 
arklaͤren, damitt das junge, und ander volck, fo es die heilig⸗ 
keit dieſes ſtandes, und ordnung Gottes, in dem recht erkennet, 
fich felb von aller vngeſchicklicheit, vnd vungeifllicheit,, im anfa⸗ 
ben, oder halten ber Ehe, enthalte, vnd lehre in dem ſich Goͤt⸗ 
lich, vnd heilſamlich beweiſen.“ 


| Orbnung ber feirtage. 


„Erſtlich wöllen wir, das alle Sontage gentzlich gefeiret wer⸗ 
den, vnd bie leuth auff bie Bein leiblich arbeit thun, noch 
gefchefft, oder unnötige reifen furnemen, Bein kumerſchafft trei= 
ben, fonder wie Bot gebotten, jre zeitliche werck die fech6-tage 
bee wochen thun, vnnd den Sontag dem Herren heiligen, das 
mit fie durch Gottes wort, im glauben, vnnd aller Gottfeligkeit, 
erbauwet werden... | | 

Es follen die Prediger auch das vold fleißig berichten, wie 
ſchwaͤre fund es feie, man bie leuth auff bie tag,. die Gott zu 
furderung feiner ehren , und der Botfeligkelt, vor anderen follen 
gebeiliget fein, ſich der vollereien, vnd aller vppigkeit mehr bes 
geben, dan auff andere tag, tie leider bißher wit zu vil befches 
ben, vnd und neben anderem Iefteren, dieſe gegenwertigen ſchwe⸗ 
. zen Gottes firaffen erwedet, Dauon die Prediger das void mit 
—5 ernſt durch vermanung Gottliches worts, abziehen 


Es ſollen aber neben dem Sontage gentzlich gefeivet werden, 

biefe folgende Feſt. nn 
Der Weinacht tag, fampt Stephant vnd Joannis. 
Cirrumeifionis. ' 
Epiphanie. 
Conuerfionis Pauli. 
Purificationis Marie. 
Annunciationis Marle. 

Der grune Donnesftag, und weiße Freitag, damit die hir 
ſtori des leidens Chriſti, die zwen tag, mit mehrem ernft, und 
feucht, möge furgetragen werben. 

Der Dfiertag, mit zweyen folgenden tagen. 
Auffarts tag. — 
Pfingſtag, vnnd der folgende Montage. 
Natiuitatis Johannis Baptiſte. 

Petri et Pauli. 

Viſitationis Marie. 

Auff.dem tag Michaelis fol gedechtnus vnnd predig gehalten 
werben von ben Engelen, auß dem orth, Mathei am ruitf. 
Die Engel ſehen das angeſicht jres Vatters. Item Hebre. j. 
Die Engel ſeindt dienſtbar Geiſt ıc.... oo . 

Auff der anderen Apoflelen tage, fol feyer gehalten werden 
biß nach ber predig, darnach mag ein jeder etwas nutzlichs ar⸗ 
beiten, vnnd fchaffen, Dan leiber am tag ligt, das das feyren 
nach mittag, einen großen theil volds, zu mehrer ergernus 

D. 


reitzet, Wer aber dieſe tag gang feyten woͤlle, der thu das alfo, 
das er feine feyer Gott heilige, vnd nicht Gott barburch meer: 
erzüme. Ä 0 

Auff die feft, diefeigen hiftorien m der Schrift haben, fol« 
len fotche hiftorien dem vold fleißig furgetragen werben. 

Bund nad) dem wir von feinem Apoftel etwas weithers gewiſ⸗ 
ſes haben, dan in den uangelien vnnd gefchichten ber. 
Apoſtelen, fampt iren eigen Schriften, befchriben ift, fo fol 
auff die tag der Apoftelen, von welchen gemelte Schriften 
nicht beſonders vermelden, alweg von dem Apoftel Ampt, vnd 
dienft des heiligen Euangelij gepredigt werben, auß den Lectios 
nen des heiligen Euangelij, von der erften fendung der Apoftel 
Math. x. Vnnd auß dem po: Johan. Ich bin ein weinſtock, und 
je feit ſchoß, oder dergleichen, Den mie auch die alten Vaͤtter 
ertennet, und gepotten haben, follen Bein Apocrypha, vnnd unges 
wiße Hiftorien in der kirchen gelefen werben. 

Es follen aber auch die Prediger auff alle die tag, auff bie 
man bievor der heiligen furneme gefeirte und vngefeirte gedecht⸗ 
nus gehalten hat, predigen, Vnd fo man etwas gewiffer hiſto⸗ 
rien von folchen heiligen hatt, bie reinen Exempel jres glau⸗ 
bene, vnd warer frucht des glaubens, dem volck erzelen, doch 
das die prebig, furnemlich auß einer fchriftlichen Lectionen, die 
alweg furgehen fol, genomen werde, wie dan aud). die alten 
Vaͤtter gethan haben, Wa man dan von ben heiligen hieuor 
aberslaubifche fabulen hatt furbracht, die follen die Prediger ans 
zeigen, vnnd verwerffen wie auch allen falfchen heilgendienft, 
vnnd den Leuthen mit allem ernft, onnd trewen anzeigen, role 
vilfaltige grobe abgotterei in dem getrieben, und Gott damit 
fampt den heiligen ſo ſchwerlich verleget, und geunehret wor» 
den fele. i £ 

Es folfen die Prediger auch In allen gebechtnußen ber heili⸗ 
gen, das vold fleißig berichten, wie man der heiligen gedecht⸗ 
nus, recht Gotſeliglich halten folle, Nemlich das wir jren heis 
ligen glauben, vnnd ware fruchten deffelbigen, ale gaben vnnd 
werd Chriſti des Herren, in jnen erkennen, onnd dem Herrenn 
darumb Lob vnnd dand fagenn. Item uns daher feiner gute 
vnnd gnaben tröften, vnnd mit warem vertraumen beiten, das 
ee auch vns ſolchen glauben verleihen, und m uns ſtercken wölle, 


‚ weil er nit weniger vnſer Gott und Deilandt fein wil, dan ber 


verfiorbenen heiligen. Zum dritten das wir daher bewegt, bie 
gnad fo vns verlühen, zu erwecken, der heiligen Exempel 
nach vnſeren beruff., mit allem fleiß nach zu folgen. 

Vnnd nach dem auch auffandere, und fchier alle feſt, auch 
die hoͤchſten feſt Ehrifti. vnſers Herren, vilerley abergleubifche 
fabulen vunb weifen eingefurt ſeindt, wie fich bie noch bei jedem 
vold befunden, alfo follen die Pafloren vnnd Prediger, die ſel⸗ 
digen aberglauben, vnnd aberglaubifche, weifen, mit allem 
ernft firaffen, vnnd hie leuth dauon abfuren, Wie auch von 
allen anderen Heidnifchen vnd aberglaubifchen miſpreuchen, ‚die 
bet den leuthen an allen orthen noch vorhanden fein, bann ons 
Bott durch das Eöfttich blut feines lieben Sons, bes vmbefloe⸗ 
ten Lemblins Chrifti, von der eitel verberblichen weiße zu leben 
arloͤſet hatt, wie Sanct Peter fagt, j. Petri j.“ 


on Bon faflagen. 
„Bas das ware Gotſelige faften fet, ſollen die Prediger auf 


dem, fo-hievor dauon vermeidet, das vold Fee lehren, 


50 | J aban ENEXE. Göhtifche Nefvematien. 


Aus dem ſelbigen hat ein jeder mol zu erkennen bas ein recht 
glaubigs faſten guß eignem ſelbwilligen gemut muß furgenomen 
werden, oder gilt nit allein nichts bei Gott, ſonder iſt jm auch 
ein granel, So ift offenbar, das ſolichs felbiwitligs warglaubi⸗ 
ges gemuͤt zu faſten, bei niemant mit gepot mag erwecket wer⸗ 
den, dan der Geiſt Chriſti uns nicht auß dem geſetz, ſonder 
auß dem gehört des Euangelij zu kompt, Galat. iij. 

Derhalben unfes Herr Chriſtus, noch die Apoſtelen, ober 
auch die heiligen alten Vaͤtter, Beine faſten gebotten, ſonder 
allein darzu vermanet haben, onnd in dem einem jeben fein ges 
wifien frei gelaffen, im alten Teſtament war auch allein ein tag 
im gantzen jar zu falten gebotten. 

Welil wir dan dienen des Neuwen Teſtaments, des Geiſts, 
vnnd nicht des Buchſtabens fein ſollen, fo wiſſen auch win nie⸗ 
mant vil gepot zum fafken auff zu legen, vund fein gemiffen bas | 
mit zu verſtricken, Sonder wollens bei dem getrewen, vnnd fleifs 
figen vermanen, vnnd ben alten Chriſtlichen anreitzungen, durch 
gebuͤrende kirchen vbungen, auff bie faſtage zu halten, bieis | 
bem laßen.“ — Hiernach wird beſtimmt, daß in ber Duadrage 
ſima die Prediger das; Voll treulich feiner Suͤnde erinneen und | 
zur Buße ermahnen und in den Faſten täglich und zwar na« 
mentlich am Sonntage, Mittwoch und Freitag länger und ſpaͤ⸗ 
Wr predigen follen, „damit die, fo etwas fallen mogen vnnd 

, darzu mahr vrfachen haben. Eben fo ift es in den 
Quatemperfaſten, in den Bigilten nor Weihnachten, Pfing⸗ 
Ian w a, Dergk. Tagen. m halten. 


Von unberfcpeidt der ſpeiſen. 


sen (Me): wißen niemandt von vnderſcheit der fpeifen et- 
was zu gebieten, Die Prediger aber follen das volck mit hoͤch⸗ 
ſtam fleiß lc, was die recht arte abflineng fey,, und 
darz vermanen. 


Von ber Begrebnus. 


„Mit den Leichen folk der onderfcheid gehalten werben, das 
won bie, weiche in offentlichen verachtungen der. gemeinden 
Chriſti erben, hey der. glaubigen cörper nit begrabe, noch 
en jemand von ben kirchendienern mit folder Leiche 
gehe. 

Welche aber in ber gemeinfchafft Chrifti und der kirchen 
verſcheiden, und. befanbera, die biefe gemeinfchafft auch zu jrem 
end bekennet, vnd bie beiligen Sacrament und abſolution ent- 
fangen haben, die folk man ehrlich zur begrebnus tragen, und 
zur erden beflatten., an. den plagen darzu verordnet. Vnud 
fol für bie begrehnus von niemandt ichts genommen. werben, | 
Dann ſolchs offenbare Simoney were. So man die Leich zu 
groh. tregt, mag man fingen, Mitten wir. im Isben fein, mit 
ders tode vmbfangen. Auf tieffer noth, Oder andere derglei⸗ 
den geſenge. | 
Vnd damit das ⸗volck befto flatlicher bey den Reichen: koͤnne 
allemal, erinnert: und vwermanet werben, des, dns man bey den 
Leichen. fürnemlich bebenden falle, So mere gut, bad man 
geordente ftunben zu der begrebnuͤs hette, vnd dann ein tert 
vß der heiligen ſchrifft fürlefe, mit turger erinnerung und ver 
manung, in beren dem voll angegeiget werde, Erſtlich die 
ſchwera ber fünden und des Goͤtlichen zorns, daher dann ber 
tant- kompt, Drmunad) auch: ber: herrlichen macht vnd krafft 





ber erloͤſang Chreiſti, ber bie fünb hingenommen, den tode gen. 
töbtet, vnnd uns bag newe himliſche leben durch fein heitige 
vfferſtentnuß und himelfart erworken, angefangen vnnd gemiße 
lich bereitet bat. Mit troft des abgeftorbenen halben, der durch 
ben glauben au Chriſtum vom tobt zum leben hindurch ges 
brungen, mit bem Herren lebt, vnd vnſer mit friden erwar⸗ 
tet, Vnd auch vermanung zu den bevftenderen thun, das 
fie ben fünden teglicdy mehr abflerben, und ſich zu dem fünffs 
van himliſchen leben richten, vab ben. Herren vmb «im felig® 
end bitten. 

Und wo der Herr an den verſcheidnen leuthen etwas bes 
fonber genaden in jrem leben vnd fierben bewiſen, und vns 
| exempel bed glaubeng fuͤrgeſtelt, die fallen zum peeiß des Hera 

ren vnd befferung der gemeinden Goetes, wit meßiger Gots⸗ 

foͤrchtiger erzelung, gemeldet vnd gepriſen, Doch in dem durch 
| bie Prediger veiffig vffgefehen werdenn, bas fie den menfchen 
nichts zugefalken: redenn, fonder allein aus Inuterem bergen 
bie befferung der firhenn, mi han preiß der gaben Gattes 
| fuͤrderen, dag zu under anberm dar tept des Apoflcht Pauli in 

der erſten zu den Theſſalonichern am. vierdten mal diemet, da 

er fage, Wir woͤllen auch aber Lieben hruͤder nit verhaltenn, 

von denen die ba fchlaffen etc. Darauff ban bie predig vn⸗ 
! gefahr nachfolgender geflalt beſchehen mag.” GSs falgen hier 


die Leichenprebigten ber Haller K.+D., bie bier übeehaupt 


als Vorbild gedient. hat. 


Von den auberen gemeinen Kirchen übungen, 


len wir das dem volck Chriftt zu ſolcher heiligung alte befferliche 
anreitung vnnd vrſachen gegeben werden, Vnd derhalben ſol⸗ 
ken in den ſtetten vnd freiheiten, da ſchuler vnnd mehr dan ein 
Kirchen diener ſein, morgens fruͤe, nach dem es jedem volck 
galegen ſein mag, ein nerfausilung gehalten werben, um des 
geſindes willen, das etwan zum rechten Ampt wit kommen kan, 
Darumb dieſe werfumblung oin- gufe zeit von Dem arbentlichen 
gemeinen Ampt gehalten werden foll. Alfo das non diefer fuͤr⸗ 
prebig, vnd ber gmeinen predig, zum geringften: ein. ſtund zeit 
ſey, Damit bie, fo zu dem gemeinen. Ampt gehen woͤllen, fich 
deftobaß darzu fertigen mügen. In dieſer verſamblung foll ein 
Teutſcher Pſalm vor vnd nach geſungen, vnnd ein pradig von 
dem Catechiſmo mit verkuͤndigung des Heiligen Enangelij ges 
halten werden. 
| Wo dan ſouil Clerici ſein, auch die mueß vnnd andacht has 
ben, das ſie ein rechte geiſtliche Mettan fingen. muͤgen vnnd 
woͤllen, Sollen ſie nichts dan auß der ſchrifft, vnnd alles auß 
warem "Sheiftlichem. glauben. vnnd geiſt fürgen vnnd leſen, jren 
glauben inn Chriſtum zu. ſtercken, vnnd wa vom Bold! darzu 
keme, das denſelbigen auch Lection geleſen, vnnd zu gemeinem 
gebeth vermanet werde. Wa Schuler ſein, die ſollen ſich gleich 
vor dem allgemeinen: Ampt in ber: kirchen verſamblen, vnd da 
bey Pfalmen vnd das Le deum laudamus, unnd Bensbictuk zu 
Satein fingen, mit: einer reinen Antiphon vnnd Refponforien, 
Auff das fie dardurch in. bes. Goͤtlichen ſchrifft vor. anderen, 
darumb man fie zur lehr belt, geibt werden. 
Zur Veſperzeit ſoll der gleichen: gefchehen, vor dem fich: das 
volck verſamblet, vnd am ſtatt des Te deum laudamug und: Ben 
nedictus ein reyner, Hywnue und Maquificat gaſungen werke, 


Ar 


„Dweil die Feprtage follen Gott gang geheyligt fein, fo woͤl⸗ 


1508. zumKkı:. Gülnliche Neſoemativu⸗ 8 


fo das vold ſich verſamblet hat, ſoll das em Jeutſch pſalmen 
oder zween fingen, vnd das Magnificat, daruff ſoll man ben 


Catechiſmum üben, vnnd dan ein Lection auß der ſchrifft dem 
volck fuͤrleſen, ein gemein gebett halten, vnnd damit das volck 
mit einem lobgefang und fegen hinlaſſen. Wa der brauch ift 
gar zu abent ein lobgefang zu fingen, das foll Chrifto unferem 
Herren gefungen werden, und zu Teutſch mit einem gmeinem 
gebet an flatt des Salue Regina, und andern dergleichen gefengen.” 


Von ben Kirchen übungen auff bie wertttag. 


„In ben Stetten, vnd wa mans an ben dienern und vold 
haben mag, da follen teglich zum wenigſtenn zwo kirchen vers 


famblungen gehalten werben, morgens vnd abendts, zu ben 


zeiten die dem volck am beften gelegen fein mögen. In jeber 
serfamblung fol man ein Lection vnnd beten kurse auflegung 
tun, mit Zeutfchen Pſalmen, vor und nad, und einem gmei⸗ 
nen gebett. 


Wo mans an ben dienen vnnd vold haben mas, ba follen | 


vorab in den Voldreichen fletten, vormittag zwo verfambiuns 
gen gehalten werden, bie eine gan fruͤe für bie arbeitende 
leuth, die andere zu guter tagzeit, für Die ideen frembden vnd 
heymifchen, deren dan an allen Örteren viel ſeind, Die wol weil 
haben muͤgen zum tag ein mal ober zwey vor dem Hertren zu 


‚ erfcheinen, vnd fein wort zu Hören, vnd gebet zuthun. 


Darzu bie Prediger auch menniglich Meiffig vormanen fols 
len, bam wir alle ſteter lehre vnd vermanung vnnd dus gebechs 
zu Bott zum hoͤchſten bebörffen, denen dan Gott die zeitliche 
narung fo zeicylich verlehnet hat, das fis wittlicher arbeit Hals 
ben wol muß habenn, die ſeind warlich ſchuldig des fie fich fos 


"tel mehr in geiftlichen üben, anderen deſtomehr inn dem zum 


preiß Gottes zu dienen, vnnd auch für fie zu beten, Wiewol 
auch In der zeit, die mann mit foldyen örtlichen uͤbungen zus 
brengt, ja in zeitlichen nichts verſaumbt, fonder wel im zeit 
lichen und ewigen güdern gewunnen wicht, Doc, vff das bie 


Leuthe deſtomeht zu ſolchen verfamblungen kommen, follen die 


Prediger koin derſamblung auff dem wercktag lenger verziehen, 
dan das alles fingen, leſen, prebigen vnnd beiten inn einer 
flunde geendet werde, Die gar früe verfamblungen fhe die ars 


bottenden ſollen noch Fürker gehalten voerden. 


Das heylig abendtmal, wel bas der Herr je zu keinem 
ſpectakel, fonder zu ermitliher vnnd allgemeiner gedechtnuß 
feines tedts und mufferftentnaß, auch zu warer gemeinfchafft 
ſeins leids vnd blats In felnen Helligen Sacrament zu entpfas 
hen verordent hat, wiſſen wie ſolch vff die wercktag, auff die 
nicht. allgemeine gebeth verſamblungen gehalten werben, vnd 
alles volck nicht verfambist wirdt, wis zuuerordnen, Dum-bies 
fe heiligſte handlung anders balten, oder darzu vrſach geben, 
dan dee Here beuolhen, uns ſchulbig machet an dem leib vnnd 
blut bed Herren, Weiche ſchuldt von wegen bes a gat viel ge⸗ 
übten mißbrauchs dieſes aller heilagſten Oacraments, dd alle 
ohn das zuuil ſchwer bruder. | 

Bay welchem auch die winckliche, vnd ware befferlich⸗ ge 
dechenuß vnfers laben Herren Jeſu, vnd allen gutthaten Bots 
18 nie wirdt mis den Goeclichen Lectionen, Pſalmen und ges 
betten muͤgen 


2 


erhalten werdenn, denſelbigen wuͤrden tole mit 
vie nachtmal halten, frellich nichts ban bie ſchuid mehren hel⸗ 
ffen, an dem leib und blut Chriſti, Daun wie foltan bieſe di D- 


GSaerament recht gebrauchen, bie fich nit ab der tlaren lehre 
Chriſti und gebotten willen im glauben zu ſtercken, vnnd in 
EhHrifto dem Herren zu erhalten, \ 

Die alten rechteifferigen Vaͤtter vnnd Biſchoffe ſeind fro ger 
weſen, war fie ben jrem volck, inn dem body ber glaub Chtiſti 
fo viel gewaltiger war, das heilig Abendtmal haben auff die 
Somag mögen mit gebüirender anducht, vnd Gostfeliges ges 
menfchafft dee Sactamenten halten. 5 

Auff den dörfferen ſolen die Paſtoreti bie wochen ein ver⸗ 
famblung oder zwo im winter, aber im fonımer drey halten, 
mit einer leetion aus bet ſchrifft, vnnd gmelnem gepett.“ 


Von den beſonderen Vettagen. 


„Deren Sollen etliche zu beflimpten zeiten gehalten werden, 
Etliche nachdem beſondere noth vnnd vrſachen fuͤrfallen, Gott 
ernſtlicher anzuraffen, Als fo uns Gott mit vngewitter, theuten 


| zeiten, boͤſer lufft, auffrur, ktieg, vnnd anderer ernſtlichet 


heimſuchung zuͤchtiget, wber auch dutch ſchwere ſuͤnde und er⸗ 
gernufſen der gantzen gemeinden ober fuͤrnemen dienern derſel⸗ 
bigen, laſſet gedemuͤtiget werben. In ſolchen fellen, wie ung 
ber Dort darumb ſchlecht, alſo ſollen wir vns auch von gantzem 
hertzen und mit gtoͤſtem etrnſt zu fm keren, mit faſten, weinen 
vnnd lagen, wie er’ felb Im Propheten vermanet. Vnd wir 
leſen das bis alten liebes Vaͤtter, Samuel, bee König Joſa⸗ 
shot, Eßdra, Nehemia, vie Nimihlter, vnnd andere jre bett 
verſamblungen gehalten Haben Derglelchen gebet hielt auch 
ble Birch zu Jeruſalem, da Petrus gefangen war, vnd erlangt 
damit das et wider erloͤſet ward. 

Die ordentlichen Boettverſambtungen ſollen gehalten werden 
alle monat ein mal, vff den Mittsuchen ober Freytag, wie das 
jadem vol zum beften wuͤrb gelegen fein. Zu ſolcher verſamb⸗ 
lung fol die gantze Gmeine rote auff bis Feittage zu ſamen ko⸗ 
men, vnd da auß einer fuͤrgeleßnen Lertion, bie fich darzu ve 
met, zu edkontnuß vnd Duh der fünden, durch bie wir ben zock 
Bottes über uns bewegen, vnnd allerley ſtraffen verdienenn, er⸗ 
wecket, Band dan zum gebett, vmb veszeihung ber ſuͤnden, 
vmib gnad vund hilff Gottes, auch opffer Deo almuſen, verma⸗ 
net werben. Darauff fol. man die Teutſche Letaney ſingen, 
wir hornaher folget. Vnd nachbem auch das volck ben Im ſelb 
fein gebeth gethan, ſoll der Paſtor das gemeine geberh nit einer 
Gollerten beſchliefſfenn, wie die nach ber Letaney folgen. Neben 
dlefen gemoneren Bettagen ſol inn den Stetten und groͤſſern 
gehenden alle wochen anf einen gelegenen tag die vetaney ge 
fungen, vnnd gemein gebet gehalten werden, mit denen die Ink 
geiſt vorſamlet. Uber uff die Bettage, welche man von wegen 
beſonderer much vnd heintfuchung Gottes, allwege wan bie 
firfallm halten vnd anſtellen will, Da fol der garigen gemokt 
ein gange ſeyr, auch faften, boch biß Uns gubes volendet ſey, 
verkuͤnbigt vnd angeſtellet werden. 

Es ſollen auch vff ſolche groſſe Bettage, mehr und ernſter⸗ 
beetlon von der Buß auß den Propheten geleſen, und das volck 
auf den fetbigenn bes urtreglichen zurud Gottes auffs ernſlli⸗ 
cheſt erinnert werden.“ Es folgt hdetauf bie Lirdwei. 


Von gemeinem almüfen. 


Eso iſt ein eigentliche igenfchufft, einer jeden recht gende 


noten Giriftlichen Gemeinden, das fie memant But jr laß hd 
* 





52 1568. . Göletiche Neformatien. 


gel leiden, ſonder jederman ber jr vom Herren zugeſchickt, vnnd 


zugethan wurbt, an aller leibs notturfft, nad item vermögen 
verfehbe, doch auch niemandt laße muffig gahn, vnd andere 
leuth befchiweren, zu welchem werck die erfte kirch, die fieben 
Sener, Stephanum, vnnd feine mitgenoßen georbnet hatt, 
cto. vj. ur 

Der halben wöllen auch wie verfchaffen, das in jedem kir⸗ 
fpel, etliche frome , Gotzfoͤrchtige, vnd verftendige wol vertrawte 
menner, durch die Vifitatoren follen gewehlet, vnd geordnet 
werden, vnnd an jedem ort, fo vil als di werd erforderen 
wurdt, Welche follen aller armen vnd durfftigen namen, an 
jedem ort aufffchreiben, Auch ein gut vnnd fleiffig auff fehen, 
auff fie haben, wie fie leben, vnnd weß fie fi) halten, onnd ein 
jeden zur arbeit, fo vil ein jeder vermag, anhalten, ober jm 
fein theil vom almufen ablünden, Diefe follen was die gleubi- 
gen vnd guthergigen dem Herren in ber kirchen opfferen, in jren 
verordnneten Gotzkaſten auff heben. 

Vnd damit die gleubigen, je opffer dem Deren deſto reich- 
licher geben, fol in einer jeden kirchen ein bequem opferfladt, 
nit weit vom altar, verordnet werden, Vnd follen die Prebis 
ger das vold fleiffig vermanen, das fie nimmer lär vor dem 
Herren erfcheinen, furnemlich auff die Sontag, Vnd in allen 
‚großen verfamlungen des volds, Item wan fie den 9. Tauff 


entpfahen,, oder bie firmung, ober das H. Abenbtmal, oder das 


Ehe infegnen, Item fo leichen feindt, Vber das fol man aud) 
die vier opfertag behalten, als nemlich das ein eder menfd) der 
zum‘ tifch deg Herren gangen, fein opfer dem Deren bringe, in 
dem allen, bie Chriſten fo vil williger fein follen, weil nun jre 
opffer warlich Chriſto vnſerem Herrn an ben feinen, nach ſei⸗ 
nen wort aufgeopfert und auf gefpendet werben. 

Dann es foll auß folhem opffer der gleubigen, niemants 
"anders, dan allein den burftigen, vnnd vorab den heymifchen, 
vnnd onter denen erftlich den nötigften, wibtwwen, meifen, kran⸗ 
den, vnnd fonft armen, unnd durfftigen Ieuthen, Vnnd dan fo 
oil man fan, auch den frembden fleur gegeben werden, Dan fo 
man recht vertraumete menner vber die außfpendung bes heilis 
gen almufens verordnet, fo werben die felbigen das almufen 
almegen zu geuallen des Herren, vnnd aller nötigen, gar vil 
ordentlicher außfpenden mögen, dann jemante befonders fur 
ſich felb thun Eöndte. 

Die Vifitatoren follen auch beftellen , was noch gemeiner 
almufen, vnnd ftifftung für die armen, oder bruderfchafften, 
bin vnd wider vorhanden feindt, das folche auch zum Gottes 
kaſten verordnet werden. 

DIE werd ift groß vnnd reicher weit, doch woͤllen wir mit 
der hilff des Derren verfchaffen, das e8 mit der zeit alfo beſtel⸗ 
. Vet werde , das die armen vnnd dürfftigen an geburender hant⸗ 
reichung Feinen mangel leiden, und der mutwillig bettel abges 
fchafft, vnnd jederman fo vil er vermag zu nußlicher arbeit an» 
gehalten werde folle. 

Wa dann nodj gemeine Spital feind, es fer fur krancken, 
fur weifen, fur alte leuth, man vnd framen, fur auflesige, 
vnnd ander gebrechliche leuth, die woͤllen wir auch vifitieren, 
onnd dan zum beften, fo vil muglich, richten laßen, das fie 
den war burfftigen, auffs beqwemeſte, zu troſt, und erquickung 
dienen mögen, ober welche die vorgefogten des gemeinen almus 
ſens, jre oberforg, fampt denen, die diefer verſehungen hievor 


gepflegt, haben ſollen, vnd verfehen das ber notturfft ber gleu⸗ 
bigen zum beften, nach Ber orbnunge bes Herren, rath geſchehe, 
vnd allen einceiffenden fählen, bei zeiten, und ſtatlich begegnet 
werde.” 


Bon ber ſchulen, sub erfili von ber Jungen kinder ſchul. 
/ Bon ber Schola Theologica, 
Von der Diſputation. 


Wie die Ehriftliche verbefferung des dienſtes ber Zeelforge, in ben 
Barren anzufaben, onb ins werd zurichten. 


„Die Pfarren recht zuverfehen, vnnd ben dienſt der feelforge 
dern volck Chrifti heilſamlich zubeftellen, welches das aller nots 
wendigſt ift inn Chriftliher Reformation ber kirchen, darzu 
wurdt erfordert vor allem, das alle Pfarren jre taugliche biener 
und feelforger haben, die in jrem dienft getrew vnd geflißen 
fein. Derhalben wöllen wir anfangen ein ernſtliche vifitation 
aller Pfarren anzurichten,, vnd furgehen laßen, durch verften- 
dige vnd eiferige Menner in Gottes fachen, zu erfundigung 
was fur leuth dem vold Chrifti allenthalben für fein, Dann 
je von nöten ift, foll das vold recht zu Chrifto vnſerem Herren 
gefurt , unnd im glauben an in, in der warheit erbauwen wer⸗ 
den, das es folche Pafloren vnnd furgenger habe, die zum reich 
Gottes gelehrt, vnnd eifferig ſeien, auch begabet mit tauglicyeit 
andere zu lehren, Alſo, das die aufffeher der Eirchen, lehrnhaf⸗ 
tig feten, vnd halten fleiß ob der Lehr bes gewiſſen worts, da⸗ 
mit fie mechtig feien, beide durch gefunde lehr zu vermanen, 
vnnd die totderfprecher zu toiderlegen, und zu gefchtweigen, 
Dann wen das ſaltz thum wurdt, fo fan man nichts mit falgen, 
vnnd fo das liecht verfinftert wurdt, iſt es alles finfter, Nun 
aber ſollen, die fürgefegten der kirchen, den anderen ein Göttich 
falg vnnd liecht fein, Ir feit das falg der erden, fagt der Herr, 
zu feinen jungeren, und das Liecht der welt. 

Derhalben mwöllen wir, fo vil uns Gott der Aimechtig darzu 
beiffen till, verfehen vnnd fchaffen, das die Pfarren mitt fol 
hen Seelforgeren und Paſtoren beftellet, und verfehen werden, 
bie Der Regel, fo ber heilig, Geiſt durch ben Apoftel. Paulum, 
biefem dienft furgefchrieben hat (welche auch in allen Canoni⸗ 
bus, ſtrenglich erfordert wurdt) doch mitt ernſt begeren nad) 
zufomen, 0b fie bie noch nicht gar erreichen mögen, Vnd zum 
wenigften ſich in den haupt und nötmendigen ftuden des frucht- 
baren kirchen dienſts, derfelbigen Regel gemäß beweifen. 

Darumb wir fürs erſt, alß notwendig zu rechter beftellung 
der Pfarren, einen gedenden im pfardienfl zu gebulden, der 
in offentlichem laſter, der unzucht, des geitzes, oder der wuche⸗ 
riſchen vnbillichkeit gegen den nechften, befunden mwürt, ja ber 
nicht ein waren eifer erzeige, zuchtig, gerecht, gutig, freunts 
lich, vnnd Gotſelig zu leben, vnd die feinen auch darzu zu zie⸗ 
ben, vnnd anzuhalten, Dann wo diefer eyfer vnnd ernft nitt 
ift, da ift auch Bein warer onnd lebendiger glaub und erkentnuß 
Chriſti, mie koͤnten dan foliche Leuth recht gefchaffene vnnd feuchte 
bare Prediger vnnd zeugen fein, des glaubene an Chriftum vn⸗ 
feren Herten, Dann was fie mis der lehr fchon auff bauwen, 
zerfloren fie wider mit ihrem ergerlichen leben, Vnnd Ift auch 
nit möglich, weil fie Gott nicht lieben, das fie bie gefunde lehr 
beharlich furen follen, Darumb vil leidlicher ift, man habs we⸗ 
nig, vnnd war Gottes forchtige Paſtoren, und Geelfarger, biß 
der Herr mehr arbeiter in fein erndten außſende, Daun einige 





- 2088. LAXXI. GAluiſche Reformation. 


Becken, wie gering bie felnbt, denen vertrauen, bie Chrikum 
unferen Herren, felb nicht kennen, Nun aber, ift niemant ber 
in kennet, vpnd ſich nicht auch feiner gepotten befleiße, und von 
offentlichen laſteren abziehe, i. Sohan. iij. 

Damit dan alle vnzucht bei den dieneren der kirchen abge: 
ftellet werde, So erfuchen vnnd ermanen wir alle, im Herren, 
die den Pfarren vnd Seelſorge furgefeget fein, vnnd werden, 
das fie jren wandel vnnd leben, in aller Sottfeligkeit, nuchteren, 
vnd keuſch fuͤren, Alfo, das fie der gemeind Chrifti nit allein 
mit der lehr, fonder auch dem eben, mol vnnd Chriftlich fur⸗ 
ſtehen, vnnd die feld mit vnzucht nicht verargen noch verlegen, 
Wo fie aber ſich außer ber Eh nit enhalten, und Beufchlich leben 
kundten, fo wiſſen wir jhnen die heilige Eh nit zuverbeiten. 


Allein das die, fo fich in die H. Eh begeben wollen, das im 
Herten thun, vnd fuchen jnen folche gemahel, bie jre ware ge: 
huͤlffen ſeien, zu jrem 9. Chriftlichen dienft, frome , Gotforch- 
tige, und ehrliche böchter, die von ber gemein Gottes gute zeug: 
nuß haben, Vnnd welche gedechten die jenigen perfonen zur Eh 
zubehalten, oder die zunemen, die fie zur oneh ſchon haben, das 
ſoll jnen on zulafjung der Vifitatoren, nicht gebüren, damit, 
wo noch Bein Eh verfprechen gefchehen, auch bedacht werde, 
was in dem fal, der gemeinden Gottes mwölle beſſerlich, und 
zum dienft ber kirchen furberlicy fein, Dan auch des Paftoren 
haußgeſind, Das Euangeli befonderlich zieren, vnd jre fraumen 
den anderen zu gutem erempel, in aller Gotfeligkeit, vnd 
zucht, vorgahn follen, wie das der H. Geift durch den H. Pau⸗ 
lum fordert. 

Bum anderen, Gebenden wir auch Beinen in diefem dienſt 
zu gedulden, der ſich nit befleiffe die H. Bibel zu lefen, vnnd 
darin täglich zu flubieren, Vnd darauß doch fo vil von Chrift- 
licher lehr unnd eben, auch haußhaltung der kirchen, verftandt 
onnb wiffen erlangt habe, Vnnd auch vom Herren mit folcher 
—— begabet ſei, das er zum wenigſten, die gemeinen 

ectionen, ſo dem volck, auß Goͤttlicher Schrifften ſollen fur⸗ 

eleſen werden, zimlicher maß, wiſſe zu erklaͤren, vnnd darauß 

te Haubtſtuck vnferer Chriſtlicher Religion, ſampt dem Cate⸗ 
chiſmo recht zu lehren, vnnd inn dem das volck jung vnd alt 
beſſerlich zu vnderweiſen. 


Zum dritten, Dieweil dieſem ampt der Seelſorge recht fur 
zuſein, vnnd jeden gemeinden Chriſti in dem nutzlich zu die 
nen, erfordert, das die zu dieſem dienſt beruffen ſeint, ſich aller 
fleifchlicher vnnd weltlicher gefchefften genglichen entfchlagen, 
und der H. Schrift, und gebott, mit höchftem ernft obligen. 
So ermanen wir, wöllen,, und erforberen, auß bem befelch des 
Almechtigen, vnd onferem Ersbifchofflichen ampt, zum ernſt⸗ 
lichſten, von allen Paſtoren, vnnd dieneren der Seelſorge, Das 
fie ſich ein mal aller weltlichen, vnnd fleiſchlichen geſchefften, 
vnd hendlen, gentzlich entziehen, vnnd entſchlahen, Wie das 
mitt dem Goͤttlichen geſetz, alle Canones auffs ernſtlichſte er⸗ 
forderen, dar zu wir ſie auch mit verſehung leibs notturfft, 
trewlich befuͤrderen woͤllen, Auff das ſie ſich mit allem ernſt, 
vmb die Goͤttlich Schrifft annemen, in deren jr getreuwe emb⸗ 
ſſige vbung haben, tag vnnd nacht, als die da vnderweiſet zur 
ſeligkeit, durch den glauben an Chriſtum Jeſum, Des gleichen 
auch bear gleubigen gebett, darch das fie allein werden rechten 
verſtandt der ſehrifftan, krafft vnnd vermögen, ihrem ampt wol 


3$ 


vnd zu befferung der gleubigen gemein, auß zuwarten, vom 
Herren erlangen. 

Zum vierten, So woͤllen und forderen wir, das die Pas 
floren die Synoden, vnd Chriftliche, notiwendige vbungen , die 
wir jnen nach gelegenheit ber perfonen, und Stet, an gelegnen 
plegen, und zu bequemlicher zeit verordnen wöllen,, fleyßig, om 
einigen vnnoͤtigen außzug befuchen, vnnd ſich in deren verflandt 
und gebrauch jres dienſtes, dardurch immer befferen. 

Dann meil leider beide der rechte verflandt, vnnd gebrauch 
des waren birten dienftes, fo ſchwerlich verfallen iſt, woͤllen 
wir duch die Viſitatoren, fo vil möglich, an ben gelegnen or⸗ 
ten, etliche furneme Paftoren vnnd Lehrer verordnen, zu wel⸗ 
chen die nehſt umbliegenden Paſtoren vnnd kirchen diener, alle 
wochen, oder wie man die zeit wurdt fuglich beſtimmen moͤgen, 
ſich verſamlen, derſelben Lection, vnnd vermanung hoͤren, auch 
was jnen begegnet, darin ſie ſich ſelbſt nicht wiſſen zu berich⸗ 
ten, guten rath vnnd vnderricht vernemen mögen. 

Neben dem woͤllen wir auch an gelegnen pletzen, groͤſſere 
Synoden verordnen, die ſie zum jar zwey mal halten ſollen, 
Vber die wir auch jaͤrlichs, vnnd wie von alter noch zween Syn⸗ 
oden in vnſer ſtat Coͤllen woͤllen halten laſſen, in die allein 
die Landt Dechen zuſamen komen ſollen, vnd die jenige ſo ſonſt 
beſondere geſchefft da haben, oder darzu citiert werden. 

Dieſe Synoden alle ſollen die Paſtoren vnd Dechan, jeder 
nach ſeiner ordnung getrewlich beſuchen, vnd on notwendige 
vrſachen, nit auß bleiben. | 

Nach dem woͤllen wir auch verfehen, das die ordenlichen 
Viſitationen järlich bei allen gemeinen, mit treuwem ernſt ges 
halten werden, Vnnd follen die Vifitatpren alle mal in den 
grofferen Synoden furbringen, waß fie mangel® in den Pfarren 
befunden , und durch fie nit hat mögen gebefjert werden, damit 
beffen durch die Synoden befferung gefucht werde. 

Woͤllen auch derhalben zu den Spnoden, und Vifitationen, 
etliche anfichtige, vnd getreume Menner verordnen, die auch 
etwas vermögens haben ſollen, ven furfallenden gebrechen zube⸗ 
gegnen. 

Es follen auch beide der Wifitationen vnd Synoden alle 
handlungen bahin gerichtet fein, das alle Pfarren jre ordent⸗ 
liche getreume diener haben, welche jren dienſt, an lehr, Sa⸗ 
cramenten, und Chriftlicher zucht , nach des Derren beuelhe ges 
treumlich verrichten, vnd darzu jre narung, vnd billihen ſchutz 
baden, fur allem vnbillichen gemalt, und mutwilligem falſchen 
verleumbden, Welche aber in jrem dienft oder leben flräfflich ber 
funden, das bie felbigen gebeflert, oder vom kirchen dienſt abs 
geſetzt werden. 

Nach dem auch ben dieneren Goͤtliches worte, täglich als 
ferlet geprechen vnd kranckheiten, auch ander verhindernuß jres 
dienſts furfallen, fo folle durc die Viſitatoren, unnd in den 
Spnodis, auch dad verfehen vnd beftellet werden. Wo der 
diener mehr dann einer, in einer Stabt, oder fleden fein, wel⸗ 
cher je dem anderen im bienft der kirchen zu bilff komen, vnd 
des anderen werck, fo jemandt durch Eranskheit, oder funft, an 
feinem dienſt verhindert würde, verrichten ſolle. Alſo auch, 
wie ein nachpar dem anberen, in dem börfferen, da nur ein 
biener tft, in folichen fellen zufpringen folle, damit die armen 
leut nprgent in verfaumet werben. 


Bon Piitermorten vund befferung ber Skiögten. 
Bon Neformation der Mann vnd Fraumwen Flöfter. 


Bon freyhen weltlihen Jundfraw Stifften. 
Bon bem Cepler orden vnd Beggarthen. 
Beichlus, 


„DIE alles, wie e& hierin furgeben, haben mir dem Ambt 
und beuelch fo mir tragen, und von Got vunferem Schöpfer 
vns vfferlegt erkennen, Auch den jhenigen fo vermöge des obge- 
wanten Negenfpurgifchen Reiche abfcheibte ons beuolhen, vnnd 
durch die vnſere gebetten, und und vertruwet und heimgeftellet, 
fowil Bott der Here gnade verlehent nachzukomen, fur vnſer 
getraumes einfaltigs bedendenn, zu anleitung Chriftlicher Re⸗ 
formation, in ber erfte, vnd biß zu eines freyen Chriftentlihen 
gemeinen oder Rationals Concilij, oder Keyf. Maieft. vnſers 
aller gnedigſten Herrn, fambt Churfürften, Sürften, vnd ges 
meiner Stende bes Reiche Deutfcher Nation, im heiligen Geift 
verfamblet, verbefferung, woͤlche nach bem wort Gotts vnnd 
nach feinem beuelc, und willen, einhelliglich furgenommen zu 
werden, Wir alle, den Allmechtigen zu feiner ehren und onfer 
alter ſeligkeit zu fürderen trewlich bitten follen, anß liecht brin- 
gen laſſen, und ben vnſern Ienger nit verhalten wöllen, Da⸗ 
mit wir dere vngehorſam gegen Gott, vnd den uns der ob- 


1548 LEERTE :Sänchnrger Archenocaenug. 


genant Reichs abſcheidt thut aufflegen, auth bexe orttew augen 
die vnſeren nit beſchulbigt werben, ſonder wo. mit gar yollen⸗ 
komenlich, doch etwas dem, das uns auffligt, geleben moͤchten, 
Auch damit einheltigkeit an Ichr vnd kirchen dienſt, vbungen 
vnd zucht, ſouil der Herr gnade darzu geben will, by den vn⸗ 
ſeren gefurt, vnd dardurch die vnſere in dieſen geferlichen zeiten, 
da ſich ſouil ketzereien vmb vns her, je lenger je beſchwerlicher 
erregen, fur aller verfuͤriſcher lehre und verderben, fo deren 
gewißlich nachfolgt, gewarnet, und mit Gots hilff behustet wer⸗ 
den. Doch fo der güttig Gott uns feinen willen baß zuuerflan, 
mit dere zeit mehe gnaden geben würde, fo wöllen wir uns bie 
mit furbehalten haben, diß unfer bedenden, zu mehrung feiner 
ehren vnd vnſer Landfchafft beiten, doch nad) der richtfchnus 
Goͤtlichs worte, zu Fürgen, zu lengern, zu endern, zuuerbefs 
fern‘, ond zu erfläcen. Das wolten wir nit bergen allen Chris 
ften menfchen,, welche der Almechtig mit feinem Heiligen Geift 
erleuchten,, vnd in tieffer erfantnuß feine willene, und demfel: 
bigen je lenger je vollenfhomener nad, zu folgen, fueren vnnd 
erhalten, vnd entlich felig machen woͤlle, durch unfern Deren, 
heiland vnnd ſeligmacher Sefum Chriftum, dem fie lob, ere und 
preiß in ewigkeit, Amen.” 

Gedrudt in der Churfürftlihen Stat Bonn, durch Lau: 
rentium von der Müllen, in bem Sar MDXLIII. ' 


LXXXU. 
KRirchenordnung des Herzogs Ernft von Braunfchtweig-Tüneburg. 


Diefer KD., welche wahrfcheinlich von dem Herzog nie 
bucch den Druck publicirt worden ift, gedenkt u. a. Pu- 
fendorf Obss. T. I. obs. 166. Sie tft erlaffen, „nach⸗ 
dem .. in leibhaffter Viſitation und fonft befunden -. ., daß 
etliche Mängel in der SKirchendiener Unterhaltung, auch 
zweiffelhafftige Faͤlle von Verehlichung ber Leuthe und an⸗ 
dern befchwehrlichen Sachen fürgefallen feyn..,“ und follte 
nach der Eint. jährlich in ben Kirchen und vor ben Gerich- 
ten oͤſſentlich veriefen werden. 


Bon Aufellen ber Riecenbimer. 

„Demnach befunden wird, daß die Pfarren ringe begüttert 
fein, und aber aus Gdttlicher Ordnung derjenige, der dem Altar 
dienet, von dem Altar leben fol, und ein jeder Arbeiter ſeines 
Lohne wuͤrdig it, So ſoll em jeber feinen Kirchherrn entrich⸗ 
den vor Begräbnis eines Todten, der tiber ein Jahr alt tft, 
einen Schilling, aber von einem Kinde unter ein Jahr alt, 
einen halben Schiing, unb von einem Kindertauffen einen 
Schilling, und wan Braut und Bräutigam zufammen ge 
- geben werden, von dem Bräutigam einen Schilling, und 
vom bee Braut auch einen Schilling, und bem Küfter von 
dero jedem, wie jogt gemeldet, einen Blaffen. Wo aber an 
einem ober mehr Orthen gebräuchlich wehre, ben Kirchher⸗ 
vn und Kuͤſtern mehr dan hierinnen vermeldet wirb, von 
ſolchen Zufellen zugeben, fo foll berfelbe Gebrauch hinfuͤhro 
gehalten, und nach bemfelbigen ontrichtung gefchehen, und 
fellen die Leuthe gleichwol ihren Vierzeit⸗Pfennig geben, bas 


mit alſo den. Kirchherren und Kuͤſtern ihre Eimlommen ohme | 


der Leuthe Beſchwehrung gebeßent werbe, unb fie ihred Stu⸗ 
dierens und Dienſtes defto fleißiger gewarten mögen. 


Und weil dan in entricdhtung ber jährlichen Renthe, Zinße 
und anderer Gebühre bey denen Leuthen Verſeumniß und 
Meigerung je zu Zeiten fürfallen, fo follen die Guthsherren 
ihre Leuthe weiſen und anhalten, daß fie den Kirchherren zu 
beftimmter Zeit ihre Renthen, Zinße und Gebühren entrichten 


| und bezahlen. So aber die Buthsherften an folcher Weifung 


auch feumig und nachlefig fein würden, fo follen die Ampts 
leute nothdärfftige Verfhaffung darinne tbun, damit ben 
Kirchherren. das Ihre vergnügt werde. 


+ 


Es follen auch Unfere Ambts: und Befehlsleute fleißige 


Verſehung thun, das die Weiden und Gebaͤude uff den Pfar⸗ 


ren und Kuͤſtereyen, die zut Kirchen gehoͤhren, m Yan und 
Beſſerung gehalten werden. Und fo etwas zu bauen ober zu 
beßeren vomoͤthen, follen fie die Gafpelleuthe anhalten, daß 
fie Wagen: und Hauddienfte darzu thun, auch Stroh zur den 
Dächern geben follen. 

Am Sonntage ımb anderen Feften folf zuvor und ehe daß 
die Predigt in der Kirchen aus ift, ein Cram eröffnet, wody, 
gebranndter Wein oder anders feile gehabt, auch m den Kruͤ⸗ 
gen noch fonft kein Bier gefchender noch Gelache gehalten 
werden bey Vermeidung Straffe. Go aber ein Wanders⸗ 
oder fremder Menfche oder dergleihen zu femer Nothdurfft 
em Trund Bier oder ander& forderte, berfelben mag es mol 
gereihet, und hierinne gebührlihe Beſcheidenheit gehatten 


werden.“ 


Non Berebligung, 
„Alß ſich menmigerlen Irrungen und Miſverſtands bey den 


Kirchherren, Ambes und gemeinen Leuthen auß dem, daß 





1543, LXXXIE Sünehurger Kirchensrbimng. 55 


fie nicht vigeablich ‚neigen, wie nahe Gefreunde einander zur 
Ehe nehm mögen, und welchen folche Blutsverwandtniß, 
Gibbs und Freundſchafft halber verbotten fen, zugetragen, 
daraus dan zu Zeiten Ergerniß und beſchwehrliche Unrichtige 
keit, auch bifweisen unnoͤthige Sorafeltigkeit und Verhinde⸗ 
sung entſtehen, ſolches hinführo abzuſchneiden, ſoll nachfol⸗ 
gender Satz gehalten werden bey Vermeidung ernſtlicher Poͤn 
und Straffe. 

Erſtlich ſetzen, ardnen und wollen Wir, daß mennigli⸗ 
chen, wes ſtandes ehr ſey, frey ſeyn ſolle ſich in den eheli⸗ 
chen Stand zu begeben, vorbeheltlich der Beſcheidenheit, wie 

et: 


Freunde in rechter, d. L. auff⸗ und abfleigender Linien, dar: 


innen Eltern und Kinder feyn, follen fi) mit einander nicht | 


—— ffe fein fo weit einander geſippet, als es immer 
n. ' 
Rachbenanndte Freunde Inden Seitlinien follen einander zur 


Ehe auch nicht nehmen, ala nemtich Bruder und Schweſtern, 
eines Vatern Bruder oder Schwefter, Mutter Bruder oder Schwe⸗ 


ſter, —— Bruder oder Schweſter, Groſſmutter Bru⸗ 
der oder weſter, Bruder oder Schweſter Kinder, Bruder 
oder Schweſter Kindes Kinder. Und wiewohl zuleßlich moͤchte 
geachtet werden, das zweyer Bruder oder Schweſter Kinder 
mochtan einander zur. Ehe nehmen, dennoch diewril es im 
Gebrauch nicht herkommen, und Xergerniß gepehren mogte, 
zudem die Welt Gottlob fo voll Volckes, daß die Leuthe ihres 
gleichen wohl außerhalb fo nahe gefreundten befommen mögen, 
To fol ſolches auch verbothen fein und Bruder oder Schwe⸗ 
fler Kinder dugnder zue Ehe nicht nehmen. 


Zwiſchen Stiefftindern und Stiefvater oder Mutter ſoll 


keine Ehe eingegangen werden noch beftendig fein. Aber wenn 
einer. ein Weib gehabt, damit er Kinder gezeugt hab, und bie 
Srausn, die er mieber nimmt, einen Mann gehabt, damit fie 
auch Kinder befommen hat, derfelbigen Ehemannes und Wei⸗ 
bes Kinder mögen einandern wohl verehelichet werben, denn fie 
weder Bluts nod) Freundſchafft halber einander verwandt fein, 
und hindert bas nicht, ob fie beyde mit einander auch Kinder 

ezeuget heiten. Des nerftorben Sohns Frauen oder der ver- 

orben Zochter Mann, desgl. bes verftorben Manns Vater 
ober Meibe Mutter. zur Ehe zu nehmen foll verbothen fein. 
Es follen auch einer oder Beine des verftorben Bruders Frauen 
ober verſtorben Schwefter Dann zur Ehe zu nehmen, besgl. ſich 
mit des verflorben Vaters oder Mutter Brudern Frauen ober 
Mutter Schwefter Mann fich zu verehelichen folle verbothen feyn. 

Es fol auch Feiner oder Eeine die oder denjenigen, bie er 
ober fie aus der Zaufe gehoben hat, zur Ehe nehmen, aber 
ihre, auch ihrer Aeltern Kinder, dergl. der oder bie Gefattern 
und bed Kindes Eliten mögen einander ungehindert des ver 
meinten geiftlichen Verboths wohl verehelicht werben. 

So füh nun zwey Gefreundte über und wieder foldhe Ver: 
both bereden,. und einander Zufage thun würden, fo folle die⸗ 
felbige Beredung und Zufage unbündig und keine Ehe zwis 
ſchen ihnen fein, auch bie Webertretter Manns: und Frauens⸗ 
perfonen mit Eernſte gefienfet werben, und fo fie auch dar⸗ 
über. einander erkanndt hettem, nad) Gelegenheit ihrer nahen 
Berreannbenis.am Leibe oder ſonſt ernſtlich darum geſtraffet 


Dieweil dann fo zu Zeiten geſchicht, daß einem ſein Kiabe 
ohne und wieder ſeinen Willen entzogen und beredet wird, 
bag er fich mit einem, der ihm nicht gemeeß ober ſonſt ben 
Eltern nicht gelegen oder gefellig ift, demfelbigen ihr Kind zu 
geben, vertsauet und verehefichet, und aber ſich in dem ehelichen - 
Standt .., bärben eins fein Leben hinbringen und fchlieften, 
auch allerley Guts und Böfes, wie es der Allmechtige Gott 
zufchidtet, haben und tragen muß, zu begeben, ein groß Werk 
ift, das billig mit gutem Rath und ſonderlich der Eltere, des 
nen die Kinder viel Ehr, Liebes und Gutes ſchuldig fein, 
und ihres Raths nicht unbillig gelieben, folle fuͤrgenommen 
und gehandelt werden; So haben Wir ſolche betrüglichen und 
heimlichen Berebungen, damit ben Eltern ihre Kinder abges 
handelt und zu Zeiten verfürt menden, zuvorkommen, geordtnet, 
und ordtnen, fegm und wollen hiermit, daß binführo fich bein Kind, 
als ein Sohn unter wier und zwanzig, und ein Zochter unter 
zwanzig Jahren folle ohne Wißen, Rath und Wilken feines Va⸗ 
ters fich verehlichen. Welche Kind aber barwieber haudelt, dem⸗ 
felbigen fol der Vater Leinen Brautfhag noch ichtwas mit⸗ 


zugeben ſchuldig, ſondern ihme frey und willkuͤhrlich fein, 


demfelbigen Rinde ichts oder nichts zu geben, jedoch: foll eo 
feines gebühsenden. väterlichen Erbfalls, wan ſich der begibt, 
nicht verluſtig ſeyn. Es möchte aber der Betrug und Sacho 
dermaßen beſchwerlich und geftalit fepn, daß der Betruͤger uͤber 
diefe peen auch mit dem Thurm und Gefängnis ein Zeitlang 
geftraffet folte werden, wie Wir uns und unfern Rhethen 
hiesinnen die Erkenntnis auch vorbehalten. 

Wan aber ein Vater fo hinleßig wäre, der fein Kind in vor- 
berührten Jahren nicht beflatten würde, fo er füglich dazu kom⸗ 
men möchte, und dan en Kind fi, felbs mit jemant ehes 
lichen vertrauen mwürde, fo foll der Water fchuldig fein, dafs 
felbige Kind mit Brautfehag und anderer Gebühr, wie des 
Orts gewöhnlich, und fein Vermögen ift, das er ihme hette 
geben mügen, wan «8 fich mit feinem Willen verehelichet hette, 
zu verfehen und zu beſtatten. Es ſollen ſich aber die Kin⸗ 
der, fo viel muͤglich, hierinnen meeßlgen, ber Eltern Raths 
geleben, und ihnen nicht Uhrſache zu Zorn und Unwillen 
geben. 

Desgleichen ſollen die Pflegkinder, ſo Vormunder haben, 
auch thun, und ohne Vorwiſſen und Rath der Vormunder, 
welche anftatt der Eltern ſeyn, fich nicht verehelichen. Welche 


aber bamieder handeln, und eih Gefell unter zwey und zwan⸗ 


ig Sahren, und die Jungfrau. oder Mägde unter achtzehn 
Jahren, fih ohne Vorwißen der Vormunder vevehelichet, ber 
fol feines Guts bis zu folchen beftimmten Jahren nicht mech⸗ 


tig fein, fondern ihme durch die Vormunder, bis daß er des 


Alters, wie jegtgemeldet worben, verwahret werden. 

Als dann gewöhnlich, daß der, fo eine zur Ehe begehret, 
ihre Freunde bittet, daß fie ihme ihre Freundin loben und 
hernachmals geben follen, und die Sreunde folche Zufage thun, 
auch darauff Pobel:Bier trindden, und zu Zeiten fürfellet, daß 
der Werber zurüdzichen, oder das Weibsbilde, barum geworben 
ift, ihren Willen nicht darinn geben will, daraus denn zu Zei⸗ 
ten. erfolgt, wan fo viel gehandelt befunden wird, daß es eine 
Ehe erkanndt wird, daß bie Leuthe mit Unwillen zufammen ges 
bracht, ober fo fie lebig.extannndt werden, die Weibsoperfonen 


daruͤber figen. bisibenz: So follen, folcher Leichtfertigkeit und Une 


s 


56 


richtigkeit zu begegnen, binfürser die jenigen, es fen Manns⸗ 
oder MWeibsperfonen, bie ihren Willen zu dem andern ihnen 
zur Ehe zu haben durch Wort geben, Lobel-Bier trinden ober 
andre ungmeifelhaffte Anzeigung gegeben oder geoffenbahret ha⸗ 
ben, und demfelbigen zumieder kommen unterftehen wollen, 
ernſtlich mit Gefängnis oder font nach Gelegenheit barum ge: 
ftraffet, und gleichwohl angewieſen werden, die Ehe, fo fie ge- 
lobt und beroilfiget haben, zu halten. Derhalben fi ein je 
der und jede ernfllich che und zuvor bie Sache foweit gelan- 
get, wohl bedendende, was fie thun follen und wollen. Der: 
‚ gleichen follen auch die Eltern, Freunde und Vormuͤndere 
vorfichtiglich hierinnen handeln, und nicht weiter von der Ihren 
wegen zufagen, dan fie wißen das erfolgen werbe. 

Nachdem den auch nicht ein geringer Mißbrauch bey etlichen 
Leuthen befunden wird, daß fie ihre Kinder in ganzen jungen 
und minderjährigen Jahren etwa mit Betagten verloben und 
in ben Eheftand begeben, alfo daß die jenige, fo alfo ausgegeben 
werben, nicht mwißen ‚noch verfichen, was der Eheſtand ift, 
noch eine echte beftendige Bewilligung und Vullwort darzu 
geben mögen, und ehe eines erwachßet, das andere Ehegatte 
faft zum Alter kommt, daraus dan allerley Ergernis und daß 
eins das andre nicht leiden will, von andern lauffet, oder ſonſt uns 
freundlich miteinander leben, erfolget, und dann der Eheftand 
von dem Allmechtigen eingefeget, und mit Gottes furdht, und 


1548. LXXXIII. Brauuichweig ſche Kirchenorduuug. 


mit gutem Bedacht und Bewilligung Tolle eingegangen wer⸗ 
den; So haben Wir verorbnet, daß hinführo niemants feine 
Kinder oder Freunde in ſolchen jungen Jahren, als namlich 
eine Mannsperfen unter fechzehn und ein Weibsbilde unter 
zwölff Jahren ausgeben bey Vermeidung ungnädiger Straffe. 
Es fol auch kein Kirchner die Leuthe, fo unter folchen jungen 
Jahren fein, zufammen geben auch bey Vermeidung Steaffe.” 


Bon Ehebrud und Unzer, 


Vorfohriften über die Verflihtung aus dem unehelichen 
Beifchlafe und die Verheimlihung der Schwangerfchaft. In 
erflerem Bezuge wird die gemeinrechtliche Regel „aut ducat 
aut dotet“* aufgehoben, und ber Schwängerer nur verpflich 
tet, der Sefchmängerten zwei Gulden für das Kindbett und 
„ein Tuch auff ihre Haupt”, fo wie, wenn fie das Kind aufs 
ziehen will, jährlicy vier Gulden zu geben. Wenn eine Kraus 
ensperſon vorgiebt, fie fei durch das Verſprechen der Ehe fi 
binzugeben bewogen worden, fo fol ihr diefes nicht geglaubt 
und, falls nicht weitere Anzeigen vorhanden ‚find, der Geſell 
nicht gezwungen werben, ſich deſſen mit feinem Eide zu ent 
edigen. 


Zu Uhrkund u. f. w. Nach der Geburth Chrifti Unfers 
Seligmachers im 1543. Jahre, Donnerftags nach Martini. . 


LXXXIII. 


Chriſtlike Kerfen:Ördeninge, im lande Brunſchwig, Wulffenbüttels deles. MDXLIII. Bit: 
temberg. 24 B. 4. 


Die vorl., von Bugenhagen unter Mitwirkung von 
Sorvin und Goͤrlitz verfaßte K.⸗D. wurbe während der 
Deeupation ber BraunfchweigsWolfenbüttel’fchen Lande pus 
blicirt: Schlegel, Ref.⸗Geſch. B. II. S. 192, 
doch nur kurze Zeit gegolten, benn nachdem Herzog Dein: 
rich wieber zu dem Befig feiner Lande gelangt war, wurde 
fie wieder außer Wirkfamteit geſetzt. Vollſtaͤndig abgedrudt ift 
fie aud) bei Hortleder, Handelungen Bd. 1.3. IV. Gap. 
44 folg. Denfolg. Auszuͤgen legt ber erſte Drud zum Srunbe. 

. Die Vergleichung lehrt, daß bei ber Abfaffung namentlich 
die Braunfhw. K.⸗O. v. 1528 (Nr. XXIV.) und die 
SchleswigsHolfl. K.:D. v. 1542 (Nr. LXXII.) benugt 
worden find. Insbeſondere flimmen die liturgifcher Abs 
fchnitte in ben wefentlichen Yuncten mit der erfleren oft 
wörtlich überein. 


* 

* 

Chriſtlike Kercken Ordeninge delet fi in dre dele. Dat 
erſte del is van den Kercken.. Dat ander bel is van den 
Scholen.. Dat druͤdde dei, van gemeinem Kaften.. 


Dat erſte del bifſſer Ordeninge van vnſen Kercken, van ber Chriſt⸗ 
liken Lere vnd Ceremonien. 


Van ber Lere. 

„De Predikere ſcholen prediken vor alle dinck, tom erſte 
Bote vnd vergeuinge der funden.... Thom andern .., bat de 
kinder Bades. ock gube werde dohn .. Thom brübben, fcholen 
de Predikere van der Döps und Auentmal Chriſti leren, wor 


* 


| 
; 


Sie bat je⸗ 


tho folde Sacramente uns gegeum fint, und bat men fe nicht 
anders geue und neme, denn alfe Chriſtus fe Ingefettet und bes 
valen hefft.. Thom verben .. van dem Gebede, dat fe ſick ges 
wenen anthoropende, mit rechtem gelouen, den hemmelfchen 
Bader im namen Chriſti.. Thom vöfften, De Predikere fcholen 
ock vlitich dat volck vnderrichten vam Echten ftande, bat Got 
den Stand fülueft gefchapen hefft, do he Man und Wyff mas 
kede, Dat Got den echten Stand fülueft Ingefettet, gebaben und 
beualen befft.. Thom feften, De Predikeresfcholen od dat volck 
vecht leren van ber Dugricheit, dat wy er gehorfam ſyn ſcho⸗ 
len, vnd nicht mwedderftreuen in erer ordentliker gewald van 
Gade beualen, und geuen er, ehre, feuchte, ſchott vnd tollen... 
Thom ſoͤuenden, ſcholen od de Predicanten leren vnd vnder⸗ 
richten, alle Stende van Gade vororbenet.., dat fe truwelick 
bohn wat er ampt is.. Tho folden leren, ond mat fe mehr 
fhoten leren, fcholen fe vlitich be Biblia.. lefen, vnd hebben 
füft od andere gude boͤke, de Poſtillen Luthert, Galatas ock, 
Locos communes, Apologiam, Romanos Philippi, den Psal- 
mum Afferte, Doctoris Pomerani,.. Item dat Boeck Vi- 
sitationis Saxonicae, vnd andere gube Boke..“ 


Ban ben Prebicanten. 

„Tho ber Lere des billigen Euangelij, vnd wat .tho ber 
beilfamen tere Chrifti gehöret, tho ber ‚Wucht, de wy wol ges 
bruken Einen, tho den Sacramenten vth thodellenbe, tho den 
armen Suͤndern tho vnderwpſende, bedarue wy gude Predi⸗ 





eanten, gelert, geſchicket, gotfrüchtich, fram, febich, tuͤchtig, 
tchrhafftig etc. 1. Timo. 3. Tit. 1. Bmme fülde, willen 


wy Got bibden, dat wy fe krigen, alfe Chriftus leret, Bid⸗ 


det den Bader der Ende etc. Men ſchal darna trachten, 
dat men fülde befame, vnd fo ehrlick befolbe, in jowelikem 
Örde van den kercken vnd geiſtliken gädern, alfe men fe nd- 
met, dat fe gerne by ons fon vnd biyuen Einen. Wente 
wy mothen od betrachten, mat de bebaruen tho erer ehrli⸗ 
ten husholdinge, und fuft tho velee vorvallender noth, de nen 
handwerck, kopenſchap, hanteringe, edder jennygerlye neringe 
hebben, edder hebben moͤten, vmb eres amptes willen, dat ſe 
allene mit Gades worde, vnd der hilligen Schrifft vmme gahn, 
darmede ſe vns allene denen moͤten, vnd hebben doch nicht ein 


kolblat vorgeues, ſunder moͤten alles mit dem reden pen⸗ 


ninge koͤpen, Der dage ſind vele, der male ſind noch viel mehr, 
BVnd yd is nicht allene ethen vnd drincken, dar gehört noch 
vele mehr tho, Mol vernuͤnfftig is, vnd weth wat hushol⸗ 
dinge koſtet, penning by penninge to reken, de make hir re⸗ 
kenſchop. Sünderge noth kan od vele vorvallen, Se moten 
ock Boke koͤpen, vnd nicht ſo luſich ſyn, dat niemand erer ge⸗ 
neten koͤne, Paulus ſecht 1. Timo. 5. dat ſe dubbelder ehre 
werd ſind. | 

Dit is ock ein grote orfafe, dat me nu mot ehrlike befols 
dinge malen, dat fe nene andere thogenge hebben, edder acciden⸗ 
talia, ane alleine etlike vnd gar weynige, tho erer vnderhol⸗ 
dinge, van melden vnſe Papen thouorne genoch Hebben gehat, 
vnd befundergen konden fe mit den erdichteden und erlagen Bes 
geväre, alles tho fi bringen. Vnſe Preftere des Euangellj 
nemen nichts, van nemande in der Vicht, edder wenn fe be 
Sacramente vorreten, feholen od van nemand wat forderen, 
fonder ſcholen den riken vnd armen dienen, vorgeues glid, 
Wil en ouerfl jemand, de nd vormach, willichlick wat fchens 
den, warumme fcholden fe dat nicht nehmen? Vnd' twar 
wol en wat günnet (alfe Goͤtlick und Chriſtlick is) vnd mil 
fe vorehren mit etwas, dat in ere koken edder ſus denet, de 
werd ere hus wol weten tho vinden. 

Dredicanten fcholen van den Pifltatoribus In einem je 
welckem oͤrde, fo vele verordenet werden alfe dar van noͤden 
werd fon, alfe tho Helmſtede dre, tho Sceningen twe etc. 
mand welden be erſte ſchal Paftor fon, tho predifende, und 


de Kercke tho tegerende mit Gades worde, be andern fcholen | 


Ton ſyne Audiutores edder mitpaftoren und Preftere. Ouerft 


in den kleneſten Sleden, vnd in allen Doͤrpern is yd genoch, 
dat men ein Paſtor ſy. Van erem ampte vnd erbeide werd 
dieſe ordinantie namals vormelden, Vor alle diſſe Predican⸗ 
ten, tho erer ehrliken husholdinge, ſcholen ehrlike vnd genoch⸗ 


ſame ſolde vorordenet werden, einem jewelicken na ſyner ge⸗ 
legenheit, dat ſe der hilgen Schrifft vnd eres amptes alleine 
gewaren koͤnen. 

.De Paſtor in den Flecken und Steden ſchal vorſchaffet 
vnd angenamen werden, van dem Rade vnd van den Kaſten⸗ 
heren, de ſcholen en dem Superattendenten vorantwerden tho 
eramlnerende, vnd tho ordinerende, fo be nicht thouorne ges 


“ orbineret 16, Ban bar fchal he apenbare ſchrifftlike tüchniffe 


tho ſyner Kerden bringen, bat be duͤchtich befunden und ge 
ordineret 16, Querſt de neuen Prebicanten ebder Cappellane, 


fholen angenamen vam Parheren vnd ben Borgermefteren, ' 


n, 


- 





1548. LXXXIII. Brannfchweigfche Kirchenorbunng: 87 


und dem Superattendenten tho orbinerende geprefenteret wer⸗ 
den etc. Vp den Dörpern ſcholen de Lehnheren den Kerckheren 
dem Superattendenten prefenteren, De Superattendent ſchal 
nemand beftebigen, be nicht thom ampte düchtig 18. 

De Predicanten in ben Flecken und Steben, ſcholen gelerde 
Schotmeftere fi beftellen, na gelegenheit eines jewelcken oͤrdes, 
mit millen und vulbort des Rades, Den eriweleden Scholemes 
fter fchal de Parhere und Radt fenden tom Superattendenten, 
de hal en vorhören (fo de Schofemeifter nicht Magiſter artium 
i8) und mit ſynem Breue vnd Sigel en webber tho rugge few» 
den, dat en de Radt und Paſtor annemen, ſo hebartho duͤchtich 
i8 bevunden. Wille fülde noth vor, dat men dem Scholemels 
fter mofte orloff geuen, fo fchalt nicht anders gefcheen, wenn 
dorch den Kerckheren und Radt, mit weten vnd tolllen edder 
Ördel des Superattendenten,. Ouerſt de Scholemeifter, wenn 
he angenamen is, fchal macht hebben, fone Scholegefellen ans 
thonemende, de dar tho büchtich find, mit willen des Parheren, 
den mach he ock weder uch redeliker orſaken vorlöuen und orloff 
geuen, mit willen des Parheren, wuͤrde derwegen twebradit 
tüffthen dem Parheren vnd Scholemeftere, fo fchal fe de Su 
perattende ſcheiden. " 

Den Coͤſter in der Stadt fchal de Radt annemen mit dem . 
Kerckheren, Vp den Dörpern ſchal neen Paſtor edder Parhere 
einen Cöfter holden, de nicht Fan helpen den Gatechifmum ben 
kindern und dem jungen volde lern, Darumme fchal men od 
den Coͤſtern, de vp den Dörpern den Catechifmum leren, nichte 
affbrefen van eren thogengen, ummegengen etc. fo wol alfe o@ 
den Parheren, wat fe van olbes her tho erer neringe gehat heb⸗ 
ben. Wor ib vorordenet wert in den Steben, dat de Offerman 
edder Cäfter in der Schofe, in infimo loco, dar man den fin 
dern be lection bodflauen vnd leſen leret, und Latin gifft ete. 
heipen ſchal, bar. ſchal he dem Schelemeifter gehorfam fyn, 
doch alleine to dem deinfte, in andern ſynen denften ſchal he 
id vthrichten, na beuehele ſynes Paſtorn, Suͤlcke Eöftere, ſcho⸗ 
fen od frame Chriſtene fon, be ehlick und ehrlick husholden, 
Alſe Paulus van den Diaken ebder Denern fecht, 1. Timo. 8. 

Einen Organiften, wor men Lan, mögen fi! de Paftor, 


Radt ond Gaftenheren vorfchaffen, und em einen Sold vors 


fhaffen, na gelegenheit eres vormögen®, od em geuen vele ed⸗ 
der ringer, na werde foner kunſt, wente be Organiſten find feer 
ongelid ete. Suͤlcken Organiſten thoholden is ehrlick, und is 


ock gud der kunſt Muflca tho denſte, befondern, wenn be Scho⸗ 


lekinder mit eren Preceptoren in figuratiuis ſingen, vp de Feſte, 
edder wenn ſe ſuͤſt willen ein mal vmme de veer weken, Suͤſt 
mach de Organiſte alle Sundage na willen des Paſtoris ſpe⸗ 
len, Ouerſt in der Miſſe ſchal men yd nicht lange malen, bat 
de Predile nicht werde vorhindert, und bat de Leyen dar ock 
ruhm hebben, Ehriftum mit duͤdeſchem gefange to lauende. 
Doc na der Predike in der Miffe, ſchal men nicht vp det Orr 
gelen fpelen, fendern alleine des Auentmals Chrifti bar wahr 
nemen, tho Chriſti gedechtniſſe. 

Vp den Dörpern ſchal od dat Euangelion vnſer ſalicheit 
reine geleret vnd geprediket, duͤdeſch gedoͤpet, vnd beide geſtalt 
des Sacraments gegeuen werben, welcke Paſtorn de dat nicht 
weten edder willen, de koͤnen wy nicht lyden, daran is vns ge⸗ 
legen. | | 

Dewile od, alfe Chriſtus fecht, der eenbten vel 16, und 


88 | 2ER. LXXXIII. SBraunfchweig'iche Kirchenordunug 


ber arbeidern weinich, bartho od, dat de Paſtorn deſte beth uns 
derholden werden, ſcholen de vifitatores in den viſitationibus 
macht hebben, time edder dre Kercken, edber mehr, be nicht 
wyth van ander liggen, thofamende tho flahnde, und under eis 
nen Paſtor thobringende. 

Wat dar bauen wird feilen an ehrliker neringe by dem 
Buer Parheren, ſo wol alſe by den Stad Predicanten, vnd 
Schole Denern, dat ſchal genochſam en tho vorordenet vnd tho⸗ 
legget werden van andern geiſtliken vnd Cloſter guͤdern, in diſ⸗ 
ſen Landen, negeſt gelegen, dat ſe alleine der hilgen Schrifft, 
und eres beualen amptes ane verhinderung koͤnen warnemen.“ 


Bau den Superintenbeuten. 


„PDiſſe vpff Paftoren fcholen fon Superintendenten... De 
Slot Prediker tho MWulffenbüttel.. De Parner tho Helmftede.. 
De Parner tho Bodenem.. De Parner tho Gandersheim. - 
De Parner tho Aluelde .. 

Diſſe vyff Paftoren fchoten alfo Superintendenten fon, bat 
fe alleine vpfehent hebben vp be lere der Pafloren, in den Stes 
den und Doͤrpern eres oͤdes. Vnd wenn en werd angefecht, 
dat fi ein Paftor edder Prebicante, nicht vlitich holt in der 
tere, vnd in diſſer ordeninge, edder oͤuel leuet, als denne ſchal 
de Superintendente macht hebben, den Paſtorn to citeren, und 
vor fi tho vorderende, dat he de fake betere, Wil ſick de Paftor 
nicht beteren,, na twen vormaningen, wen he borch tive ebder 
Dre tige ouerwunnen is, fo ſchal en de Superintende afffetten 
vam Parampte. Wil de Paftor nicht kamen, edder werd be 


ſus freuel, mutwillig, ungehorfam, fo ſchal de Superintendente 


fülds fchriuen hen to Wulffenbüttel, an de Stabholdere und 
Rede, bet dat ein ſunderlick Conſiſtorium, und eine ſunderlike 
Buperintendentie im Lande werde vprichtet, 

Wat haderich is van Kercken und Kerden Denem , Eönent 
de Superintenbenten fruͤntlick vordregen, daran ſcholen fe fid 
gerne bevlitigen, Chriſtliken frede vnd einicheit by den Luͤden 
‚tho erholdende, Wo nicht, fo ſcholen ſe yd wyſen hen tho Wul⸗ 
ffenbuͤttel, bet dat ein Conſiſtorium vprichtet werd. 
Ittem be Eheſaken, fo vele alleine de Conſcientien belanget, 
ſcholen de Superintendenten richten, edder de Preſtere in der 
hemeliken bicht, ſind ſe nicht vorſtendich genoch in ſuͤlcken val⸗ 
len tho radende und tho ordelende, fo mögen fe by dem Super⸗ 
intendenten edder andern verſtendigen Paſtorn, rad ſoͤken, doch 
heimelike bycht vnuormeldet. Wenn ouerſt de Eheſaken wer⸗ 
den haderſaken, dar dat eine part ja, dat ander neen ſecht, ſo 
ſcholen de Superintendenten ſick ſolcker haderſaken van der 
Ehe, nenetlye wyſe annemen, ſonder ſenden ſe hen tho Wul⸗ 
ffenbuͤttel, bet dat ein Conſiſtorium vprichtet werd, darhen ſcho⸗ 
Ion denne gehören alle haderſaken, be Kercken und Kercken De 
* vnd de Ehe belangende, vnd nicht mehr hen tho Wulffen⸗ 
buͤttel. 

De Superintendenten, ein jewelick in ſynem oͤrde, moͤgen 
vnd ſcholen einen edder twe Paſtoren, de geleret ſind, vnd dar 
150 geſchicket, in den Steden edder Doͤrpern, tho ſich erwelen, 
de en helpen vlitich thoſehn, vp de Kercken Denere. Alle Pa⸗ 
foren ſcholen ſchuldich ſyn, erem Superintendenten tho vers 
melden, fo wor etwas boͤſes by den Kercken und Schofen Des 
nern vorhanden is, fo fe ib ſuͤlueſt nicht koͤnen betern in der gübe. 

Alle Paſtorn in den Flecken und Steven, ſcholen fehuldich 


fon, dat fe de negeften Dorp Paſtorn tho ſick holden, Te leren 
(detoile fe faft vngeſchickt gemeine werden bevunden) vnd alfo 
underrichten , Dat fe de Bure vortan recht mit Gades worde Lee 
ten tönen, Vnd de Dorp Paflorn ſcholen ſchuldich fon, the 
ben Paſtoren in den Flecken vnd Steden thofamende, vnd fid 
aldar van ber lere onderreden, Welde ungelerde Dorp Paftorn 
nicht willen darhen kamen, edder fuft fi nicht betern in ber 
lere , de fchal men afffetten, und by eren ampten nicht Taten. 

Waenn de Dorp Paftor fteruet, fo fchal men der armen 
Wedewen vnd Finderen volgen laten, alle inkamend des nege 
flen haluen jares ebder mehr, na gelegenhelt der faet etc. So 


| verne doch dat de Wedewe mit einem andern Paflorn ebder 


Predicanten, vam Superintendenten thogelaten, mit prebilen 
vnd Sacramenten, in der wile, be Kerde beftelle, vnd daruor 


em geue und belone, bat he to freden ſy...“ 


Ban ber ouerfien Buperintendentia, Vom Confiftorio, und van einer 
fumberliten Scholen °). 


Zunaͤchſt Beſtimmungen über die Errichtung von Schul 
an den Domkirchen und die den Canonikern bei denfelben am 
zumweifenbe Thaͤtigkeit. „De Prebicator mit den beiden Theo⸗ 
logen, [holen de duerften Superintendenten fon, de richten 
holen be Lere, fo etlite Prebicanten verflaget werben, der vals 
[hen leren edder onwetenheit haluen. Tho ben fchal men ſen⸗ 
den alle erwelede Predicanten, dat fe be eramineren, vnd Chrift- 
li ordineren. Nen Predicante ebder Scholemeifter ſchal ans 
genamen werden, de nicht ſchrifftlike tüchniffe hefft van en. 
Diffe fcholen macht hebben, tho citeren vnd tho vorderen, be 
jennen,, de vmme ber lere willen verflaget werben, und be ſchul⸗ 
digen vnd vngehorſamen, fo fe ſick nicht beteren willen, vam 
— affthoſettende, fuͤrder ſchal ſick ere Jurisdiction nicht 

recken. 

Quer dit alle, ſchal ock vnder den Canoniken vpgerichtet 
werben ein gemein Consistorium Ecclesiasticum, vor dit 
gange land, darhen fcholen gewyſet werden (unb anders nere 
gende hen) alle haderfaten, van Kerden vnd Kerdien gübern, 
van Kerden Denern und Scholen Denern, und eren Solarien. 
Darhen fchal men od wyſen alle Eheſaken, wenn fe haderſaken 
werben, alfe thouorne gefecht i8, Darumme fcholen fe od macht 
hebben tho citeren, vnd tho fraffen, na Chriftus Regel, Matth. 
13. Voͤlt oͤuerſt de fake der werltliken ouericheit tho firafs 
fende, fo fcholen fe yd darhen wyſen, Vnd der ouerichelt ſcho⸗ 
fen fe antögen, dat fe ftraffen ſchal offentlike horerye, Ehebre⸗ 
ferne, woker etc. Twe Sanonici in Consistorio Principales, 
ſcholen Suriften fun , fo geleret, dat fe de Eheſaken richten koͤ⸗ 
nen, und andere gelt ſaken van ben Kercken gübern etc. Doch 
dat fe nicht volgen bes Paweftes vnrechte Rechte in biffen tiven 
Ehefaten, im vnuorſoͤnlikem Ehebroke, und im vnwedderkame⸗ 
likem wechlopen, darvan gube Bokeſſchen gefchreuen find, vıh 
Gades worde, na dem natürliten Rechte. Sind be beiden fo 
geſchicket, bat ſe ock mit gudem rade diffen Landen vnd Lüben 
nuͤtte koͤnen ſyn, fo is yb noch vele bether, und ſuͤlcke ſchal men 
in dem Conſiſtorio gerne weten. Twe Canonici ſcholen dar 


*) Dieſer Abſchnitt I, wie eine Kandnote ſagt, nicht ausgeführt 
worben. Doch beißt es: „laten wy bit Kapitel alfo ſtahn, od to einem 
Erempel, andern heren vnd kKoͤrſten, efft fe ock ein mal wat games wol. 
den vnd koͤnden malen, van füllen Stifften vad Gtifftes perfonen. 


* 


- 2848, KXXEEEL BVraumſchweigſche Sirhenseiunäg: 


Notarij fon, ſchriuen ale hendele und Smtention, Eramineren, 
teftes etc. De anderen Canonici fcholen tm Conſiſtorio, Mit 
MRabt und bufittere und Richtere fon, Vnd alfo Ieren im Con- 
fiftorio, tn den Prediken, und in den Theologiae lectionibus, 
dat fe namals tho grötern ampten mögen gebrußet werden. 

Suͤlck alles moth jo heten eine Chriſtlike Schofe, dar de 
Canonici billi den fold ebder ere Prebenden nemen, wat ſchol⸗ 
ben fe anders nütte ſyn? 

Bauen dat me bedorff thom bumwende etc. fcholen van ben 
Bicaryen ber Doͤmen knauen in der Schole, und in den Vni⸗ 
uerfitsten, thom Studio geholden werben, etlike twe jar, etlike 
dre jar, etlike Ienger, na gelegenheit, bat wy alfo gelerbe luͤde 
vpthern, tho denſte dem geiſtliken vnd werltiikem Regiment.” 


Ban ten Teremonien, Wo de Scholekindere im ben Kercken fingen 
sad beſen ſcholen, das men fe dardorch gewenne, und bolbe tho ber 
bilgen Schrijit. 


Ban dem Uuent Sten Chrifti, am hilgen hage. . 


Verbot ber Winkels, Opfers und Fegfeuermeffen, Anord⸗ 
nung megen Belbehaltung dr Meßgewaͤnder ıc., nach ber 
Schlesw.⸗Holſt. RD. Der Ritus im Wefentlichen nad) 
berfelben und der Braunfchw. Beide liegen auch dem vor: 
bergehenden Abfchn. zum Brunde. 

Dübefh. 

„Belt alfe men ons duͤdeſch predigt, wat were vns anders 
mit der predige gehulpen? Alſo ſchal men ock duͤdeſch de Döpe 
vnd Sacrament gewen....." — 

De Prebitingen. 


Allgemeine Grundſaͤtze aus der Schlesw.sholftl. — In 
Stctůͤdten follan Senntagen dreie, in der Woche zwei⸗, auf den 
Dörfern Sonntags zwei⸗, in der Woche einmal gepredigt werden, 

Das Ausfchenten an Morgen ber Seiertage und während 
der Nachmittagsprebigten, ferner das Umherfpazieren auf den 
Kirchhoͤfen während des Gottesdienſtes ift bei Strafe verboten. 
Die Superintendenten follen die Paftoren erinnern, das Voelk 
fleißig, aber kurz, in der Beichte zu-unterrichten,, und die Kran⸗ 
Pen zu befuchen. In den vier Zeiten foll eine Stunde lang 
zur erſten Veſper gepredigt werden. Das Volk ift zu vers 
mahnen, baß nicht alle an heiligen Tagen früh, fondern etliche 
auch) des Abends zuvor zur Beichte kommen. 


Ban befunberlifen Prebiten, 
. Baw-Wiesbaugen.. | 
- Beide Abſchmitte aus der Schlesw.⸗Holſt.; doch fehlt 


das Feſt Ommium Sanctorum.: „Sunderge vaften und vier 
dage den Hilgen anthorichten, id und nicht dan nöben.” 
Ben’ Orr ndt Däpe.: l Ze 
Berbot ber Wiedertaufe der Kinder, welche die Nothtaufe 
empfangen haben, und Anordnung des Ritus der Beſtaͤtigung 
der fegtern, aus der Schles w.⸗Hol ſt. „De Preſter ſchal de 
Babderen nicht höger befreren, alfe etlike dohn, de de Vadderen 
befweren , dat.fe'vor dat And ſcholen ankiwerden vör dem Ges 
richte Gabes. Des find be Vadderen nicht ſchrildich, funder 
alleine de olbern vnd dormuͤndere. De Vadderen find dert 


. . 


kindern alleine tüge, bat fe geböpet find, wol wolde, ane bat; 
fuft gerne Vadder werden?” - Am Schluſſe woͤrtlich aus bee 
Schlesw.sHolft. das Verbot der bedingten Zaufe. - ! 


Bean der Bycht und Ablolutien. 

„De oren Bycht is vns van Gade nicht gebaden. Darumme 

is ſe nicht noͤdich, dat du ane de bycht nicht koͤndeſt ſalich wer⸗ 
den. Solck moͤten wy bekennen vnd leren, dat wy truwe 
ner Chriſti werden bevunden...“ 


Buhl. 

„Efft ons nu wol de ohren Bychte nicht beualen 18, fo 16 
fe ons doch nicht vorhaben, alfe etfike ſwermen, vnd maken ds 
lüde rohe und lofe. Vnd wy denen darmebe vnſem negeften ia 
ſyner hoͤgeſten nodt der ſunden, edber find em troͤſtlick mit dee 
Abſolution, welck vns trowen van Gade gebaden is, bat wy 


fuͤick gegen vnſen negeſten nicht ſcholen verſuͤmen. So Einen 


wy nu der ohren Bycht ſeer nuͤtlick, Goͤtlick vnd Chriſtlick ge 
bruken..... 

In ber gemeinen Ptedike bes Cuangelij, Tönen wy tho ty⸗ 
den de Abſolutie nicht alſo annemen, wo wol fe bar krowen 16, 
alfe wy fe gerne und van besten annemen in funberheit. Alſo 
hefft Ehriſtas ock etlik⸗ In fundecheit abſoluirt und gefecht, &y 
getroſt, dyne ſunde ſind dy vorgruen, Gha hen im frede, Dyn 
geloue hefft dy geholpon ete.“ 

b ſolutio. 

„Wenn de Preſtor merdet ein. hotferdich herte, unbe de 
Sunder edder ſunderinne bekennet Chriftum, vnd ben gelouen 
an Chriſtum, fo ſpreke he alſo, edder jo na diſſer meininge, 
mit anderen worden. 

Dorch den gelouen an Jeſum Chriſtum, (alſe du beken⸗ 
neſt) haft du vorgeuinge aller dyner ſunde, dar tweiuel nicht an, 
Bidde Got, dat du recht geloͤuen, und in dem gelouen und er 
kentnifſe Chriſti chonemen vnd waſſen moͤgeſt, van bage che 
dage mehr vnd mehr, Dar tho ſchaltu dat Euangekion nike 
tidt gerne hören und leren. ' 

Vnd id, borch de gnade vnſes Deren Jeſu Chriſti, de ſyn 
lyff por uns in dem todt gegeuen hefft, vnd ſyn bludt vor ung 
vthgegaten hefft, tho vergeuinge vnſer ſunden (hic imponat 
dexteram .capii peccataris) ſpreke by los van alle dynen ſun⸗ 
den, im namen des Vaders, und dei, Song, vnd bes hilligen 


Geiſtes, Ammon... , 
* Man dan Arad. . " } 

Wenn de rande im Hufe einen Ptedicanten begeret, fo hoͤr⸗ 
he em de bicht,, und fo tw gelduet an Jeſum Chriftum, ſpreke 
de Prefter en 108 van allen funden, alfe geſecht is, Begert de 
Frande dat Sacramente, na Cheiftt Infektinge und beuchelt, 
affe ock de billigen Apoflele gelert hubben, fo fy dar ein DIE 
ehrlick gedecket, und de Preſter ſpreke duͤdeſch, Thom erfben den 
gelouen, IE gelbue eier. ſtande, Darna, Lat uns beden, Biber 
vnfſe etc. Tide, vp den knyen mit den de bar by find, Balbe ſta 
he op, neme dat brobt, und fegge dat beuedel-CHrikti, alſo, Vnſt 
Bere Jeſus Chriſtus, in der nacht zc. vnd geue bat lyff Chriſti 
dem krancken tho etende. Vordan neme be: den keltk du 
ſegge, Des geliken nam he ock den Kelck ettl nd geue-bem bean⸗ 
cken dat bludt Ehriſti cho dritick⸗nde. Men he but Darcamonti 

8* 


, darff be nichts ſpreken, affe etlike de worde Chriſti wedder⸗ 
en, wente dat is nicht van noͤden, alſe ock van der Miſſen 
gefecht is. 

Darna bede he apenbar de leſte Miffen Collecta, Wy dans 
den by etc. und ſpreke ouer ben krancken ben Segen Gades, De 
Here ſegene by etc. 

Darna mach be Prefter den krancken tröften und ſtercken 
mit einem guben Sprofe. edber twen vth der hilligen Schrift, 
und beuehele en der gnabe vnſes Heren Jeſu Chriſti.“ 


Alle die ſick in den Echtenfland begeuen, fcholen van 

ehem Prebicanten openbar des Sundages, eine gange melen 
zbouorne, vpgekuͤndiget, vnd darna thofamen gegeuen werben, 
dat ſe by vns in vnſer Stadt, gude tuͤchniſſe hebben eres ehr⸗ 
liken Standes. Alle ehrlike gewanheit tho den hochtyden, ſchal 
bp vns blyuen, alfe by vns gewonlick is geweſet. Wenn de Bru⸗ 
degam vnd Brut in de Kexcken werben gevoͤret, fo ſchal fe de 
Preſter vor dem Altare ſegenen, alſe in dem Catechiſmus Boͤ⸗ 
keſchen beſchreuen is. Darna ſcholen de Scholere ſingen, Te 
Deum, Choral, edder od in figuratiuis, went ſunderlick begert 
werd, dat men den Scholgeſellen, vth ehren, wat ſunderlikes 
ſchencken wil. Wat de Scholere, Scholgeſellen, Coͤſtere, edder 
andere Denere, by vns thonorne, vth den hochtiden gehatt hebben, 
daruan ſchal em nicht affgebraken werden. 

Men ſchal ock dar in der Hochtidt, denne ſuͤlueſt in der Ker⸗ 
cken, vp dat Altar offeren, alſe gewonlick by vns is geweſt, dat 
ſchal geſchehen dewile men Te Deum ſinget, Dat Offer ſchal de 
Parthere mit ſynen Predicanten gelick deelen, bat fe ib hebben 
thohuͤlpe erem ſolde, bat fe by erem Ampte blyuen koͤnen.“ 


Ben Bilden, 


„De Bilden, dar men vor knyet und bebet, hülpe ſocht, 
Inchte an ſticket, vnd ſuſt affgöderpe bryuet, ſchal de ouericheit 
in den Steben und Doͤrpern, Stifften und Cloͤſtern ordentlich 


wech dohn. .“ 
Bam Banne, 


„Swermere, de de warheit und bat Euangelion Chrifti leſte⸗ 
ven, edder fuft vnrechte Iere vorgeuen, woͤkerere, de mit vechte 
ouerwunnen find, dat fe wöferere find. Item, be in fchanden 
vnd ergerliten funben, freuel, gemalt, und unrecht leuen, Wenn 
fe vormant werden, ein mal, edber time mal, Zit. 3. ond willen 
nicht afflathen, fo fcholen wy fe thom Sacramente, ebber Chor 
Chriſtliker gemeine, dar be Saeramente gehandelt werben, nicht 
tholaten, Alſe Ehriftus fecht, Matt. 18. Sit tibi sicut Ethnicus 
& Publicanus. Anderen Ban tönen wy nicht holden, Wy 
achten füld od daruor genoch, na ber Schrift. Wente de grote 
Ban, bar fi de Paweſt und Papen tho ingedrungen hebben, 
gehort ſlicht der wertliken omericheit tho. De Predike ouerft 
the hören is niemande verbaden, Wo fcholen ſick anders de Lübe 
vnd arme fündere bekeren? DA mögen wy wol mit einem vors 
banneben nıpnfchen, de vtgeflaten is van ber gemeinfchop aller 
hilgen, wor yd van nöben is, handelen in wertliken falten, op 
dem marckede, op bem Rathuſe, in hochtpden, doch nicht alfe 
mit einem Chriften, funder alfe mit einem heyden, alfe mit 
- einem Börger, alfe mit vnſem naber. Wor id ouerſt nicht fülde 
noͤt ie, dar fcholen wy nicht mit em handelen, ſunder allene tho 


ſtraffende vnd te vermanımbe, bat he fi! webber the Gabe ber 
Bere, vnd werde ſalich.“ | 
Vororbelde Miöbebere. 


„Solde ſchal men trwlick beföten, mit Gades worde ers 
manen, vunderrichten, tröften, und (fo fe yd begeren) de bycht 
hören, abfolueren, und dat Sacramente geuen ..” Ä 


Doben begranen, 


„De Schdler, mit einem edder mehr Scholgefellen,, mit bes 
haluen edder mit der gangen Schole, darna yd beitellet und 
daruor gegeuen werd, alfe von olders gewonlick, fcholen vor der 
Baren ber gahn, und fingen int erſte latiniſch, Redemptor 
meus vinit &c. mit bem Vers vnd Repetitien, wen bat vthe 
i6, duͤdeſch, Erbarm dy mon 0 Here Got ete. Midden wy im 
leuen find etc. Vth deper not etc. By dem graue bat Led, Nu 
fat uns dat Iuff begrauen ete. Edder wat andere, Wen dat Leth 
vthe is, fo ſcholen de Scholere orbentlid gahn int Chor, vnd 
fingen, Wy gelouen etc. vnd, Mit frede vnd freude ick vare dar⸗ 
ben etc. Dat volck weld dar i6, ſchal volgen in be Kercken, vnd 
dewile men finget, offeren in ein Becken, dat bar [hal in ger 
legener ftede ſtahn, Dat Offer fcholen be Diaken edder Kaſten⸗ 
heren, in byweſende eres Schriuers, tho fi nehinen, laten bes 
fhriuen, dat fe daruan refenfchop Lünen dohn, und bewaren 
dat, armen und franden Läden tho gude. Ma dem gefange 
{hal ein Preſter eine duͤdeſche Collecta lefen, pro peccatis, vnd 
bidden, dat wy ock mögen falich feruen Im gelouen unfes Deren 
Jeſu Chriſti, Darup antwerdet men, Amen. und ein jerwilid 
geit webder heim. 

Wenn ouerft arme lüde de Scholere nicht hebben willen, fo 
ſchal dody de naberſchop, im lichten dage ben Doden ehrlick tho 
graue bringen, fingen by dem graue, und offeren in ber Kerden, 
armen luͤden tho gude.“ 

Ban Bademomen vnd lynes Frucht. 


Im Wefentlihen aus de Schleswig⸗Holſt. K.⸗O. 
In Beziehung auf die Beerdigung der ungetauften Kinder 
heißt e6: „Darumme ſcholde men der Chriſten kindere, de men 
nicht doͤpen an, und wy wolden fedoch van herten gerne döpen, 
nergende anders begrauen, denn bar de anderem Chriflen bes 
grauen werden. De mwebderlere under dem Paweſte, wedder 
fuͤlcke arme Eindere, hefft mennich fram herte ber olderen ſeer 
befümmert, vnd thomartelt.” 
280 erwelebe ebber gevorberbe Vrebicanten apenbar 
authonemenbe Hub, ; 

„Den erweleden Predicanten fchal men fenden thom Su⸗ 
perintendenten, alfe thouorne gefecht is, da ſchal he eraminert wer⸗ 
den, und fo he duͤchtich bevunden werd, ſchal be dar vam Super 
intendenten, vp einen werdeldag, na ber predike vnd Iatinifchen 
Litania, alfo vor bem Altare geordinetet werben, (na dem alfe 
men vor en, vam Predikeſtole gebedet befft) Int erfte, na ber 
Litania finget men, Veni sancte Spiritus, vnd ein Predicante 
fecht dat Verſikel, Cor mundum crea in me Dens &c, Col- 
lecta. Deus qui corda &c. Mit dem Geſange werb de Ordi⸗ 
nandus vor bat Altar, vp be knee gefettet, und alle Preiter in 
der Stad, fetten fich darmit vp de knee, und de Superintendent 
keret fi vor dem Altar thom volde, und left alfo. 


AURB. LNXKEIE, Wennufdneeigiche Mickeuorbänkz. 2 


So ſchrifft S. Paulus in der erſten Gpiflel an Timotheon; 
im drudder Eapitel. 
Dat is jo gewiſlick war z. [I Tim. IT. 1—7.] 
e un ee Paulus de oldeften der Gemeine tho 
o. o hebbet nu acht vp ji ſuͤlueſt ꝛc. ⸗G 
m RT ht vp ji ſuͤlueſt ıc [%p eich. 


Inde Ordinator loquatur in hanc vel similem sententiam, 
ad ordiaandam vel ordinandos, 

Hyr hören wy, dat ans de Biſſchope, dat is, Predilere und 
Pacheren beropen find, vnd fpn fcholen, nicht werd beualen, 
genfe edder koye to höden, funder de Gemeine, de Got durch ſyn 
gen blut ertvoruen hefft, bat wy fe weiden fcholen mit dem 
seinen worde Gades, ock waken ond tho fehen, dat nicht Wulue 
und rotten under be armen Schape inryten. Darumme nömet 
be id ein koͤſtlick werd. Ock vor unfe perfonen ſcholen wy tuͤch⸗ 
tich und ehrlid leuen, vnſe huſere, wyff, kinder vnd gefinde, 
Chriſtlick Holden und theen. 

Sy gy nu ſulcks tho dohn bereit? ° 
Dicat, Ga, 


FHe Presbyteri ordine imponunt manus, super capnt or- 
Minandi, & redeurit quisque ad locum, vbisederant prius su- 


per genua. Et dicat’ordinator clara voce orationem Do- 


sinicam. 0 
Lat ons beden. Vaber vnſe etc. 

Barmhertige Got, hemmelſche Vader, du haft, dorch den 
mund dynes leuen Sins, vnſes Deren Jeſu Chrifti, tho vns 
gefeht, De erndte 16 groth, oͤuerſt weinich find der arbeider, 
Widder ben Heren der ernde, dat he arbeidere in ſyne ernde ſende. 
Vp ſuͤlck dyn goͤtlick beuehel, blöden wy van herten, du willefl 
diſſen dynen deneren, ſampt uns allen, de tho dynem worde bes 
ropen ſind, dynen hilligen geiſt ricklick geuen, dat wy mit gro⸗ 
tem hupen, dyne Euangeliſten ſyn, truwe vnd vaſte blyuen, 
wedder den Duͤuel, werlt und fleſch, darmit dyn name gehilget, 
dyn Rike gemeret, dyn wille vullenbracht werde. Woldeſt od 
dem leidigen gruwele des Paweſtes vnd Mahomets, ſampt an⸗ 


deren Rotten, de dynen namien leſteren, dyn Rike thoſtoͤren, 


dynem willen wedberſtreuen, entlick ſtuͤren vnd ein ende maken. 
Suͤlck vnſe Gebet (dewile du id geheten, geleret, vnd vortroͤſtet 
Haft) woldeſt du gnedichlick erhoͤren, alſe wy gelouen und truwen, 
dorch dynen leuen Sone, vnſen Heren Jeſum Chriſt, de mit 


by, vnd dem Hilgen geiſte leuet vnd herſchet in ewicheit, Amen. 


Postea his 8. Petri verbis ordinator alloquatur ordinatos. 
Petri, 5. 


x & gaht nu hen, und weidet be Herde Chrifli. . entfangen, 
Run 

Septimo. Ordinator eis benedicat crucis signo, ac istis 
vel alijs verbis vtatur, Benedicat vobis Dominus, vt facia- 
tis fructum multum, Inde abeat vnusquisque in locum suum. 
Ordinatus autem maneat , sedens super genua, Et cantet 


Ecclesia, Nu bidde wy ben billigen geift etc. Interim in Al- | 


tariparafus sit panis & calix, Et vnus ex Praedicatoribus acce- 
dat, ; interim dum canit Ecclesia, dicat, Vader vnſe etc. 
Vuſe Here Jeſus Chriſtus, in der nacht do he verraden ward 
etc. Et communicet ordinatum vel ordinatos. Sequitur Col- 
lecta, Wy dancken etc. Et conuersus dicat eis vltimam bene- 
dictionem, Der Here fegene by etc. Amen, 


Die Eommunio geſchuͤt alle dnder dan Geſange, Nu 

bidden wy ete. bat yd alle thofamenbe vth kumpt.“ 
Pro pace. 

„Alle middage, wenn de klocke elffen ſleyt, ſchal men in jewe⸗ 
liker Parkercken de klocke ſlan edder luͤden Pro pace, dat is, dat 
de Luͤde dardorch vermanet werden, tho biddende Got vmme 
frede vnd gut Regiment, darmit wy ock bidden vor de Ouericheit, 
wedder vnſe vyende, wedder den Tuͤrcken etc. darane is und vele 
gelegen. De Paſtoren ſcholen ock dat volck truwelick vormanen 
tho ſuͤlckem gebede, im huſe, im Garden, vp dem velde, dar men 
de klocken hoͤret, welck ſe doch vaken by ſick ſcholen dohn, ane der 
klocken klang. Men late denne ock in den huſen de kindere vnd 
andere ſingen, thom ewigen frede, wedder den Paweſt vnd Tuͤr⸗ 
den, mit kortem geſange, alſe nu by den vnſen gewonlick 18.” 

Librye. 

„Gude Boͤke in den Steden, vnd wor men de bekamen kan, 
ſchal men thoſamende dregen, in eine gude Kibrye, dar men wol 
leſen kan, vnd dar de böke wol verwaret find, dar de Predicanten, 
Schotegefellen, vnd andere, ftuderen tönen. 

Mor nicht gube böke find, dar fcholen de Caſten (wenn fe fo 
vormögen werben) gube nütte boke Eöpen, und vor de Kercke vors 
waren: (mo gefecht) Dit fchal ouerſt allem Parkerden in allen 
Steden, Flecken und Dörpern, van ung hart gebaben fyn, dat eine 
jewelike Kercke fill kope eine duͤdeſche Biblia, van ber leiten cor⸗ 
ractur, tho Wittenberch gedrucket, und aller erſt vthgegangen im 
jare, M. D. xlij. Darup ſcholen acht hebben de Superintendenten, 
bat dem alfo truwolick geſchehe.“ 

” Zudt. ’ 

„Schendich mit Huren husholden, und noch vele mehr dem 
Ehebroke, fchal men im Lande nicht Inden, funber dorch de negeſte 
ouericheit hart ftraffen, bar tho vth dem Lande vordriuen, edder 
ſus by dem halfe ſtraffen, de jennen de ſick nicht beteren willen. 
De Papen, mit eren Cleriken, Chor Scholeren, Cöfteren und Lo⸗ 
caten, und be gange vngeiſtlike, vnd vorwyede hupe (bewile fe 
find under den duͤuels leren, bar men Gades Eheftand vorbät) 
hebben de gange Werld vul untucht, mit erem böfen leuende und 
Erempel gemaket. Sulck ſchal jo by den Ehriften nicht geduldet 
werden. De Paflores fcholen den Eheſtand, vth Bades worde 
hoch pryſen, vnd teumelid vormanen, dat ein jewelick Hufsiwert 
und Husmoder tächtich vnd ehrlick husholde, mit eren kinderen 
vnd husgefinde ete. Hebre. xiij. De Ehe ſchal ehrlick geholden 
werben, by allen Chriften, und dat Ehebebbe unbefledit, De Hu⸗ 
tere ouerſt und de Ehebrekere, wert Got ſuͤlueſt richten ete. 


Dat ander beel biffer Orbdeninge, be Scholen belangenbe. 
Dat trüdde beel differ Ordinantien, is van ber gemeinen Kaſten. 
„Sn einer jeweliten Kercken [hal ftahn eine Kafte, dar frame 
Lüde und milde hende dagelick inftefen ere Almiffen, vor de armen 
vnd nottrofftigen, umme Gades willen. Welde de Kaften Die 
aken ſcholen alle weten darvth nemen, und latent erem Schriuer 
anfchriuen, und bringent ſemptlick in de Sacriftie, edber in einen 
anderen wolvorwarben drt, in ere Fafte... | 
In diffe gemeine Kafte gehören alle güder der füluigen Ker⸗ 
den, Bein vnd grot, Nemlid, Thom erſten, vor be rechten ars _ 
men, alt vnd jung, be nichts vorweruen Einen, vor krancke lübe 


. | und arme frouwen in bem Einderbebde, und wor fuft be Predican⸗ 


7 ABAS. LXXENE.. Busmufdweigfäe Rindenoriumg- 


ter werben anfeggen, be the ben Tranden gahn etc. Alle milde 
almiffen in de kiſten geoffert, alle almiffen be be kaſten Diaken 
in de büddele fammelen, van framen lüben. Wente fe fholen 
des billigen dages, mit tiven edder dren bübelen vmme gahn, vn⸗ 
der der predike, und fchemen fick des nicht, vmme Chriftus willen, 
de fecht, Wat gy einem ringeften van den mynen hebben gedahn, 
dat hebben gy my fülueft gedahn. Item, Darhen gehören od! alle 
ander milbe gauen Chriftlifer herten, Vnd alle Zeftamente de ge⸗ 
maket find, und noch gemalet werden. 

Wat unfe vorelderen gegeuen hebben tho ungerechten Bades 
deniten, vth vnuorſtande, (fe Hebbent jo gut gemeint) dat ſcholen 
wy nu, na erfanter warheit, keren thom rechten Gades benfte, 
dar Chriſtus van fecht. Gy hebbent my ſuͤlueſt gedahn. Daranne 
donh wy vunfen vorelderen nicht tho wedder, funder veel mehr 
einen groten willen vnd denſt, dat yd nu tbom rechten Gabe» 
benfte kame, wat fe tho Gades denfte gegeuen hebben. 

De Prediker find ſchuldich, dat fe dat vold tho tyden vlitich 
vormanen, dat fe milde almiffen geuen, od fuft ever armen nas 
beren wahr nemen, vnd (de yd vermögen) Teflament, grot ebber 
Hein, van ehrem rechten gube malen, So bevolen be anderen 
Apoftolen Paulo, und Paulus und Barnabas dedent od gerne, 
alfe ſteyht Sala. 2. 

Item od bat Offer gelt, war men den boden navolget, alfe 
thouorne gefecht 16. Dan den gemakeden Spenden ſchal men 
dd mat nuͤtlikes vorordenen, vor be rechten armen, in be Kaſte. 

: Ein jeweltt Chriften de yd vermach, Dorforge fonne armen, 
dat nicht be gemeine Kaſte tho feer befwert werde. 

Item, de dar lüben willen laten, wenn ein geftoruen 16 (bat 
de anderen barborch vormanet werden, bat fe od gebenden falich 
tho fierwen, ſus fumpt dat luͤdent dem boden nicht cho hälpe) de 
Fasten ber gemeinen Koften geuen, fo vele alfe becher gewonlick 


IR geweſt. 
Doch gehöret ſuͤlck luͤde gelt tho der Kercken tho buwende. 
De Eoͤſter mit ſynen pulſanten ſchal vor dat luͤdent ſyn ges 
wontlick dranckgeld nemen. 
Thom anderen, vor de Kercke, vnd wat darin gehort, vor bat 
Scholehus, vnd ver de huſer der Prebicanten, und Kerdien und 


Schol Denern, tho bumenbe und tho heldende, od de Predican⸗ 


ten, Reden und Schol Denere tho defolden , ſcholen in de ge⸗ 
wein? Kaften vallen, alle geiſtlike und Kercken güdere, grot und 
Bein, alfe alle Beneficien, Lene, Memorien, Confolatien, Star 
sim, Kalande, Btoderſchoppen, Gyiden, gemaket Miffegelt, allent 
wat de Parbercken edder Paſtoren gehat hebben, ock wat gehoͤret 
hefft tho Capellen, tho fingende vnd leſende, bat gehört jo van 
rechte nergent hen, den in de Kercken, de Paſtoren darmede tho 
holden, de uns Gades wort prediken und leren etc. 


Item, darhen ſchal nu od de Offerpenning vallen, welden 


vp de veer toben, Winachten, Paſſ hen, Dingeften und Michaelis, 
ſcholen geuen, alle de bauen twelff jar olt find in vnſen Steben. 
Vnd ein jeder Huswerdt, edder de dat hus regirt, ſchal ſchuldich 


fon, bp fonen truwen, darmede he vorwandt is, bat he ſuͤlcken veer : 


tydepenningk, by alle ſynem gefinde tho hope bringe, dat he bat 
Dffer vorantiwerde den twen Gaftenheren, van melden ein [chat 
fon vth dem Rabe, be ander vth ber Gemeine, Diffe [holen veer 
mal im 
went ängefchreuen is, bringen, dem Solde der Predicamten tho 
hülpe. De Predicanten ouerft ſcholen dat Offer nidyt re 


are dat Offer. vth den Hufen halen, und thor Raften, | 





neram. Wat were nu bat vor din Gheiften, de Tone Poeblcanten 
und Seelforger nicht eines penniges werb achtede etc. 

Wor men mit füldten güdern nicht Ban tho kamen, be Prob 
canten, Kercken und Schol Dener tho befoldende, fchal men ver⸗ 
ordenen fo vele mehr dartho, vth den megeft gelegen Cloſter 
und andern geiftlifen gübern, barmede de gemeinen kaſten vie 
werben, dat fe alles wol vth richten tönen. Wat ſcholen anders 
ſolcke Clöfter und andere Kercken guͤder dohn, wenn fe nicht ſche⸗ 
In kamen tho folder ehre und Gades denſte? 


Item, affent mat be Kerckſwaren in der hand gehatt heben, 


dat ſchal den Caſten Diaken vberantwortet werden. 


Item, alle Regifter, in melden befchreuen is, wor guͤbere 
und inkament ber Kercken find, ſcholen den Eaften Diaken ouer⸗ 
antwordet werden. 


Wolden etlike frame luͤde ock Teſtamente maken, nicht den 
armen luͤden, ſunder de Scholen und Prebidftole beter thobefols 
benbe, dat 16 en. fig, na zechte vnd art ber frywilligen Teſta⸗ 
menten. 


Aller (older Kercen güder ſcholen Inuentaria gemaket wer⸗ 
ben, und vorſegelt, mit des Rades und Kaſten Segel, by den 
Radt gelecht werden, Darime ock geſchreuen ſchal werden, wenn 
de Rechenſchop geſchuͤt, wat ſick de guͤder vormehret hebben 
Duerft de Kaſten Diaken Faden eins vthſchrifft des Inuentarij 
by fi polen. “ 


alten Diafen. 


„Tho ſolcken gemeinen Kaſten ebbsr fchatte , dor be armen 
vnd Kercken Denere, ſcholen erwelt werden ſoͤs Kaſten Diaken 
3* Kaſtenheren, twe vth dem Rade, vnd veer Boͤrgare vth der 

emeine. 


De ſolck⸗ laͤd⸗ ſcholen ſya, alſe flevt Acto. 6. 1. Zimo.. 3, 

ehrlike luͤde, nicht Iögenere, nicht brundenbolten , wicht bedres 
gere, de ehrlid hus holben, mit eren echten wpuen vnd Finder 
ven, de vul hilliges Geiſtes, vnd wysheit find, dat is, de bat 
geheimniſſe des Euangelij edder des gelouens, In reiner Con⸗ 
ſcientien hebben, de ſo vorſtendich ſind, dat ſe wol weten, wor 
fe geuen vnd borgen ſcholen, dat nicht, bat Kaſten gut, aye net 
vorcingert werde, De od fo fram ſyn, det fe de armen und 
nostrofftigen nicht. verfümen, 
Driiſſe ſcholen -vlitich ahnen vnd pthgeuen, Pan dat alle 
erem Schriuere ſchriuen laten, alle Solde ber Kercken und Schol 
Deneren, ſcholen fe alle verndel jars pthrichten. Item; be fchde 
len neuen dem Rabe vorfehaffen bequemelite woninge den. Pre⸗ 
dlcanten vnd Schotgefellen, vnd wenn de Schofgefeflen chelick 
werden, fo ſchal men dem eheliken gefellen eine ſunderlike Mos 
ninge beftellen, fo lange he in dem ampte btifft. De Caſten 
heren fchoten od buwen, vnd In bumelitem wefende holden der 
Kerden und Scholen Oener⸗ huͤſere. Item, de Kerckhoͤue 
ſcholen fe genochſam befteden, wente ber Chriſten begreffniffe 
ſcholen wy ehrlick Holden, darumme, bat wy geloͤuen de vpflane 
binge ber boden. 

Ale Sundage des namfddages, na der Predike (melde Pre 
dike vmme Seyers twelue ſchal Yefcheen) ſcholen de Eaflen 
aken thufammende kamen, dar ere Kaſte is, vmme der a 
willen, de fe vp dem Relier angeſchreuen heben, ben fe tl 
gefecht hebben, alle weke wat tho geuende, dem einen mehr, dem 





1543, LXXZIN. Berniriämeigrfiie KKirchenbrouung. | 63 


anderen geringer, na gelegenheit, Vnd ſus od tho ratflagem, 
efft wat van noͤden were der Kaften halıen. | 

De Caſtenheren fcholen fit vorſchaffen einen geſchickeden 
Schriuer, vnd den mit ber Borgesmeifteen vnd Kerckheren rade 
vnd willen annemen. 

De Schriuer ſchal ein framer Boͤrger ſyn, de ehrlick hu 
belt, de vorſtendich id up Rekenſchop, be bat gemeine Kaſten⸗ 
boͤck wol vorſtan, und be vefenfchop wol ſchriuen fan , gegen de 
tidt wenn men rekenſchop fehal dDohn. : ‚ 

De Caften Diaken fcholen alle Zar, in ber melen vor 
PYalm Sondags, rekenſchop dohn, vp dem Rathufe, dem Kerck⸗ 
beren und dem Made, Des Sondages thouorn ſchal yd vam 
Predigſtole affgekuͤndiget werden, dat de rekenſchop geſcheen 
ſchal, hefft jemand wat inthoreden wedder de Kaſtenheren, edder 
weth ſus wat mehr gudes der Kaſten tho gude, de mach ſick 
op be tydt, up dat Rathus maken, vnd rede dar frilick, der fallen 
tho gube, vnd nicht thom vorderue, De döre ſchal em und ans 
beren Borgern de darby willen fon, apen flan. . Ä 


Ma der Rekenſchop, ſcholen beun fülueft de twe Nades 


perſonen, de Kaſten Diaken ein Jar lang ſind geweſet, fry vnd 
los ſyn van diſſem ampte, ock de Boͤrgere, de by der Kaſten 
‚find geweſet, Vnd men ſchal m na guder rekenſchop dancken, 
Vnd balde, ehr men geyt vam Rathuſe, ſchal darſuͤlueſt be 
Parhere vnd de Radt, ſampt allen, de dat Jar Diaken ſind ge⸗ 
weſt, erwelen tho der Kaſten, vpt nye, einen van den beiden 
Ratheren, de des vorgangen Jares ſind Kaſtenheren geweſet, 
vnd noch einen Ratheren, de des vorgangen jares nicht is Ca⸗ 
ſtenhere geweſet, Dartho ock twe Borgere van denſuͤluigen, de 
Gaften Diaken ein jar lang find geweſt, und tive Boͤrger, de 
im vorigen Jar nicht find Kaften Diaken geweſt. 

Wente wen men jdel nye alle jar erwelen ſcholde, de nicht 
mit dar fakın vmmegegahn hedden, fo müchte vth vnerfaren⸗ 
heit de gemeine Kaſte ſchaden nemen, Darumme is yd gut, 
dat ſuͤlcke dre erfarne Boͤrgere, noch ein Jar darby blyuen, 
van welcken de anderen ock koͤnen leren, vnd angevoͤret werden. 
So moten de dre blyuen, twe jar lanck, Im druͤdden Jar koͤ⸗ 
nen ſe fry werden. Alſo ſcholen alle Jar de Kaſten Diaken wed⸗ 
der erwelet werden, na ber rekenſchop. 

Dre Slötele fchelen tho dem Gaften fon, einen fidtel ſchal 
hebben be Rades perfone, be thor tybt Gaftenhere is, den ans 
bern ein Boͤrger van ben veer Gaftenheren, de vth ber Ges 
meine find, den druͤdden be Kerckhere. In der erſten Viſitation 
is de druͤdde flötel dem Made besalen , darumme, bat noch alle: 

nicht Kerckheren weren, Ru ouerft vordban ſchal den 
en flötel de Parhere ebber Paſtor hebben. 


Mit den Gylden und Broderfchoppen ſchal de Radt, fampt | 


ber Kaſten Diaken, fruͤntlick handelen, bat fe de Gpiden und 


Broberfhappen in de gemeine Kaften, diſſer Gades ſaken tho 


gube, laten komen, Id Ean doch vnd ſchal od nicht beter ans 
gelecht werben. 

So ſcholen befüluen ock fruͤntlick handeln mit ben geſlech⸗ 
ten, de Jus patronatus ouer etlike Lene hebben, dat ſe de Lene 
ock gerne tho diſſem Chriſtliken ſchatte laten kamen, Ge vor⸗ 
leſen nicht darmede ere herlicheit, ſonder koͤnen vor ſick vnd ere 
fruͤndſchop mit groter herrlicheit beholden, vnd vaken, wat ſun⸗ 
derlikes gudes dar van dohn. Wente bet nu her ſind erer etlike 
verſtoruen, de newerlde de Lehne vorlehnet hebben, dewile etlike 


Papen lange Leueben, de de Lene hadden. Nu ouerſt, wenn fe 
de Sene thom Kaften lathen fomen , tönen fe fi vorbeholden 
vnd vorſchryuen laten, ſolcke gerechticheit, dat fe (den dat Zehn 
thor tydt gehört).mögen vmme dat ander ebder druͤdde Jar, 
wenn de Kafte fo ri! und vormögen werd, eine vorbede dohn, 
vnd ſchoͤlen, alfe Patronen des Lehnes, nicht geiweigert werben, 
vor einen armen Studenten in einer Vniuerſiteten, ein jad⸗ 
land eöber vyue tho hofdende, edder vor eine arme ahrlide denſt⸗ 
magkt vththogevende. Vnd mac ein van dem geflechte, de 
Lehnhere is, des Jares, wenn be Kalte rekenſchop deyt van dem 


Lehne, vppet Rathus komen, und fehen vnd hören ſuͤlueſt, dat 


mit dem Lehne recht vnd Chrifttid gehandelt werd, Weren 
ouerft etlike fo halftarrich, dat fe ere Lehen tho folden guden 
werden nicht wolden laten komen, fo ſchal de Rad vnd de Kas 
ſten Diaken, ſolck Lehen vorteten faten in ere Inventarium, 
vnd neinerley weiſe fladen, dat etlike folde Lehne wolden ver 
rucken to fill, vnd "bringen fe erer fründfchop vth den henden, 
bat men nicht wete wor fe blyuen, alfe id fi, nu leider, mol 
Ban thodregen. Sonder fe feholen ſchuldich fon opt Rathug 
thofamende, wenn de Kafte rekenſchop deyt, vnd dar od vor 
allen rekenſchop alle Jar von erem Lehne dohn, dat me wete 
vnd anfchriue, wor fe id hen gekert hebben vmb Gades willen. 
So vorkamen de Lehne nicht, efft men fe noch nahmals by 
eren nakömelingen Finde by de Kaften krigen. | 

Den Miſſe Prefteren by uns, de nicht mehr Miſſeren, vnd 
nicht lefteren bat Euangelion Chrifti, de ehrlick Husholden, und 


diſſe Chriſtlike Drdeninge annehmen , willen wy exe infament 


ere Teuelang laten, andersworhen ſchal en nichts volgen. Ja 
find fe funderlid! arm by vns fo [hal men en vele leuer, mit 
milden almiffen, ehrlick, in even hufen, tho hülpe kamen. 

Des geliten den Moͤnniken, de vth den Cloͤſteren willen 
gahn, fchelen de Vifitatores helpen, thom Prebigampte, fo fe 
bar tho denen, ebber fus tho ehrliker neringe, und fe ehrlid afe 
ferbigen mit gelbe, van des Cloſters guͤdern. 

Des gellken den Nonnen und Cloͤſter und Stifft Junck⸗ 
framwen etc. Wente id fchalen alten, alle tydt, fry fun, ehrlic 
vnd Chriſtlick ve tho gende. 

De ouerft darinne blyuen willen, fo fe nicht Iefleren dat 
Euangelion Chriſti, und holden ftille mit ern Miffen, vnd 
alle erem apenbarem - gefenge, wandelen eren Mönnite und 
Nonnen habyt, und verlaten gang eren Orden, bat fe alleine 
in der Regel Chrifti, by Chrifto biyuen , in melden und in ſy⸗ 
nen dodt fe gedofft find etc. de ſchal men nicht vorlaten, funder 
ere leuentlang mit aller nottrofft vorforgen, Se feholen by fid, 
na alle even willen, beden, ſtudern, in der hilgen Schrift, und 
fuft wat Judes lefen, prediken hören (bartho fe feholen einen 
Prediker befolden, alfe en ſchrifftlick vnd mündlid dorch de Vi⸗ 
fitatores vorordenet und beualen is) und wol id mand en beter 
leret, de mach ſyne Broder ock vordan leren, dat fe ock gedencken, 
wo fe ſalich werden. Se alle ſcholen nemande mehr in eren Or⸗ 
den nemen. De in den Kloͤſtern vnd Stifften blyuen, ſcholen 
apenbar fingen und leſen In eren Cerimonien, vt der hilgen 
Schrifft, alſe Doctor Pomeranus latiniſch beſchreuen, vnd dar⸗ 
by eine Chriſtlike vndetrichtinge gedan hefft, welck de Foͤrſten 
vnd Stende alfo verordenen, vnd ſetten od hinden an biffe 
Kercken Ordeninge, Vnd hebben ſuͤlck alles alrede in einem jewe⸗ 
liken Kloſtere und Stifft, dorch de Viſſtatores gebaden und vor⸗ 


a © Abe0. EXEXEV, Srenhilihe Ainhensehnmg 


ordenet, bar tho ock fchrifftlich vorantwerbet, De bar wedder 
dohn, dem ſchal men de guͤdere vth diffen Landen nicht volgen 
faten, und men fchal fe dar tho od in diffen Landen nicht we 
ten, als en dat od ſchrifftlick, vorantwordet 16. 

De Predicanten in den Steben, ſcholen od? troͤſtlick fon den 
armen Bebel Moͤnniken, de nu van olders ebder kranckheit we⸗ 
gen nergent hen weten. De men ane bat doch nicht ſchal vor⸗ 
laten, went werb angefecht, fo ſe ſick na diſſer Ordeninge hulden. 

De Kercken vnd Schol Denere, de by vns in vnſem 
denſte vorkrancken, vorderuen edder voroldern, dat ſe nicht meht 
koͤnen denen, ſchal men vth den Kaſten, edder ock ſuſt vth geiſt⸗ 
liken guͤdern, vorforgen ehrlick, Wo koͤnden wy yd anders vor 
ade und den luͤden vorantwerden ? 

Den heue Ammen ebber Babemömen, is yd billid, bat 
men od wat fchendlet vth der gemeinen Kaflen, wenn men 
vd vormach, befundergen den, be dem Rade gefmwaren find, dat 
fe defte vlitiger od? den armen frouwen denen. 

Wat fe vor drandgelt dar the van en krigen koͤnen, bat 
mögen fe mol nemen. Dar is einer Stat edder Gemeinen 
groth an gelegen.” 





De Kofpitalen. 


„De Hoſpitale, ſchal men vlitich verſorgen, dorch etlike van 
den Kaſten Diaken dartho ſunderlick erwelet vam Kerckheren, 


vam Made vnd allen Kaſten Diaken. Kan yd dorch be 
nicht bequemelick geſcheen, fo erwele men andere dartho, jo viere 
tho jewelikem Hoſpitale, welcken men alle inkament der Ho⸗ 


ſpitale, vnd alles ſchal ſchrifftlick beuelen, dat fe de armen fo 


recht vorforgen, dat nicht perfonen in bat Hefpital werben ges 
namm vor gelt, funder mit willen des Kerckheren, bes Rades 
ond aller Kaften-heren,, alleine de im ehrliken lenende noͤtlick 
vorarmet find, befundergen Borger und Borgerinnen, ane bat 
men nicht innehme oͤuer den tal, dat men be angenamenen wol 
verforgen Fan. 

Alfo hal men od by macht beholben de vnreinen hufere, 
bar men hen lecht be Vthſettigen, Srangöflfichen etc. vnd jo 
allermeift thofehen, dat de armıen lüde bar nein not Inden, mit 
Bedden, waffchen, ethen etc. ’ 

De dar tho erwelet werben, ſcholen od alle jar, wenn be 
anderen, wo gefecht, rekenſchop dohn, Denne fchal men nye 
Hofpital Diaken edder Vorſtendere verwwelen , ouerſt nicht idel 
nye, alfe od van ben Kaſten Diaken geſecht 16. 

De Predicanten in den Steben ſcholen alle Hoſpitale ein 
mal in der weken viſiteren, und em prebifen, dar mögen fe ſick 


In delen. FINIS“ 
Gedruͤckt tho Wittemberch: dorch Georgen Rhaw. 
MDXLIN, 


1544. 


LAXXXIV. 


Ordennng vom eufferlichen Gotsdienft vnd artickel der Ceremonien, wie es jun den Kirchen 
des Serkogthumbs zu Preußen gebalten wirt. MDXLIV. 4. 


Die (oben mritgetheilte) erfle K.D. des Herz. Preußen 
v. 3. 1525 (Nr. XL.) wurde im Jahr 1544 einer Revis 
fion unterworfen. Sie fchließt ſich in biefer Geftalt im 
Ganzen an bie Sächf. Agenbe v. 1639 an, und in Bes 
ziebung auf ben Exorcismus und bie Elevation zeigt fie 
deutliche Spuren von Luthers Einfluffe (f. de Wette, 
Luthers Briefe, Bd. V. 8. 541). Gine gleichzeitig ers 
fchienene Lateinifche (Ordinatio de externo Dei cultu, de- 
que articulis Caeremoniarum, quem ad modum in Ec- 
clesiis Ducatus Borussiae servantur) und eine polntfche 
: Veberfegung erwähnt Jacobſon, Gefch. bes ev. K.⸗R. 
der Prov. Preußen und Polen, S. 39 f. Bei dem folg. 
Abdrucke find bie Gollesten am Schluffe weggelaffen, 


* * % 


Fuͤrſtlicher Durchleuchtigkeit zu Preuffen er. 
Drandat biefe Kirchen Drönung betreffend. 


Dieweil von Bots gnaden wir Albrecht Marggraff zu 
Brandenburg, jn Preuffen zu Stetin, Pomern, der Caſſuben 
und Wenden Hertzog, Burggraff zu Nürnberg, vnd Zürft zu 
Ruͤgenn, auff vielfeltigs vleyſſigs embſigs, unnferer lieben Ger 
trewen vnderthanen, von allen Stenben, unferer Landt Preuffen 
anregen und anhalten, den Bmbzug vorgenommen, Vnd durd) 
Goͤtliche hilff denfelben zum shepl geendet, dasinn dann, wie 


es mit Gericht, Recht und anderm jnn ber gangen Pollicey, - 


vnſers Fürftenthumbs zugehet und gehalten wirdt , fo viel uns 
müglich, der hohen unvermepblichen, gebürlichen nodturfft nach, 
beftetiget, Auch, bo etwas Irrigs vnd zwifpaltige zwuͤſchen vn⸗ 
fern vnderthanen ſich zugetragen, angehört und durch verleyhung 
bes Almechtigen geörtert und beygelegt haben ete. 

Dnd nachdem wyr uns zu Kürderung Goͤtlicher chre, vnd 
außbreptung der warbeit bes heyligen Euangelij, das auch inn 
Kirchen ordentlich, zuͤchtigk vnd mol zugehe, Desgleychen bie 
Diener vnſers Herren Chriflt vnd feynes heyligen worte, ger 
bürliche und ziembliche vnderhaltunge haben mügen, Alſoviel 
vnſer Fuͤrſtlich Ampt betriefft, durch vnſere underthanen zu ver 
fhaffen ſchuldigk erkennen, Als haben wyr neben verhoͤr vnd 
entrichtung der meldlichen hendel, auch der Religion vnd Kir⸗ 
chenſachen, woe jrgents ein mangel befunden, gern abheiffen 
wöllen. Dermegen bie Ehrwyrdige vnnſere Freunde, 
und liebeliche getrewen die verordente herren Biſchoͤffe, ſampt 
etlichen vornehmbften Theologie und Prebigern zu ſoͤlchem han⸗ 
bei, vff das mit derer rathe und zuthun alles defter richtger und 
ſchleuniger verordent, vnd beftellet möcht werben, mitgenos 
men, Do wyr dann neben obgemelten herren Biſchoffen, Theo⸗ 
logis, vnd Predigern an etlichen oͤrthen vnſers Furſtenthumbs 
nicht einerley weyſo, oder Ceremonien funden, vnangefehen das, 


— — —— — — — —— — — 


4544, EREREN. Girentithe Biehensrtunng; 25 


bis vorige Kirchenorbenung, ſampt ben: Actickaln der Ceremo⸗ 
nien, vnns, nichts minder dem verordenten ausſſchus vnſers 
gantzen Furſtenthumbs auff dem Landtage zu Koͤnigßbergk im 
Docembri des funffzehen hunderſten und fuͤnffvndzwantzigiſten 
jares gehalten, durch beyde herren Biſchoffe, Sambland vnd 
Domszan ete. dazumal furgetragen, Wie dann auch dieſelbige 
vorige Kirchen ordenung jene zeyt, einhelliglich fuͤr gut ange⸗ 
ſehen, bewilligt, beſchloſſen, angenommen, vnd auch gehalten 
iſt worden. Weyl aber die Buchlein, der offtgemelten Orde⸗ 
nung zum thepl ſindt vmbkommen, iſt daraus ervolget, das an 
etlichen orten vnſers Furſtenthumbs durch die Pfarherren, ders 
ſelben oͤrter etwas eygens vnd ſonderlichs, des wir dann kley⸗ 
nen gefallen getragen, iſt furgenoͤmen. Haben vns derhalben 
mit den Herrn Prelaten vnd furnembſten Theologis vnd Pre⸗ 
digern vnterredet, vnd von ihnen gnediglichen begeret ein Kir⸗ 
chenotdnung widder, im Druck ausgeben zu laſſen, dardurch 
die Pfarher jnn beyden Biſtumben vnd durch vnſer gantzes 
Furſtenthumb, in Stedten, Flecken vnd Doͤrffern, einerley 
weyſe vnd Ceremonien, Sunderlich im Ampt des Abendmals 
vnſers lieben Herren Jeſu Chriſti eintrechtigk brauchen vnd 
furen möchten, Damit nicht an eim jdern orth, eine fonderliche 
und andere weyſe gehalten werbe. Dann es iſt sin Chriftus, 
ein Geyſt, ein Zauffe, ein Gott vnd Water unfer aller, gleuch 
wie wyr auch alle ein wort und einen glauben haben, vnd füllen 
vleyſſigk fein, die eynigkeit jm genft, durch das bandt des Frie⸗ 
des (wie ©. Paulus leret) zu halten, Dann Got ift nicht eim 


Got der vnordenung, fondern des friedes, wie inn allen Gemeys | - 


nen der Deyligen aber Gleubigen. Vnd ob mol ſolche menſch⸗ 
liche ordenungen, von euſſerlichen Ceremonlen frey find, vnd 
onferer Seelen feligkeit nichts daran gelegen, So iſts doch unges 
ſchickt, Ja auch dem einfeltigen Volck ergerlih,, Wann man 
Inn ſolchen obgemelten Geremonien und Form, bevarab jan eis 
nem Lande ader Furſtenthumb zwiſpeltigk funden wirt, inn bes 
dacht, daß fölche Ritus vnnd Kicchenmenfe, von wegen ber Zus 
gendt ond. einfeltigen [wachen allermepft gehalten follen wer⸗ 
den, das der einfalt Damit gedienet, Auch jdermennigklich dars 
durch zunn mortte Gottes vnd glauben gerepezet vnd geleptet 
werde, das alfo alles, nad) ber lere ©. Pauli zur befferung ger 
fchehe, Nichte minder zuͤchtigklich vnd ordentlich zugehe.. Dem⸗ 
fsibigen vnſerm obgemelten Fuͤrſtlichen vnnd Chriſtlichen begeern 
nach, haben vnſere Herren Prelaten, Theologi, vnd Predigere, 
vns dieſe nachfolgende Kirchen ordenung fampt andern artickeln 


vberantwort, daneben auch angezeygt, das dieſelbige, ſich mit 


andern Kirchen der Augßpurgiſchen Confeſſton ſonderlichen aber 
mit der zu Wittemberg (do des heyligen Enangellons warheit 
lautter vnd klar, durch ſonderliche Gottes gnade jnn dieſen letz⸗ 
ten zeyten herfuͤr brochen iſt) zum mehrern theyl vergleychen 


etc. 

Derhalben woͤllen wyr von euch allen vnd jeden vnſern ge⸗ 
trewen lieben vndorthanen, Hohes und nydrichs Stande ernſt⸗ 
lichen begeret, auch hiermit bevolen haben, diefelbigen Ordnung 
vnd Artickel mit aller Ehrerbitung (wie an jhme ſelbs billich 
vnd Chriſtlich) anzumemen vnd nicht zu verachten, Sunder ders 
felbigen vnderthenigklichen inn allen puncten und artideln wie 
die weit vnderſcheit und nach gelegenheit der Örter begriffen, ge⸗ 
meß leben und vnverruckt halten. Woe aber jemande dowid⸗ 
der des wir und in keynem wege, in. aumerdung der ſchuͤldigen 

U. 


vnderthenigkeit, und das es zuforberſt Gottes ehre belangt, ved 
ſehen woͤllen, freuenlich ader mutwillig handeln wirdt, gegen 


denen oder die, ſo ſoͤllichs vbertretten, woͤllen wyr vns mit der 


ſtraff (die wir vns auch allewege hiermit vorbehalten) der ge⸗ 
buͤr wol zuhalten wiſſen. 

Hierneben aber woͤllen wyr jnn ſonderheit, von allen Pfar⸗ 
herrn vnd Predigern jnn beyden Biſtumben Samland vnd 
Pomezan, desgleychen durch vnſer gantzes Fuͤrſtenthumb ernſt⸗ 
lich begeret und jhnen bevolhen haben, das fie diſs gegentvertige 
vnſer Mandat mit volgender vorrede, den euſſerlichen Gottes 
dienſt vnd Ceremonien betreffende, (welche vnſere Herren, Pre⸗ 
laten, Theologi und Predigere, als fuͤrer des Goͤtlichen worte, 
zu vnderrichtung des volcks geſtellet haben) ehe dann die offt 
gemelte Kirchen ordnung angefangen, vnd jns werck genomen 
werde, auffs wenigſt vier Sontag zuvor vnd nach einander an ſtat 
bes Catechiſmi von der Cantzel vlepſſig, deutlich, verſtentlich, und 
vernemblic) ablefen auch von wort zu wort ablündigen, bamitnicht 
jemand gedende, man wöll alle tage andern ober newen Ölauben 
leren. Dann jhe ungezwenffelt und gewifs ein gros unterfcheid zwi⸗ 
fchen bes Glawbens und Menfchlicher Ordnung Artideln zu wiffen 
hoch von nöten iſt. Inn dem allem gefchicht ung zu ſonderm 
dancknemendem gefallen vnd vnſers gemüts enbliche meynung, 
Datum SKönigfberg etc. den tag nach Chriſti ges 
burt Tauſent fuͤnffhundert, und im vier und viertzigſten Jare. 


Vorrede der Herren Prelatenvon Geremonien 
vnd diefer Kirchen ordnung. 


Seinthemal die warheit des hepligen Euangelions alhie bey 
uns im Derzogthumb Preuffen, durch Gottes gnad (dafür man 
demſelbigen pillich embſigs vleyſſes bandbar fein ſoͤlle) reyn und 
lautter geprediget, vnd auch vor etlichen jaren ein Kirchen 
ordenung von Ceremonien vnd anderm der Religion ſachen an⸗ 
hengigk (damit alles nach der lere S. Pauli jnn der Kirchen 
mit zucht vnd ordentlich zugienge) jm Druck bey vns ausge⸗ 
gangen, vnd bishere gehalten iſt worden. Nun aber die 
Buͤchlein derſelbigen Ordenung durch lenge der zeyth zum theyl 
vmbkommen ond verbraucht ſein, Iſt derwegen an ettlichen 
ortten vnd Kirchen ettwan vnordenung ervolgt. Wie dann 
ſoͤlchs des Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herren 
Herren Albrechten, Marggrafen zu Brandenburg, in Preuſſen 
zu Sıetin Pomern der Caſſuben vnd Wenden Hergogen, Burgs 
geaffen zu Nürnbergl und Fürften zu Rügen vnnſers gnedig⸗ 
ften herren beuelid), fo jm nehiften vmbzuge des jahres drey 
vnd viergigflen, der weniger. zcale gefchehen, vnd jnn druck aus⸗ 
gangen meldet, das die Pfacheren wo ſoͤlche abdruͤcke mangeln 
bey vns geordneten Bifchoffen ader vnſers ampts vermalteren 
ſuchen föllen etc. So würde deshalben diefelbige widdervmb 
jm Druck auszugehen laffen vonnöten fein. 

Es ift aber gleychwol jun obgemelter vnſerer Kicchen orde⸗ 
nung diefe bedingung Elerlic) und eygentlich ausgedrudt, auch 
jene zeyt, da fie auffgerichtet, von der Cangel deutlich allem 
vold abgekündiget, das damit keyne befkridung, aber zwang 
der gewifien gemacht, und uns der weg biefelbigen. Ordnung 
mit der zeyt nach) enderung der vmbſtende ettwan zu mehren, 
aber myndern, aber auch zu endern, fo es vnns dienlid, wie 
man fonft jun gutem vathe würd finden mögen, nicht ſoͤlle ges 
ſperret fein. Denn ſoͤlliche Kischen besuche, ritus, geberbe, und 

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SEeremonien, fellen une Chriſten dienen und nicht wibaumd 
wyr ihnen, Auch fol das gewiſſen als fundiget man, oder thet 
für Gott unrecht, mo mans anders hielte, nicht baran gebuns 
den aber verhafft fein etc. 

Vnd wie wol mitlerzeyt mancherley Kirchenorbnung hin 
mb wider durch, Deudfchland jm drud fein ausgangen. Haben 
wyr doch jnn des keyne enderung dißfals furgenommen, weyl 
vnſere, fo bifhere gehalten ift worden, mit ben Kirchen des 
Churfürftenthumbs Sachfen, und furnemblich mit Wittenberg 
(do jnn diefen legten zeytten das wort ber verfönung durch fons 
derliche Gottes barmhertzigkeit erftlich iſt herfur brochen) ber 
mehrer they! vberein koͤmpt, Vnd wyr fonften mit ihnen inn 
einem ſinne und einerley meynung, nach der lere S. Paul 
vberein Stimmen, und feft aneinander halten. Auch in euffer- 
Then Dingen, als jun Ehefachen, und ftäden die gefibfchafft 
betreffende, fampt anderem, vns mit ihnen alfo viel ſich's wil 
than laſſen, gern vergleychen. 

Nachdem dann uns der obgemelten unferer Ordnung ab» 
druͤcke mangeln, und jsundt inn den Kirchen ber Augfpurgifchen 
Sonfeffion fa durch vnd durch, mie auch newlich zu Wirtems 
bergk eine enderung derfelben vorigen Orbenung, Beworab jm 
Ampt des Heiligen Abendtmals vnſers Herren Iheſu Ehriftt, 
angericht, laffen wyr uns mit einhelliger bewilligung der jenigen, 
fo darzu gehören auch biefelbige gefallen, Vnd wellens fürbas 
in allen Kirchen durch's gange Land, hochgedachts vnſers gne⸗ 
bigften Deren des Hergogthumbs Preuffen etc. Weyl wyr mit 
ihnen jnn einerley wort, glauben, lehre, und bekentnus für 
Got und der Weld flehen, alfo Halten, Allermeyſt aber nehmen 
wyr biefe enderung mit ihnen befte lieber an, Nicht aus jre 
gendt einem fuͤrwitz, aber unbeftendigkeit, fondern, das es dem 
abendmal vnſers erlöfers, gemeſs fm, So man flugks auff die 
Confecration des Brodts, das Sacrament reyche, onb ben Com⸗ 
municanten gebe che man den Kelch fegener, denn fo reden 
beybe, ©. Lucas der Euangeliſt ond ©. Paulus der Apoftel, 
Desfelben gleychen, nam er auch den Kelch nad) dem Abend» 
mal, ober nad) dem fle geffen hatten etc. 

Was aber vnſere widderſacher, hie von vnnuͤtz ſchreyen 
werden, laffen wyr faren, denn fie fechten doch ſonſt allenthals 
ben widder bes Euangelions marheit, Was auch die Rotten⸗ 
geyſter ond Sacramenti®tr davon heymlich vnd jnn windeln 
murmlen möchten, weyl fie jnn jhrem engenem Sinne verjrret, 
iſt Leychtlich zu ermeſſen, welche auch nah ©. Pauli Iere zu 
menden, vnd darnach aus fürftlicher Durchleuchtigkeit, beuslich 
anzuzengen find etc. Wie ſoͤlchs bie Artickel fo auff gehaltener 
Tagfart des jares viertzick, ber weniger zeale, einhelligk beſchloſ⸗ 
ſen, klerlich mitbringen. Was auch ſonſten die andern naß⸗ 
weyſen ader kluͤglingen, welche alles jhres gefallens meyſtern 
woͤllen, vnd doch des keynen beuelich haben, davon vrteylen 
werden, muß man dem lieben windt beuehlen, Inn Summa, 
den Widderſachern vnd Rottengeyſtern laſſen wir disfals nichts 
zu liebe, vnd fahen auch nichts an vmb jhren willen, Sonder 
vnſern Gemeynen vnd liebhabern der goͤttlichen warheit, ge⸗ 
ſchichts zu dienſt vnd gutte, die werden auch von freyheit jnn 
menſchlichen Ceremonien, gnugſam bey vns durch Gottes wort 
vnderweyſet. Hören und wifſſen das die werck, welche an ihnen 
ſelbs Adiaphora, das iſt, mittelding, heyfſen, als ſoͤlche euffer« 
liche weyſe vnd geberde, die nicht jnn Gottes wort geboten, ader 


eB88.. TxIV. MWrenbiiche KAircheuosrduuug. 


verboten ſind, muͤgen nach gelogenheit gehalten aber nachgelaſſen 
werden. Denn Chriften ſoͤllen nicht heyligkeit ader fünde jn 
ſoͤlchen euͤſſerlichen Dingen, fuchen aber machen, vnd wiſſen 
das ſie auch nicht noͤtigk ſindt zur ſeligkeit, Vnd gleych wie vnn⸗ 
ſere widderſacher groͤblich jrren, die das freye, (welche ohne faht 
des gewiſſens nach gelaſſen wirdt) mit geboten zwingen oder 
noͤtigk machen woͤllen, Alſo jrren auch die Rottengeyſter nichts 
weniger, bie eben dasſelbige, das zu brauchen frep iſt, verdam⸗ 
lich aber ſchedlich machen. So laſſen wir nun die Widderſa⸗ 
cher vnd Rottengeyſter auf beyden ſeyten zur lincken und zu 
rechten faren, wie fie woͤllen, wyr bleyben, vermittelſt Goͤtlicher 
huͤlff In via regia, auff ber rechten mittelbane ; darjnn Gottes 
wort nicht abe ader zugethan wirbt, Nachdem Gott fpricht, Ihe 
föllet nichts darzuthun, daß ich euch gebtete, vnd ſoͤlt auch nichts 
davon thun etc. Derhalben wöllen wyr durch Goͤtliche gnade in 
der freyheit, damit uns Chriſtus befreyhet hat, beflehen, und 
une durch heuͤchler ader falſche brüder weber hierzu binden, ober 
davon bringen laffen. Wie aud) der Apoftel S. Paulus ſoͤl⸗ 
chen falſchen brüdern nicht hat eine ſtunde weycchen woͤllen, Auff 
das die warheit bes heyligen Euangelij nicht allein bey den Ga⸗ 
lathern, Sonbern auch bey une vnd allen Chriften beftünde etc. 
Weyl ſoͤlche Iere von Ceremonien vnther den Chriften reyn 
bleybe, vnd dis Licht ſcheynet, werden keyne ſtricke des gewiſ⸗ 
ſens aus dieſen, oder andern dergleychen Ordnungen gemacht. ete. 

Was aber ‚die Stiefftung oder einſezung des: Teflaments 
ader Abendmals unfers Herren Chriſti betriefft, kan und magk 
keyns wegen etwas hierjnn von jemands geendert werden, Son⸗ 
dern fol und mus alles aus ſeynem Goͤtlichen bevehl gehen, 
und allenne Durch feyn eygene wort gehandelt oder gehalten wer⸗ 
ben, Drumb foll aud) das Heuptſtuͤck vom weſen vnd rechten 
brauch des ſacraments zu ſeyner zeyt von der Cantzel vleyſſig ger 
trieben werden, Soͤnſt das andere alle, als Ceremonien, Ger 
feng, Kleydung vnd dergieychen , iſt went unther Gottes wort, 
den glauben und Sacrament zufegen, Wie auch Chriſtus ein 
Herr uber ben Sabath und groͤſſer denn der Tempel iſt. So 
müffen wyr Chriften ſoͤlcher menfchlichen Ordenung und Cere⸗ 


monien Derren auch fein, das fie vns nicht vber das heupt, als 


artikel des glawbens wachſen, fonder vns vnderworffen fein vnd 
dienen muͤſſen, wenn, wo, wie, vnd wie lang, wir ſie vns 
nuͤtzlich vnd dienlich erkennen, Denn auch der Sabath, wie der 
Herre ſpricht, vmbs menſchen willen, vnnd nicht der menſch 
vmb des Sabats willen gemacht iſt. etc. 


Form vnd weyſe fo in der Mefs aber jm Abends 
mal onfers Herrn Chriftt fol gehalten werden. 


Des Sontags, 


Zum anfang an fladt des Introits, fingt man der Deuͤd⸗ 
[den Pſalmen einen, mie auch bißhere alhie jm Kürftenthumb 
gefchehen iſt, Nemblich Es wolt uns Got gnedigk fein. Er⸗ 
barm Did) meyn 0 Herre Bot. Aus tieffer noth. Ach Gott 
von himel ſich barein. Wer Got nicht mit uns dieſe zent. Es 
fpricht der vnweyſen mundt wol etc. und dergleichen pſalmen, 
vmb einander abzuwechſeln. 

Inn Feſten aber als Oſtern, Pfingſten, Weynachten, ſinge 
man bie eygene Introit, Deuͤtſch oder Lateiniſch nach gelegen⸗ 
heit des orts, vmb vbung willen, der Jugend, ſondern zu 





254, LEEZIV. Prexgiſche Qircheuorbuuug. 


ugſbergk von wegen des new geſtifften Partieulars vnd der 
andern ſchulen. 

Das Kirieleyſon nur dreymal lauts der vorigen orbenung, 
Der Prieſter aber jnn gewoͤhnlichem alten ader vorigen Kirchen 
kleyde, wie es auch zu Koͤnigsberg bißher gehalten iſt worden 
ſingt mit großer reuerentz das gloria in excelsis Deudſch, Ehre 
fey Got in den hoͤhiſten, der Chor fingt Et in terra, Deudſch 
ader Lateyniſch, nach gelegenheit als oben vormeldet. 

Darauff fingt der Priefter zum Bold: gekeret, 

Der Herr fey mit eud). 

Die Sollecten ader gemeynen gebet füllen gegen dem Altar, 
Bar deudfch mit gewoͤnlichem aceent vnd nach ordenung ber 
jept, wie bißhere jn uͤbung, gelefen werben. 

Darauff fol die Epiftel, wo es die menge bed Volcks, alds 
zu Koͤnigsberg und zu teten fordert, von ber Catheder aber 
Predigſtuel, Sonft aber wo bie Kirchen Heyn , und des volcks 
wenigk für den Altar gegen dem volck, wol lautte, verſtentlich 

vnd deudfch gelefen, vnd ome accent pronuncirt werben, Damit 
bie wort fo viel bafe, von den vmbſtendern vernomen werden. 

Zur Epiſtel abes wirbt zu Rönigfberg ein gantz ader halb 
Capitiel aus dem Newen Teſtament inn ©. Paulo anzufahen, 
durch alle Epifleln der Apoſteln vnd Acta Apostolorem gelefen, 
aus vrfachen, die von Ceremonien hermach verzeychendt. 

Inn andern Ststen und Doͤrffern behelt und Hefet man 
Die Epiſtel, fo auff den Sontag von alter gelefen ifk worden, 


wie fie an den Poſtillen verzeychent. nd dis bat nuch ſeyn 


vrfah. Jnn hoben feſten aber, liefet man bie verordenten 
Karzıı nach altem brauch· 

Volgt Halleluja mit ber melodey gerepmiet auff ben deud⸗ 
Schar Pſalmen, fo man finger weil, Als, Froͤlich wöllen wir 
halleluje finger Eine feſte burgk ift unfer Sat. Dan her 
Tauffe Chrifti, Doctoris Martini lieb, Item desſelbigen Vater 
vnfer im himelteyh. Item, Ad) vater unfer der Du bift etc. 
Abzurechfeln wie dann zu Königsberg? jnn vbung iſt etc. 

Sun feſton hate aygenes, Als vff Ofteen, Ehrifk leg jun 
todes bandm. Item, Jefus Chriſt vnſer heyland. Auff 
Pfingſten, Kam Got ſchoͤpffer heyliger geyſt. Nun bitten mir 
den heyligen geyſt. Inn Weynachten, Gelebet ſeyſtu Jeſu 
Chriſt. Item, Grates nunc omnes. Danck ſagen wir nu 
alle etc. 

Darauff fol das Cuangolion wie von der Epiſtel gefagt ger 
lefen werden. Darnad) ſingt bie gampe Kich, Wir gleoben 
alle an einen Bot etc. | 

Nach dem volgs die Predigt. Im Thumb aber zu Koͤnigß⸗ 
berg vmbe vol willen, melde amd einer Stat gehen predigt 
zuhören, jnn bie ander, galhicht am, Sontge die predigt ſrue 
für dem Ampe, vnd darnach jean der Altenſtada vnd Labenicht. 

Nach der Predigt fingt man zu Koͤnigßbexg im Thumb, 
jnn der Altenſtadt vnd auffm Werga, die Litania, Ba wer« 
gut, das jn anderen Stetin, da die Schulen zugenemmen hair 
ten, die Eitanin auch augericht vnd gehalten wärde, Aber jnn 
andern kleinen Statlein. Flecken und Därffern, de fie nicht gar 
fungen wirdt, fol für der prebiget von deu Cachel an ſtath der 
Litanben/ die 
Gtende vnd allerley gabrachen: lautt der gehsuchter: geobel, fo jw 
ſachſten Dacembrs dab: zwey und vierzigſen. Jares zeit Fuͤrſt⸗ 


Emanung mm Gebet, ader fuͤrbitt für, alle. 


Pr 


licher Duͤrchleuchtigkeit beuelich iſt vmbgeſchickt werden, dem 
volck von wort zu wort fuͤrgetragen werden. 

Bald auff die Predigt, wo die Litania nicht gehalten wirdt, 
ſingt die gantze Kirche ein Chriftlich lied, Als, Nun frewet euch 
lieben Chriſten gemeyn. Nun lob meyn feel den Herren. 
Oder das Vater vnſer von wort zu wort one außlegung nach 
der melodey des Herren Biſchoffs von Pomezan Doctoris Pauli 
Sperati. Vnther des gehet der Prieſter von der Cantzel, Magk 
ein wenig reſpiriren, vnd ſich wieder zum Altar finden. 

An ſtath der Prefation, welche abgethau vnd ausbleiben 
ſoͤlle, volgt bald ein offentliche vermanung vnd Paraphrafis des 
Vater vnſers, die der Prieſter Conceptis aber prescriptis ver- 
bis thun fölle, wol laut und vasnemblich wie volgt. 


q 
Pareaphraels des Bates wuferd. 


- (Work. od. Ne. XIV.) 

Hierauff balde keret fich ber Driefter zum Altar, fahet aw 
das Ampt der’ Buenebiction ader Confecration, vnnd ene mittel 
bebt ex ſſugs an bie werte des Abendmals zu fingen In note 
prefationis. Wis dieſelbigen auch zuvor bey vns auf die werfs 


fo find gefungen werben. 


Bnfer Herr Jeſu Chrsifl.... Solche thut zu meynem ges 


dechmis. 

Darauff ſingt der Chor ader bie kirche, bad deudſche 
Sanctus, oder dad liedt, Jeſeia dem propheten das gefchach, 
dar unter bald sreten zums Altar die Communiciren woͤllen, Vnd 
darff der Prieſter das: Sacrautxent nicht. erheben, dann die Eleuan 
tion iſt dißfals vrmoͤtigk, vnd aus. diefer veſach abgethan, Son⸗ 
ber der Prieſter reycht flaigg one mittel das Sacrament des 
leybs Chriſti und gibts den Communicanten, ehe denn der 


KLelch gefegnet wirdt, vnd ſpricht zu jegllichem jun fonderheit. 
‚ Rymm hin vad iſſe das iſt des Herren leyb, der fin: 


: Dich ge 


‚ geben iſt. Vnd foniel Semmunianmten füchauben, magk man . 
fingen Ihefus Chriſtas unfer Heyland, etliche ver, bis das bis 

: Sommimkeanten alle zugetmeten. D 

| fegenet der Prisfher auch deu: Kelch und ſengt jnn voriger motın. 


arnach Eonfecriret aber 
Desfalben gleychen nem er auch den Keich.Soͤlchs thus, 


ſo afft ihr's teinckt, zu meyrem gedechtnis. 


Bald darauff wird gefangen bat Agmas dei, deubſch, bass‘ 


- unter auch one mittel das BSaeranıına des blats Chriſti dem 
. Communicanten gereycht wirdt, vnd mügen bie übrigen verß 


vom Jeſus Chriftus, oder Got fey gelobet, nach gelegenheit ges 


fingen werden: Darnach wendet ſich ber Prieſter zum wold, 


und fings Dar Harre fey mit euch. vnd wendet ſich wibder nach 
dem Altar, fingt der Colkseten: eime mis gewoͤnlichem actent etc. 
vmb den andern Sontug. abgnwechſeln 
Erſte Collect. 
Wir Danken bye ıc. [ug Soͤchſ. K.⸗O. S. 30.] 
| Ein ander Collect. 

DO Warkafftigen Got, barmhertziger Vater wir bitten dich 
herglich, Las uns dürfftigen des hayligen leydaus vnſers Herren, 
nug vnd feucht, das iſt gnade und. vergebung vnſar ſuͤndon, mit 
glawbigem hertzen, rechtſchaffen ergreyffen, Glaych wie wir Durch 
deynes heyligen Sonas wort, femnen hepligen leyd vnd ſopn⸗ 
theures blut, welche er für vns gegeben und vergoſſen hat, untes ı 

9* 


dem brobt und weyn warlich haben empfangen, durch denſelbi⸗ 
gen vnſern herren Jeſum Ehriſtum deynen Sohn, der mit dir 
lebet vnd birfchet von ewigkeit zu ewigkeit. Amen. 

Dee Here ſey mit euch, mit antwort. 


Beſchlus mit dem fegen ober Benebictiom, 


Der Herre hebe ſeyn angeficht über uns und a ung ſey⸗ 
nen Frieden. 


: in ander Benebiction, 
Der Herre erleuchte ſeyn angeſicht auff uns und fey uns 
gnedigk. 
Item. 


Der Herre fegne dich und behütte Dich. 


Bon andern Eeremouien, 


Damit bie heylige bibliſche Schrift unter dem Chriſten 
volck, bey weichen Gottes wort reychlich wonen fälle, fo viel 
befanter und gemeyner werd, Vnd fonderlich die jenigen, fo vil⸗ 
leycht jnn Lünfftigen zeytten Kicchendiener, Diacon, vnd auch 
Prediger, bey der heyligen ſchrifft auffgezogen, und jan derſel⸗ 
bigen leuffigk werben möchten, Iſt für gut und nüg angefehen, 
daß die gange Biblia jnn Metten, Meſſe und Veſper oͤrdentlich 
Gapittel weyſe eingeteyit und gelefen werde, an den oͤrtern bo 
man es füglich thun kan, Wie auch ſoͤlchs bißhere zu Koͤnigs⸗ 
berg, lauts der vorigen Kirchen ordnung gehalten iſt worden, 
Denn bie andern jnn Steten, Merckten und Flecken, mögen 
nach vermögen hinnach greyffen, Doch alfo dus man etliche Ca⸗ 
pittel als von erzelung der Geſchlechte aber voͤlcker, aber fonft 
dergleychen jm Alten Teſtament, fo dem volde vundienftlich 
aufien lafle. 

Item, Wo des Sontags jnn Dörffern aber Flecken keyne 
Communicänten vorhanden, Sol nad) der Predigt die ermas 
nung zum Vater vnfer mit der Paraphrasis fürgefprochen, 
Aber die ander ermanung zum Teſtament bes Herten, fampt 
folgendem ampt ausgelaffen werben, auch zu vorn jnn der ex» 
manung für ber Paraphrasis, fölle für die Clauſel, feyn heiliges 
Zeflament zu.empfahen gefagt werben, ſeyn heyliges wort zu 
handeln und zu hoͤren. Dergeſtalt magk es auch zu Koͤngs⸗ 
bergk jm Wercktage nach der Predigt ader Lection, wenn nie⸗ 
mands Communiciren will, gehalten werben. 


Bon Metten, 


Die Metten belt man zu Köngsberg auff bie weyſe, ber 
Chor fingt zwene aber drey pfalmen, nad dem biefelbigen Lang 
oder kurtz jnn gewoͤnlichem thon mit Bären onderfchledlichen 
Spllaben und wortten. Die Pfalmen aber föllen fein aus dem 
erften thepl des Pfalters bis auff Dixit dominus. Darnach 
‚ fehet man widder am erften an, Darauff fol der Diacon ader 
Caplan (wie man fie nennen hut) ein sang aber halb Gapittel 
gegen den volck Deudſch und Bar lefen mit einer gang kurtzen 
angebefften anzeygung des jnhalts ader Summarien der gele 
Im ſchrifft. Aus ſoͤlchs zum erempel, inn des Dagiftri Veyt 

Dieterichs zu Nuͤrmberg Summarien Herlich zufehen ift. 

Bnd föllen ſolche Capittel ordentlichen nacheinander aus 
dem alten Teſtamente vom Genesi aber Anfang, bis auff die 
Propheten, wie bißher zu Königeberg jun übung genomen 
werden. 


: 8866. LXXXIV. Prenußiſche ARiegauoutiung. 


Darauff fol gefungen werben, ein gewoͤnlich Reſpont aus 
bemfelben Buche der fchrifft, daraus man zur zeyt die Capittol 
lieſet, Vnd alfo bei jeglichen Buche ber ſchrifft ein fonderlich 
Reſpons latennifch zur übung der fchüler, wie zu Koͤngẽberg dee 
brauch, gefungen werden, Dann auch ©. Paulus nicht. weret, 
jan der Chriſtlichen gemeyne, mit zungen ader fprachen zu reden. 

Darnach fingt der Priefter den verſickel: 

Erzeyge une Here deyne barmhertzigkeit, 

» Mit antwort des Chors. 

Darauff lieſet er ein deudſche Collect von der zeyt, Oder 
wo die nicht vorhanden braucht man dieſe. 


GEoleet, 
— oben die erſte der Collecten in der Sit. Agende 
V.). 


Fr befchleuft mit gernönlicher Benebietion wie oben am 
ende der Meſs verzeychendt. 

Dieſe obgeſchriebene Collect, mag auch jm Ampt des Abends 
mals, wo die Collecten nad) ordenung der zeyt nicht vorhanden; 
vor der Epiftel gebraucht werden, 

Weit aber im Thumb am Sontage bie Predigt frhe ge 
ſchicht, der halben auch das vold beft che und ftuͤe zuſammen 
kuͤmpt, Singt die gange Kirch, zur Metten die gewwönliche vers 
deudſchte Pſalmen, fampt etlichen geyſtlichen Liedern und Lob⸗ 
fengen, Darauff thut der Diacon ader Kirchendlener ein kurtze 
Ermanung vom heyligen Sacrament, für bie, fo Communb . 
ciren willen, an fladt eines Gapktteis, Auff die Ermanung, 
fingt die gange Kirche das deudſch Te deum laudamus, dar⸗ 
unter wirdt zur predigt geleut, vnd das liebt Iheſus Chriſtus 
vnnſer en fur der prebigt gefungen. 

Solche Ermanung zum Sacrament geſchicht ber gleychen 
jnn der Altenftach und im Lebenicht auch nad) ben Wetten des 
Sontags und inn allen feften. 


Veſper. 


Der anfang geſchicht mit dem Deus in adiutorium Deubfch, 
vnd gloria patri auch deudſch, Bald darauff fol gefungen wer⸗ 
den jun gemöhnlichem thon ein Pfalm, zween, drey, darnach 
fie lang aber kurtz feind, klar und vernemblich Deudſch aber 
Lateyniſch nach gelegenheit, anzufühen vom Dixit deminus 619 
an das end des Pfaltere. 

Darauff fol der Diacon: aber Kirchendiener ein Gapittel 
aber halbe, darnach es langk aber kurtz iſt, aus dem Alten Te⸗ 
ſtament, anzufahen an ben Propheten bis zum ende der Buͤcher 
bes Alten Teſtaments, zum volde lautte:tefen, mic einer kur⸗ 
gen Declaration , wie oben jn dee Metten angezeygt ift, Denn 
es ift gnug das mit turgen worten allweg das fürnemeft, welchs 
jm Gapittel zumerdien am nötigiten vnd nuͤtzeſten iſt, ange 
zeygt werde. Volkomene aber außlegung und erklerung, au 
lange ermanung gehöret jnn die predigt, Oder jnn fonbertiche 
vnd eigene Lection, und nicht in die Capittel. 

Darnach fol man das Magnificat deudſch fingen, darauff 
mit gewönlichem Verſickel und Collecten, wie in dee Metten 
fampt der Benediction befchlieflen. 

Item, Des Sonnabende vor-dbem Capittel fingen zu Bine 
bergk die Schüler, den Hymnum Lucis creator optime. 
Sontags aber O lux beata trinitas, Mnb wie rer Pd 


dö04. -LIXKET.. Preußziſche Mechenorbining. | 65 


dee Hohen feſt mit ben Reſponſorijs, als auff Weynachten 
Verbum ckro factum est: Oſtern stetit angelus. Pfingſten 
Apparuernunt. Vnnd mit den ſonderlichen Hymnis Inn Met⸗ 
ten vnnd Veſpern fol gehalten werden, ſtehet den Pfarherrn 
zu darauff acht zugeben. et J 

ten, Inn andern Seeten, die nicht ſehr volckreych find, 
vnd kleyne Schulen haben, ſol nach F. D. beuelich, welcher jm 
Kar drey und viertzig durch den Druck außgegangen, nach vers 
mogen hernach gegriffen werden, Vnd auch alle tage Metten 
vnd Veſper gehalten, verdeudſchte Pſalmen vnd andere geyſtliche 
Lieder nach der lere S. Pauli von hertzen geſungen, vnd der 
bloſe Text ber Biblien geleſen, aber nad) Gelegenheit ber Ca⸗ 
thechiſmus vorgetragen werden. 

Inn Merckten aber vnnd Flecken, dergleychen jnn andern 
groſſen Kirchſpilen, do viel Doͤrffer vnd leutte zuſammen ges 
horen, Weyl daſelbs den Pfarherrn, newlich auch Diacon aber 
Krehen diener ſindt zu geordent, Sol auf beger der Pfarrkinder 
etwan bes Sontags and) Metten und des abends Veſper, Son⸗ 
derlichen jnn andern Chriſtlichen hohen feſten gehalten werden, 
Bud mag zur Metten ein ermanung zum Sacrament, zur 
Beſper aber vom Catechiſmo geprsdiget werben. 

Es ift nicht ein boͤſer gebrauch, das man in Doͤeffern und 
kleynen Flecken nach alter gewonheit zu Morgen und abends 
teglich leuttet, ob man gleych da ſelbſt weder Metten noch Bes 
ſper helt, Sondern zur erjnnerung dem volck, damit ein eufſer⸗ 
lichs danckzeychen zum Gebet gibt, Es ſey jnn Hewſern ader 
auffem Felde, vmb gemeynen frieden vnd allerley wolfart zu 
Bitten und. zur danckſagung für alle wolthat des Herren Gottes, 
Darumb iſt es für gut angefehen, das es auch alſo hinfurt teg⸗ 
lid, gehalten werde Eure j | 


"Mom der Vrediget uud Catechiſao. 


Foͤrmlich iſt's und dem volck nuͤtz, auch dienlich, das eben 
das ſelbige Cuangelion des Sontags weiche jm Ampt der Diefs 
gelefen, auch darauff gepredigt vnd erkleret werde. 

Item, des Sontags nach der malzeyt vmb zwelff vr, wird 
zu Koͤngsberg jm Thumb, vnd jnn der Altenſtadt, einen Sons 
sag vmb den andern durch die Gapplan ader Diacon, der Ca⸗ 
techifmus, das tft von den zehen geboten, von Artickeln des 

bene vnd Vater onfer, von der Zauffe und Sacrament des 
Leybe vnd Bluts vnnſers Herren ordentlich und nad, einander 
immer geprediget,, allermeyft für die Sugend, fur Dienftboten 
vab das gefinde, welchs für eſſens fuͤglich nicht kan zur Kirchen 
kommen. Vnd jnn diefem ſtuͤck mögen bie andern Stete nach 
vermoͤgen vnd bequemigkeit auch volgen, Oder auffs wenigſt 
zur Veſper vor dem Magnificat den Cathechismum predigen, 
vnd Das gefinde auch darzu kommen laffen. 

Inn Dörffern aber, fol des Sontags nach der Predigt bes 
Euangelions (weiche eine halbe Stunde weren folle) die ander 
hetffte dem Catechiſmo zugeengendt werben, Auch wenn bie vers 
bie aber Examination bes Catechismi, welchs aus F. D. ber 
wi zum wenigſten in ſechs wochen einmal fol fürgenommen 
werben, Sol ein jebe Dorfffchafft das gefinde, auch dazu halten 
und koͤmen laffen, damit es vnderwieſen werbe.. 

Zu den, wil vonnöten fein das jnn andern Stedten und 
Werten für die Littawen und vndeudſchen ein Saplan zum 
Prediger verordent werde, Gleych wie zu Koͤngsberg bazu ein 


fonberlicher prediger nun lange zeyt gehalten wirbt. Jun ei⸗ 
nem Flecken aber vnnd Doͤrffern, ſo vnwermoͤgend, mag fölche 
durch einen Toͤlcken geſchehen. Vnd wo jnn etlichen Steten 
auch am Wercktage, als Freytags ader Mitwochs zu predigen, 
ader ein ſonderliche Lection fuͤrgenommen würd, Wer es nuͤt 
vnd dienlich das erſtlich ein buch aus dem Newen Teſtament 
auszulegen vnd zu erkleren, darnach wenn- das geendet, eins 
aus dem alten Teſtament geprediget wuͤrde, Vnd ſo ferner jm⸗ 
mer eins nach dem andern abzuwechſeln (wie ſoͤlchs auch zu 
Koͤngßberg dergeſtalt gehalten wirdt) den one das Newe Teſta⸗ 
ment, iſt das Alte verdeckt vnd vnvernemblich. 2. Corinth. 8. 


Bon der Eommunion und Beycht. 


Das heylige Sacrament des Altars, fol niemandt gereycht 
werden, er hab ſich dann zuvorn bey fennem Seelforger aber 
verordenten Kirchen diener angegeben, vnd ale einen bußfers 
tigen mit beflagung des drucks, aber befchwer ſeynes gewiſſens 
vnd wes jhme der genftlichen gütter oder habe mangelt, jnn ger 


mein aber beſondern, verhören laſſen, vnd darüber troft em⸗ 


pfangen, Denn dis hochwyrdige Sacrament, tft nicht jnn ges 
meyn vnter ben hauffen zugeben ader zumerffen mie das wort 
aber prebig des Cuangelij, Sondern allepn ben jenigen fol ges 
reycht werden fo fich als Chriften beweyſen, und merken laſſen. 
Derhalben (tote auch unfere vorige Kirchen ordenung mit bringt) 
fölen bie fo Communiciren möllen zuvorn ihren genfllichen 
hunger vnd durſt, auch ihren glawben, dem Seelforger aber 
Kirchen biener anzeygen. Darumb füllen die Pfarher gleych⸗ 
förmigen brauch und ordnung mit der beycht überall halten, 
Vnd das einem jetzlichen, fo ſeyne fimbe beklagt, Tonderlich 
Chriſtlich Abfolution mitgeteylt werde. Vnd ob an eynichem 
orth gefchehen were, bad das volck vngebeychtet, das heylige 
Sacrament empfangen, Aber ob jegents ein Pfarher diejenigen . 
So morgens zu communlciren gedacht, hett jnn einen hauffen 
threten Laffen vnd jhnen ein gemenne Abfolution gefprochen, das 
fot keyns weges fen, Sondern wie jeg gemeldet fol eim fonder: 
liche Abfolution eim jeden gefprochen werden. 

Do auch die Seelforger zweyffeln, ob bie Perſonen, bie 
Artikel bes glauben Finnen, ader nicht, Soͤllen fie diefelbige 
verhören, damit niemand unmiffend, wer er ſey, aber was er 
vom glamben aber Sacrament halte, zu ſchmach bes felben 
barzu geftattet werbe. 

tem, Da etliche perfonen , die vom Götlichen mort wenig 
halten, vnd dannocht zur Defterlichen zeyt, aber fonft das Sa⸗ 
erament von den Kirchen dienern troͤtzlich vnd gewaltige, als ein 
Pflicht für den Decem fordern, woͤllen aber jhres glawbens und 
befferung nicht epniche rechenfchafft geben, Diefen ſoͤl man die 
Fahr ihrer ſeelen feligkeit anzengen, das fie das heylige Sa⸗ 
crament mith ſoͤlcher vnchriſtlicher weyſe, zur verdamnis ges 
niffen würden, Vnd fie mitt gütte bis zur andern zeyt abweyſen. 

Ferner, Sintemal gefpüret, das viel Hohes vnd nydriges 
ftanden fein, welche villeycht nicht aus nadhleffigkeit, als vr⸗ 
fahen fit) vom Sacrament halten, vnd bißweilen jnn jaren 
zweyen aber dreyen, auch mehr, zum hochwyrdigen Abendmal 
des Leybs und bluts Iheſu Chrifti nicht geben, Sol ein jeder 
Pfarher jnn ſeynem Kicchfpiel vff feyne ſchaff, fie fein hohes 
aber nydriges Standes bie ſich ſoͤlchs enthalten, gut acht geben, 
und fie zuvor jnn geheymb, hernach ungemelbt bie perfonen, 


70 


jan gemeyn off dem predigſtuel erjnnern, Wnb-ivo dene her⸗ 
nachmals nieht enderung ader befferung gefpürt, nachdem fie 
füch feibft von der Gemeynſchafft und Communication bes Leybe | 
vnd bints Chriſti wie ©. Paulus redet, abfonderten vnd den 
beuelich Chrifti, Das thut zu meynem gedechtnis, fo wenige 
achten, ader gar vergefien wolten, offentlichen in ber Kirchen 
verkündigen, damit man ſich auch derſelben jnn allen-andern 
geſchefften enthielte, vnd bis fie fich befierten menden thete 
Dann dieweyl fie den bundt vnd gezeugnis ber wergebung der 
fünden verachten und alfe ded Deren Ehrifti hoff farb verſchme⸗ 
ben , Iſts auch billich ein ſoͤlche porſon, fie fep mar, fram ader 
jungfram vmb Chrifti willen, bes beuelich fie ungehorfam, 
mende. 

Stem. Es ſoͤllen die Pfarherrn die gemeynen ihrer Klrchen 
mit getrewem hoͤchſten vleyſe von der ſchendlichen, erſchrecklichen, 
verdamblichen laſtern, als Gottes leſterung, Eebruch, Vnzucht, 
Huren, wucher, ſauffen, vnd dergleychen die der Apoſtel zun 
Corinthern abzuſtehen erjnnern, Dann wo nicht befſerung be⸗ 
ſchehen, wuͤrd man hier jnnen den Bann auch auffrichten go⸗ 
vrſacht werden. 

Bon Feſten. 

Alte Feſta vnſers Herren und erloͤſers, ale nembiidhen Na- 
tuitatis Christi. Circnmacisionis. Epiphaniaes Purificatio- 
nis. Annunctiattonis. Cene domini. und Parasceueg. Pasce, 
Ascensionis, Pentheoostes. fühlen ordentlich, ehrlich mit groſ⸗ 
ſem ernft und Reverenz zur gebechtnus und Ermanung gehalten 
werden, Sonderlich Weynachten, Oftern und Phingflen, drey 
tage nad) einander ein jedes faſt (lauts der vorigen Kirchen orde⸗ 
mung) mit prebigen vod gefengen wir a6 bie Hiſtorien geben 
begangen werden, Vnd fol jhme viche eim jeher Pfarher en 
fonderlich® feynd gefallens machen. . 

Es tft auch für gut vnd billich angefehen Aller beyligen 
Engel memoria ader gedechtnus den nebiften Sontag vor Mir 
Haelis zu halten, Wie ſoͤlchs auch bißher zu Koͤngßberg jexlich 
jun vbung, darjun man dem barmherzigen Gote für allerien 
vnzeliche gütte, vnd vns vnwyrdigen erzeugte wolthat beyde leyb⸗ 
lich vnd geyſtlich billich Lab, ehr und band ſagen ſoͤlle, Sonder⸗ 
lich aber fuͤr Die milde und groſſe guͤtte, das er Die lieben hey⸗ 
ligen Engel und armen Khmahın gebrechlichen menſchen, gne⸗ 
digblich verordeset bat, das fie vnſichtbarer weyſe vnſer warne⸗ 
men vnd pflegen, vns ſchuͤtzen vnd behuͤtten, vnd vnſer geloycz 
lentte nach: dem willen ou) ardenung Gottes fein füllen. Auch 
jan f fonderheit fir die milde gaben dee früchte, und volendeten 


— So offt ſichs begibt, das der Tag Anounctiationis, 
Marie auff den Palm Gontag, aber inn dar woche nor Oſtern, 
aber biefntbige volgende, woche jun hen Dflen tagen: gefelt, Tol 
es den nehiſten Sontag nad) Oſtern gehalten und laute ber 
werigen Kirchen orbenung transferiret werden. Damit biefelr 
bige zent vom einzenten bes Herren und ſeyn heiliges leyden vnd 
die Hiſtoria der Aufferfiehung Chriſti vnrerbindert möge ber 
prediget werden. 


Von ber Zauffe. 


- Dia Zauffe ſol jun. ver Since zu weich⸗ das Kindleins 
Ettern gehoͤrig, vnd nicht jm andern Kirchſpile mit den gawaͤn⸗ 


lichan Exoxciswiannd geheten jnn daudſcher bekandter zungen, 





2564. LXXXEV. Preutotche Mochenorouuug. 


lauts ber vorigen. Kirchen ordnung geſchehen, Auch ſoͤl foͤlche 
gleychfoͤrmiger weyſe von allen vnd jeden Pfarherren ader Kir⸗ 
chen dienern gehalten werden, Vnd ſol nicht etwas beſonders 
mit predigen, oder Exhortation, wie etliche fuͤr andern woͤllen 


' gefehen fein, Auch nicht mit hohen fubtplen ader fuͤrwitzi⸗ 


gen fragen gegen die Gefattern furgenommen werben, Es 


| —* auch die Prieſter, fo bie Kinder teuffen, leychtfertigkeit 


zu vormeyden, nicht fragen bey ber Tauff wer des Kindes vater 


fen, Sonft zuvor wann zu tauffen beſtelt wirbt, ſol erfilichen 


nad) des Kindes Eltern, wor fie wonhafftig, ab ſie eslich etc. 
gefraget werben. Zu dem föllm die Kindlein fo daheyme jun 


noͤten durch bie weyber genottaufft fein, mie dann auch ſoͤlchs 


rechtſchaffen gefchehen mag, keyns wegs widdervmb jun der Bir» 
hen getaufft merden, Damm ſolchs wibberteuffen iſt ein vers 
fpettung bes Gaͤtlichen namens vnd ber heyligen Tauffe 

Die Uindlein, föllen auch nicht etliche tage vngetaufft ge 
laſſen werben, dann ſolchs ferlich und Gottes verfuhung HR 
Derhalb foll die Tauffe auff keyne gewiſſe angefagfte tage, nah 


I gefallen der prieſter aber der freundſchafft gewelat werben, 


Wert ſoͤlchs bey etlichen als ein zeychen des geprengs aber des 


geyczes geſpuͤret wird, darzu auch die gewiſſe erfarung etliche 
ſchreckliche geſchicht, fo bißfals fich begeben anzeygt und begenget. 


Darzu fol bey der Tauffe niemands zu gefartseihafft, er 
fey dena unfer waren vnd Chriſtlichen Religion auch der Ars 
tickel des Glaubens und Gebets nicht vnwiſſend, nngelaſfen 
werden. 

Don der Ede. . 

Das gewoͤnliche auffbieten, aber verkuͤndigen derjenige 
zur: Ehe grepffen wollen, fol vlerzehen oder: aufs. wenigſt achk 
tage vor ber koͤſtung geſchehen, bamit raum gelaffen wirde, 
dem jenigen, fo villeycht darein zu ſprechen hette, vnd ſo der 
Breuttigam jnn einem, bie Braudt aber jm andern Kirchſpiel 
wonhafftigk, füllen fie an bepden orten ader Kirchen, dahin ein 
jede perfon gewidmet, auffgeboten vnd abgekuͤndigt werben. 

Es füllen auch die Pfarherren kepnes weges zur Che ges 
Bauten , aber trewen, ‚fg jrgents ein zweyffel, aber —* 
von wegen der bluttfreuͤndſchafft, magſchafft, aber auch Schwer 
gerſchafft, lauts F. D. vorigen außgegangenen Mandatın vnd 
kanda orbunge worfieke, Auch menuigklich dißfals von der Sam 
gel verwarnen, das ſich wmandee in ſoͤlchen fellen gufomen, 
one rathe unh erlaubrus der jenigen, deu eh auffexteget. und bee 
nelhen, vnderſtehe. 

Item, das bisfelban, fo zur Ehe greyffen zuden wo fie vn⸗ 
bekandt ſein, jhren namen und zunamen, Eidaen, lauda wıll 
hawsharren woe es diener mehren, namen ſoͤllen, wis auch 
ſoͤlchs exgenalich auff dev Cantzel ſoͤl namhafftigk germacht om 
den. Do auch die Pfarher zweyffeln das dia pexfonen fo, auff⸗ 
geboten ſoͤllen werden, die Zehen Gebot, Artickel des Glanbens, 
vd das Vater. vnſer nicht koͤnnen, In ſondexheit fa «6: dienſt⸗ 
boten find, fo zur Kicchen vnfleyſſigk kommen, fol er ſu Ins 
dia Kirche fuͤr ader. nach dem Ampt beſchayden, fie verhoͤren hl 
vnterweyſen, auch fie fa gar vnwiſſſund nicht tcemn bie nn De 
obgemelten artickel mit dem gebet koͤnnen. J 


Von öbffentlicher Buſſe vnd der Recopeilitiog, 


So werben ihas Rider im fchlaff euimiidten., wohl ſaͤchs jau 
dieſen landan Got mbar vieimais m gemeynner denn arte 





1548. EXXEEV.- Sreufifche Rirchenorbnung. | 71 


berswo befunden wiebt, Iſt foͤlche furwar ein erſchrecklich laſter, 
Bw wiewol ſoͤlche one willen vnd fürfeg ſich Por br 
doch, went fie die Binder aus unvorfihtigkeit und widder F. D. 
außgegangenen beuchl zu ſich jnn Ihre bitten nemen, ene geoffe 
vnachtſamkeit aber trumdenheit nicht geſchehen, vnnd derhalben 
auch nimmer ome merckliche ſthuldt vnnd ſchwere fuͤnde der 
mutter fein kan, Wert fie jhr engen fleyſch vnnd blutt, welche 
jhnen von Got dem almechtigen nicht’ allepn zu erneren geges 
ben, fondern zu bewaren body und tremelich bevolen tft, To 
jennnerlich vertwarlofen, Ja felbe vmbs leben bringen, Aus dies 
fen vrſachen auch bie Chriſtliche gemeyne billich gegen ſoͤlchem 
offenbaren groſſem übel die Chriſtliche ſtraffe des bannes braus 
Gen foll, Vnd ein ſolliche perſon nicht für ein Chriſtlich -gliede 
men, noch annemen, ſie habe dann zuvor in offener buſſe, 
das ihr fölche finde leybt ſey, und das fie herzlich ber gnaden 
begere, für ber gangen gemenne des orts gnugfam erzeyget, 
ais nemblich, das fie einen Sontag, drey ader viere, nach vm⸗ 
ſtendigkeit der ſachen an einem ſonderlichen ſichtbaren orth jnn 
der Kirchen unter ber prediget ſtehe, jnn demuͤttiger flehender 
weyſe vnd geberden, vnd vom Prediger dem vold angezeygt, 
Nach der prediget aber durch den Cuſtos ader Glöcner wibe⸗ 
aus ber Kirchen gewieſen werde, bis das fie endlich der gemeyne 
Reconcilijret, verſuͤnet vnd absoluiret werde. nd im fahl, 
das bede Eltern am ſoͤlcher erdruckung jhrer kinder ſchult, ſoͤllen 
ſie zugleych oben angezeygter maſſen buͤſſen. 
VForm ber Meconciliation vnd Abfolution. 
| Lieben freunde jnn Chrifto, Euch allen iſt vngezwepffelt 
enfffentlich wie dieſe N. ſchweſter jm Herren Chriſto aus vn⸗ 
achtſamkeit vnd vnvorſichtigkeit ſich an jhrem eygenen fleyſch 
vnd blutte etc. wie wol one willen verfuͤndiget, und bamit 
Got ben almedhtigen ſchwerlich verzürnet hat, Und daneben 
auch ſoͤlch vbel vnter vns gang offenbar vnb ruͤchtigk iſt, dar⸗ 
durch dann vnſere Chriſtliche verſamblung nicht ein kleyn ader 
gering ergernus empfunden hat, Dieweyl aber ſoͤlche jhre mif: 
fethat und ergernus fie gentzlich rewet, und von Gott dem 
Vater durch Iheſum Chrift vnſern epnigen verfüner und mitler 


gnad und barmhergigkeit begeret, die ihr vngezweyffelt auch um ° 


Got jm Himel vnverſagt ift, dabey auch ſoͤlch leyt mit offentli⸗ 
cher buſſe erzeyget, vnd dardurch ſich mit vns allen die ſie alſo 
verſeret vnd geergert hat zu verſuͤnen demuͤttigklich begeret, 
Soͤllen vnd woͤllen wir auch nach der lere Chriſti und feiner 
Apofteln, hertzlich gerne ihr ſoͤlchs verzeyhen, und vmb. Bos 
tes willen vergeben, auch Gott treulich für fie bitten, Er 


wolle ihr gnebig fein, und hinfurt fie und vns alle, für föls | 


her vnd anderer ferlichleit gnediglich behütten vnd bewaren, 
berhafben laſt uns beten. Dicatur Pater noster ab omnibus 
ac singulis occulte, Deinde a Concionatore legatur publice 
Psalmus Deus misereatur etc. vel Miserere mei deus etc. 
Germanica lingua. 


Posthac allequatur penitentem his verbis. 


R., Schweſter im Dercen Chrifto, Dieweyl du das leyd 


deynes Hertzens über die begangene miffethat, alfo jnn der 
buſſe offentlich erzeygeſt, daraus dann auch wir offentlich fpüren 
deine demut, vnd das es dich genglich reivet, und Got der barmher⸗ 
dige water vns zugefagt hat, vergebung ber fänden durch Je⸗ 
fun CEhriſt unfern Deplandt jm hepligen Euangello, wo zween 


unter euch eins werden auff erben, warumb es iſt, bas fie 
bitten woͤllen, das fot ihnen midderfaren, von mennem Das 
ter jm Dimel, Denn, mo zween ader drey verfambiet findt 
jnn meynem namen, da bin jch mitten unter ihnen 

Item. Was jhr auff erden loͤſen werbet, ſoͤll aud jm 
Himel loß fein, Alſo fage ich auch zu dyr, an Chriftus ſtadt 
und von ſeynetwegen, Sey getroft menne Tochter, deyne ſuͤnd 
find dyr vergeben. — 
nemen mir dich widderumb an, zu einem gliede bes 
geyſtlichen leybs Chrifti, welcher iſt die gemeyne feyner glew⸗ 
bigen, von welchem leybe, du dich felbft durch deyn laſter abs 
gefehnitten haft, das du demfelbigen ſeyeſt wider eingeleybt, 
jm namen Gottes des Vaters, des Sohnes vnd des heyligen 





Geyſts. Amen. 


Bon den hemicidis aber Tobtſchlegern. 


Wert Got der Almechtige zu töbten gar mit groſſem ernft 
verbotten hat, und das vergoffene menfchen biutt gen Him⸗ 
mel, tote Abels zu Bott vnib race fchreget, So ift der je 
nige fo fürfeglichen aber mit zcorm vom Sathan uͤbereylet 
vnd getrieben einen morbt begehet. Ipse facto excommunica- 
tus. Wie man zu veden pflegt. Derhalben iſts nicht vn⸗ 
förmblich, das der miſſetheter bald nach der übelthat, jm fels 
bigen Kirchſpiel von der Kantzel in den chriftlichen bann ges 
than werde, nad, der lere und weyſe Sanct Pauli j. Cor 
tinth. 5. Wo nun fölicher darnach dem weldlichem gerichte 
durch abtrag entbricht vnd jhme won ber obrigkeit aber Ders 
fhafft widderumb dafelbft zu wonen gefladtet wird, ſol er 
Bald darauff und mit dem allererfien durch dieſelbige Ders 
(hafft zum Herren Bifchoff desfelbigen orths, mit eynem brieff 
oder gezeugnus gewiefen werben, Bon welchem er die Abfos 
lution, vnd das er mit der Chriftlichen gemepne, welche er 
mit ſeyner miffethat ſchwerlich geergert hat, reconcilijret ters 
den möge, in aller bemut bitten fol. Aber nach genugkſa⸗ 
mer verhör und erfentnus aller vmbſtende, des fals ader todte 
ſchlags, fol er widdervmb gefand werden an den Pfarher des 
Kicchfpiele, mit des Heren Bifchoffs brieffe, darin der Pfar⸗ 
her bericht empfaht, wie vnd welcher geftalt die offentliche 
bufje dem gebanneten nach onterfcheidt des fahls vnd der Cir- 


‚eumstantien fol aufgelegt werden, Alſo Das er jm felben Kirch⸗ 


fplel, da fölche ergernis gegeben, — widdervmb offentliche buffe 
thue, vnd mit der Cheiftlichen gemeyne reconcilijret ader vers 
fünet, und dafelbft Abfolution empfahe, Welche fol jun gley⸗ 
cher weyſe und form, wie oben von weybern, fo bie Finder 
erdruckt haben, gefchehen, Doch mutatis mutandis Darauff die 
pfarher mit vleys achtunge geben follen, wo jhnen ſolche form 
der Abfolution jn des Herren Bifchoffs brieff nicht guugfam 
allenthafben verzeychnet wuͤrd. 

Hiebey aber iſt zu merken, lauts vnſer vorigen Kirchen 
ordenung daß ſoͤlche buſſe nicht der meynung auffgelegt wirdt, 
als ſey fie eine genugthuung für Gott, denn dieſe ehre der 
bezalung für die fünde gebürt alleyn dem bittern leyden und 
theurem biutte vnſers verfüners Jeſu Chrifti. Sondern fie 
fol fein ein beweyfung vnd geczuͤgnus eines bußfertigen rewi⸗ 
gen vnd gnab begyrigen gemüts vnd das fich auch mit ber 
Chriftlichen gemepne, welche fehmerlic, durch feine mißhandes 


lung geergert vnd verferet zu verfunen begeret. 


[4 


12 


Zum andern, Sol inn aufflegung ſoͤlcher offentlichen buß 
nicht vnderſcheyt von wegen der perſon des todtfchlegerd ge> 
macht, nicht gonft noch vngonſt, auch nicht geſchenck, reych⸗ 
tumb ader armut, ader font freuntfchafft angefehen werben. 
Wert Got one anfehen, aber vnderſcheidt der perſonen allen 
ond jeden, Du folt nicht tödten, geboten bat, Derwegen fol 
auch keyn Zodtfchleger der offentlihen buß entnommen fein. 
Summa. Es ſol in keynem wege hierinn epgner nug ge 
fucht werden, Wie dann etwan die buſſe genies Betrag hat. 


Bon ber Sepultur aber Begrebnus. 


Billich, vecht und loͤblich iſt's, das der Chriſten begreb⸗ 
mus ehrlich vnd nicht one gebuͤrliche Ceremonien, doch one 
frembde jrrige abglaubige zuſetze gehalten werde, das man der 
Leyche mit der freuntſchafft volge, wie man dieſes vleyſſes viel 
exempel jm alten vnd newen Teſtament hat. 

Auch ſol der orth des begrebniſſes nicht vnſauber noch 
verechtlich, wie das nicht alleyn vnchriſtlich, ſonder widder 
der Heyden brauch iſt, gehalten werden, darumb auch die 
Kirchhoͤffe von alters Coemiteria griechiſch, das iſt Dormi- 
toria genennet ſind, das aldo die Corper der ſeligen Chriſten 
ruhen vnd ſchlaffen, bis zur aufferſtehung der Todten. 

Item. So zuweilen ein ehrliche freuntſchafft jn ſonder⸗ 
heit ein Exhortation bey dem grab begeren würde, fol der Diacon 
aber Kirchen diener eine Eurcze vermanung zu troſt und uns 
terticht dee gegenwertigen lebendigen thun, one verlengerung 
auch nichts unförmbliche einfüren, und darauff das vold, ein 
Deudſch Media vita, fingen laffen, Ober fo bie ſchuͤler vors 
handen den gefang Simeonis Mit fried und fremd ich fahr 
dahin. — 
oo. Beſchlus. 

Solche vnſere Ordenung, wie allenthalben oben verzeychent 
fo viel derfelben eins jegklichen Orts ader Kirchſpiels gele⸗ 
genheit dienlich, fol dem volcke durch die pfarher vleyſſigk vnd 
beſcheydenlich mit gutter vnderrichtunge von den predigſtuel 
angetragen werden, ehe dann einige enderung fuͤrgenommen, 
Auch nach F. D. vnſers gnedigſten herren Mandat vnd beue⸗ 
lich auffs wenigſte vier Sontage zu vor vnd nacheinander 
deudlich dem volck fuͤrgeleſen vnd abgekuͤndigt werden, damit 
ſo viel es muͤglich alle ergernuͤs verhuͤttet werde. Wyr woͤllen 


1544. LEXXY, Gapbeler⸗ſche Kicchenpebunug, 


aber mit biefer unfer orbenung jnn keynem wege anberse Kirchen 
fo. onferee waren regnen leer und Gonfeffion fein, Wie uns 
auch unfere vorige Ordenung hiemit ongethabelt haben, Er⸗ 
bieten vns auch gegen mennigklichen vnnſers fuͤrnehmens bes 
wegung, grundt vnd vrſach vber vnſern vorigen obangejeygten 
bericht, fo viel es vonnoͤten fein wirdt, anzuzeygen, Ange 
ſehen, das ſoͤlche ſchrifft an die vnnſern geſtellet, bey wel⸗ 
chen ſoͤlchs alles zuvor, und one das in ben meyſten artickeln 
ift beprediget worden vnd noch weytter durch Gottes guad 
gefchehen wirbt. Dieweyl wyr aber wie jm anfang: vermel» 


| det niemandt einiche noth ader gezwangk des gewiſſens aus 


biefer ordenung, fo viel fie menfchlich iſt, machen, Woͤllen wor 
auch vns felbft und vnfern nachkommenden, biefelb vnnfen 
Drdenung nad) enderung ber vmbſtende, ßo was mit der zeyt 
etwan zu enbern mehren, aber zu mindern jan guttem NRathe 
gefunden wird, ſolchs nad onferer chriftlichen frepheit zuthun 
vorbehalten haben, Doc, von wegen Chriſtlicher einigkeit fich 
nicht gebüren wil noch zu gedulden were, So jemands bei 
uns mit vleys jnn ſoͤlchen Ceremonien vngleychheit fuͤrnemen, 
ader bdarinn nicht gleychfoͤrmigkeit halten, Sonders feynd 
kopffs ader gefallene dieſe bewilligte Drbenung: verachten 
wuͤrde und vbertretten, des wifle fid) menniglich gu halten. . 

Vnd endlic, fol aud) hir neben jdermenniglich wiſſen, dal 
mit dieſer gegenwertigen Kirchen ordenung vom eunſſerlichen 
Gottesdienſt, und artickeln der Ceremonien, vorigem F. Di 
vnnſers G. Herren beuelch, jnn welchen alles Volck zu Got⸗ 
tes forcht, Kirchengang, Empfahung der Sacrament, und, an⸗ 
derm, vermanet wirdt, Welcher bevelch jm verſchienen drey 
vnd viertzigſten jar jm druck außgangen, vnd ymbgeſant, 
keyns weges auffgehoben, Sondern allenthalben von ſtuͤck zu 
ſtuͤck, vnabbruͤchlich gehaiten fol werden. Deshalben fol auch 
bald nach abkuͤndigung dieſer Kirchenordnung gemelther vori⸗ 
ger beuelch, auff einen gelegenen Sontag, widdervmb von 
wort zu wort, auch von der Cantzel abgeleſen vnd verkuͤndi⸗ 
get werden. Aber, Doch ſol zu Koͤngsberg der Chriſtlichen 
freyheit gebrauch, ßo daſelbs der bekleydung halben, jm pre⸗ 
dig ampt (wie noch heuttiges tages ſoͤlcher brauch zu Wittem⸗ 
berg, vnd vber zwantzigk jar bis anher zu Koͤngsberg) gehal⸗ 
ten wird, hinfurt auch frey, vnd aus beſondern vrſachen, 


vnbeſtrickt bleyben. I 


LXXXV. 
Hadelerſche Kercken Ordnunge. 


Die folg. K.⸗O. iſt zuerſt u. d. T. „Hadelerſche Ker⸗ 
cen⸗Ordenung, Tho ben Tiden des. Dorchluchtigen Hoch⸗ 
gebarenen Furſten un Herrn, Herrn Magnuſſen, tho Safs 
fen, Engern und Weſtphalen Herzogenn, am Dage Mariaͤ 
Heimſokung, Anno 1526 upgerichtet” in dem von Martin 
Dtto Denrict herausgegebenen Jus eccl. Hadelericum, 
Hamb. 1720. 4., gebructt worden. Feuerlin in der Bibl. 
symb. unb ber Abdrud in Spangenberg’s Sammlung 
yancn. Verordnungen und Ausfchreiben, Bd. IV. Abth. 

&.10 f., fegen fie ebenfalls in d. 3, 1526. Diefes ift 


jedoch ein offenbarer Irrthum, wie ſchon die Vergleichung 


mit der Schlesw.⸗Holſt. K⸗O. dv. 1642 ehrt, aus 


welcher . bie .Habeln’fche K.⸗O. meiſt wörtlich entiehnt iſt. 


Hiernach iſt auch König, BibL Ayend. p. 244., welcher 


—36 


nach einer (uns vorliegenden) H.⸗GS. das Jahr 1641 an⸗ 
giebt, zu berichtigen. 

“. on 

Seren Orbenung fteith vornemlich in {8 Eräden,, 

L In der £ere... II. In Scholen... II. Zu Cagemos 
nien... IV: In vprichtung gemeiner Raften... V. In Ex 
welung Bifitatoren... VI. In denn Vbten... Bu 

Dat erſte läd, ne 
Ban der Behr, Yon 

„De Lere.. fleith in twen ftüdenn. Erſtlichen Inn vullen⸗ 

kamiener vnuorfelſcheder Predige des hilligeun Cuangelii. Thom 


2* 











1546. LEXEN. Sebceriäe Rixcheuschuung. 13 


Anderen In vechter Vthdehlunge ber hochwerbigenn Sacra⸗ 
mente... Der Sacramenten von Chrifto ingefettet fint Twe: 
de billige Dope, vnnd bat billige Auendtmahl.. Hier ſchal menn 
thoboen bat Drubde, alfe de abfolution.. Idt is ock nodich, dat 
men bat vold vlitich vermahne, od nemandt thom billigen 
Sacramente ftade, be bekenne denn vor erft fine Sunde, vnnd 
werde abfolvert. Vp bat de Abfolution nicht verachtet werde. 

De gantze vullenkamene Lehre des hilligenn Evangelii ſchal 
bi allen Vnderdahnenn inallenn Kerckenn vnnd allenn Ordenn, 
rein vnnd eindrechtigh geleret vnnd geprediget werden.” 

Am Schluffe, ebenfalls aus dee Schlesw.⸗Holſt., eine 
Bermahnung an die Geiftlihen, von der ewigen Vorſehung 
und der chrifllichen Freiheit vorfichtig zu predigen. Als An: 
weifung hierzu wird ihnen das Buch des Urbanus Regius 
de modo caute loquendi empfohlen. 

Ban ber tidt vnd bagen wen men prebigen fchal. 


Ale Sonntage in der Meſſe foll das Evangelium gepre- 
digt, dann der Katechismus abgefündigt und für alle Noth⸗ 
ſachen gebeten werden. 
[hen Katechismus. Mittwochs (oder Freitags) Predigt über 
die Epiftel des vorigen Sonntage ; an den Feiertagen uͤber das 
Evangelium vom Feſte. Die Feiertage find Nativ. Dom,, 
Steph., S. Joan. Ev., Oſtern und Pfingften drei Zage, Cir- 
cumceis, , Annunc. Mar., Epiph., Purif. Mar., Ascens. Mar., 
Nativ. Joa. Bapt., Michaelis ; ferner die Apoftelfefte, welche 
jedoch gleich wie Decoll, Joan., Visit. Mar., Omn. SS,, 
Epiph. und Nativ, Joa. nur mit Einer Predigt gefeiert werden. 

Dat ander ftud, 


Ban Scholenn an tho richtende vnd be tho under holden vnnd van 
Scholmeiitern wo be gefchicht fcholen wefen. 


Zuerſt Vorfchriften über die AnfteUung guter Schulmeifter, 
welche mit Rath und Willen der Bifitatoren gefchehen foll. Die 
legteren haben das Recht, die Schullehrer, wenn fie firdflich 
find und ſich nach wiederholter Ermahnung nicht beffern, „mit 
finen Pafloren, Kerckſwaren vnnd Volmechtigenn“ zu ent 
fegen. Dann kurze. Beſtimmungen über den Chordienft, an 
Mittwoch und Freitag, über die Litanei am Freitag und bie 
Vesper am Sonnabend. Die Winkelſchulen find aufgehoben. 


Dat drübde ſtücke, 


Ban den Geremonien. 


Die Ordnung ber Mefie ift im Wefentlichen bie ber 
Schleswe⸗Hol ſt. und ihrer norddeutfchen Vorgängerinnen. 
Das Verbot des Perfonalelenhus und des Scheltens über die 
Papiften ift aus derfelben Quelle entiehnt, gleich den Beftims 
mungen über die Beichte, ohne welche Niemand zu dem Abend: 
mahl gelaffen werden fol. „Nicht wert hiermit gemeinet bat 
menn dem Bichtiger edder Bichtkinde wolde vp denn Half 
drengenn, bat it alle begangene Sunbe alfe nottwendich er⸗ 
tellen ſcholde, gelick wo be Paumelt be Confeientien gegwelet 
befft.. Jedoch ſcholenn de Predigere des Bichtkindes gelouen 
mit allem flite unnd ernſte befragenn. Wieder ſchoͤlenn de Pre⸗ 
digere ehre Bichtkinder lehrenn vnnd troften vnnd defuluigen 
lefflich handelenn vnnd mit denn bedroͤuedenn vnnd thofchlager 
nen hertenn fruntlich vmmegahnn. 


II. 


Nachmittags Auslegung des Luther' 


de mit boſer Conſcientz thom Sacrament geith vnnd bedecket 
edder vorſwicht, ja vorloͤchenet ſin boſe leuendt, vnnd ſmuͤcket 
ſick mit dem hochwerdigenn Sacramente. Darumme is noͤdich 
bat de Bichtvader edder Predicante vorſichtich, vnnd wißlich 
darmit vmme gah, vp dat he jo buwe vnnd betere vnnd nicht 
thobrecke edder vorderue. Idt ſcholenn nicht thogelatenn wer⸗ 
den apentliche Ehapreder.., Dohttſchleger vnnd de in andern 
grauenn apentlichen Sundenn leuen, idt fi denne dat fe ſick bes 
teren, Wo nicht ſcholenn fe in den Banne geholben werden. 


Ferner fcholenn ock nicht thogelatenn werdenn Blottfchen- 
ders, fo jemandt fin egenn blott fehendt, od nene apentlicye ho⸗ 
tenjegers.., ock ſcholenn nicht tho gelahtenn werden nene Fru⸗ 
wen, be ehre Kinder dorch verfumentfie in dem fchlape ge 


ſchmurtet edder bohtt gelegen hebben. 


De tolle auerft de Hemmel edber de GnabennsDoer nenem 
bohtferdigenn Sunber verfchlaten wert, alfo ſchal ein Minfche, 
de fi® mit der fchwaren vthwenndigen grauen Sunde bes 
Dohttfchlages beladenn .. hefft, vnnd fi! wedderumme tho 
Gade ... bekehrenn will, vorerft der Auericheitt, vnnd namahle 
des entliuedenn Minfchenn, frundtfchop na gewanheit weltliche 
Rechte befredigenn , fid darmit verbragenn vnnd dat Blott 
ſtillenn vnnd denne apentliche bichte unnd bote dohn , nadem⸗ 
mahle he apentlich gefundiget hefft. 

Gelider wife [hal ein apentlicher Blottſchender vnnd Ehe⸗ 
brecker.. vorerftenn finer geborlichenn Duericheit lickmetige fraffe 
vthſtahn, unnd od apentliche Bichte vnnd Bothe dohn, fintes 
mahl de Sunde dar mit de gemente van ehnen geergert apent- 
lich vnnd jedermanne Eundtbahr.. Namahls darup de Abfolu- 
tion horenn, vnnd tho befrefftigunge der begangenen Miffedat 
vorgeuinge, bat hochwerdige Sacramente entfangenn, welches op 
nafolgende wiſe gefchehenn ſchall. , 

De Paſtor edder Predicante des Ordes, dar fobane graue 
vehmendige Sunde van finem Parkinde begangenn, fchal den⸗ 
fuluigen mit flite verhorenn, vermahnenn, lehrenn vnnd troftenn, 
vnnd wenn bat gefchehents, ehnn alfe denne mit fchrifftenn ſen⸗ 
denn tho dem Seniore Superattendenten, batt he alfo vam 
Seniore abfoluert werde. Vnnd alfo abfoluert fchal de Se⸗ 
nior ehme ein getucheniffe finer Abfolution tho finem Paftorenn 
gudtlihenn mitt dehlenn. Darup fchal de Paftor dem gantenn 
volde fine beteringe , Bote vnnd Abfolution finen Parkinderen 
apentlich vertundigenn.” 

Am Schluffe ein Verbot der Feier der Meſſe ohne Com» 
municanten, und bie Anordnung einer -fonnabendlichen Vor⸗ 
bersitung zum Abendmahl für den Flecken Dtterndorf. 


Ban dem Banne. | 

„Der Bann is nicht anders benn de lefte Arſtedie der Ker⸗ 
den (wie in der Schlesw.⸗Hol ſt.)... Dermegenn [cholenn 
alle Paftores vnnd Predicantenn bat gemene velde mit fliti⸗ 
gem vermahnende anholdenn tho der Bohte mit Chriftlicher 
Lehre vnnd fraffe, vnnd effte idt bi etlichenn in verachtinge 
geftellet worde, ſcholenn be vorachters mit hülpe vnnd thoboent 
des Erb. Greuenn vann megenn vnſers g. F. onnd Herrn dorch 
den rechtſchapenen Chriſtlichen Bann vann der Gemene affge⸗ 
ſcheiden vnnd vth der gemeene geholdenn werdenn, vnnd all 


. 1 gefelfchop, allen ehren ſtande ſick gentzlich entſchlan vnnd enthol⸗ 
In wert od mennich vnuerſtendich Minſche gefunden | denn, beth dat fe ſick dorch Bote bekehrenn, vnnd de vnbeker⸗ 


10 


74 2588. - LAXXV. HDabeler ſche Archenorduuug. 


den, be ſick nicht beteren vnnd bekchrenn, ſchal men vor vor⸗ 
bande vordoͤmede unnd mottwillige Sunder achtenn und hol⸗ 
denn, vnnd dar ſe alſo ſteruen, ſchal neen Prediger edder De⸗ 
ner tho erer Begreffniſſe geſehen werdenn, mit keinem Ludende, 
Chriſtlichenn geſengenn, vnnd in Summa mit gar keinenn 
Chriſtlichenn Caeremonien begrauenn werdenn. 

Die vthwendige vnnd liffliche ſtraffe bi egrem leuende ſteith 
tho ermetinge der hogen Auericheit.“ 


Wo men Döpen ſchal. 
f Zeſer Aſchant wiederholt die Vorſchriften der Schlesw.⸗ 
olft. 


Ban bem chelichen ftaube, wo men be Rüde she hope geuen fchal, 


Auch hier wird ber allgemeine Grundſatz über die Bezie⸗ 
bung ber Prebiger zu bem Eheſtande, bie Anorbmung des (ein: 
maligen) Aufgebots , das Verbot der: Heirach im verbotenen 
Grade, ober wider Willen der Aeltern, Vormuͤnder ober 
naͤchften Freunde, das Verbot der Trauung durch einen Laien, 
endlich die Hinweiſung auf Luthers Traubuͤchlein, aus der 
Schlesm.sHolft. wiederholt. Hinzugefügt ift, daß auch die 
Kuͤſter nicht trauen dürfen, und baf die Trauung bei Nacht 
oder in den Häufern unftatthaft fein fol. Verboten ift auch 
bei Strafe, fi wegen der Trauung in ein anderes Kicchfpiel, 
sder gar außer Landes zu begeben. 


Bo menu de Kraucken befofen fall. 
Bau der Beogreffeniffe ber Doben, 


Bo men be Bademomen vunderwifenn ſchal. 
Saͤmmtlich aus berfelben Quelle. Der legte Abfchnitt 
enthaͤtt zugleic; die oben aus dem Abfchn. Women de Kin: 
belbedderfhen Frouwen vnderwiſen ſchal wieder 
gegebenen Beſtimmungen. 
Det verbe ſtuck, van ben gemeinen Gabdedkiſten vp the richtende 
. vnd be Armen tbo vnderholbende. 
| „Tho benn rechtenn Armen Hofpitalenn vnnd Kerckendee⸗ 
nern funderlichen Predicantenn tho underholdenn, is nodich bauen 
alle dind in allenn Kerfpelen an tho richtende eine gemene Ki: 
ften, vnnd verordene bar tho vth ber gemene dener, die erlich 
van leuende find, vnnd vthwendich vnſtrafflich, nicht ergirich, 


nicht vth giricheit er egen mit ſoͤkenn, nen Ehebreckers edber | 


Horenjegers, nene Drundenbolte, de den Armenn vorflann, | jennige vann denn Deenern mangel ann ehrer befoldunge hebben, 


deblen de guder euenn vnnd recht vth, vnnd od de gudoere ins 
mahnen. 

So iß bewilliget vnnd van vnſem gnedigenn F. vnnd 9. 
hochgedacht beftediget, batt aller gildenn vnnd Broderfchop geldt 
vnnd gutt Rente tho der Kiftenn der Armenn gelecht werde 
vnnd fi, dat de Leviten alfe menn fe nömet, de Prädicanten 
vnnd rechte Armen darmit fcholenn underholdenn. 

Dar fchal jo einer in der Wekenn, konnen fe nicht alle 
fambtlih, gann in dat Hofpital und erfundigenn watt vann 
gebrede dar fi, wat vor ein Regimente dar geheldenn wertt, 
dp datt alle dinck ordentlid, tho gab. 

Ale Sondage und hoge fefte fehal ein vann denn Leuiten 
init der Bede vmme gahnn In der Kerckenn, dewiele de Predi⸗ 
cante op dem flole fteith, vnnd verfündiget bat gemene gebett. 
Vnd allent wat gegenen tert Schalhe in de Gades Kiſten werpenn . 





Alle Jahr sind Icholenn de Leuitenn vmme gahn dorch dat 
gange Kerfpel vann Huß tho Huß twifhenn Winachtenn vnd 
S. Petri unnd bidbenn Kornn the underholdunge ber Armenn. 

So ſcholen fe od alle Mante them weintaftenn einen bad 
tho famenn kamenn vnnd fi beſpreckenn van allenn din⸗ 
genn ben Armenn noͤdich.“ 

Dann wird beflimmt, daß die Aufnahme der Armen in bie 
Hospitale mit Genehmigung des Paftors gefchehen, baß jeder 
Arme in feinem Kirchſpiel verpflegt, und ohne Zeugniß kein 
fremder Armer angenommen, endlich daß bucch die Leviten jedem 
Hospital ein frommer Mann mit feiner Frau vorgefegt were 
den foll u. f. w. 

Dat voffte Hüd von Paſtoren, Yracbicanten, Kerckendeenern, 

Bifttatorn effhen, orbiueren, unberholben, 

„Paftoren und Praedicanten tho ordinerende iß bith de 
rechte gebruck. Nemandt ſchal dorch ſick ſulueſt kamenn edder 
indrengenn, wente wo ſchal he predigenn, fo he nicht geſandt i6.. 

Idt ſcholenn ock nicht Perſohnen na anſehnt, edder ock 
nicht na gunſt geeſſchedt werden. 

De gemene edder vulmechtige edder Lehnheren ſcholen mit 
Rade vnnd willenn der verordentenn Viſitatoren eſſchen denn 
de da hefft ein getuͤcheniſſe eines guden Leuendes vnnd de dar 
gelert vnd geſchicket is in der ſchrifft, vnnd de ſiner Lehr ge⸗ 
wiſſe is, vnd hebbe de gaue vann Gade tho redende, vnnd de 
ſchrifft na dem Geiſte vnnd warheit vth tho leggende. 

De wile Gades Ehre vnnd der Seelen Salicheit an dem 
Predigenn gelegenn vnd hanget, vnnd dar ein vpſehent tho heb⸗ 
bende vann Noͤdenn, Alſe find vann vnſers G. F. vnd Heren 
hochermelte geſchickedenn erwehlet twe Viſitatoren vnnd wen 


‚de affganedder ſteruen, ſchal menn in ere ſtede dorch de Election 


der Preſter vnd Predicantenn, mit Inſettinge vnſers G. F. 
vnnd Heren, edder S. F. G. beuehlhebbere vnnd Stattholdere, 
andere in de Stede ſettenn, vnnd is dat F. G. hochgedacht ern⸗ 
ſter will, befehl vnnd meinung, dat alle Kerckenndener denn Vi⸗ 
fitatoren ſchollenn hoͤrenn, vnd in allenn billichenn Saken ger 
borlichen gehorſam leiſten, bi vermidung F. G. ſtraff vnnd 
vngnad. 

De Viſitatoren ſcholenn jarliches in alle Karſpel einmal Vi⸗ 


ſitation holdenn, vnnd beſokenn thom erſtenn, offte der Predi⸗ 


ger Lehre reinn vnnd eindrechtigenn in den Caeremonien ſin, 
offte ſe vnſtrafflich in dem Lerende vnd Leuende ſin, offte ock 


offte fe ock Klage auer de Kerckfwaren vnnd Leuitenn hebben- 
De Viſitatores ſcholen ock dem Schulten ſampt ben Cab⸗ 
fpel vormahnen, dat fe mit dwangk vorbeden Kroͤgent, Brands 
windrinden, Kophandel driuenn, onber dem Sermone vmme 
den hoff gann, de Keuitenn vermanen, bat fe teum fint der Ar» 
men guter vorthoftande, denn Armenn Notteofft tho ſchaffende 
vnnd dat Hofpital the vndecholdende. 
Jnſunderheit auerft is denn Bifitatoren vpgelecht, batt fe 
flitich vpſehent hebben, dat neenn Paftor edder Kerckendeener 
quades gewinſtes girich fo mit boſenn weltlichen bandelenn, 
bofe Kopenfchop mit weltlichen Rechten fi bemoie, mit Vor⸗ 
fpreddent, mit Krogent, mit Dabelent ebder Spelent vmme 
geltt, neen Ehebrecker, Horenjeger, Drunckenbolte, apentliche 
Logener gehandthauet werbenn. 
Ein Kerckendeener, de meenedich, logenhafftich, vproriſch, 


1844. KXXEV, Spabelertidie Sicchmsehuung. - | 75 


vnroweſam, ein Deeff 18, na twier edder brier vermahnunge, fo 
be fi nicht betert, fchal he van denn Vifitatoren mit hülp bes 
Erb. Greuenn ab officio removeret vnnd van bem Ampte affge⸗ 
fettet werdenn. 

Groth acht vnnd forg feholenn de Vifitatores hebben und 
bragenn, dat im Lande nicht vpflann ebder kamenn Swermers, 
Sacramentfchenders offte Wedderdopers. | 

In allenn Kerdenn, vp dat menn ein gut Erempel geue, 
wenn einer van’ den Predicanten prediget, feholenn de andernn 
mitbeenere denn Sermon vthhorenn, vnnd dat affwachtenn, 
—* vth gann, nicht fabuleren, nicht vmme her gann, nicht 

lapen. 


Alle Twiſt vnnd Haderr der Brobernn alß Kerckendeenern 


ſcholenn denn Viſitatoren angedragen werdenn, Vnd ſe ſcholenn 
dar richter auer weſenn. 

So ouerſt eine ſake vorfalt, welcke de Viſitatoren nicht 
richtenn vnnd vereinigenn konenn, vnnd dar menn ehn neen ge⸗ 
hor wil geuenn, ſcholenn ſe den Erb. Greuenn tho hulpe nehmen. 

Idt is od vnſers G. F. vnd Deren hochermelt hoge befehl 
vnnd ernſtliche meinunge, dat neen Karſpel allene ſchal macht 
hebben, einigenn deener tho eſſchen edder in tho ſettenn, he ſi 
vor erſtenn verhoret vann denn Viſitatoren vnnd vann ehnen 
ock geordeneret vnnd ingeſettet. 

De Viſitatores ſcholenn ock nicht bewilligenn einen Predi⸗ 
ger vp ein Lehn tho eſſchenn vnnd in tho ſetten, menn wete 
denne vorerſt dat dar fie ein etlike beſoidunge vnnd gude be⸗ 


tahlunge.“ 


Bo be Paſtoren ebder Prädicanten van Bifitätoren ordinert vnd 
ingefettet ſcholen werdenn. 


Der Ordinationsritus iſt meiſt woͤrtlich jener der Hamb. 
K.O. v. 1529. (ob. Nt. XXVL). Hierauf Heißt es am Schluffe : 
„De Kerckſwaren ſcholen erenn Paſtoren und Denernn ſchaf⸗ 
fenn temeliche Huſe vnnd de vnderholdenn vnnd betern, ock de 
Hueßholdinge vnnd ehre Nottrofft, wat des thom Studerende 
noͤdich vnnd denſtlich is, verſchaffenn. 

De Kerckhoͤue ſcholenn vann denn Kerckſwaren erlich befre⸗ 
digt werden, dat dar nene Swine edder Perde vp gann, ſunder 
dat idt ein erlick Rouwſtede ſi der leuenn Corporn, woruth 
ock de Leuendigenn verorſaket werdenn tho bedenckende ehrenn 
ſal igen doht, vnnd froͤlichenn vperſtandinge tho troſte in diſſem 
Leuende.“ 


Dat ſoſte ſtiick van beun Bohren ber Predleauten. 


-Die Bücher, welche die Prediger haben fellen, find: die 
Schrift, die Poftiilen von Luther und Calvin, bie Apofogie und 
Loch communes Melanchthons, Opera Brentil, und dergl. rechte 
Auslegungen bes Katechismus und anderer Schriftfteller Büs 
her, die nicht im Berbacht dee Schwärmeret und Ketzerei ſtehn. 

„Vndt is mu vnfers ©. F. vnnd Herren vor hochermelt 
ernftliche meinung, gefinnen vnnd befehl, dat diſſe vorgefchres 
uene Kerdmordenunge In allen denn, Pımetenn vnd Ars 
tteulenn bier m S. 3. ©. Lande flede, fafte und vnuer⸗ 
bratenn geholden werde, Beth fo lange dat vellichte ein general 


Concilium geholbenn werbenn, barinne dorch Gades gnabe 
ettwes beters konde becerneret werdenn. 

Vnnd dar dat alſo geſchege wil S. F. G. ſambt S. F. G. 
vnderdahnen datſuluige (ſo ferne idt mit denn Prophetiſchenn 
vnnd apoſtoliſchenn ſchrifftenn in rechtem grunde auereinſtem⸗ 
met) gerne annehmen. 

De wiele ouerſt em general Concilium durch veelfoldige 
Impedimenta vnnd verhinderunge ſo balde nicht tho vorhapende, 
ſo wil S. F. G. vann Geiſtlichenn vnnd Weltlichenn diſſe vor⸗ 
geſchreuene Ordenunge ſtiff, ſtrenge vnd vaſte midler wile ge⸗ 
holden hebben, vnnd dem jennen, de deſuluen vth freuel vnnd 
mohtwillenn auerfarenn vnnd inbreken ebder' od vorachten wert, 
bi S. F. G. hogeſter vngnade dorch denn Erb. Greuenn ſtraf⸗ 
fenn lahtenn.“ 


* 


%* 


Eine Nachſchrift meldet, diefe 8.:D. des Herzog Mag⸗ 
nus fe im 3. 1544 von bem Sohne des Lesteren, Herzog 
$ranz I., und dann im J. 1585 meter confirmirt worden. 
—— enthält dieſelbe eine Reihe zuſaͤtzlicher Artikel folgenden 

nhalte: 

1. Alle Untertdanen follen ihre Kinder vor 12 Uhr zur 
Zaufe ſchicken und bei Strafe von 60 Mark nicht mehr ale 
fünf Gevattern bitten. 

II. Auch die Zrauungen follen vor 12 Uhr gefchehen, und 
nur ben gebetenen Sdften foll ber Zutritt zum Chor verftattet fein. 

I. Bei Strafe wird allen Unterthanen befohlen, ihre 
Zobten früh zeitig und nuͤchtern zum Kirchhofe zu dringen. 

IV. V. Berbot des Spazierengehens und Schwagens auf 
dem Kirchhofe und des Bier und Btanntweinſchenkens unter 
der Predigt, fo wie der Hauss und Handarbeit an Sonn⸗ und 
Feſttagen. 

VI. Die Gewohnheit, eine Conventionalſtrafe bei Eingehung 
des Verloͤbniſſes zu beſtimmen, und, wenn nicht Copulation 
oder Vermiſchung erfolgt iſt, die Aufhebung des letztern zu ge⸗ 
ſtatten, wird aufgehoben, dagegen der Ruͤcktritt freigelaſſen, 
wenn’ die. bedungene Mitgift nicht eingebracht werden kann, 
oder ein Thell an dem anderen erhebliche und kenntliche Ge⸗ 
brechen vor dem Beilager findet. | 

II. Fremde Perſonen dürfen ohne Zeugniß ihrer Obrigs 
keit nicht copufirt werden. 

VI. Die Wittwen und Waifen der Kirchendiener genießen 
ein Snadenjahr, während deffen fie alle Nugungen mit Saͤen und 
Erndten genießen. Von dem, mas fie gefdet, aber nicht geerndter 
haben, fällt ihnon die Hälfte zu. Die Meliorationen vergütet 
der Nachfolger. 

IX; Verſtirbt ein Kirchendiener vor ©. Petri, fo genießen 
die Wittwe und die Kinder bie mit dieſem Zermin betagten 
Binfen x. und die Hebungen bes naͤchſtfolgenden Petritages, 
als zu ihrem Gnadenjahre gehörig. | 

X. Da die Prediger des Landes Habeln jährlich eine Syn⸗ 
ode halten, fo fol ihnen zur Zehrung von den Kirchengeſchwor⸗ 
nen ein halber Thaler gereicht werben. | 





10* 





76 1568. LEXXVE. Bergeborfer Kirchenordnung. 


LXXXVI. 


Ordination der Kerken im Amte Bargerdorp dorch Johannem Aepinum Superintendenten 
der Stad Hamborch, up Anfoͤrderinge des Erbarn und Wolwyſen Herrn Ditmar Koel Radtman der Stad Ham⸗ 
borch und itzund Amtnian to Bargerdorp anno 1544 to Bargerdorp averantwortet. 


Mitgetheilt von Geffcken in der Zeitſchr. des Vereins 
für Hamb. Geſch. Bb. I. S. 589 ff. Nähere Nachrichten 
uͤber die Publication fehlen. 
—W 
L. 
Orbination der Kerken to VBargerborp. 


1. „Dat falfche irrige Lere und alle Unorbeninge möge 
verhindert, unde de Underfaten im Amte Bargerdorp mit dem 
wahren rechten und heilfamen Worte Gabes recht verforget 
werden, fchal neen Paflor angenamen werben, he ſy denne to 
vören van unferm Superintendenten tho Hambordy verhöret, 
unde tho dem Paftorat Amte genodyfam unde büchtig erfant. 

2. Na Berhöringe ſchal ein idtlie® Paftor van dem Hoͤuet⸗ 
man tho Bargerdorp und den Schwaren eines idtlicken Car⸗ 
fpel& famtli angenamen, und od (fo idt nödig fin wurde) 
webder verlövet merden. 

3. So averft ener to enem Paflorem angenamen wurde, 
de vorhen nicht geordineret, ebder im Pfaramte nicht gebrus 
let wäre, denfülvigen fchal de Paſtor to Vargerdorp mit ges 
boͤrliken und darto denftliden Gaeremonien in ſyne Kerden 
inftitueren und ordineren, welde Form der SInftitution emme 
van dem Superintendenten to Hamborch ſchal angetöget wer⸗ 
den, fo vaken dat nödig fon ward.” 


II. 
Ban der Predige und Wyffe. 


1. „Ein idtliker Paſtor ſchal Gades Worde in finen rech⸗ 
ten Verſtande truwlick und flitig predigen, unde ſick aller an⸗ 
dern Fabuln und undenſtliken Minſchenleren gaͤntzlick ent⸗ 

olden. 
b 2. Idt ſchal nene Miſſe geholden werden, idt ſyn denn 
Communicanten, alſe ein, twe edder mehr, de dat Sacrament 
entfangen willen. De Paſtoren averſt ſchoͤlen dat Volck ſte⸗ 
des mit Vlite tho der Communion vermahnen.“ 


IN. 
In der Wipffe ſchal büffe Orbnung geholben werben. 


Im Grundzuge durchaus ben Älteren K.D., befonders ber 
Braunfhm. (Nr. XXIV.) und Hamb. (Nr. XXVL.) ent 
fprechend. Von der Predigt wird iInsbefondere verordnet: 
„In der Predige ſcholen de Paftoren nene impertinentia edder 
withlöffige, funder denſtlicke und nuͤtte Bere uth dem Evans 
» gelio dem Volcke up dat aller eintfolbigefte antögen.” In 

Beziehung auf die deutfchen Gollecten wird neben den „Sans 
geboͤkern“ auf die „Nörenbergifche Kerken Ordnunge“ verwiefen. 
IV. 

Ban dem Catechiomo. 


1. „Soͤß Städ fchölen in dem Catechismo geveciteret, 


und.. vorklaͤret werden: 1. Decem praecepta. 2, Symbo- 
lum fidei. 3. Dominica Oratio. 4. De Sacramento Coe- 
nae Domini. 5. De baptismo. 6. De potestate clavium. 
Nademe averft de Worde van ber Döpe nicht up einerlei 
Wyſe vorfatet fon, ſchoͤlen de Paſtoren de Worde van ber 


| Döpe uth den Evangeliften Matthko und Marco tohope ger 


tagen dem Volcke alfo reciteren und vorfeggen.” 


V. 
Des Heren Chriſti Gebobt van ber Döpe, 


2. My is gegeven ıc. (Matth. XVIII. 18 —20. Marc. 
xvI. 16 


Des Heren Chriſti Bevehl van ber Abfolution ebder de potestate 
elavium. 


3. Warlick ick fegge jum ıc. (Joh. XX. 23.] 


| v1. 
Ban der Namibbages Predigt. 


‚Na deme male dat Volck an den Werdeldagen mit Ars 
beid verhindert nene Predig hören kan, unde van dem all 
mechtigen Gabe ernſtlick gebaden is, ben Vyrdag tho hilll⸗ 
gen, und erſchrecklick ock geftrafet fin, be En verunhilliget heb⸗ 
ben, is goͤdtlick recht und billig, od to Verhoͤdinge goͤttlicker 
Strafe noͤdig, dat de Paſtor to Bargerdorp .. alle hillige 
Dage na der Malthidt up de gelegenfte Stunde, eine halve 
ebber dre Verendeel einer Stunde ben Catechismum ebder 
funft ein noͤdig Stuͤcke uth ben Epifteln uthleggen unde dat 
Vol thom Beſten vermahnen. Edber funft de Pfalmen, de 
gefungen werben, utlegge, edder de fingen lehre, de dat Vold 


noch nicht Bann.” 
VII. 


Bau ber Bicht und Abſolution. 
1. „Ane vorgaende Bicht und nothwendige Eramination 


unde Underrichtinge eines iglichen infonderheit, ſchal Nemand 


tom Sacramente togelaten werben; up bat Nemand dorch 
fine Ungeſchicklicheit fi! an dem Live unde Blode Jefu Chriſti 
verfündige und in bat Gerichte Gades falle. 


Der Bicht Form und Worde. 


2. Ick arme Sünder bekenne vor Gabe und Jeſu Chrifto 
minem Heren unde Su alfe finen Dener, bat id ein arme 
Sünder bin, de fid mit Gedanken, Begerden, Worben und 
Werden jegen Bades Gebot mennigfoldichlich alfo verſuͤndi⸗ 
get hebbe, da he mi billig mit allem Rechte to dem ewigen 
Dode verbömen mögte, fo he derfülvigen gebenten, unde dorch 
dat Lydent und Bethalent Jeſu Chrifti unſers Erlöfers ande 
diglich nicht vergeven wolde. Unde Imfonderheit befenne id 
Bade, minem Heren, bat Ick ehn in diffen hart verthörent 
hebbe (N. N. Hecenseat quisque delicta, quibus ejns con- 


Inn 


1544. LXXXVE. Bergedorfer Rirdyenorbunng. 77 


scientia urgetur et premitur). In biffen minen anliggenden 
Sünden ımde Belchweringen begere id van Zum, alfe Gades 
Dener, guden Radt und eine tröftfide Abfolution. 

3. Sn der Bichte ſchal flitig angeholden werden, dat 
pder de Morde des Catechismi lere und ſonderlick wete de tein 
Sebade, den Beloven unde dat Vader Unfe ıc. | 

4 Ein iglichee fhal od truwlich mit allem Flite vors 
mahnet werden, dat he fi in fpnem Stande und Befehle, 
Gortfürdtigh, truwlick na Gades Worde und Gebade wille 
bolden und ſchicken, unde fin ſuͤndlicke Levend ernftlid und 
up dat Förderlichfte beteren. 


Forma und Worde ber Abſolution. 


5. Dewile du dine Sünde erkenneſt, di van Harten leid 
fin und einen Vorſatt heffſt Gades Gebade vor Ogen to 
holdende: fo verfündige ick dy alfe ein Dener unfers Heren 


Chrifti uch finem Bevehle, Vorgevinge aller dyner Suͤnde, 


in Nahmen des Vaders, des Soͤhnes und des h. Geiſtes, 
gah hen im rede, gelöve Gade dinem Heren, früchte em, 
und fündige nicht mehr.” | | 
VIII. 
Ban den JFeſten edder Vierbagen, 


Die Fefttage find die in der Hamb. 8.9. (Nr. LXV.) 
vorgefchriebenen. „3. Diffe Dage ſchoͤlen vierlick geholden wers 
den und nene mehr. So de Tyde⸗Penningh up der afgefet- 
teden Feſte etlicke, wente anhero were gegeven, de fchal nu 
namals up ben Beer Jar Tyden, alfe Wynachten, Pafche, 
Johannis und Michaelis gegeven werden. 

4. Mor od Orgeln in den Kerken mweren, de magh men 
mol an den Byrdagen gebruden, de Pfalmen und den vors 
gemelden Kerkgefang darup fpelen, doch alfo, dat dat Bold 
de gangen Pfalme tovore finge, und up der Orgeln, wat 
gefungen i8, alleine na ſpele.“ 


IX. 
Ban dem Ehſtande, alfe van ben Graben ebber Leben ber Bloth⸗ 
fründfchop unde Schiwegerfchop ; ort von dem Bertruwende ˖ unde 
Upbedende ber Brubt unde Brübigams. 


1. „Dewile an den Cheftifftingen hochgelegen und man 
fi® darinne jegen Bott dat Recht, Exrbarkeit unde Tucht vor: 
geipen kan, unde fonft uch unbedachten vorbaden Ehftifftin« 
gen vele Unrades an Ziff und Gele erwaſſen plecht, fchal 
mit den Ehflifftingen na Vermeldinge und Uthmiefinge der 
Rechte, fo mente anhero im Roͤmiſchen Ryke im Gebruke 
geweſen, und noch in erer Kraft flahn, den men od van 
Gades wegen to horfamende verplicht, geholden werden, unde 
allene, wente up den veerden Grad edder Kidt beide in Bloth⸗ 
fründfhop unde Schwegerfchop de Ehe nageven. 

2. Molde averfi yemand uth egnem Vornehmende nes 
ger als in den vöften Grad ebder Lydt fryen, de ſchoͤlen de 
Daftoren in even Carſpel nicht vertrumen edder to hope ge 
ven, fe entfangen benn bes einen fonderlichen Bevehl van 
erer Overicheit. Wo averft namals dorch ordentliche Overicheit in 
den folgenden Graben edder Linien ichtes mar wider nagegewen, 
verlövet unde publiceret twurde, des mögen als denne fampt 
anderen be Lüde in biffen Amte mit geneten unbe gebrufen. 

3; So averft de Paftoren fi nicht verftunden up de 


rechte Supputation der Grabe edder Lebe, ſchoͤlen fe des by 
dem Superintendenten to Hambord Rath nehmen. 

4. Mo od yennige.Perfonen dorch ere Dlderen, Vor⸗ 
munderen edder Fruͤnde vorlavet weren, oder fi ſuͤlveſt ver⸗ 
ſecht hedden, deſuͤlvigen ſchoͤlen nicht vortrumet werden, de 
Sake ſy denne vor der Overicheit verhoͤret, unde de Paſtor 
hebbe einen duͤdtliken Bevehl entfangen, des he ſick in dem 
Fall moͤge holden. 

5. Dat men averſt dorch Unwetenheit ſick in dem To⸗ 
hope gevende nicht vorſehen moͤge, ſchal de Brud unde Bruͤ⸗ 
bigam, up dat wenigſte twemal vor de Koͤſt bi rechten Nah⸗ 
men und Tonahmen apenbar van dem Predigſtole upgeba⸗ 
den und afgekuͤndiget werden, und ſchoͤlen ock na der Meſſe 
vor dem Altare im Chore vortruwet und tohope gegeven 
werden, dat alles vor dem gantzen Carſpel, alſo deſto erliker 
togahn, und ein yeder deſto mehr und beroͤhmliker Tuͤchniſſe 
hebben möge ſines Eheſtandes. Idt ſchal ock de Bruͤdigam 
unde fine Brudt van Nemande anders als dem Paſtoren und ock 
in der Kerken allene getruwet werden. Averſt in Afkuͤndigung 
der Brud und Brüdigams ſchal defe Form gebruket werben. 

6. Leven Fruͤnde N. und N. willen fid na Gades Or⸗ 
deninge in den Ehſtand begeven, und bat fe dbenfülven im 
Nahmen Gades ſaliglick anfangen, vöhren unde vollendigen 
mögen , begehren fe hir to dat gemeine Gebeth. Unde fo 
yemand ychtes war darin to feggende hadde, dat an eren 
Eheftande hinderlick fin konde, de ſprecke nu in ber Tydt und 
ſchwige hernamahls. 


Vermaninge der be ſcholen to hope gegeven werben. 


7. Nademe de Ehftand van Gade dem Allmechtigen to 
finen Eren, Lof und Pryfe tho Exholdinge minſchlikes Ge⸗ 


ſchlechts und aller nothmendigen Denfte In diffen Levend ver: 


ordnet und angefettet is, mil fit od behören, dat ein jeder- 
man fit in dem Ehftande alfe in einer göttliten Ordeninge 
gottfruͤchtigk ſchicke und holde. Dat nu biffen yegenwerbigen 
Derfonen, de men to hope geven ſchal, weten mögen, wo fe 
fi in dem Ehftande holden fhölen, geve ick ehn, ale ein Dener 
des Heren in finen Namen biffen Bevehl. 

8. Tom Erften. Gades Gebob is, dat de Man fine 
Ehefruwen ſchoͤlen leven alfe de Here Chriftus fine Gemene 
gelevet, de ſick fülveft vor fe gegeven hefft, od alfe fin egen 
Fleeſch edder Lyf. | 

9, Thom Andern Gabes Geboth is, bat de Ehelüde in 
der Nahringe einer dem andern trumlid helpen, ere Kinder 
de ehn Gade gifft, in Gades Fruchten uptehen, und ſick mit 
guder Conſcientien, dorch rechte billige goͤttlike Wege mit ein⸗ 
ander ernehten. u 

10. Thom Druͤdden, Gades Geboth 16, dat Ehelüde Ges 
tüde und Ungelüde und Alles, wat ehn Gott thoföget, ſamt⸗ 
lick to hope liden und dragen fehölen, und einer ſchal den an⸗ 
dern noch um Geluͤcke edder Ungelüde vorlaten, Gott de Here 
ſchede fe den fülveft dorch den Tod. Und ſchoͤlen fi in allen 
eren Ungelüde unberander teöften, dat fe in Gades Orde⸗ 
ninge leven, daran Godt ein Wolgefallen heft, und worinne 
he de ſinen nicht troſtloß bliven ledt. 

11. Wenn dat aiſo geſecht edder geleſen, ſchal de Paſtor 
bi Nahmen den Bruͤdigam unde de Brudt, einen iglichen in⸗ 


78 | 1544. LXXXVXI. Rigrbütteler Ricchenerbuung. 


fonderheit fragm: N. biftu bir N. na dem vorgeflöllsten Bes 
vehl Gades to nehmen to biner rechten Ehefrumen, unbe fe 
nicht te vorlatende, fünder Gott de Here fcheide jum fülveft? 
&o barıp Ja gefegt, frage be wider: N. biftu hir N. na 
vorgeftelleten Bevehl Gades to dinen rechten Ehemanne to 
nehmende, und ehn nicht to vorlatende fünder Gott de Here 
fcheide juw ſuͤlveſt; fo fe darto Ja gefecht, ſchoͤlen fe to hope 
gegeven werden mit difjem Worde: - 

12. Nadem male gy beiden mit einem fryen Ja yum 
bie vor dem Angefihte Gades und differ chriſtliken Gemeine 
in dem billigen Eheſtand mit einander vorplidhten, fo vortruwe 
und vorbinde Ick juw beide to famende in ben billigen Ehe 
flande im Namen des Vaders, bes Söhne und des h. Geis 
ſtes. Wat nu Gott to hope geföget hefft, dat ſchal de Min⸗ 
ſche nicht ſcheiden. Gath hen, des Deren Gnade und Frede 
fi mit juw Amen.” x | 


Bau den Krauken. 
Dem Inhalte nad) den Vorfchriften ber Saͤchſ. K.D. 
(Nr. LXIV.) entfpsechend. 


Al. 


1. „Tom Beſchlute de Paftoren ſchoͤlen vor allen Dingen 
baranne fin, dat fe fill in eren Amte rechtſchapen, flitig unde 
truwlick in der Lere, Bormaninge unde Strafe fchidlen, und 
ock een fram godfrüchtig, erbar, unſtraͤflick Levend vöhren, 
up dat fe na dem Bevehl des Deren.de Luͤde mit rechter 
Lere und einen guben Levende to allen Dögende reigen unde 
leiden. . 


2. Dat Bold ſchal mebderum ere Paftoren na Gabes 
Bevehle in Ehren holden, fe mit fründliten Willen foddern, 
und geven ehn dat fe plichtig fin. So wert fe fämtlid Gott 
be Here an beyden Syden an Liff und Seele... (?) Wo 
fe anders bohn, werden fe dorch Gades rechtferbige und nicht 
fümende Berichte an Liff und Seele verderwen, darvor fe 
Godt gnaͤdiglik wil bemaren Amen.’ 


Dithmanus Koel, Senator inclitae Reipubl, Hamburgen- 
sis Civitat. et Capitaneus in Bargerdorp sabscripserat manu 
propria Anno 1544. | 


LXXXVI. 
Ordeninge der chriftlichen Ceremonien, fo in den Kerken im Amte Mitebüittel belegen, 


Nähere Nachrichten über bie Zeit ber Publ, biefer, nur 
bandfchriftlih vorhandenen K.⸗O. fehlen uns. Da fie 
offenbar an die Bergedorfer K.⸗O. anklingt, ift ihr hinter 
diefer ihre Stelle eingeräumt worden. 

*T % 

„De hyllige Apoftel Paulus leeret uns 1. Corinth. 14: 
God is nid) m God der Unordnunge, funbdern des Freedens — 
daher beholden od de reformerten Kerle, ber Augsborgiſchen 
Confeffion verwandt, etliche fine Middel.Ceremonien, up bat 
enne gewiffe Ordeninge fp, na welker be Prediger des goͤdt⸗ 
lichen Wordes der Verrekinge der billigen Sacramente unde 
dat Gebet ſchoͤlen verrichten. — Wan awerſt nidy Jeder⸗ 
mann tho geftaden, dat be ſynes Gefallens eg Gere: 
monien in den Kerken anrichte, und — dat nödelte und 
nüttefte, als dat Predigen unde de Dispenfation der big. Sa⸗ 
eramente uth der Kerken ſtoͤthe od de Mannerleiheb der Ces 
remonlen, fünderlicht in den nah by enander gelegenen Ker⸗ 
Ten Unorbeninge male: alfo hebben de Pafloren der Kerken 
tbo Hamborch mit Bewilligunge E. E. Rahdes et vor gud 
unde radſam geachtet, dat in den Kerken des Amtes Ritze⸗ 
büttel, der Stade Hamborch thoftändich, In welchen Kerken 
bither noch nene gewisſe ſchriftlik geflellte Ordeninge in Ges 
bruke geweſen, de nygeft gefchruvene Form und Wyſe, welke, 
ſo veele de Gelegenheit des Ohrdes unde der Perſohnen hefft 
- Ipden wullen, der Kerken Ordeninge ber Stadt H. gelickfoͤr⸗ 
mich, nahgelsvet werde, und ſchoͤlen demnach de Kerkendener 
im geroͤhmten Amte Ritzebuͤttel nah duͤſſer vorgeſchrebenen 
Ordeninge eendruͤchtlich ſick verholden, und ſchall ahne ſuͤn⸗ 
derlike und ernſtlike Ohrſake nichtes underlathen, unde ohne 
Pormethen unde Verwillinge E. E. Rahdes und des Mini⸗ 
flerii tho Hamborch verändert werden.” 


gebrufet werden. " 


Vom Befange und Lefende in den Kerken. 


Am Sonntage fol gefungen werben ftatt des Introitus: 
Komm heilger Geift; dann fingt der Prediger vor dem Als 
tar: „Send' uns deinen Geiſt“ und die Collecte. Die Ge- 
meinde: Vater U. im Himmelreich oder ein andres Lieb. 
Dann Kyrie Eleison deutſch. 


Prediger: Ehre fei Bott in ber Höhe. Gem.: Allein 
Gott in ber Höy. Pred.: Der Herr fei mit Euch! Collecte. 
Epistel, Gem.: Nu freuet end, liebe Chriftgem. oder ei⸗ 
nen andern Pfalm. Pred. lieft das Evang. Gem.: Wir 
glauben all an einen Bott. Pred. fteigt auf die Kanzel, 
nad) dem Introitus feiner Predigt fingt Gem.: Nu bitten 
wir den heil. Geiſt. Pred. hält die Predigt über bas Evang., 
dann Dankfagungen, Kürbitten. Gem. finge dann: Erhalt? 
uns Here bei dem Wort, oder einen Pfalm. Pred. vor 
dem Altar: Gott gieb Fried. Collecte. Wermahnung vor 
dem Altar. Vater Unfer. Cinfegungsworte. „De Preſter 
feht od in de thdelinge des hlgen Abenbmahles tho de 
Communicanten: Dat uff unfes Herrn Jeſu Chriſti be⸗ 
wahre Dynen Lyff und Seel thom ewigen Lewende. Amen. 
Dat Blodt unfes Herrn Jeſu Chrifti bewahre Dynen Lyff und 
Seel thom ewigen Lewende. Amen.” 


Während deß fingt das Volk: „Jeſus Chriſtus, unſer 
Heiland;“ nachher: „Gott ſei gelobet und gebenedeiet“ und 
„OD Lamm Gottes.” 


Priefter: Collecte. Segen. Gem. „Verleih uns Frie- 
den gnaͤdiglich“ oder „Gott, der Water, wohn.” 

An den 3 Hauptfeften fingt man die Gefänge aus bem 
Psalterio M. Tutheri auf die Zefte. 

Auch predigt man Nachmittags und fingt das Magnificat 





1548. LXxxver. Sildesheimer Sigchenorduung. 


deutſch, ober, fo ba Schuͤler find, die die lateiniſche Sprache 
verſtehen, auch wohl lateiniſch. 


Bon der Miffe, ene gebe Drbeninge, 


„‚Missa Dominicalis von St, Johamnis bith up Wynach⸗- 
ten. Missa Dominicalis von Paschalis bitch up Pingiten. 
Missa Dominicalis von Pentecostes bith up Johann. Bapt. 
Missa Dominicalis von Nativitatis bith up Purificationis Mar. 
Missa Dominicalis von Dominicalis bith up Pafchen. 

An den Apofteldagen und andern gewenlichen Fyrdagen 
finget man them Anfang: Te Deum duͤdſch, na bem Evang. 
dat Syıubolum Apostol.“ 

Die Fefttage find die gewöhnlichen, aber nur zwei Tage 
an den großen Feſten. Einen halben Tag werben feierlich 
gehalten Die Apofteltage, Dienftag in Pafchen, Pingften, 
Maria Magdalen, Pauli Belehrung, Aller Heiligen Tag. 

Alsdann wird gefungen, wie in Hamburg. „Up de Feſte 
finget man od Latin, fo da Schöler ſyen.“ 

Die Litanei wird gefungen: Reminiscere, 12. &. nad) 
Trinit. und bei vorftehender Noth und Kährlichleit an an: 
bern Sonntagen. Mad) ber Litanei fingt der Priefter: „Herr, 
handle nicht mit uns nad) unfern Sünden.” 


Bon dem Eatechismo. 


Die ſechs Sthde des Katechismus werden dem Volle 
zigarten an jedem Sonntage vor dem Evang. Das eine 
Stuͤck nad) dem andern wird an den Faften: Sonntagen bei 
dem Nachmittagsgottesdienft erklaͤrt. 


’ Bon ber big. Döpe. 


„De Form unde Wyſe tho Döpende mit dem vorgehens 
ben Exorciemum ward geholden na dem Dop⸗-Boͤckchen Lu- 
theri.” Vorher thut ber Priefter eine Vermahnung von der 
Müglichleit der Taufe. „Vor edder na bene Döpe werden 
de Vaddern od vermahnet, bat fe ſick des Kindes chrifttit 
annemen fcholen.” 

Form ber Betätigung der, Nothtaufe. 


Bon der Bichte unbe Abſolution. \ 


„Dewyle Nemand thom big. Amenbmahle gelathen 
wirbt, be ſy denn thovoͤren underwyſet und abfolveret, fo 
moth en Ider, be tbom Sakrament gahn will, vorher fon 


19 


Bekenntniß ſyner Suͤnbe unde ſynes Glovens in be Bichte 
det Sonnawends vorher Nahmedages edder des Sondages vor 
edder vnder der Predigen ſeggen. — Wer ſyne Suͤnde nich 
bekennet und nich weth de 10 Gebade, den Gloven, dath V. 
U. unde de andern Stuͤcken des Catechism, den wiſen de 


Dener mit goden, fruͤndliken Worden von ſick up ene andere 


Tydt wedder tho kamende. De apenbahr ſichbare Laſter be⸗ 
gahn hebben, von denen fordern de Seelſorger vorher ene 
apenbahre Bichthe, ehe ſe deſuͤlvigen thom Sacrement la⸗ 
then. Befallen ſe mit Krankheiden unde begehren de Abſo⸗ 
lution unde dat Sacrament, fo wegern fe ehm büsfe nich, 
bekennen ſe ehre Misſethat unde Gelowen.“ 


den Eheſandt im ber Merken thohope 
gegeven. 

„De Dener des Evangelii Chriſti nehmen fih ber Ches 
faten nich böger an, alſo alleen wat be Conscientien und 
Copulation belanget.” 

Die Coputation findet In der Kirche Statt, nachdem am 
Sonntage vorher die Proclamation gefchehen, nad dem 
Hamburgiſchen Kormular. Doch kann im Nothfall das 
Formular gekürzt werben. 


Von den Graden edber Lehdenm der Blob-Brändfchop unde Schwä⸗ 
' gerfdhop. 

Zu richten hat man fi) nach den Rechten „fo bether im 
hlg. Roͤmiſchen Ryke in Bruhk geweſen.“ Der Prieſter 
darf nicht trauen, wenn Jemand im vierten Grabe freien 
will, es fei ihm denn von feiner Obrigkeit geflattet oder in 
der Folge in den Graden etwas nachgegeben. So die Per 
ſonen fich nicht verftünden auf die rechte Supputation ber 
Grade, fo follen fte fich bet dem Superintendenten ober ben 
Daftoren der Kirche zu Damburg erkundigen. 


Bon den Begräffuisfen der Verſtorbenen. 


Wenn es gefordert wird, ſollen die Paftoren die Glocke 
Iäuten, die Kinder fingen laffen und dem Volke eine Ermah⸗ 
nung thun. So aber Jemand in offenbaren Sünden gelebt 
und ohne Buße dahin flieht, der wird nicht feierlich beerdigt, 

Am Schiuffe fteht die Exhortatio vor dem Altare an 
die Communicanten; „‚entliche Vormede vor dem Dövenden‘ 


Bom Brudt unbe Brögam in 


unb die Formula Ministerü committendi ganz glei, ber in 


Hamburg vorgefchriebenen. 


LXXXVII. 


Chriſtlike Herden ordeninge der löffliten Stadt Sildenfdem. Mit einer Vörrede Antonli 
1082. kl. 8. | 


Corvini. 


Die Reformation ber Stadt Hildesheim erfolgte, nach: 
bem durch den Kurf. v. Sachſen und ben Landgrafen von 
Deffen die Braunfchweig » Wolfenbüttelfchen Lande erobert 
worben waren, duch Bugenhagen, Deinrih Winkel und 
Gorvin (Hamelmann, Opp. geneal. B: 939., Lauen⸗ 
fein. Kirchen⸗ und Ref.-Hiſt. des Misth. Hildesheim, 
St. XI. p. 97., Luͤntzel, die Annahme des ev. Glaubens» 
befenntn. von Seiten der Stabt Sitbeebeim „Hild. 1842), 
Die K.⸗O. erfchien jeboch erft im 3. 164%, unterzeichnet 
von Bugenbagen, Winkel und Goroin, und verfehen mit 


einer Vorrede bed Leptern (dd. Pattenfen, Somt. nad 
Nativ. Mar.), die im Allgemeinen von bem Berbältniffe 
der evangelifchen Ordnung zu dem römifchen Wefen und 
dem Bifchofe von Hildesheim insbefondere handelt. Die 
Quelle ber K.⸗O. ſelbſt ift die Braunſchw. K.⸗D. 1843, der 
ſaͤmmtliche Abſchn. theils vollſtaͤndig, theils im Auszuge, 


mit nur geringen Zuſaͤtzen und durch bie localen Verhaͤltniſſe 


bedingten Mobificationen, entlehnt find. 
* * 
* 


80 1544. LXxXxVIII. Hilbeshtimer Sirchenordunug. 


Dat erfte dei düffer Ordeninge, van vnſen Ker⸗ 
den, van der Chriflliten lere vnde Ceremonien. 
Bon ber Lere. 


Aus der Braunſchw. K.⸗O. 


Ban den Bredicanten. 


Mit einer Abänderung, welche die Zahl ber Prediger in 
den Kirchen zu St. Andreas, Jacob und Georg und ihre Ges 
‚halte betrifft, und mit Weglaffung der Beſtimmungen über Ans 
nehmung der KR.» und Schuldiener, aus derfelben Quelle. 


fiendigen man vorfhaffen, De wol kan mit andern fünbern 
vornufftich pn Goddes fruͤchten, handelen, de mit ben fmaden 
fan gebult hebben, de od fo vorſtendich ſy, dat He nicht allene 
dat Bold kan leren, fünder oE den MWedderparten den munbt 
mit Goddes worte vnde Hilfiger fchrifft floppen, Alfe Paulus 
beueelet, Düffe man fchal fon Superintendens, by one ym 
geiftliten vegiment, be fchal od ſuͤlueſt predigen ond yn einer 
gelegen ftede Lection lefen, vnde be hilligen fchrifft vthleggen 
vor de gelerden, vnde dar leren willen.” Schließlich wird den 
Wittwen und Waifen der ftädtifchen Prediger ein volles Gna⸗ 











Köfter edder Oppermane. 


Diefer foll ein ehrlicher Bürger und Haushälter fein nad) 
1. Tim. III., und weil feine Einkünfte theils wegfallen , theile 
fortan in den gemeinen Kaften fließen, wie die von PVigilien 
‚und Seelmeffen, von der Stadt befoldet, einige Accidenzen 
aber, vom Umgange zu Weihnachten und von Zaufen, ihm er= 


denjahr, vom Anfınge des Sterbevierteljahrs gerechnet, ver 
fprochen und bie übrigen Geiftlihen werden unentgeltlid zu 
vicariren verpflichtet. 


Ban den Geremonien, wo de Scholkindere yn ben Kercken 
fingen vnde leſen fchöllen, dat men fe barborch geivene vube 
holde tho der h. Schrifft. — Ban deu Auentethende Ehrifti 





des h. Dages. — Dübefh. — De Predingen. — Bau befunber: 
liken Prebigen. — Ban Byrbagen. — Ban ber nobt Döpe. — 
Ban der Bichte vnde Abſolution. — Banden Kranden. — 
Ban Brudtlehte. — Ban den Belden. — Bam Banne. — 
Vorörbelde Mißdeder. — Doben Begrauen. — Ban Babemd: 
men vnde lines frucht. — Wo erwelebe ebber geuörberbe Pre: 
dicanten anthonemende font. 


Alte diefe Adfchnitte entfprechen,, bis auf wenige unweſent⸗ 
liche Zufäge und Aenderungen, der Bra unſchw. K.:D. 


Dat ander deel düffer Orbeninge de Schole be: 
langende. 


Datdrüdde beel büffer Ordinancien ys vam ge: 
menen Kaften. 


Aus derfelben Quelle, mit geringer Abweichung. 
Ban Eefalen. 


„De Superintendens vnde Predicanten werben van den 
Luͤden bedrogen, vnde fe hebben nene macht dat fe de Küde 
dwingen können tho donde wat redht 98, Darumme wenn et⸗ 
like Lüde van Eeſaken, vor fit allene willen pn Öhren Conſcien⸗ 
tien berichtet fin, dat ſchoͤllen ſick Öhrer de Predicanten anne: 
men. Went duerft haderſaken weren, dat dat eine part pa, 
dat ander neen fede, fo fchöllen de Superintendente vnde Pre 
dicanten fi des nenerleye wyſe annemen, fünder ein Erbar 
Radt wil fülde Nichte by ſyck beholden, alfe de Radt od tho 
Brunſwigk (vergl. Braunfhw. K.⸗O. 1528), Bande ein 
Erbar Radt wil erwelen twe vth dem Rabe vnde ſoͤſſ vth der 
Gemeine de’gelerdeften, de Stadtfchriuer duerft ſchal alder erft 
ſoͤlcke klage annemen vnde mit einem edder twen, fo be fan de 
fake affrichten dat nicht vannoͤden ys dat alle tidt fe darumme 
alle tho fammende komen. Duer alle gefchreuen Rechte, font 
nu od andere gude Boͤke van Eeſaken, daruth fe wol werden 
wetten, wo fe richten fchöllen....” 

(Unterfhrift.) Joannes Bugenhagen Pomeranus, Anto- 
nius Corvinus, Henricus Windel. 

Gedruͤckt tho Dannouer dor Henningk Rüden. MDXLIV. 


halten werben. 


\ 


Bamı DOrganiften. 


Alte Pfartlicchen follen einen befoldeten Organiften has 
ben, der ein ehrlicher Haushaͤlter ift („„Doren vold wille wy nicht 
liden“) und in den einzelnen Kicchen wechfelsweife fpielen foll. 


Ban anderen Kerdeit. 


Beſtimmungen über die Zahl der Geiftlihen an ben an- 
dern Kirchen. in hier eingefchobener, nad) dem Style von 
Corvinus herruͤhrender Abfchnitt rechtfertigt die Anflellung der 
Prediger gegen die Vorwuͤrfe des katholiſch gebliebenen Theils 
der Bevölkerung, inebefondere gegen ben von den Koften her: 
genommenen Einwand damit, baß die Stadt nichts bazu gebe, 
daß fich num erſt ein großer Kirchenſchatz anfammeln koͤnne, daß 
die neue Ordnung nicht zur Beſchwerung, fondern zum Dienfte 
der Stadt gereiche, daß die Stadt groß und bie Bevälkerung 
zahlreich fei, man alfo mehrer Prediger bedürfe („grothe bene 
möthen geothe hofen hebben‘) u. |. w. 

| Ban onfen Dörplerden. 


Auch in diefen fol das Evangelium gelehrt und das Sa⸗ 
crament unter beiderlei Geftalt gereicht werden. Beftehende 
Patronate find anzuertennen, doch foll der Belehnte von dem 
Superintendenten angenommen und eraminirt werden. An 
jeder Pfarrkirche fol ein Küfter die Kinder im kl. Katechismus 
und im Lefen unterrichten. Wittmen und Waiſen ber Dorf: 
pfarrer beziehen das Einkommen des nächften halben Jahrs 
oder mehr, nach Gelegenheit der Pfarrei; dod) müffen fie die 
Pfarrei auf ihre Koften mit Predigen und Sacramentreichen 
beftellen laſſen. 





Elöfter unde Düne, 


Alle Kloͤſter ſollen ihre Religionsuͤbungen einftellen; ihre 
Inwohner aber follen von Niemand beleidigt werden. Wenn 
die Domherren nicht die chriftliche Lehre und ehrliches Leben 
annehmen, fo foll von dem Rath alebald den Bürgern der Be: 
ſuch ihres Gottesdienfles verboten merden. Serner heißt es: 
„Duer büffe alle willen wy vns einen Gelerden Erfaren Vor⸗ 





x 


1565. ELXXHEN. Mefermatio Wwiitebergensis. 81 


1545. 


LXXXIX. | u 
Beformatio Wittebergensis. _ 


Die fg. Wittenberger Reformation ehort nicht, wie z. B. 
v. Weber in d. Saͤchſ. K.:R. Bd. J. ©. 53 annimmt, 
in die Reihe der eigentlichen Kirchenordnungen, Tondern fie 
tt ein von Melanchthon entworfenes Bedenken, das zum 


Zwecke chriftlicher Reformation und Bergleichung dem Reiches 


tage vorgelegt .zu werben beflimmt war (vergl. Richter, 
die Grundlagen ber luth. K.⸗«Verf., in Reyſcher's und Wil: 
da's Zeitfchr. für deutfches Recht, Bd. I. ©. 31 ff. und bie 
Eint. bei Bretschneider, Corp. ref. T. V. p. 578 sq.). 
Dennoch Eonnte ihr die Aufnahme nicht verfagf werden, weil 
fie zum Theil die Srunblage einer 8.D. geworben ift, die in 
den norbbeutfchen Ländern weite Verbreitung gefunden hat, 
der Mecklenb. von 1552, Wir geben ben latein. Text, 
weil er ber jüngfte ift, nach dem Abdrude bei Bret- 
schneider 1. c. Vergl. auch Pezel, Melanehth. Cons. 
lat. T. I. p. 586 sqq., Seckendorf T. 0. p. 522 2 
und Formula refarmationis a Lutbero ‚et theologis Vi- 
teb. anno 1545 proposita, Vratisl. 1817. 4. Gine weits 
laͤufige Eritifche Beleuchtung der Ref. von Butzer fiehe in 
Neubeder, Urt. aus ber Ref.⸗Zeit, ©. 723 ff. 


»* * 


Vera et salutaris (reformatio sen) gubernatio ecclesiae 
Christi praecipue in his quinque membris consistit: 

Primum, in vera et pura doctrina, quam Deus eecle- 
siae suae patefecit, tradidit et doceri mandavit. 

Secundo, in legitimo usu sacramentorum. 

Tertio, in conservatione ministerii evangelici, et obe- 
dientiae erga pastores eeclesiarum, sicut Deus vult et postu- 
lat conservari ministerium Evangelii, et'servat ipse sua po- 
tentia et praesentia. 

Quarto, in conservatione honestae et piae disciplinae. 
retinendae per jadicia €cclesiastica sea jurisdictionem eccle- 
siasficam. 

Quinto, in conservandis stadiis necessariae doctrinae 
et scholis. . Ä | 

Sexto, Ad haec opus est defensiene corporali et facul- 


De prime articule, sollicet de vera doctrina. 
Dess condidit genus humanum praecipue. ad hoc sum- 
musm opus et ad hunc finem, ut ipsum agnoscat, invocet et 
in tota aeternitate celehret. (Juare et ante lapsum Adae, et: 
postea, certis et maniflestis testimoniis se hominibus pate- 
fecit, et peculiarem dettrinam et verbum tradidit, ad qnod. 
alligavit suam ecclesiam, ita ut illı.certo sint ecclesia et po- 
pulus Dei, qui verbum et doctrinam ab ipso traditam docent,. 
discunt, ampleetuntur et proßtehtur.: Nee ullı alii sunt ec- 
ciesia et populus Dei, qui verbum illud aut non habent aut 

uatur. .3 

Ac post lapsum Adae singalazi promissiene sic edit. 
se patefecit Deus :.promisit se missnrum filium saum, et per 
kunt, et propter hune, daturum remissionem peccatorum, et 
IL. 





abolito peccato et abolita morte redditurum justitiam et vi- 


tam aeternam. Et hunc filium suum Jesum Christum certis 
et mauifestis. testimoniis postea misit et exhibuit, fuitque 
ecclesia Dei semper exstructa super filium Dei, Dominam. 
nostrym Jesum Christum, et syper hoc ipsum verbum, quod 
per filium revelatum est, sicut scriptum est 1 Corinth. 3. 
Fundamentum alind nemo potest ponere praeter id, quod po- 
situm est, quod est Jesus Christus. Et Ephes. 2, Estis con- 
cives sanctorum et domestici Dei, aedificati super fundamen- 
tum apostolorum et prophetarum existente lapide angulari 


‚Jesu Christa, in quo tatum aedificium coagmentatum crescit, 
ut sit sanctum templum per Dominum, per quem et vos una 


aedificati estis, ut sitis habitatio Dei per Spiritum sanctum. 
Ex his et similibus multis testimoniis congruentibus ma-, 
nifestum est, solum eum coetum esse ecclesiam et populum , 
Dei, qui doctrinam de Deo traditam per prophetas, Christum 
et apostolos, docent, discunt, amplectuntur et profitentur.. 


Et primum ac summum mandatum Dei est, hauc doctrinam. 
‘et filium Dei audire, et ei assentiri, et doctrinam retinere 


incorruptam, sicut aeternus Pater de coelo clamans inquit: 


Hic est filius meus dilectus, quo delector, hunc audite. Et, 
sicut Psalm. 2. scriptum est: Osculamini filium, id est am- 


plectimini vera fide et laetitia cordis audite eum et assen- 
timini ejus doctrinae, &c. | 

Qui igitur filium Dei Jesum Christum nolunt audire, sed 
Evangelium contemnunt, aut negant aut persequuntur inte- 
grum aut articulos aliquos Evangelii, hi non possunt esse 
ecclesia et populus Dei. Haec manifesta sunt. 

Primum igitar et ante ommia necesse est in ecclesia Dei’ 
integre et pure doceri et'propagari Evangelium, sicut Deus 


- saepe praecepit, et’ Christus ipse dixit Joh. 14: Si quis di- 


Kgit me, sermonem meum servabüt, et pater meus diliget eum, 


: et ad’eum veniemus, et mansionem apud eum faciemus. f 
tatibus, ad personas, quae sunt in officiis necessariis, alendas. | 


‘Sit igitur in reförmatione Christiana prima haec cura, 


; ut Evangelii doctrina pura et incorrupta im ecclesiis et in 


scholis proponater , servefur et propagetur , sicut et primae 
ac vetustae synodi praecipue propter doctrinam convocatae: 


“sunt, ut synodus, qnae describitur Act. 15. et concilium» 


Nicaenum condidit piam et salutare symbolum ad retinen- 
dans piıram Evangelii doctrinam de fillo Dei. Etsj autem in 
synodis retentium temporum et hujws ultimae senectae mupn, 


. di saepe tenfatae. sunt refonwationes-, tamen in.eis exigu®; 
' mientie facka ast doctrimae necessariae, cum manifestum sit, 


multos abusus irrepsisse, quibus Evangelii lüx obscurpta fuit.. 

Bostqiam autem defensores quidam. abusmum ‚ante, an-; 
nos fere triginta occasianem praebuerunt ‚taxapdi. erForem, 
elementer Deus in hat opiaionum vellatione ‚restituit Rvan-, 
gelü lucem in omnibus articulis nesessariis ad aalutem aeter-, 


mama, de quibus exhibuimus Caesareae Majestali confessio-. 


11 


nem Augustae anno 1530. In qua confessione doctrinae Deo 
javante perseverabimus, sicut illa dextre et sine depravatione 
intelligenda est, et in ecclesiis nostris intelligitur. Non em 
dubitamus, illam doctrinam nostrarum ecclesiarum certo esse 
unicam, aeternam, consentientem doctrinam verae et cathe- 
licae ecclesiae Christi, traditam per prophetas, Christum et 
apostolos, et congruentem cum symbolis apostoheo et Ni- 
caeno, et veteribus piis synodis, et sententia veteris et pu- 
rioris ecclesiae. | 

Quaore et necessarium esse ducimus ad gloriae Dei illu- 
strationem, ad veram invocationem, ad salutem plurimorum 
hominam , ad excitandam et confirmandam veram fidem et 
veram invocationem in posteris, ut sententia doctrinae, so- 
mans in ecclesiis nostris, comprehensa in confessione nostra 
et catechismis, concorditer m omnibus ecclesiis populo tra- 
datur et propagetar, videlicet de omnibus articulis, sicut in 
symbolo apostelico et Nicaeno comprehensi et recitati sunt, 
et sicat illi ipei articnli in veteribus piis synodis, Nicaena, 
Constantinopolitana, Ephesina et Chalcedonensi‘recte et ne- 
cessaria enarratione illastrati sunt. 


Et ad intelligendos articalos symbolorum de Christo, et 
de immensis beneficiis, quae ecclesiae propter Christum 
dentur, necessaria est et reliquorum articuloram verz co- 
gnitio, qui recensentur in confessione, de peccato origimis, 
de gratia, de fide, de bonis operibus et de sacramentis, vi- 
deficet quod certissima veritas sit, ommes homines ex virili 
semme conceptos, nascentes afferre secum peccatum origi- 
, Ms, ac propterea omnes homines, qui non afferuntur ad 

- Christum et non regenerantur per baptismum, damnatos esse 
ac mianere reos irae Dei aeternae, | 

Item. Infantes baptizandos esse, et eorum baptismum 
placere Deo et efficacem esse, ac recipi eos in gratiam, 
donari Spiritu sancto et fieri haeredes vitae aeternae per 
baptismum. 

Item. Peccatum originis esse carentiam justitiae origi- 
nalis, quae debebat inesse, Et haec carentia est reatus et 
depravatio virium hominis, scilicet mentis, voluntatis et cor- 
dis, quod voluntas aversa est a Deo, et in voluntate et corde 
est prava inclinatio adversus legem Dei, propter quae mala, 
videlicet propter reatum et aversionem illam a Deo ac de- 
pravationem virium, homo damnatus est, nisi liberetar per 
regenerationem. . 

Haec senatentia sise ulla dubitatione.semper fuit cathor 


eenlesiasticorum. consentiens doctrina de tristi et deplorando. 
vulnere, quod humana natura accepit in lapsu Adae. 

i. Quod vero aliqui labefactare nostram sententiam ia hoe 
artivalo audacter:conanter, male faciunt, ae manifestae ve- 
sitati contradicant, et confirment tenebras in meltorum men- 
tibus, ne agnoscant quid wit peccatum, nee discast: quid sit: 
gratin et fides. Nam ex illa aversione a Deo oriuntur haee 
ingentia mala in humanis mentibus: dabitatio de Dei volun- 


tate, securitas carmealis, neglectie Dei, esse sine metu et sine. | 


diectione Dei, magis confidere preesidiis praesentibus, quae- 

cernunttur, quam confidere Deo. Fatendum est autem baec 

ingentie mala vare esse peocata, et repuguahdem est hie 
ir 





1505, LXCCEE. Mefsuislio Wilichengensis. 


morbis animorum, quod fieri non potest, obscurata vera 
dactrina de peccato originis. 

Sequitar deinde articulus de gratia et de remissione 
peccatorum, videlicet consequi homines remissionem pecca- 
torum, gratiam et Spiritum sanctum, seu reconciliari, repu- 
tari justos et fieri haeredes vitae aeternae, non propter me- 
rita proprieram operam, sed propter mediatorem Christum, 
fide in ipsum, 

Hic articahız Dei beneficio in ecclesiis nostris copiose 
declaratus est. Nec vero dubium est, oportere in ecclesia 
universa exstare et proponi hunc articulum, sicut apud nos 
docetur et declaratur. Nam haec una est de remissione pec- 
catorum et recomciliatione vera, aeterne et immota Dei sen- 
tentia, ut Act. 10, scribitur: Huic omnes propketae testimo- 
nium perhibent, wemissionem peccalorum accipere per nomen 
ejus ommes, qui eredund in eum, 

Ac nisi hujus articmli doctrina servetur pura ac sincera, 
magni et ethnici errores sequuntar, corda hominum manent 
in, assidua dubitatione, velut apud ethnicos, nec firmam con- 
solationem habent, sed fugiunt Deum, nec recte invocant; 
pnestea mirari disciplinam et suam justitiam incipiunt, hanc 
amplificant, et fingunt, eam placare iram Dei, et mereri re- 
missionem peccatorum, et quia tamen manent in dubitatione, 
cumulant modos disciplinae , excogitant vota monachatus et 
multos ritus. His opinionibus et hac hypocrisi magis magis- 
que obscuratur doctrina de beneficiis Christi, et de fide 


‚statuente gratis donari remissionem peccatorum, et in cor- 


dibus incheante pacem et vitam seternam, de qua diciter: 
Justus fide sun vivet. 

Denique hic artienlus, ut in nostris seclesiis docetur et 
intelligitur, est praecipua vox Bvangelii, quam mutare non 
licet ulfi creaturae in coelo-aut in terra; sed est Dei aeter- 
nam, immotunr et immetalbile decretum, gei immense mise- 
ricardis per. filum hoe modo peceatum abolere vult et nobis 


' restituere vitam aeternam, agnitione et ide fi kujus me- 


diatoris, 

Deinde sequitur et dectrina de benis operibus: quoxd, 
cum fide in Christum accipitar remissio peccatorums, simul 
mittit Deus Spiriteum senctum: in corda credentiuns, et ac- 
cendit in eis novam lucem et vitam, timorem Dei, ditectia- 
nem, bonum propositum juxta omnia praecepta Dei; Et 
severe mandat Deus, ut im bonis operibus viramus, et be- 
nam conscientiam habeamus, ac donatam reconciliationem 


‚ et grätiam retineamaus, et non effundamas. 
lione ecalesiae Dei, prophetarem, apostolorum. et seriptorum. |; E , 


Cumque vers doctrina de benis operibes in: toto erbe 


: terrarum horribiliter oemtamisata. et deprewata sit, et adhue: 


in multis regienibas intpure et corrupte tradatur, valde po- 
stulat ecclesine universae:neeessitas, ut vera dectsinz con- 
oorditer et de hot loco tradatur, videlicet quae opera Deus 
postulet, quomodo nestra abedientie placeat Des, eum ta- 
men in hac vita in tanta nostra inkrmitate adhec mansant. 
peccate in omnibus hominibus; #em de diserimine pocen- 


: train, 


De his tantis rebus recte et fideliter illustrata: es4 dectri-. 
nu in ecelesiis mostris;, quam quidem.nom jadıdamua sehola- 


' stioas argutias esse et otiosas carillationes verboram, ut 


multi homines profasi loquuntur, Quane nos mutare non. 





23548. LEKEIK. Mefunmailio TYiiebargannin 


possumus. Si quis autem putat esse kudos scholastieos ac 
vera mutari et fales ornata fucis recipi posse, hic sciat, 
etiam si nanc seckrus non metuit jadicium Dei, tamen tam- 
‚ dem smas poenas 1sstificatunas esse, Evangelium non esse 
fabelosum.. 

Ex bis articnlis ai sequanter, qui de legitime et enkıtari 
usu sacramentorum lequaatıır. 

De baptismo, 

Constanter et severe retinendns et defendendus est 
bapkısmus infantium. Et ad excitandam in cireumstante 
coetu invocationem Domini utile esset in singulis Jecis 
lingma intellecta populo prosanchari preoes, fidei proßessio- 

nem et verba baptismi. Nec opus est aut plures aut longio- 
zes ceremonias addi, quam' nunc in usa. sunt, 


Confrmatie, 

Valde.nocesse esset in omnikusecelesiis, tradi vertie die- 
bus eatschismunm, ut pueri adsuefiant ad verbum et nativum 
intellectam omnium articulorum et partium deotrisae Chri- 
stianae. ‚Ad hanc eonsuetudinem sanciendam prodesset ritus 
confirmationis, cum widelicet exacta puenitia jam firmior 
aetas seu adoleseentia acoederet, palam im ecclesia audienda 
esset integra doctriase oonfessio ; et cum interrogatus pro- 
mitteret constentiam in’ hac ipsa sententia recitata „ein 
hujus eeclesiae suge confessione, maanus pastoris ei impo- 
nendae essent, et publica precatione petenda mestis et cor- 
dis in hoe confitente confirmatio et gubernatie. 

Haec ceremonia non esset inane spectaculum, ut nunt 
est'episcoporum ritus, sed profutura esset ed retinendam 
doctrinae puritatem et propagationem sententiae ecclesia- 
stiene, ad concordiam et al disciplinam. 


Ordinatie,. 


Etsi ‚posten de ordisstione rarsus: dieendum est im ea 
parte, in qua de serwvando ministerso Evangelii dicetur, 
tamen hic mecessariam admenitionem: breriter inserendam 
esse duximus. Magne res est et necessaria eeclesiae cura 
recte exereendae ordinationis. Etsi enim Deus propriä sua 
potentie et gubernatione ministerinm evangelicuna servat et 
exeitat ipee pustores et doctores, et facit idoneos, ut Eph. 4. 
seriptam est: tamen et tota ecolesia et maxime praecipna 
membra ecclesme etiam’suum stadium-et operam ad hanc 
rem: conferre debent, ‚ut praeparentur multi ad munss.dor 
eend’, et ut instituti ae certin locis a dectis examimatoribus 
ezplorati admitteutur ad ministerihm, sut rejiciantur. . 

Hic labor mandatus fuit olim episcopis. Sed plurimi din 
jam magıam imevitiam.gxereent ia’ reete docemtes , et non 
solam dieepeses 'suns non turant, sed ne suarum quidem 
ditionum ’ socheikis pastores prachchemt, et paene ethmieas 
vastitates efüciunt.' Ideo necesse est, delibereni , quomode 
universe eoclesine congulemdum sit. 

Et ei epistopis auetoritas ordinatiemis teibuende est, 
keciuse ost, ri suam saentem de doctrime deeiarent. 
si erwat et munebunt Evangelii hestes, sec. volent wilos ad 
ordinstionem admißtere sine obligatione'ad impiam dootri- 
nam et ad debendem veritetem ::noi poterit ab eis-orılinutip 


Nam 





. 


peti. Sed:si veram decirinam ampleeli et tacri wellent et 
idoneis hominibus examen commendare, preecleze mertri 
de ecclesia possent. Plurimum enim refert ordinationem 
recte instaurari. 

Et si gubernatores vere. considerarent ingentia beneficia 
Dei, quae per ministerium evangelicum dantur, quod vide- 
licet. Deus hac vore et non aliter sibi colligit aeternam ec- 
elesiam „et nobis miseris hominibus mandavit vocare homi- 
nes, qui didicerunt doctrinam Christi, per quorum functionem 
in docendo et administratione sacramentorum vere est effi- 
cax, et facit nos haeredes vitae aeternae: majore diligentia 
curarent, ut ordinatio rectius administraretur, et non pateret 
hic sanctiasimus gradus hominibns prorsus ignaris Evange- 
lü, aut hostibus, aut Epicuraeis. Populus etiam de ministerii 
evangelici dignitate, et de ordinatione docendus est, ut hoc 
ingens benefictum Dei intelligere discat, quod Deus certo 
per hos vocatos et hant fundtionem’ eflicar est, et ipsum 
ministerium magis umet, et majore cura servare studeat, 
sicut singuli suo loco debent ornare et'tueri hoc minfsteritim 
recte docenfium, sicut saepe scriptum est, et Christus in 
quit: Qui vos spernil, me spernit. 

Noti sunt autem manifesti abasus, quibus ordinatio aul- 
tis jam seculis polluitur. Valet persnasio, sacerdotes ordinari 
propter sacrifiüäum, non docendi Evangelii cansa. Et 'haet 
opinio auxit numerum 'säcrificulorum , qufa putant homines, 
cumulare haec sacrificia praecipuum Dei cultum esse. Quare 
#; qui. ordinationi prasfaerunt, adıniserant indootos sine 
disorimine, eum soli illi fuissent admittendi, qui mediocriter 
docere populum de vera dootrina possent, 

Jam si’ camcordis coustituenda est, et episeopis ommen- 
danıda ordinatiomis auctorifas, mecesse est, prius doctrisse 
consensum.esse, ut dietum est. Deinde et mandata orgine- 
tionis dentur de docendo Evangelio et administrätione sar 
cramentorum, nem de aliis operibus, ut sacrifloemt pro vivis 
et mortuis. -Nec onerandae erent conscientiae impia lege 
coelibatus, quae omnibus temporibug cause fuit multorum 
tristissimornm sceleram et perpetni esitii multis beminibns, 
Et in’universo ordine aacerdotum lex illa peperit ethnicam 
obscoenitatem et profanitatem, quoranı peccatorum contagio 
se polluant emnes, gu hanc legem de ooelibatu defendunt 
et stabiliunt, 

Be Panniteniia et sanfessione, 

Manifestissimum est, doctrinam monachorum de poeni- 
tentia adeo fuisse ebscuran et plenam perplexitatia, laby- 
rinthorum et erroram, ut non solum a populo, sed ne ah 


' ipsis quidem seriptoribue integre percepta sit. Propesuerust 


contritionem sine vera'agnitione peecatorum et iras Dei, et 


‚ sine veris terroribus. Et hanc fiazerunt mereri remissionem 


peecatörom, si sit suffioiens , sed meminem scire quandeo sit 


' sufficiens. 


Peraigiosus et hic error fait, quod gravin- interiora pec- 
eata removerumt ex conspechu, et negarunt esse peocate, ut 
dukitationes , sezuritntem,, diffidentiam et alias pravas ineli- 
nationes. Econtra vero pueriliter finzerant peccata ex tradi. 
tionibus humanis. 

Deinle de ermmerstione,, ‚de satisfactionibus et in- 
dulgents, erreses eosum pene manibus pelpari posmunß; 

il * 


:84 atas. 

Postremo silentiam prorsus est apud eos de fide seu ſidu- 
era in Christam, accipiente remissionem peccatorum, immo 
jubent dubitare. 

Propter has errores re ipsa doctrina eorum de poeni- 
tentia ethnica quaedam sapientia est, quae conscientias re- 
linquit in dubitatione de remissione Deccatorum , aut docet 
acquiescere ın satisfactionibus, sicut Alcoranus tradit cano- 
nes, qui gradus delictorum quibus operibus compensandi sint. 


Constat autem, doctrinam de vera poenitentia, de agni- 
tione peccatorum et irae Dei, de vera «ontritione et veris 
terroribus, qui existunt in mente agnoscente peccata, de 
fide in Christum accipiente remissionem, et de nova obe- 
dientia et vera emendatione vitae et morum, praecipuum 
esse caput doctrinae Christianae, quod maxime opus est 
sincere et incorrupte tradi. 

Ac intelligunt omnes pii, se vero pectore Deo gratias 
agere debere pro immenso beneficio, quod rursus accendit 
lacem hujus doctrinae, depulsa caligine et rejectis erroribus, 
ut sciant jam pii vera peccatorum diserimina, et ubi vera 
consolatio petenda sit, ac norunt, hog esse praecipuos cultus 
Dei, expavescere conspectu nostrae infirmitatis et irae Dei, 
et tamen confugere ad mediatorem Christum, et statuere, 
propter ipsum donatam esse remissionem peccatorum, et 
hac fide in Christo acquiescere, sicut scriptum est: Justi- 
Acati fide pacem habemus. 

Hanc Incem doctrinae si quis non magni facit, procal 
abest a Christi agnitione, et habet animum occupatum pro- 
fanis aut philosophicis imaginationibus. 

Cam autem omnes prudentes sciant, hanc ipsum arti- 
culum in nostris ecclesiis fideliter et pure proponi et expli- 
cari, et necessitas universae ecclesiae postulet, ut puritas 
hojus articuli optima fide conservetur, nec possumus, nec 
volumus admittere corruptelas hujus articali. 

Quamquam autem artifices quidam, qni novis facis pin- 
gunt et excusant veteres abusus, quaerunt nostrae explica- 
tionis cavillationes; tamen omnes prudentes norunt omnium 
partinm, doctrinam in hoc articulo apud nos veram, incor- 
ruptam, piam et salutarem esse. 


Confessionem vero et ipsi in usu pio retinere studemus, 


ut in ea’ populas erudiatur et fides rudium exploretur 5 et 
mentes perterrefactae consolationemi audiant ac maneat in- 
tellectus Evangelii et testimonium publieum, quod Evange- 
lium vere annunciet remissionem peccatoram multis publice, 
et privatim singulis petentibus et credentibus. Et si saluta- 
ris reformatio institueretar, praecipue opus esset, hunc to- 
tam articnlum de poenitentia et doctrnam de confessione, 
de privata absohrtione et de fide ita proponi, tum in cate- 
chismis, tum alias in concionibus doceri et conseryari, sieut 
a nobis saepe, vere et copiose explicatus est. '- 

De excommunicatione vero et de poena sequente ex- 
communicationem infra in capite de judiciis ecclesiasticis di- 
cetar. Nunc enim de pio usu sacramentorum adhac dicimus,. 


De osoens Domini, 


Postquam Deus initio per Adam, et deinde per Abel 
isstituit ceremonias, statim Cain et ejus imitatores hypocri- 


EXXXTX. Nefeimatie Wwiiistergendis. 


tae depraverunt ens, et varias corroptelas adfinxerunt. Ita 
in populo Israel ceremonias a Deo ordinatas transtalerunt 
hypocritae ad abusus, et novae excogitatae sunt, at cultus 
Baal et excelsbrum. Nec ratio humana judicat, esse peccatz, 
ceremonias a Deo institutas transferre ad alios usus praeter 
institutionem, aut excogitare novos cultus. Immo sentit, hos 
ritas eximia opera esse, grata Deo, iram ejus placaatia, ut 
cum Israelitae in omnibus montibus exstruerent sacella, existi- 
mabant, se augere bopa opera et salutaria exercitia et prae- 
cipuos cultus Dei, sicut apud ethnicos sapientissimos in 
Graecia omnes vici in urbibus, omnes viae in campis pleune 
erant sacellorum. 

Haec tristia peccata et hanc deerrationem a vera invo- 
catione intelligent homines in postremo judicio et post hanc 
vitam. Nunc vero firmissime tenenda regula erat: Non dis- 
cedendum esse a verbo Dei et ab institutione divina, nec 
coenam Domini vertendam esse in alia opera, ‚quam ut a 
Christo institata est, et sicut de observatione prima testatar 
usus apostolorum et primae ac purioris ecclesine , videlicet, 
ut populas conveniat. 

Vult enim Deus publicos et honestos esse congressus 
ecelesiae, ut vox Evangelii sit publica et palam audiatur co- 
ram omnibus creafuris, et ut filius Dei palam innotescat; 
celebretur et invocetur, ut multae sententiae docent: In 
conveniendo populos et reges in unum, ut serviant Domino. 

In hoc congressu publico ad docendos homines et ad 
excitandam invocationem, lectienes aliquae ex divinis libris 
recitandae aut canendae sunt, qui mos semper in ecclesia 
Dei fuit, 

Est et concio addenda, sicut Christus praecepit , in ritu 
coenae Dominicae dici de sua passione, resurrectione et 
aeternis beneficiis, quae Deus propter filium eoclesiae tri- 
buit: Quotiescunque hoc facietis, mortem Domini annunciate. 
Suntque in eo congressu homines hortandi, ut conjungant 
invocationem, sicnt Christus singularem promissiodem addi- 
dit precationi communi'ecclesiae. Urget enim nos, ut illos 
publicos coetus et congressus veneremur, juvemus, taecamur, 
et accedamus, ac afficiamur cura communis salutis. 

Ideo ibi precatio facienda est pro ecclesiastica et politica 
gubernatione, de pace, et de frugibus et singuli pericnla 
animae et corporis ibi Deo commendent. Hic et coeua Do- 
mini administretur, ita ut presbyter post precationes magna 
reverentia et pia attentione recitet verba Christi, intelligens 
quid agat, ac deinde distribuat corpus et sauguinem Domini 


'manducantibus, sibi et aliis admissis ad communionem, et 


prius exploretis ac absolutis, nec perseverantibus in mani- 
festa turpitudine. 

Quos et ipsos intelligere oportet ’ quale sit hoc magnum 
munus divisum , videlicet quod hic sumantur corpus et aam- 
guis Christi, et usa eucharistine fides exsitetur et confirme- 
tur. Cum enim Christus hac sua institutione exhibeat nobis 
suum corpus et suum sanguinem, ädjungit nos sibi tanguam 
membra, remittit nobis peocata nostra propter susın mortem, 
non propter hanc nostram obedientiam, vult nos. exaudire et 
guberhare, et facit nos haeredes vitat nefernae. Simul au- 
tem et gratiae agantur Christo ia usu hujus sacramenti, pro 
ipsias passione, resurrectione ot ommibus beneßtäis. 








" 65, XEX. eßsnmuille Wiliebergensis, 


Tertio agnoscamus, in hoc foedere etinm- omnes am- 
pleetentes Evangelium unius Christi membra esse. Quare 
dilectionem erga omnes illos propter Christum veris officiie 
praestemus, 

Haec est vetus et pura forma coenae Domini, -commu- 
nionis et missae, sicut a Christo instituta et ab apostolis et 
proximis apostolorum temporibus servata est. Hunc ipsum 
: morem Magna reverentia retinemus et tuemur in ecclesiis 
nostris, 

Valde etism postulat ecelesiae necessitas, ut omnes 
Christiani, ac praecipue gubernatores, hanc a Christo inati- 
tatam communionem, et coenae dominicae celebrationem 
adjuvent et considerent horrendos abusus, qui contra insti- 
totionem, errore recepti late vagantur. 

Primum manifestum est et negari non potest,, maximam 
partem sacrificulorum in Europa propter ventrem et petere 
sacerdotii honorem, et missas celebrare, qui ne curant qui- 
dem ullam doctrinam, nec intelligunt quid agant et ad quid 
hoc opus institulum sit, et ceremoniam imitantur, sicut pueri, 
multi etiam polluti sunt manifestis peccatis, in quibus per- 
severant. 

Tales graviter peccant et:nomen Dei polluunt contra se- 
candum praeceptum et contra hoc dictum Pauli ad Corin- 
thios: ‚Qui manducat indigne panem hunc aut bibit poculum 
Domini indigne, reus erit corporis et sanguinis Domini. 
Item: Quimanducat et bibit indigne, judicium sibi manducat 
et bibit. Haec peccata merentur aeternas poenas et in hac 
vita causa sunt magnarum calamitatum publicarum, bellorum 
et vastitatum. Ac ad officcam omnium gubernatorum in ec- 
clesis, episcoporum et prigeipum pertinet , hanc manifestam 
profanitatem sacramenti, quantum fieri potest, prohibere. 
Haec est manifestissima veritas. 

Secundo , missa hoe falso praeconio ornatur, et ex hac 
persuasione missae privatae cumalatae sunt, videlicet quod 
secrificulus oflerat Filium Dei, et hoc sacrificio mereatur 
vivis remissionem peecatorum et mortuis liberationem ex 
purgatorio, ex opere operato, etiam sine bono motu utentis. 
Manifestum est autem, coenam Domini non iustitutam pro 
mortuis esse, quia textus aperte praecipit recordationem 
mortis Christi, quod ad mortuos accommodari non potest. 
Certum et hoc.est, viventes non accipere remissionem pec- 
eatorum vel propter opus sacrificali, vel propter alind quod- 
cunque opus humannm, sed tantum propter Christam propria 
fide, juxta salutarem doctrinam de fide, ut scriptum est: Ju- 
stus ide sus vivet. 

Est autem pnblica persuasio mazimae partis hominum, 
missam mereri facienti et aliis remissionem peccatorum et 
vitam aeternam. 

Et haeret haec in mentibus praecipuorum adeo, ut pu- 
tent, si sint assidui spectateres missae, se habituros-gratiam 
Dei, successus et magnam felicitatem, etiam cum perseverant 
in aliis manifestis. sceleribuz. ' | 

Kt coneurrunt multae causse, propter quas potentes: val- 
de dimsicant de tuendis.missae abusibus, quarum prima est: 
Molti potentes et sapientes gubernalores dieunt, omnes mu- 
tatiomes vitandas esse, praecipae autem hanc, quie missa 


85 


D 4 


Hi dicant, populum fore profanum, mon venturum in 
templa, non veneraturum ullas ceremonias, si usitata con- 
suetudo legendi missas mutaretar. Deinde multum valent 
hae causae: consuetudo, lucra, excellentia ordinis sacrificu- 
lorum. Ideo satis scimus, reformationem communionis et 
missae valde difhicilem esse, 

. Cum autem errores, de quibus dictum est, et abusus 
adeo crassi et. manifesti sint, valde necesse est, tantas pro- 
fanationes sacramenti non dissimulari. Et hoc consilium 
solum tutum est, ut prima et vetus consuetudo communionia 
et .missae rursus instauretur et omittantur venales et pri- 
vatae ınissae. Sed diebus Dominicis et in aliis feriis et aliis 


diebus, cum petent aligui communionem, honeste celebretur 


communio, in qua presbyter aliquibus exploratis et absolutis, 
ut dictum est, distribuat corpus et sanguinem Domini. 

Praeterea et de hac re dici necesse est: Cum. jam po- 
pulas certo sciat, coenam a Christo sic institutam esse, ut 
detur et sumatur integrum sacramentum, non tantum & s8- 
cerdotibus, sed etiam a populo, multi sunt, quorum con- 
scientine valde anguntur propter usum unius partis. 

Excruciantar enim dubitatione, et se facere contra Chri- 
sti mandafaın judicant, eaque de re scimus gravissimas esse 
querelas piorum in multis regionibus, ac nominatim in Ba- 
varia, Austria, Juliacensi Ducatu, Brabantia, et Hollandia. 
Haec dubitatio impedit veram invocationem, et deterret ho- 
mines ab usu sacramenti, et utentibus affert angustias animi, 
quae pariunt desperationes, ut in multis ostendit eventus. 

‘ Hoc onus conscientiarum auferre hi, qui praesunt im ec- 
elesia, episcopi et principes debent. Quare valde necesse 
est, restitui usum veterem integri sacramenti. 

Tales sunt angustiae conscientiae etiam in sacerdotibus 
multarum regionum : Multi sciunt, se peccare, quod propter 
consuetudinem aut asperitatem dominorum coacti priyatas 
et funebres missas legunt, et tamen adversari dominis, qui 
nolunt omitti hos ritus, non audent. His conscientiis mederi 
oportuit episcopos et principes, juxta hanc piam regulam 
et ecclesiae necessariam, quae docet: Nullam ordinationem 
humanam in ecclesia retinendam aut stabiliendam esse, quae 
polluens conscientiam impedit invocationem Dei aut obser- 
vationem alicujus mandati divini, sicut Paulus inquit, datam 
esse potestatem ad aedificationem, non ad destructionem. Et 
Matth. 15. Christus Pharisaeos objurgat, quod humana tra- 
ditio comprobabat opera pugvantia cum mandato divino. 

O Jesu Christe, fili Dei vivi, qui sedes ad dezxtram 
aeterni .patris, te oro, ut serves tibi ecclesiam, et des ei 
dona tua; flecte animos summorum gubernatorum, ut cura 
harum masimarum rerum afficiantur, ut cultus idolorum et 
profanationes divini nominis ac sacramenti emendentur, et 
pii, luctantes cum dubitatione, liberati vera consolatione 
erigantar , et vera Dei agnitio et invocatio, veri cultus Dei, 


.et vera ac salutaria officia pietatis instaurentur. 


Nec tanta est obscuritas aut subtilitas harum controver- 


.siaram , ut a mediocriter doctis, timentibus Deum et aman- 
‚tibus veritatem, non possint dijudicari. Immo perspicua est 


veritas , et facilis intellecta iis, qui non privatos.aflectus, 
odia, superbiam, avaritiam, studium calumniandi, sed timo- 
rem Dei et studium cognoscendae veritatis ad eas adferunt. 


Praeterea imee. meridiaus elarius est, pacviktam, Quae 


exercetur propter usum integri sacramenti, sicut eam, quae 
propter reliquos veros artieulos exercetur, imgena peccatum 
esse et irritare iram Dei, et causam esse magnarum publi- 
caram calassitatum, ut Christus Matth. 23. dieit, ‚super he- 
stes veritatis, qui saevitiam exergent, venturum esse sangui- 
nem omnium sanctorum, qui interfeeti sunt inde ab Abel 
usque ad Zachariam. 

Itaque gubernatores, qui Denm timent ac fugere socie+ 
tatem injustae saevitiae capiunt, nec volumt stabilire errores 
et profanationem divini sominis, hi certe debent piam.re- 
formationem in his articulis et allis adjuvare, ae aomsnalim, 
ut eoclesiae reche de sacremente cosporis et sanguinis Chri- 
sti eradiantar, quid ibi exhibeatur, et ad quem fructam haec 
sumtio institata sit, et quemodo prosit, ul in usu coenae 
Demini luceat verus intellectus sacramenti et fides, et adsit 
reverentia, quae decet in scclesia, ne sacramentum objiciat 
porcis, at, pre dolor, tristissima exampla .conspicienter in 
toto orbe tesraram, in illa ingenti-multitudiae indodierum 
et impiorum secrificulorum et mwonachorum, ‘qui tantem 
vertris <ausa legunt missas. Item apud Anakaptistas et 
alios, qui de sacramentis prefanas opiniones habent et di- 
cant ibi tantum panem et vinum exhiberi, et sacramenta 
tantem esse signa professionis corası hominibas et foederis 
inter homines, nec esse teslimonia profnissionum et gratiae 
Dei erga nos, atque ita delen doctrinem. de exereitio fidei 

erga Deum in usa sacramentorum. 

Constat etiam ex historiss ecclesine veteris, circiter tre- 
centos annos post apastolos nondum fuisse censuetudinem 
celebrandi privatas missas ; sed postea ex inscitia et saper- 
stitione paulatim receptae sunt, deinde sine modo cumulavit 
Gas avaritia, 

Prodesset etiam , si Deus daret concordiam, ut simul 
mediocris similitado in ceremoniis addifis coenae Demini et 
missae ordinaretur, widelicet ut praeoederent confesaia et 
absakrtio eorum, qui ad communionem accesswri essent, ac 
presbyteri honeste ad aram starent, et omitterentor indecori 
ritus in templo, velut ad mensam adsıdentium. 


De invecatione sanetorum, qul ex hac vita excesserunt, 


Addemus hic et artieulum de invocatione sanctorum, qui 
ex hac vita exoesserunt. Mansfestum est enim, mandum 
plenum esse idolerum culta in hae mvocatione. Exprease 
soriptum est Deuteron. 6. et Matth. 4. Dominum Deum buum, 
i. e. qui se tibi per verbum suam et certa testimonia pate- 
fecit, .adenabis ot illi sch serwies. 

Solet autem magna meltitado.hominum confegere ad aan- 
ctes, quasi dent bona corporis aut animae. Hic exror ma- 
nifeste est idolorum cultus. 

Aliqui autem quaerunt ezousationes et varüs coloribus 
hunc ritum pingant et ornant. Non inzosenter , inquiunt, 
sancti, ut conditores aut effecteres dlosornm illorum, sed ut 
intercessores. Hic fuous hac perepioua responsione refukater. 

In ecclesia sen in :populo Dei mulla ieracatis docemda, 
instituenda aut stabiliemgla. est, aune in: vonbo Dei nec prae- 
coptum ullam, noc'exemplem hahet, 


‚Manifestum est -aukem, ia acııakis prophatieis et apoata-. 


1565. KEKENE.. Malsumalio Wikkeluzgemalss 


las prersus anllum aut ezeraplam hujas inve- 
estionis eztare. Kt Rom. 14. dicitur: Quicquid non eis er 
fide, peecatum. est. 

- Cum igitur nullam extet verbum Dei de hac invecatione, 
fit kalis. invocatio cum dubitatiene, an. hie aos Deo. piaceat. 
Quare neguagnam stsbilienda est. 


.  Prastera solins omnipotentis natarae est, motns eordium 
ot mrochtionem ae gemitus in cordibus ommiem hominum 
audire et judicare. Invocans autem sanctos, qui ex hac vita 
exeessermmt., tribuit ‘eis hanc honorem et hanc potentiam, 
quod oernant motus eordium ubique. Id re ipsa est eis tri- 
buere omnipotentiam,. Kst autem ideloram eultus trönert 
aliis praeter Deum omnipotentiam. 


Omnes igitur gubernatores, episcopi; pastores et prin- 
cipes hunc errorem et abusum abolere debent. oo. 


Quae autem pertinacia est, stabilire hanc invocationem, 
cum in conspectu sint abusus Gnti, qui manifesti sun eultug 
idolorum, et nemo ignoret‘, nullum praeceptum aut exemr 
plum exdare in scriptis propheticis aut apostolicis, quod do- 
ceat hanc invocationem Deo placere ? 


Nec vera sequitur hiug, nt nobis injugte objicitar , nos 
non diligere, non venerari, non honore aflioere,aauctos ; ilam 
aboleri a nobis festos dies, quorum praecipug fuerit celer 
britas. Ad haec respondemus: Deo 3eterno Patri, et Filio 
ejus Jesu Christo et Spiritui sancto tanquam essentiae omni- 
potenti tribuenda est invocatio. Sed sanctis alii honores 
competunt, ac potest eruditus et pius concionatar .ex eprum 
historiis populo multa recitare, quae de maximjs rebus eru- 
diunt mentes et confirmant fidem., ur 

Primum, quod in ipsorum kistorin extent testimonia ilr 
lustria de summo Dei beneficio, quod videlieet Deus se 
generi humane patefacit, quod ipsis videlicet propkefis et 
apostolia tradiderit suum Eiraagelium, et addiderit certa te- 
stimonia, et per hoa collegerit eibi ecelesiam. Hase aumma 
benefigia Dei considerare et celehrare.oportebat et pro eis 
gratias agere, quoties sanctoram historise recitantur aut 
cogitantur. Sexundo. Tota gubernatia eeclemiae in historüs 
sanctoram mente repulanda est, et Deo gratise agendas, 
quod swbinde restituit vocem. evangelii. et alios atque altes 
vocat et confirsent. Tortio. Insignia exempla gratine Dei in 
eis conspieiuntur; -sieut Deus remisit peecata Aaroni, Da» 
vidi, Petro, Paulo et.omnibus alis, ja certo valt et nobis 
omnibus peccata remittere fide petentibus. Quarto. Sieut 
sanctos suos castigavit et cruci subjecit, et tamen sustentavit 
sua <onaolatione, at varaus mirandis liberatienibus draavit, 
ita diacamas, nos quoque gubernamdns esse, obediamns in 
cruce ac petamus et expectemus auxilium .et liberatiomnem, 
siout scripfum eat: Subdilus esto. Dao,.et era zum. Quinto. 
Landandi sunt at ipei annelä, quod diligentiam adkibuermmt; 
‚ne effunderent Dei dona, sed. motes.suos reete gabernarast, 
studiose didicerunt doctrinam .cselestem , exercite: studie» 
rum, melitakonem es precaßianum babserust, quas adrum 
rirtukes. aobis imitasdas propomamus. De his loeis Cdioes- 
dum erit, quaties de senaterum henorikus geaeritur, qnoresı 
loparuss considereito: gignik im; amiıpis veram.dileckionem, ?e+ 
verentiam erga sanctos, tum in coelis viventes, tum achis+ 


15825. LIEZEN Muußenäufile WWiltthergensis 87 


cam tcdhue in hae vita. slegentes, oeonpaten guberaatione ec- 
desiae et veipublieae. 

Quod pulobrins spectaculum potest ‚case homisi sum05 
quam mente oontemplari 4ales vires, qemles fuerunt Joseph, 
David et alii? Prisum emim Deus in ilerum consideratione 
agmoseitur, qui se per ülos.cerlis.testimoniis patefecit, De- 
inde in horum robus güstis diacimus, quomodo Deus colligas 
sibi exelesiam et quomedo cam gubermet. Tertio javat ipso- 
rum excellentes virtutes eontueri et admirari, Haec conside- 
ratio absentiuma movet awimos ad quaerenda exempla inter 
viventes, qui in aimili gnbermatione et vocatione versantut, 
et cellatie aoeendit bemerolentiam et reverentiam erga cos. 


‚De conjugie, 


Hoc loeo et de sonjngio dicemes, quis usitatom ost, ſierĩ 
mentionem ejus ister. saeramenta. Nec dissensio est ulla, 
quid sit cobjugiam: sicut. ei manıfestem est, de his trikus 
vitae gradilius, desconjugie, de dignitate. ordinis ecclesia- 
stici „ et de digmilatd.politicae gubernationie, in eceolesiis 
nestris. singuları Dei beneficio doctrinam praeclare illustrax 
tam et repurgatam esse, quae antea im traditiopibus penti- 
feum et deliramentis ‚monachorem valde obscurata et .con- 
taminata fuerat, . 

Sed hac de re sanc e<onteoversia est: quibas personis 
concedendım sit sonjugium, sitne eoncedendum presbyteris 
et illis personis, quae fueraat obligatae votis monasticis 9 
Hic dieimus, necessariam partem esse reformationis , tollere 
impia vincnla, quae prohibent comugium. Concedendum est 
conjagium presbyteris et personis, quae fuerunt obligatae 


votis monaskicie, et abolenda est prohibitio conjagii, qırae et | 


causa fuit ingentium peccatorum, et inaumerabiles animas 
in episuraeos furores, in: desperationem et aetersam exitiumm 
isspulit, sscut Paulus haue prohibitionem vocat. doctrisam 
daemoniorum. Sant in conspecte flagitia et damma ab illa 


probibitione orte: totas laxus sacerdotum, vagae Hbidines, 


axteraum exitium animarum, poenae publicae, -quae libidines 
comitanter, quorum: malorum emmes rei sımt, gai initio 
auetores legum ‚de cselibatu et comprobatores faerant, et 
DuURe rei num praesentiun et futurorum. pevcatorum, qui eas 
leges jam tzenter. 

Arc predeste erinte spectaeulum est, guod haee impia lex 
defemditur parzieidiis pierum et beme meritorum sacerdotum, 
zieuß nominari possunt multi homesti, pti et doeti sacerdotes, 
qui puvpter .conjagiem,.mon.propter alias eausus interfeeti 
sunt, Ostendit antem et haec ipsa saevitia, auctorem legis 


de coelibatu diabolum esse, qui, cum sit komicida, munit | 
‚ in qua parte et de personis ac episcopis diceter, 


et desendit injastam legem tanta erudelitate. 
- Germania habet jam ausplims quam decem millia saoer- 


plares libeses. In hos.taute mumero multi sunt, ‘qui Deam 
reste invocamt, reete serviunt’in ministerio, sunt elechi ad 
actesnam salutem, et mansur) sant in arternum 'membra 
Cäristi. In tales. autom. sueritiam erercere, aut ara strin- 
gere, korremdum peooatum esset, Deinde et publica ecclesias 
necessitus consideranda est, Nisi enim abrogatur lex, de- 
erunt ocnlesiis pasfores et concionateres; quia nuno komines 
kenesti, timentes Deum et abkossentes a Hbidinibus hanc 





pam ob eausam eoxiesiasticos gradus petere nolunt, qui 
consciemtias suas hoc vinenlo et his peccatis, quae legem 


' de ovelibatu sequentur, onerare nolant, sicat comstat, ali- 


que» nobilissimos principes, comites et multos natos im fa- 


miliis eguestribus honestissimis reliquisse 'ampla sacerdotia 


eollegiorum summorum, impurum coelibatum fagientes. Et 
fiunt similia a multis'praestantibus ingenüis in plebe, quae 
magro usw et ernamento eodesiae ezse poterhnt. Postreme 
valde dölendum est, summos gubernatores malle habere 
magna agmina coelibum sacerdotum, levium, indocterum, 
pollutorum variis libidinibus , quam encerdotes maritos, ho- 


| westos, Deum timentes, castos , boma conscientia Deum in- 


vocantes, eruditos. 

Quae vero praeteren necesseria sunt ad retinchdam 
conjugii honestätem commendentur judiviis ecolesiasticie, 
ubi iHa-recte eonstituta sunt, et recte constituentar. 

Huctenus dictum est de doctrina ecriemise et de sacre- 
menfis, quas res prumum et praccipue in ecolesiae guber- 
natione constitatas esse, propagari, et conservari oportet. 
Comsque nulli:ereaturse, nullis angels aeternum et iminu- 
tabile decretum voluntatis divinae, quam in Evangelio pate- 
feck, ze in doctrme et in sweramentis proposuit, motare 
heeat: servenms id nos quoque immotum et incorruptuit, 
nec *x humane sapientin aliquid comtra Evangelium, Aut in- 
certa praeter Evangelmm statuamus. 

Diebolus primus auctor tentationis in paradiso ita de- 
cepit primos parentes, postea horribiles furores accendit in 
ethnitis, decepit Israälitas et populum ecchesiae post Apo- 
stolos, ut,. cum'e cosspettu amovisset eis verbum Dei, et 
offudisset allas speculationes, zecuti.aint varii errores. Ita 
sapientissimi etlmicorum, Aegyptil, Chaldaei, Syriaci, Gräsci, 
Bomani, audaster fiaxerunt idola et cnitus accommodatos ad 
aua imperia, et hos volserumt suoram imperiorum hervos 
esse. j 

' Bic wen Iudet oodesia Dei , Don ‚ atlemperet dottriaem 
et cultam ad commoditatem imperiorum , sed. retineat puri- 
tatem verbi‘Dei, et unam consentientem et perpetuam doc- 
trinam, 'traditam 'per prophetas et apostolos, sieut Galat. L. 
scriptum est; Si angelus de evelo aliud Evangelium docebil, 
praeter id quod docui, anatkema sit. Omnibus hominibus 
mandatum est, nt hanc veram doctrinam unicam de Deo et 
aeternam discant, confiteautar et tueantur, sieut aeternus 
Pater clamat de Filio: Hunc audite. Item Matth. 10, Qui 
me confitebitur coram hominibus, cunfitebor et ego eum coram 
patre meo codlesti, 

Nunc sequiter tertia pers operis de ministerio Evangeli, 


dotum maritorum, qua habent tot honesias conjagez, et multo De ministerie evangelica et rogimine episcopermm., 


Sicat viri politiei anteceilentes sapienfie comstituerunt 


‚ regna, gradibus personarum , modo electionis, et nervo or- 


dinariae successionis, praehnitione certorem locoram et col- 
legiorum , legibus, jedichs: , executione, praesidäs, opibus, 
defensione , et alii in constitaendo felioes fuerunt, se dura- 
biles politias eonstituerent, ut Cyrus, Augustas, alii fuerunt 
infelices, mec relinere statum, cujus fuerent aactores, potue- 
runt, ut Pisistratus, Cleomenes et alii (nam etiam in his re- 


88 . A865. KENEEK.. Meiermaile Wiitebergemeis, 


bus opas est Dei auxilio et gabernatione): ita multe magis 
in ecclesia magna cura et studio multi sapientes conati sunt 
eam ad imitationem regni constituere , ordinarımt gradus 
. personarum , electionem , successionem ordinariam , dioece- 
ses, opes, praesidia. Sed in hac ipsa ordinatione eventus 
fuerunt dissimillimi. Nam postquani hic status diligenter or- 
dinatus et munitus est, saepe episcopi et gubernatores ipst 
everterunt ecclesias, sicnt palam cernitur , "episcopos et eo- 
rum aulas multis saeculis prorsus neglexisse stadie doctrinae 
coelestis et vocationem suam. Ä 

In veteri 'Testamento Deus quoque dioecesin alligatam 
personis, loco, ordinariae successioni instjteit, quae duravit 
annos amplins mille. Et tamen haec ipsa dioecesis multos 
habuit impios pontifices et hostes verae doctrinae, ut Mene- 
laum, Jasonem, Alcinium, et alios innumerabiles. 

Ante Aaronem ecclesia Dei diutius duobus millibus an- 
noram fuit, etiamsi non erat talis dioecesis, alligata loco et 
personis, et ordinariae successioni. Et postea in politia Ju- 
daica saepe prophetae et doctores a Deo excitati sunt, quos 
audire necesse erat, etiamsi damnabantur ab impiis ponti- 
ficibus. 

Necesse est igitur, discernere ab illa politia episcoporum 
alligata locis, personis, successioni ordinariae, imperiis, le- 
gibus humanis ipsum ministerium evangelicum, quod. Deus 
instituit et magna misericordia subinde instaurat, et perpe- 
tuo servat ecclesiae suae, quod non alligatum est certis locis, 
personis et humanis legibus, sed Evangelio. Paulus ad Ephes. 
4. inquit, Christam sedere ad dextram Patris et ecclesiae 
suae dona dare, prophetas, apostolos, pastores ,.doctores ; 
et diserte addit causam cur Christus sua potentia servet 
ministeriam et excitet doctores, videlicet, ut vera, consen- 
tiens, unica doctrina perpetuo in ecelesia maneat, sicut inde 
ab Adam usque ad haec tempora mansit verbum Dei, et 
pura sententia in vera ecclesia, et ne ecclesia abducatur a 
verbo Dei, et impellatur in varios errores, ut ethnici quoti- 
die novos furores excogitabant. 

NHic Paulus plane affrmat, verum ministerium Evangelii 
in ecclesia singulari potentia et beneficio Christi retineri; 
videlicet hoc modo, ut subinde ezsuscitet, gubernet et de- 
fendat doctores, qui Evangelium recte proponant et, cum 
obscuratam et contaminatum est, rursus illustret, et sic ef- 
ficax per vocem Evangelii et administrationem sacramento- 
rum, colligat sibi ecclesiam aeternam, det Spiritum sanctum. 
Sic Christus ipse suum librum et suam scholam servat, sicut 
Esa. 51, scriptum eat: Posui verba mea in ore tuo, ei umbra 


“ , manus meae protexi te, ut plantes coelos. Et saepe repetita est 


haec promissio ad consolandos omnes recte invocantes Chri- 
stum, ut sciamus, Deum sua potentia servaturum esse suam 
ecchesiam, Evangelium et ministerium Erangelii. 
..  „. Nam si fundamentum esset ecclesise. humana diligentia 
et humana constentia, et evangelicum ministerium ab-hu- 
mana potentie penderet, cito deleretur cum ipsis isaperiis, 
ubi sonaret vox Evangelii , sieut religiones aliarum gentium 
cum suis imperiis funditux deletae sunt. Sed.Deus in illo 
capite Esaiae inquit, se ‚ministertum- Evangelii propter se 
ipsum et servandam notitiam nominis sul SErVaturum esse, 
et nen. permissurum, ut deleatur. . ; 


Sio et Psalmo 2. inquit: Prasdicabe de prascepto, Domi- 
nus dixit ad me; filius meus er tu. Hanc vocem Christas per 
sese et suns ministros perpetuo sonabit nec opprimi sinet. 

Haec primum dicta sint de ministerio evangelico, ut 
omnes intelligent, nes confiteri, sicut keec est aeterna et 
immota veritas: ministerium Evangelii et sacramentorum ne- 
cessarium esse et ecelesiam ad hoc alligatam esse, nec esse 
populum Dei aut electos usquam nisi in coetu vocatorum, abi 
sonat vox Evangelii et administrantar sacramenta. 

Secundo et hoc ingens beneficium Dei agnoscendum est, 
et Deo nominatim pro hoc tanto munere -gratise agendae 
sunt, quod Deus ecclesiae mandavit, ut ipsa ministros eligat 
ad docendum Evangelium et ad sacramenta exhibenda , et 
per illos ipsos humana voce electos vult esse efficax et in boe 
jpso munere multos excitat Spiritu sancto et ornet peculiari- 
bus donis ad ecclesiam instaurandam, sicat Paulus Tito 
praecipit, ut presbyteros in civitatibus collocet. Et fit men- 
tio -ardinationis ac impositionis manuum ad Timotheum. 
Mos etiam ecclesiae, qui multis saeanlis duravit, notus est, 
quod honesti et pii homines omnium ordinam convocati no- 
minarunt et elegerunt episcopos. 

. Tertio verum est, fangentibus ministerio evangelico, si 
recte doceant et sacramenta administrent, jaxta institatio- 
Bem, sive vocentur episcopi sive pastores, mandato divino 
obedienttiam deberi in omnibus, quae praecipit aut vetat 
Evangelium, et contumaciam puniri aeternis poenis, juxta 
illud: Qui vos audit me audit, et qui vos spernit me spernil, 
Praeterea debetur illis recte fungentibus ministerio 'evange- 
lico obedientia in judiciis ecclesiasticis, ad quae et ecclesia 
adhibenda est. Ad haec judicia venire vocatum, et comvi- 
ctum obtemperare aententiae necesse est. 

Postremo loco ordinationes rerum sunt, qnae vocantur 
adiaphorae, ut temporum, lectionum et similium rerum, quae 
tamen sine impiis opinionibus a gubernentibus ecciesiam 
constituuntur boni ordinis causa pro loci conditione, In his 
debet populus .obedientiam eatenus, ne eum scandalo illas 
ordinationes violet, ne fiant dissipationes non neeessariae. 
Et in summa ministerio evangelico, per quod Deam eflica- 
cem esse certissimum est, et per quod Deus nobis adent, 
omnes homines vero pectore et vera reveremtia se subjicere 
debent, et praecipuus Dei cultas est adjwvare bajus mini- 
sterii conservationem omai.officii.genere, suppeditaudo vi- 
ctum et defendendo pro cujascanque:loco, Pro quibus ofliküis 
Deus ingeutia praemia pollicitus est, sicat scriptum est: Qui 
uni ex minumis discipulorum meerum propter docirinum vel 
potum aquas dabit, amen dico vobis, mercer ei dabitur. 

Haec in genere dicta sint de ministerio evangelioo, id 
est, de omnibus in sua vocatione reste docentibus Evange- 
lium et recte administrantibus sacramenta, 

Postea vero quaenitar: An iater .istos ministros ordinem 
et gradus esse necesse sit? Non omnes dona similia kabent, 
non ommes idonei sunt ad dijudicandas obseuras controrer- 
sias doctrisae, non omnes possunt oonstituese: judicie. Ef 
cam in hac imbecillitete umane necessaria sit imspectia ali- 
qua prudentiorum, et necessaria smt jadicia, oportet esse 
certa loca, .certäs peraonas idoneas, -ad quas negotia refe- 
rantır. Haec loea cum peraonis et. opibus Ha instracta ‚onse 





2585. EXXNIX, Moßermailoe Wittshergensis: 


oporteat, quantum humana diligentia provideri potest, ut 

spes sit, potentias illas multis saeculis mansuras esse. Ideo 

Marsa episcopos esse tanquam gradum sapra reliquos pres- 
ros. 


Omnis autem gubernatio ministros et sumtas requirit. 
Quare et episenpis opus est uligea frequentia doctorum ho- 
minum ad ordinationem. recte exereendam, ad examina, ad 
instiäutionem ordinandorum, ad visitationem, ad judicia, con- 
silia, ad scribendum, ad legationez, ad synodos sen concilia, 
sicnt Athanasii, Basilü, Ambrosii et similiam gaubernationes 
plenae fuerunt ocenpationam et multas eeelesias complexae 
sant, ut multae gentes adversus haereticos munirentor et in 
synodo aliqua frequentia doctorum esset. Ad haec negotia 
maltis collegiis et ministris opus fuit. . 

Jam si praesens politia episcoporum dissiparetur, seou- 
tara esset barbaries et imfinita vastitas, quia reges et prin- 
dpes, qui mundane imperia tenent, occapati sunt aliis ne- 


gotiis et pauci ecelesias curant, et panciores doctrmam no- 


rant aut inguirunt. Ideo censent, necessario praesentem 
politiam episcoporem retinendam esse. 
Responsio: Neo nobis placent dissipationes politiarum 


"aut gubernationum, et valde optamus, ut episeopi et collegae 
“ gubernationis ecclesiasticae vere fadant sune vecationis of- 


fieia, Et in eo casu oflerimas obedientiem nostram, videlicet, 
si desinent esse hostes verae doetrinae, quam profiteraur, 
n66 erunt tyranni et parricidae piorum et calamitosorum sa- 
eerdotum Bostrorum, et ineipient puram doctrinam, quam 
docemus, in ecclesiis suis propagare, et reeipient legitimum 
et pium usum sacramentorum, et hanc emendationem tueri 
volent. 

Haee ipsa tanta distractio ecelesiarum initio ab episco- 
poram asperitate orta est, qni fulmina anathematum adversus 
nos emiserunt et sacerdotes nostros, homines innocentes, 
doctos, pios, interfecerunt, cam episcoporum dignitatem 
non violassent, immo pro eis labores ministerüi sustinuis- 
sent, ac fuissent ministri pii et salutares, ut multi eorem 
voce ad Deum conversi facti smt haeredes vitae aetermae. 

Si vero episcopi, ut hactenas, ita deinceps hostilia fatient 
comtrs doctrinam , quam profitemur,' nalla poterit inter illos 
et nostros sacerdotes et doctores fieri concordia. Quid vero 
primeipes et politici gubernatores factyri sint , jpsorum. de- 
liberationi relinquimus. Nos qguidem , gui jam- ministerie 
evangelico fungimsur, non Possumas cum.iis, qui manere vo- 
kit . Evengelii hostes, coneordiam facere, exitum mmtem 
Deo, qni est justus judex, et 'promisit, se sus praesentia 
ministersum Erangelä defenserum 'esse, commendabimus, 
utram pertem et quomodo nos protecturus sit, situt-apostor 
los netesse fuit Deo commendare etolesiae sui temporis de- 
fensionem. Nam, ut prius dictum est, scimus,, ministerings 
erangeliceum non ab humamis voluntatibas aut praesidiis 

dere, sed gervarı a Domino nostro Jesu Christo, ut upud 
Hoscam dieitur: Salvado «os ir Domino Dev suo, et non sal- 
vabo eos in arcn et gladio. 

Desigae ad piam concortliam nulla via est alia, nisi haec, 
ut episcopi veram doctrinam et legitimum usum sacramen- 
torum amplectantur et nos ipsis, tanquam ecclesiae guber- 
natoribus, J ad quod nos offerimus. Plus largiri 


I, 


‘ 


80 


sine magno peecato et sie contumelia Dei nom possumns. 
Ex hac significatione' nostrae voluatatis, deferentie in hoc 
casu obedientiam, manifestum est, nos satis excusatos esse, 
cam nobis objicitur, nos contumaciae et schismatibus causamı 
praebere. Ad id haec responsio est: nos offerre obedien- 
tiam ‚si non pestulent a nobis, ut veritatem Kvangelü ebji- 
ciamus et damnemus. 

Hic si objiciunt, expectandam a nobis esse oognitionem 
controversiarum , vicissim opponimus: damnari nos injuste 
ante cognitionem, et injuste crudelitatem exerceri, schus 
nondum dijudicatis vero ecclesiae judieio. 

Praeterea multi ex ipsis sciuat, doctrinam nostraram ec⸗ 
clesiarum, sicut in ecclesiis nostris proponitur, et sient eam 
jam saepe in comiliis confessi sumus et declaravimus, et 
deztre ac non calumniose iniellectam, veram et sinceram 
catholicae Dei ecclesiae sestentiam esse. Quodsi episcopi 
veram. doctrinam ecclesiarum: nostrarum amplecti et propa- 
gare vellent, et fieret concordia, si qui deinceps utiliter ec- 
clesiae Dei servituri essent, hos oporteret etiam perficere, 
ut necessariae functiones per suos reote administrareniur, 
Et quamquam alii reformationem episcoporum instituunt ad 
veterum canonum severitatem: tamen discrimen est inter 
mandata divina, quae. sunt aeterna, nee propter imperiorum ' 
mutationes delenda sunt, et mandata humana, quae tempo- 
ribus et cum imperiis mutantur,, sieut omnes ernditi sciunt, 
divinas et aeternas leges longe differre ab humanis semescen- 
tibus et intereuntibus legibus. Ut si senatus Spartanus nunc 
Lycurgi leges restituere vellet, ut agri communiter coleren- 
tur et-fruges pro cujuaque patris familias neeessitate divide- 
rentur: haee novitas non necessaria et magnos tumultas pa- 


' ritura esset. Ällud tamen nunc quogne Spartag neeessarkıum 


est, ut mandata Dei sersenter, ut prehibeaatur et puniantur 
injustae caedes, adulteria etc. 

ita in-hac reformatione, cum .manifestum sit,. in omni 
gubernatione opus. esse mullis personis, et has sine viciu et 
stipendiis vivere non posse: necesae erit etiam, EISCHPOR; 
qui facient necessarios sumius in gubernetione , habere far 
eultates aliıquas. Quamquam autem gubernatio imperiosum et 


immodicae opes isspediunt administraliomem esclesiarum et 


literarum sAudia,, ‚et multi. pii et prudenteg ante haec anecula 


; non temere questi sunt, .episcopos: Mimaima occupatos ensd 


profanis negotiis iıhperiorum et opum.:suarıyn qura: tamen 
postquası mune talis ent politia et apam ordioatio, ut episce- 
pi prudentes .ac timentes.. Deum recte uti auis ſacultatihus 
possent, nos illam opum et ditionum possessionkm non tur- 
bamas. Illud autem agimes, ut illi ipsi «piscopi, ‚at .collegia, 
et populi illarum ditionum ad veram Christi agnitionem.et 
veram invocationem ‚Dei adducastur, ‚et.ut moreg collegio- 
rum, qui sunt sitniles nune ethnicis, emendestur, ut constaty 
eanonicos plerosque igaaros esse. daotrinae Christi, eihnich 
profanitäte contemnentes. religionem,,. deditos obscoenin vo- 
luptatibus. Cumqne praecipua et propris cura ‚esse. collegia- 
ram deberet, docere Evangelium et ia:euis diopoesibas pro- 
pagare, manifestum est omnium maxime ab eis negligi, et 
superbissime contemni munus docendi. Initio ‚collagia fue- 
runt honestissimi coetus sanclissimorym ei eruditissimorum 
kominum toto orbe terrarum docentium .et discentium.. Ita 
12 


90 M ' 38685. EXXXIE. Hefesmeile wiitsbergenuis. 


Johannes Erangelista et deinde Polycarpus et alii mniti pul- 
cherrimos ceetus hominum eruditione et virtate praestantium, 


- docentium et auditorum secum habuerunt, Nec pnlehrius ul- 


Jam toto orbe terrarum spectaculum esset, quam videre ta-. 


lem senatum et talem scholam. Nunc vero si haec resentia 
collegia ad illam veterem imaginem conferantur, quanta erit 
dissimilitudo ? 

Sed quia non omses in collegiis sunt Epicuraei, sed 
sligai saniores judicium Dei metwunt: his servire nostra 
moderatione ad salutem, et quantum Deus concedet, ma- 
nente hac politia, revocare eos ad vocationum officia eupi- 
mus. Nam haec postremi mundi aetas non tam felix est, ut 
ex collegiis canonicorum rursus Eliae et Elisatı schelae Aeri 
possint. Et tamen, si vellent episcopi et cauonki servire ee- 
dlesiae utiliter possent in tuendis quibusdam necessariig of- 
ficiis, ad quae etiam opus est viwis bonis et prudentibus. 

Nec egestas pietas est, nee opulentia peccatum. Tenere 
imperia non est peecatum, etsi diffieile est simul sustinere 
ecclesiae et imperioram gabernatianem, tamen episcopus 
timens Deum euram utriusque oneris reete distribuere posset, 
sicut David, Ezechias, Comstantinos, Theodosius et nunc 
mulũ principes, etsi politicis negotiis occapati sunt, tamen 


interim et ecclesias inspieiunt, et earam negetia mediocriter 


gubernant, 
Paulus apostolas prorsus non attigit ulla negotia impe- 


ratorum suae aetatis, At Ambrosius, etsi erat episcopys, 
tainen legationes obiit pacis faciendae cause inter Valenti- 
nianum et Maximum, sicut et nune unins ecciesiae in oppido 
aliquo pastor prudens et studiosus fovendae suorum com- 
cordise, lites aliquas civium privato consilio dirmit. Et 
Bernhardus pacis auctor fuit inter Lotharium imperatorem 
et Conradum imperatorem. Talia officia, si modus et ordo 
mediocriter serventur, non reprehendimus. 

Postremo, etiamsi canones severissimai condamtur, tamen 
si personae sunt sine timore Dei, et non ex animo veneran- 
tur ministerram Evangelii, illae ganonum otiosae paginae 
non profuturae sunt ecclesiis. Econtra vero, si il personis 
erit timor Dei, et voluntas juvandae ecelesiae, et sellicitudo 
de doctrina et de ministerii evangelici conservatione: pote- 
runt etiam in bac politia pro modo suarum virium aut suae 
industriae ecelesüs utiliter servire. 

Ideo hanc nostram reformationem ad leges divinas, quae, 
ut sunt aeternae, #a semper ab kominibus colendae erant, 
instituimus, non ad regnlas humano censilio ezeogitatas, 
quibus dominantur tempora, 

Primum fateri ipsi cogunter, Deum ante omnia praece- 
pisse episcopis, ut doeeant Evangelium per se ipsos, aut 
certe per alios doceri curent, et reete exerceant administra- 
tionem sacramentorum. Ideo episcopi viros honestos et ido- 
neos ad docendum Evangelium suis collegiis et ditionum 
suarum ecciesiis praeficere debent, Ad hanc rem facile in- 
venirent stipendia ex sacerdotiis, si adest voluntas et verum 
stadium juvandae ecelesiae. Debent et abusus in oeremoniis 
tollere. 

Secando .schant et hoc mandatum Dei esse, ut ordina- 
tionem presbyterornm- recte administrari eurent, videlicet 
ita, ut simul fiat seria morum et doctrisae exploratie, et zu- 


daores et dociles eradiantur. SBeiant episcopi ipsi, hanc ve- 
terem esse de ordimatione opinionem, proprium videlcet 
episcoporum ofhicium seu opus esse hanc ipsam campreba- 
tionem presbyterorum , quae fit impositione manuum, Non 
existiment autem, tantam ideo selis episcepis koc opus at- 
tributum esse, ut fastigium altins agnosceretur, sed multo 
magis ideo, ut episcopi praesentes in ezamine Jectrinam di- 
ligentios inquirere possent, et caverent, ne admitterentur ad 
huac gradum qui prorsus non possent decere, aut quorum 
mores alienaturi essent voluntates hominum a ministerio 
erangelico, sicat Paulus Timotheo praeeipit: ne cui cito 
manus imponat. Et cum in examine adhibetur diligentia, ut 
unum quoddem certam et consentiens doctrinae genus pro- 
ponatur, et rudiores, qui eradiendi sunt, ad id adsuefiant, 
haec exempia plurimum conducunt ad ecclesiarum concoediam. 

Cumque petetur ab episcopis ordizatio, maneat tamen 
seum jus patronis voeaudi idoneos, eosque praesentandi, uf 
vocant. Retiment et jure divino patroni omnes haac inspec- 
tionem, ne sinant corrumpi doctrinam juxta illud: Cuvete a 
pseudoprophetis. Admoneaut igitur coneienatores, qui false 
proponunt, et pertinaots removeant a ministerio, et sui facti 
oausas apud episcopus exponant. 

Tertie episeopis praecipit Deus, ut sint inspectores 
docotrinse in omnibus eoolesiüs, quibus praesunt, et curent, 
ut -pastores inferiores reete doceant, sicut Christus Petro 
praecipit: Bi tu conversus confirma fratres tuos. Ad hanc 
rem olim visitationes fiebant, quibus. et nunc valde opus 
esset. Itaque in collegiis eanonicerum ease aliquos koneatos 
et doctos canomices oportebat, qui cerlis tempeoribus per 
totam dioecesin ecclesias adirent, et pastores indoctiores 
audirent concionantes et de aliqua doctrinae. parte adınone- 
rent, Herum officiom sit eliam, aliquos audire in popule, ut 
quid intelligat et discat populas animadrerti possit. Explo- 
rent etiam famam de moribeus pasterum et auditorum. Nam 
haec duo opera sunt praeeipus et vere divina opera ejus 
fanctionis , quae inter omnium creatararum funcliones sum- 
ma et maxima est, scilicet retinere lucem verae doctrinae 
de Deo, et bonos mores, quarum duarum rerum maximarum 
tuendarum cura episcopis praecipue mandala est, non can- 
secrare campanas et parietes. 

Pasti antem episoopi nunc uteungue retinent coremoniem 
erdinationis, tamem manifestum est, explorationem doctrinae 
et merum, et iastitutionem imperitiorum omitti. Ideo plemus 
est orbis terrarum indoctis, leribus, imspiis sacrifenlis. Et 


| hanc religionis profanationem Deus pusit magnis publieis 


calamitatibus, beilis, confasiomibus et zuinis regnorem. Ma- 
nifestum et hoc est, non fieri visitatiomea ecclesiarum, prae- 


, terquam quod recens aliqui episcepi, ut veraim doctrinem 


epprimerent, ad aliqua loca suarum diotcesium acoesserumt. 
Quarto, Deus preecipit exerceri judicia eoclesiastien, wt 
Matth. 18. scriptum est, et 1 Timoth. 5., videlicet ut er ec- 
clesia ejiciantur qui falsa docent, et rei sunt manifestorum 
criminum, qui mores non emendant, et ut lux verae doctri- 
nae et boni mores retinkantur. Haes judicia a Deo praecipi 
manifestum est, et fuisse ia ecclesia seınper ab initio mundi, 
nihil dubium est, quae eo quidem diligestius exercenda erant, 
quia magistratus prof non curant dectrinam, deinde im 


“ 


1545, LIKNEX.- Mefermeiio Wiliebergensis, | 9 


disciplina negligentes sunt, non punkint vulgares scortationes 
aut adalteria. Depleranda est autem et haec calamitas ec- 
clesiae, quod haec judicia prorsus ab episcopis negliguntur 
et exeommunicatio ad causas proprias fori profani indigne 
et impie transiata est. Mores enim canonicorum et aliorum 


sacerdotum testantır, vagas.libidines non punitas esse. Ac 


de judiciis et exeommanicatione mox profizius dieemas. 

Quinto, saepe etiam necense est syaedos auctoritate ali- 

qua in una dioecesi aut pluribus comvocari. Nec exigna sa- 
pientia est prospicere , quando prosit convecare coetus, et 
quomodo tanta ingeniorum et voluntatam varietas guber- 
nanda, mederanda et ad concerdiam fleetenda sit. Non enim 
prodest, multos superbis, tarbulentis, veteratoris, factiosis 
ingeniis praeditos saepe convocare. Et tamen interdum dis- 
sidia doctrinae aut aliornm communium morborum emende- 
tiones postulant multos convocari, et aliqua commeni dei- 
beratione quaeri remedia, sicut Apostoli synodos salutares 
habuerunt. 

Sexto, cum episcopi debeant esse inspectores doctrinae, 
inter praecipuas curas et hanc esse oportuit, perficere, ut 
scholae superiores et inferiores recte regantur. Nam acade- 
mise sunt aunc, ut olim prima collegia canonicorum, doctri- 
nae custodes, testes et propagatrices, quas intelligere doc- 
trisam etelesiae integram, et nosse universam antiquitetem, 
certamina et judicia ecclesiae oportet, et scire unde doctri- 
naın acceperint, et. testimonia verae sententiae ad posterita- 
tem transmittere, sicut Irenaeus allegat testimonia ecelesia- 
rum graecarum et latinarum. Ac valde postulat publica ne- 
oessitas, ut omnes eoclesiastici et politiei majore 
diligentia et sedulitate ezeitent’et foveant studia litererum, 
et disciplinam in scholis severius adstringant. Nimia est 
enim horum temporum libertas , in qua multi efferantur , et 
negligunt exereitia religiomis, precationes et loctiones sacras. 
Hane Seritatem si adulti ad rempublicam adferent, erunt 
pestes generis bumani, quia sine vera invocatione Dei vi- 
vnnt, negligunt ecclesias, fiant Epicuraei, ut nunc pessim, 
prok dolor, tales cyclopes multi sunt im aulis et civitatibus. 

Beroeeter ergo sdolescentia ad modestiam, assuehlat 
ezxemplis et honestis exercitiis. ad agnitionem et timorem Dei, 
et metas salutares cireıumdentur libertati. : Verum ad’haec 
epischperum opera omnia opus est in qualibet dioecesi ali- 
quot hemestis et doctis viris et Deum timentibus, quales 
habet3 possent, si accederet haee diligentie, ut ad sacerdotia 
collegiorum elögereatur tsles viri, quorum industyia usui esse 
posset. Nunc esim quam multi sint in collegiis canenitorum 
recte eruditi, res ipse ostendit, ac praecipue pauci sunt, qui 
doctrisam ecchesiae reote intelligant et ament. Sed ut honesti 
viri sint in .callegiis camemicorem , abotenda est impin lex de 
coelibatu, et conoedendum est his honestum et pium con- 


Postremo, si Deus auctor piae et salutaris concordiae 
faveret initiis meformationis et emendafio pia procederet, 
deimeeps in electione episcoporum rationem haberi oporteret 
non tastum polificae pubernationis, sed etiam eeclesiastiene, 
Quaerendus esset non tantum diligens qusestor ant vir po- 
liticus, sed etiam mediocriter sciens doctrivam ecclesise, et 
nen superbe fastidiens ministerinm evrangelicam, delibera- 


tiemes de doctrina. et de pils ceremonlis, at defensionem pa- 
storum, sed praecipue episcopi oflicia iatelligens et amwans, 

Etsi autem veteres canones multa ordinarunt de electione, 
quibus personis, et quorum graduum hominibus conceden- 
dum sit jas suffragendi, tamen nobis hoc tutissimum videtur, 
ut sit electio penes summa coliegia , ut hactenas, postquam 
amplexa essent puram Evangelii dectrinam , et si quid juris 
quocungque loeo principes habent, utid maneat eis Integrum. 

Nam si revocanda esset vetus consnetudo, nt populus 
seu praecipui viri omnium graduum suffragentur, ille mos et 
olim magnos tumultus excitavit in Asia, in Graecia et in Ita- 
lia, et nunc in hac natione horridiore magna certamina pa- 
riturus esset. Et si collegia hoc lenissimo consilio, quo non 
labefactatur fastigium aut dignitas cujusquam, non diripiun- 
tur opes, non impeditur administratio , ad reformationem 
jure divino praeceptam non poterunt flecti, ut existimamus, 
quia major pars habet cum inscitia et impiefate conjunctam 
pertinaciam, ut Pharao et Judaei, et multi sunt palam Epi- 
enraei, qui mentis judicium amiserunt propter libidines et 
ferocem Dei comtemtum: quanto minas flectentur. ad refor- 
mationem praescriptam in veteribus canonibns, quae imperia 
eis eriperet, et diminueret opes? 

Si autem episcopi et canonici manere hostes Evangelü 
et parricidae recte docentinm volent, sicut fuerant bactenus: 
commendabimus Deo judicium, et hae compositiones frustra 
tentantur. Nop enim ahjicere confessionem verae, necessa- 
riae et salutaris doctrinae a Deo traditae, et sanguine filii 
Dei obsignatae, nec deserere ministerium evangelicum licet, 
et ecclesiarım nostrarum .defensionem a Domino nostro 
Jesu Christo, .qui sedet ad dextram aeterni Patris, ubi sibi 
ecclesiam voce Evangelii sui colligat, expectare debemus. 


De jJudiciis ecclesiastlols. 


‘Deus potestati gerenti gladium mandavit, at esierpam 
hosestam «disdpiimem junta ommia mandate Dei tuentur at 
retineat, et conppwalibus poanis asanes, qui viplant externam 
disciplinam, puniat; et omnen medincriter periti forensium 
negotioram scinpt, quae caueae Ad hoc forum vere perti- 
neant, Praeter hoc forum oonstitait Deus aliud judieium ig 
ecolesie,.quad cum via asse «labeat ad poenitentism, non in- 
terficit hömisem vi corperali, sed punit verho Dei, seilicet 
ant zeparatiohe, aut ejectiome ex ecolesia. Postea vero huic 
fore seclesinstäce etiam controversiae de matrimoniis com- 
menglatae sunt, quod bomo consilie facrtum videtur. Saepe 
enim imcidıint comtrowersiae , in quibus conscientiis partium 
consuli debent, cmjus rei in foro profano non ita habetur 
ratio. Bed quod .multis sarconlis alia profana negotia, ut lis 
de pesunia, forum ecclesihslicum ad se traxif, et quod pon- 
tifices fulmen excommusicationis torserunt in jmperatores 
ad imperii amplifieationenn in Halia, ad relinendum regnum 
Neapolitanum, et qnod excommunicatio non exercetur ad 
puniendas vagas libidines, adulteria, eontumaciam juventutis 
eontumeliosae adversus parentes, Epicsfaeum contemtum 
Cheistiaaae doctrinae et sacramientorum: hi abusus deinceps 
tollendi sunt. Utiram vero gubarnatores considerarent,.quam 
necesse sit, recte oeıstikui et defendi jadicia ecelesiastica, 

12 * 





quee si non constitnentur, seqnentar multo 'tristiores mo- 
rum, disciplinae et dootrinae confusiones. 

Ac primum sciunt omnes, negetia cenjngii- magnam par- 
tem esse vitae humanae,,. et incidere tam multas et varias 
controversias, ut .ad cognitionem negotiorum comjugalium 
opus sit peculiari judicio, seu peculiari decuria judicum, 
Nec fieri.potest, »t singuli pastores in ecclesüs tantum eru- 
ditionis et judicii habeant, ut has controversias recte diju- 
dicare possint. Saepe enim adeo obscurae et intricatae 
causae sunt, ut etiam doctis et peritis difficile sit pronun- 
ciare. Ideo necesse est in certis locis, opportunis, praeci- 
puis, ad quae accedere homines sine magnis sumtibus pos- 
sunt, in dioecesibus consistoria constituere, quae cognoscant 
et dijudicent controversias matrimoniales Christianis senten- 
tis juxta verbum Dei, Evangelium et illas honestas leges, 
quae in ecclesia Christi a piis et prudentibus Christianis 
inde usque ab apostolis tanquam honestae et Deo placentes 
judicatae sunt, ne ethnicae et turcicae confusiones libidinum 
existant. Item pastores cujuslibet loci moneant reos crimi- 
num, ut se emendent; si non fit emendatio, indicent eos 
consistorio, quod citet reos, et audito negotio puniat son- 
tes. Ac nominatim hae causae ad hoc forum deferantur, 
quas profana potestas negligit: Si quis falsum dogma spar- 
git. Si quis contumeliose loquitur de religione Christiana aut 
de sacramentis. Si quis toto anno nec absolutionem petit, nec 
accedü ad coenam Domini. Si quis contumelia afficit pasto- 
rem ecclesiae, aut alios Evangelii ministros. Si quis apud se 
palam scortum aut concubinam alit. Si de adulterio adver- 
sus aliquem aut aliquam fama verisimilis fertur. Si quis quae- 
stum facit usuris. Si juvenes contumaces contra parentes, aut 
alios, quibus commendati sunt, dedunt .se helluationibus, et 
inhonestos ludos exercent. 

Haec consistoria habent potestatem ferendae sententiae 
‚excommunicationis, et sententia mittatur ad ecclesiam ejus 
loci, ubi excommunicati domicilium est, et ibi aut recitetur 
sententia in coneione aut scripta affigatur ad templi jannam; 
populus vero juxta regulam Pauli doceatur, ne adhibeat ex- 
communicatos ad societatem officiorum ecclesiasticorum. 
Est autem contemtor excommunicationis pro facti atroci- 
tate, et a potestate gladium gerente coercendus. Nam po- 
testas politica ecclesiam in tuenda pia disciplina juvare de- 
bet, ut Rom. 13. scriptum est: Potestas sit terrori pro malo 
opere, et honore afficiat recte facientes. Et Esa. 48. Reges 
erunt nutritores ecclesise, id est, foveant et protegant mini- 
stros Evangelii et augeant reverentiam Evangelii in populo. 

Sed praecedat in omnibus causis vera et pia cognitio, 
ac sint jadices non soli sacerdotes, sed etiam alii honesti et 
docti viri Deum timentes, ac idonei ad judicandum, tanquam 
honesta membra ecclesiae inter laicos. Cum enim Christus 
inquit: Die ecclesiae, et his verbis mandat, ut summum judi- 
cium sit penes ecclesiam, docet, non tantum unam partem 
ecclesiae, scilicet episcopos, sed etiam ex reliquis gradibus 
populi eligendos esse judices idoneos, qui sint membra ec- 
clesiae, homines honesti, docti, Deum timentes, et vult hos 
quoque habere voces deeisivas, sicut hodie exstat liber 
Actorum Concilii Ephesini, in quo apparet, etiam presby- 
teros et diaconos habuisse voces decisivas. - 


SU45. LNENEX, Betormatio ‚witiebergenslis, 


‚Be schelis. 
Manifestissimum est, necessarias esse literas et scholas 


literarum ad conservationem et propagationem doctrinse 


Evangelii et ad totam gubernationem. Nam doctrina Chri- 
stiana non est philosophiea , seu notitia indita nascentibus, 
sicut aut numerorum notitia aut legis naturae; sed est mi-. 
randum deeretum Dei aeterni Patris, Filü et Spiritus sancti, 
de Filio mediatore et de remissione peccatorum ac restitu- 
tione vitze aeternae, quod decretum ex sinu aeterni Patris 
prolatum Filius patefecit. Idque Deus voluit mandari literis 
per-prophetas et apostolas, et horum scripta legi ac audiri 
mandavit. Quare, efiamsi aliae gentes et religiones carere 
literis possent , tamen .ecclesia Dei carere literis,, linguerum 
eognitione et eruditione non potest. Ae valde opus esset, 
pios,, eruditos, peritos et prudentes episcopos inspicere 
scholas et maxime haec studia regere. 

Primum theologica: Necesse est enim aliquos magna 
auctoritate praeditos praeesse, qui curent, ne doctrinae ec- 
clesiasticae puritas corrumpatur a petulantibus et pravis in- 
geniis. Retinenda est et concordia doctrinae et volmtatum 
conjunctio, quia saepe ex privatis odiis oriantur dogmatam 
dissidia. Sint etiam delecti censores eruditi et graves, qui 
judicent, quae scripta liceat edi, quae non sint edenda. 

Secundo juventutis studie, quae ad eas artes et linguas 
assuefacienda est, quae necessariae sunt ad explicationem 
scriptorum propheticorum et apostolorum. 

Tertio, gubernandae sunt et disputationes, non solum 
theologicae ‚sed etiam juveniles. Nam assuefaeti ad sophi- 
sticam aut ad defensionem absurdarum opinionum ,„ cum 
postea afferunt cam consuetudinem ad graviores res, ladunt 
simili modo. Discat juventus in scholis non solum admirari 
celeritatem ingeniorum , sed multo magis amare veritatem, 
et hanc propter Deum in qualibet materia reverenter tueri. 

Quarto, disciplina Christiana instaurande est, ut ado- 
lescentia assuefacta ad modestiam, et ad agnitionem et ti- 
morem Dei, afferat has virtutes postea ad gubernationem 
tum ecclesiae tum reipublicae. Quales enim futuri sunt 
episcopi, aut pastores aut senatores, qui in scholis vixerunt 
grassatorum more, nec didicerunt doctrinam Evangelii, nec 
se ad invocationem Dei piis exercitiis assuefecerunt? Mul- 
tam enim refert, quales mores homo a teneris assumat, et 
multo firmior est malarım rerum consuetudo , quam bona- 
rum, quia natura aequax est, cum invitatur ad vitia, Quae- 
renda sunt igitur consilia disciplinae instaurandae. 

Quinto. In multis urbibus magnis Germanine, ubi col- 
legia canonieorum et monasteria locupletia et multa sımt, 
nulli reditus ecclesiastici attributi sunt scholis, quare nec 
doctores idonei conduci possant, nec ali pauperes achola- 
stici. Certum est autem, primos reditus collegiis donates 
esse praecipue propter has duas causas, propter ministe- 
rium Evangelii, et ad juvanda studia doctrinae. Ideo justis- 
simum est, nunc quoque ad has duas res Maxime nevessa- 
rias aliquid ex tantis opibus collegiorum transferre. Hanc 
voluntatem esse Christi et Ecclesiae Dei, non dubnun est. 
Nam Christus iaynit: Qui dederit vel potum aquae uni ex 
minimis meorum propter doctrinam, habebit mercodem suam. 
Vult igitur doctores et discipulos inopes bonae spei ali.et 





- 


1548. XO. Wartientbergiſche Syuodalordunug. 5 


jıvar. Et cum omnes dicant, reditus ecclesiasticos esse 
bona ecclesiae, si ipea ecclesia, domina harım rerum, inter- 
rogetur: an velit pastores pios et doctos cum conjugibus 
et liberis fame contabescere, aut scholas deseri et deleri 
studia literarum , interim vero tanta agmina ignavorum et 
indoctorum saginari, quid putarnus responsuram esse? Pri- 
mum certe diceret, filiis suis opitulandum esse, et vere filii 
ecclesise sunt pii pastores et pii scholastici. Commeonefaciet 
etiam episcopos, collegia et potestates de voce Christi, 
qaam sonabit in extremo judicio: Esurü et non cibastis me. 
Quare ut literae serventur jaxta mandatum Dei et propter 
eeclesine necessitatem, aliquorum paacorum saltem colle- 
gierum et monasteriorem reditus ad scholas transferantyr. 


De victu et defenaiene ministzerum Evangelii. 


Vult Deus in terris etiam in hac vita semper ecclesiae 
reliquias esse, ut in aliqua parte generis humani luceat 
ipsius et Christi notitia, et Christus haereditatem habeat ex 
genere humano. Quanquam autem excitat et ministros ipse 
et servat sua praesentia, tamen hoc modo utiter: dat ho- 
spitia, aliquas politias, regum et principum imperia et civi- 
tates, ubi aliquantisper sint ecclesiae, et studia colantur, 
etiamsi alü reges et principes sunt inimici ecclesiae. Itaque 
reges, principes et gubermatores, qui Deum et Dominum 
nostrum Jesum Christum vere invocant et diligunt,, sciant, 
politias debere hospitia esse ecclesiarum, sicut scriptum est: 
Aperite portas, principes, vestras. Ideo suaviter foveant ec- 
clesiam Dei, et ante omnia honore afficiant et servare stu- 
deant ministeriam Evangelii, et carent, ut pastores eccle- 
siarum habeant victum, et adjavent pro sua vocatione pro- 
pagationem Evangelii, sicut in Esaia praecipitur: Reges 
erunt nutrilores, et reginae nutrices. Qunelibet potestas, 
qnaelibet respublica exemplam sibi propositum esse ducat 


in vidua Sareptana, et ut illa quamvis difficili tempore ex-- 


cepit et pavit Eliam, ita nunc similia officia deberi ministerio 
Evangelii sciamus. 

Sed in his furoribus hominum non diuturna faerunt ho- 
spitia ecclesiae in iisdem locis, ut, donec Joseph vixit, me- 


dioeris tranquillitas ecclesiae erat im Aegypto. Post an- 
nos centum et quadraginta a.morte Joseph egressa est ex 
Aegypto et aliud hospitium quaesivit, Cyrus et Artaxerxes 
defenderunt Judaeam, postea Ochus erudeliter eam afllixit. 
Ideo secutae. sunt poenae, et mutatio regni Persici, sicut 
saepe alias Deus punivit injustam asperitatem, quae in za- 
cerdotes Evangelium docentes et alios pios grassata est. 
Sciant igitur potestates, sibi a Deo praeceptum esse, ut 
foveant ecclesias, non sinant deleri mmisterium Evangelii et 
doctrinam, curent victum pastoribus ecclesiarum, perfieiant, 
ut Evangelium ad posteritatem propagetur, et semper pos- 
sint publici et honesti congressus esse, in quibus publice 
sonet vox Evangelii, et fiat invocatio vera et sacramento- 
rum distributio. Harum rerum conservatio summus finis sit 
universae politicae gubernationis. 


De menasterlis. 


Manifestum est, vota monastica vincula esse multorum 
peccatorum, falsorum cultuum et immundi coelibatus. Hic 
autem articulus inter doctrinae articulos a nobis numeratur, 
et copiose et saepe declaratns et confirmatus est. Erunt 
igitur personae,, quae in monasteriis sunt, docendae, haee 
usitata vota improbari a Deo, quae obligant ad falsos cultus 
et ad immunditiem. Ideo et potestates concedere debent, ut. 
si quae personae monasticae pie et honeste in alio genere 
vitae extra monasteria vivere mallent, tuto id facere pos- 
sent, sicut et synodns Chalcedonenzis permisit episcopis, 


‘at vota remitterent. Caeterum si potestates vellent aliqua 


monasteria ad educationem et institutionem piam adolescen- 
tiae tanquam scholas conservare, de ea re non litigamus. 
Finis. 
Deo laus et gloria. 


Martinus Luther D. 

Johannes Bugenhagen, Pomer,D. 
Caspar Cruciger D. 

Georgius Major D. 

Philippus MelanchthoN. 


1542. 


,. XC 
Württembergifche Synodalorbuung. 


Gef. Bb ir &0 —8 ——— vers. 
.Bdb. .GS. m nu d, 
Ulrich v. Wuͤrttemb. Bb. HI. &. 646. ©; 8 die a 
der in der großen K.⸗O. v. 1559 (Nr. CIX.) enthaltenen 
liturg. Beflimmungen über bie Einfesung ber Kirchendiener, 
unb mußte dechalb bier ihre Stelle finden. In das Leben 
ift fie, da ſchon im 3.1648 das Interim eingeführt wurde, 
obne Zweifel nicht vollftänbig getreten. 
% * al 
Bonn Botes Genaden unſer Ulriche Herkogen zu Wuͤrtem⸗ 
yerg und Tegkh raum zu Wümpdgart ıc. Ordnung ber 


Synod, welchermaſſen biefelben nun hinfuͤro in unſerm Fürs 
ſtenthumb fürgenomen und gehalten follen werben. i 

Dierveil ber Erbfeind ChriftenlichE Lebens der Sathan ew 
bare Bucht und gute Ordnung nit lang leiben Tan, Sonder 
ſich mit aller feiner Macht unberfleet bey nacht, wann bie 
Hausvaͤtter und vorfteher ſchlafend fein, unkraut unberzumie 
ſchen, ſolchem mit Gottes hilf und gaben zu Weren, Achten 
Wir nit für das geringft Mittel, das in unferm Land etlich 
Synodi und zufamenkunfft der Prediger angericht werben dar⸗ 
durch wachfender Irſal in der Leer, unzuͤchtiger Wandel und 


94 


und einhelligkhait im Predig Ambt uud Kürchen gepreuchen er» 
halten werden. 

Dem allem nun zubegegnen fo haben Wit Synodos zu 
hatten fir gut amafehen und verordnet. Und damit dann dies 
felben in gueter Ordnung gehalten megen werben, haben Wir 
alte kuͤrchendiener unfers Fuͤrſtenthums in zwaintzig dey decanat 
außgethailt, die auch hinfuͤts unangefehen ber alten Auſtailung 
im Babſtumb allein die ſtuͤrchen and vogteyen unfers Fuͤrſten⸗ 
thums vil ober wenig nady Anzal ber. Vogtyen und Pfacchen.. 

in underſchidliche Capitul verfaßen laffen. 


Was man für Perfonen zu Dedan nemen uud Wie fie ermelt 


werben follen. 


Es follen aber ſolche Decan gefchigkte gogfürchtige, ern: 
f&hafftig und dapfere Männer fein, die ein rechten Yffer zu 
Gotes Wort und criftenlicher Religion, auch jre testimonta und 
zeugnus baibe der Leer und Lebens bey Meniglichen haben, da⸗ 
mit fie mit Warheit dem Lefterer nit ins Maut fallen, wie der 
Apoftel fagt. 

Und ſollen foldye Decan jekomal und anfencklichs von den 
verordneten Bifitation Räthen von wegen umd in namen unfer, 
wa die aefimden, «8 feye in Steten oder Mörffern gewelt 
Werden. u 
Im fall aber fo diſer jetzerwelter decamus mit dodt abgieng 
oder in ander Woge abgefchaffen würde, So fol die election 
eine anbern decami, wie ver Alter zum Kapitel ſteen, doch mas 
derfelbe nachmals für die Vifitation Raͤthe gefchigkht und vom 
Inen confirmiert werden. | 


Vom Abt eins Dedan und wgs Ime Deuoiben fein Tolle. 


So alfo difer decanus ermellt. und geordnet folle er ans 
fengktich8 dem Superattendenten vor dem gangen Capitel sti- 
pulata manu verhatffen und zufagen, daß er in feinem Ambt 
vleibig und trew fein weile, bie Kuͤrchen feind Capitels ſamt 
jren dienern nach ſainem beften vermögen (fo vil und Ime ge⸗ 
pürn und fein Ambt eruordern werde) gu uerfehen, das er 
auch one allen Trug und geuar gegen ſeinen Capitelebrüdern 
nicht anders, dann ein Vater gegen feinen kindeln handlen 
welle, zum guten fie fürdern und raigen, vom böfen und vn⸗ 
rechten abtweifen, niemand verfhonen und das mit der Zeit zu 
nachteil der Griftenhait auch unfer und gemainer Landſchafft 
taichen welte, nichg verſchweigen, fonder folches ruͤegen, auch 
fürfehung thun, das es alsbald für fich felbs abgefchafft oder 
an end und Ort gepracht werde, da es füeglich und ordenli 
möchte abgelaint werden, damit in alwege des Taufel WA 
außgereut, hergegen das Reich unſers geliebten Hern und Hais 
lands Jeſu Chriftt gepflungt umb vferpawen werbe. Bf daB, 
fo folle dem decano beuolhen werben, bad er jerlich ein Jede 
Pharr feines Gapitels ſouil moglich und vothwendig vnvarfehen⸗ 
lich ein Mal heimbfuchen, den pfarrer daſelbſten here predigen, 
und ſein des pharrers Leer und lebens ben den eltiſten und gut⸗ 
herzigiſten des gericht ein erfarung habe, auch beſehe, was der 
pharrer fuͤr Buͤecher hab, was feine studia faien, ob er auch 
und wie or im pesdigen procedire. Item ob er nuch vleiſſig ſey 
bey den kranghen und mit den kindern, uf dad er bie ſeel fo & 
+ befinden wärd, alebald und für fich felb6 menden und beim 


1548, XC. Württembergiiche Siesubalsekunng. 
unbefthatbenheit. der gemainen Prediger in Dörffern fürkomen | 


oder auf ben nechſten aynodun wife fürzubringen. Im fall 
aber fo Ime folliche allein zu thun zunil und befchwerlich folle 
er Macht haben ſollichs durch den Camerer oder einen andern 
uffer feinen Consiliariis zuvoinſtregkhen. Item zwifchen den 
synodis vud folder des decani Inquisition folle der decanus fo 
offt und digkh es ſich begebe dad Clag eines Pharrers Halb ko⸗ 
men wuͤrde den Pharrer für ſich allain oder für ſich den Came- 
rarium und Consiliarios nach gelegenhait und geſtalt der Sa» 
chen beruefen und zur Med ſetzen und hören, und fo etwas 
ſtraͤflichs oder Ergerlichs befunden in allweg Luegen, wie es mög 
gebeſſert werben, damit nit weiters VBnrats und Ergernus da- 
tus arwachſen woͤg, Es were dann die Handlung dermaſſen ges 
Ibaften „ das fie auf den nechſten ayaodım mueß ufgefchoben 
werden. 

Es fole andy bes decani ofltium fein einem jeden newen 
Pharrer einzulaiten and ber Kuͤrchen beffelbigen Och zu com⸗ 
mendiern, wie man Deshalb wel mog Criſtenliche Ceremonias, 
Benedictiones et preces zuefamen tragen, weiches anftatt ber 
alten papiftifchen Wyhin und ordination woͤchte geprucht mer: 
ben, NMumli wie hernachvolgt, 


Bf nachuolgend weis folle ein newer Pharrer ober Diacon vom Dean 
eingeleibt und Iunftalliert werden, 


Erſtlich fo folfe one Verzug und fuͤrderlicheſt vf ein tag 
(von: dem Vogt zuuor beſtimbt und ernennt) der decanns Fo: 
men mit dem Camerario oder einem vßer den Confiliarien als 
gezeugen der handlungen und den newen Pharrer oder Diacon 
deſſelben Org mitbringen. 

Und fo das Volgkh in der Kürchen verfamlet foll man 
anfangen und fingen, Nun piten Wier den hailgen gaift ac. 

Bf DIS: gefang folle ber Dechan oder einer de conailiariis 
uffleen und ein Predig thum von Ministerio Verbi von wem 
es eingejegt fp und wazu umd alfo das Volgk entlich zur Pre 
dig vermanen. 

Nach der Predig fol gelungen werden ber Glaub, 

Vnder dem Gefang foll ber Dechan für den Altar tretten, 
den. newen Pharrer oder Diacon zu fich beruffen und vor Ime 
zu dem gepat nideränyen lafjen, ein kurtz vermanung ‚zu dem 
volgk thun, darinn anzögt, wie das difer zue jrem Pharrer oder 
diacon erwelt und tuglich erfennt, auch ordenlich darzu bes 
yueffen, der hofnung, fie wurden mit Ime verfehen fein ıc. 
und aljo das volgkh weiter zum gepet vermanen , Damit der 
Here fein gnad und gedyhen barzue geben welle und alddann 


‚volgende gepett mit heller Iuter verſtendiger ſprach vorpeten und 


fügen, 
| Laſt uns piten. 

Almechtiger Ewiger got himliſcher vater, dir haft je ſelbs 
bem armen merſchlichen Gefchlecht zu Wolfart Troſt und hilff 
das hochwuͤrdig Predigambt des Halligen Euangelij durch Je- 
sam Christum bein gellebten Sum geprdent und eingefegt, auch 
dabey zugeſagt und verſprochen, das welcher glaubt und ge⸗ 
taufft würd, ſelig ſein ſol. Diemeile uns aber unſers vers 
derpten und fündigen fleiſchs halb beſchwerkich und geferlich 
ſein will ſolchen ſo teuren und werden ſchatz wider den anlauff 
des tauſentluͤſtigen und grimmigen Vheinds ohne dein ſonder⸗ 
liche BU und guebigen Beiſtund in unſern fo elendon ſchwachen 
und jrdiſchen gefeßlin zu bewaren, Se piten Wir did) Herglie 





1588. XC. Marttenibargiſche Speivdaloednung, 


chen, bu mich uns durch bein grmibties gnad und Barm⸗ 
hertzigkhait inn nöten nit verlaffen, fondern mit deiner götlichen 
band ober uns halten und fonderlich ober difen deinen biener 
N. welchen jegund das hailig Euangelion zupredigen beuokhen 
ift, damit folcher dein fo heilfamer, nuslicher und notwendiger 
Beuelhe bis zu end der Welt in deiner hailgen Chriſtenhait 
wider alle gefpenft des Boͤßwichts ſein fuͤrgang hab und Wier 


des himliſchen Troſts aimer beraubt werden durch Jeſum Chris | 


ſtum dein geliebten Son unſern Hern, welcher mit dir und dem 


hailgen gaiſt lebt und regiert gleicher Gott hochgeiobt in Ewig⸗ 


khait. Amen. 


Höret das hailig Euangelion welches uns be⸗ 
ſchreibt der hailig Euangeliſt Joannes. 


Der Herr ſagt zue feinen Juͤngern, wie Mich Moein him⸗ 
liſcher Vater geſanndt hat. Alſo ſende ich euch auch, und als 
er ſolches geſagt hat, Blies er ſie an und ſprach. Nemend 
hin den hailgen gaiſt, Welchen Ir die ſind erlaſſen, die ſollen 
a fein und welchen Ic die find erhalten, die fellen erhal⸗ 
ten fein. 


Hieruf fo laſt uns hertzlich piten und ſprechen 
mit mir. 


Ach gnebigen. Wett himbliſcher Herr und Vater, der du 


ums durch deinen heiligen Apoftel Paulum väterlichen getröft 
und zugelagt haft, das es dier D himliſcher Herr und Vater 
wol gefall durch Die töricht Predig des Creutz feelig zu machen 
alte die fo daran glauben, So piten Wir dich nun auf folliche 
gang ernfllich, das du deinen Diener N. hiezugegen, welchen 
du zu difem fo feligen und hochwuͤrbigen Predig-Ambt berueffen 
baft, mit Deiner göttlichen Gnad begaben und deinen hallgen 
geift geben und mittnilen welleſt, durch welches Brafft er ges 
ſtergkt wiber alle Anfechtung des teufels befleen und bein ges 
liebte Herb durch das blut unfers Herrn Jeſu Chriſti deines 
ſons teur erfaufft und erworben mit deinem heilfamen und ums 
gefälfchten Wort nach deinem götlichen Wolgefallen waiden 
mög zu Lob und breis deins hailgen Namens und fürberung 
ber ganzen Ehriftenhait durch Jeſum Chriftum deinen geflepten 
Son. Amen. 
Sollichs alles zuerlangen fprechen mit mir von herten 
das hailig Vater unfer. 

Es möchte auch, wa Schuͤeler vorhanden, Alobald das 

Vater vnſer geſungen werden. 

Nach dem gepett oder geſang des Vater vnſers ſolle ſich 

der Dechan vor dem Altar gegen dem volgkh wenden, ſein 

NRechte band dem newen Pfarrer ober Diacon auf fein 

blos haubt legen und alfo fagen: 

Lieber Bruder, dieweil Wir nun im hallgen gaiſt verfas 
meit Bott unferm himlifchen Vater duch Jeſum Chriftum 
unfern Herrn und Hailand vber dich angeruffen und gebeten 
haben und deshalb nit zweifeln er werde uns lut feiner götlichen 
Zuſagung gnediglihn erhört umd gewert haben, Demnach fo 


ordne, confiemier und beſtetige Ich. dich aus beueld, bes Almech⸗ 


tigen und unſers gnedigen Lanbefürflen und Deren als der or: 
benlichen und von Got gegebnen Magiſtrats zu ainem Dienst 
und feelforger difer gemein hiezugegen mit ernſtlichem beuelch, 
das bu folder Erlichen und en alle Ergernus mit hoͤchſtem 





vleie und trewen vorſteen wößeft, wie du dann vor den Ge⸗ 


richtsſtuel unferd Hern Jeſu Chrifti an jenem Tag Ned und 


Antwurt geben muft, dem Rechten Richter im Namen des 
Vaters und des Sons und bes hailgen geiftd. Amen. 

Daruf finge die Kür Te deum landamus. Oder Gra- 
tes nunc omnes teutſch und beſchlies e8 der Dechan mit dem 
Segen: Numeri 6. 


Wie dem Capitel zu gutem auch andere als Camerarins und Con- 
siliarii (ollen erwelt werben. 


Dieweil und aber afmem decano alle fürfallende Händel 


1 auszurichten allein zuſchwer fein mil, fo follen Ime bem alten 


geprauch nach ein Camerarius und etliche Consilarii erwelt 
und zugeben werben, welche zu jederzeit, fo ifl von Ime bes 
* und beruffen gehorſamlich erſchewen amd mitzugreiſſen 
ollen. 

Bun ber Wal «ins Cameraril und wis fein Kust . 

Es folle ber Camerarius, wie aud der decanus vom 
gangen Capitel erwelt werden, das der decanus erſtlichs alle 


1 Brüeder erman einen: Camerer su welen, welchen fie vermai⸗ 


nen dem Kapitel am treulichſten vnd fuͤglichsſsten zu ſein, Bier 
inn nichz anfehen weiten, weder Perfon, gunſt, Heb, Freunt⸗ 
Schafft oder ainichs vnd fol die Wal nach altem Pruch alfo ge: 
ſchehen, das ein jetlicher allain und für fich felb8 ded namen 
und zumamen, fo er zu Samerern erwölt, vff am zebelin auf: 
zaichne, zufamen wigkle und alfo dem decano vberantwurte, 
So nun der decanus aller zedelin bey einander verfamlet hat, 
folle er in Beifein zweyer oder dreyer die zedelin vfthun leſen 
und welchem er befindt fuͤr andere Merer ſtim oder Vota haben, 
denſelbigen zu Camerer dem Capitel declariern und außrueffen⸗ 

So dann die Vota gleich erfunden, ſoll der decanus bat 
Mehr machen. 

Difer erwelt Camerarius folle vor dem gantzen Sapitul dem 
decano globen und verfprechen, das er treulich und on allen 
falſch mit dem Gut oder Gülten und was jme feins Ambtshalb 
gebürn werde, handlen weile, den Nug und fromen des Capi⸗ 
tels fuͤrdern und ſein ſchaden warnen, auch dem decano zu je⸗ 
der zeit jn pillichen vnd erlichen Dingen (foult das gemein Ca⸗ 
pitel betrifft) gehorfam fein. 

Des Camerarii Beuelch vnd Ambt foh fen, bas er im fall, 
fo der decanus aus wichtigen gefchefften mit uorhanden oder 
mit frandhaiten beladen, Vicedecanus fein und jne in alweg 
vertretten. 

Item das er die Schulden zins vnd gefaͤll des Capitels ein⸗ 
ztehe und beneme, auch ben Imbis zur Zeit des synodi beſtelle 
und was von des Eapitels wegen auszugeben, bezale und ents 
richte, alles mit folchem Ernft und vleiß als der bevatt und ges 
ruͤſt feyn weile, jederzeit feine thuns und laſſens vor ein Ca⸗ 
pitel Rochenſchafft zu geben. 

Er folle gerüft fein jedes Jars einmal Bedyaung zethun, 
bie durch den decanum vnd Consiliarios yon des Capfttels we⸗ 
gen von Ime ſollen gehoͤrt vnd emphangen werden. 

Diewell und aber das ynpringen auf dem Land Anem Ca- 
merario zu ſchwer auch ehne Nachteil feiner kuͤrchen nit wol 
geichehen mag , Jaffen Wir inen wie vor Alters einen Pebellen 
zu, weichem ber decanas und Comerarius in Geſchefften des 
Cepile bruchen mögen. . 


In ſumma fie bebe der decanus und Camerarius feier 
dauor das nit vmmoͤtiger vncoft auf das Gapitel getrungen werd, 
fonder in alwege wachs vnd zuneme. 

Es follen auch bebe der decamus und Camerarius nad 
ausgang des Jars vnd im letſten Synodo Jr Ambt dem Ga- 
pitel wiederumb fry refignieren vnd heimbftellen, Welche als⸗ 
dann nad) gelegenhait des Gapiteld. wiederumb angenommen 
oder abgefhaffen und fry gelaffen fein follen. 


Von ber Waal ber Eonfiliarien (melde etwan deputati genant 
werden) vnd von jrem Umbt. 


Es follen auch neben dem Camerer dem Dechan zuhllff 
und gemainem Gapitel zu gutem Consiliarii (welche vor zeitten 
deputati genant) ermwelt werden, die auff erforderung des de- 
eani bamit er ſich jrer Hilf Rath und Beiſtands in gefchefften 
des Sapitels geleben mög, alweg erfcheinen und follen von den 
eltiften dapferften und befhaibneften Männern zu Consilariis 

erwelt werben. u 
Sie werden aber gemainlich alfo erwelt, das ber Dechan 
und Camerer ben erften erwelen und nachmals fie dren den ans 
dern vnd abermals fie vier, das iſt der Dechan Camerer und 
die zwen erwelten Consiliarii den driten erwelen. 

Es follen aber in jebem Gapitel under bry vnd vber fünff 
nit getwelt werden. 

Dife Consilarii follen dem Dechan promittiern gehorſam 
und jrem vleis zu Wolfart des Capiteld zc. alles treulich und 
vngeuarlich. 

Wa die Capitula ein ſtatlich vnkomen haben guͤltbrief und 
parfchafft underhanden, alfo das Inen darzu einer fonderlichen 
behaltnus von nöten, folle ſollich behaltnus oder Druch mit 
Dryen ſchloſſen verwart werden und die fchlüffel darzu außges 
thailt, einer dem Dechan, der ander dem Camerer und der 
Drit dem Eitiften under den Consiliariis gegeben, auf das in 
Alweg mit dem gut gemaind Capiteld one ergernus gehandelt 
werde. 


Son gemeiner Perſon bed Capiteld ober Eapiteld Brüeber. 


Es folle Deiner zu einem Pharrer ober Capitelsbruder 
angenommen werden, er feye dann zuuor von den verordneten 
ber Viſitation vociert und angenomen und difes zeugnus an 
feinen Vogt oder Dechan vberantwurt habe. 


Es foll aber ein jeder newer Pharrer vf volgenden Syno⸗ 
den erfcheinen, fich erzeigen, pro receptione biten und daruff 
dem Dechan globen und verfprechen gehorſami in allen gepürs 
lihen und zimlichen Dingen und das er der gemeinen Status 
ten , mie ein ander geleben und halten wolle, alle& treulich und 
ungeuarlich. 

Nachdem ſol er dem alten Prauch nach ſeinen Namen und 
zunamen in ein Buch darzu verordnet vfzaichnen, jtem vf wel⸗ 
ches ern er beruffen. 

Item er ſolle pro Inteoitu dem Camerer zugeben ſchuldig 
fein von hundert Pfund eins Vnkomens nad) Anal zurechnen ein 
Dhundt, weiche von dem Camerario pngenomen und nachmals 
dem Gapitel follen verrechnet werben. 

Were der new angenomen Bruder zu arm, das er fie gleich 
undt von flundt an nit hete zugeben, fol fie Ime vom Came- 
rario vf leidenliche Zill zugeben zerthailt werden. 


1568. XC., Würtieuibergiiche Eumodalordunng. 


‚Wie oft die Capitula ſotlen gehalten werben uub wit was 
Orbnung. 

Es ſolle aber ein jeder Synodus im Jar vff zwaymal ge⸗ 
halten werdet, Einer im fruͤeling in der Vaſten und ber ander 
vngeuerlich vorm Herbſt. 

Vnd fol aber der decanus nit Macht haben fein Synodum 
auszufchreiben one vormwiffen oder bewilligung feine Superat- 
tendenten oder welcher darzu von uns erwaͤlt wuͤrd, das er 
ſelbs odet jemandt von feinetwegen (welchen er ſchigken würd) 
darby und zugegen fein mög und ben actum helfen celebriern 
umb Merer anfehens und Authoritet willen. 

Der Synodus aller folle mit ſolcher Ordnung gehalten mers 
ben, das erſtlichs die Predigt gehört daruf die Cenſur, Als: 
dann ein Difputation ober Collation gehalten und zum legften 
mit einer exhortation und praelection der statutorum pare- 
neticorum das Gapitel befchloffen werden. 

Es fol auch bed Camerers Rechnung nad) Mittag und 
nad) effens gehert werden vor dem Superattendenten, Decan 
und confiliarien und die roeiteflen widerumb heimbgelaffen, je⸗ 
doch das die Consiliarii Seniores alwegen darbey pleiben und 
bem decano behuͤlflich fyen, wie eben angezeigt iſt. 


Bon der Comsara. 


Die Cenſur foll aber alfo und mit ber Orbmung gehalten 
werben, das nachdem und fich der Superattendent fambt dem 
Dechan und Camerario nachmals der elteſt gefegt und jedermann 
zugegen, da® erfllich® das gans Collegium von Superatten⸗ 
deuten vermant und warumb fie zufamen komen erinnert x. 
und das fie jeg und niemands verfchonen, fonder allain gotes 
Eer, den nugen und fromen gemainer Chriftenhatt unfer Wols 
fart und fürderung des Chriftentichen feidens und warer einig« 
khait im gaift und gefunder Leer und Chriftenliche Lebens ans 
fehen woͤlle ıc. und deshalb fo er einicher perſon halb angerebt 
und befragt würd, das er nicht verſchweigen, fonder was Ime 
berift mit aller trew vnd guter gewifnen woͤlte anzaigen, das 
mit das boͤs gewent und das gut angericht und gehanbthabt 
werden mög, wie fich dan der Superattendent wuͤrt wiſſen 
zuhalten. 

Nachdem ſoll der decanus am erſten abtretten, ſeiner Leer 
und Lebens halb ſeins Weibs und Kinder halb, vom Superat⸗ 
tendenten ein vmbfrag gethan und was Maͤngel befunden, vom 
Camerario aufgezaichnet und notiert, und alsdann widerumb 
berueffen und an feinen vorigen locım gefegt werben, Nach 
dem decano der Camererius, nach dem Camerario je ber eltift 
und alfo fort an bis.auf den letſten. 

Nach der Cenſur folle eins jeden feel (fo er vormals nit 
darumb angefprochen und gemarnet) ver dem Superattenden⸗ 
ten decano, Cumerario und den fünff Consiliariis allein und 
in abweſen des gangen Capitels notiert und geflzafft werden, 
zum andern mal vor bem gantzen Gapitel und fo er deshalb im 
dritten Synodo aber ftraflich erfunden, follen fie es an uns 
gelangen laffen und ferner ˖ befchaibs daruf gewarten. Es 
mochte aber der Exceſſ dermaſſen geſtalt fein, das er dheins 
Synodi bedoͤrfft und ber Magiſtrat darzu then und Ine feiner 
Verwuͤrkung nad, fleaffen muͤeſtet, wellen Wir ums daffelbig 
vorbehalten haben. 

Vf die Genfur foll die vberig zeit an ain Ehriſtenliche Col: 





1548. xCO. Württenbergifche Synodalorduung. 97. 


Lation ober Difputation gewendt werben bis man zu Imbis 
geet, of den Imbis folle der Dechan alfobald alle fratres für 
ſich berufen die pareneses leſen und mit einer Chriftenlichen 
Cohortation befchlieffen und heimblaffen. Nach dem Morgen 


Inbis ſolle die Rechnung (fo es die zeit erforderte) vom Came- | 


rario dem Dechan ımd Consiliariis in namen des Capitels ge 
ſchehen, aud) wa jemand aus ben Capitularibus dem Gapitel 
zu thun, ungezogen und verrechnet werben, wie baben angezögt. 

Es folle auch foldyen Perſonen von wegen irer mühe und 
Arbeit vonn gemeinen Gapitelgelt ein nachtefjelin gegonnt wer⸗ 
. den, dan der Arbeiter iſt feine Lonns wert x. Jedoch das e6 
mit dem Uncoſten itit vbermacht werde. 


Bow Vnterhaltung des Capitels. 


Bon Vnderhaltung des Capitels zu reden fol neben ben | 


Jerlichen gefallen, fo die Capitalia haben, Inen auch gegundt 
werden anzurichten und ynzuziehen das ratum einer jeden var 
cierenden Phrund welche dem Capitul zuuerfehen vfgelegt wer⸗ 
ben folle, bis man wiederumb ein Diener dahin ordnen würt. 

Bud damit hieran dhein dohis geprucht würde, fo mues 


ein jeder Dechan von flund an ond one allen Verzug das Ab⸗ 


flerben eines pharrers dem Snperattendenten oder fo ber nit 
vorhanden, den Visitatoribas ader an unfern Hof ıc. anzeigen, 
auch der deoanus und capitulares ſich vleiffig umb ein Andern 
bewerben und ſolchem alsbald zum Superattendenten abferti⸗ 
gen und fchriffelich derichten, dauon dann nachmals bed abges 
ſtorbnen Kircdyendimers - Weib und Kind and mit eim zimb- 
Utchoen Abzug möchte verſehen werden, damit bis eig Mir des 
toglichen nachlauffend vberhaben feien. 

Vnd dieweil zu erachten, das durch diefe dotation das Gas 


pitel zuenemen werde, ſolle es auch die alten unuermöglichen | 


pharrer mit zimblicher Verſehung beunten, auch ite Knaben fo 
zum studio geſchigkht erfunden, vf ein particular: zuusrhelffen 
vom Gapitel bedacht fein; 

Mir mollen uns auch Hiemit vorbehalten haben gemelte uns 


gelegenhait der zeit und perfonen, Actum,. Brad ben erſten 
Augüsti, Anno 2c. WVvVij. 5 


Sequuntur stetute nimgulis et omnibus Im Synodis 
‚ capitularibus praelegtmäs, nen, 
" Ibvevparınd siue Spiritualia. . 
Primo fratres meminerint se tanquam’ oueg in medio 
kaporum mitti, unde prudentes sint sieut serpenites, ‚simpli- 
ces ut colambae. Math. 10. 


per omnia diligant, qui tradidit semet ipsüim pro peeccatis 
mostris, ut eriperst nos de hoc presenti'secnlo ne’, quam 
secundum Voluntatem- Dei et patris nostri. Gal. I. Et ideo 
non quaerant, quae sua sunt, sed quae sant nt dere Christi. 
Phil. 2. Ut ne patrem quidem aut matrem etc. plus ament 
quam Christum. Ut oves Christi suae fidei commendatas 
cum omni timore et reuerentia sicut decet fidelem Dei Mi- 
nistrum pascant. 

Pascant inguam non concte sed spontanee secundum 
Denm neque turpis lucri gratia, sed Voluntarie. 1. Pet. 5. 

Pascant autem sincero Dei verbo docentes eos omnia 
seruare, quaecangne nobis Christus mandauit. Math, ult. 





Contra vero quantum fieri potest afflictis parcant con- 
scientiis, ne inutilibas et iniquis traditionibus obruant vel 
doctrinis demoniorum perturbent. 1. Timoth, 4. Sed in- 
firmos in fide suscipiaut. 1. Thes: 5. At eos qui faerint in 
aliquo praeoccupati, instraant in spiritu lenitatis conside- 
rantes semet ipsos ne tententur et ipsi aliquando. Gal. 6, 

Alter itaque alterius onera:portato ut impleatis legem 
Christi, si-quis enim existimat se aliquid esse cum nihil eit, 
ipse se ipsum decipit. Gal. 6. 

At inpriesis parati sint ad satisfactionem omni petenti 
rationem de ea, quae in ipsis est, spe et fide. Interim cum 


omni modestia et timore conscientiam bonam habeant, ut 


confundantur. qui caluımniantur bonam eorum _ sonversalio- 
nem in Christo Jesu. 1.Pet, 3. En 


"Heu siue moralia. 

Fratrum autem coruersatio tum bona fuerit, ubi prae- 
ter en supra memoravimus, conentur, ut sint irreprehensi- 
bilia gregis exemplaria ‚' si. vitam eorum corrigant et.emen- 
dent ad Regulam diui Pauli nobis omnibus praescriptam, 


‚ quod certe, ut faciant, necesse erit, quando turpe sit doc- . 


tori, quum culpa redarguat ipsum. Et sanctus Lucas. ser- 
modem fecit de omtibu⸗ quan oepit Jesus facere et docere. 
Act. 1. | 
Lux mundi vocantur ä Christo, unde Iox eorum ita lu- 
ceat, ut:videant homines bona ipsorum opera et glorifient 
patrem nostrum, qui in caelis «st. Math. 5. e 
Discant ergo primum a Christo ut mites sint et homi- 
les corde. Mat. II. 
Deinde sint irteprekensibiles, nen superbi, non iracundi, 
nen vinolenti etc. scientes, quod neque fornicarüi neque ido- 
lolatrae ‚;neque adulteri,: neque molles, neque mrascoulorum 
eoncubitores , neque: fures, neque auari, neque ebriosi, ne- 


. que maledici regnum dei possidebunt. 1. Cor.6. :Sed sint 


 hospitales, benigni, jusfi, sobrä‘, sancti , Veritatis seetato- 
fer Drdnung zu mindern ,; zu. meren ober gand nbauchun nach | res et casti, ut contrahant, quibus non est datum, Virgini- 


tatis donum, ne eniquam sint offendieulo. Ti. 1. et1. Timo. 8. 


Ducant igitur uxores ut -possint et ipsi caste viuere, 
quando honorabile sit connubium omnibus et thorus imma- 


. culatus, ne cum fornicatoribus' a adukteris & domino judi- 
centur. Hebr. 18. 


Sint preterea docti, notentes item exhortari in sana 


:doctrina. Et eos, qui.contra dicunt, arguere. Tit.1. id est 


t t id 
Deinde abeicatis ommbus Luc: 14. V. 39. Christum so- |. studiosi et lectores assidui. 


Adhortatur Timotheum suum dinus Apostolus, uti in his, 


quae didicit, permaneat, Quid dicit autem? Ab infancid in- 


quit sacras litexas nosti, guae te ‚possnnt instruere ad salu- 
tem, per fidem, in Christo Jesu. ‘2. Timo. 3. O fructum stu- 
dii nostri preciosissimum et omnibus votis expetendum, ad 
corripiendum in justicia ut perfectus sit homo Dei etad omne 
opus bonum instructus. 2. Timo. 5. 

Et quia non solum nobis cauendum est & crimine, sed 
etiam & criminis suspicione, quantnm in nobis est, omni 
modo caueamus, nec ubi malo praebeamus ansam calum- 
niandi. 

Praebebunt autem, si sic mores suos instruant, ut om- 


13 


= 184%. xC. Württembergifche Svnodalordunus · 


nia in eis pura sint, 08, Oculi, lingua, manus, et in summa 
totus gestus et habitus, quum et bonos mores colloquia 
prava corrampant. 1. Cor. 15. 

Quare Apostolus monet et vult, ut sit sermo noster sale 
conditus et dominus noster praedixit nobis racionem de 
quouis ocioso verbo reddendam esse. Mat. 12. 

Breuiter mortificent membra sus, quae sunt supra ter- 
sam, fornicationem, immundieiem , libidinem, propter quae 
venit ira dei super filios incredulitatis. 

Deponant maliciam, Blasphemiam, turpem sermonem 
de ore suo, indnant sicut electi dei sancti et dilecti, Viscera 
misericordiae, benigsitatem, humilitatem, modestiam, pa- 
eientiam, condonantes proximo’sicut et dominus condonarvit 
nobis omnibus, Col.5. . 

Super haec autem omnia charitatem habeant, quae est 
vinculum perfectionis quando nullum habeamus aliud Sym- 
bolum penes quod discipuli Christi debeamus agnosci. Joann. 
13. Mandatuim novum do vobis etc. In hoc cognoscent 
omnes, quia discipuli mei estis, si dilectionem habaeritis 
inter Vos. 

Et ut numero dicam se ipsum inprimis doceat, qui docet 
alium, qui igitur praedicat non furandum, non moechan- 
dum etc. ipse prius non furetur. Rom. 2, Ut sit absolutum 
exemplar gregis suae factum, illam retribucionem expectet, 
quam ocalus non vidit, nec in cor hominis ascendit et sub 
adventu domini nostri Jesu Christi percipiat immarcessibi- 
lem coronam gloriae. Amen. 


Touriucè sive Civilia. 

1) Patere inguiunt legem, quam ipse tuleris, justo igitur 
judicio Decanum ante omnes, si quid deliquerit, se- 
quentia statuta dupliciter feriunto, qui si negligencins 
officio Decanatus fuerit defanctus ad Cognicionem 
Universi .Capituli defertor. 

2) Quod de Decano, idem de Camerario et Consiliariis 
intelligitor. 

.8) Omnes in vera fidei doctrina perseuerantes hanc eciam 
sinceritate vitae et morum honestate coram plebe siue 
grege suo ostendanto. 

4) Ne quis confratrum nostrorum sacro sancto dei nomine 
abutitor, qui si in hujusmodi Crimine faerit deprehen- 
sus & Camerario Capituli sine mora plectitor. 

5) Quantum ad Ceremonias et dies festos attinet, volu- 
mus unius cujusque Ecclesiam ad exemplar ecclesiastici 
ordinis illustrissimi principis nostri quantum fieri po- 

“ ‚test reformari, si quis igitur hic suo cerebro innixus 
dinersum fecerit, mulctator, 

6) Obedienciam merito requirimus ab omnibus confratri- 
bus nostris. Si quis igitur à Decano vocatus non 


(nisi graui causa praepeditus) adparnerit, mulctam in 
fiscum Capituli persoluendam dato. 

7) Porro, quum nec Apostolus percussorem velit, dignum 
poena judicauerimus eum, qui cum altero vel temere 
contenderit. Si quis igitur nostrum aliquid adverzus 
Confratrem suum habuerit, videat ut quam primum 
ipsi reconcilietar. Quod si fieri nequit, rem ad De- 
canum ferat, vel ejus, vel (si opus fuerit) eciam Ca- 
merarii et Consiliariorum sententia decidendam. Quo- 
rum authoritatem qui contempserit aut contra fecerit, 
de eo suplicium iustum sumitor. 

De confratribus inter se altercantibus hoc statutum 
intelligitor. De alienis causis Capitula nullum jadi- 
cium esto. Qui amat periculum, pereat in illo. 

8) Turpis lucri cupiditatem ab omnibus nostris alienam 
esse volumus. Quisque igitur Vocacionem suam prope 
consideret Cujus praecipua sunt orare, assiduum esse 
in lectionibus et studiis et tale aliquid meditari, cujus 
post usus esse possit Ecclesiae suae, Contra quae si 
quis deliquerit 

9) Dignam factis poenam luito. Neque turpe lucram modo, 
sed et morum indecentia pastorem mire deformat. Unde 
nichil agito praeter decorum, ab omni laxu se tempe- 
ret, lasciuiam et omnem intemperanciam vitato ut non 
modo immunis sit à crimine sed et Criminis suspicione, 
sicut Apostolus ab omni mala spedie nobis cauendum 
esse monet. Si quis igitur ex nostris vel ore uiueret 
nudior, uel Vestitu lascinior vel in conversacionibus 
intemperancior vel in choreis (quas tamen in universum 
devitet nisi ad honestas nuptias inuitatus fuerit) inciui- 
lior adde et freguencior inventus faerit, irremissibiliter 
punitor. 


10) Diabolus mendax est et pater ejus rei Jo.8. Tanquam 


igitur ipsum Diabolum, Vanitatem et mendacium de- 
clinet fidelis seruus domini. Bogatus igitur in Synodo 
nichil, adversus confratrem suum mentitor, sed absque 
omni felle ad profectum ecciesiae et Capituli nostri rei 
veritatem indicato. Aliter agens mendaciique conuictus 
poenam incurrito. 

Secreta Capituli penes se ipsos fideliter obseruent, 
secus facientes plectantur. 

Haec statuta quilibet pro virili seruet, quae civilium 
duntaxat transgressionum repagula sunt, neque ma- 

. gistratni nostro in majeribus criminibas et maleficiis 

jus suum aufertur. 

Quantum vero ab unoquogue ststutorum nostrorum 
transgressore supplicii sumendum sit Capitulo decer- 
nendi potestas esto. 





anso. NO Rirdpeusrbuung der Sieberktuder in London, 


1530. 
XCI. 


Forma ac ratio tota ecciesiastici Ministeril in peregrinorum, potissimum 
vero Germanorum Ecclesia instituta Londini in Anglia, per Pientissimum Principem Angliae, Regem Edu- 
ardum ejus nominis sextum. Auctore Jo. a Lasco, Poloniae Barone. Lond. 1550. Francof. ad M. 1555. 


Sirchenordnung, Wie die unter dem Chriftlihen König auf Engelland, Edivard dem VI. 


in der Statt Londen, in der Niderlendifchen Gemeine Chrifti, Durch Kin. Maieft. mandat georbnet und gehalten - 


worden, mit ber Kirchendiener vnd Elteften bewilligung, Durch Herrn Johann von Lafco, Freiherren in Polen, 

Guperintendenten berfelbigen Kirchen in Engelland in Lateinifcher fprach weitleufftiger befchrieben, Aber durch Mars 

tinum Micronium in eine kurtze Summ verfaffet, Vnd jegund verbeutfchet. Gebrudt in ber Churf. Statt Heis 
deiberg, Durch Koh. Mayer. 1565. 17 3.1.8. 


Die von Joh. v. Lasco entworfene K.⸗O. für die 
nach England geflüchteten Niederländer ift bie erfte ums 


faffendbe Presbpterialorbnung ber reformirten Kirche. 


Salvinifchen Belenntniffes (vergl. v. Dven, bie Presb.= 
und Syn.:Berf. in Berg, Juͤlich, Cleve und Marl, ©. 
31 f., Bidell, die Presb.s und Synodal⸗Verf. der 
ev. K., in der Zeitſchr. des Vereins für heſſ. Geſch. Bb. 
I. S. 57... Da fie nad ber Werpflanzung ber Syn.⸗ 
und Presb.s Verf. auf beutfhen Boden auch hier ges 
braucht worben ift (vergl. 3.8. Jacobſon, Gefchichte 
der Quellen bes ev. RR. der Provinzen Rheinl. und 
Weftph., Url. ©. 106.), fo ift ihre Aufnahme an biefer 
Stelle gerechtfertigt. Mir geben nach ber. Bearbeitung 
von Micronius vollftändig bie Abfchnitte, welche die 
Verfaffung, Wahl der Diener und die Zucht betreffen, 
während wir ben liturgifchen im Auszuge mittheilen. 


% * * 


Cap. 1 Bon ben Diesen ber Chriſtiichen Kirchen, 


„Gleich wie en Hauß one haufvater, ein Schiff one 
an, vnd ein heer one Hauptman, in gewifle gefahr 
tommen: alfo auch bie Gemeine Chriſti, welche in biefer Welt 
flreitet, wird entheiltget, zerriſſen vnd vergehet endlich gar, wo fie 
jre gebürliche Regterer und Diener nit hat, durch welcher ernft, 
Gottes furcht und lehre fie billich fol regieret werben. Es ift 
auch hie nicht erlaubet alleriey orden vnd gefchlechte ber 
diener ber Gemeine nach menſchlichem gutduͤncken einzufücen: 
gleich wie es auch nicht erlaubet iſt die notwendigen außzulaſſen: 
fonder in difem muß man folgen der ordnung Gottes nach 
feinem heiligen wort. Denn es je jm amaller beften bekant tft, 
durch waſſerley Diener fein hauß, die Gemeine foll regieret 
werben. 2 

Derwegen wir nachfolgende der vnwanckelbare autoritet der 
ſchrifft, haben in vnſer Gemein allein zweierley diener: die Elte⸗ 
ſten, vnd die Diaken, ohne welche die Gemeine nicht fuͤglich 
kan erhalten werden. 

Vuter den erſten dienern, nemlich den Elteſten, find etli⸗ 
che die in dem wort vnd Lehre arbeiten: vnd dieſe werden in 
der Schrifft genennet Biſchoff, Hirten, vnd Lehrer, vnd die 
andere Elteſten, wiewol ſie den offentlichen dienſt des worts 
und der Sacramenten nit bedienen, dennoch find fie gehuͤlffen 


der ander biener, vnd ſtehan inen bay mis allem ernſt, mit rath 


vnd huͤlff, auff daß die Gemeine Gottes in aller Gottſeligkeit, 
heiligkeit, friede, ordnung und erbarkeit, nach dem wort Gottes 
tegieret unnd erhalten werbe, darumb werden fie auch von Paulo 
Megenten genennet. Vnter difen zweien gefchlechten ber Eitis 
fen, ift einer auß jrer zale, der vornemeſt, darzu ordentlich ers 
wehlet, auff daß durch feine authoritet, ein eintrechtige vers 
gleihung vnter allen, in allen Dingen nad) dem wort Gottes 
gehalten werde. Vnd diefer iſt von K. M. in jrem Priuilegio 
genennet, Superintendens, das ift, aufffeher. Die Diaken aber 
tragen forge für die armen der gemein. Wie aber obgemelte 
diener der kirchen, Superimtendene , Eitiften und Diaken oder 
allmoſenpflegor in vnſer Chrifllichen gemeine erwehlet, unnd 
in jrem dienft-beftetiget werben, wollen wir zumanfang orbenttich 
erkleren.” 
Cap. I. Won der wahl ber Diener. 
Was vor ber erwehlung ber Diener gefchehen foll. 


„Wenn bie Gemeine eines Dieners oder mehr notbürfftig 
ift, fo wird als benn nad) ber ordnung Gottes, ein gemeiner ge= 
wiſſer Faſttag durch die Eltiſten angeftellet, welcher tag, dar⸗ 
au von ber Cangel, ber gangen Gemeine verfünbiget wird, 
auff daß fie famptlich (fo fern es muͤglich iſt) auff den beflimps 
ten tag zufammen kommen, vnd ben Herren mit ernſt und 
fleiß bitten, getrewe Diener ber gemeine von jm zu erlangen. . 


Was an dem Faſttag gefchicht. 

As nun bie gemeine für neun ohren zufammen fommen 
ift, vnd einen Pfalm zu der fach dienend gefungen hat: fo 
thut der Diener eine Predigt, in welcher dife Hauptſtuͤck infon- 
derheit tractiert werben, - 

Erſtlich wird bewiefen, warumb ed notwendig fey, in ber. 
wahl der diener, einen gemeinen faſt vnd bettag zu halten: 
nemlich darumb, daß getrewe Diener der Gemeine nicht geger 
ben werden, durch einige menſchliche meißheit oder Mugbeit, 
ſonder allein durch eine fonderliche wolthat Gottes. 
manet benn der diener die gemeine daß ein jeder nicht allein im 
der gemeinen ‚verfamlung, fonder auch daheim in feinem 
hauß ernſtlich bitten foll, in einem warhafftigen faften vnd 
nuͤchtern gomuͤt, daß Gott der Herr feiner. Gemeine in dieſer 
wahl der Diener durch feinen Geiſt bepfisbn, rw die: wahl, 

3% 


⸗ 


So vers 





100 1300. xUe. Siudkenprdunng der Mieherkinuder in Lerboni. 


mit feinem Goͤttlichen einfprechen zu ber ehren feines eingebor- 
nen Sohns, vnnd zu einer Gottfeligen erbamung feines Reichs 
in unferer Gemeine regieren wolle : Darnach wird das ampt der 
Diener, fo man erwwehlen fol, durch den Diener des morts, 
auff folgende weiß erkleret. 


So ein Diener bed worts ober mehr erwehlet werben, 
fo wird difes von jrem dienſt angezeigt. 

Zum erflen, daß ber dienſt bes worts ein ordnung Gottes 
fey, in feiner gemeine, zu jrer erbawung, von Gott eingefegt. 

Weiter was das ampt ber Diener des Worts fey, erftlich 
daß fie leren follen die reine Lehre des Goͤttlichen Worte: Zum 
andern, daß fie die Sacramenten trewlich vnd ernſtlich auß⸗ 
fpenden, allezeit die rechte krafft und nug berfelbigen der ge 
meine vorhalten: Zum dritten, daß fie mit den andern Eiteften 
forge tengen vor die gemeine, bie jhnen befohlen tft, mit allem 
eenft und fleiß, durch vermanen, tröften, flraffen, vnnd recht⸗ 
ſchaffenen gebrauch der Chriftlichen fraffe, nach dem wort 

Zum vierten, das fie durch die authoritet des Goͤtt⸗ 
lichen worte allen feinden das maul flopffen. Zum fünfften, 
daß fie diß alles thun nit als berfchafft oder gemalt brauchenbe 
uber Die gemeine, fonder al& weile und getrewe Diener berfelbigen. 

Zum dritten, fo wird angezeigt, waſſerley männer. zu fols 
chem geofjen bienft zu fuchen vnd zu erwehlen fich gebäret, 
nemlich folche, die in der heiligen Schrift fleifftg geübet find, 
die durch gewiſſe zeichen ber Sottfeligkeit bewieſen haben, daß 
fie gern und ernftlich folgen wollen, allem bem daß ber H. Apoftel 
Paulus von ben bienern bes worte in fonderheit fordert. Man 
muß auch hie zufehen, daß Feine newling zu diſem dienft 
angenommen werden, oder welche der ſchendliche geroin, ober 
eitele ehre zu biefem dienſt getrieben hab. 

Zum legten wird angezeigt, welches das rechte ampt, ber 
gangen Gemeine gegen ben dienern des worts feie, nemlich daß 
fie denfelbigen in jrem auffrichtigen dienft, als gefanten Chrifti 
des Herren, Ja als Chrifto dem Herren felbs, welcher durch 
fie redet und regieret, gehorfamen follen: daß fie jre offentliche 
und heimliche vermanungen gern vnnd lieblich hören, daß fie 

die gemeine verfamlungen der Gemeine mit ehrerbietung und 
groſſem ernft vor augen haben, vnnd daß fie fich von allem 
murren wider die biener und jren auffrichtigen dienft, gentzlich 
enthalten follen. Endlich wird auch erfieret, daß der Gemeine 
zuſtehe die Diener des worts nach ihrem vermögen zuverfor- 
gen, daß fie gute mittel haben, Chriſtlich und ehrlich zu leben. 


So aber einer oder mehr von den andern Eitiften, 
welche mitregierer find, erwehlet werden, 

fo wirb jr dienft in der predig auff folgende weiß erkleret. 

Zum erften, daß der dienſt ſolcher Eiteften ein Apoftoltfche 
ordnung fen, unnd daß auf ber Lehre des Apoftels Pauli, wel⸗ 
cher ein vnterſcheid flelet zwiſchen den Eltiſten, da er leret daß 
fie zweifacher ehren werth find, fonderlich die ba:arbeiten im 
wort. 

Darnach wird erfieret, das ampt vnd wirdigkelt ſolcher 
Eltiſten in der gemeine Chriſti: nemlich daß jre verſamlung 
ſey, als ein rath der gantzen gemeine, zu erhaltung der reinen 
lehr des Euangelij vnd Cheiſtlichen ſtraff oder bußzucht in der 
Gemeine. Das ampt diſer Eltiſten vnd der diener des worts 


iſt gentzlich einerley, außggenommen daß ſie ben dienſt des worts 


vnd der Sacramenten nicht verſehen vnd ſind mit den Dienern 


des worts als huͤter vnd bewarer der gantzen gemeine. 


Zum dritten wird angezeigt, was Menner man zu dieſem 
dienſt ſuchen vnd erwehlen ſoll: Nemlich ſolche, die mit jren 
gaben ſo ſie von Gott entpfangen den dienern des worts aller 
nechſt gleichen, ſo fern es jmmer muͤglich iſt. 

Zum letſten wird erklaͤret, was das ampt bed gantzen veickt 
in der gemeine ſey, gegen ſolchen Elteſten: Nemlich, daß fie 
dieſelbigen in ſolcher ehren vnd wuͤrde haben ſollen, wie ſie die 
Diener des worts haben. 


Wo aber ein Superintendent ſol erwelet werden: 
ſo wird diſes von ſeinem dienſt in der predig vorgehalten. 


Zum erſten, daß der dienſt eines Superintendenten oder auff⸗ 
ſehers ein Goͤttliche ordnung ſey, in der Gemeine Chriſti, von 
Chriſto ſelbs, da er Petro eigentlich die ſorge, die andere Bruͤder 
im glauben zu ſtercken befahl, eingeſetzt, nit daß er Petro einigen 
gewalt oder macht vber die andern gegeben hab: ſondern allein 
vmb des willen, daß es noͤtig war, die gleiche macht aller an⸗ 
dern Apoſtelen mit Petro, durch ein gewiſſe ordnung der 
ſorge des einen fuͤr den andern, in der Gemeine zu erhalten wie 
daß auch der heilige Mertler Gottes Cyprianus leret. Derhal⸗ 
ben iſt ein Superintendens der Gemeine allein vmb diſer vr⸗ 
ſachen willen vber die andere diener, daß er vmb ſeiner gaben 
will, mehr arbeit vnd forgen tragen muß, denn bie andern. 
Aber in dem dienft des worte vnnd ber Sacramenten, vnnd im 
gebraud) der Chriftlichen ftraffen, hat er gleichen gemalt mit den 
andern. 

Weiter wird angezeigt, daß ber bienft des Superintendens 
ten nitin Kicchweihen, Kelchweihen oder dergleichen abgöttifchen 
aberglaubifhhen dingen, fonber in diefen nachfolgenden ſtuͤcken 
fuͤrnemlich gelegen fey. Erftlich daß er auff alle andere diener 


‚ber Gemeine, in jrem ampt gute acht habe: Zum andern, daß 


er alle diener (fo offt daffelbige notwendig) verfamte, und ein 
ordnung vnd eintrechtige vergleichung unter ihnen, nach Got 
tes. Wort trewlich erhalte: vnnd daß er durch feine und dee 
gangen gemeine authoritet, ſolche Mitdiener, die auß dem rech⸗ 
ten weg jtes beruffs teetten wollen, auß dem wort Gottes 
ftraffen und ftilen fol. Zum dritten, daß er feinen dienft und 
arbeit vor allen andern dienern, der Gemeine foll zu nug kom⸗ 
men laffen. Zum vierten gleich wie er ber oͤberſt Bewarer 
der Chriftlichen ftraffe is, vber alle andere Diener und vber die 
gange Gemeine zu wachen, alfo fol auch er fich ſelbs für aller 
andern, der Ehriftlichen ſtraffe unterwerffen, und fich ſelbſt (fo er 
fündiget) nach dem wort Gottes, ftraffen Laffen, gleich wie der Apo⸗ 
ftel Petrus, die offentliche vermanung Pauli angenommen hat. 

Zum dritten wird erkleret, was für ein mann zu ſolchem 
geoffen Laft, fol geſucht vnd erwehlet werben. 

Zum legten wirb aud) gemeldet. , von bem ampt aller au⸗ 
derer Diener dev gemeine, gegen diefen Superintendenten. 


&o man einen zum Diaken ober Allmofenpfläger wil erwehlen, 
fo werben folgende ftüd, von feinem dienſt in ber Peebig 

geme 

Zum Erſten, wird bewieſen, daß der dienſt der Diaken 

ober Almoſenpflaͤger ein Apoſtoliſche, vnnd zugleich ein Goͤtt⸗ 

liche ordnung fen: one welche, die notwendige ſorge bar armen, 

in der gemeine nicht wol kan ethalten werden. 0. 








. 


® 


ABO. zer Sircheuoröuung der Riebeelinder in Londen. 


Darnach wird erklert, das der dienſt der Diaken nicht in 
bem fingen des Euangeliums in der Kirchen, ſonder viel mehr 
in dieſen zweien ſtuͤcken gelegen ſey: nemlich, in dem ernſtlichen 
verſamlen der Allmoſen, vnd in dem getrewen vnd fuͤrſichtigem 
außtheilen derſelben. 

Zum dritten, wird gemeldet, was maͤnner man zu Diaken 
wehlen ſoll: nemlich ſolche, in welchen man die ding, ſo die 
Apoſtelen in der wahl der Diaken angemerckt haben, befind, vnd 
wie Paulus von jnen leret. 

Zum vierdten, wird erkleret, das ampt, ſo wol der reichen 
als der armen, in der gemeine, gegen den Diaken: nemlich daß 

es den reichen amptshalben zuſtehe, daß ſie gern vnd williglich 
auch reichlich die allmoſen geben, zu huͤlff vnnd vnterhaltung 
der armen. Von dem ampt der armen gegen den Diaken wird 
geleret: Zum erſten, daß ſie alſo ſollen geſinnet ſein, daß ſie 
andern mehr begerten huͤlffich (ſo es in jrem vermoͤgen were) 
dann beſchwerlich zu ſein. Zum andern, daß die armen ſich 
nicht ſchemen ſollen jhres armuts, welches von Gott kompt, 
gleich wie reichthumb, vnnd daß ſie darumb die allmoſen, mit 
gutem gewiſſen von den Diaken entpfangen moͤgen. Zum 
dritten, daß die armen in der empfahung der allmoſen beden⸗ 
cken ſollen, daß ſie die allmoſen zu jhrer vnterhaltung empfan⸗ 
gen, nit als auß den henden der menſchen, ſonder auß den 
henden Gottes: vnd derhalben ſchuldig ſind, dieſelbige erbar⸗ 
lich vnd mit aller danckbarkeit, ohne einige bitterkeit vnnd wider⸗ 
bellen zu empfangen: vnd daß ſie dieſelbigen als gaben Gottes 
meſſiglich zur notdurfft gebrauchen, vnd nicht zum vberfluß oder 
wolluſt mißbrauchen ſollen. | 
Rah dem ſolche Predigt volendet iſt, ermanet ber Diener die ges 

meine fleiffig zum gebet, vmb einen gluͤckſeligen fortgang der 

wahle aller diener (weiche auch ba vorhanden feinb) vnd mit 
heller ſtimme bettet er alfo: 

D Herr Bott Himtifcher Vater, durch welches wolthat es 
allein gefchicht, daß wir gute und getrewe Diener in deiner ger 
meine haben, vnnd ohne weiches huͤlff Menſchliche arbeit gengs 
(ich nichts vermag : Wir bitten dich o aller heilichfter Water, 
daß du dife unfere gemeine (für welche dein lieber Sohn Jeſus 
Chriſtus fein vnſchuldigs blut vergoffen hat) für allen falfchen 
dienern, die bu im deinem zorn zur ſtraffe der undandbarkeit 
ber menſchen fendeft, bewaren wolleſt: vnd geben gottfelige ges 
trewe vnd ernfthafftige diener N. N. (hie fol man entweder bie 


Predicanten oder Eitiften oder Diaken nennen) daß fie jren 


dienft, folgende deinem Göttlichen willen, zur ehren beines Nas 
mens, ond zu erbawung vnſer Gemeine außrichten mögen. 
Regler vnſer aller hergen, rath vnd ftimmen in biefer erwehlung 
der Diener, baß wir deine ehre allein für augen haben, auch 
die allein in deiner Gemeine erwehlen, die beine ehre für 
augen haben, ihren dienft auffrichtig und trewlich bedienen 
mögen. Erhoͤr vns aller gnedigſter Water, die wir beine huͤlff 
demuͤtiglich begeren, durch dennamen beines lieben Sohns 
vnſers Deren Jeſu Ehrifti, Amen. 

Vnd auff daß das Gebet ber gangen Gemeine deſto feuris. 


ger fep, fo iind hermach das. Rarhtmal unfers Herren Iefız 


Cheiſti mit aller andacht gebrauchet, nad) ber form wie darnach 
beſchrieben wich. 

Bu zweien vhren nad) mittag, wird mwiberumb ein prebig 
gethau, in welcher weitleuffiger erklaͤret wird, das ampt ber 


10) 


biener, welches in bermorgen prebig nit kuͤndt gaugſam erklaͤret 
werben: Vnd die gemeine wird abermals zum Gebett ermas 
net. Vnnd alfo wird der gange tag mit predigen und allerley 
Goͤttlichen vbungen zubracht, mit Faſten und Betten, daß Gott 
die kuͤnfftige wahle der diener, durch feinen heiligen Geift vmb 
Chriſtus willen feliglich Regieren mölte.” 


Cap. IU. Form vnnd weife der erwehlung ber Diener. 


„Wiewol wir allen anderen Chriftlihen Gemeinen jrer 
freiheit laſſen, ſo halten wir doch in der wahl vnſer Diener diſe 


nachfolgende weiſe, als die dienlichſte zur erbawung unfer Ge⸗ 


meine: Am tag des gemeinen Faſtens vnd Bettens, wird die 
Gemeine durch den Predicanten vermanet daß ein jeder (an⸗ 
ruffende ben namen Gottes) ernſtlich bey jm ſelber vberlege, 
welchen er zu diſem dienft aller meift nutz vnnd geſchickt ohne 
einige Fleiſchliche oder menſchliche affecten vermeinet zu fein: 
Vnd daß er deren namen, den dienern und Elteften ber Gemei⸗ 
ne, die gange nachfolgende wochelang fehrifftlich obergebe. Die 
nachfolgende woche komen die diener Elteſten und Diaden zu⸗ 
fammen, vnd beſehen vnter jhnen die verſamlete ſtimmen dee 
gantzen Gemeine. Vnd als ſie nun erwogen haben, welche durch 
den mehren theil der ſtimmen beruffen werden, ſo gibt ein jeder 
diener, nach ernſtlicher anruffung des Goͤttlichen Namens, einer 
nach dem andern, ſeine ſtimme, vnd bereden ſich von der wahl 
ernſtlich vnd weißlich untereinander, biß daß ſie endlich derfelbigem 
verglichen ſind. Vnd im falle daß niemand vnter jnen iſt, der 
etwas hett daß die vorgenommene erwehlung verhindern ober 
in zweiffel bringen moͤchte, vnd wenn diſe wahl alſo (ſag ich) 
vnter den dienern eintrechtig geſchehen iſt, ſo werden die jenigen, 
ſo erwehlet ſind, zu der verſamlung der Eltiſten vnd Diaken 
beruffen: vnd wird jnen der gantze ſtand des dienſts vorgehal⸗ 
ten, zu welchem ſie beruffen ſind: da werden jre hertzen ernſt⸗ 
lich vnterſucht, wie fie darzu geneigt ſind. 

Wo 'ſie dann keine beſtendige entſchuldigung fürbringen, 
dardurch ſie den fuͤrgeſtelten Dienſt abſchlagen koͤnnen, fonder 
jre beruffung viel mehr bewilligen: ſo werden den nechſten 
Sontag zu end der morgen Predigt jre namen offentlich durch 
ben Diener von der Cantzel, für der gantzen gemeine verkuͤnbet: 
vnnd fie werben geftellet an folches ort, da fie leichtlich von der 
gangen gemeine Eönnen gefehen werben. Vnd denn erfläret 
der diener, von der Gangel dem vold, daß dieſe Männer, nad 
eenftlicher vberlegung vnnd probieren der flimmen von ber ges 
meine, gu diſem dienſt mit zeitigem vnnd ernfllichem vathfchlag 
aller Dienern, beruffen find: und daß ohne einige eigene affe 
ten, fonder allein zu befuͤrderung der ehren Gottes in feiner 
gemeine: und baß es die Diener auff diß mal bedundket, daß diefe 
die geſchickſten find, folchen dienft der Gemeine zu bedienen. Vnd 
ferner auff daß niemand außder Gemeine, difer wahle ſich billich 
zubeltagen hab, fo wird abermalsder Gemeine zugelafſen, die game 
Ge nachfolgende woche fich zu beratfcjlagen, auff daß ein jeber bey 
im felber vberlege, ob er im den beruffnen etwas befinde dar⸗ 
umb fie entweder Inn lehre ober leben von dem bienft darzu 
fie beruffen find, mit recht möchten abgehalten werden. Vnd 
wo jemand auß der Gemeine etwaß wurde haben, fo wird er ver⸗ 
manet, daß er baffelbige in der wochen, fuͤr dem folgenden Doms 
nerftag den Dienern oder Eitiften eigentlich in der Furcht des 
Herren vorbringe, auff daß in der nechften verſamlung ber Er 


102 1580. xcı SBirchenerbunng der Michexläuber in Louden. 


tiften, ein ernfllige und zeitige vnderſuchung der beſchuͤldigung 
gehalten werde. Ä 

ESo denn in ber obgemelten wochen etwas wiber bie ers 
weiten fürgebracht wird, dardurch jr beruff mit recht im zweiffel 
geſtellet wird, fo werden biefelbigen (nach dem die ſach durch die 
Eiteften und diener ernſtlich erforfchet ift) fo alſo beſchuͤldigt find zus 
dem bienft nit zugelaffen : fonder e8 werden mitlerweil durch die 
Diener, an jre flat geftelt diejenigen, die fie am gefchidften dars- 
zu erkennen, biß daß entlich der gemeine in allem gnug ge⸗ 
fchehen ift. Wo aber die gange woch vor bem folgenden Sons 
tag, wider die erwelten nichts fürbradht, das einiges anfehens 
ſey: fo fchreiten die Diener des worts und die Eiteften fort zur 
beftetigung ber erwelten diener, und das vor der gangen Ges 
meine, auff folgende weiſe.“ 


Cop. IV. Bon ber offentlihen annemung und befletigung ber Diener | 


vor der ganzen gemeine. 


In der Morgen ober nachmittag Prebigt des Sontags 
(vote e8 der Gemeine am beiten gelegen) nad) dem das gemeine 
Gebet der kirchen geſchehen, ehe man den Pfalmen finge, heift 
der biener Goͤttlichs worts mit namen bie erwelten herfuͤr tretten, 
ins geficht der gangen Gemeine, alfo daß fie ftehn in die mitte 
der ander Diener und Eitiften, danach handelt der Diener 


‚des Worts von der Sangel, von Dem dienſt darzu fie beruffen 


werben.” 


> Cap. V. Form ber Beftetigung vnd annemung der Diener des Worts, 


I 


ond der Superintendenten. 


„Nach dem diefe erwehlte Diener alfo ind geficht der Gemein 
geftelt find, fo erzelet der Diener von ber Cantzel auffs kuͤrtzeſt, 
jre vnuerhinderliche erwehlung, und zeigt an daß hinfort nichts 
mehr in diefer fach zu thun notwendig fey, denn daß jie in der 
offentlichen verfamlung ber Gemeine beftetiget werden. Darum 
wendet ber Diener feine rede zu den erwehleten. Dienern, vnnd 
‚fpricht gu jnen auff folgende weiß. 


s: Angefeben daß jr lieben brüder, zu dem bienfl bes worte, | _ 


ih der Gemeine Chrifti, mit der gemeinen bemilligung , erweh⸗ 
let vnd beruffen feit, vnd daß nichts mehr notwenbigift, denn daß 
ie nun offenlich für der gangen Gemein, burch die aufflegungder 
benbe, nach dem Wort Gottes werdet boftetiget, fo muß ich zus 
uor etliche ding von euch Im namender gangen gemeine fragen, 
auff daß jr ſelbſt diefen. ewern dienft, mit ewerem eignen 
munde, für der gangen gemeine, bezeuget und bewilliget. 

Die Fragſtuͤck fo ‚den erwehlten dienen des worte, ober Guper⸗ 
tendenten offentlich vorgehalten vnd in jrer beftetigung ges 
fragt werben. ' . 

Empfindet ir das zeugnuß des heiligen Geiles in euwern 
bergen, der euch erwecket vnnd beweget, in dieſer Gemeine ans 
zunemmen den dienſt fo euch vorgehalten iſt, daß je darin nit 
fuchet euwern eignen nug und ehre: fonber allein die ehre Got» 
tes, vnd vermehrung des reichs Chriſti in feiner Gemeine, 
durch die Predig vnd verfündigung feines heiligen Euangeliums? 

Sie antworten: Ja, wir entpfinden «6. 
.Glaubet ihr daß die Prophetifche und Apoſtoliſche lere des. 


alten und newen Teſtaments, in der Biblifchen ſchrifft verfaſſet, 


ſey der eimige, warhafftige vnnd gnugſame grund ber genen: 
Kiechen Gottes in Ehriſto: alſo daß in hem gemmd der ſchrifft 


alle ding begriffen find: weicher ſeligkeit grund, miterl vnnd 
haupt, allein Jeſus Chriſtus iſt, ein menſch auß dem menſchen 
(nach dem fleiſch) aber auch warhafftiger vnd ewiger Gott vber 
alles, gebenebeiet in einigkeit der Göstlichen dreifaltigkeit ? 

Sie antworten: Ja wir glaubene. 

Wollet jr auch in diſem grund der gemeine Gottes (nach 
ewerm vermögen) in euwerm bienft feft bleiben, one einig neben 
aufßfchreiten: vnd denfelbigen grund allein, mit ewer lere und 
leben fürdern: darauff durch die gnade Gottes bawen, gold, 
filber oder edel geftein: und das holg, hew vnd flupffein, fo 
darauff gebamet wurd, nach bermaffen eiwer gaben, von dem 
gold, filber vnd edelgeſtein vnterſcheiden, vnd diefelbige, fo mol 
in andern mit dem wort Gottes ftraffen, als jrs In euch ſelbs 
(fo deffen etwas befunden würde) gern mwollet ſtraffen laffen ? 

&te antworten: Ja wir. 

Bekennet jr daß es ewer ampt ſey, daß jr in ewerm dienft 
vnſtrefflich Leben follet, niemand Feine vrſach zur ergernuß ge 
ben, fo wol in ber lere als im leben? vnd wo jr in einigem theil 
ewerm ampt hierin nit würden gnug thun, dadurch einige erger⸗ 
nuß keme, mollent je euch felber der. brüderlichen vermanung 
auch dem brauch der Chriftlichen ſtraffe, fo wol als die andern 
brüder der gemeine gern onterwerffen? daß je nach dem wort 
vnnd regel Chriſti (fo fern es vonnoͤten were) vermanet und ges 
flraffet, ja aud) von ewerm dienſt gefeßet werdet: fo fern jr 
das, nad) dem vrtheil ber gemeine verbienet hetten ? 

Sie antworten: Ja, gern. 
Darnach wendet fich der biener zu ber gemeine vnd fagt: 
Ir habt gehöret, lieben Brüder, das zeugnuß, fo diefe erweh⸗ 
lete Brüder von jrem beruff gegeben haben, und wie fie gefinnet 
find ihren dienft zu verfehen. Dieweil aber alle diefe ding ober 
vnſer vermögen find, fo laffet uns den anruffen, welcher ver 
beiffen hat bey une zu fein, biß ans ende der welt, und bettet 


| mit mir alfo: 


Ein Gebet ober die erwehlete Diener bes worte, bey jrer 
beitetigung. 

Herre Gott du Son des lebendigen Gottes Jeſu Chrifte, 
der du verheiffen haft bey deiner gemeine zu fein, biß ans ende 
ber welt, vnd in berfelbigen allezeit haft wollen Lehrer haben 
zu erbawung deines Leibe: Wir bitten dich demütiglich, du 
wolleſt diefe Männer, in deinem heiligen Namen erwehlet, mit 
beinem heiligen Geiſt erfüllen: auff daß der dienft deines Goͤtt⸗ 
Hichen worts, unter ung erhalten werde. Gib ihnen weißhelt, 
dein wort rechtſchaffen zu fehneiden und zutheilen, gib jnen baß 
fie die Lifte und Tyranney des Teuffels und des Antichriften, 
von biefer onfer Gemeine trewlich vnd fleiffig wehren, Gib jnen 


folhen mund und weißheit, daß fie ben mund aller feinden, 


durch die authoritet deines worte ſtopffen, vnnd die Woͤlff von 


beiner herde vertreiben mögen: auff daß bein volck alfo in dei⸗ 


ner warhafftigen erfentnuß, durch jren dienft, gelehret, dich 
preife, Dir dande, und in dem heiligen gehorfam deines willens, 
inn aller Gottſeligkeit, teglich mehr vnnd mehr zunemme, zu 
vermehrung deines Reichs, vnnd ehren deines heiligen Vaters, 
weichen. wir: durch ‚deinen Namen (wie wir von bir gelehret 
find) demuͤtiglich anruffen, fprechende, 
-: Minfer Vater ber du biſt inn ben Damien, ıc. 
Hie tritt der diener des Worts von der Ganges, zu ben ans 








2880. xer Siehenusbuusg der Michenlänber in Londan: 
bern bienern, vnd werben die hende ber Diener (nach Apoſtoli⸗ 


ſchem brauch) auff die häupter der erwehlten gelegt: und denn 
fpricht der Diener des worts mit heller flimme alfo, 

Gott unfer Himliſcher Water, der euch zu dem dienſt feines 
worts in bife feine gemeine beruffen hatt, erleuchte euch mit 
feinem heiligen Geiſt, ſterck euch durch feine mechtige hand, 
und regiere euch alfo in ewerm bienft, daß jr darin getrewlich 
und fruchtbarlich wandlen möget, zur vermehrung des reiche 
feines lieben ſohns, in feiner gemeine, durch die verfündigung 
feines Euangelium, durch denfelbigen feinen eingeboren Son 
Jeſum Chriftum, unfern Herren und Seligmacher, Amen. 

Nach dem diſe bendaufflegung gefchehen iſt, fo keret der 
Diener feine rede wiberumb zu der gangen Gemeine, und 
vermanet fie, wie fie fich gegen dem Diener des worte zu hal⸗ 
ten ſchuldig ſey, vnnd daß fie fleiffig für dieſelbigen bitten fol. 
Darnach Ipricht'er zu den angenommenen bienern, auff biefe weiß: 

Lieben brüder, fehet fleiffig für euch ſelbe, daB. jhr wirdig⸗ 
lich In diefem ewerm beruff wandlet, wie «6 ſich getreiwen dies 
nem Chriſti gebuͤret, weidet bie Herde Gottes, weiche euch vers 


trawet iſt. Traget forge für fie, nicht gezwungen, fonder freys 


willig, nicht vmb ſchendliches gewins willen, ſonder auf willi⸗ 
gen hertzen, nit als die vber die Gemeine herrſchen, ſonder wer⸗ 
det fuͤrbilde der Herde: werdet nit matt durch einige widerwer⸗ 
tigkeit, welche man allezeit in biefem beruff erwarten muß, fons 
der verachtet die verfchmehung vnd ſchentliche wort der welt, 
vnd traget fie mit aller weißheit vnd gebult, ja erfreumet euch 
vmb derfelbigen willen. Seit getreiwe und fleiffige mitarbeiter 
mit Chriſto dem Herren, vnnd bem heiligen Geift, ftcaffend 
bie welt von wegen der fünden, von der gerechtigkeit vnd dem 
gerichte, feit nicht auffgeblafen,, wenn eumer fachen etwas nach 
euwerm willen fort gehen, fuchet und begeret auch Bein reich» 
tumb noch ehre difer weit, auff daß je nicht dardurch bezaubert 
ſchlefferich werdet, und der feind des menfchen darzwiſchen kom⸗ 
me, wen jhr fchlaffet, vnnd fehe vnkraut in den ader des Ders 
ven. kuͤrtzlich feit ingedenck der pfund, fo euch in dieſem dienſt 
vertrawet ſind, daß jhr dieſelbigen zum wucher außſetzet, vnd 
begrabet dieſelbigen nicht in ein ſchweißtuch gewickelt in die 
erde. Arbeitet darnach, daß jr durch euwern fleiß noch andere 
pfund vnſerm gemeinen Herrn, durch ſeine gnade gewinnen 
moͤget. So wird es endlich geſchehen nach aller euwer arbeit, 
wenn erſcheinen wird der Ertzhirte, daß jhr die vnuerwelcklich⸗ 
Krone der ehren empfangen werdet: vnnd hoͤren die liebliche 
ſtimme, Ey du frommer vnd getrewer knecht, gehe ein zu der 
freude deines Herten. Gott und vnſer Himliſcher Water, gebe 
durch ſeine groſſe Barmhertzigkeit, daß wir alle zuſammen 
dieſe liebliche ſtimme hernachmals hoͤren moͤgen, vmb ſeines ge⸗ 
liebten Sons vnſers Herrn Jeſu Chriſti willen, Amen. 

Darnach fingt bie gemeine, Selig iſt er, der zu dem vathe 
der böfen menfchen nit gehet: oder einen andern Pfalm, zu dies 
ſem handel dimende, vnnd darnach left man die Chrifkliche ges 
meinb gehen.” 


Cop. VI. Serum, wie men bie Gitifien, fo fe dem wert mit arbeiten, 
in der gemeinb befkstiget. 

„Rad, dem biefe Eiteflen nach dee Predig ins gefickt ber 
geftellet find, erzelet der Diener des Worts Ehrglich 

von ber Cantzel vom jrer erwelung wie baf in berfelbigen nach 


103 


dem vrtheil ber biener Leine verbinberung ſey, vnd daß allem 
vonnöten ſey, Daß fie zu demfelbigen dienft offentlich angenom⸗ 
men werben. 

Darnach ſpricht er bie erweleten an mit biefen worten. 

Nach dem jr zu dem dienfl der Eiteften in vnſer gemeinh 
erwelet, und durch die gemeine bewilligung berfelbigen beruffen 
feit, onnd weiters nichts vonnoͤten iſt, dann das jr offentlich 
in der verfamlung beftetiget werdet: fo begere ich vornemlich 
von euch, daß je von den nachfolgenden ſtuͤcken warhafftig 
und ons gleifnerey, als vor dem angeficht Gottes befennen 
toollet. 

Zum erften, ob jr diß zeugnuß bes heiligen Geiftes In ewe⸗ 
ten hertzen empfindet daß jr diefen dienſt annemen wollet, nicht 
vmb ewer eigenen ehren ober nutzes willen, fonder allein zux bes 


Hie Antworten fie, Ja, wir empfindens. 

Glaubet jr daß die Prophetifche und Apoftolifche lehre bes 
alten und newen Teſtaments, in ben Bibliſchen buͤchern bes 
griffen, in ſich begreifft alles was notwendig ift zur feligkeit. 

Sie antworten, Ja, wir glaubens. 

Wollet jr nicht den Dienern mit rath und that, vnd allem 
etveren vermögen beiftehenonnd fie in dom laſt jres dienſtes er» 
leichtern, vnnd die gange Gemeine, mit euwerm Gottſeligen 
wandel beſſern? und fo je etwas thun wuͤrdet, daß diſem 
euwrem beruff vnwirdig were, wollet jr folgende dem gebrauch 
der Chriſtlichen ſtraffe, euch mit dem wort Gottes vermanen 
ſtraffen, vnd beſſern laſſen? 

Sie antworten, Ja wir; durch Gottes gnade. 

Wann diſe vnderfragung vnd antwort geſchehen iſt, ſo 

vermanet der Diener, die Gemeine zu Betten, vnnd bettet er 


offentlich auff dieſe weiſe: Gebett. 


Herr Jeſu Chriſte du Sohn des lebendigen Gottes, der du 
deine Gemeine hie auff Erden, durch den dienſt der menſchen, 
darzu ordenlich beruffen, biß ans ende der welt regieren wilſt: 
Wir bitten dich demuͤtiglich, du wolleſt diſe menner, vnſere 
bruͤder (welche zu dem dienſt des regiments dieſer deiner Ge⸗ 
meine erwehlet find) mit den gaben deines heiligen Geiſtes, 
dermaſſen erleuchten, daß fie inn ihrem beruff trewlich wandlen, 
vnnd denfelbigen biß zum ende ihres lebens auffrichtig treiben 
mögen, Zu deiner ond deines Himlifchen Vaters ehre, welchen 
wir durch deinen namen bemütiglich anruffen : wie wir von bir 
gelehret find, ſprechende: . 

Vnſer Vater der bu bift Inn den Himlen, ıc. 

Darnad werden inen bie hend auffgelegt, von ben andern 
Dienern, und vom Diener des Worte, welcher ſpricht mit hel⸗ 
ler ſtimm alfo: 

Gott und unfer Himlifcher Vater, der euch mit uns zu dem 
Regiment diefer feiner Gemeine (nach der Lehre feines Worts) 
beruffen onnd aufßgefondert hat: ber erleuchte euch auch, durch 
feinen Heiligen Geift, vnd ſtercke euch mit der krafft feiner uns 
übertwindlichen band, daß jr euwern bienft trewlich vnnd beſten⸗ 
dig vollfüren möget, zu ehren feines namens, vnd erbawung 
feiner gemeind, Amen. | 

Darnach vermanet ber Diener die Gemeine ihres ampts 
gegen ben Eitiften, vnnd baß fie ſchuldig find Gott ohne unter 
aß_für fie zu bitten. 


fuͤrderung der ehren Gottes? 


104 1550. XOI. Ricchenorduung deu Micheniäuber iu Lone 


Zum legten wendet ec feine vebe zu ben angenommenen 
Eitiften, vnnd vermanet fie, daß fie keine acht haben follen auff 
die verachtung vnd haß ber welt, keine Perſon anfehen, ſondern 
daß fie einen jeden ohne anfehen der Perfon vermanen, beſſern 
ond ftraffen, nach dem brauch der Chriftlichen ſtraffe, baß fie 
auch auff die Lere, fitten, ja auff das gange leben aller diener 
des worte, ernftlich acht haben, die Woͤlff von ber Herde der 
Gemeind, mit den Dienern des worts wehren: vnd daß fie 
auch die pfund, die Ihnen vertramer find, zum gewin anlegen, 
auff daß fie endlich die Erone der ehren, in der erfcheinung Ser 
ſu Chriſti entpfangen, vnd zugleich die liebliche ſtimme hören 
moͤgen: 

nmet her je gebenedeiten meines Vaters, entpfanget 
das Reich, das euch von anfang der welt bereitet tft, Amen. 

Endlich wird ein Pfalm gefungen, und wenn er vollendet 

iſt, left man die Gemeind gehn.” 


: Cap. VII. Sorm bee Beftetigung ber Dialen oder Hllmofenpfleger. 


„Nach dem biefe ins geficht der gantzen Gemeind geftellet 
find, erkleret der diener auffs Lürgeft wie fie rechtfchaffen und 
ordentlich erwehlet feien: darnach fraget er die erwehleten Dia- 
ken, auff diefe weife, wie folgt: 

Lieben Brüder, dieweil niemand auß ber Gemeind etwas 
wider euch hat Finnen vorbringen,, dardurch euwere wahl einis 
ges theils hett mögen in verbacht kommen: und derwegen fein 
zweiffel tft, daß jhr mit gemeiner bewilligung ber gangen Ge⸗ 
meine, zu diefem Diaken dienft beruffen fett: fo tft nun ewer 
ampt, baß jhr, mit ewer eignen antwort, diefen ewern beruff, 
öffentlich bezeuget: Ä 

Zum eriten empfindet je nit in euwerm bergen, diß inner⸗ 
liche zeugnuß des heiligen Geiftes, daß jr zu dieſem dienſt alfo 
beruffen feit, daß je denfelben nicht vmb ewer eigenen ehre oder 
nutzes willen: ſonder allein zur befürderung ber ehren Gottes, 
vnnd zum behülff ber armen brüdern, bedienen mollet. 

2. &te antworten, Ja, wir empfindens. 

Glaubet jr nit auch, daß die Prophetifche und Apoſtoliſche 
lere, in den Biblifchen büchern begriffen, warhafftig, Gottſelig 
vnd gnugſam fey, welcher grund Chriftus tft, warer Gott vnd 
warer menfch, unfer- einiger mitler ? 

Er Sie antworten, Fa wir. 

Wollet jr nicht die almuffen zum mug der armen fleifig 

ſamlen, end die verfamleten trewlich vnnd weißlich den armen 

außtheilen, vnd inſonderheit den haußgenoſſen des glaubens, 
one einigs euſſerliches anſehen der perſon: ſonder allein nach 
eines jeden noturfft vnd armut? 

Sie antworten, Ja wir, durch die gnabe Gottes. 

Wollent je nit diſen euwern dienſt mit Etbarkeit vnnd 
heiligkeit (nach euwerm vermögen) zieren 7 vnd fo je etwas bes 
gehn wuͤrdet daß der vermanung vnnd ſtraff wirdig were, euch 
gern der Chriſtlichen ſtraff vnderwerffen, gleich wie andere bruͤ⸗ 
der der gemein thun? et 

Sie antworten, Ja, wir wollens. 

Wann nu diſe fragen vnd antwort geendet ſind, ſo ermanet der 
Diener bie gantze Gemeine zu beten. vnnd er betet ſelbs mit 
heller ſtimme auff diefe weiß. : 

Das Gebet: u Zu 
Here Jeſu Chriſte der du ung dich ſelbſt, In und armen: 


vnnd vnfere armen in dir ſelbſt eigentlich befohlen haft daß 
man ein befondere forge derfeibigen in deiner Gemeine tragen 
fol, darzu Diaken durch deine Apofteln geordnet find : wir biten 
bich demiitiglich, du wolleſt alle wurtzelen des geites, auß unfern 
bergen zotten: und diefen Maͤnnern deinen Getft geben, wie du 
vorzeiten Stephano deinem erſten Mertler, fo zu dieſem dienfl 
geordnet war, vberfluͤſſig mitgethellet Haft, auff daß fie deinem 
armen onter und Öottfeliglich vnnd trewlich dienen, in warer 
liebe, one einiges anfehen der perfonen, oder betvegung jrer afe 
feeten: fonder baf fie allein acht haben, auff die beiligung dei⸗ 
nes heiligen namens, und bes namens deines Himlifchen Bas 


ters, weichen wir durch dic, anıuffen, tie wir von dir geleret 


find, fprechende, 
Vnſer Vater der du bift, ꝛc: 


Wann daB gebet volendet ift, werben Inen die hende aufgelegt: 
ond der diener fpeicht mit heller ſtimme alfo : 

Gott der Herr vnd vnſer Himliſcher Water, der euch zu 
dem bienft der Diakeney beruffen hat, der reglere euch gnedigs 
lic, mit feiner Böttlichen krafft, weißhelt vnnd gätigkeit, daß je 
in jm wirdiglich wandlen moͤget, zu feiner ehren und feiner 
gemeinen befierung, vmb feines eingedornen Sons Jeſu Chrift 
vnſers Herren willen, Amen. 

Nach der hendaufflegung vermanet der diener bie reichen 
ber Gemeine jres ampts, zu reichlichem außtheiten der allmofen: 
und die gange Gemeine wird vermanet zu meffigkeit und arbeit, 
auff daß ein jeder etwas hab, ben büvfftigen mitzutheilen, wie 
Paulus leret. Darnach vermanst er auch die armen jres ampiS, 
daß fie ernſtlich betten für die welchen, daß der Herr jre miltige 
keit reichlich vergelten wolle. Zu letſt vermanet er auch die 
andere Diener vnd Eltiſten bes Gemeine offentlich, daß fie mit 
jonderlichen fleiß auff wachen, daß diefer ſchoͤner vnd notwen⸗ 
diger dienſt ber diafen, durch jre ſchult und faufheit, in der 
gemeine Chriſti nicht verfalle, noch in einen eitelen fchein und 
blofen namen der Diakeney verwandelt werde, gleich wie im 
Bapftumb gefchehen iſt, zu einem ſchendlichem raub der armen. 

Wann dife vermanung gefchehen iſt, fo vermanet der dies 
ner bie befletigten Diaken, daß fie inen die Gottfeligkeit, bes 
ftendigkeit vnd trewe Stephani in jrem beruf vorflellen vnd 
derſelben nachfolgen, und daß fie nicht ergern Laffen die ſchme⸗ 
bung, lügen vnd leſterung dee menfdyen, welche gemeinlich ges 
trewe Diener in difer welt leiden muͤſſen: Sonder daß fie alle 
zeit anfehen ben ftiffter jres beruffs, von weichem fie (in dem 
fie getrewlich beharren) entlich hoͤren follen, Kompt her jr ges 
fegneten meines Vaters, ererbet das reich daß euch bereitet iſt 
von anfang ber welt, Amen. Ä 

Bu end wird gefungen, Sehet wie lieblich und gut Pat. 
133. oder ein andern pfalm, vnd alfo laſt man die gemeine 
gehen im friede mit einer ernfllichen vermanung daß fie ihnen 
alfamen bie armen laſſen befohlen fein.“ 


Cap. VI. Vom dienft des Worts. 


„Es wird nimmer einige Kirchenverfamlung bey und ge: 
halten, in welcher nichs eewas in det gemeine auß dem wort 
Gottes gelehret werde, zur befferung, vermanung und troſt. 
Mid vmb groſſen und wichtigen vrſachen willen, witd bie 
ſchtifft mit ſtuckweiß in ben predigten wie in Bupfthum ge⸗ 


breuchlich.erlärst;. ſondern man nimpt aim Buch des altem dee 


— — — —— 


anne. Xxr. Kirchenordnuug der Niederlaͤuder iu Loudon 


newen Teſtaments auf der Bibel vor, daſſelbige von anfang 
biß zum ende auf zu legen : Auß weidhem in allen Predigten 
fo viel ordentlich vorgelefen wird, als man inn einer ftund 
füglich vnnd beſſerlich erklären Ban, vnnd auflegen. Es were 
den auch die Diener des Worts (menn es noth ift) vermanet, 
daß fie inn jhren Predigten nicht zu weit von ihrem Text 
ſchweiffen, fonder daß fte alle jee lehren, vermanungen, etwe⸗ 
Eungm;, ſtraff und tröftung, auf dam gegenmwertigen Tert (fo 
fern es muͤglich iſt) nemmen ſollen.“ 


Cap. IX, Won ber ordnung ber Predigt vnd gemeinen Gebett. 


Der Gottesdienft beginnt mit einem Gebet und dem Va⸗ 
terunfer, dann Pſalm, Predigt, gemeines Gebet (an Sonnta⸗ 
gen: Verleſung der gehen Gebote, allgemeines Suͤndenbekennt⸗ 
niß, Verkündigung der Entbindung, apoftol. Symbol), allge» 
meine (und befondere) Sürbitten, (Taufe, Nachtmahl, Einfegs 
nung von Verlobten) Pfalm, Segen. Die Diakonen fam« 
meln Almofen an der Thür der Kirchen. 

' Cap. X, 

Don dem gebraudy und Form bed Gatechifmi oder Kinder Icre. 


Alte Kinder über fünf Jahre werden jährlich) zweimal in | 


dem Beinen Katechismus geübt; alle größeren ſonntaͤglich nach 
Mittag in dem großen unterrichtet. 


Cap. XI. Form, wie man die ermachfene kinder zu bem gebraudy 
ded Nachtmals aufinimpt. \ 

„Die Kinder fo nun zu den vierzehen Saren vngefehrlich 
kommen, und dermaffen in der Chriftlichen Religion vnter⸗ 
wiefen find, daß fie auff alle Hauptſtuͤcken derfelbigen zimlich 
koͤnnen antworten, werden mit der gangen Gemeine zum 
Nachtmal gelaffen. Welche dennoch jhre Bekenntnuß acht 
tag jhe das Nachtmal gehalten wird, offentlicy vor der gangen 
Gemeine thun, und das nad) der Mittags predig, jhe man ben 
Dfalm finget, auff diefe weiß: 

Auff vermanen des Dienere, werden die kinder ing ge 
ſicht der gangen Gemeine, duch) jhre freund, oder die fo an 
deren ftadt find, vorgeftellet, vnnd werden diefe folgende ſtuͤck 
offentlidy gefraget und jnen vorgehalten. 

Zum erften, daß fie auff die ſonderlichſte haupſtuͤcken der 
Chriſtlichen Religion (von welchen fie nad) der ordnung des 
Beinen Catehifmi, gefraget werden) ein-jeber -befonder, auffs 
kuͤrtzeſt antwort geben. 

Zum andern, ob fie auch durch die gnade Gottes in diſer 
bekentnuß des glaubens beſtendig bleiben, darnach jr leben 
richten, vnnd die Welt vnnd dem Satan, mit allem ihrem 
pracht verleugnen wollen? . = 

Antwort: Ja wirt. | 
Zum dritten, Ob fie nicht auch ſich der Chriſtlichen ftraffe 
(nad) dem Mort Gottes) williglid) vnterwerffen wollen ? 
Antwort: Sa mir. 
Darnach betet ber Diener mit heller ſtimme auff diefe weiß. 
Ein Gebet. 

Almschtiger Gott vnd barmhettziger Vater, der du nicht 
wit daß eines von deinen geringften verloren werd, die du zur 
ehren deines Namens in deinem lieben Son Jeſu Ehrifto von 
dem tod ins ewig leben gnediglich wwidergeboren haft: Wir 
banden dir, daß bu biefe: unfere, Binder, dutch deinen heiligen 

11. 


105 


Geiſt, mit deiner Gotffeligen erkentnuß begabet haft. Wir 
bitten dich demütiglich, allecheiligfter Water, du wolleſt -diefele 
bigen vnnd auch vns alle mit den augen deiner barmhergig- 
feit binfüro anfehen: Daß wir allefamen jhe mehr ond mehr, 
in deiner erkäntnuß vnd gehorfam durch deinen H. Geiſt zu⸗ 
nemen, vnnd darin, bucch deine gnade, biß zum ende, in aller 
zunemung der Gottfeligkeit, beharren mögen. Vnd daß wir 
durch Eeine falfche lere bon deiner warheit verfüret, oder durch 
einige luſte vnſers fleifches oder andere mittel, von deinem wege 
abgefüret werden: Sonder daß wir auffmachfen in aller Gottſelig⸗ 
£eit, dich mit onferm gantzen ſeben in ewigfeit zu preifen, Amen. 

Bu end diſes gebets, vermanet der diener bie Eltern zu 
einer fletigen forge vor jre kinder: auff daß fie durch jre nach⸗ 
leffigkeit von diefer befentnuß nicht-allfallen, Er vermanet auch- 
daneben die Kinder felbft, daß fie. Gott den Heren allezeit 
förchten, böfe gefellfchafft meiden, jren eltern gehorfamen, vnnd 
daß fie fich dem Herren durch ſtetiges gebet befehlen. Dann ber 
Satan fchlefft nit, Vnd fo fie fich zu jm wenden würden, ſo wuͤrd 
jnen ein fchwerer vrtheil begegnen, dann denen, die Feine ers ' 
kentnuß der Göttlichen dingen haben. 

So auch einige jungen in vnſer gemeine getaufft find, 
und nad) dem fie zu iren vierzehen jaren kommen oder nit 
weit daruon feind, vnd dennoch die flüd der waren Religion 
nit geleret haben, oberin einem vnzuͤchtigen leben gefunden were 
den: So vermanen vnnd ftraffen fie die Diener (fo fie fonft die 
heimliche vermanung der brüder verachten) auß dem wort Got⸗ 
tes, onterfuchen fie auch fleiffig von der vrſach jrer vnwiſſen⸗ 
heit und vnzucht, auff daß fie alſo zu der gottfeligkeit mögen 
gezogen werden. 

Wo einige ſchuldt In jren Eltern befunden wirbt, fo mer: 
den fie erftlich ducch Die eltiften vermanet: vnd fo fie die ver⸗ 
manung verachten, fo werden fie vmb diefer grofien vnauß⸗ 
ſprechlichen fünde willen geftraffet, nach der ordnung und geheiß 
der Chriftlichen fraffe. So es ſich aber anlaft, daß die Finder 
allein die fchult tragen, und nit die eltern: fo fol man die El⸗ 
tern tröften, vnd mit jnen rathfchlagen, auff mag weife, man 
die vnzucht der finder am beften fol-mögen zeumen. nd 
dife Finder follen darzwifchen, von den dienern auß dem wort 
Gottes, ſcharff (dennoch mit weißheit) vermanet werden, mit 
den Göttlichen dremungen : vnd fo fie fich nicht beflern, follen 
fie zu dem gebraudy des Nachtmals nicht zu gelaffen werben, 
biß daß fie ſich bekeren. So aud jemand von biefen Kindern, 
durch folche ftraffe und abhaltung von dem Nachtmal nicht bes 
wegt wurd, vnnd faret fort in aller boßheit, mit verachtung 
feiner Eltern, (melche fände nach der ordnung Gottes, des tods 
werth ift) fo er zu den 18. oder 20 Jaren kommen ift, vnd 
bleibt halßſtarrig, verachtende die Göttliche vermanung ber Kir⸗ 
chen, vnnd folget dee Welt, fo fol derfelbige mit einer gemei⸗ 
nen betrübnuß der gangen gemeine (als ein verechter der gna⸗ 
den und des bunds Gottes, den Gott mit im durch die zeugnuß 
des Tauffs gemacht hatte) abgefchnitten, und dem teuffelvbers 
geben werden: auff daß man darauß-lerne, daß es nicht gnug 
fey ein Chrift zu fein, darumb daß wir den figel des Bunde, 
nemlich ven Zauff, in onfer kindheit entpfangen haben, vrd 
alfo mit dem namen Chrifti, zu feiner vnehre geſchmuͤcket find, 
es fen denn dag and vnſer leben darnach mit demſelbigen 


14 


vberein komme.“ 


‘ 


106 


Fap. ZU. Bon der weiß der Yrophecen, welche allıneg am Donner: 
ſtag gebalten wird. 

„Es hat vnſere Gemeine darfuͤr gehalten, daß diß die beſte 
vnnd richtigſte weiſe der Prophecey ſey, inn welcher erwegt 
vnnd bekrefftiget wird (durch ein zuſammen fuͤgen der oͤrter der 
heiligen Schrifft) alles was in der vergangnen wochen in den 
predigten ſich hat laſſen anſehen als wann es nit recht, 
oder dunckel, oder nit gnugſam von den Dienern des worts were 
erklaͤret worden, oder ſo es auch ſonſt einigen zweiffel, in den her⸗ 
tzen der bruͤder gegeben hette: ſo wird derwegen die ordnung 
vnſer Prophecey auff folgende weiß von vns gehalten. 

Des Donnerſtags nach ber predig, jhe der Pſalm geſungen 
wird, ſitzet der diener des Worts, mit ſeinen Mitdienern, im ge⸗ 
ſicht der Gemeine vnnd vermanet die Elteſten der Gemein, vnd 
die jenigen, ſo die fragen vorzuſtelen geordnet ſind (welche 
auch ſamptlich im geſicht der Gemein auff einer banck ſitzen) 
das jenige ſo ſie haben, mit aller zucht, demut vnd zeitigem 
rath, zur beſſerung der Gemeine, in der forcht des Herren, ohne 
einigen ehrgeitz, vor zubringen. 

So dann jemand unter jhnen iſt, der etwas hat, der ſtellet 
feine fragen ordentlich vor, und die Diener geben auß dem 
Wort Gottes antwort vnd beſcheid jrer lehre, die fie in ber 
vergangnen Wochen geprediget haben. 

So auch von einem nicht gnugſam geantwortet were, ſo 
wird die ſach von ben andern beygeſeſſenen Dienern weiter ers 
kleret, biß daß endlich der Gemeine, nach dem Wort Gottes, 
gnug geſchehen iſt. 

Vnd auff daß alle ding in dieſem handel ordentlich, beſchei⸗ 
den, vnd ohn ergernuß zugehen: auch das wir keines wegs 
durch ſolche prob der Lehre, jemand vrſach geben zu furwitzigen 
vnnd gefaͤhrlichen fragen: welche anders nichts denn zanck ge⸗ 
bieren, vnnd die gemeine ergern vnnd bewegen, welches in der 
Schrifft verbotten iſt, ſo wird nicht einem jedern zugelaſſen, die 
fragen inn der Prophecey vor zubringen: ſonder es ſind auß 
den Elteſten vnd Diaken: auch auß dem andren theil der Ge⸗ 
mein, Gottsfuͤrchtige vnd geſchickte menner verordnet: von 
welchen man zeugnuß hat, daß ſie anders nichts ſuchen dann die 
ehre Gottes, vnd die erbawung der Gemeine: denen iſt allein 
geurlaubet, in der Prophecey etwas vorzubringen. Denn es 
nicht muͤglich were, daß die Gemeine ohne bewegung vnnd 
confuſion ſein wuͤrd, wo es einem jeden zugelaſſen were, alle 
ding inn der Prophecey vor zuſtellen, ſintemal allenthalben viel 
zenckiſche, halßſtarrige, furwitzige, vnnd auffgeblaſſene Menſchen 
find, durch welche der Teuffel inn alle weg ſuchen wuͤrd, wie 
ex die Gemeine bewegen vnnd endlich zerreiffen möcht. Damit 
aber mitlerweil die Gemeine jre freiheit nit verliere, oder in 
einigem zweiffel der Lere bleiben möcht: So ift einem jeden 
zugelaflen, allen feinen zweiffel und gegenwurff, den verordne⸗ 
ten mennern münblich oder fchrifftlich zu vbergeben, mit fampt 
ben vrfachen feines zweiffels und widerfprechens, und das auf 
dem mort Gottes, auff daß e6 durch die beputierte, in ber Pro- 
phecen trewlich vorbracht werde. Vnnd auff difelbige fragen, 
wird als denn von den Dienern volkomlich, auß der fchrifft 


wortet. 

So iſt denn die Propbecey fo wir in vnſer gemein halten, 
anders nichts denn ein offentliche prob der lere ber prebicanten, 
auß dem wort Gottes genommen: durch welche bie gange ger 


AuSO. XCH Sirdeunzbuuug ber Niederläander in Loudan 


meine in vil wege teeffentlich gebeffert wird. Denn erſtlich 

wird dardurch vnderhalten, ein eintrechtige vergleihung der 
lexe, in der gangen gemein : angefehen, daß es einem jeden zu⸗ 
gelaifen ift, feinen zweiffel vnnd beſchwerung ordentlich vorzu⸗ 
ringen. 

Zum andern, werden die bergen ber gemeine verfichert, daß 
die lere, fo geleret ift, wahr vnd auffrecht fey: Dieweil fie 
fo offentlich ans lichet gebracht, gepräfft vnd mit dem wort 
Gottes beweret wird: Dann der die warheit mürdt, ber 
kompt ahns liecht:. Es wird auch ein jeder in der gantzen lere 
der gemein gefterdlet, wider allen jrthumb der fecten und vil 
werden von ihrem jrthumb beferet, in den fie Durch einfalt ges 
fallen waren. 

Zum dritten, wird auch den dienern ber Gemeine, durch 
dIE mittel der Prophecen alle faulhelt benommen: Vnd were 
den zu allem fleiß gezwungen, jren dienſt trewlich vnd weiß⸗ 
lich zu volfuͤren: Auff daß ſie der gemeine nicht leichtfertig 
oder vnuerſehlich einige newe oder jrrige lere vorbringen, vnnd 
diſelbigen hernach halſtarrig verthedigen: Sonder muͤſſen 
durch den gebrauch diſer Prophecey alle zeit der lere Pauli in 
gedenck ſein, nemlich: Laſſet die andern richten. Item: der 
Geiſt der Propheten, iſt das den Propheten vnderthan. 

Diß ſind die vornemſte vrſachen, darumb wir dieſe weiſe der 
Prophecey in vnſer Gemeine erhalten: In ſonderheit aber, die 
weil die lere vnſer gemein, von ſo vilerley menſchen geleſtert 
vnd verdampt wird, vnd wo diſe einfeltige probe der lere, in 
der Roͤmiſchen kirchen, nur ein mal des Jars allenthalben 
trewlich gehalten wurd: one zweiffel, es wurd jre falſche vnd 
abgoͤttiſche lere balt geoffenbaret ſein: aber ſie verlaſſen dieſe 
rechte mittel, beweiſen jre fach ohne ſchrifft, mit fewr und 
fhwert: Vnd fchreien uns mitlerweil vor ketzer auf, Gott wolle 
fie erleuchten. Es ift noch ein ander ordnung der Prophecey 
weldhe in etliihen gemeinen gebraucht wird: Nemlich daß ein 
Buch der fchrifft ordentlich erkleret wird, nit durch den diener 
des worts allein: Sonder auch durch bie Eiteften, Diaken 
vnd andere geſchickte menner auß der gemeine darzu verordnet: 
welche wenn ein ort der h. fchrifft vorgelefen, eins nach dem 
andern erklären, ein jeber nad) feiner gabe, bie gemein lerende, 
vermanende und tröftende.” 

Cap. ZU. Die Sorm sub außfyendung des Tauffe in der Be: 
meine. 
Dilie Taufe wird nur an Sonntagen nach ber Predigt vor 
verfammelter Gemeinde gefpendet. Nur Kinder der Gemeinde 
glieder werben getauft. Alle Kaufen find in ein Bud, ein- 
zutragen. Erwachſene müffen vor der Kaufe ein Bekenntniß 
ihres Glaubens ablegen und der chriſtl. Strafe ſich unters 
werfen. Die Danblung beginnt mit einer Vermahnung an 
die Gemeinde, dann Gebet, Erinnerung an den Vater und 
die Zaufzeugen, Taufe durch Begießen bes Hauptes und 
mit der altchriftlichen Formel, Dankfagung, Pfalm, Segen. 
Cap. XIV. Form bed Nachtmals. 


Das Nachtmahl wird nur äffentlich in der Gemeinde uͤber 
den anderen Monat gefeiert; aber auch außerdem, fo oft die 
Aelteften e8 für erforderlich halten. Altar, Licht, Schellen, 
Kleider, „denen etwas geheimnuß zugefchriben wird,” find 
abgefhafft, „und find wol zufriden. mit einem tiſch, ſeuber⸗ 





CB58. xCr. Rieddenorditung der Niederländer in London. | 107 


dd; mit einem reinen leinen tuch gedeckt, an welchen 
der diener vnd alle andere bruͤder ordentlich figen... Denn 
an einem tiſch eine ſpeiß vnd tranck mit einander zugenieſ⸗ 
fen, iſt bey allen menſchen ein warhafftiges frieden zeichen.” 
Cap. XV. Bon ber Vorbereitung su dem Machtmal bed Herren. 
„Ihe man aber das Nachmal außtheilet, toled'e& vlerze⸗ 
hen tage zuuor auff emen Sontag durdy den biener von ber 


Gangel der gangen Gemein verkuͤndiget, und es wird der tag 
von jm ernennet, wenn man es halten werd, und ba wirbt 


auch die gange Gemeine, diefer nachfolgenden ſtuͤf buch jn 


vermanet. | 
3um erften, baf niemand vnter den bruͤdern, fich von 
bem gebrauch des Nachtmals enthalte, es fen denn, daß er 


durch kranckheit, ober einige’ andere not verhindert werbe. 
Denn fie nad ber ordnung dee Chriſtlichen bifeipfm, in 


ber gemeine nit gelibten werden, welche die vrſachen jres 
außbleibens ben Eiteften nit angezeiget haben, und bock keichte 
fertiger vnnd verächtlicher weiſe, des Nachtmals ſich ent 
halten. 

Ferners wird ein jeder vermanet, das er ſich mitler zeit 
fleiffig eraminier vnd prüffe, nad ber lere Pauli. Vnd 
der Diener erkleret zum kuͤrtzten, warin vnſere prob vornem⸗ 
lic, gelegen ſey, Nemlich in einer ernftlichen erforfchung vn⸗ 
fer ſelbs: Ob wir ein mare erfentnuß Gottes vnnd vnfer 
ſelbs haben... 

Zum andern werben bucch ben Diener alle glieder bee Ge⸗ 
meine vermanet, fo jemand einigen verborgnen haß, hader 
oder zwytracht hette, Daß derfelbige vor allen dingen alle mits 
tel der verfönung vnd vereinigung fuche. 

Vnd vnangefehen daß vnfer alfer natur bermaffen ver⸗ 
derbet ift, daß wir. die prüfung vnſer ſelbs offtermals nit 
verftehen: oder wenn wir fie gleich verftehen, nemen wir fie 
doc, ſehr träg und vnachfem zubergen, dieweil auch deren 
allenthalben vil find, die one einige erkentnuß der göttlichen 
bing, vnd one glauben, vunuerfhampt zu difen himlifchen 
geheimnuffen des h. Nachtmals lauffen, zu jrer eigrıen vers 
damnuß: fo haben mir hierm (nach unferm vermögen) vor 


fehung gethan, auff daß ducch vnſere nachleſſigkeit am rech⸗ 


tern gebrauch des Rachtmals nit geflindiget würde. Derhal⸗ 
ben lafjen wir Beine andere zu bem gebraudy des Nachtmals, 
denn die jenigen, fo offentlid; vor der gemeine oder vor den 
dienern vnd Eiteften der gemeine, befentnuß jres glaubens 
gethan, vnnd fich der Chrkftlichen ſtraffe williglich vnterworf⸗ 
fen haben. 

Wir bekennen auch offentlid; hiemit, daß wir keiner ans 
derer Hirten fein, dann deren allein die bekantnuß jres glau⸗ 
bens thun, vnnd ber Chriſtlichen bußzucht fich williglich uns 
derwerffen..“ 


Cap. XVI. Erforſchung vrib bewernng bes glaubens Deren, ſo ſich 
erfilich zu der Gemeine wollen begeben, das Madıtmal bes Ark 
jzugeßramdyen. 


Ya Fragen und Anmoortenr gefaßtes Bekenntniß nach 
Anteitung der zehn Gebote, des apofl. Symbols und des 
Baterunfer. — „Wenn mu der imig, To ſich zu der gemeine 
begeben mit, diefe Haupt ſtuͤck in dem grund bekennet vnd 


bezeuget hat: fo fragt man in, ob er auch (fo vil bie lere 
belangt) an einigem ſtuͤck zweiffel hab,.ond daß darumb, ba 
man einem jeden gnug thue. Sagt er, Ja: fo wendet man 
allen fleiß an jn mit der fchrifft gründlich zu berichten: hat 
er aber Feine beſchwerung, fo wird er gefraget, ob er geng- 
lich fuͤr fi) genommen hab, bey difer lere zu bleiben, bie 
welt zumerlaffen und ein newes Chrifttiche leben zufüren. 

Zum letften fragt man jn auch: Ob er fich der Ehriſt⸗ 
lichen ſtraff willig vnderwerffen wolet 

Wenn er diſes gethan, vermanet man jn zum frieden, 
liebe vnnd einigkeit, mit allen Menſchen, auch daß er allen 
hader ſo er noch mit jemand haben moͤcht, ablege. 

Darnach werden jre namen in ein buch fo darzu vers 
ordnet iſt, angeſchrieben: ſampt den oͤrtern da fie wo⸗ 
nen, auff daß wir wiſſen, fuͤr welche deutſchen wir ſorgen 
muͤſſen: vnd welche wir zu dem gebrauch des Nachtmals zu⸗ 
laſſen, vnd vber welche mir die Chriſtliche ſtraffe gebrau⸗ 
chen ſollen. a 

Welche alſo einmal in vuſere Chriſtliche Gemeinſchafft 
auffgenommen find: werden darnach nit leichtfertig zu beim 
Nachtmal des Herren zugelaſſen: Sonder bie gange vierze⸗ 
ben tage für dem Nachtmal werben fie nach ben predigen, fo 
darzwifchen gefchehen ordentlich vnd offentlich für die Eite 
ften der Gemeine, gefordert, da merden fie im beifisen der Elte⸗ 
ften zum türgeflen von dem diener vermanet, zu ihr felbs 
probe, zu verfünung mit jrem Nechften und zu der erbaltung 
der Chriftlichen flcaffe. Vnnd denn werden aller namen, 
bie auff den beflimmten tag zum Nachtmal gehen wollen, 
auffgezeichnet ... . 
. Band zwifchen Bifen Vierzehen tagen, wenden die Elt« 
ſten allen fleiß an, vnnd vnberlaffen nichts, daß aller Bader 
vnd fpaltung gründlich under den Bruͤdern (fo einiger were) 
verglichen werde: vermanen auch fleiffig zur heſſerung, fo 
jemand vonder ihnen die heimliche vermanung vnd ſtraffe ver⸗ 
achtete, auff daß alles ordentlich zugehe.“ 


Cap, ZVIL Mad des tage für dem Machtmal geſchicht· 


„Des tags für dem Nachtmal, wird die Gemeine verſam⸗ 
let, vmb zwo vhren nach Bittng: De wird dert ein predis 
gethan, von dem Nachtimal bes Herren. Aber jhe die prebig 
angefangen wierd, kommen alle Diener vnd Etteften zu fſame 
men, und erfündigen fleifſig unter jnen: Ob jemant inn der 
Gemeine fen, welcher milt recht von dem gebrauch bes Macht 
mals, mäfte offentfich abgehalten werben. Vnd fo derer feind, 
die werden dem diener fü bie prebig Yun fol, angezeigt: Auff 
baß die gemeine da von, durch jhn, vermahet werde. Vnd 
in berfelbigen prebig wirb gelehret, von der waren vnnd recht⸗ 
fchaffenen pröffung vnſer felbs. Vnnd wird mit dem ger 
wonlichen Gebeten befchleffer: vnd ehe der Pſalm gefungen 
wird, gibf der Diener zuuerſtehen, wein das Nachtmal ver 
botten wird fo fern deren find) mit gnugfamer erklaͤtung 
ber vrſachen warum das geſchicht. Vnnd etwa werben jre 
namen verſchwiegen, etwa auch geoffenbaret, nach gelegen« 
heit der ſachen und ſchuld: darnach zeigt er auch an, daß 
fotches allein darumb gefchehe, daß folche vberteeter, durch die- 
ſelbige firaffe vnnd beſchemung zuk deſſerung gebradyt, ober 

14 * 


108 


(e8 fey dann daß fie ſich beffern) entlich mit einer gemeinen 
betrübnuß der Gemeine abgefchnitten werben. 
So aber niemand befunden wird, der nad) dem vrtheil ber 


Elteften, von dem gebrauch des Nachtmals fol abgehalten. 


werben: fo fol der Diener ehe man den Pfalm fingt, dem 
Herren bar von danden vnd bitten, daß er diß alfo ewiglich, 
in ber Gemeine erhalten wolle. Er vermanet dennoch die 
gange Gemeine: daß ſich ein jeder vor gleißnerey fleiffig hüte. 
Denn wiewol bie gleißner das vrtheil der Menfchen betriegen, 
werden fie doch dem vrtheil Gottes nicht entfliehen : welche 


(wie er bezeuget) von feinem reich verftoffen follen werben. 


Vnnd als diefe vermanung geendet ift, wird ein Pfalm 
gefungen und die gemeine laft man gehn in frieben.” 


Cap. XY. Was am tag bet Nactmals geſchicht. 


„Am felben tag wenn das Nachtmal fol gehalten mers 
den, jhe die gange gemeine ſich verfamlet: wird ein tiſch wel⸗ 
cher im gefichte' der gemeine fleht, mit einem reinen leinen 
tifchtuch gedecket: vnd werden in bie mitten befjelbigen vier 
glefer, vnd drey zinnen- [hüffelen darumb geftellet: In die 
ein fchüffel wird das meiffe haußbrot (in breite ſchnidten zu 
vor gefchnitten) gelegt: Aber die zwo Eleinefte fchüffelen, wer⸗ 
den zu beiden feiten der geoffen fehäffel, leer geftellet. Vnd 
wenn bifer tifch alfo bereitet iſt, fo verfamlet fi) die ganze 
gemeine, vngefehrlich des morgens vmb acht ohren. 

Denn geht einer under den bienern auff die Cangel, vnnd 
fahet die gemeine prebig an: in welcher er vornemlich erklaͤ⸗ 
set, was wir am meiflen nad) dem mort Gottes, in der 
handlung des. Nachtmals betrachten follen, vnnd nimpt vor 
fi einen Text auß der fhrifft, To im darzu dienſtlich: zu 


"ende difer predig fahet der Diener an, das gemein gebert der 


Gemeine: nad) welcher, ehe man ben Pfalmen fingt, fahet 
ev bie Seremonien des Nachtmals an, alfo: 

Erſtlich, Vermannet er die Gemeine von denen, die mann 
von dem. gebrauch des Nachtmals abhalten fol. Vnnd fo 
jemand ahm vorgehenden tag der gebrauc des Nachtmals 
verbotten were: denen wird abermals verbotten zum Nacht: 
mal zu komen, «8 fen denn daß fie fidy mitlerweil, mit den 
Dimern ber Gemeine verfünet haben: welches, fo ed ge- 
ſchehen, wird baffelbige der Gemeine auch erkieret. | 

Kerner wird auch denen das Nachtmal offentlich verbots 


ten: welche die befentnuß jres glaubens noch nicht gethan, 


noch ſich dee Chriftlichen firaffe unterworffen haben. Denn 
wir vns folcher teutfchen bienee nicht bekennen: dieweil fie 
unter onfer forge nach dem wort Gottes nit fein mollen. 

Zum legten, werben auch die von dem Nachtmal gehals 
ten: welche fich innerhalb der vierzehen tagen, von ber erften 
verfündigung de6 Nachtmals, den dienen vnd Eiteflen nicht 
einmal angezeigt haben, es were denn, daß ſolches durch eis 
nige kranckheit oder andere notwendigkeit verhindert were. 
Vnd in fumma es werden alte brüder in gemein geftcaffet 
die zu dem braudy des Nachtmals nit kommen, es fey denn 
daß fie durch Erandheit oder andere ſchwere fachen verhindert 
würden. Denn fo fih jemand one einige merdfiche vrſach 
abhelt, ber fündiget ſchwerlich wider feine eigene feligkeit, wis 
der Chriftum vnd die gange Gemeine.” 

Diefer Vorrede folgen: ein Gebet, die, Einfegungsworte 


1550. XCH Sircheusrhuung bee Misdexkäuber in Sombom 


und Vermahnung zur Gelbftpräfung an die Gemeinde. „Nach 
difer vermanung gehet der Diener von der Cangel, vnnd 
ſtellet fi) zu den andern Dinern bey dem tifch vnd vers 
tündiget der gangen Gemeine, auß Paulo die frötiche vnnd 
Gottfelige Bottfchafft von dem reinen und vnſchuldigen opffer 
Jeſu Chriſti, mit difen mworten. 1. Cor. 9. 

Lieben brüder, wir haben ein Oſterlamm, daß ift Chris 
ſtus, für-uns geopffert. Darumb laſſet uns Oftern bals 
ten, nit im alten Saurteig, auch nit im faucteig der boßs 
beit und fchaldkeit, Sondern in dem füflenteig der lauterkeit 
und der warheit. 

Wenn diß gefchehen ift, fo figen bie Diener des worte, 
bie Eiteften und Diaken zu beiden feiten des Tiſch, vnnd aud) 
andere Brüder auß der gemeine, biß daß der tifch befegt ift. 

Hie zwifchen werden die vier glefer durch etliche Diener 
mit wein gefüllet, vnd werden in bie mitte bes tifch®, zu 
beiden feiten ber kleinen fchüßel geftellet. Der Diener aber 
des worts, fo da figet in der mitte des tif, mit bem ans 
gefichte zu dem vol nimpt das brot inn feine hende, auf 
ber groſſen fchüßel: vnd ſpricht jm anfehen vnnd hören der 
Gemeine auß Paulo mit heller ftimme. 

Fr brot daß wir brechen, ift die Gemeinfchafft des leibs 
iſti. 

Vnnd als baldt er diß geſprochen: bricht er das brot inn 
die zwo kleine ſchuͤßlen, biß das er den bodem derſelbigen, mit 
dem gebrochen brot bedecket hat: Auff daß ein jeder Tiſch⸗ 
genoß darnach ein flüdlen darvon nemen möge. 

Darnad) theilet er das gebrochen brot auß, denen fo 
gegen jm vber, vnd auch zunechſt an feiner feiten figen mit 
beller ftimme, fprechende alfo: 

Nemet, effet, gedendet, und glaubet, daß der Leib vnſers 
Herren Jeſu Chrifti in den Tod, am flammen des Creuges 
gegeben fey, zur vergebung aller vnſer fünden. 

Darauff nimpt der Diener aud) ein flüdlein auß ber 
ſchuͤſſel vor fich felbs, und ifte. Ä 

Denn werden die zwo fchüffelen auff beiden feiten, biß 
zum ende des tifches, von jm und andern anfigenden Bruͤ⸗ 
bern ordentlich fort gefhoben: Auff daß ein jeder ein ftüd 
für ſich ſelbs darauß nemme, und effe zu der gedechtnuß des 
leibs Chrifti fo für jn in den tod gegeben if. Wenn der 
Diener vermerdt daß alle anfigende das brot genommen: fo 
nimpt er ein frindgefchir in die hand, und fpricht mit hel⸗ 
ler ftimme alfo: 

Der Kelch der baudfagung, mit, weldhem wir. Gott dan⸗ 
den, ift die gemeinfchafft des bluts Chrifti. 

Vnd denn gibt er die zwey trindgefchie den Brüdern fo 
zu beiden feiten figen, und ſpricht alfo: 

Nemet, Trindet alle darauf, gebendet und glaubet, daß 
das blut vnſers Herren Jeſu Chrifti vergoffen ift am ſtam⸗ 
men des Creutzs, zu vergebung aller vnſer fünden. 

Vnnd darnach nimpt der. Diener das trinckgeſchir auß 
ber band feines nehften und trinckt: Vnnd alfo alle bie an 
dem tifch figen (denn einer veichet dem andern das gefchir) 
trincken, zur gedechtnuß bes bints Ehriſti, für jre fünden 
vergoffen, ond nachdem fie alle auß dem Keldy des Der 
etrunden haben: &o flehn fie alle auff außgenomen den 

iener: welcher an feinem ort, nemlich, in der mitte des 


2550. xcı SKirdyenordunng der Niederländer in London. 


tifches, mit dem angefichte alle zeit gegen dem Volck, bleibt 
figen, der gangen Gemeine alfo zu dienen. 
Etliche auß den Eiteften, fonderlic, darzu geordnet, fegen 


balt die Feine fhüßlen mit dem gebrochen brot: und auch 


die glefer vol meins widerumb in die mitte bes tiſches, zu 
dem Diener: Welcher mwiderumb fo vil brots in Die zwo 
fhüffelen bricht, als von nötten iſt: Vnd die andere Elite 
flen ond Diaken haben acht auff die jenigen, fo zum tif 
des Herren fommen. Vnd einer auß den bienern (auff daß 
die action des Nachtmals keins wegs ſtum fey) gehet auff 
die angel: Vnd fehet an mit heller vnnd verftendlicher ſtimme 
zu lefen, das fechfte cap. Johannis, in melchem volkomlich 
von dem geiftlichen efjen und trinden bes fleiſchs und bluts 
Chriſti gehandelt wird. 

Vnnd inn dem, daß diß alſo geleſen wird, kompt die 
Gemeine zum ciſch des Herren biß daß der Tifeh voll ift, 
vnnd wenn fie alle gefefien find, fo böret der Lefer auff mit 
bem leſen: auff daß ber Diener das Brot vnnd den Kelch 
bes Herren widerumb auftheile, welches wenn es wie vor 
gemeldet, gethan tft, fo feret der leſer in feinem Tert fort. 

Alſo folget einer dem andern zu dem tifch des Herren, 
in groffer flille vnd zucht, auff daß in dem leſen keine con⸗ 
fufion oder onordnung werde. Wenn nun alle Menner 
zum tif des Herren gangen find: denn, gehen auch bie 
Weiber ordentlich, gleich wie fie in ber Kirchen fitzen, one 
einige außnemung oder vnderſcheid der Perſonen, Wenn aber 
das 6. Cap. Johannis geleſen iſt, ſo feret er fort in dem 
13. 14. vnd 15. Cap. deſſelbigen Euangeliſten, biß daß 
endlich die gantze handlung des Nachtmals geendet iſt. Es 
wird aber auch vnterweilen etwas anders geleſen auß der 
H. ſchrifft, darnach es die diener der gemeine dienſtlich vnd 
der gemeine befjerlich erkennen. 

Nach dem nun bie gange handlung des Nachtmals ver: 
richtet ift: fo hoͤret auch der leſer auff. Vnd der diener fo 
das Nachtmal aufßgetheilet hat, fteht auff von dem tifch, und 
ftellet ftdy in die mitte der ander diener vnd Elteſten für ben 
tifch, und redet zu der gantzen gemeine, mit diefen oder der- 
gleichen worten: 

Ir alle, die num hie das Machtmal des Herren, zur ge⸗ 
dechtnuß ſeines tods, empfangen habt, mit der betrachtung 
ſeiner geheinmuß, foltet glauben, vnnd durch das zeugnuß 
des Nachtmals verſichert fein, daß je ein gewiſſe vnd felig- 
machende gemeinfchafft mit jm habt in feinem leib vnd blut, 
zu dem ewigen leben, Amen.” 

Den Schluß bildet eine Vermahnung zur Dankfagung, 
die Legtere ſelbſt, Pſalm, Segen. „Die Diaken aber ſamlen 
die allmofen an der Kirchenthür, vnd theilen das vberblie⸗ 
bene brot und wein den armen ber gemeine auf: fonberlid) 
denen fo kranck oder alt find.” “ 


Cap. XIX, Bon der Chrifti. firaffe, vnd rem brauch in der 
Gemeine. 

„Nach dem der rechte brauch der Chriſtlichen ſtraffe ſchier 
vntergangen, vnd der mehrer theil der Menſchen nicht wiſſen 
was die Chriſtliche ſtraffe ſey: ſo werden wir verurſachet et⸗ 
was weitleufftiger zu erkleren, was fie ſey, vnd wie ſie vn⸗ 
ter vns, in vnſer Gemeine gehalten werde: auff daß jhr 


nit die jenigen ſo auſſerhalb der Gemeine ſind, 


109° 


rechter gebrauch, von allen Gottfeligen deſto baß erfennet 
vnnd gebrauchet möge werden. 

So ift denn die Chriftiiche flraffe ein gewiffe Orbnung 
eingefegt von Chriſto vnſerm Herren in feinem wort, ſei⸗ 
ner Gemeine zu halten befohlen: mit welcher ein jedes glied 
der Gemeine verbunden iſt, feinen nechſten ordentlich nad) 
dem mwort Gottes, Chriftiid, zu vermanen, und hinwiderumb 
aud) biefelbige vermanung von jm auffzunemmen: vnnd daß 
die jenigen, fo dife vermanung halfftarrig verachten, auß ber 
Gemeine geworffen, vnnd dem Teuffel vbergeben follen wer⸗ 
den, auff daß durch diefe ordnung ber gange leid der ge 
meine vnd alle glieber befjeldigen in jrem ampt gehalten 
werden. 

In diefer der Chriftlichen flraffe befchreibung, follen wir 
vornemlich auff drey ding merden. Zum erften, wer ber 
Einfeger derfelbigen fey, nemlich Jeſus Ehriftus: vnnd da⸗ 
rumb fol niemand die erhaltung derfelbigen, als ein Menſch⸗ 
liche Zradition und fagung „verachten: fonder follen fie viel 
mehr wirdiglich auffnemen und fleiffig erhalten. 

Zum andern, wer berfelbigen vnderworffen ſey: nemlich 
denn Gott 
wird die richten: wie Paulus lehret: ſonder allein die, die 
vor glieder der Gemeine gehalten werben, wer fie auch fi nd, 
vnnd mas dient fie in der Gemeine haben, oder mit was 
würde fie andere in der gemeine vbertreffen. Denn mir 
find alfe glieder eines leibs, wiewol einer den andern in dem 
gaben vbertrifft. 

Zum leften, follen wir auch mercken, daß bifer gebraud) 
der Chriftlihen ftraffe von Chriſto dem Herren zu keinen an- 
dern ende eingefegt iſt, denn zu ber feligkeit und wolfart des 
gangen leibs der Gemeine: vnd aller feiner glieder: denn fie 
ift nicht allein ein nuglicher zaum in diſer vnſer krancken 
und gemeinen verderbten natur, daß wir beren nit zu vil 
nachlaſſen, ſonder iſt auch ein ſtarckes band vnd ein ſpeiſe 
der gemeinen liebe, vnd Chriſtlichen freiheit, alſo daß ſie mit 
recht die ſehnader der Gemeine mach geheiſſen werden. 

Wie nuͤtzlich aber der gebrauch der Chriſtlichen ſtraffe 
ſey, wird nachmals auß der erklaͤrung aller jren ſtuͤcken, klar 
werden welche wir nun 1 ordentlich einander nad) anzeigen 
wollen.” J 


Cap. xx. Barin ber gebrauch ber Chriſtl. firaffe gelegen fen. 


Smwelerlei Gebrauch der chriſtl. Strafe muß in der Ge⸗ 
meinde gehalten werben, heimlicher und oͤffentlicher. 


Cap. XXI, Bon bem heimlihen gebrauch ber Ehriftl. firaffe onber 


ben Bold. 


„Der heimliche gebrauch der Chriſtlichen ſtraffe iſt gele⸗ 
gen in dem vermanen der gefallenen Bruͤder: vnnd widerumb 
in dem entpfangen der ſelbigen vermanungen von andern, ſo 
offt als wir gefallen ſind. Aber dieweil in ſolcher heimlichen 
vermanung von den Menſchen hoͤchlich geſuͤndiget wird: da⸗ 
her es auch kompt, daß der gebrauch der offentlichen ſtraffe 
ſehr ſchwerlich kan erhalten werden: ſo muͤſſen wir hie weit⸗ 
leuffiger handlen, wie man diſe heimliche vermanung recht⸗ 
ſchaffen anrichten ſolle. Erſtlich, wie man ſie thun, vnnd 
darnach auch wie man ſie entpfahen ſolle. 


110 


Erſtlich fall ber, fo einen Bruder vermanen wil, Chriſtliche 
befcheidenheit unnd meißheit darinn gebrauchen, zum erften bey 
ihm: ſeibſt vberlegen, ob im bie face, von deren ex den bru⸗ 


der vermanen wi, bekant oder vnbekant fey. Iſt fie m. 


noch vnbekant, vnd dennoch nit one groſſen verdacht: fo 
fol ein freumäliche vnd mäffige vnderfragung an jn (dem 
bruͤdern) in. fonderheit uber der fach gethan gnugfam fein, 
vnd im fall er die fache leugnet, fo folle man fie dem Ders 
ren befehlen. Wo aber die Tahe gewiß vnnd bekant ift: 


fo folle ex wercken, ob fie den gangen leib der Gemeine an⸗ 


gehet, oder jemand allein vnd befonder. 

Me fie nu bie gange gemeine angieng, fo ſolle man fie 
. vor bie Eiteften der Gemeine bringen, melden das regiment 
der gesuchte von Gott befohlen iſt, ſonderlich aber, fo in 
dem veufchiweigen, der Gemeine grofie gefahr gelegen were. 
Denn dab Geſetz der liebe erforderet, dag man mehr acht 
habe auff den gautzen leib, benn auff ein glid allein. 

Mo aber die fache einige perſon beſonders oder allein ans 
ginge: So fol er woL betrachten, ob fie ime allein, oder auch 
andern vielen befant fen. Iſt fie vielem bekant, fo moͤcht 
ve mehr Brüder mie jm nemmen, Die erſte verhanung zu 
thun. Iſt fie aber jm allein befant oder gegen im allein 
gethan: fo fo er fie nicht weiter außbreiten: fonder ſol jn 
erftlich heimlich vmd allein vermanen. Wo nu ber gefallen 
bruder die heimliche finde leugnet: fo fol man es Gott 
(der ein recher der boßheit ift) defehlen. So ex fie aber bes 
tennet, vnd gleichmwol Leine reuwe barüber hatt: fo fol er 
andere zeugen zu jm nemmen, vnd jn abermals vermanen, 
auff daß er ja zur rew dardurch bewegt werde. 

Dife flafften der vermanung hatt vns Chriftus gele⸗ 
vet mit diſen worten, fündiget aber dein bruder an dir, fo 
gehe hin, vnd ſtraffe jn zwiſchen die und jm alleine. Hoͤret 
ec did, fo. haſtu deinen Bruder gewonnen. Hoͤret er dich nit, 
fo nim noch einen oder zween zu dir, auff daß alle ſachen 
beftehen, auff zweier oder dreier zeugen munbde. 

Aber dife vermanung durdy einen ober mehr gefchehen, 
muß herflieffen, auß rechter Chriftlicher Tiebe, und auf einem 
einfeltigen vnd freundlichen. bergen, mit einem ernft den’ brüs 
der zu gewintten: und nicht zu vnſer ſelbs erhebung, fonder 
allein zu erbawung der Gemeine. Vnd zu diſer heimlichen 
vermanung ber gefallenen bruͤder, find nicht allein verbuns 
den. die Diener der. Gemeine, wie etliche, aber vnrecht mey⸗ 
nen: ſonder auch alle glieder der Gemeine, wie mann auf 
folgenden drtern der Schrift mercken mag, Leui: 10. Matt. 
18. Luc. 17. Rom. 15. Col. 3. 1. Theſſ. 3. Hebr. 3. und 
12, Zac. 9. 


Bad warlic, alle bie fich empfinden glieder eines Leibe 


zu. fein, die muͤſſen einer vor ben andern forge fragen: | 


welche forge vornemlich, durch die Chriſtliche vermanung b 
wiefen wird. " 

So vil jrer denn find, die bisfe heimliche vermanung 
nicht thun, noch vnderhalten helffen wollen: bie beweiſen gnug⸗ 
ſam, daß fie ohne liebe, vnd deßhalban Cains Samen vnd 
geſchlecht ſind, welcher als er nach ſeinem Bruder Abel ge⸗ 
fraget ward, Antwortet: Win Ih denn ein huͤter weines 
Bruders ?...“ 


* 


| mit denen, die er geergert, verfime. 





1530. CH Airchenprdunng der Micherläuder in London. 


Cap. XXI. Bon dem offentlicyen brauch ber Epeifl. fixaffe in 
ber Gemeine. 

„Dieweil deren gemeinlich vil find in bee Gemeine, bie 
durch die heimliche vermanung nit gebeffert werden: fo hat 
Chriſtus vnſer Here dem offentlihen brauch der ſtraffe in fele 
ner gemeine zu erhalten befohlen: auff daB ja die gefallene 
Menfchen, durch DIE „mittel (fo jnen etwas ſchwerer ifE) zu 
der befferung möchten gebracht werden. | 

Bnd dieſe offentliche ftraffe, Hat jre gewiſſe flaffeln, wie 
andy die heimlidye: weiche man Inn jhrem vechten brauch ers 
balten muß: auff daß alle ding ordentlich, in der Gemeine 
zugeben. 

Der gebraud) aber der offentlichen ſtraffe iſt vornemlich 
in vier flüden gelegen. Das erfte if, die bermanung vnd 
ſtraffe, des gefallenen brubers in der verfamlung der diener 
und Eiteften der gemeine. Das ander ift, die offentliche Buß 
des gefallenen Bruders, an flabt ber abſchneidung, in der vers 
ſamlung der gemeine. Das dritte iſt, die abfchneibung des halß⸗ 
flarigen Bruders. 

Das legte iſt die offenliche auffnemung bes bekereten bru⸗ 
ders, welche ftüd wir einander nad, ordentlich handien wollen.” 


Cap. XXIII. Bon der vermanung onb firaffe des gefallenen Bruders, 
durch Bie Diener vnd Elteften in jrer verfamlung. 

„Es werben offtermals alle brübder der Gemeine, in den 
gemeinen predigen vermanet, daß es jr ampt vnd pflicht ſey, 
die verächter der heimlichen vermanung ben Dienern der Ge: 
meine anzuzeigen, wie das Chriftus felbs gebotten hat, da 
er ſpricht: Hoͤret er aber die nicht, fo faget es der Gemeine. 
In welchem ohn zweiffel von vielen gefündiget wird: auf 
welchem denn folget, daß die gange Erafft der Chriftlichen 
ftraffe geſchwechet, vnnd die gemeine endlich mit ergernuffen 
vnnd zand gefühet wird. 

So muͤſſen denn bie brüder, denen ander& die ehre Chriſti, 
vund die wolfart dev Gemeine zu hergen geht, die halßſtar⸗ 
tige verächter der heimlichen vermanung, neben zweien ober 
breien warhafftigen zeugen, inn der verſamlung der Diener 
vnnd Elteften, in der liebe anzeigen. Vnd denn gebüret es 
bem diener, dem befchuldigten Bruder feine fünde nad dem 
vrtheil des Worte Gottes fur augen zuſtellen: vnnd vornem⸗ 
lich dahin zu arbeiten, daß er feine fünde bekenne, vnnd ſich 
Welches, wenn «8 alfo 
geſchicht: fo wird die verfünung, mit einer dandfagung zu 
Gott, gemachet: vnd die fach bieibt bep den Dienern ver 
ſchwiegen, und gleich ala begraben. 

Mil er aber die ſchult feiner fünde nicht bekonnen, verach⸗ 
tende die vermanung der Eiteften, vnd bieibet in feinen ſuͤn⸗ 


.den halßſtarrig fleden: fo wird jm erfllich verboten ber ges 


brauch des Nachtmals, biß da er fich verfüne: vnd es wer 
den jm etliche tage geflellet, in welchen er den Herren bit: 
ten, vnd ſich fleiffig bedencken fo, was er zu thun ges 
meind ſey. 

Hiezwiſchen wird etlichen Elteſten befohlen, zu gelegner 
zeit zu jhm zu geben, vnd jn feines ampts und der liede 
eigentlich zu vermanen. Bnd im fall er für dem geftel- 
tes tage einig geichen der befierung gibt: fo kompt er wide 
mmb gu der verfamlung dee Elteſten, weiche allen fleiß an⸗ 








15506. XCI. Sirchenorduung der Aiederländer in London. Ai 


wenden, baß die verfönung in ihrer verfamlung gefchehe, ehe 
daß die ſache weiter. außgebreitet werde. 

Wo er aber am’ verordneten tage feine ſchult noch nicht wil 
betennen: fo wird jm noch weitere zeit fich zu bedencken ver- 
günnet, biß auff den nechſten Sontag. Auff welchen (im 
fall er fi) noch nicht verfünet) fol der Diener in der ges 
meinen predig die fünde des bruders, vnnd auch die verachs 
tung der vermanung, ordentlich für ber gangen Gemeine, mit 
bewilligung aller anderer Diener vnnd Eiteften, erzelen: fol 


aber vor das erſt feinen namen verfchweigen, es fey denn die 


fünde faſt der gangen. Gemeine befandt. Vnd nach fol 
her erzelung mwird ein gemein Gebet fiir den bruder gethan, 
auff daß er zu befferung kommen möge. 

Kompt er durch ſolche vermanung zu befferung, fo foll 
ein heimliche verfünung mit denen fo er geergert hat, für 
den Elteſten gefchehen, gnugfam fein: welche verfünung man 
dennoch der Gemeine von der angel verfündigen fol, mit 
einer dandfagung für Die befferung des gefallnen bruders, 
doch mit verfchweigung feines namens. Bleibt er aber half- 
flarrig, fo wird er den nechſten Sontag für dee ganzen Ge⸗ 
meine, durch den Diener mit feinem namen aufßgeruffen und 
befchuldiget: mit erzelung feiner fünden vnnd der verachtung 
aller offentlicher vnnd heimlicher vermanung. Vnd ed wird 
die gange Gemeine vermanet, daß fie Gott für den gefalle: 
nen bruder bitte: vnd daß ein jeder. fleiß anmende in zubes 
fuchen, und zur befferung zu vermanen. Denn wird aber 
mals ein gemein Gebett für ihn gethan durch den Diener. 
Dnd wird der dritte nachfolgende Sontag geftellet, an wel⸗ 
chen er abgefchnitten fol werden: es fey den daß er ſich mit« 
ler zeit bekere. So er fid nu mittlerweil beffert, fo muß 
er fih auff einen eigentlichen tag, durch die Eiteften geftellet 


fuͤr der gangen gemeine (die er mit feiner halſtarigkeit geer⸗ 


gert hat) verfünen. 

Vnd diß ift der handel, den wir in vnſer gemeine, bes 
langet ben gebrauch der Chriftlihen ſtraffe, halten, mit de 
nen bie inn der verfamlung der Diener, nach dem wort Got: 
tes vermanet vnd geftraffet werben, biß zu der zeit, daß fie 
fi bekeren: oder vmb jrer halftarigkeit willen durch die ab» 
fhneibung auß der Gemeine geworffen werden. Es find aber 
die Diener nit alle zeit verbunden, das anbringen der gefalle- 
nen brüdern durch andere zu erwarten: fonder fie ſelbs fols 
len zu fich beruffen, welche fie wiſſen ba fie offentlich ge 
fünbiget haben: oder vngoͤttlich leben: oder fonft etwas ge 
than haben, daB der gemeine einige gefahr oder ſchaden brin- 
gen möcht: mit welchen fie handlen follen, wie e8 die Bott: 
felige erbamung ber Gemeine erfordert.” 


Cap. XXIV. Die Form vnd weiß ber offentlichen buße an flat ber 
abſchneidung. 


„Bir zwingen niemand leichtlich, buß vnd rew offentlich 
für der gangen gemeine zu thun, fo laſſen wir auch niemand 
leichtfertig darzu: fonder allein die jenigen, die mit jren füns 
den Die gange gemeine, ober ben fürnemflen theil berfelbigen 
geergert vnd in ber verfamlung ber Elteften ein gewiß zeis 
chen der auffrichtigen befferung gegeben haben, welches fo es 
die Diener in einem gefallenen bruder merden, fo vermanen 
fie in zu heimlicher verfönung mit benen,. die im feines fals 


vermanet haben: onnd vermanen jhn auch, daß er ſich nicht 
fheme feine fünden offentlich für der gangn Gemeine zur 
ehren Gottes, vnd befferung der Gemeine, zu bekennen. 


‚Welche vermanung, fo er fie Chriftlich empfahet, wie jm ges 


büret: fo geben jm bie Diener die hende, bezeugen bamit 
die verfönung mit jm: vnnd da wird ein tag geſtellet, bie 
offentlich bug zu thun.“ 

Nach ber Predigt vor dem Pfalm, oder auch im ber 
Predigt, beweift der Diener den Grund der Buße aus ber 
h. Schrift. Hierauf hält er eine Dermahnung an bie Ge 
meine, ber fich ein Gebet über ben gefallenen Bruder an⸗ 
fchließt. Dann vermahnt er den letztern feine Schuld zu 
betennen, und wenn dieſes gefchehen, vermahnt er Ihn und 
bie Gemeinde aufs Neue. Nach erfolgter Dankfagung em⸗ 
pfängt der Gefallene Kuß und Handbrud von dem Dienes 
und den Xelteften zum Zeichen, daß er mit der Gemeinde 
verföhnt fei- ' 


Cap. XXV. Ron ber weil ober ordnung des Band uber abſchnei⸗ 
dung von der Gemeine. 


„Nach dem alle dife flaffeln der heimlichen und offent⸗ 
lichen vermanung, vber einen gefallenen Bruder, ordentlich 
ergangen find, unnd er diefelbige verachtet, und eben half: 
flarrig in feinen fünden fortfaret, alfo daß eine befferung 
an jn zu hoffen tft, fo mil es not fein daß man benfelbis 
gen entlich abfchneide, und auß der Gemeine werffe. Vnnd 
diefe außmerffung fol nicht gefchehen durch eines oder zweien 
getwalt ober anfehen, auch nit durch die Authoriteet oder ge: 
walt der Diener und Elteften: fonder allein durch bie be⸗ 
willigung der gangen Gemeine, welche Paulus wil, daß fie 
ben abgefchnitten und außgemorffen bruder beweinen folk 

Nach dem nu ein gefallener bruder zwey mal offentlich 
mit feinem namen bee Gemeine verfündiget ifl, als ein ver 
ſpoͤtter und verächter aller Cheiftlichen vermanungen, fo ger’ 
gen ihm ordentlidy gebrauchet find: fo wird ein gewiffer Tag 
feiner abfchneibung (es fey denn, daß er widerkere zur beffe 
rung) geflellet: vnd die gange gemeine wird vermanet, im 
fall jemand under jnen were, toelcher meinet, daß man in 
diſer fache der abfchneibung, entweder zu ſchnel, oder auch 
nit richtig gnug proeiditte: daß er baffelbige innerhalbe der 
acht tagen, vor der abfehneidung, ben Dienern und Elteſten 
in jrer gemeine wochenverfamlung: ober auch jenmnb von 
ihnen befonder, anzeige, vnd vrſachen feiner meinung auf 
Gottes mort vorkringe. | 

Wo aber niemand vor dem geftelten tage der abſchnei⸗ 
dung einige verbinderung auß dem Wort Gottes fürbringt, 
noch auch ber gefallene bruder einig zeichen ber befjerung 
merden left: denn heit man jhr fchweigen, on lengeren vers 
zug der ſachen für ein vefte bewilligung. 

So aber jemand auß der Gemeine einige gnugfame vr⸗ 
ſach anzeigt, durch melche mann folte dieſe abſchneidung ein 
zeitlang einftellen : ober auch genglich vnderlaſſen: ober daß 
der gefallene Bruder einig gewiſſes zeichen der beſſerung ge: 
geben hett: denn wird die gange ſache widerumb eingeftellet, 
biß auff den nedhfifalgenden Sontag, unnd es wird bie vrſach 
diefer anftellung dee Gemeine dffentlich erklaͤret. Den nechſt⸗ 
folgenden Sontag aber wird ber bruder (es mere denn daß 


113 1550. CI. 
er nach dem wort Gottes vnſchuldig erfunden würde) offent- 
lidy von der Gemeine abgefchnitten: oder fo die 
vorhanden, durch offentliche bug mit der. Gemeine verfünet, 
e8 were denn daß die Diener ein anders für erbetolicher ans 
fehen würden. 

Vnd auff daß in bem handel der abfchneibung nicht leicht- 
fertig, fonder alle fachen mit zeitigem rath von und gehandelt 
werben, fp kommen die Diener vnnd Eiteften des tags vor 
der abfehneidung oder außſchluß zuſammen, fich mit einan- 
der zubefprechen: ob einige vrfachen fein möchten, darumb 
man bife abfchneidung noch meiter einftellen fol, oder auch 
gentzlich vnterlaffen. Wo denn etwas fuͤrbracht wird, daß 
fein beweiß vnd grund in dem Wort Gottes fcheinet zu ha⸗ 
ben, fo wird daffelbige under den bienern vnd Eiteften fo 
lang gehandelt und erwogen, biß daß fie alle in einer meis 
rung die je fundament vnd grund in der ſchrifft hab, vber⸗ 
ein kommen. Wird aber nichts von jemand fuͤrbracht, ſo 
wird die abſchneidung des andern tags volzogen und erequie- 
vet: und das ſchweigen der Gemeine, wird genommen (mie 
oben gemelt) für jre bemilligung.” 

Anm Tage der Abfchneidung beweift der Diener nad) der 
Predigt zundchft den Bann und feinen Gebrauch vor der 
Gemeinde, dann fegt er das Verfchulden des Gefallenen und 
das bisher eingehaltene Verfahren aus einander. 
betet er, und wenn ber Sündige aud) jegt noch nicht Buße 
wicht, fchreitet er zur Ercommunication in folgender Form: 





Die Action der abfchneibung. 


„D Herr Jeſu Chrifte, einiger vnd ewiger König deiner 
Gemeine, der du verheiffen haft, uns biß ans ende der Weit 
bey zuftehen, vnnd deinen heiligen Geift (der die Welt von 
der Sünde ftraffen fol) zu geben: Mir bitten dich, du mol: 
Nleſt ons, die wir bie inn deinem Nammen verſamlet feinb, 
mit deinem Heiligen Geift regieren: vnd deine Königliche 
macht vonder vnns außſtrecken: daß wir ducdy deine gemalt 
und macht das boͤß vnd den bruder, der verftodet in feinen 
Sünden bleibt, auß der mitten von ons vertreiben mögen, 
zue ehren deines namens, vnd befferung deiner Gemeine, 
vnd auch zur ſeligkeit biefes onfers beuders. N. Vnd nad 
‚ bem er in feinen fünden (die er toider dic) vnnd deine Ge- 
meine gethan bat) alſo halßſtarrig bleibt, und du nicht wilft, 
daß folche in dem heiligen Leib deiner gemeine fein follen, 
vnd one auch mit deinem Geift fterdeft, fo folgen wir" DO 
Herr Jeſu Chrifte deinem heiligen Gebot, und fchneiden jn 
als ein faul glied offentlich ab, von dem heiligen leib deiner 
gemeine, vnd das. mit groffer tühnuß vnferer bergen, vnd 
mitleiden feiner verderbnuß. Wir binden bie auff Erben feine 
Sünden, und find auß deinem Wort verfichert, daß fie aud) 
bey dir im Himmel gebunden find.“ Wir werffen jn hie auß 
deinem feligen reich (auff daß er bey allen glaubigen für ein 
heid vnd zoͤlner geachtet werde) und geben in, durch bein 
Gebot dem Teuffel, zur verderbung feines fleifches, auff 
daß fein Geiſt felig werde, durch deinen heiligen namen, der 
bu lebeſt vnd regiereft mit dem vater vnnd dem heiligen 
Geift, ein einiger vnd ewiger Gott gepriefen in ewigkelt 
Amen. | 


Nach gefchehener abfchneidung, vermanet der Diener die 


Hierauf 








Kirchenordunug der Niederländer in Londou. 


Gemeine, wie fi) ein jeder, nach bem wort Gottes, gegen 
difen abgefchnittenen und außgebanten, zu halten ſchuldig fey, 
er mit einer auffrichtigen befferung feiner fünden, 
wider Tere. 

Zum erften, daß man jn halten foll als einen beiden 
vnd zölner, welche man zu feinem offentlichen dienft der Ge- 
meine, auch nit zu dem gebrauch. der Sacramenten in eis 
niger Chriftlicher verfamlung zulaffen fol. 

Zum andern, daß fi ein jeder feiner gemeinſchafft (die 
nach ter lere Nauli verunreiniget) mit fleiß entzibe, Die 
Molitifhe ding dennoch muͤſſiglich auff Politiſche weiß mit 
jm gebrauche. 

Zum dritten, welcher mit dem Geiſt Gottes bermaffen 
begabet ift, daß er von dem abgefchnittenen feine gefbar zu 
beforgen bat, durch die gemeine conuerfation vnd vnderie: 
dung: der fol mit jhm als ein arg handlen vnnd alle mittel 
feiner »befferung fuchen. 


Zum vierdten, vermanet auch der Diener, daß niemand 





- außeinem falfchen grund den abgefchnitten verfpotte oder in fei= 


nem bergen verachte: Tonder vil mehr arbeite, fich vor ſolchen 
fünden zu hüten, vmb welcher willen er abgefchnitten ift: Sa 
daß er fich ſelbs anfehe, daß er nicht auch verfucht und ab⸗ 
fellig werde. Vil weniger follen jnen felbs gefallen vnd 
vermeffen fein, alle gleifner, die villeicht m berfelben, oder auch 
vil gröfferer fünde ſtecken: vnd gleichwol fid) ruͤmen, diemweil 
fie nicht alfo abgefchnitten find. Denn fie werden müffen 
mit allen verächtern Gottes (ed fen denn daß fie fich ben zeit 
beilern) am Juͤngſten 'tage (menn kein zeit der befferung mehr 
fein wird) im angefiht der gangen welt, von ber feligen ge: 
ſellſchafft Gottes abgeſondert vnnd abgeſchnitten werden, zu 
jrer ewigen ſchande. 


Zum fünfften, wird auch ein jeder vermanet, daß er je: 
derzeit, Gott für diefen abgefchnittenen fleiffig bitte, daß er 
zu der feligen gemeinfchafft der Gemeine widergebracht werde.” 

Zufegt Gebet für den Abgefchnirtenen, Pfalm, Segen. 


Cap. XXVI. Ordnung, wie man ben Abgefchnittenen ober aufige- 
fchloffenen nach feiner Deferung, widerumb in die Gemeine 
aufinimpt. 


Sobald der Yusgefchiedne zur Buße bereit ift, wird feine 
Aufnahme acht Zage vorher der Gemeinde angezeigt. In der 
Verſammlung, nach der Predigt, ftellen fich die Diener und 
Aelteften mit dem Bußwirkenden zufammen und nady einer 
Vermahnung an die Gemeinde und einem Gebet für den 
legten bekennt derfelbe feine Sünde auf die Fragen des Die- 
nerd. Iſt diefes gefchehen, fo folgt: 


Die Action der entbindung. 


„Herr Jeſu Chrifte, vnſer ewiger König, Richter vnnd 
Hoher Prieſter, der du zu einem ſchrecken der gottloſen, deiner 
Gemeine die macht gegeben haſt, deren ſuͤnden zu binden, 
vnd dem Teuffel zu vbergeben alle die, ſo die Gottſelige ver⸗ 
manungen deiner ‚gemeine halflareig verachten vnd widerumb 
zu troft der bußfertigen je die macht gegeben, die fünden be: 
von, die warhafftige rew ihrer fünden haben, vnd dir ver: 
trawen zu entbinden. Sihe wir: feind hie gegenmwertig in 
deiner Gemeine, als in deinem angeficht, vnnd ſtellen dir dar 





15506. xcı Sirchenordnung der Niederländer in London. 


(N) ber ware rew feiner fünden hat, und in deinen nas 
men vertramst. Darumb zweifflen wir auch nit, bu wirft 
jn auff deine achfelen nemen, vnnd widerumb nach deiner 
barmhergigkeit in deinen fchaffftat bringen. Vnd nad) dem 
wir duch dein wort geleret find, daß wir uns in dem 
widerbringen bes verlornen ſchaffs erfreumen follen: fo 
danden mir die hoͤchlich vor feine befferung: vnd ent 
binden in von feinen fünden, jm biefelbige nad) der ge⸗ 
walt deines worts vergebende, zu feinem vnnd der gangen 
Gemeine treft, und empfangen jn widerumb, in onfere Chrift- 
liche gemeinfchafft, und in bein Reich: wolwiſſende, daß jm 
alle feine fünden, fo gewiß in dem Himmel vergeben find, 
als fie bie auff erben, durch ben bienft deiner Gemeine, nad) 
deinem wort entbunden werben: und daß allein vmb deß ver⸗ 
bienftes willen deines tods, vnnd beine® heiligen namens, 
welcher hochgelobt iſt in emigkeit, Amen.” 

Dann noch Vermahnungen, Dankfagung, Kuß der Ber: 
föhnung, Pfalm. 


Cap. XXVII. Bon der eigentlichen firaffe ber Diener der Gemeine. 


„Es tan niemand gnugfam auffprechen, wie nuß vnd 


nothwendig , die obgemelte vbung der Chriftlichen ftraffe fey, 
zu einer Göttlichen vriderhaltung der gantzen Gemeine, und 
eines jeden glieds berfelbigen, inn aller Gottfeligkeit vnd brü- 
derlichen einigkeit zu leben: fonderlich aber, fo fie rechtſchaf⸗ 
fen vnd fleiffig erhalten wird. Vnd zu einer auffrichtigen 
vnd ernften erhaltung derfelbigen in ber gemeine tft vornem⸗ 
lich noth, daß die Diener der gemeine hierin je ampt treus 
lich thun, welches in dreyen fonderlichen ftüden gelegen ift. 

Zum erften, daß das gange regiment der gemeine, nit inn 
dem toillen oder gutdunden eins oder zweien Diener allein 
flehe: fonder bey der ganken menge der Diener vnd Elteſten. 

Zum andern, daß fie fich ſelbs under die Chriftliche ftraffe 


(gleich wie ein ander Bruder) millig ftellen, vnd bereit ſeien 


die Chriftliche vermanung eines jeden Bruders zu empfangen. 

Zum letften, daß fie den brauch ber Chriftlichen Diſci⸗ 
plin, mit allem ernft erhalten vnd vben, und darin niemands 
haß oder neid (denn fie von der melt, die vngeſtraffet fein 
wil, leiden müffen) anfehen, vnnd dach meißheit und trewe 
gebrauchen nad) einem jeden gelegenheit vnnd geſtalt der ſchuld, 
nicht je eigen , fonder des Herren ehre, und des gefallenen Bru⸗ 
ders feligkeit fuchende. 

Wo dife ftüden alle, ernftlic und fleiffig von den Die- 
nern nicht gehalten werden: da Fan der gebraud der Chriſt⸗ 
licher ftraffe nicht wider gebracht noch erhalten werden, waf: 
ferley ordnung man auch da madhe. 

Vnnd auff daß in vnſer Zeutfchen Gemeine, hierin von 
den Dienern nit gefündiget werde, fo vil jmmer muͤglich: fo 
flehet das regiment der Gemeine bey allen Dienern des worte 


vnnd der Eiteften: welche auch alle der Chriftlichen ftraffe . 


vnterworffen feind, eben fo wol als das geringfte glied ber 
Gemeine. Vnnd daß auch diefe Chriftliche difciplin durch 
onfere Diener, vnter onferm Bold, und auch under jhnen 
defto baß erhalten werde, fo kommen fie offtermal zufammen 
von ben hendlen der Gemeine, ſich miteinander zu befpre- 
chen vnd zu berathen. 

Zum erfien, tonımen fie alle Donnerſtags nad) mittag vmb 


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zwey zufamen: wenn fie verfamlet find, fo rufft der Diener 
des worts, vor das erft Gott vmb feine gnade an, daß er 
alle gedanden der vnderredbung der Diener, zu feiner ehren 
vnd befferung der Gemeine richten wolle. 

Nach gefchehenem gebet, bringt ein jeder ordentlich und 
in der forcht Gottes vor (vnd das felbige nach bem wort 
Gottes) daß jenige fo zur befferung, einigkeit, vnd frieben ber 
Gemeine bienet. 

Vnd nach dem ein jeder was er in feinem bergen fület 
von der vorhabenden face, gegeben hat: fo folgt man dem, 
daß vornemlich geurtheilet wird, dem wort Gottes am gleichs 
formichften zu fein. 

In diefer wochen verfamlung der Diener: werden auch 
offtermals die zwitracht der Brüder nidergelegt: vnnd «6 wer⸗ 
den die Brüder bie erſtlich vermanet vnnd geftraffet, nemlich 
die, fo offentlich gefündiger haben: oder auch die verächter 
der heimlichen brüderlihen vermanung ehe man mit jnen zu 
der offentlichen firaffe tomme. So aber unuorfehenlic, groffe 
fachen der Gemeine in der wochen zu fallen: fo erwartet man 
des Donnerftages nicht: fonder e8 werden als bald durch den 
Superintendenten oder die Diener des worts, alle biener ber Ges 
meine verfamlet, einen Gottfeligen rath mit einander zu halten. 

Zum andern, auff daß die einigkeit zwifchen den fremb⸗ 
ben Kirchen, nemlich der Teutſchen vnd Frantzoͤſiſchen, welche 
hie zu Londen find, defto groͤſſer ſey, ſo kommen die Dies 
ner und Elteſten, beider difer Gemeine des monatß einmal zu 
famen, auff einen gemiffen geflelten tag, von den gemeinen fachen 
bey der gemeine zu handlen. Vnd im fall das einige fachen 
vorfielen, fo bife beide gemeinen angingen: oder daß eine ber 
andern rath in fchweren fachen von nöten hätte: fo werben 
gerad auch alle Diener beider Gemeinen, duch den Superin⸗ 
tendenten zufammen beruffen, auff daß friede, einigkeit und 


‚Sorfeligkeit der Gemeine gehalten werde. 


Zum letſten, auff daß die gaben, lere vnd reinigkeit des 
lebens, in den Dienern vnſer Teutfchen gemeine, deſto baß 
möchten erhalten werden: fo tft noch ein tag alle dren mo» 
nat geftellet, auff welchem ein erforfhung vnnd eramen aller 
Diener , jres lebens vnd Tere halben gehalten wird. Vnd 
wenn ber obgemelte tag (nemlich ber zmeidte Donnerflag Sep⸗ 
tembris, Decembris, Martif, und Junij) herzu nahet, denn 
vermanet der Diener die gange gemeine, ben forgehenden Son- 
tag von der Cangel, diſes tags: vnd begeret offentlih von 
einen jeden, fo jemand etwas von den Dienern wuͤſte, ent 
weder in bee lehre oder im leben, daß unrecht were, und bie 
gemeine ergerte: daß fie daffelbige jemand von den Dienern, 
in aller Chriftlichen freiheit vnd Liebe, gegen den folgenden 
donnerflag anzeigen wollen: auff daß man die befjerung bare 
mit vornemen, vnd auch allen affterredern und verleümdern 
der Diener, das maul ftopffen möge. Wenn nu auff den 
donnerftag alle diener des worts, die Eiteften und auch die 
Diaken verfamtet find: fo fähet der Diener des worts ein ges 
mein gebet an, zu der fach dienende. Vnnd darnach ver 
mmet er bie gantze verfamfung ber Diener, mit furgen wore- 
ten, zu der erhaltung der Chriftlichen freiheit, in dem verma⸗ 
nen. Vnd daß ein jeder zufehe, daß er in dem vermanen 
nichts fürbeing auß haß oder neid: oder auch Feines andern 
boßheit durch ſchmeichlerey, oder liebkoſen vberſehe und bedecke. 
15 


114 


Wenn folche ober dergleichen vermanung gethan If: fo 
beift man einen von den Dienern aufgehen: vnd in feinem 
abwefen wird ein jeder ordentlich vnterfraget, warin er zu 
vermanen, zu ftraffen, oder auch zu teöften fey. Es wird 


aber da Feine klag wider ihn, nad) der lehre Pauli angenoms 


men, dann bey ziveien ober drey zeugen. Wenn man nun 
eines jeden gefüllen von lere und leben des Diener (fo ab⸗ 
getretten ift) gehört hat, fo wird ex folder hierin geruffen: 
vnd denn wird jm, was von den Dienern vber jm befchlof- 
ſen tft, fleiffig vnd Chriftlich vorgehalten. Vnd alfo wird 
von einem jeden Diener ordentlich gehandelt,. niemand aufs 
genommen. 

' So au einer unter den Dimern were, ber bie gemeine 
Chriſtliche vermanung der ander Diener verachten würde: fo 
foll er fürs erſt, waſſerley autboritet oder lehre er auch iſt, 
von ſeinem dienſt, vnd dem gebrauch des Nachtmals Chriſti, 
ain zeitlang verwieſen ſein. Vnd wo er ſich auff ſolche ſtraffe 
nicht beſſert: ſonder daß die Gemeine je lenger je mehr durch 
in geergert wird, fo ſoll er offentlich, mit bewilligung der 
Gemeine, von feinem dienſt geſetzet werden: und zu legt wenn 
Beine hoffnung der beſſerung zu gewarten iſt, foll er vmb feiner 
halßſtarrigkeit willen von ber. Gemeine abgefchnitten werben. 
Denn in dem gebrauch des Kirchen Banns, muß man bie 
Diener nicht mehr denn die gange gemeine fparen: Ja man 
fo geöffern ernſt gegen bemfelbigen beweifen, dieweil Durch jren 
fall geöffere ergeenuffen kommen. 

Vnnd wenn die Diener allein regieren wollen, und von 
dem joch der Chrifttichen ftraffe ſelbſt frey fein: fo iſts nicht 
muͤglich, daß es inn ber Gemeine lang wol zugehe. Vnd 
von ſolchen dienern mag gefagt werden, daß Chrifius von 
ben Pharifeern fprah, Nemlich: daß fie dem vold fchmere 
bürden aufflaben : die fie felbft mit einem finger nicht wollen 
anrüren. Diß mag warlich wol gefagt werden, von den Pries 
ſtern und Bifchoffen der Römifchen Kirchen, welche den brauch 
der Chriſtlichen ſtraffe nicht allein verworffen, vnd in eine 
abergläubifche ohrenbeicht und geltbann veremdert: fonder haben 
auch fic) felbft von aller Chriftlichen flraffe der gemeine gentz⸗ 
lich engogen, vnnd dadurch einen wnaußfprechlichen laſt ber 
abgöttifhen menfchenfagungen, ben gewifien des Volcks auff- 
gefattel. Sie wollen von den Chriften (die fie verächtlicher 
weiſe Leyen ond meltliche menſchen nennen) nit vermanet noch 
geflraffet fein, was fie auch thun: fonder fie find alle unter 
einem krancken vnd grindigem haupt dem Papft, mit einer 
Betten der boßheit zufammen gebunden und gefuppelt, daß ja 
Fein Fuͤrſt, König oder Keifer, recht oder rath wider jhre 
ſchendliche boßheit etwas thun fan. Vnd durch biefe erwars 
tet noch die blinde welt einer veformation ber Kirchen, aber, 
ach leider, vergeblich: ja fo lang fie tyrannifche Herren, und 
nit demuͤtige knecht und Diener ber Gemeine, und ber her 
ben Chrifti fein wollen. 

Aber jhe wir ein ende von biefem handel der eigentlichen 
flraffe der Diener vnſer Gemeine machen; fo müffen wir bie 
etwas von dem dient der Diaken melden: Nemlich, daß jr 
ampt nicht fey bie gemein zu regieren: fonder die allmos 
fen zufamlen, vnd bdiefelbige wider auß zufpenden. Vnd auff 
daß fie von allem verbacht der vntrew bey allen menfchen 
frey fein: fo zeichnen fie fleiſſig an alles was fie einsmen 


1550. xCH Kirchenordunug der Niederländer in London. 


und aufgeben: vnd geben alle monat einmal rechnung dauon 
ben Eiteften der gemeinne, zu melcher rechnung ein jeder brus 
ber der gemeine kommen mag, allen böfen verdacht (welcher 
in ſolchen fachen leichtlich genommen wird) von den Dienern 
zu wehren. . 


Vnd wenn einige ſchwere ſachen, fo ihre ampt belangen, ° 


unter inen find, in welchen fie fich nit mol vergleichen koͤ⸗ 
nen: denn bringen fie Ddiefelbigen für bie Diener und Elte⸗ 
ſten in jrer verfamlung, daß fie da gerichtet werben. 

Auff daß aber der dienft der Diaken (tie er denn mol 
wirdig ift) bey der Gemeine geehret ſey, fo werden fie offt 
von den Kiteften in fchweren ſachen der Gemeine, in jrer 
verfamlung zugelaffen: auff daß auch alfo die ſchwere hendel 
ber Gemeine, defto weißlicher, befferlicher vnnd eintrechtiger 
verrichtet werben.” 


Cap. XXVIU, Ein anbang, von benen fo aufferhalb ber ge 
meine find. 

Die vorftehende Ordnung gilt nur in der Gemeinde. 
Sollte ein Fremder die legtere zu verführen fuchen , fo wirb 
er zuerſt vermahnet und dann öffentlih von ber Kanzel 
ausgerufen, damit ſich ein Jeder vor falfcher Lehre und Ges 
meinfhaft hüten koͤnne. 


Cap. XXIX, Von ben gemeinen bettagen vnd Bafttagen. 


Wenn eine große North drohet, wird ein gemeiner Bet⸗ 
tag gehalten und Sonntag vorher angelündigt. Die Feier 
befteht aus Predigt, Gebet, Nachtmahl, Pfalm, Ermahnung 
zum Gebet und Faſten bis zum Abend. Nachmittags: Pre⸗ 
digt, gemeine Gebet, Prophecei. 


Cap. XXX, Von ber Eeremony des Cheftands ober Hochzeit. 


Nur diejenigen, welche ſich unter die chriftliche Strafe 
der Gemeinde begeben haben, werden ehelich zufammengeges 
ben. Alte haben ſich bei den Aelteften zu melden. Wird bei 
dem breimaligen Aufgebot Bein Hinderniß angezeigt, fo ers 
folgt nad) vorausgegangener Ermahnung die Trauung in 
folgender Weife: ' 

' Zu dem Breutigam. 

„Zum erften, je N. folt wiſſen, daß euch Gott gefeht 
bat zu einem haupt euwers weibs, baß jr fie nach allem 
euwerm vermögen regieren, vnderweiſen, tröften vnd befchüs 
gen follet, gleich wie das haupt ben leib regieret. Ja gleich 
wie Chriflus das haupt der Gemeine, difelbige troͤſtet, ihr 
hilfft und beifteht. Ir follet auch eumer Weib lieben als eus 
even eignen leib: vnd gleich wie Chriftus feine Gemeine 
liebet. 

Darumb follet je nit bitter gegen je fein: fonder bey je 
wonen mit vernunfft und vedligkeit, nad) allem euwerm vers 
mögen. Vnd fie als ein ſchwach gefeß .meißlich tragen und 
ehren. Vnd dieweil e8 Gottes befehl ift, daß ber mann im 
ſchweiß feine® angefichts fein brot foll eſſen: fo follet je euch 
felb8 mit aller gerechtigkeit, in eumwerm Goͤttlichen beruf, 
fleiffig oben, auff daß jr eumwerm haufe vorftehen, vnnd auch 
den dürfftigen etwas mittheilen möget. 

N. Seit je denn nicht (durch Gottes huͤlff) alfo gefin« 
net allezelt zu leben mit €. die jr bie vor ber Gemeine 


® 





3558. XOrE. Mecienbungifche Kirchenoubunng. 
gemahl | wer feelen feligkeit: durch denſelblgen Chriſtum Jeſum, 


Ehriſti wor euwer einiges, wares vnd ordentlichs 
zur ehe nemmen. 
Ja. 


- Bu der Braut. 

€. höret auch nun jr, was euwer ampt nach Gottes 
wort fen, gegen euwern Mann. 

Ir follet euwern ehelichen mann lieben, ehren, fürchten 
vnd jhm vnderthenig fein inn allen dingen, als eumerm Her⸗ 
ven, gleich wie ber Leib dem haupt, vnd die Gemeine Chri: 
flo vnterthenig If. Ihr ſollet Feine herrſchafft gebrauchen 
wider eumern Mann: fonder jr follet ſtill fein, denn Gott 
hat zu Eua gefagt, vnd in jter perfon zu allen weibern, 


Antwort: 


115 


Amen. 

Höret nun auß dem mund Chriftt, wie flard das band 
des ehelichen ſtands fey: vnnd mie es auch gebrochen merb. 
Alſo leſen wie Matt. 19: Da tratten zu jm bie Pharifeer, 
verfuchten in, vnd ſprachen zu jm. Iſt es auch recht, daß 
fih ein Mann fcheidet von felnem Weib, vmb jrgent einer 
orfache willen? Er antwortet aber, vnd ſprach zu jnen, habt 
je nit gelefen, das, der Im anfang den Menfchen gemacht 
bat, der madıt, daß ein Dann und Weib fein folt? und ſprach, 
darumb wird ein menfd Water und Mutter lafien, vnd an 
feinen Weib bangen, vnd werden die zwey ein fleifch fein, 


Dein will fol deinem Mann vnterworffen fein, und er for | fo find fie nu nit zwey, fonder ein fleiſch. Was nu Gott 


bein Herr fein. Widerſtrebet difer ‚ordnung Gottes nicht, 
vnd brauchet Feine herrfhafft mider eumern mann: fonder 
folget viel mehr dem gebott Gottes, vnd dem Erempel der 
heiligen weiber, welche jre hoffnung auff Gott geftellet, und 
jvn Mennern onterthenig waren, gleich wie Sara Abraham 
gehorfam war, und hieß in Herr. Ir follet auch eumerm 


Mann in allen guten dingen behälffich fein, das hauf In. 


aller zucht und erbarkeit regieren, ohn weltlichen pracht le⸗ 


ben, auff daß jr andern ein gut erempel zur zucht gebet. 


Wollet jhr E. nicht alfo, mit der huͤlffe Gottes, euch 
im aller Liebe vnd gehorfam gegen N. halten, von dem jr 
bie vor ber Gemeine Chrifti offentlich bekent, daß er euwer 
einiger, warer vnd orbentliher Ehemann fey? 
Antwort: Ja. 


(gie folder Diener jre hend zuſammen fügen, und fpredhen alfo:) 

Bott ber Allmechtige, der euch zu dem Ehelichen fhand 
beruffen hat, ber binde euch zufammen, mit dem band ber 
waren liebe: auff das je eumer ganges leben, die groſſe vers 
borgene einigkeit Chrifli und feiner gemeine, anbilden möget, 
vnd wöll euch mehren, zur ehren feined nammens, vnd eus 


zufamen gefüget bat, das foll der menfch nicht fcheiben. 
Da ſprachen fie, warumb bat denn Mofes gebotten,, einen 
fcheibbrieff zu geben und fi von Ihe zu fcheiden? Er ſprach 
zu ihnen, Moſes hat euch erläubet zu fcheiden von euwern 
Weibern, von euwers hergen bertigfeit wegen, von anbegin 
aber iſts nicht alfo geweſen. Ich fage aber euch, wer ſich 
von feinem Weib Tcheidet (es fen denn vmb ber Hurerey 
willen) vnd freiet eine andere, ber bricht die Ehe. Vnnd 
wer bie abgefcheidene freiet, der bricht auch die Ehe. 

Auß allen difen toorten des Deren mag man leichtlich 
mercken, daß das Eheliche band fehr ſtarck fey: und daß es 
allein gebrochen kan twerden, durch den tod und hurerey. So 
ı hüttet euch den fleiffig, nit allein vor Ehebruch vnd hures 
tep: fonder auch vor allen vrfachen ber vunreinigkeit in wor⸗ 
ten vnd werden, durch welche man entlich zu dem Ehebruch 
kompt. Lebet mit einander in aller zucht, vnnd feld zwey 
in einem fleiſch, bi in den tod, Amen.’ 

Zulegt Gebet, Segen über den Eheleuten, Pfalm. 
Cap. AXXI. Bon befuchung ber Tranden. 
"Cap. XXX. Ron der begrrbauß. 
Ende. 


1552. 


xCL. . 
Kirchenordnung: Wie es mit Chriftlicher Lere, teichung der Sacrament, Ordination der 
Diener des Euangelij, ordenlichen Geremonien, in ben Kirchen, Bifitation, Conſiſtorio vnd Schulen, Im Herbog- 
thumb zu Medelnburg etc: gehalten wird. Witteberg. Gebrudt durch Hand Lufft. 1552. 43.4 - 


Rah Rudlof, Mediend. Geh. Th. II. 8.1. ©. 
131, Schröder, Evang. Mediend. Bd. I. ©. 135 if 
der Entwurf diefer für die norbbeutfchen Landeskirchen fehr 
wichtig gewordenen K.⸗O. auf Befehl des Herzogs Johann 
Abrecht durch ben Roſtocker Profeffor Johann Auri⸗ 
faber, bie Guperintendenten Sobann Riebling unb 
Joachim Noffiophagus und den Feldprediger Ernft 
Rothmann verfaßt und von Melanchthon begutachtet 
worden, der einige, wiewohl außerwefentliche Aenderungen 
und Zufäge gemacht haban foll (f. auch Wiggers, Meck⸗ 
lenb. K.⸗Geſch. &. 126). Daß jeboch ber Antheil bes Letz⸗ 
teren ein größerer gewefen fei, gebt daraus hervor, daß 
bad von Im berrührende Examen ordinandorum hier zu: 
erft erfcheint, umb daß bie von ihm verfaßte, fg. Witten: 
LAXXIX 


berges Reformation (f. o. Nr. .) zum Grunde ge 


legt ift. Auch fpricht dafür die befondere Theilnahme, mit 
welcher Melanchtkon grade biefer 8.:D. in feinen Briefen 
gebenkt, Corp. Ref. T. VII. p. 1007, 1016, 1032, 1083. 
T. VIII p. 32. Deshalb iſt derfelbe früher oft gradezu 
als Verfaſſer bezeichnet worben, 3. B. von Osiander, 
Epit. hist. ecel., Tobing. 1602. p. 614, von Ma 43 
Beitr. zur Geſch. merkwuͤrd. Bücher, S. 135 u. a. e 
zweite Ausg. erfchien im 3. 155%. Sie enthält im San⸗ 
zen ben Zert wörtlich; doch ift im Exam. ord. ber Ber 
weis der Gottheit Chriſti Bl. 9, 10 vollftändiger, in ber 
Lehre vom Abendmahl BI. 33 find einige Worte verän- 
dert, und aus ber im 3. 155% erfchienenen befonberen Aus⸗ 
gabe bes Exam. ord. tft Bl. 127b eine Vermahnung gu 
den wirdigen Herm Paſtoren, bad fir dad MWold von ben 
Shegelühben. oft Chriſtlich erinnern er eingeſchoben. 
15* 


Zwar behauptet Wiggers a. a. D. nah Eſchenbach, 
Bemerk. aus bem Mecklenb. Rechte, Roftod 1815, S. 3, 
daß eine zweite, nicht völlig übereinftimmende Ausg. be 
reits im 3. 1552 erfchienen fei, zu ber fich die Ausg. v. 
1554 nur als unveränderter Abdruck verhalte. Ein une 
vorl. Er. v. 1552, in bem, wie in der Ausg. v. 1554, 
das herz Wappen auf bem Titel und beffen Kehrfeite fehlt 
und der Druder Hand Lufft auf dem Zitel genannt ift, 
enthält jedoch nicht die Aenderungen, durch welche die Ausg. 
v, 155% fich auszeichnet. Cine Xusgabe in nieberfächfifcher 
Sprache batirt vom 3. 1557. Die in’ diefer vorgenom: 
menen Aenderungen betreffen namentlich bie Kirchenzucht. 
U. a. wird in ihr verordnet, daß die Öffentlichen Sünder 
mit Nomen von ber Kanzel abgelündigt werden und we: 
ber Gevatter ſtehen, noch chriftlich begraben werben follen. 
Sie ift von Heshuſius veranlaßt und bat den Titel: 
Kerdenordbeninge: wo ydt ntit Chriſtlyker Lere 
Im Hertochdome tho Meckelenborch 2c. ges 
holden werbt. 1557. Gebrüdet tho Roftod by 
Ludbowich Dies. Cnblich gieht es auch eine lateinifche 
Ueberfeßung u. d. T.: Liber continens doctrinam, ad- 
ministrationem sacramentorum, ritus ecclesiasticos, for- 
mam ordinationis, Consistorii,. Visitationis et scholarum 
in ditione— ducum Megap.— a Jo. Fredero in lat. lingu. 
conv., Francof. 1562. 8. 


“x 
Kirchenordnung: 
Soinvnfern, Johan Albrechts, von Gottes gna— 
den Hertzogen zu Meckelnburg, Fuͤrſten zu Wenden, 
Grauen zu Swerin, ber Lande Roſtock und Star— 
gard Herrn, Fuͤrſtenthumen vnd Landen fol ge 
halten werden. 


„Chriſtliche Kirchenordnung ſtehet furnemlich in fuͤnff 
den. | 


* 


Erſtlich, In pflangung vnd erfentnis der einigen, warhaff⸗ 
tigen, ewigen, rechten Lere des Euangelij. Die Gott gnedig: 
lid) von anfang,.fur und fur, feiner Kicchen, mit gewiſſen zeug: 
niffen geoffenbaret und befolhen bat. Vnd in rechtem brauch 
der Sacrament. Wie der Son Gottes fpricht Matth. am 


legten. Ir folt fie leren halten alles das ich euch geboten hab. 


tem, Wer mid) Tiebet, der bemaret meine Rede, vnd mein 
Vater wird jn lieben, vnd wir werden zu jm komen, vnd wo⸗ 
nung bey jm machen. 

Zum andern, In erhaltung des Kiechenampts, Nemlich 
des Minifterti Euangelici. Denn Gott mil jm alfo ein ewige 
Kirche, aus groffer barmhergigkeit, vmb feines Sons Shefu 
ChHriftt willen, ſamlen, das öffentliche, ehrliche verfamlungen 
find, darin etliche perfonen das Euangelium dem Volck furtras 
gen, und die Sarrament reihen. Vnd ift der Son Gottes 
felb im Paradis diefer erfte Prediger vnd Priefter gemwefen. 
Vnd ernach ba er Menſch worden, zum Prebigampt gefand. 
Vnd hat zuuor die Propheten, vnd hernach die Apofteln ges 
fand. Wie er fpricht, Wie mich mein Vater gefand hat, alfo 
fenbe ich euch. 

Vnd diefes fol fur vnd fur alfo von allen rechten Lerern, 
bie zum Ampt beruffen find, verftanden werden. Der Son 
Gottes [endet fie, vnd wil Erefftiglic durch das Euangelium 
wirden, vnd alfo eine ewige Kirche famlen. 

Alſo ſpricht auch S. Paulus vom Minifterio Eph. 4. Er 
iſt vffgefaren ete. Vnd gibet Gaben den Menfchen, Apofteln, 


« gebürliche vnterhaltung haben. 


15582. xon. Mecklenburgiſche Airchenorduuug. 


Propheten, Euangeliften, Hirten, und Lerer. Er iſt vor und 
vor der ewige Priefter, vnd erhalter des Miniftertj, und erhelt 
fur und fur ein sffentliche,, ehrliche verfamlung. Darumb er 
auch die Regiment erhelt, vnd erwecket bey weilen ſelbs Pres 
diger, nicht durch Menfchen, als die Propheten und Apoftel. 
Dabey aber hat er der Kirchen befolhen, das fie felb Perfonen 
beruffen ond ordiniren fol. | 

Darumb gehören zu erhaltung des Minifterij, Erſtlich, 
Ordinatio der Prediger, Das das Predigampt tüglichen Per: 
fonen befolhen werde. Dazu erfündung von fitten, beruff, 
und von der lere, gehöret. ' 

Bum andern, gehören zum Minifterlo, Kirchengericht, das 
falfche Lere nicht geduldet werde, vnd fonft Öffentliche laſter ges 
flrafft und abgemand, vnd Chriſtliche zucht erhalten werbe. 
Dazu gehören hernady Synodi und Viſitatio. 

Das dritte ftüd ift, Ehrliche, Nutzliche, Euferliche Ger 
monien in Kirchen, mit Lection, gefeng, feften, in rechtem 
Chriftlichen verftand,, one verblendung des glaubens, vnd one 
flrid des gewiſſens, das dennoch Öffentliche, ehrliche verſam⸗ 
lungen find, wie es Gott gefellig ift. ’ 

Das vierde Stüd ift, Erhaltung Chriftlicher Schulen, und 
fiudien. Denn diefes ift gewislich Gottes mwille, das etliche 
Leut alfo vffgezogen und vnterwieſen werben, das fie ber Pros 
pheten und Apofteln fcheifft Iefen lernen, und hernach andern 
furlefen kuͤnnen. Dazu verftand der fprahen, vnd mehr 
Eünfte dienen. Wie S. Paulus Timotheo gebeut, Er fol an⸗ 
halten mit Leſen, Leren vnd tröften. Das kan nicht fein, mo 
nicht recht beftelte Schulen find. 

Das fünffte Stück ift, Verordnung gewiffer güter und ein⸗ 
tomen, damit die Prediger in Kirchen, vnd Lerer in Schulen, 
Wie offt in Goͤttlichen gebo⸗ 
ten gemeldet mird. Vnd ©. Paulus mit ausgedrudten more 
ten fpricht, 1. Cor. 9. Alfo hat es der Herr geordnet, das dieſe 
fo das Euangelium verfündigen, vom Euangelio leben.” 


Bon erften Stück, uemlich von der Lere. 


Melanchthons Examen ordinandorum. — „Diefe Erin: 
nerung und Anleitung iſt alhie gefest, damit die Orbinanden 
vnd andere wiffen, mo von das Eramen furnemlic gehalten 
wird. Vnd das bie Prediger, fi) und bie zuhoͤrer gewehnen, 
die Chriftlihe lere in ein fumma zu faffen, vnd die Heubtartie 
det bey fich felb offt vnd vleiffig betrachten. 

Denn Chriftliche lere ift eine hohe Weisheit, die Feine Crea⸗ 
tur ergründen Tan. Vnd werden wir in ewiger anfchalvung 
Gottes daran lernen. Gleich mol wil jm Gott alfo eine Kirche 
ſamlen, vnd nicht anders, das in diefem elenden, ſchwachen 
leben der anfang diefer Weisheit in uns, durch Gottes gnade 
leuchte. Dazu ift hoch nötig, die Lere vleiffig zu hören, zus 
leſen, vnd zubetrachten, Diefes ift der einige weg, zu Gottes 
erkentnis, Nemlich, feine kLere recht Ternen. 

Vnſer gemüt ift auch nicht, ein andere Lere anzunemen, 
ober furzugeben, denn allein die einige ewige Lere, die Gott 
feiner Kirchen, durch feinen eingebornen Son geoffenbaret hat, 
die in der Propheten und Apofteln fchrifft gefaffer ift, Vnd in 
biefem verftand, der in den Spmbolis, Apoflolico, Niceno 
vnd Athanaſij, ausgebrudt ift, Mit welchen gleich ſtimmen 
Lutheri Catechiſmus vnd Confeſſio, und die Eonfeffio dem 





1558. XCH. Mecklenburgiſche KRiccdyenordinmg. 


Keifer zu Augſpurg vberantwortet, Anno 1530. Vnd wie 
biefe Lere, durch Gottes gnad, eintrechtiglich in den Kirchen 
ber Sechſiſchen lande, als zu Luͤbeck, Hamburg, Lüneburg vnd 
anderen dergleichen geprebiget wird. Mit welchen wir, Gott 
zu ehren, vnd zu vieler Menfchen feligkeit, begeren eintrechtigs 
keit zu halten. 

Vnd bitten den Herren Iheſum Chriftum, er molle uns 
gnediglich regieren, das wir eins find in Sm, zu Gottes ehre, 
und ons zu ewiger Seligkeit, Wie er felb fur uns in feinem 
Leiden gebeten hat. Amen. 

Deo Gratia.” 


Der anber Teil. 
Bon erhaltung des Predigampts, ober Mimisteri) Euangelici. 


„Dir arme [mache Menfchen, Binnen den hoben rat Goͤtt⸗ 
licher Maieftet nicht ergründen, wie Gott ben Menſchen ers 
ſchaffen hat, und mit feinem Liecht, und feiner Weisheit und 
Gerechtigkeit, fo fchön gezitt, vnd ernach in widerumb nad) 
bem all, von wegen feines Sons angenomen, und den Son 
zu Mitler gemacht, und gibet uns durch in mwiderumb feine 
Weisheit, Gerechtigkeit, und ewiges Leben. 

Wiewol nu ſolchs alles weit ober unfern verftand iſt, fo 
follen wir doch mit bergen vnd mit glauben, bie Göttlichen ofs 
fenbarungen anſchawen, Darin Gott ſich felb fur und fur den 
Menschen gewislic, geoffenbaret hat, das wir jn erkennen, und 
wiſſen follen, das er jm ein ewige Kirche im Menſchlichen Ge 
ſchlecht ſamlet. Vnd follen jm demütiglich danden, fur alle 
feine offendbarungen: Als da er erftlich Adam und Heua wi: 
derumb angenomen, vnd ernach dem Nohe, Abraham, Mofi, 
Joſua, und andern Propheten zeugnis gegeben hat. Vnd hat 
feinen Son Iheſum Chriftum gefand, der todten vfferweckt -etc. 
Vnd ernach die Apoftel, das Euangelium in die gange Welt, 
mit vielen wunderwercken, prebigen lafjen. 

Diefes alles follen wir orbenlich betrachten, vnd den glaus 
ben mit allen zeugniffen fterden, und Gott vmb erleuchtung 
. bitten, das wir jn fur ond fur mehr erkennen, fein Gefeg vnd 
eu beſſer verftehen, vnd jn herglicher anruffen und 
preifen. 

Nu ift war, Gott hette ben Menfchen mol one mittel, zu 
ſich widerumb bekeren koͤnnen, vnd als bald in ewiges Ichen 
fihtbarlich fegen, vnd andere Dienfchen ſchaffen. Er hat aber 
biefen Rat befchloffen, das er jm ein ewige Kirche alfo ſamlen 
wil, durch fein Wort, badurd, er wircken und krefftig fein wil, 
Vnd follen die Menfchen,, zu ewiger Seligkeit auserwelet, aus 
diefer armen ſchwachen Natur geborn werden, Vnd follen in 
biefem zeitlichen leben, zu erkentnis Gottes beruffen vnd befert 
werben. Diefes alles ift alfo von Gott befchloffen, und ges 
offenbaret, das follen wir betrachten, und mit glauben annemen. 

Dieweil nu Gott die Kiechen durch fein Wort famlen wit, 
bat er auch Perfonen dazu gegeben und geordnet, die im Pre 
digampt fein follen. Vnd ift der erfie Prediger im Paradis 
ber Son Gottes, dadurch Adam vnd Heua aus bem tode er- 
rettet, vnd widerumb in Gottes gnaden genomen find. Da 
iſt erftlich die wunderbarliche Verbeiffung, aus dem heimlichen 
Goͤttlichen sat eröffnet, Der Samen des Weibes wird ber 
Schlangen den kopff zertretten. Durch weiche verheiffung her» 
nad) die Kicche fur vnd fur erbawet if. Von diefem erften 


117 


Prediger fpricht Johannes, Der Son, der in des ewigen Bas 
ters ſchos iſt, hat es vns geoffenbatet. 

Vnd dieſer Son Gottes, erheit fur vnd fur das Predig⸗ 
ampt gewaltiglich, wider die Teufel, Tyrannen und Keger. Ob 
es gleich bey meilen ſchwach und eng wird, fo richtet er es doch 
widerumb vff, Dat alfo fur und fur Propheten gefand, ift er⸗ 
nad) Menſch worden, hat fihtbarlich geprebiget, vnd zeugnis 
gegeben, todten vfferweckt, und ift felb aus dem tobe widerumb 
in das leben erflanden, vnd hat andere viel Menſchen mit ers 
weckt, bat die Apofteln ausgefand, mit ausgedrudtem befehl, 
Wie mic, mein Vater gefand hat, alfo fende ich euch. 

Vnd haben die Apoſteln weiter befehl gethan, das die Pre⸗ 
diger fampt ber Kirdyen, andern tuͤchtigen Perfonen, das Pres 
digampt befehlen follen. Wie Paulus fpricht zu Timotheo. 
Die Lere, welche du von mir gehort haft, bey vielen zeugen, 
foltu befehlen trewen Menfchen, die tüchtig find andere zu leren. 
Vnd zu Zito fchreibt er auch, Er fol in den Stebten vmbher 
Prediger fegen. 

Alfo bleibt durch vberſchwenckliche Barmhertzigkeit Gottes, 
aus Göttlicher ordnung und macht, das Predigampt fur und 
fur, Wie Gott felb fpricht in Eſaia, cap. 5l. Ich lege meine 
Wort in deinen mund, vnd mit bem fchaten meiner hand bes 
bed ich di), das du mir den Himel pflangeft, Das ift, das 
du mir ein ewige Kirche ſamleſt, damit der Himel erfüllet 
werde, wie ein fchöner Garte mit pflangen etc. 

Vnd iſt der Herr Chriftus feld fur und fur ber Erhalter 
bes Predigampts, wirckt Erefftiglicy durch das Euangelium, das 
viel Menfchen zu Gott befert vnd erleuchtet werben, vnd in 
inen ewiges leben vnd gerechtigkeit angefangen werde. Wie 
ſolchs klar ausgedruckt ift, Ephe. 4. Da Paulus fpricht, Der 
Herr Chriſtus fige Zur rechten hand des ewigen Vaters, vnd 
gebe ben Menfchen feine gaben, Propheten, Apoftel, Euanges 
liften, Hirten und Lerer. 

So ift nu gewislich, die erhaltung und krafft des Minifterij 
Euangelici, nicht unfer Menſchlich werd, fondern des Herrn 
Chriſti. Der braucht aber in diefem leben Perfonen dazu, und 
berufft deren etlich felb one mittel, Als Propheten und Apofteln, 
Wie er Paulum one mittel beruffen hat. Etliche aber berufft 
er durch gliedmas der Kichen. Vnd iſt fein wille, das wir 
diefen vnſern gehorfam dabey erzeigen, das bie Kirche feld fur 
vnd fur, tüchtige Perfonen fuche vnd erwele, denen das Pre 
digampt, nach der verhoͤr, und mit dem gebet befohlen werde. 

Vnd ift der Here Chriftus auch Erefftig durch fein Euange⸗ 
lium vnd Sacrament, Wenn gleidy die Perfonen nicht ong 
mittel, fondern durch der Kirchen gliedmas beruffen find. 

Vnd fol dad Vold offt erinnert werden, dieſe Göttliche orde 
nung und gaben zu betrachten, und Gott und bem Herrn Chriſto 
zu danden, das er alfo das Predigamt erhelt, und dadurch kreff⸗ 
tig ift, bey ung wonet, hilfft und erhöret und, und macht und 
erben ewiger Seligkeit. Vnd follen wir das Ampt, vnd bie 
trewen Perfonen, lieben und ehren, Sollen auch ernſtlich bite 
ten, das er die Kirchen nicht wölle zerſtoͤren laſſen, durch Teu⸗ 
fel, Tuͤrcken, Tyrannen, Bepft, falſche Lerer ete. Das er uns 
tüchtige Perfonen geben woͤlle, und woͤlle fie und uns, mit feis 
nem Heiligen Geiſt regieren. 

Denn warlich felig Kirchenregiment, ift nicht ein werd 
menſchlicher Weisheit oder macht, wie viel toller Reformatores 


18 - 


gedencken, Sondern es ift des Deren Chriſti werd, wie er felb 
fpricht, Zohan. 15. One mic, önt jr nichts thun. Dabey 
ſollen wir aber biefen gehorfam halten, das wir trewlich tüchtige 
Derfonen zum ampt fuchen und welen. 

Darumb iſt erſtlich vnſer ernfllicher wille und befehl, das 
man nicht geftatte, das onberuffene, und vnuerhoͤrte Perfonen, 
fich felbs ind Ampt eindringen. | 

Vnd mag ons hie mit nicht vfferlegt werben, als machten 
wir Menfchen gebot. Denn das ift gewislich war, das der bes 
uff, verhoͤr, öffentliche verfündigung bey ber Kirchen, und ges 
bet, Göttliche ordnungen find. Vnd iſt troͤſtlich, das wir 
wiffen, das der Herr Chriſtus alfo das Minifterium, aud) dur) 
diefen beruff erhalten wil. Vnd ift alfo bald nad) der Apofteln 
‚ zeit gehalten. Denn alfo fpricht das Concilium Nicenum, das die 
Kicche welen fol, vnd fol der Bifchoff zur wahl gezogen werden. 

Bund gehört diefe Lere in den Artickel, Ich gleube das eine 
heilige, Chriftliche Kirche ſey, das iſt, Das der Herr Chriſtus 
gewislich Erefftig fen, wo das heilig Euangelium recht gepredigt, 
vnd mit glauben angenomen wird, vnd bie Sacrament im 
rechten brauch find. Hie wird geredt von der Kirchen fur vnd 
fur, die Prediger hat, welche aut des befehls der Apoſtel, durch 
der Kirchen gliedmas beruffen, und zum Ampt zugelaffen find. 


Es ift ein einiges Euangelium Gottes, fo man recht predigt, 


Es predigen Eſaias, Johannes, oder Polpcarpus, der nad 
Sohanne dur) die Kirche zum Minifterio beruffen ifl. Vnd 
wer ſolchen beruff und wahl verwirfft, der flreitet wider den 
Artidel, Ich gleube bas eine Heilige Chriſtliche Kirche fey. 

Zum andern. Nach dem wir niemand feine alte gerechtigs 
keit, an der Kicchen beftellung, oder Ius Patronatus, zu ‚ne 
men begeren, vermanen mir doch alle, das fie zu diefem hohen 
Ampt, darumb der Son Gottes fein Blut vergoffen hat, fo 
viel müglich if, tüchtige Perfonen fuchen und prefentiren, Nem⸗ 
lich, Gottfuͤrchtige Menner, die nicht in öffentlichen laſtern les 
ben, Vnd die Chriftliche Lere zimlich gelernt haben, vnd reine 
Lere des Euangelij befennen, und nicht falfche Lere, unferer 
Bekentnis widerwertig, mit vntermengen, vnſere Kicchen zu 
zerruͤtten, vnd ſpaltungen anzurichten. 

Zum dritten. So einer zum Prebigampt beruffen wird, 
fol er den Superattendenten , ba die Ordinatio in den neheften 
Stedten gehalten wird, prefentirt werden, Vnd fol an fie zeug⸗ 
nis ausdrüdlicd, von feinem Beruff, und von feinen Sitten 
dringen. Denn bie Bepſtliche gewonheit, iſt vrſach vieler 
geoffer jrthum und Abgöttereien, das die Biſchoue Perfonen 
weihen, auffer dem Predbigampt, allein dem Bauch zu gut, 
Meſs zu halten. 

Zum vierden. So einer zeugnis bringet, von feinem be 
ruff, und von feinen fitten, fol ee von dem Superattendenten 
in der felbigen Stab, vnd von etlichen mehr Predicanten, die 
babey fein follen, ordenlich und fittiglich verhärt werben, von 


den furnembſten artideln Chrifllicher lere. Vnd fo die Ver⸗ 


hörer befinden, das er zimlichen verfland hat Chriſtlicher Lece, 
vnd nicht mit falfcher lere befleckt ift‘, follen fie jn zu der Ordi⸗ 
natio zulaffen. | 

So fie in aber alfo vngeſchickt, oder firefflich ih der Lere 
befinden, follen fie in zu der Ordinatio nicht, zulaffen, und nach 
gelegenheit jm je bedencken anzeigen, ob er noch zu vnterrichten 
were, ober ſtracks weg zu weiſen. 


1558, xcır. Mecklenburgiſche Rirdyensrbunng: 


Zum fünfften. So einer fur tüchtig geachtet, fol er vers 
manet werden, das er furnemlich dieſe zwey ding bedencken 
wölle, Nemlich, das dieſes Ampt ein dienſt fen, darin der Herr 
Chriſtus felb wirde, ond damit eine ewige Kicche famle, Vnd 
das Menſchliche Weisheit und Erafft dazu nicht gnugſam fern, 
Sondern wie Paulus fpricht, 2. Corinth. 3. Das wir tüchtig 
find, iſt von Gott. 

Dabey aber fordert Gott gleichwol, das wir trewe diener 
fein. Wie S. Paulus auch fpricht, Hoc requiritur ut fide- 
les simus. 

Nu begreifft Trewe, Erſtlich, das wir die Lere recht lernen, 
Denn ber Artzt, der feine kunſt nicht Fan, ift nicht trew, fons 
dern ein betrieger, fo er fich ber kunſt rhuͤmet. 

Zum andern, iſt Trewe, das wir beftendig in rechter Lere 


nb. 

Bum dritten, Das wir im bienft vleiffig find, ber Kirchen 
zu geroönlicher zeit warten etc. und fonft züchtiglich leben. 

Nach diefer vermanung, fol eine Chriftliche zufage von jm 
genomen werben. Nemlich, das er in diefem heiligen Ampt, 
mit Gottes furcht, glauben und anruffung zu Gott, dienen 
wölle, und wölle züchtiglich Leben, und vleiffig lernen. 

tem, Das ex In der reinen Chrifllichen Lere, bie er in 
diefer verhör befant hat, und die durch Gottes gnad, in biefen 
Kirchen eintrehtiglich geprebiget wird, mit Gottes huͤlff beftens 
dig bleiben wolle, und wolle im Ampt trewe und vleiffig fein. 

Derauff fpricht der Ordinandus, Er wolle, durch Gottes 
gnad, diefes trewlich thun vnd halten. 

Vnd damit die Ordinanden wiſſen muͤgen, vff welche zeit 
fie zur verhoͤr vnd zur Ordinatio komen ſollen, iſt vnſer wille, 
ſo offt Ordinanden ankomen, das ſie in der ſelbigen, oder fol⸗ 
genden wochen, verhoͤrt werben, fo ſie ſolchs begeren. Vnd fo 
ſie tuͤchtig ſind, das ſie den Sontag, nach der predigt, oͤffent⸗ 
lich ordiniert werden, vnd nicht beladen werden mit groſſer ze⸗ 
rung, durch den verzug. 

So man aber etliche geringe, noch beſſer vnterrichten wil, 
mag man ſie eine woche, zwo oder drey vff halten. Dieſes 
wollen die Patroni bedencken, vnd den armen Mennern, die ſie 
preſentirn, zerung geben. Denn dieſes heilig Ampt, ſol den⸗ 
noch zuͤchtiglich vnd ernſtlich angefangen werden. 

Vnd fol ſich der Ordinand zum Gebet vnd zur Communis 
bereiten. Vnd fol die Forma gehalten werden, wie fie der Ehru⸗ 
wirdige Here Dostor Martinus Luther geſtellet hat, Nemlich, 
ls gebet, vfflegung ber hend, vnd befelhung des Mi⸗ 
niſterij. 

Weiter ſollen keine Ceremonien oder pflicht bazu geihan 
werden, Denn bisfe Ordinatio iſt ein Öffentlich zeugnis bay 
dee Kiechen, das diefe Perfon beruffen ſey, vnd befelh habe, 
das Euangelium zu predigen, vnd bie Sacramenta zu reichen. 
Vnd tft recht, das die gange verfamlung, im anfang biefes 
grofſen wercks, Gott anınffe, und fur diefe Perfon, und in ges 
mein, umb erhaltung des Minifterij, und erhaltung ber Aw 
hen, ernfitid, bitte Diefes haben die Apoſtel auch alfo ges 
halten, vnd iſt one zweinel biefe weife zuuor bey den erften - 
Vetern auch gewefen. Die Bepfte haben andere, newe, uns 
rechte Ceremonien vnd pflichten angehenget, Die follen in vn⸗ 
fern Kirchen gang abgethan fein.” 





ASS. XCH. Vecklenburgiſche Kirchenordumug . | 119 


Berma Ber Drbination, gefteliet burch ben Eprnwirbigen Seren 
Mart. Lutberum. D. 
[Vergl. oben bie Braunſchw. K.⸗O. v. 1543] 
„Erſtlich finget man, Veni sancte spiritus. Vnd wird bie 
Collect gelefen. Darnach lieſet der Superattendens diefe fol 
gende Tert. | 
So fchreibet S. Paulus, in ber erſten Epiſtel an Thi⸗ 
motheon, am dritten Capitel. 
Das tft je gewislich war ıc. [L. Tim. III. 1—7.] 


&o ermanet ©. Paulus bie Elteſten der gemeine zu Ephefo. 


So habt nu acht vff euch feibftic. Ap.⸗Geſch. XX. 2831.) 

Hie hoͤret jr, das vns, ſo Biſchoue, das iſt, Prediger vnd 
Pfarherr beruffen ſind, vnd ſein ſollen, nicht wird befolhen 
Genſe oder Kuͤe zu huͤten, Sondern die Gemeine, ſo Gott durch 
ſein eigen Blut erworben hat, Das wir ſie weiden ſollen, mit 
dem reinen wort Gottes, auch wachen vnd zuſehen, das nicht 
Wolffe vnd Rotten vnter die armen Schafe einreiſſen, darumb 
nennet ers ein koͤſtlich werd. | 

Auch fur unfer Perfon, follen wir zuͤchtig vnd ehrlich leben, 
Vnſer Haus, Weib, Kind vnd Gefind, Chriſtlich Halten und 
ziehen. 

Seid je nu ſolches zu thun bereit, fo ſprecht Ja. 

Da lege der Superattendens, vnd die andern Diener bes 
worts, fo dabey find, dem Ordinando bie hend vff das heubt, 
Darnach fpreche er. 

Laſſt uns beten. Water unfer, der du bift-im Himel etc. 

Barmhergiger Gott, bimlifcher Water, du haft durch den 
mund deines lieben Sons, vnſers Deren Iheſu Chrifti zu vns 


gefagt, Die Erndte ift gros, aber wenig find der Erbeiter, Bits - 


tet den Deren der erndte, das er Erbeiter in feine erndte fenbe. 
Vff ſolchen deinen Goͤttlichen befelh, bitten wir von bergen, du 
wolleſt diefen beinen Dienern, fampt une, vnd allen die zu del⸗ 
nem Wort beruffen find, deinen heiligen Geift reichlich geben, 
das wir mit groffen bauffen deine Euangeliften fein, Trew vnd 
feft bleiben, toider den Zeufel, welt und fleifh. Damit beim 
Name geheiliget, dein Reich gemehret, dein Will volbracht 
werde. Wolleft auch dem leidigen grewel des Bapſts, vnd 
Mahometh, fampt andern Rotten, fo beinen Namen leftern, 
bein Reich zerflören, deinem Willen widerftreben, endlich fteus 
ren und ein ende mahen. Solch vnſer gebet (meil bu es ge 


heiſſen, geleret, und vertröftet Haft) wolleſtu gnediglich erhoͤren, 


wie wir gleuben vnd trawen, durch deinen lieben Son, vnſern 
Herrn Ihefum Chriflum, Der mit dir, und dem heiligen Geift, 
lebt und herrſchet in ewigkeit. Amen, 

So gehet nu hin und weidet die Herde Chrifti, fo euch bes 
felhen if, und fehet wol zu, Nicht gezwungen, fonbern willig⸗ 
lich, Nicht vmb ſchendlichs gewins willen, fondern von hergen 
grund, Nicht als die ober das Volck herrfchen, fondern werdet 
furbilde der Herde. So werdet je (wenn der Ertzhirte erfcheis 
nen wird) bie vnuorwelckliche Krone ber ehren empfahen. Be- 
nedicat uobis Dominus, ut faciatis fructum multum. Amen. 


Folget bie Gommanio. 


Vnd ſollen ernach den Ordinatis, geſchriebene oder gedruckte 
Öffentliche Teſtimonia gegeben werden, Vnterſchrieben duch den 


das fie zum Prebigampt zugelaffen find, vnd nicht falfche Le⸗ 
rer find.” 
Ben den Kirchengerichten. 

‚Beides mus man wifien, Das groffe und weite onterfchleb 
find, zwiſchen weltlichen gerichten, vnd ftraffen, ond Kirchenges 
richten vnd ftraffen, Vnd das gleichwol die Kirche, befondere 
Gericht und Straffen haben mus, Wie ber Herr Chriftus diefe 
gericht felb ordnet, Matth. 18. Vnd find one zweiuel zuuor in 


der erften Veter kirchen, dergleichen befondere Kicchengericht 


getvefen. . 

 - Bnd gehören barein furnemlich, zmeierley fahen. Streit 
von der Lere, und Vrteil wider die fo m eufferlihen Sünden 
leben, vnd nicht ablaffen wollen. Von ſolchen gerichten redet 
&. Paulus zun Gorinthern. 

Es haben auch ernach die Bifchoue, etliche Zelle in Ehſa⸗ 
chen, in diefe gericht gezogen. Denn die Heiden haben oͤffent⸗ 
liche onzucht, und mutwillige Ehetrennung zugelaffen. Solche 
Sünden zu ftraffen, und zu verhüten, hat die Kirche ſich folcher 
fachen müfjen annemen. Wiewol ernach etliche Canones ge 
macht find, die auch ftrefflich find. Wie in diefem menfchlie 


hen Leben, leichtlich jrthum vnd böfe gemonheiten einfchleichen, 


So man eignen gedanden, und nicht Gottes wort folget. 

Nu befindet man leider‘, in diefem elenben leben, das von 
Ehegelübden viel jrrungen furfallen, Ernach auch offt Teichtfere 
tige verlaffungen ete. Vnd ſind diefer fachen fo viel, das 
fie ein befonder Confiftortum bedürffen, darin Gottfürchtige, ges 
lerte, vnd verftendige Menner figen. Darumb bedenden wir 
auch, das biefe ſachen bey dem Kirchengericht bleiben follen. 

Vnd tft berhalben befchloffen, ein nem Eonfifturtum ber 
Kirchengericht, mit Gottes Hülff, beſtendiglich in Roftod zu 
ordnen. Dieweil da in der oninerfitet tüchtige Perfonen bey: 
fammen find. Vnd wird den Perfonen,, zum Conſiſtorio vers 
ordnet, aus beiden Faculteten, ber Theologen und Juriscon⸗ 
fultorum, ein Inſtructio zugeftellet, von der gangen ordnung 
bes Conſiſtorij, von Perfonen, befoldung, Sachen bie fur die: 
ſes Conſiſtorium allein gehören, vom Proceſs, und forma ber 


Execution. 


Wo nu ſtreit von der Lere furfallen, ſol der Superatten⸗ 
dent des ſelbigen orts, ſolchs dem Conſiſtorio in Roſtock an⸗ 
zeigen. Das ſol die Parten fuͤrderlich erfordern, vnd citiern, 
Vnd darin Chriſtlichen proceſs halten, Laut der Inſtruction. 

Wo auch das Conſiſtorium ſelb von ſolcher vneinigkeit et⸗ 
was vernomen, fol es foͤrderlich, vnerſucht, die Parten ex of- 
ficio citirn, jrthum vnd ſpaltungen in den Kirchen abzumenden. 
Vnd fo die fachen grosmidhtig find, follen fie dauon der Herr⸗ 
ſchafft bericht thun, die weiter rat haben wird, Vnd fo es not 
ift, Synodos halten, und bazu verftendige Menner aus andern 
Kirchen beruffen und bitten.” 


Bon Laftern, Ehebrud ober anderer vnzucht, Weradytung Chriftlicher 
lere und Gacrament etc. 


„So jemand in Sffentlichen fünden lebet, fol der Paftor des⸗ 
felbtgen orte, erfllich jn vermanen, fich zu Gott zu bekeren etc. 
Wo diefe vermanung nicht hitfft, fol der Paftor dem Superat⸗ 
tendenten dauon bericht thun, ber fol folche® dem Confiftorio 
zuſchreiben, vnd fol das Gonfiftorium den beflagten citien, 


Superattendenten, und etliche mehr Perfonen. Das man wiffe, | Und fo er nicht gehorfam iſt, oder nach der verhör das öffent» 


‘ 


120 


lich ergernis nicht nachlefft, fol er in den Bann gethan werden, 
Laut der Inſtruction. 

Vnd fo der Verbante, dieſes auch veracht, fol ſolchs im 
Ampt angezeigt werden, Da fol er in leibliche ſtraff genomen 
werben. Denn weltliche Oberkeit, ift auch aus Goͤttlichem ges 
bot ſchuͤldig, öffentliche Laſter zu ſtraffen. 

So viel den Eheftand belanget, follen die Paſtores in jren 
prebigten, dem Volck rechte Lere dauon offt furtragen, und er⸗ 
Innern, das alfe vermifchung auffer dem Eftand, fünde fer, 
Vnd das Gott feinen zorn dagegen, mit ftraffen in diefem Le 
ben, vnd in emwigkeit erzelge, wider die fo nicht bebert werben, 

Sie follen auch, Beine vnehliche beywonung geftatten. Vnd 
fol ber Eheftand mit öffentlicher Defponfatio, und gebet, in bey 
fein etlicher ehrlicher Menfchen, ald zeugen, angefangen merden. 

Bor allen Hochzeiten, fol zuuor drey mal die verfündigung 
gefchehen, welche Perfonen einander Öffentlich, follen vertrawet 
werden. Vnd fo jemand verhinderung weis, ber fol folches 
anzeigen. 

Mo nu jerung furfelt, fol der Paftor die Perfonen an das 
Gonfiftorium meifen, vnd ſol fie nicht vertrawen, Sondern des 
vrteild erwarten. Sol jnen aud) verbieten, das fie vor bem 
vorteil , einander nicht berüren. 

Dergleichen, fo Eheliche perfonen einander verlaffen hetten, 
vnd wolten andere Heirat machen, dieſes fol der Paflor auch 
. nicht zu laffen, Sondern fol fie an das Conſiſtorium weifen, 

vnd des vrteilg erwarten. Sol auch jnen gebieten vor dem vr⸗ 
teil Beine Heirat zu machen. | 

Vnd follen fich die Paftores off dem Lande, nicht felb zu 
Richtern machen. Denn fie innen den ordenlichen Procefs 
nicht halten. So ift es auch nicht aller verſtand. Sondern 
fo bald fie den Perfonen befolhen haben, die ſach fur das Con⸗ 
fiftoritum zu bringen, follen fie jre Namen verzeihen, und den 
fall im Ampt, oder dem Buͤrgermeiſter anzeigen. Da follen 
Amptleut oder Bürgermeifter, als batd den felbigen Perfonen 

gebieten , das fie die fach förderlich, fur das Confiftorium brin⸗ 
gen. Vnd ſollen vor dem vrteil, und vor der Öffentlichen Chriſt⸗ 
lichen fotennitet der Hochzeit, Feine beywonung zulaffen. 

Vnd fo jemand, der Paftor, Amptman, Bürgermeifter, 
oder die perfonen welche der fall belanget, wider diefen vnſern 
Chriftlichen befelh handeln würden, ſollen fie ernſtlich geſtrafft 
werden. Denn wir wiſſen, dad alle Regenten, Gott diefen 
gehorfam fhuldig find, vnrechte vermifhung mit groffem ernft 
zu verhüten, Vnd dagegen alle gute ordnung, die zu erhaltung 
des Chriftlichen Eheftandes dienen, zu handhaben. - 

Meiter follen fur diefes Confiftorium gehören, die jrrungen, 
fo fich zwifchen Paftorn, Diacon und Cuſtos, unter jnen felb 
zutragen. 

tem, So jemand wiber fie zuflagen hat. 

Stem, So den Kirchen etwas vom eintomen, oder von 
Gütern, entzogen wird. Item, fo den Paftorn, Diacon oder 
Cuſtos, nicht bezalung gefchihet. Als denn fol das Conſiſto⸗ 
rium an das Ampt, oder an ben Rat, oder endlich an bie 
Herrfchafft fehreiben, das den Kirchen, vnd Kirchenperfonen, 

* geholffen werde. 

Andere ſachen, die nicht Kirchen, oder Kirchen perfonen be 
langen, als ſchuld fachen zwiſchen Leien, follen in feinen wege 
in diefe Gonfiftoria gezogen werden. Wie vor diefer zeit, ein 


1558. XCH. Mecklenburgiſche Kirchenordunug. 


au ber Biſchofflichen gericht, und des Banns ges 
wefen ift. 
Was mehr zu bedenden ift vom Gonfiftorio, ift in die In⸗ 
ſtructio gefaffet.” 
Bon ber Biftatio. 


„Des Hausuaterd augen und fustrit, machen den Acker fett, 
Alſo fagt das alte fprichwort, zu erinnerung , das in aller Res 
gierung nötig iſt, das dieſe Perfonen, welchen furnemlich die 
Regierung befolhen ift, felb vleiffig vfffehen, und mercken ſollen, 
wie man haußhelt. 

Alſo ift hochnoͤtig, das trewe Vfffeher bey weiten die Kir 
hen befuchen, und erfunden ſich, von der Lere und Sitten der 
Paftorn, von des volcks verftand und befferung, von öffentlichen 
Laſtetn, Ehebruch, vnd anderer vnzucht, von verachtung der 
Chriſtlichen Lere vnd Sacrament, von vneinigkeit zwiſchen den 
Paſtorn vnd dem volck, von der Paſtorn ſchutz vnd vnterhal⸗ 
tung, von den gebewen, vom einkomen der Kirchen, dauon man 
die Paſtorn, Diacon, Schulen, Hoſpitaln vnd arme Leut, wel⸗ 
chen die Kirch huͤlffe thun mus, vnterhalten ſol. 

Nu kan nicht alle jar, eine gantze vnd general Vifitatio ge⸗ 
ſchehen. Darumb wollen wir, mit Gottes huͤlff, verordnen, 
das in jedem Jar, in etlichen Emptern die Kirchen viſitiert wer⸗ 
den. Vnd ſol das Conſiſtorium dauon erinnerung thun, vnd 
die Regiſter bey ſich haben. 

Erſtlich aber, wollen wir eine gemeine Viſitatio, im gantzen 
Fuͤrſtenthum, mit Gottes huͤlff, furnemen. Dazu follen nes 
ben den Selarten, etliche Perfonen vom Adel und Landreten 
verordnet werden. Vnd fol dazu die Vnkoſt aus den Klofter 
gütern genomen werben, Wie auch in der Particular Viſitatio. 
Damit der armen Leute, fo viel müglich iſt, verfchonet werde. 

Vnd fol daben der Notarius Eonfiftorij fein, der ordentliche 
Regiſter mache, von allen Kirchen, und von ben furnemften 
bandlungen. Diefe Megifter follen bey dem Confiftorio vers 
wart werden. Vnd werden bie gefandten felb bedenden, 10 . 
der anfang zu machen, und wie in Emptern, die Dorffſchafften 
in die neheſten Stedte, durch die Amptleut zu erfordern. 

Vnd fo fie an ein ort ankomen, fol erftlich der Prediger 
vnter ben Vifitatorn eine predigt thun, darin dem Volck anges 
zeigt werde, das dieſe Befuchung, zu erhaltung rechter Lere, 
vnd Chrifklicher zucht, furgenomen fey, jnen und den Nachko⸗ 
men zu gut. Darumb follen fie auch, Gott zu lob, und jnen 
felb zu befferung, gehorfamlich erfcheinen, und heiffen, das 
diefe befuchung gute feucht fchaffe. 

Darnach fo man eine Kirche vifitiert, follen erftlich der 
Paſtor und Diaconi, von der Lere vleiffig verhört werden, in 
allen Heubtartideln. | 

Zum andern, Sind die Paſtores und Diaconi zu fragen, 
von den folgenden Artickeln, wie auch die erforderten Perfonen 
aus dem volck. " 

Zum erften, was der Paftor und Diaconi leren, ond ob fie 
jted Ampts warten, zu gebürlicher zeit predigen, und Sacra⸗ 
ment reichen, und zu ben Pranden komen, fo fie gebeten were 
den. Vnd ob fie off beftimpte zeit die Jugent hören im Ca⸗ 
tehifmo. Item, ob fie die Privat abfolutio erhalten, vnd eis 
nem jeden in fonderheit fprechen, vor der Communio. 

Zum andern. Ob einigkeit fen zwifchen ben Kirchen⸗ 
perfonen. 


13582. Om. Mecklenburgiſche Kirchenorbuuug. 


Zum dritten. Von fitten der Paftorn, und Diacon. 

Zum vierden. Dom Vold, Ob in der Stad, oder im 
Dorff, Perfonen find, die in öffentlichen Sünden leben, Als 
in Ehebruch, onehelicher beywonung, oder anderer vnzucht. 

Zum fünfftn. Ob jemand da Zeuberey treibe.. 

- Bum fehlten. Ob noch Walfarten, oder andere öffent 
liche Abgötterey am felbigen ort fey. 

Bum fiebenden. Db jemand da lefterlich rede, wider Gott, 
ober wider Chriftliche Lere. 

Zum achten. Ob jemand nicht zu Chriftlicher Communio 
gehen wolle. | 

Zum neunden. Ob etliche falfcher Lere und Secten, als 
ber Widerteuffer, oder andern, bie unfere Kirchen leftern, ans 
bengig find, vnd fpaltungen machen. 

Zum zehenden. Ob Wucherer da find. 

Zum eilfften. Ob auch mutwillige Leute find, die bem 
Daftor und den Diacon drewen, oder fie ſchmehen, oder pochen. 

Zum zwelfften. Ob etliche eheliche Perfonen von einander 
geläuffen find. 

Zum dreizehenden. Ob etliche Eheleut in vneinigkeit mit 
einander leben. | 

Bum vierzehenden. Ob etliche Kinder jre Eltern pochen 
oder ſchlagen etc. 

Zum funffzehenden. Wie «8 mit dem Begrebnis gehalten 
werde. 

Zum fechzehenden. Wis die Schul regiert werde, vnd wie 
die Perfonen verforget find. 

Zum fiebenzehbendn. Don unterhaltung des Paftors und 
der Diacon. 

Zum achzehenden. Ob jemand auch ber Kirchen etwas 
entzogen hab, Ader, wiefen, hole, oder andere güter, ober 
sind, Vnd ob jemand den Paflorn vnd Diacon nicht bezalen 
wolle, das er ſchuldig ift. 

Zum neungehenden. Don ben gebeiven der Kitchen, be⸗ 
haufung des Paftors, Diacon, Schulen, vnd des Cuſtos 
wonung. 

Zum zwenzigſten. Bon.den Hoſpitaln, vnd von den Ar⸗ 
men, welchen die Kirche mus huͤlffe thun. 

Von dieſen Artickeln allen, ſol man die Paſtores, Diacon, 
vnd die Menner fragen, die aus den Stedten oder Doͤrffern 
erfordert ſind. Vnd nach dieſer erkuͤndung, ſol Chriſtliche 
beſſerung, in allen noͤtigen Sachen, von den Viſitatorn bedacht 
werden, Die auch den Amptleuten vnd Buͤrgermeiſtern, im 
namen der Herrſchafft, befelh thun ſollen, das die Laſter ge⸗ 
ſtrafft vnd abgewand werden, vnd Chriſtliche zucht erhalten 
werde. 

Vnd dieſe fragen, ſollen bie Paſtores dem Volck, alle jar 
zwey mal, als nemlich, vff den Sontag nach Paſca, vnd vff 
den tag Michaelis, fur leſen. Vnd die Leut erinnern, das ſie 
ſich zur Viſitation gerüft machen. Denn alle menſchen find 
fhuldig, ein jeder nach feinem ſtand, huͤlff zu thun, zu erhals 
tung Chriftlicher Lere und zucht. 

Darnach follen die Vifitatores felb, etliche von den alten 
vnd von ben jungen aus ben Dorffichafften, im Catechiſmo 
verhörn, und erfunden, ob fie rechten verftand haben von Chriſt⸗ 
licher lere, und Gott recht anruffen. 

Vnd in fonderheit, fol in der Viſitatio befelh gefchehen, 

II. 


12 


das in allen Heinen Stedten und Dörffern, die Paſtores ober 
Diaconi, am Sontag zur velper, die Kinder ordenlich vnter⸗ 
weifen im Gatechifmo, Alfo, das fie die Kinder nad) einander 
fragen, vnd Öffentlid in der Kirchen antwort von jnen hören. 
Vnd fol den Hausuetern, durch die Vifitatores ernftlich gebo⸗ 
ten werben, das fie jren Kindern, zw diefer verhör des Cates 
hifmi, alle Sontage zu komen, gebieten. Dazu follen auch 
die Paflores und Amptleut, die Dausueter vermanen. 

Die Amptleut und Bürgermeifter, follen auch mit ernft 
darob halten, das die Paflores, Diaconi, Schulmeifter, nicht 
mutroillig beleidigt werden. Item, bas fie trewlich, und zu 


. gebürlicher zeit, bezalet werben. \ 


Sie follen.audy, die Steb und Dorfffchafften dazu halten, 
das fie die Kirchen, und der Kirchen perfonen Behaufungen, 
Schulen, vnd Cuſtos wonung, nicht zerfallen laffen. Item, . 
das fie diefelbigen trewlich bawen, oder mwiberumb vffrichten. 
Vnd fo die Amptleute, Bürgermeifter, Stebte, oder Dorff⸗ 
fchafften, in diefem nötigen werd, vnwillig fein werden, follen 
die Superattendenten, ober das Confiftorium, ber Herrſchafft 
dauon anzeigung thun. Vnd wird fid die Derrfchafft alfo ers 
zeigen, das Stedte und Dorfffchafften, in diefem billichen ges 
horfam, nicht feumlich fein werden. Zu dem wirb auch die 
Herrſchafft, zu allen nötigen gebewen, an folchen oͤrten, da «6 
die notdurfft erfordert, holtz geben. 

Was auch den Kichen entzogen, Eder, wiefen, holtz, oder 
Zins, das fol inen one allen verzug, widerumb reftituirt werben. 

Die Vifitatores follen auch den Stifften und Kiöftern, ernſt⸗ 
lid) befelhen, das fie fich den Pfarkirchen gleihförmig machen, 
mit Predigen, mit ber Communio, und mit andern Chriftlichen 
Ceremonten, Vnd mit abthuung der Mifsbreuch, der Opffers 
meſs, der Heiligen anruffung, gelübden und Kappen, etc. Sols 
len auch nicht mit den Doris Canonicis beladen fein. 

Vnd mo in Stifften, oder Klöftern, noch nicht Chriſtlich⸗ 
predicanten find, follen als bald ſolche dahin verordnet werben. 
Vnd fol jnen aus den Stifften, oder Kloͤſtern, gewiſſe befol 
dung gereichet werden. 

Man fol auch ertündung haben, von den guͤtern, und 
einlomen, Vnd niemand etwas dauon zureiffen geftatten. 
Denn von biefen gütern, mus mit ber zeit, den Pfarrkirchen, 
Studijs, und Hofpitaln, hülffe gefchehen. | 

Welche Derfonen auffer den Kiöftern fein wollen, und fonft 
ehrlich leben, im Eheſtand ober ledig, den fol vnuerboten fein, 
ſich eraus zubegeben. Vnd ſo ſie ehelich werden, fol jnen aus 
dem Klofter hülff gefchehen. 

Mo in Jungfrawen Uöftern, bie Domina junge Jungs 
frawen, zu Chriftlicher zucht vnd vnterweiſung, annemen mil, 
das mag fie thun, Sollen aber mit Gelübden und Kappen 
nicht beladen fein. Sondern follen da lernen leſen, fchreiben, 
Predig hören, den Catechiſmum fprechen, zum teglichen gebet 
gehalten werben, mit foldyer unterweifung, das fie rechten vers 
ftgnd der gangen Chriftlichen lere erlangen, Und ſich zu rechter 
anruffung Gottes, und allen tugenden gewehnen. 

In die Mönche Eiöfter, fol niemand forthin eingenomen 
werben. Denn ob fie gleich furgeben, Schulen anzurichten, fo 
haben fie doch nicht tüchtige Perfonen dazu. Vnd müffen viel 
ingenig neben einander fein, fol man Sprachen und Künfte 
lernen. 

16 


1 


Dieweil aber noch alte Perfonen, in Stifften und Kiöftern 
find, follen fie vnterhaltung haben, und nicht verfloflen werden, 
&o fern fie ſich den Pfarkirchen gleihförmig machen, wie ges 
fagt iſt. i 

Bon Spnobis ift bedacht, das ein jeder Superattenbene im 
jar ein mal, Als nemlich, vff den Montag nad, Midyaelis, alle 
Daftores zu ſich erfordern fol, die in feine Superattendentia 
gehören. Dazu fol einem jeden von den Kirchuetern zerung 
gegeben werden. Vnd fol der Superattendens fie zu einigkeit 
in der Lere, und zu guten Sitten vermanen, Vnd ernach hören, 
was fie haben anzuzeigen, von der Lere, von Sitten der Nach: 
barn, und fonft von jrer unterhaltung und [dus Vnd fol ein 

‚peder Saperattendent, dem Conſiſtorio bericht zu fehreiben. 
Wenn andere gemeine Synodi zu erfodbern find, das fol ſte⸗ 
hen zu bee Herrſchafft bedendden, uff des Conſiſtorij erinnerung.“ 


Das Stitte Teil. 
Bon ordnung ber Leetion vnd Befaug in ben Kirchen. 


„Abe Menſchen follen mit herglicher danckbarkeit, biefen 
gnedigen willen Gottes erfennen, das er alfo eine Kirche, in 
deſem ſchwachen Menſchlichen gefchlecht Tamlet, Das er öffent: 
liche ehrliche verfamlungen echelt, damit fein Son, und das 
heilig Euangelium, in aller Welt befandt werde. Wie der 
Pſalm fpricht, Ire ſtimme iſt ausgangen vff die gange Erden. 
"Atem, Sein lob ift in der verfamlung der Heiligen etc. 

VBnd iſt zu der Verfamlung ein fonderliche, Tiebliche ver- 
heiffung gegeben, Wo zween oder drey im meinem namen- ver- 
famiet find, da wil Ich mitten unter jnen fein. Item, Was 
fie bitten werden, das fol geſchehen. Darumb follen wir alle 
diefe Öffentliche, Chriftliche verfamlungen, darin reine Lere des 
Buangelij geprebigt, und Gott recht erkandt, und recht ange: 
ruffen wird, hertzlich lieben, ehren, vnd erhalten helffen. So 
tft auch war, das vff erden nichts fchöners iſt, Denn ſolche ver: 
famlungen in Kicchen, Die ein bild und gleihnie find, der 
ewigen verfamlung im Himel. Darumb iſts groffe vnty= 
gend, ſolche Chriftliche verfamlungen nicht achten, nicht helfen 
erhalten „ fondern zerftören, Wie etliche grobe Menfchen felten 
zur Kirchen komen etc. 


Nach dem nu gewislich Gottes vnwandelbar Gebot iſt, das 


in dieſem Ieben, das Mintfterium Euangelij, im öffentlichen 
verfamlungen erhalten werde, follen und wollen wir Gott, durch 
feine gnade, hierin mit berglicher danckbarkeit gehorfam fein. 
Vnd iſt rhaktung der Öffentlichen, ehrlichen verfamlungen, 
nicht Menfchen gebot. Die zeit aber, vnd Lection, left Sort 
die Paftores nach gelegenheit ordnen. 

Dieweil nu die Kirchen in diefen Landen, diefer folgenden 
Dednung, des gröffern teils gewont find, Laffen wir fie alfo 
Bleiben. 

Vnd wollen hie mit zuuor erinnert haben, das wir damit 
rechten verſtand von Menſchlichen ordnungen in der Kirchen, 
"nicht vertundeln wollen. Wollen Feines Menfchen gewiſſen 
daran binden, als folte verenderung diefer ordnung, Sünde 
fen. Sondern wir mwolten ſolchs mit einander, omb ber armen 
Jugent, und vmb des Volcks willen, alfo gleich halten. Denn 
fo man ein ding offt höret, vnd von jugent vff gemonet, Tan 
mans beffer bedencken end betradyten, Vnd were zu wünbfchen 
das alle Menfchen, die gange Chriftliche lere, mit gleichen 


uu2 xcıt. Mecklenburgiſche Kirchenordunug. 


worten vnd Syllaben, ausreden koͤndten, Dazu auch die Sym⸗ 
bola gemacht ſind.“ 


Drönung ber Ceremonien, in Pfarkirchen ber Sted, und ba Schu: 
Ien find. 


Sonnabends, vnd andere heilige abend, vnd Feiertage, nad wittaäg. 
. Un gemeinen Sontagen, vnd Feiertagen. 


(Bergt. oben bie Saͤchſ. K.:D. v. 1539.) 


‚ Mes ober Eommunio. 


„Die fol *), wie vorhin in diefem Lande geordnet, und im 
brauch ift, mit der gemeinen oder Öffentlichen Beicht, gebet, 
vnd Abfotution,, durch den Priefter angefangen werden. Nems 
lich alfo. 

Der Priefter wende fid) fur dem Altar vmb, gegen bem 
Bold, vnd ſpreche. 

Mein allerliebften in Gott, eröffnet ewre bergen, Laſt vns 
Gott vnſere Sünden befennen, und vmb vergebung, im namen 
vnſers Herrn Iheſu Chrifti, bitten. Sprecht mir nach mit 
hertzlichem begeren zu Gott, im glauben an den Herrn Iheſum 
Chriftum, durch den heiligen Geift. 

Denn niet der Priefter nieder, fur dem Altar, und ein 
ander Kirchendiener, ober Cuſtos neben jn, vnd fpricht ber 
Prieſter mit lauter ftimme. “ 

Vnſer hülffe ftehet im namen des Herrn. 

Arntwort der Chor. 

Der gefchaffen hat Himel und Erden. 

Der Priefter. 

Ich armer fündiger Menſch, befenne fur bie, O allmechs 
tiger Gott, meinem Schepffer und erlöfer, das ich gefünbiget 
hab, nicht alleine mit gedanden, worten, vnd werden, Sons 
bern das ich auch von Natur fündig, und vnrein bin, in Süns 
ben empfangen vnd geboren. Ich hab aber zuflucht zu deiner 
grundlofen Barmhertzigkeit, fuche und begere gnabe, vmb des 
Heren Iheſu Cheifti willen. Herr fey gnedig mir armen 
Suͤnder. | 

Der ander Diener antwort biefes gebet. 


O Allmechtiger Barmhergiger Gott, der du deinen Einge 
bornen Son, für une in den tod gegeben haft, wolleſt bich vn⸗ 
fer erbarmen, Vnd vmb besfelben deines geliebten Sons wil⸗ 
len, vns alle vnſere Sünde vergeben. Auch deinen heiligen 
Geift und geben, der in uns wares erkentnis deines Göttlichen 
weſens und willens, dazu waren gehorfam gegen die, anzuͤnde 
vnd vermehre. Vff das wir das ewige leben, durch deine gnad, 
vmb des Heren Ihefu Chriſti willen erlangen, Amen. 


Der Priefter fpricht hernach diefe Abfolution. 
Der Allmechtige Barmhergige Gott, hat fich unfer erbars 
met, vergibt und warhafftiglich alle vnſere Sünde, vmb feines 


*) Der Eingang biefes Stuͤckes iſt entlehnt ans ber von Jo yann 
Riebling verfaiten Ordeninge der Miffe, wo be vann den 
Kerdheren vnnde Seelſorgern ym lande tho Medrein. 
borch, jm Fürſtendom Wenpen, Swerin, Roſtock vnn» 
Stargharde ſchal geholden werden.” MDXL. is B. 4. — 
Am Ende: Roſtock by Ludowich Dyey gebruckt. Am 18. Zunii. 
Bergl. über diefe Wiggers a. a. D. S. lisf. 


1558. XCII. Medienburgiiche Kiecheunrbunug. 


Geben Sons willen, Den er vmb vnſert willen, hat in den tod 
gegeben, Vnd hat macht gegeben Gottes Einder zu werden, 
allen die an feinen namen gleuben, Gibet vns dazu feinen heis 
ligen Geift, Wer gleubt und getaufft wird, fol felig werden. 
Das verleihe uns Gott allen, Amen. 

Dieweil diefe Beicht, Gebet vnd Abfolution gefprochen 
wird, fol bie gange Kirche ftille fein, und ſolchs anhören, Auch 
mit dem Prieſter alfo bekennen, beten, vnd die Abfolution zu 
bergen faffen, wol lernen, vnd fur. Gott offt desgleichen 
ſprechen.“ — Die weiten Anordnungen entfprechen durchaus 
denen der Saͤchſ. K.⸗O. 


Un Sontagen und Beiertagen, wenn feine Communicanten ba find. 


„Der Priefter fpreche erftlic, die Beicht, Gebet, vnd Abs 
ſolution, wie oben angezeigt. 

Darnach finge man ein deudſchen Pfalm oder zween, ober, 
Alleine Sott in ber höhe fen ehre. Oder andere geiftliche gefeng- 

Darnach ein Collect. 

Denn die Epiſtel. 

Darnach aber einen Pſalm. 

Darnach das Euangelium. 

Das Pattem. 

Wir gleuben. | 

Denn bie Predigt, mit bem gebet, wie oben gemelbet. 

Vnd disweil die zeit nicht Communicanten ba find, fol der 
Prediger bauon vrſach nemen, das vold! zu vermanen, das fie 
öffter zur Communio komen wollen, aus vielen orfachen. 

Erſtlich tft gewislich war, mo das herg kalt ift, in betrach- 
tung der Suͤnden, und in der anruffung, da iſt auch der troſt, 
ond die Communio weniger geachtet. Vnd aus diefer vrſach 
tft furnemlich, die erſte gewonheit geendert worden. Denn ba 


das Vold faul und alt worden ift, haben jre fünde und den 


troft nicht geachtet, und rechte anruffung nicht verſtanden, ha⸗ 
ben fie die Communio auch unterlaffen. . 

Nu follen wir teglich, fur und fur, vnſere ſuͤnde betrachten, 
vnd hertzlich für Gottes zorn erſchrecken, und ernſtlich bitten, 
das vns Gott gnedig ſein wolle, vmb ſeines Sons willen. 

Vnd wo nicht hertzliche begir iſt zur Communio, da iſt ge⸗ 
wislich keine ernſtliche rew, vnd ſchrecken fuͤr den Suͤnden. 

Weiter iſt auch das gebet, vnd danckſagung kalt vnd faul, 
Wo man der Communio nicht achtet. 

Bnd dieweil es gemein iſt, das etlich zum ſchein nemen, 
das ſie nicht zur Communio komen wollen, darumb das ſie in 
vneinikeit leben, mit etlichen Perſonen. Dieſes iſt noch mehr 
zu ſtraffen, Vnd komen viel groͤſſer Suͤnde vff einen hauffen. 
Memlich, ber Haſs wider den Neheſten, Vnd die vnterlaſſung 
der Communio. Vnd ſo die vneinikeit die Communio verhin⸗ 
dert, vorhindert fie auch das gebet, vnd die anruffung. Mu 
iſt ja das aller euſſerſt vbel, wenn ein menſch Gott nicht an⸗ 
ruffen kan. Darumb ſollen alle Menſchen in ſolchen fellen 
recht unterricht fein, das fie ſich nicht ſelb von Gott abreifſen, 
vnd endlich in vergweiuelung fallen, Sondern gebenden, wie 
das geroifien gegen Gott, vnd gegen dem Neheſten ftehen fol. 
Wer unrecht hat, fol verfünung ſuchen. Wer nicht unrecht 
bat, fol viel weniger mit Gott zuͤrnen, Vnd fol fein gewiſſen 
und her& frieden begexen,*ond fol jm bie anruffung nicht ſelb 


123 


jre machen, vnd verhindern, Sol auch dauon weitern bericht 
hören, von feinem Paſtor, etc. 

Nach der Predigt, finge man bie Litaney, oder etlich Pſal⸗ 
men, ond andere demdfche geiftliche gefenge. 

Darnach lefe dee Priefter eine Collect. 

Item, die Benebiction. Der Derr fegne did) etc. 

Endlich finge man, Erhalt uns Herr. Vnd, Verleihe 
ung frieb. 


An Sontagen und hohen Feſten, nach Mittage, in ben Stebten. 


Pſalm oder geiftt. Lied, Katechismusunterweiſung, Mag ni⸗ 
ficat, Vorleſung der zehn Gebote, des Symbols, Vaterunſers, 
der Worte von der Taufe und der Worte des Abendmahls, 
Predigt über ein Stud bed. Katechtemus, Gebet, Geſang 
(„Herr nu left du deinen Diener ꝛc.“), Colleete, Segen. 


Bon ben befonbdern Feten, ober Feiertagen, fo mau im iar halten fol, 


Die Feſte find außer den Sonntagen: Nativ. drei Tage, 
Circumeis., Epiphan., Purif. M., Annuse.M., Coen. Dom., 
Pass. Dom., OÖftern drei Tage, Ascension., Pfingften drei 


1 age, Trio, Die Apofteltage, Johannis, Mariaͤ Heimſuchung 


haben halbe, bagegen ber an die Stelle on Marid Heimfuchung 
tretende Michaelistag ganze Feier. „Es fol auch das Volck 
mit vleis vermanet, und dahin gehalten werben, das es ber 
Kelertage nicht misbrauche zu foͤllerey und andern Laſtern, fe 
aus müffiggang folgen. Sondern das ein jglicher daran Got⸗ 
te8 worte, und bes gebets warte, Vnbd die feinen auch folches 
lere, oder lernen laffe. So aber daneben obrige zeit if, mag 
ein jglicher,, fur müffig gehen, mol feiner erbeit warten.“ 


An Werdtagen. 


„In Stedten fol vffs wenigſt zween tage im ber wochen, 
nemlih, Mitwoch und Freitag, gepredigt werben, men 
gens vmb fteben ſchlege, Wand fol die Predig weren bis zw ache 
ten, vnd nicht brüber. Ä 

Da follen die Prediger, mit gutem rat, aus ber h. Schrift, 
ſolche Bücher oder ſtuͤck, wehlen vnd fur ſich nemen, die fur 
nemlich zu nötigem unterricht vnd troft aller Menſchen dienfts 
lich find... 

Es follen auch die Dieeont, mit vat und vomviffen jrer 
Paſtor, ſolche materien zu predigen furnemen. 

Wenn folche heilige tage gefallen, bie man nicht pfleget zu 
feiren, vnd doch jre Hiftorien im Euangelio hefchrieben find, 
Als da ift der tag Conuersionis Pauli, Marie Dagdalene, S. 
Johannis entheubtung etc. Mogen die Prediger ben felben tert 
und Hiftorien, an einem folchen werditage... der ſolchem h. tag 
am neheften ift, in der predigt Iefen vnd handeln. 

An folchen tagen, follen vor vnd nad) ber Predigt, deudſche 
geiftliche Lieder gefungen werden, damit fie dem Bold bekant 
und gemein werden, vnd die bergen dadurch zum gebet sr» 
wecket werden... - j 

Nach der Predigt, fol die Litaney gefungen werben. 

In der faften, fol man die Hiſtorien des leidens Chriſti, 
an folchen wercktagen prebigen.. | 

Es follen auch die Predigten am gemelten zweien Werchta⸗ 
gen, vmb der Feiertag willen, fo if ambene Mierditage in dar 
wochen gefallen, nicht vnterlaſſen werden.” 16* 

6 


124 1558. ACH. Mecklenburgiſche Kirchenorduung. 


. Rirhenorbuung vff den Dörffern. + 

„Ale Sonnabent nad) mittage vmb zwey, vnd alle heilige 
abend , wenn des andern tages bie verfamlung des Volcks ges 
ſchihet, fol vff den Dörffern der Cuſtos zur Veſper leuten. 
Vnd mo ber Pfarhere im Dorff wonet, fol er bald nach bem 
andern Puls, in die Kirche komen, und fingen mit feinem Cu⸗ 
flog einen Pfalm deudſch und vnterſchiedlich, das man jn mol 
verftehen kuͤnne. Darauff eine Antiphen, darnach den Hym⸗ 
num, O Lux beata, beudfch, ober ander gute gefenge, nach 
gelegenheit der zeit, ber Seit, und der Sontage. Denn das 
Magnificat deudfch, vnd die Collecta, Item, Benedicamus, 
Darnach, Erhalt uns Herr etc. Vnd, Verleihe uns friebe 
gnediglich. 

So aber Menner vnd Frawen in die Kirch komen (dazu 
ſie der Pfarherr vleiſſig vermanen ſol) ſo ſol man eine deudſche 
Lection leſen, aus dem alten oder newen Teſtament. Vnd 
darauff das Magnificat, vnd einen Pfalm deudfch fingen. 

Darnach ſol der Pfarhert die Leute verhoͤren, die des ans 
bern tages zur Communio gehen wollen. _ 

Es follen auch die Pfacheren diefer vorgefähriebenen Ord⸗ 
nung alfo. nachkomen, das fie nicht am Sonnabende zu felde 
Lauffen, und den gangen tag Fein Buch in bie hend nemen, wie 
bey etlichen ein gebrauch ift, Sondern in alle wege am Sonna⸗ 
bende jre Lere und Lectio vberſehen, und nach mittage jrer Ve⸗ 
fper vnd des Beicht hoͤrens warten, vnd daran keinen vleis 
fparen. 

Dadurch werden auch bie Zeut in die gemonheit komen, das 
fie auff den abend jre beichte thun, und jre gebet zu Gott, und ber 
teachtung feines Goͤttlichen willens, und wolthat, defte beffer 
haben werben, und alfo des heiligen Sacraments recht und fer 
liglich brauchen. 

Diefer gebrauch ift nuͤtz und nötig zu halten, das nicht als 
leine die Leut verhört werden, fondern auch der Pfarherr felb 
ſich bereite, des andern tages mol zu leren, vnd fein befolhen 
ampt tremlich auszurichten. 

Wo kein Pfarherr im Dorffe wonet, da follen die Leut des 

Morgene, wenn der Pfarherr bahin koͤmpt, verhöret werden.” 


— Mefd ober Communio. 


Auch diefer Abfchnitt ruht zum größten Theile auf der 
Saͤchſ. 8.:D. Die einzelnen Abfchnitte find: Deffentliche 
Beicht, Gebet, Abfolution, deutfcher Pfalm anftatt des In⸗ 
troitus, beutfches Kyrie, Allein Gott in der Höhe ꝛc., der Pries 
flex zu dem Volle: Der Herr fei mit euch; dev Euftos: Und 
mit deinem Geifte. Dann: Gollecte, Epiftel, Pfalm, Evan: 
-gelium, Credo, Wir glauben all’ an einen Gott, Predigt, 
Vermahnung bei der Communion zu bleiben, Pfalm, Vater 
unfer, Einfegungsworte ohne Elevation, Communion, Collecte, 
Bmebiction, Geſang (Erhalt uns Herr bei deinem Wort, und: 
Verleih uns Frieden gnädiglich). 


Rab Mittage, am Bontage und Feiertagen, vff ben Dörffern. 


Katechismusubung, vor und nachher Geſang; wo biefes 
nicht thunlich, ſoll zwiſchen Predigt und Communion ein Stüd 
aus bem Katechismus vorgelefen werden. Sind keine Com: 
municanten vorhanden, wird ber Gottesdienſt wie oben be: 
ſchrieben gehalten. 


Golgen etliche Eollecten, ober Gebet, fo in ber Kirchen, vnter bem 
Yupt der Communio (vor ber Epiftel) vnd fonft gelefen werben. 


(Vergl. die Saͤchſ. K.⸗O.) 


Folgen bie Prefationes, fo nach ber Prebigt, vor ber Communio, ge⸗ 
fungen werben. 


(Aus der Ordeninge der Miffe, f. ob. S.122.Anm*.) 


Vermanung : Wbfolutio, banckſagung und Gebet, vor ber Commmunio. 


„Lieben Freunde, jr als Chriftliche menſchen, die je zuuor 
bericht Habt von Gott, von Gottes ernftlihem willen und Ges 
feg, von der menfchlichen Natur erfchaffung, vnd ernach von 
vnſer Sünde, und von der Erloͤſung durch den Heiland Ihe⸗ 
fum Chriftum, und von allen Artikeln des glaubens, vnd mars 
bafftiglich die felbigen gleubet, erfcheinet allhie vnd komet zu 


biefem hohen troft, den uns der Herr Chriftus in Nieffung ſei⸗ 


nes Leibe und Bluts gibet, Nu wiſſet je den Eid des allmech⸗ 
tigen ewigen Gottes, darin er fpricht, fo war ich lebe, Ich wil 
nicht das der Sünder fterbe , fondern das er befert werde, vnd 
das leben habe. Diefen Eid hat Gott mit feines Eingebornen 
Sons Iheſu Chriſti blut, Tod und Vfferfiehung bekrefftiget, 
Vnd ift beides darin gefaffet, die Bekerung vnd Vergebung 
der fünden. Gott hat geſchworn, bas fein Will iſt, das wir 
nicht in Sünden wider gewwiffen bleiben follen, Sondern follen 
und zu jm bekeren, fur feinem Gerechten zorn erfchredien, und 
berglichen fchmergen haben, von wegen vnſers ungehorfams, 
vnd onfer ondandbarkeit, und ſchreckliche verachtung gegen jm. 

Wer nu ein ſolch berg bringet, wie Gott felb ſpricht, Er 
wolle wonen in den zerfchlagenen bergen, vnd bie fein Wort 


fürchten, bie felbigen follen die groffe gnaden, die und vmb des 


Herrn Chrifti willen gefchendt wird, betrachten, begeren, und 
annemen, vnd follen feftiglich gleuben,, das jnen alle fünde, 
vmb des Herrn Chrifti willen, aus gnaden, one vnſere verbienft 
vergeben find, fo fie diefen Troft mit glauben und vertramen 
off den Herrn Chriftum annemen, Vnd follen nicht im zweiuel 
fteden bleiben, fondern warhafftiglich fhlieffen, das fie alfo 
vergebung der Sünden empfahen, und Gott gefellig und Erben 
ewiger felikeit find, Vnd das der Herr Chriftus gemislich jnen 
feinen heiligen Geiſt geben wil, vnd das Gott in jnen gnedig« 
lich wonen, fie regieren und bewaren wil zu iger feligkeit, 
und follen alfo forthin in glauben und gutem gewiſſen jm ges 
horfam fein. 

Diefes alles folt je teglich betrachten, und fonderlich fo ir 
zur Nieffung des Leibe und Bluts vnſers Herrn Chrifti komet, 
Da erinnert vns vnſer Herr Chriftus beides, nemlich das Got⸗ 
tes zorn fo groß ift wider unfere fünd, das er nicht anders hat 
follen verfünet werden, denn allein durch den gehorfam vnd tod 
feines allerliebften Sons, Das er auch gewislich alle, die bes 
keret werden, vnd vff den Son vertrawen, gnediglich annimet. 

Vnd zum gewiſſen Zeugnis, diefes feinen ontwanbelbaren 
Willens, hat der Herr. Chriſtus diefe Ordnung eingeſetzt, das 
er vns mit diefen eufferlihhen fichtbaren dingen, gewislich ſei⸗ 
nen warhafftigen Leib und Blut gibet, vnd beftettiget hiemit 
feine zufag, das uns die Sünden gemwislich vmb feines Leidens 
willen vergeben werben, und das er wachafftiglich bey ung fein, 
vnd in ung wirden molle, wie er fpricht, Ich bin in inen, vnd 
ich gebe inen ewiges leben. 


‘ 


1558. XCH. Mecklenburgiſche Kirchenordnung. 


Derhalben allen die alſo hie erſcheinen, die ſich zu Gott 
bekeren, vnd fur Gottes zorn wider jre Suͤnd erſchrecken, vnd 
gleuben das jnen vmb des Herrn Chriſti willen jre ſuͤnde ver⸗ 
geben werden, vnd haben furſatz von ſuͤnden wider gewiſſen ab⸗ 
zulaſſen, denen verkuͤnde ich vergebung der Suͤnden, laut der 
wort Chriſti, Welchen jr die Suͤnde vergebet, denen find fie 
vergeben, Derhalben aus befelhe des Heren Chrifti fprich ich 
euch biefe Abfolutio , das euch ewre Sünde vergeben find, vmb 
bes Heren Ehrifti willen, vnd .diefe flimme des Euangelij folt 
je annemen, vnd am Deren Chriſto warhafftigen teoft haben, 
und forthin im glauben ond gutem gewiſſen Bott gehorfam fein. 

Vnd zum Zeugnis, da6 euch felb, diefe gnad gefchendt und 
abplicirt wird, folt je den Leib und das Blut bes Deren Iheſu 
ChHrifti empfahen, vnd wiſſen, bas ber Herr Chriſtus am 
Ereug ein opffer fur euch gewefen ift, und hat feinen Leib fur 
euch geben, und fein Blut für euch vergoffen, Vnd das ber 
Herr Chriftus euch zu feinen gliedmaffen machet, vnd mil in 
euch Erefftig fein. _ 

Hie folt jr auch dem allmechtigen Gott, Vater unfers Deren 


Iheſu Chrifti, und dem Deren Iheſu Chrifto fur ſolche groffe 


gnaden danden, und troft vnd freude am Deren Chrifto ha⸗ 
ben, denn er wil bey euch fein, euch vegiern und bewaren, Ir 
folt audy hie bey ewer herglich Gebet thun fur gemeine Kirchen 
vnd Herrſchafft, fur euch und fur ewre Kindlin. ' 

Allmechtiger warhafftiger Gott, Emwiger und Einiger Vater 
onfers Heilands Iheſu Chrifti, fampt deinem einigen Son 
Iheſu ChHrifto, und heiligen Geift, Exrfchaffer aller Creaturen, 
ber bu weife, warhafftig, gütig, gerecht, keuſch, vnd Richter 
bift, vnd zürmeft wider die fünde, Ich bekenne das ich leider 
viel Sünde an mir habe, vnd habe dazu viel fünde wifjentlich 
vnd vnwiſſentlich gethan, vnd ift mir herglich leid, das ich dich 
warhafftigen Gott, erzürnet hab, und bitte dich , du wolleſt mir 
durch deine groffe barmhergigkeit, vmb deines allerliebften 
Sons Iheſu Chrifti willen, alle meine Sünde vergeben, mir 
gnebig fein, und mid, vmb des Heren Ehrifti willen, und durch 
in gerecht, und dir mwolgefellig machen, vnd mwolleft mich mit 
deinem heiligen Geift erleuchten, reinigen und regieren. 

Ich gleube auch deinem heiligen Euangelio vnd deiner gne⸗ 
bigen verheiffung, darin du ons vmb deines lieben Sons Iheſu 
Chrifti willen vergebung der Sünden, gerechtileit und ewiges 
leben zufageft,, und bitte dich, du molleft mein berg tm Glau⸗ 
ben und in erfentnis deines lieben Sons ſtercken. 

Ich dande dir auch allmechtiger Gott, fur alle wolthat, 
vnd fonderlic, das du dich gnediglich und geoffenbart haft, vnd 
haft vns deinen lieben Son zu mittler und Berfüner fur ung, 
verordnet, vnd uns durch jn yom ewigen zorm errettet, und wi⸗ 
derumb zu ewiger felikeit angenomen. 

Vnd bitte dic), du wolleſt umb deines Sons Iheſu Chrifti 
willen, uns armen elenden ſchwachen Menſchen gnebig fein, 
vnd dir fuer und fur onter uns ein ewige Kirche famlen, und 
dieſe Lande und Derrfchafft bewaren, vnd uns frieden und felige 
Regiment geben, und mid) und meine arme Kindlin gnediglich 
eegiern vnd behüten, Amen. 4 

Auch bande ich dir allmechtiger eingeborner Son Gottes, 
Iheſu Chrifte, das du aus groffer liebe gegen der armen menſch⸗ 
lichen Creatur, für uns gebeten haft, und haft menfchliche Nas 
tur an dich genomen, Damit nicht Die Menfchen gang in ewi⸗ 


125 


Belt verworffen würden, ſondern durch dich widerumb von 
Sünden erret, vnd zu ewiger gerechtileit und emigem Leben ges 
bracht würden, Vnd haft den groſſen vnausſprechlichen Zorn 
der göttlichen Maieftet, wider vnſere Sünde, von uns ſchwa⸗ 
chen Menſchen vff dich gemand, in allen beinem gehorfam , Leis 
den vnd fterben, und bift widerumb vom Tod erftanden, vnd 
bleibeft Mittler, vnd furbitter fur uns, vnd famleft-dir ein 
eroige Kirche, durch dein Euangelium vnd heiligen Geift, Vnd 
bift Emmanuel, das ift, Gott mit uns, gibeft ewige ſeligkeit 
allen, die zu dir beBeret werden, vnd gleuben, das jnen Gott 
vmb deines leidens vnd deiner vorbitt willen, gnedig fey, und 
wilt gewislich diefe arme ſchwache Menfchen in deiner Kirchen 
bewaren. 

Ich bitte dich mit hertzlichem ſeufftzen, du wolleſt mir gne⸗ 
dig ſein, vnd alle meine Suͤnde vergeben, vnd deinen ewigen 
Vater fur mich bitten, vnd mir deinen heiligen Geiſt geben, 
mich regiern vnd bewaren wider deine Feinde, nemlich, wider 
die Gottes leſterige, luͤgenhafftige, vnreine Teufel. Auch wol⸗ 
teſtu allmechtiger Gottes Son Iheſu Chriſte, der du am Creutz 
geſtorben biſt, vnd am dritten tag widerumb lebendig vfferſtan⸗ 
den, vnd biſt gerecht, warhafftig, keuſch vnd barmhertzig, dir 
fuͤr vnd fuͤr vnter vns ein ewige Kirchen ſamlen, vnd dieſe 
Land vnd Herrſchafft bewaren, vnd vns frieden vnd ſelige Re⸗ 
giment deben, vnd mich vnd meine arme Kindlin gnediglich 
regieren vnd behuͤten, Amen.“ 


Bon der Tauffe. 


„Auff nachfolgende weiſe fol der Zeuffer bie Leute, fo Kin- 
ber zur Zauff tragen, anreden und vermunen. 

Lieben Freunde in Chrifto 2c.” [Aus der Saͤchſ. 8.:D.] 

Dann folgt Luthers Zaufbüchlein in der verkürzten Form. 


Bon Ber Rottauffe. 

Wie mit den Leuten in ber Beicht zu handeln. 
Wie man bie krancke Leute berichten und tröften fol. 

Breutgam und Braut zu trawen und fegenen. 
(Aus der Sähf. K.⸗O., beziehentlich dem Traubüchlein 

Luthers.) 

Das vierde Zeil von erhaltung Chriſtlicher Schulen und Studien. 

Die Grundlage bildet bier bie Ref.⸗Formel v. 3. 1549. 


Bon der Univerficät Roftod heißt es: „Es fol auch Chriſt⸗ 
liche Lere in diefer Vniuerſitet rein vnd vnuerendert in den 


Lection, Difputation vnd Predigten erhalten werben.., wie fie 


in der Propheten und Apofteln Schrift, und in Symbolis, 
Apoftolico, Niceno und Athanafij gefaſſet Ift, damit gleich ſtim⸗ 
men Gatechifmus und befentnis Lutheri, vnd die Gonfeffio die 
zu Augsburg Anno 1530. dem Keifer vberantwort ift, Vnd 
wie die Lere durch Gottes gnad jgund in Kirchen biefer Lande, 
in Lübel, Hamburg, Lüneburg gehalten wird, vnd fo ein 
Legent, ein Artickel, oder mehr anfechten und fpaltung machen 
wolt, Sol er von der Vniuerfitet erinnert werden, und fo er 
nicht nachleffet, fol die ſach an das Confiflorium und durch das 
Sonfiftorium und Vniuerſitet an die Herefchafft gelangen, Die 
bedencken wird, ob ein Synodus zu halten fey etc. mit erfor 
derung ber Chriſtlichen Predicanten, aus ben Stebten ober ans 
dern Kanden.” Die weiteren Beflimmungen über die Kinbers 


126 


ſchulen find eine weitere Ausführung der entfprechenden Abs 
ſchnitte des Saͤchſ. Unterrichts der Vifitatoren (Nr. XXI.). 


Das fünffte Teil: 


VBon unterhaltung vnd Schutz der Paſtorn, Prebicanten vnd Legenten, 
in der Vniuerfſitet vnd andern Schulen. 

„Sm Pfalmen ift gefchrieben, Non mortui laudabunt te 
Domine, Die Todten preifen Gott nicht mit predigen, leren, 
ond anruffen, das fie mit jrer arbeit vnd befentnis den lebens 
digen dieneten, Sondern alfo und nicht anders wil Bott jm ein 
ewige Kirche famlen, das fein erfentnie fol in diefem leben, im 
‚menfchlichen Gefchlecht angefangen werden, durch das Euanges 
lium, Vnd wer in diefem elenend ſchwachen Leben, nicht zu 
Gott bekert wird, ber iſt ewiglich verdampt, wie klar ausgedrudt 
ft, 2. Corinth. 5. So mir nicht bloſs befunden werden, wer⸗ 
den wir mit der feltgleit bekleidet werben. 

tem, Selig find die im Herren ſterben, darumb wer aus 
diefem Leben wegkoͤmmet, one beferung vnd glauben an den 
Heren Chriſtum, iſt gewislich verdampt. 

Item, 2. Corinth. 5. Wir muͤſſen alle vor dem Gericht⸗ 
ſtnel des Deren Chriſti offenbar werden, das ein jeder empfahe, 
Wie er in feinem Leib gethan hat, gutes ober boͤſes. 

Dieweil nu in dieſem itzigen ſterblichen Leben, die Kirche 
mus verſamlet werden, vnd ewiges Leben durch das Euange⸗ 
lium angefangen, ſo iſt hoch noͤtig, wie es auch Gottes ernſtlich 
Gebot iſt, Predig vnd Prediger zu erhalten, vnd dieweil die 
Prediger leben, beduͤrffen ſie eſſen, trincken, kleidung, huͤlff 
zum Studirn, Auch iſt Gottes gebot, das man jre arme Weib 
vnd Kinder nicht mit hunger ſterben laſſe. 

Vnd dieweil Gott felb weis, daß die Welt vol vnordnung 
ift, vnd der gröffer hauffen, Gott vnd das Euangellum vers 
achtet, hat er felb Xroft und Verheiffung geben, das fie den⸗ 
noch follen narung haben durch jn, vnd etliche Perfon, welche 
durch Göttliche Gnad, zu diefem werd, ein guten willen haben 
werden, wie die arme Widfraw in ber Bergſtad Sarepta, und 
wie Abdias in der verfolgung die Gottfürdhtigen gelerten Men: 
ner in die hülen geſteckt vnd fie gefpeifet hat, Und wie die from 
Elifabeth jres lieben fons Johannis, in ber flucht vber den Jor⸗ 
dan, gepflegt hat, etc. da Herodes die jungen Kindfin hat er: 
ftehen laffen, Vnd wie Maria des Herrn Chrifti gepfleget hat, 
in det flucht in Eghpten etc. 

Darumb fpriht der Here Chriſtus, Erſtlich ſuchet das Hi⸗ 
melreich vnd Gottes gerechtigkeit, fo wird euch das ander alles 
gegeben etr. | 

Diefe Berheiffung und Erempla find ein gewiffer troft, 
wenn gleich der gröffer teil in der Welt rechte Lere veradyt vnd 
verfolget, Denn der Herr Ehriftus wil feine Kirche nicht gang 
vertilgen laſſen. Dabey ift aber dennoch, allen Regenten und 
Menfihen, vnd fonderlich biefen, die gliedmaſſen der Kirchen 
Tem wollen, eenftlich geboten, das fie Gott auch danckbarkeit ers 

eigen, und zu onterhaftung der Leret vnd Prediger hülffe thun, 
“ darumb leſſet Gott gnediglih, die Erden jerlich Fruͤcht 
Tragen, vnd echelt diefe Welt, bieweil er noch gliedmaſs der 
Kirchen ſamlet, Vnd wachſen alle Früchten, fuͤrnemlich umb 
det armen Menſchen wiklen, jung vnd aft, die gliedmaſs Chriftt 
find oder werden füllen, So tft ja bilfich, das tree Lerer md 
Prediger dieſes auch genirfen foßen, Wie zu Thimotheo ges 


1558. ‚ca. Mecklenburgiſche Kirchenorbuung. 


fhrieben if, Der Bawman der bie erbeit thut, fol ber Früchte 
am erften genieffen. 

Vnd bat Sott felb im Gefeg Moifl, als der born aller 
Weisheit, gefeg vnd gerechtigkeit, Ein befondern Stam zum 
ordenlichen Predig und Kirchenampt verordnet, nemlich, den 
Stam Leut, und hat fie verforget mit zimlichem Einkommen, an 
Opffern, Erſtling, Zehenden, eigen Wonungen, etc. 

Wiewol nu diefes Hochnoͤtig iſt zu miffen, das wir nicht 
an die Leuitifchen Geremonien gebunden find, fo ift doch dieſes 
zu merden, das biefe Ordnung ein zeugnis fein fol, das Got 
tes wille fen, das man zu-erhaltung ber kere und des Predig⸗ 
ampts den Kirchendienern unterhaltung gebe, und das wir eben 
dieſes dabey wiſſen follen, das Gott jm aus groffer barmher⸗ 
gigkelt ein ewige Kirchen in dieſem Leben durch das Predige 
ampt, und nicht anders famlen wolle. . 

Vnd 1. Corinth.9. fpricht Paulus mit Maren werten, Alſo 
bat es der Herr verordnet, das diefe, welche das Euangelium 
verfündigen, Vom Euangelto leben, das ift, Leibliche, natuͤr⸗ 
liche narung haben, und iſt dieſes Geber offt erholet. 

Aus dieſem allen iſt Mar, das alle diefe ſchwerlich wider 
Gott fündigen, und durch jre vndanckbarkeit Sort hoch erzuͤr⸗ 
nen, bie zu unterhaltung des Predigampts nicht huͤlff thun 
wollen, nach jrem ſtand und vermügen, vnd leſtern dazu mit 
teufflifchen reden, Magen vber der armen Priefter geis, fo jnen 
doch und jren armen ehelichen Dausfrawen vnd Kindlin, der 
hunger zun augen aus fihet. Etlich rauben auch von den Kir⸗ 
hen und Pfarrgütern, mas fie Binnen, Darüber find auch 
Hppoeriten, die diefen groben jrthumb gefchrieben haben, die 
Priefter follen nicht eigenthumb haben, etc. Vnd Lauffen viel 
Miderteuffer in Landen jrr, welche die Reutte wider die armen 
Paſtores anhegen, rhuͤmen fich fie predigen vmb fonft, und lei⸗ 
den viel etc. 

Wider ſolche jrthumb vnd lefterung des Goͤttlichen ampts, 
darin der Herr Chriftus ſelb der hoͤheſt Priefter und Paftor ifk, 
und wirckt durch fein Euangelium Erefftiglich, befert viel Men⸗ 
{hen zur ſeligkeit, follen die Leut mol unterricht werden, das 
fie da6 Euangelium und ben Herrn Chriftum , und feine glied⸗ 
mas die armen Paſtorn lieben vnd ehren. 

Es fol aud die Oberkelt die Lefterer und Meuber, weiche 
den Kirchen die güter entziehen in flraffe nemen. 

Zur Apofteln zeiten hat man gemeine Elemofpnen gefamlet, 
dauon bie Predlcanten unterhalten find, vnd ift den armen 
Leuten huͤlffe dauon gefihehen, Ernach hat Conftantinus den 
Kirchen befondere sintomen geben, doch keine Herrfchafft, keine 
Stedt, Feine weltliche vegterung, Aber Zulianus hat dasfelbige 
einlomen, ben Kirchen auch wider genomen vnd der Chriſten 
dazu gefpottet, hat gefagt, vnſer Lere fpreche, Selig find die 
armen, alfo helffe er vns zur Seligkeit, wie jgund auch viel 
fpotten, Ernach Haben Joulanus und Theodoflus, die Kirchen 
wider begabet, doch mit geringer huͤlff, vnd bald AR diefe ord⸗ 
nung durch die Götthen, Wenden, Hunnos in Decidente, und 
buch die Suktan in Orient zerriſſen. 

Ernad hat Earolus Magnus widerumb nrwe fiffeumg in 
Stalte, Gallia vnd Germania gemacht, und tft dadurch der 
Bapſt zu Rom gewaltig worden, und iſt die Chriſtliche Lere ver⸗ 
tunckelt, und haben far vnd für Bapft, Biſchoff, Canonici, 
nad) wweltlicher Hoheit gecracht, und Haben bie Studia, Predig⸗ 





2558. XCU. Medleuburgiiche Kirchenordunug. 


ampt, Examen, und vnterweiſung in der Ordinatio, vnd Viſi⸗ 
tation, fallen laſſen, haben groſſe Fuͤrſtenthumb mit liſten, be⸗ 
trug, vnd mancherley groſſen kriegen zu ſich gezogen, Dieweil 
denn oͤffentlich iſt, das der Herr Chriſtus die weltliche Herr⸗ 
ſchafft, vnd Kirchen regiment vnterſchieden hat, vnd die Bepſt 
vnd Biſchoff auſſer jrem beruff getretten find, ſolten fie jr 
Ampt betrachten, vnd zu Gottes ehre, vnd zu jrer und des 
Volcks ſeligkeit, mit gutem Rat dienen helffen. Wiewol wir 
nu das Bepſtliche betriegen, Rauben, Abgoͤtterey, Vnzucht, vnd 
allerley vntugent, oͤffentlich in vnſer vnd vnſer Kirchen bekent⸗ 
nis ſtraffen, fo iſt doch vnſer gemuͤt nicht weiter zu thun oder 
zu raten, denn ſo fern wir in vnſer Vocation zu thun ſchuͤldig 
ſind. Gott wird ſeine zeit finden, wenn er die Bepſtliche ab⸗ 
goͤtterey und vngebuͤrliche hoheit zu boden ſtoſſen, und die ge⸗ 
raubten Güter wider wird zerreiſſen laſſen, etc. Dauon iſt bie 
- gnug geredt, vnſer bekentnis zu erholen. So viel aber Kir⸗ 
dengüter unter biefer Herrſchafft find, Stiffe, Kiöfter, Pre 
benben, wit bie Herrſchafft diefelbigen nicht zerreiffen Laffen, 
fondern dazu erhalten, das nach gelegenheit der Stedte und 


Dörffer, daraus ber Vniuerſitet, und ben Kirchen, mit gutem - 


Rat, zulag berorbnet werden, Denn dieſes ift Chriftlich, und 
den gefchriebnen Rechten gemefs, das diefe Gaben, die vor 
zeiten zu erhaltung der Chriftlichen Empter gedacht find, noch 
zu erhaltung Chriftlicher Lere, Kirchen, Schulen, und Hofpi- 
taln angewand werben, Bnd follen die Vifitatores von den Kir⸗ 
chen anzeigung thun, die fuͤrnemlich hülffe bedürfen, So ift 
öffentlich da6 die Ordinatio mit dem Eramine alfo mus beftelt 
werben, das man den armen DOrdinanden hülffe thue, die man 
vffhalten und vnterweiſen mus, Denn dag Eramen und vnter⸗ 
weifung find body nötig, fo bedarff man zu den Eonfiftorien 
und Vifitatio auch etwas ſtadlichs, mie alle verftendige mwiffen, 
und dazu find erſtlich, die Biftumb mit gütern reichlich bega- 
bet, und iſt feer vndillich, das die Bifchoff und Canonici die- 
felbigen Clemoſynen jtzund vnnuͤtz verſchwenden, vnd die armen 
verlaſſene Paſtores ſollen die arbeit mit der Ordinatio, Conſi⸗ 
ſtorien vnd Viſitatio tragen, vnd haben gleich wol nicht ſo viel, 
als die notdurfft zu dieſen ſachen erfordert. 

Derhatben ik der Herrſchafft wille und gemüt, zu diefer 
notdurfft, die Stifft und Ktoftergüter an zuwenden, benn fie 
erkent fich ſchuͤldig, den Ricchen huͤlff zu thun, Wie im Pros 
pheten Eſaia capit. 49. gefchrieben ift, Die Könige werden 
deine nehrer fein, und bie Königin, deine Seugammen, das iſt, 
die Könige vnd Fuͤrſten follen die Kicchen als trewe Veter und 
nehrer [hügen, vnd zum Predigampt unterhaltung verorbnen, 
Der gleichen follen auch alle Stedte und ehrliche Regiment 
trewlich förderung vnd huͤlff dazu thun, als jre Seugammen. 

Dieſem Goͤttlichen befelh wil die Herrſchafft durch Gottes 
gnade gehorſam ſein, vnd dieweil der Spruch von allen Re⸗ 
genten redet, ſollen die Stedte ſelb auch zu dieſem nuͤtzlichen 
werck willig ſein. 

Vnd ſol erſtlich in allen Stedten vnd Doͤrffern das Pfarr⸗ 
gut trewlich erhalten vnd gebeſſert werden. 

Man fol auch alle Felertag in allen Pfarren, oͤffentlich in 
deu, Kirchen ober vor der Eichen Elemofpnen famien, den ar 
men Leuten nach gelegenheit damit zu helffen. 

Weiter fol in jeder Stad Mein oder gros, durch ben Mat, 


/ | — 
187 


fo geordnet werden, Nach dem Capellen, prebenden und Bruͤ⸗ 
derfchafften 2c. in den Stedten vor alters gewefen find, berfele 
bigen einkomen fol alles in einen gemeinen Raften zu der Kir 
chen baw, belohnung ber Diacon und Schulmelfter, vnd zu 
Elemofynen fur die armen geſchlagen werden, Vnd follen trewe 
Leut zur einnam, ausgab, vnd rechnung gewehlet werben. Ein 
folcher Kaft fo er in vorrat komet, iſt ganger Stad tröftlich. 
Darumb ob gleich Priuat perfonen in Stedten, Jus Patronas 
tus an etlichen prebenden haben, follen fie dennoch ſolche pres 
benden nicht zu fich zihen, und diefen gemeinen nug verhindern, 
fo doch ſolche Prebenden zuuor von jren Eltern der Kirchen zus 
geeignet gewefen, Wie auch die Herrfchafft felb die Stifft und 
Kıöfter nicht zu fich zihen, fondern allein zu hülff den Kirchen, 
Studien, Confiftorien, Ordination und Vifitation, bey famen 
erhalten voll. 

Vnd wolle ein jeber bedencken gemeinen nutz, vnd bie gnes 
dige verheiffung vnſers Deren Chrifti, der fpricht, Wer dem 
geringften unter den meinen einen trunck waffer gibet vmb 
der Lere willen, dem wird folches belohnet werden, Diefe Vers 
beiffung follen wir gros achten, und nicht zweiueln, Gott wolle 


‚gegen folchen Elemoſynen, viel ftraffen lindern, und feine Ga⸗ 


ben reichlicher geben, follen alfo rechten glauben oben, vnd zu 
diefer gemeinen hülff willig fein, Es wil auch die Derrfchafft 
mit Gottes hülff, folche Chriftliche verordnungen gemeiner Kas 
ften, ernftlich ſchuͤtzen und handhaben. 

Auch fol der Rat in jeder Stab, im jar vier mal etlichen 
trewen Mennern befelh thun, in allen heufern Elemofynen zum 
gemeinem Kaften zu ſamlen, nemlich, am feft Natalis Chriftl, 
am feit Refurrectionis, am fell Pentecofte, vnd vff den tag - 
Michaelis, vnd follen die Leut zuuor durch den Paftor nach ber 
predig vermanet werden, williglich und mildiglich zu geben, 
Denn es ift ja billich unb Gottes wil, das ein jeder menfd zu 
erhaltung der Chriftlichen Lere und verfamlung, fur fein per» 
fon auch ein Hülff thue, und fich erzeige, das er Gott band 
bar fey fur diefe aller gröfte Gaben, das er ſich geoffenbaret 
bat, feinen Son gefand, gibet uns feine Lere, erhelt fchöne 
verfamlung, vnd wil uns darin vnterweiſen laffen, vnd gne⸗ 
diglich erhören, etc. Vnd damit er ein ewige Kicche in diefem 
Leben famle, erhelt er auch das Teiblich leben, narung und Res 
giment etc. 

Es follen auch bie Leut vleiffig vnd offt erinnert werben, 
bieweil dieſe menfchlice Natur nicht allein zu biefem elenden 
fterblichen Leben gefchaffen ift, fondern zu ewigem leben, darin 
die beferten zu Gott, ewiglich das göttlich Wefen anfchawen, 
vnd mit göttlicher Weisheit, Liecht und Gerechtigkeit erfüllet 
werben, vnd dieweil der anfang nicht anders denn allein durch 
das Predigampt und reihung der Sacrament, in diefem ſterb⸗ 
lichen Leben gefchehen wird, das fie diefe groffe Gottes gaben 
betrachten wollen, die Kirchen empter lieben, vnd darin Gott 
ond den Herm Chriftum preifen, vnd Bott bitten vmb erhal- 
tung rechter Lere, und im danden als fur die höheften Gaben 
off erden, fo die Derrfchafft zu diefem höheften Werd, geneigt 
ift, das Gottes rechte erfentnis vnd anruffung gepflanget wird, 
und wollen ein jeder felb nad) feinem vermögen, hülff dazu thun. 
Diefes hat Gott felb offt befolhen, vnd gegen foldhen woltha⸗ 
ten gnediglic huͤlff in aller not verheiffen, wie er auch gewiss 


ein gemeiner Kaft, das iſt ber Kicchen einkomen und vorcat als | Sich mit der that erzeiget, wie viel Erempel zu allen zeiten bes 





x 


128 


weifen,, als der Widfrawen zu Sarepta, und bes Iöblichen 
Mans Abdemelech, der etlich mal den Jeremiam errettet hat, 
dauon Gott ſpricht, Wiewol Jeruſalem zerftört werden fol, fo 
fol dennoch Abdemelech nicht vmbkomen, fondern erhalten wers 
den etc. Wie gefchrieben flehet in Jeremia, im 39. Gapitel, 
Vnd im Pfalmen 121. ift das Gebott und die Verheiffung zu 
famen gefaffet, Ir folt Frieden und Heil wündfchen Jeruſalem, 


1558. XCIV, Württembergifche Eheorbuung. 


Vnd allen die Zerufalem lieben, wird Gott auch gläd und heil 
geben. Diefes gefchihet gewislich alfo, ob fie gleich auch mit 
der Kirchen das Creug tragen, und ein zeitlang leiden, fo ers 
faren fie dennoch das fie von Gott nicht verlaffen find, vnd 
diefen glauben follen wir alle in diefen wolthaten an ber Kirs 
hen vben, Dazu uns der Herr Chriftus, der Son Gottes gne⸗ 
diglich mit feinem heiligen Geift flerden wolle, Amen.” 


XOII. 
Kirchenordnung, wie es inn des Durchleuchtigen Sochgebohrnen Fürſten und Serrn, Seren 
Albrechts des Züngern, Marggrauen zv Brandenburg, zv Preußen zc. Fuͤrſtenthumb, Landt, Obrigkeit und Gebiet 
mit ber Leer und Geremonien biß auff fernere Chriftliche Vergleichung gehalten werben fol. Gedrudt zu Leipzig 
durch Wolff Günter. Fol. 
Woͤrtlicher Abdrud der Nuͤrnb. K.⸗O. v. 3. 1533. (Nr. XLII.) 


153533. 


xXCW. 
Württembergifche Eheordnung. 


Die erfte Württemb. Ehe⸗O. f. oben Rr. LVII. Die 
vorl. rührt von Brenz ber und ift von dem Juriſten 
Sich ard begutachtet worden (vergl. Hartmann und 
Jaͤger, Johann Brenz, Bd. II. ©. 243 ff.). Sie ift 
aufgenommen in die große K.:D. von 1559. (Nr. CIX.) Wir 
entlehnen fie aus Reyſcher's Sammlung ber Württ. Ge⸗ 
fege Bd. IV. ©. 85 ff. ' 

* * 
Ordnung in Eefachen. 


M. D. LIND. 


Bon Gottes genaben, Wir Chriftoff, Hertzog zu 
MWirtemberg und zu Ted, Graue zu Mümpelgart ꝛc. Embieten 
allen und jeden vnnſern Räthen, Eerichtern, Ober, auch Vnder 
Amptleüten, Pflegern , Verwefern, Kelleen, Caſtnern, Pfarr: 
herrn, Schultheiffen, Gerichten, Räthen, und Vnderthonen, 


Desgleihhen, allen Schirme verwandten vnnd andern zugehöris 


gen, vnfers Fuͤrſtenthumbs, vnſern gruß, gnad, vnnd alles 
guts, Vnd fuͤgen euͤch hiemit gnädiglich zumiffen. Als wir in 
krafft unfers von Gott dem Herrn beuolhnen Ampts, zur fürs 
derung feiner Almechtigkeit Göttlihen Namens, auch gemeines 
nuge und geliebten fridens, vnſers Sürftenthumbs, deßgleichen 
zuerhaltung gebürlicher gehorfam, Chriſtenlichs Erbars wandels 
und lebens, auch zu möglicher abmendung aller hand ungebür- 
licher ungehorfam, vnruw und befchwerungen, verfchiner zeit, 
ein gemeine Landsordnung, in gedachten Vnſerm Fürften- 
thumb im Truck außgeen, vnd darzu verfündigen laſſen, die 
Wir auch, mit Gottes gnad, mit ernſt zuhandthaben gedencken. 
Vnd wir aber darneben auch befunden, das die notdurfft erfor⸗ 
dern will, inn den Ee, als hochwichtigen ſachen, auch Gott dem 
allmechtigen, zu lob vnd preiß, deßgleichen zu fuͤrderung des 
gemeynen nutzes, Chriſtenliche, rechtmeſſige, vnnd billiche fuͤr⸗ 
ſehung zuthun, darmit der heilig von Gott dem Herrn, ſelbs 
eingeſetzter Eeſtand, ſouil muͤglich, und an Vus iſt, Chriſten⸗ 
lic), auch wie ſich gebuͤrt, angefangen vnd erhalten, auch darzu 


u 


allerley ungättlichem, vnnd vnerbarem weſen getvert werde. So 
haben Wir, in betrachtung ſolchs alles, nachuolgende Ordnung, 
in Eeſachen, fuͤrgenommen. 


Bon heimlicher vnordenlicher Eeuerpflihtung Ber Kinder, one 
vorwiffen vnd willen der Eltern ober VBormindern. 


Es tft maͤniglich Chriſtenlichs vnnd fonft erbars verftande, 
kund vnnd offenbar, das die Ehrembietung vnd gehorſam der 
Kinder, gegen jen Eltern, anfenglich menſchlicher Natur, als 
ein Natuͤrlich Ewig, vnnd vnwandelbar recht eingebildet, vnd 
hernach, in das Goͤttlich wort auch andere rechtgeſchaffne ſchriff⸗ 
ten außtruckenlich verfaſt, vnd verkuͤndigt. 

Vnnd darzu auch vnuerborgen, das beide Moſes vnd Kai⸗ 
ſerliche recht, die bemelt Ehrembietung vnd gehorſame, nit al⸗ 
lein auff die euͤſſerlich, heuͤßlich Kinderzucht, fonder auch, auff 
das Eelich verheyraten, verſtehn, deuͤten vnnd außlegen. 

Es befindet ſich auch auß taͤglicher erfarung, Das der Alle 
mechtig, den vngehorſam der Kinder, gegen jren Eltern, beuor⸗ 
ab, ſo die Kinder ſich, one vorwiſſen vnnd willen jrer Eltern, 
mutwilliglich verheyraten, mit allerlei beſchwerlichen verderb⸗ 
lichem vngluͤck vnd plagen heimgeſucht. 

Hierauf, dieweil auß Goͤttlicher Ordnung, vnd in krafft 
Kat. geſchribner Recht, auch natürlicher erbar und billicheit, 
darzu fehuldiger danckbarkeit nach, die Kinder, jren Eltern, ges 
horſam fein, und fuͤrnemlich auch, mit jrem Rath verwiffen und 
willen, vereelicht werden follen. 

So ift in betrachtung jegangeregter, vnnd anderer mehr 
Erbarer und Chriffenlicher, Vns darzu bewegenden vrſachen, 
vnſer meinung, ordnung ond ernfllicher beuelch , Das fuͤrohin, 
niemand, fo noch ander Vätterlichem gwalt ift, fi) one rath, 
vorwiſſen vnd willen, feiner Eltern, Eelich verpflichten fol, 

Im fall aber, das ein Kind, fo noch im Vaͤtterlichem gwalt, 
one bewilligung feiner Eltern, fi wurd Eelich verpflichten, 


2588. XCIV. Wärttemberglfche Epeorbaung. | 129 


Alßdann, follen dieſelben perfonen, im fal two die Eltern darein 

nit gehellen woͤlten, vor vnſern Pfarherrn in der Kirchen, nit 

anf geräfft noch eingefegnet, Sonder für vnfere Eerichter, 

hierinn ordenlichen rechtmeſſigen befcheid und erkanntnuß zuers 
‚ gewifen werben. 

Vnd fo fich befinden murde, das das Kind fich vnbedaͤcht⸗ 
lich, oder one alte vechtmeffige billiche drſachen, allein auß mut⸗ 
willigem ungehorfam , und hinderliftiglich, vermeintlich Eelich 
verfprochen bett, fo woͤllen mir diefelben beide ungehorfame vnd 


mutwillige Manns unnd Sramenperfonen, an leib, oder gut, 


nad) geſtalt der fachen, ernſtlich ſtraffen laſſen, unnd ſouil defto 
ernſtlicher mehr wa neben folcher ungehorfame, auch die beis 
ſchlaffung ſchwechung oder ſchwengerung geuolgt mere. 

Vnnd follen ſich hierinn vnſere verordnete Eerichter, in er» 
kanntnuß der vermeinten Eeverpflichtung, nach außweiſung heis 
liger gefchrifft, auch Keiferlichen gefchribnen Rechten, halten, 


‚fprechen, vnd vrtheiln. 


Wir woͤllen auch alle die jhenigen, ſo zu der Kinder obge⸗ 
melten vngehorſamen vnd vnrechtmeſſigen Eeverlobungen ge⸗ 
rathen, oder jnen in ainicherlei weiß, hinder den Eltern geholf⸗ 
fen haben ; nach vermoͤg vnſer Landsordnung, die Kupler und 
Kuplerin ıc. belangend, ernſtlich ſtraffen laſſen. 

Darneben aber woͤllen wir auch von Oberkeit wegen, vnd 
als der Landsfuͤrſt, die Eltern, jrs ampts, gewiſſen, vnnd ſeelen 
ſeligkeit, fleifſtg vnd gnaͤdiglich erinnert Haben, das fie mit ver: 
eelichen jter Kinder, die erber vnnd billicheit bedencken, vnd ge⸗ 
farlicher oder eigennutziger weiß, in die harr, one merckliche, 
rechtmeſſige orfachen, gemelte verheyratung nit verziehen, Dann 
ma ſich das befünde, fo ſeien Wir entfchloffen, folchen unudt: 
terlichen, onerbarn vnnd gefarlichen verzug, der gebuͤt nach, mit 
ernit ſtraffen zulaffen- 

Was Wir auch hie, von ber Kinder gehorſam, gegen ben 
Eltern, in Eenerpflichtungen, ordnen und beuelhen, das wöllen 
Mir auch, von den Waifen, gegen jren Ordenlihen Vormuͤn⸗ 
dern, vnd nächfigefipten verwandten, doch mit der maß, wie es 
von gemeinen Katferlichen gefchribnen Rechten bedacht, vetſtan⸗ 
den haben. 


Ben Geuwerpfligtung deren perfonen, fo sit unber der Gltern oder 
Vormünder gewals feien. 


As offtermals andere perfonen, fo nit mer in Dätterlichem 
gwalt, oder verpflegt feien, one beifein anderer perfonen allein 
vnd heimlid, einander die Ee verloben,, auß woͤlchem aber, wie 
Wir in glaubwirdiger erfarung vilfeltig befunden, grewliche 
ſchwere maynaid, unnd ſonſt vil mercklicher treffenlicher geoffer 
nachtheil, ſchaden vnnd vnrath in vil weg etwachſſen. Solche, 
ſouil muͤglich zufuͤrkommen, So iſt vnſer meinung vnd beuelch, 
Das hinfuͤrter, wann ſolche perfonen (die gleichwol, wie gehoͤrt, 
nit mer vnder Vaͤtterlichem gwalt, oder Vormuͤndern ſeien) ſich 
mit einander Eelich verheyraten woͤllen, das alßdann dieſelben 
zu ſolcher Eeuerlobung, zum wenigſten zwu erber-tedlich vnpar⸗ 
teifch perſonen nemen ſollen, duch woͤlche ſolche Eeuerpflich⸗ 
tung, im fall der notturfft, gnugfam vnd rechtmeſſiglich möge 
bavifen werden, Souet es aber nit geſchehe, und es trüge fich 
zu, das einer ober eine, Das ander vmb die Ee rechtlich anfech- 
ten, vnnd aber auß mangel der zeigen, fo darbei geweſt, ſolchs 
nit, wie ſich zw recht gebürt, erſtatten moͤcht, fonder die ange 

U. 


) 


im beitten geab, ber Mag ober 


fprochen perfon, wurde mit recht, der Ee halben, ledig erkenne, 
fo wöllen wir diefelben Manns oder Weibs perfonen, fo im 
Rechten vertüftig worden, über die getwonlichen gerichts coſten, 
(daruon hernach meldung geichehen foll) nach gelegenheit ber 
perfonen, vnd anderer vmbſtend, ftraffen Laffen. 

Wa auch in einicher obgemelter fleittinen Eefachen, die 
Eeuerlobung und darzu ſchwengerung, oder zum wentaften bei⸗ 
fchlaffen oder ſchwechung bekannt, oder ſonſt bewifen, vnd aber 
folche angezogne Ee auß einicher vrſach wit zugelaflen wurde, 
Alßdann foll die Mannsperſon, von wegen folcher ſchwenge⸗ 
rung, ſchwechung oder beifchlaffen® alfo bald ein Monat lang, 
im Turn an boden gelegt, vnd auff fein coften mit waſſer und 
brot gefpeißt, auch die Fraw vierzehen tag, in einer Frawenge⸗ 
fendnuß gefteaft, und doch jr forderung, von wegen ber ſchwe⸗ 
hung onnd ſchwengerung, ſampt ober fondeslich vorbehalten 
fein. 

Vnd wann gleich ein folche firittige Ee von vnſetn Eerich⸗ 
ter vnd Raͤthen zugelafien wurde, So follen fie doch Beide, von 
wegen des heimlichen beifchtaffene, vor zulaffung der Ce, md 
auch dem Kirchgang, geftrafft werden, naͤmlich die Mannspers 


fon acht tag In Turn, an boden, mit Waſſer und Brot, und 


die Sram vier tag, in ein Frawengefencknuß gelegt werden, onb 
darzu jnen beiden Spil oder Geſt, auff ber Hochzeit zuhaben, 
oder jr ein Erenglin zum Kirchgang zutragen, verbotten fein. 
So. aber die Ee nit bekannt, ober fonft bewiſen wurde, 
fonder allen das beifchlaffen,, alßdann, ſoll die klagend Perſon 
dem antwurter in Coſten vnd fehäden fällig erkennt, und darzu 
der Dann vierzehen tag, im Turn an boden, mit Waffer vnnd 
Brot, und die Fraw acht tag, in einer Sramengefendinuß, ge⸗ 
firafft werben. | | 


Bon ber Stop vnd Magfcbafft. 


Nach dem es ſich ein zeitlang je lenger je mehr zugetragen, 
das etlich vnuerſchempt perfonen, ungeachtet, das fie mit Sipp⸗ 


fchafft oder Magſchafft, einander detmaſſen verwandt, das fie | 


göttlicher auch natuͤrlicher zucht und Erbarkeit, oder ſonſt redjte 
meffiger fagungen halben, kein rechte, orbenlicye vnd Goͤttliche 
&e miteinander beſitzen mögen, fich Eelich zufamen zuuerpflich- 
ten, onderftanden, woͤlchs dann vor Gott grewlich, vnd abſcheuͤch⸗ 
lich, auch darauß vil ergernuß, vnd ſonſt aller hand vnrath 
eruolgt. 

Sp iſt deßhalben vunfer ernſtlicher will, meinung und be⸗ 
uelch, wölchen perfonen,, das Goͤttlich, natürlich gefab, auch 
Keiferliche geſchribne Hecht, von wegen der Stppfchafft oder 
Magſchafft Die Ee verbisten, das diefelben, keins wege, bet vers: 
meidung der ernſtlichen ftraff, ſo derhulben bie gemeine geſchribne 
Recht, dem übdertretter aufferlegen, fich zuſamen Eelich zuuer⸗ 
pflihten, underfleen follen. 

Bd diaweil in ber Eenerlobung, nit allen, was freigelafs 
fen, fonder and) was gebürlich, und ein wölftand iſt, angefehen 
merden foll, So ift ferner, in betrachtung vilerlet vns darzu 
bewegenden vrfachen, unfer meinung vnd beuelch, das fuͤrohin 
alle die perfonen, fo im andern und dritten grad der Sippſchafft 
vnd blut verwandtnuß, ats geſchwiſterigete Kinder, und Kinds⸗ 
kinder, dergleichen iter Vatter und Mutter halben, in gleichem. 
obern, vnd undern grad zugethonen Vettern, vnd Bafen, oder. 
ſhagerſchaſt, als des abge⸗ 

1 


% 


130 


ſtorben Weibs oder Manns, im andern grad Blutsuerwandten 
in der ungleichen Linien, einander verwandt feien, bei vermeis 
dung onfer ungnab, auch ernftlicher ſtraff, fich keins wegs mit 
einander Eelich verloben, ober noch weniger beieinander fchlafs 
fen follen. . 

Wa aber jemands Vnſerer Underthonen, fid) hierinn vnge⸗ 
borfamlich, halten mwürbe, alßdann follen diefelben partheien, 
von vnſern Pfarheren nit verfündigt , noch eingefegnet, fonder 
für vnſer Eerichter und Raͤthe, ein gebürlichen beſcheid zuerhos 
Ien, gewiſen werben, vnnd fo von ben partheien, obgehörter ge: 
ſtalt, offenbarlich, und wiſſentlich, wider natürlich erbarkeit, 
vnd rechtmeſſige ſatzungen gehandlet worden were, woͤllen wir 
vns hiermit dieſelben perſonen, gantz ernſtlich, nach geſtalt der 
ſachen, zuſtrafen vorbehalten haben. 

Keinem ſoll auch zugelaſſen werden, ſein angenommen 
aboptiert Kind, oder das er auß dem Tauff gehaben, noch auch 
das in feiner verpflegung ober beuogtung iſt, jme ſelbſt, oder 
ſein, des Pflegers oder Vormuͤnders Son oder Tochter, anderſt, 
dann bie recht zulaſſen, bei vnſer vngnad vnd ſtraff, zuuer⸗ 


eelichen. 


Da ſich auch begeben wurde, das ein Jungfraw oder Fraw 
von einem, mit liften, trug, oder ander hinderfuͤrungen, per- 
suasionibus et inductionibus, one oder mit gwalt, per raptum, 
heimlicher oder truglicher weiß, weg gefürt, vnd ſolchs vor vn⸗ 
fern Eerichter und Mäthen beigebracht wurde, Alßdann foll nit 
allein zwiſchen folchen perfonen, feine Ee erkennt, fonder auch 
der fo gehörter maſſen raptum begangen, in gemeiner Recht 
vnd vnſer ernftliche ſtraff gefallen fein, woͤlche Wir auch an 
folhem übelthäter, nach geftalt unnd gelegenheit der übertret- 
tung, an leib oder leben, mit rechtlicher erfanntnuß, volſtrecken 
laſſen woͤllen. 


Bon Eeſchidung bed Eebruchs halben. 


Ä Nach dem etlich Eegemecht, fo von wegen bes begangnen 

Eebruchs, durch unfere geordnete Eerichter und Räth, von eins 
ander gefcheiden ſeien, fich eigen willens nach der ſchidung ans 
derwerts zuuerheyraten, fürnemen, So ift vnſer ernftlicher will 
vnnd meinung, das hinfüro Bein gefchiden Eegemecht, fich eis 
gens gefallens widerumb verheprate, fonder, fo es deßhalben 
befchwerb tragen wurde, ſolchs vnſern Eerichtern fürbringen, 
vnnd von inen deßhalb befcheids erwarten. 

Es foll auch der ftraff halben gegen der Eebrüchigen perfon, 
vermög vnſer außgetündten Landeorbnung mit des Ampts ver⸗ 
weiſung, fo lang das vunfchuldig, vnuerheyrat bleibt, gehalten 
werden, im fall aber, da das vnſchuldig den andern heyrat, auß 
billichen Eehafften vrfachen von vnſern Eerichtern erlangen, 
vnd ſich widerumb verheyraten wurd, foll das ſchuldig des Lands 
verwifen werden, vnd nichts deſtweniger dem unfchulbigen fein 
forderung, von verwürdung wegen des Eebrüchigen gute gegen 
dem fchuldigen vor dem ordenlichen gericht, in alweg außzu⸗ 
füren, vorbehalten fein. | 

Doc wa bie Eeleht, auß einicher obgemelter vrfach, mit 
der vrteil gefcheiden werben, fo mögen fie ſich wol miteinander, 
wiberumb Chriſtenlich verfönen, vnnd einander Eeliche beiwonung 
thun, darinn unfer Amptleuͤt, allen müglichen fleiß fürwenden 


lien. 
" Be auch das vnſchuldig Eegemecht, in ſchwebendem Rech 


1558. xcıv. Württembergtiiche Eheorbuung: 


ten und ehe bie end vrtheil ergeet, auch Eebruͤchig, vnd ſolchs 
beroifen wurde, alßdann follen fie beide Eegemecht nit geſchei⸗ 
den, fonder die instantia gefallen, auch fie beide einander, wi⸗ 
berumb Eeliche beiwonung zuthun, ſchuldig fein, und nicht deſt 
weniger, fie beide, vermög vnſer Landsordnung, geftrafft werben. 


Bon verfünung und snfamenthäbigung ber Celeüt. 


Es tregt ſich auch täglich, vnd an vil orten zu, das ein 
vngeſchickt Eegemecht, gegen dem andern oder ſie beide gegen 
einander groſſen vnwillen, neid, haſs, grimmen, vnd vn⸗ 
freuͤndtſchafft gefaßt damit nit nachlaſſen, ſonder Eeliche bei⸗ 
wonung, nit haben noch pflegen woͤllen, Darinn ſollen jedes 
orts Amptleuͤt vnd Gericht, auch Eerichter vnd Raͤth, ſo diſe 
vnd dergleichen ſachen, fuͤr ſie gebracht, allen muͤglichen fleiß 
ankern, vnd ernſtlich handlung fürnemen, die verworne Eeleht, 
auch wa das nutzlich, vnd erſchießlich, durch Turn oder ander 
gebuͤrende ſtraff, in freuͤndtſchafft zubringen, auff das die Hei⸗ 
lig Ee vnnd band, nit zertrennt, ſonder in gutem willen vnnd 
Goͤttlichem beuelch bleibe, vnd das der Mann gedenck, wie das 
Weib jme von Bott, zu einem gehilffen geordnet, und bie 
Tram, das der Mann jr, zu einem haupt und Deren geſetzt feie, 
doch, das je eins das ander, als feinen eignen leib, Lieb habe. 


Von Eeſchidung bes hinweglauffens, ober anberer vriachen halben. 


Als ſich biß anher offtermals zugetragen, das ein Eeges 
mecht, von dem andern hinweg gezogen, und etlich zeit hernach, 
die bleibend perfon, fich anderwerts widerumb vereeliht, vnd 
etwan das beifchlaffen, auch zu zeiten bie fchwengerung hernach 
geuolgt, Ob gleich das beliben Eegemecht, nit grundtlich ge 
wüßt oder glaubwirdig beweifen kuͤnden, das fein hingezogner 
abmefender Eegemahel, mit Tod abgangen geweſen oder-nit, 
auch zu zeiten, Tolcher hingezogner Eegemahel, hernach wider: 
umb anhaimifch kommen, Darauf dann allerlei vnrath, vnruw 
vnd weiterung erwachſen. 

Es begibt ſich auch, das etlich ſich anderer vermeinter vr⸗ 
ſachen halben, bei leben jres vorigen Eegemahels, anderwerts, 
eigens gefallens zuuerheyraten vnderſteen, Solchem fraͤuel, vnd 
leichtuertigem, ergerlichem leben, ſouil moͤglich, vnd an vns, 
zubegegnen, ſo iſt vnſer will, meinung vnd beuelch, das in 
kuͤnfftigzeit, kein Manns oder Frawen perſon, in abweſen ſeins 
Eegemahels, one erlaubnuß vnſer Eerichter vnd Raͤthe, ſich 
anderwerts verheyraten, oder noch weniger beiſchlaffen ſoll, bei 
ſtraff, leibs vnd guts, nach geſtalt der ſachen. 

Wir woͤllen auch hiemit allen Pfarherrn, mit ernſt beuo⸗ 
lhen haben, dergleichen perſonen, auff der Cantzel nit zuuer⸗ 
kuͤndigen, oder auch vor der Gemein, ein ſolliche Ee, nit zube⸗ 
ftätigen, fonder, vnſern Amptlehten anzuzeigen, die es ale: 
dann, one verzug, an vnſer Eerichter vnnd Raͤth follen gelan= 
gen laffen. 

Von Gerichts euften. 

Dieweil in vil geringern, dann ſolchen Eehandlungen, nach 
innhalt gemeiner gefchriben Rechten, ein jede parthet, fo fraͤuen⸗ 
lich, und vnbillicher weiß, den andern in coften vnnd fchaden 
einfürt, den felben zumiber legen fchuldig im fal dann, da in 
ſolchen ftrittigen Eeſachen, jemands, wider einichen puncten, 
obberürter vnſer Orbnung handien, vnd fonbderlicd auch ein 
parthei die ander vmb die Ee beklagen, auch fein Flag zu recht, 


1558. XCvV. Württembergifche Kirchenordunng. 


gnug nit beweifen, ober ſonſt in ander weg fein gegentheil, in 
onbillichen coften und ſchaden einfüren wurde. 

So ift folhem mutwillen vnnd fräuel zubegegnen, vnſer 
will, mainung und beuelch, das vnſere geordnete Eerichter vnnd 
Raͤth gemeinlich , in allen Eefachen neben andern peenen, wie 
oben erzelt, die verlüftige Parthey, der obfigenden, ſtracks, in 
eoften vnd ſchaͤden fällig erfennen, Es weren dann treffenlich 
bewegend vrſachen vorhanden, ſo Compensation oder verglei⸗ 
chung beiderſeits, auffgeloffner coſten zulaſſen oder erfordern. 


Wa auch andere Eeſachen (darinn obgehoͤrter geſtalt nit 
außtruckenliche fuͤrſehung beſchehen iſt) fuͤr vnſere Raͤth vnd 
Eerichter gebracht wurden, Alßdann iſt vnſer will, vnd beuelch, 
das dieſelben Eeſachen, nach dem heiligen Gottes wort, vnnd 
den gemeinen geſchribnen Keiſerlichen Rechten erledigt werden. 


Vnd gebieten hierauff, Euch allen, vnnd einem jeden in 
ſonderheit hiermit ernſtlich, vnnd woͤllen, das jr obgehoͤrter vn⸗ 
ſer Ee Ordnung, ſouil ſie einen jeden belangen mag, fleiſſig 
vnd gehorſamlich nachkommen, auch hierinn gar niemands ver⸗ 


131 


fhonen , vnd fonderlich wol bedenden, auch zu hertzen fürn, 
das jr dem Allmechtigen Herrn Gott, ein fondern gefelligen 
dienft beweifen, fo je mit Chriſtenlichem epfer, helffen befuͤr⸗ 
dern, das der heilig, von feiner Allmechtigkeit felbs eingefegt 
Eeftand, wie ſich gebürt, angefangen, und erhalten werde, Das 
mit auch ſolchs defto ftatlicher befchehen mög, unnd ſich niemande 
einicher vnwiſſenheit entfchuldigen kuͤnde. 

So ift vnſer meinung, dag jr die Pfarherrn all, dife € 
Ordnung jedes jars, vier mal, an der angel, verftendtlich vers 
leſen, auch ma von nöten, vnd fonberlich, Die ateinifche wort 
auflegen, vnnd fo jr das thun wöllen, ſolchs allmegen den naͤch⸗ 
ften Sontag daruor, gleich nad) end der predig, dem vold ans 
zeigen, mit onugfamer vermanung,, auff den beflimpten Son» 
tag hernach, zuuerlefung folcher Ee Ordnung fleiffig zulommen. 

Doch behalten Wir uns hiemit beuor, diß unfer Ce Ord⸗ 
nung, in einem jeben puncten, nad) geftalt ond gelegenheit ber 
fachen, wie vns jederzeit, für notwendig anfehen wuͤrdt, zuleuͤ⸗ 
teen, zumindern, zuͤmehrn, oder gar abzuthun. Datum Tuͤ⸗ 
bingen ben erften Tag Januarij, Anno ıc. 1553. 


xXCV. 


Kirchenordnung, wie es mit der Leere vnd Geremonien, im Fürftentbumb Wirtemberg 
angericht ond gehalten werben fol. Getrucdt zu Zübingen, durh Vlrich Morhart, Anno MDLIN. 12 8. kl. 8. 


Die folg. von Brenz verfaßte K.⸗O. wirb in dem ein- 
leitenden Mandate als eine Declaration der erften Wuͤrt⸗ 
temberg. K-D. des Herz. Ulrich bezeichnet. Sie entlehnt 
jeboh aus der Tegtern nur einzelne Stüde. Anderes hat 
fie aus der 8.0. für Schw.=:Hall. Im 3. 1555 ers 
fchien fie in einer zweiten, ganz gleichlautenden Ausgabe, 
und dann dfter (vergi. Eifenlohr, Wuͤrtt. Kirchengef. 
Bd. I. S. 99). Bollſtaͤndig fteht fie auch in der großen 
K.⸗O. von 1559. (Nr. CIX.) Ueber ihre Webertragung 
in andre Länder f. Sattler, Gefch. des Herz. Würs 
temb., ®. IV. &. 123, und unten die Bemerk. zu ber 
Pfalz⸗Neub. (1554), Bad. (1556. 1598), Mömpel: 
gart. 8.:D. (1560). 


* * * 


Von ber leer und Predig. 


„Das goͤttlich wort vnd himmeliſche leer zupredigen, iſt 
nit auß menſchlichem gut beduncken, erfunden vnd bedacht, ſon⸗ 
der von vnſerm Herrn Gott ſelbſt geſtifft vnnd verordnet, Es 
iſt auch von Gott ſo theuͤr vnd hochwichtig geachtet worden, das 
ſich diſes Ampts fein goͤttlich Maieſtat, anfengklich ſelbs vn⸗ 
derfangen, hernach zu zeiten den Engeln, vnd dann den heili⸗ 
gen Patriarchen vnd Propheten, auch ſeinem eingebornen ſon 
vnſerm lieben herrn Jeſu Chriſto, da er menſch iſt worden, 
vnd deſſelben Apoſteln zuuerrichten auferlegt vnd beuolhen hat. 

Die ſumma aber der rechten warhafftigen Goͤttlichen, him⸗ 
meliſchen vnd einig ſeeligmachenden leer, ſo von anfang der 
welt here, in ber kirchen oder verſamlung Gottes volck, auff 
erden gehbtundgetriben, auch noch biß zu end der melt, in übung 
bleiben fol und muß, befteet darauf, Nämlich das Gott bie 
weit, wie Chriftus felbe leeret, alfo geliebt hat, das er feinen 
einigen Son gabe, auff das alle die an jn glauben nicht verlo= 
zen werden, fonber das ewig leben haben. Vnd'wie Paulus 
ſchreibt, Gott hat uns feelig gemacht und beruffen, mit einem 


heiligen beruff, nicht nach vnſern werden, fonder nad) feinem 
fürfag ond gnad, bie uns gegeben iſt in Chriſto Sefu, vor der 
zeit der welt, jeg aber offenbaret, durch die erfcheinung vnſers 
heilands Jeſu Chrifti, der dem tod die macht hat genommen, 
und das leben auch vnuergengklich wefen, an das liecht bracht, 
durch das Euangelion, und hernach vernner, wir warn auch 
weiland vnweiß, ungehorfam, jerig, dienend den lüften, vnd 
mancherlei wolluften, vnd wandelten in boßheiten vnd neid, 
vnd haffeten vns ondereinander. Da aber erfchein bie freuͤnt⸗ 
licheit und holdſeligkeit Gottes vnſers heilande, nicht vmb der 
werd willen der gerechtigkeit, die wir gethon hetten, Sonder 
nad) feiner barmhertzigkeit macht er vns feelig, durch das bab 
der twidergeburt, und erneuͤwerung bes heiligen geifts, welchen 
er außgoffen hat über uns reichlich, durch Jeſum Chriftum 
onfern heilandt, auff das mir durch deßſelben gnad, gerecht 
vnd erben feien des ewigen lebens, nach der hoffnung. 


Das ift die fumma und das hauptſtuck, dahin alle andere 
Capita der rechten himmelifchen und Göttlichen leer, von Gott, 
von gottes gſatz, von ber fünd, von bem Euangelio, von ben 
Sacramenten, vom glauben, von ber gerechtigkeit, von gutten 
werden, von gefchefften eins jetlichen Chriftlichen ſtands vnd 
beruffs, von vrftend der tobten, von ewiger feeligkeit, vnnd kurtz⸗ 
lich von allen nuglichen und notwendigen ſtucken vnſerer einigen 
rechten, warhafftigen, Chriftlichen Religion endtlich gericht vnd 
geleittet werben. . ’ 

Nun ift die bemelt leer, und was derfelben anhengig, in der 
heiligen göttlichen fchrifft, Nämlich in der fchrifft der Heiligen 
Propheten und Apofteln, fo genannt würbt die Biblia, alts und 
neuͤwes Teſtaments, dermaſſen fo gnugfam verfaßt, begriffen, 
außgefürt , erklärt, und mit göttlichen himmelifchen wunder: 
zeichen verfichert und beftätigt, das auch ein Engel von him⸗ 

17 * 


132 
mel, fo er anderſt dann bie jeg bemelte fchrifft außweiſet, predi⸗ 
get, verflucht fein folt. 


Hierauf follen die Pfarrer, Prediger und ander Firchens 
biener, fo das leer ampt füren, allen jren müglichen fleiß, fo 


tags fo nachts, mit ernfllicher anrüffung Gottes, babin richten. 


ond menden, das fie die fchrifft der heiligen Propheten unnd 
Apofteln, empfiglich lefen, vecht verfteen, und alle jre prebig in leer 
ermanen vnd ftraffen, darauff und darauf gründen und beftätigen. 

Vnd dieweil nach ber. Apoftel zeit, etlich heilig vaͤtter, in 
ſachen vnfer Chriſtlich Religion belangend, auch gefchriben 
haben, wiewol fie mit jren fchrifften der kirchen jres fleiß zu: 
dienen, Chriftlich gefinnet auch allerlei jrrthumb, fo ſich wider 
bie recht Prophetifch und Apoſtoliſch Leer einreiffen molt, jres 
befiten vermügens durch Gottes gnab begegnet und gemehret, 
und der rechten warhafftigen leer gute Euntfchafft geben haben, 
derohalben jre fchrifften ehrlich gehalten, und zur gelegenheit 
fleiſſig gelefen werden follen , jedoch follen diefelben fchrifft der 
vätter der heiligen Prophetifchen und Apoftolifchen fchrifft 
nicht gleicher Autoritet, und anſehens geacht. Sonder fouil 
(sie fie ſelbs erfordern) daruon gehalten werden, fouil fie mit 
Fundtfchafft der Propheten, vnnd Apofteln fchrifft erweifen und 
barbringen mögen. ' 

Nachdem auch ſich biß anher allerlei mißuerftand und jrr⸗ 
thumb in mancherlei artickel vnnd Capiteln, die leer vnſerer 
rechten warhafftigen Chriſtlichen religion betreffend, in der kir⸗ 
chen zugetragen. Vnd aber dieſelben jrrthumb, in der Augſ⸗ 
purgiſchen, auch in vnſer Confeſſion, ſo wir zu Triendt uͤber⸗ 
antwurten haben laſſen, kurtzlich vermeldet, vnd mit grundtlicher 
zeuͤgnus der heiligen Prophetiſchen vnnd Apoſtoliſchen ſchrifft, 
auch mit kundtſchafft der rechten Catholiſchen kirchen, verworf⸗ 
fen vnd widerlegt, vnd darneben die recht heilſam Chriſtlich 
leer, angezeigt. So woͤllen vnd erfordern wir das vnſere Pfar⸗ 
her, Prediger, vnd andere vnſere kirchendiener jre leer vnd kir⸗ 
chen handlung in den zwiſpaltigen auch andern puncten, nach 
innhalt anweiſung vnd erklaͤrung, der bemelten zweyen Con⸗ 
feſſion verrichten vnd volnziehen.” 


Bon dem Tauff. 


„Wiewol zu difer zeit nicht vil alt menfchen, fonder zum 
mererteil finder getaufft, wie e8 dann audy recht und Chriſtlich 
ift, das die kinder getaufft werden, jedoch fo man recht zu ber- 
gen faffet, von wen der Tauff gefliffe und eingefegt, auch was 
groffe gutthat uns auf Gottes gnaden durch den Tauff ange: 
botten, vnd übergeben, fo wuͤrdt er on allen zweifel für Fein 
liederlich Finderfpil, fonder für den hochwichtigſten treffenlich⸗ 
ſten werckzeuͤg einen, dardurch ber heilig geift in uns krefftig 
und thätig gehalten. Dann nachdem ber Tauff, durch den 
Teuͤffer Johannem, auß Gottes beruff angefangen, hat der 
Son Gottes vnſer Lieber Here Jeſus Chriftus, den felben 
nicht allein ſelbs empfangen, fonder auch beftätigt und beuolhen, 
das er für vnd für in der kirchen biß zu end der welt, gehalten 
und gebraucht werden fell. | 

Vnd dieweil S. Paulus bezeugt, das wir mit Chrifto in 
dem tod, durch den tauff begraben, auff das gleich wie Chriftus 
iſt aufferftanden, von den todten, durch bie herrligkeit des 
Vatters. Alfo follen auch wir in einem neüwen leben wan⸗ 
dein, das auch die fo getaufft werben, Chriſtum anziehen, vnd 


1558. XOV. Württembergifche Kirchenoriunug. 


das der tauff fei ein bad der widergeburt der ralnigung und ber 
erneümerung des heiligen geifts, fo Fan man ſich darauß wol 
erinnern, das er fei ein göttliche Ceremonia und heilig Sacra⸗ 
ment, dardurch wir unfers beruffs zur kindtfchafft Gottes vers 
gwißt, ond indie poffefs der ewigen himeliſchen gütter eingeſetzt 
werben, dann wiewol nicht alle fo getaufft, die ewig feligkeit 
ererben, fo geſchicht doch das felb nicht auß mangel des tauffs 
und beruffi gottes, fonder auß mangel deren, fo ſich des tauffs 
nicht mit vechtem vertrauwen, in ben Deren Chriflum durch 
fein Evangelium, gebrauchen. Darumb nad) dem fo vil an 
bem Chriftlichen tauff gelegen, das wir uns fein in ben aller 
gröften vnd fchweriften anfechtungen, fuͤrnemlich von der ewi⸗ 
gen fürfehung Gottes behelffen, vnd vertröften mögen und 
follen. - So ift kein mühe zufparen, darmit er Chriſtlich ges 
halten, aufgeteilt und empfangen merbe. 

Vnd anfengklich fol der Widertehffer jrrthumb, fo ben 
jungen vnd noch vnmuͤndigen Eindern den tauff abgefchlagen, 
genglid) verworffen fein. Sonder bie kinder als bie nicht der 
geringſt teil Gottes volck fein, ſolen vermüg Göttliche Worts, 
vnd ordnung getaufft werben. 

Vnd wiewol vor zeiten in ber erften Kichen, nur zwo 
zeit im jar, namlich Oftern vnd Pfingſten zutauffen verordnet. 
Jedoch nachdem ber Son Gottes, vnd feine Apofteln Fein fon« 
derliche zeit hierinn beftimpt, fonder der Kirchen jre freiheit ges 


laſſen, auch vil Binder jver ſchwachheit halber, bie obbeftimpten 


zeit des Tauffs, nicht erreichen möchten. So wöllen wir auß 
difen und andern hochwichtigen vrfachen, das die kinder zu jeder 
gebürlichen zeit, fo es von jrentwegen ordenlich begert, und fie 
fürgebracht getaufft werben. Jedoch achten wir es für nutz⸗ 
licher das bie kinder aufferhalb der nott jrer ſchwacheit, nicht 
zur zeit, da Bein Kirchen verfamlung vorhanden, Sonder auff 
den Sontag oder andere Feiertag, oder auff den werdtag, ba 
predig gehalten, und ein menge des volcks in ber kirchen bei⸗ 
einander. verfamlet, zutauffen fürgetragen werden barmit mes 
nigklich bei dem Finder tauff, nicht allein des gebrauchs und 
nugung des tauffs erinnert, fonder auch Gottes namen über 
das Find anzurüffen, und dem kind vmb ein rechten Chriftlis 
chen glauben, der jm zu rechter entpfahung des tauffs und zur 
feligkeit nöttig, zubitten, ermanet und bewegt wurben. 

Wir wöllen aber hiemit niemande geftatt haben, das er 
mit [eins kinds tauff, auß verachtung gfarlicher weiß vnnd jrri⸗ 
ger vnchriſtenlicher melnung, in die lenge verziehe, dann we fols 
lichs gefchehe, gebenden mir dafjelb nad) gelegenhett bes han⸗ 
dels ernſtlich zuſtraffen. | 

Darnach fol auch fürnemlich hierinn bedacht werben, das 
die Substantia, oder das weſenlich ftud eins rechten Chrift- 
lichen tauffs, nicht an der menge vnd vile der Geremonien, fo 
vor difer zeit bei dem tauff im brauch geweſen, fonber fürs 
nemlidy an bem gelegen fei, das bee Tauff gereichet werde, im 
namen Gott des Vatters, und des Sons vnd bes heiligen: 
geiſts. Darumb alle Lectiones vermanung vnd gebett, bei 
dem Zauff dahin gerichtet werben follen, das diſes wefenlich ſtuck 
recht veritanden und gebraucht werbe. 

Das aber das Find im Tauffen tan oder außgemwidelt, ein 
oder drey mal begoffen, In das waſſer eingedaucht, oder mit 
waſſer befprengt werbe, ift an jm felb6 mittelmdfiig. . Jedoch 
dieweil in ber kirchen alles ordenlich und zur befferung geſche⸗ 


1553. XOV. Wuͤrttembergiſche Kirchenordnung · 


ben ſoll, haben wir für mutzlich bedacht, das die kindlin außge⸗ 
wickelt, doch allerlei gefar zuuerhuͤten, nicht Ins waſſer gebaucht, 
fonder mit bem maffer .alfo nadend begoffen werden, es were 
dann fach das das Find fo ſchwach, das es ben lufft ober kelte 
nicht wol leiden möchte, alsdann mage es eingewidelt wol ge⸗ 
taufft werden. 

Es foll auch beid von ben Eltern und Pfarher fürfehung 
gefchehen, das zu Geuattern bes kinds tauff nicht leichtuertig 


perfonen, fo in offenlichen laſtern unbußfertig verhafft, ſonder 


ehrlich und gotsföcchtig let angenommen werden , darmit nit 
duch der Geuattern vnerberkeit das heilig Sacrament bed 
Tauffs, vor ber kirchen geſchendet werde. 

Hierauff fol nachuolgende Ordnung im tauff gehalten 
werben. 

Erſtlich frage der kirchendiener, wie man bas Find nennen 


woͤll, und ob e8 nitjachtaufft fet, fo es num nicht jachtaufft ift, | 


fpreche er alfo.” 


Sorsı bes tauffs. 


„Ss ift ons hie ein kindlin fürgetragen, und von feinets 
wegen begert, das es dem gebett gemeiner Chriftenlichen kir⸗ 
hen beuolben, und nach ordnung vnd einfagung Jeſu Chriftt 
getaufft werde. | 

Damit wir aber bericht empfangen, auf mas grund goͤtt⸗ 
licher fehrifft wir und bes kindlins annemen, und durch das 
gebett Gottes angefiht färftellen, auch im vmb bie gnab und 
gab bes tauffs bitten follen. So laßt uns hören das Euan- 
gelion von ben kindlin wie es Marcus am r. befchriben hat. 

Bu ber zeit brachten fie kindlin zu Jeſu ıc. | 

Lieben freuͤnd, wir hören auf difem Euangelto wie freünt- 
lich fi der Son Gottes, unfer lieber Herr Jeſus Chriftus, 
gegen ben kindlin ſtellet, darmit er offentlich und gwißlich zus 
uerftehen gibt, in was groffer not und gfar, die armen kindlin 
fteden, vnd das fie Darauf on fein fonderlich grad und barm⸗ 
hertzigkeit, nicht erlöfet werben mögen, Dann wir hören auch 
ſonſt täglich auß Gottes Wort, erfarens auch beid an unferm 
leben und flerben, das wir von Adam her alle fampt, in ſuͤn⸗ 
den empfangen vnd geborn werben , barinnen dann wir under 
Gottes zom in ewigkeit verbampt und verlorn fein müßten, 
wa uns nicht durch ben eingebornen Son Gottes onfern lieben 
Herm Jeſum Chriſtum, darauf geholffen were. 

Diemeis dann diſes gegenwärtig kindlin in feiner natur, 
mit gleicher fünde, inmaſſen tote wir auch vergiftet vnd ver- 
unreinigt, tft, darumb es auch bes ewigen tods und verbanınus 
fein, und bleiben müßte. 

Vnd aber Gott ber Vatter aller gnaben und barmhergige 
keit, feinen Son Cheiftum der gangen welt, und alfo auch den 
kindlin nicht weniger, denn den alten verheiffen vnd gſandt 
bat, welcher and) ber gangen welt fünd getragen, vnd die ar- 
mer Einblin gleich fo wol, als bie alten, von fünd, tod vnnd 
verbammas erlöfet und fellg gemacht hat, vnnd beuolhen man 
fo fie zu ihm bringen, das fie geſegnet werden. 

Derohalb fo vermane vnd bitte Ich euch alte bie je all hie 
verfamlet find, auß Chrifllicher Liebe vnd trewe, das jr erftlich 
zu bergen nemen und mit fleiß bedencken wölt, in was groffem 
jamer und nott diſes Finblin feiner art vnd natur halben fie 
det, Ramlicd, das es fei ein kind der fünden, des zorns und 


133 


vngnad, und das jme nicht anders geholffen werben möge, 
dann das es durch den Zauff auß Gott new geborn, und von 
Gott an eins kindsſtatt, von wegen vnſers Herrn Jeſu Chriſti, 
angenommen werde. 

Hierauff fo möllet euch diſes gegenmwürtigen armen Finde 
lins gegen Gott dem Herrn mit ernſt annemen, daſſelb dem 
Herrn Chriſto fürtragen und bitten, er wölle e8 zu gnaden auff⸗ 
nemen, jm fein find vergeben und zu einem miterben, ber ewi⸗ 
gen himeltfchen gätter erkennen, auch nicht allein von des 
Teuͤffels gwalt dem es ber fünd halb underwürfflic, erledigen, 
fonder auch alfo durch den heiligen geiſt flerden, das es dem 
feind in leben und fterben, ftattlichen widerſtand thun, und in 
dem zum feligen fig erhalten werben mög. 


Laßt ons alfo betten. 
O Allmechtiger ewiger Gott, ein vatter vnſers Herren Je 
ſu Chriſti zc. [mie in der Nürnb. und Württ. 1536.) 
Ein ander gebett. 
Allmechtiger ewiger Bott, der du durch die Sündfluß x. 


[wie in der Nuͤrnb. und Wuͤrtt. 1536.) 


Laßt ons auch fprechen das gebett, fo und onfer Herr Chri⸗ 
ſtus ſelbs geleret und beuolhen hat zubetten, vnd nicht allen 
alle unfere, und des kinds notburfft darinn begriffen, fonder 
auch darmit und gwißlich zuechören verheiffen bat. 

Sprecht ein Vatter vnſer, ıc. 

. Nach bem gebett fpreche der Firchen Diener gegen bem Find, 
ber Here beware bein eingang und außgang, von num an biß 
in ewigkeit. 

Darauff ſpreche ber kirchendiener weitter gegen den geuat⸗ 
tern alfo.” 

Grmanung zum genattern bei bom Tauff. 

„Lieben freund in Chriſto, Nachdem jr von wegen bifes 
N. begert haben, das er (vel fie) in dem namen Jefu Chriftt 
getaufft, und durch den tauff in die heilige gemein Gottes 
volds, angenommen vnd eingeleibt merde, So ift euͤch als 
Cheiften vnuerborgen, das welcher fi) zu ber gemein Chriſt⸗ 
licher kirchen thut, der begibt fich in ein geiſtlichen ftreit, darinn 
wir nicht mit fleifch und blut, fonder mit bem böfen geift, bie 
tag vnſers lebens, bie auff erden zukempffen haben, woͤlchen 
ſtreit auch wir on rechten glauben in Gott Vatter, Son und 
heiligen geift nicht volnfüen mögen. ' 

Hierauff dweil jr euch auf Chriftlicher Tieb und freimdt« 
ſchafft difes noch unmündigen N. haben angenommen, vnd 


vertretten in, in difer offenlichen Chriftfichen handlung. So 


woͤllend mir an feiner flatt antworten, damit offenlich be: 
kannt werde, waranff er getaufft werbe. 

NM. widerfagftu dem Teuͤffel und allen feinen werden und 
wein. 

Antwort. Ja ich mwiberfag. 

Darnach frage der Bicchendiener ferner. 

N. glaubftu in Gott Vatter, Allmechtigen, ſchoͤpffer hi⸗ 
mels vnd ber erben. | 

, Antwort, Ja ich glaub ıc. [wie in der Närnb.] 

Alsdann begieffe der Firchendiener das Eind auffgemwidelt, 
wie obuermelt mit waſſer, und fpreche mit heller Imitter und 


deuͤtlicher flimme. 


134 


N. ich tauffe dich in dem Namen Gottes des Vatters und 
des Song vnd des heiligen geifte. 
| Vnd fpreche darauff. 
Der Allmechtig Gott und Vatter ꝛc. [mwiein der Nürnb.] 
«e Darauff foll der Eirchendiener das vold dur danckbarkeit 
vnd gebett ermanen, alfo ſprechend.“ 


Vermanung zur danckbarkeit nach dem Tauff. 


„Ir lieben in Chriſto Jeſu, dweil der Allmechtig Gott diß 
kindlin zu dem tauff vnſers lieben Herrn Jeſu Chriſti, hat 
gnediglich kommen laſſen, ſollen wir jm lob vnd danckſagen, 
vnd bitten, das er jm woͤlle das kind in allen gnaden beuolhen 
ſein laſſen. 

Sprechend alſo. 

Allmechtiger barmhertziger Got vnd Vatter, wir ſagen dir 
lob vnd danck, das du dein kirch gnedigklich erhalteft vnd mereft, 
vnd difem find verüihen haft, das es durch den heiligen tauff 
wider ‚geborn, vnd deinem lieben Son vnferm Deren, vnd 
einigen beiland' Jeſu Chriſto eingeleibd, dein kind vnd erbe 
deiner himeliſchen guͤtter worden iſt. Wir bitten dich gantz 
gehorſamlich, das du diß kind, ſo nun mehr dein kind worden 
iſt, bei der empfangnen gutthat gnediglich bewaren woͤlleſt, 
darmit es nach allem deinem wolgefallen zu lob vnd preiß dei⸗ 
nes heiligen namens, auff das trewlichſt vnd gottſeligſt auffer⸗ 
zogen werde, vnd endtlich das verſprochen erbteil, im himel mit 
allen heiligen empfahe, durch Jeſum Chriſtum, Amen. 

Nach volendung diſes gebets mag der kirckendiener die El⸗ 
ter freuͤntſchafft vnd die geuattern auff volgende oder derglei⸗ 
chen weiß vermanen. 

Ir lieben im Herrn Jeſu Chriſto wie jr euͤch allhie vor 
dem Herren Chriſto, der mitten vnder vns iſt, vnd vor ſeiner 
heiligen kirchen vernemen haben laſſen, alſo ſollen jr euͤch deſ⸗ 
ſelben getrewlich laſſen angelegen ſein, vnd mit allem fleiß 
nach kommen. 

Vnd jr alle, jr Eltern vnd verwandten diſes kinds, vnd 
wieuil euͤwer hie zugegen ſeind, ſoll nun diß kind, nach dem 
heiligen tauff anderſt nicht, dann als ein kind des allmechtigen 
und ein glidmaß vnſers Herrn Jeſu Chrifti, dem auch bie 
Engel Gottes dienen werden, erkennen vnd halten, und nicht. 
ztveifeln, was jr difem Eind. thun werden, es fei boͤß oder guts, 
das jr das Gott felb vnd onferm Herrn CEhriſto thun werden. 
Derhalben euͤch kein muͤhe noch arbeit reuͤwen ſoll, die jr darzu 
ankeret, ein jeder nach ſeinem beruff vnd verwandtſchafft mit 
diſem kind, das es dem Herrn wol aufferzogen, vnderwiſen vnd 
geleret werde, zuhalten alles was vns der Here zuhalten beuol- 
hen hat, daran jr Eltern, verwandten und geuatter für euch 
felbs kein fleiß fparen folt, und das Find fo «8 fein jar erreichet 
in die Eirchen zu dem Catechiſmo getrerolich fürbern, darmit es 
wol vnd grundtlich erkennen lere, was geoffer vnaußfprechlicher 
gnaben und gaben jm von Bott im heiligen tauff, geſchenckt 
und übergeben feind, ond auß dem dann feinen glauben in ber 
gemein Gottes, ſelbs gern und von hergen befenne, und ver- 
jehe, Sage wircuich vnd mit der that ab, dem Teuͤffel vnd 
der Welt, mit allen jren wercken vnd Lüften ergebe, vnd ftelle 
ſich dar, dem Deren vnd feiner heiligen Eirchen, in gantzem 
gehorfam feines heiligen Euangelions, bleibe, vnd lebe bei vn⸗ 
ferm Deren Chrifto biß ans ende, und bringe ais ein lebendigs glid 


1553. XOV. Württenibergifche KRirchenordnung. 


Chriſti, vnd fruchtbare Reben die an dem Rebſtock Chriſti ge⸗ 
ſund bleibt, vil frucht zu dem preiß Gottes vnd beſſerung 
ſeiner heiligen kirchen, Amen. 

Zum beſchluß ſpreche der kirchendiener. 

Der Herr gefegne euͤch und behuͤte euͤch ıc. 

Wir halten auch fuͤr nutzlich, ſo auſſerhalb der gemeinen 
Predig oder kirchen verſamlung ein kind getaufft werden ſoll, 
das ein zeichen mit einer glogken geſchehe, damit ander leuͤt 
dardurch zum tauff handel zu kommen ermanet werben.” 


Dan der Gahetauff. 
[Aus der K.O. von 1536.] 


Bon dem Catechiſmo. 


„Satehifmus in dem Chriftenlichen glauben, ift ein muͤndt⸗ 
licher bericht, darinn die fürnembfte vnd nöttige ſtuck, der 
rechten warhafftigen Chriftlichen Religion erklaͤret werden. 

Vnd iſt vor zeiten da die Chriſtlich kirch, auß den alten 
beid Juden vnd Heiden, fo zu jren jaren und verfland kamen 
verfamlet warde, der Gatechifmus vor dem tauff gehalten worden. 

Nachdem aber zu difer zeit gmeinlich die Finder in jrer 


kindtheit, ba fie des mündtlichen berichts noch nicht vaͤhig feind, 


getaufft werden, So fol der Catechiſmus als der, fo au vnder⸗ 
richtung der hauptartickel des rechten warhafftigen Chriftlichen 
glaubeng , denen die zu jren jaren vnd verjtand fomen, not= 
durfftig,, mit den Eindern als bald fie deffelben jres alter vnd 
verflande halben vähig fein mögen, gehalten werben. 

Das foll aber mit volgender ordnung gefchehen. 

Erſtlich fol ein jetlicher Pfacher oder Prediger, allwegen 
auff ein jeden Sontag, Infonderheit nach der Predig auff der 
Gangel, die Zehen gebott das Symbolon Apoftollcum, vnd das 
Vatter vnfer fürfprehen, vnd darmit es feuchtbarlich und 
nuglich geſchehen mög, foll er nicht heüt dife form, morgen 
ein andere gebrauchen, fonder die bemelte ſtuck auffichreiben, 
und fie dem vold, auß dem gefchriben büchlin oder täfelin 
ordenlich, verftendtlich vnd deuͤtlich fürleien, das beide alt 
vnd jung, bei jnen ſelbs die mort nachfprechen, und einerlei 
wort gervonen mögen, dann es tregt fich bei dem gemeinen 
vol difer ſtuck halben allerlei unrichtigkeit zu, von welchs 
wegen die notdurfft erheifchet, das diſer Catechiſmus offt 
vnnd gleihförmig gehalten werde. Wiewol nun dife verord- 
nung bei manchem ein geringe anfehen haben moͤcht, als 
die vil ſchlechter vnd Bindifcher were, dann das fürnemlidh 
die gelerten damit beladen folten werben, jedoch welcher be: 
bendt die hoch groß Autoritet der bemelten flud, und was 
treffenlicher nutz der heiligen Chriftlichen Firchen, darauf ent⸗ 
fleet, der wuͤrdt ſich, er feie gleich wie gelext er woͤlle, biefelben 
der kirchen fürzufprechen, nicht ſchaͤmen, dann die Zehen ge: 
bott, feind von Gott fo hoc, geachtet worden, das Er fie felbe 
feiner Firchen auff dem Berg Sinay fürgefprochen hat. So bat 
onfer Herr Chriſtus aud) ſelbs das Vatter unfer zubeften geleret. 
Was dann das Symbolon Apoftolicum, fürnemlich die Artikel 
von dem Son Gottes, vnſerm Herrn Jeſu Chrifto, belanget, 
hat e6 Petrus mit gegenwuͤrtiger kundtſchafft anderer feiner mir 
Apoſtolen, auff den Pfingflag, da fie aller erft den heiligen geiſt 
entpfangen hetten, geprediget. Vnnd ift nicht zu zweiueln, 
nach dem die recht war Chrifllich leer, des heiligen Euangelions, 


1558. XCvV. Thrttembergiiche Kirchenorduung. 


in der kirchen vil jar, mit menſchen gedicht verdunckelt geweſen, 
und doch darbei der gebrauch, die obbemelte ſtuck nach der Predig 
fuͤrzuſprechen, gehalten, das vil menſchen durqh dieſelben auf 
gnaden des heiligen geiſts, im rechten glauben erleuͤchtet und er⸗ 
halten worden feind. Darumb foll ſich Feiner diſes Chriftlichen 
nuglihen werds zu vnderfahen befchweren, fonder daffelb mit 
allem fleiß und ernſt verrichten. 

Darnach foll ein jetlicher Pfacher etlich mal im jar, auff bie 
bemelte ſtuck nach ber Predig die volgende ſpruͤch Pauli, dar⸗ 
um ein jetlicher ſeines beruffs erinnert würt, fürlefen, Nämlich 
alſo. 
[E86 folgen hier eine Reihe von Sprüchen über den Beruf 
der Obrigkeit, ber Richter u. f. to. und dann ber Brenz’fche Kar 
techismus.) 

Nachdem nun die explication oder außlegung des Catechiſmi, 
vnd die kinder verhoͤret, ſoll das volgend gebett geſprochen 
werden. 

Laßt vns betten. 

Allmechtiger barmhertziger Got himeliſcher vatter, der du 
allein alles guts in vns anfaheſt, beſtaͤtigeſt vnd außmacheſt, wir 
bitten dich für diſe kinder die du deiner kirchen geſcheuckt vnd 
buch ben heiligen tauff wibergeborn, und nun fo weit erleuͤchtet 
haft, das fie dife deine gnab und güte und jrer Iöfung In Chrifto 
deinem l’eben Son, vnſerm Herrn, auch felbft erfennen und vor 
Deiner gmein befennen, flerde diß dein werd, das du in inen an» 
gefangen haft, mere jnen beinen heiligen geift, auff das ſie in dei⸗ 
ner kirchen vnd gmein, und in warem glauben und gehorfam 
Deines heiligen Euangelions flätigs bleiben, vnd biß ang end bes 
ſtendig verharren, vnd ſich Bein falfche leer noch fleifchliche luͤſt 
von bekannter warheit abfüren laffen, gibe inen das fie zu allem 
beinem gefallen, an Chriftum deinen Son, vnſer gemeines haupt 
jmer wachſen, vnd fein volkommenlich mannlich alter, in aller 
weißheit, heiligkeit und gerechtigkeit erreichen, damit fie dich und 
deinen lieben Son, unfern Heren ſampt dem heiligen geift, eini- 
gen waren Gott jmer vollomner erfennen, herglicher lieben und 
bei jeem nechflen mit worten vnd allem jrem leben, dapfferer und 
feuchtbarer bekennen, preifen und rüämen durch vnſern Herm 
Jeſum Chriftum, geet hin im friden Amen.” 


Bon ber Buß und Abſolution. 


„Wir follen billich gott dem vatter vnſers lieben heren Jeſu 
Chriſti ewige danckbarkeit beid mit worten vnd werden gehor⸗ 
ſamlich erzeigen, das er die verſoͤnung ſo ſein Son vnſer herr 
Ehriſtus für vnſere ſuͤnd gethon, dermaſſen fo gnedig vnd 
barmhertzig angenomen hat, das er vns nit allein ein mal im tauff 
zu gnaden auffnimpt, vnd die ſuͤnde vergibt, ſonder ſo wir nach 
dem tauff jrgends von dem Satana vnd vnſer ſchwacheit uͤber⸗ 
eilet werden, vnd fallen in ſchwere leſterliche ſuͤnde, als dann will 
er dannocht die thuͤr ſeiner gnaden vnuerrigelt haben, ſonder ſoll 
fuͤr vnd fuͤr allen denen ſo ſich von ſuͤnden bekeren, vnd Chriſt⸗ 
lich buß thun offen behalten werden. 

Dann wiewol niemands auff die barmhertzigkeit Gottes 
fündigen ſoll und weicher ſolichs grauſam laſter begeet, ſich ber 
barmhertzigkeit gottes vnwerdt macht, jedoch will Gott von ber 
menſchen boßheit wegen, zu keinem lugner werden, vnd wie 
Paulus ſagt Gottes gaben und beruff, mögen jn nicht gerewen. 
Er will auch nicht wie Ezechiel prediget, Den tod bes fänders, ſon⸗ 


135 


der das er fich bekere, vnd hab bad chen. Darumb foll Eeiner 
fo nad dem tauff, widerumb in fünde gefallen, fich felbs vers . 
fomen vnd verwarlofen, fonder fich auff das ehift on allen verzug 
su dem Herrn durch rechtgfchafne Chriſtliche buß beferen. 

Wir reden aber je& nicht, weber von ber erbfünd, die une 
von natur anhangt, noch von ber ftäten buß, fo wir on vnderlaß 
biß in tod tragen muͤſſen vnd follen, dann wiewol uns, bie 
erbfünd, mit allen jren fruͤchten, fo fie biß anher getragen, tim 
tauff von wegen vnſers herren Jeſu Chriſti durch den glauben 
genglic) verzigen vnd vergeben würdt, Jedoch bleibt die felb erb⸗ 
fünd jrer würdung halben, in vnſerm fleifch für und für, biß 
in tod anhengig, vnd feind mir fchuldig das wir von jrent⸗ 
wegen fläte buß thun, namlich das wir difen mangel vnd ges 
brechen, in uns vor Gott erfennen, und beklagen, aud) von des 
wegen die werck vnſers gehorſams, nicht für volkomne gerechtig- 
keit halten, noch darauff bawen, fonder vns vor Gott als ſtaͤte 
fünder dargeben, vnd uns allein feiner barmhertzigkeit die er vns 
durch feinen lieben Son, vunfern Deren Jeſum erzeigt hat, ver⸗ 
teöften, wie auch Dauid ons vorcedt, alfo fprechendt, Ich ers 
kenne mein miffethat ond mein fünd iſt jmer vor mir, ich fün- 
dige nur vor dir, vnd thun nur uͤbels vor dir. Vnd Paulus, 
ich weiß das in mir, das iſt in meinem fleiſch nichts guts wonet, 
wöllen hab ich wol, aber volnbringen das gut, finde ich nicht, 
dann das gut, das ich will, das thu ich nit, fonder das boͤß das 
ich nit will das thue ich, das tft alles von ber Erbfünd geredt, die 
Bein gut werck In ons techtgfchaffen volkomen fein Iaßt, dieweil. 
wie hie auff erben leben. Vnd demnach wir jrethalben ftäte 
buß thun müffen, von weldyem dann in diſem Gapitel, von der 
Buß und Abfolution ordnung jegmal nichts gehandelt wuͤrdt. 
Sonder wir reden fürnemlich von ben groben fünden vnd lafter, 
fo der Erbſuͤnd Früchten ſeind vnd darein bie leuͤt nach der tauff 
gemeinlich fallen, auch von der Buß, fo von berfelben lafter we⸗ 
gen vor der Chrifllichen gmein gethon werben fol. 

Nun feind vor jaren mandherlei weiß, in der kirchen, bie of⸗ 
fenliche fünde zubüffen, wie Die Canones poenitentiales auf- 
weiſen gehalten worden, und mögen bie heiligen Bifchoff, darinn 
leidenliche und verantwortliche gedancken gehabt haben, Nach⸗ 
bem aber diefelben von bem Herrn Chrifto der kirchen nicht auff⸗ 
erlegt und in ein merdlidhen mißbrauch gerathen, audy zum 
mererteil von jnen felbs gefallen ſeind. So woͤllen wir hiemit 
niemands befchmwerbt haben, fonder bei der weiß fo biß anher 
in den firchen, darinn das heilig Euangelion rein geprebdiget, 
breüchig geweſen, bleiben laſſen. Vnd follen die Pfarrer und 
andere ficchendiener die fünder zur vechtfchaffner Chriftticher 
bug, auff das fleifftgft und ernftlichft in dem Predigen verma⸗ 
nen. Nämlich das ein jetlicher fo in ſchwere fünd gefallen, 
fein fünd vor Gott erkenne, laffe fie im von bergen leid fein, als 
dardurch er in Gottes ungnad vnd zorn gefallen, hab den heili⸗ 
gen geiſt verloren, vnd ſei von Chriſto abgewichen, hab auch die 
ewig verdamnus verdient, er ſolle aber ſich wider zu Chriſto be⸗ 
keren, vnd von hertzen glauben, das ſein ſuͤnd jme von wegen 
Jeſu Chriſti vergeben werden auch ſoll er fuͤrohin ſich vor der 
ſuͤnde, als vor ſeinem ewigen verderben huͤten, vnd widerumb 
in den gehorſam Goͤttlichs beruffs eintretten, ze. das iſt die ſum⸗ 
ma der leer von der rechten waren Chriſtlichen buß. Wiewol 
nun ſollich gmein predig darinn der Herr Chriſtus fuͤr ein 
verſoͤner vnſerer ſuͤnden, fuͤrgehalten wuͤrt, an jr ſelbs ein 





136 


Abfohıtion don den ſuͤnden Hl, und welcher fie mit rechtem glaus 
ben auffnimpt, der wuͤrdt dardurch vor gott im bimel von allen 
fünden Abfoluiert und entbunden, welcher abernicht glaubt, dem 
werben alle feine fünd vorbehalten. Jedoch nachdem die Dres 
dig des Euangelions von Chriſto nicht allein in der gmein, fon- 
der auch einem jetlichen infonderheit der es gebüclich begert, 
verfünbiget werben foll, wie auch der Here Chriftus ſelbs vilen, 
wenigen, und auch einer allein zu zeiten geprediget hat. So 
poll die fonderlich predig die man fonft priuatam absolutionem 
nennet, nicht auffgehaben, fonder jn jrem gebürlichen brauch 
bleiben, dann da der Herr Chriftus zur feinen Apoſteln fagt, wel⸗ 
hen je die fünde erlaffet den feind fie erlaffen, vnd welchen 
jr fie behalten den feind fie behalten, gleich mis ec hiemit nicht 
Bat woͤllen den Apoſteln und andern jren nachkomenden kirchen⸗ 
dienern, ein volmechtigen freien gmalt geben, jres gfallens auß 
fünben gerechtigkeit, und außgerechtigkeit fünden zumachen, auch 
nicht jnen heimgeftellet die finder ob fie ſchon unbußfertig feind, 
zu Abfoluieren, vnd die frommen, fo fie nicht alles jres ber kir⸗ 
&endiener eigens willens geleben, zunerdammen, fonder hat 
inen hiemit beuolhen, das Euangelion von ber veuzeihung der 
fünben zupredigen, das were daran glaub dem werde durch fie 
bie fünde erlaffen, wer aber nicht daran glaube, dem werde bie 
fünd behalten. Alſo hat er auch hiemit nen aufferlegt, nicht 
allein einen groffen hauffen ſonder auch einer einzeligen per⸗ 
fon, das Euangelium von verzeihung ber fünden durch Jeſum 
Chriſtum zupredigen, und demnach den fa daran glaubt, von 
fünben zu abfoluisen, dem aber, der nicht Daran glaubt, die fün» 
be zubehalten. Ä | 

Darumb follen die Pfarrer jren Pfarrverwandten, , nicht 
allein die gmein offenlid, predig thun, fonder jnen auch jren 
dienſt infonderheit anbieten, vnd fürnemlih, mann fie das 
Nachtmal Chrifti Halten willen, folten fte die kirch vermanen, 
das ein jetlicyer der bes Nachtmals Chriſti zu empfahen ge: 
denck, ſich zuuor am abend anzeige, und fein rew vnd leid über 
die fünde befenne, auch fein beger ber Abſolution oder verzeis 
bung ber fünden, und fein fürnemen van den fünden abzufteen, 
vnd fuͤrohin in Chriſtlichem gehorfam zuleben bezeuͤge, dar⸗ 
mit niemands das Nachemal Chriſti, jm ſelbs zur verdamnus 
vnd der kirchen zur ergernus entpfahe. 

Es ſoll aber hierinn volgende ordnung gehalten werden, 
anfengklich, ſo die kirch abends beieinander verfamlet, ſoll der 
kirchendiener ein predig thun, von der rechten Ehriſtlichen buß, 
vnd Fr dem rechten gebraud, des Sacraments des nachtmald 
Chriſti. 

Darnach ſoll er ein jetlichen inſonderheit verhoͤren, vnd 
denſelben nach gelegenheit der perſon, freuͤntlich vnd Chriſtlich 
vnderrichten, vnd ſo ſich begebe, das etlich die da ergerlich leb⸗ 


ten, vnd mir groben laſtern heſchwerdt weren, ſich vnbußfertig 


hielten, gedaͤchten auch nicht jr leben zubeſſern, denen ſoll der 
kirchendiener das nachtmal zuentpfahen widerrathen, vnd jnen 
biß auff jr beſſerung abſchlahen, wa auch einer wero, dar ein 
folliche ſonderliche beſchwerd, des gwiſſons hette, das im ſon⸗ 
derlicher troſt des Euangelions noͤttig ſein wurde, ſo ſoll er jn 
. Infonderheit Abſoluieren, aber die andern laß ar der gmeinen 
hernach volgenden abfolution erwartın. 

So num follihe mit jetlichem infonderheit verrichtet, fol 
ber Birchendiener die gmein form der offenlichen beicht, vnd ab⸗ 


1588. ACV. Württeunbergifehe Rirchenprbunug. 


—5 vngenarlich volgender geſtalt, der verſamleten kirchen 
uͤrſprechen.“ 
Vermanung zur offenlichen Beicht. 

„Lieben freuͤnd, wir werden auf ben Bußpredigen bericht, 
das niemand® fo feinejar und verfland erreicht hat, zur verzet- 
bung der fünden komen mag, er erkenne dann feine find, 
und lag jm biefelben von bergen leid fein, glaube auch bas jm 
feine fünd von Gott auß lautter gnaden und barmhertzigkeit 
von wegen Jeſu Chriftt vergeben werden. 

Vnd aber jeder verzeihung der ſuͤnden vnd ſtercke des glau⸗ 
bens begeren, fo follen jr mir auf grund ewerer hertzen die of⸗ 
fenliche beicht nachfprechen, vnd darauff das Euangelion der 
Abfolution anhören, darmit je ech der rew über die fünd vor 
Gott, marhafftiglich befennen, vnd auß der Abfolution der 
verzeihung der fünden, duch Jeſum Chriftum vergwift und 
verfichert werden.” 

Die offenliche beicht. 

„Ich armer fünder ıc. [wie In ber 8.:O. v. 1536.] 

Darauff foll als bald volgen die Abfolutio, dann wiewol ein 
jetliche prebig des heiligen Euangelions, von vnſerm einigen 
heiland Jeſu Chriſto, ein rechte marhafftige Abfolution und 


“ entbindung von den fünden ift, namlich denen fo daran glau⸗ 


ben, wie oben vermelder, es foll auch das vold, durch die fir: 
chendiener zu feiner gelegnen zeit bahin berichtet werben, das fie 
die Abfolution von den fünden auf einer jetlichen gmeinen predi⸗ 
gem des Euangelions Chrifti verhoffen und erholen. Jedoch ift 
ed nicht unnuglich, fondere Chriftentliche form der Abſolution im 
der kirchen zugebrauchen, das hiemit bie Application und zu⸗ 
eigung der verzeihung der fünden, auch die nagımg des fir- 
Hendienſts, den einfaltigen defter deutlicher färgetragen und 
eingebildet werde.” 


Form ber Abfolution, 
[Sormeln aus der K. O. v. 1536] 


„Wir woͤllen und ordnen auch, fo ein junge vorhin das 
Sacrament des Nachtmals nicht empfangen, das es nicht ee 
zugelaffen werde, es fei dann zuuor dem Pfarher fürgeftelt 
das es von der leer der Religion befraget, verhövet und bericht 
werden mög damit ed dad Sacrament bed Nachtmals nicht 
mit vnuerſtand zur ergernus ber Tirchen, und zu nachteil fei- 
ner feligßett empfahe. 

Ordnung bes Nachtmals unferd Serrn Jeſu Cprifti. 

„Je ernſtlicher vnſer lieber Herr Jeſus Chriſtus ſein Nacht⸗ 
mal, geſtifft vnd verordnet hat, vnnd je heiliger vnd nutzlicher 
es iſt, je ſchwerer greuͤlicher jrrthumb vnnd mißbrauch durch 
den Satan darein gfuͤret worden ſein. 

Dann auf einer ſeiten, iſt es nicht ein außteilung, des ver⸗ 
ordneten Nachtmals Chriſti bliben, ſonder iſt zu einem ſchaw⸗ 
ſpil vnd fuͤrnemlich dahin mißbraucht worden, das es ſolt ſeines 
wercks halben, ein verſoͤn opffer fein für die fände, der leben⸗ 
digen vnd dev todten. 

Auff der andern feiten iſt es dahin gedeuͤttet, als ob dariız 
ber warhafftig leib vnd das warhafftig blut Chriſti nicht gegen- 
wuͤrtiglich aufgeteilt wurde, 

Darumb fo man von dem heiligen Nachtmal Chriſti han> 
deln will fol man ſich anfengklich fleiffigen, das hieuon recht 





1088. ZOV. Wurttembergiſche Afrchensubnung., . 481 


geleeret vnd geglaubt, darnach das +8 ordenlich und der kirchen 
mitzlich aufgeteilt und empfangen merbe. 
Souil nun bie leer, von dem Sacrament bes nachtmal⸗ 


belangt wöllen wir das bisfelbig ſtracks, nad) vermüg des worte 


Chriſti im nachtmal , wie folliche in ber Augfpurgifchen und 
onfer Confeſſion erklaͤret gericht werde, Naͤmlich das in bem 
Nachtmal Chrifti der leib und das blut Chriſti marbafftiglich 
vnd gegenmwürtiglich mit brobt und wein außgeteilt, entpfangen 
vnd genoffen werde. 

Souil aber die Drdnung der außteilung deſſelben belangt, 


wiewol vor jaren allerlei Gſeng, Lectiones, Salutationes ynd | 


gebett, neben vnd zu der erſten flifftung Chrifti verordnet, und 
etlich Chriſtlich kirchen darinn das Euangelion rein gepradiget 
würdet, gu vnfern zeitten derſelben, vil fich nod) gebrauchen, 
wir aud) da auß Gottes gnad sin gmeine nugliche und Chriſt⸗ 
liche Firchenordnung, auf gmeinem rath der Chriftlichen Sten- 
den, fürgenomen werden folt, vns berfelben gern gleihförmig 
halten wölen. Jedoch dieweil bei bee außteilung des heiligen 
nachtmals, allwegen zwo predig, nämlich die gmein predig, und 
dann die verfündigung des tods Chrifti gehalten werden ſollen, 
vnd die menige der obbemelten ſtuck, ben nöttigen predigen vnd 
dem hauptſtuck, des nachtmals des zeit halb etwas binderlich 
fein möcht, So wöllen wir jetzmal etlich derfeiben ſtuck, bes 
uocab fo fie zu andern zeiten füglich verricht werden mögen 
einftellen vnd ein zimbliche ordnung, fürfchreiben, darmit die 
kirch nicht mit verdruß über die zeit auffgehalten werde. 

Vnd anfengklich, fol das Nachtmal Chriſti in fürnemiten 
Stettnalle Monat, vad fo es gefein mag alle viertzehen tag, 
ja fo offt vnd did, beuorab auff die Sontag und andere Feyar- 
tag, in der kirchen gehalten werden, fo offt Sommunicanten vers 
handen fein, und fich zuuor wie oben vermeldet, angezeigt bar 
ben. Es follen auch die kirchendiener das vold mit ernſt ers 


manen, ond inen den nug und Die notburfft des gebrauchs, dis 


ſes ſacraments fleiſſig anzeigen, das ſie ſich gern williglich vnd 
offt, hierzu verfügen. 

o dann das Nachtimal Chriſti auff ein Sentag oder an- 
bern Feyrtag, in der kirchen zuhalten fürgenomen wuͤrdt. Sol 
anfenglich das fang, Komm heiliger geift, ꝛc. Nun bitten 
wir den heiligen geiſt, »c. oder fenft ein teütfcher Pſalm, oder 
geiftlich lied, ſonderlich ber zeit gemeß, gefungen werben. . 

Nach difem gfang, fol die gmein predig geſchehen, in wel⸗ 
cher neben dem argumento bes gwonlichen terts bes Euange⸗ 
Lions, aud) ein Burger bericht, von dem gebrauch vnd nugung, 


des heiligen Sacraments, des Nachtmals eingefuͤret werden ſoll. 


Nach volendung der predig ſoll man den glauben Teuͤtſch 


ſingen. 


Darauff ſoll der Kirchendiener vor dem Altar, auff welchem 
das nachtmal außgeteilt, nachuolgende vermanung gegen dem 
vold fuͤrleſen. 

Vermanung zum Machtmal. 

„Ir allerliebften in Chriſto Iſn rc. [Aus der Ruͤrnb. 
und der Wuͤrtt. K.O. v..1586 

Darauff fol ein gmein offen bett volgen, Alſo. 

Laßt vns betten. 
Altmechtiger Gott himmeliſcher ontter, ſeittenmal wir Die nicht, 
dann allen in deinem geliebten Son vnſerm Deren wolgefallen 
I. 


mögen , fo heilige vnſer leib und foet, und gibe und fein ſelige 
gmeinfchafft, in feinem heiligen Abentmal, mit vecht glaubiger 
begird vnd danckbarkeit zuentpfahen, das wir deiner ewigen 
guͤtte vnd liebe gegen vns abermals getroͤſtet, vnd in dem neuͤ⸗ 
wen leben geſterckt dir zum preiß deines Goͤttlichen namens, 
vnd beſſerung deines volcks mit mehr fleiß vnd forcht leben 
vnd dienen moͤgen, durch denſelbigen vnſern Herrn Jeſum 
Chriſtum, Amen. 

Nach diſem ſoll die kirch das vatter vnſer teuͤtſch mit ein⸗ 
ander ſingen. 

Auff ſollichs fol der kirchendiener, nachdem er zuuor brodt 
dnd mein, zu des Herrn Nachtmal für ſich geſtellt, die ſtifftung 
des Nachtmals, wie e8 die Euangeliften und Sant Paulus 


| befchriben, mit lautter verftenttlicher ſtimm verlefen, dann wie⸗ 


rool die vermanung fo vorhin verfefen bis einfagung bed Nacht: 
mals ond die verfündigung bed tods Chriftt und berfelben nu⸗ 
gung nad) notburfft begreift (Es tere auch die kirch gnugſam 
erinnert und bericht, das gegenmürtig brot vnd mein zur em⸗ 

pfahung des warhafftigen leibs und bluts Chrifti, durch bie 


| vcf ſtifftung vnſers Deren Chriſti gefegnet und geweihet tere) 


jedoch nach dem die wort der heiligen Euangeliſten, und Sant 
Paulus von dem nachtmal Chriſti, die bemelten find, In ein 
feine ordentliche Eurge fumma verfaſſen. So follen fie in hat 
tung des nachtmals nicht aufßgelaffen, fonder offenlich dnd ver: 
ftendtlich, tie volget, verfefen werben.‘ 


Die wort ober flifftung des Machtmals. 


„VBnſer Herr Sefus, In der nacht da er verrathen ward ıc. 

Als bald darauff geet das volck herzu ordenlich, vnd em⸗ 
pfahetan einem ort des Altars den leib Chrifti, am andern ort 
das blut Chriftt, fonberlich mann der Sommunicanten vil 
fein, ond zwen ficchendiener dag Sacrament aufteilen. 
Wiewol num beid brott und wein mas zu dem gegenwuͤrti⸗ 
gen Nachtmal gebraucht wuͤrdt, durch die ſtifftung Chriſti 
ſo vorhin in der ermanung, und hernach infonderheit verlefen 
gnugſam geweihet feind, und bedarff derhalben nicht Bil ſon⸗ 
derlicher wort mehr, jedoch zu mehrer erinnerung mage der kir⸗ 
chendiener in darreichung des leibs Ehriſti, zu einem jetlichen 
ongeugrlich’ volgende wort ſprechen. 

Nimm hin vnd Iſs, das iſt der leib Chriſti, der für dich 
gegeben iſt. 

Vnd in der darreichung des bluts Chriſti. 

Nimm hin vnd trinck, das iſt das blut des Neuͤwen Te⸗ 
ſtaments, das fuͤr dein ſuͤnde vergoſſen iſt. 

In dem aber das volck zum Nachtmal geet vnd bericht 
wuͤrdt, Singe die kirch, Gott ſei gelobet vnd gebenedeiet, der 
vns ſeiber hat geſpeiſet. Oder Jeſus Chriſtus vnſer heiland. 
Oder, einander geiſtlich lobgeſang, ſo hierzu dienſtlich iſt. 

Sp nun die Communicanten alle verricht und mit Dem 
nachtmal Chrifti verfehen, foil ber Fechendiene der volgenden 
gebett eins fuͤrſprechen. 


| DBandfagung nah dem Nachtmal. 
„Laßt ons betten. 
„O Allwochtiger ewiger Bott sc. [mie in dee Nuͤrnb. 


—7 18 


188 


iu ander bandfagung vnd Gebett. 


„Wir danden dir Herr Jeſu Chrifte ꝛc. [mie in der 
Nuͤrnb. und Luthers deutſcher Meffe.] 
Alfo befchließ er das nachtmal mit dem fegen. 


Formule des Segens. 
Der Herr ſegne dich und behuͤtte dich ꝛc.“ 


Ordnung des gemeinen gebets uud Letaney. 


„Das gmein gebett offenlich in der Kirchen zuhalten, iſt nit 
auf eignem ſelbs erdichtem menfchlihem gut bedunden auff- 
tommen. Sonder ift von ben heiligen Patriarchen, Prophe⸗ 
ten und Apofteln, auß bewegung des heiligen Geifts, fürnem- 
lich in groſſen ſchweren anligen, vnd gfarlicheit als ein mittel 
Göttliche hilff zuerlangen, gebraucht worden. So hat ed aud) 
- ein offenlichen Apoflolifchen beuelch , ich ermane fagt Paulus, 
das man vor allen dingen zu erſt thue bitt, gebett, fürbitt, und 
dandfagung für alle menſchen, für die Künig und alle Ober: 
keit, ıc. 

Vnd das am ernftlichflen zubebenden iſt, fo hat onfer 
Herr Chriſtus felbe dem gmeinen gebett, ein treffenliche zu⸗ 
fagung gethon, und fagt, Wo zwen vnder euch eins worden 
auff erben, warumb es ift, das fie bitten wöllen, das fol jnen 
widerfaren, von meinem vatter im himel. Darumb nachdem 
dee Kirchen allerlei nott und gfahr zu jeder zeit begegnen, foll 
das gmein gebett in ber Kirchen mit groffem ernſt, geübt und 
nicht onderlaffen werben. 

Es follen aber die kirchendiener das volck mit allem fleiß 
underrichten, das das gmein gebett nicht fruchtbar fel, noch goͤtt⸗ 
lich Hilff erlange, es gefchehe dann von den bußfertigen, bie 
auß erfanntnus der ſchwere jrer fünden, von ben felben ab» 
fteen, beffern jr leben, und rüffen Gottes namen an, auß rech⸗ 
tem vertraumen, von wegen vnd in namen vnſers lieben Her: 
ten Jeſu Cheifti, darmit wir nicht hören müffen, wie der Herr 
bet dem Eſaia prediget, wann jr [hon euͤwer hend außbreitet, 
verberge ich boch mein augen vor euͤch, und ob jr ſchon vil bets 
tet, höre ich euch doch nicht, dann euͤwer hend feind vol bluts etc. 

Darumb follen die Eirchendiener das gmein gebett, alfo 
üben vnnd treiben , das fie darbei das vold zur buß ermanen 
vnd jnen wol einbilden das Feiner Bünde ein rechter better fein, 
er ſei dann zuuor ein Chriftticher buͤſſer. 

Wiewol nun das gebett, fo uns vnfer herr Chriftus ges 
leeret hat, das Vatter vnſer genannt, an jm ſelbs ein gmein 
gebett ift, fol auch als ein kurtzer begriff und fumma, aller 
andern Chriftlichen gebett, in allwegen den vorzug haben, jes 
doch nach dem bie andern gebett, fo in der heiligen ſchrifft und 
fonderlich im Pfalter begriffen, oder auß den fprüchen der hei⸗ 
ligen fchrifft, auff ein gegenwärtige nott gezogen, ein erklaͤ⸗ 
ung vnd außlegung des Vatter vnſers feind, fo follen fie nicht 
verworffen, fonder neben und mit dem Vatter vnſer zu feiner 
zeit gebt und gebraucht werben.” 

[Bon den folgenden Kormularen iſt das erfte, Längere, meift 
aus den Nürnb. Collecten combinirt. Dem zweiten folgt bie 
Litanei ſammt Schlußgebet.] 

Bon dem Kirchen sfang. . 

Ehe wir die andern gmeinen Birchendienft, vnd dmpter, fo 
auff die Feyertag und Wercktag, verricht werben follen, ordnen, 


15583. xcv. Wurttembergiſche Kirchenorduunug. 


woͤllen wir zuuor vnſer bedencken, von dem kirchengſang vnd 
kleidung anzeigen. Dann freylich niemandts Chriftlich6 ver⸗ 
ſtands daran zweifelt, das Pſalmen vnd geiſtliche Lieder, in der 
kirchen zugebrauchen vnd zuſingen ſeien, aber das biß anher 
gmeinlich alle kirchendienſt, ja auch zum geöffern teil, bie Pre 
dig ſelbs bei vns tehtfchen, in lateiniſcher und der gmeinen kir⸗ 
chen unbekannter fprach, verrichtet worden fein, halten wir 
nicht allein fuͤr vnnutzlich und vergebenlich, fonder auch für ein 
ſtraff Gottes, wie Eſaias und Paulus anzeigen, das Gottes 
wort nur in einer frembden , vnbekannten ſprach geprediget 
werde. ° 

Gleicher geftalt ift es auch wider ben haupt puncten, der 
Shriftenlichen Leer, daB follich kirchen gſang, fo in unbekannter 
fprach gefchehen, folle feines werds verdienfts halben, 3 Gottes 
zorn verfönen, und alles glüd von Gott erlangen. 

Hierauff woͤllen und ordnen wir, das bie kirchengſang, bei 
uns Teuͤtſchen, in den kirchen vnſers Fuͤrſtenthumbs teuͤtſch 
geſungen, wie auch die andern aͤmptern, mit fuͤrleſen vnd fuͤr⸗ 
ſprechen in teuͤtſcher ſprach geſchehen ſollen. Jedoch nach dem 
S. Paulus die frembd, doch etlichen bekannte ſprach, zu ſeiner 
zeit in der kirchen zur beſſerung zulaßt, ſo moͤgen die ſchuler zu 
zeiten ein lateiniſchen gſang auß der heiligen ſchrifft, oder der 
felben gmeß, jnen zur uͤbung in ber kirchen fingen, fuͤrnemlich 
aber dweil dem groͤſſern teil der kirchen, allein die Teuͤtſche 
ſprach bekannt, fol auch ber mererteil der gſang teuͤtſch ve⸗ 
richtet werden. 

Vnd ſollen die kirchendiener das volck ermanen, das ſie die 
verordneten gſang lernen, vnd mit gmeinem kirchengeſang vnſern 
Herrn Gott, helffen loben vnd preiſen, doch nicht diſer meinung, als 
ſolt hiemit der recht gotsdienſt aller ding volnbracht ſein. Sonder 
das menigklich durch das gſang, Gottes wort, ſo darinn verfaßt, 
erinnert, vnd darauß an rechter erkanntnus Gottes, an glaube, 
liebe, geduldt, vnd an allen andern tugenden gebeſſert werde. Es 
ſoll auch kein gſang in der kirchen gſungen werden, es ſei dann 
Chriſtlich und in der heiligen ſchrifft gegruͤndt, auch mit vor⸗ 
wiffen und rath unfer Superattendenten, jedes orts zur beffe- 
rung der kirchen fürgenomen.” 


Bon ber Ærchen Fleibung. 


„Es haben etlich Kirchen darinn das heiltg Euangelion rein 
geprediget, die alten gewonlichen kirchen Meider, wie auch fonft 
vil berfelbigen Ceremonien in jren Eichen dmptern behalten, 
So woͤllen wir auch gern, wie wir bie oben vnns haben vernes 
men laffen, vnſers teils da ein gmeine Chriftliche kirchenord⸗ 
nung vermög göttliche worte, fürgenommen wuͤrdt, der fir 
chen Meider halben nichts erwinden laffen. 

Dweil aber die fonderliche Leuitiſche und Priefterliche Heis 
der, fo im alten gfag Moſi, verordnet und gebreuͤchig gewefen, 
durch das recht war liecht des heiligen Euangelions wie auch 
das gang Leuitifch priefterthumb, auffgehaben vnd abgethon, 
vnd weder von onferm bern Chrifto, nod) von den Apofteln, 
andere euͤſſerliche kleider in verrichtung der kirchenaͤmpter vers 
ordnet, vnd auffgefegt. Sonder hierinn ber kirchen jre freis 
beit, doc) das es alles erberlic, und erbawlich zugee, gelaffen. 
So mögen mir leiden, das die kirchendiener in allen dmptern, 
fo fie in der Eichen verrichten follen, den gwonlichen Chorrod, 
biß auff ferner onfern befcheib gebrauchen, und fonft auch im 





. 1558. CV. arttem ergiiche Airchenordunug. 139 


allweg ſich einer ehrlichen, gebürlichen kleidung fleiffigen, damit 
nicht allein je wort und predig, fonder auch jr kleidung, weiß 
vnd geberbe, ein leer ber tugendt feien.” 

Drduung ber Seiertag. 

„Wiewol vor zeiten ſich der Feyertag halben, allerlei vnrich⸗ 
tigkeit in der kirchen zugetragen, jedoch ſo haben die heiligen 
Apoſtel vnd jre nachkommen, klaͤrlich vnd gnugſam dargethon, 
das die Chriſtlich kirch, an keinem Leuitiſchen feyertag gebunden 
ſei, ſonder hab hierinn freyheit, was nutzlich vnd zu erbaumung, 
des glaubens in Chriſtum dienſtlich, nach gelegenheit jedes 
Lands vnd volcks, zu ordnen vnd zugebrauchen. 

Dieweil dann die ordnung der Feyertag, gmeiner Kirchen 
dahin dienſtlich, das fie beſtimpte zeit wiſſe, die Predig vnnd 
die außteilung der Heiligen Sacrament zu beſuchen, vnnd die 
gemeinen weltlichen Recht zubeweiſung jres gehorſamen dienſts 
gegen Chriſto dem ſon gottes vnnd ſeiner Kirchen jre beſon⸗ 
dere freiheit den fuͤrnembſten Feirtagen geben. So woͤllen 
wir, das hienachbenannte tag zu Feirtag verkuͤndiget, vnnd 
Chriſtlich gebuͤr nach gehalten werden. 

Alle Sontag. 

Der Chriſtag. 

Der naͤchſt tag darnach. 

Der Jars tag. 

Der oͤberſt Epiphania genannt. 

Der Oſtertag ſampt dem naͤchſten darnach. 

Die himelfart Chriſti. 

Der Pfingſtag ſampt volgendem Montags. 

Die Liechtmeß Purificationis Mariae. 

Verkuͤndigung Mariae genannt Annunciationis, 

Alter Apofteln tag. 

SFoannis Baptifte.” 

Bas an Zelten und Feyrtagen foll fürnemlich geprebdigt werden. 

„Bir wöllen auch, das gleich wie in folchen tagen ein ord⸗ 
nung gehalten, alfo auch bie Kicchendiener in jrer leer vnnd pres 
big von dero wegen am fürnemlichften die Seirtag beſtimpt 
fein, gebürlid) ordnung halten, Vnd achten auß allerlei beden⸗ 
den, für nutzlich, das auff die Sontag die gewonlichen Euan⸗ 
gelten für vnd für geprediget, und aufgelegt werben, beuorab 
an denen orten ba am Sontag oder Feyertag nur ein predig 
gethon würde.” 

iDie folg. Beſtimmungen über den Inhalt ber Feſtpredig⸗ 
ten meift aus ber Halt.) 


Ortuung der gmeinen KRirchenämptern, beib am Beieriag vnd 
w 


erckt 
Bnd anfaͤngklich von der veſper am Sampflag vnd anderen Feſt Abendt. 
„Die es am Abendt zur Veſper gehalten werben foll, wann 
auff ben volgenden Sontag, oder andern Feyertag, das heilig 
Abendtmal Chrifti, zubalten fürgenommen wuͤrdt, ift hieoben 
bei dem Capitel, von der Buß vnd Abfolution verzeichnet. 
Allein das neben demfelben auch zuuor ein Chriſtlich gfang, 
vnd vnder dem ber kirchendiener die leüt verhöret, etlich Pſal⸗ 
men von den fhulern gefungen werben follen. ' 
So aber auff dem volgenden tag Fein Commmmion ober 
Nachtmal Chriſti gehalten würdt, follen in den Stetten die 
Schuler zur Veſper, stlich Lateinifch Pſalmen, mit einer lateini⸗ 


ſchen Antipbona fingen. Darauf foll der kirchendiener ein Eapitel 


auß der heiligen fchrifft, des alten und Neuͤwen teflaments 
fampt jren Summarien, beim gegenwürtigen vold, ordenlich zus 
Teuͤtſch fürlefen. 

Nach dem verleßnen Gapitel, finge man das Teuͤtſch Mag- 
nificat oder ein ander Chriſtlich gſang, und befrhliefle es mit 
einem gemeinen gebet und fegen. 

An den bdörffern aber mag nach gelegenhelt derfelbigen 
Kiechen ber pfarher zur vefper anfengtlidy mit der kirchen ein 
teütfchen pfalmen fingen, darnach ein Capitel auß dem alten 
vnd Newen teflament, wie jegbemelt verlefen, vnd barauff 
widerumb ein teütfch geiftlich Lied oder Pfalmen fingen, vnd 
mit einem gmeinen gebett ond fegen befchlieffen.” 


Drdnung ber Rirenämpter am Sontag vnd andern Feyrtagen. 


„So ein Sommunto vorhanden, foll diefelb Taut des hieoben 
verzeichneten Capitels ordnung, bed nachtmals vnſers herrn 
Jeſu Chriſti, verrichtet werden. 

So aber kein Communio gehalten wuͤrdt, ſolle die ſchul 
anfangs ein lateiniſch Introit, oder die kirch ein teuͤtſch geiſt⸗ 
lich Lied ſingen, darauff volget die predig, vnd nach der predig 
ſoll widerumb ein Pſalm oder einander geiſtlich lied geſungen 
werden. Mann ſoll ſich auch fleiſſigen, das ſich die gſang nach 
der leer, vnd zeit ordnung richten, Als naͤmlich. 

Auf den Chriſtag vnd nachuolgenden Feſten, von der ge⸗ 
burt Chriſti, zur Oſtern, von der vrſtend Chriſti, damit die 
kirch die noͤttigen ſtuck der leer des Chriſtlichen glaubens, beid 
mit predigen vnd ſingen wol erinnert werde. 

Nach mittag in den Stetten, ſoll am Sontag ein predig, 
vnd zur veſper zeit, der Catechiſmus, wie es obenbemelt gehal⸗ 
ten werden. 

Auff den Doͤrffern ſoll man den Catechiſmum, auch am 
Sontag nach mittag, namlich gleich auff den mittag oder zur 
veſper zeit, wie es die gelegenheit des orts und volcks, erleiden 
mag, halten.“ | Ä 

Am wercktag. 

In einer jetlichen Statt, ſoll alle wochen zwen tag, vnd 
in einem jetlichen Dorff ein tag, ſo dem ort vnd volck am ge⸗ 
legneſten ſein wuͤrdt, mit ſolcher ordnung geprediget werden, 
das man anfangs vor der predig Pſalmen, dergleichen nach der 
predig jedesmals ein teuͤtſchen pſalmen ſinge vnd werde mit 
gewonlichem ſegen beſchloſſen.“ 

Drduung der Ee einlaitungs. 

„Es iſt wol vnd Chriſtlich bedacht, das bie neuͤwen Eeleuͤt, 
in der kirchen vor der gmein verkuͤndiget vnd eingeſegnet wer⸗ 
den, dann wiewol der Eelich contract, gleich wie ſonſt andere 
weltliche contract, möcht auch wol auff den Ratsheuͤſern oder 
andern gemeinen offenlichen, ehrlichen vnnd burgerlichen orten 
verrichtet werben. Jedoch dweil in der erften außbreittung bed 
heiligen Euangelions Chriftt, nady der Apoftel zeit, fich vil fun⸗ 
den haben, fo den Eeltchen ftand für ein vnheiligen ſtand, mit 
dem die kirch Chriſti nicht zuthun haben folt, gehalten, auch 
ſich durch anrichtung des Satans, ber aller göttlichen ordnung 
feind ift, den Eeleüten in jrem ſtand, allerlei vnrichtigkeit bes 
gegnet, barinn die vergroiffung jrer Göttlichen zuſamen fügung 
inen in jvem griffen noͤttig. So iſt es zur beflerung der fir» 
chen faft muglich, das die neuͤwen Eeleüt in offentlicher verſam⸗ 
lung der Eichen eingefegnet werden, bamit mmigflich darauß 

18 


10 


ermanet werbe , baB ber Eeſtand an im ſelbs eim ehrlicher vnd 


:Gottgfälliget fand fei, das auch die Celeuͤt fo jnen mas ve 


glüds begegnet, dardurch zur gedult und antüffung Gottes bes 
wegt werden mögen. 

Es fol aber die verfündigung vnd einlaitung Der neuwen 
Eeleuͤt mit volgender ordnung geſchehen.“ 
IIm Wefenttichn bie 8.0. von 1536. 


Bon beſuchung vnd Commünion der kraucken. 
0 


„Dee ullmechtig barmhertzig gott hat ſich ber ellenden vnd 
betrübten, bie feinen namen auß rechtem vertrauwen anrüffen, 
fo gnediglich ungenummen,, das er nicht allein jnen allen vaͤt⸗ 
terlicyen fhug und hilff veripricht, fonder füret audy vnderm 
‚sumamen feiner Maieſtet, fürnemlicy difen Tittel, das er fei 
ein uflucht der ellenden, ein heiland deren fo da feind eins zer- 
knitſten bergen, und hat audy zum mehrmalen ehe wöllen den 
‚natürlichen lauff himmels vnd ber erden, verendern, dann 
die ellenden In jrer nott verlaffen. 

Neben dem fo rüffet auch ber fon Gottes alle betrübte zu 
im, vnd verspricht jnen hilff, kompt alle, fagt er zu mir, die jr 

beſchwerdt und beladen fein, ich will euch erquicken. 

Nun feind die krancken nicht die geringften, vonder ben bes 
ſchwerdten und belabnen, als die fo nicht allein jrer Leiblichen 

kranckheit halben, fonder auch von wegen der fünden, des tods, 
vnd ber verdamnus, deren fie durch die kranckheit erinnert wer: 
den, groffe beſchwerliche befümmernus und anfechtung haben. 

Darumb folfen ſich auch bie kirchendiener der Eranden, To 
jres Pirchendienfts begeren, mit allem ernft vnd fleiß annemen, 
und denfelben vermög jres beruffs Chriftlich troft beweiſen. 
Es ſicht vns auch auß allerlei — enden vrſachen fuͤr gut 
‚an, das bie kirchendiener, auch denen krancken, fo jrer nit be 
geren, jren gutten willen und dienft , durch ſich ſelbs oder jre 
verwandten vnd zugethonen, erzeigen und anbieten. 

Vnd nad) dem die betrübten,, beid durch prebig unnd Sa⸗ 
crament getröft werden moͤgen, So ſoll ein kirchendiener der 
zu einem krancken beruffen wuͤrdt, anfengklich warnemen, wie 
es mit dem krancken, det befchwerb⸗ vnd bekuͤmmernus halben 


der verdammus halben beſchwerd trage, wie es nun der kirchen⸗ 
diener befindt, alſo ſoll er auch fein vnderweiſung vnd troͤſtung 
mit erklaͤrung goͤttlichs zorns vnd gnaden, darnach richten, das 


der vnachtſam in erkanntnus ſeiner ſuͤnde, vnd darauff zur be⸗ 


gird Goͤttlicher gnaden gefuͤret, der betruͤbt aber vnd erſchroͤckt 
in ſeinem gioiffen, mit dem Euangelio getroͤſt werde. 
Daarnach ſoll dee Kirchendiener ſich gegen dem krancken 
halten, mit erzeelung der geineinen offentlichen beicht, vnd Ab⸗ 
ſoluierung, wie es mit den gſunden gehalten, und hleoben vn⸗ 
der dem Tittel von der buß und Abfolution befchriben tft. 

Vnd dweil das Sacrament des nachtmals von vnferm 
Herrn, dahin gemeint vnd verorbmet iſt, das durch deſſelben 
nieffung, das bloͤd zaghafft gwiffen, in rechtem glauben und 
vertrauwen geſterckt werde. 

Vnd aber der kranck in anfehung, das er durch ſchwacheit bes 
leibs zur fchwacheit des ginmbens, vilfaltig gereitzt, vnd in allerlei 
anfechtung gezogen wuͤrdt, der ſterckung des glaubens faſt not⸗ 
durfftig iſt, fo foll er auch auff fein Chriſtlich, gebuͤtlich beger, 





1558 æcu. Wuritem bergtſche Kirchenerdanug 
vud Sehne ſeiner Aund, auch glauben in Sofa Vhrtiem, 


mit dem factansent des nachtmals verfehen. Werden. 

Dann wiewol das nachtmal, fuͤrnemlich in gomedner ver= 
famlung der Hrchen zuhalten ift, Jedoch dweil Chritus fpricht, 
wa zwen ober drey in meinem namen zufamen kommen, ba bin 
ich mitten under inen, fo gibt er hiemit zuuerſteen, das auch 
ein kirch Chriſti ſei, wa ſich ein kirchendiener vnd ein krancker 
im namen Chriſti beieinander finden. So iſt der mund, ber 
warhafftig in Chriftum glaubt, nicht weniger ein glid Chrifti 
vnd der kirchen, dann ein geſunder, hat auch fein gerechtigkeit, 
zu den güttern der Chriftlichen kirchen, under welchen dad Se 
crament des Nachtmals nicht das. geringft ift, eben als wol als 
die gfunden, darumb folle jm bas nachtmal, auff fein gebürlich 
beger, keinswegs abgefchlagen werden. 

Ga fol aber der Pfarrer die let vermanen, das fie in jr 
kranckheit mit dem begern des Sacraments, nicht biß auff die 
letſt nott verziehen, fonder ſich bei zeit laffen anzeigen, bamit 
fie zuuor verhoͤret, vnderricht vnd getröft werden mögen. 

So num der Kirchendiener auff die underrichtung, bekannte 
nus der fünden onnd Abfolution, wie oben vermeldet (weiches 
ein tag, fo es gefein mag, oder auff das wenigſt etlid fund, 
vor der entpfahung des nachtmals, mit dem krancken verricht 
merben fol) das nachtmal bei dem krancken zuhalten fürnimpt, 
foll er es allerding mit der vermanung gebett vnd verlefen der 
ſtifftung Chrifti, wie hieoben im Capitel vom nadıtmal Chrifti 
befchriben ift, außrichten, Jedoch fo die nott des krancken, der⸗ 
maflen fo groß mwürbe, das +8 langen verzug nicht erteiben 
möcht, mag die vermanung außgelaſſen, das gebett aber und 
bie wort der ftifftung Chrifti, follen in allweg geſprochen, vnd 
darauff der Brand! mit dem Sacrament brot vnd meine ver⸗ 
fehen, auch hernach mit tröftlichen fprüchen der heiligen ſchrifft, 
vnd Chriſtlichen argumenten, zum vertraweñ in Herrn Chris 
ſtum, zur gedult vnd gehorſam ermanet werden. 

Es fol auch) ber Pfarrer, die gefunden bendrab die fresindt- 
Tchafft und et vermanen, fo bas nachtmal bei einem 
krancken gehalten wuͤrdt, das fie ſich auch durzu verfügen, vnd 


1.05 fie fchon ſelbs das nachtmal nicht umpfahen, doch Hefffen 
eingeſtalt habe, Namtich 0b ber jme allein den Teiblichen | 
ſchmertzen laß anltgen, ober ob er auch der fünden und umb 


betten und jver kouͤnfftigen nott hiemit erinnert werden.” 


Dbrung der Wegtzbnan. 


„Es bringt zwar benen, fo in onferm Herrn Jeſu Chrifto, 
uufß difem zeitlichen feben verſchiden fein, onſer dienſt anff er: 
den kein nug, dann dweil Chriftus fagt, ich bin die vrftend vnd 
das leben, wer an weich. glambt der wuͤrdt leben, ob er Gleich 


| flurbe, ond wer ba lebt, vnd glaubt an mid) ber wuͤrdt nim⸗ 


mermehr ſterben. So feind wit gnugſam vergwißt, das wel⸗ 
cher in dem glauben vnd vertrauwen auff vnfern einigen Herrn 
vnnd heiland Chriſtum, von difer welt abſcheidet, ber habe alle 
bereit on all vnſer wuͤnſchen, begird, fuͤrbitt, hilff und zu thun, 
die rum des ewigen feligen lebens, vnd werde mit frekden befigen 
die herrligkeit des himmelreichs am Süngften tag, durch vnſern 
Hertn Chriſtum auch leiblich, der leib vergehe gleich in der ere 
ne im waſſer, im lufft, ober fer, wie er möll, von den tobten 
aufferft 

. Os deftermeniger follen wir onfere verfihldenen vnd 
abgeflorbnen, ehrlich vnd gebürfich zur erden mit ſolchen dien⸗ 
ften, To vns die noch Im leben fein, zu nutz erfchieflen mögen 





1858 ZCOVE Mansfelder Wiifitntionderbnang- 


betätigen, damit wir bie lieb, fo wir gegen jnen in jrem leben 
gehabt, vor meniglich beweiſen, auch vafern glauben, ben wir 
in Chriftum haben, zur vrftend von den todten hiemit befennen, 
vnd die hoffnung bie wis zu des verſchidnen ewigen beil und 
ferligkeit tragen, bezeuͤgen. 

Hiecauff folle ſich meniglich vor allen denar abergläubifchen 
und heiduiſchen dienften , fo nicht uns ſelbs, fonder allein den 
abgeftorbuen für nutzlich erdacht fein, hätten. 

Damit nun der verfchidnen begrebnus, vns nuglich gehals 
ten werde, mag man erftlich mit den glogken leitten, das hie: 
mit bie leuͤt, fo die leih zur begrebnus belniten woͤllen, ein zei⸗ 
Gen der zeit jrer verfamlung haben mögen. 

Darmnach fo die leich gut begeebnus wagen iſt, folle ber kir⸗ 
chendiener dem volck das Gapitel, in der erften zu den Thefſa. 
cap. itij. von dem verſchidnen in Chrifte. Oder dad Euanges 
tion Johannis am yj. vom Lazaro dder ein anders gleiche 
Argumente, für leſen, vngenarlich mie difer prefation. 

Lieben freuͤnd wir haben jep, wie wir teöftlicher guuerficht 
und hoffnung fein, ein mitglid vnſers Deren Jeſu Chriſti, anf 
freäntlicher lieb zur begrebnas geleitet. 

Damit wie wen nicht on vnderricht vnd troſt abtretten, 


woͤllen wir hören, die wort des heiligen Apoſtels Pauli (vet) | 


des heiligen Euangeliften N. alfo lautend. 
Wir willen euͤch lieben bruͤder, zc. 


141 


Oder. 


Martha ſagt zu Jeſu, Herr wereſtu hle gewefſen, mein 
bruder were nicht geſtorben, ꝛc. 


Oder. 


Chriſtus iſt aufferſtanden von den todten, vnd der erſtling 
worden, vnder denen bie ba fchlaffen, x. _ 

Darauff foll er ein turge prebig thun, von bem tod, von 
der vrftenb vnd dergleichen argumenten,, fo fid) zur leich und 
oft denen, die in bekuͤmmernus fein, ſchicken. 

Am end fol er die abgeftorhne perfon, der gnedigen hand 


| Gottes beuelhen. Vnd die gegenwärtigen verfamlung vmb 


befferung bes lebens, Chriſtlich abfberben ond froͤlich vrſtend, 
mit einem Batter vnſer bitten laſſen, vnd fie darauff mit dem 
gemeinen fegen abfertigen. ’ 

Hiebei fol «8 auff dißmal mit der kirchen ordnung bleiben, 
dann was mehr in den obgemelten, auch anbern kirchen hands 
lungen, gemeiner kirchen verfamlung, zu mg ond gut fuͤgenom⸗ 
men werden möcht, das follen muß vnſerm beuelch, die Pfarrer 
vnd ander Eicchendiener zu jeder zeit von ben orbenlichen Vi⸗ 
fitatoen und Guperattendenten bericht werben. 

Wir. wöllen und auch biemit diß vnſer Firdyenorbuung, 
nach feder zeit gelegenheit zuendern, mindern oder moren, aller 
bing vorbehalten Haben.“ 


1554. 


XCVI. 


Form und Weiſe einer Vifitation, Zur die Graff vnd Herſchafft Mansfelt. Durch Eraſmum | 
Sareerinm, Superiutendenten zu Eidleben, geftellet, des Ihars, MDLIV. 3.8.4. 


, Wir entlehnen diefe Inftruction ans dem erſten Drucke. 
Sie iſt auch in ber von Wilhelm Sarcerius beforgten Aus⸗ 
gabe von Erasm. Sarcerius Pastorale oder Hirtenbuch v. 
3. 1562 enthalten. 


FE 


Born vnd weiſe einer Vifitation, fur die Graff vnd Herrſchafft 
Mantfelt, des Ihars, 1688. 

Erftlich fo ift zu vifiticen Leine bequemte zeit, als die 
zeit nechſt nad) Pfingften, und im Herbeſt nach der einernung. 
Denn fonft fein die Dorffleute mit irer haushaltung beſchwe⸗ 
vet, das fie ſolchem Chriſtlichem, nötigem, und gutem werds 
nicht koͤnnen on fchaden auswarten. 

Zum andern follen die Bifitatores nicht allen von Su⸗ 
perintendenten oder Geiſtlichen, fondern auch von weltlichen 
Derfonen genommen werben. Denn in der Vifitation nicht 
allein Geiſtliche, fondern auch Weltliche fachen vorfallen, die 
do an ben andern hengen. Item, fein viel dinge von der 
weltlichen Obrigkeit wegen zugebiten, vnd zuuerbiten. tem, 
die laſter Ruge zuüben. Item, in etlichen Dingen Execation 
zu thuen, one auffzug und weiter zu rucke bringen. 


Zum dritten, ehe man zu vifiticen anhebet, ift von nöten, - 


das man eines jeden Ampts Paflorn und Seelforger an einen 
gewiſſen ort verfchreibe, einem particular Synodum ober ver- 


famlunge mit inen halte, darinnen man ſich erſtlich erfündige, 
wie e8 eine geftatt habe, vmb die Paftorn, fo das Kirchenampt 
tragen. 

Item, wie e8 gelegen fen vmb jre Lere, leben, Daushaltung, 
Kirhenordenungen. Wie fie fich in jrem gangen Ampte ver⸗ 
halten, und wie fie mit den Geiftlichen und Pfargütern umb- 
geben. Vnd ſolch zeugnis und Eundfchafft, fol erftlich ober 
einen jeden Paflor vnd Kirchendiener gehen, von feinen nech⸗ 

ften Nachbarn, fo in gleihem Ampte fein. Weiter fo ift in- 
ſolchem Synodo, den Paftorn anzuzeigen, das fie ſich auff ein 

Eramen ſchicken wollen, in bey fein ber Vifitatoren. Denn 

die erfarung ausweifet, welche nicht liegen, kan, das hin und 

wider fehr vngeſchickte Leute ein gefchliechen fein, vnd auch zum 

teil aus dem Bapfthumb verblieben, damit die Schefflin Chris 

ft ſehr vbel verſorget. Wie ich denn wuſte etliche ſchreckliche 

Erempel zuerzelm. Item auff eine kurtze Predigte, damit 

man wiſſe ob fie Gottes gabe zu predigen haben, oder nicht. 

Welche gelert oder ungelert, und zuuerrichtung jrer Ampte ges 

ſchickt oder vngeſchickt fein, 

tem, fol einem jeden in folcher Priefterlichen verfamlung 

oder Synodo befohlen werben, das er ſich in des bedende, und 

was er vermeinet, das bey feinen Pfarkindern zubeſſern, das 

er ſolchs auff der Vifitatorn ankunfft wiſſe zuuermelben. Vnd 


142 1858. xCVvI. Mansfelder Viftationserdunng- 


das ein jeber Paftor, alfo viel defte beffer ein nachdencken has 
ben möge, fol man als balbe, einem jeden ein gebrudt Exem⸗ 
plar der Viſitation zuftellen. . 

Stem, fol man fich als denn auch vergleichen, welchen tag 
man an einem jeden orte vifiticen wolle, auch wo vor mittag, und 
wo nach mittag, wenn bie Pfarren nicht weitvon einander gelegen. 

Es fol auch den abend zuuorn, an einem jeben orte, da 
man folgenden tag vifitiven wied, mit allen Glocken geleutet 
werden, nicht anders denn auff einen heiligen oder. feyerabenb, 
damit die Pfaruerwandten, ſich wiſſen einheimifch zuhalten. 
Vber das fo fol ein jeder Paftor den Sontag zuuorn, den beſtim⸗ 
meten tag der Vifitation verfündigen, und die Pfarkinder, in 
gemein jung und alt, man vnd mweib, zur gegenwertigkeit ver 
manen, vnd mit ernft bey ftraffe der büffe anhalten. 

Zum vierden, mo man nun zu vifitiren hinkoͤmpt, da fol 
der Paſtor fur das erfte Eraminirt werben, vnd ein kurtze Pres 
digte thun, ober den Text, ber im, im Synodo auszulegen if 
befohlen worden. Nach ſolcher Predigte, fol der Superinten» 
dene auffflehen, oder wo es jm zuuiel wuͤrde, ein ander Pres 
diger, der jm mag zuuerorbenet werben, der fol nun von ber 
Viſitation predigen, diefe loben, erheben, und als nötig darges 
ben, mit anzeigung, woher fie fome, wer fie eingefeget, was bie 
Alten zur einfegunge bewenet, und warzu fie nuͤtze vnd gut fey. 

Atem, was man auch alhie an biefem ortte, durch die Dis 
fitation gedencke auszurichten, und ober wen fie gehen foll, nicht 
allein ober bie Paftorn, wie fie fich in lere und leben, in jrem 
Kirchen ampte, vnd in jrer gangen Haushaltung halten, ſon⸗ 
dern auch wie fich die Pfarkinder erzeigen, bey der waren Re 
ligion, vnd In einem Gotfürdtigen, züchtigen, vnd erbaren 
leben. Voraus aber foll das anderteil der prebigte, auff die auss 
legung der Heiligen zehen gebotte gerichtet werben, und mas 
fur vornemliche offentliche laſter (dev man fid) denn mit vleis 
erfündigen fol) an einem jeden ortte im ſchwang, vnd teglichem 
gebrauch gehen, bie fol man alda zum hefftigften anziehen vnd 
flraffen. Desgleichen auch Gotes zorn und flraffen, hie zeitlich 
und dort ewiglich, darüber vermelden, mo fich die Vbertretter 
vnd fhuldige Perfonen, nicht befjern werben. 

Zum fünfften, Nach gehaltner Prebigte, fol man, Weib 
ond Kinder laffen heimgehen, und ald denn ein zeugnis vnd 
kundſchafft von der gangen Gemeine, vber den Paflor erfors 
dern. Vnd ob etwas hierinnen angezeiget wuͤrde, das ba ſtreff⸗ 
lich were, oder fonft vnterhandlung bedürffte, das fol man ſich 
als denn zu ſchlichten onterftehen, Wo aber bie fachen wichtig, 
in das Vifitier buch ein gefchrieben werden, bie auff weittern 
befcheid,, vnd Execution vnſerer G. H. durch jre Nethe, und 
den Superintendenten, welche denn auch als balde erfolgen fol, 
auff gehaltene Bifitation, damit einem jeden feine gebürliche 
ftraffe widerfare. 

Artickel aber darauff das zeugnis vber den Paſtor flehen 
fol, fein diefe. 

Mie er fich halte In feiner Lere. f 

Item, in ausfpendung der hochwirbigen Sacramente. 

Stem, in vbung bes rechten Gottesdienfte. 

tem, in vbergebener Kircyenordenung. 

Stem, in feinem gangen Kirchenampt. 

tem, im Catechifmo, oder Kinder lere bey ben Krancken ete. 

Item, in feinem leben und haushaltung, ob er auch fein 


“ 


Weib, Kinder, und Gefinde zu Gotteöfuccht, zucht, tugend, und 
erbarkeit auffziehe, andern Leuten zum ehrlichen Erempel, und 
loͤblichen nachfolge. 

Stem, bey den Pfargütern, die in gutem baw und weſen 
halte, nicht verwuͤſte, verkauffe, verfege, befchwere, vnd abhen⸗ 
dig made. Vnd ſol das gefallene zeugnis gut oder boͤs in baB 
Bifitie buch eingefchrieben werben. Item, was ſich fonften fur 
jerung des Paſtors halben. zutcagen, und nicht mögen als balde 
beygeleget, und gefchlichtet werden. . 

Zum fechften, fol das zeugnis ergehen ober die Pfarkinder, 
niemanb ausgefchloffen, vber weib und Man, vber jung vnd 
alt, von wegen folgender vnd anderer offentlicher after. Solch 
zeugnis aber oder Ruge, follen die weltlichen Vifitatores von 
wegen onferer ©. H. fördern. Als offentlidhe verachtung, und 
lefterung Gottes, feines Wortes, des rechten Gottesdienfts, der 
bochwirdigen Sacramente, und was fonft mehr zur waren Res 
ligion, vnd zur rechten Gottſeligkeit gehöret. Gottes wort nicht 
wollen hören, und das zu hören verhindern, oder Leuten die 
Gottes wort hören, ergerlich fein, mit ſpacieren gehen, fplelen, 
zech halten, kremerey, branttenwein fauffen, offentliche ſpiele, 
fechtfchulen, tenge etc. Item, ber Sacramente nimmer ober 
gar felten gebrauchen. 

Abgötterey treiben. 

Falſche lere onter bie leute tragen. 

Sluchen, ſchelten, fhweren, Gottes Namen leſtern, wars 
fagen, zeubem. - 

Mit Teuflifhen und Abgöttifhem Segen ombgehen, hien« 
buch Menfchen und Vihe, fur vngluͤck zuerretten. 

Walfarten gehen. 

Zeufelfenger fuchen und rath fragen. - . 

Gottloſe Procefston halten, vmb das Getreide auff dem Felde. 
Denn ſich folcher dinge etliche widerumb, wo nicht fo gar ofe 
fentlich, doc) heimlich, und mit wenig Perfonen unterftchen. 

Bilder vmb die Früchte tragen. | 

Keger vnd falfche Lerer, Als Widerteuffer, Zwinglianer, 
Dauid Joras brüder, Oftandrifche, und Standarlfche verfürer 
baufen und herbergen, und fich derer anhengig machen. 

Seine, Kinder nicht teuffen Laffen, oder zu teuffen auffe 
ziehen, vmb freffens und fauffens willen. 

Bolfauffen ond zutrinden in gemein. 

Volfauffen oder in die Schenden und Krüge gehen, oder 
andere leichtfertigkeit, vnd vppigkeit treiben, an dem tag, da⸗ 
ran einer zum hochwirdigen Sacrament gangen. 

Gebottene Feiertage freuentlich und mutwillig vbertretten, 
wie denn beshalben ein groffer mangel in diefen Landen fein 
fol, das etliche weder Charfreytag, Oftertage, Pfingſtage, vnd 
dergleichen Feſte feiren, mit geoffem vnd fchredlichem ergers 
nie, vieler frommer vnd einfeltiger Chriften. 

Seine Eltern verunehren oder vbel halten. 

Weihe zu nahe in Blut vnd Freundſchafft fich verehes 
Tihen, und verehelicht haben. 

Mehr denn ein Weib oder Dan zugleich zur ehe haben. 

Welche jre eheliche Weiber freuentlich und mutwilliger weife 
vbel halten, verlaffen, und verlaffen haben. 

Hurerey treiben. 

Ehebrechen. 

Nacht tenge vnd fonft vnordentliche, und ſchendliche tenge 


1554. XOVI. Mansfelder Vifitsiionsordnung. 


teeiben, aufſerhalb Hochzeiten, welche zu nichts anders bienen, 
denn zum ontergang aller zucht, tugend, vnd erbarkeit. 

Vnchriſtliche wucher und Contract, in Götslichen, Keiſer⸗ 
chen Rechten, und fonft verboten. Denn heutiges tages des 
wucherns und ausfaugens, weder ziel noch mas ift, nicht allein 
bey hohen und reichen perfonen, fonbern auch bey geringen leus 
ten, alfo das fchier Bein Dienftbot iſt, der nicht fein dienſtlohn 
auff wucher austhue. 

Meineid oder falfcher Eid. i 

Vnd was ber offentlichen laſter mehr-fein, die bie weltliche 
Obrigkeit bisher nicht geachtet oder geftraffet, ja damit man den 
bohn und ſpot getrieben, und folche Lafter nicht fur ftrefflich ges 
ſchetzet, welcher nach gelegenheit mehr in den Rugezedel mögen 
gefeget werben. 

Vnd nach dem auch hernach gefegte laſter In diefen Lan⸗ 
ben fehr gemein fein, daraus denn allerley vbels erfolget, vnd 
zuuorn nicht verbotten vnd geftraffet,, die follen Inn diefer Bis 
fitation, durch die verorbente Viſitatores verbotten, die ſchuͤl⸗ 
diger hernach gerüget und gefleaffet werden. Als, Sic on 
wiſſen und willen der Eltern, der Sreundfchafft, und Vormuͤn⸗ 
ber verehelichen. Daraus denn greuliche und fchredliche hand⸗ 
lungen fich in biefem Lande zutragen. 

Mit verlöbniffen fchergen, und fich mehr ale mit einer Per« 
fon verloben. 

Sich nicht auffbieten laſſen, oder ausruffen von der Eangel. 

Nicht mehr denn 6. tifch auff eine hochzeit laden. Vnd 
Das foldye nur einen tag were, Den nechſten nachtag zu mits 
tag nicht mehr denn zween tifche, vnd den abend einen haben. 
Vnd als denn die hochzeit dabey wenden Laffen. 

Keine Pfingfibier einlegen und fauffen. Daher denn viel 
todſchlege, jammers und elend entfprungen. Sch wil geſchwei⸗ 
gen das in etlichen jaren, vmb des Pfingftbiers willen, keine 
Gonmmunicanten die Pfingftfeiertage in viel jaren geweſen, und 
ſehr wenig leute zu der Kicchen gangen. ° 

Nicht mehr denn drey Gefattern zum Kindtauff bitten. 


Das nicht mehr denn acht Weiber bey dem Kindtauff effen 


fol. 

Das keine Menner in die Kindtauffe gehen, alda zu effen 
oder zu trincken. ' 

Das den Weibern bie offentlichen Wirtsheufer, zur zeche 
verbotten werben, besgleichen auch das volfauffen. 

Das den Schenden und Wirten auff den dörffern verbot« 
ten werde, ba6 fie den Weibern zu zechen nicht geftatten, ober 
zur zeche fie nider figen Laffen. Ausgenomen Weiber fo ober 
fe&t reifen. | 

Das die Wirte und Schendeen, keine Huren vnd lofe 
beige herbergen und auffhalten, je Bier damit zuuertreiben. 

Das alle Spinftuben abgefchaffet werden, denn bie Megdte 
vnd junge Gefellen, alle ſchand und untugend barinnen vben 
vnd treiben, und das die halter und auffhalter geftrafft werden. 
Was auch weiter hernach billich fol verbotten und geräget wer⸗ 
. ben, vnd das hierinnen auff dismal nicht begriffen, das wer⸗ 

den folgende järliche Viſitationes leren und nachweifen. - 

Die Ruge aber ober die Lafter der Pfarkinder fol orbents 
lich alſo gehalten werden, das einer jden Gemeine, eines jeden 
Dorffs, fo vielder Doͤrffer in ein Pfarkicche gehören, auff einmal 
oder tragt, vier Artickel von obgefchriebenen laſtern auffgegeben 


143 


werben. Darnach widerumb viere, und alfo forthin bis zum 
ende. Damit audy durch das gantze jar, bis auff ein jde Vi⸗ 
fitation, Gottesfurcht, zucht, tugend vnd erbarkeit erhalten 
werde, fo mus man in diefer Vifitation vier Senfchepffen in 
einer jeben Gemeine verorbenen (melche fur zeiten zum Latein 
Scabini Synodales genent wurden) die auch follen vereidet 
werden, vnd derer Ampt fein fol, das fie das gange jar ober, 
neben jrem Paſtor, auff alle fchand, lafter, und untugend, mit 
vleis vnd ernft fehen follen, die Leute dauon abhalten, vnd 
auff das fie in der folgende Vifitation, oder fonft In der Obrig⸗ 
keit Ruge, und fur einem Consistorio vnuerſchwiegen bleiben. 
Was aber von erzelten laſtern gerüget, das fol mit den 
Derfonen, vnd allen vmbſtenden, in das Vifitichuch gefchrieben . 
werden, auff weittere erkentnis, der gütlichen untermeifung des 
Superintendenten, voraus inn Kirchen und gang Geiftlichen 
fachen. tem, der Peen vnd ftraffen vnſerer &. 9. fo als 
denn in der Execution nad) gehaltener Vifitation folgen wer⸗ 
den. Weiche in einem wege darnach auffzuziehen ift. Denn 
eine Bifitation on eine Execution, ift mehr feheblicher denn 
nüge. Wie ſolchs die erfarung mit ſich bringt. 
Form vnd meife aber der Execution, ift diefe, Das vnſere 


G. H. perfönlid mit jren Rethen nad) gehaltner Bifitas 


tion, ſich nidetfegen, alle mangel, fehl, vbertrettung, und ges 
brechen anhören, und hierauff ſtuͤckweiſe befcheid geben, ftraffen 
und,peen verordenen, vnd alle ſachen heiffen in befjerung ſtel⸗ 
len. Was aber Kirchen vnd gang Geiftliche fachen fein, hier⸗ 
von mögen die Geiſtlichen Vifitatores befraget werden, und 
neben ben andern Executoren zur gebuͤrlichen Execution ges 
cathen fen. Vnd wenn bas gefhehen, das als denn an alle 
Amptieute ond Schöffer gefchrieben werde, einem jeden In fein 
Ampt, das fie in einer beflimmeten zeit exequiren. Doch las 
ich mit gefallen, das man mehr Thurn als Gelt ſtraffen orde⸗ 
ne, damit die armen Weiber und Kinder, buch, bie Geltſtraf⸗ 
fen nicht befchweret werden, Die an ber verbrechung jrer 
menner vnd väter etwa Fein fchuld haben. Im falle aud), 
das etliche gleich vmb jrer ſchweren vnd ergerlihen verwirdung 
willen von der Obrigkeit wärben geftrafft werden, fo follen doch 
diefelbige gleichfals durch die offentliche Buffe und Absolution 
mit der Kirchen verfönet, Damit das ergernis auffgehaben, vnd 
andere Leute von den laſtern abgefchreddet werden. Vnd bas 
nach ber form vnd weife der verfönung im Büchlein des geiſt⸗ 
lichen Gerichts, In diefen Landen verleibet. 

Item, damit fich niemand verwunder, warumb wir eben 
alle ftraffen der oberzelten Laſter der weltlichen Obrigkeit zu 
ftcaffen, heimgeftellet Haben, ift ſolchs on vrfache nicht gefchehen, 
damit ons Geiftlichen die Höffifchen nicht auffrüden duͤrffen, 
wir greiffen widerumb nach dem weltlichen Schwerd, und ons 
terfangen ons viel Regierens und herfchens. Denn uns wenig 
dran gelegen, wer ſchand vnd after flraffet, wenn fie allein ge 
ftraffet. Vnd werden aber gleichwol dem Consistorio hiermit 
feine flraffen nicht benomen, vnd bleiben auch der. Kirchen 
ftraffen. Damit alfo famptlich vnd eintrechtiglich allen ſchan⸗ 
den und laftern geflewert werde, in dem bie weltliche Obrigkeit 
das jre thuet, Desgleichen auch die Geiftliche. 

Nach entpfangenen zeugnis vber die Paftoren und Kirch⸗ 
uerwandten, fo follen hernach die Vifitatores, die Paſtorn jrer 
Ampte eemanen, das fie jre Scheflein treulich und vleiſſig leren, 


144 


die hochwirdigen Sacrament jnen nad) dem rechten gebrauch, 
wie diefer vom Herrn felbft eingefegt, vortragen, vnd zu wa⸗ 
tem Gottesdienft vnterweiſen, je befohlen Kicchenampt treu⸗ 
lic) ausrichten, den Catechifmum bey Jung und Alt, mit ſtet⸗ 
ter anhaltung, treiben, die krancken und troſtloſen heimfuchen, 
ond fie tröften. Ein Gottfürchtig, züchtig, vnd erbar leben, 
jren Scheflin zum Erempel der nachfolge, vben. Vnd endlid) 
dad fie jre Pfarglitter im gutem bame und befferung halten, 
vnd hiermit treulich handlen und vmbgehen. Gleichfals follen 
fie aud) die Pfarkinder mit ernft vermanen, vnd anhalten, das 
fie vleiffig zur Kirchen gehen, Gottes wort gerne hören, das in 
ehren halten, ber hochwirdige Sarrament offt gebrauchen, ſich 
im waren Gottisdienft mit andacht vben, und em Gottfürdh: 
tig, züchtig, und erbar leben anfahen und volziehen, Als denn 
tverde auch Gott jnen gnedig vnd barmhergig fein, vnd fir 
reichlich fegen, und fur allem unglüd, zeitlichem und ewigen bes 
hüten. Widerumb aber, wo fie Gottes wort, ber hochwirdi⸗ 
gen Sacrament, des rechten Gottesdienſts, und eines Gotfuͤrch⸗ 
tigen lebens vnd wandels nicht werden adıten, fo wird fie Gott 
hie zeitlich vnd dort ewiglich zuͤchtigen vnd flraffen, wie denn 
bereit Gottes zorn und fträffen vorhanden fein, mehr benn es 
leider gut ift. 

Endlich aber dieweil etliche Paftores fein, bie nicht gern 
ftudieren, mehr des zeitlichen als des ewigen marnemen, wenig 
achten, ob fie on alten bedacht auff die Predigtſtuͤle Lauffen, 
oder was fie fagen ober predigen, denn (wie etliche fagen) es 
gild den Bawren alles aleich, fie verfichens nicht etc. Dar⸗ 
umb fol einem jeden Paſtor vnd prediger in fonberbeit einges 
bunden merden auff der Viſitation, das fie alle Prebigten, bie 
fie ein gang jar thuen werden, in ein Bad, zufamen fchreiben, 
damit man auff nachfolgender Bifitation fehen möge, was fie 
fludteret vnd geprediget haben, vnd hier durch zum ſtudiren 
etlicher maffen gedrungen ond beforbert werden. 


- Won gemeinen faden vnd bingen, bie man in biefer Vifitation 
vornemlich ausrichten fol. 

Erſtlich, das man aller Pfarren Geiftliche gütter vnd 
einkomens, vnterſchidlich auffzeichne, vnd das folches einko⸗ 
mens, zwey Regiſter gemacht werden, vnd das eins der Can⸗ 
tzeley, das ander dem Superintendenten zugeſtellet werde. Da⸗ 
mit aber die Pfarguͤter einer jeden Pfar deſte gewiſſer vnuer⸗ 
ruckt bleiben, ſo ſollen ſie durch die Pfaruerwandten, in bei⸗ 
weſen jres Schoͤſſers vnd Schulteiſſen ausgegangen werden, mit 
volliger anzeigung, wo ſie ligen, keren, vnd wenden, ſonſt ver⸗ 
lieren ſich die Guͤtter, wie wir durch die erfarung guten be⸗ 
ſcheid wiſſen. Item, fo iſt auch ſolche verzeichnis datzu gut, 
auff das man den Paſtorn, fo ſich nicht erhalten koͤnnen, ſonſt 
‚von Geiſtlichen guͤttern etwas zulege, das fie fich vnd bie jren 
mit ehren auffbringen moͤgen. 

Zum andern, Das man alle Lehnherren der Pfarren ge⸗ 
wislich auffſchreibe, welche dad lus patronatus haben, die 
Pfarren zuuerlehnen, auff das man in der Cantzeley wiſſe, 
desgleichen auch der Superintendens, wenn ſich die Pfarren 
erledigen, wo man vmb die Lehnſchafft vnd beſtellung der 
Pfarherrn, anſuchen ſoll. 

Es habe nu aber das lus patronatus wer dawil, fo fol doch 
niemand geſtattet werden in dieſen Landen, ax vorwiſſen vn⸗ 


1554. xCVa. Mansfelder Vifitationserbunng 


ferer ©. H. vnd des Superintendenten, Paſtorn und Kirchen: 
diener einzufegen one Eramen vnd verhöre. 

Zum dritten, ift auch mit vleis achtung zu geben im diefer 
Vifitation, auff das einkomen der Kirchbetve, bamit die Kirche 
inn weſentlichem bawe erhalten, und das jaͤrliche einkomen 
nicht vnnuͤtzlich vmbbracht werde, wie denn zum oͤfftermal ge⸗ 
ſchicht. Darumb fol man alle Viſitationes hierüber ſcharffe 
vnd ordentliche rechnunge halten. Vnd wo bie Kirchen much 
ligende guͤtter haben, ſollen ſie (wie zuuorn von den Pfarguͤ⸗ 
tern gemeldet) ausgangen werden, vnd vmerſchiedlich auffge⸗ 
zeichnet, wer fie innen bat, wo fie ligen, mit wem fie anſtoſ⸗ 
fen, ond wo fie keren, vnd wenden. Hiruͤber follen denn aber: 
mals zwey Megifter gemacht werden, daruon man eins in der 
Gangeley behalten fol, und das ander der Superintendens ver« 
waren. 

Es follen auch alle Receß, fo von dem järlichen Rechnun⸗ 
gen vbrig, vleiffig auffgefchrieben und eingebracht werden. Vnd 
im fall das die Kirchbewe ein reichlich einkommen hetten, vnd 
das zu vnterhultung nicht alles jaͤrlich beduͤrfften, ſo tan man 
hieruon jäclid) etwas nemen zu anflellung vnd erhaftung et= 
licher Stipendiaten, die hernach einem ganzen Lande in Kir 


chenemptern dienen mügen. 


Zum vierden, Dieweil auch das einkomen bee Küfter, durch 
nachlefligkeit und vnachtſamheit abnimpt, geſchmelert, und 
verloren wird, wil von.nöten fen, daſſelbige einkomen gleich 
fals auffzufchreiben, und dag man folche auffzeichnie in der 
Sangeley , und bey dem Superintendenten veriware. 

Zum fünfften, Nach bem auch etliche Pfarren fein, welche 
an farender habe, und beweglichen gütern, einen fbstten und we⸗ 
genden voreaht haben, den man nach abfterben oder abfcheid 
eines Pfarherrns, bey der Pfarren laflen mus, fo gut man bie 
fen befunden, fo erheifchet auch die not, da8 man gemelte güs 
ter auffzeichne, und das bieruon die Sangeley ein Regifker habe, 
deögleichen auch der Superintenben®. 

Zum fechften, Dieweil auch den Pfarr vnd Geiſtlichen guͤ⸗ 
tern viel nachteiis hieraus entflchet, das man ſolche gütter et= 
wa Leuten auslehnet, und hierinnen weitter keine Lehrzeit beit, 
das fie die Geifllihen und MPfarrgütter zulehen entpfahen, 
Daher denn meitter gemelte gütter, die Lehenleute fur jre eigene 
gätter anziehen und gebrauchen. So ift es zum hoͤchſten von 
nöten, das man eine gewiſſe zeit folcher Lehenfchafft halte, ala 
nemlich ein jedes fechfte Jahr. Wo aber ein Paſtor flirbt, 
da ſtirbt zugleidy die Lehenſchafft auch mit. Bub follen bie 
verlehenen gütter, von dew newen Pfarherrn widerumb auff 
das newe zu Lehen entpfangen werben. Es follen auch zu allen 
geiten, vber die Lehenfchafften Brieff und Siegel auffgerichtet 
werben, barinnen alle vmbſtende des Lehens follen verfaffet 
fein. Vnd wie and) berhafben den Paſtorn ein Formular die 
Geiſtliche gütter aus zuleihen, fol zugeftellet werden. 

Zum fiebenben, Mus man aud in diefer Bifitation ein vleiſ⸗ 
figes nachfragen haben, wo etwa Geiſtliche gütter den Pfarren 
weren entwendet, und abhendig gemacht tworden, dad man 
bie durch huͤlffe und beyſtand, vnſerer &. H. widerumb herzu 

ringe. 

Zum achten, Rach dem auch hin vnd wider, die Pfarhoͤffe 
Hang vnd gar verfallen, und niemand dieſe zu unterhalten, et⸗ 
was thuet, mus man ein einfehen haben, das die Pfarcheufer, 





1554. XOVI. Mausfelder Viſitatiouſsordunug. 


fo im baw vnd weſen flehen, durch die Paftores bewlich erhal⸗ 
ten werden. Die verfallene aber, durch huͤlff vnd beyſtand, 
der jenigen ſo das lus patronatus haben, vnd mit huͤlffe der 
Gemeinen, vnd Pfarherrn, in beſſerung geſtelt werden. 
Zunm neunden, Dieweil am tage iſt, das auch etliche alte 
Paſtores, ſo aus dem Bapſthumb verblieben, keine Agenda 
oder Kirchenordnung haben, fragen auch nach keiner, ſondern 
in den wind hin, jres eigenen gefallens mit den Sacramenten 
vnd Kirchenuͤbungen vmbgehen, vnd ſich mit andern im Lande 
nicht gleichfoͤrmich halten, Daher denn ergernis vnd anderer vn⸗ 
rath entſtehet, darumb ſollen die Viſitatores auch hierinen 
nachforſchung, vnd ein einſehen haben, damit ein gleicheit im 
Lande gehalten werde, vnd Abgoͤttiſche, Nerriſche, vnd vnnuͤtze 
Ceremonien verhuͤtet. 

Zum zehenden, Wil ſichs auch gebuͤren, wo Schulen vnd 
Spittal ſein, das die Viſitatores ſich erkuͤndigen, wie es hier⸗ 
umb eine gelegenheit habe, vnd wie jnen vorgeſtanden wird, 
damit die Schuͤler recht geleret vnd aufferzogen werden, vnd 
die arme Leute nottuͤrfftiglich vnterhalten. 

Zum eilfften, Das auch die Clinodia vnd Kirchen geſchmeide 
beſichtiget vnd auffgeſchrieben werden, was noch vorhanden, vnd 
das dieſelbige, ſo man nicht bedarff den Kitchen zum beſten 
verkaufft vnd angeleget werden. Doch zubeſorgen, das der 
mehrer teil hieruon faſt hinweg ſey. 

Zum zwelfften, Dieweil denn viel der Paſtoren auff den 
Doͤrffern ſehr arm ſein, vnd etwa nicht vermuͤgen auch die noͤ⸗ 
tigſten Buͤcher zu keuffen, derer ſie nicht gerathen koͤnnen. So 
wil die not erfordern, das die Kirch oder Bawmeiſter, von dem 
einkomen des Kirchenbaws folgende Bücher mit der zeit kauf⸗ 
fen, die fur und fur bey jren Pfarkicchen bleiben follen. 

Als da fein, 

Ein Lateinifche Biblia. 

Item, Eine Deutfche. 

Item, Eine Agenda oder Kirchenordnung. 

Item, Des Heren Lutheri feligen, und der Nürnberger 
Catechifmos. 

Item, Die Aufpurgifche Confeffion fampt der Apologia. 

Item, Die Locos communes.des Herrn Philippi, Lateinifch 
vnd Deutſch. 

Item, Das Buͤchlein Vrbani Rhegij, wie man vorſichtig⸗ 
lich predigen ſoll. 

Zum dreyzehenden, Nach dem auch den einfeltigen Leuten, 
vnd der jungen Jugend an der Predigt des Catechiſmi ſehr viel 
gelegen iſt, Sollen ſich die Viſitatores befragen, wie ein jeder 
Paſtor den Catechiſmum lere, vnd was er fur form vnd weiſe 
den zu leren gebrauche. 

Zum vierzehenden, So ſol auff dieſer Viſitation, allen 
Pfarherrn zum vleiſſigſten eingebunden werden, vnd bey hoͤch⸗ 
ſter ſtraff verbotten, das ſie inn jren Kirchen keine newrunge, 
weder bey der Lere, noch bey den Sacramenten, noch in den Cere⸗ 
monien furnemen, on wiſſen und willen bes Superintendenten, 
Conſiſtorij, vnd vorgehendes Synodi. Sich auch der Lere 
halben, vnd was der anhengig, mit niemand offentlich auff dem 
Predigſtuel einlegen, derhalben zanck vnd hader zurichten, mit 
groſſem ergernis der Kirchen. Sondern hat jemand derwegen 
etwas zuthuen, das er es zuuorn fur dem Conſiſtorio, Super⸗ 
intendenten, oder Synodo austrage. 

II. 


145 


Item, Sollen auch die Viſitatores allen Pfarherrn vnd 
Paſtorn verbieten, das ſie inn jhten Pfarheuſern kein Bier 
oder Wein ſchencken, keine Zechleute ſetzen, oder Zechereien zu⸗ 
halten geſtatten. Item, ſie ſelbſt in keine Schencken vnd of⸗ 
fentliche Zechheuſer gehen. Desgleichen auch zu keinem Kind⸗ 
tauff mehr, alda zu freſſen vnd zu ſauffen. 

Item, das fie ſich volſauffens, Ehebruchs, Hurerey, ſpie⸗ 
lens, vnd aller vppigkeit, vnd vnordentlichs weſens enthalten, 
bey hoͤchſter peen vnd ſtraffe, Geiſtlicher vnd Weltlicher. 

Item, ſol jnen auch angezeiget werden, das ſie fur ſich vnd 
die jren nicht mehr denn ſechs Tiſche zu einer Hochzeit an⸗ 
ſtellen ſollen. Welche denn auch nicht lenger, denn einen tag 
weren ſol. Den nechſten nachtag zu Mittage wider zwen 
Tiſche. Vnd den abend einen, vnd hernach den Keſſel ab⸗ 
hawen. Vnd das fie ſich auch an gemeiner Ordenung vnſerer 
G. H. vom Kindtauff begnuͤgen laſſen. 


Anbang. 


Mas bisher von biefer Vifitation gefchrieben, betrifft vor⸗ 
nemlich die Landſchafft an, als Flecken vnd Doͤrffer. Doch rei⸗ 


met ſich dieſelbige auch des mehren teils auff die Stedte, wenig 


ding ausgenomen, die nach gelegenheit der Stedte, wollen ans 
ders gehalten werden. Nemlich, das man das zeugnis, ober 
Pfarrherren und Kirchendiener, von einem Rath einer jeben 
Stadt erforder. Doch ift es billich, das der Stedte Nethe, bie 
Kirchmeifter, und etliche von den Eiteften aus der Gemeine zu 
fich ziehen. Doch fol auch vom Predigftuel abgekündiget wer⸗ 
den, to jemand von der Gemeine were, det etwas wider bie 
Pfarrherren und Kirchendiener vorzubringen hette, inn gemels 
nen, oder in feinen eigenen fachen, das er foldh8 einem Erbaren 
Path, den Kirchenmeiftern, vnd den Eiteften anzeige, Welche 
denn weitter, was anbracht, ben Vifitatorn vermelden, bie «6 
alles anhören, und wo es möglich, mit hüfffe eines Erbaren 
Raths, vergleichen follen. Wo nicht, in bas Vifitierbuch auff- 
zeichnen, und hieruͤber vnſerer Gnedigen Derren befcheib er- 
warten. 

Mit dem zeugnis aber vber Schand und Zafter, mag es 
inn den Stedten alfo gehalten werden, das an einem jeden 
ortte ein Erbarer Rath jhärlich feine Bürgerliche Ruge halte, 
auff dem Rathauſe von Laſter zu Lafter, wie droben vermeldet. 
Das alfo ihre Bürger bey ihren Eydepflichten die Leſterer zu 
Rügen angehalten vnd vermanet werben. Vnd nad) gehals 
tener Ruge, einem jeden feine gebürliche flcaffe verordene. Vnd 
wo die verbrechungen fehr gros und ergerlich, dad auch derhal⸗ 
ben durch offentliche Buſſe und Abfolution, der Kirchen gnug 
gefchehe, Als, da etwa Zodfchleger, Ehebrecher etc. von der 
Obrigkeit mit bem leben begnadet würden. 

tem, Damit aud das gange Ihar ober, ben Rehten ber 
Stedte, die offentliche Lafter mögen anbracht, und geftraffet 
werden, fo koͤnnen die Rethe Hierinnen jrer Sronen und Stads 
knechte gebrauchen, das fie ein vleiffiges nachforfchen haben, 
nah allen offentlihen Schanden und Lafleın. Vnd damit 
biefe an jrem vleis vnd arbeit nichts ermwinnen laffen, Fan 
man jnen von den Buffen vnd Straffen iren Lohn machen, 
verorbenen, und geben. 

Item, Dieweil auch viel vnordnung, vnd vngeſchicktes 
weſens inn den Stedten iſt, mit Eheſachen, Hochzeiten, Kind⸗ 

19 


146 


tauffen, fauffen, und freffene, vnnd mas der dinge Mehr fein, 
die einer Ordenunge vnnd Beſſerung bebürfften, fo Tollen fi 
die Viſitatores derhalden vleiffig erfündigen, die Rethe ber 
Stedte zur guten Policey und Ordenung vermanen, das fie 
folche anftellen, und inn das werd bringen, biefe von vnſern 
©. H. befichtigen und befletigen Laffen, ober derhalben an vn⸗ 
fere G. H. anfuchung thuen, das jre G. H. hierinnen Policey 
vnd Ordnung ſtellen. 


1564. zova. Pfalz⸗ Meuburger irchenordnung. 


Ein under anhand, 
von wegen ber Ebellente, To eigene Gerichte haben. 

Wo Edelleute, ober andere fein, bie jre eigene Berichte 
haben, denen kan bie Execution ber gehaltenen Viſitation zus 
geftellet werden, das fie das jenige, bey ben jren, was ſtraffens 
wirdig, flraffen, und in befferung fellen helffen. 


Gedruckt zu Eisleben, durch Jacobum Berwald. 


Ä xovn. | 


Kirchen: Ordnung. Wie ed mit der Chriftlichen Ichre, heiligen Sacramenten, und Gerimonten, 
in meined Gnebigen Herrn, Herrn Otthainrichs, Pfalsgrauen bey Rhein, Herkogen in Nidern und Obern Bayın etc. 


Fuͤrſtenthumb, gehalten wirbt. 


Bon der erften Kirchenorbnung des Herzogs Otto Hein⸗ 
tig von Pfalz⸗Reuburg ift unter d. 3. 1543 (Nr. LXXX.) Kunde 
egeben worden. Die vorliegende erfchien, ald der Herzog, der in 
Folge bes Schmalkaldiſchen Krieges aus feinem Fuͤrſtenthum ver⸗ 
drängt worben (1546), wiederum in bie Regierung deffelben eins 
gefeht worden war. Das vorftehende Mandat erklärt, biefelbe fei 


war „fouiel den inhalt, vnd bie ſubſtantz belangt” übereinftims. 


mend mit der aͤltern; doch habe fich der Herzog „auß bervegenben 

vrfachen, der wort ond Tractation halben, mit andern Chriſt⸗ 
lichen Kirchen vergleichen wöllen,” damit bie ewige, wahrbafte 
Lehre des Evangelii rein geprebigt werde, wie fie Gott durch Se: 
ſum Chriftum offenbart babe, und wie fie gefaßt fei in den 
Schriften der Propheten und Apoftel, und in dem Verſtande, der 
auögedräct fei in den Symb. Apostol., Nicaen. und Athan,, 
und in Einklang mit biefen in der Augsburgifchen Sonfeffion. Die 
Duelle, aus der fie gefloffen, ift bie Württemb. K.:D. 1553 
(Nr. KCV.), mit der fie, mit fehr geringen Ausnahmen, wörtlich 
übereinftimmt, felbft bis auf den Zufag : „Wir wöllen auch vns 
biemit bife vnſer Kirchenordnung, nad) yeder zeyt gelegenbeit zu 
enbern, mindern oder mehren, allerding vorbehalten haben.” Nur 
Ein längerer Bufag findet fich im Abfchn. Bon beſuchungvnnd 
Eommunion ber Kranten, wo ausber Sächf. R-D. 1539 
das Gebet: ‚‚Lieber Freund, Weit euch onfer”’zc. eingefchoben tft. 
In dem Cap.: Ordnung der Feyertag ift ber in der Wuͤrt⸗ 

temb. K.⸗O. fehlende Micharlistag binzugefest. Den Schluß bil- 
: bet dad der Mecklenb. K.⸗O. 1552 entlehnte Examen der Dr: 
binanden. — Gebrudt zu Nürnberg durch Johan vom Berg, 
vnd Vlrich Rewber. MDLIIII. 


Mit dieſer Kirchenordnung ſtehen folgende Stuͤcke in Ver⸗ 
bindung: 


1) Von den Eheſachen. Wie dieſelbige inn mei— 
nes Gnedigen Herren, Herren Ottheinrichs 
Pfaltzgrauen bey Rein, Hertzog in Obern vnd 
Ridern Bayern etc. Fuürſtenthumb gehalten 
werben foll. MDLIIII 10 81. 


Diefes ift jedoh, wie der Schluß erkennen läßt („Hierauf 
möcht onfer gnediger Fuͤrſt vnd Herr eine kurtze ordnung in ehe⸗ 
fachen, in bemelten vnnd dergleichen artickel, durch ir F. &. Jure- 
consultos ongeuerlich in maſſen, wie die Wittembergiſch Wuͤrt⸗ 
temberg.* 1553] Gheorbnung geftelt, verfaffen, vnnd den eherich⸗ 
tern, ſich darnach in irem fenteng zurichten, vbergeben vnd zuftel- 
Yen iaſſen), Fein von dem Herzog erlaffenes Gefeß, ſondern lebig- 
vi ein Bedenken, beffen mwefentlicher Inhalt der folgende tft: Es 
iſt die Pflicht der Obrigkeit, welche Gottes Ordnung förbern, 
ſchuͤhen und handhaben fol, auch der Ehefachen fich mit Ernſt gu 
unterfangen, und barin rechtmäßige Ordnung u halten. Es 
ergeben fih aber vornehmlich breierlei Werwirrungen in Ches 
fachen: 1) in der Eheverlobung der Kinder, ohne Wiffen ber Ael⸗ 
tern. In biefem Bezuge erttfpricht das SKaiferliche Recht der 


1554. 142 Bl. 4. 


Ordnung Gottes und dem natürlichen Gefege am allernaͤchſten, 
md wenn vorgegeben wirb, es fei wohl ehrbar, aber nicht nöthig, 
daß bie Einvoilligung der Aeltern erforbert werbe, fo werben ver⸗ 
ſtaͤndige Leute bedenken, was nöthig ſei, und es erfindet ſich, daß 
nichts Nöthigeres zu thun fei, als was ehrbar unb von natürs 
lichen Rechten auferlegt tft. enn fich alfo junge Perfonen, un: 
ter fünf und zwanzig Jahren, ohne Borwiffen der Aeltern verio« 
ben, fo follen ſolche Sponfalien für unverbindlich erkannt werden. 
Wenn fich dagegen Aeltern unväterlich gegen ihre Kinder halten 
und einem von ben Kindern eingegangenen, ihrem Stande nicht un= 
angemeffenen Berlöbniffe bie Zuftimmung ohne billige, sehtmäßige 
Einreben verfagen, follen fiedas Ehegeloͤbniß nad, der L. Qui 
beros D. de rit.nupt. zu hindern nicht berechtigt fein. Den Bor» 
mündern aber find die Kinder, gleich den Aeltern, nach d. L. Im 
copulandis C, de nupt. unterworfen. 3) Eine andre Berwirrun 
ergiebt fich rüchfichtlich der verbotenen Grabe der Blutsfreundſcha 
und Schmwägerfhaft. Dier find bie geiftlichen Rechte zu weit ges 
sangen , indem göttliches und natürlicges Geſet nur die Che in 
der graden Linie, in der Seitenlinie im erſten unb andren Grade 
ungl. Linie verbieten. Der Lanbesfürft mag inbeffen auch bie Che 
zwiſchen Gefchwifterkindern und Gefchmwifterenteln verbieten, „dar⸗ 
mit ber gemein Man, befter ordentlicher in dem Gehorfam bes 
Göttlihen natürlichen gefeg erhalten werbe, Auch von wegen 
buͤrgerlicher vrſach, das durch die heyradt der nechſten freunbt, 
nicht die andern verforteilt, vnd vberfegt werden.” Wo ſich ins 
deſſen wichtige Umfände zutrügen, foU in ben letzteren Staben dis⸗ 
penfirt werden. Dit der Schwägerfchaft verhält es fich nicht ganz 
in gleicher Weife, denn bier ift nur wenigen Perfonen im natürs 
lichen Geſet die She verboten, nämlich in aufs und abfleigender 
Linie und fin der Seitenlinie mit bes Weibes Schmwefter und bed 


Bruders Weibe. Weil indeffen biefes legtere Verbot, ohne jenes 


der Ehe im, zweiten Grabe, nicht wohl aufrecht erhalten werben kann, 
fo mag bie Obrigfeit auch die Ehe im zweiten, ja im dritten Gra⸗ 
de, unterfagen, jedoch fo, daß in ben letztern bispenfirt werben 
kann. Endlich 3) die dritte Verwirrung trägt fih gu mit den 
Ehefcheidungen , die das göttliche Recht, nachdem das Meufchen- 
gefchlecht durch Sünde verberbt worden, in zwei Bien fo geftat« 
tet, daß dem andern Theile bie Heirath nicht verſagt wird. Diefe 
find der Ehebruch, und „fo ein Ehegemahel das ander unbillig vers 
leſt, vnd iſt fürbabens, nimmermehr kein beywonung zuthun,” 
nach 1 Cor. VII. Dieſe letztere Stelle wird freilich nur auf bie 
Berlaffung wegen der Religion bezogen; body ‚mögen fich auch ans 
dere Kalle der unbilligen Verlaſſung ergeben, in benen bie uns 
ſchuldige Perfon in ber Ehe zu bleiben nicht gezwungen werben 
fol. „Aber hierin haben die weltliche Keyferliche recht ir Regel, 
maß, zeit onb ordnung gnugfam gegeben, ond follen fidh bie ce 
richter, darinn eines befcheibs bey ber obrigkeit, und deren Juris- 
consultis erholen. Es gehoͤrn auch nit bieher bie zornfach, bare 
von ©. Paulus fchreibt 1 Cor: 7. Dann folche eheleut follen ſich 
wieberumb verfdnen, ober on She bleiben.” Neben diefen beiden 


1584. : XCVIIE. Magdeburges Artikel. 


147 


Fällen erzählen aber die Kaiferlichen Rechte C. de repudüs u. a, ſich wiserumb zunerheyraten geſtattet werben.” Dann der bereits 


noch andere, in benen dem unfchulbigen Theile die Heirath une 
verboten ift, „nemlich, fo ber Man ein tobfchleger, oder der leu⸗ 
ten mit gifft vergibt, ober Sauber, oder mörber, ober fich zu 
unzüchtigen weibern gefelt.” In biefen Tann zur Zeit nichts Ges 
wiſſes befchloffen werden. Wenn fie fich begeben, follen bie Ehe⸗ 
richter „alle vmbſtend wol erkundigen ond bewegen, auch barin 
von dem Landsfuͤrſten, vnd den Jurisconsultis bericht, vnd bes 
ſcheid erholen, vnd hierin der billigkeit ber maffen einceumen, das 
bie onfchuldig perſon, von wegen des fchulbigen boßheit, nicht mit 


angegebene Schluß, 


2) Schul Drdbnung Wie Bietelbig inn meines 
Genebigen Serten, Herren Ottheinrichs Pfalg- 
grauen bey Rein, Hergog in Dbern ond Nidern 
Bayın etc. Fürftentbumb gehalten werben ſoll. 
MDLIII. 781. 4. 


Für diefe bildet das Sächf. Biſttationsbuͤchlein die Grund⸗ 
lage. Die Verpflichtungsartitel im Anfange beftimmen u.-a., daß 
ber Schullehrer ohne Kath des Superintendenten Feine Aenderung 


poffadem vngluͤck geplagt, inn gefahr des leibe und der Seel durch 
te firenge des Richters gejegt werde. Endlich „on regen ber 


vornehmen ſolle. Am Schluffe werden bie Pfarrer verpflichtet, 
einen perfon, Auffa& vnd andern Erandheiten, fol 


en andern nicht | monatlich wenigftens einmal bie Schulen zu viſitiren. 


XCVIII. | 
Etliche Artickel zu notwendiger Kirchen ordnung gehörig, welcher fich Die Pfarherrn und 
Diener der Kirchen zu Magbenburg, wie fie den meiften teil bereit biäher breuchlich geweſen, einmütiglich vereiniget 
vnd entichloffen haben, daruber mit Gottes hülffe hinforder auch feftiglich zuhalten. Heſekiel 3. Du Menfchen 
find u. ſ. w. Geprudt zu Magdeburg 1B. 4, 


Die folg. Artikel wurden, nachdem fie von Amsdorf, 
drlin, Sarcerius.und anderen Thenlogen, fo wie 
von ben Kicchen zu Lüneburg, Hamburg un Laͤben als 
„Gottes wort gemeß, nichts newes, hochnötig und nuͤtzlich“ 
anerkannt worden, au von dem Magiftrat genehmigt, 
ber am 7. Suni ihre Verleſung von den Kanzeln geflats 
tete. Es Scheint jeboch nicht, daß ihre Aufnahme eins 
gänftige gewefen fei, denn die Prediger fanden ſich bewo⸗ 
gen, fie in einer befonderen Schrift gu rechtfertigen, welche 
u. db. T.: „Brſache, grund ond Erflerung beo 
Magbdeburgifhen Kirhenorbnung, das fie aus 
Gottes wort gezogen, Ehriftlich vnd nuslich fei. 
Durch bie 2 uebiger in der alten Stadt Magbdes 
burg” auf 38. 8. erfchien. Diefer Schrift ift die oben 
mitgetheilte Notiz über die MWeftätigung der Artikel ents 
ROmBun. 


* % 


* 


Dieweil allerley fünden, fchande und laſter wiber bie erfte 
und andere Zafel, von tag zu tag fich mehren vnnd vberhandt 
suehmen, Die vnordentliche Kriegesleuffte und das wuͤſte gefinde 
(das folchen dingen nachleuffet, eingelaffen vnd faft willig bes 
berberget wirdt) viel fcheuglicher gremel und buͤbereyen mit ein- 
führen, Stete und lande damit befchmeiffen und Gottes zorn 
vber fie bringen. Der Zeuffel audy zu vielen fchredlichen wer⸗ 
den die leute, fo on ſich felber willig, treibet, Vnd die Welt: 
liche obrigkeit an allen orten laſs vnnd feumig genugfam ift, 
eine rechtfchaffene diſciplin oder zuchtorbnung mit ernft auffzu- 
richten oder zuerhalten, vnd das Höfe zuftcaffen, Darumb denn 
Bett auch sine ſtraffe vber die ander zuſchicket, mehret und ver 
Ienget, wie fur augen, So euforberte wol bie hohe notturfft, 
das man in ber Kicchen ben Bann, nach bem befehl CEhriſti, 
wider in ben rechten gebrauch breshte, welchen man von wegen 
des ſchendtlichen und ſchedlichen mifsbrauch6 bes leidigen Antis 
chriſts, hat müffen etwas finden laſſen. 

Uber body weil es nicht gentzlich fein Fan, noch zur zeit, has 
ben wir prebiger von wegen vnſers hohen ampts, darinnen wir 
nach Gottes befehl feine ehr vnd ewr gebeien an leib vnd fele, 
mit höchftem ernft vnnd fleiſs füchen follen, ob doch den grew⸗ 
lichen wachfenden fünden etwas geſteuret, und Gottes zorn vnd 
ſtraffe möchte auffgehalten oder gelindert werben, etlicher Ars 


tickel einmütiglicy uns ent[&hloffen, wie wirs inn unferm Pre⸗ 


digampte hinforder mit Gottes gnaden und huͤlffe wollen halten. 


Denn was bisher geſchehen, koͤnnen wir nicht endern. Ver⸗ 
ſehen vns die jenigen, welchen das Weltliche Regiment oder 
das Schwert befohlen, werden das jhre auch dabey thun, da⸗ 
mit auch ſie Gottes zorn entfliehen muͤgen. 


Der erſte Artickel. 

Bon etlichen fellen, inn welchen die fchlildige perſonen, auffs wenigſte 
einmal auff ber Eantel follen Nahmhafftig gemacht werben, che man 
fie zu dem gebraud ber Sacrament zuleflet. 

Die jenigen, fo tm offentlichen ehebruc, begriffen, mans 
ober weibs perfonen Jungfram oder Megde gefchwechet, oder 
die gefchmwecher werben, im fal fo es gleich perfonen weren, die 
aneinander heimlich verlobet, und doch noch nicht zur Kir⸗ 
hen gegangen, Einen todſchlag gethan, vnnd wider eingetels 
dinget werden etc. Souiel als und dauon bewuſt wird fein, 
wollen wir binforder nicht laſſen zum Sacrament bes Altar 
gehen, noch bey der Tauffe genatter ftehen, noch Ehelich zufa- 
men geben, es ſey benn, das fie von erſten auffs wenigſte ein» 
mal, mit ausgedrudten namen fid) auff dem Predigfluel vom 
Pfarher laſſen nennen, und anzeigen das fie unzecht gethan, 
laſſen Gott fur fi) anruffen, und weil das Kirchfpiel Durch fie 
geergert, auch vmb verzeihung gebeten werbe, und ſolche aus 
ben vrfachen. 

Erſtlich, Weil bie Suͤnde offentlih, Damit jederman er⸗ 
kenne, das Gottes wort folhe Sünde ſtraffe, vnnd die gefals 
lenen perfonen zu ernfter beferung verurfachet werden. Denn 
fonft gehn jhr viel dahin, denden nicht einmal, das fie wider 
Sott oder den negeften gefündiget, tie wir offt erfaren haben. 

Zum andern, Haben folche Perfonen, das gange kirchſpiel 
mit einer grewlichen Sünde geergert, da fein fie ſchuldig, ſich 
wider damit zunerfühnen. ” 

Zum britten, Bebürffen ja ſolche gefallene perfonen bes 
Gebets. Hat man fi) nu der Suͤnden nicht geſchewet noch 
gefchemet, folte man billich ſich auch nicht ſchewen noch ſchemen 
des jenigen, das zu zeitlicher vund ewiger wolfart gereichet. 

- Zum vierden, Anden zu einem abſchew Pa man auch. 


148 


dienen ſol. Denn wie ſolche leute andern exempel zuſuͤndigen 
gegeben, alſo ſollen ſie nun widerumb auch andern exempel 
vnd anreitzung ſich zubekeren vnd von ſuͤnden abzuhalten geben. 
Dauids ehebruch hat muͤſſen in die heilige ſchrifft gebracht wer⸗ 
den, Damit ein jederman wuͤſte, vnd lernete ſich nicht ſchemen, 
die ſuͤnde zuerkennen. 


Solches gereichet auch nicht zu ſchaden oder ſchande (denn 
man ſich bereit zu ſchanden gemacht) ſondern zu ehren bey Gott 
und den menſchen, und zu gebeien an leib und ſeele, welche wir 
denn auch nach unferm ampt alleine darinnen ſuͤchen. Es fol 
ten auch die jenigen, fo mit ſolchen fellen vbereilet würden, bes 
neben jhren Eltern und freunden, billicy von ihnen ſelbs, auch 
one folche Kirchenordnung, darumb bitten. 


Der ander Artidel. 
Welche nit zum Wbenbtmal bes Gern, noch zur Tauffe follen zus 
gelaffen werben. 

Die jenigen, fo inn offentlichen, Statruͤchtigen, Vberwie⸗ 
fenen fünden ſtecken, dauon fie vorfegiglich und trogiglich nicht 
wollen abelaſſen, koͤnnen noch follen, fo lang biſs fie enderung 
und beſſerung zufagen, nicht zu dem brauch bes hochwirdigen 
Sacraments des Altars, noch bey der Tauffe geuatter zuftehen 
zugelaffen werden, Als da fein, Verharliche, Tefterifche Papiften 
die fich nicht beferen wollen, Die im offentlichen Huren leben 
liegen, vnnd nicht abelaffen wollen, oder auch von jhren Men⸗ 
nern oder weibern gelauffen, vnd noch nicht rechtlicher weife von 
einander gefcheiden fein, fi) an andere buben oder belge ge: 
bendet. Die inn vbermefsigem, vnzimlichem, vnchriſtlichem 
wucher liegen, vnnd wollen nicht abelaffen. Die Kirchen güter 
zu fich one alle billigkeit geriffen, ber Kirchen entwend vnd in 
jren nug angelegt, und die gefchendten almofen nicht wollen, 
foutel jnen müglidy, wider ber Kirchen zumenden. In lang- 
wirigem haſs vnd feindfchafft verharren unnd wollen nicht vers 
zeihen, ober mit andern dergleichen groben fünden verhaffet 
find, etc. Denn ſolche empfahen das Sacrament vnwirdig, 
vnnd nemen ihnen ſelbs das gericht, das iſt die ewige verbams 
nis, tole Paulus fagt. Bey ber Zauffe aber koͤnnen fie nicht 
beten, noch ihren Chriftlichen glauben bekennen. 


Item bie jenigen, fo ſich des Sacraments genslich,, ober 
ein ober auffs meifle zwey jar enthalten, follen auch nicht bey 
bee Zauffe geuatter zuftehen zugelafien werben, aus gleichen 
vrſachen wie gemeldet. Vermanen auch Chriftliche eltern, fie 
wollen folche leute jren Eindern nicht zu geuattern bitten. Es 
fol auch hinforder der vater felbs komen, vnnd vmb die Tauffe 
feines Eindes, wie billich bitten, das man fich bey jhme der ges 
uattern erfündigen könne. 


Der dritte Artidel. 
WBeldye mau mit Ehriftliyen Ceremonien, Das ift Ieuten vnd fingen, 
- nicht wil laffen begraben. 

Die jenigen fo entweder gar nicht, oder Inn einem ober 
zweyen jaren nicht das Sactament des leibs und bluts Jeſu 
Chriftt empfangen haben, vnd alfo darüber verfterben, follen 
vorthin nicht mit gemwönlichen und Chriftlichen Ceremonien, 
vnnd alfo ome gefang und geleutte, zu der erben beftatet wer 
den. Denn folche koͤnnen nicht fur Chriflen geachtet werden, 
fintemaf fie nicht mit dem Deren Chriſto haben wollen gemein⸗ 


1554. XCvIm. Magdeburger Artikel, 


ſchafft halten, feines leidens vnnd flerbens nicht mwollen ges 
nieffen. Es folten auch billich ſolche, auff den Gotsadern 
oder begrebniffen, einen fonberlichen ort ober fchlaffftete haben, 
da fie hin geleget wurden. 

Stem gleiches falles wollen wie uns halten gegen denen, 
die ober dem fpielen ond in ben zechen, in hader und druncken⸗ 
heit erwuͤrget werden, balde todt bleiben, vnd nicht mit dem 
gerinaften eine ernfte beferung zuuerftehen geben Binnen. Denn 
folche in einem fehr böfen werde, Durch Gottes gericht ergriffen 
werben, vnnd jhr leben laſſen. 


Der vierbe Artidel. 
Bon denen fo Iautere Bapiften fein vnd bifs am Ihr ende bleiben. 


Welche als pure verſtocke Papiften und Feinde feines Euan- 
gelij vnd der Sacramenten verfterben, den folte man billich 
onfern Kichhoff, da die Chriften auff liegen vnd fchlaffen, 
gentzlich abfchlahen, damit man nicht eine vermengung madhete 
zwifchen den gebeinen der Chriften vnd der offentlichen abges 
fagten vnd endlichen Feinden Chriſti. Denn auch hie auff 
diefer Welt ein unterfcheid zwifchen Gleubigen und Vngleubi⸗ 
gen, zwifchen Chriftlichen vnd Antichriftifchen perfonen vnd ges 
meinen, fo viel jmer mäglich, folte gehalten werden. Darzu 
brauchen die Papiften gegen vns Euangelifche ſolchen ernft, das 
fie ons nicht wollen auff jre vermeinte geweihete Kicchoff laſſen 
begraben, das (wie fie furgeben) jre heilige oͤrter, nicht mit 
vnſern leiben mochten verunreiniget werben, Wieutel mehr fol 
len wir Chriften in ſolchem ftüde einen Chriftlidhen eiuer ers 
„eigen. 

Aber weil wir hoffen, ſolcher Leute fein nicht viel, ſonder⸗ 
lich unter vnſern Pfarkindern, muͤſſen wirs noch zur zeit ges 
ſchehen laſſen, das fie auch auff unfere begrebnis, bod) an einen 
fondern ort gar befeit® von den andern gelegt werden, vnd 
bafjelbige one alle Chriftliche Ceremonien. Aber boch mit dem 
beſcheid, wo berfelbigen zuniel wolten werden, das wir jnen 
das begrebnis unter uns gar abzufchlahen verurfachet würden. 
Wollen auch bitten andere Chriften, wollen von dem begrebnis 
ſolcher Leute, als ber perfonen, welche dem Antichrift verwand 
ſich enthalten. | 

So aber auch Baalitifche Pfaffen, Mönche, Nonnen oder 
bes Geiftlichen geſindes oder gefchmeiffes unter uns weren, bes 
nen one alle beferung die Seele ausfuhre, benfelbigen wollen 
wir den ort vnſers begrebnis genglich abgefchlagen haben. So 
fi) aber etliche beferen, mit denen hats ein andere gelegenheit. 


Der fuͤnffte Artidel. 
Bon beuen, fo von ben Papiſten orbines oder weihe ober prebenden 
fur fi , jre Kinder oder Sreundfchafft euıpfahen. 

Dieweil auch leichtfertige Epieurifche Leute erfunden mer» 
den, welche vmb genies willen, Gott, die Religion und die 
Seele gering achten, vnd fich nicht ſchewen mit den Gottlofen 
Papiften verbündnis zu machen, das fie nur etwas fur den 
Bauch dauon haben mügen, müffen wir audy denfelbigen, fo 
viel wir nach onferm ampte fönnen, wehren. Derhalben welche 
von dem Antichrift oder benen, die noch gange unbelerete Pas 
piften fein, ordines, weihe, prebenden,, oder pfünde annemen, 
fur fich, jre Kinder, oder Freunde, diefelbigen können mir nicht 
fur Chriften halten, fintemal fie von dem Antichrift befoldung 


1554. XCIX. MÆ.⸗O. der ausläud. Gemeinde zu Frankfurt. 


nemen, vnd fidy mit Ime und feinen gliedern verpflichten, das 
fie en jre Kinder oder Freunde jme mit dienſt wollen verhaffs 
tet ſein. 

Denn es geben die Antichriftifchen Wolffe folche güter ge: 
wislich nicht nerriſch vmb fonft dahin, Sondern denen, bie jr: 
gent auff eine weife jnen zu jrem Gottlofen ſtand, wefen vnd 
leben, mit hoͤchſtem fchaben ber armen Chriften, bienftlic, 
fein ete. Wir Binnen fie auch nicht laſſen zum Sacrament 
gehen, ober Geuatter bey der Tauffe flehen, auch nicht mit 
Chriſtlichen Geremonien begraben, wo fie ſich nicht beferen. 
Hiemit aber follen nicht allein die jenigen begriffen fein, die fols 
ches thun, fondern auch bie follen gleichfchäldig geachtet, und jnen 
Sacrament, Seuatterfchafft und Seremonien bey der begrebnie 
verfaget werben, welche es ben jren nicht, fo viel es jnen jmer 
muͤglich, wie fie denn zuthun ſchuͤldig, widerraten, wehren, hin⸗ 
dern, als ba feind Eltern, Bormünde, Freunde, welche die 
jren dem Antichriſt vmb das zeitliche verkeuffen vnd vnter⸗ 
werffen. Denn es heiſt ziehet nicht im Joch mit den vngleu⸗ 
bigen, vnd Gott wil nicht, das wir den Teuffel anbeten, oder 
mit der Babyloniſchen Huren bulen, auff das wir Weltlich gut 
von jme bekomen vnd haben moͤgen. — 

Wir hetten auch wol hie ſollen etwas mit gedencken, von 
denen, die entweder gar nicht oder gar ſelten zur Kirchen in die 
predigt komen, dem Prebigampte vnd Gottes wort vbel nach⸗ 
reden, vnd ſonderlich von den Pfaffen knechten, welche ſich zu 
den Antichriſtiſchen Pfaffen vnd Baals dienern, die da Chriſti 
vnd ſeiner Kirchen ergeſt Feinde vnd Verfolger ſein, freundlich 
halten, zu jn noͤtigen, lauffen jnen nach, lecken jre teller, vnd 
fein jre tegliche Zechbrüber. Aber weil ſolche Suͤnde fo man⸗ 
cherley gewirre vnd vmbſtende hat, wollen wir gleichwol ſolches 
vns vorbehalten haben, vnd wie es ſich gebuͤren wird, gegen 
ſie erzeigen. 

Hierinnen ſuchen wir nichts anders, denn vnſerer Pfar⸗ 
kinder ſeelen heil vnd ſeligkeit, ſampt dem zeitlichen gebeien. 
Denn es iſt vns gleichwol auch von Gott hoch vnd teur befoh⸗ 


149 


len, das wir die perlen nicht ſollen fr die Sewe werffen. Nun 
werden aber die Leute je lenger je Epicuriſcher, vnd gilt jnen 
eine Religion wie die ander, ein Gottesleſteriſcher Papiſt, Juͤde, 
Tuͤrcke, eben ſo viel, als ein Chriſte. Mit jederman ſeind ſie 
gute Geſellen vnd Zechbruͤder, nur vmb des lieben Bauchs vnd 
Mammons willen. Bey ſolchem weſen vnd thun aber, kan 
furwar nicht lang der heilige Geiſt oder ein Chriſtlich hertz ſein. 
Niemand nimpt jme ein gewiſſen druͤber, Derwegen muͤſſen 
wir nach Gottes befehl, vnd als Hirten zuſehen, das nicht die 
Wolffe gar in die herde Chriſti einniſteln, Item, das auch das 
jenige was reudich nicht den andern gangen hauffe beſchmeiſſe 
vnd verderbe, denn wie Paulus bezeuget, gar ein wenig Sawr⸗ 
teig verſewret den gantzen teig. 

Solche Kirchen ordnung iſt auch nichts newes, ſondern iſt 
nur eine deutliche und klare widerholung des jenigen, das ſonſt 
von Gott dem predigampte aufferleget iſt, vnd den meiſten teil 
zuuor in vnſer Kirchen bisanher gehalten worden. 


Verhoffen aber auch gentzlich alle Chriſtliche vnd Ehrlie⸗ 
bende hertzen, werben jnen ſolchs gefallen laſſen, und Gott bit 


ten, das daruber gehalten vnd viel frucht vnd nutz dardurch 


geſchafft vnd ausgerichtet mochte werden. Was nun die Gott⸗ 
loſen betrifft, moͤgen ſie dauon hoͤhniſch reden oder thun, was 
ſie jr Geiſt leret, follen aber gedencken, das es nicht lang wird 
anſtehen, da ſie Chriſto dafur ſchwere rechenſchafft werden 
muͤſſen geben. 


Dieſer ſtuͤcke haben ſich alle Pfarherr vnd Diener dieſer 
Kirchen zu Magdeburg nach jrem ampte, Gott zu ehren vnd 
der gantzen Kirchen zu beſſerung, nutz vnd gedeien an leib vnd 
feel, eintrechtiglich entſchioſſen, vnd vereiniget, mit Gottes 
huͤlffe feſte vnd ſtete daruber zu halten, vnd bitten Gott den 
Vater vnſers Herrn Iheſu Chriſti, das er ſeinen heiligen Geiſt, 
krafft vnd Segen darzu geben wolle. Actum Magdeburg in 
synodo omnium Pastorum et Ministroram uerbi. 3. Aprilis, 


Anno 1554. 


XCK. 
Liturgia sacra, seu ritus ministerli in ecclesia peregrinorum Francofor- 
diae ad Moenum cet. Francofordiae 1554. 8. 


Sm 3.1554 hatte eine Anzahl reformirter Wallonen vor 
ben Verfolgungen ber Königin Maria aus England fi 
erft nach Dänemark und Rorbdeutfchland, unb dann nach 
ankfurt geflüchtet, wo ihnen auf die Bitte ihres Supers 
tendenten Balerandbus Pollanus Aufnahme und 


Religionsübung gewährt wurde. Hierauf erfchien die folg. - 


K.⸗O., welche, foviel ihren Liturgifchen Theil betrifft, zum 
größten Theile nur eine Wiederholung u —R— 

dnung der Genfer Kirche iſt (Formes des prieres ec- 
clesiastiques avec la maniere d’administrer les sacremens 
et celebrer le mariage et la visitation des malades, 
Gen. 1541, latein. im Anh. zu dem Genfer Katechismus, 
zug Henry, Leben Galvins, Bd. III. ©. 413 f. Abth. 
2. &.202 ber Beil). Wir geben biefelbe vollftändig nach 
bem Abbrude in Wit hof, Wahrhafte Liturgie Und Bes 
kanntniß Des Glaubens, Wie folche von den zu Franckf. 
a. M. Angelommenen Reformirten Bor 200. Jahren übers 
reihet worden, Duisb. 1754. 4. Deutſch fteht fie in: 
„Kurtze Bnd Warhafftige erzelung, Welcher maſſen ben 

angöftfchen vnd Riberlänbifchen der wahren Religion hals 


liche predig Göttliches worts. . verftattet, vnd auf -was 
vrfachen ihnen machmals folches verbotten worben ift, Hei⸗ 
deib. 1598. 4.,” welche ihrerfeits eine von Melchior 
Fronberger veranftaltete Ueberfegung einer im 3.1 
erfchienenen Schrift des Frankfurter reformirten Prebigerd 
Petrus Dathenus ift. Ueber die fpäteren Schidfale 
der Gemeinde, welche zule t im Hanauiſchen ein Aſyl fand, 
f. Krandfurtifche Religionshandlungen, Frkf. 1735. fol,, Kir: 
chengeſchichte von ben Reformirten in Frankf. a. M-, Irkf. 
u. Leipzig 1751, und Henry a. a. O. 


* * * 


ben verjagten Chriſten in der —— die offent⸗ 


Liturgia diei deminiol, 

Die dominico mane hora octava, cum iam adest populus, 
Praecentor incipit clara uoce, LEVE LE CVEVR, ac 
populus accinit cum modestia et grauitate summa, ut ne 
quid uoluptati aurium, sed seraiant omnia renerentiae 


150 


Dei, et aedificationi, tam canentium, quam andientium, 
si qui fortasse adsint non canentes. 

Cum absoluerint, tum unus ex ministris e suggestu sic 
incipit. 

Adiutoriam nostrum in nomine Domini, qui fecit coe- 
lum et terram, Amen. 
®  _ Deinde clara et distincta uoce populum admonet de con- 
fessione peccatorum , hisque uerbis praeit, 

Fratres, cogitet nanc uestrum unusquisgque , se coram 
Deo sisti, ut peccata et delicta sua omnia simplici ani- 
mo confiteatur atque apud uosmetipsos me praceuntem 
sequimini his uerbis. 

Confessie peccaterum. 


‘ Domine Deus Pater aeterne et omnipotens, agnoscimus 
et fatemur ingenue apud sanctissimam Maiestatem tuam, 
peccatores esse nos miseros , adeoque a prima origine, qua 
concepti et nati sumus, tam ad omne malum esse pronos, 
quam ab omni bono alienos: quo uitio tuas leges sanctissi- 
mas assidue transgredimur, eoque nobis exitium iustissimo 
tuo iudicio conquirimus. Attamen Domine Deus, poenitet 
sic offendisse bonitatem tuam, proindeque nos et facta 
nostrea omnia nimium scelerata damnamus, orantes, ut tu 
pro tua clementia huic nostrae calamitati succurras. Mi- 
serere igitur nostri omnium, o Deus et Pater clementissime 
ac misericors, per nomen filii tui Jesu Christi Domini nostri 
te obtestamar: ac deletis uitiis, ablutisque sordibus cunctis 
largire, atque adauge indies spiritus tui sancti uim et dona 
in nobis, quo uere et serio nostram miseriam intelligentes, 
nostramque iniustitiam agnoscentes, ueram poenitentiam 
agamus: qua mortui peccate deinceps abundemus fructibus 
institiae ac innocentiae, quibus tibi placeamus per lesum 
Christum filium tuum unicum redemtorem ac mediatorem 
nostrum, Amen. 

Abselutie. 

Post haec minister ex scriptura sacra sententiam aliquam 
remissionis peccatorum populo recitat. Ac toto hoc tem- 

pore populus magna cum reuerentia uel astat, uel pro- 
cumbit in genua, ut ut animus cuiusque tulerit. 

Absolutione pronunciata, Minister nomiue Domini inuocato, 
ut spiritu sancto adiutus possit digna Deo, atque salu- 
taria Ecclesiae eloqui, recitat ex nouo Testamento textum 

' aliquem, pergens in eo libro, quem semel erit aggressus 
exponere Ecclesine. Neque amplius recitat, quam inter- 
pretari institaerit. 

Concionem horae spatio absoluit, ac subiecta precatione 
concludit, Admonet autem prius Ecclesiam, si qua sunt 
digna aut necessaria. Nempe si sponsalia sint, si baptis- 
mus, si quis patper, aut aegrotus se commendat precibus 
Ecclesiae, et caetera eiusmodi. 

Interea Diaconi duo ad ostium a singulis eleemosynam po- 
stulant in pauperum usus. 


Oratie. 


Deus omnipotens Pater coelestis, tu quidem pramisisti 
exändire uota nostra, quacunque de re te appellauerimus 
in nomine dileeti filä tui lesı Christi Domini nostri: nos 


1554. XOIX. 8.:D. ber ansländ, Gemeinde zu Fraukfurt. 


quoque ille sie doouit, sanctos coetus inter nos habere in 
nomine suo, promissis liberalibus etiam inuitaus, quod his 
coetibus nostris adfuturus sit medius, quo uno mediatore 
et intercessore abs te impetremus quioquid unanimes petie- 
rimus super terram, 

Inprimis autem iubes nos orare pro omeibus, quoscun- 
que in potestate supra nos esse uolaisti: ac deinceps pro 
iis rebus quae ad usus necessarios populi tui, atque omnium 
hominum pertinent, Cui mandato teo obtemperantes, sola 
fiducia sanctissiui instituti tus ac promissoram tuorum freti, 
huc coram te conuenimus ia nomen Christi filii twi Domini 
nostri, rogantes ex animo supplices, o Deus idemque Patez 
optime, in nomine liberatoris uniei, einsdemque medistoris 
nostri, liberaliter nobis pro tua clementia condones omnia 
peccata, nostraque corda, mentes, cogitatus ac uota omnia 
sic ad te flectas et pertrahas, qui usleamus te inuocare vera 
et simplici oralione, quae tibi grata sit et accepta. 

‚ Oramus itaque tuam clementiam o Pater coelestis pro 
principibus et kominibus cunctis potestatem gerentibus 
seruis tuis, quibus abs te meadatem est ius dicere popula 
tuo: nominatim uero pro COSS, et Senatu huins ciwitatis, 
ut ipsis largiri digneris spiritum tnum, qui uere princeps 
est et uoluntatam moderator, eiusque done, vim et gratiam 
indies magis magisque adaugeas: quo simul uere agnoscast 
unum &c solum Christum filium teum Domism nostrum 
Regem regum, ac prineipatum tenentem supra omnem po- 
testatem,, cui nempe abs te data sit potestas omnis in cogle 
et in terra, tum coerta fide persuasi totis animis studean& 
uero ac spirituali cultu zese illi approbare, regeumaque ipsinz 
apud subditos suos prouehere et amplificare, qnos etiam 
regant inzta praescriptum uoluntatis tuse ex lege tua, sicntä 
certo norunt se et illos abs te factos et conditos, adeogas 
oues esse kaorum armentorum: liceat itaque tuo beneficio 
paoe frui, in qua tibi serulamus cum omni sanctitate et ho- 
nestate, liberatigae ab inimicis nostris tibi gratias, et lande⸗ 
persoluere queamus. 

Oramus etiam, Pater uerax et liberator unice, pro iiz 
quos Ecclesiae tuae dedisti pastores, et salutis animarım 
procurationem ac sacrosandti Bsangelii tui ministerjum cam- 
mendasti: eos tuo zpiritu sie regas et adiuues, ut sint fide- 
les ministri gloriae tuae, huc studia omnia conferentes, quo 
palabundns adhuc ouium tuarum grex in’unum coëat ad 
lesum Christum uerum ac summum pastorem, Principemque 
Episcoporum: uti in eo et per eum indies magis afque ma- 
gis crescant cum omni institia et sanctimonia uitae. 

Rursum dignere Ecclesias omnes tuas windicare et eri- 
pere e luporum faucibus, ac mercenariorum amhium unguis 
bus, qui ambitioni suae seruiust, et compendii sui gratia 
faciant omnia, mihil minus solliciti, quam ut samatissimum 
nomen tuam celebre ae sanctam ubique sit, et grex tuus 
salutem consequatur. 

Insuper te rogamus, o Deus clementissime et Pater mi- 
sericors, pro uninerso hominum genere: ut qui uelis agnosci 
ab omnibus tote orbe terraram liberator unicus, parta re- 
demptiene per Christum Alium tuum: digneris etiam quot- 
quot adhuc hodie ab eodem Christo filio tuo longius absunt, 
uineti sedentes in tenebris, et omni salutis ignoratione , Spi- 


ritn tuo Hlastratos per praedicationem Euangelii in rectam 
salutis uam reducere, nempe ut aguoscant te uerum Deum, 
et quem misisti lesum Christum. Quos uero iam eo fauore 
dignatus es, ut eorum mentibus ilkıcesceres manifestatione 
uerbi tui, fac indies omni bono ac benedictionis tuae spiri- 
taalis abundantia auctiores ac beatiores euadant! quo tan- 
dem aliquando ualeamus omnes unanimi consensu uere et 

ex animo tuam mäaiestatem adorare, et laudibus extollere, 

ac denique nos totos in clientelam tradere unigenito tuo, 

quem solum nos agnoscimus Dominum, Begem ac legisia- 

torem nostrum, 

Ad haec, eos tibi commendamms etiam, o Deus conso- 
lator, quos uisitas ut castiges cruce uel quocunque afllictio- 
nis genere , el populos quos tu jam peste, belloue aut fame 
wrges: singulos denique quos aliqua per te premit inopia, 
uel carcer aut morbus, aut exilium, aut quäecungae tandem 
calamitas seu corporis illa sit seu animi: Da ut intelligant | 
tuam erga illos uere paternam bemeuvlentiam, nempe quod 
ideo castiges et corrigas,, at emendati rewertantur ad ta ex 
%oto corde seo, wc plenam vonsolationem reportent liberati | 
ab omnibus malis, | 

Vnice uero tibi commendatos uolumus fratres noctros 
electes taos, quotquot sub tyrannide Antichristi uinunt ad- 
huc dispersi, pabulo uitse spiritualis destituti, atgae liber- ' 
tate illa filiorem teorum, ut pub. possint nomen tuum in- | 
uooare: inprimis autem eos qui uineti sunt, aut qualicungue . 
modo opprimuntur apud hostes Euangelü tui: digneris o | 
Pater indulgentissime, robur spiritus tui in illis augere: 
quo firmiores sint nec amguam deficiant, sed constanter per- 
seuerent in sancta wecatione tua. Velis illos tuo semper | 
auxilio sustinere ac fulcire, quantam opus esse nosti, simul- | 
que consolari im aduersis ommbas, tuägne cura tueri ad- | 
versus lupormn rabiem: quo per ipsos nomen taum illustrias 
fiat tam in uita gaam.in morte, | 

Da denigue, o Deus et Pater, nobis iam collectis in 
unam in nomine fesu Christi filii tui ad audiendum uerbum ; 
Kuangelii et communicandem saorosanctae ipsius coenae | 
ınysteriis ut were agnoswamus, #eriogae sentiamus, quam 
miseri simas ac perditi iam inde a prima nostra origine, in- 
dies magis atque magis iudiciom tuum in nos prouocantes 
uitae improkitate: itaque ubi perspexerimus quam mihil in 
mobis insit bomi, quodgne nostra caro et sanguis regni tui ; 
haereditatem comsequi handquaquam possint, tum animis ' 
totis nos ipsos dedamus unice dilecto filio tuo Iesu Christo . 
liberatori nestro unico, ut ita nos possideat, et vorda nostra 
inhabitet, quo mortuo, ac plane deleto ueteri Adamo inno- 
wemur in uitae puritatem: qua nomen tuum, uti par est, 
sapra omnia ubique laudibus extollatur et magni fiat. Simul 
etiam ius inperiumgue obtineas, imo exervens etiam ih nos 
omnes, ut magis mägisque indies condiscames uera obe- 
dientia et digna reuerentia tuam maiestatem uenerari. Tu- 
que adeo solus ubique regnes omaium Dominus: ac popu- 
am tuum ®eeptro uerbi tui et uirtute epiritus tei regas et 
meoderere, onmesque, qui tibi aduersantur, ueritatis ac iu- | 
stitiae tuae potentia debellatos expugnes. #ta fiet ut po- 
testas ommmis atune celsitudo, quae 'gluriae tune oblactatur, 
vensim destruatur fimditusgae euertalur, denec palam fiat 
























4 


- A588. XOIX. 8:0, ber anslaͤud. Gemeinde zu Frankfurt. 


151 


regnum tuam: quod uidelicet tu solus Bex sis et Dominus, 
qui ad iudicandum accessurus es. Nos quoque cum crea- 
turis uniuersis tibi per omnia obtemperemus, sicuti nouimus 
Angelos sanctos, qui tetum coelos incolunt, nullum uelle 
aliud habere, quam ut quicquid tibi gratum et placitum fue- 
rit statim absque remora pro tuae uoluntatis arbitrio per- 
ficiatur: nos ita tibi quoque placere studeamus neglectis ac 
posthabitis cunttis nostrae carnis desideriis et placitis. 

Donec autem nos coram te ambulamus cum amore et 
timore nominis tui, Tu pro tua bonitate autrias et pascas, 
omnia sufficiens quae uitae huic sint necessaria, qui panem 
nostrum cum pace comedamas: qua tua cura et sollicitadine 
nostri persuasiss, nobis sit, te patrem esse, a quo uno ex- 
spectanda sint omnia , deposita omni fiducia nestri ac crea- 
tarerum omniam, ut in tua unius bonitate ac beneuolentia 
acquiescamus. 

Quoniam uero quandiu uita haec manet, nos miseri pec- 


i catores in morte media uersamur, ac fragiles adeo sumns, 


ut perpetuo prolabamur impingentes ad omnia, que 
aberrantes discedimus a recto, nobis hac in parte sic esto 
propitius, ut condones haec delicta omnia, quibus iudicid 
tuo iustissimo nos fecimus obnoxios: eadamque condona- 
tione liberes a morte aeterna, cui nostro merito addicti au- 
mus. Ergo malam hoc, quod circamferimus, ne nobis im- 
putes: quemadmodum nos quoque tuo iussu inluriarum ob- 
liuiscimar, ac uindictae loco bona omnia nostris inimicis 
precamur. 0 

in posterum denique nos tua uirtute fulcias, ne rursum 
carnis infirmitate prolapsi te offendamus. Cumque ea sit 
nostrarum uirium imbecillitas, ut ne ad momentum quidem 
temporis perstare ualeamus, atque adeo cincti undique 
crudelissimis hostibus, perpetuam impressionem patiamur 


| a diabolo, mundo, et carne, quibuscum nobis continuum 


est bellum: nos tuo spiritu corrobera, et gratiarum tuarum 
donis mumiss, ut possimas constanter perstare- aduersus 
omme genus tentationis, inque spirituali hac lucta sic per- 
gere, ut tandem wictoria plena potiti triumpham agamus in 
regno tuo una cum duce et capite summoque et unico pro- 
tectore nostro Domino Iesu Christo, Amen. 

Huic precationi immediate Symbolum additur, quo recitato 
praecentor statim Psalmum incipit, cui deinde populus 
eccinit ad finem usque: quo decantato Pastor populum 
dimittit hac bona imprecatione, 

Benedictie pepuli in discessu, Num. 6. 
Dominus uobis benedicat, idemque uos tueatur. Dominus 
respiciet uos hilari uultu, ac misereatur nestri. Dominus 
placatus uultum suum ad ues conuertat, omnique foelicitate 

uos beet, Amen. 
'Liturgia osenae demint. 

Celebratur Coens primo yuoqup Dominico die enjuslibet irensis. 
Quo die uero Coena celebratur orationi praecedenti haec 
immediate subjicitur. 

Oratie, 
‚Atırme uti Dominus lesus non solam una oblatione cor- 
pus saum et sanguinem tibi obtulit in remissionem pecta- 


152 


torum, sed eadem nobis ualt impartiri in alimoniam uitae 
aeternae: ita nos eo fauore proseqnere, ut tuo ausilio pos- 
simus sincero corde, ac studio ardenti tantum ab illo bene- 
ficium accipere: nempe ut certa fide imbuti participes cor- 
poris et sanguinis ipsius efliciamur: imo uero illo toto et in- 
tegro perfruamar, qui uere Deus et homo est, et simul 
panis ille sacrosanctus coelo nobis datus in uitae alimoniam, 
quo deinceps non amplius nobis uiuamaus, ut nostro ingenio 
nimium corrupto et uitiato obtemperemus: sed ille solus in 
nobis uiuat, atque in uitam perducat sanctam, beatam, et 
aeternam. Porro deinceps facti participes testamenti sui 
noui atque aeterni, quod est foedus gratiae, certiss. nobis 
id persuasum sit et te patrem nostrum esse beneuolum, qui 
nulla peccata aut delicta nobis imputes, quin etiam uti hae- 
redibus ac filiis dilectissimis necessaria omnia uitae prospi- 
cias atque aubministres cum corpori, tum animae , quo tibi 
gratias agamus immortales sine fine laudantes nomen tuum 
cum uerbis et oratione, tum factis et tota uita. 

Da igitur, pater coelestis, ad hunc modum hodie excitari 
jin nobis memoriam dilecti filii tui, nosque ea exerceri ad 
praedicandum beneficium mortis ejus, ut nouis subinde fidei 
accessibus aucti, corroboremur ad omne bonum, ac singu- 
lari summaque fiducia te inuocemus ac patrem agnoscamus, 
ut in nomine tuo gloriemur, per lesum Christum Dominum 
nostrum, Amen, 

Huic orationi symbolum Apostoloram subjicitur quod ipse 
populus canit. Interea Diaconi panem ad mensam ad- 
ferunt cum uino: Vbi Minister astantibus religuis mini- 


stris ac senioribus post decantatam symbolum clara uoce, . 


Coenae Dominicae institutionem recitat facie ad popu- 
lum uersa. 


Enstitutle coenae Demini. 1. Cor. II, 


Audite, uti Dominus Iesus sacrosancetum hoc epulum 
_suum instituerit, quod a Paulo traditum accepimus, 

Ego accepi (inquit) a Domino, quod et tradidi uobis, 
q. Dominus Iesus in ea nocte qua traditus est, accepit pa- 
nem, et postquam gratias egisset, fregit, ac dixit: Accipite, 
edite. Hoc meum est corpus, quod pro uobis frangitur, 
hoc facite in mei commemorationem. Ad eundem modum 
et poculum, peracta coena, dicens: Hoc poculum nouum 
testamentum est in meo sangnine, hoc facite, quotiescun- 
que biberitis, in mei commemorationem. Quotiescungue 
enim comederitis panem hunc, et de poculo hoc biberitis, 
mortem Domini annunciatis, donec uenerit. Itaque quis- 
quis ederit panem hunc, aut biberit de poculo Domini in- 
digne, reus erit corporis et sanguinis Domini. Probet au- 
tem homo seipsum, et sic de pane illo edat, et de poculo 
illo bibat. Nam qui edit et bibit indigne, judicium sibi ipsi 
edit et bibit, non dijudicans corpus Domini. 

His subjicit interdictionem summa grauitate, cujus haec est 
formula. 

Audiuimus, fratres, quonam modo Dominus noster 
Coenam fecit cum discipulis: quo docemur nullis exteris aut 
alienis ab Ecclesia locum hic esse. Itaque hoc exeınplo 
edoctus, per nomen et autoritatem Domini nostri Jesu 
Christi admoneo idololatras omnes, blasphemos, Deique 


"41554. XCIX. 8.:0. der ansläub. Gemeinde zu Fraukfurt. 


contemptores, haereticos, quique sectis uariis Ecclesiam 

scindunt, cujus maxima esse debet conjunctio et unitas, per- 

juros, Quique immorigeri sunt parentibus, ac superioribus 
omnibus, seditiosos, et pacis turbatores, plagiarios, per- 
cussores , litigatores, susurrones, scortatores, fures, rapto- 

Tes , auaros, ebriosos , heluones, denique quicungue disso- 

lutae uitae prauo exemplo Ecclesiae scandalum dant, ut hac 

mensa procul absistant, ne sacrosanctas epulas prophanent, 
quas Dominus noster Jesas Christus solum iis impartiri uult, 
qui sunt familiares ac domestici fidei. 

Huic addit exhortationem de Coenae usu suo arbitrio, modo 
sit ueritati et Euangelio conueniens. Hac autem fere 
uti solet. ' 

Proinde, quemadmodum hortatur D. Paulus, probet at- 
que examinet unusquisque suam conscientiam et animum, 
num uera poenitentia ante actae uitae tangatur, ac uere ex 
anımo optet sanctius porro uiuere ad praescriptum legis 
diuinae. Inprimis autem illud, num fidat misericordia DEI, 
atque in uno Christo Jesu spem salutis uniuersam ponat, 
positoque omni odio et simultate, certo jam apud se statnat 
in omni deinceps uita concordiam cum fraterna dilectione 
colere. “ 

Hoc si nobis coram DEO apud nostras conscientias 
probe constat, nil dubitemus nos nunc pro filiis ab ipso 
agnosci, cum Dominus Jesus nos ad suam mensam inuitet, 
ut ibi accipiamus sacrum hoc Symbolum, quod discipulis 
participandum' et communicandum distribuit. | 

Tametsi porro in nobis multam sentiamus imbecillitatern 
cum summa miseria: nempe nos fide integra et solida haud- 
quaquam praeditos, pronos autem ad omnem incredulita- 
tem, et dubitationem de diuinis promissis, ac socordes ni- 
mium in cultu Dei: quibus etiamnum indies ac fere in horas 
recrudescit bellum cum carne et ejus desideriis, attamen 
quando nos tanto fauore prosecutus est Dominus noster, ut 
Euangelium suum cordibus nostris insereret, quo contra 
hanc incredulitatem staremus, ac desiderium in nobis sin- 
gulare accenderet, quo nalere jussis omnibus affectibus, ac 
desideriis nostrae uoluntatis, justitiam ipsius, ®t legis ejus 
decreta sectaremur: certissime persuasos nos esse oportet, 
nihil haec uitia nostrae imperfectionis obstare posse, quin 
is pro suis.nos agnoscat, dignosque habeat ac faciat par- 
ticıpatione spiritualis hujus miensae. Neque enim huc ideo 
accelimus, ut testemur ullam in nobis justitiam aut per- 
fectionem: quin imo uitam nostram agnoscentes in Christo 
absconditam, inibi quaerendam esse fatemur, ac nos ipsos 
totos in ipsa morte ucrsari, Discamus itaque Sacramenti 
hujus usu aegris animis mederi. Nam ita demum digni 
erimus, approbante nos Domino nostro, si nos ipsos agno- 
scamus, ac pertaesi peccatorum et uitiorum nostrorum in 
ipso UNO acquiescamus. 

Primum itaque uerbis illis credamus, quibus Dominus 
Jesus, qui est ueritas certissima nunquam fallens, ipse pro- 
misit se facturum nos participes corporis et sanguinis sui, 
quo sic illum totum possideamus, ut uiuat ipse totus in no- 
bis, nosque in ipso. 

Quanquam autem nihil hic nisi pancm et uinum cerna- 
ımus, non dubium tamen esse debet, spiritualiter, hoc esty 


1588. XCHX RO, der anslaͤnd. Gemeinde zu Frankfurt. 


mentibas nostris reuera exhiberi quicquid externis hisce 

rebus .sigaisque uisibilibus significatur, aut portenditur, 

adeoque Christum ipsdam esse uerum illum panem coelo de- 
missum alendis ac sustinendis animis in uitam aeternam. 

Ne igitur ingrati simus aduersus hanc summam atque 

‚immensam Seruatoris nostri bonitatem, qua divitiarım sua- 

rum thesauros in nos profundit. Etenim cum se nobis dat; 

palam testatur, quicquid ipse possid@at id uniuersum esse 
nostrum. Proinde Sacramentum hoc tanquam mnemosynon 
atque arräbonem mortis passionumque ipsiüs omnium exci- 
piamus, ut earum dignitas nobis ad justitiam imputetur, non 
secus ac si Aos eadem passi essemus, au‘ patiendo potuis- 
semus satisfacere. Ne porro deinceps tam male salutis 
nostrae consulti simus, ut tam amanter inuitantem suo uerbo 

Dominum fastidieates respuamus. Sed imo munificentiam 

ipsius ita amplectamur et magni faciamıs, ut nos totos illi 

ex animo dedamus, quo se dignos protinus faciat. 

Itaque sursum cordibus et animis euehamur in coelum, 
ubi agit, et regmat lesus Christus in gloria Patris, unde 
etiam ipsum expectamus redemptorem ac liberatorem. Ne- 
que uero ip exterais symbolorum rebus haereamus, quas ui- 
demus, et gustamus: terrenae siquidem sunt, et corruptioni 
obnoziae. Haudquaquam igitur aut pani immistus uel in- 
clusus, aut uino immersus est putandus, ut ibi quaeraturt 
sed tum demum illum assequemur, totamque ipsius substan- 
tiam participandam in uitae aeternae alimoniam, ubi supra 
terrena oınnija euecti coelos quoque ipsos animis fide imbu- 
tis saperabimus, in regaum Dei penetrantes, ubi ipse jam 
habitat. 

Hic Minister primum defrangit adıninistro suo panem, et 
calicem porrigit, atque ab eo uicissim accipit. Deinde 
populus ordine ad mensam magna cum reuerentia acce- 
dit, uiri rimum , deinde mulieres, ac singuli primum ab 
altero Ministro panem accipiunt, deinceps in altero men- 
sae cornu uinum ab altero administro, ad mensam astan- 
tibus reliquis Ministris et senioribus. Interea temporis 
a tota Ecclesia Psalmus aliquis gratiarum actionis decan- 
tatur, dum communio peragitur, aut textus aliquis e 
scriptura recitatur. 

Minister cum panem ministrat, his uerbis singulos alloqui- 
tur , 1. Cor. 10, 

Panis quem frangimus, communicatio est corporis 
Christi: accipe, manduca, memor Christi corpus pro te 
fractum in remissionem peccatorum tuorum. 

Alter Minister autem uinum propinat his uerbis. 

Calix cui benedicimus, communicatio est sanguinis 
Christi: accipe, bibe, memor Christum sanguinem suum pro 
te profudisse in remissionem peccatorum tuorum. 
Postquam omnes communicarint sequitur gratiarum actio. 

Agamus Deo gratias. . 

Pater coelestis, Gratias immortales agimus tibi, lau- 
dantes istam tuam erga nos benignitatem, qna tanto bene- 
ficio dignatus es, quamuis peccatores, ut in partem 
Christi filii tui uocares ac pertraheres, quem pro nobis in 
mortem semel quidem dedisti, jam uero subinde etiam das 
in alimoniam uitae aeternae, Largire nunc nobis ne unquam 
obliuisci possimus tantarum rerum, sed imo eas sic inseras 

II, ' 


158 


cordibus nostris, ut indies adolescamus magis, angeaturgue 
in nobis robur fidei, quae efficax sit ad omne opus bonum, 
quo uitam nostram totam instituamus ad gleriam nominis 
tui, et aedificationem proximi, per eundem Jesum Christurmh 
filium tuum, qui in unitate sancti spiritus tecum vinit et 
regnat in aeternum, Amen. 

Demum benedicendo, ut supra, populum dimitfit. 


Liturgie pomeridiana, 


A prandio hora prima Catechismus puerorum Aabetur, 
quo Ecclesia frequens conflnit. - Cantato autem Psalıno 
(nempe uno octonar. Psalmi 119.) pueri se ante catechistam 
sistauut, ac rogantur de singulis articulis fidei, legis, et ora- 
tionis dominicae: ea nempe quae praecedenti die dominied 
audierint. Tum pergit catechista in catechismo alios arti- 
culos explicare, pueris familierias, populo autem carnosius 
neruosiusque. Nec diwtius hore Ecclesiam detinet. 


Liturgia uespertina. | 


Finito Catechismo hora secunda habetur concio. Mi- 
nister post decantatum Psalmum pergit in sno libro, quem- 
cunque sumpserit exponendum. Concladit oratione, quam 
pro suo arbitrio dicit, commendans Deo omnes status. Ac 
denique rursum decantato Psalmo populum fausta precatus 
dimittit. Nec plus qnam horae spatio concio definetur;. 
ut tempus habeant ante coenam Pastor et Seniores ad col- 
loquendum et consaltanudum de rebus Ecclesiae. 


Liturgie quetidiane, 

Per hebdomadam habetur etiam mane diebus Martis et 
Jouis concio. Quae 'accedente Ministro constituerit, a 
Psalmo incipit, quo decantato , ille inuocato spiritu sancte 
textum sacrum recitat, pergens, ati supra monuimus, im 
eodem libro, quem semel enarrandım sumpserit, Post 
horae spatium concludit precatione aliqua brewiore, prout 
animus tulerit, deineeps populum benedicens dimttit ad 
operas. | . 
Kiturgia poenitentise. 

Quoniam nero assiduis fere calamitatibas Ecclesia Dei fla- 
gellatar ob scelera et peccata: aequiss. uidetur juxta ae 
sanctissimum die Jouis preces celebriores haberi, ad quas 
tota Ecclesia conuenit, ut ad poenitentiam sese comparet 

Concionem claudit hac precatione , postgquam satis coe- 
tum commonefecerit irae ac judicii Dei, ac peccatorum, qui- 
bus norit ipsos obnoxios, ob quae sic ira Dei in eos de- 
saeuiat, ' 

Orstie. 

Deus omnipotens Pater coelestis, agnoscimus et fate- 

mur, haudgaaquam dignos esse nos, qui in coelum oculo» 


-tollamus, ut tibi pro tribunali sedenti sistamur, ac ne tan- 


tum quidem de nobis sperare audemns, quod nostras preces 
exaudias, si nos nostraque etiam digmissima intueare. Nam 
conscientia ipsa nos accusat, et peccata, quae admisimus, 
arguunt nos nostrae impuritatis. Adhaec nouimss quod sis 
ipse Judex justus et uerax, qui impios peccatores haud 
unquam approbas ut justos pronumcies, imo seuerissime sd- 
leas in ejusmodi praeuaricatores legum tuarum animaduer- 
20 


‘ 


‚ 


154 


tere. Proinde, Domine, cum uitae nostrae cursum unjuer- 
sum intuemur, pudet certe nosmetipsos nostri, adeoque ni- 
hil praeter exitium desperabundi expectamus , jam quasi in 
mortis vortiginibus jactat. Attamen, o Domine Deus, 
quandoguidem uisum tibi est pro singulari tua clementia et 
misericordia inexhausta, jubere, ut te inuocemus, etiam ad 
inferos ‘demersi, atque uti nosti quo magis peccamus hoc 
tua misericordia magis opus esse, ita etiam uis, ut ad tuam 
unins clementiam, quae summa est, confugiamus: nec hoc 
contentus jussisse, quo magis illicias nos ad te, promissis 
etiam blandissimis egisti, ne dubium sit nostra uota exaudi- 
tum iri, non ullo quidem merito nostro, sed per nomen et me- 
ritum unins Jesu Christi Domini nostri, quem nobis dedisti 
mediatorem et patronum: praesidio itaque humano penitus 
omni destituti, hac una fiducia tuae bonitatis solius coram 
adsumus, majestatem tuam sappliciter orantes per sanctis- 
simum nomen tuum, ut nostri tandem te misereat. 

Prinum, Domine, praeter innumera quae in n08 con- 
tulisti beneficia in commune cum caeteris hominibus, singu- 
larem etiam fauorem erga nos multis in rebus declarasti, 
adeo quod minime ualeamus commemorare, ac ne cogita- 
tione quidem digne complecti, quae in nos contulisti. 

lllud porro magnum in primis merito uideri debet, quod 
dignatus sis tuo Euangelio uindicare a diaboli seruitute, qua 
premebamur miseri: eximensque abominandis idolorum cul- 
tibus et superstitionibus, quibus immersi irretitique eramus, 
adduxeris in plenissimam lucem ueritatis tuae. At, quae 
nostra est nimia ingratitudo, et incogitantia, quasi bene- 
ficorum immensorum, quae de tua manu accepimus obliti, 
declinauimus ad nostrae carnıs desideria, fraudantes (quan- 
tum in nobis fuit) majestatem tuam honore debito, uerbum- 
que tuum obedientia digna, sed nec tuum nomen, uti par 
erat, celebrauimus, quamuis nunquam desieris monere nos 
sedulo uerbo tao per ministros tuos: quibus monitis neque 
auscultauimus neque paruimus. Peccauimus itaque Domine, 


teque offendimus, ac proinde pudore confundimur, igno- 


miniam patimur, agnoscimusque nos uere apud tuum tri- 
bunal reos esse, quibuscum si pro nostra ipsorum dignitate 
agere instituas, quid praeter exilium, damnationem, ac 
mortem expectemus? Quamuis etenim excusare conemur, 
semper tamen conscientia damnat, nostraque iniquitas coram 
te nos coarguit. Certe Domine jam satis uidemus, intelli- 
gimus et sentimus ex his flagellis, quibus nos castigasti, te 
justiss. iram aduersum nos concepisse. Justus etenim cum 
sis, et aequi amantissimus, hand unquam temere aut imme- 
rito affligis tuos. Itaque flagra irae tuae sentientes, te 
merito infensum nobis sentimus et agnoscimus. Quin ma- 
num tuam adhuc exporrectam cernimus, ut majores poenas 
de nobis sumas: qnibus enim telis agere uindictam soles, 
eadem te nunc sumere in manum uidemus: nec illa omnia 
quae grauissime comminatus es peccatoribus impiis, nisi 
mature resipiscamus, procul absunt, sed imo in exitium no- 
strum paratissima.. Quamuis autem grarissime in nos de- 
saeuires, ac longe grauiores, ac centuplo etiam majores 
poenas, quam consueuisti, imponeres , attamen justissime 
id facturum agnoscimus: meruimus etiam maledictiones illas, 
quibus olim in Israelem populum tuum iratus desaeuiisti, 


1556. xCH. 8.:0. der ausländ.. Gemeinde zu Frankfurt. 


Euimuero Domine, tu pater es, nos terra et lutum: tu 
creator, nos opus manuum tuarum: tu pastor nosier, nos 
grex tuus:.tu liberator, nos populus libertique tui: ta Deus, 
nos tuum peculium. Ne igitur sic excandescas, ut in fu- 
roris aestu nos castiges.. Sed imo iniquitatum nostrarum 
obliuiscere, ut punire etiam uelle desinas, contentus summa 
cum clementia castigasse et emendasse, Nostris peccatis 
iram tuam in nos accendimus. At meminisse oportet tamen, 
nomine tuo nos omnes censeri: atque adeo tesseram tusm 
ac symbola gestamus tua. 

Quin tueris potius, absolnis, et auges opus gratiae tuae 
coeptum in nobis: quo agnoscat orbis totus uere te Deum, 
ac liberatorem nostrum. Scis mortuos nequaquam laudes 
tuas dicturos apud inferos, nec quos perdideris funditusque 
deleueris: at facient animi tristes, moesti, ac dejecti, cor- 
daque conuulsa, et mali sui sensa perculsae conscientiae, 
jam inde pauide expectantes tuae clementiae fauorem: hi te 
laudabunt, hi cefebrabunt, hi gratias agent. 

Israel populus tuus persaepe suis flagitiis tnam iram 
prouocauit, atque eum ideo juste afllixisti: attamen quoties 
ad te reuersus est, toties illum summa clementia excepisti. 
Et quamuis grauissima essent peccata, propter foedas ta- 
men tuum, quod cum Äbrahamo, Isaaco, Jacoboqye pactus 
eras, ab illo uirgas amouisti tuas, malaque omnia quae 
praesto erant auertisti: imo nec uota eorum nec preces un- 
quam frustratus es. Nos porro longe praestantiore foedere 
dignatus es: quo sane niti apud tuum tribunal uolumus: 
nempe quod nobiscum pepigisti per manum Jesu Christi 
fili tui seruatoris nostri, atqne ipsius sanguine describi, 
morteque obsignari, ratum et firmum esse jussisti, Proinde 
Domine fiduciam omnem dignitatis nostrae, ac spem humani 
praesidii, qnodcunque quis sperare audeat, ponimus, ad 
hoc unicum foedus confugientes, quo Dominus noster Jesus 
Christus corpore suo tibi sacrificium faciens, nos reconci- 
liauit. Respice igitur Domine in faciem Christi tui, non in 
Nosips0s: quo ipsius intercessu sedata ira faciem tuam salu- 
tarem et placidam reducas, nosque recipias in posterum 
regendos ac gubernandos tuo spiritu: quo renatı in uitam 
meliorem nomen tuum sanctificemus,. 

His subjicitur tota paraphrasis orationis Dominicae, quae 
supra habetur in oratione diei Dominici, uti uisum fuerit 
Pastori. Denique haec addit. 

Tametsi igitur indigni sumus, qui uel ore hiscamus apud 
tuum tribunal, quo tuam opem in rebus durissimis implore- 
mas: attamen quia sic uisum est tuae majestati, ut pro no- 
bis inuicem oremus, te obsecramus supplices pro fratribus 
nostris, ejusdem corporis membris, qnos nunc uirgis tuis 
castigas, iram tuam ab illis auerte. Nominatim autem ora- 
mus pro N. N. Ä 

.Memento, Domine, quod ii tui sunt quoque filii quem- 
admodum nos, quorum offensis ne sic irascaris, ut soli- 
tum fauorem, beneuolentiam, ac misericordiam ezuas: nun- 
quam enim facturum promisisti omnibus te fidentibus. - 

Bespice etiam cunctas Ecclesias tuas propitius ac popu- 
los omnes, quos uariis urges calamitatibus, peste, bello, 
fame et id genus aliis uirgis: ne sinas Christianum populum 


| interire, tuique nominis gloriam et memoriam aboleri in 


21554. XCIX. 8.0, der auslaͤnd. Gemeinde zu Frankfurt. 


terris, Ne permittas, ut in quibus nomen taum innocatum 
est ii male pereant, ac eorum interitu exultantes turcae, 
barbari, infideles et papistae sacratissimum nomen tuum 
blasphement. | 

Beliqua inyenies supra (Oramus itaque tuam clem. etc.). 

Qua oratione finita et decantato Psalmo, populo bene- 
dicitur ut supra , et dimittitur. 

Hae sunt precationum in Liturgiis certae formulae, quas 
tamen sequitur minister suo arbitrio , ut tempus fert, et res 
postulat. Neqne enim ulla praescriptione formularum alli- 
gandus est spiritus Dei ad eum uerborum numerum, cui 
non liceat subjicere uel supponere, si meliora suggerat. 
. Sane Paulus jubet in Ecelesia tacere priorem, si cui ex se- 

dentibus reuelatum sit. Hae formulae seruiunt tantum ru- 
dioribus: Nullius libertati praescribitur. Tantum ne ab ea 
ratione discedatur, quam nobis Jesus Christus praescripsit. 
Spiritus enim sanctus, qui alioqui tacentibus nobis, atque 
adeo ignorantibus quid orare nos oporteat ,.non desinit pa- 
trem interpellare gemitibus inenarrabilibus, cumque is apud 
tribunalia subministret, quae dicenda sint, non deerit no- 
bis, cum uera fide coram Deo nos sistemus sensu orationis 
excitati. 


Liturgie baptismi, 

In Baptismo id cauetur in primis, ne alibi quam in Ec- 
clesia ministretur, dum ipsa conuenit ad audiendum uer- 
bum Dei. Ompia enim (inquit Apostolus) uerbo Dei sancti- 
ficantur. Quanto igitur magis sacramenta administrare 
oportet cum uerbo, quo sine nihil sunt? Siquidem ipse 
Christus ita etiam jubet, Coenam fhieri in sui memoriam, 
id quod Apostolus praedicare mortem ipsius interpretatur: 
quando autem baptisma instituit, diserte praecipit praedi- 
care Euangelium, ac proinde non alibi quam in Ecclesia et 
post concionem uerbi Dei habitam. Quid enim aliud est 
Baptismus quam autoramentum quoddum, quo infaus ab 
Ecclesia Christi membrum agnoscitur, simulque ipse et 
signaculum accepit justitiae, fidei ac renouationis per Chri- 
stum, et toti Ecclesiae commendatur ? 

Adsunt igitur in concione pater et susceptores quos pa- 
trinos uocant, si eorum fides Ecclesiae testata est, aut pa- 
rati sunt eam testatam facere. Nam si hoc nomine potiss. 
putamus infantes baptizandos, quod foedus Dei cum pa- 
rentibus ad ipsos etiam pertineat, quis dubitat parentum 
saltem alterum, ac fideiussores (qui ibi totius Ecclesiae no- 
mine astant) debere agnosci membra Christi ab uniuersa 
Ecclesia? Nam inibi fidejubetur ac spondetur pro infante in 
eam fidem ac doctrinam religionis, quam Ecclesia tenet et 
profitetur. Tam sancta igitur res cum sit baptismus, ne 
cui mirum uideatur, si sancte ministretur in Ecclesia. 
Finita concione Minister Ecclesiam admonet de infantulo 

baptizando, ut cuncti maneant. Tum sic incipit, mensae 
astans cum reliquis Ministris et senioribus. 

Adjatorium nostrum in nomine Domini, Amen. 

Hunccine puerum attulistis baptizandum? Respon, Ita, 
Hic Minister subjicit breuem monitionem de Baptismo. Cu- 

jus haec est formula, nisi quid ille sua sponte possit 
melius, 


155 


Dominus noster abunde testatum nobis fecit, quam ino- 
pes et miseri nascamtır omnes, ‚cum docet, quod renasei 
oporteat. Etenim magnum argumentum est inde a prima 
origine pforsus uitiatos et corruptos esse ac maledicto ob- 
noxios, si non ante regno Dei potiri liceat, quam renati ac 
renouati simus. Cum igitur hnjus humiliationis nos admo- 
net, ut toti nobis displiceamus ipsi, certe inuitat, imo ex- 
citat etiam ad misericordiam ipsius totis uotis exposcendam, 
qua uitiositas illa nostrae originis, ac maledictum penitus 
tollatur. Neque enim prius hac frui datur, quam omnem 
illam fiduciam nostri deposuerimus, dico opinionem omnis 
uirtutis, jastitiae, aut sapientiae cujusquam: quo'nosipsos, 
nostraque omnia damnata esse cognoscamus. 

Porro autem non solum hujus nostrae miseriae nos ad- 
monet, sed simul consolatur sua misericordia, renascentiam 
hanc per spiritum suum promittens, quo spiritu accepto 
in uitam aeternam transferamur, atque hujus translationis 
institutum a Christo obsignaculum in Ecclesia accipimus. 

Porro hoc renasci duobus potissime constat. Primum, 
ut nosipsos abnegemus, hoc est, ne amplius nostra: rationi 
innitamur , ut illius placitis obtemperemus, et desideria uo- 
luntatis nostrae sectemur: sed ea omnia subjiciamus sapien- 
tiae ac justitiae Dei, in quo uersatur mortificatio nostri, ac 
nostrae carnis eorumque omnium, quae in nobis sunt, ne- 
glectio, | 

Alterum est, ut lumen Dei sequamur, eiqne uni placea- 
mus et obediamus, sicut nos suo uerbo docet, eodemque 
suo spiritu agit. Quae ambo non nisi in uno Christo nobis 
praesto sunt, et perficiuntur absolutissime: cujus uidelicet 
morti ea uis inest, ut si hırjus efliciamur participes, statim 
fit ut peccato quasi moriamur ac sepeliamur, mortificata 
carne cum omnibus suis placitis. Deinde uero ui resnrre- 
ctionis ipsius nos in uitam aliam excitamur, qua soli Deo 
uinamus, cum spiritn ejus excitati, ab eodem spiritu duce- 
mur ac gubernabimur in omnibus: quo nostra omnia gratis- 
sima et acceptissima illi futura sunt omnia, 

Attamen id summum in procuranda et efficienda salute 
nostra est, ut is pro sua misericordia nobis omnia peccata 
condonet, ne amplius imputentur: adeoque penitus oblite- 
retur eorum memoria, ut nullo prorsus loco sint apud ejus 
judieium. Quae tamen nobis obsignantur atque exhibentur, 
cum per baptisma, ueluti autoramento quodam in Ecclesiae 
suae corpus recipimur: cum nil aliud uelit Deus hoc Sacra- 
mento, quam omnium peccatorum remissionem nobis quam 
testatissinam et firmissimam facere. Proindeque in Sym- 
bolum hujusce rei aquam usurpauit, quo significationem sa- 
tis manifestam daret, non secus animos nostros sanguine 
Christi ablui, purgarique ab omni uitiositate, quam sordes 
corporis aqua eluuntur. Insuper ibi etiam quasi instramento 
quodam operatur et perficit plenam nostri innouationem: 
quae (uti jam diximus) eo constat, ut carne nostra mortifi- 
cata peccato, in uitam nouam, eamque spiritualem excite- 
mur ab ejus spiritn. Ä 

Itaque duplex inibi beneficium consequimur et gratiam 
geminam a Deo nostro: tantum ne Sacramenti hujus uim 
eneruemus ulla perfidia aut difhidenti ingratitudine. 

Certum enim hic accipimus a Deo testimonium, quod 


20 * 


156 


uelit ipse nobis esse pater, nolitque ulla peccata aut offen- 
sas ullas amplius imputari. Nec id sylum, uerum etiam suo 


spiritu ferre suppetias , quo possimus fortiter adueraus dia- | 


bolum, peccatum , et aflectus nostrae carnis depugnare, ac 
tandem uictores euadere in libertatem regni sul, quod est 
justitiae regnum. 

" Cum haec ita habeant, sintque ista omnia nobis prae- 
stita, perfecta et absoluta per gratiam Jesu Christi, conse- 
quitur, in ipso una uim et substantiam omnem baptismi cos- 
tineri. Neque enim lauacrum ullum datum est praeter ip- 
sius sanguinem: nec aliud innouandae uitae medium, quam 
per mortem et zesurrectionem ejusdem. Enimuero uti dona 
omnia gratiae et misericordiae suae per uerbum suum nobis 
defert, perficit autem in animis nostris interno spiritus sui 
motu omnia: ita non migus idem praestat per Sacramenta 
et spiritum sanctum. 

Porro optimo Deo nostro non satis fuit nos sibi adop- 
tasse in filios, ac n suam Ecclesiam recepisse : uerum ul- 
terius etiam beneiuolentiam suam extulit. Nempe ubi pol- 
licetur, non tantum se Deym fore nostrum, sed nostrae so- 
bolis etiam in mille generationes. Quamuis igitur fidelium 
liberi sint corrupta et uitiata Adami propago, nihilominus 
tamen foedus hoc ratum sic habet in millesimum usque ne- 


potem, ut totam hanc seriem nepotum pro filiis suis agno- | 


scat. Atque ea de causa principio nascentis Ecclesiae suae 
jussit non adultos solum, sed ipsos etiam infantulos eircum- 
cisionis tesseram accipere: quo certe nil aliud testabatur 
aut portendebat, quam quod hodie per baptisma, Atque 
iHud jubere circamcidi, ac circumcidere infantes testificatio 
fuit et notissima tessera adoptionis filiorum , atque ipsius 
Dei quaedam quasi obligatio erga nos, se nobis Deum 
fore, ut parentibus nostris, spiritu interim auo omnia reue- 
ra peragente in anımis et mentibus, quae externa actione 
continebantur. 

Postea uero quam Dominus Jesus ad nos in terras de- 
scendit, num imminutus est fauor Dei patris erga nos? an 
non potius foedus illud salutis adimpleuit, ac toti mundo 
commune fecit, quod antea Judaeos solos contingebat? Et 
dubitamus jam filios nostros eodem esse loco, quo Judaeo- 
rum liberi erant, atque haeredes esse uitae promissae ? 
Certe Paulus diserte asserit sanctificatos j jam inde a matris 
utero, quos uno etiam hoc argumento maxime discreuit a 
filiis infidelium. Idem testatur Jesus de paruulis, quos am- 
plexatus est. Ita enim narrat Matthaeus. 

Euangelium quo infantes Christo’ offerendos compro- 
batur. 

Tum (inquit) oblati illi faerunt puelli, ut ipsis impone- 
ret manus, et fausta precaretur, ac benediceret. Verum 
discipuli ejus objurgabant eos. Quibus Jesus: Sinite (in- 
quit) puellos uenire ad me, nec prohibeatis eos, nam ad 
ejusmodi pertinet coelorum regnum. 


Haec sunt Christi uerba, quibus ad puellos regnum-coe- 


lorum pertinere asserit, atque eo nomine commendandos 
Deo patri censet, imo etiam manuum impositione sibi illos 
uendicat. Quo sane docemur, negiaquam puellos fidelium 
ab Ecclesia excludendos. 
tientes, puellum hunc in Ecclesiam ejus cooptabimus, uti 


Huic proinde doctrinae assen- | 


1554. XCIX. M.⸗O. der ausland. Gemeinde zu Frankfurt. 


participem eoram omnium, gune ipse suis promisit. Itaque 
pro hoc puello Deum orate meonm: 

Domine Deus pater aeterne et omnipotens, quandogei- 
dem nobis pro tua immensa clementia promisisti, et 'testa- 
tus es, te Deum nostrum fore ac .liberoram nogtrorum : 
Rogamus pro hoc puello, eum hac tua beneuolentia et fa- 
uore digneris, ut cum ipso foedus etiam taum firmes, qui 
parentibus natus est, quos tu quoque dignatas es Ecclesiae 
tuae consortio. Dignare. puellam hunc in taam clientelam 
recipere, ut sis illi Deus ac saluator, condonato peccato 
originis, cui omnes, qui ex Adamo nascuntur, obnoxä sunt: 


‚sanctifica eum tuo spiritu, ut cam adoleuerit te Deum suum 


agnoscat et adoret, gloriamque det nomini tuo per omnem ui- 
tam: et quotiescungue terogaueritpeccatorum suorumremis- 
sionem gratuitam impetret. Sit itaque insitus Domino nostro 


Jesu Christo, ut tanquam eorporis ipsins membram hauriat 


indeabunde de bonis ejus omnibus. Exaudi nos o Pater mise- 
Ficors, ut quemadmodum, juxta mandatum tuum , iste a no- 
bis hoc baptismi symbolo abluitur, et adoptatur, sic ope- 
rante intus spiritn tuo fructum capiat omnium bonorum, 
quae hoc Sacramento obsignari in nobis didicimus ex Euan- 
gelio Domini nostri Jesu Christi, cujus unius fiducia te in- 
uocamus supplices, sicuti ille nobis orandi formulam prae- 
scripsit, Pater noster, qui, etc. 
Tunc Minister parentes et fidejussores rogat: 

Vultisne hunc puellum baptizari in nomine Patris, et 
Fihi, et Spiritus sancti ? 

Respondetnr illi: 

Sane ita cupimus. 

Tum Minister: 

Siquidem admittendus hic puer in Ecclesiae sodalitium, 
Vos fidem datis ac promittitis totins Ecclesiae nomine, cum 
aetas postulabit daturos operam ut plene instituatur in fide 
ac tota doctrina salutis populi'Dei: Cujus summa est Sym- 
bolum Apostolorum, Credo in Denm Patrem, etc. 

Deinde fidejussores sic alloqnitur: 

Vos ne igitur promittitis daturos operam, nt puer hic 
summo studio in his omnibus institnatur, quae tota scrip- 
tura ueteris et noui Testamenti continentur, ut ea credat, 
his nitatur, nempe certus, esse uerbum Dei quod coelo de- 
missum est ? 

Responde. Ita. 

Adhortabimini insuper ut uitam instituat ex praescripto 
legis Dei: quae his duobus potissimum capitibus contine- 
tur. Primum, Ut amemus Deum extota mente, toto corde, 
et cunctis uiribus nostris. Alterum, Ut diligamus proximos 
nostros ut nosipsos. Ita illum docebitis , adhortabimini, 
monebitis, et castigabitis, uti est Christianorum omnium 
monere mutuum. Idne pollicemini? * - ' 


Respondetur : Sane. 


Hac sponsione facta , puero nomen imponitur, uel a pa- 
tre, uel a fidejussoribus. 

Tum Minister, coram quo super mensam apposita est 
aqua pura pufa in pelui, puellum baptizat, aquam 
manu capiti injiciens his uerbis: 

N. Ego baptizo teinnomine Patris et filiiet Spiritus sancti. 





2358. XCIX. 8.0. der aueländ, Gemeinde zu Fraudfuri. . 


Denique sic puero fausta precatur atque Ecclesiane di- 
mittit. | 

Dominus’ Deus noster huic puello, quem ad imaginem 
suam creauit et fecit, det\nt uerem membrem Christi sit, 
edatque fructus: dignos adoptione filiorum Dei. Abite in 
pace. 

Postea nomen infantis et parentum ac fidejussorum li- 
‚bro Ecclesiae inscribitur. ' 


Liturgie benedictienis comjugli. 


Sanctissimo ac honestissimo more a Christianisreceptum 
est, ethuc usque seruatum, ne conjagia, nisi publice etsolenni 
quodam ritu ineant homines, ut sea dignitas suusque honor 
conjugio maneat, nec fraus ulla dolusue intercedat, sed 
bona fide omnia inter conjuges fiant: deinde etiam ut tota 
Ecclesia nouos conjuges Deo precibus suis commendet. 
Proinde si quos Deus ad hoc uitae genus uocarit, postquam 
inter ipsos aut parentes eorum ita consfitutum et ratum 
fuerit, dataque fide firmatum, pastor certior factus, tribus Do- 
minicis diebus de eo commonefacit Ecclesiam, ut orent om- 
Des pro desponsis, et si quis aliquid intelligat, quo minus 
jungi possint, in tempore admoneat. Denique diem ipsum 
populo denunciat, quo coeptam eonjugium solenni ritn ab- 


soluatur coram tota Ecclesia. Adsuntque omnes frequen- | 
tes, cum ut orent pro desponsis, tum ut audiant et discant | 
semper uerum usum copjngii, et officium conjugam. Caue- | 


tar id in primis etiam, ne quicquam praeter decorum fiat, 
aut modestia Christiana negligatur. Absque igitur citharis, 
tibiis et tympanis,, et cum modico et honesto äpparatu, qui 


Christianos deceat, accedunt ad audiendum Dei uerbum, | 


quo sinenil sanctum, per quod sanctificantur omnia nostra 
instituta et opera. 


Ingredientibus igitur sponsis, ab Ecclesia decantatur 
Psalmus 128. 


Tum Minister concionem more solito absoluit, aut si 


uideatur, periochen ex scriptura praelegit tempori et rei quod accepisti ac jam etiamnum "accipias in uxorem N. 


quam hic praesentem aspicis, cui cum fide conjugü pollice- 
ris omnimodam cum summa sedulitate tutelam, uti maritum 


conuenientem. Ac deinde concionatur de tota institutione 
conjugü, ui habetur Gen, 2, Matth. 19. 1. Cor. 7. Colos. 
3. 1. Timoth. 2. Tit.2. Pet. 3. Ex quibus et aliis locis 
ipse profert quicquid ad monendum, hortandum, consolan- 
dum, et docendum pertinet. His peractis, et precibus 
dictis pro more, immediate de suggestu astantes conjuges 
sic alloguitur: 
Adjutorium nostram in nomine Domini, etc. 


Deus Pater noster postquam creasset coelum, terram, 
et quicquid ipsis continetur, hominem creauit ad imaginem 
et similitndinem suam, qui dominaretur bestiis terrae, piscibus 
maris, et uolucribus coeli. Verum creato hominedixit: Haud- 
quaquam bonum, hominem esse solum: faciamus illi adju- 
torium simile ipsi. Tumque jubente Deo sopor Adamum 
inuasit, cui dormienti costam unam abstulit, e qua Euam 
formauit: hoc nimirum designans, uirum et uxorem unam 
esse carıem, et sanguinem eundem. 

Quapropter homo relictis patre et matre, sese uxori 
adjanget , eamgue amabit uti Christus Ecclesiam, pro qua 
mortuus est. Mulier contra marito parebit, ac subjecta 


157 


erit in omai sanctitate et honestate. Nam sub potés 
uiri est, quandiu uinit ipse. 
Conjugio porro sanetissimo simul ac omni honore dig- 
nissimo id inest, ne maritus sui corporis jus habeat, sed 
uxor: nec uicissim uxor sui, sed maritus. Proinde quos 
Deus cosjunxit nunguam diuelli possunt, nisi fornicationis 
causa, aut ad tempus mutuo consensu, ut jejunent et orent, 
cauentesne per incontinentiam suama Satana tententar. Ideo 
jubentur mox renerti ad conuictum et consuetudinem solitam, 
Nam fornicationis uitandae gratia debet unasquisque suam 
habere uxorem, etunaquaeque uirum suum: adeo, utquinon 
continent, jubeantur jungi matrimonio, pe templum Dei 
sanctum, quod est corpus nostrum, uioletur auf comma- 
culetur. 
Quandoquidem igitur corpora nostra sunt Christi mem- 
bra, nimium hoc scelus atrox foret, si meretricis membra 
fierent. Oportet igitur illa sancte asseruari et coli. Si 
quisquam enim templum Dei uiolauerit, perdet illum Deus. 
Vosne N. et N. intelligitis hanc esse Dei üoluntatem, 
atque ita uiuere instituistis in hoc uitae genere, quod 
scimus tam cumulate Deum exornasse? Idne apud uos ita 
decreuistis, ac coram tota Ecclesia testamini, petentes etiam 
ea comprobante uestras uoluntates jam ratas haberi ? 
Respondetur: Ita. 
Rursum Pastor: 
Vos omnes quotquot adestis testes hujus facio, ac 
memores esse jubeo. Tamen si quisquam est, cui notae 
sint causae, cur minus isti jungi possent, rogamus, palam 
enunciet. | 
Nemine quicquam allegante, Minister conjuges acce- 
dens jubet manus dextras jungere, tumque his uerbis eos 


r & 


' alloquitur. Cum nihil obstet, nemo etiam quidquam contra- 
‚ dicat, confirmet uestrum hoc institutum ac sanctissimo nexu 
uos jungat Deus, qui fecit coelum et terram, Amen, 


Tum singulos alloquitur, ac sponsum prius: 
Tu N. fateris hic coram Deo et sancta ejus Ecclesia, 


decet pro uxore esse sollicitum, ut cum ea uiuas sancte 
juxta uerbum Dei et Euangelium ipsius? 
Respond. Ita, 
Deinde sponsam hujas sic alloquitar. Tu quoque N. fa- 
teris coram Deo et Ecclesia ejus sancta, quod accepisti, 


et nunc etiam accipias in uirum et maritum legitimum N. 


quem hic coram aspicis. Tui praeter conjugii fidem polli- 


ceris omnem obedientiam, officium atque obsequium omne 


cam uitae castimonia, uti decet sanctam et piam foeminam 
juxta uerbum Dei et ipsius Enangelium? . 

. Respondetur: Ita. 

Deinde ordine omnes simili modo rogantur, si forte 
plures adsint sponsi et sponsae., 

Rogatione hac facta Minister ita bene precatur. 

Pater omnis misericordiae, qui ad hoc uitae institutum 

uos uocauit, idem nobis benedicat, et suum spiritum largia- 

tur in nomine fili sui Jesu Christi, qui etiam praesentia 

ana, ac primo miraculo, quod in uita coram discipulis fecit; 


158 


sanctissimum hunc ordinem ornare uoluit, det etiam , ut 
illam glorificetis per omnem uitam, Amen. 
Audite Euangelium, quo discatis quanta fide uelit Deus 
conjugium coli, quamque firmum sit ac insolubile. 
Ita enim habetur Matth. 19. 
Pharisaei accesserunt ad eum , ut tentarent, rogantes; 
Num licet uiro quamcunque ob causam repudiare uxorem ? 
Quibus respondens, dixit: Num legistis, quod qui hominem 


ab initio creauit, fecit eum marem et foeminam, et dizit: | 


Ideo relinqguet homo patrem et matrem, ut adhaereat uxori 
suae, et erunt duo in carnem unam, adeoque non amplius 
duo, sed unacaro? Quosigitur Deus junxit, homo ne separet. 


Deinde post respirationem aliquam: 

Credite-bis uerbis Domini nostri Jesu Christi. Nec du- 
bitate uos ab ipso junctos. Viuite igitar sancte et caste, cum 
summa dilectione, pace, et concordia, colentes in primis 
ueram ac siuceram charitatem et fidem conjugalem juxta 
uerbum Dei. . 


Hic tota Ecclesia procumbit in genua: Tum pastor sic 
inquit. 
Oremus unanimes Deum. 

‚ Deus omnipotens, optime, maxime et sapientissime, qui 
ab initio praesciuisti non expedire homini esse soli, ac pro- 
inde adjutricem illi adjunxisti cum mandato, ut duo essent 
in carnem unam, Rogamus te et humiliter deprecamur, 
quando ita uisum est fibi, uocare istos ad hunc sanctissi- 
mum uitae ordinem, digneris pro tua clementia et bonitate 
spiritum tuum sanctum illis conferre, ut in uera et solida 
fide ita sancte uiuant, uti gratum et acceptum tibi est, su- 
peratis omnibus affectibus, ad aedificationem reliquorum 
electorum cum omni honestate et uitae castimonia. Benedic 
illis, sicut fidelibus tuis seruis Abrahamo, Isaaco, etJacobo, 
ut sancta prole aucti tibi seruiant,, ac laudem omnem attri- 
buant, prolem denique susceptam ita educent et isstituant, 
ut inde etiam lauderis tu, ac aedificetur Ecclesia tua. Ex- 
audi nos Pater misericors per Dominum nostrum Jesum 
Christum dilectum filium tuum, Amen. 

Dominus in uos abunde gratiarum suarım dona omnia 
conferat, detque una diu feliciter et sancte uiuere. 


_ His dictis canitur ab Ecclesia Psalm. 113. quo decan- . 


tato dimittit Pastor Ecclesiam cum fausta precatione. 


Nomina porro conjugum et dies libro Ecclesiae ascri- 
buntaur. 


De uisitatiöne segrotorum, 


Veri Pastoris et fidelis Ministri officium est, non solum 
publice populum, cui praeest, instituere, sed totis uiribus 
urgere singulos, monendo, cohortando, castigando, et con- 
solando. Nunquam porro magis necessaria est homini Chri- 
stiano doctrina tota et disciplina Domini nostri Jesu, quam 
cum uisitat eum Dominus, et eastigat murbo aliquo uel quo- 
uis alio malo, maxime autem omnium imminente morte. 
Tum enim magis quam unquam antea suos aculeos con- 
scientia exerit stimulante judicio Dei, coram quo jam sisti 
se uidet infirmus; tum Satan impressionem urget ualidis 
arietibus, quo miserum (si possit) de gradu aliquo pietatis, 


1556. XCIE. RD, ber aneläud, Gemeinde zu Fraukfurt. 


fidei, et constantiae dejectum prosternat, pessundet, atque 
ad inferos proruat. 

Episcopi igitur, seu Ministrorum omnium officium est 
aegrotos inuisere, et solari uerbo Dei. Nempe ut intelli- 
gant, quaecungne acciderunt a Deo esse, qui pro sus pro- 
uidentia clementi nihil suis imponit, nisi salutare et bonum. 
Huc adducuntur ex scripturis quaecungque tempus et per- 
sona postulant. 

Quod si cum periculo etiam aegrotare conspexerit, 
tum consolando longius progredietur, orationem semper ad 
aegri mores, fidem, et pietatem accommodans, ut ut affectum - 
uiderit,. Etenim si sentiat mortem horrori esse, huc cuni- 
culos diriget, ut hanc hostis impressionem anertat: infir- 
mumque docebit, in morte nihil triste aut deplorandum con- 
tingere fidelibus, quibus est Christus uiae ductor, ac cer- 
tissiımus adjutor et defensor, quo ductore non aliud quid- 
quam sit mors, quam transitus ad uitam eandem, quam ipse 
est ingressus. Hujusmodi consolationum argumentis hor- 
rorem illum discutiet , et ubi senserit conscientias ob judi- 
cium Dei territas, statim huc admouebit omnia auxilia ad 
fulciendum animum aduersus tantum impetum. Sin paruo, 
aut leui sensu peecatorum aflici senserit, non dissimulabit 
judicium Dei, in quo nunquam possit subsistere, nisi per 
misericordiam Dei, cujus tamen haudquaquam esse parti- 
ceps queat, nisi poenitentia seria excitatus, fide solida Je- 
sum Christum toto pectore atque ambabus ulnisamplexatus, 
hunc unum saluatorem et liberatorem agnoscat. Contra si 
uiderit sensu peccatorum angi, jam ostendat, ac ob oculos 
ponat Jesum Christum, in quo peccatoribus omnibus quan- 
tumcunque miseris (modo de se desperent, non autem de 
Christo) certissimum est praesidium, et salus praesentissi- 
ma. Bonus itaque Pastor rationem inibit, quae optima ma- 
ximeqne idonea uidebitur consolando aegro, utcungue tan- 
dem affectum uiderit, Neque quicquam adferet, nisi uer- 
bum Dei. Et si res suppetet, atque infirmus erit pauper, 
ipse eleemosynam aliquam dabit, aut aliande curabit, quo 
succurratur etiam corporis necessitatibus. Nullo enim la- 
bori debet parcere, nullum officium detrectare, quo sit om- 
nibus exemplo. 


De eucharistia ministrande aegretis. 
Quod si aegrotus petat Eucharistiam, ipso die quo ab 
Ecclesia celebratur Coena, mittitur unus ex Ministris cum 
piis aliquot, qui cum aegroto communicent. 


In funere. 

Funus effertur a certis hominibus extra urbem in coemi- 
terium. Sequuntur proximi ac tota Ecclesia magna cum 
mocdestia, praceunte Pastore, uel aliquo ministro. Vhi ad 
locum uentum est, condito humi cadauere, habetur breuis 
concio de morte ac resurrectione mortuorum, cum com- 
mendatione defuncti, si quas habuerit uirtutes, quarum 
exemplis possit Ecclesia aedificari. Tum facta oratione pro 
Ecclesia, ut Deus det sic uitam banc transigere, ut per mor- 
tem transeamus in regnum ipsias, ac tandem in ultimo die 
per Christum omnes resurgamus ad beatam immortalitatem, 
dimitlitur populus cam admonitione, ut eleemosynam alı- 
quam conferat in usus panperum. 


4, 


De eräine minisirerum, 
et corum Institutione ae disciplina eocleslastice. 


De Conuentu Ecclesiastico. 


Sciendum in primis quod nungnam habetur conuentus 
aliquis Ecclesiasticus (habetur autem singulis septimanis) 
sine lectione alicujus loci ex scriptura, et oratione pro dono 
spiritus sancti. Deinde Pastor toti coetui rem de qua con- 
uenerint exponit: et caeteri deinceps, si quid habent, refe- 
rant.: Deinde rogantur a Pastore singulorum sententiae. 
Ac datur opera, ut cuique fiat satis: nisi forte cum populus 
conuenit, et quispiam uidetar agere praefractius, tum ubi 
opus est ueritati fert patrocinium autoritas aduersus perui- 
caciam.. 

De eleotione ministri, 


Prinum Minister totias Ecclesiae suffragiis designatur. 
Conueniant ipsi Ministri et Seniores cam reliquis autpraeci- 
puis pastoribusaliarum Ecclesiarum ejus arbis: actotam Ec- 
clesiam quae adest admonent de nouo Ministro eligendo, simul 
grauissime commonefaciunt ofäciisui in hac electione, ut Deum 
in prımis orent ac nemini praeterea indicent aut communicent 
suum suffragium : et duos aut plures proponunt, quos ipsi ido- 
neos censent. Nec tamen Ecclesiam cogunt ex his propositis 
eligere (nemini etenim jus suffragüi eripitar). Tantum uide- 
rit ut idoneum aliquem tantae functioni eligat. Atque ea 
potissimam de causa proponunt aliquot ipsi Seniores, ne 
plebs forte aberret affectuam impetu, aut ignorantia et ju- 
dicii inopia. 

Ad suffragia porro colligenda dantur uiris singulis fidem 
professis in Ecclesia singuli calculi. Deinde in conspectum 
Ecclesiae proponuntur totidem urnae, quot fuerint homines 
ad hoc munus a Senioribus pröpositi, habentes eorum no- 
mina singulae unius ascripa. Tum ordine accedentes 
suum calculum imponunt cuicunque urnae uelint. Quod ut 
a nemine intelligatur, inguam pataimposuerit, singulis urnis 
manum imponit. Tum cujus urna plureshabnerit calculos, is 
pro Ministro habetur. Additur.porro urna una caeteris sine 
nomine, in quam scilicet snoscalculos imponant ii, quibus non 
placebit suffragium dare alicui ex iis, quia Ministris et Senio- 
ribus fuerint propositi. Et calculum suum chartae innolnent 
cui nomen asscribent illins cui malint dare suffragium. Tum 
si haec urna fortasse numeram aliquem caeteris parem ha- 
beret consentientium in alium non propositum, qui caetera 
idoneus esset: tum propositisrursum omnibus toti Ecclesiae 
repetendae essent sortes istae suffragatoriae. 


Postquam suffragia sic collecta erunt, tum.in quem 
plures consenserint, si caetera idoneus uidebitur, is a Se- 
nioribus et aliis pastoribus Minister ei Ecclesiae nominatur. 
Deinceps certo quodam die iste nominatus a Ministris et 
Senioribus Ecclesise examinatur, num iis dotibus praeditus 
sit, quae Ministrum decent. Interea populo etiam jus est, 
si quid dignum reprehensione cognorit, opponere. Tan- 
dem die aliquo celebriori, puta die Dominico, ab aliis Mi- 
nistris et Senioribus et Pastore aliquo reliquarum Ecclesia- 
rum coram tota Ecclesia Minister nominatur, consalutatur 
et manuum impositione omnium assensu instituitur et con- 
firmator. Atque haec summa ordinationis Ministri illius 


1558. XCIX. RO, der anöländ, Gemeinde zu Fraukfurt. 


158 


Ecclesiae, cui cum opus erit et facultates Ecclesiae ferent, 
licebit unum aut plares etiam administros adjungere plane 
consimili suffragiorum sortitione. 


De electione senlorum. 
Seniores aunt ex tota Ecclesia praestantissimi uiri, digni 


quos etiam priuatos omnes reuereantor, qui Ministris ad- 
janguntur in adıninistratione, ut causas omnes judicent et 
praesint omnibus in rebus, quae ad Ecclesiasticam politiam 
pertinent. Atque hi sunt numero duodecim aut plures etiam, 
si.tot possint reperiri hoc loco et ordine digni totius Eccle- 
siae judicio. Cum igitur euenerit ut huic numero desint ali- 


qui, tum Minister cum reliquis Senioribus consilio habito 
dispiciunt, numnam aliqui hoc loco digni sint in Ecclesia. 


Vbi ipsi consenserint, Minister die Dominico pro concione 
Ecclesiam admonet, opus esse presbyterio sociis aliquot: 
Et si duobus opus est aut pluribus, duplum numerum pro- 
ponit eorum, quos ipsi idoneos judicarint. Hic postquam 


admonuerit Ecclesiam qualesnam esse Seniöres oporteat, 


jubet aliquot diebus, ut minimum 15. diligenter uidere et 
judicare apud se unumquemque quos ex toto coetu dignos 


cengeat suo suffragio. Ac post trinam ejusmodi admonitio- 
nem, aut minimum secundam, proximd die Dominico juben- 


tar adesse hora Catechismi. . 


Tum.unus ex Ministris apud mensam aut suggestum cum 
reliquis Ministris et Senioribus considens, paucis totam Ec- 
clesiam admonet sui officii, ac eorum quos jam cooptaturi 
sunt in ordinem Seniorum. Deinde singuli accedunt ac 
sua suflragia per sortes missas dant, uti antea in electione 
ministri praescriptum est. Quibus recensitis, in quos plura 
consenserint, ii presbyteri nominantur. Interea tamen datur 
illis ad deliberandum tempus, ac toti Ecclesiae quogne. 
Post octiduum jussi adesse nominati post concionem matu- ' 
tinam cingentibus Ministrum reliquis Ministris et Senioribus 
rogantur, num hoc ministerium in serecipiant, quamuis non 
temere quisquam sese potest excusare aut eximere, nisi 
magnis de causis, quoniam in fidei professione singuli’se 
ita obstringunt Ecclesiae. Deinde rogatur tota Ecclesia, 
num in hos consentiat, Vbi silentio assensum significant, 
Ministri et Seniores manus imponunt, et hos in ordinem 
presbyterii cooptant, commendantes Deo, ut suo spiritu am- 
pliore augeat, quo possint huic functioni satisfacere,  ' 

Ipsi Seniores ex suo numero duos nominant, qui com- 
ponendis litibus praesint: ne temere suum concilium rebus 
leuioribus turbent, atque a grauioribus rebus gerendis auo- 
cent. Ad Seniores tandem illi causas referunt, si tentatis, 
omnibus nullam concordiam inire queant. In omni electione 
id sernatur, ne quis suffragium ferat, nisi qui fidem antea 
sit professus. Nam reliqui nullo numero, nullo ordine 
censentur. 


De electione diaconorum. 


Diaconos habent quatuor, aut quot Ecclesiaeopuserunt, 
qui eleemosynis praesint, et pauperum ac infirmorum in 
primis curam gerant. Nec minore grauitate aut alio modo 
horum electio fit, quam Seniorum. Tantum hoc interest, 
quod hoc ministerium non est nisi annuum: quo liberum sit 
ad finem anni Ecclesiae, rationibus Eleem. auditis, nel illos 


\ 


160 


in sequentem annum confirmare, uel alies in eorum locum 
substituere. 


De disciplina et excommunicatione, 


Porro quantum ad uitam corporis est necessarius spiri- 
tus et halitus, quo represso necesse est statim hominem ex- 
tingui, ita est usus disciplinae et fraternae correctionis iA 
Ecclesia: quam ipsi serio exercent in omnes rebelles et 
praefractae peruicaciae uiros sen mulieres, qui admoniti re- 
sipiscere ac poenitentiam uitae prioris agere recusent. In 
publicis criminibus statim publica poenitentia exigeretur, 
aut excommunicaretur pertinax. 
cipio clam et priuatim, deinde adhibitis testibus, ac tandem 
in concilio Seniorum admonetur. Post ubi. nil profici ui- 
“ dent, pastor scelus et hominem Ecclesiae palam facit, ut 
uel hac ratione pudefiat. Denique si post trinam ejusmodi 
monitionem pergit obstinate agere, quarto die Dominico ex- 
communicatur, et sacris omnibus illi interdicitur, nempe 
Sacramentis et precibus. His enim temporibus jubetur ab 
Ecclesia secedere. A concionibus nunquam arcetur. Imo 
nuaquam desunt, qui priuatim agent et ad poenitentiam 
hortentur. Cujus si signa certa dederit, tum conuocata 


In oceultis autem, prin- |- 


1ua5. ©. Wittgenſteim ſche Kircheuorduuss · 


Ecclesia, jubetur clpam critinis agnescere, ac deinde con- 
segsu unmersae Ecekesiae Ad- precam et Sacramentorum 
communionem admittitur, Verum de hac disciplina nos 
plura propediem adjuuante Christo, Itaque haec missa 
faciemus. _ 

Id autem ad disciplinam pertinet, quod nemo huic Ec- 
clesiae accensetur, nisi prius pub. fidem sit professus. 
Aliogai non admittitur quisquam ad ullius Sacramenti com- 
munionem; ac ne baptismus quidem ullis confertur, nisi 
parentum alter ita sit fidem professus: nec conjugio bene- 
dicitur , nisi prius fidem professi sint conjuges. 

Nomina porro eorum qui fidem profitentur libro Eccle- 
siae inscribuntur. 

Atque ea est tota ratio Liturgiae et disciplinae uniuer- 
sae hujus Ecclesiae, quam Dominus Deus conseruet. Be- 
nedicat etiam et benefaxit amplissimo Senatui Francofor- 
diano, qui lanta humanitate in mediis hisce procellis pios 
exules apud se sustinent, ac fouent, omnique studio et 
fanore prosequanter. Faxit Christus, ut quicunque haee 
legerint intelligent, atque ex animo incumbant in pleniorem 
instauratiomem Reclesiae Dei, atque horum exemplo pere- 
grinos et exules ament, ac foueant. Ameh. 


1355. 


C 


Wittgenftein’iche Kirchenordnung. 


Aus dem Archive in Berleburg im Auszuge mitgetheilt 
von Zacobfon, Geſchichte der Quellen des evang. KR. 
der Prov. Rheinland und Weftphalen, S. 526. Die Pu⸗ 
blication erfolgte am 1. Aug. 1555. Vergl. aud Wins 
del, Aus dem Leben Gafimirs, Frkf. 1842. S. 34 fi. — 
Gine revidirte K.=D. erging im 3. 1565. Sie ift felbſt 
von Jacobſon nicht aufgefunden worden. Doch findet 
fich eine Ueberficht der Titel bei v. Kampg, Prod. eR., 
Bo.IL. ©. 585.; Erfter Theil. Von dem Paftor, wie 
der zu erwelen. Won ben Senioribus „wie die zu erwelen 
und den Kirchen vorzufegen. Form eines Gebeths. Won 
den Kaftenmeiftern und ihrer erwelung. Won ben Opfer: 
mennern. Das ander Theil der K.⸗O. ift das Ampt 
der Kirchenperfonen und vornehmlich eines Paſtoren, wel: 
ches ift 1) Kehren, 2) Sacrament reihen, 3) Gehorfam bed 
Glaubens anrichten. Won ber Lehre, was er lehren foll. 
Wie er lehren foll. Wann er lehren fol. Wann und mit 
was Fleiß die Predigten gefchehen follen. Frühe Predigt. 
Mittel-Predigt. Won der Kirchenlehr. Won ben Sacra⸗ 
menten. Bon ber Zaufe. Bon dem h. Nachtmahl. Bon 
der Kirchenzucht und Straffe. Won der Verfübnung. Wie 
es ben Sonnabend zu halten. Wie der Sonntag. Von 
Befuchung der Kranken, und Communion die in Häufern 
gehalten wird. %on Einfegnung der Eheleute. Das 

. dritte Theil befteht in den Stüden, dadurch man ſich 
Ginhelligkeit der Lehr und Glaubensfleiß und Gehorfams 
erfundigt und befördert, als da fein Synobus und Bifite- 
tio vor dem Synodo. De Visitatione., Bon ber Stipens 
diaten Unterhaltung und Beſtellung. 


* * * 


Wilhelm von Sein der Elter Graue zu Wittgen⸗ 
ſtein vnd Herr zu Homburg. 


Die Lehre belangendt ſoll die Scriptura canonica 
vnd Augsburger Confeffion neben andern gefchriebenen Buüͤ⸗ 
chern gelefen und gelehret werben. 


Vom Spnodo. Da diefe Lehr nicht beſſer, denn durch 
Anrichtung eines Synodi mag erhalten und behalten werden, fo 
ordnen wir, daß eines jeden Jaers der Synodus einmahl nad} - 
dem Oſterfeſt, zu der Superintendenten Gelegenheit, aber die 
Viſitation zweimahl, kurz nad) Oſtern vnd acht Zage vor oder 
nad Michaelis fol gehalten werben. 

Vffm Synodo aber werden vornehmlich verhandelt: 1) Die 
Trage ber Lehr ber Pfarher und Kichenthiener durch jederzeit 
Superintendenten (des Erwhelung bei uns beruhen vnd fliehen 
fol). 2) ob fie jre geburliche predigten nachlaſſen und verfeu- 
men. 3) wie fie fi in bandtreichung der hochwirdigen Sa⸗ 
eramente halten. 4) wie und ob fie die Kirchengebräuche gleich- 
meffig halten. 5) wie fich jeder Kirchenthiener halte in feie 
nem eufferlichen Leben, Wandel, Weſen, bet Weib, Kindern 
in vnd aufferhalb feines Haufes. 6) wie fie die Kirchengäter, 
und ob fie die auch jn gutem Bau, Beſſerung und Weſen 
halten. 7) ob fie jrer Kitchen Guͤter der Kirchen abhendig 
machen. 8) fol der Superintendent vleiffig befragen alleriet 
vorfalfender Suchen, fo die Kirch Gedreffen,, als Eheſachen und 
andre geiftliche Fell vnd ragen, bamit ſolche vffm Synedo 


1555. ©. Wütgenfteinfche Sicchsuorbunng. 


beratfchlagt, auch jo es nöthig were und anbracht und Beſcheit 
darin gegeben werde. 

Damit diefe Stud ins Werk gebracht werben, muͤſſen wir 
von Obrigkeit wegen eine Chriftliche Vifitation errichten und 
jehrlichs halten laſſen, und wolln zu flattlicher Vollfuͤhrung 
einen buglichen und beflendigen Bepfelhaber mit gnugfamer vn⸗ 
fern Gemalt und Volmacht obged. Superintendenten beiorbnen. 
So man zur Vifitation geriffet, fol an jedem Ordt alle abgot⸗ 
tifche und aberglaubige Biltnuſſen und Gemelde, dergleichen 
bie vberfluffige Altaria genzlich abfchaffet und dawider gepres 
biget werden. Vnd foll Superint. fambt vnſerm Zugeordneten 
einem jeden pfarher vfferlegen, fo man Coenam Domini, der: 
gleichen Kindertauff haldet, vmb Einhelligkeit und Vergleichung 
willen, den alten Kirchenornat zu gebrauhen. Im Fall aber 
die Pfarkinder als an einem nothwendigen Stude daran Beben 
wollten, fol folcher ornat fo lang abgefchafft werden, biff die 
abergleubigen Gedanken deshalb wieder gefallen feine. Mache 
dem fol der Superintendent folgende Stüde erfragen, nemlich 
wie ſich jeglicher Paflor in feiner Lehr halte, rote in Hinreichung 
ber h. Sacramente vnd wie in und aufferhalb feines Haufes- 
Dann wie ſich Pfarkinder halten gegen jven Pfarher, gegen das 
Dredig- Amt, Kichengehorfam vnd die übrigen obengenanns 
ten Stude. So fid) Mangel befende, fol der, an dem er ex: 
ſcheint, deshalb bevedt, vermahnt und endlich aus der Gemeind 
vßgefchloffen werben. So aber der Mangel wichtig were, fol 
er vns felbft zum Befcheit angegeben werden. Dem Paftor, den 
man vifiticet, foll vorhin angezeigt werden, das er ſich zur Pres 
digt geſchickt mache. Auch folln alle Paftores jre Predigen, 
die fie hinfurter zwifchen ben Spnobis thun werden, in Schriffs 
ten verfafjen und vff der Vifitation dem Superintendenten zum 
vrtheilen vorlegen. 

Bon Predigern und jrer Anemunge. Ein fremder 
auslendiger Prediger fol zum Predig⸗Ambt nit zugelaffen wer- 
den, ohne feines ehrlichen vnd zuchtigen Lebens und der Lehre 
gute und gewiffe Vrkund vnd Zeugniffe.. Damit man wiffe, 
ob er gefonder Lehr fei, foll er fleiffig eraminirt werden, auch 
ein oder mehr Sermones thun. So an ihm kein Mangel ift, 
fol er per manuum impositionem beftetigt vnd confirmirt wer» 
den. So fi fpdter in Synodo vnd Bifitation vnd fonft 
Mangel vnd Vitia zeigen, foll unfer Befehihaber une vermelden. 

Bon Vncoſt vff den Synodum ıc. Der Vncoſt 
vff den Synodum foll von den Gefellen der Bruderfchaften 
vnd vom Einkommen des Kalande entrichtet werden. Der Vn⸗ 
eoft off die Vifitationes foll von dem Erübrigten der Kirchen: 
bewe oder Fabriken, vnd fo noch mangeln wurde, aus ben 
Bueſſen, bie off den Vifitationen fallen, erflattet werben. 

Drt des Synodus und vom Camerario. Der 
Spnodus foll zu Laspe gehalten werden, doch wollen wir ung 
denſelben zu verruden vorbehalten haben. Auch follen die Per⸗ 
fonen in dem Synod jehrlichs einen Gamerarium erkuiren , der 
was notig einkeuffe, den Diſch beftelle und geburliche Rechnung 
thue. Bu Befurderung ber Sachen wollen wir gegen den er⸗ 
fen Synodum alle Provifion und Vorfehung thun laſſen. 

Bon der Kirchenordnonge. Es follen alle Pfarher 
und Minifter der Kirchen ſich der Ordnong, fo wir ihnen ehe 
mals vberſchickt (allein dasjenig in dem Laut differ unfer Ord⸗ 


nong ander Form und Mas gegeben wirt, vsgenommen), gleich 


IE, 


161 


ſonderlich fo viel die Feſta belanget, es einer wie ber ander 
halten. 

Bon dem Ünleitten der gemwefenen Kintbets 
terin befinden wir allerlei Miſſbreuche und befehlen daher, 
ba die alten papiftifche Ceremonien genglich fallen und mit 
chriſtlichen Vermahnonge und Bntermeifonge verbeffert werden, 
dagegen foll den Miniftris an den Orten, da es breuchlich iſt, 
jr alte Rechte werden. \ 

Vom Gotteskaſten ꝛc. Die Kirchenthiener follen bei 
allen Predigen vermanen, das jeder den Dausarmen und Ges 
brechlichen mitdellen helfen vnd fleuren wolle. Auch ordnen 
wir, das in allen Kirchen gemeine Sotteskaften gemacht vnd 
aus jeder Kirche von den 6 Sentoren, die in jeder Pfarrei er« 


welet follen werden, 2 Kaftenmeifter beftele und mit Eiden bes 


laden werden. Diefe follen einen, der Pfarher den andern 
Schlüffel bewaren, den Kaften gemeinfam offnen, vnd mit 
Rath der Senioren diſtribuiren. Bei Hochzeiten u. a. zuchtis 
gen Geſellſchaften foll je ein Kaflenmeifter mit einer Almofen 
Buren erfcheinen und fammeln. 

Bon der Kirhenzuht vnd Disciplin. In allen 


Kirchen foll rechte geiftliche Zucht, in Ausfchließung der Vn⸗ 


bußfertigen, zu Beſſerung der Böfen und Erhaltung ber Gus 
ten ond Frommen mwiberumb vfgerichtet werden, und follen nes 


"ben bem Pfarher 6 ehrliche Seniore® erwelet werden, welche 


vff allerlei Vnzucht und Lafter vleiffig Vffmerkens haben vnd 
off den Vifitationen anbringen. Was furter zu Erhaltung 
folder Kirchenzucht von nothen foll aus den vberſchickten Kir⸗ 
henordnungen genommen werben. 

Wie man Prediger befommen und onberhals 
ten folle. Wir achten es fey niemante fo vnverſtendig, ber 
nicht abnemen megte, das man chriflliche Prediger und Pfars 
ber habe vnd geburlichen underhalte. Dieweil aber zu diffen 
Zeiten niemants oder fehr wenig Leuthe aljo gefinnet fein, den 
Predicanten Steur vnd Hilff zu thun, fo erfordert die Noth, 
das man die Gefelle,, fo die Pfarher von Alters her gehabt, es 
fei vom Opfer, Kintdauf, Hochzeiten, Krankenbeſuchen, Bes 
grebniffen oder was fonft, behalte und nichts davon abgehen 
laffe. Doch dieweil unlaugbar, das etliche Gefelle, als bie 
fhmalen Noeffen, ganz beſchwerlich find, fo follen diefe vff ein 
ziemlichen Werth und Geld gewirdigt, gefagt vnd hinforts vers 
richtet werden. Nachdem auch viele Gefelle zu vnchriftlichen 
Geremonien und Gebrauch) feint gegeben und geitiftet, fo follen 
die Kicchthiener ſolche zu halten entledigt, doch fchuldig fein, 
anders Etwas zur Ehre Gottes, Erbauhung vnd Vnderwei⸗ 
fung der Pfarkinder zu thun. Sonderlich anftatt der Vigilien 
follen die Paftores Leichpredigten thun , welches fie aus Span⸗ 
genbergio und feinen gedruckten Predigten nemen und nad) 
thun mögen. 

Von Stipendien. Damit junge Kicchenthiener erzo⸗ 
gen werden, wollen wir ertondigen laffen, was die Kicchens 
fabrice, vacirende Benefica u. dergl. von Inkommens haben, 
auch was leidlich denfelbigen abziehen und vff egliche unfer Lan⸗ 
desfinder zu den Studiis dhienlich, keren und weriden, welche 
ehe fie zu den Stipenbits gelaffen werden, verfchreiben, daß fie, 


fo fie zum Kirchendienſt anwendlich werden, ohne vnſer und 


onfer Erben Vergonftigonge in Bein frembdes Land oder Pfar⸗ 
ten ziehen, oder alles, was fie empfangen, wieder erflatten. 
21 


162 


Ehe auch einige zu Einnemung der Stipendien zugelaflen wer⸗ 
den, follen fie durch vnſern Superintendenten eraminirt wer⸗ 
den. Vrfleiffige find nach Gebür zu züchtigen und verlieren, 
fo fie ſich nicht beffern, das Stipendium. 

Bon Schulen. Wir wiffen, das geiſtlich vnd weltlich 
Regiment in den Schulen anfangen, und wo die Schulmeifter 
gelehrter vnd vleiſſiger, auch die Schüler geſchickter werben, 
bierumb ordnen wir, das die, fo die Schulmeifter aus alter 
getvonheit zu beftellen haben, dies mit Rath vnſers Superin= 
tendenten thun. Die Schulmeifter follen dem Superintens 
denten und Ortspfarrer gehorfam und gewertig fepn, des Amts 
vieiffig auswarten, die Schuͤler moderate mit den Ruetten züchs 
tigen... Was fonft von Lectiones vorzulefen von Noten, foll 
mit Superintendenten Rath befchehn. An den Feierdagen fols 
len fie Nachmittags zum wentgften eine Stunde eine Lection 
ex sacris und aus dem Gatehismo thun.. 

Bon Beuhen vnd Behaufung ber Predicans 
ten x. Alle Paftoreien und Pfarhen follen durch den Su⸗ 
perintendenten, den Beuelhaber vnd die Seniores (welche einen 
Zimmermann zu ſich nehmen mögen) beſichtigt vnd wie jede 
Pfarbeuhe befchaffen, in Schriften verfafft werden. Die bau 
feiligen follen wieder angerichtet werden und dazu vnſer Walt⸗ 
furfter geburliche Beholzung geben, und bie Nochburn, fo in 
ſolche Pfarr oder Paftorei gehorigk, ſollich Holz furen, den 
Bau zimmern, vffſchlagen, Eleiben und jn Dad) bringen. Den 
Paftoribus foll dan befohlen werden, von nhun an folhe Heus 
fer vnd Beuhe in gutem Wefen und Befferong zu halten, wor⸗ 
auf bei jeder Vifitation vleiffig zu fehen. So Paftores ſolches 
verachten, foll Superintendent vnd vnſer Vefehlhaber an ons 
flatt Zug haben, alles was durch die Paftores verfeumbt, beuhen 
zu laffen, follen auch ſolchen Paftoribus alles jres Gefells und 
Einkommens weder Heller oder Pfennig folgen laſſen, fo lang 
fie foldyen Vncoſten genglich erftattet haben, vnd foll der Pas 
ſtor noch Straf gevertig fein. So Paftores jre Gefelle genz⸗ 


cl. 


Kirchenordnung für den Hüttenberg 


Erlaffen von dem Landgr. v. Heffen und Philipp III. 
don Kr denen die gemeinſchaftliche Regier 
zung guftand, am 3. Sept. 1555. Wergl. Jacobfon, 
Gefch. der Quellen des ev. K.⸗R. ber Prov. Rheinland 
und Weftphalen, ©. 633 A Ur. ©. 569 f., Abit, 
Der Kreis Weplar, Bd. ©. 209 f. 

* * * 
1. Don Gottes Wort, chriſtlichen Ceremonien und den Sa— 
cramenten · 
Die Pfarrkinder ſollen ihren Geiſtlichen ihr Einkommen 
verabreichen, und kein Abſent nehmen. 
3. Die Pfarrkinder auf den Filialen ſollen an den Sonn» 
und Fefttagen die Hauptklrchen der Pfarceien befuchen, 
damit jeder Paftor feine Schaafe fetbft weide. 
Bon den Feften, welche in allen Pfarreien gleich gehalten 
werben follm, und von der Katechiemuslehre (Geburt 
Ehriſti, Circumeis., Epiph., Purif., Visit,, Annun. 
Mar., Coen. Dom., Parasc., Besurr., Mich., Con- 





0555. Or. Süttenberger Kirchenordnung · 


lich eingenommen hetten, fol jhr Hausrath vnd alles, was er 
bat, gegriffen vnd fo lang dauern vnd daraus gegeben werden, 
bis alle& entricht If. 


Bom DBnterfhied ber geiftlihen Zucht vnd 
Straff der Obrigkeit. So oft ſich Lafter und Sunden 
begeben, die beide geiftliche Dieciplin vnd weltliche Steoffen 
wirdig feindt, foll die weltliche Obrigkeit vff die geiftliche Zucht 
mit der Stoffe zu verziehen nit ſchuldig fein, fondern fo offt 
uns ober vnſern Erben (als did Orts weltliche Obrigkeit) ein 
ſolcher Fall vorkumbt, wollen wir fopald mit ber Stroff proce 
diren. Alſo vnd obgleich der Vberdreter eine Leibftcafe, Ge 
fenknus erduldet oder Geldſtraffe erlegt, dieweil er. feine Mit- 
glieder vnd Kirchgenoffen bedrubt, geergert vnd beleidigt, vnd 
noch nit verföhnet und reconciliirt hat, fol er in die Chriſtliche 
Gemeinde eher nit, er habe denn vor feinem Pfarher und 
Seelforger genugfame und ware Zeichen der Befferung gegeben, 
auch feine Kirchgenoſſen. wieder reconciliirt, vffgenommen wers 
den.., genzlichet Vorſehung, ſolches werde viele Leuth, die 
vmb einer Geltpeen willen von Sünden nicht leichtlich abzu—⸗ 
halten weren, vom Boͤſen abwendig machen. 


Von weltlich Rüge. Wiewol In etlichen Euangeli⸗ 
ſchen Landen vf den Viſitationibus nit allein die geiſtliche, fon⸗ 
been auch andre Fragen, die doch zu dieſem Thun proprie nicht 
gehorig, gerüget und verbuffet werden, doch und dieweil ſolches 
von vielen für ein pecuniarium aucupium gehalten, vnd mehr 
geergert als verbeffert werben, befehlen wir hiemit vnſern Sus 
perintendenten vnd Befehlhabern, das fie Feine Sachen, als 
von Alters her im bie geifkliche Zucht gehoren, unternehmen, 
dan wir: das eufferliche Regiment und bie geiſtliche Sachen und 
Hendel vnterſchiedlich gehalten und gar micht durch einander 
gemifcht haben wollen, welches jhne fo es gefchehe mehr zer⸗ 
foren, dam beffern und erbauhen wurde. Darnach wiffen fie 
fich zu halten. 


und das gemeine Land an der Lahn. . 


Fi Paul., Mar. Magd., Joann, Bapt. , die Apoſtel⸗ 

fefte). 

Jeder Pfarrer fol in der Woche, am Mittwoch und Freir 

tag, zwei Predigten haften. 

Bon ben Wiedertäufern. 

Die Geifttichen follen Acht haben, daß nicht gottfofe Leute, 

Hurer, Gottesläfterer zc. zum h. Abendmahle gehen. 

Niemand foll wiedertaͤuferiſcher Meinumgen halber feine 

Kinder der Taufe berauben. 

Vollfaufen, ärgerliches Gefchtdg und Gottesläfterung 

bet Kindtaufen wird ernſtlich verboten. Bei ben Taufen 

follen nur zwei Gevattern fein, welche die Kindbettern 

nur zweimal befuchen dürfen, nämlich wenn dad Kind ges 

tauft worden iſt, und wenn bie Rindbetterin ausgehen till. 

10. Vom Cheftande. Ale heimliche Kupplerein, heimliche 
Bufammenkünfte, namentlich in den Spinnfluben, wer⸗ 
den unterfagt. 

11. Verbot der Winkelverloͤbniffe. 


es a neo 


- 


1355. cu. Goslareſche Eoufifioriniorbiumg. 


12. Wenn ein leichtfertiger Bube feine Ehegattin verläßt, fol 
man nach Gelegenheit der Sache ernſtlich Einfchub haben. 

13. Bon den Ehefcheibungen. Sie follen nur nad) dem geifl- 
lihen und kaiſerlichen Rechte gefchehen. Der ſchuldige 
Theil fol im Lande nicht wohnen dürfen. 

14. Di Ehen find im dritten Grade der Blutsfreundfchaft 
verboden. 


1m 


35. Bon breimaligen Aufrufen und der Gopulatiohn 

Am Schluſſe Verfügungen über das Verhalten der Pfarrer 
rücfichfich der Lehre und des Wandels. War ſtrafbar iſt, 
foll durch die Aelteflen vermahnt, und, wenn diefes nicht fruch⸗ 
tet, der Bifitation und den Guperintendenten angezeigt 
werben. 


Cu. 
Goßlariſche Confiftorial: Ordnung publiciret Anno MDLV. 


Der Urheber diefer Eonf.=D. ift Hes huſius, ber von 
15523-—-56 den Goslar. Kirchen vorftand. Sie erfcheint hier 
zum erften Male aus einer H.⸗S. ber Minift. = Bibliothet 
zu Gelle. Der. Heineocius, Antiqu. Goslar. p: 504, 
und Trumphkus, Goslar. Kirchen= Hifl. S. 22. Aus 
ihr iſt zum großen Theile bie erſte Mecklenb. Conſ.⸗O. 
gefloffen. | 

»* 


Wir Buͤrgermeiſter und Raht der Kaiſerl. Freyen Reichs⸗ 
Stadt Goßlar thun kund und bekennen hieran offentlich kegen 


allermenniglich, Nachdem Wir mit beſchwerten Gemuͤhte eine 


Zeit her erfahren und vernommen haben, welcher Geſtalt ſich 
vielfältige befchwerliche Klagen, Irrungen und Gebrechen, von 
wegen Eheſachen, Ehegelöbniß, derſelben Scheidungen und an- 
dern der Ehe anhängigen Sachen in unfer Stadt zugetcagen, 
Welche Wir anderer obliegender und fürftehender Gefcheffte 
halber, zu Zeiten, nach Nohtburfft nicht haben auswarten noch 
« entfcheiden mügen, und aber dennoch, bie hoͤchſte Noht erfordert, 
wir auch von wegen unfers tragenden Amts ſchuldigk erfennen, 
daß darin gepürliche Vorſehung gethan werde, damit mennig⸗ 
lichen auf fein rechtmeßig Begehren und Anfuchen das Recht 
und die Billigkeit wiederfahren, aud) die Gewißen in: ihren An⸗ 
Liegen gebührlich unterricht und getroftet werden mügen; So 
haben Wir demnady uns nachfolgender Ordnung und Form 
eines Confiftorii verglichen, und darin Ordnung und Vorfehung 
gethan, wie und welcher Maas ein fonder Gericht und Con⸗ 
fiftorium in unfer Stabt fol ufgericht , beftelt und mit fondern 
Derfohnen von der Kirchen, auch von unferntmegen beſetzet 
werden, die Befehlich und Macht haben. follen ſolche Irrungen 
und Gebrehen, die ſich in Ehefachen und Fellen zutragen mir 
gen, nad) Vermüge und Ordnung ber h. Gottlichen Schrift, 
aud) gemeiner befchriebenen Rechte, Tomeit die der h. Schrifft 
nicht zuwieder, und ihrem beften Verftand nad), zu verhan- 
dein, zu entfcheiden, und zu verrichten, und im Fall, daß ſich 
fo zweiffelige Srrungen und Faͤlle begeben, deren ſich die Ver⸗ 
ordente des Conſiſtorii nicht entichließen mächten, follen fie 
folche Felle an das Eonfiftorium zu Wittenbergk mit nobtbürff 
tigen Bericht ber Sachen Gelegenheit und Umſtende ferner ge: 
langen laßen, und ſich dafelbft Rahts und Befchetdts erholen, 
was auch alfo von den Verordenten des Gonfifterit in Sachen 
erkand und decerniret wird, darob wollen, fo wir der Sachen 
und bes Entſchieds ober Erkentniß und Urtheils berichten, und 
ein ſonderlich erheblich Bedenken haben , feſtiglich haften, und 
daßelb exoquiren und vollfivedien, ald were es van unß dem 
Raht ſelbſt geiprochen und erfant, und thun dem allen nad) 
menniglich, fo in unfer Stadt wohnhafftig und geſeßen oder 


foniten unfer Jurisdiction und Obrigkeit unterworffen, biemit 
ernftlich befehlen und gebieten, do jemands Sachen halber daß 
Matrimonium, die Ehe, derfelben Gelobnuͤs und Scheidung, 
verbotene Sippe oder gradus oder was folhem mehr anhengig 
feyn mag, belangend zu thun hette, und gewünne, daß der⸗ 
felbige folches vor unfern Verordenten bes Confiftorii lagen, 
fuchen und fürbringen, und fol vor gepuͤrlicher vorgehender Ver⸗ 
hör und Erfentnis niemands durch fein felbft Fuͤrnehmen Ichts 
unterſtehen, innoviren noch attentiven, ſondern fich bey unfer 
Stadt Kirchen Superintendenten anzeigen, und der Verorden⸗ 
son des Confiftorii Weifung , Befcheidt und Erkrinntnuͤs er- 


warten, fich dberfelben und: diefer unfer Ordnung: gehorfame 


lid) und gemeß halten, nachlommen vnd geleben bey Vermei⸗ 
dung gebürlicher Straffe, fo wieder deu Ungshorfamen nach 
Geſtalt und Gelegenheit der Uberfahrung fürgenommen wer⸗ 
ben fol, darnach fich menniglich zu achten und zu richten haben 
magk. Zu Urkundt u. f.m. 
ie und mit was Perfohnen das Conſiſtorium beftellet und ge: 
halten merben foll. 

Erftlich fo ordnen und wollen mir, daß das Conſiſtorium 
mit nachbenandten Perſohnen foll befeget werden, Alß nemlich 
von der Kirchen wegen, mit bem Ehrwuͤrdigen Heren unfer 
Stadtkirchen Superintendenten und ben vier Pfarrherren zu 
St. Stephan, Frandenberg, St. Jargb und St. Thoma, und 
dann von Rahtsmegen mit N. N. und einen bazu beputirten 
Notario, und folf gemelter Herr Supermtendens des Conſt⸗ 
ftorii Präfident feyn, und die andern verordenten Perfohnen 
zum Gonfiflorio wenn es die Nohtburfft erfordern thut, uff 
beftimmten Zage, Stunde und Zeit, mann folches am gele⸗ 
genften und bequemften in ber Wochen befihehen magk, und 
fie fich deffen unter einander vergleichen füllen, in die Sacriftia 
in der Marktlichenzuconvociren und zu erfurdern haben, auch 
was von Klagen, Irrungen und befchwerigen Suchen halber, 
ſo vor das Gonfiftorium gehören, und zum Theil hernach ver⸗ 
meldet fon, fürfallen und fürbracht werden, den mit Veror⸗ 
denten bes Confiftorii proponiren und fürtragen, und eines 
jeden Naht, fein Bedenden und Meinung abhören, colligiren 
und fich darauff mit ihnen einhelliglicy, ſoviel muͤglich eines 
Beſcheidts entfchliegen und vergleichen. 


Was Samen und Bälle vor das. Zonfiftorimm geboren, und dafeluft 
arfucht unb geklagt werben follen. 

Eß follen vor obgemeltem unferm Sonftflorio nachgeſetzte 
Sachen geſucht, geklaget, verhoͤrt und daruͤber erkandt werden, 
Alß nemlich belangend die Ehe, und cheoubnn Item ſo be⸗ 

* 


164 


gehret wuͤrde eine Ehe zu ſcheiden, oder auch daß bie Perfoh- 
nen, fo zufammen fich ehelich zu verpflichten ober zu beftatten 
fürhaben,, einander mit Sipfchafft und Blutverwandnuͤß, im 
verbotenen gradu, zu nahe verwand und angehörig. 
tem, So jemande eines Ehebruchs halber befchuldigt und 
überwunden, und darauff bey dem unfchuldigen Theil Verföhnung 
koͤnte fürgenommen und erhalten werden, folche und dergleichen 
Selle und Sachen, fo ihrer Art und Eigenfchafft,, auch nach 
Bermüge befchriebener Rechte nicht ſtracks weltliche Sachen 
und Hendel, fondern zum Theil Confeientien mit belangent 
feint , die ſollen als vorberürt vor dem Gonfiftorio gefucht, ges 
Haget, verhandelt und entfchieben werden, und follen die Ver: 
ordenten darinnen erfennen und Beſcheid geben, nach den be: 
fhriebenen Rechten, wo die dem Goͤttlichen Wort nicht ent 
Begen, two aber die befchriebene Rechte dem Söttlichen Recht 
ungemeß und zumieder, da follen fie ſich des Goͤttlichen Worte 
halten, und ihr Urthel und Recht darnach geben, wie dann In 
etlichen Zellen hernach angezeigt, und in den Gonfiftorlis zu 
Wittenbergk und Leipzigk gehalten wird, und Erſtlich, 


Wie in Eheſachen vor dem Eonfiftorio procebirt und verfahret 
werben fol. 

Diewell auch Causae matrimoniales nach Laut und be 
fage befchrlebener Rechte summarie, de simplici et plano, sine 
strepitu et figura tractirt und gehanbelt werden’ follen, fo fegen, 
ordnen und mollen wir, baß in Ehefachen vor unferm Conſi⸗ 
ſtorio fchleunig und ohn alle Weitläufftigkeit fol procediret 
und verfahren werden, mie fi) des in fummarifchen und pris 
vilegirten Sachen zu Rechte eigenet und gebühret, was aber 
dannoch zu nohtiwendiger Ausführung der Sachen gehörig und 
fonften zu einen fummarifchen Proceß vonnöthen,, als ci- 
tatio legitima, defensio, probatio, bdarinnen follen ſich 
die Verorbenten des Conſiſtorii, dem Rechten gemeß und bes 
fcheidentlicy verhalten, und berwegen wenn eine Part Klage fürs 
‚bringet, foll fein Gegentheil uf einen beftimten Tag citiret, fürs 
befcheiden und erforbert werden, und im Fall, daß daffelbe uns 
gehorfam ohne rechtmeßige Ehehafft, Impediment und Vers 
binderung auffen bliebe, unb peremptorie citirt were, foll 
es nochmals und zum Ueberfluß, zu Ausführung und Dars 
thuung feiner Ehehafft und rechtmeßige Entfchuldigung feines 
Ausbleibens citirt werben, pliebe e8 denn nochmals außen oder 
möcht Leine rechtmeßige noch erhebliche Ehehafft allegiren und 
darthun, und alfo Contumaciam purgiren, foll es zu Straff 
und in poenam contumaciae der Sachen als berfelben convin⸗ 
eirt und überwunden, verluftig erfant und condemnirt werden, 

m&all auch, daß das klagende Theil ſelbſt nicht erfchlene, foll 

itatio eireumbducirt und caffirt, und das beklagte Theil ab in- 
stantia judicii abfolvirt werden, und darauff ferner befahren, 
was fi) nach Geitalt und Gelegenheit bes Handels, auch Bes 
gehren und Fürbringen des Beklagten zu Recht eigen und ges 
bühren wil, kommen aber beyde Partheyen gehorfamlichen 
für, fol es damit ungefehr nachfolgender Geftalt halten werden, 
als do fich ein Theil beklagt, daß ihme das andere eine Ehe ges 
lobet hette, daßelbige fol befragt werden, ob ihm das ander 
Theil das Gelöbnusgeftendig, fpricht es Nein, es ſey ihm nichts 
geftendig, fo frage man weiter, ob auch Leute und mehr dann 
ein Gezeuge dabey geweſt, fpricht er, es fey gar niemand ober 


1555. cr. Goslarfche Eonfiftorialerduung. 


nur ein Menſch darbey geweſt, fo fol man Ihnen ſtracks abs 
meifen, und mit feiner Klage nicht hören, Ihme auch darüber 
einen Proceß oder Rechtfertigung geftatten, gibt er aber zur 
Antwort, das ander Theil unterflche ſichs zu vorneinen, er 
wolle ihnen aber mit Leuten übermeifen , vor denen das Geloͤb⸗ 
nis geſchehen, fo foll man das Miedertheil rechtlich vorbeſchei⸗ 
den, erfllich den Kläger, ohne Beyſeyn feines Beyſtandes und 
bes Gegentheils auch ohne Eyd hören, und feine Ausfage ans 
ftatt einer Klage Artickelsweiſe aufffchreiben, und darnach die bes 
Elagte Parthey fobald auch allein ohne Beyſeyn feines Beyſtan⸗ 
des und des Klägers und ohne Eyd uff bes Kläger Klage, von 
einem Artidel zu dem andern hören, und feine Antwort auch 
auffchreiben, und alfo denn daßelbige in beyder Parthey Ke⸗ 
genwertigkeit vorlefen, und do es dan das Verlöbniß vorneinen 
würde, folman den Klägern bie Nahmen feiner Gezeugen an⸗ 
geben laßen, diefelbigen Nahmen famt Abfchrifft des Klaͤgers 
Klag⸗Artickel, die man aus feinem Munde aufgefchrieben, dem 
Beklagten zuftellen, und ihme einen Tag ernennen, wenn bie 
Zeugen follen vom Kläger vorgeftelt, vom Richter angenommen, 
vereydet und verhöret werden, auch ihnen muͤndlich zu perem- 
torie citien, daß er erfcheine, ſolchs ſehe und anhöre , auch feine 
Stagftäde, ob er wolle, alsdan fchrifftlich einzubringen, Alfo fol 
dem Kläger derfelbe Zermin auch endlich und peremtorie angefeßt 
twerden, feine Gezeugen vorzuſtellen, und follen die Zeugen, in 
Form ber Mechte, wie der Confiftorial Notari weiß, Zeugnis 
ber Warheit zu geben vorgeheifchet, auch follen die Gezeugen, 
wan fie von bem Kläger vorgeftellet feyn, angenommen, und die 
lauten Warheit der Sachen zu fagen, fo viel ihnen wißlich ift, 
vorepdet, und alsdan auff des Klägers Artidlel, und des Beklag⸗ 
ten Interrogatoria mit Fleiß verhöret, und ihre Ausfage uff vor: 
gehende beyder Partheven Vorladung, in ihrer Kegenwertigkeit 
oder in contumaciam des einen eröfnet, und jedem Theil der es 
begehrt zum forderlichfien davon und um feine Gebühr Ab⸗ 
fchrifft gegeben , und do fie barauf ihre Einrede oder Disputa- 
tiones einbringen wolten, vierzehn Tage darzu benennet wer⸗ 
ben, alfo daß jeder Theil nicht mehr denn zween Säge auf das 
Gezeugnis von vierzehen Tagen zu vierzehen Tagen einbringe,bey 
Berluft des Sages, und im legten Sage Feine Neuerung vors 
wende, und daß alfo damit zum Urthel befchlieffe, darauff denn 
alfo was recht ft, erfannt werden fol. Es mag aud) das Ge 
eichte die Zeit der vierzehen Tage nad) Gelegenheit der Partheyen 
und Sachen fürgen oder längern, doch daß foviel immer muͤg⸗ 
(ich langer Verzug? und Weitleuftigkeit vermieden werde. 


Bon Ehegelübben fo ohne Bewilligung ber Eltern befcheben. 


Nach dem ſichs offte zuträgt, warn die Eltern Ihre Kinder 
fleißig auferzogen, und bie vor fich felbft zu gelegener Zeit zu 
verehelichen willens ſeint, daß fi barzmifchen ein Junges dem 
andern, aus Unverftand, Dumkuͤnheit, Kuplerey oder andere 
Wege, wie fi bar begeben magk zum Eheſtand, ohne Vorbe⸗ 
wuft und Bewilligung ihrer Eltern vorpflichtet, und aber Gott 
geboten hat, du folt Vater und Mutter ehren, und gehorfam 
feyn, welcher Gehorfam in der h. Schrift und Kanf. Rechten 
u. a. auch auff das eheliche Verpflichten gebeutet wird, fo fol 
folche Verpflichtung, die alfo ohne Erfuchung, Vorwiſſen und 
Bewilligung der Eltern vorgenommen, in unferm Confiftorio, 
nach Gottlicher und Kayf. Ordnung und Satzung unkraͤfftig, 





1555. Car. Goolar'ſche Gonfiftorielordunng. 


und unbuͤndig erfennet werden, umd ſolche fol ohne Unterſcheid 
gehalten werden, Ob auch die Eltern keine Urfach, ihrer nicht 
Bewilligung fürzumenden hätten, in dem Fall, fo der Sohn 
unter zwangig und bie Zochter unter 18 Jahren ihres Alters 
in Zeit des Eheverpflichtene ſeynd, da aber die Kinder, bie ſich 
ohne Wißen und Bewilligung der Eltern verlobet, das ange 
zeigte Alter in Zeit bed Verloͤbnuͤß erreicht hätten, fo fol ein 
Unterſcheid gehalten werden, damit die Ehrerbietung und kindlich 
Gehorſam durch die Eitern zu keiner Tyranney und Ungotte 
feligkeit gebraucht werde. Nemlich wo ein Sohn, der da zwantzig 
Jahr, oder eine Tochter die da 18 Jahr ihres Alters erreichet, 
ihre Eltern mehrmals Eindlichen erfuchet und gebeten betten, 
daß fie ihnen geflatten und verhelffen molten, fich mit diefer 
ober jener Perfohn, bie fie mit Ehren, und Zug zur Ehe wol 
nehmen und haben magk, zu verehelichen, und es die El⸗ 
tern abfchlügen, und die Kinder hetten fie daruͤber durch die 
Pfartherren und Freunde abermals bitten und erfuchen 
laßen, und die Eitern thäten daßelbige abermal abfchlagen, 
und fuchten auch fonft nicht Gelegenheit, die Kinder mit ihren 
Willen ehelich zu verheyrathen, theten alfo bie Kinder verſeu⸗ 
men, ihr eigen Nutz allein fuchen, und des Kindes Schmachheit 
nicht bedenden, und die Kinder der vorgemelten Eltern würden 
ſich Darüber mit ehrlichen veblichen Perfonen zur. Ehe geloben und 
verpflichten, fo fol die Ehe Prefftig erfent werden, in anfehung 
das die Kinder dem Water die fchuldige Ehre angeboten, und 
fol auch in dem Fall das Kind der Ehe Folge zu thun ſchul⸗ 
dig fenn, es möchten dan die Eltern oder die Kinder redliche 
Urſachen vorwenden, warumb folche Verheyrathung nicht ehrs 
lich oder rathfam, alß wann einer der Jungfrauen Vatern 
nad) feinem Leben ober Ehren ‚geftanden hette, ober verthuns 
lich oder prodigus were, ober mit Kegeren befledet, oder ein 
Öffentlicher Befchäber oder Randbefchediger were, u. dergi. und 
ob die Urfach gnug oder nicht, das foll durch das Conſiſtorium 
ſtadlich bewogen, und desfalls ohne ſtadliche große und wich⸗ 
tige Urſach folch Ehegelobniß, weder auf der Eltern, noch uff 
der Kinder Anfuchen nicht hinderzogen werden. Hinwieder 
aber wenn fich ein Sohn oder Tochter, wie alt’auch die weren, 
zur Ehe verpflichtet, ehe und zuvor dann fie ihre Eltern mehr 
denn Einften darum gebeten, oder wie oben gemeldt bitten 
Laßen, und eher dann fie von ihren Eltern Antwort bekommen, 
oder damit gefehrlidy in die Kenge, als ungefehrlich ein Viertel 
Jahr verzogen, und bie Eltern nach dem fie folches erfahren, 
das Verlöbnuß nit vorjawortten, fo fol das Verloͤbnuß unkreff⸗ 
tig erkent werden, ob auch die Eltern dawieder Beine erhebliche 
und gnugfahme Urfachen anzuzeigen mwuften, und fol unter 
dem Nahmen Eltern verflanden werden ber Water, wo ber 
nicht verhanden , ber Großvater, Mutter, und wo der keines 
verhanden, bie Großmutter. Diefer Unterfcheib beide mit 
den Eltern und anderem fol audy gehalten werben in Ehege⸗ 
Läbden, bie conditionaliter, fofern die Eltern barein verwilli⸗ 
gen werben, befcheen, nemlich baß bie Eltern, wo fie zuvorn 
durch die Kinder, wie oben bemeldt, darum nit erfucht, oder 
die Kinder beruͤrtt Alter nicht erreicht, wieder ſolch Verloͤbnuß 
einige Urſach vorzumenden nicht ſchuldig, fondern mögen ihre 
VBewilligung ſtracks abfchlagen, darumb dann auch baßelbige 
Verloͤbnuß unkrefftig zuerkennen, wo aber die Kinder obberuͤrt 
Alter erceicht, und die Eltern vor dem Conditional Verloͤbnuß 


165 


wie oben gemelt, erfucht, und ber Antwort erwartet heiten, 
aber damit in bie Lenge, wie oben berürt, ungefehrlichein Viertel 
Fahre verzogen würden, fo folte das Verlöbnuß krefftig erfand 
werben, bie Eltern wendeten benn daßelbige, durch beftendige 
Urfachen , wie oben ſtehet, die durch das Conſiſtorium vor 
gnugfam erkent. So aber den jungen Leuten ihre Eltern toͤdt⸗ 
lic) abgangen, und ein junger Befell unter zwangig Sahren 
ober eine Jungfraw unter 18 Jahren ihres Alters unb noch alfo 
unter der Verwaltung ihrer Euratorn oder Freunde weren, und 
wolten fich verheyrathen, darinnen follen fie ihre Curatores 
zu raht nehmen, da fie aber das unterließen, und ſich hinder 
Vorwißen und Bewilligung berfelben, in Eheſtand verpflichter 
ten, und weren darin binterliftig geführet und betrogen, ober 
Eupperlifchee weiſe aus Unverfland darin berebt und geführet 
worden, und begehrten beßelben Erledigung, fo folten bie Conſi⸗ 
ftortafes darein nad Geftalt des Handels, billichen Beſcheid 
geben, und wo fie obberührte oder dergl. ungöttliche unrecht⸗ 
meßige unerbarliche Mittels finden, und dadurch die Ehever⸗ 
pflichtung zu wege bracht, fie davon erledigen. 


Bon heimlichen Berläbuuffen. 


Die heimlichen Eheverlöbnuß, auch zwifchen Perfohnen, 
bie keine Eltern und Vormunden haben, ſollen nichts feyn, und 
wan gleich die Partheven des geftendig, daß fie fi mit ein⸗ 
ander heimlich und im Windel ohne Beyfeyn anderer Leute 
verlobt haben, fd fol doch folches nit binden, und eins das ans 
dere zur Vollziehung bes ehelichen Geloͤbnuß nit zu dringen 
haben, fondern freu flehen, Es wäre dan Sache, daß fie beide 
von guten freyen Willen ſich von neuen, vor redlichen ehrlichen 
Leuten öffentlich verloben, und in Eheftand begeben wolten, 
das fol geduldet werden, gleich als hetten fie fich heimlich nicht 
verlobet, fofern daß dadurch einem Öffentlichen Verloͤbnuß, ob 
fie fi) ihr eins mit einem andern hernachmals Öffentlich viel⸗ 
leicht zur Ehe verpflichtet hette, nicht präjubichrt werde, dann 
ein ſolch offenbarlich Ehegelöbnig fol durch das heimliche nicht 
unterdruckt noch verhindert werben, wan fich gleich beide Theile 
(wie offtmals zum Vorfang des Öffentlichen gefchehen ift) dars 
zu bekennen, auch einen Zeugen und das gemeine Gerüchte vor 
fi) hetten, und darum foll auch daß juramentum in supple- 
mentum probationis zu Erhaltung eines heimlichen Verlob⸗ 
nuß, do niemande denn nur ein Menſch bey gewefen, nicht 
ftatt haben, der Beklagte auch mit dem Edde nicht befchwert 
werden fich zu purgiren, auch nicht zugelaßen werben, baß ein Part 
dem andern in fein Gemwißen flelle, daß er ihme eine Ehe ges 
fobet habe, fondern die Eheverpflichtung foll öffentlich und 
ehrlich gefchehen, aufs wenigſte vor zweyen oder dreyen red⸗ 
lichen Leuten, und alfo plene beweift werben, aber in andern 
$ellen, da mehr benn ein Gezeuge bey dem Eheverloͤbnuß ges 
wefen ſeyn, foll es bey dem richterlichen Ampte flehen zuerwe⸗ 
gen, ob nady Gelegenheit und Umſtende der Sachen umd ber 
Befreundten ober fonft verbechtiger Gezeugen Perfohnen von» 
nöthen, dem einen Eyd aufzulegen ober nicht. Mit den spon- 
salibus de futuro cum copula subsecuta foll es vermöge bes 
fchriebener Rechte gehalten werden. 


Von Epefcheiden. . 
Und nad) dem Unfer Herr Jeſus Chriſtus ſelbſt gefagt, 


. ⸗ 


166 


‚daß der Ehebruch eine Urſache ſey die Ehe zu ſcheiden, fo ſol 


das Confiſtorium die Parthey hoͤren, die da klaget uͤber ihren 
Ehegenoßen, und begehret ſich von dem Ehebruͤchigen zu Tcheir 
den , und ihme zu vergünnen ein ander Chegemahl zunehmen, 
und foll bemfelben erſtlich im Beſten unterfagt werden, daß er 
wolle mit feinem Chegenoßen ein wenig Gedult tragen, den 
brüchigen Theil ernftlich vermahnen, von dem Lafler abzuſte⸗ 
ben, das nicht mehr zuthun, und zu verfuchen, ob die Par: 
theyen. wiederum verfühnet werden muͤchten ader fönten. Do 
aber das ben ihnen nicht zuerhalten, foll ihnen gefagt werden, das 
fie erftlich ihre weltliche Obrigkeit molten anreden, und von der⸗ 
felben einen Schein au das Conſiſtorium bringen, ob ihnen ge⸗ 


- bühzen wolte, fih auf ihre Bitte einzulaßen, und do die kla⸗ 


gende Parthey alfo die weltliche Obrigkeiterfuchet hette, und die 
Obrigkeit were mit Straffung des Ehebruchs hinleßig, fo möcht 
das Eonfiftorium nach Gelegenheit der Nerfohnen, und ihrer 
kanger oder meiniger Beit gehabter Gedult ame Zeitlang ftille 
ftehen, und fehen ob die weltliche Obrigkeit das Ihre nachmals 
dabey thun wolte, do aber die weltliche Obrigkeit mit der Straffe 
feumig oder der verbrechende Theil were flüchtig, daß er zur 
Straffe nicht möchte gebracht werben, fo folte das Conſiſtorium 
procediren, den Beichukdigten durch eine rechtliche Vorladung, 
und den Abwefenden per Edietum citiren, zweene oder aufs 
lengſte drei Monat Srift geben, und das klagende Theil das 
vorgemwandte Adulterium, fo viel als fi) gebühret an Tag 
bringen und ligudiren, und den Befchuldigten ihre defensiones 
vorbringen laßen, ſich auch das Conſiſtorium felbft fo viel müg« 
lid) ex ofliio erkundigen , vmb die Urfach des Ehebruchs, und 
do dev Ehebuudy ausfindig gemacht, ober aber der beklagte 
Theil ungehorſamlich außen pliebe, und kein erhebliche Ein- 
rede thete, und des klagenden Theils Unſchuld vermerdet wird, 
fo folt das Eonſiſtorium zu Verhütung weiterer Suͤnde und 
Schande, ein Scheibeslictheil zu geben, und den Unfchuldigen 
fid mit einem andern zu verehelichen zu erlauben haben, und 
Das gleichwol die Verordenten des Gonfiftorii hierin allemege 
ber Mafe und Borfichtigkeit gebrauchen, die Umbflende und 
Gelegenheit der Prerfohnen und Verurfahung des Ehebruchs 
woll und mit Fleiß erwegen, und alfo darmit handeln, daß kein 
Ergernüß oder Urfach gegeben werde, der Gütigkeit unferd Er⸗ 
Iöferd und Seligmachers zu ungebührlichen und unchriſtlichen 
Eheſcheiden und zu leiblicher Wolluſt zu mißbraurhen. Und 
daß in alle mege Fleiß vorgewendet werde, die Eheleuten in 
ſolchen und dergl. Sachen wiederum in Chriſto mit einan⸗ 
der zu varſuͤhnen, zuforderſt da ſich das verbrechende Theil, 
durch die Gnade Gottes erkente, Gnade bete, und ſich beßern 
wolte. Ehe aber und zuvorn, dunch das Conſiſtorium in die⸗ 


fen und dergl. Fellen sententia divortiü geſprochen, und dem 


Unſchuldigen wie ohen gemeldet, die andere Ehe erlgubet, ſoll 
einem gaftattet. werden einen andern Ehegenngen zunehmen, 
und .obe. unterftunden mürde, fol fie der Pfarrherr nicht 
trauen, ſondern nielmebe folch eigen fuͤrnehmen, von weltlicher 
Obrigkeit geſtraffet werben. 


Der ſich mit zweyen verlobet. 


Dem Eheſcheiden von wegen des Ehebruchs, wird gleich 
geachtet, wenn einer recht und redlich mit einer oͤffentlich verlobet 
iſt, und ehe dann er beygelegen, ſich mit: einer andern vertrauen 


1555, QAI. Gesiariche Eruftftorieloräuung- 


leſt, und bie befchlefft, ober vermeinylich mit ihr ehelich bey: 
leget, der Meinung von der erflen dadurch ledig zu werden. 
Ein ſolcher fol als ein Chebrecher gegen der erſt Vertrauten 
gehalten, und durch das Confiflorium zur Poeniteng gedrun- 
gen, oder im Mangel deß, durch die weltliche Obrigkeit wie 
fi) zu recht gebührt, geftroffet werden, und do ſich die erfte mit 
ibm nicht wolle verfühnen, fol ihr erleybet werden, ſich mit 
einen andern zu verehelichen, dergleichen fol auch erleubet 
werden der andern und ſtuprirten, ſofern fie unwißentlich und 
ohn Arg und Falſch hiezu kommen ift, hette fie aber der erften 
Verlöbnug Wißenfhafft gehabt, und ſich mit ihme darüber in 
Ehegelöbnuß und Beyſchlaffen eingelagen, fo fol fie durch die 
Obrigkeit gebürlich geftraffet werden. . Ä 


Don Weglauffen und nicht Beywohnen ber Eheleute. 


Gott ber Herr ſprach; Laßt ung dem Menfchen ein Ge 
bulff machen, duch welche Worte die Eheleute nicht allein Die 
leibliche Ehepflicht zu leiften, ſondern auch in allen andern ein 
ander treulich beyzuftehen, zu rathen und zu helffen fchuldig 
ſeyn, alfo das Gluͤck und Unglüd gemeine feyn, und eins dem 
andern. alle Laft tragen heiffen folk, darum. thuen wieder Gott, 
und entziehen ihren Ehegemahlen die fchuldige Hülffe, alle Dies _ 
jenigen,, die ohne alle redliche Urſach, wenn die Ochſen zu 
Berge ſtehen oder fonft weglauffen, Weib und Kind oder den . 
Mann mit den Kindern im Elend und Jammer figen laßen, 
und das ift der Einfegung Gottes und ehelicher Pflicht ſtracks 
und eben fo wol zu wieder, als der leibliche Ehebruch, und fol 
ches wird auch asmeinet von denen;, die einander ebelich und 
offentlid, verlobt , und ihr Eins von dem ehelichen Beylager 
ohne redliche Urſach hinweg laufft, lange Zeit außen bleibt, 
fein vertrauet Gemahl in die Ehepflicht nicht nimt, und wies 


mand nicht weiß wo er ſey, und wird durch die trefflichiten 


Gelehrten diefer Zeit in der h. Schrift davor gehalten, das 
die Obrigkeit nach Erwegung ber Gelegenheit und Urſachen 
bed Abweſens und MWeglauffens, des Alters und Schidlichbeit 
der verlaßenen Perfohnen, und anderer Umſtende nicht ohne 
Zug und Grund dem Heimverlaßenen erleuben mägen, ein 
ander Ehegemahl zunehmen, bad) auf vorgehende Citation umb 
Erforderung, auch fleißige Nachforfhung, ob ber Abtruͤnmige 
irgends anzutreffen und zum ehelichen Beywohnen ober aber 
zur gebührlichen Steaffe gebracht mödjt werden, denn bo das 
Berlaßene in dent feinen Fleiß nicht gethan, foll es mit feiner 
Bitte nicht gehort werben. Und nach dem bie Kayſ. Rechte 
hierin die Urfache des Abweſens, wie denn auch in alle Wege 
billig vecht und gut ift, unterfcheiden, wiewol fie auch nach Ges 
legenheit ſolcher Urfachen dem Heimverloßenen Zeift und Zeit 
benennen, fo find doc) diefelbe beide in Mannes und Weibes 
Perſohnen, auch das Anliegen, Angft und Noht der Deimper- 
laßenen ungleich, daß es ſchwer iſt, die Dinge. alfo geſtracks 


an gewiße Zeit zubinden, und fol derwegen ſolchs zu Ermeiung 


bes richterlichen Ambts gefeget merden in. dem Sall, da dab 
eins muhtwillig weggelauffen,, nach Gelegenheit der Felle, Län- 


| ger und kurtzer Boit gehalten, und hierin fo viel immer muͤg⸗ 


(ih, und ohne Barlegung der Gewißen gefchehen fan, das Heim⸗ 
verfaßene zw troͤſten und ufzuhalten, und bo die Noht wieder⸗ 
um zu verheprathen erfindlich,, daß foldh mit gnugſahmer Er⸗ 
wegung und Naht des Conſiſtorii, quch obs nötig [auff recht⸗ 





© 1558. CHI. Steger Ricchenorbunng. 167 


meſſiges gutboblinden] ber Gelehrten zu Wittenberg geſchehe, 
und in allen Zellen, do die ander Ehe erleubet, fol die Wirth⸗ 
ſchafft ohn alle oͤffentliche Geprenge gehalten werden, aber do 
einer aus ehehafften und ehrlichen Urſachen abweſend, als in 
Gefängnus, des Reiche ober wieder den Tuͤrcken Kriegfachen u. 
dergl., do fol das Ehemal alfo bleiben, und Feinem geftattet 
werben, ſich anderweit zu verehelichen, es fey denn ſache, das 
gewiße Kundfchafft geben würde, daß der Abweſend todt ſey, 
und ſollen die Pfarrherren hierauff erinnert ſeyn, des Verlaßen 
Ehemal mit allem ernſtlichem Fieiße zutroͤſten, und zuſtaͤrcken 
mit dem Wort S. Pauli, da er ſpricht: Ich ſage mehr den 
Wittwen und Wittfrauen, eß ſey ihnen gut, daß fie auch blei— 
ben wie ich bin, Item: Biſt du an ein Weib gebunden, fo 
ſuche nicht loß zu werben, bift bu aber koß vom Weibe, fo 


fuche kein Weib, und hernacher vom Cveutz, daß ein jeber fein 
Ereutz trage, und Ihm nachfolgen foll und dergl. Troflfpräce. 

Nachdem fichs aber je zu Zeiten zutregt, daß Eheleute aus 
Unwillen, Zorn u. bergl. einander nicht deywohnen, und doch 


beide in diefen Landen, auch wol zu Zeiten in einer Stadt 


wohnhafftig bleiben, diefelben follen durd) das Conſiſtorium 
verfühnet, und in Weigerung mit dem Bann, und in Verach⸗ 
tung des, durch die meltliche Obrigkeit zur Beywohnung ges 
drungen werden. 


Bon Graben barinnen die Ehe verboten. 


Mit der Ehe in verbotenen Graden bes Geblüts und 
Schwegerfchafft, fol es nach Satzung und Ordnung der Rechte 
die bißhero derhalb in Uebung gemefen gehalten werben. 


CI. 
Stealfunder Kirchenordnung. 


Unter den Prebigern ber Stadt Stralſund waren, befon- 
ders ‚im Folge bed Interims, im 3. 1555 heftige Spaltun⸗ 
gen ausgebrochen, mit deren Beilegung Herz. Philipp den 

uperintendenten Johann Knipftrow beauftragte. Diefer 
verfaßte in Solge diefes Befehls das folg. bei Mohnike 
und Zober, Stralf. Chroniken, 8b 1. ©. 304 ff- abge⸗ 
gebrudte „einträchtige Regiment,” das wir, weil e8 eines 
Auszuges nicht fähig iſt, vollfländig mittheilen. Die „Trep⸗ 
toweſche orbeninge ” auf welche Bezug genommen wird, 
ift die oben-Rr. LXXVI. abgedrudte K.-D. | 


* *ᷣ 


Ein endrechtich kerkenregiment nha gelegen⸗ 
heit diſſer ſtadt Stralſundt, vp dat idt in 


der einen kerken alſe jnn der andern moͤge geholden 


werden. . 


Thom erflenn werdt vor gudt angefeen, dat die dree 
Fafpel kerken genochſam mit fo vele peedicanten beftellet wer⸗ 
ben, bat beide, be kaſpel unnd byketken, vorth thofamende vhan 
ehn gewaret werben, vp dat die eindracht deſte beth koͤne ges 
holden twerbenn ; welkes nicht gefcheen Ednde, when vele winkel 
kerkenn fcholden beneuen vnd buthen den kaſpel berken geleden 
werden, wen ein jderman ſyn regiment hedde. Darum moͤth 
ock vnderſcheitlick dat ampt nha gelegenheit der perſonen vpge⸗ 
lecht vnnd beualen werden; aiſe deme oͤldeſten, nha der mathe 
ſyner gauen vnnd geſchicklicheit, dat paſtorat ampt, dat caſpel 


tho regerennde; vnnd den andern predicanten die truwe mits . 


—— jm gantzen predichampte neuen dem pastori beualen 
wurde. 


Ad diaum Nicolaum, 


Superintendens edber primarius pastor fhölde dat regi⸗ 
ment auer fe alle hebben jm geifttifen regimente; ein econdiu- 
tor, die dem pastori ſyne vices beipe vortreden 5 twe gube ges 
lerde probleanten , bie beide dat kaſpel vnnde Mofter tho S. Jo⸗ 
hannes helpen vorwharen. 





Ad diuam Virginem. 
Ein pastor; twee predicanten; diſſe ſchoͤlen ock dat cloſter 


tho ©, Catharinen mit wharen. 


Ad diuum Jacobum. 


Ein pastor; twee prebicanten; biffe fcholen od den hil⸗ 
gen Geift mit waren. — Dendiewile des arbeides vele werbt, 
fo mothen jn jderm carfpel mber predicanten fon; vnnd when - 
ock einer vhan den predicanten kranck würde, fo lege denn ans 
dern allene vp dem naden eine vndrechlike boͤrde. | 

Thom andern fehdle od be hilge catechismus vp dat 

alder vlitigefte vp be gelegenfte fteede unnd flunde vhor ben ge⸗ 
menen mhan, junge jdget und denſtvolke geprebiget wer⸗ 
den.... 
Vnnd vp de tidt feholen de sermones, die jm catechismo 
fo vororndent werben, dat fe vhan jberm gebade mhen einen 
fermon don, who od doctor Martinus vnnd die andern, fo 
catechismos hebben lathen vthgan, gefihreuen vnnd gelerdt 
hebben. 

Tho deme ſchoͤle ock die leue eddele catechismus alle verns 
del jar jn ben pharkerken mit der vmmeſchicht vhan dem 
pastore edder deme he idt beuelen wil koͤrtlick repetert wer⸗ 
den... ' 

Vnd tho der fuluen tidt, wen.he repetert werdt, fchal od 
be junge jöget, beide jungen ynnd megede, vorhöret werben 
borch alle predicanten, die ein dem andern bar in behulplid fun 

jal 


al. . 

ſh Bnund be kynder, fo ehn wol koͤnen vnnd vpgeſecht hebben, 
ſchoͤlen vhan den pastoribus den ſeegen entfangen; vnnd 
darnha ſchoͤlen ſe nha rade ehrer oldern vnnd ſeelenſorgern 
tho dem ſacrament vnnd allen chriſtliken ſaken tho gelaten 
werden. 1 ſcheifeic 

Die ouerſt der ſeegeninge is ſunderl vor⸗ 
water — en J inben ouer die chtechumenos kefen 


ſchal. 


168 


It ſchal oͤuerſt Feine papiflefche fermelinge fon, die vhan 
deme wihebiſchoppe geſchach mit crefam vnnd mundtſchlach 
ahne vorhoringe des gelouens; ſonder mhen ſchal ouer de kyn⸗ 
der beden mit ſegeninge, gelick who de here Chriſtus auer de 
kynder bedede vnnd fegende fe mit vplegginge ber hende. 


Thom drudden, diewile dat latinſche fingent nicht dent 
‚ vhor den gemenen mhan: ſo ſcholen de ſcholer vp ſunderge ti⸗ 
ben dat ſyngent de tempore voraff ſyngen; vnnd wen de ges 
mene kerke mit finget, fo fchölen fe mit ehn ein vers umme den 
andern fingen. 

Des [onnauendestho tween fchal mhen tho der vefper 
luͤden, vnnd nha vthwiſynge vnſer Treptoweſchen ordeninge la⸗ 
tinſche veſper geſungen werden mit pfalmen, antiphen, lectio- 
nibus, responsoriis, hymnis vnnd magnificat, collecten ıc., 
who idt jn der kerkenordeninge geuatet is. 

Vnnd darnha ſchal eine vormaninge geſcheen ahn de com⸗ 
municanten vhan der boͤthe, bicht vnnd ſacrament, vnnd vhan 
dem nien godtſeligen leuende ıc. 

Vnnd darnha ſchal ein jder, ßo thom ſacramente ghan wil, 
inſunderheit vorhoͤret, vnderwiſet vnnd abſoluert werden. 

Dit ſchal lickfoͤrmich jn allen carſpelen geholden werden. 


Des ſondags morgens ſchoͤle dat latinſche ſyngent jn alle 
dreen carſpel kerken allene voraff geſungen werden; den de la⸗ 
tinſche metten vnd die miſſe tho ſamende waret altho lange; 
darum mot idt vhan ein ander getagen werden: tho S. Nico⸗ 
laus vnnd tho S. Jacob tho vi; tho Marien vhor der predige 
des catechismi, alfe psalmos, antiphen, reſponſorien, te deum 
laudamus x. latin effte bubeft. 

Querſt in SG: Nicolaus vnnd ©. Jacobs kerke fchal eine 
Lection vth der bibelfchen hiftorien vhan den fchölern latin vnnd 
dudeſk geleſen, vnnd vhan dem, welckerm idt be pastor beues 
. let, kortlik vehgelecht werden; barup einen dudeſchen psalmum. 

Hirnha fchal interuallum geholden werden, dat bie kynder 
mögen tho huß ghan vnnd ſyck wermen. 

Halmege achten fchölen de fehöler wedder tho chor gan vnnd 
einen latinſchen introitum vnderwilen ſyngen, edder einen dus 
befhen psalmum, Gelauet ſy der here vhan frael 2c., Vth 
deper noth.2c., Erbarme dy miner 2c., ebder funft einen andern. 

Darnha iij kyrie vnd: Gloria in excelsis, vnnd: Alleine 
godt in ber hoͤgede ıc. 

Die collecte vnnd epiftel bubeft. 

Nha der epiftel dat vader unfe, die tein gebade, Ick röpe 
tho dy etc., edder funft fyne bede pfalmen ; vnnd vp wynachten, 
ln pinrften die fequentien mit dubefchen leben vhan den 
fetten. 

Dat euangelium büdeft. 

Wyo gelouen ; vnderwilen: Patrem ıc. 

Die fermon beth halmege tein. 

Nha dem fermon de prefation, welke od vnderwilen nha 
legenheit der tidt moge vthgelaten werden, vnnd angefangen 
mit dem vader vnſe; vnnd de wordt des hern alle tidt duͤdeſk 

geſungen. 

Vp de feſte Sanctus agnus Dei vnderwilen gefungen, vnnd 
op be andern tide budefl: Hillich is godt de vader, vnnd 
who idt od doctor Martinus yth deme propheten Esaja vor⸗ 
dudeſchet hefft. 


1555. COTaL. Etralſuuder Kirchenorbunng. © 


Vnder ber commanion Äpnget mhen dudeſk: Jeſus Chri- 
fius, vnſer heilandt; Gott ſy gelauet zc. vnnd dergeliken; dars 
nha de collecte vnnd benediction. 


Nhamiddage vmme feier em fcholen in allen carfpel 
kerken vefper gefungen werden: tho S. Jacob nha dem fermon 
(diewile de ſermon tho rij werdt) vnnd tho S. Nicolaus vhor 
deme fermone , welker volgen ſchal vmme ſeiers tie, vnnd dar⸗ 
nha eine dudeſche veſper, dat is ein dudeſk hymnus vnnd mag⸗ 
nificat; tho Marien oͤuerſt ſchal de fermon geſcheen tho einem, 
vnnd de veſper darnha. Inn S. Johannis kloſter geſchut de 
ſermon nha dreen beth vhiren. 


Des werkeldages ſchal jn allen kerken vhor deme ſer⸗ 
mone ein pſalmus mit einem antiphen geſungen werden, vnnd 
iij lectiones tho latyn vnnd eine dudeſk vth der materien, die 
mhen predigen werdt, geleſen; darnha benedictus mit der anti⸗ 

phen. Vnd wen ſe den dudeſchen pſalmum mit der kerken ge⸗ 
Fangen hebben, fo ſcholen de Eynder weder in be ſchoͤle ghan; 
allene wen-de catechismus tepetert werdt, fo fcholen fe bliuen. 


Vnnd wher fer gudt, dat die fchöler halweg vij, when be 
ander pulß gelubt werdt, tho chor gingen hir tho S. Nicolaus, 
vp dat bie fermon ehr mochte angefangen werden, unnd vp den 
flach vitj geendiget, vmme mennigerley orfale willen. 

In den andern carfpelen tho Marien onnd tho S. Jacob 
tönen od de fchöler wol ehr tho chor gan unnd voraff fongen 
mit der wife, who vhör angetöget, vp dat be fermon vp be 
rechte klockſtunde ſyck endigen muchte. Des namiddages oͤuerſt 
ſchal allene tho S. Nicolaus, diemile de grothe ſchole dar is, 
vmme ſeiers ij die Porthen veſper pſalmen mit den antiphen 
geſungen werden vnnd lectiones latin, dudeſt, kortlik geleſen 
vnnd vthgelecht werden; darnha magnificat ebber Nunc dimit- 
tis, mit der antiphen, collecte vnnd benedicamus geenbiget 
werden. Deuerſt dit fongent, leſent vnnd jnterpreterent fchal 
ouer anderhalff verndel vhan ber flunde nicht vorlenget wer 
den; vnnd fo od de fuperintendens mat leſen wolde, fo Eonde 
ide op de ſtunde gefcheen. 

Vnnd de interpretation ſchal under den prebigeren, fchols 
meifter vnnd fcholgefellen vrhgebelet werden; vnnd ein jber 
fhal fun egene beftemmebe hiftorienbod vth der bibel hebben, 
vnnd in der weke mhen einmal interpreteren vnnd datſulue 
gantzs kortlick, mhen allene dispositionem textus, locos com- 
munes vnnd circumstantias flicht mhen jndiceren absque am- 
plificationibus, '9p dat mhenfodane pia unnd theolngica exer- 
citia hebben möge vhor de jungen gefellen vnnd grothe jun 
gen, bat fe in de hilge fchrifft vhan junger jöget vp mögen ges 
usret vnnd geöuet werden, vp bat fe ber kerken darnha defto 
beth denen mögen. 

In Marien kerke ſſchalj des mondages vnnd donnerdages 
tho tween de catechismus vhor de gemene jungen, ſo ock nicht 
in die ſchole ghan, affgelefen werden. 

Des geliten in S. Jacobs kerke des dinxſtedages vnnd 
fryedages ſchoͤle ock de catechismus affgeleſen werden. 


Thom la teſten, diewile alle creaturen durch gades wordt 
anne gebedt gehilliget, who be hilge Paulus fecht 1. Timoth. 
: fo ſchal od gades wordt vham eeftande mit deme gebede 
pr den brudegam vnnd brudt geleſen werden nha vthwiſinge 


1556. Cıv. Walbeckeſche Airchenorduuug 16P 


vnſer landtordeninge, who od doctor Martinus eine forme dat= | flellet werben, vnnd wat dar jn gegeuen werdt the. erholbinge j 
vhan im Elenen catechismo geftellet hefft. der armen getwendet werben. | 
‚Nachbemale de h. Paulus vormanet, dat wy ung vnder⸗ 
einander mit den worden vhan der vpflandinge der boden tröften 
ſcholen, when une ein gudt frumdt is affgegan: fzo fchöle od 
in den begreffeniffen eine Forte lection vhan der vpflandinge 
der doden vhan ben predicanten gelefen werden, mit einer kor⸗ 
then teöftinge onnd vormaninge ahn de leuendigen, dat fe ſyck 


Szo nhu deme erbharen rade diffe dinge alfo mit 
beleuede, fzo fint wy prediger durch gades hulpe bereitt, 
fe alfo vorth aff thofundigen vnnd jn dat werd tho brin- 
gen. Dar geue de ewige vader fpne gnade onnd hilgen 

geiſt tho. Amen. 
| J. €. 


darmede tröften, thom dode bereiden. D. dtwilli 

Vp dat ock die arme Lazarus nicht vergethen, noch jn der | gu iger 
frowden noch jn der truricheit: ſzo fchal jn den brudtlachten Johannes Kay pstro 
vnnd jn dem begreffeniffen ein becken vhor ber kerken döre ges fampt allen predicanten. 


1556. 


Kirchen Ordnung, Wie es mit der Heynen Lehr des Euangelij, Adminiftration der beyligen 
Sacrament, Annehmung, verhörung, ond beftetigung der Priefter, Orbentlichen Geremonien in den Kirchen, Viſi⸗ 
tation und Synodis, in der Herrſchafft Walded gehalten werben fol. Anno Domini 1556. Mense Martio auff- 

| | gericht. 17 B. 4. 


ueber bie Gefchichte ber Waldeck. Ref., und dieſer K.-D. 
insbefondre, vergl. Hamelmann, Opp. p. 851 sqqg. Das ' 
einleitende Mandat der Grafen Philipp, Wolradt, Johann 
und Samuel (vom Testen März d. 3. 1566) fpricht fich : 
über die Verpflihtung ber weltlihen Obrigkeit zur Orb: . 
nung bes firdhlichen Lebens in folgender Weile aus: „Dann 
bas Priefter ampt vnd Weltlihe regiment zu dem vns fers 
ner auß heyliger fchrifft vnd Lehr erinnert, dad eyner yeben 
frommen, Chriftlichenn vnnd &otöförchtigenn Obrigkeyt, 
nicht alleun bes yrrdiſchen Gewalts vnnd berrfchafft, fich 
mit fleis zuvnterfahen, die Goͤttlichen vnd menfchlichen ver⸗ 
nunfftigen Gefag, Gericht vnnd Gerechtigkeyt zuhandthapen, 

u üben ond mit zuteylen, Die Krommen und Gehorfamen 
n gutem frieben, eynigkeyt, Zucht vnd erbarkeyt zubewaren. . 


Wie man vor Gott fromb vnd gerecht werde. 

Was der glaub fei, der vor Gott fromb vnnd gerecht macht. 

Das wir vergebung dee Sünden (alleyn durch den Glau⸗ 
ben) an Ehriftum erlangen. | | 

Das der menfd) gerecht werde, on des Gefeges werck, al 
leyn durch den Glauben. 

Von der Liebe vnd erfüllung bes Geſetzes. 

Von der Chriftlihen Kirchen. Et caetera. 
Leren, Halten und Glauben follen, wie ſolches ort, durch 
feinen Sohn Jeſum Chriftum, der Wellt ſelbs offenbaret hat, 
Sinn der Propheten ra Apofteln ee nal ‚Auch 

| in dem verflandt der Symbolen, Apoftolico, Niceno, vnnd 
oaffen, Dnnd Hinzuriäten debhert, "ondern, Das fe Dr Athanaſij, außgedruckt it. Der Gatehifmus vnd befentnus 
mehr und vor allen dingen, deö humlifchen, ewigen, une ‚| Lutheri, Die Augfpurgifche Eonfeffion Anno 1530. Keyſer⸗ 
zergengklichen Reichs Gottes, vnnd feines heyligen predig⸗dlicher Maieſtat vberantwort. Deßgleichen Apologia Philippi 
ampts, baburch die menſchen zu ſolchem Weich heruffen Melanthonis, außweiſen.“ 
Von’ der Tauff, vnd wie es damit gehalten werben ſoll. 


werden, mit ernſt ſich anzunemen, daſſelbige getrewlich vnd 
—BA———————— 
n ... . . . . 
gen Goralare bier übergangen. con, Hamelmann |... „Baum Andern. Dieweil da8 Sacrament ber heyligen Zuuff 
I. © p. 853 erzählt: in biefem Bezuge: „quod songuernp- Zur Seelen feligfayt nötig, Auch Mar am tage, das Gott ber 
br noninulli, quasdam precen esse nina prolizas, ralbi } Derra, an ber Zauffe der jungen Kinder gefallens hat. Dann 
nimias ceremones probarl et urgerl; Jes gewifs, das die Götliche vechenffung der gnaden, des hey 

4 ligen Geyſtes, vnd ſeligkeyt, nicht alleyn bie Alten, ſondern 

auch die Kinder belangen. So foll e8 mit der Kinder Tauff 

sehaltan werben wie volgt. _ | 
,, Eiftich, Sou die Kindertauff auff die Feier vnnd Predig⸗ 
tage, bed morgens vor Mittage gehalten werden, Ed were dann 
fach,‘ das die notturfft vnd ſchwachheyt ber Kindlein verzugß 
nicht leiden Eündten, als dann foll man auch auff andere tage 








* * 


* 
“Won ber Barhafftigen Chriſtlichen lehre. I 
„Erſtlich ordnen vnd woͤllen wir, das alle Pfarrherren und 
Vnderſaſſen, vnſer Graueſchafft Waldecken, von dem Ewigen, 
Eynigen, Vnzerteyltem Goͤtlichen weſen, und doch dreb-unter- | 
ſcheydenen Perſonen, Gottes bes Vatters, Gottes des Sohns, 


vnd Gottes des heyligen Geyſtes. teuffen. F | Din el 
Bon der Erbſuͤnde. Ä Die Baͤtier, oday nechſten verwandten Blutsfreunde der 


Von, den siegen, naturen In Ehe: ‚.; I angetanfften Findlein,-follen auffe fuͤrderlichſte fs jreim Paftor 
I, 


170 


angeben, Mit vermelbung, das fie Sort mit eyner jungen 
frucht, Sohn oder Tochter begnadiget, und bemütiglich bitten, 
derfelbigen durch die Zauff zu dem Chriftlichen Glauben und 
ſeligkeyt zuuerhelffen, Auch anzengung thun, Welche er zu Ges 
uattern, Beugen vnd Belenner des Glaubens, zu folchem 
Chriſtlichem werd bitten woͤlle. Vnd da an etlichen orttern 
der gebrauch, mehr dann eynen Geuattern zubitten, follen doch 
. nicht mehr dann drei durch den Pfarrherrn zugelaffen werden. 

Da nun bie Innhepmifche gebettene Geuattern, mit offent- 
lichen Sünden vnd laftern nit beladen, fondern für Gliedmaß 
ber Kirchen gehalten, Odder die Außlendifchen eyn gezeugnus 
jres Chriftlichen Glaubens vnnd wandels, von jrem Chrift« 
lichen Catholifhen Pfarcheren bringen werben, follen fie die 
Prädicanten zulaffen,, und nicht verwerffen. 


Wuͤrde auch eyner zu Geuattern vorgefchlagen, ben ber 
Pfarcherr offentlicher Lafter halben nit verwerffen kuͤndte, und 
doch etwan ziweiffelte, ob er auch im Chriftlichen glauben recht 
onterriht, So foll er ben felbigen vor der Zauffe in feiner bes 
hauſung verhören, und nicht in der Gemeyn bei dem Tauff⸗ 
ſteyn, ihnen Eraminicen, ober zubeten in fonderheyt zwingen. 

Im fal auch ettliche aufferthalb der Ehe, inn unpflicht Eine 
ber zielen, und auff dem felbigen jrem onchriftlichem, Lefterlihem 
leben, beharren würden, bie follen vmb die Tauff jrer finder zus 
bitten, all dieweil fie fich nit beferen, nicht zugelaffen werden, 
Sondern andere fromme Chriften, folches von des Kinds me: 
gen , begeren. | 

Da fi) auch ber fall, ber gehe oder nottauffe zutragen 
würde, follen die Hebammen und andere weiber fo darbei, mit 
allem fleis daran fein, das ſolche tauffe fo ymmer muͤglich, 
durch den Pfarcheren gefchehe. 

Kündte e8 aber keynen verzugf erleiden, follen fie doch das 
Eindlein zu gebeteuffen nicht onderftehen, es fei dann zuuor 
gang von mutter leib fommen, als bann mögen fie, in beifein 
zweyer oder dreier weiber, eyn andechtig Vatter onfer fprechen, 
ond betten, vnnd darauff das kindlein mit waffer, in dem Nas 
men bes Vatters, und des Sohnes, vnnd des heyligen Gepftes 
teuffen. | 
Da nun das Eindlein darauff abfterben würde, fol man 
nicht zweifeln, e8 fei gnugſam getaufft. 

Bleibt ed aber am leben, foll das Kindlein auff ben nechft- 
uolgenden Predig tag inn die Kirchen bracht, Vnd der Pfarr: 
herr, wie fie mit folder Zauff vmbgangen, berichtet werden. 
Vnd ba er nun befünde, das fie darmit rechtfchaffen, vnd wie 
obgemelt, vmbgangen, foll er das Eindlein nicht: mwiderteuffen, 


fonbern es alda in die Gemeyn vnd zal der Ehriften anneh⸗ 


men, Das Euangelion Marci 10. uber daB Kindlein Iefen, 
Vnd es durch das Gebet, Gott dem Allmechtigen befelhen. — 


Es folgt hierauf nad, einer Exhortatio ad Ecclesiam, pro ee- . 


lebrando Baptismate congregatam;, und ber Kürbitte für den 


Taͤufling das aus dem Taufb. entlehnte Geber: „Almechtiger 
ewiger Gott, Der du haft durch die Sindtfluet”, der Exorcis⸗ 


mus, Vorleſung von Marc. X. „Vnd fie brachten ꝛc.“, bie 
Etmahnung an das Volk, dad Kind dem Herrn gu Befehlen, 


Vater unfer, der erſte Vers bes Liebes: „Nun bitten wir den 


9. Genft, den Pfarrer, Gevattern und Umſtaͤnder Enieend fin 
gen, bie gewoͤhnlichen Tauffragen, Taufaet, das aus dem 





1556, Cıv. MWBalbeckifche Kircheuordnung. 


Taufb. entlehnte Schlußgebet, das Anziehen des Wefterhembs, 
und die Ermahnung an bie Gevattern (das eine Form. aus ber 
Nürnb.). 
Tempus purlificatiouis. j 

„Die Kindtbetterin folfen jre Sechs wochen aufhalten, vnd 
ehe nicht in publicum gehen, Sie thette es bann mit verleubs 
nus jres Paſtors, Der auch mit den armen nottürfftigen,, nad) 
gelegenhent der perfon und fachen, difpenfiren fol.” In dem 
lestern Falle oder nach Beendigung der Wochen, foll die Mut⸗ 
ter das Kind zur Kirche tragen, und über beide eine Vermah⸗ 
nung gehalten werden. 


Von dem Abentmal bed Kern Eprifti. 


Das Abendmahl wird gefeiert an folgenden Feften: Oſtern, 
immelfahrt, Pfingften, Trinitat., Joh. d. T., Mar. Heimf., 
ich., am Feſt des jüngften Tages (d. i. am legten Sonntag 
nad Trin.), am 1. Adv., Chrifttag, Neujahr, drei Kön., 
Lichtmeffe, Eſtomihi, Laetare, Mar. Verkuͤnd, Palmarum, 
grün. Donnerfl., Charfreitag. Alle müffen vor der Com⸗ 
munion erfcheinen und ſich nad Inhalt des U. Katechismi 
Luthers befragen laffen, bevor fie die Abfolution empfangen. 
Die erfte Formel für diefe lautet: „Sch verfündige dir verger 
bung aller deiner fünd, In dem Namen Sefu, und in krafft 
dee Schlüffel, fo. ber Gemeyne Gottes gegeben fein, Iöfe ich 
dich auff alhie auff erden, das du auffgeldfet feieft auch im 
hymmel. Der Herre hat hinweg genommen deine fünbe, vnnd 
dein glaub hat dich felig gemadt.” Die beiden andern For⸗ 
meln find die Nuͤrnb. — Am Zage vor der Feier findet eine 
Vermahnung Statt, an welche die offene allgemeine Beicht 
und die offene Abfolution ſich anfchließen. Die Feier ſelbſt 
beginnt (auf den Dörfern) mit einem Pfalm und dem Kyrie 
(dreimal). Der Pfarrer: „Preiß fei Gott in der höhe“, 
ber Chor: „Alleyn Bott in ber höhe fei ehre.” Der Pfar: 
ver: „Der Herre fei mit Euch”, der Chor: „Vnd mit deinem 
geyſt.“ Dann Eollecte, Epiftel, Sefang, Evangelium, Credo, 
deutfcher Glaube (durch die Gemeinde), Predigt, Vater unfer, 
Einfegungsmworte (nad; vorgehender Erinnerung), Sommunion 
mit ben Sormeln: „Gedenck, Gleube und befenne, Das Chris 
ftus für dich geflorben tft’, „Gedencke, Gleube und befenne, 
Das das Blut Chriſti für dich vergoffen if.” Am Schluſſe: 
Ermahnung, „Bott ſei gelobet, und gebenedeiet x.” und Col: 
lecte, Segen, Da pacem, „O herr Gott.“ In Städten: 
Introitus, nach der Epiftel ein Alleluia, Sequenz, Symb. 
Nic. ; zwiſchen ber Predigt und der Communion die Iatein. ober 
deutſchen Präfationen, das deutfche oder latein. Sanctus. 


Wie man bie Krancken Leuth berichten ſoll. 


Zunaͤchſt die Ermahnung aus der Saͤchſ. 8.:D., dann 
offene Beicht und Abfolution, Erinnerung an die Umftänder, 
Vater unfer, Einfegungsworte, Communion, Dankgebet, Ber 
mahnung an den Kranken zum Abſchiede. 

„Die tohen Gottloſen leuth, bie lange zeit fi vom Sa⸗ 
crament öonthalten, vnd in keyne predigt kommen feh, Auch 
villeicht weder Vatter vnſer, glauben, noch Zehen gebot wiſſen. 
Item, Die jenigen, ſo inn offentlichen laſtern, als Ehebruch, 
Hurerei, Haſs, Neid, ond dergleichen, leigen, So die inn jrer 


1556. CIv. Malded ſche Bichensriuug 


kranckheyt des Sacraments begeren wuͤrden, Sol ber Paſtor 
damit nit eilen, ſondern fich zuuor erkuͤndigen, ob auch recht⸗ 
ſchaffene poenitentz vorhanden, vnnd die kranckheyt fo hefftig, 
das damit lenger nit verzogen werden kuͤndte, vnnd als dann 
bei jnen erſcheinen, ſie jrer ſuͤnden halben ernſtlich ſtraffen vnnd 
vermanen, vnd dahin bringen, das fie jre ſuͤnd mit rew vnd 
leyt bekennen, vnd zuſagen, das ſie hernachmals das Sacra⸗ 
ment fleiſſig gebrauchen, die Predig hören, betten lernen, vnd 
von jren ſuͤnden abflehen woͤllan. Wann ſolches geſchehen, ſoll 
er ſie fleiſſig von dem brauch des Abentmals vnterrichten, vnd 
als dann, ſo ſie es begeten, jnen daſſelbige mitteylen. 

Die jenigen, fo yhrer natur halben das Nachtmal gantz zus 
empfangen verhindert werden, Als wenn eyn menfch von natur 
nicht wein trincken moͤcht, obber kranckheyt halben nicht behal: 
ten Eünte, ond doch das Nachtmal von hörgen begeren, vnnd 
fonderlih am Chrifllihen bekentnus keyn mangel erfunden 
würbe, denen fol der Kirchendiener das Sacrament vnter eyner 
- geftalt alleyn nicht reychen, fondern erinnert werden, ſich an 
das wert und geyſtliche nieffung zuhalten.” . 


Wie man bie Krancken befuchen vnd tröften foll. 
Vom Begrebnus der Verftorbenen. 

„Wann eyn Chriſtl. bruder verflorben ift, Soll die Chriſtl. 
gemeyn durch das zeychen der Glocken zuſammen beruffen. wer⸗ 
den. Darnach gehet der Prieſter vor des verſtorbenen hauß, 
vnd ſoll der Cuſter, oder Opfferman mit eynem Crautz, vnnd 
neheſt jme die Schuler, ſampt dem Schulmeyſter vnd Paſtor, 
vor der Leich her gehen, Vnnd an welchen ortten Schuler ſein, 
eyn Chriſtlich geſenge, Als mit namen: Si bont suscepimus, 
Item: Auß tieffer not, Oder: Erbarm did) mein O Herre 
Gott, auff dem wege ſingen.“ Hierauf eine Vermahnung an 
die Gemeinde, nach welcher der Pfarrer „mit der Schuppen 
eyn wenig erdtrichs zu dreien malen in das grab auff die Lerch” 
wirft und ſpricht: „Auß ſtaub biſtu gemacht, zu ſtaub muſtu 
wider werben, Der here Jeſus Chriſtus erwecke dein Leib vnnd 
Seel, dag du am iuͤngſten tag vfferflcheft wit den gerechten, 
Amen.” Geſchieht das Begraͤbniß bei der Kirche, fo wird in 
der legteren, außerdem auf dem Kichhofe, gefungen: „Nun 
laßt ons den leib hegraben,“ oder: „Mitten mie im leben fein.” 
Zum Scluffe Gebet und Erhortation. Auch die. getauften 
Kinder und Katechumenen werden feierlich beerdigt; aben: „Die 
Leich der vungetaufften Eindlin moͤgen die weiber vnnd freunde 
auff den Kirchhoff begraben, vnnd Gottes vrteyl Haym: flellen. 

Die jenigen: fo in Ban und Ertommunication: verftorben, 
vnd an jvem legten nit buß gethon. Deßgleichen dir jungen fo 
zu jrem verflant kommen ynd.nicht Batechumen fein oder mer» 
den wöllen, follen nit mit obgemelten Chriftt. Seremonten, vnd 
alfo on gefeng und geleudt durch jre Sreundtfchafft auff die ges 
wonliche grabſtat zur erden befinktet werden.” a 


Bon dem Chriftliden Bann ober Ereommmication. 


„Dieweil aud) der Bann inn der Ehrifflichen Kirchen. hoch 
von näten, vnd darumb ingeftifftet, das der Menſch zu Buß 
gebracht werde, So fall auch derfetbige in unfern Kirchen, ges 
gen die jenige, fo in offentiiche fünd und laſter (weiche fanct 
Paulus 1. Corinth. 6. und ad Galatas I. erzelet) gefallen, ſich 
nicht ſelbs beſſern, fondern in Sundern ohn ſchew fortfaren, 


171 


se ſei hoch aber nider ſtands, ſtadt haben, vnd van dan Pfarr⸗ 
hern gebraucht werden. Doch anders nicht, dann nach dem 
befelch des Herrn Chriſti, vnnd der heyligen Apoſteln, Mat⸗ 
thaei am 18. und 1. Corinth. 5. alſo, Das er erſtlich durch 
ſeinen Bruder, vnd volgents den Pfarrherrn, zu etlichen ma⸗ 
len, in beiſein der Caſten, oder heyligen meyſter, von ſolchen 
offentlichen laſtern abzuſtehn, freuntlich erſucht werden. 

Wo aber der Suͤnder als dann nicht ablaſſen, vnnd ſich 
noch nicht beſſern wolt, Soll der Pfarrherr denſelbigen vor der 
Gemeyne auff eynen Sontag, als eynen verſtockten Suͤnder 
und Heyden außſchlieſſen, vnd in Bann thun. Auch zu den 
Sacramenten ber heyligen Tauff und Abentmals vnſers Herrn 
Chriſti nicht zu gelaſſen, biß er ſich beſſert, vnd ſolich offentlich 
ergernuſs abſchaffet. Doch ſoll keyn Pfarhere für ſich alleyn 
yemandt zubannen vornehmen, ſondern daffetbige mit rath des 
Spnodi, odder Superintendenten thun. 

Wie nun der Simder, mit rath des Synodi, odder Su⸗ 
perintendenten, vor ber Gemeyne Ercomihunitirt, Alſo fol ee 


| auch, warm er rechtfehaffene Buß vnd Poeniteng (daran der 


Superintendens vnd Pfarhere gnuͤgen haben) thun, vnd wi⸗ 
der in die Chriſtliche Gemeyn ſich anzunemen bitten, würde 
offentlich vor der Gemeyne für eyn Glidmaß erkennet vnnd 
proclamirt werden, wie volgt. ' 


Borms eicommunrfssnäl. 


Geliebten im Herrn (fage der Pfarchere zu der Gemeyne) 
Ich hab von dem mwirdigen und Erbarn Synodo (ober) mei⸗ 
nen beten Superintendenten, epnen beuelch vberkommen, das 
ich allhir auff heutigen Sontag N. N. In difer Gemeyn won» 
hafftig, in den offentlihen Ban abfünbigen, vnnd von ber 
Chtiſtlichen Kirchen außſchlieſſen, und als eyn vntuͤchtiges vn⸗ 
gehorſames glid abfondern ſoll, in anſehen, das er zu meht 
malen vnnd vberfluͤſſig, vermoͤge Chriſtlicher ordnung, von ſei⸗ 
ner Gotsleſterung vnd offentlichem laſter, darin er ytzund er⸗ 
funden, abzulaſſen zum trewlichſten vermanet. Welches: doc 
gedachter N. N. alles in ben windt geſchlagen, verachtet, und 
ber beſſerung ſich geweygert. on 
u Derhalben ich emer Paftor end Seelforger, fampt euch der 
Gemeyne Gottes, in dem namen vnſers bern Jeſu Chrifti N. 
N. dem Sathan odder Teuffel zu verderben des fleyſches, auff 
bas fein Geyſt felig werde am tage des Herrn, wann er 
fih widerumb beferen wicht, warhafftige vnd beftendige buß 
dben 0 

Schlage jme auch hiermit ab, Das. er fic) des hochwirdi⸗ 
gen Sacraments des altars, biß zur befferung, nicht gebrauche, 
Bei den Böttlichen ampten (aufgenommen die Predigt) nicht 
erſcheine. Vnd niemande zu Geuattern, bet’ dem hochwirdi⸗ 
gen Sactament der Tauffe ſtehe. Verbiete auch bei gehor⸗ 
fam Chriſtlicher Kirchen, vnd von wegen vnſer Obrigkeyt, 
Das jr euch ſolchs verbanneten vnd außgeſchloſſenen Men⸗ 
ſchens, enthalten woͤllet, Mit jm nit eſſen oder trincken; Keyne 
gemeynſchafft mit jm heben, Zun hodhzeiten vnd shwlidien ges 
felfchafften nicht Inden „Bu Geuattern nit bitten, Ihn auff der 
Straſſen oder ſunſt nit.gräffen, darmit er dafto ehr ſeine of- 
fentliche laſter erkenne und bekenne, Hieruon abſtehe, ſich beſ⸗ 
ſere, Warhafftige buß wircke, Verzeihung bitte, Offentliche abs 

22* 


172 


ſolution in ber Gemeyne begere, und fich mit der verergerten 
Kirchen verfüne und vergleiche. 


Forms recipiendi. 


Am Sontag oder hepligen tage, Da man das Abentmal 
des Heren heit, Soll der Paſtor nach ber Predigt, in gegen» 
wertigkeyt des verbanneten anzengen, Wie diefer N. verrudter 
seit offentlich geſuͤndigt, andern ergerlih,, vnnd verbannet ge» 
weſen fei, Vnd ſoll bem vold eyne erinnerung thun von ſolchen 
fünden, das fie in Gottes forcht leben woͤllen, und nicht zweif⸗ 
fein, Gott ftraffe ſolche fünde mit gemepnen und ſonderlichen 
plagen. 

Darnach fol er anzepgung thun, wie das fich diefer wid⸗ 
derumb beferen wölle, vnd bitte die Kirchen vmb verzeihung 
ber gegebnen ergernis, vnnd das fie Gott wölle für jnen 
bitten. 

So bifs auff der Cangel abgeredt, foll der Sünder inn 
Chor tretten, vor den altar Inien, Vnd fol der Paftor jnen erft 
offentlich fragen, Ob er befenne das er offentlich gefündigt hab, 
vnd ob jme ſolchs auch leydt fei, Vnd bitte Gott vmb verge⸗ 
bung ber ſuͤnden. 

Darauff fol der fünder ja fagen. 

Darnach fol der Paftor'nbermals die erinnerung (mie zus 
uor) thun, Das Gott warhafftiglic, durch ſolche fünde erzuͤrnet 
fei. Vnnd das dardurch, fie, feine vnd gemeyne ſtraff gröffer 
werben. Gleichwol, dieweil jm feine fünde leydt fein, und 
vergebung berfelbigen vmb des Heplands Chrifti willen fuche, 
und gleube, vnd befferung zufage, fo wölle er jnen abfoluiren. 

Darauff fol er jme die offentliche abfolution fprechen, mit 
biefen twortten. \ 

Der almechtige ewige Gott Vatter vnſers Heylands Jefu 
Chrifti, Schöpffer aller creaturen, fampt feinem fohn Jeſu 
Chriſto, und hepligen Geyſt, hat auß vnermeßlicher barmhertzig⸗ 
keyt, das Menfchliche gefchlecht , nach dem fall Adam, vmb feiz 
nes fohns Jeſu Chrifti willen wibderumb angenommen. Vnd 
will, das alle die ſich beſſern woͤllen vnd gnade ſuchen, verge⸗ 


bung der ſuͤnde verkuͤndigi werden ſoll. Wie der ſohn Gottes. 


ſpricht: Wem je die ſuͤnd erlaſſet, dem follen fie vergeben fein. 
Auff diefen Götlichen befelch, ſprech ich dich ledig von deinen 
fünden, vnd verfündige dir, Das dir beine fünden in krafft 
Goͤtlicher verhepffung, vmb des Heren Chriſti willen vergeben 
feind. Diefes foltu gleuben, vnnd Gott danden, vnnd did, 
beſſern. Vnd biſt nun durch dieſe Abfolution wibberumb als 
eyn glidmaß Chriſtlicher Kirchen, Vnd in dieſe vnſere Chriſt⸗ 
liche gemeynſchafft angenommen, vnd zu dem heyligen Sacra⸗ 
ment zugeiaſſen. 

Vnſer heylandt ESVS Chriſtus, der kommen iſt, den ar⸗ 
men ſuͤndern, die ſich bekeren, gnad vnnd ewigs leben widder⸗ 
umb zugeben, woͤlle dich regieren, wie er ſpricht: Kompt 
zu mir alle, die jr ſchwach vnnd beladen ſeit, ich will euch er⸗ 
quiden. 

Darauff ſoll der Paftor difen menfchen fragen, Ob er bifer 
Abfolution gleube vnd ſich beſſern wölle. 

Da fol er antworten, ja, Ich dancke Gott und ber Kirchen, 
das ich widder angenommen bin, und till mich mit hilff meis 
nes heren Chriſti befjern mit rechtem ernſt. 





asus. COIV. Waldeck ſche Kirchensrbuung. 


Wann nun darnach bie andern communiciren, fol dife 
perfon vor dem altar nibber kniend bleiben, vnnd bie letzte per» 
fon in entpfahung des Sacraments fein, Und fol hinfärter ger 
halten werden als eyn Glidmaß ber Kirchen, vnd feine vorige 
ehte haben. 

Im fall auch, Das die Obrigkeyt etliche vmb offentlicher 
laſter willen ftraffen oder nit ſtraffen würde, fo wirt doch hier⸗ 
mit der Kirchen jre ſtraff nicht benommen, Vnd iſt billich, das 
ſie ſich gleichwol mit der verergerten Kirchen, von wegen jrer 
offentlichen laſter widderumb verſuͤnen, offentliche buß in der 
Gemeyne thun, vnnd vmb die Abſolution bitten, wie yegt von 
den gebanneten geſagt iſt.“ 


Bon Eheleuten wie man fie einlepten ſoll. 


Aue Verlobte find dreimal (mit der Luth. Formel) aufzus 
bieten. Hochzeiten an Sonn» und Feſttagen find verboten. 
Der Paftor darf nicht copuliven, wenn nicht die Aeltern, Vor⸗ 
münder und naͤchſten Freunde zugegen find, „auff das man fer 
hen möge, das fie mit ſolchem jrem beitvefen auch jre verwilll⸗ 
gung anzeygen.“ Die garblung beginnt mit einer Ermah⸗ 
nung über bie chrifkliche Bedeutung des Eheftanbes. 

Darnach feage er fie beyde, tie hepffeftu? vnd volgeng 
fage N. iſt «8 deine meynung, das bu dich heut zu tage mit 
N. inn den Chriftlichen Eheftanbt wilt begeben, und Sie 
(phnen) als dein eygen fleyſch und blut erkennen, vnd als den 
ehelich gemahel jhr (fein) lebenlang halten, vnd funder erleub⸗ 
nus des Almechtigen Gottes, nimmermehr von jhr (ihm) ſchey⸗ 
den, fo bekenne es alhie vor difer gemeyn, die jgunt wo «8 
noht würde fein, vor ber welt, vnd hitnechſt vor Got, dar⸗ 
über zeugen fol, und ſprich ja. 

Hierauff laß er fie die trawringe eynander geben, vnd füge 
Ihe beyde rechte hende zufamen, und fage, Ich gebe euch zus 
famen, vnd fpreche euch auß vor eheleut, im Namen des Vat⸗ 
ters, und des Sons, und bes hepligen Geyſtes, was Got zus 
famen gefügt hat, das fol der menſch nicht ſcheyden, der als 
mechtige Got vnd vatter vnſers herrn Jeſu Chrifti, der euch 
duch fein goͤtlich gnad und verfehung, im den heyligen ehe · 
ſtandt, beruffen hat, woͤlle ewer vornehmen, durch feinen hey⸗ 
ligen Geyſt, beſtetigen, vnd mit gnaden in euch feinen ſegen 
erfuͤllen, Amen.“ J 

Dann Vorleſung von Matth. XIX. 3—12, Fuͤrbitte, 
Pſalm („Wol dem der inn Gottes forchten ſtehet 2c.”). 

„Es follen auch die jungen perfonen, fo erftlich inn uns 
pflicht ſich zuſammen gehalten, und flepfchlich vermenget haben, 
volgents aber in eheftand zugeben willens, mit Eeynem ge 
prenge, feptenfpiel ober jungfrawen, zur Eichen kommen.“ 

Bon Eersmonien. 

Die Sefttage, weiche gefeiert werben follen, find: Circam- 
cis., Epiphan., Conv. Pauli, Purif.; Matthi., Annunc. (Mitt: 
woch nad) Judica, wenn e8 auf den Palmfonnt. oder in die 
Dfterwodye fällt), Coen. Dom., Parascev., Oſtern mit dem 
folg. Tage, Philipp. et Jacob., Ascens., Pfingften, Joann. 
Bapt., Petr. et Paul., Visit., Jacob., Mar. Magd., Petr. 
Vinc., Decoll. Joann., Barth. Ap., Matthae., Michael., Si- 
mon. Jud., Andr., Thom. , Chrifttag mit den zwei folg. Tas 
gen, Steph., Joann. Ap. — Der Eharfreit., Petr. Paul., Ja- 





1856. CIV. Waldediche Kirchenorduuug. 


cob., Barth. werben aber nur halb gefeiert, und in Beztehung 
auf Mar. Magd., Vinc. Petr. und Decoll, Joa. ift verorhnet, 
baß dba, mo Sonntags nur eine Predigt gehalten wird, die His 
forte vom Feſt an dem bezeichneten Tage, ohne Feierlichkeit, 
außerdem am naͤchſten Sonntage in der Nachmittagspredigt 
behandelt werden fol. 


Kirchen Ordaung Auff den Dörffern. 


Vesper am Sonnabend und vor den Communfontagen: 
Veni sancte deutfh, Pfalm, Magnificat, Collecte, Vermah⸗ 
nung an bie Communicanten. — Mette: Veni sancte, Lec⸗ 
tion, Te Deum oder Benedictus deutſch, Colleete. — Hohe 
Predigt: Vater unfer Luthers, zehn Gebote, deutfcher Ges 
fang, Collecte, Glauben, Predigt über das Evang., allgemels 
nes Gebet, Bater unfer, Sefang: „Danck fagen wir alle ıc.”, 
Da pacem, Segen. — Nachmittags: Katehismuslehre, deut⸗ 
ſcher Sefang. | 


Am heyligen abent, Sontagen vnd Feiertagen, wann keyne Commus 
nicanten ba fein, in den Stetten. 
Zur Vesper wird gefungen das Veni sancte, bie Antiphon 
mit ihren Pfalmen, deren nicht Über drei fein follen, das Re⸗ 
.fponforium, der Hymnus mit feinem Verfilel, das Magnificat, 
Collecte, das Benedicamus, „alles nad) gelegenhept der zeit.” 


Den morgen zur Metten. ‘ 


Veni sanote, Snvitatorium und Venite „ob man fan,” 
. Antiphpn und Pfalmen von dem Zage, Lection und Refpons 
forium (an Seften drei), Te Deum, Benedictus mit der Ans 
. tiphon, Collecte, Benedicamus. . 


Zur hohen Prebigt. 


Hier gelten bie oben gegebenen Vorfchriften. An Sonn- 
tagen wird über den Evangelisntert, an Feſt⸗ und Apofteltagen 
über die biblifchen Hiftorien gepredigt. 


Mittags. 


Wo Mittagspredigten üblich, follen fie mit vorhergehendem 
Sefange auch ferner gehalten werden. Wo fie nicht hergebracht, 
ift von 12-—1 Uhr Katechismuslehre zu halten. 


Un Werdtagen. 


Mittwochs und Freitags findet eine Predigt Statt. Vor⸗ 
ber wird das „Kom hepliger Geyſt“ oder ein andrer Gefang 
gefungen, nachher: „Dand fagen wir alle,” Vater unfer. An 
jedem Sreitag im Neumonde wird ein Bettag gehalten. Den 
Sottesdienft eröffnet Luthers Vater unſer. Dann folgen die 
oben vorgefchriebenen Stuͤcke; bee Gefang „Auf tieffer not,” ober 
„Erbarm dich mein O herre Bott,” ober „Mitten wir im leben 
fein’; die Predigt, welche „auß den Propheten von ber buß 
vnd vergebung ber fünde” zu ziehen iſt, die Litanei, Gollecte 
und der Geſang „O herre Bott gib vns deinen fried.” „Nom 
Sonntag Judica bie Charfreitag wird täglich eine Stunde bie 
Paffion gepredigt. (Es folgen bie Precationes solennes pro 
— ordinibus et necessitatibus die Parasceues di- 
cendae. 


173 


Von ben Dienern des Prebigampts. 


Demnach Gott der Allmechtige Schopffer, yhme eyn ewige 
Kicch durch fein Wort verfamlet, darinne fein Leer und Euans 
gelium offentlich zupredigen, hat er auch Tuͤchtige perfonen zu 
folhem Kirchen oder predigampt gegeben und verordnet: Das 
rumb wollen wir nicht geftatten, das vngeſchickte, vngelerte, 
leichtfertige, fträfliche leuth inn ſolch heylig Ministerium einges 
laffen werden. Dann eyn Bifchoff oder Pfarcherr (nad) der 
Teer S. Pauli) onfträflic und zulehren geſchickt fein fol. 

Die kirchen diener aber follen offentliche laſter mit ernſt 
ftraffen, zur buß fleiffig vermanen, den glauben an Chriſtum 
kehren, Die Sacrament reychen, Die Zugent im Catechiſmo 
wol unterrichten, Keyne tundele, yrrige, unmüge fragen inn ber 
Predigt einführen, Auch nicht biffig oder zendifch fein, noch 
auß eynem prinat affect, jre gifft außgieflen Zu dem in kley⸗ 
dung, vnd all jrem wandel erbarlicy und anfehenlich halten.’ 


Don ber Firmung ber jungen Suaben und Dieydlein, wie biefelbigen 
in die Ehriftl. Gemenn follen angenommen werben. 


„Es ift wol zuuermuten, Das die Firmung, fo biß baher 
im Bapftumb blieben, eyn nachlaß vnnd fchein des alten Chrift- 
lichen Hend aufflegens (Impositionis manuum) Welche beyde 
Im Alten vnd Newen Zeflament mit groffem ernft, Vnnd auch 
nicht ohn merdliche wunder vnnd frucht im brauch geweſen ift. 

Wiewol nun wir Chriften Eeynen fondern befelch vnſers 
herren Chriſti dauon haben, Vnd auch keyn befonder Sacras 
ment follen darauß machen, So iſt fie doch mol in eynen 
Chriftlichen gebraudy zuwenden, Vnnd auf vielen vrfachen 
nuͤtzlich. 

Dann zum erſten, Iſts ja recht, Das eyn yeder Chriſt 
ſein glauben fuͤr ſich ſelbs annehme vnd bekenne, dardurch er 
wil ſelig werden. Dieweil nun die getaufften kinder in jrem 
vnmuͤndigen alter der Chriſtlichen Kirchen eingepflantzet ſein. 
Iſts billich, das ſie hernach ſelbs jren glauben muͤndtlich vnd 
offentlich bezeugen. 

Zum andern, Iſts ja auch Gottes befelch, Das wir fuͤr 
eynander fleiſſig bitten, vnd vmb vermehrung des glaubens vnd 
andere geyſtliche gaben ſollen anhalten. Vnd haben darzu die 
troſtlichen verheyſſung Chriſti Lucae am vj. capitel: So jr, die 
jr arg ſeidt, kondt ewern kindern gute gaben geben, vil mehr 
wirdt der Vatter im hymmel den heyligen geyſt geben denen die 
in bitten. 

Zum dritten, Fordert nicht alleyn ber herr Chriflus die 
Einbleyn zu fi, legt inen bie hend auff, hertzet und fegnet fie, 
fondern hat auch eyn vberauß groß molgefallen an jrem mündt= 
lichen bekentnus, Wie gefchrieben ſtehet Matth. am xxj. cap. 
Sa, habt je. nie gelefen: Auß dem munde der unmündigen vnd 
ſeugling, haſtu Lob zugericht. Pfat. 8. 

Zum vierbten, Dienet auch ſolch Ceremonia fehr wol bars 
zu, Das bie Jugent den Catechiſmum befto lieber und fleiffiger 
lerne, und fie auch alfo on befhwerung zum Abentmal des Herz 
ven mögen zugelaffen werden. 

Auß gemelten vrfachen woͤllen wir in vnſern Kirchen auch 
das handt aufflegen vnd die Konfirmation laffen bleiben, vnd 
fol alfo gehalten werden. 

Erſtlich follen alle Pfarrherr groſſen fleiß vorwenden, das 





174 


fie der Jugent den kleynen Catechiſmum D. Lutheri durchs 
gang jar vorhalten und einbüben. 

Darnach follen fie auff alle Oftermontag nad) ber Predig 
in gemeyn anfagen, fo vemandt under den kindern feinen Ca⸗ 
techifmum gelernet, vnnd er nachmals des Abentmals Chrifti 
teyihafftig, vnd für eyn gliedmaß der Chriſtlichen Kirchen an- 
‚ genommen begere zuwerden, Der fol ſich dem Pfarrherrn auffs 
fuͤrderlichſt anzeygen, damit fie verhöret unnd fleiffiger vnder⸗ 
richt werden, biß uff den nechſtkuͤnfftigen Pfingſtmontag. 

Welche ſich nun auff folche vermanung dem Paflor ange: 
zeyget haben, denfelbigen fol darnach auff alle Sontag eyn 
ſtuͤck auß dem Gatechifmo, als die Zehen gebott, odder Glaub ıc. 
zulernen furgegeben, und bafjelbig von jnen auff ben andern 
Sontag widder gefordert und abgehort werden. 

Darnach auff den Pfingflag nach der predigt, ſoll die Fir⸗ 
mung der verhorten vnnd geſchickten Kinder verfündigt werden, 
Das die Eltern vnnd Paten der finder, morgens nad) der mit: 
tags predigt in der Kirchen bei handen bleiben, den Glauben 
und bekentnus jrer Finder anzuhören, für fie helffen ernſtlich 
bitten, und in die Chriftliche Gemeyn auffnehmen. 

So nun die Predigt am Pfingftmontag zu Mittag"vollen- 
det, Soll der Pfarrherr vor den Altar tretten, vnnd die finder 
zu beyden feitten, Knaben vnnd Meydlein, yeden hauffen be- 
fonder kommen laffen,, und die Gemeyne alfo anreden: 


Lieben freunde, Diefe Finder feindt vor etlichen jaren, vff 
bitt jrer Eltern, und zufage jrer Paten durch bie heyligen Zauff 


inn die Gemennfchafft der heyligen Gottes angenommen. Die: |. 


weil fie.nun zu dem mal vnmuͤndig gewefen, vnd jren glauben 
nicht haben felbs mögen befennen, Vnd dennoch vnſer Herr 
Jefus Chriſtus eynes yeglichen inn befonder Chriſtlich bekent⸗ 
nus erfordert, da er ſpricht Matthei am zehenden Capitel: Wer 
mich bekennet vor den menſchen, den will ich bekennen vor mei⸗ 
nem hymliſchen vatter. Darumb haben auch dieſe gegentwer: 
tigen Einder auff die befchehen vermanung durch Gottes gnade, 
vermittelft meinem armen dienft, den anfangk Chriftlicher leer 
(Gott ſei lob) zimlich gefaffet, onnd fein nun bereydt jren 
glauben, darinn fie gedenden felig zumerden, ſelbs vor euch zus 
bekennen. Bitten derwegen euch vmb Gottes willen, das jr 
seen eynfeltigen Chriftlichen verftandt anhören, Vnd wo fie das 
rinne werden rechtfchaffen erfunden, auch hernachmals zur 
Chriftlichen Gemennfchafft, vnnd heylſamen gebraud) des hoch⸗ 
mwirdigen Abentmal® JESV Chrifti jres lieben heren konten an⸗ 
genommen und zugelaſſen werben, für fie trewlich bitten, vnd 
den hymliſchen Vatter für fein erzengte gabe helffen preifen. 
Darauff‘ wid ich fie in ewer gegenwertigkeyt verhören. 

Als dann. foll der Paſtor eynen von den Kuaben, und aud) 
der Meydleim eyns, den gangen Catechiſmum mit der außles 
gung verftentlich Laffen herfagen, und darnach widerumb die 
Gemeyn anreden. 

' Lieben freunde, Was dieſe kinder gelernet und auff gefagt 
haben, das konnen die andern auch (Bott hab lob) zimlich wol. 
Vnd dieweil ich an diefer jrer leere keynen mangel weyß, mil ich 
fie nım ſemptlich vnd im fonderhent fragen, Ob fie auch bei 
ſolcher lehrt vund Glauben ‚ vermittelſt Goͤttlicher hülff, wöllen 
beharten. 

Darduff foll er erſtlich die Knaben, darnach die Mepblein, 


2558. CIV. Waldeefche Kirchenwordnung. 


yedes in ſonderheyt erinnern, fragen, vnd ſagen: Liebes kindt, 
Es hat petzt die Chriſtlich Gemeyn dein verſtandt, im anfangk 
der Chriſtlichen leer angehoͤret, vnnd haben eyn hertzlich wolge⸗ 
fallen daran, ſo fern du auch bei ſolcher lehr vnd glauben, ver⸗ 
mittelſt goͤtlicher gnad, gedenckeſt zubleiben. Dann wer ans 
ende beharret (ſpricht Chriſtus vnſer herr) ſol ſelig werden. 
Was nun hierin dein meynung iſt, des laß dich mit eynem 
offentlich Neyn oder Ja hoͤren. 

Als dann ſollen die Kinder antworten, eyn yeglichs für ſich 
ſelbs: Mit der hilff meines hymliſchen vatters, wil ich mid) 
inn dieſer lehr vnd Glauben alle zeit beſſern vnd nit ergern. 

Auff ſolche bekentnus vnd zufage ſpreche der Pfarherr, 
Sehet zu, das es ewer ernſt fei, dann Gott laßt firh nit bes 
tiegen. 

So laſſet je end) nun auch gefallen, und möllet dabei bleis 
ben, das ewer Paten bei der heyligen Tauff, für.emch, dem 
Zeuffel vnnd der wellt wibderfagt haben? Antwort, Ja, Durch 
die huͤlff vnſers herrn Jeſu Chriſti, möllen wir das halten und 
barbei bleiben. Frag. Yhr widerfagt auch yegundt hie vor 
ben augen Gottes vnnd feiner Gemeyn mit engenen hertzen 
vad mund, dem Sathan und allen feinen werden? Antwort, 
Bir widderfügen. Frag, Auch ber wellt und allen yhren 
Lüften? Antwort, Wir widerſagen. Frag: Vnd ergebet 
euch im allen gehorfam vnſers herren Jeſu Chrifli vnd feiner 
heyligen Kirchen? Antwort: Wir ergeben uns, Was begeret 
yhr num weiter? Antwort: Das je fampt der Chriftlichen 
Gemeyn für ons den hymliſchen vatter wöllet anruffen, das er 
und durch feinen hepligen gepft Inn ſollichs glaubens bekentnus 
ſtercke und erhalte biß zum ewigen leben. 

Nach folcher bitt der Kinder, rede der Pfarrherr die Ges 
meyne abermal an, mie volget: 


Lieben Brüder und Schwefter: Ohr habt yegt diefer Kinder 
engen befentnus, vnnd auch yhr demuͤtig bitten vermerdt. Dies 
weil ons nun vnſer here Chriftus die Kinder auffzunemen ge 
botten hat vnd verheyſſen, Matthei am xviij. Mer eyn ſolich 
ind auff nimpt in meinem namen, der nimpt mich auff. So 
laffet und nun auch diefelbigen mit geyſtlichen henden und ar⸗ 
men vnſers gleubigen gebets auffnehmen, und gehn hymel er- 
heben, dem hymliſchen vatter vor fein angeficht flellen, vnd 
jnen vmb die gnad des heyligen geyſtes hertzlich anruffen. Sin⸗ 
get alle mit gebeugten Enien: Kom heyliger genft, erfüll ıc. 

So ber gefang auf ift, follen die finder Eniend bleiben, vnd 
ber Pfarrherr nachuolgend gebes fprechen: 

Allmechtiger barmhersiger Gott, himliſcher vatter, der bu 
alleyn alles gutes in uns aufaheft, beftettigeft und außmacheſt. 
Wir bitten dich für biefe Binder, die du deiner Kirchen: gefchendtt, 
vnd durch die beyligen Tauff wibergeboren, und nun fo weit ers 
leuchtet haſt, das fie biefe deine gnad und guͤte, und yhre ers 
loͤfung inn Chriflo deinem lieben Sohn vaferm herren, auch 
ſelbs erkennen, vnnd vor.deiner Gemeyn bekant haben. Stercke 
diſs dein werd‘, das bu inn inen angefangen haſt. Mehr vb 
nen deinen beyligen geyſt, auff das fie in deiner Krchen vnd 
Gewmeyn, vnnd im waren glauben und’ gehorfam deines heyligen 
Euangelij ftetige bleiben, vnd bif8 ans ende beflendig verharren, 
und fich keyne fatfche lohr noch fleyſchliche luͤſt von bekanter 
warheyt yrgent abfüren lajjen. Gib jnen das fie zu allem dei⸗ 


— — — — — — 


41856. OIV. Waldeckeſche Kirchenorduung. 


nem gefallen an Chriftum deinen Sohn, vnſer gemeynes heupt, 
ymmer wadhfen, vnnd eynmal erreychen fen volkomlich Man- 
lich alter, inn aller weißheyt, heyligkeyt und gerechtigkent, da⸗ 
mit fie dich vnd deinen lieben fohn onfern herrn, fampt dem 
heyligen geyſt, eynigen wahren Gott ymmer vollommener er: 
Eennen, berglicyer lieben, Vnd bei jren nechften mit worten 
und allem jrem leben tapfferer vnnd fruchtbarer bekennen, preis 
fen vnd großmachen. Vnd wie bu vns zugefagt haft, Was 
wir dich im Namen deines lieben fohne bitten, das woͤlleſt du 
und geben. So verleihe jnen, fo wir yegt Inn deinem namen 
jnen bie hende auff legen, vnnd fie damit deiner gnedigen handt 
vnnd beines hepligen gepfles, bes genftes aller ſtercke und huͤlff, 
zu wahrem Chriftlichem leben vertröften, das fie diſs in rechtem 
glauben auffnehmen und nicht zmeiffeln. Du woͤlleſt allwege 
mit beiner Goͤtlichen handt ob jnen halten, fie zuſchuͤtzen für 
allem argem, und führen und leyten zu allem gutem, und dei 
nen heyligen geyſt nimmer von jnen nehmen, durch onfern 
heren Jeſum Chriftum, Amen.. 


Darnach fol ber Paſtor inen bie hend aufflegen vnd ſagen: 


O Herre Jeſu Chriſte Gottes Sohn, Der du geſprochen 
haſt. So wir, die doch arg ſeind, konnen vnſern kindern gute 
gaben geben, wie viel mehr wirdt der vatter den heyligen 
geyſt geben, denen, die jn darumb bitten, Vnd ſo zwen auff 
erden eyntrechtiglich etwas bitten, das wirdt jnen von meinem 
hymliſchen vatter gegeben werden. Wir bitten dich, ſterck dieſe 
kinder mit deinem heyligen geyſt, das fie in gehorſam deines 
Euangelij bleiben, vnd wider den Teuffel, vnd eygen fleyſchlich 
verderben ſtreitten mögen, vnnd den heyligen geyſt nicht betruͤ⸗ 
ben, Auch deine heylige Kirchen mit keyner ergernus verlegen, 
fondern das yhr leben zu deinem lobe inen zur feligkent, vnd 
andern zur befjerung diene, Wie du gebotteri haft, und vns zu: 
geſagt, durch onfern herein Jeſum Chriftum, Amen. 

Der Almechtige Got und vatter vnſers heren Jeſu Chrifti, 
ber euch durch feine gnad, vermittelft dem facrament ber hey: 
ligen Zauff zu feinem Reich beruffen, und nun von new an 
durch fein goͤtlich Wort erweckt hat, der wölle mit gnaden in 
euch beftettigen, mas er durch feinen heyligen geyſt inn euch 
angefangen hat. Vnd nach dem je felbft durch ewer engen 
muͤndtlich befentnus begeret ber heyligen Chriftenhent zuge 
rechnet werden. So neme ich euch an im namen vunfers bern 
Jeſu Chriſti, und an flat der heyligen Chriftlichen Eichen, zur 
gemeynfchafft der gnad und hulde Gottes vnſers hymlifchen 
vatters, zur gemennfchafft des bluts Jeſu Chrifti feines lieben 
Sohns, vnnd zur gemennfchafft des heyligen geyſtes, das yhr 
inn der heyligen Chriftenhept, vnd under der gemennfchafft ber 
heyligen, vermiftelfl dem wahren Chriftlichem glauben, allhie 
auff erden mit den Kindern Gottes teyl vnnd gemennfchafft ha⸗ 
ben möget am heyligen Euangelio,, an der Abfolution, an den 
heyligen Sacramenten, am Gebet, vnd an allem fo durch Got: 
tes Wort den gleubigen zugelaffen wirt, und hernachmals am 
vnuergengklichen erbe und vnaußſprechlicher freude des ewigen 
lebens, Amen. Vnſer Here Jeſus Chriſtus woͤlle euch durch 
ſeinen heyligen geyſt vnd durch das Wort ſeiner gnade fuͤr al⸗ 
lem vnglauben vnd yrthumb behuͤten, vnd gnad verleihen, das 
vhr taͤglich im glauben, hoffnung vnd liebe zunehmen vnd 
wachſen mögen. Das jr, wie fruchtbare teben, an dem lebens 


guten kuͤnſten vnd Spraach, gezieret ſein. 


15 


digen weinſtock Jeſu Chriſto erfunden, vnd auß ber gemeyn⸗ 
ſchafft ſeiner außerwelten Schaͤflein nymmermehr verſtoſſen 
werdet, Amen. 

Darauff ſoll man ſingen: Wol dem der inn Gottes forch⸗ 
ten ſtehet ꝛc.“ 

Bon den Schulen. 

„Dieweil auch bie fchulen, nicht alleyn ber Kirchenn, ſon⸗ 
dern aud) des gemepnen nugen Seminaria fein, darin man 
leut zum Kirchen ampt, vnnd Regiment dienlicy, auff erziehen 
muß. So ift von nötten, auch diefelbigen mit flei6 zuerhulten. 
Darumb follen die Pfarcheren, Die Eltern jre finder zur fchul 
zuziehen, mit fleiß vermanen. Vnd damit die Jugent inn 
Gottes Wort, guten Sitten und Künften vechtfchaffen vnters 
richtet werbe, Sollen die Schulmenfter und Ludimagistri inn 
der Catoliſchen, Apoftolifhen und Chriftlichen leer begründet, 
Auch felber von gutem erbarlihem wandel und Sitten, mit 
Auch diefer Kite 
chen Ordnung, In den Puneten die fie belangen, Deßgleichen 
der Schul Ordnung, welche mit rath der Superintendenten ge: 
macht werben foll, vnweygerlich vnnd ſtrack geleben.“ 


Von den Viſitatorn, vnd yhrem Ampt. 


„Demnach ferner die Viſitation jren vrſprung von den 

Apoſteln her hat, Vnd in der Kirchen, zuerhaltung rechter leer 

vnd Chriſtlicher zucht, hoch von noͤten. So ſollen die Visita- 

tores yedes jar eyn mal zwiſchen Oſtern vnnd Pfingſten, die 

Kirchen ſo inn jren zirck gehoͤren, beſuchen, vnd ſich mit fleiß 

erkunden, von der leer vnd ſitten der Paſtorn, Schulmeyſter, 

heyligen kaſten meyſter, vnnd Opfferman, Von des Volcks vnnd 
der Jugent beſſerung, Von offentlichen laſtern, Verachtung der 

Chriſtlichen lehr vnnd Sacramenten. Von der Diener vnder⸗ 

haltung, Von gebewen der Kirchen, Pfarrheuſer vnd Schulen. 

l. So nun bie Visitatores eyne Kirchen beſuchen, Sollen 
fie den Daftor und Schulmepfter von jrer lehr, inn haupt 
articuln des glaubens, vnnd Rudimenten, durch fragftüd 
fleiffig verhören, vnd fonderlich acht nehmen, ob fie auch 
dieſer Ordnung geleben. 

2. Den Paſtor fragen vom Volck, Ob auch inn ſeiner Kir⸗ 
chen perſonen ſeien, die in offentlichen ſuͤnden leben, als 
Ehebruch, Vnehelich beiwonen, odder andere vnzucht. 

. Ob yemandt auch daſelbſt zauberei treibe, odder mit Ser 

gen vmbgehe. 

Ob noch Walfarten, oder andere offentliche abgoͤtterei, an 

dem ſelbigen ort fei. . 

I yemandt da lefterliche vebe wider Gott vnnd fein 
ort. 

. Db yemandt nit zu der Communion gehen wölle. 

. Ob etliche falfcher leer vnd ſecten, als der Widder tauffer 
vnd Saeramentarien, ober andern, fo ber Gatholifchen 
Kirchen zuwidder, anbengig fein. 

& Db auch verbottene Wucherer da fein. 

9. Ob auch mutmillige Leuth fein, die dem Paſtor und Kir: 

chendienern drewen, fie ſchmehen odder pochen. 

10. Ob etliche eheliche perfonen von eynander gelauffen fein. 

11. Wie es mit den begrebniffen vnnd grafftitebben gehalten 

werde. 

Von vnterhaltung des Paſtors und Schufmepflers. 


SO GB» w 


176 


13. Bon Gebewen der Kichen, Behaufung des Paſtors, 

Schulen und Kuſter. 

14. Ob auch Spinſtuben, Abent dentz, oder andere vnzuͤchtige 
Conunenticula da gehalten werben. 

Darnach follen fie von den Caſten, odder heyligen Menftern, 
fampt andern ziweyen ober breien frommen Pfarrkindern fo fie 
darzu beruffen,, fragen, wie volgt. 

1. Ob der Paftor und Kirchendiener jres Ampts auch fleiffig 
warten. : . 
Ob fie auch zu gepurlicher zeit Prebigen, vnd Sacrament 
reychen. 
Ob ſie auch die krancken auff jr beger beſuchen. 
Ob ſie auch die Kinder im Catechiſmo fleiſſig vnterrichten. 
Ob ſie auch Chriſtlich vnnd erbarlich leben vnnd wandeln. 
Ob eynigkeyt ſei zwiſchen den Kirchen perſonen. 
Ob auch etliche Eheleuthe in vneynigkeyt mit eynander 
leben. 
Ob etliche kinder phre Eltern pochen, fluchen odder ſchlagen. 
Wie die Schulen regirt werden, Vnd wie ſich die Schul⸗ 
meyſter inn jrem leben halten. 
Ob yemandt der Kirchen auch etwas entzogen habe an guͤ⸗ 
tern oder zinſen. 
Die Visitatores ſollen auch ſelbs etliche von den Alten vnd 
den Jungen im Catechiſmo verhoͤren, Vnnd erkunden, ob ſie 
von Chriſtlicher Leer vnd Gebet rechten verſtandt haben. 

Zu dem, der Paſtorn vnnd Kirchenn Buͤcher mit fleiß be⸗ 
ſichtigen. rer | 

es nun die Vifitatores auß obgemelten Sragen fraffbar 
vnnd mangelhafftig befinden, follen fie als bald mit fraffen, 
vermanen onnd onterhandlung, zu corrigieren,, zubefjern vnnd 
abzufchaffen unterftchen. Was fie aber für jre perfon nicht 


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er 
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verrichten koͤnnen, Daffelbige, vnnd alle andere Vifttation hands . 


lunge, jrem Superintendenten mit fleis referiren. 
Den Visitatoribus foll von ben Kaftenmepftern eyner yden 
Kirchen die fie vifitiven, notturfftige zerung gegeben werben. 


Von ben Quperintendenten und jrem Ampt. 


„Wann in eyner Kirchen, fo inn feinem Bird, vnd Su- 
perintendentia gelegen, eyn newer Predicant, Miniſter, oder 
Schulmeyſter, zuuerordenen, ſoll dieſelbige perſon, ſo durch die 
Gemeyn beruffen, vor den Superintendenten auff die prob vor⸗ 
geſtellet werden. Vnd erſtlich ſol der Ordinandus, von dem 
ort da er gewonet oder ſtudirt, feines lebens vnd lehr gut Te- 
stimonium vnd zeugnus bringen, 1. Zimoth. 3. Darauff fol 
inen der Superintendens, vermöge der Wittenbergifchen oder 
Medelnburgifchen Ordenung, in der Chriftlichen fehr fleilfig 
eraminiren. nn 

So num der’ Superintendens befindet, das er inn Chriſt⸗ 
licher lehr zimlich verflandt hat, vnd nicht mit falſcher lehr bes 
fledt ift, foll er in zu dee Orbimation zulafjen. 

Da er aber vngeſchickt vnd ftrdflich in der lehr, auch nicht 
zu vnterrichten were, foll er in ſtracks hinwegk weifen. 


. Die Zorm der Ordination fol gehalten werben wie volgt: 
So nach geſchehenem fleiffigem verhören die Ordinandi 


tüchtig erfunden, fol für fie und jr Ampt nad) der Predigt 
das gemenne gebet erförbert werben, bas der Allmechtige Got 


1556. OV. MWaldechiche Kircheuordusng. 


trewe arbepter in feine erndte woölle außfenden, Sie vnſtraͤflich 


vnd beftendig, in der gefunden lehr, gegen die hellifchen Pfors 
ten erhalten. Be 

Darnach foll der Superintendens, mit den andern Kirchen 
biener vor den Altar nibder Enien, vnnd die Ordinanden, mitten 
ein, aller nechft bei den Superintendenten Vnd fol der Chor 
das Veni sancte spiritus fingen. Darauff fingt man ben 
Verficul: Cor mundum crea in me Deus. Vnd wirdt ge 
antwort: Et spiritum reetum innoua in uisceribus meis. 
So bald liefet man die gewonliche Collecten vom heyligen gepft. 

So diſs gefchehen, ‚Drette der Ordinator empor, vnd leſe 
gegen den Drdinanden das dritte Gapitel der Erſten an Timo⸗ 
theum, biß zu ende des erften vnderſcheydts. Dem Lefterer in 
die ſchmach vnd ſtrick. 

Dody mag er aud) das gange Gapitel, ober fo vi er Para⸗ 
graphos wil, verlefen. Darauff liefet man auß dem zwentzig⸗ 
ſten capitel der Apofteln Gefchicht den Paragraphum: So habt 
nun acht ꝛc. Endet: Vnd als er ſolchs gefagt ıc. Darnadı 
fol er die Drdinanden alfo anreden. 

Erſtlich, fo hört je hie, das euch der heylige genft berufft 
vnd fegt zu Bifchoffen in feine herde oder kirchen, darumb fol- 
let jr gleuben vnd gewifs fen, das jr von Got ſelbs beruffen 
werdet, Weil euch die Lich, fo euch hieher geſant, und welt 
liche obrigkeyt berufft und begeret hat, Dan was bie Kirch vnd 
obrigkeyt hierin thut, das thut Gott durch fie. Damit jr nicht 
eingedrungen geachtet werden. 

Zum andern, hört jr hie, beyde wie je für eiwer perfon le 
ben folt, und mas euch in der kirchen zuthun iſt, Nemlich, bas 
je fie follet wenden, vnd bedenden, das euch nicht Genſe obder 
Schwein zuhüten beuolhen werden, Sondern die Herde Got 
tes, die er mit feinem Blut erworben hat, zumenden mit dem 
reynen wort Gottes, vnd zumachen, das nicht Rotten oder Woͤlff 
vnter dem armen heufflein einreiſſen. Darumb nennet er ſolch 
Biſchofflich ampt eyn Eöftlich werd, vnnd lobet die fo des be: 
geren. Seidt jr num millig vnd bereydt folch ampt anzunemen 
und trewlich zuuerfahen, So wöllen wir auß befelch der Kirchen 
durch onfer Ampt auch ‚ordinieren vnnd beftettigen, Wie fanct 
Paulus Zito und Timotheo gebeutt, das fie follen in den Stet: 
ten Priefter fegen, vnd das Wort befelhen denen, fo tädhtig 
fein auch andere zulehren. 


Respondeant. Volumus. 
Da follen fie antworten: Wir fein wilfig. 


Als dann leg ber Superintendens, Vnd die andern Kir 
shendiener jre hende auff der Ordinanden heupter, und ſpreche 
das Vatter unfer, mit lauter ſtimme vber fi. So er aber 
will, und die zeit erleiden Fan, mag er volgendt Gebet, Darinn 
alleyn drei bitt auß dem Vatter Vnſer, ettwas meitleufftiger 
begriffen „fprechenn. on 

Barmhergiger Gott, hymliſcher vatter 2c. [nie in ber 
Medlenb. 8.:D.] 

Ferner, Da nun der Superintendens, auf der Relation 
bes Vifitatoris etliche Lafter, Gebrechen voder Mangel in ben 
Dienern, Pfarrlindern, Oder Kirchen befinde, Welche der Wis 
fitator inn feiner Vifitetion nicht hette abfchaffen vnnd ‚richtig 
machen konnen. Diefelbigen fol er zu fich fordern, und von 
ſalchem abzuftchen, vnterſagen, warinnen er verhrochan, geittot, 


\ 1586. CV. Ruspfühiiche Sicchenprhunng. 


ar oder zuwenis gethan heue, guͤtlich erinnern vud vnber⸗ 
weiſen. 

Weren aber aliche ſo halßſtarrig, ſo von jren laſtern vnd 
maͤngeln nicht abſtehen wolten, oder ſunſten die ſachen wichtig 
vnnd yrrig, das er ſie alleyn nicht verrichten moͤcht. Daſſelbige 
fol er an den Synodum bringen, das bafelbft von, an bem ordt 
ſtatuirt vnd geſchloſſen werde. 


Im fall auch der Superintendens eynen oder mehr vnter⸗ 
thanen zu ſich fordern wuͤrde, der etwan ſeines wandels halben 
zuſtraffen vnnd zuuermanen, vnnd aber derſelbige vngehorſam 
auffen bliebe, fol er dasſelbige dem Amptman des orts anzeys 
gen, vnnd vmıb- gebiulihe hoͤlff ancuffen. 

‚Wo aber ber Amptman nit beihanden, oder fonft enbehüfe 
lich, ſolchs an vns die Landtherrn ſelbs, gelangen laſſen.“ 


Vonn Spnodis. 


„Dieweil auch die Synodi zu erhaltung dee e reynen Eatho⸗ 
liſchen lehr faſt notwendig. So ſollen die Superintendenten 
alle jar eyn mal, eynen Gemeynen Synodum durch vnſere gantze 
Graueſchafft, auff ben Montag nach Michaelis, Das erſte jar 
zu Coͤrbach, Das ander jar zu Wildungen, Das dritte jar zu 
Mengernidhufen, Vnd alfo per ordinem vorthan halten. 

Es foll auch den Superintendenten frei flehen, da es bie 
notturfft erfordert, feine Pastores, fo in feine Superattenden- 
tiam gehören, zu ſich zuerfordern, vnd eyne fondere Conuoca= 
tion, Wo, vnnd Wann e8 am beften gelegen, zuhalten. Bu 
folchen gemepnen vnnd fondern Beitünfften, fol eynem yeden 
Superintendenten Vifftatorn und Pfarhern, von feinen Caſten⸗ 
meyſtern zerunge gegeben werden. 

Da auch eyn Superintendens auß der Relation vernehmen 
wuͤrde, das ettliche von den Pfarrkindern auff den Synodum zu 
Eitiren weren, Das ſoll er zum wenigſten viergehen tage zuuor 
den Amptleuthen, darunder fie geſeſſen, anzeygen, fie dahin 
haben zubetagen. 

Des erſten tages, ſoll inn gegenwertigkeyt aller, ſo zum 
Synodo gehörig, das Veni sancte geſungen ober. geleſen wer⸗ 
den. Vnd fol der Superintendenten eyner eyn erhortation ad 
Beclesiasticam disciplimam , oder funften nach gelegenheyt der 
—5 ,thun, mit kurber errang, wecumb ‚ber. Synodus an⸗ 
geſtellet. J — 


177 


Demnach fo ſollen bie Superintendenten per ordinem bie 
laſter, fehl und mangel, fo fle in jrem bezirck an ber lehr, leben 
oder funft befinden, fein ordentlich vermelden. 

Volgents, Wann ſolche gemeyne ſachen abgehandelt, follen 
die Pfarrherrn jre gebrechen, wes fie der hetten, seyn yeder in 
ſonderheyt, anzubringen, gehort werden. 

Wes yrrungen zwiſchen den Paſtorn vnd Pfarrkindern vor⸗ 
fielen, ſollen darnach verhandelt werden. 

Hetten auch die vnderthanen Supplicationes anzubringen, 
die Geyſtlichen ſachen belangend, ſollen auch volgents ange⸗ 
nommen, vnd darauff beſcheyd gegeben werden. 

Auff dieſen erſten zukuͤnfftigen Synodum, follen alle Pa⸗ 
ſtores, vnd eyn yeder in ſonderheyt, fein Confeſſion De sans 


doctrina et articulis Fidei, ſchrifftlich oder muͤndtlich eins, 


bringen. 
Aber vorthan, follen die Superintendenten, alltorge zu ende 


de8 Synodi, eynen Locum communem den Pastoribus propos : 


niren und befelhen, das auff dem zulünfftigen Synodo eyn yes 
der fein Iudicium vnd meynung darauff fchrifftli im lateini⸗ 
ſcher ſpraach vorlegen ſoll. 

Vnd alles was auff dem Synodo tractirt dvund beſchloſſen 
wirdt, ſol mit fleiſs verzeychnet vnd auffgeſchrieben werden. 

Nach entlichem beſchluſs cantetur wel legatur: Te Deus 
laudamus, et dimittsntur cum Benecddietione, 

Actum Coͤrbach, Dienſtags nad) Laetare, Anno Nach 

Chrifti vnſers erlöfers geburt MDLVL 


Praesentibus. 


Iodoco Monich. 
Iona Trygophoro. 
loanne Mercatore. . 
‘: Hermanno Vinero LL. D. 
Hermanno Nellio, 
Melchiore a Linden, 
Nicolao Weigeln. 


Ioanne Lycanla. 
Rheinardo Trygophoro, 
Theodorico Rafflenboel. 
Bertholdo Caluo. 

Iusto Abelio. 

Stephano Spee, 
Matthaee Taschio. 


Ioannes Lycaula subscripsit. 
Rheinardus Trygophorus, sst. 
Theodorus Rafilenboel, sst, 


Getruckt zu Marpurg bei Andres Colben 21. Augusti. 
Anao Domini MDLVI. J 


DZ 


CV. 


airchenordnung Wie es mit der Chbriſtenlichen Leere, heiligen Saeramenten, vnd Ceremonien, 


inn des Durchleuchtigſten Hochgebotnen Fuͤrſten vnd Herren, Herrn Ottheinrichs, Pfaltzgrauen bey Rhein, des hei⸗ 
ligen reihen Reichs Ertzdruchſeſſen vnnd Churfürften, Hertzogen inn Nidern vnd Obern Bayrn ekt. „Chur vnd 


Fuͤrſtenthumben gehalten wirdt. 


Iſt Struvens Bericht gegrundet 63 Kirchenbiſt. ©. 4 ff.), 
fo hat Herzog Dito Heinrich von Ma —— nachbem er dem 
Kurfhrften Friedrich IL. (geſt. 26. Zebrr aAb56) in ber Kur gefotgt 
on, durch Heinrich Stolo , Michael Diller und Joh. Mar—⸗ 
ba⸗ eine Kirchenordnung nerfecti laflen, welche aus ber erften 
Reuburger v. 1583, der Württemberger bes Herzogs Chris 
ſtoph, und ber "Straßburgifiden von Gapito und Bucer 
gerogen tft (f. auch zueab fon, Gere bi Kuueien 1 Hi svang- 
Ks. der Prov.-.Nheinkand Weſtphalen, S ). Diele 

I. 


"Das tg 
ftoph — der Grundlage der K.⸗O. v. 1854. 
turfürftiich 


MDLVL 122 91. 4. 


Nachricht iſt indeſſen irrig. Die vorl. KO. iM bietmehe m mt efn 
wörtlidher Abbrud ber von Struve nit gekannten K.⸗O. v. 
1554,' welche ber Herzog mit einem neuen. ate, „dd. 
gm Dfterfonnabend, ben pierten tag des Monats Aprilia na 
— gepurt 1556 ” nunmehr auch für die Kurlande yublis 
cirte. e gebentt ausdrüdtic der K.⸗O, bes Herz Chris 
Rach: angefvetener 
er Rigierung, heißt es weitee, :-habe.der Herzog „die 
Religion an leere vnd Kirchenbienft, niht one ee icrig nah 


178 


dergeftalt vnrein befunden, das wir aus Ghriftlishem vnnd fchul« 
bigem eifer, von Ampts vnnd Obrigkeit wegen, billig bewegt wors 
den, bifem Ghriftlichen handel mit ernfllihem fleiß nachzubens 
den.” Es feien deshalb die früher in Drud ausgegangene und 
andre namhafte K.⸗O. ben Theologen des Herzogs und anderen ges 
lehrten Raͤthen zugeftelt und ihnen „eine &ottfelige, beilwertige 
Drbnung ber leere, Saeramenten und Geremonien abzufaffen bes 
fohlen“ worden. Diefe hätten nun fich „bifes wichtigen hanbels... 
ernftlich& fleiß angenommen” und „eine gute zeit barob gefeffen,” 


assr. Ovız. Sächfifihe Geueralartikel. 


der Kurfürfk aber babe das von ihnen verfaßte Buch als „chris 
ftenlich ond leidenlich ruͤmen hören.” Wei näherer Betrachtung 
ergiebt fich aber, daß die Unterfchiede nur in ber Rechtfchreibung 
und bem comprefferen Drucke, fo wie darin beftehen, baß das Examen 
ordin. bier in der Kecenfion erfcheint, in der es in ber Ausg. ber 
Meckenb. K⸗O. v. 1654 abgebrudt iſt. Am Schluffe: Gedrudt 
zu Neuburg an ber Thunaw, inn Hanſen Kilians, Ehurfuͤrſtlichen 
Secretarii, Druckerei. Anno. MDLVI, Wie in ber Ausg. von 
1554 folgen die Schrift von Eheſachen und die Schulorbnung. 


Kirchenordnung. Wie die inn der Marggraueichaft Baden Pfortzheimer theils, auch andern 


Marggraff Carlind zu 


Auch dieſe Kichenorbnung ift bi8 auf wenige unbedeutende 
Abweichungen eine Rateberhotung ber R.:D. des Herzogs Chri⸗ 
ſtoph v. Württemberg 1653. Zwei Heine Zufäge über ben Ge- 
brauch bed kleinen Katechismus Luthers &. LIII und bie Peri⸗ 
en des Sonntags nach Mariaͤ Magbatend und nad) Pauli Wes 
tehrung &. CVI And ber Pfälzifhen K.sD. 1554 entlehnt. Das 
Mandat, durch welches ber Markgraf Karl biefe K.D. für ben 
Pforzheimer Theil der Markgrafſchaft, die Markgrafſchaft Hach⸗ 
berg, die Landgraffchaft Sufemberg unb die Herrfchaften Roͤt⸗ 
ten und Babenmweiler publicirt (dd. Pforgheim, ben erften Jumii, 


Baden und Hochberg, Marggrauefchafft, Landtichafften vnd Herrfchafften fol angericht vnd 
gehalten werden. Getrudt zu Zübingen MDLVI. CXXX ©. 4. 


Anno ıc. im fechs vnd fünffzigiften), nimmt ausbrüdlichen Bezug 
auf den Augsburger Religionsfrieben , in welchem „ber Allmechtig 
Gott, one zweifel meniglich, vnd fonberlich den Eleinmütigen zu 
troft, durch fein Göttliche gnad und fenbung des heiligen eifte, 
fouil weiter gemittelt, das auff anfehenlichen, treffenlichen vrfa= 
chen, und zu erhaltung gemeines friebens, chriftenlich vnd loͤblich 
verabfchidt, vnd meniglich frei geftelt worben, one beſorgnuß welts 
lichs gewalts , inn feinem Gebiet onnd Oberkeit, der Ehriſtenli⸗ 
hen, Apoftolifhen Leer, vnd Augfpurgifhen Gonfeffion gemefle 
Leer ond Kirchen Orbnungen, auffzurichten.“ 


1557. 


CVII. 


General Articul vnd gemeiner bericht, wie es in den Kirchen mit deu Pfarherrn, Kirchen: 
dienern, den Eingepfarten, vnd fonft allenthalb ordentlich, auff Herkogen Auguften Ehurfürften zu Sachſen ıc. in 

juͤngſt verfchienen Zünff und Sechs und funffsigften Iharen, verordente ‚und befchehene Wifitation, gehalten werben 
0 fol. MDLVO. 13 8. 4. 


Sm 3. 1555 wurbe im Kurf. Sachſen eine Rifitation 


angeorbnet, für welche eine befonbere, zum Theil auch durch 
den Drud bekannt gemachte Inftruction erlaffen wurbe 
(Artikel: gegogen aus ber Churf. Inftraction 
ber Bifitatorn bes Churfreis zu 
geben im.1555 Jar ıc., Witteberg. Gedrudt 

uch Hans Iwfft. 1555. 2 3. 4). Nah Beendi⸗ 
gung berfelben erichienen die folg. Generalartikel, die erfte 
organifche Kirchengefehgebung der Kutlande. Mannichfach 
vermehrt ſtehen fie auch in der K.sD. v. 3. 1580. (f. u.) 


* * * 


Als der Durchlauchtigiſt Hochgeborne Fuͤrſt vnd Herr, 
Here Auguſtus Hertzog zu Sachſſen, des heiligen Roͤmiſchen 
Reichs Ertzmarſchalh vnd Churfuͤrſt, Landgraff jnn Doͤringen, 
Marggraff zu Meiſſen, vnd Burggraff zu Magdeburgk, vnſer 
gnedigſter Herr, zu anfang des nechſt verlauffenen Fuͤnffvnd⸗ 
funfftzigſten Jares, auff vndertheniges anſuchen ſeiner Chur⸗ 
fuͤrſtlichen gnaden Yandfchafft, etzlichen feiner Churf. gnaden 
hirzu ſonderlich verordenthen, jnn ſeiner Churf. gnaden Chur 
vnd Fuͤrſtenthumben, auch andern S. Churf. G. zuſtehenden 
Herrſchafften vnd Landen, eine Chriſtliche Viſitation, fuͤrzuneh⸗ 
men vnnd zuhalten, befohlen, 


ach ſen, vber⸗ 


Welche auch durch bemelte ſeiner Churf. gnaden Vifitato⸗ 
res, vermuͤge feiner Churf. gnaden jhnen zugeſtalten Inſtruc⸗ 
tion, fo auff die Augſpurgiſche Eonfeffion , und durch weilandt 
den Ducchlauchtigen aud) Hochgebumen Fuͤrſten vnnd Deren, 
Herrn Heinrichen Dergogen zu Sachſſen ze. hochlöblicher vnd 
feliger gebechtnüs, Anno ac. rl.‘ verordente vnnd gefchehene 
Vifitatton, gerichtet, mit befonderm tremen vnnd Chriftlichen 
flets, Sott lob, jns werck geſatzt, vnnd allenthalben vorricht "und 
volbracht, Vnd fein Ehurf. ©. von mehr gemelten feiner 
Churf. ©. verordenten Bifitatorn, nach fo, wie berurt, vorrichter 
Viſitation onbertheniglich bericht entpfangen, wie und welcher 
geftalt, fie es in folcher Vifitation, beides in der Lahr, leben 
vnd wandel, der Kicchendiener, und eingepfarten, auch der Kirs 
hengütter und Einkommen, allenthalben befunden, Auch wie 
fie die ihnen befohlene Vifitation, vermüge mehr berurter feis 
ner Churf. gnaden Inſtruction, gewalts und befehlichs voln⸗ 
bracht, Vnd durch die vorordente Viſitatores, darneben bebacht, 
bas etzliche General und gemeine Articul, Kirchendiener, deren 
vnderhaltunge vnd Eingepfarte, belangende, zu mehrer handha⸗ 
bunge, der Viſitation, zuſammen gezogen, vnd jnn druck geben 
werden ſolten, Damit ſich menniglich, ſo es belangt, vmb ſo⸗ 


"1558. ovıL Auchſiſche Seueralartifel: 


niel mehr vnd gewiſſer, darnach zurichten, Vnd mit der uns 
wiſſenheit, nicht zu entfchuldigen haben möge, Demnach ha- 
ben feine Churf. ©., ſolchen ihren angewandten vnnd Chriſt⸗ 
lichen fleis, gnediglich vermarckt, Vnd nachdem S. Churf. 
G., auff obberurt jhr bedencken, ſuchen vnnd bitt, auch fuͤr ſich 
ſelbſt geneigt, alles das zubefordern, damit die warhafftige Re⸗ 
ligion, ſo in der Prophetiſchen vnd Apoſtoliſchen ſchrifft er⸗ 
gruͤndet, jnn der oberwehnten Augſpurgiſchen Confeſſion ver⸗ 
faſſet, vnnd in ſeiner Churf. G. Lande Kirchen bekentnuͤs, zur 
zeit des juͤngſten Babſtiſchen zu Trient gehaltenen Concilij, re⸗ 
petirt, vnnd widerholet, inn feiner Churf. G. Gebietten, ans 
einige verhinderung, miſzbrauch, verſeumnuͤs vnd ergernuͤs, 
fontel jmmer muͤglich, gehalten vnd erhalten, den Kirchen auch 
jre guͤtter nicht entwendet, ſondern was deſſen vnbefugter vnd 
vngebuͤrlicher weiſe, geſchehen vnd fuͤrgenohmen, abgeſchafft, 
die Kirchendiener gebuͤrlicher weiſe vnderhalten, Dergleichen 
auch gute Policej, ſitten vnd erbarkeit, beides, bey Kirchendie⸗ 
nern vnd gemeinem Volck, vmb ſouiel mehr befordert; Als 
haben feine Churf. G., ſouiel die guͤtter anlangt, fo hin und 
wider den Pfarren, und deren bienern engogen , oder aber vor⸗ 
tingert worden, albereit zum theil gebürliche vnnd ernfte befeh- 
lich, ausgehen laffen, Damit biefelben widerumb den Pfars 
herrn vnd Kirchendienern, eingereumbt ergetzt, und erftattet 
werden, feind auch ſolchs ferner zuuerordenen entfchloffen, Der: 
gleichen vnnd da S. Churf. G. vermarckt, das es dienotdurfft 
erfordert, vielen Pfarhern in Stedten und Dörffern, zu ihrem 
jherlichen vnderhalt, zimliche zulage, Auch den alten vorlebten 
Kirchendienern, jherliche Prouifion, auff ihr leben, verorbenet, 
Vnd wollen fein Churf. &., da derhalben ferner klage oder ans 
ſuchen, an fein Churf. G. gelangt , ſich jeder zeit ber gebür, 
förder zu. ergeigen wiffen, So viel aber die obbemelten Ges 
neral vnd gemeine Articul anlangt, haben S. Churf. ©. die 
felbigen, tote die von S. Churf. ©. verordenten Vifitatorn, be 
dacht, mit S. Churf. G. Hoffs und LandtRethen, ferner erfe: 
hen und berathichlagt, Vnd dieweil boraus zubefinden, das fie 
zu ablehmung vnd vormeidunge, allerhand miſzbreuch, fo bey 
den Kicchendienern und eingepfarten, eingeriffen, Auch zu befors 
derunge gutter Policej, fitten und erbarkeit, vornemblich aber 
zu wircklicher Erscution, handthab, vnnd haltunge, ber ergans 
genen Vifitation, erſpriſzlich, dienſtlich, und hochnotwendig, 
die in ein ordnunge faffen, folgender geſtalt, auch jnn druck 
zubringen, zu Publiciven vnnd zu eröffenen, befohten. 


Bon ber Lahr ond was bem Vold vorzutragen. 


Erftlichen follen alle Pfacheren vnd Prediger, vor jre per 
fon, Gott fleiffig danden, auch in ihren Predigten, vnd zu 
jeder zeit, das Vold zu hertzlicher dandfagung, tremlich und 
fleiffig vormahnen, das derfelbe vnſer lieber Gott, jnn dies 
fen Landen fein. Götlih Wort, von vnſerer Erloͤſung, gne⸗ 
diglich offenbaret hat, Vnnd bitten,-auch zu folchem Gebet, auff 
ber Cantzel anhalten, das Gott ſolchs weitter bey und erhalten, 
vnnd fruchtbarlich gedeien und zunehmen laſſe, Hirzu alle Chrift- 
liche Obrigkeit, in rechter erfanter lahr, beftendiglich erbalten, 
ſtercken vnd bekrefftigen, auch erbare gutte zucht, vnd Chrift« 
liche Difeiplin in dieſen Landen, altergnebigft vorleihen wolle, 

Damit auch folche Chriftliche Lahr, inn den Kirchen diefer 
Lande, wie bilähere,.cein vnd vnmorfelfcht geleret, auch ferner zus 


u 179 
nehmen vnd gepfiangt werden möge, So wollen feine Churf. 


G.., das alle Pfacheren nicht anders, dann Biblifcher, Prophes 


tifcher, Apoftolifcher gefchrifften, unnd benfelbigen nach der 


Augfpurgifchen, vnnd vnlangſt ihnen zugeftelter Sechſſiſcher 
: Gonfeffion und Repetition, fo im nechſten Einvndfunfftzigſten 
“ Zar, wie berurt, wegen bes jüngften Bebftifchen Tridentiſchen 


Coneitij, zu Wittenberg in Drud vorfertigt, gemes und gleiche 
förmig. prebigen, und die heiligen hochwirdigen Sacramenta, 
nad) der ordnung und einfegung vnſers lieben Herzen und Hey⸗ 
lands Jeſu Chrifti, reihen, Desgleichen auch ihre Kirchen, zu 
fleiffigem anhören Gottes Worte, vnnd offter empfahung des 
heiligen hochwirdigen Sacraments, des Leibs und Bluts vn⸗ 
ſers Herren, trewlich vnd fleiſſig vormanen, Do auch einer 
oder mehr, anders lehren, oder aber bie hochwirdige Sacra⸗ 


menta, andere reichen odder gebrauchen würden, ber odder dies. 


felben, follen inn feiner Churf: ©. Landen, Ienger nicht gedul⸗ 
det, Sondern nad) gelegenheit des jrtumbs, verfürung vnd 
verwirdung, in gebürliche ftraff genommen werden. 

Auff das aud) das gemeine, fonderfich aber, das junge und 
albere Vol, die nöttgften ſtuͤck der Chriſtlichen Lahr, defto 


bafz vorftehen, lernen vnd faffen mögen, So fol die Lahr des - 


Satechifmi, inmaffen dieſelblg, durch weilandt den ehrwirdigen 
und hochgelarten Hern Doetorem Martinum Lurherum fette 
gen, inn druck geben, und vorhanden, fambt feiner auslegung, 
fleiffig onnd zum offtern mal, gehandelt, geuͤbet, und ſtetigs 


auff eine form vnnd meife, trartirt, inn fonberheit aber das 


junge Volck, zu ausdruͤcklicher nachfprechung desfelben , geweh⸗ 
net, darinn auch offt und offentlid) befragt, eraminiet vnd vers 
bort werden. i 


Welche Bücher notwendig, in allen Pfarren fein ſollen. 


Es ſollen in allen Kirchen, zum aller wenigſten die Biblia, 


durch ermelten Doctorem Martinum verdolmetzſchet, desglei⸗ 
hen auch die Augſpurgiſche Confeſſion, vnd deren obgemelte⸗ 


repetition, ſambt einer Agenda, ſo hochermelter Hertzog Hein⸗ 


rich zu Sachſen ꝛc. hochloͤblicher ſeliger gedechtnuͤs, im jar 1040. 
ausgehen laſſen, vnd dann die Loci Communes Philippi 
Deutſch, vnd in Lateiniſcher ſprach (damit ſich die armen Pfar⸗ 
herrn derſelben mangels nicht zubeklagen) vorhanden ſein, 
oder nachmals foͤrderlich erkaufft, vund den Pfarherrn, zu be⸗ 
fuͤrderung jhrer ſtudien, in jhren gebrauch vbergeben, doch nichts 
deſto weniger jnn der Kirchen Inuentarium, auff das dieſel⸗ 
ben, jede zeit dabey zubefinden, beneben anderm gebracht vnd 


verleubet werden. 


Von der Tauffe. 


Das hochwirdige Sacrament der Heyligen Tauffe, ſol mit 
aller hoͤchſter Reuerentz, ehrerbiettung, one einige vnchriſtliche 
miſzbreuche oder leichtfertigkeit, der bey oder vmbſtehenden, 
jnnhalta der Agenda, gehandelt werden. 

Die. Kindlein fo in noth, in beyſein Chriſtlicher Gottfuͤrch⸗ 
tiger Weiber getaufft, ſollen anderweit in der Kirchen nicht ger 
taufft, beſondern allein die Confirmation (vermoͤge vnnd jnn⸗ 
halts der Agenda) vber ſie geleſen, vnnd Gott dem Herren ge⸗ 
dauckt und gebettet werben. — | | 

VBnd fol. kein Pfarherr bie jungen kindlein, vmb ihrer Eis 
dern fünde oder unbusfertigkeit willen, mit dee Tauffe vor⸗ 
23 + 


7 


180 | "ass. Cvrr. Sächlihe Seuercharuikel. 


I, Odber aber aller binge vngetaufft ligen vnd ſterben 
laffen. 
Als and vnlaugkbar vormardkt, das bey vielen bas Hoch⸗ 
wirdige Sacrament der heiligen Tauffe, vmb das einbinden, 
gefchend vnd fonderlichen nutzes, etwan auch vnzimlichen 
prachts vnd hoffart willen, mit groſſer mennige der gebethenen 
Geuattern, jnn ergerlichen miſzbrauch gezogen, Vnnd alſo etz⸗ 
liche hierdurch kremerey, faſt derglelchen, wie vorruckter zeit die 
Meſzpfaffen im Babſthumb, dem Nachtmal des Heren gethan, 
auffrichten, Vnd zu erbermlichem anſtoſſe dev einfaltigen, ein⸗ 
fuͤren, vnd alſo denſelbigen gleich ſuͤndigen, vnnd mit dieſer 
leichtfertigkelt, Gottes zorn, wider uns erregen thun, So ſollen 
hinfuͤro nicht meht dann drey Geuattern gebeten, und hierüber 
nlemandes zugelaſſen werden. 

Es ſoll auch das gefreſſe und groffer vnkoſt, fo an vielen 
enden, vnd fonderlich vff den Doͤrffern, bey der Linder Tauffe 
gewoͤnlich gehalten worden, abgefchafft werben. 


Bon der Yriuat Abſolution. 


Es foll niemand zum hochwirdigen Sacrament des Leibs 
und Bluts des Heren Chriſti, zugelaffen werden, er habe denn 
zuuor bey feinem ordenlichen Paftor oder Diacon, die. Priuat 
Abfolution gefucht, Vnd follen Paftor vnd andere diener im 
Predigamt, die jungen vnnd andere Perfon, von ber Lehr fleifs 
fig fragen, vnd die jhenigen, fo vnterweyſung bedürffen, zu 
jeder zeit, fo viel muͤglich, unterrichten, Sollen aber niemandt 
beladen, mit erzelung heimlicher fünden, fonder ſollen bey der 
vnterweyſung, den perfonen nach gelegenheit, vermanung zur 
befferung und troft, fürtragen, Vnd fo fie befferung zufagen, 
ihnen die Abfolutio ſprechen, wie aus guten vrſachen, jnn den 
vorigen Viſitation bedacht ift, das in den Kirchen biefe weis 
zuerhalten ſey, Denn iha die Paftores willen follen, welche 
perfonen zur Communio kommen, vnd dad nicht zugelaffen 
werden, folche, die jun offentlichen fünden verharren, So ift 
auch onterweifung und troft, vielen nuͤtzlich. 

Darumb follen auch die Paftores odder Diacont, jebe Per: 
fon, die zue Communio gehen mil, jnn ſonderheit zuuor hören, 
vnd nad) der onterweifung, vermanung und teoft, nad) ber pers 
forı gelegenheit, ihr Die Priuat Abfolution fprechen, Vnd follen 
nicht einem gangen hauffen zugleich, ungehort, ein gemeine 
Abſolution ſprechen. Vnd biefes vorhören vnd Abfolutton 
ſprechen, ſoll nicht in des Paſtors oder Diacon haus geſchehen, 
ſondern nn ber Kirchen offentlich, den Sonnabent oder Veſper⸗ 
zeit vor dem Feſt, damit ſolches alles, mit groſſer zucht und 
mit ernſt, ausgericht werde, jnn beyweſen, vnd bey dem gebet 
des Volcks, das alsdann in die Kirchen, zum Veſper gebet 
kommet. 


Bon der Eommunios. 


Sontag vnnd etliche andere Cheiftliche Feſt, follen gehal⸗ 
ten werden mit zuͤchtiger verfamlung jnn die Kirchen, Chriſt⸗ 
licher Predig, Geſang, ernftlicher anruffung Gottes, vmb gnab 
und hilf inn allen nötten, vnd mit dandfagung. 

Wnd fo offe etliche perfonen ber Communio begeren, fol 
auch die Communto alfo gehalten, wie fie durch des Heren 
Ehtiſti befehlich geordnet iſt, das beyde geflalt gereicht vnd em⸗ 
pfangen werden, mit vorgehender vnd folgender ernſtlicher ans 


ruffung vumd danckſagung, Vud ſollen bie Predicanten das 
Volck unterrichten, das ſie offt Communicirn, jhten glauben 
zu erwecken, vnd des Herrn Chriſti groſſe gnaden, Sterben vnd 
Aufferſtehung, ſamlung vnd erhaltung der Kirchen, vnnd alle 
gnedige verheiſſung, offt zubetrachten, und dabey deſto ernſtlicher, 
Sott anruffen vnnd jhm dancken, Vnud ſollen die faule, kalte, 
fichere, ſchlefferige herden, die ben Chriſtlichen troͤſtlichen brauch 
des Heiligen Sacraments nicht betrachten, vnd nit achten, offt 
mit ernſtlicher erinnerung ſtraffen, vnd die Gottfoͤtchtigen zur 
Communto vermanen, So aber am Sontag oder andere Feſt, 
nicht Perfonen da find, die zur Communio gehen wollen, fol 
eine Communio gehalten werden, Sonder das Feſt fol mit 
Predig, ernſtlicher anruffung Gottes, vnnd danckſagung, und 
keine Priuat nach Opffer oder Bebſtliche meſz, gehalten werden. 


Wann die Leuthe Communicirt haben, ſollen ſie ſich, vor⸗ 
nemblich denſelbigen tag, der Bierheuſer vnd Kretzſchmar, auch 
der vnordentlichen Tentze, vnd anderer leichtfertigkeit, enthal⸗ 
ten, Odder aber darumb ernſtlich geſtrafft werden, Wuͤrden 
aber die Pauern den tag zugelaſſene Gemein halten, vnnd da⸗ 
bey Bier trincken, ſo ſie alle zalen muͤſten, Als ſol dem, ſo den 
tag Communlſcirt, fein anteil, wie einem krancken, anheim ges 
ſchickkt werden, Die vbertreter, fo nicht gelt zugeben haben, 
ſollen mit dem halfzeifen geftrafft werden. 

Es fol auch Bein Pfarherr oder Kirchendiener, jemandes, 
der in feine Pfarre nicht gehörig, das Hochwirdige Sacrament 
reichen, inn anfehunge, das zum offternmal viel vnnd mancher⸗ 
(ey vnrichtigkeit, doraus erfolget, Es weren bann wanderende 
odder Erande perfonen, und wie berurt, wol vnderrichtet. 


Bon Eerenmien. 


Mit denn Ceremonien bey der Zauffe, Communton, Selten 
und gefengen inn ber Kirchen, auch dem Gopuliren odder 
trawen, vnd ehelic) zufammen gebungen, vnd font, Soll es 
nad) obbemelter, Anno x. 40 
S. Churf. G. jnn manglung mehr zudruden, gnedigfl verord- 
nen wollen) gehalten werben. 


Wie fich die Bingepfarten, gegen Gottes Wort, vnd den Koch: 
wirdigen Sacramenten, vmb ſonſten im inem leben vub wandel, 
vorbalten follan. . 

Es ſollen fich jebes orts eingepfarte, inm allem thım Thres 
lebens, vnnd fonderlicy mit anhoͤrung Gottes Worts, mit ent 
pfahung des Hochmwirdigen Sacraments, vnſtrefflich und Chriſt⸗ 
lich vorhalten, Do aber einer oder mehr, deme zuwider, ons 
chriſtlichs ergerlichs lebens, und vorechter Gottes Worte, bes 
funden, Sonderlich die das hochwirdige Sacrament, in beider- 
len geftalt, weil das Euangelium, rein vnnd iautter gepredigt 
worden , niemals oder jnn viel jaren, nicht gebraucht hetten, 
oder aber fonft offentliche vorechter Gottes Worts wehren, und 
von ihren Pfarhern, deshalb Chriſtlich vermanet, vnb fleiffig 
geleret vnnd vnderwieſen, im vorgefegten ergerlichem und boͤſem 
leben, halftarrig und onbusfertiglich vorharren würben, die, follen 
ber Obrigkeit jedes orths angezeigt werden, Vnd wo bie nicht 
gebuͤrliche ſtraffe vornehme, alfo dann, follen diefelben vorech⸗ 
ter Gottes Worte, zu keiner Tauff oder Communion, one vor» 
gehende vechtichaffene rew vnnd buffe, zugelaffen, ober da fie 
von binnen abfcheiden ober flechen, mit Feiner gewoͤnlichen vnd 


. außgegangner Agenda (devev _ 


"ass. Ovan Bächfifche GBeneralarttkel. 


Chriflichen Sotemnitet, gleich andern Chriſten zur erben bes 
flattet werden. | — 

So follen auch die jhenigen, fo an Feſten vnd Sontagen, 
vor vnd mac mittag (fonderlich. aber. auff ben Dörffern) die 
Predigten vorſeumen, unnd ſich zuuorn bey den Pfarherrn und 
Richtern jedes orts, jhrer vorhabenden nothwendigen geſchefft 
halben, micht entſchuldigen, mit zimlicher geltbuſſe, odder do fie 
des vormoͤgens nicht weren, mit dem: halseiſen an der Kirchen, 
oder anderm gefencknuͤs geftrafft werben. 

Welche under ber Prebigt oder bem Ampt, inn und auffer 
der Kirchen, onfug treiben, mit mafchen, lachen, vnd anderm 
Bergleichen, follen auch inn das halseiſen gefchlagen, odder 
fonft gezuͤchtiget werden. 

Von Eheſachen vnd Hochzeitten. 

Es ſollen die Hochzeitten, nicht auff den Sontagen oder ans 
dern heiligen tagen, Beſondern auff den werckeltagen in der wo⸗ 
chen, oder, do des einig bedencken ober vrſach, darumb es fcheblich 
vorfallen folte, vugeachtet deſſelben, ehr nicht, auff den Sons 


tagen vnd andern heiligen tagen, dann nach der Veſper vnd 


gehaltenem Catehifmo, angefangen vnd volnbracht werden. 
Vnd nachdem fich egliche daheim in jren heufern, höfen, 
eæuch wol vnderm Himmel, vnd nicht jun der Kirchen, tramen 
Inffen, boraus dann alleriey vurichtigkeit erfolget, Als fol bins 
fürn die Eopulierung vnnd zuſammen gebung oder einfegung, 
der Braut vnnd Breutgams, aufſerhalb der not, anders nicht, 
dann jnn der‘ Kirchen vor Chrifllicher gemeine, und mit beider: 


. feits Eidern, vormuͤnden, oder nechfter freundtfchafft vorwiffen, 


vnd foniten gar nicht, gefcheen. 

Alſo follen auch diefe Perfonen, fo fi in ehelichen ſtand 
zubegeben bedacht, zuuorn drei Sontage nach einander, öffent 
kich auffgeboten, vnd wann Bein hindernuͤs befunden, alsdann 
eingeleitet, vnd zuſammen gegeben werben. 

Grid damit man wiſſen mög, weiche nad, Goͤttlichen und 
gemeinen Kepferlichen Rechten, ſich mit einander zuuorehelichen 
worboten, haben ©. Churf. ©. alle vorbothene grad, nach ber 
Blutfreundſchafft vnnd Schwegerfchafft, zurechnen, abdruden, 


md zu ende biefer Articul fegen laſſen, So offt nun ein Seel⸗ 


. weifen, Weiche im fall der notturfft, do jhnen die fachen zu ' 


forger, vmb zuſammen gebung vorttawten perfonen erfucht, 
fol er die perfonen, fo fidy ehelichen wollen, befragen, Ob und 
wie fie einander verwandt, und wider obberurte vorbotens gras 
dus, Feine perfonen zufamen geben. 

Huch fol kein Pfarherr, in Heinen Stedten, auffn Doͤrf⸗ 
fern, oder Diacon inn Stebten, Ehefachen zurichten, oder aber 
bie Ehe zufcheiben, ſich vndernehmen, ſondern Diefelbe vor ihre 
georbenthen Supperattendenthen, zuuechören und zuuoreichten 


ſchwer, ober dermaßen vorwirret, das fie gerichtlich zu ent⸗ 
fheiden, ferner an das Conſiſtorium weifen und remittiven 
llen. 


Kein Pfarherr, ſoll auch einige frembde leuthe, ſo nicht jnn 
feine Pfarre gehoͤrig, copuliren oder zuſammen geben, jnn an⸗ 
ſehung, das viel vnnd offtmals, allerley. vnrichtigkeit hieraus 
erfolgei. 


Demnach auch etzliche von der weltlichen Obrigkeit, als 
Amptleuthe, Schoͤſſere, vnd etliche des Adels, ungeachtet, das 
fie vngelehet, heillger Schrifft und der Macht vnerfaren, hierzu 


auch ordentlich wicht beruffen, ober aber desſelben ſondetlichen 
befehl gehabt, fich vnderſtanden, Eheſachen zuuorhoͤren vnd zu⸗ 
ſcheiden, Sol ſich hinfuͤro derſelben niemandt weitter vnderfan⸗ 
gen, beſondern dieſe ſachen, den Supperattendenten, vnnd Con⸗ 
ſiſtorijs, zunorhoͤren, vnnd nach gelegenheit zuuorrichten, heim⸗ 
ſtellen, Do auch die Supperattendenten jan deme, jrer huͤlff 
beduͤrffen wuͤrden, ſollen ſie jhnen dieſelbige vnweigerlich leiſten 
vnd widerfaren, oder aber jnn weigerung, ſollichs an S. Churf. 
G. gelangen laſſen. 


Von Todten vnd Begrebnüſſen. 


So jemandt von Gott, durch kranckheit vnd toͤdtlichen ab⸗ 
gang, von biefem jammerthal abgefordert würde, ſoll derſelbige 


| nicht alſo bald begraben, beſondern zum wenigſten zwelff ſtun⸗ 


den, doheim im hauſe behalten werden, jnn betrachtunge, das 
etzliche durch geſchwinde kranckheitten oder amacht, etwan alſo 
ſchwach, mathlos, vnd vorzuckt, das fie vor tode menſchen an⸗ 
geſehen, vnd doch gleichwol vber etzliche ſtunden, widerumb ſich 
erholen, vorſtendig vnd lebendig werden. 

Alle todten ſollen eherlich beleittet werden, den lebendigen 
zu einer erinnerung jhrer ſterbligkeit, auff das ein jeder ſein 
ende, vnd wie vngewiſz dafſſelbige ſey, bedencke, auff das er fein 
leben jun busfertigkeit zurichten, vnd ſich zum tode bereit vnnd 
geſchickt zumachen, hierdurch vormanet werde. Den Leichen 
ſol allein an denen oͤrttern, da ſie begraben, Vnd nicht vber 
Landt an frembden ortten, gelautet werden, aus vrſachen, das 
ſolchs ein aberglaubige Superſtitio, vnd ſeinen grundt von dem 
ertichten fegefewer bekommen. 

Auch ſollen der Chriſten vorſtorbene Coͤrper, Chriſtlich vnd 
eherlich beleittet vnd begraben werden, Derwegen ſoll die leiche 
mit einem tuch eherlich bedeckt, vnnd mit dem Pfarherr, gloͤckner, 
Diaconis und Schulmeiſter, einen oder mehr, nach andacht und 
vormögen eines jebern, fambt den ſchuͤlern (da die vorhanden) 
vnnd mit Chriftlichen gefengen, dadurch die menfchen ihrer 
fterbligkeit, ond des Juͤngſten Gerichts, auch der frölichen auffe 
erftehung von den todten, vnd des Lünfftigen ewigen lebens, 
erinnert, zu ber erden beflattet werben. 

Damit auch die beleytung der-Tobten, befto Chriftlicher 
gejcheen möge, follen auff den doͤrffern, etliche perfonen von der 
freundfchafft (fonderlicd, wann ein aldes verftorben) mit.gehen, 
vnd die Leiche zum grad beleitten helfen, Ausgefchloffen, wann 
die Peflileng vegieret, alsbann fol ſolchs in eines jedern ‚ges 
fallen geftalt fein. 

Auff das auch die Kirchhöfe allenthalben, und fonderlich 
auff den börffern, da ſich Pfarherrn ober gloͤckner, bero darauff 
wachffenden greferep, gemeinlich gebraudyen, ehrlich vnnd rein, 
als ein Schlaffhaus der Ehriften, fo am Juͤngſten tage, von ' 


Chriſto aufferweckt, und fellg gemacht werben follen, gehalten, 


So follen diefelben mit mauern, blanden, zeunen und thuͤren, 
vorwarst, vnd vorm Vihe allenthalben mit fleis vormacht 
werben, 


Von Wahl vund MUmbt der Supperattendenten⸗ 


Es ſol mit der Wahl eins Supperattendenten, vornemb⸗ 
lich groſſe acht darauff gegeben werden, das nicht vngoſchickte, 
vntuͤgliche leuthe, aus gunſt darzu angenommen, obdder durdy 
etzlicher leuth fuͤrbitt, odder ſonſt eingedrungen werben, Son⸗ 


182 


dern dieweil es ein hohes ſchweres noͤtiges Ambt ift, Als wol⸗ 
len S. Churf. G., das Erbare, wolbetagte, erfarne, gelerte, 
wolgeuͤbte, Sottfücchtige mehner , inn hohen fchulen. vnd ans 
derswo, mit rath der Theologen geſucht, und S. Ehurf. G. 
zuuor vnnd ehe ſie beruffen, angegeben, Alſo dann, mit S. 
Churf. G. bewilligung, erwelet, ordentlich vocirt, onnd tie ges 
breuchlich, orbinirt, unnd von S. Churf. ©. entlich Confirmirt 
werben. 

Demnad dann ein Supperattendens,. andern Paftoribus 
vorſtehen, fie ontermeifen, vormahnen, flraffen, annemen, unnd 
entfegen helffen, vnnd ander ding, die hernach folgen, ausrichs 
ten fol, Will hoch von noͤtten ſein, das ſolcher bey den andern 
Paſtoribus, ein anſehen vnd ſchew habe, Vnd nit ſeiner ju⸗ 
gent, vngeſchickligkeit, ergerlichen lebens, vnd dergleichen vr⸗ 
ſachen halben, voracht werde. 

Es ſol aber ein jeder Supperattendens, fleiſſig acht geben, 
auff aller der Paſtorn, vnd andern Kirchendiener, lahr, leben, 
und fleis, die feiner Inſpection vnderworffen fein, Bnd damit 
er ſich deſto gewiſſer, ſolches alles erkuͤndigen moͤcht, ſoll er die 
Dorff Pfarherr vnnd Kirchendiener, im Ihar ein mal zu ſich 
beſcheiden, auch da es die notdurfft erfordert, vnuorwarnt, ſelbſt 
jinn bie Stedte, Flecken vnd Doͤrffer, reyſen, vnnd aldo die 
Predigten anhören, ſich bey den zuhoͤrern, von ihres Seelfors 
gers wandel befragen, Auch zu zeitten egliche Pfarkinder, ſon⸗ 
derlich die jugent, aufm Catechifmo Eraminiren und verhören, 
Dergleichen bie fchulen befichtigen, und erfaren, was fuͤr ord⸗ 
nung darinn gehalten werde, vnnd wie fich die knaben beffern. 

Vnnd wo alfo, wie obberurt, einer odder mehr Supperat⸗ 
tenbenten, etlicher jrer Kicchengelegenheit, dermaſſen befuͤnden, 
das die zu befuchen von nötten, Haben S. Churf. ©. gnedigſt 
gewilliget , inen die zur notturfft auffgewandte zerung, wider⸗ 
umb zuerlegen, vnnd zuerflatten, jedoch follen fie folche zerung 
eygentlich vorzeichnen, wieuiel vor eſſen, trinden, mietlohm, 
eine® oder zweier pferde (bo von fern wegen bes orte, dem Sup: 
perattendenten, einer fuhre von nötten mere) an einem jeden ort, 
an welchem tage es auffgelauffen fey, Vnnd ©. Churf. &. zu 
eignen handen vberfchiden. 

Darüber fol ein jeder Supperattendens, nad) feiner vnnd 
der benachbarten Pfarheren gelegenheit, alle Ihar zwifchen 
Dftern vnnd Pfingften, . einen Synodum halten, vnd darzu 
beruffen, aus den Stebten, Flecken und Ditffern, alle Paſto⸗ 
res, fo jnn feine Supperattendents gehören, vnnd ſich barinnen 
ihrer Lahr und fitten, auch anderer vorfallenden gebrechen er⸗ 
kunden, diefelben inn befferung richten, in fonderheit auch jre 
Relation hören, wie fie jre Pfarkinder jnn Examine befunden, 
und was fie fonft vor jrrige fachen anzuzeigen haben, Vnd bo 
etwas für fiele, das er nicht vorrichten inte, fol ee das an das 
Conſiſtorium, bohin die perſon und fachen gehoͤrig, weiſen vnd 
gelangen laſſen. 

Do auch der Supperattendens, ettond vngebuͤrlichs oder 
ſtreffuͤch von einigem pfarherr, jnn ſeine Supperattendents 
gehoͤrigk, ſelbſt erfaren, oder aber vom Lehen Herrn, oder den 
eingepfarten, erkuͤndigung bekomen hette: ſol er denſelben jnn 

geheim darumb anſprechen, vnnd nach gelegenheit der vorbre⸗ 
unge, ſtraffen, mit vorwarnung, do keine beſſerung folgen, 
vnd dergleichen klage mehr, für in kammen wuͤrde, das erfoldhe 
an das Conſiſtorium gelangen laſſen muͤſte, jnn maſſen er 


* 


a8. Cvır. Gaͤchfiſche Generalarüibel. 


auch ſolcho thun, vund das Conſiſtor ium hierinne gebuͤrlich ein⸗ 
ſehen haben ſol. 

Er ſol auch ſolche ſeine nachbarn im Synodo, fteundtlich 
vormanen, zu fleiſſigem ſtudieren vnd leſen, zu einem. tuͤchti⸗ 
gem wandel, zu trewem dienſt jnn jhrem befohlenem Ambte und 
beruff, zu freundtlicher einigkeit, Vnd da nach gelegenheit der 
zeit, andere mehr erinnerung, troſt vnd vnterricht, den Dorff⸗ 
pfarhern von noͤthen fein wuͤrde, Als vor gemeine noth ober 
vorfiehende gefahr, vonder Eantzel vnd ſonſt zubitten, ſoll er 
daffelbige auch mit vernunfft vnnd beſcheidenheit zuthun, ſich 
befleiſſigen. 

Wann auch forthin die angenommene, Examinirte und 
ordinirte newe Pfarheren , ein gewieſen werben, So fol ſolchs 
durch die Supperattendenten, in beyfein ber Schöffere, Lehen 
Herren, und derer, fo ihnen beruffen, ungefehrlich nachfolgender 
meinung , gefcheen, das ber Supperattenbene mit bem newen 
Pfarherrn, Schoͤſſer, Lehenheren, gerichtshabern oder vormals 
tern, jnn den Flecken ziehe, dohin der Pfarherr beeuffen ift, Vnd 
dofelbft auff einen Feiertag nad) der Predigte , niit bem newen 
Pfarherr für den Altar trete, vnd demſelben fein gemein vnd 
Kirchen befehle, mit ernftlicher Chriftlicher vorwarnunge, auß. 
den Worten Pauli, zu fleiffiger und tremer Regierunge ber 
Kirchen, vnd veterlicher vorforgung der armen fchefflein , auch 
mit vorwarnung vnd befrachtung, das er den ernften gern und 
ftraffe Gottes, auff ſich Laden werde, fo er jemandes aus bes 
befohlenen fchefflein vorfeumen, vorwarnlofen , odder aber mit 
vnrechter Lahr, vnſerer heilwartigen Chriſtlichen Religtors 
zuentgegen, vnnd fonberlichen rohloſen leben, ergern wuͤrde. 

Nachmals foll der Supperattendens, auch die Gemeine vor⸗ 
mahnen, zu billigem gehorfam, reuereng und danckbarkeit, ge= 
gen biefem ihrem newem Pfarherrn, mit erzelung ˖ ber hohen 
vnausfprechlichen gütter, bie dem armen vold, durch bie Klr= 
chendiener, von Gott vorgetragen werben. 

Letzlichen foll er das volck vormahnen, ernſtlich Gott zu= 
bitten, das er zu dieſes nemen Pfarhers Regterunge und Lahr, 
feinen fegen vnd gedeien geben wolte, damit durch Ion, als 
durch einen-Heilfamen werckgezeüg, fein Goͤttlicher Nahme ge= 
beiliget, fein Reich gemehret, fein wille volnbracht werde, Vnd 
nad) geſprochnem Vater unfer, foll er die Gemeine fingen laſ⸗ 
fen, Nu bitten wir den heiligen Geiſt, ıc. 

Nach folder einweifung , fo ber Supperattendens fleifiig 
bey den Kirchvetern erfragen, was ber Pfarr einkommen, 
was gangkhafftig, was ftreittig fen, Item was das Inuentas 
rium vnd widumbs buch vormoͤge, Vnd deſſelben allen ein 


klar vorzeihnüs, dem newen Pfarbern, zuftellen Laflen, vnd 


jnen vormanen, ſolch fein einkommen einzufocdern, vnnd nichts 
dauon entziehen zulaſſen, auch gerthen vnd gebew, zubeſſern, 
et die gehülg, wo die ben ben Pfarcen ſeind, nicht zuuor⸗ 
wüften. 

Auch fol er die gemeine erinnern, das fie trewlich, vnudr⸗ 
zuͤglich, dem newen Pfarhern fanen lohn volkoͤmlich, reichen 
vnd entrichten, vnnd die Obrigkeit vormahnen, das fie darzu 
behuͤlfflich ſein wolen. 


Ban Beruff und auuchmung ber Pfarhern. 


Es fol hinfuͤro jnn S. Churf. G. Chur vnd ⸗Fuͤrſtenthum⸗ 
ben, kein Dfarherr one dorwiſſen der Supferattendenten (des 





- 


nen ©. Ehurf. ©. jebes orts ordnen, und folch auffſehen vor» 
nemblich befohlen vnd aufflegen laffen) beneben glaubwirdigen 
zeugknuͤs und Teſtimonien, feines flandes, forigen wandels, 
weſens vnd abzugs, ſo er beffelbigen orte: Superattendenten, 
auffjulegen ſchuldig fein fol, auff oder angenommen werben, 
Wann aber hieran Bein mangel, das er alfo dann zu der Exami⸗ 
nation, jnn bie Bniuerfiteten, gegen Wittemberg ober Leiptzig 
geſchickt, Vnd wann er vor genugſam gelerth, und täglich bes 
funben, zu folchem feinem’ Ambte, darzu er beruffen, auffgenos 
men, eingeweiſet, vnd inweflict werde, Vngeachtet, ob er zu= 
wor jun andern Landen ordintet, vnd Pfarren vorwaltet ober 
regiert hette. | 

So wollm S. Churf. ©. auch nicht, das die Sollatores 
die. Dfarchen, mit dem Lehen gelbe, wie etwan gefchen, bes 
Legen, bafjelbig von ihnen forbern oder nehmen, oder aber ihnen 
die Pfarrhen auff eine nambhafftige zeit, zu ihrem vortheil, 
vnd des Pfarhers nachteil, vorleihen, Beſondern das fie jhnen 
dieſelben Pfarrhen bleiben laſſen, fie hetten dann ber Lahr 
vnnd lebens halben, genugfame vrfache wider fie, Solche vr⸗ 
ſachen follen fie an die ordentliche Confiftoria, gelangen, vnd 
des orts die ſache gebürlicher weiſe oͤrttern Laffen. 


Von ber Drbination der Yriefter. 


Die Ordination der Priefter, fol zu Leiptzig vnnd Wittem⸗ 

berg vorgenommen, auch allermas gefcheen vnnd gehalten wer⸗ 
ben, wie es derer ortte herbracht, vnd von zeit der reinen Euans 
gelifchen Lahr vnſerer feligkeit, gehalten worden. 
Die ihenigen, fo einen. Kirchendiener beruffen , und zu der 
Drbination ſchicken, follen denſelben mit nottürfftiger zerung 
alfo vorfeben, das er wie breuchlich, ordintet werden fan, Das 
mit aber hirinnen auch gleicheit gehalten , und niemands zur 
vnbilligkeit befchtwert werde, fol es vff erfentnäs der Supper- 
attenbenten vnd Obrigkeit, jebes orts geftalt werben. 

Vnd es fol onder andern ber Ordinandus, vor ber Orbis 


nation gefragt, wo und was er fludirt, auch wo vnd womit er. 


ſich zuuor enthalten und genehret habe, Endlich auch fleiffig 
Eraminirt werden, in der Chriftlichen Lahr, and) ein mal odder 
Öffter, offentlich predigen, vnnd do befunden , das derfelbe an 
Lahr vnnd wandel vngeſchickt were, follen die, fo jnen gefandt, 
vnnd zu der Pfarr beruffen haben ober woͤllen, fchrifftlich von 
difes vngeſchickligkeit, berichtet und vormarnet werben, das fie 
auff einen andern bedacht fein wollen, dee zu folchem Pfarr» 
ambt täglich fen. 


Bon Plarherrn Kirchen und Spulen biener jun gemein. 


Vnd damit hinfüro allenthalben fchebliche ergernäs, foutel 
jmmer möglich, vorhuͤttet, Chriftliche zucht vnnd erbarkeit er⸗ 
halten, So wollen S. Churf. &., das beyde, Kirchen vnd 
Schulendiener, vornemblich jun der Lehre, richtig und reine 
fein, Auch ſonſten im ihren leben und wandel, fi beybe, jnn 
worten, werden vnnd Meibunge , erbarlich gegen menniglich, 
freundlich, zuͤchtig vnnd demuͤtig, und in fumma allenthalben 
vnd in allem, Chriſtlich, vnnd alfo vorhalten, das fie mennig⸗ 
lich, und fonderlich jren ſchul und kirchen kindern, nicht anftofs 
fig, fonder dermaffen mit gutem Erempel vor gehen, bas bie 
Pfarkinder, und fonften menniglich, benfelbigen mit luſt und 
fewcht, ſeliglichen und ane ergernüs, folgen muͤgen, hierzu dann 


1388. cv. Sachtiſche Geueralartiket. 0188 


vornemlich dienen wuͤrde, da fie. zuuormeibunge menfchlicher 
vppigkeit, und heraus folgenden vordachte,. ſich jnn den heiligen 
Eheftandt begeben, vnnd fich jnn demfelbigen, jnn Cheiſtlichen 
frieden vnnd einigkeit vorhielten, ihres Ampfe vnnd ſtudierens 


fleiſſig abwarteten, Sauffens, fptelens, fpachen gehens, und 


anderer ergerlichen leichtfertigkett, auch aller Zabernen vnd 
fhendheufer, enthielten, Vnnd alfo menniglich zu fleiffiger 
anhoͤrunge Gottes Wort, vnd offter entpfahunge des heiligen 
hochwirdigen Sacraments, reigeten. 

Doneben follen fie vndereinander, fittig vnd friedlich leben, 
mit ihren Collegis, fchuelperfonen vnd Bürgern, fich nicht jnn 
frembde hendel mengen , nicht gegend? oder parthey vnder den 
leutten ancichten,, ihre Paftores vnnd Supperattendentes, jnn 
ehren halten , ihnen gehorfam ſein, vnnd fie nicht bey der ges 
meine vorkleinern, nicht wider fie practiciren, odder rotten vpd 
partheien anrichten, vnd die gewaltigen oder ben pöbel, wiber 
fie vorbittern oder worhetzen, der hoffnunge, ſie entlichen mübe 
zu machen, und gar aus zubeiffen. | | 

Domit auch zmwifchen dem gemeinen man, Kirchen vnnd 
ſchulen dienern, vnderſcheid fey, und einer vor dem andern moͤ⸗ 
ge erfant werden, So follen fich dieſelben hinfüro , aller leichte 
fertigen, kurzen, zerhackten, zerfchnittenen kleidunge, und uber» 
meffigen vorbremunge berfelben, enthalten. 

Sie follen jhr Weib und Kindt, zur zucht und erbarkeit 
ziehen, aller onehrlichen handtierungen, auch Wen odder Biere 
fchenckens, tauffmanfchafft, unnd dergleichen hendel, fich ent 
halten, Auff der Cantzel die Leutte, Er affectu, nicht ſchmehen, 
ihres ftüdij und. Ampts warten, Vnd fonderlich neben der Bis 
bita, die Poftillen Lutherj, Locos Theologicos Philippi, latebr 
niſch oder deutfch, die Augfpurgifche Confeffion, fampt derfels 
ben obbemelten Repetition, follen fie offt und fleiffig lefen, 
Bund alle jre Predigten vnd lehr, auff diefelben Confeſſionen 
vnd declarationen, genden. und richten, Damit einerley form 
und eintrechtigkeit, in der lehr, in ©. Churf. ©. Landen erhal: 
ten, vnd auff die nachlomenden gepflangt werde, Welcher 
vrſach halben, S. Churf. G. auch befohlen, auff derfelben un» 
Eoften, dieſelbe Gonfeflion und Mepetition, von newen wider zu 
drucken, unnd jun eine jede Pfarkicche, ein Eremplar, beider 
Gonfeffion zunorordenen, das ftets beyden Pfarren bleibe, und 
ins Inuentarium vorzeichnet werde. 

Das aber von Wein und bierfchenden, droben gemeldet iſt, 
fol alfo vorflanden werden, Da den Kirchen bienern eigener 
wein wüchffe, oder zu Decem gefiele, Oder fie auff der Pfarr 
oder fonften, gerecjtigkeit hetten, Bier zubrawen, mehr dann 
fie zur haushaltunge bedürffen, das jnen ſolchs bey faflen, ey⸗ 
mern, vnd tonnen, andern leutten zuuorkauffen, vngewehret ſein 
fol, Alleine das fie nicht ſchenckzeichen ausſtecken, ober geſte 
zur zeche im haufe fegen, damit nicht etwan in Tauffen vnd 
Sacrament reichen, oder fonſten, fehimpfflich gehandelt werde, 
vnnd anderer mangel vor fallen möchte, Da fich einer anders 


‚dann wie gemelt, vorhalten wirdet, fol ſeins Ampts entſetzt 


werden. 

Die Stadt Pfarrer, ſollen vom Rath vnd der gemeine ge⸗ 
welet, vnd dem Supperattendenten, zugeſchickt vnd preſentirt 
werden, der ſie nach vorhoͤre vnd erkuͤndigunge jhres wandels 
halben, ſoll zur Ordination, mit ſeinem vnnd des Raths Te⸗ 
ſtimonio, von beruff vnnd erbarn Chriftlihem wandel und le⸗ 


184 


ben, ſchicken, bo ſollen fie weitter Examiniret unnd Ordinirt 
werben , Vnnd nochmals follen bie Stedte oder der Math, bey 
S. Churf. G., die Eonfirmation zufuchen, ſchuldig fein, Vnd 
was in G. Ehurf. G. Cantzley, fuͤr die Confirmation zugeben, 
ſol daſſelbe von den vorſtehern des gemeinen Kaſtens doſelbſt, 
vnd nicht von dem nawen Paſtor, entricht werden. 

Die Diaconen aber, ſol der Pfarher neben dem Rath 
wehlen. oo. 

Alle Kirchen und Schuldiener, follen von den Supperats 
tendenten ober Conſiſtorio, zuuorn vorhoͤrt, Vnnd nachdem fie 
zu ſolchem dien tüglich befunden, Canfirmirt werden. 

Der Paſtor inn Stedten, fol alle Sontag vnd Felt, die 
gewoͤnliche Lection des Euangelij, vnnd inn der wochen ein 
mal ober zwier, ein Euangeliften, oder Epiftolam Pauli, ordent- 
lich dem Bold auslegen, nad) gelegenheit der zeit, und vors 
ſtandt der zuhoͤrer. 

Der Diaconus ſol nach mittage, die Epiſtolam dominica⸗ 
lem, vnd in der wochen ein mal oder zwier, dem jungen volck, 
den Catechiſmum predigen, vnd die kinder doraus Exami⸗ 
niren. 

Damit auch ſolchs deſto mehr geſchehen, vnd an dem kein 
mangel ſein moͤge, Sollen ſie jhre Predigten, alſo ordenen 
vnnd diſponiren, das allewege auff die Sontage, vnnd andere 
Chriſtliche Felt, das Euangelium fruͤe geprediget, Vnnd bo 
Eommunicanten vorhanden, das Ampt gehalten, Nach mittag 
aber, allezeit der Catechiſmus geprediget vnnd geuͤbet, vnd ſon⸗ 
ſten jnn der wochen, auch eines tages einmal, geprediget werde. 

Da auch das junge volck in der wochen, von wegen des 
Ackerbauens, oder anderer arbeit, vorhindert, nicht leichtlich 
koͤndt jnn die Kirchen kommen, Soll der Catechiſmus auff den 
Sontag nach mittage, vnd die Epiſtel auff einen andern tag 
Inn der wochen, ausgelegt werben, Wie ſolchs der Paſtor, 
dem vold am bequemiften feln, erachten mwirdt. Ä 

Aber es gefchehe zu welcher zeit «8 wolle, So follen fie den 
Satehifmum, der Fugent fleiffig fürtragen, und im lehren defs 
felben, nicht jhre kunſt vnd geſchickligkeit bewelfen , fondern Die 
kinder Lehr, dem vonuorftendigen jungen vold, auffs aller eins 
fetdigft , vnnd jmmer auff einerley form vnnd weis fürtragen, 
vnnd alfo wider von jhnen einfordern, vnd Eraminiren, Dann 
das arme junge vngeſchickte volck, jrre gemacht wird, und wes 
nig behalten fan, fo man gar weitleufftig, vnd mit ungleicher 
form und weis zureben, den Catehifmum handelt. 

Vnnd follen die Paftores, jun Dörffen und kleinen Stedt- 
kein, Das junge vold, auch knecht unnd meyde, zum Catechiſmo 
fordern, und fleiffig Eraminiren, Vnd damit fie jnn die Kir 
en kommen, folen die Eltern, Erbherrn, Richter, "Schöffer, 
end andere Obrigkeit, nach jedes orts gelegenheit, ernfllich dar⸗ 
zu beiffen. | 

Es foll aber ber Pfarher, bie gelindigkeit brauchen, das er 
das arme einfeltig arbeitfame volck, nit vbel amfare, vnd abs 
ſchrecke von ſolcher vorhoͤre, Sondern fein freundtlich anfpres 
che, vnd jnn der erſte, mit zimlicher antwort zufrieden fey , die 
vorhorten lode, und vormahne zur befferunge, mit ergelung der 
feucht, fo aus ſolchem Lernen, entlichen erfolgen werde, 

Er fol auch die Hausvetere vnd Hausmüttere, von ber 
Cantzel vormahnen, das fie jhre Einder vnnd gefinde, mit 
freundtligkeit zu ſolchem Examen weifen und halten, Auch zu 


1538. orm. Bächfifdre Geueralartikel. 


guttem Exempel und anreigunge bee jungen, ſelbſt vnbefchwer 
lich und willig, zu ber vorhoͤr, fich eimflellen wolten. 

Vnd damit jhr gefinbe beten lerne, fellen fie etliche ſtund 
in ber wochen ſelbſt, oder durch jhre kinder, die ſtuͤcke bes Ca⸗ 
techiſmi fürfprechen vnd vorlefen. " 

Da fie aber ſelbſt ungelert, vnd im haus niemandt hetten, 
ber leſen koͤnd, Sohlen fie einem armen knaben, jnn ber ſchu⸗ 
len etwas geben, ber jhrem gefinde zu gewiſſen ſtunden, ‚bean 
Catechiſmum vorſpreche oder lefe, vnd Geiſtliche geſenge lehre. 

Sonderlich aber, ſollen die Hausveter, fleiſſig vormahnet 
werden, das ſie jhre kinder, knaben vnnd meidlein (da Junch⸗ 
frawen ſchulen gehalten werden) fleiſſig zur ſchulen halten, dar 
innen fie vnter anderme, auch den Catrchiſmum, für ſich aus 
wendig, vnnd andern vorlefen und lernen koͤnnen. 

Das fie auch armen ſchuͤlern, frambben und einwohnern, 
die für den heufern das Almoſen fuchen, mit lateiniſchen vnnd 
beutfchen geifttichen gefengen, won Luthero feliger gebechtnäs 
gentacht, mildiglicy nad) ihrem vormoͤgen geben, Vnd die ans 
deren müffigen arbeit und ſchulfluͤchtigen bettel Einber, hinweg 


en. 

Es follen die Pfarhern vnd Kirchendiener, die krancken, 
betruͤbten vnd bekuͤmmerten Chriſten, offtmals, ſonderlich aber 
zu ſterbens zeitten, befuchen vnd troſten, hierinnen willig vnd 
vnuordroſſen fein, Bund eben gleich Bereit ven armen hitinnen 
zudienen, als den Reichen. 

Bnd da fie bey den krancken jnn heufern, geofjen armut, 
hunger, oder andere gebzechen, an nötigen dingen fpüren wuͤr⸗ 
den, Sollen fie diefelben, den vorftehern des gemeinen kaſtens 
anzeigen, das folgen heimlichen armen leuten bie jhre nob 
tuefft aus ſcham niemandt klagen bürffen, gerathen und ges 
boiffen werde. | 

Auch follen fie wolhabende Bürger und Buͤrgerinne, jun 
fonderheit anfprehen, vnnd Chriſtlich vormahnen,, das fie fols 
chen armen hülff und wartloſen, mit gelt, fpeis, labunge, leis 
nen gerete, vnd dergleichen, behilflich und troͤſtlich fein. 

Es follen auch die Pafkores mb Diaconj, bie Defpittal, 
wo bie vorhanden, auch andere krancken jnn heufern, fo jhr bo 
geren, oder mit dem. Sacrament verwaret fein, wielmals be 
fuchen , dieſelben mit Gottes Wort troͤſten, ſtercken, und zur 
ne gedult vnd hoffnunge , gnediger erlöfunge vor 
mahnen. 

Auch daneben mit fleis erforſchen, wie die armen leute in 
Hoſpitaln, mit ſpeis, tranck, lager, vnd anderer wartunge vnnd 
notturfft, vorſorget werden. Zu 

Ste follen audy offtmals fie Pfarkinder, von ber Cantzel 
vorntahnen, das fie dem gemeinen kaſten, nach vormügen, mit 
wochenlichem einlegen, und in andere wege, gerne beffern. 

So follen auch die Pfarhern jnn Stedten, gutte adytunge 
‚geben, auff der Ticchen einkommen, vnd auff das erfamlete geft, 
des mit demſelben trewlich vmbgangen, und der armen befbes, 
vnd nicht eigener nug, gefucht vnnd gefürdert werde. 

Dieweil auch viel vnraths vnnd finde, aus bean heimlichen 
winckel vorloͤbnuͤſſen, entfpringt, Sollen die Pfarhern, fleiffig 
vnd ernfllich darwider predigen, vnnd das junge volck vormah⸗ 
nen, das fie ſich nicht an jhter Eltern, oder benen fie befohlen, 
vorwiſſen dunnd rath, vorehelichen. 

Auch das fie ſich ber vorbotenen graduum, in freien ent⸗ 


1558. OVII. Eäuchſiſche Generalartikel. 


halten, Welche vorbotene gradus, ein mal im jar, dem volck 
von der Cantzel ſollen vorgeleſen vnd vorkuͤndiget werden, mit 
erinnerung, was fuͤr beſchwernuͤs vnd gefahr, auff ſolch vn⸗ 
ordentlich heyraten, pfleget zufolgen. 

Da fie inn ihrem Kirchſpiel, jemandt erfaren würden, ber 
grober laſter halben berüchtiget were, follen fie, die Obrigkeit 
jan geheim vormahnen, ernftlich einfehen zuhaben, das folche 
lafter, fo Notoria und offenbar, geftrafft werden, Vnnd da ſolche 
vormanunge, bey der Obrigkeit, nicht ftadt finden wolte, follen 
die Paftores, folches den Supperattendenten, oder dem Conſi⸗ 
florio vormelden. 

Desgleichen follen fie handeln mit denen, die nach vorgan- 
gener vormanunge onnd vorwarnunge, in vorachtunge der Pres 
digten und Sacrament, oder jnn offentlichen jrthunsben, trogig- 
lich vorharren, das biefelbe der Obrigkeit, oder durch den Sup⸗ 
perattenbenten, dem Confiftorio angegeben werden, Vnnd da 
fie darüber, in jrem vnbusfertigen leben bleiben, Sollen Dies 
felben zu keiner Zauff obder Sefatterfchafft , zugelaffen, auch 
nad) ihrem abſterben, nicht mit ſchuͤlern, gefengen, unnd ans 
deru gewönlichen Ceremonien, zur erden beftattet werden. 

Es follen auch alle Pfarhern , inn Stedten ond Dörffern, 
Hochgeitten und Leichpredigten zuthun, fo es bey jhnen gefucht 
wirbt, ſchuldig fen, Dagegen follen ihnen drey oder zwene gro: 
fen, von den anlangenden, gegeben werden. 

Ein jeder Dorffpfarher, fol alle Sontag und Feiertag, zwey 
mal früe das Ewangelium, vnnd nach mittag, auch inn der 
wochen einmal, den Catechiſmum predigen, Were aber viel 
volde mn eine Pfarre gewidumbt, oder koͤnte fonft mit nug 
ond frucht gefchehen, fol der Catechiſmus aud) mehrmals, und 
wie .oben, von Stadt Pfachern gemeldet wird, gelerett werben. 

Die Dorffpfarbern follen die Cuͤſter dahin halter! , das fie 
den Catechiſmum, fleiffig treiben, und Die jugent vorhoͤren, auff 
form vnd maſz, wie oben vorleibet. 

Vnd nachdem bifzweilen Studenten: auff bie doͤrffer gehen, 
auch fonft aus andern orten ein Pfarher, Diacon vnd andere 
firchendienere zu einander kommen, unnd begeren fich alda in 
der kirchen, mit Predigen zuuorſuchen und zu vben, Soll der 
Pfarher derfeiben Feinen, aufftreten vnd Predigen laffen, er 
beinge dann von dem Deren Paflor, odder einem Diatono, ein 
ſchrifftlich zeucknuͤs, das er ficher zu. predigen mag zugelaſſen 
werden, Vund das Concept feiner predigt, gedachtem Herrn 
Paſtorj, oder einem aus den Diaconis, oder dem Supperatten⸗ 
denten, zuuorn gemeifet hat. 

Alle Paftores ſollen fi) gegen ſolchen, die fich zuprebigen 
angeben, wiflen zuuorhalten,, allerley vnrath vnd ergernuͤs, 
auch ihrer der Pfarhern felbft heſchwernuͤs, zuuorhuͤtten. 

Es fol auch ein jeder Dorffpfarrer, alle jhar, zwiſchen 
Dfiern und Phingften, alle feine Pfarkinder, die des alters 
feind, das fie nuhn mehr zum Sacrament gehen, Man und 
weybes perfonen, von den fürnembften Artickeln Chriſtlicher 
lehre, fragen, vnnd die Zehen Gebot, glauben, das gebet, eins 
fegung der Sacrament, abent und morgen fegen, das gebet 
vnd dandfagunge, vor vnnd nach dem effen, nad) einander her 
fagen laſſen, Daraus zuerfaren: wie ſich das gemeine volck, 
aus den predigten beflere, Vnd die jhenigen, fo vngeſchickt bes 
funden werben, fol er merden vnnd auffzeichnen, vnnd vor: 
mahnen, das fie ſich beſſern wolten, Vnnd ba es uber ein jhar, 

II. 


x 


186 


im Epamine, gleiche vngeſchicktigkeit vormerdien wuͤrde, folche 
perfonen des Dorffs Obrigkeit, oder dem Supperattendenten, 
angeben. 

* fol auch fchuldig fein, von ſolchem feinen Examine, 
wie er die Leutte gefchickt odder ungefchict befunden habe, Vnd 
was er mehr gebrechen und vrfach zuklagen, haben wuͤrde, jhers 
lichen vor Pfingften, feinem Supperattendenten für zutragen, 
und Relation zuthun, ſchrifftlich oder mündlich. 

Er fol auch die Eltern fleiffig vormanen, das fie jhre Ein» 
der zum Gatechifmo, ernſtlich halten, Vnd do er jemand vors 
merdt, ber feine kindere dauon abhielte, Sol er denfelben dem 
Richter anzeigen, das er nach gebuͤre geftafft werde, Vnnd do 
der Richter dorinne ſeumigk würde, fol er ed der weltlichen 
Obrigkeit Hagen. 

Ben den Kirchen vetern, fol er anhalten, das fie von ber 
Kirchen einkomen, eine deutfche Biblia, Augfpurgifche Con⸗ 
feffion, und deren obgemelte Repetition, Agenda, aud) die Deuts 
ſche Locos Communes, erkauffen, die ben der Pfarr bleiben, 
vnnd in das Inuentarium vorzeichnet werden, Diefeibe fol er 
und der Eüfter fleiffig zulefen, fehuldig fein. 

- Wann er auch von feinem Supperattendenten, zum Synodo 


beruffen wirdet, foll er mit einer vorzeichnüs feiner gebrechen, 


gehorfamlich erfcheinen, vnnd die zerunge zu folcher reyſe, von 
den Kicchvetern fordern, Die jhme von dem Gottes Kaften, 
krafft unfers befehliche, zimlicher weiſe fol erilattet werden. 

Er fol auch jnn den Sontags predigten, feine Pfarkinder 
offtmal® vormanen, zu fleiffiger anhörunge Gottes Worts, offs 
ter entpfahunge, des Hochwirdigen Sacraments, des Leibe vnd 
Bluts Chriſti, zu teglicher anruffunge zu Gott, fuͤr gut Regi⸗ 
ment, fuͤr friede, gluͤck vnd wolfart S. Chutf. G. vnd der vn⸗ 
derthanen, mit angeheffter ernſtlicher vorwarnunge, das er von 
S. Churf. G. befehlich habe, wider ſolche vorachter Gottes 
Worts zuuorfahren, jnn allermas oben bey den Artickeln der 
Stadt Pfarhern, vormeldet ift, deme er der Dorffpfarrer, dann 
auch -alfo wol, als die Stadtpfarher, gebürliche folge thun 
follen. ' 

Jedoch follen die Dorffpfarher, vor erzeigunge ſolchs ernſts, 
feinem Supperattendenten, odder nechſten Stadpfarherrn, vmb 
rath zufragen, ſchuldig fein, damit nicht Expriuato affectu, 
vnnd onbedechtig jnn ſolchen hoben dingen, etwas gehandelt 
werde, doraus hernach mancherley vnrichtigkeit erwachſſen 
moͤchte. | 
Desgleichen fol er auff der Cantzel firaffen, die onorbnuns 
gen, fo etwa under der Predigt, auff fpielplegen, zechen, dentzen, 
kremerej, fröhnen, dienften , getrieben würden, Vnd bie Rich⸗ 
tere oder gerichtsvorwaltere, fonderlich vormahnen,, doran zus 
fein, bad der jhenige gebüflet werbe, fo die Predigt ane nötige 
vrfachen vorfeumet, 
nunge, binleffig weren, foll er fie vor dem Erbheren vorklagen. 

Es follen aud die Pfarheren auff den Doͤrffern, gemiffe 
Regiſter halten, wieuiel, und weſz finder vnd leutte, ſie jherlich 
Teuffen, Copuliren, oder in Eheſtandt einſegenen, vnd ſolche 
Regiſter, alſo jnn der Kirchen vorwarunge, beylegen, Damit 
die zu. jeder zeit zubefinden. 


Da ein Pfarher mit tobe abgehen wuͤrde, ſoll der Supper⸗ 


attendens vorſchaffen, das dieſelbe Kirche, mit der nechſten Fle⸗ 


cken Pfarher einem, odder jemandts anders, der darzu tuͤglich, 
24 


Vnd da die Richter pber ſolche vorma⸗ 


- 


186 


vnd vnuordechtig fen; fo Tange beftellet, vnd worfehen werde, 
bifz die Wiefraw aus den Pfartgütern, abgefertiget merbe, weiche 
dann nad) ausgang eins viertel Jars ungefehrlich, gefchern fol, 
damit alsbald ein nawer Pfarher, jan die Pfarre müge ges 
bracht, vnnd eingewelfet werben, Vnnd die Pfarr nicht de ges 
(affen, noch das Kirchen ampt, oder die eingepfarten vnnd 
Kirchlinbere, hiran geſeumet werben. - 

Es fol auch der Supperattendens, neben bem Collatore, 
Lehenhern, Rath, Richtern, unnd Gemeinden, eine billiche vor: 
gleihunge machen, nad) gelegenheit des Inuentarij, der zeit 
des are, vonder dem vordienten gewechs auff bern Felde, vnnd 
anderm einkommen der Pfarr, Damit der Witwen vnd jren 
kindern, das jhenige, ſo der Vater feliger faft vordienet hat, nit 
entzogen, Vnnd doch die Pfarre nicht gar voröfet, und ausge: 
chepfft werde, da& der name Paſtor nachmals gar nichts finde, 
vnd fange zeit vorgeblich dienen müfle, Sondern das gleicheit 
hierinen gehalten, feinem mehr vnd dem andern weniger, ges 
geben, Ober aber fonften' aus gefaftem neybe, oder vnuorſchul⸗ 
tee abgunft,, dem einen theil unbillich vorgehalten, und dem 
andern zugemwendet werbe. | 

Sonderlich follen die Supperattendenten barob fein, das 
dem Inuentario, genugk folge geſchehe, Vnnd alles das, fo 
vorzeichent iſt, jnn dem werth vnnd wirben, bey ber Pfarr ge: 
laffen werde, wiees ber vorflorbene Pfarher erftlichgefunden hat. 

Nachdem auch an eglichen orthen, die Schöffer vnnd 
Lehenhern, fi) anmafien, die Paſtores fo von namen ange: 
nomen, vnd auff die Pfarhen follen gefegt werben, felbft einzus 


weyſen, Vnd von denfelben, für folche einweiſung, einen gülden - 


oder gülden grofehen zufordern, Achten S. Churf. G., ſolche 
name aufflage vnbillich, vnnd das die Schäffer und Lehenhern, 
ane das fhuldig fein, ben armen vnuormuͤgenden Paftorn, auch 
ane einige vorgeltunge, alle mügliche fürberunge, Gott und dem 
heyligen Predig Ampt zu ehren, zubeweiſen, Derhalb follen fie 
gar nichts, vor folche einmweifunge, fordern oder nehmen. 


Von Schulen. 


- Die Supperattndenten und Paftores, follen ſich mit allem 
ernſt und fleis, der fchulen annehmen, und diefelben neben dem 
Rath, wol beftelfen, Auch ſoll alle Halbe Jar ein Eramen, ber 
knaben jnn der fchulen, in beyfein des Pfarhers, desgleichen 
Buͤrgermeiſtets, Stadſchreibers, und anderer zwene des Rache, 
fo es vorftehen, gehalten werden, Auch vmb mehrere an« 
ſehens willen, end Damit "bie knaben zu groffem fleis, in der 
lehrunge geteiget werden, vnnd fi, auff die Eramina frewen 
vnnd ruͤſten, mögen egliche geofchen, aus dem gemeinen Baften 
genohmen, und darfuͤr ſemmeln odder dergleichen, gekaufft, vnnd 
nachmals den knaben, die jnn dem Eramine, mehr dann an⸗ 
dere, loͤblich Reſpondirt, vnd ſich das vorgangene halbe Jar, 
mercklich gebeſſert haben, als zur voreherunge, ausgetheilt werden. 

Der Schulmeiſter mit ſeinen gehuͤlffen, ſollen mit rath 
vnnd vorwiſſen bes Marhers, auff und angenohmen, Vnd hir⸗ 
uͤber keiner eingedrungen oder entſetzt werden. 

Die knaben ſollen fie mit fleis Inſtituiren im Catechifmo, 
gramatica, muſica, vnnd fi hirinnen auch nach dem buͤch⸗ 
lein, des Ehrwirdigen vnnd hochgelarten, Doctoris Martini Lu⸗ 
theri ſeligen, des Titul, Vnderricht der Viſitatorn ꝛc. richten, 
vnnd vnuordroſſen ſein, mit den knaben zu decliniren, coniugi⸗ 


1559. CVrI. Süchſiche Gerceralartikel. 


ren, conſtructiones zuſuchen, Daneben ſollen ſie die kluder 
fleiſſig halten, zum langſam, klar, vnnd vnderſchiedlich leſen, 
vnnd pronunctijren zum latein, reden vnd ſchreiben, vnd zu 
einer gutter gemeiner leſzlichen ſchriffft. 

Sie ſollen auch nicht als Tirannen, mit den kindern vmb⸗ 
gehen, ſondern mit vornunfft vnd mas, dieſelben zuͤchtigen mit 
der Rutten, ane vorwundunge oder beſchedigunge, des leibes vnd 
geſundheit. 

Die Schulen diener, ſollen ſich auch jnn den Kirchen, mit 
ſingen vnd anderm, nach ordnunge vnd befehlich des Pfarhern, 
vorhalten. 


Dorff Cüſter. 


Es ſollen die Kirchner oder Gloͤckner, vom Richter, Kirch⸗ 
uetern, vnd Eldiſten aus der Gemeine, mit vorwifſen des 
Pfarhern gewelet, vnnd förder dem Conſiſtorio, odder Sup 
perattendenten, prefentirt vnd zugeſchickt werden, welche jhnen 
verhören, vnd do er inn Examme geſchickt befunden, zum 
Ambt Confirmiren vnd beftetigen follen, Vnd demnach, fo fol 
wider des Pfarhers willen, Feiner angenomen oder eingebrun- 
gen werden, in bettachtung, das fle in vorrichtung der Kirchen 
Embter, bey einander fein, und einander heiffen müffen, Auch 
ein jeder Pfarher, inn deme, feinem gloͤckner zubefehlen vnnd 
zu gebietten hat, Er jme auch hirinnen,, billichen gehorfem zus 
leiſten, ſchuldigk, und nicht wider ſtreben fol, Würde aber vom 
Kicchner, jnn Kirchen dienften, einig vorſaumnuͤs odder vnfleis 
befunden, vnnd er vom Pfarheren bierumb geftrafft, nicht fol: 
gen, noch fich beffern, befondern feine eignen kopffs mutwillig 
leben wollen, fo fol fich der Pfarher deffelbigen, exfllich gegen 
den Richter und Kirchvetern beklagen, und da keine befferung 
folgen wolte , er ber Eirchner feins dienfts entſatzt, vnd ein an 
der gehorfamer vnnd fleiffiger, an ſeine ſtadt auffgenommen 
werden. 

Doch fol kein Pfarher oder Gemein ſemptlich, viel weniger 
fonderlich, ihren Euftodem, enturlauben oder wegkſtoſſen, me 
vorgehende befchuldigung bey dem Supperattndenten, obe 
Conſiſtorio, welche des Pfarhers unnd der Gemeine Elage, und 
bes Cuͤſtors entſchuldigung, mit fleis vorhören follen, Vnnd 
nad) befindung des Handels, den Cüftor an dem dienſt heiffen 
erhalten, ober wegk weiſen, damit nicht ein vnſchuldiger arme 
man, Er affectu, one bilfiche vrfach, vorftoffen werde. 

Vnd do ein Euftos von nawem angenommen würde, ol 
derfelbe von der Gemein, auff ihre oder der Kirchen (bo fie bed 
vormögens) vnkoſten, mit feinem gerethe vnnd geſinde, geholet 
werben. 

Die Dorff Cuͤſter follen vorpflichtet fein, ale Sontage 
nad) mittag, und jnn der wochen, auch auff einen gewiffen tag, 
die Einder den Catechifmum , und Chriftliche deutfche gefenge 
mit fleis und deutlich zulehren, Vnd nachmals in den vorge 
ſprochenen oder vorgelefenen Attickeln des Catechiſmi, wider 
umb zuuochdren und zu Eraminiren, Vnnd do eins obber mehr 
filial zu der Pfarr gehoͤreten, ſot er mit folchem Ichren, wit 
rath feines Paſtors, dermaſſen abwechſſeln, das die jugent jnn 
allen Doͤrffern, nach notturfft vnderwieſen, vnd jha nicht vor⸗ 
ſeumet werde. 

Es ſollen ſich aber die Kirchner fonderlich befleiſſigen, das 
fie die gebethe, den kindern und alden, fein langſam, klar, deut⸗ 


350. ou. Saͤchtiſche Generalartikel. 


U und vnderſchiedlich, vorſprechen oder vorleſen, von wort zu 
worten, tie fie im kleinen Catechifmo gebrudkt feind, Vnd fols 
len nicht fo freuel und kuͤn oder fo vnachtſam fein, das fie die 
wort vorendern, vormehren, vorkürgen odder vorftümmeln, an⸗ 
ders, dann das gedruckte Eremplar vormag, bann dadurch wirdt 
das junge volck vbel underwiefen, und lermet nadymals, einer 
von dem andern, unrecht bethen. 

Damit aud) die Feiertage, mit anhörung Gottes Worte, 
recht geheiliget, und Gott alzeit gelobet, diefelbige mit. muͤſſig⸗ 
gang und anderm Ergerlichen weſen, Nicht vbel zubracht were 
den, So ſollen die Kirchner an benen oͤrttern, do die Pfarkir⸗ 
hen, Filial haben, fo offte der Pfarherr, am berfelbigen orthe 
einem, fruͤe predigt, mitler zeit dem volde, an andern ortten, 
bo fie des Pfarhern Predigt nicht hören kuͤnnen, die Epiſtel 
vad Euangelium deffelbigen Sontags, vorlefen,. und egliche 
Chriſtliche deutzſche lieber fingen, Wann aber ber Pfarher def 
feibigen orts, nach mittage predigt, foll der Cuſtos alsbann:am 
andern ortte, der jugent den Katahifmum vorlefen, vnd mit 
jnen Ara ig vben. 


Es fol aber keinem glödner, der nicht examinirt vnd ordie⸗ 


nixt, hiruͤber zupredigen nachgelaſſen, De fie aber examinirt 
vnd ordinirt, vnd auch das Diaconat Ambt, mit zuuorſorgen, 
beruffen weren, ſoll jhnen nicht allein zu predigen, beſondern 
auch andere Kirchen ambt, mit Beicht hören, Sacrament rei⸗ 
chen, vnnd anderm, vorgunſt vnd nachgelaſſen werden. 

Es ſallen die Pfarhern jhre gloͤckner, ferner nicht, dann 
ſouiel je Kirchen dienſt belanget, mit boten lauffen, oder ans 
derm zu jrem eignen nutz, dringen oder beſchweren, Beſon⸗ 
dern ihres befohlenen dienſts, zu jeder zeit, vnuorhinderlich ab⸗ 
warthen laſſen. 

Alſo ſollen ſich auch die gloͤckner huͤtten, vnnd mit fleis vor⸗ 
ſehen, das ſie zwiſchen der gemeine Kirchfart, vnd Pfarhern, 
keine menterey, faction, oder. widerwillen, daraus vorkleinerung 
des Pfarhern, und vorachtung der Predigt, Beicht, und Sa⸗ 
craments, zufolgen pflegen, erregen, Sondern: alzeit gegen 
ihrem Pfarhern, freundlich, ehrerbiettig, und zu frieb vnd 
einigkeit geneigt fein, Do aber andere normerdt, follen. fie der 
geftatt, wie obuormeldet, vom ambt entfaßt, vnd andere from⸗ 
me vund ruhige diener, an ihre ſtath geordnet werden. 

. Und naddem an eglichen orten Pie Cuſtodes, vnhillich ber 
ſchwart worden fein, mit bern bothägen odder leykauff, das fie 
jherlich non jrem dienfl, zwen, drey, oder nier ſcheffel korn, etwa 
einen guͤlden, der Gemeine haben geben muͤſſen, im nahmen 
vnnd ſchein, als folte der Cuſtos, von namens heſtellat vnnd ge⸗ 
miettet werden, welchen abzugk dann die Gemeine vorſoffen 
bat, Haben die Viſitatodes vormoͤge S. Churf. G. befchliche, 
ſolche vnchriſtliche der armen diener heſchwerunge, vnd ynleid⸗ 
küche ſchindexey, durchaus abgeſchafft vnnd vorboten, bag kein 
Guſtoo farthin, das geringſte, der Gemein⸗ zu Bothkorn ober ley⸗ 
kauff, veichen aber geben ſoll, one das erſte mal, wann er an⸗ 
genommen, wu) wit fuhe gehnlet iſt, audann wag m, ſich mit 
dan nachbarıı bakant zumachen, etliche Groſchen ber: Dorffſchafft 
zu vortriucken geben, jedoch, das auch in ſalchem ein mas: ger 


halten, und. der name Euſies, acht vber Tee gteſchn arheben, | 


gedrungen sverde. 


‚ Bnd:dor.die Yaroem, item fehreibern „die gewoͤnlic⸗ fücte | 


sung,. (mit ‚bei: fünen, nieht ‚onnd dergleichen, main md 





187 


ziehen, barumb, das fie folch bochtom oder Leykauff, nit mehr 
jherlich bequemen, Sol der Michter und. andere Obrigkeit ſchul⸗ 
dig fein, die pamwern mit ernſt und beframung harter flraff, 
dohin zubalten, das fie jhren ſchreibern, das jhenige thun, wie 
zuuorn, do ſie das bothkorn vnnd leykauff empfangen haben. 

Mit der Viehuth, ſoll es ſouiel muͤglich, alſo gehalten wer⸗ 
den, daͤs mo die Pawern des viehes, vmb die zech huͤtten, beide, 
die Dorffpfachern vnd Cuſtodes, derſelben zechhut gefreiet vnd 
entnommen ſein ſollen, Dann weil ſolche perſonen, zum Kirchen 
dienſt beſcheiden vnd votordnet ſein, vnd warten muͤſſen, welche 
ſtund ſie zum kindtauffen, oder zu den krancken jnn todes noͤten, 
erfordert werden, koͤnnen ſie nicht zugleich, auff ſolch jhr ambt 
wartten, vnd auch des viehes huͤtten. Derwegen ſollen ſie mit 
der zechhutt, nit beſchweret werden, auch den Pawern nichts 
dafür zugelten odder zugeben, ſchuldig fein, vnnd gleichwol 
macht haben, jhr viehe vnder der Gemeine viehe, zutreiben, 
Bnd hirinnen von den pawern, nicht gefehrt werden, welche 
vorpflichtet ſein ſollen, vor den ſchaden gut zuſein, ſo des Pfar⸗ 
hers oder Cuͤſtors viehe, jrm ſolcher zechhut vorloren wuͤrde, 
glaich ſo wol, als ſie den andern Nachbarn, ſo vmb die zech 
ſelbſt huͤtten, für den fchaden abtrag thun mÄffen.: . 

Da man aber vom viehe, einem beftelten hirtten lohnet, 
ſollen Pfarherr vnnd Cuͤſtor, gleiche buͤrden mit den nachbarn 
tragen, vnnd vor jhr viehe, auch reichen vnd geben, nach ge⸗ 
wonheit des orts, gleich andern, one gefehrde. 

Als auch die gloͤckner gemeiniglich, ſehr geringe beſoldung 
haben, das ſie ſich mit jren weib vnnd kindern, dauon nicht zu 


erhalten, Sonſten auch die Kirchen kinder und Gemein, einen 


muͤſſig genger auff folchen dienft, zu erhalden vnuormoͤgend, 
Dertvegen auch gutt und nötig, das handtwergs leuthe hierzu 
beruffen, und angenommen, Damit nun am Kirchen bienfte, 
Fein mangel ſey, fo laffen fein Churf. gnaden nad), das die 
Kirchner, fo auff den Dörffern, handtwerge können, dieſelben, 
nicht auſſerhalb, auff den Herenhöfen, odder fonften, fondern 
allein daheim jnn ihren heufern zur notturfft,: nnd nicht zu 
feilem kauff, den vmbligenden Stedten, vnd Meiftern bes 
felbigen Handtwerges zu nachtheil, treiben. 

Hieran fie dann bie Stedte, vnd derfelben handtwergs mei⸗ 
ſtere, ober Gommunen, vnbdetrübt vnnd vnuorhindert laſſen 
folfen, Do aber zroifchen Stebten, Doͤrffern, oder berfelben 
Erbherren, fonderliche vortrege, wie viel meiſters eind hand» 
mergs, jedes orts gedulbet werben folten, auffgerichtet, So foll 
der Kirchner, pmb diefer S. Churf. G. nachlaſſung willen, 
nicht befreiet, ſondern mit in dieſelbige zul gerechnet werben, 

Damit ſich auch die gloͤckner, defte bafz zu erhalden, fo fol- 
len ihnen beyde, Pfarhern vnd Kitchnern, jeder auff die Quar⸗ 
tal, vnnd alfo viermal im jar, do die Kirchen vormögend, sinen 
grofchen, oder bo fie arm, auff ein Quartal ein halben gro: 
—9 vnd alſo das jhar vber zwene groſchen zugeben, ſchul⸗ 
dig ſein. 

Do auch die gewonheit, den Pfarherrn vnnd gloͤknern, 
Brot zugeben, darauff fie eglihe umbgenge einzumanen haben, 
doch von vielen Pawern, in deme, das fie ſolch brot, fo inen fol 
gegeben werden, vbel ober viel zu klein backen, betrieglich ges 
handelt wixdet, So fol. hinfuͤro ein. jedes der brot, fo man bem 
Hfarher vnd Blocner zugehen ſchuldig iſt, eins Kr werth 


188 


fen, ober fo «6 geringer, und dem Kirchner nicht annemlich, 
ein ſilbern grofchen dafuͤr gegeben werden. 


Vnd weil es vorſchiener zeit, gewonheit geweſen, das man 
den kirchnern vff den doͤrffern, den gruͤnen Donnerſtag oder 
Oſter eyer, desgleichen den heiligen abent, oder new Jar, ſo 
ſie den ſprengkeſſel oder geweihette waſſer, vmbgetragen, Nun 
aber weil ſolchs gefallen, nicht mehr geben wollen, gleichwol es 
vmb ein geringes zuthun iſt, alſo, das ſich deſſelbigen jeman⸗ 
des, zu beſchweren nicht vrſache, So achten S. Churf. G. gut 
vnd billich, das jnen ſolchs nachmals, gutwillig gegeben werde, 
ſouiel mehr, weil es frey, vnd auff keine gewiſſe anzal gerich⸗ 
tet, oder jemandes doran gebunden. 


Was an ben Pfarhern, Diaconis, vnd gidckuern, vmb vorrichtung 
willen jbres3 Ambts, inn etzlichen fellen, fol gegeben vnd nachge⸗ 
laſſen werben. 

Es ſoll niemandts, von reichunge bes heyligen Sacraments 
der Tauffe, vand des Nachtmals des Herren, den Kirchendie⸗ 
nern etwas zugeben pflichtig fein, Do ihnen aber jemandts 
etwas freymwillig ongeforbert, zugeben geneigt, das fol jnen zu: 
nehmen, vnuorboten fein. | 


Vom YOpffer. 


Als auch viel lagen fürfallen, das die Pfarhern und ſchrei⸗ 
ber, jhr gebürlich Decem und Opffer, von den Pfarkindern, 
mit fchmerlicher mühe und groffem vorfaumnüs ermanen, zu 


zeitten auch gar nichts befommen mögen, und ber Kirchendiener 


befoldung, hirdurch gang vnbillich geſchwecht, vnnd aber ein 
jeder arbeitter feines lohns wirdig, auch die, fo den Kirchen 
dienen, von ber kirchen erhalten werden follen, So fol hin⸗ 
füro ein jedes Menſch, das zwelff Jar erreicht, e8 habe Com: 
municirt oder nicht, feinem Pfarhern alle quartal einen, und 
alfo das jhar vier pfennige Opffergelt, vnwegerlich zugeben 
pflichtig fein, Damit fie auch hirmit nicht mutwilliglidy vor- 
zogen, odder inn andere wege vor vortheilet, fo follen jhnen 
bie Richter, eines jeden eingepfarten Dorffs, ſollich Opffer, vn⸗ 
der ihrer gemeine, vnnd bey jren Nachbarn, freundlich, vrind 
im fall der wegerung, ernſtlich einzumahnen, vnnd dem Pfar- 
herr, beneben glaubtoirdigen genugfamen bericht, zu vberant⸗ 
worten fchuldig fein, So offt aber bie Richter hierinnen ober 
jnn andern, fo jhnen die eingepfarten zureichen pflichtig,, zu⸗ 
uorhelffen feumig odder parteijſch erfunden, follen fie zehen 
geofchen zur flraff erlegen, Wo aber bifzfal® ein mehrers zu: 
geben herbracht, fol es nochmals dabey bleiben, vnnd hierüber 
diefe vier pfennige nicht gereicht werben. 


Betreibih Zins. 


Was man den Pfachern und fhreibern, auff den Dörffern, 
von korn vnd habern zinfet, fol alles in des Pfarhers und Eu: 
ftodis haus auff einen tag gebracht, vnnd alda jnn beyfeln bes 
Richters oder heimbürgen, gemeffen werden, damit man fehe, 
das ein jeder tüglich getreidich, vnnd fo gutes ihnen gewachſſen, 
vnausgefondert, und an rechter mas erlegen. 


Traw und aufigebot get. 


- Bon dreien auffbothen, follen dem Pfarhern ein gro- 
hen, vom Copuliren, zwene groſchen, und dem kirchner ein 


185%. Ovar. Sachſiſche Genernlartikel. 


groſchen, und. alſo von einer hochzeit, vier groſchen gegeben 
werben. 


Zehend vnd auber ber Pfarhern einkommen. 


Als auch hin vnd wider auffm Lande, in den doͤrffern, ger⸗ 
then aus den huffen vorkaufft, vnd nachmals kleine heuslein 
darauff gebawet vnnd geſatzt, ſonſten auch andere, bey den huͤf⸗ 
fenern oder denſelbigen, ein mietten, Vnnd aber den Pfarhern 
vnd gloͤcknern nichts, dann den gewoͤnlichen vnnd gemeinen 
Opffer pfennigk geben wollen, demnach beyde, Pfarhern vnd 
gloͤcknern, jnn der ſeelſorge, als Tauffen, krancken zubeſuchen, 
beicht hoͤren, vnnd Sacrament reichen, mit jnen nichts weniger 
muͤh, dann auch mit den huͤffnern, haben vnnd tragen miſſen, 
So ſollen diefelben, an ſtath des Tetzems, zinfe und brots, fo 
die huͤffner zugeben pflegen, von jhnen ſelbſt, jren weibern, ge⸗ 
ſinde vnd kindern, vnd alſo von einer feuerſtadt, vber den ge⸗ 
woͤnlichen opffer pfennig, dem Pfarher achtzehen pfennig, vnd 
bem gloͤckner ſechs pfennige, jherlich zugeben, vnnd jhnen ber 
Richter jedes orts, ſolch einkommen, beneben dem opffer, flelſ⸗ 
ſig einmahnen, vnd trewlichen zu vberantworten, ſchuldig ſein. 

An welchen ortten aber, vber das opffer gelt, diſzfals an⸗ 
dere anlage albereit gemacht, dabey ſol es nachmals bleiben. 

Da auch huͤffner oder andere Pawern, die Ackerbaw, vnd 
bis anhero den Pfarhern, keinen Tetzen oder zinſe, ſondern al⸗ 
leine brot, vnd den gewoͤnlichen opffer pfennig, vnd ſonſten 
hieruͤber nichts, gegeben hetten, dieſelben hinfuͤro dem Pfarher, 
vber den opffer pfennig von jeder huffen, einen groſchen zu⸗ 
geben ſchuldig, Vnd do etwan ſich deren einer, auff beſchehene 
vnderhandlung der Viſitatorn, auff ſonderliche zulage, an ge⸗ 
treidich oder gelt, vormuͤgen laſſen, vnd darein gewilligt, ſoll es 
darbey bleiben, vnd der daſſelbe, gleich andern huͤffnern vnnd 
mit den oberwenhten groſchen zugeben, vorpflicht ſein. 

Desgleichen ſol es auch mit dem zehend garben, allerley 
art getreides, im felde gehalten werden, Dann weil hirinnen 
den Pfarhern, allerley vorteils, vnd vndanckbarlichen betrugs, 
dardurch ſie an jhrem vordienſt, vnnd ſchuldigen einkommen, 
mercklich vorkuͤrtzt, vielmals begegnet, So ſoll zuuorkommung 
deſſelben, keiner, der dem Pfarher odder kirchner zehendt zu⸗ 
geben ſchuldig, etwas vom zehendt acker, heimfuͤren, er habe 
dann dem Pfarhern ſolchs zuuor vormeldet, vnd jme den ze⸗ 
henden, nach rechter anzal des gewechſſes, vberliefert vnnd zu⸗ 
geſtelt, auch gleich gebinde, Vnd da eiſſerne reiffen, odder 
ſonderlich mas hierzu gemacht, demſelbigen nach, one einigen 
vortheil binden, vnd jhnen vberreichen vnd folgen laſſen, alſo, 
das der Pfarher zufrieden, vnnd deshalb ſich bey der Obrigkeit 
(die dann hieruͤber halten, und do fie angelanget, bie vbertreter 
gebuͤrlich hierumb ftraffen follen) nichts zu beklagen. 

Als auch zum offteen mal erfaren, das bie zehend ackere, 
zu mercklichem vnleiblichem abbruch der Pfarlehen, vnd zu 
vnchriſtlicher fhmelerunge der armen Pfarher einkonmen, 
etwan durch Die Pawern, den mehren theil aber, bucch epliche 
vom Abel, jnn eigen nügigen gebrauch gezogen, ulfo, das fie 
auff ſolchen zehend etkern, holtz wachſſen, oder fonften muͤſſig 
zur vihetrifft ligen, vnnd nicht befehen laſſen, jnn meinunge, 
dem Pfarherr ſeinen gebuͤrlichen zehenden, dadurch abzuſtricken, 
obber durch vorjatunge vnnd -prefeription, zu jhren Ritter oder 
Exbguͤttern zubrengen, Vnd do alebann, auch nach etlichen jha⸗ 


155. va. Sächſiſche Generalaritkel. 


ven, das hol& groß, baffelbige abhawen, das feldt aber tiber 
umb roden und befehen laffen. vormeinend, bas der zehendt, fe 
des holtzwachſſes oder ftilligens halb, etzliche jar nicht gegeben, 
vnd zur onbilligkeit vorgehalten, nuemehr todt vnnd abe, unnd 
fie denfelben forner zugeben, nicht pflichtig fein follen. 

- So wollen S. Ehurf. &., da8 die Pfarlehen, obgebachter 
oder auch anderer geftalt, nicht gefchiwechet, odder ben Pfarhern 
des etwas enkogen, Befondern, der fehuldige Tegem zu jeden 
bequemen zeitten, vote ſich gebüret, hierinnen gereicht, obder 
den Pfarhern, nad) gelegenheit leibliche vorgleichung, derhalb 
getdan werde. | | 

So foll e8 aud) mit den Kretz Gerthen, fo von Zehend 
Edern gemacht, anders nicht gehalten, vnd von anderm ges 
wechs, als kraut, rüben, zwiebeln, vnnd anderm, fo darein 
gepflantzt, vnd den ſommer vber gewachſſen, der zehendt dem 
Pfarherr gegeben werden, damit die Pfarlehen, bey jhrer ge⸗ 
rechtigkeit bleiben, vnd derſelben zu vnpflichten nicht entſetzt 
werden, ſouiel mehr, weil ſolche Gerthen etwann widerumb 
abgehen, vnd zu acker gemacht, vnd alsdann vor nawe vnd freye 
Ecker, wollen gedeuttet vnd angezogen werden. 

As auch etwan⸗befunden, das die pawern zweierley, ale 
freye vnd auch Zehend Ecker, zugleich jnnen haben vnd beſitzen, 
Vnd aber jnn deme auch, ihren eigenen nutz vnd vorteil, zu 
ſchaden vnd abbruch der Pfarhern ſuchen, alſo, das fie nicht 
allein die freien Ecker bawen vnd tuͤngen, dagegen aber Zehendt 
Ecker, vngetuͤnget ſtille ligen laſſen, dardurch dann der Pfarren 
einkommen, nichts weniger, dann wie obſtehet, geringert, So 
ſollen die Obrigkeit, Ambtleute oder Schoͤſſer, denen bie bot⸗ 
meffigkeit jedes orts zuftehet, vnd fie von den Pfarhern der⸗ 
halben angelanget werden, darauff fehen vnd acht haben, das 
fotche zehendt Edler, gar oder nach gelegenheit vnnd gemonheit, 
zum teil gleich ben eignen vnd freien Erbeckern, getünget und 
bejehet, vnnd dem Pfarhern fein gebürlich zehend dauon one 
vortheil, wiſſentlich vnnd zu rechter bequemer zeit, vnſeumlich 
gereicht, odder jnn weigerung, ber gehend Man gebürlich hirumb 
geftrafft werden. 

Were auch dem Pfarhern hierüber fonft mas mehr entzo- 
gen, feindt S. Churf. G. geneigt, nach deſſen befindung, ernft- 
lich zubeſchaffen, Das ſolches wider zu den Pfarren gebracht 
werde. 

Gebür der Kirchen Diener. 1 . 

Dom geleutte der todten auff den Dörffern, fol ein gewiſſe 
mas mit den gloͤcknern gehalten, und die. leuthe nicht von jnen, 


- wie offtmald unnd an viden ortten gefcheen, jhres gefallene 


vberfegt, onnd von einem alten ein filbern grofchen, von einem 
jungen aber ein halber grofchen, und mehr nicht, gegeben 
werden. 

Dieweil auch alle ding, an getrencke, efien fpeife und an- 
derm, bauon fidy der menſch erhalten mus, fonderlicy aber in 
den Stebten, auffs hoͤchſte geftigen, Vnnd aber die armen Kir 
chen diener ane Das, geringe einkomen haben, alfo, das fie ſich 
mit weib vnd Finde, nicht wol erhalten muͤgen, So fol den 
Pfarhern, in Stedten vnd auff den Dörffern, welche «8 alfo 
herbracht, Bier vor jhre behaufung zubrawen, nachgelafien fein 
vnd bleiben. | 

Welche Dorffpfarher aber bes brawens biſz anhero nit ges 
braucht noch bereshtiget, denen fol unbenommen fein, bier ein- 


189 


zulegen, vnnd zu ihrer ſelbſt odder ihrer weib vnnd kindere, 
nach notturfft zuuorbrauchen, Doch ſollen ſie gar keins vor⸗ 
pfennigen, vorkauffen, oder ausſchencken, Wuͤrde aber einiget 
Pfarher ſolchs miſzbrauchen, oder ſonſt vbermachen, vnd die 
Stedte oder Kretzſchmar, deſſen beſchwerung haben, ſoll es 
nicht allein bey S. Churf. G. meſſigunge, ſondern gentzlicher 
abſchaffunge ſtehen. 


Vom Gottes kaſften. 


Es ſollen in allen Stedten vnd Doͤrffern, bey den Kirchen, 
Gottes kaſten ſein, vnd darein die Almoſen, vnd andere Chriſt⸗ 
liche milde gaben (darzu die Pfarhern vnd Prediger, fleiſſig an⸗ 
halten vnd vermahnen ſollen) zuerhaltung der Kirchen vnd 
Schuldienern, auch derſelbigen gebeude, vnnd do etwas vberig, 
die armen hieruon nottuͤrfftig zuerhalten, geſamlet werden. 

Damit auch das armut jnn jhrer noth, nicht vorſeumet, 
beſondern zu jeder zeit, von des Kaſtens einkommen, welchs 
allein dahin gewend, vnd eingeſamlet werden ſol, nottuͤrfftig 
vorſorget, vnd denſelbigen nichts abgebrochen werde, So ſollen 
von den Vorſtehern derſelben einkommen, nicht hauptſtemme, 
mit der armen abbruch gemacht, vnd auff vnchriſtliche oder auch 
vnbilliche zinſe (es were dann vber die notturfft ſo viel vber⸗ 
lauffs) ausgeliehen, oder ſonſten ane nutz, in kaſten behalten, 
vnnd dasſelbe etwan hinwegk zunehmen, vrſach geben werden, 
Damit jederman zugeben willig bleibe, vnd ferner etwas hin⸗ 
nein zuwenden, nicht abgeſchreckt, wie dann geſchicht, wo ge⸗ 
ſpuͤret, das ſolchs den armen entzogen, vnd in andern boͤſen 
brauch gewendet wirdet. 


Bon den KirchenVetern, Vorſtehern ber gemeinen Kaſten, vnd berem 
Nechnunge. 

Damit auc) die Kirchen, und derſelbigen güttern, recht und 
wol vorgeflanden,, und die kirchen gebeude befto bafz erhalten, 
So follen bey jeder kirchen, feine ehrliche, Gottfürchtige und 
redliche Leutte, zum wenigften ziwene, zu Kicchen Vetern, der 
Kirchen zum beften erwelet werden, die alles einkommens vnd 
ausgebens, richtige Regifter halten, vnnd daffelbige auch jher⸗ 
lic, vor jhrem Erbherrn, Pfarhern, Richter, und eltiften der ger 
meine, vorrechenen follen. 

Auff das auch die Kirchen, zu mehrem gedey und auffnehe 


| men kommen mügen, fo follen die Kirchen Veter, auff die 


Sontage onnd andere Feſta, die taffel oder ſecklein, in der 
firchen vmbtragen, und das gemeine almofen,, darzu der Pfar⸗ 
her von der Cangel, mit fleis vormanen follen, einfamlen, und 
gleicher geftalt, vote auch ander einkommen und ausgeben, be: 
rechnen. Sollen auch des Pfarhers Inuentarium bey fich Hals 
ten, vnd fleiffig, wie obgemelt, darauff fehen, das von den 
abzihenden Pfarhern, ſolchs koͤnne volkoͤmlichen geliefert und 
erſetzt werden, darauff er jnen auch ſeine handſchrifft vnd be⸗ 
kentnuͤs, geben vnd zuſtellen ſoll. 

Vnd es ſol von den Amptleutten, Lehen Hern, neben dem 
Erbhern, Supperattendenten, Pfarhern, Vnnd den Gemeinen 
auff den Doͤrffern, berurte Kirchen rechnung, jherlich vnd rich⸗ 
tig gehalten werden. 

Vnd ſol der Pfarher, domals fleiſſig erforſchen, wo was 
ſtreittig, vnnd ſolchs in beyſein, vnd mit huͤlff der Ambtleutte, 
Lehen vnd Erbhern, beylegen, Auch ſollen die Erbherrn, die 


190 


Zeuste dahin halten, das bon Kirchen das jhre, vnuorzuͤglichen 
erieget werde, Alda follen auch die Pfar geben, ſambt den 
ſchreibereien, befichtiget werden, dergleichen die Inuentarig, in 
Kirchen und Pfarren, damit biefelbigen nicht vorrudt ober ges 
ringert werben. 

Als auch erfaren und befunden, dag zum offtern mal, wann 
Kirchen rechnunge gehalten, vberfluͤſſige vnnoͤtige zerunge, zu 
groſſem abbruch der Kirchen geſchehen, So ſollen dieſelbige 
hinfuͤro, bey ernſter ſtraff, auffgehaben vnd verbotten, vnnd 
den Kirchen Vetern vnd Pfarhern, die dann jedes mal dabey 
ſein, vnd die Regiſter halten vnd ſchreiben ſollen, nicht mehr 
dann ein odder zween groſchen, auff eine perſon zuvorzeren, 
vorgunſt vnnd nachgelaſſen fein, Da aber ſolchs vberfchritten, 
ſollen ſie die vbermas ſelbſt, von dem jhren, zuzalen vor 
pflicht ſein. 


Sie ſollen auch nicht allein trewlich vnd fuͤrſichtiglich, mit | 


den Kirchen güttern vnnd einkommen, handeln, ſondern auch 
mit den einnahmen, der Schulden und Retardaten, ſich fleiffig 
und vnuordroffen, erzeigen, vnnd nicht fcheuen, ob fie derhals 
ben jemandes vngunſt, auff fich laden mödıten, dann den ſchul⸗ 
digern ſelbſt, damit gedienet wirdt, fo fie jherlich gemahnet, 
und zur zalunge ‚gedrungen werden, Welche darnach die vnar⸗ 
manete zins, die auff eine groſſe fumma gemachfien, gleichwol 
mit jhten vnnd der erben groſſen ſchaden, ablegen muͤſſen. 

Sie follen aud) die armen leutte jun Hofpitaln, mit not 
turfft vorforgen, vnd achtung darauff geben, das die jhenigen, 
fo leibes fchwachheit halben, nicht koͤnnen die Kirchen befuchen, 
gleichtwol mit Predigten und tröftungen aus Goaͤttlichem Wort, 
durch die Kirchendiener vorforget werden, Vnd da fie darinnen 
mangel ſpuͤreten, follen fie den Pfachern darumb anfprechen, 
Da auch jhnen fonft jemandt, jnn der Stadt oder Dörffern, 
von hausarmen witwen oder weifen, bie noth leyden, angege⸗ 
ben würden, oder fie felhft erfüren, follen fie denfetben, aus 
den gemeinen Kaften, auch hülff, fo viel fich Leiden wil, erzeie 
gen, boch mit vorgehender fleiffiger erfundigunge ihres wan⸗ 
dels, nahrung vnnd arbeit, Damit nicht faule hinleffige,, vnnd 
teilig arme leutte, aus dem gemeinen beuttel, in muͤſſi iggang 
ernehret werben. 

Wo in einigem Gottes kaſten, fo viel vorhanden und vberigk, 
das auff widerkauff, armen damit zudienen, auch der Kirchen 
nutz zuſchaffen, muͤglich, ſollen fie das mit vorwiſſen jedes orts 
Obrigkeit, ſonderlich bes Supperattendenten in Stebten,, unnd 
inn Dörfern, Erb vnnd Lehenhern, auch des Pfarhers recht⸗ 
meffiger weite zuthun macht haben. | 

Sie follen auch gutte acht geben, auff. bie hypothecirte 


gründe, das dieſelbe nit von den fuldigern verkauft, zertheir | - 


Lat, ober anderen vor mehr fummen- eingefegt vand vorpfendet 
werden, auch ſich ‚nicht von denfelbigen «in mal eingefegten 
gründen, auff geringe odder zuuor vorpfendte guͤttar, odder aber 
auff vngewiſſe bürgen, weifen laſſen. . 

Es foll auch zuuorhuͤttung allerley vordacht, keiner aus 
jnen alte ſchiuͤſſel zum kaſten vorraths, alten Brieffen und Res 
giſtern, allein haben, ſondern ein jeder einen beſundern, vnnd 
der Pfarherr des orts auch einen, Vnd ſollen alle perfoͤnlich 
dabey fein, wenn gelt oder brieffe .in den kaſten zulegen, odder 
heraus zunehmen. ind. - . 

Es fol auch. kein Vorfteher allein, on des Erb vnd Lehm 


anal. Owar Qquichſiſche Senerelantifel. 


Herrn, unhb beu andern feiner zit vordebenten, vorwaltern, 
erſuchtem rath vnd bemilligung, ichtes ausgeben, ausleihen 
oder zuſagen. 

Do etwas von Hafın fieden biiebe, vnd ftreittig wuͤrde, 
ſollen fie auffs fuͤrderlichſte, ſolchs am gebürlichen ortten fuchen, 
dad die zinfe wider zeitlich gamahafft, vnd die Retardata, one 
nachlaſſen odder abzugf, entrichtet werben, Denn den vorſte⸗ 
been das kaſtens noch andern, gebürt nicht, etwas, To bem ge: 
meinen Baften vnnd kirchen gehoͤret, denen zuerioffen, die es 
zimlich wol bezalen Einen, vnd zu entrichten fchulbig fein, 
fondern fie feind vor Got ſchuldig, vnnd jhres Ambts halben 
pflichtig, daffelbig alles tue, zu xath zuhalten, und bo fie 
milde vnnd gutwillig fein wollen, ſollen fie es vom: dem jren 
thun, und nicht mit abbeuch des. gemainen kaſtens, jhnen gunſt 
vnd glimpff hey den ſchuldigern ſuchen. 

Es ſollen auch forthin die vorficher des gemeinen kaſtens, 
Leine liegende gründe odder gütter , der Kirchen, zuſtendig, alier 
niren, odder exblich verfauffen, one erfuchtem.rath und erlaub⸗ 
nuͤs, iches ortd Hauptmans, Erb odder Lebens Hert, Schöffers, 
Buͤrgemeiſters und Raths, Wand da ſolche alle einhellig, auff 
die Erbliche alienation ſchlieſſen würden, alsdann vnd nit ehr, 
muͤgen fie die Kirchen guͤtter auffs höcft, vnnd gewiſſe bezas 
lunge, vorkauffen, vnd die hauptſumma auff gewiſſe erbliche 
oder widerkeufliche jherliche nugunge, auwenden. 


Vom baw ber Pfarren vnd Glöckenereien, auch bellellung der darzu 
gehörigen gütter. 

Die Pfarkicchen, Pfarheufer, vnd kirchenereien, follen nad) 
gelegenheit jedes orts, jo viel müglich, von ber Kirchen ein: 
fommen erbauet werben, Wo aber daffelbe fuͤglich nicht gefche 
hen koͤnte, fol von ben eingepfartten, ob fie ſchon nicht vnder 
einer, befundern vielen Derrfchafften geleffen, eine gemeine 
anlage, zu folhem Baw gemacht, darzu fie auch von jrem Erb⸗ 
bern, ernſtlich vnnd vnwegerlich follen gehalten werden. Wann 
fie ald dann diefelbige auffbracht, vnd zu nosturfft zugerichtet, 
vnnd den Pfarhern, alfo gebamet ein gereumbt vnnd vberant: 
wortet, folen fie diefelben fürder, vnd fonderlid, das jhenige, 
fo vom gefinde, durch teglichen brauch vorwuͤſtet vnd zeubrochen 
wirdt, als ofen, fenfter, thuͤren, ſchloͤſſer, dach vnd fach, ac. 
ſo Lange fie darinnen wonen, vnd bdafelbft Pfarhern bleiben, 
wie gutten Hauswirtten gebüat, im bewlichem weſen erhaltten, 
vnd nicht zerfallen laſſen. 

Item die Gerthen fo darzu gehörig, nicht vormäften, fon+ 
um mit gutten pflangen- vnd Pfropffreiſem, beffeen und er⸗ 

auen. 

Damit auch die laſenütter, oder, wieſen Gerthen ober 
fiſch waſſer, zum Pfarlehen gehörende, nicht Preferibiret, vnd 
vnder der leutte, welche dieſelbige vmb jherlicher namhafftigen 
zins oder miedgeldt, innen.haben, eigene guͤttere, durch langen 
gebrauch, vormiſcht und eingeleibet, So follen ſolche güttere 
ide zuzeitten vorandert, andern ausgethan vnd vorliehan, ober 
aber, do es/ die guͤter ertragen mugen, umb groͤſſern vnd hoͤhern 
sing, vorlieben werden, damit die Pfarden bey ibzen:eigenehaine 
bleiben, ynd fie die Beſitzer, vor je erkaufft oder Ccbgutt, nicht 
anziehen koͤnnen oder muͤgen, Idoch do etzliche darinnen den 
Pfathern, vmb gewoͤnlichen zinſs eingechan werben fol dies 

jatben hiermit nicht gemeiat ſein. 


2557. Ovar 


Es follen die Pauern, frembe Eder vmb gelt zubefchiden; 
nicht ehr annehmen, es feind dann zuuorn, des Pfarhers vnnd 
ſchreibers ecker, do fie nicht felbft anzufpannen baden, fampt 
jeen nachbar, deffelben dorffs ecker vmb ein gebuͤrlich und gleich: 
mefftg lohn befchidet. 

Die Pfarrgütter follen binfurt nicht permutirt, oder aus: 
gelaffen werden, one vorwiſſen der Ambtleut, Lehenherrn, vnb 
ÖSupperattendenten, vnd bo es bie notturfft erfordert, auch mit 
vorwiſſen des Landes Fuͤrſten, Vnd fol die bewilligung, ber 
aus gelaffenen Pfarrgütern, fich nicht ferner, denn auff bie per⸗ 
ſon des jtzigen Pfarhers erſtrecken. 


Don den Pfarkölgern. - 


Als aud) befunden das bie Pfarrgehuͤltze durch die Pfar⸗ 
been zuzeitten, aus geig odder ſunderlichem eigenem nutze, vor⸗ 
ſetzlich, mercklich vorhauen, vnnd alfo vorwuͤſtet, das ettwann 
jhnen ſelbſt, vnnd auch jhren nachkommenden, an jherlicher be⸗ 


holtzunge mangelt. 
So wollen ©. Churf. G., das hinfuͤro den Pfarhern, jres 


gefallens holg zuhauen, nicht vorſtattet, beſundern nad) groͤſſe 


vnd gelegenheit, auch abtheilunge des holtzes, zu rechter zeit, 
vnd an gutten gelegenen ortten (damit es widerumb wachſſen, 
vnnd nicht etwo gar vorhauen werden moͤge) mit vorwiſſen der 
Erb vnd Lehen Hern (do die vorhanden oder zuerlangen) oder 
in mangel des Richters und der Kirchenvetere, notturfftig feuer 
holg zuhauen angeweift, vnnd ferner nichts, weder durch fie 
die Pfarhern, Kirchenvetere, odder jemandts andere, das den 
Pfarhoͤltzern zu brennholge oder bauen, ettwas gehauen werben, 
Damit alle nahlommende Pfarhern, fo mol vnnd viel holges 
finden vnnd haben mögen, wie die jsigen Pfarhern haben und 
befommen. 

Die Pfarhern follen audy den gemeinden, nicht geftatten, 
die Pfarhoͤltzer mit dem Viehe zu betreiben, auch felbft nicht 
darinnen huͤtten ſonderlich wann das viche, den Sommer late 
ten ſchaden thut. 


Bon JZuuentario vnd Negifter ber Pfarhern, einkommen ober uuttunge. 


Die jnuentarla der Kitchen vnnd Pfarren, follen von den 
Erb und Lehenheren, vnnd Kichenvetern, vleiffig vorzeichnet 
vnd gehalten‘, vnd darauff gefehen werden, das die nicht vor⸗ 
ruckt oder entgenst, vnnd die abziehende, odder der vorftorbenen 
Dfarhern Erben, am korn oder an andern getreidich, zu felde, 
in der fheune, oder auffm boben, auch ſtro, heu, vihe und an⸗ 
derm, fo vil laffen, als jnen eingereumbt vnnd fie im anziehen 
funden,, Damit ſolchs der nawe anziehende Pfarher, zum ans 
zug vnd anrichtunge ſeines hauſs haltens, alfo finden vnnd has 
ben möge, Da aber die Kicchenveter bierinnen ſeumigk, vnnd 
jres unfleifs halben, etwas dauon hinwegk kommen mürbe, fols 
fen fie folch jnuentarium an allem, daran mangel befunden, 
wieberumb zuerflatten, vnnd zuergengen, fchufdig fein. 

As auch egliche Pfarhern vnd Kirchendimer, fo gat teöge 
vnd hinleſſig befunden, das fie jrer eigenen, und zur Pfarr ges 
hoͤrenden gründe, besgleihen auch jhrer zinfe, Tetzems, oder 
ander gerechtikeit, Beim wiffen haben, Vnd aber hirdurch zum 
offtern male, mercklicher ſchade, an jherlichem einkommen des 
Dfaerichene , eimgefurt, fo fol ein jeder Pfarherr (wie den vleiſ⸗ 
figen hausiwirtten gezimmet) ein jherlich regiſter feines einkom⸗ 


Sachſiſche Generalartikel. 191 


mens ſtellen, und ſolchs ſeiinem geordentem Supperattendenten 
jm Synodo, zeigen vnd vortragen, Vnd do hierjnnen zweiffel 
oder abzugk, oder ſonſten mangel geſpuͤret, ſich deſſelben aus 
der Supperattendenten Buͤchern, ſo jhnen die Viſitatores in 
der nehſt gehaltenen Viſitation, vberantwortet, vnd zugeſtellet, 
vnd ſonſt erholen, Da aber daſſelbig, von jrgent einem Pfar⸗ 
hern, vnderlaſſen, der ſol von ſeinem geordenten Supperatten⸗ 
denten, gebuͤrlich darumb geſtrafft, vnd nachmals darzu gehal⸗ 
ten werden. 

Gleicher geſtalt ſollen auch, do ſich obberurt mangel, oder 
das befuͤnde, das den kirchen vnd Pfarguͤtern, geholtzen, zinſen, 
Tetzem vnnd andern, was entzogen wuͤrde, Erb vnd Lehenhern 
ſchuldig ſein, dieſelben widerumb ganghafftig vnd richtig zu 
machen, vnnd was disfals in jrem vormoͤgen nit wer, S. 
Churf. G. hieuon anzeigung zuthun, So wollen S. Churf. G. 
ſich der gebuͤr, darauff ſelbſt zuerzeigen wiſſen. 


etz ſich die weltlichen Gerichtöhabere, beren Vorwalthere, Beueh⸗ 
lihhabere, auch ber Pfarren Lehenherrn, zuuorhalten. 


Diefe follen ober jhren Pfarhern, Kirchen und fchulen die: 
nern treulich halten, fie wider gemalt, freuel, des mutwilligen 
ondandharn Döbels, ſchuͤtzen, die pnderthanen mit ernfler be: 
drawunge, und erzeigunge gebürlicher ftraff bahin weifen und 
anhalten, das fie allen Kirchen vnd fchulen dienern, auch ben 
Gottes heufern vnnd hofpittaln, jhre gebürende zehendt, pact, 
zins, opfferpfennigt, quattember gelt, und andere mehr penfiones, 
ſchulde und bienfte ane betrug? vnnd vorzugf, der vielfaltig ges 
braucht wirbt, zu rechter zeit und volkoͤmlich, entrichten und 
leiften, Auch die Pfarren vnnd Kirchen gebeube, fo die gemeine 
zuthun ſchuldig, und geheiffen worden ift, ane vorzugk, und 
treulich, auff zurichten und vollenden, Sie aud) an felertagen 
vnter der predigt, ane merdliche vrſachen die leutte zur ver⸗ 
hoͤre oder ſonſt nicht fuͤr beſcheiden, noch jnn andere wege, an 
anhoͤrunge des Goͤtlichen Worts verhindern. 

Fuͤrnemblich aber, ſollen die Amptleute, Edelleute vnd 
Schoͤſſere, hirmit ernſilich vermanet ſein, da nicht noͤtige drin⸗ 
gende vrſachen vnnd beuehlich, von S. Churf. G. oder ſonſt 
verhanden ſein, das ſie die vnderthanen an feiertagen, nicht 
wollen mit froͤnen, dienſten vnd anderm beladen, vnd von den 
Predigten vnnd Gottesdienſten, abziehen vnd verhindern, die⸗ 
weil ſonſt Sechs tage in der wochen, darinnen ſolche dienſte 
koͤnnen aufferlegt vnd ausgericht werden, vnd Gottes ernſt⸗ 
lichs gebot erfordert das der Ruhe oder Feiertag geheiliget werde, 
das man auch das viehe vnnd zugk Ochſſen, am feiertag ſol 
ruhen laſſen, viel mehr ſol man den armen bauers leuten, die 
man ſonſt wol in der wochen brauchen kan, am feiertage, eine 
ſtunde oder zwo vergoͤnnen, in welchen ſie Gottes Wort hoͤren, 
vnnd troſt in jrem gewiſſen, aus den Predigten ſchoͤpffen 
muͤgen. 

Die Buͤrgermeiſter aber vnd Richter in ſtedten, ſollen ernſt⸗ 


lich verbieten vnd abſchaffen, alles das jhenige, ſo die leuthe 


an Feſten vnd feiertagen, von den Predigt hoͤren abziehen oder 
verhindern magk, als vnder der Predigt, (auſſerhalb was kran⸗ 
cken vnd wander leuten geſchehen magk) gebranten vnd andern 
wein, bier, geneſch, vnnd dergleichen, zuuorkauffen, kugell und 
andere fpiel plege, quafereien,, fauben abende, vnorbentliche 
tenge zuhalten, ſpaciren gehen, ober ftehen vff den kirchhoͤfen 


192 


oder marckt, kremerej treiben, für der Kirchen odder in den 
gaffen, und alles dergleichen, Auch follen die Bürgermeiiter 
nicht Rath oder gemein halten, zu der zeit, da predigten pfles 
gen gehalten werden, es fiele dann vnuormeidliche not für. 

Meitter follen fie die ihenigen, fo offentlicher laſter halber, 
als Ebruch, hurerej, vnzucht, zawberey, fleter Saufferej, Got: 
teslefterunge, freuentlichs vngehorſams, wider jre Eltern, Spies 
lens, verdechtigs müffiggehens vngezweiffelts wuchers, nachts 
ſauffens ꝛc. berüchtiget,, vnnd ſchuldigk befunden werden, nicht 
dulden, odder mit geltfiraffen, hindurd kommen laſſen, Son: 
dern es follen folche nach gelegenheit der vorbrechung, am leibe, 
andern zu abſchew, oder mit vorweifung, vnnd jonjt, ernſtlich 
geftrafft werben. | 

Da auch jemandt, als die böfen ungerathenen Kinder zus 
thun pflegen, feine Eittern ſchmehen, leſtern, vnnd entlichen 
die hende an fie legen würde, Sol ſolchs von den vnderthanen, 
oder nachbarn (weil die Eittern hirjnne allzugütig fein) der 
Obrigkeit vormeldet werden, welche fie auch vormöge der Recht 
ftraffen follen. 

Ale vnd jede Gerichtshabere vnd Vorwaltere, follen auch 
mit ernft daran fein, damit dem greulichen Gottsleſtern und 
fischen, der fhendlihen Seufferei, dem groſſem vnmeſſigen 
pracht, und vnkoſten, ber vff den hochzeitten, vorlöbnüffen, 
finbtauffen, und dergleichen gaflungen gebraucht wirt, vermöge 
S. Churf. ©. Landesordnunge gefteuert, Auch die onformliche 
ſchendliche vnnd alzu prechtige Kleidunge, vnd dergleichen mehr 
vnordnungen abgefchafft werden, vnd nicht (wie viel gefchicht) 
felbft mit ihrem böfen Erempel vnnd bepfpiel, zum kegenipiel 
vrfach geben. 

Dieweil auch aus den langmwirigen pandeten und zechen inn 
der nacht, viel vnd mancherley after entfpringen, auc das 
Kicchen ampt nicht wenig dadurch gehindert, und deformirt 
wirdt, Sol die Obrigkeit in Stedten, auff wege vnd orbnunge 
denden, das ſolch lang figen abgefchafft, und eine zeit und ſtund, 
nach gelegenheit des orts ernennet, vnd mit einer gloden ges 
leuth, angezeigt werde, vber welche niemandt, Hochzeit gefte 
vnnd andere zechleutte halten, oder in gaflereien und zechen, oder 
hochzeitten, ſitzen doͤrffe, odder aber viner ſtraff gewertigk ſein. 

Es iſt auch ſehr eine ſchendliche gewonheit eingeriſſen, auff 
den doͤrffern, das die pauern auff vnd an den hohen Feſten, als 
Weinachten, vnd Pfingſten, jre ſeufferey, balt am abent des 
Feſts anfangen, vnnd die nacht vber treiben, vnnd morgens die 


Predigt, entweder gar verſchlaffen, oder truncken in die Kirchen 


kommen vnd darinnen wie die few, ſchlaffen und ſchnarchen. 

So ſoll auch an den orten, da das vogel ſchiſſen nicht 
gentzlich abgethan werden mag, ehe nicht dann auff den dinſtagk 
in Pfingften, zuſchiſſen angefangen, und vber denfelben tag fein 
gemein bier, dabey oder nach, getrunden werben. 

In etlichen orten, misbraudhen die Pauern jhre Kirchen, 
welche ein Bethaus fein fol, für einen Kretzſchmar oder bier: 
keller, ſchroten das Pfingft Bier darein, damit es friſch bleibe 
vnnd fauffene daſelbſt aus, mit Gottes leſterunge vnnd fluchen, 
vnnd dörffen wol in der Kirchen, bie Prifter und das Mini: 
fterium, verechtiglich verhönen vnnd verfpotten, tretten auff die, 
Gangeln, sichten Predigten an zum gelechter, vmb welcher mis⸗ 
breuch vnd vbertretunge willen, nit alleine die bauern, von jh⸗ 
ven Erbhern unnd Amptleuten, fondern auch die Obrigkeit ſelbſt 


1581. ovır. Sächfifche Geueralartikel. 


von &. Churf. G. follen ernfllich geftrafft werben, das fie ſolche 
verachtunge des predigt ampts, und misbreud, des Gottes Haus, 
den pawern geitatten vnnd erlauben, 

Wie dann Gott felbft jnn dieſem vorgangenen Fünffond» 
fungigften ihare, das pawers vold, fonderlidy vorwarnet und ers 
Innert bat, von ſolchem ſchwelgen abzuflehen, da er eben am 
Dfingit Sontag vnter der Predigt, an vil orten, das liebe ger 
treidich auff dem felde, jemmerlich mit einem erſchrecklichen wets 
ter, in die erden gefchlagen, vnd in eglichen drtern, ba das 
Pfingſtbier in glocken thürn gelegen ift, vnnd die pawern, ges 
wifzlich mehr ihre gedandeen, auff die fürhabende desfelbigen tags 
feufferej, dann auff die Predigt oder zum Gebet, gericht hatten, 
in die Kirchen mitten In den Chor, mit dem fewer ſtral ge 
ſchoſſen hat, Welchs Exempel billich jederman erſchrecken, und 
zu Gottes forcht reitzen vnd treiben ſol. 

Desgleichen iſt ein gefehrlichs ſchedlichs ſchwelgen, auff den 
pawers Hoͤchtzeiten jnn Doͤrffern vnder den geſellen, welche die 
gantze nacht aneinander, mit groſſem Gottesleſtern, fluchen, 
vnzuͤchtigen worten vnd wercken, das gefellenbier ſauffen, Dar⸗ 
aus biſzweilen balgen vnd mordt, hurerey, und allerley greuliche 
vnzucht erfolget. 

Solche vngereumbte gefehrliche ſchwelgerey, die vrſach gibt 
zu den aller hoͤchſten laſtern, ſuͤnden und ſchanden, fol billich 
von aller Chriſtlichen Obrigkeit, mit ernſt abgeſchafft, vnd bey 
harter ſtraff vorboten werden, wo wir anders nicht wollen mit 
ſolcher hinleſſigkeit, vnd durch die finger ſehen, Gottes grau⸗ 
ſamen zorn vnd ſtraff, vber vns ſelber laden vnd heuffen, welche 
bey ſolchen laſtern, nit pflegen auſſen zubleiben, Wie der liebe 
Paulus ſpricht, Laſt euch niemandt verfuͤren mit vergeblichen 
worten, dann vmb dieſer laſter willen (darmnter auch die ober: 
zelten vormeldet) kombt der zorn Gottes vber die ungehorfamen. 

Vnd da fie jha wollen den Pauern, das Pfingft und ander 
gemeine bier, erlauben, follen fie ihnen doch nicht geftatten, 
acht, zehen, oder zwelff viertel bieres, jres gefallens einzulegen, 
Sondern jhnen eine gewiſſe anzal, nad, der menige bes volds 
vorgönnen, vnd gebietten, das fie daffelbige friedlich, züchtig 
und befcheiden, nad) den Feiertagen austrinden, ben aufgefegter 
geltſtraff, da von jemamd ein greulicher fluch, oder unzüchtige 
rede, gehört würbe. 

Weil auch ferner an ©. Ehurf. &. gelanget, das in den 
kretzſchmarn hin vnd wider, auff den Dörffern, auff die Sons 
tag tenge gelegt, welche durch das vmbwonende junge vold, 
beide jundframen vnd Enechten befucht, vnd bafelbit nicht alleine 
ihren vordiendten liebelohn hiruͤher, auch jhre angeftorbene guͤt⸗ 
ter, offtmals vnnuͤtzlich vmbbringen, und verzehren, befondern 
auch viel andere vnzucht vnd leichtfertigkeit oben, an deme aud) 
vngefettiget, mehrmals ſolche tenge, bis in die tieffe nacht, da 
fie im finftern heimgehen , vnnd auffm wege beiderſeits wol bes 
zecht, vnbedacht einicher fünde oder fchanben, fi) zufamen 
finden, fhwechen vnnd ſchwengern, ettwa auch hertiglich vers 
wunden, oder tödten, So wollen S. C. F. ©. das folche tentze 
allenthalben verboten, und hinfüro feiner; dann auff den hoch⸗ 
tzeitten, doch züchtig und meſſiglich, ſol vorflattet und gehalten 
werden, Vnd da ſolchs vberfchritten die Kregfmar, Richter und 
fhenden, hirumb hertiglich geftrafft werben. 

Vnd in fumma, fo wollen S. Churf. G. das altem vbel 
vnd ergernuͤs, welchs zu jeber zeit, am gedingen, und fonften 


Asse. Own Wächfiidge Geueralartikel. 


geruͤget, und ber Obrigkeit angezeigt, mit hoͤchſtem vleis ges 
feuert vnnd gewehret, im fall auch geftrafft, und Gottes ehre, 
furcht, bruͤderliche liebe und einigkeit, dargegen gepflangt, ober 
in mangel der volge, ©. Churf. G., ferner vormeldet werden 
ſoll, damit ©. Churf. ©. ſich gegen den vbertrettern diefer ©. 
Churf. G. Drbnunge, und verbot, mit gebürlichem einfehen, 
zuerzeigen haben. 

Sie folln auch keinen zum Supperattendenten machen, 
ane ©. Churf. ©. bewilligunge, auch keinen Stadt ober dorff 
Pfarreͤr annehmen, ane vorberouft des Confiftorij, und desfel- 
ben orts Supperattendentis. 


Es ſollen auch bie Edelleute, und andere Lehenhern, denen | 


Kirchendiener mangeln, biefelben in molbeftalten hohen ſchulen 
oder Vniuerfiteten, zu Leipgig und Wittenbergk fuchen, vnnd 
nicht allenthalben, vngelerthe gefellen, ober vordorbene handts 
wergs leute, auffklauben, oder ihre fchreiber, Reuter oder ſtall⸗ 
jungen, Prifterlich Heiden, und auff Pfarren fteden, Auff das 
fie fi) bey denfelben deſto leichter erhalten können, das fie auch 
etwas vom Pfarrgut, das dem Sundern gelegen ift, faren 
laffen, oder aber fonften dem Sundern, zu Hoffedienften, mit 
ſchreiben, Regifter halten, Kinder lehren zc., vorbunden fein. 

Weitter follen auch alle, fo Pfarren oder Lehen zuuorleihen 
baden, die Ordinanden abfertigen, Erſtlich zu dem Supperats 
tendenten, nachmals gen Wittembergk odder Leiptzigk, mit ge⸗ 
nugſamer zerunge, damit dieſelben der Ordination erwarten, 
Vnnd da es von noͤten were, etzliche tage oder wochen, zu Wit⸗ 
tembergk oder Leiptzig, ane anderer leute beſchwerung, vorharren 
koͤnnen, bis fie beſſer vnderricht vnd jnſtituirt ſeindt. 

Obbemelte Gerichtshabere, Vorwaltere oder Lehenherrn, 
ſollen auch keine Kirchendiener, ane vrſach vnnd vorwiſſen des 
Supperattendentis vnd Confiſtorij, von ſeinem ampt entſetzen. 
Sie ſollen auch jherlichen Rechnung fordern, von den Vorſte⸗ 
hern des gemeinen kaſtens, und Spittal voigten, jnn gegen⸗ 
wertigkeit des Pfarhers, vnd der Virtelsmeiſtere, vnnd darob 
ſein mit ernſtlichen gebotten, das die Retardata eingemanet vnnd 
entricht werden, ehe dieſelben zu verderben der Buͤrger vnd zu 
groſſem ſchaden vnd abbruch des gemeinen kaſtens, vber die 
mas geheufft vnd gemehret werden. 

Auch ſollen ſie aus dem Rath vnd gemein, etliche perſonen 
beſtellen, die offtmals im jhar, die Hoſpittal beſichtigen vnd er⸗ 
kuͤndigen, wie die armen leute darinnen geſpeiſet vnd gewartet 
werden, vnnd da mangel geſpuͤret wuͤrde, ſollen ſie derohalb 
mit den Kaſtenhern, odder Spittalmeiſtern, ernſtlich handeln, 
das den armen jhre gebuͤre gegeben werde. 

Nachdem auch viel leutte, aus frembden orten, in den 
Stedten herumb gehen, vnd mit erlaubnuͤs des Buͤrgermei⸗ 
ſters, biſzweilen auch wol ane dieſelbe, in alle heuſer krichen, 
das almoſen zu ſamlen, darunder etliche gefunden werden, die 
falſche brieffe vmbtragen, oder die vor viel jharen gegeben, vnnd 
vornewert ſein, darunter etzliche, wann ſie lange ſind im Lande 
herumb geſtrichen, vnd gnug gebettelt haben, verkauffen ſolche 
vorſchrifften, andern ſtreichern, die darnach auch darauff bet⸗ 
teln, vnd wird alſo durch ſolchen manchfaltigen betrug, den 
buͤrgern in Stedten, vil abgezogen, Sonderlich geſchicht ſolchs 
zu abbruch des gemeinen kaſtens einkommen. 

Solchs zuuorhuͤtten, ſollen erſtlich alle buͤrger von ber 
Cantzel vermanet werden, das ſie jnn jhren heuſern, keinem 
II. j 


198 


das almofen geben, ber nicht ſchrifftlich erlaubnüs des Rats 
oder Buͤrgermeiſters, auffwelfen kan. 

Nachmals follen bie Bürgermeifter vormanet werben, das 
fie der jhenigen, fo Drieffe anders woher bringen, vnnd vmb 
erlaubnuͤs bitten das almofen zufamlen, wol warnehmen, vnd 
fleiffig nadhforfchen, woher fie komen, ꝛc. vnnd auff bie brieff 
vnd fiegel,- gut achtung geben, das fie nicht bamit betrogen 
werden. Da fie nun brieff und fiegel, vnd andere Eundfchaffe 
ten, rechtſchaffen befünden, follen fte gleichwol underfchieb ma⸗ 
hen, zwiſchen denen die für ſich allein famlen, etwa einer 
trandheit oder leibs gebrechen halben, oder dergleichen, vnd 
vntter denen bie mit fewer ober andern Landfcheden, vmb all 
jre hab vnd gütter kommen fein. 

Die nun für fich alleine famlen, vmb kranckheit willen, 
follen die Bürgermeifter zum kaſtenhern weifen, das jnen nad) 
gelegenheit des fchadens, ein Elemofina aus bem gemeinen ka⸗ 
ſten gegeben, von etlichen grofchen oder einen halben taler, ꝛc. 
ond fie damit abgemwiefen, neben vormeldbunge, ber leibftraff, 
fo fie darüber in die heufer gehen, und betteln würden, damit 
alfo die bürger von jnen weitter nicht befchweret werden. 

Damit aber der gemeine Eaften, ſolche Elemofinas ertragen 
tönnen, foll man im Ihar einen tag darzu nehmen, und egliche 
Bürger herumb ſchicken, und in den heufern, und ob ben tifchen, 
barzu famblen laffen, mit vorgehender erinnerung und vorma⸗ 
nunge des volds, von ber Gangeln, das ſolchs erfamblet gelt, 
folte dahin gewanth werben, das die Armen, ben bisher kranck⸗ 
beit halben, in die heufer zugehen, erlaubt were worden, folten 
damit geflillet und abgemiefen, vnnd bie Bürgerfchafft forthin, 
ſolchs vielfaldigen vberlauffen®, vberhaben werden, So würde 
jederman, dem ſolch teglich vberlauffen, beſchwerlich iſt, gern 
vnd willig, etwas darzu geben. . 

Solch gelt folten nachmals bie Kaftenhern, frembden ges 
brechlichen leutten, nad) gelegenheit bes ſchadens, treulich und . 
mildiglich aus theilen, und zu Beinem andern nug wenden, vnd 
jherli in einem befondern Gapittel vorrechnen, mit vorzeich⸗ 
nuͤs der namen, des orts vnd zeit, da folch8 gegeben worden fey. 

Denen aber fo durch feuers not, oder ander erfchredliche 
felle, vmb ihre narung kommen fein, und des gutte warhafftige 
zeucknuͤs fürlegen koͤnnen, vnd zuuorn an dem ort nicht ge⸗ 
jamblet haben, mag der VBürgermeifter erlauben, mit einem 
fonderlichen fcheifftlichen befentnüs, in allen bürgers heufern, 
das almofen zufamien, Vnd follen die Pfarhern, zuuor auff 
der Cangeln, folche not der armen leutte, vertündigen, und bie 
bürger vermanen, jhnen milde hülffe, nach vermögen zuerzeis 
gen, Jedoch follen berfelben leutte namen vorzeichent werden, 
damit fie nicht zum offternmal, an einen ort fommen. 

Auch iſt in etlichen Stebten, das junge müffige bettel volck 
fo kuͤn vnnd frech, das fie die leute, und fonderlidy frembde, 
auff den gaffen anlauffen, und denfelben mit vorbrifzlichem ges 
ſchrey, anhengen, vnd nicht wollen ablaffen, man geb jhnen 
dann zuuorn etwas, Welcher vbelftand billich fol abgefchafft 
werden. 

Vnd gebietten S. Churf. ©. darauf, allen vnnd jtzlichen 
ihren Vnderthanen, wes flandes fie find, geiftlichen und welt⸗ 
lichen, das fie fidy obbemelter, gemeiner vnnd fonderbarn Ars 
tickeln, auch all beffen, fo jnn jüngft gehaltener Vifitation, jes 
des orts vorordnet worden, fouiel das menniglich betreffen und 

25 


19 


550. Ovazen. Pfalz⸗Zwelbruͤck ſche Kirchenorduuug. 


anlangen chut vndertheniglich und gehorſamlich jeder zeit vors dacht und entſchloſſen, Darnach ſich jeder zurichten, Vnund ges 


halten, Vnd dagegen oder wider, nichts fuͤrnehmen, gebaren 
oder thun, bey S. Churf. G. vngnad vnd ernſten ſtraff, ſo S. 


ſchicht hieran S. Churf. G. ernſter wil vnd meinung, 
zu Dreſzden den Achten May, nach Chriſti vnſers ſeligmachers 


Churf. ©. wider die vbertreter vorzunemen laſſen, entlich bes | Geburt, Im Funfftzehen hundert Siebenvndfunfftzigſten Jare. 


CVIIIa. 


Kirchenordnung, Wie es mit der Chriftenlichen leer, Naichunge der b. Sacramenten, Dr: 

dination der diener bed Euangelij und orbenlichen Geremonien, Erhaltung Chriftlicher Schulen ond Studien, auch 

anderer‘ ber Kirchen notwendigen Stüden ıc. In Vnſer Wolffgangs v. G. G., Pfalbgrauend bey Rhein, Her: 

kogend in Bayern, und Srauend zu Veldentz Fuͤrſtenthumb gehalten werben fol. Anno MDLVIL IV und 
156 Bl. Fol " 


. Im 3.1556 hatte Herz. Wolfgang von Pfalz 3mweibrüden 
den Entwinf einer 8.:D. an Melanchthon und Brenz 
zur Begutachtung gefendet. Der GErftere erklärte. in einem 
Briefe dd. Jacobi deff. I. (Corp. Ref. T. VIII. p. 806) 
im Allgemeinen feine Zuftimmung. Aber zugleich überreichte 
er ein Berzeichniß ber von ihm gewünschten Aenderungen, 
welches in einem Anhange zu bem erwähnten Briefe, und 
volftändiger in der Beilage zu einem Schreiben des herz. 
Bofprebigere Hier. Rauſcher v. 25. Dec. beff. I, ent⸗ 
halten ift (Corp. Ref. T. VIII. p. 937 »qq.). Das letz⸗ 
tere gedenkt zugleich bes von Brenz abgegebnen Urtbeils, 
das, im Allgemeinen beifällig, nur die allzugroße Strenge 
g% en bie Wiebertäufer gemilbert, unb die Cenfur und bie 
endbmahlsliturgie abgekürzt wiſſen wollte. Diefe Erin: 
nerungen haben, wie es fcheint, wenig Berüdfichtigung ges 
funden, während bie von Melanchthon geäußerten Bes 
\ denken auf bie legte Rebaction nicht ohne Einfluß geblieben 
find. Die K.⸗O. erfchien, eingeleitet buch ein vom 1. Juni 
. 1557 datirtes Mandat, in welchem ed u. a. beißt: „Es ift 
auch durch dife vnſer ordnung nicht anders gemeint, dann 
das die einige, ewige, warhafftige leer des Euangelii rein 
epredigt foll werben, die Gott gnediglich burch feinen Son 
efum Eyriftum geoffenbaret hat, und in ber Propheten und 
Apoftel Schrifft gefaffet ift, Vnd in dem verfland, ber in 
den Symbolis, Apostolico, Niceno, und Athanasii aufge: 
druͤckt tft, mit welchem gleich ftimmet die Confessio, die 
der Kay. May. Im Reichßtag zu Augſpurg, Anno etc. 1530. 
oberantwort ift, Vnd wie biefe leer durch Gottes gnad, in 
vilen Ehriſtlichen Kirchen geprebigt wirt, mit welchen wir 
Gott zu ehren, vnd zu viler menichen feligkeit, begern eins 
trechtigkeit zu halten.” — Die Quellen, aus welchen fie 
gefhöpft ift, find bie Medtenb. nad ber Rec. v. 1554 
und die Württemb. v. 1553. Aus der erſtern entlehnt 
fie die Eintheilung in fünf Theile. — Eine zweite Ausg. 
erfchien im 3. 15605 eine dritte, für bie Lande des Gr. 
Ludwig zu Stolberg (f. Zeitfuchs, Stolb. Kirchenhift. 
&. 60 ff.) zu Urfel im 3. 15635 eine vierte im 3. 1570 
unter den Herz. Philipp Lubwig und Johannz eine fünfte 
im J. 1600 zu Frankf. 8: für ben dem Herz. Carl (bem 
jüngften Sohne des Herz. Wolfgang) zugefallenen Theil der 
intern Grafſchaft Sponheim. Die Urfache diefer Wieders 
olungen war bie weite Verbreitung, welche Die K.⸗O. auch 
n anderen Ländern gefunden hatte. U. a. galt fie in Juͤlich⸗ 
Berg (Sacobfon, Geſch. des K.⸗R. ber Prov. Rheintand 
und Weftphalen, S. 115) und in Oeſterreich u. d. E., 
Schüts, Vita Chytraei, p. 122, 


* * 


ue 
Bon erſten Stück, 
Neemlich von ber Leer und Predig. 
Unter der Ueberfchrift: „Eine Chriftliche vnnd kurtze anlei⸗ 
tunge für die Kirchendiener, darnach fie jre lere richten ſollen,“ 


enthält diefer Abfchnitt Melanchthons Examen ordinandorum. 
Neben der Sonfeffion und den Schmalk. Artikeln werden als 
Norm ber Lehre auch die Loci theol, genannt, was Melans 
chthon an dem Entwurfe grade gemißbilligt hatte 


Der ander teyl bifer Kirchen orbnnunge. 
Bon Erhaltung bes Predigampts oder Minifterii Euangelici. 


Bon den Rlirchengerichten. 


(Aus dr Medi.) a 
Wie es in den fellen, wann ‚freit von ber leer fürfelt, gehalten 
werden foll. 


Aus derſelben Quelle, mit dem Zuſatze, daß bis zur Er⸗ 
richtung des verheißenen Gonfiftoris bie Perſonen, welche mit 
zivieträchtiger Lehre verhaftet, von ben Pfartern erinnert, wenn 
fie aber den klaren Zeugniffen der h. Schrift nicht weichen, bez 
Lanbesfürften ober feinem Statthalter und Räthen angezeigt 
werden follen. 


Warnunge und bevelh wider bie Jerthuub ber Widertauffer. 


Aufzählung der Jrrthuͤmer ber Wiedertäufer, Widerlegung 
derfelben aus der Schrift, und Strafandrohungen (Landesver⸗ 
weiſung, Leibes⸗ und Lebensftrafen), welche in dem folg. Mans 
date (23. Apr. 1556) wiederholt find. In dem lesteren iſt, 
gegen Brenz's Anrathen, Die Beziehung auf „die hieuor aus⸗ 
gangne der Roͤm. Kei. Mai... und bes h. Meiche allgemeine 
Ordnung, und ausbrudenliche Sonftitution” geblieben. 


Bon laftern, Ehebruch, oder ‚anderer vnzucht, verachtung Chriſtlicher 
Icer, und Sacramenten , 16. . 


„So jemand in offentlichen fünden lebt, follen Pfarcherr 
und Kirchendiener deſſelben orts erftlich jn brüderlich vermanen, 
fi) zu Gott zubeleren c. Wo dife vermanung nicht hiffft, 
follen fie dauon dem Consistorio, Wann e8 geordnet iſt, beridyt 
thun, das wirdt wiffen, wie e6 ordentlich Procedirn ˖ſoll. 

Damit aber mitfer zeit, und biß folch Confiflortum in das 
werck gebracht wirt, Chriftenliche zucht nit gar veradjtet, vnd 
unterlaffen werde, fo haben wir die Form der Censur und Kir 
chengezwangs, fo Anno ıc. 1539. Inn vnſerm Fuͤrſtenthumb 
auffgericht worden, befehen vnd bewogen*). 


*) Diefe Ordnung der Kirchenzucht v. I. 1839 Kat nicht aufgefunden 
werben können. Vermuthen laͤßt ſich aber, daß fie unter dem Ginfiuffe 
der Straßburger Theologen entſtanden fei, welde unter den MPfalzgr. 





asöe. Ovma. Mal Iweibeidhiäe Rickenordunng os 


Vndb wiewol diefelbig gank lind, auch bie vilfaltige offen⸗ 
bare fchand, und laſter, fo diſer zeit leider vor augen ſchweben, 
wol ein herter auffſehens, und die fcherpfe der alten Pirchen zucht, 
vnd Chriſtl. Banns erheifchen, und erfordern. 

So laffen wir uns doch gefallen, das angeregte Genfur, big 
auff vnſern fernen beſcheid, und bif wir das obbemelt Con- 
sistorium in da& werd bringen mögen, an allen orten vnſers 
Fuͤrſtenthumbs bleibe, und da fie gefallen, wider nachfolgender 
geftalt angericht werde. 

Anfengklich follen in allen vnd jeden Steten vnd Doͤrffern, 
ſechs oder auffs wenigſt fuͤnff erbarer Maͤnner, wie vor diſer 
zeit geſchehen, durch die gemein erwelet vnd geordnet, vnd den⸗ 


ſelben beuelh gegeben werden, auff die zucht vnd erbarkeit des 


gemeinen volcks, von Mannen vnd Frawen, Alten vnd Jungen, 
ein fleiſſig getrew auffſehens zuhaben. 

Wo nu jemands in offentlichen ſuͤnden lebt, oder mag mit ett⸗ 
lichen zeugen vberwunden werden, das er ſolch laſter vbe, darumb 
er ſtraff verdienet, vnd vermoͤg Goͤttlichs worts kein theil am reich 
Chriſti haben mög, vnd derſelbig den gerechten Gottes zorn, 
fein eigen ſtraff, das offentlich ergernuß nit.bedenden, und ſich 
alfo zur beferung nit ſelbs ſchicken wil, Soll in fein Pfarcherr, 
in Beifein der obbemelten feche verordneten Mann (weiche man 
biß anhero Censores genennet hat) vnd mit derfelben rath vnd 
zuthun, mit freundlicher Chriftenlichgr befcheidenheit erinnern, 
warnen und vermanen, das er fich zu Bott bekeren, und das 
ergernuß meiden wölle, und fich widerumb mit Gott vnd ber 
Kirchen verfönen. Dife vermanung ift ein jeder in feiner Pfarr, 
mit rechter zucht vnnd bemut zufolgen fhuldig, Denn fie tft 


ein ſtuͤck des Ampts, dauon ber Here Chriftus geſprochen hat, 


Luc. 10. Wer euch höret u. f. w 

So nun die perfon welche alfo erimert iſt, der vermanung 
folgt, vnd beſſerung zuſagt, ſoll ſie erſtlich die ergernuß ab⸗ 
ſtellen. Als wann einer ein vnehrlich perſon bey ſich hatte, die⸗ 
ſelbig von ſich thun ꝛc. oder ſo er in andern vnrechten, vnd of⸗ 
fentlichen ſuͤnden ſteckt, dieſelbig thetlich abſtellen. 

Darnach ſoll er zum Pfarrherr kommen, ſein beicht thun, 
vnd beſſerung zuſagen, vnd vmb die Abſolution bitten vnd 
alſo zu der Communion zugelaſſen werden. 

Wo aber der erfordert nit wil kommen, ſoll er zum andern, 

vnd dritten mal erfordert werden, vnd ſo er fuͤrkommet, vnd 
nach der dritten vermanung gleichwol in ergernuß, vnd offent⸗ 
lichen ſuͤnden verharret, So ſollen die Pfarrherr vnd Kirchen⸗ 
diener, ſampt ben ſechs verordneten auffſehern, dieweil ſolche 
perſonen von jrer vntugent, auff ſo vilfeltige vermanunge nit 
abgeſtanden, vnd ſich nit gebeſſert, auch noch nit beſſerunge 
ernſtlich zuſagt, derſelben die gemeinfchafft der h. Sarrament 
verbieten, Vnd foll jme hinfür fo lang er fich nit beſſert, nit ges 
flattet werden, zur Communion zugehen, bey dem Tauff zuer⸗ 
feinen, Kinder zuheben, oder aud) bey der vermehelunge fo 
in der Kirchen gefchicht, zuſtehen, Wo er auch alfo one buß ers 
gerlicher weiß abſtuͤrbe, fo foll er nit mit Chriſtl. Ceremonien, 
wie andere begraben werben, Damit die ware Religion nit zum 
fpot gemacht, vnd falſch zeugnuß gegeben werde, auch andern 
zu einem fchredien vnd Erempel. 


Surwig und Ruprecht, während ber Minverjägrigleit des Pfalzgr. ZBolf, 


Pr das Bweibräd.. Gebiet reformirten. Struve, Pfälz Kirchen, 


iR. ©. N. 


Aber die Predig ſoll jme nit verpotten werben, ſondern tft 
vil mehr dazu zuuermqnen, das er durch bie prebig zu hetrach⸗ 
tunge Göttliche zorns, zeitlicher und ewiger ſtraffen, und der 
geoffen undandbarkeit, die er.für die groffe ungnad und leiden 
des Deren Ehrifli obet, getrieben werde, Dann das Predig⸗ 
ampt fol für und für in aller Welt, ober alle menfchen richten, 
gute vnd böfe, und alle fünden fitaffen, wie der Herr Chriſtus 
fpriht: Der h. Geift firaffet die welt von wegen der fünde ıc. 

Vnd ſoll folch vrtheil der Kirchen dem ſchuldigen theil ans 
gegeiget, aber doch noch zur zeit biß wir ein orbenlichen Gerichts 
zwanck, und formlihen Proceß difer und anderer ſachen halben 
anrichten laſſen, offentlich auff der Gangel nit verfündet wer⸗ 
den. - Vnd follen alfo die Prediger, Pfarcherr, vnd Kirchens 


diener mit denen fo dazu verordnet find, folch abfonderung und 


außfchlieffung von ber gemeinfchafft der Sacramenten.. allein 
vmb offentlicher fünden willen, gegen denen, fo fich nit beffern 
wöllen, fuͤrnemen, vnd nit in andern weltlichen fachen, als von 
wegen gelt fhulden, oder ander pflicht brauchen, Auch ſich die 
Kirchendiener in der. weltlichen Obrigkeit, ampt mit nichten ein» 


‘ dringen, mie vor difer zeit ein groffer mißbrauch, der Bifchofs 


lichen gericht und des Bans geweien iſt. Dagegen follen uns 
fere Amptleut vnd Befelhhabere dife befcheidenheit halten, das 
fie den Prebigern vnd Kirchendienern (fo fern fie fich der h. 
Goͤttlichen ſchrifft, vnd difer vnſerer Kirchenordnung, welche 
derſelben gleich foͤrmig iſt, gemeß erzeigen) jr Ampt nit ſperren, 
oder in daſſelbig vnpillichen eintrag thun, damit Gottſeliger 
vnterſcheid des Geiſtlichen und Weltlichen tegiments, beyder⸗ 
feig Chriſtlich erhalten werde, und kein Ampt dem andern vn⸗ 
notturfftiger weiß fuͤr greiffe, wie wir dann ſelbs in diſen fall 
gebuͤrlich einſehen, mit ſuͤnderm fleiß vnd ernſt jeder zeit zuha⸗ 
ben gedencken. 

Damit auch die oberzelte verordente auffſeher ober Censores 
deſto vnterſchiedlicher vnd beſſer wiſſen, was jres beuelhs ſey, 
ſo ſollen ſie fuͤrnemlich auff nachfolgende ſtuͤck achtung haben. 
I. Ob jemand das Predigampt non Gott eingefegt mit fuͤrſatz 
und auß verachtung meidet, und gar nit in bie gemeinfchafft 
vnd verfamlung ber Richen kompt, und Fein predig.hiren will, 
auch gar nit die Sacrament empfahet, ıc. IL Ob jemande 
Gottes name, fein h. wort und Sacrament fchmehet, leſtert, 
flucht, oder ſchweret. I, Item, Wo jemands Aberglaubifche 
fegen, beſchwerungen, zauberey, oder fonft Abgoͤtterey fucht 
und braucht, dardurch der h. Chriftlich glaub geleftert wirt. 
IV. Item, Wo jemand in täglicher Trunckenheit ond Seufferey 
erfunden wirt. V. Stem, Wo jemand in offentlichem Ehe 
bruch und anderm ſchendlichen onzüchtigen leben begriffen wirt. 
VI. Stem, &o jemand feinem nechſten mit fhendlichen nach⸗ 
reden, wider bie offentliche warheit, fein Ehr, vnd guten leus 
mut vnterſtehet abzufchneiden, und was dergl. offentliche lafter 
wider Gottes gebot find, ale Wucher, ꝛc. VII. Item, Wo 
Kinder und Daußgefind, in obbemelten, ober dergl. laſtern 
ſtraͤfflich erfunden, fol folche durch der fechs verordenten, zwen, 
oder mehr, jren Eltern, vnd Haußherren angebracht ‚werben, 
und wo fie mit Wätterlicher zucht, fo vil jnen müglich, jre Kins 
der vnd gefind vom boͤſen nit abhalten, follen folgents nit als 
lein die jenige fo böfer thaten ſchuldig, fonder auch die Eitern 
und Haußherrn, felbft von den Pfarchern vnd Sechſſen bes 
ſchickt, Zum erflen, zum andern, zum dritten mal, Chriſten⸗ 

25 * 


v 


196 


lich vnd beſcheibenlich ermanet, vnd erinnert, auch ſonſt nach 
geſtalt, vnd gelegenheit der ſachen gehalten werden, wie oben in 
gemein angezeigt iſt. 

Es ſollen auch Pfarrherrn, Kirchendiener vnd die Sechſe, 
ſich in diſer ſach gegen jederman vnpartheiſch erzeigen, vnd auß 
eignem widerwillen, haß, neid, oder anderer affection, gegen 
niemands etwas fuͤrnemen, ſondern ſich in dem, des Herrn 
Chriſti befelh gemeß halten vnd erzeigen. Vnd wo von noͤten 
in zutragenden fellen, ſich bey andern verſtendigen Kirchendie⸗ 
nern raths erholen, oder vns deſſen berichten, damit wir bey 
Gelerten vnd Gottsfoͤrchtigen perſonen in andern Chriſtl. Kir⸗ 
chen, von jret wegen rath ſuchen laſſen. 

Dabey ſollen die Prediger das volck wol vnterrichten von 
der Chriſtl. Kirchen, ſtraff vnd Bann, Nemlich, das der nit 
zuuerachten ſey, ſonder das warlich Gott, die ſo den Bann ver⸗ 
dienet haben, fuͤr verbant, vnd verworffen helt, Das auch offt 
in diſem leben Gott leibliche ſtraffen vnd plagen, der Kirchen 
vrtheil, vnd dem Bann zubeſtettigen kommen laſſet, vber die, 
- fo der Kirchen. Bann verachten. Dann ber kirchen vnd ber 

Gottsfoͤrchtigen fegen vnd verfluchen, ift nit vergeblich. (1 Mof. 
xXU. 3., Pſalm CVIN. 8. 18., 1 Cor. V. 

So aber der jenig, fo alfo von der Gemeinſchafft der h. 
Sacramenten außgeſchloſſen, ſich bekeren will, und auffhöret 
ſolche Laſter vnd vntugent zutreiben, darumb er außgeſchloſſen 
iſt worden, ſeine Beicht vnd demuͤtige bekantnuß ſeiner miß⸗ 
handlung thut, vnd fo er jemands beleidigt, denſelben verſoͤnet, 
So ſoll er nit verworffen, ſondern wider auffgenommen werben, 
Doch das er bitte vmb verzeihung feiner gethonen fünde, aud) 
feine® geübten ungehorfams,’das er die vermanung ber Kitchen 
‚nicht angenommen hat. Go er fi, dann in difen ftüden ge 
horfamlich erzeigt, und befferung zufagt, foll in der Pfarcherr 
in beyfein der Sechs mituerordenten auffehern oder Censorn, 
als Zeugen feiner zufage, vnd Abfolution in der Eichen Gas 
eriftey Abfoluien, vnd folgents zu der Chriftl. Communion, und 
andern Sacramenten tolder zulaffen, und allenthalben mit jm 
handlen, Wie hernacher von der Buß, vnnd Abfolution, nad) 
Der lenge vermelbet iſt. 

Truͤge fi) dann zu, das ein Pfarrherr, oder Kirchendiener 
an einem ort, ſelbs in offentlichen fünden lebte, und feinen 
Dfarruerwanten böfe Erempel gebe, So follen die Sechs ver⸗ 
- ordente jn auch in geheimbd brüderlich und Chriſtlich erinnern, 
das er von ſolchem ſelbs abftehe, vnd fich beffere, bamit durch 
fein rochloß, vnd ſchendlich leben die h. Chriſtl. kirch nit geer⸗ 
gert, vnd dem ſeligmachenden wort Gottes, deſſen diener er iſt, 
kein ſchandfleck angehenckt werde. 

Da Er ſich aber an ſolche bruͤderliche erinnerung nit keren 
wuͤrde, ſollen ſie ſolches an vnſere Amptleute an einem jeden 
ort, auch im fall der notturfft, an vnſere verordente Stathalter 
vnd Raͤthe, oder vns ſelbs gelangen laſſen, damit wir billiche 
fuͤrſehung an die hand nemen, vnd vns jederzeit der gebuͤr nach 
zuerzeigen haben, Wie wir dann im ſelben fall, Gott dem All⸗ 
mechtigen zu ehren, zu beſſerung der Kirchen, vnd moͤglicher 
abwendung aller ergernuß, ſondern billichen ernſt fuͤrwenden, 
und an vns nichts woͤllen erwinden laſſen. 

Gleicher geſtalt, da ſich einer auß den Sechſen, ſo zu ob⸗ 
benanter Censur verordnet, auch im ſchendlichem ergerlichem 
leben wuͤrde finden laſſen, ſollen die vbrige, ſampt dem Pfarr⸗ 


155%. Cr“. Pfalz⸗Zweibrück ſche Rirchenorbunng. 
' here, vnd Kirchendieneen in befhiden, ond ſich aller maſſen 


gegen jm erzeigen, wie bieuor von andern gefegt, vnnd vers 
ordnet iſt. 

Bo aud) einer oder mehr, nachdem er von ben h. Sacra⸗ 
menten mit vorgehender erinnerung, vnd erfanntnuß außge⸗ 
ſchloſſen, etwa in leibßſchwachheit, oder kranckheit fallen, ober 
auch in tods nöten ligen würde, So follen jhm die Pfarrherr, 
vnd Kirchendiener nicht allein auff fein begeren , Chriftenlichen 
troft und Hilff. nicht verfagen, fondern auch jren dienft anbieten, 
vnd fie zur befjerung vermanen, Vnd da füch einer darzu ſchi⸗ 
den, und difelbig zufagen, auch rewe, und leid, ober feine fünde 
haben würde, gegen bemfelben ſich gleicher weiſe allermaffen er> 
zeigen und beweifen, wie in jegbemeltem Zitel von der Buß, ıc. 
Aud im Titel von Communion der franden, verfehen, und ges 
ordnet ift. , 

Doch follen die Pfarrherr und Kirchendiener in difem fall, 
fo ferr es die zeit, vnd gelegenheit des krancken erleiden mag, 
die ſechs verordnete, ober ettliche auß jnen al& zeugen folcher 
befferung zu der Abfolution nemen, wie hieoben in gemein auch 
angezeygt iſt. 

So auch ber jenig welcher oberzelter maſſen von andern 
glidern der Chriftl. Kirchen abgefondert ift, folchs als halßſtarrig 
verachtet, foll daffelbig im Ampt angezeigt, und er folgende 
durch unfere Amptleute in leibliche flraff angenommen, welche 
ſich nach gelegenheit der fachen jederzeyt fo es die notturfft er⸗ 
fordert, woll werben befcheib6 zuerholen wiffen. Dann welt 
liche Oberkeit ift auch auß Goͤttlichem gebot ſchuldig affentliche 
after zuſtraffen.“ 

Wie ed mit den Ehefallen gehalten werben ſou. 
® Bon ber Wifktatin. 

Beide Abfchnitte aus ber Mecklenb.; der legtere enthaͤlt 


auch die Beftimmungen diefer K.⸗O. über die Spnoden, wähs 
tend er jene über bie Kiöfter uͤbergeht. 


Das dritte theil biefer Kirchenorduung. 


Bon Drömung ber Eeremonien bey dem Tauff, Nachtmal, und Bencht, 
Gatehismo: Auch Ordnungen ber Lection, vnd gefang in ben Kirchen. 


(Allgemeine Einleitung aus der Mecklenb.) 


Bon ber Tauff. 
Bon der Jachtanff. 
Von dem Catechismo. 


Saͤmmtlich aus der Württemb., der Katechismus aber 
in dem legteren Abfchn. ift der -Ruther’fche, wenn ſchon Me: 
lanchthon in feinem Gutachten (T. 0.) einen anderen vollftändis 
geren getvünfcht hatte. Das Schlußgebet gehört der Wuͤrt⸗ 
temb. an, gleich dem folg. Abſchn.: 


Bon der Buß vnd Abſolution. 
Wie mit den leuten in ber Beycht zu handlen. 
(Aus der Mecklenb.) 


Ordnung bed Ubenbmals vnſers Herrn Jeſu Ehrifti. 


Aus beiden K.⸗O. fo componirt, daß die Eint. der Wuͤrt⸗ 
temb., die Gottesdienftordnung nebft der Vermahnung vor 


l 





— 


dem Abendmahl dee Mecklenb., bie Handlung der Commu⸗ 


nion der Württemb. ‚ bie Dandfagung der Mecklen b. ent- 


lehnt ift. 
Drönung des gemennen Gebets vnd Letaney. 


a 


Bon dem Kirchengeſang. 
Wuͤrttemb. K.⸗O., deren Beſtimmungen uͤber die Kir⸗ 
chenkleidung der letztere Abſchn. zugleich enthält. 


Orbnung der Feyertag. . 
Aus der Mecklenb., abgefehen von der dee Wuͤrttemb. 
entlehnten Einleitung. ' 


Bas an Feften und Seyertagen fol fürnemlich geprediget werden. 
Aus der Württemb. | 
DOrbuung ber gemeinen kirchenenpter, beide am Seirtag und Werditag. 
Vorfchriften ber Mecklenb.; die Beftimmung über bie 
Werktagspredigt auf den Dörfern aus der Württemb. _ 
Drbnung ber Ehe Einleytung. 
Bon Ehpeleuten, wie man die einleyten foll. 
Wie man verlobte Eheleute verkünden foll. 


Aus der Württemb., gleich bem Trauritual, während bie 
einleitenden Handlungen nad) der Medlenb. beftimmt find. 


Vermonung an die Paſtorn vnd Kirchendiener in allen Kirchen, bas fie 
das vold von den Ehegelübden offt Epriftlich erinnern wöllen. 


Aus der Medlenb,. 
Bon befuchung und Communion der kraucken. 


Einleitung Wuͤrtt emb., Handlung Mecklenb., Schluß 


Wuͤrttemb. 


Bie man gefangene vnd zum tode verurtheilte vnterrichten und tröften ſoll. 
Aus Veit Dietrich's Agendbuͤchlen. 
Orbnuug der begrebnuß. 
Nur die erften einleit. Säge aus der Württemb., bie Reis 
chenpredigten aus der K⸗O. von Schw. : Hall. (Nr. LXXVII) 


u Asse. OvamıY. Mreufiifche Mitdenorbnumg: - 2003197 


Das vierbte then! 
von erbaltung Chriſtlicher Schulen und Studien. 


Aus der Mecklenb. An die Stelle ber Beftimmungen über 
die Univ. Roſtock ift eine Vermahnung an die Unterthanen ges 
fest, ihre Kinder, fo fie dazu tauglich, auf bewährte gottfelige 
Univerfitäten zu ſchicken, und die Verheißung, den Beduͤrftigen 
und Würbigen aus ben Kicchengütern oder den milden Stif- 
tungen mit Stipendiis beiftehen zu wollen, vor deren Miß- 
brauche fchließlich gewarnt wird. 


Das fünffte theil, Diefer Kirchenordnung. 


Von unberhaltung und fchuß der Paſtorn, Prebicanten vnd Kirchendiener. 


Ebenfalls aus der Mecklenb.; doch ift bie Beſtimmung 
über die Aufrichtung der Kicchenkaften übergangen, und neu ift 
die folg. Verfügung: „Truͤge es ſich aber zu, das an einem oder 
dem andern orth der Kirchen, Schulen, oder Hospitaln nüslich 
were, ein ligend oder ander gut zuuereuffern, oder andere zu⸗ 
beftellen,, fo fol folches nit ander6, dann mit vorgeender gnug⸗ 
famen erfandtnuß, welche die Kicchen geſchworne, vnd andere 
verordente Perfonen bey jren ayden und pflichten thun follen, 
auch mit unfers, als des Landfürften willen, vorwiffen und 
zeitlicher beradfchlagung gefchehen, vnd hierinnen nichts dann 
ber Kirchen, Schulen und Hospitaln augenfcheinlicher nug anges 
fehen, bedacht, vnd bewogen werben.” — 

„Hiebey ſoll es auff diß mal mit der Kirchenordnung pley⸗ 
ben, dann was mer in obgemelten auch andern Kirchenhand⸗ 
lungen, gemeyner Kirchen verſamlunge zu nutz und gut fuͤrge⸗ 
nommen werden möchte, das ſollen auff vnſerm befelch die Pfar⸗ 
herr vnd andere Kirchendiener jeder zeyt von den ordenlichen 
Viſitatorn vnd Superattendenten berichtet werden. Wo auch 
in zukuͤnfftiger zeit von den Chriſtlichen ſtenden ein gemeine 
Chriftliche ordnumg aufgehen, oder auffgericht würbe, woͤllen 
wir an allem dem fo zu beftendiger gotfeliger ainigkeit bienftlich 


iſt, vnſers theyls nichts erroinden laffen. Laus Deo.” 


Gedrudt zu Nürnberg, Durch Iohann vom Berg, vnd 
Vlrich Neuber. 


CVII,. 


Birchen Ordnung Wie es im Serzogtbumb Preuſſen, beides mit Lehr und Geremonien, 
fampt andern, fo zu Fuͤrderung vnd Erhaltung des Predigampts, Chriftlicher Zucht, und guter Orbnung von nöten, 
gehalten wird. Anderweit vberfehen, gemehret vnd Publicieret. Anno Christi MDLVIU. 25. Nouembris. 588. Fol. 


Der Verf. biefer 8.0. ift Matth. Vogel. Sie wiederholt 
meiſt wörtlid die K.⸗D. v. 1544 (ob. Nr. IXXXIV.). Sala 
entlehnt fie aber auch Manches aus der Württemb. R.=D. v. 
1553 (Rr. XCV.); insbefondre ift der Zaufritus aus biefer 
Quelle gegogen. Ihm fehlt der Exorcismus, und bierin lag bie 
Veranlafſung, daß die von Melanhthon und Brenz (f. 
WAHR Briefmechfel ic. ©. 57) u. a. begutachtete und als 
„chriſtlich, der h. Schrift und der Augsburg. Gonfeffion gemäß” 
anertannte K.⸗O. fofort nad) ihrer am 25. Nov. 1668 erfolgten 
Publication mit großer Ungunft von ben Pfarrern aufgenommen 
wurde, welche fie der Hinneigung zum Ofiandrismus und Galvi- 
nismus befyulbigten. Da nun auch bie Landſtaͤnde, welche bei 
ihrer Abfaffung nicht gehört worben waren, Widerfpruch einlegten, 
fo ging fie nicht in das Leben über. (Vergl. Jacobfon, Ges 
ſchichte der Quellen bes ev. R.=R. ber Prod. Preußen und Pofen, 
©. 44 f. und die dort Angeff) Wir begnuͤgen uns beshalb bier 


mit ber Angabe der Rubriken bed 2. Theils (der eigentlichen K.⸗O.), 
indem wir auf die Mittheilungen zur K.⸗O. v. 1568 verweifen. 
„Bon ber Zauff, wie die fol gehalten werben — 
Bon dem Catehismo — Bon ber Beiht und Abſolu⸗ 
tion. — Bon dem Bann, dffentliher Buß, und Re= 
eonciliatton. — Bon ber Meffe, oder Abentmal des 
Herrn. — Bon Wetten. — Bon ber Veſper. — Von 
ben Gollecten. — Drbnung ber Feſt vnd Feiertag. — 
Wie man das Vold zur Kirhen-zu gehen vermanen, 
vnd e8 fih halten foll, Dder vom Kirchgang. — 
Ordnung der Ehe einleitung, vnd von ben verbo-= 
tenen Gradibus. — Wie man die Kranden vnters 
rihten, vnd mit bem Hochwirdigen Sacrament ver= 
feben fol. — Wie man bie Gefangenen, fo zum XZode ' 
verurteilt, tröften foL — Wie man bey den Ster> 
benden Leuten handlen foL — Bom Begrebnufß.” 


S 


198 


155%. CIX. Wurttenib. Sunmarticher Begriff. 


ı 67 1. Ve 


- 


CR. 


Bon Gottes gnaden vunfer Chriftoffd Serkogen zu Württemberg und zu Teckh, Grauen zu 

Miümpelgart, c: Summariſcher und einfältiger Begriff, wie ed mit ber Lehre end Geremonien in den Kirchen 

vnſers Fürftenthumbs, auch derfelben Kirchen anhangenden Sachen und Werrichtungen, bißher geuͤbt vnnd gebraucht, 

auch fürohin mit verleihung Göttlicher gnaben gehalten und volzogen werben ſolle. Getrudt zu Tiwingen, Im 
jar 1559. 265 BI. Fol. 


Die vorl. (fg. große) Württ. K.⸗O. enthält folg. Städe: 
1. @onfeffion (dad von Brenz zum Zwecke ber Ueberreis 
"hung an die Trienter Synode verfaßte, im Juni 1551 von einer 
Synode gebilligte und unterfchriebene Belenntniß). 3. Kirs 
henorbnung (f. 0. Nr. XCV.). 3. Wie alle Pfars 
ren, Prebicaturen, Diaconaten vnd Subbiacos 
naten befegt werben follen. 4 Ehegerichts ord⸗ 
nung (f. 0. Re. XCIV.). 5. Bon den Schulen. 
6. Bon den Sectariid. 7 Bon ben Zaubern. 
8. Gaftenorbnung*). 9 Von Leibargten. 10. 
Bon Wundartzten. 11. Bon Zeütfhen Mobis 
ten. 32. Bon Stattfhreibern 13. Politiſch 
Genfur vnd Rugordnung. 14 Bifitation Su—⸗ 
perintendeng bey der Kirchen. 15. Politifche 
Bifttation. 16. Land infpection über alle 


vorgebende Bifitationes, Superintenbengen 


vnnd andere Ordnungen 17. Kirchen Genfur. 
18. Sonuentus ber Superattendeng. 19 Ver, 
ordnung bed Kirchenraths. Ron biefen geben wir 
bier die Nr. 3, 6, 7, 14—19, indem wir zugleich rüdficht- 
ich der Sefchichte der die Verfaſſung betr. Abfchnitte auf 
die Biſ.⸗O. v.1547 (bei Reyfcher, Samml. ber Wuͤrtt. 
Geſ., Bd. VIII. G. 69 ff.) verweifen. — Cine zweite Aus⸗ 
be, ben Namen bes Herz. eubwig an ber Spige, erfchien 
a J. 1582 Fol. mit mandherlei, in den Noten zu der er- 
ften Recenfion bei Reyſcher, Samml. ber Württ. Ges 
fege, ®b. VIII. ©. 107 ff. angegebenen Aenberungen. Eine 
britte Ausg., Stuttg. 1660 Fol., bietet den Text der letz⸗ 
teren ganz ungeändert. — Die Vorr. der erften Ausg. 
fpricht ſich über das Verhaͤltniß bes Landesfürften zu ber 
Kirche in folgenden Worten aus: „Wie wir uns dann (vn⸗ 
eacht, das e&licher vermeinen nach ber Weltlichen Ober: 
beit, allein das Weltlich Regiment zufteen folt) vor Gott 
fchuldig erkennen, und wiflend vnſers Ampts vnnd Beruffs 
‚ fein, wie auch des Gott ber Allmechtig in feinem gefttengen 
Vrteil -von und erfordern würdet, vor allen dingen vnſer 
Vndergebne Landtfchafft, mit ber reinen Leer, bes h. Cuan⸗ 
gelij, fo den rechten Friden des Gewiſſens bringt, vnnd 
die beilfame Waid zum ewigen hail vnnd Keben iſt, ver- 
forgen, vnnd alfo der Kirchen Chriſti mit ernft und Eifer 
annemen, Dann erft onb barneben, in zeitlicher Regierung, 
nugliche Orbnungen vnnd Regiment, zu zeitlichem Friden, 
Ruh, Ainigkeit und Wolfart, woͤlche auch von Gott dem 
Ailmechtigen, vmb bes vorgehenden willen, geben würdet 


*) Diefe am 2. Ian. 1853 publicirte Kaftlen.D. iR im Wefentlichen 
eine Wiederholung ver K.O. v. 1836 (Nr. LIII.). Angehaͤngt iR ihr In 
der großen 8..D. das Many. v. 236. Febr, 1586, durch welches verordnet 
wird: „das hinfüro weder Manns noch Frawen ElbRer, deßgleichen fein 
Spittal, noch auch Kirchenkaſt, einich Guͤt. erlauffen, ertanfigen oder in 


ander weg am ſich bringen, Und wa es anch varuͤber beſchehe, die Leuͤff 


vnd Contraͤet nichtig, krafftloß vnnd von vnwuͤrden fein ſollen.“ (Vergl. 
Reyſcher, Samml. ver Bärtt. Geſ., Br. IV. S. 8.) 


anzuftellen vnnd zuerhalten, wie wir dann bes in der }. 
Schrifft, Alte vnd newes Teſtaments, Zeuͤgnuß vnd Kundt⸗ 
ſchafft haben, dieſelb auch difes vermag vnnd außweißt, zu 
dem vns darinnen vil Gottſeliger Künig vnd Fuͤrſten Cs 
empla, vnd Ebenbildt fuͤrgeſtelt.“ 


* 5 


Wie alle Pfarren, Predicaturen, Diaeonaten vnd Subbiaconaten, ber 
fegt werben ſollen. 

Vnd demnach wir vor langem, vnnd zu anfang angetretner 
unfer Regierung , unfer Chrifkliche Bekanntnuß, der Augſpur⸗ 
gifchen Gonfeffion genglichen vnd aller dings gemeß, durch vnn⸗ 
fere Geſandten in Süngft gehaltnem Concilio zu Zrient offent 
lichen Erhibieren und übergeben laffen, barinn dann under ans 
dern, auch auffer vnſerer darauff geuolgten Kirdyen vnnd ans 
deren Ordnung zufehen, das unfer entlicher will und meinung 
geweſen (wie noch) das Wort Gottes, mit.erhaltung der Mi: 
nifterien,, vermittelft Göttlichee Gnaden zubefürdern. Dem 
nad) ordnen, beuelhen vnd woͤllen wir, wa in unfers Fuͤrſten⸗ 
thumbs, auch defjelden zu vnd eingehöriger Schiems vers 
wandter Oberkeit und Gebieten, Stetten, Flecken und Dörffern, 
von althere eigne gefliffte Pfarren, Predicaturen, Diaconaten 
vnd Subdiaconaten, gewefen vnnd erhalten worden, Daß bie 
felben fürthin noch alfo vnabgengig bleiben. Derhalben vnſere 
verordnete Räth, zu verrichtung der Kirchendienften, jr fleiffige 
auffſehens, achtung und Superintendeng haben follen, Damit 
fotcye Ministeria, fo offt die vacieren, es babe gleich, de iure 
Patronatus diefelben zuuerleihen, wer oder mes Stands ber 
ſeie, jeder zeit fürderlichen und onuerlengt mit Gotsfürchtigen, 
eifferigen, gelerten und erfarnen Dienern vnnd Ministris, obs 
gedachter Augfpurgifchen, und vnſer Confeffion, Kirchen, vnnd 
nachgefeger derfelben gleicher fernerer Ordnungen gemeß beftelt, 
vnd Bein vnuerſehen gelaffen werben. 

Wo dann einer oder mehr weren, fo, als obfteet, die Col 
laturen zu einiger, oder mehren Pfarren, Predicaturen, Die 
eonaten, Subdiaconaten unfers Fürftenthumbs hetten , wölde 
ſich jrer Rechten gebrauchen wolten, das ſoll jhnen zugelaffen 
ſein. Doch die Perſonen, ſo dermaſſen nominiert, zuuor vn⸗ 
ſern Kirchen Raͤthen alher gen Stutgarten zur Prob vnd 
examen preſentiert vnd geſtelt, vnd wa derſelbig in ſolchem der 
Augſpurgiſchen, vnnd vnſer Confession nach, zu ſollichem Kir⸗ 
chendienſt taugenlichen, vnd ſonſten gelehrt, vnnd eines erbarn, 
Chriſtenlichen Lebens vnd Wandels, mit gnugſamer Vrkund 
vnd Testimonijs erfunden, Wa ſie zuuor vns zu der Kirchen 
vand Ministerio, wie andere vnſere Kirchendiener, gepuͤrliche, 


1559. CIX. Wurttemb. Summaziicher Begriff. 


hernachgeſetzte Promission -erflattet, von vnſern Kicchen Raͤthen 
(dody anderer geftalt gar nit) abmittiert vnnd verordnet werden. 

Im fal aber einicher, wer gleich der were, fo in vnſerm 
Fuͤrſtenthumb auff die Ministeria won alter zu nominieren ges 
habt, eine folche taugenliche hetten, oder nit ftellen wolten, 
Dweil dann auß Gott des Her ordnung, wir uns ſchuldig 
erkennen, vnſer von feiner Almechtigkeit beuolhne Kicchen auch 
Vnderthonen, obgehörter maſſen zuusrfehen, vnd darzu, bie 
zuͤngſte Reiche Abſchid uns ſollichs zugeben, Damit auch ſol⸗ 
liche Kirchenaͤmpter nit vacieren, fo woͤllen wir, das vnſere 
Kirchen Raͤth, mit verſehung ſelbiger Pfarren, Predicaturen, 
Diaconaten vnnd Subdiaconaten, als oblaut, fuͤrgeen, Doch 
den Patronis an den Collaturis, biß zu allgemeiner Chriſten⸗ 
licher vergleichung in der Religion, vnnachtheilig oder abbruͤchig. 
Derwegen ſie vnſere Raͤth mit ernſt daran ſein, auch darob 


halten ſollen, damit in vnſers Fuͤrſtenthumbs Oberkeit vnd Ge⸗ 


bieten, auch Schirmsuerwandten Flecken und Orten, keine Pfar⸗ 
her, Prediger, Diaconi, Subdiaconi, noch auch Schulmeifter 
oder Meßner, vunfer Eonfefüon, Kirchen, und diſer Ordnung 
endtgegen, role hernacher weitlehffiger begriffen, gedult noch ges 
ſtattet werden. 


Bon den Kirchendienern wie bie auffgenowmen follen werben. 


Demnach foll keiner, zu Pfarrer, Prediger, Diacon, Sub: 


diacon, Catechiſten, oder anderm Kirchendienft vociert, noch 
verordnet werden, er bringe dann zuuor feine Glaubwuͤrdige, 


Rechtmeſſige Testimonia feiner geburt, herkommens, haltens, 


thun vnd Taffens, an Leer und leben, Er fey dann auch Hieuor 
von vnſern verorbneten Theologen erſtlichs und fuͤrnemlich auff 
nachuolgende puncten, notturfftiglichen, mol, priuatim, vnd la- 
‚tine examiniert. Vnd dann barauff in gegenwuͤrtigkeit dreier 
vnſer verorbneter Theologen in publico, mit einer Predig ge 
hört und approbiert, Auch mit jme allerdings zunor procebiert 
vnnd gehanblet, vermög volgender ordnung. 


Bon ber Election vund Examime der Kirchendiener. 


Mac) dem under allen aͤmptern, fo ben Dienfchen auf Goͤtt⸗ 
Kicher Ordnung aufferlegt fein, kein ſchwaͤrers erfunden wuͤrdt, 
dann die Kirchen bes Sons &ottes recht vegieren, fo ſoll fouil 


deſto groͤſſer ernft und fleiß, ein Kirchendiener zuwoͤlen, fürges ' 


wendt werben, fouil gefarlicher geirret wärbt, da man einem, 
Der mit falfcher Leer befleddt, oder mit ergerlichem, lafterlichem 
leben gefchendet, ein Kirchen zu regieren beuithet. Hierauff fo 


beuelhen wir, fo offt vnnd dick unfere verordnete Kirchenraͤth 


vnnd Theologen, einen Kiechendiener wölen vnnd orbnen woͤllen, 


Das fie follen fürndmlich auff drey Puncten gute fleiffige ach⸗ 


tung haben. | 


Erſtlich auff die Lehr des Rirchenbismers, Naͤmlich was er | 


für ein Lehe der Religion gelernt, und wie er gegen ber rechten, 
waren Lehr gefinnet fey. 
Zum andern, auff fein Leben, wie ex von Jugend auff fein 


Leben hergebracht, und was er jegiger zeit für ein Leben und 


wanbel füre. 
Zum britten, auff fein Alter, ob er nicht zu jung ſey, dann 
Paulus fagt, du folt niemands die Hand bald aufflegen (das iſt 


zum Kirchenampt erwölen).ja kein Nehling, auff das er ſich 


nicht auffplafe, vnnd bem Löfterer ins vrtheil falle. 


199 


Darumb ba ſich einer des Kirchendienſts anbieten murde, . 
des Lehr und Leben, Kunft und Sitten unbekannt, fol er am 
aller erften, ehe dann er in das Eramen abmittiert und zuges 
laſſen, offentliche, glaubwirdige Testimonia und kundtſchafft, 
feines herkommens und Lebens, eintweber von feinen Pfae- 
ceptoribus, oder von ber Obrigkeit, darunder er geiwonet, oder 
von feinen Collegis, bey woͤlchen er im Kirchenampt gebienet, 
fürbringen vnnd darlegen. 

So dann diefelben Testimonia richtig, foll er darauff von 
ben Articuln vnſers Chriftlichen Glaubens, vermög der heilis 
gen, Göttlichen, Prophetifchen vnd Apoftolifchen Schriften, auch 
der Augfpurgifchen, vnnd onferer Confeffion, fürnämlich aber 
von den Articuln, darinn man zu diſer zeit nicht allein mit dem 
Bapftumb, vnd der andern falfchen Religion und Glauben, 
fonder auch mit allerley Secten ftrittig und zwiſpaltig iſt, ver 
hoͤrt vnnd Eraminiert werden. Demnady fo haben wir ein 
kurtz Regifter derfelben Articul fragweiß, darauff unfere Theo⸗ 
logi der Eraminanden meinung einnemen follen, nad) einander, 
wie volgt, begreifen laffen 

Bon Gott. 

Ob ein Gott fey? vnnd mwaher man erfennet, das ein 
Sott ſey? 

Ob nur ein einiger Gott fep? 

Ob in dem einigen Goͤttlichen Weſen, drey vnderſchidlich 
Derfonen feien? . 

Was jetlicher ber dreien Perfonen algenfchafft ſey? 





Bon dem Bon Gottes. 


Ob der Son Gottes fen ein Warer, Ewiger Gott, von fel- 
nem Dimmelifhen Vatter vor der Welt erfhaffung von ewig⸗ 
keit her gleichs weſens, gewalts vnd Maieftet geborn? 


Von dem heiligen Geiſt. 


Ob der heilig Geiſt ſey ein Warer, Ewiger Gott, der von 
dem Vatter vnd Son von ewigkeit außgee. 
Bon den Engeln. 


Ob die Eugel von Bott erfchaffen, oder won ewigkeit ges 
weſen feien? . 

Ob die Engel all nad) jrer erfchöpffung gut vnd bey Gott 
beftendig bliben? 

Was der gutten Engel Ampt fey? 


Bon ber Schepffung der Welt. 


Ob dife Welt ſey tm anfang von Bott auß nichts er 
fchaffen, oder fey von Ewigkeit geweſen, vnd werbe ewiglich 
alfo bleiben. . 

Ob nur ein einige Welt ſey, und fonft Feine? 


Bon dem Fahl des Menſchen. 


Ob der Menſch am anfag gut, gerecht und fromm von 
Gott erſchaffen fen? 

Ob er in der felben Güte vnnd Gerechtigkeit beftanden fey 

Ob er nach dem fahl, da er gefündiget, und den heiligen - 


Geiſt verloren, hat dennacht fouil tugendt vnnd Erafft behalten, 


das er auf natürlichem vermögen, fi) mög zu Gott bekeren, 


aud) fromm vnd felig werben ? 


200 


Was die Erbfündt ſey, vnnd ob fie fich auff alle, fo von 
Adam natürlicher Geburt herkommen, erftrede. 


Bon der Meufchwerbung des Sons Gottes. 


he) der Son Gottes ſey zu feiner beftimpten zeit, din warer 
Menſch, von dem heiligen Geft, in ber Jundframen Maria 
empfangen, und auß der felben (vermög der heiligen Propheten 
verheiffungen) geborn ? 

Ob der Son Gottes vnnd Marie, Jeſus ChHriftus, ein Per- 
fon fen, doch mit zweien underfchidlichen Naturen, Naͤmlich 
der Söttlichen und Menfchlihen Natur? 

Was der Son. Gottes für ein Ampt bie auff Erben ge 
füret, und was er außgericht habe? 

Ob er kommen fen , ein new Gefa zugeben, vnnd nur als 
lein ein erempel eines Göttlichen lebens fürzutragen? 


Bon dem Kirchen ober Prebigampt. 


Ob das Predigampt fey die Schlüffel des Himmelreichs, 
onb ein Werckzeuͤg, darbucch der heilig Geift nicht allein die 
Kirch des Sons Gottes, auß allen Völdern verfamle, ſonder 
aud) den Glauben im Hergen gebe vnnd beftdtige, Auch bie 
Glaubigen in dem gehorfam erhalte. 


Bon dem Geſatz. 


Wie und woͤlcher geftalt das Geſatz Mofi abgethon vnd 
auffgehebt fey ? 

Ob man fchuldig fey den zehen Gebotten, bie ba findt ein 
kurtzer begriff des gangen Goͤttlichen Gefag, gehorfam zufein. 

Ob der gehorfam, den wir bie in difem leben den zehen 
Gebottn leiften mögen, dem Menfchen bie verzeihung der 
Sünden vor Bott erlange, unnd jhne fromm mache? 

Woͤlches fei der recht gebraudy ber zehen Gebott, ober des 
Göttlichen Gefag. 


Bon dem Euangelio. 


Was der gebrauch, diſes namens Euangelij in der Kir⸗ 
hen ſey? 

Tas der recht vnderſchid fen, zwiſchen bem Gefag vnd 
Euangelio ? 

Db das Euangelion von Ehrifto dem Son Bottes aller erſt 
geprebigt worden ſey, da Chriftus ift in dife Welt kommen, und 
‚hat feine Apoftel in bie gangen Welt außgeſchickt, Ober ob es 
auch von anfang der Welt her geprebigt worden ſey? 


Bon ber Fechtfertigung bes Menfchen. 


Ob dee Menfch gerechtfertigt (das ift) von ben Sünden 
vnd Vngerechtigkeit abfolutert vnnd erlediget werde, durch den 
Berdienft feiner Wordt, oder allein durch) ben Glauben in Jeſum 
Chriſtum, das derfelb allein vns die verzeihung der Sünden, 
durch fein leiden vnd flerben verdient habe. 

Nach dem der Verdionft unferer Werd vns nicht erlanget, 
die vergebung der Sünden, marumb follen mir dann gute 
Werd thun. 

Iſts auch recht gerebt, allein ber Glaub macht uns gerecht. 

FRE auch recht gerebt, die guten Werd find zur Selig: 
Leit nötig. Ä | 

Nach dem wir haben verzeibung ber Sünden allein durch 


’ 
‘ 


15839. CIX. MWMäürttenb, Sammtariicher Begeif. 


den Glauben, von wegen Ihefu Eheifli, iſt «8 auch notwendig, 
das wir durch den heiligen Geiſt erneuͤwert werden, und bie 
in bifem leben anfahen gute Werd zuthun, biß wir im kuͤnff⸗ 
tigen leben gang rein und heilig werben ? 


Bon dem Tauff. 


Ob der Zauff, fo von Johanne angefangen, vnd von 
Ehrifto beuoihen, zu vnſerm heil notwendig ſey? 

Ob der Tauff nicht allein ſey ein euͤſſerlich zeichen des ins 
nerlihen Zauffs, fonder fen auch ein Mittelwerckzeuͤg, dardurch 
wir In Chriſto vom heiligen Geiſt wider geborn vnd ernewert 
werden? 

Dh man auch bie Kinder tauffen fol? 


Bon dem Nachtmal des Serrn Ehrifti. 


Ob das Brot vnnd ber Wein In dem Nachtmal des Herrn 
Chriſti, fey, laut feiner Wort, (Nemet hin und eſſet, das ift 
mein Leib, Nemet hin vnnd trindet, das iſt mein Blut, 2c.) ber 
recht warhafftig Leib und Blut Chriſti, werde auch durch Wein 
und Brot warhafftig, weſentlich und gegenwärtig außgetheilet. 

Ob das Brot werde alfo in den Leib, vnnd der Wein 'in 
das Blut Chrifti verwandelt, das da weder Brot noch Wein, 
fonder allein die geftalt bes Brots vnd Weins bleibe? 

Ob der onwürbig auch den Leib vnnd Blut Chriſti im 
Nachtmal empfabe. | 

Ob man auß dem Nachtmal Chrifti, foll ein Meß machen, 
darinn man den Leib und Blut Chriſti opffer, für die Sand 
der Lebendigen und Todten? 

Ob man das Brot und Wein für den Leib und Blut 
Cheifti halten fol, fo man darbey. Fein Verkündigung des Tode 
Chriftt haltet. Vnd es nicht nad) ber Einſatzung Chrifti der 
Kirchen außtheilt, fonder fperret es in ein Sacramentheuͤßlin, 
oder tregt e8 vmbher in einer Monftrangen. 


. 


L) 


Bon ber Abſolution. 


Was die Abfolution fey. 

Ob man aud) die Gemein, vnd fonberlich 
folution gebrauchen fol ? | 

Wazu die Abfolution dienftlic, und nuglich fey ? 


Bon der Buß. 


Ob einer, fo nach dem Tauff in Todfuͤnd und Lafter ge 
fallen, möge widerumb zu Gottes Gnaden vnnd verzeihung der 
Sünden , durch die Buß kommen? 

Woͤlche feind die rechte Stud der Chriſtlichen Buß? 


Bon dem Gebett. 


Ob man allein Gott den Batter, durch Jeſum Chriftum 
im beilgen Geiſt, oder auch die Heiligen foll anrüffen? 

Nach dem die Fürden und Juden and) Gott anruͤffen, mas 
zwiſchen derfelben, vnd der rechten Chriften Auruͤffung under: 


ſchid fey. 
‚ Bon ber Chriſtlichen Kirch. 
Welches bie recht Chriſtlich Kirch ſey, vnnd wo bey man 

fie erkenne. Ä 
- Dh man auffethalh der rechten Chriftlichen Kirchen, moͤg 
bie verzeihung der Sünden und ewige Leben erlangen. 


oder priuat Abs 





Bon dem Ebeſtaud. 
6 ber Eheftand von Bott, oder den Menſchen ſey ein⸗ 


eſetzt? 
Ob der Eheſtand durch Maſcer ſadung, ainichem Stand 
mög vebotten werden. 


Von Weltlicher Oberkeit. 


ob bie Weltlich Oberkeit fey von Bott geftifft und eingeſetzt. 

Ob ein Chriſt mög. mit guttem Gwiſſen das Ampt der 
Weltlichen Oberkeit tragen. 

Es moͤchten gleichwol vil mehr Puncten vnd Artidel der 
Ehriſtlichen Lehr erzelet werden, Welche auch: zum teil.in der 
Augſpurgiſchen vnd unferer Sonfeffion vermeidet, zum teil in den 
Schrifften der Augſpurgiſchen Confeſſion vermandten Theolo⸗ 
gen, weitleuͤffig erklaͤret ſeien. Jedoch, dieweil in den vorge⸗ 
melten Articul ongefahrlich alle Puncten, darinn man zu diſer 
Zeit mit vnſern Gegenparten zweyig, in genere angeregt, vnd 
die Theologi Eminateres ſich wol hierinn, nach jrer, von 
Gott verlihener Gabe, vnd nach anſehung vnd erzeigung des 
Eraminanden, zuhalten wiſſen werden, was ſie vermoͤg der hei⸗ 
Uligen, Goͤttlichen Schrifft, auch der Augſpurgiſchen vnd vnſerer 
Confeſſion in examine fragen vnd erforſchen ſollen, So laſſen 
wir es auff dißmal bey den erzelten Artieuln beruwen. 

Mad) dem nun ber Examiniert, auff die fuͤrgehaltnen 
Puncten vnd Artieul, Chriftlich, vnnd wie jetzt vermeldet , nad) 
eußwelfungder heiligen Propbetifchen und Apoſtoliſchen Schrift, 
auch der Augfpurgifchen und vnſerer Confeffion geantwort hat, 
Sollen onfere Theologi und Kirchenchät, denſelben nit als bald 
zu der Kicchen, babin er bedacht, geſchickt, fonder, dieweil 
Daulus an einem Kirchendiener erfordert, das er: aptus ad do- 
cendum, Iehrhafftig fen, So fol dem Examinierten zuner 
auffeslögt werben, von dem Argumento, fo jm von vunfern 
Theologis proponiert, ein Predig zuchun, damit men. nit als 
lein fein Erudition, fonder, auch fein Pronunciation vnd 
Action der Predig vernemen, Und was daran ſtraͤfflich ‚jne 
besichten mög, 

So iſt auch ferner vnſer Will md Meinung, das keiner 


Kirchen, wider jren willen, one ſonderlich billich vnd beweglich 


Vrſach, ein Kirchendiener auffgedrungen werde. Darumb, 
nachdem ein ſolcher, To des Kirchendienfts begert, fein gwiſſe 
Testimonia, beid der rechten Lehr, vnd des erbern Wandels 
dargethon hat, vnd er alſo zuleren geſchickt erfunden wuͤrdt, 
So ſoll dannocht zuuor, ehe vnnd er zu derſelbigen Kirchen ge⸗ 
ordnet wuͤrdet, dem Superattendenten ſelbigen Gezuͤrcks vnnd 
dem Amptman mit Benelch zugefchickt werben, jne der Kirchen 
Deren ex. vorfiehen vnnd verordnet merden fol, zuuor in fein 
Superintendenten beyfein etliche offentliche Prebigen thun zus 
laſſen. So dann er der Superattendens vermerdt, das bie 
Kirch beffelben orts, ab dem fürgeftelten: Kichemndiener kein ab» 
fchewen tregt, fonber ine im Kirchenampt wol leiden mög, Sol 
er Superattendens fampt dem Amptman ſollichs fchriffefich 
vnſere Kirchenchäte berichten, damit was ferner hietinn zuhand⸗ 


ten ſey, von benfefben vnſern Kirchenchaͤten ordentlich verrichtet 


werde. Das alfo Die Kirch jr Vocation auch ordentlich haben 
vnd behalten mög. 
und fo balb der Kirchendiener feine Testimonia 
von dem Superattendenten und Amptman vnſern Kirchenrhaͤ⸗ 
I. 


2508, GEX Mantamb. Suumtariſches Beguiff. 
ten vnnd Theologen alfo zugeſtelt, vnd von ber Kirchen, dahin 


er bedacht, bewilliget, Sol er ongfahrlich auff volgende Woeiß 
—*8 werden. 

Das er anfangs mit hochſt⸗em Fleiß bedencke, vnnd zu Her⸗ 
gen faß, mit was groſſer Sorge, Mühe, Fleiß und Arbeit, er 
das Regiment. der-Kicchen annemen vnd verrichten ſoll. 

. Damm die Kirch iſt ein Geſponß Chriſti, des Sons Gottes, 
welche Ehriftus fo herglid) liebet, das er, jr Heil vnd ewiges 
Leben zuerlangen., vom Himmel herab gefligen, vnnd ſich mit 
allerley Menſchlicher Biöde beladen, auch fein eigen Blut vers 
goffen, vnd den ſchmaͤlichſten Tod auff ſich genommen hat, da⸗ 
mit er ſie von dem Todt errettet. Datumb ſoll der Kirchen⸗ 
diener fein beſten muͤglichſten Fleiß ankeren, das er die Kirch 
nit mit Menſchen trawm, ſonder mit Goͤttlicher Himmeliſcher 
Lehr vnderrichte, damit ſie durch den heiligen Geiſt erweckt werde, 
dem HERRN Ehrifto jrem Breütgam trewe und glauben zu⸗ 
haften, und darinn vnuerrudt vnnd unbefledt zuuerharren, 
nad) dem Exemplo Pauli, ber ba fagt, Ich hab euͤch vertrawet 


einem Manne, das ich ein reine Jungfam Chriſto zubrechte. 


Vnnd foll der, Kiechendiener allweg mit höchftem Ernſt be 
dencken, da ettwas an der Kirchen, durch fein Faulkeit, Fahr⸗ 
Veffigkeit , Derfaumnuß, Berkerung und Ergernuß verfaumpt 
oder gehindert werde, So wölle unfer Herr und Gott der Hims 
meliſch Vatter jr Blut, von feiner des Kicchendieners Hand 
erfordern. 

Hierauff ſoll er predigen vnd leeren die heilige Prophetiſche 
vnd Apoſtoliſche Schrifft, woͤlche mit Goͤttlichen, Himmeliſchen 
Wundetzeichen beſtetigt, ein Lucern vnſerer Fuͤß (wie der Pſalm 
ſagt) vnd ein Liecht auff vnſerm Weg ſeind. 

Vnd nach dem bie erklaͤrung ſolcher Articul, darinn man 
in Glaubens ſachen zu diſer Zeit ſtrittig, in der Augſpurgifchen 
vnd vnſer Confeſſion kurtz und Mar, nach anweiſung des rech⸗ 
ten waren Catholiſchen Verſtands ber Prophetiſchen vnd Apo⸗ 
—* chen Schrifft, begriffen vnnd werfaßt ſeind, So erfordert 
die Notturfft des Kirchenampts, das der Kirchendiener in ſol⸗ 
chen Articuin fein Lehr, nach der erklaͤrung vnd jnnhalt ber 
zweien bemelten Confefflon getrewlich verrichte. 

Diemeil auch dem Ampt vnd Vocation des Kirchendieners 
gebüret; das er der Kirchen: nit allein mit reinee, Göttlicher 
Lehr, fonder auch mit guttem Erempel vnnd Vorbild diene, 
auch die Lehr, ſouil an jm, mit feinem ehrlichen Wandel ziere, 
So erfordert abermals die Notturfft, das ein jettlicher, fo ſich 
die Kirchen zu regieren vnderfahet, fein Leben difer geſtalt, durch 
Sottes Gnad anfchide, das nit allein alle fein Geſchaͤfft vnnd 
Handtierung, fonder auch fein’ Rede, Kleidung vnnd Wandel, 
ja auch alle feine Wort und Werd, ein Lehr und Tugendt feien, 
Damit nit, mas er mit einer Hand erbame, gleich wider mit 
ber andern abreiffe, vnd er nit die Kirch, beid mit ſtraͤfflichem 
Lafter und ergerlichem Exempel verberbe. 

Er fol auch bedenden, das jm vor allen andern Menſchen 
ber Spruch Chriſti Matth. xviij.) zugehoͤrt. Woͤlcher ergett 
diſer Geringſten einen, die an mich glauben, dem were es beſſer, 
das ein Muͤlſtein an feinen Hals gehenckt, vnnd erſeuͤfft wurde 
jm Mer, ba es am tieffften iſt. 

Vnd der Kirchendiener ſoll auff das fleiffigeft die Epistolas 
Pauli ad Timotheum et Titum leſen, widerleſen, vnd offt re⸗ 
petiern, damit er darauß erlerne, wie er ſich beid in Lehr vnd 

26 





m 


208 2559. CAX. Bhztiemb,: Eumuriſcher Begriff. 


Leben. halten, auch wie fen eig Haußgefind fein, vnd ex dafs 
felbig regieren foll. 

Das er auch onferer hieuor in difem Buch getruckten Kir- 
chenorbnung, bie wir haben anrichten laffen, fleifftg nachkom⸗ 
men, vnd feinen Superattendenten in jrem Ampt, vnd von 
uns babenden Beuelhe gehorfam fein. Vud fo fid) was Ir⸗ 
rung oder Mißuerſtand zwiſchen jm, und andern vnſern Kir 
hendienern, Amptlehten, Vnderthonen oder Zugewandten zu⸗ 
trüge, daffelb an den Superastemdenten, oder vnſere Kitchen: 
raͤth gelangen laffen, vnd von jnen befcheids erholen. Ma 
aber folliche Irrung dermaſſen gefchaffen, das die vermelter 
maſſen nicht entſcheiden, ſonder zu Recht vemittiert müflen 
werden, fo foll er darumb an Orten und Enden, bahin wir 
jnen, volgender Freiheit nach, ordenlich befcheiden werden, Recht 
geben vnd nemen, vnd ſich ſelbigen one waͤgerlich, endtlichen, 
vnd on einiche Appellation fettigen laſſen, auch von feinem 
Kirhenampt one vnſer Vorwiſſen und Willen nit abtretten. 

Vnd dieweil er die Zeit feines Kirchenampts vnnd Dienfts, 
aller onfer Lande und Burgerlicyer Frehheiten, nit meniger als 


onfere Vnderthonen theithafftig iſt. So folk er unfern Nutzen 


fürdern, auch Schaden warnen, mie er dann ſollichs alles vnd 


jedes zuhalten, bey handgegebner Trew verſprechen vnd zuſa⸗ 
gen ſoll. 


Nach verrichtung diſes, alsdann erſt ſoll einer, in maſſen 
hernach begriffen, preſentiert werden. 

Wo aber die Commun, als Pfarrkinder, einen redlicher 
vnnd eehaffter Vrſachen halber, recuſiern wurde, ſo ſoll, wie 
hieuor begriffen, der ſelben keiner wider jren Willen, auffge⸗ 


bunden werden. Es were dann, das bie Recusation lieder: | 


lichen, und one eehaffte Vrfachen, fonder auß Vnuerſtand, oder 
eigenwillig fuͤrgenommen wurde, darauff dann vnſere Verord⸗ 
nete Kirchenrhaͤte, jr ſonders gut auffmerden haben. So fols 
len fie, die verordneten, nit gleich alfo vmb ſolch Tiederlih Sa⸗ 
chen, one redlich Vrſachen, einen zum Ministerio taugenlichen 
vnd approbierten Diener, zu verſchonung bes Ministerij, in con⸗ 
tempt fallen und kommen laffen, fonder die Gemeind jres miß 
vnd vnuerſtands halben beffers berichten. 


Doc) verordnen und mwöllen wir, das keiner auff ein Pfarr 


‚gelaffen, er Hab dann zuuor ein zeitlang in einem: Diagonat ge 
dienet, bie Ritus Ecclesiae eriernet, vnnd bringe feines Fleiß 


vnnd Wolbaltens, das er zu einem Pfarrherr tauglich, für vn⸗ 
ſere Kiechenräth, von feinem verordneten Superattendenten 
und Pfarrherr Testimonia vnd Zeuͤgnuß, vnd werde widerumb 
‚von newem, obgelautter maſſen eraminiert, vnd zu einer Pre: 
big auffgeftelt, bamit man befter baß fein profectum bie Zeit 
feines Dienens obſeruiern, und befinden möge, ob vnnd wohin 
‚er taugli, vnd zu vociern fein werde, Es were dann, das 
einer in Examine bermaffen gelert, geſchickt, und erfarn auch 
der Rituum Ecclesiae notturfftiglich bericht erfunden, mag mit 
bemfelbigen diſpenſiert, vnnd er one mittel des Diaconats zu 


. einem Pfarchere verordnet und angenommen erden. 


Mann dann folches alles ordenlich geſchehen, fo foll ein 
jeber folcher Kirchendiener, vnſern verorbueten Special Su⸗ 
perattenbenten, Amptieütten, vnnd Geiſtlichen Verwaltern pre: 
fentiert,, auch commendiert und inflalliert werden, auff folche 
Zorm wie volgt. 


Herd ıc. 


Buff wölde weiß ein niwer Airchenbiener von deu 
feiner Kirchen commenbiert, eingeleibt und infalliert werben fol. 
ALS offt nun einer, zu einem Kirchendiener auffgenommen, 
verordnet, und ber Kirchen, vermög der Superintendentz ord⸗ 


nung, annemlich, Sol der Sperial Superintendens auffs fürs 


berlichft, neben dem Amptman felbigen orte, auch einem ges 
nachbaurten Pfarrer, ald Gezeuͤgen ber Handlungen, bafelbften 
erfcheinen, denfelbigen angmommenen Diener mitbringen. 

Vnb fo das Volck In der Kirchen verfamlet, anfangs fingen. 
Nun bitten wir den heiligen Geiſt, ꝛc. 

Auff diß Sefang, der Superintendens , ober fein Ablunct, 
anffftehen , unnd ein Predig thin vom Ministerio Verbi, ober 
fonft von einem Argument dahin dienlich, von wen es einge- 
fegt fey, und warzu es nuß, x. Vnd alſo das Volck endtlich 
iv Audio vermanen, Nach der Predig gefungen werben der 

{au 
Vnder dem Geſang ber Superattenbens für den Altar 


‚teetten, den nerven Pfarchere oder Diacon zu ſich beruͤffen, vnnd 
vor jme zu bem Gebstt nider knuͤhen laffen, Nach volendtem 


Sefang ein kurtze Vermanung zu dem Volck than, darinn an» 
zeigen, wie das difer zu jrem Pfarcheren oder Diacon erwoͤlt, 
vnd taugenlich erfennt, auch ordenlich datzu beruffen, ber hoffe 
nung, fie wurden mit. jme verfehen fein, ꝛc. Vnd alfo das 
Volck weiter zu dem Gebett ermanen, damit der Herr fein 
Gnad und. Gedeihen darzu geben wölle, und alsdann volgende 


Gebett mit heller, lautter und veftenbtliher Sprach weber 


ten, ıc. vnnd ſagen 


daßt vns betten.. 

Acdimaͤchtiger 5 Gott, Him⸗ iſcher Vatter ꝛc. [Aus 
der Spn.sD. v. 1547.) : 
Hoͤret das heilig Euangelium , welches uns beſchreibet ber 
heilig Euangelift Johannes. Dee HERR fagt zu. feinen Juͤn⸗ 
gern, Wie mid, mein Himmeliſcher Vatter gefendt hat,... bes 
halten fein. 

Der Superintendene mag aud) nachuolgenbe Epiſtel, nad) 
gelegenheit der Zeit und Kirchen, vmd mehr Erinnerung wegen, 
fuͤrleſen. Noaͤmlich alſo. 


So ſchreibet G. Paulus. in der erften Epiftel au Zimotheon, am 
britten Gapittel. 
Das iſt je gewißlich waar, fo jemandts «in Biſchoff Ampt 
begert, der begert ein koͤſtlich Werd ıc.. 
So ermanet ©. Paulus bie Eiteften ber Gemeine zu Epheſo. 


So habt nun acht auff euͤch ſelbſt, vnd > uff bie gange 


Hierauf fo laßt, uns berglich. Bitten vnd ſprecht mit mir. 
Ach gnaͤdiger Gott, Pi der vad Batter x. 


Aue der Spa.:D. v..1547 


. De nachgeſett Gebett gejprochen werden. 

Barmhertziger Sort, Himmellſcher Vatter x. wie in der 
Mecklenb. 1552.) 

Solches alles · zu erlangen; fprecht mit mie von n Deren das 
heilig Vatter vnſer. 





. 8059. Cum. MBlrttemb. SGammariſcher Begriff. 


Es mag auch, wa Cchuler vorhanden, als bald das Vatter 
vnſer gelungen werden, ıc. : . 
Nach dem Gebett, oder Gefang des Vatter unfers, folle 

fich dee Superintendens, vor dem Altar gegen dem Volck wen⸗ 
den, vnd, wie nach Chriſtlichet Freiheit, fo von dem HERMN 
Chriſto des. Kirchen in euͤſſerlichen mittelmeffigen Gerimonien 
gegeben, gebreichlich, fein echte Hand dem newen Pfarrer ober 
Diacon auff fein bloß Haupt legen, vnd alſo fagen. 

Dieweil wir im heiligen Geiſt verſamlet ec. [Aus der 
Syn.⸗O. v. 1547.) 

Darauff finge bie Kirch Te Deum laudamus, Oder, Grates 
nme omnes; tefitfch,, ond befchließ es der Yuperintendens mit 
dem Segen, ıc. 0 

Bon ber Kirchendiener Vuberhaltung ‚vud WBefoldungen. 

Als auch, dem Spruch : Pauli nach, die jenigen, fo dem 
Quangelio dienen, von bem Euangelio leben follen, und deß⸗ 
halben von nötten, die Kirchendiener derma 
mit fie an jren Studijs, Prebisampt und Kirchendienſt befte 
weniger abgezogen vnnd verhindert, darzu bey den Pfarrkindern 
wit Bnwillen erlangen, ober ſich im Zanck begeben, auch der 
Kirchen nic mit fehffgen dienen, oder mangel Leiden muͤſſen, 
Wir aber auffer gehabter erfarung, zu fanıpt fleiſſigem bewaͤgen 
ſouil befunden, das der mehrteil vnſers Fuͤrſtenthumbs geftiff- 


ser Pfarren, Prebicaturen and Diaconaten, Einfommen und 


Sell 9 dermaflen mweitleiffig, und ettwa In mehr 
Flocken gefallen, das fie dieſelben mie vilfeltiger Mühe, auch 
miercklichem Vnkoſten, und darzu (mis leider die Welt jetzo ger 
finnet,, «8 werde von unfern Amptleuͤten jnen ſchon befts Fleiß 
und Ernſts die Hand: gebotten und Yerholffen) beſchwaͤrlichen 
von den Vnderthonen auch Guͤlt und Zinsleuͤtten zubringen, 
ober wa fie es ſchon erlangen, dannocht allerhand Widerwillens 
gewißlichen zugewarten haben, Zu ſampt, das ſolche (nach dem 
allerley bewuͤßte Accidentalien diſer zeit barıion abgangen) alſo 
gering, wa jnen ſchon dieſelbige ſelbſt einzubringen gelaſſen 
wurden, vnd vorgehoͤrte vngelegenheit nit were, das ſie ſich dar⸗ 
bey beſchwaͤrlich betragen, vnd außbringen, Deßgleichen vnd 
über diß alles, von Armut wegen dee weniger teil, ſouil vor⸗ 
geendts, damit fie der zeit ſelbige eingangen, erwarten moͤch⸗ 
ten, Neben difem , als von den Pfarrgeföllen, die Pfarrer von 
alter& felbften jre Heuͤſer underhalten, und Contribution geben, 
aber gemeinlic, inen den Kiechendienern ungelegen geweſen, bie 
Pfarr, Predicatur und Diaconat Heuͤſer, wie von alter, im 
Bam vnd beſſerung zuhalten, :darneben auch allerhand mängel 


halben, die Ministri der Pfaregätter und vnſere Gefoͤll, nit all⸗ 


wegen zu guttem-wugen richten koͤndten, ꝛc. So haben wir 
demnach, wie hernach vnder feinem Gapittel volgen-foll, bie 
Verordnung gethon, das den Pfarren, Predicaturen , Diaco⸗ 
naten, vnd Subbdiaconaten, gewiſſe, notturfftige, beftendige 
Cempetentz, an Gelt vnd Früchten gefchöpfft, und in einem 
ſondern Buch, bey unfern Kirchenrhaͤt aufzeichnen laffen, woͤlch⸗ 
ben Kirchendienern zu jren Behanfungen, ons deren Boften; jare 
durch vnſere darzu verordnete vnd beftelte, zu.ben vier Cottem⸗ 
been zerteilt, geneicht, vnd gelifert wuͤrdet, auff das fie one Muͤh, 


Vewillen, auch die Jar, jo mißgewaͤchß vorhanden, dummocht 
zunorderſt auch dem Gelt, fich wol auszu⸗ 


von den Fruͤchten, 
bringen, vnd alſo jren Studien vnd Kirchenantpe allein obzu⸗ 


ſſen zuerhalten, da⸗ 





208 
ligen, der Hehfer gebeuͤwen (auſſerhalb Fenſter, Dfen und 


Schloßwerck) vnd Ber Sontribution ober vnnd entledigt fein, 


vnd damit nichts zuthun haben. 
Immunitates vnd Frepheiten ber Kirchendiener. 
Vnd damit vnſere Kirchendiener ſich vor, vnd neben vnſern 


Vnderthonen deſtweniger zubeſchwaͤren, wol aber jres Ampts 


zugetroͤſten vnd zu frewen, Bnd anfängliche, wa ferr ſie zu 
gleich andern vnſern Vnderthonen, jn ſachen jr Perſon belan⸗ 
gendt, actionibus personalibus, vor den Gerichten, ba fie ber 


Kirchen dienen, zu Recht fliehen folten , jnen vnd jtem Ampt 


dardurch verfisinerung eruolgen möcht. So ordnen und woͤllen 
wis demnach, woferr fich zwiſchen vnſern Amptleüten , einem 


1. ober mehr vnfern Vnderthonen, gegen einem Pfarrer, Prebis 


ger, Diacon oder Subdiacon zutekge, Spenn oder Wiberwillen, 
das anfänglicye die Sach vnd Partheien, duch den Speclal 
Superintendenten felbigen Orts, neben dem Amptman, wa der⸗ 
ſelb darinnen nit verhafft, oder zweien des Gerichts guͤtlich vers 
hoͤrt, auch onderftanden werde, fie mit wiſſenden und billichen 
Dingen zuuereinen. Da aber Über ſolche Vnderhandlung, vnd 


" angewenbten Fleiß, ſie einander vorberung nit erlaſſen wölten, 


folle der Superintendbens, mit ben Amptman vnd zweien vom 
Bericht an vnſere Kirchenrhaͤt gelangen laſſen, was fie zwiſchen 
jnen gehandelt, wie alle Sachen geſchaffen, vnd an wem die 
Guͤttlicheit erwunden, daſelbſten durch fie vnſere Kirchenrhaͤt 
der Partheien Spenn vnd Sachen, außzufuͤren vnd zuentſcheiden. 

Was. aber Erbſchafften, jre Güter, vnd dergleichen Actio- 
nes Reales, Spruͤch vnd Sorderung betrifft, follen. onfere Kir⸗ 
chendtener an orten anbere.onfere Bnderthonen, ſchulbig fen Recht 
zugeben und zumemen. Aber ber hohen Freueln und Dlalefig 
halber, haben wir hernach verordnet, was dargegen zuhandlen 
und fürzunsmen. - 

: Wa fi dann durch ſchickung des Allmächtigen begebe, das 
ein Pfarrer, Prediger oder Diacon, bey feinem benolhenen vnd 
georbneten Ampt ſich trewlich und fleiffig gehalten, und im ein 
Leibskranckheit fallen, oder im ein ſolch hoch alter gerhaten 
wurde, das er felber. ſein Ampt bey ber Kirchen nicht verrichten‘ 
möcht, folle einem ſolchen nicht defterweniger fein verorbnete 
Gompsteng werden und bleibar, Doch durch ben Superinten⸗ 
denten dife Verordnung bef7hehen, das mit ben nächften Mi- . 
nistris die Kirchen, wie deßhalb vnſer nachuolgend Superinten- 
deng ordnung vermag, verfehen werde, Dargegen ein ſolcher 
Krander ober Alter, von feiner dienſt Competeng, dem jenigen, 
fo ine alfo vertritt, zimliche Ergepung, nach: gelegenheit bee 
Sacher, und der Superintendenten erfanntnuß, geben. - ' 

Im fall aber die Krandheit ſich dermaſſen in die harr vers 
weilen wolt, das nit zuuechoffen, ein foldjer Diener ſelbs wider 
aufflomme; und alſo one nachtell der Kirchen, dieſelb Pfarr, 
Predicatur oder Diacomat, in die leng durch ben genachparten 
mit nottwefft nit verfehen werden möcht, So foll derſelbig 
Kranck, fleiſſig vnd getrewe Diener von vnſern Kirchenraͤthen 
mit einem zimlichen Leibgeding, fein Lebenlang bedacht vnd 
verſehen werden. 

Bu dem, wa ein: Kirchendiener, woͤlcher ſich bey ſeinem 
Ampt, als oblaut, vedlich und trewlich gehalten, des Burger⸗ 
rechts daſelbſten degeren wurde, das ſolle jme bey vnſern Bn⸗ 
derthonen, one ſondere eehaffte Vrſachen nit verſagt werden, 

26* 


204 


beiten aber dis Vnderthonen schebliche Wrfachen deß einem ab» 
zufchlahen, follen biefelbigen an unfere Lanbhoffmeiften vnd 
Kirchenräht, durch vnſere Amptleuͤt, mit fattem geunbtlichen 
Bericht gebracht, vnd allba ber Billigkeit nach befcheid geben 


werben. 

Es ſollen auch bie Pfarrer, Prediger vnd andere Kirchen: 
diener, von onfern Vnderthonen jeber orten, jter Oficien, vers 
ordnete Competengen, one geſteuͤrt und one beſchwaͤrt bleiben. 
Aber wa einer eigne, vnd dem Ministerio nit zugehörige, li⸗ 
gende und flehrbare Güte hette, erkauffte, Erbs, Heuͤrats, 
oder in ander weiß belöme, die mögen vnſere Vnderthonen, 
gleichſam andern ſteuͤrbarn Guͤttern (doch höher nit) belegen. 

. Wir wöllen jnen vnſern Kirchendienern auch hiemit zuges 
laſſen haben, ob fie gleich in den Flecken, da fie ber Kirchen 
dienen, noch nit Burger weren, das fie nicht beftweniger zu jrer 

gelegenheit Guͤtter kauffen vnd behalten mögen, fo lang fie dar 
feibften in Dienften verharren. Wa fie aber ablommen, und 
nit Burger worden, folln fie die erfaufften Gütter , vnſern 
Vnderthonen deren Orten, innerhalb zwey Jarn, fo fie es ber 
geren, keuͤfflichen wider zuſteen laſſen. 

Darneben aber vnſere Kirchendiener jrer Perſon halber, 
als lang ſie im Kirchendienſt ſeind, aller Fron, Wacht, vnd 
besgleichen perfonlicher Befchwärden vnd Sachen, frey fein und 

ben 


Sie ſollen auch Wun, Wafler und Waid, und andere Ges 
techtfame, gleichſam andern ſelbigen: Flecken, Vnderthonen, bach 
mit des Flecken Maß vnd Ordnung, zu nieſſen vnd zu gebrau⸗ 
chen haben. 

Bud fo ſich nach ſchickung des Allmaͤchtigen fügte, das bey 
dem Kirchenampt, folcher Kirchendiener einer mit Tod verfüre, 
Weib vnnd Kinder hinderlieffe, er habe gleicd) das Burgerrecht ans 
genommen oder nit, follen doch Die Wittib und Kinder dafelbiten 
geduldet, der Vnderſchlauff inen geftattet, und mit nichten auß⸗ 
getriben, Dargu vnſere Amptleuͤt und Gericht, ſich neben dem 
Superattendenten, iren mit ernft und teewen annemen, fo ed 
die notturfft erhaiſchte, Wögt und Pfleger zugleich andern Wit⸗ 
tiben und Waiſen felbigen Orts, verorbnen, jren Nugen, Wol⸗ 
fart, vnd Notturfft verhandien, pflegen vnd veruormünben 
laſſen, inen auch in allem anligen bexathen vnnd vechelffen fein, 

Bud zu fernerer Gnad, willen wir den Witiben vnd Kin- 
dern, ein Bierteil Jars, nad) jres Eewuͤrts und Vattern abs 
fterben, in der Pfarr, Predicatur ober Diaconat bebaufung, 
ben Sig, barzu die Competeng gleid) als lang, dem Rato nach, 
von ber Zeit feines abſterbens, veruolgen vnnd werden, auch 
folche weil durch die genachparten die Pfarr, Predicatur oder 
Diaconat verfehen. 

Darzu jre Knaben, wa biefelben bey der Schul aufferzo- 
gen, und ein ſolchen Profectum erlangt, das fie in vnſer Pae- 
dagogium zu Stutgarten, Cloſterſchulen oder Stipendium zu 
Tübingen taugenlic und gefchieft, zugleich und neben vnſer 
Bnderthonen, in unfern Land erbornen Kindern, gegen gleich⸗ 
meffiger Obligation, auff und annemen, auch erhalten laſſen. 

Zu dem, haben wir allen und jeden vnſern Obern vnd uns 
dern Amptleüten, aud) Schuitheiffen,, mit ernft beuolhen und 
aufferlegt, unfere Kicchendiener in allem jrem anligen getrew⸗ 
lichen zuhandthaben, vnd zu der Billicheit zuuerhelffen, von 


onfertwegen mit ernſt fügen, vnd ob jnen halten, fie ſich 


1558. CuX, bäuttenk: Biummnuliches Begriff. 


ſelbſt und jrer Perſonen halben, bisfelben an ſven beuelhenen 
Officien one geirrt, ſonder ſich gegen jnen ſchldlich und fridlich 
zuerweiſen, auch dermaſſen erzeigen, vnd deßhald an jnen kei⸗ 
nen Mangel erſcheinen laſſen, Damit dem gemeinen Man 
jrenthalb nit leichtlich Ergernus gegeben werde. 

Gleichfals vnnd entgegen, fol auch den Klrchendienern, 
von vnſern Visitation Raͤthen, vnd den Superintendenten ans 
gezeigt, vnd ſie ermanet werden, die Amptleuͤt an jren Emptern 
one verhindert zulaſſen, vnd ſich gegen jnen auch ſchidiich und 
beſcheidenlich zuhalten. ——— 


Non Biderteüffern pub allen andern Gecten, fo wiber bie Mugiyar- 
u gifchen Confeffion feind, ꝛe. — 
Damit nun in vnſern Kirchen, vnd bey vnſern Vndertho⸗ 
nen, aller hand jtrige, verfuͤriſche vnd abergleuͤbiſche Secten, 
verhuͤt vnd abgewendt, haben: wir Dermegen in krafft unfers 
tragenden Ampts der Oberkeit, eim offentlich Mandat aufgeben, 
vnd was gegen den Vngehorſamen, in allıseg fürzunemen, ba« 
felbften verordnet. a 

Ob woͤlchem auch vnſere Amptleuͤt, Hoffweiſter, Raͤth, und 
Kirchenraͤthe, vermoͤg vnſers jnen ſonders gegebnen Beuelch 
und zugeſtelter Inſtruction nach, mit allem ernſt vnd fleiß om 
nachlaͤßlich halten, vnd exequieren ſollen. 

Bon Gottes genaden, Wir Chriſtoff Herzog zu Wuͤrtem⸗ 
berg, und zu Teckh, Graue zu Muͤmpelgart, x. Embieten allen 
und jeden unfern Ober vnnd Vnderuoͤgten, Amptlehten, Dfle 
gern, Kellern, Verwalttern, Schuitheiffen, Burgermeiftern, 
Gerichten, Räthen, auc allen andern unfern Vnderthonen, 
Zugehörigen vnnd Verwandten vnſers Fuͤrſtenthumba Wuͤr⸗ 
temberg, vnſern gruß, gnad und alles guts zuuer, Vnd geben 
euch hiemit gnaͤdigklich zuerkennen. Wiewal, als wir mit ver⸗ 
leihung Goͤttlicher gnaden, zu der Regierung vnſers Fuͤrſten⸗ 
thumbs kommen, vnd uns billichen, als einer Chriſtenlichen 
Oberkeit, hoͤhers nichts, dann die befuͤrderung Gottes Ehr, vnd 
feines heiligen, allein ſeligmachenden Worts vnnd Namens, 
angelegen fein ſollen, Daher wir auch, fauil jmmer muͤglich ges 
weſen, mit allem gnaͤdigen fleiß dahin getracht, das vnſere 
von Gott beuolhene Vnderthonen, mit Chriſtenlichen, Gots⸗ 
foͤrchtigen Vorſteern vnnd Kirchendienern verfehen, woͤlche fie 
in der reinen, waren, vnuerfelſchten Leer Gottes Worts, mit 
getrewem fleiß vnderweiſen, vnd von allen derfuͤriſchen, falſchen, 
jrrigen und verworffnen Secten vnnd Leeren, warnen vnnd abs . 
fuͤren thaͤten, vnd alſo alle vnſere Vnderthonen vnd Angehoͤri⸗ 
gen gnaͤdiglichen vnnd Chriſtlichen verwamen laſſen, aller jrri⸗ 
gen, eigenſinnigen Secten vnd Opinionen, ſonderlichen aber 
der Widerteuͤffer, Sacramentierer, Schwenckfelder, vand was 
dergleichen mehr ſeien, ſchaͤdlichen jrrthumben und Leeren ſich 
zuenthalten. J 

So vernemen wir doc, nicht mit geringen beſchwerden, das 
ſich etliche unferer Vnderthonen, mehr auſſer angenomnet eigens - 
finnigfeit und fuͤrwitz, dann Gottfeligem, Cheiftentkhen vnnd 
guthergigern Eifer, obgemelter jerthumben annemen, darum 
zu bifputiern, ‚und diefelbigen aufferhalb jres Beruffe vnnd 
Ampte uuerthäbingen vnderſtanden, und ſonderlich bey 'ber- 
Lehr von den hochwirdigen Sacramenten drs heiligen Tauffs 
und Abentmals vnſers HERREN Ihefu Ehrtfit, Deßglelchen 
des Pradig oımd. Kirchenampts fäkfchtich, vnchtiſtüich, verfuͤtiſch, 





1559. OK; Mens: Enmmenläiher Wegcifl.- 


vnd zum shell auch aufftuͤnſch Optnionen haben, und fuͤrnaͤm⸗ 
lich fuͤrgeben. 
Das der Kinbertauff onrecht. 

Item die Saeramenta ſeien nicht Göttliche Woercttzeũo, dar⸗ 
derch Bott fein gnad vns anbiete vnnd zueigne, Sonder ſeien 
allein euͤfferlich⸗ Zeichen der bekanntnuß vor dem menſchen, vnd 
der Verbruͤderung. 

Item Gott gebe ſich vnd ſeine Gaben, one das Predigampt 
bes euͤſſerlichen Worts, vnd one die Sacramenta. 

Item das nach dem leiden vnd fterben vnſers Herrn Jeſu 
Ehrifli, Fein Erbſuͤnd, vnnd alle Kinder hernach, ſelen vnd 
werden geborn one Erbfund. 

Item der Menſch ſey gerecht vor Gott, von wegen eigner 
erfällung des Geſetz, und jrer eignen Werd vnnd leiden. 
fon Item das die Rewgebornen nicht widerumb in Gottes zorn 

en. 

Item Bott ſey ein einige Perfon, wie die Juben reden, 
vnnd verwerffen die Chriſtliche Leer, von dem ewigen Son Got⸗ 
tes, und dem heiligen Geiſt. 

Item das der Leib Chriſti nach der Himmelfart fete allein 
im Dimmel, vnd an’einem fonderlichen ort, raumlicher weiß. 

Item das Chriftus nad) der Himmelfart , auff Erden ſeie 
allein nad) feinem Goͤttlichen, vnnd nicht nad) feinem menſch⸗ 
lichen wefen, vnnd das die Perfon Ehriftt wol gang feie im 
eäfferlien teiblichen Himmel, Aber nur das halb theil auff 


— der Son Gottes hab ſein Fleiſch vnd Blut nicht von 
dem Fleiſch vnd Blut der Junckfrawen Maria an ſich genom⸗ 
men, ſonder der heilig Geiſt hab es von newem auß nichts er⸗ 
ſchaffen, vnd ſeie in das Goͤttlich weſen, natur vnd herrligkeit 
verwandlet, vnd wie ſie es nennen, vergoͤttet. 

Item der Waſſertauff ſo von dem Herren Chriſto geſtifft, 
ſey zu der rechten Widergeburt vnnutzlich, ſei auch kein wuͤr⸗ 
ckung des heiligen Geiſts, dardurch wir new geboren werben. 

Item bie euͤſſerlich muͤndtlich Predig des heiligen Euans 
gellums Chriftt, fen allein ein euͤſſerlich gethoͤn vnnd Buchſtab, 
zum jmerlichen leben des Geiſts vndienſtlich, vnd fen kein rech⸗ 
ter, ordenlicher und Goͤttlicher Werckzeuͤg, dardurch der heilig 
Geiſt, dem menſchen die Goͤttliche, Himmeliſche Gaben, ſo vns 

zur ſeeligkeit nutzlich vnnd notturfftig, mittheile. 

Item das Nachtmal Chriſti ſey ſchlecht Wein vnd Brot, 
nicht dahin verordnet, das dardurch der warhafftig Leib vnd 
Blut Ehriſti, mefmlich, gegenwuͤrtig der Kirchen außgetheilt 
werde, Sonder felen allein euͤſſerliche, ſichtbarliche zeichen des 
abweſenden "Leibe vnd Bluts Chriſti, fo ons allein des geiſtli⸗ 
chen eſſens vnd trinckens, auch der bruͤderlichen lieb erinnern 


Item das weltlich Richter vnnd Fuͤrſtenampt ſeie ſuͤnd vnd 


verdampt, vnd ſen kein Cheiſt weitlich regieren, auch die Ders 
fonen, fo im ampt ber Oberkeit feien, tönden nicht zu gleich 
Chriſtliche, Gotefelige vnnd Sortgefällige Petſonen fein. 

Item alle Chriften feien ſchuldig jre haab und guͤtter in die 
gemein zug eben, 

Sn in weltlichen Gerichten einander anlagen, Deßglei⸗ 
den den Dersfchafften vnnd in. Gerichten Aid ſchwoͤren feie 


Dlieweil dann obgemelte Artidel vnnd Puncten ber leet 


thumben ſich beflecken, oder deren theilhaffti 


worts, auch der heiligen örtlichen, Prophesifchen 
vnd Apoftottfchen Geſchrifft Ales und Newes Teſtaments, gen 
ſtracks zuwider, aud) bey ber heiligen Chriftenlichen Kicchen, je 
vnnd allwegen als verfürifche, falfche, ketzeriſche vnd verdampte 
jrrthumb gehalten worden, vnd an jnen ſelbs ſeien. 

Zu’ dem, ſolcher ergerlichen, ſchaͤdlichen und verfuͤriſchen 
ſpaltung, bey vnſern Vnderthonen einwurtzlen, und dem ſelbigen 
raum geben zulaſſen, vns als einer Ehriſtlichen Oberkeit, keins 
woegs gemeint, ſolchs auch vnſer hieuor dem Concilio zu Trient, 
Anno, ꝛc. lj. mit vnfer elgnen handen vnderſchribner, verſecre⸗ 
tierter, vnd volgends offentlicher im Truck publicierter Confeſ⸗ 
fion, auch Kirchenordnung, vnd alſo auch der Augſpurgiſchen 
in Anno, ꝛc. xxx. dee R6. Kay. Day. uͤberrelchter Confeſſion 
zuwider, neben dem, Wir. uns auch als ein gehorfamer Fuͤrſt 
bes heiligen Reichs, auffer etlichen hieuor verglichenen vnnd 
publicierten, fonderlich aber jängften zu Augſpurg, Anno, ıc. 
iv. befchloßnen Reiche Abſchid zuberichten wiſſen, das alle ob⸗ 
gemelte, vnd dergleichen, verfürifche Opinionen und Secten, 
fampt derſelbigen Anhenger, in dem heiligen Reich, nicht allein. 
nit geduldet, fonber von beffelbigen Rechten, friden vnd freis 
heit außgefchloffen, und an Feinem ort gelitten follen werden. 
So haben wir erzelter, vnnd anderer mebr ons darzu bewegen⸗ 
den vrfachen, über vnſer hieuor derwegen gnäbige aufgangene 
Mandata, dife vnſer fernere entlidye vnd gnädige warnung, bey 
allen onfern Bnderthonen, Verwandten und Zugehörigen, thun 
laſſen wöllen. 

Vnd ift darauff vnſer ernftlicher beuelch, entlicher will, mei⸗ 
sung vnd gebott, das ſich maͤnigklich in vnſerm Fleſt⸗aihumd, 
ſolcher jrriger, verfuͤriſcher, gotälefterlicher jrrthumben des Wis 
dertauffs, Schwenckfeldiſcher, und Sacramentierifcher Secten 
enthalten, deren ſich auch weder‘ hören noch vernemen laſſen, 
ſonderlich aber niemandt ſolch gifft in andere onfere Vndertho⸗ 
nen außzubreiten,, einzubilden , ober fie darmit zuuerfüren vn⸗ 
bernemen. Das auch alle vnd jede unfere Vnderthonen, zu 
vnd angehörige,, biefelbigen Verfuͤrer weber haufen, herbergen, 
onderfchleiffen, noch jnen Hilff und fürfchub beweifen, fich auch 
an fie nit hencken, Ihnen nicht zufallen, oder mit berücten jrr⸗ 
g machen, bey vers 
meidung ber Inn mehrgemelten Reiche abichiden beſtimpten 
Leibeftraffen, vermeifung vnſers Fuͤrſtenthumbs, Conftfeierung 
vnnd einziehung aller jrer Hab vnd Gütter, vund fonften uns 
ſerer fernern ernfllichen ungnab vnd ſiraff, woͤlche auch nach 
gelegenheit vnnachleßlichen gegen ſolchen Vbertrettern, wider⸗ 
fpeuftigen vnd Vngehorſamen (als abgeſchnittenen &tidern der 
Shriftlichen Gemeind, vnnd bie fid, mit Gottes Wort inn jren 
jerthumben, nicht vnderweiſen, oder son jeem ungehorfamen, 
widerfpennigen fürmemen abwenden woͤllen laſſen) ſoll fuͤrge⸗ 
nommen vnnd volnzogen werden, demnach ſich maͤnigklich wiß 
zuhalten. Beuelhen auch hierauff weitter vnnd mit allem ernft, 
euch onfern Ober unnd Vnderuoͤgten, Amptleuͤten, Pflegen, 
Kelten, Berwaltern, Schuitheifien, Burgermeiſtern, Gerich⸗ 
ten, vnnd Mäthen, das jr bey ben Pflichten und Aiden, damit 
je uns verwandt vnnd zugethon, auff folche jrrige, verfürifche 
Leit, vnnd derfelbigen Anhenger vnnd Wnderfchleiffer, ewer 
fleiffige, gute vnnd ernflfiche achtung und kundtſchafft haben, 
vnnd da je die in erfarımg Bringen, den nächften einziehen, zu 
vnſer Eantzley vnuerzogenlich berichten, vnnd daruͤber vnſers 


6 . 1340... CEX. Eüäremb: Summmeilher. Rerik. 


fernen beuelchs, vnd obgemelter ernſtlicher ſtraff vnnachleß⸗ 


lichen gewertig ſein, An dem allem geſchicht vnſer ernſtlicher 


will vnd meinung. 
Zauberer, Zeüffelsbefchwörer vnd Warſager. 
Dieweil ſollichs alles vor Gott ein grewel, vnd zu der Ab⸗ 


götteren ſonder fürderung ‚ond der Kirchen verhinderung then, 


&o haben wir deßhalb in unfer Landtsordnung ein Articul, un» 
der einer fonbern deßhalb Rubric begretffen laffen, mit beuelch, 
das unfere Hoffmeifter, Räthe, und Kirchenraͤthe, ob felbigem 
Artickel, in maffen wie er begriffen, mit jr ernſtlichen Vifite- 
tion Superintendeng halten, vnd mit der Straff gegen ben 
uͤbertrettern, jedes verwirden nad, ernſtlich fürfaren, vnnd 
niemandts hierinnen verfchonen wöllen, darmit ſollichem Laſter 
ſtattlich vnd ernſtlich begegnet moͤge werden. 

Als ſich dann auch ettliche vnordenlicher Mittel, mit Se⸗ 
gen ſprechen, zu vermeinter Artzney gebrauchen, dardurch nit 
allein Gott der Herr, hoͤchlich erzuͤrnet vnd beleidigt, ſonder 
auch die jhenigen, woͤlche folche alſo von jnen annemen, gleicher 
geſtalt verfuͤrt, darzu verderbt werden. Deß nun zufuͤrkom⸗ 
men, fo ſoll vorgeſetzte Ordination, von den Teuͤffelsbeſchwoͤ⸗ 
ren, von difen Segen ſprechen, auch verflagden, unnd hin» 
füro gegen jnen erequiert, auch bie jhenigen, fo ſich mit ſolchem 
verbottnen Segen ſprechen verfüren iaſſen, nach gelegenheit der 
ſachen geſtrafft werben, zc. 


Viſitation Superintendentz bey. ber Kirchen. 


Darmit nun bie Leer göttliche Worts, nach dem warhafften 
verftand bee ‚heiligen Prophetifhen und Apofolifchen ſchrifft, 
auch die Ritus Ecclesiae deſter gleicher vnſer Kirchenordnung 
gemäß, mit frembden verfieriſchen Irrthumben vnuerfelſcht ges 
fiert vnnd getriben, darzu alle Diener bei der Kirchen vnnd Po⸗ 
litiſchen aͤmptern, in einem Chriſtenlichen, erbarn weſen, leben 
vnnd Ereeution jrem Beruff und befolhen Amptungen nach, 
erhalten, vnnd der Vnerberkeit vnnd Laſtern gewehrt werde, 
So haben wie in vnſerm Fuͤrſtenthumb, volgende Superinten⸗ 
dentz vnnd Viſitation, fuͤrnemen, vnd dieſelbig in vier theil zer⸗ 
theilen, vnnd in jeden theil einen General, vnnd dann jedem 
General feine speciales Superintendentes, der gelegenheit nad) 
verordnen vnd verzeichnen laffen, laut vnnd innhalt berfelbigen. 
Befelhen und wöllen hierauf, das von vnſern Verordneten 
Kirchenräthen , diefelbig Superintendeng mit jren General vnd 
Special Superintenbenten, in jrer außtheilung, verfehen vnnd 
erhalten werde, mit Gelerten, Gotsfoͤrchtigen, Ernhafftigen, 
Dapffern Maͤnnern, die zu Gottes Wort, rechter, Propheti⸗ 
ſchen, Apoſtoliſchen, Heiligen, Ghriftentichen, Gathotifdyen 


Religion „vnd der Augfpurgiſchen vnnd onfer Confeſſion auch 


Kirchen, ein fondern eyffer, darzu jre gute testimonis vnd zeuͤg⸗ 
nuß beide der leer vnd lebens bey der Kirchen vnd maͤniglich 
haben, damit ſie mit der warheit von den Leſterern nit geta⸗ 
delt, ſonder deſter ſtattlicher jr wuͤrckliche Execution, wie her⸗ 
vnderſchidlich an jeden ort daruon gemerckt, veiſtrecken 
moͤgen. 


Viſitation vnund Awpt ber Special Qupezintendenten. 
Erſtlich ſo fol ein jeder Special, ein jede Pfarr jhme in 


feinem gezirck ſigniert, zum wenigſten jaͤrlichen zwey malen vi⸗ 





ſitiern, naͤmlich das ein wal zu Miſeten, das ander nadı 
Bartholomei. 


Zum andern, wann ein Sperial, der hienor nie vifitiert, 


vnnd in vorhaben gu viſitiern, fo ſoll ex ſich anfangs mit feiner 


Patent, beim: Ober Amptman anzeigen, damit es Special, 
wa jme mangel oder verhinderung in feiner Suyperintenden 
begegnen woͤlt, den Ober Amptman in krafft ſeiner habenden 
Patent, vmb befuͤrderung anſuchen moͤge. 

Zum dritten, damit auch bierunder richtigken gehalten, ſo 
ſoll ein jeder specialis fein Bifitetion bey ber Amptſtatt anfas 


hen, und daffelb zuuor dem Amptman ben rechter zeit zuwiſſen 


machen, bamit er felbft anheimiſch pleiben, und die notwendig⸗ 
Derfonen, gleicher geftalt entgegen halten mög, vnnd fo er das 
felbft auß vifitiert, dem Amptman gleicher geftalt, wie und auff 
was tägen er im Ampt vifitieren wöll, anzeigen, damit er ber 
Amptman, den Bnderamptleüten ſolliches verkuͤnden, vnd ſich 
ſampt den darzu gehörigen Derfonen anheimiſch zubalten auff⸗ 


legen mög. 


Mrtienl, warauff bie Epeciales k Vifitation richten fpllen. 
Bon der Leer und Kicchen Gebzreüchen. 

Erſtlich, fo foll er ein jeden Pfarcher, Prediger, Diaceon, 
Subdincon felbigen orts, In abmefen des andern zu fi) erfor 
dern, jne anfprechen, jme vor. allen Dingen Rechenfchafft feiner 
Leer zugeben. Naͤmlich ob er vnſers heiligen Chriftnlichen 
Glaubens fürnembfte Articul, vermdg Prophetifcher und Apo⸗ 
ftotifcher Schrift, auch Augfpucgifchee vnnd vnſer Confeffion, 
ſeiner befolhnen Kirchen fuͤrtrage. 

Item ob er auch die heiligen Sacramenten vnnd andere 
Ceremonien, vnſer außgegangnen Kirchenordnung gemeß, vnd 
ſonderlich die priuat Exploration vnd Abſolution, der Ordnung 
nach, halte. 

.Item ob er den Catechismum mit der Kinderfrag, na 
jnnhalt unfer Kicchenordnung angericht, mit was fleiß er den 
felben, und ob er auch järlichen mit den Kindern die Erplovation 
vnfer Ordnung nad) halte. 

tem ob er auch die Eitern, fo jre Kinder nit fleiſſig zum 
Catechismo ſchicken, vermög. ber Ordnung, abhortier vınd ers 
mane, und ob folche Erhortation auch bey inen nug vnd Frucht 
fchaffe, vnd bey. wötchen ſollichs nichts erſchieſſen woͤlle 

tem, wieuil er an Feier und Sontagen, au in der Wo 
den Predigen thite, zu mölcher Stund und Zeit,.ob ex auch die 
Dominicalia Euangelia, vnd was er fonft fr. Buͤcher der hei⸗ 
ligen Schrifft, alt unnd news Teſtaments auflege:- 

Item, mas er auff vollmdte Prebig fire Gebett fürfpreche, 
vnd dann vor vnd nach der Predig, fuͤr teuͤtfche Lebgeſang, mit 
der Schul. und gemeiner Kirchen halte, ob auch bie gemein 
Kirch mitfinge. ' 

Item, ob er auch den Catalogum mit den geraufften Kin 
dern, vermög vnſer Ordnung halte. . 

Item, ob ar die Shegerichtsordnung, gu feiner Wei, wenig 
vnſers Seueichs verkuͤnde. 

Iteni, ob er auch die Kranden vnd ſterbende Seit, wit 
was.fleiß ond Ordnung er die befuche, troͤſte, vnd jnen das 
heilig Nachtmal reiche, auch die Leichpredig, und fonft:die an= 
dere Ritus Ecclesiae vnſer Kicchenorduung semiß, in lea 


. halte. 





1589: ::CIK.: WBliuttenb. Summariicher Begoiff. 
Catechiſmo nit fürbern, ober Banbergp, WBarfagens; Segenfpre⸗ 


Item, es fake ber. Superintendens auch bes Ricchenbie 
ners, da er viſttiert, Bibliothecam , und Bücher beſehen, vnd 
fie anfprechen „ was jre tägliche priuata studia feien, vnd bare 
tan fleiß fürwenben, bamit fo er ehr Faulentzer bofende, fie 
zum ſtudiern mit fleiß zunermanen, vnd in jeder Viſitation 
derhalben abermalen zuexplorieren. 


Defgteicyen ſou Speciatie auch; fein erkundigung babe, 


ob bie Kicchendiener j jre Kinder im Gebett und Gatechifmo v 
errichten, darzu jre Knaben zur Schul halten, oder felbft da= 
beim leren, auch in ben die Kinder anſprechen, und fo er Feel 
befende, benz Kirchendtener daffelb vnderſagen, vnd zu ſolli⸗ 
chem adhortieren vnd vermanen. 

Item, eb und mas ex ſeiner Collegen und Nachbauren, 
auch jrer Weib vnd Kinder, Lehr, Leben, und Haußhaltung 
halben, für feel vnd maͤngel habe. 

Item, ob jemant,: mit dem Widertauff, Schwendfolder, 
Sacramentierer, und anderer Secten behafft were, oder folliche 
Schwermer vnderſchleiffte, hecbergte, oder gemeinfchafft mit 
inen hette. 

Don ben Schulen, 


Item, wa eigne Schulen, mit was Ordnung, vnnd wie 
er die Schul vifitiere, Was des Schulmeiftere und feine Col⸗ 
laborators Fleiß und unfleiß, unnd ob die Schul an Lehr vnd 
Difeiplin, auch mit dem Sefang, unfer Schulordnung nach an- 
gericht ey, und ander mehr Puncten, fo dee Superintendens, 
vermög ynfer hierinn getrudter Schulordnung auch feiner 
geſchicklicheit nach, wol würbt wiſſen zufragen. 

Item, wie ſich auch die teuͤtſche Schulmeifter und Mef- 
ner, an jedem ort, in der Schul, Kirchen, und fonft, nach unfer 
Ordnung halten. 

Bon der Landis und Caſtenordnung. 


Item, was ſich die ober und under Amptleuͤt, deßgleichen 


Predig, empfahung der Sacrament halten, auch ob ſie ſonſt 
jrer Perſon halben, nicht mit offentlichen Laſtern, mit was 
Zafter und mie fie beſchrait ſeien. 

Ob fle onfere Amptleuͤt auch järlicy die Vogt vnnd Rug⸗ 
gericht, mit fleiß, deßgleichen ob vnſer Kirchen, Lands, Caſten 
vnnd Rugordnung halten, vnnd fonberlic ob fie Zauberer, 
Segenſprecher, und denfelbigen den zugang, defigleichen offent⸗ 
Kiche Gottsſchwuͤr, vnehtlich beyfigung, auch vnordenlich zechen, 
zu vnd vollteinden,’ auff ben Rathheüfern, und fonft fuͤrnaͤm⸗ 
Lid, vnder den Predigen geflätten, oder ſelbs brauchen. 

Item, ob die Amptleuͤt und Gericht die Eltern, fo die Pres 
digen ſelbſt verfaumen, oder jre Kinder und Erhalten zum Ca⸗ 
sechifmo nit ſchicken, vermög vnſer Ordnung, erinnern, und die 
Veraͤchter — ſtraffen. 

‚Item, ob das Gottsleſtern, voll md zuteinchen, bey der 
Gemeind zu ober abnem. 

Item, mit was fleiß und unfleiß die Gemeind die Ptedig 
Sefuchen; und fidy des Deren Nachtmals gebrauchen. 

Item, mit was fleiß bie Eltern jre Kinder und Ehehalten 
zum Gatechiino siehen und ſchicken. 

Item, 0b Perfonen bey feiner Kirchen, die feine Predig 
ober:dos Herten Rachtmat nit befuchen, ober fonft verächtlich 
baruon reben vnd halten, ober auch jre Kinder und Eehalten zum 


chens, Eebruchs, Vnzucht, Vollſauffens, oder anderer Appigen 


und ergerlichen Laſter, ſich gebrauchen, wer dieſelbige alle mit 


namen, vnd jr verhandlung verzeichnen. 

Item, ob auch den Armen, Krancken, in jrer nott vnd 
kranckheit mit Artzney und anderm, vermoͤg der Eaſtenordnung 
gepflegt werde. 

Item, ob er auch auff bee Spittal, vnnd derfelbigen ver 

pfruͤndten vnd armen Kinder, vermoͤg vnſer Caſtenordnung, 
fein Superintendentz, und mit was Ordnung or die habe, vnd 
viſitier. 
Item, gleicher form, ſoll der Superintendens, ettlich gut⸗ 
hertzig, ehrliebend, bey Gericht, Rath, oder der Gemeind ad 
partem, der obgeſchribnen fuͤrnemſten Puncten, den Masiſtrat 
vnd Senat belangend, befragen. 

Item, was ſich die Geiſtlichen Verwalter, in jrem Ampt, 
mit. reichun ber Kirchendiener befolbung, auch bawung ber 
Pfarrheuͤſer halten. 

Item, ob bie Kirchen, auch in weſenlichen Gebewen erhal⸗ 
ten werden, vnd was daran fuͤr maͤngel befunden. 

Item, ob die Kirchendiener die Behauſungen in dem ſchleiſ⸗ 
ſenden, als Ofen, Fenſter, vnd dergleichen, darzu jre Guͤtter, 
Garten, Acker, Wiſen vnd Weingart, in weſenlichen ehrn, 
baw und beſſerung, vnabgengig erhalten. 

Item, auch ſein nachfrag haben, ob ein girchendiener fich 
der Artzney, Schreiberey oder anderer Practic, oder ſonſt welt⸗ 
licher Empter ober wucherlichen Gonträcten gebrauche. 


Bas ber Magiftrat vnnd ettlich andere guttbergige bes Pfarvers, 
vnnd anderer Kirchendiener halben befragt follen werben. 
Atem, ob jre Kirchendiener, fid) mit ber Lehr, reichung ber 
Saeramenten vnd andern Ceremonien, Augfpurgiicher, auch ' 
onfer ‚Confeffion und Kirchenordnung gemaͤß, in jrem Ampt 


Gericht und Rath, auch Stattfchreiber, mit beſuchung der halten. 


tem, ob fie.den Catechismum „ oder Kinderfrag, fleiſſig 


| in ber Kirchen treiben, auch die Erploration vermög vnſer 


Kichenordnung halten, und die Krancken und fterbende Leit 
beſuchen, vnnd mit dem Sacrament des Deren Nachtmals 
verfehen, auch Reichpredig thuͤen. 

Irtem, was fie für ein Wandel füren, ob fie sändifc, Wein 
fuͤchtig, Geſelliſch, oder außeaifch feten, vnd auch jre Weib vnd 


Kinder zur Zucht, vnd Gottsforcht anhalten. 


Item, ob fie ſich ber Artzney, Schreiberep, Abuscimens, 
oder anderer weltlicher Practic und Empter, oder wacherlichen 
Eontreäcten gebrauchen. 

tem, ob jre Weib ond. Kinder gleicher geflalt, ein züchtt: 
gen, ehrlichen, Chriftenlichen Wandel füren. 

Item „ ob ber Pfarrherr bie Schul zu gebürlicher: zeit vi⸗ 


Km ‚ 0b ber Schulmeifter mit fenen Collegis, bie 
Schul ordenlich, vnnd zu feiner zeit, nach außtweifung der 
Schulorhnung, auch die Kicchen mir Chriftenlichen Gefängen 
verfehe. 

em, was er vnd feine Collegae für ein Wandel füren. 

Item, weß ſich der Teuͤtſch Schulmeifter und Meßner ons 
ſer Ordnung nach halten. 

Item, ob vnnd woͤlcher geſtalt, die armen Leuͤt mit All⸗ 


Bun 
mufen, vndeodarreichung, jrer notturfft im Flecken verfehen 


werden. 
tem, ob bie Eitern jre Kinder und Ehalten, auch zu dem 
Gatechifmo, und mit mas fleiß, nad) onfer Ordnung darzu bes 


dern. j 

Item, ob fie Amptleht und Geriht, jrs Ampts halb die 
fahrleffigen Eitern, Kinder, onnd Eehalten vermög vnſer Ord⸗ 
nung hierzu anmanen, und die Berächter darumb ſtraffen. 

Was nun die Superintendenten bey den Kcclesiasticis und 
Politicis personis, in ordenlicher Inquifition befinden, das 
follen fie alles vnderſchidlich mit feinen notturfftigen vmbſten⸗ 
den, Inmaffen fie e8 befunden, und nit anderſt auffzeichnen, 


vnd biefelben Schrifft jrem generali Superintendenten uͤber⸗ 


antwurten, auch wa von nöten, Daneben mundtlidyen bericht 

thun , damit alle Sachen befter flattlicher verricht mögen 

werden. 
Er Superintendens, foll auch die Spittalen feiner Super- 


intendeng vifitieren, ob die mit ben Pfruͤndnern und armen . 


Kindern, vnſer Gaftenordnung nad) angericht, und was für 
Ordnungen mit betten, prebigen, und anderer Difciplin darinn 
gebraucht vnnd gehalten werde, Wa mangel, biefelbigen helffen 
. vnſer Gaftenorbnung nach, wenden, und abfchaffen. 


Bas: den Superintenbenten nach gehaltuer Inquiſition ferners 
gebüre zubandlen, 


So nun ein Kirchendiener in ber Lehr vunfleiffig, oder 
fonft ſtraͤfflich, in der Confeffion ober Kirchenordnung erfun- 
den wuͤrdt, So follen die Superattendenten nad) gelegenheit der 
Perſonen, fie In der Eonfefflon oder Kirchenordnung examiniern 
vnd erforfchen,, ein Predig oder ettlich von jnen, eintweder in 
jren eigen, oder in der Superintendenten Kirchen hören, damit 
fie jren fleiß oder vnfleiß, auch jre gaben ober mängel deſter 
baß vermerden möchten, und vefach gewinnen, fie zu emendie- 
ren, ond zu vnderweiſen. ‚ 

Es möchte aber ein Kirchendtener, fo ein felgame Opinion 
für fih haben, So follen die Superintendenten beffen ein 
Schriftliche Confeſſion von jme erfordern, und auffs freuͤndt⸗ 
lichſt darüber mit jme fprady halten. Ober wa einer ſich nit 
wolte weifen laffen, Alsdann daſſelbig neben feiner Überreichten 
ſchrifftlichen Eonfeffion , auch mas darauff mit jme gehandelt, 
onnd er für antwort gegeben, alles vnderſchidlich, mit jrem 
Rath und gutbedunden, vnſere verordnete Kirchenräthe ſchrifft⸗ 
fichen berichten, vnd ferners befchetds gewarten. 
Wurde aber ein Kirchenbiener in feinem leben oder Mori- 
bus ftrdfflich erfunden, So fol ine der Speeial Superinten- 
den, erſtmal für fich ſelbs, feinem beruff nach, und vmb Chri⸗ 
ftenlicher lieb und zucht willen, zur befferung vnderſtehen zu⸗ 
bringen. 

Pa aber hierüber der nit gebeffert, alsdann benfelbigen 
zum anbernmal, mit feinem General Superintendenten, mit 
füglichen, gebürlihen, Chriftenlichen Mitten, für die hand nes 
men, und müglich# fleiß zur befferung richten. 

Wa nachmals das auch nit erfchieffen woͤlt, alsdann für 
das brittmal (ober ma die handlung ſo thaͤttlich, erften oder 
bes andern mals) ſollen bie beide Superattendenten, mit guts 
tem, lautterm, ſattem bericht, mit allen vmbſtenden, ſollichs 
alles..au handen vnſerer verordneten Kirchenraͤthen ſchrifftlich 


1889, CRX. Sühlettenb. Auuuarifcher Begcit. | 
uͤberſchicken, ober fo die Sach vergug Leiben mag, in dem Con- 


uentu der Superintendenten fuͤrbringen, vnd ferner Beuelchs 
gewarten. 


Da ſich aber zanck vnd zwitracht zwiſchen den Kicchendies 


nern ſelbs, oder zwifchen den Dienern, vnnd den Amptleuͤtten, 


Verwaltern, oder andern vnſern Vnderthonen zutruͤge, ſo ſolle 
darinn als wir in vnſer Ordnung hieoben geſetzt, gehandlet 
werden. 

Da es aber Fraͤuel, Fridbruch ober Malefitz weren, Als⸗ 
dann ſollen die Amptleuͤt, ſampt den Superattendenten, ſol⸗ 
lichs vnſere Kirchenraͤth grundtlich berichten, vnd ferners be⸗ 
ſcheids gewarten. 

Wa auch ein Specialis in ſeiner Superintendentz, einen 
oder mehr Kirchendiener befinden, der fen eigen Affeet, mit 
holhippen, boldern, oder ſchmaͤhen brauchen, Darzu auch von 
bee Gemeind Parten machen, oder fich an ein trunckene Rott 
bhenden wurde , daffelbig alsbald einem jeden mit ernſt under: 
fagen, fid) des gänglic, zuenthalten , in bebendlung , bas der 
Kirchen ſollichs mehr ergerlich dann befferlih if. Wa aber 
einer omb folliche Warnung nit geben, follich6 wie andere Sa⸗ 
chen, der Ordnung nad) hanblen und berichten. 


Item, fo ein Kirchendiener in Leibs Erandheit gefallen, 
oder in ein follich hoch alter gerathen were, das er felber fein 
Ampt bey ber Kirchen nit verrichten möcht, Soll dee Super 
attendene, dife verorbnung thun, das mit den naͤchſten mi- 
nistris die Kirchen, wie deßhalb hieuor auch ein Artickel vnder 
der Kirchendiener freyheiten begriffen, verſehen werde. Dar⸗ 
gegen ſoll ein ſollicher Krancker oder Alter, demſelbigen, ſo jne 
alſo in Kirchendienſten verſicht, ein zimblich honorarium, 
nach gelegenheit der ſachen, vnd der Superattendenten, auch 
eines andern naͤchſten Kirchendieners, ſo er Superintendens zu 
ſich ziehen ſoll, erkanntnuß geben. 

Item, ſo ein Kirchendiener mit tod abgieng, Soll alsbald 
der generalis oder specialis Guperintendens, die Kirchenraͤth 
berichten, auff was tag er geftorben, Vnd darneben alsbald die 
fürfehung thun, das eines jeben abgeftorbnen Kirchendieners 
Wittib und Kinder zu gut, die Kirch ein viertel jar lang, mit 
den naͤchſten Nachbarn verfehen werde. So aber einer bie 


Pfarr lenger dann das viertel jars verfehen würde, foll dem: 


felbigen Kircyendiener dem Rato nad, fo lang ein jeber bie 
Kirchen, nad) außgang des viertel jars verfehen, von vunfern 
Kicchenräthen, ein zimbliche belonung verordnet und geraicht 
werden. 0 

Item ſo offt vnd dick ein newer Diener, Im, eines jeden 
Superattendenten Gezird verordnet würdet, foll er Superin⸗ 
tendens ſich mit follichem allerdings halten, wie hieoben def 
halb onfer Ordnung außmweißt. 
Irtem mp ein Kirchendiener feiner befelbung halber, vom 
Geiſtlichen Verwalter nit richtig bezalet, ober jhme die. We 
hauſung der vnuermeidenlichen notturfft nach, nit: gebawt woͤlt 
werden, ober, andere onrichtigkeit dem Kirchendiener vom Geiſt 
lichen Verwalter begegnet, Alßdann fell Superintendens, mit 
dem Geiftlichen Verwalter füglich darauf reden, und. ben jhme 
güttliche bilichelt erhalten, Wa aber der Geiſtlich Verthaltet 
des zweifelig zuthun fein woͤlt, fo follen er Superintendent 
unnd Geiſtlich Verwalter famentlich: die maͤngel vnderſchidlich 


[4 


1859. CL. bäettinb. Bumutisriichee -Beyuih, 


"von, gleich: ben Sußfertigen, zu bed Deren Rachtmeak gelaffen, 
woͤlches befchwärlich , auch hierdurch die priuat Abſolution, vom 


— Kirchenraͤchen, berichten, vnd daſelbſt beſcheido ge⸗ 
g fein. : 

Ales, was Kicchendiener, Schulmeifter, Gemein oder Prir 
nat Perfonen in Kicchenfachen zuklagen haben, das ſollen fie 
zuuor bey ben Snperinsendenten dem speciali vnnd generali 
anbringen. Wann ihnen aber von denen nit niöcht geholffen 
werden, fo mögen. ſie jr anligen in em Suplication ſtellen, 
woͤlche die Quperintendenten fouil der Kirchendiener Leer vnnd 
leben betrifft, ſouil aber die politica belangt, al befosbimg, 
bam , ıc. die Dber vnd Vnderamptleuͤt darzu Geiſtliche Ver: 
walter. vnderfchreiben follen. Darmit auch onfere Kirchen⸗ 
raͤth grundtlichen bericht mögen haben, auch die Kirchendiener 
nit. lang vmbgetriben oder auffgesogen werden, fo feilen fie 
ſolliche bericht mit ſampt der Supkication übergehen.- 

Es folen auch die Superattendenten die Kicchenbiewer 
warnen, das fie ons ſollichen Proceß, für fich felbe, und one 
vnderſchriben, nit fuͤrkommen, vnnd vnſere Kirchenraͤth vnbenuͤth 
laſſen woͤllen, ſonſt werben fie wider hinderſich gewiſßen, ober 
was ſie jnen nit weren woͤlten laſſen, it gabuͤrendt Straff em⸗ 
— 2R* u 

Der General Supenattendenten Offielum, 


Erſtlichs, foll jeber generalis auff feine Special Super 
intendenten mit fleifjigem erafb.fehen,, damit jeder fenem Be⸗ 
felch und Ampt, der Juſtruction nach, mit fleif nachkomme, 
vnd hierinnen niemands verfchonet werde. 

Item wann vnd fo offt.einem General Supermtendenten, 
von feinen Spetialn, ichts fo jhnen beſchwaͤrlich zuuerrichten, 
fürgebracht, oder Raths begert wurdet, fo folle er inen, den Spe⸗ 
cialn berathen vnd beholffen fein, auch. mit muͤglichſtem und 
beſtem fleiß „ alte ſtrittige fachen.und vnricheigkeit, auch vnord⸗ 
nung, an laer und leben, zu gutter befferung, Ruw vnd Frid⸗ 
leben, vnd wa von noͤtten, mit der Amptleuͤt vnd Geiſtlich 
Verwalter hilff bringen. 

Was aber beſchwaͤrlichs vnd ſtraffbars, ſollichs in con 
uentu vnſern Kirchenraͤthen, fo fie beſchriben werben, anbrin> 
gen. Wa aber die ſachen dermaſſen geſchaffen, das fie nit 
verzug leiden möchten, al6bald mit gutem. ſattem, marem grumd 
voad allen umhftemden,, auch fo die. ſachen wichtig, dafſetb mit 
vnſerm Oberamptasan vnd geiflichen Verwaltern, zu geuachtem 
vonferm Kirchenrath, mit jrem Rath vnad gutbeduncken bee 
Es ſoll andy ein jeder General Superintendens von feinem 
Speinie, jr jedes Vifitation, vor dem Conwens ſchrifftlich er⸗ 


General außzug, in Conuentew bringen, darmit man die 
Particularia, in der Gonfultation zu ſchleiniger außrichtung, zu 
mehrerm bericht, bey der hand haben möge, x. 

Bd nachdem aud in vnſer Kirchenordnung, verfehen, 
wann ein Kicchendiener, das Nachtmal Chrifti halten will, hie 
Eiech zuuermanen, das ein jeder, ber des Derm Nachtmal 
Ehriſfti znempfahen gedenckt, ſich zuuor am Abendt anzeige a: 
Wa nun ſolliche Ermamung ‚von vnfern Kicchendienern,, nit 
allwegen gebraucht, noch minter eins teils, bie Pfarrkinder, 
onfer Kirchenordnung gemäß, zuuos esplortert, und ermant 
werde. Darauf valgt, das die vnbuffertige, fo in ergermuß 
leben, vnd mit groben. Laſtern beſchwaͤrt, ‚uud: barinnen.:bebar« 

I. 


faurupt, ond verachtet wuͤrdt, fo doch die zu jrem gebuͤrlichen 
gebvauch bleiben fol. Demnach verorimen vnd woͤllen role 
Samy ernftlich, das non vnſern Geueral Superintendenten, dei 


Specialihas beuoihen werde, ben. Pfarrarn und Diecon, jter 


Superintendentz, aufzulegen, ſich des orts unfer Kirchenord⸗ 


nung; allerdings, mit diſer ferrer, vnſerer erklaͤrung gemaͤß zus 
halten. Vnd ſonderlich, wann jr einer oder mehr bes Herrn 
Nachtmal halten. will, ſo fol er das am Sontag daruor, nach 
geendter Predig, der Kirchen alſo verkuͤnden, woͤlcher das bes 
gern woͤlte, dee folte ſich daruor, im der Wochen, bey jme 
Pfarcher prrwatim anzeigen, damit er von jedem dannocht zu⸗ 
uor ratianem suae fidei, haben, vnd ein jeder Darauf dis Con- 
twonem Kuangelij et Aksolitionem Chriſtenlicher und vnſer 
Kirchenordnung gemäß, empfahen. moͤge. Woͤlcher aber hiewider, 
one vorgehnde anzeigen vnd Exploration fraͤuenlicher vnnd ver⸗ 
aͤchclicher weiſe, ſich zu des HEERRM Nachtmal tringen wolte, fo - 


ſolte er wifſen, das er in krafft dei Predigampta, den erbenlir 
chen weg gegen jme fuͤrnemen vnd gebrauchen muͤßte, vnnd der⸗ 
wegen nit ſelbſt vrſachen geben, ſeinethalber zuhendlen, dav⸗ 
ab maͤniglich ein offentlich Exempel nemen möge, damit ber 
Vnbufßfertig micht alte vab edaͤchtlich, zu des HERMN Nadırmal 
kauffen thize, fſonder zwaor zu der Buß vnd uechtem Glauben 
ermanet, ond von feinem Ramlofen leben, abgehalten werde. 

- &o aber ein offenbaslicher , Vnbußfertiger ſich hierüber zu 
dem Nachtmal teingen wurde, ſoll der Pfarrher ine das erfis 
mot, weil er nech mit publäen iudicto , pro neterio inpoeni- 
tenti erkennt, wand vilkeicht vesmitteſſt Goͤttlicher HI in bes 
Poedtg befert, vnd recht Poenitens worden wera, von beim 
Nachtmal nit oberſtellen, Sonden heruacher priestim beſchicken, 
derwegen aufprechen. Vud wa er befende, das ed allein aufſer 
fraͤuel und mutwillen beſchehen, ſolche Perſen feinem Special 
ſuͤrbriagen, vud deſſelden beſchaidts erwarton, auch alſo nichts 
pränato Judicio, ſonder mit: rath des Speckals handlen. Doch 
wo sin Guchertzige, Chriſtenliche Perſon, bie zuuor jres Glau⸗ 
bens dem Pfarrher Recheuſchafft gegeben, und er Pfarrher 
jres Glaubens vnd lebens halbes nit prſach hette, je das Nacht⸗ 
mei Ehriſti zuuerfagen, auch einer ſollichen erheblichen vrſachen 
halber, ſich der Dednung nach nit anzeigen kuͤnden, vud were 
doch zuuor bey der gemeinen offemmlichen Predig vnd Abſolu⸗ 


sion gewefen, das dieſelbig vom Pfareher feinem Predigampt 

nach, hienut ungefert, vnnd gegen ben Vnbußfertigen it vere 
gleicht ſoll fein. i 

fordern, vnd alsdann derſelben Partieularia, neben jr bey | 


Wurde aber ein vnbußfertige, vnnd Gotsleſterliche Perfon, 


allein der Erpforation, vnnd das. fie je argerlich, Gotsleſterlich 
(eben, vol und zutrincken wermgeiden muͤfſte, vil mehr vnnd Lies 
bes fi vom Nachemal Cheiſti enthalten, vnnd eh in ſolchem 
vnbußfertigem leben verbauen, fo fol ein jeden Pfacher vnnd 
' Rischnökerter ſchuldig fein, Diefelbige Perſon zum eriien allein 
| für: fich zubeſchicken, vnnd alſo fir priuatim mit allen guten 
Chriſtenlichen Leeren umd enmanungen, beſcheidonlich zuberiche 
ten vnnd .mussmanen, bad fie von jrem ergerlihen Ichen abs 


fiehe, vnnd ein Chriſtenlichen Wandel für. Wa dann übe 
ſolche priuat Predig kein beſſerung velget, den Pfarcher ſolches 


, frinene Special Saperattendenten brrichten, der alßdann neben 


jhme Pfarrher vnnd zweien Rugrichtern deſſelben Orte die 
27 


210 


ergerlich Perſon beſchicken, und jr fuͤr das ander mal fament- 
lich mit ernft je Gottlofen weſen underfagen, vnd zur beſſe⸗ 
rung und Buß vermanen. Da das auch nit heiffen wölt, fie 
alt mit einander ſolches dem General Superattendenten fürs 
derlich, Tchrifftlich anzeigen unnd fürbeingen , ber felb volgende 
bie handlung, ferrer in Conuentum Superattendentium gelans 
gen laſſen. Wa aber die Sach fo leſterlich vnnd ergerlich, das 
biefelb, one merckliche ergernuß vnnd nachtheil der Kirchen, der 
Straff Halb biß auff den Conuent nit wol eimzuftellen, alfdann 
one verzug, vnnſern Kicchenräthen mit guten vmbſtenden, fampt 


feinem rath · und gutbebunden berichten, unnd darüber vnſer fer: 


rer Refolution der Perfonen verhandlung vnd halßfterrigkeit 
nach, gewarten. Aber mit den jhenigen, fo dee Wibderteüfferis 
ſchen, Schwendfeldifchen, Zminglianifchen und anderer Secten 
halber, fi des Nachtmals Chrifti enthalten wolten, Gegen 
follichen Sectarijs, fol gehandlet werben, wie deßhalb von jrent 
wegen fonberlich geordnet. 
Damit auch der Catechismns von vnſern Kiryendienern, 
aller dings vermög unfer Kirchen vnnd Superintendeng Ord⸗ 
nung gehalten werbe, darzu bie Eitern jre Kinder zu ſolchem, 
ſouil deft geflißner füren vnnd befürdern, auch deflweniger jnen 
geftatten, disfelbig zeit auff der Gaſſen oder im Feldt vmbzu⸗ 
Lauffen, darburdy dann jhnen in jrer Iugent zu allerhandt Kps 
piokeit vrſach gegeben wuͤrt, &o befelhen wir, das die generales 
Superintendentes, mit fleiß verfehen vnnd barob halten wöllen, 
das von vnſern Kirchendtenern der Catechismus mit verliefen, 
expliciern, vnnd ber Exploration, unfer deßhalb gegebner Kir⸗ 
hen vnd Bifitation Ordnung nad, keins Sontags noch Feir⸗ 
tags erlaſſen, fonder derfelbig mit allem muͤglichen fleiß getris 
‚ ben, auch bie Eltern in jren Predigen jre Kinder, vnd ſich fels 
ber, zu dem Catechismo als zu einer gar nuglichen Predig, zus 
befürdern, ernſtlich ermanen, damit fie jre Kinder vnnd auch ſich 
felber defter baß, difer rechter, Chriftenlicher, notturfftiger Leer 
berichten mögen, und neben dem, das fie Die Kirchendiener bie 
Kinder fo nit der Ordnung nach, mit ber frag auffgeftelt, jaͤr⸗ 
ih audy prinatim examiniern. Wa dann mit folliher Era- 
mination ein SKirchendiener bey einem oder mehr Kinder, ein 


vngeſchicklichheit und vunfleiß, oder bie nit zu bem Catechismo- 


kommen, befinde, Alßdann er Kicchendiener, jre Eltern fire ſich 
befhiden, vnnd fie. jree Kinder halber, zu mehrerm fleiß, ſei⸗ 
nem Predigampt nach, mit ernftlicher betraͤwung, vermanen 
onnd warnen. Vnd damit die Jungen erſtlichs one rechten bes 
richt, nit zum Nachtmal des HERRN lauffen, fo wöllen wir 
auch, das onfere Kirchendiener feine Jungen zum Nachtmal des 
HERRN Laffen, fie feim dann zuuor von jme eraminiert und 
dahin taugenlich, wa aber eins oder mehr nit taugenlich, ſon⸗ 
ber vngeſchickt, vnnd des Catechismi nit gnugfam bericht bes 
funden, ſollichs jren Eltern priuatim, wie fid) dem Predigampt 
nach gebürt, mit ernft anzeigen vnnd ermanen, jre Kinder mit 
mehrerm fleiß zu dem Catechismo zubefürbern, auch fie felber, 
als frommen, Chriftenlichen Eltern gebürt, zuunderrichten. 
Band damit dann die Eltern neben follicher des Kirchendieners 
ermanung, defter mehr jrer Kinder halber, getriben mögen wer⸗ 
ben, fo haben wir befelch gethon, das unfere Amptleuͤt, jeder 
in feinem Ampt in der Statt, unnd felbiger Amptsfleden,, ben 
Statt, Dorff und Feldknechten, bey jren Pflichten aufferlegen 
vnnd befelhen wöllen, alle Sontag vnd Feittag, under bem Ca- 


\ 


2559. CIK. KBäetiemb, Summariidier Beguifl. 


techismo in Baflen unnd Weiber auffmerdiens zuhaben, wa fie 
Kinder, ſo jren verftand erraicht , under dem Catechismo, auff 
der Gaſſen, ober auff dem Veld befunden, biefelbigen alsbalb 
ihnen ben Amptleüten fürzubringen, alßdann follen die Ampt⸗ 
leät, von den Eltern, woͤlcher ſchuld vnnd gefarlich farleſſigkeie 
halber die Kinder atfoden Catechismum one erhebliche vrfachen 
verfaumpt, vnd ſie jre Kinder felber darumb nit ftraffen wurben, 
jrer verfaumnuß wegen, namlich von jedem Kind, fo in der 
Gaſſen der zeit ergriffen, ein halben Batzen, und die fo im 
Veld ergriffen , jedes wegen ein Bagen, in den armen Caſten 
zu flraff zugeben, erfordern und vnnachleßlich einziehen. 

Wurden aber Eltern erfunden, die hierüber jre Kinder, 
eigenwilliger und veraͤchtlicher meife nit zu dem Catechismo 
ſchicken, fonder daheim behalten, follen biefelbigen Eltern, von 
bem Prediger nad, feinem Ampt erfllih prinatim ermanet, 
wa aber einer oder mehr hierüber verharren wölt, alfdann ber 
Kirchenbiener ſollichs ad partem, vnnd nach gelegenheit bem 
Amptmon fein erfarung vnnd erkundigung, vermdg feines 
Ampts darüber anzuftellen vnd einfehens fürzunsmen, her⸗ 
under da es die notturfft erfordert, dannocht aud) erinnern, 
volgenbs der Amptman hierüber, oder wa er es für fich felber 
gewar wurde (auff woͤlches dann je jeder auch ſein getrew vnnb 
fleifftg auffmerdiens in allweg haben vnnd machen follen) dies 
felbigen Eiteen auch mit ernſt anhalten, wa das auch nit er⸗ 
ſchieſſen, alßdann hat der Amptman befelch, biefelben mit ber 
Thurnſtraff, nad) geftalt der ſachen dahin zutreiben, damit bie 
Kinder von jren Eltern nit alfo halßftärriger und verächts 
licher weiß ander rechten reinen Leer vnnd Ehriſtenlicher, erbe⸗ 
rer Zucht, in je pluͤenden Jugent, verhindert werden. 

Als auch die Sonn vnd Feirtag, fonberlich dahin bebacht, 
bas an benfelben mäniglidy mit muß Gottes wort hören , fich 
zu den heiligen Sacramenten verfügen, vnnd fonften in alle 
weg mit einftellung der Daußarbeit, zu der Leer und vnder⸗ 
weiſung, feiner Seelen heile vnd Seeligkeit ſchicken, vnd dem 
felben nachgedencken und anrichten follen, Vnd aber fo an den 
Sonn vnd Feirtagen, ron auff felbige zeit Hochzeit gehälten, 
hieran aller handt verhinderung, fo dem nit begegnet, erfolgen 
möcht. Demnach) ordnen vnd befelhen wir, wa binfüro einer 
oder mehr begeren wurde, jme an seinem Sonn, ober Feirtag 
in der Kichen ein Ee einzuleiten vnd zufegnen, fo foll daffelb 
dem begerenden nit verfagt, aber dagegen jme den felben tag 
offentlihe Hochzeit, Safterey oder einiche Taͤntz zuhalten abge 
ſchlagen und nit geftattet werben , bey Steaff acht Guldin, bie 
ee, fo die Hochzeit, Gaſterey, oder Täng gehalten, in armen 
Gaften bezalen fol, vnnd nicht deſtweniger die jhenigen, fo 
alfo gebangt, nach unfer Lande und Dangordnung geftrafft 
werden. 

Wir verorbnen vnd wöllen auch, das unfere General Su⸗ 
perintendenten, jeder in feinem Gezird bey allen Pfarkirchen 
bife verordnung thon follen, das bey jeder ein fonder Buch von 
lauter Papier eingebunden, ond jedem Pfarcher und Diacon- . 
von vnſert wegen, mit ernft aufferlegt werde, wann und fo offt 
ein Kind zum Zauff gebracht, deſſelbigen Kinds, auch feines 
Vatters, Mutter, fampt Geuatter Namen , barzu den Tag vnd 
Jar, in dem jedes Kind getaufft, in felbig Buch ordenlich vnd 
vnderſchidlich, alles mit der Ordnung und vefachen, die wir 
jnen hieneben ſonders hierüber gegeben , einguſchreiben, woͤl⸗ 


“286. CEX. Miheiiemb. Bnmmarikher Begriff. 


ches Bud) alle. zeit bey der Kirchen verwart behalten und plei⸗ 
ben foll, zc. 


Politiſche Vifitasion über unfer Kirchen, Landis, Eaften und 
aubere Ordnungen. 


Damit aber beedes, in Religions vnd Politifchen fachen, 
befter ernfllichere vnd richtigere Erecution vnd handthabung, 
auch fleiffige Viſitation gehalten, So ordnen , willen und bes 
felhen wir deßhalb, das jeder zeit von unfern Landhoffmeiftern, 
Gangler, Nähen vnd Kischenräthen , zu ordenlicher Bifitation, 
vier Gotsförchtige, bapffere und geſchickte Politiſche Menner, die 
zu Gottes ehr, und zeitlichen gutem, Chriftenlichem, fridlichem 
vnd erbarn Regiment, ſonders eifer haben und tragen, verord⸗ 
net und beftelt werden, bexen zweien ber Zirck ob der Stutgar⸗ 
ter, den andern zweien der Zird under der Stutgarter Staig 
mit jren aflignierten aͤmptern befolhen werde, in folchem jrem 
äugsorbneten Gezirck, mit volgender vnſer Ssnfteuction und Ord⸗ 


halten, ıc. 

Namlich in jeder Statt, und felbigen Ampte Flecken, erſt⸗ 
lichs dem Amptman allein befragen, von jres Pfarchers, Pre 
digers und Diacons Leer, Leben, auch feines und feines Hauß⸗ 
gefinds halten, thun vnnd laſſens, von jtem fleiß vnd vnfleiß 
in ber Kirchen, bey den Kranden vnnd flerbenden Leuten, auch 
Reichpredig, haltung des Catechismi mit den Kindern: 
har Sem ob fie nit Weinfüchtig, bochiſch, Hönifch, zenckiſch und 

er $. . ” ’ 

Ob jr einer auch mit Artzney vmbgang, vnd biefelbig of⸗ 
fentlich practicier. 

Ob fie die Schul vnſer Schulordnung nach, vnd mit was 
fleiß, und wie offt bie viſitiern. 

Dergleichen auch von des Schulmeifters, und feiner Colla⸗ 
boratorn, auch tehtfhen Schulmeiftere und Meßners fleiß und 
unfleiß, Leer, Lebens, thun, laſſens vnnd haltene. 

Item ob auch Zauberer, Warfager und Segenfprecher in 
feiner Amptung, und diefelbigen bes gebrauchen , und was zus 
Lauff, vnnd von wem fie ben haben, und ob er fie, auch von 
feins Ampts wegen, in krafft vnſer Landsordnung, ſollichs bey 
onfer Straff zunermeiden, ermanet vnd gewarnet , und hieräber 
die Vbertretter nit audy geftrafft, wann und mie. . 

tem wie fid) die Vnderamptleuͤt in Ampts Flecken, mit 
jrer Amptung, fleiß vnd vnfleiß, auch in hanbthabung vnfer 
Lands vnnd allen andern Ordnungen, aud) mit befuchung der 
Dredig, unnd empfahung des HEERRM Nachtmals halten. 

Item wie fi die Gerichts und Rathsperſonen, mit befus 
chung ber Prebig, vnd empfahung des heiligen Nachtmals, und 
fonflen mit irem wandel, thun vnnd laflen ‚halten. 


Item ob fie auch jre fondere verordnete Stat, in den Kir⸗ 


chen, her verorbnung nach, haben. 


Item ob fie auch ein mißfallen ab der Fuͤllerey, vnnd allen 


groben Laftern tragen, und ob nit darunder, woͤlche darmit auch 
befchenit und behafft feien. 

tem ob die Rathsheuͤſer bey jnen under der Prebig, zo 
chens halber vermitten und beſchloſſen gehalten werden. 

Atem wie fie ihme zu handthabung vnſer Ordnung , bie 
handt bieten, vnnd über die fuͤrgebrachte vnnd beklagte Laſter, 
Fribbruch und Freuel, auch vnſer Landtsordnung nach, mit der 


2il 


Vrtheu fprechen und erfsnnen, ober einiche milterung ober vers 
ſchonung für ſich felber hiemit brauchen. 

Band was er fonften jrer halb in gemein, ober jebem jnns 
fonder von feiner Amptung wegen, für feel und mängel habe, 

Gleicher geftalt des Stattſchreibers, ſeines fleiß und vn⸗ 
fleiß, und wie er gegen dem heiligen Euangelio, vunnd vns ges 
finnet, vb er auch die Predig befuch,, des HERRN Nachtmal 
vnnd fein Zar, vermög der Ordnung gebrauche. 


Ob er auch duch vnſere verordnete, vermög vnſers Landts- 


rechtens eraminiert und abprobiert. 
Bann nun ber Amptman alfo examiniert, folle darauff alßs 


dann ein Gericht, in abwefen des Amptmans, des Pfarchers . 


vnd anderer Kirchen, auch Schuldiener und des Stattſchreb⸗ 
bets halber, auff die Artickel, wie ber Amptman befragt werben. 

Item darzu, wie fi) der Amptman bey feiner Amptung, 
wie ond mit was fleiß er ob vnſer Kicchen, Lande, Caften und 


3 ‚ andern Ordnungen und Befelch halte. 
nung, jedes Jars ein mal je Wifitation Superintendeng zus | r 


tem von feiner befcheidenheit vnd unbefcheidenheit, und 
ob er nit auch der Fuͤllerey, Gotslefterung, ober ander gro⸗ 
ben Laſter Halber, befchrait. . 

Item ob er auch die Predig befuch, vnnd das heilig Nachts 
mal gebrauch, wie er auch fein Haußgefind, und vnſere Vnder⸗ 
thonen, vermög unfer Kirchen onnd Landsordnung, dahin halte. 

Item ob er auch auff die fürgebrachte vnd angezeigte, auch 
für.fich felber wiffenden Lafter, Fridbruch, freuenliche Hands 
lung, böfe wucherliche Gonträct, Dandthierung, und anders vn⸗ 
fer Landsordnung nad, Recht ergem, vnd darauff erkennte 
Steaff erequiere, oder jemand darmit verſchonen Lafle. 

Atem wie er ob Witwen und Waiſen, aud) armen Leiten halte. 

Item wie vnſer verrechneter Amptman, vns bey Kalten 
und Keller, auch bieneben dem gemeinen nutz haußhalt, auch 
taugenlich vnnd richtig zu Ampten ſeie, was er für ein Authe⸗ 
ritet bey feiner Amptung habe. 

Wann dann folliche auch gefchehen, alßdann den Ampfs 
man vnd Gericht zufamen berüffen, und mit jhnen vnſer Kir⸗ 
chen, Lande, Caſten, Waifen vnnd all ander Ordnung, jo wir 
im Truck außgeen laffen, von anfang die für hand nemen, und 
gradatim per capita befragen, wie jedes Capitel ins werd ger 
bracht, unnd wie die erequiert werben. 

Vnd fonderlic ob die Gmeind die Predig auch fleifjig be 
fuche, vnnd fich des HERAN Nachtmal auch mit fleiß gebrauche. 

Item ob fie nit gemeinlich befunden, bey dem gemeinen 


Mann, das Gotsleſtern, vnd das vihifch vol vund zutrinden, - 


ab ober zunem. 

Atem ob das Waifengericht, vermög vnſer Landsordnung, 
angericht, und daffelbig wie, wann und mit was Orbnung und 
fleiß gehalten werde. \ 

Atem mit Snuentierung, Verhoͤrung, Rechnung, und alles 
anders derenhalb bedacht unnd verordnet, auch wie den Waiſen 
gehauſet werde. 

Vnd alßdann darauff aller Waiſen Rechnungen, vnd In- 
uentaria für die hand nemen, jede durchauß auff die Inuen- 
taria onnd onfer Rechenordmung nad), erfohen, wie. bie der Ord⸗ 
nung nach befchriben vnd geſtelt, auch auff die feel und mäns 
gel, vnnd das übermeffig, auffmerdens haben, diefelbigen fignies 
een, und nichts deſt weniger folliche mängel dem Amptman 
vnd Gericht anzeigen, folliche wiſſen mit gebuͤrlichem einfehen 

27% 


- 


318 


alguicaffen, unab bie maͤngel von den ihenigen, ſo die niit 
eignem nug und unfleiß verfaumpt, ben Waifen oder Pflegen, 
neben gebuͤrlicher ſtraff wider erfiatten und empfahen zulaſſen. 

Wa aber bie faumnuß bey dem Amptman, Stattſchreiber 
ober Gericht, gedencken wir auff jrer vnſer verorbneten einge⸗ 
nommen bericht, alßdann dargegen gebuͤrlichs einſehens gehe 
ben zuloffen. 
‚ Steicher geftalt, folf der Superintendens die Caſtenordnung 
fuͤr die hand nemen vnd befragen, wie die angericht, alßdann 
darauff die Rechnung, Remanet vnd Vorrath, auch haußhal⸗ 
tung, vnnd beſonder wie die zucht im Spittal vnſer Ordnung 
nad, im gang vnd exerciert werde, examinieren, und alte maͤn⸗ 
gel vnnd vnordnung fignieren, vnnd barauff mit dem’ Gericht, 
geicher geftalt handlen, wie oben der Waifen halber. befchehen. 

Bolgends der Statt oder Flecken gemeine Burgermeifter, 
Muͤlnbaw vnnd andere Rechnungen, dem gemeinen nuten zus 
gehörig, gleichergeftalt eraminieren, vnd die mängel, Remanst 
ond Vorrhat figniern. 

Vnd in allen obgemelten Rechnungen, foͤrnaͤmlichen auff 
die uͤbermeſſig Zerung vnd Außgaben, ſehen vnnd mercken. 

Item er ſolle ſampt dem Pfarcher die Spittalen, Plater 

und Siechenheuͤſer, ſelber auff bie Caſtenordnung vifitieren. 


Darzu die Stattmauten, Thor, Thurn vnd Bmingel erſe⸗ 


ben, wie die in Baw, vnnd was bie Jar ber notturfft onfer 
Landtordnung nach gebeflert und gebawen werden oder nit. 

- Db fie jdslich auch, mit dem Borftmeifter die. Heuͤſer un» 
fee Ordnung nach, an Gebewen befehen, vnnd zu beffeen auff⸗ 
legen. 

Item was ſie fuͤr ein Feuͤrordnung angericht. 

Item was für Wundartzet bey ihnen, ob dieſelbigen exa⸗ 
mintert vnd approbtert, oder nit, auch in was Practic die feien, 
vnd wie fie fid) mit jrer tar halten. 

Item ob audy Segenfprecher vnnd Koͤlberartzet, die one ers 
fordert und approbiert, fich ber Artzney gebrauchen. 

Item ob man mit ben Hochzeiten vnnd Kialdungen, bey 
onfer Landsordnung pleib, wie unnd mit was Ordnung darob 
gehalten werde. 

Item ob auch bey inen Perſonen, bie mit offentlichen vnd 
ergerlichen Laſtern beſchrait, vnd wer die ſelbigen, vnd mit 
wem ſollichs bezeuͤgt moͤge werden, vnd ob die nit hieuor dar⸗ 
umb zu red geſetzt und gewarnet, auch warumb fie biß anher 
darinnen geduldet worden. 

Bnnd was er Superintendens alſo durch auf für maͤngel 
befindt, bie ordenlich und vnderſchidlich, mit guttem grundt⸗ 
lichem bericht, verzeichnen, vnd ſollichs zu vnſer Cautzley, zu- 
handen vnferer Kicchencaih in ſchrifften berichten, doch vor 
feinem Abſchid, alßdann dem Amptman vnnd Gericht in jeder 
Start vnnd Flecken volgende meinung von vunfertwegen mit 
ernſt vermelden. 

Vnſer ernſtlich befelch, will vnnd meinung feie, alle män- 


gel vnnd feel, fo bey inen jegmalen. vnſer Drbnungen halber 
befunden, subeffern, ond fich auch felber onfer Ordnungen ge 
maͤß, vnd mit ſollicher Ererution, vnd beuorab mit jrem ger | 


richelichen erkennen, darob zuhalten,, das der gemein Man ab 
jnen, ein Exempel nemen, und wir, auch die Gemein, ſchein⸗ 
barlidy ‚befinden, vnd fehen mögen, für fi felber auffer 
rechtem Chriſtenlichem eifer, ab verfaumung Goͤttlichen worte, 


\ ‘ [1 


1000. CIE. Hbetenb. Suarmarikher Tugeifi. 


vnd Lehr, auch alter Bettöfafterung, des vihkfchen soll und zu⸗ 
trinckens, vnzucht, vnd vunerberkeit, und verhinderung Witt 
wen vnd Waiſen, aud) gemeines nugene, ein fonders mißfallen 
haben, wie fie dann vor Gott jrer gewißne, und Seel feligkeit, 
und dann gegen vns jrer fchuldiger pflicht halber zuthun ſchul⸗ 
dig feien, auch jr jeder, am jüngflen Gericht, feines Ampts vnd 
Beruffs halber, vor Gott, darumb ſchwaͤre verantwortung vnd 
rechenſchafft thun und geben muß. Dann folte von jren einem 
oder mehr, jedes befolhen Ampt vnnd Beruff nach, ſollichs nit 
beſchehen, und weitter mangel end faumnuß, auch das ſich jr 
einer oder mehr, felbiger unfer Ordnung nit gemäß gehalten, 
fonder mit Laſtern befublet, oder diefelbigen mit feiner Erecu- 
tion onnd erfennen nit hälffe firaffen, oder handthaben, fonder 
für ſich ſelber, die one geftrafft, oder die Straffen und Buffen, 
binfchleiffen, und miltern laffen, befunden wurde, Gedencken 
wie gegen denfolbigen jedes übertretten, verſchulden, vnd fahr⸗ 
leſſigkeit nach, ein ſollichs ernſtlichs einſehens gefchehen zulafſen, 
F maͤniglich vnſern ernſt, vnnd darab ein Exempel ſpuͤren 
moͤgen. 

Vnd was alſo jr jeder ber verordneten, in vnderſchidlicher 
derzeichnuß, ſeiner verrichtung halben überliffern, Das folle 


alsbald von vnſern Obern, und Kirchenräthen, an vns gebracht, 


damit folches fürderlichen ins Werd? gericht, vnuethindert eres 
quiert, und die feel und maͤngel abgewenbt, und geſtrafft, auch 
hierinnen niemants verfähonet werde, zc. 


Zand Infpection über alle vnſere vorgeende Vifitationen, Super 
iutendbengen, onnb aubere Orbuungen. 


Wiewol wir nun gänglichen in Beinen zweifel ſtellen, es 
möge mit vorgeſetzten vnnfern Ordnungen, mit ſegen vnnd gnad 
des Allmaͤchtigen, den Laſtern nottwendiglich begegnet werden, 
Darzu vns gnddiglich getröften, es folle hieran an ber Erecu: 
tion auch Straff, einiger mangel nit erſchemen. Nochdann 
vnd damit wir hierunder, an vnſerm Ampt mit Gottes hilff, 
weß zu onferer geliebten Landtfchafft ewige und zeittlichs Heil 
vnd MWolfart jmmer dienlich vnd fürbderfam, je nichts erwinden 
laſſen. So iſt demnach vnſer ernſtlicher Will vnnd Beuelch, 
das vnſere Landhoffmeiſter, Cantzler, Raͤth vnd Kirchentaͤth, 
vnd Liebe getrewen, fo offt ſich Feel, Gebrechen ober Mängel, in 


verrichtung vorgeſtelten vnſern Ordnungen, Viſitation vnd 


Superintendentzen fürfallen und eraigen woͤlten, woͤlche in an⸗ 
der weg fuͤglicher nit zuwenden, auch wa ſie zuweilen vmb 
mehrer Inſpection auffſehens vnd ernſts willen, für rathſam 
fruchtbar, oder nottwendig anſehe, die von vns ſonders allge 
meine verordnete vnd deputierte Visitatores, in die Empter, 
Stett und Flecken, allda es nottwendig, mit gebuͤrlichen Paten⸗ 
ten, in vnſerm Namen, ſchicken vnd abfoͤrtigen thuͤen, Den⸗ 
ſelben, auch alle vnſere Ordnungen, deßgleichen die Ertvacten, 
der in vorgehenden Viſitationen fuͤrgefallnen feel vnd maͤngel, 
jr verrichtung darnach haben anzuſtellen und zu dirigiern, behen⸗ 
digen, Nachgemelter vnſer Inſtruction gemäß, mit allem ernſt 
vnd fleiß zu viſitiern, vnd beruͤrte vnſere Ordnungen anzurichten, 
bie Gebrechen wenden, was ſtraffbars exequiern, und gaͤntzlichen 
zuhandlen, jnuhalt erſtbenaͤnnter hernachuolgender vnſer jnen 
geſtelter Information. 

.. Darmit wuͤrdt neben werung vnd ſtraff der Laſter, auch 
vnſern Amptleuͤten, Gerichten vnd Raͤthen, die hand gebetten, 


1280. mE. Wärtteub, Gmumerifder-Brioffk 


vnd weh in unfern Bandts unb andern Ordnungen, nit gleich⸗ 
maͤfſiglich gehandthabt, dardurch ebenmaͤſſiglich doelariert, vor⸗ 
ſtanden vnd epequiert · werden. nn 

Auff das auch hlexrunder Richtigkrit erhalten, Se ſollen 
von inen vnſern Landthoffmeiſtern, Cantzlern, Nächen und 
Archenraͤchen, befondere gewiſſe Perſonen zu ſolcher Inſpection 
jetzo benennt vnnd beſtinipt, naͤmlich drey ober, vnd drey vnder⸗ 
halb der Staig, deren einer dom Abel, der ander auſſer vnſern 
Kicchenräthen, der dritt ein Theologus ſeie, woͤlche beſtendiglich 
darbey bleiben, vnd gebraucht werden. So nun dieſelben von vor⸗ 
gedachten vnſern Landhoffmeiſter, Cantzler, Raͤth vnd Kirchen⸗ 
vaͤthen erfordert, Sollen fie vermoͤgheruͤrter derwegen geförtig« 
te: anfructon die Inſpection, mit fleiß und rechten enfer ver 
r 


Zuſtruction duſerer Eands Viſitation. 


So nun berärte vnſere allgemeine Visitatores auff dem 
Land, auff abförtigung,, vnſerer Landhoffmeiſters, Cantzlers, 
Naͤth vnd Kirchenraͤth, in der beftimpten Statt oder Flecken 
ankommen, Sollen fie Amptman vnd Gericht felbigen Orts 
auff das Rathhauß, oder ein ander bequemlicher ort zu gelegner 
Stund für fich erfordesn und beſcheiden, denfelben jr entpfan: 
gen Pattent fürlegen, darneben auch ferner fürhalten, Dieweil 
uͤber vnnd wider die getrewe Warnungen -auß Gottes wort, 
inen durch das Predigampt fürgehalten, darzu vnfere anfges 
kuͤndte publicierte Drbnimgen vnd Mandaten, angeftelte Visi- 
tationes, auch vnſer gnaͤdigs vnnd vaͤtterlichs wolmeinen, ſich 
beſchwaͤrliche feel vnd maͤngel bey ettlichen vnruͤwigen, der⸗ 
maſſen beharrlichen vnd veraͤchtlichen zugetragen, darinn vns 
ernſtlichs und nottwendigs einſehens gebuͤrte, Alſo wo dem nit 
zeittlichen gewoͤrt, leichtlich der zorn Gottes, nit allein uͤber ſie, 
ſonder auch vns vnd gemeine vnſer Landtſchafft hoͤchlich verur⸗ 
ſacht vnd erweckt, darunder ſampt den Schuldigen auch die vn⸗ 
ſchulbigen begriffen, vnnd hie in zeit von der boßhafftigen we⸗ 
gen, der Straff theilhafftig ſein, Darzu bey maͤniglichem den 
genachbaurten und frembden, bey woͤlchen ſolch geſchray erſchel⸗ 
len wurde, vnſchuldiglich verwiß Haben muͤſſten, Letſtlich auch die 
Erberkeit darob not leiden, darmit vndergetruckt, vnd nottwen⸗ 
diger Handthabung entbern, vnd derſelben in mangel ſteen 
wurden. Dem nun, als wir vor Gott und der Welt von Ober⸗ 
Beit wegen ſchuldeg, zubsgegnen, vnd Biermit von Gott onferm 
aufferlegten Ampt und Gebott, als dann einem Chriſtlichen 
Fuͤrſten gebürt, zugehorſamen, und getrewlichen nachanfegen, 
Dann auch abwendung Gaͤttlichen zorns, und beffelben anhan⸗ 
gender ſtrenger ftaff , :deßgleichen unfer getrewen gehorfamen 
Landtfchafft zu gnaben und gwetem, zu fuͤrkommung ber Nach⸗ 
web, auch darauf volgenber’ orgernuß vnd anftöß ber. Erberkeit 
uns Frommen zu handthabung, ſchut vnnd ſchirm, auch den 
Boͤſen zu ſtraff, vnd jres gleichen zu Exempel, So hetten wir 
auß hoͤchlich verurſachter bewognuß, und ſonborer betrachtung, 
das die vorgehende väfälsige Warnungen vnnd Streaffen, auß 
Gottes wort und vnſern Ordnungen, vnd angeſtelten Viſttatio⸗ 
nen, one verfaͤnglich getweſen, diſe ornfllichere Viſitation, auß 
Cheiſtenlichem Eyfer, und obligendem vnſerem Ampt, darumb 
wis vor dem : Nichterſtul Gottes des Allmaͤchtigen rechen ſchafft 
smäffen geben, fuͤrnemen woͤllen laſſen. 

Des gaaͤbigen entlichen, und vnzweifenlichen verſehens, fie 


a18 


ale denen, dardrech, inmaſſen gemelt, zut Erberkeit; vnd jrem 
awigen and. zeitlichen Det, Wecfart, Sthu vnd Frion, veich⸗ 
chen die hand gubotten und vreholffen tverden, hiotzu (wie fie 
one dag vor-Gott auch jren pflichten nach. ſchulbig) ſouil wolle 
liger vnd fuͤrderſamer, mit jtem getrewen geherſamen ernſt, 
jnen onfeen Visitatoribas derhelffen, vnd alſo jr. mißfallen ab 
der Boßheit, im werck auch ſtattlich erweiſen. 

Auff ſolche erinnerung, ſollen ſie volgendts bie behendigte 
Extratten und Designationes ber feel, maͤngel, vnd gebrechen 
fuͤr hand nemen, vnnd von einem zu dem andern ſchreiten, 
je erfatung wie es darmit geſchaffen, ob die abgeſtelt vnd 
gebeſſert, ꝛc. darüber haben, auch fo fie es dermafſen nochmals 
vngebeſſert, ober vnabgeſtelt befinden , die Execution nachuol⸗ 
gender maſſen fuͤrnemen. 

Damit nun ferners, neben verrichtung ſelbiger maͤngel. 
auch in andern vnſern Ordnungen, wit allem fleiß auffſehens 
beſchehe, fo ſollen fie vnſere Visitatores, nad) volendung der⸗ 
ſelben, alfo bald auch ein gemeine Viſitation vnd Jufpection, 
über allesonfere Ordinationes;, mit ſonderm ernſt, wie hernach 
gefegt, halten. Ä 
Bnd zuuorderſt ‘der Pfarcherr, Prediger, Diacon, Sub⸗ 
diacon, Schulmeifter, Bro Collaboratorn, vnd aller Kirchen⸗ 
diener ſelbigen Orts, Buͤcher vnnd Liberey erſehen, ob ſte auch 
mit nottwendigen Buͤchern, Zu jren Kirchendienſten vnd Schu⸗ 
ten verfaßt, vnnd da fie verdaͤchtige, oder auch nit nach not⸗ 
turfft Buͤcher hetten, ſie darob rechtfoͤrtigen, derwegen anſpre⸗ 
chen, vnnd auffmerckens haben, waran der mangel, und ob bey 
einem oder mehr, Sactamentieriſche, Zwrngliſche, Schwenck⸗ 
feldiſche, oder andere dergleichen Sectiſche Bücher. befunden, 
eigentlich vnd vnderſchidlich befragen, in was nutz er bie 
babe, und was ſonderlich jr meinung vnd Sententia ‚ber 
halben, auch der Augfpurgtfihen unmd vnſerer Gonfeflion, 
und ber fuͤrnemſten Puneten, der Chriftenlichen Religion 
fete, und bderhalben fie, der jnen zugefteiten Articul vnd 
Puneten, barauff die Kiechendiener, zuuor vnd ehe fie zum M- 
nisterio. angenommen, jrer Gonfelfion erfragt, darzu bie Juw 
gen fonften jver'Studiorum und profectus halb, eraminiern, 
unnd ma von nöten Predig von jnen hören. Wud dieweil 
ſich täglich Mißuerftand in Glaubens Sachen, und beffeiben 
Articuln erwecken, und einreiffen woͤllen, über biefelben nach 
gelegenheit der Zeit, Leuͤff, vnnd zutragender jrriger Opinionen, 
fie jrer meinung ſchlaͤchtlich auch verhoͤren, darunder das op- 
positum vnd ſondere Fragſtuck, wie ſte zuthon wiſfen, jnen 
fuͤrhalten, damit eigentlich vernommen werben mög, was fie 
daruon, vnd ob fie recht oder vntecht halten, vnd alſo je fleiſ⸗ 
ſigs auffſehens haben, wie ein jeder befunden, vnd was ſeiner 
Confeſſion, Erudition Methodi oder richtigkeit Im predigen 
für feel vnd maͤngel ſeien, derſelben und was jres, und ſeer 
Weiber, Kinder vnd Ehehalten, thun vnnd leben, haußhalten, 
auch fleiß in der Kirchen, ꝛc. ſich auß nachgeſetzter erfaramg 
erfinden ſolt, jr jeden zum beſſten erinnern, berichten, vn⸗ 
derweiſen, und zu abſtellung deſſelben bey jedem vnd den jren, 
vermanen vnd anhalten, Darneben auch mit ernſt anzeigen, 
das bie verzeichnet, vnnd in naͤchſter Viſitgtion fuͤrnaͤmlich wi 
der fuͤr hand genommen, vnd da dle nit abgeſtelt, emendiert 
ober gebeſſert, gewißlichen derwegen der ernſt fuͤrgenommen 


214 a220. CIX. Müntiemb. Gumsmaziicher Beguifh 


Auff folches, ſollen fie auch bay inen ben Pfarcheren, Kir 
chendienern, vnſern Amptleuͤten, Gerichten vnd Räthen, vers 
mög vnd nach Ordnung beder vnſerer Kirchen vnd Politiſchen 
Superintendentzen, wie deren jede hieneben in diſem Truck vn⸗ 
derſchidlich begriffen, auch alle vnd jede derſelben Puncten 
und Articuln, eigentliche Viſitation vnd erfarung haben. 

Sie unfere gefandten Visitatores, follen auch jeder orten 
ettliche auffer Gericht, Rath, und dann erbere und Gottsfoͤrch⸗ 
tige Perfonen von der Gemeind, priuatim und ad partem, 
auff inen übergebne Superintendeng Puncten und Articul, 

eraminiern ond befragen, und alfo fouil flattlicher die Feel, 
Gebrechen und Mängel in erfarung beingen, 

Domit aber die Vnſchuldigen nit alfo vnbillich, in arg⸗ 
wohn verdacht, auch andere beſchwaͤrnuß gezogen, So woͤllen 
wir obgemelte vnſere Visitatores hiebey erinnert haben, das 
ſie (wie fie dann zuthun wiſſen) nicht leichtlich einem jeden 
bloſſen anzeigen glauben geben, Sonder dba bie Sad) nit gängs 
lich offenbar, notori, vnnd von dem ſchuldigen theil bekanntlich 
fein wurde, bey den anzeigenden alle gute vmbſtend, ob bie fol» 
he that felbſt gefehen, gehört, und daruon gut vnd eigentliche, 

wer auch mehr beffen wiſſens hette, und auff ben fall folche zus 
beweifen fein möcht, erforfchen, und in difem fall ficherlich der⸗ 
maſſen, damit niemand unbillidyer weiß, auß vngrund, neid 
ober widerwillen befchwärt werde, handien. 

Was nun fie unfere Visitatores für ſtraffbare Sachen , in 
foicher Inquifition befinden, fo in vnnfern außgangnen Lande 
vnnd andern Ordnungen, ein beflimpte Straff haben, oder fon- 
ſten, da die poena arbitraria, doch ringfüg fein wurden, 
Sollen fie daran fein, das die ſouil muͤglich in jrem bepfein, 
Barch die Amptleht vnd Gerichten fuͤrderlich geruͤgt vnd ge⸗ 

ßt werden. 


— ſollen auch maͤniglichem die jnen fraffbar fürgebracht, - 


jre feel vnd mängel, neben ber Straff, mit fleiß vnd ernſt vn⸗ 
derfagen, und bey inen abfchaffen. Da aber die uͤbertrettung 
ober. feel vnd maͤngel, fo wichtig, follen diefelben an vnſere 
Landhaffmeifter, Cantzler, Raͤth, vnd Kicchenräch, mit über 
ſchickung jrer verrichtung, oder volgends auch, da von nöt- 
ten, nuch geftalt bee Sachen an ons gelangt werben, Vnnd 
möllen hieneben, ſonderlich, das fie unfere Visitatores, bie 
befundne und jnen fürgebrachte feel, mängel und verwürdung, 
eb fie fchon dieſelben geftrafft vnd onderfagt, nicht deſtweniger 
in je Viſitation verrichtung verzeichnen, Damit volgender Vis 
fitation achtung geben, ob bie abgeflelt, und ſich die Geſtraff⸗ 
ten gebeffert haben oder nit. 

Sie follen aber fonderlihen, jr eigentliche nachfrag und 
erfarung über die jhenigen, an welchen die Straffen und wars 
nungen vnftuchtbar geweſen, anftellen, vnd derfelben überfa- 


rungen, wis offt fie darob gewarnet vnd geflrafft, im jver Ne, 


Lation figniern, bamit al&dann Gegen jnen fernere gebür für 
genommen werden mög.. 

- Dumit auch dem einteiffenden übel dee MWidertauffer, 
Schwendfelder, und anderer Saeramentieriſchen Secten vnd 
Schwermereien gewoͤrt, So woͤllen wir vorgemelten vnſern 
verordneten Viſitatorn, mit ernſt hiemit eingebunden vnd auff⸗ 
erlegt haben, in jrer Viſitation, nach ſolchen Secten, und den 
ſondern Perſonen, fo damit verhafft vnd verwirrt, zufragen, 
dieſelbige in beyſein vnſerer Amptleuͤt und Pfarrheren der en⸗ 


v 


den, für ſich beſchicken, end jres Irthumbs abzuweiſen, vnd 
des rechten verſtands Goͤttlichs worts zuunderrichten, mit ſan⸗ 
derm fleiß und eyfer vndernemen, vnd hierinn allerdings vnſer 
derwegen fuͤrgenommen ſondern Ordnungen, die jnen zuge⸗ 
ſtelt werden ſoll, gemaͤß, gegen jnen, nach dem ſich jr jeder ge⸗ 
horſam oder widerſpaͤnſtig vnd halſtarrig erzeigen wurde, bands 
len follen 

Ra inen auch under jrem vifitiern, einicher feel und mans 
gel, barinn fie vnſer Refolution bedörffen mwuzden , fürfallen 
tosit „Sollen fie foldye& jederzeit mit allen guten umbfienden, 
vnſere Landhoffmeifter, Cantzler, Räch vnd Kicchenräth, ſchrifft⸗ 
lich berichten, vnd volgends beſcheids, mit vnſerm vorwiſſen 
erwarten. 

Da auch vnſere Visitatores zwiſchen vnſern Amptleuͤten, 
Gerichten vnd Kirchendienern, Vneinigkeit, Widerwillen, oder 
Mißhelligkeit befenden, Sollen ſie dermaſſen Parten vnnd ab⸗ 
ſonderung, bey denſelben vnſern Kirchendienern, Amptleuͤten 
und Gerichten abſtellen, vnd fie zu richtiger einigkeit und glei⸗ 


chem verftand zubringen mit fleiß vndernemen, befonder dahin 


anhalten und vermanen, das fie zu allen theilen einander bie 
band bietten, und in außrottung des übels onb der Lafter, auch 
fuͤrkommung bey dem gemeinen Man, darauf volgender arte 
ſtoͤß vnd ergernuß, fouil jedes Ampt mitbringt, hilff betweifen 
woͤllen, mit der vermanung, das hierzu auch Gott der Allmaͤch⸗ 
tig ſein Segen vnd benedeien geben werde. 

Dieweil auch fonderiich in Flecken auff dem Land, vil Sa⸗ 
chen bißher nit fuͤr ſtraͤfflich gehalten, vnd die Laſter wenig ge⸗ 
ſtrafft worden, dardurch auch das uͤbel zugenommen, Sollen 
ſie vnſere geordnete Visitatores ſelbiger orten, deſter ernſtlicher 
beuelch thun, damit kuͤnfftiglich mehr auffſehens vnd fleiß, 
durch vnſere vnder Amptleuͤt vnd Gericht fuͤrgewendt, vnd 
nichts one geſtrafft hingelaſſen, vnd alſo durch zeitlichen ernſt, 
die boßheit abgewent werde. 

Es ſollen auch vnſere verordnete Visitatores an jedem ort 
jr ſonders vnd fleiſſigs nachfragen, und auffmerckens haben, 
ob von vnſern Amptleuͤtten, mit beſetzung Gericht vnd Rath, 
in jeder Statt vnd Flecken, vnſerer deßhalber gegebner Ord⸗ 


nung gemaͤß, gehandelt worden ſey oder nit, Vnd wa mangel 


darinn befunden, derwegen handlen, wie vnſer ſondere In⸗ 
ſtruction deßhalb außweißt. 

Sie unfere verordnete Visitatores, ſollen auch, vnſern ober 
and under Amptleuͤtten, von unfertwegen aufferiegen vnd bes 
uelhen, wa fie Mans oder Frawen, jung oder alt Perſonen, 
erfarn wurden, die des Deren Nachtmal empfangen , vnd ſel⸗ 
bigen tags ſich voll getruncken, oder zu leichtförtigen Taͤntzen, 
oder andere üppigkeit gangen vnd diegeübt, das fie dieſelbigen, 
nämlich die Mans perfonen, jung oder alt, im Narrenheuͤß⸗ 
iin zülj. tag, mit Wafler vnd Brott, die Frawen perfonen, 
jung vnnd alt, auch in das Narrenheuͤßlin acht Tag und Naͤcht, 
buͤſſen vnd flraffen woͤllen laſſen. Wa aber die Leichtfertige 
feit, von deren einem oder wehr Perſonen, fo gefarlich und er⸗ 
gerlich getriben were worden, fo fallen vnſere Amptleät Dies 
felbigen zu difer benennter Straf, im Narrenheuͤßlin tmeiter 
mit der Straff vnd Peen, die den ſelbigen begangnen Laßetn 
vnnd leichtfoͤrtigkeit in vnſer Lands vnnd andern O 
vnnd Mandaten inſonders auffgeſetzt, jedes verſchulden ach, 
ſtraffan und huͤſſen laſſen, damit in allweg den grohen Laſtern 








x 


1559. CIX. Warttemb. Snmmarifcher Begriff. 


und verachtung des heiligen Nachtmals, vermitteift Goͤttlicher 
gneben, vnſers theils mit ernſt begegnet vnnd gewehrt werben 
möge. 

Se dann vnſere Visitatores jr Inſpeetion obgehörter ge 
ſtalt, vnd woͤlcher maffen ihnen jeder zeit beuolhen vnnd auff⸗ 
erlegt wurdet, allerdings verricht, follen fie vnſere Amptleuͤt 
ond Gericht auch befragen, ob fie in unfern Lande, Caſten, 
auch andern publicierten Ordnungen und Mandaten, ober 
fonft in jren Amptungen und verrichtungen, einigen mangel, 
gebrechen oder mißuerfland, den möchten fie jnen eröffnen, 
wolten, fie inen ſouil muͤglich und gebürte, wegweiſung, under» 
richt vnnd hilff erzeigen, role fie dann thon. Vnnd wo jchtzit fo 
zweifelig, das es einer Declaration ober fondern beſchaids von 
vns bebörffte, das follen fie an unfereLandhoffmeifter, Cantzler, 
Raͤth und Kirchenrdch, neben jrem gut anfehen bringen , und 
für ſich ſelbs Bein erleuͤtterung darinn thun, bie werben als⸗ 
dann nad) geſtalt der Handlung, ober fo es die Sach alſo erfor⸗ 
derte, mit vnſerm Votwiſſen gebuͤrenden beſcheid, daruͤber geben. 


Genfur ber Kirchen. 


Vnnd ale wir auch von Gott vnſer beuolhen Ampt, Ober⸗ 
Beit und Regierung, durch die gnad des Allmächtigen, jhe gern 
vnſers befften möglichften fleiß dahin richten wölten , das als 
lerley Suͤnd, Lafter, Vbelthaten und ergernuß, fouil bey dem 
verberbten Menfchlihen Gefchlecht hie auff Erden muͤglich, 
verhüttet,, vnd vermitten werde, Vnd bemfelben fürzulommen 
ober zuwoͤrn, nicht allein die Weltlich, fonder auch die Kirs 
chenſtraff auf Göttlicher verorbnung vnd Stiftung, gegen 
den ergerlichen Sündern vnd Mißhandlern, zugebrauchen vnd 
zuuerrichten beuolben ift. 

Demnach vnd im faal, die Straff der ergerlichen, offent: 
lichen Lafter, von beromegen ber zorn Gottes, über das Menfch- 
lich gefchlecht kompt, vunferer verordneten Lande und andern 
Drbnungen nadı, nicht verfahen, und darauf rechte Chriftliche 
befferung volgen woͤlte, So fol im Pfarr und Predigampt, 
vermög der Ordnung vnd beuelh, vnſers einigen Heilands 
Jeſu Chrifti, Matthei xviij. gehandlet. 

Damit aber bierinn nichts vnordenlichs, auch nichts pri- 
aato ludieio, fonder alles befferlich vnd erbawlich gehandlet, 
darinm volgende Ordnung gehalten werben. 

Nämlich, fo ein Perfon, Man oder Weib, mit einem offent⸗ 
lichen Lafter bermaffen verhafft, das es beweißlich, vnd von 
vnſern Amptleuͤten, vermög vnſer Landsordnung geftrafft, 
vnnd doch uͤber das ſelb kein beſſerung erſcheinet, So ſoll ſie 
anfangs von jrem Pfarrher, inſonderheit vnd mit allem fleiß 
dahin ermanet werden, das ſie von jrem ergerlichen leben ab⸗ 
flebe, vnnd ein Chriſtlichen Wandel fuͤre. Da nun hieruͤber 
kein beſſerung volget, der Pfarrher folches feinem Special Su⸗ 
perattendenten berichten, woͤlche beid alßdann neben vnnd mit 
zweien Rugrichtern deſſelben Orts, die ergerlich Perſon be⸗ 
ſchicken, vnd jr abermals ſamentlich mit ernſt jr Vntugendt 
vnderſagen, vnnd zur beſſerung vermanen. Da das auch nit helf⸗ 
fen woͤlt, die bemelten, Superattendens, Pfarrher vnnd zwen 
Augrichter, ſolches alles dem General Superattendenten deffelben 
Seziecke fürderlich, ſchrifftuich farbringen, derfelb volgens Dir 
Hhandlung ferrer an vnſere Kirchenrath gelangen laſſen, damit 
Die- ſchuldig Perſon für den Conuentum Theologorum vnd 


215 


Snperattendentium zu feiner zeit erfordert, vnd für das letſt 
von bem jegbemelten Conuentu zur befferung, auff das ernſt⸗ 
lichſt ermanet werden mög. 

Da num folche Perfon, vnangefehen aller diſer ermanung, 
traͤwung und flxaff, in dem after fürfarn, vnnd baffelbig gnug⸗ 
fam erkundiget wurbe, alßdann folle fie (die Perfon) von den 
verorbneten Kirchenräthen, Consistorio und Conuentu Super- 
attendentium, in gemeiner Berfamlung, fo im Jar zwey mal 
gehalten wuͤrt, (doch alles mit unferm vorwiſſen und verwillis 
gung) In die Kirchenfkraff erkennt, vnnd ſolche erfanntwuß auff 
volgende weiß, promulgiert und außgeruffen werben. 


Namlich. 


Das die Perſon, ſo ordenlich in die Excommunication vnd 
Kirchenſtraff erkennt, auff ein beſtimpten Sontag nach der 
Predig, im Chor der Pfarrkirchen dahin fie gehoͤrig, offentlich 
gegen dem Kirchenuolck fürgeftelt, vnd vngeuarlich nachuolgen⸗ 
der geſtalt, oder wie es zu jeder zeit nach vmbſtend ber mißhand- 
lung zuuerlefen befolhen würt, buch ben Pfarrher auff der - 
Gangel oder neben der Perfon flehend, auß einem Brieff ver⸗ 
lefen werde. 

Fe lieben in Chriſto, difer (vel dife) N. iſt im Laſter 
der Gotsleſterung (vel) Trunckenheit (vel alterius generis) 
bißher ein lange zeit verhafft geweſen. Vund wiewol vilfaͤltig 
ermanung vnd ſtraffen, beid, durch Gottes wort vnd weltliche 
Oberkeit an jm (vel jr) verſuchet, So hat doch jhne (oder fie) 
ſolches alles nicht zur rechter, Chriſtlicher beſſerung bewegen 
woͤllen. Damit nun nicht durch ein reuͤdigs Schaff ein gantze 
Herd verderbt, und das boͤß ergerlich erempel gemeiner Chriſt⸗ 
licher verſamlung ſchaͤdlich vnd nachtheilig ſey, das auch Got⸗ 
tes Zorn vnd Straff verhuͤttet werde, ſo haben die Verordnete 
zur Adminiſtration bee Kirchen, diſen (vel diſe) N. nach 
gnugſamer erfarung aller handlung. erkennt, das er (ober fie) 
biß auff fein (oder jr) offentliche vnnd beweißliche beflerung; 
von der Ghriftlichen Kirchen abgefündert, vnd bes Heiligen 
Nachtmals unfers lieben HERRN Jeſu Ehrifti, als vnwuͤrdig, 
ond daruon außgefchloffen fein ſoll. 

Das er (oder fie) auch zu Seinem Geuattern, in Kinds 
Tauff gebraucht, und zu keiner Chriftlihen Verſamlung 
(aufferhalben der Predig Gottes wort) zugelaffen werde. . 

Der Allmechtig, Barmhertzig Gott, wölle jm (ober je) fein 
(oder jr) Suͤnd zuerkennen geben, vechte Rew in jme (oder jr) 
fchaffen, vnnd zur befferung des lebens erwecken, Amen. 

Nach verlefung diſes Senteng, foll der Meßner, bie fürs 
geftelte Perfon, offentlich durch das Volck, auß ber Kirchen 
fürn, vnd jres Pfade ziehen laſſen. 

Alspald folches durch ben Pfarrher verricht, ſoll unfer 
Amptman , mie e8 jhme von vns jeder zeit, vnd von jeber 
Merfon infonderheit befolhen würt, ber außgefchloßnen Perfon, 
alle Hochzeit, Wuͤrtsheuͤſer, vnd andere ehrliche Geſellſchafft 
oder Geſpilſchafft, auch alte Woͤhr verbüten, und darüber den 
andern unfern Vnderthonen verfündigen, wa einer oder mehr 
erfunden, fo mit der felben, in den Würtshehfern ober andern 
ehrlichen Verſamlungen, zechen halten, die follen nach jrer gen 
buͤr geftrafft werben, darnach wiſſe ſich mäniglich zurichten, 
doch folle ſolche Perſon je weltlich handthierung mit Lauffen 
und verfauffen, nicht abgeftridt fin. oo 


‘ 


Sie 


Es ſoll auch ein ſonderlich Geſtuͤl in der Kirchen beſtimpt, 
da die Ercammunicieet Perſon, alle Sontag und Feirtag zur 
zeit der Predig ſtehn, vnd auff die Sontag, da das Nachtmal 
gehalten, ſoll allwegen der Meßner ſolche Perſon, nach der 
Predig vund Gebent, vor anfang des Nachtmals, auß der Kir⸗ 
chen, durch das Volck hinauß fuͤrn, biß der Suͤnder ſich lernet 
ſchemen, vnd ein zuͤchtigen, Chriſtenlichen Wandel an ſich 
Remen. 

Item «8 ſoll auch allwegon dem Vogt oder Amptman des 
feiben ont® benolhen werden, das er darob fen, bamit die auff: 
erlegt Kirchmſtraff, ordentlich, wie ſich gebuͤrt, volnſtreckt und 
gehandthabt werde. 

Da nun bie ercommuniciert Perſon, ein Chriſtenliche 
Prob then, vnnd ein zuͤchtig, gahorſam leben, von ber zeit ber 
aufferlegten Kirchenſtraff, biß auff die nachſt nachuolgend Vi 
ſitatien ſuͤeren, vnd vmb gnad bitten wurde, fo folk daſſelb der 
Speeialis Superintendens, ſampt dem Pfarnher des orts, auch 
Auptinan vend Gericht, vnſete Kirchenraͤth ſchrifftlichen ber 
richten, alßdann ſollen vnſere Kirchenraͤth ben ereommunicier- 
ten, hoch abermals wit vnſerm vorwiffen vnd verwilligung der 
Kirchenſtraff, mwiderumb ledig erkennen, und dem Pfarrher 


defſeldem orte: beuelch zukommen baſſen, dns er-hen-ercommunis 


cierten widerumb offentlich in der Kirchen vngenarlich auff 
velgende weiß, ober wie jeden zeig der verhandlung vnnd beſſe⸗ 
rung wach, beuolhen wmuͤrt, abſoluierm, vnnd auff den naͤchſten 
Sontag, nach erwfahung bed beveiche der Kirchen: recon⸗ 
eilieen. 


Naͤmlich. 


Ir geliebten in Chriſto, nad dem biß ander diefer N. ein 
zeit. lang, won wegan ſeiner mißhendlung-, auß der heiligen 
Ehriſtenlichen Kirchen, als ein vunutz Glid abgeſuͤndert, vnd 
von dem heiligen Saerament des Nachtmals, auch andern ehr⸗ 
lichen Kicchen verſamlungen außgefchloffen geweſen, unnd aber 
fich ſeidher auf Gottes gnaden , in difer Straff gehorfamlich, 
gedultig, Ehriſtlich gehalten, andy verſprochen, eu woͤlle fuͤro⸗ 
hin durch Gottes gnad, ein vnergerlich, Chriſtlich leben fiern, 
So haben die vererdneten des Consistorij, nach empfangnem 
bericht vb kundeſchafft erkennt, das dev bemelt N. ſeiner Kir 
chenſtraff, zu: difem mal, vergangner ſachen halb, erlediget, 
vnd widerranb zu Der Chriſtlichen empfahung des heiligen Sa⸗ 
craments des Nachtmals, auch andern Chriſtlichen, Chrlichen 
Kirchen Verſamlung zugelaſſen werben, 

Vnd ſollen hierauf jr alle ermant feim-, fleiſſig zubitten, 
das der Allmechtig, Barmhertzig Gett, diſem N. vnd uns allen, 
vnſer Sünd gnaͤdiglich durdy Jefum Ehriſtum vergeben, vnd 
mit dem heiligen Geiſt -begatien woͤlln, das win bif in vnſern 
Dod; eir-Cheiftlich, zcheg leben fürn, durch vnſern HERRM 
Jeſum CEhriſtum. 


Daur quff ſoll der Pfensher dem Äreommmmicierten,, fo vor 
Anpefiht der Gemein nider Ather, die offentlich Beicht, vnnd 
alhbald auch die Abſolntidn, wie fie in unfer Kirchenordnung 
begriffen, fürfpeechen, unnd den Actum Kcelesine wit Dam ges 
wonlichen Gefang beſchlieſſen. 

Dergleichen foll ſich gegen hatelben Preſen mit weilng 
der weltlichen. Straff, unfer Amatman- helten im, waffen, wie 
es jeder zeit jm beuelhen merden, J 


1BR®,. GIE.: Wäürttemb. Camariſcher Meguiff 


Da aber die Crrommuniciert Perſon kein befferung ers 
zeigt, und alfo in tödtlihe Kranckheit fiel, fol der Pfarber 
abermals allen fleiß fuͤtwenden, das fie jre Suͤnd erkenn, und 
derfelben von wegen Jefu Ehrifti ledig gefprechen zumwerben 
begere, auch beſſerung jres lebens veriprehe, Da nun durch 
Gottes gnad folches erlangt, foll der Pfarcher fie abfoluiern, 
vand auff je beger mit dem Nachtmal Chrifti teöften und ver⸗ 


ben. 

Im fahl aber da bie Ercommuniciert Perfon, ons befies 
rung auß difem leben abfchide, fo fol das Pfarruolck nicht bey 
der felben Begrebnuß fein, fonder in ats ein abgefchnitten 
Glid von der heiligen Chrifllichen Kirchen vergraben laſſen. 

Es follen auch die Pfarrher, mit allene fleiß jr Pfaruold 
zu feiner gelegnen zeit vnderrichten, das bie ordentlich Excom⸗ 
munication keins mega zuuerachten, fonber wie bie Commu⸗ 
nion und Gemeinfchafft. der heiligen, Cheiftlichen Kicchen, fen 
ein Semeinfchafft alfer Göttlichen, Himmliſchen Gütter, alfo 
fey auch die ordenliche und vechtmeflige Ercommmmnication ein 
Beraubung alles zeitlichen onnd ewigen Heils. 

Jedoch da die mißhandlung fo leſterlich vnnd ergerlich, das 
die Straff nicht mol one merdlichen nachtheil und ergernufß 
der Kirchen verzogen, vnnd obgelauter mafjen nach einander 
gehanblet werden moͤcht, fe foll one worgehende ermanung, 
der Pfarcher des orts da die ergerlich Perfon gefeſſen, fol- 
ches feinem verorimeten Spetial, vnnd ber felb volgende dem 
General .Superattenhentem mit. guten umsbflenden berichten, 
damit es, vermoͤg vnſer Superattendentz Ordnung fürter one 
verzug, am onfern Kirchenrath gelangt, vnnd befcheib erholt 
werden: möge. 


Wie und mann ein gemeiner Gonuentus de Consistarij Key 
unfer Gangley der Buperintendeng balben, gehalten foll werben, 


Auf das num vnſerer Spesial Superattendenten Visitatio- 
nes jr orbenliche vnd wuͤrckliche verrichtung , auch barauff ges 
püsende Erecution, font senfllicher erlangen mögen, So ord⸗ 
nen vnd woͤllen wir, das Jars zwei mal zu Stutgarten ders 
wegen ein Conuentus gehalten, Zu ſolchem bann die vier Ge- 
nerales Superintendentes mit. jrer Suprrintendenk, namlid 
auff Georgi; und-Crueis bafchriben ſollen werben, wölche neben 
vnd mit vnſerm Probft zu Stutgarten, fo jedes mals fein wuͤrt, 
als des Oberſten Superattendenten vnſerer Kirchanſachen in 
vnſer Cantzley, auff die verordnete und benannt⸗ ſtunden, mor⸗ 
gend ond nad) mittag erfcheinen, vand daſelbſt, ſamngt vnſern 
Landhoffmeiſter, den ſonders hierzu verordnehm Kirchen; 
väthen, auch ben dreien Theologen, hie fachen für hand nemen, 
verrichten, Vnd anfengliche bemelte vonfere Rundhefmeifter, 
Kirchenräch und Theologen, beruͤrta vier General Superinten⸗ 
beten, und deren jebem jnſonderheit nad einander aller feel 
vnd mängel, fo juen von den Specialn angebracht , fuͤrnaͤmlich 
aber, jeher jerigen, verfuͤriſchen Lehren, fo dem heiligen Pros 
phetifchen und: Apoſtoliſchen Schriften, auch daher gezogner 
Augfpurgifcher vnd vnſer Confeſſion zuwider, volgende auch 
vnd darneben der groben Laſter, fo fie nit allein der Kirchen, 
Schulen vnnd derfelbigen Diener, ſonder auch anderer Perſo⸗ 
non: halber fuͤrbringen werden, anhoͤrn, die alle alßdann ſa⸗ 
mentlich, darinn jrem beſten verſtand, vnſern Ordnungen vnd 

Juſtruction nach, auch Chriſtlicher Lehr, Bucht, Ecbarkeit 


* 





3550. cıx. Wüzttenb. Summariſcher Begrifl. 


vnnd Billigkeit gemäß, votiern und bebenden, wie folchen maͤn⸗ 
geln allen vnd jeben begegnet, vnd diefelben, vermoͤg Predig 
Ampts, auch vnſer Lands und andern Ordnungen abgelaint 
und geftrafft mögen werden. 

Was dann alfo in dem allem, von ihnen bewegen, bera⸗ 
then und bedacht, das alles ſoll underfchlölidy, von des Consi- 
storij Secretario, in ein fonder Buch figniert, das felb vols 
gends mit neben verzeihnuß der Laſter vnnd anderer Vnord⸗ 
nungen, duch vnſern Landhoffmeifter und Directorem des 
Kirchenraths, zuuor audy in vnnſern obern Rath, oder fo es 
Geſchaͤfften halb alfo fürderlicy nie fein möcht, an vnſere vier 
fonder6 geordnete Räth, gebracht, Alda von inen famentlich 
ſolches gleicher geflalt wider bewegen, vnd was alfo entlichen 
bedacht, das felb vnderſchidlich in Schrifften an uns gelangt, 
vnnd darauff unferer entlihen Refolution der Erecution hal 
ben, erwartet werben. 


Die neben beuelhen wir ernſtlich, was alfo in beiden Raͤ⸗ 
then fuͤrgebracht, berathſchlagt, bedacht vnd bewegen wuͤrdet, 
das ſolches alles im Rath vnd Geheim verſchwigen gehalten, 
und von keiner Perſon vor vnſer Refolution eröffnet, ſonder 
die Publication allein in onferm Namen, durch vufern vorges 
benden Beuel), vnſer Cangley Ordnungen nach, vnd nit pri- 
uatim wie gehört, befchehen. u 

Souil aber vnſerer Kirchenbiener feel, mängel und Straff⸗ 
wuͤrdige Erceß belanget, da möllen wir mas jrent halben , über 
die hieuor in vnſer Viſitation Ordnung gefegte warnung, ober 
auch von wegen ber felben wichtigkeit den Canuentibus fürges 
bracht vnnd angezeigt, daB bargegen von dem Gonuent alfo 
bald die Gebür, mit fernerer ermanung zur befferung , Straf 
des hierzu verorbneten Carceris,. oder gentzlicher velaubung, 
nad) gelegenheit vnnd geflalt ber Üüberfarung, barumder fürges 
nommen, vnd darmit nit verzogen, bierinn auch niemanden 
verfchondt werde. 


Wie vnd wauon bie Pfarher, Prediger, Diacon, Subbiacon, Sti⸗ 
yendiaten, Pebagogium, Schulen, vnd anders, fo der Kirchen incors- 
.poriert, erhalten follen werden. 


Damit nun den Kirchendienern, auch Schulmeiſtern, bei 
ſelben Eollaberatorn, vnſers Fuͤrſtenthumbs, jre von uns auf 
fondern beweglichen vrſachen, hieuor in der felben Ordinationen 
vermeldet, geordnete underhaltung richtiglichen gewißlichen und 
one feelen geuolgen, vnſer Paedagogium vnd Stipendium, 
famıpt der felben Schuljungen vnnd Stubiofen erhalten, deß⸗ 
gleichen die Behaufungen, unnd anbere der Kirchen zugehörige, 
wotwendige und fchuidige Geben volnfürt, auch alle bie jenigen 
Derfonen und Diener hierunder gebraucht, befoldet, daneben 
ben Armen, nach gelegenheit, handtreichung vnd hilff befchehen, 
. auch allen ond jeden andern gegenmwürtigen vnd fünfftigen ber 
Kirchen nottuifften, deft baß, und wie man ſchuldig, geholffen 
werben mög, darzu diſes alles in bedendung das fie der Kirchen 
für ein. Corpus eingeleiht vnd zugehörig, von ben Kirchen zus 
gehörigen Gefällen, her genommen vnd verricht werden foll 
wunb muß, und aber weder bey ben Pfarren noch Schulen, die 
yon alters geftiffte Gefaͤll, fo weit raichen vnd ſich erſtrecken, 
das dieſelben darmit zu Contentiern, zugefchweigen ichtzigs ober 
fowil beuor, von woͤlchem vnſer angericht Paedagogium vnd 
Stipendium, als bie seminaria, die Behauſung, andere Geben, 

II. 


317 
bie gemeine Diener, auch allerley notturfft vnd anligen ber 
Kichen, daruon zuerhalten und hinauf zupringen, derwegen 
dann weilund der Hochgeborn Fürft, vnſer früntlicher lieber 
Herr vnd Vatter feliger, geurfacht worden, neben der Pfarren, 
Predicaturen ond Diaconaten Einkommen, aud) gemeinlich ber 
Kicchenftifftungen, zu benännten vnderhaltungen vnd ſachen 
ſonders einziehen und verwenden zulaſſen. Demnach und das 
mit hierunder an ons, was zu nottwendigkeit der Kirchen diens 
lich und fürderfam, auch kein mangel oder faumnuß erfcheine, 
fonder ſouil immer müglich der Kirch anligen gewendt, fo ha⸗ 
ben wir zu angehender vnſer Regierung, gleicher geftalt geord⸗ 
net vnd beuolhen, vnd meinen es nochmalen ernſtlich, das ber 
Pfarren, Predicaturen, Diaconaten, Subbdinconaten, deßgleis 
chen vnferer erledigten Stifft vnd Frawen Glöfter, vnd dann 
auch aller und jeder Prebenden, Saploneien vnd Fruͤmeß Pfruͤn⸗ 
den, in die Kirchen vnſer Oberkeit vnd Schirmbs zugehörigen 
geftifft (ongeaht wem gleich die Lehenfchafften zugehoͤrn) fo 
jego vaciern, vnd noch ferrners vaciern und erledigt werden, 
fampt der Rural Gapitel, dotierte vnd zugehörige Gefält und 
Einkommen, zu einem gemeinen Kirchen Caſten bei jeber vnſer 
Amprftatt, duch ein frommen, Gotsfoͤrchtigen, ‚vertraten 
ond verftendigen Mann (von vnſern Landhoffmeifler und Kirs 
chenräthen hierzu anzunemen und zuuerordnen) zufamen einges 
zogen werden fol. 

Dann dieweil obbemelter Stiftungen » Gefäll onnd Eins 
kommen zu ber Kirch (vmb verrihtung Gottes Werd vnd fa: 
chen, inmaffen man bamalen darfür gehalten) ergeben, folle 
daffelb nach erkannter Warhelt und eröffnetem Licht, des wort 
Gottes, billich der Kirchen und derfelben Cheiftenlihen Mini⸗ 
fterten, anhangen, ben vnd zugehörigen andern nottwendigen 
fachen vnnd der felben notfeel zu fleür, hiuff und gutem fommen. 
Mie dann aud) vnſer entliche meinung vnnd will, das fol 
ches alles bey ber Kirch, one gemindert oder gefchmelert, bifer 
unfer Verordnung nad), ewiglich und vnwiderruͤfflich alfo plei⸗ 
ben, und baruon nichts hingeben, ober alieniert, auch da aufler 
fondee notwendigen vrſachen, jchtzigs verendert oder abgelößt, 
alfo bald das erlößt Gelt, und Hauptfumma, der Kirch zu gutem 
widerumb an Zinß und mit ligenden Gütter angelegt, und uns 
fere Landhoffmeifter vnd Kirchenraͤth bey jren Pflichten, bamit 
fie und zugethon, ernfllichen darob halten, ſich fleiffig erinnern 
und bedenden ſollen, wauer bife Gütter und Einfommen, mit 
nachtheil ber Kicchen, auch mangel ber Ministrorum, Schulen, 
Studien vnd ander piarum causarum ber Kirchen anhengig, 
anderft dann zu vnderhaltung, nus vnnd notturfft derfelbigen 
Schulen, demnach fie ein mal Gott bem HERAN ergeben, 
angewent werben wölten, das ber ernſtlich Zorn Gottes dardurch 
erweckt, vnnd zubeforgen, ber felb nit an folchen Kirchengut 
vnd Gefällen, ale einem zeitlichen vnd geringften allein an- 
gehn, fonder zu noch mehrer Straff, mit verlierung feines 
Söttlichen Worts und Segens, ſich gewißlichen erſtrecken wurde, 
dann wir hieuon zu vnſerm Prinat und fondern nug, das wenigſt 
nit anzumenden, fonder zu erhaltung obgehörter Kirchen fachen, 
genglich kommen und gebrauchen zulaſſen gedenden. 

Bor und obgemelte angenomne Verwalter zu einziehung 
der Pfarren, Stifften, Frawenkloͤſter, Prebenden, Caploneven, 
Zrümeffen, Pfruͤnden, vnd Rural Capittel, Gefäl und Ein 
kommen, follenb alsdann ben Kiechendienern und Schulmeiftern, 

23 


218 


jee georbnete Competengen, one feelen, mangel ober Mag, tele 
men die beflimbt, raichen,, auch andere befoldungen, außgaben, 
mit den Gebewen und fonften in allweg, als vorlaut, jrem ſtaat, 
den wir jnen zuftellen laffen, nach, verrichten, und deßhalb vor 
onfern Kirchenraͤthen jdrlichen vrkundtliche vnd auffrichtige 
Rechnung darumb thun. 

Wa aber die Pfarren, oder Diaconaten in vnſerm Fuͤrſten⸗ 
thumb, einigen andern Stifften, Cloͤſtern, oder Geiſtlichen 
Eollegien, dann den vnſern incorporiert, woͤlchen bißher der 
uͤberſauff, weß über nottwendige und reichliche underhaltung 
vnd eontentierung jrer Vicarien beuor bliben, geuolgt, Da woͤl⸗ 
len wir, das jnen ſolches kuͤnfftiglich auch gelafſen. Doch wa⸗ 
ferr vns hergegen jre Verweſer, ſo von vnſern Kirchenraͤthen, 
vnſer Ordnung gemaͤß, (jnen aber an jrem Rechten ſonſten vn⸗ 
nachtheilig) dahin bedacht vnd angenommen, jederzeitten durch 
ſelbige Stifft, Cloͤſter vnd Collegien, vermoͤg Reichs Abſchid, 
der billicheit, auch gelegenheit der zeit und leuͤff, jrer vnderhal⸗ 
tung one klag vergnuͤgt, beſonder dißmals die additiones, woͤlche 
wir jnen, laut ſelbiger Deſignation in vnſerm Kirchendiener 
Buch begriffen, jetziger zeit vnd geſtalt der ſachen, auch anderer 
vnſerer Kirchendiener vnderhaltungen gemaͤß beſtimmen laſſen, 
one feel, mangel oder auffhalten, raichen werden, wie ſie des 
vermoͤg der Recht, des heiligen Reichs ſondern Abſchiden, auch 
vor Gott vnd aller erberkeit ſchuldig ſeien. 

Auff das ſich auch jemanden, beſonder die jhenigen, woͤl⸗ 
chen die Collaturen ettlicher Pfarren vnd Pfruͤnden in vnſerm 
Fuͤrſtenthumb zugehoͤrn, diſer vnſer Ordnung vnd Fuͤrnemens 
nit zubeklagen, oder zugebencken, das ſolcher Pfarren, Fruͤmeß 
vnd Gaploneten Guͤtter und Gefän, vnſer hieuor gefegter Ord⸗ 
nung und Meinung entgegen, daruon alteniert, So woͤllen wir 
demnach ben Gerichten vnſerer Stett vnd Zleden, Gopeien, ber 
hierüber befchehener Ernewerungen zuftelen laffen, die follm 
diefelben bey handen haben vnd behalten, auch jeber zeit ſelbs 
darob und daran fein, und hierinnen jr gut auffmerdlens haben, 
wa jchtzigs baruon abgelößt, oder fonft beiwegender vrſachen 
halber alientert, das foldyes unuerlengt, ber Pfarr vnd Pfränd 
zu gutem, wider angelegt und vermendt werbe. 

Mit den Hauptbriefen, fo daruͤber verhanden, fol es ger 
halten werden, in maffen von alter herfommen, gebraucht vnd 
geuͤbt worden. a 


‚Berorbunng bes ſirchenrhats * sur Gangley, . Errebitien 
Befjelbigen. 

Als wir in vnſern vorgeheriben Ordnungen, vfftemalen 
von onfern Kirchentäthen melbung gethon, ineniauch mit ernſt 
aufferlegt haben, ob denſelben zuhalten, vnd mo feat vnd maͤn⸗ 
gel etfcheinen woͤlten, felbige vermoͤg ber Ordnung zuwenden, 
Fuͤrnaͤmlich aber: die beftellung der Miniſterien und Schulen, 
auff das darinnen ordentlich, richtig gehandiet, und taugenttiche, 
gelerte und Gottsfoͤrchtige Kirchendiener gebüslichen dociert, vnd 
mit Gottſeliger erbawung bee Kirchen, zu ben Kichenblenfien 
georbnet werden, eingebimbden und iniungiert haben. 

Demnach vnd damit hieran auch nit mangel erſcheine, & 
wöllen vnd verorbnen wir, das zuuorberft in ſolchem vnferm 
Kirchenrath, unfer Landhoffmeifter und Probft zu Stutgarten, 
fo jederzeit fein werden, die oberfte Superintendeng ond In⸗ 


ſpection haben, vnd vnferm Directori und Klrchenraͤthen, in 


2559. OIX. WDurttenb. Summariſcher Begriff; 


beſchwaͤrlichen Sachen, woͤlche fie jnen fuͤrbringen, neben det 
andern jrer ordenlichen Inſpection, verholffen fein, die Ord⸗ 
nungen auch expedition helffen handthaben. 

Zu vnd neben denen, ſollen bey vnſerm Kirchenrath, dreh 
vnſerer Theölogerum (fo wir jeder zeit beftimmen) gebraucht 
werden, woͤlcher Gefchäfften fein follen, im maſſen hernacher 
volgt und. begriffen ift. 

Deßgleichen, und auff das alle Sachen, andy bie —— 
Geſchaͤfften, deſt mit mehrerm ernſt und ſtattlicher verricht, Se 
woͤllen wit, das beſtendiglich, vier verſtendige, erfarne vnd Gotts⸗ 
foͤrchtige Maͤnner, die eines anſehens vnd guter geſchicklicheit 
ſeien, zu politiſchen Raͤthen, vnd neben jnen noch ein Perſon, 
zu Aduocaten in Kirchen ſachen, mit vnſerem Vorwiſſen in vnſern 
Kirchenrath beſtelt vnd beſoldet, deren einer, woͤlchen wir hier⸗ 
zu am tauglichſten achten vnd verordnen werden, beharrlichen 
die Erpedition der Kirchen Gefchäfften dirigiern, deffen auch-ber 
andern Ampt vnd verrichtung fein follen, in maflen hernacher 
vnderſchidlich begriffen. 

Zu nottwendiger Eypebition ber Kirchen Gefchäfften, folle 
auch ein- fleiffiger, gefchtefter Secretarius, vnd dann zu den 
Rechnungen: ein erfarner Buchhalter, fampt vier Schreibern 
oder Gopiften, mit gebürlichen Befoldungen angenommeh vnnd 
en werben, deren Gefchäfften hernacher ſonderlich fpecis 

ciert. 


Offieium ber deeien Theologen bey vnſerm Kirchenrath. 


Auff das nun mit beſtellung der Miniſterien vnd Schulen, 
auch Examine vnd adprobation der Kirchendiener und Schul 
meiſter, ſampt derſelben Collaboratorn, richtiglichen, vnnd one 
wenigſte verhinderung anderer Kirchengeſchaͤfften gehandlet. 

So woͤllen wir, das zu ſolchem alle Wochen zween taͤg, 
naͤmlichen der Zinßtag vnd Freytag fürgenommen, darauff auch 
berürte Sachen erpebiert werden. 

Derwegen follen die drey Theologi auff felbige Täg, vnd 
allwegen von- Matthiae Apostoli biß Galli, von rij. biß iiij- 
vhr, Von Galli aber biß wider Matthiae, von j. biß v. vhr, ne 
ben vnſerm Directore vnd zweien Polisifchen Kischenräthen, im 
vnfer Sangley vnd darzu ſonders beſtimpten ort erſcheinen vnd 
verharren. 

Volgends mit inen alles jhenig, fo. in. beſtellung der Mi⸗ 
niſterien vnd Schulen, in annemung der Pfarrherr, Prediger, 
Diacon, Subdincon, Schuimeiſter vad jrer Gollaboratorn, 
auch examinierung derſelben, vnd verhoͤrung jrer —8 vnd 
proben, deßgleichen was zu abwendung, warnımg 
jrer in den Superintendentzen oder ſonſten —— hten feel 
vnd mÄngel an ber Lehr, fleiß vnd Leben, von nöten, vnd ſich 
onfer Confeſſion und Ordnungen nach, gebärt, auch bie fürs 
fallende gelegenbeit erheiſcht, ordenlich, vnnd vnſer fernen In⸗ 
ſtruction nach, helffen zum getrewlichſten bedencken, verrichten, 
vnd ob ſich gleich die fuͤrkomne Sachen, auch biß in den nach⸗ 
uolgenden Tag erſtreckten, volenden. 

Deßgleichen wa ſie in diſen vnd andern Handlungen, woͤlche 
fhen nit gar Ecelesiastieae ober Scholasticae, ſonder denſel- 
ben anhangten und mixtae weren, von obgefegter vnſerer ober⸗ 
ſten Superintendenten vnſers Kirchenratho eikem, oder dem 
Directore auch aufferhalb der benannten: Auen 2is eforbet 





1559. SEX. Bürttenb. Summasifcher Begriff: - 
wurben, ſollen fie gleicher geſtalt erſcheinen, vnd zum trewlich⸗ 


ſten rathſchlagen vnd verhandlen helffen. | 


Doch willen wir, das felbige extraordinari Gefchäfften 
jrenthalb bermaffen angeflelt vnnd verricht werden, Damit es 


jnen an jren ordinari Predigen one verhinderlich ſeie. 


Vnd demnach die nottwendige und rechtmeſſige beſtellung 
ber Miniſterien und Schulen, gedachten droyen Theologis fürs. 
nämlich aufferlegt, und fio hierüber forg tragen müflen, das 


weder ontaugenliche angenommen noch geduldet, noch auch die 
vacierende Ministeria und Schulen in die Ieng oneusrfehen 
bleiben, So haben wir inen demnady, neben zuftellung ber 
Drbnungen fernere Inſtruction gegeben, dardurch fie leichtlich 
ein ſollichs zuuerrichten, ond mit ‚gebürender- Verordnung der 
Kirchendiener vnnd Schulmeifter ſich darein ſchicken mögen. 
Demnach, vnd auff das keins dem andern hinderlich, oder 
mit Vnordnung durcheinander zu nachtheil vnd hinderung der 
Expeditidn vermaͤngt werde, So iſt auch vnſer Will und Mei: 
nung, das fie die Theologi ſonſten anderer mere Politieorum 


entlaben und -überhaben fein, auch barmit keins wegs beläftiget |- 


ober befchwärt, fonber diefeiben, als naͤchſt volgen wurbet, von 
ben Politicis verricht werden, » : .. - J 


Verrichtung vnnd ampt vnſers Directoria, auch ime zugegebner Poli⸗ 
tiſcher Näth onb Abuveaten. u 

Vunſer Director foll alle und jede Kirchen gefchäfft Eccle- 

siastica, Scholastica, und Politica bey vnſerm Kicchenrath dis 

rigiern, über die andern Kischenräth, Theologos vnnd Politi- 

‚cos, auch den Secretarium, Buchhalter, vnnd die überige Schrei⸗ 


ber, fein aufffehens haben, darzu mit allem fleiß vnd ernft die⸗ 
felben treiben, und keine Sachen auff die lange Band hinlegen . 


lafien, vnnd ein jeden zu verrichtung feiner befolhenen Hand» 


lungen, ma .mangel erfcheinen. wölt, anmanen und erinnern, 


auch in ben Conaultationibus vmbfragen, gänglichen aber barob 
und daran fein, damit in allen Dandlungen, vnſern Ordina- 
tionibus ſtracks, und one milterung, es weren dann ehehaffte 
Drfachen entgegen, gelebt und nachgefegt werbe. 

Derwegen vnd zuuorderſt mit den Theologis, inen auffer⸗ 
legt Officium zu jeder zeit, auch zweien Politifchen Räthen, fo 
er jedes mals zu fich ziehen wurdet, der fondern jnen gegebner 

Inſtruction vnnd ſelbiger Ordnung nad, Helfen verrichten. 

Vnd dann fampt ben Politicis in allen andern täglichen 
fürfalienden Sachen, fo nit für die Theologos gehörig, was 
bey dem Kirchenrath, fo die Kirchen belanget, angebracht, fuͤr⸗ 
derlichen, gebürlihen, und vnſern Ordnungen gemäfjen Be: 
ſcheid, geben.  . . 

Vnd was alfo in allweg mit ober one bie Theologen bes 
dacht, verhandlet und beichloffen, dgrob fein, das in unferm 
‚Samen folche befcheid, unfer Cantzley jme zugeflelter Ordnung 
nach, geförtigt vnd erequiert werben. . 

Er vnſer Direetor und Politiſche Kirchenruͤth, ſollen vu 
ſerer Stifften, Framencloͤſter, Pfarven, Predicaturen, Diaco⸗ 
weten, Subbictonaten, darneben auch aller and jeder, in vnſer 
Oberkeit, vnd derſelben fihirund: vndengebnen zugewandten Poe⸗ 
benden, Saploneyen, Fruͤmeß, Pfruͤnden, und Rural Capittel, 
fampt deren zugehoͤrigen Obertk⸗itan, Horrligkeiten, Lehenfchaff- 


ten, Nechten, Gerechtſame, Guͤter, Zinß, Guͤlten, Gefaͤll, 


Nutzbarkeiten, Ginkommen, auch deren anbangends Jura handi⸗ 


219 


haben, verthädingen, und mit gangem ernſt daran fein, damit 
demſelben nichts engogen, oder anderſtwo hin, dann vermög vor» 
gehendber onfer verordnung, angewendt und hingelaffen werde. 

Derhalben und auff das bifem ſouil fattlicher nachgefegt, 
in vnſern Ampsfletten, zu einziehung und verwaltung diſer 
Kirchengütter, fouil geſchicktere vnd verflandnere Diener zu 
Verwaltern annemen und beflellen, wie wir dann jnen folche 
‚annemung ond beftellung aufferlegt haben wollen. 

Dergleichen mwöllen vnd beuelhen wir auch ernftlich, das 
vnſer Director vnnd Politifche Kirchenraͤth, jr gutt auffſehens 
auff unfere Manschöfter, und derfelben angerichte Schulen und 
Haußhalten, haben, damit ordenlich und wol den Cloͤſtern zu 
guttem gehaufet, nichts vnnuͤtzlich und überflüffig verfchwent, 
alieniert, oder die Cloͤſter, weder mit übermäffiger Gaftung, 
noch in ander weg beſchwaͤrt, fürndmlich aber, daß die Schulen 
und Cloͤſter Schulordnung nad, im gang erhalten, die Prae- 
ceptores mit den Knaben fleiß fuͤrwenden, und in allweg pietas 
vnnd Studia gefürdert werben. 

So aud) unfern Prelaten und Cloͤſtern an habender Obers 
keiten, Hereligkeiten, Güttern, Bingen, Sülten, und Gefällen, 
Eintzgg oder Beſchwaͤrnuß begegnen vnd zugefügt werben mölt, 
pon mem +6 gleich befchehe, follen vnſer Director und Kirchen» 
räth, in onferm Namen, jnen die hand bietten, wider folche® 


-perholffen und beiftendig fein, ſchirmen und handthaben, und 


inen in allem jrem anligen räthlich und Hitfflich fein. 
Gleichetweiß auff unfer Stipendium zu Tuͤwingen, Paeda- 
gogium zu Stutgayten, alle Particular und Teuͤtſche Schulen, 
vnd was bergleichen mehr, von ben Leib und Wunbargten, 
Stattfhreibern, Teuͤtſche Mobiften, ze. in unfern Ordnungen 
begriffen, acht haben, auff das in folchen richtiglich gehauſet 
‚und gehandlet, unnd weß unfern Ordinationibus entgegen, ſich 
eraigen woͤlt, dafjelb bey zeitten und mit nugen abfchaffen. 
Alſo auch ob vnſer Caſten vnd Waifen Ordnung halten. 
Derwegen darob vnd daran ſein, auff das jaͤrlichen die be⸗ 
duchte Cunnentus, darzu der vier Politiſchen, und vnſer Vni⸗ 
uerſitet zu Tuͤwingen, auch Stipendij daſelbſten, Deßgleichen 


Jein krafft vnſer Landsfuͤrſtlichen Caſtenuogtteylicher, auch 


Schirms ober vnd herrlicheit, vnſer Mans vnd Frawen Kids 
ſtern angeſtelte Visitationes, one hindernuß, vnſern Inſtruc⸗ 
tionen nach, gehalten, vnd was mangel befunden, dieſelben 
gebeſſert werden. 


Damit. auch bey vnſern Geiſtlichen Verwaltungen und 


Kloͤſtern in verkauffung Srüchten und Wein, gutzlich ond wol 
gehaufet, So beuelhen wir onferm Directori unnd Politiſchen 
Kirchenraͤthen, das fie Die uͤberſchickte Quarialen, mas zuuer⸗ 
kauffen und hinzugeben oder zubehalten, jedes mals den Keüffen 
ond Schlägen, auch gelegenheit der zeit und leuff nach, fürders 
lich erwegen, zuſamen, ſonderlich jrer Inſtruction gemäß, vers 
zeichnen vnd ſigniern, auch vns behemdigen, vnd darauff vnſers 
beuelchs erwatten. 
Vod oa einige Geiſtliche oder Cloſters Verwalter, mit 
uͤberſendung der Quartal ſeuͤmig ſein vnnd verziehen wurden, 


dwſelben · darumb inet: gegebner Inflruction nach vnnachleßlich 


a Re fo fie verkauffens halb baſcheid erlangt, die bes 
welch one perzug verförkigen, vnd ins werd richten thuͤen. 
.* Da aber zwiſchen don Quartaln bey alien Verwaltungen 


% 





230 1559. cıx. Wllrttemb. Summarifcher Begriff. 


fondere vrfachen fürfielen, das bey benfelben, ein ringe anzal, 
Frucht oder Wein zuuerlauffen, von nöten vnd bedadıt, in 
‚dem, mögen fie, unfer Director vnd Politifche Raͤth, one an- 
gebracht an une, befcjeid und befelch geben. 

Vnd demnach wir allen onfern Kirchendienern jre Stipendia 
:ond Competengen von newem und jegiger zeit gelegenheit nach, 
etwas mehren und befjern, darzu verorbnen laffen, das bie Geift- 
liche Verwalter, inen bdiefelb richtiglich und mit nugen,, zu den 
vier Quartaln zertheilt, raichen follen, Se ift auch vnſer be 
uelch, fo offt daran mangel erfcheinte, das vnſer Director und 
Kirchenraͤth diefelben abfchaffen, vnd verfügen woͤllen, damit 
'jnen Kicchendienern diefelb one Mag gedeihen mög. 

Darneben follen fie onfer Director und Kicchenräth, bey 
fotchen beftimpten Befoldungen bleiben , und keinem one onfer 
ſonders wiffen, einiche Addition thun, ober jchtzigs auffer gna⸗ 
den geben. 

Da aber durch ſchickung bes Allmächtigen,. einer vnſer Kirs 
chendiener, frandheit oder anderer zufallender beſchwaͤrungen, 
in armut gerathen, ober Wittmen und Waifen in armut ver: 
laſſen, oder einem ein Auffzug gegeben werden müßte, da woͤllen 
wir onferm Directori und Politifhen Näthen, hierinnen Hitff 
unnd ſtewr, doch mit rechter maß zuthun, vnbenommen, fon- 
der geftattet haben. 

Der Director und Politifche Näth, follen auch jeder zeit 
Verordnung thun, damit die Pfarr und Pfründheäfer der not 
turfftnach , in wefenlichen Bewen gehalten, vnd fo von nötten 
Grund und Hauptbew zuthun, bdiefelben auff vorgehende bes 

‚tathfchlagung der verftendigen Werckleuͤt, ber gelegenheit nadı, 
von dem gemeinen Kirchencaften, woferr diefelben von alters 
jme angehangen, volnfüren laffen. Da aber diefelben Gebew, 
an fchleiffendem oder haupt Gebewen andere ſchuldig weren, 
gleichsfals ben denfelben verfchaffen. 

Sie follen auch auff unfer Canterey fehen, vnnd ob berfel: 
ben, der Ordnung nach halten. 

Ferner der Director vnd feine zugeordnete Politifche Raͤth, 
ber Geiftlihen Verwaltern, deßgleichen aller unferer Frawen⸗ 
elöfter Rechnungen, gebürender und rechter zeit, mit befftem 
fleiß, nämlich auff Georgij anzufahen, bey onfer Cantzley hören, 

vnd damit eins wegs verziehen. Vnd barinn gut aufffehens 
haben, das dieſelben gewuͤßlichen und gänglichen vnſer getruck⸗ 

. ten Rechenordnung nach, vrkuntlich vnd ordenlich geſtelt, auch 
vnſern ſondern Beuelchen, ſo in Sachen die Rechnungen be⸗ 
langen, und darein gehörig, ergangen, gemäß verhandlet fenen 
oder nit. 

Was für feel, mängel, vnordnung, abgang, in ber Eins 
nam, ober Üüberfluß in aufgaben, darinn befunden, diefelben 
auffzeichnen, mit nichten paffiern laſſen, fonder ben Receſſen, 
bamit diefelbigen gerechtfoͤrtigt vnd emendiert, anhencken, dar⸗ 
auff in volgender Rechnung, oder zu der in Receſſen beſtimpter 
zeit, vermercken, ob die alſo mit beſſerer verrichtung abgeſtelt 
oder nit, vnd hierinnen nach gelegenheit der ſachen, die Gebuͤr 
fuͤrnemen. 

Vnd ob zu zeitten, anderer vnſerer fuͤrfallender Geſchaͤfften 
halber ſich zutruͤge, das der verordneten einer, nit bey den Or⸗ 
dinari taͤglichen Geſchaͤfften oder Rechnungen entgegen ſein 
koͤndte, ſo ſollen die andern ſo entgegen, nicht deſtweniger mit 
dem Secretario in den gemeinen Expeditionibus, vnd ſouil die 


Rechnung belangt, mit dem Buchhalter darinn fürfchreitten. 
Füle jnen aber jchgigs zweifenlichs und beſchwaͤrlichs darunder 


fire, daffelbig ordenlich auffzeichnen, alsdann zu ankunfft des 


abmwefenden, mit jme auch bedencken, erwegen vnd handlen, wie 


ſich gebuͤrt. 
Beſonder beuelhen wir ernſtlichen, das er Director vnd 


Politiſche Raͤth, vnſern Verwaltern, einig Remanet nit auff⸗ 


wachſſen, ſonder entliche fuͤrſehung thun, damit jeder zeit das 
Gelt vnd Remanet, fo jnen über bie beſoldung jrer affignierten 
Pfarren, Predicaturen, Diaconaten, Subdiaconaten, Peda⸗ 
gogen, Schulmeiſtern, derſelben Collaboratorn, vnd andere 
taͤgliche nottwendige außgaben, beuor ſein wurdet, vnſern beden 
obere Einnemern oder Verwaltern des allgemeinen Kirchenca 
ftens, Iüfern und antwurten, und keins vnnoͤttiger weiß bey jren 
handen behalten, oder zu gignem nugen gebrauchen thüen, in 
maffen jnen auch bey jren pflichten eingebunden. 

.. Dann vnfer meinung, das zween, auſſer dem Directore 
vnd Politiſchen Kirchenräthen, woͤlche wir jeder zeit hierzu ver 
ordnen werden, gemeine vnd oberfte Verwalter, der fondern 
ond Particular, bey den Ampt Stetten vnd Framenclöftern, 
angerichten Kirchencäften, deren Ampt auch fein foll, alles und 
jedes Gelt, fo onfer Stift, Frawencloͤſter, anderer Geiſtlicher, 
auch Rural Eapittel, Gefällt und Einfommen, beftelte Verwal 
ter, als vorlaut lüfern und antwurten werben, zuempfahen, 
daffelb zu den überigen ber Kirchen Sachen, notturfft und ans 


tigen, wölche den Vnderuerwaltern nit angehendt, vrkundtlich, 


onnd jrem Statt, auch den Beuelhen, fo wir inen der Kirchen 
zu gutem thun werden, aufgeben, vnd deßhalb und jedes jars 
auff Georgij jres einnemens vnd aufgebens, orbenliche ver: 
urkundte Rechnung, vor unfern Landhoffmeifter, und den ſon⸗ 
ders darzu deputierten Raͤthen, rechnung thun. 

Vnſer Director foll auch die fürfehung anftellen, das durch 
einen oder ettliche, ber jme zugegebner Politifchen Raͤth, bey 
vnſern Dansclöftern, Vniuerſitet und Stipendio, jaͤrlich Rech⸗ 
nung gehoͤrt, auch derwegen außzug derſelben gemacht, die feel 
vnd maͤngel figniert, Volgends folches alles von jme vnd den 
Politiſchen nottwendiglich erwegen, vnd die Gebrechen abgeſtelt 


vnd gebeſſert werden. 


Neben dem, ſollen auch vnſer Director vnd Politiſche Raͤth, 
ber Heiligen Pflegſchafften und armen Caͤſtenrechnungen (woͤlche 
dann alle, jaͤrlichen jnen uͤberſchickt werden ſollen) mit fleiß er⸗ 
ſehen, bewegen, vnd alle Vnordnung, Abgang vnd uͤberfluß ab⸗ 
ſchaffen vnd wenden. 

Vnd in gemein alles vnd jedes handlen vnd verrichten, ſo 
vnſere Ordnungen, gegebne Instructiones vnd Manuductiopes 
außweiſen, vnnd wir jnen jeder zeit befelhen werden. 

Im fall dann jnen in ſolcher jrer verrichtung, mit oder one 
die Theologen jchtzigs dermaſſen zweifenlichs oder beſchwaͤrlichs 
fuͤrfallen vnd begegnen wurde, woͤlches jnen allein zuuerrichten 
bedencklich, Da moͤgen ſie vnſern Landhoffmeiſter, auch Probſt 
zu Stutgarten, als bie oberſten Superattendenten vnſers Kir⸗ 
chenraths, zu ſich ziehen, oder denſelben die Sachen für vund 
anbringen, die ſollen jnen hierunder berathen vnd verholffen. 

Es moͤchte auch bie Handlung dermaſſen geſchaffen fein, 
das dieſelb noch einer fernern Gonfultation bedoͤrffte, hierinnen 
ſollen ſie bey vnſern obern Raͤthen jten freyen zugang vnd zu⸗ 
flucht haben, denen wir barın beuelch gethon, fle in ſolchem zu⸗ 





Is 


1559. CIX. Württemb. Summariſcher Begriff. 221 


hoͤrn, die hand zubletten, und neben jnen- die Sachen zubeden⸗ 
den., fo es auch bie notturfft alfe erforderte, zuexequiern, und 
zuhandthaben heiffen. oo. | 

Wa ferr dann einige Sach an uns zubringen, das fol mit 
jrem bedenden befchehen, woͤllen wir jnen jeder zeit fürberlichen 
Beſcheid wiberfaren laſſen, und in der Erecution verheiffen. 

So nun under difem fpännige Sachen fürfielen, die vnſere 
Geiſtliche Verwaltung, Mans und Frawencloͤſter, auch derfels 
ben Oberkeit, Herrligkeit, EhHehafftinen, Recht, Gerechtfame, 
Güter, Zinß vnd Guͤlt, und was denfelben anhangen moͤcht, 
befangen vnd derenwegen fonderer bewegender Vrfachen, und 
von mehrern berichte und gegenberichts wegen, einer zufamen 
kunfft und Vertagung von nöten, Da woͤllen wir, das dieſelbi⸗ 
gen für unfere Landthoffmeiſter, Cangler und Raͤth vertagt, 
vnd daſelbſten in beyfein vnſers Directoris, oder feiner zu⸗ 
geochneten Politifhen Raths eines, verhört vnd außgefürt 
werden. 


In folhen ſachen vnnd handlungen, folle der beftelt Aduo- - 


catus vnſers Kirchenraths, von der Verwaltungen, auch Eid: 
fer wegen die fachen fürtragen und vertretten. 

Was dann ringfüge Spenn, fo nit ſonders jrrig ober wich 
tig, die mögen der Director und Kirchenraͤth für ſich befchrei- 
ben, vnd in beifein vnſers Landhoffmeifters, feiner Superins 
tendeng wegen, ober eines ober zweien auffer unfern Obern 
Raͤthen verhoͤrn, vnnd barunder handlung fürnemm. , 

Wa aber die ſachen, in woͤlchen gegen vnſern Stifften, 


Cloͤſtern vnnd Geiſtlichen Verwaltungen, ſpaͤnn erweckt wur⸗ 


den, an jnen ſelbſt lautter, vnd wir deren in possessione uel 
quasi, weren, ſollen vnſere Landhoffmeiſter, Director vnd 
Kirchenraͤth, dieſelben nit leichtlich zu Vertagung und Diſpu⸗ 
tation kommen, noch in zweifel ziehen, oder ſtrittig machen 


laſſen, ſonder mit hilff vnſerer Obern Raͤth, der ſelben gerecht⸗ 


ſam handthaben. 


Bon dem Secretario, Buchhalter vnd Ingroffiften des Kirchenraths. 


Der Secretarius vnſers Kirchenraths, folle vor den Ordi⸗ 
nari, in gemeiner vnſer Cantzley Ordnung affignierten Stuns 
ben zugegen fein, auch den Gefchäfften aufwarten. 

Vnd dann im Rath, alle Suplicatione®, Bericht und fürs 
kom mende Schriften leſen, die Vota fleiffig vermerden, und 
auff vnſers Directoris entlichen Befchluß, die Decreta der Orb: 
nung nad) figniern. 

Was aud) für Concepta, fo ben andern gemeinen Schreis 
bern vnd Gopiften zu fchweer, felbft concipieen, diefelben nach 
gendts im Rath, wider ablefen, vnnd auff die Approbation fleife 
fig Daran fein, damit folche Ingeoffiert, andere Decreta geförs 
tigt, und was fonften zufchreiben, nit eingeftelt, darzu die Su: 
plicanten darmit abgeförtigt, und die Beuelch weck gefchidkt wer⸗ 


den, und in dem vnſerm Directori mit verförtigung det Beuelch, 


Beſcheid, vnd mas zufchreiben und weg zuſchicken, verhelfen 
und fuͤrdern. 

Dee Seeretarius folle auch alle Schriften, Acta und Hand» 
bangen (aufferhatb die Rechnungen belangend, fo der Buchhats 
ter thun ſoll) ordenlichen regiſtriern, vnnd jedes mals-an jre 
gebuͤrende ort verwarn vnd legen. 


Auch keine Schriften, Geſchaͤfften, Bücher, Ordnungen, 


⸗ 


Newerungen, JInſtruetionen, oder andere chehaffte Sachen, 
jhemanden frembben,: dem ſolches nit gebuͤrt oder zuſtuͤnde, 
auſſet ſeiner hand, one vnſers Landhoffmeiſters oder Directoris 
vorwiſſen vnd erlauben, zuſtellen, zuleſen oder abzuſchreiben 
verguͤnden, damit die Geheimnuſſen, one geoffenbart gehalten, 
auch der Kirchen verrichtung, deſtweniger vnrichtigkeit darauß 
eruolge. 

Der Buchhalter ſoll bey den Rechnungen ſitzen, vnd weß 
fein Ampt darunder, vermoͤg vnnſer Manuduction ordenlich 
vnnd mit fleiß verrichten, die Receß, darzu die Quartalien vn⸗ 
ſer Rentkammer Ordnung nach, zuſamen regiſtriern, derſelben 
ſummariſche Außzuͤg machen, deßgleichen alle Beuelch, ſo der 
Rechnungen vnd Quartalien halben bedacht, ſelbſt verfoͤrtigen, 
die Rechnungen, Quartalien vnd Außzuͤg in Ordnung haben, 
damit er jeder zeit derwegen nottwendigen Bericht thun vnnd 
geben koͤnde. 

Von ſolchen niemanden frembden, woͤlchen es nit gehörte 
(zugleich vnſer Secretarins von ſeinen Geſchaͤfften) etwas com⸗ 
municiern, ſonder verwart halten. 

Was er auch uͤber verrichtung, diſer jme inſonders beuolhe⸗ 
nen Geſchaͤfften, ſonſt zuſchreiben, von dem Directore oder 
Secretario geheiſſen, das ſoll er nit allein zu den Ordinari der 
Cantzley Stunden, ſonder auch, wie es die notturfft erfordert, 
auſſerhalb derſelben zuuerrichten, vnd zuuerfoͤrtigen ſchul⸗ 
dig ſein. 

Die Copiſten aber, ſollen gleicher geſtalt vor den Ordinari 
Stunden bey der Cantzley ſein, vnd die Beuelch den verzeich⸗ 
neten Decreten nach, auch die begriffne Concepten vnd anders, 
was jnen zuſchreiben zugeſtelt, vnd beuolhen, jederzeit mit al⸗ 
lem fleiß one verlengt fertigen, vnd nit allein zu den Ordinari 
Stunden, ſonder auch, wie ſie jedes mals beſcheiden werden, 
fuͤrdern, was ſie auch geſchriben, zuuor fleiſſig collationiern, 
vnd alsdann, fo fie gebuͤrender weiß vnderſchriben und verſecere⸗ 
tiert, die darauff wartende Perſonen damit abfoͤrtigen, oder da 
ſchon niemanden darumb anhielte, doch nicht deſtweniger fuͤr⸗ 
ſehung thun, das dieſelben weg geſchafft werden. 

Der ein vnder denſelben, woͤlchem vnſer Director daſſelbig 
aufferlegen wurdet, foll die Außzuͤg auffer den Rechnungen, 
vermoͤg der Ordnung, machen vnd foͤrtigen, Oder ſo es den 
Directorem alſo fuͤr nutzlich anſehe, mag er daſſelb dem Buch⸗ 
halter, neben obgeſetzter ſeiner Verrichtung beuelhen. 

Vnd in gemein, was jnen zuſchreiben oder zuuerrichten, als 
vorſteht, beuolhen, demſelben mit allen trewen nachſetzen vnd 
volg thun. 

Entlichen beuelhen vnd woͤllen wir, was vnſers Kirchen⸗ 
raths bemelte Superintendenten, auch Director, bey den Theo⸗ 
logiſchen vnd Politiſchen Raͤthen, auch Secretario, Buchhal⸗ 
tern vnd Ingroſſiſten vnſern Ordnungen, vnd jeder zeit eruolg⸗ 
ten Beuelchen nach, verſchaffen werden, das demſelben gelebt, 
Auch wa vnſer Director anderer vnſerer Geſchaͤfften, oder ſon⸗ 
ſten redlicher vrſachen halber nit entgegen ſein koͤndte, vnd ſein 
Ampt einem auſſer den andern jme zugebnen Politiſchen Raͤ⸗ 
then demandiern wurde (wie er auch thun ſoll) das derſelb an 
ſtatt fein, jne vertretten, auch demfelben zu gleich dem Di- 
rectori volg, vnnd gehorfame geleift werde. 

So nun ein jeder, wölchen diſe unfere Ordnungen berüren, 


222 1560. OXII. Erbacher Rirdyenorinung. 


foutt Ime darinn auferlegt, feinem Ampt getrewlich und fleife | Chrifkenlichem leben vnd zucht angefangen, vnnd in täglicher 
fig nachfegen wurdet, flellen wir in Beinen zweifel, der Alle | befferung, mit gnab des heiligen Geiſtes, durch vnſern Herrn 
mächtig güttig Gott, werbe feinen Segen reichlich hierzu ver- | Chriftum, vnd feinen Verdienſt erbawen werben möge, zu 
leihen und geben, damit bie in geit, mit zeitlicher Wolfart, | Lünfftigem ewigem leben. 


cx. 


Kichenorduung: Wie es mit Ehriftlicher Lere, reichung der Sacrament, Ordination der 
Diener des Euangelii, orbentlichen Geremonien, in den Kirchen, Viſitation, Conſiſtorio und Schulen, zu Witteberg 
ond In etlichen Chur und Fürftenthum, Herrfchafften vnd Stedte der Augsburgiſchen Gonfefflon verwand, gehalten 
wird. Witteberg: Gebrudt durch Hans Lufft. 1559. 144 BI. 4. 


Sin Abdrud dr Meckkenb. 8.:D. nach ber Ausgabe von | Kreifen Eingang granden hatte. Dagegen berichtet Strap im 
1554 (Nr. XCHL), welcher von biefer nur barin abweidht, daß | Evang. Roſtock ©. 317 f., Melanchthon babe an den Zufägen 
die Vermahnung von ben Shegelübben (f. 0.) in das Eramen ber gu ber nieberfächf. Ueberfegung v. 1557 Anftoß genommen und 
Drdinanden BI. 64 ff. eingerüdt, und daß bie Erwähnung der Her⸗ deshalb bie vorl. Ausgabe mit veränbertem Titel veranftaltet. 

e von Medienburg, Bl. 136 der Ausg. v. 1554, gejtrichen ifl. | Diefe erfchien wieberholt in den I. 1565 und 1566 in bemfelben 
5 Beranlaffung zu biefer Wiederholung ber Medlenb. K.:D. | Kormate und bei bemfelben Verleger. 
bat unzweifelhaft der Umftand gegeben, daß bie letztre in weiten nn 


1369. 


- CAl. 


Kirchenordnung. Der Graue vnnd Serrihafften Mümpelgart und Neichenweiler, auch wie 
es berfelben. anhangenden fächen vnd verrichtungen, mit verleihung Göttlider gnaden, hinfüro gehalten und voln 
zogen werben fol. Getrudt zu Zümwingen Anno MDLX. 159 81. 4. 


. Dieſe (fpäter auch in das Franz. übertragene) K.:D..ift wähs | ordnung Ordnung In Eefahen. Bon den Säulen. 
end der vormunbfchaftlihen Regierung nad dem Abteben des | Saftenorbnung. Superintendeng Orbnung Gens 
Brafen Georg von Württemberg durch den Pfalggrafen. Wolfgang, | fur ber Kirchen. Belegung ber Kirhendienf. Bom 
‘den Herzog "Shriftoph von Württemberg und den Grafen Philipp | Convent (des Sonfiftorii), — ine zweite Ausg. erfchien im 
von Hanau Sichteuerzg erlaſſen. Sie iſt ein Auszug aus der | 3. 1571. 
WBürttemb. v. 1659 und hat folgende Orbnung: Kirchen: 


, 


“ == . " CXI. on ' - 
Kirchen Ordnuug der Grauefchafft Erpach. Gedruckt zu Frankfurt am Meyn, im jar nach 
— Cbriſti vnſeres Serrn geburt. MDLX II u. 37 Bl. 4. 2 


— den Gebieten der Gen zu Gröad unb Seren qu “ Gopey ber beftallung, Do. ein newer Pfarrherr wirk angenommen. 
, Breuberg waren bid zum. Jahre nur einzelne Werord- | 
nungen Über den Gutfus erfaffen worden. —2* für Mio Der Pfarrer verpflichtet fi) insbefondre, daß ex „DaB heilige 
- heiftadt: Luc, Reform.s und SKirchefigefch. den Graffch. Wort Gottes wie dus ahn ihm felbft iſt, Em vnd lauter fürs 
Grbah , 8 15.) Sn I bezeichneten Jahre Heben. aber : fragen vnd verfündigen” wolle. Bemetkemewetrth iſt, daß auch 

afen Georg, Eberhard un alentin eine K.:D. |. Andi ei 

.. asfaffen Fr fie hund) bie not: Andreas hal amd einer Aufkuͤndigung des Dienftes gebadht wird. . 
u regor waiger an Melanchthon und Brenz'zur | Wie ein ankommender Vkarrherr pub Kirchenbiener ſeines Lebens und 
Pruͤfung nach Worms überſchickten (f. d. Schreiben v. is. ne 

Rov. 3657 bei eu ©.:17). Weide erklärten ihre Bus-| zabre halben befragt und verhärt werben fol. 
“ ftimmung; ‚sed de verborum phrasi et doctziaa poeni- | - Jeder besufene Pfarchere ſoll wenigſtens durch zwei Pfart⸗ 
tentias quaedam. mvnnimus;, ut in marginibus libri et in | herren in Gegenwart der Obrigkeit poer ihrer Beauftengten 


pagella addita congpici potest‘‘ (Antwortsbrief Melan⸗ Rare: | 
Ahtdons v. 3. Der. bei tue ©. 18 und daraus im Corp, wwesen ſeines Derfommens, feines Lebens und feiner Lehre ver: 


Ref. T. IX. p. 391), - Sierauf erfofate die Yubifcation. | hoͤrt und ihm ‘dann der Gcaffchaft Kiechenorbnung zum Lefen 
und Einführung {m 3. — ———— ri mitgetheilt merden. Iſt er mit dieſer zufrieden, fo wird ihm 
ſowohl die Raend. (Rr. XLII) als die Caſfeler HD. |. ein Spruch. aus dem N. T. als Thema zu einer Probepredigt 
(Nr. LXXII.) bei Ser Abfaffung ‚benugt. worden find. . .| übergeben, die er „nicht für Der gangen Gemein, Sondern in 


——— | Sesenwertigkeit etlichen wrniger Perſonen“ abhaͤlt, zhamit ob 








1560. CXEHn Erbacher Ktedimorbumg: - -:- ' 


er ſich in foldjer Predigt: mit lehren band andern, nicht ger 
ſchicklich hielte, der Gemein kein ergerniß daraus entfiche.” 


Wie der newe Pfarberr oder Kirchenbiener, fo er befragt, verhört, 


. auch für tüglich erfant worben iſt, angenommen, ben Pfarkinbern fürs 


geftelt, vnd angezeigt werden ſölle. 


Die Einfegung ift vierzehn Tage vorher an einem Sonv⸗ 
tage der Gemeinde zu verfündigen. „Vnd ob jemand were, 
der etwas Vrſach wüfte, ober hierzwiſchen erfaren kuͤndte, da⸗ 
rumb ſolche Perſon Kirchenampt zuuerſehen, vnnd zuuerwalten 
nicht tuͤglich were, der ſoll es mitler zeit der vierzehen tage, der 
Oberkeit anzeigen, ſoll er gutwillig gehört werden.” Hieran 


ſchließt ſich der Act der Einſetzung oder feierlichen Vorſtellung 


vor der Gemeinde, und ein gemeinſames Gebet, nach denen der 
angenommene Pfarrherr alsbald eine Predigt halten ſoll. 


„Es ſollen alle Pfarherrn auff der Cantzel oder ſonſten nicht 
anders lehren, oder Predigen, denn was ſie mit wahrer, ge⸗ 
wiſſer vnd vngezweiuelter heiliger Schrifft, beder alten vnnd 
newen Teſtaments, beweiſen, und darthun koͤnnen.“ | 
Wie es mit dem Gathechismo, Gebet, vnd anberm vor ber. Prebigt 

. fol gehalten werben. 


Der Katehiemus, welcher fonntäglich verlefen werben fol, 
iſt der Brenzifche. Dierauf wird ein Gebet vor der- Predigt 
verordnet. 


Wie es nach ber Predigt gehalten werben fol. 


Algemeine Beichte, Abfolution, gemeines Gebet (Ba: 
ter unfer). 


Wolget von den Welertagen vnd welche man halten foll. 


Außer den Sonntagen die 3 hohen Feſte mit den zwei fol⸗ 
genden Tagen, Befchneibung Chrifti, 3 Känige, Marid Reis |' 


nigung, Verkündigung, Heimfuhung, Himmelfahrt. An vier 


Tagen der Charwoche wird die Paffion vorgelefen, an zwei Tas 


gen in jeber Woche gepredigt. 
Bon ber Tauff. 


Die Formulare aus dee Nürnberger, doch fehlt der 
Erorcismus, an defien Statt es heißt: „Wir woͤllen auch an 
flat, vnd von wegen, dieſes Kindleins, abfagen dem Teuffel, 
mit allen feinen. liften, willen und werden, vnd mit bergen 
und munbe befennen, unfern Chriftlichen glauben, fprecht Ich 
glaͤube 1.” Am Schiuffe die Beftimmung, daß der Geiftliche 
bei jeber Taufe außer dem gemeinfamen Gottesbienfte die 
Glocken laͤuten laſſen und zu Seiner Zeit die Taufe, verwei 


gern folle. 


Bon dem Machtmal vufers Merru Iheſu Chriſti. | 


Das Abendmahl iſt am Sonntage zuvor anzukuͤndigen, und 
das Volk zum’ Befuche ber Tags zuvor zu haltenden Vorberei⸗ 
tung zu ermahnen. Niemand fol zugelaffen werben, der fi) 
nicht. zuvor bei dem Pfarrer angezeigt, fein Glaubensbelennt- 
niß abgelegt Hat und genugfam verhört ‚und unterrichtet wor⸗ 
den iſt. Dieſe Anzeige erfolgt, nachdem ber vorbereitende (aus 
der Caffeler K.sD. entlehnte) Unterricht gehalten und das 


öffentliche Suͤndenbekennmiß nebſt der Abſolution verleſen IfE 
worauf: fi Communicanten „nach gelegemheit: der zeit, vnd 
perfonen in gemein, oder jeder in fonderheit unterſchiedlich, bie 
verkuͤndigung von Dergebung-ber fünden aus dam wort Gottes 
anhören. Die Vermahnung vor dem Nachtmahl ift die 
Nuͤrnb. Der Ritus aber ift abgekürzt (Admonition, Eins 
fegungsmworte, Communion, Danffagung, Segen) und für die 


‚Spendung feldft ift die Formel vorgefchrieben: „Gedenck das 


der leib Chriſti fuͤr dich) Inn todt gegeben ſey,“ „Gedenck daß bas 

blut Chriſti für dich am Ereutz vergoſſen ſey.“ 
Von heimfuchung der kraucken. 

Bon dem Begrebnis. . 

Menn jemand ſtirbt, fol es dem Pfarrer angezeigt und 

dann mit der Glocke geläutet werben, Damit das Volk zur Vers 

mahnung ſich einfinde. Das Sormular für die letztre aus der 

Caſſeler 8.:D. | on 

Bon einleittung ber Eheleut. 


Es ſoll ein dteimaliges Aufgebot Statt finden. Die For⸗ 
mulare find ber Nürnb. entiehnt. 


Bon Kirchenbüchern. 
Es follen in allen Pfarreien. Kirdyenbücher gehalten und 
in- diefelben die Kaufen, Zrauungen und Todesfaͤlle eingetras 
gen werben. “ on 


Dom GBefäng der Kirchen. : 


Wo Schulmeifter und Schulen find, follen die Pfalmen 
und Lieber zu Zeiten verändert, wo bies nicht ber Fall ift, bie 
beiten Pfalmen und Lieder ausgewählt und regelmäßig wiebers 
holt werden. Vor der Predigt ift jeden Sonntag ber Glaube 


.fanmat ben vier Gefegen vom heil. Geiſte au ſingen. 


Bon Brügebet. 


An jedem: Morgen und Abend iſt ein kurzes GOebet zu hals 
tem. Es fol auch der Pfarrer aufs wenigſte In jedem Jahre 
einmal alle feine Pfarrkinder vor ſich befcheiden, damit er fich 
mit ihnen von ben Dauptftüden ber Lehre unterrede, „denn es 
je billich, das ein Pfarherr feine Pfarrkinder dermaſſen kennen 
lerne, damit er wiſſe, die bußfertigen, betrübten und erfchroden 
bergen, aus Gottes wort zutröften,‘ die unbußfertigen aber, 
vnnd halpflarrigen zufchteden, auf das ſie ſich auch bekeren, 
vnnd zu gnaden kommen mögen. Vnnd damit ſolche ordnung 
gehalten werden möge, fo fol die Obrigkeit ein vleiſſig auffſehen 
haben, das die Pfarherr und Pfarkinder, ſich gegenefmander jrem 
ftand und weſen nad) gebürlic) halten. Es iſt aud) unter anderm 
bedacht, das die Pfarherr vnnd Amptleut ein mal im jar, 
Nemlich auff Mittwoch nach Duafimobogenitt, zu früer tags 
zeit, auff einen platz fo die Oberkeit jeder. zeit ernennen wird, 
zufammen kommen föllen, bamit man ſich allerhand fachen hals 
ber, fo die Kirchen betrifft, Chriftlich vnd freundtlic unters 
reden, und darauff was barinnen zuthun einmuttiglich endts 
fchließen möge. Wo aber mittler weil folche Handlungen fürs 
fallen wurden, die man biß auff folche gemeine zufamenkunfft 
one merdlichen fchaden vnd nachteil nit aufffchteben koͤndte oder 


auch etwan ein fach dermaſſen geichaffen were, das fie allen. 


224 


Pfarherrn vnnd Prediger Inn gemein fürzubringen vnnoͤtig, 
follen zu jeder zeit nach gelegenheit des handels zween, drey 
odder mehr Pfarherr vnnd prediger, fo zu folcher fachen dien⸗ 
lich, zufamen erfordert, und mit berfelben rath ſolche fürges 


[4 


1561. CXIV. Airchenordunug für Stenrwolt und Peine. 


fallene handlung fo vie} müglich Chriſtlich vnnd Gottfelig ver 
richtet vnd erörtert werden.” Gedrudt zu Frandfurt am 
Mayn, duch Dauid Zöpffeln, im jar nach Chriſti vnſers 
Herrn geburt MDLX. 


CXIII. 


Agendbüchlein der Chrifilichen Kirchen, inn des Heiligen Neichs Freyſtadt Wormbs MDLX. 
Gedruckt zu Wormbs, durch Paulum Köphel. VI und 101 BL. 6. 


Die Vorrede gedenkt einer alten Agenbe, beren „ee den 
ehrfamen, vorfihtigen und weifen Rath veranlaßt habe, dieſes Agend⸗ 
büchlein im Drud verfertigen zu laffen, damit nun die gemeine 
Bürgerfchaft auch daheim in ihren Häuſern bie chriftliche Ord⸗ 
nung und Seremonien oft anfchauen tbnne. Hieraus, fo wie aus 
der weiteren Verſicherung, daß „folch fürgenommen werd allein 
dahin bedacht vnd gericht, die Kirchendienft und _Geremonien, wie 
fie biß anhero etlich jar inn der chriſtlichen Kirchen allhie ge: 
übt vnd getrieben, inn jrem lauff und gang, biß auff ein allge: 
meine Chriftliche vergleihung, vngeendert zuerhalten,“ fcheint 
gefchloffen werben zu dürfen, daß bie vorliegende Agenbe, deren 
weder Feuerlein, Bibl. symb., nody König, Bibl. agend. gebens 
Ten (beide erwähnen, Feuerlein ? II. p. 302., König p. 90., 
nur die fpätere Frankf. Ausg. v. 1582. 4.), überhaupt die erſte ges 
drudte der Wormſiſchen Kirche fei. Sie hat folgende rein litur⸗ 
giſche Abſchnitte: I. Bon der Zauff. II. Bon ber Zauff inn 
Seufern. I. Won der Jahetauff. IV. Won ber Beicht vnd 
Abfolution. V. Vom Abendtmal Ghrifti. VI. Vom Gemeinen 


Gebett. VI. Bon einleittung der Sheleut. VIII. Won Beyer: 
tagen. IX. Bon befuhung der Kranden. X. Bon Sterbenben 
Leuten. XI. Bom Begrebnuß. XI. Vom Satechismo. XI. Bon 
gemeinen Kirchendienſten. XIV. Non ber Lehre, und bei ihrer 
Abfaffung bat ohne Zweifel theils die Sächf. K.D. 1539, theils 
Veit Dietrich's Agendbüchlein vorgelegen. Dee 13. Abfchnitt je= 
boch, welcher die Gottesbienftorbnung enthält, nähert fich in ſei⸗ 
ner großen Cinfachheit mehr dem Würt Gebrauche. In 
der That ift auch die Württemb. K.⸗O., ober eine ber aus 
ihr entlehnten, wie die Pfälzer 1554, 15656, Baden'ſche 
1556, benugt worden; benn in dem 14. Abfchnitte erfcheinen meift 
bie Worte ihres erften Gap. wieder. Unter ben Belenntniffen, 
„auß welchen man nicht allein ferneren bericht von der Echre vn⸗ 
feree Kirchen, fondern auch anweiſung vnd erflerung inn allen 
ftreittigen Articin ſuchen vnd nehmen foll,” werben neben ben 
alten Symbolen, ber Gonfeſſion, dem Katechismus und der Con⸗ 
feſſion Luthers auch die Loci Melanchthons und das Wittenberger 
Examen ordinandorum genannt. 


1561. 


CXIV. 


Rirchenordenung, in beiden Gerichten, Steurwolt, vnd Deine. Sampt dem Traw⸗ und Tauff⸗ 
büchlein. Leipzig. EB. 8. 


Dieſe K.⸗O. iſt auf Befehl des Serzogs Abolf von 
Schleswig- Holftein, der nach bem Tode feines Brubers, 
des zum Biſchof von Hildesheim erwählten Herzogs Fried⸗ 
rih, die Aemter Steuerwolt und Peine im Pfandbeftg 
hatte, durch Jo achim Mörlin verfaßt worden. Das 
vorangehenbe Mandat dd. Gottorff, am tage Egidij 1561, 


rechtfertigt ihre Erlaſſung ausdruͤcklich durch hen Beruf 


‚ber wahl Obrigkeit, die beiden Zafeln ber ‚zehn Gebote 

zu handhaben. I gleicher Wette erklärt es die Einleitung 

für eine Verpflichtung der chriſtl. Obrigkeit, „nicht allein 

die weltliche Regierung dermaffen (zu) beftellen, das jre 

vnterthanen ein filled rufames eben füren, ond in friebe 

. bey dem jhren in Ghriftl. wolfart mügen wachf[en und zu⸗ 

nemen, Sonbern fol furnemicch dahin trachten, Auff das 

in folicher ſtiller Ruhe, die Armen vnterthanen mügen 

recht aus: Gottes wort von Ghrifto unterrichtet werden, 

- Damit fie in warem erfentniffe Gottes. onterweifet, gott⸗ 

J ſeliglich leben, vnd wenn dis muͤhſelige zeitliche leben heut 

oder morgen ein ende niemet, auch zu Ewiger freude vnd 

Seligkeit in Chriſto muͤgen abſcheiden, vnd dort Ewigklich 

leben.“ — Die erſten beiden Abſchnitte des erſten Theils 

der ſehr kurzen Ordnung ſind in Fragen und Antworten 

faßt. Wir geben ſie und das Uebrige in gedraͤngtem 
uszuge. 


* % 


Vom Amwt der Pfarberren. 
Vom Beruf. 


Gott hat das Pfarramt.eingefegt. Auf zweierlei Art bes 
ruft er Diener in feine Erndte, unmittelbar, wie sr bie 
Patriarchen, Propheten und Apoftel berufen hat, mittelbar, 
wenn er eine Perfon fordert „durch die jehnigen, die in Goͤtt⸗ 
lichen Emptern ſitzen, vnd es von wegen, und mit tewilligung 
ber gangen Gemeine zu thun haben, und nad) Gottes wort auffs 
eichten, Als die Obrigkeit vnd Chriſtlichen Bifchoff, oder Super: 
intendenten, denen es befohlen iſt.“ Keiner "darf: prebigen 
ohne diefen Beruf: Jeder Berufene ſoll treu erfunden wer⸗ 


den in Lehre, Studium, Leben, Warnen und Strafen, unb im . 


Gebet. . 
Ben bez Bchre. 


Kurze Darftellung des Luther'ſchen Lehrbegriffes. 
Von den Leben der Pfarberru. 

Die Pfarrer: follen mit gottſeligem Handel und Wandel 
dem armen gemeinen Haufen als ein Vorbild vorgehen. Alle 
follen fih des Vollſaufens, Spielens, unzüdtigen Lebens, 
„vnardtlicher Handtierung als Bierſchenckens vnd dergl., 


— „ II — — ——— — — — — —— —— — —— —— — — 


1568. CXV. ever’fche Airchenorduung. 


gang vnd gar enthalten, auffer den Kruͤgen bleiben, und jhres 
von Gott aufferlegten Ampts warten, Oder wifien, wo fie dars | 
wider verbrechen, das. fie fich ſelbſt damit wircklich jhres Ampts 
vnwirdig gemachet.“ 


Von Ceremonien, Predigen, vnd Catechtomo halten, 


Die deutſchen geiftlichen Gefänge follen fleißig geuͤbt wer⸗ 
den. Am Sonnabend zur Vesper ſoll der Pfarrer fleißig war⸗ 
ten, um die Beichte derer, welche des folgendes Tages commu⸗ 
niciren wollen, zu hoͤren, und die mit Gottes Wort zu unter⸗ 
richten und zu abſolviren, ſofern ſie Buße thun und ſich nach 
Gottes Wort ſchicken und halten. 

Der Gottesdienſt am Sonntage iſt durchaus der Luther’ ⸗ 
ſchen Liturgie gemaͤß. U. a. wird auf die Bra unſchw. K.O. 
ausdruͤcklich Beziehung genommen. Am Freitage fol, mit 
Ausnahme ber Erndtezeit,.eine Predigt Statt finden. 


Das ander flüde biefer Kirddenorbenung, was ben Zuhörern gebüren. 
wil, und wie fich die balten follen. 


Alle Hausväter follen die Ihrer fleißig. zur Kirche anhal⸗ 


ten. Jaͤhrlich ſollen Viſitationen Statt finden, in denen das 
Volk, jung und alt, in der Katechiömusichre zu prüfen ift. 
„Denn der Obrigkeit ſolche Veterliche forge von Bott befohlen 
iſt vnd aufferlegt. Wer als denn geob und vngeſchickt erfun⸗ 
den wird, und fich gar zu. Gottes Wort nicht ſchicken wil, dem 
wird der Pfarherr vermüge feines von Bott aufferlegten Ampts, 
Joha. 20., kein Sacramenk reichen, als einen vungleubigen 
Heiden, dep keiner Zauffe laſſen under der Chriſtl. Gemein zu 
Gevattern fliehen, Matth. 8. nicht geflatten, das er eine Braut 
zu Kirchen: leit ‘oder füre, vnd endlich wo er darüber alfo ſtir⸗ 
bet, nicht laſſen auff den Kirchoff under die Chriften. begraben 


‘ den dritten Pfennig aus der Kirche nehmen. 


235 


fol’ & auch mit den Sacrament verechtern und denen fo in 
offentlichen laſtern unbußfertig Leben, vnd alfo die Chriftl. Ges 
meine auffs grewlichfle verergern, gehalten werben. Vnd weil 
ſolch binden zu Goͤttlichem Ampt des Pfarheren gehört, vnd 
ein teil der Schluͤſſel vnd Regiments —5 iſt, in ſeiner Kir⸗ 
chen, So wird vnſer Gnediger Herr, als sin loͤblicher Chriſtl. 
vnd frommer Fuͤrſt daxuͤber halten, die Pfarhertn darbey 
ſchuͤtzen vnd handhaben.“ 

Das Auẽeſchenken von Bier und Branntwein, ſo wie das 
Umherſpazieren auf den Kirchhoͤfen waͤhrend des Gottetdienſtet 
iſt bei harter Strafe verboten. 


Bon ben Pfargebewen. 


Jede Gemeinde baut bie Hauptgebäude, | doch darf ie dazu 
Der Pfarrer 
hat ſolche Gebaͤude in Bau und Beſſerung zu halten, 


Die Kirchen rechnung, 


Diele foll künftig vor dem Pfarrer. und dem Amtmann, 
ober dem ſonſt von den fuͤrſtlichen Raͤthen dazu Verordneten 
gehalten werden, 

‚Die Richöfe. 

gur Vermeibung von Schaͤden fuͤr die Kirche und das ge⸗ 
meine Gut ſol Niemandem ohne Wiſſen der Obrigkeit auf 
den Kirchhoͤfen zu bauen verſtattet ſein. Das Austreiben des 
Viehes auf die Kiehböfe ift bei Strafe unterfagt. 


Beſchlus. 
C(Dann Luthers Trau⸗ und Taufbuͤchlein. ) 


—* zu Leipzig durch Valentin Babſte Erben. 
ADIxXI. 





werden, denn das heiſt einen fuͤr einen Heiden halten, Alſo 


son 
xv. 


ſNerdenordeninge, Wo ydt mit Ebrimiker Lere, rekinge der Sarrament, Ordination der 

Dener des h. Euangelij, ordentlifen Geremonien yn den Kerden, Viſitation vnnde Scholen, Van der Eddelen vnde 

Wolgebarn Maria, ‚gebaren Dochter omnde. Frechen tho Iheuer, Ruſtringen, Oftringen onnde Wangerlande ıc, 

Bnderdanen ſchal geholden werden. Vpt nye corrigert vnde auerſehen, Dorch M. Petrum Rodtbart. Gedruͤcket 
tho Wittemberch, dorch Laurentz Schwenck. 1562. 6 B. 4. 


Eine Ucberfiäht fiber. Di bie Abfchnitte biefer K-D. giebt 
Hamelmann, Opp. p. 808. Ihr liegt eine frühere, unges 
drudte zum Grunde, deren bon — Hamelmann p- &06 gedacht iſt. 


ei a * 


' Dat erfie Stucke, 
Kämliten von ber Lere, unbe wy befüluige erbentlid deu Volcke 
fchal vbrgedragen werben, 


Die Prediger follen fleißig predigen „uam. Goͤdeliken eni⸗ 
gem weſende, fampt ben dren Perfonen in ber. Godtheit. Vam 
vnderſchede des Heldenſchen Joͤdeſchen vnnde Chriſtliken Ge⸗ 


de Mynſche lutter vmme ſunſt, vth gnaden allene, dorch den 
gelouen an ˖ Iheſum Chriſtum, voͤrgeuinge ber fuͤnde erlange. 
Dan guden wercken.. Effte od noch Sünde ynn den Hilligen 
edder Bekerten, ynn deſſem leeuende bliuen, vnde wath ydt voͤr 
Suͤnde fon. Bam Hochwerdigen Sacramente, bat- im: rechten 
gebruke des Auendtmals, de mare Lyff unde bat warhafftige 
Blodt vnſes Heren Ih⸗ſu Chriſti, vthgedelet vnde entfangen 
werde. Dan der Kinderdoͤpe, dath de klenen Kinderken -tho 
doͤpende fon... Wander Bothe edder Poͤnitentia, van der Abs 
folution, ban den ſuͤnden, van der Ehtiſtliken Kkden.. Wor⸗ 
bedes. Ban ber Sünde. Bam Goͤdtliken ewigen Geſette. umme de Ehtiſten dem Cruͤtze vnderworpen ſynt, Van Chriſt⸗ 
Bam vnderſchede des Geſettes vnnde des h. Euangelij. Wo- liker ſryhen, vnnde van der Werdtliken Auericheit.. 
TI. 29 


Landſchop, ya der vthlegginge derfuͤluigen Actieufen, de Augs⸗ 
hburgiſche Confeſſon., vnde heenha ke Poſtillen vnde vthleg⸗ 
ginge D. Martini Lutheri, vnde Philippi Melanthonis nha⸗ 
wolgen.” - 
3 ® Bam Superintendenten. 

„Bei alfe gun allen werdtliken Regimenten.. ein Höuet 
auer de gemeine ſyn moth, darnha fi de anderen richten koͤn⸗ 
nen: Alſo ſchal od under den Deneren des h. Euangelij, ein 


Superintendent, odder Vpfeher der anderen Pafloren värerdent | 


fon. Dath alfo Paftoren vnnde Diaconi ynn deffem Lande, 
yn erem Ampte flitich vnde getruwelick befunden. Dem geliken 
ock, dat de Superintendens, de Thohoͤrer thom geboͤrliken ge⸗ 
horſam yegen bat Predigampt vnnde boehoͤrlike Reuerentz eren 
Seelſorgeren tho erthoͤgen, mögen vormanen vnde anholden. 
Deſuͤluige ſchal ock flitich vpſicht hebben, dat de Chriſtlike ge⸗ 
mene mit nenen ſchedliken Secten, vnde erdome beſchmittet 
werde. Ddt fchöten od de anderen Paſtoren und Prediger, 
erem Superkatmdenten, geboͤrllben gehotſam, In allen biffifen 
bingen leiften, vnde wenn ſunderlike vnde fwwere-gebrele, ynn 
Religionſaken voͤruallen, ane ſyn wethent vnde rade nichtes 
vthrichten. So ock nye Prediger allhir im Lande, thom Pre⸗ 
digampt beropen worden, deſuͤluigen ſchal men thom erſten an 
ben Superintendenten voͤrferdigen, up bat men erſten erkun⸗ 
ben mach, effte fe ock dar Euangelifchen lere voͤrwandt vnde ges 
nochſam voͤrſtendich ſynt, dat fe od mit nenen ſundrigen Sec 
ten behafft fon, be ock eres vorigen handels.., von denen de 
barbuten font, genochſame tächeniffe voͤrbringen Eönnen.. So 
od deſuͤluigen Nielinge noch nicht voͤrmals geprediget hadben, 
ebber tho deſſem Ampte noch nicht orbinert weren, Schal de 
Superintendens beneuen anderen bartho vörordenten Paftoren, 
dbefüluen yn den Articulen der Chriſtliken Lere.. eramineren 
vnde vörhören, vnde darnha, nha gemanheit ber Chriftliten 
Kerden, mit anropinge bes Goͤdtliken Namens, omme de ga- 
uen des h. Geiſtes, unde mit vplegginge der hende, dpentlid 


voͤr ber gemene, ordineren, onde enen dat Predigampt beuelen.” . 


In gleicher Weife follen die eraminirt und der Gemeinde com» 
mendirt werden, bie aufben Univerfitäten oder anderswo ordintrt 
und gelehrter Leute Zeugniffe und ihres Wandels Kundſchaft 
vorbringen. Die Form ber Ordination ift die gewöhnliche 
Lutherfche. Zulegt bie Beftimmung, daß den Ordinirten durch 

Superintendenten und andere Paſtoren unterfchriebene 
Beugniffe gegeben werben: follen. 


Bam Synobo. ° 
.. „Schaf... od alhir im Lande, van allen Paſtoren unde 


Predigeren, des Jars einmal ein Synodus geholden werben, 


tho der tpdt vnde ſtede, de dem Supevintendenten, werbt; ges 
ugllich fon. Dar denne be Paſtoren unde Predigere, erer ger 
mene gebreke vnnde mangel mögen vpdecken, welckeren men mit 
gelimpe, edder ſunſten na gelegenheit der ſaken, mit thodoende 
ber Auericheit, welcke od etlike jrer Rete, zu ſolchem Spnodo 
vorordnen wird, moͤgen voͤrkamen, vnnde oͤyleggen. Dar od 
ſunſten ſwere vnnde ſubtile Caſus vam Eheſtande, vnde ande⸗ 
ven Articulen Chriſtlker lore mochten voͤrvallen, ſchal men ſick 
derſuͤluigen tho der tydt, mit dem Superintendenten, vnde ans 
deren voͤrordenten Nifltgtouen, bereden. 


1568, GHV. Jever'ſche Minchenonbuung:. : 
Jadoch ſchoͤlen alls Paſtoren vnde Prebicanten yn deffer | 


Ban her Bißftation. 
Viſitation fchat men: bes Jars thom weinigeften ein mal 


holden, bar fi denne de Superinsendens mit hen anderen Bis 


fitatoren werdt thogebrufen lathen. Datfüluige ſchal vp fobans 
tydt des Jars gefchehen, be dem Superintendenten, vnde ans 
deren vörordenten Perfonen gelegen, vnde tho fobanem Godt⸗ 
foligen were bequem ys. Wunde fchal de Viſttation yn vol 
gender geflalt geholden werben, dat fe dat gantze Lande dorch 
be Gementhen vnde de. Paftoren beſoͤken, ſick by enen, beider 
parth gebrefn befragen unbe erfunden, effte od alle dinck, 
recht unbe wol thogha im predigende, vunde anderen gebruͤck⸗ 
lien Geremonien. Effte de Paſtoren unde Diaconi, be reinen 
unbe vnbefleckden Lere des h. Euangelij, noch vnuoruelſchet echols 
den, vnnde deſuͤluigen Lere ock mit dem vthwendigen Leeuende 
zieren, vnde beſtedigen. Mt ſchal ſick ock wider be erin⸗ 
tendens, erfunden vnnde befragen mit ſynen gehuͤlpen, vmme 
deſſe nauolgende Articul yn der Viſitation. Thom erſten, effte 
ock de Paſtoren vnde Diaconi van Hufs, vth dem Lande ein 
tydtlanck voͤrrheiſen, vnde lathen de Gemene ane predigent 


vnnde anderer Seelſorge.. Item, effte fe ock gerne vnde vaken 
de Sacramenta reken, Effte ſe ock gerne tho den Krancken ghan, 


dar men ſe henne voͤruordert. Item, Effte ſe ock vnder ſick 
enich ſynt, vnde eren Thohoͤrern jennich boͤs Exempel geuen. 
So od etlile under erer Gemene weren, die in opentliken 
Suͤmden beeneden, alſe yn Ehabrock, Horerie, vntucht, woßer, 
giricheit, habt, twiſt, moͤrderfchor viendſchop, deffſtai, und a. 
dergl. apentliken laſteren, Deſuͤluigen Perſonen ſchal de Pa⸗ 
ſtor thouoren flitich vormanen thor betechtge, Wenm fe 
auerft noch yn denſuͤlnigen laſteren voͤrtuoͤren, ſchoͤlen fe voͤr 
be Viſitatores geudrdert werden, be daruan delibereren mogen, 
wo men mit ſolcken Luͤden varen ſchoͤle. So auerſt de Sake 
ſo wichtich ys, alſe dat deſuͤluigen Perſonen nene voͤrmaninge 
Inden koͤnnen, vnde willen gelickwol yn den ergerliken Sünden 
vortuaren, ſchal men de ſake an de Auericheit lathen gelangen, 
welckeren ſolcken vthwendigen laſteren tho wehrende beualen ys. 
De Superintendens auerſt, neuenſt den voͤrordenten Viſitato⸗ 
ren ſchal macht hebben, den Geiſtliken Perſonen, nha gelegen⸗ 
heit der auertredinge, eine geboͤrlike ſtraffe vptholeggen. Dar 
auerſt einer van. ben Paſtoren vnde Predigeren ſuͤlueſt pn ber 


Viſitation befunden worde, dat he mit ben voͤrangetoͤgeden la⸗ 


ſteren eins, behafftet were... denſuͤluigen werdt de Auericheit 
mit thodoende vnnde rade des uperintendenten, ſynes Amp⸗ 
tes entſetten, vnnde ſyner beleninge endtliken berouen.. We⸗ 
reth ock ſake, dat men yn der Viſitation, edder ſunſten be⸗ 
fuͤnde, bat etlike diſſes Landes Paſtoren vnde Diaconi, yn 
oͤpentliken errdom, Secten, Swarmerie leeueden, worden dar⸗ 
auer vam Superintendenten, eren erdom tho wedderropende, 
voͤrmanet, vnde wolden doch gelikewol by erem voͤrnemende 
bliuen, ynn der gemene Chriſti allerley ergerniſſe anrichten, 
ſchoͤlen deſuͤluigen na genochſamer voͤrhoͤringe, dorch de Auer⸗ 
icheit mit thodoende des Guperintendenten, vth dem Pande 
voͤrwiſet werden. In diſſer Viſttation mögen ock de Paſtoren 
vnde Prediger.. antoͤgen be gebreke der Kercken, effte ethlike 
ber Kerckenguͤdere, voͤrruͤcket worden. Effte men ock de Geiſt⸗ 
liken guͤdere thom rechten gebruke beſtadet. Effte daruan ock 
des Paſtoren, des Diacont, des Schulmeſters vnde Koͤſters 


Hufs, gebuwet vnde vnderholden werde. Wo od den armen 


d 


yn ben Doßpitalen vnde Bafthufen werdt vörgefthan... Wenn 
de Vifitatio geendiget, ſchal de Superintendens mit fonen Cor 
abiutoren,, de gebrefe ber Kercken, der Kerckendener unbe ber 
Thehẽrer des Goͤdtliken wordes, na gelegenheit der ſake, endt⸗ 


wedder muͤndtlick edder ſchriffcuch der Auericheit tho eckennende 
geum.” 


‘ Ban den Sam ’ a 


Allgemeine Vorſchriften. Die Lehrer follen von dem Su⸗ 
peeintendenten geprüft, bie Schulen fleißig von den Paftoren 
vifitiet werden. 


Ban ben sümmemeften Wirbagen,, fo yn bee b. —* «te Oſtorien 
hebben, vnde neuenſt den Sondagen, gewöntlick geniret werben. 
Die Feſt⸗ und Apoſteltage durchaus die gewoͤhnlichen. Mitt⸗ 
wochs und Fteitags In der Stadt und den größeren Kirchſpie⸗ 
len Wochenpredigt; in: den kleineren Katechismuspredigt zu 
gelegener Zeit, ſo daß der kl. Katechtsmus Lürhers zweimai 
durchgeptedigt wird. 


voigen etlike Souetſtucke ber Chriſtliken Lere 
Zhom erſten: Wem Sarrament ber Döpe. 
..Thom erſten ſchal de Prediger ſyne Thohoͤrer, vörhemi⸗ 
flitich vam Predigſtole voͤrmanen, Bath fe.. frame Godtftuch⸗ 
tige, unbe erlike Luͤde, de yn nenn vthroendigen Suͤnben vnde 


laſteren loeuen, erwehlen, de aiſe getitgen bes Ehriſtendoms | 


eren Kinderen bidben: . 


Mt ſchal ock den Oweren vnderricht gefcheen, Sat ſe nicht 


mehr alſe dre, edder thom hogeften une, eren Kinderen cho 
Vadderven Haben. 

MNt ſchal ock de Paflor ſyn⸗ Catſpeloiaͤd⸗ tie börutanen, 
dath ſe ere Kinderkens idtlick froe thor Döpe ſchicken, dar⸗ 
mede men⸗ dich Wer noͤchteren, mit ernſtliken geberden, ans 
uange vnde vullenbringe. : Ra der Predige, edder funiten an 
Werkätdegen,, ſchoͤlen de Vadderen fyn tuchtig vnnde fehdig 
mit dem Kindeken thor Doͤpe kamen..*  - 

Es:folgt eine kurze Anweiſung zu einer Ernahnang, vor bee 
Taufe. Die letztre for nach Luthets Form und Weiſe vbllzogen 


werden. Kinder, welche die Nothtaufe empfangen ˖ haben, 


ſollen mehi noch Anmal getauft, ſondern nur Inder Kirche be⸗ 
ſtatige werden, ſobald die Taufe recht vollzogen worden iſt. 


‚Bo Seodgperdigen Sarramente vote Seren: ‚Shrift, 


—2* einer allgemeinen Betrachtung uͤber das Abeudmahl 
wird verordnet, daß die Prediger „Flitich on ſunderheit, einen 
ren yn der Bichi⸗ vörhoͤren, vnnde fragen, effte fe ock exe 
dent Geobabe wethen, effte fe ock den Gelonen, er Gebebt, vnde 
de wotdt des Auendtmals wethen, barna ſchal he fe: vndereich⸗ 


tem, Wo: fe Fred thom Sacramente werdigen bereden Mögen, | 


VBnbe Ichat-alfe deine de Paftot de Bodtuerdigen, de ere [andy 
eckennen, onde Tntben ſick de leedt ſyn, ein Abfolution vch 


dem Gobtuten worde ſpreken.“ Die Admoͤnition IE bie be⸗ 


kannte: „Myne alderleueſten under Der benile py jhundt dath 
Auendtmal u. f. m.” (vergl. Mr und 8.) Dann Preis 
fucivn Lanintfchh oder deutſch/ vwi⸗ auf bi —E 
Ockacuntie verwleſen wird, Sanetus nach ber Predigt: Wär 
tue unit), Einfegaagewoe⸗ Gemmanion ner dem Agnus 





Dei, oder. Iheſus Chriſtus vnſe Heilandt, Godt fy gelauet, 


Collecte, Segen. 


Ban der Exrceommunication, fo dem Prebigampte thohbret. 


Dewile de dachlike eruarenheit, vnnde de veluoldigen Exem⸗ 
pel vns auertuͤgen, dat vele de ſick Chriſten heten, vnnde noͤ⸗ 


| ment lathen, de dath Goͤdtlike wordt hoͤren, de Hochwerdigen 


Sacramema entfangen, vnnde doch gelickwol ynn opent⸗ 
liken Suͤnden, ſchande vnde laſteren leeuen, alſe yn Horerye, 
Ehebrock, Deuerye, Mordt, Dodfſlage, Hatt, Nidt, wokerye 
vnde gyricheit, Sint ock barcuer in funderheit, unbe nicht 
apenbar, vam Predigſtole thor beteringe vörmanet, vnde willen 
gelikewol van eren ergerliten Sünden nicht affftan, ſchal bes 
tadtfchlaget werden, wo mit der tybt eine Chriftlile Ercommus 
nicatio onnde opentlißer Bann vpgerichtet werde. Demile 
fe anerft noch in dem vnbodtuerdigen leenende leeuen, fthal men 
fe nicht thor Döpe, noch thom Hochiverdigen Sacrameunde ſta⸗ 
den , anderen them ſechrecke unde thom Exempel, vade ſchal 
bp der Atericheit angeholden werben, ſolc⸗ dorch ere gowat tho 


ſtraffe nbe. u 
Bam Eheliken ſtande. 


u), Som beide, Bruͤbegam vnde Brubt, de ſick Ehe⸗ 
lick miteinander voͤrtruwet, vnde herna gedencken dat Ehelike 


bileger tho holden, dre Sondage thouoͤren vam Prebigſtole 
vorkuͤndiget werden. Am druͤdden Sondage ſchoͤlen ſe den 


morgen tydtlick ſroe vnnde nochteren, mit beidet part frumbts 
* thor Predig erſchinen, vnde hören Gades worbt, vnnde 
lathen ſyck als denne voͤr bee gangen Gemene⸗ thoſtimende geuen.. 

So ydt NIE querſt chodroͤge, bat twe Pirfonen de thefas 
mende gifft begerden, vnde Br thouoͤren, vam Predtgfbete dre 
Sonbage nha Hnanber vorkieadiget weren. 
thoſamende gifft em Hufe begerden, ſchoͤlen be Pafkoren, date 
Imne voͤrſichtichlick vordtuaten, vnde wor diſpenſerent von noͤ⸗ 
um, {nd wol bodencken, de nichces vth date edder gunſ⸗⸗ dar⸗ 
inn⸗ vornemen“ 

Buletzt wine Widerholng des Gebots, baß de Brautlome 
fräh and nuͤchtern zur Kirche komm⸗n, und die Prediter die 
Teauung dis auf den andern Tag verſchleben ſoilen, wenn bie 
ſelb⸗ bis auf den Abend verzögert werben falle. : 


Ban ben Doben tho begrauenbe. 

Die Verſtorbenen find von dem Paſtor und den Schülern 
zur Erde zu befbetten, und der erflere fall babei eine Vermah⸗ 
nung zum Volle chun. „Dar ydt ſyck auerft thodröge. ., bat 
einer cho fpnen Jaren aelamıen were, unbe be Predig, vnnde 
dat ‚Sasrament. be tydt ſynes leeuendes vörachtet, ynu » 
nem. Dodtbebde A a e micht begeret hedde, "al. de, 
ftor ben andern Ipmen Tho Bussen n. thbom Erempel —55 — 
woͤntlike Cexemonien unbe. einige, “ ve. net 
ſodanes vorſtoruenen nicht Holden. 

San Werbilißer —— 


3 


Agemeins Erimerungen ‚hber bie Stellung der weltlichen 


Obrigkeit und ihren göttlichen Beruf, die Geſetze zw handha⸗ 
ben ‚die Abgoͤtterei, Zauberei, Ehebruch, Gottetdfiermitg 
und Krherel zu ſteaſen, Geſetze zur Erhaltung der göttlichen: Be 
bo zu machen u. ß w. 

gonmos. 


Item, dach ſe de 


1568.., CXVI. Megtchurgiiihe Viſttatious⸗ Sixrilel. 


CXVL | 
Magdeburgifche Viſitationsartikel. 


Die folgenden Artikel bildeten die Grundlage der Wif- 
tation, weldhe in. ben Stiftern Magdeburg und Dalbers 
ftabt im 3. 1562 auf Befehl des Erzbiſchofs Sigismund, 
Markgr. von Brandenburg, Statt fand. Sie find voll: 
ftändig abgebrudt bei Dreyhaupt, Beſchreibung des 
Saal : Greyfes, Wh. I. &. 290 ff. 


* * 


%* 


Bon ber Lehre. 


„Hier iſt erftlich vonnöthen alle Pfarrer vnd Kirchenbies 
ner duch, beyde Stifter jeden inſonderheit zu eraminiren, wie 
fie die Ehriſti. Lehre verftehen, vnd ihnen ernfllichen fürzuhals 
ten, daß fie bey ber reinen Lehre bes Euangelii bleiben, die 
Biblia fleißig lefen, und die Pfarileute treulich lehren, nach 
Erklärung ber Augſp. Confeßlon, daß fie auch alle corruptelen 
und Secten, fo in der Augfp. Confeßion condenmiret, und der 
zuwider feyn mögen, meiden, fliehen vnd ftraffen folken.” 

Der Katechismus Luthers ſoll fleißig und gleichförmig ger 
trieben, und „damit in biefen hohen Gottes Sachen nicht ein 
jeder feinen Gutbünden folge,” die Wittembergiſche Agende 
befolgt werden. Ä 
Soll auch ben Pfarren befohlen werben die Beichtlinder 
jedes infonderheit zu verhören, zu unterrichten vnd die Abfolus 
tion zu ſprechen. E 

Untüchtige Pfarrer find abzufegen. Nach dem Verhör der 
Pfarrer find auch die Pfartleute, wenn nicht alle, doch einige, 
zu verhören, „wie fle beten, die ſtuͤcke des Catechiſmi, die Zehen 
Gebot, und die Articul vnſers Chriſtl. Glaubens wiffen, item 
ob fie auch als Chriften fich zur Kirchen, H. Communion hals 
ten, da jemand roh, ergetlic, befunden, den fallen die Viſita⸗ 
tores zur Beſſerung ernfllich vermahnen und dem Pfarrer ber 
fehlen, daß er auf feine Schäfftein fehe, vnd die Pfarrleute zus 
fagen, daß fie als Chriften ſich erzeigen, vnd ihren Seelſorger 
folgen.”... 
Von Eeremonien. 

„An eufferlihen Ceremonien tft Gottes Ehre vnd Dienft 
auch die Religion und Menſchen Troſt nicht gelegen, barf auch 
Gleichfoͤrmigkeit in allen Kirchen in folchen euferlichen Weifen 
nicht noth halben angerichtet werden, weil aller Orte Belegen: 
beit nicht gleich, doch follen die Vifitatore® auch einfehen das 
ben, baß nach dem Spruch Pauli omnia decenter et secun- 
dum ordinem fiant, In KicchensAmte, in Feſten, in fingen, 
lefen, Reihung der Sacramente, Hochzeits Segen, Begräb« 
nis ıc. feine Ordnunge, vnd baß nicht ein jeder Pfarrer ihme 
ein fonderliches mache, vneinigkeit ond Aergernuͤß aneichte, fo 
fol ihnen die Agenda bauon oben gefagt, befohlen werben, 
Meßgewend, Chorröde, Lichter aufs Altar, Altartücher, fingen 
lateiniſch oder teutſch foll man bleiben laſſen zu halten oder 
nicht, wie es einer jeden Kirche in Gebrauch iſt, daß hier mit 
Enderung, Abthuung ober Auffrichtung Beine unruhe in Kir⸗ 


chen angerichtet werde, nad, dem Spruch Chrifti: Regnum Dei 
non venit cum obseryatione, aber drgerliche, abergläubifche 


Geremonien, ob die wol alt wären, fol man doch abfchuffen, 
als abgöttifche Bilder, da etwan ein Cultus wäre angewandt 


worden, Sacrament:Häußlein, Donftrang, Elevatio, Adoratio, 
Circuitus , Kirchweihe, Tauffweihe u. dergl. Diefen Artidel 
foll man nicht fegen, aber nach Gelegenheit vercichten.” 


Bon ber Bocation ber KRirchenbiener. 


Die Bifitatoren follen wegen der. Vocationen Ordnung 
machen, und in allen Kreifen Superintendenten als Aufſeher 
über Pfarrer und Kirchen beftellen. 

„Wann nun eine Pfarr verlediget, fo folen die Pfarrleute 
ohne Verzug dem Superintendenten und Gollatorn, der das 
Jus patronatus hat, vm einen Pfarrer erfuchen, der Collator 
babe jus nominandi, vnd der Superintendens zu eraminiren, 
vnd ba bie Perfon tüchtig ift, zu confirmiren, doch alfo daß die 
Pfarrleute erft den, fo zu ihrer Kirche fol berufen werben, hoͤ⸗ 
zen, und ob fie Gefallen zu ihm haben, ſich erfieren, denn mit 
Gewalt wegen bes Juris patronatus foll Fein Pfarcer in bie 
Kirche mit vnwillen eingedrungen werben. 

Die Pfareleute follen bem beruffenen Pfarrer Fuhre aus 
richten, Ihn mit den feinen und feinen Gerethe zu holen. Keim 
Collator fol die Lehne thuen dem, der zum Kirchens Amt uns 
tuͤchtig, ober fonft das Amt nicht inne verwalten, daß es heiſſe 
beneficium propter oflicium , und da fhon jemand ein Pfars 
lehn in Beſitz hätte, und die Pfarre nicht verwaltet, daß er 
dauon ohne einig referuat abflehen muß. 

Die Collation fol umfonft und ohne alle Anforderung ges 
Thehen.. Einen Cuſtos auffn Dorffe foll der Pfarrer und die 
Gemeine annehmen vnd vrlauben, wo hiermit Vneinigkeit ein- 
fiele, ſoll es alsdann vor den Superintendenten gebracht 
werben. 

In Städten fol der Rath einen Pfarrer vociren, doch 
alfo daß er von der Kirchen erft offentlich gehöret werde, vnd 
etliche als die Kirchväter oder fonft verordnete aus der Gemeine 
follen ihre Stimme dazu gegeben haben. Ein Superintens 
dens foll von dem Gonfiftorio , foviel bie Superattendent bes 
trifft, geordnet werben. 

Die Diaconi in Städten follen vom Pfarrer und Rath⸗ 
pocket werben... Es wollen auch die Wifitatores, fo balbe die 
Viſitatio im Schwang gebracht, darauf bedacht ſeyn, in- einge 
ober zwey vornehmen Städten, als Magdeburg, Halle, Halber⸗ 
ſtadt, die Orbination oder Prieflerweihe anzurichten, weil es 
vbel fichet und unbequem, daß die Ordinanden in andern frem⸗ 
den Fuͤrſtenthum follen gewigen werben.” 


Bon ber Difciplina. 


„Bu verhüten vnchriſtlich vnd ergerlich Leben, be b. Cuan⸗ 
gelio zugegen, will vonnöthen feyn, Erſtlich, daß die Super 
intendenten auf die Pfarger in jeden Creyße gute achtung haben, 





ss08. Oxvm. Pommer⸗eſche Alrchenorbuung. 


daß fie ſelbſt nicht firäfftich leben, und da etwan ein Pfarrer 
feyn wuͤrde, der ein Säuffer, Spieler, Vnzuͤchtiger, Haderer, 
Wucherer, Jäger. oder Vogelfteller wäre, den foll der Super 
intendens mit ernfte vermahnen, und ihn die Schende vnd 


aͤrgerlich Leben verbieten, wo er nad) befchehener Vermahnung 


fidy nicht beffeen würde, fol ber Superintendens und Amt: 
mann entfegen.. 
Die Pfarrer follen das Volck in den Predigten und Bet 
vermahnen, daß fie als Chriften leben vnd niemand Aergernis 
geben, follen auch Öffentliche Sünde und Aergernüs in genere 
vnd ſpecie ftraffen Ööffentlih, vnd da fie fähen vnter ihren 
Pfartleuten Läfterer, Trunckenboltzen, vnzuͤchtige, oder die in 
- Haß und Feindfchafft und Verachtung der Predigten und hochw. 
Sacramenten bahin geben, follen fie fie fürnehmen, vnd zur 
Buſſe vermahnen, da fie ſich nicht zur Beſſerung fchiden, foll 
er fie zur Communton item zur Zauffe zu flehen nicht zulaffen, 
und ba jemand in feinen Sünden beharren vnd barinnen ſter⸗ 
ben würde, foll fie dee Pfarrer nicht mit Chriftlichen Geſaͤn⸗ 
gen begraben, und ob man ihme den Gottes Adler nicht weigern 
wolte , foll doch der Pfarrer noch die Schüler nicht mitgehen, 
nicht Läuten noch fingen, Dergleichen fol gehalten werden mit 
denen, fo in Todtſuͤnden ohne Befferung fterben, die fo in Voͤl⸗ 
lerey, im Balgen, ober ben Spielen ermordet werben, und diß 
ſoll ohne Anfehen der Parfon oder Freundſchafft in Dörffern 
oder Städten gleldy gehalten werben, doch wiffe der Pfarrer 
bierinnen feuberlih zu fahren und zu verdammen nicht zu 
ſchnelle feyn. “ 


In Bann dffentlic, zu erflähren ſoll Bein Pfarrer für ſich 


Macht haben, fondern die Cognitio vnd Erkaͤntnuͤß, welche 
durchs Conſiſtorium gefchehen muß, fol vorher ‚gehen. 


In Eheſachen foll kein Pfarrer zu fprechen haben, fonbeen 


bie Sachen dem Verordneten oder Conſiſtorio zuweiſen. 
Ein Pfarrer foll niemand fremdes, die gelauffen kommen, 
copulicen oder zufammen geben.” 
Zulegt Verbot bes Zechens .ıc. unter dem Gottesdienſte, 
ber Wald: und Keldarbeit an Feiertagen, bes Spazierengehens 


Bon eintommen und Büthern: 


Kurze Beftimmungen über die Anlegung von Regiftratior 
nen über bie fländigen und accidentiellen Einkünfte der Kirchen 
und Pfarreien ; über bie Burüdgabe der den Kirchen entzognen 
Güter; über die Zahlung der Abgaben an die Pfarrer, bef. des 
Zehnten, der entrichtet werden foll, „wie es im Selbe liegt”; 
über die Erbauung und MWiederherftellung der Pfarr und Kür 
fterhäufer, welche eine Pflicht der Gemeinde iſt; über die Be⸗ 
friedigung der Kicchhöfe und die dem Pfarrer gebührende 
Grasnugung; über die Zuſammenſchlagung unzulänglich dor 
tirter Pfarreien; Über die gänzliche Verſchonung der Pfarr 
güter mit Schagungen ‘und andern Beſchwerden; über bie 
Berpachtung der Kirchen- und Pfarrgüiter, melche nicht durch 
die Collatoren, fondern durch die Altarmaͤnner, bez. die Pfar⸗ 
rer geſchehen ſoll, falls dieſe die Aecker nicht ſelbſt bebauen; 
über die Rechnung, welche jaͤhrlich durch die Altarmdnner In 
Beifein des Pfarcers der Gemeinde abgelegt werden ſoll; Über 
die Unterflügung dienftunfähiger Pfarrer aus den Klöftern. 


Bon Schulen, ., 
In allen Städten und Flecken follen Schulen errichtet und 
Schulordnungen vorgefchrieben werden. Die Schulmeifter 
ernennt der Magiftrat mit Zuthun des Pfarrers und Super⸗ 
intendenten. 
Bon geiftlichen Leben. 


Das Einkommen der geiftlichen Lehen, Bruͤderſchaften, 
Vicarien, Commenden fol fleißig erkundigt, und. „nicht vers 
rüdt oder in.profanos usas, fondern zu Erhaltung ber Kir- 
chen, Kicchenämter, Schulen, Armen Knaben, fo fludiren, ger 
wendet und gebraucht” werden. 


Bon Elöftern: 


„In ben Gtoftern da noch die alten Mißbreuche vnd Abs. 
goͤtterey wären ꝛc. 


Dieſer Articul fol noch zur Beit eingeſtellt werden.’ 
unter ber Predigt. “ en 


1563. 
CXVIL.. 


erden ordening Im Lande tho Pomern, Dorch de Durchlüchtigen Hochgebornen Förften 

vnd Herren, Heren Barnim, vnd Herrn Philipfen Hochlöfflicher gedechtnis, beide Hertogen tho Stettin Pomern 

der Gafiuben und Wenden, Zörften tho Rügen, und Grauen tho Guͤtzkaw etc. Anfenglid vp dem Landage tho 

Treptaw Anno MDXXXV. geſchlaten: Vnd igo ferner Dorch de Durchlüchtigen Hochgebornen Zörften und Herren, 

Harn Barnim den Oldern, Heren Johan Frederichen, Herrn Bugdlaffen, Herrn Ernſt Ludwig, Herrn Barnim 

ben Züngern, vnd Herrn Gafimiren, Geueddern und gebroͤder, Hertogen tho Stettin Pomern etc. vp Radt ber 
Theologen vnd bewilligung ber Landſtend verniet und vermehret. Anno MDLXII. WWittemberg 1568. 

Die Verf. biefer K.⸗O. find Paul von Rhode, 

Georg Benebiger und Jacob Runge. Sie wurde, 

er fle auf. einer Synode zu Sceifemaib von ber Geifts 


J approbirt worden, und nachdem auch bi | 
durch bie Landſtaͤnde geichehen war , mit ben on ben ie 


v 


teren vorgeſchlagenen Aenderungen auf einem allgemeinen Land⸗ 
tage zu Stettin (Mont. nach Laͤtare) publicirt. (Brgl. u. A. 
Gramer, Pommerſch. Kirchen⸗Chronicon, S. 136, 159, 162 
ff.) Nur Einzelnes entlehnt fie wörtlich aus ber alten K.⸗O. 
v. 3. 1636. (Rr. LE) Dee folg. Ahbrud giebt fie vollſtaͤndig 


290 BB. CHETR Peowmepiıhe Biechenortumung. . 


(nur mit Ausſchiuß des die Schulen betr. Abfchnittes) 
nad einem Exemplar, in welchem bie „geptreihen Sapfehler 
von einer gleichzeitigen Hand corrigiet find. 


*« 00% 


Dat Erſte Deel, 

Wan Der Lehre: | 

In allen Kerden onfer Lande unde Foͤrſtendhoͤme, ſchal 
Bades wort, de Lhere des Geſettes, vnde Euangelij , de Gott 
de almechtige dorch fonen eingebornen Shoͤn Iheſum Chris 
ſtum anedichlid apenbaret hefft, vnde in der Propheten vnde 
Apoſtel fchriffte, im olden vnde nyen Zeflament vorfatet ys, 
esine vnde flitich geprediget werden, in deme vorflande de in 
ben Symbolis Apostolico, Niceno vnde Athanasij, vnd in 
der Augsbürgifchen Konfeiston, unbe erer Apologien, unbe in 
der repetition derſuͤluigen confefsion, de.tho Zrident Anno 1552. 
öuergeuen, oc in dem Catechiſmo vnde bekendtnis, Doctoris 
Martini Lutheri, welcker vp ein thokünfftid Goncilium Anno 
1537. geftsllet, unde van den Stenden, der Augsbürgifchen 
Gonfefsion vorwandten Theologen under fchreuen, vnde den inden 
locis Communibus Philippi Melanthonis, unde andern böden, 
de wy the ſamen in ein Volumen vor unfere Pomeriſche Kercke 
druckon latın, erkleret yhs. 

Dar yegen ſchoͤlen alle Papiſtiſche vnde andere affgoͤdiſche 
vnde falſche Lehre, mit allen erdom vnde Secten, de der Lhere 
des Euangelij tho wedderen find, in den Kercken vnſerer Lande 
affgedhan, vnde vorbaden ſyn, mit bet Lhere geſtraffet, vnde de 
Herten mit Gades worde, recht vnderrichtet vnde geleret werden. 

Darmit ouerſt in den Kercken, diſſer Lande, mit gnade 
vnde huͤlpe des hilligen Geiſtes, thokamende Secten vnde arge 
lehren mögen vorhoͤdet werben, Sa hebden uns vnſe loue an⸗ 
dechtige vnde getruͤwen de Geiſtlicheit, Superintendenten, Pa⸗ 
ſtores vnde Prediger, folgende articul vnderdenichlick vnde de⸗ 
moͤtichlick ouuerantwerdet, vnde ſick Chriſtlick voreiniget, dat alle 
lehrer vnde Prediger in diſſen Landen, aha inholt der hilligen 
ſchrifft, der Symbolen, und Augſsburgiſchen Confeſeion, van 
folgenden Articulen lehren vnde Predigen ſchoͤlon, Vnde erſtlick 
van Gott, van Goͤttlicken weſen, vnde van den Perſonen der 
Gottheit. 

Dat ein einich, ewich, leuendich, almechtich Gott ſy, ſchep⸗ 
per aller Creaturen, de ſick mit finen worde, eine ewige Kercke 
vp erden ſamlet, vnd dat in dem einigen Goͤdtlicken weſen, 
ſint drey vnterſchiedene Perſonen, Godt Vader, Godt Soͤn, 


Gott hillige Geiſt, glick an Goͤdtlicker maleſtet, glick ewich N- 


herlich, ande techtferdich,, und barmhertich, alfe be Goͤd⸗ 
Tide maieſtet fit führten in der ſcheppinge, und Dana Im word, 


und in der doͤpe unfes Heren Iheſu Chrifti, apenbaret hefft. }. 
‚uichen Leth, alſe Paulus ſpreckt. Qaos diezit, hen 4 nenasit. 


Sonderlick oͤuerſt ſchal Yan dem Hern Iheſu Ehriſto gelmet 
werben, bat he Gades eingebarner Soͤn js, san dem Goͤdtlicken 
weſen des Vaders gebaren, glick ewich, allmechtich, vnd her⸗ 
lich mit den Vader, vnde —28 er minfch, entfangen dorch 
den hilligen Seite m Marien der R 


de onfe erlöfinge mit fonem Dode, vnde Vperſtandinge vollen 
bracht hefft. Wan Gades worde, dat im der gemeine Chrifti 
geprediget wert, ſchal geleret werden, dat ydt Gades krafft ſy, 
allen gloͤnigen, datſe dardorch bekeret, und falich werben, darmit 


ungfruwen, vnd be elnige⸗ 
Midler und helland der welt uk khfige:) einige gradenſtuel, 


geeſchet, geſamlet, vnd arholden, Vnd bat dardorch, alle geld⸗ 
ige van God dem Vader, dorch den Hilligen Geiſt, tho dem 
Heren Chriſto gethagen, vnde gebracht werben, bat ock nemand 
Tan tho Chriſto vad the warer erbendtnis Gades kamen, be 
hoͤre denn Gades wort vnde geloͤue demfuͤluigen, vnde ſy dem⸗ 
ſuͤlnigen gehoarſam. Wan dem Gefette, vnd den gebaden Ga— 
des, ſchoͤlen alle Prediger lehren, dat dat geſette geprediget 
wart, nicht dartho, dat me doch die wercke der gebade Gades, 
ſchoͤle effte koͤne den Hemmel voͤrdenen, ſalich werden, Seelen 
vorlöfen, ſuͤnde betalen, ſondern dat de Suͤnde dardorch erfand, 
vnd de herten tho rechter bekeringe, ruͤwe vnd erkendniſſe der 
Bünde gebracht werden, Und dat Schade fo, allent wat mebber 
Gades gebahe yB, nicht alleine vthwendige böfe werde, woͤrde 
vnde inwendige böfe gedancken, böfe luͤſte, vnd theneigingen, 
Sondern auch die boͤſe ſuͤndige art vnd natur, und de verftbe 
ringe Des bilde Gades in ons, die alten minſchen nha dem falle 
von Adam angebaren js. Dartho ſchal man vam Gefette the 
sen, bat de Zein gebade legen die rechten güben werde, Darin be 
bekerden unbe gelduigen Chriſten, vor ade wanderen , unbe 
rechte fruͤchte der bothe bewyfen ſchoͤlen. Dan des Minfchen 
vormögen, vnd Ereften na dem falle, ſchal geleret werden, bat 
de minſche vth eigenen krefften nich fan afleggen de fünde, vnd 
böfe vordoruene art in der natur, und van wegen De 
dat gefette und de gebade Gades, wicht Ban Holden noch er⸗ 
füllen, nid) alleine vor der bekering, fümber ock nha der bekeringe, 
dat be od nicht dan finde betalen, den Torne Bades flilen, de 
gerechticheit vnd falicheit vordienen,, dat he od ane de gnade 
Iheſu Chriftt und huͤlpe des hilligen geiftes , kein geiſtlick gub 
ward. don kan, dat Babe gefellig ſy. Item, bat be minfihe 
ve egenen krefften ane den hilligen Weit ſick nicht Bam te 
Gade bekeren, wente wat nam fleifch gebaven wert, bat 
ys fleifeh Bo: iij: SZtem’bie natürtide minſche vernimmet 
nichs van Geiſte Bades j. Co. ij. Item alle gebunden vnd 
bichtent des minfchlidden herten js boͤſe van jöget op. Sen: wiki. 
Bud: Shriftus ſecht Io. ro. Ane my Eine ge nichs don, Vele 
weniger oͤuerſt kan fick de miinfcheiwt;eigen Erefften to der 
gnade bereiden, alfe de papiften de merito congrui leren, glick⸗ 
wol ys dit Gades vnwandelbarer wille bat de Minſche, Gabes 
wort hören moth, unde dem Hilligen GEISTE de mit unde 
Men Worde v6, nicht mutwillens, webderftreuen.” Alſe de 
ete Chriftus oper de verſtockeden unde vorechter des Wordes 
klaget, Matth. 23. Quoties uolui te, et noluisti? 
Hirby fchal geleret werden, dat Gades wille ys, dat alle 
Minſchen mögen ſalich werden, unbe tho erkenteniſſe ber warheit 
Iheſu Cheifti kamen, un ſonderheit we dot gewifſe dat alle chvm 
ecyigen lueweribe erwelet font, de Gott dorch dat Suangellum 


Dat ouerſt alle. Minſchen nicht Aiſch werden, mb. Hiffe or⸗ 
ſake, dat ſe nicht alle den Heren Iheſum Chriſtum erkennen, 
dem Euangelio nicht gehorſam ſpn, fi nicht hekeren, ſonder beni 


hyutgen Geiſte wedderſtreuen, vnbe ve angebadene gaabe Iheſu 


Chriſti nchwillich vorachten Darveinni⸗ Gobe be Here ſynen 
Geiſt van en nimmet, vnde leth fe varen yn vorkerden ſinn, 
nba exen tuͤſtten. ee. 

Sonderlick ouerſt ſchal men de Gemein⸗ Chriſti viltich uns 
derrichten, dat vnſe Sera Godt nicht wil die Suͤnde, vnde dat 


dat Kite Iheſu Ehriſti, als mit einem Scepterlwert regieret, be nemande tho der Suͤnde drifft: noch helpet/ fondern dat bie 


1508. TEVIT. Pommereſche Rinhesbrbuing 


Suͤnde 96 weiber Bodt den Deren, vnſo digen werck dorch an⸗ 
veiging: dea Düfels, vnde bat ein yder Minſch van wegen fynet 
eigen Suͤnde, bie ehm augebasen ys, vnde die he ſuluen ge⸗ 
dan hefft, vordoͤmet wert. Dewyle ouerft dat Godtloſe weſent 
bie ſekerheit, vnde Epienriſche vovrachtinge des Goͤbtliken Wor⸗ 
des, vnde der Satrament gruwlicken auerhand nimmet, vnde 
alle Godtſelicheit yn den Minſchen vorkuldet, ſchoͤten bie Pa⸗ 
ſtores vude Prediger, alte Minſchen vlitich unde ernfltic tho 
bee Bothe vnde tho der fruͤchte Babes vormanen, dat fie biffe 
Guadentodt nicht vorachten noch vorſunten, ſondern gedoncken 
dat die Knecht die bes Heren willen weet, vnde beit en nicht, 
werdt dubbelt geſchlagen werben, vnde bat ydt beter wre, bat 
fe den wech des Leeuendes, und die GOnado Chriſti niewerle er⸗ 
kandt hedden. 

Ban ber rechtferdinge bes botferdigen Suͤnders dorch den 
gelonen ſchal geleret werden, dat alle vnde ein yder Suͤnder, pn 


vechter bothe vnde befsringe vor Gade gerecht werbe unbe ge⸗ 


recht y6, dat ys, vorgeuinge ber Suͤnde hefft, veh gnaden, ahne 
eigen vordienſt, vmme bes Mibdelers Iheſu Ehriſti willen, als 
leine barch den gelouen, alſe be thofage des Suangelit leret, 
vnde bat he nicht gerecht werde, noch vor, Gade gerecht ys, dorch 
eigene framicheit, ynwendige hyllicheit edder eigene gude wercke, 
alſe dat Gefette lehret. 

DE nicht dorch bis ynwanende weſentlike gerochticheit de 
Gott ſulueſt 96, ſondern allein dorch den Dodt, Bludt, vordienft 
vnde gehorſam Ihefu Chriſti, die vnd yn der bekeringe vth gnaden 
thogerekent vnde thogeeigent, vnde allein dorch den gelouen ent⸗ 
fangen vnde applicieret werdt. 

Hoyrby ouerſt ſchal allewege geleret werden, bat bie gaue 
des hilligen Geiſtes, mit vnde by der gerechticheit vnde vor⸗ 
geninge der Sünde ys. Dorch welckeren Godt de Vader vnd⸗ 
fyn eingebarme Son, vnſe Here Chriſtus ynn der gelduigen 
herten wonst, yegenwerdich unde krefftich yo, thom leenende, 
dat wy mit ens eins fondt, yn em blinen, vnde wearbafftige 
froube, frede vnde nigeware hillicheit unde gerechticheit ym hyl⸗ 
ligen Geiſte, mit reiner froͤticher Conſcientien halben. Welckere 
Goͤdtlicke vmwaning, jegenwerdicheit vnde vorniering, des hilli⸗ 
gen Geiſtes, wowol ydt yn ben Geloͤuigen eine edle grote gaue 
ys, ſo ys ſe doch nicht die gerechtigkeit des gelouens, darmit wy 
armen fünder yn Gades Gerichte beſtan. So ys ock de vor⸗ 
nieringe der herten nicht vullenkamen, ſondern mit mannich⸗ 


foldiger vnreinicheit vormenget, darume ys vnſe Gerechticheit 


vor Gabe, nicht die jnwanende Godtheit, noch die gaue vnde 
vorniering des hylligen Geiſtes, Sondern allein die gehorfam 
des einigen Sons. Bades Ihefr Ehriftt, alfe &. Paulus apen⸗ 
bar: fpeeddst: Vaius obedientia iustiicamur multi. Bande ©. 

: Totius fidueiae certitudo nobis est in precioso 
szugnine Domini mpetri Iesu Christi, etc. 

Dan der Dope fchal geleret werben, bat me be jungen 
Kinder ſchal dopen, unbe dorch die Dope the vnſom Heren 
Chriſto bringen, unbe dat bie Dope ſy wathafftig, ein Badt 
der Wobbergsbert, vde vernleringe· Des Miligen Geiſtes, Bars 
banıky up yn dem dodt, vnde ym de gnade Ihefu Chriſti geſte⸗ 


ten, mit dem Blode Iheſu Chriſti gewaſchen, vnde mit dem 


hiiigen · Weiſt⸗ offt vnde angetagen werden. 


begauet, ged 
Hortho ſchal vlitich gedreuen, ben Luͤden vorgeholden vnde 


erinnert merden die ſcucht der Done, bat fie ben Chriſten y6 


335 


din vorbundt dee gnaden, unbe einer guden Conſcientien, van 
Gaboe dorch die vperſtandinge Iheſu Ehrifit. ride beduͤdet, 
bat yn allen bie gedofft findt, ſtedes ſchal folgen, die ddinge 
des flefches ende des olden Minfchen, dat ys, rechte bekeringe 
vor Bade, vnde ein nye Bobtfalich leeuendt, dorch die grade 
vnde Geiſt Iheſu Chriftt. 

Ban dem Saeramente des Altars, ſchal eindrechtig geleret 


werden, dat me yn des Heren Auentmahl entfange den wahren 


Lyff vnde Wlodt vnſes Heren Iheſu Chriſti, under dem Brode 
vnde Wine, vnde dat die Here Chriſtus ym Sacramente yegen⸗ 
werdich ſy, nit allen mit ſyner gnaden, Geiſt unbe krafft, 
ſondern warhafftich mit ſynem kyff vnde Blode. Als die Wordt 
des Heren Chriſti luden, Dat yo myn Lyff, Dath ve myn 
Bloth, welckere die Geloͤuigen entfangen thom Leuende, vnde 
die vnwerdigen vnde vnbothferdigen thom Gerichte, Sonderlick 
ouerſt ſchal die frucht vnde bruck des Hochwerdigen Sacra⸗ 


ments vlitich gedreuen, vnde dar entyegen de vorachtinge vnde 


vorfämenis des Sacraments by vnſen Euangeliſchen, od 
oe falſche Lehre, affgoͤderie vnde gruwlicke misbruke der Papi⸗ 
ſten, de fe mit dem Hochwerdigen Saerament nha Hoeidni⸗ 
ſcher Affgoͤberie, art vnde wyſe driuen, ſampt der erdichteden 
Tranfubſtantiation, van den Predigern mit der Lhere ernſtlick 
geſtrafft werden. 

Van guden Wercken, die yn allen Chriſten den Gelonen, 
de Dope, vnde gebruck der Sacramente folgen mothen, ſcholen 
die Prediger lheren, dat gude Wercke, alſe fruchte des Gelouens 
vnde der Bothe yn allen Chriften, yn vnde nha Der bekering⸗ 
noͤdich ſyndt, dat ock keiner ein Chriſten ſy, noch ſich des ge⸗ 
louens vnde der gnade vnſes Heren Chriſti rhuͤmen koͤne, de 
muthwillens, gerne efft öffentlich pn ſunden ſtecket vnd vecham 
ret, wedder ſyn eigen geweten. Wowol ouerſt die guden wercke 
ynn allen Chriſten van wegen veeler orſaken noͤdich ſind, vnde 
die gantze gemeine tho guben wercken mit allem ernſt vormanet 
werdt: Dennoch willen die Prediger ynn vnſen Landen diſſe rode 


‚ nicht gebruken: Bona opera sunt necessaria ad salutem. Wente 


be felicheit, dat ys, gnabe by Babe vnde dat etwige leuendt, 
hefft uns allene de Here Chriſtus ertvoruen, vnde werdt dem ges 
loͤuigen vth gnabenn ummefäfs allene vmb des midlers Iheſu 
CEhriſti willen gegeuen. Dartcho ſindt vnſe guben werde nicht 
vullenkamen, ſondern vnrein mit veelen fuͤnden vormenget, 
die doch yn den geloͤuigen dorch den Heren Chriſtum bedecket 
werden, unbe alfo vor Gade dem Heren angeneme, vnde wolge⸗ 
fellich. Hirby ſchal me bie gemene vlytich vnderrichten vnde 
lehren vom den orſaken, Cur bona opera facienda sint: vnde 
darmit ber wiltheit defto mehr geweret werde, vnde Chriſtlicke 
herten mehr luſt vnde vlith tho guden werden geminnen, fo 
fhölen die Prediger vlltich deinen unde Chriſtlick erkleren bie 
promissiones de praemijs bonorum operum, wie geſchreuen 
fett 1. Timo: 4. Pietas habet promissionem praesentis et 
füturee vitae. 

Ban der Chriſtiſken Kerken ſchal geleret werden, bat bie 
Kercke bes Seren Chrifti nicht fu der Papiften hupe, die Bades 
wort vorloͤchnet vnde vorfolget mit loͤgen, falfcher Ichre, vnde 
mordt, Vnde dryffe oͤffentuke Affgoͤderde, ſchreckliche gruͤwel 
vnde Duͤfels lehren. Dat ock des Heren Chriſti Kercke nicht 
fd andere Secten, die oͤffentlick falſche lhere wedder Gades wort 
deinem vnde beholden. Soͤndern allein bie vorſamlinge bie 


lehret, unde befennet, vnde bie Sacramente gang vnde zecht, 
alfe fe de Here Chriſtus yngefettet hefft, gebruket, ane alle 
Affgöderye unbe falfche lehre, fo wedder bie lehre des Deren 


Chriſti ys, vnde de ſich dem hylligen Predigampt mit gehorſam 


vnderwerpet. 
Van woltliker Quericheit ſchal gelehret werben, dat Regi⸗ 


mente vnde Gerichte, Gades ordninga ſy, vnde dat ein veder 


Chriſt ſyner Quericheit, der wuͤnderliken euen ſo wol alſe der 


framen, ſchoͤlen gehorſam fon, ere fruͤchte, toll vnde ſchot ge⸗ 


ven, nicht alleine vmb vormidinge der ſtraffe (welckes ock die 
boͤſen don) ſoͤnder vmme der Conſcientien willen, dat Godt 
ſoͤlkes gebaden hefft, alſe S. Paulus lehret tho den Römern 
am 13 Capittel. Hirbp ſchal ock alle Chriſtlike Duericheit vn⸗ 
detrichtet vnde ermanet werden, dat ſe de Regel Chriſti holde: 
Geuet dem Keyſer wat des Keyſers ys, vnde Gade wat Gades 
ys, Dat fe die vnderthanen nic) dwinge tho falſcher Lhere wed⸗ 
der Gott, noch ſuͤſs tho vngeboͤhr beſchwere, bat Kerckenregiment 
nicht vnderdruͤcke, edder eres gefallens Reformire, Soͤnder dat 
Predigampt ehre, beſcherme vnde vorſorge, alſe ym Propheten 
Eſaia geſchreuen ſteit, Reges erunt nutritores tai. Wenn 
ouerſt die Quericheit ychtes wat gebuͤth effte dryft, dat wedder 
Gades wort vnde dat Predigampt ys, moͤten die Chriſten pn 
bes fruchte Bades der Apoſtel Regel folgen Oportet Deo ma- 
gis obedire quam hominibus. 

Ban Ceremonien vnde middeldingen ſchal geleret werben, 
dath Chriſtlicke nutte Ceremonien yn der Chriftliden Gemeine 
fin ſcholen, de tho guder Ordeninge, tho eindracht, tho erynne⸗ 
ring van der Lhers, vnde tho erbuwinge ber Kercken denen. 
Alſe Paulus ſecht, Omnia decenter et ordine facite. Alſo 
ſind in diſſer Kerckenordeninge vnde in der Agenda Chriſtlike 
fine, vnde nuͤtte Ceremonien vorordent, de mit den Saffifcyen 
Ehriftliten Kerden auer einkamen, unde by vns Chriſtlick vnde 
eindrechtichlich geholden werden. Gelikwol werden dieſuͤluen 
alſo gebruket, dat die Conſcientien nicht daran gebunden, vnde 
kene opinio meriti aut iuatitiae coram Deo darin geſtellet wert. 

Vnde wowol die Chriſtlike Kercke nicht an gelickfoͤrmige 
Ceremonien, ſondern an Gades wort ynde an die Sacrament 
gebunden if, fo gebeden wy dennoch menniglid‘, fo in onfen 
Landen filto Kerckenemptern wil gebruken laten, hirmit ernft- 
lick dat be fi zanck teenninge vunenicheit, unde ergernis, by 
dem fimpeln einfaldigen Manne, tho vermiben unbe vorthoka⸗ 
mende, od in den Ceremonien vnde middeldingen, de in diſſer 
unfer Kercken ordeninge vnd in der agenden gefettet, dorch vth 
gelikförmig vecholden. Vnd by vermidinge vnnachlatiger 
ſtraffe, keine nigeringe, effte anderinge, ahne unfern gemeinen 
einhelligen beſchiut, fo mit radt des General Synedi gefchutt, 
unfören edder malen fchole. Darmit ungelicheit vnd argelike 
vorendering, ſonderlick tho diſſer gefehrliken tydt, yn den Ker⸗ 
cken vnſer Foͤrſtendohme vorhoͤdet, vnde Chriſtlicke einicheit ge⸗ 
fordert vnde vortgeſettet werde, deme wy ſind der vntwiffent⸗ 
der thouorſicht, Nach dem Gott nicht iſt ein Gon der vnor⸗ 
deninge, ſondern des fredes, unbe mil dat alles ordentlick und 


ehrlick tho gahe, Idt fo ſyner ewigen Goͤttucken Waieſtet ein: 
wolgefellich werd, dat: in. den Kercken, to. vorberinge rechter 
Chriſtliker tucht onde duinge nuͤttück⸗ orbeninge eindrechtichlick 
(de doch nicht wedder bat Goͤttlicke allene ſahlichmakende wort 








1363.: GET. Kommenkige Kircheordcng. 
Gades wort; bat Gefette vnde Euangelium Iuster unbe reine. 


fint) vorgenemen vnde geholben werden. Duerſt alle vnchriſt⸗ 
lite Papififche Geremonien vnde unnöbige fpertakel die val⸗ 
ſchen whan, unde Affgoͤderie beftebigen, die ſchwaken Chriften er⸗ 
gern, de des volckes vnde der Prediger Conſcientien bedroͤuen, 
vnde truwen Paſtoren ere ampt thouorlaten, orſake geuen, 
ſcholen in der Kercken vnſer lande nicht geduldet, noch den 
Wedderſakern thowillen in nenen wege angenamen werden. 
Diffe unde andere Artidul der Chriſtliken Ichre, fchölen yn 
den Kercken vnſerer Lande, rein vnde vlitich geleret unbe mehr 
erkleret werden, yn dem vorftande, darin fle hen vnde wedder 
van Doctore Martino Luthero yn ſynen Schrifften, unde van 
Philippo Melanthone, yn den Locis Gommunibus, vnde yn 
der Apologien der Augsburgiſchen Confeſsion vthgelecht vnde 
vorfatet ſint, darup die Pomerſchen Kercken ſick referiren vnde 
tho merer beclaration erbeden. 
Vnde diewile dorch den Ehrwerdigen Philppum Melan⸗ 
thonem die vornemeſten Articul vnſer waren Chriſtlicken lhere 
des Euangelij mit rhat Martini Lutheri ſeligen, vnde anderer 
vornemen Theologen yn etlick Bäder gang richtich, Godtfalich 
und Chriſtlick begrepen vnde vorfatet, od allrede thouoͤrne zur 
ein Bock ſampt den Catechiſmis vnde Confefsion Lutheri, vp 
vnſern beuel vnde vorordeninge, thoſamende gedrucket font. 
Willen ordenen vnde gebeden Wy hirmit, dat yn einer yes 
dern Parrkercken pn vnſen Landen, yn Steben efft Doͤrpern, 
vorgedacht Bock, welckes wy, mo ytzt beruͤret, yn Pamerſche 
Sprake, beide tho ende diſſer ordeninge, od ſunſten enzel druͤ⸗ 
cken laten, ſcholen gekofft, vnde vorwaret, vnde van den Ker⸗ 
ckendenern vlitich geleſen werden. Wor ock dat vormoͤgen, ſon⸗ 
derlick yn Steden by den Kercken ys, ſcholen van den Vorſten⸗ 
dern die Tomi edder Boͤcker Lutheri, van der Kercken ynkamen 
gekofft, vnde neuenſt der Biblien vnde andern Boͤkern, die altede 
yn den Parren vorhauden ſyn, by den Kercken wol vorwharet, 
vnde den Kerckendenern darin tho ſtudieren geſtadet werden. 
Darmit ouerſt reine. eindrechtige Lhere erholden werde, 
ſcholen alle Paſtores, Prediger vnde Lherer, yn diſſen Kercken, 


alle frombde opiniones vnde gezenck vormiden, vnde die Super⸗ 


intendenten vp die Kercken vlitich acht geuen, vnde die gewon⸗ 
licken particular Synodos yn yederer Stadt vnde ord holden, 
Alſe herna van den Synodis ſchal geſecht werben. 

Idt ſchal od niemand etwes niges pn der Lhere edder Ges 
remonien diſſer vnſer ordeninge tho webddern, bosch ſonderlicke 
gedancken effte apenbaringen, noch: ſunſten heruoͤr bringen, vnde 
dar he bat dede, vnde ſich vordechtich makede, ſcholen bie neg⸗ 
ſten Parren deſuluen dem Superintendenten antogen, vnde heb⸗ 
ben wy disfals ferner uth egener bewechniſſe ock vp vnderde⸗ 
nige anſokinge vnſer Landſchop geſchlaten; wo‘ kundt unbe 
apenbar, dat: des jenigen, fo nygeringe reget, [pn vornemen 
wedder Gades Wordt onde differunfe Ordninge, dat als denn, 
wen hie dorch de Superintendenten vnde Paflotes , edbder gans 
gem Synodum, wo folget, errich befunden, vnde Up worgande 
nottrofftige ermaninga van finer meininge micht: wiken, Sons 
dern yn fonem vornemen halsſtarrig bekarteniwll,ides Landes 
vnnalatich ſchole vorwyſet, vnde dar zu ehe: aenen tyden geftabet 
ehder geduldet werden.  . 1 1, °._. 

Mehre ouerft: toluelhafftig, efft dat yeuige do Gebachte, 
on der Lhere edder Seremanten anthofangen, wedder bie Godt⸗ 
lich Cuangeliſche rechte Lhere, edder diſſe vnfe Kercken Ordeninge 





1508. CXva. Pommerrfihe Kircheuordunug · 


So ſcholen die Superintendenten by vns Zürften eins yeden 
orbes. anrogen, bat wy geftaden derhaluen einen General Syn⸗ 
odum tho Holden, dartho wy od vnſen Vederlicken gnebigen 
willen veder tibt geuen, vnde vnſe anfehenlide rede van Haus 
vnde Lande, fampt etlicken vornemen Rats Perfonen vth den 
Steden vorordenen vnde ſchicken willen, neuenft vnde mit den 
Theologen, Superintendenten unde Predigern den vorgefallenen 
twifel vnde wat mehr proponirt werbt, mit vlite tho erwegen, 
vnde nha Bades worbe unbe guden grunde, mit vnſem vorwe⸗ 
ten Chriſtlick vnde Gotſelichlick tho entfcheiden, Darby ydt od 
eindrechtig ſchal bliuen vnde gelaten, od? bie halftarrigen, fo ſick 
beme mebderfetten willen, ynn vnſen Landen nicht geduldet 
werden, Alles Bott deme Heren to ehren, od vorberff ewiger 
vnde tidtlider rouwe und wolfart to vormiden. 

Idt ſcholen oc vnſe Amptlüde, dergeliten die Patronen und 
Nadt un Steben, Beinen Kerckendener, bie nicht ordenicet, ebder 
Beinen frombden unbelanden, die nicht eraminiret ys, edber mit 
Papiſterie, Secten, falfcher lehre vnde vnordeninge behenget 
iſt, effte nha der vormaninge wedder diſſe Kercken ordeninge 
handelt, bauen erynneringe vnde vorordeninge des Superinten⸗ 
denten, ehme tho weddern, nicht vpholden edder beſchermen, 
Sondern veel mehr reine Lhere vnde gemeine Chriſtlicke orde⸗ 


ninge handthauen vnde vortſetten, wo hernha an ſynem orde 


van dem allen wedder vnderſcheidlich gemeldet ys, etc. 


Dat Under Deel vam Prebigampt unbe Prebigen. 


Dath Prebigampt ys ein hillich vnde hoch ampt, dar Gas 
des ehre, dat ryke unfes Deren Chrifli vp Erden, vnde ber 
Minfhen Seelen falicheit anhenget, darborch wy armen füns 
bige Minſchen vth ber gewalt des Duͤuels, tho unfem Heren 
Iheſu Chrifto gefoͤret unde gebracht werden, welckere de Einge⸗ 
barne Söne Gades fülueft hefft geftifftet, vnde erfimal anges 
fangen vnde geföret, vnde dorch die Propheten, Apoftel unde 
exe Juͤnger erholden, by dem he noch fülueft vegenmwerbich ys, 
yn der Chriftliden Gemeine vnde yn den herten der Thohörer. 
Daruͤmme fcholen Paftores vnde Prediger, Godtfrüchtige, ges 
lerde, ehrlide, frame mennet fon, yn Gades Worde vorfien- 
dich, die ehrer Lhere gewiſſe vnde geweldich ſynt, Alſo dat ſie 
recht lheren, vnde deme Wedderſaker wedderſprecken koͤnen, vnde 
dat fe yn erem Ampte ein Chriſtlick Godtſalich leeuendt foͤren, 

vnde ein Vorbilde ſyn der gantzen gemeine. Alſe S. Paulus 
Der yn dem 1. Zimoth: am 3. Gapitel, onde tho Tito am 
en. 

Sonderlick ſcholen die Kerckendener vnſtrafflick, nüchtern, 
metich, ſedich, nicht haderiſch, nicht hoferdich, nicht girich, nicht 
betiſch, ſunder fruͤndlick, guͤdich, tuͤchtich, fredſam, vnde nene 
fullenſuͤpers fon. Ock alle argerlicke geferlicke geſelſchop vp dem 
Lande vnde yn Steden, ſonderlick yn Bierkroͤgen, vormiden 
fulueſt nene bier kroge holden, noch hanteringe, ſo ehrem ſtande 
vngemethe, edder yaget dryuen, vnde ſcholen ſick hoͤden vor has 
der vnde Tumult, daruth floͤken, ſchelden, ſchlege, wunden, 
vnde dergelicken vnrath vnde ergernis erfolgen. Sie ſcholen 
ehtlike kledinge, erem ſtande gemete, dragen, yn erem handel 
vnde wandel alle lichtferdicheit myden. Gentzlich ouerſt ſcho⸗ 
len fie ſick yn frommeden ſaken, des Procurirens yn Gerich⸗ 
ten, vnde gefehrlicke drouwbrieffe tho ſchriuen, by entſettinge bes 
Amptes, entholden. 


⸗ 


o—————— EEE — r—— — — ——— — — — Dr — ————————————————— 


Sonſt ſcholen alle fryheit, Immunitet vnde begnadingen 
den Parherrn vnde Kerckendenern, ſo Chriſtlichs handels vnde 
wandels hyrmit beſtediget ſyn, vnde ſie worin tho vorkorten, 
edder tho beledigen mit nichte geſtadet werden. Idt ſchal ock 
nen Prediger, Caplan edder Scholmeſter, noch Kercken Diener, 
angenamen, edder tho dienſte befordert werden, he bringe denn 
tuͤchniſſe edder orkunt fines-vorigen handels vnde wandels, unbe 
dat he mit willen van dem orde, dar he tho voͤrne gedient, ed⸗ 
der ſick entholden, affgeſcheiden ſy. 

Darmit ouerſt geſchickte duͤchtige Menner mogen vorordent 
werden, vnde by den Kercken blyuen, ſcholen die Patronen vnde 
Quericheit ahn jederm orde alle Geiſtlike Kercken guͤder, Des 
uinge, Eckere, vnde allent wat van olders by der Kercken ges 
wefen ys, by den Parkerken lathen, vnde mit vlite webderbringen 
wat ber Kercken enttagen ys. Defüluigen güder mit ben Gas 
des Düfern vnde wedemen nicht allene truwlick conferuiren, 
Sondern od vormöge differ Kercken Ordeninge, wo ydt van⸗ 
nöden 98, van dem eren, alfe ere Voröldern geban hebben, bes 
teren , edder mit vlite helpen, bat die vnderholdinge ber Prebis 
ger van den Gafpellüben, ben fie mit Gades Worde dienen, 
vorbetert werde. Gelick alfe bithfuluige hiruoͤr vp dem Lande 
tage tho Stettin Anno etc. 96. vp Letare, von vns Hertog 
Barnim, vnde Hochgedachten unfern feligen fruͤndlicken lieuen 
Veddern, werlandt Herrn Phitipfen, tho Stettin Pomern 
Hertogen, etc. vnde allen Stenden befchlaten unde angenamen 
ys. Alles dem Deren Chrifto tho eren, vnde bat die Chriftlike 
wahre Religion vnde here des Hilligen Euangelij, mit dem hils 
ligen Predigampt yn diffen Landen, by uns vnde vnſen Nha⸗ 
tömlingen fo viele mehr erholden werbe. 

Desgeliten fcholen die Prediger alfe diener vnſers Deren 
Iheſu Chrifti, die uns den wech bed Leeuendes unbe rechte ers 
kendnis Gades verfündigen, dat Volck unde Kinder mit Gades 
Morde vnderrichten, unbe tho aller ehr unde gehorfam vormas 
nen, gemenen frede mit dem Worde flerdden, unde vprhor vors 
hindern. Ock dagelid mit der gangen Chriftliden gemeine vor 
die Ouericheit bidden, wedderumme van der Duericheit unbe 
Vnderdanen, yn allen ehren leeff unbe werth geholden werden. 
Alſe S. Paulus Iheret: Die Dldeften die ym Worde arbeiben, 
ſynd bübbelder ehren werdt, j. Timo: 6. 

Idt fcholen od die Parheren in Dörpern vnde Steben van 
den Patronen vnde allen die Godt yn den Standt der Oueris 
cheit gefettet, fo wol als van gemenen Gafpel lüden, ehrlich wie 
Diener Gades erkandt vnde geholden, vnde mit dienflen edder 
nigeringen nicht befchtweret noch beladen werben. - Sonder ever 
fryheit unde immunitet, ahne afbrock geneten, doch od wedder⸗ 
umme dat yenige don vnde leiſten, wat fie ſculdich. 

Dewile ock vele vnrichticheit, daruth her fluͤtt, dat die Pre⸗ 
dicanten vnde Kerckendiener ehres gefallens, ahne erhefflike or⸗ 
ſacken, die Kercken vorlathen, ock tho tyden dorch die Patronen 
efft Radt vnde Stedten, ahne billiche orſacken affgeſtott werden. 
So ſchal kuͤnfftich ane vorweten des Superintendenten vnde 
genugſamen orſaken ber keins geſchehen, wa hernhamals yn 
diſſer Kercken Ordeninge an ſynem orde ferner gemeldet werdt. 


Wo vele Prediger ahn vederm ort ſyn ſchölen. 


Vp einer yedern Parre ſchal ein Parher ſyn, bie dat Wordt 
Gades ſuͤlueſt predigen koͤne, vnde die Kercke wethe tho rege⸗ 
30 


236 


ven, de fülue fchal by ſick hebben, yn Steven einen, twe, ebber 
> fo ydt vannoͤden 98, drie Prediger, de eme Gades Wort vlytich 
belpen predigen, die Sacramenta vorreden, dat Vold recht vn⸗ 
derwyſen, mit Lehre, ftraff, trofte unde ermaninge, die krancken 
fo yn noͤden liggen, vlitich vnde vnwegerlich, ahne vorwiſent, 
wegen ehres Amptes, vnde vth Chriſtlicker leue beſoͤken, vnde 
ſonderlick ſehen vp die rechten wharen atmen bes Deren Chriſti 
yn Hoſpitalen vnde armen Huͤſern, dat ſie getroſtet vnde vor⸗ 
ſorget werden, Alſe die hillige Paulus bekent, dat em die ſorge 
der Armen van allen Apoſtolen befahlen ys, Gal: 2 

De Paftor [hal mit ſynen Coadiutoribus, alfe mit [onen 
Brüderen vmmeghan, nha der Regel Chrifti, Wol die grötefte 
v6 fy der andern Diener, en heipen nha allem vormögen, fie 
lehren, onderrichten, vormanen, yn aller leeue, mit fachemddi- 
heit. Die Coadiutores fhöten ſick nicht webber die Paſtores 
erheuen, Sm Caſpel nene twebracht maken, noch anhangk wed⸗ 
der den Paſtoren, ſondern em yn demut alſe eren Oldeſten yn 
ehren holden, em ym Kercken Regiment gehorſam ſyn, vnde 
ere Ampt, vlitich waren vnde vthrichten, vnde alle Sonauende 
ſick mit dem Paſtore vorgelicken, wo ydt yn der folgenden wecken 
auer yn der Kercken ſchal geholden werden. 

Desgeliken ſchal ock mit den Schuldienern vnde andern 
Kerckenperſonen geſchehen, vnde ſo vnwille vnde hader twi⸗ 
ſchen ſie entſtuͤnde, ſchal die Paſtor ſollckes erſten fruͤndlick 
vnde broderlick thouordragen ſick beuliten. 


Wo ouerſt ſolckes vnfruchtbar iſt, ſchal die ſake nicht van 


em vp den Predigſtoll, noch vor den Rath, efft ander werltlicke 
Perſonen gebracht. Sondern erſtmal deme Superintendenten 
‚ angetoget werden. Alſe Sanctus Paulus lehret am 1. Corinth: 6. 

Wo ock die Prediger mit Priuat Perſonen, edder ſonſt ye⸗ 
mande yn vnguͤde tho donde hedden, ſcholen ſie ere ſchelinge 
vnde gebreken nicht vp die Cantzel bringen, noch ſick ſuͤlueſt vin⸗ 
diciren edder rechtfertigen, ſonder die ſake an geborenden orden 
vormelben, vnde forderlicken beſcheidt erlangen. Darnha fick 
die Kerckendiener ſo wol alſe ſyn wedder deel tho richten. 

In allem ouerſt, ſcholen Parhern vnde Prediger yn Gades 
fruchte, ehre hyllige Ampt, alſe Sanctus Paulus vaken beuelet, 
Non ad destructionem sed ad aedificationem Ecclesiae gebrus 
den, alle vnnodige bittering vormiden, falfche Ichre, Sünde 
vnnd laſter vederlick mit hilligenn yuer thor betteringe ſtraffen, 
vnde mit geoten flite Holden vnitatem Spiritus in uinculo pacis, 


Vp den Dörpern. ' 


Vp einem yedern Dörpe ſchal ein Parher fon, be bar hebbe 
einen gefhidleden unde befcheidenen Cofter, wor de Parren grodt 
vnde vormögen fin, were gubt, bat van des Paftoris heuinge 
etwes tho der Göfterie gelecht, unde ein Gappelan, fo ferne ydt 
noͤdich, vnd dat vormoͤgen der Kercken vorhanden, geholden 
wuͤrde, deſegeliken kan em od Acker van den Wedemhouen, 
efft Gadeshuſsacker, dorch die Viſitation tho geordent werden, 
mit einer bequemen wanige, Id ſchoͤlen oͤuerſt die Paſtores ſick 
des unmödigen langen vthreiſendes entholden, dat Gafpel nicht 
alleine dem Gappellane befehlen,, fondern am billigen dage, wo 
nicht unummegendlide nodſaken fint, füluen prebigen, vnde dat 
Kercken regimente, im gangen Eafpet drdentli vnde ehrlick hol⸗ 
ben, unde andern mit güben Eyempeln vorghan. 

Wo ouerſt ein Parcher nha gelegenheit van einer Parce 


1568. CXvaz, Pouumertche Birchensrhunug. 


fi ck nicht koͤnde vnderholden, edber vngelegen were, vels Kercken 
einem Parher tho vorſorgen, ſchal ydt tho der Viſitation, effte 
im fall ſick an einem orde dieſuͤlue etwes erſtreckede, tho der 
Superintendenten, Patronen vnde Duericheit ſamptlichen bes 
dencken, vnde gefallen ſtan, effte mehr Kercken einem Paſtori 
koͤnen beuhalen werden. 

Hiemit ſchal kuͤmpſtich affgedhan fon, be vorhuͤringe der 
Parren, dat de Patronen, effte andere weltlick Perſonen, de 
ſuͤlueſt nicht predigen, ock nicht Preſter werden willen, de We⸗ 
demen vnde Caſpel heuinge ahne arbeit beſitten, edder de We⸗ 
demen den Buren indhon, vnde erfflick vorkoͤpen, vnde vor ſick 
einen armen Prediger thom Cappellan holden, deme fe geuen 
wat fe willen, vnde fo etliche wheren, be der geftalt Parren bes 
fitten, mit dem ſchal thor Vifitation nha gelegenheit gehandelt 
werben, bat fe befüluen afftreden, vnde bem rechten Paſtor ins 
ruͤmen mögen, wente be arbeiber js jo ſynes lons wert, Et qui 
non laborat, non manducet etc. Duerſt kuͤnfftich fchölen die 
Parren vnde Pargüder, bie ampt vnde arbeit by ſick hebben, 
an einen jedern orde mit allen eigendhom vnde freiheit, ybt fp 
Heuinge, Ader edder Holt, by dem parampt bliuen, und ne 
mands, al& der füluen dat ampt vorwalden fan vnde wil, con« 
feriret, ock wat van den Kerdiengüdern vorlamen, wedder dar⸗ 
tho gebracht werden, als hernachmals by dem Articul der Vi⸗ 
ſitation wedder gemeldet. 


Wo vele Predigen am billigen Dage geſchehen ſcholen ete. 


An Steden ſchoͤlen des hilligen dages allewege dre Sermone 
geſchehen, de Catechiſmus, bat Euangelium vmme achten, Vnde 
de Epiſtel, dar vele Parrkercken ſint, vnde mehr predigen ge⸗ 
ſchehen koͤnen, kan wat vth der Schrifft, edder hiſtorien pro 
tempore, effte ſuͤſs ein noͤdich gelegen tert geprediget werden, 
als „dt de Superintendens nha gelegenheit eines yedern ordes 
vorordenen wert. 

Vp ben Doͤrpen ſchal dat Euangelium vor Middage gepre⸗ 
diget, vnde ein ſtuͤcke vth dem Catechiſmo van dem Coͤſter, nha 
der Epiſtel fin duͤtlick vorgeleſen werden, nha middage ſchal de 
Paſtor den Catechiſmum predigen, vnde mit dem Volcke etlicke 
Pſalmen ſingen, wo hernha vnder dem Titul, vam Catechiſmo 
ferner gemeldet werdt. 


Prebigen bed werdeldaget. ' 


In groten Steben Fan wol alle dage ein Sermon gefchehen, 
bed Sonnauende Morgens ‚wenn alle Man im Hufe vnde 
Marckede vorhindert ys, kan die Sermon vorbliuen, vnde vp 
be Weſper gelecht werden, ſonderlick vmme der Gommmmkanten 


Vi tingen Steben, kan ein effte-twe Sermane in der tele 
gefcheben, op gelegene bage, vnde ſchal ein yeber Prediger oͤuer 
iii Sermon yeder weke ordinarie tho donde, nicht beſchwetet 
werden, ydt gefchehe benn in der Vifitation, vth billigen orfalen 
andere vorordbeninge, darnha man fi? an yederem orde thorichten. 


Ban ber Letanien. 


In peder Stadt fhal alle weke vp einem gelegenen bach 
vor edder nha dem Sermone bie Letanie geholben, vnd be ges 
meine dat fe thom gebebe thofamen damen, Rad ermanet 
werden. 


1568. OXVIE. Pommereſche Kircherorduuug. 


Defögeliden ſchal be Superintendens vororbenen, bat dp 
ben Dörperen, in einem yedern Caſpel, de Letania thor weke 
einmal, edder vp den Sondach, wenn nicht Commmunicanten 
ſyn, edber vp den Fridach, effte Middeweken, mit einem for: 
ten fermone, wo ydt yebern ordes gelegenheit ys, geholden 
werbe, biruor geuen in veelen Cafpeln die Buren bem Pastori 
primitias de fie S. Johannes garuen noͤmen, effte funft wat 
an gelbe vth dem Gadeshuſe, ebber wat nha Caſpel gebruck ges 
woͤnlick ys. 

VBam Eatehifmo. 

‚Bor allen dingen ſchal die hillige Cathechiſmus pn allen 
Parren vnde Kercken vlitich gedreuen vnde geoͤuet werden, am 
Sondage ſchal yn einer vedern Stadt eine gelegene ſtunde des 
morgens fro, effte tho 12. vp ben Middach tho dem Catechiſmo 
verordent, vnde ein gudt Catechiſta geholden werden, die den 
GCathechiſmum vlitigen vnde truwlichen predige, nicht allein die 
erſten viff ſtuͤcke, die Tein Gebade, Gelouen, Vader vnſe, 
Dope, vnde Sacrament des Altars, ſondern ock die Bicht, dat 
auent vnde morgen Gebet, Benedicite vnde Gratias mit ber 
gantzen Hustafel, vp dat ſollick ſtuͤck der gantzen Gemeine be⸗ 
kandt vnde gemeine werben. Hirin ſchal men ſonderlick folgen 
den geoten Cathechiſmnum Doctoris Martini Lutheri, Doc, bat 
ydt frie fy, aha gelegenheit der Thohoͤrer, korter effte longer 
mit anhange etlicker Spröde der Schrift vnde Erempel ber 
Hiſtorien, die Huberinus thoſamen gedragen hefft, van yederm 

uͤcke thoreden, vnde ſchal die Catechiſta flit ahnwenden, dat 
e yn einem yare den Catechiſmum ende. 

Bp den Dorpern ſchal nicht allein die Coͤſter des Sondage 
morgens ein ſtuͤck vth dem Catechiſmo fyn duͤtlick dem Volck 
vorleſen, ſondern die Paſtor ſchal nha middage den Catechif⸗ 
mum, als vorgefecht ys, truwlichen predigen, vnde ſampt dem 
Coͤſter etlicke duͤdeſche Pſalmen mit dem Volcke ſingen, dat die 
hilligen ſchoͤnen Gefenge nicht vorgeten werben. De Paſtor 
ſchal od alle verendeel Jar, bie Kinder vnde bat Geſinde ym 
Catechiſmo des Sondags nha middage vorhören, ehn lehren 
eine gewiſſe VBicht, mit dem morgen vnde auentbede, Bene⸗ 
dicite unde Gratias, und flit bohn, wen fie die Wordt des Cas 
techiſmi weten, dat fie od nha der handt den Vorftandt vnde 
die Vhtlegginge vm kleinen Catechiſmo Iheren, fo vaken als die 
Paſtor ahm Sondage de Catechiſmus prebige vorfümet, fehal 
be vam Superintendenten, Synodo edder Gonfiflorio geftraffet, 
onde fo he bauen de ernnneringe vnde ftraff mothwillich blifft, 
van ber Kercken entfettet werden. Wor ein Paftor mehr als 
eirte Kercke hefft, fchal he den Eatechiſmum nha midbage ums 
fchicheich predigen, ftebe ahn dem orde, bar dat Officium thom 
leften geworden 98. 


Darmit nu follicks gefcheen möge, ſcholen bie Buren pn 


dem Dorpe effte Eafpell, dar bie Paſtor nicht wanet, ehme 
ommefchichtich eine maltidt geuen, Die Paſtor ſchal mit den 
Lhden tho frede ſyn, unbe vor gut nemen, nicht forderen, dat 
fe fonentwegen befondere unkoft malen. . ’ 

Würde ſick od kuͤnfftich befinden, dat ben Paftorn bie mal⸗ 
tydt by den Burn thonemen, edder den armen Lüben diefuluen 
tho geuen, an etlicken orden vngelegen fallen moͤchte, fo wil 
man yn der Wifitacden dem Prediger ahn ftabt deſſuluen, ein 
genants ahn korne ebder gelbe der billicheit nha, dat he yarlick 
vor angeragete maltibt ntfange, beputieven. 


Wor die Paftores op den Dorpcafpeln, Gappellen hebben, 
bar fie yegen die van olders vororbente entgeldtnis, Weken⸗ 
predige bon mothen, Darfülueft ſcholen fie od den Catehifmum 
predigen, vnde ein Capittel vth der hilligen fchrifft leſen, mit 
einer Collecten, fampt einen effte twe Pfalmen. 


Ban der Repetition bes Catechiſmi up alle verubel Jars, in den Ster 
den, vnde van dem Examen, vnde Tonfirmation der Kinder. 


In Steden fchall‘ die Gatehifmus alle verndel Ihar, vp 
die quatertensper repetict werden, alle bage ein Sermon, vp 
eine gelegene flunde vnde binnen 14. dagen geendiget, vp dies 
fülue tidt fcholen die Kinder, Knaben, vnde Megdekenn, be 
noch nicht thom Sacramente geweft findt, aha dem Sermone, 
effte op eine ander gelegene flunde in der Kercken van den Pres 
digern, im Catechiſmo eraminiret werden. Wor mehr Pars 
kercken find, ſchoͤlen die Prediger den Catechiſmum vmmeſchich⸗ 
tich repetiren, Alſe ydt de Superintendens vnder fe vorordent, 
efft die anderen Sermon tempore repetitionis Catechismi ſcho- 
len ahnſtan, wert de Superintendens ahn einen jedern orde, 
nha gelegenheit vorordenen. 

Alle Ihar ſchall in jeder Stadt einmal, edder ſo ydt not 
iſs twemal in der Vaſten, vnde vp Michaelis, wenn die Cate⸗ 
chiſmus repetirt, vnde bat examen ber Kinder geſchehen iſs,die 
Confirmation geholden werden, Alſe dieſuͤlue mit eren Ceremo⸗ 
nien in der Agenda beſchreuen, vnde vele Ihar in diſſen Pame⸗ 
riſchen Kercken, im gebruke geweſt iſs, Sollicke Confirmation, 
vnde Benediction der Kinder, ſchall de Superintendens ſuͤlueſt 
undertiden yn den Steden holden, Wenn ydt em ouerſt nicht 
moͤgelick, ſchal he ydt dem oͤldeſten unde uornemeſten Paſtori 
ynn der Stadt beuhelen. 

Vp den Doͤrpern ſchal yn veberm Gafpel die Confirmation 
geholden werden, umme dat ander Ihar, edder ſo ydt uannds 
ben ys ale Shbar. . . ' 

Darmit fie ouerft defto bet yn den bruck kame, fchölen die 
Superintendenten wo ydt bie nodt unde gelegenheit erfordert, 
den Paftorn yn ber negeften. Stadt, etlidde ümmeliggende Ga: 
fpel mit uormilliging der Patronen thoordenen, bar fe tho ges 
legener tydt hen reifen, unde nah dem Eramen ber Kinder die 
Gonfirmation vorrichten. Die Vorftender ym Cafpel fchölen . 
doͤrch die Caſpelkinder den Paftoren vth der Stadt holen: laten, 
vnde wedder tho huſs bringen. Wo fe ouerft vnde die Ca⸗ 
fpeitüde hyrtho vnwillich fin, ſchal idt den Amptlüden ebber 
yedes ordes Duericheit angethöget, vnde doͤrch defüluen ſoͤllckes 
thogefhende vorfchaffet werden. De Parner im Cafpel fchal 
dem vorordenten Paftort vth der Stadt, herberge geuen, vnde 
nah vormögen vthrichtinge dohn, doch mit ſoͤnderlicken vnkoſten 
derhaluen nicht beſchweret werben. 

Sp bis Paftores in den Steben vornemen, ein veder in 
fonem Circulo, dat de Parners vp den Dörpern, den Catechife 
mum vnd Eyamen der Kinder vorſuͤmelick holden, effte dyſſer 
vnſer Ordning in einigen ſtuͤck cho wedderen gehandelt wert, 
bat fcholen fie dem Superintenbenten anthögen, vnde fi hir⸗ 
bauen keiner Jurisdietion in den Caſpeln ahnmaten. 

Wenn die Catechiſmus in Steden alle quantall repetirt 
wert, ſchal me dat volck vnde die Husmeder vormanen, dat fie 
mit eren: finden , vnde gefinde des auendes unde morgen& bes 
den, vnde alle bage ein ſtuͤcke vth Dem Gatechifino mit der vth⸗ 

30* 


—*RXP 


legginge im klenen Satechifmo Lutheri vp feggen laten, vnde 
ſick ere leuent, huſs, gudt, vnde baue Gade dem Deren, mit 
dem gebede befehlen, vp dat die herten van fegenen, böten, wi⸗ 
den, vnde warfeggen, Zouerie unde dergeliten duuelfchen by: 
Iouen, tho Gades fruchte, unde tho echtem vortrumwende,, tho 
Gabe gewennet werden, dartho ſchal die Coͤſter des Auendes 
vnde morgens bedeklocke ſchlahen, die übe thom gebebe darmit 
thoerinneren. 
Ban den Hilligen Virdagen. 

Darmit bie hilliginge ahm virbage nicht vorbindert vnde 
der vorachtinge deſs Goͤttlicken wordes gewheret, vnde Gades 
mennigfoldige torn affgewendet werde, ſcholen die Amptluͤde 
vnde Quericheit heders ordes vp dem lande, vnde jn den Ste 
den, vp erinneringe des Superintendenten, effte conſiſtorij be⸗ 
fehlen, vnde exequiren, dat ahm Sondage vnder dem Sermone 
vnde hilligen emptern, nicht geſtadet werden, Iharmarckde, 
Speelpletze, Fechtſcholen, Kroge, dar man Ber, Wyn, Mede, 
Brandewyn, edder anders ſchencket, vnde feyle hefft, Item, 
Köften, Kindelbere, Gilden, Amptcoften vnde Gaſterien, ſcho⸗ 
len den dach, ſo lange de predigen wharen, vorbliuen, den dar⸗ 
dorch vele van Gades wort vnde Sacramenten mit ergerniſſe 
der anderen vorhindert werben, desgeliken ſchal man am Vir⸗ 
dage nicht geſtaden, offentlicke corpotlicke arbeit, die mit erger⸗ 
niſſe ahne ehafft mutwillich gedreuen wert. 

»Alſe my ock dem Allmechtigen thon eheren, vnde anderen 
thom guden exempel Chriſtlike vnde lofflike vorſehing gedan 
hebben, dat de Bursluͤde am hilligen dage ſcholen mit Heren 
denſten verſchonet werden, Demnha wille wy, dat demſuͤluigen 
volge geſchehe, vnde ſcholen alle Ouericheit vp dem lande, vnde 
in Steden mit den eren ydt geliker mhaten thoholden, vnde 
ahne ſuͤnderlicke dringende noth, diſsfals keine anderinge vor⸗ 
thonhemen ſchuͤldig ſyn, Sonderlick ſchal man nha hergebrach⸗ 
ter Chriſtliker gewhanheit vorordenen in Steden, die ſtad doͤre 
edder Slachboͤme tothoholden, vp bat, fo vele moͤgelick y6, bat 
gemeine volck vororſaket werde, ſick van der wiltheit, tho der 
hilliginge thobegeuen, Alſe men leſt wo Nehemias die vorun⸗ 
hilliginge des Sabbaths affgedan hefft, Nehemie vltimo. 


Ban ber Döpe. 


Die billige Döpe Tchal geholden werben, mit ben Ceremos 


nien die ym Gatechifmo vnde in der Agenda befchreuen fpnt, 
vnde [hal nemand geftädet werden, offentlid vam Erorcifmo 
effte Crügen, fo ym Catechiſmo ftan, tho difputiren, Die Kins 
ber fcholen od ahne vnderſcheidt naket, effte allein op dat höuet 
yn den Windelin geböfft, vnde nene bifputation effte bekuͤm⸗ 
merniffe hiruan gemalet werben, Wente man böpet nicht bie 
.- Windeln, funder den Minfchen, die Coͤſter fchal allwege in 
ein Bunkein, rein Water unde ym Winter arm Mater vors 
‚tchaffen. 

Die Vader des Kindes fchall den Prediger ale dem Döper 
yn Sadesftede ehrlick vmme be Dope bidden, ebder dorch ehr⸗ 
licke perfonen bidden laten, vnde fcholen die Vadderen, frame 
ehrlicke Gottfruͤchtige ide. fon, die Gades wort leff hebben, 
unde die Sacramenta gerne entfangen, dem bie vorechtlid nicht 
thom Sacramenta ghan, vnde die lehre des Euangelij, unde 
dat Prodigampt laſteren, effte in offentlicker ergerniffe, vnde 
kundbaren Lafteren liggen , ſchall me ock nicht by der Dope ſtan 


1568, CXVIR. Pommereſchhe Archenorduuug. 


laten, Wente de Dope iſs nicht ein werd, darmit men welt⸗ 
licken pracht ſchole foren, effte allene weitiice fruͤndſchop mafen, 
Sondern die geuaddern flahen dar alfe tuge der Döpe, vnde 
ſchoͤlen Godt dem Deren, ouer dat Kind webder den Satan, 
ahnropen, welckes Gottlofe luͤde nicht doͤn koͤnnen. 

Darmit ouerſt nicht yn der gemene derenthaluen witluͤffti⸗ 


‚heit, zanck, vnde wedderwille vorfalle, Schall der Vader edder 
wer vp ſynen beuelh, wo vorgedachte Vaddern biddet, dem 


Parrhern effte Prediger, wenn he denſuͤluen dat Kindt tho doͤ⸗ 
pen ahnlanget, die Paden edder tuge ſo he forderen wil tho⸗ 
uorne namhafftich maken, vnde van ehm erkunden, * 
kundbare erhefflicke gnugſame orſaken wedder jmands , 
daruͤmme derſuͤluige nicht tho tholaten, vp dat alſo vnenicheit 
vorhoͤdet werde, dartho denn ſonderlick de Prediger, noch ock 
ander, by vormidinge ernſter ſtraffe, kene orſake geuen ſcholen. 
Idt ſcholen od die Paſtores die gemene vnderrichten, bat 
die Olderen nha gemener gewhanheit allene iij Vadderen bidden. 
So ouerſt hir bauen geſchuͤtt ſchall me nha gelegenheit ge⸗ 
dult dragen, beth ſo lange me die luͤde mit der lehre vnde 
Chriſtlicker vnderrichtinge, van der olden gewanheit affuͤre. 
Wenn die Prediger tho geuaddern fülueft gebeden iſs, (hal 
ein ander Parcher, die bat Kindt döpet, vorfchaffet werden, 
Mit der haftigen nochbope iſs ydt thoholden, alfe yn der Agenda 


.| norordent. 


Dewile od by bem gemenen Manne yn Steden vnde 
Doͤrpern vngeboͤrliken miſsbruck, vnde ergerlicke geuerlicke frei⸗ 
beit ynrith, dat die Kindtbeddeſchen fruwen, rockloſer wife offte 
mit gefahr erer gefundhet vnde mit ergerniffe vntidigen vth⸗ 
ghan, onde van onbefchedenen Mennern follites tho dhonde effte 
tho arbeiden gedwungen werden, So fcholen die Paftores hiruan 
de gemene befcheidentlicdy vnde vorfichtichlich underrichten, Bas 
des orbeninge vnde befehl Im xij Capittel Reuitici vthleggen, 
unde wenn bie Kindelbedderinnen nah fef6 weken thor Kerden 
gahn, wowol vp be dagetydt by uns nicht fo genoume fan ges 
drungen werden, Scholen fe vpt Altar eve Opffer geuen, effte 
fhiden, vnde [hal die Moder des Kindes van dem prebigftote 
Inten eine Dandfegginge dohn, Dat fie Sort mit früchten des 
line® gefegenet, vnde wedber tho erer gefundtheit gebracht hefft. 

Dan Padengelde, Kinbelbeer, vnkoſt vp dem Kerdigange, 
willen wy yn der Polltei ordninge vorfehing dohn, vnde alle 
unnotröfftige ouerflödicheit affichaffen laten. 


Bam Uuendtmahl bes Heren Chrifti. 


Dat billige Sacramente bes Liues vnde Blodes unfes He 
ren Iheſu Chriſti ſchal den gefunden vnde krancken yn beider 
(ey geſtaldt, nah der ynſettinge des Deren Chriſti, gereket wer⸗ 
den, Alſe de Apoſtel Paulus lehret, vnde die Apoſtel alle mit 
eren Juͤngern, vnde die leuen Veder mit der hilligen Chriſt⸗ 
licken Kercken geholden hebben, beth vp dyſſe lateſte tydt, dar 
alleine in der Roͤmiſchen Kercke, wedder Gades wordt vnde vn⸗ 
ſers Deren Chriſti beuehl, ock wedder des Bapſtes eigen Deeret, 
vns ſoͤllickes vorbaden iſt. Wo ouerſt dat Offictum vnde Te⸗ 
ſtamente mit Ceremonien ſchal geholden werden, is yn der 
Agenda angetoͤget. 

Dewyle ouerſt manck uns Euangeliſchen bat Gotloſe we⸗ 
ſent, ſekerheit, vnde vorachtinge des hilligen Sacraments, bauen 
de mate auerhandt nimpt, Schoͤlen bie Paſtores bie venigen, 





1568. CXVEE Pommer ſche Kirchenordunng. 


fo en tho lehrende bevahlen fon, vlltich vnde ernſtlick hiruan 
offtmals vormanen, vnde dat de Luͤde deſto mehr bewagen wer⸗ 
den, ſcholen de Prediger vaken des Jahrs vam Predigſtol aff⸗ 
leſen dat leſte deel van der Vorrede Doctoris Martini ym klei⸗ 
nen Catechiſmo, Item den Sermon an die Parhern, van der 
vormaninge thom Sacramente. 

So ouerfl yemandt im Jahr nicht thom Sacramente 
kompt, ben ſchal de Parher infonderheit anſpreken, effte fo idt 
eine gemeine perfone ringes ftandes dorch den Cöfter the fid 
forderen, en bröderlid vnde Chriſtlick underrichten vnde vor 
manen, Vnde fo he baröuer ſick nicht wil beteren, fonder muts 
voilliger ‚vorechtlifer wyſe up ſyner weigeringe vorharret, ſchal 
en de Paftor nicht by de Döpe ſtaden, noch fo he ſteruet, mit 
ben Chriſtlicken gefengen vnde Lection begrauen, Alfe Doctor 
Martinus hyruan Iehret, Wente wowol die Prediger nemande 
thom Sacramente dwingen Sinnen, So ſcholen doc) die andes 
ven od die Sacramente nicht vorachten, Vnde bar vdt geſchuͤth, 
moͤten die Prediger nicht ſchwigen, Sonder findt ſchuͤldich vp 
ere thohoͤrer acht thogeuen, deſuͤluigen yn gemein, vnde yn ſon⸗ 
derheit thouormahnen, Ere ſeele darmit thofriende. Idt moͤgen 
ferner de Parhern ſollike mudtwillige vorechter der Sacramente 
vnde ergerlicke Perfonen der Duericheit anthoͤgen, darmit fe 
ock dorch die tho Chrjſtlicker bote vormanet werden. 


Ban ber Bicht vnde Abſolution. 


Niemand ſchall tho dem Sacramente gahen, he hebbe denn 
thouorne gebichtet, wente wowol der Papiſten marter bicht aff⸗ 
gedhan if, So blifft dennoch Gades wille, dat ein yeder ſick 
vor einem Suͤnder bekenne, Godt. dem Heren vor dem Predig⸗ 
ampte die ehre geue, vnde dat he in Gades worde vorhoret, 
vnderwiſet, vnde die abſolution, vnde den troſt van vorgeuinge 
der Suͤnden entfange, Vnde iſs kein ander middel, dardorch 
Die gemeine, ſonderlick ouerſt yunge luͤde im Catechiſmo beter 
koͤnen vnderrichtet werden, ſo dienet ſollicke bicht vnde abſolu⸗ 
tion nicht allein thor diſciplin, vnde tho rechtem troſte vorſeke⸗ 
ringe vnde ſtillinge der conſcientien, ſondern ock dartho, dat 
ein-peber fo bedroͤuet iſs, ſyne ahnliggende feill, ſynem Bicht⸗ 
aber vnde Prediger kan apenbaren, vnde Rath bidden, dar⸗ 
mit he nicht vam Duͤuell geplaget, vnde in vortwiuelinge ge⸗ 

werde. 

De Bicht ouerſt ſchall geſchehen, op den Sonnauendt nha 
der Veſper, als denn ſchall eine vormaninge geſchehen, vor die 
communicanten, vnde darnha ein peder inſonderheit vorhoret 
vnde abſoluieret werden, Idt ſcholen ouerſt de Prediger inn der 
Bicht truͤelicken vmmeghan, de luͤde, vnde ſonderlick dat yunge 
geſinde flitich vorhoͤren, vnderrichten, troͤſten, tho guden wer⸗ 
Em, vnde rechter bekeringe vnde beteringe des leuendes vor⸗ 
mahnen, als die forma der vormaning vnde vnderichtinge ynn 
der bicht, inn der agenda vorgeſtellet if, vnde wat einem Ker⸗ 
ckendiener in ber Bicht vortruwet wert, ſchall he by lines ſtraffe 
nicht melden, ebder nhafeggen, barneuen od? be lübe, mit vn⸗ 
nödigen edder gefahrliden fragen nicht bemöpen, noch jenniger 
vorwereing der confcientien, fondern ahn dem orth heilfamer 
lehre, Vederlicker vormaninge vnde alles troſtes ſick beflitigen. 

Vp den Doͤrpern ſcholen die Parrhern, des Sonnauendes 
ahn dem orde, bar fe whanen, wenn geluͤdet if6, mit dem Coͤ⸗ 
fer Veſper fingen, vormoͤge ber Agenda, darnha ſchall geſchehen, 


2337 


die vormaninge thor Bicht, unbe ein yeber in ſonderheit gehöret 
werden, So overft ahm Sondage morgen gemene olde ſchwake 
Iude, Stwangere fruwen, onde dergelicken, edder andere bie vth 
billicker nodt vnde redliden orſaken, den varigen dad) weren 
vorhindert worden, mit dem muth de Parcher in Steden vnde 
in Dörpern geduldt dragen, ehme be vormaninge thor Bicht 
vorlefen, vnde darna einen yedern infunderheit hören vnde Ab» 
foluieren, deſsgelicken ſchall gefchehen, wenn ein Paftor mehr 
denn eine Kercke unde Gafpel hefft. 


Ban SKranden beſbken unbe WBegrefiniffe der Doben,. 


Hirmit ſchall ydt geholden werden In allen Geremmien, 
alfe defüluigen in der Agenda vorfatet font. 

Begreffniffen ouerft ſcholen Chriſtlick vnde ehrlid mit ber 
feunfchop vnde Naberfchop geholden, od nothtröfftige Gotds⸗ 
acker vor den Steden, dar fe allcede nicht ſyn ahngerichtet wers 
den, hiertho fcholen Die Prediger die gemene offtmall vormahnen, 
denn in follidden vorfammelingen mert nicht, allein ertoget die 
leue jegen den Neheften, fonder od vnſe Ehriftlide geloue vnde 
hopen der vperftanding befennet, dat wy de vorftoruenen nicht 
vorlaren‘, fonder vorhen gefendet hebben, dar fe liggen, vp 
höpen vnde fchlapen in Chrifto ,- dorch welderen fie webder op 
ftan werden, hiertho fchall ein veder Chrift, by der begreffniffe 
gedenden, wo die Dodt vmme der Sünde willen, ouer vns 
Minfchen gekamen iſs, vnde wo top dorch den Söne Gades, 
vnſen Heilandt Chriſtum erloͤſet ſint, vnde wedder vpſtan moͤ⸗ 
ten, ſollicke gedancken ſcholen Chriſten mit erem gebede beſchlu⸗ 
ten, dat ſie Godt ahnropen, he wolde vns ock, wenn wy van 
hir ſcheiden ſcholen, eine ſehlige ſtunde, vnde ein froͤlick vor⸗ 
ſtendich ende vorlehnen. 


Wenn die Prediger erfordert werden, by der begreffniſſe 


eine Lection tho leſen, effte eine troſtpredige thodonde, ſo mach 
ſick ein yeder mit em vorgeliken, vnde em geuen ein yeder nha 
ſynem Chriſtlicken gemöthe, darin bie Predigers od Feine eigen⸗ 
nuͤticheit ſoken ſchoͤlen. 

Idt ſcholen ouerſt die Kerckhoͤfe vnde Gadesacker alſe ſchlap⸗ 
ſteden der Chriſten flitich befredet, vnde ehrlick geholden, vnde 
nicht geſtadet werden, dat ſollicke ſteden, dar ſo vele hillige coͤr⸗ 
per liggen, vnde dar wy ock willen ſchlapen, vnde der froͤlicken 
vperſtandinge erwachten, vorunehret werden, Die vorſtender in 
Steden fint ſchuldich, die Kerckhoͤfe, vnde Kercke verdich tho⸗ 
holden, vnde ſo ydt am vorrade by der Kercken mangelt mit 
Rath der Ouericheit in dee Stadt vnde des Superintenbenten 
ein liderlick Kercken fchott effte contribution im Cafpel thobids 
den, Wenn mangel onde vorfumeniffe iſs, ſchal de Paftor vam 
Predigſtoll vnde fonft infonderheit flitich vnde ernftlich dartho 
vormahnen , unbe die Ratt heipen vnde fordern, wente ſollikes 
hebben od die Heiden gedhan etc. 

Vp Dorpern ſcholen die Vörftender bes Gades huſes mit 


den Patronen by dem cafpel fordern, dat ein yeber dorp effte 


hoff nha hergebrachten Cafpell rechte, ſyn rhum ahn Kerdhaue 
make, effte de ungehorfamen mit Cafpel rechte na older gemans 
beit panden, Wenn ouerft hirbauen die vorftender vnde Oueri⸗ 
cheit, muttwillens vorfümelid! fon, fehal be paftor ſolkes dem 
Supeeintendentem, vnd berfüluige ybt ferner der Ouericheit 
eines jedern ordes ahntogen, unb im falle man baröuer ſuͤmich, 
ſchal ydt die Superintendene webber an vns die Landestärften 


& 


= 


238 


\ 


tho baue, ebber wer die hoffleger tho with entlegen, an unfere 
georbente landuoigte unde hoͤuetluͤde jeders ordes gelangen, barup 
be ungehorfamen dorch geboͤrlicke middel unde ſtraffen ſcholen ges 
dwungen werden, dat fe tho Kercken, Kerckhoͤuen, unde Gades⸗ 
ackern dhon, wat Chriſtlick, billick, unde gewhoͤnlick iſs. 


Dat Drübde Deel van ber Kerkendiſciplin vnde Geiſtlicken Berichte. 


Wenn yemand mit falſcher Opinion ynn der lehre beladen, 
vnde deſſuͤluigen ouerwunnen, edder mit ſegenen, boten, vnde 
dergeliken duuelſchen weſen vmgeit, edder in apenbarer vorach⸗ 
tinge des, Goͤtlicken wordes, od der hilligen Sacrament, effte 
inn Gadesleſtering, vnde in leſterlicken apenbaren Sünden leuet, 
den ſchal men nicht thom Sacrament laten, ock vor nenen 
Chriſten holden, bet be fick offentlick betere, Alſo dat yederman 
ſehe vnde befinde, dat he ſick gebetert, vnde enen ehrlicken han⸗ 
del vnde wandel ahngenamen. 

Inn Boͤrgerlicken vnde wertlicken handlingen vnde ſaken, 
kan man en nicht vormiden, doch ſchall men ſonderlicker gemen⸗ 
ſchop handels vnde wandels mit ehm tho driuen ſick entholden, 
wo Sanct Paulus 1. Corinth. 5. et 6. lehret. 

So yemand iſs, de ſick leth einen broder nhomen, vnde iſs 
ein Hurer edder giriger, edder ein affgoͤdiſcher, edder ein laſte⸗ 
rer, edder ein druncken bolte, edder ein Roͤuer, mit demſuͤluen 
ſchole gy od nicht ethen etc. 

Idt ſcholen ock de Prediger de Quericheit ermanen, dat ſie 
beroͤrde vnde dergelicken edder andere Suͤnder nha werltlickem 
Rechte, ernſtlick ſtraffen, vnde ſick der laſter nicht deelhafftich 
maken, vnde wo dat nicht geſchege, ſonder die Dwericheit ſuͤmich, 
moͤgen de Prediger den Queldeder, wenn dat laſter apenbahr 
vnde Notorium iſs, mit vorgander erkentniſs vnde befehl des 
Conſiſtorij ercommuniciren. 

Wenn ouerſt dat Crimen edder oueldat nicht offentlick vnde 
apenbar, ſchall die Prediger, Superintendens edder Conſiſto⸗ 
rium op ſchlicht angenen, wedder ben deferirten mit Geiſtlicken 
Genfuren nicht vortfaren, Sonder mo ydt ein gemeiner Mahn 
"were, dorch den Coſter ehm tho fid forderen, ebder bar ydt eine 
ahnſehenlicke perfone, fick füluefl tho em verfügen, vnde ehme 
bat gemeine gefchrey vorholden, bie Suͤnde erkleren, Vnde ernfl» 
kick tho Bote vormahmen, Wurde be denne ſick ſchuldich erken⸗ 
nen onde beteringe thofeggen, ſchal he ehm, fi henforder vor 
dargelicken vndadt thahsden, vorwarnen, unde den Armen etwes 
thogeuen, vnde fyne bote darmit thobetugen ermanen, wo be 
ouerſt nha diſſen allen vnbotferdich bleue, mac, he en thom ans 
dern mahl, yn gegenwert des Caplans edder andere: framen 
Chriſten ermahnen, vnde dar dat od nicht hulpe, einmal offent⸗ 
tick mit rath vnde vorweten des Supenintendenten ſtraffen, 
Vnde wenn ſolckes alles keine beteringe broͤchte, edder hulpe, 
ſo late de Paſtor em fahren, vnde vorreke eme nene Sacra⸗ 
mente ſonder remittere die ſake an dat Conſiſtorium. 

Wuͤrde ouerſt der angegeuene de betichtinge loͤchenen, Vnde 
deſuͤluige twiuelhafftich, ſo ſchall od ‚ eher denne he ouerrüget, 


vnde ouerwunnen, mit Bhan edder ym ander wege wedder ene 


nicht procebirt, noch vortfahren werden. 

Wenn od die Sünde gar ergerlid‘, grodt vnde kundbar, 
darumme der vorbrefer ſick ſulneſt de facto van ber Chriſtlichen 
Kercken hebde affgefneben, edder vorbannet, So ſchall yn ben 
Eonfifortj erfentniffe ſtahn, wat den Kercken edber ſonſten tho 





5568. CXVIL, Pommer⸗ſche Kirchenordnung. 


Almiſſen thogeuen, unbe mo ydt mit ber offentlicken Abfolution 
thoholden onde anthoflellen etc. - 

Wo fi od thodröge, dat pablici criminosi et excommu- 
nicati yn Krandheit villen, vnde begerden troſt, vnde die Sa⸗ 
eramenta, ſchall de Paflor tho en ghan, vnde by fid nemen 
tive edder drie frame Chriften tho tuge, ben Kranden in exer 
jegenwert tho warer bote unde beferinge ermanen , Vnde fo by 
eme ernft vormerdet, ſchal he em den troft des Euangelij vor⸗ 
tinden, van Sünden abfoluiren, dat hochwerdige Sacrament 
vorreken, im fall ouerft ſollck ein offentlicker unchrift ahne bote 
edder Sacrament vorſtoͤrue, ſchall m de Paftor mit Chriſtliker 
ſepultur nicht begrauen, vnde ſcholen em die Klocken in kenem 
wege geluͤdet werden. 

Ban Conſiſtoriis. 

Darmit reine eindrechtige Lehre vnde Ceremonien, diſciplin, 
vnde richt erholden, aller ergerniffe-fo vele moͤgelick geweret, 
vnde wat dem Kercken, Scholen vnde armen thohoͤrt conſer⸗ 
ueret vnde entrichtet, Ock in Ehe vnde conſcientien ſaken, dem 
bedroͤneden Radt vnde troſt mitgedeilet, vnde diſſe vnſe ord⸗ 
ninge erholden vnde gehanthauet werde, ſynt dre Conſiſtoria 
ein tho Stettin, dat ander des Wolgaſtiſchen ordes by dem Hoffe 
lager, effte by der Vninerſitet thom Gripswolde, Dat Drudde 
wegen des Biſchops tho Cammin in Cölberge vorordent. 

Diffe Geiſtlicken Gerichte fcholen be ſaken nha ben regie⸗ 
ringen onde nicht ahne underfcheid annemen, vnde fholen von 
vnſen hoffgerichten gefunbriget fon, Indt der Inftruction, fo 
By einem jdern thogeftellet, darin-fcholen fitten die Superin⸗ 
tenden® eines jbern ordes mit tween Theologen, ben Wy landes⸗ 
förften twe Juriften van haue edder vth her Vniuerſitet ſampt 
einem Notario adiungiren willen. 

Vnde darmit diſſes gerichts haluen de Superintendens ſynes 
Ampts tho waren nicht vorhindert werde, ſchal bie Direction 
aller ſaken einem van den deputirten Juriſten beuahlen werben, de 
ock die Citationes, Afffcheidt und andere nottrofft vorferdigen fchal. 

Die vorordente Perfonen bes Conſiſtorij ſchoͤlen vormoͤg⸗ 
onfer Inſtruction voreidet ſyn, unbe yeberman vnpartellick recht 
mitdeilenn, Sie ſchoͤlen hebben ein eygen Sigill, unde brufen tho 
der Vnder vnde Ouerſchrifft diffen Titel: Wy Superinsenbens 


vnde vorordente Commiffarien des Geiftliden Confiſtorij: ete. 


Der od mehr ſaken als diſſer Orbninge volgenbs inuor⸗ 
met, van vns edder unfem Doffgerichte an bat Gonflftoriums 
tho remittiren noͤdich worde exachtet, ſchoͤlen defüluigen glicker⸗ 
mate angenamen vnde vorrichtet werden. 

Idt iſs ock nicht not, alle gemeine ſlichte ſaken, ſo vp dem 
Lande vnde inn Steden vorfallen, vor dat Conſtſtorium cho 
theende, Sonder ydt moͤgen die Superintendenten defuͤluigen 
dar fe konen, mit den Patronen vnde Quericheit iedes ordes 


vordragen, Edder inn den affgelegenen oͤrden dem Paſtori 
edder Prepoſito eines yebern ordes ſampt den Patronen vnde 
Duericheit thonortichten beuehlen. 


Konde ock die Ouericheit vp dem Bande ebder Inn Steden 


mit den Parhern hendle in der guͤde byleggen vnde ſtelen, dat 


nicht noͤdich defuͤluigen an bat Confiflurhum thogelangen, Dat 


ſchal hyrmit einem. yebern vnbenahmen vnde frep gelaten fin, 


doc) vngekoͤrtet eines hedern Intereſſe, vnde dat men niemandt 
tho vordrage wedder ſynen willen dwinge. 





1268. OXva. PBommerrfche HKirchenvronunug. | . 239 


Wi Fuͤrſtenn willen ock tho allen Quartaln veermal im Jar 


van den Superintendenten Relation forderen vnde nehmen, wo 
vdt mit den Conſiſtorijs, vnde mit der Viſitation geholden werde, 
vnde wat vor mengel allenthaluen vorgefallen, Darmit denſuͤl⸗ 


uigen alffort mit vnſem Rath vnde vorordeninge affthohelpenn. - 


Im fall wichtige grote ſaken vorftünden, darin mit mehrem 


Rath thofchlüten, edder definitiue tho fpreden, földes ſchoͤlen 


bie Superintendenten vnde Conſiſtorialn uns den Zanbdesfürften 
Eibtlid vormelden. Denne wille wy pegen den ahmgefetteden 
Geiſtlicken Rechtsdach die Conſiſtorialen ynn vnſe Hofflager bes 


ſcheiden, ehn etlicke vnſer HoffRethe thoordnen, Ock yemandt 
vth vnſer Landtſchop manck ber Ridderſchop vnd vth Steden 


vorſchriuen vnde adiungieren. 


Wo ſick ouerſt yemandt des ienigen fo geſpracken beſchweret, 
mach he ſyne beſchweringe uns Landesfuͤrſten pedes ordes oͤrbentlick 
in ſchrifften ouergeuen, So wille wy ferner de Orſaken worinne. 
dermaten geordelt, van deme Conſiſtorio vorderen, vnde folgends 
nah gelegenheit der ſaken, einen edder twe van den Gapitularn 
tho Cammin, jo vele od! van ber Ridderſchop und vth Steben, 


vnd tive van ben Affefforen in vicinis Consistorijs, fo alle uns 


uordechtig vnde by vorfating voriger Ordel nicht gewefen, vors 
ſchriuen, denfüluigen veer unparteilide, als vih pederer Foͤrſt⸗ 
licker Regierung dar ydt noͤdich, twe hoffrede adiungieren, vnde 
diſſe ſamptlick voreidet nemen, Ergangen Acta, Handiingen 
vnde Ordel tho reuilieren tho erwegen, vnde ſick darauer der ge⸗ 
boͤr vnde billicheit tho entſluten, Ock ſollickes wedder ordentlid 
thopublicieren, vnde als recht ergahn tholathen, were ock de 


ſake der maten grot vnde wichtig, dath de geordenten Reuiſorn, 


einer efft mehr Vniuerſiteten Rhadt thogebruken nodich achteden 
edder be Partien darum bidden worde, ſchal en belering van 


benfuluigen vp der partien koſten tho halen ftp, vnde unbe 


namen fon, Wat ouerſt gedachte georbente Reuiforn endtlick 


erkleren vnde affſpreken, Darby ſchal ydt ahne ferner appella⸗ 
tion, reduction edder ander beroͤpinge entlick bliuen. 

Die Execution ſcholen de Conſiſtorialen erſtlich yebers or⸗ 
des Quericheit intimieren. Wo ouerſt de ſumich , Thal man 
ſtracks mit derfuluigen nha ynholt der Inſtruction procedieren. 


Vortekenis, wat ſaken vor Die Eoufiftoria ouer bie yenigen, To van 
den SKoffgerichten darhen remittirt werden, gehorich fint. 


Alte firidige ſaken yn der £here, vnde van Geremonien yn 


ber Kerden, yuholt der Kercken ordning. 
Thom andern, alle Gadesleſteringe, Blafphemien, Thoͤue⸗ 


rien, ſpotlike rede webder Godt unde de billige Schrift, offent- 
licke kundbare ergerniffe unde Lafter, wen de Duericheit nha 
erynnering des Confiftorij, welcker yn allwege vorher gahn ſchal, 
ſumich ys, Were ouerſt wedder den Deder lifes ſtraff, edder 
vorwiſinge des Landes thoerkennen, Scholen de Conſiftorialen 
ſolckes an de ordentlicke weltlicke Quericheit gelangen , welcke 
ferner wat recht, vngeſumet vorordenen werdt. 

Thom druͤdden van diſciplin vnder Parherrn, Prediger, 
Scholen, vnde Kerckendiener. Item, erring vnde haderſaken, 
vnder denſuluen, Jedoch vterhaluen der yenigen, fo Criminal 
thoachten, ynholdes der Kerckenordning. Stem,, wo fick je⸗ 
mands ahne ordentlicken berop, ordination vnde Eramen, Ker⸗ 
den edder Scholempter, vnderſtuͤnde, vnde wat ſunſten vor⸗ 
moge der Kerckenordninge vor dat Conſiſtorium gehört. 


Thom veerben bie Ehefaßen, unbe wat denen mit vorläffnis 
den Gradibus Dinortijs, vnde fönften anhengich 98, Dergeliten 
Ehebrock, vnehelide bywaninge, fchwedinge, blodfchanden, 
Copler, Coplerinnen, fo ferne die Duericheit, ouer erinneringe 
bes Conſiſtorij nicht ſtraffen wuͤrde, Jedoch dat be ordentliche 
flraff an liff, leuent, gudt edder Landes vorwiſing, der ordent⸗ 
liden weltlicken Duericheit gelaten werde, etc. Item, Alle 
tumult, wedderropent vnde perturbation des Goͤdlicken Ampts 
yn der Kerden, effte vp Kerckhoͤuen motmillich vorfchlutenbt ber 
Kercken vnde bergeliten falten, etc. Item, Regaten vnde wat 
tho Gödliden vnde milden faten vormalet ys, Dat folds in 
efje erhotden, vnde yn beine Affgöbifche misbruke, ungeachtet, 
bat ydt de vorſtoruene ber geftalt vorordent, geſtadet edder an» 
gelecht, fonder yn Chriſtlicken Sodtfeligen gebruct, mit vorwe⸗ 
ten der eruen vorwandelt werben. 


Ban ftraff der Kercken Perfonen. 


Mo yemandt pn argerlifem leuende effte ftraffwerdiger vor⸗ 
werdinge würde betroffen, So fchal he derentwegen der geftalt 
geftraffet werden, Noͤmlick, dat de Duericheit yders ordes, vn⸗ 
der ber gebede die Kerckenperſone delinquirt, men ydt gemeine 
geringe. exceſs fint, ſollicks dem Supseintendenten, edder wo be 
tho witt affgefeten, dem negeftwanenden Prepofito vormelden, 
vnde vp einen gewiſſen dach denfuluen to fi forberen, alle 
gelegenheit unde vmſtand der ouertredinge, riplid und nottroff: 
tihlid, yn aller erer yegenmerdicheit erfunden, deme Superin- 
tendenten tho fchriuen, vnde mit Mat vorweten vnde willen 
befjuluigen dem vorbrefer eine geborlicke, drechlide ftraffe per 
mulctam vel carcerem, edder wat fonft billick vplöggen, edder 
ym fall he offte webderqueme, by dem Superintendenten an⸗ 
holden, dat follide mutwillige perfon ergerniffe haluen, ahn 
dem orde lenger nicht gebuldet, fonder von dem Ampte affge⸗ 
fettet vnde vorlouet werde, Wen ouerft Mulcta pecuniaria edder 
geldeftraff van dem Vorbreker yngeforbert vnde entfangen ys, fchal 
ſollick geldt nha hergebrachter gewanheit den Synodis folgen. 

Dar ſick ouerſt de Superintendens, vnde die Ouericheit 
eines jedern ordes, der vorwerckeden ſtraff nicht konden vorge⸗ 
licken, ſo ſchal vmſtandt vnde gelegenheit des gantzen handels 
an dat Conſiſtorium geſchreuen, vnde deſſuluen erklering tho 
rechte erwartet, vnde erem bedencken gefolget werden, vnde wat 


disfals van den Kerckendenern geordent, ys allein vp ere Per⸗ 


ſon, ehefrouwen vnde Kinder, ſo lange deſuluen by eren olderen 
vnder 19. yaren, thouorſtande, ere Husgeſinde ouerſt blifft den 
ordentlicken Gerichten vnde Rechten, ſonderlick yn Criminalibus 
vnderworpen. 

Wo ouerſt bauengedachte Perſon lyffſtraff vordient hedde, 
vnde dat Crimen notorium, mach die Duerichelt eines jedern 
ordes den oueldeder gefendlid, vp bat he nicht entwicke, anne: 
men, ſolcks ferner dem Confiftorio vnde Superintendenten vor- 
melden, darmit wedder benfuluen dorch angerogebes Conſiſto⸗ 
rium orbentlic vortfaren, vnd wen he ber weltlifen Ouericheit 
tho ftraffen ouergeuen, wat recht vollenſtrecket werde. 

Ban Superintendenten. 

Superintendenten ſchoͤlen Gotfrüchtige, gelerde, vorften- 

dige, ehrlicke vnd redelide menner fon, Denn van uns den 


Landesfoͤrſten dat Kerdenampt mit pnfehent vp de Lehre, unde 
‚ Seremonien, vnde vp Chriſtlicke ordninge yn allen Kercken, 





240 


fampt ber Ordination unde Inflitution, der erwelden Kerckendie⸗ 
ner, mit der Geiſtliken Jurifdietion ym Gonfiftorio, fo ferne fid 
de Innhold der Inftruction, vnde wo ſuͤſs des Conſiſtorij ord⸗ 
ninge mitbringet, erſtrecket, vpgelecht vnde bevalen ys, vormöge 


differ algemeinen Pameriſchen Kerdienorbeninge, dat fe dorch 


Examina, Synodos, Visitation vnde Conſiſtoria, Chriſtlicke 
einicheit, ynn der lehre, unde Geremonien vnde difciplin ynn 
Kerden vnde Scholen erholden, Welckeren Superintendenten 
alle Kercken perfonen, Parchern, Prebigern, Caplane, Schols 
meifter, Scholgefellen, Organiften, Goftere ‚negft uns dem 
Landesfuͤrſten, vnde eines yedern ordes Duericheit, nha ynnholt 
diſſer Kercken ordeninge ſchoͤlen vnderworpen vnde gehorſam ſyn. 

Wenn de Superintendenten ordentlicker wiſe van vns thom 
ampt beropen, ſcholen die oldeſten Paſtores, ſo van vns dartho 
vorſchreuen werden, ſampt dem vicino Superintendente in diſ⸗ 
ſem Lande denſuͤluigen ordinieren vnde inſtitueren. Be 

Vnde [hal ein Superintendens generalid wahnen tho Stet- 
tin, ein tho Golberge, ein thom Gripswolde. | 

Wo wit ſick ouerft eines yebern Jurisdiction ſtrecket, ſchal 
ein veder van uns, vnde in der Inſtruction des conſiſtorij bes 
richt entfangen. 

Darmit ouerft [paldinge, vneinicheit, vnde ander ergerlick 
vnrath vnde gefahr, vorhödet werde, fcholen hernhamaln alle 
Kercken Superintendenten, Paftoren unde andere Kerdiendiener 
in diffen vnſen landen vnde Förftendömen in Steden vnde 
Dörpern, ahne underfcheit der Stift, fo under dem Pawſt⸗ 
dohm gewefen, ber einigen allgemeinen Pamerfchen Kerden 
“ ordeninge vnderworpen ſyn. 

Die Paftores primarij Inn ben vornemeften Steden thom 
Sunde Stettin, Gripsmwolde, Stargardt, Stolp, Colberg, 
(holen mit ehren andern mitbrödern Paftoribus vnde Predis 
gern, gelick als die Parchern yn andern Steden, dem Generali 
Superintendenti des ordes als erem fupertori gehorfam ſyn, 
vnde wenn fie ynn dat Parrampt vocirt, vnde inflituirt wer: 
den, ſcholen fie dem Superintendenten fi obligieren, data 
dextra societatis , dat fe. diffe Kerckenordeninge truͤwlick willen 
holden, nicht allein bor fi, fondern in der gangen Stadt, fo 
vele en moͤgelick vorthfetten, vnde dem Eonfiftorio onde Su⸗ 
perintendenten vnderworpen ſyn. 

Wedderuͤmme ſo ahn den Superintendenten mangell vor⸗ 
fiele, ahn der lehre, fo ſchall ydt mit em wo In dem Landt aff⸗ 
ſcheide des 56 Ihares, od hirbeuor van andern Kerckendienern 
geordent, geholden werden, wo fi barbauen yemands ſynes 
ampts, leuendes effte wandels haluen molde beklagen, ſchall de 
Superintendens dem General fpnodo, welden wy vp dem fall 
futueft thofamen befchriuen, edder doͤrch dat Confiftortum willen 
erfordern laten, vnderworpen fon, ere Juditium dulden, unbe 
ſick gehorſamlick demfuluen nha vorholden, effte van uns im 
lande nicht geduldet werben. 

Niemand fchal fit tho orbinieren vnderſtan, ahne alleine 
die Generali Superintendenten, denen ydt beuhalen iſs, vnde 
Amptshaluen gehoret. 

De Superintendenten wille wy nha gelegenheit Ricklick 
vnde ehrlick vorforgen,, in betwachtinge, Dat fe nicht alleine wo 
andere Prediger, mit erer hufsholdinge beladen findet, fondern 
ock wegen eres ampts mennigerlet vnkoſten unde börden, binnen 
vnde buten huſes möten bragenn. 


1508. OXVII. PSommer⸗ſche Riechmorbunung. 


Wenn ouetſt de Superintendenten vlfitieren, Synodos hol⸗ 
den, yn Kercken ſaken reiſen, ſcholen ſie mit vnkoſt, ock fhore, 
fo ferne fie nicht ſuͤlueſt perde vnde wagen, vormoͤge erer beftels 
linge thoholden vorplichtet, ynn vnſenn Ampten vp dem Lande 
vann Kerckenn, vnde yn Steden van den Caſten gefordert 
werden. 

Ban CEynobis. 

Ein yeder Superintendens ſchal ſynen befahlenen Ort, in 
etlicke gewiſſe Circulos deelen, derer ein xv effte xx Caſpell, 
weniger effte mehr, nah gelegenheit begripe, vnde in einem 
yedern Circulo an gelegener ſtede ym Jahr, effte to vmme dat 


"ander Jahr, die particular Synodos holden, Dartho ſcholen 


die negſt vmbliggende Paſtores vth den Dorp Caſpeln mit den 
Gofteren vorſchreuen werden, vnde vth bevehlich bes Superin⸗ 
tendenten thoſamen kamen. 

Inn den Synodis geſchuͤt de Anfang mit einer vorma⸗ 
ninge, vnde darup geſungen Veni sancte etc. mit der Collecta, 
effte Te Deum laudamus. Item, Quicunque vult saluus esse, 

Darnha handelt die Superintendens erftlih mit ben Co⸗ 
flern van erem ampte, wandel onde leuenbe, vnde fo yemanb 
angeklaget effte ftraffbar befunden, die wert vam Synodo unbe 
Superintendenten geftraffet, effte vor dat Gonftftorium vorwiſet. 

Hir holdt die Superintendens den Coͤſteren vor, wat hern⸗ 
hamals ynn der Kerden ordeninge van ben Coͤſtern beſchreuen 
fteit, eembanet fie flitich vnde ernftlich thom beften, unde dis 
mittiret fie vam Synodo vp, bat fie nicht lange vpgeholden, 
vnde mit vnkoſt vorfchonet werden. 

Nah diſſem heuet de Superintendens pm Synodo mit den 
Paſtoribus an (Nah gefchener anropinge des Hilligen Geiftes 
mit dem Veni sancte Spiritus etc.) die handlinge van ber 
Lehre, holdt einn examen in precipuis locis doctrinae Chri- 
stianae ynde im Catechiſmo vnde in tertu Biblico, beuehlet den 
Paftoribus dat Studium Theologicum, vnde dat fie vor allerr 
Dingen flitich beben, vnde Meditiren, dagelickes etlicke Pſalmen 
flitich leſen, die Biblia, die Hauſspoſtill, ock den groten Cate⸗ 
chiſmum Lutheri, Locos Communes Philippi, ſampt andern 
bauen gedachten Boͤkeren, vnde neuen diſſen andere Chriſtlike 
Boͤckere vnde ſchriffte. | 

Na gelegenheit beuehldt de Superintendens etliten under 


den Paftoren, dat fie Declamationes fchriuen, unde ym Spnodo 


recitiven, Mit flyte dat Exercitium Stylj dryuenn, Stellet en 
od vor propositiones ex Catechismo, vnde vorordenet refpon⸗ 
benten, dat fie pm Synodo Difputiren, vp bat fie in recto 
iudicjo de principalibus doctrinae ‚articulis Gonftrmiret wer» 
ben, vnde lehren wo fie den Webberfprelern gränbtlid vnde 
richtich fcholen andtwerben. 

Sonberlid! ouerft ermahnt be fo, bat fie ynn erem Ampte 
truͤwe finn, vnde beſtendich inn reiner wahrer Lehre, fi vor 
alle Secten vnde falfche frombde Opintones hödenn, Vnde fo 
einer hir beſchuͤldiget effte vorbechtig were, twebder den prote= 
diret de Superintendens mit allen Frateibus ym Synodo, 
vnde wo he nicht höret edder volget, wert he vor dat Sonfiftoriung 
vorweſen, unde bie Inge vnſer der Pandefsförftenn huͤlpe webder 
ehm angeropen. 

Thom andern Werbt gehandelt van Geremonten, Inn allenn 
ftüdenn fo in der Agenda begrepen ſinn, Darmit ydt eindrech⸗ 
tich auerall geholden werde. Vnde fo einer hierpegen edder 


1568. CAVER Bommeriche Kirchenorduung. 
webber diffe Kerdlenorbeninge, vnde bes Spmobi Löffliete Sta⸗ 


tuta gefreuelt vnde gehandelt hedde, de werd geſtraffet. 

Thom Druͤdden geſchuͤth Inquiſition van eines veders Pas 
ſtoris leuende Ampt vnde wandel, Item Van ſyner Huſshol⸗ 
binge, Vnde werden alle ermahnt, wo fie ſick ym gantzem leuende 
mit Kleidinge, vnde allen dingenn holden ſcholen, ſonderlich 
ouerſt den Kroch vnde Drunckenheit vormiden, So einer ſtraff⸗ 
bar befunden, werdt geſtraffet, edder nha gelegenheit vor dat 
Confiſtorium vorwiſet. 

Thom Veerden, van ordeninge der vocation inſtitution 
vnde bimifsion, daruan hirnha an ſynem orde gemeldet wert, 
Item wo die Parrhern vnde Coͤſtere ſick ſchicken yegen die Pas 
tronen vnde Heerſchop im Caſpell. 

Thom Vofften, van gnaden Jar vor Wedewenn vnde wei⸗ 
ſen der vorſtoruenen Parrhern, wenn ſolcke caſus vor fallen, 
ſchall die Superintendens vorſchaffen, dat die negſten vicini by 
pene, vor die Wedewe vmbſchichtich dat eine gnaden Ihar, vnde 
nicht lenger ane entgeltnis dat Ampt vorwalden vnde wahren, 
alleine dat die Wedewe ehn, wenn ſie darkamen vnde Predigen 
eine maltidt gifft, Were ydt ouerſt in etlicken orden ſo gelegen, 
bat die Vicini Paſtores ſolchs nicht wol wharen konden, welckes 
ſick inn der Viſitation finden wert, So ſchall derenthaluen dorch 
bie Viſitatoren vorordening geſchehen, Wo hirna ahn ſynem 
orde wider gedacht vnde gefettet iſs. 

Wenn olde effte krancke Paſtores ſinn, bie dem Caſpel ed⸗ 
der Kercken beth vp ere Older vnde ſchwacheit gedienet, Den 
ſchal die Chriſtlicke milde handt gereket, vnde die Danckbarcheit, 
ſo Chriſten geboͤret, beweſen, Vnde derenthaluen in der Viſita⸗ 
elon befcheid gemafet werden, Wo hernha daruan werbt ges 
meldet. 


Thom Söftenn, Wenn ein Paftoris Dochter inn den Ehe: 
ſtandt begeuen werdt, So gifft veder Paftor inn dem Eirculo 
tho flüre des Ehegeldes einen marck, nah hergebrachter vorwil⸗ 
liginge vnde gemonheit der Synoden hyr im Lande. 


Thom Söuendenn, Fraget de Superintendene mo ydt in 
ben Cafpeln ſteidt mit der Kercke, Kerdhöue, Wedemen etc. 
tem vann Voracdhterenn der Sacranıenten, onde die ynn apen= 
barenn lafteren fledenn, Vnde horet wedderum eines yedern 
mangell, gifft rath fo vele mogelid is, Betert mat he vormad), 
mit den Amptlübenn, edder Duericheit yeders Drdes, Wo nicht, 
bringet be de fake ann ung die Landefförften. 

Thom Achtenn Werdt gehort des Synodi Rekenſchop, vann 
erer Boringe, Mulctie, Contribution , onde wat die Noui Das 
ſtores pro Introitu geuen, hiruann werdt entrichtet die Vnkoſt 
des Synodi, Wat mangelt, leggen die Fratres thofamen, Od 
ermant de Superintendens die Paſtores, fonderli de nene 
Kinder hebben, dat fe ere Teſtamenta makenn, nid, Inteftatt 
henfteruenn, Darmit van ghrer nahgelatenen Armuth nen has 
der vnde zand folge. 

In yederm Synodo [hal de Superintenden® einen effte 
mehr precipuos Paſtores vorordenen, Die mad) me nömen 
Prepoſitos effte Archiprefbutero®, Sonderlid die Paftores inn 
Stedenn, die ynn ſynem affıwefende vp die andern Parhernn, 
tho dem Synodo belegen, acht gene, vormöge der Synoden 
Ordeninge, Defulue kann ock gemeine ſakenn, die mit Par: 
nern, Coſterenn, unbe fonften vorfallen neuen ber Duericheit 

li. 


Al 


yeders Ordes vorhörenn vnde vorbragen, wat he nicht richtich 
makenn kann, wyſe he an den Superintendentenn. 

Alſo fhall de Superintenbene einem yedern precipuo Pas 
ſtori ynn Stedenn, etlicke Caſpell thoordenenn, Vnde ym Syns 
odo alle Kerckenndiener vormanen, Wenn ſie vann erenn Pre⸗ 
poſitis, im namen des Superintendenten vorbeſcheidenn wer⸗ 
denn, Dat fie erſchynen, vnde ſick mit aller ehrbedinge hegenn 
ſie ſchicken, Diſſen Paſtoribus ſcholenn gude Stipendia van 
den Caſtenn vorordenet werdenn. 

Deſsgeliken ſchall de generalis Superintendens wenn ydt 
nodt iſs, den generall Synodum der Paſtoren vth den Steben 
vorſchriuen in den Gripswoldt, Stettin, Colberge, effte Stolp, 


effte wor ydt ſonſt gelegen iſs, vnde mit den handlen vnde ſta⸗ 


tuiren vormoͤge der vorgeholdenen Synoden, Wat der Kercken 
vnde dem Miniſterio nuͤtte, noͤdich vnde diſſer vnſer Kercken 
ordeninge nicht tho wedderen iſs. 

Wenn die Paſtores vam Superintendenten vp den Syno⸗ 
dum gefordert, ſcholen fie vam Rade vnde Caſten vorſtenderen 
mit fohre vnde teringe vorſorget werden. 

Wy willen ouerſt nha gelehenheit der vorfallenden ſacken 
tho den generall Synodis etlicke vnſer land vnde hoffrede, ſampt 
etlicken van der Ridderſchop vnde Steden vorordenen vp dat 
neueneſt reiner lehre, vnde eindrechtiger ordeninge vnder allen 
vnſern Landſtenden, gut vortruwen vnde einicheit deſto mehr 
erholden, vnde kuͤnfftich allen ſpaldingen mit Goͤdtlicker huͤlpe 
ordentlich vorgebuwet vnde geweret werde. 

Die Superintendens ſchall ock alle Ihar effte vmme dat 
ander Ihar, ynn eine yedere Stadt vnde Ampt kamen, glicks⸗ 
fals ock tho Heren vnde Schlodtſaten, ſo Kercklehne hebben, 
ſick vorfuͤgen, Die Paſtores, Prediger, Vorſtender, Scholdiener, 
Organiſten, vnde Coͤſter conuociren, nha vorgeſchreuenen Ar⸗ 
tickeln, die all dar Stede hebben, vnde wat ſonſt noͤdich iſs 
mit ehn handelen, alle mengel mit huͤlpe vnſer beuehl hebber 
effte veders ordes Duericheit, cortigeren, dat alfo dem Satan, 
mit Godtlicker hülpe, fo vele moͤgelick gewheret, vnde vnrich⸗ 
ticheiden vorgebuwet werde, Wor he den alſo kumpt vnde Vi⸗ 
fiteret, ſcholen die vnkoſten van den Caſten vnde Kercken ent⸗ 
richtet werden. 


Ban Eheſaken. 


Keine vnehrlicke bywaninge ſchall wedder ynn Steben noch 
vp dem Lande geſtadet, Sondern diewil dieſuͤluige ynn Goͤdt⸗ 
licken vnde Minſchlicken geſetten, ock ynn des hilligen Rikes 
Politie ordninge, hardt vorbaden iſs, dorch die Ouericheit eines 
yeders ordes, vnnhalatich geſtraffet werden, Wiere ouerſt bie 
Duericheit, bauen erinnering des Paſtoren, ſuͤmich, ſchall he 
ſolchs dem Conſiſtorio notificeren, vnde ym fall darup dat Con⸗ 
ſiſtorium ſo wit Procedere de dat den perſonen die, wo bauen 
ſteit, ein vorbaden leuent fuͤhren, geldt ſtraffe vperlecht wuͤrde, 
ſchall ſolcke Mulcta endt wedder der Kercken thom beſten, edder 
were dieſuͤlue ahn dem orde, wor ſick die miſshandeling thoge⸗ 
dragen, genugſam vorſehen, tho erholdinge der Armen ange⸗ 
wendet, vnde in nenen werkliken bruck gekeret werden. 

Doch moͤchte nha gelegenheit, wen dat Conſiſtorium mit 
den ſaken vele moͤye vnde arbeit gehat, vnde ſick flitich darinne 
ertoͤget, van dem ſtraffgelde demſuͤluen de halue deel tho geor⸗ 
dent werden, ynn betrachting, dat bie Quericheit den milshans 
31 


348 
bei, chouorfolgen fumich geweſen, derenthaluen dat Confiftes 


rium Amptshaluen procebiret. 

Sm fall od einer, wo vorſteit, mit ſyner miſshandeling 
die gemeine Chriſtlicke Kerde geergeret, vnde van der Duericheit 
allein mit gelde, vnde nicht ahm liff edder leuent geftraffet 
würde, fchal der Kercken od ere Cenfuren chogebrudten vnbe⸗ 
nhamen ſyn, ſonderlich dat die dehder, ehr benn he tho dem 
Sacrament geſtadet werdt, dorch bie vororbente offentlide ab» 
folution nah erfendtnis des Conſiſtorij, mit bem allmechtigen 


Godt, vnde ber Chriſtlickan Kercken vorfönet werde, Idoch ſcho⸗ 


len ock yn der offentlicken abſolution die Superintendenten, Pa⸗ 
ſtoren, edder Prediger hirin ſtracks de formen folgen, die wy 
in der Agenda vorordenen laten. 

Van dem Eheſtande ſchoͤlen die Paſtores der gemeine rechte 
lehre vaken vordragen, vnde Gades thorne, vnde ſtraff auer 
vntucht flitich vnde ernſtlich erkleren, Wo Godt die Welt ynn 
der Sintflut, vele lande vnde Stede vmme der Suͤnde willen 
vorſoͤpet, vnde gruͤwliken geſtraffet hefft. 

Die Eheſtandt ſchall mit offentlicker beſponſation, ynn bye 
weſen Ehriſtliker ehrlicher Luͤde angefangen werden, vnde ſcho⸗ 
ben hicmit alle heimlike geloͤffte affgedan vnde vpgehauen ſyn. 

Vnde ym fall yennig ſhoͤn edder Dochter, ahne ehrer Va⸗ 

der vnde Moder weten unbe willen ſick fütneft heimlich vnde 
lichtferdichlick, wedder Kindlicke truwe vnde ſchulbdigen gehorſam 
vorheiraben, Vnde bie Perſonen vnder vieff vnde twintich Iha⸗ 
renn wiere, ſcholen denſuͤluen Vader vnde Moder ynn erem 
leuende iennig heirat guet tho geuen, edder andere huͤlpe tho 
donde nicht ſchuldich fin. 
Als ſick nhu die Kinder ahne vorwetendt der Olderen nicht 
vorlauen ſcholen, So werden od die Olderen wedderumme ehre 
Kinder ahn vorſtanden gueden frien nicht hinderen, noch tho 
vnwilliger ehe drengen, wo denn die Prediger offt vnde vaken 
beide Oldern vnde Kindern thom flitigſten van der Cantzel der 
plicht vnde yegen plicht erinneren ſcholen, allerley vnradt tho⸗ 
udormiden. 

Vnde tm fall ſtrydt vorfſtle, effte die Vorloͤffnis krefftich 
edder van vnkrefften, ſchall daroner dat Conſiſtorium ordentlick 
richten, vnde ydt by deſſuͤluenn erkentnis gelaten werden. 

Wo man ock inn den Terminis deſponſationis nicht ge⸗ 
bliuen, ſondern wider gegangenn were, Dar ſchall den yenni⸗ 
gen welcken ydt tho rechte thogelatenn, allent wat die Mechte 
mitbringen, thogebruken vnbenamen ſynn. 

Idt ſchall ock nene Vortruwinge geſchen, ydt ſint denne 
die Perſonen hoch edder ſyde, twe edder dry mal vann der Can⸗ 
tzell affgekundiget, Sonſt mach dje Vortruinge geſchehen ym 
Huſe edder Kercken. 
| In der Kerken fchall Brut unde Brübigam vor ben Altar 

bie benediction nha der forma, die ynn der Agenda unbe ynn 


Gatechifmo befchreuen fteit, entfangen. Die nicht thor Kercken 


ghan, ſchoͤlen balde nah ber vortruwinge benebicirt werden, 
Wenn ouerft bie vortruminge ym huſe gefchät, ſchall vdt by 
dage gefchen,, unde ein neber fi Chriſtlick vnde erbarlich darby 
„vorholden, Hirmit ſchoͤlen bie ergerlicken gefehrliden nacht vor 
teumwingen, dar fie bether gewhoͤnlick geweſen, genglic, vpge⸗ 
hauen vnde vorbaden fun. 

Wo od pennich Prediger edder Kerckendiener, ahne vors 
weten vnde willen ber Olberen, edder wo bie nicht vorhanden, 


| 1508. cxvre. Pommertidie Ricdymordunng. 


ahne weten unde willen vororbenter vormuͤnder onbe negeſten 
frunde, perſonen wuͤrde thoſamen geuen, edder od Laubſtriker, 
die vth anderen Caſpeln, edder van Doͤrperen ynn die Stede, 
effte och Steden vp Doͤrper loͤpen kamen, noch andere vor⸗ 
truwen, die ehme thouorne vnbekand, vnde ehres Handels unbe 
wandelß, vnde dat fie leddich ahne chegaden wieren, keine kundt⸗ 
ſchop brachten, ſchall he ſolcker ſyner handling haluen, ſick ſynes 
dienſtes darin he iſs vorluſtich gemaket hebben. 

Van Graden ynn eheſaken iſs die druͤdde grabt in hnea 
aequali thogelaten, ouerft in linea inaequali, fo wol in Con- 
sanguinitate alf6 affinitate, pn diffen Landen, henferner, ahne 
ehrhefflidde ehafft nicht thogeftaden, vnde iſs bie diſpenſation 
vth merdliden groten orfaden tho vnſer Landesförflen, unbe 
bes Conſiſtorij erkendtnis in berürten falle geftellet. 

Wenn tiwiuel van vortrumende, van sponsalibus , gradi- 
bus effte funft andere orſaken vorfallen, ſchall die Paftor nicht 
procediren, fondern die Perfonen wiſen an bat Conſiſtorium 
unde Superintendenten ‚ vnde fchall od vor der offentliden 

Chriftliden vorteuminge keine bywhaninge thogelaten werben. 

Wo od die Perfonen ſick nicht an dat Conſiſtorium vorfüs 
gen, edder orbentlic recht vorachten,, ſchall de Paftor ſolchs ber 
Duericheit anthogen, welder ferner dem Citirden parth, by peen _ 
ber gefencknis, edder landes vorwifinge befehlen ſchall tho Com⸗ 
pariren, Vnde wo die Perſon darouer mutwillch vp eren vor⸗ 
nemen bharret, ſchall dieſuͤlue tho geboͤrlicker ſtraffe van der 
Quericheit fencklich yngethagen, vnde ferner yegen fie an dem 
Conſiſtorio ynn Contumatiam edder ſonſt ordentlick thouorfah⸗ 
ten geſtadet, vnde vnuorthoͤchlick vorholpen werden, wat recht iſs. 

Were od der ordt, bar fi die Perſon fo delinquiret er⸗ 
beide, gar wit affgelegen, So ſchall tho des Confiftorij erkendt⸗ 
nis flan, effte fie willen yemand fubbelsgiren, vor ben füluen 
ordentlid usque ad Conclusionem, thouorfahren, vnde folgende 
ferner die ergangene Procefd den Confiftorialen darin thoer⸗ 
kennen thoauerfchiden. 

Alle Casus Diuortij, vnde welderem dele die che wedder⸗ 
umb tho geftaden fp, ſcholen flan by bem Conſiſtorio, dat werdt 
orbentliden proces vornehmen, vnde fchaffen, mat billich unde 
recht iſe, Vnde wo ſick vennig Kerckendiener ahne vorganden 
Rath des Conſiſtorij wuͤrde vndernehmen Eheluͤde van ein an⸗ 
ber tho ſcheiden, So ſchall die edder bie yennigen fo ydt deden, 
darmit ipſo facto ſynes edder eheres dienſtes Amptes vnde 
Standes entfettet fon. 

Dar pbt fi ouerft Wertlicke Perfonen vnderfangen wor⸗ 
den, ſcholen fie mit gefencknis ebber anderer ernſter ftraffe vor 
folget werben. 


Dat Veerde Deel, van Erauriuatoribus unbe Ordinauben vude Dan 
DOrbentliter Beftellinge ber Kercken Empter. 


Riemand [hal fi underflan, bat offentlicke Predigampt in 
ber Kercken anthonemende he ſy denne thouorn eraminiret vnde 
nha dem gebrude der Apoftel ordineret. 

Dat Eramen vnde ordination [all gehelben werben, thom 
GSripfswoldt, tho Stettin, Colberg, vnde Stotpe, Die Daftores 
onde Prediger ahn einem yebern orde [holen Ordinarij exami⸗ 
natores ſyn mit dem Superintendenten. 


Die eraminatores fcholen nemandt ab eramen tho laten, 
be hebbe denn eine gewiſſe Vocation, vnde bringe ſyn tejlime 


J 


ases. Cv. Yommerfche irchenorduug · 


nium van deu Patronen edder van der Ouericheit, fo bat Jus 
Votandi de Jure hebbenn. 

Dat eramen ynn der lehre, ſchall gefchehen vth dem Exa- 
zuüne ordinandoram, Locis Communibus, vth dem Gatedhifs 
mo, vnde ym terte ber Hylligen Schrift, Vnde ſollckes vp bie 
tpbt der Quatertemper, ſonderlick yn der Faſten, unde vp Mis 
chaelis, wenn die Catechiſmus repeteret wert, bat die Ordinan- 
den vort hören die form den Catechiſmum tho Predigen. 

Die Guperintendens ſchall vorordenen, dat einer van ben 
Paſtoribus die Drbinanden etlicke bage vor dem eramine inſti⸗ 
tuire, vnderwiſe, wo fie Dipen, Sacramenta vorreden, mit 
Bicht unde Krancken befölen, Mit vorteumen, vnde benediction der 
Ehelüde, mit teſtament holden, unbe dergeliken ummegahn fchölen. 

So einer im eramine vngeſchickt befunden, ſchall men ehm 
affwyſen, vnde ermahnen, dat he flitiger Studire, mit erbes 
dinge, Wo he fit beteren, vnde in den ſtudijs Frucht fchaffen 
würde, fpner kuͤnfftich acht tho hebben. 

Wenn einer in eramine vorſtendich, tho predigen gefchickt, 
vnde in leuend vnſtrafflick, und des predigampts werdich bes 
funden wert, ſchal die Superintendens en, yn by ſind der exa⸗ 
minatoren vormanen, vnde ordinieren wo folget. 

Erſtlich van der lere, dat he jn der beſtendich bliue, vnd 
flitich ſtudiere, flitich bede, vnd Godt den heren vmb den hilll⸗ 
gen Geiſt anrope, hirby ſchall die Ordinande errinnert werben, 
wat dat Predigampt vor ein hoch, ſchwar vnde gefehrlich ampt 
ys, Dem die Duͤuel vnde die Werlt fiendt, vnde dat wy nichts 
van vns ſuͤlueſt vormoͤgen, ſondern bat wy duͤchtich ſyn, dat 
ys van Gabe 2. Corinth: 3. 

Darum ſchall die Ordinande anlauen, dat he wil bauen 
alle andere ſtudia alle Dage ein Capittel vth der Biblta leſen, 
mit einem effte twe Pfalmis, onde ſyn Theologieum Studium, 
fampt dem gebede flitich wharen. 

Hirby ſchall he od errinneret werben, wat he vornemlid 
vor Boͤke leſen ſchall, Als die Biblia, die Poftillen, unbe Boͤ⸗ 
ter D. Marthini Lutheri, onde Locos communes, od anbere 
bauen genanten Böker Luthers vnde Philippi, fo wy thofamen 
drucken laten, vnde by den Kercken vnſer Lande thouorwharen 
geordent. 

Thom andern, van den Ceremonien, dat he ſyn Kercken 
regiment im ſynem Caſpell, mit allem flite holde, nha biffer 
Kercken ordeninge vnde der Agenda, in allen ſtuͤcken des Mi 
niſterij truͤwlick vnde eindrechtichlick mit den anderen, vp dat he 
ein truͤwer diener des Heren Chriſti befunden werde. 

Thom Druͤdden, van ſynem leuende vnde wandel, huſs⸗ 
holdinge, vnde kledinge, van ſynem geſinde, dat he alle erger⸗ 
niſſe, vnde vor allen dingen, Drunckheit, Hader, Ergerniſſe, 
Tumult vnde andere laſter vormide. 

Thom Veerden, van ehr vnde gehorſam yegen bie Oueri⸗ 
cheit, ſonderlich ahn dem orde, dar he deenen ſchall, Dartho 
od vegen ben Superintendenten vnde ſyne oldeſten im Predig⸗ 


ampt, bat be nha der Kercken ordeninge ehm will gehorſam 


ſyn, vnde kamen wor he thom Soynobo effte ſuſs geeſchet wert, 
dat he od ynn diſſen Landen nicht wil iennigen Kerckendienſt 
vnordentlicker wiſe ahn nehmen, ahne preſentation der Patronen 
vnde inſtitution der Superintendenten, dergliken ſchal he ahn⸗ 
lauen, nicht ahne erkentnifſe, vnde ahne willen ſynen dienſt 
thouorlatin, wo hernha gemeldet, Hyrup ſprecket be Ordinande, 


dat he dorch Gades Gnabe ſollikes truͤwlicken doͤn, unbe holden 
wil, vnde werdt darup vormhanet, dat he ſick thor Bicht vnde 
Communion ſchicke. 

Forma Orbinationis. 

Des folgenden Morgens, effte wenn ydt gelegen, geſchuͤdt 
ein Sermon, vam Predigampt, edder ahm ende des Sermons 
wert vorkuͤndiget, dat ein effte mehr ſyn, die thom Predigampt 
ſcholen ordeneret werden. Mit vormaninge, dat ſie willen dar⸗ 
by ſyn, vnde Gott helpen ouer ſie anropen, dat he ſyne Kercke 
vnde ſyn wort by vns erholde, vnde duͤchtige lehrer geue, vnde 
diſſe vnde andere Prediger alle tho nuͤtten dieneren make, Darup 
werdt gebedet Vader vnſe etc. Vnde geſungen, Nhu bidden 
wy den Hilligen Geiſt ete. Darnha Veni sancte cum Collecta. 

Darnha vor dem Alter, ſo die Ordinator nicht will eine 
prefation dhon ahn dat Volck de dignitate ministerij, Wo die 
einige geborene Shoͤne Gades dat Predigampt geſtifftet, vnde 
ſuͤlueſt gefhuͤret hefft, vnde noch erholt vnde fhoͤret dorch min⸗ 
ſchen, tho erbuwinge ſynes rickes, vnde dat he ydt wedder den 
Duͤuel erholden wert, vnde wo Gades wille ſy, dat nicht alle 
ahne vnderſcheidt ſcholen thom Predigampt gripen, ſondern al⸗ 
lein die de dartho beropen, examiniret, bewheret, vnde nha dem 
gebrucke der Apoſtel mit dem gebede vnde vplegginge der Hende, 
ordiniret ſint ete. So mach he balde ahnfangen tho leſen diſſe 
folgende wort bes Hilligen Pauli j Timoth: iij. 

So Schrifft Sanct Paulus ynn der erften Epiftel ahn 
Zimotheum ahm drübden Gapittel. Dat if gewiflid! whar, 
So yemandt dat Predigampt begeret, die begeret ein koͤſtlick 
werd ꝛc. II Zim. UL 1I—7.) 

So ermahnet od Sanet Paulus bie oldeften der gemeine 
tho Ephefo, So hebbet nhu acht vp yum fülueft zc. [Xp 
Geſch. XX. 28—31.] 

Hierup beit de ordinator eine forte vthleginge effte vorma⸗ 
ninge ahn die Predicanten alfe folget. 

Hier höre gy dat diffe wordt reden wat yuwe lehre, due 
ampt, yuwe leuent vnde wandel ſyn fchall. 

Die lehre ſchall fon, dat gy Gades wort, bat geſette vnde 
Euangelium, bote vnde gnade, dorch Chriſtum der gemeine, die 
he mit ſynem blode vorworuen hefft, ſcholen rein vnde flitich 
Predigen, vnde mit allem flite wehren, dat nicht Wulffe vnde 
Rotthen falſche lehre vnde laſter manck die armen Schape 
Chriſti ynriten. Dartho iſs vann noͤden, dat gy ſuͤlueſt Godt 
fruͤchten, van herten bidden, vnde flitich ſtudiren inn der hilli⸗ 
gen ſchrifft, Alſe S. Paulus ſecht, Holt ahn mit leſende vnde 
nim dy ahn der vormaninge vnde der lehre, Timoth. iilj. Dat 
ampt ſchal ſyn, dat gy arbeider ſyn ſcholen, nicht leddig genger, 
ſonder truweliken acht geuen, vp yuwe beuahlen herde, yuwe 
ampt, inn allen ſtuͤcken des miniſterij, vormoͤge der Agenda 
truwelicken vthrichten, vnde nichts vornemen dat der Kercken 
ordeninge tho wedderen iſs. 

Dat leuendt ſchoͤle gy mit alle den yuwen foͤhren, nha der 
Ihere Pauli, Dat Bades name, vnde ſyne hillige wort nicht 


vmme yuwent willen gelaftert werde. 


Synt gy folliles cho dhonde bereit? 
Dicunt Ja. j 
Hir lecht die Superintendens vnde die anderen Paftores 
den Ordinanden fo vp den Eneen fyt, vp bat hoͤuet die handt 
vnde vormanet die gange gemeine thom gebebe vor dat gantze 
31* 


Ah 25068. OXVIL Pommertche Rircjeuoriunng. 


. o 
billige Predigampt, vor alfe lehrer vnde thohoͤrer unde fonders 
lic vor diffen Orbinanden, vnde fpredt, Latet vns beden, Bas 


‚ber onfe bie du bift Im Hemmel etc. 


Latet uns wiber Beben. 


Barmbertiger Gott, Hemlifhe Bader ꝛc. [f. d. Braun: 
ſchw. K.O. Ne. LXXXIII.] 

So ghat nhu hen, vnde weidet die herde Chriſti fo yuw bes 
fhalen iſs, vnde ſehet wol tho, nicht gedwungen, ſonderen wil⸗ 
lichlick, nicht vmme ſchendlickes Winſtes willen, ſondern van 
herten grund, nicht alſe de oͤuer dat Volck herſchen, ſondern 
werdet ein vorbilde der herde. So werde gy wenn der Ertz⸗ 
herde erſchynen wert, die vnuorwelcklicke Krone der ehren ent⸗ 
fangen Amen: 

Benedicat vobis Dominus, vt ſaciatis fructam multum, 
Amen. 

Darnah entfangen ſie Teſtimonia Ordinationis. 

Wi willen ock den Superintendenten gewiſſen beſcheidt tho⸗ 
ſtellen laten, wat ere Schriuer vor testimonia Ordinationis, 
Institutionis, vnde dergeliken (Jedoch den Armen ouer dat inn 
allen tho geroken) nemen ſcholen, darouer niemandt ſchall be⸗ 
ſchweret werden. 

Wenn froͤmbde Prediger vth anderen landen kamen, vnde 
ein Kerckenampt ahnemen willen, die ſcholen wenn ſie glick or⸗ 
deniret ſyn, vor die Examinatores vnde vor den Superinten⸗ 
denten kamen, exameniret werden, ere teſtimonia produciren, 
vnde van vnſer Kerckenordeninge vnderricht entfangen, vnde 
data dextra societatis, dem Superintendenten obedientiam 
fidelitatem, vormoͤge der Kerckenordeninge tho ſeggen vnde 
holden. 

So ock vth einem andern lande hirher vociret werd ein 
Superintendens, effte ſonſt ein vornehmer Paftor, dem ſchall 
me, ehr he ynn fon Ampt tret, bie Kerckenordeninge, be Agenda, 
vnde Statuta Synodi 'vorleggen, vnde vam gangen Kerdens 
tegimente vnderrichtenn. Darup ſchall he den andern Super: 
intendenten data dextra societatis, lauen vnde thofeggen, 
Dyſſer Kerckenordeninge trümelid tho folgen, vann der nicht 
tho wiken, od nene Nygeringe ynn diffe Kerdienordeninge yn⸗ 
thovhoͤren. 


Bau Orbentlider Voeation, Inſtitution, unbe Dimiſſion ber Kercken⸗ 
diener. 


Idt ſchall mit annehming der Prediger, wo vor olders ge⸗ 
woͤnlick, geholden, vnde nemandt ahne rechtmetige Vocation 
der Patronen dat Predigampt ahnnemen, edder ſick indrengen, 
noch ynſetten laten, herwedder ſchal ock die Herſchop vnordent⸗ 
licker wyſe, kenen Prediger vpſtellen, noch entſetten edder vor⸗ 
ſtoͤten, vnde ſchal nen Paſtor ben andern vth ſtecken, noch eine 
Parre ahnnemen, he hebbe den van den patronen denomination 
edder praeſentation ſchrifftlich, wo gebruͤcklick, vnde van dem 
Superintendenten die inſtitution, Wo ock einer van ſynem 
ampte affſtahen wil, ſchal he ſolckes dem Superintendenten 
vnde Patronen vngefehr ein halff jhar thouorne ankuͤndigen, 
vnde deſſuͤluen afftages nodtwendige erhefflicke billike orſake an⸗ 
thogen, vnde darup van den Patronen vnde Superintendenten, 
edder ym fal ſick dieſuͤluen mit einander nicht kunden vorge⸗ 
liken, van dem ordentliken groten Conſiſtorio billikes beſchedes 


gewaren, vnd nicht eigens gefallens von einer Parren vp die 
ander rucken, Noch by vns den Landesfoͤrſten edder andere 
Quericheit Feine vorſchriuinge bidden, dat he be Parre ad vitam, 
edder vor ſyne kinder beholden, vnde derſuͤluen ſyn, edder ehre 
leuelanck nicht entſettet werden ſchoͤle, denn dar ſolckes gelick 
geſchege, ſo ſchals doch van vnwerden ſyn, vnde vor nichtich 
vnd vnkrefftich geachtet, geholden, vnde erkandt werden. 

Wedderumb wo de Patronen vth erheffliken billicken orſoͤ⸗ 
ken edder an ben oͤrden, dar ydt van olders der maten gebruͤck⸗ 
lich, die Caſpell kinder dem Paſtori die Parre vormeinden vp 
thokuͤndigen, ſchall ock mit vorganden erkendtnis, wo bauem 
gemeldt, thoghan, vnde wer hirwedder dede van dem Confiſtorio 
mit ordentlicken rechte vorfolget werden, vnde im fall die Pa⸗ 
tronen eres iuris Patronatus vorſetichlick miſsbrucken, fo ſchal 
ydt mit denſuͤluen vormoͤge vblicher rechte geholden, vnde ſe des 
iuris patronatus nha gelegen ſaken eres deiles, vnde ſo lange 
ſie leuen, vorluſtich erkandt werden. 

Wuͤrde ydt ſick ock tho dragen, dat die Patronen den die 
Nomination vnde praeſentation gehoͤret, eine duͤchtige perſon 
erweleden, vnde dieſuͤlue dem Superintendenten vorſchluͤgen, 
der Superintendens ſick oͤuerſt der inſtitution weygerde, vnde 
einen anderen gedechte tho intrudiren, So ſchall diſsfals die er⸗ 
kendtnis den anderen vorordenten des Conſiſtorij heimgeſtellet 
ſyn, die ſick nha vpgenhamen genugſamen bericht erkuͤndiging 
vnd gelegenheit wol vnparteieſch weten tho erthogen, vnde ſcho⸗ 
len od die Patronen in acht nehmen, dat fie niemand erwelen 
ebder praefentiren, od der Superintendens nenen inftituiere he 
ſy denn geſchickt vnde qualifieret od den Caſpell luͤden, tho« 
vorne nhamkuͤndich gemaket, vnde in gemein litlich vnde ges 
fellich, vnde wert hierin de Superintendens wo ynn allen bona 
conscientia fideliter handlen, vnde dar hirwedder geſchege, fe 
wol als die Patronen van vns den Landesfoͤrſten vnde Confi⸗ 
ſtorio ordentlicker ſtraffe gewerdich fun. 

Idt ſchal ock dat Conſiſtorium yn allen bauen gemelten ſa⸗ 
ken ſchleunich vnde foͤrderlich, vnde wo moͤgelick in dem erſten 
angeſetteden termin, ſonderlich in den ſaken ſo anneminge vnde 
erloͤffniſſe der Kerckendiener belangen, mat recht 96 erkennen, 
vnde wo ein Parrher Prediger edder Kerckendiener bauen ge⸗ 
ſchreuener ordeninge thowedderen wuͤrde erloͤuet, ſchal he nicht 
wiken, ſondern ſick vp vns die landesfoͤrſten vnd dat Confiſto⸗ 
rium beroͤpen, barfülueft be, too die ſake dorch den Superin⸗ 
tendenten mit den Patronen vnde Ouericheit jebders ordes, nicht 
wuͤrde in der guͤde by gelecht, vnparteilick recht erfolgen werdt. 


Forma inſtitutionis, wo man Die Paſtores infetten ſchal. 


Wenn die Superintendens befindet, dat an der praeſenta⸗ 
tion vnde Perſonen kein mangel ys, gifft he den Paſtor prae⸗ 
ſentato die inftitution ſchrifftlick vnder ſynem ſegel. 

Darin erſtlick dem gantzen Caſpel angethoͤget wert die vo⸗ 
cation, mit vthdruͤcklicken namen der patronen, wo van olders 
in den praeſentationibus vnde inſtitutionibus gebruͤcklich mit 
angehengenden confirmation derfuluigen, vnde inſtitution, vor⸗ 
möge ber Kerckenordeninge. 

Darna befehlt die Superintendens dem Paftort die gemeine 
im Caſpel, bat he fie truwlick weibe, mit. der Lehre unde Chriſt⸗ 
licken erempeln onde ermanet webderumb alle Chriften im Ca⸗ 
fpel, dat fe Gades wort vnde ben Catechiſmum vlitich van em 





1983. CKVIE. Wonmerfche Kichenrinug: 


hören unbe lehren, die Saccamenta gern vnde vaden entfans 
gen, ſick ere Kinder vnd gefinde tho aller Godtſelicheit, vnde 
thom gebede vlitich holden, und bar jegen dem Paftort ehre 
vnde gehorfam im Predigampt ertogen, vnde alles gerne vnde 
teutliden geuen, wat en nha Caſpel rechte, unde vormöge ber 
vifitation regiſter geböret, unde hirbauen allen guden willen mit 
dancke vnde woldaben bewyſen. 

Ferner biddet unbe vormanet die Superintenden® bie pas 
tronen, vnde Caſpel vorwanten,, bat fie den Paftoren beſcher⸗ 


men, bie Wedewe fampt der Göfterie, wo ydt brucklich, tho 


buwen ynde tho befreden vorfchaffen, em In vthmaninge fpner 
gebörnifie heipen vnde förderen. 

Die vorftender vnde ben Coͤſter vormanet be, bat fie mit 
dem Paftore in aller einichelt mit ehrerbedinge leuen, Feine tives 
bracht im Caſpel webder en ftifften,, Alle Ihar dat Gades hufs 
Regiſter dordy den Parner vp dem borpe, fo ferne he dartho 
gefchicht, ſchriuen, edder wo he dartho vnduchtich, datſulue dorch 
eine ander bequeme perfon waren, vnd jehrlick vorrecken laten, 
"o® die Kercke ferdich onderholden, vnde by dem Eafpel den 
Kerckhoff thobefteden vorfchaffen. 

Hirmit befelet he dat gantze Caſpel dem Heren Chriſto, mit 
wunſching dat he mit ſynem Geiſte tho des Paſtoris Ampte 
vnde worde helpe, dat.he vele frucht ſchaffe. 

By diſſer Chriſtlicken inſtitution befelet der Superinten⸗ 
dens dem Paſtori mit fonberliden flite, wo he ſick yegen bie 
Duericheit im Cafpel mit aller ehrerbedinge, vnde gehorfam in 
allen Dingen, mat nicht bem minifterio und der Kercken orde⸗ 
ninge tho wedderen ys, ſchal vorholden. 

Darmit ouerſt ſolckes alles dem gantzen Caſpel bekandt 
werde, unbe yeberman tho ehre vnde gehorſam yegen bat pres 
digampt vormanet, die Parner ock ſynes ampts deſto mehr er⸗ 
rinneret, befelt die Superintendens tween vlcinis Paſtoribus, 
darunder sin allewege ſyn ſchal, vth der negſten ſtadt, bat fie 
vp einen gelegenen Sondach in dat Caſpel thoſamen kamen, 
einer den Sermon do, vnde nha dem ſermone dem volcke an⸗ 
thoͤge die vocation, vnde wat em vam Superintendenten befa⸗ 
len ſy, vnd leſt die inſtitution aff, mit ermaninge, dat ſie alle 
Godt anropen, be wille tho diſſer vocation ſyne gnade und 
Geiſt gnedichlick vorlenen, darup wert gebedet, vnde geſungen, 
Nu bidden wy den hilligen Geiſt etc. 

In dem tret be Paſtor, fo geprediget hefft, vor bat Altar, 
vnde kniet vor an bat Altar de Paflor vocatus, vnde fo mehr 
dar fint ſtan darby an ber fiden. 

Ma dem gefange befehlt he den vocirten Parrher bat Ca⸗ 
fpel, gelick alfe he vp den Prebiaftule fune perfon dem Cafpel 
commendiret hefft, nömlidten, bat he yn ſynem ampte wil truw 
fon, bat Caſpel flitich vorftan mit lehre, Sacramenten vnde 
guden erempeln, als be vor Godt bem Heren, vnde vor allen 
Chriften ſchuldich ys, vnde betrachten dat de Here Chriftus 
aller minfchen fehlen in dem Gafpel, die be mit ſynen Blode 
erworuen hefft, van ſynen henden förberen werde. 

Durup fpredt die Paftor Ja, mit Gades hülpe. 

Hirup wert die gange gemene thom gebede vormanet ‚ bies 
wile dat Predigampt ein hoch ampt ys, dar Gades ehrr, bat 
ride des Heren Chrifti, vnde der Minfchen ewige felicheit ans 
gelegen if6, dem bie Düuel viendt ys, darin dorch vnfe eigen 
vormögen, nichts Fan vorfchaffet werden, wo nicht Godt die 


245. 


2 
Here krafft, Geiſt unde fegen vorlenet, darum ein yeder Godt 
van herten mwillen anropen onde fpredien, Vader unfe die du 
bift im Hemmel etc. 

Darnha wert gefungen, Sanctus vnde verba coenae, unde 
ſchal die eine Paftor communiciren, vnde thouorne ſyne Bicht 
gebhan hebben. 

Die Patronen vnde Ouericheit des ordes ſchoͤlen mit ben 
vorftenderen,, effte anderen ym Cafpel vorſchaffen, dat die vicis 
nus Paftor vth der Stad gehalet, gefpifet vnd wedder tho huſs 
gebracht werde. 

Nha vorgefchreuener wyſe, Thal eine rechtmetige vocation 
ynn ben Kercken vnſer lande gefchehen, vnde henferner publis 
ciret werden, die ouerſt fo ygund im ampte ſyn, ſchoͤlen als 
confirmati geholden werden. 


Bau Coadintoribus vnde Cappellanen. 


Die ſchoͤlen mit beleuinge der Patronen, vnd mit willen 
des Rades in Steden, erwhelet werden van dem Paftore, und 
van dem Diacon, edder vam Made, vnde darna praefentiret 
dem Superintendenten, beme höret bat eramen, iudicium vnde 
inftitution, doch vmme fonft vnde vorgeuens. 


Ban Ebſtern. 


Cuſtodes ſchoͤlen ſyn gelert, die dem Paſtore koͤnen helpen, 
mit ſingen, pſalmen vnder tiden ock latiniſche Cantica, vnde 
dat ſie den Catechiſmum deme volcke koͤnen duͤtlick vorleſen, 
ſonderlick ouerſt ſchoͤlen die tho Coſterien gefordert werden, dar 
hoͤpen tho 98 thom Predigampt, Alſo koͤnen wol in Steden ge⸗ 
fchickte Coſtere angenamen werden, die dar koͤnen mit in der 
Schole heipen , effte in der Kercken lectiones holden. 

Die Eoftere fholen angenamen werden , mit willen unde 
vorweten der Patronen, edder des Rades, od wo ydt fonft an 
yederm orde gewhoͤnlick van dem Paſtore vnde vorftenderen, 
Cum consensu Superintendentis, effte des oͤldeſten Paſtoris 
des orbes, den die Superintenbens foldes committiret, van 
deme ſchal be tho gehorfam im ampte ernfllid vormanet 
werden, vnde mach die Coͤſter erlöuet werden vth erheffliden 
orſaken van den yennigen, denen die anneminge gebhöret. 

Des Coͤſters ampt ift in der Kercken fingen, den Catechiſ⸗ 
mum afflefen, dem Paftori mit aller ehrerbiedinge am Altar hel⸗ 
pen, vnde fonften gehorfam vnde dienſtwillich ſyn, lüben, bie 
Kercke vp vnde thofhluten, Morgens unde Auendes bedeklocke 


fhlan, vp die funte fehen, dat rein unde im Winter warm .. 


Mater darin fo, daruor hefft he fon drandigeldt, Item be ſchaf⸗ 
fet Wyn vnde Brod, wor ydt gebrüdlich vp vnkoſt der Kercken, 
die ent gelbt effte ader baruor thoftellet. 

Dariegen fchölen fe entfangen die vororbente Coͤſter heuinge, 
vnde Göfter waninge, vnde geneten der Inmunitet vnd Geiſt⸗ 
licker freiheit, van one den Ianbesförften,, vnde van veders ordes 
Duericheit,, ſchoͤlen ſick od webberumme yegen die patronen, 
Herfchop unde Ouericheit mit geboͤrlicken gehorfam unde ehrer⸗ 
biebinge,, fredeſam ſchicken, wenn ouerſt die Eöfter Bure unde . 
Intter Buren fon, vnde nicht vp Cöfteryen vnde befryeben 
Kerckhoͤuen, fondern in ber herſchop, katen tho Burrechte wha⸗ 
nen, ſchoͤlen fie der herſchop ere plicht vnde dienſt als ander 
Buren leſten. 


246 
& 
. Ban Orgauiſten. 

Drganiften ſchoͤlen in groten Steben geholden, vnde ehrlick 
na vormöge der Caften befoldet werden, vnde geneten Geiſt⸗ 
licker immunitet und fryheit, lut differ ordeninge, tho eren ber 
Muſica, wor fie ouerſt nicht genug an befoldinge kriegen, moͤ⸗ 
gen fie dorch richtfchriuerie, duͤdeſche ſchrifft ſcholen holden, effte 
ander nering erlangen, fie fehölen angenamen werden van dem 


Paſtore onde vorftenderen mit willen des Rades, vnde ſchoͤlen 


anlauen dem Superintendenten vnde Paſtori im kercken regi⸗ 
ment gehorſam tho ſyn, vnd nicht vth thoreiſen, ahne des Pa⸗ 
ſtoris willen, vnd wo ſie darwedder handelden, vnd ſick an des 
Paſtoris vormaninge nicht kerden, ſchoͤlen ſie doͤrch die vorſten⸗ 
der, mit affkoͤrtinge der beſolding na moderation der Buͤrger⸗ 
meiſter, edder ſonſt dorch die Ouericheit darumme vnnalatich 
geſtraffet werden. 


Dat Wöffte Deel, 
Van Scholen. 


‘ Det Söfte Deel, 
Bau ber Bifltatton. 


Dewil wy vns ſchuͤldich erkennen, dat Predigampt, bie 
Kerken vnd Scholen, hofpital und armehüfer tho erholden, tho 
ecneren, vnd tho befchermen, und dan tho erholdinge des allen, 
Chriſtlicke vifitation nddich, als ſchal diefülue repetirt, vnd ſon⸗ 
derlick in acht genamen werden, dat die reine Goͤdtlicke lehre, 
rechter gebruck der Sacrament, eindracht vnde gelickfoͤrmicheit 
der Ceremonien, vnde guder diſciplin erholden, ock die Kercken⸗ 
guder allenthaluen conſerueret, vnd wat der kercken entagen ys, 
reſtituirt, ock die Kercke ſampt den Kerckhoͤfen, vnd anderen 
olden herkamen nha gebuwet, befredet deſsgelicken die diener 
Goͤdtlikes wordes, ſampt den Scholperſonen vnde armen mil⸗ 
dichlick vorſorget werden etc. 


Tho Viſitatoren ſynt thouorordenen vnſere hoͤuet vnd ampt⸗ 


luͤde, jeders ordes, ſampt einem effte tween, edder ock wo ydt 
die nodtrofft wiere, dren hoffreden, de Superintendens welcker 
in einer Hederm Biſchop domes Iurisdiction vorordent, vnd ein 


edder twe vam Abel die einem jdern ampt negſt geſeten neuen 


den Patronen, vnd einem ſchriuer. 

In den Steden ouerſt ſint neuen den hoffreden vnd Su⸗ 
perintendenten die Buͤrgemeiſtere, Kemerer, ock wor ydt bruͤck⸗ 
lich de Paſtoren mit etlicken anderen van den oldeſten vth der 
gemeine, edder ſonſt thouorordenen. 

Im anfange ſchal eine predige geſchen, ſonderlick in Steden 
van der viſitation, wat ſie ſy, wo ſe van Godt gebaden, vnd im 
olden Teſtament geholden ſy, vnd wor tho fie dienet, mit er⸗ 
maning dat ein yeder gehorſamlick vnde truͤwlicken dartho helpe, 

vnde Godt anrope, dat he ſyne gnade vnde ſegen dartho vorlige. 

Darna kamen bie vorordenten tho der Viſitation an gele 
gener Stede mit ein ander thoſamen, vnde werden alle Kercken⸗ 
dener vnde Caſten, Kercken, vnde armen vorſtender, beſcheiden 
vnd angefangen die inquisition vp folgende Articul. 

Thom erſten, fchal gefraget werden, van der Lehre, effte be 
Prediger darin geleret vnd vorſtendich fon, vnde dieſuͤlue od 
rein, flitich vnde eindrechtich predigen, vnde effte in der Stabt 
edder im Caſpel od fon Secten, Webderböper, Sacramentirer, 
Papiften, Ofiandriften vnde andere, die falfche Lehre driuen 


1568. CZVIL Pommertdge Riedyensetunng. 


vnde reiner lehre heimlichen effte offentlich webder fpredien. 
Vnde wo ber Kerdendiener ein ebder mehr in ber lehre nidyt 
rein befunden, fchölen fie ſamentlick edder fonderlid vp bem nes 
heften Synodum befcheiben, onde nha radt des Synodi mit em 
gehandelt werben. Idt were denn dat be ebder fie offentlick 
thouorn vordammede lehre vorgeuen und vorbedigen willen, bifö« 
fals fchölen die Viſitatores macht hebben, ferner vngeluͤck tho⸗ 
uormiden, fie tho incareeriren, tho entfetten edder fonft vormoͤge 
des Stettinifchen affſcheids anno 1556. vpgerichtet, wedder fie 
vorthofaren. 

Thom 2. van ber Prebicanten ampt, arbeit, und Kercken 
regiment , effte die Gatechifmus ock flitich alle Sondage und op 
die veerndel jar repetiret, dis Finder eraminicet werden, vnd 
effte die Prediger od truͤwlick vnd tho rechter tydt in ber Kercken 
vp ere ampt wharen, mit predigen, Sacrament vorreden, Bicht, 
privat abfolution, Doͤpen, Kranden beföten, mit begreffnifs, 
vorteumenbe, Benebdiction auer Brut unde Brübegam, und ders 
geliten in allen ftüden, bie aha inholt differ Kerckenordening 
vnde der Agenda thom minifterlo hören. 

Thom 3. effte die kerckenperſonen od einich under einander 


fin fampt den Scholdenern, effte od ein vp ben andern in ber 


kercken fchelt vnd ſtecht. 

Thom 4. van den Scholdienern, van erer geſchicklicheit, 
ampt onde arbeit, vnde einicheit mit bem Paftore unde Pres 
digern. 

Thom 9. van bem leuende handel vnde wanbel, od ber 
Eleiding dee Kerckenperſonen, effte fie ſick erem flande nha, ehr⸗ 
(id Beiden, onde aller lichtferdicheit und ergerniffe, ſonderlick 
be Beerkroͤge, Buſſen, vorbadener wehren, vnde ergerlicker ges 
uehrlicker gefelfchop entholden. 

Thom 6. Wo fi die Prediger unbe Scholbiener ſchicken 
jegen die Öuericheit des ordes, effte fie fi od in vnnoͤdige weis 
lie ſaken mengen vnd curiosas non necessarias reformationes 
weltlidier dinge vornemen. 

Thom 7. Wo fi alle Kerckendiener by Kercken und Scho« 
len holden, jegen den Superintendenten, eren ‚orbentliden 
praepositum dar Paulus van ſecht, Obedite praepositis ue- 
stris, effte fie od heimlich effte öffentlich fi fonen ampte vnd 
differ Kerdenerdeninge wedberfetten effte van andern, Dathan 
und Abirons bröbern, fi datho gebräden Taten. 

Thom. 8. van ben thohoͤrern im Caſpel, wo: fi? bie ouerk⸗ 
heit und dat Bold jegen Bades wort und die Saeramente, und 
jegen dat Predigampt ſchicket, effte od aldar fin, die bie lere 
des Euangelij laftern, Gades mort und die Sacrament mit 
offentliden freuel, vorachten die nicht the der Communien ghan 
willen. 

Thom 9. van befehweringe der Kerckenperſonen, effte bie 
Patronen vnde Radt in Steben, desgeliden unfer der Landes⸗ 
förften amptlüde des ordes ock truͤwlick auer dem Pafloren vnde 
Prediger holden, ere geböringe unbe burvete der Wederne vor» 
ſchaffen, vnde fie jegen alle mutwillige beſchermen, Item effte 
die perſonen ſo des ordes die wertlicke ouericheit vorwalden, ſick 
ock vngeboͤrlick mengen in dat Kerckenregiment, wedder den Su⸗ 
perintendenten vnde Paſtoren, Item effte od mutwillige freue⸗ 
ler dar ſint, de den Predicanten drowen, edder ſie ſchmehen 
vnde hoͤnen. 


Thom 10, effte jd mit aumeming vnd entfettinge ber Ker⸗ 


. 1508. sun Vommer⸗fche Rincheuprbunng. 


cendiener na diſſer unfer ordeninge, und na ber hilligen ſchrifft 
ock geholden werde. 

Thom 11. van den bie in offentlicken laſteren und erger⸗ 
niſſen ſtecken, in Dodfchlag, Hurerie, vnehrlicker bywahninge, 
Ehebrock, Deeffſtal, effte ock van der Ouericheit vntuͤchtige 
fruͤwen huſer offentlick geſtadet werden. Item efft ſie ock ge⸗ 
leiden vnd herbergen die Ciener. So ouerſt eheſaken vnde an⸗ 
dere ſonderlicke caſus vorfallen, die an dat Conſiſtorium gehoͤren, 
ſchoͤlen ock dar hen gewiſet werden. 

Thom 12. effte ock jemand an dem orde driue thouerie, ſe⸗ 
genen, boͤten, warſeggend, Geldgrafen, und dergelicken, vnd 
wo die Dusricheit ſick dargegen ſchicke. 

Thom 13. van vorvnhillinge der hilligen fyrdage, effte Win, 
Beer, vnde ander Kroͤge vnd ſchencken an Fyrdage vnder dem 
Serinon vnd hilligen emptern thogeholden werden, Item van 
Vaſtelauende, Gildbeer, vnde heidenſcher wiltheit im Pingſten, 
Item, van S. Johans Notfür, S. Johannes thom lichten etc: 

Thom 14. Ban vnberholbinge der Paſtoren, Prediger, 
Choldiene, vnde anderer Kerdenperfonen. 

Thom 15. Ban waningen des Pafloris und ber Kercken⸗ 
biener, wo diefüluigen onderholden werden, und wo ydt gewant 
mit dem gebüwe der Kerdien, des Kerdhaues, der Scholen, 
vnde ander Kerden waningen, diffe ſchoͤlen bie Wifltatores bes 
ſichtigen und beteringe vorſchaffen, wor ydt nöbich. 

Thom 16. Bau den armen huͤſern, Hoſpitalen, Teſta⸗ 
‚ wmenten, vnd allent wat vor Die armen geordent ys. | 

Wuͤrden ouerft Die Bificatores edder Superintendens ichtes, 
bauen diffe vnſe Kerkenordeninge und landtages affſcheide voror⸗ 
denen, dardorch jemand ſich beſchwert vormeinde, mach he dat⸗ 
fuͤlnige vnſs landesfoͤrſten tho erkerinen genen, und entlicker er⸗ 
klering erwarten. 


Ban aurichtinge des Inuentarij auer alle Kercken gäber in Steben. 


Wenn in der Viſitation in Steben die hanbeling gelanget, 
bet op die orbeninge van Kercken südern, als ben fchölen die 
Biſitatores ſick laten vorantwerden, alle olde regiſter auer allent 
wat geiſtlicke guͤder heten, mit allen Breuen vnde Segel vp 
Kerckenguͤder, Beneficien, Eleemoſynem, Calanden, Broder⸗ 
ſchoppen, Memorien, Statien, Conſolatien, Teſtamenten, 
Hoſpitalen, Conuenten, Armenhuͤſern, Item van allen Bedel⸗ 
ſpenden, Almiſſen, Geldt vor arme jungfruͤwen vnde vor arme 
kinder, vnde wat ydt vor namen hebbe, dat den armen gegeuen 
»6 , Cloſter guͤder, Cappellen Geld, Kercken Geldt, Item, van 
allen huͤſern, liggenden gründen, de tho Kercken und Geiſtlicken 
Lehnen hoͤren, alle Broͤdgeldt, Kaleugeldt, Wingeldt, Waſs 
edder gelt tho lichten, Gilden, Cumpanien, van olders gewoͤn⸗ 
lick abfentie effte officiantengeld, praeſentien, Alle Chorgeldt, 
vnde allerley wat me in der Kercken plach vth thodelen, grot 
vnde kleyn, wat tho Gades dienſte gegeuen vnde Geiſtlick ges 
weſen ys, Item, van allen vicarien vnde beneficien der Gilden, 
Wercke, vnde anderer Patronen. 

Dartho ſchoͤlen ſie beſichtigen vnde wegen laten, alle Suͤl⸗ 
nerwerck der Kercken, ber Kappeln, Cloͤſtern, vnd Altaren tho⸗ 
ſtendich, vnd foͤrdern die Kelcke van den Patronen, ſie laten 
wegen, vnde dorch die vorweſer der Caſten, were dringende 
vterſte noth vnd ehehafft vorhanden, tho gelde maken, vnd der 
kercken them beſten an gewiſſen oͤrden vthdon. 


Van diſſen vnde der gelicken Geiſtlicken goͤbern, ſchoͤlen bie 
Viſitatores ein iuuentarium maken, vnde daruan beyde Caſten 
die Schatkaſte der Kercke, vnde die arme kaſte vprichten. 


Van ber Schattkaſte. 


An die Schatkaſte ſchoͤlen kamen, die vier tide pennind, denn 
die Caſten vorſtender dorch einen Stadknecht in by ſin des Koͤ⸗ 
ſters, die allent wat ein yeder gifft in ein regiſter beſchriuen 
ſchal, alle Quartall ſchoͤlen foͤrderen laten, vnde truͤwlicken yn⸗ 
mahnen, van yeder perſon bauen twelff jaren ein Veercken. 

Item alle Kerckenguͤder de hiruorgenomet ſint, mit den 
Bedelkloͤſtern vnde Cappeln, vthgenamen wat den armen ge⸗ 
geuen ys, vnde tho den hoſpitalen hoͤret. 

Alle Teſtamenta fo vor jharen ad pios vzus des ordes vp⸗ 
gerichtet, hoͤren ock in die Caſten, ſo ouerſt die Viſitatores vth 
bewechlicken orſaken die vthſpendinge den Teſtamentarien willen 
laten, ſchal doch ein gudt deel daruan alle jar der Caſten thoge⸗ 
ſtellet werden, tho vnderholdinge der Scholen vnde Kercken, vp 
dat ouerige ſchal eine gewiſſe forma der vthſpendinge gemaket, 
vnd den teſtamentarien vorgeſchreuen werden. 

Item in die ſchatkaſte hoͤret alle geld van doden luͤden, van 
vorkofften begreffniſſen, alle milde gauen vnde Teſtament wat 
der Kercken gegeuen werd. 

Item alle ſummen van vorkofften Kerckenſuͤluer, wor ydt 
ouerſt noch vorhanden, dar ſchal ydt ahne dringende orſaken 
nicht vorkofft, ſondern in der viſitation mit aller ſyts beleuinge 
hiruan beſcheid gemaket werden. 

Ban ber vthrichtinge vnde Beſoldinge. 


Dan diſſer Caſten ſchoͤlen die Viſitatores vorordenen ehrlicke 
vnde loͤfflicke beſoldinge nha allen vormoͤge, ſonderlick dem Pa⸗ 
ſtoribus, Predigern, dem Scholmeiſter vnd Scholgeſellen, Or⸗ 
ganiſten, Coͤſtern, mit diſſen anhang, bat ſolck ſtipendia kuͤnff⸗ 
tichlick, wenn die Caſte in vorad vnd beteringe queme, vnd die 
beſoldinge nicht nha gelegenen ſaken alrede nuͤchſam were, vnde 
ock etwes van der Kercken buwet tho entberen, mit vnſern vnde 
der Patronen vorweten ſchoͤlen vormehret werden. 

Nah dem ſick od an etlicken oͤrden erfindet, dat bie Parr⸗ 
hen vnde Prebicanten vele höfen, tho erer eigenem nobtrofft 
vnde hufsholdinge gebruden, vnd darup eine grothe ahntall ges 
findes vnde dienftuoldes holden moͤthen, darmit fe fo vele tho 
dönde hebben, bat fie nicht ftubieren, dar her fie od in even huͤ⸗ 
fern, wenn nobtfelle vorhanden, ſtedes nicht antotreffen, ſon⸗ 
been op dem felde edder an andern orden, ever hanbelinge hal 
uen möthen geföcht werben, unbe foldes feer ſorchlick vnde 
fehrlidy 98. 


Derwegen unde darmit ein yeber fein ampt, fo vele flitiger 


vnde vnuorhindert anderer wertlicken forge haluen, vthrichten 
unde wharen möge, ſchoͤlen die Viſitatoren nha eines yebern or⸗ 
des gelegenheit die vorſehinge dhon, dat de Parrhern vnde Pre⸗ 
dicanten, ydt ſy in Stedichen edder Doͤrpern allein tho nod⸗ 
trofftiger huſsholdinge, den Ackerbuw driuen, vnde die ouerigen 
hofen tho pacht rechte vthdoen edder vorhuͤren, vnde daruan ent⸗ 
fangen vnde geneten wat ſie dragen. BE 

As oc die Parrhern vnde Predicanten an etlicken oͤrden 
eigene buren, mit gerichte unbe dienfte hebben, unbe derwegen 
offtmahlen vele vnrichticheiden vnd ergerlicke erempel erfolgen, 
enen od dat erercitium jurisdictionis nicht wol ahnſteit. 


- 


. 248 


Schoͤlenn de DBifitatoren erſtlick der dienfte haluen, wat 
enem ere her Predicanten eigene, edder od ander lüde en van 
olders tho donde ſchuldich geweſen, edder noch fint, flitich er⸗ 
kunden, vnde darneuen wat dieſuͤluen Buren den Patro⸗ 
nen edder anderen van olders vth plicht auer vndencklicke 
tydt der fundation, nicht tho wedderen, gegeuen edder gedhan 
hebben, erfragen, vnde dat alles in dat Vifitation Regiſter vn⸗ 
berfchietlich vnde dütlich fetten, darby einen yedern laten, Man 
fchal od eine ftraffe darup vorordenen, wenn bie bumlübe vp 
einem ebber mehr dage dem Parhern ebder Predicanten, die 
denfte fo fie f[hüldig tho donde, fi vtheren, datſuͤlue ſchoͤlen 
die Patronen, ebder berfüluigen befehlich hebber erequiren. 

Vnde die vpgefettede bite, edder geltfiraffe, den Predican- 
ten geuen laten , vnde fo de Patronen edder derfüluen befehlich 
hebber darin nhalatich weren, vnde nha unfer errinneringe, ahne 
gegründete rechtmetige orſaken vp ehre fümheit vorharret, [hal 
die erecution vnde inbringing, der in Bifitation Regifter vor: 
lieder Böte, ſtracks dorch eines yedern ordbes Amptman ges 
ſchen, vnde dorch die panding, ben Predicanten mat vorordent 
thogeftellet werden. 

Dar od ein burſsman thom drüdden mhal vth mutwilliger 
weygeringe und vteringe des, fo er ſchuldich befunden, vnde 
derhaluen dorch den Parrhern edber Predicanten befchuldiget 
wert, ſchal he darumme van foner ordentliden duericheit, in 
gebörlide ftraffe genamen werben. ' 

Mat die gerichtswald vnde dat erercitium derfüluen anlans 
get, ſchal defülue den Patronen einer yeder Kercken befhalen, 
vnd dargegen dem Parrhern edder Predicanten am ordt onde 
enden, dar fie van olders am gerichte gehat, etwes gewiſſers 
jharlick thogeordent, vnde in dat vifitation regifter gefchreuen 
werden, darmit duerft van den patronen die Gerichteswald nicht 
mifsbrücdet, vnde de Prebicant, noch deffüuluen luͤde thor un: 
gebör befchweret, vnde darauer vorwoͤſtet ebder in vnuormoͤgen 
gefettet werden, fo fchölen die vifitatorn nha eines yebern ordes 
gelegenheit darin vorordening malen, vnde wat geflaten in bat 
Viſitation Bock ſchriuen vnde bringen laten. 

Sn groten Steden ſchoͤlen die Viſitatores vorordenen, bat 
ein gelert geſchickter Theologus, mit einem guden 'ehrliken Sti⸗ 
pendio tho einem Paſtore vorordent werde, de neuen bem pres 
digen dat Kerckenregiment, als ehm dat vam Superintendenten 
befalen js, fhoͤre, in Theologia leſe, vnde vp de Paſtores in 
der Stad, vnde vmmeliggenden Doͤrpern, ſo ehm tho geordent 
ſyn, achtinge geue, de Diaconi der Caſten ſchoͤlen alle verndel 
Ihar, den Kerckenperſonen ere vorordente beſoldinge gutwillich 
entrichten, vnde in dat huſs ſchicken. 

So bauen de beſoldingen vnd buwete de Caſte des vormoͤ⸗ 


gens 96, ſchal etlicken framen Studenten tho eren Studijs huͤlpe 


geſchehen, de hernhamals der Kercken, effte Stadt denen moͤgen. 
Alle Kercken, buͤwet an der Kercke, Wedeme, wahningen, 
Scholen, vnde allen huͤſern de der Kercken hoͤren, ſchal van der 


Kaſten geſchehen, vnde ſchoͤlen de Diaconi der Caſten, der Pre⸗ 


diger waningen, ſampt der Scholen mit aller nodtrofft, vnd 
gelegenheit buwen, ſampt etlicken Diſchen vorſlaten, vnde vn⸗ 
uorſlaten, Sponden, Spinden, Bencken, vnde dergelicken 
huſsgeradt mit einem gewiſſen inuentario, dat. ydt vnuorruͤcket 
darby bliue, vnde im afftage ferdich gelaten, vnd wedderumb 
vorantwerdet werde. 


‚2588. OXVEL. Vonmeriche Airchenorduung. 


So in etliden Steben, tho ber Kercken buwete beſonder 
heuinge, vnde vorftender vorordent fon, effte vororbent Eins 
nen werben, ſchal body alle wege ein dem anderen bie Boͤerde 
heipen dragen, Noch dem ydt eine Cafte, unbe ein Corpus y8, 
darmit nicht vmme der gebumete willen, ber Kerdiendiener bes 
foldinge gehindert onde gemindert, noch od ber Kerckendiener 
befoldingen haluen, nodtwendige buͤwet vnderlaten unbe inges 
ſtellet werde. | 

So de Gafte vnde de Kercke Ader hefft, de fchal alle jhar 


he ligge brake ebder nicht, fo bür alſs ander by gelegen Ader, 


wo he anders ſo gudt, dorch die Caſten Diaken edber vorſten⸗ 
ber krafft eres eides, ahne yenniges hindering vorhuͤret werden, 
vnd ſchal ſick nemand eigendom effte Quasi Emphytkusin daran 
ahnmaten, alſe effte be tho ſpnem huſe erfflick gelegen were, 
vele weniger muttwilligen bauen ordentlicker vpkuͤndinge, wenn 
he wat andere bieden ſick tho entrichten vtert, by vormiding ge⸗ 
boͤrlicker ſtraffe, beholden. 

De Prediger vnde Scholdener ſchoͤlen beholden, de gewhoͤn⸗ 
licken accidentalia, daruan ſchoͤlen de Viſitatores ordeninge ma⸗ 
ken, de dem Boͤrgeren drechlick vnde ehm profitlich. 


Ban den Diaconen effte vorweſern ber Schatkaſten. 


Die Radt, Paſtorn vnd veer olberluͤde vth den wercken, 
ſchoͤlen erwehlen tho der Caſten twe vth Dem Rabe, tive vth ber 
boͤrgerſchop de Godfruͤchtige vorſtendige redlicke Menner ſyn, 
vnde mit Regiſteren vnde vorfichtiger vthgaue vnde gebuͤwete 
weten vmmethogan, bnde ſchal in der wehlinge nicht nha gunſt, 
ſonder mit guder conſcientien gehandelt werden. 

Diſſe ſchoͤlen ſchweren, dat ſe truͤwlich by der Kercke vnde 
Caſte willen handelen, in allen dingen ere beſte weten, nha 
eren vorſtande vnde vormoͤgen, wo ſe dat vor Gade, dem Lan⸗ 
desfoͤrſten, Viſitatoren, Boͤrgermeiſtern vnde Radt willen vor⸗ 
antwerden, Vnde ſchoͤlen hebben eine Caſte de vnderſcheiden ys, 
tho Segelen vnde Breuen, tho Regiſtern, tho Hoͤuetſummen, 
vnde tho Gelde, darme van neh gifft, ſollike Kaſte ſchal hebben 
etlicke Schloͤte, vmme de ſchoͤlen ſick die Diaken vorgelicken, So 
ouerſt in etlicken Steden die Regiſter vnd heuinge den vorwe⸗ 
ſeren in ere vorwaringe thogetruwet werden, ſchal doch die Pa⸗ 
ſtor ſampt andern Predigern, wor pdt gebruͤcklich, mit bp der 
rekenſchop ſyn, onde wenn van ber Kaften gehandelt, bartho ges 
nahmen werden, vp dat he fulueft erfare, mo darmit vmme⸗ 
gegan, vnde mifstrumen und hader vorhödet werden. 

Diffe Diacon ſchoͤlen alle jhar rekenſchop don in by fpn der, 
fo van Landefsförften der Kercken patronen bartho vororbent, 
vnde ber Borgemeiftere fampt den veer older luden, van dem 
werden. 

De Superintendens ouerft, 96 wegen. bes Lanbesforften . 
onde ſynes ampts fchuldic by gemelter rekenſchop, wo nidyt 
alle Ihar, doch vmme dat ander, effte drudde Ihar in yeber 
Stad thoreifen, unde dem Rade vnde Caſten vorweferen, die 
rekenſchop tho intiniren, vnde ale ordinarius inspector Ec- 
clesiae, vp alle gelegenheit acht tho hebben, vnde ſchal vors 
plichtet fon, ons Landefsforften van allen ſaken die Kercke bes 
langend, fonderlid van den vnuorrichteden menglen relation 
to den, vp dat wy wat Chriſtlick vnde billick Barin vorafs 
fcheiden. . 


So bie Rekenſchop richtich gebhan ys, unde ybt de hoge 





2868. CXRVI. Wommerfiie Ktehmortunug " 


mobt fordert, Einen vp biefülulge tybt nige Diaeoni erwhelet 
werben, be wo vor gehacht, ſick vorplichten by der Kaften truw⸗ 
lick vnde redlick thohandelen, doch ſchoͤlen alle tydt van ben ols 
den etlich darby bipuen. 

Wenn de vorweſer ber Kaften, de Regiſter ſuͤlueſt wharen, fo 
ſchal nha vormögen der Kaften, em etwas jherlichs gegeuen werben. 

Als od wy die Lundesförften In unferen Steben gemein 
lick dorchut mediate aut immediate, Patronen der Kerdlen fon, 
vnde grot baran gelegen, dat die Stipendia, fo in ber vifitation 
beitemmet, erhoiden, vnde nemandes nisi recto iuditio vormeh⸗ 
tet werden. | 

So ſchal in Steben nemandes ahne vorwetendt des Su⸗ 
perintendenten, vnde ahne vnſeren der Landesfoͤrſten confens bat 
Stipendium augiret edder geringert werden. . ' 

Wenn ock de Yupeintendens, wegen fone® ampts in bie 
Stadt kommet, ber vifitation, Synodi, rekenſchop, effte anderer 
kercken ſaken haluen, Schoͤlen diffe Kaſten vorwefer ehm nod⸗ 
wendige vthrichtinge dhon. 


Ban ben Raftenfchriner vnde Kaftentuechten. 


Wo die Diaconi nicht ſuͤlueſt die Regifter unde innhane 
waren, moth me holden nha gelegenheit der oͤrder, einen ges 
ſchicketen Caſtenſchriuer, effte procutatoten, be ſick vp refenfchop 
vnd ordentlicke regiſter wol vorſteit, die moth ock eine gude bes 
ſolding hebben, beide Caſten der Kercken vnde der armen koͤnen fid 
wol mit einem ſchriuer behelpen, vnde thoſamende de beſoͤldinge 
na gelegenheit entrichten, in kleinen Steden kan die Caſten⸗ 
ſchriuer Stabſchriuer mit fon, doch alfo, wenn bes Rades bene- 
Aicia der Caſten incorporirt werben. 

Die Caſten vorwefer möthen od an veelen orben hebben 
du Caſten knecht, de ber Caſten heuinge unmahmır, vnde 
andere. werte vthrichtet, befütue kan od ber armen Caſten 
denen, alfe ſich beide Caſten hirouer vorbragen Einen. 


Ban Beneficien vnde lehnen. 


Die Bifitatores ſchoͤlen den Patronen ber lehne, fie ſint 
welcke fie willen, defehlen, dat fie vorreken alle brieff vnde 
Segel, die Keicke, Amppuͤllen, pacificale vnde wat mehr ahn 
fuͤluer, gelde edder Geldes werde by dam lehen geweſen ys, dar⸗ 
mit alles im die Matritul vnde Viſitation regiſter vortekent, 
die Kelcke mit allen anderen tho gelbe gemaket, vnde bie hiueh 
fumme, edder corpus beneficij daruan gebeterbt werde. Vnde 
wo fid jemandes nha genuͤchſamer vortwaringe de Segel und 
Briefe, ebber dar he be nicht hedde ander gesechticheit, vegifter, 
documenta und sekund, oͤuer ſolke Geiſtlich lehen, en den Viſi⸗ 
tatorn , ebder fo tho jharlicker rekeninge vororbent vortholeg- 
gen, vnde thom weinigeſten gelöfwerdige ; auſcultitte Copien 
daruan thonemen, unbe in bie Matricul beingen tholaten, fid 
wegeren würde, fo ſchall dieſuͤlue, he ſy patron edder Viearius, 
ein jder ſyne gecechticheit, gende, vnde nuͤtbbruͤkinge refpectine, 
ahn berärden beneficio verlaren hebben, und foldde gerechtichelt, 
deren fick angexögebe perfonen vorluftich malen ſchal, ahn bie 
Gafte jeber&orbes, fo lange de ungehorfamen leuen, kamen unde 
falten, body wo jemandes mehr ahn demfäluen beneficio jen⸗ 
nich ius edder interesse hebbe, ſchal datſuͤlue ben jmigen, fo 
nichts vorwerdet, an:fpner gerechtichkeit, ahne nhabeil vnde 
ahne ſchaden, ſyn, od benfüluen wat exe mit‘ Patronen’ edder 

U, 


200 
Viearien vorwercken, na des vngehorſamen affſteruen, wedder⸗ 
umme thowaſſen, vnde van den beneficijs, ſo mit den Kelcken 
vnde anderen ſo dartho gehoͤret, gebetert, ſchal wo die Kercke 
ſonſt nodtrofft hedde, dennoch dat druͤdde edder veerde deel, wo 
hernha folget in die Caſte gewendet, vnde van dem ouerigen 
ein Stipendium vor einen Studenten gemaket werden, barıhe . 
de Patronen hebben Ius denominandi et praesentandi, vnd 
wenn bat inkamen beifüluen beneficij in die Cafte gefchlagen, 
ſchoͤlen die vorftender derfüluigen ber praeſentirden perſonen, 
bat Stipendium fo lange diefülue ſtudiret, entrichten. - 

Vnde ſchoͤlen Prediger Linder, fo fie ſtudiren vnde gude 
hopeninge by en ys, tho bauen gedachtn vnde anderen Stipen⸗ 
dien, ſo in der Viſitation dor Studenten geordent nicht weiniger 
als efft ydt Boͤrgerkinder weren befördert werden. 

Bo od an etlicken oͤrden, ber Beneficien haluen twiſchen 
ben geſchlechten voreiniginge vnd ordeninge, wer hen, «bber 
wor tho die van olders thogebrucken, Vnd dat die jennigen, ſo 
derfüluen tho vulending edder vortſettinge ehrer Studien ge 


naten, thor danckbarcheit, wenn en der almectige gehuͤlpen, de 


Hoͤuetſummen wormit ſcholden vormehren, edder d 
vorhanden were, fo ſchal denſuͤluen 
benhamen fin. 

Idt koͤnen od etlich vorwandter Patronen effte Gilden Be 
neficia thoſamende gedaen werden, dat dat Stipendium deſto 
geöter werde, thom weinigeſten, 20. 15. edber 12. guͤlden, unbe 
doch vorordeninge gefchehen, mo fe fchölen hebben alternatis 
vicibus ius praesentandi. 

So ouerft etlide Patronen ehre ichne nicht willen gantz 
vnd gar in be Caſte genen, der geflalt wo gefecht, fonbern die 
vnmhaninge unde Adminifleation by fi behuiden, fo ſchoͤen 
fie glidwol in dem fall, dat iij effte Hij. deel, wegen des offi⸗ 
einnten geldes jharlick daruan geuen in die Safle, Vnde die 
oustigen deel einem Studenten, tho deme gube höpeninge y6, 
fo lange deſuͤlue by fonen Stubdijs blifft, ebder einem prediger, 
de enfwebber actu ber Kerdien dienst, edder emeritus js, con⸗ 
feriten, vnde vorlehnen, doch den Diacon vnde Paftern 
die gefchehene Collation vormelden, od caution vnde vor⸗ 
ſtand vorfchaffen, dat nene Breff edber Segel vortamen, ock 
dat iij. edder ilij deel, sine omni exceptione der Caſten jharlich 
ſchoͤle entrichtet werden, vnde ſchoͤlen de Diaconi neuen ben Pas 
form, de gelegenheit derſuͤluen fo. Stipendia hebben vormelden, 
beyde in tidt der jharlicken rekenſchop, unde den od the tibt 
der Vifitation, darmit be deputieten in acht nemen, tat ver 
perfonen de Beneficia befitten,, effie fie actu Studenten edder 
Preſter, edder wo vorgedacht emeriti fin, vnde darnha die bils 
ticheit darin norordenen, denn nemand fo be ſtudla vorlaten, 
‚ebder tho deinfte kamen ys, emeritis exceptis, vitra annem 
deseruitum de inkamen des Beneficij beholden fchal. . 

Vnde wo de Patronen hirwedder vorſetlich handelden, unbe 
de beneficia tho eigenem nuͤtt vorwenden, noch bauen geſchre⸗ 
uener maten nicht conferiren edder vorlehenen wuͤrden, unbe 
wenn fie des van den Superintendenten thom 1. 2. edder 8. 
mahle erinnert, op ehren vornemen beharlick biiuen, fo ſchoͤ⸗ 
len fie des luris presentandi pro ea vice vortuftich fin, unbe - 
den vorſtenderen ber Eaften, datmal bie collatur einer büchtis 
gen perfon thodonde hirmit gemaldt vnde macht geuen, ock vp⸗ 
erlecht vnde befhalen fon. - | 99 u 


ergelicken 
voreinigingen hirmit nichts 





Ban ben officianten gelbe hebben fi be Stede volgenber 
maten mit uns vorgelidet, Wo im der Wifitation handeling, bat 
druͤdde deel edder mehr am jharlicker heuinge ber beneficien ber 
geſchlechte, by framen Chriſtlicken herten, in der guͤde jo nicht 
450 erholden were, dat nbt by deme van en borch vthbewillige⸗ 
ben vierden beile eine tydlanck thom anfang. an den oͤrden, har 
alreide nicht mehr vorordent ys, tholaten ſy, were ouerſt ergents 
thouorn högere ordeninge fchal ydt by berfäluigen bliuen. 
.Wo ydt funft mit den Beneficien in Steben, fo ein rabt 
ehren denen van olbers thouorlihen gehat, ferner tho holden, 
baruan js in ber Bifitation gewiſſer befcheidt thomaken. 


Van ber armen Caſte. 


In yeber Parrkercke in Steben, [hal ftan eine Gafte vor 
echte whare Cheiftene armen, darin hören alle Spende, Als 
miffen, milde gauen, Gelt vor arme Junckfruwen, vor arme 
‚Kinder:in Steben, fo.vor hen vede gemaket, vnde noch gemaket 
werden, Watterley name datſuͤluige hebbe, dat den armen ge⸗ 
geuen ys, ſchal tho diſſer Caſten kamen, doch mit willen ber 
Vatronen vnd vorweſer, de jarlickes moͤgen by der rekenſchop 
fon, vnde tho ſehen, wer ſollick Belt henne kuͤmmet, mo nicht 
ſchoͤlen fie glidwol de heuinge den armen geuen, bar fie heune 
oͤret, vnde alle jar rekenſchop doen. | 

Wor diſſe Caſte vnuormoͤgen y6, ſchoͤlen de Vifltatore at 
wes von Teſtamenten, van Bedelcloͤſtern, effte anderen guͤde⸗ 
ren dartho vorordenen. 

Alle Teſtamenta vor armen vnde ſunſt ad pios vsus in of. 
ben jaren gemaket, fchölen de. Bifitatores ſick laten vorantwer⸗ 
‚den mit allen fegeln, Buefen, Regiftern,, und fle in die Matri⸗ 
eul beingen,, und mit den Teſtamentarien ſich voreinigen, mo 
dieſuͤluigen ben armen , vnd wat tho vnchriſtlicken unfer waren 
celigion wedderlicken brüßen aſſigniret, the beteren bruke diſtri⸗ 
buirt werben, vnde ſchoͤlen bp ber vthdelinge alle Teſtamenta⸗ 
rien by einander ſin, vnd den Paſtoren tho ſick nemen, de Te⸗ 
ſtamentarien ſchoͤlen alle jar dem rade, in by fun des Paſtoris 
ock des Superintendentis, wenn deſuͤluige jeders ordes ſy reken⸗ 
ſchop doen, und wo ein Teſtamentarius ſteruet, ſchoͤlen de auer⸗ 
bliuenden doch mit vorwetende vnd fulbort des rades vnde des 
Paſtoris einen andern erwelen. 

Wenn in Steden ſyn, vele armer huͤſer, Baginen huͤfer, 
Conuent vnde derglicken, ſchal dorch die Viſitatorn nha gelegen» 
‚beit jeders ordes, und nha menge edder velheit der armen ge⸗ 
ordent werden, dat deſuͤluen, fo vele ſyn kan, der gebuͤwede 
vntoſten thouorſchonen, nha ber Hand thoſamen gebracht, vnde 
de armen as einem edder mehr oͤrder vnderholden werden. 

Die Prediger ſchoͤlen die gemeine flitich ermanen, dat ein 
jeder gerne vnde vaken fone almifien, in bie arme kiſte ſtecke, 
vnde des Sondages gerne in den Buͤdel geue, dar die Dincone 
vmmeſchichtich mede vmmeghan ſchoͤlen, hirtho dienet de vor- 
maninge ©. Pauli LXimo: 6. Wo die Riken ſchoͤlen ricke [ya 
In guden werden, Item 1 Joh. 3. Dat gelt wat im Buͤdel ge 
ſamlet werd, fchölen die Diaconi, diewile bat vold vorhanden 
ys, vort vngetellet in die arme kiſte ſtecken, vnde jharlich the 
Regiſter bringen. 

Wenn Koͤſten fon, vnd Boud und Bruͤdegam thor Kercken 
ghan, vnd wenn Doden begreffniſſen geholden werden, ſchal de 


Coͤſter ein Becken an einen gelegenen ordt fetten, de. Prebiger 


2208. ORTE, eumerice Atuchusrtuung. 


ſchoͤlen de luͤbe vormanen, dat fie ben armen kazarum bebew 
den, wat fuͤſs geoffert werd na older gewanheit opt Alter, bat 
gehöret deu Parrhern. oo. 

Alſo fchölen de Prediger vam Predigftole flitich vertan, 
bat ein jeder vor fynen ende, die Kercke, die Liberye, vnde die 
armen bedencke, bat .fe Teſtamente malen, alfe chre voroͤlderen 
thom Gades dienfte und tho den armen gegeuen hebben, welcke 
wy vele mehr alfe unfe voroͤlderen tho donde ſchuͤldich fon. 

De Diaconi der armen ſchoͤlen etlickmal des jhars vp ge⸗ 
legene tydt in der Stadt vmmeghan, vnd bidden ben armen tho 
gude Korne, Moldt, Victalien, Lichte, vnde ander nodtrofft, 
de Prediger ſchoͤlen des Sondages ſollickes thonoͤrne affkuͤndi⸗ 
gen, vnde de luͤde vormhanen, bat fe den armen geuen, des⸗ 
geliten ſchoͤlen ermhanet werben vormögene luͤde, Koplübe, 
Bruwer, Buwluͤde, dat fe die armen mit Biere, Soft, Dorfch, 
Herinck, Wande, unbe wat ein jeder vormach, vaken bedencken. 

De Parher ſchal flitich acht darup geuen, wat vor luͤde im 
armen huſe ſint, vnde darin genamen werden, dat Godtfruͤch⸗ 
tige frame vnde rechte armen ſint, vnde den Catechiſmum we⸗ 
ten, vnd fo anders hirmit van den Diaconem gefaren wurde, 
ſchal ybt dem Rade vnde volgendes bene Superintendenten 
angethoͤget werden. 

De armen laten ock in der weke vmme dregen ben korff. 

Deſsgeliken moͤchte ock achtinge gedaen werden, vp de wha⸗ 
m hufsarmen, und arme kinder, be ſick fülneft nicht ernheren 
koͤnen. 

DE ſchal ordeninge gemaket werden, mit den bebelern, bat 
nicht einem yedern tho bedelen fry ſy, vnde den wharen armen, 
van anderen boͤſen bouen, dat Brodt vth deme munde nicht ger 
namen werde. 

Fulen Bouen, yungen weligen luͤden, und de the cher 


den vormoͤgelick, ock frombden vnbekanden Perſenen, be nicht 


der Stad teken, edder tuͤchniſſe van eren Junckern vp deme 
Land vnſers Foͤrſtendomes hebben, ſchal men dat Bedelen in 
Steden vnd doͤrpern nicht geſtaden. 

In groten Steden ſchoͤlen de Paſtores mit rabt des Su⸗ 
perintendenten vnde huͤlpe des rades anrichten eine büffe, barme 
in bidde ver de armen, vnde hirtho sine beqweme perſon beſtel⸗ 
len, de darmit vmmega nha geborlicker ordeninge, ſonderlick 
ouerſt ahn de oͤrde, dar froͤmbde lüde ſint, dat ein heder de ar 


Ban Diaconen ber armen Caſte. 


Die Diaconi ſchoͤlen Goͤdtfruͤchtige ehrlicke varſtendige 
mennere vnde gude huſsholdere ſyn, de Radt dis Paſtor, vnd 
de Olderluͤde in den werden ſchoͤlen fie erwelen, vnde fid vor 
denführen vorgliden, weicker mand en be ſchloͤtel thor armen 
Gafte hebben, vnde wo lange fe de beholden ſchoͤlen, Steam won 
ber vthdelinge, Tpifinge onde dergeliken. 

Se ſchoͤlen hebben ein richtich regifter aller innhamıe vab 
vthgaue op ein jeder jar, deſsgeliken eine Matricul van allem 
ehrem inkawende, Segel, hreue, eigendoem, vnde aller heuin⸗ 
ge, be ſchal am einer fekeren ſtede ꝛorwharet werben. 

Alte jar ſchoͤlen de Diaeoni richtige rekenſchop dhon deme 
Rade, in by fon. aller Paſtoren vnde der Olderluͤde, vnde bes 
Superintendenten, fo. vaken he darby fan: kan. 
DE. ſchal die Radt vnd Paſtor sröknhigen, wo be armen 


vorſorget werden, darmit wenn jde nodt ys by der Kercken rekin⸗ 
ſchop betoringe geſchehe. | » 

Ma der rekenſchop fo ydt nodt, koͤnen andere Diaconi er⸗ 
weist werben, Doch dat’ die meiflen van den vorigen noch ein 
effte twe jar barby biiuen. 

Ban eiaicheit beyber Eaften. 


Dewile beyde Caſten, die Schatkafte der Kercken unbe de 
arme Caſte mit eren Diaconem vnde vormweferen, nergende ans 
ders henuorordent werden, alleine be Kerckendiener vnde Schöls 
dener, vnde rechte armen thouorforgen, vnde de gebumede thos 
erholden, unbe beyder Caſten Diaconi ber Kerden, der Kerdem 
diener vnde der armen huſshoͤldere fon, So ſchal unde moth 
van nodwegen, be eine Cafte der ander tho hülpe kamen, fo 
ydt nodt würde fon, als fo bie arme Eafte vormägen ys, dat 
fe tho den gebümeden der Kercken, effte tho beteringe der beſoldin⸗ 
gen, In der Kercken vnd Scholen der anderen de hand teke, dat 
dit Principal ſtuͤcke nicht vorhindert werde, dar od be arme 
Caſte unuormögen, vnde de ander inuorradt 96, ſchal defkluige 
mebberumme tho vorforginge ber Armen hülpe boen. 


Ban Hoſpitalen bes hilligen Geiſtes, &. Geotgil unbe ber geliden, 


Ma dem tho den Hofpitalen, vnde fonderli in groten 
Steben, igene vnde grote guͤder liggen, vnde bartho vororbent 
vnde gegeum fint, dat fie ben armen fchölen tho gude Samen, 
fo ſchoͤlen de Viſttatores fit laten oͤuerantwerden alle Segel, 
Berne alde vnde nye regifter unde Matritulen, van den Hofpie 
talent, van allen inkamen vnde heulnge grot vnde Heine, vnd⸗ 
nha genuchſamer etkundiging, wo. fie thouorne geholben fon, 
vorordenen, bat alle gäder den armen thomätte, vnde tho vn⸗ 
derholding der gebuw angewendet, unde nicht van dem vorwefe⸗ 
ren tho eigener herſchop, vorbeil, und egen nütte gebrüßet, od 
nicht dem Radhuſe alfe eigene weltlicke flabgüber incorporiret 
werben, body ſchal beme Made noch nemande anders ers oͤner 
dencklike tidt hergebrochte gerechticheit an ben hofpitalen eber 
armen huͤſern, benamen, fordern vorbeholden fon. 

Idt ſchal oͤnerſt vth einem neben Sofpitale wat vorordent 
werden thom Predigampte, vnde ſo nicht ein eigen beſonder 
Prediger tan geholden werden, ſchal doch in derſuͤluen Stab 
einem Coadiutoti etlick geft unde prouten 15. 20. ebder2d. flo. 
werd, effte mehr, nha vormögen, tho normering foner befelding 
by der Kerden, wor dat vormögen vorhanden, vnde de Ptedi⸗ 
ger funfi nicht vorforget, gegemen werben, barmit dorch benfüls 
wigen de armen elenden und Kranden Lüde, in den Hofpitalen 
mit Babes worde, ande den Hilligen Sacramenten vorfehen 
werben, unbe dewile Diffe arbeit ſorchlick n8, ſchoͤlen de Wifttar 
tored den Predicanten deſtobett bedenden. 

De Radt, Paſtorn vnde olderlüde in den menden fchölen 
vorweſer der Dofpitalen erwehlen, vth deme Made, vnde van 


ſtern alle Ihar by der rekenſchop ſyn, dat ſe mit weten vnd 
thoſen, wor die grolen guͤder henkamen, vnde wat vor perſonen, 
mit wat beſcheide de in de Hoſpitule genamen werden. 

De olden Preſter fon jebern ordes, dar fe lange gedenet, 
dermaten thobedencken, dat fe in ehren olden vnuormoͤglicken 
dagen, nene nodt edder atmot liben, derhaluen ock difefals de 
Biſitatores, ifft enen in den Hoſpitalen mit proͤuen, edder in 


1568. GETEL. 'Nommcrfihe Aixchenvrduuug- 





261 


acht nemen werden, wo ſonſt in diſſ⸗⸗ ordeninge daruan, des⸗ 


gelicken ock der Preſter Wedewen haluen, an ſynem orde mel⸗ 

Alſe ock an den Caſten und Hoſpitalen und den Landesför 
ſten wegen bes luris Patronatus, vnde der Fuͤrſtlichen hocheit 
gelegen, willen wy dem Quperintendenten, etlicke vmme dat lij jar 
thor rekenſchop tho ordenen, Wenn oͤuerſt de Superintendens 
alfe he wol ſchaͤldich alle jar darbj fon koͤnde, ſchal em ſolcks 
dotch ben radt nicht gehindert werden. 

For ſchoͤlen ock de Paſtores vnde Prediger vaken ghan 


im die Hoſpitale, Selen vnd arme huͤſere, und toſehen, wo de 


armen leuen, vnde wo fe mit Gades worde und tidlicker nod⸗ 
teofft underholden werben. . 

Wat mehr van den Gaften und Hofpitalen tho bedencken und 
tho uorordenen ſyn werd, nha eines yebern orbes gelegenheit, 
ſchal geſtellet ſyn by bie Wifitatores vnde by den Radt, vnde 
Paſtores in veder Stad, de mo Ehriſten vnde vorſtendige, der 
Kercken, vnde der armen beſte betrachten vnde befchermeit ſchoͤ⸗ 
len, vnde ron Foͤrſten willen vor uns, vnſe eruen, alle gerech⸗ 
ticheit der Kercken, Hoſpitalen vnde armen in vnſen Steden 
vorbeholden, eines jedern intereſſe, dartho he mit rechte befuͤget, 
inmaten thouorn vp dem Landtdage Anno 1556, vnde im yn⸗ 
gange diſſer ordeninge geſchehen, hirmit auermaelen gnedichlick 
beſtedigen vnd confirmiren, fe erholden, beſchermen, handha⸗ 
uen, vormehren, in keinen wege ſchwecken, dem almechtigen 
Godt tho ehren, tho wolfart der Chriſtlicken kercken, vnd tho 
troſt dem armen Lazaro, vnde gemeinen armen Boͤrgerſchop in 
vnſern Steden. 

Viſttatio up Den Obryern, mo de Parren unbe Keedengüber, 

ſchölen vorordent unbe eonferuert werben, 

Wenn de Vifitatorn an einem pedern orbt kamen, fo fchal 
erft der Prediger eine Predige doen, bes. inholdes, dat diſſe ber 
fölinge tho echolbinge rechter lehre, vnde Chriſtlicker tucht vor⸗ 
genamen, barumme ein yeber helpen fchöle, bat diſſe befükinge 
gude frucht fchaffe, darna ſchal men Paflorn und Kerdiendis 
ner van der lere flitich vorbören, in allen höuet articulen, und 
folgendes erforfchen, effte fe ock eres amptes waren in Prebigen, 
Sacrament reken, Kranden beſoͤken, und andern etc. wat exe 
ſede, mores, mit Hedinge, handel und wandel ſy. 

Effte od in dem Dorpe effte Gafpel perfonen fint, de in apen⸗ 
baren Sünden, als ehebrock odder anderer untucht leuen, effte jes 
mand Toͤuerye driue, leſterlick rede wedder Godt, nicht thom Sa⸗ 
cramente ga, effte falſche lere vnde Secten, Wedderdoͤper, Sacra⸗ 
mentirer, edder ander vorhanden, effte de kinder ehre oͤlderen 
ſchlahen, edder thor vngeboͤr beledigen, effte jemandes der Ker⸗ 
cken etwes entagen hedde an guͤdern, edder tinſe. 

Item, van den gebuͤweden der Kercken, vnd ander mehr ar⸗ 


ticulen, daruan hirbauen in der Viſitation der kercken in Ste⸗ 
den Boͤrgeren, vnde ſchoͤlen de Paſtores neuen den Börgermeis | 


den. gemeldet etc. Ä F 

In ſonderheit wat vor lere gefuͤrt werde, in Doͤrpern vnd 
Steden, ſchoͤlen de Viſitatores, vnde de, fo jerlicke rekeninge 
nemen, in guder achtinge hebben, und wo jemand van Kercken⸗ 
dienen ordentlider wife ab oflicio eines ordes deponirt und 
excommunicirt, de fchal tho dem minifterlo edder lehr ampte, 
wedder in Kercken noch Scholen nicht geftabet werben, he 
bebbe denne der oͤrder dar be deponirt und ercommunlcirt, 


ander wege tho helpen, vnd wat en ad. vitam thothoordenen, iu | Aha. gebaner offentlicder base und poenitentz, ock offentlicke abs 


52* 


folntion vnd publicum testimonium erlanget, vnde barup et⸗ 
licke vorſprekinge gebaen, by der Kercken einhellicheit henfürber 
tho bfiuen, vnd fonen ehrdom offentlick tho vorlächnen, vnde 
in nenen wege tho beſchienen, thobemantelen, edder tho vor⸗ 
glimpen, ſolcker vorſprekinge ſchal he ock wercklick der maten 
nha fetten, darmit man im grunde befinde, dat he ſick der tho⸗ 
ſage vorholde. 

Folgendes ſchal diſſe regel geholden werden, dat alle Par⸗ 
guͤder, dewile fe ampt arbeit, Husholdinge vnde vnkoſt by ſick 
hebben, be dat Safpel nicht kan entberen, by der Kercken vnuor⸗ 


ruͤcket bliuen, vnde fo bar wat van genamen p6, jdt ſy grot 


effte klein, wedderuͤmme tho der Parren gebracht, und dem. mis 
nifterio tho gude angetvendet werde. 

Darna ſchal ein Caſpel Matricul effte Viſitation regiſter 
vorfatet werden, darm ſchoͤlen de Viſitatores vorteickenen, erſt⸗ 
lick des Caſpels Kerdiihen, und de Patronen mit den Dirper 
ren thom Gafpel belegen, und fchölen de Parren mit ehren Ca⸗ 
fpein vnd Dörpern, de allewege thofamende geweſen fyn, hens 
fort ungefcheiden vnde thohope bliuen, und fchal in der Patros 
nen effte Caſpel herſchop macht nicht flan, de filiol effte ein 
ebber mehr Dörper van bee höuet Parren, ane erfendniffe des 
Eonſiſtorij vnde Superintendenten., tho bifttahiren unbe tho 
anderen Parren tholeggen. So zuerſt billick nodſaken tho ſolli⸗ 
cker vorenderinge weren, ſchoͤlen de Patronen vp erentuiffe 
des Gonfiftorti tho freden fyn. 

Hirna ſchal vorteifent volgen alle heuinge vnd eigendom 
des Gadeshuſes, mit aller gerschtichsit und herlicheit, van acker, 
Katen, Pechten, Renten, van Höuetftulen, Barfchop, Immen, 
Schapen, Suͤluer, Klocken, vnd wat deme Gadeshufe höret, 
welcke alſe ein inuentarium by der Kercke ſyn ſchal. 

Na diffen wert beſchreuen alle eigendom der wedemen, und 
heuinge des Parhern ond des Coͤſters, am gelde, am Korne, 
ydt ſy tegetlorne, effte dat gewoͤnlicke misforne, vnde fchal ein 
weder he ſy geringen ebder groten ſtandes, mat he ſchuͤldich ent« 
richten, inmaten van olders herfamen vnd gewanheit ys, Würs 
den ock wuͤſte felder beſettet, ſo ſchoͤlen de buren, ſo daruan der 
herſchop edder Junckern pacht entrichten, ock dat Meskorn edder 
tegenden, na jders ordes gelegenheit den kercken dienern to ent⸗ 
richten ſchuͤldich fon, dergeliken ſchoͤlen de Eddelluͤde van den 
houen, To fe van den buren nemen vnd tho eren houen leggen, 
dat mifsforne, wo touorne van den buren gefchehen, toerſta⸗ 
den fi nit mweigeren, Vnde ſchal furder in der Inftruction, 
fo den Bifitatorn thothoftellen, melding gefchehen, mo mit den 
Chfpellindern vmme tegenden vnde mifstorne tho hanbelen, od 
wat dorch deſuͤluen gefchaffet, der matricul jeders orbes, darmit 
ydt jummer vor undevorbeftendich bliuen möge, inuorliuet werden. 

Mor ouerft decimae thoheuende fint, vp Ruͤgen edder fus im 
Lande, fchölen de Bifftatores vorordenen, vnde be Superintendens 
deme Paftori inbinden vnde beuehlen, dat defüluigen nicht vor 
enbert noch tho gelde gelaten werden, ane vnſe vormetendt, by 
entfettinge van ber Kercken vnde ander gebörlider ftraffe, tmebe 
derumme mor he oͤuer dencklike tidt gelt edder rein Korne ent 
richtet, ſchal ydt ock darby gelaten werden. 

Vnde effte wol Chriſtlick vnde billick, dat van Ridderſitten 
dorchut mifsforne ebder teget ſampt andern Kerckenrecht glick 
andern im Caſpel nha anthal der houen, thor ehre Gades vnde 
tho etholdinge des hilligen Chriſtendomes vor ſick ehre finder 


1568, . Pommer⸗eſche Kirchenerduung 
| unbe geſinde, ahne exception ber befriginge (gelick alſe top For⸗ 


ſten ſollickes van vnſern Buwercken entrichten) gegenen wuͤrde, 

jedoch wyle hiran Feine allegemeine dorch vthgahende vorgell⸗ 

kinge ditmal hefft geſchehen moͤgen, So wille my in ber Vifi⸗ 

tation jeders ordes, daruth voͤrlicke frigheit an Riddeeſitten bes 

funden, disfals nha billicheit vnde der Parren gelegenheit de 

—* maken laten, dat ſick des nemand mit fuͤge hebbe tho 
eklagen 

De veertiden penninck alle Quartal van Heder Perſon ba⸗ 
uem 12. jar 1, Verden ſchal gegeuen werden, entwedder deme 
Paſtori edder der Kercken, wo ydt jeders ordes gebruͤcklich. 

Item, de proͤuem vp Wynachten, an gelde, Worſten, 
Schincken, Brot na gewoͤnlicken Caſpel rechte, de witteldach vp 
Paſchen dem Coͤſter, daruan vorehret he dem Parhern inholt 
des Viſitation regiſters welckes jedern ordes nha olden gebruck⸗ 
thorichten. 

Darna die olden gewoͤnlicken accidentalia thoſetten, daruan 
ſchoͤlen de Viſitatores gewiſſe ordeninge in jedern Gafpel mas 
ten, vnde bat jdt nha gelegenheit in pdern ampte gelickfoͤrmich 
geholden merde, wo yemand hirbauen den Paftorn mit einem 
Teftament erkennen wil, ys fry. 

Dat Wedemhußſs ſchoͤlen de Vifftatores beſichtigen, vnde 


defſuͤluen beteringe vnde vnderholdinge befehlen, bat Gafpel 98 


ſchuͤldich de Wedeme mit Doͤrnze, Cameren, Köln, Keller, 
Bhöne, Soet, Schäne, Stellen, Backhus, Hakelwerck wo ydt 
van older& hergebracht, tho buwen, und deme paſtori verdich tho 
aueranttwerben, darnha ſchal ydt de paftor in buͤwlicken weſende 
holden, vnde in ſynem afftage thom weinigeſten ſo gut laten, 
alfe he ydt entfangen, fo ouerſt ſchaden geſchege van alder van 
vngefer, dar de Paſtor keine ſchuld an hefft, ſo moth dat Ca⸗ 
ſpel helpen, Tho nodiger vpbuwinge und befredinge der Wede⸗ 
me, Kercken, vnd Coftertö werben de patronen vnde be Herſchop 
etlick hold geuen, wo kein holt by der Kercen, effte vp dem We⸗ 
demhaue ys. 

Wo ock de Parren buwfellich, vnde ſo vele nicht vorhanden 
were, daruan fe koͤnden gebuwet werben, ſchoͤlen die Viſitatores 
adder in fal deſuͤluen des oͤrdes lanckſam quemen, bie Supern- 
tendens mit den Patronen vnde ber herſchop eines vedern dv 
bes vorweten vnde willen, macht und beuelld, hebben, ben Ca» 
fpel vorwanten nha gelegenheit der ſaken ein kerkenſchot vp 
tho leggende, vnde ſchal de ouericheit darauer holden, dat ſolli⸗ 
ckes flitich van einem jedern by vormiding der panbing vihges 
geuen werde. 

Dewile ock de erfaringe bringet, bat mit veel vmmetrecken, 
vnd voͤrandering ber Parhern, de Caſpelkinder, kleine vnde grote 
Doͤrnzen edder Studierſtuuen, eines nebern gefallens offt bu⸗ 
wen, wedderuͤmme affbreken vnde voranderen moͤthen, nicht 
ahne geringe beſchweringe des armoͤdes, deme ſoͤllick veelfoldich 
vhbuwen tho ſuͤnderlicken nhadeil vnde beſchweting offt ges 
reicket, So willen wy, dat disfals ock nichts ane vorgande be⸗ 
leuinge ber Patronen vnde Kercken vorſtender Eimfftich ſchoͤlen 
nedder gereten, noch mit anderer nyen buwet be Caſpelkinder, 
ane erhefflicke orſaken, belaben edder beſchweret twerben. 

Vp Rügen moͤthen bie Parhern de wedemen fülueft bw 
wer, barumme fchal be Superintendens ernſtlick darup firhen, 
ſampt ben Landuagde, bat be Wedemen wicht vorfalten, vnde 


van Jaren tho Jaren van den Paſtoribus vnderholden werben. 





1508. : OKTER. . Yonumriche Shaensehmg: 


So tho ber. Webeme vnde Kercken hoͤltinge liggen, ſchal 
bat buwholt den gebuweten tho gube geheget, unbe nicht ane 
vorweten vnde beleuinge der patronen vnde Kercken vorſtender 
gehouwen werden, bat ander Berneholt vp den Wedemhoͤuen, 
mach de Kerckher ſampt dem, dat he in den kauelen naberlick 
kricht, alſe ydt ehm nha anthal ſyner houen hoͤret, vnde van 
olders hergebracht ys, dem Buren gelick ſuͤlueſt bruken, edder 
vorkoͤpen, doch ſchoͤlen de amptluͤde mit den patromem vnde vor⸗ 
ſtenderen infehendt hebben, dat de hoͤlter tho rechter tydt, vnde 
im wadel gehouwen, vnde nicht allent up ein Ihar vmme ges 
bracht werde. 

Im fall ock wor mit diſſen hoͤlten ein ander gebruck, ſo 
ſchal demſuͤluen hirmit nichts afgebraken ſyn. 

Alle parhoͤue, Acker vnde wiſchen ſchoͤlen by der Kercke, vnd 
by der wedem bliuen, vnde ſchal die Parher macht hebben die 
parhuͤfen In yegenmwerbt der Patronen vnde vorſtender, vnde 
mit vorweten derſuͤluigen tho vorhuͤren, edder ouerſt ſuͤlueſt vor⸗ 
moͤge diſſer ordeninge thogebrucken. 

Nachdem ouerſt grot auermechtich buwerck, de prediger in 
erem ampte vnd ſtudio hindert, vnd mit groter vnkoſt vnd velen 
geſinde beladet. u 
So ſchoͤlen fie allein tho nodtrofftiger Hufsholdinge, fo vele 
fie ane ſchaden doen koͤnen, den aderbum driuen, vnde den 
duerigen adder vthdoen effte vorhüren, two hirbauen under dem 
Titul van der vthrichting und befolding etc. gemeldet ys, dar 
od geordent, wo ydt mit ber gerichtömalb vnde bienften der 
Prediger buren. in Dörpern ebder Steden geholden ſy. bt 
Thölen od de Burenn edder andere darher, bat fie den kerken⸗ 
ader lange gebrudet, nicht denfuluen alfe vor eren eigenen res 
kenen, edder den fie ewich beholden möchten, od dem Paftori 
Leinen mebderwillen bewiſen. 

Dar de Parchern eigene Buren hebben, mit pyacht bienft 
vnde gerichte, ſchoͤlen de Vifitatores flitich erfündigen , wat dies 
Tüluigen Buren, edder od andere Bure deme Kerckhern [chuldich 
geweſen, unde noch fint. j 

Vnd mat fie van older under dem Paweſtdome dem pas 
tronen, effte andern vth plicht vnde nicht vth bebe , effte tho 
gedrengeden dwangk gedaen hebben, ſollickes alles fchölen fie 
in dat vifitation regiſter vnderſchedentlick vnde duͤtlick fetten, 
vnde [hal de Paftor onde ein jeder bp deme, allent wat em van 
olders gehöret, gelaten werben, wo bauen wider gemeldet. 

Vnde ſchoͤlen die Vifitatores des bienfles wegen, gewiffe 
antal der bage im Ihare tho aller nodtrofft jeder tydt beſtem⸗ 
men, und eine Bote darup vororbenen, wenn de Buren vp bes 
fehl und förberent des Paſtoris de beſtemmede tydt nicht willen 
denen, und mutwillich vehbliuen, wo hiruor in biffer ordeninge 
gemeldet ys. | 

De gerichts gewalt, To dem Parhern gehoͤret, ſchal dorch 
einen Amptman efft⸗ andern Patronen im des Paſtoris namen 
orxerciret werden, und hirjegen ock vor vp vnd afflatinge, und 
wat ſie ſonſten van olders gehat, ein genants van dem ſo jeder⸗ 
tidt an broͤke ingemanet, bie halffte thom wenigeſten gegeuen 
eben: vp vnd afflatinge ouerſt, wo ydt brüdlich an dem 
orde etc. 

Id ſchoͤlen ock de Viſitatores an einem jebern orde dem 
vorkamen, dat be Amptluͤde effte Patronen de auergeuene Ju⸗ 
xisdiction nicht thowebderen ba Paſtori, effte tho uorderff Der 


Büren gebruken, vnd ſollickes im dat Viſitation tegiſter duͤtlick 
antekenen, den fo ſoͤlikes geſchege, ſchal ydt deme Superinten⸗ 
denten angethoͤget werben, vnd mit vnfer ber Landesfoͤrſten vor⸗ 
weten vnd befelich, enderinge geſchehen. 

De Parhern ſchoͤlen nicht gedrungen werden, neuen an⸗ 
dern nabern thohoͤden, wenn ſie nenen herden hebben, ſuͤnder 
ſchoͤlen fry ſyn, wenn fie ouerſt einen herden Holden, ſchal be 
fry hebben als van olders, effte thom weinigeſten iiij hoͤuede 
Rindtuhe, iiij Swine, iiij Schape, Wente de herde gifft dem 
Parrhern nichts, vor dat ander ſchal he geuen naberlick dewil⸗ 
ouerſt in Rügen ein ander gewanheit, ſchal derfuͤluigen hiemit 
nichts afgebraken ſyn. 


Ban der Kercken vorſtender vnde Babeslüben vp deu Obrpern. 


Na deme tho erholdinge vnde beteringe des Parguͤdes noͤöͤ⸗ 
dich, bat truͤwe flitige luͤde tho vorſtendern erwelet werden, be 
ſick eytlick vorplichten by ber Kercken truͤwlick thohandelen, fo 
ſchoͤlen die Amptluͤde vnde Patronen reſpectiue ein jeder an 
ſynem orde in guder acht hebben, darmit demſuͤluigen allent⸗ 
haluen nageſettet, vnd jedertid truͤwe luͤde tho vorſtenderen by 
den Kercken vnd armen huͤſern erwelet, ock der affgegangenen 
ſtede wedderumme erſettet und erfuͤllet werde. 

Diſſe vorſtender ſchoͤlen in by ſyn der Patronen vnd Parrhern 
voreidet werden, und folgens mit allem flite inmanen ale inkamen 
vnd rente der Kercken, alle nhaſtellige renten, und wor nicht Segel 
vnde Breue ſint, ſick laten Boͤrgen fetten, edder den Hoͤuetſtul mit 
huͤlpe der Quericheit affmhanen, Alle vnnoͤdich Suͤluerwerck 
ſchal vorkoͤfft, tho Hoͤuetſummen gemaket, vnd de rente gekeret 
werden tho ber Kercken beſte, vnde thonorbeteringe bes Paſtoris 
beſoldinge, wo jdt de Viſitatorn noͤdich achten, ouerſt hoͤuet⸗ 
ſummen ſchoͤlen de vorſtender nicht vthdoen, ane bes anptmans 
effte der Patronen eines jdern an fynem orde vorwetende, dar⸗ 
mit dat geldt nicht by kleinen geringen ſummen vorſtrowet, 
edder vngewis vthgedaen werde. 

So dat Gadeshus hefft eigene Buren, acker, katen, wiſchen, 
daruan ſchoͤlen de pechte jarlickes truͤwelick ingenamen, vnde 
tho regiſter gebracht, od in der Viſitation van denſte gewiſſe 
beſcheit gemaket werden, So de patronen effte amptluͤde der 
Kercken Buren ſick wolden tho with anmaten, ſchoͤlen de vor⸗ 
ſtender der Caſpelluͤde radt, vnde wo de ſick nicht recht ſchicke⸗ 
ben, des Superintendenten radt hirin mit nemen. 

Vp die feſtdage im gantzen jare, effte dar ybt gewoͤnlick eb» 
ber gelegen ys, alle Sondage, ſchoͤlen de vorſtender bidden thom 
Gadeshuſe, die Parher ſchal dat volck flitich vnd vaken vor 
mahnen, dat fie gerne thom Gadeshufe geuen, Wat tho jeder 
tydt gegeuen werd, ſchal in einen verſchlatenen Block edder 
Caſte geſtecken, vnde alle veerndel jhar daruth genamen, vnde 
tho regiſter gebracht werben. 

In der Viſitation wert man jeders ordes na gelegenheit 
vorordenen, effte de Parrher edder ein ander bequeme perſon, 
die Kercken regiſter holden vnde waren ſchoͤle. 

Dewile ferner billick vnd Gades wille, dat ein jeder minſch 
ock vor ſine perſon, tho erholdinge Chriſtlicker lehre vnd vor⸗ 
ſamling huͤlpe do, darumme ſchoͤlen de Prediger be luͤde nha 
bes predige offte erinneren, vnde flitich vth Gades wort erma⸗ 
nen, dat fie mildichlick vnde willich exe Cleemoſynem in den ges 
meinen Caſten, beide vor whare armen, vnde den thoerholdinge 


bes Gabechüſer geuen, und ock in Teſtament de Kercken bes 
dencken mögen , wor ock vom olders be gewanheit geweſen, dat 
vor. dat klockenluͤden vp ben Dörpern fo mol alfe in Steben der 
Kercken ein genants entrichtet worde, bat fchal wicht affgebracht, 
ſonder im gebruck erheiben, od wor die gewhanheit wicht were, 
adder affgekamen, in der Viſitation dorch die Bifktatores, derfils 
nen befcheibenheit nha, mo ydt eines jedem ordes die gelegens 
beit dulden vnde liden wil, orbening diſofals gemaket werben. 
Vnde wat alſo gegeuen vnde geſamlet werdt, dat ſchal 
dorch denjennigen, deme bat Regifter In einer jedern Kercken 
ebber Gaſpel thowaren befhalen, jerlicken der Kercken thom be⸗ 
ſten angewendet, vnde vorreket werden. 
De vorſtender ſchoͤlen buwen de Kercke, ock in den wede⸗ 
men vnde Coͤſterien wo bauen gemeldet, So dat Gabeshus 
vnuermoͤgen vnde burmfellich 98, ſchoͤlen de vorftenber ‚mit radt 
vnd hülpe der berfchop ende Patronen jedes ordes, ein Kerdien 
ſchot, wor ybt van older bruͤcklich wo vorgebadyt.forberen, und 
ba fie in deme ſuͤmich, ſchal ydt die Superintendent dem Con⸗ 
ſiſtorio vormelben, wellickes die billicheit vnnottoͤchlich bar in 
vorhelpen ſchal. —— 
Diſſe vorſtender genen vth. der Kercken deme Paſtori vnde 
Coͤſter, wat in der Biſitation vorordent, Item gewen tho Brod 
vnde Wine, Wor nene andere ordeninge vorhanden. 


Bud ſchoͤlen in die Kercke koͤpen, eine Biblia, Hauſspoſtille 


Lutheri, ock mit der tydt andere opera deffüluen, Kerkenotde⸗ 
ninge, agenba, vnde andere Boͤker fo vp unfer vororbeninge bye 
Anander als in fumma ber waren Chriſtlicken lehre thehoͤpe 
gebrüdet fin, Item vorfchaffen Lichte, kalen, vnde mat füfe 
Yan noͤden ys, vnde vorwharen flitich und truͤwlicken alle Ken 
 den.güber, Kede, omate, Hoden, Böker, wat fie den Parn⸗ 
ber unbe Coͤſter auerantwerden, daruan ſchoͤlen fie hebben ein 
inuentartum , dat ſchal de kerckher unde öfter, mern he ebder 
fie. afftehen, webber vorandtwerden, vnd alfe he bie fasth ent⸗ 
fanget, wedderumme finem fucceffort laten. 

Idt ſchal ock in alten Gafpeln, dat gewoͤnlicke Cafpel recht 
tm gebruck erholden werden, unbe mo etlicke Caſpelkinder neuenſt 
anderen ehren. Naben, an dir kercken, kerckhoͤue, Wedemen, 
Coͤſterven, an ben oͤrden, dar pbt-van olders gebruͤcklick, nicht 
woiden helpen buwen, noch den gewilligeben Gafpelfchot ebder 
wittide untwiuckhafftige fchuldt dem Paſtori unde Gadeshuſe 
nicht entrichten vnde bethalen, de ſcholen dord) suericheit eines 
vedern ordes ahne jennich wedder reden, edber gefüchte vthflucht, 
vnder wat ſchin datſuͤlue ock geſchehen koͤnde, vnweigerlick ge⸗ 
pandet werden. 

Vnde wo fie darinne ſuͤmich, vnde ſollickes der Superin⸗ 
tendens an vns die Landesfoͤrſten gelangen worde, wille wy 
den ſuͤmigen vnd nhalatigen Patronen, edder ouericheiden, by 
einer genanten anfehenliden peen fit andern Caſpels vorwand⸗ 
ten glickfoͤrmich thoerthoͤgen, und. be eren darhen mit panding 
vnd andern. midbdelen thodwingen, dat fie ſick den andern glick⸗ 


förmich maken ernſtlich gebeden, und: wo fie barin ferner vn⸗ 
gehorſam edder fümic, erfchinen, willen wy de gebromede ftraff 
onnalatich vihforderen, vnde der kercken them beiten ahnwen⸗ 


den laten. 


Were ock ahn etliden oͤrden bie gebruck, dat die Burn 
onder fi, aha otdem Caſpel recht, die anderen buren, fo in der 
betalinge ſuͤmich, dorch panbinge dartho plegen thobringen,: ſo 





ſchal hiemit ſollicker gewanhot niches benhauen, ſonber deſuͤlue 
velemehr beſtediget fin. 

De Paſtores fo anderer orfaken, als falſcher lehre vnde ers 
gerlicken offentlicken vnchriſtlicken leuendes haluen, van ben 
Parren afftehen möthen, ſchoͤlen allein up Oſtern wiken, dar- 
mit fie vth forderen, denne dat vntidige vnde vele vınmıetcehendt 
vorderuet de Wedemen, Acker, vnde Prediger. 

Wor vp deme Rande fin, arme huͤſer unbe hoſpitalla mie 
den ſchoͤlen de Viſitatores procediren, alſe vorhen in difſer orbes 
ninge daruan geſecht ys. 

Bau vorbeteringe ber Armen Parren up ben Dörpern. 
Wo de Parren gang vnuormögen fint, dar ſchal dordy bie 
Vifftatores vormeringe gefhehen, erftlid in dem, bat fe wat 
daruan genamen, wedder dartho bringen, vnde den mit den 
Patronen, vnd anderen, fo in derfüluen Parren edder Caſpeln 
getfttid Lehen hebben, thom flitigeften handlen, ſollicke beneficta 
gang op liderlicke Conditiones tho der Kercken infamen tholeggen, 
Edder. dar ſollicke Beneficha nicht vorhanden, fonften fitid) hans 
delen, dat de Patronen fo vele dartho geuen, vnde ordenen moͤ⸗ 
gen, darmit de nodtwendigen dienfte thobeftellen. 

Im fal ydt ock die gelegenheit hedde, dat twe Kerdien ebber 
Cappellen nha by einander liggen, ſchoͤlen die Vifitatorn mit 
Radt und willen der Patronen, defüluen in einander fchlahen, 
edder einem Predicanten, wo ydt de gelegenheit liden möchte, 
defüluen befehlen, od wo unde welder geftalt alle weke in bey⸗ 
den Kercken, edder einen Sondach vmme den andern tho pre 
digen, gewiſſen befcheidt maken, wuͤrde ſick od finden, bat an 
etliden örden van den houen bat Miſskorne vndergeflagen, 
ebder thoringe gegeuen würde, flellen wy tho der Vifitatorn bes 
fcheidenheit, difsfal® mit vormetend vnde beleuing ber jennigen, 
fo an den Buren intereffe hebben, gebörlide ordeninge tho mas 
Een, vnde dar fi jemandes in deme der billicheit wedderſetten 
würde, willen wy wenn ydt an vns gelanget, darin vnuortoͤch⸗ 
lid mit vorgandem ripen Rade, mat billick vorafffcheiden, darby 
ydt ahne jennige vrhflucht edder gefuchte wittluffticheit bliuen 
ſchal, vnde ys den Vifitatorn hirmit beuhalen, by allen Kers 
den, mat fe hanbelen in Reces tho bringen, vnde tho ewiger 
fteder veſter holding die vordrege vnde Reces borch die Patros 
nen vnde herrſchopen jeder8 ordes mit befegelen tholaten, im 
fal o@ vns jemands de gemafede vorgeliding tho befrefftigen 
ehrfößen würde, willen wy vns drin gnedichlick weten touors 
holden, Wat duerft de Beneficien edder Vicarien vp den Dörs 
pern in gemein belanget, darmit ſchal ydt allenthaluen gehols 
den werden, wo hiruor In differ ordeninge, van Beneficien im 
Steben meldinge gedhan ys. 

Dan refenfchop in ben Dorp Eafreln, 


Nademe nödich, darmit van Kertkenguͤdern nichts vorfame 
alle jhar rekenſchop thonemen, fo ſchal ſollicks jharlick geſche⸗ 
hen, van den Patrenen vnde dem Paſtorn, in bp fon etlicker 
der vornemen Caſpelkinder, Vnde dar de Patronen den menge 
len nicht koͤnden ebder wolden heipen, ſchal de Paſtor ſollickt 
an ben Superintendenten getangen, de ferner de nhalatigen 
Patronen, derhaluen ſchrifftlick erſoͤlen, vnde eres amptes er⸗ 
manen ſchal, vnde wo henene folge hedde, mach he ſollicks ung 
ben Landerfoͤrſten vormelden, darup wy Batch, dat Conſiſtorlum 
edder ſonſten verisortöchlick, vnde ane ſuͤment bobillich⸗it 


SB08. .CXVIE Yommerkhe Kiechatschuung. 


Serfchaffen willen, Darmit ouerſt alles in fleber richtiger 
ordeninge bliue, fchölen de. Superintendenten ere falten dars 
nha richten, bat fe, wo nicht: jharlick, doc) vmme bat ander, 
ofte druͤdde jar, in yeber ampt kamen mit vnſen böuet und 
Amptiüben, fo wol in auberer Patronen, alfe vnferen Kercken, 
Ban der Vifitation, wo fe mt werck gefestet fü inquirerern, 
darin en beybe van bee Ridderſchep, vnde Steven gebörtich 
folge, vnd huͤlpe erthoͤgen fchöten, Wo nd yo tho tnden velen 


Perſonen dat ins Patronatus angehörich wiere, unbe deſuͤlnen 


in den tefeningen edder gebredlen, wo dbenfüluen afftho heipen 
nicht vorgelidden koͤnden, willen wy Foͤrſten, wenn wy des be: 
richtet, van vnſen Reden, vth dem Conſiſtorio, edder ſonſten 
vngeſuͤmet jemandes vorordenen, ſollicken mengelen ſchluͤninge 
mate vndoe entſchop thogeuen. 

Darmit od in vnſen ampten, vnde wor bat ius patronatus 
ons angehörich, nene vnnoͤdige vnkoſten, differ rekeninge haluen 
goſchehen doͤrffen, Schölen vnſe amptläde, jarlick tho der pacht 
sybt, od die Kercken regiſter elar vnde richtich maken, vnde 
meuenſt ehren amptregiſtern, by der rekenſchop in vnſe Camer 
vorantwerden. 

Idt ſchal ock nen Kerckengued, ane vnſe vorwetendt, vor⸗ 
kofft edder vorpandet werden, ock ſchal men nen bahr gelt der 
Kercken, edder Gadeshuͤſern, wechlenen edder vthdon, den mit 
vorwetend der Quericheit vnde Patronen eines yeders ordes, 
unde ſollicks ſchal nicht anders, denn jegen genuͤchſame vor⸗ 
ſchriuinge vnd geboͤrlicke tinſe geſchehen, darmit den Gadeshuͤ⸗ 
fen vedertidt de Bahrſchop tho nuͤtte vnde beiten angelecht, 
ock alle gefar, vnd eigen nuͤtticheit, ſo vele moͤgelick vorgekamen 
vnde affgeſtellet werde. 

DE ſchoͤlen de Patronen edder Ouericheiden, wenn fe reke⸗ 
minge nemen, bie theringa ben Gadeshuͤſern nicht thorekenen, 
fonder ſollick vnkoſt fülueft dragen, vnd fan ber maten ges 
eichtet werben, bat ydt jarlick in ber pacht tydt, ebber anderer 
gelegenheit ane ſonderlick vnkoſt gefchehen möge, wenn ock tho 
der rekeninge gewiſſer badı eines jedern ordes, jerlick beſtemmet 
vnde angeſettet, ſchal ſollicks tidtlick thouorne offentlick van der 
Cantzel vorkuͤndiget, vnde etlicke erfarne olde Burſsluͤde des 
Caſpels vorwanten, van den patronen dartho gethagen werden. 
Fuoͤrder willen wy in ber gerichts vnde landes ordeninge vor⸗ 
ſehinge don laten, wo ſchluͤnich, vnparteieſch, foͤrderlich recht 
den Kercken, Kerckendiener, ock den Hoſpitalen, vnde in ande⸗ 
ren milden ſaken thouorhelpen. 

Defsgeliden wo pdt mit ber praeſcription vnde vorjaringe 
der Kerkenguͤder eine gelegenheit hebben ſchoͤle, vthdruͤcklicken 
gewifſen beſcheidt, des man fit thoholden, in der Landordeninge 
vpeichten vnde malen laten. 


Ban olden Rranden Yrebigern vabe Yrefter Wöchewen, we be up ben 
Dörpern fo wol alfe in Steben fchblen vorſorget werben. 

. Au ordt vnde enden, bar be Prediger lange gedenet hebben, 
Fint fe mebderunme der maten ad vitam thouorforgen, bat fe 
in ehrem older, wenn fe ferner tho arheiben vnuormoͤglick, nicht 
erbarmlicke armmt liden, daruͤmme 96 den Bifitatorn in erer 
inſtruction vpgelecht und ingebunden, bat fe nha gelegenheit 
eines vedern ordes, dewile dſfials eine gemeine dorch vthgande 
ordeninge tomaken nicht wol moͤgelick, ein temlickes vnde gewiſſes 

Nerſanan, fe ſint vorhanden edder nicht, dennoch 


thor vorſorge, (bar fit kuͤnfftlch ſollicke felle thobragen moͤch⸗ 
ten,) deputiren, vnde der Kercken matricul dat ſuͤlue mat ydt 
ſin ſchoͤle, vthdruͤcklick inuorliuen laten, Den Preſter Wedewen 
ſchoͤlen ock in Steden de Caſten vorweſer eine gelegene waninge 
ſchaffen, dar ſe in ehren Wedewen ſtande fry inwanen, ane alle 
boͤrgerlicke boͤrden, vnde vnplicht, ock ſchoͤlen ſe nha ehrer Men⸗ 
ner Dode, dorch vth in vnſeren Foͤrſtendoͤmen hebben dat gna⸗ 
den Ihar, mit aller beſolding vnde inkamende, doch dat dar 
gegen, inmaten hiruor ock gemeldet ys, de negeſt geſettenen 
Paſtores mie entgeltniſſe de arbeit vor de Wedewe waren, ebben 
ſo ſollick dorch de vicinos Pastores, an etlicken oͤrden, groter 
vngelegenheit haluen, jo nicht fuͤglich geſchehen koͤnde, ſchoͤlen 
be Viſitatorn in der Viſitation gewiſſen beſcheidt, nha gelegen⸗ 
heit yedern ordes, dermaten maken vnde vprichten, bat de tydt 
des gnaden jares, in Caſpeln edder Kercken, an vorrichting des 
jennigen, ſo einem Parhern eigent, kein mangel erſchine. 


Van der Freiheit vnde immuniteten der Kercken vnde Kerckendienern. 


Geiſtlicke Stede, Kercken, Kerckhoͤfe, Wedemen, Coͤſterien, 
Scholen vnde dergelicken, ſchoͤlen In erer freiheit, vnde immu⸗ 
nitet, nha Chriſtlicker art, wo van olders, bliuen, desgeliken 
alle Perfonen des Geiſtlicken regiments, in Steden vnde Doͤr⸗ 
pern,, Parrhern, Prediger, Scholmeiſter, Organiſten, Schol⸗ 
geſellen, Coͤſtern, Item, de Profeſſores der Vniuerſitet mit der 


Kercken, vnde Vninerſitet huͤſeen, ſchoͤlen mit den huͤſeren ‚bar 


ſe inwhanen fry ſyn van allen Boͤrgerlicken laſten edder be⸗ 
ſchweringen, hedden ſe ouerſt andere guͤder, daruan ſchoͤlen ſe 
naberlick dhon, edder ſick mit der Herrſchop vordragen. 

De Kerckendener ſchoͤlen ock tho ehrem eigenem behoͤff, toll 
vnde anderer beſweringe fry gelaten werden, Idt ſchoͤlen ock 
ber Kerckendiener ehre Wedewen, edder lifflicke eruen, wenn fe 
de hinderlatene guͤder vth den gerichten, dar de Parre edder 
Kerckendiener geſtoruen, wechbringen willen, derwegen van dem 
Gerichte des afftages haluen ichts tho genen, nicht beſchweret 
werden. ' ’ 

Wy Foͤrſten famptlich. unde ſonderlick Neferuiren unbe be 
holden ock uns, vnde onfen Eruen, unde nhafamender Hero 
fchop beuor diſſe ordeninge, vp vorganden ripen Radt, the 
enderen, thobeteren vnde thouormehren, Dergelicken beholden 
von od und, vnſeren Eruen, vnde nhakamender Herrſchop beuor, 
alle gerechtiheit, collatur vnde Jurisdiction ahn Parhoͤuen, We 
demen, Kercken, Preſterhuͤſern, Kerckhoͤuen, Scholen, Coͤſterien, 
vnde anderen, fo ung wegen vnſers Iuris Patronatus, vnde jones 
ſten Fuͤrſtlicken ampts vnde hocheit haluen, ſo wol in Steben 
als In Doͤrpern van olders oͤuer xl. I. hundert vnde mehr jhar 
gehoͤret, vnde ferner nha jtzigen ſtande vnſer wharen CEhriſtlicken 
Religion, vormoͤge des Paſſowiſchen vordrages, datupe eruol⸗ 
geden Religion freden, vnde affſcheiden des hilligen Roͤmiſchen 
Rickes, geboͤret vnde thoſtendich ys, Willen od Kercken, Scho⸗ 
len, geiſtlicke perſonen vnde Stede, by loͤffliker, ehrbarlicken, 
vnſer wharer Chriſtlicken Religion nicht wedberliken fryheit, 
vnuorruͤcket bliuen laten vnde handhauen, Deme gelicken vor⸗ 
beholde wy uns diſſe Kerckenordeninge fampt der inſtruction 
des Konflftorij, na angehoͤrden bedencken vnſer Superintenden⸗ 
ten vnde Theologen, mit vorgahenden ripen rhadt vnſer Landt⸗ 
ſtende, Heren, Praelaten, Ridderſchop vnde Steden tho andere 
thouorbeteren vnd thouormeren, vnde ahne derſuͤluigen Babe 


258 


unbe bewillinge, dewile bit Chriſtlicke fehelen ſaken ſyn, nichte 
darin thouorenderen. 


Ban Execution. 


NMhadem ouerſt de Viſitation vnde gantze ordeninge, weinich 
frucht bringen, edder wol gar vorgeues ſyn wuͤrde, wo nene ge⸗ 
boͤrlicke Execution, vnde vulnſtreckinge ale des jenigen, fo ge 
ordent, gefchehen ebber ehrfolgen fchölde, So hebbe wy vns mit 
Ham, Prelatn, Dan und Steden vnſer Landfchop gnedidy 
lich, vnde fe fick webberämme mit uns demoͤdichlick unbe vn⸗ 
detdenichlick, vorglefen, oͤuer diſſe ordeninge, ftede veſte vnde vn⸗ 
norbrocklich tho holden, darwedder nicht thokamen, noch je 
mandts tho donde thogeſtaden, Wy hebben ock ferner mit Radt 
vnde bewilliging, gedachter vnſer Landſtende, vorordent vnde 
geſettet, Wo van einer Quericheit edder Patronen jeders ordes, 
edder deme Rade in Steden, od vnſen amptluͤden, difſe onfe 
ordeninge vnde fettinge, vnde mat allenthaluenin der Vifttation, 
wo vorgebacht, geſchaffet, nicht gehorfamlich nha gekamen unde 
gelenet würde, dat top vp anropen vnde förberen des Paſtoris, 
eines jedern ordes, edder bed Superintendenten, an dem ebder 


21568. cxvem. Wfölziiche Ehenriuuug 


be jennigen by melden mangel befumben , einem gebots brieff, 
by einer namhafftigen Poen, nha geftalt der fulen, erkennen 
vnde mitdelen willen, vnde wenn ſollick Mandata vtgaen, fü 

der, edder de iennigen, am be fe gelangen, ſchuͤldich ſin, In an⸗ 
geſetteden ruhmen termin tho berichten, effthe demſuͤluen ge⸗ 
horſamet edder nicht, vnde wo nene vollenthehinge geſchehen 
were, ſchal he de gedroͤuwede ſtraffe uns vnweigerlick in vnſe Ga⸗ 
mer, darmit wy deſuͤlue ferner tho milden Geiſtlicken falten heb⸗ 
ben anthowenden, ahne alle vthflucht entrichten vnde bethalen, 
vnde glickwol den vorigen mandaten, by vormidinge vnſer ernſt⸗ 
licken ſtraff, vnde endtlicken vngnade, pariren vnde nhaſetten, 
Hedde oͤuerſt de vennige, wodder dem be poenal Mandat er⸗ 
kennet, enthefflicke orſaken darwedder voͤrthobringen, So ſchal 
be dat ſuͤlue dhon in der benanten tidt, vnde daroͤuer befchehs 
bes vor dem Geiſtlicken Confijtorio, inholt differ vnſer orde⸗ 
ninge, gewerdich ſyn, Sid od beffüluen .vorholden, mit vors 
waringe, bar jemands barbauen vngehorſam, dat unnalatinge 
ſtracks ernftlide Erecution vnde ſtraff des rechten erfolgen, 
vnde dorch ons be Landeafdeten I werck ſchoͤle gerichtet werden. 


CXVIL 
Pfaltzgrane Friderihs EChurfürften anffgerichte Ehriftliche Ebeordnuns · 1308. AB. A 


Die hier im Auszuge wiebergegebene Eheordnung ift am 
12. Juli 1563 publicirt. Ihr Verf. ift der Kurf. Kanzler 


Ehriftoph Chem. Berge. Seifen, Geſch. der Ref. 
zu Heidelberg, Heid. 1846, ©. 108. 
ES 


Von vnorbeutlichen Ehegelübuuhen der Kinder, fo one vorwiffen vnd 
bewilligung ihrer Eltern, Freündtſchafft, ober vormünbder, beſchehen. 

Kinder unter ber Gewalt der Aeltern follen fi ohne Vor⸗ 
wiſſen und Bewilligung ber legteren nicht ehelich verpflichten. 
Iſt dieſes dennoch gefchehen, fo fol der Richter auf Anfuchen 
dee Aeltern ober auch bes einen Berlobten das Verloͤbniß ver 
möge göttlicher,, nathrlicher und Eaiferlicher Rechte für nichtig 
erkennen. Mollen aber ungehorfame Kinder in ihrem Vor⸗ 
haben verharren und ſich nicht abweiſen laſſen, fo find die Ads 
teen nicht verpflichtet, ihnen Eheſtener, Heirathsgut und. Zugelb 
zu geben, ‚auch ift ihnen vorbehalten, zu thun, was In biefen 
Fällen die kaiſerlichen Rechte geftatten: Zugleich foll gegen 
folche Kinder nach Geſtalt ber Sache eine öffentliche Strafe 
erlannt werben. 

Haben ſich zmei Perfonen verfprochen unter der Bedingung 
der dlterlihen Bewilligung, fo ſteht e& in dem Willen der Ael⸗ 
tern und der Verlobten, ob die Ehe vollzogen werden folk oder 
nicht. Iſt aber zu einem ſolchen, bedingten oder unbebingten 
Verſprechen der. Beifchlaf hinzugekommen, fo hat der Richter 
darüber gu entfcheiden, ob ſolche Ehe kräftig fei oder nicht, und 
zwar follen, wenn das erftere geſchieht, die Verlobten geflraft 
und Öffentliche Hochzeit ihnen verboten werden. Der Braut 


iſt in ſolchem Falle das Tragen des Kranzes verwehrt, und die 


Aeltern haben hier die ihnen oben. ertheilte Berechtigung.  - 
An die Stelle der Aeltern treten nad) deren Ableben die 
Großaͤltern. Wo auch biefe nicht vorhanden, wird das Wer 


loͤbniß geſchloſſen mit dem Rathe ber Vormůnder ober naͤchſten 
Blutsfreunde. 

Verhindern die Aeltern oder Vormuͤnder bie Ehe der Kin⸗ 
der aus unbilligen Gründen, ober verweigern fie ihnen Ehe⸗ 
ſteuer und Zugeld, fo ſollen fie, wenn fie klagbar erfunden, 
von bem Richter angehalten werden. Zwingen fie bie Kinder 
zu unanmuthigen und unangenehmen Heirathen ober Verlo⸗ 
bungen, fo flebt ihnen ernſtliche Strafe bevor. 

Zur Vermeidung alles Verdachts und Betrugs follen die 
Vormünder ihre Pflegebefohlnen nur mit Rath und Beifeln 
zweier ober breier Blutsfreunde, oder, in deren Ermangelung, 


. ebenfo vieler ehrbarer Männer verloben. 


Wenn die eltern ihre Kinder, die noch nicht zu mann 
baren Sahren gekommen, verloben, fo find folche Verträge 
ungültig, wenn nicht bie Kinder fpäter einwilfigen, nachdem 
fie die gebährlichen ‚im kalſerlichen Rechte gefesten Jahre er⸗ 
reicht haben 


Ban ber Windel ‚Ehe, deren Berfonen, fo nit unter der Litern, 
oder Vormunder gemalt fein. 
Perſonen, welche nicht unter älterlicher Getvalt ober Vor⸗ 
mundſchaft ſtehen, ſollen ſich nur in Gegenwart zweier Ver⸗ 


wandter oder ebenſo vieler ehrbarer Maͤnner verloben. Klagt 


eine Perſon ſolcher Art auf Vollzichung ber Ehe, und beweif’t 
fie das -Verlöbniß nicht mit diefen Zeugen, oder anderen recht⸗ 
mäßigen glaubwürdigen Urkunden, und märbe alfo der Ver⸗ 
Hagte ledig erkannt, fo foll:der Kläger In die Koflen verur⸗ 
theilt und außerdeng nach Geſtalt der Sachen geſtraft werden. 


| Solkte. aber zwifchen folgen heimlich Verlobten: der Beifchlaf 


gepflogen werben fein; fo find fie, bevor -fle zu chrifilichen Kirch⸗ 
gang: und zur Einſegnung gelaſſen werben, ernſtlich zu ſtrafen, 


2508. OxXıx. MPfalziſche Kirchenordunug. 


und der Braut iſt das Tragen des Kranzes, beiden aber öffent 

liche Hochzeit zu unterfagen. 

Veliche Yerfouen zu famen Selrathen mögen, ober nit, vom wegen 
der MBlätöfreuntichafft, mag, sund Schwagerſchafft. 

Die Ehe tft in grader Linie fhlechthin verboten; in ber 
gleichen Seitentinie im zweiten, in der ungleichen im dritten 
Grade. Wegen der Schwägerfchaft verbleibt es bei dem gött- 
lichen und Eaiferlichen Rechte. . 

Von Perſonen, benen anderer vorfachen halben das zuſammen heü⸗ 
u raten verbotten. 

Kein Vormund foll ſich felbft, feine Kinder und Enkel mit 
der feiner Pflege anvertrauten Perſon ohne obrigkeitliche Er⸗ 
laubniß und anders, als die Faiferlichen Rechte zulaffen, verloben. 

Wer zwei Vertöbniffe eingeht, oder fich verlobt, während 
er ſchon verheirathet ift, fol für ehrlos erklärt, und nach Ges 
legenheit der Sache mit Leibes⸗- oder Vermoͤgensſtrafe oder 
mit Landesverweifung belegt werben. 

Zwifchen dem Entführer und der Entführten ift die Ehe 
verboten, und der erflere und feine Gehülfen verfallen in bie 
im kaiſerlichen Rechte angebrohte Strafe. 

Jeder Ehefchließung foll ein dreimaliges Verloͤbniß vorans 
gehen. Unbekannte follen nicht eher aufgeboten, getraut oder 
eingeſegnet werden, bevor fie fich durch genuͤgende fchriftliche oder 
muͤndliche Kundfchaft über ihr Herkommen ausgemwiefen haben. 

Die heimlihen Kirchgänge zu früher Morgenszeit, „dar⸗ 
aus fchimpfliche geberden, mit Bedenklopffen, vnnd in ander 
wege geübt worden,“ find verboten. 


Bon verfdnung vund zsüfammentheibigung der ftrittigen Eheleütt. 


Eheleute, welche in Unfrieden leben, follen von ben Ehe: 
richtern zu gebührlicher Buße vnd chriftlicher Verzeihung ers 
mahnet und getrieben und da nöthig mit ernſtlicher Strafe bes 
legt werden. Laffen fie fich nicht verföhnen, fo verfallen fie 


257 


ale Verächter und Zerſtoͤrer bes ehelichen Standes der Landes: 
verweifung oder anderer Strafe. 


Bon der Ehefchenbung. 


- Gefchiedene Eheleute dürfen fih nur mit Erlaubniß ber 
verordneten Eherichter und Mäthe wieder verheirathen. 


Vom Ehebruch, HSurerey, Rupplerey, vnnd vnehelichem beimohnen. 


Allgemeine Strafandrohungen gegen Ehebruch, , uneheliche 
Beiwohnung, Durerei und Kupplerei. 


Bon den hinweglauffenden, vnnd flüchtigen, Man vnd Weibs 
Derfonen. 


Keine Ehefrau fol fi in Abwefenheit ihres Mannes ohne - 
Erlaubniß der Eherichter weiter verheirathen. - Diejenigen, 
welche Weib und Kinder ohne redliche Urſache verlaffen, 
und in langer Zeit von ſich Leine Kundfchaft geben, Tollen 
öffentlich zuruͤckzukehren ober bie Urfachen ihrer Abmefenhett 
zu befcheinigen aufgeforbert werden. hun fie weder eins 
noch das andere, fo fol ihnen das Land verboten und auf Ans 
sufen der verlaffenen Frau gebührlicher Befcheid erlaffen wer: 
ben. In gleicher Meife iſt es mit ben Frauen zu halten, bie 
ihre Männer verlaffen. | " 

Die in diefer Ordnung nicht begriffenen Fälle follen nad) 
der „gegebnen information‘ und fonft nach göttlichen und kai⸗ 
ferlihen Rechten entfchieben werden.. 


Beuel an bie Amtlent. 


Algemeine Einfhärfung der vorftehenden Ordnung. 
Datum Montag den 12. Julii 1563. 
(Am Schluſſe eine namentliche Aufzählung der Perfonen, 
welchen wegen Verwandtſchaft und Schwägerfchaft 
‚bie Ehe verboten ift.) , 
Gedruckt in der Churf. Stat Amberg durch Wolffgang 
Suldemunbt. 


CXK. 


Kirchenordnung, Wie ed mit. der Ehriftlichen Lehre, heiligen Sacramenten, vnd Ceremonien, 

in des Durcleuchtigften, Hochgebornen Zürften onnd Herren, Heren Friderichs Pfaltzgrauen bey Rhein, des 

h. Röm. Reiche Ertzdruchſeſſen vnd Churfürften, Herkogen in Bayern, ıc. Churfürftenthbumb bey Rhein, gehalteır 
wird. Gebrudt zu Heidelberg, durch Joh. Mayer, im 3. 1569. 84 Bl. 4. 


Unter den Orbnungen ber reformierten Kirche iſt bie 
vorl. (im Nov. d. J. 1563 publicirte) eine ber wichtioften. 
Ihre Quellen find bie Genfer Liturgie (vrgl. Nr. CXIX.) 
bie Lasky'ſche K.sD. (Nr. XCL) und die im 8. 15 
bei demfelben Drucker erfchienene Orbnung ber evangelis 
fen Kirchen in Frankrei (79 &. 12.). Ganz verein: 
it ift die Nürnb. K.⸗O. (Nr. XLI.) und die Saͤchſ. 

gende v. 1539 benugt (Rr. LXIV.). Ueber ihre Gefchichte 
f. Struve, Pfaͤlz. K.Hiſt. S.142 f., Heufer, Gefch. 
der rhein. Pfalz, Bd. II. ©. 31 f., und über die Ge⸗ 
ſchichte der Einführung des reformierten Eehrbegriffes in 
"ber Pfalz Überhaupt: Seifen, Gefchichte der Nef. zu 
Heibeiberg ‚ Seid. 1846. Spätere Ausgaben erfchienen 

567, 1569, 1576 u. d. Der folgende Äbdruck ift nach 
der Ausg. v. 1567 veranftaltet. 


** 


II. 


Bon ber Lehr vnd Prebigt. 


Es fpricht der Here Jeſus Chriftus, Johannis am 17. Ca⸗ 
pitel: Dig iſt das ewig Leben, baß fie dich den einigen waren 
Gott, vnd den du gefandt haft, Jeſum Chriſtum erkennen. 
Zu diefer erkantnuß vnnd ewigem Leben feine aufferwehlten zur 
führen , hat ber Herr Jeſus Chriftus verordnet die Predigt der 
Buß, vnnd vergebung der fünden,, auff daß die erfantnuß 
Gottes und daß. ewige leben durch ſolches mittel (fo von wegen 
vnſerer fchroachheit,, welche bie flimme Gottes nicht ertragen 
kund, eingefegt) auff diefer erden in unfern Dergen angefangen 
werde, biß daß wir im Himmel one eufferliche mittel die voll- 
kommenheit erreichen, wann wir Gott werben anfchawen von 
angeficht zu angeficht. 

33 





— 


258 


Dieweil fi) denn Gott in feinem mort zuerkennen gibt, 
welches In Canonicis libris, des Alten unnd newen Teſtaments 
volkommenlich begriffen ift, fo follen alle Predigten darauf ges 
nommen vnnd darauff gegründet fein, vnnd auff die gegens 
wertige mängel vnnd gebreften des Volcks jeder zeit gerichtet 
‚ werden, Laut de8 Spruch des heiligen Apoſtels Pauli. 2. Ti⸗ 
mot. 3. Alle Schrift von Gott eingegeben, ift nüg zur Lehr 
zur firaff, zur befjerung, zur züchtigung in der gerechtigkeit, das 
ein menſch Gottes fen volllommen, zu allen guten werden 
geſchickt. n 

Vnd nach dem das wort Gottes die Lehr dahin pfleget zu⸗ 
richten, daß es die Menſchen erſtlich zu erkantnuß jrer fuͤnden 
und elends einfuͤhret, darnach auch fle vnterweiſet, wie fie von 
alten fünden vnnd elend erldfet werden, und zum dritten, wie 
fie Sott für ſolche erloͤſung follen bandbar fein, So follen die 
Prediger in jrem fürhabenden tert fleiffig auff diefe drey ſtuͤck 
ſehen, vnd alfo für und für wol acht haben, daß fie die artz⸗ 
ney nach notdurfft der verwundten gewiſſen recht gebrauchen. 
Sollen audy nad) dem armen geringen verftand des gemeinen 
volds, jre Predigten wiffen zuftellen, Alfo dag der Artickel des 
Eatechifmi barauff die Lehr fo er für hat, ſich lendet, mit ein⸗ 

geführet, onnd dem Volck verftendlich eingebildet werbe. 
Es follen auch, die Pfarrherrn für fich ſelbſt kein Bud, 
auß der heiligen Schrifft zuerklaͤren fürnemen, ohne rath und 
fürwiffen jrer Superintendenten, welche denn ein aufffehens 
haben follen, daß die bücher des newen Teſtaments, die dem 
gemeinen mann am nuglidhften, vnd ber Kirchen am erbaͤw⸗ 
lichften feind, an den Sontaͤgen fuͤrnemlich fürgetragen vnnd 
erklaͤret werden. 


Vom heiligen Tauff. 


Dieweil der Chriften Kinder in dem Bund Gottes begriffen 
feind, Acto.2.&o foll ihnen der heilig Tauff, als daß warzeichen 
und figel diſes bunds auch mitgetheilt, und fiealfo von ber vngleu⸗ 
bigen Kinder onterfcheiden werden, Iſt auch gewiß, das die finder 
fo wol als die alten, ben Deiligen Geiſt empfangen, ber den Glau⸗ 
ben in bie bergen pflanget, Dann der den Geiſt Chrifti nit hat, wie 
der Apoftel fpricht, der iſt nit fein, Rom. 8. Die aber den Geift 
Gottes haben, bie Fan nichts verhindern, daß fie nit getaufft 
werden, wie im 10. Gapit. der Apoftel gefchicht gefchrieben. 
- Darzu feind bie Kinder audy nit der geringfte theil der Chrifts 
lichen Kirchen, welche Kirch fampt allen jren gliedern, durch 
das Blut Chrifti erlöfet ift, und gereiniget wird, durch das 
MWafferbad im wort, Ephef. 9. Auß diefen und andern vrfachen 
iſt ar, daß die jungen Kinder feines weges vom Tauff follen 
außgefchloffen werden. 

Don den Perfonen fo tauffen follen, hat ber Herr Chriftus 
diefen beueih, Matth. am legten gegeben, Gehet hin und Ich» 
tet alle Voͤlcker, vnnd tauffet fie in dem namen des Vaters, 
Sohn, vnd heiligen Geiſtes, vnnd lehret fie halten alles was 
ich euch beuolhen habe. In dieſen worten befihlet der Herr 
Chriftus denen allein zutauffen, fo fein heiligs wort zu prebi- 
gen beruffen feind, onnd fafft alfo, beide das predigen vnd tauf: 
fen, in einen Beuel) onnd Ampt zufammen. Derhalben kei⸗ 
ner Creatur gebürt diſen beuelch zutrennen , und einer Perfon 
das Lauffen zuzulaffen, der das Predigampt verbotten ift. 

Derhalben fo follen die Kinder zu jeder gebürlicher zeit, fo 


1588. OXIX. Pfälzifche Kirchenorbunng. 


es von jrentwegen orbentlich begert, vnnd fie In die Kirchen 
für die Diener des worts gebracht, von den Predigern getaufft 
werden, vnd ſolches fol fürnemlich gefchehen, auff Sontag, 
Feiertag, oder fonft in dev Wochen, wann bie gemein Gottes bey 
einander,.auff daß ſich ein jeder feins Zauffs wiſſe zu erinnern, 
vnd die Chriftlih Gemein einhekiglih den Namen Gottes 
vber das Kind anruffe. " 

Es fol aud) in allwegen der Vater bes Kinds, fo er zu weg 
ift, den Kirchendiener vmb den Zauff zuuor anfprechen vnd er= 
fuchen, oder da er nicht anheimifch, einer von feinen freunden, _ 
damit der Prediger ſich möge erfündigen, was für Geunttern 
fein werden, auff daß er jhn bey zeiten vermane, eine leichte 
fertigeoder Lafterhaffte, oder ſonſt untüchtige Perfonen darzu zus 
gebrauchen, bamit das heilig Sacrament des Tauffs nicht ver⸗ 
unehret, aud) das kind durch ſolche Geuattern, an Chriftlicher 
zucht nicht verfaumet werde. 

Zu dem foll auch der Vater fo er anheimifch fi vmb nach⸗ 
uolgender vrfah willen zum Zauff verfügen, Erftlich, daß er 
Gott dem Herren dande, für die erfchöpffung feiner ſelbs, und 
feins kinds, auch für die erlöfung durch das Blut Jeſu Chriftt, 
die durch den heiligen Zauff dem Find verfiglet wird, auch 
Gott vmb fein gnab anrüffe, daß er fein Kind zu feinem lob 
vnnd ehr aufferziehen möge. Demnach, auff daß dee Prediger 
den namen des Vaters, der Mutter, des Kinds, und geuattern, 
ordenlich einfchreibe In ein befonder Buch, fo bey jeder Kirchen 
darzu gemacht werden, und darben bleiben foll. | 

Vnd fo ein Kind vnehelich geborn, deſfen vater namen 
man fo bald nit wiffen fünde, foll der Mutter, Geuattern vnd 
des Kinds namen eingefchriben, das Kind getaufft werden, 
vnnd ſolches an bie Oberkeit gelangen laſſen, gebürende Chrift- 
liche Ordnung darmit für zunemen. — 


Form zu Tauffen. 


Vnſer huͤlff ftehet im Namen des Heren, ber Himel ˖ vnd 
Erden erfchaffen hat, Amen. 

Dieweil onfer Herr Jeſus Chriffus fagt, daß wir anderft 
nicht Inn das reich Gottes moͤgen kommen, es ſey dann daß wir new 
geboren werden, fo gibt er vns ein gewiſſe anzeigung, daß ums 
fere natur durchauß verkehrt vnnd vermalebeiet iſt, Vnd ver 
manet uns derhalben heimit, daß wir une für Gott demuͤttigen, 
und ein mißfallen haben follen an vns felbft, und bereittet 
vns alfo feine gnabe zubegeren, durch welche all vnſere boßheit 
vnnd vermalebeiung vnſerer alten natur abgetilget werde, Dann 
wir der gnaden Gottes nicht fehig find, es fey denn das zuuor 
alles vertrawen auff vnſer eigen vermögen, weißheit vnd ge: 
techtigkeit, auß vnſern bergen genommen ſey, ja auch biß daß 
wir alles was in vns iſt, gang und gar verdammen. 

Nach dem ons aber Chriſtus unfer elend alfo für die augen 
gefteltt, fo tröft er uns auch viel mehr durch feine barmhergigs 
Leit, in dem er ons und vnſern findern verheiſſet, daß er vns 
von allen vnſern Sünden wafchen, das ift, ung deifelbigen von 
wegen feines blutuergieſſens nicht zurechnen , auch unfere Nas - 
tur wider zu feinem Ebenbild durch feinen heiligen Geift ers 
newern woͤlle, Vnd folche verheiſſung vnſerm fchmachen glaus 
ben zubeſtaͤtigen vnd an vnſerm eignen leib zu verſiglen, hat er 
befohlen, daß wir in dem namen Gottes des Vaters, des ſohns, 
vnd des heiligen Geiſtes ſollen getaufft werden. 





1568. CXIx. Pfulziſche Kirchenprdnnung. 


Derhalben zum erften, da er wil, daß wir mit waſſer in 
dem Namen des Vaters getauffet werden, bezeugt er vns, gleich 
als mit einem fichtbaren Eyd, all onfer Iebenlang, daß Gott 
onfer vnd vnſers ſamens Vater fein wil, vnns mit aller not> 
burfft leibs vnd der ferien verforgen, vnnd alles vbel uns zu 
gut wenden, Dieweil alle Creaturen von wegen bes bunds, fo 
wir mit Gott haben, vns nit fchaden Binnen, fonder zu vn⸗ 
ſerm heil dienen müffen. 

Zum andern, in dem wir in dem namen des Sohns ge: 
taufet werden, verfpricht er une, daß alles was der Sohn Gots 
tes gethan vnd gelidden hat, vnſer eigen fele, Alfo da er vn⸗ 
fer vnd vnſer Kinder Deiland fen, uns mit feiner heilfamen 
gnaden falbe, vns durch feine heilige empfengnuß, geburt , lei⸗ 
den ond flerben, von aller vnreinigkeit und fünden erloͤſet hab, 
vnd all onfern fluch und vermaledeiung ans Creutz gendgelt, 
biefelbige mit feinem Blut abgewäfchen und mit jhm vergraben 
babe, und alfo une von berhellifchen peinerlebigt, auff daß er ung 
durch fein aufferftehung und himmelfart mit feiner gerechtigkeit 
bekleidet, vnnd jegt für dem himlifchen Vater vertrette, und 
am jüngften gericht herrlich und one madel für das angefücht 
Des Waters darftelle. 

Zum dritten, da wir in dem namen bes heiligen GAfte ges 
taufft werben, wird une verheiffen daß der heilige geift, vnſer 
und vnſerer finder lehrer vnd Zröfter in ewigkeit fein werde, 
vns zu waren gliedern des leibs Iheſu Chrifti mache, auff daß 
wir an Chrifto und allen feinen gütern , fambt allen glidern 
ber Chriftlichen Kirchen gemeinfchafft haben, alfo daß unferer 
fünden in ewigkeit nit mehr gedacht, auch die finde und ſchwa⸗ 
cheit die in vns noch vbrig bleibet, je lenger je mehr getödtet, und 
in vns ein newes leben angefangen, ond endlich in der feligen 
aufferfiendtnuß (da diß unfer fleifch dem herrlichen leib Chrifti 
ar röfbemig fein wird) in ons volkomlich offenbart werden 
ol. 


Nach dem aber in einem jeden Bund, beide theil ſich ver⸗ 
pflichten, ſo verheiſſen auch wir Gott dem Vater, Sohn, vnd 
heiligen Geiſt, daß wir durch ſeine gnad jn allein fuͤr vnſern 


einigen waren vnd lebendigen Gott erkennen vnd bekennen 


woͤllen, jn allein in aller not anruffen, vnd als gehorſame kin⸗ 
der leben, wie dieſe newe geburt erfordert, welche in diſen 
zweien ſtuͤcken ſtehet, Erſtlich, daß wir auß warer rew und 
leid vber vnſere ſuͤnd, alle vnſer vernunfft vnnd luͤſte verleug⸗ 
nen, vnd dem willen Gottes vnterwerffen, vnd alle ſuͤnde von 
hertzen haſſen vnnd fliehen, Darnach auch daß wir anheben luſt 
vnnd leb zu haben, nach dem wort Gottes in aller heiligkeit 
vnd gerechtigkeit zuleben. 

Wann mir aber vnterweilen auf fchwachett in Sünden fal⸗ 
len, fo follen wir body nicht darinnen bleiben ligen, noch ver 
zagen, oder durch einiche andere mittel, denn durch Chriftum 
vergebung ber ſuͤnden ſuchen, fondern alle zeit durch unfern 
Tauff erinnert werden, daruon ab zuftehen und feftiglich zus 
uerttawen, daß derfelben vmb des biutuergieffens Chrifti wils 
len für Gott nimmermehr folle gedacht werden, Sintemal uns 
dee H. Tauff ein vngezweiflet zeugnuß iſt, daß wir einen ewi⸗ 
gen bund mit Bote haben, und in den lebendigen brunnen der 
eigen batmhertzigkeit des vaters, und bes aller heiligften leis 
bens vnd flerbens Jeſu Chrifti, durch die krafft des heiligen 
Geiſtes getaufft fein. 


259 


Wiewol aber vnſere Eindlein diefe gemeldten vrfachen und 
geheimnuß noch nicht verflehen, viel weniger Eönnen bekennen, 
fo follen fie doch vom heiligen Tauff Feine wegs auf gefchloffen 


werden: Dieweil fie von Gott zu feinem Bund beruffen feind, ' 


den Gott mit Abraham den vater aller gleubigen vnnd feinem 
famen, und alfo auch mit und vnnd vunfern Kindern gemacht 
bat: Ich wil, fpricht dee Here, auffrichten meinen bund zwi⸗ 
fchen mir vnnd dir, vnnd deinem famen nad) dir, bey jren 
nachkommen, daß es ein ewiger Bund fey, alfo daß id, dein 
Gott fey, vnd deines famens nad) bir. ' 

Nun ift aber vnſer Herr Jeſus Chriftus in die welt kom⸗ 
men, nit die gnab feines Himlifchen Vaters zu fhmälern, ſon⸗ 
dern vil mehr den Önadenbund fo zuuor im Volck Iſrael ein: 
gefchloffen war, durch die gange welt außzubreiten, Vnd bat 
an ftatt der Beſchneidung den heiligen Zauff zum marzeichen 
und figel diefes bunds,' uns und onfern Eindern verordnet, wie 
ber h. Apoftel Petrus folche beftätigung des bunds außtruͤcklich 
lehret in den Gefchichten der Apoftel im 2. Cap. da er fpricht: 
Thut buß und laß fich ein jeder täuffen auff den namen Ihefu 
Chrifti, zur vergebung ber ſuͤnden, fo werdet jr empfangen bie 
gabe des heiligen Geifts, Denn eier vnnd ewer finder ift biefe 
verheiffung, vnd aller die feren feind, welche Gott onfer Herr 
berzu rüffen wird. Darzu heiffet auch der Herr Chriftus fels 
beft die unmündige kindlein zu fich bringen, vnd fpricht jhnen 
mit worten unnd werden das Dimelreich zu, wie Marci am 10. 


‚gefchrieben ſtehet: Zu der zeit brachten fie die’ Eindlein zu Jeſu, 


daß erfie anrürete, Die jünger aber furen die an die fie trugen. 
Da es aber Jeſus fahe, warb er vnwillig, vnd ſprach zu jnen, 
Laflet die Kindlein zu mir fommen, und weret jnen nicht, dann 
ſolcher iſt das reich Gottes. Warlich ich fage euch, wer das 
reich Gottes nit. empfahet als ein Pindlein, der wird nicht hin- 
ein kommen, vnnd herget fie, ond leget Die hend auff fie, und 
fegenet fie. Auß diefen worten tft offenbar, Daß auch onfere kin⸗ 
der im Reich, vnnd im Bund Gottes ſeind, vnd berhalben 
aud) den Tauff als das Sigill des bunde empfangen follen, ob 
fie ſchon die geheimnuß bed Zauffs, alters halben noch nit ver: 
fiehen, Gleich mie die findlem von Jeſu Chrifto felbft mit 
worten vnnd werden gefegnet fein, und in der alten Firchen am 
achten tag befchnieten wurden, mwiewol fie den fegen des Der: 
ten, wie auch die geheimnuß der befchneidbung noch nit vers 
ftunden. . 
Derhalben fo laft uns Gott alfo anruffen. u 

O Almechtiger, eroiger Gott, der bu haft durch die fünd- 
fluß nach deinem ſtrengen vrtheil die ungleubige vnd vnbußfer⸗ 
tige welt geſtrafft, vnd den glaubigen Noe ſelb acht auß deiner 
groſſen barmhertzigkeit erhalten, vnd den verſtockten Pharao 
mit allem feinem vold-im roten Meer ertrencket, dein volck 
Sfeael aber truckens fuß hindurch geführt, durch welches dieſer 
Tauff bedeutet ward, Wir bitten did) durch deine grundlofe 
barmhertzigkeit, du woͤlleſt diß dein ind gnediglich anfehen und 
durch deinen heiligen geift, deinem fohn Jeſu Chrifto einleiben, 
daß es mit jm in feinen tod vergraben werde, mit jm auch auffs 
erftcehe in einem newen leben, in dem es fein Creutz jm teglich 
nachfolgende frölich trage, jm anhange mit warem Slauben, 
feiffer hoffnung, vnnd innbränftiger liebe, daß es diefe leben, 
das doch nichts anders iſt, denn ein tobt, vmb beinet millen 


getroft verlaffen möge, und am jüngften tag für vom richterſtul 
25% 


260 1568. OXIX. Pfallziſche Kiechenorduung. 


Chriſti deines ſohns vunerfchroden erfcheinen,, durch denfelben 
onfern Heren Iheſum Chriftum deinen Sohn, der ınit dir 
vnd dem heiligen Geift ein einiger Gott, lebt und regiert in 
ewigkeit, Amen. 


vnſer Vater, ıc. 


Bekennet auch mit mir bie Artickel vnſers alten allgemei⸗ 
nen vngezweiffelten Chriſtlichen glaubens, darauff diß kind ge⸗ 
taufft wird. 

Ich glaub in Gott Vater, Allmechtigen Schoͤpfer Himels 
vnd der Erden zc. Amen. 

Frag. 

Begeret jr dann auß warem glauben an die verheiſſung 
Gottes in Jeſu Chriſto, welche uns vnd vnſern kindern gege⸗ 
ben iſt, daß er nit allein Vnſer, ſondern auch vnſers Samens 
Gott ſein woͤlle, biß ins tauſend glid, daß dieſes kind darauff 
getaufft werde, vnnd die verſiglung der kindſchafft Gottes em 


pfahe? 
Antwort. 


Ja. 
Hie iſt vnuonnoͤten das kind auffzuwicklen, ſonder genug, 
daß jm das haupt entpoͤſſet werde. 
Vnnd als dann ſage der Kirchendiener, daß fie das Kind 
nennen, vnd darnach begieſſe er es mit waſſer, vnd ſpreche: 
N. Ich tauff dich in dem namen Gottes des Vaters, des 
Sohns, vnd des heiligen Geiſtes. 


Danckſagung. 
Laſt vns Gott dem Herren dancken. 


.Allmechtiger barmhertziger Gott und Vater, wir fagen bir 
Iob und band , daß du une und unfern Eindern durch das Blut 
deines lieben Sohns Jeſu Chriftt alle unfere Sünden verzihen, 
vnd vns durch deinen heiligen Geift zu gliedern deines einge- 
bornen ſohns, vnd alfo zu deinen kindern angenommen haft, 
und diß alles uns mit dem heiligen Tauff verfiglet und bes 
trefftiget, Wir bitten dich auch durch denfelben deinen lieben 
Sohn, daß du diß find mit deinem heiligen Geiſt allzeit woͤllſt 
regiern, auff daß es Chriſtlich und Gottfelig aufferzogen wer⸗ 
de, vnd in dem Herren Jeſu Chriſto machfe unnd zuneme, 
auff das es deine väterliche güte und barmhergigkeit, die 
du im vnnd vns allen bewiefen haft, befennen, vnd in aller 
gerechtigkeit unter vnferem einigen Lehrer, König und hohen 
Mriefter Chrifto Jeſu leben, und ritterlich wider bie fünbe, den 
Teuffel und fein ganges reich fireitten und fiegen möge, dich 
und deinen Sohn Jeſum Chriftum fampt dem heiligen Geift 
ben einigen vnnd waren Gott ewiglich zu loben und zu preifen, 


men. 

Ir geliebten Inn dem Herrn Jeſu Chrifto, dieweil je euch 
biefes finds angenommen habt, fo gebendt daß unfer Gott ein 
warhafftiger Gott ft, vnnd mil daß mir jm in warheit dienen, 
Vnnd der halben folt jr freund vnd vermanten, infonderheit 
aber jr vater vnd geuattern allen fleiß anwenden, daß biß Eind 
in rechter erkantnuß und forcht Gottes, laut der artickel des 
Chriftlichen glaubens und der lehre, melche von Gott auß dem 
Himel offenbaret, und im alten ond newen Teſtament begrifs 
fen iſt, dem Herrn Chriſto aufferzogen werde, vnd wann es zu 


verſtand kompt, ermanen, daB es durch empfahung biefes 
Goͤttlichen bumdzeichens, vnd ſiegels des heiligen Tauffs offent⸗ 
lich fuͤr dem angeſicht Gottes, ſeinen heiligen Engeln vnd 
Chriſtlichen gemein, dem Teuffel vnd der welt mit allen jren 
wercken vnd luͤſten abgeſagt, vnnd ſich dem Herrn ergeben vnd 
verpflichtet habe, jm ſein gantzes lebenlang in aller heiligkeit 
vnd gehorſam ſeines heiligen Euangeliums zu dienen, Das 
verleihe euch vnd jm der ewige Vater vnſers Herrn Iheſu 


Chriſti, Amen. 


Vom Catechiſmo. 


Catechiſmus in vnſer Chriſtlichen Religion, heiſt, ein Fuss 
tzer vnd einfaͤltiger, muͤndlicher bericht, von den fuͤrnemſten ſtuͤcken 
der Chriſtlichen Lehr, darinn von den jungen vnd einfaͤltigen 
widerumb gefoͤrdert vnd gehoͤrt wird, was fie gelernet haben. 
Dann es haben alle Gottſeligen von anbegin der Chriſtlichen 
Kirchen ſich befliſſen jhre Kinder daheim, in Schulen vnd Kir⸗ 
chen, in der forcht des Herren zu vnterweifen, ohne zweiffel 
auß nachfolgenden vrſachen, welche vns auch billich darzu bewe⸗ 
gen ſollen. Dann Erſtlich, haben fie wol bedacht, daß die an⸗ 
geborne boßheit vberhand nemen wuͤrde, vnd darnach Kirchen 
vnd Politiſche Regiment verderben, wenn man jhr nicht bey 
zeiten mit heilſamer Lehr begegnet. Zum andern, bat fie auch 
der außtrucklich befeldy Gottes darzu getrieben, Erod. 12. 13. 
Deut. 4. 6. und 11. Capiteln, da der Here alfo fpricht, Diefe 
wort (der Zehen-gebott) die tch bir heut gebiete, ſoltu zu her⸗ 
gen nenten, und folt fie deinen kindern fcherffen, vnd dauon 


reden, wenn du in beinem hauß figeft, oder auff dem weg gehefl, 


wann bu dich niderlegeft oder aufffteheft. Endlich auch, gleich 
wie der von Iſrael kinder nach der befchneibung, wann fie zu 
jhrem verftand famen, von ber geheimnuß beffelben Bundjeb 
hend, vnd aud vom bund Gottes vnterricht wurden, Alfo 
follen auch unfere Kinder von jrem empfangnen Zauff, warem 
Chriſtlichen glauben vnd buß unterrichtet werden, auff da, ehe 
fie zum Tiſch des Deren zugelaffen werden, fie für ber gangen 
Chriftlichen gemein jren glauben befennen, Diefer gebrauch 
den Catechiſmum zu treiben, fo auß dem beuelch Gottes feinen 
vrſprung hat;, ift fo lang in der Chriftfichen Kirchen geblieben, 
biß daß der leidige Satan durch den Anticheift den Papſt, wie 
alle andere gute orbnungen, alfo auch diefe zerriffen und an 
ftat derfelben fein fchmierwerd und backenſtreich, und andere 
grewel bat gefeget, welche er die firmung nennet. 


Sou derhalden der Eateifmus auff wacfolgende form gihalten 
werden. 


Erſtlich, dieweil das alte Volck im Papftumb one Catechifmus 
iſt aufferzogen, vnd leichtlich der ſtuͤck der Chriſtlichen Religion 
vergiſſet, fo iſt fuͤr notwendig angeſehen, ba an alten Son vnd 
Feiertagen in Doͤrffern vnd Flecken, deßgleichen auch inn den 
Staͤdten, ehe man anhebt zu predigen, der Kirchendiener ein ſtuͤck 
auf dem Catechiſmo klar vnd verſtendlich dem Volck fuͤrleſe, alſo 
das er in neun Sontagen außgeleſen werde. Den erſten Sontag, 
biß auff den andern teil, Den zweiten biß auff den Artickel von 
Gott dem Sohn. Den dritten, biß an die frag von der Himel⸗ 
fart Chriſti. Den vierden, biß zur frag, Was hilfft es dich 
wenn du diß alles glaubeſt? Den fuͤnfften, biß zum heiligen 
Abendmal. Den ſechſten, biß zum dritten theil des Gatechifnal. 





- 


Den fiebenden, biß zur frag, Was wil Gott im fünfften ge 
bett. Den achten, biß zum Gebet... Den neunden, biß zum 
end bed Gebete. Am zehenden Sontag foll der Pfarcherr für 
der Predig die Spruͤch, darinn ein jeglicher feines beruffs er» 
erinnert wird, fürlefen, Wie die zu emd des Catechifmi ge 
fest fein. 

Ferrners, fol alle Sontag nach mittag zu der ſtund bie 
einem jeden ort gelegen ift, Catechiſmus Predigt alfo gehalten 
werden, baß der Kicchendiener fürs erft, nad) dem Gefang, des 
Vater onfer bete, vnd Gott vmb rechten verftand ſeins worts 
anruffe, darnach die zehen gebot verftendlic, dem volck fuͤr leſe, 
Darauff foll er die angehenden, welche die fragen, fo gepredigt 
werben, noch nit lernen Finnen verhören, vnd ordenlich, erftlich 
ein zeitlang auff die Text, darnach auch allgemach auff die frag- 
ftüd anleiten. Nach dieſem laſſe er etliche unter der jugend, 
ein gewilfe anzal fragen im Catechifmo (wie wir dann denfel- 
ben vmb diefer vrfach willen in Sontage theilen haben laffen) 
fo in vorgehenden, vnd fonberlich, in ber nechften Predigt ers 
klaͤret worden, vnnd fie zuuor in ber Schul oder daheim gelers 
net, auffſagen, Vnd warn diefe alfo in bey fein der gemein 
von etlichen auffgefagt worden, fol der Kirchendiener etliche 
folgende fragen einfeltig vnnd Fürglich erklaͤren und auflegen, 
alfo das er den Catehifmum zum menigiten, einmal alle jar 
außpredige. 

[Dier folgt der Heidelberger Katechismus.) 


Von ber Vorbereitung zum heiligen Abendmal. 


Das Abendmal bes Herrn, fol in Stätten zum wenigſten 
alle Monat, in Dörffern alle zween Monat, einmal, vnnd in 
beiden auff Oſtern, Pfingften vnnd Weinachten gehalten wer 
den, jedoch da es die erbawung oder braudy und not ber Kirchen 
erfordern wuͤrde, iſt es Chriftlich und recht, daß es offter ge 
ſchehe: Vnd fol, wann man daß Nachtmal halten wil, allweg 
acht tag zuuor durch den Kirchendiener, der gemein Gottes ver: 
Eündiget werden, mit ermanung, daß ſich die gange gemein 
darzu ſchicke. . 

Darzu auch fol er die Eltern und Haußuaͤter vermanen, 
daß fie jr kinder vnd ander junges vold, welche fie daß erfte 
mal zum Tiſch des Deren wöllen führen, mitlerweil onterweifen, 
vnd auff Fünfftigen Sambflag oder andern vorgehenden gelegs 
nen tag nad) der Kirchen notdurfft, nach gefchehener Predigt dem 
Kirchendiener anzeigen, auff daß fie fernern bericht empfangen. 

Den Samflag für dem Abendmat fol die forbereitung ges 
halten werben, daß ift eine Prebigt vom rechten verftand vnd 
brauch des heiligen Abendmals, wie denn die Kiechendiener im 
Catechiſmo, vnnd in der ordnung des Nachtmals, darzu ein 
anleitung finden. “ 

Zum, end ber Predig fol der Diener daß Volck vermanen, 


baß es bleibe, weitern bericht zu hören, vnd bekantnuß jres 


glaubens zuthun, Darauff fol der Diener für den Tiſch tret⸗ 
ten, vnnd erſtlich vermanen, waß für junges Volck füchanden, 
die zuuor nicht zum Tiſch des Herren gangen fein, daß fich die- 
felben erzeigen, unnd bekantnuß jres glaubens thun. Als dann 
fol der Kirchendiener bie jemige, fo fich alfo anzeigen, Erſtlich 
die Artickel des Chriftlichen glaubens, die sehen Gebott und das 
Vater unfer laſſen aufffagen, darnach auf dem Catechiſmo vom 
Nachtmal fragen. Doc da etliche auf biödigkeit folche ſtuͤck 


, 


1568. OXIX. Wfälzifche Kirchenordunug. 


261 


nit fo ordentlich von wort zu wort aufflagen unnd erzelen koͤn⸗ 
ten, vnnd fonft aber nicht ſtraͤfflich weren, follen fie ber für- 
nemften Artickel Chriftlihen Glaubens vom Kirchendiener ers 
innert werden, vnd nad) befchehner befantnuß mit der gemein 
zum Abendmal bes Herren zugelaffen werben. 

Nach vollendetem Sraminteren, foll ber Kirchendiener fols 
gende prüfung vnnd befantnufß fragweiß dem Volck furhalten. 

Dieweil uns daß Wort Gottes dieſe drey ſtuͤck fürhelt: 
Erftlich onfere Sünden, zum andern, vnfere Erlöfung, zum 
dritten, die Dandbarkeit, fo wir Gott dargegen fchuldig feind, 
So ftelle im ein jeder für die augen bie fumma ber gebott Gots 
tes, Nemlih: Du folt Gott lieben von ganger feelen, von 
gantzem gemüt, vnnd allen krefften, und deinen nechften als 
dich felbft, Inn welcher ung der will Gottes fürgehalten wird: 
Dargegen auch nad) dem mir deren ftüd nie keins gehalten, 
wird one vnſere fünden vnnd elend, endlich auch die ewige vers 
damnuß, ale in einem fpiegel fürgeftelt, Der halben frag ich 
euch für erft, ob je mit mir folches für dem angeficht Gottes 
betennet, und berivegen euch felbft mißfallet, vnnd duͤrſtet euch 
nad) der gerechtigkeit vnd gnaben Jeſu Chrifti? 

Antwort. 


Ka. 


Zum andern, glaubt je auch, daß Gott nit allein barm⸗ 
bergig, fondern auch gerecht fey, der die fünde nit wil unge 
fteafft Iaffen hingehen, vnd (weil alle Creaturn ſolche ftraff für 
uns nit hetten mögen ertragen) daß ber einige Sohn Gottes 
auß barmhergigkeit des Vaters in diefe Welt gefand fey, waren 
menfchlichen leib vnnd feel an fi) genommen, auff baß er an 
demfelben vnſerm fleifch vnd blut bie ſtraff vnnd zorn Gottes, _ 
fo wir verdienet hetten, für ons trüge, vnnd daß laut der go⸗ 
wiſſen verheiffung des Euangeliums, biefe vollommene beza⸗ 
lung des fohns Gottes für vnſere fünd einem jeden Infonders 
beit, der -fie mit herglihem vertramen annimpt zu eigen ge 
ſchencket ſey, und daß ein jeder für fich felbit vergebung feiner 
fünden habe, fo gewiß, als warn er nie feine fünd begangen, 
noch gehabt hette, wirt auch forthin für Gott fo gerecht und 
heiltg gehalten, als hette er felbit alle gerechtigkeit volbracht, die 
Jeſus Chriftus fein Heiland für jn geleiftet, und jm ohn allen 
feinen verdienft auß gnaden gefchendt hat, unangefehen, daß er 
deſſen alles vnwirdig iſt, vnnd daß noch viel ſchwachheiten in 
jhm ſein, dann auch dieſelbige alle mit dem leiden vnd gehor⸗ 
ſam Jeſu Chriſti bedeckt ſein, biß ſie endlich gar hinweg ge⸗ 
nommen werden. 

Ferners, daß auch Chriſtus einem jeden vnter euch in ſonder⸗ 
heit, dieſe erloͤſung ſo er jm einmal im heiligen Tauff verſpro⸗ 
chen vnnd geſchenckt hat, jetzund widerumb mit ſeinem heiligen 
Abendmal, als mit gewiſſen Brieffen vnd ſiegeln, durch die 
wuͤrckung des heiligen Geiſts in ſeinem hertzen alſo beſtetiget, 
Erſtlich, daß ſein leib ſo gewiß fuͤr jn am Creutz geopffert, vnd 
ſein blut fuͤr jn vergoſſen ſey, als er mit ſeinen augen ſihet, 
daß daß brot, welches der Herr ſeinen leib nennet jm gebrochen, 
vnd der kelch der danckſagung jm mit getheilt wird. Vnnd 
zum andern, daß der Herr Chriſtus ſelbſt ſein hungerigs vnd 
zerſchlagens herß vnd .matte ſeele durch wuͤrckung des heiligen 
Geiſts mit ſeinem gecreutzigten leib, vnd vergoſſenen blut ſo 
gewiß zum ewigen leben ſpeiſe vnnd trencke, als er auß der hand 





\ 


bes dieners empfahet, vnd mündlich jfjet vnd trincket vom heis 
ligen brot, vnnd Keldy des Deren zu feiner gedechtnuß, Vnd 
daß derhalben das leiden ond ſterben Chrifti fo gewiß fein eigen 
ſey, ale warn er felbit an feinem eignen leib alles gelidden 
bette, daß der Derr an feinem gebenedeieten Leib hat für jn ges 


lidden, wie dann vmb dieſes trofts willen der Herr Jeſus fein 
heilig Nachtmal hat zu feiner gedechtnuß eingefebt, auff daß 


wir es mit herglicher daudfagung vnd freuden halten, biß daß 


er in ben Wolden kommen wird, vnnd vns von dem Creutz, 


baß wir In diefem jammerthal im gedultig follen nachtragen 
vollkommenlich errette, vnd in daß ewig reid) feines Waters, 
mit leib vnd feel zu jm neme: ft diß ewer glaube? 
“ Antwort. 
Ra. 
Zum britten, erforfche auch ein jeder fein berg, ob er fich 
auch beger dem Herrn Chrifto fein ganges lebenlang dandbar 


gu erzeigen, Ob er auch allem neid vnd haß vnnd bitterkeit von 


bergen abgeſagt, und feinem nechflen verziehen habe, wie aud) 
ber Herr Jeſus uns armen Sündern viel taufendmal mehr 
verziehen hat, Ob er auch allem fluchen, vnzuͤchtigen worten 
ond werden, freffen vnd fauffen, unnd andern fünden alfo 
von bergen feind fey, daß er diefelbigen durch Gottes gnad, 
hinfüro fein lebenlang nicht mehr zuthun, feſtiglich hie für de 
angeficht des Herren jm fürneme. 
Antwort. 
Sa. 


Alle die nun in jrem bergen diß befinden, bie follen nicht 
zweiffelen , daß fie durch daß heilige leiden vnnd flerben Chrijti, 
vergebung aller jrer fünden fchon haben, und gewißlich behal: 
ten, fo lang fie in diefen fürnemen beharren, vnangefehen daß 
noch viel obrige ſchwachheiten in ihnen feind, melche body mit 
demfelben leiden vnd fterben Jeſu Chrifti bedeckt fein, Darauff 
fprech ein jeder der ſolchs von bergen begert, Amen. 

Kniet nider und betet, wie uns der Derr gelehret hat: 

Vnſer Vater, ıc. 


Nach dem Gebet fpreche ber Kirchenbiener. 


Der Gott des friebens heilige euch gang vnd gar, vnnd 
ewer ganger geiſt, feel und leib, merbe unfträfflid, biß auff die 
zukunfft onfers Herrn Jeſu Chrifti' behalten, Getrew ift, der 


‚ euch rüffet, der wird es auch thun. | 


Es foll auch der Kirchendiener, ba es bie erbawung ber 
Kirchen erfordern, vnnd die zeit leiden würde, auß dem Gates 
hifmo oder Summa bes Catechiſmi, das Volck in den fürs 
nemften puncten nad) notdurfft unterrichten, wie er. ſich dann 
auch deſſen in nechſt vorgehender Sontagspredig, fampt der vors 
bereitung, auffs aller verftendlichft ſoll befleiffen, damit das 
Bold die fumma Chriftlicher Religion faffen, vnnd durch viel: 
feltiges widerholen, behalten möge. 

Vnd da jemands ein priuat anligen hette, darumb er ſich 
mit feinem Kirchendiener gern befprechen wolte, dem foll dafs 
felbig vnuerwegert fein. 

Bom heiligen Ubenbmal des Serrn. 


An denen tagen wann man daß Abendmal halten wil, fol 
eine Predigt vom Todt vnnd Abendmal .des Herrn gefcheben, 


1568. CXIX. Wfälstiche Kirchenordunug. 


barinn vom einfegen, ordnung, vrſachen, nutz vnnd frucht des 
heiligen Abendmals gehandelt werde, Vnd in diefer Predigt ſoll 
fi) der Diener der Lürge befleiffen, vmb folgender Action wils 
len, darinn daß Nachtmal gnugfam aufgeführt, und gleich nach 
gefchehener Predig, und Sontags gebet, wie baniden vermelbet 
wird. Ehe dann man fingt, fol der Diener bes worts biefe 
nachfolgende vermanung bey dem tif, da man daß Nachtmal 
halten wit, verſtendlich, außtruͤcklich und ernſtlich fürlefen. 


Born das heilige Abenbmal zn halten. 


Ir geliebten inn dem Heren Jeſu Chrifto, höret an bie 
wort der einfagung des heiligen Abendmals vnſers Heren Jeſu 
Chriſti, welche une befchreibet der heilige Apoftel Paulus in 
der erften Epiftel an die Corint. am 11.Cay. Ic hab «8 von 
dem Deren empfangen ıc. [1. Cor. XI. 23—29.] 

Auff das wir nun zu vnſerm troft des Heren Nachtmal 
mögen halten, ift vns vor allen Dingen von nöten, das wir uns 
zuuor recht prüfen. Zum andern, das wir es dahin .richten, 
darzu es der Herr Chriſtus verorbnet hat, nemlich zu feiner ges 
dechtnuß. 

Die ware pruͤfung vnſer ſelbs ſtehet in dieſen dreien ſtuͤcken: 
Zum erſten, bedenck ein jeder bey ſich ſelbs ſeine Suͤnd vnnd 
vermaledeiung, auff das er im ſelbſt mißfalle, vnnd ſich für 
Gott demuͤtige, dieweil der zorn Gottes wider die ſuͤnd alſo 
groß iſt, das er dieſelbige ehe denn er ſie vngeſtrafft ließ hin⸗ 
gehen, an ſeinem lieben Sohn Jeſu Chriſto mit dem bittern 
vnd ſchmelichen todt des Creutzes geſtrafft hat. 

Zum andern, erforſche ein jeder ſein hertz, ob er auch dieſer 
gewiſſen verheiſſung Gottes glaube, das jhm alle ſeine ſuͤnd, 
allein vmb des leiden vnd ſterben Jeſu Chriſti willen vergeben 
ſind, vnd die volkomene gerechtigkeit Chriſti, jm als ſein eigen 
zugerechnet vnd geſchenckt ſey, als wan er ſelbſt in eigener Per⸗ 
ſon, fuͤr alle ſeine ſuͤnde bezalet, vnd alle gerechtigkeit er⸗ 
fuͤllet hette. 

Zum dritten, erforſche ein jeder ſein gewiſſen, ob er auch 
geſinnet ſey forthin mit ſeinem gantzen leben Gott dem Herrn 
ſich danckbar zuerzeigen, vnnd für dem angeſicht Gottes auff⸗ 
richtig zuwandlen, Ob er auch one alle gleißnerei aller feintſchafft 
neid vnnd haß von hertzen abſage, vnd einen ernſtlichen fuͤrſat 
habe, hernachmals in warer lieb vnnd einigkeit mit ſeinen nech⸗ 
ſten zuleben. 

Die nun alſo geſinnet ſein, die wil Gott gewißlich zu gna⸗ 
den annemen, vnd fuͤr wuͤrdige Tiſchgenoſſen ſeins Sohns 
Jeſu Chriſti erkennen. 

Dargegen aber die dieſes zeugnuß in jrem hertzen nit em⸗ 
pfinden, die eſſen vnd trincken jnen ſelbſt das gericht. Derhal⸗ 
ben wir auch nach dem befelch Chriſti, vnd des Apoſtels Pauli 
alle die ſich mit nachuolgenden laſtern behafftet wiſſen, von dem 
tiſch des Heren abmanen, vnnd jnen verkuͤndigen das fie kein 
theil am Reich Chriſti haben, als da ſind alle Abgoͤttiſche, alle, 
ſo verſtorbene heiligen, Engel oder andere Creaturn anruffen, 
die Bilder verehren, alle zauberer vnd Warſager, die Viehe 
vnd leut ſampt andern dingen ſegnen, vnd die ſolchen Segen 
glauben geben, alle veraͤchter Gottes vnd ſeins worts, vnd der 


heiligen Sacramenten, alle Gottsleſterer, alle bie ſpaltung 


vnnd meuterey in Kirchen vnd weltlichen Regiment begeren ans 
zurichten, alle meineidigen, alle bie jhren Eltern onnd Ober: 


f 


1368. cxıx. Pfalziſche Kirchenorbuung. 


keiten vngehorſam find, alfe todtfchläger , balger, haderer, bie 
in neid vnd haß wider jren nechflen leben: Alte Ehebrecher, 
burer, vollfäuffer, dieb, wucherer, rauber, fpleler, geitzigen, 
ond alle die fo ein ergerfichs leben füren, Diefe alle, fo lang 
fie in folchen laſtern beharren, follen gedencken, und ſich diefer 
fpeiß, weiche Ehriſtus allein feinen gleubigen verordnet hat, ent⸗ 
halten, auff Das nit ir gericht und verdamnuß befto fchiwerer 
werde. 

Diß aber wird vns nit fürgehalten, lieben Chriften,, bie 
zerfchlagen bergen der gläubigen kleinmuͤtig zumachen, als ob 
niemands zum Abendmal des Herrn gehen möchte, dann bie 
on alle fünde weren. Denn wir fommen nit zu difem Abends 
mal, damit zu bezeugen, das wir vollommen vnnd gerecht 
feind in ons felbft, fonder dargegen, weil wir onfer leben auffers 
halb uns in Jeſu Chrifto fuchen, bekennen wir daß wir mitten 
im tod ligen. Derhalben, wiewol wir noch viel gebrechen, 
vnnd elende in vns befinden, al8 ba iſt, das wir nit einen volls 
fommenen glauben haben, das wir ons auch nicht mit ſolchem 
eiffer Gott zu dienen begeben, wie wir zu thun fehuldig fein, 
fonder teglid mit der fchmachheit vnſers glaubens und böfen 
lüften vnſers fleifches haben zuffreiten, nit defto weniger, weil 
durch die gnad des heiligen geiftes, folche gebrechen uns von 


hertzen leid find, vnd wir herglich begeren vnſerm vnglauben 


widerſtand zuthun, vnd nach allen gebotten Gottes zuleben, 
ſollen wir gewiß vnd ſicher ſein, das keine ſuͤnd noch ſchwacheit, 
fo noch wider vnſern willen m vns vbrig iſt, hindern kan, 


das vns Gott nit zu gnaden anneme, vnd alſo dieſer himli⸗ 


ſchen ſpeiß vnnd tranck wuͤrdig vnd theilhafftig mache. 

Zum andren, laſt vns nun auch betrachten warzu vns der 
Herr ſein Abendmal hab eingeſetzt, nemlich, das wir ſolches 
thun zu ſeiner gedechtnuß. 

Alſo ſollen wir aber ſeiner darbey gedencken. Erſtlich das 
wir gentzlich in vnſerm hertzen vertrawen, das vnſer Herr Jeſus 
Chriſtus, laut der verheiſſungen, welche den Ertzuaͤtern von 
anbegin geſchehen, vom Vater in diſe welt geſand ſey, vnſer 
fleiſch vnnd blut an ſich genommen, den zorn Gottes, unter 
dem wir ewiglich hetten muͤſſen verſincken, von anfang ſeiner 
menſchwerdung biß zum end ſeines lebens, auff Erden fuͤr vns 
getragen, vnd allen gehorſam des Goͤttlichen Geſetzs vnnd ge⸗ 
rechtigkeit fuͤr vns erfuͤllet, fuͤrnemlich, da jm der laſt vnſerer 
ſuͤnden vnd des zorns Gottes den blutigen ſchweiß im Garten 
außgetrucket hat, da er iſt gebunden worden, auff das er vns 
entbuͤnde, darnach vnzaͤlige ſchmach erlidden, auff das wir nim⸗ 
mer zu ſchanden wuͤrden, vnſchuldig zum todt verurtheilt, auff 
daß wir für dem Gericht Gottes ˖frey geſprochen wuͤrden ja ſei⸗ 
nen gebenebeiten Leib and Creug laſſen neglen, auff das er die 
bandfcheifft unfer fünden daran neglete, vnnd hat alfo die vers 
maledeiung von uns auff ſich geladen, auff das er vns mit ſei⸗ 
ner benedeiung erfüllet, und hat ſich genidriget biß inn die aller 
tieffefte ſchmach vnnd helliſche angft Leibe und ber feelen am 
flammen des Creuges, da er fchrey mit lauter ſtimme, Mein 


Gott, mein Bott, warumb haft du mich verlaſſen, auff das 


wir zu Gott genomen, und nimmermehr von jm verlaffen wuͤr⸗ 
den, Endlich mit feinem todt vnnd blutuergieffen, das News 
vnnd ewige Zeflament, ben Bund der gnaden vnd verfänung 
befchloffen, wie er gefagt hat, Es ift vollbracht. 

- Damit wir aber feftiglich glaubten, daß wir in difen 


263 


gnadenbund gehören: Nam ber Here Jeſus tn feinem legten 
Abendmal das Brot, dandet, brachs, gabs feinen Juͤngern und 
ſprach, Nemet hin vnnd eſſet, das iſt mein leib, der fuͤr euch 
gegeben wird, das thut zu meiner gedechtnuß: Deſſelben glei⸗ 
chen nach dem Abendmal nam er den Kelch, ſaget danck vnd 
ſprach, Nemet hin vnnd trincket alle darauß, dieſer Kelch iſt 
das new Teſtament in meinem blut, das fuͤr euch vnd fuͤr viel 
vergoſſen wird, zu vergebung der ſuͤnden, ſolches thut ſo offt 
jrs trincket, zu meiner gedechtnuß, Das iſt, ſo offt jr von die⸗ 
ſem brot eſſet, vnnd von dieſem Kelch trincket, ſolt jr dardurch 


als durch ein gewiſſes gedechtnuß vnd Pfand erinnert vnnd ver⸗ 


ſichert werden, dieſer meiner hertzlichen lieb vnnd trew gegen 
euch, das ich fuͤr euch, die jhr ſonſt des ewigen Todts hettet 
muͤſſen ſterben, meinen leib am ſtamm des Creutzes in den todt 
gebe, vnnd mein blut vergieſſe, vnd ewer hungerige vnnd dur⸗ 
ſtige ſeelen, mit demſelben meinem gecreutzigten leib, vnd ver⸗ 
goſſenem blut, zum ewigen leben ſpeiſe vnnd trencke, ſo gewiß 
als einem jeden diſes brot fuͤr ſeinen augen gebrochen, vnd die⸗ 
ſer Kelch jm gegeben wird, vnd jr dieſelben zu meiner gedecht⸗ 
nuß mit ewerm mund eſſet vnd trincket. 

Auß dieſer einſatzung des Heiligen Abendmals vnſers Herrn 
Jeſu Chriſti, ſehen wir das er vnſern glauben vnd vertrawen 
auff ſein vollkommen opffer, einmal am Creutz geſchehen, als 
auff den einigen grund vnnd fundament vnſer ſeligkeit weiſet, 
da er vnſern hungerigen vnd duͤrſtigen ſeelen, zur waren ſpeiß 
vnd tranck des ewigen lebens worden iſt. Denn durch ſeinen 
todt hat er die vrſach vnſers ewigen hungers vnnd kummers, 
nemlich die Suͤnd hinweg genommen vnnd vns den lebendig⸗ 


machenden Geiſt erworben, auff das wir durch denſelben Geiſt 


der inn Chriſto, als dem Haupt, vnnd in vns, als ſeinen 
Gliedern wohnet, ware gemeinſchafft mit jhm hetten, vnnd aller 


feiner guͤter, ewigen lebens gerechtigkeit vnnd herrligkeit theil⸗ 


hafftig wuͤrden. | 

Darnach das mir auch durch denfelben geift unter einander 
als glieder eins leibs In warer Brüderlicher lieb verbunden würs 
den, tie der heilig Apoftel fpriht: Ein Brot tft es, fo feind 
wir viel ein Leib, dieweil wir alle eines Brots theilhafftig feind. 
Denn wie aus vielen Köenlein ein Meel gemahlen, vnnd ein 
Brot gebaden wirdt, vnnd auß vielen Börlein zufammen ges 
Eeltert ein Wein unnd Tranck fleuft, vnnd ſich in einander men» 
get, Alfo ſollen wir alle, fo durch waren Glauben Chrifto eins 


‚geleibet fein, durch brüderliche lieb vmb Chrifti vnſers lieben 


Heilands willen, der vns zuuor fo hoch geliebet hat, allfamen 
ein leib fein, vnd ſolches nicht allein mit worten, ſonder mit 
der that gegen einander beweifen. Das. heiff uns der allmedy= 
tige barmhergige Gott vnnd Vater vnſers Heren Jeſu Chrifti 
durch feinen Heiligen Geift, Amen. 


Laßt ons beten. 


Barmdergiger Gott vnnd Water, wir bitten.bich, das bu 
in diefem Abendmal, inn welchem wir begehen die herrliche ges 
dechtnuß des bittern Todts deines lieben Sohnes Jeſu Chriftt, 
ducch deinen heiligen Geiſt in vnſern bergen woͤlleſt wirden, 
das wir vns mit marem vertrawen deinem fohn Jeſu Ehrifto 
je lenger je mehr ergeben, auff das unfere mühjfelige und zer- 
fhlagene bergen, mit feinem waren leibe vnd blut, ja mit jm 
warem Gott und .menfchen, dem einigen himmelbrob, durch 








264 1568. Oxıx. Pfalziſche Kirchenorduung. 


die krafft des heiligen Geiſtes geſpeiſet vnd erquicket werden, 
auff das wir nicht mehr in vnſern ſuͤnden, ſonder er in vns, 
vnd wir in jhm leben, vnnd warhafftig des newen vnd ewigen 
Teſtaments vnd Bunds der gnaden alſo theilhafftig ſeien, das 
wir nicht zweifeln das du ewiglich vnſer gnediger Vater ſein 
woͤlleſt, vns vnfer fünden nimmermehr zurechnen, vnd ung in 
allem an leib vnd ſeel verſorgen, wie deine liebe kinder vnd 
erben. Verleihe vns auch deine gnad, das wir getroſt vnſer 
Creutz auff vns nemen, vns ſelbſt verleugnen, vnſern heiland 
bekennen, vnnd in aller truͤbſal mit auffgerichtem Haupt, vn⸗ 
ſers Herrn Jeſu Chriſti auß dem Himel erwarten, da er vnſere 
ſterbliche leichnam ſeinem verklaͤrten herlichen leib gleichfoͤrmig 
machen, vnnd vns zu jhm nemen wird in ewigkeit, Amen. 
Vnſer Vater, ꝛc. 

Woͤlleſt vns auch durch diß heilig Abendmal ſtercken, in dem 
allgemeinen vngezweiffelten Chriſtlichen glauben, von welchem 
wir bekantnuß thun mit mund vnd hertzen, ſprechende: Ich 
glaub in Gott, ıc. 

Auff das wir nun mit dem waren Himmelbrodt Chriſto ge⸗ 
ſpeiſet werden, ſo laſt vns mit vnſern hertzen, nicht an dem 
euſſerlichen Brot vnnd Wein hafften, ſonder vnſere hertzen vnnd 
glauben vber ſich inn den Himmel erheben, da Chriſtus Jeſus 
iſt vnſer Fuͤrſprecher zur rechten feines Himliſchen Vaters, da⸗ 
hin vns auch die artickel vnſers Chriſtlichen glaubens weiſen, 
vnd nicht zweiffelen, daß wir ſo warhafftig, durch die wirckung 

des heiligen Geiſts mit ſeinem leib vnd blut an vnſern ſeelen 
geſpeiſt vnnd getrenckt werden, als wir das heilig brot vnnd 
tranck zu ſeiner gedechtnuß empfangen. 

Hie ſoll der Kirchendiener einem jeden vom brodt des Herrn 
brechen, vnd im darreichen, ſprechen: 

Das brot das wir brechen, iſt die gemeinſchafft des leibs 
Chriſti. 

Vnd der ander Kirchendiener im darreichen deß Kelchs, 
ſprechen: 

Der Kelch der danckſagung damit wir danckſagen, iſt die 
gemeinſchafft des bluts Chriſti. 

In dem ſoll nach gelegenheit der menge der Communican⸗ 
ten, auch nach geſtalt einer jeden Kirchen, vnter der Commu⸗ 
nication, entweder geſungen, oder ettliche Capittel zu der ge⸗ 
dechtnuß bes todts Chriſti dienſtlich, als das 14. 15. 16. 17, 
18. Joha. 53. Sefate, gelefen werden, vnnd mag hierinn ger 
braucht werden, welches jeder Kirchen am füglichften und er- 
baͤwlichſten tft. 

Nach verrichter Communion foll der diener ſprechen. 

Sr geliebten inn dem Herrn, dieweil jegund der Herr an 
feinem Tiſch onfere feelen gefpeifet hat, fo laſſet vns ſamptlich 
mit dandfagung feinen Namen preyfen, vnnd fpreche ein jeder 
in feinem bergen alfo. 

Lobe den Herrn meine feel, vnnd was in mir ift, feinen 
heiligen namen, Lobe ben Herrn meine feel vnd vergiß nit, mas 
„er mir guts gethon hat, Der bir alle deine fünden vergibt, und 
heilet alle deine gebrechen, Der dein leben vom verberben erloͤ⸗ 
fet, der dich rönet mit gnaden und barmhergigkeit, barmhergig 
ift der Herr, gebüldig, unnd von groffer guͤte, Er handlet nicht 
mit uns nad) vnſern fünden, vnnd vergilt uns nit nach vnſer 
mifjethat, Denn fo hoch der Himmel ober der Erden iſt, laͤſt 
er feine gnad walten vber bie fo in förchten, So weit als ber 


auffgang dee Sonnen Ift vom nidergang, alfo weit thut er ons 
fere vbertretung von une, wie fich ein vater ober feine Einder 
eebarmt , fo erbarmet ſich ber Herr ober die fo in föcchten, wel⸗ 
cher auch feines eignen Sohnes nicht werfchonet , fonder hat jhn 
für vris alle dahin gegeben, vnnd uns alles mit jhm gefchendt, 
Darumb bemweifet Bott feine lieb gegen vns bas Chriftus für 
ons geftorben tft, da mir noch fünder waren, So werben wir 
je viel mehr durch jhn behalten werden für dem zorn, nachdem 
wir durch fein blut gerecht worden feind, Dann fo wir Gott 
verfönet find, durch den tobt feines ſohns, da wir noch feind 
waren, viel mehr werden wir felig werden, durch fein leben, 
nachdem wir jm verfänet feind: Darumb foll mein mund und 
here des Heren lob verfündigen, von nun an biß in ewigkeit, 
men. 


| oder alfo. 


Amechtiger barmhergiger Gott vnnd Vater, wir danden 
dir von gantzem hertzen, das bu auß grundlofer barmhertzigkeit 
uns deinen eingebornen Sohn, zum mittler, vnd opffer für 
vnſere fünd vnd zur fpeife und trand! des ewigen lebend ges 
fchendet haft, vnnd gibft vns waren glauben, dardurd wir 
folcher deiner wolthaten teilhafftig werden, haft uns auch zu 
fterdung deffelben , deinen lieben Sohn Jeſum Chriftum, fein 
heilige Abendmal einfegen laffen: Wir bitten dic) getrewer 
Sott und Vater, du wölleft durch würdung deines Geiftes, 
uns diefe gedechtnuß vnſers Heren Jeſu Chrifti, und verfündis 
gung feines tods zu teglichem zunemen in marem glauben, vnd 
der feligen gemeinfchafft Chrifti gedeien Laffen, Durch denfelben 
deinen lieben Sohn Jefum Chriftum, Amen. 

Diemeil aber zu rechter und ottfeliger Adminiftratien 
vnnd vbung der heiligen Sacramenten nicht allein gehöret, daß 
fie auff- folche weiß wie von Gott verordnet, vnnd darzu fie 
von jm find eingefegt, gehalten, Sonder audy daß fie nicht fol» 
chen Perfonen gereicht werden, welche er darzu zulaffen, ver⸗ 
botten bat: So ift von nöten daß die Chriſtliche Ercommunis 
cation in der Kirchen nicht allein mit worten gefchehe, fonder 
auch mit der that vollzogen werde. Das ift, fo ettliche in der 
gemein mit Gottlefterlicher Lehr, oder ſchweren laftern behaff⸗ 
tet weren, daß diefelben zum Nachtmal des Deren nicht zuge 
lafjen werden, biß fie befferung erzeign. Vnnd wie es bie 
ehehaffte noth erfordert, das die Chriſtliche Kirch von dem vun» 
treglichen mutwillen, und der grewlichen Tiranney des Baͤbſt⸗ 
lichen Bannes, damit derBapit vnnd fein hauff alles under feine 
füß geworffen hat, entlediget würde, Alfo weil nicht allein das 
böfe außgerottet vnd eingerifjen, fonder auch das gute an die 
ftat gepflangt und gebamt werben fol, Iſt auch nicht minder 
notwendig das ein Chriftlicher vnd rechtmeffiger bann, vor 
wegen des befelchs Chrifti, Matt. am 18. und der Kirchen heil 
vnd notdurfft in dee Chriftlichen gemein behalten werde. 

Auff daß aber diefe auffchlieffung vom brauch der Sacra⸗ 
ment nicht in mißbrauch vnnd vnordnung gerabte, wie im 
Bapſthum gefchehen. Soll barinnen folche ordnung vnnd 
maß, wie von Chriſto vnnd Sanct Paulo fürgefchrieben ift, 
gehalten werden, Vnd für allen dingen, daß fie nit in eines 
oder etlicher Kirchendiener , ober anderer Perfonen macht, fon» 
ber bey einer gangen Chriftlichen gemein flehe, und jr die Kir⸗ 
chendiener fo wol als das geringfte glied der Kirchen vnterworf⸗ 


1568. oxıx. Wfühiche Kirchenorduuug. 


fen feien, Denn fo ein jeber Prebicant in bann folte thun, ſei⸗ 
nes gefallene, wenn er wolte, diß wer nit ber von Chrifto ein 
geſetzt, fonder vom Antichriften erdachte bann. 

Derhalben an jedem ort nach ‚gelegenheit vnd notdurfft 
befjelben, etliche erbare und Gottfuͤrchtige Menner auß ber ge 
mein follen verordnet werden, weldye von wegen, und in namen 
der gangen gemein neben den Kirchendienern ſolche Perfonen, 
bie entweder mit gefehrlichen jrrthummen des glaubens, oder 
mit jrem leben ergerlich find, Als hurer, geigige, abgöttifche, 
lefterer, trunckenpoͤltz, oder fonft die vnordenlichen wandel füren, 
zum erflen, andern, und drittenmal, nad) gelegenheit der fachen, 
zur befierung trewlich vnnd ernſtlich vermanen, vnnd fo fie 
ſich daran nicht Feren, mit verbietung der heiligen Sacramen- 
ten von der Chriftlichen gemein abfondern, biß fie befferung 
verheiffen vnd erzeigen. Vnd fol auch wie hierinn procedirt 
werden folle, ferner verordnung gefchehen. 


Von den Allmoſen pflegern. 


Dieweil zum bam ber Chriftlihen Kirchen gehöret, daß bie 
armen vnd notdurfftigen glieder Chrifti schalten, gefpeifet vnd 
getrendet werden, zu welchem bie erſte Chriftliche Kicch jve 
Diaconos vnd Allmofenpfleger gehabt, fo follen in allen Staͤt⸗ 
ten und Sleden die Prediger das vold mit fleiß und ernft ver- 
manen, den armen mit jren Allmofen huͤlff zuthun, vnd in 
allen kirchen gemeine Eaften verordnet, und am Sontag vnd 
Beiertag unter der Predig das Allmofen mit dem Sedel von 
dem Volck gefamlet werden, Darzu auch fromme unnd Gott 
felige Männer , nad) dem befelh S. Pauli, j. Tim. 3. darzu 
erwehlet werben, welche das Allmoſen zufamlen vnd außzus 
fpenden haben, wie hierinnen meiter verordnung gefchen fol. 


Don dem Kirdyen Gebet. 


Sur der Predig, infonderheit an den Son und Feiertagen 
morgens, vnd an Bettagen, fol diß nachfolgend Gebett dem 
Volck fürgefprochen werden, inn welchem bie Chriſtlich ge: 
mein des menſchlichen elends außtrüdlich erinnert vnnd bie 
beilfame gnade Gottes begert wird, auff das die hergen zur de⸗ 
mut bereit werden, und das wort der gnaben deſto begierlicher 
annenen. | 

Gnad, Fried, und barmhergigkeit, ꝛc. 

Himliſcher vater, ewiger vnnd Barmbergiger Bott, mir 
befennen vnnd verjehen für deiner Goͤttlichen Maieſtet, das 
wir arme elende fünder feind, empfangen vnnd geboren in aller 
boßheit vnnd verderbnuß, geneigt zu allem böfen, vnnüg zu 
einigem guten: vnnd das wir mit vnſerm fündlichen leben one 
vnterlaß deine heilige gebott vbertretten, dardurch wir deinen 
zorn wider ons reigen , unnd nach deinem gerechten vetheil auff 
vns laden die ervige verdbamnuß. Aber D Herr wir tragen rem 
vnd leid, das wir dich erzürnet haben, vnd verklagen und und 
onfere laſter, vnd begeren, das deine gnade zu hülff komme, 
vnſerm elend vnd jamme. Woͤlleſt dich derhalben vber un 
erbarmen, D aller gütigfter Gott und Vater, und uns verzeihen 
all onfere Suͤnd durch das heilige leiden deines lieben Sohns 
onfers Deren Jeſu Chriſti, vnnd mölleft uns hernachmals vers 
leihen die gnad deines heiligen Geiftes, der uns vnſere vngerech⸗ 
tigkeit von gangem bergen lehr erkennen, das wir ung felbft miß- 
fallen‘, Damit die fünde alſo in vns getoͤdtet werde, vnd wir in 

II. 


einem newen leben aufferſtehen, in welchem wir rechtſchaffen 
frucht der heiligkeit vnd gerechtigkeit mögen bringen, bie bie 
vmb Chriſti willen wolgefellig fen. 

Wolleſt une auch bein heiliges wort nach deinem Göttlichen 
willen zuuerftehen geben, auff das wir darauf lernen, all vnſer 
verteamwen auff dich allein fegen, vnd von allen Creaturen abs 
ziehen, das auch unfer alter Menſch mit allen feinen begierden, 
von tag zu tag mehr gecreußiget werde, vnnd das wir vnns die 
auffopffern zum lebendigen opffer, zur ehre deines heiligen Nas 
mens, vnd aufferbamung vnſers nechflen durch unfern Herrn 
Jeſum Chriftum, welcher uns alfo hat gelehret beten. 

Vnſer Vater, ıc. 

Am Sontag nad) der Morgenpredig,, fol der Kirchendiener 
ſprechen: 

Ir geliebten inn dem Herrn, Dieweil wir in ben gebotten 
Gottes, gleich als in einem fpiegel fehen, wie groß vnd vielfältig 
vnſer fünden find, durch welche wir zeitliche und ewige ſtraff 
verdienen, fo laft uns diefelbige von bergen vnſerm getrewen 
Vater bekennen, ſprecht berhalben mit mir alfo: 

Ich armer Sünder bekenn für die meinem Gott vnnd 
Scöpffer, das ich leider ſchwerlich vnnd mannigfältig wider 
dic) gefündiget hab, nit allein mit eufferlihen groben fünden, 
fonder vil mehr mit innerlicyer angeborner blintheit, unglauben, 
zweiffelung, Fleinmütigfeit, vngedult, hoffart, boͤſem geit, heim 
lichen neid, haß, vnnd mißuergunft, audy andern böfen duͤcken, 
wie du mein Here onnd Gott an mir erfenneft, vnd ich leider 
nit gnugfam erkennen tan, die rewen mich und find mir leid, 
vnd beger von hergen gnad, durch deinen lieben Sohn Jeſum 
Chriftum. ’ 

Darauff fol er den gleubigen bie vergebung ber fünden, 
vnnd den vunbußfertigen das vetheil Gottes verfündigen, und 
alfo ſprechen: 

Nun höret an den gewiffen troft der gnaden Gottes, welche 
er allen gleubigen in feinem Euangelio verheiffet. 

Alfo fpricht der Here Chriftus Johan. am 3: Alfo hat 
Gott die welt geliebt, das er feinen eingebornen Sohn gab, auff 
das alle die an jn glauben, nit verlorn werden, ſonder das 
ervige leben haben. ‚ 

* Souiel nun ewer fen, die an jnen felbft, und an jren füns 
den ein mißfallen haben, vnd vertrawen daß fie jnen durch ben 
verdienft Jeſu Chriftt allein gang vnd gar vergeben find, vnd 
den fürfag haben, je lenger je mehr von fünden abzuftehen, 
und dem Heren in warer heiligkeit und gerechtigkeit zu dienen, 
denfelbigen (dieweil fie glauben inn den Sohn des lebendigen 
Gottes) verkündige ich auß dem befeldy Gottes, das ſie von 
allen jren fünden (mie er in feinem Heiligen Euangelio verheift) 
in dem Himel entbunden feind, durch die vollkommene gnugs 


thuung des aller heiligften Leidens vnd ſterbens vnſers Herrn 


Jeſu Chriſti, Amen. 
Souiel aber unter euch find, die noch einen gefallen haben 
an jren fünden vnd ſchanden, oder in fünden wider ir gewiſſen 
beharren, denfelbigen verfündige ich auß befelch Gottes, das der 
zorn vnd das vrteit Gottes vber jnen bleibt, vnd das alle jre 
fünden im Himel behalten find, vnd fie von der ewigen ver⸗ 
damnuß nit entbunden mögen werden, biß das fie ſich bekern. 
Nach dem wir nu nit zweifeln , wir vud unfer Gebet ſeien 
34 


burch das Leiben Jeſu Ghriflt geheiliget, vnnd Gott angenem, 
fo laſt uns in von bergen anruffen, vnd alfo ſprechen: 


Gebet am Sontag nach bee Predigt. 


Allmechtiger Bott, Schöpffer Himels unnd ber Exben, wir 
danden bir auß grund vnſers hergens, das du vns erfchaffen, 
biß auff difen tag uns vnd vnfere kinder erhalten, gefpeifet, 
vnd erneret haft, und noch hinfort erhalten unnd regieren wilſt, 
in fonderheit aber dDanden wir die, da bu deinen Sohn Jeſum 
Chriſtum, den du im Paradeiß verheiffen haft, uns haft zu er⸗ 
kennen geben, vnnd vnſere fünden durch fein bitter leiden vnd 
ſtterben uns verzihen, Vnd bitten dich Das du uns zum ebenbild 

beines Sohnes Jeſu Chrifti, durch die predig deines worte, und 
Erafft deines heiligen Geiſtes ernewern woͤlleſt, auff das mir 
mit leib vnnd feel eroig mit bir leben, vnd dich preifen, darzu 
wir anfenglich erfchaffen feind, und woͤlleſt dem Satan wehren, 
das er vns dein heiliges wort, nit auß unfern bergen veiffe, wie 
er vnſern erften Eltern, Adam vnd Euen gethan hat. Dies 
weil du uns aud in bifem leben, durch die hand unfer Ober: 
keit deiner Diener wilft regieren, fo bitten mie dich, der du jre 
bergen in deiner hand haft, wölleft ihnen allen, der Keiferlichen 
und Königlichen Maieſtet, allen Fürften vnd Herrn, Infonder- 
heit vnſerm gnebigften Chur vnnd Landtfürften Dergog Fride⸗ 
richen Pfalggrauen , fampt. jhrer Churfürftlichen gnaden Ehe: 
gemahl, jungen Herrſchafft, Rähten vnnd Amptleuten (aud) 
einem erbarn Raht difer Statt) gnad ond einigkeit verleihen, 
das fie jhre gange regierung bahin richten, das unfer Herr Je⸗ 
ſus Chriftus, dem du allen gewalt im Himmel unnd auff Erden 
gegeben haft, vber fie vnnd jre vnterthanen herrſche, auff daß 
das arme Vold, die da feind Greaturen deiner Hend, vnnd 
Schaff deiner Weide, für die auch der Herr Jeſus fein Blut 
vergoffen hat, vegieret werben in aller heiligkeit vnnd gerechtige 
Leit, Daß auch wir vmb deinet willen jhnen alle gebürliche ehr 
vnnd trem erzeigen, vnd unter nen ein erbar, friedfams und 
Chriſtlichs leben füren mögen. Gib auch deinen fegen vnnd 
benedeyung zu der frucht der Erben, auff das wir dich dardurch 
als einen Vater vnd vrfprung aller Barmbergigkeit und güter 
erkennen: Wir bitten dich auch nicht allein für ons, fonder 
auch für alle menfchen der gangen welt, wölleft dich vber "fie 
allefampt gnediglich erbarmen Infonderheit aber bie unfer mits 
glieder felnd an dem Leib Jeſu Chrifli, vnnd vmb beiner wars 
heit willen vom Tuͤrcken und Pabft verfolgung leiden, Woͤlleſt 
D Bater aller gnaden, ſolches wuͤten deiner feind, bie beis 
nen Sohn Jeſum in feinen gliedern verfolgen, zurüd hal⸗ 
tn, vnd bie verfolgten mit vnüberwindtlicher ſtandhafftigkeit, 
vnnd krafft deines heiligen Geiſtes ſtercken, auff das fie folche 
verfolgung von deiner hand mit Dandfagung annemen, vnd in 
jrem trübfal folche freud empfinden, welche obertrifft allen ver» 
ſtand, tröfte ond ſtercke alle armen, gefangen, krancken, witwen 
und waifen fhmangere weiber, ond befünmerte vnnd angefochs 
tene bergen, vnnd gib jhnen deinen frieben, durch unfern lieben 
Hexen Jeſum Chriftum, welcher uns biefe gewiſſe verheiffung 
gethan hat: Fuͤrwar, fürwar fage ich euch, was ihr den Vater 
bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben, vnnd 
ons darauff hat befohlen, alfo zubeten:: 


Vnſer Vater, ıc. 


1408. VHIX, Wfälziiche Ricchenostuung. 


Ober alfo. 


Allmechtiger Gott, Himtlifcher Vater, der du haft ung ver 
beiffen, was wir dich In dem Namen deines geliebten Sohns 
Jeſu Chrifti werben bitten, das mölleft du ons gewißlich geben: 
Wir bitten dich, das bu durch deinen heiligen Geiſt inn uns 
woͤlleſt würden, das mir dich recht erkennen, vnd dich In allen 
deinen werden, Inn welchen leuchtet dein allmechtigkeit, weiße 
heit, güte, gerechtigkeit, barmhertzigkeit und warheit, heiligen, 
thümen und preifen, Vnd das audy mir unfer ganges eben, 
gebanden‘, wort und werd dahin richten, das dein Nam vmb 
vnſert willen nit geleftert,, fonder geehret und gepriefen werde. 
Auch regier uns alfo durch das Scepter deines Worte, und 
krafft deines heiligen Geiftes, das wir und alle Menfchen vnns 
deiner Mateftet, von tag zu tag mehr vunterwerffen und erge⸗ 
ben, Erhalt und mehre deine Kirch, vnnd zerſtoͤr alle Werd 
des Teuffels, und alle falfche und böfe rahtſchlaͤg, die wider 
bein heiliges wort erdacht werden, Mach zufchanden deine feind, 
durch die macht deiner warheit vnd gerechtigkeit, das alfo aller 
gewalt der fid) wider beine ehr erhebet, von tag zu tag mehr 
zerftöret vnnd vertilget werde, biß die volkommenheit deines 
Reichs herzu komme, wenn du am Juͤngſten gericht beine herr⸗ 
ligkeit in vns offenbaren, und In ewigkeit alles in allen fein 
wirft. Verleihe auch, das wir und alle menfchen, unferm eig 
nen toillen vnd allen Lüften vnſers fleifche abfagen, und deinem 
allein guten willen one alles widerfprechen gehorchen, das alfo 
jederman fein ampt und beruff fo willig und trewlich verrichte, 
wie die Engel im himel. Woͤlleſt uns auch mit aller leiblichen 
notdurfft verforgen, vns fried onnd gut Regiment verleihen, auff 
das wir dardurch erkennen, das du der einige vrfprung alles 
guten bift, vnnd ein getrewer Water, der da forget für feine 
Kinder, das auch on deinen fegen, weder unfer forgen ond ar: 
beit, noch beine gaben ung gebeien mögen, unnd wir derhalben 
unfer vertramen von allen Greaturen abziehen, und allein auff 
dich fegen. Woͤlleſt auch uns armen fünderen alle unfer miffe: 
that vnd fehulden, auch das böß fo vnns noch jmmerdar an⸗ 
banget, vmb def Btutuergieffens Jeſu Chrifti willen, nit zu⸗ 
rechnen, wie auch wir diß zeugnuß beine gnaben in vnſern 
bergen befinden, das wir vnſerm nechften von bergen verzeihen, 
vnd fein nu begeren zu befürdern. Vnd dieweil wir ja auf 
ons felbft fo ſchwach fein, das wir nit ein augenblick beftehen 
koͤnnen, Vnd darzu vnſere abgefagte feind der Teuffel die Welt, 
vnnd vnſer eigen fleifch nicht auffhören ons anzufechten, fo 


woͤlleſt uns erhalten und fterdien, durch die Erafft deines heili- 


gen Geiftes, auff das wir jnen mögen feften widerftand thun, 
vnnd in diefem Geiſtlichen ftreit nit onterligen, fondern beſten⸗ 
dig bleiben, biß das mir endlich den fieg volkomlich erhalten, 
und in deinem reich mit deinem fohn vnſerm Herren vnd be⸗ 
fhirmer Jeſu Chrifto ewig regieren, Welches alles wir von bir 
bitten, baß dadurch nit wir, fonder dur ewig gepriefen wetdeſt, 
vnnd das bu folches thun kanſt, als ein allmechtiger Gott, vnnd 
thun mwilft wie ein getremer Vater, fo gewiß ale wir dieſes von 
derten an bich begeren, Durch vnſern Deren Jeſum Chriſtum, 
men. 


VBnſer Vater, ıc. 
Lobet den Deren mit ewerm gelang. 
Nach dem Geſang fpreche der Diener. 


L 


‚2808. OXIX. Willziiche Kiehenordunug. 


Der Heer fegne euch, vnd behuͤte euch, bee Herr erleuchte 
fein angeficht ober euch, und fen euch gnedig, Der Herr srhebe 
fein angefiht auff euch, vnnd gebe euch den frieden, Amen. 

An allen Son vnnd Feiertagen nach mittags vmb zwoͤlff 
vhren, fol inn den Stätten ein Predig gehalten werben, ben 
eingang mit dem Gebet, foll man für der Predigt halten, wie 
am morgen, Das Gebet aber nad) der Predig, auff diefe weiß. 

Herr Allmechtiger Gott, laß deine heilige ehr vmb vnſer 
fünden willen, nit gefchmecht werden, den wir fonft vielfältig 
wider dich gefündiget haben, damit das wir deinem heiligen 
wort nicht gehorfam fein, vnd mit vnerfanmuß, undandbarkeit 
vand murren, deinen zorn teglic, rider vnns reiten, darumb 
du vns ja billich ſtraffeſt. Aber, O Herr biß eingedendE deiner 
groſſen barmhergigkeit, vnd erbarm dich unfer, gib uns erfann 
nuß onnd rewen vnfern fünden, und befferung vnſers lebens: 
Sterd deinem void feine diener vnnd Oberkeiten, das fie mit 
trewen vnd ftandhafftigkett dein wort predigen, vnnd das Welt: 
lich Schwert mit gerechtigkeit und billigkeit fürn: Behuͤt uns 
für allem falſch vnd vntrew, zeritör alle falfche und böfe rath⸗ 
fhläge , wiber dein Wort unnd Kirchen erdacht. D Herr ent 
zeuch ons nicht deinen Geiſt vunb wort, fondern gib vnns 
waren glauben, gebult und beftendigkeit: Kom deiner kirchen 
zu huͤlff, vnd entlad fie alles vberbrangs fpots und Tyranney, 
Sterck auch alle ſchwache und beträbte gemäth, und fende une 
deinen frieden, durch. Jeſum Chriftum vnſern Deren, weicher 
vns diefe gewiſſe verheifjung gethan hat: Fuͤrwar, fürwar, fage 
ih euch, was jr den Vater bitten werdet in meinem namen 
das wird er euch geben, Vnd uns darauff alfo hat heiffen betten. 

.  Bnfer Bater, x. a 

Woͤlleſt vnns auch geben ſtandhafftigkeit vnnd teglichs zu⸗ 
nemen, in dem alten waren vnnd vngezweiffelten Chriſtlichen 
glauben, auff das wir durch denſelben je lenger je mehr Chriſti 
vnd aller feiner güter theilhafftig werden, Won welchem glau⸗ 
ben wir befantnuß thun mit mund und bergen, fprethenbe, Ich 
glaub in Gott, x. 

Oder alfo: 

It geliebten in Chrifto, dieweil wir all glieder eins leibs 

ſeind, welches Daupt Chriftus ift, fo fol fich je ein glied des 


andern annemen, vnd für einander bitten, das follen wir auß 


befelch vnſers Herrn Chrifti, und feines heiligen Apoftels , von 
bergen gern thun, 
Bittet alfo: 


Almechtiger barmıhergiger ewiger Gott und Vater, ein Herr 
Himmels und der Erden, Wir bitten dich hertziglich, du wölleft 
bein heilige kirche mit jren dienern, durch den heiligen Geift 
zogieren, auff das fie bey ber rechtfchaffenen waide beines alls 
medytigen vnd ewigen worts, erhalten werben, bacburch ber 
glaub gegen dir geſterckt, vnd bie lieb gegen allen menſchen in 
vns erwachſe und zuneme. 

Woͤlleſt auch der weltlichen Oberkeit, dem Römifchen Kei⸗ 
fer, alen Königen, Fuͤrſten und Herrn, infonberheit aber, uns 
ferm gnebigften Chur vnnd Landsfürften, Hertzog Friderichen 
Pfaltzgrauen, ıc. fampt ihrer Curfuͤrſtlichen gnaden gemahl, 
. junger Derefchafft, Mähten und Amptleuten, auch einem ers 
barn weifen Rath diefer Statt, gnad und einigkeit verleihen, 
bie vnterthanen nach beinem Göttlichen willen und wolgefallen 
zu regieren, Auff daß die gerechtigbeit gefuͤrdert, die boßheit 


verhindert und geftrafft werde. Damit wir In ſtiller ruhe vnd 
gutem frieven, als Ghriften gebätet, vnſer Lehen volſtrecken 
mögen. 

Das auch vnſere feind und widerſaͤcher ablaffen, vnd ſich 
mit vns friedlich und fanfftiglich zuleben begeben woͤllen. 

Alte die fo inn trühfal, armut, Prandheit, kindsbanden, 
vnd anderer anfechtung feind, auch bie, fo vmb deines heiligen 
Namens, und der warheit willen, angefochten, gefangen fein, 
ober fonft verfolgung leiden, tröft fie Gott mit deinem heiligen 
Seift, daB fie folches alles, für deinem Vaͤtterlichen willen 
auffnemen und erfennen. 

Woͤlleſt uns auch alle frücht der Erden, zur leiblichen nots 
durfft gehörig, mit fruchtbarer wachſung geraten vnd gedeien 
laſſen. 

j Auch bitten wir für alles, darfür du D ewiger Gott, ger 
beten fein wilt, das bu vns ſollichs gnediglich verleiheft, Durch 
das bitter leiden und ſterben Chriſti Jeſu, deines einigen Sohnes 
vnſers geliebten Herrn und Heilands, welcher mit die und dem 
heiligen Geiſt lebt vnd regiert, warer und gleicher Gott, hoch 
gelobt in ewigkeit, Amen. 

In den Stätten vnnd Dörffern auff alle Son und Feier⸗ 
tage, fol nach mittag zu gelegnee ftund der Catechiſmus ges 
halten werden, wie oben vermeldet. Vnd bamit das vold ſich 
von jugent auff gewehne zur betrachtung, wen fie anfprechen, 
vnnd zu betrachtung der Perfonen, mag man jhnen nach der 
Catechiſmus Predig nachfolgende form fürfagen. 


Gebett nady der Prebig bes Catechiſmi. 


O Allmechtiger warhefftiger Bott, etwiger vnd einiger Water 
vnſers Heilande Jeſu Chrifti, fampt deinem eingebornen [oh 
und heiligen Geiſt, erfchaffer Himels vnnd der Erden, der En⸗ 
gen, menfchen, vnd aller Srenturen, ber du bift weiß, gütig, 
gerecht, warhafftig, rein, barmhersig, vnd freiwillig, Ich bes 
kenne, das ich leider ein armer fündiger Menfch bin, vnnd iſt 
mir hertzlich leid, das ich dich erzuͤrnet habe. Sch bitte dich 
aber du woͤlleſt mir gnediglich alle meine ſuͤnde vergeben, vnd 
mich gerecht machen vmb deines aller liebſten Sohns Jeſu 
Chriſti willen, vnnd durch jn, Der für vnſere fünd ein opffer 
geweſen iſt, vnd am Creutz geſtorben, Vnd iſt widerumb auß 
Dem tode aufferſtanden, und lebet in ewigkeit, Vnd iſt auß vn⸗ 
außſprechlicher weißheit vnnd datmhertzigkeit, zum Mittler, Ver⸗ 
ſoͤner, Fuͤrbitter für uns, vnd ſeligmacher geordnet. Vnd woͤl⸗ 
leſt mich vmb ſeinet willen, vnd durch jn, mit dem heiligen 
Geiſt fuͤr vnd fuͤr heiligen, zum ewigen leben, vnd mich re⸗ 
gieren, das ich dich warhafftigen Gott recht erkenne, vnnd in 
rechtem Glauben anruffe, Vnd das ich dir diene in rechtem ge⸗ 
horſam, und nicht in jrrthumb oder ſuͤnden falle. Du woͤlleſt 
auch fuͤr vnnd fuͤr inn dieſem Land, dir ein rechte heilige kirche 
ſamlen, vnd gnebdiglich erhalten, vnnd ſelige Regiment und 
narung geben, vnd alle zeit vnſet vnd vnſerer armen kindlein 
leib vnd ſeel bewaren. Gib vnd vermehre jnen deine gnad, 
das fle an Chriſtum deinen ſohn, vnſer gemeines Haupt, jmmer 
wachfſen, biß das fie fein volkomlich, mannlich alter in aller 
weißheit, heiligkeit vnd gerechtigkeit erreichen. 

.Dieſes alles woͤlleſt gnediglich thun, vmb deines Heben 

Sohns willen, der gewißlich vnſer ſeufftzen Höret, vnnd für vns 

bittet. Bund wir glauben, das vnſer anruffung omb ſeinet 
34 * 


teilen bir gefellig, vnd nit vergeblich fey, Vnnd fprschen mit 
bem armen Mann, Marcj 9. Ich glaub lieber Herr, komm 
zu hülff meinem unglauben, Amen. 


Bon ben Prebigen fo an werdtagen gehalten, Item vom Morgen vnd 
Abend Gebett. 


An ben werditagen in bee Wochen, follen inn einer jeglichen 
Statt, zwo Predigen gehalten werden, nemlih, am Mitwoch 
und am Freitag, vnd teutfche Pfalmen für und nach gefungen, 
vnd deren eine foll mit dem Gebetlein: Derr allmechtiger Gott, 
laß deine heilige ehr vmb vnſer Sünden willen nit gefchmähet, 
ec. befchloffen werden. 

Die ander Predig aber foll gehalten werden, mit dem ges 
meinen gebett, darinn die not der gangen Chriftenheit, Gott 
dem Hexen fürgstragen wird. 

In Döcffern aber fol eine mochenprebigt geſchehen, fampt 
bem gemeinen gebet für alles anligen der Chriftlichen Kirchen, 
vnd da das volck zum fingen geſchickt ift, fol ein Pſalm fo zur 
Buß dienftlich darzır gefungen werben. Dann dieweil der zorn 
Gottes mit allerley. [handen vnd laflern in der gangen welt 
angezunbt wird, barumb er auch ung billich ftrafft, Sollen wir 
als ware glenbigen vnſere fünd erkennen, damit wir uns felber 
mißfallen, unnb wider zu dem Deren kehren, mit voarer demut 
jn anruffen, auff das er ons vnſere fünden gnediglich verzeihe. 
Derhalben foll alle wochen, auff einen fondern beftimpten tag, 
welcher an einem jeden ort ber gelegeneft ift, ein Predig gefches 
ben auß dem alten oder newen Zeftament, die zu der erfantnuß 
der fünden vnnd des zorns Gottes dienſtlich iſt, vnd für der 
Predig ein Teutſcher Pſalm geſungen werden, darauff der Kir⸗ 
chendiener fuͤr der Predig das Gebet ſprechen ſol, wie am Son⸗ 
tag, Vnd in der predigt ſol er anzeigen die gegenwertige not, 
als da fein Krieg, thewre zeit, ꝛc. Es erfordert auch die noth, 
daß das Volck offtermals an Sontagen, fidy zum gemeinen Ge 
bet inn ber mochen zuuerfügen vermanet werde, wie auch die 
Dropheten im alten, und die Apoftel im newen Zeftament beim 
Bold angehalten haben, ernftlich zu betten und zu faflen, ſo 
offt ein ſchweres anligen der Chriftlichen Kirchen ſolches erfor⸗ 
dert, vnd dieweil es ein Bettag fein fol, an dem alle noth der 
Chriſtlichen Kirchen fol betracht werben, fo foll die Predig deſto 
Lürker fein, damit das gemeine Gebet, für alle ſtend vnd aller: 
ley not nad) der Predigt gefchehen möge, wie folgt. 


Gebett nach ber Yredig, für alle not vud anligen ber Chriftenheit. 


Allmedhtiger Barmbergiger Gott, wir erkennen bey vns 
ſelbſt, vnnd bekennen für dir, wie die warheit iſt, das wir nit 
wert, fein, die augen gen Himel auff zuheben, ond vnſer Ges 
bet dir fürzutragen, fo bu wolteft unfer verbienft und wirdigkeit 
anſehen, denn vnſer gewiffen verflagt vns, vnd unfere fünde 
geben zeugnuß wider uns: fo willen wir auch, das du ein ges 
rechter Richter bift, ber du ſtraffeſt die fünde deren, die deine 
&ebott’ vbertretten: Darumb O Here Gott, wenn wir vbers 
ſchlagen vnnd bebenden vnſer ganges leben: befinden mir ans 
ders nichts inn ons denn eitel verbamnuß. Aber O Herr, die 
weil du uns auß deiner vnaußfpredhlichen barmbergigkeit befoh⸗ 
len baft, dich allein in aller noth anzuruffen, baft vnns auch 
verheiſſen, das du vnſer Gebet wölleft echören, nit von wegen 
vnſers verdienſts, fonber von wegen des verdienſts vnſers Deren 


‚203. CXIIX. Mciziſche Kirchenorduuug. 


Jeſu Chriſti, welchen bu vnns zum Mittler und Fuͤrſprecher 
haft fürgeftellt: So fagen wir ab aller anderer hülff, vnnd ha⸗ 
ben alt onfer zuflucht allein zu deiner barmhertzigkeit. 

Erſtlich, D Here, vber die unzeliche wolthaten, die du in 
gemein allen menfchen auff erben erzeigeft, haſtu uns inſonder⸗ 
beit fo viel vnd -groffe gnab bewiefen, das uns vnmuͤglich iſt, 
diefelbige außzufpredyen oder guugfam zubebenden , Sonberlidy 
bat es dir gefallen ons zu beruffen zu der erfantnuß deines heie 
ligen Euangelions, haft uns errettet auß dem jämmerlichen 
bienft des Teuffels darinn wir waren, und uns erlößt von der 
verfluchten abgötteren des Bapfts, darinn wir waren erfoffen, 
onnd haft ung gefürt zu dem liecht deiner warheit: Vnd nicht 
befto weniger, haben wir durch vndanckbarkeit beiner gutthaten 
vergefien, fein von bir abgemichen, vnnd unfern eigenen begierr 
den gefolgt, haben dich nit geehret, wie wir fchuldig waren. 
Darumb haben wir gefümdiget o Herr, vnnd dich ſchwerlich ers 
zürnet, vnd fo du mit vns woͤlleſt handlen nad) unferm vers 
dienſt, koͤndten wir anders nit getvertig fein, den des todts und 
der ewigen verdbamnuß: Denn fo wir uns molten entfchüldigen, 
fo ift onfer eigen gewiffen dba, Welches uns verklagt, vnnd 
vnſere boßheit gibt zeugnuß wider und. Vnd zwar lieber Herre 
Sott, wir ertennen an ben ftraffen, die vns teglich begegnen, 
das du vnns billich mit deiner Ruten heimfuchefl. Denn weil 
bu gerecht bift, ftraffeft du niemanb one vrſach. Ja wir fehen 
auch iegunder beine hand auffgehaben uns zuftcaffen: Aber 
wenn bu vns vil herter ftraffeft, denn du je bißher gethan haft, 
vnd das wir hundert ſtraffen für eine folten leiden, ja wenn 
auch alle die plagen auff une fielen, mit welchen du die Suͤn⸗ 
den deines Volds Iſrael haft heimgefucht: So bekennen wir 
das du une, D Herr, nit unrecht theteft, vnd reden nit darwi⸗ 
ber, als hetten wirs nit wol verdient. aber body o Herr, bu biſt 
unfer Gott, und wir find nur Erde und Staub: Du bift unfer 
fchöpffer, unnd wir ſeind die werd deiner hend: Du bift vnſer 
Hirt, onnd wir feind beine Herdt. Du bift unfer Erloͤſer, wir 
fein das Volck das du erlöfet haft: du bift onfer Vater, wir 
feind dein Erbgut. Derhalben woͤlleſt vnns nit ftraffen in bei- 
nem grimmigen zorn, fondern züchtige uns gnediglich, erhalt 
viel mehr das werd! das bu in uns angefangen haft durd) deine 
gnad: auff daß die gange welt erfenne, daß bu vnſer Gott biſt, 
vnnd vnfer Deiland. Dein volck Iſrael hat dich manichmal 
erzuͤrnet mit fünden, vnd bu haft es billich geftrafft: aber fo 
offt fie fi) wider zu die bekert, haſtu fie allzeit zu gnaden an⸗ 
genommen, und wie ſchwer auch jhre fünde geweſt, fo haftu 
doc) deinen zorn und vermaledeiung, fo jhnen bereit war, abs 
gewendt, von wegen bed Bunde, den du gemacht haft mit dei⸗ 
nen Dienern Abraham, Iſaac und Jacob, alfo daB daß gebet 
deines volcks nie ift von dir verfloffen worden. Nun haben 
wie durch deine gnad eben den felbigen bund, aber viel herr» 
licher vnd krefftiger zwifchen dir onnd vns gemacht vnd auffges 
richtet in der hand Jeſu Ehrifti unfers Erlöfers, welchen Bund 
du vns mit feinem Blut verfchrieben haft, vanb mit feinem 
heiligen leiden vnnd fterben beftetiget. Derhalben, o Der, 
verleugnen wir vnns felbft vnnd alle menfchliche hoffnung, vnd 
haben alle vnſere guflucht zu diſem feltgen gnadenbund, durch 
welchen vnſer Herr Jeſus Chriſtus, inn dem er dir feinen leib 
einmal am Creutz zum volkommenen opffer In vns dargegeben, 
vns mit dir verfönet Hat in ewigkeit. Derhalben o Herr, fiehe 


1368. oxıx. Yfälziiche Kirchenorbuung. 269 


an das angeficht beines gefalbten, und nicht unfere fünde, auff 
daß dein zorn durd) feine fürbitt geflilfet werbe, vnnd das bein 
angeficht ober vnns leuchte, zur freude und zur ſeligkeit. Wol⸗ 
left vns auch hernachmals inn dein heiliges geleit, vnd fchuß 
nemen, vnd vns regieren mit beinem SDeiligen Geift, der vns 


ernewere zu einem beffern Leben, In welchem wir deinen Namen | 


‚loben vnnd preifen. 

Wiewol wir aber nit wirdig find den mund auffzuthun, für 
ons felbft zubitten: Jedoch, dieweil du uns befohlen haft, zus 
bitten für die gange Chriftliche Kirchen und Oberkeit, ja auch 
für alle menfchen: fo bitten wir dich für alfe Kirchen und Kir: 
hendiener, das du wölleft deinen Segen geben zu ber Predigt 
deines heiligen Euangelions, und getrewe Diener in beine Ernde 
fenden, bargegen wolleſt außrotten alle falfche Lehrer, veiffende 

Woͤlffe, vnnd miedlinge, die jre eigene ehr vnd nug fuchen, 
vnnd nit die ehr deines heiligen namens allen vnnd der armen 
feelen heil und feligkeit. 

Mir, bitten dich auch für alle Oberkeit der welt, für den 
Roͤmiſchen Keifer und König, auch alle andere König, Kürften 
und Herren, und infonderheit für unfern gnedigften Chur vnnd 
gandsfürften Hertzog Friderichen Pfalggrafen, fampt ihrer 
Churfürftlichen gnaden Ehegemahl, jungen Herrfchafft, Rähte 
pnnd Amptleute, auch einen ehrfamen toeifen Rath diefer 
Statt, Gib ihnen deine gnad, das fie ihre gange regierung da⸗ 
bin richten, daß dee König aller Könige Jeſus Chriftus, vber 
fie und jre unterthanen regiere, und daß das Reich des Teufels, 
welches ift das reich aller fchanden vnd lafter, je lenger je mehr 
durch fie, als deine Diener, zerftöret werde, vnnd wir onter 
jhnen ein gerümig und ſtilles leben führen mögen, in aller Gott⸗ 
feligkeit und ehrbarkeit. 

Ferner bitten wie dich für alle unfer mitbruͤder, die unter 
bee Tiranney des Bapfis und Tuͤrcken verfolgung leiden, wolleft 
fie mit deinem heiligen Geiſt tröften, und fie gnediglich erretten. 
Geſtatte nicht, o Herr, das beine Cheriftenheit gar verwuͤſtet 
werde. Laß nit zu, das die gedechtnuß deines namens auff 
Erben vertilget werde, und das der Antechrift und Türde fampt 
andern vungläubigen ſich ruͤhmen zu deiner ſchmach und leſte⸗ 
rung. So aber bein göttlichen mil ift, Daß deine gläubigen mit 
jhrem tobt, deiner warheit zeugnuß geben, vnd deinen namen 
Preifen, fo mwolleft ihnen ftandhafftigkeit verleihen, bi zum 
legten tropffen jres bluts. Wir bitten dich auch für alle, denen 
du trübfal, armut, gefengnuß, kranckheit, Eindendte vnnd ans 
dere anfechtung zufendeit, Troͤſte fie alle nad) dem du weift, das 
jre not erfordert, Gib das inen biefe deine züchtigung zur err 
kantnuß jrer fünden, vnnd zur befferung diene, gib jnen beftand 
vnd gedult, lindere jnen jre trübfal, vnd erloͤſe fie endtlich, daB 
fie ſich deiner güte frewen, und deinen namen ewig preifen. 
Endlich erbarm dich vber die, fo noch in finfternuß und jrthumb 
ſtecken, und füre fie in das liecht deiner warheit, durch Jeſum 
Chriſtum vnſern Herrn. 

Vmb dieſe und alle andere noth, bitten wir Dich, wie vnns 
vnſer getrewer Herr und Heiland Jeſus Chriſtus ſelbſt gelchret 
bat. Vnſer Vater, ꝛc. 

An den andern wercktagen alleſampt, ſoll in Stätten alle 
morgen one fingen ein Gapitel auß ber heiligen Schrifft vers 
ftendlich fürgelefen, und dem vol bie Summa des Gapitels, 
vnnd fuͤrnembſte Lehr darauf, fo zum troft, vermanung und 


erbamung am bienftlichften iſt, kuͤrtzlich und einfältig für gehafs 
ten, Vnnd daruff das Morgen gebet, mit bem Vater onfer 
vnnd Zehen gebotten fürgefprochen werben, Alfo das bie Lection, 
vermanung vnnd Gebet ſich nicht ober ein halbe ſtund erſtrecke. 


Morgen gebet. 


Gellebten in dem Herrn Jeſu Chrifto , laffet un& vor dem - 
angefiht Gottes niderfnien, vnnd jhn auß grund vnſers herr 


gen alfo anruffen. 

Barmhergiger ewiger gott vnnd Vater, wir danden dir, 
das du vnns diefe nacht fo gnediglich behütet, unnd den heuti⸗ 
gen tag haft laſſen erleben, vnd bitten dich bu wolleſt und auch 
diefen tag behüten, vnnd deine gnad erzeigen, das wir biefen 
gangen tag inn deinem dienſt zubringen: Alfo, das wir nichts 
gebenden ‚reden noch thun, denn allein bamit wir deinem vaͤ⸗ 
terlichen willen gehorchen, und bie wolgefallen, auff das alle 
onfere werck, zur ehre deines heiligen namens, vnnd auffer 
baumung vnſers nechften gereihen. Vnnd wie du jegunder 
wunderbarlich deine Sonn auff den Erdboden fcheinen laͤſt, ons 
ferem leib zu leuchten: alfo wolleſt auch durch die Marheit dei⸗ 
nes heiligen Geifts unfern verftand vnnd bergen erleuͤchten, bar 
mit wir geführet werden auff denn rechten weg beiner gerechtigs 
Beit: Alfo das wir im allen Dingen, barzu mir vns begeben 
werden, diefen befondern vnd fürnembften fürfag haben, das 
wir wandlen in deiner forcht, die dienen, vnd dich ehren, vnd 
all vnſer gut vnd wolfart allein von deinem Göttlichen fegen 
vnd benedeiung erwarten, auff daß wir uns nichts vnderſtehen 
zu thun, das dir nit wolgefaͤllig ſey. Darneben verleihe vnns 
auch dein guad, das wir bermaffen arbeiten für den leib vnd 
diß zeitlich Ieben, das wir boch allegeit am erften trachten nad) 
deinem Reid), und nad) deiner gerechtigeit, und nicht zweifeln, 
das ander alle werde uns auch zufallen. Wolleft vnns aud) 


behuͤten an leib und feel, und ſtercken wider alle anfechtung des 


Teuffels, und ung erretten auß aller gefahr, die in dieſer welt 
uns möcht begegnen: Dieweil e8 aber nichts tft, einmal wol ans 
gefangen haben, fo man nicht beharret: fo bitten wir dich, das 
du ons nit allein diefen tag wolleſt in dein heiliges geleit vnnd 
ſchutz nemen, fondern auch all onfer lebenlang, wolleſt deine 
genad inn vns teglich beftätigen und vermehren, biß das du vnns 
wirft gebracht haben zu der vollommenen vereinigung mit dei⸗ 
nem Sohn Jeſu Ehrifto vnſerm Herrn, der da iſt Die warhaff⸗ 
tige Somn onferer feelen, leuchtende tag und nacht, one auffs 
hören vnd in ewigkeit. Gib auch deinen fegen zu ber Predigt 
deines heiligen Euangelions, zerftöre all werd des Teufels, 
fterde alle Kirchendiener vnd Oberkeit deines Volcks, Tröfte 
alle verfolgte und betrübte hertzen. Damit wir aber ſolche vnd 
andere notdurfft von die erlangen mögen, fo wolleſt uns alfe 
onfere fünde verzeihen, vmb deines lieben Sohns Jeſu Chriſti 
willen, welcher ons hat verheiffen, das du ung alled, was wir 
dich in feinem namen werden bitten, gewißlich geben merbeft, 
vnnd derhalben uns alfo hat heiffen betten: 
Vuſer Vater, ıc. 

Verleihe vns auch deine gnade, das wir nach deinem willen 
moͤgen leben, welchen du vnns in deinem Geſetz haſt offenbaret, 
vnd in dieſen zehen gebotten begriffen. Das erſt. Ich bin der 
Herr dein Gett, ꝛc. 

Deßgleichen alle abendt ſoll ber Kirchendiener zu gelegenet 


270 : 


ftund abermals ein Capitel verſtendlich fürlefen mit angeheng« 
ter Burger lehr vnnd vermanung darauf, und das abendgebet 
fampt dem Vater enfer, und. dem Glauben für fprechen. 

Vnd wo mans auff den Dörffern an den Kirchendienern 
haben Ean, foll man auch das morgen unnd Abendtgebet mit 
dem Capitel halten, am Dinftag, Mitwoch, Donnerftag. 


Abendt gebet. 


Gelibten in dem Heren Jeſu Chrifto,, laffet vnns für dem 
angeficht Gottes niberfnien, jn auß grund onferer bergen ans 
ruffen, und fprechen: 

Herr Gott himlifcher Vater, dieweil du nach deiner Götts 
lichen weißheit bie nacht erfchaffen haft, dem menſchen zur. cube, 
gleicher weiß wie dur jhm den tag verordnet haſt zur arbeit: So 
bitten twir dich, du woͤlleſt uns deine gnad verteihen, das wir 
dermaflen ruhen mit dem leib, das doch allegeit onfere Hecken 
in deiner lieb wader bleiben, unnd das wir alfo.alle weltliche 
forge von vns ablegen, vnns guerquiden nach notburfft vnſerer 
ſchwachheit, das wir doch deiner nimmermehr vergeſſen, fon- 
der daß alle geit die betcachtung deiner. güte und gnaden, in 
ftehtem gedechtnuß bey vns bleibe. Das auch unfere gewiflen 
durch ſolche mittel, jre innerliche geiftliche ruhe haben, wie der 
Leib empfehet feine eufferliche ruhe. Darneben das onfer Schlaff 
nicht vnmaͤſſig ſey zur faulheit unfers fleiſches. Sonder allein 
gu erhaltung vnſerer ſchwachen natur, auff das wir defto ges 
ee fein dir zu dienen. 

Wolleſt und auch bemaren unbefledt, an Leib und Seel, 

WBnd uns behüten vor aller gefahr, das auch vnfer ſchlaff zu 

- bein ehren gereichen möge. Vnd nad) dem diefer tag nit ift 
fuͤruͤber gangen ohne vielfältige vbertrettung (fintemal wir arme 
erende Sünder find) So bitten wir dich, gleich mie in der nacht 
alles verborgen iſt durch die finſternuß, die du auff die Erde 
fendeft, Das du auch alfo molleft alle vnſere fünde vergraben, 
durch deine barmhertzigkeit auff das wir nicht von deren wegen 
verftoffen werden von beinem angeſicht. Ä 

Gib aud) ruhe vnnd troft allen Kranden, betrübten vnd 
angefochtenen bergen, durch unfern Deren Jeſum Chriftum, 
welcher ons alfo hat gelehret beten. 

Vnſer Bater , ıc. 

Ich glaub in Gott, ıc. " 

Am fambftag für dem Sontage, da man daß NRadıtmal 
wird halten, fol an flatt des Abend gebets die fürbereitung ges 
fchehen, wie vorgemelb. 


Orbnung der Feiertägen. 


An den Feiertagen fol e8.gehalten werben, wie am Sontag, 
Diefe Feiertag aber follen gehalten werben, 


Alle Sontag: 


Der Ehriftag fampt dem nechften tag hernach. 

Der Jarßtag. 

Der Oftertag fampt bem nechiten tag hernad). 

Die Himelfarth Cheifti. 

De Pfingſtag fampt volgendem Montag hernach 

Am Chriſtag ſampt dem nechſten tag darnach, ſoll in der 

Hiſtorien von der Geburt Chriſti das fundament vnſer felige 
keit, nemlich die zwo naturen in Chriſto ſampt dem mu den 


1563. cxıx, Pfalziſche Kirchenordunng. 


wir darauß bekommen, erflärt werden, Wie daß im end des 
erften theils, vnnd anfang des andern theils des Catechiſmi be⸗ 
griffen iſt: 

Es moͤgen auch die airchendiener in Staͤtten nach gelegen⸗ 
heit einer jeden Kirchen, die Hiſtorien Passionis auff den Son⸗ 
Inaocauit anfahen zuerklaͤren, vnd biß auff Oſtorn auß 
fuͤren. 

Am Oſtertag, vnd Montag darnach, ſoll man die Hiſtorien 
von der Vrſtende Chriſti predigen, auff daß die Chriſtliche ge⸗ 
mein, von den zweien Hauptartickeln vnſers Chriſtlichen glau⸗ 
bens nemlich daß Chriſtus am dritten tag von den toden er⸗ 
ſtanden, vnd wir auch von den toden aufferſtehen werden, guten 
gründlichen bericht auß beiliger Goͤttlicher fchriffe empfangen 
möge. 

Das feit Ascensionis Christi, bringet auch mit jm felbft 
feine Hiſtorien, wie fie in actis Apostolicis im j. Capitel, vnd 


-anderftwo befchrieben , daß darauff von den Artickeln vnſers 


glaubens, darinn wir bekennen, Chriftus fey gehn Himmel ges 
fahren, figet zur gerechten Gottes, vnd werde von bannen foms 
men zurichten die lebendigen und bie toden, gelehret und gepres 
diget werde. 

Auff den Pfingftag, ond am Montag hernach fol man das 
ander Capitel in actis Apostolicis prebigen. 


Orbnung der Ehe einleitung. 


MNach dem Gott der Herr anfenglich im Parabeiß ſelbſt dem 
Adam fein Ehegemahel die Euam zu geführt vnnd gegeben 
Hat, Iſt es billich daß die newen Eheleurh inn der Kitch für 
der Chriftlichen gemein eingeleitet werden, damit fie vnnd auch 
andere, die ſchon zuuor im Eheftand fein, jres beruffs auch zu 
friedſamkeit vnnd gedult, in ihrem ſtand duch die Kirchen 
diener auf Gottes wort ermanet werden, vnd die ganze vers 
famtung mit jnm Gott vmb feinen fegen vber fie anruffe. 

Es ſoll aber die verfündigung und einteitung det newen 
Eheleut , mit nachuolgenber ordnung gefchehen. 

Zum erften fol man die Leuth barzu vermanen vnnd dar⸗ 
ob halten, daß die, fo ſich Ehelich verpflicht haben, mit fampt 
etlichen zeugen zu beiden feiten zum Pfarherr kommen, vnd 
ſich demfelben ein gute zett daruor, ehe dann fie zur Kirchen 
gehen, anzeigen, auff daß man fid) möge erfündigen, ob ſolche 
Leuth nad Böttlihem vnd natürlichem Nechte, one alle vers 
hindernuß Ehelich mögen beveinander wohnen, onnd nicht heut 
auf vnwiffenheit zufamen geben werden, bie man barnad) 
mit fchand vnd ergernuß wider von einander fcheiden mrüffe, 
darumb foll man fürohin ein jedes parvolck in Stätten vnnd 
Sieden drey mal, und auff drey Sontag, auch in einer kirchen, 
wenn die gemein ben ein ander verfamlet, offentiich vnnd alfo 
verkuͤndigen, 

Wie man verlobte Eheleuth verkündigen ſoll. 
M. vnd N. woͤllen nach Goͤttlicher ordnung zum Heiligen 


ſtand der Ehe greiffen ıc. Amen. [Aus der Nürnb. RD.) 


Es follen auch die namen der Eheleuth, vnnd zeugen, in 
rin befonder Buch eingefchriben werden, welches bey jeder Kir⸗ 
hen Bleiben fol. _ 

Wann fie am in bie Kirchen kommen, follen fie in den 
ſordera Stuͤllen ſtill bleiben ſtehen, Biß fie von dem Pfarherr 


21508. CAEX. Pfalziſche Kirchenorbuung⸗ 


beruffen werben, der Pfarherr aber, foll vor dem Tiſch, da 
man das Nachtmal pfleget zuhalten, den newen Eheleuten nach⸗ 
folgende vermanung von dem Ehelichen ftand fürlsfen. 

Dieweil den Eheleuten gemeinlich vielerley widerwertigkeit 
vnd Creutz von wegen der ſuͤnden zukommen, auff das N. vnd 
N. die jr in Gottes Namen ewer Eheliche pflicht fuͤr der Chriſt⸗ 
lichen kirchen wollet beſtetigen laſſen, in ewern hertzen verſichert 
ſeit der gewiſſen huͤlff Gottes in ewerm Creutz, So hoͤret auß 
Gottes wort, wie daß der Eheliche ſtand ehrlich ſey, vnd ein 
einſatzung Gottes die jhm gefelt, Darumb er auch die Eheleut 
will ſegnen, vnnd jnen beiſtehen, Die Hurer aber vnd Ehe⸗ 
brecher, wil er vrtheilen vnd ſtraffen. 

Vnd erſtlich ſolt jr wiſſen daß Gott vnſer Vater, nach dem 
er Himmel vnd Erden vnd alles was darinmen iſt, erſchaffen 
hat, Den menſchen ſchuff zu ſeinem ebenbild vnnd gleichnuß, 
der ein Herr were vber die Thier der Erden, vber die Fiſch im 
Meer, Vnd vber die Vögel des Himmels, Vnd nach dem er 
den Mann erſchaffen hat, ſprach er, es iſt nit gut das der 


menſch allein fen, Ich will jhm ein gehuͤlffen machen, die vmbd 


jn ſey, Da ließ Bott der Here ein tieffen ſchlaff fallen auff 
Adam, und er entfchlieff, und Gott nam feiner Rippen ein, 
vnnd fchloß die flet zu mit fleifch, vnd Bott der Herr erfhuff 
ein Weib auß der Ripp, die er von dem menfchen nam, vnd 
bracht fie zu jme, da ſprach der menfch, das ift einmal bein 
von meinen beinen, vnd fleifc, von meinem fleifch, man wird 
fie nad) dem Mann heiffen, darumb das fie vom mann ge 
nommen ift, Darumb wird ein Dann fein Vater und Mutter 
laffen und feinem weib anhangen, vnnd werden fein zwey ein 
leid. Derhalben folt je nicht zweiffelen der Eheliche ſtand ger 
falle Gott dem Deren, dieweil er bem Adam fein Che gemahl 
erfhaffen, vnnd felbfi zugeführt, vnd zum Ehegemahel geben 
bat, damit zubezeugen, das er noch heuttigs tags einem jeben 
fein Ehegemahl, gleich als mit feiner hand zuführet, Darumb 
bat auch der Here Jeſus Chriſtus den ehelichen ſtand alſo hoch 
geehret, mit feiner gegenwertigkeit, geſchenck, vnd wunderzeichen 
zu Cana in Galilea, damit zu bezeugen, das der eheliche ſtand 
ſolle ehrlich gehalten werden bey allen, vnd das er den Eheleu⸗ 
ten feine huͤlff vnd beiſtand allezeit will beweiſen, Auch wann 
man ſichs am wenigſten verfidht. 

Damit ihr aber inn diefem ſtand Gottſelig leben moͤget, fo 
follet jhr die vrfachen wiſſen vmb deren willen Gott den ches 
lichen ſtand hat eingefet. u 

Die erſte vrſach ift, das eins dem andern trewlich heiff und 
len in allen dingen, fo zum zeitlichen unnd ewigen leben 
gehören. 

Dis andere, das fie, nad) dem fie leibs erben bekommen, 
biefelben inn warer erfantnuß Gottes jm zu ehren erziehen, 

Die dritte, das ein jeder alle unkeufchheit und böfe luͤſt ver⸗ 
meiden, vnd alfo mit gutem ruwigem gemiffen leben möge, 
Denn Hurerey zuuermeiden, foll ein jeder fein sigen weib has 
ben, vnnd ein jedes weib jhren eignen mann, alfo das alle bie 
zu jren jaren komen, vnd bie gabe der keuſchheit nit haben, nach 
bem befelch Bottes verpfliche und ſchuldig find, ſich in Eheſtand 
nach Chriftlicher ordnung mit willen vnd wiffen jrer Eltern 
oder Vormuͤnder vnnd freund zubegeben, auff das der Tempel 
Gottes, das if, vnſer leichnam nit veruncelniget werde, dann 
fo jemands den Tempel Gottes zerftöret, den wird Gott zerſtoͤren. 


271 


Darnach auch feit jhr willen, mie eins gegen bem ambern 
nach Gottes wort fich zuhalten ſchuldig ſey. Erſtlich, folt je 
der mann wiſſen, das euch Bott geſetzt hat zum haupt des 
weibs, auff das jr fie nach ewerm vermögen vernuͤnfftiglich Ic« 
tet, onterweifet, troͤſtet, vnnd beſchuͤtzet, gleich wie das haupt 
den leichnam regiert, ja gleich wie Chriftus, das haupt, weiß⸗ 
beit, troft, unnd beiftand feiner gemein iſt: Vber diß fo folt ihr 


‚ ewer haußfraw lieben, als ewern eignen leib, gleich wie Chriftus 


fein gemeine geliebet hat, folt nit bitter gegen’ jr fein, fonder 
bey je wonen wit vernunfft, und dem Weiblichen, ald bem 
ſchwechſten gefäß feine ehre geben, als auch miterben ber gaben 
des lebens, auff das ewer Gebst nicht verhindert werde. Und 
nad) dem ber befehl Gottes if, das der mann im ſchweiß ſeins 
angefichts fein brot eſſen fol, fo folt je trewlich vnd fleiffig in 
ewerm Göttlichen beruff arbeiten, auff das fr emer haußgeſind 
mit Gott und ehren möget erneren, vnd auch etwas dem duͤrff⸗ 
tigen mit zuthaiten habet. 

Herwiderumb folt je, das weib wiſſen, mie jhr auch nad) 
dem wort Gottes gegen ewerm mann halten follet: Ir folt 
ewern ehelichen mann lieben, ehren und förchten, auch ihm ges 
borfam fein inn allen billidhen dingen, als ewerm Herrn, gleich 
tie der leilb dem haupt, und bie gemein Chrifto vnterthenig iſt, 
jhr folt nit herrfchen vber ewern Mann, fonder ftill fein, Denn 
Adam iſt am erfien gemacht, darnach Eua dem Adam zum ge 
huͤlffen, Vnd nad) dem fall, hat Gott zu Eua und in jrere Pers 
fon zu dem gangen weiblichen gefchlecht gefprochen, Dein will 
ſoll dem mann wnterroorffen fein, vnnd ex ſoll dein Herr fein, 
Diefer ordnung Gottes follet je nit widerftehen, fonder vil mehr 
dem gebott Gottes und dem exempel der heiligen weiber folgen, 
welche Gott vertraweten, vnd waren jren Maͤnnern unterthänig, 
gleich wie Sara gehorfam geweſt iſt jrem haußwuͤrt Abraham, 
vnd nennet In jren Deren, je folt auch ewerm mann in allen 
guten Dingen behülfftich fein, auff ewer find und haußhaltung 
gute acht haben, In aller zucht vnd erbarkeit one weltlichen pracht 
wanbien, auff das jr andern ein gut Erempel zur zucht gebet. 

Derbalben je N. und N. Nach dem je erkent habt, wie 
Gott den Ehelichen ſtand hat eingefeht, und mas uch von Gott 
befohlen: Seit jr dann willens in dem heiligen ftand der Ehe 
alfo zuleben, wie je hie bezeuget für der Chrifllichen gemein, 
und begeret das derſelbige ewer eheliche ſtand ſoll beftdtiget 
werben ? 

Antwort. 


Ja. 


Als dann ſpreche ber Diener. 

Ich neme auch alle, die fr bie ſeiet zu zeugen, jedoch fo je 
mand müßte, bas biefer eines durch eheliche.pfliche mit einer 
anderen Perfon verbunden, ober fonft ein verhindernuß vers 
hamden were, bee wölle es jetzunder anzeigen. 

&o niemand widerfpricht, ſoll der Diener alfo fortfaren. 

Nach dem niemande wiber[pricht,, und kein hinderung vor⸗ 
banden tft, fo wölle onfer lieber Here Gott ewer heiliges fürs 
nemen, welches er euch gegeben bat, beftetigen, vnd ewer anfang 
ſey im namen bes Hexen, ber Himel und Erden erſchaffen hat: 

Darnach fol der Firchendiener zum Breutigam fprechen. 

He N. bekent bie für Bott und feiner heiligen gemein, baß 
je genommen habt, vnd nemet zu ewerm ehelichen gemahl vnh 


272 


Haußfrawen N. bie zugegen, vnd verheifſet fie nimmermehr 
zuuerlafien, fie zu lieben vnnd trewlich zuerneren wie ein ger 
trewer vnnd Gottfoͤrchtiger Mann, feinem Weib ſchuldig ift, 
Daß jr auch heiliglich mit jhr leben möllet, jr trem vnd glauben 
halten in allen bingen, nad) dem wort Gottes vnnd feinem 
heiligen Euangelio ? 
Antwort. 
Sa. 


Darnach ſpreche der biener zu der Braut alfo. 

Ir M. bekennet hie für Gott vnd feiner heiligen gewgein 
das jr habt genommen, vnd nemet N. zu emerm ehelichen 
Mann, welchem jhr verheifiet gehorfam zu fein, und ihm zu 
bienen und zu helffen, in nimmermehr zu verlaffen, heiliglich 
mit jm zuleben, jm trew und glauben in allen Dingen zubalten, 
wie ein fromme vnd getrewe haußfraw jrem ehelihen Mann 
zuthun ſchuldig iſt, nach dem wort Gottes, vnnd feinem heili⸗ 
gen Euangelio? 


Antwort. 
Ja. 


Darnach fol der Kirchendiener ihre hend zuſammen fügen, 
vnnd ſprechen? 

Der Vater der barmhertzigkeit, der euch durch ſeine gnad 
zu dieſem heiligen ſtand der ehe beruffen hat, verbinde euch mit 
rechter lieb vnd trew, vnd gebe euch ſeinen ſegen: Amen. 

Haben fie Ring, fo mögen fie dlefelben einander geben. 

Höret nu an das heilige Euangelium, wie flard diß ehelich 
band fen, wie es befchreibet der heilig Euangelift Mattheus am 
19. Gapitel. Die Pharifeer tratten zum Herrn Sefu ꝛc, 
[Matth. XIX. 3— 9.) Glaubet diefen worten des Herrn 
Chrifti, vnd feiet deſſen verfüchert und gewiß, das vnfer lieber 
Hear Gott euch zufammen gefügt hat zu diſem heiligen ehe: 
fland, vnd nemet derhalben alles mas euch in diefem eheitand 
begegnet, mit gebult und dandfagung an, als auß der hand 
Gottes , der euch zufammen gefügt hat, Amen. 

Nach diefem heiffe der Diener die Eheleut niderfnien, vnd 


ſpreche: 
Laſſet vns beten. 

Allmechtiger Gott, der du deine guͤte vnd weißheit inn allen 
deinen geſchoͤpffen vnnd ordnungen erzeigeſt, vnd von anfang 
geſprochen haſt, das es nicht gut ſey, das der menſch allein ſey, 
vnd derhalben jm ein gehuͤlffen die vmb jhn were, erſchaffen 
haſt, vnd verordnet, das zwey eins ſein ſollen, ſtraffeſt auch 
alle vnreinigkeit, Wir bitten dich das nach dem du diſe zwo 
Perſonen, zu dem heiligen ſtand der Ehe beruffen vnd ver⸗ 
bunden haft, woͤlleſt jnen geben deinen heiligen Geiſt, auff das 
fie in warem vnnd feſtem glauben heiliglidy leben, nad) deinem 
Goͤttlichen willen, Allem böfen widerſtand zuthun, Woͤlleſt fie 
auch feguen, wie du die glaubigen Väter, und deine freund 
vnnd getrewe biener, Abraham, Iſaac vnd Jacob gefegnet haft, 
auff daß fie als mitsrben des bunds mit denfelben Vätern auffe 
gericht , ‚heilige. finder befommen, und die Gottſeliglich erziehen 
mögen, zu ber ehren deines heiligen Namens und zur befürbes 
rung jres nechften, vnd aufbreitung deines heiligen Euanger 
lions. Exhöre uns O Vater aller Barmbersigkeit, durch Je⸗ 
ſum Ehriſtum deinen lieben Sohn vnſern Dan, Amen. 


1568. COXIıx. Pfallziſche Kirchenorduung. 


Vnſer Vater, ıc. 

Hoͤret an bie verheiffung Gottes auß bem 128. Pfalm. 

Wol dem der den Herrn fürchtet, und auff feinen wegen 
gebet ic. IV. 1—6.] 

Vnſer lieber Herr Gott erfülle euch mit feinen gnaben, und 
gebe das jr in allem gutem lang vnd heiliglich bey einander le: 
ben möget, Amen. 


Vom Kirchen gefang vnd Fleibung. 


Souil das fingen der Pfalmen belangt, vermanet ber Apo⸗ 
ftel Paulus, das es nicht allein mit dem mund, fondern auch 
mit bem bergen gefchehen, vnnd das alles zur aufferbamung 
der Kirchen dienen fol, Dieweil aber das her& Gott mit bem 
nicht loben Fan, das es nicht verſtehet, fo wöllen wir hiemit, 
das Feine andere, dann Teutſche Pſalmen in onfern Kirchen 
gefungen werden. Es follen auch die Kirchendiener chrbarer 
vnd züchtiger Eleider in verrichtung der Kirchen aͤmpter, wie 
auch ſonſt, fich gebrauchen. . 


Bon befuhung ber Kranden. 


Das ampt eines rechten vnd getrewen dieners der Kirchen, 
erfordert nit allein das er offentlidy dem Volck predige, bem er 
zum Hirten verorbnet ift, fonder auch, foutel e8 immer moͤg⸗ 
lic), einen jeden infonderheit vermane, ftraffe, und tröfte. Nu 
bat aber der menfc nimmer höher der Göttlichen Lehr unnd 
waren teofts von nöten, denn wenn er heimgefucht wird, durch 
widerwertigkeit, als da find Erandheiten, vnnd deren gleichen, 
fuͤrnemlich aber in tods nöten, Dann als denn iſt fein gewiſſen 
mehr geengfliget, denn fonft im gangen leben, dieweil er fület, 
bag er für daß Vrtheil Gottes erfordert wird, Zum theil auch 
von wegen der anläuff vnnd anfechtung des Teufels, welcher 
als dann mit gemalt jm zufegt, auff daß er das arme Erande 
vnnd betrübte berg gar unterdruden, vnd in abgrund der ver: 
zweiffelung jtürgen möge. Derhalben dieweil die Diener der 
Kirchen, diener Gottes find, und aber Gott unter andern namen 
feiner Maieftet fuͤrnemlich diefen titel füret, daß er fey ein zu⸗ 
flucht der elenden, ein Heiland deren, fo da feind eins zerſchla⸗ 
genen bergen, fo follen auch die diener Gottes mit allem mit 
leiden, trew vnnd fleiß die beträbten bergen tröften, vnnd zu 
dem fohn Gottes, durch die verfündigung feines heiligen Euan⸗ 
geliums weiſen, der jhnen hälff verfpricht, Kompt alle (fagt er) 
zu mir, die jr befchweret und beladen feiet, ich will euch erqui⸗ 
den, Wiewol nun alle befümerte vnd Franden nit einerley ans 
Higen haben, vnnd derwegen auch Bein folcher troft an beſchrie⸗ 
ben werden, ber auff die geftalt vnnd vmbſtende eines jeden 
amligen gerichtet fey, So follen dennoch diefe nachfolgende 
hauptſtuͤck vnnd lehren gemeinlich allen krancken fürgetragen 
werden. 

Erſtlich, daß alle kranckheiten nit ohne gefaͤhr, ſondern von 
der Hand Gottes vnd ſeiner vaͤterlichen vorſehung vnns zuge⸗ 
ſchickt werden, auff das wir vnſere ſuͤnden, als die vrſach alles 
vnſers elends erkennen, vnd vns fuͤr Gott demuͤtigen. 

Dieſe vrſach der kranckheit ſoll der Kirchendiener denen 
krancken, welche jre ſuͤnd nicht recht fuͤlen, wol fuͤr die augen 
halten, Wie auch dargegen im fall der krancke mit ſchmertzen 
ſeines gewiſſens geengſtiget iſt, dee kirchendiener das verwundte 
gewiſſen nicht herter engſtigen, ſonder viel mehr bie heilſame 


1568. CXIX. BVfalziſche Kirchenordunng. 


gnade Gottes im fleiſſig einbilden foll, Darzu der Kirchendiener 
brauchen mag die erſte frag des Catechiſmi, vnd dieſelbige dem 
krancken mit angezognen Spruͤchen auß der heiligen Schrifft 
wol einbilden, daß nemlich der arme krancke leib, wie er daligt, 
ſampt der ſeelen, des Herrn Chriſti eigen ſey, vnd durch daß 
blut Jeſu Chriſti, von allen ſuͤnden erloͤſet und erkaufft, ꝛc. 
Diß ſol auch der Kirchendiener zu mehrerm troſt durch alle Ar⸗ 
tickel des Chriſtlichen glaubens dem krancken erklaͤren, vnnd jm 
anzeigen, wie er ſich eines jeden Artickels fuͤr ſeine eigne Per⸗ 
ſon in ſeiner kranckheit, habe zutroͤſten, wie dann daſſelb leicht⸗ 
. dem Catechiſmo, und darbey angezognen fprüchen zus 
tyun It. . 
And) mag bißweilen, ſonderlich wenn der krancke zum er 
ſtenmal beſucht wird, diefe folgende vermanung mit folchen 
ober bergleichen worten fürgefprocdhen werben. | 
Lieber freund, weil uch vnſer Herr Gott mit fchwachheit 
ewers leibs heirmgefucht, Damit jhr es Gottes willen heimftellet, 
folt je wiffen x. [Aus der Saͤch ſ. 8.0. v. 1939.] | 
Bnd nady dem ber Kirchendiener bie fanden, nit allein 
einmal, fonder zum offternmal auch vnerfordert befuchen folten, 
damit ſolches nicht one Frucht abgehe, foll et, wenn es anderſt 
dem krancken, ſchwachheit halben , zu hören nicht befchwerlich, 
ein Capitel auß heiliger Schrifft, fo fürnemfich zum teoft der 
krancken dienftlih, dem Kranden fürlefen, Als da find, das 
14. 15. 16. 17. Capitel Johannis , das 15. Cap. Luce, das 5. 
vand 8. Eapitel zum Römern, das 15. Cap. der 1. zun Corinth. 
das 4. und 5. der 2: zun Corint. das 53. Cap. Efate. Item 
den 25. den 51. oder den 103. Pfalmen, und was dergleichen 
ein verftendiger feelforger für die Eranden fein befindet. 
Es foll auch ber Kicchendiener bey dem Kranden, mit 
fampt den beyweſenden, fo offt es fein mag, das Chriſtliche 
Gebet thun, auff folgende oder dergleichen weiſe. 


Gebet bey den Kranden. 


Ewiger barmbergiger Gott vnnd Vater vnſers Heren Jeſu 
Chriſti, der du todt ond leben allein in deiner hand haft, vnd 
ohne vnterlaß alfo für uns forgeft, das weder gefundheit noch 
kranckheit, noch jrgend etwas guts ober böfes vns widerfaren, 
ja auch ein har von.onferm haupt fallen fan, one deinen vÄters 
tichen willen, auch alles was uns in dieſem leben begegnen mag 
zu onferm heil und ſeligkeit wendeſt, der du gefprochen haft, 
Ruff mich an in der noth, fo wil ich dich erhören, ond du folt 
mich preifen,; Er begeret mein, fo mil ih jm auffhelffen, Er 
kennet meinen Namen, darumb mit ich in [hügen, Er rüffet 
mich an, fo mil ic) jhn erhören,, Ich bin bey ihm in ber noth, 
ich wil in herauß reiflen, vnnd zu ehren machen, Ich wil ihn 
fettigen mit langem leben, vnnd jhm zeigen mein heil. Wir 
bitten dich, demnach du: vnns mit ſchwachheit vnſers leibs oder 
anderm truͤbſal heimſucheſt, ſo woͤlleſt du vnns auch verleihen 
die gnad deines Heiligen Geiſtes, das wir erſtlich auß ſolcher 
väterlichen Ruten von hertzen erkennen, dad wir mit vnſerm 
mannichfältigen fünden wol verdienet, daß du vns gar vil heff- 
tiger ſtraffeſt, Darnach auch diefen lebendigen troft ftät vnd feft 
in vnſern hergen behalten, das fotche guebige heimfuchung nicht 
ein zeichen iſt Deines zorne, fonder deinner Bäterlichen Lieb ge: 
gen und, Dieweil bu une darumb zuͤchtigeſt, auff daß wie nicht 


mit biefer welt. vecbampt werben, : ſondern buch; vbung und 


ll. 
⸗ 


273 


mehrung vnſers glaubens, warer bekerung, kindlichen gehor⸗ 
ſams, vnnd anruͤffung deiner gnad je mehr vnnd mehr zu dir 
werden gezogen, vnd deinem lieben Sohn Jeſu Ehriſto, als 
glieder, vnſerm haupt im leiden vnd in der herrligkeit gleich⸗ 
foͤrmig gemacht, Gib vns derhalben gedult vnd beſtendigkeit in 
rechtem vertrawen auff deine barmhertzigkeit, vnnd laß vns die⸗ 
ſelben erſcheinen mit gnediger linderung des Creutzes, das vns 
deine vaͤterliche hand hat auffgelegt, vnd wende daſſelbe nach 
deinem gnedigen willen zu der ehren deines heiligen Namens, 
vnd vnferer Seelen heil und feligkeit, durch deinen aller lieb⸗ 
ften Son vnſern Herren Jeſum Chriftum, welcher vnns diefe 
verheiffung hat gethan: Sch fage euch, wo zween eins werden 
onter euch auff erden, warumb es ift, das fie bitten woͤllen, das 
fol jnen widerfaren von meinem Vater tm Himmel, denn wo 
zween oder drey verjamlet find in meinem namen, da bin ich 
mitten unter ihnen, Vnnd hat ons auff diefe zufag alſo beiffen 
beten, Vnſer Vater ıc. Wölleft uns auch flandhafftigkeit vnnd 
tägliches zunemen geben in dem alten waren und ungezweiffels 
ten Chriftlichen glauben. Ich glaub inn Gott, ıc. 


Gebet bey ben ſterbenden. 


Allmechtiger, barmhersiger Bott unnd Vater, der dur tobt 
unnd leben in deinen henden haft, und für vnns, als für deine 
eigne Kinder forgeft in leben unnd in flerben, Demnach du dei⸗ 
nen eingebornen Sohn für uns in todt gegeben haft, auff das 
wir ewig durch jn leben, unnd vns durch jn verheiffen haft, daß 
wer an jn glaubet, ber hat das ewig leben, und Fompt nit in 
das gericht, fonder fey vom todt zum leben hindurch gedrungen, 
und das feine fchaf auß deiner und auß feiner hand niemand 


| Eönne reifen, Wir bitten dic) du mölleft und, wie bu vns vers 


heiffen haft, nimmermehr laffen verfuchet: werden ober unfer 
vermögen, fonder machen, das die verfuchung alfo ein ende ges 
winne, das wirs können ertragen, fonderlich aber zu ber zeit, 
da dein Väterlicher will iſt, vnns auß diefem jammerthal zu 
dir in dein ewiges Meich zunemen, fo molleft du vnns die 
fchmergen vnnd ſchrecken des leiblichen todes gnediglich Kindern 
und benemen, vns für aller anfechtung behüten,, bie bloͤdigkeit 
vnſers fleifches fterdden mit der Erafft deines heiligen Geifts, und 
in warem beftendigem vertramen auff deine barmhergigkeit, die 
bu vns in Chrifto Jeſu erzeiget haft in rechter anrüffung deine® 
namens, vnd fried vnſers hertzens, vnſern geift in beine hend 
nemen, auff das wir dich in dem ewigen leben mit allen deinen 
Englen vnd außerwelten preifen, durch unfern Deren Jeſum 
Chriſtum, welcher und alfo hat gelehret betten, 
Vnſer Vater, ꝛc. 

Woͤlleſt uns auch ſtandhafftigkeit verleihen,. und tägliche 
zunemen geben in dem alten waren und vngezweiffelten Chriſt⸗ 
lichen Glauben, Ih glaub inn Gott Bater, ce. 

Vnnd biemeil die erfahrung gibt daß viel Haußudter fid) 
felbſt, und die jren in kranckheiten alfo verfaumen, daß Tie auch 
bißweilen dahin fterben on alle Vifitation vnd troͤſtung, Vnnd 
zu vielen Perfonen, ald dann erfl bie Kirchendiener beruffen 
werden, fie zu tröften und jnen das Nachtmal zureichen, wenn 
ſio in todsnoͤten, ober mit der kranckheit alfo befchtvert find, 
das fie Beinen Bericht mehr einnemen, oder feinen befcheid von 
ſich geben koͤnnen, fo iſt für nötig angeſehen, daß man Teinen 
krancken, ſonderlich der fonft mit leute vmb ſich hette dis ihm 

35 


R/' 


troͤſtlich ſein, vber drey ober vier tag One beruffung eines kirchen⸗ 
dieners ſoll laſſen liegen. | 

Vnd wliewol bie leuth In Predigten und fonft fleißig unter 
wicht ſollen werden, daß fie ſich der gemeinfchafft Chrifti, deren 
fie zuuor im heiligen Nachtmal, und auch in verkuͤndigung ber 
zufagung Gottes vergwift find, zutröften haben, Jedoch fo die 
krancken daß Nachtmal des Herrn auch daheim in den heufern 
zuhalten begeren, foll es ihnen nicht abgefchlagen werben, aber 
doch mit zweierley befcheid , deren man fleiffig warnemen fol. 

Erftlich fo der diener ſich zuuermuten hette, daß der krancke 
in der opinion de opere operato und von notwendigkeit folcher 
Sommunion zu feiner feligkeit were, daß er trewlich und fleif> 
fig von ſolchem Abgottifchen jrtumb abgewiſen, vnnd von rech⸗ 
tem brauch des Nachtmals unterrichtet werde. 

Vnnd zum andem da bie in dem hauß oder font vmb 
den Erandeen find, vermanet werden, mit ihm zu Communici⸗ 
zen, auff daß diefe ordnung des Heren nit gebrochen werbe, daß 
er fein Abendmal von einer verfamlung der Chriſten will ge- 
halten haben, fie fey gleich groß oder Hein. Welangend die form 
wie die Communion bey den krancken gehalten foll werden, fol 
der Diener auß der obgefegten form jm ein kurtze fumma faffen 
zu unterrichtung des krancken, Demnach die befantnuß der fün- 
den, wie man die am Sontag pflegt zulefen, fampt bey ges 


fegtem troft dem krancken fürfprechen, Auch daß Vater Vnſer 


fampt den morten der einfagung des Nachtmals darzu thun, 
barauff das Nachtmal reichen, vnd mit gewoͤnlicher bandfagung 
beſchlieſſen. 


Bon beſuchung der gefangnen. 


Dieweil aber die gefangnen nit weniger. trofts bedörffen 
bann bie krancken, fo ſollen fie nit allein als dann exit durch 
die Kirchendiener geteöftet werben, wenn daß recht vber fie er⸗ 
gehen folk, unnb fie Durch fchredien des tods vberfallen find, und 
den troſt ſchwerlich verflehen oder annemen koͤnnen, Sondern 
ba gefangene fürhanden find, follen fie fleiffig etliche mal alle 
wochen von einem Kirchendiener befucht und getroͤſtet werben, 
und mögen foldyes da mehr Kicchendiener dann einer find, einer 
vmb den andern verrichten, Doc) da ein gefangner fich fehr 
kleinmuͤtig erzeigte, follen die Kiechendiener auch mehrmals 
befuchen. 

Vnd weil bie gefangnen zum offternmald wenig oder gar 
nichts von dem grund vnſer ſeligkeit wiſſen, ſollen fie die Kir⸗ 
chendiener anfenglich vmb die Zehen gebott, die Artickel vnſers 
Chriſtlichen glaubens, vnd daß Vater vnſer fragen, vnnd jnen 
dieſelben nach gelegenheit der zeit, der Perſonen, vnd jrer miß⸗ 
handlung erklaͤren, ſonderlich die Artickel von ber fünd, dem 
gericht Gottes, und vnſer techtfertigung, Auch fie zuuermanen 
vnd zu teöften, diefe vnd dergleichen fprüche jnen fürhalten, 
vand Karauic erklaͤren, 

e da ſitzen muͤſten im finſternuß vnnd tunckel ıc. Pſ. 
CVo. 10—16.] ſtenuß pſ 

Waſchet, reiniget euch, thut ewer boͤſes weſen von meinen 
augen ıc. [Efa. I. 16-18.) 
an warlich fage ich euch, wer mein wort höret ꝛc. 


[0 
Wo die fünde mechtig worden iſt ꝛc. [Röm. V. 20. 21.) 
So ift nun nichts verdamlich ıc. (Roͤm. VIII. 1.) | 


wefſen, mein Bruder mer nit geftorben, ıc. 


aaes. OXIX. Pfallziſche Kivchenoriuung. 


Denn auch Chriſtus, da mir noch ſchmach waren nach ber 
zeit, iſt fuͤr ung Gottloſen geſtorben ıc. Roͤm. V. 6—Al.] 

Es murben zwen Wbeltheter hingefuͤrt ec. Luc. MU 83. 
33. 39 43. 


Von der Begrebuufl. 


Sn der begrebnuß follen alle Papiſtiſche vnd abergleubifche 
Seremonien vermieden werden. , | 

Nichts defto weniger aber follen wir .unfere verſchiednen 
vnnd abgeftorbene ehrlich und gebürlich ‚zur erden, mit folchen 
bienften fo vnns die noch im leben find, zu nut erfehleffen moͤ⸗ 
gen, beftätigen. ur 

Damit aber der verſchiednen begrebnuß ung nichlich gehalten 
werde, mag man erftlich mit den glocken leuten, daß hiemit bie 
leuth, fo die Keich zur begrebnuß beleiten wollen, ein zeichen ber 


"zeit jhrer verfamlung haben mögen, Vnnd foll inn ſolchem leu⸗ 


tem gleichheit gehalten werben, mit Reichen und Armen. 

Darnach fo die eich zur begrebnuß getragen if, ſoll bee. 
Kirchendiener dem volck daß 4. Cap. in der erften zu dam Theſſal. 
von den verſchidnen in Chriſto, ober daß Euangelion Jo. am 
11. Cap. vom Lazaro, oder ein anders gleiches Arguments fuͤr⸗ 
leſen, vngefaͤhrlich mit diefer Prefation, 

Lieben freund, wir haben jetzt wie wir teöftlicher zumerſicht 
und hoffnung fein, ein mitglied vnſers Heern Jeſu Chriſti auß 
Chriſtlicher lieb zur begrebnuß beleitet. 

Damit wir nun nicht one unterricht vnd troſt abtretten, 
woͤllen wir hoͤren die wort des heiligen Apoſtels Pauli (uel) des 
heiligen Euangeliſten N. alſo lautende, Wir woͤllen euch lleben 
Bruͤder ‚ꝛc. Oder: Martha ſagt zu Jefu, Herr werſtu bie ges 
Oder: Chriſtus 
iſt aufferſtanden von den todten vnnd ber erſtling worden unter 
denen die da ſchlaffen, ꝛc. 

Darauff fol er eine kurtze Prebig oder vermanung: thun, 
vnd fich vbriges lobens der abgeftorbenen enthalten, damit bie 
Leihpredigen nicht In mißbraud, gerahten. 

Es follen aber die Predigten oder vermanungen bey dem 
begrebnuß, fuͤrnemlich auff folgende und derengleichen puncten 
gerichtet werden, die zu Chriftlicher betrachtung des tods, vund 
bereitung zu demfelben gehören, Als da find, 

Die vrſachen, darumb die verfiorhenen leichnam allezeit in 
der Kirchen Gottes, mit ehrlicher beleitung vunnd verfamlung 
find begraben worden, Nemlich nit difer meinung, als warde 
ben abgeftorbenen etwas mit vnferm nachthun geholffen. 

Dann die in rehtem glauben an Chriſtum abſcheiden, in 
die ewige feligkeit genommen werben, vnnd derhalben vnſer 
hülff nicht bedoͤrffen. Die aber one glauben in Chriſtum ſter⸗ 
ben, werben im die ewige verdamnuß geworffen, und mag ihnen 
derwegen von ons nit gebolffen werben: Sonber gefdjicht ſolche 
beftattung dee Leichen darumb, das bie lebendigen hiemit jhten 
glauben von der aufferflehung der todten befennen, das fie jhre lieb 
gegen den verſtorbenen, und den ihren bezeugen, Das fie Gott 
ſamptlich danden für diefen troft, das wir gewiß find, das alle 
gleubigen auß diefem leben, inn bie ewige Seligkeit ſcheiden, 
vnnd das er ihm unter uns eine ewige Kirche famlet, und bitten, 
das ex fie in diefem troſt biß ans end erhalten, vnd ihm allzeit 
wolgefellige Diener unter jhmen bereiten woͤlle, auch das fie zu 
Chriſtlicher betrachtung bed todes seinnert und vervrſacht werden. 


u... Oxux. Wdiziihe Ricchenorbuung. 


* was zu rechter vnnd heilſamer betrachtung des todes 
gehoͤret. 

Als erſtlich, in was gefahr des todes wir alle die zeit vnſers 
lebens ſtehen, Vnd was die zu gewarten haben, welche jhr ab⸗ 
ſchied auß diſem leben in vnbußfertigem wandel ereilet. 

Zum andern, welches die vrſach des todes, vnnd alles 
menſchlichen elends ſey, nemlich die fuͤnd. 

Zum dritten, wie wir vnns in vnſerm vnnd der vnſern 
toͤhlichen abgang ſollen troͤſten. 

Dnnd iſt der erſte troſt bie vergebung der ſuͤnden, gerech⸗ 
tigkeit vnnd verſoͤnung mit Gott durch Chriſtum, welche ma⸗ 


chet daß ſich die Chriſten nicht haben fuͤr dem tod zufoͤrchten, 


dieweil fie nun ber ſuͤnde, des zorns Gotts, vnnd ber ewigen 
verdamnus befreiet ſind. 

Der ander, bie gewiſſe befisung ber ewigen ſeligkeit nach 
diem leben. | | 

Dre dritte, daß fie von alten ſuͤnden durch ben zeitlichen 

"tod gang vnd gar entlediget werben, alfo daß fie auffhören 
Sort mit fünden zuerzörnen. 

Der vierde, daß auch diefer jr leid, der in der Exde vers 
weſet, am jüngften tag wider aufferftehen, und in Himmliſcher 
klarheit vnnd hereligkeit, ewig mit Gott eben wird. 

Der fünffte, daß Bott auch in todes nöten, alle anfech⸗ 
tungen vnnd ſchmertzen des tods durch beiſtand Teines heiligen 
Geiſtes in vnns vberwinden will, vnnd uns nicht höher laſſen 
verſucht werden, denn wirs ertragen koͤnnen. 

Der fechſte, daß wir in tod und leben, vnſer ſelbſt, ober 
den onfern, gern vnd willig vnſern kindlichen gehorlam gegen 
Sort onferm lieben Vater follen erzeigen. 

Der fiebende, Das wir erftlich durch zeitlichen tod vnd lei⸗ 
den, vnnd hernach drrch ewiges leben vnd herrligkeit, Chrifto 
vnferm Haupt gleichfoͤrmig follen werden. 

Vnd zum vierdten, was zu einer ſolchen bereitung zum tod 

gehoͤret, das wir ſeliglich in ſolchem troſt mögen auß diefem 
leben heben. Als nemlich zum erſten, ein warer beſtendiger 
glaub, damit wir die gnade Gottes in Chriſto annemen. 

Das ander, ware bekerung zu Gott, beftendigkeit vnnd zu⸗ 
nemen in derſelben, wei ohne diefe Bein vechter glaube fen Fan. 

Das dritte, daß wie uns ſelbſt verleugnen, das iſt, allen 
onfern lüften abfagen, und gang vnd gar dem willen Gottes 
ergeben, vnnd und nichts laſſen alfo lich fein, dus wir nit vmb 
ſeinet willen zuuerlaffen toillig vnnd bereit feind. 

Das vierde, Zeitige, ſtaͤte und eruſtliche betrachtung onfers 
teoſts vnnd ſeligkeit, fo vnns in Gotteswort fuͤrgetragen wird, 
vnd vnſers abſchieds auß dieſem leben. 

Das fuͤnffte, ein emfiges vnnd ſtaͤtes Gebet zu Gott vmb 
gnabd feines heiligen Beiftes ; vnnd ein feliges ende. 

. An diefe vnd dergieichen punten, foll das volck bey den 
Begrebniſſen kuͤrtztich erinnert werden, durch erklaͤrung folder 


275 
ſpruͤch, vnd ort auß heiligee Schrift, die hierzu gehören, vnd 


| die vermanung mit einem folchen Gebet befchloffen werben daß 


auff die Leichpredig gerichtet fey , als wie dife form iſt. 

Almechtiger, ewiger, barmhergiger Gott vnd Vater, wir 
danden dir, daß du vnns nicht allein das leibliche zeitliche leben 
haft gegeben, vnnd bißher erhalten, fonder auch daß Geiftliche 
vnnd ewige leben in vns angefangen, nach dem du uns alfo 
geliebet, daß du deinen eingebornen Sohn für vnns in tod ges 
geben, auff daß wir alle, die wir in jn glauben, nicht verloren 
würben, fonder das ewige leben hetten, vnnd vns zu der feligen 
gemeinfchafft deines lieben Sohns Jeſu Chrifti, durch dein 
wort vnnd heiligen Geift beruffen, auch uns bißher guediglid) 
wider allen geroalt vnnd lift bes böfen feinds, darin erhalten, 
vnnd vnſere bergen mit gewiſſem troft vnnd hoffnumg verfichert 
haft, daß uns der zeitliche tod ein eingang in daß Himmliſch 
ond ewig leben ſey. Wir bitten dich auch, gütiger Bott unhd 
Vater, du woͤlleſt in uns beftätigen und vollenden, baf bu im 
und angefangen haft, vergib uns alle unfere fünden, vnnd er= 
löfe uns von dem ewigen todt, vmb deines Lieben Sohnes Jeſu 
ChHrifti willen, vnnd tödte in vnns durch bie gnad deines heis 
Itgen Geifts, je lenger je mehr onfere fünbliche art vnnd .nater, 
biß du ons endtlich von aller fünd und träbfal entledigeſt, Gib 
das wir mit feſtem glauben vnns teöften ber frölichen auffers 
ſtehung vnfers fleifches zur ewigen hereligkeit, Stehe uns bey 
onnd rette vns wider alle verſuchung vnd anläuff bes böfen 
feindes, und die ſchwachheit unfers eigen fleifches, fonderlich 
wenn wir auß biefem leben follen ſcheiden, Hitff daß wir deinem 
WVaͤterlichen willen, in leben vnd in flerben, von hertzen gern 
gehorfam fein, verleugnen uns ſelbs vnd alles mas vns in bifer 
welt gelieben mag, vnnd fuchen was broben ift, da Chriftus iſt 
fißende zu der rechten Gottes, Vnnd all vnſer luft und freub 
haben, nit in wolluſt diſer weit, fonder inn ber betrachtung 
beines worte vnnd willens, allzeit machen vnd betten, auff das 
wie nicht in verfurhung fallen, fonber in rechter bereitfchafft ers 
funden werden, mann bein gnebiger wille ift uns auß biefem 
elenden Leben zufordern, auff das wir durch ein Seliges enb zu 
dir in die ewige ruhe vnd ſeligkeit kommen, vnd vnerfchroden 
erſcheinen für dem Richterſtul Jefu Chrifti deines Sohns, 
Welches alles bitten wir dich, wolleſtu uns gnediglich verleihen, 
durch denſelben vnſern Herrn Jeſum Chriſtum, welcher vns 
alſo hat gelehret betten. 

Vnſer Vater, ꝛc. 

Wolleſt vnns auch geben ſtanhafftigkeit, vnd teglichs zune⸗ 
men in dem alten waren vngezweifelten Chriſtlichen glauben, 
Auff das wie durch denſelben je lenger je mehr Chriſti und aller 
feiner guͤter theilhafftig werden, von welchem glauben wir bes 
kantnuß thun mit mund vnd hertzen, ſprechende. 


Ach glaub in Bett, x. 
ENDE. 


35* 





x 


276 1564. OXX. Vfälsitche Kirchenrathsarbnuug- 


1564. 


CXX. 


Churfürſtlicher Pfaltz KirchenNRaths Ordnung de Anno 1564. 


Die folg., von dem Kurf. Kanzler Chriſtoph Ehem 
verfaßte Verordnung geben wir deshalb vollflänbig , weil 
fie das erſte Beifpiel der Einführung der Eonfiftorialver: 
faffung in der reformirten Kirche iſt. (Vergl. über fie: 
Sacobfon, Gefch. der Quellen bes ev. K.:R. der Prov. 
Rheinland und Weftphalen, &. 683, Seifen, Geſch. der 
Ref. zu Deidelberg, S. 107 ff.) Eine Ausg. mit Anm. 
von Peter Scheid erfchien noch im 3. 17%. 


* * * 


Mir Friederich von Gottes Gnaden Pfaltz⸗Graf bey Rhein, 
des Heiligen Roͤmiſchen Reichs Ertz⸗Truchſes und Churfuͤrſt, 
Hertzog in Bayern ꝛc. ıc. 

Bekennen hiemit offentlich; Nachdeme Wir Uns aus dem 
ſeeligmachenden Wort Gottes erinnert, daß Unſer, wie einer 
jeden Chriſtlichen Obrigkeit, fuͤrnehmſtes Amt und Befehl ſeye, 
Unſere vertraute Unterthanen nicht allein mit Gericht und Recht 
bey gutem, zuͤchtigem, friedlichem und ruhigem Leben und 
Weeſen zu erhalten, zu ſchuͤtzen und zu ſchirmen, ſondern auch 
dieſelbige mit getreuen gottesfoͤrchtigen und tauglichen Seel⸗ 
ſorgern, Kirchen und Schuldienern zu verſehen, und alſo bey⸗ 
des die aͤuſſerliche Zucht und Policey, auch den wahren reinen 
anne Bf fo viel an Uns ift, zu pflangen und zu hand» 

aben. 

Damit nun ein jedes zu feiner gebührenden Ordnung und 
ohne Verwirrung der Justizien und Kirchen⸗Regiements ver: 
richtet werben möge, haben Wir mit zeitigem vorgehabten 
‚Rath und guter Vorbetrachtung, für eine Nothburft angefehen, 
und Uns entfchloffen, zu. Berrichtung der Kirchen und Schuhl- 
fachen, auch was denfelbigen anhängig ift, einen beftändigen 
Kirchen⸗Rath in Unferem Fürftenthbum der Pfalg: Graffchaft 
bey Rhein zu verordnen, welcher folchem nothmendigen, nutz⸗ 
lichen und Chriſtlichen Werd auswarthen, und die tägliche fürs 
fallende Gefchäft verrichten koͤnnte, alles wie hernach folget. 


Mit was Perfonen Unſer Kirchen⸗Rath befeet werben foll. 


Erſtlich damit alle Kirchen Sachen. mögen ordentlich und 
beftänbiglic, gehandelt werden; So haben Wir Unfern Kirchen- 
Rath mit feche Personen, dreyen Theologis und dreyen ge- 
lehrten Politicis befegt, denen ein, Secretarius zugeorbnet und 
ein Pedell, der auf fie wartet, zugeben werben foll. 

Unter folchen Röthen fol Bein Unterfchieb ſeyn, dann als 
lein, daß ein Politicus, dem Wir oder Unfere Nachkommen 
folches jederzeit auferlegen und befehlen werden, bie Umfrag an 
Unfer Statt foll haben, die Propositiones jederzeit im Rath 
thun, vota colligiren, Beſcheid geben, mad mit gemeinem Rath 
ertinnert, für gut angefehen, und befchlofien, mit famt dem 
Secretario fertigen, und baran fepn, daß ſolches exequiret werde, 
was Uns zu referiren ift, dafjelbig fuͤrderlich thun; da auch 
etwas in Schriften zu verfaffen, Befelch⸗ und andere Sachen 
ſchriftlich zu verfertigen, foldhe in gemeinem Rath abgehoͤrt, 


und da fie Communi Consensu approbirt, ober fo es wichtig, 
anderft nicht dann mit Unferem Vorwiſſen ausgehen laffen, 
auch das gange Werck alfo dirigiren fol‘, daß die Kirch 

chen gefürdert, und nit verzogen werben. ' 


Wo und zu was Zeit ber Kirchen⸗Rath gehalten werben foll. 


Diefe ſechs Personen famt bem Secretario follen alle Wochen 
ordinarie drey Tag, nehmlich Montag, Mittwoch und Frey⸗ 
tag, Vor⸗ und Nachmittag, zu Sommers Zeit, Morgens um 
fieben, an Predigtagen um acht Uhren, Winters⸗Zeiten, More 
gend um acht, Nachmittag um ein Uhren im Barfüffer-Clofter 
in Unfer Stadt Hendelberg zufammen kommen, bie Kirchen⸗ 
Geſchaͤft dafelbft zu berathfchlagen und zu expediren. ’ 

Dieweil ſich aber oftermahls zuträgt, daß der Kirchen-Ge 
fchäfte fo viel, daß fie auf die ordinari Taͤg nicht können ver 
richtet werden, fo follen auch die übrige Zage in ber Wochen, 
als Dienflag, Donnerflag und Sambſtag die Kicchens Räthe, 
fonit auf ihre Predigen zu fludiren haben, von dem Politico, 
fo die Direction hat (durch den Pedellen) zufammen beruffen 
werben, daß fie die Gefchäft expediren, body hierin diefe Be 
fheidenheit halten, daß die wichtigfte Gefchäft auf die ordinari 
Taͤg, ba der gange Kirchen Rath beyſammen, verrichtet werben. 

Da ſich aber begebe, daß unter folchen ſechs Raͤthen einer 
mit Zod oder fonft abgienge, mögen Wir leiden, die übrigen 
alfo bald auf andere fromme, gelehrte, gettesfördtige und er⸗ 
fahrne taugliche Personen daraus einer an des abgegangenen 
Statt zu nehmen ſeyn mögte, gedencken, und Uns ober Unfe 
ren Nachkommen biefelben anzeigen, wollen alsdann Wir oder 
Unfere Nachkommen aus benfelben, ober fonft ein andere 
taugliche Person an des abgegangenen Statt verordnen, auf 
baß der Kirchen:Rath für und für gang hleibe, und das Kir 
chen⸗Regiment erhalten werde. I . 

Und dieweil zu Zeiten ſchwehre Huͤndel fuͤrfallen moͤgten, 
fo einer wichtigen Berathſchlagung bedoͤrffen, und den ſechs 
verordneten Raͤthen allein zu verrichten bedencklich, damit dann 
in fo hochwichtigen Sachen wohlbedaͤchtlich und ernſtlich pro- 
cedirt werde, ſo wollen Wir ihnen jederzeit, wann es die Noth⸗ 
durfft erfordert, einen oder mehr Unſerer Raͤthe zuordnen, wel⸗ 
che in fuͤrfallenden Sachen, oder da etliche aus den ſechs Raͤthen 
abweeſend ſeyn, ihnen die Hand biethen, und ſolche Ding vers 
richten helffen; In alle Weeg aber ſollen die alte Kirchen⸗ 
Raͤthe, ſo auſſerhalb dieſer ſechs Personen bey dieſen Hand⸗ 


lungen herkommen, aber ihrer obliegender Aembter und Ge⸗ 
ſchaͤfften halber, ſtetiger und taͤglicher Beywohnung des Kir⸗ 


chen⸗Raths erlaſſen, in allen wichtigen Haͤndeln erfordert, und 
zur Berathſchlagung gezogen und gehoͤrt werden, wie ſie ſich 
dann gegen Uns daſſelbige zu thun, auch fuͤr ſich ſelbſt, ſo viel 
an der ihrer obliegen halb moͤglich auch unerfordert bey ihnen 


zu erſcheinen, gutwillig erbotten. 


1508. Cıx. Pfalziſche airchenrachsorduuug. 


Von des Kirchen · Natho Gewalt. 


Unſers Kirchen⸗Raths in Unſerem Churfuͤrſtenthumb der 
unteren Pfaltz Befelch ſoll zweyerley ſeyn; Erſtlich die Mini- 
ateria und Schuhlen mit guten tauglichen Personen, die rei⸗ 
ner Lehr und unſtraͤflichen Lebens ſeynd, zu beſtellen, und auf 
derſelben Lehr und Leben acht zu haben, die untaugliche aber 
in Lehr und Leben abzuſchaffen. 

Zum andern, der Disciplin und Kirchen⸗Zucht halben noth⸗ 
wendigs Einſehens zu thun, immaſſen Wir uns kuͤnfftiglichen 
eine ſonderbahre beſtaͤndige Form und Ordnung zu entſchließen, 
und dieſelbig ins Werck zu richten bedacht ſeyn. 


Bon Beſtellung ber Ministerien. 


Erſtlich fol in einem jeden Ambt und fo viel moͤglich defs 
ſelben Haupta Statt ein Superintendent, welcher auf der Kits 
chen⸗Diener Lehr und Wandel fleißigs und täglichE Aufſehens 
Haben könne, wie die befteller werden hinfuͤhro, mo einer ab: 
gienge, doch mit Unferem Vorwiſſen wieberbeftellet werben, aud) 
wo manns an Leuthen haben kann, ımd die Aembter groß 
fepnd, etwa ein paar in ein Ambt beftellen, und jebem feine ge⸗ 
wife loca assigniren, die er zu verfehen, die follen fürnehme, 


gelehrte und erfahrne, ziemlich betagte und anfehnliche Leuth 


feyn, und nit eher zu Superintendenten angenohmen werden, 
fie feyen dann fehr wohl bekannt und probirt, denen foll ein 
Enstruction neben ihrer Beftallung, wie die fonberlid) begriffen, 
and diefem Befelch auch anhängig ift, zugeftellet werden, deren 
fie ſich gemäß verhalten follen; Im Fall nun ein Superinten- 
«dent abgieng, unb ein ander beflellet wuͤrde, foll ber durch Un⸗ 
ſere Kirchen⸗Raͤthe einen, welchem ſolches einhelliglicy auferlegt 
wourd, den Ambtleuthen und Kirchenbienern Im Ambt praesen- 
tirt, und an Unfer Statt befohlen werben. 


Es foll auch Unfer Kirchen⸗Rath gut Auffehens haben, 


dag an jedem Orth die Zahl der Kirchen und Schuhlbiener, fo 
jego ift, hinfuͤr behalten, und nicht gemindert werde. Da ſichs 
dann zutrüge, baß ein Kicchens Diener, es feye ein Pfarrer, 
Diacon, Subdiacon, Schuhlmeifter oder Collaborator mit 
Tod oder fonft abgienge, ober untauglich der Lehr, ober aͤrger⸗ 
lich des Leben halben wäre, alfo da er nicht zu gebulten, fon- 
Dern abgefchafft werben müfte, fo foll Unſer Kirchen⸗Rath 
alſobald ohnverzüglich, die Orth, fo vacıren, in Ministeriis 
wnd Schuhlen wieder beftellen. Wo ſich aber ein Collator ſei⸗ 
2266 juris Collationis, das er unzweiffelich und rechtmäßig her⸗ 
bracht hätte, gebrauchen mollte, dem follte ein Eintrag beſche⸗ 
ben, doch dergeftalt, daß der, dem das vacirende Orth confir- 
mirt werden wollte, Unferm Kirchen Rath zum Examen ges 
ſchickt werde, im Fall er tauglich, auch in Lehr und Leben recht⸗ 
fhaffen, annehmlich, und das vacırende Orth genugfam zu 
verfehen, befunden, von Unfern Kirchen-Räthen confrmirt und 
angenohmen werde; Im Fall aber einer fein Jus nit gebraus 
chen wollte, oder zu gebrauchen nicht hergebracht hätte, oder 
ein untaugliche Person praesentirte; Alsdann fol Unfer Kir⸗ 
chen⸗Rath ein taugliche Person an des abgegangenen ober uns 
tauglichen Kirchen oder Schuhls Dienerd Statt verorbnen, un 
gehindert, daß ein ander Jus Collationis hat. 

Es follen aber Unfere Kirchen Räthe, damit fie der Kirchen 
und Schuhl Diener Wandels und Lehr gewiß feyen, keinen 
Kirchen ober Schuhl Diener annehmen, deſſen Leben und Hals 


277 


tens halb ihnen nit gute Zeugnus fuͤrgebracht werben, auf wel⸗ 
che fis gute Achtung haben follen, daß fie wahrhaft und ges 
recht feyen, auf daß nit leichtfertige, verlauffene, die umb ihres 
Bauchs willen umbfchweiffen, oder fonft umb Mißhandlung wil⸗ 
len vertriebene Leuth, oder auch unverftändlicher Sprache feynd, 
dadurch Die Unterthbanen wenig Erbauens und Lehr zu gewar⸗ 
ten, zu folchen Aembtern gebraucht werben. \ 

Wo dann Wandels, Lebens und Alters halb Fein Mangel 
erfcheinet, alsdann follen fie zum Examen fürfchreiten, und 
denfelben ordenlich durch die fürnehmfte nothwendigſte Capita 
der Chriftlichen Religion, nad; Gelegenheit und Nothdurft 
eines jeden Examinandi, fonderlich aber von den ſchwebenden 
Srrthumben befragen und examiniren. 

Nach dem Examen, mo der Examinatus wohl geantwortet, 

ſoll ihme auch eine Prob⸗Predig zu thun auferlegt werben, 
daraus Unfere Kirchen: Räthe zu fehen und abzunehmen, wie 
er aus der Schrift das gemeine Vold lehren, zur Beſſerung 
vermahnen, und tröften koͤnne, und aus allen Umbſtaͤnden, ders 
gleichen dem Ausſprechen, und verftändlicher teutfcher Sprach 
und Action beffer urtheilen mögen, welches Orth ihme zu bes 
fehlen: fo follen auch die Mängel, fo an ihme befunden, ihme 
freundlich unterfagt, und er, die zu verbefleren vermahnet 
werben. 
Es foll auch dem, fo zum Kirchen oder Schuhlbienft an⸗ 
zunehmen, Unfer Catechismus und Kirchen⸗Ordnung fürgelegt, 
und von ihme, nachdem er fie geleßen, begehrt werben, ob er 
bie approbire , oder was er darin zu ftraffen, und im $all er 
diefelbe approbiret,, ihme ernftlich befohlen werben, den Cate- 
chismum oder defjelben kurtze Summa und Innhalt den Jun⸗ 
gen und Alten fleißig einzubinden, und in Ceremonien Unfer 
Kirchen-Drdnung gemäß fich verhalten, und darwieder nichts, 
auch Leine Neuerung weder in Lehr noch Ceremoniis fürzu- 
nehmen. 

Und fol keinem Neuling, der zuvor im Ministerio nit ge 
wefen, leichtli eine Pfarr befohlen werden, e8 waͤre dann 
Sad, daß einer fo geſchickt, alt und erfahren, daß aus den 
Umbftänden und feinem Weeſſen erfcheine, daß er ein Pfarre 
verfehen koͤnnte, ſo mag mann ihme wohl eine Pfarr vertrauen, 
fonft aber nit leichtlicy, fondern fol zuvor zu einem Diacono 
gebraucht, und nad) etlicher Zeit, mann mann ihme eine Pfarr 
befehlen wollte, wieder examinirt werben, auf daß mann dar⸗ 
aus judiciren möge, ob er in der Kehr zugenohmen, und zur 
Translation genugfam feye. 


Wie bie Kirchen: Diener, ehe und bevor fie anf Pfarren ober Dia» 
conaten praesentirt, ermahnet und adhertiret werben follen. 


Damit nun obgebachte Puncten den angehenden Kirchens 
Dienern deſto baß eingebildet und behalten werben mögen, fol 
len Unfere KicchensfRäthe die KirchensDiener (bevorab, mo fie 
zuvor nie im Ministerio geweßm) auf das fleißigſt ihres tra⸗ 
genden und befohlenen Ambts, dedgleichen ihrer Lehr, Wan⸗ 
dels und Lebens ernſtlich vermahnen, daß fie Anfangs mit 
hoͤchſtem Fleiß bedencken, und zu Bergen fallen, zu was hoch⸗ 
wichtigen ernfllichem und forgfältigen Ambt fie beruffen,, was 
*— Mühe, Sorg Fleiß und Arbeith der Kirchen⸗Regiment 

ordere. 

Zum anderen, daß fie ihren beſten möglichen Fleiß fuͤrwen⸗ 


378 


den, damit die Chriſtliche Kirchen mit rechtſchaffener, geſunder 
goͤttſicher prophetifcher und apostolifiher Lehr, und nit mıkt 
Menfchen: Träumen und Satzungen unterrichtet und gelehret 
Zum dritten, baß fie tm Auslegung der H. göttlichen 
Schrifft nit unnöthige, unordentliche, auch zur Chriftlichen Er- 
bauung und Befferung undienftliche Materias finnehmen, fon» 
dern daß ein jeber aus Bibliſcher Schrifft dasjenige, mas feiner 
befohlenen Kirchen gemäß, gut und zur Seeligkeit nug und 
nothwendig ift, erwaͤhle, fürtrage, auslege, daraus lehre, er⸗ 
mahne, tröfte und ſtraffe. 
Und thue ſolches alles mit rechtem, eifferigem Geift, Ernſt 
und Treu, auch alßo, daß hierin feine fleifehliche Affect, An⸗ 
ßechtung, Rachgierigkeit, Luft und Liebe zu zancken und hadern 
nit gefpühret, alle ungebührliche, leichtfertige, unzuͤchtige, ſchalck⸗ 
Haffte ſchmutz⸗ ſchelt⸗ und Spigmworten, dadurch einfaͤltige ſchwa⸗ 
che Leuth nit allein unwillig gemacht, und von der Lehr des H. 
Evangelii abgeſchreckt, ſondern auch die Wahrheit ſelbſt ver⸗ 


daͤchtig und verhaßet gemacht wuͤrdet, vermeiden. 


Welches doch nit alßo zu verſtehen, alß ob hierumb die 
Mißbraͤuch, Abgoͤtterey, Aberglaub, falſche Lehr, Suͤnd und 
Laſter nit ſollen tapfer und ernſtlich, je nach Geſtalt und Ge⸗ 


legenheit derſelbigen mit rauhen, jedoch der H. goͤttlichen Schrifft 


gemaͤßen Worten, angetaſt and geſcholten werden; dann wel⸗ 
cher wolt denjenigen fuͤr einen getreuen Prediger der Wahr⸗ 
beit heiten, der aller falſchen Religion Schand und Laſtern 
verfchomete, bieffelbig nit angrieff, ja vielmehr decken, und der 
Suͤnd zu fehmeichlen und zu zärtelen gebächte; ſondern es foll 
hierfn ein Maaß gehalten werben, daß alle Straff, Unterwei⸗ 
Fung und Lehr, mit tapferem Ernſt, und der Wahrheit goͤtt⸗ 
Hiched Wort amd H. Scheifft wit mit laͤcherlichem Geſpey, 
Sehmuͤtzen, Schtmpffiren, Spotten, Schmaͤhen, unbeguhnd- 
tem fchrifftloßen Hadern und Palgen fürgenohmen, und in 
Summa alles zu der Ehe Gottes und Aufferbusung unſers 
Naͤchſten befchehe, bamit viel Menfhen Bott and der Gerech⸗ 
tigkeit gewonnen werben mögen. Weber das, fo follen auch bie 
ordinanten von Unßern Kirchen-Räthen fleißig errinnert werden, 
daß fie-auff der Cangel Unfere Unterthanen, und alle andere 
Buhörer ernftlich und treulich ermahnen, daß fie ihre Kinder 
und Hauß Sefind, fo offe mann das Wort Gottes prebigt, be⸗ 
vorab an den Sonn: und anderen Feyertaͤgen, fi) zu der Ver: 
famlung chriſtlicher Kiechen verfügen, dafelbft mit gebührender 
Reverenz und Zucht zuhören, und die Sacramenten em⸗ 
pfangen. 

MWeither dag auch Unßere Mandaten, fo Wir jederzeit 
wieder den Unflelß und Hinlußigkeit In Befuchung der Kir⸗ 
chen, auch wieder andere Lafter, und Abgöetenen, Unzucht, 
Ttunckenheit ıc. ausgehen und publicien laßen, von Ihnen 
ben Kirchen⸗Dienern, vielfältig auff der Cantzel angezogm wer⸗ 
den, danke das Vorl zu Zucht, Frieden und Gehorfam deſto 
mehr ermähnet und geteigt, und von den Raftern nicht allein 
durch Forcht, fordern vielmehr der Liebe Gottes halben, abge 
zogen und gehalten werden. Alßo ſollen auch weither bie Kle⸗ 
hen = Diener zu aubfiger und chriſtlicher Adkteinistration der 
H. Sacramenten , Heimfuchung der Armen, Schwathen und 
Keanden, fie werben gleich erfordert oder nicht, auch zu andern 
gebuͤhrenden Kirchen⸗ Dieniten, vermoͤg ihrer deswegen auffge⸗ 


—** xx. PAlziſche KRircheurachtorduaug. 


richteten Beſtallung, deren Innhalts hernach folget, adhortiret 
werden. 

Zum letzten ſoll ihnen ernſtlich aufferlegt und eingebunden 
werden, daß ſie fuͤr und fuͤr in der H. goͤttlichen Schrifft alt 
und neuen Testaments fleißig leßen, ſtudiren, und dieſſelbige 
ihnen gemein machen, und nit ihre Predigen allein aus der ges 
woͤhnlichen Postillen, bie Bibel hindangeſetzt, nehmen, wie 
dann faſt bey vielen Kirchen» Dienern ber böge Mißbrauch zur 
großem Nachtheil und Verſtuͤmbnuß der Kirchen, eingeriffen, 
daß fie die gange Wochen mäßig gehen, oder andern Gelchäffe 
ten auswarten, und wann fie peedigen follen, allererſt ein Po- 
still herzucken, diefelbig überlauffen, und was fie daraus ges 
faffet, dem Volck ohne einigen Eiffer, Andacht und Unterfchied 
fürtragen, dadurch dann befto weniger die Herken zu Anhörung 
und Faßung göttliche Worts angezündet, gereist, und dewegt 
werden. 

Und dieweil auch dam Ambt und Vocation des Kitchens 
Dieners gebühret, daB er ber Kirchen nicht allein mit reiner, 
gefunder göttlicher Lehr, fondern auch mit gutem Exempel und 
Vorblid diene und vorgehe, au die Lohr mit feinem Leben 
ziere, und der H. Apoftel Paulus gebisth, daß ein Biſchoff 
oder Pfarrer fell unſtraͤfflich ſeyn, ein züchtig, fromm Haußge⸗ 
find haben, und einen zächtigen unſtraͤflithen Wandel füheen, 
fo erfordert nochmahls die Nothdurfft, daß ale Kirchen Diener 
deſſen fleißig errinnert und ermahnt werden, daß fie nit ufiem 
ihr, ſondern auch ihrer Weib, Kinder und Haußgefind Wan⸗ 
bel, Weeßen und Leben, durch Gottes Gmab alßo gottfeelig, 
nüchtern und Beufch anrichten, dag net Allein ihre Gefchäfften 
und Hambdthierung fondern auch ihre Rede, Wandel, Kleidung, 
Sitten, Gebehrden an andern eine Rehr, Tugend und Spiegel fey. 

Und deromegen aller leichtfertigen Ueppigfeit mit Worten, 
Thaten, und Werden, aller degerlichen Untugenden und Laſtern 
und bevorab der Unzucht und Sülleren and offenen Wirchs⸗ 
häuffer und Gefeltfchafften zc. welche nit zu Ehren dienen, des⸗ 
gleichen des Haben, Zancken und Palgen müßig gehe, baut 
die chriſtliche Gemeind dadurch nit geaͤrgert, wiederumb mit 
ſtraͤfflichem Leben und Laſter, abgeriſſen und zerſtoͤret werde. 

Soll derohalben der Kirchen⸗Diener auffs fleißigſts Ppi 
stolas Pauli ad Thimoteum und Titam offt leßen und repe- 


tiren, auff daß er daraus lerne, und ihme ſtets vor Augen 


fielle and einbilde, wie er fich beyde in Lehr und Leben Hafsen, 
wie auch fein eigen Haußgefind fein umd von ihme gebegieet 
werden fol. 

Ferners, dieweil dießem Ambt, der Seelſorg recht für zu 
feyn, und jeden Gemeinden Chriſti in dem nutzlich zu dienen, 
erfordert, daß die, fo zu dießem Dienſt beruffen fennd, fi aller 
weltlichen Geſchaͤfften gämglich entfchlagen und der H. Schrifft 
und Gebett mit hoͤchſtem Fleiß obliegen. So follen auch fie die 
Eirchen⸗Diener demahnet, und won ihnen erfordert werden, aus 
dem Befehl des Aumaͤchtigen zum ernſtlichſten, daß fie fich 
vntnahl aller weltlichen, beverab gerichtlichen Geſchaͤfften and 
Händen, gaͤntzlich entziehen, und entfchlagen, wie das mit den 
göttlichen Geſaͤt auch alte Canones auffs ernſtlichſte etforde⸗ 
ven, darzu ſie dann auch mit Verſehung Lekbs Nothdurfft trews 
nich befuͤrdert ſollen werden, auff daß Fr fi mit allam Ernſt 
umb bie goͤttlicht Schrifft aninehmen, In Deren fie getreue emb⸗ 
fige Uebung Haben Tagumd Macht, alß die da unterweißet zur 


1508. GEX. PAlzuche Aiechenratktordunng. 


Seeligkeit durch den Glauben am Chriſtum Jeſum; begleichen 
auch dem glaubigen Gebett, durch das fie allein werben rechten 
Verſtand der Schrift, Krafft und Vermoͤgen, ihran Ambt 
wohl und zu Beflerung ber glaubigen Gemeinde auszumwarten, 
vom Heren erlangen. in Summa Unfere Kirchen Raͤthe follen 
ale Kicchen« Diener dahin mit ernſtem Fleiß ermahnen, und er⸗ 
rinneren; Da etwas an der Kirchen durch ihre Faulheit, Fahr⸗ 
lbaͤhßigkeit, Verſaumnuß, Verkehrung und Xergernuß verfaumet 
oder gehindert werbe, fo wol Unßer Herr und Gott der himm⸗ 
Uſche Vatter ihr Blut aus ber Kirchen Diener Haͤnden erfordern. 

Demnad) foll dem examimirten dad Orth, dahin er foll ges 
ſchickt, desgleichen die Gelegenheit deffelbigen, Item die Com- 
pedenz (davon Unßere Kirchen Näthe einen lauteren und ges 
wißen Auszug bey fich haben follen) angezeigt, auch die Beftals 
lung, fo zu Ende dießem Unßerm Befelch angehenckt, fürgelegt, 
ihme darauff bedacht gelaßen, und alfhann, fo er die berwilliget, 
angeloben und ſchwoͤhren laßen, altem und jedem, fo darin bes 
griffen, getreulich nachzukommen, und fell feinem, der ſich ſol⸗ 
ches verweigert zu thun, einiger Kicchen oder Schuhl : Dienft 
Befohlen werden. 

Nach ſolchem foll der Examinatus, oder ber, fo zu Trans- 
feriren ift, den Ambtleuthen und Superintendenten des Orths, 
dahin der neue Kirchen ober Schuhldiener verordnet werden 
ſoll, ſchrifftlichen angezeigt, und durch die Ambtleuthe, Unßeren 
Unterthanen, Schuicheißen, Burgermeifter,, und Gericht befohs 
Lan, und diefelbe ermahnet werden, ihne für allem Gewalt und 
Muthwillen zu befhüsgen, und ihme das Seinig getreulichen 
Folgen zu laßen. 

Es foll auch durch den Superintendenten folcher neuer 

Mfarrer ober Diacon der Gemeinhe jedes Orths befohlen wer⸗ 
ben, fleißig feine Lehr anzunehmen, deeſelben zu geleben, auch 
zu Fried und Einigkeit und Ehrerbiethung alß zu ihrem geiſt⸗ 
Uchen Watter mit Anruffung Gottes des Deren ermahnet wer⸗ 
ben, daß er feinen Beruff beſtaͤtrtigen, in ihme feinen H. Geiſt 
Dermehren, und Gnad verlenhen wolle, der Kirchen. Chriſti mit 
Frucht und Nug vorzufleben, der Zuhoͤrer Herzen auch zu 
ihhme zu neigen, auff daß er viele Lech dem H. Chriſto gewin⸗ 
men, und ohne Aergernuß in dee chriſtlichen Gemeinde wandien 
möge, wie dann ein jeder Superintendent ber Gelegenheit und 
feinem Befelch nad) wohl wird zu verrichten wiſſen. 

Wann folches alles gefchehen , fo foll dem Pfarrer das 
Pfarr⸗Hauß und die Pfarr⸗Guͤther, auch Die Bücher, und mag 
dahin gehörig, mit Kundſchafft des Schuitheißen, Etlicher bes 
Berichts und ber Juraten (die dabey ſeyn, audy alle Mängel 
uud Gebrechen in ein befonder Kirchen-Buch orbentlich ver 
zeichnen laßen follen) eingeantwortet und vermahnet werden, 
daſſelbe alfo im Bau und Werfen zu erhalten-und durch feine 
Schuld und Fahrlaͤßigkeit nit laßen in Abgang kommen , wie 
feine Beſtallung ausweißet. 


Bon den Translationibug ber Kirchen und GSchubl» Diener. 


Nachdem aber etivan ber Kirchen⸗Nothdurfft, aus wichti⸗ 

. gen Urfachen, auch etwann ber Kirdyens Diener Person, je, 
nachdem biefjelbe qualificirt, erbeifchen, daß Translationes 
aus einer Kirchen in die anbere fürgenohmen werden muͤßen, 
fo wollen mir bieffelfe Unſerm Kirchen» Bach zu thun, 
nach Gelegenheit und Nutz der Kiechen befohlen und vorbehal⸗ 





379 


ten haben, da aber ein Kirchen Diener felbft Translationem 
begehrte, fall derfelbige in ſeinem Begehren gehöret, und Die 
Urfachen erwogen werden, befinde fich dann, daß ſolche allein 
umb befferes Einkommens der Pfarren willen gefchehe, fo doch 
entweder das Einkommen an felbem Orth für deffen Person . 
genugfam , oder der Sachen fonft durch einen Weeg, alß mit 
Richtigmachung eines ungangbahren Stipendii, oder eines ges 
bührlichen Addition zu heiffen wäre, und ber Kicchens Diener 
fonft an felbem Orth nutzlich, fleiſſig und tauglich, auch wuͤr⸗ 
dig dem geholfen werde, fo foll keines Weegs allein von befies 
ver Pfrund wegen die Translation fürgenohmen, fonbern der 
Sachen in andere jetzt erzehlte Weeg, zur Richtigkeit. oder 
Befferung durch Unfere Kirchen-Räthe ordentlicher Weiß ges 
holffen werden. Daneben, da die Kirchen⸗Diener den Kirchen 
Raͤthen anzeigen würden, daß ihre Stipendia gefürgt, etwas 
davon verlohten, abgezogen, verkauft, und vertaufcht würde, 
oder hinweg Time, ober ha fulches Unferen Kirchen » Räthen 
fonften zuwißfen gemacht würde, fa follen fie foldies an Und 
und Unfere Ober-Räthe gelangen laßen, wollen Win ihnen ges 
buͤhrliche Handhabung azeigen, daß dieſſelbe gang bleiben, auff 
daß die-Ministeria mögen erhalten werben. 


Bon Straf der Kirchen und Schuhl : Diener. 


Dieweil aber die Kicchen und Schuhl⸗Diener gleich ſowohl 
alß andere, ſchwache und gebrechliche Menfchen ſeynd, auch im 


Kirchen⸗ Regiment eben fo wenig, alß im Politifchen möglich 


iſt, daſſelbe ohne Straff zu erhalten, fa iſt Unßer ernſtlicher 
Befelch, daß Unßere Kicchen-Räthe fleifiges Aufmerden haben, 
daß durch die Kirchen und Schuhl= Diener kein Aergernuß in 
der Kirchen Chriſti, Wandel und Lebens fowohl alß deu Sehr 
halb entſtehez damit aber Unfere Rieden Räthe wiſſen moͤ⸗ 
gen, wie in flraffen der Laftern, wo fich die hey Kirchen und 
Schuhl⸗Diener zutrügen, zu procediren, fo fol nachfolgender 


Unterſchied gehalten werben, dann entweder iſt das Laſter alßo 


befchaffen, daß es auch durch politifhe Geſatz und Obrigkeit 
foll geſtrafft werden, ober es ift alßo befchaffen, daß es durch 


Bermahnung und Errinnerung kann verbeſſert werden. 


So viel erſtlich nun grobe und unleidliche Laſter De 
langet, alß da iſt falfche Gottes Läfterliche Lehr, Anſtiff⸗ 
tung einer Trennung und Seiten in deu Kirchen, offentliche 
Gottes Laͤſterung, Simonia pratiquen, und heimliche Ans 
flifftung einen andern zu verdringen, und fid au feine Statt 
einzudringen, Verlaßung . feiner Kirchen ohne gebühelichen 
Erlaub, Eindringung ohne ordentlihen Beruff, falſch Meins 
end, Hurerey, Diebftahl, Völlerey, Schlaͤgerey, die and) 
politifchee Weiß ſtraͤfflich, Wucher, Spiel durch die echte 
verbotten, oder bie zu Aergernuß dienen, Zaugen und unge 
buͤhrlicher Uebigkeit, die Lafter fo auch politifcher Weiß Berau« 
bung der Ehren auff fi tragen, und andere, fo merth ſeynd, 
daß einer von ber Kirchen abgefchafft werde. Wo ſolcher Laſter 
eins an einem Kicchen oder Sichuhls Diener notori und offen⸗ 
babe, oder deren fonft glaubwürdig beſchuldigt wäre, fo ſollen 
Unßere Kirchen= Räthe folches an Uns und Unfern Ober⸗Rath 
gelangen laffen, bamit Wir nad) Orbnung der Rechten und 
Unferer Policey und anderen Ordnungen, erſtlich bie Sach 
gruͤndlich erkundigen, und darnach vermoͤg berfelben gegen ihne 
prooedäcen, auch dießertwegen Unßeren Ambt⸗keuthen gebuͤhr⸗ 


280 1564. CXX. fätzifche Kirchenrachſsordnang. 


lichen Befelch zukommen laſſen mögen, dann Wir keines Weegs 
bedacht, zu der Kirchen⸗Diener groben Laſter, bie vermoͤg der 
Rechten Leibe oder andere hohe Steaffen erforderen, zuzufehen, 
ober dieffelbe unterzudrucken, fondern vielmehr bdieffelbe mit 
allem Ernſt vermög göttlihem Befelchs zu exequiren, in An- 
ſehung, daß das gemeine Volck auch mit ſolchen bößen Exem- 
plen der Kirchen und SchuhlsDiener, fo andere darumb ftraf- 
fen follen, vielmehr, alß durch fchlechter Leuthe Verbrechen ge: 
ärgert und verlegt werben; Und follen alßdann aud) über fol- 
he Straffen von Unßeren Kicchen-Räthen ihres Kirchen⸗ 
Dienfts entfegt werden. 

Was aber darnach andere Faͤll und Mängel ſeynd, al 
nehmlich feltfamer Weiß die Schrift zu handlen, welches die 
Gemeind drgern mögte, feltfame Fragen im Predigen auff die 
Bahn zu bringen, einige Lehr zu üben, die in Kirchen nit ges 
braͤuchlich, Nachlägigkeit im Studiren, fonderlic, bie H. Schrift 

zu leßen, Nachlaͤßigkeit in Straff der Laſter, welche einer Deus 
cheley ähnlich iſt, Nachlaͤßigkeit in Verrichtung aller deren 
Dingen, zu feinem Ambt gehörig, Keichtfertigkeit in Gebehrden, 
Morten und Kleidungen, Gewohnheit zu Lügen, Affter-Reben, 
Ehrenletzliche Reden, Vermeſſenheit, hinterliſtige Fuͤnd und 
Duͤcke, Geitz, unziemlicher Zorn, Gezaͤnck ıc. Im dießen und 
dergleichen Laſtern, ſoll Unßer Kirchen⸗Rath die Kirchen Die⸗ 
ner, ſo ihnen durch Unßere Superintendenten, oder andere des⸗ 
halb glaubwuͤrdig angezeigt und beſchuldigt werden, zum fleißig⸗ 
fien und ernſtlichſten etlihmahl nach Gelegenheit des Laſters 
und des Verbrechers Beſſerung vermahnen, von folchem abzu⸗ 
fiehen; Im Fall aber die Verbrecher über fo fleißige Verwar⸗ 
nung nit davon abftehen, fondern ſich muthwillig erzeigen, oder 
in den Laftern fortfahren wuͤrden, alßdann follen Unßere Kite 
chen-Räthe dieſſelbe abfchaffen, und anderer zum Exempel nicht 
länger gebulten. ' 

Waͤre aber Sach, daß ein Kirchen-Diener eines groben La⸗ 
fter& bezüchtiget würde, welches zu Aergernuß der Kirchen ge 
langte, deffen er aber nit genugfam, wie recht überwießen wer⸗ 
den koͤnte, und doch folche Umbfländ und Vermuthung vorhan- 
den, welche die Sach glaubwürbig machten, fo fol ſolcher durch 
Unßere Kirchen Näthe eine zeitlang feines Ambts suspendirt, 
biß die Sache möge erläutert werben. 

Damit aber den Superintendenten und Unßerm Kirchen» 
Rath die Lafter zu erfahren und zu verbeſſern möglich ſeye, fo 
foll es mit den inspectionibus und visitationibus in welchen 
die Mängel gemeiniglich beffer und gründlicher dann fonft koͤn⸗ 
nen erkundigt und denſelben abgeholffen, nad) folgender Ge: 
ſtalt gehalten werden. 

Erfitich, fo foll jederzeit, wo fi) etwas unrichtige® und dr= 
gerliches in einer Kirchen zuträgt, und foldhes an Ungere Kir⸗ 
chen-Räthe gelangte, es feye Lehr oder Leben der Kirchen oder 
Schuhl⸗Diener belangend , alßbald umb Bericht vom Super- 
intendenten, auch fonft begehrt, und alßdann nad, Geftalt der 
Sachen der Kirchen: Diener hieher zum Kicchens Rath erfor 
dert, oder da es bie Wichtigkeit des Handels erheifchen thäte, 
einer aus Unßern politifchen Kirchen »Räthen (welches fie ſich 
untereinander vergleichen follen) oder wo Noth, aud) ein Eccdle- 
siasticus an daffelbige Orth fich verfügen, und durch Inspection 
die fürfallende Mängel verbeſſern, fo jollen auch die Superin- 
tendenten gleichfalß täglich, fo offt es Noth, Inspectiones der 


Kichen fürnshmen, bie Mängel Unßerer Kichen= Ordnung 
gemäß, verbeffern, oder was fie nit verrichten koͤnnen, an Uns 
Bere Kirchen⸗Raͤthe gelangen laßen, lauth ihrer Instruction. 


Bon Synedis, 


Zum andern, fo fol alle Jahr in jedem Ambt in der 
Haubtſtatt defjelben Ambts, oder fonften an gelegenem Orth, 
in Mense Mujo ein Synodus gehalten werden, dazu ſollen 
zween aus Unßern Kicchen=Räthen, und wen Wir fonft dazız 
verordnen mögten, fambt einem Schreiber, ein Ecclesiasticus 
und Politicus deputirt, und bem Superintendenten zuvor ges 
fchrieben werden, daß er die Kirchen und Schuhl= Diener vers 
mahne, alle der Kicchen, Schuhlen, und ihre eigene ſchwebende 
Mängel und Gebrechen, fambt ihrem Gutbebündeni, wie diefs 
felbige zu verbeſſeren, fchrifftlich auff nadyfolgende Puncten zu 
verfaffen; Das wollen Wir aud an die Ambtleuthe beffelben 
Ambts gelangen, unb ihnen anzeigen laßen, am felben Orth, 
da fie wollen, zu erfcheinen, und was ihnen für Fehl und 
Mängel in Kirchen und Schuhlen bemuft iſt, fambt ihrem 
Gutbebünden, tie folche zu corrigiren, auch in Schrifften 
verfaßt übergeben; Wo das verrichtet, follen die Ambtleuth 
nicht länger auffgehalten werben, fondern Unßere Kirchen⸗Raͤthe 
in dem Synodo und Übriger Verrichtung fortfchreiten. 

Und dieweil audy etliche Aembter groß, und nit rathfam iſt, 
daß alle KicchensDiener auff einmahl zufammen beruffen, und 
von ihren Kirchen erfordert werben, follen in foldhen Aemb⸗ 
tern die Synodi getheilt, und die Kirchen und Schuhl «Diener 
zu unterfchiedlihen Zeiten und Dertheren zufammen beruffen 
werden. ot 

In dießen Synodis follen nachgefchriebene Pancten furs 


nehmlich gehandelt und erkundigt werben, erftlich von Lehe 


und Ceremonien in Kirch und Schuhfen, Item vom Leben and 
Haltung der Kirchen und Schuhl⸗Diener, tie es mit den 
Almoßen, Competenzen, Kirchen und Schuhls Gebäuen bes 
ſchaffen. | 

So viel die Lehr belangt, foll nach dem chriftlichen Gebett, 
welches billig in allen Berathfchlagungen das erfte feyn, und 
nad) einer chrifllichen Vermahnung, fo von einem aus Unferen 
Kirhen:Räthen gefchehen foll, mit denen, bie vom Superinten- 
denten und anderen für fahrlaͤßig ſeynd dargeben worden‘, von 
der Lehr Summarie gehandelt werben, und je, nachdem fie bes 
funden, ‚für den anderen geftrafft, oder da die Rachläßigkeit 
und Unfleiß jo groß, für Unßern Kirchen⸗Rath befchieben wers 
den. Da uber einer ein Zweiffel in einigen Puncten der Lehr 
oder Unßerer Kirchen:Drdnung , oder etwas zu Beflerung im 
Bau der Kirchen fürzutragen hätte, der fol Freundlich , ſolches 
anzuzeigen , ermahnet, freundlich gehört, und mit ihm davon 
conferirt werden. ’ 

Darnach fo fol zu Erkundigung eines jeben Lebens und 
Wandels, auch der übrigen Puncten, fo im Synodo zu vers 
richten, bie Kirchen= Diener alle fambt abtretten, und der Sa- 
perintendent gehört werden, weicher aus einem Memorial-Zet> 
tel, darauff er fich zuvor bedacht, von eines jeden Kitchen-Dies 
ners Lehr, Leben und Wandel Bericht thun fo, ob einer mit 
feltfamen Opinionibus befledt,, 0b er den Catechismum bey 
jung und alt teeibe, ob er die Kirchen Drbnung durchaus halte, 
und derfelben nachkomme, wie die Ambt und Befelchs⸗Leuth 


asaa. CXx. Pfalziſche Airchenratheordemut · 


(welches ad parteim und in Ihrem Abweeßen zu erkundigen) am 
jedem Drth den Bau der Kirchen befoͤrderen, oder hindern, ders 
gleichen wie fich die Unterthanen in die Lehr ſchicken, und wie 
fie derfeiben nachleben. 

Wann foldyes mit dem Superintendenten verrichtet, fol 
jeber Kirchen- Diener von feinen Maͤnglen in ber Kirchen in 
Beyſeyn des Superintendenten befragt werben, ob noch Idolas, 
Gemaͤhl, Cracfix, ober anderft zur Abgötterey dienfläc, in 
feiner Kirchen, oder fonft in anderm Orthen feyen, ob auf) 
papistifche,, heydniſche und abgöttifche Mißbraͤuche md böße 


Gewohnheiten noch bey ihnen im Schwang gehen, ob und wie 


fich die Unterthanen im bie Lehr ſchicken, oder wie obſtehet, ob ; 


ihnen von Schzitheißen und andern Befehls: Leuthen Wieder 


fand und Wiederdruß gefchehe, ob au Unfern audgegange 


nen Policey - Ordnungen md andern Mandaten fowohl von 


Ambt« Leuthen alß den Unterthamen gehorfamblich gefebet und 


nachgefegt werde, wie ſich feine genachbahrte Pfarrer, Kirchen 
und Schuhl> Diener halten, ob fie mit Ihren Pfarr s Kindern, 
Weib und Kind, Item mit ihnen umd andern friedlich und 
wohl Reben, ob fie mit Laſtern, fo an einem Kirchen » Diemei 
nit zu gebulten, alß Vollfauffen, Hurerey und Ehebruch ıc. bes 
hafftet, ob amd wie die Allmoßen geſamlet, und amsgetheift 
werben, Item wie ihre Haͤußer gebauet, und rote ihnen ihre Com⸗ 


petenz gereithet werben, oder was fie für Maͤngel haben; Das ' 


altes follein jeder Kichen-Diener in Speciein en MemorialsBettel 


verzeichnet haben, und denfelben Unßern Kirchen Räthen umb 


Beförderung der Sachen willen zuftelln , welche Verzeichnuße 
Unßere Kirchen⸗Raͤthe, fo zum Synodo verordnet, verteßen, und 
eswwegen, auch was zu verbeflern und in ihrer Macht ſtehet, dafs 
felbig bey bem Superintendenten, Kirchen und Schuhl: Die 
nern alßbald corrigiven, die Mängel, einem jeden abgefondert, 
oder für den andern, welches am erbanlichften angefehen wuͤr⸗ 
de, zu unterfagen, zu vermahnen, zu verwarhen , und zu ſtraf⸗ 


fen; Das übrig aber, fo in ihrer Macht zu verrichten nit. 


ſtehet, follen gemelte Kirchen Näthe, zum Synodo berorbnet, 
in ihrer Relation an Uns und Unßere Ober⸗Raͤthe, desgleichen 
an den gangen Kirchen⸗Rath, zur Zeit Ihrer Wiederkunfft, 
bringen, da foll nach Geſtalt und Gelegenheit ber Sachen von 
Uns und Unßern ObenMäthen, und dem gangen Kirchen-Rath 
gehandelt, und alle Puncten alfbald darauff exequiret werden. 
Was über folhen Synodum gehen wird, wollen Wir Ver⸗ 
ordnung thun, daß ſolches von den Ruralibus, da man es ers 
langen mag, oder fonft von Kirchen-Befällen bezahlet werbe. 
Zum dritten, fo follen auch, fo offt es die Nothdurfft erfor 
deren thut, alle Unßere Superintendenten zufammen, gen Hey⸗ 
delberg gu Unßerm Kirchen-Rath beruffen, dafelb von noth⸗ 
wendigen Pancten und Maͤnglen ihrer Kichenund Kirchen⸗Ord⸗ 
nungen auch undern Mängken, fo den Bau der Kirchen hindern, 


gehandelt und conferirt werden, auff daß durchaus m Unßerm 


Churfürftenehumb ber Pfalg, die Lehr und Ceremonien rein, 
unverfaͤlſcht und in Gleichheit, fo viel möglich, moͤgen erhalten 


werden, was auch an jedem für Mängel ſeynd, die follen ihme 
freundlich unterfaget, und zu verbeſſeren ermahnet warden; Es 


ve dann Sach, daß es ein großes Lafter, alßdann fol gegen 

hne gleichfalls vote gegen andere, und wie hievor gefchrisben, 

doch mit Unferm Vorwiſſen und ernſtlich proeedirt werden. 

Zu foldyer Verſamlung der Superintendenten gedendm Wit 
I. 





z8l 


hederzeit, auch etliche andere Unherer Raͤthe, den Sachen beyzu⸗ 
wohnen, und auszuwarten, zu verordnen. 
Bon der Visitatien. 


Zum vierten, fo Toll auch, fo offt es Roth ein generalis 
Visitatio in Unßerm Land, an jedem Orth jedes Ambts fürges 
nohmen , und darin gehandelt und procedirt werden, wie die 
Instruction, fo deshalben auch befonders vorhanden, und bier 
ßem Werd anhängtg Ift, vermag. 


Bon Schublen. 


Nachdem aber unmoͤglich taugliche umd gelehrte, auch from⸗ 
me KicchensDiener zu haben, ja auch die wahre Chriſtliche Re- 
-gion unverfälfcht zu erhalten, ohne Schuhlen, To Toll Unger 
Kirchen⸗Rath auch die fürnehmfle Borg Haben, nit allein die 
Schuhlen in Ungerm Land fo allbereits angericht zu erhalten, 
fondern auch daß dieffelbe von Zag zu Tag verbefjert, md an⸗ 
dere zu den jegigen angericht werben, wie Wir dan deswegen 
befondere Verordnung thum, und Ihme dieſſelbe zuſtellen Laßen 

len. 
u Von ter Sapienzm. 


Und nachdem von Unßern Borfahrern, hochloͤblichſter Ge⸗ 
daͤchnuß, daB Collegiam Sapientiae geftifftet, mit Ordnungen 
verfehen, und von Uns verbeffert worden iſt; damit nun ſolche 
Drdriung, auch die Disciplin darinnen fleißig gehandhabet und 
erhalten werden möge, fd ſol Peiner in Domumn Sapientiae 
aus Gunft, fondern von Unßern Kicchen-Räthen bazu gereicht 
erkannt, vermoͤg auffgerichteter Statuten von gemelten Unßern 
Kirchen⸗Raͤthe, and Fonft Niemand auffgenohmen werben, und 
foten font jederzeit zweden benanmten Personen aus Unßerm 
Kirchon⸗Rarh, einem Politico und Ecrlesiadfico, die Inspection 
dat Sapienz von den uͤbrigen Kirchen⸗ Mäthen aufferlegt wer⸗ 
den, bie ſollen alle Wochen zum wenigſten einmahl in die Sa- 
pienk gehen, und die Lehr und Disciplin Yelffen handhaben, 
ach bie Befehl vom Kirchen-Räth, der Sapienz hafber bes 
(hoffen, exequiren. Wir haben auch Unßere Sapienz Ges 
fÜR genugſamlich verficheren laßen, und befehlen barauff An⸗ 
Bern Kitchen⸗Raͤthen, dieſelbige fleißig Handzuhaben, oder da 
darinnen Eintrag geſchehe, ſolches an Uns oder Unßere Nach⸗ 
kommen, and Ober-Raͤthe gelangen zu lagen, wollen Wir 
Ihnen gebuͤhrliche Handhabung und Hiliff beweißen. 


Bon Almoſjen. 


Nachdem auch der Chriſtlichen Kirchen gebührt, die arme 
hungerige Glieder Chrifti zu Tpeißen und zu tränden, fo follen 
Unßere verordnete Kirchen Räthe den Superintendenten ernſt⸗ 
lich atfffertegen, die Kirchen⸗Diener zu eernaßnen, daß fie an 
‚alten Orthen bey ihren Gemeinden anhalten, daß fit die Arme 
mit ihrem Allmoßen mildiglich bedencken, auch da es nit allbe⸗ 
veit waͤre, unter ſich auff zween oder mehr gottfeelige Männer 
vbedacht ſeyn und erwaͤhlen, die das Almoßen mit bem Saͤcklein 
ſamlen, und ſambt den Kirchen⸗Dienern den Nothduͤrfftigen 
austheilen; Daß auch der Superintendent fleißig acht Habe 
in speciali visitatione wie uͤbet ben Armen gehalten werde. 


Mon der Kitchen : Disvipälie 
Die ander Befehl Unßers Rirchen-Rathe foR im dleßem 
6 


n 


232 


eben, baß auch die Chriſtliche Disciplina welche von bem 

mbt ber weltlichen. Obrigkeit unterfchieden ift, und in ber 
Straff mit dem Wort Gottes flehet, in Ungern Kirchen erhal: 
ten, und fo viel möglich, exerciret werde. Damit aber bie: 
felbe bey den Untertahnen befto baß ſtatt finden auch ihre 
Frucht bringen möge, ift vonnöchen, daß auch die Obrigkeit 
dazu die Hand biethe, folches alles zu erlangen, wollen Mir 
anfänglidy mit allem Ernſt und Fleiß Unfere ausgegangene 
Policey und andere Ordnungen, durch Unßere Ambt und Bes 
fehlö-Leuch handhaben, und gegen den Verbrechern berfelben 
Execution fürnehmen laßen. 

Im fall aber Unfer Ambts und Befehls: Leuth In ihrem 
Ambt fäumig und nadyläßig befunden, follen fie durch die Kir- 
chen⸗Diener chriſtlich und —** mit aller Beſcheidenheit 
dazu vermahnet, auch die ſtrafwuͤrdige und aͤrgerliche Per- 
‚sonen „ deren fie eigentlich Willens hätten, ihnen angezeigt 
werden. 

Da aber folches nit verfienge, fol durch die Kirchen » Die- 
ner folche® den Superintendenten, und von benfelben den 
Ober: und UntersAmbtleuthen angebracht, und wo bey benfels 
ben auch Eein Straff erfolgen wollte, alßdann von den Super- 
intendenten den Kirchen Räthen angezeigt werden, die folches 
an Uns oder Unßern Ober⸗Rath fürter bringen follen. Dar: 
auf wollen Wir Verorbnung thun, daß Unßere Policey- und 
‚andere Ordnungen exequitet, und die es nit thum wollen, der 
Gebühr dazu angehalten, auch wo Noth, abgefchafft werden. 
Doch follen bie Kirchen » Diener von Unferm Kirchen» Rath 
und Superintendenten bahin gewießen und angehalten werden, 
daß fie in Dermahnung der Ambt⸗Leuth ſich nit allein der Be 
ſcheidenheit verhalten, damit es nicht bey ihnen das Anfehen 
habe, alß wollte mann ſich in das weltliche Regiment, welches 
feinem KicchensDiener zuftehet, mit eindringen, fondern auch 
baß fie die Kirchen Diener, ehe und zuvor fie etwas anbringen, 
ſich der Sachen eigentlic, erfundigen, und nit aus hören fagen, 
oder ſchlechtem Argwohn, und eigenen Affecten handien, auf 
daß alle Verbitterungen, Unordnung, und Weitläufftigkeit, fo 
aus ſolchem leichtlich, fonderlich bey denen, fo noch zum beften 
erbaut feynd, erfolgen mögt, vermieden, und den Ambt⸗Leu⸗ 
then durch der Kirchen⸗Diener unbefcheibentlidy Einbringen hie: 
mit nicht Urfach gegeben, die Lafter ihres Theils defto nach⸗ 
Lihiger zu flraffen, und alßo eines durch das andere verhindert 
werbe. 

Damit dann auch ben einreißenden Laftern allenthalben 
deſto mehr gefleuert und abgewehret werben möge, fo haben 
Mir neben Unßerer ausgegangenen Policey - und Ehegerichts- 
Ordnung Unßern Ambtleuthen ein Nebenverzeihnuß, darin⸗ 
nen etliche mehr Unzucht und Lafter, als fie in gemelten Ord⸗ 
nungen in specie gemeldet, zuftellen laßen, und zu ftraffen 
aufferlegt und befohlen. 

Wann nun demfelbigen alßo, des Wir Uns verfehen wol⸗ 
len, gehorfamblicdy nachgefeget wird, fo kann dadurch bie an» 
dere geiftliche Steaff mit dem Wort Gottes leichtlich ſtatt fin: 
den, Krafft haben, und der Kirchen Chriſti erbaulich feyn, und 
werben fich auch weniger Casus zutragen, bazu der Excommu- 
nication zugreiffen Noth feye. 

Ferner und zum andern foll von Unßerm Kirchen: Rath 
benen Kicchen:Diener ernfllich aufferlegt und befohlen werden, 


1564. Cxx. Wfälziiche Stirchenratbäordunng. | 
aus Gottes Wort auf der Cantzel, auch fonften, da es die Ges 


legenheit gibt, dem gemeinen Dann einzubilden, daß es nicht 
genug feye, ſich vergeblichen mit dem Nahmen eines Chriſten 
zu ruͤhmen, fondern ponnöthen, daß Wir ſolchen Unßern Zitul 
und Chriftenthumb mit der That, bag ift, mit einem chriftli= 
chen, ehrbahren, auffrichtigen Leben, Weeßen und Wandel er⸗ 
zeigen ıc. 

Zum dritten, daß das Volck zu fleißiger Anhörung, ſelbſt 
Leßung und Betrachtung göttlichen Worts alten und neuen 
Testaments adbortırt. 

Zum vierten auch dahin erinnert werde, daß ein jeder, 
der an feinem Nechften, deſſen Er fi) wohl vermag, und von 
dem Beſſerung verhoffen thut, etwas Laſters oder Unzuchts, 
auch falfche Lehr fiehet,, daß Er denfelben brüderlich und treu- 
lich davon abzuftehen, und ſich zu befieren, vermahne, und 
möglichen Steig fürmende, daß Er gewonnen werben möge. 

Desgleichen und zum fünfften, mögen Wir leyden, daß bie 
KicchensDiener, wo fie in Erfahrung kommen, daß jemand aus 
ihrer Gemeinde gottesläfterliche Lehr, oder Argerlihen Wandel, 
Unßerer ausgegangenen Policey - Ordnung zumieber, führen 
thäte, denfelben eins ober mehrmahlen nad) Gelegenheit ber 
Person und Sadyen mit hriftlicher Freundlichkeit und Sanfft⸗ 
muth auff genugfam vorgehabte Erkundigung und nicht aus 
ſchlechtem Wahn oder Hören fagen feiner Gebühr und Sees 
ligkeit aus Gottes Wort zur Beſſerung erinneren. 

Da nun foldje Erinnerung und Vermahnung ftatt finden 
würde, hat es feinen Weeg, follt aber ſolcher ermahnet, unbuf- 
fertiglichen, audy ungeachtet Er von den Ambtleuthen geftrafft, 
in feinem Vornehmen verharren und fortfahren wollen, auch 
das Laſter alßo befchaffen feyn, daß es ber Gemeind Argerlich 
und nicht zu gedulten, follen Unßere Kichen« Diener und Su- 
perintendenten foiche® auff den Synodis und Visitationibus 
Unßern verordneten Kirchen- und anderen Räthen für: und ans 
beingen,, welche alßdann, da es feyn kann, mit folchen Leuthen 
auch zu handeln, und fie ernftlich in Beyſeyn der Ambtleuth, 
oder wie die Gelegenheit geben würde, zu ermahnen haben; 
Mo aber daffelde nicht verfangen, keine Beflerung zu verhof: 
fen, oder fonften das Lafter aͤrgerlich und notorifch wäre, foll 
es alßbald an Uns gelangt werden, barinnen mit vorgehendem 


Rath haben zu befehlen, was und wie gegen denfelben ber Ge 


buͤhr zu procediren. 
De Excommunlcatiene, 


Da nun in folchem Fall die Excommunication erkannt, 
ſoll der Halßſtaͤrrige ausgefchloffen, und der Gemeind des Orths 
von der Sangel durch die Kirchen Diener mit angehängten ge 
meinem Gebett umb feine Belehrung alf ein abgefchnittenes 
Glied von der chriftlichen Kirchen verfündigt, und weber zu 
Empfangung des Nachtmahls noch zu der Gevatterſchafft zuge: 
laffen werden. 

Mir wollen Uns auch die Gradus der Kirchen⸗Straff (fo 
auch vor Zeiten in ber Kirchen gebräluchic, geweßen, in den 
minderen ober fehr gemeinen Laflern) gegen denfelben fürzu- 
wenden, vorbehalten haben ; Nehmlichen, daß dem fträfflichen, 


| zum Erſten die Sacramenten auff eine gewiſſe Zeit nach viel 


gethaner Ermahnung durch gemelte Personen verbotten, und 
fo innerhalb derfelben Zeit nicht Beſſerung bey ihnen erfunden, 


1568. OXX. Pfäaälziſche Kirchenrathsorbsuung. 


und bey der Kirchen umb Verfähnung nicht anſuchen wuͤrde, 
Er alßdann offentlich excommunicirt werde, und bleibe, wie 
obgemelt, fo lang Er in feinem Laſter verharret. 

Gegen ben Verbannten aber foll die Regul S. Pauli 2. 
Thesal, 3. gehalten werden, daß die Chriften alßo nicht mit 
Ihme zu fchaffen haben, daß fie ſich feiner Sind theilhafftig 
machen, oder ihne barinnen flärdlen, doc) ihne nicht alß einen 
Seind halten, fondern ihne vermahnen, alß einen Bruder, fo 
Er die Vermahnung leyden mag; Da aber Jemand bie Ex- 
communication dermaßen verachten würde, daß Er in einem 
Sahr oder länger ſich derfelben zu entladen nicht begehrte, und 
fein chriftliche Vermahnungen und Reigungen an ihme ver: 
fahren wollten, foll ein folcher alß ein Unchriſt und Heyd Uns 
angezeigt werden, wollen Wir Uns ferners Raths gegen. einen 
ſolchen gebrauchen. 

Uber obgefchriebenen Fall, da bie vielfältige Erinnerung 
und Vermahnung bed drgerlichen Personen nicht ftatt haben 
will, wollen Wir auch weithers in allen Maleßz-Haͤndlen, fo 
Wir das erſte mahl nicht mit dem Tod, fondern fonft am Leib 
flraffen, alß da iſt der einfache Ehebruch, Hurerey, geringer 
Diebftahl, Meineyd und dergleichen, dieße Verordnung thun, 
daß dieffelbe geftraffte Personen nad) empfangener Straff von 
Unßeren Ambtleuthen an die Kirchens Diener gewießen werben, 
welche alßdann fie zu ermahnen, daß Sie Neu und Leyd über 
ihre begangene Miſſethat haben, auch ſich mit der beleidigten 
und geärgerten Kirchen wieder, der Gebühr, alß hernach flchet, 
verföhnen follen. 

Da aber folhe Verföhnung und Befferung nicht folgen 
wollte, foll alßdann folches wiederumb an Uns gelangen, und 
mit vorgehendem Rath berathfchlaget werben, was mit ſolchem 
balpflärrigen zu handelen und fürzunehmen, ob fie zu excom- 
municiren oder fonften in andere Weege gegen Ihnen mit welt: 
licher Straff zu verfahren. 

Was aber andere Lafter betrifft, fo Wir mit dem Tod ober 
Landes Vermeißung zu ftraffen pflegen, alß nehmlichen Zau⸗ 


berey, Teuffelsbeſchwoͤhrer, Wahrfager , fo fich nicht befehren, |. 


Aufrührer, Zodfchläger, Blutſchaͤnder, Dieb, mehrgeübter Ehes 
brudh, und was dergleichen mehr ift, achten Wir von unnöthen, 
mit denfelbigen einigen weitheren Process mit ber Excommu- 
nication vorzunehmen. 

Und dieweil auch allerhand drgerliche verführerifche Secten 
in Unßern Landen, wie auch in andern, durch unruhige Leuth 
einzuführen unterflanden, follen die Kirchen« Diener und Su- 
perintendenten darauf fleißig Aufmerckens haben, und die 


jenige, fo damit behafft feynd, Davon abweißen ; da fie es aber 


nicht thun wollten, alßdann Uns anzeigen, wollen Wie daran 
ſeyn, daß denfelben der Gebühr gefteuert, und dadurch bie 


Hriftliche Kirch Fein Aergernuß empfange. Was dann letztli⸗ 


hen etliche Mängel und Gebrechen, fo in Unßerer Policey und 
anderen Ordnungen nit begriffen, auch von Unßern Ambtleus 
then nicht geftrafft werben können, anlangen thut, meil diefs 
felbige mehrentheils verborgen, und nicht wohl möglich tft, dieſ⸗ 
feibige eigentlich zu erfahren, wollen Wir es dafür halten, da 
die Prediger und Kirchen= Diener und Unßere Ambtleuth ihr 
Ambt fleißig auf der Cangel verrichten, es werde der allmaͤch⸗ 
tige Gott zur rechtſchaffenen Belehrung und Beſſerung feine 
Gnad auch mitthellen. 


283 


De BReceptione, ' 

Nachdem aber der Excommunicirte ſich zur Beſſerung er: 
bieth, dieffelbe auch mit der That mit feinem Leben und Wans 
del erzeiget, und wiederumb ein Glied der chriftlichen Gemeind 
begehrt zu ſeyn, foll Er duch den Kirchen⸗Diener für der Ges 
meind bdeffelben Orths alß bußfertig, und feine Mißhandlung 
Gott und der Gemeind abbittendbe mit gemeiner Dandfagung 
für feine Belehrung und Gebett umb Beftättigüng feines Fürs 
faged der Excommunication frey und ledig gefprochen, und 
mit der Gemeind verfühnet werden. Und foldyes fol alßo ge⸗ 
halten werden auch mit denen, fo von Uns umb ihre offentliche 
Lafter geftrafft, und berhalben eine Zeitlang vom Nachtmahl 
abgehalten worden, die aber, denen ohne offentliche Aergernuß 
und Straff der Obrigkeit das Nachtmahl verbotten geweſen, 
mögen auf ihe Begehren und Anzeigung wahrhafftiger Reu 
auch ohne folche publicam receptionem wieder zugelaßen werden. 


Von der Kirchen⸗Räthe Ayd. 


Ihr follet zu Gott dem Allmaͤchtigen ſchwoͤhren, daß ihr 
dießer Unßerer Ordnung treulic und fleißig, fo viel fie Euch 
berühren thut, wollet nachkommen, fie in allen Puncten veſtig⸗ 
lic handhaben, daran feyn und verſchaffen, daß die reine Lehr 
des Wort Gottes unverfälfcht, nach Prophetifcher und apoftos 
lifcher Lehr und Eeclärung der uralten Kicchen, fo in denen 
dreyen Symbolis, Apostolico, Nicaeno, et Athanasiano bes 
griffen, für euch felbft, auch von Ungern Kirchen und Schuhl⸗ 
Dienern gefürdert, gepredigt und gelehret, fürgefegt und erhals 
ten, auch Beine frembde verführifche Lehe und Ceremonien, 
dem Wort Gottes, Unßerer ausgegangenen Kirchen Ordnung, 
oder auch fonft einige Neuerung in bie Kirchen, ohne Unger 
Vorwiſſen und Bewilligung eingeführet werde. 

Letztlichen follt ihr audy Uns getreu und hold feyn, Unßern 
frommen und Beftes fürdern, und vor Schaden warnen, alles 
getreulich und ohne Gefehrde. 


Befhluf. 


Hierbey foll es auf diesmahl mit des Kirchen-Rathe-Drb- 
nung verbleiben, dann was mehr in den obgemeldeten, auch 
anderen Kirchen und Schuhl- Handlungen vonnöthen und nuͤtz⸗ 
lich fürfallen wird, das follen aus Unßerem Befelch Unfere 
Kichen:Räthe, Superintendenten, Pfarcherr, Kirchen und 
Schuhl⸗Diener zu jeberzeit bericht werden. 

Und wollen Uns auch hiemit dieße Unßere Ordnung nad 


jederzeit Gelegenheit zu änderen, mindern, oder zu mehren aller 


dinge vorbehalten haben. Datum Heydelberg unter Unßerm 
zu Cap aufgedrudtem Secret, Freytags den Ein und zwantzig⸗ 


> . 


ften Juli Anno Sechßzig und Vier. | 
| Der Kirdens Diener Beftallung. 


Mir Sriederich von Gottes Gnaden Pfalsgraff bey Rhein, 
de8 Heil. Nömifchen Reichß Ertztruchßeß und Churfuͤrſt, Her: 
tzog in Bayern ıc. Bekennen hiemit offentlich, daß Wir den 
Ehrfamen, Ungern lieben getreuen N. N. zum Pfarrer, Kirs 
chensDiener und Diacon gen N. biß auf Wiederruffen auffges 
nohmen und beftellt haben, und thun das hiemit in Krafft 
dießes Brieffs dergeftalt, daß Er das Wort Gottes rein und 
lauter nach Innhalt des alten und neuen Testaments und Er⸗ 

36 * 


284 | 1504. CXX. Pälziiche Riechenraibsorbunng. 


Zlährung der alten Kirchen, fo in benen dreyen Sympolis, 
Apostolico, Nicaeno et Athanasiano begriffen ift, Unßern 
Unterthanen, zu benen ihne Gott der Herr durch Unß beruffen 
bat, getreulich und zu. Erbauung fürteagen, beyde offentlic, in 
der Kitchen und audy privatim, und fich ber Verkuͤndigung des 
Wort Gottes nicht mißbrauchen foll, zu feinen fleifchlihen 
‚ Affecten und Lüften, ober einem einigen lebendigen Menfchen 
dadurch zu gefallen, fondern daß Er demfelbigen.mit gutem 
ruhigen Gewiſſen vorftehen foll, zu der Ehr Gottes und zu 
Nug feines chriftlichen Gemeinde, weiche mit bem Blut feinss 
Sohns erkaufft iſt, ſich aller neuen falfchen Lehr, unnoͤthigen 
Fragen, die nit zu Erbauung dienen, unchriſtlichen und uͤppi⸗ 
chen Schelten und Schmaͤhens enthalten. Wo ſich auch zwi⸗ 
[den Ihme und feinen Collegis Iwepfpalten in der Lehr und 
eremonien begebe, bafjelbige nicht auf die Cautzel unter den 
gemeinen Dann, welcher fich daran aͤrgert, fondern für Unßere 
Kirchen-Räthe bringen, und Beſcheids darauff gemwarten, Item 
foll Ex die Chriftliche Lehr oder Catechisnium fleißig Jungen 
und Alten fürtragen, Sacramenten nad) Innhalt Unßerer Kir 
chen⸗Ordnung reichen, Krancke getreulich und fleißig befuchen, 
und anders. Verrichten,, fo zum Ambt eines getreuen Kirchen» 
Dieners und Seelforgers nad) dem Wort Gottes gehöret- 
Zum anderen fo fol Ex auch auf feine Ihme befohlene 
Kirch fleißig und getreuliches Aufffehen haben, daß bisffelbige 
nicht mit falfcher Lehr, ober boͤßem unchriftlichen Leben, offent⸗ 
lichen Schanden. und Laſtern, von Jemand aus ber Gemeind 
geärgert werde, fondern fo ſich deren eins begobe, und zutruͤge, 


foll Er lauth Unferes. Befehls und Instruction, fo Wir zw | 
he Ehrbahre fromme gottesförchtige Männer in der Kirchen 
"mit dem gemeinen Gebett erwaͤhlet merben, welche das Allmo⸗ 


Erhaltung ber chriſtlichen Bußzucht ihnen zuftellen laßen, 
chriſtlich, freumdlich und gebührlich ermahnen, und hierin kei⸗ 
nes Weegs noch Haß, Gunſt, Rath, oder zu feinen fleifchlichen 
Beglerden, noch leichtfertig, fondern ernfllich und in dee Korcht 
Gottes ſich der Vermahnungen gebrauchen. 

Zum dritten, ſo haben Wir auch Ihne ſambt ſeinem Weib, 
Kinder und Angehoͤrigen in Unſeren befonderen Schutz, Schirm 
und Verſpruch angenohmen, derhalben fol Er Uns getreu und 
gehorfam feyn, Unßer Ehr und Nuz helffen erhalten und bes 
fürderen, auch. allen Fleiß fürtwenden, fo viel ihme möglich, 
daß das Vol in gutem Fried und Einigkeit unter Unßerm 
Regiment erhalten werde, auch im Nichten zu verwilligen,, fo 
bießem zuwieder iſt, fondern in feinem Beruff und Dienft 
obgemelter Geftalt zu bleiben, es fey In Srieben, Krieg, Pe- 
stilenz oder andern Zeiten. 

Zum vierten fo fol Er auch Unßern Orbnungen und Po- 
licey unterwärffig feyn, durch feinen guten Wandel und Ges 
horfam den anderen ein gut Exempel geben, und vorgeben, 
aller Leichtfertigkeit, es fey in Gefehfchafften oder fonft, muͤßig 


gehen, und ſich Ehrbahrlich Züchtig und Gehorfam verhalten. 


Zum fünfften, fo fo ihme auch die Behaußung, bie Guͤ⸗ 
ther, und anders zu feiner Competenz gehörig, auch Bücher 


und Register mit Kundfchafft de Schuitheißen, etlichen des 


Gerichte ‘und Juraten eingeantwortet werben, und foll wie es 
damit befchaffen, desgleichen das Ratam in ein fonder Kirchen⸗ 
Bud) eingefchrieben werden, daß ſolches gefchehe, foll Er Pfar⸗ 
ter daran ſeyn, Stem, fo fol Er audy nichts von dem Pfarrs 
hauß, Pfarrgüchern und Pfarrgefällen, in Abgang fommen, 
baffelbe verfauffen, verfegen,, verpfänben, ablößen, ober aͤnde⸗ 
ten, ohne Vorwiſſen und Bewilligung dee Kirchen: Juraten 
und Ambtleuth, damit das Geld ber Gebühr wieder angeleget 
werden möge, zu thun verfkatten, auch nicht vertaufchen, ver⸗ 
kuͤrtzen, oder fonft weder durch ſich noch andere bavon kommen 
laßen, ſondern ſolches mit allem Fleiß handhaben, oder da 
Ihme Eintrag geſchehe, von wem das waͤre, ſolches an ſeinen 
Superintendenten oder Unßere Kirchen⸗Raͤthe gelangen laßen, 


ſoll Ihme gebuͤhrlich Huͤlff und Handhabung geſchehen, was - 


auch an ſeiner Competenz unrichtig, ungiebig, hiebevor davon 
verlohren, oder hinweg kommen iſt, das alles ſoll er ſeines moͤg⸗ 
lichen Fleiß, gangbahr, giebig, richtig machen, und herzubrin⸗ 
gen, unterſtehen, oder aber ſolches an Unßere Ambtleuth oder 
Verwaltung geiſtlichet Gefaͤll gelangen laßen: 

Letztlich ſo ſoll Er auch auff die Schuhlen und Schuhl⸗ 
Meiſter auch auff die Gloͤckner ein fleißiges Auffſehen haben, 
daß dieſſelbige ihres Ambts fleißig und treulich warten, ſonder⸗ 
lich daß der Catechismus in der Schuhl mit Ernſt und Fleiß 
getrieben werde, fürnehmlich aber, fo fol Er daran fern, daß 
jederzeit, da zuvor deswegen Fein fondere Anftellung wäre, etli⸗ 


fen, dazu auff der Cantzel den gemeinen Mann fleißig ermah⸗ 
nen fol, allweeg nach der Predig fammien, und darnady treu⸗ 
lich und fleißig den Nothbürfftigen austhellen, bey welcher 
Austheilung fambt der Verrechnung Er auch fein und Auff⸗ 
ſehens haben. fol, daß. nicht nach Gunſt der Affecten ſondern 
nad) Nothdurfft, und ba es angelegt, die Austheilung gefchehe, 
und da deswegen einigee Mangel durch ihnen gefpührt, ſolches 
an Unßere Ambtleuthe oder Superintendenten Verbeßerung 
fürgunehmen gelangen laßen, auch font alles thun und hand⸗ 
len foll, das einem getreuen Kirchen» Diener, Hirten, Seel 
forger, und Unterthanen vermög des Wort Gottes zu thun ges 


Dem alßo nachzukommen hat Er Unßern Kirchen⸗ Räthen 
an Unßer ſtatt mit Hand gebenden Treuen angelobt, und ein 
Ayd zu Gott geſchwohren; Deshalben Wir Ihme dieße Be⸗ 
ſtallung unter Unßerm zurudauffgedrudtem Secret zugeftellt, 
umd dagegen von Ihme einen Revers empfangen. Gefchehen 
zu Heydelberg 2c. Freytags den Ziten Julii 1564. 


+ 


1564. CHE. Braupichw.»Bäuckurger Sirchenorduung. 


CXXI 


Kirchenordnung : Wie es mit Chriftlicher Lere, reichung der Sacrament, Ordination der 
Diener des Cuangelij, Orbentlihen Geremonion, Bifitation, Conſiſtorio und Schulen, Im Hergogthumb Luͤnen⸗ 
burgk gehalten wird. Wittenberg. 4. 


Nach König, Bibl, Ag p. 66, if biefe K.⸗O. ein Ab⸗ 
drud ber von dem Herzog Ernſt publicipten, Ordnung, und 
nah Spangenherg in Lippert’ Annalen, Bb. IL 
9.28, ift fie eine neue Rebaction besjenigen Geſetzes, wels 
ches unter Melanchthons Mitwirkung im 3. 1543 publi= 
eirt worben war. Es ift nicht beftimmt anzugeben ‚ wie 
es fich hiermit verhalte. Gewiß aber ift, daß bei der Ab⸗ 
faffung die Medlenb. 8.:D. von 1552 benugt morben 
iſt. Wir geben fie im Auszuge nach der im 3. 1598 er: 
fehienenen, wörtlich gleihlautenden Ausgabe (Gebrudt zu 

fien, bey Michel Kröner, 26.3. 4.). Das- borangebenbe 
Mandat ber Herzöge Heinrich und Wilhelm d. 3. begeichs 
net bie Rehtsanict bon der Stellung des Landesherrn zu 
der Kirche in folgenden Worten: „Nachdem .. einer jeben 
Obrigkeit, aus Gottes befehlich gebüret, fleiffig aufffehen 
zu haben, das Gottes Wort lauter und rein geleret vnd 
geprebiget, auch ber rechte brauch ber h. Sacrament, nach 
der einfegung unfers Herrn und Heilands Jeſu Chrifti ges 
übet, vnd — Ceremonien, Bucht vnd Difeiplin ers 
halten, vnd alfo Gottes h. Name, bey uns armen Mens 
hen auff Erben geheiliget vnd gepreifet, und vieler Leute 
feligleit gefbrdert werde.” 


* * 

„Weil .. eine Chriſtliche gute Ordnung fuͤrnemlich vff 
Vier Stuͤcken beruhet. Nemlich, In pflangung und erfennt- 
nis der einigen, ewigen, warhafftigen, rechten Lere. Zum An⸗ 
bern, In erhaltung des Kirchenampts oder Ministerii verbi Dei, 
Auch in verorbnung gewiſſer gäter und einfommen,, bauon die 
Prediger vnd Lerer in den Schulen jre unterhaltung haben. 
Zum Dritten, In ehrlichen Chriftlichen eufjerlichen Ceremo⸗ 
nien, Zum Vierden, In echaltung Chriftlicher Schulen vnd 
Studien. So folget vnterſchiedlich von folchen vier Stiuten,” 


Erſtlich von der Lere. 


Allgemeine Hinweifung auf bie Lehre, die in den Schrife 
ten der Propheten, Evangeliften und Apoftel, und in ben drei 
Symbolen der alten Kirche „ausgebrüdet, und durch Mnztı 
Luther fel ernewert, und in feinem Gatechismo, Auch in der 
Confeffion und Apologia, die Ao. 1530. der Keiſ. Mai. zu 
Augſpurg vberantwortet iſt, begriffen.” 


Bon dem Ministerle verbi Dei. 


Keiner ſoll ſich in das Amt ohne Vocation eindrängen, und 
Alle, welche durch eine Kirche berufen, oder von dem Landes⸗ 
herren, ober den Superintendenten, oder den Patzonen gefors 
dert werben, find zuvor von dem Superintendenten zu Celle 
ober den fonjt dazu Verordneten zu verhören. Hat Einer gute 
Zeugniſſe von dem Orte feines bisherigen Aufenthaltes, und 
wird er. tüchtig erfunden, fo ift ex dahin zu verpflichten: „das 
er in dem heil. Ampte, mit Bottes furcht, Glauben und an 
ruffung zu Gott, trewlich vnd fleiffig dienen, zuͤchtiglich leben 
und leren, vnd bei obberuͤrter Lere, die er bekennet bat, beſten⸗ 


diglich bleiben wolle.“ Die Form der Ordination iſt die be⸗ 


ı Banmte Luther'ſche. Diejenigen, welche bereits ordinirt find, 


follen in gleicher Welfe verhoͤrt und verpflichtet werden. „Und 
follen in allemege, die newe Prediger, wenn fie alfo .. ordiniet, 
und beftetigt, durch den Superintendenten des orts, dahin er 
beruffen, vnd durch die Ampten eingewiefen, vnd ſolchs dem 
Bold auff einen Sontag verfündiget werben, bamit fie wiſſen 
haben, das er ordentlich vocirt, vnd fie jme als jrem Paſtorn, 
ſoviel fich gebüret, und feines Ampts iſt, folg, und das jenige, 
was fie jm fehäldig, leiſten follen.” - 


Bon Siechengericht vmd Bifitatien. 


Das Eonflftorium zu Celle ſoll „mit vnſern Gelerten, und 
ombern Hoff Rehten, auch eglichen Predicanten befeget” und 
jährlich vier Mat: gehalten werden. Vor daffelbe gehören fols 
gende Sachen: 1) Wenn Streit in ber Lehre vorfälst, ober ein 
PMarrer feiner Lehre oder ſeines Lebens halber verbächtig und 
ſtrafbar iſt. 2) Die Ehefachen. Die Paftoren follen das Vol 


. fleißig vor außerehelicher Bermifchung warnen und biefelbe 


nicht geftatten, die Webertreter aber anzeigen. „Wnd fol der Ehe 
ftand mit offentlicher defponfation und Gebet, in beyſein etz⸗ 


licher Leut, ald Zeugen, angefangen werden.“ Nothwendig iſt 


zwei⸗ oder mindeſtens einmaliges Aufgebot. Geſchieht bei 
dieſem ein Einſpruch, fo iſt an das Confiſtorium zu berichten. 
Haben ſich Eheleute verlaſſen, ſo ſoll der Paſtor ihnen ander⸗ 
weite Verheirathung nicht geſtatten und ſie an das Conſiſto⸗ 
rium verweiſen. „Mag aber neben der Oberkeit oder Ampten 
an dem ort, zwiſchen ſolchen Perſonen wol handlung fuͤrne⸗ 
men, ob er ſie verſuͤnen koͤnte, damit nicht not, das Eonſiſto⸗ 
rium damit zu bemühen.” 8) Irrungen zwiſchen ben Paſto⸗ 
ren, Diakonen und Kuͤſtern. 4) Klagen gegen die Paſtoren. 
„Es weren denn ſachen, die nach jrer art, vor das Conſiſtorium 
nicht gehoͤren.“ 5) Klagen der Kirchen und Kirchendiener 
uͤber entzogene Guͤter und Nutzungen. 


Von ber Viſitation. 


Die Viſttationen follen „zu zeiten, Wenn es von noͤten 
oder gelegen fein wit,” gefchehen, und auf Lehre, Leben, Handel: 
und Wandel der Paſtoren und Zuhörer gerichtet werden. Die 
Patrone behalten ihre Berechtigung, und es iſt auch hierauf: 
bei den Bifftationen zu achten. 


Ton unterhaltung ber Yeftorn vud Mindenbiensr, Vlsch Cchelewifker 
vnd Schulgefellen, Güfter, auch ber Pfarrherra vnd Eüfter Heuſer. 

1) Die Amptleute, Bürgermeifter und Raͤthe und Kirch 
geſchworne in ben Städten, fo wie die Juraten auf den Doͤr⸗ 
feen follen fleifiges Auffehen haben, daß das Kirchengut er⸗ 
halten und ben Kirchendienern und Schulmeiſtern bavon ihr 
gebührticher Unterhalt gereicht werde. Jaͤhrlich follen Haupt⸗ 


286 1568. CXXI. Branufchw. s Lüneburger Kirchenordnung. 


und Amtleute in ben Aemtern, Bürgermeifter und Rath in 
den Städten in Belfein des Superintendenten fid) von ben 
Juraten Rechnung ablegen laffen. Die Veräußerung ober 
- Verpfändung ber Kirchengüter ohne landesherrliche Verwilli⸗ 
gung iſt verboten. 

2) Die Einkünfte und Rechte der Pfarren und Küflereien, 
die zur Fabrik gehörenden Güter, und was zum Caland, den 
Gilden und geiftlichen Lehen gehört, ſoll fleißig regiftrirt werben. 

3) Bei Verpachtung der den Kirchen gehörenden Grund» 
ſtuͤcke Haben bie Pfarrer und Küfter den Vorzug, wenn fie fich 
zur Bezahlung des Binfes erbieten. Damit aber fih Niemand 
an folchen Gütern eine Exrbgerechtigkeit anmaße, follen diefels 
ben, da es die Nothburft erfordert, eingezogen und weiter ver⸗ 
pachtet werden. 

Bon Kindtaufen, Verehelihungen, Begräbniß und Krans 
tenbefuchen empfangen die Pafloren und Kirchendiener eine 
Verehrung, welche ſich nad) ber Obfervanz richtet, aber mindes 
ſtens einen Schilling Luͤb. für den Paſtor, einen Weißpfennig 
für den Küfter betragen fol. An den vier hohen Zeften, Weib: 
nachten, Oftern, Pfingften und Michaelis, opfern die Parochia⸗ 
nen wenigſtens einen Pfennig für die Perfon, und mo es ge: 
wöhnlich, dem Paflor Schinken, dem Küfter Schultern oder 
andere Pröven an Korn, Fleiſch, Eiern u. f. w. zu reichen, foll 
dieſes auch ferner Statt finden. 

In allen Pfarreien find Wittmenhäufer zu errichten, in 
welchen die Wittwen der Paftoren ſchatzfrei figen, und daneben 
der „gemeinen huet und Weide, Maftung und notdürfftiger 
. feromung, wie andere, zu genieffen haben.” Das Holz zum Bau 
foll aus den fürftlihen Waldungen angewiefen werben. Sind 
zwei Wittwen vorhanden, fo hat die Altere den Vorzug. Die 
Dflicht, die Küfterhäufer zu erhalten, liegt den Gemeinden ob. 
Sür den Fall, daß auf die Benugung keine Wittwe Anfprud) 
hat, find fie zu vermiethen und ber Zins ift zu ihrer Erhaltung 
oder zum Beſten der Kirche zu verwenden. 

Die geiftlihen Lehen, Vicarien oder Commenden follen 
nicht ad privatos usus eingezogen, fondern entweder den Kir⸗ 
hendienern, oder fubirenden Schülern verliehen werden. 

Alte Superintendenten find verpflichtet, fleißig darauf zu 
achten, daß die Pafloren in Lehre und Ceremonien ſich nad) 
dieſer Ke O. richten und chriſtlich und unfträflich leben. Finden 
fie irgendwo einen Mangel, fo follen fie die Sehlenden chrift: 
lich und brüberlich ermahnen und zulegt dem Superintendenten 
zu Gele oder dem Confiftorio anzeigen. Auch foll jeder Su- 
perintendent jährlich eins oder zweimal feine Pafloren convo⸗ 
ciren, mit ihnen von ber Lehre confericen und wegen ber etwa 
gefundenen Mängel fie zurehtweifen. 

Die Paftoren follen Feine Krüger fein, und Bier um Geld 
auszapfen. 

In allen Pfarreien iſt ein Armenkaften aufzurichten, und 
an jedem Sonntage follen zwei dazu verordnete Gemeindes 
glieder unter der Predigt Almoſen fammeln, das an die Ars 
m zu vertheilen iſt. 


Bon Geremonien, ordnung der Lection vnd gefang in den Kirchen. 


Diefer Abſchnitt ruht in feinen weſentlichen Theilen auf 
der Sächf. Agende von 1539 und der Medlenb. K.⸗O. 
von 1552, von denen bie letztre oft woͤrtlich wiebererfcheint. Ne⸗ 


ben beiden find jeboch auch die Nürnb. und die Braunſchw. 
RD. v. 1528 benugt ; namentlich haben diefelben die Abmo x 
nitionen vor dem Abendmahl geliefert. 


Bon den Gtifften. 


In den Stiftern Bardewid und Rammelsloh fol die für 
die Städte vorgefchriebene Sottesdienftorbnung beobachtet, und 
baneben mwöchentlidy zweimal gepredigt und (außer Mittwoch 
und Sonnabend) täglich von den refibirenden Canonikern und 
Vicarien Mette und Vesper gefungen werden. Die unent- 
ſchuldigt Ausbleibenden zahlen eine Gelbftrafe, welche ben 
übrigen Mitgliedern zufält. Wer aber ſich dem Gottesdienfte 
ganz entzieht, foll ald ein Müffiggänger nicht im Stift gelits 
ten werden. Auch in den Sungfrauenflöftern wird es an den 
Feften mit Geſang und Predigt in ber vorgefchriebenen Weife, 
fonft nad) der Klofterordnung des Herz. Franz Otto gehalten. 
Unchriſtliche Lectionen, Gefänge und Gollecten find gänzlich) zu 
unterlafjen. 


Bon ber Tauffe. 


Die Taufe gefhieht in facie ecclesiae, weshalb die Tauf⸗ 
feine vor dem Chor um einen oder zwei Tritte zu erhöhen 
find. Die Aeltern follen ermahnet werden, ihre Kinder an 
Sonn s oder Werktagen, wenn die Predigt gehalten wird, zur 
Taufe zu bringen, und zwar foll die Taufe Sonntags früh vor 
dem Evangelium, Nadymittags und an Wochentagen aber bald 
nad) der Predigt Statt finden. Der Zaufritus ift durchaus 
der Luther’fche. 


Bon der Nottauffe. 


Von der Obrigkeit jedes Drts fammt dem Paftor und den 
Kirchgeſchwornen follen mit Rathe verftändiger Frauen gottes⸗ 
fürdhtige, fleißige, treue und tüchtige Hebammen verorbnet 
werden. Diefe haben fich zu verpflichten, in der Noth bei den 
Frauen Feine Abgötterei zu brauchen, fondern allein bei Gott 
durch das Gebet Hülfe zu fuchen, und verordnete chriftliche 
Mittel anzuwenden; bdesgleichen den Armen wie ben Reichen 
willig zu dienen. Der Paftor aber fol fie fleißig unterrichten, 
daß fie nicht ohne dringende Urſache zur Nothtaufe eilen, daß 
fie mit der Taufe verziehen, bis das Kind ganz geboren ift, 
daß fie die todte Leibesfrucht nicht taufen,, wohl aber auf dem 
Kirchhof begraben follen. Ferner find fie zu unterweifen, wie 
die Taufe felbft zu ertbeilen fe. Nach der legtern find die 
Kinder um ihrer felbft, der Aeltern und der Gemeinde willen 
zur Kirche zu bringen, damit die Taufe beftätigt werde. Diefes 
gefchieht nach der in der Sädyf. Agenbe vorgezeichneten Form. 


Wie mit deu Leuten in ber Beicht zu handeln. 


Keiner ift zum Altar zu laſſen, der nicht vorher gebeichtet 
unb die Privatabfolution erlangt hat, welche niemals mehren 
zugleich ertheilt werden darf. infältige Leute follen von ben 
Beichtvätern nad) dem Katechismus gefragt, und denfelben zu 
lernen bei Strafe angemiefen werden. Die erfte Abfolutionss 
formel ift die der Säachf. K. D., die zweite ift die folgende: 

„Dieweil das jr befennet, das je mit Sünden behafftet 
ſeid, vnd Gott mit fündigen erzürnet habt, vnd des fals bes 
gexst, Troft wider des Teuffels anfechrung, vnd ich zu tröften 


1564. OXXII. SRirchenorduung der Gemeinde zu Miggen Nabe. 


arme Sünder und Sünderinnen verordnet bin, ein Diener 
Gottes, Nach dem audy Chriftus zu mir gefprochen hat, Wel⸗ 
ches Sünde jr vergebet, dem find fie vergeben. Item, Was jr 
entbindet auff Erden, tft entbunden im Himel. Auff folche 
zuſage Gottes, und nach feinem befehl, ſpreche ich euch los, von 
allen ewern Sünden, allhie in ber fledte Gottes, Im Namen 
des Vaters, und des Sons, vnd bes h. Beiftes, Amen.” 


Bon Befuchung ber Krancken. 


An Beziehung auf bie Thaͤtigkeit der Pfarrer wird auf bie 
Anmeifungen von Luther, Urbanus Regius, Pfeffinger, Hubes 
rinus und Weller verwiefen. Die folgende Eurze Anleitung 
ſtimmt in ihrem Inhalte mit denen der früheren K.D. überein. 


Bon Begrebuifien. 


Die Kirchhoͤfe follen gehörig befriedigt, und wenn es bie 
Mothburft erfordert, außerhalb der Städte und Dörfer ange- 
legt werden. Kinder, welche ungetauft verftorben, find, wie 
„bey uns eine Löbliche gewonheit ift,” auf dem Kirchhofe neben 
anderen Chriften zu begraben. Die Leichen werden unter Vor: 
sang des Pfarrers und der Schüler, oder, wenn die legteren 
nicht vorhanden find, des Pfarrers und Küfters mit Gefang 
zur Exde beftattet,, nachdem auf dem Kirchhofe eine kurze Vers 
mahnung gehalten worden ift. 

„Weil auch offtermals Leute im Sottlofen leben alfo ers 
foffen fein, das fie vmb jrer mutwilligen Sünde willen, barin 
fie ſtecken, als Ehebruch, Hurerey, Dieberey, Wucherey, Hafß, 
Neid und dergl., fich viel lieber der Predigt des göttl. Wortes, 
vnd gebrauch der h. Sacramenta, enthalten wollen, denn ſich 
beffern, vnd von jren Sünden ablaffen, auch darüber offters 
mals, in folcher unbusfertigkeit hHinfterben, So wollen wir, das 
fo diefelbigen ſich nach fleiffiger vermanung jres Paſtoris nicht 
beſſern und bekeren werden, fondern ohne den Gebrauch des 
Sacraments bahin flerben, das man bieffelbige nicht tie ans 
dere Chriften, mit Proceffionen, Gefengen, vnd anderen Chriftt. 
Geremonien begraben folle, Es follen auch Beine Schulmeifter, 


287 


Daftorn, oder Prediger verpflichtet fein, bey folcher Leute begreb⸗ 
nis zu fein, Es mögen die jren folche Leute allein begraben, 
nach jrer gelegenheit.” 


Bon vertrawen und ſegnen Braut vnd Breutigam. 


- Die Ehe, als fonderliche göttliche Ordnung, „dadurch das 
Menfchlihe Geſchlecht erhalten, und dem Allmechtigen eine 
Kirche auff diefer Welt gefamlet wird,“ foll öffentlich und vor 
der Gemeinde (Sonntags zur Vesper, an Werktagen nad) ber 
Predigt) nach vorgehendem zwei⸗ oder mindeftens einmaligen 
Aufgebote eingegangen werden. Der Trauritus ift im Gans 
zen ber Luther’fche. Doc) ift das Zraugelübde vollftändiger : 
„Hans, je ftehet allhie, und begeret gegenwertige Margarethen 
zu nemen, zu ewer Ehelichen Hausfrawen, euch von jr nicht 
zu fcheiden, es fey denn, das euch der Todt fcheide, SIE ſolchs 
noch ewers hertzens wille vnd meinung, ſo bekennets allhie vor 
Gottes Angeſichte, vnd in gegenwertigkeit der Gemeine, vnd 
faget ja.” Die Admonition iſt der Nuͤrn b. nachgebildet. 


Bon Ehegelübben. 


Die Paſtoren ſollen jaͤhrlich ein⸗ oder zweimal das Volk 
von dem Eheſtande belehren, vor verbotener Vermiſchung war⸗ 
nen, und Mof. III. 18 vorleſen, mit dem Bericht, daß bie 
Ehe in den hier genannten Fällen bei ernfter Steafe verboten ſei. 


Bon den Schulen. 


Kurze allgemeine VBorfchriften. Die Superintendenten 
und Paftoren haben darauf zu achten, daß tüchtige Lehrer bes 
ftelit werben, und jährlic, vor Oftern und Michaelis follen fie 
mit zwei Rathsmitgliedern die Schulen vifiticen und bie Ana 
ben prüfen. 

Den Schluß bilden die Collecten und Präfationen, von des 
nen bie erfteren ber Sä ch f. Agende,diefe der Medlenb. RD. 
entlehnt find. 


Gedruckt zu Wittemberg, buch Georgen Rhawen Erben 


OXXI. 


Kerckenordeninge der Chriſtliken Gemein tho Niggen Nade. Angehauen 1561. op Pingſten. 
Dörtmund dörch Albert Sator 1564. 


Diefe von Hermann Wilde entworfene luth. K.⸗O. hat 
folgende Abfchnitte: Korte Berinneringe van der wah⸗ 
ven Religion. — Ban ler vnd leven onferes Paſtors. 
— Banner gepredbiget, wanner vnd wie die Sacra⸗ 
mente follen gehandelt werden. — Ban andern 
Feierdagen neven ben Sundagen. — Ban ber Dope. 
— Ban Brutlahten — Ban Befdblinge der Kran⸗ 
ten. — Ban Begreffniffe — Volgen be Pfalmen der 
man einen oder etlife welle man wil vor der Meſſe 


finget. — Te deum laudamus, — Etlite Kyrie — 
Sollecten. — Zur Vollgiehung kam fie nicht, vielmehr wurde 
fie von dem Herz. Wilhem von Eleve verboten und von bem Ma⸗ 
oiftrat zu Dortmund confischrt. Vergl. Hamelmann, Opp. ge- 
neal. p. 826, Entw. einer Agende für ben Synodalbereich der 
Grafſch. Marl, Eſſen 1829, Borr. S. XVI, Jacobſon, Ges 
fhihte der Quellen des ev. K.⸗R. ber Prov. Rheinland und 
Weftphalen, &. 62, url, ©. 8. 


1565. oxäv. Belningenidye Moltzelorruunug. 


1563, 


CXXIL 
Agend Büchlein, Der Ehriftlichen Enangeliichen Kirchen zu Srandfurt am Maya, darin 
die Gebet, vnd andere Ceremonien, fo bey der Predig Gottes Worts, vnd den heiligen Serramenten bafelbft ges 
breschlih find, Türblic angezeigt werben, begriffen find. Getrudt zu Frankfurt am Mayn, Anno MDLXV. 


4 


Die erfte Frankfurter K.⸗O. iſt oben Nr. XXIX®. mitgetheilt. 
Die vorl. enthält nur die Gebete vor und nad) Empfang bes 
Abendmahls, den fehr abgekuͤrzten (luther.) Ritus bei der Zaufe 


und der Eheeinfegnung, das gemeine Gebet, Beichtformulare, Ans 


weifungen zur Troͤſtung der Kranken. Sie iſt gedruckt „buch 
Martin ler, in verlegung Sigmund Feyerabends und Simon 
Huͤters.“ Eine Agende aus dem J. 1563 („Einfältige 


orm das Nachtmahl des Herrn zu halten, zu Tauf⸗ 
FAR und Ehe⸗Leuth einsufteanen, fambt ihren Ber: 
mahnungen und Gebetben, wie gu Franckfurth ge- 
braͤuchlich“) nenht nah Dieffenbach, Judaes tonversus, 


DB. 4. 


p- Be: Ritter im Evang. Deuckmahl ber Stabt Franckfurth a. 
., 8. 292; eine andere aus dem 3. 156% (Kirchenord⸗ 
nung und Gebet .. in ber Kirde zu Srandfurt a. M. 
beym h.Nachtmal, Zauf und Einfegnung ber Eheleut. 
Bufampt angehbendter Form, wie man ſich gum bh. 
Nachtmal bereiten unb anzeigen foll, für die Ein=- 
pitigen Auch dabey .. Unterricht, wie man bep den 
ranten handeln foll, 8.) nad Chrysendri Bibl. leg. 
Kae: Feuerlini Bibl. symb. ed. Riederer, P. ]. p. . 
ide find wahrfcheintich mit der bier angezeigten fventife. 


1566. 


| CXXIV. CXXV. 
Kircheuorduung, Wie 23 mit der Chriftlichen Lehre, ratchung der Sacrament, ordenlichen 
Cetemonien, erhaltung Chriſtlicher Schulen, Ordination der Diener des Euangelij, auch andern der Kirchen not= " 
wendigen fluden, Inn vnſer Philips, Meinharts, und Sorgen, Grauen zu Leiningen, Herm zu Weſterburg, onnd 
Schaumburg, x. Graff und Herrfchafften gehalten werben fol. Anno MDLXVI 9781. 4. 


Holiceyg Ordnung, Wie diefelbe inn Wufer Philipfen, NReinharts, und Jörgen, gebrübder, 
Sranen zu Leiningen, Herren zu Weſterburg, vnnd Schaumburg, Graue vnnd Herrfchafften, angericht und gehal⸗ 
ten werben fol. 2%. 4. ' 


Die erfte der bier verzeichneten Ordnungen ift zu Alten⸗ olicev orbnuna, wie die ı a a J 
leinin Mal am de 1365 erlaffen. Sie tft in den mei: 9? vo 8, e in ber Graffſchafft Lei 


en femitten aus der Medtlend. K.:O, von 1568 (Mr. 
CH.) und der Württemb. v. 1553 (Nr. XCV.) tom: 
binirt. Da fie nirgends bemerkenſwerthe Eigenthuͤmlich⸗ 

' Zeiten barbietet, reicht es bin, ihre Rubriken zu bezeichnen: 
Bon ber Schr vnd Predig = Von der Tauff. 





ningen, Weflerburg, 2c. folangeriht und gehalten 
werden. . 


1. Wort flcltfigen Kirchgang, zu aller zeit. 
Saͤmmtliche Unterthanen ſollen zu Anfange bes Gottes⸗ 


— Bon der Jabetauff. = Vom Catechiſmo. — ' dienfled in der Kirche erfcheinen, und dis zu Ende ausharren. 


Bon der Privat Beicht. — Ordnung bes Racht⸗ 
mals. — Bon ber Letaney und gemeinen Gebet. 
— Bon den Fevertagen. — Bon der Kirchen⸗ 
Eleidung — Bon Kirchen Geſengen. — Bon 
eintieitung der neuwen Chelentt. — Won bes 
fuhung der franten — Bon dim Begrebnuß. 
— Bon ber Bifttation. — Bon Chriſtlichen 
Schulen. — Bon ber Drdination. 

Gedruckt inn des 9. Reiche Ffyſtatt Wormbs, bey An⸗ 
thonyo Kortoys, Anno MDLXVI. 

Eine Ergaͤnzung dieſer K.⸗O. iſt die am 11. März 1566 
erlaſſene Polizeiordnung, welche wir im Auszuge folgen 
laſſen. 


* * * 


u. Wie es fol wit dom Kitchzaug am Sontag gehälteh werben. 


Sowohl vor als nach Mittag ſoll das Pfarrvolk den Got⸗ 
tesdienſt beſuchen, und keiner ſoll ſich vor der Fruͤhpredigt ohne 
Wiſſen und Erlaudniß des Schulthelßen In Geſchaͤften aus 
dem Flecken begeben, bei 3 Albus Strafe, 


I. Wie es fol gehalten werden, mit ber predig Ber heylfamen Chrift⸗ 
lichen Kinder Lehr, ober Katechifmi. 
Die Katechismuslehre wird gehalten Sonntags von 12— 
1 Uhr. Während derfelben ift alles Spielen, Tanzen, Saufen 
und Schwelgen in ben Wirthshdufern, fo wie das Müßigftehen 
und Schwagen auf den Gaſſen und vor der Kirche verboten. 


18086. Oxzxvı. Seififhe Rirchensrhunng. 289 


IV. Wie es fol mit der Wochen prebig gehalten werden. 


Sreitags In jeder Woche fol eine Predigt gehalten werben, 
bei der aus jedem Haufe mindeftens eine Perfon, bei 11, Alb. 
Strafe für den Hausvater, zu erfcheinen hat. 


V. Wie mans halten fol, mit denen, fo Gottes Namen leftern. 


Allgemeine Strafandrohung gegen Flucher, Schwoͤrer und 


Gotteslaͤſterer. 
VI. Von erwölung der Cenſorn, vnd wie ſich dieſelben halten ſollen. 


„Es ſollen in Vnſerer gantzen Graueſchafft, durch den 
Schultheiſen, inn beyſein des Pfarherrs, eines jeden Orts, 
drey oder vier Gottsfoͤrchtigen Maͤnnern, erwoͤlet, vnnd bey 
jhren treuwen, damit ſie Gott vnnd der Obrigkeit verpflicht 
ſeyn, durch den Schultheifen angenommen werden, deren ampt 
diß ſein ſol: Daß ſie ſamptlich mit hoͤchſtem fleiß, ein auffmer⸗ 
ckens haben, daß das Volck fleiſſig inn die Kirchen zum wort 
Gottes gehe, vnd alles anderß das, was Wir inn Vnſerer Pol⸗ 
licey Ordnung, vnd Kirchenzucht, geordnet haben, vnuerpruͤch⸗ 
lich gehalten werde, vnd ſollen die vberfahrende Perſonen, inn 
allen Artickeln, einen wie den andern, dem Schultheiſen durch 
dieſe Cenſorn, angezeigt werden. Woͤlcher als dann die obge⸗ 
ſetzte ſtraff jhnen aufferlegen ſol, vnd damit nun den Perſonen 
vnd Cenſorn je ampt, als ein Verrhaͤterey, von ben andern 
nicht gedeut werden, So woͤllen Wir, daß es alweg, von einer 
Viſitation zur andern, ordenlich herumb gehe.“ 


vo. Vom Sauffen, zutrincken, und Füllerey. 
vo. Ron Warfagern. 
IX. Ben St. Peters Brunnen bey Bodenhaim. 

Bei zehn Gulden Strafe ift verboten, Kinder an folche 
Orte zu tragen, „da man fie wiget, vnnd foniel oder ſchwer 
Korns, als die Kind wiegen, dem Gögen gibt, woͤlches frembde 
@ötter fuchen, ehrn und anbetten heiſt.“ 

"X Bon Bafinacdhtipielen. 

Der Heidnifche Wandel „mit pratten heifchen, Bugen gehn, 
Lehen außruffen, Mayen ſtecken, Hagel baum brennen, Sohane 
fewer machen, vnnd drüber fpringen ,.. Fahnen tragen, Kirchen 
blümen, vnnd gegen dem Wetterleutten” ift bei einem Gulden 
Strafe verboten. 

xl. Bon deu Rirchweihen. 
Verbot der „freß Kiechweihen, bey peen zehen gulde.“ 
oO. Bon Kreuterweyhen. 
Bei derfelben Strafe ift verordnet: „daß niemandts, hin 


fort an, zu den Gottloſen, Aberglaubifchen Meßpfaffen, oder 
München lauffe, Wachs, Palmen, Kersen oder Kreutter wei⸗ 
ben laffe, mit woͤlchen man nachmals, Zauberey, Segnerey, 
ond Hexenwerck, braucht.” 


XIII. Bon frembbden Kirchen. 


„Wollen wir aud) gang vnd gar, von Vnſern Vntertha⸗ 
nen diß gehabt haben, daß keiner an keinem andern Drt, Vn⸗ 
ferer Graueſchafft, ohn feines Pfarherrs vermwilligung, das h. 
Abendtmal entpfahe, ober auch anderfimo Kinder tauffen Laffe, 
dann jhr etliche zur verachtung, ihres Pfarheren, wo, fie jm 
abguͤnſtig, an frembde, auch wol Bäpftifhe Ort gelauffen, ehe 
fie fih mit jrem Pfacheren verfönet, unnd dann das Hochw. 
Abendtmal vnſers Deren Jeſu Chrifti, zu jrem felbft eigenem 
gericht und verdamnuß, entpfangen: bey ftraff 20. gufde, uns 
nachleglich zu erlegen.” 


[4 


XIV. Bon den Wibderteuffern. 


Die Wiedertäufer follen von den Pfarrern wegen ihres Irr⸗ 
thums belehrt, und wenn fie denfelben erkennen, in die Ge 
meinde aufgenommen, im entgegengefesten Falle aber nicht ges 
duldet werden. 


XV. Bon denen fo den beylager vor dem Kirchgang balten. 


Wittwer und Wittwen follen nicht das Beilager halten, bes 
vor fie.den Segen bed göttl. Wortes in der Kirche empfangen, 
bei LO Bulden Strafe. 


XVI. Von dem unnötigen koſten, fo gehalten würt auff ben Kinder 
tauffen. " 


xVO. Vom vertrinden nach der Leichen. 


Verbot der „Slennetten” oder des „Reichen gehn‘ in Wirths⸗ 
bäufern bei Strafe 1% Gulden; „body follen die abuerflorbenen 
ehrlich, mit verglaltung zur erden beftattet, vnd alweg ein 
Leichenpredig vor der verfamlung vnnd gemein, inn ber Kirchen 
gehalten werden.” 


xvMm. Bon Gericht Schreibern. 


Der alte böfe Gebrauch, daß die Pfarrherrn mit „Gericht 
fchreiben, Beedtfegen, Kerffzettel machen‘ zc. umgegangen find, 
foll nicht gebuldet, fondern es follen folhe Dinge durd) bie 
Schulmeifter, Gloͤckner, Büttel oder andere Perfonen verrichtet 
werden. 


Gedrudt inn des H. Reichs Freyſtat Wormbs, bei Anthonyo 
Cortohs, Anno MDLXVI, 


CXXVI. 


Kirchen Ordnung: Wie ſich die Pfarherrn und Seelſorger in jrem beruff mit leren vnd pre⸗ 

digen, allerley Ceremonien vnd guter Chriſtlicher Diſciplin vnnd Kirchenzucht halten ſollen: Fuͤr die Kirchen inn dem 

Fuͤrſtenthumb Heſſen: Aus der Apoſteln, jrer Nachfolger und anderer alten Chriſtlicher reiner Lehrer | chrifften geftellet: 
Ä Gedruckt zu Marpurgk: 1566. . 137 Dt. 4. 


Nach ber von ben „Superintendenten ber Chriſtl. Kirchen 
vnnd Gemeinen im Kürftenthbumb Heſſen“ unterzeichneten 
Vorrede war in Heſſen anfänglich die Sächfifche Agende 
v. 3. 1539 im Gebrauch (Nr. LXIV.), neben der einzelne 
II, - 


Gemeinden aber auch der Eaffel’fhen K.⸗O. dv. 1539, 
„fo mehrer theild aus ber Cölnifchen Reformation ges 
nommen,” fich bebienten. (Weber die Gaffel’fche RsD., 
welche nicht ein Auszug aus der Göln. je , fondern eine 


von deren Grundlagen ift, f. o. Rr. LXU.) um bie Eins 
beit des Gultus herzuftellen, wurde unter Benugung der ers 
wähnten K.⸗O., fo wie bes Dietrich’fchen Agendbüchleing, 
die vorl. K.⸗O. entworfen, und ihre Befolgung von ben 
Superintenbenten „von wegen vnſers ampts an flad Gottes 
vnnd vnſers Gnebigen Fürften vnnd Herrn” ben Pfarrern 
befohlen. Sie ift nicht vollftändig, indem der vierte Theil, 
welcher bie Verfaſſung behandeln follte, ausblieb. Der 
Schluß des vorangehenden kurzen Mandate (dd. 21. Det. 
1566) lautet: „Vnd bamit bem felben allenthalben,, befto 
ewiffer gelebt vnd nachgefept werde, So thun wir uns 
iermit erkleren, Das wir zum wenigften alle brey jar, 
oder auch unter defs, fo offt es vnſer gelegenheit gibt, vnd 
die notturfft erfordert, ein befondere Inquifition vnd Viſi⸗ 
tation durch bie unfern fo wir jedesmals hierzu verorbnen 
werben, anftellen vnd vornemen wöllen, Welche benn in 
ſolcher Inquifition, wiberfpenftig, fabrleffig oder feumig.. 
befunden würden, &8 feien gleich Superintendenten, Pfars 
herrn, ober jemands von vnſern Beampten onnd Dienern, 
Die felbigen gedencken wir jrer verwirdung nad), mit ges 
vnd ftraff hierumb anzuſehen.“ 
* 


buͤrendem ern 


* *ᷣ 


Kirchen Ordnung ſo in vnſerm, Philips von Gotts 

genaden Landtgraue zu Heffen, Graue zu Catzen⸗ 

ellenpogen, Dietz, Ziegenhain vnd Nidda, Fuͤr— 
ſtenthumb ſoll gehalten werden. 


Das Griſte theil von denen Dienern, welche im irchenampt von nöten fein. 
Mie viel, ober weiche biener In der Ehrifll. Kirchen nothwendig feyen. 
„Die erften, werden genennt Episcopi, welche (wie D. Hie- 


zonymus in Epist. ad Euagrium, Augustinus de Ciuitate Dei 


lib. 19, cap. 19. vnd über den cxxvj. Pfal. fchreiben) auff La⸗ 
teinifch recht vnd wol Superintendentes , das ift, Aufffeher, 
nad) vnſeren Zeutfchen können genennet werden. 

Die andern, werden genennt Presbyteri oder Seniores, 
welcher zweyerley die Schrifft anzeiget. Etliche arbeiten im 
wort oder lehre, vnd außthellung derer heiligen Sacrament, 
welche man fonft Hirten und Doctores, daß iſt, Lehrer, nennen 
mag, Denen andern aber ftehet zu, fleiffiges aufffähene , baß 
alles fo die regierung der Kirchen belangt, trewlich verfähen 
werde. 

Die dritten find die Diacon. Durch dieſe wirt aller dienft 
in der Gemeine Gottes, vnnd fo viel müglich nach bem befehl 
Chrifti und derer heiligen Apofteln, bey uns verhandlet..“ 


Bon Beruff, Erwehlung vud orbination derer Biſchoff oder Super⸗ 
lutendenten. 


„Die diener der kirchen, bey welcher der vorige Superin⸗ 
tendens gewonet, ſollen alſo balb onſerm ©. F. vnd herrn zu 
wieſſen thun das der Superintendens abgangen ſei. 

Darauff beuehlet ber Fuͤrſt den zweyen Superintenbenten, 
ſo der ſelbigen kirchen, in welcher ein newer Superintendens 
zuerwelen, am nechſten geſeſſen, das ſie einen Synodum am 
ſelbigen ortt auffs furderlichſte ernennen und außfchreiben. 

Es follen darnad) die felbigen Supseintendentn, an alle 
pfarhern in ftedten bes felbigen zircks fchreiben und jnen erftlich 
vermelden die zeit und den ort, mo und wenn ber Synodus fol 

ehalten werden einen newen Superintendenten zuerwelen. 
um andern, folen fie juen zuwiſſen thun, das fie alle pfar= 


1306. CXXVI. Heffiſche Richemriuung. 


hern bes felbigen zircks flelffig vermanen das fie in allen pre 
digen, biſs auff den tag des ernenten Synodi, jre gemeine zum 
gebet ernftlih anzuhalten das Got feine kirche wölle gnediglich 
erhalten vnd regieren, und widberumb mit eynem gottfuͤrchtigen 
ond- gefchidten Superintendenten verforgen vnd begnadigen. 
Zum dritten fie erinnern, das fie mitler zeit, jnen, der kirchen 
heil vnd wolfart laffen befoln fein vnd auch trachten, baf6 fie 
auff dem künfftigen Synodo einen verftendigen vnd gottfuͤrch⸗ 
tigen man aus dem felbigen zirck angengen tönnen, welcher 
nad) der lehr des Apoftels 3. Zimoth. 3. zu regierung der firs 
hen tuͤchtig ſei. 

So man aber keinen zu ſolchem ampt geſchickt in dem ſel⸗ 
bigen zirck haben kan, fol man ohn alle hindernus aus einem 
andern zirck dieſes Fuͤrſtenthumbs einen erwehlen, vnd ſo baldt 
der ſelbige ordinirt, ſoll er ſeine kirche, da er zuuor refidirt, mit 
eynem andern geſchickten diener verſehen, vnd bei der kirchen, 
daruͤber er zu einem Superintendenten verordnet, ſeine wonung 
haben. Es ſollen weiter die pfarherren, in denen ſtedten, ſolchs 
alles fleiſſig zuwiſſen thun den andern predigern auff ben doͤrf⸗ 
fern, eyn vetzlicher denen fo in der nehe geſeſſen ſindt dieweil on 
das, die Superintendenten, denen pfacheren in den ſtedten be⸗ 
uohlen ein fleiſſiges auffſehens zuhaben auff die kirchen In des 
nen doͤrffern ſo jnen nahe gelegen, damit die pfarherrn, ſo auff 
den doͤrffern alda vmbher wonen, zu denſelbigen in ſtetten eine 
zuflucht Haben vnd raht fragen koͤnnen fo etwas vorfallen würde 
darzu ſie jres rahts bedoͤrffen. Es ſollen ſich auch die paſtores 
auff dem lande, ſo es die notturfft erfordert, von dieſen ver⸗ 
manen laſſen, wenn ſie in jrem ampt nachleſſig erfunden, vnd 
zur zeit der Viſitation ſoll der Superintendens die pfarherren 
in ſtedten, vornemlich fragen vnd verhoͤren vom wandel vnd 
leben der paſtorn in den nechſten doͤrffern. Zuletzt fo eyn 
ſchwere ſach furfallen würde, der fie nicht abhelffen koͤnnen, 
ſollen die pfarherrn ſolche bei zeit an den Superintendenten, 
oder fünfftigen Synodum gelangen laffen, damit den kirchen 
und beren felbigen dienern wol vorgeflanden werde, und koͤnnen 
diefe pfacheren in den ftedten, fo viel bieß ampt betrifft, echt 
verglichen werden mit denen, welche man vorzeiten genannt bat 
Chorepifcopog .. und vor etlichen jaren, Decani rurales feindt 
genant worden...” 

Auf der Synode erfolgt dann, nad) vorgängigem Gebet, 
bie Wahl durdy geheime Abflimmung, und diejenigen, welche 
die meiften Stimmen haben, werben dem Landesherrn präfen- 
tirt, damit er einen derfelben confiemire. 

„Das wir aber begeren, das unfer G. 5. und H. auf ben 
vorgefchlagenen zweyen oder dreien perfonen einen Superinten⸗ 
denten mit feiner autoritet beftetige, beiwegt vnd verurfacht une 
das erempel der alten kirchen, Dann baß wir igt geſchwigen, 
daß man die ermehlung bes Heil. Ambrofij hat gelangen laſſen 
an ben keyſer Valentinianum, auß welchs befelch kurtz zuuor 
ein Spnodus angeſetzt einen neuͤwen Biſchoff in Meylandt zus 
erwelen, und fchon etliche Bifchoffe in der nähe darzu beruffen, 
wie der autor Tripartitae hifto. lib. 7. cap. 8. aus dem Theo⸗ 
doreto erzeist: So ift ohn das offenbar, daß allenthalben viel 
Bifchoffe von Chriftlichen Königen vnd Fürften hin vnd wid» 
ber, vnd darzu mit groffer einhelligkeit aller kirchen in jrem 
ampt vnd dignitet beftetiget feine, bifs auff das jar ber geburt 
Chriſti M. LX. weiche aus vielen hiftorien zuſchen, die do be⸗ 


1508. Oxxvı. Seffikhe Rischenverunng. 


zeagen, daß man ſchon zur felbigen zeit angefangen hat zu hans 
bein von der vermderung In biefer ſach.“ 

Endlich die Ordination erfolgt durch. die von dem Landes 
beren beauftragten Superintendenten in ber Kirche des Be 
wählten, in Gegenwart der Pfarrer der Städte des Bezirke, 
unter Handauflegung und Gebet. Die Ermahnung, in wel 
der die Pflichten des Amts der Superintendenten bargelegt 
werden, enthält rüdfüchtlich der Lehre Folgendes: 

„Damit je eynes Superintendenten ampt recht verfeben 
mögt, folt je euch vor allen dingen bemühen das bie Lehr der 
Chriftlichen religion, welche in ben: fchrifften der Propheten und 
Apoftein, beyde des alten und newen Teſtaments erklert ond 
kurtzlich in den dreien Symbolis, Apostolico, Nieaeno, Atha- 
nasiano begrieffen, welche bie Catholifch vnnd ware Cheiftliche 
kirch biſs hieher bekant, allezeit reyn und vngefelſcht geleret wer⸗ 
den, vnd euch von der warheyt der heiligen ſchrifft, keyn menſch⸗ 
lid) vernunfft, keyn gunſt noch einige bedrawung abfuͤren laſſet.“ 


Von der erwelung vnd ordination der Pfarherr oder Elteſten ſo im 
wortt arbeytten. 


Wie man bie Presbyteros erwelen Sölle. 


„Wann eyn gemeyn jhres Pfarrers oder lerers beraubt 

wirdt, vnd die not erfordert, das durch eyn andern prediger in 
der nehe, das ampt in der kirchen verſehen werde, ſol mann 
alle Sontag die gantze gemeyn zum gebet fleiſſig vermanen, das 
ſie Gott anruffen, das er jnen eynen geſchickten vnd Gottfuͤrch⸗ 
tigen lerer widerumb ſenden vnd geben woͤlle, vnd diſs ſol ſo 
lang geſchehen, vnd fleiſſig getriben werden biß das der almechtig 
het bie gemenn wieberumb mit eynem frommen lerer ver 
ihet... 

„Die form vnd weiſe aber diefelbigen zuerwelen, wirdt nit 
in allen kirchen bei vns gleich gehalten. An etlichen drtern feint 
Collatores oder Edelleut, oder fonft andere die mann nennet 
Patronos der firchen den felbigen left mann noch Die ehr blei⸗ 
ben, das fie eyne geſchickte perfon dem Superintendenten praes 
fentiven, das er den felbigen anneme vnd ordinire, fo fern er 
im eramen zu folchens ampt tuchtig erfunden wird...” 

„Doch ſollen fie Seinen on wiflen und willen der Superins 
tendenten, darzu auch eyn folchen der im eramine vnd ordina⸗ 
tion beftehen koͤnne, waber annemen noch abfegen.....” 

„In welchen kirchen aber Vnſerm G. Fuͤrſten und Deren, 
das Ius Patronatas oder bie Collatur alleyn zugehoͤrt, ſoll man, 
da die dienſte durch abſterben der prediger oder auch vff andere 
wege verledigt werden, bei dem Viſitator des bezircks zum for⸗ 
derlichſten anſuchen, und mit fleiß begeren, das ſolche kirchen 
mit Gotsfürchtigen geſchickten und frommen dienern fo bald 
ſolchs jmmer gefchehen mag, bee gemeyne zu gutem, widerumb 
beftsllet werben, vnd da die gemeyne eynen vorſchlagen und zum 
prediger begeren würde, foll derfelbige vor allen Dingen erſtlich 
eraminirt werben, vnd da ee beyde in lehr und leben geſchickt 
vnd rechtfchaffen befunden wirt, zum dienft und verwaltung 
der kirchen zugelafien vnnd beftetiget werben.” 


Vom Eramen ber jenigen So zum prebigempt follen orbinirt werben. 


Das Eramen wird jährlich sweimal, im Februar und Seps 
temıber, zu Marburg von dem Superintendenten, den Prebigern 


und den Profefforen der Theologie abgehalten. Die Ordina⸗ 


tion gefchleht gewoͤhnlich ebendaſelbſt; aber beſſer und erbau 
licher in ber Kirche, der der Ordinandus vorgeftellt werben fol, 


Wie bie prediger folleu srbiniret werben, 


Die Ordinationshandlung beginnt, nach erfolgter Auffors 

berung zum Gebet, mit der Vorlefung von Match. XXVIIE 
18 ff., ie. 1.5 ff., 2 Tim. IH. 14, an welche fich eine Er⸗ 
mahnung an die Ordinanden anſchließt. Diefe beginnt mit 
den Worten: . 
„Welcher zu einem pfarheren ober lehrer in der kirchen 
Gottes ordiniet, der fol die gantze Lehre der Chriftlichen Reli⸗ 
gion, weiche in den buͤchern der Propheten vnd Apoſteln des als 
ten und newen Teſtaments begrieffen, vnd kurtzlich in den 
dreien Symbolis Apostolico , Niceno, und bes heyligen Athar 
naflj verfaffet, reyn vnd trewlich der gemepn Gottes vortragen 
ond auflegen, fol ſich aud) von der felbigen form vnd Apoſtoli⸗ 
fchen lehr keyn gunfk der menfchen, keyn furcht noch gefahr abs 
fchredten laffen: Er fol auch nad) der felbigen lehr Gottes wort, 
nicht alleyn offentlich vor dem volck, fondern auch da beim in 
feinem hauß die gange lehr des gefeßes und des heyligen Euan⸗ 
gelij erfleren vnd beſtetigen.“ 

Hierauf Gebet, Handauflegung, Gebet, Ermahnung an 
bie Ordinirten, Anſprache an die Gemeinde, Pfalm, Segen. 

Die Einführung geſchieht durch ben Superintendenten, 
dem ein andrer Geiftlicher aſſiſtirt. Sie wird eröffnet durch 
eine Berfündigung an die Gemeinde. Dann predigt ber Su⸗ 
perintendent über Zit- L.5 ff. und 1 Theſſ. V. 14 f., worauf 
er den Geiftlichen der Gemeinde am Altar vorflellt und ihn 
ermahnt, fleißig feinem Amte nachzukommen. Zuletzt leiſtet 
der Pfarcherr die entfprechende Bufage. 


Bie mann die Elteſten zur verwalttung ber kirchen Erwelen vnd Or⸗ 
diniren fol. 

Die Aelteften werden durch die Kirchendiener und etliche 
Glieder des Raths und der. Gemeinde gemählt. Ste follen die- 
felben Eigenfchaften haben, tie die Prediger, nur daß fie nicht 
fo gelehrt zu fein brauchen. Ihre Ordination gefchieht, und 
zwar immer in der betreffenden Kirche, durch den Superinten⸗ 
denten oder den Pfarrer unter Zuziehung einiger Geiſtlicher. 
Sie beginnt nach einer kurzen Vorrede mit der folgenden Er⸗ 
klaͤrung des Amtes der Aclteften nach Ap.⸗Geſchẽ XX. 28. - 

„Ze habt gehort mein geliebten im heren, das neben 
den Biſchoffen, auch Eiteften vom H. geyſt zur verwaltung der 
firchen gottes gefegt feind: Darumb wil es euch gebüren, daß 
je fonderlicy grofe forge tragt, vnd darauff geflieffen feidt mie 
die kirche wol möge regirt werden, und das jr den andern Dies - 
nen fo im wort arbeyten, in allen Dingen mit trewem radt und 
huͤlff forderlich feit, gleich) wie ſich dan aud) bapffere und wepſe 
Radshern gegen dem Burgemeyſter halten, mo eyn gute ord⸗ 
nung in gemepnem nus fol angerichtet werden. 

Vor allen dingen aber, folt je fampt ben andern kirchen 
dienern mit höchften fleiß verhüten, daß nicht etwan eyn ver- 
felfchung der lehr, entweder durch die fo In der kirchen offent⸗ 
ich predigen, oder buch falfche Lehrer und woͤlffe fo heymlich 
neben einfchleichen, vnd iiſtiglich beteigen wöllen, eingefüret 
werden: und fo jr etwas ber gleichen vornemen würdet, follet 


jrs alfo balt den andern anzeygen, vnd mit Inn radtſchlagen, 
37° 


wie mann eyn ſolch vngluͤck abwenden möge. 
tigkeyt wil auch von nöten fein, damit die Sacrament recht 
außgeteplet und gereicht werden, und alles waß fonft mol geord⸗ 
net iſt, oder noch fol angericht werden, zuerhalten. 

Ir folt verfchaffen das under allen diener luſt und lieb zur 
eynigkeyt ſtets erhalten werde, vnd daß fie ſich gegen eunander 
mit ongeferbter lieb erzeygen, vnd je eyner dem andern mit ehr: 
erbietung zu vorkomme. Vber das folt je auch forg ond fleiß 
anwenden, daß under den andern gleubigen keyn haß erwachſe, 
noch irgents offentliche ſchiſmata vnnd fpaltunge entftehen. 

Mann die Miniftri verfamlet fein, fo folt jr euch under 
eynander zum fleiß in ewerm ampt ermanen, und warın jr ver 
nemen werdet, daß e&liche nachlefig findt, benfelbigen folt jr ſa⸗ 
gen, das fie mit zufehen, und jrem ampt, fo fie im hern ents 
pfangen, gnug thuen. Darzu folt jr auch ernſtlich radtfchlagen, 
wie das vold in der gangen gemepn, oder in ſonderheyt etliche 
gewiſſe perfone mögen ermanet werden, alles nach gelegenhept 
vorlauffender fachen. 


Belangende daß vrtheyl und gericht ber Firchen, fol mann 
die brüber fo etwan in fünde gefallen, nach der infagung Chrifti 
in der güte ſtraffen. Wen fie aber keyn vermanung hören noch 
annemen möllen, in den Bann thun, vnd fie vor heyden und 
zölner außfchreien. So fie aber wiederumb buß thun, alf dann 
follen fie auß dem Bann gethan, vnd miederumb zu gnaden 
vffgenommen werden. Darumb folt jr hie alles fleiffig auß⸗ 
richten, was den jenigen welchen bie fchlüffel bes himelreichs 
vertrauet findt, zuftehet. 


Letzlich waß fich fonft weiter zutragen wirdt, darin die mi⸗ 
niftri ewer trewen huͤlff vnd beyſtandt bedörffen, als fo es würde 
von nöten fein vff etliche vorgelegte frage zu antworten, oder 
zweitracht und zand vffzuheben, oder die eynander zuuor feindt 
und geheffig gewefen, zuuerfünen,, oder ben armen, fo die kirch 
vmb hulff anfchreien, ſtewer zuthun, oder aber waß mann ſonſt 
weiter zuſchaffen hat. In dem allem folt je willig fein, vnd 
nichts abfchlagen, daß zu erbamung anderer und erhaltung der 
reynen Religion gelangen möge. 


Dig ift Ir geliebten im bern, vornemlich das ampt ber Eis 


teften, damit je den andern dienern fo im mort arbepten, zur. 


beſſerung vnd erhaltung der kirchen follet behülfflich fein.” 

Hieraufleiften die Aelteſten Zufage, und nach einem Gebet 
legen ihnen die Geiftlichen die Hände auf. Zuletzt reich ihnen 
ihr Amt befohlen, und die Gemeinde angewiefen, ihnen gehor⸗ 
fam zu fein. 


Bon der Erwelung vnd Ordination ber Diacon, 


Die Wahl der Diaconen, melde die in 1. Zim. III. 8 ff. 
erwähnten Eigenfchaften haben follen, gefchieht durch die Geiſt⸗ 
lichen, die Aelteften und etlihe aus dem Rath und der Ger 
meinde. In einer befonderen Ermahnung werden ihnen ihre 
Pflichten vorgehalten. 


Bon ben bienern ber kirchen welche mann nennet Opffermenner. 


Die Opfermänner, welche ehrbaren Wandels, keine Säufer 
fein und nicht unehrliche Hanbdtierung treiben follen, werden be= 
ftellt durch den Geiftlihen und die Aelteften mit Wiffen und 
Willen des Superintendenten. 


1506. CXXVI. Hefiiiſche Kirchenorduumug ˖ 
Solche vorſich⸗ 


Wie mans Die hiener ber kirchen sum ampt abfegen fol. 


..So eyn diener der irchen durch groffen unfleiß in ſei⸗ 
nem ampt, oder offentlicher fünden halber als Zrundenhept, 
Ehebruch, Hurerei, Diebftat,, Falſch ſchweren, Auffrur, Tod⸗ 
ſchlag, Keherei, Spaltung oder dergleichen, des ampts ſich felbft 
vnwirdig macht, wil e8 warlich vonmoten fein, das eyn folcher 
auch offentlich vor der gangen gemenn feines ampts entfeget 
werde. So nun eyner offentlich von wegen feines unfleiß ans 
geklagt, und des felbigen von vielen zeugen vberweiſet, den ſol⸗ 
ten die Eiteften derfelbigen Eirchen als feine mitbrüder, etliche 
mal freundlich vermane. Darnad) der Superintendens etwas 
ſcherpffer mit angehendter drawung, wo er ſich nit bei zeiten 
beſſer, fol er abgefeget werben. Vnd fo als dann keyn beffe- 
rung volgt, fol der Superintendens in beifein etlicher Pfarherr 
oder fo es mit fug gefchehen kan, Inn dem Synodo, nad fleiſ⸗ 
figem erkentniß der fachen pronunciten, das enn foldyer vmb 
gehörter und befchwerter vrfach willen, nicht lenger im prebigt 
ampt zu dulden ſei. Welchs man auch jm dem verflagten 
nad) dem er zuuor an ben felbigen ort zeitlicdy beruffen,, in ge= 
genwertigkeit jrer aller anzengen fol, vnd in das pfarhauß ale 
baldt raumen heiffen, domit eyn ander an fein ſtadt auffe for⸗ 
berlichft angenommen werde. Dieſen gefprochnen fenteng des 
Superintendenten,, fol den nechſt volgenden Sontag eyn ander 
Pfarherr von megen des Superintendentis oder des ganten 
Spnobi, in der kirchen darin der beurlaubte zuuor geleret, nach 
dem das gantze ampt in der firchen verrichtet, verfünbigen. 

Auch fol man zugleich den jentgen weldyen bieß gebüret, be= 
fehlen, das fie nach eynem andern bei zeiten trachten, vnd mit» 
fee weil, Got den Himlifchen Vatter fleiffig bitten, er wöl eye 
nen andern tüchtigen vnd fleiffigen fenden und geben. 

- &o aber eyner durch anregung des Satans eyn lüfter bes 
gangen, duch) welchs eyn gang gemenn geergert, vnd alle 
fromme Chriſten hefftiglich beträbet worden , und ſolchs offente 
lich jederman bewuſt were, fol der Superintendens (dieweil 
diefe fach auff den Synodum nicht mag auffgefchoben werben) 
von flund an etlich Pfarherr der nechfigelegenen Eirchen, ar den 
ort da das lafter volbracht, oder anderftwohin (mie ſichs nach 
gelegenhept diefer fach am beften ſchickt) beruffen, und wenn fie 
beieynander fein, den gangen handel vorfichtiglich und fleiffie 
erfündigen., vnd fol der Superintendens den fenteng vber den 
verklagten er fei zugegen oder nit, gehen laſſen. Welchs er 
nachmals, wie aud) zuuor gefagt, der gangen gemeyn, da der 
verklagt gewahnet, in der kirch vorhalten fol. Zu dem dieweil 
ſich zun zeiten eyn folch lafter zutregt derhalben man die theter 
dem Satan vbergeben muß (daruon dann hernach weitleufftie 
ger gehandelt wirt) follen dee Superintendens und bie pfarher 
verfündigen, das er fo lang auß der gemennfchafft der kirchen 
fol außgefchloffen fein, bis er vor der gangen gemeyn bie er 
zuuor geergert buß thue. Welches dann warlich das hoͤchſte 
vnd ſchwerſte vrteyl der kirchen iſt. 

Es will auch vnſer Gnediger Fuͤrſt vnd Herr, daß keyn 
Stathalter, Oberamptman, Amptman, Amptenecht, ober wer 
der feie, keynem Pfarrherrn, Caplan, noch Prediger ugebieten 
noch zurichten hab, es fei dann das jme hierinn vnſer ©. F. 
vnd H. felbft in eygner Perfon fonderlich befelch gethan, Oder 
dee Prediger in offentlichen laftern, ats Diebftal, Ehebruch, 
Todtſchlag, Auffrur, vnd dergleichen in wachept befunden vnd 


2866. OXXVI. Setfiiche Kicchenordunng- | 


vberzeuget wuͤrde. Als dann mag man zu jme greiffen, doch 
one wifien vnd befelch unfere G. 5. und H. gegen feinem Leib, 
mit peinlicher rechtfertigung nichts vornemen.” 


Das Under teyl von ber Lehre ber h. Gemeyne Gottes. 
Das bie lebe ber kirchen gerwwi vnd allezeit eyuerlen ſei. 

„Die lehr der kirchen hat dieſe befondere eygenfchafft, das 
zu allen zeiten, eynerley vnd eyn gleiche Lehr ift geprebigt wor⸗ 
den und fol fur vnd fur glei vnd eynerley ohn alle verende- 
rung geleret werden. Dann bie Erguetter haben fie entpfangen 
auß der vnderweyſung vnd offenbarung des Heyligen Geyſtes, 
vnd haben eyner den andern mit lebendiger ſtim vnderrichtet, 
was fie von dem willen Gottes und feligkent des menſchens 
wiſſen folten, welche Moſes hernach auß Gottes geheyß in 
ſchrifften gefaſſet hat. 

Nach dem ſindt erfolgt die Propheten, ſo das geſetz trew⸗ 
lich außlegen vnd erkleren. Vnd zu letzt die Apoſteln, welche 
alles das ſie lehren vnd ſchreiben, auff das geſetz vnd die Pro⸗ 
pheten richten. Man hat alwegen in der kirchen geprediget 
vom geſetz, von der ſuͤnden, von der bekerung, vom Euangelio, 
von der gnade durch Jeſum Chriſtum, von vergebung der ſuͤn⸗ 
den, ſo man durch den giauben erlangt, vom glauben, vom 
rechten brauch der Sacramenten, vom glauben der durch die liebe 
thetig iſt, von mancherley geſchlecht der guten werck, vom dem 
ewigen gericht. In den Sacramenten iſt wol offtmals eyn 
verenderung geſchehen, das ſie got ſelber geordnet vnd geendert 
hat nach ſeinem gefallen, Sintemal den opffern, welche zum 
erſten alleyn in gebrauch geweſen, iſt zu gewiſſer zeit zugethan 
worden die Beſchneidung, vnd nicht faſt lang hernach das Oſter⸗ 
lamb. Am letzten findt dieſe alleſampt abgethan, vnd an jre 
ſtadt verordnet die Tauff und das Nachtmal des herrn. In 
der lehr aber iſt keyn vngleicheyt oder verenderung. Das kan 
wel fein, das die lehr ber kirchen nicht alwegen gleich und vff 
eynerley weyß furgeben wirt, das fie vnderweilen dunckel und 
verdeckt, vnderweillen etwas heller vnd klerer iſt an tag geben 
worden, wie wol offtmals von eynem alleyn geſchicht. Aber 
in der Subſtantz vnd weſen vnd im fundament der lehr, kan 
man nicht ſagen das eyn verenderung ſei, Epheſ. 2. ſagt der 
Apoſtel die gleubigen ſeien erbawt vff das fundament der Apo⸗ 
ſteln vnd Propheten vnd 1. Cor. 3. fellet er dieſes offentlich 
vrtheil, das keyn ander fundament der lehr kunde gelegt werden 
dann das ſchon gelegt iſt. 

Dieſe ewige vnwandelbare vnd allezeit gleiche lehr der kir⸗ 
chen bekennen wir, das ſie in den buͤchern des geſetzes, der Pro⸗ 
pheten, Euangeliſten und Apoſteln beyde im Alten und Newen 


teſtament verfaſſet iſt, und das In denſelbigen durch den heylis 


gen geyſt, damit ſolche heylige leur feindt begabt und erleuchtet 
geweſen, reichlich alles geoffenbaret ift, was man zur ſeligkeyt 
des menfchen vnd gewifien vnterricht der kirchen wiſſen muß, 
Vnd den bädyern , welchen bie alte reyne Birche beftenbiglich 
zeugnuß gibt das fie Canonici feten, geben wir geen die ehr das 
man auf jnen alleyn gewiſſe beweiſe und beftetigung aller Chriſt⸗ 
licher artiddel nemen fol...” 

„Wie gleuben auch von bergen und bekennen fur alfe men⸗ 
ſchen die berumpte vnd wolbefante Symbola Apostolicum, Ni- 
caenum, Athanasij, nicht allen darumb das die heuptſtuͤck 
der hepligen Chriftlichen lehr kurtzlich darinnen begriffen feindt, 


293 


fonder auch dieweil fie die eynhelligkeyt der algemennen recht⸗ 
gleubigen kirchen, fehr klar und helle am tag geben. Dieweil 
den die Augfpurgifche Gonfeffion auß der H. Schrifft, gezogen 
vnd mit der genslich vbereynſtimmet .fampt den Symbolis, bes 
kennen wir uns auch In allen puncten zu derfelbigen. .” 


Wie man die fchrifft auflegen vnd bie Ehriftlihe lehr furgeben fol, 
ond erftli von ber lehr oder mild, ber Kinder. 


Bon ber Ichr vub flardien fpeife der erwachtenen. 


Wie man Bücher in bie Kirchen zeugen, vnd ben Lerern fleiffig zu 
fein vrſach geben fol. 

Bei jeder Kirche ſoll die h. Schrift, mo es nuͤtzlich fein 
Bann, in mancherlet Sprachen verdolmetſcht, und die nuͤtzlich⸗ 
ften, auslegenden und dogmatifchen Schriften, welche der Su⸗ 
perintendent im Synodo bezeichnet, angefchafft und treulid) 
verwahrt werden. 


Das dritte teyl von ber aufteylung der 5. Bacrament. 
Auff welchen tag die Epriftliche Verſamlungen follen gehalten werben. 


Weihnachten mit dem folgenden Zage, Circumcis., Epi- 
phan., Purif. und Annunc. Mar,, Oftern mit dem folg. Zage, 
Himmelfahrt, Pfingften mit dem folg. Tage, Joan. Bapt,, 
Visit. Mar. werden, gleich den Sonntagen, mit Unterlaffung 
weltlicher Gefchäfte gefeiert. An den Apofteltagen, Magdal., 
Michael., Convers. Pauli, am Gruͤndonnerſtage, am Charfrei⸗ 
tage und dem britten Tage nad) den brei hohen Feſten findet 
nur eine Frühpredigt Statt. In jedem Monate wird ein Bet: 
tag gehalten, und in Fällen befondrer Noth wird ein folcher 
durch die Superintendenten ausgefchrieben. 


Bas in der Chriften verfamlinng zu Yeberzeit geſchehen foll. 
Bas vif die Sontage In der Chriftlichen verfamlung sehanbelt werde. 


„Erſtlich biß die gemenn zufamen kompt, fingt man eyn 
pfalm oder 2. nach gelegenheyt eynes yglichen orte. 

Darnach thut man entweder die befantnis der fünden mit 
auffnemung der abfolution: Oder fingt die gange Kirch den 
lj. pfalm: Erbarm dich mein O Herre Gott, ꝛc. 

Zum dritten fingt die Kirche: Gloria in excelsis. Kyriel. 
Et in terra pax, etc, deutfch, ſich allerley zuerinnern. 

Zum vierdten volget die Collect oder ein gebet nach der zeit, 
darauff wirt verlefen ein lection auß den Epifteln der Apofteln 
wie zuuor vermeldet. 

Zum funfften wirt auff bie Epiftel gefungen ber Sequeng. 
Benedicta sit semper sancta Trinitas. Item Grates nunc 
omnes etc. Mach ber zeit, vnd wie es die Feft mit fich brin- 
gen, oder eyn ander Pfalm vnd lobgefang, darauff wirt vers 
lefen das Enangelium, fo mann nad) alter gemonhent in Der 


"Kicchen zu predigen pflegt. 


Zum fechften fingt die gange Kirch den Chriftlichen glau- 
ben, daruff volget die predig. 

Zum fiebenden nad) der prebig volget das gebet, bie befants 
nuß der fünden vnnd Abfolution. Item was vorleufft vff der 
Cantzel der Kirchen zuuerlündigen, bie vermanung zu Almus 
fen, vnnd die dandfagung. 

Zum achten dee brauch des Nachtmals bes Herren. 

Zum neunden ber Segen.’ 


Bon ber Berfamlung nad Mittag. 

m» An welchem ort mann zweymal nach Mittag verfamlumg 
belt, wirt die erfte dermaſſen verrichtet. 

Erſtlich fingt die gantze gemeyn eyn Pfalmen ober zwen, 
nach ber ordnung wie droben vermeldt, oder fonft zwen gefeßte 
Pſalmen. 

Zum andern volgt darauff eyn Lection auß den Epiſteln 
der Apoſteln, oder die Epiſtel nach der zeit. 

Zum dritten legt mann die vorgeleſene ſchrifft auß, wie 
ſonſt in allen prediglen. 

Zum vierten wirt die predig beſchloſſen mit dem gebet vnnd 
der danckſagung, welche geſchicht etwa durch eynen kurtzen Pſal⸗ 
men von der gantzen gemeyn geſungen, oder, Danckſagen wir 
alle ıc... 

Entlicy fegnet der Ficchen Diener Die gemeyn, Num: 6. und 
left fie heym gehen...” 

„.. Wo aber die gemeyn ber Chriften nad) mittag ſich nur 
eynmal verfamlet, wirt es zur befjerung der gleubigen ordent- 
lich bermaffen verrichtet. 

1. Wirt eyn Pfalm gefungen von der Kirchen nach orbes 
nung, wie zuuor auch gemeldet. 

. Wirt etwas auß den Epifteln ber Apofteln vorgelefen, 
öder die Epiftel nad) der zeit. 

3. Wirt darzu gethon eyn kurtze erklerung und außlegung 
der vorgelefenen wort. 

4. So diefe prebig gefchehen, Tiefet ber diener bes worts ber 
Kirchen vor den Catechiſmum, wie er in dem Gatechifmo Lu⸗ 
theri begriffen. 

5. Volgt eyn ftüd des Catechiſmi fo vom biener des worte 
vffs kuͤrtzeſt, vermoͤg der zeit, aufgelegt wirt. 

6. Merden die kinder gefragt, und man erfert dadurch was 
fie im Catechiſmo gefaßt, barauß gelernt und darinn zugenom⸗ 
men haben. 

T. Wirt eyn Pfalm zum beſchluſs gefungen. 

5 8. Wirt diefe Action befchloffen mit dem fegen durch den 
iener.“ 


Wie man den Gontag vff dem Lande zubringe. 


Palm, Beicht und Abfolution (oder Pfalm LI.), Kyrie, 
Gloria etc., Pfalm oder Sequenz, Evang., Credo, Predigt 
mit dem Sündenbetenntniß und ber Abſolution, Katechismus: 
erklaͤrung (mo Fein Nachmittagsgottesdienft gehalten wird), 
Abendmahl, (Taufe), Dankfagung, Segen. Nachmittage 
wird e8 da, wo Gottesdienft Statt findet, wie in ben Städten 
gehalten. ' 

Der Wochengottesdienft (deffen Tag und Stunde jede 
Kirche mit Freiheit beſtimmt) beginnt mit dem Veni S. S.; 
dann Pfalm, Vaterunfer, Predigt. 


Wie es vff bie Feſt fol gehalten werben. 


Die Gottesdienftordnung iſt die fonntägliche ; boch werben 
Gefänge, Kectionen, Predigt und Gebete nad der Bebeutung 
des Feſtes geändert. ' 


Bas an ennem Drbentlidyen und gewiffen Bettage gehandelt wirbt. 


Der Bettag wird am Sonntage vorher angelündigt, und 
die Aelteften berathen fich mit den Dienern des Worte über die 





1566. OXXVXI. Beifiiche Kicchennrbunng. 


Sachen, beren die Gemeinde in der Predigt vermahnt und er⸗ 
innert werden fol. Sind feit dem legten Bettage Aergernifie 
vorgefallen, fo werben bie fehlenden Perfonen vorgefordert und 
ermahnt, und es wird darüber berathfchlagt, wie den einges 
tiffenen Laftern geehrt werben koͤnne. Die Obrigkeit aber. 
wird ermahnt, der Kirche in diefer Benrlihung Huͤlfe zu leiſten, 
weil fie Gott darüber Rechenſchaft zu geben ſchuldig iſt. 

Ein „Edict“ des Landesheren verordnet, daß an den Bet⸗ 
tagen die Pforten der Städte und Flecken, fo wie die Kauf 
Läden gefchloffen' bleiben. Der Gottesdienft beginnt mit zwei 
Bußpfalmen; dann Litanei, Predigt, Gebet (aus der Caffel’ 
fchen Ordnung), Vaterunſer, Gebet um Gnade und Verge 
bung der Sünden. Ä 


® 
Was an eynem fondern Bettage fo auffer gemelter Ordnung angefielt 
von den Superintendenten auf dringender not verhandelt werde, 


Die Ordnung ift, abgefehen von dem ber Zeit augepaßten 
Zerte, die ber monatlichen Bettage. . 


Was gehandelt werde in offentlichen angeftelten tagen ber Tandfagung. 
Don ber Heyligen Tauffe. 
Wo die Tauff gehalten werbe., 


Die Taufe wird vor der ganzen Kirche in öffentlicher Ver⸗ 
fammlung gefpendet. Diejenigen, welche fie ohne Noth außer 
halb der Kicche fpenden, werden billidy als folche geachtet, die 
fih muthwillig von der Gemeinfchaft der Kirche abfondern 
wollen. 

Wenn mann Zauffe- 
Die Taufe gefchieht regelmäßig in der Berfammlung ver 
Mittag. Die Taufpathen follen fein: „zechte, ware, fromme 
Gotsfuͤrchtige vnd gleubige menſchen, die den handel der H. 
Zauff vornemlich verfiehen, vnnd was fie an des kindts ſtadt 
verfprechen, erwegen, zu den mann. fid) auch verficht vnd ver 
tramet, fie werden dem nach kommen waß fie des kindts halber 
verfprochen haben.” Deshalb follen fie vorher dem Kirchen 
Diener angezeigt werden. Bei der Taufe felbft foll alle weis 
liche heidnifche Pracht unterlaffen werden, ein Gebot, walches 
aufrecht zu erhalten die Pfarrheren ſammt ben Aelteften und 
vornehmlich die chriftliche Obrigkeit verpflichtet find. Dar 
Taufritus ift der Ca ffel’fchen 8.+D. entiehnt. Am Schlufle: 

„Zu vufern zeiten ift nie.alleyn billich, ſonder auch wötlg 
die namen der getaufften vffzufchreiben, vımb der Widdertunffer 
vnnd anderer Secten willen, fo fid) etwa megern oder nor vn⸗ 
nötig achten je kinder zu Teuffen. Wir mollen fonft anderer 
vorfalfender vrſach gefhweigen, da vonnöten: diefe Bücher der 
Kirchen zu befuchen,, eynes jden grundtlich zeugnuß zu bekom⸗ 
men. Alſo aber feint diefe Bücher bei vnß gemacht, daß eyn 
jglich blat mit zweyen Golumnen vnderſcheyden 'iſt, vff weicher 
eyne verzeychnet wirdt bie zeit der entpfangenen Tauffe, bie an⸗ 
der wirdt ledig gelaſſen, damit neben ist gemelter zeit gleich 
geſetzt werden moͤge, in welchem Jar, Monat vnd Tag, der 
felbige getauffte das bekantnuß bes glaubens ſelbſt vor ber Kir⸗ 
chen gethan habe, vnnd mit vfflegung ber hende, fanapt andern 
gleubigen zum Nachtmal des Herrn zugelaſſen.“ 


Von ber Nottauffe. 


Aus der Saͤchſ. Agende v. 3. 1589. 





8866. OXXVI. Seffifche Kirchenordnung. 


Bon der S. Tauffe und feiner fracht. 
Bon deu offentlichen Bekautnug bes glaubens , vnd viflegung der 
OSenbe. 

Die Confirmation gefhieht (mie nach ber Caſſel'ſchen 
K.O.) zu Oftern, Pfingften und, da noͤthig, am Weihnachts⸗ 
fefte. Nachdem die Kinder unterrichtet worden, werden fie in 
der Kirche vor den Dienern und Aelteften geprüft. Am Tage 
der Confirmation erfcheinen fie mit ihren Aeltern und Tauf⸗ 
pathen in ber Kirche, two fie, nach einer Anfprache durch den 
Geiſtlichen, und nachdem einer der Gevattern um ihre Pruͤ⸗ 
fung gebeten und fie der Kicche empfohlen hat, auf die Fragen 
des Geiſtlichen das Bekenntniß ihres Glaubens ablegen. Hier: 
auf folgt ein Gebet des Geiftlichen (aus ber Eaffel’fchen 
K.⸗O.) und die Auflegung ber Hände, und, nachdem bie Kin» 
der der Kicche empfohlen worden, wird mit dem Pfalm XXIII. 
und einem Dankgebet gefchloffen. Eine zweite kuͤrzere Form 
bat folgende Stüde: Anfprahe an die Gemeinde, Prüfung 
und Bekenntniß, Handauflegung, Gebet. Bei der Commu⸗ 
nion gehen etliche aus ben Aelteften oder den Gevattern den 
Kindern voran. Perfonen, welche aus andern Ländern kom: 
men und der heiftlichen Lehre unerfahren find, werben nur 
dann zum Abendmahle gelaffen, wenn fie gehörig unterrichtet 
worden find, oder, fobald dieſes für nüglich gehalten wird, ein 
Bekenntniß ihres Blaubens abgelegt haben. 


Bom S. Abentmal Ehrifti vnſers Herrn wie man das halten ſoll. 


Welche jeit maun das Abentmal bes Herrn pflege zu halten, an wel⸗ 
chen Ortern, vnd burch wafferlei Perſonen. 

Das Abendmahl wird an den Sonntagen, den Feſten 
Chrifli, am zweiten Tage der hohen Feſte und am Gründen» 
nerflage gefeiert, jeboch unter Anerkennung der srtlichen Les 
bung. Alle follen jährlich wenigftens eins ober zweimal coms 
municiren, und mer ein ganzes Jahr lang fich des Sacraments 
enthält, fol von den Aelteften ermahnt und geftraft werben. 
Die Spendung gefchieht vor Mittag in verfammelter Gemeinde 
durch ben Pfarrer allein oder mit Huͤlfe feines Caplans, bezies 
bentlich durch diefen, wenn jener gehindert tft. Im Fall der 
Noth kann der Kelch audy durch einen Aelteſten, einen Diacon, 
den Schulmelfter (menn er Theologie ftudirt hat), oder den 
Opfermann gereicht werben. Es ift billig, daß die Diener mit 
der Gemeinde communiciren, wiewohl diefes nicht vorgefchries 
ben if. Wenn fich aber die Diener des Abendmahls längere 
Beit enthalten, fo follen fie von den Aelteften deshalb erinnert 


Was anf; den tag, fo für der Action bes Machtmals hergehet, im 
Gemeiner verfamlung foll verhandelt werden. 

Am Tage vor der Feier findet ein Vorbereitungsgottesbienft 
Statt (Pfalm, Predigt, Ermahnung). An ihn knuͤpft ſich 
die Censura Ecclesiastica, 

„Wo man nun nicht allen Sontag, fondern felten das 
Nachtmal bes Herren heit, da kommen die Eiteften auff einen 
tag in ber neheſten wochen zuuor, wenn bie Predigt und alles, 
fo man in der Gemein verfamlung zu handeln pflegt, ein 
ende hat, zuſamen, und befragen ſich mit fleiſs durch einander, 
ob audy etliche feien, welche man ben tag zuuor ehe das Nachts 
mal gehalten wirbt, fo fie ſich anzeigen würden, fleiffig ver- 


295 


hören, ernfllich vermanen, oder auch ein zeitlang vom Tiſch 
des Hein abhalten fol. Wo mans aber allen Sontag heit; 
ba ift nicht von nöten, das eben berhalben ein befondere vers 
famlung der Senioren angeftellet werde, dieweil fie fonften, 
wenn fie zu gewiſſer zeit bey einander feind almegen auch hieuon 
ſich vnderreden. Derhalben nad) dem es in keinem weg zu ges 
ftatten tft, das onbefante, unuerhorete leut, von welcher glaus 
ben, meinung, leben vnd wandel, man fein gewiſs zeugnuß 
hat, das Nachtmal des Heren mit andern gleubigen entpfahen, - 
halten wir ben brauch, das alle bie jenigen fo zum Tiſch des 
Herrn gehen wollen, müffen ſich anzelgen, vnd für dem Pfar⸗ 
herr, Caplan und Eiteften hergeben, das die felbigen einen je⸗ 
den kennen, vnd da es bie not erfordert, anfprechen koͤndten: 
Wenn fie denn nun alfo herfürtreten, wirdts auff biefe weife 
mit jnen gehalten. 

Gehen-viel füruber, welchen von den Eiteften nichts gefagt 
wirdt, darumb dag jr glaub, erfantnus Chriftlicher lehr, vnd 
auffrichtiger erbarer wandel gnugfam offenbar, vnd jnen wol 
befant ift: Wo aber doc) derfelbigen einer ein anliegen in feis 
nem gewiſſen hette, vnd fich ſelbs nicht gnug prüfen und zum 
Tiſch des Deren bereiten koͤndte, vnd derwegen einen aus den 
Kirchendienern anzufprechen, vnd vmb rath zu fragen bedacht 
were, Diefer bleibt ſelbs ftehen, bis fo lang die andern alle fürs 
über gangen vnd fich angezeigt haben, darnach gehet er zu wel⸗ 
dem Diener er will, vnd vnderredet fich mit jm. 

Etliche aber werben von den Senioribus geheiffen fie follen 
warten vnd verzihen, und darnach angerebt und gefragt. Denn 
wenn fie jrgends eines gewar werben, fo zuuor niemals feinen 
Chriftlichen glauben für der gangen Gemeine oder zum menigs 
ften in aller Senioren gegenwertigkeit befant hat, den Laffen fie 
bleiben, auff das fie von im forfchen und anhören feines glaus 
bens befantnus, und erkterung ber Heuptftüd Chriftlicher Lehr. 

Dergleichen halten fie es wenn etliche fürüber gehen, welche 
fie achten fo jung fein, das fie die fachen vnſerer Religion und 
tieffen geheimnus des heiligen Nachtmals nicht wol faffen und 
verftehen koͤndten. Denn ſolche mufs man verhören und vols 
tomlicher underrichten. 

Sie reden auch die an, welche fie wiſſen das fie Lange zeit 
das Nachtmal nicht gebraucht haben: Denn audy die felbigen 
müfjen onderwiefen werden, follen fie es anderft vechtichaffen 
gebrauchen. Vnd fol man fie zum wenigften feagen, warumb 
fie fich fo lang enthalten haben, und aus was vefachen fie ſich 
nun wider darzu finden. 

Wenn fie vermerden das etliche mit onderlauffen mollen, 
fo kurtz zuuor vmb einer vrſach willen, (ob bie gleich noch nicht 
offenbar vnd jederman bekant) in der verfamlung der Elteſten 
vermanet vnd geflrafft weren, und doch nicht ob fie zum Tiſch 
des Deren folten zugelaffen werben, entlichen befcheibt bekom⸗ 
men betten: Die felbigen heiffen fie auch ftehen bleiben, vnd 
rathen jnen, fie follen die niefjung bes leibs vnd bluts bes 
Heren Chrifti fo lang verzihen, bis bie Elteſten allefampt zus 
ſammen koͤmmen, vnd etwas gewiſſes berathfchlagen und be⸗ 
ſchlieſſen moͤchten. 

s begibt fi vnderweilen das etliche alſo leben, das jre 
ſuͤnde fuͤr der Welt nicht ſo grob vnd ſchweer ſcheinen, auch 
nicht bald von einem jeden vor ſuͤnde geachtet werden, ſo ſie doch 
an ſich ſelbſt viel groͤber vnd ſchwerer ſeind denn man meint. 


296 1u08. CXxvE Seffliche Siechensriunng. 


Daher es nicht gleublich ift, das fie kuͤndten alfo zum Tifch des 
Herren gehen , das fie jnen nicht das gericht efjen und drinden, 
vnd ſich ſchuldig machen bes leibs vnd bluts des Herrn. Als 
denn ſeind, welche fuͤr ſich ſelbſt wol nicht boͤſe ſeind oder boͤſes 
thun, aber das ſie verwilligen in anderer leut ſuͤnde, hilff vnd 
rath darzu geben, vnd auff andere vngebuͤrliche weiſe, machen 
ſie ſich ſchuldig, welche mit verbotten, vngebuͤrlichen contracten 
vnd handeln vmbgehen, geſchenck auſsgeben oder nemen, vnd 
damit das recht verfelſchen, vnehrliche Kuͤnſt vnd Handtierung 
treiben, verdechtige perfonen in jre Heuſer nemen, “halten auff 
vnd dulden die Schlemmer, Spieler, vnd die das jre vbel zu: 
bringen, die da Weib vnd Kindern nicht wol vorſtehen. Dieſe 
alle vnd jres gleichen, kennen die Seniores zum theil, vnd ha⸗ 
ben ſo viel von jnen gehort, das ſie das vor gut angeſehen ha⸗ 
ben, ſie jn jrer verſamlung zu gelegener zeit zu vermanen. 
Wenn nun ſſolche kommen, heiſt man fie billich warten, vnd 
wirdt jnen darnach vnderſagt, daß ſie ſich des Tiſch des Herrn 
enthalten, bis ſo lang ſie von den Elteſten gnugſam vnderrich⸗ 
tet, vnd jre buſſe vnd beſſerung geſpuͤret werde. 

Zu letzt wenn einer beneben den andern herfuͤrtrit, welcher 
vmb eines offentlichen vnd jederman bekanten laſters willen, 
billich ſolte exeommunicirt werden, vnd man vieleicht albereits 
angefangen het in der verſamlung der Elteſten von ſeiner ſachen 
zu handeln. Den ſelbigen fordert man auch auff ein ort, vnd 
vnderſagt jm mit ernſt, das er den volgenden tag ſich zur com⸗ 
munion mit andern Chriſten nicht eindringe. 


Summa bie Elteſten laſſen etliche frey hingehen, vnd vn⸗ 
derſagen jnen nichts: Etliche aber laſſen ſie warten vnd ver⸗ 
zihen, bis die andern alle hinweg gangen ſein, als denn ſo vn⸗ 
derreden ſie ſich aller notturfft mit jnen. 

Wenn ſie nun alle wie jtzt vermeldet, fuͤr den Elteſten vnd 
den Pfarherrn vbergangen ſeind, bleiben ſie alle ſtehen: Der 
Diener des Euangelij aber rufft Gott mit lauter ſtim an, vnd 
betet vornemlich fuͤr die jenigen, ſo den volgenden tag das Sa⸗ 
crammt bes leibs vnd bluts Chriſti genieſſen ſollen, auff dieſe 
maſs: 


Gebet. 


Almechtiger Gott, Himliſcher Vatter, fintemal wir dir nicht 
denn allein in deinem geliebten Sohn vnſern Herrn wol gefal⸗ 
len mögen. So heilige unfere leibe ond feelen, und gib une 
feinen waren leib vnd blut in feinem heiligen Abentmal, mit 
rechtgleubiger begirde und dandbarkeit zu empfahen. Das wir 
deiner ewigen güte vnd liebe gegen vns abermal verfichert, ges 
tröftet, und im newen leben gefterdet, dir zum preife deines 
Goͤttlichen namens, vnd befferung deines volcks mit grofferm 
fleis und furcht, leben und dienen mögen: Durch den ſeldigen 
vnſern Herrn Jeſum Chriftum: Amen. 

Sprit der Diener der Kirchen den gewonlichen Segen, 
vnd left fie hingehen. 

Wenn nun die andern hinweg gehen, bleiben die jenigen 
da fo es geheilfen worden feind, oder auch welche zu warten 
felb$ vorgenommen haben. Die Elteften aber fampt den Pres 
digern fegen fid) an einen gewiffen ort bey einander, vnd treten 
zu jnen fo da feind gebeifjen zu warten, einer nad) dem andern, 
das mit einem jeden nad) gelegenheit der jachen gehandelt werde, 


Denn. von etlichen forbeen fie bekantnus jres glaubens, etliche 
vnderrichten fie beffer, etlichen widerrathen fie zum Nachtmal 
bes Deren zu geben, vnd zeigen jnen vrſach an, warumb es 
inen nicht zu thun fein wolt, vermanen daß fie fi noch ein 
zeitlang wolten onderweifen laſſen, das fie fich befleiffen gnug⸗ 
fam anzeigung,, und beweife einer warhafftigen buſs und beffer 
tung jres lebend an tag zu thun, dieweil nicht ein geringe ge= 
fahr darbey ift, das jemand ohn gnugfam bericht der Artidel 
des Chriftlichen glaubens, vnd der lehr vom Nachtmal des 
Deren, und mit einem vnbufefertigem ergerlichem leben und 
wandel, das Sacrament bes leib6 und bluts bes Deren entpfa⸗ 
hen wolt. Es tregt fi) auch wol zu, das die Eiteften etlichen 
vorhalten die ergernus, welche fie mit falfcher lehr oder Gott⸗ 
lofem leben vnter den Chriften angeriht haben: Straffen fie 
derhalben ernſtlich, und verbieten jnen auſsdruͤcklich zum Tiſch 
des Heren zugehen. Den andern fo von fich felb& bleiben und 
warten, flehet frey ber gangen verfamlung der Elteſten vorzu⸗ 
legen, was fie im finn haben, oder einen aus jnen zu erwelen, 
welchen fie jr befchwerung klagen, und feines raths pflegen. 

Wenn etliche, fo in feindfchafft und widerwillen ftehn ſich 
durch einander verfünen wollen, oder fonft andere wichtige hen⸗ 
del bringen, die mus mann befcheiden auff ein andermal, wenn 
die Elteſten bep einander feind, wider au kommen, denn die zeit 
ift dismal zu kurtz, und vermags nicht Leiden, das man ſchwere 
fahen, fo da gutes raths vnd bedendens bedörffen, fürnes 
men folt. 

Wo das nachtmal des Herren langſam gehalten wirdt, weis 
ches denn gefchicht in denen Kirchen, da bie menge der zubörer 
nicht gros ift, da kommen bie Eiteften auff einen deſtimpten 
tag zuuor zufamen, und befchlieffen mit einander, welche man, 
wie zuuor gefagt, verhören vnd fleiffiger onderrichten, ernſthaff⸗ 
tiger vermanen, oder vom Nachtmal des Herrn gentzlich abwei⸗ 
fen folt: Darumb barffs an folchen ortern des aufffehens der 
Eiteften, wo man das Nachtmal halten will, deſto weniger 
mühe, denn wenn fie vorkommen welche man hat heiffen wars 
ten, wirdt jnen bald angezeigt, was ber Eiteften meinung vor 
inen fey. Wo man aber allen Sontag von wegen der groffen 
menige des volds das Nachtmal heit, dieweil man da nicht 
weis wer zum Tiſch des Deren geben wirdt, kann man nicht 
vor der zeit, wes man fich gegen einen jedern gehalten mufs, 
beratbfchlagen: Sondern mufs eben ben tag wenn fie fi) ans 
zeigen, aus verhöruing der fachen und vorgehenden zeichen , was 
ſich will fuͤglich thun laffen betrachten. Diefes feind die vor⸗ 
nemften ftüd, fo den tag zuuor ehe die Communion und niefe 
fung des leibs vnd bluts vnſers Herren Jeſu Chriſti gefhicht, 
zur Chriftlichen vorbereitung zu diefem Sacrament, verhands 
let werden.’ 


Wie die Actiou auff ben tag, fo zu des Herrn Nachtmal beßimpt ifl, 
angeftelt vnd verrichtet werbe. 

Nach der Predigt ermahnt der Geiftliche die Communican⸗ 

ten, worauf er die Beicht und Abfolution fpricht. Das hier⸗ 

auf folgende Gebet („Barmbergiger Gott” ıc.) gehört, wie der 


‚Ritus felbft, der Caſſel'ſchen K.sD. an. Doch wird dem 


eriten hier noch die Ermahnung an bie Gemeinde, bei der 
Communion zu bleiben, und die Auffozberung zur Spenbung 
von Almofen hinzugefügt. 


1088. OXIKETER.. Werskiide Bldiofswnhl, 


on ‚Non Ginfegung der Eye. 

„ . Die Ehe bey den-Chriften, iſt ein vechtmeffige vom Gott 
verordente zufamen fügung eines Manns vnd Weibs, weiche 
zuſamen gegeben werden von. Gott nad) jenem wort und befehl, 


mit beiderfeits Freundſchafft gutem gewiſſen, auch jrer beider 


verwilligung, das fie bis an je ende für und für, in aller Gotts 
ſeligkeit, zucht' vnd gerechtigkeit bey einander wohnen, vnd jr 
leben in der aller hoͤchſten gemeinſchafft, aller ding in lieb und 
leid befchlieften follen, Kinder zu zeugen, und die felbigen Gott, 
feiner Kirchen, und Gemeinem nug recht auff zu ziehen, vn⸗ 
zucht zu vermeiden, vnd das jre eine fich dem andern als ein 
gehülff ime von Gott gegeben, nicht allein zu diefem, ſonder 
auch zum ewigen leben ergeige und-beweife.. 

Heimliche Eheuerbindung,, fo ohn wiflen und willen, vor 
nemlich der Eltern, in welcher gewalt die Kinder noch feinb, 
ober deren, fo an der Eltern ſtadt fein, geichicht, Finnen wir 
weder loben noch billihen, meil es Gottes wort nicht gemeſs, 
auch foldye Ehe die Keiferliche Rechte nicht vor Ehe erkennen, 
ond weil fie mit böfen vnorbentlichen mitteln angefangen wer⸗ 
ben, folten die Practiciser nach gelegenheit der mifjethat: billich 
geftrafft werden von der Obrigkeit und Kirchen, wie auch bie, 
fo vor dem Kirchgangk ſich heimlich befchlaffen. 

Welche perfonen auch im der Ehe fich bey einander nicht 
vertragen koͤnnen ober wollen, follen fich nicht ſcheiden noch 
gefcheiden bleiben, es werde men denn erkent von ordentlichen 
Richtern am Hoffgericht, vnd das andern zum Erempell, das 


N 


mit man fehen möge, ob fie zu jrem vornemen rechtmeffige und 
billiche vrfachen haben oder nicht.” 


Hierauf folgen die Beflimmungen ber Caſſel'ſchen K.D. 
über die Anmeldung zur Zrauung, die Anordnung des ein oder 
mehrmatligen Aufgebotes (worüber ber örtliche Gebrauch ent- 
fcheidet) und die Verordnung, daß Braut und Bräutigam in 
der Lehre des Katechismus vor der Einfegnung geprüft werden 
follen. Der einfache Ritus ber legtern bietet Beine. Eigenthuͤm⸗ 
Itchkeiten dar. Die der Einfegnung vorangehende MWiederho- 
[ung der Aufforderung an bie Gemeinde, die Ehehinderniffe 
anzuzeigen, erinnert an die Pfälz. 8.:D. v. 1569. Des 
Wechſels der Trauringe wird nicht gedacht. i 


Wie man die Eraucken befuchen, auch Die Gonmmmion Bey Inen hal⸗ 
“ten fol. 
Bon Befuchung Erinnerung vnd Zroft ber Gefangenen. 
Bon Begrebnufs. 


Der Begräbnißritus ift der gewoͤhnliche (Pfalm, Vermah⸗ 
nung, Gebet). Bei der Beerdigung ungetaufter Kinder wird 
er nicht angewandt, nicht weil man an ihrer Seligkeit zweifelt, - 
fondern weil fie der Kirche nicht einverleibt find. Eben fo 
wenig werden die Unbußfertigen chriſtlich beflattet. 


Gedruckt zu Marpurg durch Andres Kolben, und volendet 
durch feine Erben: Am XVI. tag des Wintermonate. Im jar 
nach der geburt Iheſu Cheifti, L566. 


1568. | 


|  - 0XXVI. | 
Kirchen Ordnung vnd Geremonien. Wie es in vbung Gottes worts, und reichung der Soch⸗ 


wirbigen Sacrament, in den Kirchen ded Herzogthumbs Preußen fol gehalten werden. 
| 1. Cor. 14. Laſſet alles ıc. 


Währenb bie K.⸗D. v. 1558 (Rr. CVIIIb.) eine Nefhe Wuͤrt⸗ 
tembergifcher Elemente aufgenommen hatte, kehrt die vorl. zu 
dem Typus der Saͤchſiſchen Kirchen und der K.⸗O. v. 1544 (Rr. 
LXXXIV.) guäg, weiche fie nur in einzelnen Yuncten abänbert. 
Dieje neue Redaction erfolgte auf den Befehl bes Herz. Albrecht 
durch die beiden Bifchöfe von Samland und Pomefanien, Vene: 
diger und Mörlin. (Bergl. Hartinoch, Preuß. Kirchenhift. 
S. 33, Sacobfon, Gefch. der Quellen des ev. K.⸗R. der Pros 
dinzen Preußen und Pofen, S. 36 f.) Die Rubrifen der einzel: 
nen Abfchnitte find folgende: Bon ber Vesper Sonabenb, 
Gontag vnd Wercketag. — Von ber Beiht und Abfo: 
Iution. — Bon ber Metten vnd Fruͤhepredigt. — Bon 


Anno Domini MDLXVIII. 
72 Bl. Fol. 


ben Bettagen. — Bon der Meß vnd heil. Abendmal. 
— Bon der Mittag Predig am Sontag. — Won vbung 
bes Satehifmi. — Bon Feften. — Bon den Tolden. — 
Bon der Tauffe. — Bon der Rottauffe — Bonden 
alt Frawen oder Wehemüttern. — Troſt für bie 
Schwangern vond in Kindbesndten. — Von trawung 
der Eheleut. — Bom Bann vnd offentliher Buß. — 
Wie man trande Leuth berichten und troͤſten fol. — 
Vom Begrebnis. — Beſchlus. — Golleeten oder ge- 
meine Geber. — Gedrudt zu Königsperg in Preufs 
fen, bey Johann Daubmann 1568. 


. CXxXVII. 

Bon Erwehlung der beyder Biſchoff Samlandt und Pomezan, im Serkogthumb Preufien, 
auch von ihrem Ampt, Verordnung der Visitation vnd anderem, fo- zu Yürderung und Erhaltung des Predigt⸗Ampts 
ond Schulen, Chriftlicher Zucht vnd guter Ordenung von nöhten iſt. Gedruckt zu Königöperg in Preuffen, bey 

' " Johann Daubmann 1568. 


An die R.sD. oder Agende, deren zulsgt gebacht Üt, | 
der bedeutendſten 


nie fih die fg. „Biſchofswahl“, eines 


Kicchengefege des Herz. Preußen. (Bergi. Über deffen Ge⸗ 
föiäte: Ntcolovius, Die bifhöfl. Et in Preußens 


ang. Kirche, S. 76, Jacobſon a. a. O., &. A7f. 
Bir ne den Tert aus Ricolovius a. a. O. 9 


ik * 


Sintemal von Gottes Gnaden, Wir Albrecht der Elter, 
Marggraff zu Brandenburg, in Preußen, ıc. Hertzog ıc. Dies 
bevor mit Wiffen, gutem Rath und Wolbedacht für nuͤtzlich 

ut und rathſam angeſehen, die beyden Biſtumb, ſo Wir An⸗ 
—*— unſerer Fuͤrſtl. Regierung allhie in dieſen Landen gefun⸗ 
den, nach Abthuung des verfinſterten Babſttumbs und deſſel⸗ 
ben Greuels mit Chriſtlichen Prelaten und Lehrern zu verſehen 
und zu beſtellen, wollen Wir dem zu folgen, Gott dem All⸗ 
mechtigen zu Ehren, zu Erhaltung und zu Erbreiterung ſeines 
allein feeligmachenden. heilſamen Wortes und der reinen Lebe 
des Heil. Evangelii diefelbe Biſtumb allezeit erhalten und bas 
hin trachten, daß fie mit geſchickten Gottsfuͤrchtigen Männern 
beftellet werden. 

Die Refideng der Bifchoffen foll feyn wie volget, nemllch 
bes Sambiendifchen zu Rönigsperg, bo Er auch bißher geweſen, 
bes Pomezanifchen aber zu Liebemähl: 

j Bon der Wahl der Blichoffe. 

Mit der Wahl aber obbemeldter Bifchoff ſoll es dergeftalt 
gehalten werden , daß diefelbe mit gutem Rath bes jederzeit im 
Leben weſenden Biſchoffs, aller Fuͤrſti. Hoffe und Land-Rethe, 
und daneben acht Perfohnen von der Herrfchafft und Adel, und 
dann acht aus den Stebten, (meldye 16. Perfohnen eine Lands 
fhafft von Land und Stebten felbft darzu zu deputiren,) und 
dann andern gelahrten Gottförchtigen Kirchen⸗Diener erwehlet 
follen werben. 

Jurlsdicotieon ber Bifchoffe. 

Es follen auch hiemit obbemeldte Bifchoffe ihre Geiſtlich⸗ 
Regiment und volllommene Jurisdiction in Geiftlichen und 
Kirchen⸗Sachen ungehindert führen und behalten, alfo, das fie 
biefelbige Ihre jurisdiction nad) Gottes Wort und üblichen 
ChHriftlihen Gebrauch in Lehren, Prebigen, Aufffebung und 
Beftellung , aller nothwendigen Dienft der Kirchen, Execution 
folcher Lehr und Predigte, wie fie aus Göttlihen Wort Grunde 
hat, und nicht anderſt zu jeberzeit gebrauchen und zum Beten 
ober Erbauung ber Kirchen, zu Verhütung aber aller irriger 
falfcher Lehr und Schaden der Kirchen, fortfegen, und mit als 
len treuen Fleiß befürbern. . 

Imspeotien und Ihr Ynbt. 


Und weil über das Collegium, Schulen, Consistorium, 
Druckerey und Buchhandel, das foldyes alles gang Chriftlich, 
fleißig und wol beftellet, fleißig und gute Aufffehen zu haben 
hoch nötig, follen die Bifchoffe ober folche allzumahl auch alle 
Pfarherrn in geiftlihen Söttlihen Sachen und Handeln, fo 
bie reine Lehre und Befürberung derfelben belangendt, Ihre 
babende vollkommene Jurisdiction gebrauchen, und ſonderlich 
die fleifige Treue Auffadıt haben, das reine Lehre von allen ob⸗ 
bemeldten Perſenen recht getrieben und Sufürbert, allen einge 
ſchlichenen oder -anf Rünfftige Zeit einfchleichenden Secten, Er⸗ 
gerniffen und Zerrüttungen in der Kirchen und Schulen ges 
wehret, unb was bem Corpori Doctrinae fo Anno 1567 von 
uns, fo woll einer Erbaren Landfchafft von allen Stenden an- 
genommen iſt, zuwider aber entgegen refntirek und abgeſchaffet, 


bie Predigt⸗Stuͤln mit fronnnen treuen Lehrern unb Prebigern 
beftellet, alles Bands eine Ende gemacht ımb der Bettfelige 
Friebe merden, über welchem allen Wir als der 
Laube Fuͤrſt, und die jeberzeit regterende Herefchafft mit hoͤch⸗ 
ſtem Fleiß in allen Gnaden unferm tragendem Ampt nad) zu 
halten bedacht, willig und erperttig ſeindt. 

Demmach follen die Deren Bifchoffe mit allen Trewen auf 
alle Kirchen, hoch und gemeine Schulen auch Hofpitalien und 
alle derfelbigen beftellete Diener, als Ertz⸗ Prieſter, Spittels 
Meifter und Werwaltere, der Perfonen, auf bem Lande und 
in Stebten Auffacht haben, und darüber halten, auf bas für» 
nemlich die Kirchen⸗ Diener ftiedlich Chriſtlich und eingleublg, 
unferer aus Gottes Wort gezogenen, und auf die Augſpurgiſche 
Confession gegründte, und mit gemeinem ber Bifchoffen und 
Kirchen Diener, auch unferer Etb⸗Landſchafft vermtüge der auffs 
gerichteten Recess Rath und Bewilligung gemachten und aus⸗ 
gegangenen Corpore Doctrinae, davon droben gemelt, ſich bes 
quemen, und in allem unmelgerlich nachgehen, die Lehr des heill⸗ 
gen Evangelii obermelter maſſen rein unb unverfelfchet, ordent⸗ 
lich einhellig und einſtimmig handeln, treiben, und dem Volck 
vortragen. 

Desgleichen ſollen fie auch für ihre Perſon nichts uͤbels, 
zendifche® und unrichtiges aufahen, oder weiber obgemeldts 
Corpus Doctrinae Urſach zu einiger Spaltung geben, ſondern 
alle Spaltungen und unrichtigkeiten mit Ernſt und Fleiß, Gott 
dem Allmechtigen zu Lob und Ehren , vorlommen und abwen⸗ 
den heiffen, und mit Chriftlihem Ernft und Eiffer , und nad) 
ihrem hoͤheſten Vermögen darob und daran fen, damit unfer 
Kirchen⸗Ordnung, zu Vermeidung und Verhütung Zwiefpaldt, 
Unetnigkeit und Miß⸗Verſtandt ernfllichen nachgefeget, derſel⸗ 
ben gemeß alle ding tractiret und behandelt werden. . 

Visitatien der Biſchoff und von Synedis. 


Und damit ſolches umb fo viel füglicher, wirdficher und 
befto mit mehrem Nutz gefchehen möge, fo folken fie ihre bes 
fohlene Kirchen mit Fleiß, eine nach der andern, zu ordentlichen 
Zeiten visitiren, alle Kirchens Mängel abhören, und fo viel 
möglich beylegen, und vertragen, und was fie in einem Jahr 
nicht vollenden und vollbringen können, dazu das andere Zahr 
nehmen. 

Uber das follen die Bifchoffe auch alle Zahr, oder ja umb 
das andere Jahr, ein jeder in feinem Biſtumb, zu erhalten gu⸗ 
ter reiner einhelliger Lehr, Kirchen⸗Ordnung und Disciplin vers 
pflichtet fenn, particulares, desgleichen auch, bo es bie Noth 
erfordert, generales Synodos zu convociren und zu halten. 

Und nachdem bie Visitation nicht eines Mannes Arbeit oder 
Werd iſt, ſoll ihnen zu allen Zeiten, wann fie visitiren wollen, 
ahn unfer Stadt einer von unfern Rähten, der unfer wahren 
Chriſtlichen Religion zugethan, dazu aud aus einem jeden 
Ampte, das fie visitiren, der Amptmann zugeordent werden, 
die den Bifchoffen mit gutem Rath beywohnen, unb alles was 
Chriſtuichen geordent und in der Visitation befchloffen, in ums 
ferm Nahmen ins Werd fegen und exequiren follen. 

Bon Unkoſten ber Wisitatien und Syneden, 


So viel die Unkoften belangt, fo auf die Visitation gehet, 


foll es bey der vorigen Verorbuungen und Beflallungen, in 
weichen ben Biſchoffen ein genanbts depatiret, was ihnen von 


— nn — 


1008. Vrentiſche Bofei. 


ben Klechſplels⸗ Rinbern mr ihrer und ber ihren Unterhaltung, 
fo lange die Visitation waͤhret, gexeicht foll werden, bleiben. 
Es foll auch ber Here Biſchoff mit acht, und nicht mehr Pfer⸗ 
den auf die Visitation ziehen, auf welche auf Tag und Nacht 
3 Scheffel Daber neben anderm Rauchfutter, zu dem, für den 
Herrn/Biſchoffe, feine Diener, Pfarrern, Kirchen⸗Veter und 
Sculmeifter oder ander Perfonen, fo dabey ſeyn müffen, eine 
Thunne Bier, ein Schöps oder Kalb, eine Mandel Hüner, des⸗ 
gleichen Fiſch, wo die zu befommen, Brodt, Butter, Ever, 


DSDalt und Augemüß, wes des fürhanden, alles eins ziemliche 


Notturfft auf einen Tag von den Kischen s Rindern eines jeben 
Kirchſpiels fol gegeben werben, welche der Bifchoff, damit es 
durch feinen und nad) deſſelben Bevehlig ausgefpeifet und ge 
braucht, zu ſich in ſeine Verwahrung nehmen ſolle. Was aber 
an Vitalien überbleibet, ſolchs den Kirchen⸗Vetern uͤberantwor⸗ 
tet, und durch ſie der Kirchen zum Beſten verrechent werde. 
Wann fie aber generales und particulares Synodos werben 
halten, wollen wir die Unkoſten auf unfern Aemptern audrich⸗ 
ten laſſen. 

Sürneme Artickel, worauff dann is Fünfftiger Zeit beybe Biſchoff ihre 

Ambt fürnenslich führen, und bie Visitatiam follen anftellen. 


Der gantze Handel mit Beftellung der Bifchoffe iſt fürs 
nemlich und für allen Dingen dahin gemeynet, damit die Kirche 


dieſes unſers Hertzogthumbs bey reiner Lehr möge bleiben, und . 


bie big auf die Nachkommen gepflanget werben. 

1. Darzu gehören erftlich Prediger, Die ordentlich zu ihrem 
Ampt durch Gottes Geheiß und Beruff erfordest werden und 
eintretten, auch daffelbige nach Gottes Wort, mit reiner rechts 


ſchaffener Lehr, und einem guten Leben fortfegen, damit als 


Fuͤrbilde bee Deerbe und glaubigen Hertzen ihnen vorleuchten- 
IL Neben Pfarcheren und Prebigern, muß man Schulen 


- haben, als Bruͤnnlein und Quellen der Stadt Gottes, dann 


daher müffen Leute erzogen werden, die nach den Alten und 
Berflorbenen succediren und volgen das Schulen nichts an⸗ 
bers , ald Officinae ſeynd und Werckſtete des heiligen Geiſtes, 
darinnen er die ſchoͤnen jungen Köpffe artet, farmiret und zus 
richtet, zu feinem Dienſt. 

IM. Diefe alle muͤſſen Ihre Notturfft und Nahrung haben, 


dann wer der Ampter eins recht führen foll, ſich und die 
Zuhörer woll verwahren, der muß wahrlich nicht anderm Ding | 


obliegen, fondern täglich, gar fleißig leſen, ſtudiren und nach⸗ 


forſchen, L Timoth. 4 Pſalm 119. Sirach 39. damit allein | 


Er mehr dann genug zu thun hat. 


ordnet feindt, die Prediger und SchulsDiener, auch Kirchen 
und Schulen zu schalten, follen sinfodern, und darnach auf 
gebührliche Rechenfchafft genannten Perfonen austheilen, bie 
jetbige in Ihrem Ampt befürbern und nicht hindern. 

V, Uber die alles muß auch fein bei den Zuhoͤrern ein er 
ſter Fleiß, das Wort nicht zu binden, fondern gu hören, faſſen 
und lernen, und in allen Stuͤcken bemfelben gehorſam zu fein, 
fonft wäre beffer nie gehört, dann gehört und nicht augenom⸗ 
men, Matth. 11. 2 Bet. 2. zu ham das auch von wegen ſolchs 

des Volckse, der framıns Bett erzuͤrnet, das Wert 


vircderumb durch falſche Lehr hinwegniamet. Dfe. B. Amos 





⸗ 


B. und folgende auch dad Weitliche and Hauß⸗ NRegiment in 
einen Hauffen wirfft. fat. 82. Match. 22. 

Dis feindt die fuͤrnehmſten Haͤuptſtuͤck, ſo zu Erhaltung 
und Ausbreitung reiner Lee vonndten find, follen derhalben 
die Biſchoffe hierinnen Vetetliche Sorge tragen, und gut Aufs 
fehen haben, bamit es bei allen Perfonen dermaſſen, wie es 
Bott fordert und Haben wil, fleißig und treulich ausgerichtet 
werbe, und darauf, wie droben vermeidet, Visitationes halten, 
zu erkuͤndigen, we es mangelt, bey Predigern, Schul⸗Dienern, 
Kicgen-Betern,, und bem sangen Hauffen der Zuhörer, fie 
müffen aber nicht allein bie Gebrechen und Mengel erkuͤndigen, 
fondern auch in Beſſerung ftellen, fonft ift mit der Visitation 
Beinem Menſchen geholffen, und aller Unkoften, fo darauf gehet, 
mit aller Mühe und Arbeit verlohren. 

Darumb follen auch bie Viſchoffe solle Macht haben, ſolche 
Gabrechen und Mengel zu werben, umb ihres muͤglichen Fleiſ⸗ 
ſes alle Sachen zu der Befferung anzuftellen, follen derhalben 
Klein und auch Groß, hohes und niedrige Stands, fich weifen 
laſſen, den Biſchoffen hierinmen als Vorſtehern von Gottes 
wagen gehorfam fein, und mas biefelbige zur Billigkeit verord⸗ 
nen, dbemfelbigen nachkommen, Tonft iſt es mehr nicht denn 
eine Marter und Quaal der betruͤbten Hertzen, bey den Biſchof⸗ 
fen, daß fie idee Werd thun mit Wehmuch und Geuffgen, 
welchs dan Zuhörern und der Kirchen nicht gut ift, Ehre. 13. 
dann Bott ſichet und erhoͤret ſolch Seufftzen und Klagen, ſchi⸗ 
et anderley Art feine Diener und Knechte, bie verheren, ver⸗ 
brennen, würgen unb rauben, bis Leib und Seel mit Hanb 
and Sur, alles im Rauch aufgehet, wie Ehriftus zuvor gefaget, 
Matthei 22. Und das am feinen Juben, gantzem Asia, Grae- 
aa, Italia, und aller Welt gewaltig bewieſen hat, wurd wir zu 
amier Zeit im Teutſchen Bamde für Augen gefehen. 

Soll derhalben, me es bey den Bawren mangelte, von De 
nen von der Herrſchafft und Abel, wo es aber an benen von 


I der Herrſchafft, Adel oder Bürgern mangelte, von Uns, als 


dam oberſtun Haͤupt in weltlicher Regierung diefes Herkog- 
thumbs, mit&ruft geftrafft, und ohne Verzug bie Verſchaffung 
gethan werben, damit ben Viſchoffen der gebuͤhrliche Gehorſam, 
im ihrer Verocdaung volgen, und ber breunende Born Gottes 
von der Kirchen, To wol als weltlichem und Haus⸗Regiment, 
abgewendet, alle® aber zur Ehren Gottes, und umferer aller 
zeitlicher und ewiger Wolfart, fäuberlich und ſchoͤn möge an⸗ 
gerichtet werden. 

Damit aber ingemssin.bie Wäfchoffe und maͤnniglichen wiſſe, 


| jee Ambt führen, und in der Visitati joe Noch 
IV. Darumb ſeindt Kaftensderen und Kirchen⸗Veter bes — [ie die Tühen er Visitation fleißige Rad 
ſtellet, die ſolche Einkunfft, fo der Kicchen zum Beſten alfo von . 


foerſchung haben follen, fo ſol es dermaſſen mit jeden Perſonen 
vorgenon und fortan gehalten werden. . 
Die Yfareheren belangend. 
Di Feinde bie Türnamıftin Perſonen, an denen alles geile 
gen, dann weil bie ihe Ampt rocht führen und außrichten, Te 
haben und behalten wir Gottes Wort, wann es aber bey ihnen 
fehlet, das fie ihr Ambt nit recht casrichten, fo haben wir 
$o viel an Gottes Mort und reiner Lehe, als bie elenden vor 


| Hienten Suben, die haben bie H. Bibel auch in ihrer erſten 


Mutter⸗Sprach, leſen batiımon sägtich, aber bleiben und find 

unglaubige, derdamutte, verflodte Keith. 

Dann Gott gibt fein ost wait lebendiger Stimm, das ex 
38 + 


.08 Left in unfere Ohren tragen durch bie Predig, damit er das 
Hertze rüret und verendert, Rom. AO. wie David von folder 
Stimm und ihrer Krafft an fehr viel Orten, fonderlichen aber 
-Pfalm 29. reichlich Handelt, darumb heiſt auch Paulus Ephes. 
4, aus dem 68. Pfalm Prediger und Pfarrherrn herrliche Ge 
ſchencke und Gaben Gottes, meil fein Wort, das er durch fie 
giebet, die hoͤchſte Gabe Gottes auf Exden iſt, und darumb 
Sott für feine felbft eigne Schmach helt und .aufnimet, wo 


- feine Diener und Prediger gefchendet und verachtet werben. 


Luc. 10. Damit e8 aber mit denfelben rechtfchaffen, ordentliche 
und Chriſtlich zugehe, ſoll es mit ihnen alfo gehalten werben. 


Vocatien, 


Das keiner fol ohn ordentlichen beruff zugelaflen werden, 
weil keiner ohn beruff predigen fan, Rom. 10. und wir den 
jenigen, der nicht beruffen, auch nicht hören follen. Jere. 23. 


Bon Erwehlung der Pfarherrn. 


Bon Ermehlung ber Pfarheren wollen wir, das es hin⸗ 
fürtan folgender Meinung gehalten foll werden, als nemlich, 
das fich der Leens Herr umb einen tuͤchtigen, geſchickten, des 
Worts erfahenen Mann umbfehen fol; und demſelben alsdann 
den Pfarr⸗Kindern anzeigen, und ferner den Herrn Biſchoffen, 
ale Samblandt und Pommezan, nad Gelegenheit eind jeden 
Biſtumbs zufertigen, die inen alsdann weiter examiniren follen, 
und fo er tüchtig und geſchickt befunden, dem Lehen Deren mit 
‚einer Institution - Schrift, wie gebreuchlih, an das gantze 
Kirchſpiel neben Vermeidung feiner Geſchickligkeit wiederumb 
zufenden, wo er aber nicht‘fo tächtig und geſchickt wäre, das 
er dem Bold mit dem Wort Gottes rechtfchaffen und wol vors 
ſtehen koͤndt, ſoll ſolchs dem Lehen⸗Herrn; ſich umb einen aw 
dern und tuͤchtigen umbzuſehen, angezeigt werden. 

Wuͤrde aber der Lehen⸗Herr mit Beſtellung eines Pfart⸗ 
Herrens nachleßig oder ſeumig ſein, und die Pfarr⸗Kinder da⸗ 
mit uͤber ſechs Wochen verzoͤgern, alsdann ſollen die Pfarr⸗ 
Kinder ſich umb einen geſchickten Pfarr⸗Herrn umbzuthun 


Macht haben, und denſelbigen bey dem Lehen⸗Herrn anzeigen, 


welcher es mit dem vorgeſchlagenen, als oben beruͤret, halten 
ſoll, alles nach Inhalt voriger unſer auffgerichten Ordnung 
und daruͤber gegebenen Recess des LXVI. Jahres .ıc. 


Von Enturlaubung der Pfarr s Herren. 


Nachdem aber befunden, das an etlichen Orten ohne Vor⸗ 
wiffen, genugfame Urfachen unb bewilligung eines gangen 
Kirchſpiels, auch ohne Erkmmüß der Bifchoffen, die Pfarr 
Herten geurlaubet und hinweg gejagt werden, wollen wir, ob 
auch einer gleich das Kirchen⸗Lehen hette, das er ohn vorgehende 
Erkantnus und guten Raht der Bifchoffe oder derfelben Ver⸗ 
orbneten, und durchaus ohne anfehnliche notturfftige Urfachen 
Seinem Pfarr⸗Herrn Urlaub gebe, vlelweniger alsbald hinweg 


jage. 

-  &o aber hieruͤber ein Pfarr⸗Herr ohne Erkaͤntnuͤß entfagt 
ober wiggejagt, follen dieſelbigen verjagte Pfarr⸗Herrn fuͤr allen 
Dingen und aufs erſte wieder eingefegt und restituirt werden, 
alsdann Klag und Antwort gehört, daramd, was recht, erfandt, 
und ber Pfarr⸗Herr alfo ferner entſatzt, ober nicht entſatzt wer: 
den, fo dann einem Pfard⸗Herrn Setwaldt geſchehen, und er 


auas. . CKKUEEE. Yrnfinhe SEHHofownhl. 
‚befien Schaden erlitten, ſoll Ihm fein Wiberpart, die Schaden 


untveigerlich- ausrichten, Daß wollen wir alfo, und nicht anders 
gehalten haben. \ 


Von VBerſatzuug der Pfarrheren. 


Himwiederumb ſollen bie Herrn Biſchoffen ohne zeitlich 
Vorwiſſen und mit Beliebung des Lehen⸗Herrn, auch ſonder 
redliche gnugſame Urſachen, keinen Pfarrherten von einer Pfarr 


nemen, und an einen andern Drt Ihnen gefellig verordnen und 


fegen. Nichte minder follen die Pfarcheren, dieweil bilfich, 
das diefelben niemands ohn Erkantnus der gebührenden Herr⸗ 
ſchafft oder ihrer Verordneten, entfegen und hinweg jagen felle, 
aus eignem Muhtwillen und aufferhafb nottürfftiger Ehehafft, 
auch mit Wiffen des Lehen⸗Herrn fambt Erkentnus des Herrn 
Prelaten, von den Pfarren an eine ander Stelle sieben, wel⸗ 
her Dfarchert aber ſich des unterftünde, und darüber betretten, 
fol angehalten, und den Heren Bifhoffen zur Straffe zuge⸗ 
ſchickt werden. 
Ordination ;, . 

Mann auch gleich einer die Belehnung von ben Lehen⸗ 
Heren empfangen, mit der Biſchoffe Bewilligung, foll doch 
feiner zu residiren, zu prebigen, und Sacramenta zu reihen _ 
zugelaffen werben, Er fen dann nach gnugſamer Verhoͤr ordi- 
niret per manuam impositionem, dann ob wir wol daraus 
Bein befonder Sacrament machen, mie die Papiften thun, fo 
foll dennoch das Liebe Gebet mit‘ dem Öffentlichen Zeugnus der 
Kicchen vorhergeben, und der Apoftofifche Gebrauch fein zuͤch⸗ 
tig und Chriſtlich gehalten werben. 


Gintfärung . 

Es iſt ja Chriſtlich und billig, weil Paulus befihlet, J. Co- 
rinth. 14. es fall alles ordentlich unter uns zugehen, das bie 
Einfuͤhrung nicht ſo gar ſchimpfflich gehalten, als hielten wir 
das Predigt⸗Ampt nicht viel beſſer, dann eines Schwein⸗Hirten 
Ampt, ſoll derhalben der Biſchoff aus den benachbarten naͤchſten 
Pfarrherrn zween beſchreiben, da dieſelbigen auf einen Sontag, 
wenn die Pfaͤrr⸗Leut im ihre Kirchen zuſamen beſcheiden ſeid, 
dem neuen Pfarrherrn in die Kirche führen, ber einer, welchem 
es der Biſchoff wird aufflegen, einen Sermon thun, darinnen 
er den neuen Pfarcheren der Gemeine treulich befehle, biefelbige 
erinnere, was ihnen an den Pfarheren gelegen, und vermahne 
derhalben gehorfam zu fepn, und daruͤber von ber Eantzel der 
Gemeine die Institution Schrift des Bifchoffs fuͤrleſe. Nach 
dem Sermon lafje man die gange Gemeine fingen, Nun bitten 
wir den Heiligen Geiſt, do der neue Pfarr⸗Herr für dem Altar 
knihe, und die andern Pfarcheren neben ihm, wann ber Ge⸗ 
fang aus tft, fo fpreche der Pfarcherr, fo geprediget hat, den 
neuen Pfarrherrn alfo ahn. Herr N. N. thr wißt, wie euch 
Bott ordentlichen durch feine verorbnete Mittel hierzu berufen, 
das ihr Ihm diefe Kirche und armes Häufflein, fo er mit ſei⸗ 
wem. Blut gar 'theuer erworben hat, "follet weiden mit reiner 
rechtſchaffener Lehre feines Wortes, und derfelbigen ohne Aer⸗ 
gerniß mit gutem Exempel fürgehen, darauf er om jüngflen 
Zage ſchwere Rechenfchafft und diß Blut der armen Daten 
von euren. Händen fordern wird, mit geſtrengem Gericht, fo 
feyd ihr ja erböthig, wie Ihe in euret Ordination vorheiſchen 
umb "offentlihen für Gott unb der Welt angefagt, euer Amt 


„208: OXXUmE. Mrenfifähe Wifchofewaßl. 


darinnen treulich nach Gottes Willen auszurichten, dem Armen 
wie den Reichen, bey euren befohlenen Pfarrs Kindern zu Tag 
und Nacht, in Reichung der Sacrament, und mit nothwendi⸗ 
gen Troſt der betrübten Gewiſſen bereit und willig zu ſeyn, 
und das alles zu thun, das einem getreuen Haushalter Ehrifti 
und Seel⸗Hirten geztemet und gebühret, nach Gottes Wort: 
‚Drauff fol der neue Pfarr⸗Herr offentlich, deutlich und mit 


Haren Worten antworten für feiner Gemeine, ja, er wolle es 


thun, und bes für Gott an jmem Tage und feinem legten 
Ende zur Antwort ſtehen. 
Alfe bete derfelbige Pfarcherr für der gantzen Gemeine. 


D Du Allmächtiger Ewiger Gott, der du dis heilige Ambt 


ſelbſt haft eingefegt und geheiltgt in deinem lieben Sohn, und 
diefn N. N. nach beinem. Göttlichen Willen und Rath dazu 
deruffen , wir bitten dich von Derken, du wolleſt deinen Heil. 
Geiſt geben, und durch denfelbigen dein Wort legen in feinen 
Mund, damit ers rede mit Freidigkeit wie ſichs gehöret, auch 
mit feinem Handel und Wandel niemand Argerlih, fondern 
jedermaͤnniglich fürderlich fen zu feiner Seligkeit, wolleft auch 
bey der Gemeine geben ein hörendes Ohr, bie Hertzen der Zu⸗ 
börer weich machen und auffthun, daß fie dein Wort lieben 
und annehmen, deinen Diener ehren und fürbern, auf das als 
fo dein Nahme geheiliget, bein Reich gemehret werde, und die 
angewandte Arbeit nicht vergebens fen, foldy unfer Gebet wolloft 


du treuer Gott erhoͤren, und auffnehmen in demem lieben Sohn, 


unferm alletliebſten Ertz⸗e Priefter, Erg: Hirten und Biſchoff 
umfer armen Seelen Amen. 

Dorauff foll der andere benachbarte Pfarherr die verba 
caenae fingen, und dem neuen Pfarherrn das heilige Sacra- 
ment reichen, mit gewonlicher Dandfagung. 


Reber ber Pfarrherru. 


Darirmen ſollen Ei geſtracks bleiben bey bem Corpore 
Doectrinae, mie daffelbige in diefem Fuͤrſtenthumb Anno 1567 
aus den Prophetifihen und Apoſtbliſchen Schrifften,, den alten 
Symbolis, auch der Lehre Lutheri gar fleifig dem Volck ein- 
biiden. Da aber jemands darüber fchreiten, und was ſonder⸗ 
lichs wuͤrde fürnehmen, gegen den follen die Biſchoffe proce- 
diren, vermüge ihres Ampts und unferer Verordnung. Und 
follen die Pfarcheren und Kirchen⸗Diener nicht allein für ſich 
in der Lehe unſtraͤfflich ſeyn, fondern jährlich zu gelegener Zeit 
in ihre Kirchſpiel gewibmete Dörffer visitiren und ihre Pfarr: 
Kinder gebührlich examiniren und verhören, und ba einer oder 
mehr das Examen fliehen würden, ben oder diefelben den Bi⸗ 
Hoffen In Straf zu nemen der Herrfchafft anzeigen. 


Leben. 


Son unſtraͤfflich ſeyn, ſagt Paulus, und weil ärgerlich Les 
ben nicht bauet, fondern Schaden thut, und aber dis Ambt 
nicht zu verderben, ſondern zu beffern gegeben und befohlen ift, 
2 Corinsh. LO. und 13, follen die Biſchoffe, nach gnugfamer 
Vermahnung, oder Erachtung ergangener Ergerniß, Ihre volle 
Macht auf Ihre Gewiffen brauchen, und Sie darinnen nies 
mands hindern, ſollen derhalben Pfarcherin, fo andere lehren 
und unterwelfen,, fich nicht feIdft dermaſſen halten, das Sie 


billig. Ungunſt moͤchten erlangen, desgleichen audy in ihren Wis 


demen, weder Bier, gebrunnten Wein noch Mete ſchencken, 


⸗ 


vielweniger ſollen ſie fich leichtlich in Seufferey, Zanck unb Das 
der, mit Ihren Pfarr⸗Kindern oder Herrſchafften begeben, fons 
dern fich-in Ihrem Leben gegen maͤnniglichen zuͤchtig, unvers 
weißlich, erzeigen und haften. 


Befolbung. 


Mirdt Ihnen gereicht nach Unferer Verorbnung und Bei 
willigung unferer Landſchafft, wie im Artickel von Einkunfft 
der Kirchen hernach. verzeichnet iſt, werden fich auch unfere 
Ampt⸗Leute, fo woll als bie vom Abel darnach richten, mo «6 


" mangelt, das es in Eünfftiger-Zeit müge bebeffert und ins Werd 


gefegt werden. Wir folten doch ja, nicht aus (Bottes Wort 
allein, fondern täglicher Erfahrung gelernet haben und greiffen, 
das es war tft, wie der Prophet Aggens fagt, wo den armen 
Dienern, Ihe gebührficher Kohn und verordnetes Depntat ent⸗ 
zogen und entwandt wird, es gefcheh auch mit mas Schein e6 
immermehr wolle, weil Gott fich nicht aͤffen laͤſt, Bat. 6: fo 
gibet es keinen Frommen, fondern gewiffen Schaden, das ſolch 
gut das ander mit fich hinweg friffet, dann Gott will mit uns 
efien, da iſt dencken an verlohren, al der oberfte Speife-Meifter, 
Koch und Keller, foll er aber Kummer leyden und nichts haben, 
fo wollen wir. auch nichte haben, es heißt, Date et dabitur vo- 
bis, wann der date auffhöret, fagt, Lutherus, fo höret bas da- 
bitur auch auff, alfo ſchmachten dann und leyden Roth, Obern 
und Unterthan, mo zwene oder drey Pfarren zufammen ges 
fchlagen; follen die Heren Bifchoffe in den Visitationibus er⸗ 
kuͤnden, ob diefelben jegiger Gelegenheit nach wiederumb getheis 
let, eine jedere Pfarre mit einem fonberlihen Pfarcherrn bes: 
ftellet, der Pfarchere auch daranff nohtturfftig unterhalten 
werden koͤnne; wo ſolchs befunden, follen es die Biſchoffe der» 
geſtalt verfchaffen, wo aber der Unterhalt auf einer Pfarre, und 
von einen Kirchſpiel zugeringe, diefe Verordnung thun, das Die 
KichensHuben von der einen oder mehr Pfarren, da ber Pfürs 
herr nicht residiret; der Kicchen zum Beſten ausgethan, bie 
Nutzung von den Kichen-Vetern gehaben, und den Pfarren 
(da es nöthig) befferer Unterhalt Davon verordnet werde. Man 
folte je bedencken, weil ein Pfarrherr zu feinen Studis alle fein 
Patrimonium angewandt, und offt mas er von feinem Weibe 
befommen, dazu zugefegt, daffelbige feinen armen künfftigen 
Wuͤrmlein und Kindern aus dem Munde gezogen, das +6 zum 
Ampt deſter luſtiger machet, wo ein folcher treuer Menſch wie 
derumb an felner groften Sorge Mühe und Arbeit ziemliches 
Unterhalts zu gewarten hat, wie man Ihnen benfelbigen aud) 
ohne das ſchuldig ift, wir fden euch das Geiſtliche. Iſts dann 
ein groß Ding, fo wir euere Leibliches erndten, fagt der Apos 
Stel Paulus. I. Cor. 9. 

Aber der liede Gott bezahlet uns, nad) dem gemeinen 
Sprichwort: Kupfferes Geld, kupffere Seelmeſſe, das man für 
Augen fiehet, weil man bie armen Pfarcheren ingemeht fo 
kuͤmmerlich hält, und je Sorge trägt, daß Ste mehr nicht, 
dann die Rinden vom Brodt zu eſſen haben, darumb fludivet 
niemand mas grundliche und vechtfinnigs, fondern was Arme 
Leut ſeynd, die fich fonft nicht zu ernehren wiſſen, die ſtudiren 
obenhin, lehren das fie ſelbſt nicht viel verſtehen, und fuͤhret 
ein Blinder den andern, damit gehet die reine Lehr dahin, 
vergehet uns bie zeitliche Nahrung und Wohlfahrt, das Gott 
feinen Seegen entzeucht an allen Orten, und wir wie Haggeus 





dee Prophet faget, unfer Geld in einen loͤcherigen Beutel 
l 


ind wie wol Wir für der Beit allen Unfern Haͤupt⸗ und 
Ampts£euten, auch befeblig habenden Perfohnen, nichts minder 
den Herrfchaften, Adel und andern, fo eigene Collatur haben, 
die Leute mit Auspfendung und andern ernftlich darzu zu hals 
ten befohlen, damit den Pfarheren das Ihrige ohne allen Vers 
zug erlegt werben möchte, ſo kommen mir doch hierneben in Er⸗ 
fahrung, das dem an eglichen Dertern (des wir uns dann je 
mit nichten vorfehen) wenig nachgegangen werde, und die meiſte 
Klag der Pfacheren, das fie ihre jerliche Befoldung nicht bes 


kommen mügen, baber flieffen ſolle, demnach wollen wir aber⸗ 


mahls allen und jeden unfern Haͤupte und Ampt⸗Leuten, auch 
befehligeetragenden Perfohnen, besgleichen den andern, welche 
eigene Collatur und des zu thun Macht haben, bey erniter 
Stoffe auferlegt haben, den Pfarcheren das Ihrige ohn alle 
Ausfluht, Behelff, Beſchwerung, und Aufzug einzubringen, 
and wo jemand daflelbige zu geben weigern thäte, daß fie dis⸗ 
fale an unfere Stadt, und von unferen wegen, folche von ber 
Herrſchafft, Adel, oder ihren Unterthanen, aus unfer Fuͤrſt⸗ 
lichen Obrigkeit, auspfänden und zur Bezahlunge bringen fol 
len, wo aber daß nachgelaſſen und veracht, unfer Straff gewiß 
von und zu gewarten. 2 

Zudeme wann ein Pfarcherr mit gutem Grund barthun 
würde, das der Amptmann, Lehen⸗Herr ober Kicchens:Beter, 
on Eimehmung des Pfarherrs gebührlichen Deputats ſaͤumig 
geweien, dafjelbig fo viel es hinterftellig ift, fampt darauf ges 
gangenem Unkoften dem Pfarchese, ohne allen Verzug und 


Ausflucht zu erlsgen pflichtig ſeyn ſoll; Aber hinwieder follen 


ſich In alleweg die Pfarcherr mit Einnehmung ihres Decentins 
oder. Sürbitte, Burgſchafft und anders, fo die Ungehorfahmen 


darumb gepfändet, geſtrafft oder eingefegt werden, gänglichen 


und gar enthalten und entichlagen: Sondern Unfer Haupt⸗ und 
Ampe⸗Leute damit umbgehen lafjen, wuͤrde ſich aber ein Pfarr⸗ 
herr uͤber ſolche gnaͤdige guͤnſtige Verwarnung des unterſtehen 
and annehmen, ſoll man Ihme zu feinem gebuͤhrlichen De- 
cestin zu heiffen wicht ſchuldig, fondern Ahnen ſolchs ſelbſt 
einbringen Saffen, und ob unferm Daupts und Ampt-Leuten, 
auch Befehlichhabern hierinnen, als Wir uns nicht verhoffen 
wollen, Wegerung oder einiger Ungeborfam, von Jemande 
von der Herrſchafft Adel und andern begegnen, fol ung fol: 
ches durch Sie angezeigt werden, damit Wir uns gegen dem⸗ 
felbigen Ung⸗horſahmen, der Gebuͤr zu halten haben. 


Behaufung der Pfarherren. 


Ein jdes Kirchſpiel fol zufammen thun, und bey einer 
Straff nach der Herrſchafft Erkentnus, die Kiochen, Wiedeme, 
Scheune, Beum, Greben und andere Kirchen⸗Gebeu, bawen, 
beſſern, und in baulichen Weſen erhalten‘, aber in dem allem 
des Pfarrherrs derſchonen, doch, wo befunden, das burd) eine 
Pfarheren, oder ber. feinen Muthwillen, Unfleiß oder Verwar⸗ 
loſung, an Zeumen, Greben oder andern Kirchen⸗Gebeuden, 
etwas zurifien, niedergeworfien, ober eingebrodyen würde, das 
fol ein Pfarhert wieder zu machen und zu bauen ſchuldig ſeyn, 
wo aber Ieune, Greben, oder anders Alters halben einginge, 
das foll das Kicchfplel und nicht der Pfarrherr, wie oben ges 
welt, wieder auffsichten, machen und schalten, weicher auch 


1566. OXXVIM. Brenfifdge Bitikefewabl. u 


von der Herrſchafft und Abel, ober Lehenherrn, in dieſem bau⸗ 
felligen Stuͤcken, feinen gebürenden Theil nicht machen Left, 
oder auch feine Leute nicht dazu heit, wollen wir daS demſelben 
zuvor darumb fol gefdyrieben, und wo Ex oder feine Leute dar⸗ 
über ungehorfam befunden, die Zeune, Greben, oder andere fo 
vonnoͤten, nicht wieder machen ober beſſern wolten, ba Sie die 
von des Derefchafft, Ade und andere unfere und ihre Unters 
thanen das Gelt, was ſolche Arbeit geſtehet, vorlegen ſollen, 
wo das aber nicht geſchicht, ſollen Sie durch den Amptmann, 
den man hierin erſuchen ſoll, ausgepfendet, und das Pfande 
inen nicht ehr, biß die Arbeit vorfertigt,, oder das Gelt darfuͤr 
eriegt, wiedergegeben werben. 


Bon den alten vorlebten Pfarrherrn ober ihren nachgelaſſenen Wittwen. 


Soll die Verordnung gofchehen, dad beyneben einer jedem 
Pfarre, ein zimlid) Heußlein gebauet werde, an gelegenen Det, 
darinnen die alten vorlebeten Pfarcheern, wann fie von wegen 
Leibe Schwachheit ihr Ampt longer wicht verwalten koͤnnen, 
die Zeit Ihres Lebens ihre Wohnung haben muͤgen, und de 
die arme verhaffene Wittwe, nach Abflerben ihres Herrn mit 
ihren armen Kinderlein und Weißlein einkriechen müge. 
Aubch follen die Deren Biſchoffe darauff handeln in visite- 
tione, damit, wo bey den Kirdyen oder ſonſt etwas von Adern 
fürbanden, ein Acker Feldes darzu muͤge verordnet werden, biefe 


ſoll die Kirche, we Leine Witwe füchanden, vermieten, unb 


von den Binfen alles im Bau und Beſſerung halten. Pfarv⸗ 
herrn laſſen gemetniglichen nichts, dann einen Hauffen armen 
Kinder und Weifen, weren fie Handwercks⸗Leut gewefen, fo 
hetten Sie ja etwas koͤnnen vor die Handt bringesi, nun haben 
Sie umb der armen Kirchen willen, derſelbigen zu dienen, ihrer 
Weib und Kind vergefien, Toll num die Kirche diefe laſſen, wo 
ifts doch für Gott immermeht zu verantworten. 

Derbalben wollen Wir dem lieben Herrn und Heplandt 
Chriſto darzu auch ein Fein Reumlein geben, aus dem, was 
und der fromme Gott befcheret hat, und auch fortan bewahees 
wil, in Betrachtung, daß er diejenigen wiederumb derbergen 
wi, in emwiger Freude und Herrligkeit, ſo die Elenden umb 
feinet willen eingenommen haben, Math. 25. So ift ja ſolchs 
ferner nicht gemeinet, banın auff der armen gelaffenen Witwen 
je Lebenlang, oder weil Sie ohne Ehe bleiben. 

Bon beu Sandlen. 


Die müffen für allen Dingen auf dem Sande und den Steb⸗ 
ten wol beftellet werden, dann fo lang es da mangelt, fo iſt 
weder der Kirchen in unferms Dergogthbumb, noch der Univere 
fität zu Königsberg zu rathen, weil demnach Kinder dahin ge= 
ſchickt werden, die ihre principia nicht geſtudiret, darumb verge⸗ 
bens und verlohren, was auf fie mit Unkoften groffer Mühe 
und Arbeit gewendet wird, entftehet auch der Kirchen durch 
Manglung tüchtiger Leute, darans alleriey Verfäumniß und 
Schaden. Darumb foller die Bifchoffe für allen ihnen diefe 
Sorge laſſen angelegen fepn, das fie bei den Städten auch 
ztemlichen Kirchen auf dem Lande anhalten, damit die Schule 
wol beftellet und verſehen werden. 


Bon Beltelung nad Unpebmung der. Schul Wionen 


Die bieibe, bey mem fie von alters her geweſen ik, doch 
alſo, das der Pfarrherr jedes Orts datzu und ohne feinen Math, 





1569. CXAXVIE. Prenfiſche Biſchofswahl. 
Gottes wil haben, das fie ihm zugeführet werden, are. 10. 


wifſſen und willen, kein Schul⸗ noch Kirchendiener weder auff⸗ 
genommen noch abgefeht werde, denn was das ſonſt gute® 
bringe, zeuget Lutherus genugſam an, Tem. Jenen. h. fol. 376. 
Es ſoll aber dennoch kein Schuldiener von dem Pfaccherrn 
noch andern beſtetigt werden, Er fen dann dem Biſchoff prae- 
sentiret, von welchem er feiner Gefchicktigkeit, Lehr⸗ und Mes 
Ugien gnugſame testimonia bringe. 


Ihr Aubt. 


Weil die Schulen des Heyligen Geiſtes Werdiftete feind, 
darinnen er muß Gnad Gedeyen und Seegen geben, bas bie 
Kinder wol gerahten, darumb fol das Erſte fen, das man ja 
in allen Schulen (chöne Chriftliche Zucht halte, weil es war 
iſt, das der weiſe Mann ſaget ia animam malevolam non in- 
trabit Spiritus Domini et Sapientia , darumb auch Paulus in 
ber Kicchenzucht vorher feet das fie follen in der Zucht erzogen 
werben, e. B. 

Sollen helben die Schuldiener wol zuſehen, das die Am⸗ 
* in der Schul, Kirchen und auf der Straſſen, fein zuͤchtig 

ey“ und eingezogen fich halten, und denfelben keinen Muthwillen 
atten. 

Nach der Zucht iſt das fuͤrnehmſte der heilige Catechiſmus, 
ber unſere Chriſtliche Schulen, als das groͤſte Heiligthumb zie⸗ 
tet, und von aller Heyden und Voͤlcker Schulen unterfcheidet, 
dann ber giebet den lieben Kindern wahre Gottesfurcht, das fie 
darinnen’erzogen werden, die Furcht Gottes tft aller weißheit 
anfang, fagt aus greffer Erfahrung Salomen, das Gott reich" 
Ich fegnet feldye Kinder, und ihnen groffe Gnade verleihet, 
follen derhalben in allen Schulen die Schulmeiſter und Ges 
fellen den lieben Catechlomum, als bie fürnehmfte und nötigfte 
us fleißig und ernſtlich treiben, fuͤrnemlich bey ber jungen 

gend. 

Es fol aber fürnemlich kein anderer, denn Luthert Meiner 
Catechiſmus getrieben werden, latine und Teutſch, Dann obwol 
andere Catechiſmi auch gut felnd, fo ift doc) biefer der Aus⸗ 
bend und Kern über alzumahl, hat keiner fo Purg, rund und 
mit fo herrlichen Srund alles gegeben, ats Lutherus fein Aus⸗ 
legung des erften Gebots, fein definition des Sacraments bes 
Altar ift mehr dann zehen taufend Welt wehrt. 

Was in Verordnung nothiwendiger Lectionen in jeder 
Schul wit von nöthen fein, follen die Btfchoffe eines jeden Orts 
mit der anmefenden Pfarcheren und Schulmeiſter bes 
ſtellen, auch die Verorbnung thun, damit die Pfarcheren bie 
Schulen wochentlich etliche mahl befuchen, und darauff ach⸗ 
tung geben, was für Treu und Fleiß angewand, und wie bie 
verordneten Lectiones werden gehalten, auch follen die Biſchoffe 


ſelbſt die Schulen Ihres Sprengel, —— aber der Sams |. 


lendiſche die zu Königsberg, offt viſitiren, die Knaben ſelbſt mit 
examiniren, und ihres Bunehmens und aller Gelegenheit, das 
mit die Jugendt nicht verfeumet, füch erkundigen. 


Leben der Schul: Diener. 


-Da fol man gar fleißig und wol zufehen, wer bie jenigen 
ſeindt, wes Blaubens und Religions, umd was fie für ein Les 
ben führen, denen man Schulen zu regieren befehlen, und Ihnen 
die Habe Jugend vertrauen will, Kinder feindt ja ein lieblichet 
Schatz und ſchoͤne Gabe —* Pſal. 127. die dee Sohne 


Fellet berhalben das ſchreckliche Urtheil mit einem Zeter⸗Ge⸗ 
ſchrey über bie jenigen, fo einem Kinde ergerlich ſeindt, daß > 
nen beffer wehre ein Muͤhlſtein an ben half, und erſen 

ten im Meer, da es am aller tieffften it, Matth. 18. De 
koͤnnen aber eegerliche Leute am Glauben, Lehe und Leben an⸗ 
ders thun, dann die Jugend und zarten Hergen ergern, umd 
zu gleichem Aberglauben und unzüchtigem böfen Leben locken 
und reißen. 

Darumb fellen zu der Schui regleruug keine zugelaſſen 
noch geduldet werden, dann die eines guten ehrlichen zuͤchtigen 
Lebens, reiner Lehe und Religion, und In Summa bie fein 
rund, gut Evangeliſch, nicht boͤß aber von hergen, Bapiſtiſch 
und ſchwermeriſch feindt. 


Befoldung. 

Schutmeifter find aller Propheten Veter, dann biefelbigen 
alle discipuli gewefen, und von ihren Lehrern und Schulmeis 
ſtern gelernet haben, und iſt Die Welt nicht wert, das fie ihre 
Arbeit erkennen, vlelweniger vergleichen folle und bezahlen, fol« 


der hohen Werd muß Gott ie Lohn und Belohner felbft fein. _ 


Gleichwol ſollen die Biſchoffe die Werfchaffung thun bey 
Stedten und Dörffern, das ſolche Perſonen ehrlich und wei 
vorfehen und umterhalten werden, bamit fle ihrer Arbeit befler 
mit mehr Luft und Fleiß mägen abwarten. 

Und weil an den meiften oͤrtern die Beſoldung fehe gering, 
follen die Bifchoffe, ihrer Beſcheidenheit nach, mit den Bärs 
gern handien, damit fie Gott zu Ehren, und der armen Jugend 
zum beften, einen Tag umb den andern, gemelten Schuldies 
nern den Tiſch geben, fich auch zus befferer Unterhaltung deſſel⸗ 
ben, mit was mehrerm angreifen wolten 


Von Ginkuufft ber Sirchen, gemeinen Unterhalt ber Yfazcherzn und 


Schulbienern, Kirchen⸗ uud Schulen » Bebeiwen. 


Eft ift beides natürlich, und Gottes gericht ſelbert, daß sin 
jeder getzewer Arbeiter feines Lohns werdt it, Luc. 10. Und 
fo gar ein nötig Stud in der Kirchen, das Prediger und Schuls 
diener wol unterhalten werben, das aud Paulus faget, hie 
doͤrffe niemands gebenden, daß ſich Gott werde laſſen fpotten 
und effen, ſondern es ſey Ernſt, und werde der Menſch an jenem 


Tage das erndten und einſamlen, was er jetzundt feet und ans» 


wendet, mit Austheilung allerley gutes den jenigen, von denen 
er unterrichtet wirdt, Salat. 6. Nicht das ſolchs Werd zu uns 
fer Seligkeit von nöten wehre, fonbern das es eine gewiſſe 
Anzeigung ift, wer nicht hilft, damit Pfarheren und Schul⸗ 
Diener erhalten werben, ber heit vom Prebigampt und Gottes 
Wert nichts, darumb hat ex Beine Gottes fucchte noch Liebe, 
ware Buſſe und Glauben, barumb keine Seligkeit. . 
Soll derhalben albie aller Fleiß angervandt werben , jebers 
menniglich darzu bereit‘, willig und haͤlfflich fein, damit bie 


Jerliche Einkunfft‘ der Kin, wie diefelbige von une dem „ 


Landsfkrften, mit Bewilligung unfer Erbarn Landtfchafft vers 
ordenet iſt, ohne Verzug gereicht und entrichtet, und darvon 
entruͤcket werde, dann wo man darinnen ſolte ſeumig fein, fo 
haben wir gewißlich in Heiner Zeit niemandts mehr, ber und 
in der Kirchen dienen würde, und würde alfo won un ſelbſt der 
liebe Sohne Gottes, mit feinem heiligen ımb allein fellgmas 


chenden Evangelio, erger dann ber arme Lazarus vom reichen 
Man, ausgeſchmacht umd ausgehungert. Was darauf an jenem 
Tage für ein Senteng und Urtheil gefüllen wolte, fehen wir 
in dem lebendigen Erempel, Luc. 16. und has es uns Chriftug 
zuvor gefaget, Matth. 25. Ich bin hungerich gewefen, ihr habt 
mich: nicht gefpeifet, gehet bin ihr Wormaledeiten in das ewige 
Fewer ıc. 
Es feinbt aber die Einkommen zu dem Untsrhalt der Pfar 
herren und Schuldiener dreyerley. | 
Erſtlich was nach Inhalt und Anweiſung der-Inventarien 


auf einer jeden Wieden foll gefunden werden. 


Zum andern, was an vermüglichen ortern an Landerey und 
Ackerwerck den Pfarrherrn verordent ift. 

Und zum dritten, was an Geldt bey den Pfarleuten muß 
gefamblet und zugelegt werben. 


Inventarien. 


Die Pforchertn follen nicht allein ihre Pfarleutlein Ichren, 
das fie helffen erhalten, wa6 zum Unterhaldt des Predigtampte 
von noͤhten ift, fondern ſollen auch feibft darzu fuͤrderlich fein, 
und dechalben der jenigen keines umbbringen , was fie auf der 
Pfarre gefunden haben, fondern alle6 bermaffen gebrauchen, 
damit es andere nach ihnen auch mügen fünden und nügen, 
derwegen die Herrn Bifchoffe mit erfler Visitation darzu 
trachten follen, das in allen Kirchen, wo vorhin feine Inventaria 
ſeyn, biefelbigen nochmal gefchaffet und aufgerichtet, dem 
Dfarheren nicht. geringert,, ſondern obermelter Geſtaldt damit 
gebaret werde. Ä 

Und foll ein jeder Pfarherr, wann er auf ber Wieden wirdt 
angemwiefen, ihm laffen ein Inventarium zuftelen von dem 
Lehenheren unterzeichnet, dargegen unter feiner eigenen Handt 
gleiches lautes dem Lehenherrn überantworten, auf das nad) 
feinem Todte, oder wann er am andern Orth ordentlicher weiſe 
transferiret würde, alle Irrung verhütet, und einem Theil 
unrecht gefchehe. ' 

Es follen aber zu folchen Inventariis nady Verordnung der 
Artickel des 40. Jahrs, etliche gute Buͤcher georbnnet werben, 
als nemlich eine deutfche, Iateinifche, oder polnifche Bibel, nad) 
Gelegenheit der Orth, da fie deutſch oder anderer Sprache. 
feindt, item die Repetitio Corporis Doctrinae, ber kleine Ca⸗ 
tehifmus Lutheri, Haus Poftil Lutheri, und Viti Diterichs, 
auch was fonft nach Erachtung der Bifchoffe will von nöchen 
fein, und follen ſolche Bücher fein rein gehalten werden, das 
mit die Pfarheren derfelben lang zu nügen und zu gebrauchen 
haben, Einkommen an Widder und Leuderey. 

Mir als der Landes Fürft, haben verorbnet, das an vers 
muͤglichen Dertern ein Pfarheer fell haben 4 Huben Landes, 
und funffsig Mard, fothe Duben follen ordentlih, wie und 
an welchem Ort biefelben gelegen, verzeichnet, und ein jeder 


o Dfarhere zu feiner Ankunfft darein gewiefen werden, das er 


diefelbigen zu feinem Beſten habe, auszuthun oder zu beftellen, 
jedoch ferner nicht, dam in feinem Dorff oder Kirchſpiel, es 
wehre dann, das bie Kirdyfpiel> Kinder unbillicher weife den 
Pfarherrn verfortheilen, und dasjenige nicht geben wolten, das 
andere in der Nachtparfchafft zu geben ſich erböten, fol ſolchs 
nochmals in der Visitation von den Herrn Biſchoffen erörtert 


1506. CXXVIIE: Prexiſche Bidalswahl.: 


werben, und da etwas bie Pfarre bemachſene aber ungerrumibte 
Huben hätte, follen die Biſchoffe mit dem Kirchſpiel dahin 
handeln, damit ſolche mügen zu feiner Notturfft und Gebrauch 
gereumet werden, in welchen die Pfarleute ihnen treulich ale 
ihren lieben Seel» Hirten befürdern follen, unb ja gedenden, 
was fie an folchen Gütern heiffen vorbeffern, das thun fie an 


ihrem felbft eigenem But, weil es bey ihnen allegeit bleibet, 


und zu ihrem Dienft genügt und angewandt wirdt. 


Einkommen an Gelbt. 


Neben ſolcher Verordnung der Huben iſt auch zu mehrem 
Unterhalt der Pfarrherrn und Schulmeifter von Une, unſer 
Landtfchafft an Geldt, wie folget, bewilligt worden. 

Die vom Adel follen von ihren Höffen, fo ungefehr ein 
ſechs oder fieben Huben haben, 45 Schilling 8 Schilling 
Sculmeifter- Geldt geben. 

Bon 9 oder 10 Huben 1 Mar, auch nach Gelegenheit 
der vielen Huben ein mehrere. . 

Die beutfchen freien Gütter, fo zu 4 oder 9 Huben gehabt, 
und zuvor 30 Schilling Decem gegeben, follen hinfüro 6 Schil⸗ 
ling mehr, und nach Gelegenheit der Huben- Zahl noch ein. 
hoͤhers, und je vom Roch 8 Schilling geben. 

Defgleichen folle e8 mit den Heinen ober Preufchen Freien, 
fo zuvorn zu 20 Schilling Decem gegeben, auch gehalten wer» 
den, das fie ein mehres auf fi genommen, und von jederm 
Roche 8 Schilling Schulmeifter-Gelbt, wie vor alterd ablegen. 

Bon. der Freien, fo nicht ſcharwercken dürffen, und nur 
zwo Huben haben, ift zu Decem gefchlagen worden, und zu 
fördern 30 Schilling. 

Von 'einer Huben 16 Schilling. 

Vff einer halben Hube 12 Schilling. 

Bon einem Viertel der Huben 10 Schilling. 
Vnd vom Roche 8 Schtiling Schulmeifter Geldt. 

Im Raftenburgifchen, Bartifchen, Serdauifchen und Schips 

penpeilifchen, da die Kircchfpiel etwas nahe an einander gelegen, 
und geringe Einkommen haben, aber dennoch die Gelegenheit 
des Aders, (Gott Lob) ſehr fruchtbar, fol von einer freien Hu⸗ 
ben 18 Schilling decem, und 8 ß. Schulmeifter Geldt gegeben 
werben. , 
Die Preufhen Pauren haben zuvor durchaus 19 Schil⸗ 
ling zu decem geben, hinfuͤro aber ſoll jeglich Preuſch Erbe, fo 
2 Huben halten mag, auff 7 Schilling gefchlagen, unb alfo 
22 Schilling Decem, und 8 Schill. Schüler Geldt vom Erbe 
jeelich ablegen. 

Neben dem foll jeglicher Wirt, fo woll bie vom Adel, 
als Freyen, oder Paureg, von jedem Roc), über ben. jetzgedach⸗ 
ten Decem 8 Schill. Schüler Geldt, wie ſolchs zuvor breuch⸗ 
lich geweſen, und vor Alters gehalten worden, jerlic zu geben. 
f&hulbig fein. Ä 

Ein gemeiner Pauer, von jeber Huben 6 Groſchen, und B: 
Schilling Schulmeifter Gebt. 

Der Krüger, fo Huben hat, zum Krug gehörig, jeglicher 
von 1 Huben, 6 Grofchen, 8 Schill. Schulmeiſter Beldt, und 
5 Groſchen vom Zapffen. 

Ein Erb Müller, fo da huben hat, von einer 6 Groſchen, 
und 8 Schi. Schulmeifters Geldt, und darzu vom Rabe 5 
Grofhen. . 


4808. OXzvam. Wemfifihe Aofewahl. - 
sicht Crb⸗ Bihler. finde, , auch nicht Hubentaben, | Ser und Seelhicten tebfitich ſein, und alb ihr Ambt nicht 


Die aber 
von einem jeden Gange 3 Gro 

Wer wuͤſte Huben gebraucht, ſol von der Huben WSchill. 
geben, und von einem Morgen 3 Pfenn. geben. 

en guter Gertner 8 Schilling. 
Ein fchlechter Gertner oder Inſtman 4 Schill. 

Ein Handwerder, bee «in arten bat, einem Erb⸗ 
gertner gleid). 

Ein jeder en, dee umb Lohn dienet, ierllchen 

Schilling 

Ein Fr 4 Schilfing. 

Ein Scheffer, der ein Garten bat, 8 Schill. Decem 
und B Schilling Roch Geldt. 

Ein Schmidt 8 Schilling. 

Ein Pechbrenner vom Offen 1 Mard. : 

Die Pauren , welche gange verwachſene ober wüfte Huben 
annemen, ba man nicht alfo viel Raum, das man ein Schefs 
fel Getreide darauff fern Tan, Tollen das erfte Jahr von der 
Gebär de Decentins gang befreyet fein ; das ander Jahr aber 
den Halben, und das dritte den gangen vollkommen decem zu 
erlegen ſchuldig fein. 

In Stedten foll das Einkummen allein der Kirchen zu gut, 
als nemlich zu Unterhalt der Pfarherrn, Prediger oder Ca⸗ 
plan, Schulmeiſter und andere Rirchendiener angewendet, und 
da etwas übriges wehre, davon Stipendia für arme Knaben 
ordiniret werben, denen body diefelbige nicht ehe zu vorleihen, 


dann wann fie zuvor, auf Ihre fetbft eigene Unkoſten ihre prin- 


cipia Grammatica mol geſtudiret, gruͤndtlich begriffen, und nun 
fo geſchickt ſeindt, das man fie an die Universitet Koͤnigsperg 
ſchicken kan, damit ſolch Geldt nicht auf vergebtiche Hoffnung 
“ würbe angewandt, wann an folchen Knaben, da es an der 
Grammatica feilet, altes Geldt, Mühe und Arbeit verlohren. 

So viel das Decem und Schuhmeifter s Geldt in Stebten 
beianget, biemeil hievon Feine gewiſſe Verordnumg gefchehen 
tan, ſtellen wir ſolchs in der Deren Biſchoffe Befcheidenheit, 
das fie nach Gelsgenheit: barinnen gebührliche Verordnung 
mad) 


en. j 

Wo and) die Kirchen auffm Lande dabeneben ihre Eins 
Punfft. Haben an Geldt, Zinfen, ihren Kuͤhen, Schafen, und Bie⸗ 
nen, {0 alles in ordentlicher Rechnung gehalten, zur Beſſetung 
angerichtet und verwahret, unb was von der Dexrfchafft, Denen 
vom Adel, im Gtedten umd ſonſten zu ſich gezogen, vermuͤg⸗ 
auffgerichteng Artickel des viertzigſten Jahres, wiederumb ber 
Kicchen zugeordnet werben. 

Dasgleichen ſol auch, was wir als der Lande⸗Fuͤrſt, mit 
" Berwilligumg unſerer erbarn Landtſchafft verordnet, ohne Wei⸗ 
gerung gehalten, die Schuldt, fo aus ber Kicchen geliehen und 
angenommen , ber. Kirchen aufs erſte erlegt, ober, da e8 Aber 
Jahres⸗Friſt aufien flünde, bis fo lang die Haupt» Sunıma 
deſſelbigen gung und gar wieder erleget wich, vorzinfet werden. 


Bon Kirdyen : VBetern und. Kaßten s Serrn, 


Darzu follen in einer jeden Kirchen von den Lehensheren 
vorfiendige getreue Leut erfobert und voreibet werden, die eines 
guten Lebens, und Aber rechter reiner Lehr Bottfeelige Ehriſt⸗ 
liche Eifferer feindt, Actor.6. Sonſt werben fie nicht heiffen 
das gemeine KichensBut treulich einbringen, vielweniger Pfarr⸗ 

IL, 


allein nicht außrichten, fondern alles vorPerter Arch, ihrem ars 
men Gewifien zu ewigem Verberb ; der Kirchen zu fchaben, 
und nachthelligem Ergerniß boͤßlich anlegen. 


Beruft. 


Auff das num ſolchs verhütet werde, fol kein Kirch⸗Vater 
oder Kaftens Herr, ohne Wiffen und Willen des Lehns und 
PfarrsHeren angenommen, oder auch, da er muthwillig dem 
wolte zu verbrieß thun, gelitten werben. 

Man darff in Warheit ben Pfarrherrn niemande über 
den Hals hegen, fie zu ihrem Ambt —5 und unluſtig zu 
machen ſie haben die Laſt, da alle Weldt ſolte untertretten 
und helffen leichter machen, ſonderlichen denen es vom Ampts 
wegen gebuͤret, als da ſeind die Kirchen⸗Veter, dann ſie ſeind 
vom heiligen Geiſt darzu erſtlich angerichtet, das fle den armen 
Pfarherrn ſollen ihre obliegende Arbeit und Muͤheſeligkeit ve 
fen geringern, Actor. 6, 


Zpe UAmpt. 


Das fie das Einkommen zur Befolbung ber Martherm, 
Schul⸗ und Ktchen: Diener an Gelbt einnahmen, vermöge 
unfer Fürftlichen, und von der Erbaren Landfchafft bewilligten 
Artiden. Anno 40., diefefbige Diener Chrifti zu rechter Zeit, 
ihrer Gebühr entrichten, das übrige zufammen halten, und 
daſſelbige zum Vorraht in der Kirchen treulichen verwahren, 
auch darvon gang und gar an PfatrsKicchen. und Schulen⸗Ge⸗ 
ben nichts nicht wenden, weil ein gang Kicchfpiel, role droben 
vermeldet, zu bauen und fotches alle® im baulichen Wefen zu 
erhalten ſchuldig ift, es were dann, das es die hohe Noth erfors 
dert, und die Kirch anderweg nicht koͤndte erhalten werden, fd 
fotten fie, doc ohne Raht und Bewilligung der Lehnherren 
und Bifchoffe, darinnen auch nichts fuͤrnehmen, fondern es an 
diefelbigen gelangen laffen. 

Sie follen auch ohne Verſeumung, unſerem vorigen gne⸗ 
digen erſten Fuͤrſtlichen Befehlich und Verordnung nach, die 
Taffeln oder Saͤcklein fleißig alle Sontage und Feſt umbtra⸗ 
gen, und damit einſamlen, die Pfarherrn auch das Volck ernſt⸗ 
ti) vermahnen, ihre milde Handt auffzuthun, und der Kir⸗ 
chen ihre Almufen darinnen mitzutheilen. MWelchd alles alfos 
baldt in einen Stod oder Kaften, in Gegenmertigkeit der Kirch: 
fpiels: Kinder fol eingelegt, und damit alle Sachen ohne Ver: 
dacht abgehen, follen zu ſolchem Kaften zwey Schloß und zween 
Schläffel, deren einen der ein Kirchvater, den andern der ander, 
In guter Verwahrung zu haben, gefchaffet werben, 


Was Ha nun in aflem jerlichs ſamlen, einnehmen oder, aus⸗ 
geben, beffen follen fie gute Rechenfchafft halten, und mad nom 
einem Jahr zum andern berechnet wird, treulich. mit‘ den Roi 
fern bey dee Kirchen beylegen. 

Auch follen die Kirchen⸗ Beter alle Jahr vor dem Ampt⸗ 
mann oder Lehenhern fambt den Pfarcheren: und. Eidften 
eines jeben Kirchſpieis Mechnung thun, und da Mangel befuns 
den, der Pfarchere ſolchs feinem Ordisasio und. anmefentlis 
chen Biſchoffe, damit nicht verfeumet, und der Kirchen Ar⸗ 
muth Raht gefchaffet werde, anzeigen, do auch die Kirchvaͤter, 
wie auff dem Lande, nicht fchreiben ode leſen koͤndten, follen 

39 


306 
Dis Pfareherrn die Kirchen⸗Regifter ohne Beſchwer ber Kirchen 


zu halten ſchuldig ſeyn. 


| Von ben Zubörern und Vfarrleuten. 

Bon denen iſt droben gefagt, weil der Dienft ihnen zu gut 
und Troſt von Gott ift verordnet, das fie müfjen das Wort 
und Predigt-Ampt ehren, fleißig zur Kirchen gehen, bie Predigt 


alſo hören, daß fie derſelben mügen gebeflert feyn, das gefchicht 


mit Hören nicht allein, fondern felig ift der, fagt Chriſtus, fo 
Gottes Wort höret und bewahret in einem feinen guten Der 
gen, und bringet Frucht in Gedult, Luc. 8. v. 11. 

Darumb foll ein jeder Hauß⸗Vater betrachten, das er für 
Gott ſchuldig ift fein Daußs Gefinde dazu anzuhalten, daß er 
mit bemfelben fleißig Vor: und Nachmittag zu Kirchen, dahin 
er geroiebemet, offt und viel zum Sacrament gehe, fih und 
bie Seinen anhalten zur Buffe und Befferung, einem gottfelis 
gen frommen Leben, wer das nicht thut, fol nad gnugfamer 
beſchehener Erinnerung für einen Chriſten gehalten, zu kei⸗ 
nem Sacrament, Chriſtlichem Werd, bey der Tauff, noch fon= 
ſten zugelaffen oder geftattet werden, Doch alles nad) Rath und 
Bedencken der Biſchoffe. | 

Und meil Pfalmen fingen anders nichts dann eine gott 
felige Ubung ift, Gottes Worte, unb eine gewiſſe Anzeigung 
hertzlicher Liebe zu Gott und feinem Wort, follen die Hauß⸗ 
Veter ihre Kinder und Gefinde darzu halten, daß fie in der 
Kichen bie gemeine Pfalmen mit fingen, das ift Gottes Be 
fehl, Epheſ. 5. und Coloſſ. 3. Lehret und ermahnet euch felbft 
mit Pfalmen und Lobgefengen, und geiftlihen lieblichen Lies 
dern, und finget dem Herrn in eurem Herten, c. Mit wel⸗ 
hen Worten Paulus zugleich den Nug und Frommen klerlich 
anzeigt, daß foldy Singen viel frölicher guter Gedanden gibet, 
und zu Lehr und Vermahnung unfers Nechften, der es hoͤret, 
dienſtlich ift, und mo das Herge fonderlichen darbey iſt, der from⸗ 
me Gott durch dich ſein armes Creatuͤrchen gar herrlichen ge⸗ 
lobet wird und gepreiſet. Die Pfarrherrn auff dem Lande 
ſollen auch die Jugendt dahin, daß ſie in die Choͤre, oder den 
Ort, do das Singen getrieben, gehen, die Predigt auswarten, 
und vor verrichtetem Ampt nicht aus der Kirchen lauffen, mit 
Fleiß halten, und desfalls gute Auffſicht auff dieſelbigen geben. 

Und damit ſolcher heyliger Gottesdienſt nicht gehindert 
werde, ſolle vermuͤge auffgerichter und verwilligter Artickel, zur 
Zeit der Meß und Predigt, kein Spaciren auff dem Kirchhoff, 


kein Bier, Wein, oder Brandtwein ſchencken einiges Weges 


gelitten werden, ſondern alles, ſowol Schiffen, Fiſchen, Hetzen, 
Jagen und anders, die Zeit abgethan und verbothen ſeyn, bey 
auffgeſetzter Leibs⸗Straff. 

Es kan ja aus keinem guten Geiſt herkommen, ſondern 
muß des Teuffels Werck und Geſcheffte ſeyn, wann ein Gaſt⸗ 
geber, Kruͤger, Weinſchaͤncke oder anderer, zu der Zeit in ſei⸗ 
nem Hauß zu ſeinem eigenen Nutz Leut auffhaͤlt von Gott und 
ſeinem Wort, das ſie daſſelbige und damit ihre Seligkeit ver⸗ 
ſeumen, und voraͤchtlich hindanſetzen. Item von Gottes Lob, 
dem heyligen gemeinen Gebet fuͤr die Noth aller Chriſtenheit 
fich entziehen, darumb über weltlicher Oberkeit Straff, ſoiche 
Leut billig, als des Teuffels Werckzeug, ſollen für erceommuni⸗ 
cirte und keine Chriſten gehalten werden. 

Amptleute aber, und die vom Adel, ſollen zu ſolchem Erger⸗ 


3568. OXXVEIL.. Huenfiitihe Viſchofs abl. | 


nuß auch nicht Urſache geben, fonbern wie fie far andern Leu⸗ 
ten follen aus Gottes Ordnung fürgezogen und .groß geachtet 
werben; Alſo follen fie auch ihrem Gott zu Ehren andere mit 
gutem, Erempel zu der Gottfeligbeit anceigen, und ihnen vora 
gehen, wann fie das Wisderfpiel thun, mügen fie betrachten, 
wie fie ihren treum frommen Gott, ja ihren Adel und Standt 
ehren, der ein Dienft oder Dienerin Gottes ſeyn fell, Sapient. 
6. Röm. 13. 

Hurerey und alle Unreinigleit ober Geis ſollen die Chriften 
von ihnen nicht laffen gefaget werden, fondern ſich hüten auch 
für allem böfen Schein, fagt Paulus Ephef. 8: und 1Theſſalon. 5. 

Dargegen follen fie allen Ernft und Fleiß daran legen, daß 
fie ihren Catechiſmum fleißig ſtudiren, guten Grund aus Got⸗ 
tes Wort der fürnehmften Haupt⸗Stuͤcke Chriſtlicher Lehre 
faffen, und nach derfelben nüchtern, gottſelig, Chriſtlich und 
wol Leben. Ä 

Sollen derhalben die Pfarcheren ihre Zuhörer nicht allein 
in gemeiner Predigt bargu vermahnm, fondern auch in ber 
Beicht anhalten, und deren feinen. laffen zum hochwuͤrdigen 
Sacrament, die ohne Buß und Beſſerung in Unzucht leben, 
ihre Gebet, Artidel des Glaubens, und fürnehmfte Kinder 
Lehr nicht wiſſen; Sonderlich aber ſollen fie ſolche Leut in 
visitatione ihren Ordinarlis und Bifchoffen anzeigen, die ben 
gebührlichen Ernft nad Erkündigung der Sachen darbey thun, 
und nad) Gelegenheit der Obrigkeit anmelden follen. 

Es gehöret auch in der Biſchoffe Ampt, das fie in ber Visi- 
tation bey dem gemeinen Dann erfimbdigen, wie ein jeder fich 
der Predig beffere, was er daraus geſtudiret, und gelernet babe, 
und muß doch ja der Unterfcheidt gehalten merben, das nicht 
ein gottlofer Menſch, fo zu keiner Predig kommet, ober ja 
nichte daraus lernet, nichts weiß won bem’ Gebet, Artideln de 
Glaubens, ıc. dem andern gleich gehalten werde, der allen Fleiß 
darauff wendet, daß er Gottes Wordt fleißig höre, daraus 
rechte Lehre nehme, zu feiner Buß und Beſſerung, wie bann 
alle Predig von Chriſto allein dahin verordnet, und von rechts 
ſchaffenen Predigern gemeinet ift, Luc. 24. Sonft, wo wit 
einen fo gut wollen. geachtet haben, als den andern, befennen 
wir frey, das bey ung gleich viel gilt, wer dem lieben Bott ges 
horſam oder ungehorfam, wer gleubig ober ungleubig ſey. 

Wo Sacramentarii, Wiederteuffer, und andere Schwer⸗ 
mer wehren, follen diefelbigen zu feiner Commmunion des Abends 
mahls, ober zu keiner Tauffe, Gefattern gu flchen, zugeſtattet 
werden, daruͤber auch dieſelbigen dem Biſchoff angezeiget wer⸗ 
den, welche fie mit gutem gruͤndlichem Bericht unterweifen, und 
von ihrem Irrthumb halsftarrig verharren und bleiben wolten, 
werden dis Biſchoffe ferner Rahte zu pflegen wiſſen, damit 
wenig reudige Schaaffe nicht den gangen armen Hauffen vers 
berben, in weichem allem, wann bie Bifchoffe bas Ihre getan, 
wollen wir uns als derfanb»Kürkt, unfers tragenden Ampts wall 
wiſſen Chriftlich zu erinnern, das wir offentliche Leſterer wieder 
bas ander Gebot Feines wegs dulden noch leiden follen, ſondern 
tangvam custos primae et secundae tabulae biefelbigen follen 
abſchaffen. 

Man leidet keinen Mordtbrenner, bir Stedte und Heuſer 
anſtecket, man duldet keinen fchabhafftigen Menſchen, ber 
Brunne ober Waſſer vergifftet, warumb und mit was Ge⸗ 
wiſſen ſolte dann der Schaden geringer geachtet werden, da 





208, EXLUME Precfziſche Biſchofowahl. 


Leib und Seel ber armen Unterfaffen veralfftet, greullche Zer⸗ 
rüttung und Zwiefpalt angerichtet, und Gottes gewiſſer Zorn 
über Land und Leuthe geführet wirbt, für welchs alles dens 
noch eben die Obrigkeit, fo alles Ergernüß fo viel muͤglich abs 
ſchaffen foll, an jenem Tage Rechenfchafft geben, und wirdt das 
fo fcharff in Gottes Wort, (darauf der Erdboden an jenem 
Tag, foll gerichtet werden, Johann. 12.) den verftorbenen Kös 
nigen im alten Zeftament aufgerudet,, das fie nicht die Altar 
ber Abgötter barnieber geriffen,, was werben wir dann und ans 
bere Oberkeit alda bösen vor Gottes Gericht, wann wir öffent: 
liche Blasphemien, Vorkerung und Leſterung des H. Teſta⸗ 
ments Chriſti, feiner Tauff, 2c. nicht abgethan, ſondern geſtattet 
haben x. _ 

Darumb mollen wir, die wir und die Chre Gottes und bie 
Erbreiterung feines Heil. Namens, hoͤchſtes Vermuͤgens zu be 
fürdern, fondern Ruhm afzeit geflieffen, auch mit Bottes gne⸗ 
digen Benftandt des Allmechtigen, nachmals biß in unfere 
Grube davon nicht abftehen, wollen unſer Ampt darin betrach⸗ 
ten und gebrauchen, und follen die Bifchoffe und Pfurcherrn 
Imgleichen wieder ſolche Wolffe nicht fehlefferig, fondern mun⸗ 
ter und wader fein, Actor. 20. ad Tit. 1. und ein jeder from⸗ 
mer Chriſt, nach dem Befehl Chriftt Jeſu feines geliebten Er: 
loͤſers, ſich wiffen für Ihnen zu hüten, Math. 7. und wie Pau: 
lus fehret, von ihnen abfondern, 2 Corinth. 6. domit er ein 
Gefeß fen dem Herrn geheiliget, 2 Timoth. 2. 


Zeuberey, Sertilegia, und Aberglauben, feindt von Gott 
in feiner Republica des alten Teſtaments gas fharff und mit 
dem Todt geftrafft, Exod. 22. Levit. 20, Deuteron. 18. der 
Gott der num zu jenes Beit diefen Dingen fo feindt geweſen iſt 
von Hertzen, wird ohne Zweiffel ihm diefelbigen jegundt viels 
weniger gefallen lafjen. Darumb wir.e# auch, wegen tragens 
ben Ampts und unfers Chriftenthumbs , bey harter und peins 


licher Straff ernftlich und billich verhotten haben, darüber wir | 


auch gedencken fleiff und feit zu halten. 
Bon Kofpitalen und Kaften für die Urmen. 


- 


Armen feind fonderlich unfers Herren Gottes Hoffgefind, 


darumb will er, das wir an benfelben follen Barmherxtzigkeit 
üben, und die Bruͤderliche Liebe erzeigen, vorheifdet da⸗ 
gegen zeitlihe und ewige Wolfarth, wie Chriſtus fpricht, 
Math, I. Seeig feindt die Warmhergigen, dann fie werden 
Barmhergigkeit erlangen, und Luc. 16. Machst eudy Freunde 
vondem ungesehten Mammon, auff das, wann ihr darbet, fie 
euch aufnemen, in die ewigen Hütten, Item Proverb. 19. wer 
fich des Armen erbarmet, dar Isihet dem Heren, der wirb ihm 
wieder guts vergeliten, und Gap. 11. die Seele, die da reichlich 
fognet, wird fett und wer reichlich giebet, dem wird veichlich 
wieder gegeben. 


Solche und dergleichen ſchoͤne Spruͤch ſollen die Prediger 
ihren Zuhoͤrern offt und viel vorhalten, und dieſelbigen ver⸗ 
mahnen, das fle ja gern im die Armen Kaſten und Hoſpital 
geben, zu Unterhaltung der Armen. 


Ber gehen Tolle. . . 


Paulus erleſt es keinem Menſchen nicht, dem Meichen dies 


fer Welt gebeut, ſpricht er, E Ximoth. 6. daß fie nicht ſtoltz 


j 807 


fein,.2c. Sondern guts thun, tedch werden an guten Werden, 
gern geben, Leutfeelig feindt, ıc. 

en armen Handwercks⸗Leuten befichlet er beßgleichen 
Epheſ. 4. Das fie follen mit ihrer Handt arbeiten, und etwas 
redlichs ſchaffen, oder fuͤrnehmen, bamit fie nicht allein Nodt⸗ 
turfft Haben für fich, fondern auch den Dürfftigen und Armen 
etwas zu geben. 


Wer bie rechten Armen feindt, denen man geben, und die man foll 
in KHofpital einnehmen. 

Syrach fagt Cap. 12, wiltu gutes thun, fo fiche zu, wem 
du es thuſt. Item, giebe bem Gottfuͤrchtigen, thu guts dem 
Elenden, und nicht dem Gottloſen. 

Sollen berhalben fonderlichen die Kaſten⸗ und Hofpitals 
Herrn oder Vorfteher zufehen, wen fie zu dem Almuſen kom⸗ 
men laffen. 

Und gehören gottlofe, ruchloſe Leut gar nicht darein, wie 
Sprach klerlich ſaget, und Paulus den Unterſcheidt auch wil 
gehalten haben, das wir fürnehmlich und fonderlichen gute fol 
len thun an den Glaubendgenoffen, Galat. 6. 

Es gehören auch nicht in die milden Almufen und Hofpital 
Faulenger und ledige Müßiggenger, die ihr Leben mit Schlins 
gein zubringen, nicht mollen bey ſtarckem gefunden Leib ar: 
beiten, verlaffen fich aber auff ſolchem Bette, denn fie meynen, 
das man fie wol nehren müffe, nein fagt Paulus von folchen 
Leuten, wer nicht arbeitet, ber ſoll auch nicht effen, 2 Theffal. 9. 

Vielweniger gehören darein diejenigen, die ihre Nahrung, 
und was ihnen der fromme Gott befcheret hat, koͤſtlich ver⸗ 
fhlemmen, Tag und Nacht in Luder liegen, fpielen und dop⸗ 
pein, bringen ihr Leben mit greulihem Ergernuß unfer Kir- 


| hen und dem hehligen Cvangelio zu Schimpff und Nachteil, 


in allerley Sünden und Laſtern zu. 

Diß aber feindt die recht Armen, fie haben Gottes Wort 
lieb, finde frommm, und arbeiten, und laſſen ihn ihr Leben fauer 
werben, aber der fromme Gott entzeucht ihnen feinen Seegen 
an der Nahrung, daß fie nirgent zu kommen koͤnnen, ſondern 
zulegt an den Bettelftab gerahten. Dder wolten gern arbeiten, ' 
können aber nicht, daß fie Gott mit Leibs⸗Schwachheit frendet, 
und zu aller Arbeit untichtig gemacht hat. Diefen foll man 
nach Gelegenheit helffen mit dem gemeinen Almufen aus bem 
Kaften, oder wo es die hohe Noth erfordert, in die Hoſpital 
nehmen. 


Diener und Bienerin bey den Kranden im Hospital. 


Sollen gottfürdhtige, fromme Leute feyn, die mit ben 
Krancken gerne von Gottes Wort reden, fie damit teöfllichen 
zu Gedult ermahnen, und nicht allerley Gezenck, Wiederwillen 
und Unluſt unter den Armen flifften und anrichten. 

Und weil das groffe Hospital zu Königsberg mit einem: 
eigenen Pfuschersn verforget, follen die Pfarrherrn oder ihre 
Gaplane, die andern Hofpitale, ſowol zu Königeperg, als uff 
dem Lande mit mworhentlicher Predigt und Reichung der Sa⸗ 
crament atıch verforgen. 

Und folfen bie Bifchoffe, vermüge ihres tragenden Ampts, 
treulich aufffehen, damit die Kaften- Deren und Vorftehere an 
jedem Drt, bey den Armen den gebuͤhrlichen Fleiß thun, gute 

| 39* 


” x 
308 


Rechenſchafft halten, und alles In maſſen ausrichten, sole ihnen 
von Ampts wegen gebühret. _ ‚ 

Sie follen auch felbft die Kaften» Deren und Vorſteher in 
folchem Ampt befürdern , ihres höchften Vermuͤgens, damit fo 
viel immermehr muͤglich, bie Kaſten und Hoſpital zu nehmen, 
und den frommen Gott ſein armer Hauffe troͤſtlich unter uns 
muͤge ernehret und erhalten werden. 

Diß iſt in gemeine, was der fuͤrnehmſten Perſonen und 
Empter, Lehr und Leben in der Kirchen belanget, und wie es 
bey denen muß gehalten werden, wo wir die reine Lehr wollen 
behalten, und durch Gottes Gnade auff unſere Nachkommen 


fortfegen. 
Ä Examen in der Visitatlon. 


Auf das aber ſolchs alles in täglihem Schwang und Ges 
brauch möge erhalten werben, und daran nichts geendert, fol 


in den künftigen Visitationibus jederzeit Summarie alfo Nach⸗ 


forihung gefchehen. 
Die Pfarcheren fol man fragen: 


Erftlich, was fie predigen, und fol damit in ben fürnemb- 
ſten Artickeln Chriftlicher Lehe, ein jeder Pfarherr fleißig ohne 
Schimpff und Leichtfertigkeit eraminiret werden, ohne Beyſein 
ber PfarsKinder, damit alles ohne Ergernüß zugehe. 

Zum andern wie fie tauffen, abfolviren, mit den Leuten in 
Beicht hören umbgehen, und diefelbigen zu ihrem Troſt berich⸗ 
ten, in der Kirchen Sacramenta reichen, oder bey den Kranden, 
wie fie Kranden befuchen, was fie für Geremonien halten in 
ber Communion, Begräbniß, Copulation der Eheskeut. 

Zum dritten, wie fie die Jugend und Geſind den Catechifs 
um lehren, und zu welder Beit, mit was Ordenung und 
eife. 


Zum vierdten, wie die Eltern ihre Kinder und Gefinde 


darzu oder bavom halten. 

Zum fünfften, mie auch in gemein bie Eftern und Haus⸗ 
beren mit ihren Kindern und Haus⸗Geſinde zur Kirchen gehen, 
und ob man auch ber Zeit, mann man predigt, Brantenwein, 
Bier und anders fchendet, und wer es thut. 

Zum fechften, wie fie das hochwirbige Sacrament fleißig 
fuhen und ſich darzu ſchicken. | 

Zum fiebenden, wie fie leben im Eheftand, und auffer dem 
Eheftand, was fie für unzlichtige, berichte Keute, unter fich has 
ben, ob auch Zodtfchleger, Wücherer, Gottsleſterer, Zauberer, 
Sacrammtirer, und dergleichen gottlos Leute feind, und bey 
ihnen gebuldet werden, und was ſich fonften vor Irrungen, 
Gebrechen und anders, in Kicchfpiel erhalten. 

Zum achten, wie fie) ihre Kaplan, Schuldiener und Cu- 
stodes gegen fie halten, wie biefelben ihre Ampt in Schulen 
und Kirchen ausrichten, was fie für Pſalmen dem Volck fürs 
fingen. 

Zum neunden, was ihrer ber Pfarherrn Einkommen und 
Beſoldung fey, wie ihnen die gereicht werbe. 

Zum zehenden, was fie für Bücher haben, darinnen fie 
teglich ſtudiren, und daraus fie predigen. 


Schulmeiſter und Schulgefellen fol man fragen: 
Erſtlich, was Religions fie ſeindt. 


—EEEIIECC— 


Zum andern, wie und was fuͤr Cathechiſmum fie der Ju⸗ 
gend fuͤrtragen. 

Zum dritten, was ihre Leetiones, und wie fie dieſelbigen 
traetiren, und ſoll da gar ernftlich angehalten werben, damit 
die puerilia nicht verfäumet , fonderlich die beilfame Lehr des 
Satechifmi der Jugend treulich eingebildet werde. - 

Zum vierdten ſoll gefraget werben, wie ſich ber Pfachere 
gegen fie halte, wie er fein Ambt ausridhte, mit predigem, 
Beicht hören, Sacrament reichen , in feinem gangen Leben und 
Wandel, und wie er die Schulen wochendlichen befuche. 

Zum fünfften, was ihre Befoldung, und wie ihnen bie 
vorreicht werde. 

Zum fechften ift auch zu fragen, ob etwa Leit weren bie 
ihre Kinder aus der Schule, unb von ber Lehr des Catechiſmi 
muthwillig entziehen. 

Eben desgleichen fol man ſich aud) bey den Custodibus auf 
den Dörffeen befragen, und allenthalben barauff gute Achtung, 
geben, damit Fein ergerliche Zwiſpalt unter den Pfarheren, 
Scyuigefellen und andern Dienern der Kirchen gelitten werde, 
fondern im Gottfeeligem Friede und Eintracht, fie dem Herrn 
ChHrifto dienen, und jre Ampten ausrichten, ꝛtc. 


Bon Kaftenherrn, Kirchvetern, und Vorſtehern der Hoſpital 
fol man fragen: 

Erſtlich, wie fich die Pfarheren, Caplan, und andere bes 
Kirchen und Schuldiener halten, und ob aud die Pfacherrn 
und Gaplan die reine Lehre fürtragen, die Armen fleißig be⸗ 
fuchen, gutes, reines, unſtraͤfflichs Lebens feinbt. 

Zum andern, tole ine bie Einkunfft ber Kirchen und Dow 
ſpital vorreicht, ob auch unfere Amptleute und Unterthauen, 
bie von der Dertfchafft, Adel und andere, zu ihrem theile fer- 
mig, laß und trege feindt, und an wen ed mangele. 

Zum dritten, fol die gebürliche Nechnung von ihnen ges 
höret und genommen, und unterfchiedliche angezeiget werben. 

J. Was das jerliche ordentliche Einkommen fey, und woher. 

II. Was dagegen die jerliche Ausgaben, und wohln. 

III. Zum dritten, was auffen ftehe an Schulden, und 
andern, bey wen, und wie, auch wie lange. 

Was ber Vorrath fey an Geldt, an Kelchen, Kleinoth, 
Büchern, Kirchenzier, ıc. | 

Was die Inventaria der Pfarherrn, tie biefelbigen in 
esse gehalten werden, dann darauff ſollen Kaſtenherrn und 
Kirch⸗ Veter, Achtumg geben. _ 

: Zum vierdten, wie Kirchen, Pfarhöffe, der Schul: und 
Kirchendiener ihre Deufer, fampt den Kicchhöffen in baultcheree 
Wefen mit alles Zugehoͤr und Befriedung, ven und rechtſchaf⸗ 
fen gehalten, und da nicht aus den Kicchhöffen, da bie Chrpex 
der Glaubigen, auf die Lünfftige- Erfehemung: Jeſu Chrifkt, 
je ruhe, Schlaffe Kammer haben, ſchweintrieb gemacht, fonbern 
Diefelbigen ehslid; und ſchoͤn gehalten werden, umb- der frölte 
chen Aufferfiehung willen. . 

Und foll desgleichen von den Vorſtehern ber Hefpital auch 
bie Rechnung angehöret werden, mit Nachforſchung und fies 
ßiger Erkundigung, was benfelben armen Heuſern enbt= 
want, und wohin es kommen, auch wie ſich bie arme Beust zu 
Gottes Wort und den hochwirbigen Saeramenten halten, fried⸗ 
lich Leben, und für alle Stende treulich bitten. 





25088, OKZVEHE. Yeentiiche Bikbeiswahl. 


Den ben Buhbeen foll man fragen: 

Erſtlich, mie fie jren Catechismum koͤnnen, und wo es fels 
let, die armen Leute freundlich ihrer Gefahr und Unheils erin⸗ 
nern, und zu dee Beſſerung vermahnen. 

Zum andern, wie fih ihr Pfachere, Schuldiener, und 
Rirchveter halten, ber Pfarherr fein Ampt fleißig verrichtet, mit 
Predigen, Beicht hören, Sacrament reihen, Krancken zu be: 
fuchen, was fein Leben und Wandel, ob er die Schule, und 
andere Kicchendiener,, auch eins ergerlichen Lebensfeindt, dann 
in folhen Embtern ja Fein Volfeuffer, Spieler, unzächtiger 
umd mit dergleichen Laſter verunreinigter Menf nimmer: 
mehr foll gelitten werden. “ 

Zum beitten, welche Derfonen und Schuls Dimmer, Ihres 
böfen, gottlofen Lebens, Handel und Wandels halben, ange 
geigt feindt, die fol man fürnehmen, und zu ber Buß treulich 
vermahnen, aud) fie betrauen, wo fie ohne Beſſerung werden 
fortfahren, das man fie aus ihren eigen groblihen Verurſa⸗ 
&ung, als Heiden halten, ohne Sacrament, ale unvernänffs 
tige Thier würde flerben und begraben laſſen. 

Zum vierdten, was bie Irrung in Ehefachen oder zivifchen 
Ehe⸗Leuten, follen die Bifcheff mit Ihren zuverordenten fo viel 
möglich richten , mas aber ſich nicht fo baldt wil guͤtlich weiſen 
laſſen, an das Consistorium remittiren. 

Was auffer dem Straffwirdige felle, diefelbigen foll der 
Amptmann jedes Orts auf ſich nehmen, und an uns, oder des 
Orts Lehen⸗Herrn gelangen laffen. 


Ordentliche Berzeihnus. - 


Was nun dermaffen verhandelt, und wie es bey einem je 
den Kicchfpiel befumden , follen bie Biſchoffe deſſelben ein ors 
dentlichs Werzeuchnus bey einem jeben Kirchſpiel laſſen, alles 
von einer Kicchen zur andern, gleichs laute in ihre Protocolla 
bringen, und dann darvon uns, als dem Lanbtfürften, nach 
gehaltener Visitation, ein befonder gefchrieben Exemplar, welche 
in unfer Cantzley, Richtigkeit halben, ufzuheben, underthenig- 
lichen zuftellen, damit wir aller Sachen gruͤnblich berichtet 
werden, und wie es in unferm Fürftenthumb und Lande, der 
Meligion halben, zuftehe, gut Wiffenfchafft haben, auch wo es 
darinnen mangelt und feilete, mit ben Bifchoffen darumb te 
. den mügen. 

Dargegen wollen wir, vermüge unfers Fürftlichen tragens 
ben Ampts, die Herren Bifchoffe, in folhem und allem’ gegen 
menniglich ſchuͤtzen und Handt haben, fie in Verrichtung ihres 
Ampts, nad) höheftem unferm Vermuͤgen, gnäbiglich befürdes 
wen, und wiewoll wir uns daran Beinen Zweifel machen , das 
fidy eben dergleichen unfere getreue Underthanen, von allerley 
Stenden Chriſtlich, und gebührlich erzeigen, und halten werben, 
in Betrachtung , das es Gottes ernſter Befehl und Wille ifl, 
fo wollen wir doch zum Uberflus hiemit allen unfern Ampt⸗ 
leuten und Untertbanen, denen von der Herefchafft, Ritter 
ſchafft und Adel, ſo woll als denen in Stedten und uffm Lande, 
ernftlic und endtlich befohlen haben, das fie in dem allem, was 
von den Bifchoffen in ber Visitation fonflen verordnet wirdt, 
ohne Weigerung anderft nicht, dann uns, ale ihrem Lands⸗ 
Sürften und Herren felbft paricen und gehorfamen follen. 

In gemein foll von allen erkuͤndigt werden. Erſtlich, wei 
Lehen die Pfarre iſt. 


he Zum andeen, wie viel Doͤrffer In ein ſedes Kirchſpiel ge⸗ 
ren. 
Zum dritten, ob auch ber Pfarrherr alles nach Nottwefft _ 
befireiten und außrichten könne, damit nlemands verfkumet 
werde. 

Nach dem Examine der Pfarrherrn und Caplans, ſollen 
die Lehen⸗ Herrn, ſampt andern fuͤrnehmen Perſonen des 
Rahts oder Kirchſpiels, zu ſolcher Verhoͤr und Verhandlung 
gezogen werden. 

Bleibet auch darbey, das wir nach Notturff einer oder 
mehr aus unſern Rethen, beneben dem Amptmanne eines jeden 
Orts darzu, neben andern Perſonen nad) Notturfft jederzeit 
gnedigſt verordnen wollen. 

Vnd ſollen die von der Herrſchafft, Ritterſchafft und Adel, 
unſerm Exempel nach, ihnen kein beſonders machen, noch ſich 
und ihre Unterſaſſen, aus dieſem Gottſeeligen heilſamen Werck 
abſondern, ſonder daſſelbige in allen Stuͤcken helffen fuͤrdern, 
und dem getreuen frommen Gott dafuͤr dancken, das wir die 
Zeit erlebet, da wir wiſſen, wie wir ihm, als unſerm liebſten 
Schoͤpffer und Erloͤſer, muͤgen in kindlicher Furcht und De⸗ 
muth angenehme Dienſt thun, und für ſeine groſſe unaus ſprech⸗ 
liche Guͤte ihn loben und preiſen. 

Nachdem auch unſere Prelaten und Biſchoffe, vermuͤge 
Ihrer habenden Jurisdiction und tragenden Ampts, bie alte 

irchen⸗Ordnung von Chriftlichen Ceremonien, wieberumb für 
die Handt nehmen, und was darinnen zu nothmendiger Ver: 
befierung dienſtlich, treulich ins Werd fegen, und befürbern 
follen. Wollen wir derhalben von allen und jeden, infonderheit 
unfern Underthanen,, hohes und niedriges Standes, ernftlich 
begert haben, diefelbige mit Ehrerbietung, wie an ihm felbft 
billich, Chriftlich anzunemen,, und nicht zu verachten, fondern 
dDiefelbigen undertheniglich in allen Puncten und Artickeln, wie 
die mit Unterfcheidt, und nach Gelegenheit ber Dexter beariffen, 
aufnehmen und halten, damit alles eintrechtig und im guter 
Zucht und Ordnung zugehe, wie bie zwene Bifchoffe auchbarauf 
in ihren Visitationibus gutte Achtung haben follen, welche fie 
jerllch, oder doch ja uber das ander Fahr, wie droben vermel- 
det, zu halten fchuldig. 

Wo fie aber eigner Perfon aus Schwachheit ihres Leibe; 
nicht umbziehen koͤndten, follen fie verftendige, fromme, erbare, 
befcheidene guthergige Perſonen, an ihre ſtadt zue Viſitation 
verordnen, welche gleich den Biſchoffen ſelbſt, auf die Kirchen, 
Widdemen⸗ und Kirchen: Gebäude, das die in weſentlichem 
Bau erhalten, fleißig zu fehen, begleichen die Pfarcheren von 
wegen der Lehr, und die Pfare-Kinder, im Glauben, Beten, 
Sacramenten, Chriftlichen Ceremonien, und wie fie im Chri⸗ 
ſtenthumb gefchicket ſeindt, allermaffen wie die Fragſtuͤck dro- 
ben verzeichnet‘, eigentlich erfündigen, barneben alle Gebrechen 
derfelbigen in ber Gütte verhören, flraffen, Lehren, unterrichten, - 
und die Händel gebührlicher, ordentlicher Weife entfcheiben. 

Au dem wollen und orbnen wir, das gleicher geflakt alle 
Pfarrherrn und Diener bes Goͤttlichen Worts, durch alte Obrig⸗ 
Leit und unfere Ambt Leute, hohes und niedriges Standes, 
wie die Namen haben, und in umferm Hertzogthumb Preuffen 
wohnen, vor alle Gewalt und Umrecht nicht alleine beſchuͤtzet 
und befchirmet, fondern auch von menniglichen geehret und ges 
fördert, auch das Bein Pfarcherr, durch feine Obrigkeit ober uns 


310 1566. CXAEEX. Acta synedl Wasullemeis.. 


fer AmpteLeute, zu etwas auders, dann zu Dienfle des Worts 
und feiner aufferlegten KicchensDienft mit einigem Befehl, ges 
drungen oder beladen werde. 

Es fol auch kein Pfarherr, ohne geöffe Urſach, und ohne 
feinen guten Willen, verpflichtet fein, ehelicher Trauung , oder 
der Tauff Halten feinen Pfar⸗Kindern nad) zu ziehen, fondern 
es folten ſolche eheliche Vertrauungen, und bie Tauff in der 
Kirchen, die hierzu geordnet, gehandelt werben, wo aber Urfas 
chen fürfallen, oder die Kirchen mit Unbeqvemtigkeit abgelegen, 
derhalben ſolchs anders geſucht, und die Trauwung oder Kin: 
der Tanffe gebeten, darinnen foll ſich ein jeder Pfarcherr der 
" Gebühr verhalten. ’ 

Mir wollen auch, das ein jeder Pfarherr fich feines befohs 
lenen Kirchſpiels alleine halte, Feinem andern ohn fein Wiffen 
und guten Willen in fein Ambt greiffe, noch fich barzu vermü- 
gen laffe, besgleichen auch Feines anders Kicchfpiel Kinder auff⸗ 
neme zu der Beicht oder Reihung der Heiligen Tauff und Sa⸗ 
cramenta , fondern ein jeder auf die Seinen fehe, wie Ihm die 
felben mit Gottes Wort zu meiden auferlegt iſt. 

Were e8 aber Sache, das etwa guthergige fromme Leut, 
aus dem Bapftumb zu einem Pfarrheren in unfer Fuͤrſten⸗ 
thumb kämen, oder auch einer aus einem frembden Kirchſpiel, 

der Dreh mit Schwachheit befiele, oder fonft im Durchreiſen 
zu Chriftlicher Andacht bewogen, ohne Verachtung feines eiges 
nen Pfarcherreng, und da er feines Glaubens, und Weſens gut: 
ten Beſcheidt, aus was Urfachen er das Sacrament des Orts 
begeret, geben wuͤrde, fol der Pfarchere ſolcher keinem in ſei⸗ 
ner Pfarr, feine Dienft welgern, fondern mit Troſt und Reis 
hung ber Sacrament ſich gutwillig erzeigen. 


Was auch mehr nötig in der Visitation zu handeln, wol 
len wie der Beſcheidenheit eines jeden Biſchoffs, hiemit anhai⸗ 
miſch und auf ihre Geawiſſen geſetzt haben, ungezweiffelt fie ale 
Cheiſtliche Praelaten, werden fich hierein, wie fonft in ihrem 


gantzen Ampt, treulich, fleißig, mit gebuͤhrlicher Sorgfeltigkeit 


Chriſtlich erzeigen und halten. 

So iſt uns auch zu Befuͤrderung foldhe nothwendigen 
Chriſtlichen Wercks nicht entgegen, wo die Kirchſpiel alſo 
nahe, an unſern Heuſern gelegen, und die Herrn Biſchoffe in 
der Pfarrherrn, Schuldteiſſen Heuſern, oder Kruͤgen, zu Verhoͤr 
und Verrichtung des Volcks, oder fuͤrfallender Gebrechen keine 
Beqpemigkeit haben koͤndten, das ihnen alsdann unſer Hauß 
fuͤr ihre Perſon, darzu gegoͤnnet werde, wann ſie aber ihre La⸗ 
ger in der Pfarherrn, Schuldteiſſen Heuſern oder Kruͤgen ha⸗ 
ben koͤnnen, ſollen ſie der Orth ihre Sachen, damit ſie ſo viel 
ſchleuniger fortgehen, do man auch bey der Handt die Kirchen⸗ 
gebew, Pfarr⸗Hoͤffe, und was dem anhengig beſichtigen, und 
alle Gebrechen in Gegenwertigkeit des Volcs fo viel ſtadtlicher 
eingelegt werden muͤgen, fuͤrnehmen. 


Beſchluũ. 


Dieweil wir dann itzt und oben erzelte Puncten, alle, erſt⸗ 
lich für uns felbft, darnach mit reiffem guttem Wollbedacht, 
unſerer lieben getreuen Underthanen, von allen Sitenden auf 
gemeiner Tagefahrt zu Raſtenburg, durch unfere bahin abges 
fertigte und verordnete Rethe bewogen, berachfchlaget, und für 
feft zu halten beſchloſſen. So wollm mir hiemit alten und 
jedern unfern Underthanen, wes Stande oder Wirden die 
feindt, fonderlich aber unfern Ampt⸗Leuten, folche ebenberürte 
Artidel, alle gehorſamlich und undertheniglichen zu halten, in= 
dem nicht nachlefig erfcheinen, fondern genglichen demfelben 
gemeß zugeleben , endtlich befohlen haben, dann wer ſolchs 
überschreiten, auch in einem oder andern ſtrefflich befunden, 
wollen wie und gegen einem jeglichen nad) feiner Verbrechung 
dermaffen erzeigen, das männiglichen fehen fol, rote und nicht 
lieb, fondern zum höheften entgegen, wo man wieder Gottes 
und unfer Gebot, auch gemeine Wolfahrt irdfflicy und muth⸗ 
willig handelt. 


CXXK. 


Acta synodi Wesaliensis, sive Certa quaodam capita, seu articuli, quos 
in: ministerio ecelesine Belgicae, ministri ejusdem eeclesiae partim necessarios, partim utiles esse judf- 
carunt. 


Die Beſchluͤſſe der Synode zu Weſel (& Nov. 1568) 
bilden bie Grundlage der Synodal⸗ und Presbyterialvers 
faffung ber reformirten Kirche am Rhein, in ben Nieders 
landen und in Oftfriesiand. Sie find nach einer, im Wes 
fer’fchen Kirchenarchive verwahrten Abfchrift v. 3. 1639 
abgedruckt in Kist en.Royaards Archief voor Ker- 
kelijke Geschiedenis, T. V. p, 427 sqq., aus welchem 

‚wir fie entlehnen. 
»* 

Praecipit Apostolus Paulns, ut in ecclesia Dei omnia 
fiant ordise et decenter: quo non modo unanimis ecelesiae 
in doctrina, verum etiam in ipso ordine et politia ministerfi 
gubernatione, constet et habeatur consensw. Ut autem 
earum reram consimilis ratio in ommibus Belgicis ecelesiis 
servarı possit, visum fait, haec subsequentia, de quibus 
apad. optime reformatas ecclesias consultatuar est, ordine 


proponere, quo ad salıtarem ecclesiae fractum a Belgii 
ministris unanimi consensu et obsignentur et observentur. 


De Collegiis ae Provincliaxrum Olassibus. 


Quandoquidem et ad constituendas rite ecclesias impri- 
mis erit necessarium , summam ac praecipuam adhibere cu- 
ram, ut pii, docti et in scripturarum cognitione praestantes 
viri, qui verbum Dei recte norint secare, ecclesiis praefi- 
ciantur ministri ac pastores, ei rei linguarum disciplinarum- 
que cognitionem ac explicandarıım scripturarum assiduas ex- 


ercitationes (quas propositiones sive prophetias vocant) 


maxime conducerc, nemo ambigit. Et illis porro constitu- 
tis ad unum omnium censensum, tum in doctrina tum in ce- 
remoniarum ac discipiinae ratione, quo ad ejus fieri potest, 
ineundum, retinendumgue, oınnino expedire, frequentesvici- 


— — — 


Lil — — — 


' 1566. CXKRX: Acta synodi Wesaliensie. . 


nerım ecelesisrum conventus. institai, ad quos de singulis 
rebns referatur ; ideo putamus quidem, ante omnia Jabo- 
randum, ut et collegia diseiplinerum instituantur, in quibas 
doceantur tres liaguae, at imprimis Theologiae sincerae 
professio diligensque exercitatio vigeat, et simul Belgicae 
singulae Provinciae in certas ratas classes seu paroecias 
distribuantur: quo .cuique ecclesiae constare possit, cum 
quibus graviora quaeque negotia quae ad publicam utilita- 
tem spectare videbuntur, et sunt conferenda oonsultan- 
daque. 

Sed quia hoc tempore de Istiusmodi rebus necdum gnic- 
quam decerni potest, antequam ipse usus, rerumque expe- 
rientia docuerit, quae loca quibusgue rebus futura sint ma- 
xime accommoıla, propterea existimamns, posteaquam Do- 
minus Euangelii praedicationi januam in Belgio aperuerit, 
tum primo quoque tempore ommnibus ecclesiis, ecclesiarum- 
que ministris oumi studio fore enitendum, ut ad cogendam 
Synodum Provincislem totius Belgii, Numinis nomine, con- 
ferantur, quo possit legitima Synodo statui, quid in iis aliie- 
que rebus omuibus, ad communem ecclesiarım constitutio- 
nem ordinisque quam pulcerrimi observationem, sequen- 
dum erit. 

Ad eam putamus esse referendum, ...... Collegio- 
rum institutionem, doctorum honorariis, munere, autho- 
ritate, scholarum exerctiis Theologicis,. professionibus 
propositionum prophetiarumque observationibus, ceteris- 
que omnibus, ad eam rem pertinentibus. Ac item de 
Provinciarum rata et aequabili per classes seu paroecias 
distributione, de singularum classium sigillatim atque om- 
nium universium .... ratis conventibus, eorumdemque or- 
dine, ratione, authoritate, censura; ac deinceps de causis 
mairimoniarum, de rationibus divortiorum ac denique de 
omnibus omuino rebus, quae ad omnes ecclesias et commune 
ministerium generatim spectant, Nam quae omnes pariter 
attingunt, ea vel, hoc tempore ve) posthac, per unam ali- 
quam aut alteram statui ecclesiam , nos adhibito ceterarum 
occlesiarum, ad quas peraeque spectant, calculo, neque 
autboritati scripturae, nec aequitati legum est consenta- 
neum. 

Sina autem ejusmodi Synodus vel reram vel temporum 
difficultate iniri omning nom poterit, tum censemus, ex prae- 
cipuis quibusque provinciarum ecclesiis praestantissimos 
alignot viros fore deligendos, qui ad distribuendarum clas- 
sium, tum collegü instituendi , ceterorumque difficilium ne- 
gotiorum -explicandorum, ac totius deniqne ecciesiae con- 
stituendse rationem quam optimam, primum quidem pro .se 
singuli, aut si videbitur bipi aut terni quique , perscribant, 
deinde vero in commuse conferant, ac certam aliquam ex 
ommibus formulam coneipiant, quae singularum atque om- 
mium ecclesiarum ealculo, vel approbetur, vel si quid erit 
correctione dignum, communi consensu corrigafur, ae in 
meliorem formam reducatur, Interea autem temporis, 
qaandognidem, patefacta Dei beneficio Euangelii janus, can- 
ctationi locus non erit et tamen ordo aliquis et decor in 
concione dehebit observari, quo tasquam vinculo ecclesia- 
rum communis consensus retineatur, videtur aliqua esse in- 
eunda ac certis capitibus consignanda ratio: quam pro se 


[4 


, 


441 


| qnisgue .... — praefeetus erit ecelesia tantisper sequatur ; 


donec exacta Synodo rectius aliquid ac perfectus constita- 
tum fuerit. 

. Haec autem visa est nobis quam promime accedere tum 
ad Apostolorum doetrinam constitutionemque, tum ad ve- 
tustioris puriorisque ecclesiae exemplar inculpatum, ut pri- 
mum quidem in iis omnibus rerum circumstantiis, quae cum 
natura sint adiaphorae, neque in Apostolorum doctrina . 
exemplove certum habent fundamentum, nec denique ne- 
cessariam aliguam atque inevitabilem rationem, tum ad de- 
clinandam conscientiarum tyrannidem, tum ad omnes dis- 
sentionum ansas praecidendas, nulla praescripta formula, 
ecclesiarum libertas constringatur. Sed liceat id cuique 
sequi, quod res et usus quemque docnerit esse convenien- 
tissimum. Atque id quidem, donec Synodo provinciali certi 
quippiam in hujusmodi rebus sancitum fuerit. Ejusmodi 
videntur, in Baptismi — administratione semel aut bis aut 
ter tingendi baptisati discrimen, idque num vel ante con- 
cionem, vel post fiat, ascitisve certis testibus, ac commissa 
parentibus ac toti ecclesiae baptisatorum cura. In coenae 
vero celebratione num mensae accumbatar , an stando eun- 
dove panis calixgue porrigatur; an lectio Scripturarum an 
Psalmorum eantus, dum coena fit, instituatur, ac si quae alia 
sunt ejusmodi (de quorum libero usu populum rudiorem 
diligenter — si ita res postulat instituatur), quae nisi cer- 
tis ac gravissimis de gausis iisque totius Provinciae con- 
sensu approbatis, a cujusque ecclesiae arbitrio removeri 
minime debent, 

Quae vero alterius sunt generis, ut vel in Dei verbo, 
vel in Apostolorum usu atque exemplo, vel in ecclesiaram 
perpetua inque gravibus ac necessariis rationibus subnixs 
consuetudine fundata sunt, in iis non temere a communi 
ecclesiarum consensu ac inveterato usu recedatur. 

Ea antem propemodum omnia sequentibus hisce capi- 
tibus quam potuimus et absolutissime et compendiosissime 
complexi sumus, — Quatuor potissimum ministerii ordines in 
eeclesia, authoribus apostolicis proponantur,, Ministroram 
nimirum , Doctorum, Seniorum et Diaconorum , ad quos et 
verbi divini sincere administrandi et honestatis ac morum 
eura pertineat: quibus deinde adjiciatur Saeramentorum ac 
disciplinae ecclesiasticae consideratio, quae conjuncta verbo 
Dei , legitima sunt ecclesiae testimonia. Sane üs rite con- 
stitutis nihil esse amplius putames, quod in ecciesiae con- 
stitutione magnopere desiderari possit. 

De ministris et doctoribus. 

Ac primum, ut ad verbi Dei ministerium eeclesiaeque 
qualemcungue ordinem, sine legitima-vocatione , electione, 
satishabitione, justoque examine et ordine legitimo ‚DEMO 
admittatur est Prorsus Necessarium. 

Vocatio autem eleclioque Jegitima censeri nullo jure po- 
test, nisi in qua et voeati ambitus, et plebis impotentis ac 
temerariae inclinationes et seniorum praefectorumque am- 
bitiosum imperium, quoad ejus fieri petest, ezcludastur. 
Quod ut fieri recte possit, optandum sane fuerit, ut pius 
magistratus, matuso seniorum judicio, ac prudenti delectui 
mutuam praebere velit operam. Ea nimirum ratione fato 


312 | Ä 1568. CXZIX. Aota synedi Wesallensis. ' 


, 


possit plebis omne arbitrium in eorum conjancta authoritate 
acquiescere.' 

Quod: tamen sperari vix posse videatur, non putamus 
meliorem institur rationem posse, quam ut ecclesiae com- 
munis caleulus ad seniorum accedat authoritatem, idque in 
unegaaque ecclesia tantisper observetur, donec distributis 
dlassibus Synodus censuerit plurium ecclesiarum ministros 
ac seniores ad unius electionem explorationemque debere 
convenire. Id nimirum si fiat, non magnopere videntur 
plebis suffragia deberi desiderari eum seniorum impoten- 
tiam (si quae fortasse, quod Deus avertat, irrepsisset) fre- 
nare possit plarium ecclesiarum authoritas, 

Interea autem dum id confici nondum potest, ne justo 
amplius imperium ac licentia senioribus in plebem conceda- 
tar, censemus maturo eorum delectu probatos exploratos- 
que daplo plures (siomnino haberi possint) de plebe nomi- 
natim consignandos, ex quibus deinde per singulorum suf- 
„fragia media pars electa in ministerii functionem adhibeatur. 

Qubus tamen locis plebs ad electionem minus erit 
idonea, vel propter filelium infrequentram, vel propter ho- 
minum doctorum expertorumque inopiam , vel propter eon- 
traria partium studia, vel denique propterea, quod nalli 
antehac ministri nullaque ecclesiae tonstitutio iis locis fue- 
rit, non putamus, nisi acoedente alterius ejusque praecipuae 
alicnjus. et si fieri potest vicinae ecclesiae authoritate, ac 
judicio, in ministerium adscisci guemquam posse, 

joterea censemus exemplo Apostolorum instituendum 
esse jejunio precibusque solemnibus diem, quo plebis judir 
cio ac suffragiis, simul et seniorum delectui atque explo- 
rationi Sp. Sancti adspiretur auxilium. Examen justum par- 
tim doetrinam spectat, partim mores. 

‚Io dsctrina 'quatuor obsesvare erit utile: 

I. Ut regniratur testimonium, sive ecclesiae , sive scho- 
ae, aut etiam civitatis in qua antehac vixit, ut certo con- 
stare possit an cniquam haeresi addictus fuerit au exotieis 
et -cariosis quaestionibus speculationibusque otiosis plus 
aequo se oblectarit, .an hagreticorum libros stadiosius quam 
par est legerit, hominunique fanaticorum et suis somsiis.in- 
dulgentium consuetudine.multa usus fuerit. 


: ld. Quneratur, eequid per omnia censentiat cum ea doc- 


tina. quae in ecolegia. publice retinetur secundum ea qnae 
confessione fidei primum Galliarım regi, per ecclesiarum 
illias regni: r—: oblata, deinde vero in vernacnlam linguam 
conversa Hispaniarum Begi ceterisgue inferioris Germäniae 
magistratibus inscripta, exhibitaque fuit, denique vero cate- 
chesi continetur. 

. IH. Interrogetur de primariis quibusque religionis ca- 
pitiho⸗. MAe— 

IV. Postremo proponatur, ut minimum bis terve ali- 
quot scripturae loca coram ıministrig, - si adfuerint, ac pro- 
pbetis seu doctoribus, vel (sin mipus aderant) coram senio- 
ribus dn prophetse modum explicanda.’ 

. In morum exploratione testimonio eorum apudq quos vi- 
xerit.est acquiescendum. Haec autem omnia (si ita a Syn- 
odo statutum fuerit) posthac in.classie seu paroeciae con- 
ventu dlassibus distribatis erunt-peragende. Ante-id tempus 
vere non postunt nisi in Cujusque ecclesiae consistgrio con- 





fici: tamen quibusonmque erit commodum;, ii quos capient 
sibi adsciscere ministros, in exteras ecclesias reformatas 


. primum mittent, nt earım incorrapto judicio et Don suspe- 


ciae examinationi tatius possint ineumbere. 

Jam ita exploratos populique suffragiis comprobatos 
ministros, censemus, vel solis solemnibus precibus, vel 
manuum —- impositione (quam liberam relinquimus) coram 
tota ecclesia, more Apostelorum copfirmandos. 

Ea confirmatio fiet vel ab ejusdem ecelesiae (si quis est) 
vel a vicinae ecclesiae (si nemo in illa superest) ministro, 
cajas aathvritas in electione examinationeque fuerit inter- 
posita. 

Nec tamen antequam illi ipsi a quo manus imponendae 
saht, coram universa ecclesia sancte sese obstrinxerit, dei 
dumtaxat gloriae propagandae, ejusque verbo sincere ad- 
ministrando ecclesiaeque aedificandae daturam operam, ne- 
que ad suas privatas cupiditates Spiritas Sancti oracala esse 
detorturum , neque a veritate vel gratia, vel pretio, vel me- 
tu, ne tantillum declinaturem, ac simul religiose observatu- 


‚rum receptas ecelesiae constitutiones, quäecungne ad ordi- 


nem et trangquillitatem eeclesiarum speetamt, ac denique offi- 
cio pro virili functurum in exhortando, increpando, conso- 
landoque ac docendo ubicungue opus fuerit, omni grafia ac 
persunarum respectu procul exclusa. 

Ministrorum -nimirum quos et pastores et episeopos, 
nonnumquam vero Seniores — 'presbyteros vocat scfip- 
tura, munus potissimum versari in-verbo Dei annantiando 
ac rite secando, et ad doctrinam, exkortationem, consolatio- 
nem, increpationemque, pront res fert tum publice tum pri- 
vatim accommodando , atqne in administrandis sacramentis 
ac disciplina observanda est extra controversiam. 

Ministris adjuncti sunt doctores ac prophetae , quorumm 


unum quidem est docendi mnnus, sed diversa fanctionisratio. 


De doctoribus hoc quidem tempore nihildum potest 
statut, donec ipsa res ac tempus quid e re ecclesiarum sit, 
eos qui Synodo aderunt plenius edocuerit. Prophetas vo- 
camus hoc loco eos, qui in coetu ecelesine: propositum 
scripturae locum ordine exponunt, prout est a Paulo institu- 
tum, eoque a ministris distinguimus, quod his proprie ao 
potissimum explicandi scripturas docendique munus, illis 
multa, praeterea alia, ut ante diximus, sunt imposita. Quam- 
obrem judicamus in omnibns ecolesils, sive nasdentibas, 
sive vegetis, ubi qua ratione fieri poterit prophetae ordines 
ex Pauli instituto esse observandam, eoque instituendum 
collegium ‚prophetarum: qui quidem "eonstitute aliquo die 
singulis septimanis vel certe binis quibusque vel a concione 
vel quovis commodissimo tempore coram ecclesia conveniat, 
abi ad omnium aedifieationem, librum aliquem sctiptera- 
ram reoto erdine vicissim 'explicent : ubi autem is, cajus 
eruut partes, suas vices explevefit, licebit ils, qui subselliis 
dum insegauntur' si quid visum erit adjicere, qnod ad aedi- 
ficationem pertineat, ac’ tam demam voncepta precatione ab 
eo cuins sunt praecipuae partes, coetam claudere. 

Illam etiam exortam nuper prophetandi formam qure' 
guaestionibus constat et respensionihus, ut et a Pauli'insti- 


tuto alienam et simultatum contentionumque persaepe 6e- 


casionem omnino devitawdam censemus. 


1568. OKXIX. Acta syhodi Wesaliemis 313 


. In hoe prophetarum collegium cooptabuntur , non mode 
ministri, sed etiam doctores, ac ex senioribus et diaconis, at- 


que adeo ex ipsa plebe, si qui erunt qui cnpient donum pro- 


phetiae a domino acceptum in ecelesiae communem utilitatems 
conferre:#a tamen ut prius babitis identidem propositionibus 
mivistrorum ac-ceterorum prophetarum jadicio sese probe- 
rint, et simul in universo ecclesiae conspeetu, vel saltem 
apud eos penes quos est jas explarandi, promiserint scrip- 
turam minime detorturos et ecolesiae censuram quae im 
elassiüm conventu futura sit non gravate subitures. 


Prophetis autem et -doctoribus in Consistorio sen Be- 
natu ecclesiastico locus erit quoties de doctrina vel cere- 
moniis aliqua inciderit controversia: tum spirituum ac doc- 
trinarum probatio ad eos vel maxime pertineat. Ad eos- 
dem vero, vel certe ubi eorum non erit potestas, ad minis- 
truım vei ad senfores censemus esse referenda dubia singu- 
loram in eccesia fidelium, si’ quae occurrent. Et si ii 
nequeant satisfacere, scripto comprehendantur atqne ad’ mi- 
nistrum, vel si ne ille quidem satisfacere poterit, ad classis 
eonventum deferatur, plebis autem aures variis quaestioni- 
bus exagitandas turbandasque, neqne publice neque priva- 
tim censemas, Porro in ratione, tum concionandi, tum 
prophetandi, nihil potest cuiquam peculiare praescribi, nisi 
ut quisque pro dono Spiritus Sancti accepto cometur scrip- 
turam qaam planissime explicare et ad anditorum captum 
stylo quam aceommodatissimo: fugist autem omnem odio- 
sam ac putidam affectatinnem , in quam multi, multi otiosi 
speculando, extra propositum scriptarae scopum divagando, 
vartis et acutis allegoriis Iadendo, Ethuicis testibus ac per- 
saepe etiam profanis fabulosiaque historiis ad ostentatio- 
nem producendis, patrum testimoniis studiesius quam par 
est conquirendis, landandisque, obscuritate vel sententia- 
rum vel verborum affestanda vel alia denique quapiam arte 
simili ad inanem ostentationem potius, quam: ad aedifigatio- 
nem Comiparata, non raro incidunt. 

Referat vero omnia illa ad duo praeeipue Euangelii ca- 
pita, filem nimirum et poenitentiam,. In illa Christi cog- 
nitionem, in hac veram vitae mortificstionem, vivicatiomem- 
que tanquam unicum eibi scopam proponat. Et coneter 
quam poterit maxime eosgbumani cordis sinus atque abdita 
involucra tum m falsis opimonibus atque haesesibus tum 
in pravis moribus redarguemdis explicare. 

Neque crassa tantum scelera et manifesta flagitra in- 
sectetur: sed sechitam etiam'animorum hypocrisin eonetur 
excutere, et impietstis, superbiae, ac imgratitudinie sersina- 
rim, vel in optimis quibusque delitescens, in Inoem trahere 
et quam poterit aptissime eztirpare. 

Cavebit nimirum ne nimis prolixis coneionibus auditoris 
et memoriam oneret, et zelum obtundat, fastidioque stoma- 
chum afficiat,, et quidem maxime iis diebus, quibus est ad 
eperas manuarias plebi coseedendum, quibusqme propletiae 
locus est dendus. Quare studebit ad wnius horae spatium 
orationem temperare. 

Faet tamen omma in cujüsyue arbitrio ac Spiritus 
Sancti mensura ita relinquimus ut sciant interea et pastores 
et prophetar'lenem ac modestam cernseram in classium con- 


ventum ultro ac libemter super hisce rebus sibi esse ad- 
mittendam, 

Sicubi autem in majoribus oppidis atque eccleslis frequen- 
tioribus erit commodum omnino suademus privatas proposi- 
tiones haberi quibus se inter domesticos pariekes exerceant, 
ii de quibus bona spes eat posse aliquando ecclesiae Dei 


inservire, publicaque munera capessere; idquwe praeside 


ac moderatore uno aliquo ex ministris vel certe prophetis 
ac doctoribus. 

Unas ut minimum in hebdomade dies, pro cnjusque 
ecclesiae commodo solennibus precationibus consecrabitur, 
quo vel ante vel pest concianem peccatorum publica atque 
solennis confessio ac submiasa deprecatio pro populo ha- 
beatur, quana quisque minister, vel dietante Spiritu, vel si 
volet formula ecclesiae Genevensis, alteriusque cujuspiam 
sibi proposita concipiet. 

Quae antem sub finem concionis prophetiaeque ordina- 
riae fient preces eae vel a ministro vel propheta, quam ap- 
tissime ad argumentum in concioue Propesitum accommo- 


| dabnntur: et si fieri potest praecipua quaeque in conciome 


explicata capifa sic atlinganter ut ea ratione res ipsa in 


| anditorum animis altius haerere pessit, et simul quis alt 


seripturarusm in precando usus a zudibus intelligi. 
Tentisper dum in :ooncienem conveniunt, ne inanibus 
confabulationibus et animi distrahantur, et verbi Dei mini- 


sterium afficiatur contunielia, non erit.inutile primum qui- 


dem a seniorum vel diaconorum quopiam , vel quovis deni- 
que alio ad hanc rem <onstitato unum aut alterum ex scrip- 
tura caput ad popalum legi, ac deinde pro more psalmos 
decantari. 

Meminerint tamen lettores sui haud esse munerig scrip- 
turam explicare: quare ab omni interpretatione abstineant, 
ne et falcem in alienam messem inmittant et intempesti- 
vis explicationibus ordinarium .ecolesize ritam interbent. 

In cuntu ecchesiastico retinebuntur per omues Belgii ec- 
clesias Psalmi a Petro Datheno conversi, ne varietate ver- 
sionum qniequam minus concipmum minasque ad aedifica- 
tionem pertinens interveniat, 

In qwibus eodlesiis erunt scholae, quibus sit musices 
aliquis peritus Scholarcha, is in Psalmodia pueris praeibit 
ac pueros ‚cetera deinceps turba issequatur. Ubi vero vel 
non erunt Scholae vel propter musioes imperitiam Scholar- 
chis praeire non erit integrum, #si-erit wtile unum ad mint- 
num aliquem cantorem adhiberi, qui populi cantum mode- 
retur, etin:Psalmodia praeeat, et quidem maxime si est 
musices ignärus verdi minister. 

Nee erit alienam in eeclesiis haberi tabellas suspensas 
quibus breviter et dilacide: perscripta sit psalmoram decan- 
tandorum ratio, et valgaris-canendi :ars compendiose eıph- 
eata, ne plebis canentis disphonia vel-seandalum infdelibus 
vel ridendi krgumentam praebest. 

His 'adjengentar aliae tabellse, :quibus sigmificabiter, 
qui quoquo die Psalmi cantabentur , ut-possint, si qui vo- 
lent, aute meditari quod erit canendam, nisi forte-ab initio. 
deinceps ording, continno psalmos omnes .tanere ‚videlsiter 
oommodius. ‚Quo nimirum.ordine pealom ‚decamtenter, in 
cujusque ecelesiae arbitrio stare debere existimamus. 

40 


314 1566. CXEIK. Acta synodi Wesallensis. 


De Cotechisme. 


Ministerii ac prophetiae muneri non abs re copjungi- 
mus catechisandi consuetudinem quam ab Apostolis eorum- 
que discipulis acceptam in omnibus ecclesiis observandam 


esse plane censemus. 


Catechismi vero formalam in ecclesiis quidem Gallica- 
nis Genevensem, in Teutonicis vero Heidelbergensem, po- 
tissimum sequendam ducimus: quam tamen usque ad, futa- 
ram Synodum liberam relinquimus. 

Tempns catechisandi quibusque ecclesiis, pro loci ac 
rerum opportunitate sit liberum, Ratio hactenus usitata 
retineatur, omnisque adhibeatnr diligentia, ut pueri quibus 


‘per aetatem licet, catechismi verba, non ad numerum sylia- 


barum discant recitare, sed etiam rem ipsam intelligere, 
eamque non modo memoriae, sed intimis etiam praecordiis 
mandare, 

Quare non verba modo recitata, sed ipsam etiam sub- 
stantiam a catechista plane ac dilucide expositam interroga- 
buntur. Eritque ante omnia opus in explicando catechis- 
mo, sermone uti quam familiarissimo , et vel ad puerorum 
captum accommodato : ac serio etiam commonefacere cate- 
chumenorum parentes et ludi magistros , ut eos domi et in 
scholis diligenter instituant, et quae in ecclesia proposita 
sunt assuescant etiam sua sponte ruminare et scripturarum 
appositis testimoniis corroborare. 

In primis autem ad modestiam in templis et conyentibus 
obserrandam eos instruant. Sane quicunque haberi se 
membra ecclesiae velunt, ii liberos suos quam primum aetas 
patietur catechisandos offerant ut ab ineunte aetate in vera 
religione ac pietate possint institui. Qui recusabunt, eccle- 
siae censurae procul dubio subjacebunt. 


De Senieribus. 

Sequitar ordo seniorum, sive presbyterorum, qui & 
Paulo 1 Cor. XII. 28. zußeovnreov, i. e, gubernatorum, 
vel 1 Tim. II. 3. zöv meolorausvon, i. e. eorum qui prae- 
sunt, Domine censentur, eoque senatum ecclesiasticum sive 
eonsistorium, una cum ministris constitaunt, Quare est 
extra omnem controversiam eorum munus in hoc versari 
nt singuli suis paroeciis sedulo invigilent et domatim sibi 
commissos sane ad minimum in hebdomade et quoties pro 
singularım ‚ecclesiarum ratione ex usu erit invisant. Maxi- 
me autem sub tempus coenae celebrandae, deque eorum 
vitae aut morum integritate, pietatisgae ezereitiis, fideli fa- 
miliae institutione ac pro familiamane ac vesperi concipien- 
dis precationibus, et de ejus generis similibus diligenter in- 
quirant placide et tamen serio , moneant, et pro rei usu ac 
opportunitate, vel ad constantiam hortentur , vel ad patien- 
tiam confirment, vel ad serium Dei timorem incitent: quique 
vel consolationi vel increpationi indigebunt, consolent atque 
increpent. Et sicubi opus fuerit ad eos referant, qui secum 
fraternis correctionibus praeerunt, quibuscum una correctio- 
nem, pro ratione delicti instituant : meminerint vero.omnes 
ac singulos suae paroeciae hortari, ut liberos suos ad cate- 
chismum mittant. 

‚Ad eam rem exsequendam necesse erit, primo quoque 
tempore aingnlas ecelesias in. cortas paroecias pro multitu- 


! 


dine ac commodo fidelium ea loca incolenlium dispertire: 
singulis paroeciis singulos praeficere seniores, qui siogulis 
septimanis, die constituto in consistorium referant et quid 
omnia in suis paroeciis recte gerantur et ex sententia. Et 
sese ita gerant ut meminerint sibi non modo coram ecclesia, 
sed coram ipso Deo animarım sibi commissarum redden- 
dam fore rationem. 

In partitione autem paroeciarum, non tam consangti- 
nitatis aut mutuae consuetadinis, quam habitationis ac vici- 
nitatis rationem haberi et senigribss commodum et eorum 
functioni est accommodatum. 

Seniorum eligendorum confrmandorumyue eadem quae 
ministrorum est ratio, nisi quod in examine non magna ha- 
betur ratio eorum quae proprie ad ministerrum Christi per- 
tinent: neque in confirmatione exterorum ministrorum prae- 
sentia opus sit. Summopere autem erit enitendum ut ad- 


sint ea quae Paulus requirit: vita nimirum inculpata, reli- 


gio sincera, pietas eximia, prudentia spiritualis, ad quam 
rerum etiam civilium nonnullam cognitionem accedere erit 
apprime utile. Sed sint ante omnia ab omni ambitione, 
gloriaeque cupiditate, adeoque ab omni ambitionis suspicio- 
ne quam remotissimi, 

Electi spondebunt in ministri manus coram ceteris se- 
nioribus, vel etiam, si commodum fuerit coram tota ecclesia, 
sese pro auo officio impugnaturos omnem idelolatriam, blas- 
phemiam, haeresin , luxum, ceteraque omnia quae cum Dei 
gloria ecclesiaeque reformatione manifeste pugnant: mo- 
nitarosque diligenter ac fideliter eos qui curae suae com- 
missi erunt, pro quavis rerum occasione et opportunitate. 


Et si quae digua videbuntur ad consistorium relaturos, 
suoque officio functuros quam fidelissime: nulla vel gratia, 
vel pretio inductes iri, sed solius ecclesiae nominisque di- 
vini habitaros rationem: negne ullum imperium dominandi- 
que licentiam usurpataros, sive erga ministros, sive erga 
ecclesiam, neque ullas novas leges, pro suo arbitrio, intro- 
ducturos: sed statituros constitutionibus ecclesiasticis ac 
synodalibus. Et si quid novi exortum fuerit, quod accu- 
ratiore disquisitione indigeat, ad classis seu provincialis par- 
oeciae conventum relaturos, ut ibi quod ex re ecclesiarum 
erit communibus suffragiis statuaturr. Ac tum demum 
praeeuntibus solennibus precibus (nam hic quoque manuum 
impositionem liberam relinguimus) in ministerii functionem 
admittentur. 

Sciant autem seniores munus suum etiam, ad aegrolos 
invisendos, consolandosque pertinere; quamquam et diaco- 
nis pro aua vocatione ea cura incumbit ut aegros non modo 
rebus ad victum necessariis refocilient,, sed etiam reficiant 
consolatione. Quare necessum erit a senioribns aegrorum 
ac praesertim inopum nomina diaconis consignari, quo Pos- 
sint illi suo officio rectius fungi. 

Leges autem condere vel imperium exercere, sive erga 
ministros collegasque,, sive erga ecclesiam, at vel consisto- 
rium seu senatum ecclesiasticum pro suo arbitratu cogere, 
mipistris ignorantibus vel absentibus, sciant a suo manere 
esse quam alienissimum., 

Quod si autem ministria absentibus erit cogendum COB- 








— — 


J 


1288. OXZIZ. Acta syuodl Wesaliensis. - | 315 


sistorium , debebant certe seniores, et occasionem indicti 
Senatus, et quid in eo gestum sit fideliter iis aperire. - 

Si etiam erit aliquo minister ablegandus, non debebit 
illud a senioribus nisi convocato altero ministro, vel certe 
doctoribus ac prophetis decerni, eo quod illo absente in hos 
vel inscios, vel invitos, non debeat sollicitudo cadere. 

Quoties autem communi consensu, vel verbi minister, 
vel alius quis publicum munus gerens aliquo ablegatus fue- 


rit, aliove quopiam 'munere quod sit ex usu ecclesiae one- |: 


ratus , debet hoc ipsum libenter et non gravate in se reci- 
pere ac promptissima voluntate exsequi \ cogitans in nostri 
Domipi Jesu Christi negotio se minimum esse sui juris, alio- 
qui si fratram vel classis vel consistorii judicio stare renue- 
rit, forma disciplimae ecclesiasticae cum eo agendum erit. 
Quemadmodum vero multis de caussis non utile tantum, 
sed necesserium prorsus esse censemus, ut peculiari quo- 


dam libro acta consistorii omnia per unam quempism ex’ 


seniorum numero ad hoc deputatum diligenter annotentur, 
ita etiam.diaconos recepta dispensataque omnia sedulo ad- 
scribere, consistorioque singulis mensibus, vel quoties alio- 
qui videbitur rationes reddere verbo domini omnino consen- 


taneum est. 


De Diaseonis. 


Diaconorum officium in eo esse ut mensae inserviant 
i. e. pauperum inopise saccurrant et coltectis eleemosynis 
Becessaria administrent scriptura teste certissimum est, 

KEorum electionem confirmationemque non alio ritu de- 
bere fieri quam qui in senioribus est supra declaratus con- 
sentaneum est, nisiquod in examine maxime habebitur ratio 


fidelitatis atque industriae, et potissimum cavebitar avari- 


tiae nota, 

Per omnia autem observabitur ratio a Paulo praescripta 
1 Tim. Ill. Debet etiam diligenter commonefacere eos 
quibus per facultates licet, ut ecclesise inopiae et necessi- 
tati pauperum inserviant. 

Eorum numerum in singulis ecclesiis mon posse hoc 
tempore praescribi, cum circumstantiarum sit habenda ma- 
xime ratio, eyistimamus, 

Atqui in majoribus praesertim civitatibus, diagonorum 
duo genera institui non erit alienum, quorum glii eleemosy- 


nis colligendis distribuendisque operam dabunt, et. simul 


pauperibus bona legata, si quae fuerint, ea curae habe- 
bunt, ut rite ab haeredibus erogentur et legatoribus fideliter 
dästribuantur. Ali potissimum aegrorum, sauciorum, cap- 
tivorumqse curam gerent: quos erit ziecesse praeter fideli- 
tatem atque induptriam, etiam dono consolationis et verbi 
cognitione non vulgari esse praeditos, Et sedulo a senio- 
ribes inquirere, num qui äint in paroeciis aegri atque in- 
firmi, qui consolatione sustentatjoneve indigeant. 
Quicumquse aegri lecto decubuerint, ij suam valetudinem 
per diaconos sive seniores ministro verbi indieent: ut si 
opus fuerit, vel accedat ipse,, aegramque verbo Dei coaso- 
letur, vel eam provinciam senioribus vel diaconis mandet, 
ubi ei per alia publica et majoris momenti negocia minus 
erit integrum. Advenarum et peregrinorum rationem ha- 
beri jubet charitatis ratio, Quare diaconomum erit diligen- 


ter de senioribus aliisque eeclesiae membris exquirere num 
qui fideles advenae sen peregrini in ea loca venerint, et 
reliqua fidelis ac Christiana opera praestari possit. Et si 
sint inopes etiam necessaria subministrentur. Eorum autem 
curam ad prius diaconorumgenus pertinere est extra dubium. 

Quibus locis erit opportunum, existimanmms etiam mu- 
lieres spectata fide ac probitate et aetate provectas ad hoc 
munus, Apostolorum exemplo, recte adseisci posse. 

Providebunt etiam diaconi an ecclesiae viduis, pnpillisve 
(aliunde) vis vel injuria sit illata. Et si quid resciverint 
referent ad consistorium: quo statim certi aliquot delegan- 
tur, qui pro rei qualitate curent a magistratu jas reddi. 

Jam porro necessarium erit praeter hos alios etiam viros 
bonos et spectatae fidei ac probitatis magno delectu con- 
quiri, qui colligunt ministrorum stipendia 3 caeteraque quae 
ad usum ministerii erunt necessaria. 

In quibas meminerimus etiam ea quae ad congregan- 
das Synodos, ad ablegandos, ubi erit necesse vel mimstros 
vel quosvis alios ad necessaria ecclesiae negotia, et simul 
quaecumgue ad templorum sive Basilicaram structuram per- 
tinebunt. Quamquam in majoribus civitatibus, ubi omnino 
poterit , haec munera etiam distingui satius esse ducimas, 
ac ministrorum caram a ceterarum rerum sollicitadine dis- 
jungi. Verum haec in Synodo commodissime decerni po- 
terunt. Cui etiam scholarum curam constitutionemque re- 
linguimus. 

De constitaendo porro Argentario aliquo, sire Quaestore, 
de reddendis consistorio, tum accepti tum expensi rationi- 
bus deque iis quae ad hanc rem pertinebunt debet a sin- 
gulis ecclesiis, pro cujusque ratione. et mode, posthac statui 
vel certe a Synodo in genere aliquid decerni. 

Senioribus autem ecclesiae facultatum, qualescunque 
tandeın sint aut undecunque obrenerint, erogationem admi- 
nistrationemque ab eorum munere duckgaus penitus esse 
alienam. 

Praeter eas quae quotidie accidunt diffieultates ipsa 
etiam res clamat, seniores et diaoonos, qui in vocatiore sua 
aliquamdiu fidi,extiterunt, non nisi magno rei -domesticae 


‚dispendio hoc ipsum facere: proinde utile censemus, ut 


quotannis nova eorum fiat electio: ita:ut exacto anno, vel 
sex mensibus (proat res et opportunitas postulabunt) dimi- 
dia pars ab officio relaxetur atque wii. in eormm leeum de- 
legantur, qui cum reliquis adhuc- remasentibus ecclesiae 
praefieiantur. Ita tamen ut liberam sit consistorio seniores 
et diaconos ssaxime idoneos et promptae volunlatis rogare _ 
et preeari, ut dimidium vel integrem subsequentem. annum 
(prout consistorio' videbitar) ecelesine- in zu vocatione in 
serviant. 

Publica persona, ut minister seu pastor, .doster, senios, 
ludi-magister aut diaconus ecolesiam cu inservit asimime de- 
seret, sine legitima causae cognitione u interpbsito tetius 
classis zen paroeciae (postquam in paredcias: ‚divime erunt 
provinciae) judicio. _ 

Neque vicissim ecclesiis erit liberam suum vel mini- 
strum, vel doctorem, senioremve Jdestituere, misi paroeciae 
classisve provincialis consensus interoesserit. 

Neque tamen classium conventibas guioquam juris hac in 

40 * 


816 1508. CAIXIX. Acts symadi Wenskensis. 


re concedendum putamus in illam ectesiam ejusve minis- 
tros, nisi illa ultro consentiente ne suo jure et authoritate 
invita privetar ecclesia, , 


De Sacramentis:ı ac primum, de baptismo. 


Sacramenta quia sunt cam verbi administratione indi- 
viduo nexa copulata, ad ministrorum oflicium pertinere ne- 
mo ambigit.. Quare non censemus ab alio quam a verbi 
ministro, baptismum rite conferri posse. 

Administretur autem baptismus forma usitata , et in ec- 
clesiasticis constitutionibus expressa. Et quidem non alibi, 
neque alias quam iu ecclesiae conventu sub concione et ca- 
techismo. Nisi fortasse initio nascentis ecclesiae infirmo- 
rum quorumdam rationem haberi erit necesse, et in eorum 
gratiam ad evitandum scandalum pueros valetudine afflictos 
domi baptizare. Quod ipsum tamen non conceditur nisi 
praesentibus, ut minimum, quatuor aut quinque fidelibus. 
Et quidem -tantisper donec Synodi decreto aliter cautum 
fuerit, 

Testium autem particalarium (guos compatres vulgus 
vocat) usım et lingendi formam liberam relingni debere jam 
antea diximus. 

Atqui parentes et testes, qui ad baplismum pueros af- 
ferent, iis verbis, quae in forma baptismi expressa sunt, in- 
terrogabuntur. ‚ 

Nomina infantiam, parentum, ac testium publicis tabu- 


lis consignari tum ecclesise tum reipublicae maxime con- | 


ducere in confessum est. Quibus etiam seorsim eorum no- 
mina adscribi poterunt qui post editam in ecclesia confes- 
sionem ia Christo moriuntur. 


De ooona Domini. 


Coense celebrandae tempus ad popelum referri ante 
guartum decimam diem pwiamus esse perutile, tum ut sin- 
gula ecclesiarum membra sese mature praeparare, tum ut 
seniores in obeundis paroeciis oflicio ano rite fungi possint. 

Nemo autem ad coenam dominicam admittatur, nisi qui 
fidei confessionem ante ediderit, et se disciplinae ecclesia- 
sticae subjecerit. 

Qui ad coenam admitti capierit ootiduum ante prae- 
stitom coense diem nomina apud ministrum edent, et mox 
seniorum asi sut pluribus pro ratione paroeciae ac nu- 
mero personarum megocium a consistorio dabiter, ‚ut sedalo 
ae diligenter de eorum ante acta vita inguirant et ad con- 
sistorüi engnitionem, quod aoceperint, referaat, ut si quid 
obetet, quo minus recipi debeant, mature intercedatur. Sin 
minus ad fidei examinatiohem procedatur. 

Eam autem propter multas causas publice fieri debere 
haud necesse ac ne utile quidem jasdicamus : sed privatim 
coram ministro ei docteribus ac prophetis vel si minas eo- 
zum potestas fuerit, coram aliquot senioribuz et ministro 
instituatur secundem ea quae ja constitutionibus eeelesiasti- 
cis proponuntur. Pueros autem qui ex catechumenis ex- 
' <esserunt, non erit alienum coram univessa ecclesis exami- 
nari, secundem brevioris catechismi formam , cui etiam ad- 
jungentur majeris catechismi summa capita : idque 84duo 
ante oonsfitetam coenae diem, 


Qui autem erwmt rite examimati, sive pueri sint sive 
adulti, ii sistent se ecclesise pridie ejus diei, quo celebram- 
da est coena, et propositis fidei ac religionis primariis capi- 
tibus, eorum assensio postulabitur, et simul subjicient se 
ecclesiae disciplinae, eorumque nomina publicis tabulis ad- 
scribentur , atque tum demum ad plebem referentur, ut si 
nihil causae obstet possint postridie ad mensam Domini 
admitti. 

Panis fractianem, quia est a Christo menifesto instituta 
et ab apostolis, totaque vetustiore ecclesia , non sine gra- 
vissimis causis observata, necessariam esse omnino censemus. 

Verba coenae quae in censtitetienibus ecelesiasticis 


.proponuntur, quia sunt et cum institutione et cum manifesto 


Christi praecepto, et denique cum Pauli declarstione, quam 
maxime consentanea, pıtamus plane esse retinenda. Com- 
Munem vero panem, nom peouliarem aliquem aut aeymum, 
aut aliud quid superstitionis recipientem putamus in omni- 
bus ecclesiis esse usurpandum. 

Sedende vero aut stando coesam celebreri, et dum ea 
celebratur vel scripturam legi, vel psalmos decautari indis- 
criminatim posse existimamus. 

Tempus autem celebrandae coenae unum aliquod omni- 
bus ecelesiis praescribi nondum potest, donec in Synodo 
quid ex communi in usu ecclesiaram sit, dispectum fuaerit. 

Providendum autem est, ne tempore eelebrandae coe- 
nae, conciones in eas horas extrahaetur, quae coemae con- 
ficiendae dari debent, ut habeatur populi ac praesertim mu- 
lierum praegnantium cetererumgue valetudine affectorum 
ratio. 

De matrimonis., 

Matrimonio oopulandaruım nemina ternis diebus domi- 
nicis pro suggestu ad populum edi, et usus rerum et expe- 
rientia quotidiane testatur. 

Antea vero quani haec rominnm editio fiat sistent ze 
una cum peremtibas ant cnrateribus ministro et duobus 
suae classis senioribus, ut de iis quae necessaria esse exi- 
stimabuntur pessint interrogari. Quo facto eorum nomina 
tabulis peblicis consignabunter. 

Quovis die ‘indiscriminatim matrimonia eelebrari pos- 
sent, modo eodem die concio ad populum habeatar, excep- 
tis tantum jejanio sacrätis diebus, quibus potissimum pre- 
cationi et luotui incambendum, 


i De Disciplina. 

Omnino vigilandam est, ne ulla nascens ecelesia, ne- 
glecta disciplina eoclesiastica institaatur, Quam nimirum 
illa sit et salutaris et aecessaria ipsi, Christi domini et apo- 
stolorum, tem institatio tum doctrina atque etiam aposto- 
licae tokiusgue vetustioris ecclesiee usus, et ipsa denique 
quotidiana nerum experiewtia luculenter doset. Ac proiade 
neminera ad verbi ministerium adınitti debere seqguum est, 
aisi qui hame disciplinae rationem tweri retinereque paratus 
faerit. 

Disciplinam censemus constare, tımm censura doctrinae 
sive reigionis ac morum, tum correctione logitimsa , tan 
etiam escommmnniwatione, in qua potissimum versatar pete- 
atas claviam a Domino eoclesiae data. 


3568. OXXIX. Acta synedi Wesaliensis. | 317 


Beligionis ac morum censura quo ad singula ecelesiae 
membra attinet debere al senatam ecclesiasticum, seuio- 
rum inquam conventum , adhibitis ministris, docteribus ae 
prophetis, si qui faerint, spestare, est extra "controvensiam. 

Ad quos nimirum cujasgue rei cognitio pertinet, eosdem 
a judieio et censura excladi praster omne jus et fas esse 
omoes vident. Quare proprie quidem doctrinae censura 
ad ministros et dectores, morum vero ad geniores videtur 
pertinere. Sed debent procul dubio utrobique mutuas prae- 
stare operas. 

Jam cui censura relinquitur, apud eum correetionis ar- 
bitrium stare est procul dabio rationi et aequitati consen- 
taneum. Quare ad consistorii judicium hanc causam per- 
tinere putamas esse quam convenientissimum,. Proinde si 
quis aliena dogmata et haereses clam palamve sparserit, 
ejus nomen senioribus ad consistorium referatur: eo voca- 
tus moneatur; ac si se ecclesiae judicio submiserit in gra- 
tiam recipiatur. Sin autem iterum ac tertio- monitus ani- 
mum pertinaciter obfirmaverit, a fidelium communione 
arceatur. 

Eodemque medo si quis ecelesiae ordinem conventum- 
que auperbe fastidierit ac identidem monitus minime resi- 
puerit, huic ecclesiae communio interdicatur., 

In morum autem censura correctioneque Christi insti- 
tutio per omnia observetur, ut in criminibus occultis et a 
publico scandalo remotis nemo ad ecclesiae judicium tra- 
hatur, nisi obstinato animo saepius repetitas monitiones fa- 
stidiose rejecerit, delatus autem ad consistorium serio monea- 


‚tar, et nisi resipuerit tanquam putre membrum abseindatur. 


In publicis autem et cum aperto scandalo conjunctis cri- 
minibus, consistorii, senatusve ecclesiastici authoritas primo 


quoque tempore interponatur, monendo primum, et placi- 


de in gratiam recipiendo si paruerif, sin minus excommu- 
nione feriendo, 

In atrocibus porro flagitüs ne seeleribus etiamsi moni- 
tioni obtemperaverint, tamen a communione in certum ali- 
quod tempus suspendantur donec resipiscentiae specimen 
ac testimonium luculentum praebuerint. Liceat autem, si 
quis se hac via vel alia quavis ratione injuria aflectam pu- 
tet, a consistorii sententia ad classium (postguam erunt in- 
stitutae) judicium appellare, et rursus a ’classium decisione, 
Synodi- auxilium implorare. Etsi ejusmodi tergiversatio 
ac recusatio agnoscendae culpae pervicaciae nota non ca- 
rebit. 

Atqui in ministris ac senioribus paulo aliam observari 
rationem aequum est: ne facile pateant calumniis. Nisi 
forte — quod avertat Deus — publico aliquo scelere ac 


fagäfie nesa oontaminarint. Tum nimirum quamprimum, . 


non exspectato classis judicio, eum ignominia ac dedecore ab 
officio movendos esse nemo dubitat. Sin autem crimine 
aliquo occulto tenebuntur, referatur ad conventum classis 
censura, in quo singulonım ministrorum senioramque dili- 
gens exploratio habeatur, et quomodo se quisque in officio 
gesserit, iis egredi jussis, sumtoque & ceteris jurejurando 
neminem proditurum quid aut a quo quidquid dietum sit, 
diligenter inquiratur, Kt si monitioni videbitur indigere re- 
vocatus in convyentum moneatur. Sin repsehensione casti- 


gationeque reprehendatar et pro eriminis magnitudine vel 
levitate castigetur. 

Porro orimina quae in winistris telerari nequagnam de: 
bent ea fere sunt istiusmodi: haereses, schisma, manifestus . 
ordinis ecclesiastici contemtus, blasphemia manifesta et 
animadversione civili digea, simonia, inhonestug ambitus ad 
alterius.loeum invadendum, desertio sui muneris suaeque ec- 
clesiae sine legitimo consensu et vocatione, crimen falsi, 
perjurium, acortatio, furtum, ebriositas, vis armata, omnis- 
que vis correetione civili digna, foenus illicitum, alea, cete- 
rique ludi inhonesti ac legibus interdicti, manifesta affecta- 
tio tyrannidis in ecclesiam et collegas: ceteraque alia ejus- 
modi quae vel inurunt infamiam vel separationem ab ecclesia, 
in aliis morentur. 

Alterius vero generis erimina sunt, quae tolerantur qyi- 
dem, sed tamen reprehensioni ac censurae sunt obnoxia. 
Qualia sunt inanis quaestionum inutilium curiositas. Aliena 
et affectata scripturas pertractandi ratio quae scandalum 
pariat auditorihus: qualis est eorum qui vel suis speculationi- 
bus plus aequo indulgent vel allegoriis intempestivis ludunt, 
vel denique aliena vel a scopo vel a dignitate scripturerum, 
ad ostentationem ingerunt, novi quippiam et quod prorsus' 
inusitatum est, in ecclesia pro libidine invehere, 

In studiis et scripturarum lectione manifeste negligen- 
tem esse. In vitiis castigandis plus aequo remissum se 
praebere et adulationi quam proximum esse. In caeteris 
denique rebus quae officii sui sint nimis esse lentum ac so- 
cordem. 

Scurrilitas, seu facetiae indecorae, mendacium, detrec- 
tatio sive maledicentia, sermones impuri, verba contume- 
liosa, temeritas, dolas malus, manifesta avaritia, ambitio et 
inanis gloriae cupiditas, praeceps ac immoderata iracundia, 
dissidium in familia, odia et rixae, objnrgationes plas aequo 
acres ac immoderatae, omnis immoderatus luxus in habitu, 
mensa, ceterisque rebus qui verbi Divini ministrum dede- 
ceat, occalta affectatio imperandi ac tyrannidem in ecclesiam 
vel collegas exercendi. 

In prioris generis criminibus, qui convictus erit, ab of- 
fieio in concessu classis remorebitur. ‘ 

ln caeteris vero fraterna admonitio ac lenis castigatio 
adhibebitur, ab iis qui in elassis eonventum erunt vocafi. 
Quam si iterum ac tertio repetitam respuerit, referatur ad 
classium comitia, sive ad Synodi judicium atque ibi quod 
erit e re et commodo ecclesiae constituatur. 

In levioribus porro vitiis, quae ne judicio quidem Con- 
cessus digna videbuntur, servetur ea quae est in ceteris 
omnibus a Christo praescripta ratio. Ut autem hic ordo 
centureę commpdins ohserveinr, pntaene fare nie yt in 
binos vel ut minimum in teraos menses classie cujusque con- 
ventus habeatur, in quibus de istiusmaodi rebus diligens fiat 
exploratio. 

Totius autem provihciae classes semestri intervallo con- 
venire non foret inatile. Ac in singulos denique annos totius 
Belgii provincialem Synodum institui. Sed de iis quia nihil 
constitui potest, in arbitrio Synodi censemus esse relin- 
quenda. 

Videtar etiam fore utile ne hi singularam classium con- 


318 


ventus ad censuram 'instituti uno semper loce habeantur, 
sed potius ut persaepe loca varientur, tum ut ecclesiarum 
alterius in alteram dominatio impediatur tum vero vel ma- 
xime ut singularum ecclesiarum explorationi eo diligentius 
qui conveniunt possint invigilare, et qualis cujusque sit ordo, 
tum in verbi doctrina tum in ceremoniarum et disciplinse 
ratione, et denigue an seniores ac ministri suo oflicio probe 
ac sedulo fungantur sigillatim exquirere. 

Postremo si quid singulare in ecclesia aliqua sit, quod 
ad ordinem et rectam ecclesiae constitutionem pertineat, 
liberum erit unicuique ecclesiae id sequi quod ad aedifica- 
tionem maxime erit commodum: habita semper circumstan- 
tiarum diligenti ratione, ut ipsum ecclesiae corpus in uni- 
tate Spiritus ac vinculo pacis continuo cursu retineatur. 

In his autem capitibus constituendis, quae pro ecclesia- 


1569. CXXXI Braun ichw. ⸗eWolfenbattel· ſche Airchenorduung. 


ram Belgicarum incolumitate et uniformi atque aequabili 
constitutione hactenus perscripta sunt, publice et coram 
Deo ac hominibus testatum volunt esse, qui his colligendis 
operam dederunt ministri, nullo aliarum ecclesiarum prae- 
judicio id a se factum esse: sed tantum habnısse rationem 
temporis , locorum, personarum , pro quibus quid ecclesiis 


‚Belgicis conducat vel non conducat summa cura ac diligen- 


tia (implorato prius divino auxilio) exquisiverunt, et ita rem 
temperarunt, ut si contingat dominum nostrum Jesum Chri- 
stum uberiorem gratiae suae fructum Belgiae posthac ali- 
quaado concedere, tam quod ad magistratus piam reforma- 
tionem attinet , quam qnod ad ecclesiae proventum spectat, 
haec ipsa capita latius extendere, ac pro re ac tempore vel 
augere vel miqnuere, vel quae videbuntur immutare liceat. 





Actum Wesaliae 3 Novembris anni 1568. 


CXXX. 


Agenda, Dat is, Ordninge der hilligen Kercken empter vnde Ceremonien, wo ſick de Parr⸗ 

herren, Seelſorgere vnde Kerckendenere in eerem Ampte holden ſchoͤlen, Geſtellet vor de Kercken in Pamern, vp 

beueel der Dorchlüchtigen, hochgebarnen Foͤrſten vnde Herren, Herrn Barnim des oͤldern, Herrn Johann Friderichen, 

Herrn Bugslaffen, Herrn Ernſt Ludwigen, Herrn Barnim des yüngern, vnde Herrn Caſimiren, Geueddern vnde 

Gebroͤder, Hertogen tho Stettin Pamern, der Caſſuben vnde Wenden, Foͤrſten tho Ruͤgen, vnd Grauen tho Gutz⸗ 

kow, etc. Anno MDLXVIII. ©. Paul 1 Corinth. XIV. Holdet alle ding ıc., Epheſ. IV. Weſet vlitich tho hol: 
dende ıc. Anno MDLXIX. 472 BI. 4. 


Die Pommerfhen K.⸗O. f. o. Nr. LI. und CXVIL; die | Chriftliten Banne X. Ban dffentlifer Abfolution 


erfte Agende Nr. LXXVI. Die Abfaffung der vorflehenden wurde 
auf einer Synode zu Sampen im 3. 15665 und bem gemeinen 
Sandtage zu Treptow im 3. 1566 befchloffen (vergl. Cramer, 
Pommerfches Kirchen» Chronicon, ©. 174. 179. 181, von Bal⸗ 
tbafar, Anmerk. über die Pommer'ſche K.=D. und Agende v. 
1569, Greifsw. 1756). Die Publication erfolgte durch ein fürftti- 
dhed Mandat d.d. olden Stettin, am Sonauende na Egidij, Anno 
MDLXVHI. Die Rubriken find folgende: I. Ban Ordi⸗ 
nation ber Preſter. II. Ban Inftitution vnde infet- 
tinge der Pafloren op de Parren. II Catechiſmus. 
IV. Ban Seremonien in Vefper, Metten, Miffen, 


Al. Ban vortruminge onde Seegeninge der Eelüde. 
XI Ban Eeſaken unbe Graden der Borwanteniffe. 
KIN Ban Kranden befdlinge. XIV. Ban geuangenen 
vnde vororbelden Lüden tho vnberrichtende vnde tho 
tröftende. XV. Ban Dbfeffen, de vam Satan be: 
feeten find. XVI Ban Begreffniffen. XVII. Leto: 
nien, Latiniſch vnde Düdifch, mit allerlen Collec⸗ 
ten, dorch bat Jar. XVIH. Allerley Gefenge, mit for 
me der Noten, vp bat Gloria, Epifiel, Suangelium, 
Praefationes etc. XIX, Exhortationes pam Sacra: 
mente etc. XX. Ban orbeningen ber 8ectionen, an 


des Sondages onde Werdeldbages. V. Bander Döpe. 
VI. Ban der Rothe pe, Bademdmen, Kindelbeddi⸗ 
ſchen Fruwen. VIL. Ban Ehriſtliker Confirmation. 
VIU. Ban der Bicht vnde Priuat abfolution. X. Bam 


Vyrdagen vnde Feſten im Jare. — Da bie in einzelnen 
biefer Abfchnitte enthaltenen Rechtsbeftimmungen auf die K.⸗O. 
zuruͤckweiſen, fo tonnte bier biefe einfache Weberficht als genügend 
betrachtet werben. . 


1369. 


CXXXI. 


Kirchenordunng Bunter, von Gottes Genaden, Jultj Serkogen zu Brannfchweig vnd Lüne: 
burg, etc. Wie e8 mit Lehr ond Ceremonien vnſers Fuͤrſtenthumbs Braunfhweig, Wulffenbütlifchen Theils, Auch 
derfelben Kirchen anhangenden fachen und verrichtungen, hinfurt (vermittelft Göttlicher Gnaden) gehalten werden 

ſol. Gedrudt zu Wulffenbüttel, durch Gunradbt Horn. MDLXIX. 451 ©. 4. 


Diefe K.⸗O. wurbe von bem Herz. Julius nach Wollen: 
dung einer von ihm bald nad feinem Regierungsanttritte 
angeordneten Bifltatton publicirt. Reht meyer, Brauns 
ſchw. Kirchenhiſt. Th. III. 8.315 ff. Schlegel, Ref.⸗ 
Geſch. Bd. II. ©. 261 fi, Ihre Verff. find Martin 


Shemniz (von welchem auch das vorangehende Corpus 
‚ doctrinae berrührt, f. Feuerlini Bibl. Symb. ed, Rie- 
derer, P. I. p. 234) und ber Zübinger Kanzler Iacob 
Andreäs ihre Quellen bie Luͤneb. K.⸗O. v. 1964 (Mr. 
CXXL) in ben Itturgifdyen, ve WBürttemb. RD. v. 


1568. OXxxı. Braunfchm.:EBolfenwättelriche Stirchenorbnung. 319 


1569 (Nr. CIX.) in den übrigen Theilen. Das voranges 
bende Mandat (d. d. 1. San. 1569) begründet ben Beruf 
des Landesherrn zur Ordnung bes Tirchlichen Lebens naments 
lich in folgenden Sägen: 

„Rah dem ber Allmechtig Weilandt den Sochgbornen 
Zürften, Herrn ‚peinrichen ben Züngern, Hergogen zu Brauns 
fhweig vnnd Lüneburg, zc. onferm vielgeliebten Herrn vnd 
Vatter, Chriftmilter und feliger gebechtnufs, in der wars 
Neff en vnd fellgmachenden erfanbtnufs feines Lieben Gohns 

HESV Chrifti, zu feinen Göttlichen graben erfordert, und 
alfo auff ons, ale S. 2, einigen Natürlichen Sohn vnd 
Erben bero Fuͤrſtenthumb geſtammet vnd geerbet, Haben 
wir ons zu angebender unfer Regierung, vnſers Ampts mit 
befonderm vleifs erinnert, vnd erwogen, das wir vnfern 
getremen vnb lieben Vnderthanen, nicht alleine vmb zeit⸗ 
lih8 Friedens, ruhe vnd einigkeit willen, Sondern auch 
darumb von feiner Göttlichen Allmacht fürgefegt, das wir 
bey denfelben vor allem anberm, was bie rechte erfantnufg, 
anruffung, vnd bienft Gottes belanget, vermoͤge vnſers tra= 
genden, vnd von Gott beuohlenen Ampts befürberten, vnd 
alsdann auch der Weltlichen Regierung vunderfangen, damit 
jederzeit allen vnd jeden vnſern getrewen vnd lieben Vnder⸗ 
thbanen, Recht und Gerechtigkeit wiederfaren, vnd fie ber 
gebuͤr nach, bey jren habenden Gerechtigkeiten gehanbthabt, 
geſchuͤtet, und befchirmet werben mögen. 

Wie er dann folche mit befonderm ernft den Koͤnigen, und 
Herrfchafften feines Volckes aufferlegt, vnnd duch Mofen 
beuoblen, Deuteron. 17. Wann der König auff dem Stuel 
feines Königreiches ſigen werde, fol er das Geſet des Deren 
von den Prieftern vnd Leuiten nehmen, vnd auff ein Buch) 
fchreiben Laffen, welchs bey jme fein, ond er darinnen lefen 
fot, fein lebeniang, auff das er lerne fürchten ben Herrn 
feinen Gott, das er halte alle wort bes Geſetzes, und biefe 
Recht, das er darnach thue, vnd fein Herge nicht erhebe, 
oder feine Brüder, vnd nicht weiche von dem Gebott, we: 
der zur Rechten, noch zur Linden, auff das er feine Tage 
verlenge auff feinem Königreih, er vnd feine Kinder in 
Iſrael. Darzu durch den Propheten Efaiam ernfllich ges 
drawet, Welche Königreich jme nicht dienen, bie follen vmb⸗ 
kommen, und verwüftet werben. ' 

Daraufs klerlich zuuernehmen, das der Allmechtig von 
der Weltlihen Herrfchafft nicht allein guter Policey vnnd 
Lanbts Ordnung, Sondern auch ber Kirchen Drbnung, und 
des Gottes bienftes rechten eigentlichen verftandt, vnd be- 
fürberung deſſelben bey deren Vnderthanen, ernſtlich erfor- 
dert, ond die verechter vnnd obertretter hertiglich geftrafft hat. 

Damit wir nun folchen grewlichen fluch von uns ſelbs, 
ond denn auch (fouiel an uns) von onfern Kindern, vnnd 
Vnderthanen abwenden, vnd uns Gottes gnebigen Segens 
fouiel defter mehr zugetröften hetten, haben wir ons (wie 


billich) die Furcht Gottes, welche inn rechter warhafftiger 


erfandtnufs, anruffung, vnd dienſt Gottes ſtehet, al& den 
anfang ber Weiſsheit, ohne welche auch weber Bott lob⸗ 
lich, noch ons felbft, und den Vnderthanen nüglich vnnd 
et werben mag, vor allem andern angelegen 
fein laflen. . 

Bnd demnach, in maflen ber Sottfelig König Joſaphat 
zu angebenber feiner Königlichen Regierung gethan, zuuor 
onnd ehe wir von denfelben bie Erbhuͤldigung empfangen, 
onfere verorbente Bifitatorn, beides von Gottfeligen Beifts 


lichen vnd Politifchen Rethen und Theologen, in vnſer 


Fuͤrſtenthumb abgefertiget, vunfere Voderthanen, vermöge 
des Leinen onuerfelfchten Gottes Worts, vnd beffelben Sum⸗ 
marifchen begriffs, befonder wieder allerley falfche und ver⸗ 
dampte Lehre in der Ghriftlichen Augſpuͤrgiſchen Gonfefsion 
begriffen, fo Weilandt dem Grofsmechtigften Kenfer Ca- 
rolo Quinto, auff dem Reichötag zu Augfpurg Anno ıc. 
80. obergeben, mit gebürender befcheidenheit und fanfftmuth 
zu lehren, vnd⸗ vnſers Ghrifllihen vorhabens zuberichten, 


Das wir keines wegs gefinnet, bie alte warhafftige Catho⸗ 
lifche Shriftliche Religion abzuthun, onnd jnen einen newen 
Glauben auffzutringen, Sondern vielmehr gemeinet, fie bey 
dem alten Catholiſchen, Apoftolifchen, Chriftlihen Glauben 
gu bandthaben, fchugen vnnd fehirmen, und allein was nes 
en dem heilen, Elaren, offenbaren Wort Gottes nicht beftes 
ben mag, und aus Menfchlicher andacht, zum theil ohne 
Gottes, Wort, zum theil wieder baffelbige eingeführet, ab⸗ 
zuichaffen, vnnd zu beffern vorhabens, Welche Sethumb 


vnd mifsbreuch allen frommen Chriſten mifsfallen, ond auff 


abfchaffung vnd befferung derfelben viel Jahr lang mit bes 
fonder groffer begird gewartet, Auch onfere Vnderthanen 
inn folhem allem fi gang gehorfam und wilfarig erzeigt. 

Welcher geftalt aber fie die Paftorn vnd Kirchen biener 


in vnſerm gangem Fuͤrſtenthumb durch ein Örbentlich und . 


Ghriftii Examen befunden, fo zum guten theil nicht rechte 
Pastores, fondern vngelerte vnd vngeſchickte Mercenarij, 
und gleich, als gedingete Knecht geweien, Zum guten theil 
auch viel Pfarren vmbeftellet, das die Kinder ongetaufft, 


vnd die alten Leute ohne das Sacrament bed Leibd vnd 


Bluts vnſers Herrn Chrifti, dahin geftorben, vnd alfo in 
iren böchften anfechtungen, ungetroft gelaffen, Das ift vn⸗ 
ferer lieben vnnd getrewen Vnderthanen halben nicht vn⸗ 
billih zuklagen. 


Welches alles fürnemlich daher kommen, das nemlich wie- 


. der Gottes Wort, König Fuͤrſten ond Deren, fampt ans 
eit 


bern Chriſtlichen Oberigkeiten, felfchlich verwehnet, als ob 
ed jres Ampts und Beruffs nicht fein Tolte, fich der Kirchen 
auch neben jrer Cantzley anzunehmen. 

Derowegen da gleich ein Chriftlicher Fuͤrſt allerley grobe 
und greiffliche mengel gefpüret vnd gefehen, dannoch fein 
Ampt gegen benfelben nichts vben bürffen, fondern foldhes 
alles den Biffchoffen heimftellen, vnnd beuehlen müffen, 
welche burch berfelben Dfficialen, oder andere jre Vicarios 
vnd Statthalter in Geiftlihen fachen, bie Kirchen beftellet, 
ond Ordnung gehalten (Wie leiber biefelbige in angeftelter 
Chriſtlichen Viſitation befunden.) 

Weil dann vnſere getrewe. vnd liebe Vnderthanen des 
Glaubens, vnd der Religion halben nicht weniger, als inn 
der Weltlichen euſſerlichen Regierung, das jnen Recht vnd 
Gerechtigkeit mitgetheilet, Uns als dem Landtsfuͤrſten beide 


von ber hohen Oberigkeit in ber Welt, vnd auch an dem 


Tag des Herrn zuuertretten ſtehen, Haben wir nicht vn⸗ 
derlaflen, ſolche hochwichtige Sachen, daran nicht allein 
geitliche wolfartb, Sondern auch onfer felbft, vnd vnſerer 

nderthanen ewig heil und feligkeit gelegen, mit ernſt nach 
zudenden, vnnd durch vnſere anfehenliche Geiftliche vnnd 
Politiſche Rethe, vnd in Gottes Wort verſtendige Theolo⸗ 
gen, dieſelbige inn ernſtliche berathſchlagungen zu gm, 
zu bebenden, vnd zu erwegen, welcher geftalt der Wralte 
Tatholiſche, Chriſtliche vnd Apoſtoliſch Glaube von ber eins 
gefchliechenen, unnd dem Mort Gottes wieberwertigen Men⸗ 
fchen Satzungen, mifsbreuchen, vnnd Irthumben gereiniget, 
vnd nach dem willen Gottes, auch rechtem altem gebraud) 
ber erften, vnd reineften Kirchen erhalten werben möchte. 

Dann wir keins wegs gefinnet, etwas in ben Kirchen 
vnſers Fuͤrſtenthumbs newes einzuführen, das nicht zur zeit 
der Lieben Apofteln, vnd berfelben negftgefolgten nachkom⸗ 
men, im brauch gewefen fein folte.” 

Eine Tateinifche Weberfegung biefer K.⸗O., mit welcher 
Chemniz beauftragt worden war, fcheint ebenfowenig er= 
fhienen zu fein, als die beabfichtigte gotnifihe und franzoͤ⸗ 
ſiſche, Rebtmeyer a. a. D. &. 365. Wiederholt ges 
druckt wurbe fie im 3. 1569 ‘und (zu Helmftäbt) 1615. 
Später wurbe fie in Braunfhweigs Wolfenbüttel durch bie 
Agende des Herz. Auguft (1657) und die erneuerte K.⸗O. 
des Herz. Anton Ulrich verdrängt. Ueber ihre Geltung in 
einzelnen Sannover’fchen Gebietstheilen ſ. Ebhardt, Ge⸗ 


* 


2.2. —— 


fege für ben Bezirk des Gonf. zu Hannover in Kirchens 
und ulſachen, Bd. I. ©. 1. 


x * * 


Kirchenordnung. 


Agenda ober Kirchenordnung, wie es mit den Geremonien in ben 
Kirchen vnſers Fürftentyumbs angerichtet und schaften werden folf. 


Diefer exfte, liturgiſche Abfchnitt ift in allen wefentlichen 
heilen woͤrtlich aus der Lüneb. K.⸗O. entlehnt. Neu hin- 
zugelommen ift die Beſtimmung, daß die Gemeindeglieder, 
außer in Fällen ehehafter North, an Sonntagen mit Dienften 
verfchont, und daß Gaſtereien u. f. w., das Spazieren auf 
dem Kirchhofe, das Ausfchenken von Bier und Branntwein, 
daB Betreiben von Handelsgefchäften, unter der Predigt ernſt⸗ 
ich geftraft werden follen. In den Quatempern fol, anftatt 
der biöher üblichen päpftifchen Feier, der Katechlsmus jedesmal 
vierzehn Tage lang erklaͤrt, und anflatt dee abgoͤttiſchen Kreuz⸗ 
ganges in der Kreuzwoche die Litanei geſungen werden. „Vnnd 
nachdem die leute in der Faßnacht ſich nach Heidnifcher weiſe, 
auff das heßlichſt verſtellet, vnnd gantz Vnchriſtlich gehalten, ſol⸗ 
len die Prediger auff denſelbigen Sontag das Euangelium von 

der Tauff Chriſti fuͤrnehmen, vnnd das Vold erinnern, wie 
fie alte Ehriſtum, als ein Kleidt, in ber Tauff angezogen, da⸗ 
mit alle unfere Sünde für Gott bedeckt, weiche fie mit jrem 
heßlichen verftelfen nicht fo leſterlich ſchenden, fonder mit aller 
zucht ehren follen.” 
Bon der Tauffe. 

Aus der Luͤneb. K.O., jedoch im Anfange mit dem Zus 
fage: „Nachdem auch bey etlichen ein böfer brauch, das fie als 
fein vmb des gefreß, oder prachts willen, die Kinder Tauffe biß 
in die Acht, Vierzehentage, Dritt, vnd mehr Wochen verzie⸗ 
hen, dardurch die Kinder verfaumpt, vnd etwa vngetaufft da⸗ 
hin fterben, Sollen hinfuro die Eltern jre Kinder unuerzogenlich 
zur h. Zauffe befürdern, vnd derhalben Fein mangel an jnen 
erfcheinen laſſen. “ 

Am Schluſſe: „Nachdem wir in dieſer Kirchen den Exor⸗ 
eiſmum behalten, ſollen die Prediger das Volck zun zeiten inn 
der Predigt erinnern, das derſelbig nicht alfo verſtanden werde, 
als folte das Kind durch den Exorciſmum, vnnd nicht durch die 
Tauffe, aus der gewalt des Teuffels genommen werden, Son⸗ 
dern, das es allein ſey ein erinnerung, in was groſſer noth 
vnnd jammer das Kindelein feiner Sünden halben ſtecke, Was 
rumb jme die Tauffe nötig, und was durch diefelbige bey dem 
Kindlein außgerichtet werde.“ 


Bon der Not Zauffe. 


Aus dr Lüneb. 8.:D. Am Schluſſe die Anorbnung, 
daß in jeder Pfarrei Tauf⸗ und Eheregifter gehalten werden 
follen. (Bergl. die Wuͤrtt. K.O. v. 1559.) 


vBon ven Rindelbetterimien,, ober Sell: Wocherinmen. 


Liturgiſche Vorfchriften über die Einſegnung ber Wöchner: 
innen, welche nicht In der Meinung geſchehen fol, „als were 
der Eheſtand ein vnreiner Stand, und Kinder geberen ein grewel 
für Gott das dadurch ein armes Weib von der gemeine Gottes 
abgeſchnitten wuͤrde, Sondern es fol allein ein erinnerung fein, 


1508. Czxıı. Brmnsfhw.: Tnrlinbiikiehiche Rischemorduuug: | 
der groſſen wolthaten, fo der liebe Gott, beide Matter vnd 


Kinde orzeiget hat, vnnd ein vermanung zur danckſagung. 


Von der Chriſtlichen Firmung, Das fit, Wie bie Kinber zuuor vnd che 
fie erſtmals zum h. Ubendtmal zugelaffen,, verhöret werden follen. 


„Die Sirmung tft ein alt ding, Auch in der erflen Kirchen 
gebreuchlich geweſen, da die getaufften jren Glauben öffentlich 
befant, vnd nochmals durch aufflegung der Dende, das ift wie 
©. Auguflinus fchreibet , durch das Gebet der Gemein, inen 
nicht allein fterdung des Glaubens, der Hoffnung vnd Liebe 
wiederfahren, fonder auch wunderbarliche gaben des heiligen 
Geiſtes feind mitgetheilet worden. Nachdem aber diefelbige 
durc) des Bapfts Sagungen, wie auch andere gute Drbnungen 
mehr, in ein Kinderfpiel onnd Zauberen verkeret, da die Kinder 
mit einem bezauberten Die gefchmiret, und inn rechter erfants 
nuß Chrifti weder underwisfen noch beftettiget worden, So ha⸗ 
ben wir vmb des mißbraudye willen, ein nutzliche Ordnung 
nicht woͤllen falten laſſen, fonder allein was unrecht abfchaffen, 
vnd den tedhten brauch der wahren Apoftolifchen, alten Chrift- 
lichen Firmung, inn vnſern Kirchen erhalten follen, Dadurch 
die Eitern erinnert, wie hoͤch jnen daran gelegen, daß fie jre 
Kinder inn der rechten erkantnuß Gottes, nach der empfangener 
Zauffe, woll onterweifen, Deßgleichen die Geuattern auch auff⸗ 
gemünbert, jrem verfprechen, fo fie bey der heiligen Zauffe 
gethan, mit mehrem vleiß inn underweifung der Kinder , fo fie 
aus der Zauffe gehoben, nachzufegen, Deßgleichen die Kinder 
merdlichen nugen dardurch empfangen, das fie In diefer hand⸗ 
lung des Bundes erinnert, den Gott mit jnen, und fie mit Bott 
auffgericht, und alfo in jrem Glauben gefterdet, und verfichert. 
Vnd demnach menniglich verurfachet, die Jugendt zur Kinder 
Rehr mit mehrem vleiß zubefürden, vnd anzuhalten, auch die 
gang Kirch durch diefe handlung, zu liebe und fremd der wah⸗ 
ven Gottfeligkeit bewegt, der vrfachen fie billich als ein nugliche 
gute ordnung in der Kicchen erhalten werden folle. 


Damit aber bdiefelbige ohne allen Aberglauben, Zauberer, 
und Abgoͤtterey auff das aller einfeltigeft gehalten werden möge, 
&o fol fie mit fragen, vnd Öffentlicher befantnuß, auch Gott 
feligen vermanungen vnd Gebet verrichtet werden. 


Erſtlich follen die Pfachere und Prebiger die Gemeine ver 
manen, Dos fie jre Kinder, fo noch zu dem heiligen Abendt⸗ 
mal nicht gangen, mit allem vleiß zu der Predigt des Catechiſmi 
ſchicken, vnd fie auch daheim anhalten, das fie die Hauptſtuͤck 
Chelſtlicher Lehr, darauff fie getauft feind, mit allem vleiß 
lernen. 

Zum Andern, ſein vleiſſig Examen mit jnen halten, vnd 
eigentlich zu jederzeit erfahren, Welche zu ſolcher oͤffentlichen 
bekanntnuß, vnd beſtettigung jres Glaubens, möchten fuͤrge⸗ 
ſtelt werden, damit nicht durch vngeſchicklicheit der Kinder ein 
ſchimpff inn diefer öffentlichen Handlung derfeiben möchte einge: 


| Tegt werden. 


Zum Dritten, da nun etliche Kinder vorhanden, fo bie 
Hauptſtuͤck Chriftlicher Lehr, aus jrem Catechiſmo wol gelernet, 
Soll der Pfarherr jedes orts diefelbige verzeichnen, onnd zur 
ankunfft des Superintenbenten zu SZarlicher Vifitation berich⸗ 
ten, auff das alfdann mit demfelben auff einen beflimpten 
Sontag, ober wie es die gelegenheit leiden wirdt, fie möchten 


2508. OXXzı Bennufdyne, : inolfenbätielfihe Kivigensrhunng. 


m jrem Glauben, und bekandtnuß oͤffentlich beſtettigt vnnd ges 
ſtercket werden. 

Zum Vierdten, Da num ber Superintendens vorhanden, 
Soll gemeinem. gebraudy nad), in bie Kiechen geleutet, vnnd 
das gank Volck verfamblet werden. 

Die Kinder aber, fo dem Superintendenten fürgeftelt, follen 
fampt jren Eltern, vnnd derfelben Geuattern an einem ort, 
als vor dem förderften Altar ſtehen, da fie von menniglichen 
gefehen werden mögen. 

Darauff foll alßbaldt der Superintendens kurtzlich vermel- 
den, auß was vrſachen dieſe verſamblung gehalten, Nemlich, 
das öffentlich bie Kinder, fo bey der Heiligen Zauffe jren Glau⸗ 
ben jrer Jugendt halben nicht hetten bekennen mögen, baffefbig 
heutige tags vor der gangen Chriftlihen Gemein, auch fuͤr ſich 
ſelb ſt bekennen, durch das Gebet ber Chriftlichen Kirchen be⸗ 
ſtettiget, und zum heiligen Abendtmal mit fampt andern Chris 
ſten auch zugelaffen werden, Deromegen fie diefer handlung 
mit befonderer andacht und Gottesfurcht beywohnen molten, 
auch fur diefe Kinder bitten, das fie in folcher erfandtnuß und 
befantnuß biß an jr ende feliglich möchten erhalten werben. 

Nach folcher erinnerung, fol der Superintendeng die Kins 
der von den Heuptftüden Chrifllicher Lehr befragen, vnd eins 
nach dem andern laffen ben gangen Gatehifmum ohne die auf: 
legung erzelen, nachmals auch aus bemfelben die fürnemften 
Artikel befragen, wie ſolche in D. Luthers Gatechifmo begriffen. 

Da er nun befunden, das folhe Kinder nad) jrem Alter 


gnugſam' antworten, vnd Rechenſchafft jres Glaubens geben. 


koͤnnen, ſoll er ſolchen jren vleiß vor der gantzen gegenwertigen 
Ehriſtchen Gemein, loben, Auch etwas weitleufftiger vermel⸗ 


den, was fuͤr ein thewren ſchatz diefe Kinder durch ſolche erkant⸗ 


nuß erlanget vnd vberkommen, Wie'ſich Gott mit jnen, als 
ein Vater mit feinen Kindern, in allen gnaden verbunden, vnd 
fie inn feiner noth nimmermehr verderben laffen werde, da fie 
in folhem erfantnuß, Glauben vnd befantnuß verharren. 

Zestlich foll ber Superintendene die gegenmwertige Exami⸗ 
nirte Kinder fragen, in gemein miteinander: Ob fie aber in 
folcher erfantnuß, Glauben, vnd befantnuß zuuecharren, vnd 
wie fie dem Zeuffel, allen feinen wercken vnd weſen, in ber 
Zauffe einmahl abgefaget, alfo auch in ſolchem Gottfeligen fürs 
nehmen zubleiben, jnen beftendiglic, fürgenommen, biß an jr 
ende. Bnd fie antworten, Ja, ducch die gnad des Allmechti⸗ 
gem, die wir von Deren begern, und von Gott bitten. 

So foll der Superintendens abermals ein kurge rinnerung 
vnd vermanung an die gegenmertige gemein thun, mit vorge: 


herader Dandfagung, das Gott diefen Kindern fein heiligen } 


Geiſt verliehen, durch deffen gnad fie zu diefer ſeligmachenden 
erkantnuß feines lieben Sons kommen, Derowegen nicht allein 
die Eltern, fonder auch die gantze verfamblete- Samein vor dies 
fors Kindern unfchäldig vnnd vnergerlich wandeln ſollen, damit 
fie auff keinerley weife noch wege verergert,, fonder in folchen 
Gottſeligkeit zum ewigen leben erhalten werden mögen. 

Vnd nachdem ſolches ohne befondere gnad Gottes, wieder 
die vielfaltigen anfechtungen vnd ſtrick des Taufenttiftigen Seins 
des nicht gefchehen Ban, Sol er fie vermanen, zur ſtertkung vnd 
bekrefftigung diefer jungen Kinder in echtem Glauben, vnd 
warbaflnder Sottfeligkeit, das nachuolgende Gebet zuſprechen. 


321 


Vnnd wo man zu biefem Gebet bie aufflegung ber Hende, als 
eine frepe mittel Ceremonie, brauchen wil, ſoll frey ſtehen. 

Allmechtiger vnd Barmhertziger Gott, ein Vater vnſers 
Herrn Iheſu Chriſti, der du allein alle gute werck in vns an⸗ 
faheſt, beſtetigeſt, vnd auſsmacheſt, Wir bitten dich vor dieſe 
Kinder, die du deiner Kirchen geſchencket, vnnd durch die hei⸗ 
lige Tauff wiodergeborn, und num auch fo weit erleuchtet haft, 
das fie diefe deine gnabe und güte, vnd je erlöfung in Chrifto 
deinem lieben Sohn vnſerm Herrn, auch ſelbs erkennen, vnd 
vor der’ Gemein jeßunder befennet haben, Gterde bife dein 
werd‘, das du in jnen angefangen haft, Mehr⸗ jnen dein Hei⸗ 
ligen Geiſt, auff das ſie in deiner Kirchen vnd Gemein, vnd 
wahrem gehorſam des Euangelij ſtetigs bleiben, vnd beſtendig 
beharren, das ſie kein falſche lehre, noch fleiſchliche luͤſte von 
bekanter warheit abfuͤhren, Sondern gib inen, das fie zu allem 
deinem gefallen, an Chriſtum, deinen Son, vnſer: gemeines 
Haupt jmmer wachſen, vnd einmal das volkoͤmmenlich Menlich 
alter erreichen, in aller weiſsheit, heiligkeit, vnd gerechtigkeit, 
damit ſie dich, vnd deinem lieben Sohn, vnſern Herrn, ſampt 
dem heiligen Geiſt, einigen wahren Gott jmmer volkommener 
erkennen, hertzlicher lieben, vnd bey jrem Nechſten mit worten, 
vnd allem jrem leben je lenger je beſtendiger, vnd fruchtbarer 
bekennen, loben, vnd preiſen, Durch denſelben vnſern Herrn 
Iheſum Chriſtum, der mit dir, vnd dem heiligen Geiſt lebed 
vnd regieret, gleicher Gott, hochgelobt, in ewigkeit, Amen. 

Darauff ſoll er die gemeine Benebiction ober fie prechen: 

Der Herr fegne dich, vnd behuͤte dich, etc. 

Nach diefem Segen foll von.ber gangen Gemeine gefungen 
werden, Komm heiliger Geift, etc. Darauff die Eommunion 
volget. 

Es were auch nicht allein ein wolſtand, ſondern es wuͤrden 
hiemit die Gottſelige Kinder in jrem Gottſeligen fuͤrnehmen, 
nicht wenig geſtercket, wenn neben jnen die Eltern vnd Geuat⸗ 
tern auch gleich nach dieſer oͤffentlichen handlung, das Hoch⸗ 
wirdig Saerament ſampt den Kindern empfingen.’ 


Wie mit den Leuten in der Beicht zuhandeln. 


Aus der Luͤneb. K.eO. Am Schluſſe: Nachdem auch 

zur Beicht nicht allein Gottſelige vnd fromme, ſondern auch 
—— leute zun zeiten kommen, werden ſich gegen dies 
felben die Prediger mit ernfllicher vermanung vnd erinnerung 
der gebür nach, wol wifjen zuuechalten. Vnd da fie nicht 
befferung verheiffen, ffe weder abfoluiren, noch zur Communion 
taffen follen, dann Chriftus nicht allein zuloͤſen, ſonder uch 
zubinden befolen hat.” 

Bon vertrawen vnd fegnen Braut und Breutigam. 


Nach der Luͤneb. K.⸗O. (der namentlich auch das Trau⸗ 
geluͤbde entlehnt iſt) und Luthers Traubuͤchlein. 
Bon beſuchung ber Krancken. 
Aus der Luͤneb. K.⸗O. 


Bon befuchung, erinnerung, vermanung,. vnd troft der Gefangenen, fo 
das leben verwirdet haben. 


Bon Begrebnuffen. 


Ans der Lüneb. 8.:D., gleich ber Mehrzahl der folgenden 
Collecten und den Präfationen. . 
4 


‚Bon der Biete Glocken, ober pro Pace leutem.. 

Das Glockenlaͤuten Morgens, Mittegs und Abende fol, 
nicht zu Ehren der Jungfrau Maria, wie im Papftthum, ſon⸗ 
dern alis Ermunterung zum Gebet um Srieden beibehalten 
werden. 


Wie alte Warren vnb Kirchenämpter befeht werben follen. 
Von ben Kirchen bienern , Wie die auffgenomen follen werben. 
Bon ber Election und Examime ber Rirchenbiener. 


Aus ber Württensb. 8.-D., gleich ber Einleitung, welche 
die Erhaltung der Pfarren, Präbicaturen und Vicarien anbe> 
fiedit, dem Confiſtorium die Sorge für die Wiederbefegung der 
erledigten Aemter zur Pflicht macht, und die Admifſion der 
von ben Patronen präfentirten Subjeete, mean fie tauglich er= 
funden, im entgegengefegten alle aber bie Belegung kraft 
des Devolutionsrechts anordnet. In den Abfchn.: „Von der 
Election“ ift die „Form ber Ordination, duch D. Martinum 
Luther geftellet” eingefchoben. 


Bou ber Kirchen biener unberhaltung vnd befoldung. 


Das kirchliche Einkommen foll erhalten und nach der ſchon 
im dem päpftlichen Mechte enthaltenen Regel: „Beneficium 
dari propter ofhicium‘® nur denen gegeben werden, welche der 
Kirche mit der Predigt bes Wortes und Austbeilung der Sa⸗ 
eramente bienen. „Derhalben wer der Kirchen nicht bienet, 
vnd folche güter zu fich zeucht, von dem Crimine sacrilegij 
nicht mag entſchuͤldiget werden.“ - Die gewöhnlichen alten Ac⸗ 
eidentalia von Laufen, Zrauungen, Krankenbeſuchen, Ber 
geäbniffen, Quatempern und bergl. follen den Kirchendimern 
auch forner gereicht werben. 


Emmunitates und Freyheiten ber Kirchen Diener. 


Aus der Wuͤrttemb. K.⸗O., doch ift die Beſtimmung 
über den Erwerb und die Berfagung bes Buͤrgerrechts uͤber⸗ 
gangen. In Beziehung auf die von den Geiftlichen, welche 
nicht Bürger find, erworbenen Güter wird Iediglich auf den 
Landesgebrauch verwieſen, während die Württemb. den Uns 
teetbanen deffelben Drtes ein binnen zwei Jahren geltend zu 
machendes Vorkaufsrecht zugeficht. Anftatt des Gnadenquar⸗ 
tals ber legteren wird ben Wittwen und Waiſen ein Gnaden⸗ 
halbjahr zugeſtanden. Aus ber Lüneb. ift die Beflimmung 
eingefügt, daß bei jeder Gemeinde ein Wittwenhaus befichen 
und von derfelben in Bau und Befferung gehalten werden folle. 


@uperintendeng Ordnung. Bifitation Superintendeng bey der Kirchen. 


Aus der Württemb. K⸗O. Die Zahl der General: 
fuperintendenten ift auf fünf, die Zeit der Vifitationen durch 
Pi pecialſuperintendenten auf Oſtern und Michaelis be⸗ 

immt. 


Der General Zuperintendenten Officium. 


Aus der Württemb. K.⸗O., doch iſt der Satz: „So 
aber ein offenbarliher — vergleicht fein fol” weggelaffen. 
Anftatt der Rügerichter werben bie Kicchuäter genannt. Die 
Geldſtrafe, in meldye die Aeltern verfallen, die ihre Kinder 
nicht zur Katechismuslehre anhalten, iſt nicht, wie in der 


x 


1569. DEZE. uranikkin:  ÜBulfenbiittelsche Aiuchensstuuug. 


Wuͤrtt emb., ſpeciell beſtimmt. Ebenſo iſt das Abhalten von 
Hochzeiten an Sonn⸗ und Feiertagen nur im Allgemeinen ver⸗ 
boten. - 

(Eenfur ober Difcipiim ber Mirden. 


Vom Epnobs. Wie vnd wann ein gemeiner Eonuentus bed Confiftos 
rij, ben vnſer Cantzley ber Superintendenyg halben, gehalten fol 
werden. 


Beide Abſchn. aus der Württemb. K.⸗D., der Ichtre je= 
body mit Mebergehung des Sage gegen das Ende: „Was dan 
alfo — erwartet werden.“ 


Wie vnnd wawon bie Pfarherrn, Prediger, Digeon, Subbiacon, Sti⸗ 
peubiaten, Pebagopium, Schulen, und aubers, fo ber Kirchen incor⸗ 
poriert, erhalten follen werden. 


Aus derſelben Quelle, mit Ausnahme des Schlußfages: 
„Wa aber die Pfarcen — fchuldig feien.” 


Verordnung des KRirdyenraths oder Eonfiftorij bey vnſer Cantzley, auch 
Erpebition beffelbigen*). 

„Als wie in vnſern vorgehenden Ordnungen, offtermalen 
von vnſern Kirchen Rethen meldung gethan, jnen auch mit 
ernſt aufferlegt haben, ob denfelben zuhalten, unnd wo feel und 
mangel erfcheinen wolten, biefelbige vermöge der Ordnung zu⸗ 
wenden, Fuͤrnemlich aber die beftellung ber Minifterien vnnd 
Schulen, auff das darinnen ordentlich, richtig gehandelt, vnd 
taugenliche, gelerte vnnd Gottsfuͤrchtige Kirchendiener gebüre 
lichen bociert, und mit Gottfeliger erbawung ber Kirchen, zu ben 
ficchendienften geordnet werden, eingebunden und iniungiert 
haben. 

Demnach und bamit hieran auch nicht mangel erfcheine, 
So willen vnd verordnen wir, das zuforderft in folchem vnſerm 
Kirchen Rath oder Eonfiftorio, onfer Stathalter Cantzler, vnd 
oberfter Superintendens zu Wulffenbüttel, fo jederzeit fein 
werden, die oberfte ‚Superintendeng vnd infpection haben, vnd 
neben ber andern jrer Irbentlichen Infpection, verholffen fein, 
die Ordnungen auch erpebition heiffen handthaben. 

Zu vnd neben denen, follen bey vnſerm Kirchenrath, aud) 
etliche Theologen (fo wir jeder zeit beflimmen) gebraucht wer« 
den , welcher gefchefften fein follen, in maſſen hernacher volget 
vnd "begriffen iſt. 

Desgleichen, vnd auff das alle ſachen, deſto mit mehrerm 
ernſt, und ſtattlicher verricht, So woͤllen wir, wann Politiſche 
ſachen, der Kirchen anhengig, fuͤrfallen wuͤrden, ſollen dieſel⸗ 
bige auch vor vnſern Politiſchen Cantzley Rethen berathſchlagt 
vnd verrichtet werden. 

Zu notwendiger Erpsöttion ber Kicchen geſchefften, ſol auch 
ein vleiſſiger, geſchickter Secretarius gehalten werden. 

Auff das nun mit beſtellung ber Miniſterien vand Schulen, 
auch Eramime und approbation der Kirchen biener vnnd Schul 
meiſter, ſampt berfeiben Collaboratorn, richtiglichen , vnd ome 
wenigfte verhindrung anderer kirchen gefchefften gehandlet, auch 
die Kirchen diener jeber zeit bey vnfern verordneten jre ſachen 
hetten anzubringen, und derhalben weder in jren Kirchen. etwas 
verfaumen, noch vergeblich jven weg fürgenommen, So wöllen 
wir, das zu ſolchem alle Wochen auffs wenigft ein tag, nemlich 


*) Much biefer ui. giebt zum Theil wörtlich ven Inhalt ver Würt- 
temb, RD, wiebe 


1568. CVAXxE Benuufdyw. :Mistfenbänteliihe Riscyenorönnng. 


‚ ber Freytag, ober welcher am gelegenften fein wird, fürgenont« 
men, darauff auch berürte fachen erpebiert werden. 
Derwegen folien die Theologi auff diefelbige Tag, und all⸗ 


wegen von Matthine Apoftoli big Galli, von 12. biß 4. Vhr, 


von Galli aber biß wider Matthiae, von 1. biß 5. Vhr, neben 
onfern hierzu verordenten Politifchen Kirchen Rethen, in onfer 
Cantzley, vnd darzu fonders beftimpten ort erfcheinen und vers 
harten. 

Volgendts mit jnen alles jenige, fo inn beſtellung ber Mis 
nifterin und Schulen, in annehmung der Pfarherr, Prediger, 
Caplan, Schulmeiſter, und jrer Collaboratorn, auch eraminis 
sung berfelben, vnd verhoͤrung jrer Predigen, und proben, des⸗ 
gleichen mas zu abwendung, warnung vnd flraff, jter in ben 
Superintendengen , oder fonften fürgebrachten feel vnd mangel 
an der Lehr, vleiß und leben, von nöten, vnd ſich der Augß⸗ 
puͤrgiſchen Confeſſion, und vnſern Ordnungen nach, gebürt, 
auch die fuͤrfallende gelegenheit erheiſcht, oͤrdentlich helffen zum 
getrewlichſten bedencken, verrichten, vnd ob ſich gleich die fuͤr⸗ 
kommene ſachen, auch biß in den nachuolgenden Tag erſtreck⸗ 
ten, vollenden. 

Desgleichen wa fie in dieſen und andern handlungen, weiche 
ſchon nicht gar Ecclefiafticae oder Scholafticae, ſonder denfelben 
anbangten, vnd Mirtae weren, von obgefegter vnſerer oberften 
Buperintendenten vnſers Kirchenrats einem, auch aufferhalb 
ber benanten zwen Zag erfordert wärden, follen fie gleicher ges 
flalt erfcheinen, und zum trewlichſten rathſchlagen und verhmis 
dein helfen. 

Doch möllen wir, das diefelbige Ertraordinari gefchefften 
jrenthalben dermaſſen angeftelt und verricht werden, damit ee 
jnen an jren ordinari prebigen vnuerhinderlich fey. 

Und demnad) die notwendige und techtmeffige beftelung 
der Minifterien und Schulen, gedachten Theologis fuͤrnemlich 
aufferlegt, und fie hierüber forg tragen müffen, das weder vn⸗ 
taugliche angenommen noch gebüfdet, noch auch die vackerende 
Minifterta und Schulen Inn die lenge vnuerſehen bleiben, So 
follen in vnſerm Conſiſtorio etliche Bücher zugesichtes werben, 
barin die Namen, deren, fo vmb Kirchen vnnd Schuldienſt an⸗ 
halten, desgleichen auch die vacierenden Pfarren, Caplaneyen, 
vnnd Schutdienft verzeichnet, auff das man alsbaldt wiederumb 
bedacht ſey, diefelbe mit taugenlichen perfonen zubefegen: Es 
follen auch wie ein jeder im Examine befunden, vnd mas er 
für Teflimonia feines lebens, und der Lehr auffgelegt, mit vleiß 
in ein befomder Buch geſchrieben werben, bamis man fich der» 
felben, beides der Kirchen vnnd jren Diemem zu gutem habe 
zugebeauhm, und allwegen auch darzu gefchrieben werden, auff 
- welchen tag ein jeder zur Kirchen verordnet, oder lenger ſuſpen⸗ 
diert, unnd zu welcher zeit er wiederumb zuerfordern und zubes 
Treiben ſeye. 

Demnach, und auff das Leine dem andern hinderlich, oder 
mit vnerdaung Duccheinamber gu achtet ond himberung ber 
Expedition vermenget werde, So ift auch unfer will vnd meis 
nung, das fie, die Theologi, auſſerhalb was der Kicchdiener 
befoldung vnd vnderhaltung befangt, fonften anderer Mere 
Politicorum entladen vnd vberhaben fein, auch damit keins 
wegs belefliget ober befchweret,, fondern biefelben,, als negft 
volgen wirdet, von der Politicis verrichtet werden. Hiemit 
aber follen fie feines wegs, was bis Kirchen, vnd derſetben zu 


gehörigen Ktöftern, und ander guͤter belangt, anfgefhloffen, 
fondern neben vnnd mit den andern Confiſtotialibus gleichr 
authorttet, gemalt, vnnd beuelch haben, vnd bie fuͤrſorg tragen, 
Damit von den kirchen nichts abalieniert, vnd jeberzeit die Kies 
hen diener mit gebürlicyer underhaltung, nach eines jeden ga 
ben vnnd geſchicklicheit verfehen werben. 

Es follen auch vnſere Eonſiſtotiales, vnd verorbente Kies 
hen Rethe keine ſachen auff die lange Banck hinlegen laſſen, 


ſonder gentlichen darob und an fein, damit in allen handlun⸗ 


gen, vnſern Ordinationibus ſtracks, und one milterung, ed weren 
dann ehehaffte vrſachen entgegen, gelebet und nachgeſetzt werde. 

Vnd was alſo in allwege verhandelt vnd beſchloſſen, darob 
fein, das im Namen des Conſiſtorij gefertiget vnnd exequiett 
werde. 

Es ſollen auch onfere Kirchen Rethe unferee Serien, Junge 
frawenkloͤſter, Pfarten, Predicatuten, Caplaneyen, datneben 
auch aller und jeder, in daſer Oberkeit, Perbenden, Capla⸗ 
neyen, Fruͤmeß, Pftuͤnden, vnd dergleichen, ſampt doron zu 
gehoͤrigen Oberkeiten, herrligkeiten, Lehnſchafften, Rechten, 
Gerechtſame, Guͤter, Zinß, Guͤlten, Gefell, Nutzbarkeiten, 
Einkommen, auch deren anhangende Sara handthaben, verthe⸗ 
dingen, vnnd mit gangertı ernfi daran fein, damit demſelben 
nichts engogen, oder anderfime har, dann vermoͤg vorgehenbet 
vnſer verordnung, angewendt dnd hingelaſſen werde. 

Desgleichen woͤllen und beuchlen wir auch ernftuch, das 
vnſer CEonſtſtorium fen gut auffſehens auff vnfere Mans und 
Jungfrawencloͤſter, vnnd derſelben angerichte Schulen und 
Haushalten ; haben, damit oͤrdenclich, und wol ben Gloͤſtern zu 
gutem gehauſet, nichts vnnuͤtlich vnd vberfluͤſſig verſchwent, 
alieniert, oder die Cloſtor, weder mit vbermoſſtger gaftung, ned) 
in andere mag beſchwert, firenemlich aber, dus Die Schulen und 
Eioͤſter Schuierimung nach, im gang erhalten, bie Praecep⸗ 
tores mit ben knaben vleiß fürwenden, und in allweg pietas 
vnd Studia gefuͤrdort werben. 

So uch vnſern Prelaten vund Cloͤſter an habender Obet⸗ 
keiten, Herrligkeiten, Gütern, Zinſen, Guͤlten, und Gefelle, 
eintrag oder beſchwernaß begognen vnd zugefäget werden wolt, 
von wen es gleich geſcheh⸗, ſollen vnſere Kirchen Rethe, in 
vnſerm Namen, jnen die handt bieten, wieder ſolches verholffen 
vnd beyſtendig fen, ſchemen vnnd handthaben, vnd jnen in 


allem jrem anliegen rathlich und haͤlfftich fein 


Gleich ⸗ cweiß auff vnſer Stipenblaten Pedagoglum alle Pur⸗ 
ticulae ad Deudſche Schulen, vnd was dorglelchen miehr, im 
vnſern Debummgen begtiffen, acht haben, auff das in ſolchen 
richtiglich gehauſet vnd gehandelt, und was unfem Drdinaties 
nibus entgegen, ſich areugen wolt, baflab bey alten, vnd mit 
nutzen abfchaffen. 

Alſo aud) ob vnſer Caſten vnnd Wellen Ordnung halten. 

Derwegen darob vnd an ſein, auff daß Jerlichen die ge⸗ 
dachte Synodi vnd angeſtelte Viſitatlones, come hlabecauß ges 
halten, vnd was mangel befunden, dieſelben gebeſſert weeden. 

Wa auch vnſern Pfarrern vnnd Kirchen dienern an jren 
Pfarr guͤtern eintreg oder verhinderung geſchehen woͤlte, ſo iſt 
auch vnſer beuelch, ſo offt daran mangel erſcheinte, das vnſere 
Kirchen Rethe dieſelben abſchaffen, vnd verfuͤgen woͤllen, damit 
den Kirchendienern dieſelbe ohne klag gedeyen moͤge. 

Do aber durch ſchickung des Allmechtigen 1 0a vnſer Kir⸗ 


394 1509. VXZLER 'uusttdhe Eonfifivelalorbunug 


chendiener, kranckheit, ober anderer zufallender beſchwerungen, 
in armut gerathen, oder Widwen vnd Weiſen in armut ver⸗ 
laſſen, oder einem ein auffzug gegeben werden muͤſte, fol der⸗ 


gleichen Perfonen jederzeit (dev gebär nach) huͤlff vnd ſteur 


widerfahren. 

Vnſer Conſiſtorium ſol auch jederzeit Verordnung thun, 
damit die Pfarr vnd Pfruͤndheuſer der noturfft nach in weſent⸗ 
Uchen Bewen gehalten, vnd fo von noͤten Grund und Heupt⸗ 
bew zuthun, dieſelben auff vorgehende berathſchlagung der ver⸗ 
ſtendigen Werckleut, der gelegenheit nad, volnfuͤhren laſſen. 
Do aber dieſelben Gebew, an ſchleiſſenden oder Heupt gebewen 
andere ſchuͤldig weren zuthun, gleichsfals bey denſelben folchs 
verſchaffen. 

Ferners auch der Geiſtlichen Verwaltern, desgleichen aller 
vnſerer Mans vnnd Jungfrawen Cloͤſter Rechnungen, gebuͤren⸗ 
der vnd rechter zeit, mit beſtem vleiß, nemlich auff Georgij 
anzufahen, hoͤren, vnd damit keins wegs verziehen. Vnd dar⸗ 
inn gutt auffſehens haben, das dieſelben vrkuͤndtlich vnd oͤr⸗ 
dentlich geſtelt werden. 

Was für fee, mangel, vnordnung, abgang, in der Ein» 
nam, ober vberfluß in aufgaben, bdarinn befunden, diefelben 
auffzeichnen,, mit nichten paſſieren laflen, fonder ben Receſſen, 
. damit biefelbigen gerechtfertigst und emendiert, anhenden, dar⸗ 
auff in volgender Rechnung, oder zu ber in Receſſen beftininter 
geit,. vermerden, ob die alfo mit beſſerer verrichtung abgeftelt 
ober nicht, und hieriunen, nach gelegenheit ber fachen, bie gebuͤr 
furnemm. 

.WVnd ob zu zeiten, anderer unferer fuͤrfallender Gefchefften 
halber ſich zutruͤge, das ber verorbenten einer, nicht bey dem 
Ordinari teglichen gefchefften, ober Rechnungen entgegen fein 
koͤndte, fo follen die andern fo entgegen, nicht deſto weniger 
mit dem Secretario in ben gemeinen Erpeditionibus fürfdyrets 
ten. Ziele inen aber jchtigs zweifenliches und beſchwerliches 
darunder für, -daffelbig oͤrdentlich auffzeichnen,, alsdann zu ans 
kunfft des abmefenden, mit jme auch bedenden, erregen und 
handien , wie ſich gebürt, 

Es fol auch onfer Conſiſtorium die fürfehung anftellen, das 
burch einen oder etliche, der zugegebenen Politifchen Rethen, 
bey unfern Mans Ciöftern, auch der Verwaltern ber vaciren⸗ 
den Caplaneyen ıc. fo zu vnderhaltung ber Stipendiaten ers 
lichen Vifitationibus, und anbeen nothiwendigen Kirchen fachen 
veaerordnet, Jerliche Rechnungen geböret, auch derwegen außzug 
darſelben gemacht, die feel vnd mangel ſigniert, Volgendts ſol⸗ 
ches alles von dem Conſiſtorio notwendiglich erwegen, vnd die 
gebrechen angeftelt, vnd gebeflert werben. . 

Noben dene, foll auch vnſer Confiflorium, was jeder Kir 


chen Einkommen , und wohin ſolches vertwendet, auch armen 
Gaftenrechnungen (welche dann alle, Jerlichen, jnen vberſchicket 
werden follen) mit vleiß erfehen, bewegen, und alle vnorbnung, 
abgang und vberfluß abſchaffen und wenden. 

Wo ferne dann. einige ſache an uns zubringen, das fol mit 
jrem bedencken gefchehen, wöllen wir jnen jeder zeit fürderlichen 
beſcheidt wiederfahren laffen, und in der Erecution vechefffen. 

- &o nun under diefem fpennige ſachen furfielen,, die unfere 
Geiſtliche Verwaltung, Mans vnd Jungfrawencloͤſter, auch 
derſelben Oberkeit, Herligkeit, Ehehafftinen, Recht, Gerecht⸗ 
ſame, Guͤter, Zinß vnd Gult, vnd was denſelben anhangen 
moͤcht, belangen, vnd derentwegen ſonderer bewegender vrſa⸗ 
chen, vnd von mehrern berichts vnd gegenberichts wegen, einer 
zuſammenkunfft vnd vertagung von noͤten, Da woͤllen wir, das 


dieſelbigen fuͤr vnſer Cantzley vertagt, vnd daſelbſten in beyſein 


etlicher von dem Conſiſtorio verhoͤrt vnd außgefüret werben.” ' 


Bon bem Secretario des Kirchen Rath. 
Ordnung in Seſachen. 

Beide Abſchn. aus der Wuͤrttemb. K.⸗O. Der letztre 
verweif’t ruͤckſichtlich der ehehindernden Verwandtſchaftsgrade 
auf die beigefuͤgte beſondre Ordnung (welche den Saͤchſ. Ge⸗ 
neralartikeln von 1557 entlehnt iſt). Ferner wird verotdnet, 
daß die Pfarrer in zweifelhaften Faͤllen ſich an die Superin⸗ 
tendenten oder das Conſiſtorium wenden, und daß in Deſer⸗ 
tionsfaͤllen, „damit die vnſchuͤlbige Peeſon an jrem gewiſſen 
gerathen, vnſere Eherichter vnd Rethe ſich nach den Refor⸗ 
mierten Kirchen Conſiſtorijs verhalten‘ ſollen. 


Bon ben Schulen. 


Bis auf geringe, unmefentlicye Abweichungen aus derſel⸗ 
ben Quelle. 


Wie es binfurt in ben Jungfrawen Elöftern Biefes Sürftentbumbs ger 
halten werben fol. 

Allgemeine Beftimmungen über die Kiöfter (in benen alle 
ewige Geluͤbde abgefchafft, und deren Mitglieder anflatt der 
Kappen und Ordenskleider nur ſchwarze Kleidung und Schleier 
zu tragen verpflichtet find). Dann liturgifche Anordnungen. 


Raften Drbnung. 


Dee Württemb. K.⸗O. entiehnt. Wie in diefer wird 
u. a. die Gemeinde zu Hand» und Spanndienften bei Kirchen« 
bauten für priucipaliter verpflichtet erklaͤrt, während rüdficht- 
lich dee Handwerksloͤhne und ‚ber Herbeiſchaffung des Materials 
auf die Obſervanz verwiefen wird. 


Ordnung vund Keformatien, @eelefiaftiei Gonſiſtorij zu Ihena, Durch den Durchleuchtigen 
Hochgebornen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Johans Wilhelmen Hertzogen zu Sachſen, Landtgrauen in Thiringen, 


vnd Marggrauen zu eſen, Beſtettigt vnd Confirmiert. 


Anno 1569. Gedruckt zu Ihena, Durch Chriſtian 


Roͤdinger. 6 B. 4. 


Dieſe Conſ.⸗O. wurde waͤhrend der vormundſchaftlichen 
Regierung bes Derzogs Johann Wilhelm erlaffen. Ihr war 


im 3 1561. eine andee („Dribaung und fummarifcher Pros |. 


ceß bes fürftt. af. Gonfiftorii, Jena 4.) vorangegangen, 
welche zu deftigem © MWiderfpruche ber Senaifchen — 
Beranlaſſung gegeben Hatte (ſ. Salig, Hiſt. ber Augeb. 








1569. OXXxIE. Jenaiſche Gonfifterislortunng. 


Gonf. Sb. IL S. 863, Heimburg, Or. de Matth. 
Flacio, Jen. 1839. & 29, Otto, De Victorino Strigelio, 
Jen. 1843. p.16. 56) und eben deshalb nicht zur vollftäns 
bigen Anwendung gefommen zu fein fcheint. Vergl. auch 
Trautmann, De ordinat. consist, et ecclesiasticis sere- 
niss, Saz, Ern, Ducum, Jen. 1747, 


** 


I. Won den Perſonen bes Conſiſtorij. 


Keine Perfon fol Mitglied des Conſiſtoriums fein, die 
nicht ſich offen und Mar zu der h. Schrift A. und NR. T., ben 
drei alten Symbolen, der Augsb. Gonfeffion und Apologie, fo 
wie den Schmalk. Artikeln befennt und den in den fürftl. Cons 
futationen (1558) vertworfenen Irrlehren widerfpricht. 

Das Confiftorium befteht aus dem Superintendenten zu 
Jena, zwei Theologen (welche Profefforen der Theologie oder 
Kicchendiener fein ſollen), zwei geſchickten gottesfürchtigen Zus 
eiften und dem Amtmann, ferner dem Notarius, feinem Sub⸗ 
flituten und einem Boten. Im Falle der Erledigung einer 
Stelle erfolgt die Wiederbefegung mit Rath der anderen Con⸗ 
filtorialen. Für den Präfidenten fungirt in Verhinderungs⸗ 
fällen einer der theologifchen Beiſitzer, und, wenn einzelne 
Gonfiftortalen zu erfcheinen verhindert, oder wichtige Sachen 
zu berathen find, darf die Behörde auch andere theologifche Pros 
fefforen und Superintendenten zuzießen, welche alsdann mit 
dem Affefforeneide belegt werden. Alle Mitglieder empfangen, 
über ihre Befoldung, einen beftimmten Gehalt. 

Die Parteien koͤnnen ſich der Redner oder Vorfprecher bes 
bienen, doch find fie auf Erkenntniß, mittelft des Eides der 
Wahrheit, felbft Antwort und Bericht zu geben ſchuldig. Die 
Procuratoren verpflichten ſich durch einen Eid und können von 
bem Gonfiftorio mit Geldbußen belegt werden. 


IL. Won bed Präfidbenten vnd ber Afſſeſſorn Ampt. 


Die Conftftorialen haben die Verpflichtung, bie reine Lehre, 
wie fie in den genannten Büchern enthalten ift, aufrecht zu er- 
halten und entflehenden Aergerniffen und Spaltungen zeitig 
zu wehren. Iſt ihre Bemühung erfolglos ,- fo wird der Lan⸗ 
desherr „einen Sonuentum eines ausſchus, fürnehmer, Gottes⸗ 
fürchtiger, verftendiger, und in Religionsftreitten, betverter 
Derfonen, aus den Landftenden, Hoffrethen , Profefforn Theo⸗ 
logiae.., Superintendenten, Pfarherrn, und Prebigern, in 
einer guten ahnzal, verfamien, halten, und die fürgefallene 
misuerftende vnnd ſtreite durch Gottes gnedige Verleihung 
nach feinem allein ſeligmachenden Wort chriftfichen entſcheiden 
lafſen.“ 

Ferner hat das Confiſtorium daruͤber Aufficht zu führen, daß 
die in den Statuten der Univerfität wegen der „Schmachbürher, 

vnd Gemelden” enthaltenen Beitimmungen beobadhe 
tet, daß bie Spectalvifitationen durch die Superintendenten 
gehörtg veranflaltet, und bie Kicchengüter erhalten und moͤg⸗ 
lichſt gebeffert werben. 


2. Bon der Rorma, darnach au dem Eoufiftorio gericht pub geur⸗ 
theilt werben ſoll. 

Das Confiftorium urtheilt „nach dem reinen Gottes Wort 

Chrifti, der Propheten, und Apoftel Lehr, auch ber Chrifll. 

Kepler, Gonflitutionen, vnd gemeinen Kepferl. Rechten, bie 


325 


Gottes wort gemes, vnd nicht zu wider, Darzu den Löblichen 
alten gebreuchen, vnferer Fuͤrſtenthumben vnnd Landen.” 
Wo eine allgemeine Orbnung und Satzung erforderlich iſt, ſoll 
diefe mit Rath des Confiftorii und anderer gelehrter Theologen 
und weltlicher Räthe erlaffen werden. 


IV. Won Eyden vnnd gelübten ber Perſonen bes Eonfiftorij, vnd 
beren fo daran zu handlen. 


V. Vom gewalt vnd Jurisdietion des Eonfiftorij. 


„Das Conſiſtorium iſt als ein gemein Kirchengericht, er⸗ 
wehlet vnd geordnet, Darumb hat es auch im namen der Kir⸗ 
hen macht vnd gewalt.. gegen menniglich, mas Wirden, Stande 
oder Weſens der ſey, niemandts ausgenomen, alle vnchriſtliche 
ergerliche Suͤnde, Vbelthaten vnd Laſter, nach ordnung, macht 
vnd gewalt, der Schluͤſſel der Kirchen, von Chriſto gegeben 
vnd befohlen, Matth. 16. 18. Joha. 20. mit ernſtlichen vnd 
ſcharpffen erinnerungen, ermanungen, warnungen, einreden, 
bedrawungen, Suspenſion von den Sacramenten vnd andern 
Chriſtl. vbungen im der Kirchen, auch der Excommunication 
.zu ſtraffen.“ 

Es ſollen jedoch keine Sachen, welche in das Amt der Pfar⸗ 
rer. und Superintendenten gehören, vor daſſelbe gezogen wer⸗ 
den, wenn fie nicht zuvor von den competenten- Behörben ord⸗ 
nungsmäßig verhandelt, oder die legteren nicht fdumig oder den 
Parteien verbächtig find. 

Ebenfo wenig foll die weltliche Jurisdiction durch die geifte 
liche gefchmälert werden; vielmehr haben die geiftlichen und 
weltlichen Gerichte rüdfichtlid, ſolcher Lafter, „Die zu verachtung 
ehrlicher unnd Chrifklicher zucht, vnd Difciplin begangen wer⸗ 
ben,” concurrente Jurisdiction. 


VL Was Sachen in bes Eonfiftorii Jurisdietioe gehörig. 


Adgötterei, Gottesiäfterung, Fluchen und Schwören, Kes 
tzerei, Simonie, Verachtung der Lehre, Sacramente und Ce 
remonien, abgöttifche Segen, Zauberei, Wahrfagen und Cri⸗ 
ſtallſehen, falſche Eide, heimliche Gefelfchaft mit Juden und 
Sübinnen, in den Kirchen und auf den Kicchhöfen begangene 
Frevel, Beleidigungen der Aeltern durch die Kinder, große und 
Argerliche Uneinigkeit unter Eheleuten, offener und behazrlicher 
Neid und Haß, namentlicd, unter Verwandten, Fleiſchesver⸗ 
gehen, wischerifche Contracte, fehädlicher Vorkauf des Getreis 
des, Beleidigung und Beſchwerung der Wittwen und Waiſen, 
ſchaͤndliche Nachreden und Pasqullle, namentlich gegen bie 
Obrigkeit und die Kirchendiener, alles was der Kirchen⸗ und 
Schuldiener Vocation, Amt, Dienft, Leben, Wandel, Transs 
latton, Dimiffion und Verbrechen belangt, Streitigfeiten über 
Potronatrecht, alle die Güter der Kirche und die Befoldungen 
ber Kirchen⸗ und Schuldiener betreffende Sachen, Beleidigun⸗ 
gen gegen bie Kirchen⸗ unb Schuldiener. 

„Bub wiewol die Ehefachen, an inen ſelbſt Bürgerliche 
Sachen feindt, dafuͤr auch bey dem alten Chriftlichen Kelfern 
gehalten worden, So mollen mir boch diefelben aus viel bes 
weglichen vrfachen an das Gonfiftorium gewieſen haben. Der: 
geftalt, das der Superintendens,, unnd Pfarrherr, fampt dem 
Amptman ober Schöffer des orts, da fich der fall begeben, die 
Sad) aufencklich, wie bis anhero gebreuchlich geweſen, vnd her⸗ 
komen, verhören, und wo muͤglich Chriftlich und rechtmeſſig In 


326 


der glite entfcheiden follen, Wo fie aber hierin kein volg haben, 
oder die Sach an ir felbft dermaſſen gefchaffen, das fie an das 
Confiftorium zu Remittieren, follen fie mit vberſchickung ber 
gepflogenen handlungen und notwendigen bericht, an das Con⸗ 
fiftorium gelangen laſſen..“ 

Wenn von dem Gonfiftorio in geiftlihen Sachen Rath, 
Bedenken und Urtheil gefordert werben, fo foll ihm ſolche zu 
ertheilen frei ftehen. 


Vo. Un welchem ort, vnb zu was zeiten das Eonfiftorium gehalten 
werden fol. 


vol. Ron dem Brocefö des Conſiſtorii. 


In allen Sachen foll fummarifch und fchleunig, und mit 
befondrer Beſchleunigung der Rechtsſtreite der miserabiles 
personae verfahren werden. In geringen und nicht weitlaͤu⸗ 
figen Sachen ift fchriftliches Verfahren unzulaͤſſig. Ale Ur⸗ 
theile find fcheiftlich zu verfaffen und aus der Schrift zu vers 
lefen; alle Citationen nur in Schriften und durch die geſchwor⸗ 
nen Boten zu erlaffen. 


K. Bon firaften vnd Erecution ber Vrtheil vnd Procefb. 


„Nach dem Gott fein Gefeg gegeben, vnd das Ampt ber 
Schlüffel feiner Kirchen befohlen, auch allen Kirchendienern, 
Superintendenten, Pfarberen, Predigern, und Diaconen auff 
erlegt, die Sünden, ergernuffen vnnd lafter zuſtraffen, So 
follen fie ald teewe haushalter, der gemein Ehrifti, ſolchem jrem 
Goͤttlichen befelch, des ſtraffampts, durch das wort Gottes, 
onnd bie abfonderung und Sufpenfion von den Sacramenten 
und andern Chrifllichen obungen, in der Kicchen, nohtwendigs 
vnnd trewes vleis, ausrichten, vnnd wo in einer gemein mehr 
denn ein Minister verbi wehre, vnd jemandts darin feiner bes 
gangnen fünden halb, von den h. Sacramenten, ober andern 
Chriftl. obungen zu Sufpendieren, fo foll ſolchs zu verhuͤtung 
zwiſpalt und Ergernus, mit aller berfelben Kirchendiener vnd 
Seel ſorgern vorwiffen , und bedencken, beſchehen, Vnd wo fie 
ſich hierinn nicht vergleichen moͤchten, ſo ſollen ſie folchs an 
jren Öuperintendenten gelangen laſſen, vnd deſſen entſchiedts 
geleben, Wo ſich aber ein ſolcher fall in des Superintendenten 
Kirchen begebe, als denn fol derſelbig durch das Conſtſtorium 
entſchieden werden. Item, wan der Sufpenfion vnd dergl. 
fell halben, ſich jemandts ob feinem Pfarrherr oder Prediger bes 
ſchweren thete, der fol folches erftlih dem Superintendenten 
anbringen, der anff vorgehende verhör, vnnd erfündigung, die 
Sach zu Dijudicieren hat. Wann fich aber jemandts hierüber 
auch‘, oder fonften baldt anfangs ob dem Superintendenten bes 
klagte, mag ex das an dem Conſiſtorio fücbringen... 

Vnd dieweil die Solennis excommunicatio in dieſen letzten 
zeiten, darin die Bosheit der Welt vberhandt, vnnd der Glaube 
vnnd die Liebe abnimmer, ſchwerlich zu vben, und des Son 
Gottes vnſers einigen Heilandts feiner Kirchen befohlenen ges 
walts, die hoͤchſte und gefehrlichite ſtraff if, vnd wo groffe ges 
fahr, auch groffe forg von nöhten, Darzu ſonders zweifets, alle 
Sottsfürdytige und vernünfftige Pfarherr und Superintendens 
ten, für ſich felbft, in ſolchen hochwichtigen Sachen anderer 
Chriftl. Gelehrten vmnd erfahrnen Perfonen raht jederzeit bes 
geren, und viel mehr wündfchen werden, das ſolche jnen diefe 
Bürde, forg vnnd laſt heiffen wagen. Darüber folcher dann, 


1569. cxxxır. Jenaiſche Gonfiftorialsrbunug. 


nicht allein in einem Ampt oder kirchſpiel, fonder durchaus in 
allen vnfern Fuͤrſtenthumben vnnd Landen, Erafft haben, und 
Erequiert werden fol, So tft mit fonderm raht unnd bedacht, 
Chriſtlich, heilſamlich, nuͤtzlich, und notwendig geachtet, das 
kein Perſon in ſolchen Bann verurtheilt, vnd erklert werde, 
auſſer dem Conſiſtorio...“ 

Dieſes geſchieht auf Anzeige der Pfarrer und Superinten⸗ 
denten, welche letztre zugleich an dem Spruche Theil nehmen. 
Der Bann wird zu Jena und in der Parochie des Unbußfer⸗ 
tigen verkuͤndigt, „vnd ſolchem verbannten ſollen darnach nicht 
allein die Chriſtl. Sacrament und Begrebniſſen, ſondern auch 
alle ehrliche Empter vnd Dienſt abgeſchnitten, vnnd verbotten 
ſein, Darzu in keiner Verſamlung vnd Geſellſchafft vnder den 
Chriſten gelitten vnd geduldet werden, Allein mag er in die 
Kirchen gehen, doch das er an einem ſondern orth ſtehe, den 
jhm der Pfarherr anzeygen wirdet.“ Leiſtet aber der Gebannte 
der Kirche und den Beleidigten Abbitte und ſagt er Beſſerung 
zu, ſo empfaͤngt er von dem Conſiſtorio die Abſolution, welche 
ebenfalls oͤffentlich verkuͤndigt wird. In Todesgefahr darf aber 
der Pfarrer die Excommunicirten, ſo wie Alle, welche durch 
Ruchloſigkeit die Kirche geaͤrgert haben, abſolviren, wenn ſie 
rt find und in Gegenwart andrer Perfonen Abbitte 
leiten. 


In was Sachen ober Fellen bie Ereommunication ftatt Babe. 


Der Bann fol erkannt werden gegen bie, welche „vottifche, 
verkehrte und verführifche Dogmata vnd Lehr führen” und 
ſich davon nicht wollen abweiſen laſſen; ferner gegen die, welche 
von der wahren Religion, den Evangelio und den Sacramen⸗ 
ten verächtlich reden oder ſchreiben; gegen die, welche Vater 
oder Mutter, die Kiechen> oder Schuldiener thätlicy beleidigen 
und deshalb die Buße verweigern; endlich gegen Alle, die in 
Öffentlichen groben Laſtern, als Abgötterel, Gotteslaͤſterung, 
Zauberei, Wahrfagen, verdächtigen Segen, Meineib, Voͤllerei, 
Neid, Haß, Feindſchaft, Räuberei, Ehebruch, Hurerei, Wu⸗ 
ches und dergl. unverbeſſerlich verharren. (Vergl. die Wits 
tenb. Conſ.⸗Art. v. 1542.) 


Die Form bet Excommunication. 


Dieſe iſt im Ganzen bie der Wittenb. Conf.⸗Art., doch 
wird am Ende noch die weltliche Obrigkeit aufgefordert, den 
Bann mit äußerlicher Strafe zu exequiren. 

Herner wird das Conſiſtorium an diefer Stelle ermächtigt, 


die Kirchen⸗ und Schuldiener nicht nur mit Worten zu flrafen, 


fondern auch ad publicam poenitentiam seu deprecationem 
anzubalten, zu fuspendiren, gu trandferiren und zu removiren, 
namentlich wenn fie ohne Grund Sacramente und andere Kir⸗ 
chenuͤbungen verfagen, den Gemeinden Kirchen: und Schulbies 
ner eins ober abdrängen, fich in politifche Händel und Regie 
rung einmilchen, die dem Confiftorio unterworfenen Sachen 
unterbrüden und dergl. — Küfter, welche gegen die Geiſtlichen 
oder fonft in ihrem Amt und Leben ſich ungebührlich verhalten, 
fetten, wenn fie auch den Superintendenten nicht Gehorſam 
leiften,, von dem Conſiſtorio ernſtlich geftraft werden. 


X. Bon Eoften vnd fepaben. 


Gedrudt zu Ihena, buch; Chriſtian Rövinger. 


! 


1500. COXXZEE. Meckleuburgiſche Eonftfiorinlorbunng. 


327 


1370. 


OXXXIII. 
Der Durchleuchtigen Sochgebornen Fürſten und Serren, Seren Johans Albrechts vnd Serren 
Vlrichs gebrüdern, Hertzogen zu Meckelnburgk, Zürften zu Wenden, Grafen zu Schwerin, Der Lande Roftod und 
Stargart Herren Kirchengerichts oder Gonfiftorij ordnung. In jhrer F. G. Vniuerfitet zu Roſtock angerichtet. Im 
Jar nach Chrifli unferd Herrn geburt MDLXX. Roſtock, Gedrüdt durh Iacobum Lucum. 10 2. 4. 


Ueber die Errichtung bes fchon in ber K.⸗O. v. 1552 
verheißnen Gonfiftoriums für bie Mecklenb. Lande vergl. 
Wiggers, Kirhhengefchichte Medienburge, S. 158 ff. 
Einer der erfien Beifiger war Chyträus, der wahrfcheinlich 
auch an der Abfaffung der vori. Conſ.⸗O. wefentlichen Ans 
theil hat. Die Quellen ber Iestern find bie Jenaiſche 
Gonf.eD. v. 1569 (Nr. CXXXII.) und die Goslar. 
@onf.sD. v. 1555 (Rr. CII.). 


* * * 


L. Vom Awupt der Rirchenrethe. 


„Dee Kiechenrethe Ampt fol fuͤrnemblich feyn, für fich, und 
neben ben Superintendenten bierauff zufehen, damit die Pfars 
herr vnd biener des Euangelij bem heiligen Goͤtlichen wort ge- 
meß, eintrechtig vnd gleichformig Predigen und Ichren, Derwe⸗ 
gem auch die heilige Scheifft fleiffig ſtudiren, auff das fie die 
reine Chriftliche lehre dem Volck trewlich fürtragen, vnd fich 
aller Rotten, Secten, vordechtiger Buͤcher vnd lehre, welche 
der wahren Augsburgiſchen Confession, derſelbigen Apologien, 
den Schmalkaldiſchen Artickeln, auch vnſerer publicirten Kir⸗ 
chen ordnung widerwertig, gentzlich enthalten. 

Vnd nach dem es bey dem gemeinen, vnerfarnen Man viel 
ergernus, zerruͤttung und vnrichtigkeit verurſacht, fo die euſſerliche 
vbung des Gottes dienſt vnd Caeremonien mit gebuͤrlicher Re⸗ 
uerentz, ordentlich vnd gleichformig nicht gehalten werden, Vnd 
dann etliche Pfarherr mit fleis vnd vorſatzlich darinnen vnglei⸗ 
- heit fuͤrnemen, fo follen vnſere Kirchenraͤthe acht und einſehens 
darauff haben, das die Caeremonien , mit den Gefengen, Kleis 
bung der Priefter, Reichung und handlung ber Sacrament, der 
heiligen Zauff unnd des Hochwirbigen Abendtmals des Herren, 
Auch die Feſt an einem ort, wie am anderen ordentlich, gleich 
flimmig und nad) ausweifung unferer Kirchenordnung gehalten 
und getrieben werden. 

Es follen auch die Pfarheren, Seelforgere, Prediger und 
andere Kirchendienere, da jnen etwas zu leibe gefchtcht, ober 
einige vnbilligkeit, oder abbruch oder ſchmelerunge, an jren ges 
oebenten einkommen, güteren vnd nugungen widerfehret, «6 
gefchehe gleich folche von weme es wölle, fich bey vnſeren Kir 
chenraͤthen jederzeit ſchutzs und ſchirms genoſſen, und fie erſu⸗ 
chen, das ſie jre geklagte beſchwerung an das Ampt, Rath oder 
herſchafft, darunder die ſache gehoͤrig, vermuͤge vnſerer Kirchen⸗ 
ordenunge gelangen laſſen, vnd vmb abſchaffung auch beſſerung 
ſolcher mengel vnd gebrechen anhalten, Da aber dieſelbige darin 
nachleſſig ſeyn, vnd den gebuͤrlichen ſchutz den beſchwerten nicht 
wuͤrden oder konten leiſten, vnd es ferner an vns gebracht 
wuͤrde, So wollen wir als dan an vnſer fuͤrſtlichen huͤlff vnd hand⸗ 


reichung dermaſſen nichts erwinden zulaſſen wiſſen, damit die 
vberfahrer vnd verbrecher vnſern ernſt ſpuͤren ſollen. 

Als wir auch leider vnd mit ſchmertzen erfahren, das hin 
vnd wider in den Stedten, Doͤrferen vnd auff dem Lande leute 
befunden werden, welche gegen dem ſchuͤldigen Gottesdienſt ſich 
alſo kalt, ruͤchloſs vnd verechtlich erzeigen vnd vmb jre Seelen 
ſeligkeit ſo wenig bekuͤmmeren, das ſie in vier, fuͤnff oder mehr 
Sontagen, nicht einmal zur Kirchen gehen, Das Euangelium 
nicht hoͤren, ja in einen, zweien, dreien, vier oder mehr jaren, 
das heilige Sacrament des Leibs vnd bluts vnſers Herrn Jeſu 
Chriſti nicht begeren zuempfahen, Damit ſie gantz boͤſe ergernus 
vnd exempel anderen zur anleitung vnd nachfolge von ſich ge⸗ 
ben, vnd daraus bey der armen einfaltigen vnuerſtendigen ju⸗ 
gent entlich eine vergeſſung vnd verachtung Gottes vnd aller 
Religion, auch entlich ein gar heidniſche, grewliche vnd teuffe⸗ 
liſche verhertunge vnd blindtheit ehrwechſet vnd einwurtzelt, So 
ſollen vnſere Kirchenraͤthe, dieſelbige verechter Gottes vnd ſei⸗ 
nes worts vor ſich zuerforderen, zur bekerung vnd beſſerung 
jres lebens, vnd zu gebuͤrlichem gehorſam gegen jren Pfarherrn 
vnd Superintendenten zuweiſen, vnd vor ſolchen wilden, Got⸗ 
loſen weſen vnd wandel zuuermanen, auch auff den fall jrer 
vnbusfertigkeit ond verſtockung wider fie, wie hernacher vnter 
dem titel der Viſitation weitter meldung beſchen wird, zu pro⸗ 
cediren hiemit von une macht vnd auſtruͤcklichen befel haben.” 

Hierauf von dem Amt des Notars, des Procurator fisci, 
der die „fo mit offentlichen groben lafteren befledet, und vom 
Consistorio ex oflicio Citiert feint,” rechtlich verfolgen fol, und 
der gefchworenen Boten. 


1. Bon @iben ond gelübten ber Berfonen des Consisterij, vnb 
deren fo daran zuhandelen haben. 


Aus der Jenaiſchen Conſ.⸗O. 


M. Bon fachen und Yerfonen, die dieſes Kirchengerichts, Zurifdiction, 
onterworffen ſeyn follen. 

Auch diefer Art. ruht auf ber Sen. Conſ.O. Beſonders 
genannt werben nody: die Aufficht über die gleihförmige Hals 
tung der Seremonien, die Ahndung der Sacramentsverachtung, 
die Schlichtung der gemeinen Irrungen zwifchen den Kirchen» 
dienen, die Entfcheibung über perfönliche (nicht bingliche) 
Klagen gegen die legtern. Die Jurisdiction über die personae 
miserabiles wird nicht erwähnt; bagegen ift die Beflimmung 
über bie Ehefachen wörtlich wiederholt. 


IV. Bon Gewalt und Zurifbiction des Confiftorii. 
Wörtlich nad) der Ten. Conf.sD., nur daß beftimmter ber 


328 1508. COXXuEIs. Mecklenburgiſche Ernfifivelniorbimug. 


Drävention zwifchen dem geiſtl. und weltl. Richter (mie in ber 
Wittenb. Conf.:D. v. 1542) gedacht wird. 


„Es fol auch vnſer Consistorium die jennigen, welche fi 
an ordenlichen beruff vnd orglinierung der Administration ber 
h. Sacramente und des Predbigampts vnterfahen, nad) gebür 
vnd billigkeit zuftraffen, Auch nady gelegenheit der fachen, die 
flraffe de6 gefengnus zuerfennen, vnd das vrtheil durch das 
brachium seculare exequieren zulaffen, nicht allein macht, 
fondern auch hiemit von ons befehlich haben.’ 


V. Von dem Proces bes Eonfiftorii. 
Am Wefentlichen aus der Jen. Conſ.⸗O. 


VI. Vom Termin ber Citation vnd vngehorſam bed Klegers vnd 
Beklagten. 

Zunaͤchſt rein proceſſuale Vorſchriften. „Wann aber Re- 
ligions ftreit von einem artikel Chriftlicher lehre in dem gericht 
anhengig gemacht weren, follen die Kirchenräthe erftlich beide 
partt eigentlich verhören, und auff ben Scopum Contronersiae 
fleiffig achtung geben, damit fie ertündigen, ob es ein wortge⸗ 
zende, oder die lehre ſelbs antreffe, vnd alßdann nach der 
Richtsſchnur des Göttlichen worts bey ſich darüber dijudiciren. 

Darnach mit beiden, ond fonderlid mit dem irrenden teil, 
fleiffig ond freundlich handen, das fie die eigentliche formam 
sanorum verborum, mie ©. Paulus redet, trewlich vnd fleif- 
fig brauchen vnd behalten, vnd nicht mit zweiuelhafftigen, uns 
gewönlichen, newen oder verdechtigen formis loquendi, oder 
mwortgezenden, die arme betrübte Kirchen höher vnnd meitter 
verunruhigen, betrüben vnd zerrütten. 


So aber der fireit in einem hochwichtigen Artidel bie Lehre 
ſelbs antriefft, vnd der jrrende teil ſich durch der Kirchenräche 
freuntliche vnterweifunge vnd vermanung auß Gottes wort 
nicht wil unterrichten vnd bewegen laffen, So follen die Kir⸗ 
chenräthe mit vnſerm vormiffen, hülff und zuthuen, aud) mit 
zuziehung vnnd rath etlicher verftendiger Gottfeliger, gelerter 
vnd friedliebender prediger und Theologen, eine gewiſſe eigent- 
liche onnd vnzweiuelhafftige formam der lehre, von demfelben 
ftreitigen artickel, auß Gottes wort ftellen, vnnd diefelbige be⸗ 
ftendiglich und ernftlich zutreiben, vnd die jrtumb zu flraffen, 
beiden teilen, infonderheit aber, dem jrrenden teil, aufferlegen, 
einbinden, vnd befehlen. 

Vnd warn ein zandfüchtiger, friedheffiger, eigenfinniger 
toller Kopff dtefelbige gewiffe formam anfechten, und zuſchelten 
ond zulefteren nicht auffhoͤren wolte, So foll er fid) dadurch feine 
ampts feloft entfegt haben, Wie wir jne dan aud) nicht leiden, 
fondern auß onfern landen zuuermeifen wiſſen wollen. 

Es follen aber auch nicht one onterfcheid alle Prediger, eben 
fo wol die, fo fünde vnnd jrtumb vnd Öffentliche fünder vnnd 
verfürer ernſtlich ſtraffen, als die andern, die ohne vrfad) 
f&hreien vnd leſteren, oder falfche Lehre verteidingen, mit einer 
ley Senteng und Mandat des Ampts entfeget, fondern hierin 
Chriſtlich, ordentlich und gebürlich verfaren und gelahrt werden.” 


VI. Rah was RNechten im Eonfiftorio zu ſprechen fey. 


„Erſtlich in glaubens fachen, mas die Religionis flreit und 
vneinigkeit von ber lere, oder Gottes dienſten anlangt, Sol die 


einige, ewige, vnwandelbare Richts ſchnur ſeyn Gottes wort, 
in heiliger göttlicher fchrifft dee Kirchen geoffenbaret, Dauon 
S. Paulus fpriht, So jemandt einander Euangelium predigt, 
als ich euch geleret habe, der fey verflucht, Vnd Deut. 4. 12. 
Du folt nichts darzu thuen zu Gottes wort, und folt nichts da⸗ 
won nemen. 

Dieweil ſichs aber offtermals zu zutragen pflegt, wan Re- 
ligions ftreit vnd gezende erregt werden, Das helfe, Hare fprüche 
der Goͤttlichen fchrifft, in mwiderfinnifche meinungen verkeret, 
vnd mandherley ungleiche, vnnd mie ſichs im eufferlichen ſchein 
anfehen left, widerwertige fprüche angezogen werden, So ift 
nötig, das man bie ſpruͤche in den Propheten vnd Apofteln, 
Sonderlich wie fie In jrer fprache (in Ebraeis et Graecis fon- 
tibus) fauten, fampt den ombflenden, fleiffig gegen einander 
halte, und dan ein eintrechtige meinunge, die mit ber Summe 
der Chriftlihen lehre, vnnd ganzen heiligen Schrift vberein⸗ 
flimmet, daraus neme, barzu dan auch der bewerten Lehrer, 
vnd fonderlih D. Lutheri aufslegungen vnd zeugnuffen mögen 
gebraucht vnd betrachtet werden, Welche, fo fie mit ber ein- 
heiligen Summa Goͤttlicher lehre gleichſtimmen, des Gottfelis 
gen Richters berg vnd fenteng defto mehr vnd frefftiger beſtet⸗ 
tigen, Wiewol fonften vnſer glaub und Senteng nicht auff 
einiges menfchen fhrifften, fondern allein auff das heilige Goͤtt⸗ 
liche wort gegründet feyn foll. 

In anderen Kichen ſachen, Als das Examen Catechismi, 


' die formam administrationis Sacramentorum, Visitationem, 


Synodos, die Caeremonien, lectiones, Geſenge und andere 
kirchenuͤbungen betreffendt, foll vnſer Kirchenordenung allents 
halben geuolget werden. 


In eufferlihen groben fünden vnd lafteren, iſt das vrteil 
albereit aufdrüdtich in Gottes wort gefprochen vnd publiciert, 
Math. 18. Sit tibi velut Ethnicus et Publicanus. tem. 
l, Gorinth: 5. Thut von euch hinaus wer da böfe ift. 

In Eheſachen, fol in denen fellen, welche in beiliger 
Goͤttlicher fchrifft, Leuit. 18. 1. Corinth. 7. Math. 19. und 
anderswo gemeldet, unnd decidiert ſeyn, allein der Göttlichen 
ſchrifft, in verfaffung der vrteil, geuolget werden, Ungeachtet, 
ob die Canones oder Geiftlihen Rechte, wie man fie nennet, 
anderft decidieren. . 

Nachdem aber mancherley felle in dem Consistorio für: 
fommen, darin die Canones toider das Göttliche vnd natuͤr⸗ 
liche Recht pronunciern, So wollen wir von etlichen gemeinen 
fellen, fo teglich für die Consistoria gebracht werben, wie darin, 
vermöge des heiligen Goͤttlichen worts und der Keyſerlichen 
Rechten zufprechen ſey, mweitleufftigere decisiones alhier fegen. 

Bon Gradibus, darin die Ehe verbotten, | 

Bon Ehegelübten ohne verwilligung ber Eltern, 

Von heimlichen Verluͤbnuſſen, 

Von denen, die ſich mit zweien verloben, 

Bon weglauffen, vnd mutwilliger verlaſſung oder desertion 
der Eheleut, 

Von Eheſcheiden, 

Von des vnſchuͤldigen teils freiheit, widerumb ſich mit einem 
andern zuuerehelichen, | 

Wan einer eine für eine jungfraw neme, Go vorhin von 
einem anderen geſchwechet were.“ 


‘ 


1550. EXKXINL. Medienburgiiche Eonfiftorisisrhuung: 


vHi. Bon den Brabibus der Bintfrenutichafft vnd Schwegerſchafft, 
barin bie Ehe verbotten. . 

Die Ehe ift abfolut in den im Mofatfchen Rechte bezeichs 
ten Graden verboten, denn es find dieſe Gefege allen Menfchen 
vorgefchrieben, daß fie ſich darnach halten, oder graufame Stras 
fen von Gott erwarten follen. Darüber find aber in den Lan- 
desgefegen auch andere Grabe verboten (der zweite der gleichen, 
der dritte der ungleichen Seitenlinie). Hier ift ein Uns 
terfchied zu halten, und, wenn die Ehe bereits eingegangen 
. wäre, foll fie um dieſer menfchlichen Verbote willen nicht aufs 
gehoben werden. 


Bon Eheglübten ohne verwilligung ber Eltern. 


Verloͤbniſſe ohne Bewilligung der Aeltern find unkraͤftig. 
Verweigern die letzteren ben Conſens, fo kann derfelbe durch 
das Confiftorium fupplict, doch follen die, welche ſich ohne 
Willen der Aeltern verlobt haben, dennoch ernſtlich geſtraft wer» 
den. (Vergl. die Goslar. Conſ.⸗O.) 


Bon KHeimblicheu verlübnuffen. 


Materielle und formelle Beftimmungen, beide aus ber 
Soslar. Eonf.sDO. („Bon heiml. Verlöbnuffen”, „Wie in 
Ehefachen ꝛc.“) 


Bon benen bie ficy wit zweien verloben. 
Bon weglanffen vnd mutwilliger deſertion ber @heleute. 
Bon Ehefcheiben. 
Saͤmmtlich aus der Goslar. Conſ.⸗O. 


Wanu einer eine für Jungfraw neme, fa vorhin von einem andern 
geſchwechet ift. 

„Nachdem wir alle wiſſen, das Gotts ernſter wille ift, das 
der Eheſtand recht gehalten, vnd vnzucht verhuͤtet werde, dan er 
als ein reiner Gott, warhafftiglich vber alle vnzucht zuͤrnet, vnd 
dieſelbige ernſtlich ſtraffet, darumb ſoll in Ehegerichten forthin 
dieſe ordenunge in ſolchen fellen ſteiff vnd feſt gehalten werden. 

Erſtlich ſo die that nicht bekandt oder bewieſen iſt, So iſt 
vnzweiffenlich vnd offenbar, das der man nicht ledig geſprochen 
werden kan, Sondern demſelbigen viel mehr gebotten werden 
ſoll, in dieſer Ehe zubleiben, vnnd darin Chriſtlich zuleben, vnd 
ſich vnnd ſeine haußfrawe nicht zuſchanden zumachen, wie der 
tert Deut: 22. den man ernſtlich ſtraffet, der mit vngrund ſein 
eigen weib zuſchanden machet. 

Zum andern, So die that bekant oder bewieſen iſt, als ſo 
ſie ſchwanger geweſen vor der zeit, hie ſol abermal der Richter 
erſtlich die verſuͤnung ſuchen, die fraw aber ſoll vmb Gotts 


willen, vmb verzeihung bitten, vnd ſich zu allem gehorſam ers 


bieten, Vnd ſol der man erinnert werden, das man auch ſolcher 
armen weiber ſchonen ſoll, dann ſie koͤnnen hernach nicht wider⸗ 
umb zu Eheren kommen, Item es ſey Gott gefellig, das ein 
Menſch des andern ſchande, ſo viel muͤglich iſt, zudecke. 

Zum dritten, So aber der man hart iſt, vnd wil dem weib 
nicht gnad erzeigen, auff vorgeſchehen guͤtliche erinnerung, und 
begert entlich, das man in ledig ſpreche, ſoll der Richter zuuor 
auch dieſe fuͤrſichtigkeit vben, nemblich, Der man vnd das weib 
ſollen gefraget werden, Ob der man das weib auch hernacher 
berührt babe, nachdem er. gewuͤſt habe, das fie zuuor von einem 

II. 


829 


anderen befchlaffen ſey, und fo man ſolchs befindet, das er fie 
auch berührt hat, Sol man fie nicht ſcheiden, dann er hat nach 
diefem wiſſen in fie gewilliget, onnd Ban errorem nicht allegirn. 

Die ander fürfichtigkeit ift, Das man das weib heimblich 
frage, Ob der theter fie auch nach dem verlübnud berührt habe, 
und fo diefes gefchehen ift, So kan der Richter den Man ledig 
fprechen, als in casu adulterij, und ift des Richters gewiſſen 

erer. ‘ 
” Wann aber der Man nad) allen diefen proceffen darauf 
beharret, das er entlich begert, man fol in lebig fprechen, vnnd 
hat das weib nicht beruͤrt nad) der zeit, da er innen worden, 
das fie zuuor von einem andern befchlaffen geweſen, mag jn 
das Consistoriam im namen Gotts ledig Tprechen. 

Vnd wiewol die Bürgerlichen gefeg im Mofe uns nicht 
binden, So fihet man dennoch darin, mas Gott zuleft, oder 
nicht zuleft, Nun ift Öffentlich in Deut: 22. Das man nicht 
allein den man ledig fprechen, Sondern auch das weib tödten 
fol, Auß diefem grund ift bee Dichter fiher, fo er den man 
ledig fpricht, und dieweil in vielen gefegen im Moſe klerlich zus 
befinden, das Gott ernſtlich darüber zörnet, fo fol dennod, das 
weib von der Obrigkeit, vmb jrer begangenen vnzucht willen 
gefteaffet werden.” 


IX. Won Verierung und prefeription wiber ber Kirchen vnd Bbrtlicher 
milder fachen ſchult ober güter. ' 

„Nachdem es fich offt vnnd vielmals begibt, Wann bie 
Debitores vnnd Schüldner der Kirchen, gemeinen kaſtens, oder 
anderer piorum locorum gemanet,, der ſchuldt mit Siegel und, 
Briefen vberzeuget, das fie Dagegen mit ber praescription fid) 
entfchüldigen, vnd das Klagende theil dahin dringen, Regifter 
vorzulegen, vnd die quasi possession der rente oder zinshebung 
zuerweifen, Sintemal bie verenberung der Religion, und außs 
cottung des Bapftumbs, die vicarien und andere, fo den Kits 
chen vorgeftanden, vermweilet, Das die einkommen nicht ges 
manet, darüber die Regiſter und perfonen mit langheit der zeit 
verkommen, und die DHauptuerfchreibung nicht deftomeiniger bey 
dem Eaften und andern pijs locis nod) zur zeit verhanden, So 
fol vonfer Consistorium in dieſen ſachen nad entflandenen 
bandelungen, gute fürfichtigfeit gebrauchen, Damit die prae- 
scription zu verderb und groſſem nachteil Kirchen und Schulen, 
auch der hospitalien vnd armen heufer nicht leichtlich geflattet, 
befondern fo viel es ſich zu recht leiden wil, binderfagt werde. 
Dann ob wol, vermüge ber Rechte, wider Kirchen anforderung 
innerhalb viergig jar fan praescribiert werden, fo tft boch als 
hier zu fehen, ob ber praescribent malam fidem, und alfo er 
oder feine vorfaren wifjenfchafft folcher fhuldt gehabt, Darumb 
folfen erſtlich die substantialia praescriptionis fleiffig erwogen 
werben, vnnd foll den jennigen, fo vber viergig jar nicht ges 
manet fein, der eidt jee wifjenfchafft zuentdedien, aufferlegt 
werden, Vnd da fie denen geleiftet, feint fie von den anfprü- 
cheren zu abfoluieren, Es were dann, das die Kirchen und pia 
loca bis fals iusta ex causa, als probabili ighorantia und der» 
gleichen rechtmeffigen erheblichen vrfachen, vermüge der Mechte 
die restitution in integrum wider die praescription haben’ 
kondten, diefelbige if zuforderſt in achtung zuhaben.” 

X. Bon Yublication der vrtheil. 


"Segen bie Erfenntniffe des Eonfiftoct findet die Revisio 
42 


880 
aetqrum secundarie vor dem Conſ., brei Landraͤthen, vier Hof 
räthen und drei Superintendenten Statt, und meitere Berufung 
iſt nicht zuläffig. | ER 


"XI Von Execution ber vrtheil, fraffen, vnd vertragenen fachen. 


Vorſchriften über die Vollftcedung durch das brachium 
saeculare. . 

30. Won der Erconmuunication. 

„Dieweil gefchrieben. ſtehet, Deut. 17. Richte mit rechten 
gericht etc. So ift nicht gung, das ein Prediger es mit der 
Kirchen diſciplin, zucht und flraffen, eruftlic, und gut meyne, oder 
eine gute fache habe, Sonder man muß auch einem gebürlichen 
ordentlichen Proceß, Laut des Goͤttlichen Rechtens, barin halten. 

Nun bat unfer Herr Jeſus Chriſtus felber den proceß, fo 
man in der Excommunication und andern Kirchen flraffen hals 
ten fol, mit außgedruͤckten, deutlichen worten fürgefchrieben, 
Math. 18. Sünbiget dein bruder an dir, fo gehe bin, und 
ſtraffe ine zwifchen die vnd jme alleine, hoͤret er dich nicht, fo 
nim nod) einen oder zwen zu bie, auff das alle ſache heftehe in 
zweier oder dreier zeugen munde, hoͤret ex bich nicht, fo fage es 
der Kirchen, höret er die Kirchen nicht, fo halte ine als einen 
Heiden und Zölner, Warlich ich fage euch, mas jr auff erden 
binden merbet, fol auch) im Himmel gebunden feyn, Und was 
jr auff erben löfen werdet, fol auch im Himmel loß fenn. Item 
Sal. 6. So etwa ein menfcd mit einem fall vbereilet würde, 
fo heffft jme wider zu recht, mit fanffmütigem Geifte, die jr 
Geiſtlich fett, vnd ſehe auff dich ſelbs, das du auch nicht vers 
fucht werbeft, Item ad Titum. 3. Einen ketzeriſchen menſchen 
melde, Wan er einmahl und abermahl vermanet ift, vnd wiſſe 
das ein ſolcher verkeret iſt, vnd fündiget als ber ſich felbft ver: 
urtheilt hat. Item 2. Corint. 13. Komme ich zum britten 
mahl zu euch, fo fol in zweier ober dreier mund beflehen aller 
ley ſachen, Stem 1. Zim. 9. Wider einen Priefter nimb Beine 
Hoge auff, auffer zweier ober dreier zeugen, die da fündigen, 
bie ftraffe für allen, auff das fich auch die anderen fürchten, 
ich bezeuge für Gott und dem Herrn Jeſu Ehriſto vnd ben 
auſſerwelten Engelen, das bu ſolchs haltefl, ohne eigen gut⸗ 
duͤnckel, und nicht thuft nach gunft, mache dich auch nicht frembs 
der fünden teilhafftig, etlicher menfchen fünden feint offenbar, 
das. man fie vorhin richten Fan, etliche aber werben hernach 
offenbar. 

Diefes fein die fürnembften fpräche des Goͤttlichen Rech⸗ 
tens, darin der proceß, den: man in Kirchen gerichten- hatten fol, 
außdruͤcklich geſetzt und geordenet iſt. | 

Nu wirt ber proces in allen gerichten fuͤrnemblich darumb 
gehalten, das die ſache, dauon man vrteilen fol, dem Richter 
gewiſslich und gruͤndtlich befant werde, das er nicht allein auff 
bloffes hörfagen, oder argwon, und vngewiſſe vermütunge füffe, 
noch benfelbigen folge, fondern bee warheit gewiß ſey, damit 
niemant mit vnwarheit angegeben, vnd wnfchüldig verdampt 
werde. Wie gefthrieben ſtehet, wen ein menfch unter bir ge 
funden wirdt, der da vbels thut für ben augen des Heren, und 
wirt dir angefaget und höreft es, fo ſoltu mol darnach fragen, 
und wenn du befindefl, das es gewiß mar ift, das ſolcher grewel 
geſchehen ift, fo foltu denfelbigen menſchen firaffen. 

Derhalben wo das begangene laſter vnd ergernus, nicht 
gang eigentlich, gruͤndtlich vnnd gewiffe befant ift, (als das 


1530. CAEXıHE Welientmegitike Eonfiitsviolserunng. 


einer Öffentlich falſche Lehre Durch ben Druck halſtarriglich ver⸗ 
teidingte) und alfo das factum oder gefchicht nicht gan noto- 
rium vnd kundbar, fo fol ein Prediger niemandt Hffentlich mit 
namen in den Bann thun, der zuuoe nicht Durch einen ordents 
lichen procefö vermanet und oberzeuget ift, Vnd ſoll gleichwol 
die frage, ob diefelbe fünde notori und offenbar fey oder nicht, 
bey dem Superintendenten ober Paſtorn eins jeden orte nicht 
allein, fondern auff des Consistorij erfündigung, beduncken, 
vnd erkentnus ftehen, Vnd ift mit fonberlichem fleiß zumerden, 
der onterfcheidt zwiſchen den fünden und lafteren, die von trewen 
Predigeren und Seelforgeren zuftraffen feint, dann etliche laſter 
vnd fünde feint heimblich vnd verborgen, die dem theter oder 
Prediger, oder mweinig anderen leuten allein bekant feyn, vnd 
nicht die gange gemeine oͤffentlich geergert haben, Als wenn 
einer etwa mit einem jrtumb in der lehre behafft, den er doch 
nicht Öffentlich, aufgefprenget und verteidiget hette, oder wen ein 
Prediger allein wufte, das einer einen tobfchlag, oder andere 
fünde begangen hette, ober wen einer bed anderen perfon mit 
worten oder werden beleidiget hette, oder wie Augustinus mel- 
det, das etwan die frawen jrer menner vnzucht und Ehebruch 
den Beichtueteren anzeigen, nicht allein auß eiffer, fondern auch 
das fie fuͤr jrer Ehemenner buffe vnd ewige feligkeit forgfeltig 
feint etc. 

In ſolchen heimblichen ſuͤnden, fol und muß vor allen dins 
gen, vnd mit allem fleis und trewen, der befehlich Chrifli ge 
halten werden, So bein bruber wider dich fündiget, fo gehe hin 
vnd ftraffe ine zmifchen dir und jme allein, Denn, dieweil bie 
Prediger der fünder ſchand und gebrechen nicht verraten, fondern 
heilen, vnd jnen vergeben follen, fo ift nötig, das fie ſolche 
heimliche fünder ernftlich und in geheim, auff das aller trew⸗ 
lichte vnd vetterlichfte unterrichten, ond inen Gottes zorn vnd 
jree fünden gremwel, vnd bie ewige flraffe und verdamnus fürs 
halten, vnd fie auff das aller ernftlichfte ond trewlichſte zu der 
Buffe ond beferunge zu Bott vermanen, Wen fie nun die vers 
manung annehmen, jre fünde erkennen und befjerung zufagen, 
vnd die abfolution und des Herrn abendtmahl begeren, fol jnen 
ber Prediger diefelbe mitteilen, und jnen keine offentliche ſtraffe 
aufflegen,, fie aud) nicht von der Cangel nenmen, fondern fol 
die fünde die heimblich ift, heimblich Laffen bleiben, vb dem 
andern zu nachteil niemand auff erden vermelden, Wie von 
diefem fall, der heilige Augustinus gar deutlich und trewlich er= 
innert, mit diefen worten, So bein bruber wider dich fünbiget, 
(fpricht Chriftus) fo flraffe ine zwiſchen die und jme allein, 
warumb? Ey er hat wider dich gefündigt, Warumb fagt er 
aber, fo er wider bich gefündiget? Du weiſt es daß er gegen dich 
gefünbiget hat, fo gehe nun mit im allein an einen befonbern 
ort, wenn bu ine darumb ſtraffen wilt, was er an dir gefün- 
diget hat, den bieweil du es allein weiſt, das er gegen dich hat 
gefündiget, und wolteft in gleich wol für allen ftraffen, fo wuͤr⸗ 
deftu nicht fein beforderer zur befferung, ſondern fein verrether 
ſeyn, Darumb ſoll man die heimlichen fünden in geheim, die 
offentlichen aber offentlich ftraffen. | 

Etliche aber feint offenbare befante fünden, dardurch viele 
leute, oder eine gange gemeine Kirche und Verſamblung geer⸗ 
gert und geunehret wirt, als ba der Corinther feine Stieffmut⸗ 
ter offentlich zue Ehe hatte, vnd deſſelben laſters offentlich bes 
Bant war etc. Item, da ein falfcher lehrer offentliche jrthume 


1590. OXXxmE. Wicdienburgifche Conſiſtorialorvnung. 


vad Gottoleſterungen in ber offentlichen Prebigte ober Büchern 
verteidinget, da eine Obrigkeit mit offentlichen Mandaten vnd 
gewalt, daͤs heilige Predigampt vnd trewe Prediger verfolget, 
ba einer einen offentlichen Tobtfchlag, Meineidt oder Ehebruch 
begehet, der da bekandt, oder deffen er vberzeuget if. 

Mo nun dergleichen offentliche fünden begangen merben, 
die man nennet notoria peccata, vnd ſonderlich folche fünde, 
die im werde und in der that offenbar feint, und ſich ſelbſt als 
fo außweiſen, und allen oder vielen für augen flehen, vnd alfe 


" Belle am tage feint, das fie mit feinem glaubwirdigen ſcheine 


koͤnnen geleugnet werden, Item wo notoria iuris, das ift 
folche fünden verhanden feint, welche einer ſelbs williglich be⸗ 
tandt hat, oder derfelben mit gründtlichem beweiß oberzeuget IR. 

In folchen fellen ift auch nötig, das ehe man zu dem offent> 
lichen Bann greiffet, die fünder vorhin ernftlich und hart mit 
Gottes wort geftzaffet und zur buffe vermanet menden, aber 
dieſes ift nicht allezeit nötig, das fie in geheim, oder zwifchen 
dem Prediger und theter allein angefpsochen vnnd vermanet 
werden, fondsen es foll der Seelforger neben feiner ftraff und 
vermanung dem Consistorio felche offenbare fünde anmelden, 
vnd warn dad Consistorium bdisfelbige vor notoria kundtbar, 
offentlih, vnd vnuerneinlich heit und erfendt, auch dauon vr⸗ 
theilt, das die gantze Kirchen dadurch entwader mit falſcher Lehre, 





331 


Zeuberer, muthwilligen verechter des Predigampts und der hei 
gen Sacrament, auffruͤrer, todtſchleger, Ehebrecher etc. in 
den Öffentlichen Bann verkuͤndigen, vnd auß ber Chriſtlichen 
gemein außſtoſſen vnd gang abſchneiden wil, So ſollen die Su- 
perintendenten vnnd Prediger allein nicht auß eigenem gut⸗ 
bünden, die Leute oͤffentlich mit namen in ben Bann thuen, 
Sondern zmuor dem Consistorio Anzeigen, und damit folgender 
Proces gehalten werden. 

Erſtlich, ſoll der Paſtor vnd Prediger denfelben offenbaren 
ſuͤnder oder ſuͤnderinn zu ſich forderen, oder felbſt anſprechen, 
und jne allem, oder In gegenwertigkeit zweier oder dreier vnuer 
dechtiger, vnuerwuͤrffiger Zeugen trewlich vnd ernſtlich, und 
doch ohne alle hoͤniſche bitterkeit vetmanen vnd bitten, Das et 
feine fünde erkenne, ſich für Gottes zorn, vnd bet ewigen ver⸗ 
damnus, deren et alle ſtunde vnnd augenblick zuerwarten habe, 
fürchte, warhafftige hertzliche Rewe und Leid vober feine ſuͤnde 
habe, vnd ſich zu Gott bekete, ſein leben beſſete, vnd die Ehriſt⸗ 
liche Kirche, die er lange zeit geergert, vmb verzeihung bitte, 
ſolche vermanung ſol der Pfarrherr ein mal oder zwey thun, 
vnd darbey vermelden, wo der fuͤnder nicht wuͤrde von ſeinem 
vngebuͤrlichen laſter abſtehen, vnd Buſſe thuen, ſo wuͤrde er 
gedtungen, vermoͤge ſeins ampts, andere wege mit jme fuͤtzu⸗ 
wem, dero er doch für feine perſon lieber wolte vberhoben 


oder boͤſem leben geergert wirt, fo ſoll alßdan der Prediger auch | feyn. 


offentlich diefelbige offenbare fünber vermanen, vnnd mit Got⸗ 
tes wort flraffen, wie S. Paulus den Apoftel S. Petrum, ba 
er mit feiner heucheley die gange gemeine zu Antiochia ergerte, 
nicht heimblich zreifchen jnen beiden allein, fondern für allen 
zubörern offentlich vermanet und geflraffet hat, alfo befehlet er 
auch Zimotheo: Die da fünbigen, die ftraffe für allen, auff das 
fi) die anderen barfür ſchewen, Vnd Chriſtus vermanet die 
Phariſeer nicht heimblich zwifchen jn vnnd inen allein, fondern, 
dieweil fie Öffentlich falfche lehre verteibingten und die warheit 
verfolgeten, ftraffet er fie fuͤr allen zuhoͤrern: Ir feit von dem 
Vatter dem Teufel etc. Mie auch Johannes der Teuffer zu 
den Pharifeern fagt: Ir Ottern gezicht. ° 

Vnd iſt ſolche offentliche ſtraffe der öffentlichen ſuͤnder, und 
bie heimbliche abweifunge von den Sactamenten, die in der 
Beicht oder fonft priuatim gefchicht, Bein bann oder Sffentliche 
aufftoffung oder vermerffung auß der Gemeine Gottes, fonder 
er ift der erfle gradus Kirchen flrnff, Nemblich die vermanung 
zur Buſſe und beferung, und wenn dee Sünder dieſelbigen an- 
nimspt, oder in todts nöten vmb verzeihung feiner ſuͤnden, vnd 
vmb die Absolntion vnd bas hochwirdige Sacrament bittet, 
So iſt weiter keiner Kirchenſtraffe von nöten, Sondern ber 
Prediger, fol den krancken, wenn er gefordert, befuchen „und 
in gegenwertigkeit dreier ober vier zeugen, feine ſiinde und Got⸗ 
tes zorn , und die verdiente ewige verdbumus, ernflläch fuͤrhalten, 
Wenn er mm vermedet, das dem beancken feine ſuͤnde leid 
fein, und das ex bie abfolution ernſtilch begert, vnd beſſrrunge 
zwfaget, und bie beleidigte Kärchen vmb werzeihung ſeiner exe 
gernud bitten wil laſſen, So feb jn ber Prediger, ohne auff⸗ 
legung einiger weiterer ſtraffe oder satisfaction, mit dem Evans 
gelte Chriſti troͤſten, un won: feimm ſuͤnden abſoduioren, und. 
mit dem hochwirdigen Saerament verſorgen 

Wan aber ein Puſtor, feinem von Bott beſohlenon ampt 
nad, einen oͤffentlichen bekanten Gottsleſterer, Rottenzeiſt, 





Wann nun dieſe vetmanung ſtatt findet, und ber gefallene 
fuͤnder vmb votrzeihung bittet, So tft Reiner Kirchenſttaffen 
mohr vonnoͤten, ſandern es follen jme die prediger auff fein be 
ger, die Abſolution mittheilen, und zur gemeinſchafft der hoch⸗ 
an Sactamenten vnd aller Kirchen recht vnuerhindett 
Zunm andern, Wann dee offenbar flrider Feines’ Paſtors 
vettrelichr vermanunge verachtet, ober In ſeinen ſuͤnden trotzig⸗ 
lich und ruchloß fortferet, fo fol jne das Consistorium, fo balb 
«8 dauon berichtet, ex oficio Citieren, Oder es foll der Paſtor 
dem Kirchengeticht oder Consistario anzeigen, Nach dem be 
fehl Chriſti: Die Ecclesiae, vns Paulus: indieef Eeclesia etc. 
Es nennet aber Chriſtus, die Kirche oder Gemein, nit 
benn gemeinen, vnuerſtendigenn, vnerfahten Poͤfel, auch nicht 
einen Dyranniſchen Bapſt oder Blſchoff allein, viel weiniger 
öffentliche Feinde des Euangeltij, Sondern die fuͤrnembſten 
Gliedtmaſſonn, der warenn Kirchen, Nemblich, Gottſelige, 
Chriſtliche, gelahrte, verſtendige Mennere, vnnd Elteſten, nicht 
alleine von Paſtorn vnd predigeren, Sondern auch von ande⸗ 
ren verſtendigen Chriſten auß allen Stenden, denen die Gemein 
Gottes dev Kirchen gesicht befohlen hat, wie Chriſtus daſelbſt 
Math. 18. fpricht, Wo zwen oder drey vetſamblet fen, in mei⸗ 
nem namen‘, ba bin ich mitten vnder jnem 

Vnd ſon das Consistorium: denſelbigen arigezelgten, un» 
bußferngen, hartnecbigen Ouͤnder auff eine deflimbto zeis für ſich 
forderen dund Citiern, mic anzeigung, was nach verlauffenem 
Lenin, nach Gottes wort vnd befehl, wider Pre’ folk fuͤrhenom⸗ 
men, vnd au procedieren befohlen werden. 

Zum: draͤtten, Wenm dev, ſo mit einem“ ſtrafflichen jetumb 
in der Lehre, ober anderen oͤffentlichen laſteren boſchmitzt iſt 
für ven Consistorio erſchoinet Soll a nachmals trewlich vnd⸗ 
ernfllich vermnmet werden‘, dort ſehnem jrramb vnd laſteren: ade 
zuſtehrn, Vnd wann er das factum aan, oder ſeine gefaſte, 

| 42 * 


392 


jerige meinunge, ober ſtrafflichs Leben, noch für recht, und uns 
firefflich verteidingen würde, fol er, mas das factum belangef, 
durch zweier oder dreier unuerdechtiger onuerwürffiger zeugen 
munbdt, mas aber die jrrige Lehre belangt, mit Gottes wort, ond 
der reinen Kirchen gezeugnus, feine jrtumbs heil und deutlich 
vberwiſen werden, Wann er aber alfdann noch die vermanung 
annimpt, und von feinem jrtumb, ober ergerlichem leben abs 
zuftehen, ond den jrtumb zu widerruffen, zufagt vnnd vmb vers 

hung bittet, Sol er von dem geiftlichen gerichte, mit Beiner 

affe ferner beladen werden, ſondern es foll der Paftor feine 
bekerung vnd widerruff des jrtumbs der Kirchen anzeigen, Das 
mit die jennigen, fo durch feine falfche Lehre, ober ſuͤndlichs le⸗ 
. ben geergert, vnd verführet feyn, widerumb zu rechte gebracht, 
vnnd onferm Herrn Chrifto gewonnen werben. 

Es fol aber ein ſolcher bußfertiger, von wegen feiner bes 
ferung ond widerruffs, des gehabten jrtumbs vnd begangenen 
fünden, in teine bürgerliche anruͤchtigkeit, oder infamiam ge- 
fallen ſeyn. 

Zum vierbten, Wann aber die Öffentlichen, unbußfertigen, 
balftarrigen fünder, bie entweder mit falfcher Lehre beflecket feyn, 
und dauon nicht abftehen wöllen, oder in Öffentlichen Laftern 
halftarrig ligen bleiben, Auch des Consistorij vermanung tros 
Biglich verachten oder verfpotten, oder auff gebürliche Citation 
muthwillig nicht Compariern würden, fo follen fie in der Kin 
chen ober Kicchfpiel, darin fie wohnen, durch eine öffentliche 
Genteng des Consistorij von ber Cangel mit namen in den 


Bann verfündiget, vnd auf ber gemeinfchafft ber Heiligen ver⸗ 


ftoffen werden, Nach der Ichre Chriſti, Matth: 18. Sit tibi 
velut Ethnicus et publicanus etc. Halt ine ale einen Heiden 
und Zölner, der kein gliedtmaß der Chriftlichen Kirchen, Sons 
been von Gott verflucht, vnd ewig verdampt ift, wo er ſich 
nicht widerumb zu Gott beferet. Vnd S. Paul: 1. Eorinth: 
5. Ich zwar , ale der nicht mit bem leibe ba bin, doch mit dem 
Geifte gegenwertig, hab befchloffen ober den, der ſolchs alfo 
gethan hat, in bem namen vnſers Herrn Jeſu Chriſti ine zu⸗ 
übergeben dem Sathan, zum verberben des fleifches, auff das 
der Geiſt felig werde, am tade des Herrn Jeſu. 

Wir erkennen ung au fhüldig, mit Chriſtlichem Eiffer 
vnd ernft uber diefer Kirchen ſtraff zuhalten, Vnnd fo ber ver: 
bannete fünder, den Bann freuentlicy verachten, und Iefterlich 
dauon reden würds, So möllen wir jnen barumb, in ſchuͤldige 
ſtraffe nemen. 


Forma ber Ercommunication. 


Lieben freunde, Ir wiſſet das Gotts ewige weißheit vnd 
gerechtigkeit, dieſe vnwandelbare ordenunge vnd regel eingeſatzt 
hat, vnd mit allen menſchen ohne vnterſcheidt helt, das alle 
menſchen entweder ſeinem Goͤttlichen willen gleichformig vnd 
gehorſam ſein, wie er in ſeinem wort, den gehorſam geordenet 
hat, Nemblich, das die menſchen, jre ſuͤnde vnd ſchwacheit er⸗ 
kennen ſollen, vnd an Chriſtum gleuben, vnd vergebung der 
ſuͤnden, vnd den heiligen Geiſt empfangen, vnd forthin nicht 
mehr wiſſentlich vnd willig ſuͤndigen, ſondern im glauben vnd 
guten gewiſſen leben ſollen, Oder, wann ſie Gottes wort vnd 
willen nicht gehorſam ſeyn, vnd ſonderlich, wan ſie muthwillig, 
wiſſentlich, vnd beharrlich, mit offentlichen, euſſerlichen, groben 
laſteren, es ſey mit falſcher Lehre, oder ruchloſem leſterlichen 


150506. CXXXIH Meckleubargiſche Confiſtorialorvnug. 


leben ſuͤndigen, vnd dauon nicht abſtehen wollen, das fie alß⸗ 
dan fuͤr Gott verflucht vnnd verdampt, vnnd mit erſchrecklichem 
zorn, vnd mit grawſamen ewigen ſtraffen verſtoſſen werden. 

Damit nun die menſchen von dieſem gerechten vnd graw⸗ 
ſamen zorn Gottes wider die ſuͤnde, vnd von den ewigen ſtraffen 
erinnert werden, ſo hat Gott nicht allein der weltlichen Obrig⸗ 
keit befohlen, die oͤffentlichen euſſerlichen ſuͤnden vnd miſſetha⸗ 
ten zuſtraffen, ſondern hat auch allezeit in ſeiner Kirchen dieſe 
ordenung gehalten, Das alle, die wiſſentlich vnd williglich, wi⸗ 
der Gotts wort vnd willen ſuͤndigen, nit allein durch Gotts 
wort darumb geſtraffet, ſondern auch, wann fie die vermanung 
vnd wortſtraff verachten, mit dem oͤffentlichen Bann auß der 
Chriſtlichen Kirchen gemeinſchafft außgeſtoſſen, und als vn⸗ 
duͤchtige, vngehorſame glieder abgeſchnitten vnnd verworffen 
werden. 


Nun wiſſet je, wie in dieſer Kirchen N. N. bißhero, öffent 
liche falfche lehre, und Rotterey außgebreitet, vnd verteibinget, 
(oder ein Öffentlicher befanter tobtjchleger, Ehebrecher, hurer, 
wucherer, trunden bolg iſt. Derhalben er auch etliche mahl, 
von mir als feinem Paftor, in beymwefen zweier, oder dreier zeu⸗ 
gen, Lestlich auch von dem ermirdigen Consistorio, trewlich 
vnd ernftlich vermanet tft, von biefem jrtumb, oder lafter abs 
zuftehen, vnnd fi) mit Gott vnd der geergerten Kirchen zus 
uerfönen. 

Dieweil er aber alle trewe vermanung verachtet, und in 
feinem muthwilligen vngehorſam, wider Gottes wort und wil⸗ 
len, trotziglich vnd halftarriglich verharret, fo hat das Erwir⸗ 
dige Consistorium befchloffen, und mir befohlen, demfelben 
ungehorfamen, hafftarrigen verführer, (mann er falſcher Lehre 
halben verbampt wirt) oder Sünder, N. N. in diefem Kirche 
fpiel mwonhafftig, auff heutigen Sontag in ben öffentlichen 
Bann, abzutündigen, vnd auß biefer Chriftlihen Kirchen ge- 
meinfchafft außzufchlieffen. 

Derhalben ih, als diefer Chriftlihen Kirchen gemeiner 
biener, vnd Seelforger, in dem namen vnſers Herrn Jeſu 
Chriſti diefen vunbußfertigen offentlichen (verführer, lafterer, 
ehebrecher, hurer, wucherer) N. N. dem teuffel jgundt vbergebe 
zum verderben bes fleifches, auff das fein Geift felig werde am 
tage des Deren, mann er ſich widerumb beferen wict. 

Verkuͤndige im hiemit Gottes ſchrecklichen zorn vnd uns 
gnad, vnd das er von aller gemeinſchafft aller heiligen im Hi⸗ 
mel, vnd auff erden außgeſchloſſen vnd abgeſchnitten, vnnd mit 
allen Teuffelen in ber helle verflucht vnd ewiglich verdampt fey, 
ſo lange er in dieſer vnbußfertigkeit verharret. 

Verſage im auch hiemit alle Kirchenrecht, vnnd aller heili⸗ 
gen Sacrament gemeinfhafft aufgenommen bie anhörung ber 
Predigt. Bitte auch, und vermane alle Chriften, das fie mit 
diefem N. N. forthin nichts zufchaffen haben, vnnd ſich feiner 
gemeinfchafft gang entichlahen, nicht mit jme eſſen oder drin⸗ 
den, jne nicht zu Beuattern bitten, zu keiner Hochzeit, ober 
anderer ehrliche gefelfchafft laden, auch auff der firaffen oder 
fonft nicht geüffen, Damit er befchehmet und gebemütiger 
werde, und feine fünde deſto ehr befenne, und fi zu Gott 
befere, Vnd mit der Chriſtlichen Kirchen, die er mit feinem 
ungehorfam, zum böchften beleibiget, vnd geergert hat, ver⸗ 
füne ete. 


DL) 





— 


1500. OXXEEEE. Vreckleuburgiſche Confiſtorialorduung. 


Bon Excention des Vannes. 
Alß baldt ſolchs durch den Pfarrherr verrichtet, ſol vnſer 
Amptman, oder Kuͤchmeiſter, wie es jm von vns jeder zeit vnd 


‚von jeder perſon infonderheit beuolen wirdt, ber außgeſchloſſenen 


perſon alle hochzeit, wirtsheuſer, vnd andere ehrliche geſelſchafft 
verbieten, vnd daruͤber den andern vnſern vnterthanen verkuͤn⸗ 
digen, wo einer, oder mehr befunden, ſo mit derſelbigen in 
den wirtsheuſern, oder andern ehrlichen verſamblungen zechen 
halten, das der, oder die, der gepuͤr nach geſtrafft werden ſollen. 
Doch ſol ſolcher perſon jre weltliche handtirung mit kauffen 
vnnd verkauffen nicht abgeſtrickt ſeyn. 

Es ſoll auch ein ſonderlich geſtuͤel in der Kirchen beſtimbt 
werden, da die verbandte perſon alle Sontage, vnd Feiertage 
zur zeit der Predigt ſtehen, vnnd auff die Sontage, da das 
Nachtmahl gehalten, ſoll alwege der Custos ſolcher perſon nach 
der Predigt, vnd gebet vor anfang des Nachtmahls auß der 
Kirchen durch das volck hinaus fuͤren, bis der Suͤnder ſich ler⸗ 
net ſchemen, vnnd ein Chriſtlichen wandel an ſich nemen. 

Es ſoll auch alweg dem Amptman, Kuͤchmeiſter, Stadt⸗ 
uogt, oder Rath deſſelbigen orts beuolen werden drauff zu ſehen, 
damit die aufferlegte Kirchen ſtraff ordentlich, vnnd, wie ſichs 
gebuͤrt, volſtreckt, vnd gehandthabt werde. 


Bon Wbfolution vom Bann. 


Würde nun bie excommunicirte perfon eine Chriftliche 
probe thun, und ein züchtig gehorfam leben, von zeit der auff⸗ 
erlegten Kicchenflraff anfahen zu füren, vnd vmb gnade zubits 
ten, So fol der Pfarrher des orte, auch Amptman, und gericht 
onfere Kirchenräthe fchrifftlich dauon berichten, Als dann fol 
vnſer Consistorium den excommunicirten ber Kirchen ſtraff 
toiderumb ledig erfennen, vnd bem Pfarchern beffelbigen orte 
beuehlich thun, den excommunicirten widerumb oͤffentlich in 
der Kirchen vngefehrlich auff folgende weiſe, oder wie jederzeit 
der verhandlung, vnd beſſerung nach beuohlen wirdt, zu abſol⸗ 
uiren, vnd auff ben negſten Sontag nad) empfahung bes bes 
uelichs der Kirchen zu verſoͤnen, Nemblich. 

Ihr geliebten in Chriſto, nach dem bis anher dieſer N. 
ein zeitlang von wegen ſeiner mißhandlung, vnd verſtockung 
auß der heiligen Chriſtlichen Kirchen, als ein vnnutz gliedt, ab⸗ 
geſondert, vnnd von dem heiligen Sacrament des Nachtmals, 
auch andern ehrlichen Kirchen verſamblungen außgeſchloſſen ge⸗ 
wefen, vnd aber ſich ſeidher auß Gottes gnaden in dieſer ſtraff 
gehorſamblich, geduͤldig, vnnd Chriſtlich gehalten, auch ver⸗ 
ſprochen, er wolle forthin durch Gottes gnade ein Chriſtlich vn⸗ 
ergerlich leben fuͤren, So haben die verordenten des Consistorij 
nad) empfangenen bericht, und eingenommener kunbtſchafft er⸗ 


383 
Eennet, das der bemeite N. feiner Kirchenſtraff zu dieſem mahl 
vergangener ſachen halben erledigt, und miberumb zu der ems 
pfahung des heiligen Sacraments des Abentmals, auch andern 
ehrlichen Kirchen verfamblungen zugelaffen werde. 

Vnd follet je alle hierauff verwarnet ſeyn, fleiffig zu bitten, 
das der almechtige barmbergige Gott biefem N. und uns allen 
unfere ſuͤnde durch Iheſum Chriftum gnediglich vergeben, und 
mit dem heiligen Geift begnaden wolle, das wir bis in vnſern 
todt ein züchtig ehrlich Leben füren, durch Iheſum Chriſtum 
onfern Herrn. 


Darauff fol der Pfarcherr den excommunicirten, So vor 


angefiht der gemein nider gefniet, die Öffentliche Beicht, vnd 
alßbalt auch die absolution, wie die in vnſern Kirchen vblich, 
fürfprechen, und den actum Ecclesiae mit dem gewönlichen 
Geſange befchlieffen. 

Do aber die excommunicirte perfon Eein befferung erzeigt, 
vnd alfo in tödliche kranckheit fiele, Sol der Pfarrherr aber» 
mahls allen fleis fuͤrwenden, das fie jre fünd erkenne, und der⸗ 
felden von wegen Iheſu Chriſti ledig gefprochen zu werben bes 
gere, auch befjerung jres lebens vorfpreche.. Da nun buch 
Gottes gnabe foldyes erlangt, foll dee Pfarherr fie absoluiren, 
vnnd auff jhr beger mit dem Nachtmahl Chrifti teöften, vnd 
verfehen. 

Im fall aber, da die excommunicirte perfon,, ohne befie 
rung auß diefem leben abſchiede, fo fol das Pfarruold nicht 
bey derfelben Begrebnus feyn, Sondern jme, als ein abge 
ſchnitten Glied von ber heiligen Chriftlichen Kirchen, vergra⸗ 
ben laffen. 

Es follen auch bie Pfarrherrn mit allem fleis je Pfarruolck, 
zu feiner gelegenen zeit vnterrichten, das die ordentliche Ex- 
communication keins wegs zuuerachten, Sonder wie bie Com- 
munion vnd gemeinfchafft der heiligen Chriftlichen Kirchen fey 
ein gemeinfchafft aller Goͤtlichen Himliſchen güter, Alſo fey 
auch die ordentliche, vnnd rechtmeifige Excommunication ein 
Beraubung alles zeitlichen, vnnd ewigen Heils. 

Jedoch, da die mißhandlung fo lefterlich, und ergerlich, das 
die flraff nicht mol ohne merdlichen nachteil, vnd ergernuß ber 
Kirchen verzogen, vnd obgelauter mafjen nad) einander gehan= 
delt werben möchte, fo fol ohne vorgehenbe ermanung der 
Pfarrherr des orts, da bie ergerliche perfon geſeſſen, folches 
feinem Superintendenten mit guten ombflanben berichten, Das 
mit es fürter ohne verzug an vnſern Kirchen Raͤth gelanget, 
vnd befcheid darüber erholet werben möge. 


ENDE. 
Allein Sott die Ehre. 


® 


BB 1808. CXXXW. Redienburgifhe Enperiutendenten· Orduuug. 


CXXXIV. 


De doctrina et ceremonlis sinceri eultus divini ecclesiarum ducatus Cur- 
landiae, Bemigalliaeque ete. in Livonia. 


Kirchen Ordnung Wie es mit der Lehr Göttliches worte, aufstheilung der heil. bochw. Sa: 

erament, Ehriftlichen Geremonien, Drdentlicher vbung, ded waren Gottesdienſts, In den Kirchen des Herzogthumbs 

Shurlandt vnd Semigallien in Liefflandt, fol ſtetes vermittelft Göttlicher hülff gehalten werden. Anno salutis 
1570. 323. 4. 


Die vorftehenb verzeichnete, von bem Superintenbenten Aleranber | erforderlich erfchlenen ift. Die Anordnung entlehnt fie der Med- 
Eichhorn aus Lemgo entworfene K.:D. trägt fo durchaus den Zy= | Lenb. 8.=D. v. 1552. (Rr. XCII.) Außerdem finden fich viele 
pus ber Iuther. K.sD., daß eine Mittheilung ihres Inhaltes nicht | Anklaͤnge an bie kirchl. Drbnung des Herzogth. Preußen. - 


1571. 


CXXXV. Ä 


Constitution der Serbogen zu Meckelburgk, ete. Wie es hinfüro mit Den Superinten> 
dengen, auch Kirchen perfonen und gütern vnd etlicher dabey befundener mengel halben in 3. F. ©. Landen gehalten 
werben fol. Gebrudt zu Roftod durch Jacobum Lucium. Anno 1571. 11 Bl. 4. 


Ueber dieſe Superintenbenten-Drdnung vergl. Wiggers, 
Mecklenb. Kirchengefh., S. 160 ff. 


* * * 


Bon Gottes gnaden, Wir Johans Albrecht onnd Vlrich, 
gebrudere, hertzogen zu Meckelburgk, Fuͤrſten zu Wenden, 
Sraffen zu Schwerin, der Lande Roſtogk und Stargardt Herrn, 
Entpieten allen und yeden unfern vnterthanen, und vortwanten, 
onfern gnedigen grus zuuor, vnd geben euch hiemit gnedichlich 
zuerkennen, Als wir in onferer Zürfllichen tegierung, fürnems 
lich das Reich Gottes, und die Ehr vnſers Deren und Hey: 
landts Iheſu Chriſti zubefürdern, vnnd vermuge vnferer Chrifte 
lichen im Öffenen Drüd ausgegangenen Kirchen ordnung, die 
teine lehr des Euangelij, rechten gebrauch ber hochwirdigen 
Sacrament, Ehrliche zucht, leben und wandel, ordentlichen bes 
tuff ond einweifung der Kicchendiener in jhr predigampt, recht⸗ 
melfige Kirchen gericht, ober die Ehefachen, Kirchen vnd ſchul⸗ 
diener, gebürliche verwaltung ber Kirchen güter, zu notturfti⸗ 
gem vnterhalt der Kirchen, Schulen, Dofpitalien, vnnd dero 
gebeuden,, audy Examination der Stipendiaten, fo zum ftudies 
ten, und lernung Gottesworts, und guter Künfte von uns vor⸗ 
legt werben, trewlich zubeſchuͤtzen und zu handthaben, une ſchul⸗ 
dich erkennen, auch vermittelft Gottlicher hülff wolgenaigt ſeint. 
Vnd aber von vunfern lieben andechtigen, und getrewen, den 
wirdigen vnd hochgelarten vnſern Superintendenten und Theo: 
logen berichtet werden, mie berfelben unferer Chriftlichen Kir: 
henotdnung, in etlichen notwenbigen ftuden bey vielen wenig 
folge gefchehe, darzu fie vnſere, als der Landts Fürften und 
Dberften fhägheren, und Patronen, der in vnferen Fürften- 
thumen vnd Landen gelegenen Kirchen, gnedige hülffe unnd bes 
fürderung vntertheniglich angeruffen, das wir demnach in dies 


ferer Chriflfichen Kirchen Ordnung, vff vorgehabten reiffen 
Kath, vnſere erflerung vnd beftendige entliche mainung vers 
faffen lafjen, aud) unfern Superattendenten, Amptleuten, Pas 
tronen ber Kirchen, Oeconomis, Kirchengeſchwornen, vnd allen 


“andern bie ſolchs angehet In Krafft diefer vnſer offenen Con- 


stitution, hiemit ernftlid eingebunden und aufferlegt haben 
wollen, das fie vber biefer unfer Ordnung in allen nachgefegten 
puncten trewlich vnd feftiglich halten. 

Anfenglich, vnd zum erften, fol allen vnd ydern vnſern 
Superintendenten, Paſtorn, Seelforgern,, Kirchen und Schub 
dienern hiemit obliegen, aus ſchuldigem tragenden ampt, dar 
auff zufehen und gutt achtung zu geben, damit angeregter vn⸗ 
ferer publicierten Kirchenorbnung in allen ſtucken burchaus 
nachgelebt, vnd die in unfern Kirchen abgefchaffte, offenbahre 
misbreuche, abgötterey, funde, und lafter, nicht widerumb eins 
reiffen, viel weniger daruber, als nun mehr, Gott Lob, kundt⸗ 
bahren, Maren vnd hellen ſachen, auff fondesliche weitere befelch 
von hoff gefehen, vnd gewartet werde. 

Zum andern, damit alles defto ordentlicher vnd richtiger zu⸗ 
gehe, So follen Hinfüro alle vnſere Lande und Fürftenthumb 
in ſechs unterfcheidtliche krais ausgetailet, vnd vber einen ygli⸗ 
chen krais ein befonderer Superintendens verordnet werden, dem 
die nechſtgelegene vnd geſeſſene Kirchen, vnd Paſtorn angewie⸗ 
ſen ſeyn ſollen. Als nemlich der erſte krais ſoll ſeyn in vnſerm 
Hertzogthumb Meckelburgk, und ſoll bee Superintendens in uns 
fer ſtadt Wiſmar feinen fig haben, vnd unter feine Superin⸗ 
tendeng gehören vnſere Stadt und Empter, Wilmar, Meckel⸗ 
burg, Buckow, das Landt zu Pölen, Temptzin, Neukloſter, 
Gadebuſch, Rehne, Sternebergk, Greuifmählen, Darffom- 

Der ander krais fol fein in vnſerm Sürftenthumb zu Wen⸗ 
ben, vnd föl ber Superintendens feinen fig in vnſet Stabt 


fem offentlihen Mandat, von etlichen berfelben articuln, vn⸗ | Guftrom haben, unnd in feine Superintendeng gehören nach⸗ 


1508. CXxXVv. Mockleuburgiſche Superiutendenten⸗Oednung. 


folgende Empter und Stedte, Guſtrow, Malchin, Wahren, die 
Stadt, Clofter, und das Lande zu Malchow, Tetrow, Roͤbel, 
Gracow, Lage, Stouenhagen, Juenack, Dargun, Nienkalfen, 
Beull, das Cloſter Dobbertin. 

Der dritte krais, Soll gleicher geſtalt in vnſerm Fuͤrſten⸗ 
thumb zu Wenden ſein, vnnd der Superintendens ſeinen ſitz 
in vnſer Stadt Parchim haben, in deſſelben Superintendentz 
ſollen gehoͤren, die nachfolgenden Empter vnd Stedt, Parchim, 
Goltberg, Grabow, Newſtadt, Luptze, Plage, Eldenom, Doͤ⸗ 
mitz, Goͤrloſen und Mernitz. 


Der vierdte krais, ſoll ſein in vnſer graffſchafft Schwerin, 


vnd ſoll der Superintendens feinen fig in onfer Stadt Schwe 
ein haben, vnnd neben dem Bilftumb Schwerin onter feine 
Buperintendeng mit gehören, die nachfolgenden Empter unnd 
Stedt, Schwerin, Hagenow, Walsmöhlen, Wirttemburg, Zer⸗ 
rentin, Bolgenburg und Griuig. 

Dee fünffte Erais, fol fein in vnſerm Bande zu Roſtogk, 
vnd foll der Superintendens in unfer Stadt Roſtogk wohnen, 
vnd unter feine Superintendeng gehören, vnſere Stadt Roſtogk 
fampt den nachfolgenden Emptern vnd Stedten, Ampt Stadt 
vnd Cloſter Ribnig, Dobran, Marienehe, Schwan, Gnuͤgen, 
Eroͤrzun, Teſſin, Sultz, vnd Marlow. 


Der Sechſte krais, ſoll fein in vnſerm Lande zu Star- | 


gardt, vnd der Superintendens feinen fiß haben, in vnfer 
Stade Newenbrandenburgk, und unter feine Superintendeng 
gehören vunfere Stadt Newenbrandenburgk, fampt den nach⸗ 
folgenden Emptern, vnnd Stedten, Stargardt, Fridelandt, 
Waldeck, Wredenhagen, Feldtbergk, Fuͤrſtenbergk, Weſenbergk, 
Strelitz, Myrow, Nemerow, Wantzkow, Broda. 

Vors dritte ſoll in einem ydern krais dem Superintenden- 
ten zum anfang, befholen fein, fi) neben den ampleuten ei- 
nes ydern orts, in feinem gangen befholenen krais, aller Kirchen 
namen, gelegenhait, einkommens, vnd mit mas Paflorn fie 
vorforget feint, zuerfündigen, vnd dauon eine richtige vorzaich- 
nus zumachen. Zu folhem behuff foll in einem pbern krais 
ein tuchtiger Notarius, oder ſchreiber beftellet fenn, der dieſem 
werd, bis es vorrichtet, genglic) oblige, und ausmwartte. Go 
folen auch die Bücher der in vnſerm gangen Lande hin und mi: 
der alberait gehaltenen Visitationen, oder die noch zukunftiglich 
gehalten werden moͤchten, gezwifacht abgeſchrieben, vnd ein Ex⸗ 
emplar dauon dem Consistorio, das ander dem Superinten- 
denten , in einem ydern krais sugeftellet werden. 

Vnd damit diefes alles vmb fo viel ordentlicher und ſchleu⸗ 
niger ins werck geftellet werben müge, fo wollen wir in bie 
Instruction vnſerer Visitatorn, barin dan ohne das neben ben 
Theologen, vnd Superintendenten etliche aus dem mittel vn⸗ 
feree Land und Hoffrethe verordnet feint die amptleut eines 
wern orts mitfeßen, vnd den andern adiungieren, welche hie⸗ 
mit onfern auftrudlichen ernften befelch haben follen,, in denen 
dingen, die Gottes wort, und onferer ausgangenen Kirchenord⸗ 
nung gemes, auch vor fich ſelbſt vnſtreittig, Schlecht vnnd recht 
feint, auff der Visitatorn vnnd jhr ſelbs ratſames mit gutbe⸗ 
duͤncken, ſchleunige Execution, vnnd wirckliche volſtreckung auch 
vnſer vnerſucht, zuthun, damit nicht, wie bißhero geſchehen, 
aus mangel der execution das gantze werck der Visitation ohne 
frucht abgehe vnd erſitzen pleib, vnd daher der Chriſtlichen Kir⸗ 
chen vnwiderbringlicher ſchade vnd nachtail erwachſe. 


Gleicher geſtalt verpieten wir auch hiemit, vnſern Cantze⸗ 
leyen, vnd ſonſt menniglichen, das ſie in allen andern dingen, 


die mit gutem, vorgehaptem rath, vnd mit vnſerer, als der 


Landtsfuͤrſten beſtettigung vnd ratification durch die Visitatorn 
alberait einmal verordnet fein, oder zulunftig verordnet werden 
möchten, keine vorenderung fürnehmen, Sondern da die nots. 
turfft einige vorenderung darin erhaifchen würde, das ſolchs 
durch die verorbente Kiechenrdthe, oder Consistorium, mit rath 
vnnd vorwiſſen, der ienigen, bie es mit betrifft, und die daran 
interesse haben, es feien gleich Kirchen diener, oder weltliche 
perfonen gefchehe und vorgenommen werde. 

Was dan Zum vierdten den beruff oder Vocation der Kits 
hendiener betrifft wollen wir keines weges geftadten, das in 
unfern Landen, yernandts für einen Paftor, oder Kirchendies 
ner gefürbert, oder geduͤldet werde, ber nicht ordentlicher weiſe 
zum predigampt beruffen vnd eingefeg iſt. Es gehört aber zu 


| einem ordentlichen beruff, neben dem Chriftlichen gebet, Erſt⸗ 


lich erwelung ber perfohnen, die zu lehren tuchtich,, ond im les 
ben vnſtreflich fein, Welche wehlung oder nomination wir, als 
die niemanden fein recht zunehmen, oder abzufchneiben bedacht, 
nad) alttem herkommen, vnd gewonhait den Patronen gnedig⸗ 
(ich geſtadten und nachgebenn. 

Darnad) das die nominierte perfon bem Superintendenten 
be8 orts praesentieret, von jhm in beyfein bes Presbyterij, 
das iſt etlichen Praedbicanten in Göttlicher ſchrifft von der 
fumma Chriftlicher lehr vleiffig examiniert und verhöret, Und 
fo fern er tüchtig befunden, und vorhin im ampt nicht getvsfen, 
ordiniert und beftettiget, jhme auch deffen ein vhrkundt mitges 
tailt werbe, 

Wo er aber zuuor anderswo im ampt geweſen, foll er body 
gleichwol ohn verhör und approbation des Superintendenten 
nicht angenommen werben, ber ban auch von ihme fenne kundt⸗ 
fchafften der ordination und feines gefurten lebens und wan⸗ 
dels fördern fol. Wie dan auch gleichsfals diefes ſoll gehalten 
werden, wann die Patronen vmb einen Pfarheren bey dem Su- 


' perintendenten anfuchen , vnd keine gewiffe perfohnen, darzu 


praesentieren, das ferner bie perfohn, fo obgemelter weiſe 
thüchtig befunden, fie fey von dem Superintendenten oder den 


| Patronen nominiert und fürgefchlagen, von jm, dem Superin- 


tendenten, gegenwertig ober fchrifftlich (mie ſolchs von jhme 
erfordert) eingefogt und angemiefen werde. 

Vnd war der Praedicant alfo beftetiget, fol keinem Pas 
tronen, amptman oder anderer vntern Obrigkait, noch dem 
Superintendenten, frey flehen, jhme feinen dienft, ihres ges 
fallens auffzufündigen, oder Ihn, zuvoriagen noch zuuorftoffen, 


| Sondern wan fich erhebliche Vrſachen der abfegung zutragen, 


follen diefeldem vor dem Superintendenten vedes orts darunter 
der Paſtor gehörig, nach notturfft verhört, und da die dem Su- 


' perintendenten zu michtig oder den Superintendenten mit be⸗ 


treffen, und er alfo darin vordechtig were, am vnſer Consisto- , 
rium gen Roſtogk vorwiefen werden, vor melden die partenen 
gegen einander ortentlich und ausführlich vechört, vnd mo 
müglich, Chriſtlich vorfünet, oder auff anugfame vorgehende 
erfündigung vnd erfentnus, was Recht ifl, darin verordnet 
werde. Hette auch yemanbt von ben Paſtorn ober feinen Su- 
perintendenten erhebliche Vrſachen zuklagen, bie foll er bey 
vnſerm Consistorio fuchen, barauff wir dan gleicher geftalt, 


336 


ordentliche cognitionem causae anftellen laſſen wöllen. Die 
Custodes oder Küfter follen die Pfarheren neben den Kicchges 
fhwornen anzunehmen macht haben, Debody das folche perfos 
nen den Patronen und Superintendenten nicht zuentgegen ſeyn, 
Sondern von dem Superintendenten zuuor verhört und exa- 
miniert werben. 

Zum $ünfften, Die einfegung oder einmweifung ber Pfar⸗ 
herrn geburet ordentlicher weife und vermüge Goͤttliches Rech⸗ 
tens dem Superintendenten zu thun, vnd iſt an jhr felbe fehr 
nuͤtzlich vnnd hochnoͤtig, Dan dadurch nicht allein der beruff 
onnd beftettigung bes Pfarheren dem Kirchſpiel angezaigt, 
Sondern auch jhme die gange gemaine mit gefunder reiner lehre 
und Chriſtlichem gutem Erempel zu meiden im nahmen Chriſti 
befholen, und in gegenwertigkait ber gangen Kirchen, Erſtlich 
der Sehlforger, Darnach die gemain vnd zuhörer, Letzlich die 
Kirchen lehenherrn oder Patroni von ihrem ampt ernftlich vnnd 
trewlich unterrichtet und vermahnet werben. 

Es fol aber die einmweifung, wan fie fchrifftlich gefchicht, 
von einem benachtbarten Pfarheren, dem e6 der Superinten- 
dens aufferlehgen wirt, in beyfein ber Patronen, ober ampts 
leute vnd gangen gemain, von bem Predigftül abgelefen wer: 
den, tie hie von den Superintendenten ain fchrifftliche form 
der einweifung hiebeuorn zugeftellet ift, Vnd fol Hinfüro nies 
manben, von den Pfarheren unterm fchein ber verleihung , an⸗ 
weiſens oder einfegung etwas zunehmen, oder zuerbringen ges 
ſtadtet, viel weniger ber eingefegte Pastor derhalben mit einiger 
unnötigen zehrung oder vnkoſten befchwert noch beladen werben. 

Zum Sechſten, Halten wir hochnätig vnd nüglich fein, das 
ein yder Superintendens neben feynen Caplanen, oder diaconen 
iabrlich in feinem Erais, vfs wenigſte ein vorſamlung oder Syn- 
odum halte, darin der Pfarheren lehr, leben vnd wandel mit 
vleis erforfchet,, die vngeſchickten vnterweiſet, und gelehret, die 
ein onordentlich leben führen geftrafft, vnd andere der Kirchen 
gebrechen und mengel gebefjert und abgefchafft werden. Der: 
halben wir allen onfern amptleuten ond der Kirchen Patronen 
ober lehenherrn, ernſtlich hiemit aufferlegen vnd befhelen, das 
fie hierinnen den Superintendenten behülfliche handtreihung 
thun und befürberlich fein, und was aus erfündigung der Kir⸗ 
hen und Prediger, von ben Superintendenten bey jhnen zu 
nötiger beſſerung derſelben gefucht, vleiffig fort fegen und vol 
ziehen, damit die Kirchen fachen nicht unnötig auffgehalten wers 
den, und wir derhalben unbemühet bleiben. 

Zum Siebenden, Halten wir für nothwendig und bilfich, 
ond wöllen bag die Superintendenten, neben andern von vns 
verordenten zu denn jerlichen Kirchen rechnungen,, fie geſchehen 
von vnſern Deconomis, oder Vorftehern der armen heufer, oder 

andern Kirchgeſchwornen, pderzeit mitgezogen werben. 
| Derhalben wir ban auch ordnen, das jerlich von ben Oeco- 
nomis und Kirchgeſchwornen folche rechnung durch die Super- 
intendenten und amptleüt, eins yedern orts zu gewiſſen bes 
flimpten feiften auffgenommen werben, welchs aud) bie Super- 
intendenten mit befürdern und erinnern, vnd achtung haben 
follen, das auff den dörffern, bo es ihnen villeicht ungelegen, 


S504. OXXLV. Wedienburgifche SuperintenbentenOrdunng. 


ober verhinderung halben vnmuͤglich, alzeit babey zufein, den⸗ 
noch die Regifter recht georbnet, vnd gebürliche richtige rech⸗ 
nungen zugelegt werben, babey ban neben dem Superinten- 
denten vnd amptleuten, wie obgehört, auch ber Pastor und yes 
mandt von den Patronis zu fein ſich nicht vordrieflen laſſen, 
nod) dauon ausziehenn, ober abfondern follen. 

Es ift auch vnſer ernfter will und mainung, das bie jeni« 
gen, fo den Kirchen oder den Pastorn mit richtigen, Maren 
[dulden verhafftet, zu fchleuniger, vnwaigerlicher bezalung 
durch die amptleute, und Patronen gewiefen und gehalten, und 
die gebürliche Hälff und auspfandung wider fie gebraucht vnd 
fürgenommen werde. _ ' 

So follen in gleichem die Oeconomi den Kirchen und ſchul⸗ 
bienern, zu ydern halben jharen jhre gebürliche befoldung vn⸗ 
uorzüglich reichen, begleichen in den Kirchen gütern, deren vors 
waltung jhnen vertrawet worden, aus eigener anmaffung ober 
gutbedünden, mit einmahnung oder empfahung der widerloͤſ⸗ 
lichen hauptfummen, ober fonflen einige vorenderung zu mas 
hen, noch darein zubewilligen, fich mit nichten vnterflchen, 
Sondern es foll ſolches alles mit vorwiffen und gut achtung des 
Consistorij oder Superintendenten vnd Patronen in einem 
vedern krais gefchehen. 


Ferner orbnen wir und woͤllen, bas die Stipendiaten fie 
fein Edel oder vnedel, von vnſerm Kirchen rath vnnd Con- 
sistorio, oder von dem Superintendenten eines ydern kraiſes, 
mit vleis examiniert werben, bamit man wiffen muͤge, ob bie 
leben vnd Stipendia fo zu milden fachen anfengklich geflifftet 
und billich dabey gelaffen, auch von vntuchtigen leuten nit ges 
mifbraucht werden follen, wol ober vbel angewendet. 

Zum achten, Wan fachen, welche Kicchen perfohnen, vnd 
guͤter betreffen für fallen, wollen wir das diefelben zu erfl dem 
Superintendenten, vnter deſſen Superintendentz fie gehörig, 
füllen angezaigt ond berichtet werden, welcher biefelbige, da fie 
ihme zu wichtig, förberlichft an das Consistorium zuentfchaiden, 
fol gelangen laſſen. 


Alſo aud) wan Commissiones in dergleichen fachen, fo Kir 
chen güter oder biener beruren, in vnſerm Consistorio außges 
ben, Sollen neben ben andern Commissarien alzeit die Super- 
intendenten eines yden orts, mit darzu deputiert, vnd in bie 
Commissiones gezogen werben. 


Zum Neundten, Dieweil von wegen abzwadung der Kir 
hen güter vnd einkunften, durch die Superintendenten, vnd 
andere, bey vns offtermals unterthenige erinnerung gefcheben, 
und darin ein gnediges und ernfles einfehen zu haben, gepeten 
worden, auff das nicht leglich ein grundtliche vorwuflung, den 
Kirchen daher entflche, Als follen die perfohnen, welche hierin⸗ 
nen ſchuldig vor oftgemeltes vnſer Consistorium citiert, vnd 
was billich, und recht iſt, darin erfant werdenn. 


Hieran gefchicht unfere entliche und ernſte mainung, daru⸗ 
ber wir auch mit Gottes huͤlff zuhalten, genglich entfchloffen. 
Darnach ſich ydermenniglich wiffe zurichten, Datum in vnfer 
Stadt Guſtrow den legten Januarij, Anno 71. 


15%. CXXXVI. Lippefche Rirchenordunng. 


337 


CXXXVL 
Kirchen ordnung, Wie es mit der Neinen Lehre Göttliches Worte, Und Aufftheilung der Boch 
wirdigen Sacrament, Auch allerley Chriftlichen Geremonien vnd zum Heiligen Predigampt notwendigen Sachen in 
ben Graffſchafften Lippe, Spiegelberg vnd Pyrmont fol eindrechtiglich gehalten werden. Gebrudt zu Lemgo, Durch 
Barth. Schlott, und Paul. Schmidt. 1571. 40 B. 4. 


Die vor K.⸗O. ift von Johann Erter verfaßt und 
von Jacob Anbreä revidirt worden, Hamelmann, Opp. 
gen. p. 823. Mit ber Einführung des reformirten Be⸗ 
fenntniffes unter dem Grafen Simon VI. ift fie außer 
a getreten. Die erfte Lipp. K.⸗D. v. J. 1538 

im Anh. 


«5. * 


Bon ber Lehr. 

Die Pfarrer follen die h. Schrift erffären nad) den drei Bes 
Tenntniffen der alten Kirche, nad) ber Augsburg. Confeffion, 
welche „onfer Symbolum wider alle jrthumb, vermeinten Gots 
tesbienft und verworffnen Secten worden”, und nach der Apo⸗ 
logie und ben Schmalkald. Artikeln, in denen der rechte Vers 
ftand der Confeffion erwieſen iſt. Ä 


Wie es mit den Ceremonien, Gefengen, Lectionen, Predigten vnd 
andern Vctionen bey ber austheilung ber h. Hochwirdigen Gaerament 
in Ber Kirchen fol gehalten werden. - 


Bas man bes Sonnabents, vnd auff andern h. Feltabenden, in der 
Kirchen verrichten Toll. 


In den Städten foll Vesper (ein oder zwei Pfalmen, latei⸗ 


niſch ober deutſch, Antiph. de dominica, Hymn. de tempore, 
Magnif. mit der Antiph., Collecte, Segen) von ben Kirchen⸗ 


bienern, den Lehrern und Schulknaben gehalten werden. Dier- 
auf folgt die Privatbeichte und Abfolution, zu welcher die Prer 
diger die ihnen befohlenen Schäflein ernftlich vermahnen und 
gewöhnen follen. Leute, welche in ber einen Kirche ercommu- 
nicirt oder von der Communion abgemwiefen worden, find nies 
mals in der andern zuzulaffen. Ueberwiefene Keber oder Ver: 
fätfcher der Wahrheit, öffentlich berüchtigte, unbußfertige Mu⸗ 


‚herer, Ehebrecher, Hurer und Säufer, halsſtarrige, muth⸗ 


vwillige, frevelhafte Daffer und Neider, follen nicht abfolvirt 
werben: Sagen fie aber Befferung zu, fo ſoll der Beichtvater 
fie durch die Abfolution entbinden und Iöfen, und ihnen das 
Abendmahl mittheilen, und ift aledann weiter keine Kirchen⸗ 
firafe nöthig. Würde aber ein muthwilliger verſtockter Suͤnder 
weber der Ermahnung des Pfarrers, noch der des Superintens 
denten Gehör fchenken, fo fol er „von dem Pfarcheren und 
Sottfeligften, erfarnen, verftendigften Leuten, im einer jeden 
ChHriftlihen verfamlung, mit gutem chat vnd Wolmelnung 
des Consistorij nach) orbentlihem Proceß.. Ercommunicirt 
werden.” 


Wie es mit den perfonen, fo in Grobe ergerliche Bünde gefalien, vnd 
darinnen wiffentiih bebaeren vnd fortlaren, Toll im vnſern Kirchen 
gehalten werben. 

Deffentliche Sünder und Läfterer find zuerſt von dem Pfar⸗ 
ter, dann von bemfelben in Betfein zweier Aelteſten zu vermah⸗ 
nen, und dann dem Gonfiftorium anzuzeigen, welches nach reife 

II. 


licher Erwaͤgung die Excommunication ausfpricht. Dieſe hat 
zur Folge Ausſchließung von dem Sacrament (nicht von ber 
Predigt), Gevatterfchaften, Hochzeiten und bürgerlicher Ges 
meinfhaft. Die Reconciliation erfolgt mit Bewilligung bes 
Confiftorit durch den Paftor Öffentlic, vor der Gemeinde. 


Wie es an Bemeinen Sontagen in ber Epriftliden Verſamlung Toll 
schalten werden, Vnd erftlih den Morgen in ber Früepredigt ober 
Metten. 


Bon der Meſs, wie bie gebalten werden fol. 


Wie ed an Sontagen vnd hoben Feſten den Nachmittag gehalten ſoll 
werden. 

Liturgifche Vorſchriften, welche von bem Typus der Iuther. 
K.⸗O. nirgends weientlic, abweichen; dann Beſtimmungen über 
die bürgerliche Feſtfeier, Verbot der Arbeit, des Spazierenge- 
hens auf Kicchhöfen und Märkten, des Ausfchentens von Wein, 
Bier und Branntwein ıc. 


. 


Bon den befoudern Feſten oder Seirtagen, fo man im Jar auffer: 
Halb dem Bontage halten fol. 


Bon Feſten vnd Jeyertagen, welche man allein für mittag einhelliglich 
feyrn fol. 

Die erften find: Weihnachten 3 Tage, Circumcis., Epiph., 
Purific. und Annunc, Mar., Oftern 3 Xage, Ascens., Pfing- 
ſten 3 Tage, Joann., Visit. Mar., Michael. An allen diefen 
Feſten foll das übliche Schweigen, Zanzen, Saufen ıc. gänzlich 
abgethan fein, und hinderliche Arbeit nicht getrieben werden. 
Halbe Feier haben: Andr., Thom., Convers. Pauli, Matthiae 
Ap., Karfreitag, Phil. und Jacob., Petri und Pauli, Jacob,, 
Matthaei, Sim. und Jud., der erfle Freitag in jedem Monat 
als Bettag. Auch an biefen Tagen ift flilled Verhalten und 
das Unterlaffen der Arbeit während des Gottesdienſtes vorges 
fchrieben. 


Kirchen Drönung auff deu Dörffere. 


Beiper auff ben Flecken und Dörffern. — Wetten auff ben Dörffers 
an gemeinen Son vnd Feiertagen. — Mefs ober Eommunio auff 
ber Flecken vnd Dörffern, — Nachmittage Prebigt auff deu Dürffern 
vnd Slecken. 
Vorſchriften, welche im Weſentlichen den Inhalt der aͤl⸗ 
teren luth. K O. wiederholen. An die Stelle der Nachmit⸗ 
tagspredigt tritt die Katechismusuͤbung. 


Wie ed an den Wercktagen mit den Prebigten vnd Befengen gehalten 
fgl werben, 

Wo in größeren Städten es uͤblich ift;täglich bie Schrift. zu 
ertlären, da ſoll es dabei bleiben. In den Beinen Städten, 
wo zwei Prädicanten find, wird Mittwochs und Freitags über 
ein Buch des N. T. oder einen Pſalmen gepredigt, auf ben 

43 


838 


Dörfern Freitags, über bie Epiftel nad) der Zeit, ober über ans 
dre Stuͤcke. An diefe Beftimmungen fchließen fi die Col 
lecten und Präfationen und die Formeln der Abmonition vor 
dem Abendmahle, fammtl mit ben Inch. K.⸗O. uͤberein⸗ 
ſtimmend. 


Wie o6 mit der ankteilung ber H. Tauffe hinfürter in vnſer Kirchen, 
bey der gemeinen Verſamblung Chriſti, ſol gehalten werden. 
Bon der Mottauffe. 


Die Zaufe gefchieht regelmäßig an Sonn und Feiertagen 


nach beendetem Fruͤhgottesdienſte auf perfönliche Meldung bes 


Vaters, beziehentlich bei unehelichen Kindern, auf Anzeige der 
Amtleute oder der Rathsherrn. Die Prediger follen das Volk 
ermahnen, fie nicht zu verzögern. Xergerliche Leute und öffent 
liche Sünder , fo wie Kinder, welche noch nicht in ben Haupt⸗ 
ſtuͤcken des Katechismus verhört find, dürfen nicht als Tauf⸗ 
zeugen zugelaffen werden. Alle Schwelgerei bei den Zaufen 
ift unterfagt. Der Zaufritus iſt dee Luther’fche. Die Vor⸗ 
ſchriften über die Nothtaufe gehören der Saͤchſ. Agenbe v. 
153 an. 
, Bon beu Gehswödherinnen. 

: Dex heiftliche Gebrauch bee Eimfegnung ber Kinbbetterin- 

nen nach Ablauf der ſechs Wochen foll beibehalten werden. 


Wie ed mit dem S. Eheſtaude Chriſtlich vnd rechtimeffig fol gebal: 
ten, ober fürgenommen werben. 

Bon denen Perſonen, bie einander mit Recht, von wegen ber Blut⸗ 
freundtfehafft, darnach auch von wegen bee Schwegerſchafft, mögen 
Epeltgen, ober nicht Ehelichen. 

Die Ehe ift in der auf: und abfleigenben Linie der Vers 
wanbtfchaft unbedingt verboten. Herner iſt fie unterfagt im 
zweiten Grabe gleicher und im dritten Grade ungleicher inte. 
Die Schwägerfchaft hindert die Ehe mit der Mutter oder Groß⸗ 
mutter der Frau; mit dem Vater oder Großvater und dem 
Onkel des Mannes; mit des Meibes Stiefmutter und bes 
Mannes Stiefvater ; mit der Tochter der Stieftochter; mit der 
rau bes Onkels ober dem Mann ber Zante; mit bes verſtor⸗ 
benen Weibes Schweſter oder des verftochenen Mannes Bru- 
ber. Ferner ift die Ehe bes Stiefoaters mit des verftorbenen 
Stieffohnes Wittwe nach p. 15. D. de rit. nupt. verboten. 
Das Under Zeil non Öffesıtlicher tuswung und eingegum ber Eheleut. 

Wenn ein Verlöbniß gefchloffen worden ift, fo ſollen bie 
eltern, ober in beren Ermangslung die nächften Blutsfreunde 
ober Vormünder dem Pfarrer Anzeige machen, bamit er ers 
Bennen möge, daß die Einwilligung derfelben vorhanden fei und 
ein Hinderniß obwalte. Fremde Perfonen follen ohne gute 
Kundſchaft ihrer Obrigkeit und Seelſorger zufammengegeben 
werben. ' Findet fih ein Ehahinderniß, fo darf die Copulation 
nicht gefchehen bie zur Entfcheidung bes Conſiſtorii. Iſt Being 
vorhanden, fo erfolgt das breimalige Aufgebot, und dann, wenn 
fein Einſpruch gefhieht, die Zrauung, welche ſchlechthin in 
der Gemeinde und Kirche oͤffentlich vollzogen wird. Der Ris 
tus ift der des luth. Traubuͤchleins. 

Wie man bie Keaucken befuchen, and Botied Wort iröften, Vud inen 
hornach had Mbendiual Eheifti mittheilen foll. 

Bon Begeebuif ber Verſtorbeuen. 
Da bie Beerdigung bee Verſtorbenen mit ehrlicher Pro⸗ 


sa. OXZKVI LSiuve ſche Sircheuorduuug · 


ceſſen, chriſtlichen Ceremonien, troͤſtlichen Predigten und aller 
Ehrbarkeit bereits geſchieht, ſo iſt eine beſondre Ordnung nicht 
für noͤthig erachtet. Die Dorfpfarrer aber werden ermahnt, 
ſich in dieſem Bezuge nach dem Brauch der Staͤdte zu richten. 
Die Superintendenten ſollen darauf halten, daß die Kirchhoͤfe 
ehrlich gehalten werden. Ungetaufte Kinder ſind auf dem Kirch⸗ 
hofe, jedoch ohne Glockengelaͤute und Geſaͤnge zu begraben, denn 
der Chriſten Kinder ſollen nicht verdammt, ſondern Gottes Gnade 
und Gerichte empfohlen werben. Excommunicirte, die ohne 
Verſoͤhnung dahingegangen, hartmädige öffentliche Sünber, 
Ketzer und Anhänger des antichriftlichen' Graͤuels ſollen, „wie 
in allen Reformirten Kirchen gebreuchlich, abgefondert und ohn 
alle Chriſtl. Seremonien der Begrebniß, ſchlecht für das Thoer, 
oder fonft auff einen Ader, andern zur abſchew begraben werben.” 


Bon Belegung vnd Ampt der Superintenbenten vnub Kirdyendiener, 

So bie heilfame Lehr, neben ber Wuafttpeilung ber Bochw. Sacrament, 

ben Wolcke fürtragen ſollen, Auch von etlichen andern zum G. Pres 
bigampt notwendigen vnd bienlidhen puncten. 


Bon dem Eramine, Drbination vnd Eonfirmation ber Kirchendiener. 


Es ſoll kein Kirchendiener erwaͤhlt werben, ber nicht genug⸗ 
fame Teſtimonia beizubringen vermag. Hiernaͤchſt fell jeber 
durch den vornehmften Superintendenten, in Gegenwart ber 
verorbneten politifchen Räthe des Confiftorit eraminirt werden. 
Die Norm für das Eramen iſt aus der Württemb. K.⸗O. 
v. 1559 (Nr. CI) entlehnt. Der Ordinationsritus iſt der 
Lucherfche, die Beflimmungen über die Inveſtitur gehören wies 
derum meift wörtlich der Wärttemb. K.sD. an. Ausdrüds 
lich iſt, ähnlich wie in diefer, verordnet, daß nad) ber Probe 
prebigt „bie Voͤgt, Bürgemeifter und Wornempften von ber 
Gemein“ befragt, und den Pfarrlindern wider ihren Willen 
Bein Geiſtlicher aufgebrungen werbe, „welche in ber Whal und 
auffnemung eines Kirchendieners oder Pfarherrn billig, als deren 
Seel heil ond ſeligkeit daran gelegen, jr ſtimm auch haben ſollen.“ 


Von her Quperiutendeug vnd jerlicher Vifitation sller Kirchen ber Graff 


und SKerfchafften. 


Was fürnemblih in ber Viſitation befraget, und beyde von 

Kirchendienern vnd Pfarkindern, fo dabey erföbert, oͤrdent⸗ 

lich, vnd mit allen en umbftenden erplovirt wer⸗ 
n fol. 


Eine Anleitung zur Bifktation, ber bie Biſitationsfragen 
Mediend. RD. v. 1552 (Nr. XCIL) zum Grunde liegen. 


Bon ben Jerlichen Epnodis. 


Mach vollendeter Viſttation treten die Viſitatoren am Orte 
der Hofhaltung mit ben Verorbneten des Kirchenrach® zu einer 
Synode zufammen, in ber auf bie erflatteten Berichte das 
Noͤthige verfügt wirb. 

Bom Confiftorio oder Kirchen Rhat. 

Zur Handhabung und Vollſtreckung der chriſtlichen Ord⸗ 
nung ift ein Conſiſtorium beftellt, welches nicht allein aus po⸗ 
litiſchen Perfonen ober aus Paſtoren und Kirchendienern, forte 
bern aus beiden Ständen befegt werden fell, damit niemandt 
vnter ben Kirchendienern ſich zubeſchweren ober zuflagen ,. Als 
ob die Weltlich Oberkeit ſich jres Ampts mißbrauchen, dem H. 
Geiſt den Mundt verbinden, ziel vnd maſſen fegen wolle, wis 
ſich die Pfarherrn vnd Kirchendiener in jrem Anapt mit leren 


A808. CXEXVEE Schläffe des Späte zn Gniten 


und Abminiſtration der Sacrament verhalten fallen. Deßalets 
chen auch und hinwiberimb der Oberket und Vnterthanen vers 
fihert, das ſich die Prebicanten ihres Ampts auch nicht miß⸗ 
brauchen , noch zu weit greifen, und in bee Kirchen, gegen der⸗ 
felben Pfarkindern in Geiſtlichen ſachen, wider die eigenſchafft 
fees Amps, unbillicher gewalt brauchen.” Mitglieder find’ ber 
Kanzler, ein politifcher Rath, der vornehmfte Superintendant, 
benen bei wichtigen Sachen noch ein Superintendent beigegeben 
werben fol. Bei dieſem Confiftorio werben die Synodi gehals 
ten, benen ber Landesherr ſoviel möglich ſelbſt beiwohnen wird. 


Vom Bnterhalt ber Kirchendiener. 


Allgemeine Beſtimmungen uͤber die Aufrechterhaltung der 

Stiftungen, uͤber die Fortdauer der Accidenzen und Befreiun 
der Geiſtlichen von Frohnen, Staatstracht oder —* 
und dergl. perſoͤnlichen Beſchwerden, uͤber die Erhaltung der 
geiſtlichen Gebaͤude (welche der Gemeinde obliegt, waͤhrend der 
Landesherr im Falle der Noth das Holz verheißt), über das 
Gnabenjahr (welches den Wittwen und Waifen zufteht , jeboch 
mit der Verpflichtung, den Succeſſor nach Ermeſſen des Con⸗ 
fiftorti billig zu befolden), über den Vorzug; welcher bei Voca⸗ 
tionen den Söhnen der Geiſtlichen zuftehen fol, über die Bes 
fletung von Coadjutoren in großen Gemeinden oder für unges 
ſchickte Geiftliche, über die Auseinanderfegung zwiſchen neu ans 
. teetenden Pfarren und den Erben ihrer Vorfahren (welche 
letzteren die Saat, die Koflen der Beftelung und Düngung 
zuruͤckempfangen), über die Anlegung der Pfarrinventarien, 
die in doppelten Eremplaren, für die Pfarrei und das Confie 
florium, erfolgen foll. 


Bom Umpt vnd WBerforgung ber Kufter. 
Bon den Kichfchworn. 


Zu Kicchgefchwornen (Dechanten oder Templirern) follen 
gottesfuͤrchtige, ehrbare, des Schreibens und Leſens verfländige 
Maͤnner in Gegenwart der Rathsherrn, Aelteflen und des Pfau 
rers, auf den Dörfern des legtern und bes mann, anges 
nommen und verpflichtet werden. Ste haben jährlich Rede 
nung abzulegen , die verfallenen Capitale einzuziehen, und mit 
Rath und Gutduͤnken des Pfarrers, fo wie der Xelteften, wie: 
derum anzulegen, genaue Sinventarien aufzuftellen u. f. w. 


Bon ben Schulen, Wie biefelbige mit Gottesfürchtigen Gelerten und 
frommen Mennern beſtellet, Vnd angerichtet follen werden. 


Bon ben Elöftern. 
Von den Beneficijs oder Lehnen (wie man fie nennet) vnd berſelben 
Poffefforn, wohin fie gewandt werben; Wnb was den ihren einkont⸗ 
men, die Beneficiaten thun oder leiſten follen. 

Lehne, welche zur Unterhaltung det Meßpriefter beftimmt 
geweſen find, follen zur Erhaltung und zum Nugen ber Kirchen 
jebes Orts, zur Beförderung bes Predigtamts, der Schulen, 
Studien und andrer piarum causarum verwendet werben. Bes 
dürfen die Kirchen berfelben nicht, fo find fie zur Erhaltung 
erlicher Stipendiaten zu verorbnen. Benefieien zur Foͤrberung 
der theologiſchen Stubien follen bet ihrer Beſtimmung erhalten 
werden. 


rechten Armen, auch berfelben Vorſtehern 


Bon dem Wnferhalt der 
. vnd Kaftenhern. 


CXXXVIL 


Gefchicht und Verhandlunghen deren Nidertendifchen Kirchen, fo unter dem Creuße durch 
Deutſchland und Oſtfrieslandt verfpreiet, gehalten zu Embden a. 1571. d. 4-—14, Octobris. 


Dich die VBeichläffe der Synode zu Emden wurbe die 
in der Wefel’fche Synode (Nr. CKXIX.) begründete Syno⸗ 
dalverfaffung der reformirten Kirche in den Niederlanden, 
in Oſtfriesland und am Rhein weiter entmwidelt. Sie ſtehn 
in hollaͤnd. Sprache in ben Kercken⸗Ordeninghen ber ghe⸗ 
reformber Nederlantfcher Kercken, Zo Def 1620 u. ö., und 
in bochbeutfcher find fie aus einer Handſchrift bes Kirchen⸗ 
archivs zu Wefel mitgetbeilt von Jacobſon, Gefchichte 
ber Quellen bed ev. K.⸗R. der Prod. Rheinland und Weſt⸗ 
et ‚©. 50 ff. der urk. Diefer Abdruck iſt bier wies 

erholt. 


x * * 


1.68 fol keine Kirche, krin dhiener, kein Elteſter, kein 
Diaeon einigen furzugh, noch herſchungh vnter den andern ha⸗ 
bes, ſondern fallen ſich vilmher alles argmehne und boſer ge⸗ 
legenheil vermeiten. 


2. Die Einigkeit in der kehr zwiſchen difſen Niderlendifchen 
Firdhen zu bezeugen, haben die Bruder fur guth befunden, die 
Bekantnus ber Merlandiſchen Krchen zuunderſchreiben. Vnd 
bie einigkeit, vnd vergleichumgh derſeiben kirchen mit denen 
Franzoſiſchen zu bezeugen, ſol auch derfelben Franzoſiſchen kr⸗ 
chen Bekanmmnus gleicher maſſen vnderſchreben werben, gewiſſer 
Zuverfiche, das derſelben kirchen Dhiener bie Bekantnus bes 


‘ 





Glaubens dero Nidderlandiſchen kirchen zu bezeugungh der einigs 
keit hinwider vnderſchreben werden. 

3. Petrus Dathenus, vnd Johannes Taffinus find erwehe⸗ 
let diſe gegen deu Neheſten Synodum dero Franzoſiſcher kir⸗ 
chen Dhienern anzuzeigen, und derſelber autwort auff Nohefte 
Zuſammenkunfft ben Brudern zu ermelden. 

A. Es ſollen auch die Nidderlandiſche Dhiener, fo bey difſ⸗ 
ſer verſanlungh niet feien, vermanet worden ia diſſe under 
ſchreibungh zu bewilligen, Das ſoll auch alſo von allen an⸗ 
dern Dhienern, fo nachfolgentz zu dem Dhienſtz des Worts bes 
ruffen, oe fie zum Dhienſt tretten, volnbracht und gehalten 
toerden. 

5. In bero Franzofiſcher kirchen fol der Geneuiſch, jn der 
Deutzſch kirchen der Heidelbergiſche Catechifmus gebraucht, und 
gefolget werden, jedoch fo einige kirch derer, fo eines andern 
Catechiſmi dem Wort Goetes gemeſo gebraucht, fol zu vereude⸗ 
rungh derſelber ungehalten ſein. 

6. In allen kiechen foln verſamlung, oder Confiſtoria der 


| Diener, der Elteſten, und dere Diacken gehalten werden zum 
wenigſten alle vnd jede woche, auff Zeit, und Pas, fo Ir. der 
kirchen das bequemefte zu fein beduncken witdt. 


7. Nach diſſer verfamlung ſoln deren apart Fin 
* 


A 


abgetheilten zu allen drey ober ſechs Monaten, nad) denen kir⸗ 
chen gelegenheit vnd notturfft, gehalten werden. 

8. Darneben ſoln alle Ihars die verſpreite kirchen durch 
Deutſch, vnd Oſtfriesland vnder ſich, die Engelſche kirch vn⸗ 
der ſich, vnd die kirchen ſo vnder dem Creutz ſind vnder ſich 
ihrer aller Zuſammenkunfft halten. 

9. Darneben zu allen zweyen Iharen ſoln bie Nidderlandi⸗ 
ſche kirchen ſementlig zufamen komen. 

Quartier, und abtheilung ber Nidderlandiſchen kirchen durch Deutſchs 
vnd Oſtfriesland verfpreiet. 

10. Quartier, vnd beſunder Zuſammenkunfften ſoln an⸗ 
ſtellen, vnd mit einander halten beide Franckforter, Schonhoffer, 
die welſche Heidelbergiſche, Franckendaliſche, vnd S. Lembertz 
kirch. Im andern Quartier ſoln zuſammen komen beide 
Colniſche, beide Aquiniſche, Triechiſche (Maſtricht), Limburgi⸗ 
ſche, Neuſſiſche, vnd die im Fuͤrſtenthumb Guͤlig kirchen ſein. 
Im dritten ſoln zuſamen komen die Weſaliſche, Embriſche, 
Gochiſche, Reſiſche, Gennipſche, vnd andere im Herzogthumb 
Cleue vertheilte kirchen. Im vierten vnd letzten ſoln zuſamen 
komen die Embdiſche mit den frembten Dhienern vnd Eltiſten 
Pi Brabandiſcher, Hollandiſcher, vnd Weſtfrieslandiſcher 

rchen. 


Quartier, vnd abgetheilte Ohrter ber Kirchen, fo vnder dem Creutz. 


. 11. Es ſollen auch ein Quartierte, und abgetheilte Zufamen- 
kunfft halten beide tirchen zu Antwerpen, zum Buſch, zu Bre⸗ 
be, zu Brüffel, und was ber mehr in Brabant ift. Im zweyten 
Quartier follen zufamen kommen die kirche Gendt, Monfen, 
Aldenarde, Werwich, Comen, vnd was denen mehr in beiden 
Stanbern. Im dritten bie Eirch zu Dorned, Ryſſel, Atherbath, 
Dowap, Armenthoirſch, zu Walentzyn, und was mehr Mel: 
fhen. Im vierten die Eich zu Ambſterdam, Deifft, und bie 
andern in Hollandt, Vber Iſell, und in Weſtfrieslandt. 

12. Die kirchen in Engellandt foln auch vermanet werben, 
She Eichen in Quartier abzutheilen. 

13. Die Diener foln mit vrtheil, vnd erfentnuß deren 
verfamlungh des Quartiere, oder aber zweyer, oder dreyer bes 
nachbarter Dhiener, fo von dem Conſiſtorio gefeget, erwelet 
werben, und die alfo erwelet, foln vor die Gemeine geftelt, auf 
das fie Durch berofelben ftilfchtweigendt mitftimmen bewert, fur 
guith angenhomen werden, oder aber fo bie Gemein etwas hette, 
darumbme fie in die erwehlung nicht willigen wolte, das fie das 
inwendig funffzehen tagen furbrechte. Jedoch fo eine Firche 

die gemohnheit einer Gemeiner erwehlung hette, welche gewohn⸗ 
heit fie nicht verendern molle, fo alfo gebuldet werben, bis bafs 
felbe durch einen General Synodum ander& geſetzet, und vers 
ordnet wirt. i 
14. Gleiche Befcheibenheit und mas fol in erwehlung ber 
Eitiften und Diaden gehalten werben. Allein das in diſſer er» 
wehlung das vrtheil ber Verſamlung des Quartiers, oder auch 
dero benachbarten Diener nicht zu erfuchen. | 
15. Jedes Ihars fol der halb theil der Eltiften, und Dias 
den.vermbert werden, und die fo in berfelben ſtatt geftalt, foln 
auch mit fambt den andern zwey Ihar mit ihnen dhienen, Je 
doch den Gemeinden, fo infonderheit under dem Creug, langer 
oder kurzer Zeit nach gelegenheit und notturfft, frepheit laſſen. 
16. Die Dhiener follen von benfelben fie erweist auch exa⸗ 


su01, OAXXVII. Schläffe er Syuobe zu Emden. 


miniret werben, So ihre Ihre, vnd leben fur guith angenhamen, 
foln fie mit gewonlichen gebreuchen, vnd aufflegen bero hendt 
eonfirmiert werden, doch alles ohne Superflition, vnd noith. 

17. Es fol auch einem Dhiener zugelaffen werben in 
einer ander kirchen, ober Gemeinen, ohne berfelber Dhiener, 
und Eonfiftorii, oder da der Dhiener mehr bey handen ohne bes 
Gonfiftorti wille zu lheren. 

18. Die ſich aber am den plagen in den Dhienſt ſtehlen, 
da fchon der Dhienſt beftelt, vnd verforget iſt, follen von dem 
Confiftorio abzuftehen ermanet werben, So biefelbe nicht deſto⸗ 
weniger verharlig fortfaren wuͤrden, follen alsbalt drey, vier, 
oder mehr, fo müglig, auß dem Quartier nechſt gefeflener 
Diener beruffen, und durch diefelben für Spalter bafelbft er= 
kant werden. Als viel aber die Zuhorer belanget, fo biefelbe 
den beclarirten abtrunnigen vngeacht ber Ihnen befchehenen 
vermanungen, halftarrig horen wurden, fol das Conſiſtorium 
mit dem gefeg der Disciplin gegen fie handeln. 


Bon den Ceremonien oder Breuchen,, fo bei den Tauff frey zu 
halten, ober auch hinberzulaffen, vnd Adiaphoren genennet werben. 


19. Ein mahl, oder drey mhall eingetaucht zu werben iſt 
Adiaphorum, und wird berohalben in der kirchen und Gemein- 
de ihr habender Brauch frey gelaffen, bis das Im negften Ge⸗ 
neral Synodo anders gefebet und verordnet murbe. 

20. Gezeugen bei ber Zauff zu thun, ober nicht wirt auch 
Adiaphorum geachtet, darumb fol ber angenhomener brauch 
in der kirchen frey gelaffen werben, vnd das nach einf6 iedern 
freyheit biß im General Synodo anders gefeget. 


Bon Geremonien, vnd Breuchen des Rachtmald vnſeres Hera Iela 
Chriſti. 

21. In den kirchen da uns zu lehren, vnd zu vnterrichten 
freyheit zu gelaffen, fol gemeines, ober teglichen fpei6 broig ge 
braucht, und deffelb in bebhienungh des Nachtmals gebrochen 
werben. Das Nachtmal aber gehende, ſtehende, ober figende zu 
genteffen wird ohne onderfcheidt zugelaſſen. Darumb follen 
die kirchen dero befcheibenheit gebrauchen, bie ihnen ahm nutz⸗ 
lichten bedundet. Vber ber austheilung des Nachtmals Pſal⸗ 
men zu fingen oder die h. fchrifft zu leſen, wirt den kirchen 
freygelaffen, Wie in gleichem ober bie ausfpenbungh bes broig, 
und meins der wort Chrifti, oder Pauli zugebrauchen frey 
ftehet, Darinnen aber verhutet werden fol, das bas ausfpre- 
chen ber wort, nicht in geftalt, oder meinungh ber Confecration 
gezogen werben. 

Bon ber Ehe. 

22. Es fol niemandt, fo onter der gemalt feiner eltern ober 
deren fo an ftatt feiner eltern fein, fonder derfelben verwillt 
gungh, und belieben zur Ehe greiffen, und bie eheliche gelobten, 
fo ohn derofetben beliebten, und verwilligungh geſchehen, find 
keines werdbg. Da fich aber die Eltern, oder die, fo an flatt 
ber Eltern find, alhie unbillig, vnd beſchwerlich erzeigen wur⸗ 
den, vnd keineswegs darin willigen wollen, (ba6 vnderweilen 
auß haſs ber Religion, oder andern vrfachen ſich zutrecht), ob 
bie orfag ſolches heilig furnhemen zu verhindern billig vnd 
guugfam, foll zur erfentnus des Gonfiflorii flehen. 

23. Die hiligen, und Eheberedungen rechtmeffig eingan⸗ 
gen kunnen auch nicht auff beiderfeits bewilligungh wider 


su08, OEXEUEE, Gehläffe der Synode zn Emden. 


auffgelöfet werben. Ja es ift auch noith, das iemands von 
den Dhienern, ober Eitiften der kirchen darbey fein, da ſolche 
Ehegrlobten verhandlet werben, die zuuorn beiderfelg gelohten 
erfahren, und verfiehen mogen, ob beide die reine Religion lieb 
haben, ob die Eltern verwilligendt, vnd da beide, oder eine feide 
furhin ehelig geweſen, ob von abjterben deſſelben gemahls 
rechtmeſſig Zeugnus ſeie. 
24. Die Nhamen deren, ſo vereheliget ſoln werden, ſoln 
drey Sontag, oder ſunſt dreyenmahlen mit gnugſamer erſatzter 
zeit vor der predig außgeroffen werden. 


Bon der Diseiplin, vnd Straff bero kirchen. 


25. Wir erkennen auch das die Disciplin, vnd Straffe 
der kirchen in allen kirchen zu halten vnd derhalben der Dhie⸗ 
ner Ampt ſeie nicht allein offentlig zu lehren, zu ermanen, vnd 
zu flcaffen, fondern auch iederm beſonders feines ampts zu erins 
nern 3 bdarinnen bie Eltiften ihren bhienft auch anwenden 
müffen. 

26. So aber Iemandt in reinigkeit der lehr irret, ober in 
heiligkeit des wandels fundiget, fo das heimlig, und von ges 
meinen ergernis verborgen tft, fol die Regel gehalten werden, 
wie vnſer her Chriftus offentlig befchreibet. Matth. 18. 

27. Und darumb foln die heimliche funden deren, fo nad) 
befonderer befchehener vermanungh durch zwey, oder drey zeu> 
gen angeftellet, vnd ſich derofelben bereumen theten, ahn das 
Conſiſtorium nicht gebracht werden, Die heimliche Sunder aber, 
ſo dem gemeinen nutz, oder der kirchen ſchweren verderb zubrin⸗ 


gen, als find Verreetherey, verfurungh ber Seelen, ſoln dem 


Dhiener vermeldet werden, das mit deſſelben rhadt, was in 
der Sachen zu thun, verſehen werde. 

28. So iemand in heimlichen Sunden zweyer oder dreyer 
vermanen nicht horete, oder ſunſten offentliche ſunden begienge, 
ſol dem Conſiſtorio angegeben werden. 

29. Die Sunden, fo ihrer natur offenbar, oder die vmb 
ber verachtungh der kirchen vermanungen find offenbar worden, 
ſollen auch offentlich verfonet werden, nicht nach eines, oder 
zweyer, fondern nach des gangen Gonfiflorli erfennen, vnd das 
dero geftalt und mafs, tie einer tederen kirchen am nutzlichſten 
kann erachtet werben. 

30. Der aber halsflarrig des Confiftorii vermanungh vers 
wirffet, foll von der gemeintfhafft des Nachtmals abgehalten 
werden, Vnd fo berfelbe alfo abgehalten nach vielen ermas 
nungen Bein zeichen der buffe gebe, fol mit ihme zum Bann 
gefchritten werben. ' 

31. Der Diener fol von der Cantzel den halgflarrigen 
Sunder vermahnen,, die funde außlegen, und bie vberwiefene 
mit feinem Dhienſt, und Ampt vom Nachtmal abgehalten, 
vnd doch mit fleiffigem vermanen erklieren. Sol auch bie Ge⸗ 
metnbe vor folchen onbusfertigen ſunder ernſtlich zu bitten er⸗ 
manen, ehe, und zuuor fie zu entlicher ſtraffe Artzney zufchreiten 
gedrungen werbe. Vnd folcher vermanungen follen drey geſche⸗ 
ben. In der Erſter foll der Sunder, barmit feiner etwas 
verfchonet, nicht genennet werben. In der zweyter fol er ge 
nennt werben. Sin der britten foll der Gemeinden anges 
zeigt werben, das ehe (fo er fich nicht befert) zuuerbannen fey, 
auff das er, fo er anders halsflarrig verpleibt femptlig mit der 
gemein ſtilſchweigendem Confeng verbannet werde. Die zeit 


341 


vnd weil, fo den zweyen Vermanungen, fo zwiſchen dem ver⸗ 
lauff zugelaſſen werden, ſollen ſtan in erkentnus des Conſiſtorii. 
Und da er durch diſſe Dhienſt vnd mittel zur bekherungh nicht 
konne gleidt werden, ſoll ſolchen halsſtarrigen ſunders verban⸗ 
nungh, vnd Abſchneidung vom leib der kirchen vor der Gemein 
offentlich ausgeſprochen, vnd erkant werden. Darnach ſol der 
Dhiener den brauch, vnd endt des Banns ihm weiter erkleren, 
vnd die glaubigen vermanen, das ſie mit dem verbantten keine 
freuntliche, noch vnnotige gemeinſchafft haben, ſondern ſeine 
geſellſchafft meiden mit dem ſunderlichen rhait, vnd furſatz, das 
daruber der Verbantter ſchamrhoit gemacht mit ernſt nach der 
bekherung denken mochte. 

32. Die aber ſchwere, der kirchen laſterhaffte, und ber gemalt 
der Oberkeit ftraffbare funden begangen, ob biefelbe fhon mit 
den mworten bie bueſs bezeugen, follen gleichwol von ber gemeint⸗ 
ſchafft des Nachtmals gehalten werden, Aber wie offtermal fte- 
het in erkentnus bes Conſiſtorii. 

33. So bie Dhiener, Eitiften, oder Diacken eine offentliche 
der kirchen lafterhaffte, vnd der Gewalt ber Obrigkeit ftraffs 
bare funden begiengen, follen bie Eitiften und Diacken auf madıt 
des Gonfiftorit alsbald ihres amptz entfeget werben. Die Dhie⸗ 
ner aber follen im Dhienſt vffzuhalten verwirdet haben, Ob 
fie aber ihres Dhienſt zu entfegen feien, ſoll durch des Quar⸗ 
tier8 verfamlung erkant werden, mit welchem erfantnus fo ber 
Dhiener nicht geſtillet, fol er fic) zu dem Prouincial Synodo 
beruffen mogen. 

34. Ob aber die entfegte Diener, Eltiften, Diacken, nad) 
bem fie der firchen mit der bueſs gnug gethan, vnd widder er⸗ 


welet wurden, zuzulaffen feien, ftehet als vil die Eltiſten, vnd 


Diaden belanget dem Gonfiftorio, als vil aber die Dhiener an- 
gehet, des Quartiere Zufammentunft zuurtheifen. 

35. Die Diener auß dem Nidberlant geboren, bie den 
aufferen kirchen ihren Dhienſt zugefagt, wurden aber wider 
von den Nidderlandiſchen kirchen beruffen, follen fleiſs anwen⸗ 
ben denen zu folgen, Jedoch das fie ben kirchen, da fie im 
Dhienſt find, zeit, und ziel fegen, fi) omb andere Dhiener zu 
verfehen, da aber die auffer kirchen fie nicht verlaffen mollend, 
fol bie beruffungh bei andern vunuerdechtigen kirchen ftehen. 
Die Diener aber, fo ihren bhienft noch niemanbt zugefagt, 
follen ermanet werden, dem Funfftigen beruff zu folgen frey⸗ 
heit zu behalten. 

56. Es follen aber auch die Glieder der gemeine vermanet 
werden, fo der Diener dhienft in Zeit der frenheit gebraucht, 
das fie benfelben auch ihr underhalt, fo fie es notig haben, vers 
forgen. 

37. Die auß differ verfpeitungh in einer fladt verfamlet, 
follen etliche zu ſcholen, und diefelbe ihnen verbunten halten; 
welcher dhienft, fo diejenigen, von welchen fie underhalten wors 
ben, entbehren wolten, und zulieffen das fie ſich einer anderen 
kirchen verpflichteten, fo follen die furige erziger ihre koſten 


widder fordern mogen; Aber fo fie allein biefelbe eine zeitlanck 


vberlleſſen, hatt weit einen andern befcheidt. 

38. Derer Dhiener, fo ietz ihres dhienſt entfeget, vnd auch 
der andern, fo zum bhienft gottliche® wortz bequem zugelaffen, 
iſt ein ſonderes regiſter befchreben In einem iederen Quartier. 
Sundt derohalben alhie funderlihe Dhiener erwehlet, welche 
in nahmen ihres Synodi ihres Quartiers Dhiener fleiffig ver- 


2 15884. CXXXvIs. Schiffe dee Syusbe zu Cuben. 


manen und vnderfragen follen,, ob ihres Quartier einige kirche: 


where, fo mit feinem Dhiener verfehen, das fie diefelbe erma⸗ 
nen foin, einen Öbiener zu beruffen, vnd follen etliche auß dem 
Kegifter furfchlagen, auff das einer mit vorgehendem rhait bes 
ruffen werde. Zr 

39. Es findt erwelet alhie zu Embden Dominicus Julius, 
Cornelius Retius, Johannes Arnotdi, zu Wefell Joannes Lip: 
pius, Carolus Neellius, Petrus Ridius, welchen die Riderlans 
difche Deutſche Eichen, fo da an Dhienern manglet, zufchreiben 
wiffen, vnd follen diffe menner ihnnen die Dhiener, fo da in 
ihren, oder darbey liegenden orthern vorhanden, anzeigen, vnd 
vermelden. 

40. So auch einige kirch fo arm, daß fie ihren Dbiener, 
fo fie beruffen, nicht unterhalten Euntte, foll das Quartier vmb⸗ 
fehen , ob nicht mehr ombliegende gemeinden barzu mogen ges 
than werden, Darneben follen die Diener der verfpreieten kir⸗ 
hen erinnert werben der Firchen glieder zu ermhanen, fo auß 
dem ohrt feim , da diſſe Eirche iſt. Die Diener auch felbft 
follen auch in diffem theil den andern zum erempel feien. 

41. Die Dhiener des Quartiers, follen in den orthern, das 
hin keine dhiener des wortz geſetzet mogen werden, perfonen die 
kefen konnen, auch Eitiften und Diaden fegen, auff das alfo 
letzlig eine kirche verſamblet werde. 

42. Die Dhiener, vnd Eltiſten deren Quartier, fo unter 
dem Creutz find, ſollen aus allen fledten, vnd dörffern ihres 
Duartiere ihnen benachbarten, fo zu einer religion geneigt feien, 
mit fleif6 nachfragen, vnd diefelbe zu Dem ampt ermanen, und 
auff diffe weife follen fie ſich befleiffigen eine kirche, oder einer 
kiechen anfangk zuuerfamlen, und Damit folche& deſto bas voln- 
zogen werde, follen die Quartier ihre benachbarte fette, und 
dorffer under ſich theilen, darmit nichg verſeumet werde, und 
ſolche forgen follen die verfpreite Gemeinden ober ihre benach⸗ 
barte ſtette, vnd ohrter, fonderlig fo fie weit von Quartieren ges 
legen, auff fich laben und ertragen, Die verfpreiete gleubige foln 
auch den Dhienern deren Quartieren vnter bem Creutz, in 
diſſen fachen behulfflig feiern, und furfichtiglig deren nhamen fo 
-fie kennen, und zu bes Religion geneigt wiſſen, ia den Orthern, 
da fie ausgeftoffen, oder verzogen find, anzeigen. 

43. Es ift auch ſehr nutzlich die verbindangh dee kirchen 
mit einandern alfo zu fein, das ihr eine der andern offt ſchreibe, 
was ihre zu erhaltung, und wachſung dero gemein, ober etlicher 
befonderer kirchen notig zu fein bedunkt, vnd alfo mit nhamen 
die Beer, Abtrunnigen, Huͤrlinge, feuffer und andere desgleichen 
ſchedliche leuthe anzeigendt, barmit fich die kirchen vor folchen 
zu huten. 

44, Darmit auch ben fchweren laſten ber kirchen begegnet, 
welche täglich durch deren leichtfertiges auffbrechen vermehzet, 
auch anderer, fo unter dem Schein der armuth und Religion 
ben hausgenoſſen des glaubens ihre notige vnd ſchuldige almus 
fen entzehand, haben wir rahtſam bedacht, im allen und jeden 
lirchen zuuerkundigen, das binfürter denjenigen, fo von bannen 
gehen, ohne Zeugnus ihres furigen, daher fie fomen, lebens, 
vnd lehrs bey den andern kirchen als bausgmoflen des glaus 
bens Erin behuͤlff geſchehen merbe. 

45. Die Dhiener ſollen ſich befleifligen dieſelbe, fo die 
Zeugnuffen fordern, zu fragen, mas vrſach fie verziehen weiten, 
vnd fo fie die vrfach nicht gnugſam befinden, foln fie die 


Beugnus kurtz ab verweigern. Die Dhiener vnd Diacken follen 
fi) auch verhuten, das fie nicht leichtlig Ihre kirchen von beros 
felben armen leer machen, vnd alfo ohne noith andere kirchen 
beſchweren. Denen aber fo fie Zeugnus zugeben bedacht, follen 
fie in denfelben Jeugnuflen die Rhamen und Zunhamen, wos 


her fie gebom , wohin fie wellen, was ihr handwerck, was bie 


vrfag ihrer reifen, wie lange fie in ber kirchen geweſen, wie fle_ 
ſich verhalten, vmb weiche Zeit fie and) verzogen, weiches vor⸗ 
habens fie fein, und andere dergleichen umbftände mit ober» 
fhreiben. 

46. Es foll aber den reifenden fo viel gegeben werden, fo viel 
ihnen gnug bedunckt, bis fie zu ber kirchen komen, dahin fie zu 
reifen vorhaben. Wie viel deffem aber fele, full in ben Zeug⸗ 
nufsdrieffen vermeldet werden. Desgleichen follen bie andere 
kirchen, dahin fie komen, nach vermogen verrichten. Wen 
nhu die Zeugnusbrieffe furbracht, vnd dieſelbe fich rechtmeſſig, 
vnd aller anderer ſachen wahrhafftig befunden , fe ſoll ihnen fo 
viel gegeben werden, fo viel ihnen zu der nechfter kirche zu zie⸗ 
hen notig fein, erfant wirt. Daflelbe auch, vnd auff was tag 
er daſelbſten abgewichen,, in die Zeugnusbrieffe geſchreben wer⸗ 
den ſoll. Alſo fon alle kirchen thun, bis zu bem ohrt, bas 
bin er gedencket, daſelbſt ſoll das Zeugnus oberlibert, vnd 
zerriſſen werden. 

AT. Ada die ienige, fo nach diſſen negſten Monat Noe 
vembr. ahne einiges Zeugnus, oder mit Zeugnus aber nicht in 
diſſer form befchreben von den Eichen verzehen wurden, fol mm 
fur Beine hausgenoſſen des glaubens, welchen Paulus funderlich 
guith zu then one ſchuldig fein Iehret, verhalten. Go aber 
eimige von den kirchen, fe vnter dem Creutz find, ober aus ben 
orthern kemen, daſelbſten kein dhienft auffgericht, ift notig das 
dieſelbe exammirt werden, und fo fie pitten, und rechenſchafft 
ihres glaubens Tonnen’ geben, was vrfachen fie verzogen, vnd 
dergleichen von anderen wmbftenden, Wie aber denſelben zuuer⸗ 
heiffen, geburet ben Diacken zuuerſehen. 


48, Der Her von St. Aldegundi fol in nhamen diffes 
Synodi gebetten werden, das er deren Dingen, fpin ben Nidder⸗ 
landen fur etlichen iharen bis anhero ſich zugetiagen haben, 
eine hiftorien befchreiben wolle, vnd funderlig deren dingen fo 
zu der erbaumung ber kirchen, bie verfolgung dernfelben, Abs 
werffungb, und widerauffrichtungh deren Abgötter, vnd bifder, 
Deftendigfeit der Martyrer, Gottes erſchreckliche Vrtheil in 
en Berfolgern, vnd verenderungh der Polycey etc. etc. ge 

orendt. 

49. Die Diener jeberer Eichen, und alle andere, fo diſſen 
furhaben zu fleur komen mogen, follen ſich felber befleiffigem, 
das fie alles was dahin dhienlig im der warheit erfragen, vnd 
erforfchen , und einen befundern zu diſſem werd! erwelen, wel⸗ 
chem fie alles verzeignet zuſchicken, auff das folches folgens dem 
Hern von St. Aldegonbi trewlig übertragen, verforgst, vnd in 
die feder gebradyt moge werden. 


50. In Embden find erwelet Ehriſtophorus Beneranius, Eor⸗ 
nelius Retius zu Weſell, Petrus Nicktus, Earolus Niellius zus 
Coͤln, Adrianus von Koͤnigslohe, Joh. Regius aus Achen, Joh. 
Chriſtiani und Johannes Heicktum, zu Frankfurt, der her Bal⸗ 
din, und St. Baſtianus Mutthe, zu Heidelberg Petrus Dathes 
nus, Joannes Daffinus, zu Frankendal Saspar von dee Hei⸗ 


1304. CXIXVII. Schläffe der Syuobe zu Emden. 


den, Petrus Antoni , zu Schoinhouen Sraneiscus Junius, zu 
St. Lambert Nicolaus Schauvbrecher. 

51. Es fol feiner Bein boich, das er ſelbſt, ober auchkan⸗ 
dere gemacht, darin von ber Religion gehandelt, in druck oder 
funften ausgehen laffen, es fen den zuuorn von dem dhienern 
deren Quartier, ober durch die Öffentliche Lehrer der Theologiae 
unfrer befantnus eraminirt, vnd approbirt. 

52. In den geoffen kirchen wird nhott fein befondere Pros 
pofitiones zu haben, auff das diefelbe, bey welchen guithe Hoff: 
nungh tft, das fie etwa hernaher ber kirchen dhienftlig fein 
wuͤrden, ein prediger gebraucht werden, und damit das albie 
gute ordnung gehalten, fol defiem handel etwa durch einen 
bhiener beygewohnet, und fürgeftanden werben. 

Alle diffe Artikel, fo dba zu guter ordnung dero kirchen ge⸗ 
horendt, feten alfo mit einhelligem Gemuͤte vnd finne auffe 
gerichtet, doch diefelbe nach mug bero Kirchen iederzeit veren⸗ 
dert, vermehert, vnd verminneret kunnen, und mogen werben. 
Das dennoch in macht Feiner befonberer kirchen fein folle, fon= 
bern viel mehr follen allen fleifö anwenden, das diffe Ordnungh 
fo lange gehalten werde, bis fo etwan auff dem Synodo ans 
ders verordnet, und befchloffen wurde. Embden, den 12. Oc⸗ 
tobris Anno 1571. 

Caspar Heydanus Praeſes. Joh. Poliander Seriba. 


Beſondere Aeta, vnd Fragen. 


53. Nachdem die broder des Synodi das flehen vnd pitte 
beider kirchen zu Embden angehotet, haben ſie angelobt, das 
fie als balt fie zu haus komen, mit fleiſs daran ſeien wollen, 
das tebern kirchen in ihrem Quartier fol angezeigt werben, das 
die Diaden der kirchen zu Embden benfelben, fo glaubwirbige 
Zeugnus, von den firchen, daher fie komen, eines getreuwen, 
und gottfeligen lebens vbergeben werden, ald hausgeneffen des 
glaubens , gleich auch andere kirchen dardurch fie ziehen, fteur, 
vnd hilff thun wellen, fo fie aber, wie bisweilen gefchicht, viele 
tage, ober etliche Monat zu Embden lygen, und gutes wing 
barmit in Engellandt zu fchiffen, erwarten muffen, zu folcher 
langwiriger ſteur fol ihnen die Embdiſche kirche hinfurter mit 
nichten verbunden fein, darmit nicht iemands ſich folches vers 
geblich vertrofte, ober auch leichtfertiglig diſſer vrfachen von 
andern orthen auffbreche. 

54. Auff der Colner erſte Frage, antworten die Bruber 
alfo. Alles was gewiſſens iſt, foll mit Gotteswort bewieſen 
werden, Was aber die ordnungh anlanget, oder ſunſt mittels 
meflige ding ſeien, follen zu folcher nhottwendigkeit nicht ges 
driben werden. 

55. Die zweite frage Bon rechter vberfegung bee Bibel in 
Nidderlandifcher Tprady, Haben bie bruder zum General Synodo 
zuuerhalten erlennet. 

56. Der dritter vnd vierter frage etc. Iſt oben im $. ans 
fange. „Es fol Feiner etc. und im 52 beginnet, „In ben 
woſſen kirchen etc. articuln geantwortet. 

7. Das der funfften frage von der verhandlungh des Ro⸗ 
chelliſchen Synobi in Franckreich gnug gefhehn, haben die 
beuber das Petro Datheno, und Joanni Zaffino befohlen, 

58. Der ſechſter frage, Antwort der 38 articul von beruf: 
fung ber dhiener, anfahende „Der dhiener, fo iegt etc. 

59, Auf bie Sibende iſt geantwortet, das zeugen beizubrins 


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gen,, vnd im Confiſtorio anzuhoren zugelaffen, ba aber deren 
mangeln wurde, foll man in ſchweren fachen ben eydt fordern, 
aber das nicht befehlender , (welchs den allein der Obrigkeit ges 
buret) fondern vermanenber weife, vnd wiewol deren «ide 
form, fo bei der Obrigkeit gepurlig, und im ſchwange, auch als 
bie gebraucht Euntte werben, fo tft boch nuglicher fich folcher zu 
enthalten, und vielmehr mit einbildung Gottes ernftlicher jtraffe 
und rach gegen den zeugenden fortzufharen, vnd ahm fleiſſig⸗ 
fen zu bitten, das fie die warheit bekennen, vnd runt herauffer 
fagen rollen. Das rhettfambfte aber ift, fo man mwentg, und fo 
viel immer muglig felten zeugen beizubringen, zuuerhoren, und 
Eydt außzufordern zulieffe. 

60. Auff der Eolnifcher frage Von dem Man, dem feine 
fram nicht folgen mil, jſt geantwort, das aus gemalt der 
Obrigkeit der ausroiffung notig ſeie. Darumb mag fich der 
man zu folcher ftatt, da die Obrigkeit ihre hulff, und gemalt 
barzu fegen tan, und wil, begeben. 

61. Auff die Golnifche zehenbe frage, Ob es zuleffig bei 
einem Papiſten, (melcher befent, das die angenhomene form 
bes Zauffs in den Reformirten kirchen ihme reiner bebundeet, 
als die form fo im Babſtumb breuchlich) fein Binde zu tauffen? 
Iſt geantwortet, Das diefelbe, fo vber differ frage erfettigen 
fein wollen, befehen nachgefegte Articul, fo von den Brubern 
von Genen hieruber eingeftellet, und gefchreben. 

Gopey des Artickels, fo geftellet von den Brudern zu Ge⸗ 
neuen, und dhienet funderlig zu der refolution vber leg vor: 
gehende frage beren Bruder von Coln. 

62. Das befte, und allerficherfte iſt Feine Linder zu der 
Tauff zu laſſen, oder anzunhemen, dan beren Eltern gliber ber 
Eichen find, Vnd furwar, Es ift eine ordinaria regula, wel⸗ 
her man in differ fachen mus, oder billig fulte gebrauchen. 


Dennoch die firengheit in differ fachen zu lindern, vnd zu meſſi⸗ 


gen, fo mus man allezeit hierauff acht haben, das Gottes bundt 
fi erſtrecke bis In taufende geſchlegt. Nicht das alfo ohne 
allen onderfcheidt allerley kinder, die man zu tauffen darftellet, 
anzunhemen, vnter dem dedel, und fchein das die Voreltern - 
vor taufent iharen Chriſten geweft felen, fonbern vielmehr das 
man durdy guthe, und geburliche mittel zu ber kirchen wider: 
umb annheme, und hinein fege baflelbe, fo ba eine zeitland 
daruon entfrembet geweſen iſt. Aber nhu find folche mittel. 
vnterthan vnd mancherley, nachdem die Circumſtantien man⸗ 
cherley, vnd verſcheiden ſeien. Dan where es ſach, das Gott 
ſeine verfallene kirche widderumb gefiele auffzurichten, vnd das 
die ordentliche bedeutungh des Tauffs, (welcher heutiges tages 
die veiandt der warheit misbrauchen) widderumb in die hende 
der auffrichtiger bhiener geſtellet where, ob ſchon viel leuthe 
nicht fo balt reformirt, bekehrt, oder widergeborn mheren, fo 
ſoll man dennoch foldyer leuthe Linder, weiche ber kirchen 
zußomen, von ber Tauff nicht abfchlieffen. mogen. Den 
man wurbe denfelben nicht allein zu kurtz thum, fondern 
auch dero gemeinfchafft deren gleubigen, und ben verheiffuns 
gen der eriwelten Gottes. Derogleihen Antwort haben mir 
ahn die von dem Reich Schottlant gethain, als fie vnſer 
meinungb vber biffe fach, und frage gefunnen vnd beget 
haben. 
63. Item auff den orthern, ba bie kirche unter-bem Creutz 
ſchaulet, oder heimlig und verborgen ift, fo weit bas bie Eltern 


344 


der kinder noch fo ſchwagh, und furchtſam find, das fie ſich zu 
der gemeinen nicht durffen begeben, oder noch raum, und vn⸗ 
geſchicket find, vnd ſich noch nicht alfo Laffen, oder unterwerffen 
wollen onter das Joch Jeſu Chrifti, und gleichwol etlichen 
von ihren freunden befeldy und macht geben Ihre Einder zu pres 
ſentiren, auff das diefelbe nach ordnungh, und reinigkeit des 
Euangelit getaufft mogen werden, fo ift da Beine vrſache, noch 
einrede, die verhindern moge, diefelbe Finder anzunhemen,, und 
zu tauffen. Worbehalten, das die gefatter, und gefatterfche, 
oder zeugen biefes Tauffs fi) verheiffen, in diffem ihrem ampt, 
vnd pflicht fich felbften zu quittiren, auch befichern und bezeu- 


gen, das fie von den Eltern ſolches zu thun vollommen ges 


walt, vnd verwilligungh haben, den das ift eben fo viel, als 
wen bie Eltern der vorernenter Binder ihr vetterlig recht, und 
action in die hende dero gefattern vbergeben betten. Aber fo 
ba einer vorhanden, fo nis von dem Euangelio verftehet, noch 
weis, fondern in ſolchen fachen gar vnverſtendig, baruber wol: 
len wir einem rhaten, eines folche® kint zu der Tauff zuzelaffen 
und anzunhemen, fondern diſſe perfon, fo da ihr kint tauffen 
lieffet, fol furall, vnd zum erften geloben, das fie zulaffen, vnd 
geftatten will, das dafjelbe getauffte kint von den gefattern zu 
feiner zeit ſoll vnderwieſen, vnd in reiner lehr des Euangelii ges 
Iheret werden, und darneben das er durch feine vatterliche auctos 
ritet, vnd gebiet hinfurder nimmer zwingen foll zu einiger ans 
derer religion, odern auch fonften mittel verwenden, durch welche 
es wibder zu ber Superftition, und Aberglauben des Pabftumbe 
gebracht kuntte werben. Hingegen das er ihme feinem int viels 
mehr folche freyheit geflatten: wolle, das es tederzeit leben moge 
nach der lehre des Euangelii in welcher es erzogen ful mer: 
den, vnd vnderwieſen iſt. So weit man aber in differ ſachen 
ben Zawm zu feer finden laffen wurde, vnd zu vil zulaffen, fo 
wirt etwa die ambitio, ober vermefienheit zu weit einfchreiten 
vnd regieren, auß welcher darnady eine groffe verwuſtungh, 
vnd vngeſchicklichkeit erſtehen, und erfolgen murbe. 

64. Auff die zehende deren von Coln frage, Ob diefelbe fo 
da bie reine religion angenhomen, und dennoch fich nicht zu der 
kirchen geben wollen auch fur gefattern an der Zauff zuzulaſſen? 
Iſt beantwortet alfo. Dieweil e8 die brüder gedaucht, den 
brauch der gefattern im Tauff freyzulafien, derohalben fo diffe 
leuth allein dero vrſachen halben geforberet werben, das fie allein 
zeugen follen, das der Zauff in den kirchen gefchehen,, fo kun⸗ 
nen fie zugelaffen werben, fo aber die gefattern folcher geftalt 
erfordert werden, das fie die forge das kint zu underrichten, und 
zu lehren auff ſich nhemen, iſt notig daß fie glieder der kirchen 
indt. 
ſ 65. Die Bruder. von Coln, vnd Aich haben gefraget, Ob 
ein Bruder der nicht gottſelig lebt, vnd dennoch vil, vnd offt, 
aber vergeblich ermanet wirt, ſeie zuuerbannen, ſonderlich ſo 
er die kirche bedreuwet mit deroſelben zerflörungh ? Darauff 
alfo geantwortet, das alle, fo nach Gottes wort zu verbannen 
feien, follen verbannet werden, 0b fie ſchon zerruttungh dero 
kirchen dreumen vnd furwenden. Diemeil aber dem Gonfiftorio 
freigelaffen vrtheil, und erfentnus zu geben ober zeit, und ziel 
fo. ober bie offentliche ermanung , welche vorhin gefchehen folle, 
fo auch die Verbannungh aufzulundigen, nach ihrem gutbuns 
ten, vnd molgefallen, fo Tonnen fie die zeit bero Vermanung, 
und Verbannungh etwa verziehen, alfo das man fleiffige acht 


1501. CXXXVII. GSchläffe der Synode zu Enden. 


babe auff der kirchen erhaltungh, und alfo auch notige erbatıs 
wungh nicht hinderlaffe. 

6. Auff die Propofition der bruder von Anttorp, von den 
Dbienern fo funder dhienft, und an andere orther beruffen, 
gleichwol fich weigern zu gehorchen, und zu folgen. Iſt alfo 
geantwortet. So die dhiener, welche ba bhienftlos, und doch 
von einer gemeinde beruffen wurden , vnd aber zu folgen fich 
weigern, das foll bei erfentnus des Quartier, oder Classici 
conunentus ſtehen, ob biefelben zu dringen feten. 

67. Auff derofelben propofition, Ob einem gleubigen weibe, 
fo mit einem vngleubigen Dan vermahlet, zugelaffen, vnd 
frey flehe, wider ihres Mans willen ihrer beider Eint zu tauffen 
der kirchen furzuflelen? Iſt geantwortet. Das es zulieflig, 
und zu thun where. Aber dieweil es villeicht nicht allezeit nutz⸗ 
lig, wirt chatfam, vnd notig fein, das in folder ſchwerheit, 
und geferligdeit nach deren kirchen geflalt, vnd gelegenheit das 
Confiftorium vmb rhatt erfucht werde, welchs fich den alfo in 
bie fach ſchicken, und ſolcher weisheit gebrauchen fol, das weder 
den forchtfamen,, der zaum zu lang gelaffen, wider auch ihre 
geriffen zu hart befchweret, vnd gedrungen werben. 

68. Als die Gemeinden gefraget, Ob einem Bruber zuge 
laſſen, feine kauffmanſchafft mit eines andern furften mungen 
zu treiben, diefelbe zuuergieffen, ober das fie in argere Werde 
gebracht zuuerfchaffen, oder aber funften einigen forfchab, möt- 
tel vnd gelegenheit darzu zugeben? ft geantwortet, Bofe 
Müng [chlagen, oder auch funften gelt auff und zufamen prin- 
gen, das dafjelbe in argere, und leichtere Muntz, oder gelt ver 
ſchlagen, oder gemunget werde befurderung zu thun, ober zubes 
fielen, daher den dero Gemein ſchade, und hindernus erſtehen, 
vnd zugefuget mochte werben, Wen fchon die Obrigkeit deffek 
ben orhtz nicht fehen wurde, oder molte, So iſt es dennoch dero 
gerechtigkeit in fich felbfien, vnd der Chriftlicher liebe zugegen, 
vnd wirt alfo denfelben, fo fich reiner religion berhumen, mit 
— frey gelaſſen, wirdig erachtet, oder einiges wegs ge⸗ 

attet. 

69. Der Propoſition vnd furgeben dero Bruder von Gendt, 
vnd Anttorp iſt geantwortet, das nach ſchwerheit dero ſunden, 
groſſe der ergernus, vnd vielfeltigem ſundigen, auch nach der 
zeit, vnd aller vmbſtende gelegenheit das Conſiſtorium fo vns 
der Dem Cruetz verfehen, vnd mit zeitigem gutem chat vrthei⸗ 
len, vnd fegen, ob jemand nicht allein von dem Nachtmall, 
fondern audy von der gemeine auszufchlieffen, und abzuhalten 
feie; So aber etwas weiters notig, vnd furfallen wurde, fal in 
dero zuſammenkunft deffen Quartiere referirt, furgebracht, und 
entfchloffen werden. 

70. Ein bruder von Gendt hatt gefragt, Ob es offentliche 
oder aber heimliche funden feien? Nemlig, beimlicher weife 
Ablas zu entfangen, die Ehe anzufangen, unter den Papiften, 
die Finder laffen zu tauffen in den heufern, Chriſtum zuuers 
laugnen vor einem Burgemeifter oder funften vor einem rhatz 
verwantten, zu ſchweren bey oder durch bie Heiligen. Diefe 
fragen, dieweil fie vielerley weife disputiret wurden, feien auff 
nechſte zufammenkunfft auffgeſchoben, und verhalten. 

71. Auff dero von Aichen frage, Von dem jungen Ge 
fellen, ond magde, fell das Gonfiftorium zu Aich aller der gan⸗ 
gen fachen vmbſtende fleiffig nachforfchen,, und folches darnach 
den verfamblungen dero Quartiere furgeben , und referiten. 


S 


72. Auff die frage dero Welſchen Gemeine binnen Ant 
torp, Was der fraumen zu thun, die da furgibt Ihr Man fei 
vor vier, ober fünf iharen im Eriege geftorben-, Tan aber ben 


tobt mit glaubmwirbigen Zeugen nicht darthun, noch heweiſen, 


Iſt geantwortet, das durch gemalt der Obrigkeit die aufruffung 
angeftellet, und gefchehen fulle, welches fo fie nicht erhalten 
wurde, ſoll fie die Obrigkeit erfuchen, vnd weiters bitten, das 
ihr eine fichere Zeit gefeget werde, wie lang ihr zu warten, & fie 
aber dero keins erhalten kunne, Tan man ihr biffen rhatt ges 
ben, das fie ſich in folche ftatt, und ohrter begebe, da die Obrigs 
keit ge gemalt und hilff mic darzu thun welle, und wurde. 

3. Auff die andere deroſelben gemeinten frage, von den 
Witwinnen, fo ſich uber einen Monat, oder zwei nach Ihrer 
Menner abfterben. wider zur Ehe greiffen, vnd verhetraten wol⸗ 
len ? Iſt geantwortet, das in dem Fall das Conſiſtorium keine 
fihere Zeit fegen fol, diewell Paulus den Wittwen fih zu 
verheiraten zulles ohne fürgefchriebene beftimmte Zeit. Gleich⸗ 
wol fordert die Erbarkeit, das die Wittwen nad vier, oder 
funff Monaten nad) ihrer Meme tobt zur einer andern Ehe 
nicht greiffen fellen, und fo fie ſchwanger wheren zum wenig⸗ 
flen zwey Monat nady ihrer geburth. 

14. Der dritten obgemelter Eirchen frage, Von deme fo 
vmb einer ſchweren funden willen vom Nachtmal ausgefchlof: 
fen, und ſich nhu in die gemeine zuuerheiraten vorhabens ift, 
ehe, und zuuor er feine fehle fur der gemeine offentlig befant, 
ond widerrufen? Iſt geantwortet, das wider folchen mit ber 
kirchenſtraffe zubandeln fele, vnd fo er ſich befheret, ift er zu⸗ 
zulaffen, So aber nicht, ift die fraume zuermanen, das fie mit 
folhem Manne, weicher da mit ſchweren, und offentlichen fun« 
den beladen, welcher auch die kirche verachtet , und von deroſel⸗ 
ben verbannet, und vom h. Nachtmal autgeſchloſſen worden, 
ſich min verheiraten tolle. 

5. Es tft gefragt worden, In welchem grab, oder glibt 
fo bero Hutfeembrfcpafft, fo auch dero Sewegerſchaft ſich zus 
uerheiraten zugelaffen , oder verbotten ? Iſt alfo geantwortet, 
das am rhattfambften feie (funderlig da die Obrigkeit nicht 
gläubig iſt) iederes ohrtz gefeg, ordnungb, und fagung, zu hal 
ten, dieweil ſolches ohne verlegung gefchehen Fan, damit nicht 

die Ehe, fo wider ſolche geſetz, und ordnungh auffgerichtet, von 
der Obrigkeit nichtig, die finder vnelig erkant, die Erbgerechtig⸗ 
keit nicht anders wohin gefchuben, vnd andere berogleichen vn⸗ 

fehln darauß entſtehen, vnd erfolgen mochten. 
76. Auff die frage, ſo die von Aichen furbracht, von einem 
Dhiener, fo eine ketzeriſche frau zur Che hat, Iſt geantwortet, 
dieweil er zum bhienft verordnet, und geſetzet, fall von dem 
Confiftorio fleiffige nadyfrage föchen, was für fleis, und ar 
beit der Dhiener mit Heiliger Conuerfation vnd fletigen Vers 
manungen aus Gotteswort angewendet, darmit ex feine frauwe 
dem hern Shrifto gewunnen haben mochte. So es berohalben 
fach where das er in ſolchem feinem ampt vnfleiffig geweſen, 
oder noch zu fein befunden werde, foll er mit vrtheil, vnd ge 
malt des Conſiſtorii, und Quartiere vom dhienſt ausgeſchoben, 
vnd gehalten werden, Vnd fo das Confiftorium aud) darin zu 
linde, und f&iefferig bandlete, iſt ihnen vergunt mit vrtheil 
ond erkentnus etlicher bruder bero gemein von bem vnfleis, 
vnd fenteng des Confiflorii an das Quartier fi) zu beruffen, 
vnd anzuklagen. 

IL 


su91. ONXKVIE Cehläfte der Synode zu Emden. 


345 


77. Der General Synodus ſoll ausgefchreben, vnd gehals 
ten werden den negften lentzen, doch im fahll ſich bie Engel⸗ 
Iondifche kirchen erkleren wurden, bas fie auch einige perfon 
darzu abfertigen wollen, oder kunnen, ob ſchon nicht alle dar: 
in verwilligen wurden, Wo aber nicht, fol der General Syn⸗ 
odus verzogen werben, bis auf negften lengen oder Vorſummer 
bes Ihars 73 

78. Das Pfalgifche Quartier ift declarirt, und erwelet ben 
General Synodum auszufchreiben, vnd zu beruffen. 

79. Diefe folgende, und ernente Gemeinden iebes Quars 
tiere find, eriohelet, zu weichen man fchreiben, und beruffen 
folle. 

80, Die Embbifche, Weſelſche, Wolnlſche, Heidelbergifche, 
Anttorpiſche, Dornachſche, vnd Aicimariſch⸗ jn Hollandt. Zu 
Embden den 13. Octobris Anno 1571. 

Casparus Heidanus Praͤſes. Joannes Polyander Scriba. 


Von ben Quartierten Zuſamenkünfften. 


gi. In den Quartierten Zuſamenkuͤnften, ſoll der dhiener 
einer predig haben vor der Gemeine, von welcher alle andere 
mitdhiener ihr vrtheil zugeben, vnd ſo etwas zu verbeſſeren an⸗ 
zuzeigen haben, und folches follen folgentz alle die andere, vnd 
iede befonders in ihren beykunfften thun vnd halten. 

82. Doch noch foll der präfes, fo da durch gleichitimmenbe 
wahl deren andern Dhiener zum Vorweſer verordnet, orbents 
tig ale, ond jede fragen, Ob auch bie Conſiſtorial beikunfften 
in ihren kirchen gehalten, Ob die Bicchenftraffe getrieben, Ob 
fi ie auch ſtreit mit einigen ketzern haben, Ob auch zweiuel in 
einigen puncten der haubtlehre vorgefallen, Ob der Armen, 
vnd Schulen fleiſſige ſorge getragen werde, Ob ſie auch zur re⸗ 
gietungh Ihrer gemeine durfftig ſeien ihrer andern mitgeſellen 
rhatt vnd hulff, vnd von derogleichen vmbſtenden meher. 

83. So ſich etwan in einiges Quartiers kirchen etwas zu⸗ 
trage, das in ihrem Conſiſtorio nicht verglichen kunte werden, 
das ſol in der Zuſamenkunfft deren Quartier decidirt, vnd ver⸗ 
urtheilet werden, von welchem man dennoch an den Provincial 
Synodum appeluren, vnd ſich beruffen mag. 

84. Es ſoll aber in den Quartierten bepkunfften vorges 
nhomen, und verhandlet werben , mas zu den gemeinden eines 
iedern Quartiers dhienſtlig, vnd gehorig. 

85. Wen dis alſo geſchehen, ſoll der Praͤſes eine, oder zwo 
fragen von den fuͤrnemeſten puncten, fo in der religion zwiſ⸗ 
[hen ons vnd den Papiften, oder auch andern ftreitig propo- 
niren, und auff folche weife fi ch vnder einander zu lehren, vnd 
zu ſtudiren bewegen. 

86. In den beykunfften dero Quartier, ſo das letzte vor 
dem Provincial Synodum gehalten, ſollen erwehlet werden, 
welche im nhamen der gemeinen aller Quartier auff den Pro⸗ 
vincial Synodum abgeſandt werden. 

87. Es ſollen aber aus jedem Quartier abgefertiget, vnd 
geſandt werden zween, mit eben ſo viel eltiſten, oder Diacken. 
So das nicht muglich, kan ein Dhiener, mit einem eltiſten oder 
Diacken verordnet werden. 

88. Ehe, und zuuor man bie hauptpuncten, (bie den auff 
dem Provincial Synodo furbracht follen werben) befchreibt, 
iſt rhattſam erkennet, dad man bes zuucen gehaltenen Synodi 
ſteten, ſatzungen, vnd beſchlus mit fleis vberleſe, damit daſſelbe 

44 


— 


366 


nicht, fo einmal auff anbern Provineiäien, vnd ſunberlig auff 
Generalen Synoden ind gemein eingewilliget verhamdiet, und 
beſchloſſen, widerumb in zweibel gegogen, und fuͤrgetragen wer 
de, es were ben ſache, das vber ſolches, fo vorhin determinirt, 
und befchloffen, audere neume fumbament, und vrfachen darüber 
zu zweibeln eingefallen, vnd vorhanden wehren 

89. Leslig ſoll orht, vnd zeit der nechften Quartierten Zus 
ſamenkunfft angeflellet, vnd vermeldet, aud Gott Dankſa⸗ 
gungh, vnd ſolche durch den Praͤſidem geſchehen und beſchloſſen 


"werden. 


Bon den Provinzial⸗Synoben. 

90. Welche zu den ProvinzialsSynoden abgefant werden, 
follen Credentz, vnd ihrer. abfertigungb glaubwirdige brieffe, 
und mas fie ſunſten furzutragen, fchrifftlig verfafſet mitbringen, 
und fol nich ſchrifftlig vorbracht werben, den was man nicht 
in ben Conſiſtorialifchen, vnd Quartierden Zuſamenkunfften 
habe kunnen ſcheiden, vnd vergleichen, oder ſunſten was da an⸗ 
gehet alle kirchen einer Provincien ins gemein, auff das die 
provincialiſche Synoden mit vnnottgen fragen nicht beſchwe⸗ 
ret, aufgehalten, vnd verzogen werben. 

1. Wen fie nu alle verfaneblet vnd zuſamen gefomen, ſoli 
der —* deſſelben ohrtz, oder fo derſelbe nicht gegenwertig, 
der negft geweſener Präfident vmb andere neume Präfidenten, 
Benfiger, vnd Schreiber zuerwehlen zu Gott das gebett thun, 
und verrichten. 

92. Und wenn nu der Präfident, Beyfiker, und Schreiber 
erwelet, fol der Praͤſes das gebeth, fo zu dee gangen handlungh 
bhienlig,, und aecommobirt zu Gott verrichten, vnd ins werd 
ftellen. 


93. Dahnach foll er verforgen, das die nhamen deroſelben 
ſo gegenwertig, beſchreben, vnd auch ſo da ausgeblieben ver⸗ 
zeichnet werden, auff das ſie darnach vrſag ihres ausbleibens 
geben kunnen, vnd ſollen. 

94 Deren abſendung, ober zgeugnusbrieff fol er forbern, 
auff Das fir geleſen werden, wie auch aller infiruction vnd bes 
felch ſchtifftlig verfaflet eins nach dem andern ſoll nerlefen, 
und furtragen, und dero gangen verfamblungh vrtheil, mei- 
nungh, und suffragia erforfchen,, und ſamlen, und darnach die 
beſte meinungb bes mehren, und des befuchteilen wolgegrim- 
ten theils vorlefen, welche dee ſchreiber alfo vnderſcheidentlig 
angezogen, vnd verfaflet folle haben, auff das ſolche meinungh 
durch aller gegemimertiger mitſtimmungh gelobt, eingangen, 
und befchloffen tunne, onb moge werben. 
| 95. Erfilich fol gelefen, vnd underfcheiblig geſchreben wer 

den was zu der lehr, darnach was zu der firchen bieckplin ges 
horig, leglig was anlanget bie particular thaten, und fach. 

96. Des Präfibenten ampt ift das er einem iedern befehle 
nach feiner ordnungh zu reben, vnd Denen fo im veden zu heffs 
tig, zu bitter, oder zu zendliche fein wurden, fo fte fich nicht 
flilen wellen laſſen, zu ſchwigen gebiete, und fo das nicht hilf» 


fet, da6 fie au& der verſamblungh ausgefchloffen, vnd darnach 


durch eine gemeine oenfur aller bruder vorgefkellet, beruber ges 
zegen, vnd befchulden werben. 

Das Ampt eines Praͤſidenten endiget ſich zugleich mit ber 
handlung eines ieden Synodli, fell aber dem negfifolgenden Pros 


vincial Synoden denfelben ober einen andern Präfibenten zus 


erwelen foey ſtehen. 


s50M. CEZAVH. Gchläffe der Eyuote zu Cuden 


97. Die Eltiſten und Diacken fo zu diſſen Symeben abges 
fertiget werben, follen in alten verfamblungen und feefien gleich 
mit dem Dhiener ihre flimme, vnd votum haben. Auf bes 


Eltiſten aber bero orther, da die zufamenkunfft geſchieht, follen 


zween feien, welcher ftimme plag haben, und mitfchlieffen fa, 
ob wohl auch die andern Eltiſten darbey fein, und auch ihre 
meinungh darzu fagen Eonnen, und mogen. 

98. Alte Sees ſoll der Präfident mit dem gebett anfangen, 
und mit der danckſagungh ſchlieſſen. 

99. Alle, und iede Artikel, alsbalt fie gefeget, eingangen, 
vnd fchrifftlig verfaſſet fein, foßen auffs neue gelefen, und alfo 
von allen eingewilliget,, und vnderſchreben werben, welcher Ar⸗ 
tickel eine iedere kirche eine befondere abfhrifft, und Copey, 
welche davon dem Präfidenten, und Schreiber unberzeichnet 
werben, forberen folle, darmit iederer kirchen Gonfiftorium, 
hort, ondt wife, mas verhandlet, vnd beſchloſſen ſeie. 

100. Mit Conſent, vnd verwilligungh des gantzen Pro⸗ 
vincialiſchen Synodi ſoll eine ſichere kirche erwehlet werden, 
weiche macht ſoll haben (doch mit chatt vnd vrthoil anderer 
ihres Quartiers kirchen Dhienern) Orht, vnd Zeit des negſt 
zukommenden Provincialiſchen Synodi anzuſtellen, vnd auszu⸗ 
ſchreiben. 

101. Vnd dieſſer kirchen, fol bey zeiten, alles was in ans 
dern kirchen beſchwerlig furfelt, oder was in den Conſiſtoriis, 
und Quartirten Eichen zuſammenkunfften nicht gefcheiben, vnd 
verteagen kan werben, ober auch funften ſchwer, und zu dee 
gangen Provincien geherig, fleiffig bafchreiben,, und vberſchickt 
werben. 

102, Diſſe Eiche fol auch ohrt und zeit, zu dem negſten 
Provincial Synodo angeftellet, ben andern chen drey Monat 
zuuor quffichreiben, vnd anzeigen. 

103. Deit gleichen fleife fol auch diſſe Lieche aller ihrer zus 
geſtelter handlungen, puncten, vnd articuln ben andern tischen 
ein egemplar, ober Copey vberſchicken, daraber eine iedere Eirche 
bey zeiten zubedenken, vnd ihre meinungh vnd vrtheil in den 
Quartierten zufammentunfften furzubringen bat, auff das Dies 
felbe, fo in nhamen ihrer Quartier abgefant werden, nich& den 
was durch alle kirchen des Quartiers wol vorbedacht, exami⸗ 
nirt, vnd erwogen iſt, an die bhan zu pringen, vnd furzutragen 


aben 

104. Damit aber die Bicche, welcher aufferlacht ben nechſt⸗ 
folgenden Synodum Provincialem an zeit, vnd ohrt anzu⸗ 
fegen, vnd aufzufchreiben, nicht mit der manigfaltigkeit des 
ſchreibers zu der gangen Provimeien vnd deufelben Quartierten 
Bicchen ober pilligkeit beſchweret werde, ſoll eine ſichere kinche in 
iederer Provincien ernennet werben, zu welcher man ſchreibe, 
huff das dieſelbe alles, deſſen fie alſo ſchrifftlig bericht, ande⸗ 
ven ihres Duartiers mitkirchon dhienern gnugſamm bericht, 
und melbungh thue, damit fie folcher vielfadtiger arbeit entho⸗ 
ben, und befreyet fein konne. 

105. Diefelbe fo von den Quartierten kirchen hingefandt 
werden, follen auff eines iedern Quartiers vnkoſten auf und 
darbey feien. 

106. Ben nu bes Synodi fachen befchlaffen, und verhau⸗ 
beit follen das Nachtmal mit einander halten die Dhiener, bie 
Eitiften,, fo zum Synodo abgefertiget geweſen, und bie kirch⸗ 
des orb&, da ber Synodus gehalten foll werben , [0 es andere 





1518: OMEXEIX. Wuaubenkangiiche Atzende. . 


derdſelben kirchen gelegenheit, vnd ombſtende zulaſſen, wab 


ertragen. 

107. Deso kirchen, da den der keflgte Synodus gehalten 
foll die zu verforgen obliegen, das fie die Acten, gefchicht, oder 
befchlufs, fo auff dem leſttzten verlauffenem Spnobo abgerebt, 
vnd befchloffen, auff negften zufunfftigen aufgefchrebenen Syn⸗ 
obum felbft bringen, oder aber mit ſicherer pottfchafft vberſchicken 
wife, und mwollet. 


Von ben GBeneralen Synoben. 
108. Alte diefe ſtuͤck, wie obgemelt, follen auch in den Ge⸗ 


347 
neralen Synoden obfievire, und gehakten werden, Aber dis ſun⸗ 
derlig zu mercken, das die Dhiener ſamt den Eluſten nicht von 
den Quartieren, ſondern von dero gantzen prouincien mit gnug⸗ 
ſamen glaubwirdigen Credentz, vnd zeugnusbrieffen erwelet, 
vnd geſant follen werden, was die lehre, kitchen disciplin, vnd 
particuliere ſachen anlanget furzutragen, vnd autzufuͤren, wel⸗ 
che dingen nicht haben in den Provincial⸗Synoden reſoluirt, 
und ausgefuret noch hingelecht konnen werden, und beuorab 
was da antrifft alle kirchen ‚ind gemein, daſſelbe ſoll woll vnd 
fleiſſig eraminirt, vnd erwogen werden. 


CXXXVIL 
Chriſtliche Kirhen Agenda. Wie die von den zweyen Ständen dee Gerru und Mitterfchufft, - 


im Ertzhertzogthumb Deflerreih unter ber Ennd, gebraucht wirdt. 


1. Co. XIV. Die Geiſter der Propheten x. 


Anno MDLXXI. 217 81. Fol. 


Sm 3. 1569 wurde fr bie ev. Kirche in Defterreih u. d. €. 
eine SKirchenorbnung durch den Roſtocker Theologen Chytraͤus 
entworfen. Im 3. 1571 erfchien fle im Drude, wiewohl mans 
nichfach verändert, und ohne bie Darfielung der Lehre und den 
die Verfaffung ber Kirche betreffenden Theil, der auch in der ſpaͤ⸗ 
ter zu Roftod 1578 und zu Heluſtaͤdt 1587 in 8, erfchienenen 
Urfchrift (Der fürnemften Heubtſtuͤck Chriſtlicher Lehr Nügliche 
ond Large Erklerung. Sampt einer Chriftt. Kirchen Agenda.) 
nicht enthalten iſt. (Wergl. Schützii Vita Chytraei, T. 1. p. 
97 4qq., Raupach, Gvang. Oeſterreich, S. 9 ff., Waldau, 
Gef. der Proteftanten in Deftreih, Wh. I. &. 167 ff.) Chy- 
traͤus felbft erzählt, der Kaiſer Habe befohlen, 


die aͤlteſte Agende der Au &b. Gonfeffionsverwanbten (das Saͤchſ. 
Viſ.⸗Buch, Nr. XXI.), die Bran denbur ger (1540, Rr. LXVIII.) 


und Nuͤrnb. Drbnungen (Re. XILHV.) zum Grumde ‚geiegt werben 
jeitten. Neben biefen find jeboh von in a eit Dietrichs 
gendbuͤchtein, die Edlnifche Reformation (Rr. XXXI.), die K.⸗O. 


des Herz. Wolfgang von der Pfalz vo. 1557 (Nr. CVIIIa.) ge⸗ 
braucht worden. Der Gonfirmationsritus, welcher bei. ber Nevis 
fion anftatt ber kurzen Ammwellung des Berf. eingefügt wurde, ift 
ber Heff. RD. v. 1566 (Nr. OXXVI.) entlehnt. Meitere Mits 
theilungen find, ba bie K.sD. felbft grade bes hier zunaͤchſt in 
Frage ſtehenden Mechenrechttichen Abſchnittes entbehrt, nicht für 


baß der RD. nothwendig evadhtet worden. 


1372. 


. OXXIX. | 
| Brandenburgifche Agende. 


Dem Brandenb. Dorpus Dortrinae (Die Augsb. Gons 
feßion, aus dem Rechten Driginal.., Der Kleine 
Catechismus. Erklerung und kurtzer Außzug 
aus ben Poſtillen und Lehrſchrifften.. D. —* 
theri..., Aus verordaunge.. Deren Johanfen 
Georgen, Marggraffen außrandenburg..., Bor 


die Kirchen in feiner Ehurf. &. Landen, Neben 


einer allgemeinen Agenben oder Drönung, nad 
welcher fi die Pfarherr und Kirchendien er aus 
uorbalten, aufamen gedrudt, Frankf. a. O. A672. 
Fol) ift auf 34 Bl. die vorl. K.⸗O. beigefuͤgt. Sie ift im 
Weientlichen ein Auszug auß der K.⸗O. von 1530 (Rt. 
LXVIII.), doch weicht fie nicht fetten von der Legtern ab, 
wie die folg. Ueberſicht nachwriſit. 
% 


rn % 


orrede von deu GSaeramenden vnd Gereisuiän. 
Ausnuig aus der KDD. v. 1840. 
Vorrede der Dauffe. 


geh Desgl.; die Ausführmg Aber ben Bebrauth des Chrioma 
ehlt. 


Orbauug der Bauffe. 
Die Ermahnung iſt die der RD. v. 1540; der Taufritus 


fehlt und es wich anftatt bdeſſelben auf die Form bes Karechis⸗ 
mus., d. $. Luthers Taufbuͤthlein venvisfen. 
Dom der Mottemif. 
Mit der RD. v. 1540 oͤbereinſtimmend. 
Con ber Beicht und Ubfolution. 
Auszug aus der K.⸗D. v. 1540. 
Bon Wbendwmal. 

Durchaus nad) der K.O. v. 1540. Nur die Gebete aus 
den Pfalmen find neu eingefügt. Die Elenation iſt beibehals 
ten. Der Abſchn. „Vom Tagampt, wenn fein Communis 
cant vorhanden“ Fehlt. 

Vom Ehorgefange. 

Allgemeine Vorſchrift, ben latein. Chorgefang betr., und 
Collecten aus ber K.O. v. 1540. 

Bon befuchung und Communion der Rranden. 

Auszug aus der K.:D. von 1540. Die Beflimmung, 
nad) welcher in den Staͤdten die Torifecrätion in der Kirche 
gefchehen und das Sacrament den Kranken zugetragen werben 
ſoll, iſt uͤbergangen. 4 








348 


Drbnung der Begrebnis. 
Aus der 8.:D. 0.1540. Der Schlußfag: „So auch Com: 
municanten 2c. fehlt. 


Bon dem heiligen Eheſtande. 


An bie Vorfchrift der KO. v. 1540, daß über den Ehe 
ftand zu Zeiten gepredigt werden fol, fchließt fich die derfelben 
Quelle entlehnte Anordnung bes Aufgebots und die Verkuͤndi⸗ 
gungsformel. Im Weiteren wird Iediglich auf Luthers Trau⸗ 
büchlein verwiefen. 

Bon Beruffung vnd Ordination der Kirchendiener, auch Bifchofflicher 
Yutoritet vnd Jurisdiction. 

Die Vorſchriften uͤber die Annehmung, Praͤſentation und 
Pruͤfung der Kirchendiener woͤrtlich aus der 8.0. v. 1540. 
Die Ausführung über das bifchöfliche Amt fehlt, und im Fol⸗ 
genden, wieder gleichlautenden, erfcheint anftatt bes Biſchofs 
„der Superintendent” ober „Präfident.” u 


Bon den Zeften. 
Aus der K.⸗O. v. 1540. Anftatt bes Fest. Corp. Chr. 


. erfcheine das Fest. Coen. Dom.; hinzugefügt ift: Festum 
Gratiarum actionis loco Dedicationis templi, 


Bon der Marterwochen. 


Vom Palmſonntag an wird bis zu Oſtern taͤglich Abends 
um 4Uhr die Complet gehalten und über ein Stuͤck ber Paſſion 
gepredigt. Am Grünen Donnerflag wird Abendmahl gehalten, 


‚bigt und die Litanel gefungen. 


a2. OxL Seffiiche Reformation. | | 
| und davon gepredigt. Am Charfreitag wird früh um 4 Uhr 


die Paffion gelefen, worauf Predigt und Communion folgt- 
Am Oſterabend foll nad) der Vesper sine Stunde von der 
Sepultur Chrifti gepredigt werben. 
In der Creuzwoche wird an jedem Tag vom Gebet gepre= 
Das Feſt der Dankfagung wird am Tage ber Kirchweih 
gehalten, und es wird um Schug und Schirm für die Kirche 
Gottes, und um Ausbreitung derſelben gebeten. 


Bon dem Catechiſmo. 


Die Katehismusäbung mwird In ben Städten Mittwochs 
und Freitags nach der Vesper gehalten, und mit Gefang und 
Collecte befchloffen. Auf den Dörfern follen die Pfarrer oder 
Küfter alle Sonntage um 12 Uhr ben Katechismus den 
Reuten in der Kirche vorlefen, und zumeilen von einem oder 
mehr, was fie barinnen ſtudiret, erforfchen. 


Bon ben Schulen. 
Kurze allgemeine Anordnung aus der K.O. v. 1540. 
Kirchgang ber Wörhnerin, Und wie man Die Kindlein einfegen ſoll. 
| Beichlufs. 
Aus der 8.-D.v. 1540, jedoch mit Weglaffung des Satzes: 


„Vnd wiewol — wifien.” 


Gedrudt zu Franckfurt a. d. O., durch Zohan Eichhorn, 
nach Chriſti Geburt: MDLXXT. 


CXL. 


Ordnung vnnd Meformation Vnſer vonn Gotts gnaden Wilhelms, Ludwigs, Philipſen und 
« Georgens, Gebrüder, Landtgrauen zu Heflen, etc. Wie es in onfern Fürftenthumben, Graff und Landtichafften, 
nicht allein im Kirchen Regiment von onfern Bifitatore. und Praedicanten, mit der Lehr, jrem Leben und wanbel, 
Bifitation der Pfarren, annehmunge vnd beurlaubung ber Praedicanten, übunge des Gatechifmi und dergleichen: 
Sondern auch ſonſten in andern, zu abſchaffung allerhand Aberglaubens, Rotten und ergerlichen Lebens, auch be⸗ 
förderung Chriftlicher Zucht und Erbarkeit, vnd erhaltunge guter Policey dienlichen ftüden, ald mit Chriftallen fes 


"bern, Bauberern, 


In ber Erbeinigung vom 28. Mai 1568 (Lünig, 
Reichsarchiv Part. spec. Cont. 2. p. 790 - 97) hatten 
bie Söhne des Landgrafen Philipp, jährliche Synoden ver: 
abredet, zu denen fich die Superintendenten, einige Predi⸗ 
ger und Zheologen der Univerfität Marburg mit den lan: 
desherrlichen Raͤthen verfammeln follten. An biefe Bes 
ſtimmung ſchließt fich die vorl., „mit. zeitigem vorgehabtem 
raht vnſerer beid Geiftlicher vnd Weltlicher Rethe, auch der 
fürnembften aus vnferer Ritter und Landfchafft” erlaffene 
Ordnung, in welcher die Anordnungen bes Landgrafen Phi: 
lipp theild erneuert, theils vervollftändigt find. Wir geben 
fie theils vollftändig, thetls im Auszuge, fo welt fie das 
Kirchenmwefen angeht. 

** 

Don einigkeit ber Lahr vnd Prebicanten. 
„Vnd anfengklichen ſetzen, ordnen vnd woͤllen wir, das alle 
vnd jede vnſere Superintendenten vnd Prediger, in jrem ampt 


Widderteuffern, Kirmeſſen, Sontags tentzen, Gottsleſterern vnd Vollſauffern, auch in etzlichen 
Ehefellen, vnd mit ſtraff der Vnzucht vnd Ehebruchs, gehalten werden ſoll. 


vnd beruff, vornemblich mit allem ernſt vnd fleiſs dahin ſehen 
vnd trachten: Das ſie nicht allein vor ſich ſelbſt, bey der reinen 
gefunden Lahr des heiligen Goͤttlichen worts, fo vns in den 
Drophetifhen vnd Apoftolifchen fchrifften offenbaret, und im 
den dreyen bewerten Spmbolis ber Kirchen, aud) der Augfpur- 
gifchen Eonfeffion, in kurtze Articul verfaſſet iſt, beftendigklichen 
verharten, vnd die eintracht, ſo bey Lebzeiten vnſers geliebten 
Heren Vatters, biß anhero in biefen vnſern Fuͤrſtenthumben 
und Graueſchafften, m Schulen vnd Kicchen geweſen ift, auch 
binfüro under ſich erhalten: Sonderlich aber ſich in das unnd- 
tige ergerlich vnd gefehrlich difputiren und zanden, fo von etz⸗ 
lichen ftreitigen Theologen zu wenig erbawung der Kirchen er⸗ 
regt wirt, nicht inmengen, fonber ſich deſſen gentzlich enthal- 
ten, vnd das vold von. den Articuln unferer waren Chriftlichen 
Religion mit hindanfegung aller unnötigen vndienſtlichen Spig- 


5508. CXL. SKeffifche Mefsematien. 


findigfeit und vorwitziger fragen, die nach ber Lehr des Apoſtels 
auff die Cantzel gar nicht gehören, auch bey den Zuhörern nichts 
bamen, einfeltig, vnd nach dem grund Göttliche worts vnnd 
Augfpurgifcher Confeſſion lehren vnnd underweifen. 

.Darumb auch die generales, und darbeneben von einem je 
den vnſerm Superintendenten in ſeinem bezirck die ſpeciales 
Synodi eines jeden jars, wo nicht zwey, jedoch zum wenigſten 
einmahl gehalten, vnnd auff denſelben Synodis, wie auch auff 
den Jaͤrlichen Viſitationen neben verrichtung anderer je biß⸗ 
weilen nach gelegenheit vorfallender Kirchen ſachen, vornemb⸗ 
lichen von ermelten vnſern Superintendenten dahin mit 
treuwem fleis geſehen werden ſoll, das der Conſenſs vnd ein⸗ 
helligkeit in der Lahr vnder allen Predicanten diſer vnſer Fuͤr⸗ 
ſtenthumb Lande vnd Gebiete, hinfuͤro weniger nicht als biß⸗ 
hero befchehen / nach aller muͤglichheit erhalten werde. 

Wofer aber vnſere Superintendenten befuͤnden, das ein 
oder mehr Predicanten von dieſem einheiligen Conſenſs abwi⸗ 
chen, ſich in vnnoͤtigs gezenck dieſer vnſerer verordnung zuent⸗ 


gegen inlieſſen, oder ſonſtet beſondere newe Opinionen oder vn⸗ 


reine ergerliche lehre vorgeben, den oder die ſoll ein jeder Su⸗ 


perintendens in ſeinem bezirck erſtet priuatim, vnnd da ſolches 


vergebens, volgents vor dem ſpecial Synodo, hieruon abzu⸗ 
ſtehn, trewlich vermahnen. Entlich da dieſe vermanung nicht 
fruͤchten wil, vor den general Synodum bringen, vnd wo fich 
ein ſolcher Predicant daſelbſt auch nicht vnderrichten laſſen will, 
fo fol daſſelbig vns vorbracht werden, darinn ferner nach be: 
findung entweder mit beurlaubung oder ſonſtet gebuͤrender weis 
zu ſtatuiren haben.“ 


Von ber Predieanten leben dud wandel. 


„Dieweil auch von noͤthen vnd einem Chriſtlichen Lehrer 
wol anſtehet, das er eines erbarlichen auffrichtigen vnnd vn⸗ 
ſtrefflichen lebens, weſens vnnd wandels ſey, vnnd ſeinen Pfar⸗ 
kindern mit gutem exempel vorgehe, damit er nicht mit boͤſem 
ergerlichen leben das jenige widder zerſtoͤr, was er mit guter 
lehr erbanwet hat: So ſetzen, ordnen vnd woͤllen wir, das ein 
jeder vnſerer Superintendenten auff alle vnnd jede Pfarherr 
feines bezircks ein fleiffige infpection vnd auffmerdens, fo mol 
in den järlichen Viſitationen als fonftet haben ſoll, wie fie fich 
in jhrem Ampt halten, und was fie für ein leben führen. Da 
dann bey einem oder mehr eintcher ftraffbarer fehl oder mangel 
erfunden würde: Als wann fie jhre gewöhnliche Predigten, Ad⸗ 
miniftration dee Sacramenten, Viſitation der Krancken, oder 
Kinderlehr, verfeumpten, in neibt, haſs, geig, hurerey oder 
fülleren lebten, Vnzuͤchtige wort oder geberbe fürthen, Mit 
lethtfertigen leuthen fich behingen, ober ſolchs ihren Weib, 
Kindern und Geſinde verftatteten vnd nachfehen, ſich in Polis 
tifche gegend? vnnd habderfachen mengten, vnd was der Dingen 
mehr fein , die einem Prebicanten feines Beruffs unnd Ampts 
halber nicht anftehen, vnd zu offentlichem ergernus ber Gemein 
gereihen: &o fol ein jeder Superintendens in feinem bezirck 
diefelben erftet priuatim, folgents auff den fpectal Synodis in 
gegenwertigkeit eglicher anderer Prebicanten, befhalben zur 
befferung adhortiren onnd vermahnen, vnd da ein foldhe ver: 
manung nicht heiffen will, benfelben ahn jren Jahr befoldungen 
etzwas, ed ſey ahn Frucht ober Gelt, nach gelegenheit der Aber: 
faheung abziehen, vnnd es armen leuthen außtheilen laſſen. 


‚ 


% — 


349 


Deßgleichen nach gelegenheit der uͤberfahrung fie in die Kirchen 
ober andere oͤrthe zubeftriden. Auch entlichen wo fern diefel- 
bige Straff nicht feucht ſchaffen wolte, folche incorrigibiles ent» 


.| weber ab tempus fufpenbiren, ober aud) nach gelegenen fachen 


und mit raht vnnd approbation des fpecial oder general Synodi 
gang ab office remouiren. 

Was aber belicta grautora, als eriminal fachen, die ein. 
Leibſtraff auff fi heiten, betrifft, die woͤllen mir une von 
Landsfuͤrſtlicher Obrigkeit wegen zu flraffen, hiermit vorbehals 
ten haben. Darumb auch vnſere Beampten eines jeden orte 
macht haben follen, nad) denen Predicanten, die dergleichen 
after, fo, wie obftehet, Straff des lebens auff fich trügen, 
würdlic begangen hetten, zugreiffen, die in vnſere Hafft zu⸗ 
bringen, die ſachen an vns gelangen zulaffen, vnd barüber be: 
felchs vnnd beſcheids zugemwarten. Aber fonftet in leutoribus 
delietis, ſoll keiner vnſerer Beampten macht haben einichen 
Predicanten anzugreiffen oder in hafften zuziehen, ohne vnſer 
der Fuͤrſten ſpecial befelch.“ 


Von ahnnemung und beurlaubung ber Prebicauten. 


„Nach dem auch in vorigen vnſers geliebten Herrn Vatters 
Gottſeligen ordnungen klar verſehen, welcher geſtalt ein jeder 
Predicant, der werde gleich praeſentirt von wem er woͤlle, ehe 
dann er zum Pfardienſt gelaſſen wirdt, zuuor durch den Su- 
perintendenten deſſelben Zircks examinirt, vnd anders nicht, denn 
fo er tuͤchtig vnnd geſchickt befunden, zugelaſſen, ingefuͤrt, ynd 
gebuͤrlicher weis confirmirt werden ſoll. So woͤllen wir die⸗ 
ſelbige ordnung hiermit erneuwert, bekrefftigt, vnd vnſern Su⸗ 
perintendenten mit gnedigem ernſt befohlen haben. Das ſie 
hieran kein fahrleſſigkeit oder mangel erſcheinen laſſen. Auch 
in dem niemands uͤberal, die Collaturn vnnd Praeſentationen 
ſtehen gleich zu wem ſie woͤllen, uͤberſehen. Dann ob wir wol 
nicht gemeint ſein vnſern Vnderthanen vom Adel vnd andern 
die ahn etzlichen Pfarren in vnſern Fuͤrſtenthumben vnd Ge⸗ 
biet des Juris patronatus et Praeſentandi kuͤndtlichen berech⸗ 
tigt, ahn derſelben jhrer gerechtigkeit einichen intrag zuthun: 
Jedoch dieweil die Examination und Confirmation der praeſen⸗ 
tirten Perſonen all zeit der Geiſtlichen Juriſdiction, die vns in 
dieſen vnſern Fuͤrſtenthumben Landen vnd Gebiet durch den 
Paſſawiſchen vertrag, und in Anno, etc. Lo. gefolgten Aug⸗ 
fpurgifchen Reichs Abfchiebt zugeeignet vnnd bekrefftigt iſt, zu⸗ 
geftanden hat, auch ohne bag vns als dem Landtöfürften ges 
bürt darauff zufehen, das vunfere von Gott befohlene Vnder⸗ 
thanen, fo wol Edel als Vnedel, mit Chriftlichen Gottfeligen 
vnd tächtigen Lehrern vnnd Predigern verforgt fenen: So ſetzen, 
ordnen vnd woͤllen wir, das Beiner der fen was ſtands er woͤll, 
fo ahn einer oder mehr Pfarren in vnſerm Gebiet. das Jus 
praefentandi kuͤndtlichen herbracht, biefelbige Pfarren vor ſich 
ſelbſt, mit Predicanten feines gefallens zubeftellen fich vnder⸗ 
winden, Sondern jedes mals ein qualificirte geſchickte und tuch⸗ 
tige Perfon (Darunter wir gleichwol die in onferer Vniuerfitet 


‚zu Marpurgk mit ſchwerem vnkoſten erzogene Stipendiaten, die 


jre jahr complirt, vnd darzu tuͤchtig fein, beuor frembden zu⸗ 
befordern begeren) unfern Superintendenten deffelbigen bezircks 
nominiren vnd zuſchicken: Der biefefbige nominirte Perfon nes 
ben einem oder zweyen ber nechfigefeffenen Prebicanten note 
türfftig eraminiren, vnd da fie qualificire erfunden wirt, gebuͤr⸗ 


licher weis infücen vnd conſemiren fol. Wirt aber ber pre⸗ 
fentirte nicht. genugſamb erfunden, fo foll ihnen der Superin⸗ 
tendens nicht zulaſſen: Sondern daſſelbig dem Collatorl ein 
andere tüchtiger Perfon zu praͤſentiren haben, zuerkennen geben. 
Bnd im fall der Collator hierinnen fahrleſſig fein, und aufs 
lengfte in zwenen Monaten nad) befchemer eriedigung des Pfar, 
fein qualificitte Perſon praͤſfentiren würde, fo fol ber Super⸗ 
intendend deſſelbigen Zircks ohn alle mittel die Pfar , bamit fie 
longer wicht ledig ſtehe, vnnd die Beuth verfeumbt werden, zu> 
beftellen macht haben. 

Bnd dieweil zum theil durch abfterben ber Duperintenden⸗ 
ten, zum theil auch durch langheit der zeit, in vergeß vund 
zweiffel kompt, ob biefer oder jener Pfarherr auff vorgehende 
Eramination Ordination vnd Konfirmation zum Pfardionſt 
kommen ober nit: So fegen, sedunen vnd woͤllen wir, das ſol⸗ 
chem zweiffel und vnrichtigkoit zuvorkommen, hinfuͤro einem 
jedem Pfarherrn, der mit vorgehender Eramination zum Pfar⸗ 
dienſt auffgenommen vnd beſtetigt wirt, von dem Superin⸗ 
tendenten deſſelben Bezircks vnder ſeinem Handtzeichen vnd 
Siegel ein fehriffttiche vrkundt uͤber ſolche confitmmatihn gegeben 
vnnd zugeſtelt werben ſoll, ſich deſſen jederzeit da es von noͤten 
zugebrauchen haben. 

Nach dem auch etzliche Collatores (wie vns glaublichen an⸗ 
langt) bißweilen mit den jenigen, fo fie zu Pfarren Praeſenti⸗ 
ten, vmb ein befonder Liebnus oder Leibgelt paciſciren, Auch 
zu zeiten an deu Pfarguͤtern vnnd gefallen etzliche ſtuͤck (fo fie 
ein referuat nennen) vor fi außdingen vnnd behalten, ſolchs 


aber nicht unbillich vor ein vnzimliche und in echt werbottene, | 
auch dem Heiligen Minnifterio verBleinerliche Simonei vnd 


Mercangey, zuhalten: So woͤllen wir daffelbig hiermit gentz⸗ 
lichen abgefchafft, vnd fo mol den Collatoren bey verluſt jver 
Golkaturen, ald den praefmtirten Pfarherrn, bey entjegung 
deffelbigen jres Pfardienſts, gebotten, aufferlegt vnd befohlen 
haben, das fie deßfals under einander kein Pact noch Geding 
machen, vielmeniger von deu Praefentationen oder auch ben 
Pfarguͤtern, etzwas es ſey menig oder viel, nehmen oder geben, 
Sondern ſich defien bey vermeidung obgefegter Straff gentzlich 
enthalten. Dann gleich wie einem Chriſtlichen Predicanten 
und Lehrer wol anftehet ordentlicher Vocation und Beruffs zus 
gewarten, vnnd ſich ſelbſt mit Gefchenden, Gaben ober in ans 
dere wege, nicht einzubringen, alfo auch wil ben Collatoribus 
gar nicht gebuͤren bie jenigen (fo zum Minifterio beruffen und 
geſchickt erfunden werben) mit etzwas zubeſchweren. 

Welche nun durch ordentlichen beruff und mit vorgebender 
examination vnferer Superintendenten als obflchet, zun Pfar⸗ 
dinſten einmal auffgenommen vnnd beſtetigt worden fein, Die 
ſollen wedder durch die Collatores, noch jomandts anders pro⸗ 
pria authoritate nicht entſetzt noch beurlaubt, ſondern bey ihren 
Pfarren vnuerdrungen gelaſſen, und durch vnſere Superinten⸗ 
denten biß am vns gehandthapt werden. Da aber der Collator 
oder jhemands anders vermeinten gegen einen Pfarharen der⸗ 
maſſen vrſachen zuhaben, darumb er feines Pfardienſts zuent⸗ 
ſetzen oder anders wohin zu tranſferiren ſey, fo ſollen dieſelban 
vrfachen dem Superintendenten under deſſen Bezirck der Pfar⸗ 
herr geſeſſen, vorbracht, vnnd darauff nach gelegenheit entwe⸗ 
der vom felbigen Supetintendenten allein, oder fo Die ſach et⸗ 
1006 wichtig ift, mit vnſeter Geiſtlichen und Weltlichen Räthe, 








1502. Hs. Heſffiſche Meformation. 


ober bed general Synodi, ober auch vnferer ſelbſt bedencken 
vnd erkentnus, der gebär vor genommen werben. 

Damit auch bie Predicanten jhren vnderhalt defto befler 
haben, vnd die Pfarren allenthalben, fie gehoͤren gleich uns ober 
andern, mit fo vie taugficdheen Perſonen beſetzt, darzu der im 
anfang diefer ordnung vermelte Confens, under inen allen deſta 
ftatlicher erhalten werben mög: So fol ein jeder Superinten⸗ 
dens ir feinem Zirck alle vnd jede, fo wol Dem Abel und ans 
dern, als vns zuftendige Pfarren, keine außgenommen, des 
Jars zum wenigſten einmal viſitiren, die Prebixanten zu den 
ſpecial Synodis erfordern, bie Kirchen vnnd Kaften Rechnun⸗ 
gen, ſo die Pfarren vns zuſtehen, neben vnſern Beampten, 


So fie aber des Adels fein, neben denfſelben vom Adel, oder 


jren darzu verordenten anhoͤrern: alle vorfallınde mengel zur 
befferung richten ond anftellen. Sonderlich aber darauff ſehen, 
das die Pfar⸗ vnnd Kirchengäter, Renthe, Zinfe, Zehenden vnnd 
Gefelle, vnuerruckt, den Pfarren vnd Kaſten zu gute beyein⸗ 
ander erhalten werden, vnd ba fie befuͤnden, das etzwas darum 
verrudt, vereuffert, enthogen, oder in einicherley weis zu priuat 
nutzen vnderſchlagen vnnd verwendet wehr, daſſelbig nach aller 
muͤglicheit wieder herbey bringen, darzu wir jhnen jederzeit auff 
je erſuchen die huͤlffliche Hand bieten, auch vnſern Beampten 
allenthalben daſſelbig zuthun, hlermit auffetlegt vnd befohlen 
haben woͤllen.“ 


Das bie Vnderthauen fleiffig im Die Predigt vnnd zur Lehr des Ca⸗ 
techifmi zugehen vermanet, vnd wie die, fo ſolchs mutwilligklich ver: 
feumen, gefteafft werden follen. 


„Ferner fegen ordnen onnd wöllen mir, das ein jeder Pre⸗ 
dicant, aud) die Seniores vnnd vorficher der Kirchen jedes orts 
auff ihre Pfarkinder, ob fie auch aller die Predigten befuchen, 
Gottes wort hören, vnnd in fonderheit den Catechiſmum ler⸗ 
nen vnnd wiſſen, und Wochentlic auff die gefeßte tage ihre 


, Kinder vnnd gefindt darzu ſchicken, fleiffig achtung geben, vnd 


die fahrleffigen erflet duch privat admonition, auch fonftet das 
Volck in gemein durch offentliche vermanungen , barzu treülich 
meifen vnnd anhalten, mit angeheffter vermanung vnnd bes 
trawung, da die Eltern und Haußvätter ihre Kinder und Ges 
finde in dem verfeumen, oder auch die erwachſene vor fich ſelbſt 
fahrleffig fein, und jren Catechiſmum nicht koͤnnen würden, das 


als dann bdiefelben, wann fie freyeten, nicht allein ehlich nit 


ingefegnet, auch zu dem brauch des hochwuͤrdigen Abentmals 


nicht gelaffen, noch zu Geuatterſchafften oder dergleichen Ehren- 


fienden verſtattet, fondern nody darüber der Obrigkeit angezeigt, 
vnnd der gepür geftrafft werden folten. Derhalben wöllen wir 
auch, das die Pfarherrn vnnd Senioren oder vorfteher ber Kir⸗ 
hen jedes orts auff die jenigen fo Communiciren, zu Geuattern 


‚ flehen, oder Hochzeit halten, fleiffige achtung haben, das fie 


ihren Catechiſmum, ober zum wenigſten die fünff Hauptſtuͤck 


‚ Chrifllicher Lehr wiffen, vnnd derhalben diejenige, fo fie ans 


wifjenheit halben verbechtig halten, zuvor priuatim vorbeſchei⸗ 


den, barin hören, vnderweiſen, vnd keinen zu folchen Sacre⸗ 


menten und Stande zulaſſen, der hleruon wit einen Öhrifkfichen 
bericht und bekantnus zuthun weis. j 


Da auch bie Prebicanten auff foldye weis mit vermanungen 
bey denſelben leuthen nichtes außrichten koͤnten, follen vnſer 
Beampten eines jeden orte, denen wir folchs hiermit ernftlichen 


0. HL. Sefffihe Referate, 


vnd bey dermeidung wegnebigen Straff vfferlagen vnnd beſch⸗ 
len, auff der Predicauten vnd Seniorn anzeige, ſoichen ruhen 
wideeſpenſtigen Leuthen arfikich ein zimliche Geltſtraff, von etz⸗ 
lichen Weiſſofennigen, nach gelegenheit erkantnus und verglei⸗ 
chung der Predicanten und Seniorn abfordern, biefelbige in 
gemeinen Gottelaflen geben, und daruͤber durch die Caſtenmei⸗ 
fier jedes orte As Regiſter halten laſſen, auch entlichen bies 
ſelben Geſellen an ſtadt der Geltfixaff, wo vonnoͤten ein tag 
ader etzliche in Burgeeliche Hafft vnnd Gefenguus fegen, ob fie 
babımcb zur befferumg zubewegen vnd zubringen feyen. 

Es folk auch under dan Predigten, vnd wann man Gate 
dhifumwa lehret, niemandts auff dem Kirchhoff fpatzieren gehn 
ober ſtehn, ſondern walcher daruͤber ſpatzirent oder fonſt ums 
muͤtzlich ſchwetzendt auff dem Kirch hoff erfunden wirt, der ſoll 
ſo offt eu befunden wirt, vier albus zus ſtraff in Gotsbaften zus 
Eund an geben, darauf auch vnſere Beampten, Predicanten, 
Kirchendiener vnd Seniores , mit fleiß Sehen fallen. 

Als au bißweilen beybs in Stetten und Dicfiern, des 
Soutags vor vnnd under der Predige gefahren, und damit wicht 
allein Dem beiten Gebott Gottes zuwider ber Fenortag enthei⸗ 
liget,, ſondern auch andere leuth durch folch farm unb geruͤm⸗ 
pel an gehör des Göttlichen Worts gehindert werden: So woͤl⸗ 
ken wir folch fahren auff die Sensag hiermit ernſtlich vnnd bey 
ern zweyer Guͤlden nerbotten haben, es wehr dann fach das 
06 bie böchfte notturfft erforderte, vnd mit vorwiſſen unferer 
Schultheiſſen befchehe, die doch folchs dem Pfacherr, vnd war⸗ 
umb «6 befchicht, zuvor auzeygen, vnnd ohne deſſen bewilli⸗ 
gung nicht selauben ſollen 


Bon Eriſtallen fohern, Warfagern nub abergleubigem. 
Won Wibbertenfiern, 
Bonn Küungoffen sub Tentzen. 
Bon Gottöleftern vnd Vollſauffen. 
Bou heimlichen verlöbnuffen pad fleifchlichen vermifchungen. 


„Nach dem auch hie heimliche nerloͤbnuſſe vnnd fleiſchliche 
varmiſchungen weit inreiſſen vnd uͤbarhandt nehmen, das es 
fehler vom jungen Volck darfuͤr goachtet werben mil, wann nur 
eins von dem andern ein heimliche zuſag vnnd verwehnung der 
She halber erlangt, oder ſich miteinander flaiſchlich vermiſchen, 
das darauß ein Ehelich⸗ verbindung folgen muͤſſe: Solchs 
aber nicht allein dem uon Gott dem Allmechtigen eingeſatzten 
vnnd geſegneten Eheſtandt zu ſondern vnehren, darzu den El⸗ 
son zu abbruch jhres Vaͤtterlichen vemd gebuͤrenden gehorfams, 
dem vierbten Gehott Gottes zuwidder geveicht, ſondern auch 
durch ſolche vielfaltige ſchande vnd uͤppigleiten, der zorn Got⸗ 
ces gehaufft vnd gemehrt wirdt: Damit dann diefer Leichtfer⸗ 
tigkeit mit ernſt begegnet, auch Ans gemein Volck obermeits 
jbres hieruntar gefaften wahns vnd vnuerſtands offentlich ‚bes 
richtat werde, vnd fo viol mehr vnfach haben maͤg, ſich fuͤr ſol⸗ 
chen Gott dem Herrn mißfelligen, vand zum hoͤchſten firaff 
baren hendein zuhuͤten. 

So ſetzen ordnen vnd woͤllen wir, bad hinfuͤro in vnſern 
Fuͤrſtenthumben, Graueſchafften, Landen, vnnd Gebiet, men: 
wigklichen was ſtands ein jeder ſey, ber heimlichen Eheuerlob⸗ 
nuſſen, vnd vielmehr ber vnordentlichen Gott dem Herrn zum 
höchfien mißfo⸗lligen fleiſchlichen nermifhungen, ſich gentzlichen 


851 


% N 

bey unguebiger ernſter ſtraff, die nicht allein ben Perſonen, fo 
ich heimlich verloben, vnnd zur vngebuͤr vermifchen, Tondern 
auch allen denen die darbey fein, oder fonibet In einichen wege 
darzu huͤlff vaht und fürfchub geben, onnachleßlid, widerfahren 
fell, euffer vnd enthalte, vnnd die Ehe ambers wicht dann nad) 
Gottes oebunng in feinem. Namen, mit wolbedachtem muth, 
hertzen vnd Finn, vnnd felner Elteren, oder in mangel derſelben, 
derjenigen, fo ahn ſtabt der Eftern fein, als Vormuͤnder, vnnd 
anderer nechfigefiehter vnnd angewandter Freunde, raht vnnd 
vorwiſſen, Ehriſtlich vnd erbarlich anfahe: Deßhalben dann 
nicht allein bie Prodicanten jederzett vnnd vornencblich auff die 
Sentaͤg das junge Wolck treuwlich erinnern und vermahnen, 
ſendern auch die Eltern und Hautherrn ſelbſt jre Rinder vnd 
Geſinde, inſonderheit hierinnen vnderrichten vund verwarnen, 
auch fJeiſſig mit zuſehen, vnd die äbwen in acht nehmen follen, 
das fie in ſolche vnnd derglaichen ſchandt und laſter nicht ges 
rahten, noch auff ein ſolche vnchtiſtliche, vnartige, und verbot⸗ 
tene weiß, die She anzufangen ſich vndernehmen. 

Vnd im fahl gleich die Perfonen, fo dieſem vnſerm ernſten 
Verbott zuwidder, mit heimlichen verluͤbten, oder in andere 
verbottene vnzimbliche wege angefangen hetten, dieſelbige vor 
ſich fetbft, oder auch mit bewilllgung jhrer Eltern vnnd Freunde, 
zuvollnziehen geneigt mehren, fo ſollen doch die Predicanten 
ſolche Perſonen vor ſich ſelbſt nicht auffkuͤndigen, vielweniger 
vor der Ehtiſtlichen gemein einſegnen, ſondern bie ſachen zu 
vorderſt, wie ſich dje angefangen, verlauffen, vnnd zugetragen 
haben, in fehrifften vmbſtendtlich in vnſere Cantzley gelangen 
laſſen, daſelbſther ſo wol den Predicanten des auffkuͤndigens 
vnnd inſegnens, als ſonftet ber ſtraff halber jegen ſolchen Par: 


I {onen gebuͤrlicher beſcheidt erfolgen fol. 


Wiewol auch alle felle die fich in Eheſachen zutragen koͤn⸗ 
nen, dißmahls zu deeidiren faſt vnmuͤglich, in ahnſehung das 
ſich die Felle. auff mancherbey weis zutragen, vnd es am aller⸗ 
meinſten an eigentlicher vnnd flefffiger betrachtung der vmb⸗ 
ſtende gelogen ſein wil: Jedoch darmit nicht allein vnſere zun 
Eheſachen verordente Geiſtliche vnnd Weltliche Richter etzliche 
gewiſſe Reguln, darnach ſie ſich in entſcheldung diefer ſachen 
zurichten haben, ſondern auch die jenigen, ſo ſich dieſem vnſerm 
Verbott zuwidder, heimlich vnnd zur vngebuͤr verloben ober ver⸗ 
mifſchen, vorhin, was jhnen für ein Sententz gefallen werde, 
einer mahlen wiſſen, vnd ſich vmb fo viel mehr vor ſchandt, 
— vnd vnehren huͤten mögen: So ſetzen orhnen vnd woͤl⸗ 
len wir: 


Erſtlich warm ein Jungkfraw, Magt, oder Witwe, ein 
Mansperſon, vnnd hergegen ein Mansperſon ein Weibsbilbe, 
fie ſey Jungkfraw, Magt, oder Wittwe, umb die Che auß krafft 
eines heimlichen verluͤbnus anſpricht, vnd deffen keine genug⸗ 
ſame beweiſung hat, ſo ſoll der beklagte theil ſo der zuſage nicht 
geſtehet, ohn mittel abſoluiert, vnd kein theil mit dem Eydt be⸗ 
ſchwert werden. \, 

Wann aber :beybe theil bed heimlichen Theuerluͤbnus ges 
ftünden, ober daſſelbig ſonſtet zur nottutfſt erwioſen werben 
koͤndte, wand die Eitern ober bie jenige, fo ahn ſtadt ber Eis 
tern ſeindt, auff einer oder ber andern ſeiten in bie vollnziehung 
ber Ehe nicht willigen molten, Hetten bamm die Eltern jhror 
Contradietion vnd verweigerung dilliche vrfachen, als das jhr 


852 


Kindt minderjärig: Nemblich fo es ein Weibsbild under achtzehen, 
oder ein Mansperſon vonder zwentzig jaren , und daher die zufag 
vermuthlich auß vnuerflandt der jugent, auß vnbebechtiger 
brunſt, ober Teichtfertigkeit gethan: Item von andern liſtig dar⸗ 
zu inducirt vnd angereist: Item das ein ungleichheit ber Pers 
fonen ihres ſtands vnnd herkommens: Item das eines oder das 
ander eines bübifchen leichtfertigen lebens und böfen geruͤchts, 
oder auch abſcheulicher erbfuchten bezüchtigt und überwiefen: 
So fol ſolch heimlich verläbnuß retractirt, vor kein Ehe gehals 
ten, vnnd die Kinder jhren Eltern zu fchuldigem gehorfam heim⸗ 
gerviefen, nichts deflameniger aber die jenigen, fo bey einem fol- 
chen heimlichen verfübnuß über onnd angeweſen, ober fonftet 
darzu geholffen und gerahten hetten, nach gelegenheit in gebürs 
liche Steaaff genommen werden. 

Mo aber darüber folche Derfonen vnerachtet ihrer Eltern 
verweigerung fich Ehelich zufamen theten, fo follen die Eltern 
der mitgifft halber onuerpflichtet, auch ihnen fonftet frey und 
beuor ftehn, In ihren Teſtamenten vnd legten willens verord⸗ 


nungen, ſolchs vngehorſams jegen denfelben ihren Kindern ob. 


fie woͤllen zugedenden. 


Steih wie nuhn den Kindern vermög Goͤttlicher vnnd 
MWeltliher Recht, vnnd auß Lrafft fchulbiges gehorfams die 
Ehe anders nicht bann mit jhrer Eltern raht, wiſſen vnnd wils 
fen ahnzufahen gebürt: Alfo follen auch herwider bie Eitern 
ſich jhrer gewalt gegen ben Kindern nicht mißbrauchen, in dem 
fie diefelben nad) erreichten Dannbaren jahren, von ehrlichen 
Heurathen, visleicht auß kargkheit, ober dergleichen untüchtigen 
vrfachen abhalten, oder fonflet nicht darzu verhelffen, oder fie 
auch wieder ihren willen zu mißfelligen heurathen nötigen wol⸗ 
ten. Dann ba hierdurch die Kinder, fo beyberfeits jhre volln⸗ 
kommene mannbare jahre erreicht, vnnd einander ebenbürtig 
wehren, zu heimlichen Ehegelübten ohne betrug oder hinder⸗ 
Liftigkeit verurfacht, vnd bie Eltern Beine erhebliche inrede dar⸗ 
wieder hetten: So follen fie jhres unfuges mit ernft vnderrich⸗ 
“ tet, vnnd auff die vollnziehung der Ehe gehandlet, wie auch 
im gegenfahl, da man die Kinder widder jhren willen zu miß 
fellegen Deurahten zwingen mwolte, die Eltern daruon abgewie⸗ 
fen, vnnd den Kindern jhres willens freyheit, fouiel fich deß⸗ 
fahls vonn rechtswegen gezimpt, nachgegeben werben foll. 

Zum andern wann nicht allein auff ein bloſs Ehegelübt, 
fondern darneben auch geklagt würbe, das die fleifchliche vers 
miſchung darauf. gefolgt wehr, wirdt bann biefes beide geftans 
den, oder San fonflet zur nothturfft erwiefen werden, fo foll 
onerachtet der Eltern vermegerung , die ihre Kinder nicht beffer 
erzogen haben, auff vollnziehung der Ehe gehandlet werden, 
es were dann ſach das der Beklagte theil zu diefen dingen mit 
liſt vnnd betruͤgklichem aufffag inducirt vnnd angereist, und 
daher auch ſeiner jugent vnd dergleichen heberlicher vrſachen 
wegen, billich vor entſchuldigt zuhalten were. 


Wo fern aber in einem ſolchen fahl, der beklagte theil, al⸗ 
lein des beyſchlaffens, vnnd keiner Eheuerſprechung geſtuͤndt, 
auch dieſelbige nicht erwieſen werden koͤndte, ſeindt dann die 
beyden Perſonen ihres ſtands herkommens vnnd alters halber 
einander ebenbuͤrtig, oder ſonſtet jhrer eins des andern zur Ehe 
wol wuͤrdig, kan auch die geſchwechte Perſon keines vnzimblichen 
ahnhangs, oder zuvor geuͤbten leichtfertigkeit, noch dns fie oder 


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1278. ONL. Beiiiihe Aefosmation. 


jemands von jhret wegen, ben belagten darzu gereiket, mit 
warheit befchuldigt werden, fondern fie iſt jre& zuvor erbarlichen 
vnnd wolhaltens halber, bey ihren Nachbauren und befandten 
in einem guten gerücht und leumuth, fo follen vnſere Eherich⸗ 
ter ben Beklagten mit erinmerung aller ſolchen gelegenheit mit 
fleiſs vermahnen, das er die gefchendte Perſon zur Ehe behalte, 
vnnd auß vnehren widder zun ehren bringe: Doch foll in diefen 
vnd allen andern fellen, da fleiſchliche vermiſchungen zuvor dem 
offentlichen Kirchgang befchehen fein, der Braut nicht in dem 
Krang zur Kirchen zugehen, auch tem Schendhodyzeit zumachen 
verftattet, fondern bepde Perfonen anders nicht dann mit vors 
gehender offentlichen poenitentz ingefegnet werden: nnd da 
gleich dafjelbig auß vnwiſſenheit vnderlaſſen, hernach aber dar⸗ 
mit, daß das Weib vor der zeit ins Kindtbeth kehme, oder 
fonftet an tag bracht würde, fo folk nichts deſtaweniger als 


benn, gegen denfelben Perfonen mit gebürender ſtraaff nach 


gelegenheit der fehlle verfahren werden, darumb auch vnfere 
Superintendenten vnnd Prebicanten neben vnſern Beampten 
jebes orths auff die fehle fleiffig achtung geben, dieſelben jebers 
zeit in vnfere Cangleyen gelangen laſſen, ſich der ſtraff halber 
— beſcheidts erholen, vnd in dem niemands uͤberſehen 
ollen. 

Da aber in obberuͤrtem fahll bey dem Beklagten theil, der 
allein des Beyſchlaffens, wie obſtehet, vnnd ſonſtet keiner Ehe⸗ 
uerſprechung geſtehet, auch der nicht uͤberwieſſen werden kan, 
nicht zuerhalten iſt, das er die geſchwechte Perſon Ehelichen 
woͤll: So ſoll daſſelbig Gott dem Herrn, als dem gerechten Rich⸗ 
tee vnd Hertzkuͤndigern, dem nichts verborgen iſt, befohlen: 
Gleichwol aber der Beklagte vonn wegen geuͤbter Vnzucht, mit 
bem Zhurn, vnnd darzu einer gebürlichen Geltbuſs, nach ges 
legenheit der überfahrung geftrafft, auch fonftet der gefchwechten 
Perfon zu bezalung gebuͤrlicher außſteuͤhr, nach jhres Vattert 
vermögen, vnnd fo viel jhr derfelbig vngefehr mitgeben bett, in 
dem fahll da diefelbige Perfon fich fonftet ehrlich gehalten, vnd 
eines guten gerüthts geweſen iſt, angehalten werden: Iſt aber 


die Dirne leichtfertig, eines böfen geruͤchts, vnnd verbechtigen 


anhangs, oder hat felbft dieſen ihren fahll verurfacht, fo fol 
jhr nicht allein nichts gegeben, fondern fie noch darüber das 
erſte mahl mit dem Thurn, vnnd das ander mahl neben ber 
Thurn ſtraaff, auch mit offentlicher ſtellung ahn Pranger, dar 
zu Stadt, Ampts, oder Landsverweiſſung, auff ein gewiffe 
zeit , ober auch ewig, nach geftalt ber verwärdung geftrafft 
werden. 

Bund nach dem hieroben geordnet iſt, da auff ein Ehege⸗ 
luͤbt, deſſen der Beklagte theil verleugnete, geflagt, vnd nächte 
beiviefen werben töndte, das als dann der Beſchuldigte one mit⸗ 
tel abfoluirt werben folte: So fol daffelbig auch ftadt haben in 
dem fahll, da neben dem Ehegelübt, die Kteifchliche vermifchung 
in der Klag mit eingefürt, vnnd nicht bewieſen wurde: Darumb 
follen alle Weibsblider, fie ſeyen Jungkfrauwen, Megte oder 
Witten, aud) derſelben Eltern und Verwandten , hiermit of 
fendtlid) verwarnet fein, das fie die Weibsbilder, fich fetbft vor 
Schande und Vnehrn, Schaden unnd Straaff Häten, unnd zu 
keiner fleifchlicher vermiſchung bereden laffen, dann ohne das 
fie dee Ehe halber, fo es jhnen ahn der beweiſung manglen 
wirdt, nichts erhalten, fordern in ſchanden vnnd vnehren, dar 
rinn fie ſich ſelbſt gefegt, verharren werden: So follen fie ba: 









1508. Musa, Beyer Steienarduung: 


eher auch Yon uns dee Thuen, nd begleichen ſterafen, nad) 
weebrechung gewißlichen zugemarten haben. 

Hiergegen auch follen die beſchuldigte Buben vnnd Ehren: 
ſchender Hiermit vergemiffigt fein, ob fie gleich der befchufdigten 
vnthat heftig leugnen, das fie darumb nicht vor vnſchuldig den 
nechften geachtet, ſondern gleichſehr auff fie mit allem ernft 
inquirirt werden fol, und wofern fie deßfahls ungerecht, fchuls 
dig, ober verbedhtig erfunden, ſollen fie von deßwegen, das fir 
erfter ihre vnthaten mit fügen zuuerdecken onderflanden, tn 
zweyfache Thurnn und Geltſtraff, nach gelegenheit der äberfahs 
rung, ernſtlich und hertigklich genommen werden: Welche wir 
auch vnſern Ehsrichtern vund Beampten, gegen folchen Ge: 


fellen, vnnachleßlich zuvollnziehen hiermit ernſtlich befehlen.“ 


Bon denen in Eheſachen verboldenen Sand Pıgelaffenen Grabibus ber 
Blutrerwandtauij vnd Schvagerſchafft 
Die Ehe iſt unbedingt unter den im Mofaifchen Rechte ber 
zeichneten Perfonen, ferner im 2. und 3. Grade der Berwandts 
haft und Schtoägerfchaft gleicher und ungleicher Linie verboten. 
Dispenfation fol nur aus dringenden Gruͤnden im 3. Grade 
gleicher Linie ertheilt werden. Wird die Ehe ohne diefelbe eingas 
gangen, fo trifft die Gontrahenten bie Landesverweifung. . In 
oeifelhaften Fällen follen die Pfarrer bei dem verorbneten 
Statthalter, geiftlihen und weltlichen Raͤthen fi Beſcheids 
erholen. 
Bon Ehebrechern. 
Weceltliche Strafandrohungen. Geben den erſten Auguſti 
Anno Domini MDLXXIU. 


1573. 


. CXLL 


Agenda. Das it, Ordnunge, Wie es mit deu Cerempnien onnd andern, in der Pfarr⸗ 
kirchen zu Linda am Vodenſee gehalten wird. MDLXXIII. 148.4. 8. 


Diefe Agende enthält nur eine Reihe von Formularen fuͤr die 
Taufe (nah Saͤchſ. Ritus, jedoch mit Weglaffung bes Exorcis⸗ 
Decken das Abendmahl, bad gemeine Gebet, die Cheeinſegnung, bie 

erföhnung | ber Creommunicieten , die Arantencommunieh. Bei: 
6 efügt iſt die he Bortesbiengeorbn ung ber Pfarrkirchen zu Sthte un 


Eſchach, Gollecte, Worleſung des ſechs Hauptſtuͤcke, Glaube, Dres 
digt, gemeines Gebet, Pfalm, Dankgebet, Segen. Sind Eoms 
municanten vorhanden, fo folgt nach ber Predigt: Ermahnung an 
dieſelben, die gemeine Beichte und Abfolution, Ermahnung, on⸗ 
ſeeratien, Sommumion, Daukgevet, Segen. 


CXLIL. 


Bircen ordnung, Wie es mit der Meinen Lere Göttliches Worts, und austellung der Hoch 
wirdigen Sacrament, auch allerley Chriſtlichen Geremonien, Vnd zum Heiligen Prebigambt notwendigen Sachen, 
auch in Schulen, in der Löblichen Graffſchafft Oldenburg zc. Sol eintrechtiglich gehalten werben. Gebrudt zu m 

duch Donatum Richtzenhan, Anno 1575. 498. 4. 


Die Verff. diefer RD. find Selneder und Hamelimann 
(vergl. bes Leptern Odenberg. Shronteon, ©. 422 ff., und 
Dellen Opp- 8 geneal. p. 810 aygq.). Ihre Quellen find die Meds 
lenb. 1552 (der namentlich bie, die Serfaffung bern 
fenden Si 36 und die Braunf ch w. K v. 1569 
Da fie nirgends eigenthuͤmliche Momente darbietet, fo konnte hier 


biefe Anbeutung genägen. Seit dem 3. 1576 galt fie übrigens 
auch in Zever, das mit bem Zobe ber Dräfin Maria (vergl. oben 
die Jever'ſche K.:D. v. 1562, Nr. CX 


V.) dem Grafen Johann 
von Oldenburg deren.) war. Dergl. Feustking,, Histor. Col- 
loqu. Jever. (Servest. 1707) p. 3 


-CXLII. 


Kirchen Ordnung der Graff: und Herrſchafften Soya , Nittpergb, Bruchaufen, Eſenß, Ste 
deßdorff und Wittnunbt. 


Das vorausgehende Mandat des Grafen Erih vom 1. 
Bebr. 1573 meldet, das *F Vater des ledtern, Graf Joſt, 
ereits früher eine K.⸗O. für Hoya und Bruchhaufen ers 
Laffen habe. Diefe wird als bie Grundlage ber folg. (uns 
) &D. bezeichnet, welche wieberum zum größten 
eile in die 8.:D. des Grafen Dtto v. 3, 1581 (. u.) 
übergegangen iſt. Weber bie Hoya'ſchen K.⸗O. über aup 
vergi. Rathief, im Hannov. Magazin, 1762, St. 


Der Erſte Artieull. 
Bon ben Paſtoren unb Predigern. 


„St. Paulus lehret, waß ein Bischoff, Paſtor vndt Dres 
diger, vor eine perfohn fein folle, dar he ſpricht, Ein Biſchoff 
ſoll unfträfftich fein, 1 ad Tim, 3 ad Tit. Darumb wollen 
Wir einen Horer, Ehebrocher, Drunckenbolten, Wolener, Floch⸗ 
undt Schande Mauler oder fonften Beruchtigen undt Kröger, 

tu. * zum praedicanteu leiten. 
IL 4605 


354 


Der Under Urticatt. 
Bon der Bramination derer fo fich zum PYrebig Aumpte begeben 
wollen. 

Sectio I. Ale follen ,, dorch den Superintendenten neben 
andern zween ober dreyen adjuncten pastoren, oͤffendtlich in 
der Kirchen zuuorn, ehe fie zum Prebig Ampte zue laßen, exa- 
miniret werben, Vudt foll nit alleine der Superintenbeng fons 
dern de andern Pastoren, auch ohne alle affectiones, nit scru- 
pulosas quaestiones be nit zu ber fachen dienftlih, Sondern 
be zu. den Haupt Articulln unferß Chriftlichen glaubens gehoͤ⸗ 
ven, moveren, vndt darauff das examen richten, Jedoch ſolches 
nit obermeßigen, bomitt Ste die examinanten confundiren oder 
abſchrecken.“ 

Sect. II. „Wir wollen auch hinuorder die Priſterweihung 
oder Ordenunge in unfer Kirche alfobalde, nach der examina- 
tion in den Hauptpfarrlichen Newenburch, Nittperg ober 
Efenf vor offendtlicher Gemeindte zugefchehen, Immaßen fols 
cheß in ber Cheiftl. Vniversität zur Wittenberg gebreuchlich 
vnd gehalten wird.” 

Sect. II, „Idt follen auch unfere Beambten und Befehl 
habere, neben Cheiftl. Underthanen fembtlih und befonders uff 
allerley, beede Lehr Ceremonien und Leuent der Paftorn fleis 
fige Achtung geben. .“ 

Sect. IV. „Die Pastoren und Köftere, follen ſich auch bey 
ergerlicher undt gemeinen Bechen, noch in offenbahren Krogen 
nit finden lagen, EB mehre dan in Brautheure, Kindelbehre, 
oder anderen Ehriftl. Gaftebohden.., vndt fich alfo halten vndt 
fhiden, damith Sie Jedermenniglich gueth exempel geben. .” 
Sect. V. Die Paſtoren follen „De Gemeinte .. mit der 
reinen heilfahmen Lehre der göttlichen billigen Biblifchen, Pro⸗ 
phetifchen vndt Apoftolifchen Lehre und fchrifft, dorauff de 
Kirche Chriſte ihre grunbtfefte bawen ſoll, getrewlich und flei- 
figh meiden.” 

Sect. VI. Es fol „ſich niemantß lange von ſeinem beuoh: 
len Kafpell, es ſey ein oder mehr nachte, ohne nöttige uhrfache 
begeben”, er habe denn „von unfern verordneten Superinten- 
ten erlaubniß genommen, vndt feinen nechften Nachbahrpaftos 
ren auff feine beuohlene Schaffe Achtung zue haben, in feinem 
Abwelen beſtellet.“ | 

Sect. VII. „.. Nach Tödtlichem abgangk der Pastoren 
(follen) unfere Superintendenten Unß oder unfern Beambten 
das anmelden, bamith pillige Verordnung gemachet merbe, 
endtweder durch be nechſtanwohnenden Pastoren,, ober. fons 
ften, fo man einen andern dener haben magh, baßelbe Pasto- 
rat zu respiciren.“ 

Sect. VIII. Es foll „allein eine ſtunde geprebigt werben, 
welche maße (die Paftoren) auch auff de beftimbte Zeitt wann⸗ 
eer fie be Haupt Articul unferß Chriftl. glaubenf der Zungen 
Joͤgent fürtragen, vnd exponiren, halten, und de Predige, 
allezetdt mich dem Gebede zu Gott, wie gebreuchlich, befchlies 
fen follen.” 

Sect IX. „Enblidy ... gepieten wir, daß .. unnoͤhdig ſchel⸗ 
se fonderlid gegen de Abweſende, hinforder nachbleiben 

e. 

Der Dritte Urtient. 
Bon Büchern ben Paſtorn zu ſchaffen, 


Die Kicchenvorfteher und Gemeinden ſollen mit Gutachten 


1508. OXLHI. Boya ſche iltchenoronuug. 


der GSuperintendenten behuͤlſtich fein, wenn bie Paſtoren die 
Bibel Luthers und andre zugelaſſene Bücher amzuſchaffen une 
vermögend wären. „Und damith die Pfarcherren befto fleiſiger 
studiren, vndt mith [nit] dem Aderwerde, fo viell mehr, alß 
dem studio vndt rer vocation anhangen, Sollen alle vnd ein 
Leder dee Pfarcherren verpflichtet fein, fo offte vndt manner 
wie der einen auff unfern Befehlich fürdern laffen, dag Sie 
alßden in fürgemelten unfern Hauptpfarckicchen geſchickt fein, 
vor unß felbft, oder de wir barzu verorbnen, einen Sermon 
vnd predig zu thun.” 


Der vierbte Articul. 
Bon ben Gevatteru bey der Tauffe. 


Sect. I. ,„... Vermoͤge unferß publicitten Mandats in 
Anno 1572. follen nit mehr zur Vatterfchafft alß drey perſoh⸗ 
nen zugelaffen werden .., Wie wir auch nit wollen baß bie 
Tauffe der zarten Beinen Kinder, gefehrlich lange eingeftellet 
werden folle.” 

Sect.I. „Zum Andeen follen bie Pastoren zue ſolchem Bots 
teßdienfte der Tauffe, niemandtß zu laßen, Idt ſy dan, daß ervon 
allen lafteren undt ergerlichen ſtuͤcken frey vndt unberüchtiget ſey. 

Sect. III. „Zum dritten fol Niemandt zur Vatterſchafft 
geftattet werden, fo nit binnen zween Jahren bag Hochwürbige 
Sacrament empfangen hatt.” , 

Sect IV. „Die Gefattern bey bee Tauffe follen nit vnmün⸗ 
bige Kinder fein. .” 

Sect. V. „Wir Orbnen auch, bag binferner bie Pastorn 
keine Kinder tauffen, doran Sie einem Argwohn betten undt 
Vatter undt Mutter im Eheftande nit Enten, undt ſolche fur 
nemblic) dorumb von wegen der Kinder, die auferhalb ber ech⸗ 
tenfchafft, oder fonften verpottenermaßen gebohren undt ge 
zeugt. Dan fothane Kinder follen vff anfuchen- ber weiber, 
ohne weiter nachfragendt ad coercendam vagas libidines nit 
getauffet werben, Sondern fol der Vatter darumb bie Pasto- 
ven felbft erfuchen, EB wehre ben ber genenbte Vatter tobt, 
oder binnen landß nit verhanben.” 

Sect, VI. Verbot des übermäßigen Aufwandes bei ben 
Zaufen. 

Der fünfte Articull. 
Bon Gebuhrt der Kinder. 


Sect. I. Verbot der Taufe noch nicht ganz geborner Kinder, 
nah dee Braunfhmweig. K.⸗O. Nr. XXIV. Die Rothe 
taufe fol dem Paſtor angezeigt werden, damit der Erorcismus 
nicht wiederholt werde. (Vergl. die angef. Braun ſchw. K.⸗O.) 

Sect. II. „Mit den Kindern in nöhten getaufft, Soll marı 
idt alfo-halten, daß die Geuattern, fo gebehten, baßelbe zu der 
Tauffe tragen, vndt von dem Kirchen Diener der glaube ge⸗ 
ſprochen ꝛc. das Vatter vnſer zc. gebetet, vndt daß Euange- 
lium Marci, wo gewoͤnlich ſoll geleſen werden, Dornach frage 
er, wie daß Kindt ſoll genoͤmpt werden, Setze Ihme den Nah⸗ 
men an vndt ſpreche, N. De Allmechtige Sort [wie in der 
Sähf. Ag. Nr. LXIV.]. Seboch follen die Pastoren zu⸗ 
foderft vor ſolchen anfangk fleifig die Gevattern umderfragen, 
ob auch das Kindt nottaufft.” 

Sect. III, „Vnſere Pastoren, follen aud nit den Kinder 
bettfchen, ohne hochwichtige anliggende Noht auß Ihrer behau⸗ 
funge, ehe die Sechß wochen beendiget, fich zu begeben, erlau⸗ 





ben .. Vnbdt verwerffen biemitt bie introduction, oder Inwie⸗ 
dent ber weiber, alß im Bapſtthumb gebreuchlich.”‘ 

Sect. IV. „Wir erfahren auch, daß egliche Gotzvergeßen⸗ 
weiber, Kinder fo newlich gebohen, vndt dorin das Lebend 
nit tan gefpühret werben, tauffen follen. Sothan Gottloß 
unbe vnbedechtlich fürnehmen wollen wie ernſtlich verbotten 
Haben. 

Bect. V. Androhung ſchwerer Strafe gegen dlejenigen, 
welche ſchwangere Weiber erſchrecken und dadurch ben ob 
des Foͤtus veranlaffen. 


Der Sechſte Vrtienli. 
Vom Ubendtmapl vnd wafi vor Perfohmen darzu zuzulagen. 


Sect. I.,Idt follen keine perfohnen zum Abendmahl Chrifli 
zugelaffen werben, die fein ben zuvorn von Ihrem Paſtor vom 
rechten Vorſtande, nuge und troſte def h. Abendmallß under: 
richtet, und ein Jeder inſonderheidt alleine vnd nit in genere, 
wie etzliche mahl geſchicht, auch ohne Beichgeldeß Verehrungh 
verhoͤret, undt durch de Krafft deß h. Evangelij absolviret 
worden.” 

Sect. II. „Zum andern follen Eeine perfohnen zum Abendt⸗ 
mahl Chrifti geftattet werben, fo die fünff ftüde bes Cathe- 
chismi nit wißen zuerzehlen, Undt follen die Pastores fleiß 
thun, daß fie die ſtucke recht verſtehen, Solchß aber mit ge 
trewen fleiß inf werd zu richten, Ordnen wir und wollen daß 
alle Sontage das gange jahr. durchaus vndt alle nachfolgende 
jahre ohne auffhörent, bey Sommerzeiten nachmittage bie Pa- 
storen in unfer Graff⸗ ondt.hereichafft den h. Catechismum 
nie alleine prebigen vndt leren, fondern auch offendtlich vom 
Gangel felbft, oder de Schull Meifler de Jungen Joͤgendt 
dorfelbft [holen gehalten werden, dorinnen examiniren vnd oͤf⸗ 
fenen, welcheß examen nit ober eine Viertelftunde getrieben 
werben fol; Dornach aber mith außlegungh bes cathecismi 
dißelbe flunde absolviren, den Pastorn aber auffm Lande foll 
der Cathechismus, tn ben winterlichen tagen vff den freytag zue 
predigen erlaubt fein, zu welcher predigt allezeidt, alß die haupts 
lehre vnſers Ehrifttichen Glaubens, follen bie Haußwihrte Ihre 
Kindere Knechte und Mayde ſchicken, vndt diefelben dorzue 
mith fleiſſe anhalten, auch Ihr geſinde mith keiner arbelht in 
mitteler zeidt bemäßigen .., Vndt wo die hauſſwihrte oder hauſſ⸗ 
muttere hierkegen anderß thun, vndt daß geſinde vngehorſamb 
erſcheinen wurde, wollen wir auff anzeige der Paſtorn gegen 
dieſelben muhtwilligen mitt ſcherffe der ſtraffe ... procederen 
vnd fortfahren.“ 

Sect. IH. „Zum Dritten ſollen zu diſem Abendmahl beß 
Herrn CEhriſti, Keine perſohnen, fo offendtlich in ſuͤnden 
vndt laſtern kegen daß geſetze deß Herrn vnd wieder die 
Euangeliſchen bekentniße leben liggen vndt beharren, ge⸗ 
laſſen werben.” 


Der Siebende Articul. 
Bon dem Schäubliden Laſter des Ziädenf. 


Der Achte Artieull. 
Bon Wider: Zauber = und Boferie. 


Der Reundte Urtieuli. 
Bon Maucherlichen Handel. 
12 


Der Behende Artienti. 
sn fih de Paſtoren Legen die Nottengeifter halten folien. 
Allgemeine Verordnung an die Paftoren zur Wachſamkeit 
gegen Saeramentfchänder, Wirdertäufer und Sectenmacher, 
welche des Landes verwiefen werben follen. 


Der Eilfite Articull. 
Von ben Feſten. 


Sect. I. Bon den Vierzeiten. Weihnachten, Pas 
fhen, Pfingften follen mit ben beiden folgenden Tagen ger 
feiert werden. Als legte und vierte „Hochfeſttagzeit“ gilt Mi⸗ 
chaelis, an welchem Tage die Kicchfpielleute dem Paftor ihre 
„opffer, gebübrlichen pflicht undt Landtheur” darbringen follen. 
Das Feſt Marid Himmelfahrt iſt als ein unchriftliches abges 


afft. 

Sect. II. Bon den fuͤrnembſten Feſttagen. Dieſe 
find N. Jahr, 5. 3 Könige, Lichtmeffe, Verkündigung Das 
riaͤ (welches auf Donnerflag nach Judica verlegt werben fo, 
wenn es in die Charwoche fällt), Himmelfahrt, Johannis d. 
T., Mariaͤ Beragang. 

Sect. II. Bon ben Apoſteltagen. Andreas, Thomas, 
Conv.Pauli, Matthias, Philipp. et Jacob., Petr. et Paul. Mag- 
dal, Jacob., Barthol., Decoli. Joa. Bapt., Matthaeus, Si- 
mon. et Jud., Omn, Sanct. werben ala halbe Feſttage mit Ein« 
ftellung ber Vormittagsarbeit gefeiert.” An dem legten Tage 
follen die Paftoren zur Erinnerung an die große Waſſersnoth 
v. 3. 1570 zur Buße und Beſſerung ermahnen. 

Sect. IV, Verbot des Betreibens weltlicher Händel an 
Sonntagen. 

Sect. V. Es ift nicht zu dulden, wenn etliche Unterthanen 
waͤhrend des Sermons auf die Kicchhöfe gehen, und andere 
Leute aus der Kirche und vom Gottesbienfte abfordern laſſen. 
Die Paftoren follen, um den Mißbraͤuchen zu mehren, das 
Volk von der Solennitaͤt und Herrlichkeit der Feſttage fleißig _ 
unterrichten. Der Mißbrauch des Ofterfeuere fol gänzlic, abe 
geichafft fein. 

Sect. VI. Vom Baftelabendt. Die Feler ber Faſt⸗ 
nacht mit ihren Mißbraͤuchen, „Mummen, fpelen, dobbelen, 
ſticken, bredien, Rennen, inßwaßerwerffen, bey haußlang aufs 
fen, zu andern bapffer reiten undt gehen, bangen undt Kränze 
bringen, ſich auff Rädern undt Böhmen tragen zu laßen, des 
Morgens früh Mägede vndt Knechte ſich untereinander zu bes 
fuchen,” ift gänzlich verboten. 

Sect. VII. Meifter und Anechte follen bei „den Gilbebeches 
ven mit einem Tage aufhören, auch des Glockenlaͤutens zur 
Anzeige ber Glide fich enthalten. 


Der Zwölffte Articul. ' 


Sect. I. Bon den Gefängen, fo man in ber Kirchen ges 
brauchen fol. „Ordnen wir daß die pfalmen fo von D. Lu- 
thero fel. gebechtniß gemacht .. vor andern am meiften follen 
gefungen und gebrauchet werden, Jedoch wollen wir hiemith 
die Löbliche Geſenge Latein oder teutſch, auff den hohen Feſtta⸗ 
gen beflimpt, undt in bem Böttlichen worte fundiret, nit ver⸗ 
worffen haben, Undt vor ber Communion Ordnen "wir zu fins 
genbe, daß Sanctas latein vndt teutich .. vndt baß mitt fonder« 


‚licher andacht, durch brey Knaben niebergefniet, daß Bene- 


45* 


356 | anun. OKREN. Aruarie Ainhameruung 


dictus vndt in dem Iymbolo Atkamasil: Et homo factus est 
gefunngen werden ſoll, alßden ſolcheß bißbaher gebreuchlich ges 

weſen. Vuter der Somnrunion wollen wie zue fingende, Jeſuß 

Chriſtuß unfer Heylandt ze. Gott fey gelobet vndt gebenebeyet 

ıc. Lamb Gotteß ꝛc. Heillig iſt Gott der Vatter ıc., Im Char 

vnd nodden in der Kirchen, vndt follen die Pastoren die Ka⸗ 

fpelßleute ermahnen, daß Sie mith fingen, Gott loben, preis 

fen, ehren vndt danden helffen, Auch den Scholemeiftern undt 

Koſtern befehlen, daß Sie ohne fürwiflen der Pastorn ihres ges 
falleaf die pfalme nit fingen, dazue noch das Kafpelsvold nit 


gewehnet, noch fonften, die fo weltlicher Lieder, gleiche weiſſe 


haben, Doran fich der Gemeine Dan ergern möchte, Eß fols 
len auch alle ond jeder Paftoren in ihren befohlen Kafpellen, 
gleiche Ceremonien halten, vndt deſſen allezeidt mith unfern 
Hauptlichen durchauß einig fein, Unndt wollen, baß unfere 
Superintendenten bosauff Achtung geben follen.” - 

Sect. IH. „In unfern Städten vndt Flecken, dafelbft bie 
frohpredigt gehalten mwirdt, wollen wir, daß geiftliche Pfalter 
vor Anfangk der Predigt Auch das Te Deum laudamus, oder 
das Benedictus, Latein oder Teutſch, In Nachmittagspredi⸗ 
gen aber, nebeh andern Pſallmen Dauidts, auch das herliche 
Magnificat gefungen werde.” 

Seet. I. „Wir wollen hiemith die Vefper zus fingen, auff 
Abendt der bogen Feſttage, vndt Sonnabendt, bofelbft es ge⸗ 
breuchlich zu laſſen.. befohlen haben.” Dann die Beſtim⸗ 
mung, daß die Organiften fleißig ihres Dienſtes wahrnehmen, 
und nicht weltliche Lieder fchlagen follen. In Städten und Fle⸗ 
den ſoll Mittwochs und Kreitags, auf den Dörfern. nur am 
letzteren Zage Predigt gehalten, und vor der Freitagsprebigt 
die Litanel gefungen, in der Erndtezeit aber von diefer Vor⸗ 
Schrift dis penſirt werden. Während der Zaften haben die Pas 
floren von bee Paffton zu prebigen. Alle Unterthanen follen 
bei Strafe während dieſer Wochenpredigten der Arbeit und bes 
Zechens fi enthalten, und darauf halten, daß aus jedem 
Haufe wenigſtens eine Perſon biefelben befuche. 


i Der Dreyzehende Artieull. 
Bon den Kuſtern auff ben Dörffern und Ihrem Ambte. 


Die Küfter haben da, wo keine Schulen find, jedoch ohne 
bie Katechismuspredigt dadurch zu hindern, bie Jugend im Ka» 
tochiemus zu unterrichten, und Mittage, Abende und Mor⸗ 
gend die Betglocken zu Iduten, damit das Volk vermahnet 
werde: „zu Bedende, wedder ben Teuffel, finen Anhangk, 
Tuͤrken, Verfelgere des Goͤttlichen mordes vndt Einem haſti⸗ 
gem ſehnellam tode, Auch alle Vahrligheidt der Seelen vnd 
Leibeß, fo fi bey tage und nacht unß armen Chriften zutra⸗ 
gen muͤgten.“ 


Der Vierjehende Articull. 
. Wie fich die Kröger under den billigen dagen verhalten follen. 


Sect. I. Das Ausfchenken. von Bier und Wein an Sonn» 
und Sefttagen während der Vor⸗ und Nachmittagspredigten iſt 
(außer an Reifende und Kranke) bei Verluft bes Biers und 
Weins verboten. 

Sect, II. Wo man es under ben Gottes Dienfte halten 
fol. ‚Verbot des Spazierengebens auf den Kicchhöfen, Maͤrk⸗ 
ton ıc. während des Gottesdienſtes. 


Dex Bünfkgebende Virtientt, 


Sect, I. Die Kirchhoͤfe, „bie Nuheſtette vndt Gchloffpeufer 


ber billigen Gotteß“, follen in Ehren gehalten werben... Deso⸗ 
halb tft das Wiehhüten, das Abladen von Torf, Korn ober 
Hei, das Ausſchenken von Getränken und Kramhalten, das 
Bleichen und Waſchen auf denfelben verboten, und werm auf 
ihnen dennody Vieh, Pferde und Wagen, ober Leinwand zc. 
gefunden werben, follen diefe von bem Kuͤſter angehalten und 
nicht wieder herausgegeben, und baneben bie Eigenthuͤmer nach 
Selegeriheit geftraft werden. 

Sect. Il. Von Begreffniß der Tobten „Die 
Chriften follen Feine Saduceer fein, Dorumb wollen wir, daß 
die verſtorbene Leichnaͤmme mich Chriſtlichen geſengen ehrlich 
ſollen begraben werden, vmb ber herlichen vfferſtandninge 
vnd ewigen Leuendes willen, vnd abrogiren vnd v den 
Mißbrauch, fo bißdaher in unfer Frieſiſchen Heerſchafft vblich 
vnd im ſchwange geweſen, daß die fraweneperſohnen vff den 
Haußhoͤltern und den Sarcken liggen, ehe bau bie todte Coͤr⸗ 
per zur erden beſtattet wird, vndt die Leichpredigt gepredigt iſt, 
Auch alſo heideniſcher weiße, nit wie Ehriften, ben abgeſtorbe⸗ 
nen beweinen, daß offtmalß berowegen, ber praedicant wird 
perturbieet, vndt in regen, fehnee, Kdite vnd ungemitter fin 
Ampt nicht woll verrichten magh, Wir wollen aber baf der ab⸗ 
geftorbene Eörper folle nit zur erben beftettiget werben, die 
Pastoren oder Ihr Collega fein ſelbſt gegenmerbig und wer 
handen, Und foll in bie Kirche eine Chriſtliche Vermahninge 
und predigt gefchehen, von der Aufferſtehung der Todten undt 
ewigem Leben... 


Der Sechtzehende Articull. 


Wo bie Paſtoren ſich beiden ſollen gegen hie Zrancken und Verſtor 


bene, fo felden ober nimmer zum Abendmahl des Herrn gewehen. 


„Dewile de Verachterß hiß hilligen Sacraments, fo felben 
oder nimmer dorzu Bommen, fich felbft in den Bann thun, vndt 
von der Gemeine frommer Chriftenzahl abfundern, Dorumb 
wollen wir hieher onfere diefeß 72: Jahrß yublichte mandaten 
von ber excommunication ſolcher muhtwilligen leute repetirem 
vnd erweitert haben, Vndt ordnen demnach, daß foldyen ex- 
communiggeten verbanten Menſchen, Dean oder Welbßper⸗ 
fohnen, das hochwuͤrdige Abendtmall deß Heren nit fol gerei⸗ 
het, Undt nad) dem fie geſtorben, ſollen ſie ohne einnig ludent, 
fingendt und. predigen, von ber gemeinen CEhriſten begteffniß, 
abgefundert ondt ing feldt begraben werden, Eß wehre dan, 
dag Sie in Ihrer Kranckheidt fich bey gueter Zeidt bekehrten, 
borauff die Pastoren auff guungfahme anzeigunng ihres der 
Krancken leidtragenp, de wahre Buße vermercken möchten „ .’ 


Der Siebenzehende Aetieull. 
Bon Eheſtifftungh. 


Sect. I „Ordnen wir, daß kein Eheſtandt buͤndig und bes 
ſtendig fein fo, fo nit mitt gutem wißen, willen, vnd Volborde 
der Eitern vndt Auffrichtung einer fchrifftlichen Eheberedung 
gefchehen und verfaffet ift, Im Fall aber die Oldern in Sort 
dem Heren verfchieden, foll kein eheftandt ohne Vorwiſſen undt 
Willen der Nechften freunden vndt Wermunderen zugelaßen 
werben, Wie wir au ſolch muhtwillig furnehmen der Kinder 

® 


NEID. XI Suyartche Riechmmoriiuung. : 


mit ernfle ſtraffen, vnd fo thane heimbliche che nach rahte 
und consens der Olberen, Freunde undt Verwandten, oder zu 
laßen, ober von einander meifen wollen, Wo aber andere zweif⸗ 
felhafftige ſachen, bie Ehe betreffen, fürfallen, follen für ung 
dder unſern Boambten vffgedecket, undt mith sahte unfer Theo- 
Ingen gouhrtellet vndt geeufert werden. . 

Sect. II, Verbot des Lobelbieres bei ber Eheberedung. 

Sect. III. „Won ber Proclamation und Auffkuͤndigungh 
ber zukommenden Cheleute... Ordnen wir, daß unſere Pasto- 
ren, niemandtß von der Cantzell proclamiren, noch zuſammen 
fuͤgen, De wißen dan, daß Sie, die Außheimiſchen gute Ge⸗ 
zeugniſſe unſern Beambten fuͤrgebracht haben, welcher mafen 
Sie von ihrer Obrigkeidt abgeſchieden, Zue dehme auch, daß 
Sie, die Außs ober Einheimiſche Ihrem Pastorn ihrß glau- 
ben$ eine offenbliche Bekendniß zuuoderſt gethan, ſich zur Beße⸗ 
sung zu flellen angelobet, vndt Braudt vndt Breutigamb fich 
zum Difche deß Herrn bereitet Haben, Auch daß fie wißen, wars 
umb im Anfang ber welt ber Eheftandt von Gott eingefepet, 
und wanner da fürgangen, mügen wir leiden, baß diefelbe 
proclamation vndt aufftündigunngh alleine die Sontage nach⸗ 
einander vnd nit zu anderen tagen in ber wochen gefchehen 
möge. u . 

Sect. IV, „Waß zeidt man Braud und Breutigamb zur 

Kirchen führen fol. Drdnen wir, daß Braudt undt Breutis 
gamb Jeder mith feiner freundfchafft zue Neun uhren in ihre 
gewöhnliche Kerſpellß Kirchen anfommen, daß gottlicje wordt zue 
predigen, Zuͤchtig In aller flille anhören, vnd nach endung der 
predigt fi im Nahmen der h. Drevfaltigkeidt zufammen fü: 
gen laßen.“ Die Muſik, welche die Brautleute begleitet, fol 
am Eingangs des Kicchhofes zuruͤckbleiben. 
-  Sect. V. Bon Vnordnungh na der Copulas 
tion. Alle Unordnung, namentlich der Mißbrauch, daß etliche 
„ſich nach der Gopulation mit Feuſten fehlagen vndt alle gegen 
diefe göttliche Ordnungh dei Eheſtandeß ſich norrifch anflellen”, 
wird ernftlich verboten. 

Sect. VI. Bmb welche zeid Weerfchafft und andere Gefell: 
ſchafft angefangen und geendiget werden follen. „Ehekoſten, 
Kindertauffe vndt andere ehrliche Geſellſchafft auch daß Gilde⸗ 
behr (follen) zue Mittage angefangen und... mith dem Abenbt 
auffhoͤren.“ Verboten iſt auch die in der Grafſchaft Ritberg 
herrſchende Unordnung, daß „wanner die Braudt den folgen⸗ 
den Tagh zur Kirchen gefuͤhrt werden ſoll, ein Jufferen Abendt 
gehalten wicht,” 

Sect. VII. Verbot unzuͤchtiger Tänze. 

Sect. VIIL. Verbot bes Abhaltens der „Brautheufere oder 
Kindelbehr auff die freytage oder Sonnabend.” 

Der XVII. Articatl. 
Von deu Machtkrägen. 

Altes Ausſchenken nach 8, und aller unndthige Aufenthalt 

auf den Steafen nach 9 Uhr iſt unterfagt. 


“" Der XIX. Articull. 
Bon gebübrliden Gehorfamb der Kinder jegen bie Eltern, 





87 


Der XX. Urin. 
Bon unterhaltung ber Paſtoren, Kirchen, KMöfterü und derfelben 
Behaufungh. . 

Die alte gewöhnliche Pflicht der jährlichen vier Hochzeiten, 
Opfer, Kindtuufen, Begraͤbnuißgeld, follen den Pfarrern treu⸗ 
lich gereicht, und wegen der. Bauten an Kirchen, Pfarr⸗ 
und Kuͤſterhaͤuſern ſoll eine Verordnung wegen Heranziehung 
der Gemeinden erlaſſen werden. Alienirte Laͤndereien ſind 
wieder einzuziehen und die Pfarrlaͤndereien von den Pfarrern 
ſelbſt zu benutzen. 

Der XXI. Articull. 

Von Wieberwillen und Bneinigkeit des Paſtorn und Kufterfi. 

„.. Drbnen Wir, baß niemandtß feine Paſtorn vndt Kd« 
fern vor Gerichte ziehen, fondern vor den ordentlichen Super- 
intenten und Visitatora beflagen” fol. „Wo aber Jemandtß 
zu Elagen hette, gegen unfern Superintendenten, ſolche foll ges 
ſchehen auff unfere Verordnungh vor der gemein, den wir fols 
ches werben committeren.‘ 


Der XXI. Articull. . 
Vom Nachjahr, warn die Paſtorn abflerben. . 
„. Wollen Wir, daß (die Paſtoren) nach ſolchem tödtlichem 
Abgangk Annum gratiae oder Nachjaht ſambt der Abnutzungh 
behalten ſollen, doch daß der gennen, denſelben wir die Kirchen 
wederumb conferiven werden, mitt notturfft eßens und drin⸗ 
ckens auß der Upkumbſt der paſtorey vff Unſer Beambten vndt 
Superintendenten Guhtachten vndt Verordnung vnterhalten 


werden.” 
Der XXIU. Articull. 
Bon den Kirhfchwaren und Upkumbft der Kirchen. 


Die Kirchgeſchwornen haben jährlich nach Martin Biſchof 
dem Beamten in Beifein des Pfarrers Rechnung abzulegen. 
Sie follen Acht haben, daß den Kirchen kein Gut entfremdet 
werde, und Penfionen dürfen fie eigenmaͤchtig nicht laſſen 


abloͤſen. 
Der XXIV. Artieull. 
Bon Verforgung ber Hauf⸗ und Gaflthawices Urmen. 


Der XXV. Urticall. 
Bow den Schulen. 


Der XXVI. Articull. 
Bon GStraffe dei Lafter int gemeine. 


Der XXVI. Urticnlt. 
Bon Werboht Spelen und Banfien. 

Nach Juhalt der Nachfchrift if diefe 8.:D. am 3. Juni 
1574 angenommen worden. Sie verordnet ferner noch: „Auch 
follen die Superintendenten alle Vierteljahr bie Pastors vers 
fchreiben, und alfden von -den Haupt Articulen deß Chriftt. 
glauben Augustanae Conf. gemeeß in Religionfadhen .. com- 
munieiren, trafiren, vndt verhandelln, Auch ſich Chriftlich 
und Bruͤderlich ohne weldtleufftige disputationes undt Affectio- 
nes .. freundlid) untereinander vergleichen.” 


- 


1558. CXLIV. WBeanbenburgiiche Viſttatlons⸗ und Gouſ.⸗Ordunug. 


CXLIV. 


Bufer von Gott guaden Johanſen Georgens Marggraffen zu Brandenburgk, des heiligen 
Römifchen Reichd Ertzkammerers vnd Churfürften, In Preuflen, zu Stettin, Pommern, der Caſſuben, Wenden, und 
in Schlefien zu Croffen Herhogen, Burggraffen zu Nuͤrnbergk vnd Fürflen zu Rügen. Visitation und Consistorlal 
Drbenunge. Anno. MDLXXII. 191 S. 4. 


2 


Mit der folgenden (mit Ausnahme weniger, für unferen 
Zweck unmwefentlicher Abfchnitte) vollftändig aus bem erften 
Drude wiebergegebenen Drbnung fchließt fich die Entwides 
lung der Märkifchen Kirchenverfaffung. Ihr liegt eine bes 
reits im 3. 1561 verfaßte „„Beiftliche poizei⸗ Vifitation 
und Conſiſtorial⸗Ordnung“ zum Grunde, über welche von 
v. Mühler, Gefchichte der ev. K.s Verf. der Mark Brans 
denburg,, &- 63 ff. ſehr belehrende Mittheilungen gemacht 
worden find. Aug biefer Schrift entlehnen wir bie fols 
gende, für bie Gefchichte ber brandenb. Kirchengefeggebung 
wichtige Vorrede der älteren Drbnung: . 

„Bir Joachim v. ©. G. Markgraf ꝛc. befennen und 
thun kund Öffentlich für uns, unfere Erben und Nachkom⸗ 
men, Markgrafen zu Brandenburg, auch fonft gegen Je⸗ 
dermännigli: Als wir aus fonderliher Schidung bed 
Allmäctigen und Eingebung des h. Geiſtes, das heilig, 
ſeeligmachende Wort Gottes angenommen, und in unferm 
Shurfürftenthume und Landen mit fonderem Fleiße rein pres 
digen laffen, auch derowegen mit den Ehrwuͤrdigen, Wohls 
gebornen, Edeln, Würdigen und Hochgelahrten etlicher 
Unferer Biſchoͤfe und Prälaten, desgl. aller Unferer Gras 
fen , Seren von Abel, Ritterfchaft und Städte, Vorwiſſen 
und Bewilligung, auch der berühmteften und fürnembften 
Theologen Deutfher Nation, fonderlicher vorgehender Des 
liberation und consilio eine chriftliche Kirchenordnung, wie 
es in Geiſtlichen⸗ und Kirchen Sachen in berührtem Unferm 
Churfuͤrſtenthum und Gebieten ber Marke zu Brandenburg 
durch uns gehalten werden folle, bes vorerfchienenen 40. 
Jahrs, begreifen, machen, aufrichten, in Druck verfertigen 
und öffentlich auögehen, auch burch unfere verordnete Bifts 
tatored allentbalben publiciren und menniglichen ſich der⸗ 
ſelben gaͤnzlich zu verhalten, mit ſonderm Ernſte verkuͤndi⸗ 
gen, desgt. daneben nothwendige Abſchiede wegen ber geift- 
lihen Güter, Lehen, berfelben jährliche Einkommen und ans 
ders, fo zur Wefbrberung Gottes und feines lieben Sohns, 
unfers Heilands, feeligmachenden Worte dienlig / ganz chrift> 
lich und aufs treulichile anrichten Laffen; Wie dann aud 
diefelbige Unfere chriſtliche Kirhenordnung 
vonweil. der Rbm. Kaif. Mai. hochloͤblich mils 
der Gedaͤchtniß, auch ber — bers 
malen Roͤmiſch Königl. Majeftät, Unferm als 
lergn. Herren, confirmirt, beftätigt und appros 
birt worden. 

Da aber gemeldete Unfere Bifitatoren die Zeit und fols 
gende in Reiteration voriger gepaltener Bifitation befun⸗ 
den, Und auch zum Defteren fuͤrkommen, daß nicht allein 
Unferer chriftlichen Kirchenordnung, fondern auch, was Uns 
fere Viſitatores wegen ber Kirchen und Pfarrgüter, auch 
Beftellung der Pfarrer, Prediger, Gapläne, Schulen, Or⸗ 
ganiften, Küfter und fonft auf Unfern Befehlich und Mans 
dat verordnet, gefagt und aufgerichtet, nicht allentbalben 
nachgelebt worden, zubeme daß ſich über das allerlei Gas 
hen, Irrungen und Mängel, welche gemelbeter Drbnung 
und Religion anhängig , auch Ehefachen, der Geiftlihen 
Zeftament, Öffentliche Lafter, Inquiſition und andere bens 
feiben gleichmäßige Händel, bie vorhin vor bie geiftlichen 
Gerichte gewiefen, und allda geörtert worben, begeben und 
zutragen, deshalb Wir und Unfere Kammer Gerichtöräthe 


mannichfaltig angelaufen, um gebuͤhrliches Ginfehen umb 
Richtung derſelben erfucht und angelangt worden, ba bie 
doch vor die weltlichen Gerichte nicht gehörig, auch nad 
Gelegenheit ber Zeit, Perfonen, Umftände der Sadyen, und 
etlichen beweglichen Bedenken mehr, allda nicht koͤnnen noch 
folen gerechtfertigt, fonbern billig, wie vorhin gefchehen, 
vor die geiftl. Gerichte remittiret werben; 

Weil aber die Bifchdfe Unfrer Lande und Churfuͤrſten⸗ 
thums eines theils gemeldete Unfere Kirchenorbnung über 
al unfer Vermahnen und gütlich Anfinnen die Zeit nicht 
le noch halten wollen, fondern ſtraks Gotts Worte, 
Befebliche und der evang. Wahrheit zumwider auf ihrem 
verführten Wahn der vermeinten päbftlichen Religion bes 
flanden und verbarret, auch darüber bie geift!. chte 
fuͤr ſich ſelbſt nicht beſeſſen, noch durch ihre Commiſſarien 
oder Official wie vor Alters beſtellen laſſen, Wir auch der 
Ungleichheit der Religion halben, daß fie mit Uns darin 
nicht einig, ihnen. die Jurisdiction in geiftlichen Sachen 
und Händeln nicht zutrauen dürfen, daß alfo großer Mans 
gel und Verſaͤumniß gefpürt worden, auf dem bie Leute 
auch bie Sachen, wegen der langfamen, ungleichen Erpebis 
tion derfelbigen, Scheu gehabt dabin vor fie kommen 
Vaffen, derhatben die Händel auf folche Weiſe wo bem nicht 
vorgekommen und vorgetrachtet würbe werben, von age 
zu Tage weiter und mehr aufgewachfen, unaus 
und Partheien zu befchwerlichem Rachtheil hätten ger 
müffen, ba bo die hohe Noth erfordert, in ben Dingen 
gebührliche und bequeme Ordnung anzurichten, welche obne 
nothdürftige Berhoͤr, Erwägung und Berathſchlagung ber 
Sachen nicht gefcheben kann: 

Daraus und in Erwaͤgung obberährter und anbrer 
mehr trefflichen und dringenden Urfachen und Umftände find 
Wir bewogen, die Zeit uns mit weil. dem Ehrw., Unferm 
Rathe, Gevattern und befondern Freunde, Herrn Mattbias 
fen, Bifchofen zu Brandenburg feel., als diefes Orts Geiſt⸗ 
lien Drdinarien, und ber wahren Religion, Bermandten, 
biefe Dinge nothbürftig zu beratbfchlagen,, und ein geift« 
lich Gonfifloriumalbie zu Coln an der Spree aufzurichten, 
und baffelbige mit tauglichen Perfonen zu beftellen. 

Und ob wir wol zu folder Behuf Anno ber wennig Baht 
im 43. eine Gonfiftorialorbnung aufrichten, auch biefelbe, 
im verfchienenen Hl. Jahre mit etlichen anſehnlichen wichtis 
gen Punkten daneben verbeffern, auch bishero im geiftl. Sa⸗ 
hen und Händeln, fo viel möglich und fi) nach Gelegenheit 
leiden wollen, darnach drtern und richten Laffen, fo befin« 
ben wir doch, aus ber ehrw. und hochgel. Unſers gemeinen 
Superintenbenten, Biſitatorn, auch andrer bemelbetes Un⸗ 
ſers geiftl. Conſiſtorii Affefforn Rathe, bemeldere Gonftftos 
rialordnung zu renoviren, unb mit etlichen mehr nöthigen 
und dienfllihen Punkten zu vermehren, und in ein orbents 
li Eorpus, die Händel und Sachen im Gonfiftorio, Biſi⸗ 
tation u. a. geiftle Polizei Sachen danach zu richten, zu 
rebigiren, ordentlich zu verfaffen und im Drude verfertigen 
zu laffen, hochndthig zu fein. 

Wann wir Uns dann vor allen Dingen Gotte dem Als 
mächtigen zu gehorfamen und allen möglichen Fleiß zu 
thun, daß das h. Gvangelium, dadurch der Sohn Gottes, 
Unfer lieber Herr Jeſus Chriftus und feine Wohlthaten 


aBes. CXLIW. Mennbenburgiihe Wiftatiens: and Eonf Ortung: 


erkannt, und alfo Bott recht angerufen und gepreifet wer⸗ 
de, ſchuldig erkennen; Ans auch als bem Lanbesfürften 
aus fürftlicher Obrigkeit, Hoheit und wegen Unfers tragen 
ben Amts gebühret und zuftebet, rebus sic stantibus, nicht 
allein in weltlichen, fondern auch in geiftl. Sachen Necht 
und Gerechtigkeit männiglichen in Unferm Ehurfürftenthumb 
und Landen mitzutheilen, auch geiflliche Orbnungen, das 
duch Bucht und Ghrbarkeit erhalten, aufzurichten, und 
derwegen nicht verbunden fein, Unferer Landſchaft Bewillis 
ung anne zu requfriren und zu erfordern, vornehmlich 
a daffelbe allmegs bei den Bifchöfen und ihren Officia> 
len allein geftanden, in geiftl. Handeln und Sachen, mäns 
niglich ungehindert, auch wider alle Unferer Unterthanen 
Willen und nad Rechts Gebuͤhre, zu procediren, und dann 
diefelbige geiftliche Erpebition, wie gehört, jegt an Une 
tommen, fo haben Wir danach aus oberzählten trefflichen, 
erheblichen Urfachen und Bedenken, zu voraus weil ber 
‚Geiftlihen Surisdietion dermaſſen zerfallen, daß niemanbts 
durch ihnen bie gebührliche Juftitia abminiftrirt werben, 
diefe geiftliche Polizei: Viſitation und Gonfiftorial = Ords 
nung ftellen und renoviren laffen. | 
Und wollen, daß die Mängel, Irrſale und Unrichtig- 
keiten, bie fich in geiftlihen Sachen zutragen, nach bem 
Proceß und DOrbnung, wie darin deducirt, vorgenom⸗ 
men, audgeführt und zu Entfcheide gebrachtz besgl. bie 
Bifitationshändel darnady gerichtet werben follen, wie Wir 
denn das Gonfiftortum und diefe zugehörige Orbnung bier: 
mit renopiren und beftätigen, auch männiglichen mit fonderm 
Ernſte gebieten und auflegen, ſich berfelbigen bey Widmung 
Unfrer fchweren Strafe und Ungnabe gänzlich zu enthalten.” 


. . %* 
Visitatien Orduung. 


Dieweil die Visitation ein althergebrachte Chriftliche Or⸗ 
denunge, die aus beweglichen vnd vernünfftigen vrfachen, vnd 
darumb eingeführt, das die hohe Oberkeiten, durch getrewe 
fleiffige Menner vnd Aufffeher, die Kicchen befuchen, vnd von 
der Chriftlichen Lere vnd Sacramenten, ob die auch Chriſti vn⸗ 
ſers Lieben Hexen beuelh nad), reine geleret vnnd adminiſtrirt 
werden, oder ob Rotten, Secten, Vnzucht, vnd andere Laſter 
eingeriffen, Desgleihen von Sitten und Schug ber Pfarrer, 
befferung und zunehmen der Zuhörer, Auch ber Kirchen: Vnd 
Dfarren gebewde und einkommen, dauon man bie Diener Goͤttlichs 
Morts, Schulen, Hofpitale, Küfter und arme Leute vnderhal⸗ 
ten folle, vnd anderer mengel in Geiftlichen fachen, erfundigung 
nehmen laſſen. 

Vnd demfelben zuuolge Weilandt der Hochgeborne Fürft, 
Herr Joachim Margaraff zu Brandenburgt und Churfürft etc. 
unfer in Gott Ruhender freundtlicher lieber Herr und Vater 
milder gedechtnus, hieuor egliche mahl auff anſuchen S. ©. 
Landtfchafft, die Kirchen, Pfarrer, Geiſtlichen und Schulen, 
durch ©. ©. verordente Visitatores vifitieren vnd befuchen, 
vnd darinnen allerhande Chriftliche und gute verorbnung 
thun laffen, vber meldye aber fibder ber zeit bey den Kir⸗ 
chen vnd Schulen vnferer Rande, widderumb allerlen mengel 
vnd vnordnung vorgefallen, Als feind wir, weil wie darzu, das 
die reine Lehre des Euangelij in unferer Lande, Kirchen, und 
Schulen, Auch daneben rechter Gottsdienſt, Erbarkeit, Zucht 
vnd Chriftliche Ordenung beftendiglicy erhalten, Auch das hei⸗ 
lige Miniſterium gefordert, und die Diener beffelbigen mit nots 
thrfftiger onterthaltung follen verforget werden, mit Göttlicher 
Verleihung, alle muͤgliche forderung zuthun, ernfllich gemeint, 


bewogen worden, jego im eingang vnſerer Churfuͤrſtlichen Mo 
gierung, wiederumb ein Gemeine Vifitation anzuftellen, das 
mit in derfelben deſto Chriftlicher und ordentlicher vorfahen, 
bozu nachfolgende Ordnunge verfaflen zulafien. 


Wie offt vnd zu welcher zeit bie Visitatiom gefcheben folle. 


Wiewol die Visitation ein wichtig Werd, damit nicht ges 
eylet werben folle, auch mit vnſerm Churfürftenthumb ohne 
das die gelegenheit hat, das es vnmuͤglich, diefelbe in einem 
Jare zu erpedien, So bebenden wir boch, weit biefelbe wegen 
vielerley vrſachen und fürftehende vnrichtigkeit, jegt fo gar nd= 
tig, das foniel vmmerthunlich, die General Visitation fürges 
nommen vnd volnzogen werden folle. 

Mann aber die Gemeine Visitation volendet, foll biefelbe 
hernach in zehen Fahren, an Orthe oder Kreife, wie folgt, Re⸗ 
iteriet werben, Als ein Jar in unfer Altenmarden. Das ans 
der vnd dritte Jar in vnſer Prignis, Lande zu Ruppin vnd 


Stiffte Hauelberg. Im vierbten, in unfer Vckermarcken. Im 


fünfften, fechten vnd fiebenden, in vnſer Mittelmarcken, aud) 
beiden Stiffte Lubbufs vnnd Brandenburg. Im achten, 
neundten und zehenden are, tn unfer Newenmarden, das aljo 
an jedem Drthe in zehen Iharen einmahl vnnachleſſig Viſitirt, 
und jedes Jars bie Visitation bald nad) Oſtern biſs auff Io- 
hannis Baptistae, Vnd dann von Bartholomej bife auff Mars 
tini gehalten werde, doch fol es bey vnſern Pifitatorn ftehen, 
welchen Drth fie in den zehen Jaren erftlich fürnemen wollm. 


Was vor Berfonen die Visitation fürnenten ond außrichten follen. 


Bnfer gemeiner Superintendens, vnd einer aus vnſern 
Consistorial: oder andern Rethen, desgleichen der Notarius, 
dieſe drey Perſonen ſollen von Hofe ausziehen, Da aber vnſer 


Gemeiner Superintendens, wegen vnſer geſcheffte, oder ſonſt 


Leibs ſchwacheit verhindert, wollen wir eine andere tuͤgliche 
Perſone an feine ſtatt darzu verordenen. 


Darnach ſollen ihnen In obgedachten Kreiſen, die vornemb⸗ 


ſte Pfarrer in vnſern Heuptſtedten, auch einer von vnſern 
Heupt: oder Amptleuten, oder vom Adel, vnd einer aus den 
Stedten jedes Orths, welche wir bequeme darzu achten, adiun⸗ 
girt, jederzeit durch vnſer Reſcript ſonderlich dazu erfordert, 
vnd die Viſitation allewege vier Wochen vor dem ausziehen, 
in Stedten ſchrifftlich denuncijret, auch nicht alleine die Pfar⸗ 
rer, ſondern zuforderſt die Patronen vnd Lehnherrn der Kir⸗ 
chen, auch die Kuͤſter, und etliche der Zuhörer, als ber Schultze, 
Vorfteher ber Kirchen, und vier aus der Gemeine aus jebem 
Dorffe befcheiden werben. 


Bon der Bifitetorn Ampt, vnd wie fie bie Visitatiem beftellen 
‘ follen. . 

Erftlich Sollen unfere Visitatores vor dem aufziehen, was 
vornemblich zufragen, fi) nach gelegenheit der vorfichenden 
nötigften Artickel, darinne die Pfarrer am meiften onterrichts 
bedürffen, einer richtigen beftendigen Form vergleichen. 

Darnach follen fie ſich in alle Stedte und Dörffer unfers 
Churfuͤrſtenthumbs und Lande Perſonlich begeben. 

Vnd wann fie zur flette kommen, Toll bes volgenden Tags 
der Pfarcer bafelbs, oder Superintendent, eine prebigt von ber 
Visitation thun, vnd darinne dem volde anzeigen, daß biefe 


90 2508. CKEEV. MBunteubnrgiiihe Mifitetiant: nid Suwi-Lrtuna 


beiucyung, zu erhallung rechter Lere vnd Chriſtlicher Zucht, auch 
jhnen vnd jhren Nachkomen zu gute vorgenommen ſey, Derhal⸗ 
ben fie. dieſelbe Gott zu iobe, vnd jnen Telbft- zur beſſerung, 
jhres vermoͤgens befordern helffen, vnd gehorſamlich erſcheinen 
ollen. 

Darnach ſollen vnſere Visitatores, die Pfarrer, Prediger, 
Caplen, Schulmeiſter vnd andere Kirchendiener, in Stedten 
vnd Doͤrffern vor allen dingen mit fleis Examinirn, vnd dadurch 
eins jeden geſchitklicheit, wie tuͤglich fie zu jhren Amptern fein, 
erforſchen. 

Bnd die ienigen, fo in ſolchem Examine, ſonderlich aber in 
ben fArmenbften ſtuͤcken Chriſtlicher Lehre, die jhnen vot allen din» 
gen zuwiſſen gebühren, Rechtſchaffen befunden, follen fie die 
zu ferrerm fleiffe vermahnen und anhalten. Den andern aber, 
fo in der verhör nicht beflanden, mit ernfle unterfagen, fleiffiger 
zuſtudiern vnd fich zubeffern, damit fie in dem nehift folgens 
den Synodo oder Visitation in der verhör beffer beſtehen moͤ⸗ 
‚gen, ‚mit verwarnunge, daB fie fonft ohne das jhre® Ampts 
entſetzet werden follen. - 
Gleicher geftait follen fie auch die Zuhörer, zuusrab inn 
den Dörfern, befragen vnd verhören, was fie aus ihrer Pfarrer 
predigten gelernet, ob fie auch die Zehen Gebott, Glauben und 
Bater vnſer, und andere Deuptftüde der Chriftlihen Lehre, 
vnd alfo den Catechismum wiffen, vnd fällen die onfleiffigen 
mit bedrawung der gefengnus oder anderer ftraffen, nach gele⸗ 
genheit, zur befferung angehalten werden. | 

Vnd dis foll der gemeine Superintendens neben ben ans 
dern Pfarrern jedes Orths mit folchem fleiffe beftellen, auff 
das kein Pfarrer vnuerhoͤrt bleiben möge, Do es ihnen aber 
zumiel, andere gelartte Pfarrer dißfals zuhuͤlffe ziehen, vnd jnen 
ein ernft fein laſſen. 

So ift auch vonnöten, das fie daneben in geheint erforfchen, 
wie fich ein jeder infonderheit, in feinem Stande, Ampte, Con 
dition, Lere und Leben vechalte, ond ſonderlich foll gefraget were 
ben, von ber einigkeit der Kirchendiener, Darnach von den Per: 
fonen, die in Öffentlichen fünden, ale Ehebruch, Vuehelicher 
beywohnunge, oder anderer unzucht leben, Ob jemandts Zeu- 
berey, Abgoͤtterey, und Wucher treibe, oder falfcher Lere und 
Secten anhengig, oder widder Gottes Wort leſterlich rode, ob 
cliche muthwillige Beute oder Kinder verhanden, fo ſich widder 
die Kirchendiener, oder jhre Eltern ſetzen, die bedrawen vnd 
ſchlagen, ob etzliche Eheleute vneinig miteinander leben, oder 
von ein ander fein, Schließlich ob jemandts der Kirchen vnd 
derfelbigen Diener weß an einkomen engogen, vnd wie dere 
felbigen Gebewde und es vmb die Armen in Hoſpitaln ſtehe, 
vnd anders mit fleifs erfündigt werden, damit die vnrichtigkei⸗ 
ten dadurch erfaren und gebärfichen abgefchaffet, Auch Chrift- 
liche befferungen in allen nötigen fachen möge angeftalt werben. 

Inmaſſen wir dann ſoichs, was ein jeder in Teinem Ampte 
in Geiftlichen hendeln vnd fahren zuthun vnd zubeftellen gebüs 
vet, in diefer onfer Visitation und Comsistorial Ordnung, fer⸗ 
. zer wie folget, ordentlich verfaffen Laffen, Auch vnſern Viſita⸗ 
tom hiemit gnedigſt aufflegen, daffelbe alfo jedes Orths in 
onferm Churfürftenthumb vnd Landen zumwerordbenen, vnd 
vnſert wegen darob fefliglich zuhalten, wie wir bann nicht zweif⸗ 
fein, weil Gott der Allmechtige einen fonderlichen gnedigen gefals 
len hat, an denen die jres beruffs und ſtands fleiffig masten, und 


darinne Gottes Ehre mit Gotrfuͤrcheigen Sitten und Ep 
sieren, Es werde fich ein jeder aller gebuͤhr zuerzeigen wiſſen. 


Bon ber Superintiendenten, was vor Perſonen dazu zutriuchlem 
fein, vnd von jdrem Ampte. j 


Rachdeme die hohe Not erfordert, das alle wege Geiſtliche 
Heupter, Superintendenten, vnd fleiffige Aufffeher, in Reli⸗ 
gion fachen verordent und gefagt werden, Wohen wir das 
nicht junge vngeſchickte, ungelerte, vnd in der heiligen Schrift 
vnerfahrne perfonen, darzu aus gunſt vnd fürbitte angenoms 
men noc eingedrungen, Sondern Wolbstagste, Erfahrne, 
Selarte, Wolgehbte, Beftendige, Gottfuͤrchtige, Auffrichtige 
vnnd Nedliche Leute zu Superintendenten beruffen,, erfordert 
vnd beitalt werben follen. Ä 

Denn weil ein Superintendent, andern Pfarren, Kirchen 
dienern und Geiſtlichen fürftehen,, fie unterweifen, ſtraffen, 
annehmen und entfegen helffen mus, Mil hoch vennöten fein, 
das er bey den andern ein anfehen vnnd ſchew habe, vnd nicht 
feiner vngeſchicklicheit, Leichtfertigen vnd ergerlichen lebens, oder 
ander vefachen halben, die feinen Ampte zuwidder fein, verach⸗ 
tet werde. 

Vnd fol demnach In vnſerm Churfürftenthumb und Lan⸗ 
den, ein General Superintendent allewege fein, vnd alhie an 
vnſerm Hofflager gehalten werden, In des gehorſam vnd bes 
uelhnus die andern Pfarrer, Geiſtlichen und Kirchendiener, alle 
fein follen, berfelbige fol auch mie hülffe vnſers Geiftlichen 
Consistorij allhie, die Institution aller Pfarrer alleine haben, 
vnd fonft Fein Pfarser zu feinen Ampte Inſtituirt werden. 

Gleicher geftalt foU ex auff ale Geiftliche Perfonen, Pfar⸗ 
ter, Caplane, Schulen, Kuͤſter vnd andere Kirchendiener in 
onferm Churfürftenthund und Landen in gemein ſehen, vnd 
fleiffige nachforfhung thun, das Leine faljche Lehrer darumter 
befunden, deögleichen jre mengel Emendiern, und beforbern dad 
fie jren ſchutz vnd untechaltung haben moͤgen, Es ift auch vnſer 
ernſter wille vnd beuelich, das er nicht geſtatte, das ſich vnbe⸗ 
ruffene, vnuerhorte, vnordinierte vnd vnconfirmirte Perſonen 
ſelbſt ins Ampt eindringen ober einſetzen, ſondern das ec, wie 
folget damit gehalten werde. 


Von der Vooatlon vnnd Prapsentatiom der Pfarrer. 


Wiewol wir niemand ſeine alte Gerechtigkeit an der Kir⸗ 
hen beflelunge, oder das Ius praesentanıdli et vooendi aut no- 
minandi zuengishen begexen, So wollen vnd vermahnen wir 
doc), ale und jede Collatores, fo Pfarren zuuerleihen haben, 
das fis zu diefem hoben Ampte, von deßwegen der Sohn Got⸗ 
tes fein Blut vergoffen hat, ſouiel müglich tächtige Perſonen 
ſuchen und Prefentien, Nemlich Gotfuͤrchtige Werner, bie 
nicht in Öffentlichen Laftern Leben, vnd nicht falfche, Sondern 
die reine Lere des Euangelij bekennen, bie auch nicht zenckiſch 
oder haderhafftig fein, vnd luft Haben Secten vnd Spaltungen 
anzurichten. \ 

Zu deme follen auch zu ſolchem wichtigen Ampte, wie biß⸗ 
hero gefchehen, Leine Schneider, Schufter, oder andere verdor⸗ 
bene Handtwerder und Ledigkgenger, die jre Grammaticam 
nicht ſtudiert, viel weniger recht leſen koͤnnen, vnd alleine, weil 
fie jtres beruffs nicht gewartet, verdorben und nirgendt hinaus 
wiſſen, nothalban Pfaffen werden, geſtattet nach angenemmen 


8588. OXLIV. Braudenburgiſche Vintutions: und Conſ. Ordiuug. 


werden, Sondern hinfüro vermäge hochgedachts vnſers Heren 
Vatern ond vnſer Mandat, die Pfarrer, Saplane, Schulmeifter 
vnd Sefellen, vornemlich aus vnſer Vniuerſitet zu Franckfort 
an der Ober, oder do allda dißfals mangel fein würde, aus 
andern unuerbechtigen Wniuerfiteten, Schulen und Kirchen vo- 
ein. Wehren auch Schulmeifteroder Schufgefellen in Stedten 
onfers Churfürftenthbumbs, die fich zu folchen Emptern gebraus 
hen laffen woiten, die follen für andern In acht gehabt vnd 
dazu gezogen werben, In anfehung, das die unferer Lande Kir⸗ 
chen gebreuche wiſſen, und daraus bie fürnemften leute zu wer⸗ 
den pflegen. 

Vnd fol der jenige fo beruffen wird, dem gemeinen Super- 
intendenten praesentirt werden, und biefelbige presentation, 
neben glaubwirdigen Zeugknus vnd Testimonien ber Vnluer⸗ 
ſitet, ober fonft der Orter, bo er zuuor gewefen,, feines Stan- 
des , vorigen Wandels, Wefens oder Abzugks, zuzeigen vnd 
auffzulegen fhuldig fein. 

Wann nun fol Zeugknus feines Beruffs und Sitten vers 
handen, vnd daran Fein mangel, auch das er zuuor verhört, 
Örbiniet, ober in vnſer Churfürftenehumb bereibt Pfarren vers 
walten, Auch vnſer Chriftliche Kirchenordnunge gehalten, bee 
funden, Soll unfer Gemeiner Superintendens jhme in beyſein 
der Assessoren vnſers Consistorij allhie, zu folchem feinem 
Ampte barzu er beruffen, auffnemen vnd Instituiren, 

Vnd ob gleich jemand fo aus andern Landen in onfer Chur⸗ 
fürftenehumb zum Kirchenampt gefordert, und bie gebachte 
zeugnus Brieffe vorlegen würde, auch darthun koͤndte, das er 
hieuor Ordinirt wehre, fo foll er doch darüber nichts deſtoweini⸗ 
ger von vnſerm Gemeinen Superintendenten in beyfein der 
Assessorn vnſers Consistorij allhie, ber Lehre halben befragt, 
vnd ehe nicht auffgenomen und Instituirt werden, damit keine 
falſche Lerer anderswoher, fich in vnſere Lande begeben mögen. 

Würde aber einer zum Predigampt vocirt, und hette bie 
Ordination noch nicht erlangt, fol jhme biefelbe folgender 
maffen mitgethellet werden. 


Bon der Ordinatiom ber Pfarrer und Kirchendiener. 


Weit bellich das man bie Ordination wegen hohelt des 
Kicchenampts ſtatlich Halte, und nicht einen jeden zu Orbinieren 
geftatte, So fol derwegen der Ordinandus nichts weniger wie 
andere Pfarrer feines Beruffs und Sitten zeugknus fürlegen, 
vnd von vnſerm General Superintendenten, oder einem an⸗ 
dern, deme wir e8 erleuben, in beyfein der Assessorn des Con- 
sistorij vnd anderer Pfarrer und Perſonen, fo fie dazu erfor⸗ 
dert, von den fürnemften Stuͤcken Chriftlicher Lehre, wie der 
Superintendent wird zu proponirn wiſſen, ordentlich erami- 
niet werden, Er fol auch einmahl ober zwey öffentlich predigen. 

Vnd wo er vngeſchickt oder ſtrefflich in der Lere befunden, 
fol ex glimpflich, als das er noch weß vntuͤchtig, ſich beflern, 
und auff ein andermahl widder anſuchen möge, teiſciret und 
abgewiſen, vnd denen fo ihnen beruffen felne vngeſchicklichelt 
in ſchrifften vermeldet, auch daneben, das ſie ſich nach einem 
andern, ber zu ſolchem Pfarrampt tuͤglicher, vmdthun, und ben: 
felbigen fordern, verwarndt werden. 

Würden aber der Gemeine Superintendent, Assessores 
vnd andere, den Ordinanden in ber verhör und predigten tüch- 
tig und zimlichs verflandts rechter Chriftlicher Lehre befinden, 


861 


Sollen fie inen in der Religion, und wie er ich in feinem Ampte 
verhalten fol, weiter vnterweiſen, Auch jne gotrewlich vermah⸗ 
nen, das er fürnemlich bedendden wolle, bas dIE Ampt ein bienfl 
fen, darinn der Herr Chriftus ſelbſt wirde, vnd damit ein 
ervige Kirche ſamle, vnd das es nicht Menfchliche, fondern 
Göttliche Weißheit und Krafft ſey, vnd jhne dermegen zum Ge 
bete vermahnen, das jme Got zu fölhem Ampt feine Gnabe 
verleihen mölle. 

Daneben follen fie diefe Cheiftliche zufage und gefübte von 
jhme alfo fort nehmen, das er diefem heiligen Anıpte mit Got 
tes furcht, Glauben, und anruffung zu Gott, dienen, züchtigfich 


‚leben, und gern ſtudirn, Defgleichen das er in der reiner Lere, 


die er in der verhör befand, dauon die Augfpurgifche Confes- 
sion vnd onferer Chriftliche Kicchemordnung meldet, beftendigs 
lich bleiben , biefelbe halten, und im Ampte mit lehren trew 
vnd fleiffig fein wolle. 

Vnd warn er alfo die zufage von jhme genommen, fol er 
zu der Ordination zugelaffen werben, und diefelbe in vnſer 
Thumbkirchen Öffentlich des Sontags nach ber Predigt vormits 
tage, nach Form, mie bie von Zeit ber reinen Euangelifchen 
Lehre herbracht, ordentlich beſchehen vnd gehalten werden. 

Nach volngogener Ordination aber, follen ben orbinirtem 
fhrifftliche Testimonia vnter des Consistorial Siegel, und 
mit de® General Superintendenten handt vnderſchrieben, ge 
geben vnnd mitgetheilt werben, auff das man wiſſen möge, 
das fie zum Prebigampt zugelaflen, und nicht falſche Lehrer feind. 

Dagegen follen bie Ordinirten, defgleichen bie andern prae- 
sentirten Pfarrer, wann fie jhre Institution erlangt, einen Reuers 
unter ihren Henben und Siegeln von ſich geben, Darinnen fie bey 
der Warheit, vnd ihren höchften vermögen und trewen, unferm 
Consistorio vnnd Superintendenten verfprechen vnd zufagen, 
das fie mit Gottes hülffe fich die zeit ihres Lebens, inn Lehre 
und Leben unftrefflidy halten, vnnd Ihren befohlenen Scheff⸗ 
lein Beine böfe Erempel geben, ſich Vollſauffens, Huerens, Ehe⸗ 
brechens, Wucherens, vnnd was dergleichen oͤffentliche Laſter mehr 


"fein, euſſern, in keinen Krug oder oͤffentliche Wirtsheuſer alda zus 


ſauffen, zufpielen vnd zuſitzen gehen. Sich auch in Prieſter⸗ 
lichen kleidung vnd Sitten erbarlich erzeigen, Deßgleichen in 
der Lere im rechten Gottsdienſt, mit reichung vnd Administra- 
tion der hochwirdigen Sacrament, Auch im gantzen Kirchen⸗ 
ampt, bey dem Inhalt der Augſpurgiſchen Confession und uns 
ferer Chriſtlichen Kirchenordnung bleiben, baräber nichts newes 
anfahen, oder darinnen weß endern oder fürnehmen wollen, es 
gefchehe dann mit vorwiffen und Gemeiner bemilligung vnſers 
Consistorij, vnd des Superintendenten vorgehabten Rathe 
ond deliberation. 

Zubeme das fie fich mit feinem Prediger oder Kirchendiener 
einer fachen halben, auff dem Predigftuel für der Gemeine ein⸗ 
legen, Hadern vnd Banden, Sondern ſolchs alle6 vor bem 
Consistorio ordentlichen fuchen vnd auftragen, Alfo auch jre 
Weib, Kinder und Geftnde, In aller Gottsfurcht, Zucht und 
Erbarkeit, andern zum löblichen erempel’auffziehen, vnd endlich 
alle leichtfertigkeiten meiden. Letzlich das fie auch bey jhrem 
Chriſtlichen Gewiſſen von der Pfarren einfommen nichts entie⸗ 
ben Laffen oder abhendig machen, Desgleichen die Gerten und 
Gebewde beffern, und nichts verringern wollen. . . 

Sonft und ohne diefen Reuers, foll ber Gemeine Super- 

46 




















362 1508. CHLEV. Braudenburgifche Wigtations nad Eonf.Öyduung. 


intendent vnd Assessoren feinen Pfarrer an das Pfarrampt, 
daſſelbe zuuerwalten, einmweifen laflen, Vnd follen ſolche der 


. Pfarrer Reuers In bes Consistorij Buch gehefftet und Regifteirt, 


und den Patronen von ben Pfarrern dergleichen Reuers geges 
ben werden. 


Weldyer geftalt bie Pfarrer augewieſen werben follen. 


Wir achten auch allerley vnordnung zuuermelden vornügs 
lich, das Eein angenomener und praesentirter Pfarrer, ſich 
felbft in fein Ampt fegen, Sondern durch die Patronen und 
nehiftgefefjenen Pfarrer, benen ſolchs onfer Gemeiner Super- 
mtendent und Consistoriales beuehlen, angewieſen werden, 
Dozu die Wethe in Stebten, oder bie Gemeine in Dörffern, 
die den newen Pfarrer bekommen, Ihne bie Fuhre ſchicken follen. 

Bnb foll der Superintendent oder andere Pfarrer, denen 
e6 beuohlen wirdet, die einweifung volgender meinung aufs 
richten: Das.er in bie Stadt oder Dorff dahin ber Pfarrer be- 
ruffen, ziehe, vnd dofelbft auff einen Sontag nad) der predigt, 
mit bem newen Pfarrer vor ben Altar trette, Ihme die Kirche 
vnd Bemeins, in kegenwardt aller Zuhörer, beueble, und jhme 
mit fonderm ernfle auß den Worten Pauli, aufflege, biefelbige 
mit trewem fleiffe zu regieren, mit vermarnunge, do er ſolchs 
nicht thun, und jemandts aus den beuohlnen Scheflein verfeu- 


men, verwahrlofen,, ober aber mit vnrechter falfcher Lehre, die. 


der wahren Religion enttegen, Auch fonft mit feinem Rohlo⸗ 
fen Leben ergern,, das er den ernften Borne und Straffe Got⸗ 
tes auff ſich laden wuͤrde. 

Darnach foll dee Superintendent oder Pfarrer, auch die 
Gemeine vermahnen, zu billichen gehorſam, Meuereng, vnd 
danckbarkeit kegen diſen jhren newen Pfarrer. Deßgleichen 
Gott ernſtlich zu bitten, das er jhme zu ſeinem Ampt vnd Lehre 
ſeinen Segen vnd Gedeyen geben wolle, damit beide durch jhn, 
vnd fie die Zuhoͤrer, Goͤttlicher Name geheiliget, Sein Reich 
gemehret, Vnd ſein Wille volnbracht werde. 

Bnd nach geſprochenen Vater vnſer, fol die Gemeine Sin- 
gen: Nun bitten wir ben heiligen Geift, Vnd Es wolt uns 
Gott gnebig fein, vnd feinen Segen geben, etc. Item bas Te 
Deum laudamus, etc. 

Bnd wann bie einmelfung alfo gefchehen, ſoll der Superin- 
tendent von ben Gottshaußlenten und Eitiften aud der Ges 
meine fleiffig erfunden, mas der Pfarren Einkommen, und das 
Iouentarium vermöge, ob es auch alles in der Visitation Re⸗ 
giſtratur oder Meßbuch verzeichent. 

Item, was darunter ftreitig oder nicht, deſſen alles foll der 
fo jhnen anweifet, dem newen Pfarrer klare verzeichnus zuftel- 
len, und jme aufflegen, ſolch fein Einkommen mit fleiffe einzu: 
fordern, vnd bey feinem Chriſtlichen Gewiffen, nichts bauon 
entziehen zulafien, ober felbft abhendig zumachen, Auch bie 
Gerten, Gebewde, und anders zubeffern, und nicht zuuermüften. 

Wo er auch befünde, das der Pfarren etwas engogen, foll 
er daffelbe in unfer Consistorium berichten, und von demfelben 
gebuͤrhlich einfehen befcheben. 

Schließlich foll er die Obrigkeit, und Gemeine dafeldft er⸗ 
innen vnd vermahnen, Weil ihnen buch die Pfarrer vnd 
Kichmdiener hohe vnd vnaußſprechliche Süter von Gott vor 
getragen werden, das fie auch jrem Pfarrer feine Befoldung 
trewlich, volkoͤmlich, und vnuerzuͤglich reichen, vnd entrichten, 


jhme auch dazu durch gebuͤrliche mittel der Pfandung verhelf⸗ 
fen ſollen. 


Von den Inſpectorn fo an Rat ber Superintendentem verorbent. 


Als auch unmüglich, das ein Superintendent auff alle 
Pfarrer, Kirchen und Schuidiener in onfern Landen alleine fer 
ben, vnd foldy groß und ſchwer Ampt ohne gehülffen verwalten 
koͤnne, Sollen derwegen durch unfere Visitatores die Pfarrer 
in vnſern Heuptftedten jedes Orths, zu Inſpectorn der nehift 
umbligenden Siedle und Dörffer verordent werden. Do aber 
einer vnter den Pfarrern in Heuptftedten zu ſolchem hoben 
Ampte nicht düchtig oder Ieffig fein würde, Soll ein ander aus 
ben nehift anligenden Stedten dargu verordent und jme folch 
Ampt aufferlegt werden. 

Vnd follen bemnad) die Inspectores, vor allen Dingen auff 
aller vnd jeder in jhrer Inspection unterworffenen Pfarren 
Geiſtlichen und Kirchendiener lehre und leben, Deßgleichen ob 
fie auch unfere Chriftliche Kirchenordnung halten, fleiffige gute 
acht geben, vnd fich bey den Zuhörern ihres wanbel®, vnd ob 
fie in ihrem Ampt fleiffig fein, erkuͤndigen vnd erforfchen. 

Vnd damit fie ſolchs defte gewiffer erfahren mögen, wird 
zu forderung Chriftlicher Religton bedacht, das fie alle Jar uns 
gefehrlich einmahl zwiſchen Pfingften und lohannis Baptistae, 
alle Pfarrer, Kirchendiener und Schulmeiſter, in jhrer Reuir 
gelegen, Viſitiren, oder an andere gelegene Orthe zu fid) bes 
fheiden, fie Eraminiren, auch fie hören, was fie haben anzu 
zeigen, von der Lehre, von jhren Pfarrlindern, von Sitten 
vnd mengel der benadhtbarten Pfarrer, und fonft von jhrer vw 
terhaltung und fchuß. 

Darnach follen fie die Pfarrer und Kirchendiener zu fleiffis 
gem fludieren und fefen, zu einem tüchtigen mandel, zu freund⸗ 
licher einigkeit untereinander, vnd zu trewem bienfte in jhrem 
befohlenen Ampte vnd Beruff vermahnen vnd vnterrweifen. 
Item vor Gemeine noth oder vorftehende gefahr, von ber Can⸗ 
gel Öffentlich, vnd fonft priuatim.fleiffig zu bitten, bey jhnen 
befordern und anhalten, Deßgleichen follen die Aufffeher, die 
Pfarrer in Stedten, fo in ihrem Kreife gehörig, befragen , wie 
die Schulmeifter haußhalten, ob fie auch den Knaben fleiffig 
vorſtehen, nicht böfe Erempel geben, was fie vor Ordenungen 
in den Schulen halten, ob fie die Knaben auch im Catechismo 
pnterweifen, Oder wie ſich die Jugendt fonft in der Lehre beſſert, 
damit fie vnfern.Visitatorn oder Consistorio hieuon richtigen 
beſcheid geben moͤgen. 

Es ſollen auch die Inspectorn die jrrige Sachen zwiſchen 
Pfarrern und Kirchendiener ſouiel muͤglich guͤthlich entſcheiden, 
Da aber etwas vorfiele, das ſie nicht verrichten koͤndten, oder 
ſolchs wehre dermaſſen gelegen, das es fuͤr das Consistorium 
gehoͤrte, ſollen ſie daſſelbe dahin weiſen. 

Welche Pfarrer oder Kirchendiener aber auff der Inspectorn 
erfordern nicht wolten erfcheinen, Defgleichen die fie in der der» 
hör zu dem Pfarr, und Kiechendienfte fo gar vngeſchickt, oder 


in ihrem Ampt leſſig befunden, bie follen fie und oder unferm - 


Consistorio verzeichent vberſchicken. 

Wuͤrden auch die Inspectores von einihem Pfarrer ober 
Kirchendiener weß vngebuͤrlichs oder ftrefflichs, Deßgleichen das 
er fich Inhalte diefer vnſer Ordnung nicht verhalten, in jhrer 
Inspection , felbft erfahren, ober aber des von beim Patrenen, 





1008. CXLEV. Brandenbusgifihe Biſlttations⸗ und Conſ.⸗Orduuug. 


ober ben Eingepfarten erkuͤndigung bekommen, fo ſollen ſie den 
oder dieſelbigen, in geheim darumb anſprechen, vnd dauon ab⸗ 
zuſtehen, vnd ſich zu beſſern, vnterrichten, Mit verwarnung 
da keine befferung volgen, vnd dergleichen klage mehr vber jn 
fontmen. würde, das fie ſolchs an das Consistorium gelangen 
laſſen möften. Kehme er alsdann widder, ober’ aber das vers 
brechen were vorhin fo geos vnd ſtrefflich, Sollen fie.foiche dem 
Cunsistorio, auch alle andere jrrungen und mengel, fo fie von 
ben Pfarrern alfo wis obftehet erfahren, oder die Pfarrer fonft 
bey ihnen ſelbs ſuchen, zuerlennen geben, daher folle nad) ge= 
legenheit ber fachen der verkelanbuma halben, oder fonjt gebühr: 
lich einſehen geſchehen. 

Als auch vnſern Visitatorn viffeltig fuͤrkommen, das bie 
Patronen oder Collatores , che und zuuor fie die Pfarret prae- 
sentirn und annehmen, den Pfassern ettwann an Eden, Wie⸗ 
fen, Dienften, Bechten, und. andern jhren Einkommen abs 
handlen, vnd geübte von ihnen nehmen, das fie ſolchs nicht 


Hagen müffen, dardurch fie die Güter alfo den Pfartern abe | 


hendig: und fich zu eigen machen, Sollen bewegen bie In- 


spectorn auff ſolche in Rechten verbottene handlungen fleiffige | 


kundſchafft legen, vnd da fie die exführen, vns oder vnferm 
Consistorio alhie zuerkennen geben, fo follen die jenige beide 
Collatores und Pfarrer, fo fi} alfo miteinander eingelaffen, 


im vnſer ſchweren ſtraffe gefallen fein, und die Pfarver noch 


daräber ihres Ampts von flundt entfagt werden. 

Nachdeme auch ein zeithero viel Bands und Vnrichtigkeiten 
ſich ercegt, aus deme das die Collatores fich unterflanden bie 
Filial von den Heuptpfarren, Daraus fie. von alter6 Curirt, zus 
ziehen, vnd andern Pfarren aus gunſt zuzulegen. Sollen 
demnach die Inspectorn darauff fehen, das folches hinfuͤro ver 
bietbe, vnd do fie keine volge hetten, Solchs one oder vnſerm 
Consistorio alhie, vmb abfehaffung deffelbigen zufchreiben. : 

Wenn ein Pfarter verfticbet, vnd die Widwe und Erben 
koͤndten feinen bekommen, der die Pfarre vier Wocher lung bes 
Belle, Sohn bie Inspectorn einem andern aus den nehiften 
teen oder Dörfern auflegen, die Pfarre ein Monatlang zu> 
uerwalten, vnd mit Predigen und Sacrament reichen zuuer⸗ 
ſorgen, bis ein. ander Pfarrer dahin. füglich widder geordent, 
und bie Leute in des nicht mögen verfenmet werben. 

Ste follen auch neben dm Collatorn, Schuigen vnd Ges 
meine bafetbit befordern helffen, damit ber Widwen und jhren 
Kindern an der Pfarren eintommen, fo weit ber verſtorbene 
Dfarrer fehliger die pro rata temporis verdienet, nichts entzo⸗ 
gen, ſondern daſſelbige ſampt jren beweglichen Erbgitern vn⸗ 
werhindert, vnd ohne erlegung einiges abfchoffes volgen, Auch 
dern Tünfftigen Pfarrer das jenige mas Daran verdiemet, vnd 
noch vbrig, ſampt dem Inuentarso bieiben dnd behalten werden 
mie, wie dann hernach hienon sin fonderlich artickel zube⸗ 


* ſollen auch ſonſt die Auffſeher mit allem trewen fleiſſe 
achtung geben, das im jhrer Inspection allen und jeden puncten 
und Artickeln im biefer onfer Visitation vnd Consistorial Orb» 
nung, von menniglichen eintrechtig möge nachgefagt, und bas 


widder in nichten gehandelt werden, vnd bo fie das kegenfpiel |. 


erfahren würden, vns oder vnſerm Geiſtlichen Consistorio 
ſoichs bey jren Eydtspflichten, vnd Chriſtlichen Gewiſſen zu⸗ 
ſchreiben vnd vermelden. 





Bon den Pfarrern, -irenı Unipte, Lehre, Witten un Beben. 

Vnd teil oben vermeldet, bus die Pfarser vnd ministri 
verbi, zu Predigen, und die Aicche zuregieren, orbentlich vo⸗ 
cirt vnd beruffen ‚fein ſollen, So wollen wir auch, das Feine 
Pfarrer in Stedten oder Doͤrffern vnſers Churfuͤrſtenthunbs 
vnd Lande: der Marcke zu Brandenburgk, zu einigem Pfarr⸗ 
ampte geſtattet werden, Viel wenigen jnen bie Elnkommen 
oder beſoldungen der pfarren volgen ſollen, fie fen dann zu⸗ 
uorn verhoͤrt, und haben. auff gebreuchliche praesentation, vn⸗ 
ſers gemeinen Superintendenten vnmd-Assessorn, gewoͤhalich⸗ 
Institution erhalten, vnd ſeind in ſolchen jhrem Ampt/ wie obe 
ſtehet, eingewieſen. 

Wo aber jemandts daruͤber eine Pfarre, fo ihme von den 
Patronen verliehen, ohne bed ordimarij consens annehmen, 
oder ſich darein fegen, vnd nach befchehener verrwarneng dauon 
nicht abſtehen würde, foll er feines Ampts entfeßt werden. 

Vielweniger fol ſich jemandts auff einer Pfarre annehmen. 
kaffen, der vorige Pfarrer fen denn verſtorben, ober gutwilig 
abgezogen , oder derfelben ordentlich entfagt. 

Afo foll auch Bein Pfarret..permutiren, ober mit einem 
andern wechſeln, ohne Confens, Praesentation, ‚Institution, 
vnd Einweifung , bey verluft der Pfarren. 

VBnd mo auch ein Pfarrer ein andere Pfarre annimpt, iſt 
er der Erſten dadurch verluſtig. 

Wann nun alſo die Pfarrer ordentlich in jhr Ampt kom⸗ 
men vnd getretten, ſollen fie vor. jhre Perſon Gott fleiſſig dans 
den, auch das Volck in jhren predigten zu jeder zeit zu hertz⸗ 
licher danckſagung trewlich vnd fleiſſig vermahnen, das der All 
mechtige Gott fein thewres heilſams Wort, von vnſerer Erloͤ⸗ 
fung offenbahret hat, vnd ſie ferrer zum Gebet von der Cantzel 
anhalten, das feine Goͤttliche May: ſeine heitige Chriſtlich⸗ 
Kirche von falſchen Lehrern und Verfolgern bed Euangelij, bes 
hüten vnd verteidigen, Auch alle Ehriſtliche Obrigkeiten, und dia 
Zuhörer inn rechter brünftiger Liebe der reinen erfandten Goͤtt⸗ 
lichen Lehre, fruchtbarlich tm glauben und warhafftiger anrufz 
fung leiten, beftendig erhalten und beftetigen, Desgleichen Er⸗ 
bare gute Bucht, vnd Ehriffiche Difciplin, in diefen Landen 
gnediglich mehren vnd verleihen wolle. ." 

Vnd auff das auch ſoiche Chriſtliche Lehr in den Kirchen 
vnſerer Lande, wie bißhero rein vnd vnuerfelſchet, gelehret wer⸗ 
den, Auch ferrer zunehmen vnd gedeyen möge, Wollen wir das 
alle Pfarrer vnd Kirchendiener nicht anders, dann Bibliſche, 
poeiiſche vnd Apoſtoliſche Buͤcher vnd Schrifften, Prebigen 
offen | 

Derhalben ſollen die Pfarrer fuͤrnemlich an Büchern haben, 


die Bibel Deutfch und Lateiniſch, die Kicchen und Haufpoftilf 


Doctoris Martini Lutheri, defjelbigeri Catechismum , vnd uns 


ſere Chriſtliche Kirchenordnung, Auch bo fie des vermügeng bie 


sangen Opera Lutheri, Augustin, vnd anderer Chriftlicher 
vnd vnuerfelfchten Theologen Bücher mehr, Aber fich vor aller 
fatfchen Lehrer, Schriffte.und Bucher, das fie dardurch nicht im 
air jerthbumb geleitet. werden moͤgen, nit allem fleiffe 
ten 

Weiter follen die Pfarrer das velck vnd ſonderlich die. ſugend 
zu fleiſſigem anhoͤren Goͤttliches Worts, vnd zu offter entpfa⸗ 
hung des heiligen hochwirdigen Sacraments vnſers einigen Er⸗ 
loͤſers vnd Seligmachers Jefu Chriſti, Leibs vnd Bluts, trew⸗ 

46 * 


VA. 1888. CXLiv. Brandenburgiiche Viſitatious⸗ und Conſ. Orduuug. 


lich vnd fleiffig verntahnen , daftelbe auch nicht andere dann in 
beider geftalt, wie es ber Sohn Gottes ſelbſt eingefagt, reichen, 
Deßgleichen fich fonft neben den Caplenen, Schulmeiftern, 
Küftern und andern Kirchendienern, mit den Geremonien vnd 
. andern Kirchen gezierden, vnſerer Chriftlicen Kicchenorbnung 
genglich verhalten. 

Es follen auch die Pfarrer beide in Stedten und Dörffern 
das Ampt nicht anders dann wie unfere Chriftliche Kirchenord- 
aung vermag, halten, Vnd die Euangelia und Epifteln des 
Sontags oder Feftage fleiffig predigen, Auch das Volck vor und 
nach den predigten Chriſtliche Deutfche Pfalmen de tempore 
vnd fonft nach gelegenheit der zeit Singen laffen, Vnd bann 
das Ampt wenn Communicanten fein, durchaus ordentlich hal⸗ 
ten, Do aber Eeine verhanden, fol es nad) der Predigt inhalt 
onfer Kirchenordnung gehalten werden. 

Alſo ſollen fie auch in Stedten und Dörffern, die Woche 
einmahl neben andern Predigten den Catechismum, dem jungen 
vnd vnuerſtendigen Volde, auffs trewlichſte und einfeltigfte für- 
tragen, Auch fie zu zeiten darinne Examinieren, und wo fie es 
ja fo balde nicht begreiffen koͤndten, nicht vbel anfahren, ober 
von falcher verhör abfchredden, Sondern fie gelinde vnd freundt- 
lich ſich zubeflern, weiter vnterweiſen, mit erzelung, das fie da⸗ 
durch Gott recht lernen erkennen, der fie auch auff ſolchs er= 
kandnus endtlich Selig machen werde. 

Koͤndten aber die Jugendt vnd Geſinde wegen jhrer Arbeit 
vnd Dienſts, an den Werckeltagen in die Kirche nicht kommen, 
ſollen die Pfarrer, ſonderlich auff den Doͤrffern, vnd in kleinen 
Flecken, den Catechismum des Sontags nach Mittage predigen, 
vnd ſie vnterweilen, was ſie dauon behalten, Recitirn vnd auff⸗ 
ſagen laſſen, auff das ſie alſo in den fuͤrnemſten Stuͤcken Chriſt⸗ 
licher Lehre zunehmen moͤgen, Bey denen ſie aber keine beſſe⸗ 
rung finden, ſollen ſie auffzeichnen, vnd ſolches ſampt andern 
gebrechen dem Superintendenten vberſchicken. 

So ſollen auch die Pfarrer die Haußueter trewlich vermah⸗ 
nen, das ſie jre Soͤhne vnd Toͤchter fleiſſig zur Kirchen vnd 
Schulen halten, darinnen ſie den Catechismum auch die Chriſt⸗ 
liche Pſalmen lernen, vnd dem Geſinde im Hauſe widder fuͤr⸗ 
leſen vnd ſingen koͤnnen. 

Es erfordert auch in allewege der Pfarrer Beruff vnd Ampt, 
das fie in den Hoſpitalen und Siechenheuſern offtmals predi⸗ 
gen, alldo vnd ſonſt in Heuſern die Krancken, Betruͤbten vnd 
bekuͤmmerten Chriſten in Stedten vnd Doͤrffern, ſonderlich aber 
in Peſtilentz vnd ſterblichen zeiten, beſuchen, Sie in der Beicht 
vnd ſonſt mit Gottes Wort troͤſten, vnterrichten, ſtercken, vnd 
zu Chriſtlicher Gedult, vnd Hoffnung gnediger Erloͤſung, ver⸗ 
mahnen, Auch mit dem hochwirdigen Sacrament verſehen, 


Bnd hierzu ſollen bie Pfarrer nicht alleine auff der geengſten 


oder betruͤbten leute begeren, ſondern vor ſich ſelbſt willig vnd 
vnuerdroſſen, auch den Armen ſo wol als den Reichen dißfalls 
bereit ſein, dann ſonſt wuͤrde Gott der Allmechtige wegen jhrer 
leſfigkeit, das Blut von ihren henden, als ben Wechtern, fordern. 

Vnd daneben follen fie mit fleiffe achtunge geben, mie bie 
‚ arme Leute, beyde in Heufern und Hofpitalen, mit Speife, 
Zrande, Balbieren und anderer wartung, verforget werben, 
Vnd bo fie bey ihnen in deme mengel fpücen würden, follen 


fie folh8 dem Rathe, auch den Vorftehern der Dofpitale und 


gemeinen Kaften, Auff den Doͤrffern aber den Jundern, Schuls 


ken, Kicchvetern, vnd gemeinen Bawren vermelden , jhnen ges 
bührliche Hülffe vnd rath zufchaffen. 

Zu deme findet man viel redlicher Leute, und Haußarmen, 
die jhre notturfft in ſolchen kranckheiten vnd gebrechen nies 
mandts Magen börffen, und doch groffen mangel leiden, Sol⸗ 
ten derowegen die Pfarrer bie Reichen vnd wolhabenden Leute 
anfprechen, vnd Chriftlicd, vermanen, da6 fie ſolchen Armen an 
Gelde, Speife, und fonft behuͤlfflich und troͤſtlich fein, weil bis 
eben n Werck, darbey man bie Chriften am meiften erken⸗ 
net, ft. 

Auch das Volck auff der Cantzel erinnern, das fie ben ars 
men Leuten, in trandheiten und fonft gerne hülffe chun, vnd 


darzu williglich in ben gemeinen Kaften einlegen, darauff die. 


Pfarrer dann mit fleiffe fehen follen, das ſolchs onter die Ar⸗ 
men nicht nad) gunft, fondern nach eins jeden notturfft auß⸗ 
getheilt, das auch fonft mit der Kirche und des Kaſtens ein⸗ 
kommen nicht eigener Nutz gefucht, fondeen zubeforderung vnd 
unterhaltung der Kirchendiener und Gebewbe gewand, Vnd do 
fo viel vorhanden, ober von Jare zu Jare erobert, die Tomi 
Lutheri in die Kicchen gezeuget werben. 

Sonderlich aber follen die Pfarrer und Prediger mit fons 


derm fleiffe vermahnen, daß das hochwirdige Sacrament der 


heiligen Zauffe, mit hoͤchſter Reuerentz vnd ehrerbietung Ce- 
lebrirt, vnd darbey Feine unchriftiiche Mißbreuche oder leicht⸗ 
fertigfeiten eingeführt oder getrieben, Sondern ſich ein jeber feiner 
ſelbſt Tauffe zuerinnern, vermahnet werben. Vnd follen die 
Sefattern ſich neben dem Priefter fein zuͤchtig in aller andacht, 
bey der Zauffe verhalten, damit die heilige Dreyfaltigkeit, fo 
gewiß alldo kegenwertig ift, nicht verleget, vnd Gottes Borne 
wibder vns erreget werden möge. | 

Den Pfarrern und Predigern gebühret auch, die Gottloſe, 
Faule, Trege, vnachtfame Leute, fo Gottswort und die prebigt 
verfeumen, oder fonft in des jhrer arbeit, vnd handthierung ges 
warten, Auch von dem gebrauch bed hochwirdigen Sacraments 
des Altars fich ettliche Far euffern, Defgleichen die in Vnzucht, 
Ehebruch, Hurerey, Zeuberey, Fullſauffen, Spielen, Wucher, 
vnd andern oͤffentlichen Gottsleſterungen leben, damit beruͤch⸗ 
tig, oder verdechtig fein, trewlich zuuermahnen, ſich zubeſſern, 
vnd von fuͤnden abzuſtehen. 

Mit angeheffter verwarnung vnd bedrawung, da jemandts 
alſo in verachtung Goͤttlichs Worts, vnd rohem leben fortfah⸗ 
ren, vnd nicht bey zeite zur Buſſe ſchreiten wuͤrde, das der oder 
dieſelben zu Gefatterſchafften, vnd andern Chriſtlichen verſam⸗ 
lungen vnnd hendel, nicht ſollen zugelaſſen, Vielweiniger da fie 
verſtorben, auff die Kirchhoͤfe als Chriſten begraben, Sondern 
ohne einiche Chriſtliche verordente Geſenge, als die vnuernuͤnff⸗ 
tigen Thiere, anders wohin ſollen begraben werden, und be fie 
durch folch ſchrecken ober guͤtlich vermahnen, ſich audy nicht wol⸗ 
ten aus dem vunbußfertigen leben begeben, Sollen die Pfarzer 
biefelben felbft dauon nicht halten, ober außſchlieſſen, Sondern 
ſolchs zum vberflus an vnfer Consistorium gelangen, dann in 
ſolchen vnd dergleichen Sachen ein Fiſcal verordent, welcher 
widder ſolche Verbrecher, mit Proceſſen gebuͤhrlichen zuuerfah⸗ 
ren, beuelch hat. 

Die Pfarrer ſollen auch jhre predigten in etliche ſtuͤcke fein 


ordentlich diſtribuiren, vnnd dem Volcke jeder ſtuͤcke auffs or⸗ 


dentlichſte vnd fleiſſigſte erkleren und fuͤrtragen, auch ſich aller 


5558. OXLIV. Weandeuburgifähe Bifitations- und Conſ. Ordnung. 


leichtfertigen und ergerlichen reden vnd fluchen auff ber Eangel 
enthalten, das ſich die Zuhörer, fonderlich aber die Jugendt 
Daraus beffern vnd nicht ergern mögen, So follen fie auch bie 
Buhörer nicht anfeinden, wann fie neben ihnen andere Predi⸗ 
eanten in den Kirchen berfelbigen Stadt, zu beforberung jrer 
Seelen Heil, auch hören, fondern ihnen laffen Lieb fein, das 
fie die als Contestes in der reinen Lehre Goͤttliches Worte 
haben. 

Darnach follen auch die Pfarrer, Prediger und andere 
Diener Goͤttlichs Worte, ſich felbft befleiffigen, und jhren wan⸗ 
bei dahin richten, das ihr leben mit dev Lehre vberein flinme, 
audy mit keinen vbelthaten, von derwegen fie in bie meltliche 
Gericht gezogen werben koͤndten, befledit fein, und endtlich alfo 
leuchten, das die Zuhörer dardurch aller Chriftlichen Zugenden 
anleitung haben, Auch Gottes Heiliger Name vnd das mini- 
sterium Euangelij nicht geuneheret werben möge. 


Sie follen auch Gottes Wort mit geoffer brünftiger liebe | 


alfo lieben, und mit allem ernft und fleiffe feftiglich daran hal⸗ 
ten , das-fie ſich nicht durch wolluſt, Gifft, Gaben, vnd Reiche 
thume, auch nicht durch fuccht, ober drewung der gefengnus 
vnd leibs gefahr dauon abziehen, ober ber geflalt abfchredien 
lofien, ettwas zureben, zuthun oder fürzunehmen, fo widder 
bie Goͤtliche Warheit wehre, fintemal jnen der teufel buch 
mancherley anfechtungen mit ernfte zufegen wirdet, Darumb 
fie Gott vmb den heiligen Geift bitten, vnd nicht allein in der 
Theologi, Sondern auch in andern guten Künften, geſchickt 
fein follen, damit fie die Lehre des Euangelij verthebigen, Auch 
bem Teufel und andern Widerfahern, durch Zeugnuffen ber 
heiligen Schrift, wibderftandt thun koͤnnen. 

Vnd weil in weltlichen Regiment keine unuerehelichte per 
fonen, in Rathe oder zu Burgermeifteen genommen werden, 


Sollen vielmehr die Pfarrer, mo fie die gabe der Feufcheit nicht 


hetten, ergernus zuuermeiden, im Eheftande erfunden werden, 
auff das fie wegen ber vnkeuſchen gedanden an ihrem Gebete 
und Studijs onuerhindert bleiben mögen, auch ſolch Ampt mit 
mehrer feucht beftellen und verwalten Finnen. Sie follen auch 
mit den Betruͤbten und angefochtenen gütig und freundtlich 
vmbgehen, vnd die jenigen fo des Euangelij und erfandten 
Warheit halben, anderswo verjagt fein, und des guten glaub» 
hafften fchein haben, gerne beherbergen. 

Auch follen fie fonft in Worten und Werden fittig, glim⸗ 
pflich und fanfftmätig fein, und alle leichtfertigkeit im reden, 
fpielen, kleldern und geberden meiden, vnd Beinen aus fordht 
oder nutzs halben, feine Sünde und Seile zuuermelden, heuch⸗ 
len, Sondern gleich durch gehen, die fünde und die Hffentliche 

erungen ftraffen, und dißfals niemandts fehonen, doch 
ſoll ſolchs ohne priuat affect durch Gottes Wort in gemein, 
vnd nad) dem Proceſs Matth. 18. Si peccauerit frater tuus 
in teetc. Et Pauli ad Thimotheum contra Presbiterum etc. 
beſchehen. 

Wuͤrden ſich aber die Verbrecher nicht beſſern, vnd vber 
alle Goͤttliche beuehlich, vnd verbot der Rechte, auch widder jr 
eigen gebuͤhr, Ehr vnd Erbarkeit, ſich nicht weiſen laſſen, ſol⸗ 
len ſie jhnen Gottes Vrtheil vber ſie verkuͤndigen, vnd ſolches 
wie obſtehet dam Consistorio vermelden, vnd ſelbſt nicht Rich⸗ 
ter darin ſein. 

Lad ſollen die Pfarrer in deme noch ſonſt ihren beuehlich 





365 


nicht vberfchreiten, Vielweiniger fi in frömbbe hendel mens 
gen, ond einen Fuſs auffm Predigftuel, den andern auffm 
Rathauſe haben wollen. 

Vielweiniger follen fie Jachzornig fein, oder ſich felbft mit 
der fauft vertheidigen, Sondern wenn fie gehaflen, befchediget 
oder mit worten beleidiget werden, gerne vergeben, und bie Vers 
brecher mit dem Worte Gottes ftraffen und fchreden. 

Nach deme auch das VBollfauffen ein wurgel alles böfen iſt, 
flehet den Pfarrern wol an, das fie fein nüchter und meffig 
leben, fo tönnen fie zu allen bingen geſchickt fein, vnd jhre 
Ampt mit befferm fleiß und fegen aufrichten. 

Alſo follen fie auch nicht eigenfinnige verwirte Köpffe fein, 
und in Regierung der Kirchen, vnd zmeiffelhafftigen fachen, 
jhre8 Superintendenten ober der benachtbarten Pfarrer und Pre⸗ 
diger Rath leben, dann die einmütigkeit der Kirchen groffen 
nug und Gottes Segen bringet. ZZ 

Vnd wenn fie mit ihren Mitgehülffen oder andern Pfar- 
teen vnd Geiftlichen fachen, Reden oder Rathfchlagen, follen 
fie nicht alleine auff ihrem wahn vnd meinunge beftehen, fon» 
bern der andern meinung vnd gedbanden auch hören, und des 
nen folgen, die aus grundt der Echrifft das befte vorbringen, 
derwegen fie aud) auff des Superintendenten erfordern, ad 
Synodum oder fonft gehorfamtich erfcheinen, und alldo derfelben 
und anderer Gelerten benadhtbarten Pfarrer meinung vnd fir- 
miora argumenta in rebus dubijs et perplexis hören, vnd 
denfelben folgen follen. 

Die Pfarrer follen auch nicht Wucherer, Geigig, noch Beine 
Kremer, Handler oder Bierfchenden fein, Sintemal ein Gets 
giger oder Hendler, weil er bie gebanden auffs Gut zuuermehs 
ren hat, feines Studierens und Predigeng mit ernft vnd fleiß 
nicht warten Fan, Sollen derwegen mit jhren Stipendijs zu- 
frieden, Vnd da bie gleichwol etwas geringe fein, Gott vmb 
hülffe, und das tegliche Brodt bitten, der wird fie, beßgleichen 
jhre Weiber und Kinder, fonder zweiffel, wie Er andern Gotte 
fücchtigen frommen Kirchendienern und trewen Prebigern, die 
fein Wort lauter und rein gepredigt, und jhres Beruffs mit 
fleiß getvartet, allwege gethan, mit allerley dieſes lebens nots 
turfft, gnediglich verfehen. 

Doc wird gleichwol hierdurch den Pfarrern nicht verbotten, 

das fie bey ihrem leben, jre Weiber und Kinder mit Wohnuns 
gen vnd Gütern, fo es mit Gott vnd Eheren gefchehen Tan, 
verforgen, auff das fie auff jhr abfterben unterhaltung haben 
mögen. 
So gebühret auch den Pfarrer, jre Weiber, Kinder vnd 
Sefinde, in aller Gottsfurcht und Erbarn Sitten dermaffen 
auffzuziehen, das fie in beme andern nachzufolgen, Chriftliche 
anleitungen geben, und do fie ed nicht thun, und hierinnen few 
mig oder leffig fein würden, follen fie ihres Ampts dadurd) 
Priuiet fein, in erwegung das die jenigen, fo die jren vbel zie⸗ 
ben, die andern nicht mol vnterweiſen oder lehren können. 

Sie follen auch jren Superintendenten, als jhrem Obern 
gehorfam fein, und ben in allen ehren halten jnen nicht ver⸗ 
kleinern, vielmeiniger widder dem Practicirn, oder Rotten und 
Dartheyen anrichten, noch jemandts widber jhnen verbittern 
oder verhetzen. 

Vnd weil die Patronen und Collatores, weldye bie Pfarrer 
zu vocira und praesentirn, biefelben aus erheblichen vrfachen 


auch widderumb zuenturlauben, hergebradht haben, foll es ba- 
bey nochmahls gelaffen werden, Würde ſich aber ein Pfarrer 
beklagen, das er damit widder gebührt beſchwert, dem foll auff 
fein anfuchen, von unferm Consistorio vorbeſcheidt mitgetheilt, 
vnd nach nottürfftiger verhör vnd erköndigung, derwegen ge: 
buͤhrlich einfehen gethan werden. 


Wer die Caplene ober Prediger anzunehmen, vnd zuuerurlauben ha⸗ 
ben folle, Uuch von jhrem Ampte, Lehre vnd Leben. 


Die Caplene vnd Prediger, follen von den Pfarrern und 
Rethen in Stedten zugleich vocirt vnd angenommen, aud) bo 
es die noth erfordert, durch fie famptlid und Communicato 
Consilio widder verurlaubet werden. 

Vnd wann die Gaplene oder Prediger alfo angenommen, 
und von dem Pfarrer eingemwiefen fein, follen fie fi in jrem 
Ampte, Lehre, Sitten und Leben, den Pfarrern, in allermaſſen 
wie obſtehet, gleichmeſſig verhalten. 

Vnd ſonderlich follen fie fleiffig fudieren, dann weil jhnen 
neben den Pfarrern die Kranden zubefuchen, und Beichte zus 
figen gebühret, Iſt Hoch vonnöthen, das fie nicht ungelert, ſon⸗ 
dern in der heiligen Schrifft wol erfahren und bewert fein, Dann 
es gehöret nicht geringe Kunft ond Weißheit barzu, die erſchro⸗ 
den Gewiffen in der Beicht recht zuunterweifen, vnd die bes 
teübten mit Gottes Wort fuͤglich zuteöften, Deßgleichen die 
Halsftarrigen Rohlofen vnd Vnbußfertigen zufchreden, vnd zu 
rechter warhafftiger Buſſe zureigen und zubtingen, Vnd iſt ja 
fo viel an getrewen vnd fleiffigen Beichtvetern, als an Predi⸗ 
canten gelegen, In anſehung das fie nach gelegenheit eines je 


den Beichtkindts, die Lehre des Gefeges vnd Euangelij wol zu 


dnterfcheiden wiſſen müffen. 

Derowegen fol auch vnſer Gemeiner Superiptendent, ne⸗ 
ben den Consistorialen, den Jungen Caplenen vnd Kirchen⸗ 
dienern, wenn er die Ordinirt oder Inſtituirt, fleiſſig einbilden, 


Wo wichtige oder zweiffelhafftige Fragen in der Beichte vor⸗ 


fielen, das ſie mit der Antwort darauff nicht eylen, ſondern die 
ttwas auffziehen, vnd zuuor jhre Pfarrer und Mitgehuͤlffen, 
die Gelerter vnd erfahrner ſein dann ſie, darinne zu rathe zie⸗ 
hen ſollen, auff das ſie den geengſten vnd beſchwerdten Ge⸗ 
wiſſen, beſtendigen und in ber Schrifft gegruͤndten rath und 
troft mittheilen mögen. 

Es gebühret auch den Caplenen und Prebigern, ſich wid⸗ 
der jhren Pfarrer an den Rath oder Gemeine nicht zuhengen, 
Sondern jhre Pfarrer vnd zugeordente gehuͤlffen, die Elter ſein 
dann ſie, in allen Ehren vnd Reuerentz zuhalten, Sich auch 
nicht zuſchemen vnd zuentſehen, ſie in ſchweren vnd dunckeln 
Artickeln der heiligen Schrifft zu Conſulirn, vnd ſich von jhnen 
weiſen vnd vnterrichten zulaſſen. 

So ſollen auch die Caplene vnd Prediger mit boͤſen Leben 
und Sitten das Ministerium Euangelij nicht deformiren, Auch 
niemandt zu Ergernuffen anleitung geben, Sondern jederman 
mit guten Erempeln in Lere und Leben fürgehen. 


Bon ben Zuhörern Göttlichs ort. 


Dieweil einem jeden Menſchen fein eigen Gewiſſen und 
Seelen Heil, Auch betrachtung ber gegenwertigen Noth, Ges 
fahr, und vngewißheit biefes vorgenglichen Lebens treiben, und 
* zeigen folle, Gottes wort, ale den Edleflen Schag, auff dleſer 


1508. CXLIV. Hrandenburgiſche Viſttatians- uud Gonf Mrdug 


Erben gros zuachten, gerne auch mit weinen Decken, und fleiſſe 
zuhören, Iſt den Zuhörern zum hoͤchſten, vonnoͤthen, das fie bie 
ſicherheit vnnd verachtung Göttliche Worts ablegen, vnd ein je⸗ 
der vor ſich die Predigt in der oͤffentlichen Verſamlung alſo hoͤre, 
das es jhme ein ernſt ſey, und den fuͤrſat babe, ettwas daraus 
zulernen, vnd ſein leben zubeſſern, Auch in ſeinem Hauſe wol 
vnd Ehrlich haus zuhalten. J 

Darneben ſollen ſie auch jhre Kinder vnd Geſinde fleiſſig 
zur Kirchen halten, vnd neben jhnen die Heuptartickel Chriſt⸗ 
licher Lehre, wie die in dem Cateckismo Lutheri auffs kuͤrtzte 
begriffen feind, aufwendig fernen, auff das fie, wann fie von 
unfern Visitatorn, jhren Pfarrern, oder andern befragt würden, 
vechenfchafft ihres Glaubens geben, und in Anfechtungen fich 
feibft mit Gottes Wort troͤſten, Auch vor den Secten vnd 
Schwermern fi hüten können. 

Zudeme follen fie der heiligen hochwirdigen Sacrament mit 
ernftlicher Anruffung und Danckſagung, in betrachtunge des 
Herrn Chriſti groſſe Gnaden, Sterben, Aufferſtehunge, vnd 
gnediger verheiſſungen, Auch zu. ſterckung vnd erweckung jhres 
Glaubens, Liebe, Gedult, vnd anderer Chriftlichen Tugenden, 
offte gebrauchen. 

Vnd mann fie Gommunicirt haben, follen fie fid) nicht als 
leine den Tag ‚, fondern .allewege alfo verhalten dns menniglidy 
fpüren müge, das e8 frucht bey jhnen gefchafft habe. 

Darnach follen die Zuhörer Goͤttlichs Worte, die Pfarrer, 
Caplene und Prediger, als Diener Chriſti, vnd Außtheiler ſei⸗ 
ner Gnaden erkennen vnd eheren, Auch ſie in der Kirchen als 
Gott felbſt predigen hören, vnd dafür halten, das Gott bey jh⸗ 
nen ſey, der ſie leitet vnd fuͤhret, vnd deromegen ſie nicht jhrer 
Perſon halben, Sondern vmb jhres Ampts vnd Gotts Worts 
willen, damit ſie gezieret ſein, lieb vnd werd halten. 

Vnd weil die Pfarrer vnd Prediger mit ſolchem hohen Ampt 
beladen, vnd derowegen jr zeitlich gut zumehren nicht acht ha⸗ 
ben koͤnnen, ſeind die Zuhoͤrer pflichtig, jhnen vnd den jhren 
nottuͤrfftige vnterhaltunge beſchaffen zuhelffen, Vnd do es in 
den Gemeinan Kaſten ober vorrathe nicht alles verhanden, ein 


jeder nach vermuͤgen dazu zu Contribuirn vnd zuhauffe zulegen, 


vnd ſie alſo aus den priuatis collectionibus mit zimlichen sti- 
pendijs zuuerſehen, Auff das fie von wegen des darbens, im 
ihrem Ampte fleiffig zufein, vnuerhindert bleiben mögen, Vnd 
ſolchs feind bie Zuhörer vonmüge der Goͤttlichen Rechte ſchul⸗ 
dig, in anfehung, dag fie müffen vor ihre. Seelen wachen, umd 
Gott bitten, das er das reine Wort, vor des Teufels liſtigen 
anſchlegen, und anderer Thranney gnedigft erhalten wolle, Deß⸗ 
gleihen wann verfolgungen gefchehen, das fie erſtlich vmbs 
Worts willen müffen herhalten, Auch die Zuhörer alddaun ver⸗ 
mahnen, das fie bey erkandter Warheit, im Glauben beflendig 
bleiben mögen. 

Sie follen auch ihre Pfarrer und Seelſorger nicht betrüben, 
Sondern jhrer Kehre folgen, vnd ihnen gehorfam fein, auch 
nicht murren ober vnwillig fein, ob fie gleich umb ihrer fände‘ 
willen geftrafft werden, dann ſolchs geſchicht ihnen vnnd Ihrer 
Seelen Deil zum beften. 

Alſo follen fie auch die mengel der Pfarrer, die nicht ein 
Bubenftüde auff fi haben, dem Euangslio zu ehren helffen 
zudeden, und dissimulirn, In betrachtung das die Menſchliche 
ſchwacheit fo gros, das auch Feiner unter den Deiligen fo weit 


1898. CXLıv. Draundenburgiſche Vtifitations:. uud Sonf..Ordnung. 


tommen iſt, an beme Bein mangel befunden were, derwegen 
follen fie jnen nicht bald etwas verargen, wenn fie allein Got 
tes Wort reine lehren, unnd in jhrem Ampte trew fein. 


Vnd zu ſolchen allen wie obftehet, follen fich die Zuhörer 


Gottes verheiffungen vnd bebramungen, deren die H. Schrift 
voll fein, veigen laffen, Dann wie reichlich Got der Almechtige 
es ben Gottfürchtigen die den Pfarren und Dienern Goͤttlichs 
worts guts gethan, vergolten, vnd jnen das jre auffm Felde, 
in Scheünen, Badofen, und vber Tiſch gemehret, vnd gefe- 
genet, Und dagegen bie jenigen an Leib und gute geftrafft, vnd 
thre Nahrung zerfchmelgen laſſen, bie zu unterhaltung der 
Prediger nichts gegeben, Oder ihnen jhre unterhalt engogen, 
des erfehrt man teglich Erempel. 


Bon-den Kirchen iren Eintommen unb GBebewben. 


Die Kirchen follm zu Gottes Ehren wol gezieret, und ber- 
geftalt in Bewlichen wirden gehalten und zugericht werben, das 
man Gottes wort füglich darinne prebigen koͤnne, und nicht der⸗ 
mafjen Dach: ober Bawloß liegen, das beide Kirchendiener vnd 
Buhörer darein zugehen ſchew tragen, Vnd mo im Gottshaus 
oder. Kaften fouiel, dauon es gefchehen koͤndte, an vorrathe 
nicht verhanden, foll der Rath und Obrigkeit fampt der Ge⸗ 
meine in Stebten vnd Dörffern, darzu hülffe zuthun und die 
Kirche Barmen zulaffen,, ſchuldig fein. 

Vnd follen die Geſchlechte, Guͤlden und Gewerde, die 
Kirchfenſter und anders wie vor alters beffern ond halten, Auch 
was fie hieuor an Wachs und Liechten Iherlich der Kirchen ge 
geben, das follen fie nachmals den Vorſtehern berfelbigen alles 
bey meibüng der Pfandunge entrichten. 


Auff das auch die Kirchen zumehrerm gedey und auffnehe 


men kommen mügen, So follen die Gottshaußleute in allen 
predigten, vnd fonberlich auff die Vier Zeiten, vnd zu andern 
hohen Zeften, mit der Zaffel oder umbtragung des Seckleins 
bie Gemein⸗ Allmofen (darzu die Pfarrer von der Cantzel die 
Leute mit fleiffe vermahnen follen.) einſamlen, was fie bekom⸗ 
men als balde im Kaften ſtecken, und gleicher geftalt, wie an- 
dere der Kirchen einkommen, berechnen. 


Bon Kirchhöfen vnd Begrebuuffen. 


Der Chriften verftorbene Coͤrper, follen Chriftlich und ehr: 
lich mit Chriftiichen Gefengen, dadurch bie Menſchen ihrer 
fterblicheit und des jüngften Gerichts, auch der frölichen Auff⸗ 
erſtehunge ber Todten, vnd des Fünfftigen ewigen Lebens erin⸗ 
nert, begleitet, und an Orter bie vnſere Visitatores zu Begreb⸗ 
nuffen jedes Orts zuuerordenen beuelch haben, begraben, und 
zue Erden beftabtet werden. 

Vnd ſoll ein jeder fo ber Leiche folget, fein Ende, wie vn⸗ 
gewiſſe es ſey, dergeftalt bedencken, das er fich beffere, und zu: 
fterben allervege geſchickt mache, Auch fein leben alfo anftelfe, 
das er nicht in dem Stande, darinn er nicht gerne fterben 
wolte, erfunden werde. 

Darumb bite Pfarrer und Caplene auff bee Freundtſchafft 
begeren,, die Leichpredigten thun, und biefelber dahin richten 
follen,, das fuͤrnemlich des Troſts widder den Todt und fterben, 
des Juͤngſten Gerichts, der heiligen Aufferftehung,, und bes 
eroigen Lebens, darinne gedacht werde. 

Vnd vor folche Leichpredigt fol niemandts vber ein halben 


367 


Taler zugeben verbunden fein, Doch fol einem jeden, fondere 
lich aber den vermügenben frey flehen, ihres gefallens mehr zus 
geben, Vnd ſolchs fol dem Pfarrer in jeder Kicchen folgen, 
Es möchte dann ber krancke in feinem leben begeren, daß der 
Caplan ober Prediger, der ihne in feiner kranckheit getröfter, 
die Leichpredigt thun folte, fo fol der Caplan diefelbe mit fleiffe 
beftellen,, und die gebühr mie obftehet, dafür empfahen. 

Was aber den Pfarrern, Caplenen, Schulmeiſtern vnd 
Küftern, von ben Begrebnuffen der Tobten gebühret, im dem 
foll e8 mie vor alter8 gehalten, ober durch vnſere Visitatores 
nach gelegenheit eines jeden Orts, dißfals verordnung gemacht, 
und gleichwol niemandts zu hoch befchmerdt werben. 

Vnd weil die Kirchhöfe, ber verftorbenen Chriften, fo von 
Chriſto Selig gemacht, und am jimgften Tage widder auffer- 
weckt werden follen, Schlaffheufer fein, follen die Kirchhoͤfe 
allewege rein und zierlich gehalten werden, Wie wir dann ben 
Rethen in Stedten, Auch Schulgen und Gememen in Doͤrf⸗ 
fern, hiemit in ernfte aufflegen, Das fie biefelbigen allenthal- 
ben mit Mauren, Planden, oder andern guten Zeunen, Auch 
Schranden und Zhüren wol vnd mit fleiffe allenthalben alfo 
vermachen, das keine Schwein, Kühe, oder anber Viehe, dar⸗ 
auff fommen koͤnnen, So foll audy in Stedten nicht geflattet 
werden, das darüber gefahren, oder Mift, noch ander unflat, 
wie bißhero gefchehen, dahin geſchuͤttet werde. 

Wir beuehlen auch hiermit, unfern Landreitern, das fie in 
ihren bereiten darauff fehen, und do fie bie Kirchhoͤfe vnbezeu⸗ 
net vnd bawfellig befünden, die Nachbarn biefelben zuuerwah⸗ 
ren warnen, und wo e8 nicht gefchicht, die jedes Orts vmb ein 
halb Schod pfanden, und ftraffen follen. 


Bon ben Kirchvetern, Worftehern ber Gemeinen Kaſten, vnd Hoſpi⸗ 
talen, auch derſelbigen Einkommen, vnd wie bie zu Comseruirn, 
ond anzuwenden. 


Es follen in allen Stedten und Fleden, do es in voriger 
Visitation noch nicht gefchehen, Gottskaſten in die Kirchen ges 
fagt, und darein die Einkommen, der Beiftlichen Lehen, Def: 
gleichen Almofen und andere Chriftliche milde Gaben, zuerhal- 
tung der Kirchendiener und Gebewde, auch zu der armen not- 
turfft gefamlet werben. | ' 

Do aber bie Gemeine Kaften wie bie tegliche erfahrung 
gibt, mehr abe dann zunehmen, und groffen mangel an der 
Kicchendiener Befoldung vnd fonft gefpüren wird, aus deme, 
das e8 zu zeiten an fleiffigen Vorſtehern mangelt, und bißwei⸗ 
fen die Einkommen und Geiftliche Lehen aus ben Kaften widder 
gezogen, vnd außgebeten werben, oder das ettliche In beza⸗ 
lung bes, fo fie den Kicchen fohuldig, feumig fein, Auch wegen 
ber geſchwinden Zeiten und Thewrungen, weil ber armen Leute 
denen man daraus heiffen mus, viel werben, Deßgleichen das 
numehr niemandts darein befcheibet oder gibet, Sollen die 
Visitatores mit befondern bedencken darzu trachten, die K 
alfo zubeftellen, das nicht alleine die erhaltunge, fondern au 
befferung derfelben erfolgen möge, Vnd follen demnach durch 
vnſere Visitatores bey ihrer Kirchen, feine Ehrliche, Gottfuͤrch⸗ 
tige, Medtliche und Geſchickte Leute, den Kirchen und Kaften 
zum beften erwehlet werben, bie von allen Einkommen vnb 
Außgaben richtige Regifter halten, und dauon rechenfchafft thun . 


koͤnnen. 


, 
368 


Nemlichen in Stedten, follm zum mweinigften vier Perfos 
nen, als einer bed Raths, zwene aus den vier Werden, vnd 
einer von der Gemeine bazu verorbent werben, Diefelbigen fol 
ten die Regiftratuen, welche in voriger gehaltener Visitation 
geftalt, oder durch unfere Visitatores nachmals gemacht werben 
möchten, für die handt nemen, bie Eder, Wiefen, Gerbten, 
Pechte, Zinfe, Heufer ond anders, zu den Kirchen Geiftlichen 
Lehenen, meſſen, und memorien gehörig, Deßgleichen alle an⸗ 
dere Einkommen, vnd zugehoͤrungen, fo in die Kaften gefchlas 
gen, vnd verordent, mit fleiffe an fich fordern, und in Kaften 
ziehen, Vnd die liegende Gründe, fo hoch fie immer können, 
Sonderlichen aber denen fo das meifte barumb geben wollen, 
der Kirchen und dem Kaften zum beften austhun und vermieten, 
Defgleichen bie Einnahme von den Censiten mit fleiffe mah⸗ 
nen vnd einfordern, Auch menn Dauptfummen abgeleget, Vnd 
was fie fonft ober die Iherliche Befoldungen, der Kirchendiener 
und Gebewde eröbern, baffelbe von ſtundt auff widderkauffe, 
Armen bamit zu dienen, Auch der Kirchen vnd Kaſten nug zus 
ſchaffen, mit vorwiſſen jedes Orts Obrigkeit, vechtmeffiger weife 
anlegen. 

Darnadı ſollen fie fonderlich gute achtung geben, das keine 
Hauptfummen vortommen, oder dem Kaften abhenbig gemacht 
werden, Vnd baneben alle Heupt verfchreibungen der Zehen, fo 
in den Kaften geſchlagen, Ungeachtet ob etliche noch nicht dar⸗ 
ein gefallen wehren, von den Patronen, Collatorn, Freundt⸗ 
ſchafften, oder Befigern derfelbigen Lehen, ohne einichen ferrern 


verzug, do es allbereit nicht gefchehen, fordern, Vnd in einer- 


fonderlichen Laden mol verwahren, Auch nicht geflatten, das 
die Halter ober Inhaber der onuerledigten Lehen, bie Heupt⸗ 
fummen ohne jhrer der Vorfteher vorwiffen abmahnen, oder 
außthun, Sondern foll allewege mit ihrem Rathe gefchehen, 
und die Siegel und Brieffe, fo darüber auffgerichtet, vnd voln- 
zogen, bey jhnen hinterleget werden. 

Vnd fo balde die Inhaber mit Tode abgehen, und die Le⸗ 
ben vollendt in die Kaften verledigt werden, Sollen die Bor: 
jteher derfelbigen Einfommen, von ftundt in Kaften ziehen, und 
fich hierdurch vnd ſonſt befleiffigen, die Kaften in vorrath zus 
bringen. = 

| Den Draelaten und vom Adel follen die Geiflliche Lehen, 
fo ihrer Collation, und ig der Stedte Pfarrkirchen, oder auch 
auffn Dörfern gelegen fein, vormuͤge hochgedachts vnſers 
Herrn Vatern bawilligung , fleiffigen Knaben ad studia zu 
Conferirn, frey bleiben. Doch fol gleichwol von denfelbigen 
Lehenen, Sherlich das gebührliche Officianten Gelt, in die Ges 
meine Kaften erlegt werben, Sintemahl «6 von alters hero, den 
Prieſtern, fo die Altar in die Kicchen beftalt, gegeben werden. 

Es folfen auch die Vorfteher hinfüro Beine liegende Gründe 
oder guter den Kirchen zuftendig, ohne der Patronen vnd vnſer 
Visitatorn oder Consistorij Rathe, bewilligung, und erlaubnus 
xerkauffen, noch ſonſt alienirn, Vnd do es von jnen concedirt 
würde, So follen body die Kauffſummen mit jrem Rathe, auff 
andere geroiffe Guͤter oder mugungen, Erblich oder widerkeuff⸗ 
lich widder angelegt werden. ' 

Deßgleichen follen auch die Vorſteher mit fleiffe fehen auf 
die Hipothecirtegruͤnde, das biefelbigen von ben Schuldigern 
nicht verfaufft, zertheilet, oder in ander mege dem Kaſten zu 
nachtheil vereuffert werden, Viel weiniger fid) von den gewiſſen 


‚mad) 


1588. CXLIV. Branbenburgifche Viſttations⸗ uud Eonf-Orbrung. 


eingefegten Gründen, auff geringe, ober zunor verpfendte Guͤ⸗ 
ter, oder aber auff vngewiſſe Bürgen verweiſen laffen- 

Wehre auch von den Kirchen Geiftlihen Lehnen vnd zuge 
hörigen Eintommen des Kaftens vnd Hofpitalen, albereit etwas 
vorfomen oder entwand, des follen fie fi mit allem fleiffe er⸗ 
kunden, und alles widder bozu bringen , darzu nen onfer Con- 
sistorium auff jhr anfuchen mit fleiffe verheiffen fol, wie dann 
vnſere Visitatores die jenigen, weiche die Geiftliche Güter ohn 
onfern und vnſers Consistorij vorwiffen an fich gezogen, vor 
fich erfordern, vnd per aggrauationem conscientiae zur Re- 
stitution halten, vnd do fie daburch nicht zuuermügen, dem 
Fiſcal dieſelbigen, durch Gerichtlihen Proceß, dauon folgende 
Consistorial Ordnung meldet, dahin zudringen, aufflegen ſollen. 

Deßgleichen ſollen fie die Retardata vnd officiatur von ber 
Praelaten ond der vom Adel, oder anderer Geſchlechte Geiſt⸗ 
lichen Lehnen, fo in den Pfarrkirchen der Stedte gelegen, vnd 
nicht in die Kaflen gefchlagen fein, fleiffig einforbern, vnd mo 
fie es in der guͤte nicht erlangen Sinnen, bey unferm Consistorio 
vmb weiter einfehen anfuchen, vnd alfo nichts fledden laſſen, 
in anfehung das jnen als Chriften gebührt, und fie wegen ihres 
Ampts pflihtig fein, ber Kichen, Kaften, vnd der Armubt 
mit allem trewem fleiffe vorzuſtehen, aud) das jenige was da⸗ 
zu verordenet, zurathe zuhalten, vnd niemandts, fonderlich aber 
denen, fo zimlich vermügens fein, was nachzulaſſen, fondern 
wo fie milde oder gutwillig fein wollen, das follen fie von den 
jhren tbun, vnd jhnen nicht gunft mit des Kaften ſchaden 
en. 

Sie ſollen auch trewlich mit den Einkommen vnd Außga⸗ 
ben der Hoſpitalen vmbgehen, Auch bie armen Leute barinne 
mit notturfft verfehen, vnd achtung barauff geben, das bie je 
nigen, fo leibs ſchwacheit halben bie Kirchen zubefuchen verhin- 
dert, gleichwol mit Predigten und teöftungen aus Goͤttlichem 
worte, Auch mit dem hochwirdigen Sacrament verforget wer 
ben, Vnd fo fie darinne mangel fpüren, die Pfarrer und Gas 
plene in deme fleiffiger zufein, darumb anfprechen. 

Bnd auff da6 die Gemeine Kaſten zunehmen mögen, Sol 
len die Pfarrer und Caplene die Leute von der Cantzel, Chriſt⸗ 
lich vermahnen, das fie mit einlegen im Beutel, und fonft durch 
Zeftamenta , Gott zu ehren und dandbarkeit vor fein heiliges 
Wort, aud) den armen zu gute, den Kaſten mit etwas, na . 
eines jeden vermügen, bedenden, begaben, vnd erhalten helffen 
wolten, mit anzeigung, Das der Almechtige Gott ſolchs fonder 
zweiffel Zehenfacht vergelten, Vnd ihren Erben das vbrige reich 
lid) Segenen und mehren werde, wie Chriftus ſolchs ſelbſt vers 
heiſt, und was alfo zu onterhaltung dee Kirchendiener befchei- 
den ond gegeben wird, fol barzu an gereiffe drther angelegt 
und gebraucht werden. 

So follen auch die Vorficher nicht verfaumen,, in Kirchen 
ben Beutel ombzutragen, vond zu onterhaltung der Armen in 
Kaften damit zufamlen. 

Deßgleichen wann Begrebnuffen gefchehen, follen des vers 
ftorbenen Freundtſchafft, und die jenigen, fo der Leiche gefolgt, 
fein ordentlich zu den Kaften gehen, vnd ein jeder darein nach 
feinem vermügen fein Almuß werffen, und den Armen mildig⸗ 
lich mittheilem. 

Vnd was alfo in Kaften gefelt, vnd zw der Armen mot 
turfft geſamlet wich, fol in bepfein der Pfarrer alle acht Tage 





1508. CXLIV. Branbenburgifche Bifktations: und Gouſ.Orduung. 


einmahl, den Armen und Döürfftigen gegeben, unb nicht nach 
gunft außgetheilt, Vielweiniger dauon Deuptfummen gemacht, 
ober auff Wucher gethan -werden, auff das ein jeber was barin= 
nen zulegen, nicht abſchew tragen, fondern willig bleiben möge. 

Vnd wo auch den Vorſtehern in Stedten oder Flecken ett⸗ 
liche Haußarmen angegeben, oder fie die felbft erfahren würden, 
follen fie denfelbigen aus den Gemeinen Kaften, fo viel ſich 
leiden wil, auch hülffe erzeigen, Doch mit vorgehender fleiffiger 
erkoͤndigung ihres wandels, Narung vnd arbeit, damit nicht 
faule, leffige und willige arme Leute, aus den Gemeinen Beu⸗ 
tel in müffiggang ernehret, vnd dadurch ben rechten nottürfftis 
gen Armen, das Brodt aus bem Maule engogen werden möge. 

Was weiter aus dem vorrathe der Gemeinen Kaften bes 
ſchehen koͤnnen, oder folle, ba& werden onfere Visitatores nad) 
gelegenheit und vermägen defjelbigen zuuerorbnen willen. 

Vnd fonderlich wo fie in der Visitatiou nad) gehaltener 
Rechnung befunden, das fi das vermügen des Kaften dahin 
erſtreckt, das den Dienern Goͤttlichs worte bie Befoldung (do 
die ettwas zugeringe,) füglicy gebeffert werden koͤnnen, follen fie 
fotches fo viel müglich und jedes Orts notturfft ift, thun, und 
nicht vnterlaſſen, Auff das ſich defter Gelerter Leute, in unfer 
Lande und Stedte begeben, auch wegen der geringen Befolbunge 
nicht vrſach haben, von banne zuziehen, Sondern viel mehr in 
onferm Churfuͤrſtenthumb bleiben, ſich darinne fegen, vnd da⸗ 
durch onfere Lande, beide in Geiftlichen und Weltlichen Regi⸗ 
menten zunemen mögen. 

Vnd do dann die Einkommen der Gemeinen Kaften, nicht 
alleine zur Kirchen: und Schuldieneen Befoldung, fondern auch 
zw der Kirchen vnd Hofpitalen gebewde, und mo das vbrig, 
Armen franden Burgern, Widwen und Waifen, vnd zuauff: 
helffung Gottfürchtiger Eheleute, die jhre Handtwercke und Nas 
zunge mit Gott vnd Ehren gedencken anzufahen, Auch fürnems 
lich zu beforberung der Armen onuermügenen Knaben, studia, 
er dergleichen fachen und notturfft mehr anzuwenden von- 
nöten. " 

Sollen die jenigen denen folche verſtreckunge geſchihet, ſich 
hinwidderumb Legen die Vorfteher verpflichten, wo fie in der 
Narung zunehmen würden, ſolchs dem Gemeinen Kaften wibs 
der zuerflatten, auff das andern folgig auch damit geholffen 
werben möge. 

tem, wann.arme Megde fein, die gute kundtſchafft haben, 
das fie ihren Herrn trewlich gebienet, den fol daraus auch ge 
holffen werden, Detten fie aber vntrewlich gedienet, fol jre ars 
muth in deme nicht angefehen, noch inen aus dem Kaften weß 
folgen. " 

Vnd zuuerhätung allerley verdachts, fol Fein Vorſteher die 
Schluͤſſel zum vorrach bes Kaftens, oder zu allen Brieffen und 
Regiſtern alleine haben, Sondern follen die Kaften, mit dreyen 
fonderlihen Schiöffern, verfchloffen werden, Won denfelbigen 
Schluͤſſeln einen, fol haben der des Raths, den andern der 
aus der Bemelne, den dritten Schluͤſſel follen haben die beide 
verosdenten der vier Gewercke, vnd follen alle Derfönlich dar« 
bey fein, wann gelt oder brieffe in Kaften zulegen, oder daraus 
zunehmen fein, Vnd warn fie Gelt aufgeben, ober ausleihen, 
fol «6 communicato Consilio vnd mit allerfeibts, auch des 
Pfarrers vorwifien geſchehen. 

Wann nun die Vorficher der Kirchen, Kaflen, und Hofpis 

IL 


360 


tale alſo wie obſtehet, allenthalben mit den ſachen vmbgangen, 
Auch alle vnd jede Einnahme vnd Außgabe, mit trewen fleis, 
ſtuͤckweiſe zu Regiſter bracht, Sollen fie dem Rathe und Pfar⸗ 
rern, in beyſein zweyer Perſonen aus den Vierwercken, vnd 
zweyen von der Gemeine, Iherlich beſtendige Rechnung thun, 
Welche Rechnung der Rath vnd Pfarrer, auch einer von den 
Gewercken, oder Gemeine verſiegeln, vnd biß auff vnſer Visi- 
tatorn zukunfft wol verwart hinterlegen ſollen, damit jnen ge⸗ 
buͤhrlicher beſcheidt dauon gegeben werden koͤnne. 

Sie ſollen aber in Expedirung ſolcher Rechnung, bie uns 
nötige jerungen, weil die zuringerung ber Gemeinen Kaften ger 
reichen, meiden, und vber ein Orts Zaler nicht verthun, dann 
do es gefchehe, follen fie die vbermaſſen zu bezalen pflichtig fein. 

Vnd auff das fich die Vorſteher der mühe alleine nicht zu⸗ 
befchweren, foll einer von den Vorſtehern der Kirchen, Gemei⸗ 
nen Kaften, und Hofpitale, fo am lengſten darbey gewefen, alle 
wege vmbs fünffte Ihar erlaubt, und ein ander an feine flatt 
verordent werben. 

Auff den Dörffern aber follen etwann zwene ober drey ges 
trewe Perfonen, aus der Gemeine Vorſteher der Kirchen wie 
vor alters fein, und die ſollen den Dorffheren, Patronen, Pfars 
rer, Schulgen, und ziween aus der Gemeine, die Kirchen tech 
nung Jerlich richtig thun. Vnd wo was ftreitig, oder fonft jr⸗ 
rungen verhanden, fol es der Pfarrer, oder fonft jemandts aus 
jnen vermeiden, und ſolchs femptlich in der güte endtſcheiden 
vnd beylegen. 

Daneben follen fie auch als dann bie Kichen, Pfarr: und 
Küfteren gebewde, Deßgleichen bderfelbigen Inuentaria, damit 
biefelbigen in Wirden gehalten, und unuermindert bleiben moͤ⸗ 
gen, befichtigen, oder do fie ſolchs nicht theten, Toll der mangel 
durch fie erftattet werben. 

Es fol auch von den Gottshaußleuten ober Kirchvetern 
auffn Dörffern, ein deutſche Biblia, Haußpoftila Lutherj, 
Auch onfere Chriftlihe Kirchen: vnd diefe Consistorial Ord⸗ 
nung, bey den Kirchen gezeuget, und In ber Pfarren Inuentaria _ 
gezeichent, und ſtetts darbey gelaffen werben. 

Die Vorfteher der Kirchen auff den Dörffern, mo fie vber 
die nottürfftige Aufgaben, was eröbern Eöndten, follen fie oder 
die Gemeine, ihrer gewonheit nach, dauon nichts verzehren, 
fondern bafjelbe der Kirchen zum beften außthun, doch follen fie 
den Collatorn ober Sundern nichts leihen, fie haben dann 
gnugfame Schriftliche verfiherungen vnter ihrem Siegel von 
fi) gegeben, welche die Vorſteher vnſerm Consistorio zuuor, 
ebe fie das gelt von ſich thun, bringen und zeigen, vnd bo fie 
gnugſam von ihnen unterfchreiben laſſen follen. Do aber je 
mandts inen bereit was abgeliegen, oder fonft aus dem Gotts⸗ 
haus kaſten genommen, vnd wolte daffelbe nicht verfichern, 
follen die Vorſteher ſolchs bey vnſer ſchweren ſtraffe nicht vers 
fchweigen, Sondern bey unferm Consistorio pmb gebührliche 
huͤlffe anfuchen. ' | 

Die Gemeine auff den Dörffern, follen auch die Gotts⸗ 
hans Hufen ond Eder, fo nicht umb Pacht außgethan fein, 
Pfluͤgen, Miften und Einerndten helffen, und das Lohn von bem 
Allmechtigen, der ihre Eder: dajegen reichlich fegenen wirdet, 
gewertig fein, oder auff der Patronen meffigung fliehen, was, 
ihnen dauon foll gegeben werben. ö 

4 


x 








370 2508. CALAV, Brandenbargiiche Wifitetiens« und Eonf.«Orbunug. 


Bon deu Stipendiaten vand Beillicder Lehenen, wie es auff ber 
Wisitatorn verordnung damit folle gehalten werben. 

Als auch viel armer Knaben vnd Bürgers Söhne, gute 
Ingenia haben, und doc, wegen jhrer Eltern oder Freunde vn⸗ 
nermügens, ihre angefangen studia deserirn müffen, ift es 
Shriftlich und gut, das man foniel müglid), aus ben Gemeinen 
Kaften, wenn die Kirchendiener mit ihren Befoldungen nots 
türfftig verfehen, liche Stipendia, dauon die unuermügenden 
von fünff Jaren zu fünff Jaren ftudieren muͤgen, verorbene, 
Pr in etlichen unfern Stebten zum theil allbereit ges 
chehen. 

Weil vns aber fuͤrkommen, das dieſelbigen Stipendia eins 
theils aus gunſt, oder aber vnfleiſſigen, fo mehr des Spatzie⸗ 
rens, Sauffens und Buelens, bann des Studierens gemwarten, 
verliehen werden, So follen demmach die Visitatores verorbe⸗ 
nen, das ſolche Beneficia niemandts conferirt werden, es feind 
dann diefelben vnſerm Consistorio zuuor praesentirt, und von 
bemfelben, Ob fie zum ſtudieren geſchickt vnd duͤchtig, Examinirt. 

Vnd wehme alfo ein Beneficium auff vorgehend Examen 
auff fuͤnff Jahr, zum studio verliehen wirdet, derſelbe ſoll zum 
einkommen beffelbigen nicht ehe geſtattet werben, er ſey dann 
von vnſerm Gemeinen Superintendenten auff jegt gemelte 
Praesentation instituirt, vnd habe fich verpflichtet, uns ober 
derfelbigen Stabt , baraus jme die hülffe zum studio widerfeh- 
set, vmb gebührliche Befoldung , vor andern zubienen. 

Gleicher geftalt fol e& auch mit den Beneficien fo die Pre 
laten, von ber Nitterfchafft vnd vom Abel zuuerleihen haben, 
gehalten, und diefelben Beiftliche Lehen, einem jres Gefchlechte 
der zum Studieren geſchickt, oder andern Armen fleiffigen Ge⸗ 
fellen, von fünff Jaren zu fünff jaren, zu fortfegung jrer ſtu⸗ 
bien verliehen werben, damit die armen jres vnuermuͤgens hals 
ben jre studia zu deserirn nicht vrſache haben mögen, und bie 
Collatores die Geiftlichen Lehen in jren nug ziehen, oder ad 
. prophanos vsus wenben vnd biefelben im rechter verorbenter zeit 


-. nicht verleihen, vnnd Conferirn würden. So follen die Be- 


neficia vermöge ber Rechte, vnd vnſers Herrn Vatern außge⸗ 
gangener Mandata, Confiscirt vnd eingezogen werden, auch fie 
die Patronen der verleihung priuirt fein. 

Auff das auch möge erfahren werden, ob bie jenigen, wel⸗ 
Gen folch vortheil zum Studio gefchicht, fleiffig ſtudieren ober 
sunehmen, follen die Collatores ein jeder Pfarrer auff die Sti- 
pendiaten in feine Inspection gehörig, achtung haben, und 
wo befunden, das fie nicht fleiffig fludieren, ober zu Haus Ile 
gen, vnd albo Gaffentreter fein wolten, So follen ben jonigem 
die Stipendia oder Benehicia nicht gelaffen, fondern andern 
armen frommen Knaben, wie obſtehet, ad studia oonferirt 
werden. 


Bon ben Pfarrern und ihren Einkommen. 


Wiewol die Pfarrer einschells gar geringe Befoldungen 
ober Einkommen haben, fo kommen uns doch teglich viel Hagen 
für, das ſich etliche vnterſtehen, die Pfarren mercklich zuſchwe⸗ 
dien, vnd dauon Hufen, Eder, Wieſen, Hölgunge, Zehet, 
Pechte, Zinfe, und andere zugehoͤrungen an fich zu ihren nug 
zubringen, Auch wol einstheils mit gewalt dauon zunehmen. 

Darumb wollen wir, das bie Pfarrer ale Pfarrgüter vnd 
Einkommen, fo von alters dazu gehörig, jres gefallens gebrau⸗ 


chen follen, Vnd wo ben Pfarrherrn dauon was eutzogen mehre 
oder wuͤrde, Seind wir geneigt nach befindung deſſelhigen, 
durch vnſern Fiſcal vermuͤge des Proceß, in folgender Con- 
sistorial Ordnung geſetzt, ſolchs dazu widder bringen zulaſſen. 

Bud legen demnach ben jenigen fo den Pfarrern den Korn⸗ 
zehet, zugeben fchuldig, bier mit auff, das fie nichts an Korm, 
ober Getreidich von den Hufen oder Edern einführen ſollen, 
fie haben dann dem Pfarrer mit jhme den Zehet, vmb bie 
breiffigfte Mandel, ober wis ſolchs jedes Orths breuchlich, zur 
zellen angebotten, Darauff ſol auch der Pfarrer nicht verziehen, 
ſondern alßbald darzu bereit ſein, Vnd mag als dann der 
Pfarrer, an welchem Orthe oder Ende, des Stuͤcks er wil, zur 
zellen anfangen, bafelbft und an dem Orthe, do ber Zehet ger 
fallen, fol jme derfelbe auch vnwegerlic folgen, Vnd deßhalb 
nicht auff ein ſonderlich ſtuͤcke, do das Korn vielleicht nicht fo 
gut, gemiefen werben, Es gefchehe dann mit des Pfarrers bes 

Deßgleichen wenn fie ben Pfarrern, oder Kuͤſtern getreidich 
oder perhte zugeben pflichtig, ſollen fie jnen daſſelbe an reinen 
Korn, fo gut es jhnen gewachfen, vnaußgeſondert, und mit 
echter valler Maß entrichten, vnd in deme ihre Seelſorger 
nicht betriegen. 

Als auch das Einkommen ber Pfarren, durch weigerung 
des Opfers oder Vierzeiten Pfennings mercklich geringert wir⸗ 
bet, Soll hinfuͤrs ein jede Perſon fo zwölf Ihar alt iſt, fie 
babe Communicirt oder nicht, alle Quartall einen Pfenning 
felnem Pfarrer geben, Vnd wo ſolchs von jemandts geweigert 
wuͤrde, ſollen die Rethe in Stedten, oder Schultzen vnd Vor⸗ 
flohen der Kirchen auffn Doͤrffern, fie darumb pfanden laſſen. 

So ſollen auch die jenigen, ſo in Moͤllen, Scheffereyen, 
Viehoͤfen, Vorwercken, oder an andern oͤrtern auſſerhalb des 
Dorffs wohnen, und keine Zehet, Pechte, ober Zinſe geben, 
aber ſich gleichwol ber Kirchen und Sacrament gebrauchen, Dem 
Pfarrer feinen Vierzeiten Pfenning geben, ſich auch fonfken 
nad) eines jeden vermügen dandbarlic, gegen jme erzeigen. 

Vnd nachdeme Loͤblich herbracht, das in Hochzeiten bie 
Breüdte, neben den Jungfrawen vnd Frawen, Deßgleichen die 
Kindtbetterinnen, wann fie jhren Kirchgang halten, fein ordent⸗ 
ih zum Altare gehen, und aldo Opffern, ſoll daffelbe noch⸗ 
mals alfo gehalten, vnd ſolch Opffer nicht im Kaſten, fondern 
dem Pfarren, weldye das Ampt jeder zeit halten, wie vor al: 
ter8 gegeben werden, Alfo auch, follen bie Breuͤte und Sechs⸗ 
wöcherinnen einzuleiten, wie e8 an einen jeden Orthe breuͤch⸗ 
ih, geben, Die reichen aber mögen ſolchs nad, eines jeden 
vermögen und wolgefallen beffern. 

Was auch den Pfarrern und Kirdyendienern in gehaltener 
Visitation an Accidentalien zugeordent, ober fie fonften vos 
alters gehabt, dauon foll ihnen nichts engogen, fondern viels 
mehr, fo es füglich gefchehen kan, gebeffert werben. 

Vad dieweil alles Thewre, nad bie Pfarcer mit geringem 
Befolbungen verſehen, folk ihnen wie vor alters herbracht, in 
ihren Heuſern zu derfelbigen nottuefft, ohne einiche Zieſe zu⸗ 
brawen, ober Bier einzulegen nochmals frey ſtehen, Doch ſollen 
fie von ben gebrawen ober eingalegten Bier nichts verkauffen, 
Do aber einicher Pfarrer ſolchs thun, und dieſar feiner Freyheit 
mißbrauchen würbe, deme foll ferrer zubrawen oder Bier ein 


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1508. OxLıv. Branbenburgiide Wifktations: aud Gonſ.⸗Orduuug · 


zulegen nicht geftattet, Er auch noch daruͤber in Straffe ges 
nommen werden. 

Ban auch die Pfarrer oder Küfter, fo Leine Pferde hals 
ten, Eder zupflägen, und zubegaben haben, follen bie Ein⸗ 
wohner niemanbts anders feine Eder vmb Gelt zubeſchicken 
annehmen, fie haben dann des Pfarrers vnd Kuͤſt⸗ers Ecker zus 
nor vmb zimliche belohnung gepfläget vnd beſehet. 


Bon den Baia, fo den Grstoferien vom allas Anoarperirk 

Die Fillal fo den Pfarrern von alters Incorporirt, vnd 
allewege domit vnirt geweſen, ſollen bey denfelben bleiben, und 
in der Collatorn oder Patronen, noch in ben Döcffern oder 
font jemandts madıt nicht ſtehen, biefalbigen ohne unfern ober. 
vnſers Consistorij vortsiffen und erfanbtmus, jhres gefallens 
zud · iſtrahirn vnd zufondern, ober andern zuzulegen. 

Es foll aber ber fo zur Pfarren beftalt, da Fiktal bey deſ ⸗ 
ſelben Patronen fucyen, und die Patronen jhme ſolchs darauff 
zuu⸗rtleihen ſchuldig fein. 

Vnd welche Pfarrer die Fillal, fo zu jren Pfarren nicht ges 
hören, zubeftellen vnd zueurirn annehmen wuͤtden, die follen 
nicht alleine ihrer Pfarcen darauf flewohnen, vertäftig fein, vnd 
berfelben entfage, fonbern auch noch darüber ernſtlich geſtrafft 


Hetten aber ettliche Pfarrer dergleichen Filial bereit anges_ 


nommen, follen die Sachen von unferm Consistorio gehört, 
vmb die bilfigkelt darein verechent werben. 


Wie weit vnd weigter geflals Die Wfarree ihre vnd andere 
Pfarrgüiter, Austhun ober Permutirn mbgen. J 

Die Pfarrer muͤgen jhre Pfarrhufen ſelbſt beackern, oder 
denen vom Adel ober Barpren, ihres gefallens und fo hoch fie 
koͤnnen, auff einm Reuers außthun, das fie die, wann es bie 
Pfarrer begeren, wibder abtreten wollen, Vnd ſollen ſolche Re⸗ 
uers vnſerm Consistorio vberantwortet und durch ben Rota⸗ 
rien deſſelbigen in ein ſonderlich Buch Kegiſtrirt werden. 

Vnd ſolche Pfarrhufen ſollen allewege mit der Winterſaeth 
den Junckern oder Bawren dee Doͤrffer und Feltmarcken, do 
bie Hufen gelegen, vnd nicht frembden aufgethan, Auch alfo 
mit der Winterſaeth von den Parhtiehten allmege wibder vers 
laffen werden. 

Dieweil auch darmit, dad bie Pfarrer bie Hufen zur helffte 
feen’laffen, diefelben fehre verwuͤſtet werden, ſoi ſolchs den Pfar⸗ 
teen hiafuͤro zuthun verhotten fein. 

So mögen auf) die Pfarrer jhro Hufen, fo wit Holge ber 
wechſen, fo weit jbre Hufffchlag gehet, widder Raden laffen, 
ober bie Hölgung barauff vor ſich ſeibſt aubramhen. 

Es ſollen auch die Pfarrer bie andern Pfarrgütern mit dor» 
wiffen der Patronen, Visitatorn und Assessorn des Consi- 
storij weiter nicht dann auff ihr leben außzuthum haben, dar⸗ 
nad) ſollen diefelbigen ihren Successoribus oder den folgenden. 
Pfarretn u ihrem gebrauche widder zuſtehen, barumb auch diß⸗ 
fais keime Praescription flat haben folfe. 


ses die Pfarrer ab Müfer in deu Gemeimm Benchpafiten ze 
leiften fslien fqulbig fein. 


Won Die Pfarr und Laſt zum Ricchonbimnfe beſcheiden, 





sn 


und benfelbigen zu Tag und Macht getrewlich warten müffen, 
follen fie mit der Ombhäte verſchonet werden, Sintemahi es 
vngewiſſe zu welcher zeit fie zum Kindtauffen oder zu den Kran» 
&en in Tobes nöthen, gefordert werden, und alſo nicht zugleich 
jhr Ampt, vnd die Huts beſtellen können, Darumb füllen die 
Rahbern, weil bie Pfarrer und Küfter, Hirten jhrer Seren 
fein, ihre Wiche willig mit huͤten und verpflicht fehn, mit bemw 
fleiffe wie ihr eigen Vlehe zubikten, Auch be fehaben wegen 
ihee® unfleifjes daran geſchehe, dafuͤr zu antworten, vmd jhnen 
deßhalb gleich andern Nachbarn gebuͤhelichen abtrag zuthum. 

Über des beftelleten Hitten Lohns halben, ſolen bie Pfar⸗ 
ver vnd Küfler die Buͤrde neben den andern Nachbarn tragen, 
vnd denfelbigen Hirten von ihrem Vieh⸗, ben Nachbarn gleich 
lohnen vnd geben helffen. 

Sonſt vnd ohne das ſollen die Pfarrer und Kuſter, auch 
jhre Weiber, Kinder und Gefinde, aller vnd jeglicher Bitger⸗ 
lichen vnd Bawrlichen Buͤrden endthaben vnd ledig fein, 
&ie hetten dann eigene Hegende Güter daſelbſt, dauon ſollen fie 
wie andere Stavren vnd than. 


Wow Inmatario. 


Weit jego wenig Pfarren mit Imumtarien verfehen,, und 
den anziehenden armen Pfarren befchtoeslich vnd vnmuͤglich 
ohne aufnehmen, fid zu erhalten, folln derwegen unfere Vi- 
sitatores vnd Constetoriales mit Rath dev Patronen, bey einer 
jeden Pfarre, nach gelegenheit jhres Einkommens, ein Inuen- 
tarium, two nicht bereit eins vechanden iſt, machen vnd vers 
ordnen. 

Vnd alles was alfo vor alters, bey einer jeden Pfarren 
zum Inuentario gefunden, Auch unfers Heren Vaters Visita- 
tores dazu verordent, oder Durfere nachmais, dazu wie obſtehet, 
vetordenen werden, das ſoll auch dardey gelaſſen, vnd durch Die 
Vorſteher der Kirchen ober Kaſten, in Stedten vnd Doͤrffetn, 
in eine klare verzeichnus gebracht werden, bie fie In fleiſſiger 
vertoahrung halten, auch wol warnohmen follen, auff das ſoich 
Inuentarium von den abziehenden Pfarrern, oder der verflors 
benen Erben und Freundtſchafften/ nicht vertucket oder verrin · 
gert werde, damit ſolchs die newe Pfarrer, Im anzuge und ame 
richtung jhrer haußhaltung, alſo vollkoͤmlich finden mügen, Do 
aber die Kirchveter oder Vorſteher, hierinme feumig, vnd jres 
vnfleiſſes halben, etwas dauon wegkomen toürbe, follen fle 
den Mangel dei lnuentarij zuerfuͤllen und zuerſtatten ſchul⸗ 
big fan. 


Der Wiarter vab: Geiftlihen Cpeikte Weiber wnb Rinder, foln 
Hei Hecht uud Üreppeiten haben, wie ander Ehelie Leute 
Weil die Hurerey von Gott verbotten, Auch der Eheſtaude⸗ 
dm Seiſnichen fo wol als den Weltiichen zugeiaſſen, vnd alfo 
ein Eheftand iſt, fol in vnſerm Churfuͤrſtenthumb und Lans 
den, binfikoo zroifchen jhnen allerſeides Fein vnterſcheid fein, 
much gehakten werben, Sonbeen fallen ber Geiſtlichen vnd 
Pfarrer Hefte Weiden und Kinder, ſich unfer Landes Con- 
stitatiom in Ghöfchefften, Succension, Exbe, und Echrechte, 
auch aller anderer Krb — Fr vi 
Idiste, za frewen vnd zugeben PR) | phe⸗ 
ya en, Dos follen fie keine Pfare: aber andere Geiftliche 
ter Erben. 


47* 


372 


"Bas die Pfarrer in hrem abziehen, ober abfterben, in den Pfarren 
laffen, Auch ibzre Erben von ben Einkommen ber Pfarren ererben 
follen, 


Weil numehr die Pfarrer Ehelicy fein, und derwegen bie 
Statuta sinodalia: weil bie one das ungleich fein, nicht allents 
halben gehalten werden, noch ftathaben können, fol dißfals fols 
gende Ordnung, in vnſerm Churfürftenthumb gehalten werden. 

Vnd zum Erſten, foll ein jeder Pfarrer, in feinem abzie⸗ 
ben, oder auff fein abfterben feine Erben, auff den Pfarren, 
das verorbente Inuentarium, wie ers in feinem anzuge gefun⸗ 
ben, oder durch vnſere Visitatores nad, gelegenheit einer jeden 
Dfarren, weiter verorbent würde, Auch alles was Erdt, Wiebe, 
vnd Nagelfefte, Dozu audy allen Mift fo verhanden iſt, voll⸗ 
koͤmlich verlaffen. 

Darnad fol ein jeder Pfarrer, das Einkommen vnd Früchte 
dee Pfarren, zu jeder zeit, pro rata temporis, haben und bes 
halten, Nemlichen. 

Do ein Pfarrer auff Michaelis anziehen würde, fo fol er 
von dem vorigen Pfarrer oder feinen Erben, befommen vnd 
haben, die Winterfaet im Felde, wie auff ben Hufen vblich vnd 
gebreuchlih, Würden aber die Hufen nicht befeet fein, Sol 
bee vorige Pfarrer, oder feine Erben, dem anziehenden Pfarrer, 
die Winterfaeth und Loften, barzu gehörig verreichen. 

Vnd bleibet der anziehende Pfarrer, das gange Ihar vber 
Pfarrer, fo gebraucht er auch alle nugungen vnd einheben der 
Pfarren. 

Wuͤrde aber ein Pfarrer, der auff Michaelis angezogen, 
noch vor Martini ſterben, oder abziehen, ſo ſollen ſein Weib 


vnd Erben, alle Einkommen der accidentalien, fo bie zeit ober 


von Michaelis biß auff Martini gefallen haben, und das 
Pfarrecht vollendt biß auff Martini beitellen, Sollen auch den 
antheil der Winter und Sommer Saeth, Auch ber Pechte, fampt 
den Korn, Flache und andern Zehendt, von ſechs Wochen, gegen 
den Sommer haben. 

Alfo iſts auch ferrer zuhalten, wann ein Pfarrer auff Mi⸗ 
chaelis anzehcht, vnd Mefigniret oder ſtirbet auff Weinach⸗ 


ten, Faſtnacht, Oftern, Pfingſten, Margarethe oder Barthomei, 


der ſoll haben alle nugungen, die in folchen zeiten gefallen, Auch 
feinen antheil der Winter und Sommer Saeth, Deßgleichen 
der Dechte, auch Korn, Flachs unnd andern Zehendt, pro rata 
temporis. 

Nach folcher anzall, ſoll e8 audy mit dem Hew, Stro und 
Holge, fo er alldo germonnen, gehalten werden, Das Hew und 
Holg aber, fo die Pfarrer anderswo gefaufft und gewunnen, 
das foll den Erben, als Erbe bleiben, vnd ihnen alleine folgen. 

Dagegen fol auch der abziehende Pfarrer ober feine Erben, 
bie zulünfftige Winterfaeth, auch pro rata temporis, nach der 
fie von den Fruͤchten nehmen, geben, beftellen und feen heiffen, 
Als do er ein oder zwey viertel Jahres, weiniger ober mehr, die 
früchte nimpt, So gibt und beftelt er auch den vierdentheil ober 
die Heifte, weiniger oder mehr ber Saeth, und fo fort an, nach 
anzal der Früchte, fo er bekoͤmpt. Gleicher geftalt, fol «6 
auch mit der Sommerfaeth vnd beftellung der Eder, darzu ges 
halten werden. ° 

Welcher Pfarrer auch die Zeit, do der Fleiſchzehet gegeben 
—* Pfarrer iſt, derſelbige ſoll denſelbigen alleine haben und 

ehalten. 


1598. CXLIV. Braubenburgifche Viſttatious⸗ uud Eonf.sOrbuung. 


Deßgleichen follen auch die Pfarrer, bie zu ber zeit, wenn 
das Obs reiffe ift, Pfarrer fein, baffelbe alleine behalten, Het⸗ 
ten aber die vorigen Pfarrer, Korn, Lein, und andere in ben 
Serten, vor jhrem abziehen oder abſterben gefeeth, fo folgt den 
Erben die gebür pro rata temporis nicht unbillich. 

Vnd nad) abfterben eines Pfarrers, follen feine Widwe 
und Erben, wie vor alter, ben dreiffigften, ale vier Wochen 
ober, in der Pfarten figen bleiben, die Pfarrampte in des beſtel⸗ 
ten laſſen, vnnd dagegen die Einkommen und accidentalia, fo 
in den vier Wochen fallen, einnehmen. 


Bom Mbfchoffe der Pfarrer vnd ihrer Erbfchafften. 


Wann ein Pfarrer ſtirbet, und des Orts, feine eigene fahe 
rende Habe oder Exbfchafft verleffet, follen fein Weib und Kin⸗ 
der, wann fie von danne ziehen, von folcher feiner verlaffenen 
fahrender Habe oder Echfchafft, den Gerichten, darinne ber 
Pfarrer verftorben, einig Abſchoß oder Abzug zugeben nicht ſchul⸗ 
dig fein, fondern ihnen dafjelbe, frey ohne beſchwerung folgen, 
Nehmen aber das Erbe andere Freunde, die follen das Abſchoß 
wie fonft breüchlich geben. 

Alſo audy, würde ein Pfarrer fein Weib oder Kinder, eins 
vom andern, oder andere woher was ererben, oder allda erwer⸗ 
ben, vnd mwolten nach abfterben des Pfarrers, in den Gerichten 
lenger nicht bleiben, ſoll jhme daffelbe alles auch Schoßfrey 
und ohne abzug, außgeſtattet werben, Doch fol es mit ihren 
Erblichen liegenden Gründen, wie obftehet gehalten, und was 
andere baruon thun, gegeben werben. 


Bon Befferung und Bawung der Pfarren. 


Nachdem auch zum offtern fürfellet, das die Pfarrer mit 
den Patronen und Pfarrlindern vneinig, mer die Pfarcheufer 
befiern vnd bamwen folle, darüber die Heufer zerfallen, Weil 
dann bie Pfarrer gemeiniglich Arm, vnd bie Pfarcheufer jhre 
Erbe oder Eigen nicht fein, fan ihnen diefelbigen- zubatven, mit 


‚bifigkeit nicht zugefchoben werden, Sondern werben die Pas 


tronen, Dorffheren, vnd Gemeinden, Weit fie ihre Schmide 
vnd Hirten, mit Wohnungen -verfehen, fich ſolchs vielmehr 
gegen ihren Seelforger, daran ihnen am höchften gelegen, nicht 
befchweren. ' 

Darumb follen die Sollatorn , auch Rethe in Stebten vnd 
Flecken, mit hülffe und zulage der Gemeine, die Pfarren und 
Gaplaneyen, bo es in Gemeinen Kaften nicht verhanden, bawen, 
und in bewlichen wirden halten. 

In Dörffeen aber fol es alfo damit gehalten werden, das, 
welcher Pfarrer, eine Pfarre fo mol gebamwet, auch mit allen 
zugehörigen gebewde und zeunen, nottärfftig zugerichtet , bezies 
bet, der foll die auch mit Dach, Fenſtern, Kachelöfen, Thuͤten, 
Schloſſern, Benden, und allen andern eingebewbden wefendtlich 
erhalten, darauff denn die Dorffherrn, Schulgen und Gottes 
haußleuten, wann bie Iherliche Kirchen Rechnung geſchicht, 
fleiffig fehen, und dem Pfarrer des verwarnen, wo das Pfarr⸗ 
haus und die andere zugehörige Gebewde, an obberüurten ftüden, 
vnd des Dachs halben würde fchnden nehmen, das Er ober 
feine Erben, auff fein abfterben, ſolchs alleine Reficiren vnd 
wibder Bawen follen. 

Mehre aber das Pfarchaus, vnd die zugehörige Gebewde⸗ 
und Zenne, in-anziehen des Pfarrers, vngebawet, das man viel 








2598. OXLIV. Braubenburgiſche Bifitations: aub Conſ. Ordunug. 


daran flicken und beſſern, ober gar nidder reiſſen muͤſte, Sollen 
die Collatores, Dorffherrn vnd gantze Gemeine der Heupt⸗ 
pfarren vnd Filial, das holtz, Stein, Rohr, Stro vnd andere 
notturfft, dauon man Bawen ſoll, ſemptlich dazu beſchaffen, 
Vnd dann bie Ackerleute bie Fuhre, und die Coſſeten neben 
den Aderleuten bie Handtarbeit thun, das alfo die Pfarre, ohne 
eimichen bes Pfarrers Eoften, mit allen Gemechern, Cammern, 


Boͤhnen, Thuͤren vnd Fenſtern zugerichtet, Auch geftadet, ges 


Pleibet und zugebeddet werde, Vnd wann ſolchs alfo volnbracht, 
darnach foll der Pfarrer, bie Eingebewde, ald Kachelöfen, Bende 
vnd anders, zu aller notturfft auff feinen koſten vollendt bawen 
vnnd fertigen laffen, vnd dann weiter, mie obftehet, biefelbe 

Pfarre, in bewlichen wirden halten, und wann an ben 
Heuptgebewden fchaden zuuermuten, fol es der Pfarrer den 
Collatorn, Dorfheren, Schulgen und Gemeinden, anzeigen, 
damit alfo bie Pfarrer, wiber in Effe gebracht, und vnuerwuͤſtet 
bleiben mögen. 

Es follen auch die Pfarrer, bie Pfarrgerten, nicht verfal- 
len oder verwäften laffen, Sondern mit Baumfegen und Pflan- 
gen, fo viel jmmer muͤglich, und als Haußwirten gebühret, 
beflsen und bawen. 


Bon Bronifion vnd verforgung, ber Alten gebrechlichen Pfarrer. 


Weil es Chriftlich und billich, das den Alten bürfftigen, 
ſchwachen vnnd gebrechlihen Pfarrern, fo allewege bey der 
wahren Religion geblieben, vnd jhre leben dabey, biß in jhre 
Alter ehrlich zubracht, zu jhrem vunterhalt und notturfft von 
der Pfarren Einkommen, was verorbent werde. 

So bedenden wir demnach, wo inn ber Visitation ober 
fonft befunden, das ein Pfarrer, Alters, Leibe ſchwacheit, oder 
anderer Seplhalben, onuermügendt: feinem Ampte lenger vor: 
zuftehen, vnd berfelbe hette an demfelben Orthe, vber Zehen 
Ihar, Trewlich gedienet, und Eöndte ſich Armuths halben fonft 
nicht erhalten, das jhme der achte Theil der Pfarren Einkom⸗ 
men, bie er verlaffen mus, jerlichen zu feiner unterhaltung, zeit 
feines lebens, folgen, oder fonft durch ein Abſchnidt, verfehen 
werden möchte. 

Doch folle von vnſern Visitatorn zuuor erfundigung ges 
ſchehen, ob er auch ſolchs vonnöthen, dann do er fonft feinen 
enthalt haben Töndte, bleiben dem Newen Pfarrer die Einko: 
men gang vnd vor voll, nicht unbillich, vnd folle derwegen, 
ſolchs alles zu vnſerer Visitatorn und ber Patronen erkandt⸗ 


nuß fichen. . 
Bon den Küftern. 


Nachdem auch an einem Trewen, Fleiſſigen Küfter, nicht 
wenig gelegen, follen bie Köfter in Stebten, vom Rathe vnd 
Pfarrer, und auff den Dörffern, von den Collatorn, Pfarrern, 
Schultzen und Gottshaußleuten, gewehlet, und ſonſt Eeiner 
ohne ‘des Pfarrers willen angenommen, noch eingebrungen 
werben, in anfehung, daß fie ben einander fein, und die Kirchen⸗ 
empter, ſemptlich beftellen müffen. 

Bnd wann Er alfo angenommen, Sollen bie Rethe in 
Stedten, vnd auffn Döcffern die Gemeine, ine mit feinem 
Gerethe, auff jren vnkoſten zuholen, fchuldig fein. 

Darnach ſollen die Kuͤſter auff den Doͤrffern, alle Sontage 
nach Mittage, oder in der Wochen einmahl, mit Rath des 
Pfarrets, den Leuten, ſonderlich aber den Kindern und Ge 


378 


finde, ben kleinen Catechismum Lutheri, wie der von werte 
zu worte begeiffen , und in vnfer Kicchenorbnung Gebrudi, 
vnuerandert, fürlefen und betben lehren, Auch nach gelegenheit 
vmbher fragen, was fie daraus gelernt,. Deßgleichen follen fie 
vor vnd nad) verlefung und Repretierung des Catechismi, ihnen 
dem Jungen Volde, gute Chriftliche Deutfche Pfalmen vors 
fingen vnd lehren, vnd da Filtal verhanden, follen fie ſolchs 
wechfelsweife, einmahl in ben Heuptpfarren, das andermahl 
in.den Filialn, alfo halten, domit bie Jugendt in allen Doͤrf⸗ 
fern, dißfals nach notturfft unterwiefen, und ja nicht verfeumet 
werben möge. 

In deme und fonft in feinem Ampte, foll ein jeder Küfter, 
dem Pfarrer gehorfam leiften, der jhme auch darinne zugebieten 
haben folle. 

MWürden aber bie Küfter in jren Kirchendienſten feumig, 
leſſig, vnfleiſſig vnd mutwillig, oder darzu nicht duͤchtig befun⸗ 
den, vnd fich in deme des Pfarrers befehlichs nicht verhalten, 
oder an ſeine ſtraffe nicht kehren, ſollen die Pfarrer ſolchs erſt⸗ 
lich den Patronen, Schultzen vnd Gottshausleuten, vermelden, 
das ſie die zur beſſerung vermanen, Da aber ſolches auch vn⸗ 
huͤlflich, Sollen fie jhres dienſts entſatzt, vnd ander gehorfame 
vnd fleiſſige an jhre ſtatt angenommen werden. 

Es ſollen auch die Kuͤſter alleine jhr Kirchenampt beſtellen 
vnd mit fleiſſe warten, vnd die Junckern eder Pfarrer, jnen 
vber das nicht zu Dienſte zugebieten haben, Sie wolten dann 
den Kuͤſtern dafuͤr lohnen, oder ſonſt jhren willen treffen, Auff 
welchen Fahll ſie gleichwol an jhrem Kirchenampte nichts ver⸗ 
ſeumen ſollen. 

. Es ſollen aber die Kuͤſter ſich mit fleiſſe vorſehen, das fie 
zwiſchen dem Herrn vnd Gemeine des Dorffs, vnd dem Pfar⸗ 
rer, keine Meuterey oder Muthwillen darauß verkleinerung des 
Pfarrers vnd verachtung der Predigt, Beichte vnd Sacrament 
zufolgen pfleget, erwecken oder erregen, Sondern allezeit 
Freundtlich, Ehrerbietig, vnd zu Friede vnd einigkeit, gegen 
jrem Pfarrer geneigt ſein, Da aber anders vermerckt, ſollen ſie 
obberuͤhrter maſſen, jhres Ampts entſatzt, vnd ander fromme 
eingezogene Diener, an jhre ſtatt verordent werden. 

Schließlich ſollen die Kuͤſter, mit ſonderm fleiſſe darauff 
ſehen, das die Pfarrer vnſerer Chriſtlichen Kirchen, auch dieſer 
Ordenung, trewlich in allen Punckten nachkommen, Vnd wo 
fie ſolchs nicht theten, ſolchs une den Patronen ober vnſerm 
Consistorio vermelden, auch fich derſelbigen Ordnungen, ſelbſt 
alfo verhalten, alles bey verluft und entfegung ihres Ampts, 
Auch vnſer Straff und ungnade. 


Bon bes Küftere Wohnung vnd vuterhaltung. 


Die Küfterheufer, fo vor alters geinefen, follen von dem 
Ampte nicht genommen, Sonder allewege zu behuff ber Kuͤſter, 
von ben Einwohnern der Dörffer, ohne ber Küfter zuthun, ger 
bawet, gebeffert und erhalten werden, auff das fie fonberliche 
gerotffe Wohnungen, do fie im fa ber noth zufinden fein, 
haben mögen, Vnd follen nicht bey den Sundern in jren Heu⸗ 
fern liegen, ober den Sundern von den Küfterheufer, alfe Coſ⸗ 
feten, zudienen ſchuldig fein. 

Vnd was die Pfarrer und Gottshaußleute, begleichen die 
Sundern, und gemeine Einwohner, den Küftern an Gelde, 
Korne, Brabtwürften, Eyern und andern, vor alters Iherlich 


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gegeben, ober zu jhrer beffern unterhaltung, verorhent werden 
möchte, Das alles follen fie ihrme nachmahls, trewlich ohne allen 
abbruch reichen ond folgen laſſen. 


Bon den Schulen, Auch Schulmeiftern vund Ihren Geſellen. 


Weil die Alten zu fordeeunge ber Chriftlichen Religion, ges 
meiniglich bey einer jeden Kirchen in Stedten, eine Schule ver» 
ordent vnd auffgerichtet,, im welcher die Jugendt vnd Kinder, 
Nach deme fie dem Herrn Chriſto, durch die heilige Tauffe ein» 
Seliebet, in guten Künften onb bem Catechismo , auch wahren 
Religion feind vnterwieſen worden, Ordnen und wollen wir, 
das die Obrigkeiten jedes Drts, die Schulen orbentlidy und 
nottärfftig bawen, Auch die Pfarrer und Prediger, öffentlich 
verfündigen und vermahnen follen, das ein jeder feine Kinder, 
fo balde fie nur alters halben dozu tüglich, In die Schulen, 
den Gottlofen Muͤſſiggang zuuermeiden, ſchicken, und bie in 
Gottesfurcht und guter Difciplin erziehen laſſen follen. 

Vnd folen die Schulmeifter und jhre Gehuͤlffen, nicht 
nad) gunſt, ſondern wegen jhrer geſchickligkeit und tüglichen 
Wandels , mit gemeinen einhelligem Mathe, vnd bewillgung 
der Pfarrer und Rethe ig Stedten, angenommen vnnd einge 
wiefen, Auch Feiner hierüber. eingedrungen werden. 

Vnd weil die Schulmeifter und jhre Geſellen, an flatt der 
Eltern fein, ſollen fie fich der Jugendt auffs trewlichſte anneh⸗ 
men, vnd fie im Catechismo, vnd fonft in guten Künften, mit 
fleiſſe Inſtituiren vnd wol lehren, Auch die Gefenge in ber 
Ktechen, vermüge vnſer Kirchenordnunge, zu gebührlicher zeit 
mit fleifje halten vnd fingen. 

Vnd da wir auch berichtet fein, das die Schulmeiſter und 
ihre Gefellen, weil viel Arbeit zu Lefunge vnd Repetierunge ber 
Grammatica gehört, zu ben Poẽten und andern groſen lectio- 
nibus, bie Inftiger zulefen fein, dann die Grammatica zu Res 
petirn ift, Eylen, Oder zwey, drey, auch wol vier Jar uber 
_ der Grammatica lefen, viel unnöhtig Comment, dabey dietirn, 
vnd alfo die Jugendt verfeunsen und verderben, Sintemahi fie 
nimmermehr recht Latine reden oder ſchreiben lernen koͤnnen, 
wo fie in den Regulen grammatices, vngeuͤbet, und ihnen bies 
ſelben zu rechter zeit, nicht wol eingebildet werden. 

Derhalben, damit diefje und ander vnrichtigkeiten, verhütet 
bleiben mügen, Sollendie Schulmeiſter und jhre Gefellen, dißfals, 
und auff die gantze Schulordnunge, von dem Rathe vnd Pfarrer, 
in geluͤbte vnd pflichte genommen, und ihnen fonderlich mit einge⸗ 
bunden werden, vnuerdroſſen zuſein, mit den Knaben alle Tage, 
Grammaticam vnd Sintaxin zuuͤben, auch mit jhnen aus allen 
Lectionibus, zu Declinirn, Coniugirn, und Constructiones zus 
fuchen, und fie daneben fleiffig gemehnen, langſam, Mar und vnter⸗ 
ſcheidlich zulefen vnd zureden, Auch zu einer guten gemeinen leſer⸗ 
lichen Schrift , die wol Diftinguirt fey, Vnd in Summa, fir 
ſollen mit hoͤchſtem fleiffe dahin gericht fein, bie Jugend zu Gottes 
erfandtnuß vnd furcht, Auch zugleich in guten Freyen Kuͤn⸗ 
en vnd Sitten, mit trewen fleiſſe zuerziehen, : und zu Unter 
weifen, das dadurch Gottes Ehre vermehret, Auch des Kirchen 
und Gemeine nug gefucht werben moͤge. 

Ste follen auch mitden Knaben, als Thrannen, nicht vmb⸗ 
ghen, Sondern mit vernunfft und maß, biefelbigen mit Rus 
then, ohne verwundung ober beſchedigung ihres Leibs und ges 
fundtheit, zächtigen. 


% 


1898. CXLIV. Beanbenburpifhe Wiftetione: um Genf-Dsdnung- 


Bnd auff das bie Jugendt sum fleiffe mehr anreitzung haben 
möge, follen die Schulmeiſter, fie nach gelegenbeit jhrer geſchicklig⸗ 
keit in Claſſes ordentlich theilen, Vnd zu zweyen Monaten, ein 
jeden, nach dem er in der Lehr zu: ober abgenommen, herfuͤr⸗ 
ziehen oder zurüd fegen, Auch fi) allewege mit dem Pfarrer 
ond dreyen aus dem Mathe ober Gemein, die es verſtehen, 
was in jeden Claſſe vor Lectiones, die ben Knaben, wegen jhres 
Alters vnd Verſtande, nicht zu viel oder zu geringe zuleſen fein, 
vergleichen, Vnd barinne, auch fonft in Kirchen Regiment und 
Geſengen, ſollen fie der Pfarrer Math Isben, doch dad vnſerer 
Chriſtlichen Kirchenordnung, in deme nichts zuwidder fuͤrge⸗ 
nommen werde. 

Damit demſelben auch alſo nachgeſatzt, vnd die Jugendt 
Chriſtlich und wol möge Instituirt und fleiſſig in den Schulen 
gelefen werden, Sollen die Pfarrer, neben zweyen des Mache, 
und zweyen aus ber Gemeine, die Schulen alle Monath eine 
mahl Visitiren, bie Knaben Examinirn, und gute acht darauff 
baden, das fie in den fürnemften Städen Chriſtlicher Lehre, 
oub Kirchen Sefengen, doch am meilten Lateiniſch, wol geübet 
werden. 

Alſo foll auch vmb mehrere anfehens willen, alle viertel 
Ihar, ein Gemein Examen, der Knaben oder disputation, 
in benfein bes Pfarrers, Auch des Regierenden Burgermei- 
ſters, Stadtſchreibers, vnd zwene des Mathe, unb etlicher aus 
der Gemein, ſo es verſtehen, gehalten werden, Vnd darmit 
die Knaben mit groͤſſerm fleiſſe zuſtudieren, anreigung haben, 
vnd fi auff das Examen oder disputätion frewen, Auch dazu 
rüften mögen, follen etliche Groſſchen aus dem Gemeinen Ko 
fen genommen, und denen ſo am beften im Examine respon- 
dirt, und fich gebeffert Haben, zur verehrung — werben. 

Auff das aber bie Schulmeifter vnd jhre Gehuͤlffen, ihre 
bifiche unterhaltung haben mögen, Golfen die Bürger neben 
beme, das jhnen von vnſern Visitatorn, dus dem Gemeinen 
Kaften verordent, nicht alleine von jhren Kindern daß Prae- 
eium oder Quartalgelt, vnuerzuͤglich und trewlich errichten, 
Sondern auch fonft nad) vermägen, vnd nach eines jeden 
Orths gebrauhe, Als warn die Schüler am Tage Martini 
oder Newen Jahrstage, umbfingen, den Schulperſonen, milde 
vereherungen mitthellen, und fonft gute forderungen erzeigen. 

Vnd weil dann die erfahrung gibt, das bie Schulmeiſter 
vnnd jhre Gefellen, durch das Pancketieren, in Hochzeiten vnd 
ſonſt, Die Sugendt nicht wenig verſeumen, Sol jhnen hinfuͤro 
auff Hochzeiten zugehen, nicht geſtattet, Sondern jhnen ſonſt 
vor jhre Mühe, das fie die Brautmeſſe vnd andere Gefenge, 
in der Kirchen beftellen, ettwann ein Orths ober ein Halber 
Thaler, nad) des Breutigams vermügen, gegeben werden. 

Köndten aber dis Schulmeifter oder ihre Wefellen, jren ans 
geborn Fremden zun Ehen, zur Hochzeit zulommen, mit fnge 
nicht abſchlagen, follen fie ſolches dem Pfatrer vermeiden, end 
andere, die ihre Lectiones in des mitgavarten, beſtellen und 
vormügen, und ber Jugendt, deßhalb ſpatieren zugehen, nicht 
vrſach geben. 

Wir feind auch berichtet, das die Schulgeſellen, wang fie 
etwann vnluſtig fein, oder zur Hochzeit vnd dem Sauffen made 
gehen wollen, Sechs oder Steben Junge Knaben, ibes Secti⸗ 
ones zugleich auffſagen laſſen, Auch in Latin geben, und fonft 
tesfflich onfleiffig fein, vom deawegen mannicher Junger Anahe 


fehre verfeumet wicht, das ex wei Binbte in einem viertel Phare, 
fo wiellernen, das es fonft Zwey ober Drey Ihar, uber zubrin⸗ 
gen muß, Dder bie Eltern eigene Schuimeifter und Gefellen, 
wo fie anders ihre Kinder nicht wollen gar verfeumen laſſen, 
mit groffen ſchweren vnkoſten, In ihren Heufern ober fonft zus 
halten verurfacht werben. Darumb wollen wir, das bie Pfars 
rer vnd Rath, baranff achtung geben, vnd fie ihres Ampts ers 
innen, oder beffelbigen gentzlich entfegen follen. 

Damut au unter dem Gemeinen Dan, Kicchen: vunb 
Schuldienern, vnterfchetd fein, vnd einer vor dem andern er» 
kandt werben möge, follen fie fi hinfuͤro, aller Leichtfertigen, 
kurtzen zerhadten und zerfchnittenen kleidung, auch vbermeffigen 
verhremumg, berfelbigen enthalten. 

Bu beme follm fie hierin und fonft, jhren discipeln, fein 
ergerliche Crempel geben, Sondern ſich vor ſchampharen more 
ten und tbaten, in ihrer gegenwarth, mit fleiffe hüten, Auch 
jre Leben vnnd Sitten alfo anſtellen, und bahin richten, das 
bie discipel in Gottfurchtigkeit und Tugenden, von inen koͤn⸗ 
nen anleitungen haben, in anſehung, das bie Jugendt gemri⸗ 
niglich jren Praeceptorn, in ihren Wandel, Gott gebe der fey 
gut oder böfe, pfleget zufolgen, in meinung, das es jhnen alfa 
andy gebühre und wol anfiche. 

Vnd weil es im Menſchlichen krefften nicht ftehet, ſolchs 
alles widder bes Teufels Fallſtricke außzurichten, ſollen die 
Preoeptores, Gott auffs flaifſigſte bitten, das fie mögen had 
jenige außrichten, was jhr Stand erfordert, vnd allewege ge 

ae das Bott und die Engel zufehen, wie fie die Jugendt 
erziehen. 

Diffe und andere nugliche Statuta, die zu Gottes Ehre, 
Erbar Sitten, Zucht und guten Erempeln, dienſtlich fein, vnd 
das bis Jugendt ehrlich zur Kicchen gehe, Predigt höre, nicht 
Fluche, Leſterlichen rede, Füllerey und Vnzucht meide, gebührs 
liche Kleider, biß vnter die Knie, nicht zerhawen ober ſonſt zu 
prechtig trage, und was mehr zu der Schulordnung gehörig und noͤ⸗ 
tig, Werden vnſere Visitatores neben dem Mathe, Pfarrer und 
Schulmeifter, nad) eines jeben Orts gelegenheit, mit hülffe 
des Allmechtigen, zumachen vnd anzurichten taiffen. 


Bon den Difeiveln. 


Die Difcipel follen Gott aus grund jres Hergen anruffen, 
das er ihre studia dahin wolte richten, das die mit der zeit, zu 
ber Kirchen oder Gemeinen Auge, gereichen möchten. 

Darnach ſollen fie jhre Praeceptores fürchten, Ehren gros, 
und werth halten, vnd alle® guts von ihnen veden, jhre ver⸗ 
mahnung vnd flraffe gerne dulden, fletffig zur Schule geben, 
Ihre Lectiones offte Repetiren, vnd keinen Tag vergeblich und 
ohne Nutz vnd zunehmen, vorbey gehen lafſen, Deßgleichen 
follen fie feine Erbare vngebrembte Kleider, vnd Beine Pluder⸗ 
hoſen tragen, Auch Zuͤchtig vnd Meſſig leben, vnd ſich gegen 
jhren Eiten, Wirten, und ſonſt jedermenniglich fein eingezo⸗ 
gen vnd Reuerenter halten. 

VBnd weil die Schuͤler einstheils arme Geſellen ſein, vnd Beinen 
freyen Tiſch haben, Sollen die Pfarrer die Leute in Predigten 
adhortiren, das fie ben Armen fleiffigen Knaben, die vor ben 
Thuͤren die Almoſen ſuchen, mildiglich nach ihrem vermägen 
geben, Vnd dio ander Muͤſſiggenger, und Schul Rüchtige Bet⸗ 
telbuben, hinweg weifen,, in anfehung, das diefelbigen alleine 


37% 


Ihren Müttern und andern Weibern zutragen, bie daheim Fau⸗ 
lentzen, und ſolchs in vnzucht verzehren. | 

So ſeindt auch etliche Schuͤler, fo auff ben Schulen oder 
in andern Heuſern liegen, die vor den Thuͤren ohne vnterlaſs 
Betteln, und wann fie was bekommen, deffeibtge des Abenden 
verſchwelgen, vnd doch dabey nichts Studieren, Allein das fie 
bes Bauchs, Vnzucht vnd Bädern wahrnehmen, Darumb 
follen die Pfarrer vnd Caplene, jedes Orths darauff fehen, das 
diefelbigen weggetrleben, vnd jhre Vetteln abgeſchafft werde, 
dann wann es von Buͤrgern erfahren, werden ſie den Schuͤ⸗ 
lern zugeben vnwillig, Vnd muͤfſen alſo Die fronnnen vnd fleif⸗ 
ſigen Knaben, ſolcher Muͤſſiggenger entgelten. 

Von der Jungfer Schulen. 

Die Jungfrawen Schulen, ſeindt ſehr nuͤtzlich, vnd wol 
erdacht, Darumb ſollen die Buͤrger jhre Toͤchter darinne Leſen, 
Schreiben, Bethen, vnd Chriſtliche Geſenge lernen laſſen, 
vnd zuerhaltung derfelbigen Schulen, den Vorwaltern jhren 
Lohn trewlich vnd vnuerzuͤglich geben. 

So follen auch die Rethe in Stedten, Sie nach gelegenheit, 
mit freyen Wohnungen vnd ettlichen Holtz verſehen, vnd mit 
keinen Schoſſen belegen, Auch fonſt jhnen alle muͤgliche forde⸗ 
tung widderfahren lafſen. 

Dow deu Stifften. Monchen: vnd Zungframen Eloftern. 

Die Vieitatores, ſollen den Stiffte vnd Cloſterperſon⸗en 
eruſtlich bekehlen und aufflegen, das fie ſich ben Pfarrkirchen, 
in Pedigen, Commmmion, vnd andern Chriſtlichen Ceremo- 
nien , gleichfoͤrmig machen, vnd ſonderlich, wia ſolchs vnſere 
Chriſtliche Kirchenordnung vnd Breuir mit bringet, Auch fonfk 
alle mißbreuche der Opffermeſs, Heiligen anruffan, Gelübten, 
ſampt andern Gottsleſterungen, gentzlich abthun und abfchafs 
fen, Vnd wo in Stifften oder Cloͤſtern, noch nicht Epriftliche 
Predieanten fein, diefelbigen alebalde baren verordnen. 

Es muͤgen auch in den Jungfern Cloͤſtern, bie wir unfer 
Zanbtfchafft hewilligt, wit vnſerm vorwiſſen, junge Jungfern, 
zu Chriſtlicher Zucht, wol eingenommen werden, Doch ſollen 
dieſelhigen mit Geluͤbden, Kappen oder andern mißbreuchen 
nicht beladen werden, ſondern alda Gottes wort vnd den Cate- 
chismum , Auch ſchreiben vnd Leſen lernen, auff das fie zu 
ſolchen verſtand kommen, damit ſie ſich zu rechter anruffung Got⸗ 
tes, und allen Chriſtlichen Sittan und Tugenden gewehnen muͤgen 

Vnd welche Perſonen, ſich ans den Cloͤſtern in Eheſtandt 
aber ſonſt ihrer geleganheit nach begaben wolten, dad ſoll jhnen 


jedorzeit offen vnd frey ſtehen. 


Vom Eheſtaube. 
Nach deme alle vermiſchungen, auſſerhalb des Eheſtandts, 
Sünde fein, und ber Eheſtandt von Bott dem Vater eingeſatzt, 
Auch durch feine Lieben Sohns Iheſu Ehriſti, unfers Heilandts 
und Seligmachers, gegenwart vnd herrliche Mirakel gezieret 
worden, vnd alfe ber Chriſtlichſte und fuͤrnemſte vnter allen 
Stenden iſt, mil zum hoͤchſten vonmoͤten ſein, das ein jeder, 
mit anruffung bes Allmechtigen, denfelbigen nach Goͤttlichen 
vnd beſchriebenen Rechten anfahe, vnd ſich alſo barein ver⸗ 
halte und ſchicke, das es möge zu Gottes Ehren vnd feiner Ser⸗ 
len Hell gereichen. 
Wir wollm au einen jeden hiemit trewlich verwarnen, 
das er ſich mit Blutfchanden nicht verunpeinige, unb mit vors 


876 


bottenen Perfonen zuuerehelidhen, ober vermiſchung vnd vns 
zucht zutreiben, nicht vnterſtehe noch einlaffe, fonderlich ſich 
zuuor , ehe er mit der Perfon die Ehe zuuolntzihen anfahe, 
fleiffig erföndige , ob fie einander im verbottenen Graden ver» 
wandt fein, damit er ein rein Gewiffen haben, Auch Gött- 
licher Mayeſtet, und ber weltlichen Obrigkeit Zorn vnd ernſt⸗ 
che Steaffen, dadurch nicht alleine auff ſich laden, Sondern 
Landt vnd Lehte, folcher grewlichen Sünde halben, nicht in 
Noth vnd Jammer führen möge, Wie dann die heilige Schrift 
der fehredtichen Erempel voll ift, Das Gott der Allmechtige, 
ſolche Blutſchanden vnd unzucht, alletvege vor andern fünden, 
zum hoͤchſten geftrafft. 

Vnd ſoll derwegen, weil in Göttlihen Natuͤtlichen vnd 
beſchtiebenen Rechten, die Ehe den Perfonen, die einander-in 
auff: oder abftiegenden Linien, mit Sipſchafft verwandt fein, 
durchaus verbotten, Niemandts in unfern Churfürftenthumb 
und Landen, macht haben, ober nachgegeben werben, ſich in 
auff: oder abftiegenden Linien, Vnd in der Seid Linien der 
Biutfreundtſchafft und Schwegerfchafft, im dritten oder weinis 
ger Grad, Gleicher und vnglelcher Linien zuuerheprathen. 

Viel weiniger ſoll vnſer Gemeiner Superintendent, Visi- 
tatores, ober Consistoriales, ohne vnſern vorwiſſen, mit einis 
chem, ber fen auch weß Standt6 er wolle, dispensirn, Sons 
dern folche verhepratungen,, vor unrecht vnd vnzuleßlich erfens 
nen, Auch bey der Weltlichen Obrigkeit beforbern, das die 
Verbrecher, in bie Im Rechten verordente Straffe genommen, 
und foldy vbel möge verhütet werden. Wo aber jemandts vor 
Yublichrung diefer Ordnung, in neheen Grad der Blutfreundts 
fchafft vnd ſchwegerſchafft, fich bereit vereheligt, vnd mit ſel⸗ 
nem Eheweibe, Kinder gezeuget hette, oder noch zeugen wuͤrde, 
dieſelbigen Ehen ſollen gelitten werden, Auch derer kinder zu 
Lehen und Erbe, Ehelich fein vnd bleiben. 

Sonft aber, auſſerhaib obgefagter verbotenen Grad, foll 
melniglichen im vierdten Grad, gleicher und ungleiher Seid 
Zinten, die Ehe vnuerbotten fein, Auch die Geiftlichen hierinne 
nicht außgefchloffen werden, In anfehung, das Gott der Ale 
medhtige, den Eheſtandt vor gut erfennet, ba er fpricht: Es iſt 
nicht gut, das der Menfc alleine fey, Derwegen foll hiewidder 
Feines Menſchen Gebott oder Geluͤbdte angefehen, oder vors 
gezogen werben, die tote auch hiermit inn vnfern Churfürften- 
thumb, genglich Caſſiren und auffheben. 

Würde aber im heiligen Römifchen Reich durch einhelligen 
Beſchlus aller Stende, eine andere Ordnunge ber Grad halben 
gemacht, Wollen wir: vnſere Erben und Nachkommen, ung 
mit verfüindigunge berfelbigen, vnd fonft hierinnen aller ge⸗ 
buͤhr, und vnuerweißlich zuuerhalten wiffen. 

Vnd fo offt nun ein Pfarrer oder Caplan, vmb zufams 
mengebunge der Perfonen, fo ſich verehelihen wollen, erfucht 
wirdet, Soll er fie befragen, oder ſich fonft erfunden, Ob: 
vnd wie nahe fie einander verwandt, vnd widder obberührte 
verbottene Gradus, Keine Perfonen zufammen geben, Were im 
aber der Fall zu ſchwer, ober verftünde denfelbigen nicht, Sol 
er onfer Consistorium , dißfals in Schriften, vmb erflerunge 


erſuchen. 
Weil auch der Eheſtandt, ein oͤffentlicher Standt iſt, vnd 


derſelbige Gottes Befehliche nach, mit vorwiſſen ber Eltern, 


oder anſtat derſelbigen, der nechſten Freunde oder Vormunden 








1808. CXLEV. Braudenburgiſche Biftetions: uud GonfOeduung 


verwilligung, und nicht heimlich gefchehen fol, In anfehung, 
das viele vnraths aus dem heimlichen vnd winckel Werläbr 
muffen, entfpringet, Sollen demnach die Pfarrer, fleiffig vnd 
ernftlich dawidder Predigen, und das Junge Volck vermahnen, 
das fie ſich ohne jhrer Eitern, oder Derer, benen fie befohlen, Vol⸗ 
bort und Rath, nicht verehelichen, Sonder die Ehe mit dem 
Gebeth und öffentlicher desponsation, in bepfein etlicher Ehr⸗ 
licher Leute, vngefehrlich zwey oder drey, auff jeder Seite, wo 
fie mit Eltern oder Vormunden nicht verfehen, als Zeugen 
anfangen follen, Mit vertvarnunge, wo jemands, feinen Eitern, 
ober in manglung derer, feinen Nechſten Blutsfreunden oder 
Vormunden, den ſchuldigen gehorfam, und ehrerbietung, Gots 
te8 Gebotten zuwidder, engiehen würde, das ber oder bie jenb⸗ 
gen, jhre gebürende Ehegelt, verlüftig fein, Vnd daffelbe durch 
den Vater oder Obrigkeit, ben andern gehorfamen Kindern, 
do aber bie nicht verhanden, ben Gemeinen Kaften, jedes 
rg zu unterhaltung der Kirchendiener, zugewandt werden 
ol 


Alſo fol aud) von den Predigſtuͤelen, abgeköndigt werben, 
das ſich ein jeglicher, .in verbotenen Graben, Zufteyen, ent⸗ 
halten folle, Dit. erinnerung, was vor beſchweruus und ges 
fahr, aus folhen vnordentlihen Heyrathen pfleget zufolgen, 
wie es bann bie tegliche erfahrung gibt, das, wo ſoiche hohe 
Goͤtliche ſachen, alfo widder Gott angefangen, das ſich dieſel⸗ 
bigen gerne auffs aller Erbarmlichſte, mitteln vnd endigen. 


Wir wollen aber, die Eitern, Freunde, vnd Vormunden, 
hlemit trewlich vermahnen vnd warnen, das fie bie Kinder vber 
die gebühr, nicht zulange auffhalten, oder fie zwingen, fich das 
hin zuuerheprathen, bazu fie midder luft oder wille haben, 
Dann ſolchs gebühret nicht ben Eitern oder Vormunden, fon 
dern Tyrannen, Derwegen weil zu einer jeglichen Ehe, bepders 
feidts verwilligung gehört, foll niemandts gewaltiglich bazız ges 
drungen, ober auch vber feinen willen auffgehalten werden, 
Vnd ſollen hlerinne die Kinder, denen ſolchs begegnet, vnſers 
Consistorij Rath ſuchen. 

Wie man fi weiter in Ehefahen, in öffentlichen und 
heimlichen vnzuleßlichen Verlöbnuffen, Jungfraw ſchwechen, 
vnd Eheſcheldungen, ferrer verhalten, vnd darinne gericht wers 
den’ folle, dauon geſchicht in der volgenden Consistorial 
Ordnung, allenthalben nottürftige meldung. 

Darumb follen ſich die weltliche Obrigkeiten, auffm Lande 
ober in Stedten, Defgleihen auch die Pfarrer die Ehefachen 
zuhören, und darin zurichten,, oder die Ehe zuſcheiden, nicht 
anmaffen, Sondern ſich derfelbigen, ohne fonderlichen befehs 
lich, genglich euffern, vnd diefelbigen vor unfer Consistorium 
weiſen vnnd Remittiren, Vnd do das Consistorium oder Su- 
perintendenten, jhre hülffe dißfals bebürffen würden, bie 
ſollen fie ihnen vnweigerlich Leiften und widderfahten laffen. 

Würden aber die Pfarrer oder die Obrigkeiten, in Stedten 


‚oder Dörfern, widder biefen unferm Chriſtlichen Befehlich 


vnd Sagunge, handlen, die wollen wir, vnd fonderlich bie 
Pfarrer, mit entfegung jhres Ampts, ernſtlich ſtraffen, in ans 
fehung, das alle Regenten, Gott biefen gehorſam ſchuldig 
feindt, vnrechte vermifhungen mit groffem erafte zuuerhuͤten 
und dagegen alle gute-Drbnungen , die zuerhaltung des Chrifle 
lichen Eheftandts dienen, zuhandt haben. 





1508. CXLEV. Brandenburgiſche Viſtiativus⸗ und Eonf.-Örbunng. 


Bon Auffbieten der Yerfonen, fo fich verehelichen wollen. 

Bor allen Hochzeiten, foll zuuor drey Sontage nacheinans 
der, vom Predigftuel verfündigung gefchehen, welche Perfonen 
einander follen öffentlid) vertramet werden. 

Vnd wo nun hindernuß oder jrrunge vorfelt, So foll ber 
Pfarrer oder Caplan, diefelbige Perfonen nicht vertramen noch 
einfegnen, Sondern fie an das Consistorium weiſen, und jhnen 
daneben gebieten, vor dem Vrtheil ober gebührlichen befcheide 
deffelbigen, Beine Hochzeit zumachen, viel weiniger einander zu⸗ 
berühren. 

Do aber die Perfonen dem Pfarrer oder Caplan, nicht 
molten folgen, foll er ſolchs dem Mathe oder Obrigkeit jedes 
Orts vermelden, bie follen den Perfonen bey Leibes ftraffe 
aufflegen, fih zum ſchleuͤnigſten vor da8 Consistorium zubes 
geben, und vor dem Brtheil, und der Sffentlichen Chriftlichen 
Solemnitet der Hochzeit, follen fie Beine Beywohnungen ges 
ftatten noch zulaffen. 

Vnd mo vor ober nach bem Auffbieten, Einſpruch gefche- 
hen würde, vnd berfelbe koͤndte nicht gnungfam vrfach feines 
fuͤrbringens außführen, So fol er den vnkoſten, barein er das 
beklagte Theil verurfacht, zuerflatten fchuldig fein, Auch fonft 
gebührliche ſtraffe gewarten. 


Von ben Hochzeiten ober Wirtſchafften. 


Vnd wann num keine hinderungen ober einreden verhans 
den, follen bie Hochzeiten Etbarlich in aller Andacht und Zucht, 
und nicht mit vbermeffigen Geprenge bes Volcks, Kleidunge, 
Treffen, Sauffen ober anderer prechtigen Vngebuͤhr, ange 
fangen unnd volnbracht werben. ' 

Doc, aber follen diefelbigen, ‚nicht im Aduendt und Fa⸗ 
fien, oder an hohen Feften und des Sontags vor Mittage, 
Sondern auff die Werdeltage in der Wochen, oder des Sons 
tags nad) der Veſper predigt, angehen und gehalten werben. 

Vnd fol die Gopulierung vnd Bufammen gebung oder Ein- 
fegung, ber Braubt vnd Breutigams, anders nicht dann in 
der Kirchen, vor der Chriftlichen Gemein, vnd mit beyberfeidts 
Eltern, Vormunden oder Negfter Sreundtfchafft vorwiſſen, 
Öffentlich gefhehen, Darumb follen die Pfarrer, niemandte 
daheim in jhren Heufern, Höfen, oder onter dem Himel, aufs 
ſerhalb der noth, wie an etlichen Ortern, ein Zeithero ges 
ſchehen, Vortrawen. 

Vnd als auch ein vberaus groſſer Mißbrauch in Hochzeiten, 
ſonderlich aber in Stedten, wegen des Kirchgangs, gehalten 
wirdet, Alſo, das ſie des Abendts, vor Sechs, oder des Mit⸗ 
tags vor zwoͤlff ſchlegen, in die Kirche nicht kommen, ſoll der⸗ 
wegen ſolche Vnordnunge hiemit gentzlich abgethan ſein, Vnd 
welcher Breutigam oder Braut, des Abendts vber Vier ſchlege, 
vnd des Morgendts vber Zehen ſchlege, aus der Kirchen bleibt, 
der ſoll jedes mahl zween Thaler, dauon die helffte in Kaſten 
fallen, vnd die ander helffte der Pfarrer jedes Orts behalten 
folle, zur ſtraffe geben. 

Wie viel Volcks aber auff die Hochzeiten gebeten, welcher 
geftalt es auch mit Geprenge, Speife, Kleidunge unnd andern 
Geſchmuck und vnkoſten darauf gehalten werden folle, dauon 
mollen wir in vnfer weltlichen Policeyorbnumge melbunge 
thun laffen, Doc, follen die Pfarrer Fein Eſſen oder trinden 
aus ben Hochzeiten fordern laſſen, Sondern ihnen, jhren 


Im, auch ungeftrafft bleiben möge. 


977 


Weibern und Kindern, wenn fie dazu geladen, dabin zugehen, 
frey ftehen, und Fein geſchencke zugeben ſchuldig fein. 


Bon denen, fo anders wohin lauffen, vnd ſich alldo zunortrawen 
fuchen. 

Es teeget fich offt zu, das etliche Perfonen, fich in unzus 
leßlichen Graben, Ehelich verjpeechen, oder andern bie Ehe zus 
uor auch gelobet haben, vnd do man fie ſolcher und anderer 
hinderungen halben, an dem Orthe, do fie fich wefentlich ent 
halten, nicht vertramen will, begeben fie ſich an frembde oͤrther, 
und fuchen alldo die zufammengebung, So findet man auch 
etliche leichtfertige Pfaffen,, die darauff ohne einich vorgehendt 
gebührliche Auffbieten, mit ber Trawe vortfahren, vnd geben 
ai felbft zu obgemelten grewlichen fünden, und Gottes zorn, 
vrſach. 

Darumb ſoll hinfuͤro, Bein Pfarrer, einige frembde Leuͤt, 
ſo nicht in ſeine Pfarre gehoͤrig, zuſammen geben, ſie bringen 
dann glaubwirdigen, ſchrifftlichen ſchein vom Pfarrer vnd 
Mathe, oder anderen Obrigkeiten, Doher fie kommen, das fie 
zuuor drey Sontage nady einander alldo Anffgebotten, vnd 
—58 einreden, darumb ſie ſich nicht nehmen ſolten, ge⸗ 
chehen. 

Wann aber bie Kundtſchafft, alſo wie obgemelt, verhan⸗ 
den, alsdann moͤgen ſie darauff vnd ehe nicht getrawet werden, 
bey meidung vnſer ernſten ſtraffe, die vnſer Fiſcal von dem 
Pfarrer fordern, Auch noch dazu ſeins Ampts entſatzt wer⸗ 
den ſolle. | 

Wuͤrde ſich aber jemandts darüber, auffer vnſerm Chur: 
fürftenthitmb, in anderer Herren Lande begeben, und aldo Vor⸗ 
trawen laffen, die follen in unfere Lande nicht widder gelaffen 
oder gebuldet werben, Sondern hiemit ewigklich excludirt fein. 


Von Auffbieten und Sochzeiten berer, welchen durch das Dinortium, 
wibber zu Freyen, erleübt. 

Wann fi die unfchuldige gefcheidene Perfone wider ver⸗ 
ehelichen wil, fol fie dem Pfarrer, darunter die Hochzeit ges 
ſchehen folle, den Scheidebrief, welchen fie von vnſern Consi- 
storio erlangt, vier Wochen zuuor zeigen, vnd ihnen berichten, 
das fie fi darauff mit einem andern Ehelich verfprochen, und 
willens wehre, ſich Vortrawen zulaſſen, Vnd foll der Pfarrer 
fie nicht oͤffentlich Auffbieten, ſondern ſich in bes ſonſt mit 
fleiſſe erkunden vnd erforſchen, ob andere verhindernus da 
wehren, deßhalb dieſe beide Perſonen, ſonſt nicht muͤſten zu⸗ 
ſammen gegeben werden, Fuͤnde er keine, ſoll die Hochzeit auff 
einen gelegenen Tag angeſatzt, Vnd dazu ettwann zwey Tiſche 
Freundtſchafft, neben dem Prieſter geladen werden, vnd big 
Trawe im Hauſe, ohne alle oͤffentliche, Hochzeitliche Geprenge 
geſchehen, Auff das jederman ſehe, das diß nicht eine Freye, 
ſondern eine Rothſache ſey, dadurch dem vnſchuldigen Theil 
geholffen wirdet. 

Darumb auch die Pfarrer, keine, die ſein wer die wollen, 
fo fi) ohne vnſers Consistorij Assessores erkendtnus des 
Ehebruche halben, ober ſonſt ſelbſt geſcheiden, Einſegnen, 
ober zur Ehe beſtettigen ſollen, ſie haben dann des von vnſerm 
Consistorio , der ordentlichen ſcheidunge gnugſamen ſchein, 
Auf das Er der Pfarrer, in deme weißlich und unergerlich hand⸗ 


48 





18 


Das bie Pfarroer, alle BVerſonen, bie fie Trawen, Teüffen, und zur 
Erben beftettigen , aufifchreiben follen. 

Aus fonderlichen bedenden, und vielen erheblichen Vrſachen, 
legen wir allen und jeglichen Pfarrern auff, das fie ein fonder- 
lich Megifter halten, vnd darinne alle und jede Namen der 
Derfonen, fo fie vnd jhre Caplene, oder ſonſt jemandts von 
jhrendt wegen, in ihren Kirchen Trawen vnd Zeiffen, Re 
giſtrirn, Deßgleichen bie Namen der Todten, fo zu ihren Zei⸗ 
ten verftorben, mit fleiffe verzeichnen, Auch folche Regifter in 
ben Koften, darirme fie der Kirchen Meß: und ander Büs 
ches legen, wol verwahren, Mit vermarnung, do fie ſolchs vor: 
lafien würden, das ein jeder Pfarrer vnſerm Consistorio , we⸗ 
gen ſolchs feines vnfleiſſes, sehen Thaler firaffe zuerlegen ſolle 
ſchuldig fein. 


Wie die Weltlihe Obrigkeiten, Saupt: und Umptlelite, Auch andere 
Berichts Verwalter und. Befehlhabere, in Stedten und Dörffern, 
‘ vber dieſer Ordenunge halten follen. 


Die Obrigkeiten jedes Orths, ſollen mit trewen fleiſſe da⸗ 
hin trachten, das die Pfarren vnd Kirchenguͤter, alſo angewand 
werden, das dieſelben alleine den Kirchendienern, Schulen, vn⸗ 
uermuͤgenden Studenten, vnd Blutarmen, dergeſtalt mitge⸗ 
theilt werden, das dem Herrn Chriſto, der ein König ber gan⸗ 
Gen Weltift, und alles gibt, koͤnne Rechenſchafft dauon gegeben 
werden, Vnd fonderlid) barauff fehen, das von ben Kichens 
gütern, vnter was fchein es jmmer gefchehen ober vor fein 
möchte, nichts engogen, und die nicht ad prophanos vsus, ges 
wandt werden, Sondern zu Gottes Ehren, darauff fie mehr, 
dann auff ihren eigennug fehen follen, bleiben mügen. 

Alfo follen auch die Obrigkeiten, in Stedten und Dörffern, 
vber ihre Pfarrer, Kirchen und Schuldienern, tremlich halten, 
bie widder Gewalt, Frewel vnd fonft [hügen, und neben jhnen 
ernſtlich befordern heiffen,, das die Leute trewlich zur Kirchen 
geben, Vnd do fie Eltern und Haushalter erführen,, die jhre 
Kiuder ad Gefinde, von der Kischen abhielten, vnd im Cate- 
chismo, nicht vnterweiſen liefen, Sollen fie die darumb ſtraffen 

Sie follm auch darauff fehen, das die Pfarrer und Ca⸗ 
Aene, bie Epifteln und Euangelia, vor dem Altare, nicht 
Deutſch, fondern in der alten gewohnlichen Melodey, Lateinifch 
Singen, Vnd dann hernach, vmb bereinfeltigen willen, Deutfch 
vorlefen, das fie es verſtehen Finnen, welches im Singen nicht 
gefhehen Tan, Desgleichen das die Blenation des Hochwirdi⸗ 
gen Sacraments, in der Meſſe bieiden, und nicht abgetham, 
viel weiniger an flatt bes Kelchs, die Pathen, wie an eine 
ttheils örthern, von etlichen Klüglingen eingeführt Ift, Sondern 
der Kelch, cum sanguine Ihesu Christi eleuirt werde. 

Dann vnſer endtliche meinunge ift, das in Meligton Sa⸗ 
Ken, allenthalben in vnſerm Churfürftenthumb und Landen, 
gleicheit, und «6 an einem Örthe, wie am andern, beyde in 
ber Lehre und Ceremonien, vnſerer Chriftlichen Kischenorbnung 
gemeſs gehalten werden ſolle. Vnd legen Wir den Rethen in 
Stedten, Defgleichen den Collatorn, Schulgen und Gotts⸗ 
banfileuten auffn Dörffern, hiemit auff, vnd einbinden, vnd 
befehlen ihnen, das fie ben den Eyden und Pflichten, damit fie 
uns verwandt, follen in ihren Kicchen fleiffig aufffehen thun, 


auff das onfer Kirchenordnung, von allen Kirchendienern ger 


halten werde, Do es aber von den Pfarrern und Kiechendie⸗ 


1508. CKLIV. Braudeuburgiſche BViſitationd⸗ nub Eau. Öybuung. 


nern wicht geſchehe, ſollen fie ihnen darumb einreben, und ob 
fie dadurch nicht zubewegen, baflelbe uns und vnſerm Consi- 
storio, vmb weiter einfeben aufchrziben. Mit verwarnung, 
wo die Rethe in Stedten, oder Collatores, Schultzen vnd 
Gottshaußleuͤte in Dörffern, vns ſolche Mengel nicht vermels 
den , und biefelbigen alfo ſtillſchweigende eincenmen würden, 
Mir aber ſolchs durch die Inquisitores; die vnſer Fiſcal in Ge⸗ 
heim barauff beſtellen wirdet, hernach erfahren würden, wollen 
wir durch den Fifcal, widder fie Procediren laſſen, Und nicht 
alleine die Pfarrer und Caplene, Sondern auch die Rethe, Pas 
tronen, Schulgen und Kirchveter, ta onnadıleffige ftraffe, mit 
entfegung jres Ampts, und fonfl andern zu abſchew nehmen. 

Die Obrigkeiten follen auch verordnen, das die Wochen⸗ 
merdte, fo an Hohen Feften gefallen, biß nad) Mittage, 
oder auff den ander folgenden Tag, verfchoben, auff das Got⸗ 
tes Wort dadurch nicht möge verhindert werden. Deßgleichen 
ſollen fie auch alles abichaffen, fo den Leüten in Feſten und 
Sontagen, Bor: und Nach Mittage, am der Predigt und 
Gottesdienſt hinderlich fein moͤchte, Als Gebraudten und ans 
dein Wein, und Bier zuſchencken, Kremerey oder Handtierung 
zutreiben, auff dem Marckte zuſtehen, Spatieren zugehen, Ar⸗ 
beiten, Spielen vnd dergleichen vnordentliche Hendel meht, die 
den Sabbath vnheiligen, vnd vrſachen, Gottes Wort zuuer⸗ 
ſeumen bringen, Vnd do jemandts befunden, der in Feſtagen, 
oder des Sontags vnter der Predigt oder Ampt, Arbeiten, zu 
Brandten oder andern Weine oder Bier figen mürde, Sollen 
fie beyde, Wirt und Geſte, egliche Tage, in die Toͤrme Kaften 
fteden , ond dadurch ſolche vnordnungen, fo wibder Gott und 
feine Gebott fein, abfchaffen. 

So follen auch die Obrigkeiten, vor fih an Fevertagen, 
nicht Rath und Gemeine halten, noch) fonft ihre Vnterthaner, 
ohne nöttige dringende vrfachen, zuuechör beſcheiden, Biel mes 
niger mit dienften belegen, oder in andere wege, anberunge 
Goͤttlichs Worte, abziehen vnd hindern, Damit fie Zroft in 
ihren: Geriffen, aus ben Predigten erlangen mögen, Fuͤrnem⸗ 
lich weil Gottes ernſtlichs Gebott erfordert, den Siebenden Tag 
zubelligen, und fonft Sechs Werdeltage zur Arbeit vnnd au 
bern Hendeln, verordent fein. 

Weiter ſollen fie die jenigen, welche Öffentlicher Laflee hal⸗ 
ben, Als Ehebruch, Durerey, Bnzucht, Zauberey, vnzuleßlichen 
Wuchers, grewlichs Fluchs, Spielens, verdechtigs Muͤſſiggangt, 
Schwermereyd, vnd dergleichen vbelthaten vnnd grober Laſter, 
die eins Theils der Peinlichen ſtraffen wirdig ſein, berhchtigt 
vnd ſchuldig befunden, nicht dulden, fondern die nach gelegen 
heit der verbrechunge, am Leibe oder fonft mit verveifunge, 
andern zu abfchem, zu ernſter fteaffe fordern, ober unferm on 
sistorio alhie vermelden, auff das ber Ziftal, widder fie, wie 
Hecht Procediren möge, Dana vmb folcher Sünden willen, 
pfleget Gottes Zorn vnd ſtraffe, vber ein gang Gemein in Sted⸗ 
ten und Dörffeen, zußommen. 

Gleicher geftalt, ſoll es auch mit hen böfen ungerathenen 
Kindern, die jre Eltern leſtern, ſchmehen ober ſchlahen, gehals 
ten werden, Vnd ob gleich die Eltern ſolches nicht Hagen makes 
ben, follen doch die Nachbarn ſolches der Obrigkeit vermeiden, 
auff das fie wegen ihres freundlichen ungehorfams, Inhalts ber 
Mechte ex officio, geftrafft werden mögen. 

Weil auch Gottes. Wort, den Prieſtren vnd Geiftlichen, 





588. CXLıv. Beaubenburgifche Bifktationss unb Conſ. Ordnung. | 


ben Eheſtandt zuleſt, und derwegen ben Geiſtlichen fo wol, ale 
den Weltlichen, die Hurerey zumeiden, bey verluft des Him⸗ 
melreichs Gebotten, So follen die Obrigkeiten, der Geiftlichen 
Concubinen, die fie in Stedten und Stifften, oder andersmo 
halten, und dadurch mannichem Ehrlichen Kinde böfe Srempel 
vnd anleitungen geben, nachtrachten, gefenglichen einziehen, und 
auff gemohnliche Vrpheiden des Landes verweifen, Auch die 
Nahmen der Geifttichen, denen die unzuchtige Weiber zuftehen, 
vnferm Consistorio zufchreiben, bie follen fie mit Entfegung 
ihrer Preebenden und Geiſtlicher Dignitsten, oder fonft zuſtraf⸗ 
fen haben. 

Als auch ein vberaus grewlicher Mißbrauch, an etlichen 
Öethern, in bewahrung dee Todten, eingeführt worden , Alfo 
das ſich eine groſſe mennige Volcks, oder lofe Rott, in die Heu⸗ 
fer, do die verſtorbene liegen, begeben, alba zwey oder drey 
Thonne Bier außfauffen, und wann fie Tholl und Voll fein, 
alle Büberey, vntugendt vnd leichfertigkeiten treiben, und alſo 
die lehte, fo gnugfam vorhin beträbet, und kaum fouiel haben, 
das fie die Begrebnuſſen außrichten koͤnnen, vollends betrüben, 
Sollen derwegen die Obrigkeiten, ſolchs mit ernſte verbieten, 
vnd ober zwey oder drey Perſonen, in bie Nachtwache, bey den 
Todten, nicht geftatten, die dann burd) des Verſtorbenen 
Freundſchafft, ſonderlich dazu beftalt werden follen, Vnd bo 
fi) jemandts darüber aus eigen bewegen, dahin verfügen wuͤrde, 
den follen fie mit den Gefengknus ein Tag nd Nacht ftraffen. 

Gleicher geftalt follm auch die vbermeffige Saftungen und 
vnnuge Zehrung, fo die Sreundtfchafft nach dem Begrebnuffen 
in der Verſtorbenen Heüfer treiben, hiemit genglich abgethan 
fein, Alſo auch wo einer ſich daruͤber eſſens und trindens hal 
* ben ungefordert dahin begeben wirdet, das berfelbe Sechs Taler, 
als zwey dem Gemeinen Kaften, Zwey dem Pfarrer, und Zwey 
dem Rathe, zus ſtraffe geben, oder darumb gepfandet wer: 
den folle. 

Es feindt auch bie Obrigkeiten ſchuldig und pflichtig, ihre 
Bnterthanen mit ernfte und vermittelft der Pfandung dahin zu⸗ 
weiſen, das fie den Kirchen, Kaften und Dienern Göttliche 
Worts, Auch den Hofpttalen, ihre gebührliche Pechte, Zehendt, 
Bins, Opffer oder Vierzeiten Pfenning ond Anders, ohne bes 
trug vnd vollkoͤmlich, zu rechter zeit entrichten und geben, Auch 
die Gebewde der Kirchen, Pfarren, Schulen und Küftereyen, 
aufrichten und erhalten hetffen. 

Deßgleichen gebühret einer jeden Obrigkeit auch, den Vor⸗ 
flehern der Kirchen, Gemeinen Kaften vnd Hofpitale, auff 
Siegel, Brieffe, oder glaubdhaffte Negifter, vor allem andern 
Gleubigern, zu ben Deuptfummen und Zinfen, ex officio, ohne 
langmeilig Recht, ſchleuͤnig zuuerhelffen, In anſehung, das e6 
zu vortfegung Göttliche Worts, und zu erhaltunge der Armen 
gereicht. 

Es follen auch die Methe in Stedten, alle Quarthal im 
Share, Zwene aus jrem Mittel, vnd Zwene von der Gemeine 
verordnen, fo die Hofpitale und Siechenheuͤſer befichtigen, und 
fich erfunden, wie die Arme Leute darinn gefpelfet und gewar⸗ 
tet werden, Vnd do mangel gefphret würde, follen fie mit den 
Vorftehern der Kaften und Hofpital, ernſtlich daraus reden, 
den Armen von deme, fo dazu verordent, ihre gebühr zube- 
Schaffen, vnd zuuerreichen. - 

Vor allen dingen aber follen die Obrigkeiten Bott in flsifs 


879 


ſigem ernfte bitten und anruffen, das er alle ihre und Ihrer Ges 
meinden und Diener Handel, Werde, Rathfchlege, Gefcheffte 
ond Kürnehmen, Gnedig und Seligklich, gu Ehre feines Nas 
mens regieren vnd führen wolle. 


De Syneäs. 


Wo unter den Selerten, in vnſerm Churfürftenthumb und 
Landen, zweifelhafftige Artickel einfielen, vnd diefelben ohne 
vieler Gelerter Leuͤte zuſamen kunfft, nicht entſcheiden werden: 
koͤndten, oder aber fonſt die Noth erforderte, das wichtiger 
Sachen halben, alle Geiſtlichen vnſers Churfürftenthumds, zus 
ſammen beſchelden werben muͤſten, Sollen vnſere Visitatores, 
dieſelben an vns gelangen, vnd auff vnſer vnd derſelben beden⸗ 
den, mit Rath vnſers Gem⸗einen Superintendenten, Consisto+ 
rialn, vnd vnſer Wniuerfitet zu Srandfort an dev Oder, ein 
Synodus, derhalben außgefchrieben, gehalten, vnd darauff die 
fleeitige Punct und ſachen, gebührlichen erledigt, vnd entſchei⸗ 
den werben. ' 


Betchlus. 

Schließlichen follen ſich vnſere Visitatores erkunden, ob bie 
verordenten Pfarrer jedes Orths, auch befchafft, bas fuͤrnem⸗ 
lich vnſer Kirchen: und dieſe Ordnung gehalten, und das jenige, 
was jhnen In ihrem Ampte, wie obflehet aufferlegt, volnzogen 
baden, Ob fie auch felbft das jenige halten, vnd wie fie leben, 
ob fie auch Gifften oder Gaben nehmen, und dagegen bie uns 
gelarte Pfarrer fchügen, oder fonft befordern, Vnd in Summe, 
weit ſonſt in vnſer Chriftlichen Kicchen: vnd diefer Orbnung, 
wie es in Geiftlihen Sachen, gehalten werben, und was ein 
jeber thun ſolle, gnungſam vnd nottärftig verfehen, So follen 
unfere Visitatores, als getrewe Inspectores und verordente 
Aufffeher, mit allem fldfie acht geben, das folch& von mennig⸗ 
lich gehalten werde, babin ſich auch jhre Ampt fuͤrnemlich er» 
ſtreckt, und deriwegen ohne noth alles hieher zu Repetiren. 

Bnd welche Kircyendiener und andere obberührte unfere 
Drbnungen vberfchreiten, und demfelbigen nicht nachfegen wärs. 
ben, bie follen fie mit vnſerm vorwiſſen jres Ampts entfegen, 
und an bie Örthe meifen, do jnen eigene Ordnungen zumachen, 
vnd zu thun was fie geluͤſtet, frey ſtehet. 

Damm wir wollen für vnſer Perſon, das allem Vbel und 
Ergernuß, in vnſerm Churfürftentbumb und Landen, mit hide 
ſtem fleiffe gefleuret und gewehret, vnd bafjelbe nach gelegene 
beit geſtrafft, Auch dagegen Gottes Ehre, Sucht, Bruͤderliche 


"Liebe und einigkeit, gepflanget werden möge. 


Confiftorial Ordnung. 


Wert alle gute Ordnungen, fo in gehaltewer Visitation, 
jebes Orths gemacht vnd amffgerichtet, vergeblich, wann barob 
auch nicht ernftlich gehalten, vnd wibder die, welche biefeiben 
verbeechen, zu gebübrlicher ftraffe procedirt wird, Vnd die nots 
turfft auch fonft erfordert, das der Eheſachen Geiſtlichen vnd 
anderer Hendel halben, die dor die Geiftlichen Gerichte gehörig, 
unfer Consistorinm gehatten werde, Als haben wie vnſers im 
Bott Ruhenden Deren Baters, milder godechtnus Consistorial 
Drbnung, auch vberfehen, verbeflern, vnd onfern Unterthanen 

48 * 


380 


zu gute fich zu jeder notturft darnach zurichten, hierzu Druden 
Laffen, Welcher fich auch die Assessorn vnſers Consistorij alls 
bie, vnnd ein jeder fo darinne zuthun, und Sachen zufordern 
bat, gehorſamlich follen verhalten, 


Mit was Perfonen das Conſfiſtorium befast, Auch wann und wo «6 
gehalten werben foll. 


In diefem Geiftlichen Consistorio follen gewöhnlichen fis 
gen, Vier oder Fünff Perfonen, darunter fürnemlich onfer 
General Superintendens ein Assessor fein fol, oder wehne 
wir an feine flatt in feinem abmwefen verordnen werden, Vnd 
ob jhe zuzeiten eine oder mehr Perfonen wegen vnſerer gefcheffte 
oder fonft mangeln würde, So follen doch zwey Perfonen in 
einer Sachen diffinitine fprechen, Darumb auch die Assessores 
in wichtigen fachen, ettliche vnſerer Cammergerichts Rethe, 
fonderlich aber vnſern Cantzler, fo offte es die Noth erfordert, 
zu fich ziehen, vnd neben ihnen die Sachen und Hendel nad) 
gnugfamer Verhoͤr gütlich vertragen, oder vermüge diefer Ord⸗ 
nung auf allerfeidts Schriftliche eingewandte notturfft, durch 
einen Rechtmeffigen befcheidt, oder fpruch‘, mit allem trewen 
fleiffe erledigen und Erpedirn follen. 

Die Gerichte biefe® Consistorij follen allewege allhie zu 
Coͤln an der Sprew in vnſer Rathftuben die Woche einmahl, 
vnd fonderlih am Dingftage gehalten, und die Sachen auff 
denfelbigen gelegt und befcheiden werden, Es wehre dann das 
die mennige der Hendel verhanden, alddann mögen bie Nider« 
gefagten den Donnerftag auch dazu nehmen. 

Weil mir auch ein fonderlich Siegel zu diefem Consistorio 
verordent, und machen laflen, foll dafjelbe Siegel haben ber 
Eitifte Assessor, Vnd wann bderfelbe in vnſern gefchefften 
ober fonft verreifet, ſolchs einem andern Assessorn verreichen, 
und alfo-bey dem Consistorio allwege laffen, auff das bie Sa⸗ 
hen und Parth nicht aufgehalten, fondeen ohne vergebliche dns 
often vnſeumlichen gefördert werden mögen. 

Zu biefem Consistorio fol allwege ein Notarius gebraucht 
werden, und zuuermeiben allerley vnrichtigkeiten, fol durch jhne 
ein ordentlich Tagbuch, darinnen bie Parth verzeichent, gehals 
sen, Auch die Vertrege oder Abfcheide von ben Assessorn bars 
ein fleiffig Megiftrirt werben. Deßgleichen fol aud) ber Nota⸗ 
rius ein ſonderlich Gopial aller und jeder fchreiben fo nomine 

- Consistorij außgehen, halten, Auch die Berichte, fo in Sachen 
einkommen, in ein fonderlic Buch hefften,, diefelbigen fampt 
den Acten und bes geſchwornen Gerichte Bothen Relation. 


Item die Executorial, vnd ſtraffen fleiſſig Regiſtrirn vnd wol‘ 


verwahren, damit man ſich darnach zurichten, vnd nichts ver⸗ 
kommen, oder widderwertigs ausgehen moͤge, Vnd ſoll zu ſol⸗ 
cher behuͤff der Notarius einen fleiſſigen Substituten annemen, 
der jme die Acta copial vnd anders fleiſſig halten helffen moͤge, 
Auch wann der Notarius in vnſern geſchefften oder ſonſt ver⸗ 
reiſen wuͤrde, ſolchs in des beſtellen, vnd jhme auff ſein wid⸗ 
derkunfft richtigen beſcheidt dauon geben koͤnne. 

Mit verhoͤrung der Zeugen, vnd derſelben außſage, Auch 
den Gerichts Acten, vnd dem Vrthelgelde, oder andern gefellen, 
ſoll es der Notarius, wie es die Cammergerichtsſchreiber hal⸗ 
ten, vnd der Notarius Consistorij vnd fonft Niemandts foll 
die Zeugen verhören, doch mögen die Parth ihres gefallens einen 
Notarien adiungiren, 


1588. CXLIV. Brandenburgifche Viſitations⸗⸗ und Conſ. Orduuug. 


Wir haben auch aus Erheblichen Nothwenbigen vrfachen 
einen Fiſcal verorbent, ber in unfern Namen ex officio in Sas 
hen dauon hernach gefaßt, Procedirn ſolle. 

So ſollen auch die Assessores einen Gerichts Bothen an⸗ 
nehmen, vnd denſelben dem Consistorio ſchweren laſſen. 


Wie die Afſefſores, Rotarius Subſtitut, Fiſeal vnd Gerichts Botte 
Schweren ſollen. 


Was vor Sachen vor dis Bericht follen gehören und beſcheiden werden. 


1. In diefem Geiftlichen Consistorio follen zuuerhör vnd 
techtsfertigung angenommen vnd vorbefcheiden werden, alle 
Streit und vneinigkeit von ber Lehre. 

2. Item, alle Ehefachen in Gemein. 

3. Item, diß Gerichte ſoll fein wie ein Execution, der ges 
baltenen Visitation , barüber die Nidergefagten halten follen- 

4. Vnd fonderlich ſoll in diefem Gerichte Procedirt wer: 
den, widder die in Stebten und Dörffern, fo fich in Prebigen, 
Saerament rechung und Geremonien nicht ordentlich, und un» 
ferer „‚heifttihen Kicchenordnung gemeß verhalten. 

5. Auch widder die fo die Geiftlichen Güter von Pfarrn, 
Kichen, Schulen, Hofpitaln den Kicchendienern und Ampten, 
zu —8 an ſich gezogen. 

6. Item, alle andere Exces, welche der Geiſtlichen coer- 
tion ‚Untertoorffen. 

7. Deßgleichen der Geiftlichen. Zeftament vnd Zehendt 
Sachen, Sollen unfere Consistoriales zu Confirmirn und zu⸗ 
richten haben. 

8. Vnd in Summa alle andere Sad, fo Geiftlich fein, 
oder zwifchen und mit Geiftlichen Perfonen, der Religion ober 
Geiftlichen Beneficien, vnd Gütern halben, in unfern Churs 
fürftenehumb vorfallen, vnd was denfelben anhengig ift. 

Es folle auch keine Praeuention in einicher folchen Sachen, 
ob die albereit an andern oͤrthern anhengigk mwehre, oder noch 
würde, angefehen, fondern biefelben alle hiehero gefördert 
werben. 


Was vor Rechte inn diefem Comsisterie ſollen gehalten vnd ge⸗ 
braucht werben, Auch von gewalt bes Couſiſtorij. 


Wann in Artidleln unferer Chriftlihen Religion, ober der 
Lehre und administration der heiligen Sacrament halben, 
Streit und jrrungen, ober auch Sachen, welche die Gewiſſen 
belangen, vorfallen, Sollen biefelben nady inhalt des Goͤttlichen 
worte, Wie das in den Prophetifchen und Apoftolifchen Schriffe 
ten, Auch denen daraus gezogenen Simbolis, und der Augſpur⸗ 
gifchen Confession , begriffen und verfaſſet, gevrtheilt vnd ge⸗ 
richtet werden. 

So haben wir auch eine Chriſtliche Visitation: vnd Kir⸗ 
chen: Ordnung verfertigen laſſen, nach der ſich vnſere Con- 
sistorial Rethe im ſachen die beſtellung des Ministerij cere- 
monien, der Kirchen vnd derogleichen betreffende, zurichten, 
Aber in Ehefachen follen fie fich in fellen, dauon in gemelter 
Visitation vnd diefer Consistorial Ordnung mit ſondere vers 
fehung befchihet,, deren bißhieher darein gebrauchten Geifllichen 
Rechte vorhalten. 

Es fol auch vnſer Consistorium bie jennigen fo wibber eis 
nichen Punct diefer Ordnung handeln, nad) gebühr und billigs 
keit zuftraffen, auch nad) gelegenheit der verbeechungen, bie 





1588, COXLIV. Brandenburgifche Vifitations: und Conſ.Ordnung. 381 


ftraffe des Gefengnus zu erkennen, vnd bie Vetheil durch die 
weltliche Obrigkeiten et sic per Brachium seculare exequirn 
zu laſſen madıt haben. i 


Wie bie Procefs in dieſem COomsisterie ſollen fürgenommen vnd 
gehalten werben. 


Bon Epefachen, In welchen Graden ber Bipfchafft die Ehe zugelaffen. 


Wir haben auch auß beweglichen Vrſachen zugelaffen , das 
man fich in onfern Landen im vierdten Gradt der Blutfreundt: 
ſchafft, Gleicher ond ungleicher Linien, verehelichen muge, Aber 
im dritten und meiniger Graden, Gleicher und ungleicher Linien, 
fol die Ehe nun hinfüro durch auß verbotten fein. 


Bon heimlichen vnd Bffentlichen vnzuleßlichen Ehelichen verfprechen 
. vnd verloben. 

Vnd weil auß den heimlichen Verloͤbnuſſen viel Hader, 
Bande und Vnwillen herfleuſt, Auch gefehrliche Meineyde, do 
je zu zeiten einer dem andern das heimliche Verloben nicht ge⸗ 
ſtehen wil, verurſacht vnd geleiſtet werden, Sollen dieſelbigen 
heimlichen Verloͤbnuſſen in vnſern Landen hiemit gentzlich ver⸗ 
botten fein, Vnd die Verordenten vnſers Consistorij ſolche 
Ehe, die ohne beyſein, Redtlicher Leuͤte volnzogen, Vielmehr 
aber die, welche von Perſonen, ſo vnter jhrer Eltern Bluts⸗ 
freunde oder Vormunden gehorſam vnnd gewalt noch fein, ohne 
berfelbigen vorwiſſen beſchehen, wenn bie gleich bezeuget wer⸗ 
ben, vorunkrefftig, vnbuͤndig, erkennen. 

Was aber oͤffentlich mit vorwiſſen vnd bewilligung der je⸗ 
nigen, ſo die vberhandt haben, als Vater, Mutter, vnd was 
an jhrer ſtatt ſein mag, oder in beyſein Ehelicher Leute fuͤrge⸗ 
nommen ond geſchloſſen wirdet, das hat Gott zuſammen ges 
fügt, vnd ſolchs foll Bein Menſch auffloͤſen noch fcheiden. 


Die heimlichen Verlöbnuſſen ſollen den Öffentlichen weichen. 
Truͤge ſich nu zu, das eine Perfon fich mit zweyen, erftlich 


einmahl heimlich, darnach zum andern mahl Öffentlich Ehelichen 


verſprechen würde, So foll das Öffentliche Gelübdte fuͤrgehen, 
vnd gleichwol die Perfonen, fo fich zwier eingelaffen von unferm 
Consistorio nad) eins jeben vermügen, oder do das nicht vers 
handen, am Leibe geftrafft werben. 

Wenn aber dem heimlichen Verlöbnuß, das heimliche Bey: 
fchlaffen gevolgt, Auch dodurch befandt und beweifet würde, 
So foll nothalben die Sache dahin gerichtet werben, daß das 
öffentliche dem heimlichen Verlöbnuß weichen, in betrachtung 
das der Perfon, auch ihren Eltern und Freunden gros unrecht 


vnd vnehre gefchehe, do fie alfo in der Schande und Elende 


folte figen bleiben, und das dem Befchlaffer nicht gebührt habe, 
fi) mit einer andern zuuerloben, weil er mit der Erſten In un» 
uerteagener Sachen hafftet. 

Derwegen follen onfere Consistoriales in ſolchen Fall das 
heimliche Verloͤbnuß fo am erften gefchehen, und mit dem Bey⸗ 
ſchlaffen beftettigt, dem Öffentlichen verziehen, vnd dem Bes 
fchlaffer die Perſon zuerkennen, und fol derfelbige noch dar⸗ 
über andern zu abſchew, nad) geftalt der Perfon und vermuͤ⸗ 
gens etwann am Leibe oder an Gelbe in ftraffe genommen 
werben. 

Wo aber das Beyfchlaffen nicht befandt oder beiwiefen, und 
ber Befchlaffer darauff Schweren würde, das es von ihme nicht 


gefchehen, So foll das heimliche Verloͤbnus, dem öffentlichen 
weichen. 

Mo aud) einer fi mit zweien einmahl heimlich, und das 
andermahl öffentlich Verlobt, Vnd hette beyde Perfonen bars 
auff fletfchlich erfandt, So foll der Theter vermüge der Recht 
geftrafft werben. 


Bon zweien Öffentlichen Verlöbnuſſen. 


Gefchehen aber zwey Öffentliche Ehe verfprehungen, So 
fol die erfte binden, Vnd die legte nichtig fein, In betrach⸗ 
tung, das ſich das Verlobte, dem andern Theil ergeben, vnd 


nicht mehr fein felbft iſt, derwegen es auch dem andern mit bes 


flande nichts verbindtlichs verfprechen oder geloben Finnen. 

Wehre auch auf das letzſte, des Beyſchlaffen erfolgt, Soll 
ber Mann vor ein Ehebrecher gehalten, vnnd wie Recht ges 
ftrafft werben, Auch gleicher geftalt widder die Weibsperfon, 
bo fie von dem erſten Verloben wiſſenſchafft gehabt, mit der 
ftraffe vorfahren, Vnd ber erften erleuͤbt werden einen andern 
zufreyen, Deßgleichen mag es aud) mit der andern und Stu⸗ 
prirten fo ferne fie unmifjentlid und ohne Arge dazu kommen 
ift, gehalten werden. 

So aber ein Mann ober Weibsperfon ſich nach einem oͤf⸗ 
fentlichen Verloͤbnuß mit einem andern heimlich auch Verlobte, 
und das fleifchlic, erkennen darauff verbrechte, In meinung, 
ſich dadurch von dem Öffentlichen Geloͤbnuß zuziehen, vnd zu 
freyen, die follen gleicher geſtalt Rechtlich geftrafft werben. 


Bon Schwechen ber Iungfrawen und Wibiven. 


Weit fih auch das Schwechen der Jungfrawen und Wid⸗ 
wen, fo gar offt zutregt, das wol vonnöten zu abmendung fol- 
cher Lafter, gebührliche verordnung zuthun, Sol hinfüro wenn 
ſolcher Fahll gefchen, vnd vor der Gefchmechten Perfonen, oder 
ihren Eltern und Freunden, von vnſerm Consistorio koͤndte 
auß geführt und dargethan werden, das fie der Beſchlaffer zu 
ſolchen Laſter mit füffen worten, mit oder ohne vertröflung der 
Ehe beredt, foll ber. Zheter die gefchwechte Perfon zunehmen 
fhuldig fein, ober in weigerung bes, vermüge ber Recht ges 
ftrafft werden. i 

Da aber ein Lofer Bube ein Megdlein ober Widwe feinen 
willen zupflegen zwingen, mit gemalt nötigen vnd ſchwechen 
oder heimlich entführen wuͤrde, der fol ohne einiche anbietung 
ber Ehe, vermüge der Recht ernftlich geftrafft, und bie ges 
ſchwechte Perfon von beffeldigen Güter nach gelegenheit derfels 
bigen, außgeſteuͤret werben. 

Truͤge fich auch zu, das fich die Megdte oder Widwen felbft 
zu den Gefellen oder Knechten fünden, und zu ſolcher Büberey 
vrfach geben, In meinung fie dadurch zur Ehe zubefommen, 
ober ihnen an Gelde was abzudtingen, oder diefelben nad) dem 
erften Benfchlaffen, und ehe fie Schwanger werden, ein Vier⸗ 
tel, ein Halb oder Ganges Ihar, ſtille fehmiegen, vnd ſolche 
fchande in des immer für und für mit dem Gefellen geübet und 
getrieben, und wenn fie nicht gefchwengern würden, wol gat 
ſtille geſchwiegen hetten, und ber Gefelle oder Knecht würde 
ſolchs beweifen, oder mit feinem Eyde bethewren, vnd Schwer 
ten, das er die Perfon mit ſuͤſſen oder liftigen worten zu bet 
That nicht beredt, fie auch mit gewalt bazu nicht gezwungen, 
Dder jhr die Ehe nicht zugefagt, noch derenthalben vertröftung 











982 1513. urv. Brandenburgiſche Viſitations⸗ und Conſ. Ordnung. 


gethan hetta, Auch nicht willens geweſen, fie zu ehelichen, 
Sondern das ſie ſich ſelbſt zu jhme genoͤtigt, gekommen, vnd 
zu ſolchen fleiſchlichen erkennen vrſache gegeben, Alsdann vnd 
auff ſolchen Fall, ſol der Geſelle der Perſonen nicht mehr dann 
ein Schleier, und ein Pahr Schue, zugeben ſchuldig, und ſonſt 
von aller ihrer anforderung loſs fein, Er fol aber nichts deftor 
weniger dem Gerichtöheren, was er ber Perfonen zu Chegelde 
bette entrichten müffen, zur ftraffe geben. 


Von Ehefcheidungen, vnd Erftlid wegen des Ehebruchs. 


Wiewol der Ehebruch .ein vrſach der Eheſcheidung ift, fo 
fol doch Feiner fich ſelbſt eigens gefallend oder gewalts von feis 
nem Ehegemahl ſcheiden, Sondern mo eines das ander Ehe⸗ 
bruchs halben befchuldigt, Soll die Sache anfengklich vor vnſer 
Consistorium vorbefheiden, und zu aller notturfft gehört, und 
am erften zur widder verfönung mit allem trewen fleiffe gehan⸗ 
delt, doch das Vnſchuldige nicht gezwungen werden, das ſchul⸗ 
dige widder feinen willen mwidder anzunehmen, Sondern wo 
die Verfönunge nicht flat hat, und die Scheibunge wuͤrde von 
dem vonfchuldigen Theil begeret, Sol die Sache zu einem or» 
dentlichen Proceſs vormwiefen, vnd darauff der Ehefcheidunge 
halben, was Recht ift, erfandt, Auch dem onfchuldigen Theil, 
nad) innhalt Söttlicher Schrifft, fich widder zuuerehelichen zu⸗ 
gelaffen werben. 


De errere qualitatis, Wann einer eine Gefchwechte vor eine 
Aungfraw befömpt. . 

Weil Gotts des Allmechtigen ernfter Wille, das der Ehe⸗ 
ftanbt, welcher ein Standt ber Ehren iſt, Net vnd Reine ge- 
halten vnnd vnzucht vermitten werde, wollen wir das in fol- 
chen Fellen dergeftalt Procedirt werden folle. 

Würde die Gefchwechte Perfone geftehen, ober durch ihren 
vertraweten Mann, das fie fich von einem andern fleiſchlich ers 


kennen laffen, Oder vor der zeit ſchwanger gemwefen, ausgefüret |- 


vnd dargethan werden, oder ſolchs fich fonft genugfam ereügen, 
Soll durch die Assessores vnſers Geiftlihen Consistorij erſt⸗ 
lic bey dem Weide und Manne erköndigunge geſchehen, ob 
der Mann auch das Weib, nad deme er folhe That von jr 
geroiffe erfahren oder gewuſt, Hernach berühret, und do fie es 
geftünden, So ift das delictum dadurch an fid) felbft ausges 
föhnet, und hat der Mann Errorem nicht zuallegirn oder an- 
zuzeigen. 

Were aber ſolch fleiſchlich beruͤhren nach erfahrunge des 
delicti nicht beſchehen, ſollen ſie die guͤte, ob dieſe Perſonen 
ſonſt zuuerſoͤhnen, verſuchen, Auch die Fraw jhren Mann, 
durch Gott vmb verzeihunge fleiſſig bitten vnd flehen, mit er⸗ 
bietung ſich gegen jhme hinfuͤro ehrlich vnd alles gehorſams zu⸗ 
uerhalten. 

Würde aber der Mann vber allen müglichen fleiß ſich nicht 
erweichen laſſen, und die Scheidunge endlich fuchen, follen fie 
den Mann ledig fprechen, Vielmehr aber foll widder die Pers 
fon, wo fie fi nad) dem Verlöbnus widder zu dem Theter ges 
funden, vnd vnzucht mit jhme getrieben hette. Als in casu 
adulterij, dag Diuortium erfandt, vnd dem Manne die ander 
Ehe zugelafjen werden. 

Afo folen auch die Mannsperfonen wann fie nach dem 
öffentlichen Verloͤbnus, mit andern Vrzucht seeiben, und es 


widder fie, wie obflehet, aufgeführet wirbet, gebührlichen ges 
ſtrafft werden. 


Bon der Deſertion vnd heimlichen Weglaufien. 


Es tregt ſich offte zu, das ein Ehegemahl von dem andern 
ohne einige redtliche vrſachen, aus leichtfertigkeit, das jhme et⸗ 
wann der Eheliche Stand aus anreitzunge des Boͤſen entgegen 


vnd miſsfelt, oder ſonſt aus Muthwillen dem Kriege oder an⸗ 


dern böfen Leben vnd Buͤberey nachzeuhet, enleufft, vnd alſo 
ſein Weib, Kinder, Haus, Hoff ond alles ſitzen vnd ſtehen 
leſſet, welches nicht alleine dem Weibe vnd Kindern zu gefahr 
vnd nachtheil jhrer Seelen heil, Ehren, vnd verterb jres Guts, 
Sondern auch dem Lande vnd der Obrigkeit zu ſchaden gerei⸗ 
wo thut, Darumb auch hieuon verordenunge zuthun von⸗ 
nöthen. ' 

Wo fih nun ein Mann oder Weib vor unferm Consistorio 
befingen würden, daß das Weib von dem Manne, oder ber 
Mann von dem Weide in Ehebruche oder müthwilliger weife 
gelauffen wehre, ober hetten fich fonft gefonbert, vnd gebeten 
würde jme zu gönnen, ſich anderweid zuuerehelichen, fol In fols 
chen Sachen nicht geeplet, fondern der handel wol erforfchet, 
gehöret, und inquirirt werden. Vnd we das entlauffene Teil 
zubefommen, vnd geladen werden Fan, follen fie beyde fuͤrder⸗ 
lich fürbefcheiden, verhört, und wo nicht questio adulterij difs 
putirt, oder adulterium continenti probirt wärbe, durch ges 
bührliche mittel ein ander wibberumb ehelich beyjuwohnen cam- 
pellirt werben. 

Do ſich auch darauff die beyde Ehelehte wibber zufammen 
begeben würden, vnd der eine Theil gleichwol darüber fich wid⸗ 
der von dem andern abfonbdern, foll derſelbe durch die Weltliche 
Obrigkeit gefenglich eingezogen, vnnd ehe nicht außgelaflen wer 
den, Er babe dann sufficientem cautionem de cohabitando 
et Juri stando si litigare voluerit, gethan. 

Wehre aber bafjelbige Muchwillige und entlauffene Theil 


nicht anzukommen fein, fonder wehre entwichen, ober latitirt, " 


das ed Perfönlich nicht anzutreffen, fo ſoll gleichwol bem au⸗ 
dern noch nicht gegöndt fein, ſich wibderumb zunerebelichen, 
Sondern es foll fich dafjelbe ein Ihar ober vier gedulden, vnd 
bie zeit ober feinem Ehegemahl fleiffig nachforſchen auch alle 
mügliche mittel verfuchen, dadurch daffelbe widderumb zu ihme 
zufommen , und jhme ehelichen beygumohnen, möchte bewegen 
werden, Köndte es aber beffelbe gar nicht außkundiſchafften, 
Mag es bey. unferm Consistorio vmb offene Citation wibder 
das anfuchen, vnd follen vnſere Consistoriales barauff bey befr 
felben Klagenden Theils Obrigkeit ertöndigung nehmen, ob fein 
Ehegatten fo lange von jme gewefen, vnd ob ſichs in feinem 
abmefen auch ehrlich gehalten, und wann fie ſolchs befinden, 
follen fie das verlauffene Theil durch ein offen Edict, welchs 
fie des Orths, da daſſelbe zuuor gemohnet, ober da feine Freundt⸗ 
Schafft ift, oͤffentlich an die Kirchen ſchlagen, auch von ber Can⸗ 
gel follen ablefen laſſen, Gitirn, das es in einer genanbten, boch 
zimlich geraumen zeit fomen, und feinem Ehemahl beywohnen, 
ober fehen vnd hören fol, wie «8 von demſelben loß getheile, 
vnd dem andern fich wider zuuerehelichen erleubt werde. 
Würde es dann nicht erfcheinen, auch niemandt feinent 
halben ſchicken, und alfo gar ungehorfam auffenbleiben, Mag 
das Klagende Zeil die außgangene Kdieta vor vnſetm Con- 


® 


—r *8— 


2508. CxXLıv. Branbenburgiſche Viſttations nud Conſ.⸗ Orduung. 


sistorio Reproducirn, und daß die Öffentlich angeſchlagen, vnd 
von der Cangel abgelöndigt, von den Pfarrhern des Orths 
kundſchafft eindringen, vnd follen darauff onfere Consistorial 
Rethe nad) fleiffiger erwegung der zeit deß abweſens vnd aller 
anbern vmbſtende das anfuchende hell von dem abgewichenen 
koßcheilen, Oder wo fie es bie notturfft fein achten, daſſelbe 
durch noch ein offen Ediet anderweidt Citiren laſſen, Vnd 
wann es alddann auch nicht fommet, mit loßtheilunge des Kla⸗ 
genden Theils fortfaren, demfelben auch, wann ſichs in abwe⸗ 
fen des andern fromlich gehalten, vnd fein vnehrlich gerüchte 
von jhme verhanden, ſich widderumb zuuereheligen vergönnen. 

Wolte es auch in casu desertionis das vnſchuldige Theil 
beweiſen, daß das weggelauffene mit andern Weibern gehuret, 
vnd die Ehe gebrochen, ſo darf es der zeit der obgemelten vier 
Jar nicht erwarten, ſondern ſoll jhme auff ſein klagen widder 
das weggelauffene ohne fernern auffzugk offene Edict mitge⸗ 
theilt, vnd wo das darauff nicht verkommet, vnd ſich verant⸗ 
wortet, In deſſelben vngehorſam, wie oben von des Beklagten 
vngehorſam geordnet, der beweiß ordentlich zugelaſſen, vnd dar⸗ 
auff was Recht erkandt werden. 5 

Zuuor aber und ehe durch bad Consistorium, in diefen und 
dergleichen Fellen sententia dinortij gefprochen, und dem Wins 
fhuldigen, wie obgemelt, bie ander Ehe erleübt, fol keinem 
geftattet werden, ein amber Chemahl zunehmen, Darumb bie 
Pfarrer die nicht Trewen, vnd ſolch eigen felbrichtige fuͤrneh⸗ 
men ernſtlich geſtrafft werden ſolle. | 

Das Schuldige und Condemnirte Zeil aber, folle in unfer 
Landen, ergernus zuuermeiden, nicht wibber geflattet werben. 


Bon ben Wegziehen fo vuter Epeleüten aus Neblichen vrfachen und 
gefchefften gefchicht. 
Mann ein Ehemahl Amptshalben, ald in Kriegsleufften, 
ſchickungen, Kauffmans : und andern hendeln oder ſonſt mit bes 
willigung, des andern aus billigen vnd nottürfftigen vrſachen 
hinweg teifet, und lange auffen bleibet, es wehre gefangen ober 
nicht, ſoll das verlaſſen Zeil, weil es weis, das fein Ehegemahl 
ans leben, ledig, und ohne anderweid vereheligunge bleiben, 
biß «6 von dem Tod bes Abweſenden vorgewiffet werde, und 
des endtliche ‚glaubhaffte kundſchafft erlangt, darumb dißfals 
keins Proceſs vonnöthen. 


Da aber das Verlaſſene nicht wuͤſte, oder nach allem ge⸗ 


habtem fleiffe nicht erfaten koͤndte, wo fein abweſend Ehemahl 
in ſolchem abreiſen hinkommen, ob es auch noch am leben oder 
nicht, ſo ſoll es fuͤnff Jahrlang von der zoit an, do ſein Ehe⸗ 
gemahl ausgezogen, warten, vnnd darnach vor vnſerm Consi- 
atorio erſcheinen, vnd alldo ſeinen Handel, wie der gewandt iſt, 
fampt genugſamen ſchein, das fuͤnff Ihar verlauffen, vnd fleifs 
fige nachforſchunge geſchehen ſey, mit beſtande fuͤrbringen vnd 
rechtmeſſigs beſcheidts darauff gewarten. 

Wuͤrden dann die Verordenten des Consistorij, die fürges 
legten Bundfchafften vor gnugſam befinden, aud) das Verlaſſene 
daneben Eydlich bethewren, das jme Feine fchriffte oder Bot⸗ 
ſchafften, von feinem abweſenden Ehegemahl, in folcher zeit zus 
tommen, vnd alfo nach allem angewandten muͤglichen fleiffe 
von jhme gar nichts erfahren Binnen, fo follen fie zu allem 
vberfluß den abweſenden, durch ein offen Edict, und unter ei⸗ 
nem geraumen Termin, Cieiren vnd vorbeſcheiden zukommen, 


vnd ſeinem Ehemahl beyzuwohnen oder zuſehen vnd anzuhoͤren, 
welcher geſtalt demſelben ſeins langwirigen auſſenbleibens hal⸗ 
ben, ſich mit einem andern zuuerehelichen erleuͤbt werde, Vnd 
wo er alsdann in der angeſatzten zeit nicht koͤmmet, dem an⸗ 
ſuchenden Theil ſich widder zuuerehelichen in Schrifften erleuben. 


Don denen bie ſich Ehelich Veriobt, vnd das Verlöbnus wit dem 
Kirchgange nicht volnziehen wollen, oder ſonſt heimlich dauon lauffen. 


Do das Verloͤbnus ordentlicher weiſe oͤffentlich geſchehen, 
vnd es wuͤrde von einem Zeil mutwilliger weiſe auffgezogen, 
vnd wolte daſſelbe mit dem Kirchgange nicht volnziehen, ſoll 
daſſelbe durch die Obrigkeit dazu mit bedrawunge der Gefeng⸗ 
nuß angehalten, oder do ſolchs nicht helffen wolte, gefenglichen 
eingezogen, vnd ehe nicht entledigt werben, es habe dann Cau⸗ 
tion gethan, die zugefagte Ehe wircklich zuuolnziehen. 

Begebe ſich auch das eins Jungfraw oder Widwe, mit die 
nem Öffentlich , wie fich gebüret, verlobt were, und derſelbe zoͤge 
one jren willen, auch one billiche und vedliche vrfachen, ober 
aber heimlich aufferhalb Landes, vnd keme in dreyen Jaren 
nicht widder, Sol je auff vorgehend äffentliche Citation, und 
vnſers Consistorij erfandtnus, frey ftehen, fich mit einem ans 
dern zu uerehelichen. | 


Opefcheibung von wegen der Watiielichen vusüchtigleit. 


Vnſer Here Chriftus hat dreperlen Menſchen der Ehe ew. 
ledigt, Matth. 19. do Er fpricht Es feind etliche verfchnitten, 
die feind aus Mutter leide alfo geboren, Vnd es feind etliche 
vorfchnitten, die von Menſchen vorfchnitten fein. Vnd «6 
feindt etliche vorfchnitten, die fich ſelbſt vmb das Himmelreichs 
willen vorfchnitten haben, Derwegen wo ein Ehegemahl der Natur 
halben impotens, vnd zur Ehe vntuͤchtig, und vngeſchickt, Auch 
ſolchs kundt vnd offenbar ift, daffelbe kan Fein rechte Ehe mit 
dem andern befigen, Darumb fol das Tuͤchtige auff worgebende 
causae cognition, durch die fcheibunge von jhme ledig gezalt 
werden, In amfehunge das es Beine Ehefcheibunge, ſondern 
alleine ein deolaration und erklerung, das zwiſchen denſelbigen 
Derfonen nie keine rechte Ehe geweſen fen. 

Mo man aber de impotentia, zweifelt, fol die Scheldumge 
biefer Perſonen nicht fürgenommen, fondern drey Jahrlang das 
mit verzogen und verfucht werden, ob dbenfelbigen ber geſchwech⸗ 
ten Natur halben zuhelffen mehre, und hernach erftlich, wo Fein 
vath zufchaffen, die Scheidung gefchehen. ' 

Es Löndte dann zwifchen ben beyden Perfonen gehandelt 
werben, das fie ohne forderung der Ehelichen Pflichte bepelns 
ander bleiben, und das vermügende Theil freproillig Keufcheit 
halten wolte, Auff den Fahll möchte man fie beyfammen laſſen. 


Bon den Ehelelten fo bie Ehefcheidunge fuchen, wegen ber Tyranney, 
@iffts, ober anderer gefehrligfeiten halben, 


Wo fid, ein Fahll begiebe, daß das Weib in gefahr jhres 


lebens, wegen ber Tpranney oder anderer vrfachen halben, bey 


dem Manne wehre, und herwidderumb das ber Mann bey dem 
Weide nicht ficher fein koͤndte, vnd fich befürchten mäfte, fie 
möchte ihme das leben durd Gifft oder fonft abftelen, vnd ſolchs 
bey vnſerm Consistorio gefuscht wuͤrde, Sollen bie Consisto- 
riales die Sache hören, vnd fonft inquiriren laffen, was hier⸗ 
an fein möchte ober nicht, und do fie befunden, das ber Mann 


384 


alfo wie das Weib klagte, seruirte, vnd Tyramney mit jhr 
triebe, das fie. jhres lebens gefahr ftehen müfle, So foll ber 
Mann gefenglic eingezogen, vnd nicht ehe ledig gelaffen wer: 
den, er habe dann angelobet und verbürgt, ſich gegen feinem 
Weibe Erbarlich und ber geftalt zuhalten, als einem ehrlichen 
Ehemanne zuftehet unnd gebuͤhret, Würde er aber ſolchs nicht 
thun, und ferter zuſeuirn, vnd widder fein Weib zu wuͤten vor⸗ 
fahren, foll er mit was herterm gefengnus fo lange geftrafft 
werden, biß er feiner befferung gewiſſe vorficherung thut. 

Befünden fie aber, daß das Weib jhrem Manne, ober ber 
Man feinem Weibe, mit gifft oder in andere wege nad) feinem 
oder jhrem leben geftanden, vnd ſolchs würde bewiefen, oder 
es weren gnugfame Inditia oder vermuttungen dazu vorhanden, 
Sollen die Assessores folch& ber weltlichen Obrigkeit, bo die 
Beklagten gefeffen, darinne vermüge des heiligen Römifchen 
Reichs peinlichen Halsgerichts Ordnung, und wie Recht zuuor- 
fahren, aufflegen. 


Bon Eheleüten fo ohne in Rechten zuleßliche vrſachen von einander 


fein. 


As ſich auch etliche zendifche Eheleute, alleine ihrer boß⸗ 
heit vnd muthwillens halben, von einander begeben, und ſich 
zufcheiden ſuchen, auch ungeachtet, wie fleiffig zwifchen jnen ge: 
handelt wirdet, einander nicht widder Ehelich beywohnen mollen, 
vnd dadurch andern zu gleichen fürnemen böfe Erempel und 
anleitungen geben, Sollen bemfelbigen aber vorzulommen, bie 
Ehelshte aus einen andern vrfachen, dann denen bauon oben 
meldung gefchehen,, gefcheiden werden, und wo fie auffer folder 
in rechten ergründten vrfachen ſich von einander begeben wuͤr⸗ 
den, fol jhnen aufferlegt werden, ſich inner acht tagen widder⸗ 
umb zufammen zubegeben, vnd einander Chriſtlich und fried⸗ 
lich beyzuwohnen. 

Do ſich aber ein Theil bes weigern vnd In feinem vnchriſt⸗ 
lichen Vorfage verharren würde, daſſelbe fol ettvann vier Wo⸗ 
chen mit dem gefengnus geftraffet, und wann es dadurch auch) 
nicht zuuermügen, bes Landes vorwiefen werden. 


Bon den Geiſtlichen Gütern vnd Einfommen, fo ben Pfarrern und 
Kirchen genommen, entogen ober fonft abgebrungen worben. 


Nachdeme in dieſen böfen Zeiten faft ein jeder fich befleifs 
figt, den Goͤttlichen und allen befchriebenen Rechten zumidder, 
unter weß fchein er immer kan, bie Geiftlichen Güter und Eins 
kommen an fi) zubringen, welche doch die lieben Alten und 
Vorfahren, zu beforderung Göttliche Worte, aus Chriftlicher 
guter Andacht, zu Kirchen und Schulen gegeben vnnd vorei⸗ 
gendt haben, Alfo wollen und fegen Wir zuuerhütunge vnd 
abmwendunge deffelben, das die Collatores, Patronen, Pfarrer, 
Gottshaußleüte, Rethe und Gemeine in Stedten und Dörffern, 
noch fonft jemandts vnſers Churfuͤrſtenthumbs, nicht macht 
haben follen, einiche Geiftliche Güter, Heüfer oder Einkommen 
zu den Kirchen, Pfarren, Hofpitaln und Küftereyen gehörig 
zuuerandern, vielmeiniger in weltliche breüche zuziehen, Es ges 
fchehe dann mit onferm oder vnſers Geiftlichen Consistorij fons 
derlichen Conſens, bewilligung vnd erkandtnuß. 

Vnd auff das ſich keiner darüber unter einichem Schein, 
der Geiſtlichen Guͤter vnd Einkommen vnterziehen, vnd die vor 
ſeine vertheidigen moͤge, Soll in vnſerm Churfuͤrſtenthumb 


388. OXLIV. Braudbenburgiſche Viſttativns⸗ uud Conſ.⸗Ordunug. 


vnd Landen, Niemandts ohne Rechtmeſſige ankunfft vnd Tit⸗ 
tel, an den Pfarr: oder Kirchenguͤtern, wie die Namen haben 
moͤgen, durch den langwirigen Beſitz, einichen eigenthumb oder 
gebrauch, vel quasi erlangen, Sondern mo durch Brieffliche 
ober Lebendige Vrkunden gebürlich aufgeführt und bewiefen 
werben Tan, das die entwandte Güter Geiftlich gewefen, vnd 
ber Possessor Eöndte feine ankunfft do Legen beſtendiglich nicht 
darthun, So fol der Inhaber der Güter dauon abſtehen, vnd 
biefelbigen toiderumb ad pios vsus transferirt werben. 
Derwegen follen die Pfarrer, deigleichen die Patronen 
Gottshausleuͤte, Auc die Rethe, Schultzen und Gemeine in 
Stedten und Dörffeen, fonderliche fleiffige und gute achtung 
haben, das den Kirchen, Hofpitaln, Pfarren und Küfterenen 
an ihren Einkommen, Barfchafften, Hufen, Eder, Wiefen, 
Paten, Zehenden und dienften, wie das Namen haben mös 
gen, von einem ber fen hohes oder nidders Standts, nichte 
engogen werde, Vnd do fich ſolchs jemandts bereit vnterſtan⸗ 
den, oder noch untevftehen würde, follen fie bey ihrem Chriſt⸗ 
lichen Gewiſſen auch Eyden und Pflichten, damit fie ung ver 
wand, vns oder onferm Consistorio allhie zu Coͤln an ber 
Sprew ſolchs Schrifftlich vermelden, So foll ex oflicio ges 
buͤhrlich einfehen gefchehen, Würden fie es aber gefchehen laſſen, 
vnd mit den jenigen, fo der Kichen: vnd Pfarrgüter an fich 


- gebracht oder brechten, durch die Singer fehen, Sollen fie mit 


entfegung jres Ampts, vnd fonft geftrafft' werden. 

Vnd damit ſolch vnchriſtlich fürnemen abgefchnitten wer⸗ 
den, vnd die Geiſtlichen Guͤter in dem Stande, dazu ſie ver⸗ 
ordent bleiben moͤgen, ſo ſol vnſer verordenter Fiſcal durch 
Rechtlichen ſchleuͤnigen Summarien Proceſs, ſolche vnterzogene 
Geiſtlichen Guͤter vnnd Einkommen, von ben Imehabern wi 
der abfordern, vnd zu den Kirchen, Pfarren vnd Hoſpitaln 
bringen, derſelbe Proceſs aber fol auffs kuͤrtzeſte alſo vorgenom⸗ 
men werden, das anfenglichen widder die vngehorſamen, wie 
oben im Proceß de contumatijs geſatzt, vorfahrn, und darauff 
Inhalte deffelbigen erfandt werde. 

Würden aber beyde Theil auff die außgangene Labung 
erſcheinen, fo die güte zroifchen ihnen fürgenommen,, und mit 
allem fleiffe, per aggrauationem conscientiae verfucht werden, 
Ob der Innehaber gutwillig von den Geifllichen Gütern abzu⸗ 
fliehen, vnd diefelbigen dem Pfarrer oder der Kirchen wibber 
einzureümen, zuuermügen. 

Wo aber diefelbige durch güthliche vermanung nicht zubes 
wegen, fol von ftund zum beweiſe gefchritten, und einem hell 
nach geflalt der ſachen, berfelbige, durch einen Rechtlichen ab⸗ 
ſcheid, den inner Rechts frift als ſechs Wochen, zuuerführen, 
aufferlegt werben. 

Vnd warn das Zeugnus'eintommen, fol al6balde die La⸗ 
bung an beide Theil ad publicationem testificatorum ausges 
ben, vnd ein jeber Theil darauff mit zweien Segen alterna- 
tiue, von vier Wochen: zu vier Wochen zum Vrtheil be 
ſchlieſſen. 

Wann nun alfo zum Vrtheil beſchloſſen, ſollen die Asses- 
sores vnſers Geiſtlichen Consistorij, ein Vrtheil auff das Zeug⸗ 
nus, vnd darauff eingewandte Setze begriffen, und daſſelbe den 
Parthen, nach vorgehender gebuͤhrlicher Ladung eroͤffenen. 

Gleicher geſtalt ſol es auch, wo der beweis ohne erhebliche 
Impedimente, nicht vorfuͤhrt, Ober aber ein Teil auff das vor⸗ 











2303, CXLIV. Braudenburgifche Stfitationd: nud EonfsOrbnung. 


führte gezeugnus mit feinen Segen, bie felbigen zu rechter zeit 
einzubringen fehmig, und das gehorfame Theil den ungehorfam 
gebührlic, befchüldigen wuͤrde, gehalten, und vnnachleſſig durch 
gemelte Assessores barauff gefprochen werben. 

Welcher Theil fich aber nach der Publication eins Endts 
vrtheils, vermeindte dadurch beſchwerdt zufein, der mag in ber 
Im Rechten geordenten zeit, an uns Supplicirn, doc) das nach 
geſchehener Supptication, ein jeder Theil mit einem Sage, in 
obgemelter frift, zum Vrtheil befchlieffen folle. 

Was als dann wir oder vnſere Cammergerichts Rethe, in 
vnſern Namen darinne Sprechen werben, dabey foll es endtlich 
bleiben, und mit der Erecution, da das ftreitige Gut der Kir: 
chen oder Pfarrern widder zuerkand würde, ſtracks vorfarn, 
und in dem ein Standt oder Derfon, angefohen werden. 

Vnd follen vnſere verordente Visitatores derwegen wann 
fie Vifitien, die Mengel fo ſich der Geiſtlichen Güter halben 
erhalten, fleiffig verzeichnen, und dem Fifcal, vermüge difee 
Proceſs darinne zuuorfahrn, unnachleffig auflegen. 


Bon dem Fiſeal und feinem Ampte. 


Nachdeme den Dorffpfarrern faft alles dauon fie ſich auch 
jre arme weib vnd kinder erhalten follen, ensogen mirdet, und 
doch ſolchs aus forcht nicht Magen doͤrffen, Auch zu zeiten vn⸗ 
uormüglicheit halben nicht thun koͤnnen, darüber die Güter 
von der Pfarren und Kirchen gar alienirt werden, Seind Wir 
ber Landtsfürft zuuorkommung deſſelben fürftehenden Vbels, 
beroogen, einen fonderlichen Fifcal der ex officio widder bie 
Berbrecher deßhalb Procedirn möge, zuuerordnen. 

Vnd fol demnad) berührter vnſer Fiſeal in allen und jeden 
Sachen, dauon oben melbung gefhehen, vnd die wir oder vn⸗ 
fere Visitatores vnd Consistoriales jhme aufflegen werben, 
Procedirn, Vnd fonderlich fol er widder bie muthmillige Pfar⸗ 
ver vnd Küfter, fo mol als andere Verbrecher diefer Ordnung 
vorfahrn, vnd biefelbigen zu gehorfam und abtrage bringen, 
Auch in beme vnd fonft feinem Ampte trewlich nachkommen, 
ond dißfale niemandts fhonn. 


Bon den Procuratorn. 


Die Procuratores follen die Sachen: vermüge des Eydts 
ben fie vnſerm Cammergerichte geſchworn, in diefem Consisto- 
rio auch trewlich fordern, Da aber einiche gefehr oder vorzug 
diefer onfer Ordnung zuentgegen, Es fey in Gütlichen ober 
Rechtlichen Hendeln, von den Aduocaten oder Procuratorn ges 
fpürt würde, Sollen die Verordenten vnſers Consistorij dies 
felbigen zuftcaffen, oder jhnen die Procuratur ein zeitlang zu⸗ 
verbieten haben, 


Bon onterhaltung des Consistori]. 


Weit Chriſtlich vnnd den befchriebenen Rechten gemeß, das 
bie Gaben, die vorzeiten bie Biſchoffe und Gapittel,, in Stiff⸗ 
ten zu onterhaltung Chriftlicher Empter, und zu beforderung 
ber Religion fachen, Auch der Geiſtlichen fchug entpfangen vnd 
eingenommen, nachmals dazu gegeben und gebraucht werben. 

Wie dann den Bifchoffen die Procuration und Hufengelt, 
Deßgleichen den Capitteln vnd Probften das Cathedraticum, 
Synodatienm, und Sandgelt, aus keiner andern vrfachen, dann 


zu der Geiftlichen Recht und fchug gegeben worden, Darumb 
1. . 


auch die beide nehifte geweſene Bifchoffe zu Brandenburg, Jer⸗ 
lich drithalb hundert Guͤlden zu beftellung vnſers Consistorij 
von dee Procuration vnnd Hufengelt Jerlich gegeben, Vnd 
letzlichen daſſelbe gar darein gefchlagen, das es die Consiste- 
riales nunmehr, wie bann auch nicht vnbillich geſchicht, fore 
been mögen. 

Weil aber folhe Procuration und Hufengelt, nicht viel 
vber bie unkoften, zwey hundert gülden außtregt, Aus vrfachen, 
das es vntrewlich gegeben wirdet, vnd die vom Abel, auch ans 
dere in Stedten viel Hufen durch auskauffen, vnd ſonſt zu ſich 
bringen, vnd das Hufengelt zugeben weigern, welches ſie doch 
mit fuge nicht thun koͤnnen, Auch jnen nicht gebuͤhret, das je⸗ 
nige, ſo vorhin nicht frey geweſen, oder ſie in jren Lehenbrieffen 
nicht haben, ftey zumachen, vielweiniger der Geiſtlichen Ge 
rechtigkeit alfo vnter ſich zuziehen, Darumb follen bie vom 
Adel, und andere beide in Stedten und Dirffern, das Biſchoff⸗ 
liche Hufengelt von den Hufen, dauon vor alters gegeben, nach⸗ 
mals entrichten , oder der Pfandung gemarten. 

Vnd weil auch das Cathedraticum und Sandtgelt, So die 
Pfarrer in Sede Berlin, Bernaw, Newſtadt, Wrigen an ber 
Dder, und Straußbergk von alter® gegeben, Dem Probfte, vn⸗ 
fers Stiffts alhie zu Coͤln an dee Sprew gebuͤret, follen fie e8 
bey meidung der huͤlffe jme nachmals geben, dann Er vnd die 
volgende Pröbfte follen allivege vor Assessores des Consisto- 
rij gebraucht werben. 

Da fich auch offte begibt, das die Pfarrer von den Pfarren 
bin und widder ziehen, oder verfterben, vnd mann andere Pfars 
ter hernach widder darauff kommen, thun fie fich der Procuras 
tion mweigern, dadurch dann dem Consistorio das fein en&ogen 


wirdet, Darumb fol es hinfüro alfo gehalten werben, das der 


jenige fo auff Martint auff der Pfarren gefunden wirdet, bie 
Procuration ſtracks ohne einichen behelff entrichten folle, Vn⸗ 
geachtet er habe Eurg oder lange die Pfarre innegehabt. 


"Bon ben Straffen, fo in ben Cansistorio gefallen. 


Ob fich zutrüge, das bie Benfiger in vnſerm Consistorio, 
einer oder wehr Partheyen, ihrer verwirdung nach, eine Gelte 
ftcaffe aufflegen würden, bie follen fie durch den Fifcal einfor> 
dern laſſen, auch in Gerichte. annemen, vnd bamit, nad) vnſerm 
weitern beuelch, gebarn. 


Beſchlus. 


Letzlichen wollen wir vns vorbehalten haben, die Obgeſatzte 
Ordnung zubeſſern, zuandern, zuuermindern, oder da die not 
erfordert, in etlichen Artickuln zuerkleren, vnd follen die Con- 
sistoriales in wichtigen Hendeln fich alwege vnſers Raths er⸗ 

olen. 
’ Da aber ein Fall fürfiele, der in difer Ordnung nich deci- 
dirt oder vermelbet, Sol es damit. nach gemeinen befchriebenen 


Rechten gehalten werden. 


Wie wir dann diefe unfere Ordnung, die Geiftlihen Hen- 
del und Sachen, obberuhrter maffen, darnach zurichten, aus 
Churfürftlicher Obrigkeit, hiermit Conſtituirn und fegen, wollen 
auch menniglichen gnedigft vnd auffe trewlichfl vermahnet has 
ben, das ein jeder die hoͤchſte Gaben, die uns Gott durch feinen 
Ikeben Som Iheſum Chriftum, im Predigampt und hochwir⸗ 
digen Sacrament mitgetheilt, auffe Reiffigfe trace ‚die 


Kichhe vnd jre Dimmer lieben, auch ihnen nach allen vermuͤgen 
huͤlffe beweiſen wolte, Dann ob wir gleich willen, das es ben, 
bie Gott nicht fürchten, und den Kirchen allenthalben abgezogen, 
oder noch abzuziehen gedenden, zum hoͤchſten entgegen, vnd fie 
nichts liebers fehen möchten, dann das keine Ordnungen ober 
Rechte im Lande wehrte, So feind wir doch, fouiel der Allmech⸗ 
tige und feine Gnade verleihen wirbet, darob mit fondern ernſte 


EURE. CHLV. VYommmeriche Syuodalſtatuten. | 


zuhalten, vnd dieſelbige zuſchuͤten und zuhandthabon, genbibch 
gemeint. 

Vrkuͤndtlich mit vnſerm auffgedruckten Secret beſiegelt, 
Nach Chriſti vnſers lieben Herrn vnd einigen Erloͤſers Geburth 
1573. Jahre. 

Gedruckt zum Tham in der Newemarcke durch Chriſtoff 
Rungen. 


1574. 


.  CXLV. 
Statuta synodica in ecclesiis Pomeraniae, promulgata in eynodo Eiryphen- 


hagia, Anno 1574. 


Die folg. Statuten entiehnen wir aus Moser, Corp. 
fur. eccl. ev., Vol.H. p. 774 94 Eine befondre Ausg. 
erſchien u. a. Stettin 1690 Fol. 


* * * 


Caput I. 
De Doetrina et studils Pastorum. 
J. 

Pastores et Ministri Ecclesiae omnes sint consentientes 
et constantes in sincero consensu doctrinae coelestis, juxta 
scripta Prophetica et Apostolica, Symbola, Augustanam 
Confessionem, ejus Apologiam, et Catechismos Lutheri. 


II. 


Fugient impia et falsa dogmata, sectas fanaticas, et pe- 


regrinas opiniones, inprimis errores de Sacramento Coenae 
‘ Domini, Zvvinglüi, Calvini ‚et similium, veram et substan- 
tialem corporis Christi praesentiam negantium, nec frivolis 
rixis, de doctrina alibi temere motis, se admjsceant. 


II. | 
Non spargent, voce vel scripta, novas aut peregrinas 
opiniones, vel alibi motas, vel secum conceptas, nisi ante 
in Synodo veris fundamentis verbi DEI eas analogas fidei 
demonstraverint. Hoc enim nervo consensus doctrinae, et 
tranquillitas in Ecclesiis Pomeraniae, DEI beneficio , longo 
tempore conservata est. 


IV. 

Assidui et diligentes sint in studio Theologico, et in 
precatione. Legant quotidie textum Biblicum, Caput unum 
atque alterum exVeteri et Novo Testamento, Psalmos duos 
aut tres, Locos communes Domini Philippi, Examen Ordi- 
mandorum, vel Corpus doctrinae ordine; Eruditiores adjun- 
gant lectionem Chronici Philippi, et Historiae Ecclesiasticae. 
Addant et libros pios et utiles Patrum, et Scriptorum vete- 
rum et recentium, quos tamen legant cum judicio, proban- 
tes omnia, ettenentes, quod cum norma verbi DEI congruit. 


V. 
Coneiones ad Ecclesiam faciant, non ex tempore, aut 
ex .libro legant, sed diligenter praemeditatas, et accomme- 
dent cas ad suum gregem, docendo, arguende , consolando 


18. et 19. die Junii. 


et exhortando, zelo sancto, im Spiritu mansuetudinis, non 
ad destructionem, sed ad aedificationem Ecclesiae. 


vi. 

In Concionibus de usitatis Evangeliis et Catechismis po- 
tissimum sequantur Postillas Lutheri, et majorem Catechis- 
mum ejus, inde desemant ea, quae suae Ecclesiae utilia et 
salutaria esse judicent. _ Aliorum Postillas et Catecheses, 
sed paucas et bonas, cum his conferant, varietatem fugiant, 
et parvum Catechismum Lutheri per majorem ejas Catechis- 
mum esplicent. 


In Synodo fiat Examen ex textu Biblico, ex Locis Com- 
munibus Philippi, vel ex nostro Examine Ordinandorum, et 
ex Catechismo. 


VII. 
Interdum Superintendens cuilibet Pastori Locum ali- 


| quesa doctrinse, aut partem Catechismi, in Synodo breviter 


explicandum injungat , vel disputationem utilem et perspi- 
cuam instituat, aut recitationem declamationis alicui man- 
det, ut Ministres Verbi judicandis et solvendis argumentis 
contrarüs exerceat, et idoneos in usu styli retineat. 

IX. 

Ut imter omnes doctrinae consensio conservetur, Prae- 
positi et Provisores Synodi vocent, quolibet mense, exceptis 
tamen hybernis, Novembri, Decembri, ‚Januario, Februario, 
unum ex vicinis Pastoribüs, fratrem ejus Synodi, qui ipsis 
audientibus Concionem habeat, idque fiat ordine, nisi lon- 
ginguitas loci, vel aetas, vel alia probabilis causa, de judi- 
cio Superintendentis, excuset quempiam, 


Secundum Caput. 
De Ceremonils, et Officiis Ministeril in Ecclesia. 


| I. 

Omnes Ecclesiae, quotquot in ditione Hlustrissimorum 
Principam , Ducum Pomeraniae, Cassubiorum et Wandalo- 
rum, Priscipam Rugiae, et Comitum Gutzkoviae, sitae 
sunt, jure Patronatus earum ad quemcungque pertinente, sub- 
ditae et conformes sint communi totius Pomergniae Ordi- 


“508. OXLV Pommcvſche Syuodalfiatuten. 
netioni Ecciesiasticane et Agendae, quae consensu Ordinem, 


ab Illustrissimis Principibus publicata est, Ä 


I. 

Ceremoniae Ecclesiasticae omnes, tum diebus festis et 
dominicis, tum etiam in hebdomata, serveutur, et fiant 
juxta Ordinationem Ecclesiasticam et formulam Agendae. 
Si quis contra fecerit, et alios ritus, in,peragendis publicis 
sacris ofliciis Ecclesiae, proterve usurpare, vel quispiam, 
violata recepfa conformitate in Ceremoniis , innovare petu- 
lanter attentaverit, aut per ignaviam officio suo desit, a 
Synodo et Superintendente punietur, vel res, pro conditione 
facti, remittetur ad Consistoriam. Pastores igitur attente 
legent Librum Agendae, et dent operam, ut, quae pie et 
bene scripta sunt, pie et recte intelligant, et rite usurpent. 
In ritibus autem humanis sciant, semper excipi libertatem 
Christissam, si fiat violatio in vasu venae nocessitatis „ aine 
petulantia et scandalo ad alios, - 


MT. 

Catechismam Pastores sedulo exercemt, et inculcent po- 
pulo. Lecto ad Altare Evangelio, partem ejas, cum forma 
Confessionis, Ecclesiis praelegi curent. In civitatibns die- 
bus Dominicis habeatur ordinaria Concio Catechismi, in quo 
singulis anni quadrantibus pueri examinandi sunt, et ser- 
vanda Catechumenorum confirmatio, ut in Agenda praeci- 
pitur, In pagis, diebns Dominicis, Pastores a prandio in 
Catechismo brevem Concionem habeant, qua finita, ad aram 
juventutem in eo erudiant. Quater in anno pueros m Ca- 
techismo examinent, et ritum confirmationis institaant, nec 

ueros ad communionem Coenae Domini admittant, prius- 
quam confirmati sunt, quo nervo facile cogent omnes, ut 
Catechismum discant. 


IV. 

Io induenda in pagis veste linea ad altare aute Concio- 
nem, cum desunt Communicantes, quod in civitate raro ac- 
cidit, sciant Pastores, in Synodis placuisse Patribus nostris: 
1. Propter conformitatem, eo quod animadverterant, alios 
«am induere, alios nen imduere: Ne igitur ad aram in Ec- 
clesfis dissimilitado esset, quae scandalum apud vulgum, 
wel calımmlas. pareret, viswm fuit, decere uniformiter omnes 
eam induere. 2. Propter reverentiam Ministerii apud vel- 
gus, eo quod plerique Pastores in pagis, stantes sine veste 
sacra ad aram , in facie Coclesiae, aut pannose aut scwrili 
vestitu, se et Ministerium saepe deformant, in qua re cum 
zihil a nobis ia gratiam Papae flat, et ommis impia optmio 
‚ absit, nulla disputatione opus est, | 


V. 

Diebus Sabbathi, et in Vigiliis festorum, Pastores cum 
Custodibus juxta Agendam, in templo decantent preces 
Vesperarum, et sedulo consuefaciant populum, ut commu- 
nicaturi ad vesperas veniant, ‘exhortationem de confessione 
ändiant, et sic se ad usum Sacramenti praeparent, nec 
quemquam ad Coenam Domini admittant, nisi exhortationi 
interfuerit. 

VI. 
Magna cura servetur privata Absolatio, audiendis seor- 


887 


sim singulis confitentibus. Si confluant plures, quam una 
vice privatim audiri queant, Pastor hortetur aliquos, ut se- 
quente die Sabbathi redeant. Si quis Minister verbi DEI 
ipse Coeram Domini volet, Absolationem petat ante a Col- 
lega, vel Vicino zu0, nisi m casu necessitatis diversum fieri 

oporteat. 


VII. 

In Concionibus de Baptismo, Pastores ex Ordinatione 
Ecclesiastica pie et modeste admoneant et obtestentur om- 
nes, ut, usitato more, tantum tres Baptismi testes invitent. 
$i quis in Ordine equestri plures roget, Pastor obsecret, ut 
Ordinationis purro Böclesiasticag ratio habeatur. Omnes 
tamen exhortattoni et precatiomibus super infante adhibeat ; 
sed oum ad Baptisterium omaibus locus esse non possit, 
petat, ut, usitato more, tres accedant. Ut enim baptira- 
mr in nomine sanctae Trinitatis, 1. Joh. 5. et tres sunt in 
coelo, qui testimonium perhibent, Pater, Verbum, et Spi- 
ritus, et tres in terra testificantur, Spiritus, Aqua, et Sau- 
guis: ita tres Baptismi testes inter Christianos esse convenit. 


VIII. 

Nemo in alterius Paroecia, altero invito aut inscio, of- 
ficia ministerii sibi sumat, sed quisque in sua Ecclesia pro- 
pria agat, nec turbet alios. 

IX. 

Potestate Clavium, a Filio DEI instituta, utantur Pa- 
stores, non iracunde aut praecipitanter, nec ut placet ho- 
minibus, sed justa normam verbi DEI, Ordinationis Eccle- 
siasticae et Agendae, pie, prudenter et fideliter, non ad 
destructionem, sed ad aedißicationem Ecclesiae. 


| X. 
Nallus Pastor quemquam publice excommunicet, absque 
judicio atque mandato Conaistosii et Superintendentis. 
XI. 

Palam polluti manifestis scandalis doctrmae fidei, aut 
vitae, non admittantur ad Sacramenta, priusquam publicam 
pvenitentiara agant, Manifesta enim scandala, disciplinae 
cansa, per publicam pvenitentiam coram Ecclesia tolli ne- 
cesse est. Et qui totam Ecclesiam aliquam scandalo offen- 
dit, coram DEO obligatus est, ut per culpae deprecatio- 
nem cum ea reconcilietur. 


XI. 

Cum ritus petendae publicae Absolutionis ad aram, in 
facie Ecclesiae, in publica poenitentia, in Ecclesüs Pomg- 
rauiae, probabili de causa abrogatus sit, Pastores non alios 
ritus publicae poenitentiae usurpent, quam in Agenda prae- 
scripti sunt, quemadmodum Ordinatio Ecclesiasfica praecepit. 


XI, 
Effrewis mundi senecta oum impio et coeco amore lieen- 


tfiae, excommunicationem et poenitentiam publicam, quam- 


vis ea in Agenda, pio studie, quantum bona oomeciemtia 
fieri potuit, mitigeta est, ferte nolit; sed spreta autoritate 
Verbi divini, et manifestu Institutione Christi, veriis modis 
‚ei adversetur, debent Pustores Ecelesias suas hac.de re · ex 
verbo DEI saupe et diligenter-erudire, et docere, quod m 

49 * - 


"388 1588. CKLV. Yammeriche Svnodalſtatuten. 


hac parte ab Ordinatione Ecclesiastiea et Agenda discedere 
non possumus. Cum igitur tales casus incidunt, utantur 
Pastores in excommunicatione eo processu, qui in Agenda 
praescribitur. Etsi notoriis scandalis polluti publicae poe- 
nitentiae, ut coram Ecclesia nominentur , se submittere no- 
lint, remittant eos, juxta Ordinationem Ecclesiasticam , ad 
Consistorium et Superintendentem, allatum sententiam de 
modo agendae verae poenitentiae, et quid, testificandae 
verae poenitentiae gratia, ad pios usus dari conveniat. 


XIV. 

Si tamen lapsi, ut Agenda habet, in locis longinguiori- 
bus, vel alibi quoque, humili spiritn publicae poenitentiae 
ultro se submittant; Pastor, si casus atrocior et intricatior 
sit, eorum sumptu rem omnem ad Consistorium et Super- 
intendentem perscribat, petens sententiam, quid fieri opor- 
teat. Si vero casus levior, aut minus dubius sit, et lapsi 
in caeteris alioquin Ordinationi Ecclesiasticae pie obediant, 
.et si possint, aliquid, ad testificationem verae poenitentiae, 
ultro dent ad usus Ecclesiae vel pauperum ; Pastor, omissa 
remissione ad Consistorium, juxta Agendam in publica 
eorum poenitentia procedat. Idem fiat, cum lapsi sunt per- 
sonae miserabiles, si modo cor poenitens et spiritum humi- 
liatum afferant, 


XV. 

Remissio ad Consistorium , in publica poenitentia, com- 
muni omnium Ordinum consensu magno consilio in Ecclesiis 
Pomeraniae instituta est, disciplinae, ordinis et tranquilli- 
tatis causa, ut lapsi et caeteri in metu essent, et ut vulgus 
Pastorum molestia et periculo levaretur, et ut Excommuni- 
catio et publica poenitentia rite in Ecclesiis servetur: Ex- 
perientia enim docuerat, multa perperam fieri, cum Pasto- 
‘res publice lapso, vel de scandalo suspectos, e vestigio, 
non praemissa admonitione, coram Ecclesia excommunica- 
rent, et omnis publicae poenitentiae potestas, non requi- 
-sito Consistorii vel Superintendentis judicio, penes Pastores 
.esset. Cumque ingens sit casuum varietas, et perplexitas 


tauta, ut multi Pastores de iis recte statuere nequeant, pleri-' 


que et lapsi adeo sint contumaces, distorti et feroces, ut 
.non tutum sit Pastoribus, cum ipsis de publica poenitentia 
.agere, pio et communi judicio hic nervus disciplinae, ordi- 
nis et tranquillitatis, institutus est. Ac, si quem non pu- 
duit, Ecclesiam Christi pablico scandalo oflendere, aut tur- 
bare, eundem merito non pigeat molestiae, in adeundo 
"Consistorio et Superintendente, ut omnia in"Ecclesia recte 
"Rant. 
WVI. 
Congruit cum Scriptura haec publica lapsorum remis- 
sio ad Consistorium et Superintendentem. Paulus enim 
2. Thessal.3. jubet Thessalonicenses in Epistola ad senotare, 
-si quis non obedit Ministerio, vel inordinate ambulat; et 
-Beclesia inCorintho consilium Pauli flagitavit, 2. Corinth. 2. 
(cam recipiendus esset incestuosus. . Errant igitur, qui pu- 
'tant, hoc. nervo casus reservatos, more Papistico, in Ec- 
:clesüs nostris sancitos esse. Consistorium enim non ab- 
‚solvit-publice lapsos, sed facta cognitione scandali, quid fieri 
conveniat, admonitos de vera poenitentia, jaxta Agendam, 


remittit ad Pastorem suum, quomodo absolvendi, et quomodo 
in publica eorum poenitentia procedendum sit, Nec quaestus 
causa hic nervus disciplinae et ordinis institutus est, multo 
minus, ut civilibus judiciis mulctae eripiantur. Ordinatio Ec- 
clesiastica non uno loco monet MagistratusPoliticos, ut scan- 
dala publica puniant, quod cum fit, Consistoria mulctas lap- 
sis irrogare nequeunt. Cessante vero civili judicio, cognitio 
delicti et mulcta, juxta jus scriptum, et Ordinationem Ec- 
clesiasticam, autoritate Illustrissimorum Principum, et con- 
sensu Ordinum comprobatam, ad Consistorium ‚Ecclesiasti- 
cum pertinet, sic tamen, ut pars ad Ecclesiam redeat. 


XVII. 

Sic et per se pium est, et cum Verbo DEI congruit, 
quod lapsi, in publica poenitentia, vel Magistratu id ordi- 
nante, vel pie admoniti a Consistorio, Superintendente, ve 
Pastore, libero Spiritu dent aliquid ad pios usus Ecdesiae 
et pauperum, non ut sit satisfactio pro peccato, sed ut, in- 
ter caeteros fidei fructus, sit testimonium non simulatze 
poenitentiae: Quemadmodum Christus Luc. 7. de muliere 
peccatrice inquit: Remissa sunt ei multa quia dilexit multum. 
Et Daniel hortatur Regem Nebuchodonosor, ut poenitentiam 
agens, Eleemosynis coram Ecclesia scandalum deleat, Dan. 
4. Et Christus laudat Zachaeum , Luc. 19. dantem in con- 
versione dimidium bonorum pauperibus. Sic et Apologia 
Confessionis Augustanae, refutans opinionem Papisticam, 
de satisfactione pro peccatis per Eleemosynas, docet in ex- 
plicatione dicti Tob. 4. Eleemosynas, factas fide a poeni- 
tentibus, ad testiicandam veram conversionem, et ad gratia- 
rum actionem erga DEVM, et charitatem erga Proximum, 
placere DEO, mitigare poenas, et mereri multa beneficia 
DEI. Hanc ob causam et Patres nostri, D. Bugenhagius, 
M. Paulus a Rhoda, Doct. Knipstrovius, et alii primi prae- 
cones Evangelii in Pomerania, vivo DoctoreLuthero, ad- 
hortationem de dandis talibus Eleemosynis in publica poe- 
nitentia, inseruerunt veteri Agendae, ante annos triginta. 


XVIII. 

Cum Pastores, intermissa remissione ad Consistorium, 
publice poenitentes hortantur, ad dandas ejusmodi Eleemo- 
synas, semper abhibeant Diacones Ecclesiae , et alios pios, 
totius rei testes, nec hic sua commoda captent, nec coactione 
quicquam ab invitis extorqueant, et pauperum rationem ba- 
beant, dummodo cor poenitens lapsi adferant. Cuivis igi- 


tur faciant liberum, an, et quid dare velit, ut rectius corda 


probentur, quae non coactione, sed piis exhortationibus de 
Eleemosynis, ex Verbo DEI flecti convenit. Dicta extant 
passim in Scriptura, imprimis Dan. 4. Tob. 4. Sirach. 3. et 
29. Matth, 6. Luc. 7. 11.19, 


XIX, 

Nemo ritu matrimonii copulet vagos, vel ignotos, ad 
Ecclesiam suam non pertinentes, multo minus eos, de qui- 
bus opinio sit, quod conjuges superstites habeant, vel alibi 
sponsalia cum aliis contraxerint, 

IX. 

Ter fiat ante copulationem coram Ecclesia renunciatio 

sponsi et syonsae. Hic Pastores admoneant eos, qui jastam 








sus&. CXLV. Pommerſche Synodalſtatuten. 


causam contradicendi sponsalibus se habere putant, ut ma- | 


ture id faciant. Si viderint frivolam causam esse, horten- 
tur, ut quiescant. Si vero dubia sit, jubeant tempestive 
implorari opem Consistorii et Superintendentis, nec dolo 
malo turbari nuptias. 


XXI. 


Consensu Illustrissimorum Principum et Ordinum pla- 


cuit, ne publicae nuptiae celebrentur, a Dominica I. Ad- 
ventus, usque ad Dominieam J. post Epiphanias Domini. 
Similiter, i in Quadragesima, a Die Cinerum, usque ad Do- 
minicam Quasimodogenit. Ea de re Pastores Ecclesias 
suas mature admoneant. | 


XXI, 

Dubiae causae matrimoniales, de sponsalibus, gradibus, 
divortiis, remittantur, juxta Ordinationem Ecclesiasticam, 
ad Superintendentem, qui vel consilium dabit, quid fieri 
aequum sit, velrem ad Consistorium referet, 


XXI. 

Qui sine poenitentia et Coena Domini, obstinate, in no- 
toriis peccatis, aut induratis odiis, moriuntur, non sepe- 
liantur publicis piis Ceremoniis, non honorentur ab Eccle- 
sia pulsu campanarum. Si tamen haeredes cum Diaconis 
transigant, sepulchrum eis alicubi in Coemiterio concedi 
potest, donec in Synodo generali, communi consensu Se- 
niorum , severioris disciplinae causa, diversum statuatur, 


.. XXIV. 

Si qui vere repentina morte praeoccupentur, quorum 
non fuerit manifesta impietas, nec petulans contemptus Sa- 
cramentorum aut Ministerii, eos jubet pia charitas non con- 
demnare, negandis piis sepulturae Ceremoniis, sed commit- 
tere misericordiae DEI, spe salutis per Christum. . Idem 
enim nobis et aliis evenire potest, juxta illud: Hodie mihi, 
cras tibi. 

XXV. 

Clandestinae sepulturae, quae sine publicis piis Cere- 
monis fiunt, in Ecclesiis non ferendae sunt; Si paupertas 
praetexetur, Pastores vere pauperibus propter DEUM pies 
funebres exequias faciant. 


XXVI. 

Sepulturae, quae fiunt sine consolationibus et exhorta- 
tionibus ex verbo DEI, nihil prosunt ad aedificationem Ec- 
clesiae, sola sunt theatrica spectacula, incurrentia in aures 
et oculos. Pastores igitur omnibus sepulturis adsint, et, 
dum funus in sepulchro terra obruitur, cum his, qui comi- 
‚ tati sunt, ingrediantur templum, et, lecto idoneo textu 
“ Scripturae, se et alios doceant: L Unde sit mors, II. Quam 
incerta sit hora mortis. III. Quomodo Filius DEI a morte 
nos liberaverit, IV. Quid differat mors credentium in .Chri- 
stum a morte impiorum. V. Quae sit spes resurrectionis. 
- VI. Quomodo mentes ad beatam mortem praeparandae sint. 
Quae breris exhorlatio, juxta Agendam, precatione vel 
Collecta claudenda est. Qni possunt, pro hoc labore, ae- 
quum est, ut dent aliquid Pastoribus,, pauperibus fiat gratis. 


XXVII. 

Quod in Ordinatione Ecclesiastica et Agenda praeeipi- 
tur, de admonendis piis, ut, quantum quis velit, aut possit, 
Testamenti loco, ante vitae exitum det, ad conservationem 
et usum Ecclesiae,, Ministerii, Scholarum et pauperum, id 
etiam in veteri Agenda Pomeranica extat, et per se pium 
et aequum est, verbo DEI, rectae rationi, juri scripto, et 
vetustae piae consuetudini consentaneum. Apud aegrotos 
vero caveant Pastores, ne intempestive id faciant, quando 
infirmi mentis judicio deficere incipiunt, vel gravi alıqua ten- 
tatione , aut vehementiori morbo, cum vitae periculo, con- 
flictantur. Deinde hic nihil importune aut imperiose fiat: 
Absit omnis coactio, aut interminatio, negandae propterea 
Absolutionis et Coenae Domini. Res, quae per se libera 
est, cujusvis liberae voluntati permittatur. Moneant autem 
eos, qui testamenta dant, .ut ea dent, quae sua sunt, et 
quae sine injuria Creditorum aut haeredum dari queant. 
Semper autem testes rei adhiberi faciant, uf rixae praeci- 
dantur. Maxime vero fugiant Pastores omnem avaritiae 
speciem, ne quid hoc nomine, praetextu Ordinationis Ec- 
clesiasticae, in suos usus poscant. Si tamen quid ipsis a 
quopiam ultro datur, id ut per se liberum est, ita perci- 
piunt merito, 


XXVIII. 
.Offertoria puerperarum, similiter in nuptüs et sepul- 
turis, veteri jure et consuetudine ad Pastores et Mifistros 
Verbi pertinere, non est dubium. Errant, qui Simoniam, 
vel quaestum Papisticum esse somniant. Ubi igitur offer- 
toria veteri more Pastoribus dantur, in eodem usu retinenda 
sunt: Ubi vere fuerint intermissa, vel ad usus pauperum 
translata, si Pastores repetant, faciant id pacis causa, non 
privata cupiditate, sed Magistratus et Diaconorum consen- 
sum petant, qui, si adversentur, rogent Superintendentem, 
ut operam suam interponat inter ipsos et Diaconos paupe- 
rum, consentiente Magistratu transigat, sic, ut loco ofler- 
torii aliquid ex pauperum reditibus quotannis Pastoribus et 
Ministris Verbi cedat. Qua via si non procedat, res diffe- 
ratur , donec in Visitatione de ea determinatio fiat. 


XIX. 

In veteribus usitatis accidentalibus Ministerii, fugiant 
Pastores omnem malam speciem avaritiae, et quaestuosae 
expilationis. Nec propter res minutas, se et Ecclesias, cum 
periculo et scandalo, rixis involvant,. Attamen, quod re- 
cepto more datur, aut solvitur, id jure et merito percipiant. 
Ubi vero tempore Evangelii mos dandi talia acgidentalia 
abolevit, vel minus detur, quam Pastores aequum putent, 
si bona pace, quod velint, obtinere nequeant, differant rem, 
donec per Superintendentem, consensu Magistratus et Dia- 
conorum, res transigatur. 


In Synodo Superintendens sedulo et fideliter inquirat 
de toto Ministerio, juxta seriem Ordinationis Ecclesiasticae 
et Agendae, et juxta Statuta Synodica, an per omnes Ec- 
clesias omnia ab omnibus rite et conformiter serventur; 
quae deesse in Ecclesiis animadverterit, quantum per gra- 
tiam DEI concegitur , corrigere studeat, 


Tertium Caput. 
De heuestate meorum et vilae, inter Minlsiros 
Kcclesise. 
1. | 

Pastores , et ommes Ecclesiaram et Scholarum Ministri, 
magno studio, in timore et invocatione DEI, tueantur et alant 
Invieem ooncordiam et pacem in charitate non ficta. 

| 1. 

Juniores reverenter colant Seniores , fugiant et aemula- 

tiones et detrectationes invitem. 


| ML. 
Custodes non excitent contra Pastores rixas, factiones, 
calumnias vel tumultus, nec utantur vestitu breviori , quam 

ad genua. 


IV 


Omnes Eerlesiae Ministri pie, prudenter, modesteque 
regant mores vitae, sermones et actiones omnes; similiter 


et uxores, et liberos, et familiam, ne in laqueos calamnia- - 


rum incidant. oo 
v 


Nemo det scandalum, propter quod male audiat Mini- | 


sterium, 


tabernis publicis, maledicentiam , tumultus , obscoenitatem, 
indecoram vestitum. Non sint ebriosi, maledici, aut per- 
cussores: Sed operam dent, invocato DEI auxilio, ut pie- 
tate, modestia, sobrietate et verecundia, sint forma sui 
gregis. 

greg vn. 

In contractibns, et commereiis, sint aequi, justi et ve- 
races. Sammo studio scandalum aeris alieni fugiant, dent- 
que. opetam, ne plus aliis debeant, quam justo tempore sol- 
vere queant, memovres praecepti divini, Rom. 13. Nemini 
quicquam debeatis, nisi hoc, ut diligalis vos invicem. 


Quartum Cagat. 


De ordine vocandi et dimittendi Ministres Ecclesiae. | 


I 


Nemo snordinate , aut petalanter ‚ paroeeiam, vel ullum 


Koolesiae munus affectet, aut ilegitise se ingerat. 


. 1. ‘ 
Nemo alteram exttudat, nec Patromis, nec ullis aliis, 


Nemo occupet paroeciam, vel ullum Ecclesiae Ministe- 
rium, nisi habeat praesentationem a Patronis, et institu- 


tionem a Superintendente, cui fidelitatem in officio et obe- | 


dientiam promittet. 
j IV. 


Nemo remaveatur ab ofcio sun, sine degitima cogni- 
tione causae , quam faciat Superintendens, cum Magistratu 
et Diaconis, adhibitie aliis Pastoribus, per quos si res non 


transigätur, remittatur ad Consistorium, 








V. 
Custodes conducat Pastor cum Diaeonis, vonsentiente 
Magistratu, et accedente judicie et exploratione Superin- 


tendentis , vel Provisorum Synodi, quibas haec cura quo- 


libet loco a Superintendente committitur, horumque com- 
sensu , justas ob causas , legitime rursus dimitti possunt. 


Quintum Capeut. 
De Immunlitste Ecolesiae Ministrerum, et de reve- 
rentin erge Magistruiuim. 
I. " " 
Personae Ecckesiasticae omnes, in Erdiesiis et' Scholis, 
gaudeant immunitate ab oneribus civilibus, et exemptione 
a Jurisdictione politica, ea tamen lege, quae in Ordinatione 


Ecclesiastica praescripta est. 


. IL . “ 
Nec tamen libertate ista abutantur ad petulantiam, multo 
minus ad contemptum Magistrataum et Patronorum, quos 


honore et reverentia afficiant, et benevolentiam eorum, Ec- 
|] clesiae et Ministerii causa, retinere studeant. 


IX, 
Si Ministri Ecclesiae vocentur ad civilia judicia, vel 
praejudicio Patronorum et Magistratus praegraventar, reve- 


. ] renter petant, ut juxta Ordinationem Ecclesiasticam sinant 
Magna cura omnes fugiant ebrietatem, et sodalitia in 


causam legitime cognosci, praesente Superintendente. In 
quo si Magistratus non äcquiescat, modeste provocent ad 
praesidium Illustrissimi Principis, et ad judicium Consisto- 
rii Ecclesiastici. 

IV. 

Sontes Ecelesiae Ministros, qui ‚paterna admonitione 
nomat <orrigi, communicato consilio cum Praepositis et 
Senieribus, punlat Superimtendens in Synodis et Consisto- 
to, vel mulcta pecuniaria aliqua, [guae ad communem usum 
Synodi redeat,] vel oarcere, vel, si nulla spes eımendationis 
sit, depositione ab officio, invocato, si sit opus, brachio 
seculari, sicut Ordinatio Ecclesiastica praecipit. 

V. 
Viciasin, si quis wlla in Synodo Pastor. amt Minister 
Beclesise, vel esiam Castos :quispiam, vel tuta alıyaa Sym- 
odus, de Superintendentis doctrise, offlieio, mandeatis, aut 
ullis actionibus, conqueri se posse putet, cuilibet liberum 
esse debet, in communi consessu, Superintendente- interea 
secedente, id ipsum proferre. Quod si Superititendens in- 


. * | digne accipiat, aut piae et r Admonitioni d 
in exchudendis innocenfibus,' prava capiditate morem gerat. B cipiat, aut piae et fraternae admonitioni locum dare 


nolit, et contra id, quod pium et aequum est, abutens au- 


| toritate sua, palam facere pergat, Provisords et Seniores 


ejus Synodi publico nomine rem ommem' seripto ad-Con- 
sistorinm referant, at Ulustrissimus Princeps, cögnito ne- 
gotio, si opus sit, genetalem Synodum, jutta Ordinatienem 


| Ecclesissticam , cohvocet, cajus judicio Superintendentem 
1 parere decet et oportet, ” 3— 


VI. 
Si quid tentet Magistratus, vel contra verbum DEI „et 
jus Ministerii divinitus inatitutum, vel contra jus Ecclesiae, 
Ordinationem Ecclesiastioam et Agandam, ın eo Pastores 


1584. OHERV, Pommcriche Synodalſtatuten. 


ipei mprem non gerant, sed id intermitti modeste petant, 
quae preces si sist irritae, referant rem ad Consistorium 
et Superintendentem, vel de ejus consilio ad Ilustrissimum 
Principem. 

VII. 

Magno studio Pastores caveant lites cum Magistratibus 
et Patronis suis; ac, si justas ob causas, vel propter bona 
Ecclesiae, vel propter res alias, quae ad Ministerium et di- 
sciplinam Ecclesiae pertinent, cogautur eis contradicere, li- 
tem nec moveant, nec inteadant temere, sed, si leviter ro- 
gando et monendo flecti nolint, priusquam serio quid ten- 
tent, rem communicent cum Superintendente, qui, quantum 
licet , in commune consulet, quid fieri conveniat. 


VII. 

Semper autem meminerint pii Pastores, et Ministri 
Evangelii, regulae et praecepti Spiritus Sancti in Paulo, 
2. Timoth. 2. Nemo militaus DEO, immisceat se negotiis 
secularibus: Maneant igitur intra metas suae vocationis, et 
propria agent. Magistratuum etianf publica wandata, vel 
Ordinationes honestas, reverenter cum petitur, ad Ecclesias 
promalgent,, et in vulgi auimis reverentiam et obedientiam 
erga civilem Magistratum voce et exemplo suo confirment. 
Inprimis vero caveant, ne, ampre rerum secularium, reverti 
ad mundana cupiant, sed Spiritu pio et hilari serviant in 
Ministerio Filii DEI, qui ingnuit Luc. 9. Nemo mittens 
manum ad aratram, et respiciens retro, aptus est regno 
DEI. 


Sextum Caput. 
De Viäuis, Pupillis et Emeritis. 


Viduae et pupilli Ministrorum verbi, fruantur anno gra- 
tiae a die mortis, sic ut vicini operas Ministerii obeant, 
quemadmodum pro conditione loci, consentientibus Patronis 
et Diaconis , dispositio fit, vel per Superintendentem , vel 
per Provisores Synodi. In eo casu Pastores, qui sacra 
officia faciunt, retinent communia accidentalia, vidua per- 
cipit annuos ordinarios reditus. 


IT. 

Si vero per lod longinquitatem, vel quod vicini plures 
Ecclesias curandas habeant, id incommodum et impossibile 
sit, vidua, quod Ordinatio Ecclesiastica praecipit, consti- 
tuat, vel conducat aliquem, qui sacra Ecclesiae officia ad- 
ministret. 

IH. 

Quod si per inopiam sen kicet, et vicini, per loci inju- 
riam, Ecclesiae officia, anno gratiae currente, curare ne- 
gaeant, necessitatem Ecclesiae, et caram animarum, viduae 
et pupillorum commodis auteferri aportet. Quo in casu pia 
äzissxelo utendam est, ut, quantum licet, viduae ratio ha- 
beatur, et Ecclesia alium Pastorem accipiat. 


IV. 
Filia Pastoris cam matrimonio eloeatur, oaeteri fratres 


in Synodo (si pmellae parentes et tatores id postelent,). rer 


eepta consuetndine, paupermm eansa & Patribue et majori- 


⸗ 


"8 


bus nostris instituta, singuli ex charitate quadrantem thaleri 
contribuant, qued beneficium qui petont, vel ante nuptias, 
vel intra sex menses, post nuptiarum tempus, a Pasteribus 
exigant, implorate, si sit opus, auxilio Superintendentin, 
vel Provisoram Synodi. 


VP. 

Si quis per senectam, aut morbum, Ecriesise ministerio 
amplins fungi nequeat, pro illo aliquantisper laborent vicini, 
donec, de eonsilie Superintendentis, Magistratus et Dia- 
conorun, quantım res fert, prospiciatur ipsi et Ecelesiae, 

| VI. 

Pastores, non habentes liberos, ante mortem, juzta Or- 
dinationem Ecclesiasticam, per testamenta disponant de fa- 
cultatibus suis, ut lites praecaveantur. 


Septimum Caput. 
Be beonis Ecrlesiarum, de Pasterum reditikus, sgris, 
. domihusn. 
I. 

Omnes verbi DEI Ministri, Pastores, et afü diligenter 
attendant, ne bona Ecelesiae vel pauperum diripientar, aut 
ad profanos usus transferantur, sed, quantum in ipsis est, 
ope Magistratus et Superintendentis ea conserware studeast. 


II. 

Pastores attendant, ut idonei eligantur Diaconi Eccle- 
siae et pauperum, et ut iidem jurejurando fidem suam Ec- 
clesiae vel pauperibus, juxta Ordinationem Ecclesiasticam 
obstringant , et quotannis, praesente Magistratu et Pastore, 
rationem reddant, 

IM. 

Superintendens juaxta Ordinationem Ecckesiasticam, 
Visitationem in qualibet civitate et praefectura, tertio. vel 
quarto quovis anno, repetat, rationes Ecclesiarum et pau- 
perum, item reditus Pastorum et Custodum cognescat; quod 
deest, ope Magistratus, aut Ilustrissimi Principie, corri- 


gere btadeat. 


I, 

Pastores in pagis scribant quotannis catalogox, quid 
Diaconi nomine Ecclesiae accipiant, et ad ejus usum expen- 
dant, dentque operam, ut Diaconi auotaunie Ecclesiae re- 
ditus "fideliter exigant. 

V. 

Similiter Pastores et Custodes quotannis scribant sua 
registra, de quibusvis suis reditibus ordinariis, et eapropter 
deponant apud Ecclesias, penes quas et relingnant juxte 


inventarinm omnia, quae ad eas pertinent. 


VI, ” 

Si qui defectus incidunt, quod vel de reditibus aut fun- 
dis detrahitur aliquid, vel aedes ruinosae sunt; Pastor primo 
de eo interpellet Diaconos et Paroecianos, rogitans, ut 
sponte faciant, quod par est, Quod si non fiat, imploret 
Magistratus auzilium, qui, si eliam cesset, referat rem ad 
Superintendentem, qui aut consiliuma dabit, aut Pastorem 
ad Ilustrissimum Principem remittet. In Rugia Pastares 
suo sumptu domos paroeciales oomservant et extzonnt- - 


a 1808. CXLV. Pommeriche Synodalftanıten. | 


VII. 

Advigilent etiam Pastores, ne structuram Ecclesiae Dia- 
eoni negligant, sed in Templis aram, cum ornatu suo, sug- 
gestum, Baptisterium, sedilia, et omnia honeste et decenter 
conservent, et coemiteria honeste muniri curent. 


VIII. 
Pastores in Pagis, aut eorum viduae, discedentes ab 
‚ Ecclesiis, nec sepes diruant, nec fimum aut pabulum aba- 
lienent, donando aut vendendo aliis, sed ea (ne quid de- 
trimenti accidat,) successori relinguant, qui tamen pretium 
pro eis solvet, quod Diaconi ejus Ecclesiae, cum duobus 
Pastoribus in vicinia, aequum esse putarint. 


Octavum Caput. 
De Praepositis et Proviseribus Synodi. 


1. 

Ut conservetor disciplina Ecclesiastica , et Ministri Ec- 
clesiae quolibet in loco tontineantur in officio , Superinten- 
dens in quavis Synodo, juxta Ordinationem Ecclesiasticam, 
'constituat Praepositos et Provisores Synodi, qui fideliter 
Statuta Synodi promoveant, et attendant, ut omnes Eccle- 
siae Ministri, in doctrina, -oflicio et moribus vitae, pie et 
rite se gerant, juxta normam Ordinationis Ecclesiasticae 
et Agendae; si qui contra faciant, ad Superintendentem 
referant, 


Si quae incidunt dissidia, aut delicta Pastorum, vel Cu- 
stodum, Praepositi et Provisores vocent ad se partes, et 
controversias componere, vel delinquentes corrigere stu- 
deant, pro modo delicti reservata poena Synodi, Si causa 
gravior sit, perscribant rem omnem sumptu partium ad Su- 
perintendentem. 

IU. 

Provisores cistam, Acta, Statuta, et Registra Synodi 
castodiant, mature procurent necessaria ad mensam Synodi, 
sumptus, factos a Synodo et Superintendente, dissolvant. 


IV. 

A novis Pastoribus, more Majorum, juxta Ordinatio- 
nem Ecclesiasticam, pro introitu exigant, quod quovis loco, 
consensu Superintendentis et Synodi, constitutum est, si- 
militer et ab aliis ministris Ecclesiae, 


V. 

Colligant quotannis reditus Synodi, si qui extent: Item 
contributiones Fratrum ad mensam, et mulctas a-Superin- 
tendente ef Synodo delinquentibus Ecclesiae Ministris ir- 
rogatas. 

v1. 

Reddant etiam rationem Superintendenti, praesentibus 

aliquot Senioribus, de omnibus acceptis et expensis. 


vn. 
Pastoribus et Custodibus aequum est reddi a Diaconis 
Ecciesiae sumptus, quos in Synodo fecerunt, qua in re Pa- 
troni et Magistratus eos adjuvabunt: Sedulo autem attendat 
Superintendens, ne immodice sumptus hant. 


VIIL ' 

Pastores et Custodes; qui a Synodo contumaciter ab- 
sunt, vel causas fictas vel frivolas absentiae zuae praeten- 
dunt, ut examen doctrinae et censuram Synodi — 
severe puniantur, consensu Superintendentis et Synodi, ut 
in omnibus conventibus Synodi consociatio conservetur. 


RX. 

Si Superintendens, in locis longinguioribus, Synodum 
quotannis, vel altero quovis anno, celebrare nequeat, Prae- 
positi et Provisores mature eum per literas interpellent, an 
ipsi debeant Pastores, et Custodes convocare, in commun; 
congressu Statuta Synodi promulgare, et jnxta ea de rebus 
omnibus inquisitionem instituere, ut Ministri Ecclesiae ın 
metu et officio contineantur, 


X. 

Superintendens, cum Synodam indicit, Praepositi et 
Provisores admoneant vicinos Fratres ejus Synodi, ut coram 
Ecclesia moneant omnes, imprimis Patronos et Diaconos, si 
quis quid habeat contra Pasforem, vel Custodem quem- 
piam, vel alioquin in causis matrimonii, aut aliis rebus spi- 
ritualibus, in quo consilium vel opem exspectat, ut adSyno- 
dum accedat, et causam Superintendenti exponat. 


Filio Dei sit Laus et Gloria, 


Formula, 
Obedientiae et Fidelitatis Pastorum et Ministrorum Eccle- 
siae, praestanda in Synodo, data dextera Societatis, qua 
et Apostoli inter se sunt usi. 


Gal.2, vers. 9, 

Ego N. N, promitto, per dexteram Societatis, obedien- 
tiam et fidelitatem Reverendo Superintendenti nostro, et 
venerabili Synodo N. in retinendo pio consensu doctrinae 
coelestis, in tuto Ministerio rite peragendo, in regendis 
moribus vitae, in tuenda conjunctione et concordia, et in 
rebus omnibus, juxta Leges et Statuta Synodi, Ordinatio- 
nem Ecclesiasticam et Agendam. Quae omnia fideliter bona 
conscientia praestabo, pro posse et nosse, et falsus frater 
non ero, aut, si inobediens fuero, quod DEUS avertat, ja- 
dicium Superintendentis et Synodi debita reverentia feram, 
in quo ut DEUS clementer me adjuvet, toto pectore precor 
et oro. 


Facta publice hac testificatione, i is, qui ad Societatem Syn- 
odi recipitur, dat dexteram Societatis Superintendenti, 
et Pastoribus omnibus, in Synodo congregatis. 


Formula, 
Promittendae Fidelitatis, concordiae, et charitatis fraternae, 
quam Superintendens 'Generalis cuilibet Synodo, dextera 
data societatis , praestabit. 


Ego N.N. promitto, per dexteram societatis, venera- 
bili huic Synodo, invocato et auxiliante Spiritu Sancto , fi- 
delitatem in Ofüicio mihi commisso, in retinendo pio con- 
sensu doctrinae coelestis, in toto meo Ministerio et regi- 
mine Ecclesiae rite et sedulo administrando, in regendis 
moribus vitae, in tuenda conjunctione et concordia, et in 





| 





-—— — um —8 J 


asta. OXLVE. Heſſiſche Agende. 393 


rebus omnibus, juxta Leges et Statuta Synodi, Ordinatio- 
nem Ecclesiasticam et Agendam. Et quod mullum Ecclesiae 
Ministrum , contra jas et aegaum, in Synode, proprio ar- 
bitrio, volo gravare, aut quidgaam decernere, non auditis 
Provisorum et Seniorum Synodi sententiis et consiliis; quae 
omnia bona conscientia praestabo, pro posse et nosse, et 
falsus frater non ero. Si contra fecero, quod DEUS aver- 
tat, admonitioni Provisorum et Seniorum Synodi fraternae 


locum tribuam, aut, si hon faciäm, liberum toti Synodo per- 
mittam, rem omnem referendi ad Consistorium, ut, ipso in- 
terpellante, illestrissimus Princeps Synodum generalem 
conrocari faciat, cujas judicio me,  juxta Ordinationem 
Ecclesiasticam , parere necesseest, in quo ut DEUS cle- 
menter me adjuvet, toto pectore precor et oro. 

Facta publice bac promissione, Superintendens dat 
dexteram societatis fratribas omnibus in Synodo. 


CXLVI. 


Agenda Das ift: Kirchenordnung wie es im Fürſtenthumb Selten mit verfündigung 

Göttliche wortd, reichung der heiligen Sacramenten und andern Chriftlichen handlungen vnd Geremonien gehalten 

werden fol. 1. Cor. 14. Laffet ed alles ꝛc. Getrudt zu Marpurgk dur Auguflinum Colbium im Jahr 1574. 
163 Bl. 4. 


Die Stanbpunet ber vorl. Agende wirb durch bie 
folgenden Worte bes vorangehenden Mandate der Lands 
grafen Wilhelm, Lubwig, Philipp und Georg (d. d. 
20. Zul. 1573) bezeichnet: „Als weilandt ber Hochge⸗ 
borne Fürft Herr Philips der Elter Landtgraue zu Hef: 
fen ꝛc... dabeuor ein Kirchenordnung aufgeben laſſen, 
vnd wir aber die vorforge tragen , das foldhe Kirchen orbs 
nung, weil fie etwas lang ond außfürlich ift, nicht von 
allen Predicanten, fonberlic aber den einfeltigen beromaf- 
fen fleiffig gelefen, verflanden, und in acht genommen wer⸗ 
ben mochte, wie billich fein folte: Das wir demnach auf 
ermelter Kirchenordenung mit ewerm vnſerer Superintene 
benten raht vnd bedenden biefe kurtze Agenda ertrabiren, 
ausziehen vnnd ſtellen laſſen“... — Beigefügt ift ein bie 
Bifttation betreffender Abjchnitt, den wir folgen laffen. 


“oo. * \ 


War bie Superintendenten in ihren ordentlichen Wifitationibus fürs 
semen und verrichten follen. 


Ein jeder Superintendens fol vermöge feines beruffs 
alle in feinem Bezirck gehörige Kirchen, auffs aller fleiffigft 
ond treulichft zum wenigſten im jahre einmahl vifiticen vnnd 
ſolche Vifitation bie dann in Stetten am füglichften verrichtet 
werden kan, folgender geftalt anftellen. 

Erftlich ſoll er in gegenwertigkeit und mit zuthun Fuͤrſt⸗ 
licher Amptleute vnd Befelchhaber, dergleichen der Burger: 
meifter vnd eglicher des Mathe, der Stadt Caften und Hos 
fpital® rechnung anhören, vnnd mit fleiß daran fein, das nach 
gehaltener Rechnung, alles was die Worfteher dem Gaften vnnd 
Hoſpital ſchuldig bleiben ahn Belt vnd Frucht, von ſtundt an 
erlegen vnd überliffern müffen. 

Er ſoll auch ſich fleiffig erfündigen, ob etwa Irrung mans 
gel vnnd gebrechen vorhanden, vnd was ſich deren befindet, mit 
huͤlff und zuthun der Obrigkeit des orts hinlegen, vnnd zurecht 
bringen, vnd vornemblich darauff fehen, das den Kirchen nichts 
entwendet oder en&ogen, fondern da etwas alleniet vnnd vers 
euſſert wers, das baffelbig widderumb herbey bracht, veftituirt 
und erflattet werde: Was jhm aber mit hälff und zuchun jetzt⸗ 
gebadyter Oberkeit zu rectificiren, reſtituiren und erftatten bes 
dencklich und ſchwer fallen wolt, in folchem bie Gaftenmeifter 
vnd Hoſpitals vorſteher, die Fürftliche verordente Nethe, oder 
im fahl der noth den Landsfürften ſelbſt zuerfuchen, vnnd fich 
alda Mathe und hälff zuerholen anmweifen unnd anhalten. 

IL 


- Bum andern fällen auch alle Pfatherrn, fampt den Greben 
vnnd Gaftenmeiftern im Ampt von ben Dörffern, in die Stadt 
gefordert, vnd gleicher geftalt wie jegt vermeldet die Gaftens 
rechnung von jhnen angehort, die veften eingeforbert, die irrung 
gebrehen vnnd mangel gefchlichtet, hingelegt vnd erftattet 
werden. 

Weiter foll der Superintendens bie Pfarhern und Kirchen⸗ 
diener der Stedt vnd Dörffer einen jeden inſonderheit fuͤrneh⸗ 
men, vnd in bey feinen pflichten, damit er Gott unnd feiner 
Kirchen und dem Landefürften verwandt, auff folgende articul 
vnd fragftüd Mare richtige antwort zugeben, vermanen. 

1. Ob er die färnembften Articul onferer Chriftlichen Res 
ligion, vermöge Prophetifcher und Apoftolifcher fchrifften, wie 
die in der Augfpurgifchen Confeſſion kuͤrtzlich verfaßt feind, 
feiner befohlener Gemeine auch fleiffig vnnd treulich fürtrage. 

2. Ob er auch die heiligen Sacramenta vnd andere Gere 
monien Gottes wort, und onferer Chriftlichen Kirchenordnung 
gleihförmig vnd gemeß abminiftrice und halte. 

3. Ob er auch den Catechiſmum vnnd die Kinderlehr, ver⸗ 
möge vnſerer Kirchenordenung fleiffig treibe: Item, wann, wie 
offt, unnd welcher formb vnd geftalt ex fie halte. 

4. Ob auch die Eitern jre Kinder zum Catechiſmo anbals 
ten, vnd ob er die Eltern, fo in biefem ihrem Ampt nachleſſig, 
gnugſam darzu adhortire und vermane. 

5. Wie viel er Predigten thu, an Feyer vnd Sontagen, 
dergleichen in der Wochen, zu welcher zeit und flunde, Ob er 
auch die Euangelin Dominicalia trabire, vnnd was er fonften 
für andere bücher des alten oder neumem Teſtaments dem 
Volcke fürlefe und erklehre, vnnd mas er in feiner außlegung 
für einen Methodum, arth und ordenung halte. 

6. Ob er auch die Bettage zu rechter vnnd gemohnlicher 
zeit halte, und ob das Volck diefelbige und andere Predigten 
mit gebürendem fleiß erfuche, Ob auch das Vold fo bie Predig- 
ten, fonderlich auff die Sontage verleumen, admonirt, vnd 
die Contumaces berhalben auch von ber Obrigkeit in gebürs 
liche ftraff genommen werden. 

7. Was er auff follendete Predigten für Gebet ſpreche, 
tem, was er für vnnd nach der Predigt für teutfche Lobgefenge 
mit der Schul und gemeiner Kirchen gebrauche, und ob aud) 
bie Gemeine mitfinge. 0 


508 1508. CXLVI. Heſſiſche Agende. 


SOb er auch bie krancken vnnd ſterbende Leut beſuche, 
troͤſte, jhnen das Abendmahl reiche, die Geſtorbene zum Grabe 
beleite, vnd der gebuͤr nach die Leichpredigte verrichte. 

9. Ob auch ee der Pfarherr ein Buch halte, darinnen alle 
bie jmigen durch ihnen verzeichnet werben, weiche von jhme 
getauft, Confirmiret vnnd Ehelihen zuſammen gegeben fepen, 
vnd foll der Superintendens auch ſolch Buch durchſehen. 

10. Ob audy Widderteuffer oder andere Leut die verdamp⸗ 
ten Secten, ober anderen jerigen und der Augfpurgifchen Con: 
feffion mwiddrigen Opinionen vnd meinungen anhengig, oder 
ie zum wenigſten verdechtig feyen, in feiner Gemeine vor⸗ 

anden. 
.. 11. Ob and) Warfager, Zeuberer, Segenfprecher, Cryſtal⸗ 
len güder, oder bie fonftet mit verbottenen Absrgleubifchen 
tünften vmbgehen, oder auch die bey jegtgedachten Leuten rath 
fuhen, vnnd jhrer Abergleubifchen Lünften gebrauchen, under 
ber Gemeine zufinden. 

12. Ob auch in andern pımeten das fluchen, fehweren, 
wolfauffen,, übermeffigen Wucher, Hurerey, Ehebruch, vnor⸗ 
dentlicher weife die Ehe anzufahen, und dergleichen Articul ber 
langendt die Fürftliche Reformation vnd Ordenung gehalten 
werde, Item ob Eheleut fürhanden, die da nicht beyeinander 
wohnen mwöllen. 

13. Ahn ben orthen da Schulen feindt, foll mit fleiß nad) 
dem Schulmeifter vnnd jhrer Schul verwaltung, was fie für 
ordenung in der Inſtitution halten, was fie für bücher jnen 
vorlefen, vnd fonderlich ob fie auch andere als Lutheri Gate 
chiſmum vorlefen, vnd wie fie fich gegen bie Kinder erzeigen, 
gefragt, auch vnderweilen bie Schul vom Superintendenten 
ſelbſt befichtigt, und was bey den Kindern gute vnd nuͤtzes ge⸗ 
Schafft erplorict werben. 

14. Dergleihen foll auch ber Caften, Hofpital und Cie 
shenheufer halber, nachforfhung und erfündigung geſchehen, in 
was flandt die feyen, vnnd in mas ordenung fie erhalten wer» 
den, Ob die Armen fo darinn jhre underhaltung haben, ſich 
auch Chriſtlich und der gebür nad) in ihrem leben erzeigen: 
Stem, ob das jenige, fo zu ihrer vnderhaltung verordenst ift, 
vnd jaͤrlich verrechnet wirdt, jhnen auch trewlich verhandtreicht 
vnd außgetheilet werde. 

15. Zu letzt ſoll der Pfarherr erinnert vnnd gefragt wer⸗ 
den, ob die Obrigkeit eines jeden orts, in handthabung Fuͤrſt⸗ 
licher Ordnung, vnd Chriſtlichs Kirchen regiments jhm auch 
die Handt biethe vnnd gebuͤrlichen beyſtandt thu. 

Was nun hieruff reſpondiret wird, darinnen beſſerung von 
nöthen, Toll der Superintendens notiren und fleiffig aufzeichnen. 

Darnach fol er den Pfarherr abtretten laſſen, vnnd die 
Obrigkeit fampt eglihen auß den Zünfften und der Gemeine, 
mit erinnerung ihrer Eyde und pflicdhten, damit fie Gott vnnd 
bem Lanbtsfürften zugethan, gleichsfalhs von nachfolgenden 
puncten fragen vnnd abhören. 

L. Erftlich, von bes Pfarherrs Lehr vnnd Leben, ob er auch 
fleiffig onnd ordentlich, außgangener Kirchenorbenung und Re 
formation gemeß, zu gewiffer zeit und ſtunde, die Predigten vers 
fehe, die Kinder vnderweiſe, vnd den Catechifmum treibe, die 
Bettage halte, die Sacramenta reiche, die Krancken befuche, 
bie Todten begrabe, vnd was mehr feins Ampts ift, ohn ver- 


feumnuß verricht: Item ob er auch ein Vollſeuffer, Wucherer, 


Habderer, Refterer, etc. fey, wie ſich Ten Weib vnd Kinder halten, 
und wie er und die feinen gegen mennigklich fich erzeigen, ob fie auch 
jemandt mit etwas überlaft thun, beſchwerlich oder ergerlich 
feyen, ober einem Predicanten vngemeſſes leben vnnd wandel 
führen. 

2, Von vunferer guedigen Fuͤrſten und Herren Orbnung, 
wie die gehalten werde, Ob man auch fleiffig zur Kirchen gebe, 
Ob auch MWidderteuffer, Warſager, Segenfprecher, Ceyſtallen 
guͤcker oder andere ſo ſolcher abergleubiſchen leut rath gebrau⸗ 
chen, Vollſeuffer, Gottsleſterer, Wucherer, Hurer, Ehebrecher, 
oder die ſonſten ein vnordentlich ergerlich leben fuͤhren, in der 
Gemeine ſeyen, vnnd da hierinn einige Clage fuͤrlieffe, an 
wem dee mangel fen, das Gottes vnnd des Landefuͤrſten or⸗ 
denung nicht trewlich nachgeſett werde. 

3. Von Schulen, Kaſten und Hoſpitalen, in was flanbt 
die feyen, vnd wie fi, jhre Diener und Vorſteher verhalten, 
föllen obgemelte Perfonen auch mit fleiß gefragt werben, vnnd 
foll der Superintendens dieſer antwort, fo Darauf einicher mans 
gel geſpuͤret, gleich fo wol als den vorigen des Pfarherrn bericht 
auffzeichnen. 

Mas er dann für gebrehen von ben Pfarheren, Zuhörern 
vnd Beampten alfo allenthalben notirt vnnd auffgezgeichnet 
hat, derenthalben fol er fampt feinen adiuncten Decanis und 
Senloribus hernach mit benen der mangel befunden, ernſtlich 
reden, mit angehengter harter bedraumung, da ein ander mahl 
ein gleicher onfleiß gefpürt würde, folten fie dem Landefürften 
angezeigt vnnd zur gebürlichen ftraff gezogen werden, Wann 
aber etzwas beſonders vorfiele, daran viel gelegen, und beffen 
fid) die Obrigkeit des orte nicht vndernehmen kuͤndt, foll der 
Superintendens ſolchs notiren vnnd dem Landsfürften ober 
Fürftlichen Rethen fürbringen, und dafelbft befcheibs erwarten, 
foll auch dahin fehen, und in altem feinem fürnemen gute ach⸗ 
tung darauff geben, das nicht durch feine gutwilligkeit ober 
fahrleffigkeit die Kirchenbifciplin Iariret werben, vnd das Pre⸗ 
digampt in verachtung gerahten möchte. 

Es foll aud, der Superintendens allwegen in ber Vifita⸗ 
tion, jhrer der Pfarheren, einen von den Dorffen, ein Prebigt 
in der Stadt in feiner unnd der andern ins ampt gehöriger 
Daftorn gegenmwertigkeit, thun Laffen, auch egliche under jhnen 
für den andern allen eraminiren, infondeeheit die er def ons 
fleiffes verdechtig heit, Damit fie alfo zum Stubiren vnd beffern 
Fleiß sreitict und angehalten werden. 

Er fol fi auch vnderweylen an bie orth da jeber Pfars 
herr wohnet, verfügen, vnd nicht allein die Kirchenbew und 
Pfarheufer,, wie die flehen und gehalten werben, befidytigen, 
Sondern aud) des Pfarberen bächer burchfehen, fich feines ſtudi⸗ 
rens und fleiffes, auch aller feiner verhaltung im lehren vnnd 
leben erkuͤndigen, vnnd barbeneben, do fonften auch bep ber 
Gemeine mangel vnnd gebrechen fürgefallen, diefelbigen nach 
allem vermögen zur befferung bringen. 

Sinfonderheit aber foll auch ein jeder Superintendens ber 
Kirchen halber, daran vnſern genedigen Fuͤrſten und Deren 
das Jus patronatus zukempt, fie feyen in oder aufferhalb 
Landes gelegen, zufehen, das ſolche geredhtigkeit gebürlicher 
weiſe gebanbthabt, vnnd nicht gefchmelert werbe. 

Was aber dero vom Adel Pfarren fein, fol er biefelben 
aud zum wenigften, Sabre einmahl, laut Fuͤrſtlicher vorhin 


un0. OXLVE. Senatiche Eonfiftorisisrduung, 


außgangener vnd diefer jegigen Ordenung viſitiren, auch Kir 
hen und Kaſtenrechnungen anhören, vnd an ſtadt Schuftheiffen 
und Boampten, fie die Sundern felbft darzu fordern, das ent⸗ 
weder fie felbft in der perfon darbey fein, oder aber ihre Voͤgte 
und Diener barzu ſchicken. 

Es füllen auch die Superintendenten barauff bedacht fein, 
das ein jeder nicht allein alle Jahr in allen Stedten feines bes 
fohlenen Bezircks obgedachter maffen feine Vifitation verrichte, 
fondern das er auch zum menigften in dreyen Sahren ein mahl 
an alle Örter, es feyen Stedte ober Dörffer fich verfüge, ein 
Predigt alda für der Gemeine thu, oder den Pfarhere bes 
orths thun laſſe, nach gehaltener Predigt beyde junge vnd alte 


im Catechiſmo eramktire, mit fleiß ſich erkundige bed Pfarr 
here vnnd aller Kirchendiener, lebens und wandels: Derglei⸗ 
hen sole fi) das Wold gegen den Pfarherr vnd andere Kin 
chendiener vnd jhr Ampt erzeige, bie Kicchen vnnd Pfatben 
beſichtige, und alle gelegenheit und ſtandt der Kirchen jedes orts 
erforfche, vnd da in einigem ſtuͤck mangel und gebrechen fürs 
lieffen, die verfebung vnd verorduung thu, das alles zur beffer 
rung gerichtet ond angeftellet: werde. 


Getruckt zu Marpurg durch Auguſtinum Colbium 
im Jahr nady der geburt Eheiltt sufere Heren und Seligmachers 


uvn. 


Publicirte Conſiſtorial Ordnung zu Ihena. Der dreien Weltlichen Ehurfürſten, Pfaltz ete. 
Sachſſen etc. vnd Brandenburck etc. in Vormundſchafft der Fuͤrſtlichen Sechſiſchen Kinder, jrer allerſeits mündlein. 
4B. 4. | 


Nah dem Ableben des Herzoge Johann Wilhelm 
wurde in ben erneft. Ländern eine Wifttation gehalten, um 
die Religionsftreitigkeiten, welche bie dahin Statt gefuns 
den hatten, zu befeitigen. Nach Beendigung berfelben 
wurde zur Aufrechthaltung ber bier getroffenen Anorbnuns 
gen, weil „bie hiebeuorn geftalte Conſiſtorij Orbnung dies 
jem jhigem ber Ghurfürften angeorbenten werd etwas vn⸗ 
gemes“, die Plgenbe veränderte Conſ.⸗O. publicirt, (Berg. 
ob, Ar. CXXXII.) . 


ee Se" 


Ua welgem Ort, Bud zu was zeiten das Eonfiftorium, fel gehalten 
werben , vub von den Perſonen fo barein geozbeut. 


Das Conſiſtorium, fol allewege zu Jena bey der Vniuer⸗ 
fitet gehalten, vnd in der wochen ein Tag für und nachmit- 
tag, darzu gebraucht werben, Vnd follen in demfelbigen Künff 
Derfonen, Als der dreier weltlichen Churfürften, in Vormundt⸗ 
fchafft Hergog Johan Friderihen Soͤnen, Vnnd vnſer des 
Churfürften zu Sachſſen, in fonderer Vormundtſchafft Hergog 
Johan Wilhelms Sönen, darzu deputirte Commissarien figen, 
weichen benn ein Notarius fampt feinem Subftituten, Vnd ein 
geſchworner Bothe zugeordnet. 

Vnter den Fuͤnff Assessorn, oder Commiffarien follen 
drey Theologen, vnnd zwene Doctores ber Nechten fen, Als 
nemlich von Theologen der oberfte Profeffor Theologie Doct. 
Dauid Wogt, und Doctor Martinus Mirus Pfarherr und 
Superintendens zu Jena, welche beide zu Sena des Confiftorij 
mit vleis abwarten, vnnd dbemfelbigen wöchentlichen einen tag 
dep wohnen follen. 

Der dritte Theologus fol Do. Maximillanus Mörlen 
General Superintendens in Francken fen, Der dann Jerlich 
zweimal gegen Jena kommen, bie Geiftlichen, unnd zu dem Con⸗ 
ſeſtorio gehoͤrigen fachen, fo ſich in Francken zugetragen, und 
durch die Regierung zu Coburck, und inen, nicht verrichtet wers 
ben mägem, mitbringen, auch Diefelbigen neben andern mehren 
wichtigen ſachen, welche die andern Commiſſarien, auff ihnen 
geſparet und verfehoben, mit erörtern, und ſprechen heiffen fol. 

Bon den Doctorn der Rechten, find geordnet, Doctor Je⸗ 
han Unwist, vand Doctor Samuel Brothagius, weiche beide 


in ber Bniuerfitet Professores Juris mit fein, diefelben ſollen 
nicht weniger, al& die Theologi, allen fachen vleiffig obfein, bes 
radtfchlagen, fehlieffen, vnd erörtern heiffen, Auch die Wrtheit, 
Abſchiede, und Deereta, mit Radt, vorwiffen, vnnd bewilligung 
ber Theologen faſſen vnd ftellen. 

Diefe alfo zu dem Konfiftorio geordente Commiffarten 
follen macht haben, jhre® gefalens Notarien und deſſen Subs 
ftituten, ats Copiſten, anzunehmen, zubeftellen, zuentorlauben, 
zuentfegen, und andere an jre fladt anzunehmen, wie «6 zu 
jeder zeit des Gerichts notturfft erfordern wird. 

Wenn aber von den fünff Eommiffarien, eine ober mehr 
Perſonen abgehen, abzihen, urlaub nehmen, oder vorfterben 
würden, So folien e8 die andern an vns die Churfürfien aller⸗ 
feits, gelangen lafjen, Auch Daneben anderer Perfonen halben, 
fo an die vorledigte ftellen zu fegen, Vns jren Radt, und bes 
dencken mitteilen, bamit wir daraus ſchlieſſen, und gebüsliche 
verordnung thun mügen. | 


Bon der Eommiffarien Ampt. 


Dieſer Commiffarien Ampt, fol fuͤrnemlich fein, das fie 
- mit allem trewem vleis, gut acht vnd aufffehen haben, Damit 
der Juͤngſten Visitation, in allen Artideln nad) gefaßt, ber 
darinnen Chriſtlich angeftelte Confens, nad) dem wort Got⸗ 
tes, Bibliſchen, Prophetiſchen, Apoſtoliſchen ſchrifften vnd 
Augſpurgiſchen Confeſſion, wie es von denn hochbegabten vnd 
reinen lerern Luthero vnd Philippo in jrer beider ſchrifften, 
lauter, rein und einhellig verfaſt, erhalten werde, Das auch allg 
Superintendenten Pfarrherrn vnd Kirchendienern, dem ge⸗ 
med vnd nicht anders ieren, Predigen, auch dem allenthalben 
nachkommen, maß fie in der Visitation zugeſagt und angelobt, 
Sie ſollen auch fehen das In allen Superintenbengen Jerlich zwey 
Examina gehalten, vnd diefelbigen anderer geftalt nicht ange: 
ftelt, auch darinnen verfahren werde, Denn wie es Juͤngſt bie 
Visitatores georbent und verabſchiedet. 
Es follen auch onfere Commiſſarien, macht und gemalt 
haben, do einiger oder mehr Supesintendenten Pfarrherrn 
Kischen, vnd Schuldiener, feinem engeiöbnie nich nachſetzen, 
*3 


306 1584.. OXLVT. Jenaiſche Eonfiftorinlordunug. 


Oder fonften dem Chriſtlichen auffgerichten Conſens zuſtoͤ⸗ 
den, ſich mutwilliger Condemnation gebrauchen, und die Kits 
chen turbiren, vnd vnruigen, den oder dieſelbigen zuentſetzen, 
zuenturlauben, andere an jre ſtadt zu ordnen, auch ſonſten ſie 
nach geſtaldt der vorbrechung zu ſtraffen. 

Do auch Secten, Ketzereien vnd dergleichen an welchem ort 
es wolle, einreiſſen, oder ſonſten vnnoͤtig gezenck, Zwitracht, 
vnd vneinigkeit in der Vninersitet, Schulen oder Kirchen er⸗ 
regt wuͤrden, ſollen ſie dieſelbige im Conſiſtorio hoͤren, handeln, 
vnd wo muͤglich hinlegen, oder gebuͤrlich erorttern, Vnd do die⸗ 
ſelbigen ſo wichtig weren, Das ſie es nicht entſcheiden koͤndten, 
oder daraus gefahr, oder ergernuͤs entſtehen moͤchte, So ſollen 
ſie es an vns die Vormunden allerſeits, vnd vnderſchiedlich 
nach gelegenheit in wes Vormundtſchafft der ort, do ſich ſtreit 
erheben gelegen ſein wird, gelangen laſſen, Damit wir derent⸗ 
halben ſelbſt gebuͤrlich einſehen, vnd verdrdnung anſtellen. 
VBVnd dieweil es bey dem geminen Man, viel vnrichtigkeit 
verurſacht, fo die euſſerliche Kirchen Ordnung, Gottesdienſt, 
vnd Caeremonien nicht mit Reuerentz, ordentlich, vnd gleich⸗ 
formig, gehalten werden, Wie denn etzliche Pfarrherrn mit 
vleis vngleicheit darinnen fuͤrnemen. So ſollen vnſere Com⸗ 
miſſarlen darauff acht haben, und einſehen, Damit die Pfarr⸗ 
herrn und Kirchendiener nicht alfein dem wort Gottes gemes, 
wie obftehet, leren und predigen, Sondern .auch bie Caeremo- 
nien mit gefengen, Kleidungen ber Priefter, Reihung der Sa⸗ 
crament gebuͤrlich und gleichförmig, und die feſt an einem ort 
als am andern, inmaffen folches zu Jena, Weimar, und Cos 
burck gefchihet gehalten werden. 

Darüber follen auch die Gommiffarien auffſehen, das alle 
Pfarrherren, Predigern, Diaconi, Kirchen und Schuldiener ein 
zuͤchtig vnd ehrlich leben fuͤren vnter einander, vnd mit den 
Pfarrherrn in guter einigkeit vnd freundlichen willen leben, 
Damit was ſie leren, auch mit dem leben ſelbſt beweiſen, vnd 
jrem Ampt vleiſig fücftehen. 

Nach deme audy bie anhero bie erfahrung geben, das viel 
zanckhafftige, vnd ehrgeitzige Leut, Buͤcher geſchrieben, vnd ab⸗ 
druck ausgehen laſſen, Vnd nichts anders bamit gemeinet, vnd 
ausgerichtet, Denn das fie jren affecten nachgehangen, ver- 
wirrung in Religiond Sachen geftiftet, falfche und ungereumbte 
opinionen an ag bracht, vunnöttige gegend erregt, und vn⸗ 
überwiefene Schulen, und Kirchen geſchendet, geſchmehet, vnd 
geleſtert. Daraus ſpaltung ergernuͤs vnd vneinigkeit entſtan⸗ 
den, vnd ber lauff des heiligen Euangelij des wort Gottes. der 
Augfpurgifcyen Confeſſion nicht wenig gehindert, So follen 
auch vnfere Commiffarien, darauff vlelffige adjtung haben, 
das kein Superintendend Pfarrherr, Schul und Kirhendiener, 
noch einig ander, wer ber audy fein mag, :nichte offentlid; 
fhreibe, drucken, oder ausgehen laffe, oder auch fonften in der 
Religion, ausbreite, und außbrenge, es fen denn ſolchs von 
jnen felbft erfehen, erwogen und für duͤchtig, nuͤtzlich und gut 
erkant. 

Solte auch eines fuͤrſtehenden drucks halben, etwan gezenck, 
Disputationen vnd andete weitleufftigkeit fuͤrfallen, denen 
zu wehren, vnd fuͤrzukommen, die Sonmiffarten zu ſchwach 
fein würben, ‘oder fie fonften bedencken darüber hetten, So 


follen fie es auch an die Churfuͤrſten, vnterſchiedlich wie obe 


ſtehet gelangen laſſen, Damit jre Churf. G. darinnen fſelbſt 
zuuerordnen haben. 

Es ſollen auch vnſere Commiſſarien, Dergleichen auffſehen 
der Druckerey halben zu Jehna haben, Domit daſelbſt auch 
nichts verdechtigs, zenckiſchs, vnd vnnoͤtigs, ſonderlich in der 
Religion gedruckt vnd Publicirt werde, Wie denn dergleichen 
beuhelich der Vniuerſitet auch geben. 


Von ber Assessorn Notarien, Vnd des Subſtituten Eydt, von 
dem Proees des Confiftorii, vnd nach weldem. Rechten barianeu 
erfant vnd geſprochen werben fol. 


Die Form der Eyde, wie die Commiffarien, Notarius vnd 
der Subftitut ſchweren follen, feint hie beuorn gefaft, und bey 
dem Gonfiftorio vorhanden, darbey fol e8 auch bleiben, und die⸗ 
felbige form gehalten werben. 

Des Proces halben ift in allen Gonfiftorten, der Chur, vnd 
Fürften zu Sachſen breuchlich geweſen. Das zum theil 
mündtlih, zum theil auch nach geftalt ber fachen michtigkeit, 
vnd mweitleufftigkeit, fhrifftlich jdoch alleg Summarie, one zu⸗ 
laſſung vnnoͤtiger dilatorien Exceptionen iſt procebitt worben. 

tem das man das Iuramentum Veritatis ſchweren laffe, 
vnd als bald nad) eingebrachter Clag, auff ben geſchwornen 
Eydt der warheit zu ben bemeifungen oder nach geftaldt der 
Parteien Confession vnd anderer vmbſtende, entiweber ad sen- 
tentiam definitiuam Oder ad Iuramenta decisiua gefchritten 


| worden. 


Solchem Proees follen unfere Commiffarien alfo auch nach⸗ 
gehen vnd vleis haben, das den Sachen ſchleunig abgeholfen 
auch verhüten, Das die Parteien, mit weitleufftigfeit, und langs 
wirigen Proceffen nicht befchwert werben. 

Die Vrtheil und Senteng, follen nach der heiligen Schrifft 
auch den gemeinen, und in der Chur vnd fürften landen breudhe 
lich vnd oblichen Rechten gefellet vnd gefaft werben. 

Vnd dieweil in ehe, und andern dergleichen Sachen egliche 
fürneme Xheologen, Lutherus, und Philippus aus der Goͤtt⸗ 
lichen fchrifft, egliche Opinionen, fo ſich mit ben gemeinen 
Rechten, Nicht durch aus vergleichen, gezogen, So follen die 
Commiffarien, auch diefelbigen in guter acht haben, Vnd 
dorauff, fo viel derer in diefen Landen bis anhero gehalten, und 
durdy ben brauch des geifllichen Gerichts, angenommen, Die 
Vrteil und Abfchiede richten und faffen. 

Solten auch in eglichen fellen, fonderliche Constitutionen, 
vnd ſatzungen, von noͤten fein, So ſollen es die Commiſſarien 
ſampt jren ausfuͤrlichen bedencken, an die Churfuͤrſten gelangen 
laſſen, Damit ſich die Churfuͤrſten, des vergleichen, vnd darin⸗ 
nen verſehung thun muͤgen. 

Wenn auch in eheſachen bey dem Conſiſtorio dispensation 
geſucht würde, Sollen ſich doeſſen die Commiſſarien nicht mech⸗ 
33 Sondern ſolches auff die Churfuͤrſten rewittiren vnd 

llen. 
we Gasen in das Eonfifiorium uuh ber Eorumeiffarien Kurisdiotion 
. gehören follen. . 


& follen hierein geheren, die Ebeſachen, als nemlich fol« 
gende Artickel. 

Fe ein Bad bundige ehe ſey/ ober nicht, Scheidung 
der 


Welches gnugſame vrſachen feine, , dem vnſchuͤldigen theil, 


1208. CXLVE. 


Jeneifige Eoufifterialsrduung. 


97 


© 
So von feinem Ehegatten vnbillich verlaſſen wider zu tathen Was für ſtraffen bad Eonfifiorium dud bie Eommifferien iuertennen 


vnd zu beiffen. 

Item wie bie Saenitia Maritorum zuflwaffen. 

Stem was für ein Einfehen zuhaben, Wohn: eheleut in 
teglichen Zand® mit einander leben, allerley ergernis anrichten, 
vnd ſich nicht wollen verfünen laffen. 

Ehebruch. 

Jungfrawen ſchwechen. 

Incest oder Blutſchande. 

Abgoͤtterey, Ketzerey, vnd Zauberey. 

Gottes leſterung fluchen, vnd ſchweren, auch Simonei. 

Hoͤniſch, verechtig, vnd ſpoͤttiſch reden wider das Euange⸗ 
lum Chriſtliche lere, Sacramenta, vnd Caeremonien, 

Falſche vnd leichtfertige Ende. 

Die Abfolutiones von den Enden. 

Heimliche gefelfchafft, mit Züben, und Juͤdinen. 

Wenn die Kinder jre Eltern ſ hlahen, ſchmehen und unehren. 

Wucher und Mücherifche Contract. 


Wie es bie beuorn in Eonfiftorien gehalten vnd erkent. 

Ale Sachen fo der Kirchen, vnd fchuldiener Vocation 
Ampt, Dienft, leben, wandel, Translation, dimission, Suspen- 
sion handlung vnd vorbredjung belangen, besgleichen wo freit 
de lure patronatus fürfielen. Alte fachen, fo der Kirchen, 
fhulen, Hofpitaln, und gemeiner Kaften güter, Zehen einkom⸗ 
men, Nügung, gebewe, vnd befferung,, Darzu der Kiechen vnd 
ſchulen biener befoldung betreffent. 


Der Cüfter und anderer meuterey wieder bie Pfarrherrn. 


In allen ob erzelten, vnd bergleichen fachen, fo für das 
Conſiſtorium gehören, Solten die Commiffarien madıt haben, 
dbarinnen zu Procediren zuerfennen vnd zufteaffen. Gleichwol fol 
birmit, und dadurch den Regirungen, Ambten, gerichten, in Sted⸗ 
den und Dörffern, nichts benommen noch fie entladen fein, von 
den vorbrechungen die nach Recht, und gewonheit ber weltlichen 
Gericht geflcafft werden follen, die Hand abzuziehen, und von 
ſich zuſchieben, Sondern auff das damit die lafter, ale Gottes⸗ 
leſterung, Ehebruch, Hurerey, und andere, fo wider Gottes ges 
bot, auffhebung Chriſtlicher Zucht und Policey gereichen, ernſt⸗ 
Ich und gebürlic, geftrafft werden, follen das Conſiſtorium, und 
die meltlichen gericht Concurrentem Jurisdictionem, Idoch 
jeden theil die preuention, und nach gelegenheit eines jglichen 
fals, die ſtraff Fürbehalten haben, und Exerciren. 


Bon ber Jurisdietion bes Eonfiftorii, vnd wer bemfelbigen unter: 
worffen fein fol. 

Diefem geordentem Conſiſtorio, als einem gemeinen Kies 
chengericht, fol meniglich in beider Linien dee Hertzogen zu 
Sachſſen Landen, wes flandes oder weſens er ſey, niemande 
ausgeſchloſſen, vnterworffen fein, Vnd follen alle und jede Der: 
fonen berurter Lande, in den, hie oben ausgedrucktem und der⸗ 
gleichen fellen, vnd Conſiſtorial fachen vor dieſem Conſtſtorio, 
auff vorgehende ladung zuerſcheinen, Clegers, oder beelagtes 
ſtadt zuhalten, doſelbs Ehriſttiches Rechtmeſſiges, vnd billiches 
erkentnis, vnd abſchiedts zugewarten, ſchuͤldig ſein, bey Peen 
vnd: Straff, welche von dem Conſiſtorio nad) gelegenheit der 
vorbrechenden, vnd vngehorſamen theil, zuerkant j vnd vn⸗ 


nachleffig Exequiret und volnſtreckt werden fol. 


vnd zugebrauchen haben follen. 


Das georbente Conſiſtorium, und die Commiſſarien ha⸗ 
ben nicht allein macht vnnd gewalt die Sachen zuentſcheiden, 
vnd die Parteien, was ſie ſich zuuorhalten, Zuuor Abſchieden, 
Vnnd die fuͤrgefallene felle durch Vrteil entlich zueroͤrtern, 
Sondern auch die vorbrechungen ſonderlichen zu ſtraffen, vnd 
austruͤckliche Peenen zu ſprechen, vnd zu ernennen. 

Vnd weil ſich jre erkentnis, als ein geiſtlich gericht, auff 
leib, vnd lebens ſtraff nicht erſtrecken kan. So ſollen ſie nichts 
deſto weniger Ciuiles poenas, auch andere noch hoͤhere, Nem⸗ 
lichen geldt ſtraffen applicandas fisco, als dem gemeinen Ka= 
ſten, auch Gefengnis zuſprechen, vnd zu erkennen haben. 

Sonderlich fol auch der Bann, vnd die Excommunication 
als das geiſtliche ſchwerdt, dem Conſiſtorio nicht genomen, 
Sondern in notfellen zu gebrauchen, zuerkennen, vnd zu Pu⸗ 
blicirn frey ſtehen vnd zugelaſſen ſein, In was fellen aber ſol⸗ 
cher Bann auffzulegen, vnd wider wem er zu gebrauchen ſey, 
Als nemlich wider diejenigen, ſo Rottiſche, vnd verfuͤriſche Lere 
fuͤren, vnd ſich nicht wollen dauon abweiſen laſſen, Auch die, 
welche nach beſchehener verwarnung, in Ehebruch, Hurerey, 
Wucher etc. offentlichen Suͤnden vnd Laſtern verfahren. — 

Item wider alle Gottesleſterer, vnd die, ſo verechtlich, vnd 
ſpoͤttiſch von der Chriſtlichen Lehr vnd Sacramenten reden. 

Item ſo mit Zauberey vmbgehen, wider die meineidigen, 
vnd dergleichen, ſolches alles haben vnſere Commiſſarien, fuͤr 
ſich in fuͤrfallenden fellen wol zu bedencken, vnd daruͤber der alten 
fuͤrnemen Theologen Lutheri vnd Philippi ſchrifften vnd be⸗ 
dencken zuerſehen. 

Es ſollen vnd werden aber auch die Commiſſarien gute 
beſcheidenheit, vnd fuͤrſichtigkeit datinnen zugebrauchen wiſſen, 
Vnd den Bann, wieder niemands leichtlich, denn in ſolchen 
fellen, do man es kein vmbgang haben mag, Vnnd do die Per⸗ 
ſonen deſſen gnugſam, vnd in einem ordentlichen Proces vber⸗ 
wieſen, erkennen vnd ergehen laſſen, Damit es nicht das an⸗ 
ſehen habe, als wolle man einen Papiſtiſchen Bann, vnd zwang 
der gewiſſen, widerumb anſtellen vnd auffrichten. 

Es ſol aber kein Superintendens, Pfarrherr, oder Kirchen⸗ 
diener, Irgend in einigem fall zu Excommuniciren, macht, vnd 
gewaldt haben, Sondern bie Vrſachen follen bem Conſiſtorio 
berichtet, und von demfelbigen erwogen, berathfchlaget, vnd des 
fürftehenden Bannes halben decidirt vnd gefpsochen werden. 

Menn auch ber. Bann, durch ein Brteil erfant, daſſelbige 
fein Krafft erreichet, vnd dauon nicht Appellirt toihee, Sol er 
hernach erft durch den Pfarcheren , ober Prediger, in ber Kir- 
hen verfündiget werben. 

Waſer geftalt denn auch die Excommunicati, wenn fie fid) 
erkenten, buffe theten, vnd befierten zu abfoluiren, vnd der 
Kirchen widerumb einzuuorleiben, darüber follen vnſere Com⸗ 
miffarien auch, und nicht die Pfarcheren zu disponiern vnd zu⸗ 
verorbnen haben, damit e8 allenthalben onuordechtig, vnd one 
affecten zugehe, vnd darinnen gute ordnung gehalten werbe. 

Es fol aber hiemit und durch diefe Drbnung den Super- 
Intendenten, Pfarcherrn, vnd Kirchendienern, das Straff Ampt 
aufferhalb der-Excommunication,, auff der Cangel in fellen 
vermahnens nötig, nicht benommen fein, Jedoch füllen fie fich 
deſſelbigen gebuͤtlich, beſcheidenlich, Chriſtlich, dem wort Gottes 





908 | 1885.. OXLVEIL Bäueluug’tche Rischenoutsumsg. 


j ® 
gemes, ohne prinat affecten gebrauchen, Vnd in allen folchen 
Sachen, des Conſiſtorij erkentnis, auch onterworffen fein. 

Vnd es fol das Confiftoriam bie Inspection der Iuris- 
dietion vber die Superintendenten, Pfarcheren, Kirchen, und 
Schuldienern fonderlih haben, Alfo wo einer oder mehr bes 
funden, oder berüchtiget, das ex ein Ehebrecher, Hurer, Haderer, 
Seuffer, Wucherer, Spieler, oder eines Diebftals, oder anderer 
onehrlicher,, ſchendlicher Lafter, vordechtig, Sollen die Com: 
miffarten macht haben, jhnen zu suspendiren abzufegen, ober 
fonften mit gefengnis, ober in andere dergleichen wege zu 
ftraffen. 

Solche Ecclesiasticam disciplinam, fol das Eonfiftorium 
nicht allein wider die obgefagten Pfarrherrn, vnd Kirchendiener, 
Sondern aud) wider andere bes Lands vnterthanen zugebrau- 
chen haben. Als wenn in Stedten, ober Dörffern vnd auff 
dem lande leute befunden, Menlichs und Weiblichs gefchlechts, 
fo in eine Kirche giengen, keiner Religion achteten, Das heilig 
Sacrament in etzlichen Jaren nicht begerten, ein rochlos wildes, 
ergerlichs leben fuͤreten, Auch ſonſten in offentlichen, oder je 
ſehr vermutlichen Suͤnden lebten, ſolche vnd dergleichen ſollen 
die Commiſſarien zu Citiren zubekehrung, vnd beſſerung, vnd 
gegen den Pfarrherrn, vnd Superintendenten zu gebuͤrlichen ge⸗ 
horſam zuweiſen, vnd ſonſten wider ſie mit Inquisition vnd an⸗ 
dern, als ſich gebuͤrt, vnd die notturfft erfoddert, zu Procediren 
vnd zuuorfahren haben. 


Bon GEpecntion ber Deteil and bed Proceff, fo im Genfiisrio 
ergangen. 

Was die Commiſſarien im Confiflorto handeln, verabfchie 
den, Erkennen, fprechen, und maudiren, dem follen aller ber 
beider Landen vnterthanen einwohner vnd zugethane gehorſa⸗ 
men, vnd gebuͤrliche volge leiſten, Vnd do einer oder mehr, 
darinnen ſeumig, follen die Commiſſarien macht haben arctiora 
mandata, mit bedrauung einvorleibung, ernſter Peen, als gelt 
ſtraffen, gefengnüs, und dergleichen zu dederniren. 

Wenn fi) auch die Parteien deffen entlich widerſetzen vnd 
nicht pariren würden. Muͤgen bie Commiffarien Brachium 
seculare, als die Regitung, und die gerichts beuelchhaber an⸗ 
ruffen, ond jnen bie entliche Execution und huͤlff beuehlen, So 
baldt auch ſolchs an fie gelangt, Sol nicht allein ben verorden⸗ 
ten Rethen in ber Regirung, Sondern auch allın Amptkeus 
ten, Schöffeen, Gerichtshaltern in Stebteh, und Dörffern, und 
allen oͤrttern, hirmit auferlegt fein, die fchreiben, Mandate, Abs 
ſchiedt, und Vrteil, fo jre krafft erreichet und dauon nicht Appellirt 
worden, ſtracks one verlengerung vnd verzugk zu Exequiren, 
vnd zuuerſtrecken. An ſolchem allen geſchicht hoͤchſtgedachter 
Churfuͤrſten, vnſerer gnedigſten Hetrn, gnedigſte entliche, vnd 
ernſte meinung. Geben den 12. Junij Anno 1574. 


Gedrudt zu Shena durch Donatum Richgenhan. 
Anno MDLAXXIV. 


1373. 
CXLVUL 


Agenda oder Klirchenordnung der Stadt Lüneburg. 


Bei Bertram, Evang. Lüneburg, S. 301 ff. ift 
eine 8.:D. der Stadt Lüneburg abgebzudt, welche von 
dem Superintenbenten Saspar Gbbemann verfaßt und 
am 1. Dec. 1575 von dem Magiftrat conficmirt worden 
if. Wie bie Vorrede fagt, war ed nicht die Abficht, daß 
„dieſe ſchlechte und geringe vernotelung gepublieiret” würde, 
vielmehr follte fie nur die „Gorreſpondenz mit unfers gnaͤ⸗ 
digften Landesfürften und Herrn druklich ausgegangenen 
K.⸗O. eglihermaßen anzeigen.” Wir geben fie in einer 
turzen Weberficht, während wir die Leges ministrorum 
verbi Dei in ecclesia civitatis Luneburgensis in ihrer 
älteften Geftalt in einer Anmerkung vollflänbig beifügen. 

0.00% 
Cap. 1. 
De veocatione ministrerum verbi, 

Niemand ſoll ohne gewiſſe Vocation In das Minifterium 
aufgenommen werben. Bei den Kirchen, über welche dem Mas 
giſtrat das Patronatrecht zufteht, foll Niemand ohne des wort⸗ 
baltenden Blirgermeifters und des Superintendenten Vorwiſſen 
und Bewilligung fi) pro eoncione hören laffen. 

’ Cap. I. 

De legitime veocationis processu. 

Vor ber Beſtellung wird der Defignirte dem Superinten« 
denten im Namen und wegen bes ganzen Minifterii präfens 
tirt, welcher ihm bie Abhaltung zweier Probepredigten auflegt. 


1: 


Hierauf hat berfelbe fein Bekenntniß in Uebereinftimmung mit 
der Conf. Aug. , der Apologie, den Schmalk. Art., dem Kate 
chiomus Luthers und ber gegen das Interim gerichteten Con⸗ 
feflion der Städte Hamburg, Lübe und Lüneburg zu uͤber⸗ 
zeichen, über weiches, wenn es diefem Corpus dottrinae ges 
mäß erfunden, er von bem Superintendenten und einigen 
Sliedern des Minifterik eraminirt wied. Alsdann hat er fi 
zu den erwähnten Scheiften foͤrmlich zu bekennen und Beob⸗ 
ahtung der K.⸗O., fleißige Amtsfuͤhtung, gottesfürdytigen 


Wandel und Gehorfam den Leges ministerii *) anzugeloben. 


*) Diefe Leges in älteften Geftalt lauten in einer 
Eelliſchen Fa wie ee ſtes Geſta 


Leges Ministrerum verki apad Lunacburg. 


I. Conelusum est inter fratres, se omnes potius abite- 
ros hinc, quam aliquem ex fratribus ob levicolam oausam 
aut isvidiam ab oflicie deponi permissuros, 


IL, Convocatio fratrum singulis septimanis et quieguid 


in convocatione agitur, mulli hominum est revelandum. 

Ill. Coavivium ordinarium servandum intra sex hebdr- 
madas propter concordiam fratram et ante quintam horam 
adsint sub poena 6 3. 

IV. Si discordia mota fuerit inter fratres, hane ipsimet 


1504, EIKEVERE. ‚Bäünehuegidhe Kirchenorbunug. | 3 


Co. UL, 
De ordinstions ministrerum verbi. 


Darftellung bes Orbinationseritus der nirgends von jenem 
ber Luth. R.D. abweicht. Mach ber Orbination wird dag 
Abendmahl gefeiert, an welchem ber Orbinirte Theil nimmt. 


Cap. IV. 
Bon den Predigten fo das gante Jahr über gewohnbeitlicy gefchehen 
nnd von.dben Geremonien fo babey gehalten werben. 
Cap. V. 
Bon der Tauffe. 
Cap. VL 
. Ben ber Notbtauffe. 
Beide Abſchnitte flimmen mit den Iuth. K.⸗O. adnzlich 
überein. 
Cap. vH. 
Bon ben Gebaumen. 
Cap, VI. 
Bon ber Beicht. 

Die Beicht und privata absolutio ift ein hochnothwendig 
Ding in der Kirche Gottes, und es wird deshalb der alte Ge: 
brauch beibehalten, einen Jeden allein zu hören und zu abfols 
viren. 


Cap. IX, 
Bon Befuchung ber Kraucken. 


Cap. X, 
Bon Begräbuiffen. 


Nach altem Gebrauche begleitet das Minifterkum die Ab⸗ 
inter se componant, et si id fieri non possit, Soperinten- 
dentis et Pastorum sententia andienda est, ut vinculum 
fraternae charitatis retineatur integrum. 

V. Pauperum mentio fiat in publicis concionibus et pri- 
vatim in confessione et in ipsorum divitum infirmitate, 

VI. Sabbathina exhortatio non fiat ultra mediam horam, 

VII. In festis diebus fiet sermo ad horam, in feriis tan- 
tum ad tria horae quartalia, alias solidum solvat. 

VII. Aliquo Ministro aegrotante collegae debent ex- 
hortationem sabbathinam observare ad tempus trium heb- 
domadarum, si morbus accreverit aut vita defunctus fuerit, 
fratres ordine sermone tentabunt. 

IX. Nullae communes preces debent fieri pro aegrotis 
sine singulari cansa ante concionem, nisi finito sermone. 
X. Magistratus non publice, si quid ab eo commissum 
faerit, arguatur, nisi admonitus prius privatim. 

XI. Siquis ex fratribus concionem Superintendentis sine 
legitima causa neglexerit, mulctae juxta sententiam fratrum 
sese subjiciat. 

XU. Si quis negligens fuerit in sua septimana in suo 
officio pro ratione delicti poenas dabit. 

Exceptio legum. Si quis ordinarium convivium vel 
extraordinarmmm neglexerit, mulctandus est, Excusat infirmi- 
tas, aut si secum hosestam hospitem hahuerit, aut in spon- 
salibus, aut simili honesto conrivio apud homestas personas, 
ubi non fas est. statim discedere, petita tamen venia pro 
aua absentia , tum enim sunt excusati. Gpäter find biefe 


Lages mehrfach erweitrt werben. 


gefchiebenen auf Anzeige ihres Beichtvaters zum Zeugniffe ihret 
Glaubens zum Grabe, waͤhrend dieſes denen verſagt wird, 
bie nicht membra communionis find, oder geraume Zeit nicht 
das Abendmahl genoſſen haben. Diejenigen, welche mit fal 
ſcher Lehre behaftet geroefen, ober in unbußfertigem offenkundi⸗ 
gem Wandel verftorben find , werben nicht mit Schülern und 
Geſang beerdigt. 
Cap. XI. 


Bon Wertrawen und Segnen Braut vnd Bräutigam. 


Der Trauung geht das dreimalige Aufgebot vorher ; jebod) 
innen mit Bewilligung des Superintendenten zwei Anfgebote 
an einem Zag erfolgen. Die Copulation gefchieht, wenn nicht 
ber Magiftrat mit Rath des Minifterii bispenfirt, Sonntags 
oder Montags 10 U. vor dem hohen Altar. Die Verwandt: 

haft hindert bie Ehe biß zum 3. Grade der gleichen Linie. 

hne erhebliche Urfachefoll in der Advents⸗ und Faftenzeit keine 
Hochzeit gehalten werden. Der Trauritus hat nichts Abwei⸗ 
chendes; doch enthält das Fraugelübde ausdruͤcklich die Zuſage 
der Brautleute: „fich durch nichts als ben zeitlichen Tod ſchei⸗ 
den zu laſſen.“ 


Cap. XI. 
Won verurtbeilten Mitfethätern, wie man biefelben pflegt zn befuchen 
und tröften. 


‚ Cap. XUL 
ur Bon ber Kirchen » Zucht. 

Einer umfafienden Entwickelung der enangelifchen Lehre 
von ber Kirchenzucht folgt die Beflimmung, daß nur foldye der 
Disciplin unterliegen folen: „J) welche nicht richtig in ber 
Lehre find, fondern etwa einen Irrthum gefaffet der da mit 
ben Artikeln des h. Chriſtl. Glaubens nicht übereinftimmet, .. 
defielben fich bey andern Leuten vernehmen laͤſt, und aufdenfelben 
pertinaciter verhartet. 2) So jemand felten ober nimmer zu 
dem hochw. und heil. Sacrament .. gehet oder yerächtlic von 
der Zauffe oder von dem Abendmahl des Heren redet. 3. So 
jemandt ein unchriftliche® ärgerliches, gottlofes und boͤſes Leben 
führet, und darinne in Unbußfertigkeit verharret.” Perfonen 
diefer Art fol der Pfarrer zuerft allein, dann zu dreien Malen 
in Gegenwart ber übrigen Seiftlichen feiner Kicche vermahnen. 
Hierauf hat ex fie dem Minifterium anzuzeigen, welches, nach 
fruchtlofer Ermahnung, oder im Falle des Außenbleibens auf 
die zweite und britte Ladung, fie vom Sacrament unb ber 
Taufzeugenſchaft ausfchließt, jedoch ohne fie Sffentlich zu pro⸗ 
clamiren oder mit Namen von der Kanzel auszufchreien. Je⸗ 
doch Toll man fie nicht von dem Worte und der Lehre abfon- 
dern, und fie nicht ganz und gar für Feinde halten, weshalb 
benn ihnen ber Handel u. dergl. nicht zu verfagen und bie 
bürgerliche Gemeinfchaft nicht ganz zu verweigern iſt. Die: 
jenigen, welche Irrlehren verbreiten, find ber Obrigkeit anzu⸗ 
zeigen, bamit fie der Stadt vermwiefen werden, und wenn andre 
öffentliche grobe Sünder ungeftraft bleiben, foll die Obrigkeit 
ihres Amts vermahnet werden. Ohne Befferung bahinges 
gangenen Sünbern wird das chriftliche Begräbniß verfagt, gleich 
wie denen, welche ein ganzes ober anderthalbes Jahr vor ihrem 
Tode der an fie ergangenen Mahnung ungeachtet das Abend⸗ 
mahl nicht genoffen haben. Begehrt ein Gebannter die Wie 
deraufnahme bei gefunden Tagen, fo iſt ihm nicht fofort zu 





400 


willfahren, ſondern man foll ihn ein» oder zmeimal abweiſen 
und dann erft im Beifein der Diener der Kirche, zu welcher 
er gehöret, und der Kirchgeſchwornen oder zweier oder dreier 
anderer glaubwürdiger Perfonen auf erfolgtes Bekenntniß ber 


1.10. CLE Hohenlahiſche Kirchensrtmung. 


Sünde und Verfprechen der Beſſerung aufnehmen. Bei Krane 
ten, welche nicht in Todesgefahr find, tft die Aufnahme um 
zwei ober drei Tage zu vorziehen, währmd im Kal ber Todes⸗ 
gefahr die Annahme fogleich gefchehen fol. 


1376. 


CXLIX. 


Airchenordnung, Vnd Neformation vnſer Albrechts und Philipſen Gebrüder, Grauen zu 
Naſſaw, zu Sarpruͤcken vnd zu Sarwerden, Herrn zu Loher, wie es in vnſer Graue vnnd Herrſchafft, nicht allein 
im Kirchenregiment, von vnſern Viſitatorn vnd Predicanten, mit der Lehr, jrem Leben vnd Wandel, Viſitation der 
Pfarren, annemung vnd bevrlaubung der Predicanten, vbung deß Catechiſmi, vnd dergl., Sondern auch ſonſten in 
andern, zu abſchaffung allerhand Aberglaubens, Rotten vnnd aͤrgerlichen Lebens, auch befürderung Chriſtlicher Zucht 
vnd Erbarkeit, und erhaltunge guter Policey dienlichen flüden, ald mit Criftallenfehern, Zauberern, Widertäuffern, 
Kirmelfen, Sontagstängen, Gottöläfterern und Vollfauffern, auch in etlichen Ehefällen, vnd mit ftraff der Vnzucht 
ond Ehebruchd, gehalten werben fol. Gedrudt zu Frandfurt am Mayn 1576. 88. 4. 


CL. 


Agenda, Das ift: Kirchenordnung, wie e8 in der Graue vnnd Serrihafft Naftaw, Sar- 
prüden, Sarwerden vnnd Loher, mit verfündigung Göttliched worts, reichung der h. Sacramenten, vnd andern 


Chriftliden Handlungen und Geremonien, gehalten werben fol. 
1576. 398. 4. 


Diefe beiden Ordnungen find erlaffen, nachdem Sarbrüden 
an die Weilburgifche Linie des Haufe Naffau gefallen war. 
(Bergi. Sacobfon, Geſchichte ber Quellen bes ev. K.⸗R. ber 
Provinzen Rheinland und Weftphalen, & 628.) Nur die erfte 
trägt das Datum: 1. Aug. 1574.53 unzweifelhaft ift ihr aber die 


1 Cor. 14. Gebrudt zu Frandfurt am Mayn 


Agenbe gleichzeitig. Beide find, bis auf geringe Abweichungen, 
wörtlihe Wiederholungen der Heffifchen Reformation v. 1572 
(Nr. CXL.) und Kirchenordnung v. 157% (Rr. CXLVI.). In 
ber Agenbe ift anftatt des Hefjifchen ber Württemb. Zaufritus 
eingefchoben. " 


15377. 


CLI. 
Kirchenordnung Wie es mit der Lehre und Ceremonien, in der löbl. Grafichafft Hohenloe ze. 


foU gehalten werden. Psal. XXIV. 


Veber diefe, am 14. Sept. 1577 publicirte K.⸗O. f. 
Bibel, Hobenlohifche Kirchengeſch. &. 682. Eine Hohen: 
lohiſche Conſ.⸗O. erwähnt derfelbe Schriftfteller &. 620. 


* * * 


Das I. Gapitel, 
Von ber Lehr. . 

Pro corpore doctrinae, affırmative und negative, follen 
gelten: 1) die Schriften der Propheten und Apoftel A. und N. 
T. als die einige norma judicii, 2) bie drei alten Symbole, 
3) die Augsb. Confeffion, 4) die Apologie, 9) die Schmalkald. 
Artikel, 6) die Katechismen Luthers, 7) die Repetition der 
Aug. Conf., 8) die Loci Melanchthons, 9) die gegenmärtige 
K.O. Andere Schriften der Kirchenlehrer follen nad diefem 
Corpus doctrinae verfianden und erflärt, die Streitfhriften 


Machet die Thor c. 234 Bl. 4. 


aber und unreinen Bücher der Papiften, Calviniſten zc. nicht 
gebraucht und fireitige Religionsſachen nicht auf die Kanzel 
gebracht werden. i 


Das ID. Gapitel. 
Bom Kirchengefang, Predigt vnd Eeremonien. 


Die Sottesdienflordnung ift folgende: Palm, Collecte, 
Vorleſung der Dauptftüde des Katechismus, Lection aus dem 
N. T. (nach der Ordnung ber Bücher) mit ben Summarien 
Veit Dietrichs, Credo, Predigt, gemeine Beicht und Abſolu⸗ 
tion, Cheverkuͤndigung, Fürbitten, gemeines Gebet, Vater 
unfer, Gefang, Gebet, Segen. In der Predigt follen die 
Geiftlihen alle Scyeltworte, Rachgierigkeit meiden, und nicht 
auf fpigige, hohe, fcharfe Fragen eingehen. In der Woche ſoll 


* 


wengſtens etkrmal’ (am · Freltage) Gottesdtenſt gehalten tere 
‚ven, der aus Geſang, keetion eines Capitels aus dem A. T., 
Sefang, Predigt, Litanei, Gebet und Gegen beſtehen fol. - 
Das I. CTapitel. \ 
Collecten ober‘ Gebete: in ber Kirchen, mit ber Gemein, ber jeit 
nad, iu Bote zu foeehen. 
Das IV. Eapitel, 
"Wom Eatedifms. \ “ 

Am Sonntag nad dem Morgeneffen findet eine Katechis⸗ 
musübung Statt, welche mit Befang und Bebet- eröffnet wird. 
Die Nürnberger Rinderprebigten dienen als Grundlage; Außer 
dem werden die Kinder ‚ welche das 12. Jahr erreicht haben, 
und zu Oſtern zum Abendmahl gelaſſen werben follen, von In⸗ 
voeavit bis Palmaruni beſonders unterrichtet. Die Pfarret 
ſollen die Erwachſenen, beſonders wenn fie in der Beichte ſich 
als unwiſſend erweiſen, zum Beſuche der Katechismuspredig ⸗ 
ten ermahnen. J J 

Das V. Capitel. 

Lion ber Zauffe- . 

Der Taufritus iſt wefentlic der der Württemb. 8.:D. 
(Nr. CIX.); in den Vorfhriften über die Nothtaufe Klingt 
bie Saͤchf Agende von 1539 (Nr. LXIV.) wieder. 


P Des VI: Eapttel. 

Ben der Beiver und verbor ber Eommnukcanten. 

R Nach der Voſper foll ber Pfarrer Diejenigen, welche des 
naͤchſten Tags zum Abendmahl’ gehen wollen, und zwar einzeln, 
in den ſechs Stuͤc⸗n des Katechisemus unterrichten und mit 
Amer kutzen, auf die drei Städte der Buße gerichteten Vers 
mahnung entlaffen. Die Abfolutionsformeln find die Nuͤrn⸗ 
berger. Diejenigen, melde im Katechtomus nicht bewandert, 
foen bie Pfarrer nicht zulaſſen, bis fie gelesnt haben, was 
einem Chriftenmienfchen zu wiſſen zu feiner Seelen Heil nothe 
wendig. Alle Perfonen , welche der Pfarrer zum Abmbmahl 
zulaͤßt/ fol ex in einen befondern Katalog eintragen. 

Vu. Gapitel, 

"Ordnung des Herrn Abendmald. 

Nad der Predigt und dem Gefange folgt die Admonition 
ber Nuͤrnb. 8.:D,, dann offne Beichte, Tofotutlon, Vater 
unfer, Einfegungsworte, Communion, Donkfagung, Gegen. 
Die Kirchenbiener , welche das Abendmahl halten, follen, for 
viel möglich, ſelbſt communiciren- . 








000; OLE: Reife Kirchjlrlorbintiig. .- u"): 


Des VI. Gapitel. 
"Bon befudung und Gommumion ber Rranden 'oub Gefsugnen. 
Das IX. Capitel. 
Von den Eheleuten, wie man Die einleiten folL. 
Vergl. die Nürnb. K.O. (Nr. LXIL) 
Das X. Gapitel. 
Bow. Begrebuuf. . 

Alle Begraͤbniſſe follen mit Gefang, Predigt (welche mit 
des Verftorbenen Leben und Abfchieb zufammenftimmmen 
fol) und Segen gehalten werden. Der Pfarrer wird ange. 
tiefen, einen Katalog der Verftorbenen zu halten, welche bei 
Lebzeiten das Abendmahl empfangen haben, Deshalb fol der 
Zodtengräber ohne Erlaubniß des Pfarrers Fein Grab machen 
und Beine Leiche beflatten. . - 

. . Das SL Capitel. 
Won ben Beyertagen. 

Nach der Nuͤrnb. K.O. Das Feft Visit. Mar. iſt auf den 
15. Aug. verſchoben, an welchem man fonft Marid Himmels 
fahrt feiert, „welches doc) fein grund Inn der Scheifft, vnnd 
zu geoffer Abgörterey vil vrſach geben hat.” i 

j Das XI. Capitel. 
i Won der Kircpenbifeiplin. 

m: Wir verfiehen durch den Bann die abſchaffung von 
dem Chriſtlichen werck ber Geuatterſchafft, Abſolution, Abende 
mal Ehriſti, vrmb ber Ehriſtlichen Begrebnuß, deren Perfonen, 
die ein oͤffentlichs, bekendtlichs oder vberwiſens Lafter begans 
gen, vnnd damit ein gangeChrifttiche gemein, vnd inn berfelben 
fürnemtid, vil junge vnnd vnſchuldige bergen geergert haben.” 
Das Verfahren iſt das gewoͤhnliche: Ermahnung im Geheimen ; 
dann vor gottesfücchtigen Leuten (aus dem Math, oder Gericht, 
ober ben Heiligenpflegern), ferner Ermahnung durch den Sue 
perintendenten, und zuietzt Anzeige an das Conſiſtotlum. 
„Außer dem General Consistorio, fol feiner niemals in 
Bann erfandt tverden.” Zum Erſcheinen dor dem Pfarrer 
oder Superintendenten find die Bußfälligen von bem welt 


lichen Richter anzuhalten. Die Wiederaufnahme des Gefal⸗ 


lenen erfolgt durch einen Beſchluß des Confiſtorli. 

Am Schluſſe ©. 46 ff.: Der Heine Katechismus Luthers, 
die Fragſtuͤke vom Nugen und: Gebrauch des Kater 
chiomus / die Nürnberg. Kinderpredigten, ettiche Ver⸗ 
mahnungen vor bem Abendmahl. 

Gedruckt zu Nürnberg, durch Katharinen Gerlachin, vnd 
Johannes vom Berg Erben. 


— 1886. 
OLI. 8 


Des Durchiauchtigſten, Sochgebornen Fürſten vnd Seren, Gerrn Auguſten, Hertzogen zu 

Sachſen, des h. Römifden Reichs Ertzmarſchalln, vnd Churfuͤrſten, Bandgraffen in Düringen, Marggrofien zu 

Meiffen, vnd Burggraffen zu Magdeburg, xc. Ordnung, Wie es in feiner Churf. G. Banden, bey den Kirchen, mit ber 

lehr vnd Geremonien, befgleichen in berfelben beyben Vniuerſiteten, Confiftorien, Zürften vnd Particular Säulen, 

„Bifitation, Symodie, vnb was ſoichem allen mehr anhanget, gehalten werben fol. Leipzig. Cam priallegto Electoris 
Saxoniae. (XXVI u.) 433 ©. fol. 


Unter ben K.⸗O. ber iten Hälfte des 16. Sahıl 
mie vockiegende, am 1. Pa 1680 vublicirte, Fi 


i 9. Weber, Saͤchſ. SR. Bb. I. ©: 
ee ie —8 ſie Bee, mit Ausfhluß 


ber bereits früher in ber Grundlage mitgetheilten Agenbe 

. (Re. LXIV.) und her bie Schulen und Univerfitäten be⸗ 
treffenden Abfchnitte, veuftändig nach einem von bem Chur⸗ 
fürften Auguft und dem Erbpringen Chriftian eigen: 
haͤndig unterzeichneten Eremplar. In einzelnen Zheilen ift 
bie Württemberg. R.:D.v.1559 (ob. Air. CHA.) wörts 

lich benugt, unb für andere‘ hat biefelbe wenigftens das 
Muſter geliefert. -WBeibes wird durch bie Einwirkung An⸗ 
bred’s erklaͤrlich. Die Gemeralartikel find zum Theil woͤrt⸗ 
lih ben Art. v. 1557 entlehnt (ob. Rr. CVIL), wie die 
von uns beigefügten Rachweifungen zeigen. 


** 


Von der Lehr vnd bekentnis be Glaubens, fo bey vnſern Vnixuerfiteten, 
Kirchen, Fürſten und Partieular Schulen, mit fleid getrieben, und burch 
vnfere Consistoria befördert vnd handhabt werben fol, 


„Wiewol Gottes wort, in ben fchrifften der Propheten. und 
Apoſteln begriffen, ‚die einige norma, Richtſchnur ynd. Regel 
ift, vnd bleibet ewiglich, nach welcher ſich ale Kirchen vnnd 
Schuldiener richten, vnd ihre Predigten und Lehr, bey vnter⸗ 
weifung bes gemeinen volcks vnd der jugendt, in rechter war: 
hafftiger erkentnis und furcht Gottes, allezeit anftellen follen, 
Jedoch, weil ſich auch falſche und unreine Lerer derfelben rhuͤ⸗ 
men, und fich vunterfiehen, jhre falfche Lehr, aus der heiligen 
Schrift, wieder den willen des heiligen Geifts, vnd klaren 
buchſtaben derſelben, zuerweiſen, auch nicht ein jeder der ge⸗ 
ſchickligkeit iſt, das er in allen vorfallenden freitigen Reli⸗ 
gions Artickeln, gründlichen vnd ausfürlichen bericht, obne 
vorgehende nottürfftige vnterweifung zuthun ‚weiß, erfors 
dert bie noth, das in vnſern Kichen eine gründliche, heile, 
are Eonfeffion vnd bekantnis, vornemlich von den flreitigen 
Artideln, verfafiet fen, datdurch unfere Kirchen, ſampt ihrem 
glauben und befentnis, von allen abgöttifchen verfamlungen, 
felfchen Lerern, Motten vnd Secten, abgefondert werde. Bu 
dem ende dan vornemlich bie Augfpurgifche Confeſſion, aus 
befehlich der Chur vnd Zürften, geftellet, und Anno etc, 30, 
Keyfer Carola V. vbergeben worden. 

Nach dem aber dieſelbige nachmals, ohn einhelligen Con⸗ 
fens aller der Stende, fo ſich zu ſolchet damals bekennet, wie 
auch der Theologen, ſo anfangs darzu gezogen, vielfeltig ver⸗ 
endert, vnd alſo repetiert worden, biß endlich auch unter dem 
namen mehrgedachter Augſpurgiſchen Confeſſion jrrige vnd 
verdampte lehr, mit groſſem nachteil vnd ſchaden vieler ſeelen, 
ausgebreitet worden. 

Demnach mehrgedachte Churfuͤrſten, Fuͤrſten vnd Stende, 
ermelter Confeſſion zugethan, allen verdacht vnreiner lehr, von 
derſelben Kirchen vnd Schulen, genglich abzulegen, hoͤchlich 
verurſacht, ſich zu der erſten, alten, vngeenderten Augſpurgi⸗ 


ſchen Confeſſion, wiederumb offentlich zubekennen, damit ſie 


A bezeugen wollen, das fie ander vielfeltigen bementlung 


alfcher, vnreiner lehr, unter der namen, verenberten Augſpur⸗ 
gifchen Confeſſion, kein gefallen getragen, ſondern bdiefelbige - 


Foren gentzlich zuwieder fen. Vnd demnach, beneben wiederho⸗ 
lung mehrgedachter vnuerenderten Confeſſion auch ein ausfuͤr⸗ 
liche, richtige erklerung, aller eingeriſſenen ſpaltungen in ſchriff⸗ 
ten-gang nothwendig geweſt. — 

So iſt vnſer ernſtlicher wille vnd meinung, das alle vnd 
jede Kirchen vnd Schuldiener, in vnſern Chur, Fuͤrſtenthum⸗ 
ben und Landen, ſich In allen, beſonders aber dieſer zeit ſtrei⸗ 


4590. . CLIL. Ruckädfiihe Sicchenschuung. 


tigen Artickeln, durchaus, in allen jhren Prabigten, ab vor⸗ 
tichtung jhres ampts, ſich zufoͤrderſt ben Schriften dar Apoſtel, 
Propheten, vnd mehrgedachter Augſpurgiſcher Confeſſion, auch 
der Chriſtlichen, vnd in Gottes wort wolgegruͤndten, hieuor 
gemelten atklerung ber, ſtreitigen Artickeln, gleichfaͤrmig ud 
einhellig, verhalten und anzeigen. - 

Darauff dann zuföcberft yunfere Consistoria, general vnd 
fpecial Superintendenten, wie.auch berfelben Adiuncten, jhre 
ſtettige, fleiffige, und vnnachleſſige infpection. und aufffehen 
baben follen,. damit in Kirchen und Schulen, derſelben keine 
wiebertvertige lehr eingefüret, fondern, da das geringfie an 
einem Kirchen oder Schuldiener vermardt, das er ſich newo⸗ 
rung vernemen laſſen, alßbald, vermöge nachfolgender ord⸗ 
nung mit jhme bie gebür vorgenommen, auff das mit vnnot⸗ 
wendigem ergerlichem. gezenck vnd zwiefpalt, der - gemeine 
Gottes verfchenet, und zeitlich dem vbel, ohn alle weitleufftig⸗ 
keit, begegnet, vnd gemehret, und, zufampt reiner, vnuerfelſch⸗ 
ter lehr, auch Chriſtliche einigkeit, befonders unter ber Kirchen 
und Schuldienern, durch Gottes gnad, in vnſern Landen ers 
halten werben. 
Mas dann etlihe Schulbüchlein belanget, welchen auch 
Theologiſche materien, befonderg aber von den ftreltigen Arti⸗ 
deln, einuerleibet, dardurch die jugendt Leichtlich jrre gemacht, 
und auff falfchen, vnrechten verſtandt heiliger Schrifft gefüret 
und geleitet werben mögen, Haben wir allbereit dieſe verord⸗ 
nung gethan, das ſolche Articdet, in gedachten Buͤchlein, vnter⸗ 
ſchiedlich vnd mit fleis verzeichnet, und die Jugendt gebaͤrllch 


und gnugſam, nach anleitung jetzt gemalter, Chriſtlicher vnd 


gruͤndlicher erklerung, ber Kirchen Augſpurgiſcher Coufeſſion, 
vor jrrthumb verwarnet werde. 

Wollen vns demnach zu allen Kirchen vnd Schuldienern 
gnedig vnd gentzlich verſehen, fie werben ſolchem allem mit 
threw vnd fleis nachſetzen, vnd an ihnen nichts exwinden laſſen, 
damit die eingeriſſene jrrige, falſche lebr, mit beſtendigem 
grund Gottes meorte „ ausgereutet, bie Gaͤttliche warheit fort⸗ 
gepflantzet, vnd alſo auch wieder alle verfelſchung, rein vnd 
lauter, durch Gottes ſegen vnd gnad, auff vnſere nachkommen 
gebracht werde. = nn 
2 Bon der Kirchenagendä. 

. „Rad dem wir aus füngft vorgenommenen Visitationihas, 
vnd darauff gehaltenen Synodis befunden, das weyland des 
Hochgebornen Fürften Heren Heinrihen, Hergogen zu Sach⸗ 
fen, etc. vnſers freundlichen lieben Herrn und Waters, hoch⸗ 
loͤblicher vnd feliger gedechtnis, Kirchen Agenda in vnſern 
Landen, nicht allein ungleich gehalten, fondern auch neben ders 
felben andere Agenden, frembbe, vnd diefer Landen uns 
bekandte weiſe, eingefürt, und in verrichtung der Kicchenämpter, 
befonder® aber bey der Adminiſtration und austeilung der hoch⸗ 
wärbigen-Bheramenten, gebraucht werben, vud es aber an hin 
ſeibſt, ſonderlich bey dem gemeinen vnnerſtendigen hauffen, 
nicht ein geringes ergernis, ba es in einer Kirchen anders, dann 
in ber andern, gehalten, gleichwol aber auch nicht wehiger ges 
fahr barauff ffehet, wann auff die gleichheit der euſſerlichen, 


| ond von Gott nicht gebotenen Ceremonien, fo hefftig gedrungen, 


ats müften fie affo, vnd nicht anders, gehalten werden, dars 
durch die unuerftendigen Shriften gar bald dahin gerhaten moͤch⸗ 
ton, das fie foldye Ceremonien vnd rfjerliche gebrauch, für ein 


1888, "OWEN, -Nutfächfifche- Rirdjenmortdunig.: 48 


eei bes Obtteodienſts halten, als wann Die warhafftige getts | 


fetigfeit ohne dieſelbige nicht beſtehen, noch Gott bern Here 
geblenet wetden koͤnne, welches der Ehriſtlichen freyheit offen⸗ 
barlich zuwieder, und leichtlich hierdurch zur abgoͤtterey vrſach 
gegeben werben mögen; Sonderlich da die Kirchendiener in 
hrem predigen deßhalben das volck wicht fleifſig, und nach alter 
notturfft, aus Gottes wort, berlchten, Der vrſach dann hie 
nichts Hebers geſehen, dann, da «6 für nüglich gehalten ,,: daß 
in allen Kirchen Augſpurgifcher Confeffion, fo viel muͤglich, in 
dem fo wol, als in der lehr vnd bekentnis vnſers Chriſtlichen 
glaubens vnd Region ein einhellige vnd durchaus gleichfoͤr⸗ 
mige Ordnung angeftellet and gehalten wuͤrre. 
Jedoch weil ſolches In viel wege bedencklich/ vnd hetinn, 
wie billich, einer jeden Kirchen vnd hoher Obrigkeit jhre frey⸗ 
bett gelaſſen, ſolche, nach jedes orts guter gelegenhelt, wie es 
der Kirchen am nuͤtzlichſten, und zuerbawung dienet, jedet zeft 
nach derſelben gefallen, Ehriſtlich anzurichten, vnd aus echebs 
lichen vrſachen wiederumb zuendern, inmaſſen dann auch im 
Babſthumb ſelbſt; da duff ˖ ſolche Ceremonien vornemlich ge: 
drungen, vnd fehler der gantze Gottesdienſt geſtellt, nicht aller⸗ 
dings gleichheit, ſondern in einem Lande, Biſtumb vnd Stifft, 
umbers, dann in dem andern, gehalten worden. . 
Vnd aber der heilig Apoſtel befohlen, das «8 In der Kir⸗ 
hen vnd verfamlung der "gemein Gottes, : alles: ehrlich vnd 
ordendlich zugehen fol, welches nimmermehr gefchehen kat, wo 
nicht eine gewiſſe, beſtendige, und menniglich wolbekandte Ord⸗ 
nung verfafſet, mad welcher ſich ein jeder, nach feinem beruff, 
vnd ſouiel jhn delangt, In offentlicher, Ehrkſtlicher derfamlung, 
wiſſe zuuerhalten, Haben wir auch, nach gehaltenem chat vnd 
Ehtgenommenen bedencken, vnſerer erforderten von der Land⸗ 
ſchafft, hochgedachts vnſers lieben Herrn Vaters feligen Kir⸗ 
chenordnung, etlichen vnſern Theologen unter handen geben, vnd 
befohlen, dieſelbige mit fleis wiederumb zuuerlefen, vnd nach ge 
legenheit der zeit, darinn zuendern ober zuuerbeſſern, was 
zu erhaltung guter ordnung vnd Chriſtlicher einigkeit dienſtlich. 


d diem ed auch am Exemplaͤrn ein mangel geweſen, 


ſolche nachmals alßbald in druck vetfertigen lafſen. 
Darauff'unfer gnediger vnd ernſtlichet wille vnd meinung, 


das alle Pfarrer und Kirchendlenet, ſich derſelben durchaus, in 
verrichtung jhres ampts, gehorſamlich verhalten, und vor fols 


cher in keinem Artickel weichen, hoch aus eigenem gutduͤncken 


andere, vnd dieſen Kirchen vnbekandte Agenden, odet Kiechen- 


orbnungen, newe, und zuuor vngewoͤnliche gebreuch einfuͤren, 
ſondern ſich In allwege folder Debnung gemeß erzeigen. 
Deßwegen dann vnſere Contistoria, Superintendenten, 
vnd derſelben Adiuncten, jhr fleifſige inſpection vnd aufffehen, 
beſonders in jhren halbjherigen Visitatibnibus halten, vnd jeder 


zeit fleiſſig nachforſchung haben, vnd das ſolches von jhnen ge 


ſchehe, die verordneten bed Bynodĩ mit fleis vigllieren, und 
ernſtlich daruͤber halten ſollen, inmaſſen ſolche hiermit dieſem 
Buch inferiert und einubztelbet worden, wie nachfolget.“ 

an Agenda, Fe " 

Das iſt, Kirchenotdnung, Wie ſich in onfer v. G. 
G. Auguſten, Hertzogen zu Sachſen, Churfuͤr⸗ 
ſten, etc. und Burggraffen zu Maßdeburg, Chur⸗ 
fürftentbumb vnd Landen, bie Pfarrer vnd Seel: 





forget, in ihren Amptern und dienflen verhal— 
" ten follen. MDLAXX. 


(Vergl. oben die Agenda v. 1539, Nr. LXIV., welche bie 
Grundlage der vorl. bilder.) | | 


Nom beruff und annemung der Kirchendiener, 
und wie alle Pfarren, Predicaturen, Diaconat 
und Subdiacpnat, beftellet werden follen. ' 


Nach dem die ftreltigen Religions Artidel, durch Gottes 
guade, wiederumb in gute richtigkeit gebracht, auch eine gleiche 
ſtimmende, einhollige Kirchenordnung varfaffet, vnd Sort in 
ſeiner .. heiligen Kirchen verordnot, das zu ſolchem ampt dar 
lehr, vnd auelegung der heiligen Sacramenten, beſondere per⸗ 
ſonen, ordentlicher weiſe beruffen vnd verordnet werden follen, 
Iſt Frſtlich vnſer ernſter wille vnd meinung, fo offt ein Pfarr, 
Diaconat, oder andere Kirchendienſt, durch abſterben des vor⸗ 
gehenden, oder ander weg, erledigt, das, vermoͤg vnſerer vers 
ordnung, als hald durch den Superintendenten, dahin ſolch⸗ 
Pfarr oder Kirchendienſt gehoͤrig, in das Gonfilterium , dem 
er vnterworffen, auff welchen tag der vorgehend Kirchendiener 
mis todt abgangen, oder ſonſt der. Kirchendienſt erledigt, zuge 
ſchrieben werde, darnach ſich das Conſiſtorium, mit beftellung 
doſſelben, ſo viel jhnen befohlen, zurichten wiſſen moͤge. 

Zum andern, ſol der Superintendens vnuerzoͤgenlich bie 
berorbasung thun, darmit alsbald die Kirche, durch die benach⸗ 
barten Pfarten, vnd unwerbethtliche pesfonen, mit dan ordent⸗ 
lichen Predigten, austeitung ber ‚heillgen Saeramenten, vnd 
altem, 1008 ſolchem anhanget, und darunder begriffen, nach not» 
turfft deſtellet, darmit, aus manget derfelben, in nothfellen nie 
mandt an ſeiner ſeelen ſeligkeit verſaumbt werde. 
Bnd darmit deshalben die benachbarten Pfarren ſich nit 
zubeſchweren, wirdt dev Superintendens wol dieſe anordnung 
zuthun wifſſen, daB et, wo es fuͤglich geſchehen kan, nicht einem 
Pfarter aliein, ſondern jhren etlichen, vnd beſonders den nechſt 
geſeſſenen, befehlen, dergeſtalt ſie miteinander woͤchentlich vmb⸗ 
wechſeln, vnd bemnach an jhren priuat stadijs nicht verhindert, 
noch in anderweg, vber die gebuͤr, beſchwert werden. 
Nach dem aber bißhero, in beſtellung der Pfarren, ſo bald 
ſich derſelben eine oder mehr erlediget, viel vnd mancherley er⸗ 
gerliche vnd ſchedliche vnordnung fuͤrgelauffen, das aus gunſt 
vnd freundſchafft, von wegen verwantnis, ober vmb geſchenck 
vnd gabe willen, vntuͤchtige perſonen, durch allerley wege vnd 


Ppractiken, mit ewigem vnwiederbringlichem ſchaden und nachtell 


vieler ſeelen, den Kirchen auffgedtungen, dargegen aber frome, 
gelerte vnd geſchickte Prediger, ſo gedachten Kirchen nuͤtzlich 
dienen koͤnnen, verhindert und abgehalten werden. Deßglei- 
hen auch die jerligen, fo allbereit im ampt, und durch ordent 
tichen beruff mit Pfarren verfehen, in groſſer anzal, beſonders, 
wenn die vacitende Pfarr am jehrlichen einkomen etwas hoͤher 
vnd beſſer, mach derfelben gelaufen, vnd ihre Kirchen, allein 
ob: befler® foldes willen, verlaflen, und mieder Gottes bes 
fehlch, atfo aus ihrem ordentlichen beruff treten, barzu nicht 
allein, fowiel die zeitfiche nahrung,, wenig ſegens, fondern auch 
in jhrem ampt, von Gott das gedeyen nicht zugewarten, weil 
geſchrieben jtehet: Sie lieffen, und tch hab ſie nicht geſandt: 
Werden nicht alfein die Erb und echenhemen ft hierinnen 
51 * 


40% ’ 1504. CLEL, Burfächkiie. Kirchenorduuug. 


Gottes worts und beffeiben trawung guerinnern wiſſen, ſondern 
wir wollen auch hiermit vnſern verordenten in vnſern Conſiſto⸗ 
rijs ernftlich aufferleget vnd heföhlen haben, ſolches vnordent⸗ 
tich, ergerlich, ihnen ben Pfarrern ſelbſt, vnd den Kicchen, 
ſchedliches lauffen nach den Pfarren, bey den Kirchendienern 
gentzlich abzuſchaffen, vnd die, ſo nicht ordentlich beruffen, fon« 
dern ſich obgehörter maffen einzubringen gedenden, zu feinem 
Kirchenampt zulaffen. 

Denn ob mol nicht verboten, feinen bienft der Kirchen ans 
zubleten, fol doch Peiner jhme felbft einen gewiffen ort ernen⸗ 
nen, fondern foiches zum erkentnis deren geſetzt haben, die 
Kach den gabe, ihm von Bott verliehen, jhn werden wiſſen 
mit gebücender Condition zuuerfehen, dergeftalt: ex feines be: 

gewiß, und in allen fürfallenden noͤten ſich hat Gottes 
gnade, huͤlff und beyſtands zugetroͤſten. 

So denn einer armuts halben, ſich an ſeinem ort in bie 
enge und bebarlich nicht wuͤſte zubetragen, ber ſol in einer 
Supplication zu ben ordentlichen Visitatoribus, durch feinen 
Superintendenten, ſolche feine noth und armut anbringen laf 
fen , barauff nachmals im Synodo erkandt, damit die Kitchen- 
diener nidyt hunger oder mangel leiden, fondern entweder durch 
ein ordentliche Translation, ober in andere wege, doch denen, 
fo das ius patronatus haben, In allmege ihrer habenden ges 
techtigkeit vnabbruͤchig, jhnen gerhaten und geholffen, das wieder 
die billigkeit deshalben fe ſich nichts zubeflagen, und alfo jeder 
zeit. des ordentlichen beruffs erwarten, vnd denfelben mit fleis 
und threwen in jhrem ampt, vnd dan auch mit Chriſtlichem, 
gottſeligem leben vnd wandel befoͤrdern. 

Deßgleichen, da einer wegen feiner geſchickligkeit, vnd ans 
dern fuͤrnemen, von Gott verliehenen gaben, zum fuͤrnemen 
vnd hohem beruff zugebrauchen, wirdt gleicher geſtalt ſolches 
in gedachten visitationibus nicht verhalten, ſondern fol matt fleis 
berichtet, und darauff aud) jeder zeit, nach der perfonen und 
Kirchen. gelegenheit, jedoch mit vorwiſſen vnd bemilligung 
ber jenigen, welchen das ius patronatus zugehört, gebürenbe, 
vad der Kirchen nügliche verordnung gefchehen. 


Zum vierden. Nach dem wir niemals in willens noch bes 
bacht geweſen, fo jemandte das ius patronatus oder Gollatur, 


ju einiger oder mehr Pfarren, Preblcaturen, Diaconat oder 
Subbdlaconat, in vnſern Landen hette, jhme ſolchs Recht zur 
entziehen, ſol jhnen allen hiermit nachmals zugelaſſen ſein, 
wann ſolche Kirchendienſt ſich erlediget, das ſie nach tuͤchtigen 
perfonen trachten, vnd dieſelbigen zu nominiren haben ſollen, 
doch alſo, das ſolche perſon, ſo dermaſſen nominirt, zuuorn 
vnſerm Conſiſtorio, dahin die Pfarr gehoͤrig, zur prob ‚und 
examen prefentirt und geftellet, und da diefelbige, wie die orbs 
zung ausweifet, qualificirt und tuͤchtig befunden, das fie in 


ber lehr rein geleret, auch mit nothwendigen gaben zuleren, - 


von Gott begabet, eines erbarn, Chriſtlichen lebens und wan⸗ 
dels, darzu nfit gnugfamer vrkund und testimonije erfunden, 
aud, wie andere vnſere Kicchendiener gebürliche nachfolgende 
promiffion erſtattet, follen fie von unfern Conſiſtorialen, mit 
bericht, wie fie in der lehe geſchickt, und rein befunden, an vn⸗ 
fern Spnobum zur sonfirmation verfchrieben werden. 

Wenn aber einiger were, der auch vnſerer Religion nicht 
fein möchte ‚ fo in vnſerm Churfürftenthumb und Landen, von | 


alters eine perſon auff den Kirchendienſt zu nominiren gehabt, 


kein folche tägliche. perfon hette, ober mat ehe meite ,. folkems 
vnſere Confiftoriulen, vnd bie verordenten des Spnedi,. in be⸗ 
trachtung, das wir vns aus Gottes ordnung ſchuͤldig erkeünen, 
vnſer von feiner allmechtigkeit vns befohlene Kirchen und unters 
thanen, obgehörter maffen suuerfehen, uns auch bie jüngfte 
Reichs abfchiede ſolchs zugeben, mit beſtallung besfelbigen Pfarr 
ven, Prodicaturen, Diaconaten und Subbiacomaten, ale oblaut, 
verfaren, damit foldye Kirchendienft nicht vaciren, fondern big 
Pfarrkinder mit der predigt Goͤttliches worte, vnd rechtem ges 
brauch dee heiligen Sarrament, verfehen, vnd feine weges ver⸗ 
faumet werden, doch den Patronis an ben Collatusen, biß zus 
allgemeinen Chriftlichen vergleihung in der Religion, vnnach⸗ 
teilig oder vnabbrüchig. 

Vnd nad) bem wir zur fortpflangung bes reinen, vnuer⸗ 
felſchten worts Gottes, und erhaltung Chriſtlicher einigkeit vn⸗ 
ter den Lerern, die anal vnſerer Stipendiaten , auff eine name 
baffte fumma erhöhet, fo allzumal zu den Kirchen und Schul⸗ 
dienſten gezogen werben follen, bergeflalt wir auch, durch den 
fegen Gottes jeder zeit die Ledige ſtell⸗ mit qualificirten ſtirchen⸗ 
dienern zuentfetzen verhoffen, So im mangel tuͤchtiger perſonen, 
wie oder vnſere Consistoria durch die Patronos und Collatores 
der Pfarren erfucht, wollen wir jeber zeit biefe gnedigſte ver⸗ 
ordnung thun, das fie nach jebes orts gelegenheit, fouiel moͤg⸗ 
lich, mit tüchtigen perfonen verfehen werden, weiche doch jhnen 
zuuor zuhören fürgeftellet werden follen, damit fie jhr bedencken, 
ob er ihnen gefellig, vnd annemlich, und fich vngebuͤrliches ein« 
dringes nicht zubeſorgen noch zubeflagen haben, dergeftalt fie 
jhr ius vngeſchmelert behalten, und gleichwol jeder zeit befanbte 
und beiwerte Kicchendiener haben, die fie fonft mit ſchwerem ko⸗ 


ften erforfchen, vnd gleichwol nicht allweg⸗ sum. beſten verſehen 


werben möchten.” 


Bom Examine aller Kirhhendiener, fo entweber 
ordinirt, ober zurandern Pfarren gefördert wer⸗ 
ben follen. 


„Bum Erſten. Wenn einer oder mehr feinen bienft ber Kir⸗ 
chen bey den Consistorijs anbieten, ober zum 
buch einen Collatoren beruffen vnd fuͤrgeſtellet würde, follen 
unfere verordente Consistoriales fuͤrnemlich auff nachfolgende 
artidel achtung geben. Erſtlich, das fie mit befonberen fleis 
vnd ernft erkuͤndigen, ob. er in ber lehre rein, und nicht mit 
falfchen opinionibus und fcheblichen jrrthumen, in einem ober 
mehr artickeln vergifftet fey. Zum andern, follen fie auch mit 
allem fleis feine gefchidligkeit erkundigen, was er in heiliger 
Schrift zufoͤrderſt, und denn auch fonften ſtudirt, Ob er nicht 
allein der Lateiniſchen, fondern auch ber Griechiſchen vnd He⸗ 
breiſchen ſprache erfaren, Wie er au fonften in ben contro- 
uersijs geübst vnd erfaren, das er die reine leht, im fall der 
noth, wieder die Papiften, Rotten und Secten, mit beſtendi⸗ 
gem .grunde Gottes worts, wiſſe zuuertheidigen. .. 

Zum dritten, follen fie auch fleiffig. erfaren, feine gaben, 
damit er von Gott zu leren, durch ben heiligen Geift gezieret, 
vnd zum dienſt der Kichn ausgeriftet. Ob er beredt, eine 
ſtarcke oder weiche ſtimme habe, ſtarckes leibs ober ein Valete- 
dinarius ,.auff das er, nach denfelben, mit nug ber Kirchen, an 
fein gebürend ort, möge verordnet werben. 

Zum vierdten, follen fie auch nicht weniger fleifßige kunde 


IRB. Er; Suutächäätche. Ricchamwrbuung. 


#6 der lehr halben mit jeber perfon gefehaffen, fo zum Karchen⸗ 
dienſt zugebrauchen, vnd demnach nicht vnwiſſend jemandt bald 


ſchafft [eines lchens vnd wandels haben, wie er ſich, da er Zur 
nor im dienſt, gehalten, welchs nicht allewege aus den bloffen 
Testimenijs zunemen, weil offtmalso auch den vnwirdigen gute 
zeugnis gegeben werden, damit man jhrer mit fugen loß wer⸗ 
den moͤge. 
der Kirchendiener, gelegen, fol keiner ad Examen zugelaſſen 
werden, er hab denn zuuor öffentliche glaubwirdige Testimonia 
vnd Kundtſchafften feines herkommens und lebens entweder von 
feinen Praeceptoribus, ober von der: Oberkeit ; darunter er ge 
mwohnet, oder von feinen Collegis, bey weichen er im Kirche 
ampt gebienet, fürgebracht und dargelegt. 

| Zum fünfften, das alter, das Peiner, nach ber lehr ©. 
— Yauli, zu jung auffgeftellet, er hette benn leht und Lebens‘ hal⸗ 
ben ſich alſo erzeiget, das bey jhm nicht zubeſorgen, dad er 
auffgeblaſen, ſich ſelbſt groͤſſerer geſchickligkeit, denn an jhm 
ſelb ſt, hielte, vnd alſo aus vbermuth vnd kuͤnheit, der Kirchen 
Gottes ſchedlich dienen möchte. - 

Zun ſeehſten, fouiel denn das Examen belanget, ob mol 
nüglich und notwendig, daß, befonders die jungen und anges 
bende Kirchendiener, auff die deßinitiones vnd erflerung der 
fürnemften Artickel Chriftlicher Religion abgerichtet fein folen, 


damit fie von jedem artidel in fonderheit, was von demfelben | 
| fie ſtudirt, vnd dig Eramen ſchleunig verrichtet werden Ban, 


fürnemlich zuwiſſen vonndten, fummarie begriffen. Jedoch, 
weil fich nicht mit geringem nachteil vnd ſchaden der Kirchen 
befunden, bas die jungen Studioft, fo fidy auff das Prebigampt 
zubegeben füchabens, folhe Examina von wort zu wort, offt« 
mals nicht allein mit groſſem vnuerſtandt außwendig gelernet, 
vnd da fie mit andern worten befraget, fie nicht allein nichts 
antworten Pönnen, fondern aud) mehrmals im alten und newen 
Teſtament gang vnd gar nichts gelefen, welche nachmals ſich 
auff Poſtillen begeben, mit frembden federn ſchmuͤcken, vnd 
eigener kunſt oder geſchickligkeit, damit ſie der Kirchen dienen 
folten, wenig bey fich haben. 

vIſr vnſer ernſtlicher wille vnd miinung, das hinfuͤro die 
Exanıina aller Kirchendiener, fie ſeind ordinirt oder nicht, mit 
beſonderm ernft und flois fuͤrgenommen, vnd nachfolgender ge⸗ 
ftait jederzeit gehalten werden. 

Erſtlich, da aner fein dienſt ber Kitchen angeboten , oder 
fonft geforbert worden, das er an einem höhern und fürnemern 
vet, der Kirchen dienen’ möchte, ſol jhm zufoͤrderſt die erflerung 
der ſtreitigen Artickel, in. der formul der Concordien, fürgahals 
tem, und befragt werden, ob er diefelbige: gelefen Habe. Im 
Fall es nicht geſchehen, foL jhm folche, für allen dingen mit. fleis 
zuleſen, zugeftellet werben. 

Darnach follen die yerordente Theologen deß Confiſtorij 
allewegen, in gegenwart beyder, oder eines aus den Politiſchen 
aſſeſſorn, mit jhm das Examen fuͤrnemen, vnd von den fuͤr⸗ 
nemften Artickein vnſer Chriſtlichen Religion confericen „ vnd 
fie notduͤrfftiglich befragen. 

1. Als von Gott und feinem Göttlichen wefen u. f. m.“ 
[Die bier folgende Anweifung ift im Wefen nur eine weitre 
Ausführung der Württemb. Eramenfragen, od. &. 199 f.] 

„Vnd ob wol noc mehr artidel erzelet werben mögen, jes 
doch weil in den verzeichneten die andern alle auch eingefchlofs 
fen, follen die Examinatores, nach geftalt der perfonen, fo zu 
eraminiren fürgeftellet, wo es von nöten, toeiter fragen, damit 
eigentlich, ertüinkiger (daran auch am aller hoͤchſten era) wie 


ı, 


Vnd weil an ſolchem befondere viel, in annamung ' 


die. band auffgelegt, der zu diefem hohen ampt nicht tüchtig, 
oder mit falfcher lehre etliche viel ſeelen verderben moͤchte, ebe 
man ſolches gewahr werbe. 

Sonderlich aber follen die Eraminatores, wenn ſie dem 
Eraminando eine frag fürhalten, und. er mit Ja oder Nein 
antwortet, alBbaldt zeugniffe der heiligen fchrifft von jhm er⸗ 
fordern, fi ch auch an der bloffen erzelung derfelben nicht fettigen 
laffen, fondern durch das, fo vor vnd nachgehet, eigentlich er⸗ 
fündigen, ob fie folche jeugniffe allein aus dem Schulbüchlein 
gelernet, wie fie durch andere außgefchrieben worben, oder auch 
in der Bibel nachgefchlagen, und dafelbften ſich def eigentlichen 
verſtandes erhofet haben. 

Deßgleichen follen die Examinatores auch in dem Eramine 
nicht predigen, noch viel weniger bem Ordinando heiffen, und 
jhm mit morten anlaß geben, wie er reſpondiren fol, fonbern 
nur ſtracks fragen, und hören, wie der Ordinandus in allen 
artickeln gefaffet, und allewegen in ihren fragen mehr mit wor⸗ 
ten auff das wieberfpiel fih vermerden lafjen, denn das der 
Examinandus vrſach daraus nemen folte, was nach der heilts 
gen [hrifft zuantworten, Dergeftalt eigentlich erfündiget, was 


Wie denn ſolches wol alfo anzuftellen, das jhr etliche zumal 
eraminiret, vnd was einer nicht weis, der ander, britte, vierte, 
alßbald befragt werben fan. 

Wir wollen auch hiermit unfern Theologen bey jhren pflich⸗ 
ten eingebunden haben, das fie vmb beförderung millen zum 
Kirchendienft, eine gefchend noch gaben von jemandts, ter 
der fein mag, nemen, noch fich mit den Ordinanden oder Exa⸗ 
minanden heimlich vergleichen, was fie im Examine nachmals 
vefpondiren ſollen, weil fie wol wiſſen, wie hertiglich der Alls 
mechtige ſolche Simoniam geftraffet, Sondern wie ſich jhrem 
ampt und beruff nach gebüret, ſolch Examen auffrichtig, vnd 
nach euſſerſter notturfft der Kirchen, verrichten, tote fie ſolches 
nicht allein vor vns, ais dem Landefuͤſten, ſondern zufoͤrdetſt vor 
dem Richterſtul Iheſu Chriſti verantworten muͤfſen. 

So denn die Examinatores die perſonen in der lehre rein 
vnd richtig, darzu geſchickt vnd gelehrt, erfunden, das deßhal⸗ 
ben ihnen das Predigampt wol und ſicher zuuertrawen, follen 
bie Theologi alßbald jedem einen Spruch oder Text aus dem 
alten ober newen Teſtament fürgeben, und daraus in jhrer ger. 
genwart ein« kurtze Predigt zuthun, aufferlegen, dardurch, nad) 
der Iehre ©. Pauli, zuerlündigen, ob er auch didacticus, das 
ift, geſchickt ſey, vnd die gabe von Gott habe, andere zuleren, 
dba denn vnfere Theologen nicht allein auff bie inuention vnd 
difpofition, fondern auch auff die pronunciation und action ach⸗ 
tung geben follen, nicht allein , wo fie in berfelben ftrefftich, jh⸗ 
nen folche® zu onterfagen, fondern auch das jeder nad) feinen 
gaben; zu ben Kirchen verordnet werden möge, da fie von men: 
niglihen wol zu hören, und groffen nug fchaffen mögen. Vnd 
ift vnſer ernfter wille ond meinung, das vnſere Confiftorta kei⸗ 
nen, wer ber auch fey, zum Kirchenampt zulaſſen follen, er ſey 
benn gelehrt genug, vnd alfo erfunden, das er auff obgefaste 
artickel folchen befcheid und antwort geben Eönne, daraus zus 
fpüren, das er, was zu feinem ampt gehört, verfiche, vnd 
darzu gnugfam erfaren, in ber Bibel belefen und geſchickt ſey. 


RE | sus0. cräL. Rurfächliche Risdheusrtumnp 


Wo fid aber das widerfplel befunden, Disfelben, da bey jhneu 


ihrer jugenbt vnd fleiſſes halben hoffnung, wider zut Schulen 


ſchicken, vnd zu fleiffigem ſtudiren anhalten und vermanen. - ' 


Alſo ift auch onfer wille je vnd allewege geweſen, und noch, 
das keiner Kirchen wider jhren willen, ohne fonderliche und bes 
wegliche vrfachen, ein Kirchendiener auffgedrungen werde, fon- 
dern, vngeacht das ein perfon darzu, vermoͤg obgefagter ord⸗ 
nung, geſchickt erfunden, dennoch dieſelbige zuuor vnd ehe et 
Prediger zu ſolchet Kitchen verordnet, dem Superintendenten 
deſſelbigen gezircks, von dem Amptman oder Collatorn mit be: 
fehl aus dem Conſiſtotio zugeſchickt werben fol, welche Ihn inn 
der Kirchen, berer ex fürftchen fol, zuuor etliche Öffentliche Pre 
digten, da es zuuor nicht geſchehen, thun Laffen, darauff nach⸗ 
mals der Superintendent die Pfarrkinder befragen ſol, ob ſie 
jhn zum Pfarrer oder Kirchendiener, lehr vnd lebens, ſeiner 
jprach, oder in andere wege leiden mögen, ober nicht, Vnd 
da fie ſich vernemen laſſen, das fie mit ſolcher perſon wol zu⸗ 
frieden, alßdenn durch ben ermelten Superintendenten wider⸗ 
umb zu dem Conſiſtorio berichten, dergeſtalt die Kirche auch 
jhr oͤrdentliche vocation haben vnd behalten, vnd nachmals das 
Conſiſtorium ferner mit jhm zuhandeln, vnd nach beſchehener 


Pfarrer oder Kirchendiener, vermoͤge nachfolgender ordnung, 


in. gegenwart des Amptmans vder Collatoris dnd der Gemeine, 


öffentlich einzufuͤren vnd zu inueſtiren.“ Vergl. die Wuͤrt⸗ 
temb. K.O. ©. 201.] 2 | 


Wie ein Kirhendtener wor ben Conflfforiain, ehe 

er zu inueflieren befohlen, felnes.ampts halben 

zuerinnern und zuuermanen, darauff er au) pro> 
milſſion thun fol. on 


‚Bann eine perfon auff gehalten Examen vnd befchehene 
Meobprebigt, zum Kirchendienft tächtig erfandt, vnd bucch Die 
Kichhen oͤrdentlich vocirt vnd berufen, auch das Buch der Con⸗ 
cordien mit eigener hand vnterſchrieben, das jhm der lehr hal⸗ 
ben zu trawen, Sol jhm vor endlicher abfertigung auff die ver⸗ 
ordente Pfarr, durch den Prefidenten oder Directorem des 
Confiſtorij, nachfolgende erinnerung mit ernſt fuͤrgehalten 
werden. 

Nachdem durch verordnung des Allmechtigen er zum Kir⸗ 
chendienſt oͤrdentlich beruffen vnd confirmirt, ſol er mit beſon⸗ 
derm fleis auff nachfolgende ernſtliche erinnerung vnd verma⸗ 
nung achtung geben, Nemlich: 

Das er anfangs u. ſ. w.“ [Die hier folgende Ermahnung 
if der Wuͤrtt. 8:0. oben ©. 201 entlehmt.) 

Nachdem nun folces verrichtet, vnd die promifsion ges 

ſchehen, alßdenn fol er feiner ihm verordenten Kirchen, erſt 
nachfolgender weile prefentirt werden. 


Denn aber ein Commun, ald Pfarkinder, einen reblicher 
vnd ehehaffter vrfachen halben, recuſiten würde, fo. fol derfels 
ben Eeiner wider jhren willen auffgevrungen werden, Es were 
denn, das die recufation liederlich vnd ohne ehehafft und erheie 
liche vrfachen, fondern entweder. aus vrmerftandt, oder eigens 

willig fürgenommen, barauff denn vnſere Conſiſtorial und ver» 





ordente dei Syonodi jhr ſonder aut auffmerdin haben, vnd 


gnugſam gruͤndlichen bericht einnemen, und alßdenn Die Ge⸗ 


meine jhres miß oder vnuerſtandes boſſers berichten, vnd vncb 
fo liederlicher vrſach willen, den oͤrdentlichen beruff nicht hin⸗ 
tertreiben lafjen, Gleichwol jederzeit dieſe verſehung thun, vnd 
mit fleis dahm durch den Superintendenten ober adiuncten, 
mit ber Gemeine handeln laſſen, damit ber Pfarrer nicht nett 
vnwillen, well folder geftalt Die Kirche Gottes wenig erbawet, 
ſondern mit gutem willen der Pfarrkinder, auffgenommen, vnd 
in ſein ampt nicht mit ſeufftzen eintreten moͤge. 


Weil auch bißdaher nicht geringe vnordnung vnd ergernis 
hieraus erfolget, das junge, vnd der Kirchenſachen vnerfahrn⸗ 
Studioft, denen die ritus Ecclesiae noch nicht bekandt, die auch 
ſelbſt noch lehrens und vnterwelfens nottärfftig, gleich von den 
hohen oder particular Schulen auff die Pfarren gefüret wor⸗ 
den, Verordnen und wollen wir, das hinfuͤro, fouiel müglich, 
feiner auff eine Pfarr verordent werde, er hab denn zuuor eine 
zeltlang auff einem Diaconat gedienet, oder ſich fonften im 
Predigampt gelbet, und die ritus Ecclesiae gelernet, auch feb 
nes fleiffes vnd molhaltens, das er zu einer Pfarr tügentlic, 


| | von ſeinem verordenten Superintendenten oder Viſitatoren 
confirmation aus dem Synodo, auch auff darauff erfolgter ges 
leiſten promiffion dem Superintendenten befohlen, den newen 


testimonia und zeugniffe. Da er auch durch den Pfarrer, als 
im Kicchenampt gelbten vnd erfahrnen, bepde in feinem pre= 
digen vnd verrichtung feines ampts, bey gefunden und franden, 
wle auch den gefangenen, notdürfftiglich unterrichtet, vnd alfo 
erft recht zu ſolchem ampt abgerichtet werben Tan, Welchs 
durch die ordentliche Viſitation jederzeit erfundiget , und in den 
Spnodum berichtet werden fol. Jedoch fol hierbey folche be 
Theidenheit gebraucht werden, das bey den Stedten, da mehr 
denn ein Caplan gehalten, allezeit neben dem jungen ein alter 
Diaconus gelaffen, durch welchen die jungen Diaconl anges 
wiefen werden mögen. - 


‚ Damit man. aher fen profectum, beybes in feinem ſtu⸗ 
diren, vnd denn an ben gaben zuleren, bis zeit feines dienenß 
mercken, vnd daraus befinden:möge, ab, vnd wohin er tuͤglich 
vnd zuuerordnen fein möchte, Sat. ex zufaͤrders nochmals und 
vnnachleſſig widerumb raminirt, vnd Ju sine Predigt auffge⸗ 
ſtellet, vnd wie ex fich exzeiget, im ſtudiren un predigen ge 
beſſert oder nicht, fleiſſig in das vexordente Vuch ⸗der erperteme 
ten, fo bey jedem Conſiſtorio fein ſol, verpeichunt werdan, da⸗ 
wit ſeinethalben in den fuͤrſtehenden Synadum beticht geſche⸗ 
ben, vnd alfa jeher nach ſeinen geben. mit nutz des Kirchen, am 
fein gebürend ort verordent werden Eimue.: . 
Da aber einer im Examibe dermaſſen gelert, gefehlt und 
erfaren, vnd mit gaben’zuleren außgeruͤſtet, und im’ predigen 
ſchon geuͤber, barzu ber ritanmi'Ecclesiae notdurfftiglich derich⸗ 
tet erfunden, mag mit demſelben diſpenſiret, vnd folche perfon 
ohne mittel deß Diaconats, zu einem Pfarrer verordnet nd 
angenommen werden.“ F 


Gemeine form vnd weiſe, auff welche ein füewer 

Kirchendiener durch den Superintendenten, ſei⸗ 

ner jhm verordenten Kirchen commendirt vnd 
inueſtirt werden fol. [| 


Vergl. die Wärtsemb. RD. oben S. 302.) 


Bon Immunitatibus‘ und Freyhelten ber’ Kits 
hendiener. 


„Vnd damit... ber billigkeit u. — gegeben werden.” 
Bergl. die MWiürttemb. 8.9. & 03.) 

„Wenn auch ein Kirchendienet Fr narung an fich 
durch kauff ober Erbfall bringen würde, fo fol er doch die nah: 
rung durch fich und die feinen deemaffen anftellen, das an ſei⸗ 


"nem ampt nichts verfeumet, ober bem Ministerio einige 


ſchimpffliche nachrede, durch unzimlichen gefuch, und ben Prie⸗ 
ſterlichem ampt übel anflehende getverbe geurfacht werde. 

So wollen wir auch, das bie Pfarrern, Diaconi und Schuls 
biener in Stedten, fo wol auch die Paftores und Diaconi auff 
den Dörfern, von dem getrend das fie für jhren Tiſch zur 


notdurfft braven, ober ſonſten bey Faſſen, Wiertelm und Ton⸗ 


nen einlegen, und andern bey der Tannen ober fonften nicht 
verkauffen, aller aufflage frey und vnbelegt fein follen. Don 


denen Bieren aber, bie fie auff ihren Erbheuſern auff den. 


kauff brewen, folfen fie ſich wie andere vnſere vnterthanen ver- 
halten, e8 were benn deſſen einer oder mehr, von ons auß⸗ 
druͤcklich befreyet. 

Darneben aber vnſere Kirchendiener in Stedten vnd Doͤrf⸗ 
fern, aller perſoͤnlichen buͤrden, mit wachen, gerichtsfolg, vnd 
ſonſten für jhre perſon verſchonet bleiben, vnd ihre Erbgüter, 
ſchuͤldige fron vnd perfoͤnliche pflicht, durch andere vmbs lohn 
beftellen mögen.” 

Die folg. Beſtimmungen find wieberum ber Württamb. 
RD. entlehnt. Anſtatt des Gnadenvierteljahrs wird 
aber den Wittwen und Waiſen der Pfarrer ein Gnadın- 
haldjapı verwilligt. | 


Bon Chef a hen. 

Welchen perfonen, ſich miteinander ehelich zuuerioben, npelefen, 
Bub wie die vislfeltige anzucht wiber das ſechſte Gebot, abgefchaflt 
end gefizafft werden fol. 

‚Diewell der allmechtige Gott in feinem wort alle vnor⸗ 
dentliche vermiſchung nicht allein. ernſtlich verboten, ſondern 
mit der ‚wie auch mit fewer vom Himel vnd auff 
andere weiſe mehr, erſchrecklich geſtrafft, Vnd aber ſolche abs 
ſchewliche ſuͤnden und laſter zu dieſen letzten zeiten je lenger je 
weht. wachfen und — vngeachtet, das wir der gebuͤrlichen 
ſtvaff halben, vermoͤg Gottes worts, und der Kayſerlichen ges 
ſchriebenen Rechten, in wafern Constitutionibus notduͤrfftige 
vnd ernfiliche verorbnung gethan, So erfaren wir doch, das 
bey dem ernſten darauff gefetzten ſtraffen, ſolch laſter der uns 

vnordentlichen vermifchungen, vnd verachtung des 
heiligen —— nicht allein nicht abe, fondern von tag zu 
tage zu und vbechand neme, darumb unfere unterthanen fuͤr 
Gottes vnd vnſer ſtraffe zumarnen. 

Haba wir deßhalben nochmals, wie es In unfern Landen 
mit erlaubnis ber Ehe, und abfchaffung der ergerlichen vnzucht, 
kuͤnfftiglich gehalten werben fol, «in ordnung verfaffen, vnd 
fietffig berahtſchtagen Laflen, auff das nicht allein In ben ges 
meinen vorfallenden jerungen die Pfarrer vnd Kicchendiener, 
ſchweren onnotwendigen- koſten zumerhuͤten, unfern unterthanen- 
bericht zugeben, fondern auch unfere Amptleut der ſtraff vo 
best, wider bie ergerlichen 


1508: CLAR. ‚Rurtächfifäye irchenordunug. 


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fcheib , und diefelbige alßbald vnd ohne lengern auffzug oder 
andere weitleufftigkeit, zu abfehaffung deß ergernid, und andern 
zum exempel vnd abſchew, zuftraffen haben. 

Iſt derwegen hierauff vnſer ernftlicher will und meinung, 
das jhr gebachter Ordnung, foniel fie ein jebern belangen mag, 
fleiffig vnd gehorſamlich nachkommen, auch hierinnen gar nies 
mandts verfcheonen, Vnd fonderlich wol bebenden, auch euch 
ſelbſt zu hertzen füren, das jhr dem allmechtigen Deren Gott 
hiermit ein fondern angenemen und mwolgefelligen Gottesdienft 
beweiſet, fo jhr mit Chriftlichern eiffer helffet befoͤrdern, das 
ber heilige , von feiner allmacht felbft eingefeute Eheſtandt, wie 
ſich gebüret,, angefangen und erhalten, vnd dagegen alle uns 
zucht, fchand und laſter, ernſtlich geftrafft werden. 

Damit aber foldyes vnnachleßlich befchehen, und fich nie⸗ 
mandt durch vnwiſſenheit zuentfchktdigen haben möge, So Ift 
ach onfer ernfllicher befehl, das ihr, bie Pfarrer, alle dieſe 
ordnung jahre zwey mal ab der Cantzel, der gangen verfamle 
ten Gemeine, öffentlich und verftendtlich verliefen, Vnd fo jhe 
das chun mollet, ſolches allemegen den nechſten Sontag daruor, 
gleich nach ende der Predigt, dem volck anzeigen, und fie ernſt⸗ 
li) vermanen, das fie zu verlefung folder Ordnung fleiffig 
kommen, Auch jederzeit aus Gottes wort bie Predigt alfo, vor 
oder nach verlsfung berfelben, anſtellen, das aus dem alten 
oder newen Teſtament ein ernſtliche erinnerung zum Volck ge⸗ 
ſchehe, wie ein. groſſe abſchewliche ſuͤnde die vnzucht für dem 
augen Gottes ſey, wie er ſolche zeitlich mit dem fluch, vnd ewig 
mit dem Helliſchen fewer ſtraffe, Dargegen aber keuſche, fromme, 
zuͤchtige Eheleut, Gefellm vnd Jungfrawen, reichlich ſegne, 
wenn fie In feinen geboten wandeln, und ihren keuſchen, zuͤch⸗ 
tigen, ehelichen wandel vnuerruckt bewaren und halten.‘ 


Bon Gbegelübsiffen, 


„Es ſollen ſich Beine kinder, Söhne oder. Töchter, was al: 
ter& bie ſeind, ohne vorwifien ond einmwilligung jhrer Eltern, 
als deß Vatern, dr Mutter, und da die nicht verhanden, be 
Großuaters und der Großmutter, verloben. Vnd wenn gleich 
folchs geſchehe, fol ein ſolch verloͤbnis, vngeacht ob daſſelbe in 
anderer leute, als gezeugen, beyſein geſchehen, fuͤr heimlich ge⸗ 
halten, vnd fuͤr vnbuͤndig erkandt, vnd die perſonen in vnſern 
Landen nicht getrawet werden. 

Vnd da fie hieruͤber, und vber beſchehene vermanung vnd 
verwornunge, wider jhrer eltern willen, ſtrack darauff verhar⸗ 
ren, vnd ſolch Ehegeluͤbnis zuuolnziehen, andere gelegenheit 
ſuchen wuͤrden, Sollen die Eltern jhnen mit etwas zu der aus⸗ 
ſtattung behuͤlfflich zuſein, nicht verpflichtet, ſondern viel mehr 
befugt, vnd jhnen hiemit nachgelaſſen ſein, ſolche vngehorſame 
kinder biß auff den halben theil jhrer gebuͤren den legitimae, vnd 
nach gelegenheit ber vrſachen jhres verweigerten conſens, gentz⸗ 
lich zu enterben. 

Es ſollen auch bie perſonen fo zu ſolchen heimlichen ver⸗ 
luͤbniſſen der kinder, ohne vorwiſſen der Eltern, vorſchub ge⸗ 
than, auff anregen der Eltern willkuͤrlich deſtrafft werden. 

Wuͤrden auch ſolche perſonen heimlichen zuſammen krie⸗ 
hen, und fleiſchliche vnzucht treiben, fo mögen die Eltern die⸗ 
felden genglich enterben, Vnd follen fonften mit zeitlichen ge⸗ 
fengnie geftrafft,, auch in vnſern Landen nf ch weſentlich zuhal— 


laſter, gebuͤrlichen vnd richtigen —4 ten nicht geduldet werden. 


4 


408 1580; CAM. : Ruwiäditiiche Ricdenvriuieng) 


Dagegen aber wollen wir die Eltern ermanet haben, wenn 
die Einder jhre jahr erreicht, darauff bedacht zufein, welcher ge⸗ 
ftatt diefelbigen ehelich vnd alſo verforget werben, das fie da⸗ 
mit auch jhres theils zufcteden fein Einnen, Vnd fondertich da 
die Linder jhre Ettern vmb erleubnis, fi mit gewiffen perfor 
nen ebelich zuuerbinden, erfuchen und bitten würden, fie ohne 
gnugfame erhebliche vtſachen daran nicht zu hindern, nd mo 
fie ſich derowegen miteinander nicht felbfl vergleichen :föndten, 


fol es alßdann, und ehe denn von ben kindern etwas verbindt⸗ 


lichs fürgenommen wird, bey vnſern Conſiſtorijs gefucht, und 
dafelbft nad) billichen dingen entfcheiden werden. . 

Wo aber zwo perfonen, fo beyderfeite Feine Eitern haben, 
ſich ohne jemandes beyfein, oder auch in gegenmwart eines Zeu⸗ 
gen alleine, miteinander in Ehegelübnis einlaffen, fo fol dafs 
felbe für ein heimlich gelübnis gehalten, Vnd da fie ſich beyder⸗ 
feits gleich dazu bekenten, dennoch fo ferne vnbuͤndig erkant 
werben, biß bepbe perfonen ſolches durch öffentliche gelübnis 
vor ehrlichen leuten freywillig wiederholen ond beftettigen, Wie 
denn auch fonften ſolcher heimlichen verlübnis halben, in fall 
da die verneint werden, bie gewiſſen zubeſchweren nicht zuge⸗ 
laſſen werden ſol. 

Bnd da auff em ſolch heimlich verluͤbnis fi ch die perfonen 
vor dem Kicchgang zufammen finden, vnd miteinander fleifch- 
lich einlaffen wuͤrden, fo follen fie von une vnd ber Obrigkeit, 
ändern zur abſchew, mit gefengnie: und ſonſt, willkürlich ge 
ftrafft werben. 

Wann fid) jemandt mehr denn eind verbindlich verloben 
würde, fol er ſchuͤldig fein, die erſte perfon, damit er fich vers 
bindlich verlobet, zu ehelichen, Bnd fo wol auch die perſon, fo 
fi) mit. derfelben anderweit verlobt, woferne fie vom erſten 
verlübnis miffenfchafft gehabt, anrüchtig fein, und darüber mit 
gefengnig oder fonft willkuͤrlich geſtrafft werden. 

Wuͤrde fich aber die perfon, fo. ſich mehr benn eins ver: 
bAndtlich verlobet, mit der legten verlobten perfon fleiſchlich 
einlaffen, fo fot diefelbe an Pranger geftatt, und deß Bandes 
ewig verwiefen, Und bie andere, wofern fie fich wiſſentlich des 
erften verluͤbnis, mit dem verbrechenden theil dergeſtalt in Ehe⸗ 
geluͤbd vnd fleiſchliche vnzucht eingelaſſen, mit gleicher ſtraff 
deß Prangers vnd ber ewigen verweiſung belegt werben... 

Es ſol aber der erſten verlobten vnſchuͤldigen perſon nichts 
deſto minders frey ſtehen, ob ſie ſich mit dem verbrecher ver⸗ 
fuͤnen wil, Vnd auff den fall ſol das verbrechende thell, fo wol 
auch die andere verlobte perſon, ſo fich wißlich der erſten ver⸗ 
luͤbnis fleiſchlich eingelaffen, ehelos und anrüchtig fein, mit ges 
fengnie oder fonft willkuͤrlich geftrafft werden.“ 


Welchen perfonen fich in Ehegelübnis miteinander einzulafſen 
verboten. 
Die Ehe ift in der aufs und abfteigenden Linie, und unter 
Sectenverwandten bis zum 3. Grade ungleicher Linie verboten. 
Von ben Ehegatten, fo einander böflich verlaffen. 


„Wuͤrde der Eheman von feinem Weibe, oder hinwieder⸗ 
umb das Weib von jrem Eheman mutwillig lauffen, und eins 


das ander eine zeitlang ſitzen laffen, und auff vorgehende oͤffent⸗ 


fihe Citation ſich nicht wieder einftellen, So fol das verbre- 
chende theil, zu welcher zeit e8 hernach In def Churfürften gu 


# 


Sachſſen etc. vnſers gnedigſten Heren Rande betteten würcbe, 
mit ſtaupen ſchlagen des Kandes ewig verwieſen werben, Es 
were denn, das es wieder zur verfünung beyder Ehei⸗nie⸗ ge⸗ 
reichte, Vnd auff den fall fol nichts deſto weniger das ſchuͤldige 
theil mit gefengnis willkuͤrlich geſtrafft werden. 

Wuͤrden auch zwey Eheleute ſich ſelbſt voneinander ſon⸗ 
dern, vngeacht das ſie gleich nicht auſſerhalb Landes gewichen, 
vnd ſi fie wolten ſich bepderfeit nicht wieder verfünen laſſen, fo 
follen fie bepbe , oder das eine, vnuerſeumlich mit gefengnis ſo 
lang geſtrafft werden, biß ſie einander wie ſich gebuͤrt, ehelich 
beywonen.“ 


Von ber- ſtraff der Vnucht vnd dA Ehebruchs. 


Ordnung ber Particular Schulen. 
Von onfern drogen Bürftenfhulen, zu Meiffen, Pforte, vnd Grimme. 


Bon Deudſchon Schulen, in Doͤrffern vnd offes 


nen Fieden. 
Ordnung, wie es in beyden vnſern Vniuerſiteten, 


zu Leipzig vnd Wittenberg, mit vnſern Stipen⸗ 


diaten, in der lehr, zucht, vnd anderm, gehalten 
werden fol. 


Bon der Vifitation und Superinstendeng, bey 
den Kirchen. 


„Wie wir dem allmechtigan billich zu dancken, das, ver⸗ 
mittelſt feiner Goͤttlichen gnaden, in dieſer Lande Kirchen und 
Schulen, wiederumb, ſo viel die lehr Gottes worte belanget, 
eine Chriſtliche einigkeit, in den ftreitigen Artickeln, getroffen, 
vnd auffgerichtet: Alfo erinnern wir uns auch darneben, das 
der taufendliftige Feind, Gottes und feines heiligen worts, nicht 
vnterlaſſen werde, wie er kan vnd mag, feiher.böfen art nach, 
folche einigkeit wiederumb zutzennen, vnd die Kirchen Gottes 
mit vnreiner lehr zubefchmeiffen, die Kirchendiener wieder eins 
andes zuerwecken, und allerley ergernis anzurichten. 

Solchem, ſouiel an on, durch Gottes gnade, zubegege⸗ 
nen, damit die leht Gottes woris nach dem. warhafftigen ven 
ftande der Heiligen Prophetifchen und Apoftolifchen fcheifft, auch 
bie ritus Ecclesiae in unfern Kicher, vnſer Kirchenerdnung 


gemeß, gleichfürmig, eintrechtig, vnd mit -fearmbden, verfürhe 


ſchen jrrthumen vnuerfelſcht, gefuͤret vnd getrieben , Darzu alle 
diener bey den Kirchen, Schulen vnd Politiſchen Enptern, im 
einem Chriftlichen, erbaten leben vnd execution jres beruffs vn 
befohlenen Empter nach erhalten, vnd ber vnerbarkeit vnd la⸗ 
ſtern gewehret werde, Haben wir in dnſerm Ehurfuͤrſtenthumb 
vnd Landen, folgende Superintendentz vnd Biſttation ordnung, 
fürgenammen, vnd dieſelbige in etliche General teilen laſſen, 
das in jedem ein general Superintendens fein. ſol, dem ſeine 
ſpecial Qupseattendenten., fampt derſelben abiunsten, nach ge 
legenheit eins jeden arts vnſer Lande, zugeordnet, vnd bemi= 
nach jeber eine gewiſſe anzal Pfarrer vnd Kirchendienat Im ſei⸗ 
nem. befehl habe, auff welche ſie ihre. ſtettige, vnnachleßlichs in⸗ 
ſpection und auffſohen haben ſollen, mis ſolche jedem. Smmal, 
in feiner verzeichnis, zugellellat worden. 

Vnd iſt hierauff vnſer ernſtlicher ‚befhel ,. wille vnd mei⸗ 
nung, das von vnſern verordnete ber. Gonfiftorien, vnd dei 


Sr SE. Rukhääähe Richtung: 


Synadi; ſolch⸗ genanal on: fonchat -Riupsrinteshingen ; Tatıpk 
berfelben adiunsen fteils, in ſolcher ansteilung. verſehen vnd 
erhalten. Deßgleichen wait: gplerten, gottäfhscdsigen, ebrlichen, 
bapfferen , ſtandhafften Mennsen befeget,, hie zu Gottes wozt, 
rechtar Prophetiſchen und Apoftatifchen:heiligen Ehriſtlichen Lehr: 
und Religion, wie die in Auglpurgiſcher Confeſſion, vnd bem 
puhlicieetem Concordien buch, varfaſſet, einen ſondern Ehtiſt⸗ 
lichen eiffer, darzu jhre gute teatimonia vnd zeugnis, beyde 
ber. lahr nnd, lebens, bey. dar Kirchen vnd menmiglich haben/ 
auff das fie mic warheit von ben Leſterarn nicht getabelt, ſon⸗ 
dern jhe ampt, in der Viñtation, vnd fonftan, deſte anfchen- 
Ucher fuͤren, vnd mit groſſem nutz der Kirchen verrichten ˖ koͤnnen 

Souiel dann die Viſitatien an⸗jhr ſelbſt belanget, fol-ditr 
— bi zeit, welfe vnd uf, wie nachfelget,. verrichtet 


ie, ſol ein jeber Superininene. vnd aai neton, für 


uiel jhme Pfarren infonderheit verzeichnet, jede Pfare ordi- | 


narie des jhars zwey mal, auff zeit, wie hernach bey bem 
Synodo vermeldet, vfiren Der erſten Viſitativn acta mb. 
extract gewißlih vor Quasimutlogeniti, Und ‚bie andere vor 
Michaelis, vnſerem obern Consistorio vberſchickt werden, Dar⸗ 
mach ſich jetzt gemeld unfer ober Connitoriuen, mil Weſchrei⸗ 
bung der Synoden, zuachten. 

Daun, weil ſich teglich allerien gebrechen bey de. Rirchen: 
finden, vnb newe fell begeben, die vngeſtrafft vnd vngekeſſert 
ohne ergernis, jahr vnd tag lang, nicht auffgezogen werdm 
kaͤnnen, datzu hoch von noͤten, das bir Rinchen md Schuldie⸗ 
ner in fieter vnd gebuͤrender fuscht, fleis vnd threw jhres ampes 
erhalten, welche, da fie ein gang jhar lang nicht viſſtüert wor⸗ 
den feiten,, niel ergernis nmiichten, ‚tie auch" jhnen allerlen bes 
ſchwerlichts vnd untuegliches begegnen koͤndee, kan vnd: ſol ar⸗ 
melte Vißtotion weniger. nicht, Denn: zwey mal des jhara, ge⸗ 
helten werden. Hiemitgleichwol den Superintendenten md: | 
adiuncten vnbeneramen, ſondern mit: enfl:auffesiegt und bes |; 
fohlen, da fich, fachen zueragen, welcher: vervichtumg der ordinari 
Wifitation nicht warten , auch durch dan: Superiutendenten 
oben adauncten, abweſend:durch ſchreiben, oder nerhefcheib ber |. 
perſonen, wädzt fuͤglich hingebeget werten moͤgn, dab ex: füch | 
auch zwiſchen ber ürbimnti Biſctration dahin begaben:,. onb:raie 
es geſchaffen, eigentlich artundägen ; foldyes..hahen ummergögen:, | 
lich feinem general Superintendenten, vnd durtch benfeihem | 
dem Comaistovio der· notturfft nah ubseighten.:: . 1 1: 

Zum andeen. Damit aber bucch bie; Supcintenbeuten; 
befondees de zuuorn nicht viſttiert, ergerliche vnordnumng, fo | 
ſich zu werkleinerung vnd verachtung, auch haß suicher dieſelhen, 
zuerwecken dienen möchten, zuuerhuͤten, ſollen nachfolgende |; 
Artickel jedem Superintendunten vnd abiuntten, vber bie, fo | 
ihrer Inftruetion einuecleibet, fürgehalten, and mit ef ‚ans | 
gebumben werden. 

- fi. Weil ein jeber Eomperiutsadenn. und adianctun, 
feiner hane zugsschneten Pfarren,‘ Kirchen vnd Schaldiener 
lehr, glaubens vnd Religion, vor allen dingen gewiß‘ fein muß, | 
fed. der Visitator das Examen 1tiche.erfk in aata Vieitätionis 
anftellen ; ſondern, damit er durch alle, beſondars aben Die fürelr 
tigen artickel, vermöge zu Torgew, Auno Ah 6. geftslten, und 
hernach —* Chriſtlichen · EGhucfuͤeſten und. Stende, Auge |. 
ſputgiſcu Confeſſion, Theologen, eingebrachten «enanzin sieh 





bebandden:, verbeſſert, anhalig vnterſchaichen, vnb diß 1580. 
jhars publieierter declaratien, fie, der notturfft sch, bafragen, 
vnd aihre erkleruag eigentlich ainnemen möge: Sol. er fie zum 
exſten mal vor der Wifigetipn, jeden auff, einen befondern:tag, 


fuͤr fich erfordern, med: ſolch examen mit allem:ernft und Ads 
| haften. Da ſich pann der Vieitator ‚nicht ‚mit. bloſſem (Ja) 


ahweiſen laſſen, ſondern nom: einem: jedan Pfarrer. und Seel⸗ 


ſorger, ben grund ſeines glauhens vnd bekenenisg, eigentlich ara 


kundigen, vnd ſo lang anhalten ſol, biß er ſeiner lehr gewiß, 


das fie rein, und. der Kirchendiener dieſelbige, in allen artiddelm; 


mit: gnugſamen ⸗zeugniſſen sub gruͤndan Goͤttlicher Schrifft, bes 
wehret, vnd vertreten/ vnd alsdernn: van allen, vnd jedem in⸗ 
fonderheit, zu dem Conaistorio oder Synodo, mit gutem grunda 
vnd gewiſſen zuherichten, ab ser. in der John vein oder wicht, ob 
vnd wie er geleret, vnd ob er mit der zeit zur befferen cende 
tian, mit mug der Kirchen, zugebrauchen. 

Wie dann ſolche jhrer der Suherintendanten nd. ‚abiimetin, 
vom jhren Pfgueern, Rimbhen, und; Cihuldienern, vbergebeue 
zeugniſſen, fo. fie: baſonders auſſerhalb ihrer Wifftation abge 
. fondest, verzeichnen, bey vnſerm obern Consisteria, mit flaio 
verwaret werden follen, Vnd da ſich nachmals mit einem oder 
mehr im folgenden Kaamine,bey dav Momfiltorien. oder im 
Synodo, anders befunden, das einer auf gunſt des Superin⸗ 
tendenten commendiert, oder sa: angunſt vnd wiederwillen gem 
hindert, fol gegen demſelben gebürender eraſt gebraucht werden, 
| darber ſich die andern ihres ampts beſſer zuerinnern werden wiſſen. 

Zum andern. Damit man auch eigentliech wiſſenſchafft 
Haben. moͤge, mit mas geben ein, ieder, foniel das Zehrampt im 
dam aus ſprechen vnd anderem Betrifft, von dem Allmechtigen 


| begabet, auch folcher geftalt zum fleis und ſtudierer exwecket, 


vnd, nach ſolchen gaben, mit der zeit. meiter. gefuͤrdert werden 


wögeR, Ballen onfere. Sunertutendenten unb: adinucten dieſel⸗ 


. hm, faulel.jedem zugeorönet nach der ochnung, in den Stebs 
Wa, da «der. Superintendena wehret, in Der machen prehigen 
laſſen, etliche tage zunoe, deme, ſo predigen: fol, eine. Arfondexe 
materiam, aus dem alten, ober, newen Teſtament, nach. geles 
genheit der perſonen, daruon zu prebigen, zuſtellen, vnd nach 
dem eires jeden fleis oder vnfleis erfunden, weil aus einer eini⸗ 
gen Predigt nicht ſo, hald zu vrteilen, fothekbung miederholen. 

- Daun. dann auch nuͤtzlich vnd dienſtlich, fo afft die Viſi⸗ 

tetion gehalten, das der Pfarxer ader Kirchendiener jeder zeit 
ſejne Concept der Predigten, ſo er durch dan gante jhar, de⸗ 
ſonders aber des nechſt varſchienen halbe ihar gehalten, aufflage; 
Darinme der Vinitetor. zuerſehen, mas er für. einen methaduas 
vnd ordnung in feinem. prebigen gebraucht, was für ſachen er 
jeoder zeit handele, ob fie zu der zeit „ an dem ort, und fuͤr dleſe 
Pfarrkinder, nuͤtzlich, noͤtig, und erbarlich, wie er jede lehr mit 
Gottes wort. beſtettige, vnd, zeugniſſen der heiligen Schrifft in 
ſeinem predigen ansiehe, ob er für ſelliſt in der Heiligen Schrifft 
geleſen, vnd nachgeſchlagen,: oder nur bios aus den Poſtillen 
ausgeſchrieben, ob er fie latiuo oder deudſch ſchreibe, und was 

er in ſolchem allen preſtiren koͤnne. - 

Sonderlich aber fol der. Viaitator ‚gute, achtung gehen, das 
ſie, beneben den Buͤchern altes und newen Teſtaments, bie 
. Formulam concordiae mit. fleis iefen, und wol in kopff faffen, 
auff das, ſo ſie eines ober mahe-arsietelschalbenchrfuäget, eder 

zeitigruͤndlichen beticht, ahne lauges made zchn ‚sehen koͤnnan 





2% SUB: : ORME, Bucbapiip Bicätiertnäng: 


Zurm beltten.. Nach dem fie: nun In allen artickeln vnſerer 
Ghriſtlichen Religion vnd ˖belentnis, richtig befunden, auch 
deſſelbon gruͤndlich⸗ und gnugſame rechenſchafft geben koͤnnen, 
damit fie in Gottes wort je longert je mehr, vnd beſſer geuͤbet, 
fol der Superintendens oder adtunet, von einer Willtation zu 
der andern, einem jeden Kiechendiener, ein beſonders buch aus 
ben alten oder newen Teſtament fuͤrgeben, das fie mitler zeit, 
biß auff bie nechſtſolgende Vifitation, fleiffig leſen, daraus fie 
auch alßbann, vor, oder nad) dem die Pfarrkinder in. bee Kölle 
tation anhöret worden, srominierot werden -follett. - - 

So es ſich aber. zu lange vergiehen wolte, vnd auff denſel⸗ 
ben tag nicht gentzlich vertichtet werden moͤchte, fol der Super⸗ 
mtendens jhme, nach feiner am allen orten vollendeter Viſita⸗ 
fon, einen tag beſtimmen, darinnen er ſolches mit jhme vers 
richten vnd abſoluieren möchte. 

Zum vierden. Damit auch bie pfarter die Hauptartickel 
vnſer Chriſtlichen bekentnis, fo man T.ocos communes nennet, 
kommen, mit ausgedruckten und agentlichen zeugnifſen der —* 
ligen Schrifft zuboſtettigen, vnd derſelben wiedorwertigen jr» 
thumb ˖mit grund zunerwerffen, vnd die verirreten gowiſſen zus 
borichten, fol, neben obgemeltem Bud, hoeiliger Schrifft, alle⸗ 
wegen jederm Kirchendiener/ An loeus oommunis gegeben, und 

von dem erfim, de DEO, angefangen, vnd alfo hernach von 
einer Wiflsation: zu ber andern, durch alle locos gegangen wer⸗ 
den. Wnd wie ſolcher In den dreyen Heupt Symbolis, Augs 
fpurgifcher Eonfeſſion, Apologia, Schmalkaldiſchen artideln, 
Eatechiſmis Lutheri, Surimavifchen bericht vnd erklerung ber 
ſtreitigen Artickel, ffer vnd erkleret, auch was für zeugnis 
aus gemeltem Bud) et semmardk, ſo auff biefen locum gehdeen, 
eigentlich befragen.  -- 

Dergeſtalt die Supenntent enten vnd adiuneten, am: ihren 
peinat ſtadien nicht allein nicht verhindert, noch in benfetben 
etwas verſenmen, ſondorn viel mehr :befürdert werben‘, weil fio 
vor allen andern jhnen zugeorbueten Kirchendienern, in ſolchen 
Schriffton und jnen fuͤrgegebenen Büchern; auff das. beſte ab⸗ 
gerichtee Und: gefaſt ſein ſollen, da es den Pfarrern in ˖ſolchem 
ſehlen wuͤrde, fie Inem den mangel auff dirſe weiſe anzuzeigen 
wiſſen. Der goſtalt fie dam von einer Viſttation zu ber an⸗ 
dern, da flo gleich ſonſt nichts zuthun, genug zuſtubleren haben, 
vnd alſd jnen Ihre Vicitationes, durch ſolche uͤbung, ſo ſie dar⸗ 

durch haben, ſolbſt zu mug vnd guter beſſerung gereichen werben. 
Zum fouͤnfften. Nach dem nun ber Superintendens, ſo⸗ 
wisl das Examen ber lehr, aus dem vorgegebinen Buch der 
Bibel, vnd Locis Tiheologicis: belanget, vermöge der otdnung 
unsihtet, fol ex den Pfarrer zuſoͤederſt, mit erwit, ſeines Ge⸗ 
wiſfens vnd geleiſter pflicht erinnern, das er auff nachfolgende 
attickel, ihme den. grund ber warheit, wis es an jhme ſeibſt, 
berichten, und niemandes weder zu liebe oder leid, aus gunſt 


ober wiederwillen, was anzeigen oder verſchweigen woͤlle, bey |. 


senftlicher ſtraff, ſo ex daruͤber zugewarten. 

Nachmals jhnen ſolgende Artichel vorhalten, vnd auff einen 
jeden inſonderheit, jhn, in abweſen: der andern, vnterſchiedlich 
bofragen, vnd ſeine antwort mit fiers auffzerchnen. “ 

Artickel, darauff die Pfarrer, Diaeont, und alle Rirtpenbieuer, 
zubefragen 

1. „Eeſtiich. Ob er nechmais. ſtandhafftig und beftenbig, 
ſan⸗ (bt in auan feinen oͤffentlichen Predigten, auch vater⸗ 


| weifang vnb bericht bey dan Ti 


cheichgleubigen vnd kraucken, ver⸗ 
möge Prophethſcher und Apoſtoliſcher Schriffton, Augſpurgiſchoe 
vnuerenderten Gonfefflon,, . x. und nach inhalt ver gruͤndlichen/ 
kauteren,. endlichen wiederholung vnd sierung ber ſtreitigen 
Artickel, zu Torgan veralichen, vnd Anno 1590 publiciert, 
auch wie diefelbige durch O. Lurhern in feinen Leht vnd Streit» 
ſchrifften wiederumb an das liecht gebracht, für ſich Telbft Halte, 
und glaube, feiner befohlenen Kitchen vortrage und lere, 'unch 
unfer Kirchenordnung in’ allen Aruickein, bey verridtung feines 
dienſts, ſich gemeß halte 

2. Ob er auch an feinen Collegen oder genachtbarten Par⸗ 
rern lehr oder lebens halben, keinen fehl oder mangel, oder 
nich ein rg geſchrey von jhnen gehöret Habe. 

Wie fi jedes orte Amptleut, Echoͤſſer, Rhat, Rich⸗ 
ter, m die vom Adel, und andere Befehlhaber vnd 
Obrigkeit, mie beſuchung bee Pe⸗digten, vnd gebrauch der hei⸗ 
ligen Sacramenten, verhalten. 

4. Auch ob jhrer einiger oder mehr berfichtiget weren, das 
er In ergerlichen, offentlichen , abſchewlichen laſtern und ſimden 
lebete, vnd halsſtarrig barinnen verhateete, vnd was jhee ge⸗ 
beegun ſind. 

5. Ob auch-unfere Amptleute, Rhete in Stodten, vnd au 
dere jedes orte Befehlhaber und Oberkrit, mit fleis und gebüer 
rendem ernſt, ober vnſer Kirchenordnung, Kirchendiener, und 
anderen vnſeren Cheiſtuchen Constitutionibus und Drbnungen 
halten. 

: & Ob ne niemandte in feinem Kirchfpket wife, bee fals 
Pe jrriger lehr anhengig, oder ſolchen leuten den vater 

Mr gebe. ur 
7. Ob auch Ihre. anbere eingepfante fletffig zur Stechen ges 
ben, vd mit ihren finden vnd hausgeſinde, au Sonn vub 
Feyertagen, andy In ber wochen, Die: Predigt Gottes worte bes 
fuchen, vnd da: ſolches an Sonn und Feyertagen vonterlaffen, 
od, vnd durch wen, auch wie, fie geſtrafft werden. 

G. Ob fie auch jhre kinder vnd Dansgefinde, an Sonn und 
Yepeetagen, zu mittage, fleiffig zu dem Gatechifmo:halten, ſon⸗ 
Deelich aber das Binde, welche fonft frike des niches ykten. 
B. Db er auch unser feinen eingepfarten Jaute wifje, weiche 
bie predigt Gottes werte, dud ‚die hochwuͤrdigen Sacrament, 
gantz verachten, ſich desfelhem nicht gebrauchen, fondern uͤbel 
daruon reden. 

10. Ob bie eingepfarten, vnter dem Ampt, vnb var 
ber Prebigt, auff der gaſſen, ſtraſſen, Kirchhoͤſen, ober ſonſt 
offentlichen pletzen, ſtohen, ober. ſpatzieren gehen, Vud ab bie 
Oberkeit ſolches verboten, auch bie Bbertreto vndb weicher ges 
ftate, ſtrafff. 

41. Ob ſie auch ohne noth vnter der Yerbigt, uns für ge 
haltenern gemeinem Gebet, aus her Kicchen lauffen. 

12. Ob fie auch an Sontagen, und geordneten⸗Feyertagen, 
vnd Feſten, nachgriaffen, watt Pferden oder bee haud zuarbeis 
ten, und ob bie‘, fo. thun, auch deshalben, vnd wie, ge⸗ 
ſirafft wer werden. 

18. Ob auch unter dem Ampt und Peobigten, Kemer, 
Branter wein ſchanck, wein vnd bier zechen, Öffentliche umb 
windelfpiel, auff vodcffei, Torten vnd kugein, * Guides 
hendel, vnd gemeine vefanungen, gehalten, und 

geſtattet werde 


SAAB, OBEN. Runtichiilihe: Ricdimusetruungs 


: 14 Sb anch am dan hohen: Bafien,, Pfiagſten vub Weihe⸗ 
wachten, vor: eben vnter ber Predigt, gemein bier auteiusden, 
vnd zu ſchieſſen, erleubet werde. 

15.05 auch de6-vold Im der Kirchen bie beubfchen Befang 
mit dem Choro finge, vnd ſich mit der ſtimm⸗, im anfahen, 
und auffhaͤren, nach dem Kirchner ober Cantorey richte. 

16. Ob ſich die eingepfarten auch fleiſſig zu dem Cate- 
chismo , vnd fembrrfich zum examen: beffelben halten, und 
weiche beharrlich daruon auſſen bleiben. 

17. Ob auch die leute, fo in Filialn wꝛren, im Die Pfr 
Men Ben Beicht und Sacramınt fih finden. 
Ob auch vnter ihnen Gottesleſterer find, weiche m 
Sr Marten, Leiden, Wanden, Satcrament, ste. fluchen; 
* — diefeldis en auch hund) die Dbertet, und wie, etc. ges 
werden. 

19. Ob auch. wuter ihnen Zeuberer und Segenſprecur [0 
bie leut viehe fegenen. 

Do Zeuberiche Woeiſſager ſie auch wiſſen, vnd das die 
leute, 8* welche, gu jhnen lauffen, vnd fie rhat fragen. 

. 21..0%6 Eultern anter jhnen ſeyen, welche ihre kinder nicht 

zum gebete, fuͤr vnd nach dem, eſſen, begleichen su Mesgen 
wab Abendtſegen nicht halten. - . 
. 22. Ob bnder vnter jhaen , fo: ihm, Star: Auen, fie 
ſchlagen, ober ſanſten meit gebehrben ,. warten vnd werdden übel 
handeln, oder ihnen ſonſt ungeberfausfeaan, keins ſtraff van 
ihnen :leiben wollen, fondern ihnen entlauffen, oder fünften von 
Schulen, dienſten. vnd ‚Hanbersd hen, sa fü ag bau 
Eitern verdinget werden. 

23: O6 Ieut. nıtet ihnen wohnen. ie. in nanloken vob 
vmuerſſoͤhnlichem zorn beyeiriander leben. 

DA: MOb Ehrlemt outer: ihnen ſein, die in engerlichet: ‚once 
nigkeit leben, vnd ſich miteinander nicht verſoͤhnen laſſen woilen. 

26. Ob Ah der Man syrannifch-. oder: ſanſt vngehuͤrlich ges 
gem feinen Weibe erzeige, ober das Weib dan: Re muß 
willigen ongehorfam mit ergernis eczeige. 

.26,:D6 etliche Ehelait, mit. ergernis ber Gemeine, alt 
beyfammen wohnen. 

27. Ob etliche unter jhnen, bie ſich miteinander ehelich vers 
Iobet, mach dem fie aber ſolch veeloͤbnis gerewes , nicht zur Ehe⸗ 
greifen. fondeen :auff.benden thailanı ftille ſchwaigen, md-Die 
Eh⸗ nicht volnziehen, auch nicht ordentlich voneinander. gefchrir 
ben 


‚BB. Ds auch unse ifmen, 73 und. Sion onrieben 


suche 

29. O6 auch Eheleute oder (ebige verſonen einen boͤſen ar 
gerlichen ſchein Am, vnd der vnzucht halben ain oͤfenttich er⸗ 
gernis von ſich geben. 

MR DM auch vnzuͤchtige nub ſhebiich kieda nie innen 
Öffentlich gefungen werben, 

NALOb auch die Oberkelt Redenfuken,, Schataben, on. 
güchtige, vnordentliche befondere Nacht tenge, vnd dergleichen 
Sechedhtign teichtfertige: zufamantom — dulden, ober. d6 vnd 
mit was ſtraffen fie die: verbrecher bike 

U: DOb:anch wacherer vnter —* fon, weiche: mic hab⸗ 
und gets verbottenen ungöttlichen mucher treiben. . , 

Sonste ihnen: fritt,. Die. aple geoflanı, vielem und 
fepedlichem fpielen, weib und kindern zum verberbeg, vmbgehen 


4il 


: ion: der Raul. 
3. O die eingepfarten jhra ibider lange ongetanft Tigen 
lafien vmb der Genattern, geferß: vnd gepuenges willen... - 
-89. Oh fie and) mehr denna en Bruastem, unfer vworb« 


' nung Autieher , bitten. 


3. Ob die eingepfarten- die heilige Taufe, Communion 
der krancken, Copulativn, Begrebniſſen, zeitlich bey Dem Pfar⸗ 
rer beſtellen, and nicht: biß auff die Rund, wehn ſocche yausse 
richten, fporem. j 

87. Op fie euch weſſ⸗ Touffeffen, oder nach da St 
wochen groffe Kirchgang eſffen geben, uber: einen tiſch geſt hal⸗ 
vn, wi vnd mehr denn niet gericht geben. ' 

38. Ob fie auch tägliche. —*—* haben, welche durch 
den Parrer alſo vnterrichtet, ind fe in notfellen bir Rettauff 
recht. gebrerrhen koͤnnen. 


Bon‘ ‚Bogelten: 5 


"gg, Ob fie auch zuuor, ehe fie in bie. Risen gehen, vxin 
er at vnd geſeuff halten 
—*8 b ‚auch „de geladene ar Of ſich zu dem Rirhgang 
fin e 


41. Ob ſie auch bey ‚des hochzeit jhr alfımofen in ben Gottes 
Fa in ber Kirchen Legen „Pbar ober. den en in bie Bde 
Gottei hauſe, und fuͤr arme deut ein 
». Ob fie gu guff den Hoͤchbeitn —* ſcite, wat 
verdrehum der weibs perſonen, wider vnfer Sanbeorbnung, 
oder anders‘ —— leichtfer tigkeit ebenen 
— : Bow. Bagoauitten. 


re Fr fe au nen € chen; waithen vnd verwarten 
det zut begreßnid-ber'nbgeftotbenen‘ Ehriften hab aben. 

44. Ob auch eines Mans tieff bie —* jur begrebnſe 
der alte berftorbenen geniacht toecden.. 

Ob fie auch burch die gemeine,’ nach vnfer Kitche — 
ge zur begtebnis beleitet, vnd ehrlich zur erden be 
werden. 

46. 56 bie pfarrkinder ben Pfarrer m geburlichen ehren, 
oder mit geberden, worten vder wercken verechtlich halten. 

47. Sb ſie auch jhrem Pfatrer, Kirchen und Schuldienern, 
jhren verdienten lohn zu rechter zeit, vnuerzuͤglich, trewlich, an 
gutem getrelbe, zinsgelvt, brodt und garben geben, wie es in 
der Viſitation vnd General artickeln befohlen. 

38. Ob die Richter dem Pfarrer jte opfferheußlein gro⸗ 
ſchen, ere: X. einnemen, vnd es Ihnen ohne ſchaden vnd 


Be zuftelln. 
Ob jhnen ‚auch ihre hebewich · accidentia don dem 
trawen, begrebniſſen und dergleichen gegeben toetben. 

SU. O6 ſie Auch Ihre acker mit der eingepfarrten huͤlffe, Vers 
mög der General artickel, beſchicken koͤnnen, Auch ob die do- 
tales, das ift, die von alter her zur Pfarr ſchuͤtdige dienſte, 
jhnen etrewijch geleiftet werden. 

en Ob duch den Kirchendlenern an gebeuben, eckern, wieſen, 
Seen, Hoͤltern, Teichen vnd dergleichen ſchaden gefchehe 
332. Ob auch ihre ligende gruͤnde richtig vereinten. © ©’ 


Artickel barauff die eingevſarrten uabefragen.· 


J „Wann · bee-Wisitatgn den; Pfagrer quff bie yorgeftelte, Up 
tidel befonders vnd allein befragt, alfdenn fol er auch die ver⸗ 
52 * 


418 


orbente vnd beruffene perfonen tus ben eingepfartten,, in abs | : 


woohen bes‘ Pfarrers, fin ſich erfordern, vnd fie Yeicher. geftalt, 
wie droben von dem Pfattrt vnd Kirchendiener vrrmeldet, ernſt⸗ 
lich erinnern, warumb bir: Biſltation ngeſtolt, niemandt zu 
nachteil und ſchaden, ſondern foͤrderſt Gott zu ehren, mennigs 
lich zut beſſerung, zeitlicher unndierhigar wolfart, vorgmommen, 
Bnd demnach bey ihren pflichten, durmit fle"ons zugethan, 
vermahrm., niemandt zu eb: noch leld, ſondern wie ſich bie 
ſachen in der warheit verhalten, auff nach erzelete. artickel gruͤndt⸗ 
lichen vnd vtterſchiedlichen beticht zuthun, vnd hierinnen jhres 
gewiſſens warnenen, unb nimands verſchonen. 

3. Ob der Pfarrer (dud in dem Stedten andere Kerchen⸗ 
diener) Ihre Predigten nach artleitung Gottes worte, auch uns 
ſers Ehriſtlichen glaubens und bekontnie anſtelle und Halte. 

2. Wann, vnd wie offt er an Sontagen, Feſt vnd gemei⸗ 
nen feyertagen, auch in der wochen, die Predigten halte. 

Odb er auch lenget denn ein ſtund, morgend an Sonn 
und froecngen peebige. : ° 

4. Db er die Tittagspreiigt atfo anftelle ,- das nei fingen 
end alım lenger nicht denn em fund das voick auffgehalten 
werde 
: 5, Ob er am wercktage vber ein halbe ſtund prebige. 

6. -Wetche Feſt er feyerlich halte, oder nicht, vnd ob er 
auch alle Feſt halte, die in vnſer Kirchenordnung begriffen, und 
zu feyren berochnet, vnd in denſelben mit den benachbarten 
Kirchen gleichBett halte. ° 

7. Ob er das Sontags Enangellum much ꝓ«dig en 

8. Ob er auch zu rechten zeit, im Sommer vmb fieben vhr, 
im Winter vmb acht vhr predige. 

9. RR er alein D- Luthers Cetechiſmum, vnd ſonſt kein 
andern halte vnd pre 

10. Ob er den —E an ben Sonn und fegsrtagen, 
bem volck vorfpreche, ehe denn das Euangelium gelefen wicht. 

. Db er ober der. Custos denfelben auch bey ben tindern 
und jungen gefinde In der Kirchen eraminire. 
er aud) bie kinder und bas junge:gefinbe, warn 
fie I m n Socrament gehen, in ber Kirchen aus dem Ca⸗ 
a eraminire, vnd in bemfelben auch gute befcheibenheit 
gebrau 

13. Ob er auch bie Ehegerichts ordnung alle jahr zwey mal 
öffentlich von der Cangel ablefe. 

14. Ob er auch jehrlich in ber Faſten, vor Oſtern, in den 
Stedten, mit den kindern, knechten vnd megden, auſſerhalb der 
alten, doch in der Eltern ober Herrn vnd frawen, eines oder 
beyder gegenmwart, von dem vol abgefonbert, in der Kirchen 
Öffentlich, in den Doͤrffern aber alle feine eingepfartten, ſon⸗ 
derlich die Finder, Enechte und megde, in bem Gatschifmo exa⸗ 
minite, vnd in folhem Examine alle fanfftmut und gebürende 
Beh ende gebraudhe. . 

Ob fie auch gehoͤret, das der Pfarrer (oder jhre Kir⸗ 
hmbdiener) etwas aͤffentlich gelexet, ober fonften, beſonders aber 
vom heiligen Abendtmahl, ſich vernemen laſſen, das vnſerm 
einfeligen Chriſtlichen Catechifmo züwieder. 

16. Ob er die Sacramenten vnd Ceremonlen bey denſelben, 
vnſer Kirchenordnung durchaus gemeß halte, oder bey denſelben 
enberung ober newerung vorgenommen, und was bleſelbigen 


feyen. 


17. Do 0-16 auch foniftan ti allen artickein siferer Kir⸗ 
chenorbnung germeß halte, oder etwas anders vnb newes, Ike 
in derſelben begriffen, angeorbnet: abi: Wie. ich Ser Pfarrer 
(oder in Stedten auch andere Kischmbimer) in ſeinem ſtraff⸗ 
ampt erzeige, v er mit Ehriſtlicher ſanfferaut vnd guter Dex 
ſcheidenheit ſtraffe, oder aus priuat affretion vnd rachgher, feine 
eigene ſachen auff:dte Cantzel dringe, die leut namhafftig, ober 
ſonſt vnuermeldet, doch ausgemahlet, vbel anmache, ſich zus 
zorn bewegen iaſſe, ſcharffer, vngebuͤrlicher, ſtachlichter, ſchme⸗ 
helicher, grober wort vnd geberde, in den Predigten gebrauche. 

18. Ob er auch ſonſt die offentlichen laſter, vmb welcher 
willen der zorn Gottes vber die menſchen eompe, wie er wegen 
ſeines tragenden ampts vnd ernſtlichen befelch vnd drawung 
Gottes ſchaͤldig iſt, ‚mit gebuͤrenden ernſt und eiffer ſteaffe. 

19. Ob er auch vnnoͤtige, ergerliche, vnbekandte, vnd nicht 
— gegend der lehr oder perſon halben, auff die Cantzel 

ringe 

20. Ob er auch das vote fleiſſig um Gebet für all⸗ Stande, 
vermabme: vnd denfelben allewegen nach der Prebigt, das im 
vnfır Kirchen agendu begriffen verordentt Sebet fuͤrſpreche. 

21. Obrer ſich auch ber Kirchen wand atmen nocdurfft an⸗ 

neme, vnd das volck trewlich vnd leiſſig vetmane, almoſen 
zugeben, auch darauff achtung habe, das es recht auögefpumbet, 
und fo viel muͤglich, trewlich Damit vmbgangen, vnd alleine nf 
die. recht armen verwendet, vnd tool angeleget werte. . 

22. Ob er newe oder alte, und ſolche Lieder ſingen laffe, 
bie Ehriſtlich, ſondetlich D. Luthers, fo dem‘ volck bekandt, vnd 
die Gemeine mitfingen koͤnne. 

23. Ob er in der Kirchen, ober in fine: Haufe, zu Bei 


fiße. 

j 24. Ob er auch mehr denn ein⸗ herſen auff ein mol abs 
duire. 
25. Ob er auch jemandes mit ber Tauff, Abſolation vnd 
Abendemahl verfeume, oder aus rachglerigkeit und wiederwiſlen, 
eigene erkentnis, ohne befehl des Consistorij ober Synodi, bie 
abfelution und das heilige Abendtmahl verfüge, verhalte, ober 
von ber Tauff abtreibe. 

26. Wie ur es mit den leuten halte, bi⸗ zur Ehe greiffen, 
os fie drey Sontage nacheinander auffgebotten, vnd bie Jaru⸗ 
gen, fo ſich auffbieten laffen, zuuor im Gatechiſmo examinirt 
werden. - ’ 

27. Ob er auch, wenn frembbe leute öffentlich zutrawen 
begeren, zumor ordentliche und. gebuͤrliche zeugnis der beſchehe⸗ 
nen ordentlichen verloͤbnis, vnd das fie ohne verhindernie ge· 
ſchehn Kanne: aufflegen laſſe. 

O5 flo auch frae für offens. in ber Kircyen getrawe 
werden, ob er fie auch in den heufern tramwe. 

20. Ob se auch bie krancken und ſterbenden leut beſuche, 
tröfte, vnd mit dem heiligen Sacrament verſehe. 

30. Wis er die Degrebnis mit dem gelout web beleiten ber 
kei halte 

81. D dee Marrer auch mit ber Leiche. „Ben, und wie weit 
er auf den Doͤrffern der Leiche entgegen gebe 

83, Ob man auch fuͤr ber Leiche her die gerodnliche Chriſt 
liche gef: 8 ‚finge, 

88, ie ko⸗chpredigten halte bo be Bogeoe ber 


EU "SRUE- Ruck Ricckendrbtieng) 


36: lust er vnd bi⸗ Omi von den Brgreöniffen 

* Echpridigten newee. 

836. Do der Pfarrer auch bie Säule, vermoͤge vnſer che 
ung, fleiſſtg viſitire, vnd die eingepfarten vermane, beſonders 

nd des Catrchiſan willen, jhre kinder zur Schul⸗ zuhalten.“ 


Bon ber Rinpenbieuer, nie nn kinder vn. —R 
wande vu even y 
L „Db auch des Plarrers (ond-i in ben Steben ber andern 
> lebe: vnd wandel malt der lehr wberein-flimme.. 

2 Db.der Pfarren im Derff: (oder: andere Kirchendiener in 
Stedten) fi ſich ſtetigs, befonders aber zu nachts, u haufe finden 
laffen, das man fie in nothfellen, ba zu tauffen oder krancken 
zubeſuchen, vnd zutröften, haben möge. Dbder, da er noͤtiger 
sefchefft halben ausreifet (weiches body an Sonn und feyertagen 
aufjerhalh euſſerſter vnuermeidlicher netburfft nicht geſchehen 
foL) auch fein ampt durch andere. benachbarte Pfarrern beſtelle. 

3. Ob er ein Gottſelig, süchtig , eingeppgen „ nuͤchtern vnd 
meſſig leben fuͤre. 

4. Ob x m fau⸗rey, ſchweigerey, in rebſchmatn vnd 
Schencken lebe, und bey gafterenen fich viel finden laſſe, vnd 
denn nudlamffe, oder für fich ſelbſt viel gaftereyen halte, mit 
verlaſſung ober verſeumung feines ampts, und ergernie be 


6. Ds er auch mit feinen eingepfarcten vnd nachbarn i 


sand und vnu⸗eſoͤhnlichem haſs lebe. 
6. Wie er ſich mit ſeinen Goflegen vnd den Shuldimen 


7. Ds. er auch mie vnzuͤcheigen, vnaerſchamnen, gottesle⸗ 
* geberden wotten vnd wercken, die Gemeine Gottes 
derergero. 

B. Ob er ſich zu verdechtigen perfonen , ſo vnzucht halben 
beſchrien, halte, und dieſeiden zu ſich ziehe, behaufe und bes 


9. D6 ber Pfarr oder Airchendiener im Stedten und 

Die u pflege zuſpielen, und demfelben nachzugehen. 
Wie or fi mit feinem Eheweibe begehe. 

1r Ob ber Pfarrer vnd andere Kirchendiener ihre weiber 
vnd kUnder zur demut, Gottesfurcht, Chriftlicher zucht und ers 
barkeit, vnd haußhaltung ziehen, vnd was biefelbige für einen 
wandel füren. 

12. Ob fie fich weltlicher fachen annemen, der Oberkeit in 
jhr ampt greiffen, vmb belohnung Artzney geben, den leuten 
in weltlichen hendeln procuriren, ſchreiben, ober aduotieren, 


448 


2 Was: glaubent vnd Nelgien, auch geſchicktigkeit jur los 
ren, der Schulmeiſter und ſeine Collegen, und ob fie in jhrem 
ampt fleiſſig und vnuerdtoſſen ˖ ſind. 

3. Ob die Schul an lohr und diſciplin, auch. mit dem 40 
fang und anderm vnfer Schulordnung gemeß angerichtet, vnd 
durch den Pfarrer, wie auch jebes orts Oberkeit, mit ernſt dar⸗ 
über ‚gehalten werde. 

4. Db, und was für arme knaben In benfelben, fo mit gu⸗ 
ten ingenijs begabet, oder fonften gefchaffen, das fie weiter zu⸗ 
befördern fein möchten. 

Bnd andere mehr Puncten, fo ber Superintendens, ver⸗ 
möge vnſer ‚hierin gegebenen Schulordnung vnd ſeiner geſchich⸗ 
ligkeit nach, wol wirdt wiſſen zufragen.“ 


Von * Schreiben, Sicchuern, Glödnern amd Cuſtoden in Dörkern. 


. „O6 er vermöge onfer Ordnung, bie Schule angeltsllet; 
und r tage auffs wonigſt vier ftunden ſchul halte, beſonders 
aber den Catechiſmum bie kinder mit fleis in dee Schulen lere, 
vnd nie Ihnen D. Luthers. geiſtllche gefeng und: Pſalmen treibe. 

2. Ob er den Catechifmum auch in der Kirchen vortefe, 
vnd nachmais mit ſeinen Schuͤlern oͤffentlich, den andern zur 
anreitzung vnd lehr, mit guter ordnung examinire. 

3. Ob er auch von einem knaben woͤchentlich mehr den 
zween pfenning neme. 

4. Wie er es in dem filial, wann der Pfarrer nicht zuge⸗ 
gm, mit dem Catechiſmo halte. 

5. Ob er auch die Kirchen zu rechter zeit auff und zufchlieffe. 

6. Ob er auch fleiſſig auff feinen Pfarrer, in verrichtung der 
Kiechendienft, warte, befondere wenn er das Ampt halten, tauf⸗ 
fen, und krancken befuchen fol. ’ 

7. Ob er ſich auch einheimiſch und im hauß halte, vnd ohn⸗ 
vorwiſſen und erleubnis des. Pfarrers nicht ausreiſe. 

8. Ob er auch in der Kirchen deudſche, fuͤrnemlich aber ars 
woͤnliche, vnd dem volck wolbekante geifkliche, ſonderlich D. 
Luth ars lieder ſinge. 

9. Ob er auch ſeinen Pfarrer in gebuͤrlichen ehren halte, 
feiedfich mit jhm lebe, oder ihm heimlich ober Öffentlich zumies 
der handele, ihn leſtere, ſchende vnd ſchmehe 

10. Ob er auch teglich fruͤe zu tage, mittags, vnd zu abendt 
für der Sonnen vntergang, zum Gebet pro pace leute. 

11. Ob er die Kirchen mit feinem auff vnd zufchlieffen vers 
ware, das durch feinen vnfleis ober verwarloſung der Kirchen 
ein gaben geſchehe, noch etwas verloren werde. 

2. Wie er in ſeinem hauſe ſeinem weib vnd kindern 


kauffmanſchafft, oder wucherliche contraet, vorkauff vnd der⸗ faſte 


gleichen unzimliche nahrung / treiben. 
13. Ob fie auch die gebewde mit Dach vnd Fach, Ofen, 
Benftern, Thuͤren ıc. wie 


14. Obð ſie auch ihre haußhaltung vnd pr wol beftlien. 

15, Ob fie die Pfarthoͤttzer vnpfleglich, vnd vngebuͤrlicher 
ãA 
dei, verwäften.” 


ſich gebüret, halt, vnd bie zeune 


Bon ben Gchulen. 


u „Wio, und mit was orbwung jebes orts Pfurrer in-den 
Stedten die Schulen vifitire. 


13. Ob er felöft feine garten, ecker vnd wieſen gebenuche, 
die er ohne vorwiſſen und vergänftigung nicht vermieten fol. - 

14. Wie fich fein weib und finder gegen des Pfarrers weib 
vnd kindern erzeigen, vnd ob fie in gutem ftiede, ohn ergernis 
beyeinander leben. 

15. Ob er auch gebrandten Wein chende, ober was er 
fonft für ein handwergk und nahrung habe. 

16. Ob er fi) auch fonften mit den nachbarn oder andern 
leuten hadere. 

17. Ob er auch Im Kretzſchmar lige, vnd fich vollſauffe, in 
vnzucht oder andern laftern befunden werde. 

18, Ob er auch ſpiele. 


“A 1500: CORE - Murtichtitiie. Biccemaebunig: 


19,. Ob er nuch haußg⸗noſſſen bey fich in der Cuſterey habe. 

20. Ob er fi auch proeurirens und ſchreibens in weltli⸗ 
chen ſachen gebrauche, vnd damit die leut wider jhre Oberkeit 
verhete, oder ſonſten inelnander menge.‘ F 


Was den Superintendenten vnd derſelben Abiuneten, nach gebaltener 
gnugſamer erfumdigung ferner gebüre zuhandeln. 


„So nun der Superintenbens ober Adiunctus, auff alle 

vorgefchriebene articul fein fleiffige nachforfchung gehalten, in 
dem fich dann ein jeder Visitator der gebür vnd notdurfft nad), 
wol wirdt wiffen zuuerhalten, befonder6 da er. ein mal ober ets 
liche vifitirt, und jedes Kirchen gelegenheit eigentlich erfundis 
‚get hat. on Ä 0 . 
1. Sol er nichts aus feinem eigenen gutdünden, zur ver- 
befferung der eingebrachten mengel, vornemen, fondeen alsbald, 
vermöge. habender inſtruetion, was vnd wie jhm aus, dem 
Synodo befohlen, mit den firaffbaren perfonen die gradus äd- 
moritionam halten, Da eine perfon das erſte mal angezeigt, 
folche auff ‚feines Pfarrers innerung vnd veterliche vermah⸗ 
nung und ſtraff weiſen. E | en 

2 Wann aber die befferung, auff ermeldte vermanung 
vnd ftraff, fo :der Pfarrer allein, und denn in gegenwart Der 
Kirchveter gethan, nicht erfolget, fol der Visitator gleich alß⸗ 
bald in nechfter Vifitation, folche in gegenwart bes Pfarrers 
far ſich erfordern, vud fie nochmals ernftlich zur. befferung ver 
manen. Ä .. 

3. So es aber grob⸗ abſchawliche laſter, welche ber Chriſt⸗ 
lichen Oberkeit gebuͤren zuſtraffen, fol der. Visitator bie ange⸗ 
gebene perſon dem Amptrsan, Erb oder Gerichtsherren deſſel⸗ 
ben orts anmelden, und was ſich diefelbige der firaff halben er⸗ 
botten, verzeichnen, vnd in Synodum berichten, vnd in nach⸗ 
folgender Vifitation, oder mitlerzeit, damit das, argernis geflils 
tet, ob folde ſtraffe, vermoͤge vnſerer Conſtitution erfolget, 
fleiſſig erkundigen, und da es nicht geſchehen, gleicher geſtalt 
berichten. 

4: Wanm aber ein ergerliche perſon bie erſte, des Pfarrern, 


und denn auch des Visitatoris veterliche vermanung verachtet, 


fol der Visitator dieſelbige für den General Suyexintendenten 
befcheiben, und embtlich für-.bas Comsistorium, Vnd da kein 
befferung zuuschoffen, alsdenn nach des Synodi exkentnis, in 
die dirchenſtraff bed Banns (mie harnach folget) erkent, vnd an 
jhr vollſtrackt werben ſol, damit: andere leut ein furcht vnd abs 
fcher haben, ſich vor vndusfertigkeit und verachtung Chriſtlicher 
vermanungen, durch Gotfes gnad zuuerhuͤten. 

5. Gleicher proceſs fol auch mit den Pfarrern, Kirchen und 
Schuldienern, auch jhren weib, kindern vnd geſinde gehalten, 
und da fie ſtraffbat befunden, per gradus admonitionum, nad) 
der Iche Chriſti, Matthei 18. mit jhnen gehandelt werden. 

6. Es were denn bie handlung des erſten ader andern mals 
fo thetlich, hochftrefflich,, kundt und offenbar, das folche gradus 
deß gooffen ergernis halben, ohne vergehrnde ſtraff der Ober⸗ 
Zeit, nicht koͤndten gehalten werden, ſollen bendes der Super 
intendens vnd deſſelben ortd Obssleit mit gutem, lauterm, ſat⸗ 
tem bericht und allen vmbftenden, zuhanden vnſern perordenten 
Confiſtorialen vberſchicken, oder fo die ſachen verzug leiden mag, 
in den Synodum füchringen, vnd ferners beſcheids gewarten. 

7. Da fi auch zanck und zwitracht zwiſchen den Kirchen: 


dienern ſalbſt, ‚ober zwiſchen ihm, pnb-ben Amptleuten, Erb 
oder Gerichtsherrn, oder andern vunfern: vutarthanen zutruͤge, 
fo fol darin, als wir in unfer Ordnung hiener ponter bem tittel 
von den frepheiten ber Kirchendiener geſatzt, gehandelt werden. 


8. Wann es aber freuel, friedbeuch ober malefit were, 


alsdenn follen die Amptleut fampt den Superattendenten folche 
jedes orte zu ſeinem versebenten Comsistorie grundelfch berlch⸗ 
ten, vnd ferner befcheid® gewarten. 

9. Es ſollen aber alle Visitatnnes: befowbern. floiẽ und: vor⸗ 
fichtigleit gebrauchen , das fie nichts bean was Notoriun, Dat: 
durch die Kirch verergert, berilhtett, quoniami de octültis non 
indicat Ecdesia. on ] " 

10. Demnach, wann vber. einen Pfarrer, kirchfart obes 
pfarrkind etwas berichtet wirbt, fol der Yisitator ſolches nicht 
allein blos aufffchreiben, vnd gleich. in Synodum berichten, Tome 
bern auch die perfonen befragen, ‚ob. fin: es geſtehen, vnd wie 
fie folch jihr anzeigen beweiſen. Ond da fie:befünben, das kein 
grand vorhanden, folchen bericht einflellemn. - - - 

11. Wann e8 aber fachen fein, da allein verbacht vnd args 
wohn. gefallen, vnd gleichwol auch ſolches nicht ehne ergernis 
der Kirchen, fol der Visitator entwahes ‚ben Pfqrrer oher befe 
felben orts Dberkeit, in geheim und vertrawen erianen, zu ab⸗ 
ſchaffung des ergernis, und verhuͤtung groͤſſers parahts, darein 
ein ſolche perſon geraten möchte, das ſolcher ſchein abgefchafft, 
und gleichwol deßhalben niemandt gomelhet, beſonders aber ber 
Visitator nicht in vnbillichen Haß gezogen werde. 
12. Bis ſich denn, heſonders ‚unfage. Amptlaut, Erb und 
Gerichtsherrn, auch Reht in den Stebten, folcher beſcheidenheit 
und vorfichtigkeit wol werden wiſſen zugebrauchen, wie gquch inen 
hiermit ernftlich, vnd bey vexmeidung pnfer Braff, dud angnab, 
aufferlegen und befeblen, wann ihnen durch die Pfarrer odys 
Visitatores ſolche oͤffentliche ergerliche ſachen, #8 Fey. böfe-that, 
oder ergerlicher ſchein, von Dem pfaxckindern, vermög jhees tra 
genden und von Gott fo thewer befohlenen ampts, in- gebrimg 
vorgebracht, das fia die ſchaͤldige oder verdechtige perfonen: nicht 
auff Die Pfarrer, Kirchendiener ober Visitatores waiſen, Die es 
angezeigt, vnd auff die ſtraff gedeungen, ſondern fie follen, ver 
radg jhres ihnen von uns bofohlenen vnd tragenden ampte, für 
ſich ſelbſt jhr fleiſſige nachforſchung haben, vnd. da ſie es aljo 
befinden, jederzeit gebuͤrenden arnſt mit der finaff, zu abſchaf⸗ 
fung des oͤffentlichen ergernis vornemen, vnd hierinnen nie 
mandts verſchonen. 

. 13. Ob auch einiger vnſar Amptleut, Schäffer, vom Abel; 
Rehte in Stebten, oben andere Oberbeit boͤſer laſter boſchuͤldi⸗ 
get werden, welche nicht. ger gewiß, kundt vnd offenbar weren, 
oder aber verdacht vorfiele, das er, was aus vnſerm Syaade 
befotien, oder ſonſten abzufchaffen ‚nötig, befinden anche, (nicht 
mit gebuͤrlichem arnſt erenuirete, So fa} der Visitator jhn nicht 
alsbald erſtmals befhüldigen, fondern allein freundtlich were 
manen, weß er ſich erbeutet, nergeichnen, vad ba alßdenn nichts 
erfolget, in feinen bericht einbringen, Wie wir denmn, damit 
niemandt ſich zubeklagen, alt [ep ex .unfchülbig angeben, hie 
mit ordnen und befehlen, das ein jede Oberkeit ſejbſt bey der 
Vifitation ſey, oder je eine fürneme perfon mit vollmadht das 
bin ſchicke, die von feinet wegen; da wWas nötige fürfellet, ans 
hoͤre, vnd was er ——— — thuu ſollen, verrichte. 

14, Es fol auch der Visitator, wonn ‚In gehaltener Bifitay 


N 


suww:: Onrr Mukichiifdie Rirdjensrdiitug: 


Kon ober. deo Pfarrers ober Eaſtedar hebeub, tom den einge⸗ 
pfaerten oder ihnen ſelbſt geklaäget worden, neben ben Ampts 
Men, Collatorn, Erb oder Gerichtsherrn, welcher vorhanden; 
al8bald Diefetbige befichtigen,, vnd ob, auch‘ weicher geftaft +6 

baten, was der eingepfarrten ober des Pfarrers erbleten, 
wenn folder: baw angeftelt, in Synodum berichten , damit ſolch 
gebeude nicht eingeftelt, ſondern jederzeit förbeciich vorgenom⸗ 
men, dergeſtalt offtmals mit geringem Coſten ein groffer ſcha⸗ 


den: verhütet, und die Gemeine mit ben newen Pfarrgebeuden 


deſto weniger boſchweret werden mögen. 
6. Dannt anch nicht jederzeit ein gantze Gemein durch 


die Viſfitation auffgehaiten, ſollen zu derſelben allein In den 


Stedten bie Amptleut vnd'der Raht, in den Flecken und Doͤrf⸗ 
fern: aber die Collatores, Erb oder Gerichtsherren, ober ders 
felben vorweſer, Richter, Schöppen, wie auch die Kirchen vnd 
Schulbiener, erfordert, und deßhalben allmegen zu rechter zeit 
verwarnet werden, damit fie fich ſelbiger zeit einheimiſch haften, 
und durch jhr abweſen nicht mangel in der Viſitation vorfallen, 
fondern ber Visitator,, vermög habender inftruction,, alles der 
notdurfft nad) verrichten möge. | 

16. Damit auch in dem General Consistorio und Synode 
jederzeit aller Pfarrer, Kicchen vnd Schufbiener perfonen gele⸗ 


genheit, jhnen ſelbſt vnd der Kirchen zu gutem, eigentlich ers | 
: mehr nicht anmaſſen, denn jhnen aus dem Synudo jederzeit bes’ 
fohlen, bey menniglidy ein guten willen behalten, dam fachen: 


kant, follen die Visitatores jedes orts mit fleis bes Pfarrers, 
Kirchen ober Schulbieners namen und zunamen, woher fie duͤr⸗ 
fig, twa® jr after, wo fie ſtudiert, wie lang fie im ampt gewe⸗ 
fen, ob fie in der Ehe, wieulel fie finder haben, neben feiner 
geſchickligkeit Und trew im ampt, auch fein leben vnd wandel 
verzeichnen, bamlt man ſolches in dem Synodo haben, und jes 
berzeit nach geftalt der ſachen, der Kirchen vnd derfelben Diener 
gelegenheit, die gebür vorzunemen, vnd ihnen deſto fäglicher zu 
tahten vnd zu heiffen, und fouiel muͤglich, klaglos halten möge. 
17. Daͤmit man anuch gewiß ſein möge, das ein jeder Pfar⸗ 

eer in feiner Kirchen, vermoͤg vnſer Orbnung, bie neimgetauffe 
ten Finder, fampt jhrer Etern vnd Paten namen, auff welchen 
tag ſie getaufft, Deßgleichen auch der newen Eheleut namen, 
auff welchen tag ſie getrawet vnd Hochzeit gehalten, auch wel⸗ 
en tag ein jeder verſtorben, verzeichnis vnd Regiſter halte, 

I der Visitator, fo offt er viſttieret, jhme ſolches buch, dar⸗ 
ein ed alles ordentlich verzeichnet, vorbringen laſſen, Vnd ba 
nicht gute ordnung gehalten, jhme dem Pfarrer ſolche weiſen, 
vnd neben jhm auch die Kirchveter vermanen, das ſolche ver⸗ 
zeichnis bey der Kirchen bleiben, vnd durch tedtfau der Pfar⸗ 
rern, oder jhten abzug, von bee Kirchen nicht entwendet oder 
weg gefüret werden, damit man im fall der noth, ba den leu⸗ 
ten jhrer ehelichen geburt halben zeugnis zugeben, biefelbige als 

geroiffe beftendige gezeugnis zur hand haben möge. ' 

18. Eo follm auch die Visitatoren befonders in ben Dicke 


fern, fammt jedes ort Amptman, Erb oder Berichtähern, | 


diefe verordnung thun, das bie Bifftatton an einem erbarn, 
vnuerdechtigen und folchem ort vorgenommen, da der Visitator 
jeden then in abroefen des andern fuͤglich fürfordern, und mit 
jhme ; vermög habender infteuction, allein reden, handlen und 
verrichten koͤnne, das es weder ber ander theil, nod) jemands 
anders hören, auch In geheim bleiben möge, diß es ordentlicher 
welfe, mas der Kirchen notdurfft erfordert, eröffnet werde. 
19. Darzu in den Stebten bie offentliche Rahtheufer, in 







ı nen verftendigen ehrliebenden in atgwohn vermerckt, 
Innen‘ oben. foldyer verrichtung ſchmach und gefahr begegnen⸗ 


Doͤrffern aber bie Kiechen ober Pfarrheuſer um bequemſten ſein 


"möchten, wie denn ſolches der Visttetor nach eingenemmenem 


augenſchein und gelegenheit jedes orts, ſeiner goſchichiigkoit nach, 
wol wirdt anzuſtellen wiſſen. 

20. Damit auch jederzeit bie verordent⸗ Visitatores. wiſſen 
innen, was auff die in jren gehaltenen Visitationibus einge⸗ 
beachten mengel und gebrechen im Synodo erkant, zu epequicen, 
befonders aber den Imiptleuten, Erb oder Getichtsherrn zu⸗ 
ſtraffen, oder fonft zuuerrichten befohlen, Sol jeberzeit aus dem 
gehältenen Synodo dem Superintendenten ein kurtzer außzug 
und verzeichnis zugeftellet werben, welchen er datnach Teinen 
Adiunctis mitteilen wirdt, auff das er: vnd fie nicht allein wiſſen 
zufrägen , ob Die erecution In allem erfelget, fondern auch was 
jhme defhalben ferner zuuerrichten befodlen worden. 

Darmit alfo kein Visitator aus felnem eigen gutgebimnden, 
mit den Kirchendienern ober den eingepfarrten etwas vorneme, 
fondern jederzeit mehe nicht handele, denn ihm aus dem Synodo 


befohlen, ba alle eingebrachte mengel, wie bey dem artickel von 


Synodis vermeidet, ber gebuͤr nach in gefamptem Raht flsiffig 
erwogen, vnd barauff gehandeit werben fol, daruͤber ſich nie⸗ 


mandt der billigkeit zubellagen, das er nicht gnugfam gehört,. 


oder durch geſchwinden proceſs vbereilet werben fein möcht. 
Dergeftalt die Visitatores ficher handlen, vnd weit ſie ſich 


weder zu diel noch zu wenig thun, fondern weil fie mehr ges 


walt nicht haben; dann ˖ bey jren enbespfiihten den grunbt In 


Notorijs und Öffentlichen ergerniffen zuberichten, und was jh⸗ 
nen darauff in vnſerm namen jederzeit befohlen, nach Dem 
buchftaben krewklich vnd fleiffig verrichten, foldyes jnen von Bahr 
vnd dar⸗⸗ 


ſolte (deß wie vns doch zu vnfern lieben vnd getrewen Vnter 


thanen keines weges verſehen wollen) fie auch der gebuͤr nach, 


durch vns ſollen gehandhabet vnd geſchuͤtzt werben, auch des⸗ 


halben hiemit allen vnſern Amptleuten, et. ernſtlich auffer⸗ 


leget und befohlen haben, da, wieder all vnſer verſehen, mehr⸗ 
gedachte Visitatores, nicht im gebärenden chen gehalten, fons 
dern verachtet: oder beleidiget werden, follen ſolches, krafft die⸗ 
ſer vnſer verordnung, abſchaffen, vnd nach geftalt der ſachen, 
nicht vngeſtrafft hingehen laſſen. 

21. Dieweil aber ſonders viel daran gelegen, das bie ger 
neral vnd ſpechal Superintendmten, wie auch derſelben ad⸗ 


iuncten, fo die andern gemeine Pfarrse in den kleinen Strd« 


fein, Flecken vnd Doͤrffern vifitteren follen, in bee lehr zein, 


im ampt trew vnd fleiffig,, im leben und wandel vnſtrefflich, 


darzu auch eine authoritet, anſehen vnd furcht bey den ander 


Kirchendienern haben, vnd mit der vorſichtigkeit und geſchick⸗ 


ligkeit begabet, ſo dieſes recht warhafft Biſchoffllche ampt von 
jhnen erfordert, vnd alſo in allen guten vnd loͤblichen dingen, 
nicht allein: ihren Pfarrkindern, ſondern auch den ‚Ihrer Ins 
fpeetion onterworffenen Kicchendienern, ein lebendig fuͤrbilde 
und erempel, nad) der Iche &. Pauli, fein follen, haben wie 
auch diefe verordnung gethan, wie die gemeine Pfarrer, duvch 
die fpecial Superintendenten und berfelben abluncten vifitiert, das 
gleicher geftalt durch die general Superintendenten, bie ſpecial, 


vnd durdy die fpecial, jhre adiuncten, der ordnung nad), vnd 





416 


nicht mit geringerem ernſt und fleis, als bie gemeinen Pfarrer, 


jherliches zwey mal, zu den verordneten zeiten, unnachleffig vie. 


fitiret, und hierinnen keines verſchonet werben fol. 

Deßgleichen ſollen auch die general Superintendenten, durch 
perſonen, fo wir aus dem Synodo jeder zeit ernennen wollen, 
vermoͤge der ordnung, in jhren Kirchen, ſampt jhren Collegen, 
und Pfarrkindern, viſitiert werben, damit wir jeder zeit, von 
dem wenigfien biß auff den fuͤrnembſten Kicchendiener, wiſſen 
moͤgen, mit was perfonen die Kirchen boftellet, und allenthals 
ben vnſere Vnterthanen, wit ber predigt Gottes worts, vnd 
allen Kirchenemptern, der gebuͤr und aller notturfft nach, ver⸗ 
feben,, und hausgehalten werde. 

22 So denn ein general oder ſpecial Superintendens, ober 
die adiuncten, ihre Vifitation mit der nachfosfchung aller ein 
gefallenen mengel, nach anleitung vorgefchriebener artidel, vers 


richtet, vnd fleiffig verzeichnet, wie ers zu allen teilen befunden, 


fol er nachmals feinen bericht, fo zur Cantzley in das ober 
Gonsistarium zu vberſchicken, nadyfoigender weile ordentlich 

‚ damit aus bemfelben Leichtlich der Extract zufaſſen, und 
mit unnstiger weitteuffsigteit, der Synodus nicht auffgehalten 


werde. 

Erſtlichen follen bie Superintendenten vnd adiuncten alle⸗ 
wegen in jhrer verzeichnie vnd Protecoll gleiche ordnung der 
Pfarten halten, damit eine Diflsetion. ber andern in ber ord⸗ 
nung cosrefponbieren: möge» - 

Zum andern fol er fchreiben den namen ber Stab oder. 
Dorffs, barinnen ber. Pfoarner wohnt, vnd die Viſitation ge⸗ 
haktım worden. 

Zum dritten, fol er auff den rand vnd marginem ſchreiben, 
wer der Pfarr Collator, deßgleichen auch die namen der Filial, 
vnd eingepfartan Doͤrffer, vnd wer jodes orts Gerichts oder 

Erbheer ſey, auch wieuiel perſonen in ſolcher Pfarr oder Kirch⸗ 
ſpiel, ſo jem bodywirdigen Sacrament gehen, auff das man 
wiffen möge, welcher Oberkeit in fürfallenden ſachen zuſchrei⸗ 
ben, vnd nach geſtalt der Pfarren, vnd vnbeſchadet des iuris 
patromatos, jhnen jeder zeit tuͤgliche Kirchendiener zugefertiget 
werben m 

Zum vierdm.. Des Pfarrers, Diacon, Schutm⸗ iſtert, 
Collaboratoris, Guftoden namen und zunamen, und für das 
erſt mal, auch ‚fo offt ein newer Pfarrer, Diacon oder Custos, 
viſitiert wird, fein alter, wo er ſtudiert, und zuuorn in dienſten 
geweſen, wie gelort, ab ex in der leht rein, auch fonft mit. was 
befonbern gaben van. Gott zum Vedigampt gezieret, fleiſſig 
auffs kuͤrtzeſt verzeichnen. 

Zum fuͤnfften, iſt vnuonnoͤten, das er allezeit i in feinem 
bericht, alle artickei der Inſtruction, vnterſchiedlich wiederhole, 
vnd ſetze, wie es bay jedem geſchaffen, dann ſolches ſo es ein 
mal geſchehen, gnugſam, dardurch die zeit verloren, vnd die 
Erpedition auffgehalten, ſondern es. fol der Visitator auff fols 
gende weile ſeen. 

In dieſer (N, N. Stad ober Dorff) iſt N. tag viſitiert, 
vnd durch alle artickel des Juſtruction, mit ſonderem fleis und 
esuft, nachfrag geſchehen, und beydes der Pfarrer (und Kirchen⸗ 
Diener, da jhr viel in der Stab) desgleichen auch die verordne⸗ 
ten aus den Pfarrkindern, der Rhat auff ihre pflicht gefraget, 
vnd find allein nafolgenbe Hagen, fehl oder mengel, fürge 
bracht worden. 


1500, CAKE Runlächiiiche Rirchenarduuus. 


Da. bann ber Visitator fich nicht blos auff einen artickel der 
Suftruction, in ſeinem bericht ziehen fol, darinnen Hagen ober 
maengel eingebracht, dann folches ein .blinber bericht, da mas 
erſt lange in ber Juſtruction, mit verluft der zeit, bey artickel 
ſuchen müffen, was er in ſich halte, fondern vnuermeldet des 
artickels, mit ausgebrudten worten fegen, was die Mage , fehl 
oder mangel fey, fo fürgebsadht worben. - 

Mie aber mehrgedachter Visitator, inmaffen bieuor Ders 
meldet, nichts berichten ſol, denn bas notorium , vnd Demnach 
ergerlih, Alfo fol er auch fein bericht dermaſſen fielen, das, 
fouiel möglich, derfelb weder zu kurtz, noch zu lang ſey. Dem⸗ 
nad) er nicht vergeblidye wort, oder langen vmbſchweiff, ge 
brauchen, ſondern mit wenig morten, aber hoch wit allen not⸗ 
türfftigen vnd gnugfamen vmbflenden, wer, mann, wo, wie, 
etc. berichten fol, auff welche weiſe fie fich felbf einer groſſen 
unnötigen arbeit vberheben, und bey ben Synodis die Erpebition 
deſto fchleuniger befördert werden Lan.” 


Com ampt ber general Superiuteubenten. 


„Damit die fpecial Superintendentn, vnd berfelben abs 
iuncten onterworffene Pfarrer, in gebuͤrendem fleis und threw 
jhres ampts, vnd Böttlichen beruffs, foniel die forge ihrer jh⸗ 
nen von Gott befohlenen Pfarrkinder, und infpection der andern 
jeden affignirten Kirchen, gehalten werben, fol jeber general 
Superintendens, auff feine ſpecial Superintendenten und abe 
iuncten, fürnemlidy feine fleiffige vnnachleßliche Inſpection 
halten, vnd mit ernſt fehen, damit jeder zeit ſoiche Empter mit 
reinen, vnuerdechtigen, beſtendigen, auffrichtigen, vedlichen, . 
Chriſtlichen, verſtendigen, eifferigen perſonen, ſouiel muͤglich, 
verſehen, das auch jeder ſeinem befehl vnd ampt, der In⸗ 
ſtruction nach, mit fleis vnd trawlich nachkomme, vnd hierin⸗ 
nen niemandts verſchonet werde. 

Deßgleichen, Wann vnd ſo offt einem genral Superjnten⸗ 
denten, von feinen fpeciafn, etwas, fo ihnen beſchwerlich zu⸗ 
werrichten, und deshalben fie Leinen befondern befehl noch aus 
leitung aus den general artick⸗eln, aber anberen in den Synodis 
ergangenen Resolutionibus, haben Eönnen, fo ſol er ihnen (da 
es nicht fo. wichtige fachen, darinnen er aus fürgehenden Syno- 
dis feine Decifion empfangen, fondera auch im nechſten fol⸗ 
genden Synodo erörtert werden müffen) beraten und beholffen 
fein, auch mit muͤglichſtem vnd beſtem fleis, . alle ftreittige fas 
den und unrichtigkeit, vnordnung an.ber lehr vnd leben, vers 
möge aus den gehaltenen Synodis eingenonmenen Berichts »nd 
Proceß, zu guter befferung, ruhe vnd einigkeit, auch, vo von. 
nöten, mit ber Amptleut, Schöffen, Berichts, Erb oder Lehen⸗ 
besten, bülff, bringen, vnd wie es verhandelt, in neheren. 
Synodum, dg e8 von nöten, berichten, auff dus man wiflen 
möge, daß der fachen weber zuuiel, noch zu wenig, geſchehen, 
fondern jedem die gebür wiederfaren ſey. 

Mas aber befchwerliches, vnd ſtraffbar, ſolchs entweder an 
das Consistorium, fo es daſelbſt Hin gehörig, und wenn ed bar 
ſelbſt nicht, wie fi gebüret, verzichtet, oder mit ergernig Der 
Kirchen, ober nachteil und ſchaden der. Kirchendiener ober ein⸗ 
gepfarten, in Die lenge vnd uber die zeit anffgezogen, vnd. in bes 
fehwerliche verlengerung gefpielet, aledann in dem Synoda, 
wann er befchrieben, anbringen, & und vera ardlche beſcheide 
erwarten ſol. 


.w & 


1500. CLu2. Rurfächfiiche Rirchenordnung. 47 . 


Wann aber eine fach fo beſchwerlich vnd flraffbar, das 
weder ber Superintendens rhaten koͤnnen, noch das Consisto- 
Fium, dahin er verwiefen, gebürenden ernft, oder ſchleunige 
Erecution thun mollen, der verzug aber gang gefehrlich, vnd 
der Kicchen ergerlich, da es nicht anſtand biß an den Synodum 
haben möchte, fol ber Superintendens folche® an vnſer ober 
Consistorium, mit feinen, oder da es von nöten, auch der 
Amptleut, Schöffen, Erb oder Gerichteherren, guten fatten, 
gründlichen bericht, gelangen laſſen, darauff alsdann in das 
andere Consistorium, dahin foldye fahen gehörig, ernftlicher 
befehl erfolgen fol, damit diefelbige mit ergernis der Kirchen, 
oder fchaden der Vnterthanen, nicht auffgezogen, fondern der 
gebür nach, befuͤrdert werben. 

Es fol auch ein jeder general Superintendens diefe verord⸗ 
nung thun, da feine fpecial Superintendenten, zu rechter ges 
bürlicher zeit, ihre Visitationes, ohne gefehrlichen oder mutwils 
Ligen auffzug, anftellen und verrichten, vnd auff eine gewiffe, 
beftimpte zeit, jhme allewegen, ohne fehl, jhre verzeichniffe der 
gehaltenen Viſitation, vberfchiden, daraus er einen Ertract 
machen fol, auff weife vnd maffe, wie nadhfolget. 

Erſtlich, Wann bey vnſerm ober Consistorio , in ein bes 
fonder buch, fo das Kirchendiener Buch genennet, bes Pfarrers 
oder Kirchendienerd name, alter, vaterland, wo er ftudlert, etc. 
vnd was dergleichen, eingefchrieben, vnd mann es gefchehen, 
das jhar darzu verzeichnet, iſt es vnuonnoͤten, das es im Ex⸗ 
tract wiederholet,, gleidy wie auch des Collators, der Erb und 
Gerichtsherren, Filial, eingepfarte, namen vnd anzal der Com: 
municanten, denn man ſich folches allezeit aus dem Dienerbuch 
zuerrinnern,, fo jedesmals im Synodo zur hand fein fol. 

Zum andern, fol ber general Superintendens, befondern 
fleis fürwenden,, das der Ertract alfo verfertiget, damit nichts 
vnnoͤtiges demfelben einuerleibet, und gleichwol auch nichts noͤ⸗ 
tiges, in der fpecial verzeichnis, vbergangen werde. 

Zum dritten, Da der fpecial Superintendenten bericht, 
von wegen wichtigkeit der fachen, etwas weitleufftiger, und man 
ſich nicht allewegen der Eürge gebrauchen Finnen, fol man im 
Ertract ſich nicht mit blofjen worten auff das fpecial verzeich- 
nis ziehen, vnd den Synodum folcher geftalt dahin meifen, fon- 
bern fouiel immer müglich, mit gar wenig worten den handel 
fegen, was, wo, wann, vnd durch wen gefündiget worden. 
Vnd darnach daran henden, wie ſolches weitleufftiger in der 
fpecial verzeichnis zufinden, Im fall, das man in folcher fachen 
glei) im Synodo die fpecial verzeichnis gang ablefen müfte, 
dennoch der handel, fouiel muͤglich, mit Burgen morten auch 
im Extract begriffen, damit man in ablefung der Decretorum 
Synodi, jeder zeit, auch ohne mweitleufftig, verbrießlich nach⸗ 
fuchen, In der fpecial verzeichnis wiſſen koͤnne, worauff daſ⸗ 
felbige ergangen. 

Zum vierben, fol jeder general Superintendens , wann bie 
verzeichnis der fpecial vnd adiuncten, fo jhme zugeorbnet, im 
Synodo abgefefen, fein fleiffige neben verzeichnis Decretorum 
Synodi, fouiel feine general belanget,, halten, damit er feinen 
fpecialn und adiuncten nach gehaltenem Synodo anzuzeigen 
wiffe, was für befhel an die Amptleut, Schäffer, Gerichts und 
Lehenherren, oder bie andern Consistoria, auff bie eingebrach⸗ 
ten mengel ergangen, und demnach feine fleiffige nachfrag in 

N, 


folgender Viſitation haben koͤnne, ob dieſelbige erequiert, und 
da es nicht gefchehen, folches in dem neheren Synodo wieder 
zuberichten wife. 

Zum legten. Was jhmen jeder zeit aus dem Synodo, mis 
auch aus den Gonfittorien, befohlen, fo vnſern ordnungen nicht 
zuwieder, fol er fleis thun, damit foldye® alles gehorfamlich vers 
richtet werde. 

Da aber die Consistoria, demfelben zuentgegen, etwaß an: 
ſtellen, oder jhme aufferlegen und befehlen würden, deffen wir 
vns doch nicht verfehen wollen, fol er dafjelbig, wo es nicht vers 
zug leiden mag, in das ober Consistorium gen Drefden berichs 
ten, oder ba Beine gefhar am verzug, im neheren Synodo ans 
bringen, vnd deſſelben endlichen befcheids erwarten.” 


Vom Coften vnd zerung der Euperintendenten vnd Adiuncten, in ih 
ren Visitationibus ,„ vnd woher berfelbige genommen werben fol. 


„Damit die Kirchen durch bie halbjhärigen Visitationes nicht 
beſchweret, auch jnen nicht allein weiter nicht aufferlegt,, denn 
zuuor gefhehen, fondern dißfals etwas der koſten eingezogen, 
der hieuor mehrmals vnnüglic, und vberflüffig bey den jhere 
lihen Synodis der Superintendenten, zu welchen die Pfarrer 
auff der Kirchen Eoflen abgefertiget, deßgleichen bey den Kirch 
technungen auffgewendet werden, Sollen bey verrichtung jedes 
orts erfter Viſitation im jhar in den Dörffern dem Visitatori 
ſechs gröfchen zur zerung gegeben werden, welche hieuor dem 
Pfarrer zu dem Synodo des Supsrintendenten verordnet ger 
weſen, darbey es aber nicht geblieben, fondern an etlichen vielen 
orten, offtermals mehr denn dreiffig gröfchen, fo die Pfarrer 
von wegen bed Synodi auffgewendet, aus dem Kicchkaften be⸗ 


| zalet werben müffen. - 


Die ander Vifitetion im felbigen ihar fol alfo angeftellet 
werden, das auff erwehntem tage die Kirchrechnung auch ges 
halten, welcher der Visitator auch beywohnen, und fein fleifftg 
achtung vnd aufffehen haben fol, darmit diefelbige mit fleis ge⸗ 
halten, vnd verrichtet, und der Kirchen einkommen nicht eigen- 
nügiger weife, oder fonften vnnuͤtzlich vmbgebracht werden, und 
fol der Visitator, fampt den andern, fo zur Kirchrechnung ges 
hören, gefpeifet werben, das alfo beyder Vifitation halben des 
jhars die Kirchen mit Seinem newen befchwert, fondern viel 
mehr darauff gefehen werden fol, auff das aller vberiger vn⸗ 
Bolten, bey den Kirchrechnungen vnd fonften verhütet werden 
mögen. 

Deßgleichen veroränen wir auch hiemit, wann die Super: 
intendenten felbften in den Stebten vifittert werden, es gefchehe 
durch die general Superintendenten, oder andere, wie wir jeder 
zeit aus dem Synodo die anordnung thun werden, fol die zer 
tung allein für feine perfon, vnd feinen Diener, fo mit jhme, 
in der herberg bezalt, und auff die Kirchen meiter vnkoſten nicht 
gefchlagen, noch mit derſelben ſchaden malzeiten angeftellt, vnd 
da weitere auffgewendet, den Kirchpflegern in ihren Kirchens 
rechnungen nicht paffiert werben. 

Alſo vnd nicht andere fol es jeder zeit: gehalten werden, 
wann der Superintendens. oder Visitator vornemer gefchefften, 
vnd onuermeidenlichen north halben, in dem Dorff feines ampte 


"halben erfordert oder geſchickt, vnd mehr nicht denn auff feine 


perfon, wie hieuor gemelbet, die zerung von ber Kirchen bezalt 
werden.” | | 


53 





418 


Bon beyden Consistoriis zu Leipzig vnd Wits 
tenberg. 


„Dieweil alle Visitationes, wie Chriſtlich fie auch gemeinet, 
vnd mit hoͤchſtem fleis verrichtet, ohne frucht gehalten werben, 
ba nicht, nach befchehener erfundigung der vorgefallenen men= 
gel und gebrechen, an Lerern und Zuhörern, auch eine gebuͤr⸗ 
liche ond ernſtliche Erecution erfolget, barzu auch teglich folche 
fachen fich begeben, welche der halbjherigen Synodorum erkent⸗ 
nis und einfehen nicht erwarten Binnen, fondern ohne weitern 
auffzug, alsbald müffen noth vnd ergerniß halben verrichtet, 
vnd abgefchafft werden, Demnach und damit vnfere lieben vnd 
getrewen Vnterthanen, chat, huͤlff vnd troft, in ſachen das 
Gewiſſen, Kirchen oder Schuldienft, und was demfelben ferner 
anhanget, belanget, jeder zeit haben möchten, vnd folcher vr⸗ 
fahen mit ſchweren koſten, vnd anderer mehr ongelegenheit 
halben, nicht weit nachreifen bürffen, laffen mir es nochmals 
babey bleiben, das beyde Consistoria, wie diefelbigen zu befoͤr⸗ 
derung vnſerer warhafftigen, Chriftlichen Religion, aud) zu er 
Haltung erbarer zucht und wandels, vnd zu abſchew und ſtraffe 
des vbels, zu Leipzig und zu Wittenberg verorbnet, an gedach⸗ 
ten oͤrtern bleiben, auff weiſe, maß und ordnung, wie nachfolget.“ 


L. 
Mit wieniel perfonen jeded Consistorium befteliet werben fol. 


„Nach dem in biefen beyden Confiftorien, nicht allein Ge⸗ 
wiſſens ſachen, fonbern auch weltliche hendel vorgebracht und 
verrichtet werden muͤſſen, ſo den Eheſachen, der Kirchen vnd 
Schuldiener guͤter, vnterhaltung leben vnd wandel, der Lerer 
vnd zuhoͤrer belangend, ſol keines alleine mit Theologen oder 
Politiſchen perſonen, ſondern in gleicher anzal, zumal aus bey⸗ 
den Stenden, nemlich mit zweyen gelerten, gottfuͤrchtigen, auff- 
richtigen vnd erbaren Theologen, deßgleichen auch zweyen po- 
liticis beſtellet werden, welchen ein Notarius ſampt einem Co⸗ 
piſten zugeordnet, deren ampt vnd verrichtung ſein ſol, wie 
nachfolget.“ 


. I 
Vom aupt der Aſſeſſorn jedes Consisterij. 


„Erſtlich fol in jedem Consistorio einer aus ben Politifchen 
perfonen, fo propter autoritatem, eruditionem vnd pruden- 
tium, vor den andern barzutüchtig erfennet, zu einem Directore 
verordnet werden, welcher in allen berhatfchlagungen von vn⸗ 
fernt megen die vmbfrage haben, die vota tremlich colligieren, 
alter billigkeit nach, beneben den andern Affefforn, fchlieffen, 
ond ſich in allewege verhalten fol, wie hernach bey dem obern 
Consistorio von bem Praefidenten vermelbet worben. 

Zum andern, follen fie fampt vnd fonders, nad jhrem 
beften-fleis und vermögen, jhr vnnachleſſig aufffeher vnd in- 
fpeetion haben, Damit reine lehr Gottes worts, in den Kirchen, 
Hohen, Fuͤrſten, und Particulae Schulen, fo ferne eines jeden 
Consistorij Jurtsdietton vnd befhelich fich erſtrecket, erhalten, 
alle newerung vnd verfelfhung berfelben verhütet, wie auch in 
den Kirchen Geremonien Beine verenderung 2ingefürt, fondern 
ber Kirchen Agenda durchaus gemeß, vnd in allen Kirchen, 
foutel müglich, gleichheit gehalten werde. 

Zum dritten. Das die Kirchendiener nicht allein in der 
lehr, fondern auch in ander wege zu Chriftlicher einigkeit mit 
ernft angehalten, und Beine ergerliche fpaltung, ihnen geftattet, 


L 


1580. CLII. Buarfäcfiiche Kirchenordnung. 


fondern alsbalde auff weife und maß, wie hernach gefeßt, abge- 
fhaffen und gebempffet werden. 

Zum vierden, follen fie ſich mit befonderm fleis erinnern, das 
fie keine perfon zum Kirchen oder Schuldienft befördern, fie 
fein dann in Examine der fehr halben rein und tuͤchtig erfun⸗ 
den, darzu eines erbaren, vnftrefflihen vnd vnergerlichen 
lebens, inmaffen duroben von dem Exanine,, end auffnes 
mung ber Kirchendiener, weitleufftig vermeldet, welcher ver⸗ 
ordnung ſich die Confiftortaln, befonders aber die Theologen, 
in allervege gemeß verhalten follen, wie fie folches nicht allein 
vor vns, als bem Landesfürften, fondern zufoͤrderſt am jüng- 
ften Gericht, vor dem gerechten Richter Iheſu Chriſto, ver: 
antworten müffen. 

Zum fünfften, follen fie auch fleis thun, darmit die Kir: 
chen vnd Schuldiener ihres ampts mit aller threw vnd fleis 
auswarten, vnd da von einem cder dem andern klagen deshal⸗ 
ben eingebracht, die ernftliche erinnerung vnd vermanung nicht 
gefherlich mit nachteil und fehaden der Kirchen auffziehen, fon» 
dern jeder zeit, nad) gelegenheit der perfonen, und jhres vnfleis, 
durch den Superintendenten abfchaffen, ober für fich erfordern, 
vnd ein ernfllich einfehen haben, darmit an den Pfarrlindern 
nicht verfaumet, fondern jeder zeit nach aller notturfft, mit dem 
Kirchendienit verforget werben. 

Wann auh, zum fehlten, zmifchen den Kirchen oder 
Schuldienern, zwietracht, oder ergerliche fpaltung, von einem 
oder mehr Religions artideln einfallen wuͤrden, follen die Con⸗ 
fiftorialn jhnen Beine fund zufehen, fondern da fie deſſelben 
berichtet, alsbald die anordnung thun, das In der ſtille ohne 
alle meitleufftigkeit, fie durch den Superintendenten verhört, 
vnd role es damit gefchaffen, dem Consistorio berichtet werde, 
Vnd das fie jeder zeit der perfonen gewiß, und das ergernis 
£ünfftig verhuͤtet werde, die perfon, fo ein flreit erreget, unge 
achtet wie diefelbige fi vor dem Superintendenten erkleret, 
auch für das Consistorium erfordern, und was der flreit gewe⸗ 
fen, jhme vorhalten, ondernftlich von jhmebegeren follen, da er 
an vnſer Kirchenlehr einen mangel habe, denfelben, audy den 
grund feiner wiederwertigen meinung anzeige, vnd nicht vers 
halte, darmit, wo er noch in einem zmweiffel ftedde, des rechten 
grunds berichtet, und die Kirchen defto mehr und beſſer jhme 
trawen können, ond ferner trennung bey jhme nicht zubeſor⸗ 
gen fer. 

Zum fiebenden. Nach dem befonders durch ben druck, wo 
derfelbige nicht der gebuͤr nach beftellet, in der Kirchen Gottes, 
groſſes ergernis, zwietracht und vneinigkeit angerichtet, falfche 
vnd vnreine lehr, leichtlich, vnd mit groſſem ſchaben der Kir- 
chen, ausgebreitet werden mögen, Sollen die Conſiſtorialn mit 
befonderm flets die anordnung thun, das nichts, wie klein und 
gering es auch fein möchte, ohne jhr vorwiſſen und bewilligung 
gedruckt, fondern alle fchrifften, fo zu drucken fein möchten, zu 
nor, durch der Vniuerſitet verflendige, in jeder Kacultet beſich⸗ 


tiget, gelefen vnd ertoogen, ob fie, zuförberft ba e8 Theologiſche 


fhrifften, dem wort Gottes, und vnſer Chriftlichen bekentnis, 
befonders aber der jüngft, Anno, ꝛc. 80. ausgegangener erkle⸗ 
rung der fhreitigen artideln gemeß, ob fie auch nüslich und 
notwendig, und zu erbamung der Kirchen dienfllih, darmit die 
Kirchen nicht mit falfchen, vnreinen, vnnuͤtzen, vnd vnnot⸗ 
wendigen fchrifften befchrosret, dardurch bie notwendigen, nuͤt⸗ 


, 13688. COLE. Surfädifiie æircheuorduuus. 


lichen ſchrifften, der fuͤrtrefflichen Theologen, ſonderlich D. Lu⸗ 
thers, aus den henden gebracht, damit dieſer Landen Kirchen 
vnd Schulen, nun etzliche jhar hero, das allerley zu druͤcken 
nachgelaſſen, nicht ein geringer ſchaden zugefuͤget worden, 
Wann aber einer aus den Conſiſtorialn felbſten, etwas (vber 
vnd auſſerhalb den disputationibus, welchen jhre maß gegeben) 
in den druck verfertigen vorhabens, darmit auch bey denfelben 
nicht weniger, als andern perfonen,, aller verdacht verhütet, 
das fie einander zu gefallen etwas paffiren laffen, dardurch bie 
Kirchen veruneiniget, oder boch.nicht erbamwet werden, follen 
bie Gonfiftorialn daffelbig in das ander Consistorium ſchicken, 
vnd daſelbſt iudiciren laffen, darmit nicht, vmb einer einigen perfon 
willen, gange Consistoria, Kirchen und Schulen, beſchweret, 
und etwas an das licht, durch unzeitigen brud gegeben, das 
fich hernach nicht mehr endern ober verbeffern laffen wit. 
Wann fit) dann in folhem ungleiche und wiederwertige 
indicia begeben, das ein teil vorgebrachte fchrifften, zu drucken 
für nüglich und notwendig, der ander aber das wiederfpiel er: 
kennet, oder auch für jrrig, oder der Kirchen Gottes nicht ers 
bawlich erachten würde, follen fie es an vnfer ober Consisto- 
rium gelangen laffen, vnd deffelben, wie auch vnſerer gnebig- 
ften , Refolution erwarten, und mitler zeit mit dem brud aller: 
ding inne halten, Welches alles, fouiel die druckereyen belan- 


get, wir ihnen mit beſonderm ernſt eingebunden haben wollen, 
Vnd da hierüber etwas ergerlichE durch jhren vunfleis ausges | 


fprenget, beneben den Buchdruͤckern von ihnen erfordern wol⸗ 
len, darnach fie fi) haben zurichten, wie dann beshalben die 
Buchdruͤcker Hiemit an fie gewiefen, auch ſolches zuuertichten, 
den Rheten in den Stedten befholen werden fol. 

Vnd nad) dem die Conſiſtorialn, beneben folcher verrich- 
tung, auch jeder feine Profefsion bey der hohen Schul hat, 
ſollen die gefchefft des Consistorij, durch den Directorem def; 
ſelben, jeder zeit auff tag vnd flunde alfo angeftellet werden, 
darmit fie in allemege an ihren lectionibus unuerhindert, und 
die Jugend an jhrem ftudieren nicht verfaumet werde. ' 


Der vrſachen dann auch bie Eonfiftorialn fleis thun follen, 
barmit, fouiel müglich , alle weitleufftigkeit in fachen verhütet 


werde, auff maß und weife, wie hernach verzeichnet wird.” 


In. 
Bom Ende ber UAſſeſſorn und Rotarien. 
Forma des Eydes der Affefforn. 

„Ich ſchwer, das ich in allen und jeden diefes Consistorij 
fürfaltenden fachen, beneben den andern hierzu verorbneten 
Affefforn, getrewlich und fleiffig, nach meinem beften verftand 
vnd vermögen, chaten, bedenden, fuchen und befördern helffen 
wolle, was dem feligmachenden Goͤttlichen wort, vnſerer Kirs 
chen, Chriſtlichem, einhelligem befantnis, ber erbarkeit und be: 
fhriebenen Rechten gemeß, auch zu heiligung vnd ausbreitung 
der hohen. Söttlihen Mayeſtet namens und worts, und bann 
zu pflantzung vad erhaltung Gottes furcht, euſſerlicher zucht, 
frieden, ruhe und eintgkeit, in den Kirchen und ganger Chrifls 


lichen Gemein gereichen, fruchtbar, nutz vnd dienftlich fein mag, | 


vnd ſolches vmb Feiner eigennügigen , ehrgeigigen, ober fonften 
eigenwilligen vorteiligen affection willen, thun oder laffen, auch 
mit nichten von einigen beratbfchlagungen vocirten flimmen, 
fuffragien, verordnungen vnd verfchaffungen aller deren henbel, 
fo in dem Consistorio vorfallen werben, jemanbts mündlich 





419 


ober ſchrifftlich, heimlich ober offentllch, etwas offenbaren woͤlle, 
als mir Gott heiff, durch Iheſum Chriſtum feinen Sohn, vn⸗ 
ferem HERREN." nv 


Den Notarii vnd Subftituten oder Copiſten Eyd. 


„Sch gerede vnd gelobe, das ich meinem ampt, mit gangen 
tremen und fleis wölle abwarten, dem herrn Directori vnd 
Affefforn gewertig vnd gehorfam fein, mit ſchreiben, lefen vnd 
andern, auch die Acten und hendel fleiffig regiftrieren , und bie 
brieffe vnd vrkund, fo in dem Consistorio eingebracht morben, 
wol bewaren, vnd diefelbigen, und was in fachen jeder zeit ber 
thatfchlaget vnd gehandelt, niemandte eröffnen, nod). einige 
Copey, ohne erlaubnis vnd erkentnis des Consistorij, den Pars 
teyen, oder jemandts anders, bauon geben, darumb Bein ge: 
fchend! nemen, fondern mich meiner befoldung und Tax benüs 
gen laflen, alles getrewlich vnd ungefehrlich, als mir Gott Heiff, 
durch Ihefum Chriftum feinen Sohn, vnſeren HERREN.” 


V. 
Eyd der warheit. 


„Ich ſchwer, das ich auff das alles, ſo mir fuͤrgehalten, vnd 
ich befraget werde, die reine, lautere, einfeltige, vnd gantze 
warheit fagen, berichten, vnd bekennen, vnd die keiner vrfachen 
halben verhalten woͤlle, ohne alles gefehrde vnd argliſte, als 
mir Gott helffe, durch Chriſtum Iheſum feinen lieben Sohne, 
vnſeren HERREN.” 

vi. 


Der Proentatorn, fo bey jeden Consistorie verorbnet, haudge⸗ 
liübde vnd Eyb. 


„Ich gerede vnd gelobe an Eydes ſtad, das ich die befohlene 
ſache, nach meinem beſten verſtande, den Partheyen zu guten, 
mit fleis fuͤrbringen vnd handlen, vnd darinnen wiſſentlich 
keinerley falſch vnd vnrecht gebrauchen, noch gefehrlich auff⸗ 
ſchub vnd dilation, zu verlengerung der ſachen, ſuchen, vnd das 
die Partheyen zuthun, oder zuſuchen, nicht vnterweiſen, auch 
heimligkeit der vertraweten ſachen, niemandts offenbaren, dag 
Consistorium, vnd die Consistoriales ehren, vor dem Consi- 
storio erbarkeit gebrauchen, der leſterung vnd ſchmehung mich 
enthalten, darzu die Partheyen vber die gebuͤr nicht vbernemen, 
noch beſchweren, vnd mo derwegen Irrungen vnd Spen ent⸗ 
ſtuͤnden, des Cansistorij meſſigung vnd entſcheids mich be⸗ 
gnuͤgen, vnd es darbey bleiben laſſen, ohne gefehrde.“ 


VI. 
Bas ſachen in das Consistorium gehörig. 


„Darmit guter vnd gebuͤrlicher vnterſchled, zwiſchen ben 
Weltlichen, vnd Kirchen Gerichten gehalten, vnd dieſelbigen 
nicht mit einander vermiſchet werden, follen nicht allerley, 
fondern allein die ſachen, und mit folder maß in das Con- 
sistorium angenommen, gehandelt und verrichtet werden, wir 
hernach folget. ' 

L. Erftlic alle Eheſachen, mie fie namen haben, welche durch 
die Superintendenten vnd jedes orts Oberkeit, auff die ihnen zuge: 
ſtellete ordnung, nicht innen abgeſchafft, vnd verglichen werben. 

2. Alle ergerlihe fünde vnd laſter, an den Lerern vnd Zu: 
hörern, wieder die erfte vnd andere Taffel ber Gebot Gottes, 
allein fouiel die gradus admonitionum, vnd nicht die Welt 
liche ſtraffe belanget, wie folche in den Synodis verordnet worden., 

53* 





J 


420 


3. Alle ſachen, die Pfarrer, Kirchen vnd Schuldiener, vo⸗ 
cation, ampt, dienſt, leben, wandel, translation, dimiſsion, 
ſuſpenſion, handlung, vnd verbrechung belangend, auff maß, 
wie bey den Synodis verzeichnet. 

4. Alle ſachen, ſo der Kirchen, Schulen, Hoſpitaln, vnd 
gemeiner kaſten guͤter, Lehen, einkommen, nutzung, gebewd, 
vnd beſſerung, darzu der Kirchendiener beſoldung betreffende. 

5. Der Kuͤſterer, oder anderer meuterey, oder vnordentliche, 
vngebuͤrliche ſachen, wieder die Pfarrer vnd Kirchendiener. 

6. Vnd in ſumma, alles was in dem Kirchen regiment 
gute anordnung vnd verbeſſerung erfordert, ſol alles auff die ge⸗ 
gebene maß in den Consistorijs verrichtet werden.” 


vm. 
Vom proces ber Confiftorien, und mach welchen Nechten fin vors 
fallenden Nechtöfachen erfandt vnd gefprochen werben fol. 


„Nachdem bißdahero in unfern Confiftorien breuchlicy ges 
wefen, das zum theil mündlich, zum theil auch, nach geftalt der 
fachen wichtigkeit und meitleufftigkeit, ſchrifftlich, jedoch alles 
fummarie, ohne zulaffung vnnötiger dilatorien, erceptionen, 
procedirt worden. ‘ ‚ 

Sollen onfere Conſiſtorialen ſolchen proce& nochmals hals 
ten, vnd fleis haben, das den fachen fehleunig abgeholffen, und 
ſonderlich mit allem tremen verhäten, das bie Parteyen mit 
weitleufftigfeit und langwirigen proceſſen nichtbefchmweret werben. 


Sonderlich aber keine Eheſachen mutwillig duffziehen lafs 
fen, fondern zu verhütung beſchwernis ber gewiffen, und ans 
dere daraus erfolgende ungebürliche fachen, jederzeit dem proces 
befördern, ond endlichen gebürenden befcheid wiederfaren Laffen. 

Die fenteng vnd vrtheil aber follen nach der heiligen 
Schrift, auch den gemeinen und in vnſern Landen gebreuch⸗ 
lichen und üblichen Rechten, gefaffet und gefprochen werben. 

Vnd dieweil in Ehe vnd andern dergleichen fachen etliche 
vorneme Theologen, Lutherus und Philippus, aus der Goͤtt⸗ 
lichen fchrifft etliche opinionen, fo fi mit den gemeinen Rech: 
ten nicht durchaus vergleichen, gezogen, So follen vnſere Con⸗ 
fiftorialen auch diefelbigen in guter acht haben, vnd darauff, 
fo viel derer in onfern Landen bißanhero gehalten, vnd durch 
den Brauch der Gonfiftorien angenommen, die vrtheil und ab: 
ſchied richten vnd faffen. 

Nachdem aber in ermelten Consistorijs bifhero in etlichen 
fellen ungleiche vnd wiederwertige vrtheil gefprochen, haben wir 
den afjefforn aller Conſiſtorien aufferlegt, die ftreitigen fell 
beneben jhrem bebenden zuuerfaffen, und vns zuübergeben, 
barauff mir diefe verorbnung förderlich thun wollen, das in 
denfelben durchaus auch ein gleicheit gemacht, und forthin ge- 
halten mwerbe. 

Wann aud) in Ehefachen bey den Eonfiftorten vmb diſpen⸗ 
fation gefucht würde, follen ſich die Eonfiftorialen derfelben 
nicht medhtigen, fondern ſolchs jederzeit an vns gelangen laſſen, 
vnd vnſers fernern beſcheids darauff erwarten.” 


IX. 


Bon ber Jurisbietion jebes Consisterij, vnd wer bemfelbigen 


vnterwworffen ſein folle. 


„Es fol aber jedes orts Consistorio, fo meit ſich bafjelbige 
erſtrecket, menniglich, was ſtandes oder weſens er fen, nie 
mandts ausgefchloffen,, in den hieroben ausgedruckten und ders 


1380. CLaL. Surfädkliche Sirchenordunuug. 


gleichen fellen und Eonfiftorial fachen vnterworffen fein, und 
alle und jede perfonen in jegtgemelten fellen vnd ſachen, vor 
bem Consistorio, darunter fie gehörig, auff vorgehende ladung 
zuerfcheinen, Elegers oder des beklagten ftat zuhalten, bafelbften 
Chriſtlichs, rechtmeſſigs und billichs erfentnis und abfchiebs zus 
gewarten, [hüldig fein, bey ftraffe, welche von dem Consistorio 
nach gelegenheit der verbrechenden und vngehorſamen theil zu⸗ 
erkant, vnd vnnachleſſiglich erequict vnd volnftredet werben 
ſolle.“ 
X 


Bas für firafien dad Consisterium vnd beifelben Alffefforn zu: 
erfeunen vnd zugebrauchen haben follen. 

„Jedes Consistorium vnd deffelben Affefforn haben von ons 
nicht allein macht vnd gewalt, bie jrrigen fachen zuentfcheiden, 
und die Parteyen, wie fie ſich zuuerhalten, zuusrabfchieden, 
vnd die fürgefallene fachen, durch vrtheil endlich zuerörtern, 
fondern auch die verbrechungen auff gebürende maß zuflraffen, 
vnd außdrüdliche peenen zufprechen. 

Dann ob fi wol jhr erkentnis auff leib und leben nicht 
erſtrecket, welchs den gerichten der weltlichen Oberkeit vorbes 
halten, fo follen ſie doch nichts deſto weniger, zu erhaltung 
Chriftlicher zucht, ciuiles poenas, nemlicy geldtftcaffen, appli- 
candas Fisco , al& bem gemeinen Kaften, auch gefengnis zu= 
ſprechen, hiemit von uns gemalt und macht haben. 

So viel aber die firaffe deß Banns belanget, welche auch 
bem Consistorio zu erequiten zugehörig, fol da8 Consistorium 
mit allem fleis und ernſt darob fein, das derfelbig in Beinen 
wege mißbraucht, vnd demnach Bein Superintendens eigens 
willens oder erfendtnis, jemandt, fo aufferhalb, oder in feiner 
Kirchen zu geuattern gebeten, von ber Tauff abftoffe, das hoch⸗ 
wirdige Sacrament, ober bie heilige Abfolution vorhalte, noch 
viel weniger ohn alle vorgehende ordentlicye vermanung öffent« 
lic) in den Bann thue, fondern hierinnen fich alle der ordnung 
von der Kirchen Genfur, wie an feinen ort verfaffet, gemeß 
vnd gehorfam verhalten, bey ernfllicher ftraffe, fo fie hierüber 
zugewarten, da fie berfelben zumieder gegen jemandt etwas 
vnbedacht oder freuentlich vornemen würden. 

Deßgleichen follen auch die Gonfiftorialen felbft Feines weges 
macht haben, den Bann wieder jemands zuerfennen, noch bare 
von zu abfoluiren, fondern dißfals des Synodi bey vnferm 
Obern Consistorio erfentnis erwarten, vnd beffelben befehlich 
vnd verordnung jederzeit gehorſamlich mit erecution bes Banns, 
oder abfoluirung von demfelben, nachkommen, vnd folchem 
nichts zumieder vornemen.” 

x. 

Bon Erecution der Vrtheil vnd des procets, fo in dern Com- 

sistorijs ergangen. 

„Was die Affefforn in jedem Consistorio hanbien, verab⸗ 
f&teden, erkennen, ſprechen, und mandiren , dem follen vnſere 
vnterthanen, einwohner und zugethane gehorfamen, vnd gebuͤr⸗ 
liche volge leiften, Vnd da einer oder mehr barinnen ſeumig, 
follen die Conſiſtorialen macht haben, arctiora mandata, mit 
bedramung einuerleibter ernfllicher peen, als geldtſtraffen, ge⸗ 
fengniffen vnd dergleichen zu becerniren. 

Wann fi) aber die Parteyen wiederſetzen, und nicht pari⸗ 
ren wuͤrden, mögen die Affefforn bas Brachium secalare, als 
onfere Regierung, und die gericht® befehlch haber anruffen, 
und bey ihnen vmb die endtliche Ereeution und huͤlffe anſuchen. 


“580. OLit. Kurfächfifdhe Rirchensrbunng.- 


So bald auch ſolchs an jebes orts Oberkeit gelanget, fol 
nicht allein ben verordenten Rehten in der Regierung, fondern 
auch andern Amptleuten, Schöffen, Gerichtshaltern in Sted⸗ 
ten und Dörffeen, vnd allen drtern, hiemit aufferleget fein, 
die fehreiben, Mandata, abfchied und vrtheil, fo ihre krafft er⸗ 
teichet, und dauon micht ordentlich, wie ſich gebüret, appelliret 
worden, ſtracks ohne verlengerung vnd verzug zu exequiren und 
zuuolſtrecken. 

Doch behalten wir vns hiemit beuor, dieſe vnſere Conſi⸗ 
ſtorial ordnung in einem jeden Puncten, nach geſtalt vnd ge⸗ 
legenheit der ſachen, wie vns jederzeit fuͤr notwendig anſehen 
wird, zuleutern, zumindern, ober zumehren, ete.“ 


Vom Ober Consistorio, bey vnſer Regierung zu 
Dreßden. 


„Nach dem vnſere Hochloͤbliche vorfahren, Chriſtlich vnd 
wolmeinende, jhren Landen vnd vnterthanen zu gutem, verord⸗ 
net, das drey Consistoria, zu Wittemberg, Leipzig, und Meife 
ſen, gehalten, vnd nicht mit geringen vnkoſten beſtelt worden, 
Welche auff alle vnd jede Superintendenten, Pfarrern, vnd 
was der Geiſtligkeit zugethan, ein fleiſſige inſpection haben 


ſollen, das dieſelben jhr ampt, an lehr vnd leben, Chriſtlicher 


ordnung vnd einſetzung gemeß, fuͤreten, ſie bey jhrem einkom⸗ 
men vnd gerechtigkeit erhalten, auch alle Ehe vnd gewiſſens ſachen 
gehört, und dieſelbige durch endtlichen, gebuͤrlichen, rechtlichen oder 
gütlichen entſcheid beygelegt würden, Welche drey-Consistoria 
auch nochmals vnſern onterthanen zum beften bleiben follen. 

Weil wir aber in den verwirreten Religions verfelfchungen, 
damit der Satan, eine zeit hero, vnferer lande Kirchen vnd 
Schulen angefeindet,, vnd ſchedlich betrübet hat, entfunden, 
da8 bey ermelten Consistorijs, fo mol als an andern oͤrtern, 
in aller hand fellen faft bedenckliche fachen fürgefallen , die wol 
verbleiben hetten mögen, wenn wir und vnfere Rehte deffen 
eher bericht Haben mögen. 

Zu beme, das auch fonften, ruhe, einigkeit vnd fried in 
Schulen ond Kirchen zuerhalten, die vnuermeidliche notdurfft 
erfordert, das ein fleiffiger auffmercken beftellet werde, daher wir 
den zuſtandt vnſerer Kirchen und Schulen, fo offt es nötig, 
bald erfaren koͤnten. 

As feind wir entfchloffen,, werden auch barzu aus fonderer 
gnebigfter vorforg, die wir für vnſere liebe vnterthanen tragen, 
gedrungen, das wir das Consistorium zu Meiffen, anbero 
gegen Dreßden transferiren, vnd ſolchs vber allen unfern und 
onferer vorfahren Chriſtlichen guten fagungen und verordnun⸗ 
gen, nad zu fein und zubalten, für das Ober Consistorium, 
deme die andern zwey mit befcheidener maß unterworffen fein 
folfen, beftellen wollen. Bey welchem ſich bie andern beyde 
Consistoria in vorfallenden angelegenen fachen, die belangen 
ihrer vrtheil vnd deereten epecution, ber Kirchen beitellungen, 
der diener lehr und leben, ober mas deß fein mag, barinnen 
fie unferer huͤlffe bebürffen, fich rahts erholen mögen und follen. 

Es fol aber doch von diefem Consistorio fo wol, als von 
den andern beyden, einem jebern ber fich durch deſſelben vrtheil 
vnd procefs, oder fonft in andere wege beſchwert achtet, an ung 
oder vnſere Megierung fid) zuberuffen, gute macht haben, auch 
die Appellationes in denen fellen, da fie zuleßlich, vnd ftat 
haben, angenommen, ond unferem Hofes gebrauch nach iuſtificiret 


421 


werden. Jebdoch follen unfere Rehte, In fachen ba nicht von 
Rechtlichen proceſs oder vrthel appellirt, ober fonften klagen 
fuͤr fie gebracht werben, alßbald nach eingenommener erfundis 
gung vnd befindung ber fachen, billiche weiſung thun , bamit 


dieſe fachen nicht in unnötig weitleufftig Recht gefüret werden.” 


Bas für perfonen, und wieniel deren in biefem Consisterie fein 
follen. 


„Weil diefem Consistorio vermutlich mehr fachen und klagen, 
als den andern beyden zulommen werben , ihnen auch fonften 
allerley aufffehen auff unfere Vniuerſiteten, Kirchen ond Schulen, 
auch die Viſitation, Synodos und anders mehr, wie nadhfolget, 
obleit, So mollen wir dabey einen verftendigen wolgefchidten 
vom Abel zum Prefidenten und aller Conſiſtorien fachen direc⸗ 
toren, ond neben jhme zwene Juriſten und zwene Theologos, 
nemlich vnſern jegigen und künfftigen Superintendenten,, und 
den Prediger onferer Stadt Dreßden, bie es jederzeit fein werben, 
erhalten. Vnd ob wir auch einen vnſerer Hoffprebiger, neben 
diefen beyden, oder an berfelben eines flat, darzu verorbnnem, 
tollen wir vns jederzeit, wie fich® nach gelegenheit der fachen 
leiden wil, zuthun fürbehalten haben. 

&o fol auch dem Consistorio ein richtiger Secretarins, 
welcher zugleich auch ein Notarius mit fein folle, und Copiften, 
fouiel wir befinden werden, das ber fachen notdurfft erfordert, 
zugeordnet werben. 

Es follen aber doch alle, fo in diß Consistorium gebraudht 
vnd verordnet werden, ber rechten, wahren, Chriftlichen, onferer 
Religion, wie die zu Torgaw Anno 76. in ein befentnis verfaffet, 
vnd nach genugfamer fleiffiger erwegung gottfürchtiger reiner 
Theologen vnd rechtfchaffener Lehrer verbeffert, und diß 80. 
jahre publiciet worden, mit bergen zugethan fein, auch zu be: 
förderung deffelben Chriftlichen ernft und eiffer haben.’ + 


Was fachen für diefes Consistorlum gebören,, und bafelbft ange 
bracht werden follen. 

„Damit biefes Consistorium mit vnſer Regierung nicht 
vermifchet werbe, oder meiter greiffe, denn fein befehlich vnd 
ampt ausmeifet, fondern in vorfallenden fachen einander bie 
band bieten, vnd in allen zimlichen bingen getrewlich heiffen, 
Sollen alleine nachfolgende ſachen bey biefem vnſerm Consi- 
storio angebracht und entfcheiden,, auch da an ereeution ihrer 
decreten vnd vrtheil mangel vorfiele, ihnen von unfern Rehten 
und Regierung notbürfftige befehlich mitgeteilet, vnd vber 
ihnen in allen zimlichen rechtmeſſigen dingen gehalten werben. 

1. Was bie reine lehr Goͤttliches worts, rechten gebraud) der 
heiligen Sacramenten, Chriftlihe Geremonien, vnd alles das 
belanget, was vnferer Kirchenordnung anhanget, vnd deren 
einuerleibet ift. 

2. Was der Superintendenten, berfelben Adiuncten, Pfar- 
rern, Kirchen und Schuldiener ampt und verrichtung halb ger 
klaget wird. 

3. Alles was von Lehrern und zuhörern ergerlich, wieder 
bie gebot Gottes ber erſten taffel-gefünbiget wirbt, als da find, 
abgötterey, ketzerey, zeuberey, weiffagen, zeichendeuten, Segen- 
ſprechen, gottesleſterung, entheiligung bed Sabbaths, verach⸗ 
tung des Worts, der heiligen Sacramenten, vnd deſſelben bies 





422 180. oxın. Surfäcitche Ricchmordunng. 


ner, vnd was bergleichen mehr wieder dieſe gebot gefünbiget 
werden mag. 

Mas auch wieder bie andere taffel der Göttlichen gebot ge 
fündiget wirdt, fol auch mit befcheidener maß, wie folget, bahin 

ehören. 
® Nemlich, wenn ein Superintendbens ober Pfarrer befinden, 
und in der Viſitation, oder auch, ba es den verzug nicht leiden 
koͤnte, fonften einbringen wuͤrde. 

4. Das offentliche unleugbare fünden und laſter, Ehebruch, 
hurerey, onzucht, verlegung an leib vnd leben, trunckenheit, 
verbotene fpiel, diebſtal, wucher, onbilliche contract, lügen, vnd 
was dergleichen wieder Gottes mort und gebot, mit ergernis ber 
Kirchen begangen, vnd ober gebürliched erinnern von ber welt 
lichen jebes ort6 Obrigkeit nicht geftrafft wirbt. 

5. Particulae Schulen, vnd was, vermög der Drdnung, 
benfelben anhanget. | 

6. Vnſere drey Zürften Schulen. 

T. Vnſere Stipendtaten bie bey beyden vnſern Vniuerſi⸗ 
teten erhalten werben. 


8. Was von bepder Vniuerfiteten Vifitatorn in Conſiſto⸗ 


rialn fachen anhero gelanget vnd bericht wirbt. 
9, Aufffehen auff die andern beyde Consistoria, 
10. Rechnungen der Vniuerfiteten und Fürften Schulen. 
11. Rechnungen ber Stipendien zu Leipzig und Witten: 


berg. . 
"8 Alte Ehefachen, fo vormals in das Meißnifche Con- 

sistorium gehört haben, und allda verrichtet worden. 

13. Ausfchreiben vnd anorbnung der Vifitation, die def 
jahre zweymal gehalten fol werden. 

14, Ausfchreiden vnd verrichtung def Synodi. 

15. Abfertigung der darauff gefallenen decreten vnd execu⸗ 
tion berfelben. 

16. Kirchen vnd Hofpital rechnungen, und mas babey nots 
wendig an oder abzufchaffen fein wil, 

17. Verwaltung deß angeordenten Kirchenkaſtens, deſſel⸗ 
ben rechnung, ausgabe und einname. . 

Pac) dem aber diefe fachen burd) vnſere Confiftorien alleine 
nicht genglich verrichtet werden können, fondern in etlichen vn⸗ 
fer Regierung, in etlichen aber auch vnſere Renterey erſucht 
werden, vnd die hülffliche Hand bieten muß, Als wirbt hernach 
guuernemen fein, wie weit fich jedes theil feines ampts zuge⸗ 
brauchen haben, vnd fein theil dem andern eingriff thun ſolle.“ 


Vom ampt vnd verrichtung ber Confiftorialen bey Biefem Ober 
Consistorie. 


„Erſtlich fol der Praefident oder Director alle vnd jede 
Kirchenfachen, fo befonders in diefem Consistorio teglich, oder 
des jars zwey mal, nad) gehaltenen orbentlichen Visitationibus 
und Synodis eingebracht, dirigiren, vber die andern Conſiſto⸗ 
tial Theologen und Politicos, auch den Secretarium vnd Co⸗ 
piften fein aufffehen haben, darzu mit allem fleis vnd ernfl 
diefelbige anhalten, damit alle ſachen, vermög vnſer Orbnuns 
gen, verrichtet, fleiffig vnd ordentlich regiſtriret, die Par: 
teyen gefördert, und Beine in die lenge auffgegogen, Auch wo 
mangel erfcheinen wolt, ein jeden zu verrichtung feiner jhm 
befoblenen handlungen anmanen vnd erinnern, auch in allen 
Consultationibus vmbfragen, vnd bie Vota colligiren, und gentz⸗ 


lich darob vnd daran fein, damit in allen handlungen unfern 
Drdnungen ond Constitutionibus , fo viel jhr vercichtung ber 
langet, ſtracks, und ohn alle milberung dem Rechten und bifligs 
keit gemeß, Es weren denn erhebliche vrſachen entgegen (in 
benfelben doch anderft nicht, denn mit vnſerm vorwiſſen ges 
handelt) gelebt, nachgefegt, vnd exequiret werde. 

Zum andern, auff das mit beftellung der Kirchen Minis 
flerien vnd Schuldienften, auch Examine und approbation der 
Kichen und Schuldiener, fo viel in den Meißnifchen kreiß ge 
börig, richtig, und ber notburfft nad) gehandelt, Sollen zu vers 
richtung deſſelben alle wochen zwene tag, nemlich der Mitwoch 
und Freytag, fürgenommen, und barauff berürte ſachen vers 
richtet werben. 

Dermwegen fol gebachter vnſer Praefident oder Director 
daran fein, da® die Theologen allewegen auff benfelbigen tag, 
Sommers und Winters zeiten, zu gewoͤnlicher ftunde, wie bey 
vnſer Gangley gebreuchlich, in gedachter vnſer Cantzley, vnd 
darzu ſonders beſtimptem ort, neben ermelten vnſerm Praeſi⸗ 
denten vnd zu dem Consistorio verordneten Politiſchen Rehten 
erſcheinen. 

Folgends ſammentlich alles jenige, ſo in beſtellung der Kir⸗ 
chen vnd Schuldienſten, in mehrgedachtem Meißniſchenkreiß, in 
annemung der Pfarrer, Prediger, Diacon, Subdiacon, Schul⸗ 
meiſtern und jhrer Collegen, auch Examine derſelben, vnd vers 
hoͤrung jhrer Predigten vnd Proben, Deßgleichen was zu ab⸗ 
wendung, warnung vnd ſtraffe jhrer in den Superintendentzen 
oder ſonſten fuͤrgebrachten fehl vnd mengel, an lehr, fleis vnd 
trew in jhrem ampt, wie auch derſelben leben vnd wandel, 
von noͤten, vnd ſich vnſer Chriſtlichen Confeſſion vnd Ord⸗ 
nung nach gebuͤret, auch die fuͤrfallende gelegenheit erheiſchet, 
ordentlich, und vnſerm gegebenen ernſtlichem befehlch nach, 
zum trewlichſten bedencken, verrichten, Vnd da ſich die vorge⸗ 
brachte ſachen auch biß auff den folgenden tag erſtrecken, den⸗ 
ſelben außwarten vnd vollenden. Wie dann vnſer Praeſident 
hierinne den andern zubefehlen, vnd ſo offt es not, ſie auch 
auſſerhalb der zweyer benenneter tage zuerfordern haben fol. 

Doch wollen wir, das alle geſchefften zu dieſem Consistorio 
gehörig, fo viel principaliter die Theologen belangt, ihrenthals 
ben dermaffen angeftelt vnd verrichtet werden, bamit es ihnen 
an ihren ordinari Predigten vnuerhinderlich feye. 

Vnd nachdem die notbürfftige und Rechtmeflige beftelung 
der Miniflerien ond Schulen, gedachten zu dieſem Consistorio 
verorbneten Theologen fuͤrnemlich aufferlegt, und fie hierüber 
forg tragen muͤſſen, das weder der lehr und gefchidligkeit hal 
ben, untüchtige perfonen angenommen, ober gebuldet, noch auch 
die vacierende Ministeria und Schulen in die lenge onuerfehen 
bleiben: Sol vnſer Praefident, oder in feinem abweſen jeders 
zeit quffe wenigſt siner aus den obbemelten Politifchen Rehten, 
gegenwertig fein, Vnd nachdem die Theologen jhres ampts 
hierinnen, mis jetzt vermeldet, mit allem ernſt vnd fleis erin⸗ 
Rt, ihr fleiſſig achtung geben, das koin kirchendiener oben hin, 
allein von einem artickel, auff gewiſſe fragſtuͤck, darauff er abge⸗ 
eichtet fein moͤchte, ſondern der notdurfft nach, von allen Heupt⸗ 
artickoln, befonders aber den ſtreittigen, vnd fo in zweiffel von 
etlichen gezogen, aus Gottes wort, wie darbey, bey dem Exa- 
mine vermeidet, examinirt, vnd alfo dis geſchickligkeit eigent⸗ 
lich erkundiget werde, nach welcher ein jeder, wis auch 


2580. Crre Surfächfiiche Risdheusrbuung. 


andern feinen ihm von Gott verlichenen gaben, an fein ges 
buͤrend ort, ba er denn groffen nug fchaffen Ban, verordnet wer⸗ 
ben möge. 

Wie wir. defhalben ihnen ein befondere nachfolgende orbs 
nung vnd infiruetion gegeben, darburch fie leichtlich folches zu⸗ 
nertichten, vnd mit gebürender verorbnung der Kirchen und 
Schuldiener, fid) darein ſchicken innen. 

Wie wir dann hiemit auch diefe verorbnung gethan haben 
wollen, toa6 mere politica feyen, das unfere Theologen berfel- 
ben genglich entlaben und vberhebt, auch darmit keines weges 
beleftiget oder befchwert, fondern diefelben durch unfern Prae⸗ 
fidenten vnd ihm zugeordnete Politicos verrichtet, oder im fall 
Der not, jhrer wichtigkeit halben, auch vnſer Regierung oder 
Sammer Rehten vorgebracdht, und mit jrem raht und gutachten 
der gebär nach, berahtfchlaget und verrichtet werden follen. 

Vnd was alfo in allewege bedacht, verhandelt vnd befchlofs 
fen, darob fein, das folche beſcheid vnſerer jhme Praefidenten 
zugeftelleter ordnung nach, gefertiget vnd erequirt werden. 

Zum dritten, Er, vnſer Praefident und ihm zugeordnete 
politifche Rehte, follen befonders, was zu unterhaltung der Kir⸗ 
hen und Schulen von alten geftifftet, vnd nach befchehener 
Chriſtlichen Reformation barzu verordnet, darob und daran fein, 
das foldyes alles fammt berfelben anhangende lura handges 
habt, vertheidiget, Damit demſelben nichts en&ogen, ober anders 
wohin, benn vermöge vnſer verordnung, angewendet werde. 

Bum vierbten, Nachdem vornemlich daran gelegen, das 
reine onuerfelfchte Lehe im vnſern Kicchen und Schulen erhals 
tm, vnd nicht heimlich wiederumb verbampte jrrthumb im 
Öffentlichen Predigten, oder heimlich, wie auch bey ber armen 
vnuerfiendigen jugendt, in ben Schulen einfchleichen vnd eins 
gefchoben werden moͤchten: 

Sol vunfer bey dieſem Consistorio verordenter Praefibent, 
fampt feinen ihme zugeordneten Conſiſtorialen, jhr General 
Inſpection und aufffehen auff beyde onfere Vniuerfiteten, Leip⸗ 
zig und Wittemberg, wie auch die andern beyde Consistoria 
daſelbſten haben, Deßgleichen vber bie drey, Fürften Schulen 
vnd Partieulae Schulen in allen unfern Landen. 

Vnd da fie in erfarung bringen, bas jemand von Kehren 
an ermelten orten mit jrethumb verhafftet,, oder ſich deßhalben 
heimlich oder oͤffentlich mercken laſſen, fol mit denfelben ge 
handelt werben, wie bey ben Synodis in einem befonbern arti- 
del verzeichnet worden. 

Da auch in andern beyden vnſern Gonflftorten etiwas, ons 
feen Ordnungen zuwieder, fürlauffen, und fortgetrieben werben 
welt, follen vnſer verordenter Prasfident und demfelben zu⸗ 
geordente Gonftflortalen hiemit außdruͤcklichen vnd ernftlichen 
befehich haben, fie deßhalben zuerinnern, und bauon gentzlich 
abzulaffen, vnd hinfuͤro mehr nicht vorzumemen, ber gebür und 
fachen gelegenheit nach zuvermanen. 

Wie denn auch, wenn mehrgedachten andern beyden Con⸗ 
fiftorien, foutel die erecution belanget, etwas mangeln, barinnen 
fie huͤlff beduͤrffen möchten, diß vnſer Ober Consistorium jhme 
die hand, ſo bald fie deß bericht, auch trewlich bieten, vnd alſo 
ſemptlich verhelffen ſollen, damit bie Kirchenſachen der gebir 
nach, vnd ſo viel muͤglich vnd nuͤtzlich, verrichtet werden moͤgen. 

Was dann zum fuͤnfften die laſter belangen thut, dardurch 
die gemeine Gottes, das ſie vngeſtrafft bleiben, hefftig verergert, 


weit deßhalben in vnſern Constitutionibus notbuͤrfftige und 
gnugfame verorbnung gefchehen, welcher geftalt, und durch wen, 
jedes orts, biefelbige geſtrafft, vnd was, ſouiel die eufferliche 
weltliche ſtraff anlangt, für procefs mit ben ſchuͤldigen ober 
öffentlich berüchtigten vorzunemen, Sol e6 nochmals barbey blei⸗ 
ben, und das Consistorium darmit anders nichts zuthun haben, 
benn ba folche ergerliche perfonen in den ordentlichen Visita- 
tionibus ober fonften angegeben, mit welchen nicht allein per 
gradus admonitionum zuhandeln, fonbern das groß ergernis 
alsbald die Öffentliche ſtraff erfordert, fol der Visitator , vers 
mög habender inſtruction, bey den Erb und Gerichtäheren , die 
auch vnſern Amptleuten, wenn folches offenbar und vnleugbar, 
dieſe anregung vnd erinnerung thun , ob ſolches Lafter geſtrafft, 
und mas fie deßhalben für bericht von ihnen empfangen, und 
ob nochmals mit ernft fie die verordente ftraff vorzunemen, 
oder vnnachleslich zu erequiren fich erkleret, fleiffig verzeichnen, 
ond in nechſten Synodum berichten, Vnd gleichmwol von wegen 
des gegebenen’ergernis , wann folche perfonen weltlich geftrafft, 
auch für den Pfarrer erfordert, vnd zur warhafftigen inner 
lichen buß vermanet werden, Vnd da fie folches erfent, vnd 
beſſerung zufagen, es auch Darbey bleiben laffen, vnd von den 
Sacramenten nicht abgehalten, und alfo ihnen weiter zugefehen 
werden fol. 

Wann aber fahen vorfallen, da nicht gleich folcher ernſt 
bee ſtraff erfordert, und durch Chriftliche freundliche vermas 
nung offtmals ein menfch für groffer ſchand vnd after vers 
huͤtet werden mögen, follen die Superintendenten und berfelben 
Adiuncten, die von Chrifto verordente gradus admonitionum 
mit fleis anftellen. 

Nemlich, da einer nicht aus boßheit oder vorfag, fondern 
lauter einfalt in jrrthumb gerahten, ober verfüret worden, das 
er der gemeine Gottes ſich eufferte, oder von ben hochwirbigen 
Sacramenten entbielte, Ober fonft in feinem leben und war 
dei in ein ergerlichen fall geraten. 

Sollen durch die Superintendenten,, bie Pfarrer vnd Kir⸗ 
chendiener vermanet werben, das fie folche perfonen für ſich allein 
erfordern, fie deßhalben freundtlich, und mit Cheiftlicher ſanfft⸗ 
mut onb befcheibenheit anreden, Vnd da fie der fachen geftendig 
(wie fle denn nicht jemandt aus Tieberlichen vnd unerheblichen 
vrfachen, aus lautern und bloffen ungegrüändsen verdacht, ober 
jhrer wieberwertigen angeben, ba bie fach nicht Notoria, ober 
ein gemein ergerlich gefchrey‘, vornemen follen (quoniam de 
oecaltis non iudicat Ecclesia,) fie aus Gottes wort jhres jrr⸗ 
thumbs oder unsechten berichten, und fie veterlich zur beflerung 
vermanen, Vnd da fie foldye verfprochen und zugefügt, ihnen 
biß auff kuͤnfftige Viſitation zufehen. 

Da aber die beſſerung nicht erfolget, ſondern das ergernis 
je lenger je groͤſſer wirdt, ſol der Pfarrer die zwene Kirchveter, 
oder in den Stedten die verordneten aus dem Raht darzu zie⸗ 
hen, vnd nach erholung der erſt beſchehenen erinnerung, ſolche 
perſon nochmals zur beſſerung vermanen. 

So dann auch ſolche ohne frucht abgegangen, fol ber Viei- 
tator in nechſter Bifftation ein foldyen ergerlichen menfchen 
vor fi) erfordern, und im gegenwart feiner Obrigkeit, da die zur. 
ftelle fein kan, deß Pfarrers und der Kirchenveter, oder der ver⸗ 
orbnreten deß Rahts daſelbſten, gleicher geſtalt jhme fein erger⸗ 
liches leben, vnd die verachtung veterlicher vermanung, durch 


436 | 21508. OkIN. Rurfächjifhe SKirdyensrönung 


den Pfarrer allein, und benn in gegenwart der Kirchenveter ges 
ſchehen, ernſtlich vorweiſen, vnd nochmals zur beſſerung mit 
mehr ernſt vermanen, darzu auch dieſe bedrawung daran hen⸗ 
gen, da er ſich nicht beſſern, er alsdenn für dad Consistorium 
erforbert, vnd gegen jhm ernſtlich gebürende fltaff, andern zum 
erempel, vorgenommen werben fol. 

Wann aber auch foldhe nicht erfolget, fol er das letzte mal 
vor das Consistorium erfordert, vnd dafelbften ihm fein lefter- 
lich ergerlich Leben, fampt verachtung aller Chriſtlicher vermah⸗ 
nung, mit ernft vorgehalten, und abermals zur buß und bekeh⸗ 
rung vermanet, vnd daneben vermeldet werden, da nicht beffes 
tung bey jhme erfolget, das er alßdenn durch den Chriftlichen 
Bann, nach der ordnung Chriftt, aus der gemeine Gottes oͤffent⸗ 
lich gefchloffen, und mit jhme gehandelt werden fol, wie unter 
den General artiddeln vom Chriftlihen Bann und Kirchen Cen⸗ 
fur verzeichnet worden. 

Dergeſtalt ChHriftlicher Oberkeit in jhr ſtraffampt nicht ges 
griffen, welche fid) das Consistorium nicht anmaffet, noch je 
mandt vnuerſchuldt oder vnzeittg vbereilet, wann die gradus 
admonitionum gehalten, viel weniger den Kirchendienern hiemit 
ein Papiftifcher gewalt gegeben, den fie jhres gefallens in der 
Kirchen zu üben, fondern der ordnung Gottes nachgeſetzt, vnd, 
vermög derfelben, das ergernis bey allen Laftern, wie fie namen 
haben mögen, durch die Chriftliche Oberkeit, deren es angefün- 
diget werden fol, abgefchaffet, geftrafft, vnd Chriſtliche zucht er⸗ 
halten, darüber fich bilfich niemandt hat zubeklagen. 

Zum fehlten, Sol unfer Praefident fampt feinen im zus 
geordneten Gonfiflorialen aud daran fein, damit nicht allein 
in dem Meißnifchen reife, vnſer newen auffgerichten Schuls 
ordnung durchaus gehorſamlich und vnusrendert, von allen 
Schuldienern in den Particular Schulen, nachgefegt, fondern 
auch das dergleichen aus den andern beyden Gonfiftorien ges 
ſchehe vnd durch die Superintendenten, bderfelben Adiuncten 
ond Pfarrern darüber in ihren wöchentlichen Inspectionibus 
vnd halbjehrigen Visitationibus gehalten, mit allem ernft ver- 
fhaffen, vnd deßhalben an ihnen kein mangel erjcheinen laffen. 

Sonderlich aber das jederzeit die armen knaben, fo vor an- 
dern mit guten ingenijs begabet, vnd fleiffig ftudieren, und ſo⸗ 
uiel proficirt, das fie zubefördern mit fleid verzeichnet, Daraus 
vnſere Stipendia nad) notdurfft beftelt, vnd demnach ſolche 
beneficia der Kirchen zu gutem, nuͤtzlich und wol angewendet 
werden mögen. 

Zum fiebenden, Sollen fie auch gleicher geflalt auff vnſere 
Fürften Schulen je gut aufffehene haben, damit nicht allein 
vermög vnſer jnen zugeftelter Ordnung, die Enaben in gebuͤr⸗ 
licher lehr und zucht gehalten, fondern aud) in andere wege 
denfelben zu gutem gehaufet, nichts vnnuͤtzlich oder vberfluͤſſig 
verſchwendet, alieniert, noch mit vnmeſſiger gaflung oder in 
andere weg befchwert, fürnemlich aber , das die Schulen, der 
Ordnung nah), im gang erhalten, die Praeceptores mit den 
Enaben gebürenden fleis vnd ernſt fürwenden, vnd denfelben 
allein auswarten, barmit in allewege bey folchen pietas, Chrift 
liche zucht vnd jhre studia befördert werden. 

In fondecheit aber follen fie ein fleiſſige erkundigung thun, 
rote und was geftalt die verwalter diefe knaben und jhre Prae- 
ceptores mit koſt, tranck, Meldung vnd anderm unterhalten, 
und ob fie einigen eigennägigen geſuch, zu abbruch deffen, fo 


wir jhnen verorbnet, fürnamen wuͤrden, ben nicht alleine abs 
Schaffen, ſondern onferer Regierung anmelden, bamit er andern 
zur abſchew gebürlichen geftrafft werde. 

So auch denfelben unfern Schulen, an habenben gütern, 
zinſen und gefellen, eintrag oder beſchwerung begegnen, und 
zugefügt werden wolt, von wem es gleich gefchebe, follen unfer 
Praefident, und die verordneten Conſiſtorialn, fo bald fie deſ⸗ 
felben berichtet, in vnſerm namen ihnen die hand bieten , wie 
ber ſolches bebolffen , vnd beyſtendig fein, ſchirmen und hands 
baben, vnd jhnen in alien ihrem anliegen, rhetlich vnd huͤlff⸗ 
lich fein, wie dann jeder zeit die inden Kürftenfchulen gehaltene 
Visitationes in dig ober Consistorium vberſchickt werden fob 
fen, darinnen nicht allein die Testimonia von jedem knaben, 
wie er in der lehr und zucht ab oder zugenommen, und fonft in 
alleweg mit jhme gefchaffen, fondern auch was bey den Verwal⸗ 
tern, Praeceptorn, und fonften fehl und mengel vorgebradht, fleiflig 
verzeichnen, vnd darauff gebürenden befcheids gewarten follen. 

Zum achten, follen fie auff onfere beude Stipendien, zu 
Leipzig und Wittenberg, befonders jhr fleiffig achtung geben, 
damit diefelbigen nicht allein mit qualificirten perfonen jeber 
zeit befeßt, fondern auch ernfllih ober denfelben mit den vers 
ordneten lectionibus, disputationibus, exercitijs, repetitioni- 
bus, predigen, wie auch in der difciplin und Chriftficher zucht, 
gehalten. 

tem, das jeder zeit jhnen das verorbnet geld, und was zu 
ihrer onterhaltung verordnet, vnſaumlich folge, vnd durch die 
verorbneten gebürlich ausgeteilet, die wohnungen in mwefents 


lichem gebew erhalten, das Examen auff die vier Quartal vn⸗ 


nachleßlich bey diefem Consistorio eingebracht, vnd wann klage 
wieder emen oder mehr were, da ein befonderer ernſt von nöten, 
jeder zeit die gebür, zur beförderung jhrer fiudien, vnd zu ers 
haltung Chriftlicher zucht, die notturfft vorgenommen, vnd 
keines weges eingeftellet werde. 

Auch fonften in allen jhrem anliegen der Praeceptorn, fo 
wol, als der discipulorum, jhnen die hand bieten, chaten vnd 
vecheiffen follen. 

Sonderlihh aber von keinem Stipendiaten, wieder ben 
Rectorn, die Profefforn, Praeceptorn, oder au, da es was 
anders belanget, einige Supplication nicht annemen, die nicht 
durch ben verordneten Magistrum domus, und die Superins 
tendenten (ed were denn, das die ſachen diefer perfonen eine 
fetbft betreffe) vnterſchtieben, darmit das vnnotwendig nach⸗ 
lauffen verhuͤtet, dardurch ſonſt vnſere verordnete Conſiſtorialn in 
viel weg vnnotwendig, wie auch die Regierung, oder andere vnſere 
Rhete, bemuͤhet werden moͤchten, ſondern jedem Stipendiaten, 
nach dem er ſich gehalten, vnd wirdig, die geduͤr wiederfaren, 
vnd hierdurch jhre heimliche practicken gentzlich abſchaffen, da 
die vnwirdigen vnd vntuͤchtigen mehrmals, nach gunſt, gefoͤr⸗ 
dert, vnd die frommen, an welchen ſolche beneficia am beften 
angelegt, mit nachteil und ſchaden der Kirchen, verhindert werden. 

Zum neundten, follen in difem Consistorio, alle andere 
Sonfiftorien fachen, fo in den Meiſniſch Dioecesin gehören, 
und aufjerhalb der ordentlihen Viſitation zuuerrichten jein, 
fonderlidy aber alle Eheſachen, fo Im Meifnifchen kreiſe vorfal⸗ 
len, vnd zuuor gen Meiffen befchisden , verrichtet, und zugleich 
andern Confiftsrien in denfelben gefprochen werden. 

Da dann fonderlich diefeverordnung zuthun, weil durch die 


2500. CLIE. Siurfächfifähe Kirchenvrduung · 
gebrucke orbnung, fo-von der Candel jherlich abgelefen, viel 


fachen, vermittelſt der gnaben Gottes, entivoder verhätet, ober 
‚bach ſchleunig durch die Superintendenten,, onfere Amptieut, 
Erb und Gerichtsherrn, ohn ale weitleufftigkeit, und beſchwer⸗ 
lichen vnkoſten armer leut, verrichtet werben Binnen, das im 
den jherlichen Visitationibas deshalben durch die Superinten⸗ 
denten vnd Adiunctn, die Pfarrer, Amptleut, Erb und Ges 


richteheren , ernſtlich und mit fleiß ereinnert werden, was in - 
mehrgedachter gedruckten vnd publicierten Eheordnung ausdrüde 


tich begriffen, fie vermög berfelben abſchaffen, und vnnotwen⸗ 
diger weife die leut nicht für dieſes, wie auch andere Conſiſto⸗ 
vien, getviefen werben, darmit jeder zeit förderlich den Gewiffen 
gerhaten,, und folge ſachen nicht aufgezogen, fondern dem 
orgernis, ber gebuͤr nach, gewehret, vnd Chriſtliche zucht erhal 
ten, auch die Gonſtſtorialn, in anderer jhrer vielfeltigen ver⸗ 
richtungen, hierdurch nicht verhindert werden. 

Zum zehenden, ſollen allwegen auff gewiſſe, beſtimpte zeit, 
die gehaltene Visitationes, den general Superintendenten vber⸗ 
ſchickt, und aus denſelben durch fie ein kurtzer Extract geferti⸗ 
get werden, darinnen die gebrechen vnd mengel, ſo ſich jedes 
vorts befunden, vermoͤg habender Inſtruction, mit allen vmb⸗ 
ſtenden, doch auff das aller kuͤrtzeſt, verzeichnet, vnd gleicher 
geſtalt auff ein gewiſſe zeit in dieſem Consistorio eingebracht 
werden, vnd richtig jhren fortgang haben moͤgen. 

Bum eilfften. Wann aller Superintendenten vnd Ad⸗ 
iuneten gehaltene Visitationes, und darauff verfertigte Extraet, 
eingebracht, fol mit vnſerm vorwiſſen durch diß Consisteriom 
der Synodas angeſtellt, vnd die general Superintendenten dar⸗ 
zu erfordert, und denen noch etzliche von vnſern Hoff oder Land 
Rheten zugeordnet werben, damit bie eingebrachten Extracta, 
in gleicher anzal Politifcher und Weltlichen perfonen berhate 
ſchlaget werden, auff weiſe vnd maß, wie hernach bey dem Ars 
tickel von Synodis verzeichnet, folgen fol, da dann weiter ver⸗ 
meldet, was zur Execution in Kirchenſachen dieſem Consistorio 
mehr obliegen und befohlen werden fol. 

Bum zwölfften. Es fol befonders dIE Consistorium mit 
ernſt vnd fleis daran fein, das die general Artickel, wie dieſelbi⸗ 
gen aus den nechſt gehaltenen Visitationibus und Synodis, auch 
zum theil nach der gen Torgaw Im nechſt verfchlenen Monat 
Februarioerforderten onferer Landftende befchehenen erinnerung, 
verbeſſert, und dieſer unfer verorbnung hiermit auch einuerleibt, 
von allen vnſern Superintmdenten, Pfarren, Kichen vnd 
Schuldienern, auch vnſern Bnterthanen, ſouiel fie ein jeden, 
nach feinem ftande vnd beruff, belangen, vnnachleſſig gehalten, 
vnd damieder, bey ermelter ſtraffe, nichts gehandelt werde. 

Der Secretarius dieſes Consistorij, fol vor den Ordinari 
im gemeiner vnſer Cantzley Ordnung aflignierten ſtunden zu« 
gegen fen, vnd mit fleis den gefchefften ausmwarten, Er fol 
auch alle Supplioationes, bericht und eingebrachte ſchrifften, 
im Rhat Iefen, die vota fleiffig mercken, vnd auff vnſets 
Praeſidenten endlichen beſchlus, die Decreta, ber ordnung nach, 
fignteren. 

‚Was auch für Concepta, fo dem Secretario zufchwer, zus 
ſtellen, die follen die zween zu vnferem obern Consistorio vers 
ordnete Juriſten feibft concipiren, dieſelben nachgehende im 
Mhat wieder ableſen, und nad) dem dieſelbigen approbiert, der 
Secretarius fleiffig daran fein, darmit ſolche Ingroffiert, die 

II. 


425 


Decreta gefertiget, vnd was ſonſten zuſchreiben, nicht eingeſtelt, 
darzu die Suppficanten darmit abgefertiget, bie befchlich an 
jhr gebürende ort gefchteft, und in dem vnſerm Praefidenten, 
mit verfertigung aller befehlich, befcheib, und mas zufchreiben 
vnd weg zuſchicken, verhelffen vnd förden. 

Der Secretarius fol auch alle ſchrifften, Acta und hands 
(ungen , (aufferhalb den Rechnungen, fo in die Renterey gehoͤ⸗ 
tig) ordentlich regieſtrieren, vnd jedes orts an gebürende ort 
verwaren vnd legen, Auch Feine fehrifften, gefchefften Bücher, 
Drdnungen, Newerungen, Inftructionen, oder andere ches 
bafft fachen, jemand frembden, bem ſolches nicht gebuͤret, ober 
zuftimbe, aufferhalb feiner hende, ohne vnſers Praefidenten 
oder Cantzlers vorwiffen vnd erlauben, zuftellen, zulefen, ober 
abzufchreiben vergoͤnnen, damit bie geheimniffen ungeoffenbas 
vet gehalten, auch der Kirchen verrichtung deſto weniger ons 
richtigkeit daraus erfolge. 

Der Sopift aber fol gleicher geſtalt vor den ordinarj ſtun⸗ 
den bey der Cantzley fein, vnd bie befehlich,, den verzeichneten 
Decreten nad), auch die begriffene Concepten und anders, mas 
ihnen zufchreiben zugeftellet vnd befohlen, jeder zeit mit allem 
fleis, onuerlengt fertigen, und nicht allein zu den orbinarj ſtun⸗ 
den, fondern auch wie er jedesmals befchteden wird, fördern, was 
er auch gefchrieben, zuuor fleiſſig collationtren, vnd alsdann, fo 
fie gebürender weife vnterſchrieben, und verfecretiet, bie barauff 
wartende perfonen barmit abfertigen, oder ba ſchon niemandt 
darumb anhielte, doch nichts defto weniger verfehung thun, das 
diefelbige weg gefchafft werden. 

Vnd in gemein, Was ihme zufchreiben und zuuerrichten, 
wie oben vermeldet, befohlen, demfelben fol er mit- allen 
threwen vnd fleis nachfegen und folge thun. 

Wir befehlen audy und wollen, was biefes vnſers Con- 
sistorij verordnete Superintendenten und Praefident, ben ben 
Theologiſchen vnd Politiſchen Mheten, auch Secretario und 
Gopiften, vermög vnſer angeftelten ordnung, vnd jeder zeit ers 
folgten befehlen nach verfchaffen werden, das bemfelben gelebet, 
auch wann, vnd fo offt onfer Praefident, anderer onfer ges 
ſchefften, oder fonft Rechtlicher vrfachen halben , nicht entgegen 
fein öndte, vnd ſein ampt einem auffer-den andern jhme zu⸗ 
gegebnen Polttifchen Rheten, befehlen würde, (wie er auch thun 
fol) das derfelb-an ftadt fein, jhn vertreten, auch denfelben zus 
gleich dem Praefidenten folg und gehorfam geleiftet werde.“ 


Vom Synode, bey unferm obern Consisterie.. 


„Nach dem auch hiebeuor diefe verorbnung gefchehen, das 
ein jeder Superintendens, nad) feiner und der benachbarten 
Pfarreen gelegenheit, alle jhar einen Synodum halten, und . 
darzu aus den Stedten, Flecken vnd Dörffern, alte Pastores, 
fo in feine Superattendeng gehörig, beruffen, und ſich darinnen 
ihrer lehr und fitten, auch anderer vorfallenden gebrechen, 
erkundigen, diefelbige in befferung richten, Infonderheit auch 
ihre Relation hören , wie fi jhre Pfarrlinder im Examine 
befunden, vnd mas fle fonft für jerige fachen anzuzeigen haben, 
und da etwas fürfiefe, das er nicht verrichten Eöndte, er dafs 
felb an das Consistorium, dahin die perfonen und fachen ges 
hoͤrig, weifen vnd gefangen laffen. 

Da au der Superattendens etwas vngebuͤrlichs oder 


ftrefflichs von einigem Pfarrer, in fein Supsrattendeng gehoͤ⸗ 
54 


⸗ 





B | 15060. CLAL. Aurihfiän Richaurrrumg 


sig, folbft erfaren, ober abar vom Lehenherrn, oder dan einge 
pfarten, ertundigung bekommen bette, das er benfelben in ge 
beim darumb anfprechen, und nach gelegendeit ber verbrechung, 
mit worten firaffen, fampt angehengter verwarnung, da keine 
beflerung folgen, vnd dergleichen Hage mehr von jhm vorkom⸗ 
men würde, das ex folches an das Consistoriem gelangen laſ⸗ 


fen müfte, inmaffen ee auch foldyes thun, vnd das Consisto- 


rinm hierinnen gebürlich einfehen haben fol. 

Deßgleichen, das er auch folche feine nachbarn Im Synodo 
freundlich ermanen fol, zu fleiffigem ftubieren und lefen, zu 
einem zächtigen wandel, zu threwem bienft in ihrem befohs 
lenen ampt und beruf, zu freundlicher vnd bräberlicher einige 
keit, und da nach gelegenbeit dee zeit, andere mehr erinneruns 


gen und unterricht den Dorffpfarrern von nöten fein wuͤrde, 


en auch mit vernunfft und beſcheidenheit zuthun ſich bes 
eiffigen. 

Dargegen aber wir, fampt unfsen lieben Vnterthanen, im 
werd befunden, bas rei ſolchen weg den Kirchen und Schulen, 
in onferen Chur, Zürffenthumb und Landen, weder gerhaten 
noch geholffen, daB ſolche Synodi nicht allein vnnuͤtzlich, fon: 
dern auch mehrmals mit groffem ergernis, nachteil und ſchaden 
ber Kicchen, gehalten, weil in fo groſſer anzal der Pfarrer und 


Kirchendiener vnmüglich, auff einen tag, da gleich darſelbig 


einig, vnd allein mit folcher fleiffiger nachforfchung vom mors 
gen biß auff ben abend, zugebracht, aller Kirchen gebrechen, 
fehl und mengel, an Lerern ond Auböceen allein angeböret, ber 
dacht, vnd mit erinnerung vnd vermanung bie gebür vorgenom⸗ 
men werden mögen, ba auch Beine Pfarrer’ fich felbft anklagen, 
noch viel weniger ein nachbar von dem andern, da er gleich was 
wuͤſte, fo doch fein perfon nichts angienge, vor allen verſamle⸗ 
ten Pfarren anzeigen, da er im feinen ampt vnfloiſſig ober vn⸗ 
trew, oder fonften ergerliche fachen vorhette, Mit welchen bie 
Buperattenbenten felbft aud) mehrmal verwickelt geweſt, weiche 
nicht weniger, vnd offtmals viel mehr, dann die jhnen unter: 
gebnen Pfarrer, eenftlicher erinnerung vnd vermanung ihres 
vnfleis im fiudieren, auch ontrew im ampt, vnd ergarlichen 
lebens halben, bebörfft, bie fie ben andern Pfarrern vnd Kir⸗ 
chendienern thun follen, ber vrſach auch wenig ober nichts, fol» 
cher ergerlichen fachen halben, an die Consistoria, Regierung, 
oder an vns, gelanget, vnd alfo ungeflrafft, mit groſſem erger- 
nis der Kirchen, fo lang getrieben, hiß das feier unter das 
ta) kommen, vnd ſolchem ſchaden ſchwerlich mehr zuwehren 
geweſen. 

Dargegen aber groſſer vnkoſten auff ſolche Symodes ges 
wendet, darmit die Kirchen zum hoͤchſten beſchweret, vnd dan⸗ 
ſelben gleichwol ſolcher geſtalt gantz vnd gar nichts gechaten, 
Daben wir vor dieſer zeit diefe verordnung gethan, ba binfüro 
ſolche iherliche Darticnlar Synodi geutzlich abgefehaffen, vnd 
nicht mehr gehalten werden follen, darbey wir 8 nochmals blei⸗ 
ben Laffen, und hiemit wiederumb erholet, vnd ernſtlich befoh⸗ 
len haben wollen, das hinfuͤro die Superattendenten, die Pfar⸗ 
rer vnd Kirchendiener, aufſerhalb vnſerm beſondern befehlich, 
nicht mehr zuſammen fordern, noch ſolche Synodos oder Con- 
uentus halten, ſondern gentzlich darmit in ruhe ſtehen ſollen. 

Damit aber in vnſern Kirchen und Schulen, reine, vnner⸗ 
felſchte lehr, und unter den Kirchen und Schuldienern, Ehriſt⸗ 
liche, beſtandige, vnd Bott gefellige sinigfeit. schalten, auch 


jeder zeit eigentlich erkundigt werben möge, mie ed mit mehr 
gedachten Kicchendieuern , lehe vnd lebens halben, geicheffen, 
vnd wie getrewlich vnd onergerlich fie jhrem ampt austwarten, 
und jhren Pfarrkindern vorfichen, Wie ſich jre Pfarrkinder in 
allewege gegen Gottes wort und Chriftiicher zucht vnd orbrtung 
erzeigen, welches alles bey den Zuhoͤrern jedes orts am beſten 
und füglichfien zuerkundigen, vnd ber vrſach offtermals ein 
gantzer tag mit einem Pfarrer und Kirchſpiel zuzubringen, ſol 
anders der ſachen recht geſchehen, dba dann ber Visitator nicht 
allein den Pfarrer, was er an feinen Pfarrkindern mangel, fow 
bern auch gleich die Pfarrkinder zuhoͤren ſchuͤldig, inmaſſen Sie 
uoen von bee Superintendentz vnd Viſitation der Kiechen ver 
meldet, Haben wir an ſtadt obgemelter particular Syandoram 
der Supsrintenbenten verordn⸗et, das hinfuͤro iherlich bey vn⸗ 
ſerm oberen Consistorio, in der Cantzley zu Dreßden, an einen 
befondern darzu verorbnneten, vnd von der Regierung —— 
ten: ort, zwen general Syaodi gehalten, vnd in denſelben, ver 
mög nachfolgender ordnung, alle eingebuachte fehl vnd mengel 
an Kirchen vnd Schuldiener, wie wie auch ihren Zuhörern, abges 
Lefen, mit fleis erwegen, und berhatſchlaget, wie ſolche abzu⸗ 
ſchaffen, vnd zuuerbeſſern fein mögen, da alsdann nicht allein 
der Pfarrer vnd Schuldiener, ſondern auch der Superintenden⸗ 
sen ſelbſt lehr vnd leben, auch wie geſchickt, theew vud fleiſſig 
ſie in jhrem ampt, vnd neben ber ihn befoblenen Pfarr, bie 
Superintendeng, vnd teglich aufffehen auff bie jhnen gugeorbe 
neten Pfarrern verrichten , ertundigt, vnd alfo nicht weniger, 
als dis gemeinen Pfarrer, Kirchen vnd Schuldiener, in gebüͤ⸗ 
rendem gehorfam und fleis, in ihrem ampt erhalten, vnd wir 
alfo eigentlich wiffen mögen, welcher geflalt jeber zeit alle uns 
fere Vnterthanen mit zuperattenbensen „Pfarrern, Kirchen 
vad Schuldienern verfehen, ob vnſern Ordnungen auch von 
alten, vnd mit mas anft vnd fleis, nachgefeht, damit durch 
des Superintendenten yunft ober wisderwillen, niemandt we⸗ 
ber befoͤrdart, noch gehindert, auch Durch die Consistoria 
darüber mit ernſt vnd fleis gehalten , und Beine Kirchen, weder 
bucch die. Superintendenten, noch bie Confi ſtorien, mit vntuͤch⸗ 
tigen, ergerlichen Perſonen, wieder Die billigkeit beſchweret, nie⸗ 
mandt vbereilet, noch vnuerhoͤrt verdampt, mit liſten ober wait 
gewalt vntergedruckt, ſondern menniglich durch die ordent⸗ 
lichen halbjherige Visitationes, feine notturfft day dioſem Syn- 
odo einzubringen, vnd darauff ihme, was recht vnd billich, 
durch vnſere zu dieſem Synodo verordnote, wiederfaren ſol.“ 


Mann die Symedi gehalten, und was für Vorſonen dann Irraiien 
vnd gebraucht werden follen. 

„Damit nun unfere Duperintendenten und derſelben Ab⸗ 
iuncten gehaltene Visitationes, ihre ordentliche vnd wuͤrckliche 
verrichtung, vnd darauff gebuͤrende Execution ſouniel ernſtlicher 
erlangen moͤgen, auch deßhalben weder die Kirchendiener, wie⸗ 
ber die Obrigkeit, und ihren diener ſich zubeklagen, als ob di⸗⸗ 
ſelben jhr ampt mit gewalt hemmen, vnd jhnen vorſchreiben 
wollen, was ſie predigen ſollen, noch die Vnterthanen ſich zu⸗ 
baſchweren, als ob in Weltlichen ſachen, ſie den Kirchendienern 
vnterworffen, vnd jhnen wiederumb auch in demſelben das 
ſchewerd gegeben, ober das fie datnach greiffen und trachteten, ka 
einigen verdacht kommen möchten, So ordnen vnd wollen wir, 
das die Superintendenten vnd Adiuncten, bie Biſttation der 


geſtalt anfiellen,. das fie damit vor Mitfaſten im Wintoer, vnd 


wer Marine geburt im Sommer, fertig werden, vnd dem gen⸗ 
ral Superintenbenten biefelbigen vor jegt gemelter zeit zuſtel⸗ 
ken, welcher ſich mit ben Extracten darnach achten fol, das bier 


felbigen vor Quasimodogeniti, im fruͤliag, vnd vor Michaelis, 


im Herbſt, fertig werden, und alfe abgemelte general Synodi 
allewegen nad) Quasimodogessti und Michaelis, bey unfer 
Gangtey zu Dreßden, an dem darzu gereiffen, vnd von ber Re 
gierung abgeſonderten ort, gehalten, darzu die verordneten Ge-. 
serales Superintendenten befchrieben werben ſollen, welche 


webew vnd mit vnſerm verorbneten Praefibenten, Politiſchen 
NRheten, vnd ihnen zugeordneten Theologen, auff die verorde⸗ 


mete vnd benandte ſtunden, morgens vnd nach mittags, erſche⸗ 
nen, und daſelbſten, ſampt vnſerem Stadhalter und Cautller, 


als dieſes Coneistorij, wie auch dev andern, verordneten Ober⸗ 


aufffeher und Superiatendenten, ſoniel, unuerfamet jhres 
aumpts, geſchehen kan, die ſachen für handen nemen, und Ders 
mog nachfolgender Orduung, wid ſich gebuͤrt, mit fleis und 
trewlich vaterrichten. “ 


Mit was ordnung der Synedus augeflellet, vub was für ein Procafi 
darinuen gehalten werben fol. j 

„So balb neben vnſerem Praefidenten, Politifchen Rheten, 
und des Consistorij Theologen, die generules Superinten- 
dentes, an beftimpten ort des Syaodi, verſamlet, ſolien fie, -fo 
offt ein Synodus gehalten, anfanga durch vnſern Stadhalter, 
oder Cantzler, in vnſerm namen, mit ernft ezinnert werben, aus 
wwas vrfachen fie abermals zuſamman erfordert, vnd wererhnut, 
vnd barauff vermanet werden, das fie alte fehl vnd mengel, fo 
durch die fpecial Superattendenten, vnd derfelben. Adiuncten, 
aus allen orten mit fleid von joder Kirchen infondergeit verzeich⸗ 
net, Dusch die general Suparintandenten in ein kurtzen Eptract 
ausgezogen, vnd durch ben Secretariuar verliefen, fürnemlich 
aber, jeder jrrigen, verfürifchen lehren, fo ben beiligen Pros 
phetifchen ond Apoftolifchen Schriften, vnd alfo auch vnſer 
Ghriftlichen zu Augfpurg, Anne, x. 30. Keyfer Carolo V. 
vbergebener. Confefsion, und darauff diß 1580. jhars erfolgten, 
vnd von vielen Chriftlihen Churfuͤrſten vnnd Stende Throbo⸗ 
gen, jetztgedachter Confeſſion einhelligen, wiederholten arllerung 
zuwieder, folgends auch und darneben der groben ergerlichen 
laſter, fo fie nicht allein der Kirchen, Schuten, vnd derſelben 
diener, fondern auch anderer. perfonen halben, fuͤrbringen wer⸗ 


den, anhören, bie alle alßdann ſamptlich, nach jhrem beftem | 
verſtand, erwegen, unfer ordnung, auch Chriſtlicher Iche, zucht, 


erbarkeit vnd billigkeit gemeß, votieren vnd bedencken, wie ſol⸗ 
chen mengeln allen, vnd jedem begegnet, vnd dieſelhige, vermoͤg 
des Predigampts, auch vnſer policey ordnung vnd auffgerichten 
Conſtitution gemeß, abgeſchaffet, geſtraffet, und verbeſſert wer⸗ 
den moͤgen. 2 

In weichem Synodo, in abweſen vnſers Stadhalters oder 
Cantzlers, welche fuͤr vnd fuͤr dabey nicht ſein koͤnnen, der 
Praeſident, von wegen vnſer, allewegen die vmbfrag haben, vnd 
die vota colligieren, vnd da ein ſolche ſach vorgefallen, fo an 
jhr ſelbſt wichtig, vnd die vota der verordneten des Synodi 
nicht gleich, vnd demnach weiter zubedencken, wol wirdig vad 
nötig, auch wol zum andern vnd dritten mal vmbfragen fol, 
darmit dieſelbiga sigentlich und wol erwogen, und ſouiel muͤg⸗ 


\ 





lich, im alleweg der gebuͤr vnd billigkeit gemeß, ein einhelttg ber 
Senden gefchloffen werden möge.” · 


Wie weit fi bed Synodi ampt, srfentuis vnd verorbuung, in ab« 
ſchaffung vnd verbefferung vorgefallenen mengeln erftrede, 


„Auff das aber die Erecution vnd endliche verrichtung aller 
norgebrachten jrrigen, ergerlichen fachen, nicht allein auff den 
‚Synodum gefcheben, das fich derfelbig unserwinden müfle, was 
bieuor den Sonfiflorien auszurichten ond zu erequicen befohlen, 
noch viel weniger aber ber Regierung, im geringfien, mit der 
sebnung der ſtraffen, auff dem Synodo einen eingriff thun 
möchten, follen die verorbneten bes Synodi durch unfern Stad⸗ 
halter vnd Cantzlar, fampt und befonders deßhalben berichtet und 
vermanst werben, das fie in gedachtem Synodo priacipaliter 
vnd fürnsmlich zweyer vunterfchieblichen fachen halben - zuſam⸗ 
men veroranet, nemlich, ein fleiftig Examen zuhalten, darmsit 
weine vnverfelſchte Lehr Gottes worts im vnſeren Kicchen, vnd 
in derfelben, Chriſtliche, Gott gefellige einigkeit, vnter den 
Kirchendienern erhalten, Darnach auch alle ergernis, ſouiel 
möglich, beydes bey den Lerern und Zuhoͤrern, mit gebuͤrender 
befcheidenheit und guter Chrifllichen orbuung, Gott zu ehren, 


vnd der ganten Kirchen zur zeitlichen ond ewigen wolfart, abs 
geſchaffen, vnd verbeſſert werben möge, Auff welche beyde ſtuͤck 
f 


hrmemlicdy vnſere verordnete in allen Synodis fehen, und ihr 
rhetlich einhellig bedencken richten folen. 

Nach dem aber nicht allein die fuͤrgebrachten mengel vn⸗ 
gleich, da In lichen, durch die von Chriſto verordnete gradus 
admenitioanm, nothwendig gehalten werben müffen, etliche 
aber, wann beſondere, eufferliche, grobe, abſchewliche laſter, als 
grewliche Gottesleſterung, hurerey, ehebruch, und dergleichen, 
fuͤrgebracht, dardurch die Chriſtliche gemein zum hoͤchſten ver 
ergert, vnd gleich alsbald der Chriſtlichen Oberkeit ernſtliche 
leibſtraff, vermoͤge der Rechte, vnd vnſerer auffgerichten Con⸗ 
ſtitution, von noͤten, ſondern auch die perſonen offtermals 
alſo beſchaffen, das, vermoͤge Gottes worts, vnd aller billig⸗ 
keit, ein gebuͤrlicher vnterſchied zuhalten, vnd niemandts wit 


vozeitiger ſtraff zuuͤbereilen, bie ſonſt durch beſcheidenliche er⸗ 
imnnerungen vnd vermanungen, ihnen ſelbſt vnd anderen zum 


beſten, gewonnen, vnd zur beſſerung gebracht werden moͤgen, 
Sollen bie verordneten des Synodi mit beſonderem fleis in ach⸗ 
tung nemen, damit in ſolchen guter vnd gebuͤrlicher vnter⸗ 
ſchied, vnd nachbeſchriebaner Proceß gehalten werde. 

Erſtlich, Wann von einem Kirchendienor berichtet worden, 
das er im ber lehr nicht richtig, ſondern verdechtig, fol der» 


ſelbe erfimais durch feinen verorbueten Visitatorem erfordert, 
deshalben freundlich angefprochen, vnd nicht nachgelaffen, ſon⸗ 


dern mit ernft vnd fleis erfundiges werben, in welchem artichel 
ec jerig, vnd füch vnterſtehe, jhn gruͤndlich der warheit zuberichton. 

Wann er aber befinden wuͤrde, das, ſolcher Kirchen oder 
Schuldiener nicht frey heraus bekennen, noch ſich richtig erkle⸗ 
ven, ſondern zweiffelhafftige veden füren, und vnuerſtendliche 
antwort geben würde, oder der Visitator jhme zu ſchwach fein 
möchte, fol er ſolches vnuerzuͤglich an feinen fpecial. Superin⸗ 
tnbenten gelangen lafien, der jhn alsbalb für: ſich erfordern, 
vnd deshalben gleicher geftalt auch ernſtlich mit jhme handeln, 
vnd wicht nachlaften fol, biß or aus jhme ein lautere befentuis 
gebracht, was glaubens ober meinung er fen, vnd da er mit 

54 * 














428 1588. EEK. Surfächfifche Kiccheusrbunug. 


irriger lehr eingenommgen, ſich vnterſtehe, mit Gottes wort, ihn 
daruon abzuwenden, So ſich dann ein ſolcher jrriger Man 
beſſers berichten laſſen, ſol er in ſeinem ampt biß auff fernere 
verordnung, vngehindert gelaſſen werden. 

Gleichwol aber ſol der Visitator ſolches in den Synodum 
berichten, vnd keines weges verſchweigen, damit es wiſſent, vnd 
ſouiel deſto mehr ein fleiſſiges auffſehen auff jhn verordnet vnd 
gehalten werde, well offtermals ſolche leut nicht nachlaſſen, 
ſondern ſich eine zeitlang druͤcken vnd auffhalten, biß fie gelo⸗ 
genheit erſehen, jhre jrrige lehr heimlich in die leute zugieſſen, 
oder da ſie keine furcht vnd ſchew haben, auch offentlich aus⸗ 
zubreiten. 

Wann aber ein ſolcher, in der lehre jrriger Kirchen ober 
Schuldiener, ſich aus Gottes wort nicht berichten noch weiſen 
laſſen wolte, darzu die ſachen nicht mehr heimlich, vnd bey 
jhme allein, ſondern bey etzlichen wenigen ober vielen perſonen, 
genachtbarten Kirchenbienern, ober felnen Zuhörern, offenbaret 
worden, fol alsbald durch ben Superintenbenten jhme das 
ampt geleget, vnd er vnuerzöglich, beneben felnem des Super: 
intenbenten gnugfamen bericht, zu bem Consistorio, dahin er 
gehörig, geſchickt, und bafeldften, durch vnſere Gomſiſtorialn, 
mit jhme abermals ernſtlich gehandelt werden, ob er, vermit⸗ 


tolſt ber gnaden Gottes, beſſers berichtet, vnd wiederumb zu 


recht gebracht werden möge, Da ſich dann die Conſiſtorialn 
mit keiner general antwort fettigen laſſen, fondern das garn 
auff den grund fenden, in folchen Artickeln den jerenden Pfars 
rer wol und zu grunde examiniren, und da er fich nicht welfen 


laſſen, fondern halsftarrig auff feiner jrrigen meinung beruhet: 


und verharret, feines dienſtes genglicy erlaffen,, und Fein testı- 
monium jhm gegeben werden fol, damit er an dieſem ort Bein 
ergernis anrichten, noch andere Kicchen darburch ferner betries 
gen, vnd vnwiſſend in jrrthumb füren möchte, Da dann auch 
ber Kicchen notturfft erfordert, das ſolche handlung nicht von 
einem Synodo zu dem andern auffgeſchoben, ſondern vnuerzoͤg⸗ 
lich gebuͤrender ernſt fuͤrgenommen, vnd vnſern Conſiſtorialn, 
wie auch die Superintendenten vnd derſelben abiumcten nicht 
warten follen, biß ſolche falſche lehr mit ergernis ausgebrochen 
vnd welt ausgebreitet werben, ſondern gleich anfangs ſolchen 
jrrigen Geiſtern, mit guter orbnung, gebuͤrender beſcheidenheit 
vnd ernſt begegnet, vnd keine ſtunde zugeſehen werden ſol, weil 
ſolche leut nicht ruhen, ſondern mit jhter falſcher lehr, wie der 
Krebs, vmb ſich freſſen, vnd vnwiederbringlichen ſchaden thun 
moͤgen, ehe man es gewar werden, welches, ſouiel muͤglich, zu⸗ 
nerhuͤten, vnſere Conſiſtorialn, Superintendenten vnd Viſi⸗ 
tatorn allen fleis gebrauchen, vnd an jhnen nichts erwinden 
laſſen ſollen. Deswegen wir dann auch ſie ihres Gewiſſens 
erinnert haben wollen, wie fie ſolches nicht allem für uns, fon» 
bern auch und fuͤrnemlich an dem groffen tage für dem. HER: 
NEN Chriſto zuusrantiworten haben werden. 

Was aber fonften gebrechen und mengel der Kicchendiener 
perfon, vnd die verrichtung Ihres ampts, auch ihrer ſelbſt und 
derfelben weib und Finder leben vnd wandel betrifft, das es 
nicht grobe after, fo vnnachleslich, vermöge vnſerer Conſtitu⸗ 
tionen vnd policy Ordnung, geftrafft werben follen, fondern 
ſolche fachen, darburdy die Gemeine Gottes wol auch verergert, 
aber entweder ohne vorfag gefchehen, oder fonften Durch fleifch 
und blut vbereilet, die auch durch fie wol abgefchaffen und ges 


beſſert werben mögen, bas vmb ſolcher gebrechen wien, bie 
gleichwol nicht zugedulden, aber derhalben ihres dienſts nicht 
alsbald zuentfegen. 

Sollen in denfelben, nach ber Ichre Cheiftt, Matth. 18. bie 
gradus admonitionum, nachfolgender geftalt, gehalten werben, 
das der Pfarrer, Kirchen und. Schuldiener, «6 ſey vntrew, vn⸗ 
fleis in feinem ampt, leben, unleiblicyes ergernis, für fich ſelbſt, 
oder auch fein weib vnd kindern, beſchuͤldigt oder — 
fol er deshalben fuͤr das erſt mal burch feinen ordentlichen V 
sitatorem freundlich erinnert, geflcafft, vnd zur befferung * 
manet werden, So nun der Kirchen oder Schulbiener ſolches 
zugeſaget, aber nicht erfolget, vnd das ergernis je lenger je 
groͤſſer bey der Gemeine worden, fol er für das ander mal vor den 


Superintendenten, in gegenwart feines ordentlichen Vifitators, 


oder da der Suprrintendens ſelbſt Visitator an dieſem vet, 
in gegenmwart feinee Diaconorum, erfordert, und mit ernft ei 
beſſerung vermanet werben. 

. Wann aber auch auff foldhe andere vermanung das erger- 
nis bey jhme nicht abgefchaffen, und ber Superintendens fgf- 
ches berichtet, fol er es nicht Lange anftehen laflen, fondern, 
was mit gebachter perfon durch den Adiuncten, vnd jhn dem 
Superintendenten gehandelt, zum Consistorio berichten, damit 
er daſelbſt hin erfordert, vnd für das dritte und lezte mal, mit 
befonderm fleis und ernfllicher bebramung zur befferung ver 
manet, und dba biefelbige auch nicht erfolget, vnd beshalben von 
jhme weiter Mage oder bericht einkommen, er feines dienſts hie⸗ 
mit entfegt fein fol. Dergeftalt fi, Sein Kirchendiener zubes 
lagen, das er vbereilet, oder ungebürlicher Proceß mit jhm ges 
halten, vnd gleihwol dem ergernis zeitlich) begegnet, vnd bie 
Kirchen mit vechtfchaffenen, teinen, getrewen und auffridhtigen, 
onergerlihen Dienern beftellet Und verfehen werben. 

Gleicher Proceß fol auch mit ben Pfarrkindern, burch bie 
verordneten ſpecial Superintendenten, vnd derſelben Adiuncten, 
gehalten werden, wann von den eingepfarten einem oder mehr, 
wer er auch fein. möchte, was berichtet, fo ergerlich, ober dem 
Pfarrer in feinem ampt verbinderlich, oder an feiner vnd der 
feinen unterhaltung, ſchuß vnd ſchirm nachteilig fen möchte, 
wie dann bie Visitatores „ vermög habender Inſtruction, nächte 
dann notoria zuberichten befehl haben, Sol er gleicher geflalt 
alsbald dieſe verorbnung thun, das den ergerlichen menfchen, 
fo e8 ein priuat perſon, der Pfarrer, nach ſeinem des Viſita⸗ 
tors abreiſen, fuͤr ſich erfordere, vnd demſelben, was offenbar 


iſt, von wegen des gegebenen ergernis fuͤrhalte, vnd jhn beſon⸗ 


ders des Spruchs Chriſti Matthei am 18. Capitel erinnere, da 
Chriſtus ſaget, Wehe der Welt der ergernis halben, Es muß 
ja ergernis kommen, doch wehe dem menſchen, durch welchen 
ergernis koͤmpt. Dann wer ergert den geringſten einen, ſo an 
mich gleuben, dem. were beffer, das ein Muͤlſtein an feinen Hals 
gehengt würde, und erfeufft würde im Meer, da es am tieff 
fien iſt. Vnd alfo mit hoͤchſter fanfftmut und befcheidenheit 
fie zur buffe vnd befferung vermanen. 

Wann aber folche perfon fidy nicht beffert, da dann ber 
Pfarrer auch wol für’das ander mal epliche feiner Diaconorum, 
da fie verhanden, oder, im mangel berfelben, Die Kirchueter zu 
fi) ziehen mag, und gleichwoi auch ſolche vermanung in wind 
geſchlagen, fol der Pfarrer ſolches feinen Visitatorem berichten, 
weicher, ba es den verzug auff kuͤnfftige Viſttation nicht leiden 


IK 


1886. CEAT. Aurfächfifche Kirchenordnung . 


kan, die ergerliche perſon für ſich erforbern, und im beyſein bes 
Pfarrers vnd Amptmans, Erb oder Gerichtsherren, wo die ver⸗ 
handen, vnd es jhre perſonen nicht betrifft, ſie nachmals zur 
beſſerung ernſtlich vermanen ſol, mit angehengter bedrawung, 
da ſolche nicht folgen, vnd das ergernis nicht abgeſchaffen, fie 
für den general Superintendenten, ober für das Consistoriam 
für das dritte und legte mal erfordert werden, Vnd fo alßdenn 
Leine befferung zuuerhoffen,, nach der ordnung Chriſti, aus der 
gemeine Gottes gentzlich ausgeſchloſſen, auch ſonſten durch die 
Ehriſtliche Oberkeit hertiglich geftrafft werden fol. 

Es ſollen audy die Pfarrer durch bie Superintendenten vnd 
derfelben Adiuncten gewieſen werden, wenn ein ergerliche pers 
fon, von wegen begangenet öffentlichen groben laftern , am leib 
oder in andere wege, andern zum abfchemen und erempel, ge 
ſtrafft werden, das nichts deſto weniger die Pfarrer ſolche pers 
fonen für ſich erfordern, und neben der ausgeflandenen leib⸗ 
lichen ftraffe der Oberkeit (melches oftmals auch wol ohne buß 
gefchehen Lan) auch zu rechter warhafftiger und bußfertiger ers 
kentnis der begangenen fünden und gegebenen ergernis, vor 
Gott vermanet vnd erinnert werden, das Gott mit der euffer- 
lichen leibs flraffe der Oberkeit, noch nicht genug gefchehen, 
fondern er fordere auch neben dem eufferlichen gehorfam ber 
leiblichen ftraffe, ein rewiges busfettigeß berg, das jhm laſſe 
leid fein die begangene fünden vnd das gegebene ergernis, vnd 
fi) hinfüro mit fleis für ‘dergleichen fünden hüten, fo werde 
jhr nicht allein Gott vmb Chriftus willen im Himel gnebig 
fein, vnd veterlich verziehen haben, fondern auch bie fchande 
auff erden gemildert, das bie leut mit jhr ein mitleiden haben, 
vnd .derfelben nicht alfo entgelten laſſen, wie fonft gefchehen, 
vnd da folche buffe neben der erlittenen eufferlichen ftraffe nicht 
erfolget, nad) der erinnerung Chriſti, aus feiner verhengnis, 
und nach deffelben gerechten vrtheil, noch ein ergers erfolgen, 
das fie in gröffer Lafter fallen, und neben zeitlicher fhande auch 
in da& ewige verderben gerahten werben. Welche vermanung 
vnd erinnerung vngezweiffelt nicht ohne Frucht abgehen, fondern 
- duch Gottes fegen viel nug, mo nicht bey allen, doch etlichen, 
erfolgen wirbt. 

Demnady denn auch nad) erlittener eufferlicher ſtraff der 
Oberkeit, wenn folche perfon auff befchehene Ehriftliche erin⸗ 
nerung und vermanung, befferung zugefuget, und ber Pfarrer 
an Gottes fat fie abfolutret, und zu dem hochwirdigen Sacra⸗ 
ment gelaffen, der verfönung halben bie Kirch mit jhr zufrie- 
den, vnd da durch bie Oberkeit jhr nicht beſonders meiter auffs 
erlent, der verfönung halben auch weiter nicht angefochten wer⸗ 
den ſol. 

Wann aber öffentliche, vnleugbare, flraffbare laſter berich 
tet, vnd dieſelbige durch die Oberkeit nicht geſtrafft, ober doch 
ungen, od fie geftrafft, oder was unfere Amptleute, Erb oder 

Gerichtsherrn darinnen gehandelt, fol der Visitator ſolches als⸗ 
Bald, ba die Amptleut oder Gerichtsherren, oder derſelben vor» 
weſer gegenwertig, beſonders anzeigen, vnd fragen, ob ſie deſſen 
wiſſenſchafft haben, erkundigung genommen, geſtrafft, oder 
noch zuſtraffen gedencken, Vnd wie ſich darauff dieſelbige er⸗ 
kleren, ber Visitator in feine verzeichnis bringen, damit der 
Synodus ſich darauff mit feinem bedencken ber gebfr nad) vers 
baten, vnd da es von nöten, vnſern Amptleuten, Erb ober 


Gerichtsherrn dis hand bieten, ond vorheiffen möchten, Derge⸗ 


429 


ftalt denn durch jedes orts orbentfihe Oberkeit, öffentliche 
fünde, fchande und laſter geftrafft, vnd ohne menniglichs Pas 
gen, geſchehens eingriffes oder gewalts, abgefchafft werden 
können. 

Denn fouiel die leibliche eufferliche ftraffen der groben abs 
ſchewlichen after belanget, find die perfonen def Synodi nicht 
als Richter geordnet, Flag. und antwort in Rechtlichen procefs, 
wo berfelb von nöten, anzuhören, ſondern weil dergleichen fachen 
allein von wegen des ergernis der Kirchen für fie gebracht, und 
je ampt ſich allein dahin erſtreckt, das gemeldt ergernis gebuͤr⸗ 
lich abgeſchafft, follen dtefefbige nicht in dem Synodo mit 
Rechtlichen procef8 angenommen oder erörtert, ſondern alßbalb 
entweder an die Consistoria, vnſere Megierung, Amptleut, 
Erb oder Gerichtsheren vorwiefen, vnd alfo allein darauff ach⸗ 
tung geben, und vigiliren, Damit das ergernis abgefchaffet, und, 
vermoͤg vnſerer Conftitution, nad gehaltenen‘ gebüclihemn 
Rechtlichem proceſs, bey den Emptern vnd jeder Erb oder Ges 
richtsherrn gerichten, bie groben laſter unnachleffiglich geftrafft 
werden. 


vnd kirchenguͤter, vnd verorbente befolbung anlanget, da im 
benfelben den Pfarrern, Kirchen vnd fehulbienern eingriff, ver» 
hinderung, nachtell vnd fihaden, von wen es auch gefchehen, 
begegnen würde, und folche® nicht alßbald durch unferd Synodi 
befehl in richtigkeit gebracht werben koͤnte, fondern dieſe fache 
befferer erkundigung und ausfürung bebörffte, an bie Conſiſto⸗ 
rien, darunter fie gehörig, gewiefen, vnd denfelben mit ernft 
aufferlegt vnd befohlen werben fol, in diefem und anderem die 
Pfarrer, rote auch menniglich, fo für fie vorbefcheiden, gehöret, 
vnd jnen alle gebür förderlich vnd ſchleunig widerfaren möge, 
damit fie ſich der billigkeit nach, ferner nicht zubeklagen. 

Es ſollen auch in dieſen Synodis vnſere verordneten mit 


fleis daran ſein, das in allen vnd jeden Visitationibus, von 


allen Visitatoribus, vnterſchiedliche und fleiſſige verzeichnis auff⸗ 
gelegt werben, welche Kirchendiener jhrer geſchickligkeit und ga⸗ 
ben halben, vor andern, vnd zu beſſern Conditionibus zuge⸗ 
Brauchen. 

Deßgleichen, das audy aus allen Consistorijs das buch 
fürgelegt, darinnen bie vacierenden Pfarren, Diaconat, Kirchen 
vnd ſchuldienſt, deßgleichen auch die perſonen, ſo nicht im ampt, 
vnd jren dienſt angeboten, vnd wie ſie in alle wege qualificirt, 
wo fie geboren, vnd ſtudiert, was jhre testimonia, wie alt, ob, 
und tote fange, auch mo fie zuuor Im Kicchendienft geweſen, tote 
fie abkomen, tote fie im Examine und predigt beſtanden, wie 
gelert, mit wa⸗ gaben fie gezieret, was jhr auſſprach, ſtimme 
vnd dergleichen, mit allem fleis verzeichnet, damit man alß⸗ 
denn vnter den verzeichneten perſonen die wahl haben, vnd jede 
kirchen nach aller notturfft beſtellet, und die perſonen nad) jrer 
geſchickligkeit vnd gaben, jnen von Gott verliehen, verſehen 
werden moͤgen. 

Bnfer ernſtlicher wille vnd meinung iſt auch, das aus bee 
mwegenden vefachen alle Superintendensen und ſtelle der Ad⸗ 
tuncten, alle Pfarren vnd Kirchendienſt, amd ben Synodis con⸗ 
firmirt werden ſollen, damit nicht aus gunſt, oder wider den 
willen der Erb oder Gerichtsoherrn, oder ber Kirchen bewilll⸗ 
gung, vntuͤchtige Kirchendiener eingeſchoben, ſondern wir auch 
jederzeit wiſſen moͤgen, mit was perſonen die Kirchen in vnſern 


v 


Wie denn auch, was der Kirchendiener vnterhaltung, Pfarr | 


2 


450 1588. OLız. Surfächfifche Birchensybiung.. 


Lauben verfehen, und keine wider Die gebuͤr mit untüchtigen per 
foren beſchweret werden. 

Deßwegen denn nicht allein bie verordenten deß Synodi, 
fondern auch vnſer ober Consistorium, mit fleis daran fein, 
vnd jhe infpection auch auff die andern Confifterien halten, vnd 
fie ernftlid) vermanen follen, das bey den Pfarrern, Kirchen 
vnd Schuldienern, das eigennügige ergerliche nachlauffen vmb 
die Pfarrdienſt, bey denen fo im ampt feind, genglich abge: 
fehaffet, vnd bey den Consistorijs nicht geflattet, fondern wies 
berumb hindern fich zu jhrem beruff gewieſen, vnd ba fie an 
andere ort geföcbert werben follen, in den ordentlichen Visita- 
tionibus anbringen, und def Göttlichen beruff erwarten, auch 
fih dermaſſen im fludieren, verrihtung jhres ampts und gan- 
gem leben alfo verhalten, da8 man vrfach haben möge, fie, nach 
jeen gaben, armut, viele der Finder, und gegenmertiger not hal⸗ 
ben, jedoch eines jeden Juris patronatus vnabbruͤchlich, zubes 
fördern, oder biß folche gelegenheit vorfellet, fie in andere wege 
mit gnaden bedacht, das fie der gebürenden translation vnd 
deß ordentlichen beruffs erwarten moͤgen. 

Damit auch in allen vorgebrachten ſachen jedergeit onfere 
verordente bef Consistorij mit grundt handlen, vnd jr beden- 
den verfafien mögen, fol allemegen, beneben dem extract, des 
Viſitators fpecial verzeichnis im Synoda zur hand fein, wo 
von nöten, ſich aus demſelben genugfamen berichts zuerholen, 
Dder da derfelb nicht gnugfam, die verordnung thun, damit 
alte vmbſtende eigentlich nochmals, doch fo viel müglich, jeder⸗ 
zeit ohne alle weitleufftigkeit, srkundiget, auff das jederman bie 
gebür wiederfaren möge. 

So denn aller general Superintendenten Exrtract, von ei⸗ 
ner Superintendentz zu bar andern abgeleſen, die vorgebrachte 
mengel von ben verordenten deß Synodı mol erwogen und bes 
rahtſchlaget, vnd durch ben Secretarium des Consistorij, alles 
vnterſchiedlich, jeded General in ein befonder buch verzeichnet, 
wie dis vorgebrachte mengel,. engerniffen und Lafler abzufchaffen, 


vnd zuuenbefien, im Synodo einhellig bedacht worden, Sol - 


durch wafern Cantzlar vnd Prasfidenten folches alles zumor auch 
in die Regierung gegeben, vnd fo fie durch gefchefft verhindert, 
am vnſere geheime befonders geordnete Rehte gebracht, allda 
von ihnen ſemptlich ſolches gleicher geftalt wieder bewogen, und 
was alfo enbtlichen bedacht, daſſelb vnterſchiedlich im fchrifften 
an uns gelanget, und darauff vnſerer endtlichen refolution der 
Execution halben, fo jederzeit foͤrderlich erfolgen, erwarten wer: 
den. Se wir dann im folchens allem: Bein ferner bedenden, 
fellen, was alfo einhellig befchloffen, die verordenten des obern 
Consistorij verfchaffen, damit förderlich, und ohne einigen fer: 
nern auffzug , daſſelbig ausgefchrieben, verfertiget und erequirt 
werde. 
. Darneben aber befehlen wie auch ernſtlich, was alfo in 
beyden Rehten vorgebracht,, berabtfchlaget, bedacht ond erwogen 
wirdt, das ſolches alles im Naht und geheim beefihmmiegen ge: 
halten, vnd von einer perfon, wor vnſer reſolution, eröffnet, 
fondern die publication allein in unferm namen, durch vnſern 
vorgehenden befehlch, vnſer Cantzleyordnung nach, vnd nicht 
— wie gehoͤrt, beſchehen. 

So viel aber vnſerer Kirchendiener fehl, mengel vnd ſtraff⸗ 
wirdige erceſs belanget, haben wir, mas jhrenthalben vber die 
hieuor in vnſer Bifitation ordnung gefegte warnung, ober auch 


von wegen derſelben wichtigkeit, den Synodis vorgebracht vnd 
angezeigt, das dargegen von dem Synodo alsbaib die gebüs, 
mit ferner ermanung zur boſſerung, ſtraff de hierzu verordne⸗ 
ten carceris, oder genglicher vrlaubung, nad) gelsgenheit vnd 
geftalt dei vbertretters vnd mißhandlung, darunter fuͤrgenom⸗ 
men, vnd darmit nicht verzogen, auch bey vermeidung vnſer 
ſtraff vnd vngnad, hierinnen niemand verſchonet werde. De 


ſich denn jemandt der decret und befehlch, ſo in vnſerm Synodo 


außgehen, mit fugen zubeſchweren hette, demſelbigen ſol per 
viam supplicationis feine notdurfft derowegen an vns gelangen 
zulaſſen, vnbenommen fein.” 


Vom Kirchenkaſten. 


„Nachdem offtmals notwendige ausgaben in Kirchen vnd 
Schulen vorfallen, haben wir auch denſelben vnd ihren dienern 
zu gutem, ein allgemeinen Kirchkaſten verordnet, vnd wollen 
den verordneten deß obern Comsistorij weitern befehlich thun, 
was geſtalt fie ſolch einkommen zus ehre Gottes, und dieſer 
beilfamen Chriſtlichen verordnung, anwenden follen.” 


General Articul, vnd gemeiner bericht, wie es in 
vnſern Kirchen, mit den Pfarretn, Kirchendie⸗ 
nern, Schulmeiſtern, Dorff Cuͤſteren, den einger 
pfarrten, vnd ſonſt allenthalben, vermoͤge vnſe⸗ 
ver ausgegangenen Kirchen, Policey und andere 
ordnungen, auff etlihe verordnete vnd befdhes 
bene Bifitation gehalten werben fol... 


1. 
Bar dev Ortinktion. 
[Bergl. Art. v. 1967 06. S. 183)] 


„Wiewol biß daher allein zu Wittenberg vnd Lelpzig bie 
Ordination der newen Kicchendiener gehalten, Jedoch, teil Die 
Zheologen daſelbſten nicht allein bey den Conſiſtotien viel zu⸗ 
errichten, fondern beneben benfelben gefchefften, vber die or 
bentliche Prebigten, auch teglich ihre Lectiones bey der haben 
Schule verrichten follen, und befonbers der Kirchen, fo in das 
Consisteriym zu: Beipzig gehörig, ein groffe.anzal, Daben wir 
diefe verordnung gethan, das hinfuͤro zugleich den andern Con- 
sistorijs , alle newe Kirchendiener, fo in bes Meißnifchen Con- 
sistorij kreiß gehörig, bey unferm Ober Consistorio zu Dreßs 
den, nicht allein egaminicet, fondern auch da fie tuͤglich befun⸗ 
den, bafelbffen ordiniret werden follen. Dergeftalt nicht allein 
der Kirhendiener mit dem weiten nachreifen verfchonet, ſondern 
auch die Kirchen felbft mit unnötigen Eoften nicht beſchweret, 
vnd gleichwol den Kirchen nach notdurfft geraten vnd geholffen 
werden koͤnne. 

Vnd dieweil bey der Ordination ein gantz beſchwerlicher miß⸗ 
brauch eingeriſſen, wenn vngeſchickte Ordinanden, von den 


Herrſchafften oder andern vnſern vnterthanen, zur Ordination 
geſchickt, das ‚biefelbige auff der Kirchen koſten fo lang an ges 
‚ melten orten, da fie die Ordination empfahen follen, ſich ges 


halten, biß fie durch ein Studenten, oder jemandt anders, 
etliche geioiffe Sagen abgerichtet, und da fie auff Diefelbige aut⸗ 
worten koͤnnen, wie fie abgerichtet worden, alfbenn erſt zur 


Ordination zugelaffen, ungeachtet, das fie in heiligen ſchri 


altes vnd newen Teſtaments, entweder wenig, ober gar nichts 


iR legen, und der Kirchen Gottes ninmmermehr näglich dienen, 
bie angefochtenen nicht tröften, bie jrrenden mit beftendigem 
grundt Gottes worts nicht berichten, noch fatfchen Lerern das 
mn. ſtopffen koͤnnen. 

Wollen wir hiemit die Edelleut vnd andere Lehenherrn, des 
nen Kirchendiener mangeln, ernſtlich erinnert vnd vermanet 
haben, das ſie nicht allenthalben vngelerte geſellen, oder ver⸗ 
dorbene handwercksleut auffklauben, oder jhre Schreiber, Pae- 
dagogos, oder andere Politiſche perſonen Prieſterlich kleiden, 
vnd auff die Pfarren zuſtecken, ſich vnterſtehen, auff das fie ſich 
bey denſelben deſto leichter erhalten koͤnnen, dargegen an der 

art jehrlichem einkommen etwas ſchwinden laſſen, oder die 

unckherrn vom Pfarrgut, fo jhnen gelegen iſt, an ſich ziehen, 
oder aber fonften den Junckherrn zu hoffbienften, mit fehreiben, 
Megifter Halten, Binder leren und dergleichen, verbunden fein, 
Sondern das fie diefelbige in unfern wolbeftalten Hohen ſchu⸗ 
Im vnd Dntuerfiteten, zu Leipzig vnd Wittemberg, fuchen. 
Wie wir denn der vrſachen, und vnſern onterthanen zu gnaden 
vnd gutem, die anzal unferer Stipendiaten, fo alle zumal allein 
in heiliger Schrift ftudieren, und zum Predigampt oder Schuls 
dienft fi gebrauchen laſſen follen, mit einer anfehenfichen 
fumma gemehret, vnd dreyhundert in beyben gedachten Vni⸗ 


uerfiteten, darzu allein armer leut, vnd von jugend auff be 


Tanbte landtkinder, fo gute zeugnis Haben, vnd mit guten in- ein jeder an feinen gaben, gefchictigkeit, leben und wandel ber 


genijs begabet, für vnd für zuerhalten entfchloffen, damit, 
wenn ben denen vom Adel, und andern vnſern onterthanen, firs 
chendienſt erledigt, fie nicht onbsfante, mit fahr und nachtell 
der Kirchen, auffnemen , fondern jeberzeit mit frommen, gotts 
fuͤrchtigen, bekandten, gelarten vnd verftendigen Lehrern , auff 
jhr vnterthenigſt anhalten, aus benfelben ober mit andern Kir: 
chendienern verſehen, roelche ftet nachmals aus dem Stipendio 
erſetzt, biß auch fie gleicher geftalt, nach ihren gaben, zu beffern 
bienften, allzett nad) dem unpartepifhen und unuerbechtigen er⸗ 
kentnis des Synodi, befördert werden mögen. 


Dardurd) jnen feines weges das Ius patronatus, fo fie von 
alters und noch haben, gefchmecht, oder genommen, fonbern 
jederzeit auff jhr vnterthenigft anfuchen und vorgehenden ots 
dentlichen beruf, ihuen zu gnaben, und der Kirchen zu gutem, 
folgen, und dergeflalt dis Lehenherrn und Kicchen offtmals 
grofjes vnkoſtens vbechebt, gleichwol nach notdurfft verfehen 
werben follen. 

Deßgleichen wollen wir auch vnſere Theologos bey den 
dreyen Gonſiſtorien, fo der Ordination beywonen, vnd biefels 
bige versichten heiffen, jres gewiſſens, und &. Pauli vermas 
nung , ernftlic, erinnert haben, das fie niemand bald die hende 


en, vnd fi mit orbination vngelerter, vngeſchickter, ers. 


gerlicher Kirchenbiener, nicht frembder ſiinden, vnd deß er= 
ſchrecküchen neigen verdanmis armer ſeelen, teilhafftig machen, 
wie fie Dean deßhalben am juͤngſten Bericht dem gerechten Rich⸗ 
ter antwort geben mäfln, Sondern viel mehr bedencken, weit 
ber Kirchendienft ein fo hoher beruff, das fie alle gelegenheit 
ber Ordinanden, fo viel muͤglich, auff das aller fleiſſigſt er⸗ 
kundigen, und fie befonders in allen, fuͤrnemlich den ftreittigen 
Artickein, ernfllih eraminien, ynd ſich nicht fettigen laſſen, 
biß fie vermercken, das fie aus dem grundt Gottes werte, ihre 


2596. CL. Kurſuchſtiche Kirchenorduung. 
geleſen noch verfichen, welche fich nachmals allein auff die Dos 





3 


Lehr In allen artickeln beſtettigen, die angezogene zeugnis felbft 
in der heiligen Bibel gelefen, vnd in berfelben Leufftig vnd er 


faren fein. \ 


Nachmals auch ſie eines oder oͤfftermal hören predigen, in 
maſſen daroben in gemein von allen Kirchendienern vermeldet 
worden, daraus ſie vernemen moͤgen, ob ſie, zu ſampt rechtem 
verſtandt heiliger Schrifft, vnd geſchickligkeit in der lehr, auch 
mit notwendigen gaben zum Predigampt ausgeruͤſtet, das die 
Gemein jhre predigten vernemen, vnd etwas nuͤtzliches daraus 
lernen koͤnnen, Welchs alles jederzeit in ein beſonder buch, ſo 
ſtetigs bey den Conſiſtorien, verzeichnet werden ſol. 

Da ſie aber befuͤnden, das einer in der lehr vngeſchickt, oder 
in feinem leben ergerlich, oder ſonſt zu dieſem awpt nicht tuͤch⸗ 
tig, ſollen die, ſo jhn geſandt, vnd zu der Pfarr beruffen ha⸗ 


ben, oder wollen, ſchrifftlich von dieſes vngeſchickligkeit berich⸗ 


tet, vnd vermanen werden, das ſie auff ein andern bedacht ſein 
wollen, der zu ſolchem Pfarrampt tuͤglich, vnd da ſie keinen 
vorzuſtellen, vnd deßhalben vnſere Conſiſtorien bericht, obge⸗ 
hoͤrter maſſen jhnen gerahten vnd geholffen werden ſol. 

Wir wollen auch hiemit vnſere Conſiſtorien bey jhren pflich⸗ 
ten, vnd vermeidung ernſtlicher ſtraff, erinnert vnd vermanet 
haben, das fie bey ſolcher Ordination, zu befoͤrderung ber per⸗ 
fonen, Bein geſchenck noch gaben nemen, auch niemandt aus 
gunft einſchieben, ober aus wieberwillen hindern, fondern wie 


funden, nach ihrem-gereiffen befördern, vnd hierinnen anders 
nichts, denn die ehre Gottes, ber pfarrfinder ewig heil und fes 
ligkeit, vnd alfo eimig den nug bee Kirchen .anfehen und ber 
denden. 

Deßwegen wir denn in ben jehrlichen Visitationibus biefe 
ernftliche nachfrage verordnet, damit die Kirchen an allen ortem, 
fo viel müglich, mit feommen, geſchickten, tuͤchtigen vnd vn⸗ 
ergerlihen Kirchendienern, zu erbawung derfelben, verſehen 
werben: 

- &o werden auch) die jenigen, welche einen Kirchendienet 
beruffen, und zu der Ordination ſchicken, denfelben mit not⸗ 
bürfftiger zehrung abzufertigen wiſſen, auff das er, tie ges 
breuchlich, ordiniret werben ‚möge. 

Damit aber auch hierinnen durchaus gleicheit, und weder 


bie Drdinanden lang auffgehalten, noch die Kirchen mit vn⸗ 


nötiger zehrung beſchweret werden, fol in allen dreyen Confiflor 
rien ein gewiſſer tag in der wochen, in jedes circulo, ernennet 
werben, auff welchen die Ordination gehalten werden fol. 

Vnd fo einer orbiniret, fol er von bem Comsistorio dem 
Lehnherrn und ber Kirchen zeugnis bringen, auff welchen tag 
dieſelbige verrichtet, Vnd da fich der zehrung halben mißuer⸗ 
ſtandt oder vneinigkeit zutragen wolt, damit kein theil zur vn⸗ 
billigkeit beſchweret, ſol es auff erkentnis deß Viſitatorn vnd 
der Oberkeit jedes orts geſtellet werden. 

Wie aber, vnd mit was form vnd weiſe, ein newer Kir⸗ 
chendiener, vor der gantzen Kirchen ordiniret werden ſol, iſt zum 
teil droben, vnter dem Capitel vom beruff vnd annemung der 
Kirchendiener, zum teil aber bey dem Capitel von der Inueſti⸗ 
tur derſelben, vermeldet, darnach ſich die Theologen in den 
Consistorijs zurichten haben.” 





482 15806. COLEL. Kurfächfiiche Kircherordunug · 


IL ’ 
Bon der Lehre, vnd was dem Volk in Vrebigten vorzutragen. 
[Bergt. Art. v. 1557 ob. ©. 179.] 


„Nach dem zu biefen legten zeiten, durch befondere gnade 
Gottes, fein heiliges Wort aus der tieffen finfternis des Bab⸗ 
fthumbs, in biefen Landen wiederumb, durch feinen außermwehl- 
ten werdzeug vnd hocherleuchten Mann D. Luthern, an bag 
liecht gebracht, deßwegen wir feiner allmechtigkeit herglich zus 
danden, Sollen alle Pfarrer und Kirchendiener in jhren Pre⸗ 
digten und jederzeit, nicht allein ihre Pfarrkinder zu Chriftlicher 
dandfagung für folche groffe grade, trewlich und fleiffig ver⸗ 
warnen, fondern auch für ihre perfon, vermöge jhres tragen» 
den vnd von Gott fo hody und thewer befohlenen ampts, ſich 
beneben ihrem vnd der Pfarrlinder embfigem Gebet befleiffigen, 
das folche lehr rein und onuerfelfchet,, durdy feine gnade erhals 
ten, vnd auff onfere nachkommen auch gebracht werden möge. 

Dieweil aber nach abfterben weiland D. Luthers, feligen, 
der Sathan ſich onterftanden, durch etfiche falfche Lehrer, dies 
felbige in dieſen vnſern vnd andern Lendern wieberumb zuuer- 


dunckeln, dem wort Gottes und vnſer warhafftigen Chriftlichen 


bekendtnis Augfpurgifcher Gonfeffion, Keyſer Carolo V. anno 
etc. 30. vbergeben , wieberwertige, falfche und verbampte lehre 
in Kirchen vnd Schulen, heimlich vnd oͤffentlich einzufüren, 
Welcher betrug vnd lift, vermittelft befonderer gnaden Gottes, 
wunderbarlich geoffenbaret, und nochmals durch einhellige er⸗ 
kentnis etlicher fürnemen Chrifllihen, durdy und gen Torgaw 
deß nechftverfchienen 1576. jahres zufammen befchriebenen 
Theologen, mit beftendigem grunde Gottes worts verworffen, 
ond von allen, in den Augfpurgifchen Confeſſions verwandten 
Kichen vnd Schulen,’ eingeriffenen ergerlihen ziwiefpaltigen 
Artickeln, ein gründtliche, richtige und in Gottes wort wolge⸗ 
gründte erklerung begriffen, melche von etlichen andern Chriſt⸗ 
lichen Churfürften und Stenden, Augfpurgifcher Eonfeffion zu⸗ 
gethanen reinen Kirchen, in groſſer anzal einhellig approbiret 
und vnterfchrieben, wie folche in dieſem 1580. jare in offents 
lichen druck verfertiget.. 

Iſt vnſer ernftlicher mwille und meinung, das hinfüro in 
allen Kirchen onferer ChurfürftenthHumb vnd Landen, in maffen 


wir anfangs in der Vorrede vber diefe verfafte Ordnung vns 


erkleret, alle Pfarrer und Kirchendiener anders nicht, denn dem 
Bieblifhen Prophetifchen und Apoftolifchen fchrifften, und den- 
felben nach, der vnuerenderten Confeffion, und der darauff ers 
folgten Apologia, vnd den zu Schmalkalden durch D. Luthern 
gefchriebenen, vnd die dafelbften verfamteter fürnemer Theologen 
approbirten vnd onterfchriebenen Artidleln, fo dem Coneilio zu 
Mantua vberantmortet werden folten,, auch beyden Chriftlichen 
Catechismis D. Luthers, und der jüngft darauff zu Torgaw von 
alien ftreittigen Artickeln geftelter, und hernach aus aller andern 
Kirchen eingebrachten bebenden verbefjerter einhelliger declaras 
tion ond Chrifllichen erklerung, durchaus gemeß verhalten, und den⸗ 
felben zuwieder weber heimlich noch Öffentlich, nichts Lexen follen. 


Darauff nachmals auch mit beſſerm verftandt und grunde. 


derſelben zuhoͤrer jhre Finder vnd nachkommen leren, vnd fie 
deſto ernſtlicher vermanen koͤnnen, das ſie vber ſolcher einfel⸗ 
tigen, reinen, vnuerfelſchten lehre halten, vnd ſich fleiſſig für 
den eingeſchlichenen Irrthumben vnd verfelſchungen reiner lehre 
huͤten ſollen. 


Welchs zweiffels ohne, ber Allmechtige nicht allein zur 
ſtraffe der vndanckbarn Welt, von wegen der groſſen verach⸗ 
tung vnd vndanckbarkeit gegen ſeinem Wort, verhenget, ſon⸗ 
dern auch die außerwehlten ſeine liebe Kirchen mit gnaden alſo 
regieret hat, das ſie durch ſolche ſpaltungen auffgemuntert, 
nicht allein fuͤr jhre perſon deſto fleiſſiger zubeten, vnd Gott 
fuͤr die empfangene gnade zudancken, ſondern auch durch ſie vnd 
jhr einhellig, oͤffentlich vnd beſtendig warhafftig bekentnis, als 
Zeugen der warheit, ſo D, Luthern ſeligen, ſelbſt zum theil ge⸗ 
ſehen, gehoͤret, ſeine ſchrifften mit fleis geleſen, die nachkom⸗ 
men zur liebe der warheit gereitzet vnd vermanet, darinnen ge⸗ 
ſtercket, vnd, jhtem exempel nach, ſich ſo viel deſto fleiſſiger 
hinfuͤro vnd alle die tage jhres lebens fuͤr falſcher vnreiner lehre 
vorſehen, bey der reinen lehre ſtandthafftig vnd mit gebuͤren⸗ 
dem Chriſtlichem eiffer vnd ernſt halten, vnd durch einige newe⸗ 
tung oder ſcheinbar fürgeben des Geiſts der finfternis, fo ſich 
in die geſtalt der Engel des liechts verſtellen kan, nicht daruon 
abfuͤren laſſen.“ 

in 


Auff was zeit die Predigten an Sonn vnd Feyertagen anzuſtellen, 
vnd mit was orbnung fie ſollen gehalten werben. 


„Wie aber, und auff was zeiten, an Sonn, Feyer vnd 
Werdtagen, die predigten Gottes worts angeftellet, auch mit 
was ordnung biefelbigen gehalten werden follen, weil in den 
jüngft gehaltenen Visitationibus alferley mengel an Lehrern 


vnd Zuhörern, vnd fonderlich befunden, das unfer hieuor geges 


benen verorbnung nicht gelebt. worden. Iſt hierauff unfer wille 
vnd meinung. ' 

Erftlih, Das vnſere Pfarrer und Kirchendiener in Sted⸗ 
ten und Dörffern, ihre Predigten alfo anftellen, das fie zu ers 
bawung der Gemeine Chrifti, in warhafftiger erkentnis vnd 
furcht Gottes, auch zu aller Chriftlicher zucht, und Gott ges 
felliger erbarfeit, dienen mögen. | 

Zum andern, Das fie auff alle Sonn und Feyertage, die 
getoönlichen und verorbneten Euangelia, weil fie der Chriſt⸗ 
lichen Gemein, vnd alfo auch den vnuerftendigen eglicher maſ⸗ 
fen mol befandt, wie auch auff die verordnete Feft die Hiftorien 
derfelbigen predigen,, vnd auſſerhalb fürnemer ehehafften vrfa- 
hen, keines mals onterlaffen, damit die Hausueter diefelbigen 
als befandte Euangelia, ſampt ihren austegungen, jhren kindern 
vnd gefinde, baheime defto beffer fcherpffen und einbilden können. 

In der wochen aber, da der Kirchendiener in einer Stab 
viel, follen fie mit gemeinem chat die Predigten alfo unter ſich 
teilen, das nicht allein aus dem newen Teſtament ein Euan⸗ 
gelift oder Epiſtel S. Pauli, oder eines andern Apoſtels, ſon⸗ 
bern auch aus dem alten Teſtament egliche Bücher, der Chriſt⸗ 
lichen Gemeine geprediget und erkleret werde. 

Zum britten, follen die Pfarrer und Kirchendiener, durch 
ihre Superintendenten und verordnete Vifitatorn vermanet, vnd 
mit ernſt dahin gehalten werden, weil, -Gott lob, an Predigten 
vnd anzal dberfelben, nicht mangel, darzu lange Predigten nicht 
bawen, dardurch das volck zum gehöre entweder verdroſſen ges 
macht, oder aber, ehe fie das legte faflen, des erſten wieder vers 
geilen, das fie nicht Lange predigen, fondern jhre Predigten alfo 
anftellen, das fie an Sonn vnd Feyertagen, wie auch auff Die 
hohen Feſt, auffs lengſte nicht ober eine ſtunde, deßgleichen 
auch die. nachmittag und werditag Predigten, eine halbe ſtunde, 


1380. OEIE. SKurfächfiiche Kirchenorduung. 


ober mehr nicht, dann auffs lengſte drey viertel ſtunden fich ers 
reden, damit die zuhoͤrer bey gutem willen behalten, und mit 
groſſem fleis diefelbige befuchen. 

Dardurch auch die Kirchenbiener verurfachet werden , das 
nicht viel und mancherley In einer Predigt, fondern nur egliche 
wenig ſtuͤck, eins, zwey ober drey, dem volck unterfchiedlich, und 
mit guter ordnung, fürgehalten, welches auch bie onuerftendigen 
faffen und behalten mögen. 

Sonderlich aber follen fie ſich in ihren Predigten befleiffis 
gen, wann fie jhre lehr mit zeugniffen Heiliger Schrifft bewei⸗ 
fen und beftettigen, das fie die Sprüche gang, wie fie von ben 
Propheten ond Apoftein befchrieben, und mit den worten ans 
ziehen, wie fie D. Luther verdeudfcht hat, damit bie Zuhörer 
ſolche nachſuchen, und jhnen bergeftalt die Predigt nüglicher 
machen, und tieffer einbjlden koͤnnen. 

Zum vierden. Nach dem auch bie Pfarrer aus geringen, 
Bederlichen vrfachen, die Prebigten an mwerdtagen, befonders 
zu Sommerszeiten, einftellen, vnd genglich onterlaffen, follen 
diefelbigen, aufferhalb eglicher wochen in ber Erndte, wann bie 
arbeit am nötigften, unnachleffig gehalten werben, dann fich 
allewegen, wo nicht viel, doch etzliche, befonders alte und ers 
Lebete perfonen,, fampt ben kindern, bey denfelben finden, auch 
darzu ernſtlich vermanet werben follen. 

Zum fünfften. Nach dem Bagen eingebracht, das bie 
Pfarrer jhres gefallene an Sonn und Seyertagen, zu vnglei⸗ 
hen ftunden die Predigten, in den Pfarren vnd Siltaln ans 
ſtellen, dardurch das vold verhindert, das fie fich nicht auff ges 
wiſſe zeit zur Predigt ſchicken Eönnen, folchem zubegegnen, und 
das, ſouiel muͤglich, die Predigt Gottes worts nicht verfaumet, 
follen die Pfarrer, fo Feine Filial zuuerrichten haben, durch das 
gantze ihar, an allen Sonn und Feyertagen, eine gewiſſe bes 
flimpte flunde, als im Sommer auff fieben, im Winter aber 
auff acht uhr, gewißlich und unuerlengt halten, und ihres ges 
fallens ſolche flunde nicht endern noch verrüden. 

Weiche aber Filial zuuerforgen haben, auff das fie mit ber 
andern Predigt im Filial gleicher geftalt auch gewiſſe, beftimpte 
ftunde, nad) jedes orts gelegenheit, halten, auff das bie mit⸗ 
tages Predigt, auch zu vechter zeit koͤnne angeftellkt und vers 


- richtet werden, darnach ſich die eingepfarten zurichten wiſſen, 


ſollen fie in der Kirchen, da die Communion gehalten wirdt, 
nach der zal ber Communicanten, ein viertel oder halbe ſtunde 
befto früer anfangen, vnd ſolches der Gemeine den Sontag 
zuuor auff der Cangel anzeigen, damit fie fi) haben an beyden 
orten darnach zurichten. 

Zum fechften. Weil ſich aud) befunden, das an den orten, 
da neben der Pfarrkirchen auch Filial zuuerfehen, dem Pfarrer 
aber, von wegen ungelegenheit bed orte, in benden Kirchen bie 
Predigt für mittage zuhalten vnmuͤglich, das die eingepfarten 
aus Peiner Kirchen in die andere, und alfo, vmb der Predigt 
willen, dem Pfarcer folgen wollen, wann er nemlich an einem 
ort vor mittage, uber acht tage aber am andern ort, feine Pre 
digt verrichtet, baher bie in Filialn ond eingepfarten Dörffern, 
offt in viergehen tagen Leine Predigt haben, vnd an flabt des 
gehöre Gottes worte, ſpatzieren oder ihrer arbeit nachgehen, 
Sollen die verorbneten jedes orts Visitatores, biefe anordnung 
thun, vnd, nad) gelegenheit ber vmbſtende, ſolches auff das 
befte, fo muͤglich, mit bepber theil gutem willen, beftellen, und 

II. 


438 


die eingepfarten ernfllich vermanen, daß fie die Predigt vnuer⸗ 
faumpt befuchen) und ſich deßhalben bilich nicht zubeſchweren 
haben. _ 

Zum fiebenden. Nach dem den Pfarreen und Kiecchenbies 
nern mit ernſt aufferlegt und eingebunden, das fie in jhren Pres 
digten jren eignen affeet, mit holhippen, poldern oder fchmehen, 
nicht nachhengen,, fonbern ſich aller Chriftlichen fanfftmut und 
befcheidenheit, nad) der lehr S. Pauli, gebrauchen, Iſt folches 
von vns Feines weges dahin gemeinet, das. bie Kirchendiener, 
mit gebürendem, brennendem ernſt vnd Chriſtlichem eiffer, das 
lefterliche vnd gottlos Leben der Pfarrlinder nicht ſtraffen, vnd 
alfo die Lafter nicht ruͤren börffen, melche der allmechtige ihnen 
fo ernſtlich aufferlegt vnd befohlen, Efaf. am 58. auch da fie 
ſolches vnterlaſſen, ihnen erſchroͤckliche drawung für augen ges 
ftellet, wann fie den Gottloſen die fünde nicht fagen, vnd fie 
darinnen flerben, er ihre feele an feinem groffen tage aus jhren 
henden fordern wolle, Ezech. am 3. Werden derhalben die 
Pfarrer in folchem fidy jhres ampts, der gebür nach, wol zuers 
innern wiſſen, und, wo von nöten, die Visitatores jhnen gnug⸗ 
famen bericht geben koͤnnen, das folches allein auff die ergers 
lichen Predigten gemeinet, da die Pfarrer, aus zorn und eiges 
ner rachgier,, ihre eigene fachen auff die angel getragen, vnd, 
mit ergernis der Gemein, ausgeftoffen, die leute mit namen 
genennet, oder fie fonften alfo ausgemahlet, das menniglich, 
wer fie fein, wol verftchen koͤnnen, oder fonften nicht gebürliche 
ordnung im flraffampt gebraudyet, und alfo an fladt Gottes 
worts, die gange zeit mit denfelben zugebracht, welchs wir bins 
füro zugebulden keines weges gemeint find, fondern da einer 
wieder feine Pfarrkinder, eines oder mehr, eine fache haben 
möchte, fol er diefelbe, wo müglich, und wie Chriften menfchen, 
beſonders aber Kirchendienern, vor andern wol anftehet, freunds 
lich, Chriſtlich, mit jhme infonderheit,, ohn alles ergernis und 
meitleufftigkeit, austragen, und ba jhme bie billigkeit nicht wies 
derfüre , deshalben nicht die gange Kirchen, befonders ‘aber in 
offentlichen Predigten, betrüben, vnd alfo fein ſelbſt Richter, 
in eigener fachen fein, fondern an feinen orbentlihen Viſita⸗ 
torm gelangen laffen, und fein ampt vnergerlich, jeder zeit, mit 
aller fanfftmut verrichten, auff das die Pfarrlinder vernemen 
mögen, das feine Straffpredigten nicht aus fleifchlichem willen, . 
fondern Chriftlihem vnd veterlihem eiffer, hergefloffen, derge⸗ 
ftalt fie auch mehr bawen, und ihrer Zuhörer freundlichen wil⸗ 
len, gegen ihrer perfon, vnd ehrerbietung gegen dem heiligen 
Ministerio, befjer erhalten werden. 

Zum achten, follen die Pfarrer auch ber gelegenheit jrer 
Dfarrlinder mol acht nemen, teil es gemeiniglich auff den 
Doͤrffern einfeltige,, und Goͤttlicher fachen, befonders der Reli⸗ 
gions ſtreite, unerfarne leute find, das fie diefelbigen nicht mit 
vnnötigem gezende der lehr oder perfonen halben, verergern, 
noch diefelbige auff der Cangel ohne not erregen, dardurch den 
einfeltigen Leuten allerley nachdencken gemacht, vnd alfo mehr 
bey ihnen abgebrochen und zerftöret, dann auffgebamet und ges 
beffert werden mag, Sondern fie follen jhnen den grund Goͤtt⸗ 
licher reiner Iehre, vermöge Gottes worts, und ihres Chrifllichen 
Catechiſmi, einfeltig fürtragen, vnd fuͤr wiederwertiger lehr 
trewlich warnen, gleichwol jeder zeit dieſe vorſichtigkeit vnd be⸗ 
ſcheidenheit gebrauchen, wann es die notturfft erfordert, das 
etliche mit falſcher lehre eingenommen weren, oder ſonſten die 

55 


notturfft erfordern, bie leut vor vnreiner lehr zuwarnen, ders 
felben vngrund anzeigen, mit klaren zeugnifien ber Schrift, 
ond wie fie wieder bie einfalt des Chriftlichen Catechiſmi ſtrei⸗ 
ten, genugfam wiederlegen, vnd bie perfonen, fo darmit ein- 
genommen, mit dem geift ber fanfftmut, zu mieder bringen, 
fich befleiffigen fol, auff weife und maß, wie bey dem Artickel 
von der Vifitation und Superintendenten nottürfftiglich ver⸗ 
melbet worben. 

Zum nambden. Nach dem die Kirchengebewde verorbnet, 
nicht weltliche fachen darinnen zuuerfündigen, fondern Gottes 
wort zuprebigen ond anzuhören, fo follen die Kirchendiener ſich 
befleiffigen, das fie nicht allerley, beſonders weltliche fachen, zu 
verfündigen ſich annemen, noch auch andern zuthun verftatten, 
welche vor dee Kicchen, auff den offenen Plegen, in den Doͤrf⸗ 
fern oder in den Stedten, auff dem Rhathaus, oder andern 
Örten, viel füglicher verrichtet werden können. 

Zum zehenden. Nach bem die Kirchendiener in allem, was 
zu warhafftiger Gottfeligkeit und erbarkeit-bienftlich, der Ehrifls 
lichen Gemein ein gut erempel vorzutragen ſchuͤldig, follen zus 
förderft die Superintenbenten fich befleiffigen, das nicht allein 
die Prediger, vnd jhre Diaconi, fo offt die offentlichen Pres 
bigten, aufferhalb dem teglichen Srügebet, gehalten, allewege 
fi) bey demfelben finden, fondern auch die Superintendenten 
vnd Pfarrer felbft darinnen fein, damit fie hören, und eigent- 
ih erkundigen mögen, mit was fleiß ihre Gollegen jhre Pres 
digten verrichten, ob fie auch, wie ſichs gebiet, darauff ſtu⸗ 
bieren,, mit grunbe leren, gute ordnung In ihren Predigten hals 
gen, verftendlich leren, gebuͤrende befcheidenheit gebrauchen, und 
ba es ihnen an deren ſtuͤck einem oder mehr fehlet, fie deshalben 
freundlich anreden, unterrichten, vnd zur befferung vermanen, 
auch wie folche erfolget, mercken, und nicht nachlaffen. Bes 
fonder& aber follen allezeit, und bey allen ordinarj Predigten, 
die Diaconi gegenwertig fein, und nicht unter den Predigten, in 
ihren eigenen ober andern beufern, bey dem mein ober bier fi 
von, oder fonft andere ſachen, mit ergernis ber Gemein, ver 
richten, bey ernftlicher ſtraff, fo fie, ba fie gewarnet, und fol- 
ches nicht beffern , darüber zugewarten haben. 

Zum eilfften. Nach dem bißweilen Stubenten auff bie 
Doͤrffer gehen, auch fonften aus andern orten Pfarrer, Diacon, 
ober andere Kirchendiener zufammen kommen, und begeren, alls 
ba in ber Kirchen fi) mit predigen zuuerfuchen, vnd zuüben, 
Sol der Pfarrer derfelben Leinen aufftreten, noch predigen 
Laffen, er bringe dann von feinen Praeceptoribus, da er in hei⸗ 
Bger Schrift flubiert, vnd des orts Superintendenten, ein 
ſchrifftlich zeugnis, das er darzu geſchickt erfandt, und demnach 
fiher zupredigen möge zugelaffen werden, der auch das Con⸗ 
eept zuuor dem Pastori, oder einem aus feinen Diaconis, oder 
dem Superintendenten, gewelfet habe, Vnd werden ſich alle 
Pfarrer gegen folchen perfonen, fo fich zu prebigen anbieten, 
guter vorfichtigkeit und befcheldenheit wol wiſſen zugebrauchen, 
damit nicht vngeſchickte, ungelerte, ober verdechtige perfonen, 
zu dem hochwirdigen Predigampt zugelaffen, dardurch bie Ges 
meine verergert, auch fie felbft in gefahr vnd befchwerligkeit 
gerhaten möchten.” 


IV. 
Bom Eatechifmo. 
„Dieweil Beine nothivendigere Predigt iſt, als des heiligen 


1500. CLrL. Siurfächfifche KRirchenorduung. 


Catechiſmi, in welchem die ſumma und Inhalt ber gantzen bei» 
ligen Schrift, altes und newen Teſtaments, begriffen, darein 
auch alle andere Predigten, den einfeltigen leuten zu beſſerm 
bericht, zu ſterckung ihres glaubens, in den vnterfchieblichen 
ſtuͤcken deffelben gezogen werden koͤnnen, Sollen bie Pfarrer 
vnd Kirchendiener, ihnen ermelte Predigt des Catechiſmi, vor 
allen andern, mit befonderm fleis angelegen,, und befohlen fein 
laffen, bamit bie Gemeine, befonders aber das junge und als 
bere volck, benfelben deſto baß verſtehen lernen, vnd was jeder 
zeit geprebiget wirbt , faffen mögen. 

Zum erften, follen fie teinen andern Catechismum dem 
Volck in der Kirchen vortragen, noch in dee Schule leren laffen, 
dann tie bderfelbig durch weyland den hocherleudhten Wan 
Doctor Martin Luther, feligen, in druck gegeben, vnd feinen 
Tomis eingeleibet worben ift. 

Zum andern. Damit derfelbige jeberman gemein und wol 
bekandt werbe, follen die Pfarrer in Dörffern alle Sontage vor 
dem Euangelio, den gangen Catechiſmum, dod) ohne die aus⸗ 
legung, nemlich, allein die einfeltigen wort ber zehen Gebot, 
die Artikel bes Chriftlichen Glaubens, das heilige Vater unfer, 
die wort von ber heiligen Zauff, und dem Sacrament bes Als 
tars, mit lauter flimme, deutlich und verſtendlich, fampt dem 
Morgen und Abenbfegen, und dem Gebet vor und nad) dem 
effen, vorfprechen, auch das junge vnd albere vold! vermanen 
fleiffig zuhören, bamit die Eitern nachmals, jhre Binder und 
hausgefinde, auch daheim zu Haufe denfelben nüglich treiben, 
vnd fie darzu anhalten Binnen. 

Zum dritten, follen bie Pfarrer und Kirchendiener ſich bes 
fleiffigen , das fie den Satehifmum ftettigs auff eine form und 
weiſe tractieren, vnd im leren deſſelben nicht weit dauon aus⸗ 
fchroeiffen, ihre kunſt und geſchickligkeit zubemeifen, fonbern bem 
jungen vold denſelben auffs allereinfeltigft fürtuagen, vnd alfo 
auch wieder von jhnen erfordern und eraminicen, vnd keine 
andere Bepfragen, fo darinnen nicht begriffen, gebrauchen, 
dann das arme junge vngeſchickte volck jrre gemacht wirbt, und 
wenig behalten fan, fo man gar mweltleufftig, und mit vngleicher 
form und weiſe zureden, den Eatehifmum handelt. 

Darzu bie Pastores in Stebten und Dörffern, befonders 
das junge vold, die Kinder, Knecht und Megde, fordern, vnd 
die Eltern, Deren und Frawen, ernſtlich ermanen follen, das 
fie dieſelbigen fleiffig zu folcher Predigt und auslegung bes Gas 
techiſmi ſchicken, vnd bey ernftlicher ftraff foldye nicht verſen⸗ 
men, und da jhnen ein ſtuͤck des Catechiſmi vorgehalten, vnd 
ausgeleget worben, bie Eltern, Herrn oder Frawen fie daheim 
befragen, was fie daraus gelernet und behalten, dardurch fie 
gleich von Findheit an auffgemimdert und getuehnet werben, 
fleiffig auff die Predigt zumerden. 

Zum vierden. Nach dem das junge vold in bee wochen, 
von wegen des ackerbawes vnd anderer arbeit, verhindert, das 
fie nicht leichtlich zur Kirchen kommen, fol der Catechiſmus alte 
Sonn und Feyertage nady mittage dem jungen volck auff weife 
und maß, wie droben vermeldet, geprebigt, die Epiflel aber mit 
einer Burgen ſumma gelefen, und auff einen andern tag in bew 
wochen, ausgeleget werden, auff welchen tag benn gleicher ge» 
ſtalt, oder einen andern, ber Pfarrer das Examen im Cate- 
chismo mit den jungen kindern halten fol. 

Es follen aber die Pfarrer die gelindigkeit gebrauchen, das 


1580. OL. Suriächfiiihe Kirchenorbunng. 


fie das arme, einfeltige, arbeitiam volck, nicht vbel anfaren, 
vnd von folchem wochentlichen verhöre abſchrecken, fondern fein 
freundlich anfpredyen, und in der erſte mit ziemlicher antwort 
zufrieden fein, bie ben Catechifmum gelernet, loben, bie andern 
loden, vnd zur befferung vermanen, mit erzelung der frucht 
vnd nug, fo aus ſolchem lernen erfolgen werde. . 

Es follen auch die Pfarrer die Haususter und Dausnrütter 
von der Cantzel vermanen, das fie jre finder und gefinde mit 
freundligkeit zu folchem examen weifen vnd halten, aud) zu 
gutem erempel vnd anreigung Der Jugent felbft vnbeſchwerlich 
vnd willig zu der verhör fich einſtellen wolten. 

Da aber in den Dörffern zum examine des Catechiſmi, bes 
fonders in den Zilialn, oder da fonften fo viel volds in eine 
Pfarr gewiedemt, das es dem Pfarrer alles zunerrichten vn⸗ 
müglidy, den Küflern oder Kicchnern zuhalten befehlen (weiche 
doch anders nicht, dann da fie zuuor Durch ein ernftlich vorge: 
hend examen, bey dem Consistorio gehalten, hierzu tüchtig 
erkandt) fol ihnen gleicher geftalt eenfllich eingebunden werden, 
das fie den Catechiſmum fleiffig treiben, vnd in verfarung der 
jugent gleichmeffige befcheidenheit gebrauchen, auff form und 
weife, wie oben vermeidet. 

Vnd darmit das gefinde beten lerne, follen die Eltern etz⸗ 
liche ftunden in der wochen felbft, befonders aber, wann fie 
vom efien geben, oder ehe fie fich fchlaffen legen, bie ſtuͤck des 
Catechiſmi fürfprechen, oder Die es befonders in dee Schule ge: 
lernet, den andern vorfprechen Laffen. 

Da fie aber ſelbſt vngelert, und im hauſe niemandt hetten, 
ber leſen koͤndte, follen fie einem armen knaben in der Schu⸗ 
ben etwas geben, der jhrem gefinde zu gewiflen flunden den 
Catechiſmum vorfpreche oder leſe, und geiftliche gefenge lere. 

Sonderlidy aber follen die Hausueter fleiffig vermanet wer⸗ 
ben, das fie ihre Einder, knaben und megdlein (da Sungframen 
fchulen gehalten werben) fleiffig zue Schule halten, barinnen 
fie onter anderm aud) den Catechiſmum für fid) auswendig vnd 
andern vorlefen und lernen koͤnnen. 


Zum fünfften, follen die Pfarrer, fonderlich die das erfte 
mal zu dem hochwirdigen Sacrament des Leibs und Bluts 
Shrifti gehen, im Catechiſmo mit fleis eraminieren, ob fie den- 
felben gelernet Haben, auch ob fie zu ber Communion fonften 
zuzulaſſen, eigentlich erkundigen.” 


v 


V. 
Bon dem ihärlichen Examine bes Catechiſmi, fo in ber Faſten 
mit dem jungen Gefinde gehalten werden fol. 


„Nach dem bey dem Eramen des jungen vold8, in der Fa⸗ 
ſten, allerley ungleicheit und vnordnung fürfallen möchte, da 
es in einer Kirchen andere, denn in der andern, gehalten, follen 
bie Visitatores dieſe verordnung thun, das hinfüro in allen 
Kirchen, vnſer Chur, Fuͤrſtenthumb und Landen, durchaus ei⸗ 
nerley gleiche ordnung, nachfolgender geftalt, gehalten, vnd 
Feines weges, aufjerhalb einhelligem bedenden, und verordnung 
des Synodi, verendert werde. 

Erfilich follen in den Stedten, die Superattendenten (d 
fie fein) oder die Pfarrer in denfelben,, von dem Rhat ein vers 
zeichnie ber Vuͤrger und Einwohner der Stabt fordern, wie dies 
febigen in vierteil ausgeteilet worden, die ihnen auch jedes orts 
Rhat vnwegerlich mitteilen. fol. 





& 


% 





Zum andern fol der Pfarrer, auff ben Sontagd 
etc. ber Gemein verfündigen, das hinfüro auff M 
in ber Saften, nad) der Mittags Predigt, das Examnnkkit ben 
tindern vnd hausgefind gehalten werde, derhalben Eltern 
ihre Finder ond gefinde darzu ſchicken, vnd anhalten wollen, 
mit fie aus jhrem Gatechifmo rechenfchafft jhres glaubens ges _ 
ben koͤnnen. 

Zum britten. Damit aber folches mit guter ordnung ges 
fchehe, vnd ohne Confufion verrichtet werden möge, ſollen Dies 
felbigen nicht alle auff einen Sontag verhöret werden, fonbern 
wie jeder Stadtbürger in jhre vierteil ausgeteilet, alfo fol aud) 
ein jedes vierteil, auff einen gewiſſen beftimpten Sontag, ver⸗ 
höret werden, alfo dns auff den eriten Sontag ber Faſten, das 
erft vierteil, auff den andern Sontag das ander vierteil, vnd 
alfo fortan, etc. die vbrigen auch, jedes vierteil, auff feinen ver» 
erdneten Sontag,, verhöret werde. 

Wo aber die Stadt fo gros, das auff emen Sontag bie 
finder und gefinde, in gebachtes viertel gehörig, vom wegen ber 
geoffen menge, nicht koͤndte alles verhöret werden, ale werden 
die Kirchendiener das volck wol alfo abzuteilen riffen, darmit 
in der Faſten ſolches Examen jedes orts unnnchleßlich und ges 








6, 


wißlich, mit allen verrichtet werde. 


Zum vierden, Weil nicht wenig von dieſem Examine abge⸗ 


ſchreckt, das an etlichen orten die Kirchendiener das junge volck, 


wann es nicht gleich auff alle fragen antworten kan, beſonders 
Knecht vnd Megd, mit harten worten anfaren, vnd vor dem 
volck vbel ausmachen, Desgleichen auch etliche Pfarrer vnd 
Kirchendiener, zu zeiten hohe, vnd offtermals nicht allein den 
jungen, ſondern auch den alten ſelbſt, vnbekandte fragen fuͤr⸗ 
halten, darauff jhnen zuantworten vnmuͤglich, Sollen die Vi- 
sitatores die Pfarrer in den Stedten vnd Doͤrffern ernſtlich 
vermanen, das fie bem jungen vold freundlich, veterlich, mit 
aller fanfftmut vnd befcheidenheit, zufprechen, damit fie nicht 
von bdiefem heilfamen und hochnotwendigen Examine abge⸗ 


fchreckt, fondern ein herglichen luft ond frewde, darzu gewinn: 


vnd ducch die Eltern, herrn vnd Frawen, befto leichter d 
angehalten merben mögen, Demnad die Finder und gefinde 
loben, die aus jhrem Catechismo antworten koͤnnen, die ans 
bern, woran es ihnen gefehlet, vermanen, das fie es von ben 
andern, biß auff das nechſt Examen, lernen. 

Zum fünfften. Es follen aber die Pfarrer und Kicchens 
diener dem jungen vold feine andere fragen fürhalten, dann 
die in D. Luthers Catechismo begriffen, darzu eben mit den⸗ 
felben, und feinen andern mworten. 

Vnd erfllih, wann Finder verhanden, fo in der Schul den 
Catechismum gelernet, und man defjelben aus der Schul ges 
wiß ift, bedarff e8 feines langen Eramens vnd fragens, fondern 
mann biefelbigen nur etliche füc des Catechismi befraget, jeg: 
und aus diefem, dann aus einem andern ſtuͤck des Catechismi, 
tan der Kicchendiener Leichtlicy fehen, ob das Find ben Cate- 
chismam nad) in frifcher gedechtnig behalten, oder nicht. 

Die aber benfelben nur zum teil gelernet, fol er befragen, 
wie weit fie darin kommen, vnd darauff den Pindern, fo im 
fernen einander gleich, ein fragſtuͤck vmb das ander, vorhalten, 
dba er auch Ietchtlich erkundigen kan, wie fern fie tommen, und 
fie loben, das fie fo viel gelernet, auch freundlich und veterlich 

55 * 


















8 fie alfo fortfaren, und nicht nachlaffen wollen, 
techismum gang gelernet haben. 
leute verhanden, welche niemals zur Schul gehals 
nad) die auslegung des Catechismi nicht gelernet 
et, Die follen doc) befraget werden, ob fie das Vater vnſer, 
„ den Chriftlichen Glauben, die zehen Gebot, die wort der ein⸗ 
fegung ber heiligen Zauff, vom heiligen Abendmal, und der heis 
ligen Abfolution wiſſen, mie foldhe alle Sonn vnd Feyertag 
Fonen in der Kirchen offentlich für dem volck vorgefprochen 
werben. 
Nachmals fie auch veterlih, mit linden, fanfften worten, 
vermanen, das fie vor den Eindern, fo zur Schul gehalten, die 
fragftüd, und auslegung des Catechismi lernen, barzu fie ein 
gang ihar haben, und ba fie ein fleis darauff legen möllen, eins 
von dem anbern leichtlich Lernen koͤnnen. 

Zum fechften. Darmit auch bie Eltern, herrn und frawen 
nicht allein fehen mögen, wie ihre Finder und hausgefind bes 
fragt, fondern auch, was fie anttworten, und da etliche es nicht 
Tonnen, defter mehr vrſach haben, ihre finder zu fleiffiger vbung 
bes Catechismi im haufe anzuhalten, das jhnen nicht allein 
die Hauptflüd, fondern auch bie auslegung des Catechismi, 
doch ſtuͤckweiſe, vor, und nad) bem eſſen, vorgefprochen,, des⸗ 
gleichen vermanet werden, wann fie auffitehen und fchlaffen 
gehen, folches mit einander zu üben, follen die Eltern, wo nicht 
beyde, doc, auffe wenigſte eins, der vater oder bie mutter, wie 
auch der here oder die fraw, zu diefem Examen jhre Finder und 
hausgefinde felbft füren, welchs, dieweil es an jhm felbft 
Chriſtlich, und Gott gefellig, fich niemandt beſchweren wird. 

Vnd nach dem vermutlidy , das die Eltern in den Stebten, 
den Catechismum in der jugent gelernet, ob fie gleidy die wort 
alters halben nicht mehr fo eigentlich im gedechtnis haben, auch 
gleicher geftalt ein ſchew hetten, alfo offentlich zureden, vnd 
da es ihnen nur an einem wort fehlet, vor dem gefind erger: 
lich, auch von den jungen mißbraucht werben mögen, das fie 
auch deito weniger fleis anwenden, den Catechismum zulernen, 
bad ihre Eltern benfelben nicht mehr von mort zu wort alfo 
wiſſen zufprechen, fol derfelbe mit diefem Examine für jhre 
perſon verfchonet, aber auff ben Dörffern, bey jungen vnd al 
ten, gleichwol auch mit guter befcheidenheit gehalten, vnd bes 
fonders mit den alten gehandelt werden, beren befentnis und 
verftand, auch in ber Beicht, eigentlich erfundiget werben fan, 
nach dem nicht allein junge Finder, fondern auch offtermals bie 
erwachfene fühn und toͤchter, Enecht und Megd, eine forcht und 
fhamen haben, vor jedberman öffentlich zureden, vnd der vr⸗ 
ſach auch, was fie fonft gelernet vnd wol gemuft, aus furdt 
nicht antworten Binnen, Deßgleichen ſich mehrmals, wenn ein 
ſolch jung menſch, nicht eine gebürliche antwort gegeben, fie 
von den andern Zuhörern find ausgelachet und verfpottet, vnd 
nachmals zu folhem Examen, entweder vnwillig, ober noch 
erſchrockener worden, Sollen bie Visitatores in allen Kirchen 
biefe verordnung thun, bas der Pfarrer jebed orts befonders, da 
die Kirchen klein fein, einem jeden hausgefind befehlen,, in fels 
nem gewoͤnlichen ſtuel oder ort der Kirchen, ober da bie Kicchen 
groß, aufferhalb dem Chor, fo ferne von dem Kirchendiener 
zuftehen, das fie nicht hören koͤnnen, was ber Pfarrer mit dem 
vorhabendem hausgefind redet, ober fie antworten. Nach⸗ 
mals, fol er durch den Custodem, Viertelsmeiſter, oder wer 


bi 


t 





4 


1580. CLEI. Rurkächfifdhe Kirchenordumug . 


zum füglichften hierzu jedes orts verorbnnet werben fan, vermoͤg 
habenden zettels, ein hausgefinde nach bem andern, für fich im 
den Chor, an das abgefonderte ort, erfordern, und obgehörter 
weiſe mit ihnen das Examen orbentlid) vornemen. 

Da aber die Gemein gros, und der Kirchendiener viel, fols 
len- fie fich im Chor, an vunterfchieblichen orten alfo austeilen, 
das Feiner ben andern hören, jhn, oder das vorgeftalt hausge⸗ 
finde, jrre machen, ober demfelben im Examine verhinderlicy 
fein möchte. Dergeftalt die leute nicht lang auffgehalten, und 
alles ordentlih mit gutem luft und willen mennigliche, vnd 
groſſem nuß ber Kirchen, verrichtet, auch nachmals den Kies 
chendienern in ber Beicht, viel mühe und arbeit erfparen wirbt, 
wann fie alfo ihre Pfarrkinder und Zuhörer , foutel das erfents 
nis ond bekentnis ihres glaubens belangt, durch big Examen 
leren erkennen. 

Deßgleichen werben ſich auch Knecht und Megd, fo nicht 
allzeit an einem ort, Dorff oder Stadt bieiben, deſto beffer im 
das Examen lernen zuſchicken, wann folcyes in allen Stedten, 
Flecken vnd Dörffeen, durchaus vngeendert, auff ein gleiche 
weiſe, an einem ort wie an dem andern, gehalten wird. 

Vnd follen die Pfarrer und Kirchendiener das vold fleiffig 
unterweifen, und mit gutem grund berichten, das diß fey die 
rechte Chriftliche Confirmation oder Firmung, das ift, die bes 
ftettigung deß glaubens, fo die Paten an ſtadt des Newge⸗ 
taufften kindleins bekant, darauff aud) das kind getauffet wor⸗ 
den, wann fie nemlich ſolches in diefem Examine erinnert, vnd 
bemfelben in ihrem gangen leben nachzukommen, fleiffig ermas 
net werden. Welches die Papiften anftehen laſſen, vnd an 
ſtadt diefer Chriftlichen Firmung, ein ſchawſpiel mit ben kin⸗ 
dern angeftellet, welches voller aberglauben und jrrthumb, und 
demnach allen frommen Chriften zufliehen und zumeiden iſt.“ 

- v. 
Von der heiligen Tauffe, vnd Nottauff. 
[(Vergl. Art. v. 1557 ob. S. 179.) 


„Das hochwirdige Sacrament der heiligen Tauffe, fol mit 
aller Höcyfter veuereng, ehrentbietung, und ohn einige unchrifts 
liche mißbreuche oder leichtfertigkeit, der bey oder vmbſtehenden, 
Inhalts vnſer Kirchenordnung, gehandelt werben. 

Vnd weil derfelben die hohe Mapeftet, Gott Vater, Sohn 
und heiliger Geift, mit feinen lieben Engeln beywohnet, vnd 
bey folcher der Himel geiftlich fich auffthut, und das gros gna⸗ 
denwerck ber wiebergeburt, und geiftlichen erinnerung des men⸗ 
fhen, fo getaufft wird, felbfl gegenwertig wirdet, follen bie 
Pfarrer fich befleiffigen, das fie in gegenwart ber verfamleten 
Kirchen gefhehe, auch das volck ernftlich vermanen, fich ſelbſt 
barzu zufchiden, weil folche alleweg füglich nach der Predigt 
verrichtet werben kan, Dann die gange Kirche nicht allein für 
bie netwgetaufften kinder beten, fondern auch ein jeder Chrift 
fich felbft feiner empfangenen heiligen Zauffe, und des bunds 
Gottes nüglich erinnern fol, den Gott in ber heiligen Tauffe 
mit jnen gemacht und auffgerichtet hat. 
© nA n auch Bein Pfarrer ... fterben laſſen. Vergl. oben 

Demnach warın fich begeben würde, das Binder auſſerhalb 
der Ehe geboren, und zu ber heiligen Tauffe gebracht, follen bie 
Pfarrer nicht lang mit denen, fo die Zauffe bey ihnen fuchen, 








—— 


1580. COLL. Sturfächftiche KRirchenorduung. 


vom vater bes kinds bifputieren, fonbern auff begeren das Eind 
alsbald tauffen, und der Obrigkeit ſolches vermelden, welche 
fi), vermög vnſerer Policeyordnung, darauff der gebür wirdt 
mit nottürfftigem nachfragen und flraffen zuuerhalten wiſſen. 

Als auch vnleugbar vermerdt, ... zugelaffen werden”). 
[Vergl. oben S. 180.) 

Mad) dem an etlichen orten gebreuchlich, das die Bawers⸗ 
leut die Finder, fo bald fie getaufft, durch die Paten in bie 
Schenckheuſer tragen laſſen, daraus mehrmals groffer vnrhat 
entitanden, Sol bey ernftlicher ftraff ſolcher brauch hiemit ab⸗ 
geſchafft, Deßgleichen durch die Pfarrer jeder zeit das Bawer 
vold ernftli erinnert und vermanet werden, bamit bie Binder 
nad) der empfangenen Tauffe wol verwaret, alßbaldt wieder⸗ 
umb zu hauſe gebracht werben. 

Dieweil fi) auch mehrmals zugetragen, das bie Zügeuner 
fee kinder, wie zubeforgen, allein vmb gewins willen teuffen 
laſſen, und alfo gefchehen Eönne, das fie mehr denn eins mals 
burch die Pastores vnwiſſend getaufft wuͤrden, und es aber an 
ihm felbft ein verbechtig volck, das wenig in vnſern Landen ges 
fehen, auch unfer ernftlicher wille vnd meinung je und allmegen 
geweſen, das folche leut, fo nicht allein mit aberglauben, lügen 
vnd betrug vmbgehen, fondern auch gemeiniglich landtsverrhe⸗ 
ter, in onfern Landen nicht gebulbet, Laſſen mir es nochmals 
dabey bleiben, vnd befehlen auch hiemit ernftlich allen onfern 
Amptleuten, Befehichhabern, Erb und Gerichtsheren, das fie 
ihnen ein durchzug noch vnterſchleiff geflatten, fondern fo 
baldt fie unfer Lande antreffen, widerumb zuruͤck weiſen, dar⸗ 
mit ſolcher mißbrauch der heiligen Tauffe vnd anderer vnraht 
vorkommen , und genglich in vnſern Landen verhütet werben 
mögen. 

Es fol auch das gefreffe und geoffer vnkoſten, fo an vielen 
enden, vnd fonderlich in ben Dörffern, bey der Kindertauffe 
gewönlic gehalten worden, bey ernfter ſtraffe abgefchafft 
werben. 


Nach dem auch an etlichen orten ein mißbrauch eingeriffen, 
das junge leut, bie ſelbſt noch kinder fein, zu Paten gebeten, 
fo die finder nicht halten koͤnnen, auch die vrfachen nicht vers 
flehen, was der Paten ampt auff fich tregt, Sollen binfüro bie 
Dfarrer und Kirchendiener deßhalben daſvolck erinnern und 
vermanen, foldye Geuattern zubitten und bey ber heiligen Tauffe 
zuftellen, die des alters und verftandts fein, das fie folchen Actum 
mit ernft verrichten koͤnnen, und deßwegen niemandt auffs we⸗ 
nigft unter funffzehen jahr zulaffen. 

Nach dem an etlichen orten nody von ber Papiftifchen zau⸗ 
berey geblieben, das bie Gloͤckner das vbergeblieben tauffwaſſer 
verfauffen, tie auch etliche mit ben vbergebliebenen Hoftien 
handlen, melche nachmals zu zauberen gebraucht, follen die Pfar⸗ 
ter bie Gloͤckner deßhalben ernſtlich vermanen, das fie es abs 
ſchaffen, und da es nachmals wieder gefchehen, hertiglich geſtrafft 
werden fol.” 


Bon ber Rottauffe. 


re kindlein, ... und gebeten werden. Vergl. oben ©. 


*) Die Ueberſchreitung ber fon in ven Art. von 1887 feftgefehten 
Anzahl der Gevattern iſt Hier mit einer Strafe von 100 Guͤlden bedroht. 


437 


Es follen aber die Kicchendiener bie Wehemuͤtter auffs fleif- 
figfte unterrichten, Erſtlich, da6 fie Bein Lind, fo noch in mutter 
leide, und nicht gang in die Welt geboren ift, nottauffen, Denn 
nachdem die heilige Zauffe ein Sacrament der wiedergeburt iſt, 
erfordert die natur diefe6 Sactaments, das das Pind, fo das Sa⸗ 
crament der mwidergeburt empfahen: fol, zuuor an die welt ge 
boren fey, Jedoch follen die, fo in folchen nöten darbey fein, 
beyde die mutter und das Find dem allmechtigen Gott, ducch 
ihre treroliche vorbitt befehlen, das Gott der mutter helffe, und 
das Findlein ihm gnedig befohlen fein laffe. 

Es follen aber die weiber, nachdem das kind an bie welt 
geboren, aufferhalb der hoͤchſten not des kindes ſchwacheit, nicht 
nottauffen, fondern da fie ein Kirchendiener, oder fonft ein 
Chriftlihen Man in der eil zuhanden haben Eönnen , benfelbis 
gen beruffen, und das kindlein teuffen laſſen, Aber fo daffelbige 
wegen ſchwacheit des kindes nicht fein möchte, alßdenn fol die 
Wehmutter, oder welches gegenmwertig Chriftlich weib fich deß 
tauffens vnterfangen wil, zwo oder drey perfonen, fo verhan⸗ 
den, zum zeugnis beruffen und erfordern, damit auff zweyer 
ober dreyer kundtſchafft, die heilige Tauff deß Eindes beftehe, 
vnd zuuor das Gebet Chrifti, Water unfer ıc. beten, dem ind 
ein Namen geben, vnd darauff das Eind teuffen, vnd fprechen: 
Ich teuffe dich N. im namen Gottes des Vaters, und des Soh⸗ 
nes, und des heiligen Geiſtes. 

Deßgleichen follen die Wehmütter mit anders nichts, denn 
mit waſſer tauffen, ond nicht, wie etwan in folder not gefches 
ben, was fie ergreiffen, als Wein, Effig, Milch darzu gebraus 
chen, weil Chriſtus mit außdrüdlichen worten allein waſſer 
darzu verordnet hat, welchs man auch jederzeit in folchen not⸗ 
fellen haben Ban. 

Sonberlich aber follen die Pfarrer und Kirchendiener nicht 
auff ein zweiffel tauffen, wie etwan im Bapfthumb gefchehen, 
da fie gefagt, Biſt du getaufft, fo teuffe ich dich nicht, Biſt du 
aber nicht getaufft, fo tauffe ic, Dich. Sondern wenn die Tauffe 
vngewis, fol der Kirchendiener nicht viel fragen, noch fich viel 
bedenden, fondern das Find auff den befehl und nad) der ord⸗ 
nung Chriſti tauffen. 

Wie aber die conficmation der Nottauffe in der Kirchen vor 
der Chriftlichen Gemein verrichtet werben fol, ift in unfer Kir 
chenordnung, unter dem Gapitel von dee Nottauffe befchrieben, 
darnach ſich alle Pfarrer und Kirchendiener verhalten follen.” 


vo. 
Bon der rechten Chriftlichen Beicht und prisat Abſolution. 
[Vergl. Art. v. 1557 ob. ©. 180.] 


„Nach dem der Pfarrer und Kicchendiener das Volck gründts 
lich aus Gottes wort unterrichtet, was der vnterſcheid zwifchen 
der Papiftifchen ohrenbeicht, da die leut gemartert und gezwun⸗ 
gen, alle fünde, das unmüglich, Pfalm 19. zu erzelen, und ber 
warhafftigen Chriftlichen Beicht fey, darinnen die jugendt zu 
befentnis und vechenfchafft ihres glaubens angehalten, jeder fels 
nes beruffs in fonderheit erinnert, fürnemlicy aber die kleinmuͤ⸗ 
tigen angefochtene gewiffen aus Gottes wort in jren ſchweren 
befondern anliegen getröftet, Sollen fie die gange Gemein fleife 
fig zu folcher vermanen, vnd Öffentlich anzeigen, das man nie 
mandt zum hochwirbigen Sacrament deß leibes vnd bluts deß 
HERRN Chrifti zulaffen werde, ee habe denn zuuor fic) bey 


4. 


# 


458 


* ordentlichen Paſtorn angezeigt, vnd die priuat abſolution 
geſucht. 

Denn ob es wol an jhm ſelbſt ein frey ding, vnd demnach 
aus keinem Papiſtiſchen zwang geſchehen ſol, (deßwegen das 
volck fleiſſig durch die Kirchendiener vnterrichtet werden ſol, dar⸗ 
mit nicht wiederumb vrſach zur marter des gewiſſens gegeben) 
So ſol man dennoch von wegen der Chriſtlichen zucht, vnd be⸗ 
fonders vmb der vnuerſtendigen willen, dieſelbige nicht fallen 
laſſen, ſondern menniglich vermanen, das ſie ſolche lieben, die⸗ 
weil der gemeine Poͤuel allein vmb alter gewonheit willen zum 
heiligen Sacrament lauffen, vnd nicht weis, was das Sacra⸗ 
ment iſt, die billich zum gebrauch des heiligen Abendtmals nicht 
zugelaſſen werden ſollen, biß ſie genugſam vnterrichtet, Denn 
diß Sacrament vnehren nicht allein, die es vnwirdig empfahen, 
ſondern auch die es mit vnfleis vnwirdig geben. 

Wie aber die leute zur Papiſtiſchen erzelung der ſuͤnden 
nicht gezwungen werden follen, alfo follen auch die Kirchendies 
ner nicht vormigiger weile von ihren Beichtlindern, wie etiwan 
befchehen, fragen, was ihnen nicht gebeichtet worden, Denn 
Diefe Beicht nicht zu einer Inquifition der heimlichen und ver⸗ 
borgenen fünden, fondern fürnemlich vnd allein zur lehr der 
onuerftendigen, und zum troſt dee betrübten angefochtenen ges 
willen verordnet, darinnen die einfeltigen, wo von nöten, vn⸗ 
terrichtet, und bie jhnen felbft in jerigen fellen nicht rahten 
Können, teoft aus Gottes wort erlangen, und jhr gemwiffen wie⸗ 
derumb zum frieden bringen, auch nachmals das heilige Abendts 
mahl mit frölichem glauben empfangen koͤnnen. 

Es follen aber die Kirchendiener die Eltern vermahnen, das 
fie ihre Einder vnd haußgefinde, nicht fo vngeſchickt zur Beicht 
fhiden, fondern zuuor daheime in den heuptſtuͤcken des Gates 
chiſmi wol ontertichten laſſen, Denn etliche fo vngeſchickt ber 
funben, das fie nicht allein nicht willen, was das heilige Sa⸗ 
erament ſey, was fie in demfelben empfangen, warzu es ihnen 
nüs und gut, und warumb fie e8 empfangen, fondern auch 
wenn fie gefraget werden, wer für fie gelitten vnd geftorben ſey, 
wol gar nichts antworten, oder vnbedacht reden, Gott der him 
lifche Vater, oder der heilige Geift hab für fie gelitten. 

Der vrſach auch die Pfarrer die lehr und examen des Ga- 
techifmi befto fleiffiger mit jhnen treiben, und fonderlich durch 
das jehrlid) examen in der Kaften, von jedem in fonderheit eis 
gentlich erfundigen koͤnnen, mie fie in den heuptftücden Chrift- 
licher lehr onterrichtet, bamit fie in der Beicht nicht auffgehals 
ten, vnd alfo die onuerftendigen nicht zugelaffen,, biß fie gnub- 
fam rechenſchafft ihres glaubens jederzeit geben Binnen. 

Weil aber befonderd vmb die Defterliche zeit; wenn bie leut 
fich In der Kirchen zur Beicht finden, allerley vnordnung für: 
fellet, das fich diefelbige zu dem Beichtvater dringen, miteins 
‚ander vmb den vorzug zanden, eines das ander hinderſich ftöft, 
ber alten ſchwachen leut und ſchwangern framen ungeachtet, aud) 
den Beichtvater alfo vmbſtehen, das Eeiner fein anliegen dem 
Pfarrer heimlich anzeigen, noch der Kirchendienes mit jhnen 
ber gebür veden Pan. 

Sollen jedes orts die Kirchendisuer ſolche verordnung vors 
nemen, das in den Stebten die Kirchendiener im Chor, an weit 
von einander abgefonderten orten figen, vnd das volck auffer 
halb dem Gitter oder Chor ſtehen bleiben, aus welchen eines 
nad) dem andern zum Beichtvater gehe, mit welchem. ex reden 


1580. CLIX. Surfächiiche Kirchenordunug. 


koͤme, das es andere in ber Kirchen nicht hören. In ben 
Dörffern aber follen die Pfarrer ihre Beichtlinder jebes in feis 
nem ftuel heiffen ſtill flehen bleiben, biß der da gebeichtet, aus 
dem Chor gangen ift. nd follen befonders fchwangere Weis 
ber und alte ſchwache leut nicht lang auffgehalten, fondern dies 
felbigen vor allen andern verhöret werben. 

Auch follen die Jungen Chriftlicher zucht hierbey erinnert 
werben, das fie aud) in dem gebürende ehr denen erzeigen, wel⸗ 
chen fie auch) fonft fhüldig fein zumeichen, vnd fich vor denſel⸗ 
ben zu den Kirchendienern mit vnordnung nicht bringen. 

Beſonders aber follen bie Kirchenbiener-die jenigen fo beich- 
ten wollen, mit ernfl vermanen, das fie ſich alles geſchwetz und 
wafchen in ber Kirchen enthalten, fondern ein jedes an feinem 
ort, fo lang e8 nicht zur Beicht zugelaffen, fein gebet zu Gott 
tbun, vnd ſich fleiffig erinnern follen, wie fie rechenfchafft ihres 
glaubens geben wollen, wenn fie berhalben in ber Beicht ges 
fraget werden. 

Es follen aber die Pastores und andere biener im Predigs 
ampt, die jenigen und andere perfonen, deren fie zunor aus dem 
wöchentlichen und jehrlichen examine de Catehifmi nicht ges 
wiß, von ber lehr und heuptflüden def Gatechifmi Reiflig fra⸗ 
gen, und die jenigen, fo unterweifung bebürffen, zu jederzeit 
mit aller fanfftmut ond zucht unterrichten, auch bey folder vn⸗ 
terweiſung die perfonen nad) gelegenheit zur beiferung verma- 
nen, Vnd da fie ſolche zufagen, inen die Abfolution fprechen. 
Die aber in jbren fünden vnbußfertig verharren, und fich nicht 
befjern wollen, follen zur Communion nicht zugelaffen werben, 
doch mit jhnen nicht geeilet,, fondern twie broben vermeldet, bie 
gradus admonitionum vorgenommen, und alfo niemandt allein 
auff eigen erfentnis der Pfarrer, vom heiligen Abendtmapl abs 
gehalten werden. | 

Es follen auch die Pastores bdiefer und anderer vrſach hal⸗ 
ben, jede perfon, fo zu der Communion gehen wit, in fonbers 
heit verhören, und nach der unterweifung, vermanung oder troſt, 
nach gelegenheit der perſon, jhr bie priuat Abfolution fprechen, 
und nicht einem gangen hauffen zugleich, vngehoͤrt, ein gemeine 
Abfolution fprechen. 

Deßgleichen fol auch die Beicht vnd verhoͤr deren, fo zur 
Sommunion gebe len, aus vielen beweglichen vrfachen, 
nicht in deß Pfarrers oder Diacons haufe, noch in der Sacri⸗ 
ftey , fondern in der Kirchen öffentlich im Chor gefchehen, dar» 
mit ſolches alles mit groffer zucht und ernſt, in beyweſen vnd 
bey bem Gebet bes volcks, verrichtet werde. 

Vnd ob wol alle eingepfarrte bucch die Pfarrer mit ernft 
vermanet werden follen, das fie fich den Sonnabend oder. Bes 
fperzeit zu folcher verhoͤr ſchicken, vnd niemands auff den an= 
dern tag, wenn-bie Communion gehalten, die beicht verziehen 
ſolle, Dee vrfach denn auch die, fo in den filialn wohnen, ſchuͤl⸗ 
dig fein follen, in der Pfarslicchen zubeichten, Jedoch follen die 
Pfarrer mit den alten ſchwachen leuten, wie aud) den ſchwan⸗ 
gern Weibern, befonders fo der geburt nahe, und vornemlich 
zu Winters zeiten, mit-benfelben gedult tragen, welche fie mor⸗ 
gend vor dem ampt verhören fallen. 

Nach dem auch mehrmals groffe beſchwerniſſen erfolget, 
wenn entweder die Kirchendiener, oder bie verhörte perfonen, 
aus der Beicht gefchtwaget, fol ihnen allen aufferlegt, beſonders 
aber den Kirchendienern eingebunden werben, was ihnen für 








1868. OLIE. NAurfächfifche Airchenvrduung. 
| anruffung vmb anad und hälff in allen noͤten, vnd mit hertz⸗ 


gewiſſens hendel in der Beicht vertramet, niemandt, wer ber 
auch fein möchte, bey vermeidung ernftlicher ſtraffe, zu offen- 
baren, fondern wie ſich gebüret, verfchwiegen halten, Darnach 
fidy ein jeder wiſſe zurichten.“ 


Bon ber Eommmnion. 


[Bergl. Art. v. 1557 ob. &. 180.) 


„Dieweil in dieſen Landen der hochfchebliche jrrthumb und 
ketzerey vom hochwirdigen Sacrament deß leibes vnd bluts 
Chriſti, hin und wieder in den Kirchen heimlich eingefchoben, 
ond wie zubeforgen, viel einfeltiger bergen, aus vnuerſtandt, 
mit demſelben eingenommen, oder jrre gemacht worden, Sollen 
die Kicchendiener jehrlich zu feiner zeit, bie reine Ichre von dem 
Zeftament Chriſti ausfürlich erkleren, defigleichen auch fonften, 
wenn «8 bie gelegenheit in der außlegung der Euangelien, Epis 
ſtel, odee andern büchern ber heiligen Schrift gibt, jhre zuhörer 
deß grundes unfers eimfeltigen glaubens von biefem Sacrament 
erinnern, der Sacramentirer jrrthumb und ungrundt ihrer lehr 
rolederlegen, und vor demfelben ernftlidy und trewlich, doch alle» 
zeit mit gebürender ſanfftmut vnd befcheidenheit, warnen, auff 
das nicht allein die verfürten durch Gottes gnad miederbradht, 
fondern auch Fünfftig die leut vor demfelben verwaret werben 
mögen. 

Deßgleichen follen auch die Kirchendiener das gemeine vold 
fletffig zur Communton vermanen, das fie des jahre nicht nur 
ein mal, fondern viel und offt, zum hochwirdigen Sacrament 
geben, ond def Herrn Chrifti gnad, flerben, aufferftchen, fams 
kung vnd erhaltung der Kirchen, vnd alle gnedige verheiffung 
offt zubetrachten, und darbey deflo ernftlicher Gott anruffen, 
vnd dancken. Dargegen aber bie faule, kalte, fichere, fchleffes 
vige bergen, bie den Chriftlichen brauch des heiligen Sacraments 
nicht betrachten, und nicht achten, offt mit ernftlicher erinnerung 
ſtraffen, und den nug vnd frucht anzeigen, fo fie daraus zuge⸗ 
warten, dardurch nicht allein jhr glaub an Chriſtum gefterdket, 
ond fie der vergebung jhrer fünden vergewiſſet, fondern auch 
ſtercke vnd krafft empfahen, mit Iuft vnd lieb in den geboten 
Sottes zu wandeln, vnd dem Teuffel, der Welt, und anfechs 
tungen des verberbten fleifches zu toiderftehen , durch welche ber 
Sathan fromme hertzen fich befleiffiget von der warhafftigen 
gottfeligkeit und Chriftlichem wandel abzumeifen. 

Da ſich aber begebe, das etliche pfarrkinder von megen 
Rechtsſachen, fo fie vor ber Oberkeit haben, fich vom heiligen 
Abendtmahl beharrlich enthalten würden, follen bie Kirchendie⸗ 
ner ihnen bericht thun, das fie deßhalben von bee Communion 
nicht bleiben follen,, weil die Gericht ein ordnung Gottes fein, 


allein das fie fich für haſs und grolf hüten, welches fie auch | 


aufferhafb den Mechtefachen zuthun ſchuͤldig fein, da fie anderſt 
rechte Ehriften fein wollen. 

Die aber im glauben vom heiligen Abendtmahl jrrig wor⸗ 
ben, follen die Pfarrer mit dem Geift der fanfftmut aus Got⸗ 
te8 wort grünbtlidy berichten, vnd die gradus admonitionum 
mit denfelben, wie auch andern halten, wenn fie aus Gottes 
wort notduͤrfftiglich vnterwieſen worden. 

Es fol aber die Communion auff die Sonntage und etliche 
andere Chriftliche Feſt, in züchtigen verfamlungen der Chrifterr 
in der Kirchen, mit Chriſtlicher Predigt, gefang, ernſtlicher 


489 


licher danckſagung für das bitter Leiden und flerben Chriſti, ges 
halten werden. 

tem, fo offt etliche perfonen der Sommunion begeren, fol 
len diefelbige nicht auffgehalten,, fonbern nach befehl Chrifti jh⸗ 
nen gegeben, und die Communion, toie fie durch des HERNN 
Chriftt befehl verordnet ift, gehalten werben, das beybe geſtalt, 
mit vorgehender ernfllicher anruffung, und nachfolgender hertz⸗ 
licher dandfagung gegeben werde. 

So aber am Sonntage oder andern Feften nicht perfonen 
verhanden, die zur Commmunion gehen wollen, fol diefelbige 
auff ſolchen tag vnterlaſſen und eingeftellet, das Feſt aber mit 
der Predigt, ernflliher anruffung Gottes, und dandfagung, 
vermöge vnſerer Kirchenordnung, vnd Feine priuat Opffer oder 
Dapiftifche Meſs gehalten werden. 

Es follen auch die Pfarrer ſich eufferft befleiffigen, ſolch 
hochwirdig Sacrament mit aller Chriftlicher gebürender andacht 
vnd vorfichtigkeit zuhandeln, damit der Chriftlichen Gemeine 
Bein ergernis gegeben, ſondern zu gleichmeffiger andacht gereigt 
vnd erweckt werde. 

Fuͤrnemlich aber gute achtung geben, das ſie die wort der 
Conſecration, wie fie an jnen ſelbſt lauten, vnterſchiedlich, vers 
ſtendtlich, und mit gebuͤrender andacht der Gemeine vorhalten, 
dieſelben keines weges vbergehen, oder verwechſeln, ſondern 
vermoͤg deß Teſtaments Chriſti, in ſeiner gebuͤrenden ordnung 
halten, wie ſolches vnſerer Kirchenordnung einuerleibet worden. 

Nach dem auch die heimliche vnd oͤffentliche Sacramentirer, 
in auſſpendung dieſes hochwirdigen Sacraments entweder gar 
ſchweigen, oder ſich anderer wort, denn deß Teſtaments Chriſti, 
gebrauchen, darunter ſie jhren jrrthumb verbergen, als, das ſie 
fagen, Nim bin vnd iß, dein glaub in den hingegebenen leib 
Chriſti erhalte dich in das ewige leben, Nim hin vnd trincke, 
dein glaub in das vergoſſen blut Chriſti ſtercke dich zum ewigen 
leben, vnd dergleichen, Sollen die Visitatores alle Pfarrer vnd 
Kirchendiener ernſtlich vermanen, das fie ſich in außtheilung 
dieſes Sacraments, keiner andern, denn der wort des Teſta⸗ 
ments vnd einſetzung Chriſti gebrauchen, nemlich in der reis 
hung def leibes: Nim und iſs, das ift ber Leib Chriftt, der für 
dich gegeben, etc. Vnd in der darreihung deß Kelchs: Nim 
vnd teinde, das iſt das blut Chrifti, das für deine fünde ver» 
goſſen, etc. 

Nicht weniger iſt von noͤten, das auch die Pfarrkinder und 
Communicanten zu gebuͤrender zucht und ordnung ernftlich vers 


manet und angehalten werben, bamit das hochwirdige Sacras 


ment nicht leichtfertig oder vnordentlich, fondern mit gebürens 


: dee Chriftficher zucht gehandelt werbe. 


Denn wiewol im Bapfthumb folche zucht, mit faften und 
anderm, in geoffen mißbrauch und jrrthumb geraten, fol doch 
omb deß mißbrauchs willen, der rechte gebrauch nicht abgethan 
werben, das nemlich alle die, fo zu Communiciren vorhabeng, 
ihnen felbft ein recht Chriſtlich vnd Gott molgefellig faften auff- 
legen, das nicht auff onterfcheid der fpeife geſetzt, fondern in 
abbruch und Chriftlicher nüchterkeit und meſſigkeit ftehet, dar⸗ 
durch die leute deſto gefchickter zum gebet vnd dandfagung, und 
alfo auch zu dem gebrauch de heiligen Abendtmals, mit mehr 
andacht fich ſchicken Eönnen, Ob gleichwol alle jhre wirdigkeit 
nicht auff ſolchem leiblichen bereiten, fondern einig und allein 


440 1589. 


auff dem verbienft Ihefu Chrifti ſtehet, das burch ben glauben 
uns zur wirdigkeit zugerechnet, wenn gleich derfelbige nur wie 
ein fenfflörnlein were. 

x Sollen derwegen auff die Sonn vnd hoher Zeit abendt, 
nicht allein alle gaflungen abfchaffen, fondern auch ein jeder 
Haufvater fein gantzes haußgefinde zu einem nüchtern leben, 
vornemlic, aber wenn fie zum hochwirdigen Sacrament gehen, 
anhalten, auff das fie nüchtern, mit luft und andacht, an fol- 
gendem Sonn ober Fefttage Gottes wort hören, die Commu⸗ 
nion wirdiglich gebrauchen, auch jhr Gebet vnd dandfagung, 
Gott gefellig, vnd ihnen nuͤtzlich, verrichten mögen. 

Deßgleichen follen fie mit aller ehrerbietung, demut vnd 
zucht darzu gehen,, vnd fich mit kleidung, geberden und allem 
alfo erzeigen, das hierin Bein Leichtfertigkeit gefpüret, fondern 
der Chriftliche geſchmuck gemerdet werde, baruon S. Peter ge 
fchrieben , dee nicht ſtehet im barflechten, golt vmbhengen, oder 
kleider anlegen, fondern der verborgene menſch des hergen vun» 
uerrudt, das fie rein und rechtfchaffen im glauben fein, mit 
ſanfftem vnd ſtillem geift. 

Nach dem auch inehrmals groſſe vnehr dem hochwirdigen 
Sacrament wiederfaren, das entweder die Kirchendiener nicht 
gute achtung auff ſich ſelbſt vnd die Communicanten gegeben, 
oder die Communicanten ſich vnordentlich darzu gehalten, wenn 
ſie jhnen den Kelch gereicht, das aus demſelben was verſchuͤttet 
worden, Sollen nicht allein die Kirchendiener ſich ſelbſt in guter 
achtung halten, ſondern auch das volck vermanen, das ſie zuͤch⸗ 
tig vnd beſcheidenlich zu der empfahung des bluts Chriſti kom⸗ 
men, damit fie nicht an den Kelch ſtoſſen, oder daruon ab⸗ 
ſchnappen, ſondern wie ſich gebuͤret, ordentlich verhalten. 

Sonderlich aber die Menner mit jhren zwickberten ſich nicht 
ergerlich in den Kelch legen, vnd darmit nachmals ergernis geben. 

Deßgleichen die Weiber auch die Schleyer von dem mund, 
vnd die Pareter von den augen, deßgleichen den mund auffge⸗ 
than, auff das jhnen das Sacrament in den mund gegeben, 


vnd nicht, wie etwan geſchehen, die Communicanten gar nichts 


aus dem Kelch trincken, ſondern der Kirchendiener jederzeit ſe⸗ 
hen moͤge, wie er ſeinen Communicanten den Kelch neigen moͤge. 

Darmit auch ſonſten alle vnordnung im zugehen verhuͤtet, 
ſollen die Pfarrer die Communicanten vermanen, das zum er⸗ 
ſten die Menner vnd jungen Geſellen, vnd denn die Jung⸗ 
frawen, vnd nach denſelben die Weiber, ſich ordentlich zu der 
Communion verfuͤgen, auff das ſie nicht vnter vnd durchein⸗ 
ander lauffen, ſondern jedes theil an ſeinen ort ſich finde. 

Vnd ob wol hieuor in den general Artickeln verordnet, wenn 
die leut Communicirt haben, das fie ſich vornemlich denſelben 
tag der Bierheuſer vnd Kretzſchmar, auch der vnordentlichen 
tentze vnd anderer leichtfertigkeit enthalten, Iſt doch ſolches nie⸗ 
mals dahin gemeinet worden, als ob zu andern zeiten fuͤllerey, 
vnzucht vnd andere leichtfertigkeit erleubet, dergeſtalt nur eine 
heucheley vor Gott auffgerichtet, dardurch er zu groͤſſerm zorn 
bewegt werden moͤchte. 

Sondern es iſt dahin verſtanden, das ſolchen tag die Com⸗ 
municanten mit beſonderer danckſagung zu Gott fuͤr die gut⸗ 
thaten Chriſti, zubringen, vnd an demſelben die gottesfurcht in 
jhnen ſelbſt erwecken, das ſie nachmals vnd zu aller zeit, wo 
ſie zuſammen kommen, die uͤppigkeit vnd leichtfertigkeit meiden, 
vnd ſich ſelbſt zu aller Chriſtlichen zucht vnd erbarkeit anhalten, 


CLIL. Surfächfifche Kirchenordunug⸗ 


zu welchem vorfag vnd flerdung deſſelben ihnen der gebrauch 
deß hochwirdigen Sacraments dienen, vnd ber vrſach fie deß 
jahrs viel vnd offt Communiciren ſollen. 

Da aber jemandt hierwider handlen wuͤrde, ſol er darumb 
ernſtlich vnd vnnachleſſig geſtrafft werden. 
& hi ge auch kein Pfarrer... . wol unterrichtet.” [Vergl. oben 


IX. 
Bon Eeremonien in der Kirchen. 

„Nach dem offenbar, das die heiligen Apofteln etliche ord⸗ 
nungen in ber Kirchen geftifftet, Damit es alles fein und orbents 
ih, wie ©. Paulus redet, zugehe, und da ungleicheit in der» 
felben vorleufft, das gemeine volck ſich bald darob ergert, Gleiche 
wol aber die Apoftel felbft binwieberumb eben hierinnen den 
Kirchen nicht allein jhre freyheit gelaffen, fondern auch ernfl> 
lich vermanet, das jm niemandt vber ſolchem Lafle gewiſſen 
machen, Sollen die Pfarrer und Kirchendiener, vermög Gottes 
worts, und nad) anleitung der jüngft Anno etc. 80. jnen pus 
blicirten, vnd diefem Buch einuerleibten declaration, jhre Pfarr 
Einder vnd Zuhörer, fo offt e8 die gelegenheit gibt, mit fleid im 
jhren Predigten berichten, das ſolche eufferliche Ordnungen und 
Geremonien für fich ſelbſt kein Gottesdienft, noch ein ſtuͤck 
deſſelben, fondern allein ber vrſachen verordnet, auff das der 
Sottesdienft, welchen zuendern in Feines menfchen gewalt ftehet, 
zu gelegener zeit und ort, und ohne ergernis oder befchwerliche 
vnordnung gehalten werde. 

Demnach fie ſich keines weges ergern follen, wenn fie vw 
gleiche Ceremonien vnd gebreuch in euſſerlichen dingen bey den 
Kirchen ſehen, ſondern viel mehr ſich hierin jrer Chriſtlichen 
freyheit erinnern, vnd zu erhaltung derſelben, die vngleicheit 
der Ceremonien nuͤtzlich gebrauchen, damit wir nicht widerumb 
durch Menſchenſatzungen, als weren ſie Gottes gebot, vnd vor 
ſich ſelbſt ein Gottesdienſt, oder noͤtig zu demſelben, wider in 
vnſern gewiſſen gefangen werden. 

Damit aber gleichwol in vnſern Landt Kirchen, ſo viel 
muͤglich vnd nuͤtzlich, in den vornemſten kirchengebreuchen vnd 
Ceremonien gleicheit gehalten, darnach ſich alle vnd jede Kirchen⸗ 
diener zurichten, ſollen dieſelbe, biß auff ein allgemeine ver⸗ 
gleichung aller Kirchen Augſpurgiſcher Confeſſion, bey der hei⸗ 
ligen Tauff, heiligen Abendtmahl Chriſti, von der Beicht, Fe 
ften und Gefengen in der Kirchen, auch mit dem copulieren ober 
trawen, und ehelich zufammen geben, gemeinem Gebet in der 
wochen, begrebniffen der abgeitorbenen Chriften, und andern 
mehr ſtuͤcken, nach diefer unfer Ordnung einuerleibter Kirchen 
Agenda gehalten, vnd keinem Kirchendiener geflattet werden, 
derfelben zumieber, etwas newerung, unter was fchein ed auch. 
gefchehen möcht, einzufüren, barüber bie Superintsndenten vnd 
Adiuncten, ergernis zuuerhüten, trewlich halten, vnd in jren 
ordentlichen Visitationibus fr fleiffig nachfragen jederzeit haben 
folen. 

Nach: dem auch mit verenderung und verlegung des Fels 
Annunciationis Mariae, groſſe, vnd offtermals vnnoͤtige vn⸗ 
gleicheit in den Kirchen vorgelauffen, darob ſich die leute nicht 
wenig geergert, wenn es in die Char oder Marterwochen ge⸗ 
fallen, Iſt in nechſtgehaltenen Synodis einhellig dahin bedacht 
vnd geſchloſſen, fo offt ermelt Festum in die Marterwochen ger 
taten, vnd auff den Montag, Dienftag, oder Mitwoch gefallen, 











1590. OR. ſurſaͤchſiſche Rirchenurbumig. 


das es am farbigen tage, auch In allen Kicchen, gehalten wer⸗ 
den fol, weil bie Kirchendiener Bein erhebliche vrſach haben, fol- 
ches auff ein andern tag zuuerlegen. 

Wenn es aber auff den tag Coenae Domini, Charfreytag, 
Sonnabendt , ober in die Ofterfeyertag fiele, fol es auff den 


Palm-Gonntag gelegt werden, darnach ſich alle Kirchendiener . 


in dieſen Landen wiſſen gleichförmig zuhalten. Ä 


Deßgleichen, weil auch bie verorbnung mit der Betgloden 
vngleich gehalten, fo man das Pacem nennet, weil an etlichen 


orten diefelbige als ein Papiftifche anreigung zur abgötterey ges | 


richtet, und demnach ein zeitlang vnterlaſſen, deßwegen ſich die 
leut beklaget, und es aber an jm felbft anders nichts, benn ein 


erinnerung vnd anteigung zum rechten, warhafftigen, Chriſt⸗ 


lichen gebet, Hat gleicher geflalt ber Synodus einhellig ge: 
ſchloſſen, das hierinnen bey allen Kirchen auch gleicheit gehals 
ten, weil tm etlich wenig Kicchen folcyer gebrauch, mehr aus 
“onfleis der Gloͤckner, denn erheblichen vrfachen, ein kurtze zeit 
vnterlaſſen, vnd alfo on allen aberglauben oder abgoͤtterey, als 
ein offentliche vermanung zum Gebet, fol erhalten werden.” 


x. 
Vom rechten Chriftliden Bann. 

„Nach dem bie ftraff des Chriftlichen Bannes, dauon Mat: 

thei am 18. Gap. gefchrieben, nicht zuuerachten, darumb auch, 

welche in -offentlichen fünden, als ehebruch, teglicher fülleren, 


vnzucht und dergleichen lafter ligen, und daruon nicht laffen . 


wollen, nicht: zu den heiligen Sacramenten zugelaffen werden 
folten, doc) alfo, wenn fie zuuor etlich mal vermanet worden, 
und fich nicht beſſern. Vnd fich aber bißdaher nicht allein groffe 
vnordnung, fordern auch viel ergernis und befchwerliche fachen 
zugetragen, da fidy an vielen orten in Stedten und Dörffern, 
bie Kirchendiener eigens erkentnis und gewalts unterftanden, die 
leut nicht allein von der Zauffe, Abendtmahl und H. Abfolus 


tion abzuhalten, fondern auch offentlich in Bann gethan, vnd aus 


der Kicchen gefchloflen, darinnen denn groſſe nngleicheit gehalten, 
alfo, dns etliche fich deſſen nur in etlichen wenig laſtern, etliche aber 
in mehr bingen vnd zuuiel fellen vnterwunden, vnd jre eigene 
rachgier ausgelaſſen, und ohne gnugfame erkentnis mißgebraucht, 
die arme gewiflen bamit gepeiniget, und. ihnen felbft groſſen wis 
derwillen und gefahr zugezogen vnd verurfacht, welche vornem⸗ 
lich gebachter ordnung Chrifti zuwider , Demnad) in gehaltenen 
Synodis einhellig bebacht, das ſolches bey allen Kiechendienern 
mit ernſt abzubelffen, vnd dergleichen hinfuͤro mit den pfarr⸗ 
kindern vorzunemen, Beinem geftattet werben fol, Denn von 
der heiligen Zauff vnd heiligen Abendtmahl, wie auch von ber 
H. Abſolution, niemandt abzuhalten, noch viel weniger Sffent- 
lich in Bann gethan werben fol, er fey denn impoenitens, daß 
iſt, er erzeige ſich denn alfo, das er alle vermanung verachte, 
und gentzlich keine befierung bey ihm zuhoifen. 
Welches doch weder auff bie erfie oder andere vermahnung 
geihehen fol, fondern wenn gegen jbmen, vermög ber--Iehre 
Cheiſti/ die gradus admonitionum, das ift, die ordentliche ver 
manungen, nach einander gehalten, und Feine befierung erfolgt, 
für Die Kirchen, das iſt, für Die verorbenten des Consistorij 
(in welchem gericht vnd erfentnis nicht allein die Kirchendiener, 
fondsen auch die verorbenten von der Chriftlichen Oberkeit figen, 
vnd uber Die vnbusfertigen den Bann erkennen follen) geftelt, 
II. 





4 


vnd alfo zum legten mal ernſtlich zur beflerumg vermanet wer⸗ 
ben, und da er fich noch unbusfertig erwieſen, und bie Obrigkeit 


| gebürende ſtraff nicht gegen jhme vorgenommen, darbucch er 


zur erfentnis feiner. mißhanblung gebracht werden möchte, als⸗ 
denn erft auff erfentmis bes Synodi, und zumor nicht, folcher 
ernſt gegen jhm vorgenommen werden fol. 

Auff mweldye weile viel ergernis abgeftelt, und gleichwol 
Chriſtliche zucht, nach der ordnung Chrifli, erhalten werden 


tan, wie mir bann auch als eine Chriftliche Oberkeit, wann 
alle gradus mit einem ergerlihen menfchen gehalten, und nicht 


befferung erfolgt, bey den groben, grewlichen, abfcherolichen 
laſtern, erzeigen, und mit der ſtraff ſolchen ernfl, vermittelft 
der gnaden Gottes, vorwenden wollen, das es Feines fernern 
Bannes bedürffen, fondern die Kirchendiener vielmehr dahin 
arbeiten werben, ehe die leibſtraff an der ergerlichen perfon voll⸗ 
ſtreckt, das die Seele inder gemeine Gottes erhalten werben möge. 

Wann aber die Obrigkeit einen Vbeltheter, er ſey ein 
grewlicher Gottesleſterer, Ehebrecher ober Todtſchleger, fo das 
leben verwirckt, gnab erzeigen mwürbe, vnd gleichwol vmb des 
groſſen ergernis willen von nöten, das es nicht ohn offentliche 
fteaff hingehen, auch ohne rechtfchaffene rewe und. erkentnis 


| feiner fünde ein folcher ergerlicher- menſch zur gemeinſchafft der 


hochwirdigen Sacramenten nicht zugelaffen werden fol, und bie 
Obrigkeit jhme deshalben, andern zum abfchew vnd exempel, 
auch eine eufferliche ftraff aufferlegt, Das er vor der Kirchenthuͤr 
mit einem weiſſen ftab, etc. oder dergleichen, etliche Sontage 
nacheinander ſtehen muͤſſen, fol diefes nicht. für ein Kiechen⸗ 
ſtraff gerechnet, fondern mie es in der warheit iſt, für eine 
weltliche ftraff der Obrigkeit gehalten werden, wie bie Applagia 
ber Augfpurgifhen Confeflion offenbarlid) begeugat, darwit 
die Kiechendiener nichts zufchaffen, vnd derhalben and) in der 
Kirchen, da man den leuten nicht leibliche ſtraffen anthut, fon⸗ 
dern Gottes wort prediget, und die hochwirdigen Sacrament 
austeilet, nicht verrichtet werden fol. Daun der Kiccheudisner 


gewalt fich weiter nicht erſtreckt, denn wie fie befehlich haben, 


ben unbusfertigen jhre fünden zubehalten, alfo find fie auch hin⸗ 


‚wieberumb fchüldig, einen jeden busfertigen Sünder, fo feine 


fünde erfennet, auff fein. befentnis zuabfoluieren. 

Da ſich aber ein unuerfehener casus zutrlige, das ein Pfar⸗ 
ver bedendens hat, deßwegen jemandts aus feinen Pfarrkin⸗ 
bern zur Zauffe ober h. Abendmal zuzulaffen, fol er, da es 
verzug leiden mag, ſolches alsbald an feinen. ordentlichen Viſi⸗ 
tatorn gelangen laffen, vnd ſemes befchieds erwarten, darmit 


‚kein Pfarser etwas in ſolchen ſachen vnbedechtig ober vnordent⸗ 


lich, aus ſeinem eigenen kopff, vorneme oder handle, ſondern 
ſich der allgemeinen ordnung gehorſamlich verhalte, das jhme 
in allwege vor Bott ond feiner Kirchen verantwortlich, vnd 
hiedurch viel und groſſem ergernis vorkommen, auch manche 
gefahr vnd weitleufftigkeit verhüätet werden fan. Wann es 


-aber kein verzug leiden mag, fol er einen. offentlich bey der hei⸗ 


ligen Tauff weder deßhalben anreden noch abtreiben, ſondern 
zulaffen, nachmals aber mit jhme die notturfft mit gehuͤrender 
befcheibenbait. reden, barmit offentlich ergernis verhuͤtet, vnd 


niemandts ohn rechtmefligen, Chriſtlichen Proceß vnd erkent⸗ 


nis offentlich, auch ohne vorgehende ordentliche warnung, zit 


ſchanden gemacht, ſondern Chriſti ordnung, Matth. am 18. 


vnd vermoͤg derſelben, die ordentlichen gradus der vermanung 
56 





AB 500. crır. Rurkächfiiche Ricchemprbuung- 


gehalten, vnd bemnach aud) niemandt für die Kirch zur bufle 
offentlich fürgeflehlet werden fol, dann, wie oben vermeidet, 
der unbusfertig alle vermanungen verachtet, vnd vorfeglid) in 
offentlichen, ergerlichen fanden und laftern verharret, und da⸗ 
non nicht abfichen wil. I 

Auff ſolche weiſe ſich niemandt zubeklagen, das er durch 
zorn oder wiederwillen des Kirchendieners vbereilet, wann er 
alle warnungen ordentlich vber jhn ergangen, deßgleichen auch 
der Kirchendiener aller vnbillichen nachrede, wiederwillens oder 
gefahr vberhoben, als der nichts fuͤr ſich ſelbſt eigens willens 
oder erkentnis gehandelt, ſondern ſich der ordnung Chriſti ver⸗ 
halten, darbey er auch billich durch die Chriſtliche Oberkeit hand⸗ 
gehabt, gefchügt vnd geſchirmet werben fol, Dergeſtalt Chriſt⸗ 
liche zucht nicht gefallen, ſondern auff ſolche weiſe, vermoͤg ber 
ordnung Chriſti, handgehabt, auch die laſter mit ernſt geſtrafft 
vnd abgeſchafft werden. 

Deßgleichen, weil ſich auch zutregt, das etliche perſonen, 
ſo noch der zeit der Papiſten aberglauben in vielen ſtuͤcken zu⸗ 
gethan, wann fie zur geuatterſchafft gebeten, das fie bey der 
heiligen Tauffe abgetrieben werden, dardurch ſie ſouiel deſto mehr 
wieder die reine lehr des heiligen Euangelij verbittert, ſo dar⸗ 
gegen, wann ſie zugelaſſen, vermittelſt der wirckung Gottes des 
heiligen Geiſtes, nicht allein jhrer ſelbſt, ſondern auch anderer 
mehr verfuͤrten bekerung daraus erfolget. Denmach dann die 
verotdnung der Geuattern nicht ein Goͤttlicher befehl, ſondern 
aus guten vnd erheblichen vrſachen von menſchen verordnet, 
ſollen die Pfarrer und Kirchendiener, in ſolchem fall vernuͤuff⸗ 
tig vnd vorſichtig handlen, vnd nicht bald jemand, ber nicht 
ein offentlicher leſterer Gottes vnd ſeines heiligen worts, da 
os glaich in einem ober mehr artickeln ſich nach der zeit nicht 
finden koͤndte, von der heiligen Tauff abhalten, ſondern ſich 
Ehriſti ſpruch erinnern, ba er ſaget, Wer mit uns iſt, der iſt 
nicht wieder uns, auff das erfte mal ſich an dem genügen lafien, 
das ſolche perfon durch jhr gegenwart mit der that, vnſer heilige 
Kauffe für Chriſtlich vnd recht erkennet, fo bargegen feinem 
onferer Religion verwandten zurhaten, das er bey einer Papi⸗ 
ſtiſchen Zauff flehen, und hiermit ihren Papiſtiſchen grewel, 
fo fie bey der Heiligen Tauffe treiben, beftettigen fol. Gleich⸗ 
wol aber darneben nicht vnterlaſſen, ſolche perſonen ihres jrr⸗ 
thumbs halben, mit aller ſanfftmut fuͤrzunemen zuberichten, 
vnd darfuͤr zuwarnen vnd abzumanen, vnd alſo Die gradus der 
vermanung halten. 

Da aber ein einlendiſche Papiſtiſche Stifftsperſon, ſo ſich 
bey vnſer Kirchen ſonſt nicht findet, zu Geuattern gebeten, ſol 
es wit demſelben, wie auch mit den andern hieuor gemelten 
perſonen, gehalten werden, das fie nicht atfo bald, ohne vor⸗ 
gehende, ordentliche, Chriſtliche vermanungen, von der Tauff 
abgetrieben, vnd hiermit offentlich vor den vmbſtendern zu 
ſchanden gemacht, ſondern zuuor mit jnen die gradus admoni- 
tionum gehalten werden, dergeſtalt verhoffentlich, das etliche 
durch Gottes gnade, mit freundlicher, Chriftlicher vermanung 
und erinnerung gewonnen werben mögen, Die aber uber alle 
verwarnung ſich wicht beferen wollen, alsdann Beine entſchuͤl⸗ 
digung haben, auch fie nicht zubelagen, wann dergleichen Pros 
ceß gegen ihnen vorgenommen, audy wie fonflen ihres ergerlichen 
lebens halben gegen ihnen, ein gebhrlich einfehen geſchehen fol. 

Damm vnſer wi und meinung iſt, das es alles mit guter 


befcheidenheit dahin gerichtet werde, damit niemandt vbereilet 
noch vnordentlich wieder ben ausgebrudten befehl Chriſti, 
Matthei am 18. Capitel, gehandelt, und gleichwol notwendige, 
ernftliche, gebürliche, Chriſtliche zucht, auch in der Kirchen ge= 
Halten, darob Fein vernünfftig, from, Chrifilich berg, hohes 
und nieber Standes, ein mißfallen tragen, ober fich zubeßlagen, 
fondern viel mehr menniglich fich deſſen zuerfrewen, und mit 
rhat und that darzu behülfflich zufein,, luſt vnd bereiten guten 
willen haben. 

Zum vierden, hat ed auch gleiche geftalt mit ben andern 
verfürten, armen, jrrigen leuten, fo nicht recht vom heiligen 
Sacrament gleuben, vnd gleihwol nicht mutwillig fünbigen, 
noch leſtern, fondern allein noch in jhren gewiſſen gefangen 
liegen, Welche auch nicht von ber heiligen Tauffe abgehalten, 
fondern zugleich den andern aud) mit ihnen die gradus admo- 
nitionum vorgenommen, vnd fo viel müglidy, wie andy die aus⸗ 
Iendifchen und einiendifche Papiften, zu unfer wachafftigen Re 
ligion gebracht, und daruon durch vnordentliche handlung nicht 
abgefhüpt werden follen, weil doch bie Finder nicht auff der 
Sefatter glauben, dergeftalt die Zauffe vngewiß were, fondern 
auff den befehlich, und auff das wort Ehrifti, getaufft werben, 
darumb den kindern, fo getaufft werben follen, der Geuattern 
vnglaube im bergen, an der krafft der heiligen Zauffe nichts 
benimpt, welche allein auff bem befehl vnd bes ordnung Chriſti 
beftehet,, und nach feiner verheiffung mit ſich bringet,, was im 
wort berfelben begriffen ift.’‘ 


Bon dem Vroceh, wie und auff was weiſe der Banıı wieder bie vu: 
buöfertigen erequirt, vnd die Bußfertigen wieder auffsunenzen, vub 
mit ber Kirchen offentlich verfünet werben follen. ° 
Vergl. die Württemb. K.⸗O. ob. ©. 214.) 
Xu. 
Bon der Litanie, und gemeinen Beitagen in ber wochen. 
„Wiewol in der Kirchen Agenda ansbrüdlid, verordnet, 
ungeachtet, das bey allen Emptern in der Kicchen, das vold 
zum Gebet vermanet, vnd angehalten werden, das man auch zu 
fonderlichen beftimpten zeiten, das gemeine Bebet der Litanen 
inden Stebten, alle Mitwoch oder Freytag in ber wochen, in 
ben Dörffern aber ober den andern Sontag ein mal, zu gele⸗ 
gener flunde nach ber Predigt gehalten, darzu auch das volck 
vermamet werden, das fie bey ſolchem gemeinen Gebete biß zu 
ende bleiben, vnd ſemptlich für alle not ber Chriſtenheit, venb 


erhoͤrung bitten ſollen, Befinden wir doch, das ſolches im 


chlichen Kirchen gantz vnd gar vnterlafſen, in etlichen aber alfo 
angeſtellet, das alleine junge kinder in der wochen zuſammen 
tommen, und ohne vorgehende Predigt, in abweien ber alten, 
die kLitaney mit einander fingen, Dargegen aber mennigitch 
offenbar, das die net ber Chriſtlichen Kirchen, tn biefen legten 
zeiten nicht abnimpt, ſondern je longer je geöffer und beſchwer⸗ 
licher wird, derwegen das Gebet zum hoͤchſten von noͤten, bars 
za uns auch der Sohn Gottes ernſtlich vermanet, auff das wir 
allem übel entfliehen mögen, fo ober bie vndanckbare welt gehen 
fol, Wellen und befehlen wir hiemit ernftlih, das, vornröge 
angeregter Agenda, in jeder Stab auff den Freytag, ober wule 
es jedes orts gelegenheit leiden mag, alle wochen vnnachleſſig 
die Litaney, als das gemeine Gebete, für alle not der gantzen 
Chriftenheit, und vor derfelben alliwegen eine Chriſtliche Predigt 
gehalten, Dadurch bie Zuhörer zur Chriſtlichen andacht vnd eiffer 


1580. CEl. Rustädrlitdye Ricchenmbunng. 


zum gebete erwecket werben, darzu denn bie Schulmeiſter bie 
Schuͤler, welche im erſten Chor vorfingen,, alſo abrichten fols 
len, das fie weder zu hoch noch zu niedrig, fondern biefelbiger 
alfo fingen, bamit das volck auch mit feiner ſtimme folgen, und 
alle vnordnung hiesinniew verhütet werde. | 

Es fol auch der Pfarrer oder Prediger, fo auff folchen tag 
predigt, feine Predigt alfo anſtellen, damit das votck nicht zu 
tage auffsehalten, fondern ein jeder wieberumb zu feiner ar- 
beit vnd beruff kommen möge, Wie dann die Pfarrer und Kies 
chendiener ihre Pfarrkinder mit altem ernft vnd fleis vermanen 
follen, das fie fich nicht weniger bey folder Predigt vnd gemeir 
nem Gebete, ald an einem Sonn oder Feyertage, finden follen, 
oder dar die gefchefft fo nötig, das fis nicht abkommen koͤndten, 
body auffs wenigſte ans jederm haufe eine perfon,. oder etliche 
ſchicken, damit auch durch fie das gemein Gebet, zu abwendung 


xm. 
Bon der Copulation und Hochzeiten. 
ſVergl. Art. von 1557 ob. S. 181.] 

„Dieweil fich mehrmals groffe vnordnung zutregt, wann 
auff ein vberſchickten zettel, oder eines sinigen menſchen amzels 
gen, newe Eheleute von ber Kirchen auffgeboten, und nad 
mals darauff copulirt werben, follen allerley gefahr, vnd dev 
daraus erfolgenden beſchwerungen des gewiffene, blutſchand, 
keichtfertigkeit, vnd vnzucht zuuerhuͤten, bie Kirchendiener nach⸗ 
folgender ordnung jeder zeit vnnachleſſig vnd gehorſamlich ſich 
verhalten. a ER . 

Erſtlich, Wenn newe Eheleute ſich bey dem Pfarrer jebes orte 
anmelden, ſol der Pfarrer fie eigner perfon, vnd da ſie noch 
im Jungfraw fand, auch jhre Eltern, Vormunder, oder nechſte 
verwandte, fo bey dem verlaͤbnis geweſen, zu ſich erfordern, 
vnd fie befragen, ob dig verlöimis mit bee Eltern, oder Bars 
mundern wiſſen und bewilligung gefchehen, Ob fich Erines vn⸗ 
ser jhnen beyden hieuor mit einem andern ehelich verisbet, Ob 
le einander nicht mit blutfreundſchafft ober Schwegerſchafft ver⸗ 
wandt, das fle nad, Goͤttlichen und Keyſerlichen Rechten, auch 
vnfers Landes -Eonftitution, vnd juͤngſt ausgegangener Che⸗ 
ordnung, ein ander nicht ehelich beywohnen koͤndten, vnd da 
zwifchen jhnen ein freundſchafft, in welchem grada, fol der 
Pfarrer mit fleis erkundigen. Ob fie audy offentlicy in der 
Kischen, mit der Gemeine Gottes, das hochwuͤrdige Sacrament 
des leibes und bluts Chrifti entpfangen haben, Vnd da es junge 
lente, ob fie auch jren Catechiſmmum gelernet, ohne deſſen er⸗ 
kentnis fie nicht auffgeboten werden ſollen. 

So dann bie newen Ehelent, fie ſein jung oder alt, welch⸗ 
ſich auffzubieten begeren, nicht in eimer Stadt, ober einem 
Dorff wohnen, fol der jung geſell von .bem Pfarrer, in des 
irchſpiel die Jungftaw wohnet, fo jhme verlobet iſt, em zeug⸗ 
nis nemen am feinen Pfarrer, da er geboren oder erzogen, und 
ſich dafelbfien, ale, da er bekandt, auch auffbieten laffen, und 
derhalben nachmals dieſem Pfarser ein zeugnis, von feinem 
Parrer bringen, ohne welches jhn der Pfarrer nicht auffbieten 
noch) trawen fol. | on 

Es fallen aber diefe perfonen, fo fich in ehelichen ſtand zus 
begeben bedacht, zuuor drey Sontag nacheinander offentiich 
auffgeboten, und wann Bein hindernis defunden, alsdenn ein 
gefegnet, vnd zuſammen gegeben werben. 





Nach dem auch auff den Börffeen gemeiniglich ausgaben 
gehalten, dataus groſſe vnotdnung erfolgen, das, ehe man auff 


den. hochzeiten zur Kirchen gehet, der Breutigam feine freund» 
ſthafft zu fi ninmpt, ond ſich im der Jungfrawen vater hauſe 


verfüget, welcher gleicher geftalt feine freundſchafft bey fich 
verfamlet, vnd leffer ber Breutigam auffs newe vmd die Braut 
werben, dem ſie auch von newem wieder zugefagt, dabey dann 
am eglichen orten auch wol vnzuͤchtige wort fallen, vnd unge 
buͤrliche fachen mit groſſem ergernis, befonders der Jugent, ges 


ttieben werden, datauff auch gleich wieder ein gefreß angeitellet, 


welches der Braut vater geben muß, dadurch der Pfarrer, und 


das verſamlete volck in der Kirchen fo lange auffgehalten, biß 
ſie jhr eegerttch gefrefe verrichtet, welche alsdann nad) ihrer guten 


gefegenheit, mit einander gang und gar mie dem Breutigam 


nlcht zun Kirchen gehen, fondern im Dorff, oder auff dem 
Gottes zorns, ber gebuͤr nach, Chriſtlich verrichtet werben möge.” 


Kicchhoffe, fpagieren, ſchreyen vnd jauchgen, oder da fle dent 
Bteutigam beleiten, gemeiniglich trunden,, toll vnd voll‘, zur 
Kirchen kommen, das fie weder mit gebuͤrender zudt vnd ars 
dacht Gottes wort hören, noch für dte jungen Eheleut vmbd den 
feden Gottes beten, Iſt vnſer ernfllicher wille vwd meinung, 
das ſoicher ergeslicher, vnnuͤtzlicher gebrauch, bey der ausgabe, 


gentzlich abgefchafft, und bey ernſter ficaff, weder effen noch trincken 
: vorgetragen, oder auffgefegt, fonderw bie Braut nuͤchtern und zuͤch⸗ 
; tig zu ber Kirchen geleitet, vnd hioruͤber alſo ernſtlich auch vnſere 


Amptleute jedes orts ben gebürender ftraff gehalten werde, Wie 
fie dem auch ſonſten: allen vnnuͤtzen, oberflüffigen Bolten, fo auf 
den Hochzeiten und MWirtfchafften getrieben, dadamıch offtmals 
junge Eheleut in groffen vnwiederbringlichen fchaden gerhaten, 
den fie etwann bie tage jhres lebens nicht vberwinden, vers 
möge vnferer ausgegangenen Policeyordnung, gentlich, bey 
vermeidung auffgeſatzter ftenffe, abfchaffen, vnd hinfuͤro meiden, 


vond durch die Pfarrer ernſtlich vermanet werden ſollen, das fie 
| den Heiligen Eheſtand in meffigkeit, und mit aller guter farcht 


vnd Chriſtticher zucht, wie Cheiftenteuten gebuͤret und wol ans 
ſtehet, zu jhrer ‚zeitlichen und eigen wolfert anfahen mögen- .- 
Damit aud), vermöge Goͤttliches befehls vnd ordnung, Dex 
Sabath geheiliget, vnd die leute von dem gehoͤre Goͤttliches 
worts nicht abgezogen werben, follen bie Hochzeiten nicht auff 
den Sontagen oder andern Keyertagen, ſondern auff den werckel⸗ 
tagen in ber wochen, oder da es einig bedencken, oder vrſach, dar⸗ 
umb es ſchedlich vorfallen ſolte, vngeacht deſſelben, eher richt, auff 
den Sontagen oder andern heiligen tagen, denn nach dee Veſper, 
und gehaltenem Eatechiſmo angefangen vnd vollbracht werden. 
Weil auch zu zeiten mit. etlichen perſonen diſpenſitt worden, 
das fie im Aduent oder im ber Faſten Hochzeit gehalten, vnd 
aber daffelbig an folhen orten faſt für einen gemeinen gebrauch 
und gemonhelt angezogen werben wit, Ob wol, vermäge Chrhſt⸗ 
licher freyheit, bey den Ehriſten ein tag wie der ander, Bat. 4. 
jedoch, weil ermette zeit beſonders auff die Baß und Paffions 
predigi gerichtet, vnd alfo alles feine zeit Has, fol ed nochmals 
durchaus bay dem gemeinen brauch bleiben, die Hochzeiten und 
MWirdefchafften auff ein andere zeit geleget, te hleuor gefchen 
ben, vnd vnnotwendige newerung, tbiaber Die alte Libliche- ord⸗ 
nung und gewonheit, nicht engeflieegituerben: . WBGW 
Bnd nach dem ſich egliche.. .. geſchehen vergl. ed. S. I8V. 
< —— tn Pfarrer... gelaugen Taten.” Vergl. ‚ob. 


56* 


444 


XIV, Ä 
Bon befuchung und tröftung der Krancken. 
[Bergl. Art. v. 1557 ob. ©. 184.] 

„Es follen bie Pfarrer ... behuͤlfflich und rhetlich fein. 
Vergl. ob. S. 184.] 

Es follen aber die Pfarrer vnd Kirchendiener, den vnter⸗ 
ſcheid und gelegenheit jeder perfon wol in acht nemen, und bie 
franden mit langen, verbrießlichen Predigten nicht befchmeren, 
ſondern die furg vnnd rund, mit etlichen wenigen, teöftlichen 
Sprüchen heiliger Schrift erinnern, leren vnnd tröften, befon- 
ders wann fie gang ſchwach fein. 

Der vrſach, wenn ein eingepfarrt6 unter feinen Zuhörern in 
befhmerlihe kranckheit gefallen, mit dem der Pfarrer, des 
krancken Seelen feligkeit zu gut, etwas zureden, fol der Pfar« 
ter folches nicht biß auff die legte fparen, fondern auch vnbe⸗ 
ruffen ſich förderlich zu dem krancken finden, mit aller Chriſt⸗ 
lichen fanffimus und befcheidenheit, gebürende erinnerung, mit 
troſt vnd vermanung zuthun,. weil der krancke ſolches noch 
faſſen, vnd ſich Chriſtlich zu feinem abſterben ſchicken kan.’ 
Von beſuchung ber ſchwachen vnd gebrechlichen leuten in ben Soſpitalu. 

„Es ſollen auch die Pastores und Diaconi ... verſorget 
ſvergl. ob. ©. 184], 06 ihnen, was verordnet, gegeben, und fo 
mangel befunden, denfelbigen dem Hofpitalmeifter anzeige, und 
da nicht enderung erfolger, der Obrigkeit berichten, damit die 
armen im ihrer Prandheit und nöten, nicht verlaffen werben, 
welches die Kirchendiener jeber zeit in den ordentlichen Visita- 
tionibus berichten follen.” 
| XV. 

Bon Todten, und Begrebniffen. 
[Vergt. Art. v. 1557 ob. ©. 181.] 
ae jemanbt von Gott... vermacht werben. Vergl. ob. 


©. 

So befindet fi auch eine groffe onorbnung bey ben bes 
geebniffen, wann die abgeflorbenen, befondere arme leute, zur 
erden beftettiget werben, offtermale nicht ein menſch, zu zeiten 
3100 oder drey perfonen, bey ber Leiche fein. 

Deriwegen den Kirchendienern zu befehlen, das fie mit be 
fonderm ernft ihre Pfarrkinder vermanen, weil ſolches nicht 
allein wieder den glauben, vnd Chriftliche Liebe, das man bie 
glieder bes leibes Ehrifti, affo verechtlich halten und hinwerffen, 
fondern auch wieder die natur felbft, das fie ſolches abfchaffen, 
und jedes orts Obrigkeit biefe anorbnung thue, das bie armen 
fo moi als die reichen, ehrlich zur erden beftettigt werden. 

Dorzu denn auch bie Kirchendiener angehalten. werden fols 
len, das bey ber begrebnis aller deren, fo ſich des hochwirdigen 
Sacraments gebrauchen, eine Furge Leichpredigt vnd erinnes 
tung, den armen vnd vnuermoͤgenden vmb fonft gethan, das 
durch fie erinnert, das fie auch allezumal ſterblich, vnd ſich alle 
ſtunden zu dem tode rüften und bereiten follen. Ä 

Damit aber die Kirchendisner an ben orten, da teglich leute 
zur erden befletiget, mit vielem predigen nit uber bie gebuͤr bes 
ſchweret, find etliche. kurze Predigten, erinmerungen und wars 
nungen geflellt, vnd der Kirchen Agenda einuerleibet worden, 
fo auff onterfchieb der. perfonen gerichtet, Wann ein junges 
ober alt menſch, Weib oder Man, in der Ehe, oder auſſer⸗ 
halb berfelben, gelebt, das auch die vermanung vnd erinnes 
rung berfelben perfon gemeß gehalten, Da aber befonbere 


1580. COLIE. Surtächfifche Kirchenordumnng. 


perfonen Reichpredigten begeren, Tollen bie Kirchendiener biefels 
bigen, wie bißhero breuchlich geweſen, verrichten, und nit abs 
ſchlagen. 

q Weil auch durch die begrebnis die knaben in den Schulen, 
ober das gantze jhar viel von jhrem ſtudieren abgehalten, daran 
mit groſſem nachteil und ſchaden des gemeinen nuges verhin⸗ 
dert werden, Soll in allen unfern Stedten gleichheit gehalten, 
eine gewiffe und gelegene zeit beftimpt werden, zu weldyer ber 
Tode zur erden Chrifklich beftettiget, und die Inaben an jhrem 
ftudieren, ſouiel jmmer muͤglich vnd fein tan, hierdurch nicht 
verhindert werden. 

Diemeil auch geofle ungleichheit mit begrebnis ber vnge⸗ 
taufften kindern, oder fo in mutter leib gelebt, aber tobt auff 
die Melt kommen, gehalten, das etliche Pfarrer diefelbigen 
nicht mit den Schülern, wie bie getaufften finder, zum begreb⸗ 
nie befeiten, etliche auch nicht an diefe ort begraben wollen, ba 
andere Chriften begraben fein, dadurch ben Chriftlichen Eltern 
nicht allein groß betrübnis gemacht, ſondern offtermals die Muͤt⸗ 
ter, als das ſchwechſte werckzeug, in groffe anfechtung gerhaten. 

Vnd aber der Chriften feligkeit nicht alfo an die heilige 
Tauffe gebunden, wann die Chriſtliche Mutter an ben findern 
nichts verfaumt, noch an berfelbigen vnzeitigen tobt ſchuͤldig, 
fie aber durch das Gebete dem allmechtigen, vermöge feiner ver» 
heiffung, befohlen, da er gefagt, Ich bin dein Gott, und beines 
famens nad) dir, das fie darumb verdampt werden folten, wie 
dann ohne zweiffel viel kindlein im alten Teſtament vor dem 
achten tage geftorben, die nicht befchnidten, und gleichwol vn⸗ 
gezweiffelt felig worden, Der vrſach denn auch an folcher kinder 
ſeligkeit, die alfo durch das glaubig Gebete Gott befohlen, 
nicht zuzweiffeln, So follen hinfüro die Pfarrer und Kirchen. 
diener, ſolche Einder nicht weniger als die andern, mit Chriſt⸗ 
lichen Ceremonien, nach jedes ort6 gebrauch, zur begrebnis bes 
leiten, und bey andern Chriften zur erden beftettigen. 

Nach dem auch bericht eintommen, das zur zeit der regie⸗ 
renden Peftileng, fich hin vnd wieder gang befchwerliche vnd 
erſchreckliche feile zuteagen, das denen, fo dieſe Erandiheit ans 
geftoffen,, kein chat noch hülffe geſchaffen, fondern wieder den 
glauben und Chriftliche Liebe verlaffen, das ſie vber einander vers 
derben, vnd troſtlos fterben muͤſſen, welcher Coͤrper auch etliche tage 
in den heuſern vnbegraben liegen, einer in der ſtuben, der ander 
vor der thuͤr, ber dritte im Garten gefunden worden, umb 
welcher unmenfchlichen, vnerbarn herrtigkeit willen, Gott noch 
zum gröffern zorn vnd flraff bewegt werben mögen, Iſt 
derhalb vnſer befehlich, das in folhem ein gebürlich eine 
fehen, vnd Chriſtliche verenderung in den Dörffen fo 
wol als in den Stedten, gefchehe, damit nicht fo abſchew⸗ 
lich wieder ben glauben und liebe gehandelt, fondern bie 
mit folcher plage leiblich von Gott heimgefucht, jhre gebuͤrende 
huͤlff Haben, und die verftorbenen, als die glieder Chriſti, zur 
erben beftettiget werben mögen, Welches in den Dörffern, 
nach ausweiſung der ordnung, fo in Stedten gebreuchlich, are 
geftellet, und durch jedes orte Erbherrn und Obrigkeit, bie 
verfehung gethan werben möchte, das In ſterbens leufften, wo 
nicht in jederm Dorff beſonders, doch in etfichen Dörffern, mit 
gefampter hülff, ein gemeiner Zodtengreber gehalten, deſſen 
fidy in ſterbens leufften zuträften, damit nicht, wie biß daher 
mit geoffem ergernis gefchehen, der Eheman fein Weib, das 


1200. wu. Siurfächfiidhe Kirchenorduuug. 


Welb den Dean, bie Eltern ihre Binder, ſelbſt begraben, ober aber 
ber verflorbenen Coͤrper gan vnd gar unbegraben liegen muͤſſen. 
Mach dem ſich auch an etlichenorten begeben, das bie todten 
Coͤrper, durch die vnuernuͤnfftigen thier, da die Kirchhoͤfe nicht 
zum beſten verwaret, weil ſie nicht tieff in die erden gelegt, aus⸗ 
gegraben worden, ſol jedes orts Obrigkeit dieſe verordnung auch 
thun, das die Greber fuͤr die alten vnd erwachſene leute, auffs 
wenigſte eines Mannes tieff, deßgleichen auch der kinder alſo 
gegraben, auff das dergleichen nicht mehr zubeſorgen. 

Es fol auch der unnüge koſten, mit ausgeben ber vielen 
tramerbinden, ıc. vnd anderm, fo biß daher bey ben begrebniffen 
an etlichen orten gebreuchlich geweſen, und die leute damit nicht 
wenig beſchweret worden, gentzlich abgefchafft, und mit ernft 
darüber gehalten werben. 

Als auch in den Dörffern, zwifchen ben Pfarrern vnd den 
eingepfarten, ſich mehrmals zwietracht zugettagen, wann aus 
ben eingepfarten Doͤrffern Leichen gebracht, wie ferne der Pfars 
zer denfelben entgegen gehen fol, weil befonders zu Winters 
zeiten, auch fonften wenn vngewitter, man in ben Dörffern 
nicht wol fortlommen Tan, follen bie Pfarrer nicht ſchuͤldig 
fein ober ben dritten Hoff fie zubeleiten, e8 mere dann gut wet⸗ 
ter, das fie austommen Finnen, und ſolches gutwillig thun 
würben, barinn fie fid) denn ber gebuͤr nad) wol werden wiſſen 


zuuerbalten. 


xvi. 
Bom leben vnd waubel ber Pfarrern, vnd Kirchendienern. 
[Bergl. Art. v. 1557 ob. S. 183.) 
„Damit binfüro, fo viel immer müglich, ... enthalten. 
&. ob. &. 183. | 


Ste follen auch jhr Weib und Kind, zur Gottes furcht, 
aller erbarkeit und zucht, ſonderlich aber zur marhafftigen, Chrifts 
lichen demut ziehen, vnd denfelben Feines weges geftabten, in 
güldenen hauben, gülden Ketten, Sammet oder Seydenwerd, 
mit fchmeiffen oder fpringern zugehen, dardurch fie nicht allein 
andere leute in der hofffart ſtercken, fondern auch vrſach geben, 
wie mit anderm ihrem ergerlichen leben mehr, das heilige Dres 
Digampt zu leſtern, zu fchenden und zu fehmehen, und den 
fand der Prediger veracht vnd verhaft madgen. 

Dargegen aber fich, beneben der ernftlichen drawung Chriftt, 
Wehe dem, der ergernis gibt, etc. audy S. Peters vermanung 
erinnern, was derfelbige in gemein, aller Chriften weibern, vors 
gefchrieben, das ihr ſchmuck nicht fol auswendig fein, von 
harflechten und gold vmbhengen, und Eöftliche Fleider anlegen, 
fondern der verborgene Menſch des bergen vnnerruckt, mit 
fanfftem ond ſtillem geift, welchs Föftlich vor dem HERAN 
ift, das ſolches vornemlich die Kirdyendiener, ihnen felbft, vnd 
ihren weib und Eindern, laſſen gefaget fein, vnd darkber halten, 
darauff auch unfere verordnete Visitatores jhr nachfragen haben, 
ond folch ergerlich weſen abfchaffen, dargegen aber fie ernftlich 
vermanen, und anhalten follen, das fie nach der lehr S. Pauli, 
vnſtrefflich, und ein fuͤrbilde der Herde fein, in allen tugenden. 

Es follen auch bie Pfarrer fidy aller vnehrlichen handtie⸗ 
rungen, wie aud) des Weins und Bierfchendens, Kauffman⸗ 
— vorkauffs auff wucher, und dergleichen hendel, gentzlich 

alten. 

Das aber beſondetrs, vom Wein vnd Bier ſcheucken,. 
feines Ampts entfeget werden.” IS. ob. S. 183.] 


445 


XVI. 
Wie fich die eingepfarten gegen Gottes wort, vnd ben heiligen Sa⸗ 
eramenten, verhalten follen, 


[Vergl. Art. v. 1557 ob. &. 180.) 


„Die eingepfarten follen ſich vor allen dingen fleiffig in ber 
Kirchen, an Sonn, Feyer und wercktagen, finden, wann Gottes 
wort geprebiget wird, bdaffelbige mit andacht hoͤren, hertzlich 
Gott anruffen, und für alle feine gutthat dancken, ſich auch fein 
vrſach, auſſerhalb eufferfter not, von demfelben abhalten laffen. 

Sie follen auch ihre finder und hausgefinde, mit fleis zur 
Predigt Gottes worts ſchicken, und fie mit gebürendem ernſt 
darzu anhalten. 

Da aber die not erfordert, das von wegen der gartenden 
Landsknecht, und anderer verfchlagener biebe, fie nicht alle auff 
eine flund, zur Kirchen kommen, fondern eins im haus, an 
Sonn oder Feyertag bleiben, weil fie ſich einbrechens der dieb 
halben, befaren müffen, follen alfo die perfonen miteinander 
abmechlen, das, welches vom hausgefinde morgens zum Ampt 
daheim im haufe geblieben, daffelbig nachmals bie Mittags: 
predigt befuchen fol, Defwegen denn auch vnnachleßlich an 
Sonn vnd Feyertagen, nicht allein vor Mittag zum Ampt, 
fondern auch nad) Mittage die Predigt gehalten werden fol. 

Sonderlich aber, follen fie ihre kinder, und das jung ger 
finde, fleiffig zu der Predigt des Catechifmt und Examen def» 
felben anhalten, auch warın fie e& zur Kirchen ſchicken, jhnen 
felbft nachfehen, ob fie dafelbft Hin, und nicht anderer ort gehen, 
auch defhalben nicht allein fleiffige nachforſchung haben, fons 
dern auch mann fie wieder zu haufe kommen, ſelbſt befragen, 
was man gepredigt, und was jedes aus ber Predig gelernet und 
behalten habe. 

Es fol auch jedes orts Oberkeit, diefe verordnung fleifitg 
thun, das auff den Borkirchen, oder andern orten In ber Kirs 
hen, einige leichtfertigkeit und onfug, mit lachen, wafchen, oder 
anderm dergleichen, bey auffgefagter ſtraff, nicht getrieben wer⸗ 
den, dardurch der Pfarrer vnd Zuhörer in ber Predig und ges 
hör Gottes worts, jrre gemacht, oder gehindert werden möchten. 

Auch bey gleicher flraff ernftlich verbieten, das niemandt, 
aufferhalb eufferfter noth, aus ber Kirchen lauffe, biß die Pre 
dig vollendet, und das gemein Gebet, für alle Stende, einhellig 
gefprochen worden. 

Defgleichen fol auch jebes orts Oberkeit niemandt geftabten, 
unter der Predig, für dev Kirchen oder auff dem Kirchhoff, zw 
ftehen, dafelbft, ober anderftwo , fpagieren, oder an Feſten und 
Sontagen, vor vnd nach mittag (fonderlich aber auff den Doͤrf⸗ 
fern) die Predig Gottes worts, mutwillig und vorfeglid), mit 
ihren Weib und Eindern, verfaumen, So offt aber einer befun- 
ben, das er folcher eins vbertreten, und fich zuuor bey den Pfar⸗ 
tern oder Richtern jedes ort, jhrer vorhabenden notwendigen 
gefchefften halben, nicht entfchäldiget, fol er ſechs grofchen im 
den Gotteskaſten zur ftraff erlegen, und ein jedes orts Obrigkeit, 
bie Gerichte perfonen, mit. fleis anhalten, damit fie neben dem 
Pfarrer bierinnen auff die Inte, welche die Prebigten befuchen 
oder nicht, gute auffachtung haben, und die verwirdite ftraff 
von ihnen einbringen, Damit fie auch bierinnen deſto williger 
vnd fleiffiger, fo mögen fie benfelben Berichts perfonen, von 
ſolchen einkommenen ftraffen, was verordnen. 

Es ſollen auch zu gleicher ſtraff verbunden fein, die ihre 


446 


finder und hausgefinde, nicht gun Predig und examen des Ca⸗ 
techifmt ſchicken. 

Da auch einer oder mehr, in vnchriſtlichem uben, und als 
ein verechter Gottes worte, und des: hochwuͤrbigen Sacraments 
. befunden, und von jhren Pfarrern deßhalben Chriſtlich verma⸗ 
net, fleiffig gelert und vnterwieſen, gleichwol in votgeſatztem 
ergerlichem vnd boͤſem Leben, halsſtarrig vnd vnbusfertig ver⸗ 
harren würben, auch wieder der CEhtiſtlichen Oberkeit noch der 
Kirchen ftraff adıtet, ſol ein andere ernſt wieder. jhn gebraudyet 
werden, wie oben’bey dem Kirchenbann weiter vermeldet worben. 

Nach dem audy durch bie Schügenhöfe, fehteffen, und ans 
ders, fo darbey getrieben, vnd auff die Feyertage angeſtellt, bie 
Predigt Gottes worts hefftig verhindert, vnd aber die Sonn 
und Feyertag, nicht vmb ſolcher ſachen willen, fondetn vornem⸗ 
lich zum gehoͤr Gottes worts vetotdnet, ‘fol jedes orts Oberkeit 
dieſe verfuͤgung thun, damit die Schüsenhöfe, fchieffen, vnd 
dergleichen, fie werden in Pfingften, oder fonften im jhar ges | 
halten, alſo angefteller, das fie nicht vnter der Prebigt gehalten, 
fondern diefelbige Hierdurch wnuerhindert bleibe, noch das volck 
von Gottes wort, und von der allernuͤtztichſten dnd notwendige 
ften Predigt des Gatedjifmi abgehalten werbe. 

Es follen aber die Amptleut, Edellgut vnd Schäffer, hiemit 
ernftlich vermanet fein, da nicht nötige, dringende vrſachen und 
befehlic) von vns, oder fonft verhanden fein, das fi ie die uns 
terthanen, an evertagen, nicht wollen mit ftönen, dienften 
vnd anderm, beladen, und vor den Predigten und Gottesdiens 
ften, abziehen vnd verhindern, diemeil font fechs tage in der 
wochen, darinnen folche dienfte Binnen aufferlegt, und außges 
richt werden, und Gottes ernſtlichs Gebot erfordert, das der 
Ruhe und. Fevertag geheiliget werde, das man auch das viehe 
und Zugkochſen am Feyertag ruhen laſſen, viel mehr fol man 
ben. armen Bawersleuten, bie man fonft wol in ber wochen 
brauchen Tan, ben Geyertag vergönnen, an melchem fie Gottes 
wort hören ,. ond troft In ihrem Gewiſſen, aus den Predigten 
ſchoͤpffen mögen. 

Die Bürgermeifter aber vnd Nichter in Stedten, follen 
eenftlich verbieten und abfchaffen, alles jenige, fo die leute au 
Zelten vnd Feyertagen, von ber Predigt hören abziehen oder 
verhindern mag, (aufferhalb mas Eranden und wandersleuten 
geſchehen mag) als unter der Predig, gebrandten. und andern 
wein, Bier, Genoſche ond dergleichen , zuuerkauffen, tugel und 
andere fpielplege, quafereyen, heimliche, verdechtig⸗ zuſammen⸗ 
kunfft, Tentze zuhalten, Kremerey treiben für der Kirchen, oder 
in den gaſſen, vnd alles dergleichen. Auch ſollen die Buͤrger⸗ 
meiſter, Amptleute, Schoͤſſer, und andere Gerichtsherren, nicht 
Rhat oder Gemein halten, noch ſonſten die leute vorbeſcheiden 
ober hören, zu der zeit, da Predigten pflegen gehalten werben, 
es fiele denn vnusrmeidliche not für. 

Es fol auch an Sonn und Feyertagen jederman verboten 
fein, aufferhalb fürfollender noch, weiche er dad; alle mal dem 
Pfarret vnd Der Obrigkeit zuuorn anmelden fol, mit Roſſen 
oder der hand, bie arbeiten, for auff die werckeltag gehören, zu⸗ 
nerrichten, ſendern ernſt vermanet werden, dem Gottesdienſt, 
damit bes Feyartag geheiliget, abzuwarten, und der andern ars 
beit müffig zugehen, vnd ba ex: (hieran, krüchig befunden ‚(el er 
wegen der handarbait ˖ ſechs groͤſchen, wegen der Roßadbeit aber, 


1508. CARE, ‚Surfiihfiche Birchenondunngs 


zwene groͤſchen in den Wotiesaſten auff nos wien geand- 
bet, zur fivaffe erlagen. : 

- Dieweil auch aus den gehaltenen. Vistetiguibes rinkeacht, 
da⸗ durch die Ihar und Wochenneerckte, wann Diefeibige auff 
die Fepertage, die in der wochen zu feyren verorduet, ‚gefallen, 
die Predigt Gottes worte, mit ergernis verſaumt werde. Sol⸗ 
chem zubegagnen vnd ·zuuerkommen, da ſichs hinfuͤro derglei⸗ 
han an einem ober mehr orten zutragen würde, fol der Ihar⸗ 
mardt oder Wochenmarckt, allmegen auff den audern tag ver 
legt, ober alſo angeordnet werden, das vor oder vnter ber Pre⸗ 
digt keine Buben, ſondern erſt nach vollemdter Predigt vnd 
H. Ampt, auffgethan werden, darmit der Gottesdienft, vmb 
ber Kramerey willen, nicht gehindert, mach Die leute wow der 
Predigt Gottes worts abgehalten werden. 

Sonberlich aber ſol auch auff den Bergwercken, die Son⸗ 
tags arbeit, fo viel muͤglich, auff Denen Zechen, da es obs 
ſchaden der gewercken vnd bergwercks gebewde gefihehen fan, 
abgefehafft werden. | 

Deßgleichen auch dieſe anorbnung gefchehen, das die Ham⸗ 
mermeifter vnd andere, bie von wegen des Bergwercks zu loh⸗ 
nen haben, das ablohnen nicht biß auff den Sontag ſparen, 
va offtermals die ut von Def: Hrebigt abgehaltenwerden. 
Es follen au in den Stedten, unter dem Predigten, an. 
Sontagen und geordneten Fefttagen, die Thor beſchloſſen ge= 
halten, und niemandt weder ein noch aus gelaffen werden, er 
bette dann In unfern, oder andern Fuͤrſten vnd Hertn gefcheff⸗ 
ten, eng vnd eilend zureiſen 

Wie ſich aber die eingepfarten bey der heiligen Tauffe, 
Beicht, vnd gebrauch des heiligen Abendmals, gegen jhren 
Pfarrern vnd Kirchendienern, verhalten ſollen, iſt hieruon jedes 
bey feinem Artickel vnterſchiedlich angezeiget worden, darnach 
ſich ein jeder wiſſe zurichten. 


Wie ſich die Pfarrkinder gegen jhren Pfarrern amd Teelförgern ver: 
halten follen. 


„Die Pfarrkinder ſollen jhre Pfarr vnd Kirchendiener, als 
getrewe Seelſorger, für ihre Chriſtliche Veter halten, durch 
welcher dienſt, fie im gehoͤr Gottes worts und rechtem gebrauch 
der hochwuͤrdigen Sacramenten, wieberumb vnd new geboren, 
finder Gottes werben, derwehen ſie dieſelbigen werth, vnd in 
gebuͤrenden ehren halten, ſie lieben, vnd allen guten willen er⸗ 
zeigen, mit jhnen in frieden vnd guter einigkeit leben ſollen, wie 
der Apoſtel leret, J. Theſſ. 5. da er ſchreibet, Wir bitten euch 
lieben bruͤder, das jhr erkennet, die an euch arbeiten, vnd euch 
fuͤrſtehen in dem HERKEN, vnd euch ermanen, Habt fie 
defto lieber, vmb ihres werds willen, und feid friedfam mit 
ihnen. Vnd abermals 1. Tim. 5. Die Eiteften, die mol vor⸗ 
Stehen, halte man zwiefacher ehren werth, fonderlich die da ar⸗ 
beiten Im wort ded HERRN, und in ber lehr. 

Denmach, wann ſie, vermoͤg jhres tragenden, und ihnen fo 
thewer vnd hochbefohlenen ampts, mit jhnen zu reden oder zu 
handlen haben, jhnon jeder zeit auch freundlichen vnd gebuͤren⸗ 
ben beſcheid geben, jhre ſtraff vnd vermanungen, fo fie aus 
Gottes wort.thun,- mim heſten auffnemen, vnd darbey deden⸗ 
den, das fie ſolches thun muͤſſen, vnd bey verluſt jhrer ſelig⸗ 
keit vnd zwiefeltiger endammts daſelben ſchuͤldig —* dardurch 
auch anders nichte dann jhrer dat singepfarten ſeelen feligkeit 


1508. OEM. Aurfächkfähe Rirchenorbuung. 


geſucht wich. Sollen bechalben fie nicht anfeinden, Yooxchten, 
verlachen, mit [himpfflichen werten, liebern und geberden, vor 
ſpetten/ noch viel weniger ſchmehen, ſchenden, leſtern, oder ſich 
ſonſten vnterſtehen an jhnen zuuergroiffen, vnd ſich darbey des 


Soruchs Chriſti erinnern, Wer euch veraditet, der verachtet 


mich, Wie wir denn auch ſolche verachtung der Krchendiener, 
vmb ihres ampts willen, nicht zugedulden gemeint, ſondern an 
den vbertretern mit allem ernſt, andern zum exempel vnd ab⸗ 
ſchewen, zuſtraffen gedencken, ſondern ſie ſollen als frome 
Pfarrkinder, jhrer Pfarrer lehr vnd Chriſtlichen vermanungen, 
ſo ſie aus Gottes wort thun, gehorſamlich folgen, beſonders, 
wann fie den grewlichen laſtern, als Gottesleſterung, zauberey, 
vnzucht, fuͤllerey, hoffart, neid, haß, zanck, hader, geſtrafft, vnd 
des erſchrecklichen zorns, drawen vnd ſtraffen Gottes erinnert 
werden, darmit Gott die verechter ſeiner threwen, veterlichen 
verwarnungen, heimgeſucht, und hertiglich allezeit geſtrafft hat.” 
XVIl, 
Bon den Täuntzen. 


KIX. 
Bon Spiunfiuben und Scheidabend. 
xx. 
eingepfarten gegen ſhren Pfarren, mit nottärfftiger 
Barreidjung ihrer befolbung, vud leiftung ihrer ſchüldi⸗ 
gen bieuft, verhalten folien. 

„Nach dem Chriſtus, Matthei am x. faget, Ein jeber Ar⸗ 
beiten ift feines lohns werth, Deßgleichen S. Paulus 1. Co⸗ 
xinth. 9. Wer dem Altar dienet, ber fol vom Altar leben. 
Stem, Der HERR hats befohlen, bie das Euangelium ver- 
kuͤndigen, bie follen vom Euangelio leben. Vnd abermals 
Sal. 6. Der unterrichtet wird mit dem wort, der teile mit aller⸗ 
ley guts, dem, ber jhn unterrichtet. Sollen derwegen die Zus 
hörer und eingepfarten,, jhren Pfarrern vnd vesordnneten Kir⸗ 
dyendienern , mit willen vnd gern, was zu ihrer unterhaltung 
gebürlich, befonders aber, was hierzu geftifftet und verordnet, 
ee und ohne Verweigerung, und ohn alle ſchmelerung, folgen 
laſſen. 
Vnd nach dem gemeiniglich in ben Stedten die Pfarrer vnd 
Kirchendiener, jhre unterhaltung auff ein gewiſſes und genantß 
verordnet, ſo jhnen auff jedes Quartal gereicht, ſollen die von 
der Obrigkeit daran ſein, vnd mit fleis verſchaffen, das ihnen, 
auff beſtimpte zeit, jhre gebuͤrende beſoldung, ohn allen abbruch 
ober vorteil, zu rechter zeit, volkomlich gegeben, darmit fie ſich 
der billigkeit nach, nicht daruͤber zubeklagen haben. In Doͤrf⸗ 
fern aber, weil jhr vnterhalt gemeiniglich auff dem Ackerbaw 
vnd anderen Accidentalien geſetzt, ſollen ſich Die eingepfarten im 
ſelben, gegen jhren Pfarrern vnd Kirchendienern verhalten, wie 
hernach vnterſchiedlich geſetzt iſt.“ 


Wie ſich die 
unterhaltung, 


xzı. 
Dem Geidihrins. 
(Art. v. 1557 ob. ©. 188,] 


Eu. 


Won den Beheben, 
:[Wergl. Art. v. 1557 eb. ©. 188.) 
IH hlerinnen den Pfarrern... geſtrafft werden. (Vergl. 
ob. G - 
Were auch dem Pfarrer hieruͤber ſonſt was mehr entzogen, 
find wir geneigt, nach deſſen befindung ernſtlich zubeſchaffen, das 


4 


ſolches wieder zu den Pfarren gebracht. Wo auch nawe Muͤ⸗ 
len, dardurch eines Pfatrers arbeit vermehret wirdt, angerichtet 
werden, ſol nach des Synodi erkentnis jhme gebuͤrliche vnd 
biffiche vergleichung geſchehen. · 


XXII. 


Vom Ouffer. 
[Art.v. 1557 ob. S. 188.) 
Was die Kenfller, Gärtner und Gamögenoffen , dem Bfarzer zugeben 


vIchaldig. 
(Vergl. Art. v. 1557 ob. ©. 188.] 

„Als auch hin und teieber auff dem Lande, ..... zuüberr 
antworten ſchuͤldig fein, lvergl. ob. S. 188.] Vnd fol Feiner 
Gemeine entfhälbigung angenommen werben, ba fie fürgeben, 
als fey der Pfarrer fonft reich genug, bergeftalt. fie allezeit fich 
ausreden, vnd bem Pfarrer feinen gebürenden foldt vorhalten 
möchten. Damit auch die Pfarrer befhalben mit den einge 
pfarten nicht in ergerlichen zanck gerhaten, follen die Erb⸗ 
herren und Amptleute jhre vnterthanen ernſtlich bahin halten, 
das fie ſolche zween grofhen, den Kiechendienern erlegen, und 
das die Richter bey obgeſatzter ſtraffe ihnen biefelbige einfanm 
fen, barzu die Visitatores jedes ots Oberkeit, wo von nöten, 
erinnern und vermanen follen.” 


XV. 


Bon ben Aufengröfchen. 
[Art. v. 1557 06. 8.188. „Da auch Häffner ..... ver 
pflichtet fein.” 
XXVL 


Bon gebür ber Kirdhenbiener, Bon etlichen ſtücken ihres ampts, To 
mar Accidentalis nennet. 


-  [Bergl. Art. v. 1557 ob. S. 188.] 
„Es fol niemandt ... vnuerboten fein.” [Vergl. ob. S. 188.) 


raw, Auffbott vnd begrebnis gelb. 
ason dreyen auffgeboten, „.. gegeben werden. [S. ob. 
] 


Dom begrebnis einer alten perfon, follen dem Pfarrer ein 
geofche, von einer jungen ein halber geofche, Dem Custodi 
aber von einer alten, vom leuten vnd fingen, zween grofchen, 
von einer jungen ein grofche, gegeben werben. 

Es follen auch jedem Pfarrer auff den Dörffern, von einer 
beftellten Hochzeit und Leichpredigt, drey grofchen, aber in den 
Stedten nad) gelegenheit ber leute vermögen gegeben werben.” 

| ZXVIL 
. ou beftellunge der Pfarrglter. 

„Dieweil an etlichen orten von den loͤblichen Vorfaren, 
alten Herrſchafften oder Collatorn, zu ben Pfarren dotales, 
das iſt, Dienft oder Fronleute verorbnet,, auff das die Pfarrer 
leute zu dienſten haben, und jhre guͤter deſto geruͤhiger vnd beffer 
beſtellen koͤnnen, ſollen durch jedes orts Oberkeit und Visitato- 
ren, die leute vermanet werden, ſolche dienſte willig und gerne 
jhren gethtewen GSeelſorgern zuleiſten. 

Weil aber ein beſonder, geofle und gemeine klage, nad) 
dem die Adrarbeit fo hoch geſtiegen, das die Pfarrer ihre 
Pfarrecker nicht zur notturfft beſchicken Finnen, vnd der vrſach 
an etlichen orten zum teil gar wuͤſt liegen laſſen muͤſſen, das 
fie entweder die Ackerleute nice bekommen koͤnnen, oder durch 
dieſelben mit dem lohn fo hoch vberſatt werden, das es ihnen 


448 


die mähe und vnkoſten nicht verlohnet, vnd alſo die Ecker nichts 
genieſſen Finnen, daher egliche verurfachet, mit ihrer vngelegen⸗ 
heit, nachteil und fehaden, aud) verfeumnis jhres ſtudieren vnd 
verhinderung, in jhrem ampt eigene Pferde zuhalten. - 

Derwegen, ond auff das bie Pfarrer die Eder, fo ihnen 
zum vnterhalt verordnet, fampt jhrem hausgefinde genteflen, 
vnd ihres ſtudierens vnd ampts defto ‚fleiffiger auswarten koͤn⸗ 
nen, ift vnſer ernfter will und .meinung, das die Barren 
frembde Eder vmb geld. zubefchiden nicht eher annemen, «6 
find denn zuuorn bed Pfarrers und Schreibers Eder, da fie 
nicht felbft anzufpannen Haben, fampt ihren Nachbarn deſſel⸗ 
ben Dorffs Eder vmb ein gebuͤtlich vnd gleichmeſſig lohn 
beſchicket. Darmit auch hierin kein Bawer auff den andern 
fehe,.ond alfo ein jeder von ſich diefe beſchickung auff einen an⸗ 
dern ſchiebe, fol es jedes orts Obrigkeit alfa.anorbnen, ſouiel 
Die: gelegenheit: der vnterthanen leiden mag, das welche Pferde 
haben, biefelbige ordentlich und zuchweife nacheinander dem 
Pfarrer alfo vmb dem lohn baſchicken, wie benfelben die Obrig- 
Zeit neben dem verordneten Visitatore beſtimpt hat. 

So denn: aus gutem willen. die eingepfarten zur beste dem 
Pfarrer etwas von feinen Edern beſchicken, follen jedes orte 
Obrigkeit auch dieſe verordnung thun, damit fle nit dafür ein 
folche ergegung mit efjen und tsinden fordern, fo den lohn 
gleich oder dafjelbe vbertreffe, fondern vmb des heiligen Mi- 
nisterij willen ſich auch an einem Liederlichen begnügen laſſen, 
vnd die vergeltung durch rechten ſegen Gottes, auff ſeinen eige⸗ 


nen guͤtern vom himel arten der ſolches ihnen nicht vnbe⸗ 


lohnet laffen wirdt, Math. 1 


. KKVIIL' 
Bon ber Permutation vnd ayßlaffung der Pfarrgüter. 


AArt. v. 1557 ob. S. 191. „Die Pfarrguͤter a arſtrecken.] 


xxix. 
Bor Safsiftern, ädern, Wiefen, Bärten, Bifwarfern, fo zum Pfarr 
Ichen gehören. 
Daſ. ©. 190: „Damit auch) . 
XXX. 
Com abzug und fchmelerung ber Pfarrglter. 

„VNach dem ‚auch etliche Collatores zum teil bie Pfarrguͤter 
an ſich ziehen, zum teil mit den Pfarrern, ſo bey jhnen vmb 
dienſt anhalten, paciſciren, vnd ſich mit jhnen vergleichen, mas 
ſie in der Pfarr nutzung ſchwinden laſſen, vnd wie lange ſie 
dieſelbige beſitzen ſollen, darbey kein gedeyen noch ſegen, darzu 
die Kirchen mehrmals der vrſachen mit vntuͤchtigen dienern 
verſehen, auch ſolcher abzug wieder Gott und die Keyſerlichen 
befchriebone Recht, Sollen die Visitatores beſonders darob und 
daran fein, darmit, was ein mal zur Pfare und. gottesbienft 
ergeben vnd verorbnit, auch daben bleibe, vnd folcher geftalt 
Die Kirchendiener jren gebürenden unterhalt haben moͤgen, und 
fo von jemandt, wer der fein moͤchte, heimlich ober offentlich, 
hierwieder gehandelt, follen beybe Pfarrer und Collatores ernſt⸗ 
Tich geftcafft werden. Es ſollen auch die Collatores oder Ampt⸗ 
leute von wegen, ber Pfarrbelehung nichts fordern, noch fie 
jnen was deßhalben zugeben ſchuͤldig, fondern hiermit gentz⸗ 

lich als Simoniacam abgefchafft ſein. 
Defgleichen,, weil auch in gehaltenen Visitationibus viel 
feltige klagen angebracht‘ worden, das ben Pfarren und Kir⸗ 


. . gemeint fein.) 


1599. Chir. Aurſachſiſche Rirdyensstuung. 


chendienern an ben Paaereckern viel abgepflüget werben, deß⸗ 
gleichen ihre Fiſchwaſſer und anders mehr, fo inen zu jhrem 
onterhalt verorbnet, engogen, ift unfer will und meinung, weil 
ohne das an vielen orten der Kicchendiener befoldung geringe, 
das folder. abgang genglich verhütet vnd abgefchaffet, Ders 
wegen bie Erbherrn, und jedes orts Obrigkeit, die verorbnung 
thun ſol, das die Kirchengüser verreinet , da es noch nicht ge= 
fcheben, und nachmals durch die Kirchueter iberlich ein mal bie 
Eder, Hölter, vnd andere Pfarrgüter, befichtiget und erkundi⸗ 
get, ob etwas benfelben engogen, daruon abgearbeitet, ober fon» 
fen ſchaden daran begegnet were, und da fie befünden, dad dem 
Pfarrgütern auff dieſe oder andere meife ſchaden und vorteilige 
ablürgung geſchehen, das ſie, weß ſtandes fie auch fein, vnnach⸗ 
leffig geſtrafft werden, Deßhalben denn ber Visitator in feinen 
Visitationibus auch. fleiflige nachforſchung haben fol, damit 
er, der geblir nach, deßhalben jeder zeit, in: ben Synodam bes 
richten Eönne.” 
Xxx.“ 
Von Pfarrhöltzern. 
(Vergl. Art. v, 1557 ob, ©. 191.) 

„Als auch befunden ... befommen. [S. ob. S. 191.] 

Es follen auch vnſere Amptleute, Erb vnd Gerichtsherrn 
daran ſein, da die Pfarrer mangel an holtz haben, das ſie zu⸗ 
gleich andern vnterthanen, wann holtz ausgeteilet, mit anſtehen, 
und keines weges ausgeſchloſſen werden. 

Die Pfarrer ſollen auch den Gemeinden nicht geſtadten, die 
Pfarrhoͤltzer mit dem viche zubetreiben, auch ſelbſt nicht darin⸗ 
nen hüten laſſen, (dann das viehe den Sortinerlatten ſcha⸗ 
den thut) fondern-fich hierinnen ber gemeinen verordnung ver⸗ 
halten. 

Weil auch denſelben nicht ein geriet abgehet, das bie 
Pfarrhoͤltzer vor den Trifften drey jar nicht geheget, ſondern 
ſolcher geſtalt entweder durch die Pfarrer ſelbſt, oder andere, 
verwuͤſtet werden, ſol jedes orts Etbherr vnd Oberkeit, weil es 
ein gemeiner nutz, mit fleis vnd allem ernſt darüber halten, 
und die verfehung thun, damit die gedachten Pfarchölger mit 
fleis vor der Trifft, drey jhar zum wenigſten, geheget, und ſo⸗ 
uiel muͤglich, aller ſchaden vnd verwuͤſtung derſelben verhuͤtet 
werden möge.‘ 


xxxu. 
Vom baw der Pfarren vnd Blörnerenen, 
[Vergl. Art. v. 1557 ob. ©. 190]. 

„Die Darztichen, Pfarcheufer vnd Kicchnedepen, .. 
den. [©. ob. S. 1%.) 

"Damit aber die Kirchen nicht zuutel beſchwett, wann etwas 
an Kirchen, Schulen oder Pfarren zubawen vorfellt, ſondern 
in einem ſteten vermoͤgen ſein vnd bleiben moͤgen, ſo fol für 
allen Dingen dee Superintendens und Collator, wann ein fürs 
nemer baw von nöten iſt, der Kirchen vorchat erregen, ond 
wieuiel dauon zum baw gebraucht werden fol, ordnen vnd 
fchlieffen, die eingepfarten aber Roß und hanbarbeit darzu Lets 
fien, und was von deme, ſo von-der Kirchen, mie obgemelbet, 
verordnet, nicht reichet, and man mehe zum daw haben muß, 
das ſeüen fie durch din gemeine ankage — 

Wann ſie alsdann den Dan auffbracht, . . . vnd nicht zer 
fallen laſſen. [S. 068.1 MM) - 

. Rad). dem: aber vder dem verſtand der wort (Dad vnd 


1560. COLE. Rurtächfiiche Riechenorbunng. 


Sach) viel vneinigkeit und jrrung zwiſchen den Pfarrern vnd den 
eingepfarten entflanden, iſt in dem jüngft gehaltenen Synodo 
ſolchs erkleret worden, das nemlich ein jeber Pfarrer ſchuͤldig 
fein fol, feine geberode, an Öfen, thüren, fenftern, leymwenden, 
zewnen, tachungen, und was dergleichen fein mag, mie ein fleifs 
figer Hauswirdt thun fol, jherlich zubeflern ſchuͤldig, und das 
fo lange, als es fich erhalten laſſen wil, in wefentlichem baw 
halte, ond durch feinen fleis allen ſchaden wenden fol. 

Wann aber ein gebewd, es fey ofen, thüren, fenfter, zewne, 
wenbe, tachungen, etc. fo alt würde, das es zu beffern nicht 
mehr tüget, oder auch durch ungerwitter, oder andere Gottes ge 
walt, ſchaden neme, fol e8 die Kicchfart, ohne zuthun des Pfars 
rers, zuerbawen [hüldig fein. | 

Das alt geftröde aber und hola, was von ben Pfarrgebew⸗ 
den abgereumet wird, fol bagegen ben eingepfarten, die es 
bawen, gelafjen werden. 

Damit aber an den Pfarrgebewden nichts verfaumt, noch 
gefehrlich auffgezogen, anfangs mit einem geringen ein groffer 
ſchade zuuerhüten, auch die Pfarrer deßhalben mit ihren einges 
pfarten nicht in ergerliche vneinigkeit erwachſen, fol der Visi- 
tator, wann von einem oder dem andern theil ded bawens hals 
ben, in werender Viſitation Elage fürgebracht, alsbald den baw 
befehen, und wo von nöten, mit zuthun des Collatorn, was jes 
Dem teil zubamwen ober zubeſſern, gebürenden befcheid geben. 

Debgleichen, wann die Pastores eigene heufer haben, vnd 
darinnen wohnen, welchs body ohne vorwiffen und vergunft des 
Collators vnd ber Kicchueter nicht gefhehen noch zugelaflen 
werden fol, fo follen fie dennoch die Pfarrgebewd in bewlichem 
wefen erhalten, das geftröde aber, vnd ben mit, welchen fie 
auff der Pfarr erbawen und machen, follen fie nicht auff ihre 
eigene, fondern auff die Pfarrecker füren. 

Es fol auch hiemit allen Pfarrern und Eüftern ernſtlich bes 
fohlen fein, das fie Beine hausgenoſſen in jhre heufer einnemen, 
allerley gefahr, ergernis und ſchaden zuuermeiden, welche offters 
mals hieraus erfolgen. J 

Wann aber einem Pfarrer auch ein Filial zuuerſorgen zu⸗ 
ſtehet, vnd daſſelbige auch ein beſondere behauſung hette, ſol 
jhme vergundt ſein, ſolche zuuermieten, oder zuuerpackten, doch 
das derſelbig auch nicht andere hausgenoſſen zu ſich neme, vnd 
dem hauſe keinen ſchaden zufuͤgen, ſondern da es geſchehen, den⸗ 
ſelben wiederumb alsbald erſtadten ſol. 

Vnd nach dem die notturfft erfordert, das die Pfarrer zu 
jhrem ſtudieren ein beſonder ort haben, da ſie von weib, kindern 
vnd hausgeſinde, vngehindert vnd vngeirret, demſelben mit fleis 
abwarten koͤnnen, ſol jedem Pfarrer in der Pfarrbehauſung, 
nach gelegenheit jedes orts, ein ſtudier ſtuͤblein gebawet werben.” 

Xxxxiu. 
Von Hoſpitalen. 


IXXIV. 
Vom Gottesfaften. 


[Bergl. Art. v. 1657 ob. &. 189. 193.] 


dern auch durch bdiefelbige grofje vnzucht und grewliche laſter 
mehrmals begangen, wann das offentlich bettien geftadtet, das 


durch die kinder, fo von folhen Bettlern geboren, auff das 


u, 


449 


bettlen vnd muͤſſiggang von kindheit auff gezogen, vnd aus 
bemfelben in alle laſter und endlich verderben des Leibes und der 
ſeelen gerhaten, ber vrfach Gott durch Mofen feinem vold einen 
ernftlichen befehlich gethan, das allerding unter ihnen ein Bett 
ler fein fol, Inmaſſen auch deßhalben, durch weplandt onfern 
freundlichen lieben Brudern, Churfürft Morigen feligen, und 
one, ernftliche verorbnung gefchehen, aber darüber nicht mit 
ernft gehalten worden, Iſt nochmals vnſer ernftlicyer wille vnd 
meinung, dad nicht allein, vermöge unferer ausgegangenen Pos 
ltcepordnung, mit ernft darüber gehalten, fondern auch vnſer 
ferner befehlich, das jebes orts Obrigkeit, mit zuthun der Pfar⸗ 
rer vnd Kirchendiener, auff nachfolgende ordnung bedacht fein, 
vnd mit allem fleis arbeiten fol, damit nad) abfchaffung des 
ergerlichen vnd ſchedlichen vmbſtreichens der Bettler, arme 
bürfftige, fo entweder mit leibes ſchwachheit beladen, oder fonft 
jhr brod mit der Handarbeit nicht mehr erwerben koͤnnen, nicht 
verlaffen, fondern ihre notturfft Haben mögen. 

Zum erften, fol alle Sonn und Feyertage, in ber Kirchen, 
wann bie Gemeine beyeinander, das Almuffen jedes orts mit Dem 
Secklein gefamlet, und die Zuhörer durch die Pfarrer und Kir 
chendiener vermanet werden, das niemandt mit leeren henden, 
und ohne eine Gottes gabe, vor dem HERRN erfcheine. 

Zum andern. Ben allen Hochzeiten fol in der Kirchen ein 
Becken, oder von tifch zu tiſch, an ben orten, da bie Hochzeit 
gehalten, Büchfen auffgefeget, und alle Hochzeitgefte, da ſon⸗ 
ften viel geldes vnnuͤtzlich verſchwendet, zur milden gaben, ben 
armen zu gute, vermanet werden. | 

Zum beitten, fol dergleichen auch allwege bey ber heiligen 
Tauffe in der Kirchen, oder bey dem Tauffeſſen gefchehen. 

Zum vierden, Wann kauff, taufc), oder andere dergleichen 
Gontwact, befchloffen vnd verfchrieben, Keuffer und Verkeuffer, 
mit auffgefegter Büchfen vermanen, das fie auch etwas in dem 
Gotteskaſten, zu unterhaltung der armen, geben wollen. 

Zum fünfften. Alſo auch in ben Erbfellen, wenn theilung 
der Erbfchafft vorgenommen, follen jeder zeit bie Buͤchſen auff⸗ 
gefegt, und eine Gottesgab für die armen von den Erben ge 
beten werden. 

Zum fechften, was aus ben verfaufften Kirchenſtuͤlen eins 
gebracht, fol beneben dem Kischenbaw in Gotteskaſten, zu er» 
haltung der armen verwendet werben, wie hernach folget. 

- Zum fiebenden, follen bie Pfarrer vnd Kirchendiener krancke, 
vnd beſonders reiche und vermögliche leute, mit gutem glimpff 
vnd befchelbenheit vermanen, das fie zu unterhaltung der ars 
men, von ihrer verlaſſenſchafft etwas verordnen wollen. 

Zum achten, wenn Leichpredigten gehalten, das allmeg ein 
Becken an das ort gefagt, da die leute fürkber gehen, fo die 
Leich beleitet, vnd durch den Pfarrer allzeit fleiffig vermanet 


"werden, das den armen eine gabe von ihnen gegeben werde. - 


‚3um neunden, bergleichen fol auch gefchehen, wenn bie 
leute zum hochwirdigen Sacrament bes Leibe und Bluts Chrifti 


:| gehen. Auff folche weiſe mag in Eurger zeit nicht allein ein 
„Nach dem and) nicht allein groffe vnordnung, was die uns: 
terhaltung der omblauffenden Bettler belanget,, vorlaufft, fons 


nocdurfft, fondern auch nach jebes orts gelegenheit, ein zimlicher 
vorraht gefamlet werben, dadurch den vecht armen krancken vnd 
bürfftigen leuten beffelbigen orts geholffen, das fie nicht mans 
gel leiden, und dadurch das ergerlich, ſchedlich, gefehrlich und 

leſterlich betteln abgefchaffet werde. 17 


40 


"2 Wach bem auch viel Teute. .. BAM Fol abgefchaffet werben.“ 
15, 0b. ©. 193,] Zu u. 
Da Xxxxv. 


Von ben Keirchvütern vnd vorſtehern der gemeinen Kaften, vnd der⸗ 
ſelben Rechnungen. . 


[Bergl. Art. v. 1957 ob. S. 180.] 


„Damit ben Kitchen ... vnd bafjelbige auch jehrlich für jh⸗ 
sem Erbheren, Pfarrer, Richter und Elteſten der Gemeine, in 
¶ gnwart deß ordentlichen Visitatoris verrechnen. [S. ob. ©. 
ge A 


‚.. Bie follen aud) bes Pfarrers Inuentarium bey ſich bebal: ' 
ten, ... groffem fchaden ablegen müffen. [S. ob. &. 189.] 

... Mo in einigem Gottestaflen ... nugung anwenden. [S. 
»5.&. 190.) 

Da auch bie Kirche eigen Holtz hat, ſollen bie Kirchveter, 
ohne des herrn Collators, Pfarrers und Superintendenten, ober 
ordentlihen Viſitatorn willen und willen, kein holtz darinnen 
hawen laſſen, noch daraus verfauffen, ic.” ·.... 
— xxxvi. — 
Von ben Striten in. der Sirrhen. 
Nach dem auch eine gemeine klage einkommen, das hi 
vnd wider ih die Kirchen ſtuͤle gebawet, dardurch die leute ver⸗ 
"hindert, das fie weder ben Prediger auff ber Eantzel, noch zu 
dem Altar, wenn das hochwirbige Sacrament ausgeteifet wirdt, 
eben Können, befgleichen auch oftmals fotche ſtuͤle in den ge⸗ 
meinen gengen auffgerichtet, das die leute für denfelben nicht 
ol Hin und wilder gehen koͤnnen. 

. Dertvegen fol in den Kichen auff. den Doͤrfforn vnd Steb⸗ 
sten, hinfuͤro Bein ſtuel ohne ſonderlich vorwiſſen vnd erlaubnis 
des Prrerb vnd der Kirchveter gebawet werden. So ſol auch 
Ten ſtandt noch ſtuel einigem Manne ober Weibe erblich, ſon⸗ 
dern allein auff des beſitzers leben lang zuſtehen oder vergoͤnnet 
werden, Vnd fol keiner macht haben, einigen fuel bey feinem 
teben andern zuuerkauffen, fondern da er ſtirbet, fol deſſelben, 
6 fen Mannes oder Weibes ftuel, der Kirchen anheim gefallen 
fein, die jn vmb ein leidlich geld bes verſtorbenen nechften Er⸗ 
hen file allen andern gönnen, Vnd da deren:;sicht verhanben, 
:oder nicht darumb bey dem Pfarrer und Kirchvetern anhalten 
würden, einem andern, bet in begeret, auff fein leben verkauf⸗ 
fen mögen und follen. Sonderlich aber follen alle. Pfarrer und , 
Kirchveter ein fleiffig anfffehen:haben, vnd vererdnung thun, 
das durch den baw der ‚geftüte, an dem.gehör Gottes worts nie⸗ 
mandt verhindert, noch ſich billich darob zubefchweren habe. 

Was aber von verkauffung der ſtuͤle jetzt gemeldet, das fol 
allein auff die priuat perſonen, vnd nicht auff die geftüle, bie . 
in Stebten. der Wniuerfitet ober dem Rahte, Heuptmannen 
oder andern, fo in publico officio fein, in Dorfflicchen aber 
‚auff die Collatores, die nom Abel, und da Richter, Schöppen, 
Kirchveter, etc. befondere fküle heiten, verſtanden werben.” 


2.0.9.4) I 
wis fie amgendusten, deftettiget, vad aut⸗ 
fagt werben follen. oo 


wi zn Derff Can, 
0 Rn. 155706. @.186] 


Es folfen bie Kirchner oder Gibckner, ... auff verotdnung 


dee Coneistorij oder des Synöodi, entſetzt, vnd ein ander gehor⸗ 





| nachgelaffen werden: [®. ob. 


4300. CL -Anrfächriihe:Mitchenordtrinig. 


ſamer vnd fleiffiger an feine fat auffgenominen werden. S 
‘06. S. 186.] | 


Es follen aber auch die Pfarrer... abwarten Taflen. TS. 
ob.“S. 187] 0 J 
Vnd da ein Custos... geholet werden.“ S. ob. ©. 186.] 


XXXVNMI. 
Vom ampt. der Güflterer. 


[Vergl. Art. v. 1557 ob. S. 186.] 


„Es folfen die Kirchner oder Gloͤckner, aüff die Kirchen vnd 
Pfarrer befcheiben fein, und befonders ihre Pfarrer in gebuͤren⸗ 
ben ehren halten, vnd auff diefeibigen in allen Kirchenemptern, 
bey bem predigen, teuffen, Sactament reichen, vnd befuchung 
der krancken, warten, und derwegen ohne jhr wiſſen und willen 
nicht ausreifen, damit fie ihrer gewiß ſeyen. Nachmals fol 
‚aud) ... nicht verfeumet werde. [S. ob. S. 186.] 

“Es ſollen ſich aber die Kirchner ſonderlich befleiffigen,.... 
S. 186:} 

Es follen auch, rote droben gemeldet, ‘die Custodes alle⸗ 
wegen am Sonn und feyertagen zum ampt vor ber lection des 
Euangelij, den Gatechifmmum ohne außlegung dem volck vors 
— weil der Pfarrer dem ampt vnd der Predigt auswar⸗ 
ten muß. ——— 

Deßgßßgleichen ſollen auch zu mittage fie jre Schüler denſelben 
in der Kirchen mit heller lauter ſtimme fein langſam vnd ver⸗ 
ſtendig ſprechen laſſen, vnd vnter den kindern examiniren, wel⸗ 
ches auch der Pfarter ſelbſt bißweilen nach gehaltener mittags 
predigt thun fol, damit der Custos in officio vnd fleis erhal⸗ 
ten werde. 

Es ſollen auch alle Custodes vnd Dorffkuͤſterer ſchul hal⸗ 
ten, vnd derſelben teglich mit allem fleis, vermoͤge der Ord⸗ 
nung, abwarten, darinnen die knaben leren keſen, ſchreiben, 
vnd Chriftliche geſenge, fo in der Kirchen gebraucht werden 
follen, darcuff der Pfarrer fein fleiffiges aufffehen haben, vnd 
das vold mit ernft dazu vermanen fol. ° 
‚. Er fol auch fonft mit ben. eingepfarten vnd alfer mennig> 
kich, befonbers aber feinem Pfarrer, felnem weibe, findern vnd 
handgefinde, fampt den feinen ih gutem friede und einigkeit leben. 

e fol auch fich nicht vnterſtehen, den leuten Supplicatio- 
nes, befonders wider bie Dberkeit oder feinen Pfatrer, ftelien, 
‚fondern folche Leute jebeizeit'von fid) weifen, und feines beruffe 
patent. °* An: 
2, Wie wir auch hlemit eenftlich befehlen, das fie alles pro- 
ruriretis vnd aduocirens, oder andere dergleichen, muͤſſig geben, 
und fi enthalten, noch viel weniger zu Spielleuten auff ben 
hoͤchzeiten gebrauchen laſſen follen. Sie follen auch in der Cuͤ⸗ 
ſterey behaufung aus allerlen bewegenden vrfachen, einen hauß⸗ 
genoffen einnemen, auch fi) gebrandten Wein ſchenckens gengs 
lich enthalten. u 

Well aud) jnen bie Kelche, Kirchen ornat vnd andere, fo 
in der Kirchen derwaret werben follen, verteawet, fol Eeiner zum 
Eüfterer angenommen werben, er fey denn wol bekandt, ober 
‘das ‘er einen vorftandt habe, damit, wenn etwas durch feinen 
vnfleis oder vntrew der Kirchen entwendet, bie Kirche fich bed 
“erlittenen ſchadens widerumb bey jme zuerhofen Habe. 

Alſo follen fich auch die Gloͤckner hüten, und mit fleis fürs 
fehen, das fte nicht allein für jre perfon mit dem Pfarrer fried⸗ 








2a0R. Chad. Auriäctiichen AMechexordunag .. , 


lich leben, jm nicht verbriesliche leſterwort geben, noch jm hin⸗ 
berwartd vbel nachreden, ſondern auch zwifchen der Gemeine, 
Kichfart und Pfarrern Beine meuterey, faction oder wieder: 
willen, dataus vesBleinerung deß Pfarrers, und verachtung der 
Predigt, Beicht vnd Sacraments zufolgen pflegen, ertegen, 
fonbern allezelt gegen jrem Pfarrer freundlich, ehrerbietig, vnd 


zu fried vnd einigkeit gegen jm vnd ſeinem weib und binbern 


geneigt fein. Da aber anders vermercket, ſollen fi dergeſtait, 
wie obuermeldet, vom ampt entſatzt, vnd andere fromme vnd 
ruhige diener an jre flat geordnet werden. 

Damit auch das volck im fingen nicht j irre. gemacht ſeuen 
die Custodes Beine gubere, denn D. Luth. geſenge, und die er 
kur efallen laſſen, in der Eichen fingen, damit fie Diefelbigen 

ernen, ond «ind bad andere deſto leichter leren koͤme. 


xxxuix. 
Bom gebrauch der Glocken, vnd def —* lenten. 


„Es fol der Gloͤckner ſich befleiſſſgen, das er. jeder zeit, bes 
ſonders aber an Feſten, Sonn vnd Feyertagen, auff gewiſſe, 
beſtimpte zeit, zum Ampt, zur Predigt, zur heiligen Tauffe, 
zum Gebete morgens und abends, vnd zur begrebnis, faute: 

Vnd da fie in Dörffetn feinen Zeiger haben, fol der Pfar⸗ 
rer die Kirche, beſonder aber die Leute ſo vermoͤglich, darzu vers 
manen, das ſie einen kauffen, auff das nach demſelben, zu rech⸗ 
ter beſtimpter zeit, die Kirchenempter verrichtet, auch fie ˖ſonſten 
fich in der haushaltung darnach zuuerhalten haben möchten. 

Wann aber die Eingepfarten fo arm, das fie keinen ſchla⸗ 
genden Zeiger Fauffen önnen, fol ber Pfarrer auff einen Son: 
nenfeiger bedacht fein, welcher mit geringem often zuerlaggän, 
vnd biß derfelbe verfertiget, Die Custodes bey den Pfarrern ers 
lernen, fo ein Compaß bey fich haben, oder jhme felbft keuffen 
Tan, darnach ſich der Custos mit dem geleut zurichten habe. 

Nach. dem auch die Soden fuͤrnemlich zum Gottesdienſt 

verordnet, und das dardurch dag volck zum gehoͤre Gottes worts 
und gemeineng Gebete 'verfamlet werde, biefeibigen aber zum 
gemeinen bierfauffen mehrmals mißbraucht; fot hinfiro ſoicher 
mißhrauch gentzlich abgefhaffet, und bie Gloden zu feinem 
Weitlichen gebraud; gezogen werben, es fen denn in Feindes 
oder fewers noth, oder auch wann bie leut ihren herren froͤnen, 
abs: fonften in nothwendigen geſchefften zuſammen kemmen 
muͤſſen. 
Sonderlich aber fol das aberglaubiſch und“ ctgoͤttiſche WB 
retleuten, (dev vrſach die Boden im Babfthumb, mit leſter⸗ 
lichem mißerauche der ſtifftung! Thriſti, getaufft werden, das 
fie die krafft haben folen, den hagel und ſchedliche Peter ab⸗ 
zuwenden) wo er noch im brauch, abgeſchaffen vnd nicht ges 
ſtadtet, dargegen aber das volck zut buß und Ehriſtlichem eiffe⸗ 
rigem Gebete vermanet werden, bardurch der zorn Gottes‘ id 
ftinet, ond ſolche plagen abgewender werden mögen.” We. ie 


Be * De Gemeinden. ‚gegen Item Eufisben vder iin —2 
ſollen. 


IArt. v. 1557 ob. &.187. „Vnd nad dem... iwia ar 
bunden. ”) 


Vor. 





3 


tendens 





6 


XLI. 
Wie es bey dem abzug bes verftorbenen Pfarrers nachgelaffenen Wit: 
) wen ober kindern, mit ber vergleichung, gehalten werben fol. 


IJArt. v. 1557 ob. S. 186. „Es fol auch der Supua 
ei gefunden bat. u * u 


. xun. —W - an 
Vom Anuentario, vnd Regiſter, des einkomjmen der Pfarr. 


[Xrt. v. 1557 ob. S. 191} 
xXum. I 
Bon den Biden, fo in die Kirchen verorbnet, bey heuſelben vers 
. vᷣyret⸗ vud nicht dauon entwendet werben fettpu — 
XLIV. 
zit ne bie Wiltlichen Berichtähaber, beren Weriwalter, . Berne 
‚ ‚beber, auch ‚ber Pfarren Lchenherrn zuuerhalten. 


(Art. v. 1557 ob. 8.191.) F 


re foden vber jhren Pfarrern, .., vollenden. [®. ob; 
Weiter follen bie jenigen, ... gehört wuͤrde. is ob. 
&, 192. 


Vnd in ſumma, ſo wollen wir, dos allem vbel vnd erger⸗ 

nie, welches zu jeder zeit, an gedingen vnd fonften gerhget, vnd 
der Oprigkeit angezeiget, mit hoͤchſtem fleis geſtewret vnd 

wehret, im fall aud) geſtraffet, vnd Gottes ehre, Furcht, br 
derliche liebe ˖ vnd einigkeit,-bargegen gepflangt, ober. in mangel 
ber folge, vns ferner vermelbet werben fol, Damit wir uns gegen 
den vbertretern, dieſer vnſer Ordnunge, und verboten, mit ge 
Funichem einſehen, zuerzeigen haben.“ 


Des Durchl., Hochgebornen Fuͤrſten ꝛc. Heren Aus 
gaſten ıc. Verordnung, Wie es in feiner Churf. 
G,benben Bniuerfiteten, zu Leipzig vnd Witten: 
berg, mit lahr, diſciplin, vnd —2* allent hai—⸗— 


sen, dee. vnd kuͤnfftis gehalten werden ot. 15830. 


Bu Ber Aue | He BES 


‚Bnd iff dem allen nad abermals vuſer agſter befehl, will 
vnd meinung, das ſolchen vnſeren verordnungen ſtracs nach⸗ 
gelebt werde, darüber wir auch gebuͤrlichen halten wollen, Je⸗ 
doch wollen wir Vns vnd vnſern Nachlommten, diefe be nad 
dorfallender gelegenheit vnd erheifchender notturfft, in einem 
oder mehr puncten jußerendern, zuuermehren und zuuerbeſſern, 
hiemit fuͤrbehalten haben. 

‚ Bu: vrkund mit vnſerm Chur Serct boſiegelt Anno et die 
vtsupra. 

. Bu mehret Becceffeigung biefer vnſer Störung, Vynd das 
wir ſtett vnd vheſt daruͤber wollen gehalten, haben ei 7 mit 
Ligenen handen, Vndt nach ang vnſer freunbücher lieber Sohn 
Herzog Eheifttanus xc. in gleichem vnterſchriaben. : ' 

Auguftus. Ehriſtianus. 


Gedruckt zu — Sant Steinman. Anno 


ER) - . 
u 145 .nlnc ' . I) En 


57% 





452 1501. CLIV. Branufchwe⸗Brubeuhagenſche Kirchenordunng. 


CLIN. 


Kirchen Agenda, Darinnen Tauff, einfegen, und Trawbüchlein, Communion, fampt den teg⸗ 

lichen Gollecten, welche in der Kirchen gebraucht werden. Zür die Prediger in der Graffs vnd Herrſchafft Mans⸗ 

feld. Itzunder auffs newe vberſehen, vnd mit vielen nuͤtzlichen, vnd noͤtigen Tractaten, fuͤr junge vnd vngeübete 
Kirchendiener, vermehret. Welche alfo bey einander nicht zu finden. MDLXXX. 183 BL 4, 


Diefe Agende iſt eine Rh vermehrte Ausgabe eines von Sar⸗ 
cerius verfaßten, im Sabre 1562 von einer Generalfunode ber 
Mansfelder Geiftlichleit approbirten Manuale ober Hanbbüchlein. 
Sie bat folg. Abfchnitte: I. Erinnerung der Geuattern, 
ober Paten halben. IL Das Ta uffbäctein. ID. Von 
der Rottauffe. IV. Das Einfegen Büchlein. V. Wie 
ed mit den Kindern folle gehalten werben, welchen 
jbre Mütter fur dem Kirhgange abegehen. VI. Wie 
man es halte, wenn einem eibe jr Kindlein flirbet, 
ehe fie aus den Sche wochen koͤmmet. VII. Erinnes 
rung für dem Traubüdlein. VII. Das Zraubüds 
lein. IK. Erinnerunge ber heimlihen Verloͤbnis hal⸗ 
ben. X. Bon ben zugelaffenen ond verbottenen Gra⸗ 
dibns im Eheftande. XI. Von der Sommunton. XIL 
Et lichen Collectenu.f.w. XII Bon ber®bunge vn⸗ 
fers h. Satehifmi. XIV. Enchiridion, Der kleine Sas 
tehifmus u. f.w. XV. Die Stüde vnfers h. Gate: 
hifmi. XVI. Wie man auff ben Visitationibus ben 
Catechiſmum zu oben verorbnet hat. XVII Won ber 
Confirmation ber Kinder u. ſ. w. XVIII. Bon ber 


übung ber Geiftlihen Gefenge. XIX. Bon der Kirs 
hen Difeciplin, vom Bann [welden das Gonfiftoriumz 
ausfpriht], vnd offentliher Buffe Boom Pros 
ceß, wie man bie, fo offene Buffe thun, wiber zur 
Gemeinfhafft der Kirchen auffzunemen pfleget. 
XXI Bon der Ordination ber Kirhendiener. xkır. 
Chriftl. Beriht, aus was vrſachen, ober wie fern 
fi ein Pfarherr, anderer Pfartinder, niht anneh⸗ 
men, Auch ein Pfarktind, von feinem orbentliden 
Pfarherrn, von einem andern fih nicht wenden fol. 
XXIH. Etlihe Praefationes auff bie Heubtfefta 
fur ber Communion zu fingen. XXIV. Die Eytancy 
Deutſch. XXV. Bon ben Begräbniffen, derer, fo 
etwa onfers Glaubens Genoffen nit fein, ober 
fonft in onbußgfertigleit verfterben. Zu @isieben in 
der Alten ond Loͤbi. Grafffhafft Mansfeld, Gebrudt, bey Brban 
Gaubiſch, wonhafftig auf dem Graben, Den fünfften Day. Anno 
1580. — Ueber die Gefchichte der Mansfelbifhen Agenben f. 
Miscell. Lips, T. VIII. Obs, 165. 


0. 


1581. 


CLIV. 
Des Durchleuchtigen, Sochgebornen Fürften und Serren, Seren Wolffgangen, Hertzogen 


zu Braunfchweig vnd Lüneburg? etc. Chriftlihe Ordnung vnd Befehl. 


Mes fich Prediger und Zuhörer in Seiner 


3. ©. Lande, auff Juͤngſt gefchehene Visitation hinfüro verhalten follen. Anno 1581. IV u. 31 BL. 4. 


Aus einem Schreiben bes Herzogs Wolfgang von Gru⸗ 
benhagen an M. Ghemnig (Rehtmeyer, Braunſchw. 
Kichenhift. Beil. zu Cap. VIII. Nr. 89) d.d. 6. März 
1681 ergiebt fi, daß dieſe K.-D. von bem Superintenden> 
ten und Hofprediger,. Shelhammer verfaßt.und an Chem⸗ 
nie zur Reviſion gefandt worden ift, was Schlegel in 
ber Ref.⸗Geſch. Bd. II. ©. 388 ganı ohne Grund beymeis 
fell. Das Yublicationspatent, d. d. Herzberg, Montag 
nah Joh. Bapt. 1581 gebentt als näcfter Veramaſſung 
der Viſitation, welche ber Herzog feinem obliegenben „‚von 
Gott befohlenen Ampt nach“ angeordnet habe, weil aus 
den „langwirigen, zu vnzehlich mal erfchienen, vnd nun mehr 

. für ber Welt leider ungeachten, gant gemeinen Fewerſtra⸗ 
‘ Ien, vnd Eufftbrenden , die fich offt vber den gangen Him⸗ 
mel erftredet‘ „alle vernänfftige Rechtfinnige Chriftenmens 
fhen vrtheilen, ſchlieſſen, vnd bekennen, es müffe der gan⸗ 
gen Welt, vnd ſonderlich dieſer Deutſchen Landen, ein 
a fürfieyen, vnd x gmeiffel ber herrliche groffe Tag 

e en vom Himel gang nahe, vnd 
Thhr fein.“ 8 gang be, für der 
* * , 
Bon jehrlicher Exeontiem der Anus 79. gehaltenen Visitatiom. 
Es fol „ein General Consistorium , oder Kirchengericht, 


albier zum Hertzberg, ober wo wire fonft hinlegen werden, jehr⸗ 


lichen bes Montags nach Cantate, solenniter beftellet vnd ges 
‚halten werden. Dazu wir allbereit eins theils unferer Hoff vnd 
Landrethe, neben dem Superintendenten deputiret, verordnet, 
vnd hiermit noch verordnet und beftetiget haben wollen, Solcher 
maffen vnd alfo, das fie jehrlich auf itzt gemelte gewiſſe zeit, 
alle und jede Vbertreter diefer Ordnung, ale Verechter des heil. 
MWorts, Predigampts, Sacramenten, Gatechismi, Lefterer, Rote 
tirer, offentliche Papiften, Epicurifhe Spötter, tegliche Vol⸗ 
feuffer, Zauberer und dergl. Beſonders aber diejenigen, an 
welchen alle trewe warnung , fo ihnen in ber Visitation gefches 
ben, beneben ihrer Paftorn teglichen vermanung, vergeblich 
vnnd verloren geweſen ift, in Erafft difes vnſers ernften befehl, 
onb ihres aufferlegten ampts Citiren, für ſich fordern, fie aus 
bem Gatehismo wol Examiniren, und verhören, ihres muth⸗ 
willigen vbertretens orfach fordern, Vnd vleiffig daran fein, das 
die muthwilligen vnnd halſtarrigen nach verwirdung ernſtlich 
geſtraffet werden, auch wo es von noͤten iſt, mit Gefengnis vnd 
Landesuerweiſung. Vnd ſollen gleicher geſtalt, die Prediger, 
ſo muthwillig vbertretten, vnd ergerlich leben fuͤhren, nicht we⸗ 
niger dieſes Kirchengerichts Jurisdiction vnterworffen fein, vnd 
zu gebuͤrlicher ſtraff gezogen werden.” 


n 


S 





1588, OLIV. Branufchw.Benbeshageniche Kirchenorduuug. 


Bem Uuıpt, Lere vnd Beben, der Paſtorn und Kirchendiener. 

Die Paftoren follen reiner Lehre aus ben prophet. und apoſt. 
Schriften, den Symbolen der alten Kirche, der Confess. invar., 
ber Apologie, den Schmalk. Artikeln, den Katechismen Luthers 
und der Concorbienformel ſich in guter beftändiger Einträchtigs 
Beit befleiffigen, und ihe Amt getreulich abwarten, weshalb 
„faule, vnachtſame, bie auff feine Predigt ftudieren, ohn alle 
orbnung confuse , was ihnen nur einfellet, reden, oder nur aus 
dem Buch ihre Predigten ablefen. Item, die ihr Ampt vers 
fpagieren, durch andere nicht beftellen, Vnd wenn zu teuffen, 
Kranden zu befuchen, ober Beicht zu hören ift, endwedder vers 
reiſet, ober fonft in Krügen und Gaſtereyen figen, ... gang 
vnd gar nicht geduldet werben” follen. Zur Aufrechterhaltung 
Diefer Beſtimmung bient der jährliche Synodus, in welchem 
der Superintendent ſich nad) dem Reben und Wandel und den 
Studien ber Paftoren erfundigen foll. Einfältige Pfarrer duͤr⸗ 
fen der Sefuiten, Sacramentirer und Irrlehrer Bücher nicht 
lefen, und Fein Pfarrer darf „ohn wiſſen, bewilligung, vnd 
geheifch des Superintendenten, etwas offentlich fpargieren, oder 
in Drud geben laffen, wie ſolchs audy fein, oder mit was gus 
tem ſchein es. gefchehen mag, bey ernfter ftraff.” Bei dem 
Synodus hat der Superintendent die von den Pfarrern übers 
reichten Concepte oder Dispofitionen ihrer Predigten zu prüfen, 
und befonders nachzufehen, ob jeber Pfarrer ein Buch halte, 
in melches bie Ehefchließungen, Zaufen, Todesfaͤlle und die 
Namen ber Communicanten bei jeder Communion einzus 
tragm find. Das Examen ordinandorum foll lateiniſch ge 
ſchehen. Ruͤckſichtlich der Weife ber Ordination und Einfühe 
rung wird auf bie Vorfchriften Luthers, in Beziehung auf die 
Vocation aber auf die forma examinis von Chemnig vertviefen. 
(Brevis et simplex forma examinis de praecipuis doctrinae 
coelestis capitibus, Urs. 1571. 8. u. 8.) 


Won vbunge bed heiligen Catechiomi, Predigten, Bebeten vnd anbern 
notwendigen Gottesdienſten. 


Alte Pfarrer follen treulich ihr Predigtampt verrichten, und 


in demfelben Chriftum und ben Glauben rein predigen, Die 
Laſter ohne eigene Affecten ernſtlich frafeng zur Buße ermah⸗ 
nen, und bie Zuhörer des jüngften Tages erinnern, „dieweil 
fortan nichts anders zu gewarten” ; ferner Sonntage Nachmit⸗ 
tags die Lehre des Katechismus üben, bie Wochenpredigten 
fleißig halten, ben Morgens und Abendfegen dem Volke Sonn 
tags und in der Woche vorfprechen, die Litanei menigftens 
alle vierzehn Tage einmal und zumellen Sonntags Vormittags 
fingen, Morgens, Mittags und Abende pro pace Läuten laffen. 
Die Itturgifchen Vorfchriften find aus Spangenbergs Gantios 
nal , oder aus der beigefügten Agende zu entlehnen. An den 
hohen Seften und den Seften Circumcis., Epiph., Purif., An- 
munc., Ascens., Jo. Bapt., Visit. und Michael. ſoll täglich, 
zweimal, an ben Apofteltagen einmal geprebigt werden. An 
jenen ruht die bürgerliche Arbeit völlig, an dieſen während der 
Predigt. 
Com ber heiligen Zauffe, Beicht, Abfolution, vad bochwirdigen Nacht⸗ 
mel bes Herrn. 

Veraͤchter des Abendmahls, Epicurder, tägliche Vollfäufer, 
Läfterer, Hurer, und alle diejenigen, welche Ärgerliches Leben 
geführt und mit der Kirche fich nicht verföhnt haben, ferner 


453 


Papiſten und andere, ber wahren Religion nicht zugethane Per⸗ 
fonen find von der Taufzeugenfchaft ausgefhlofien. Die Pres 
biger haben barauf zu achten, daß die Kinder nicht eine oder 
etliche Wochen ungetauft liegen bleiben, und „ba mans zu grob 
machen wuͤrde“ ſolche Unordnung dem Conſiſtorium zu gebühr- 
licher Strafe anzuzeigen. Um zu verhindern, daß aberglaͤu⸗ 
bifche Leute das Taufwaſſer „zu ihrem kranken Vihe misbrau⸗ 
chen, vnd von den Cuͤſtern bitten oder keuffen“, ſoll daſſelbe 
alsbald weggegoſſen werden. Ueber die Nothtaufe findet ſich 
die gewoͤhnliche Vorſchrift, daß dieſelbe nur einem vollſtaͤndig 
geborenen, lebendigen Kinde ertheilt, daß die Hebammen in 
der Form der Taufe unterrichtet, und die ſolchergeſtalt getauf⸗ 
ten Kinder zur Kirche gebracht werben ſollen. Die Sechs⸗ 
woͤchnerinnen follen, wiewohl fie an das ceremonlalifche Geſetz 
nicht gebunden find, doch dem natürlichen Rechte gemäß und 
zur Vermeidung von Aergerniß ihre Zeit aushalten. Alle übers 
mäßige Zractamente find verboten, am Sonnabende aber barf 
gar keine Safterei Statt finden, wenn ſchon die Zaufe an bies 
ſem Zage gefchehen fann. Endlich die Einfegnung dee Kinds 
betterinnen ift als chriftlichee Gebrauch beizubehalten. — Zum 
Sacrament bed Abendmahls, das niemals, es fei denn bei 
Kranken, heimlich in den Häufern zu halten tft, darf Keiner 
gelaffen werben, der nicht vorher gebeichtet und Abfolution er⸗ 
langt hat und bie gehen Gebote, bie Glaubensartikel, Gebet 
und Einfegungsworte nicht kennt. Jedes Beichtkind ift abs 
gefondert zu verhören und zu abfolviren. Aus der Beichte foll 
Niemand etwas nachſagen, „benn was ba gebeichtet iſt, ift Chrifto 
gebeichtet, und nicht Menfhen: Darumb auch ein Prediger, 
niemand dauon etwas zu offenbaren, Sondern die Gewiffen 
zu tröften, und denſelben an Chriſti flat zu rähten ſchuͤldig iſt.“ 
Sobald aber von Jemand böfe Gerüchte Öffentlich verbreitet find, 


fol ee von dem Pfarrer zur Buße vermahnt, unb wenn er 


ſich auf feine Unfchuld und fein Gewiſſen und das legte Ges 
richt Chrifti beruft, ihm die Abfolution und das Nachtmahl er⸗ 
theilt werben, quia de occultis non judicat ecclesia, 


Bon SKirchenbisciplin und Exrcommunlication. 


„Die Kirchendisciplin iſt nicht von Menſchen erdacht, ober 
erft new auffbracht, die Leute damit zu onterbrüden, mit hohn 
und Spot zu befchweren, vnd beſchemen, Sondern fie iſt ein 
ernfler Befehl und Ordnung vnſers Herrn Iheſu Chrifti, wel⸗ 
cher das Heupt und Öberfte Regent der Kirchen ift, der fie ſelbs 
zu oben verordnet hat, vnd mit item gewiſſen gemeſſenen Pros 
ceff, durch die Evangeliften, und Apoftel befchreiben laffen: 
Wie hieruon die Haren auſſdruͤcklichen wort, Math. 18. 1.Cos 
rinth. 5. 2. Cor. 13 etc. einem jeden befandt find. Iſt auch 
aus den Patribus offenbar, das folche Kircchenftraffen, nach der 
Apoſtel zeit, in obung und fletem fhwange gegangen, ben Chris 
ften zur Warnung ..., den Hallftarrigen zum Schreden, vnd 
allen gefallenen zur beſſerung.“ 1. Die Zucht foll aber geübt 
werden wider „alle grobe eufferliche Laſter, und verharrliche Vn⸗ 
bußfertigkeit und Sünder, als ba find: Abgöttifche, Gottes⸗ 
leſterer, Zauberer vnd alle die bei inen rath fuchen, Verechter 
deß heiligen Worts, und Catechismi, Vnd die zu keiner Kirchen 
noch Sacrament kommen, Item, die mit-Keberey, und falfcher 
Lere beladen find, vnd biefelbe verteidingen, Item, welchen 
eitel fluchen vnnd ſchweren bey Gottes Namen, Marter, unnd 





454 


Saeramenten anf dem Munde gehet, Rtem, welche, ire Eltern 
verachten, ſchlahen, ihnen fluchen, vnd dergl., Item, bie in 
vnuerſuͤnlichen ſtetem Haß vnnd Feindſchafft liegen, ihre eygene 
Richter und Rechter ſein, Sich nicht verfuͤnen, noch ara Er— 
kentnis der Obrigkeit gnuͤgen lafien wollen, Item, Todtſchle 
‚ ger, Auffruͤhrer, Hurer, Ehebrecher, tegliche Vollſeuffer, Diebe, 
Rauber, und Wucheret, Meineidige, und alle dergleichen erger- 
liche Vnchriſtliche Perſonen: An welchen allen erſtlich Ehrifls 
liche Obrigkeit ihres Ampts brauchen, vnd ſolche Laſter gebuͤr⸗ 
licher weiſe Weltlich ſtraffen, vnd darnach gleichwol die fündigs 
gefallene Perſon, auch mit Gott vnd ſeiner Kirchen, nach — 
kentnis deß Consixtorii, billich außgefoͤhnet werden fol.” 2. 
„Kirchenſtrafen ſind vnd heiſſen, von alters her, in gemein diß, 
wenn man vnbußfertige, hallſtarrige Suͤnder, vnd die jenigen, 
welche die Kirche geergert haben, von der heiligen Abfolution, 
Abendmal deß Herrn, Zauff, Gefatterſchafft, biß fie Bulle 
thun, vnd ſich mit der geergerten Gemeine Gottes vertragen, 
abweyſet, zum Eheſtande nicht auffbittet, noch oopuliret, zu 
Wirdſchafften die Solenniteten verbeut: die Bußfertigen offent⸗ 
lichen Simber, ber Kitchen, wegen deß gegebenen Ergernis, 
zur Abbitt, vnd Berſoͤhnung, mit Namen fuͤrſtellet, die Hall⸗ 
ſtarrigen, an denen alle Vermanung verloren, excommuniciret, 
auß der Gemeine Sottes ausfchleuft, vnd alle Kirchenrechte 
verfaget.” 3. Zwiſchen ben gemeinen Kicchenftnafen und dem 
Bann iſt zu unterſcheiden, namentlich ift die Öffentliche Strafe 
Öffentlicher Suͤnder „amt: ber heimlicyen: Abwrifung vom Bar 
erament“ nur eine Erinnerung zur Buße und von dem Baune 
verſchieden, durch welchen ein Verſteckter dem Satan zum Ver⸗ 
derden des Fleiſches und zur Restung ber Seele übergeben wird. 
Auch haben die Prediger um bes Proceffed willen auf den: Un⸗ 
terfchted. zwiſchen oͤffentlichen und heimtidyen Sünden wohl zu 
achten. -. 4 Mit dieſem wind es in folgender: Weile gebalten. 
1) Iſt ein Laſter nur dem Prediger, ober aufer ihm nur we⸗ 
nigen Perfonen befasmt,, fo hat ber Pfarrer bie. Derfon insge⸗ 
heim treulich zu vermahnen. Beſſert fie ſich nicht, fo iſt die 


Vermahnung vor zwei Zeugen zu wiederholen und endlich dem 


Conſiſtorium anzuzeigen, welches nach fruchtloſer weiterer Ad⸗ 
monition den Bann ausfpricht. Bis dieſes geſchehen, darf aber 


der Pfarrer von der. Sache auf der Kanzel: mit ausgedruͤcktem 
Namen nichts melden, ſondern ec hat mittlerzeit nur insge⸗ 
mein das Laſter zu. ſtrafen. 2) Mein von Semand ein 


oͤffentliches Gerücht. auffteht, ohne daß Beweis vorliegt, fo darf 


der Pfarrer ebenfalls ihn nicht namentlich nennen, fondem; er 


muß fid) begnügen, das. Lafter indgemein zu rügen und. dem. 


Superintendenten und Conſiſtorio Anzeige zu machen. Wenn 
nun disfe fich weiter erkundigt haben, und es hat die Notorietät 
fich ergeben, fo „ergehet billich, (doch. auff vorgehendes Er: 
kentnis vnnd Befehl dei Consistori) die::affentliche Kirchen⸗ 


ſtraff, mit abwerfung von heiligen Sacramenten, Verſagung 
der Kirchenrechte, vnd Amelie nennung ber Perfon, vnd 


ihrer Deiffethat bey Namen; Wie ©. Paulus faget, 1. Zi⸗ 
moth. 5. u. .w.” 9). WMenn nım falthe oͤffentlich⸗ Shader in 


fich gehen, und Das: gegebene Aergerniß der Kirche mit —5 
Verſoͤnlich mitten indem Ehor bar Kirchen außer den Goſtuͤlen, 
‘oder wie fie ber Paſtor ſonſt, nach gelegenheit jeder Kirchen hin 


her Meldung des Mamens abbitten laſſen, „und fich 


1888. CLEW... Beanuichw.Ernbeuhbagenfche Rtiircyenorduuug · 


Gottes: dauftellen,” fo ift ber Bann nicht nöshig. . 4) Im ent⸗ 
gegengefegten Folle, ſo wie wenn Jemand Kirchenbuße ‚gethan 
hat und dann wieder in dieſelben Sünden verfällt , fell nach 
dem Worte Chrifti die Ercammmuiratien eintreten. Diefe aus⸗ 
zufprechen , ift fein Prediger fire fich berahtigt. „Denn der 
Bann nicht eines Menfchen alleine, nad). inn der gewalt eines 
Paſtoen ſtehet, Sondern in Macht vnnd gemalt dar Kirchen, 
welcher es zuuor angezeiget werden, vnd mit ihrem Cansens ge⸗ 
ſchehen mus, nach dem Befehl Ehxiſti; Die Ecclesiae. Wan 
hann allhier Ecclesia nicht heift, oder iſt der Paſtot alleine, 
viel weniger der vnuerſtendige. bauffe,, Sondern zuſammen, 
Prediger, Obrigkeit, vnnd ber Außſchus Ehrlicher, Gottfeliger, 
vnd verſtendiger Chriſten, aus der Gemspne, Sp fol der hal 
flareige Sünder, nach vorgehender Vermanung, für. dem Con 
aistorio angegeben werben; Das Consistorium abet, fot ihn, 
mit fampt feinen Pfarrherten, und etlichen Scham, Gottfuͤrch⸗ 
tigen Eiteſten der Gemeine, für. ſich fabdern / VUnd da er nach 
letzter ernſter Vermanung, keine beſſerung zufagen, und bier 
ſelbe verbuͤrgen wil, Sol das Consistorinm „. welches von der 
gantzen Kirchen wegen da ſitzet, den Bann, vnd RAcommuni- 
cation vber Ihn, ſeinam Pfarrherrn befehlen, vnd ergehen 

laſſen.“ Die Folge des letzteren iſt, daß ihm durch die Amt⸗ 

leute alle Hochzeiten, oͤffentliche Zechen, Wirthshaͤuſer und 

ehrliche Geſellſchaften verboten und diejenigen ernſt geſtraft 
werden, bie gegen das Gebot mit ihm Gemeinſchaft halten, 
Unverwehrt aber if} ihm feine Nahrung zu ſuchen, Handel und 
Mandel zu treiben, „Politifcher, Bürgerlicher, vnnd Nachbar: 
licher Recht zm genisfien”‘, und gquch Die. Predigt darf er hören, 
ja er ſoll „verpflicht fein, daB ex in allen Predigten ſich finden 
laſſe: Aber an keinem ort in ber Kirchen, denn nur allein hin⸗ 
tex des Bhär, oder fonft.auff einem finfteen Windel.” Eve 
kennt er feine Suͤnde, ſo⸗wird er auf Befahl he Conſiſtorü 
oͤffentlich abſolvirt und zum Nachtmahl gelaſſen, wenn er oͤf⸗ 

fentlich das: Suͤndenbekenntniß wiederholt und dus Aergerutß 
abgebeten hat. „Vnd fol im hernachmals niemand etwas auff- 
chen. Einem reuigen gebannten Sünder Tann der Prediger 
auf dem Krankenbette die Abfolutiom erthrilen, doch muß ex, 
wenn er: genefen iſt, der Kicche. vorgeſtellet, ſonſt wenigſten 
das Aergerniß in ſeinem Mamen durch den Paſtor abgebeten 
werben... Zuletzt iſt auch ruͤckſichtlich der Aufern cremonier 


sein Unterfchied zu haltar:zwifchen einem. Gebanuten, Dax Buße 


thut, und bem,. der ohne. Ban feine Sünde. eeckannt und der 
Kirchendisciptin ſich untergiebt. Der erſte fol wor dar Auf 
nahme drei Sonntage nach einander mitten im Chor die ganze 
Predigt durch auf den Knien liegen, und ehe:dig Görammnion 
beginnt, durch den Kuͤſter aus dem Chor hinter die Kichthäre 
geführt werden; ber legtre dagegen bat nur einen Sonntag im 
Chor. zu flehen, und nad Empfang der Abfolution gebt ee, 
ber lebie unter den Communicanten, zum Tiſche des Deren. ' 


Bon Säulen yab Schulbtenern. n 


Der Superintendent ſoll ein ſonderliches Auge. pr bie 
Schalen haben, aus. denen „man mus snemen-die lieben Pflentz⸗ 
lein, damit alle drey Stende Gottes in der Welt befeget wer⸗ 
den.“ - Die Schullehrer aber follen-ähe Amt ‚fleißig tseiben 


and Die Diener bes Predigtamts ehren, „Me für ihre Inspectores 


vetordnen wird, andern zum abſchew, mit Demuth vnd Succht ‚| erkennen, top fie mas nuͤtzliches der Schul halben erinnern, 


1584, CHEV Berumcch ⸗ Drabenhagerſche Kirchenordunuug. 


modeste conferiren vnd folgen. Ohne ihr vorwiſſen und ers 
leubnis nicht vber Feld außfpagleren.” Deshalb haben alle 


Sthuldiener bei Ihrer Annchmung den Paftoren reverentiam, . 
obedientiam, modestiam et diligentiam anzugeloben, und 


wenn fie fi an die Gemeinde hängen und den Paflor ver: 
kleinern, follen fie entfegt werben. 


Bon ben Zuhörern, BPfarrvolck und Bemeinen. 


. Allgemeine Bermahnung an die Semeinden, ben Gottes: 
dienſt fleißig und anftändig zu befuchen, nicht während deſſelben 
die Schenkhäufer zu befuchen (die vielmehr für Einheimifche 
und Fremde gänzlich gefchloffen fein follen), ihre Kinder in der 
Furcht und Vermahnung des Herrn aufzuziehen, ihre Seel 
forger in Ehren zu halten und denfelben ihr Einkommen nit 
zu ſchmaͤlern. Ein Undankbarer, über den Klage eingegangen, 
ſoll für jeden Pfennig, den er fchuldig geblieben, einen Gros 
ſchen in’ ben Armenkaſten einzulegen durch das Kirchengericht 
verurtheilt werden. 


Bon der Kirihen Güter, Einkommen, umb derfelben Verwaltern. 


„ Bei jeder Kirche fol ein Verzeichniß der jährlichen Eins 
kuͤnfte beftehen, und jährlich um Trium regum foll Kirchrech⸗ 
nung gehalten werden. Aue Kornzinfen find in Natur zu lies 
fern. Jeder, der Kirkhengüter im Gebrauch hat, muß fich die 
ſelben nach Ausgang dreier Jahre aufs Meue vermelern Laffen. 
Düe Kirchvaͤter werden immer auf vier Jahre gewählt. Diefe 
haben insbeſondre auch auf die Erhaltung ber Kirchen⸗, Pfarr⸗ 
ud Schulgebäude und darauf zu achten, daß jeder abziehende 
Krrchen⸗ und: Schußdiener alles übergiebt, wie er es gefunden. 
Den Wittwen der Pfarrer wird, neben völliger :Rerfchonung 
mit Frohnen und Dienften, ein Gnadenjahr zugeftanden, waͤh⸗ 
rend deſſen die benachbarten Pfarrer vicariren. 


Bon Eheſachen. 
Nach einer allgemeinen Warnung vor Unzucht, Ehebruch, 
Hurerei und verbotener Vermiſchung wird zunaͤchſt verordnet, 
daß Verloͤbniſſe, ohne Genehmigung der Aeltern, ober deren, 


die an Statt der Aeltern ſind, von dem Conſiſtorio fuͤr nichtig 
erkannt werden ſollen, nicht von den Paſtoren, welche „in kei⸗ 


nerley dergleichen Eheſachen ohne ſonderlichen Beruff, vnd der 


Obrigkeit befehl, Richter oder Mitrichter ſein, wegen deß, daß 


ſie als eintzele Perſonen, den gebuͤhrlichen Proces, der hier⸗ 


inne von noͤhten iſt, nicht halten koͤnnen.“ Dieſer Proceß iſt 
ein ſummariſcher. Wenn alſo ſchriftlich oder muͤndlich auf 
Vollziehung eines Eheverſprechens geklagt wird, ſollen die Par⸗ 
teien vorbefchieden und abgeſondert verhoͤrt und dann Klage 
und Antwort artikelsweiſe aufgezeichnet und in Gegenwart bei⸗ 
der Parteien verleſen weiden. 
To hat der Kläger bie Namen feiner Zeugen anzugeben, welche 
ſammt Abfthrift der Klagartikel bem Verklagten zur Einbringung 


Teiner Interrogatorien in dein ‚gleichzeitig anzufegenden Ter⸗ 


mine zur rechtlichen Vorflelung und zum Verhör ber Zeugen 
zugeſtellt werden. Das Verfahren nach Abhoͤrung der Zeugen 
deſchtaͤnkt ſich auf zwei Stge Für jeden Theil, die in erſtreck⸗ 


rn url 


zum erſten Verloͤh 


Iſt das Ehegeluͤbbe verneint, 


455 


baren Friſten von 14 T. zu 14 T. einzubringen find. Eine 
Derfon, bie fich doppelt verlobt hat, foll ernftlich geftraft und 
e angehalten. werden. „Als auch Ehss 
leute ein Fleiſch und Bein vor Gott georbnet, das eins def an⸗ 
bern Gehuͤlfe fein ſoll, Vnd Chriſtus ſelbſt fagt: Was Gott 
zuſammen gefuͤget hat, das ſol der Menſch nicht ſcheiden. Sie 
auch beyderſeits, fuͤr dem Angeſicht Gottes, vnd ſeiner Kirchen, 
angelobet haben, Gluͤck und Vngluͤck, wie es Gott ſchicket, mit 
einander zu tragen, ſich nicht zu ſcheiden, noch zuſcheiden laſſen, 
auch keins das ander in kranckheit, armut, ſchande oder not zu⸗ 
uerlaſſen. So fol keins weges einige Eheſcheidung geſtatet, 
noch fuͤrgenomen werden, auſſer den zwei fellen, die Chriſtus 
vnd Paulus im Euangelio zugelaſſen haben. Als nemlich, vnd 
erſtlich. Da eines etwa eines Ehebruch gnugfam vberzeuget, 
vnd Rechtlich vberwieſen were, vnd das vnſchuldige Theil, ſich 


in ſolchem fall gantz vnd gar zur verſoͤhnung nicht einlaſſen 


wolte oder koͤndte, fo möchte entlich Sententia diuortii geſpro⸗ 
hen werben, nach Chriſti wort, Matth. XIX.... Zum ans 
dern, Im fall der mutwilligen Desertion, Weglauffens, vnd 
Verlaſſung darvon ©. Paulus ſagt 1 Cor. VIL.....” Sm 
dieſem Falle wird auf die eingereichte Klage der verlaffende Theil 
dreimal geladen, und wenn er nicht erfcheint, noch genuͤgende 
erhebliche Urſachen feines Verlaſſens vorbringt,: erfolgt dann 


die Scheidung, und der unfchuldige Theil kann Jic weiter vers 


heirathen, während ber fchuldige mit Randeswerweifung und 
Enthaltung der andern Ehe, fo lange fein Gegentheil Lebt, bils 
Tig geftraft fein fol. „Es ſoll auch in ſolchen trawrigen fellen, 
da die andere Ehe erleubet wird, bie Hochzeit ohne alles offents 
liche geprenge, vnnd fremden Selenniteten gehalten werben.” 
Sobald aber Eheleute mit einander in großem Unmillen leben, 
und einander aus Zorn und Verbitterung nicht beimohnen, fols 


| len fie zuerft von dem Paftor verföhnet, und, wenn biefes nicht 
fruchtet, vom Confiftorio durch den öffentlichen Bann oder 


fonft durch gebührende. Mittel und ernfte Strafen zur chriſt⸗ 
lichen Beimohnung gebrungen werden. „In allen aber derglei⸗ 
chen gemeinen, auch andern felgamen fellen, welche ſchwerlich 
in gewiffe Regeln gefaffet werben innen, follen alle vmbſtende 
fleiffig erforfchet, erwogen, und dahin gefehen werben, das Ers 
gerniß vermidten, geöffer ungläd, gefahr, Stube, und Schande 
verhütet, und die Gewifſen nicht verletzet werden.” In Bezie⸗ 
hung auf die verbotenen Grabe wird auf Levit.XVIIL und XX. 
verwieſen und verordnet, daß bie Ehe erft in tertio gradu li- 
aeae aequalis, und in quarto-gradu consangu,. et affın. 
geftattet fein’ fol. Fremde Perfonen, ohne Zeugniß ihrer 
Seelſorger und Dbrigkeit, follen die Pfarrer nicht aufbieten 
oder trauen. Die Proclamation fol an ‚drei Sonntagen ges 
ſchehen, die Hochzeit aber im Advent, ben Saften und den drei 
Haupftfeſten nicht geftattet werden. In Nothfällen aber foll die 
Erlaubniß beim Superintendenten und Confiftorio gefucht wers 
den. Am Sthluffe noch ein Verbot bes uͤbermaͤßigen Aufwan⸗ 
des bei Hochzeiten und Kindtaufen, und die Beſtimmung, daß 
diejenigen, die ſich vor der Zeit in Unehren zuſammen gefun⸗ 
ben, ohne alle Feierlichkeit und mit verbecktem Haupte Kirch⸗ 
gang und Hochzeit halten ſollen. — Hieran ſchließt ſich: 


456 


1584. CLVI. Soyariche KRirchenorbunng. 


CLV. 


Agenda. Das ift: Sirchenordnung, wie es mit Tenffen, Danckſagung der Sechs wöchnerin, 
Trawen, vnd dem Ampt der Gommunion gehalten wird. Sampt angehengften Gollecten oder Betbüchlein. 
Anno 1581. 


Diefe enthält in fcharfer Sonderung lediglich Liturgifche Kor- 
mulare, das Tauf⸗ und Zraubüchlein, die Liturgie bes Abendmahls, 
die Gollecten 2c. Unzweifelhaft ift bei ihrer Abfaffung (abgefehen 
von der am Schluffe befindlichen „chriſtlichen, vnd jesiger legten 
Zeit bochndtigen Erinnerung”) vorzugsweife die Sachſ. K.sD. 


von 1580 benust worden. Endlich beigebrudt ift ber Peine Ka⸗ 
techismus Luthers. — Gedrudt zu Eisleben, bey Urban Gaubifch. — 

Eine zweite, durchaus unveränderte Ausgabe erfihien im 3. 
1594, „Gedruckt zu Magdeburg bey Paul Donat, in vorlegung 
Ambrofti Kirchners. Im Ibar 1594. 4. 


CLVI. 


Kirchen Ordnung, Wie es in Heligionsfachen, mit der feligmachenden Lehr des b. Göttlichen 

Worts, Chriftlicher Administration der hochwirdigen Sacramenten, vnd allerley denfelben anhängenden, auch fonft 

zu dem h. Predigampt gehörigen Löblichen vnd heilfamen Geremonien, in den Graffſchaften Hoya und Bruichaufen, 

einmütiglich gehalten werden fol. Darinne auch zu Ende, und fonft allerhand, eine gute Disciplin betreffende, hoch» 
nötige Artidel kuͤrtzlich verleibet befunden werden. 1. Cor. 14. Leipzig, 1581. 215 31.4 


Ueber diefe von Jodocus Glaneus und Friedrich 
Rus verfaßte, am Ofterabende 1581 publicirte K.⸗O. f. 
Hamelmann, Opp- gen. p. 802, Rathlef im Hannov. 
Magazin, 1762. St. 73, Schlegel, Ref.⸗Geſch. B. II. 
©. di f. Ihre Grundlagen find bef. die Braunſchw. 
8.:D. v. 1569 (Nr. CXXXI.), die Püneburg. v. 1564 
(Nr. CXXL), die Mecklenb. v. 1552 (Re. XCIL), Wal: 
ded. v. 1556 (Nr. CIV.); im liturg. Theile die Ruͤrnb. 
v. 1533 (Nr. XLII.) u. die Sächf. v. 1539 (Nr. LXIV.). 
Bergl. ob. Rr. CXLIU. 


Das erfte Theil, Won der Lehre. 


Allgemeine Verweifung auf die drei Symbole ber alten 
Kirche, die Conf. Aug. invar., die Apologie, Schmalk. Art., 
die Katechismen Luthers und bie Form. Concord., al& „die 
rechte Richtfchnur, nach welcher, als dem einigen Probierftein, 
ſollen und müffen alle Ichre erfandt und geurteilet werden.“ 


Das Under Theil, Bon Ordnung Ehriftlicher vocation,, einer beques 
men vnd tüchtigen Perfon zum hochw. Yrebigampt. 

J. Es ‚follen bie Gafpelsteute, welche ſich diefer oͤrter ber 
vocation wenig verftehen, und offtmals vbel damit antreffen, 
mit vnſerm Superattendenten und Infpectorn der Kirchen, nad) 
der alten gewonheit der Kirchen, fo im Synodo Nicaena zu er⸗ 
feben, chat nemen, wie fie einen guten, frommen vnd getrewen 
Daftorn wiederumb mögen vberfommen, auff bequeme vnd 
tuͤchtige perfonen gedenden, und den handel alsdann an uns 
Laffen gelangen, ond unfer gnediges bedencken anhören.” 


U. Bon bem Examine derer, fo fich zum Prebigampt begeben wollen. 
Il. Bon ber Orbination ber YWrebiger, 
(Nah) Luthers Forma ber Ordination.) 
IV. Bon der Präfentation oder Introduction eines Predigers. 
(Nach der Braunſchw. K.⸗O.) 


V. Wie ſich vnſere Befehlhaber ober Amptleute gegen vnſere Paſtorn 
vub Kirchendiener verhalten follen. 


VI Von eruſt vnd fleis, den Die Paſtorn vnd Kirchendiener in ihrem 
ampt, dienſt vnd leben ſollen gebrauchen. 


VO. Bon den Wltarleuten, vnd ihrem ampt vnd leben. 

Die Diakonen follen durch die Paftoren, die Vornehmſten 
bes Kicchfpield und den Amtmann befteltt werden. Ihr Be 
ruf ift, dem Paftor in feinem Amte beizuftehen, auf Kirchen⸗ 
geräthe und Gotteshäufer zu achten, das Kirchengut zu vers 


walten, und ber Zecherei während des Gottesdienſtes, fo wie 


jeder Störung des legteren zu wehren. 


VII. Bon deu Küftern vnd ihrem ampt. 


Die Küfter haben, neben ber allgemeinen, noch bie befondre 
Verpflichtung: „neben dem Paſtor achtung auff ihre Gafpele- 


leute zugeben , und da fie jemandt wüften, melcher der h. Sa⸗ 


crament vnd anderer Kirchengerechtigkeit, von wegen feiner vn⸗ 
bußfertigkeit und boßheit, nicht koͤndte teilhafftig werden, ſolches 
bem Pastori zuuermelden.” 


IX, Bon ben DOrganiften und ihren ampt. 


Das dritte Theil, Bon Ehriftlichen Eeremonien. 


1. Von den Geremonien, fo man bes Sonabendbs zur Vesper pfleget 
jugebrauchen. 


(Medienb. 8:0. v. 1552, Braunſchw. v. 1569.) 


D. Von Beichthören. 


Allgemeine Vorfchriften über bie Privatbeichte; beſonders: 
„Die .. fo in vnbusfertigkeit, ficherheit, und in offentlichen ſuͤn⸗ 
den vnd ergernis leben, vnd fich felbft de facto in den Bann 
thun, als da find Gottesleſterer, langwirige verechter des Nacht» 
mals, ungehorfame, unzüchtige, Ehebrecher, Hurer, Jungfrau 
und Megdeichender, Zrundenpolten, offenbar biebe, wucherer 
etc... follen von dem Pastor vnſerm Consistorio angezeiget, 
vnd nach deffelben chat mit nichte zugelaffen werben, bis fie 
fich offentlicy beſſern, und ihre grobe ergerliche ſtuͤck, für ber 
Gemeine bekennen, vnd beſſerung anloben.” Den Pfarren 


1581. CLvE Soyatche Kirchenorduung. 


ift verboten, mehre zugleich zu abfolviren .. „auff das nicht der 
Zwinglianer und Galuiniften confufion und vnordnung ein⸗ 
reiſſe.“ (Vergl. Lüneb. 8.:9. 1564, Braunfdhm. 1569.) 
Die Beichtformel ift aus der Braunf hm. 8.8. 1569, bie 
Beichtfragen und die Abfolutionsformel ſind aus der Walde. 
K.:D. 1557 entlehnt. 


M. Bon ben Früepredigten ober Metten in den Stebten oder Flecken. 
— IV, Von ber Predigt des Euangelii vnd von Chriſtlichen Meffen. 
— V. Bon ber Vefper bed Sontags in den Stedten, Bleden vnd 
Dörffern. — VI, Von den vierzeiten feften. — VI. Wenn Feine Com⸗ 
municanten vorhanden, — VII. Bon den Wochen Predigten. — IX. 
@ebet oder EoHerten, fo in ber Kirchen, unter dem Unpt der Wieffe, 
vor der Epiftel und ſonſt, gelefen vnd gefungen werben. — X. Medi 
canendi u. f. w. - 


XI Bon ber Tauffe. 
XII. Bon der Nottauffe. 


Beide Abſchnitte meiſt wörtlich aus ber angef. Braunf 5 w. 
und Walded. 8:8. . 


XI. Von der Chriftlihen Confirmation ober offentlichen. verpir derer, 
fo erftlidy zum 5. Abendmal gehen. 


Aus der Braunfhm. 8. O. Die Gonfirmation gehört 
auch hier zu ben Rechten bes Superintendenten. 


XIV. Bon ber Befuchung ber Kraucken. 
Aus der Braunfhm. und Walded. K.O. 


XV. Bon armen gefangenen Zeuten, fo das leben verwirdt haben. 


Aus der Braunfhw. 8:D. . er 


XVI VBermanung an Braut vnd Breutgam, wenn fie copulirt werben. 


‚ Erinnerung an bie Bedeutung und die Pflichten des ehel. 
- Standes. Die Ehegatten „follen fich Feiner vrfach halben, ohn 
allein wie Chriſtus fpricht, Matth. 9. von wegen des Ehebruchs 
verlaffen oder ſcheiden.“ 


XVII. Vom Begrebnis ber Chriſten. 


Ungetaufte Kinder chriſtl. Aeltern ſollen „mit einem mal 
zu leutten” auf dem Kirchhofe bei den anderen Chriſten begra⸗ 
ben werden. Ausgefchloffen find neben den Sacramentövers 
aͤchtern, Ehebrechern, Hurern ꝛc. „verſtockte Papiftifche leute, 
fo dieſelben ohne busfertigkeit verflüchen und verfielen.“ 


Das Bierbe Theil, Bon erhaltung bei Prebigampts vud Schulen. 
De Superintendent foll fammt ben verorbneten Conviſi⸗ 
tatoren mwenigftens in je zwei Jahren alle Kirchen vifitiren. Die 


Fragen, welche den Pfarrern vorgelegt werben follen, find, zum 
Theil der Waldeck. K.O. entlehnt. 


IV. Bom Synobo. 


Der Superintendent fol, wenn es bie Noth erforbert, alle 


Paſtoren zuſammenrufen und mit ihnen wegen ber Lehre ic. 
conferiren. 


V. Von dem Chriſtlichen Banne. 
. greift wörtlih aus der Walded. und Braunſchw. 


1. 


® 


457 


.VI. Bon den Kinder Schulen. — VII. Bon ben Megdlein Schulen. 
vH. Bom Eonfiftorio. 


(Berg. Mecklenb. K.O. 1552, Olbenb. 1573.) Das 
Gonfiftorium, gebildet durch ziel ober mehre ber vornehmiten 
Theologen, und zwei oder drei politifche Räthe und einen Nor 
tar, verfammelt ſich jährlich zweimal. Bor baffelbe gehören: 
Eheſachen, Abgoͤtterei und Gotteslaͤſterung, Fluchen, Schwoͤren, 
Ketzerei, veraͤchtliche Reden gegen das Evang., Sacramente und 
Geremonien, abgöttifche Segen, Zauberei, Wahrfagen, Cri⸗ 
ftallenfehen, falfche und leichtfertige Eide, heimliche Gefeliſchaft 
mit Juden und Juͤdinnen, Stoͤrung des Gottesdienſtes, unge⸗ 
buͤhrliches Betragen der Kinder gegen die Aeltern, gefaͤhrliche Ehe⸗ 
zwiſte, oͤffentlicher und langwieriger Hader unter Verwandten, 
Fleiſchesvergehen, Wucher, ſchaͤdlicher Verkauf der Fruͤchte im 
Felde, Bedruͤckung der Wittwen und Waiſen, Injurien und 
Verbreitung von Schmähfchriften gegen Obrigkeit und Kirchen- 
diener, „und andere ergerliche laſter“; ferner alle Sathen, 
welche das Kirchengut, die Vocation, Lehre, Dienft, Leben, 
Wandel, Verfegung, Entlaffung der Kirchen» und Schuldtener 
betreffen; endlich Verbrechen der legteren unb bie zwiſchen ihnen 
vorfallenden Irrungen. 


. IX, In was faden ober fellen, bie Ereommimmieation Rode yabe. 

Den Bann follen nach fich ziehen: Verbreitung falfcher 
Lehre, Herabfegung der Religion und Kiche, Mißhandlung 
der Aeltern, Kirchen: und Schuldiener, hartnaͤckiges Verharren 
in groben. Laftern, Abgötterei, Gotteslaͤſterung, Zauberet, 
Wahrſagen und verbächtiges abergläubifchee Segnen, Meineib, 
Trunkfaͤlligkeit, Neid, Daß, Feindſchaft, Ehebruch, Sure, 
Raub, Wucher „vnd bergl. vnthaten“. 

. X.,, Bor ben Klöftern. 
zu, Bon den priuatis voonmentibus ber Paſtorn in einer jeden 
 SBrräfectur, - 

Diefe follen in jedem Monate: gehalten, ‚und e8 foll barin 
über die vom Inſpector geftellten gusesfionen und propositio- 
nes gehandelt werben. oo. 


Das fünffte Theil, Won einer Eriftlichen Difeiplin. . 
1. Bon ben Geuattern bey ber Tauffe. - 

Es find höchftens vier Gevattern zulaͤſſig. Ausgelchloffen 
find öffentliche Sünder, biejenigen, welche zwei Jahre hindurch 
nicht communiciet haben, Unmündige, Verftandlofe. Wenn 
der Vater gottlos oder ein Sncramentsoerdchten iſt, darf er „die 
Zauffe eigner perfon nicht bitten”. 

U, Von Ser geburt der kinder, auch auögehenden Kinbelbetterin. 


II. Bon dem h. Abenbmal, was für Perfonen darzu wicht können 
noch follen gelaffen werben. 


Unfaͤhig find die, welche nicht gebeichtet haben und nicht 


| abfolvirt find, ferner diejenigen, welche die fünf Hauptftüde 


des Katechismus nicht kennen, öffentliche und hartnädige Suͤn⸗ 


„bet (f. 0.). „Dieweil fich auch zugleich unter den Paftorn vnd 


Zuhörern bißweilen leute finden, welche die heimligkeit der 

Beichte, die allzeit alle folche ding, fo allein im himel für Got⸗ 

tes angeficht und ohren geredet, in der Welt follen verborgen 

bleiben, leichtfinniger vnd vnbedechtiger weife offenbaren, MWols 

len wir hiemit beyde Beichtueter und Finder, für folhem vn» 

bedacht und leichtfertigkeit, bey vermeldung fehwerer ftraffe, ſo 
58 


408 


vermoͤge Rechtens in biefem falle verorbnet iſt, getrewlich ges 
warnet haben.” 
IV. Von des Catechifini Predigt. 
V. Bon den Beten und Seyertagen, 

Uebereinflimmend mit den angeff. 8:8. Das Verbot 
ber gerichtlichen Gefchäfte, des Fordern der Hofdienfte, des 
Handelns, der Fekdarbeit, des Ausfchentens von Wein und 
Dier ic. wird damit gerechtfertigt, daß „uns, als der Obrigkeit, 
von Sort aufferlege ift, das mir nicht allein Beſchuͤtzer vnd Be 
ſchirmer der andern, fondern auch der erften Zaffel feiner Ge: 
* , ſouiel bie auswendige zucht und gehorſam belanget, fein 
ollen. 


VI. Ber Gottesdienſten in ber Wochen, vud von ſonderlichen ver⸗ 
sebneten Bethtagen. 


VE. Bon Rirdyen vad Kirchhöfen. 


Allgemeine Vorfihriften über Erhaltung und Schenung 
ber Gotteshaͤuſer und Kirchhoͤfe. Sind die erfteren verfallen, 
fü find „bie güter, fo zu ber fabrica oder gebew gehoͤrig, zu 
folcher notturfft zugebrauchen, Vnd da man dauen nicht foutel 
koͤndte gebrauchen, damit man bie gebewde verfestigen möchte, 
fol man eine gemeine zulage ven ben Pfarrleuten darzu fordern 
vnd auffbringen.” 

Dom Begrebuts der Todtem. 

Den Pfarrer folen die „Prouent” nady altem Gebrauche, 
sber an besen Statt für die Leichenprebigt und das Singen 
sine gebührende Verehrung gereicht werden. Das Begräbniß 
erfolgt erſt, wenn felt dem Tode 24 Stunden vorübergegans 
gen find. 

IX. Wie fih bie Paſtorn gegen bie Pranden vnd verftorbene , fo 
Selten, aber nimmer, zum Ypenbınal bei Seren gewelen fein, halten 
follen. (&. 0. Theil III.) 

X, Woe uerforgung ber Paſtorn. 

Einſchaͤrfung ber althergebrachten Verpflichtungen ber Pas 
rochlanen. Den Wittwen und Walfen fol ‚ein ganz unuers 
dienet Gnadenjahr, mit aller abnugung und einfommen” zu: 


XI. Gon ben Wohnungen der Paſtorn und Kirchenbienern. 


Zur Tragung der Reparaturkoften find fubfidiarifc die 
Gemeinden verpflichtet. 


AH. Um auögearbeiteten zub verkreuckten Vaſtors vnd Kirchendieneen. 
ZU. Privilegia der Waftorn unb Kircheubiener. 


Dem erſten wird im Allgemeinen gnaͤdige Werfehung vers | 


1568. OLVII. Golms: Braunfeiifche Kiechenorbuung. 


heißen. Räcdkfichtlich der andern wird auf das Recht der uͤbrk⸗ 
gen Länder Bezug genommen. 


XIV. Vor Schulen, und befolbung, fo deu Schulmeiftern zugeben. 


XV. Vom wieberwilien ber Paftorn, Eüftern und Eafpelöienten. 


Den Paftor fol Niemand vor das weltliche Gericht ziehen, 
„wie dann folcher gebraudy von alters her in der Chriſtlichen 
Kicchen, als bie Canones und Synodi bezeugen, gewefen tft.’ 


XVI. Bon Gchweruern vnd Rottengeiftern. 


EVER. Bon Eheſtifftungen und Sochzeiten. 


Die Ehe ift ohne Wiffen und Vollwort ber Aeltern verbo⸗ 
ten, und bie heimlichen Ehen follen, „nach chat des Consi- 
storii” wiederum aufgehoben werden. Fremde Perfonen ohne 
Zeugniffe find nicht anzunehmen. Die Verlobten follen vor 
bem Aufgebot und der Trauung ihren Slauben befennen, 
beichten und abfolvirt werden. Die Paftoren aber follen zus 
vor ſich fleißig erkundigen, ob nicht der eine oder andre 
Theil gezwungen fet. Eine Conventionalſtrafe darf beim Ver⸗ 
(öbniffe nicht bedungen werben. Die Ehe ift wegen Verwandt⸗ 
ſchaft oder Schwägerfchaft bis zum vierten Grade gl. £. vers 
boten. Wenn Jemand eins Srauensperfon befchläft und Ihe 


‚die Ehe verfpricht, ſoll er diefelbe, wenn fie die Zufage vor 


dem Confiftorio beweifen kann, zur Ehefrau behalten. Die 
Paſtoren follen in Eheſachen nicht entfcheiden, ſondern dieſel⸗ 
ben an das Gonftftorium verweifen. Das Aufgebot jol am 
zwei Sonntagen Statt finden. Hochzeiten an Sonns und 
ganzen Fefttagen und in der Advents⸗ und Faſtenzeit, nicht 
minder an Sreitagen und Sonnabenben, find verboten. Die 
Trauung außer der Parochie iſt unterfagt. 
AVIL Ban dem geberfam ber Einder gegen ihre Eltern. 
XfX, Won verforgung ber armen. 


X. Bon ben Sirchengütern , zur fabrica ober gebewbe gehörig. 
Pachtcontracte über Kicchengüter follen nad) Ablauf eini⸗ 
ger Jahre verändert werben, damit ſich Niemand eins Erbge⸗ 
rechtigkeit anzumaßen habe. 
ZI) Wu Graft der lader in gemein. 
XXI... Wem verfpielen und uerfauffen der Güter vad mahrung- 
Beſchlus. 
Leipzig, bey Hans Steinman, Anne NDDLXXXI. 


1382. 


CLVI. 
Solmd:Braunfelfiiche Kirchenordnung. 


Die folg. K.eO. des Grafen Gonrad von Golms: | 
Braunfeld entlehnen wir aus Abicht, ber Kreis Wettzlar, 
Bd. I. ©. 223, Vergl. auh Sacobfon, Geſchichte 


der Quellen des ev. RR. der Provinzen Rheinland und 


* ri * 





1 





1568. CLTVEIL. GSolms⸗ Brannfeifiche Kirchenorruung. “ 


Wir Chunrad, Graue zu Solms... beuelhen und 


wollen 

1) Dieweil der ſeligmachende Glaub auf der Gehör gots 
liche Worts herkompt, daB alle vnßere Vnderthanen ſich Ider⸗ 
zeit vleißig zu der Predig gottlicheß Worts halten, welche aber 
die Sontage vnd andere verordtnete Feſttage nit halten, vor der 
Predig vber Felt gehen, im Felt arbeyten, oder daheim backhen, 
vnd ander Arbeit thun, an 3 Torneß geſtraft werden ſollen. 

2) Es ſollen aber nachuolgende Feyertage dem Sontagk 
gleich gehalten werden: der Chriſttagk ſampt dem nechſten 
Tagk hiernach. Der Newe Jarstagk. Der Oſtertagk ſampt 
dem nechſten Tagk hernach. Der Tagk der Himmelfahrt 
Chriſti. Pfingſttagk ſampt volgendem Montag hernach. 

3) Welche die Predig mutwillig verſaumen, vnd vnder 
dem Predigen Zechen, Spielen, Pfeiffen, Dantzen oder andere 
Leichtfertigkeiten treiben. Item, welche vnder oder vor dem 
Rathhauß vf der Gaſſen, vor der Pforten im Felt ſpazirent, 
oder im Flecken iren geſcheften nachgehendt gefunden werden, 
ſollen 3 Torneß geben, vnd wo ein Wirt vnder der Predig 
Mein gebe, außerhalb frempten Wanderßleuten, ſoll auch au 
3 Torneß geſtrafft werden. 

So jemand vnder der Predig ſchwetzt oder ſchlefft, oder in 
der Predig (ſo deß Sontagß zu Morgen nit vber eine Stunde, 
nachmittag aber vnd zur Wochenpredig eine halbe Stunde, 
wehren ſoll) nit zum Ende verharret, eß ſey dann Leibsſchwach⸗ 
heit vorhanden, ſoll des Sontagkß 3 Torneß, vnd Wochen⸗ 
predig 2 Torneß erlegen. | | 

4) Es foll ein Ider Pfarrherr ein Berzeichnuß haben feiner 
Jugend zum Catechiſmo, oder Kinderlehre gehörig vnd welche 
ſich der Mittagkß-Predig oder Catechiſmus mutwillig entziehen, 
ſollen ihre Eltern oder Herrn jdeßmahl daßelbig mit. einem 
fchilling verbueßen. nn 

5) Bu Idern Wochenpredig, wie auch zu ben Bettagen, 
welche gewohnlich alle 4 Wochen (es erforbere dann die vors 
fallende Noth ſolche zeitlicher) gehalten werben, foll alwegen 
vfs wenigft eine Perfon auf einem Idern Hauß zur Wochen⸗ 
predig kommen, bey Straf zweyer Torneß. 

6) Die Pforten follen auf die Sontage vnd Feyertage 
vnder der Predig, den, fo auß dem Flecken wandern wollen, 
nit eröffnet werden, bei ftraf dreyer Torneß. 

T) Die MWochenpredig oder Bettag follen den Sommer 
vber gleich dem Tage angefangen und gehalten werden, damit 
ein Ider defto zeitlicher in feine Arbeit komme, und follen auch 
die Pforten vor geendter Predig, eß fen den Frembden, nit et 
öffnet werden. 

8) Welche ohne Mentell oder Roͤcke, wofern fie ſollich zeus 
gen vnd haben koͤnnen, zur Kirchen kommen, follen allemahl 
ein ſchilling erlegen. 

9) Die Juden follen die Sontage Morgentß ond fonften 
biß nach befchehener Prebig Ice Behaußung oder Thür zuhal: 
ten, auch mit niemandts deß Sontagks im Kaufen oder Vers 
kauffen ſich einlaßen bey dreyer Gulden ftraf. 


Bon ben Sacramenten. 


10) Wan bie h. Sactarhmte die Tauff und daß Abendmal 
des Hurn gehalten werben, fall Iderman biß zer Vollendung 
derßelben pleiben bey ſtraf 1 fi. 


. 





—* 





11) Die Eltern ſollen ihte Kindlein mit der Tauff nit 
verfaumen, vnd demnach vffs allerlengft dber 7 Tage dleßelbige 
nit vfziehen bey ſtraf eines halben Gulden. 

12) Eß ſoll auch der Vater ſampt den Gevattirn vnd an⸗ 
dern hierzu Beruffenen Jegenwertig bey der Tauff ſtehen bei 
ſtraf zweier Totneß. 

13) Vnd ſoll daß Kindbett, Vncoſten zu vermeyden, vber 
einen Tagk nit wehren, bei ſtraf L fl. 

14) Die Kindbetterinnen follen vor den 4 Wochen nit 
außgehen, alsdann fich bey Ihrem Pfarheren anzeigen vnd deß 
cheiftlichen Gepets begeren. 

15) Eß ſoll daß Abentmal deß Heren zum wenigſten alle 
4 Wochen gehaften werden, nach eineß Iden Orts gelegenheit, 
und ſoll Alwege 8 Tage zuvor durch ben Kirchendiehner der 
Gemein Gotteß verfundiget werben, mit Vermahnung, daß 
fich Die gante Gemeine barzu ſchickhe. 

16) Welche ſich bei Zifcheß des Hern vorſetziglich, andern 
zum ergernuß enthalten, follen (fonderlich wenn eß zum dritten 


Mahl von Ihnen verfaumet wirdt) ihreß uncpriftlichen Vor⸗ 


nehmen halben vleigig befragt, und Vrſach von Ihnen Ihreß 
abhalten angehöret werden, ba fiedan muttwilliglich vff Ihrem 
bößen Vornehmen verharren würden, follen fie mit chriſtlichem 
Bann und ausfchliegung aus ber Gemeinde geftraffe werden, 
darbey dan wir fonderlic alß ordentliche Obrigkeit, die Hulf 
zu lenften fchuldig, vnd zu bemeißen willig fein. 


Bon Bochzeiten, 


17) Wan Breutigam und Braut vffgeruffen werben, fol- 
len fie in der Kirchen pleiben, vnd auch felbft neben andern 
für fich pitten laßen, ben ſtraf einß Torneß. 

18) Wan Hochzeit vorhanden, fo füllen Brautigam und 

Braut fampt allen geladenen, wenn man zufammen leutet, ots 
dentlich zur Kirchen gehen, vnd alda biß zum Ende de Got: 
tesdienfts verharren; wo diefem Breutigam und Bentt zus 
wider handtlen, folken fie L fl., die Geladenen aber ein Torneß 
erlegen. 
19) Demnad) auch die gewohnheit iſt, auf Horhzeiten und 
Handfhlägen zu danken, fo fällen dießelbe ehrlich gehalten 
werden, vnd ſich niemantß, der nit beruffen, barbey finden la⸗ 
fen bey ftraf dreyer Torneß. 

20) Sonft Leichtfertige Ding follen genzlich abgefchafft 
ſein, bei ftraf 1 fl. ben Dängern und den Spielleuten ein halben. 

21) Soll kein Wittmann oder Wittibe nad) abfterbenf 
Ihreß Ehegemahlß alfopald ſich wider beftatten, ſondern es foll 
ein Wittibe ‚zum wenigſten drey Virtel Jare warten. Die 
Wittwer aber koͤnnen mit Vorwiſſen der Obrigkeit die Zeit ver⸗ 
kurden, bei ſtraf der Rechten und Vermaͤßigung der Obrigkeit. 


Bon andern offentlichen und engerlichen Laſiern. 


22) Die Widdertauffet vnd dergleichen Sactauentirer, 
wie auch andere Secten, ſollen vermoͤge de Reichß Abſchiedt 
geſtraft werden. | 

23) Zauberer vard Zaubrrinnen, item, die mit fegenen vmb⸗ 
gehen, follen an dem Leib vnd Leben nath der göttlichen 
Schrift vnd Nethten geftraft werden. 

24) Die Flucher und Leſterer dep heiligen Nahmenß, Wort 
ond Sacramenten Gotteß fampt deren chriftlichen Ceremonien 

58 + 


- | — il mu 0 mm. mn. 


480 


follen erſtlich an 4 ſchilling, darnach 4 Torneß, zum britten an 
ein Gulden, zum vierten mit dem Thurn geſtrafft werden, 
vnd da ſolcheß alleß nit helfen will, ſollen ſie deß Landeß ver⸗ 
wieſen werden. 

25) Eheleut die vbel haußhalten, ſich vbel mit ander be⸗ 
gehen, vngezogene Kinder haben, die vnd die Eltern ſelbſt ihr 
Gebet nit konnen, ſollen an ein Gulden geſtrafft werden. 


26) Die vngehorſame Kinder aber, die ihren Eltern flu⸗ 
chen, ihnen nit volgen, ſie verachten oder vbel halten, ſollen an 
ein Gulden geſtrafft werden, vnd welche ſolche ſtraff nit erlegen 
konnen, ſollen mit dem Thurn geſtrafft werden. 

27) Die Vollſaͤufer, ſonderlich die offentlich vf der Gaßen 
mit Ruffen, Kreiſchen etc. die Gemeinde Gotteß ergern, vnd 
ſpiellen, ſollen an ein Gulden geſtrafft werden. 

28) Wucherer vnd vnchriſtliche Hanthierer ſollen ihr Wahr 
durch Ihre Mißhandlung verwuͤrckt haben. 


29) Hurer vnd Ehebrecher ſollen in Bann gethan werden, 
vnd auß der Gemeinde geſchloßen werden, auch nit wiederumb 
aufgenommen oder abſolvirt werden, ſie haben dan zuvor offent⸗ 
lich buß gethan, vnd behalten wir in ſollichen Fellen vnß vnſere 
ſtraff beuor. 

30) Demnach auch im Pabſttumb ein Mißprauch geweßen 
vnd noch vf Philippi Jacobi die Lehen außzuruffen, vnd vf 
Johannis Baptiftae die Enger aufzuheben, Nocten zu gehen, 
vnd andere vnchriſtliche Werd zu treiben, ſoll ſolcheß alleß 
gentzlich abgeſchafft ſein; vnd ſollen die Vbertreter mit harter 
Poͤn geſtrafft werden. 

31) Alſo ſoll auch die faſtnacht vnd Kirbmeßen durchauß 
abgeſchafft ſein vnd pleiben. 


Von Begrebnufen. 


32) Bey den Begrebnußen in erzeugung der letzten Liebe, 
ſoll eß auch ordentlich vnd ehrlich zuegehen. 


33) Es ſollen auch die Kirchhoue verſchloßen, ſauber vnd 
wol verwahret und die Kirchen Bewe in gutem Baw vnd 
Beßerung gehalten werben, bey ftraf erfllih 3 Torneß darnach 
ein halben Gulden. 


1568. OLVII. Senneberg’iche Kirchenordiuung. 


Bon Symbi Bcheffen. . 


34) Damit nun dießem allem alfo gelept und nachgefegt 
werde, mollen wir, daß die verordneten Synodiſcheffen vleißig 
Achtung geben vnd die Ubertreter alwege zu vieren Wochen 
beim Pfarrherrn angeben und im Fall auch die Synodifcheffen 
nichts wolten anzeigen, fondern die lafter mutwilliglich ver⸗ 
ſchweigen und verdeckhen helfen, fo follen fie geftrafft werden 
mit eineß Iden Laſters Poͤn, daß fie verſchwiegen haben, vnd 
da fie vberall nichts fürprechten, foll ein Ider an ein Gulden 
geftrafft werden. Da wir aber befunden hetten, daß von Inen 
die Lafter mutmilliglich verfchtwiegen wurden, follen fie vnß 10 
Gulden zur flraff erlegen. 

35) Darjegen foll ſich auch niemants mit hönifhen Wor⸗ 
im an den verordtneten Spnobi fheffen verfahren bey ftraf 10 

Iden. 

36) Ferner fo fol ein Ider Pfarhere den Bawmeiſtern 
und Pfarkindern anzeigen, daß die Kirchengefell fürberlich vf⸗ 
gehoben und ohne Verzugf zu gepurlicher Zeit bezahlet werben. 
Mo aber Berfaumbnuß daran befunden, follen die Bammeifter 
ſolliche Gefell erlegen auß Iren eygenen fedlen. 

37) Bulegt follen al diejenigen, fo ftrafbar erfunden, ihre 
ſtraff alfopalt vf der Vifitation erlegen. 

38) Befchließlich, nachdem in der alten reynen chrifllichen 
Kirchen ein Löblicher und chriftlicher gebrauch gemeßen, daß 
nach geendter Predig alle Zuhörer fi zum Difch deß Herrn 
derfuget, vnd deß h. Abentmals Chrifti ſich theilhaftig gemacht 
haben, fo wollen wir audy, been vnſere Vnderthanen hiemit 
getreulich erinnert und ermahnet haben, mit bießem angebeff- 
ten ernftlichen Bevelch, daß hinfuro Beine Perfohnen, die In 
vnſer Obrigkeit wohnen, ober ſich zu heußlichem Wefen begeben 
wöllen, ehelich eingeleytet, oder zu Geuattern zugelaßen werben 
ſollen, die nicht zuvor durch dem gebrauch deß h. Abentmals 
bezeuget haben, daß fie ein Glied unferer chriftlichen Gemeind 
und Kicchen feyen. 

Bevehlen wir vff unfern Pfarherren, Beampten, Schul 
theßen, Dhienern vnd Unberthanen vber dieße Ordnung (derem 
Verbeßerung mir un vorbehalten) mit treuem Ernſt und Vleiß 
zu halten ond die handzuhaben. In Vrkunt geben .. ben 6. 
Dec. anno 1582. 


CLVEI. 


Des Durdlauchtigen Sochgebornen Fürften und Serrn, Seren Georg Ernften, Grauen und 
Herrn zu Hennenberg, etc. Kirchen Drbnung, Wie ed in ©. F. G. fürftlicher Graff: vnd Herrfchafft, beide mit Lehr 
| vnd Ceremonien, Chriſtlich, vnd Gottes wort ebenmeßig, gehalten werben fol. 1582. 1736. 4. 


Der vorl. K.:D. ging ein vom 30. Aug. 1580 datir⸗ 
te® Ausfchreiben voran, „eine vorbhabende K.⸗O. ober 
Agenda betr.”, in welhem der Graf Georg Ernft den 
Derdacht bes Calvinis mus ablehnt, in den das Project der 
K.⸗O. gefallen ſei, wiewohl er daruͤber das Bedenken nicht 
nur der Kirchenräthe und Decane, fondern aller gemeinen 
Lanbpfarrer und Diafonen, fo wie den Rath zweier Syno⸗ 
ben erfordert habe. Die Geiftlihen werben beshalb ange⸗ 
wielen, das Bolt von der Kanzel zu belehren. In Bes 
ziebung auf die K.⸗O. felbft wird insbefondere bie, Weg: 
laffung überfläffiger Ceremonien gerechtfertigt. In ber 
That ift bie Liturgie einfacher als fonft in den luth. Agens 


den (Figuralgefang oder Pſalm, Epiftel mit Turzer Sum⸗ 
ma, Glaube, Vaterunfer, Svangelium, Prebigt, gemeines 
Gebet, Sefang, Abmonition, Abendmahl, Dankfagung, Se- 
gen). Eine K.⸗O. v. 1574 erwähnt Weinrih, Hemeb. 
8.:Staat, S. 474, . 


Von eufferlicher Adminiſtration und verrichtung ber Prediger, Pfarr: 
bern und Geelforger Ampt. 

Die Geiftlichen follen „bey der reinen Bibliſchen, Prophe⸗ 

tifhen und Apoftolifchen Lehre, auff welchen grund dann bie 


IR 


[4 





1568. CLVIm. Sennebergiche Kirchenordnung. 


Chriſtl. Kirche allein erbawet, beftendiglidh halten, und dar: 
wider im menigften nichts Lehren oder predigen.” Dieſe heils 
ſame Lehreift in den drei alten Symbolen, der Confeffion, Apos 
logie, ben Schmalk. Artikeln und ben Katechismen Luthers vers 
faßt, „mie wir uns denn auch, fampt ben Kirchenbienern vnſe⸗ 
rer Fuͤrſtl. Graffſchaft, hiebeuor newlich auff eben diefelbige 
Normam, in unterfchreibung der gemeinen einigungs und er⸗ 
klerungs Notel, fonften bie Formula concordiae genannt, als 
bie aus folchem grund hergefloffen, gleichfal® referixet und ges 
zogen”. Die Geiftlichen werden angemwiefen, die h. Schrift 
und bie erwähnten, aus Gottes Wort bewährten Bücher fleißig 
zu leſen, ihre Zuhörer darin treulich zu unterweifen, die Bes 
bürftigen auf Erfuchen und freiwillig zu tröften, u. f.w. Kein 
Gelehrter foll „ichtes von Theologiſchen hendeln, ohne vnſer 
vnnd vnnſerer Kicchenchäte vorwiffen, bedenden vnd vrtheil, 
ſchreiben oder in Druck geben“. 


Bon Ceremonien. 


Die aͤußerlichen Solennitaͤten ſollen dahin angeſtellt wer⸗ 
den, daß ſie Gottes Wort gemaͤß und zur Erbauung der Kir⸗ 
che dienen, zugleich aber ſind ſie dermaßen einzuziehen, daß 
die Predigt des goͤttlichen Wortes und die Ausſpendung der 
Sacramente nicht gehindert, ſondern gefoͤrdert werde. 


Von ber Tauffe. 
l 


Die Prediger haben ihre Pfarrkinder zu ermahnen, daß fie 
bie Zaufe ihrer Kinder nicht verfchieben. In offnen Laſtern 
Lebende, unbußfertige Derfonen find als Gevattern nicht zuzu⸗ 
laſſen. Wenn bie Geiftlihen mit Erlaubniß ihrer Decane 
ober Infpectoren verreifen, haben fie einen benachbarten Pfars 
ter fowohl zur Vollziehung ber Zaufen als ber übrigen Pfarr: 
bandlungen zu beftellen. Die Zaufform ift zwar im Ganzen 
bie der lutherifhen 8.:D.; doch fehlt ber Exorcismus. Die 
Taufe fol auf ein mit der Glocke gegebenes Zeichen geſpendet 
werden nad) der Communion oder Nachmittags nad) ‚dem 
Katechismus. 


Som Exorciſmo. 


Der Erorcismus foll „ale an das Babflumb grenzend” 
nur da noch eine Zeit Tang beibehalten werben, wo er noch im 
Gebrauche ift. Seine Anwendung ift in den Kirchen, wo er 
bereits gefallen iſt, verboten. 


Bon ber Rottauffe. 


Bon ber Beicht, und ber Sonn und Hohen Belt Abend Veſper. 


Die Seelforger follen Ihre Pfarrkinder ermahnen, bie 
Buße und Belehrung, fo wie ben Empfang des Abendmahle 
nicht bis zur Todesnoth zu verfchieben. Den Kranken haben 
fie ernſtlich zuzuſprechen, damit fie fich befehren, und, wenn fie 
einige Bußfertigkeit verfpüren, ihnen die Abfolution mitzu- 
theilen, weil „bennod, einer und ſchwacher Glaube auch ein 
Glaube” iſt. Die Ohrenbeichte, wiewohl fie nicht von Gott 


a461 


geboten, iſt dennoch eine heilſame Ordnung. Deshalb ſollen 
die Geiſtlichen diejenigen, welche zum Abendmahl gehen wol⸗ 
len, beſonders verhoͤren und von ihrem Bekenntniſſe und Glau⸗ 
ben Rechenſchaft fordern. Verboten iſt ihnen aber, die Leute 
unter dem Scheine einer chriſtlichen Erploration um umnoͤthige 
Dinge zu befragen. Die Abfolution foll nicht in dem Haufe 
bes Pfarrherrn oder Diakonen, fondern nad) ber Veſper in 
der Kirche gefchehen. 
Bie man bat Umpt ber Predigt, beögleichen die Eommmnion, ober 
das Ubendmal Chriſti, halten vnnd verrichten folle, 
Bon der Mittags Predigt, wie bie auff bie vier Hohe Feſt vnd bie 
Contage gehalten werben fol. 
Bon Prebigts tagen in ber Wochen, vndFrüe⸗GS ebeten. 

Bon den Feten. 

Vom Cheftanbe. 

Alle Berlobte find dreimal aufzubieten. Fremde find ohne 
genügende Zeugniffe nicht zufammenzugeben. Die Trauungen 
gefchehen am Mittwoch nad) der Predigt. Das Ritual ift 
im Ganzen das Luther’fche ; doch enthält das Traugelübde das 
Verſprechen, ſich „in keiner not und widermertigkeit” zu fcheiden. 


Wie man Krande Ient befuchen vod tröften folle. 


Wie man Gefangene, fo von Miffethbat wegen vb bas Leben ges 
fangen ligen, in ihrer verbafftung unterrichten fol, 


Drbnung bed Begrebnus. 
Collecten. 
Von der Beruffung, Orbination vnd Beſtettigung der Kirchendiener. 
Nach der Erledigung eines Kirchenamtes haben die Einge⸗ 


pfarrten fofort dem Decan oder Specialſuperintendenten An⸗ 


zeige zu machen, worauf der Gemeinde eine wegen ihrer Lehre 
und ihres Lebens bekannte oder genugfam bezeugte Perfon zur 
Probepredigt vorgeftellt werben foll, bamtt fie bem Kirchen⸗ 
rath fchriftlich anzeigen koͤnne: „weß fie der vorgeftellten 
perfon halben gefallens ober aus feinen gewieſen namhafftigen 
und erheblichen vrſachen mißfallens tragen”. Iſt das legtre 
nicht ber Fall, fo follen die Kirchenräthe den Candidaten vor⸗ 
beſcheiden, vor ſich prebigen laffen, mit ihm von allen Artikeln 
der Lehre conferiren, und von ihm bie Unterfchrift der chriſt⸗ 
lichen Norm (d. t. der oben genannten Belennmiffe) fo wie des 
Concordienwerks erfordern, worauf bie Ordination am Sonn⸗ 
tage vor ber Gemeinde erfolgt. Das Ordinationsgeluͤbbe geht 
auf die Verpflichtung, den Glauben und das Bekenntniß zu 
richten nach Gottes Wort, „wie daſſelbige in Prophetiicher und 
Apoftoltfcher h. Schrift verfaffet, Desgleichen nach den dreyen 
Haupt Symbolis, auch hieraus hergenommener, wolgegründter, 
warer Augsb. —A — Apologia, Schmalkald. Artikeln, 
kleinem vnd groſſem Catechiſmo Lutheri, ſampt jetziger Chriſtl. 
einigungs Formul.“ 


Gedrudt zu Sämaltaiden. „ bey Michel Schmud. 


- 





462 , 


1564. CLIX. Preußiſche Eonufifterialordnnuug. 


1554. 


CL. 
Eonfiftorialordnung des Serzogthums Preußen, 


Während der vormundfchaftlichen Regierung des Mark: 
grafen Georg Friedrich von Ansbach wurde bie folg. Con: 
jiftorialorbnung entworfen, welche von Sacobfon, Ge: 
ſchichte der Quellen des evangel. K.:R. der Prov. Preußen 
und Pofen, ©. 54 ff. der Urk. mitgetheilt worben ift. 
Wegen bes Widerfpruches der Stände, die an dem Inſti⸗ 
tut der Bifchöfe fefthielten, Fam fie nicht zur Vollziehung. 
Doc liegt fie, wie Jacobſon a. a. DO. ©.57 annimmt, 
den Inftructionen ber zu Königsberg und Salfeld für Sam⸗ 
Yand und Pomefanien im J. 1587 errichteten Confiftorien 
zum Grunde. Gewiß tft, daß fie in ben Aber die neue Ver⸗ 


faſſung gepflognen Verhandlungen ale Gefeg den Ständen 
proponirt und daß fie noch bei fpäteren Verhandlungen | 
vn Grunde gelegt wurde. Bei der Abfaffung find bie : 


ähf. 8.08. v. 1580 (Nr. CL.) und die Brah- 


denb. Conſ.⸗O. v. 1573 (Rt. CXLIV.) benugt worben. | 


* * 


x 


Kurker Bezriff ber Urticdel, in welche dieſe vnfere neue Ordnung 


bes Kousistorli verfaht ft. 


I. 
Mit wie viel, u. mit was für Perfonen das Konsistorium 
ober. Geiſtlich Gericht ſoll beflellt werden. 


II. 


* 


Was der Konsistorialium Amt fen, und welcher geſtalt 


fie ſaͤmmtlich und fonderlich vereidiget werben ſollen. 
III. 

In welchem ort und zu welcher zeit ſie ſollen zuſammen⸗ 
kommen. 

m. ' 

Mas fin Sachen und Händel im Konsistorium anges 
nommen, dijudichet und erörtert werden follen. 

V. 

Was in allen fuͤrfallenden geiſtlichen und Ehe Sachen 

fuͤr Prozeß und Recht gehalten werden ſollen. 
VI. 

Was des Honsistorii Jurisdiction oder Getwalt ſeyn, was 
fuͤr Strafen es auf zu legen, und welchergeſtalt dieſelben ſollen 
exequirt werden. 

VII. 

Etliche General Artickel oder Statata, nach welchen bie 
Konmsistoriales in fuͤrfallenden ſtreitigen Eheſachen fich zu 
richten haben. 


1. Bon gewiffer Anzahl Ser Perſonen des Konfiftoriums. 
„Weil im Konsistorium nicht allein geiftliche, foviel bie 
Eheſachen und der Kirchen und Schuldiener Befoldung, Lehr 
und Leben betrifft, auch weltliche Händel fürlaufen, iſt's billig, 
daß nicht allein ecclesiasticae oder politicae, fondern zugleich) 
politicae und ecclesiasticae Perfonen beyfamen figen, damit 





toeder der Magistratus politicus noch das Ministerium zu kla⸗ 
gen, daß ein Theil dem andern vorgreifen und fid) ungebuͤh⸗ 
tender Händel überwinden wollte. Sollen berwegen in glei⸗ 
her Anzahl drei Pofitici ımb drei Theologi zum Konsistorium 
verordnet werden. 
Politich follen fein 

1) Einer aus unferen fürftlichen Hofrdthen, welcher an 
unfer Statt allda präfidiren und das richterlihe Amt führen 
fol. 2) Und dann neben ihm etwa noch 2 Juriſten, die wir 
unferes Gefallend entweder aus der Univerfität oder andere 
woher nehmen und zum Konsistorium deputicen werden. 


Theologi folien fein 
1) Der Seneralfuperintendent. 2) Primarius Professor 
Theologiae an der Univerfität. 3) Einer von den Pastoribus 
ber drei Städte, dem wir nominatim ſolch Amt auflegen wer⸗ 


I den.” Außerdem find dem Confiftorium beigegeben eimMotar, 
i em Samulus und zwei Procuratoren. 


| H. Vom Mint der Kiunsteterkalfuim und welcher geftelt fie Folien 


verribiget werben. 


„Wril der Präffdent und Superintendent in unferem Kon- 
sistorium bie vornehmflen Perfonen find, wollen wir, daß die⸗ 
felben vota eufligteen, die Parthen befprecyen und nomine re- 
lignorum verabſcheiden ſollen, trift's Chefnhen und weltliche 
Perſonen an, fo ſoll's det Praͤſident oder in ſeiner Abweſenheit 
der andern Politicorum einer, dem er es befehlen wird, 
es aber geiſtliche Händel und Perſonen, fo ſollen es dee Su— 
perintendent, oder in feinem Abweſen ber andern Theologo- 
rom einer, ber von ihm bazu erbeten, verrichten und verwalten, 
damit fi) niemand de minus competenti judice gu beſchwe⸗ 
ren und einem jeben, er fei geiftlich oder weltlich, von. gebuͤh⸗ 
renden Perfonen die Nothdurft gefagt und für gehalten werbe.” 
Es folgen hier allgemeine Beſtimmungen über die Verpflich⸗ 
tungen der Mitglieder des Confildiiums. Die Eidesformeln 
find der Saͤch ſ. K⸗O. von 1580 entlehnt. 


Eid bes Präfidenten und ber Assessoram 2c. 


11. On weichem Ort und zu welcher Zeit bas Humsisterium fol 
dehalten werben. 
W. Was für Sächen ins Konsistoriwmi gehörig. 

„Damit aber auch weltlich und geiftlich Bericht untereins 
ander nicht vermiſcht, ſondern —* gebluͤhrender Unter⸗ 
ſchied gehalten werde, als ſollen in unſerm Konsistorio allein 
folgende Sachen angenommen, gehoͤret und dijudicirt werden. 

1) Alte Eheſachen wie fie Namen haben, welche fo wichtig 
und unwichtig, daß fie durch die Inspectores und Obrigkeit 
jedes Orts nicht Binnen verglichen werben. 


1584. CLIX. Preußifche Eonfiftorialorduung. 


2) Altes was reine Lehr göttliches Worte, rechten Ges 
brauch der hochwuͤrdigen Sacramente, chriftliche Ceremonien 
und anders, fo in der Kirchenordnung einverleibet, belangen 


thut. 
3) Argerliche fchädliche Schismata und &Spaltungen unter 
den Kirchendimern. ’ 

4) Was entweder von den Inspectoribus und Pastoribus 
über ihre Hauptleute, Obrigkeit, Kirchenvdter, Diaconos unb 
Küfter, item über öffentliche Sünde und Lafter beider Tafeln der 
zehn Gebote, fo auf ihr vielfaltiges Anhalten von der Obrigkeit 
nicht geflraft worden, als da find, Abgotterei, Zauberei, Wahr: 
fagerey, Schaggraberey, Segnerei, Sottestäfterung, Entheilis 
gung des Sabbath, Verachtung des Wortes und der Sacra- 
mente, Zobtfchlag, Ehebruch, Hurerei, Sauferei, Spigbuberet, 
MWucher, Finanz und dergleichen, oder aber von ber Obrigkeit, 
Kirchenvätern, Gemeinden und Zuhörern über der Kirchen und 
Schuldiener Verhalten, Leben und Wandel geklagt und von 
den Amtsverwefern und Inspectoribus nicht kann entfchleden 
werben. 

5) Bedenken von ben actis ber jährlichen Vifitationen da⸗ 
von die Inspectores das Konsistorium alzeit berichten follen, 
auf daß alda berathfchlagt werde, welcher geftalt die eingebrach- 
Pr Mängel zu verbeffern und die Erecution von uns fortzu⸗ 

ellen. 

6) Bedenken von den Vocationibus, Translationibus, 
Suspensionibus, Dimissionibus der Kirchen und Schuldiener, 
welcher maßen wir barinnen am ficherflen verfahren mögen. 


7) Sachen der Kirchen und Schulen und berfelben Dies 
ner, Lehen, Befoldung, Güter, Einkünfte, Nutzungen, Ge 
baͤude und Beſſerung betreffend. 

8) Fleißige Aufficht auf Druckereien und Buchladen, daß 
da nichts aͤrgerliches oder ſchaͤdliches und unferem chriftlichen 
Bekenntniß widerwärtige®, durch den Druck ausgefprenget, 
oder auch von ben Buchhaͤndlern eingeſchoben u. disſeminiret 
oder vertrieben werde. Es foll aber doch hieriun der Unter» 
ſchied gehalten werden, daB vom Konsistorio allein theologici, 
von der AUniverfität aber vom Rectore libri philosophici, 
Carmina, epitbalamia, Epitaphia und dergleichen auf bie 
Probe gefegt und nachdem fie befunden, zugelaffen oder inhibtrt 


9) Wie es mit den Examinibus erdinandorum und ans 
berer Kirchen und Schulbiener foU gehalten werden, ift im vors 
hergehenden Capitel vermelbet. 

Die Examina unſerer Alumnorem und anderer, bie von 
ung Stipendia und Unterhalt zu ihren Studis und biefelben 
bier und anders too zu contimuiren begehren,, follen bei ber 
Univerfitit bleiben und von den Konsistorialibus, Niemand 
als der Superintendent und Primarius Theologiae Professor, 
der „ohne das ein membrum Academiae iſt, dazu adhibirt 
werben. 

10) Die Partieular Schüler in Städten und Dörfern find 
sab inspectione Paatorum jedes Orts, darum wir damit das 
Kossistorium und die Examinatores billig verfchonet, doch 
wellen wir, daß in Beflellung ber Schuldienſten, ſonderlich in 
Städten, gute Fuͤrfichtigkeit gebraucht und die vorſtehenden 
Perfonen, wenn fie nicht wohl bekannt, zuvor dem judicio ber 


| fernen Beſcheids darauf erwarten. 


463 


Herrn Examinatorum fubjicirt und ohne ihren Rath nicht 
feichtlic, jedermann aufgenommen werbe. 

Summa, alle Sachen, ben Eheftand und Kirchen Regiment 
betreffend , und was in demfelben zu "guter Anorbnung und 
Verbeſſerung gereichen mag, fol alle® and Kansistorium zu 
beitimmter Zeit gebracht und alba ordentlicher Weile erkannt, 
erörtert und verglichen werben.” 


V. Wie in fürfallenden ſowohl Neligions , ald anderen Kirchenſachen 
und Eheſachen procebirt und nach welchem Necht erfannt unb ge: 
fprochen werben foll. 


Borfchriften über das Verfahren. 


„Die Sentenz und Urtheil aber follen nah der heiligen 
Schrift, auch nach den gemeinen und in biefen Landen ge: 
bräuchlichen und üblichen Nechten, wie vorhin, alfo auch hine 
füro gefprochen werden, in wichtigen Händeln aber follen bie 
Konsistoriales allwege unſeres Rathes ſich erholen. Dieweil 
auch in Eheſachen und andern dergleichen Faͤllen etliche vor⸗ 
nehme Theologen, Lutherus und Philippus aus der heiligen 
Schrift etliche Opinionen, ſo ſich mit den gemeinen Rechten 
nicht durchaus vergleichen, gezogen, fo ſollen unfere Konsisto- 
riales diefelbe auch In guter Acht haben und nach benfelben, fo= 
viel fie bis anhero in diefen Landen und Konsistoriis gebräuch- 
lich gewefen, ihre Urtheile und Abſchiede richten und fafjen. 
Wenn auch in Ehefachen bei dem Konsistorio um Dispenfation 
nachgefucht würde, follen fic) die Konsistoriales derfelben nicht 
mächtigen, fondern folche jederzeit an Uns gelangen laffen und 
[Bergl. ob. bie Saͤchſ. 
K.O. von 1580: „Bon beyden Consistoriis” Abſchn. VIII.) 


So aber in Religions und Glaubenss Sachen (welches Gott 


gnädiglich abwenden wolle) Streit oder Irrungen vorfallen 
follten, follen die Konsistoriales bald wach fein, verbachte Pers 
fonen auch unerſucht ex officio , zeitig und unſaͤumiglich, eher 
das Feuer uͤberhand nimmet, vor fich erfordern und da fie nicht 
richtig befunden und fich gleichwohl in der Güte nicht wollen 
weifen laffen, ober aber die Konsistoriales fammt ben Exami- 
natoribus ſich zu wenig zu derfelben Sache befinden würden, 
follen fie die förderlich mit allen Umftänden an Uns bringen, 
da wir ihnen bann etwa mehre Perfonen zuorbnen, oder aber 
nach Erheifhung der Nothdurft einen General Synodum von 
Gelehrten, gottfeeligen unparthelifchen Leuten convociren, 
nach deffelbigen einhelligen chriſtlich Erkenntnis und Schluß 
procebiren, und alfo, foviel Uns immer durch Gottes Gnade 
möglich, größer Unheil zu verhäten und dem Uebel vorzukom⸗ 
men, und zu wehren, an unfer väterlichen Sorg und treuem 
Fleiß, nichts erwinden laffen wollen.” 


Bon Citation ober Ladungsbriefen. 
Bon den Ungeborfamen ober Comtumacibus. 
Bon bes Beflagten Ungehorſam. 
Bon bed Klägers Ungehorfam. 
Bon ber Uppellation. 
Vi. Bon ber Jurisbiction bes Hiomsisteril und wer demfelben 
unterworfen, auch von Strafe und Grecution. 
„Und nad) dem diefe chriftliche Hochnöthige Anordnung des 
Konsistorii zur Beförderung der Ehre Gottes und des ganzen 


464 


Landes und aller deffelben Unterthanen gemeinen Heil, Nut 
und Frommen gemeinet, alß will es ſich auch anders nicht ges 
bühren , noch leiden, denn, daß alle unfere Unterthanen, foweit 
fi) dies unfer Herzogthum. erſtrecket, niemand ausgefchloffen, 
wes Standes oder Weſens ber auch fei, gemeldetem Konsisto- 
rium unterworfen fein und von bemfelben in allen obgefegten 
Punkten und Fällen, chriftliche rechtmaͤßige und billige Er⸗ 
kenntniß und Befcheid gewarten, bei Strafe, welche das Kon- 
sistorium oder auch wohl wir felbften nach Gelegenheit ber 
BVerbrehung, erben zu fürbern und abzufordern willen. 
Dann follte über Verhoffen jemand, wer der auch fei, an diefer 
unferer Conftitution ſich vergreifen und dem Konsistorio und 
feinem chrifttichen Erkenntniß, Urtheil und Abfchied rebelliren, 
der fol wiſſen, daß wir felbften und unfere Regierung, ſolcher 
Verachtung und Rebellion uns annehmen, den Konsistoriali- 
bus auf ihr Anfuchen bie Hand bieten, die ungehorfamen und 
wiederfpenftigen durch fcharfe Mittel zum. Gehorſam treiben 
und alfo über des Konsistorii Jurisdiction und Authorität 
mit allem Ernſt halten wollen.” 


Was für Strafen dad Honsistorium zu erfennen Macht haben foll. 


„Weil auch die tägliche Erfahrung in allen Regimenten 
mehr denn zuviel bezeiget und ausweifet, daß alle Ordnung 
und Gefeg, fie feien auch fo gut, fo heilfam, fo nöthig, fo 
wohlgenügend, und gefaflet, alß fie immer mögen, dennoch) 
fonderlich zu diefen leuten böfen Zeiten, da ohne das alle Zucht 
und Ehrbarkeit im fleten Abnehmen und dem Untergang faſt 
nahe ift, wenig Anfehne und Nachdrucks haben; wenn bie 
Glock keinen Kiöppel und das Recht Feine Dandhaben hat, das 
ift, wenn wider die Ungehorfamen und Verbrecher fein Ernft 
noch Strafe erfolgt, alß follen die Konsistoriales zur Erhals 
tung chriftlicher Zucht und ſchuldigen Gehorfams, in nicht all 
zu ſchweren Faͤllen und Delictis poenas civiles, als ziemliche 
Geldſtrafen und Gefängniffen, an unfer Statt zu irrogiren 
Macht haben, in all zu groben Mißhandlungen aber, die einer 
fharfen animadversion bedürfen, ung und unferm Öbergericht 
die Steafe und Erecution übergeben und befehlen. Ingleichen 
geben wir ihnen Macht, die Kirchen und Schuldiener, melde 
fich entweder in ihrem Amt untreu, unfleißig, und nadjläffig, 
ober aber in Leben und Wandel unchriſtlich, drgerlich und ſtraͤf⸗ 
lich verhalten und bei denen die vorgehende gradus admoni- 
tionum nichts fchaffen oder helfen wollen, nicht allein mit Ges 
fängniffen zu ſtrafen, fondern auch gänzlich, doch mit unfer 
und unferer Regierung Vorbewußt und Bewilligung, zu ent 
urlauben, und ihren Dienft mit andern tüchtigen Perfonen zu 
erfegen. Soviel aber die Kirchendisciplin und Strafe bes 
Banned anlanget, welche auch dem Konsistorio zugehörig, folle 
das Konsistorium mit allen Fleiß und Ernſt darob fein, daß 
diefelbe nicht mißbraucht werde, ſintemahl fichs bisher vielmahls 
befunden, daß die Pastores mehr auseigenen Affecten und Rach⸗ 
gier, als aus rechtem chriftlihem Eifer, ihre Pfarrkinder ſowohl 
von der Abfolution und Tiſch des Herrn, ald von der Taufe ab: 
gehalten und verfloßen, darumb mollen wir, daß hinfüro die 
Pfarcherr beffere Ordnung und Befcheidenheit halten und ges 
brauchen, nicht alles auf ihre Hörner faffen, fondern ihrer In⸗ 
[pectoren Rath und Gutachten hierin erſuchen. Vermetrken 
fie mas ungöttliches und Argerlihes an ihren Pfarrkindern, 


1564. CLIX. Preußiſche Eonfifiorialorduung. 


ſollen fie diefelben in Zeiten, ehe dann fie zur Beicht und Taufe 
kommen, vermöge ihres Amtes, eigene affectiones hindan ge⸗ 
fest, fonderlicdy und freundlich befprechen und chriſtlich ermah⸗ 
nen: bilft e8, wohl und gut, hilft es nicht, follen fie ſolchen 
ihren Ungehorfam und Hartndeigkeit ihren Ibspectoribus vers 
melden, bie denn auch ihr Heil verfuchen, und erftlich im Beifein 
des Pfarrherrn und der Kirchen: Väter fie zum beften vermah⸗ 
nen und da alles umfonft und verloren, endlich die Sache mit 
gutem, gründlichen, ausführlihem Bericht ans Konsistorium 
follen gelangen laffen und ohne beffelben ordentliches Erkennt⸗ 
niß, vor fich ſelbſt fi) nichts unterfichen,, fintemahl dadurch 
oftmals nur zu großem Bank und Hader und fehänblicher 
Zerrüttung der Kirchen, Urſach gegeben wird. Wär es dann 
Sache, daß gegen denfelben oder andern entiveder die linbere 
castigation der Kirchenbuße oder aber das Außerfte und ſchaͤrfſte 
remedium des Bannes vor der Hand zu nehmen nöthig fein 
ſollte, alfdann werden die Konsistoriales ber in der Kirchen⸗ 
ordnung verfoßten Form, und Proceß fi zu gebrauden und 
ſolche Strafe pro qualitate delictorum zu fchärfen oder zu 
lindern wiffen. Schließlich wollen wir, baß ohne des Konsi- 

storii Erkenntniß und Schluß, weder der Bann, noch andere 

öffentliche Kirchenftrafe jemand auferleget, ober remitticet, fon» 

bern deſſelben Rath und Gutduͤnken zuvor allegeit erfucht und 

in guter Acht gehalten werde.” 


Bon der Erecution und Sülfe, 


VIL Artikel und Regel, nach welchen in Cheftiftung und Ehefachen 
' bie Pastores und männiglich fich zu richten. 

„Nachdem allen und jeden unferer Unterthanen zum beiten 
vor gut angefehen worden, daß Inhalts obgefegter Ordnung, 
die Inspectores mit Zuthuung ber Amtleute und andern zus 
geordneten Perfonen, die vorfallende irrige Sachen, ehe dann 
fie ans Konsistorium gelangen, zu vorn verhören und ob fie in 
der Güte können entſchieden und beigelegt werden, verfuchen 
follen und aber nicht alle Pastores der Geſchicklichkeit und Er⸗ 
fahrenheit find, daß fie in vorfallenden Ehefachen den Leuten 
bald rathen und helfen Finnen, als haben wir für nuͤtzlich und 
nothmendig erachtet, etliche nüßliche mit Gotteswort und ans 
dern wohlbeſtellten Konsistoriis und Reformirten Kirchen 
gleihflimmigen Artiluln und Regeln, nady welchen fie unfere 
Unterthanen in Ehegelöbniffen, Blutfreundfchaften, Schwaͤger⸗ 
haften und andern Ehefällen, zu richten, an diefe unfere neue 
Konftftorial- Ordnung mitanzubängen, auf daß nicht allein die 
Konsistoriales, fondern audy die Pastores denjenigen, bie in 
gebachten Fällen bei ihnen Rath und Unterricht fuchen, rathen 
und dienen, auch ein jeder für fich felbft was verboten ober 
nicht verboten und was beim Konsistorio zu erhalten ober nicht, 
hieraus klaͤrlich warnehmen und alfo vor mandyen beſchwerli⸗ 
gem vergeblihen Unkoften und gefegten Strafen ſich huͤten 

nie. 

Soll berwegen vor allen Dingen allen Pastoribus da® 18te 
Capitel des Sten Buch Mofis gemein und wohl bekannt fein, 
denn folches iſt gleihfam der Brun, aus welchem alle anderen 
Gefege von Ehegelübben im Eheftande herfliehen und weil 
baffelde nicht allein ad leges Mosis forenses, fondern auch 
meiftestheild ad legem moralem gehöret, feind daran nicht 
allein die Juden, fondern insgemein alle Menſchen auf Exden, 





1584. CELIX. Srenfifche Eonfiftorialorduung. 


nicht weniger, alß an das fechfte Gebot, bu folt nicht ehebrechen, 
gebunden, und hat niemand Macht noch Gewalt, er fei auch 
wer er wolle, wider dafjelbe zu ercipiren oder zu dispenfiren, denn 
es ift nicht eines Menſchen, fondern des großen Gottes Gebot 
und Ordnung. Darum follen alle Menfchen berfelben ſich 
bequemen, bei Vermeidung göttliher Ungnaden und der ſchreck⸗ 
lichen Strafe, deren Erempel Gott an den unzücdhtigen Heiden, 
die wider folche feine Ordnung gefündigt, flatuiret hat, wie 
folches an gemeldetem Drt zu lefen. Damit aber die armen 
unmwiffenden Leute, fonderlic auf dem Lande und die anderen, 
die weder lefen noch fchreiben koͤnnen, hievon nothwendigen 
Bericht haben, und der Gebühr nad) ſich zu verhalten, wiffen 
mögen, fo follen die Pastores auf dem Lande und in den Meinen 
Städten, folgende Artikel des Jahres zweymal, nehmlidy den 
eeften Sontag nad) Oſtern und Michaelis von allen Kanzeln, 
fein deutlich und verftändlich ablefen, auch den vorgehenden 
Sontag ſolche Ablefung dem Voͤlklein ankündigen, damit fie 
defto fleifiger zur Kirche fich finden, von ſolchen nothwendigen 
Sachen guten Bericht einnehmen und für der erſchreklichen 
Sünde der Unzucht, welche leider mit Gewalt einreißet und 
vor Strafe derjelben fi) lernen hüten und vorfehen.” 


Bon Eheverlöbniffen. 


„Weil die Eheverlöbniffe ein Anfang und Grund find des 
heiligen Eheftandes und demnach hoch und viel daran gelegen, 
ob darin wohl oder übel gehandelt, auch der folgende Eheftand 
gemeinlich darnach pfleget zu gerathen, wie die Erfahrung 
folches bezeiget und mancher mit Schmerzen beflaget, als wol 
len und befehlen wir damit ernſtlich, daß ein Jeder ber nicht 
allein unfere auf die unorbentlihe verbotene Ehegeluͤbde gefegte 
Strafen, fondern auch Gottes Zorn und Ungnade gebendet 
zu vermeiden und dagegen in feinem Eheſtand, Gluͤck, Heyl 
und Segen zu haben, auf nachfolgende Artidlel gute Acht gebe. 


Artickel von Verſprechung ber Kinder, fo noch unter der Eltern und 
Vormund Gewalt find. 


1, Alte Eheverloͤbniß, welche ohne Rath, Vorwiſſen, und 
Bewilligung der Eltern, Vormund oder näcften Freunden, 
von den Kindern und denen Perfonen, fo noch unter anderer 
Gewalt find, gefchehen, follen ohngeachtet, daß andere Leute 
als Zeugen dabey gewefen, nichtig, kraftlos und durchaus ver 
boten fepn. 

2. Welche wider ihrer Eltern Willen, fonderlicy über ges 
fhehene Vermahnung und Verwarnung, troziglich handeln 
und fich ihres Gefallen mit anderen einlaflen würden , follen 
in unferem Lande nicht gelitten und nad) Gelegenheit der Ver: 
brechung, auch wohl am Leibe geftraft werden. Es follen auch 
die Eltern folchen ungehorfamen Kindern Feine Hülfe fhuldig, 
fondern fie vielmehr bis auf die Hälfte ihres Antheild und da 
auch fleifchliche Unzucht getrieben, fie gänzlich zu enterben, mäch- 
tig und befugt fein. . 

3. Es follen auch bie Kupler und Kuplerinn, die Rath und 

Zhatıdazu gegeben, nebft den fchuldigen Perfonen, aud) wohl 
härter, alß diefelben geſtrafet werden, ohngeachtet ob auch gleich 
bie Eitern in das unordentlihe Verlöbniß zu willigen, ſich 
würden bereben laſſen. 

4 Wann aber mannbare Kinder etwan zu ebenmäßigen 

IL 


® 
465 


Perſonen Luft und Liebe tragen und ihre Eitern fie mit den⸗ 
felben ordentliher Weift zu vermählen, bittlich erfuchen, bie 
Eltern aber, ohne alle genugfame erhebliche Urfachen eigens 
mächtiger Weiſe fie daran hindern, auch auf guter Leute Unters 
handlung fid nicht weifen laſſen würden, alsdann follen folche 
Kinder beym Konsistorio ſich Rath erhohlen, ehe aber fols 
ches gefchiehet, am menigften nichts verbindliches handeln oder 
fchließen. 


Bon Eheverfprehung der Perfonen, fo nicht mehr unter der Eltern 
oder VBormünder Gewalt find. 


9. Ingleichen follen auch unter muͤndigen Perfonen alle 
und jede heimliche Verloͤbniß unbündig und Eraftlos fein und 
gar mit einander nichts gelten, auch Fein Eyd darüber zuge⸗ 
laffen und die Ungehorfamen und Verbrecher an beiden Thei⸗ 
lien nah Gelegenheit der Umftände, am Leibe oder Gut ges 
ſtraft werben. 

6. Viel weniger fol jemand unterm Schein verfprochener 
Ehe, oder auch mit Bedingung künftiger Ehe, beifchlafen, fons 
dern die Eheberedung im Beifein ehrlicher Leute, chriſtlich und 
ehrlich vorgenommen und auf getroffene Vereinigung des hoch⸗ 


‚zeitlichen Ehrentages erwartet werden. 


T. Wird aber jemand hiemwider handeln und ſolches vor 
dem Kirchgang ausbrechen, foll die Braut mit verdeditem 
Haupt ohne Spielleute ihren Kicchgang halten, findet es ſich 
aber erft nad) ber Hochzeit, follen fie dennoc, anderen jum Ab» 
fcheu, entweder mit Gefängniß oder aber im andern Wege wils 
kuͤhrlich geftraft werden: 

8. MWürbe fih jemand mit mehr, als einem verbindlich 
verloben, foll die erfte Eheverlobung ber anderen vorgehn und 
die fchuldige Perfonen, fo von der erſten Verlobung gewußt, 
ernftlich an Leib und Gut geftraft werden. 

9. Wann aber das erſte Eheverlöbniß heimlich, das ans 
dere Öffentlich, fol das Öffentliche dem heimlichen vorgehn und 
gleichwohl die Perfonen, fo ſich mit zweien eingelaffen, vor 
unferem Konsistorio willkuͤhrlich geftraft werden. 

10. So aber dem heimlichen Verlöbnig der Beiſchlaf fols 
get, ſoll zwar das öffentliche dem heimlichen Nothhalben weis 
hen, der Benfchläfer aber nach Erkenntniß deß Konsistorii 
ernftlich und unnachlaͤſſig geftraft werden. 

11. Wo aber der Beyfchlaf nicht bewiefen und ber Be 
klagte darauf ſchwoͤren würde, daß es von ihnen nicht gefches 
ben, alßdann foll das äffentliche dem heimlichen vorgehn. 

12. Wenn aber beyde Eheverfprechungen öffentlich gefches 
ben, foll das erfte Erdftig und das andere nichtig fein. 

13. Wo aber auf das legte Öffentliche Verloͤbniß das Bey⸗ 
ſchlafen folgte, follen die beyden fchuldigen Perfonen, woferne 
fie von dem erften Verlöbnig Wiffenfhaft gehabt mit Ver- 
weifung des Landes geftraft und der erften unfchuldigen Pers 
fon fi) im andern Wege zu verheprathen, erlaubt werben. 

14. So aber jemand, er fey Manns- oder Weibeperfon 
nach einem Öffentlihen Verloͤbniß ſich wiederum mit jemand 
anderes heimlich verloben und fleiſchlich vermifchen würde, in 
Meinung das erfte Verlöbniß dadurch nichtig zu machen, Toll 
derfelbe oder diefelbe gleicherweis mit Verweiſung bes Landes 
geftraft werden. 

15. Wo aud) einer mit zweyen, einmal heimlich, darnach 

59 


® 
466 


öffentlich fich verlobte und darauf beybe Perſonen fleifchlich er: 
kennte, foll der Verbrecher nad) Ausweiſung dee Rechte ernit 
lich geftraft werben. 

16. Wenn aber ein Verloͤbniß unter denen Perfonen fo 
fein mächtig, einmahl öffentlich und ordentlich getroffen und 
befchloffen iſt, foll Dafjelbige weder durch Wiederfendung der 
Mahlſchatz, noch durch Gelb oder einige Verträge wieder zers 
eiffen und aufgehoben werden. So aber je erhebliche Irrun⸗ 
gen vorfielen, follen biefelben wie andere Ehefachen , an. ba 
Konsistorium gebracht und bafeldft entſchieden werden. Würde 
hierüber jemand ſich unterftehn, entweder vor fich felbft, oder 
aber durch Unterhänbler und Vertragsleute von feinem oder 
feiner Verlobten fich zu ſcheiden, follen fie ſaͤmmtlich nad 
Erkenntniß des Konsistorii geftraft und dem Scheidemann 
das befte werden. 

17. Unebrbare, unbillige, unchriſtliche und ummöägliche Con- 
ditiones und Bedingungen, follen gänzlich verboten, und da fie 
angezogen nicht allein unkraͤftig fein, fondern auch alle ſchimpf⸗ 
liche Verachtung göttlicher Ordnung willkuͤhrlich geſtraft 
werben.” 

Don WBesführung bes Weibebildes. 


„18. So jemand eine Jungfrau mit lifligen glatten Wor⸗ 
ten, Giften oder Gaben, hinterfäme und ohne oder mit Ges 
walt heimlicher oder betrüglicher Weife wegführete, und fol 
ches vor dem Konsistorio wie Recht, ausgeführet, foll nicht 
allein die vermeynte Ehe zwifchen folchen Perfonen, für nich⸗ 
tig und unbändig erfannt, fondern auch ſolcher Raptor rechts 
lid) und ernfllich geftraft werben.’ 


Bon Schwädiung bes Weiböbildes. 


„39. Da auch einer eine Jungfrau, die ihm ebenbärtig, 
auch eines guten Geruͤchts und ehrlichen Wandels mit fügen 
glatten Worten, Gift oder Gabe zu feinem Willen brächte 
und fehwängerte, foll er diefelbe, obgleich die Zufag der Ehe 
nicht ausgeführt, zu ehelichen ſchuldig fein, ober m Weigerung 
deffen, vermöge der Rechte geftraft werden. 

20. Würde aber einer beweifen oder mit feinem koͤrper⸗ 
lichen Eide erhalten Binnen, daß er bie gefchmängerte Perfon, 
Jungfrau oder Witime mit füßen liſtigen Worten zu feinem 
Willen nicht beredet, viel weniger mit Gewalt gezwungen oder 
einige Verteöftungen ber Ehe gethan, fondern, daß fie ſich 
ſelbſt zu ihm genöthiget und zur fleifchlichen Vermifchung Ur⸗ 
fad) gegeben habe, fol derfelbe zwar der Dirne Feine Ehelei⸗ 
ſtung, zu Erhaltung bes Kindes aber ein genanntes und dann 
für die begangene Unzucht dem Konsistorio gebührliche Strafe 
abzulegen ſchuldig fein.” 

Bon Verlöbniffen binterlaffener Wittwen und fchleuniger Vollziehung 
verfprochener Ehe. 

„21. So ein Wittwer oder Wittwe nach Abfterben ihres 
Ehegatten ſich wiederum zu verehelichen begehren wuͤrden, fols 
len fie zuvor , ehe dann folches vorgenommen, ihre Trauerzeit 
ein halbes Jahr aushalten. Die Wittwe aber fo ſchwangeren 
Leibes verlaffen, fol ehe dann fie Ihrer mütterlichen Buͤrde ent 
ledigt und die ſechs Wochen aus find, ſich nicht verloben, bet 
Vermeidung der Strafe des Konsistorii. 

22. Es follen auch bie verlobten Perfonen, mit der Wirth: 
haft einander nicht lange aufziehn, auch die Eftern oder Vor: 


2588. CLIX. Wrenfifche Sonfiftorislorbinung. 


mund und wem die Ausrichtung der Wirthſchaft oblieget, das 
zu nicht Urſach geben, fintemahl aus folchen Vorſchlepp großer 
Unrath und Gefahr entflehet , fondern follen aufs ehefte, alß 
immer möglich die verfprochene Ehe ind Werk fegen. Würbe 
ſichs aber befinden, daß ein Xheil das andere ohne erhebliche 
Urfachen muthwilliger Weife aufhalten und gefehren würde, 
ſoll daffelbe durch Straf des SGefängniffes angehalten, auch 
nicht ehr, es babe denn zuvor genugfame Caution gethan, Die 
sugefagte Ehe in gewiffer Zeit zu vollziehen, daraus gelaffen 
werben.‘ 


Bon zjugelaffenen umb verbotenen gradibus, das ift, weldye Per: 
fonen zufammen beyrathen mögen ober nicht, 


Bon Blutfreundfchaft. 


Die Ehe ift in aufs und abfteigender Linie in infinitum, in 
der Seitenlinie bis zum 3. Gr. der ungl. Rinie verboten. Von 
menfchlihen Eheverboten,, alfo im 2. Gr. gleicher und 3. Er. 
ungl. Linie, ann dispenfirt werden. Sie find nur ein auf- 
ſchiebendes Dindernig. Das Eheverbot wegen geifliger Ver⸗ 
wanbtfchaft ift aufgehoben. 


Bon ber Schwägerfchaft in der auf und abfteigenden Linien. 
Auch diefe hindert die Ehe in infinitum, 
Bon Schwägerfchaft der feitwärts Linien. 


Die Ehe ift in demfelben Grade, wie wegen der Verwandt: 
ſchaft, unterfagt. Durch das 2. und 3. genus affin. wird fie 
nicht mehr gehindert. > 


Bon Trennung, Weglaufen, Scheidung ber Ehegatten und anberu 
Casibus ober Ehefällen. 


„Nachdem es nicht genug, daß die Menfchen nach chriſt⸗ 
licher Ordnung zufammengefäget und gebracht werden, ſon⸗ 
dern auch von nöthen, daß fie auch beftändig, chriſtlich und 
göttlich) bei einander bleiben und verharren und aber der Erz: 
feind des heiligen Eheftandes, ber leidige Teufel, ſonderlich 
jego zu dieſen legten gefährlichen Zeiten auf mancherley Weile 
ſich bemähet, entiweder durch Unetnigkeit und Mißtrauen oder 
durch andere Rände den Eheftand zu trennen und die Eheleute 
von einander zu bringen, alß iſt nicht weniger daran gelegen, 
biefe göttliche Ordnung zu erhalten, alß erftlich anzuftellen und 
hoch von nöthen, mit allem Ernſt und Fleiß foviel immer 
möglich davor zu fein, da ja arme und verftändige Eheleute 
nicht liederlich von einander geriffen und die heilige göttliche 
Ordnung turbiret werde. Wo nun der Send ber Uneinigfeit 
fen Unkraut unter die ficheren Eheleute gefäet, und fie fo weit 
gebracht, daß fie beyeinanber nicht wollen leben ober mohnen, 
die Pastores und Inspectores die Verföhnung auch vergeblich 
verſucht, follen fie alsbann in Zeiten, ehe bie Verbitterung 
überhband nimmt und der Teufel gar einniftet zu beyden Theis 
len ans Konsistorium verwiefen werden, ba benn die Konsi- 
storiales ferner allen möglichen Fleiß anwenden und ernftliche 
Berhanblimgen vornehmen follen, damit der zwiſchen den Che 
leuten gefaßte Unmill, Haß und Neid und Unfrenndlichkeit 
aufgehoben und fie miederuffi in guten Fried und beftändige 
Liebe und Einigkeit gefegt werben. Da nur ein Theil auf feine 
Hartnädigkeit und Muthwillen beftünde und ſich baburch von 
feinem Ehegatten zu entbrechen vermeynte, fol bemfelben eine 


‚ 








1584. CLIX. Preufiſche Sonfiftorialordnung. 


getwiffe Zeit zum laͤngſten 8 Tage angefeget werden, feinem 
Ehegatten chriſtlich und friedlich beizumohnen. Will er fich 
nachmals nit befteuern noch weifen laffen, fol ex 4 Wochen 
mit Sefängniß geftraft und auf ferneren Ungehorfam bed Lan» 
des verwielen werden.” 


Don Ber Defertion und heimlichen Weglauffen und barauf gebetener 
Eheſcheidung. 


„Da nun ein ſolcher auf der Obrigkeit Gebot das Land 
raͤumen muͤßte oder aber ſelbſten von ſeinem Ehegatten ſich 
böslich verloͤre, auch ſonſten jemand ohne ehrliche Urſachen von 
feinem Weibe und Kinder heimlich, davonzöge, und ettliche 
Jahre ausbliebe, und fie aljo vorfeglich und fremwentlich ver: 
ließe, wie denn leider folche Untreu und Weglaufer in biefem 
Lande faft gemein, foll wider denfelben, fintemal folches nicht 


allein den Berlaffenen zum dußerfien Verderben und Unheil, 


fondern auch und und dem Rande zu merflihem Schaden und 
Nachtheil gereicht, folgendergeftalt procediret werden. 

Die Konsistoriales follen in folhen Defertions: Sachen 
nicht eilen, fondern zum erften die Umftände und Urfachen, 
wie und warum der Entlaufene von feinem Ehegatten ents 
wichen und fo lang außenbleiben, mit Fleiß erfragen. Item, 
ob auch das klagende Theil, dem anderen dazu Urſach gegeben 
oder nicht, ob auch daſſelbe auf fleißiges Nachforfchen nach 
feinem Ehegatten daffelbe habe auskundſchaften Finnen oder 
nicht. 

Item, es follen bie Konsistoriales Beweis und Kundfchaf: 
ten benbringen laffen, daß der Desertor fo viel Jahr, wie ges 
Hagt, hinweg gewefen, und das klagende Theil feibft zuͤchtlich 
und ehrlid gelebt. Wenn nun der Suchen genugfamer 
Grund eingmommen und nicht Hoffnung ift, daß ber entlaus 
fene mijeder kommen und die Ehegatten zufammengebradht 
werden möchten, alsdann foll der Desertor nach gemeinem 
Brauch und Stylo Konsistorii von der Kanzel öffentlich ges 
heiſchen und geladen werden. Damit aber arme Leute fonders 
lich die fo weit abgefeflen, ber Citation halben, mit vielen Rei⸗ 
fen nicht beſchweret, oder auch wohl gar die Sache ftedden gu 
laſſen, verurfachet werden, fo ſoll die Citation auf einen termi- 
num peremtorium una vice pro tribus gerichtet, und derfelbe 
defto länger angefegt werden, damit gleichwohl der Abweſende 
ſich keiner Verkuͤrzung zu beſchweren oder über das Chegericht 
zu klagen, Urſache haben moͤge. So nun hierauf weder der 
geladene ſelbſt, noch Jemand anders von ſeinetwegen ſich ſteilt, 
ſoll das klagende Theil auf die reprodurirte Edieta und Kund⸗ 
Ihaft der vollzogenen Ladung nad fleißiger Erwägung ber 
Zeit des Abweſens und anderer Umflände von dem treulofen 
verlaufenen ‚heil, abſolviret und loßgezählet ober der Desertor 
zum Ueberfluß nach Erheiſchung der Sachen, noch einmal oͤf⸗ 
fentlich citivet und geladen werden, und ſo er auch alsdann 
noch) nicht erfcheint, endlich und definitive gefchloffen und dem 
Magenden unfhuldigen Theil mit einem andern fich zu verehes 
lichen vergönnt werben.” 


Wenn ein Bräutigam feine Braut verlaufft und figen läßt. 


„Alfo und gleichergeftalt fol auch wider den, welcher fich 
mit einer Jungfrau und Wittwe ordentlich und Öffentlich ver⸗ 
lobet, darnach heimlich ohne billige vechtmäßige Urfache davon 





207 


sieht, und feine Vertraute, ein Jahr, zwey ober drei figen läßt, 
procediret werden. ’ 

Wuͤrde aber das anfuchende Theilin easu desertionis beys 
beingen, daß das weglaufende Theil nach gefchehenem Verloͤb⸗ 
niß, Unzucht und Hurerey getrieben und alfo die Ehe gebro⸗ 
chen ober, daß der Bräutigam fich mit mehreren verlobt, fol 
es fo lang ald andere Verlaſſene zu warten, nicht ſchuldig fein, 
fondern der Desertor ordentlich geladen, und de er ſich nicht 
bald in termino eingeftellt,, noch irgend eine Ehehaft Läßt beys 
bringen, ber Beweis wider ihn ordentlich vollführt und dar⸗ 
auf erfannt werden, was Recht ift, das ſchuldige condemnirte 
Theil aber, fol, um Aergerniß zu vermeiden, in unfsren Lane 
den nicht geduldet und da er hierüber betreten und fich frevent⸗ 
lich darin aufhalten würde, mit Staupenfchlägen des Landes 
öffentlich vertoiefen werben.” 


Vom Außenbleiben derer, welche aus reblichen Urſachen weggegangen, 


„Mit denen aber, welche aus nothhärftigen Arfachen in 
Amtss oder Hausgefhäften mit Willen ihres Ehegatten auss 
reifen und über Verhoffen ausbleiben, fol es alfo gehalten wer: 
den, daß fo Lange das abmefende Theil am Leben und deffen 
geriffe Kundſchaft vorhanden, das anbere Theil ledig bleibe 
und zum andern Verlöbniß nicht greife, bie e8 deſſen, daß fein 
Ehegatte mit Tode abgegangen, glaubhaftige Kundfchaft bey⸗ 
gebracht. Da aber das verlaffene Theil, wo fein Ehegatte hin⸗ 
gekommen, ober noch am Leben oder nicht, keine Kundſchaft 
erlangen noch erforfchen kann, fol es fünf Jahre lang ihn abs 
warten, darnach foll es, wenn ihm länger zu warten beſchwer⸗ 
lich, feinen Handel den Verordneten des Konsistorii mit allen 
Umftänden fürtragen, baneben feine Kundfchaft und Beweis, 
dag fein Ehegatte fünf Jahre weggeweſen, item daß «8 auf 
fleißige Nachforfchung nichts erfahren koͤnnen, kraͤftig beibrins 
gen. Wann nun die Konsistoriales die producirte Kundfchafs 
ten für genugfam erkennen und daneben das verlaſſene Theil 
bei feinem koͤrperlichen Eide, daß ihme von feinem abwefenden 
Ehegatten einige Briefe oder Bothſchaften oder Wiſſenſchaft, 
ob er lebendig oder todt, nicht zu fommen erhalten kann, fo fol 
endlich und zum Ueberfluß ber abweſende oͤffentlich unter einem 
geraumen termin citiret und ermahnt werden feinem Ehegat⸗ 
ten beyzuwohnen, oder aber anzuhören, welcher geflalt demſel⸗ 
ben auf fein 5 jaͤhriges Außenbleiben und Stillfchweigen mit 
einem anderen fid) zu verebelichen,, foll erlaubt werden. Da 
denn in angefegter gebührlicher Friſt der geladene nicht compa⸗ 
riret, noch einige fernere Kundfchaft von ihm beygebracht wird, 
fol alßdann ohne weiteren Aufſchub, dam anfuchenden Theil 
wiederum nach chriſtlicher Ordnung zu fseyan, zechtlic, zuge: 


lafjen werben.” 


Von Ehrichribung wegen Ehebrvchs. 

„Würde von einem Ehegatten wider den andern zur Ehe: 
Scheidung geflaget, follen die verorbneten bes Konsistorii vor 
allen Dingen die Eheleute zur hriftlichen Verföhnung vermah⸗ 
nen, da aber bei dem Elagenden Theil nichts zu erhalten, ſon⸗ 
been ſtraks auf die Ehefcheidung gebrungen würde, follen die 
Parthen zu einem ordentlichen Proceß verwiefen, und darauf 
der Ehefcheidung halben erkannt werden, mas Recht iſt, und 
dem unfchuldigen Theil, fich wiederum chrifllich zu verehelichen 

59* 





A608 1584. CLIX. Prenßiſche Eonfiftorialordnung. 


zugelaffen, ber Ehebrecher aber ber weltlichen Obrigkeit befoh⸗ 
len werden. 

Alſo auch wenn jemand eined andern Braut wiffentlich bes 
ſchlaͤft und der Bräutigam fich von berfelben loszuzaͤhlen bittet, 
wird derfelbe, wofern er feine Braut zu behalten, nicht fann 
behandelt werden, von ihr billig abſolvirt und losgeſprochen, die 
verbrechende Perfon aber fol mit Staupenfchlägen des Landes 
vertiefen werden. Würde aber der Bräutigam bewogen wer⸗ 
den, feine Braut wieder zu fi) zu nehmen, ſoll diefelbe nichts 
defto weniger mit Gefängniß, der Brautfchänder aber mit erſt⸗ 
gedachter Staupen und Landesverweifung beftraft werben. 
Welche auch zu ſolcher Ehebrechung wiſſentlich Haus, Herberge 
und Unterfchleif verleihen, follen mit gleicher Strafe nicht we⸗ 
niger, als die Ehebrecher felbft geftraft werben, damit ſolchen 
abfcheulihen Sünden und Laftern, umb welcher Willen Gott 
oftmals Land und Leute ſtraft, foviel möglich gefteuert und ges 
wehret werde.” 

Bon Eheſcheidung, welche der Tyranney, Gifts ober ander Gefähr: 
licyleit halben gefucht wirb. 

„Es wird auch oftmals in Ehefachen diefe Klage fürge 
bracht, daß ein Ehegatte dem anderen nach dem Leben ftehe 
und daß einer ohne Gefahr feines Leibes und Lebens nicht koͤnne 
bei dem anderen bleiben, insgemein aber, daß der Mann ganz 
tyramniſch und unmenſchlich mit feinem armen Weibe umbgehe 
und dermaßen in fie faevire, daß fie Davon dermaleinft Leichts 
lich den Tod haben möcht, würde derowegen zur Verhütung 
größeren Unglüds, fie von einander zu feheiden angehalten und 
gebeten. Wo nun folche Tyrannei dargethan und der Dann 
durch Feine Strafe oder Warnung oder Gefaͤngniß zur Beſſe⸗ 
rung kann gebracht werben, noch ſolche Bürgfchaft vorhanden, 
daburc das arme Weib friedlich bei ihm zu leben, möchte ver: 
ſichert werden, mögen alsdann folche Leute, ein Jahr, zwey oder 
drey, nach Gelegenheit der Sachen von Tiſch und Bett geſchie⸗ 
den, aber keinem mit anderen ſich einzulaſſen oder zu verehe⸗ 
lichen, nachgegeben werden. Wuͤrde dann der Mann was ge⸗ 
ſchmeidiger werden, zum Kreuz kriechen, ſeines Weibes wieder⸗ 
um begehren, ſie auch mit genugſamer Caution de non am- 
plius offendendo verſichern, ſoll ſie alsdann denſelben wieder⸗ 
um anzunehmen und ihm ehelich beyzuwohnen ſchuldig ſeyn. 
Wuͤrde aber die verſuchte Strafe nichts helfen und ſich befin⸗ 
den, daß Mann oder Weib, eines dem anderen mit Gift oder 
dergleichen nach dem Leben geſtanden, moͤgen ſie alsdann gar 
geſchieden, und da das boͤſe Vornehmen des ſchuldigen Theils 
genugſam ausgefuͤhrt und dargethan, daſſelbe von dem Ehege⸗ 
richt an das weltliche Gericht, darunter die Beklagten geſeſſen, 
remittiret und mit ihnen verfahren werden, wie Recht iſt.“ 


Scheidung wegen ber natürlichen Untüchtigkeit. 
„Weil Gott den Eheftand unter anderen Urfachen auch 


darum eingefeget,, daß dadurch das menſchliche Geſchlecht pro- 
pagiret und erhalten werde, umd ſichs aber bisweilen begibet, 
daß ein Ehegatte aus natürlicher impotentia und Gebrechlich⸗ 
Beit zur Ehe untüchtich und ungefchidt if, alß kann folche Bey⸗ 
wohnung, wenn der Mangel erweislich und von dem Beklag⸗ 
ten zugeftanden wird, für feine Ehe geachtet werden. Dero⸗ 
halben wo das eine Theil fich deffen befchweret und vom Kon- 
sistorio die declarationem folcher unfräftigen Ehen begehret 
(dann Fein divortium kann da gefchehen, da nie keine Ehe ge⸗ 
wefen) foll ihm diefelbe der Billigkeit nach vom Konsistorio 
mitgetheilt und ihm im andern Wege, ſich zu verheyrathen vers 
gönnt werben. 


Wenn aber bie impotentia noch zweiflich und ungewiß iſt, 
foll vermöge der Rechten, drey Jahre mit der Scheidung ver⸗ 
zogen und verfucht werden, ob der geſchwaͤchten Natur zu helfen. 
Mo aber befunden, daß ihr nicht mehr koͤnne geholfen werden, 
und das vermögende Theil die Keufchheit nicht halten, noch der⸗ 
geftalt im Eheftand leben und Geduld haben kann, alsdann 
foU die Scheidung fortgefegt und dem gefunden Theil fi ans 
derweit zu verehelichen, geflattet werden.” 


Wenn einer eine gefchwächte vor eine Jungfrau befommt umb ſich wies 
berum zu fcheiben bittet. 


Im Wefentlichen mit der Brandenb. Eonf-D. v.1573 
übereinftimmenb. 


„Ohne vorgehendes Erkenntniß aber des Konsistorii ſoll 
keinem Theil in diefen und anderen Fällen zur anderen Ehe zu 
ſchreiten, viel weniger einem Pfarcherren diefelben zu trauen, 
zugelaffen fein, welche dawider handeln, follen nad) Gelegen- 
heit der Sälle ernftlich geftraft werben.” 


Beichluf. 


„Nach diefer unferer wohlgemeinten und hochnöthigen Kon⸗ 
fiftorial = Ordnung, fol hinfuͤhro maͤnniglich ſich richten und 
derfelben fich gemäß verhalten, darüber wir denn auch felbiten 
mit ganzem Ernſt halten wollen. Ob irgend noch etwas hierin 
mangelte, follen die Konsistoriales in vorfallenden wichtigen 
Händeln fid) unferes Raths allzeit erholen. Wir wollen uns 
auch nach Erheifhung der Nothburft diefelbe zu vermehren und 
zu verbefferen, allweg vorbehalten haben. Und mie wir herz 
ih von Gott wünfchen, und bitten, als feind wir auch ber 
gänzlichen tröftlichen Hoffnung, daß durch Gottes Verleihung 
und Gnade, dies Chriftliche Werk zu feinen göttlichen Ehren, zu 
Erhaltung Friebe und Einigkeit in Kirchen und Schulen, zu 
Handhabung und Fortpflanzung guter Disciplin, Bucht und 


Ehrbarkeit und zu bed ganzen Landes und aller Untertfanen — 


Wohlfahrt, Nug und Frommen gereichen werde.“ 


— * 





1885. CLX. Niederfähfiiche Kirchenorduung. 


469 


1585. 


CLX. 


Kirchen Ordnung, Vnſer von Gottes guaden, Franten Serkogen zu Sachten, Engern und 
Weftphalen. Wie es (vormitteld Göttlicher gnaden) in vnſern Landen mit Chriftlicher Lehr, außfpendung der h. hochw. 
Sacramenten, Vocation, Ordination vnd verhaltung der Kirchen vnd Schulen Diener, auch Visitation, Consistorio, 
und andern hiezu gehörigen Sachen, vermüge h. Göttlicher Schrift, hinfüro gehalten fol werden. Psalm. 24. Ma⸗ 
chet die Thore ꝛc. Gedrudt in ber Keyſerlichen freyen Reichs Stadt Luͤbeck, durch Johan Balhorn. Anno 


MDLXXXV. 


Der Berf. ber bier im Auszuge wiebergegebenen, fg. Nie: 
berfähfifhen K.⸗O. ift der Luͤbecker Superintendent P us 
henius. Das voranftehende Publ.⸗Patent, welches ber 
Zuftimmung und Natification der Landfchaft ausdruͤcklich 
gedenkt, ift batirt: Ratzeburgk Annunc. Mar. Benust ift 
die Saͤch ſ. K.:D. v. 1580 (Rr. CLIL). Einen Abdrud 
enthält der 2.Bd. von Eb hard ts Sammlung von Befepen sc. 
für den Bezirk des Gonfiftoriums zu Hannover, Hann. 1845. 


* * * 


Das Erfte Teil, von ber Lehr, fo in den Kirchen bes Nieder Säch⸗ 
fifhen Fürſtenthumbs fol geführet werben. 


Neben der Schrift, ale „allein beftendigerh und unfeilbaren 
Heubtgrunde, quelle und Richtſchnur ber Chriftlichen Lehre” ſollen 
angenommen feln und gelten bie drei erfien und diteften Bes 
kenntniſſe des. h. chriſtl. Glaubens, die unveränderte wahrhafte 
Augsb. Confeffion, die Schmalk. Artikel, die Katechismen Lus 
there und bie Goncordienformel. „Sollen auch in biefem Fuͤr⸗ 
ftenthumb, in feinem Ampte vnd Stande, e8 fey Geiftlich ober 
Weltlich, nicht gelitten noch dazu auff und angenomen werden, 
welche fich entweder, nicht rund und deutlich zu dieſen ermel- 
ten Schriften befennen, ober entweder, an biefe gerwiffe Form 
ber Lehre, nicht wollen gebunden fein, fondern jhres eigen ges 
fallens zuhalten und zugleuben, mas ihnen geliebet, oder fie an⸗ 
ders wo, dieſem gefegten Fuͤrbilde heilfamer Lehr zu widern, 
gefaſſet und fich eingebildet haben, frei und vnuorhindert fein.” 


Das Under Zeil, biefer Kirchen Orbnung. 
1. Bon beſtellung ber Pfarren vnd Kirchen Ewupter, vnd was bem zu: 
gebdrig. 

Der Lehnherr fol fi) alsbald nad) Erledigung der feinem 
Patronat unterliegenden Pfarrei nad) einer tüchtigen Perfon 
umfehen, und wenn er auf gefchehene Anmahnung des Sus 
perintendenten oder auch) der Parochianer fäumig iſt, follen die 


legteren mit Vorwiſſen des erfleren, oder bee Superintendent' 


allein, ihm einen guten Mann namhaftig machen und präfens 
tiren. Alle Pfarrer follen des göttlichen Wortes erfahren, zur 
Lehre geſchickt und ehrbaren Wandels fein. , 
„Wenn nu der Superintendens, mit vorwiſſen der Obrigs 
Beiten vnd Gemeine, oder aud) der Patronen, in ber Patronat 
Kirchen, oder auch nach befchaffener gelegenheit, die Patronen 
(ober wo nicht Patronen fein würden) die Gemeine felbft folche 
büchtige Perfone, dem Superintendenten und Obrigkeit anzei⸗ 
gen vnd vorſchlagen wuͤrden, vnd alſo darauff die nominirte 
Perſon, mit einhelliger des Patroni, Superintendenten, Kirch> 


213 Bl. 4. 


fpiel Volckes bewilligunge, Muͤndlich oder Schrifftlich, zu dem 
vacirenden Kirchen Ampte erfordert würde”, fo foll diefelbe zu> 
vörberft dem Superintendentn zu Lauenburg zugeſchickt wer⸗ 
den, um dort vor dem Landesfürften, dem Superintendenten 
und ber Kirche fich Hören zu laſſen. Nicht minder hat er fpds 
ter auch vor der Gemeinde zu predigen. Hierauf ifl er von 
dem Superintendenten „in gegenwart etlicher ander mehrer, 
dazu erförderten Paftoren, auch des Patroni felbft, und etlicher 
der Obrigkeit in den Stetten” zu eraminiren, und, wenn e 
befteht, gehörig an die Pflichten des Amtes zu erinnern und 
durch Handichlag zu verpflichten. In Beziehung auf die Lehre 
lautet die Kormel: „Das ee nichts den was Bott in feinem 
heiligen befchriebenn Worte der Bibel, offenbart hat, lehren 
und prebigen folle, nach erflerunge der dreien vorgenanten Sym- 
bolorum Ecclesiae” und ber übrigen oben erwähnten Bes 
kenntniſſe. 
I. De jure patronatus. 


Alte beftehende Patronate follen geſchuͤtzt, und es foll des⸗ 
halb Niemand den Patronen zum Nachtheil einen Prediger 
ſetzen, „es were denn, das ſolche erhebliche vrſache vnd vnumb⸗ 
gengliche not fuͤrfiele, das man darin Ampts vnd nothalben 
etwas anders handeln muͤſte“. Dagegen find aber auch die 
Patrone verpflichtet, tuͤchtige, gelehrte und unberüchtigte Pers 
fonen zu präfentiren. Iſt dee Präfentirte nicht fähig, To tft 
der Patron zu ermahnen, daß er ſich nad) einem Beſſeren um⸗ 
fehe, und wo er hierin nicht rathen koͤnnte, foll ihm der Su⸗ 
perintendent mit bes Kicchfpield Rath und Wiſſen eine Perfon 
vorftellen, damit er biefelbe nach Gebühr feines Patronatrechts 
confirmire und beftätige. 


II. Ferma et ritus publicae ordinationis legitime ad 
munus docendi et administrandi Sacramenta veacato- 
rum. Autore D. Martinoe Luthero. 


IV. Welcher geftalt ber ordinirte Prediger, feiner Kirchen befohlen, 
und in fein Ampt eingefeht fol werben. 


Mach der Saͤchſ. K.:D. v. 1580.) 


V. Bon Eunturlaubung vnd Translation ber Pfarrherrn. 


Niemand, er fei Fürft, Lehnherr, Amtmann, Edelmann 
oder Pfarrkind, foll eigenmächtig einen Pfarcer entfegen. Kein 
Pfarrer darf ohne Vorwiffen ımd Erfenntniß des General 
fuperintendenten, „auch befuchung vnd bericht des Patronen 
und feiner Kicchfpiel Leute”, ohne erhebliche Urfachen und ans 
ders woher an ihn ergangene Vocation feine Pfarre verlaffen. 


470 


Der Generalfuperintendent ift nicht berechtigt, ohne des Lehn- 
herren Bewilligung die Paſtoren zu verfegen. Das „ſchendlich 
Lauffen vnd hantierung nad, den Pfarren’ ift den Geiftlichen 
verboten; bedrängten Paftoren aber, wenn fie ihre Noth und 
Armuth anmelden und um Beförderung anfuchen, foll Rath 
und Huͤlfe gefchafft, und wenn gelehrte Pfarrer, welche in nie⸗ 
drigeren und geringeren Kicchfpielen figen, zu höheren Kirchen⸗ 
ämtern gezogen werden koͤnnten, fo foll bamit von dem Ge- 
neralfuperintendenten mit Rath und Wiffen bes Conſiſtorii als 
Kirchenraths, auch des Lehnheren gehandelt werden. 


VI. Bon unterhaltung und Beſoldung der Kirdyen Diener. 


Der Grundfag: Beneficium datur propter officium wird 
eingefchärft. Alte hergebrachte Accidenzen find zu erhalten ; wo 
aber eine Kirche zu arm iſt, folk fie ale Filial einer anderen in- 
corporiet werben, werm es ohne Nachtheil und Verſaͤumniß 
der Kicchfpielsleute gefchehen kann. Auf den Pacht der Kits 
chengrundſtuͤcke haben die Pafloren und Küfter, wenn fie be 
dürftig find, vorzüglichen Anfpruh. Am Schluffe Vorſchrif⸗ 
ten über die Wittwenhäufer, welche in den Pfarreien erbaut 
werben follen, über das den Wittwen zuflehende Gnadenjahr, 
während deſſen die benachbarten Pfarrer vicariven, über die 
Auseinanberfegung mit dem Nachfolger, welche zu Erkenntniß 
des Superintendenten, der Patrone, Amtleute, des Rathes, 
der Kirchgeſchwornen und Xelteften nad) landesfittlichem Ges 
brauche gefteltt iſt, endlich Über die Aushülfe, welche die Pas 
ftoren gegen ziemliche Ergögung ihren ducch Alter oder Kranke 
heit verhinderten Amtsbruͤdern zu leiften haben. 


Vo. Bon Begnadungen, Freyheiten und Immumitatibus, aud 
ſchutz vnd fehirm der Kirchen Diener. 


Diefem Abfchnitte liegt, abgefehen von einzelnen Puncten 
(4. B. der Aufhebung der landesuͤblichen Erbfolge zu Gunften 
der Hinterlaffenen der Geiftlichen), der Abfchnitt: Von Im- 
munitatibus der Saͤchſ. KeO. zum Grunde. 


VM. Ben dem Ampte unfer Superintenbeuten, Paſtoren und Kirchen 
Dienern. 

Zur Auffiht über die Pfarrer und Gemeindeglieber find 
in den einzelnen Aemtern Spedialfuperintendenten beſtellt, über 
welche der Generalfuperintendent zu Lauenburg die oberfte Ins 
fpection führt. Aue Prediger follen in gemeinverſtaͤndlicher 
Weiſe, nicht über eine Stunde predigen ; ihre Vorträge fleißig 
disponiren, erwägen und befchreiben; dad, mas ungemwiß und 
der Gemeinde verborgen ift, nicht auf der Kanzel angreifen; 
von Ehrifti Perfon, Amt und Wohlthaten, befondere von ber 
Rechtfertigung allein durch den Glauben, von der rechten Bes 
deutung der Buße und der Werke u. ſ. w. deutlich und faßlich 
predigen; im ihrem Leben ſich ehrbar halten, nicht Bier aus⸗ 
fhenten oder Handel treiben, auf Erfordern zu taufen, bie 
Kranken zu befuchen, den Begräbniffen zu folgen bereit fein 
und ihren Aelteſten und Oberen Gehorfam erweifen. 

IX. Von ben Geiſtlichen Kirchen, Pfarren meh Bapelien, vnd bexgl., 
@üter. 

Beſtimmungen über die Erhaltung der. geiftlichen Guͤter 
und die Wiedererwerbung ber abgrlommenen. Die Verpady 
tung ber Kirchengüter auf länger als zehn Sabre tft ohne des 


1585. OLX. Niederfächftiche Kirchenordunug. 


Landesfürften und Superintendenten Wiſſen und Vollwort ver⸗ 
boten. Ueberall find vollſtaͤndige Inventarien anzulegen. 


X. Von ber Kirchen vnd Capellen Vorſteher ober Juraten im gan: 
gen Zanbe. 


In jedem Kicchfpiel follen zwei redliche, unberüchtigte, 
gottesfücchtige Männer als Kirchgefhmworne von dem Paſtor 
mit den Patronen, auch dem Rath und der Obrigkeit in den 
Städten, fo mie den übrigen Juraten beftellt werden. Der 
Anhalt ihrer Inſtruction ſtimmt im Ganzen mit den Vor⸗ 
ſchriften der übrigen 8.:D,, 3. B. der Saͤchſ. v. 1580, überein. 


Xi. Bon ben Stülen in den Kirchen. 
(Nach der Saͤch ſ. K. O. v.1580)  - 
XI. Bon befßeliunge und Ampt ber Organiſten vab Güfter. 


Auch in diefem Abfchnitte ift die Sähf. K.-D. hin und 
wieder benust. 

KH. Bon Büchern, fo in ben Kirchen ben Paftorn zu gute belegt, 
ond für onb für babey bleiben ſollen. 

XIV. Von bem Kirchfpiel Bolde, wie ſich daffelbige gegeu Gottes 5. 
Wort, und die Sochwirbige Sacramente, auch ihre Seelforger, vor» 
halten vnd erzeigen follen. 

Vorſchriften über das Verhalten der Gemeindeglieder ges 
gen ben Pfarrer (vor bem fie unmeigerlid, erfcheinen follen, 
wenn er fie von Amtswegen vorbefcheidet), über ihre Theil⸗ 
nahme am Bottesdienfte und am Abendmahle insbefondre 
(defien hartnädige Verachtung während zweier Jahre den Wer: 
luſt des chriftl. Begräbniffes nad) fich zieht), über die Heilig⸗ 
haltung ber Feſttage; Verbot der Verzögerung der Taufe bis 
über den andern Tag, Beſchtaͤnkung der Anzahl der Gevattern 
auf drei, und der Kindtaufsfeftlichkeiten, Verbot der abgoͤtti⸗ 
ſchen Betfahrten, des heibnifchen Nothfeuere und des Aufs 
hängen der Johanniskronen, der Wickerei, Segnerei, Bürßeret 
und Zauberei. Hierauf folgen Beſtimmungen über die ge 
hörige Entrihtung dee Pfarrleiftungen. „Wo jemand .. fein 
gebür ..nicht entrichten wil, dem fol fein Kirchen Recht, mit 
willen des Superintenbenten, gelegt werden, vnd der Paftor 
jhme hinwiderumb feine dienfte und Ampt vormeigern, biß er 
ſich gehorſamlich erzeige.“ 


Das Dritte Zeil, ber Kirchen Oednung. 
Von Bifitationibus der Kirdyfpiele, und Symodis ber Prediger. 


Die Bifitation gefchieht durch den Generalfuperintenden- 
ten, welchem vom Hofe zwei vom Abel zugeorbnnet werben. 
Außerdem find der Amtmann, der Spectalfuperintendent und 
der Patron , fo wie die Gemeinde zugegen, welche während der⸗ 
felben mit Dienften verfchont werben fol. Die einzelnen Bes 
fimmungen, insbefondre die Vifitationsfragen, find der Saͤchſ. 
K.⸗O. v. 1580 nachgebildet. Hinzugefuͤgt ſind Anmeifungen 
zu einer mit der Gemeinde anzuftellenden Katechefe, und Vor⸗ 
fchriften über die Juſtificirung der Kirchrechnungen buch ben 
Viſitator und die Unterfachung der Inventarien und Urkuns 
den, fo wie der kirchlichen Sebäube. 


Vom Synodo ober Conuentu der Prebiger. 


Jaͤhrlich um Michaclis verſammelt bee Generalſuperinten⸗ 
dent die Prediger zu einer Synode. Auf dieſer wird mit ben 





1585. CLK. Wiederfädgfifche Kirchenordnung. 


wegen ihrer Lehre anftößig gewordenen Paftoren gehandelt, 
und wenn fie nicht zu gewinnen find, wird Ihnen ihr Amt bie 
zur Entſcheidung des naͤchſten Conſiſtorii gelegt. Ebenfo wird 
mit denen verfahren, welche ſich in ihrem Berufe mit chriſt⸗ 
lichem Leben nicht gemäß verhalten. Ferner wird über einen 
von dem Präfes aufgegebnen Locus bisputirt. 


Das Vierte Zeil, diefer Kirchen Orbuung. 
Von dem Kirchen Habt, oder Comsisterlo, 

Das Confiftorium fol „beſetzet werden mit etlichen Politi⸗ 
Shen und auch Theologiſchen oder Geiſtlichen Perſonen, dies 
weil für diß Geiftliche Kirchen Gericht folche hendel gehören 
vnd komen, welche nicht alleine gewiſſens, fondern zum teil 
auch Weltliche ſachen mit ſein, welche die Ehefelle, der Kirchen 
vnd Schuldiener Guͤter, vorſorgung, vnterhalt, auch ſo wol 
der Zuhoͤrer, als der Lehrer, leben vnd wandel, antreffen, vnd 
alſo offt causae mixtae hieher gelangen”. Neben ben politi⸗ 
ſchen Mitgliedern (zu denen der Canzler als Praͤſes gehoͤrt) und 
den geiſtlichen ſind zugleich zwei vom Adel und zwei Aelteſte 
des Raths an dem Orte, wo das Conſiſtorium gehalten wird, 
zu erfordern, und ,wir auch ſelbſt, wofern nicht notwendige, 
erhebliche vrſachen, daran vns vorhindern werden, in der Per⸗ 
fon an vnd vber zu fein, vns nicht weigern wollen“. Die 
Competenz des Conftftorti iſt übereintreffend mit der Saͤchſ. 
K.⸗O. beftimmt. Das Verfahren ift ein mündliches und ſum⸗ 
mariſches. Das Eonfiftortum hat (mie nach der Saͤchſ. 8.-D.) 
das Recht, Geld» und Gefängnißftrafen zu erfennen und feine 
Urtheile durch die weltlichen Beamteten zu vollſtrecken. Die 
Appellation geht an den Landesfürften. 


Das Fünffte Teil, bBiefer Kirchen Drbunug, 
Bon Ehefachen. 
1, Bon beinslichen Werlobuuffen, oder vnorbentlichen Ehenorpflldhtungen. 

I. Verloͤbniſſe der Kinder ohne Wiſſen und Bewilligung 
ber Aeltern, bez. der Großaͤltern, find nichtig und die dennoch 
vollzogne Ehe wird mit Verluft des halben oder auch des ganzen 
Erbes geahndet. Haben ſich ſolche Contrahenten fleifchlich ver⸗ 
mifcht, in der Meinung, damit, „weil res nicht mehr integra ſey, 
durch zubrechen, weit jhres erachtens, ſolche Ehe nicht mol muͤge 
noch koͤnne zerriflen werden”, fo find fie erblos zu machen, mit Ges 
fängniß zu flrafen und des Landes zu verweilen. Hat ein Theil 
ben andern, defien Aeltern nicht in die Ehe willigen wollen, 
zur Unzucht verleitet, fo fol er gebührend geftraft und die Ehe 
felbft zerrifjen werden. Aelternloſe Kinder, auch Wittwen, bes 
bürfen in gleicher Weife der Genehmigung ber Vormuͤnder und 
naͤchſten Blutsverwandten. 

II. Wo die Aeltern den Conſens ohne Grund verweigern, 
bat das Gonfiftorium zu entſcheiden; besgleichen, wenn bie 
Aeltern oder Bormünder ihre Kinder oder Pflegbefohlenen zu 
einer Ehe dringen wollen, und diefe ben Gehorſam verweigern. 
Bedingte Verloͤbniſſe werden durch den Beifchlaf zu unbeding- 
ten. Der Error in virginitate (der nach canon. Rechte die 
Ehe nicht hindert, „dabey «6 auch viele Coneistoria beruhen 
lafſen“) fol als Grund der „Scheibung” gelten nach Deut. 22. 
Die Ehe zwiſchen dem Ehebrecher und der Ehebrecherin verbietet 
das canonifche Recht ernftlich ; „aber in den reformicten Euans 
gelifchen Consistorijs, wirt nad) des Dauide Erempel (2. Sam. 


471 


I.) in dieſer Frage gemeiniglich geſprochen, und die ſcherffe 
Juris Canonici gemiltert”. 
„Vnd bedarff Eeiner ſchweren erorterunge, ob ein Chrift 
ſich mit einem Vnchriften vnd Vngleubigen verheiraten müge.. 
Denn Gottes Wort ift hieuon offenbar, Genef: 24. 28. 34. 
Erod. 34, Deut: 7. Zofu: 23. darin Bott ſolchs vorbotten hat, 
vnd ift auch offt nicht on gros gefahr.” Dagegen Abfall von 
dem Glauben ift nicht Grund der Scheidung, wenn nidjt ber 
eine Theil den andern verläßt. „Denn hiemit wirt das gleu- 
bige Zeil frey, gleich wie in den andern desertionibus.“ 
Eigenmaͤchtiger Rücktritt von einem gültigen Verloͤbniſſe 
wird nach Befinden mit Landesverweifung geahndet. Hat Je⸗ 


mand zwei Verlöbniffe, ein heimliches und ein öffentliches, ab⸗ 


gefchloffen, fo geht das legtre vor. Bon zwei Sffentlichen Vers 
löbniffen hat das ältere allein Gültigkeit. 

II. Bon Ehefheiden, oder diuortijs. Die Ehe 
wird gefchieden wegen Ehebruchs, fobald der Kläger nicht eben» 
falls einen Ehebruch begangen hat. Der fchuldige Theil Toll 
des Landes auf Lebenslang verwielen werben. Herner wegen 
Defertion, fobald zum mwenigften vier oder fünf Jahr feit ders 
felben verftrihen find. In diefem Falle foll der Entwichene 
peremtorie citirt und die Ladung an den Orten, wo berfelbe 
feine Aeltern und Freunde hat, oder wo er fi) meift aufnbab 
ten pflegt, ober an bie er fich vermuthlich begeben hat, öffent: 
lich angefchlagen werden. Nach Ablauf des Termins ift dann, 
wenn ber, Berlaffene fein Wohlverhalten befcheinigt, bie Ehe zu 
ſcheiden. „Vnd mas ober diefe zwo Wrfachen noch andere von 
etlichen Keyſern, als Theodofio, Valentiniano, Leone, Juſti⸗ 
niano angezogen worden, koͤnnen nicht zur Ehefcheidunge ges 
nuchfam fein.” 

Die Impotenz, wenn fie vor der Eimgehung der Ehe vors 
handen war, tft ein Grund, den gefunden Theil von dem Un⸗ 
tüchtigen loszuzaͤhlen, fobald in drei Jahren Leine Beſſerung 
erfolgt tft. 

Die Inſidien werden in Gottes Wort nicht als Grund der 
Scheidung angeführt. Weil aber Theobofius und Valentinia⸗ 
nus hier die Scheidung zulaffen, haben „etliche der fürnemeften 
von den Gelerten vnſer zeit” ihnen beigepflichtet, „dabey wir 
es vnſers teils aud) wol Bonten bewenden Laffen”. Das Con⸗ 
ſiſtorium foll aber, „weil die heilige Ehe, ein groſſes geheimnis 
vnd flifftunge Gottes”, hier zuvoͤrderſt bemüht fein, daß der 
Friede wieder hergeftellt, von dem ſchuldigen Theile Buͤrgſchaft 
geleiſtet und von den Freunden beider Theile Aufſicht gefuͤhrt 
werde. Bei weiteren Vergehungen iſt der Schuldige mit Ge⸗ 
faͤngnißſtrafe zu belegen, und dann die Separation zu verfuͤgen. 
„Wo aber alles vmbſonſten... wirt die vnumbgengliche not, 
vorurfachen, mehr und groͤſſers vorſtehendes vngluͤcke. zuuor⸗ 
huͤten, hirin ſich zubedencken, vnd weiter rat zuhaben daß das 
vnfchuͤldige Zeil gerettet, und für ſolcher gefahr feines Leben⸗ 
bes und feined Gemahls Tyranneie gefichert werde, und bie 
Constitution des Keyſers Theodoſij, nicht aller dinge vorachtet, 
fondern das ſchuͤldige Teil in ernſte ſtraffe gmomen, auch wol 
des Landes vorwiefen werde. Aber body alfo, das hirin nicht 
onbefunnen und plößlich, mit vnbedacht in Ehefcheidinge ge: 
handelt werde, fondern genucyfame beftendige und unuorneints 
liche Zeugnuffen .. vorher gefobert und beigebracht werden, das 
nicht alßbald ein Weib von ihrem Manne, oder der Man von 





412 


feinem Weibe, fic) hiedurch, wegen etwa eines weinigen ſawren 
ſtrauſſes, oder Ehelichen vngewitters, fcheiden zu laffen, be 
helffen oder gebrauchen müge. Ader wegen folcher vrfachen 
Eheleute zu fcheiden, ift uns faft bedenklig, weil die Schrifft 
diefe vrſachen nicht meldet .. Iſt derhalben geferlich, ex foro 
politico solo wollen, ohne außdrüdliche heile Göttliche Schrift, 
vrfachen nehmen, welche in foro conscientiae, follen in diuor- 
tijs gelten. Derwegen fol man folcyen wuͤtrigen böfen Leuten 
auff andere wege fleuren.” 

Unheilbare Krankheit, Diebftahl, Mord, Verfeſtung und 
Landesvermweifung, Unfruchtbarkeit zc. find Feine Gründe der 
Scheidung. 

IV. Von Gerichtes koſten. 

Das Under Teil von Eheſachen, belangend bie vorbottene Giradus, 

d. i. wie nahe ober fern ein Chriſt, mit gutem gewiſſen, fich mit 

feinen Blutfreunben, oder auch befchwegerten Perſonen in diefem Für: 
ftenthyumb Nieberfadhfen befreien vnd vorheiraten müge. 

Das göttliche Recht verbietet die Ehe in der aufs und ab: 
fteigenden Linie in infinitum, zwifchen Geſchwiſtern und im an: 
deen Grade ungleicher Linie. Auf menſchlicher Anordnung bes 
ruht das Verbot der Ehe unter Gefchwifterkindern (von mels 
chem nicht dispenfirt werden foll, „denn dadurch würde nur 
der Arme zum gehorfam gendtiget, vnd nicht ein Reicher oder 
Mechtiger“), und im dritten Grade ungleicher Linie. Das 
Eheverbot wegen geifliger Verwandtſchaft ift „aus lauterm vn⸗ 
uorftande, ald ein loß, faul Menſchen gedicht, den Gewiſſen 
mit gewalt und unrecht, auffgedrungen worden”. 

Das Dritte Teil von denen Perfonen, weiche fich von wegen ber Schwe⸗ 
gerfchafft, nicht berüren, oder mit einander befreien mügen noch follen. 

Die Schwägerfhaft hindert die Ehe in denſelben Graden 
wie bie Verwandtfchaft. In secundo genere ift nur in dem 
Fr. 15. D. de rit. nupt. erwähnten Falle die Ehe verboten. 


Das Sechſte Teil, von Schulordnungen. 
Das Siebende Teil, von der Kirchenbifeiplin. 

„Wir heiſſen Chriftliche difeiplin oder Kicchen ſtraffe, nicht, 
was ein Prediger aus feinem eigen fürnemen vnd affecten, ober 
hitzigen vorbitterten gemüte, wider feine Pfarrkinder fürnimpt... 
Sondern .. mas Gott .. wider die freuentliche, mutwillige, uns 
gehorfame Vorechter und Vorbrecher, mit den Schlüffeln des 
Himelreiches fürzunemen .. befohlen und fürgefchrieben hat... 
Es mirt aber vnd fol auch, der Bindefchläffel, oder die madıt 
auff Erden die fünde zu behalten und zu binden, inhalt und 
vermüge Göttliches Wortes, auff diefe drey onderfcheidene weife 
von vnſern Predigern, in warer Gottesfurcht, geführet und ges 
braucht werden. 

Erſtlich, das fie ſollen ... alle Sünde, beide in falfcher Lehr 
vnd Vngoͤttlichem leben, in gemein vnd in specie , doch vnbe⸗ 
nennet der Perſonen, ftraffen vnd angreiffen. 

Zum Andern, wenn einer... folcher gemeinen ftraff vnd 
Bußpredigt nicht achtet, fondern ohn Buß in feinen Sünden 
vorharret.., fol der Prediger .. einen folhen für fich befcheiden, 
vmb feine Sünde vnd onbußfertigkeit, trewlich, freuntlich auch 
ernſtlich, zu veden fegen, zur Buffe und befferung fleiffig vor 
manen, vnd mo er noch hartnedigkeit fpüret, oder die anges 
lobte befferung nicht folget, fol er folches feinem Superinten» 
denten vormelden, der fol ihn neben feinem Paftore abermal 
zur befjerung fleiffig ermanen, vnd wo denn folches, auch nicht 


1585. CLx. Niederſächſiſche Kirchenordunnug. 


flat finden folte, fol man einen ſolchen halſtarrigen Menfchen, 
als einem Vnchriſten und Gottlofen, eine zeit lang vom h. 
Abendmal, von Gefatterfchafft bey der Tauffe, und bey ber 
Braut zu jiehende, oder die zu fürende in die Vortrawunge, 
abweifen, biß fo lang, das er rechte warhafftige Buſſe thut. 
Dis ift die Separatio oder Heiner Bann .., vnd gefchieht ohn 
Öffentliche anfündigunge für dem Volcke von der Gangel, allein 
infonderheit, ober in kegenwart eins oder mehr Prediger , oder 
auch dazu erfoderten Chriften. 

Zum Dritten, wo auch hiedurch dem Gottlofen, fein fteiffer 
halftarriger muth, noch nicht gebrochen wil werden, .. fol darauf 
nad) dem befehl Chrifti, folches der Gemeine Gotted angezeigt 
werden.. Nemlich, der general Superintendens fol foldyen 
Bnbupfertigen trug, an das Consistorium als den Kirhen Rat, 
Schrifftlich oder Mündlicy gelangen laffen, und fol der Schüls 
dige darauff, für das negfte Consistorium zuerfcheinen , erfos 
dert werben, vnd wegen feiner beharligen Hertzens bertigfeit 
vnd vngehorſams, abermal befprochen,, und wo er fich auch als 
bie nicht wil raten laffen, in die firaffe des öffentlichen Bannes 
oder der excommunication, erfennet und vorurteilet werden, 
vnd darauff ſolches, den negften Sontag darnach, der gangen 
Gemeine, von dem general Superintendenten oder Paftore, 
angefündiget, vnd der Gottlofe, Damit wie ein ungefundes Ge: 
lied, von dem Leibe des Herrn feiner Chriftlichen Kirchen, abs 
geichnitten und... Gebannet werden.” 

Die Folge des großen Bannes iſt die Ausfchliegung von 
allen chriſtlichen Handlungen und Verſammlungen. „Doch zur 
Predigt mag vnd fol er frey und ungehindert fomen, und in 
andern zeitlihen hendeln mag man mit jme, doch alles, wie mit 
einem todten vnd ungefunden abgefchnitten Seliede vom Leibe 
Chriſti Handeln und vmbgehen“. 

Gelobt ein Öffentlicher Sänder auf Ermahnung des Par 
ſtors oder des Confiftorii Beſſerung, und bittet er um Gnade, 
fo bedarf es des Bannes nicht, fondern der Paftor fordert ihn 
in die Kirche und nimmt dort in Gegenwart des Amtmannes, 
des Patrone, der Kicchgefchwornen und anderer chriftlichen 
Leute, nicht aber ber Gemeinde, fein Bebenntniß und fein Vers 
ſprechen entgegen, worauf er an einem Sonntage ihn vor ber 
Gemeinde nad) gefchehener Zufage abfolvirt und zum Abend⸗ 
mahl, „doch für dem Altar in den Knien figen bleibend”‘, zuläßt. 
In gleicher Weife wird es mit den Ercommunicirten gehalten, 
wenn fie Zeichen von wahrhafter Reue geben. Verfiele aber 


ein ſolcher in Zodesnoth, fo darf ihm der Paſtor in Gegenwart 


etlicher Zeugen die Abfolution und das Abendmahl gewähren 
mit dem Vorbehalte, daß er nach erfolgter Befferung der öffent 
lichen Buße fi) unterwerfen wolle. Unbußfertig Dahingeſchie⸗ 
dene follen ohne alle Geremonien von ihren Freunden außerhalb 
des Kicchhofes beerdigt werden. 

Die öffentlihen Sünden, um beren willen der Bann ers 
kannt werden foll, find: Gottesläfterung, Fluchen, Verfertigen 
falfher Siegel, Briefe, Verträge und Zeugniffe und dergl., 
Hurerei, Ehebruch, Meineid, Todtſchlag, Wickerei, Zauberei, 
Segenſprechen, Trunkſucht und Voͤllerei, „mit vielen dobbeln 
vnd ſpielende“, Wucher, Inceſt, ferner das Todtdruͤcken ber 
Kinder aus Unfleiß und Unachtſamkeit. 


Das Achte Zeil, von der Kitchen Agenba vnd Ceoremonien, Dep 
und is vorrichtunge des h. Gottesdienſteo. 








. 3888, . CHXE Maflanifhe Syuodalichtäffe. Ä 413 


: 1386. 
: CLXL.  . . 


Synodus generalis Merbornde habita. | 4 


Auf einer im I. 1586 zu Herborn abgehaltenm Der: 

. fammiung von Raffauifchen, Wittgenfteinifchen, Solmſiſchen 
und Wied'ſchen Geiſtlichen wurde die reformirte Kirchen⸗ 
verfaffung fo den bezeichneten Ländern zum Abfchjuffe ge: 
bracht. Die hier feftgeftellten Artikel veproduciren im We⸗ 
ſentlichen die Befchlüffe. der Middelburger Synode v. 2. 
1581. (Vergi. Jacobſon, Geſchichte der Quellen des 
ev. K.⸗R. der Prov. ‚Rheinl. und-Weftph., ©. 660 ff., 
Goͤbel in der Monatöfchrift von Nit ſch und Bad, 
1845, 8. 12, Steubing, Kirchens und Reform.⸗Geſch 
der Naffau:Oran. Lande ©. 105 ff.) Wir entlehnen den 
lat. Zert (dev deutfche in dem Corp. Const. Nassov. ift 
eine Ueberfehtung) aus Steubing a. a, D. S. 884 ff. 
Eine noch auf Luther. Bafis ruhende Biſttationsordnung v. 
1570. giebt derſ. ©. 358 ff. De Be 


* * 


‚Die XIIL Juli. Anno MCLXXXVI, Synodus generalis ex 
illustrium et generosorum Dominorum, D. Johannis Nasso- 
vii, Dom. Ludovici Wittgensteinii, Dom. Conradi Solmen- 
sis et Dom, Hermannı Wedensis etc, Ministris: convocatä 
et habita fuit Herbornae, ad quam convenernat ... : 

‚Ex Comit. Nassov. 16) Justus Naum, 
1) D. Casp. Olevianus, 17) Barthol. Rodingius. .. 
2) Antonius Cytopaeus, .Ex Comit. Wütgengst. 
2 Henr. Ballersbachius, .18) Doc, Paul. Crocins cam 
.%) Joannes Fuersterus i FORRIITEG: 
5) Matth. Helvetius, 19) Joanne Wichra dio: 
6) Christophorns,Bicaeus, Ex Comit, Solmensi: 
‚T) Bernh, Textor,. . 20) Johannes Maurus, 
8) Jacobus Alstedenn,, 21) Joh. Gernandus, 
„9) Dom. Wolfg, Crelfius, 22) Martinus Schnabilius, 
10) Joannes Rullmannus, 23) Joh. Gebelius, 
11) Dom, Cicero Stinglius, 24) Joh.: Arnokdi. 
12) Barth. Schumlerus, Br Comit. Weilens 
13) Eberh. Artopaeus,, .. x Comit. Weuensi: 
14) Conr. Wenckenbergius, . 25) Joh, Alsdorffins, ; 
15): Wilb. Cepperus, 26) Joh. Heyenn. 
Sessiones et Conventus habiti ſuerant in suprema parte 
Choris I 

Prima Sessio hora sexta matnting ad decimam. vaquo. 

Dr. Caspar Olevianus indicato praedietorum Dnorum 
Comitum consilio et pin zelo, quotique im hoc Synodorum 
generalium quotannis semel habendoruin inptätuto ‚-primum 
Dei gloriam, deinde salutem subditorum suorum et unius- 
cujusque respiciant: preces ad Deüm concepit. Deinde al- 
legato Ecclesiarum: et Synodorum more vota collegit de 
praaside adjuntto seu assessore et scriba:5ynodi pracsentis, 
Quare votis omnium electus et numinatus fuit praeses Dr. 

I. 


Casp. Olevianus. Adjunctus Mag. Wolfg. Crellius. Scriba 
Wilh, Cepperus. Zr 
 Propositio faota a D. Oleviane.. | 
. I. De forma et modo: subseq. Synodorum generalium. 
'B. Quomodo aedificatio et tota -guberaatio Ecclesiarum 
nostrarum quam optime possit constitai. 
‚II, Quomodo Ministerium et Magistratas nonnihil possint 
.: excitari,. quorum' multi: non. recte videntur curare res 
: ad gloriam Dei et -conservationem Ecclesiarum perti- 
nentes, DE Een | 
IV. Causa particularis pagtoris Nassovii. 


q °.. . % 
« 


— 65 IE Fass 
EEE Derrim. 
. Person. u ' 

: Ex: singtlis Inspectionibus Inspectori adjungetur vous, 
idque judicio et suffragio classici conventus: Si tamen pe- 
culiaris quaedam ratio aut necessifas requirit, adjungi po- 
terit tertiüs arbitrarie, idque cum ut sümtibus pärcatar, 
tum ne Ecclesiae fraudentur suo Ministerio.. 
702,2. Loens et Tempus. TE 

Synodus ‚generalis per vices et alternative in singulis 
Comitatibys Dominorum, qui in hanc consenserunt, habe- 
bitur: idque ad. vitandum cum primatus ayspicionem tum ut 
ratio et constitutio Ecclesiarum melius quasi in re.pragsenti 
perspieiatur. Loçus antem in comitatu octidup ante signi- 
ficabitur reliquis, "Tempus erit dies Martis post.Dom. Can- 
tate intra Paseha et Pentecosten, Postca tamen propter 
statum rerum praesentium visum fuit, ut in Comitatu Nas- 
spviensi et Solmensi Synodus haberetur. 
ı ‘ Hac'in re ut parcatur Magistratui et Synodus suam li- 
bertätens retineht, sumtas ex:fabricis erogandi erunt, et In- 
spectorum erit dispicere,, quibus fabrieis aliquid suppetat. 


Ton 3 Me. 
De secyunde. 
Res vel Materia tractanda. 
1). Ut doetrina ipsa, quae est-anima Ecclesiae et pietas in 
ipsos Magistros per collationes transfundatur, et mutui 

.. cofsensus fiat testifivatio, Zu i 
2) Ceremoniae.et eunformitas im illis 
3).-Diseiplina Ecesiae. ° 
4)..Cura pauperum. Tate Rare. | 
5). Ut singuli rationem reddant'de statu: suarum Eeclesia- 
rum set quousque prognessunk sit. 
6) Gravamina atque consiliem''expectatur in rebus, quae 


® 
474 


vel per presbyterium vel conventus classicos expedıri 
non potuerunt. 

7) Ut Ministerium et Magistratus, prout res exigit, aedi- 

ficentur vel admonitionibus vel consolationibus. 

Bossio ?2da a 3tia hora pomerid. vsque ad 6tam. 

Primo fit recapitulatio eorum quae in Sessione prima 
sunt proposita. Deinde visum fait D. Praesidi et caeteris 
fratribus ut Articuli Synodi Middelburgensis anno — 81 ha- 
bitae praelegerentur et dispiceretar an tota gubernatio Ec- 
clesiarum nostrarum ad exemplum exterarum aliarumque in- 
stitui possit: an vero alicui limitationibus et declarationibus 
pro ratione EBeclesiarum nostrarum opus sit. 

Auditis igiter omninm sententiis et suffragiis Ai artieuli 
correcti tales viss sımt omnibes in quibus forma betias Exc- 
clesiasticae gubernationis satis plane osstineafur. 

Quare etiam omues in illos consenserunt, quod ad illo- 
rum praescriptum se sao quisque loco composere velint. 
Reliquorum etiam Dnorum Comitam exemplari sibi commu- 
nicari petierunt. — Sequuntur Articuli 

De guabernatione eccleslastica, 
Quae consistit: 1) in Offictis ; 2) in Conventidus ; 8) in In- 
'spectione doctrinae Sacrementorum et ceremoniarum; 4) in 
Censuris et Correctionibus Ecclesiasticis. 
1) Art, de Officiis quae aut supt: 1) Ministrorum, 2) 
Doctörum, 3) Senioram, 4) Diaconoram. 

2) Nemo doceat in Ecclesia sine legitima vocatione. 

3) Nemo doceat in Ecclesis aliena sine Presbyterü illius 

consensu. 

4) Vocatio Ministroram fiat Judicio classis et aliquot Se- 
niorum ad quam pertinent: 1) Electio, 2) Examen, 3) 
Approbatio, 4) Confirmatio seu Ordimatio. 

Quod ad Seniores, Diaconos pauperum, et aedituos 
eligendos. attinet, potestas eligendi sit penes presbyte- 
riam, qui postea suffragio classici conventus confir- 
mandi et postea diligenter de officio admonendi erunt. 
Minister legitime vocatus non temere stationem suam 


5) 


6) 


mutet, nec genus vitae deserat sine judicio ‘Synodi | 


particularis. 
Ministri ofliciam sit instare in precatione et verbo, ur- 
gere disciplinam et studere ordini. 
Ministri verbi quibus commissa est inspectio praeter 
ordineriam suam fnnctionem, visitent Ecclesias, Con- 
ventus conscribant et gubernent Ministros, si opus sit 
apud Magistratum juvet rationibus redituum Ecclesiasti- 
corum audiendis intersit. Quae ad supremum Magi- 
stratum referenda sunt, vel seribat vel referat coram, 
vel curet ordinem matrimonialem in singulis Ecclesiis 
praelegi quotannis, et controversiss cognoscat matri- 
mwoniales. ( Vermoͤge der Ordnung Chriſtl. Verhör.) 
9) Aequalitas retineatur in ferendis oneribus inter Mini- 
stros, presbyteros et diaconatus socios comsilio classis. 
10) Magistratus et populus necessaria subministrent mini- 
stris, sin minus, liceat ministro classis suae judicio. 
11) Senibus et asgrotis ministris praebeatur ex publicis 
bonis Ecclesiae tantum, ut possint commode vietitare, 
vnde et viduarum et orphanorum quos religaorum' mi- 


8) 


256. CLxL. Raſſaniſche Syuobalihläfe 


nistri habenda ratio, verum cogitandum est de modo 
et ratione, qua id fieri possit. Scopus est hujus arti- 


culi, ut Ecclesiae adigantur ad offidum, et dispicien- 


dum, an eum Scopum hac ratione possint consequi: 
sin minus, de aliis mediis cogitet classis. 
Ludimoderatores non in litteris tantam et artibus, sed 
etiam in Theologia et Catechismo erudiant suos disci- 
pulos. Doctorum oflicium interpretari scripturam et 
veritatem tueri contra haereses. 

Quoniam posteritas idoneis pastoribus carere non po- 
test, expedit ut e singulis fabricis quarta pars in iis 
Ecclesiis, in quibus id fieri potest, redituum, et alen- 
dum pietatis et litterarum studiosos in cujusgque comi- 


tatus subditos praecipue impendater, Quia praecipua 


14) 


15) 


16) 


17) 
18) 


19) 


20) 


aedificatio Ecclesiae in eo consistit, ut idenei educen- 
tur ministri, qui postea alios in pietate et fide aedificent. 
Etiam ludimoderatores et adulti studiosi, si qui sunt 


idonei assuefiant ad continua exercitia sed semper 


praesente presbyterio, ut in casu necessitatis sint, qui 
ministerio praeßciantar. 

Electio seniorum, ubi adhuc mulli sunt, fiat praesenti- 
bus visitatoribus, anditis suffragiis populi, ut auditores 
hoc modo aliquam libertatem profuturam ad promtio- 
rem obedientiam habeant. Conscribatur etiam via, 
quomodo admonendi seniores et presbyterium insti- 
twendum sit. . 

Officium seniorum sen presbyteroram sit, ut praeter 
ea, quaecum ministris habent communia, videant, num 
ministri opus suum diligenter faciant et bonis exemplis 


praeeant gregi. 
De electione, approbatione et confirmatione Diacono- 


‘ rum idem servetur modus qui. cum presbyteris, 


Diaconorum officium sit, colligere eleemosynas, fide- 
liter eas distribuere pauperibus, communicato cum pa- 
store et inter se consilio tam exteris quam domesticiz 
et his quidem pro arbitrio aliquid singulis diebus do- 
minicis statim a concione, antequam pastor egrediatur 
ad mensam Domini largiantur, aliis autem pro oblata 
occasione ejusque rei potestas penes pastorem et ip- 
s08 sit; 2) visitare afflictos et cavere, ne qui abutantur 
eleemosynis; 3) reddere rationem accepti et expensi 
coram presbyterio, cui omnibus liceat interesse qui 
velint, ideoque octiduum ante dies Ecclesiae nomina- 
tus et locus, ut interesse possit, qui volet; 4) quodsi 
diaconi videant iniquo precio, premi pauperes, ad con- 
sistorium referant, ut adhibeatur remedium vel ad ma- 
gistratum superiorem referatur. 

Diaconi praesint per biennium, pro necessitate et con- 
ditione Ecclesiae et personarum mutentur, primis tamen 
annis vix mutari poterant, Idem cum senioribus. Fiat 
autem Seniorum et Diaconorum Calendis Januarii quo- 
quo anno proelamatio, 


Art. IL vel secunda Pars. 


De Conventibus et eorum partitione, 


Conventus serventur ordinarii quadraplioes: @) pres- 
byterii, 5) elassici, c) Synodi partieulares sen provin- 





— — — — 








1506. CHKL Naſſauiſche Synsbalfſchlu ſſe. 475 


ciales, d) generales. Hac nam pertinet cognitio ne- 
jorum Eeclesiastieorum. (Beiftl. Berker.) 

21) In omnibus illis Ecclesiastica negotia preponuntur et 

i processu Ecclesisstico proposita tractentur. 

22) In majoribus conventibus nihil agatur nisi quod in mi- 
noribus anten non potuit expediri, vel pertinet ad to- 
tam Ecclesiam , vel ad plures. Ä 

23) Si quis conqueratur sibi praejudicatum esse a minori 
Conventu aut Synodo , referat illud per appellationem 
ad Synodum superiorum, Semper autem major pars 
concladat, nisi probetur, conclusjonem esse verbo Dei 
et articulis Synodalibus contrarium. : oo. 

24) Omnism tonventaum actiones inchoentur precationi- 
bus et concludastur cum gratiarum actione, quae sem- 
per accommodari debet ad qualitatem actionum, | 

25) Ministri vel Seniores qui mittuntur ad Synodoa ab ex- 


teris afferant instractionem Ecclesiae et illi habeant po- 
testatem votorum. Qui vero tantum private nomine, 


accedant, aolum adsideant auditore..  . . 
26) In amnibes Synadis ordinetur particularis praeses, cum 
" assessore, item scriba,, qui Decesgaria consignel 

27) Praesidis sit proponere et declarare ↄagenda, #bservare, 
items ut observetnr ordo in wadtis et sermopibıla ennten- 
tiosis imperare silentiam,, cnrare ut contra inabedien- 
tes legitima censura fiat per Suffragia et omninsz legum 

' Synodalium in genere exeeutio urgeatur. 

28) Presbyterienms respiciet ad <lassicam Synodum — clas- 

sica Syaodus ad perticularem — partienlaris ad gene- 

. ralemı. In omnibus igitar Berlesüs sit presbyterium 

. comstans ex ministrie et senioribus, : qui tonveniant 
singulis dominicis ve) altenmis pro necessitatn.causarum 
ratione temporum et in. oento loch, in quo <omventu 
ministri tangeam praesides gubernent :actiones. Dia- 
coni quoque conyeniant et de suis rehus deliberent. 
Hi proxime ad presbyterium confugiant, 

29) Offlciim prwesidis cesset peractu jam Sysodo; 

80) Ciassici uutem Conventus constent ex vicinis pastor/bus 
et senioribus ad minimam vno, vbi baberi ppssunt, 
ac licet presbyterio adjengere seniorem vaum: ministre 
verbi quoties necessitas exigit. Et qeis ordinariae 
Synodi rarius habentur in anno eo diutias in-conventu 
morentur, intalibas conventibus quisque teneatur in se 
recipere officium praesidis, ita tamen, ne quis d 
vicibus continue eligatur. Is sciscitetur a fratribus’ @)an 
quoque presbyteria in singulis Ecclesiis conveniant ? 


b) an disciplina observetur? c) an pauperam habeasur ’ 


ratio? d) an in scholis recta fiat instructio? e) an quid 
alioguin habeant, in quo indigeant (mertiin clamiin ad. 
suarum Ecclesiarum aedificationem ? Sciscitentur fra- 
trum jedicia de habita Concione. in classica Symodo 
eligatar per suffragia is, yui mittendus est ad particu+ 
larem Synodam cum .ordisario Proeside zen Inspec- 
tere: ita tamen ut ad sequentes Sjnodns patGculares 
semper fiat vera elecho, Quoda derit Inspextor or- 
dänarins, a classe ordinetur ef .a particulâri Syaodo 

! 


confirmetur, # ‚ ot 
S1) In fine omniam Obaventium Mat censura eormm qui 


































32) 
38) 


34) 


- nen observarunt vel: comtemserunt: commmonefaetiones 


inferiorum Synedorum aut alarm. 

Asta prioris Synodi afferantwr seinper et transferantur 
a Scriba,,. ut sciatur. quid recte expediendum. 
Instruetiones ad majeres Syuodes won propenantur 
nisi prius praeleetis prioribus actis, eo fine ut videatur, 
an .antea similia' negotia inciderint ja deliberationem 
et decisa fuermt, ne contraria decemantur, et lucri- 
fiat tempıla,.niai forte necessitas et circumstantiäe pe- 


enliaris negotii de recens proponenda sausz auspensis 


prioribus flagitent. . - 


.Singulis annis habeatur Synodus particularis die Mar- 


tis post Quasimodogeniti ad quam omnes Ecclesiae 
comitatus seu ditiones gonyeniant, ita ut ex una classe 
mittantur duo, Semper autem ante discessum consi- 
lio classis conveniatur de loca et tempore futurae 


. Syinodi, sive classicae, sive particularis, sive generalis. 


Generalis Synodus die Martis post Cantate quotannis, 
vel etiam pro necessitate saepius celebretur, 


Ald eam mittantur ex quaque particulari Synodo Mini- 


ster vnus cum Inspectore. 


Art, III. — Tertis Parg. 
De Doctrina, Sacramentis et aliis Ceremonüs. ' 


‚ Ministri verbi, omnes Seniores et Digconi item Pro- 


fessores et Iudimoderatores testificentur stipulatione 


‚tonsensum in pura doctrina verbo Dei ac nemo aliquid 


publice edat in sacris, nisi prius communicatar'parti- 
eulari Synodo vel Professoribus, | 

Foedus Dei,. nempe .sacer Baptismus, non diu a pa- 
rentibas differatar , rec privatim admmistretur Ab ob- 
stetriclbus, sed a ministro in püblica congregatione post 


‚ cantum; Vbi vero non multae sunt conciones, tertius 


* "präeter dominitam' in $eptimana ' constftunntur, quo 


89) 
40) 
41) 


42) 


ne 


%) 


ww. m 
“ 


433. Nemo ad Coenam Domini admittatur, nisi qui confes- 


4). 


haptismus adminjstretur, sed accedente concione. 


"Pater infäntis’ intersit'iactioni baptisa‘ ae eonjungat 
'preces Juas cum Ecclesia. EEE 


1 


Petat baptiami testes homines pios et orfhodoxos. 


‚Ministti vsurpent formulam conscritam de vsu et modo 
"Catechismi Heidelber gensis. “ \ 


Nomiua baptizatorum parentum et testium cım men- 
tione temporis consignentur in peculiarem catalogum. 


sionem fidei pro more reformatae Ecclesiae ediderit, 
et habeat testimonium honestae vitae, sine quibus non 
admittendi sunt exteri, 

Ecclesia utafur iis ceremoniis tum quas praescripsit 
Institutio Domini sine superstitione et quae ad aedifi- 
catisnem Ecclesiae faciimt. 

Coena siogulis mensibus ad minimam celebretur, et 
quisque suo loco laboret, uf si non aingulis dominicis 


 diebws tetus Eedesise:coetıis. commmeicet (qnos insti- 
-  tutiomi Christi et consuetadini apostoliose maxime est 


conforme adeoque optandum) saltem fiat saepissime. 

Tempus vero Communicationis primo pro suggestu 

sigaificetür, et accedlat pis et amicg sensorum ad vici- 
60 * 


476 


46) 


1589. TEXEE Tecklenburgiſche Muchenoronung. 


nos adhortatio, ut se-ad.communionem Ecclesiae ag- 
gregent tanquam membra corporis Chriati. 

Funebres exhortationes et conciones brevea seu lectio- 
nes capitis. biblici, ut: cap. 12. Joh., L Cor. XV., 
1. Thess, 4. 5., Ezech, 37., Job. 19., Psal..39., reti- 


‚ neantur, et. vitentur nimiae commendationes defuncto- 


47) 


48) 
49) 


50) 
51) 


52) 


53) 


‚rum cum superstitione. Ad sepulturam sufficit vnicum 


signum campanae ad convocandum coetum. 


Tempore belli, pestis, persecutionis ,-alioramgae peri- 
culorum consensu: Ecclesiae et Magistratus reformati 
instituantur jejunia et preces. 


Omnia festa Sanct. et abusus feriarum abfogentar et 
soli dominici dies ut festa Christi retineantur. 


Cantiones vel ex meris textibus scripturae vernacula 
lingua canantur vel alioquin certäm doctrinam conti- 
neant puram, classium et synodorum Judicio. Pasto- 
res curam gerant, quae cantiones singulis concionibus 
adhibendae sint easque seligant, quae toti coetui sint 
maxime notae, quo ab omnibus Deus glorificetur. Tum 
promovebitur Ecclesia et vna hoc pacto canet ad Dei 
gloriam et fidei nostrae confirmatiönem. 


Art. ww. — Quarta Pars. 
De Censuris Eecclesiasticis. 


Ecclesiastica et politica non se mutao impediant. Nam | 


sicut Ecclesia potestas est ‚spiritualis et neminem exci- 


pit a poena politica: ita vicissim censurae Ecciesiasti- 


cae nihilominus sunt necessariae etiamsi simul puniat 
magistratus politicus. 

Si qnis peccat contra doctrinae puritatem, vel hones- 
tatem et scandalum est occultum, tegatur scandalum. 
Quodsi quis confessionem edit occulti peccati coram 
duobus vel tribus testibus, non proferatur ad Pres- 
byterium. 


Si quis vero admonitus peccati occulti a duobus vel 
tribus testibus non vult resipiscere, proferatur ad Pres- | 


byterium. 


Si quis contumacia respuit Presbyterii commonefactio- | 
nem et aperte et graviter peccat, a coena Domini sus- 


‚1588; 





54) 
56) 


- pendatur. : Quotlsi interea non edit signa resipiseentiae, 


usurpetar ultinum remedium praeter ı commomefacho- 
nes nempe separatio. 
Nemo tamen excommnunicatur eine consensu conventus 
classici. 

Peccata publica vel publicate post omnem frustra im- 
pensam commonefactionem reguirunt etiam publicam 


' reeonciliationem secundum cognitionem Presbyterü 


et consensum classieum eo modo, quo videtur cuique 


: Ecelesiae commodissimum. 


56) 


57) 


Si Ministri, Seniores, vel Diaconi manifeste scandali- 
zant Ecclesiam et poenam merentur. Seniores et Dia- 
coni secundum cognitionem:Presbyterii 'et vieinarum 


- Ecdesiaruım, removeantar ab officio. 


Inter peccata graviora, quae puniri debent suspen- 
sione, sunt falsa dogmata, idololatria , apertae factio- 


nes, blasphemiae, simoniae, desertio perfida sui’mini- 


. ‚steril, obtrudere se in alterius munes, perjarium, adul- 


59) 


terium , scortatio, fartum, violentia, ebriositas, per- 
-cassiones , turpis Jucri captatio, et qwaeonngae red- 
dunt infamem propter quae alia membra ab Ecclesia 
rescinduntur. 


‘ Ministri verbi, Seniores et Disconi \ antequam coena 
. Domisi administretur, censuram inter ge: 'exerconnt de 


doetrina et moribus. :' 
Commigrantibus 'ex uno loco in alkom detur testimo- 
niam doctrinae et morem consensu Presbyterii. Sie 


_ pauperibus detur testimonium a:Diaconis,' cam in 


causa honesta volunt .in locum aliquem commirigrare, 
pimulque illis: detur viaticam pro:ratione itineris, et 
quantum cuique datum sit, adecribatur testimonio, 


ne possit abuti ad ignaviam mendiecitate. 


60) 


Nulla Ecclesia, nullus Minister ‚ nullas Senior, nullus 


Diaconus habeat primatum super alterum. ' 
Hi articali ita sunt approbati et secapti COMMUNI 


CONSENSU ad .usum Eccleriae ut possint mutari, augeri 
minaique pro ejusdem necesaitate, - Nulli autem classi aut 
Synodo id.ticeat facere, sed opera detar, ut.illis.obediatur 
eo uaus, donec per generalem Synodum aliter decernatur. 


CLXIL 


Tecklenbargiſche airsenordumg. 


Kirchendiener ſ ollen das Wort Gottes lauter vnd rein vor 
tragen. In der Lehr und Vermanungh folsen fie fich immer 
uff die Stüde.des Catedifmi ziehen, al die Articul des Chriſt ⸗ 


Aus einer vandſchr. des fuͤrſtl. Archivs zu Rheda mit⸗ 
getheilt von Jacobſon, Geſch. der Quellen des ev. eg: 
der Prov. Rheinland und Weftphalen, Urt, S. 392 
Eine fpätere Revifion erfchien im Drud im 3. 1619. 
(König, Bibl. Agend. p. 119.) Sine ältere K.O. v. 3. 
1562 errähnt , p. naͤhere Rachweiſuns, Hanalmann, 
Opp. geneal 

go * 


1) Bon ber Cheiftlihen Lehre und Prebigt. Die 


lichen Glaubens , 1O Gebott, das Vater vnſer, die Heiligen 
Sacramente, und auf den canonicis libris des A. vnd N. X. 
begründet. fein, aud) kein Buch nach jren Eigenen Wohlgefallen 
vnd Gutdunken aus ber heiligen. 
men, ohn raidt vnd vohrwiſſen 


rifft zu erkleren furneh⸗ 
Collegen, weiche ein vff⸗ 






1568. .OEKEL. Tecklenbargiſche Rirchorbuung. 


ſehens haben ſollen, das bie Bucher bes: R. T. an den Sonn» 
tagen furnehmlich erelertt werben, weiche erelsrung ober eine 
flunde nit weren foll. nn 
. 2) Bom.gemeinen Gebett. (Kormulare vor vnd 
nad) der Predigt —. Alle- Sonntag naachmittag fol ber Kate 
chiſmus gehalten werben — Bebete dabei. — Bon Predigten 
an Werktagen, Mitwochen und Freittaghennebft Geheten bazu.) 
. 3) Bon den heiligen Sacramenten. Vom heise 
Ligen Zauff. Die Hebammen uw. a. Perfonen follen im 
Fall der noth ober außerhalb derfelben den Tauff nicht bedie⸗ 
nen, welches allein wie auch das Predig Ambt ben Klrchen⸗ 
bienern beuohlen (Math. 25, 19). Die Kinder der Chriften; 
fo ohne verachtung des Tauffs erben, da wiſſen alle verften- 
Digen, das fie nit alß verdambte, ſondern alß felig zu halten 
feindt. Zu deme, daß bie Junge Kinder nit erft felig werben 
im tauff, ſondern das Ihnen die Seltgkeit verheiffchen auch jm 
Mutter leibe oder von Anfang ires lebens. Der Tauff fol 
niet ohne Chriſtliche verſamblunge und Lehe-bebienet werden. . 
derhalben die Diener die Gemeine vermanen follen, nit auf 
der Kirchen zu gehen, bee Tauff fey dan bedienet. Es foll 
auch der Vatter des Kyndes ben Kirchendienern zum wenigſten, 
ehe er die Geuattern gebetten, einen. tag zuuorn vmb ben Tauff 
anfprechen, damit der Prediger ſich moge erfundigen ; wes 
glauben® der Vatter und was fur gegeugen .erfucht werden 
follen, vnd welcher Religion diefelbige fein, auff das sr bey 
geitten Ihn ermane, Leine leichtfertige oder Laftechaffte oder 
funft untüchttge perſonen zu gedrauchen. Der Vatter fol auch 
bey: ber Action der Tauff fein, auch der Nhame des Vatters, 
der Mutter, des Kyndes und Geuattetn jn ein befonder Buch, 
fo bey einer Jeden Kirchen darzu gemacht foll werben, einges 
fchrieben merden. — Form zu Tauffenn ... die.biß anhero ges 
brauchte. aberglaubifche Seremonien, vnd furnemblich die Exor- 
cismi follen abgefchafft werden —. BE ZZ 
Bom heiligen Abentmahl. Nachdem in vnfer 
Graff⸗ und Herrſchafften jn den Kirchen die Altarien, Kelchen 
das conſeerirtg oder Mandaten *) brodt, wie es genannt wirdt, 
noch futhandeñ vnd gebraucht werden; ſollen die Prediger er⸗ 
manen, das folche abgefchafft werden müflen —. Was fur 
Derfonen zum Nachtmahl gehen und zugelaffen follen werden, 
ift aus dee Infegung offenbar — nit gottlofe ond vnbußfert⸗ 
tige —. In Stätten und Dorffern fol zum weinigſten dus 
Nachtmahl jm Jair viermahlgehalten werden, vf Diftern, Pfing- 
flen, Anfangs Octobris und Chriſttag. Jedoch da es die ers 
bauwung vnd noht der Kyrchen erfurderen würde, mag es offs 
tee gefchehen. vnd fol allwege Attage zuuor durch die Klrchen⸗ 
biener der Gemeine verkundigt werden, mit ermanunge, das 
nismandt fi) von dem brauch des heiligen Mahls enthalte, 
Es fey dan Krandheit halber oder ander noht —. Die erſt⸗ 
lich zum heiligen Nachtmahl gehen wollen . . follen bekenthnuß 
offentlih fur den Chriftlichen Gemelnen thuen —. Am 
Sambſtag fur dem Abendmahl fol die furbereittungh gehalten 
werben. Am Tage des Nachtmahls fol eine Predigt vom Todtt 
und Abendtmahl des Herrn gefchehen — Form des heiligen 
Mahls. — Es find abzumahnen alte Abaöttifche, Alte fo vers 
florbene Heiligen, Engel ober Andere Creaturen anruffen, bie 


*) In dem revinirten Exemplare flieht dafuͤr: Oblaten. 





477 


Bilder verehren, Alte Zauberer und marfager, bie Vyhe und 
leudt fampt andern Dyngen fegnen, alle verechter Gottes und 
feines Worts ond der heiligen. Sacramenten, Alle Gottesläftes 
rer, Ale die fpaltung vnd meuterey jn Kirchen und weltlichen 
Negimenten begeren anzuridhten, Alle Meineidige, Alle, bie 
jren Eltern und Obrighkeit ongehorfam feynd, Alle Thotſchle⸗ 
ger, Balger, Haderer, die in Neydt und Haß wider jren Neg⸗ 
ſten leben, Alle Ebrecher, Hurer, Volfeuffer, Diebe, Wuches 
rer, Rauber, Spieler, geigiger, vnd alle die ein Ergerlich leben 
furen. Ä — ‚ 

4) Bon den Almufenn pflegeren. Die Kichens 
diener follen die Leuthe fleißig vermahnen, den Armen Hulf 
zu thuen, vnd damit alle mogen verforget werden, Sollen jn 
allen Stätten, Flecken vnd Dörffeen fromme vnd gottfelige 
Menner, die man Diaconos nennt, erwehlet vnd mit wiſſen 
ber Paſtoren vnd verorbneten Senioren beftettigt und des 
Sontags den Armen etwas von dem das amfelben tag. auff⸗ 
geopfert worden, uitgetheilet werben —. Jairlichs follen rich» 
tige rechnungen von den verorbneten Kirchen Räthen in Jegen⸗ 
werttigkeit deß Paſtors an jeden ort, vnd vnſer dazu verords 
neten gefchehen — infonderheitt in vnſer Graffſchaft Bentheim, 
dauon jn vielen Saren Feine rechnung befchehen, mollem wir 
allen vnſern Droften und Beampten ˖benehlen, daran, ohn vers 
zug zu fepn. en 5. 

5) Von der Chriſtlichen Straffe. Wiewol die 
Chriſtliche Straff vnd Excommunication, in jren rechten ver⸗ 
ſtandt in vielen Jahren her nit wie fie ſolt in den Kirchen iſt 
in brauch geweſen, vnd dazu allerlet-unnuge reden, fonberlid) 
von den, bie fih für Feinde der papiftifchen Lehr aufgeben, 
gehört werden, Alß wolt man mit aufflagen neuwen Jochs 
vber-andere herſchen. Dannoch ſolen alle Liebhaber Goͤttlichen 
warheit, furnemblich Chriſtliche Obrigkeitten vnd Kirchendiener 
allen fleiß furwenden, das die verfallene Ordnung vnd vbung 
der Diſciplin wieder jn rechten brauch gebracht werden. Dan, 
wie ein politiſch hauß vnd Kriegs⸗Regiment ohne gewiſſe Ord⸗ 
nung vnd ſtraff nit beſtehen kan, alfo auch die Kirch, dis Got⸗ 
tes hauß (1. Tim. 3, 15. Matth. 18, 15—18). Die Form 
begreifft jn fich die gradus admonitionum, Der Haupt Zweck 
ift, das das Reich Chriſti in feiner Junger bergen erhalten 
und beforbertt, vnd das nit die gange heerde angeſteckt werde 
durch falfche Lehr oder gottlos Leben, e& fen bey Predigern oder 
Zuhorern. Die Chriftliche Straff ift von Gott felbft jnge⸗ 
feget und ber Kirchen zu halten beuohlen. Damit fie aber nit 
in ein Mißbrauch, wie jm Pabftumb, gerate, fol man Acht 
haben, das das Ausfchließen von ben Sacramenten vnd den 
Kirchen nit flehe jn eines oder ettlicher Kirchendiener ober anz 
derer Perſonen macht, fonder bey ber gangen Gemeine 
(Math. 18,17. 1. Cor. 5, 5. 11.). Das nach gelegenheit 
vnd notturfft eines jeben ortts aus ber Gemeine Gottfelige 
Memnner, Seniores ober Eitiften (1. Tim. 5, 19.) ermwehlt 
werden, die mit und neben den Kirchendienern ein Aufffehn 
auff die Gemeine haben. Zu legten jſt vor allen Dingen von 
nötten, das bie Kirchendiener ſich felbft diefer ſtraff vnderwerf⸗ 
fen. Wie man nun fol procediren, das wurdt ein verfiendiger 
Kirchendiener durch fleißig onderfuchen der heiligen Sacramente 
om lefen bee Gottfel. gelerrten bucheren leichlich verftehen 
koͤnnen. 


[4 


F 


478 


6) Vom Catechismo, Es fol jn allen Ktedhen ber 
Catechiſmus an allen Sonntagen gelehret werben. 

T) Ordnung der Eheeinleitung. Die fo fih che 
lich verplicht Haben, folen fampt etlichen zeugen zu dem Pas 
ftor kommen, auf ba6 man ſich moege erfundigen, ob die Ehe 
rechtmeßig angefangen. Dan fol die Verkundigung drey⸗ 
mahl offentlidy gefchehen. Zum Dritten foln Die fich ehelich 
verfprohen jre Ehe in den Kirchen beftettigen vnd billigen 
Laffen. Dies fol an den tagen gefchehen, da man gewontliche 
Predigten haltet. Es follen auch die Namen der Chelsutt 
und zeugen in ein befunder Buch geſchrieben werden. 

8) Ordnung der Feiertagen. Die Ehriften follen 
am Sonntag von aufwendiger Arbeit ſich enthalten, die Gas 
ceamente brauchen vnd Werde ber liebe ben Armen und Neg⸗ 
ſten bemeifen. Beide Obrigkeit vnd Klrchendiener follen ernſt⸗ 
ih vermanen, baß Vollerei vnd wuſtes Leben abgeſchaffet 
werde. Neben dem Sonntag find zu felern ber Cheiftag 
fampt den negften zweyen tagen, der erfte tag jm Jar, Oiſteen 
fampt 2 tagen darnach, Himmelfart, Pfingften fampt 2 tagen 
— die andern feirtage, die man bis an her gehalten, weil bie 
dem Wordt Bottes zumiber, jſt recht das die abgefchaffet werden. 

9) Bon den Synodis. Eß folln die Diener der 
Kirchen nach Alten brauch jn einer jeden Graff vnd Herr 
ſchafft viermahl jm Jair, als am erften Gudenſtag nach neus 
wen Jair, Diften, Pfingftet und Remigil ober jmfal der noth 
offter vnd zu andern zeitten bei ein aber kommen, das fie fi 
mit Predigen veben und das die Lehr Chrifli deſto weiniger mit 
Irthumb vermifchett vnd die Dierier_felbft fampt bee gantzen 

emein jn guter ordnung zucht vnd Difeiplin gehalten werde. 
Derhaiten in Synodo alle Diener einer jeben Kirche mit einem 
Eitiften oder Diacono oder funft nad) eines jeden or gelegen⸗ 
heit mit einem Erbarn und frommen Mann erfcheinen follen, 
auff das man ſich fleißig vnd eigentlich vmb der Diener Lehe 
leben und Wandel und den ſtandt ber gangen Kirchen erkundi⸗ 


gen moge. 
Die Ordnung iſt, daß zum erften die namen der Dime 
in ein befonderes Buch, darin man die Acta Synodi riferiren 


"1890. cLım. Sayırfche Kirchenorduung . 


ſoll, geſchrieben werden, aus welchen einer nach der geſchriebe⸗ 
nen Ordnung eine kurtze Predigt thuen ſoll, von welcher dar⸗ 
nad) jm abweſen deſſen, der fie gethann, die ander Diener vr⸗ 
theilen. Nach der Predigt ſollen die Diener ſtrack bei einan⸗ 
der gehen vnd der. Diener des ortts, ba. die verfamblung ges 
halten werdt, fol jm Anfangk ber erflen Predigt, das Gebett 
thuen, volgendts der jm negften vergangenen Synodo präftdist 
hatt. Nach dem Gebett foll man bie Predigt vrtheilen. Zum 
andern fol man ad censaram morum fommen. Zuerſt beim 
Dräfes in feinem abweſen, dann mit den andern. Da aber 
notoria facinora, dieſelbe follen des Obrigkeit angegeben wer⸗ 
den. Zum bdeitten fol der Präfes einen jebern Diener fragen, 
ob auch die Gonfiftorialen und beyfumpften jn jren Kirchen 
gehalten und bie disciplina eccl. getrieben werde, ob fie ſtreitt 
mit Kegern haben, die Arme vnd Schulen erhalten werben, 
leglich ob fie jn regierung jhrer Kirchen auch anderer Diener 
rath, hulff und beiſtandt won noetten haben u. dergl. — Wan 
diefe Dingen verhandelt, foll das ordt des kumpftigen Synodi 
ernant werben und der Präfes am ende das Gebett thun. 

Die Zeitt und ortt des Synodus fol uns zeitlich zuuorn 
vermeldett werden, darmit wire dem sangen Actai einen oder 
mehr bequeme perfonen zuordnen. mögen. 

10) Bon befuhung der Rranden. Der Kirchen⸗ 
diener ſoll Krancke öfter beſuchen, tröften und mit ben Anweſen⸗ 
den, fo oft es ſeyn mag, beten. 


11) VBonbefuhung der Gefangenen. 


412) Bonder Begrebnuf. Man fol die Todten ehr 
lich begraben , boch mit dem onberfcheibt, daS bey ber Begreb⸗ 
muß deren, bie in offentlicher verachtung ber Gemeine Gottes 
vnd dhne erfücherungh eines Kirchendieners ſterben, Bein Kir⸗ 
chendiener gegemdertig fein darff. Jedoch fol der Diener jn 
der negften Predigt die vrfach Davon autzeigen vnd die Gemeine 
an folhem Erempel warnen —. Welche aber in der gemein- 
ſchafft der. Kirchen vrrſcheiden, bie fol man ehrlich in aller ſtille 
ohne geſaͤngk auff der gaſſen vnd ohne alle vnd aber⸗ 
gleubiſche Ceremonien beſtatten, mit Glockenleutten und Pr ebiat. 





1500. 


OLXIII. 


Kirchen DOrduntig. Welcher maſſen inn der Lehre Göttliches Worte, Adminifiretion der h 
Sacramenten, in den Eeremonien vnd andern zum Kirchen Dienft gehörigen Studen, auch Verſehung ber Schulen, 
in Vnſer Heinrichs Graffen zu Sayn, Heren zu Homburgk, Mondlahr und Mentzburgk, ꝛc. Graff und Herr 
ſchafften, vnſere Superintendenten, Pfariheren, und andere Kirchen vnd Schul Diener, fich verhalten follen. Ges 
druckt zu Frandfurt a. M dur Johann Spies, MDXC. 4. 

Das Berbältniß der vorl. K.⸗O. bezeichnen die folgenden 
Worte bes voranſtehenden, vom 22. Dec. datirten Mandates : 
„Wir haben auß weilandt deß Durchl. vnd hochgeb. Fürften onb 


Herrn, Herrn Wolffgangs, Pfal n ein, .. Kirchen 
Orbnung, Welche bann auch in —— gen Dip — ein geraume 


Zeit gebraucht mworben, einen Außzug, als viel unfern Kirchen 
dienftlich onb nötig erachtet worden, fertigen ..laffen.” Gine Ueber⸗ 
fihe der 24 Gapitel f. bei Scostti, Ditrhein. Yınn.s®, Sb. IL 
S. 610 ff. Vergl. auch Jaco b ſon, Geſch. der, Quellen dei m. 
K.⸗R. der Prov. Rheinl, u. Weſtph., S. 584. 





1308. OLXW. Cttgfäurgiche Rirdyenorbuung. ’ 479 


1594. 


CLXIV. 


Kirchenordnung. Wie es mit Ehriftlicher Lehre, reichung der Sacrament, re. Ordentlichen 
Ceremonien, in den Kirchen, Vifitation, Conſiſtorio und Schulen, (der Kirchen Wittenberg , vnd etlicher Chur und 
Fürftenthumb, Herrſchafften und Stäbte der Augfpurgifchen Confeſſion verwandten gemeffe.) im Fuͤrſtenthumb 
Liegnitz, auf alte loͤbliche Fuͤrſtliche verordnung, biß anhero ftanbhafftig gehalten werben follen, Nun mehr aber und 
hinfuran vnuorbruͤchlich vnd beyn vermeibung höchfter ungnade gehalten werden fol. An jego wegen mangel ber 
Eremplarien in Originali, Wittebergifchen drucks, fo diefer orth gar nicht zubefommen, aufs new aufgeleget, aufer 
einigem zufaß, ohne das eine Dandfagung nad) ber heil. Tauffen, vnd vermanung an bie Paten, Vnd dann eig 
GErmanung bein Ausfpendung des Hochwirdigen Abendmahles hinzugethan. Liegnitz: Gedruckt durch Nicol. Schneider. 
- Anno 1594. 12881. 4, 
. Ein wörtlicher Abbrud der Wittenbergifhen K.D. v. | BI. 80, tft aus Luthers beutfcher Mefle, bie Wermahnung an bie 


1557 (f. o. Nr. CVII.), bis auf die eingefchobenen Stüde, von | Pathen, BI. 104, aus dem Ofiander’fchen Zaufbuche entlehnt. 
denen ber Titel meldet. Die Abmonition vor bem Abendmahl, 


1598. 


CLXV. 


Kirchen Ordnung, Wie es mit der Lehre Göttliche Worts, und den Gerenonien, Auch 
mit anderen dazu nothwendigen Sachen, In der Kirchen zu Straßburg, biß hieher gehalten worben, Vnd fürohin, 


mit verleihung Göttlicher Gnade, gehalten werden fol. Gedruckt zu Straßburg, bey Joſt Martin, Anno MDXCVII. 
Sn 3758 4, 


In diefer K.O. erfcheint der Sieg des Lutherthums 
in Straßburg vollendet. Sie wurbe eben aus biefem 
Grunde heftig angegriffen in einer von Beuther verfaßten 
Schrift: „Barhaffigr, Gruͤndlicher Beriht von der gu 
Straßburg Anno 1598. in Truck auögegangenen veränber- 

ten Kirchenorbnungae., Zweibr. 1603,” auf. welche in einer 
‚WBarhafften und Wolgegründten Widerlegung deß vnwar⸗ 

“ bafften vnd falfchen Berichts,” Straß. 1611, geantwortet 

. wurde. — Benust iſt zuweilen wörtlih bie Wuͤrt⸗ 

temb. K⸗O. v. 1858. Wir haben uns barauf befchräntt, 

. ken dritten Abſchn. im Auspuge wiederzugeben: Gine Ältere 

Straßb. K.⸗O. ſ. 0. Kr. II. 
En " Zu 
Das. Erfte theil der Kirchen Orbnung, von dem 
CorporeRoctrinae, Das ift, Von ber Form und 
dem Fuͤrbilde ber reinen Lehre, welche bißher im 
der Kirchen zu Straßburg ift geführet worden, 
vnd fürohin geführet folle werden. 
Das ander Theil der Kirchen Ordnung, Bon 
ben Ceremonien, Welche bey verrihtung bes Bots 
tesdienſts, In verfamleter Gemeine der Kirchen, 
Bud auch bey fonderbaren Perfonen gebrauchet 
und gehalten werden. 
Das dritte Theil der Kichen-Orbnung, Bon ber 
vbrigen Daußhaltung in ber Kirchen Gottes, 
welde zu Erhaltung derreinen Lehre, und nutz⸗ 
liher Ceremonien, vonnötheniift. 


1. Welcher geftalt bie Pfarrer, vud andere Prediger, zum Kirchen⸗ 
Dienft beruffen, vud angenommen follen werben. 


Nach Erledigung eines Pfarrdienftes werben von dem 
Präfidenten und dem Gonvent drei oder vier tüchtige Pers 
fonen dem Rath auf Erfordern vorgefchlagen. Werben fie 
annehmbar befunden, fo werben fie zur Probeprebigt gelaflen, 
was bem Volke vorher angekündigt wird. Hierauf gefchieht 
die Wahl durch die vornehmften Pfarrkinder in Gegenwart zweier 
Mitglieder des Raths, ber Kirchenpfleger und des Convents⸗ 
präfidenten. Iſt der Gewählte bereits examinirt und ordinirt, 
fo wird er nur des bereits geleifleten Verfprechens [1) eint 
zu fein in ber Lehre nad) Inhalt der Confeffion, Apologie un 
Concordienformel v. 1580; 2) die Sonvente fleißig zu beſu⸗ 
chen und barin, was zur Auferbauung der Straßburg. Kirchen 
und feinem eignen Amte gehörig, gottfürchtig und treu zu 
beratbfchlagen und zu befoͤrdern; 3) des Friedens gegen alle 
Conventsperfonen ſich zu befleißigen, im Falle eines Anliegens 
aber die betreffende Perfon brüberlicy zu erinnern und dann 
den Beſcheid des Convents zu erwarten; A) rädjichtlich feiner 
Derfon, feiner Haushaltung und feiner Amtsführung ber 
Strafe und Warnung bes Convents fich zu unterwerfen] er⸗ 
innert, und eine erneute Zuſage von ihm erfordert, worauf er 
der Gemeinde vorgeftelt und mit Handauflegung und Gebet 
in fein Pfarramt eingefegt wird. War dagegen der Gewählte 
noch nicht im Kicchendienfte, fo wich er zuvoͤrderſt von dem Con⸗ 


480 


vente geprüft, und, wenn er hier tüchtig befunden worden ift und 
fleißiges Forſchen in der Schrift, den Bekenntniſſen, den Vaͤ⸗ 
tern u. ſ. w., beſcheidenes Verhalten bei den Conventsverhafib- 
lungen, ehrbaren Mandel, Unterwerfung unter die Strafe des 
Convents und Sauſchweigen uͤber deſſen Verhandlungen an⸗ 
gelobt hat, ordinirt, und zwar in der Kirche, der er kuͤnftig die⸗ 
nen ſoll. 
Von Ampt bes Praesidenien bes Rirhen Conuents. 


Der Praͤſident, welcher ein gottfuͤrchtiger und gelehrter, in 
Kicchenfachen geübter., in der Lehre unbefcholtener, in feinem 
Wandel unfträfliher Dann fein fol, führt das Directorium 
der Verhandlungen und die Aufficht über die Lehre und den 
Wandel der Geiftlihen. Ex hält in Gegenwart der Pfarrer 
Me theologifchen Examina, ordinirt die Candidaten und fegt die 
Gewaͤhlten, nad) erfolgter Beſtaͤtigung durch die Obrigkeit, in 
ihr Amt ein. 

Von Ampt der Pfarrer. 
Boni Ampt ber Freiprebiger. ' 
Bon ben Helffern, und ihrem Ampt. 

Allgemeine Vorfchriften über die Amtsführung ber vers 

fhiedenen Geiftlichen. 


U. Ordnung des Kithen-Eonuents. 
Perſonen, die in ben Kirchen Eonuent gehören, 


Mitglieder des Convents find der Präfident, die fieben 


Pfarrer, die Sreiprediger und Diakonen, die Landpfarcer und. 


die 21 Kicchenpfleger, von denen nad) einem Zurnus je drei 
erfcheinen (eine Regimentsperſon, ein Schoͤffe und ein Buͤrger). 


Welcher geſtalt der Kirchen Conuent angefangen werbe , vnd von ber 
mbfrage. 

Straff deren, die ben Gonuent ohn redliche Vrſachen verfaumen, und 
außbleiben, 


Bon was Sacıen , im Kirchen Conuent geredet, pub geratbiclaget 
werben fol. 

- Im Convent wird von’ der Beſtellung des woͤchentlichen 
Kirchendienftes, von der Kirchendisciplin und der chriftl. An⸗ 
führung und Uebung der heranwachfenden Jugend gehandelt. 
Die Disciplin wird geübt zunächft Durch geheime Vermahnung 
von Seiten des Pfarrers, dann durch Vermahnung in Gegen» 
wart der Kicchenpfleger, zufegt durch Anzeige bei dem Convent. 
Unterworfen find ihr die Sectirer, die öffentlichen Werächter der 
evangel. Lehre und der Sacramente, Zauberer und Wahrfager, 
öffentliche Gotteslaͤſterer, Wucherer, „fampt allen andern 
Sünden vnd Vngerechtigkeiten, die Gottes h. Gebotten ente 
gegen, und die Gemeine Gottes verärgern”, doch mit Vorbe⸗ 
halt ber von der Kirchendisciplin gaͤnzlich verfchiedenen bürger: 
lichen Strafe. Nicht minder gehören vor den Gonvent ver⸗ 
wierte Eheſachen, „jedoch vnſerm orbenlichen Chegericht, 
hierinne nichts benommen, noch fürgegriffen.” In jedem Con⸗ 
vent erſtatten die Pfarrer Bericht über die Perfonen, welche 
in ihren Pfatreien der Disciplin verfallen ſi find. 


IM. Bon ben Kirdyenpfiegern, vnd der gemeinen Bußzucht, ober 
Disciplina ber Kirchen. 


Diefer Abſchnitt enrhält einzelne Mandate des Magiſtrats 


"1588. OLXV. Steafburpiiihe. Rirdeuorbunug. 


über die Ordnung der Kicchfrpfleger, das Fuͤrbeſchicken durch 
die Kirchenpfleger,, welchem alle Gemeindeglieder unweigerlich 
folgen follen, wider die Wiedertäufer, über die Sonntagsfeier. 
Das erſte lautet wie folgt: eo 


Ordnung der Kirchenpfläger zu Straßburg. 


„Den Allmächtigen Gott zu lob, und erweiterung feines 
Goͤttlichen Namens vnnd Worte, Bad damit Eimhelligkett in 
Chriftlicher Lehre, vnd ein recht Chriftlih Leben, durch bie 


Prediger. und. Fuͤrtrager des worts Gottes, befürbert werde, 


So haben unfere Herren, der Meiſter und der Rath, dazu bie 
Ein-vnd zwengig erfant, Das nun fücther in einer jeden 
Pfarr oder Kirchſpiel, deren jetz der zeit fieben in diefer Statt 
Straßburg find, drei erbare vnnd verftändige Männer zu Kir 
chen ober Kicchfpieipflegern, durch einen Rath erwoͤhlet wer⸗ 
den, Deren einer von dem ewigen Regiment, der ander von 
den Schoͤffeln, der dritt von der Gemein deſſelben Kirchſpiels 
ſein ſoll. 

Welche alſo Kirchſpielpfleger erwoͤhlet, So lang fie es Leibs, 
Alters, oder ſonſt ehehaffter Vrfachen halb gethun moͤgen, fein 
vnd bleiben follen. 

So aber der vom Regiment, Todes, Krandheit, oder ans 
derer. Sachen halb, alfo abgieng, Sol jeder zeit ein anderer an 
feine ftatt von einem Rath gewöhlet werden. Vnd fo ein 
Kicchfpiel keinen vom Regiment in feinem Beguiff figen hat, 
Spi man von dem nächfigelegenen Kicchfpiel, einen dazu 
verordnen. 

-&ieng aber einer von den andermzweien Kicchfpleipflegern 
ab, Sollen die pbrige zwen Pfleger, an fett des Abgegangenen, 
zwen verſtaͤndige Mann deſſelben Kirchſpiels benennen, vnd 
einem Rath anzeigen, Auß welchen dann der Rath einen alſo 
annemen vnd verordnen ſoll. 

Wa ſich auch einer Pfarren gelegenheit alſo hielte, das 
die drei Kirchſpielpfleger, noch eines Pflegers zu jnen beduͤrfften, 
So ſollen ſie ſolches, ſampt jhren Vrſachen vnd Bewegungen, 
einem Erſamen Rath anzeigen, Vnd deſſelben Entſcheids hier⸗ 
unter gewarten. J 

Solche Kirchſpiel pfleger ſollen ein befonders Aufffehen ha⸗ 
ben, auff die Pfarrer vnd Helffer, Diefelbe, wa fie etwas 
fieäffliches in jtem Leben, Kehren oder. Dredigen, hören, fehen, 
oder von. andern vernemmen, zuwarnen, oder freundtlich zu 
ſtraffen. 

Vnd ſo mit der zeit wurde angehen, Das jahrlich zwen 
Synodi gehalten, dazu vom Landt auch die Pfarrer, vnd die 
fuͤrnemmſte von der Gemein beruffen ſolten werden, Das 
als dann geſetzte Kirchſpielpfleger alle beruffen wurden, Vnd 
ſich jeder befleiſſen, zu gegen fein, rath und hilff mit zutheilen, 
Auff das gemeine Auffbamung Chriftlicher Gemein jeder zeit 
durch Ai e, getraͤwlich gefuͤrdert werde. 

Sie ſollen auch mit den: Prebdigern berathſchlagen, was 
jeber zeit nach gelegenbeit gemeiner Kirchen, oder eine® jeben 
Kicchfpiels, und der Bnterthanen, ſampt vnd ſonders zur Befs 
ſerung derſelben, fuͤrnemlich in den Predigten vnd andern 
Kirchenuͤbungen, oder was das Ampt der Seelſorg, vnd recht⸗ 
ſchaffene Weidung. ber Schaͤfflin Chriſti, nach jnhalt ber 
Schrifft, erfordert zutreiben, fuͤr zunemmen und zuhandlen ſeie 

Dieweil aber verfehenlich, das der mehrertheil Haͤndel ge⸗ 














1508. OAXV. Steaibnzgfche Rizchensrdunug. 


meine, und vaſt wenig befonbere Kirchſpiel belangen , Bd. ges 
Dachte Kirchfpielpfleger nit mögen in allen gemeinen fürfallen- 
den Sachen allemal verfamler werden, Sollen fie in ihrer. erſten 
Verſamlung etliche auß jhnen ſelbs außfchlieffen, und verorbnen, 


An weldhe gemeine Kirchen ſachen taͤglich mögen gebracht werden, |. 
nemlich auff den erfien Mittwoch eines jeden Monats zufamen 


Welche denn fürther in jrer allee Namen zuhandlen, ober an 
fie, die ein und zwängig Kicchfpiel pflegen, alle gelangen zus 
Lagen, wie geftalt der Sach erforderen wirbt, vollen Beuelh 
vnd Gewalt haben folten. 

Das folche ermählte und außgefchoffene, alle Quatiemper 
ober viertel jahre, auffs wenigſt ein. mal fi) in die Verſamlung 
ber Pfarrer vnd Halffer verfügen, Vnd bei ihnen. geftalt. ond 
gelegenheit gemeinee Kichen, vnd aller Kicchfpiel erlehrnen, 
Auch famptlich berathfchlagen,, was fie, bie Diener am wort 
Gottes, zur Auffbawung ſich befonders befleiffen follen. 

Auch mögen disfelbige, ober jeder beſonders jedes tags, . fo 
bie Pfarrer mit jren Vermandten verfamlet, und gemeiner 
Kirchen anligen bedenden, fich zu ihnen verfügen, jhres jeden 
Gelegenheit nach, Das inen bie Pfarrer auch follen gefallenlaßen. 

Dagegen fo mögen die Pfarcer gemelte Verorbnete, zu 
ihrer Verſamlung zulommen anfuhen, Das fie willig vnd 
ohne beſchwaͤrd thun follen, Auff das ein Sreunblichkeit, guter 
Verſtand und Wolmeinung zwiſchen den Kicchfpiel pflegern, 
ond den Diensen am wort Gottes, gefürdert vnd erhaften, 
Vnd das nötige Gefchäfft jederzeit mögen gehanblet, und füg- 
lich voliftrect werden. 

So aud) jemands von den Predigern vnd jhren Helffern, 
Rechenſchafft jhres Glaubens, Lehrens oder Lebens begeren, 
Co ſolches für ſolchen Richfpiel pflegern beſchehen, fampt 
oder befonders, wie es jederzeit gelegenheit zutregt. 

So auch Helfſer oder Sigriften aͤmpter verledigt, Sollen 
andere an jre ſtatt durch die Pfarrer und Kirchſpiel pfleger, und 
anderft nit, angenommen werden, Außgefcheiden S. Aurelien 
Pfarr, die bed Articuls halben, bei jvem alten Herkommen 
bleiben folle. 

So aber Sachen fürfielen, die den verordneten Pflegen 
zu ſchwaͤr, vnd fle ferner zu berathſchlagen von nöten bedun⸗ 
den wolte, Sollen fie ſolches jederzeit einem Rath anzeigen, 
vnd jhres weitern Beſcheids erwarten. Decretam et actum, 
Montag den 30. Octobris, anno MDXXXI.” 


IV. Won ber Difciplina und Censura ber Kicchendiener, unter 
einandern felbft. 


„Was dann Erfilich die Perfonen anlanget, welche folcher 
Difeiplin vorſtehn, vnd diefelbige üben vnd führen follen, 
Sollen jederzeit fünf Censores fein, Nemlich der Praeses des 
Kirchen Conuents, fampt zweien Pfarren, und zweien Helf⸗ 
fern ober Sreiptebigern, Der geftalt, das der Praeses jeder zeit, 
als lang er ſolches Ampt tregt und verwaltet, hei der Censura 
verblieben, Mit den Pfarrern aber, vnd den andern Prebigern, 
ein foldyer Wechſel gehalten werben folle, Das jedes halbe jahr 
ein Pfarrer, und ein Delffer, oder Sreiprediger abgehen, vnd 
andere an der felben flatt geordnet werden follen. r 

Diefe Censores follen ein fleißiges Nachfragen und Auff⸗ 
fehen haben, auff alle und jede Perfonen des Kirchen Conuents, 

jhre Lehr, Leben, und Daußhaltung betreffend, Denen aud) bie 
vbrige Pfarrer, Freiprediger, und Helfer fchuldig fein follen, 
II. 


® 481 


:in Geheim zuuermelden, Wa fie an einem ober wichren Bruͤ⸗ 


dern, etwas aͤrgerliches vnd ſtraͤffliches, oder auch ſonſten in 


gemeiner Verwaltung des Kirchendienſts, eiwae mangelhaſti⸗ 


ges befinden. 


Es ſollen auch dieſelbige Censores alle Monat ein mahl, 


tommen, und von dergleihen Sachen, die fie entweder felbft 
gemerdt, und in erfahrung gebracht, oder derfelben von andern 
Brüdern erinnert worden weren (doch derſelben Namen vmb 


‚mehrer Vertrawlichkeit verſchwiegen) mit einandern ſich freuͤndt⸗ 


lich vnterreden, Auch auff Mittel vnd Wege gedencken, wie den 
fuͤrfallenden Maͤngeln bei zeiten gewehret, vnd gute Diſciplina 


moͤge erhalten werden. 


Da dann bergleihen etwas fuͤrkaͤme, das dem einen ober 
andern zu vnterſagen were, Solle berfelbe, oder diejenige, 
welche es angeht, erſtlich durch einen oder. zwen Censores in 


Geheim angeſprochen, und feine oder jhre Verantwortung das 
gegen. gehöret, und fie zur Beſſerung vermahnet, Da aber ſol⸗ 
‚he nit erfolgen wolte, zum andern, für bie Censores in ge⸗ 


mein gefiellet, vnd noch ernfllicher erinnert, Zum dritten mal 
aber für bem gangen Kirchen Conuent, zu Med gefeget. werben. 
Es were denn bie Verbrechung, fo ſchwer und offenbar, Das 


.e6 die Censores auff ſich allein. nit nemen koͤndten, Sondern 
‚ben. gangen Conuentum darüber zu Rath haben müßten. 


Da auch Sachen fuͤrfielen, daß es zu lang fein wolte, der 
Monatlichen Censura zuerwarten, Sollm die Censores aud) 


Macht Haben ,. in ſchuldig ſein, früher und Öffter zufamen zu⸗ 


fommen, Damit durch zulang Warten oder Zuſehen nichts 
verſaumet werde. 

Vber dieſe Monattiche Cegsuram aber, Sollen jedes jars 
zwen groſſe Censur-Conuentas gehalten werden, Der erſte im 
Fruͤling, Donnerftags nach Quasimodo, Der ander im Herbſt, 
Donnerflage nach Galli. 

Solche Conuentus follen jedesmals acht tag zuuor, durch 
den Praesiden angemeldet, vnd die Bruͤder ermanet werden, 


Denſelbigen hindan geſetzet alle andere Geſchaͤfft, welche laͤn⸗ 


gern ag leiden mögen, fleißig beizumohnen. . 

Es ſollen aber in denfelben Sonuenten, nad) beſtellung 
des wochentlichen Kirchendienſts, Erſtlich alle vnd jede Ord⸗ 
nungen, des Kirchen Conuents, vnd in ſonderheit dieſe Censur 
Ordnung, hell vnd verſtaͤntlich abgeleſen werden, Damit nit 


JPallpin ein jeder Bruder, fich ‚Dabei ſeines Ampts vnd Pflicht 


zuerinnern habe, Sondern auch deſto eigentlicher wiſſen möge, 
was jhme hei ſolcher Censura von andern zu melden, vnd ſon⸗ 
ſten anzuzeigen gebüren mölle. 

Nach verleſung ſolcher Ordnungen, Soll der Praeses die 
Brüder in gemein ernſtlich erinnern, Das ſich ihren jeder in 
den naͤchſtfolgenden dreien oder vieren tagen, daß ift, biß 


auff nächftfolgenden Montag zu Mittag auff das laͤngſt, bei der 


Censorum einem, der jhme dazu am beften geliebt, anmeldg, 
Er habe etwas anzuzeigen, oder nit, Damit man alfo gewiß 
fein moͤg, das ſich die Brüder alle. der Consur unterworffen, 
vnd ſich keiner derfelben zuentzichen begere, 

In dem Anzeigen aber, foll auff nachfolgende vier Puncten 
in fonderheit gaſehen, vnd achtung gegeben werden, Erſtlich, 
Ob die Bruͤder alle, vnd ein jeder in ſonderheit, fein. Ampt in 
der Kirchen, mit Lehren und Predigen, mit außfpendung ber 

61 


® 


heiligen Sarrumenten, Befuchung ber Kruncken, und anderm 
dergleichen, getrewlich vnd fleißig verrichten, Ober aber, ob an 
einem, uber mehren, entweder Wneichtigkett in ber Lehre vnd 
Belantnuß, oder fonften Bnfleiß und Fahrleßigkeit ſich erzeigen. 

Bum andern, Ob einer von jemands auß den Brüdern, 
ihrem Leben, euſſerlichem Wandel, Thun und Laßen, etwas 
Klage gehoͤtrt, Oder ſelbſt dergleichen etwas gemerckt, gefehen 
und verſtanden, das firäfflich und ärgerlich were, vnd einem 
Kirchendiener ntt wol anflünde. 

Zum britten, "Was jhro jeder für ein Zeugnuß geben Linde, 
‚von der vbrigen Brüder aller Haußhaltung, Ob fie diefelbe 
«bar, züchtig, vnd singezogen anftellen, Auch dero Chriſtlich 
und wol fürftehen, vnd biefelbe nottürfftig verforgen, Auch 
ihrem Stand gemäß, Weib und Kinder ehrlich unterhalten, 
One argwohn:ond verleuͤmbdung des Vberfluß, Hoffarts und 
Prachts, in Effen, Trinden, Kleidung vnd bergleichen. 

Zum viecdten, Was ein jeder foniten In gemein anzuzei⸗ 
gen habe, das zu Schaltung Chriſtlicher Zucht, vnd ſonder⸗ 
lich bruͤderlicher Liebe und Einigkeit, möge gereichen und bienen. 

Wann dann obbeſtimbter Montag herbei kompt, Sollen 
die fünf Censores nach Mittag, zuſamen kommen, Vnd 
erſtlichen ſich erkundigen, ob ſich die Bruͤder alle angemeldet, 
vnd keiner fich ber Censurae enteuſſert habe, Welches dann 
leichtlich zu mercken, wann ber Brüder aller Namen auff einen 
Bettel nach einandern auffgeſchrieben, und beſeit verzeichnet. 
wird, bei weichem Censore ein jeder ſich angemelbet habe. | 

Zum andern, Witdt dann gefragt, Was bann von den 
vbrigen Brüdern, außerhalb ber Censorum, in fonderheit, oder 
auch das gemeine Ministerium, und den gangen Kirchen Con⸗ 
uent betreffendt, von ben abmwefenden Brüdern angezeigt wor: 
ben, Vnd wirbt darinnen bie Gewarſamkeit gehalten, das nit 
vermeldet wirdt, Diefer Bruder habe biefes oder jenes fürges 
bracht, Es were dann, das einer für ſich felbft ab einem an- 
dern klagte, vnd gegen demfelben begerte gehöret zu werden. 
Es werben auch ſolche angezeigte Mängel, fie betreffend fons 
berbare Perfonen, oder das gemeine Ministerium, fleißig auff- 
gezeichnet. 

Zum dritten, Wirdt gleiche Vmbfrag gehalten, bie ab» 
mwefende Brüder, und das gemeine Ministerium betreffend, 
durch die Censores felbft, Ob fie für ihre Perfonen, derſelben 
halben etwas anzuzeigen vnd zuuermelben haben. 

Bum vierten, Tretten dann bie Censores felber ab, einer 
nad) dem andern, Als erftlich der Praeses, darnach bie vbrige 
viere, jhe einer nad) bem andern. Da wird dann in fonberheit 
von einem jeden Abgetrettenen gefraget, Ob entweder die ab: 
toefende Brüder, ober bie gegenmwertige Censores, etwas ab 
feiner Lehre, Leben, oder Haußhaltung zuflagen haben. Da 
bann Klage einkommen, Wirdt jhme dieſelbe als bald eröfnet, 
und fein Verantwortung darauff gehöret, Und er, wa es von 
nöten, ſich fürthin zu beffem vermahnet. 

Zum fünften, Werben die vbrige angezeigte Puncten, wel⸗ 
che entweder die abtvefende Bruͤder in fonderheit, ober das ge: 
meine Ministerium, und den gangen Kirchen Conuent betreffen, 
mit fleiß vnterſcheiden, Der geftalt, das die gemeine Mängel 
zu offentlicher Relation der gehaltenen Censur aufgefeget, 
Was aber fonderbare Sachen find, die werden entweder einem 
ober zweien auß den Censoribus, fleißig zuerfündigen, und den 


® sues. OLE, Straßburg iche Ristieusrbinmg. 


Perſonen, welche es angehet, fuͤrzuhalten, befohlen, Ober aber, 
ba die Klag zum andern mal fuͤrkommet, So werden bie ange⸗ 
klagte Perſonen, den folgenden Zinſtag ober Mittwoch fuͤr bie 
Censores in gemein erfordert, Vnd nach erkundigung ber 
Vmbſtaͤnde, deſto ernſtlicher zu Rede geſetzet. 

Wann dann ſolches alles verrichtet iſt, So geſchicht im 
naͤchſten Kirchen Conuentu die Relation, Wie man es in ber 
Censura befunden, Dagleich wol ber jenigen Excessus, vber 
welche in fonberheit geklagt worden, nit eher für den gangen 
Conuent gebracht vnd offentlich gemeldet werden, Es ſeien 
bann bie beide hiebeuor angezeigte brüberliche Erinnerungen, 
nemlichen, Erſtlich durch etliche auß ben ‚Censoribus, vnd 
darnach durch die Censores in gemein vorhergangen. Was 
aber gemeine Faͤhl und Mängel find, bie werden nit allein 
vermeldet, Sondern es gefchicht auch durch den Praesidem, 
eine notwendige Erinnerung, Was Vbels und Vnheils auf fols 
chem erfolgen möchte, wa man nit bei zeit Tolchen einzeiffenden 
Mänglen werbe wehren. 

Endtlich werben an ber abgehenden zweier Censorum ftatt, 
welche nun zweimal der Censur bei gervohnet, Zwen andere, 
die ihnen im Gig am nächften folgen, verorbnet, Bub die an= 
dere zwen, welche allererſt ein Halb jar Cemsores gewefen, auff 
das naͤchſt Eünfftige halbe jahr, widerumb beftättiget, Damit 
alfo die Brüder wiſſen Eonden, bei wem fie das jenige, das fie 
notwendig achten möchten, fürbringen follen. 

Da aber einicher auß ben Brüdern, entweder auff die ſon⸗ 
berbare Erinnerung etlicher,, oder auff das gemeine Kürftellen 
‚alter Gensorum, und zu letft auff ben offentltchen Redſatz des 
gantzen Kirchen Conuents, nichts geben, noch ſich beſſern, Son» 
bern, entweder In argwoͤhniſcher falfcher Lehr, oder in aͤrgerlichem 
Leben und Wandel, ond unchriftlicher Haußhaltung beharrlich 
fortfahren würde, Deffelben Excessus und Mängel ſollen ats 
dann uns, al8 bem Magistratui, in Schrifften zugeftellet, vnd 
vnſer ferner Befcheib vnd Anorbnung barkber erwartet werben.” 


V. Deelaration, Vnd Orbuung ber Statt Strafiburg, In welchem 
Gradu die Ehe, ber Blutfreunbſchafft, ober Schwagerfhafft halben, 
zugelaßen, ober verbotten fein fol. 

Ordnung vom 3. 1560, welche die Ehe wegen Blut 
freundfchaft in linea recta in infinitum, in der Seitenlinie bie 
zum 3. Gr. ungl. Linie und in ben Fällen des Resp. parent, 
fo wie in denfelben Dimenfionn wegen Schwägerfchaft ver: 
bietet. Im britten Grade der ungl. Linie der Affinität iſt bie 
Ede durch Befchluß vom 10. Febr. 1584 verftattet worden. 


VL Bon den Pfarr Schulen. 
VO. Sthnung, Der Rirchen Visitation , auf dem Laub. 


Bet der Vifitation wird gehandelt: „1. Bon ber Kirchen⸗ 


biener (es feie deren an jedem Orth, einer ober mehr) offent- 
lichem Ampt und Befelch, Ob fie denfelben mit gebürendem 
Fleiß und Trew verrichten, Als mit Predigen, Sacramenta 
reichen, Catechifmum halten, Hochzeiten einfegnen, und Krancke 
und Betruͤbte befuchen und tröften? und anderm dergleichen. 
2. Von ihrem, der Kirchendiener, Leben und Wandel, Auch 
von ihrer Haußhaltung, Weib, Kinder und Gefinde. 3. Wie 
fi) die Zuhörer gegen ben Predigten Goͤttliches worte, ber 
Auffpenbung be& heil. Abenbmals, und ber priuata Absolu- 


\ 





% 


15088. CLXV. Gteafburg’fche Kirchenordunng. 


tione, oder befondern Verhöre und Unterricht, vor dem Ge 
brauch des heil. Abenbmals, erzeigen vnd halten? 4. Vom 
Kindertauf vnd Geuaterſchafft. 5. Von dem Catechiſmo, und 
Vnterweiſung der Jugend. 6. Bon der Schule, und bem Kir: 
hengefang. 7. Bon Ehefachen,, als den verbottenen Gradibus 
ber Blutfreundtfchaft und Schwagerfchaft, von heimlichen Ver: 
löbnuffen , one vorwiſſen ber Eltern, Vögte, und Verwandten, 
Auch von den Hochzeiten. 8. Bon bem Allmofen und Vers 
forgung der Armen. 9. Von allerlei offentlihen Sünden und 
Laftern, die da möchten im Schwang gehn, und drgerlich fein. 


483 


10. Bon der Kirchen Zucht und Disciplin, entgegen foldhen Ras 
fteen und Sünden. 11. Bon den Sigriften. 12. Von den 
Kirchengebäwen, Pfarchäufern, Befoldung der Kirchendiener, 
auch den Kirchen oder Widumb Guͤtern.“ 


VIE Vom Almoſen, und Spital, 


IX. Bom Seminario Ecclesiae, bad ift, Welcher maflen bei 
der Kirchen und Schule, ſolche Verfonen mögen anferzogen werben, 
die man fünftig zu Kirchen und Schuldienften nuslich möge gebrauchen. 


Beſchluß. 


. 61* 


Anhang. 


I. 


1522. 


* 


Ain lobliche ordnung der Fürſtlichen ſtat Wittemberg Im taufent fünfhundert und zway 
vnd zwaintzigſten jar auffgericht. 


Die von Carlſt adt während Luthers Aufenthaltes auf 
der Wartburg verfaßte, auf 1 3. 4. im Drude erfchiene: 
ne K⸗O. Die Leisniger Kaftlen=-D. ob. Nr. IV. hat 
aus ihr einzelne Anklänge. 


Ordnung ber Stat Wittenberg Auno bomini MDXXI. auffgericht. 

Ernſtlich iſt einhelligktich befchloffen, das all zins ber gotz⸗ 
heuͤſer, all Prieſterſchafften, vnd alle zins der gewercken, ſoͤllen 
zuhauffen geſchlagen vnd in ain gemainen kaſten gepracht wer⸗ 
den, dartzu ſeind verordnet zwen des radts zwen von der gemain, 
vnd ain ſchreyber, die ſollich zins einnemen, inhaben vnd damit 
arm leuͤt verſehen ſoͤllen. 

Item es ſoͤllen hinfuͤro die zins der lehen der prieſter, wenn 
die durch abſterben ains prieſters loß fallen, auch in den ſelben 
gemainen kaſten geſchlagen, vnd kainer fuͤrohin verlihen werden. 

Es ſol auch kain betler in vnſer ſtat gelitten werden, wellich 
alters oder kranckhait halben zu arbaiten nit geſchickt ſeind, ſon⸗ 
der man ſol die zu arbait treiben, oder auß der ſtat verweyſen, 
die aber auß zufellen als kranckhait oder ander zufell halben von 
armut wegen, die ſoͤllen auß dem gemainen kaſten durch die ver⸗ 
ordneten zymlicher weiß verſehen werden ıc. 

Item es ſol was ordens die ſeind kain terminey bey vns 
halten. 

Item es ſol kainem muͤnch in vnſer ſtat zu betlen geſtattet 
werden, ſonder ſy muͤgen ſich ihrer zins die ſy yegund haben, 
vnd darzu mit iren henden aufhalten vnd neren. 

Item es iſt auch inuentiert alles das fo die kloͤſter yegund 
bey vns habent, als kelch, patificalia, monſtrantzen, vnd der glei⸗ 
chen auch all ir einkommen verzaychnet das ſy beſitzen und jaͤr⸗ 
lich auffzuheben habent. 

Item kain frembder ſchuler ſol in vnſer ſtat geliten werden, 
wil aber ainer oder mer bey vns ſtudiren der mag ſich ſelb mit 
eſſen vnd trincken verſehen, dann wir kainem woͤllen geſtatten 
zu betlen noch zu mendicieren. 


Item es ſoͤllen auch die Stationirer noch kainerlay kirchen⸗ 
bitter nit geduldet werden, in anſehung das alle kirchen berayt 
vnd mer dann zuuil gebaut ſeind ıc. 

Auß dem gemainen kaſten ſoll man auch armen handwerckß⸗ 
leuͤten die on das ir handtwerck nit vermuͤgen taͤglich zu treyben, 
leyhen, damit ſy ſich neren muͤgent, doch daſſelb auff ain geſetzte 
zeyt widerumb zugelten, on ainiche verzinſung, welche aber 
vnuermuͤglich ſeinnd das wider zugeben, den ſol man des vmb 
gots willen erlaſſen. 

Item auß dem gemainen kaſten ſol man armen wayſen be⸗ 
ſonder junckfrawen zymlicher weiß beraten vnd außgeben 
funft armer leuͤt kinder. 

Item wa aber ſollich zinß zu ſollichen guten wercken nit 
gnugſam ſeind, oder ſich nitt als weyt erſtrecken wurden, ſo 
fol ain yeber, er ſey prieſter oder burger, nach dem er hat, jaͤr⸗ 
ih ain fumma geltd, dem armen hauffen zu auffhaltung 
raychen. 

Item die Prieſter bie wir yegund haben, dieweyl ir zinß 
auch in den gemainen kaſten gezogen feint, daruon ſich veder 
jaͤrlichen von den Vigilien die ſy halten, bey acht guldin jaͤrlich 
verſehen werden, dieweyl dann die Meß vnd Vigilien vergeen, 
muͤgent ſy fuͤr das ſelbig gelt arm kranck leuͤt erſuchen, vnnd in 
iren noͤten troͤſten, doch füllen fp nyemant zu Teſtamentartien 
beſtellen noch halten. 

Item die bild vnd altarien in der kirchen ſoͤllen auch ab⸗ 
gethon werden, damit abgoͤtterey zu vermeyden, dann drey 
altaria on bild genug ſeind. 

Item die meſſen ſoͤllen nit anderſt gehalten werden, dann 
wie ſy Chriſtus am abenteſſen hat eingeſetzt, doch vmb ettlicher 
ſachen vmbs glauben willen, laſſet man ſingen, de tempore, 
vnd nit de ſanctis, und ſinge Wntroitum, kyrieleiſon, gloria in 
excelſis, et in terra, collecta, Mer preces, epiſtel, gradualia, on 
ſequens, euangelium, credo, offertorium, prefatio, Sanctus, on 









“A = 


IL. au2.. Behemiſche ordnung. 


Ganonen malor und minor, dieweyl die gefchrifft nit gemeß 
feind, darnach vangt an das Ewangeliſch mal, fein communis 
canten, fo confecriert der priefter, feind fp nit da, fo confecriert 
er und fummiert es, hat ex anders andacht bargu, darnach cons 
eludiert er mit der Collecten, on Ite miſſa ef. Es mag auch 
ber communicant die confecrierten Hoftien in die Hand nemen, 
und ſelbs in den mund ſchieben, bergleychen auch den kelch, und 
darauf trinden. 

Woͤllen auch hinfuͤro nit geſtatten, das vnerlich perfonen 
ſich fuͤro an bey vns ſoͤllen enthalten, ſonder ſoͤllent zu der ee 
greyfen, woͤllen ſy das nit thun, fo ſy ſeßhafft ſeind, fol man ſy 
vertreyben, ſein ſy aber vnſeßhafft, ſol in ſonderhait der wirt 
der ſy duldet, hochlich geſtrafft werden, und vber das fällen bie, 
fo ſy aines vnerlichen weſen oder lebens befleyſſend, außder 
ſtat vertriben werden. 

So auch vnſer mitburger vnd inwoner mit den zinſen zu 
hoch beſchwert, alſo, das ſy fuͤnff oder ſechs guldin vom hundert 


W 
*2. 
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485 


bißher gegeben, ober mügen Die ablegen, ſeynd ſy Bes vermü- 
gens nit, woͤllen wir jnen die haubt fumma auß dem gemainen 
Eaften thun, alfo das ſy vier guldin vom hundert dem gemels 
nen Eaften järlich bi fn die haubt fumma ablegen, zinfen. 
Wir tragen aber zu der Gayſtlichait bey vns bife zuuerſicht, 
ſy werden fich hierinnen auch chriftenlicher Liebe befleyffen, und 
ſich in dem fonberlichen gutmwillig finden laſſen. 


Auch fol man fonderlich auffehen haben, fo armer leuͤt 
kinder als knaben, die zu ber ſchul vnd ſtudia geſchickt feind, 
vnd doch armut halben darbey nit kuͤnden bleyben, das man 
den verleg, damit man altzeit gelert leuͤt hab, die das hailig 
Euangelium vnd geſchrifft predigen, vnd das auch in weltlichen 
regimenten, an geſchickten leuͤt nit mangel ſey, die aber nitt 
geſchickt ſeind, ſol man jn zu handtwercken oder zu arbayt hal⸗ 
ten, dann in ſollichem ſonderlichen aufſehens von noͤten iſt. 


Finis. 


n. 


1524. 


Behemiſche ordnung Anno 1. 5. 2. 4. 


Die folg. utraquiftifhe K.O. ift in einer H.⸗S. des 
Regierungsarchives zu Caſſel enthalten, aus ber wir fie 
vollſtaͤndig mittheilen. 


* * * 


In den Namen Criſti der heiuigen vnd vngeteilten 
triueltigkeit got des Vaters des Sons und bes heilli⸗ 
gen geiſts des ainigen got der himel vnd erd beſchaffen 
hat Amen, 
Nach der Geburt Criſti im 15. 2. 4 Jar des freitags vor 
onnfer frawen Liechtmeß iſt mit erlr4oung des durchleuchtigen 
Furſten vnnd Herrn Ludwigen Hungerifcher vnnd Bohemifcher 
kunig Marggraff zu Merhern unnfer gnedigſten herrn verſamlet 
vnnd erfordert ein landtſchafft aller prieſterſchafft vnnd aller herrn. 
vnd aller Ritterſchafft aller der von Seiten des konigreichs zu 
Behem vnd der Marggraffſchafft zu Merhern, vnſer gnedigſten 
herrn, verſamlet, Auch der die ſich baiderlay geſtalt den leib 
vnnd das plut Criſti bisher gebracht, haben durch gehorſam 
vnnd ainigkait auch hiebey verſamlet manicherley zwitracht 
vnnd Irrung halben, ſo ſich nu lange zeit her zu dem heilligen 
Criſtenlichen glauben zutragen hat auch zwuſchen den Geiſtlichen 
vnnd gemeinem Man auferſtanden iſt vnd auf diſen landttag 
iſt aus beuelch vnd anſtat des durchleuchtigen konigs vnnſers 
gnedigen herrn diſſe ſache zuuorhoren da geweßen ber durch⸗ 
leuchtigen Furſten vnd herrn herr Carol hertzog zu Munſter⸗ 
berg vnd Schleſt Obriſter haubtman Eon. Mit. zu Behem Alſo 
haben fie ſich veraint von allen geiſtlichen vnd weltlichen ſten⸗ 
den vnd gutwillig diſer artigkell aller wie hernach geſchrieben ſindt, 
Anfengklich dieweil die Criſtenheit in ainigkeit des heilligen 
Criſtlichen glaubens nit khomen khan an das lauter vnd clar 
vnd rain wort Criſti vnſers ſeligmachers das ſelb zu predigen 
vnnd leren vnd das wirt nit ſein dann durch trew diener got⸗ 
tes darumb iſt not das man dieſelben darezu außwih vnd erwel 
woͤliche das wort Chriſti zu ſeinem rechten teſtament leren vnd 


J 


predigen als anfengklich iſt not vnnd notdurfftig auszuerwelen 
aus der forcht Gottes ainen gelerten Adminiſtraten vnd der⸗ 


ſelbig die gotlichen geſchrifft vnd der heilligen apoſtel offentlich 


predig vnnd leren. 

Item dem Adminiſtrat ſollen Raͤt zugeben werden, bie 
darczu verſtendig ſeien aus der prieſterſchafft zu der heilligen 
gotlichen geſchrifft geburt vnd derſelb adminiſtrat mit denſel⸗ 
ben ſeinen zugeben Raͤten die brieſterſchafft regire das ſy die 
menſchen daran weiſen vnnd fueren, die leer Chriſti vnd der 
heilligen apoſtell anczunemen vnnd zuhaben, 

Item der obgemelt Adminiſtrat ſol zu Im alle prieſter⸗ 
ſchafft auch bie fo ſich des ſacraments under paiderlay geſtalt 
dem Volckh zugeben gebraucht erfordern, da ſol er ſich erfra⸗ 
gen, wellicher vnder inen werdt erfunden der nit gehorſam thet 
vnd nit wol gelert wer, wolicher nit auf den rechten weg bracht 
werden mocht vnd nit wilten die ſollen ernſtlich geſtrafft wer⸗ 
den vnd des geiſtlichen ambts entſetzt werden vnd Ire leipya⸗ 
runge mit den henden gewinnen, die andern all erfordern vnd 
der Adminiſtrat mit ſeinenn Raͤten ſy darczu halten das ſy als 
die treuen dienner Chriſti ains erbern Weſſen vnd wandel 
ſeyn, domit ſie niemans ergernus geben vnd das Wort Criſti 
recht leren vnnd predigen Alſo das Ir predig mit Irem leib 
und wandel auch Ir leib vnd wandel mit Sr prebig ſich ver⸗ 
gleichen Desgleichen ain Jetlicher Dechant zu feiner zeit ein 
Gapittel erfordern und in dißes anczaigen vnd ernſtlich furhal⸗ 
ten wie obgefchrieben Ift das Sp fid) des halten. Welicher 
aber fich nit alfo heit unnd dem Dechant ungehorfam fein wolt 
fo fat in der Dechant dem Adminiſtrator vnd feinen Rethen 
anczaigen, 

Stem der Gapellan und Jungen priefter halben bie nit ges 
lert genug weren bie heilig gotlich gefchrifft zupredigen, bie fol» 
len bey den gelerten prieftern ſein vnnd bey Inen lernen vnd 
durch fie mol verfucht und bewart werben, und nit predigen, oder 





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39 


—* 4 
486 II. 152%. Behemtkh orbunug. 


von ben gälerten prieſtern on ain erlaubung des Adminiſtraten 
ond feiner Raͤt, 

Item ob der adminiſtrat vnd feine Raͤt einen prieſter auf 
ein pfar fetzet durch ſich ſelbs oder aus bith der pfarleut foll der 
prleſter on ein Wiffen bewilligung des adminiſtraten und feiner 
Raͤt von dannen Hit ziehen thet es aber ainer fo fol er dem 
abminiflrat und feiner Räten in Ir gewalt geben werden, on 
ale verhindernus der herrn ond edlen und allermenigklich wann 
e8 aber zu weit wär und armen leuten zufchwer, mit Iren prie- 
ftern zu dem adminiſtrator zucziehben fo follent fie In feinem 
Dechant anczaigen berfelb fol dem abminiftrat mit fein Räten 
fur ein ſtraff erfennen die fol als dann demfelben priefter durch 
feinen Dechant auferlegt werden, 

Item was auf die weich zucziehen betrifft, fo iſt von noten 
das keiner er fey dann vor durch den adminiftrat und feine Nät 
wol probiert und erkennt das er wol gelert und geſchickht gnug 
fen zieh, molicher aber aus Im ſelbs on ein vrlaub der obrigkeit 
zu der weich züg der fol von keinem ftandt weder von prieftern 
oder nyemandt andern zu keinem priefter angenommen werben. 

Vnd mo ungehorfam priefterfchafft wer wolliche dem admi⸗ 


Al vnnd feinen Räten nit gehorfam fein wolten, unnd auf 


r erforderung nit erfcheinen vnd etwan ain andern fur am 
fhug herrn hetten, das iſt vnns allen flenden not dauon zu 
hanndlen das wir das erweren und zu gehorfam ptingen. 


Das heillig gotliy wort zupredigen, 


Item das heillig wort gotte® foll lauter und clar pleiben 
gelernet und gepredigt werden nach dem lautern wort Chrifti on 
fonder vnnotdurfftig außlegung damit die menfchen am mainften 
geleret vnd gefiert werben zu bem Rechten glauben Grifti zu det 
hoffnung vnd der lieb und auf ainigen grundt vnd feligkeit cri⸗ 
ftenticher ordnung, keiner foll nit Lernen irrig predig. 

Item was betrifft die heiligen Doctoren vnd ander men» 
Then gefchrifft die kain grundt nit haben in der heilligen ger 
heifft die fol man Laffen, welche gefchrifft aber fich vergleicht 
mit der heiligen gotlichen gefchrifft und der heiligen apoftel 
follen angendmen fein, dartzu bie predig Meifter Johans 
Huſßen und Rodenzan und andere fouer ſy fich mit ber heilli⸗ 
gen gefchrifft und dem wort Gottes vergleichen. 

Item wolich die wern dem heiligen Euangello on men: 
fen Jufag wollen nachuolgen bdiefelben follen nit fur Eeber 
gehalten auch wolich die ſchwachen bie noch an menſchen gefegen 
hiengen und diefelben zuuerlaßen fich befchwerten biefelben fols 
len auch nicht veradht werden, aber im fried vnd ber lieb durch 
das heillig euangelio gelernt und ber menfchen gefiert werden 
vnd fich mit einander vergleichen In ainigkeit bis dee ſchwecher 
zu gruntlicher erfentnus khomen mag, 

Item dieweil der Recht Criſtlich glaub aus der heiligen 
sotlihen geſchrifft fich erfindet vnd gelernt wirt darumb ain 
jetlich Criſten menfch mag vnd fol die ler Chrifti und der apo⸗ 
ſtel gefchrifft Ießen und erkennen, het er ein Weib vnd kind 
und ander fen gefind fol er ſy auch dohin weiſen das fy das 
lefen und lernen, 

Item dieweil die criftenfichen herren und weltlichen Regen- 
ten ſchuldig feint der heilligen gefchrifft Hilfflich zufein da⸗ 
rumb fen wer er wol ber das wort Gottes tretolich lert und pres 
digt ob derfeiben jeben follen die Regenten trewlich halten vnd 





vleis haben, mie fie bie menſchen bey der heilligen gotlichen ges 
ſchrifft und der apoftel Ler behalten, 

Item kein prediger foll wider den andern nit predigen wo 
fp widermertig weren, Eeiner den andern fchenden, aber in lieb 
ainer dem andern fagen, wo fie fich aber ſelbs nidyt vergleichen 
mochten, fo follen ſy nit einander nachreden, aber an den admi⸗ 
niſtrat und feine Rät bringen und ſich da entſcheiden laſſen, bie 
durch die heilig gefchrifft rechtlid) erkennen, und zufrieden ſtellen. 

Bon ben Heilligen Sactamenten. 

Item mas betrifft die heillig tawff wolche ein Inwendig 
Beichen iſt, ainer newen geburt im Geift des Rechten glauben, 
vnſers Deren Iheſu Ehrifti, darumben fol dem kindt zu ainem 
guten gelauben gedient werden zuuoraus bey den Gefattern, 
das fp frumb erber leut feien und die Eind zu guten ermanen, 
vnd lernen, desgleichen bie Vätter weil bie find im ber heilli- 
gen criftenlihen kirchen zu dem glauben irer vätter vnd 
gefattern getaufft werden, follen die Vätter und gefattern 
die kind vnderweißen und lernen, damit ſy bey dem heilli⸗ 
gen criftenlichen gelauben, nach ordnung ber heiligen gotlichen 
gefchrifft gehalten werden. Wer aber nach der tauff ein groffe 
notdurfft vorhanden und begerten der vatter und gefatter, dag 
hochwirdig ſacrament den leib und das plut Chrifti dem kind 
zugeben, fo mag Im das geben werden doch das vor von der 
priefterfchafft durch die heillig gotlich gefchrifft erfent werde ob 
das kindt wirdig und darzu geſchickht fer. 

Item weill die heillig meß, weil ſy nit anderſt iſt dann der 
leib vnd blut Chriſti vnſers erloſers zu empfahen zu beueſti⸗ 
gung zu einer ſterkh vnſers heilligen glaubens vnd zu einer 
gedechtnus des heilligen leidens vnd ſterben vnſers ſeligmachers 
Criſti, das er vmb vnſernwillen gethan hat, ſoll ſy bey der ord⸗ 
nung vnſers Herrn Jeſu Chriſti gehalten werden, 

Item was die ander zugebung bey der heilligen meß be⸗ 
trifft die ſollen mit der ordnung gehalten werben, zuuoran mit 
fingen wie es vor alter geweßen iſt, das Introitus zuuoran am 
Sontag vnd die feiertag im Jar vnſer frauen tag vnd der 
zwolffpotentag vnd ander die aus der heilligen geſchrifft geno⸗ 
men werden, auch das englichſch geſang, kiereleyßon vnd gloria 
in excelſis deo vnd die epiſtel, das gradual, und das alleluia zu 
ſeiner zeit vnd das heillig euangelium vnd der gemein criſtlich 
glauben vnd prefatio vnd das ſanctus vnd benedictus, das 
commun, das agnus dei vnd ander geſang dabey die ſich mit 
der heilligen gotlichen geſchrifft vergleichen, auch der collecten 
die ſich mit dem wort Gottes vergleichen, vnd alles am meinſten 
wo es kan ſein in der zungen das mans wol mug verſteen, 
geleßen vnd geſungen werden, was dann iſt die ander ordnung, 
meßgewandt vnd zierung der kirchen vnd anders mag wol blei⸗ 
ben, doch das man das demutig on hoffart on groſſe coſtung 
vnd on beſchwerung der armen leut dauon mans erfordert 
gehalten werde, 

Item weil das grundtlich iſt erfarn das das heillig hoch⸗ 
wirdig Sacrament der leib vnd blut Chriſti vnſers ſeligmachers 
offt leichtfertig genomen vnd geben iſt worden, durch offt vnor⸗ 
denliche empfahung vngeſchickter vnuerſtendiger leut die datzu 
gelaſſen ſeind worden vnd durch dil aufſeczung vnd durch vil 
beſtelte meſſen darein ſy gelaubt haben, vnd gehalten worden, 
darumb iſt not das dieſelben, die das heillig Sacrament bege⸗ 
ren zuempfahen nicht leichtfertigklichen zugeen werden, das 





IIN. 1530. IR. - SUN des Kirchenbienftes, 487° 


ſp zuuor wol beralt werben, und bas ſy am erflen erkennen 
vnd wiſſen was da ift das nachtmal und teftament vnſers Deren 
Jeſu Chrifli und worzu e8 In nug und gut iſt, zu dem follen 
fy durch priefter gelernet und ermant merden das ſy das alles 
wol wiffen vnd bas hochwirdig Sacrament in einem veften flars 
Een gelauben empfahen. Die beftelten meß all follen aufgeha= 
ben vnd verpotten fein, dann ſy feint wiber Bots gefeg. Was 
beteifft die aufbebung bes leibs unfers Deren Jeſu Chriſti und 
der hepithumb, wa die priefter die leut dartzu bringen kuͤnden das 
man nit auffes wollen ſy das nit gefcholten und veradht wer⸗ 
den, wo es aber die leut noch haben wolten, das ſy von denfels 
ben gedjling nit getrungen bis es mit dem heiligen euangelio 
Chrifti gemacht vnd in ber lieb daruon gewiefen werben, 


Item der zerteillung des hochwirdigen ſacraments bes leibs 
und des bluts vnſers Deren Jeſu Chriſti durch vnnutz gedechts 
nus der menſchen verirt, iſt not aufſatzung vnd verkundung des 
Herrn Jeſu Chriſti zuhalten vnd zu nieſſen, nicht dartzu geben 
noch dauon nemen, weil das prot der leib iſt, vnd der wein das 
blut, er ſelbſt vns geoffenbart hat, das ein wirdiger prieſter 
mit ſambt dem Volck zuempfahen vnd beiderley geſtallt zu einer 
gedechtnus ſeins heilligen leiden, vnd ſterben, allen ſeinen die⸗ 
nern geordent, alſo ſol mans bleiben laſſen vnd alſo glauben, 
vnd nieſſen nach dem gantzen anfang des Herrn Jeſu Chriſti, 


Item die Caͤrmonien vnd all weihung weil die vil irrung 
vnd aberglauben, geitigkeit befucht *) und vnfried vber das allt 


*) Das Hier deutlich ſtehende Wort beſucht muß usura, Wucher, be, 
deuten; cl. Schneller 8. W. 3, 19. 


ee" 
F ir Fr 


« 


wort Gottes in verachtung verurfacht wirt, fo follen bie burch 
das beillig wort Gottes mit einem guten verftand friblich in ber 
lieb gemindert werben, 

Item andere heylthumb fur die vorgemelten wie fie georbent 
und empfangen follen werden, foll dem adminiſtrator und feinen 
Reten zufteen das fy bey dem heilligen mort Gottes gehalten 
werben bey aller priefterfchafft und gemeinem chriftlichen Volckh. 


Der felertag halben. 


Item der fontag fol wieuor gehalten werben, an dem Son⸗ 
tag das heillig wort Gottes dem criftlihen Volckh nutzlich aus⸗ 
gelegt geprebigt und geleret werben, und alle bofe ding Spi⸗ 
len tangen, und alle bucberey und mweltlic) ding, an dem Says 
tag in dem Herrn Jeſu Chrifti aufgehebt fein, desgleichen 
heilligen tag, im Jar als vnſers Heren Jeſu Chrifti geb, 
das new Jar, ber heilligen drey Eonig tag, vnſer frawen licht 
meß vnd die verkundung, bie veitent Jeſu Chriftt, fein auffart, 
der pfingflag, ber tag der heilligen triuoltigkeit, vnſers 
herrn fronleihnams tag, marie ſchiedung, aller engel tag, aller 
heilligen tag, dauon die heillig gotlich gefchrifft meldung thut, 
Sanct Johans Baptifte, Marie Magdalene, Sant Lorenz, 
Meifter Johans Huffen und ander patron im landt zu behaim 
gehalten werben, ander feiertag mogen an dem Sontag vers 
kundet werben, das darumb bie arbeitfamen leut in rer na⸗ 


rung nit verhindert werben durch die feier, auch das vil ſuͤnm 


vermiten pleiben, 

Got geb der almedhtig das bife artigkell zu einem .guten 
anfang feind, mit feiner zeit zu einem beffern mittel und zus 
letft zu einen guten feligen end durch fein gnad reich Amen. 


IN. 


15330. 
MNiga'ſche Ordnung des Kirchendienſtes. 


3.1530 erließ der Rath der Stadt Riga eine 
Gottesdienſt⸗Ordnung, welche der zur Einführung der Re⸗ 
formation aus Königöberg berufene Joh. Brismann 
verfaßt hatte, vergl. (Rhesa) De primis sacrorum refor- 
matoribus in Prussia, Progr. I., iom. 1823. p. 14. 
Ihre Grundlage ift die oben Nr. XII. mitgetheilte K.O. bes 
Herzogth. Preußen. Die zweite, uns vorliegende Ausgabe 
führt den Zitel: Kurg orbnung bes Kirhenbiens 
tes fambt zweyen Vorreden, de erfte an ben 
Lefer, bie ander von GSeremonien, An den Erb. 
Radt ber Löbl. Stabt Ayga jn Leifflanbt. 
Met den Pfalmen und Götlihen Lobgefengen, 
bie in Chriſtlicher verfamlung au Ryga ge: 
fungen werden, auffs newe corrigert, vnnd 
mit vieiß gemert. 1537. 113 81. 12, Am Gchluffe: 
Im der Lauelyken Stadt Roftod, by Ludowich Dyes ges 
druͤcket vnd vulendet jm jar na ber gebort Shrifti ones 
Seren 1537, am 27. dage Aprilis. — Außer dem Lieber: 
buche Bl. XVI - CIV. enthält fie noch den Katechismus 
von Jo. Dol& (Inholt Ehriſtliker lere, in 
dre Eorte Dialogos voruatet) und einen vers 
deutfehten Dialog von Erasmus. 


% * * 


Von der Meſſ. 


Wiewol es nicht alleyn gut vnnd nutz, ſondern auch von 
noͤten iſt, das jn den heupſtuͤcken der Meſſ (als da ſind die 
Collecten odder gebet, Epiſtel vnnd Euangelia, ſonderlich die 
handlung vnd darreychung des h. Sacraments, des leybs vnd 
Bluts Chriſti) zuuoraus vnſere gemeyne deudtſche zunge fur⸗ 
nemlich ghebraucht werde, damit ſich ydermenniglich des ampts 
der Meſſen, gebeſſern möge, welche ſtucke alle zuuor, das Bep⸗ 
ſtiſche geſchwyrm, alleyn jn Lateyniſcher ſprach, wie zu Rom 
ganghafftig geweſen, die dann dem gemeinen man jn vnſern 
Deubtſchen landen vnuernemlich, nicht ohne mercklichen ſchaden 
der ſelen, hat gefencklichen gehalten. 

Doch die weyl aus altem vnſtrefflichem herkommen im 
anfang dee Meſſ eyn Introitus, odder eyngang gheſungen iſt 
worden, aus den Pfalmen, mochte man die Sonteglichen In⸗ 
troit vmb vbung willen der jugent (ſo ſie nu jn der ſchulen wird 
zugenommen haben) Lateyniſch fingen, Odder an ſtadt des 
Introitus eynen Pfalmen beubtfch ober lateyniſch, als nemlich 
diefen, Es wolt uns Got gnedich feyn zc. odder eynen andern, 


488 Ixi. 
Denn yhe die ſprachen nicht ſollen ſo gantz aus der Kirchen 
vbung gethan werden, gleych wie auch St. Paul nicht weret 
in der Chriſtlichen gemeyn mith zungen, odder froͤmbder ſprachen 
zu reden 1 Cor. 14. Denn’es yhe Gottes gaben find, welche 
nicht alfo hoͤchlich veracht follen werden, wie fie'von vielen un: 
bächtaen, freuelen vnd mutwilligen, ſonderlich jn diefen Lan⸗ 

den, verfpot, und auffs höchft verſchympfft werden. 

Auff den Introit, fingt man das Kyrieelenfon, mith wenig 

noten (aufgenommen auff de hohen Felt, da man Notam Pa: 
ſchalem nemen mag) Vnnd were nicht unformlich, das es jnn 
dreyen zunghen, Kriechifch, Lateyniſch vnd Deudtfch, wie man 
auch an etlichen oͤrten pflegt, gefungen wurde, die weyl e8 doch 
dreymal gefungen wird. 
Mac dem Kyrieelenfon mögen Gloria in. ercelfis und Et 
in terra Lateyniſch odder Deudtſch, nach beqwemigkeyt gefungen 
tverden , Alſo das der diener odder Priefter, das. Gloria, ober 
dem Aitar, auch gegen dem Altar gekeret, anfahe. 

Darauff keret ſich der diener odder Prieſter zum volck, vnd 
wuͤndtſcht yhm bes Herren gegenwertigkeyt. Nach dem antwort 
folget die collecten odder das gemeyne gebet klar Deudtſch, mit 
gewoͤnlichem accent, vnd nach ordnung der zeyt. 

Dar nach ſol die Epiſtel geleſen werden wollautte, verſtent⸗ 
lich und Deudtſch, vnnd fol pronunciert werben’ one noten odder 
accent, auff das die wort deſtebas vornommen werden von den 


vmbſtendern, In Paulo anzufahen, durch alle Epiſteln, vnd 


Acta Apoſt., Eyn halb Capittel, mehr odder weniger auff eyn 
mal, dar nach es der ſyn erfordert. Man leſe ſie aber an ge⸗ 
woͤnlicher ſtelle, wie bißher geſchehen, auff dem pulpyth, mitten 
vnther dem volck. 

Folget Haleluia, mith der melodey, gereymet auff den deudt⸗ 
ſchen Pſalmen, ſo man dar auff ſingen wil, als, froͤlich wir Ha⸗ 
leluia ſingen ꝛc. 

In ſonderlichen Feſten aber nympt man ſonderliche geſenge 
deudtſch, als auff Weynachten, Danck ſag wir nu all dem Herrn 
Got, der durch ſeyne heylige gheburt 2c. auff die noten, Grates 
nunc omnes ꝛc. Auff Oſtern mag man nach dem Haleluia ſin⸗ 
gen, Chriſt lag in todes banden ꝛc. Auff Pfingſten Kom Got 
ſchepper heyliger geyſt ıc. 

Darauff ſol das Euangelion geleſen werden, auff die weyſe, 
wie oben von der Epiſtel geſagt, Alle vier Euangeliſten durch, 
Außgenommen die feſt, jnn welchen man lieſt die Hiſtorien 
odder geſchicht des gedechtniſſes, ſo man auff das ſelbige Feſt be⸗ 
gehet, vnd nympt den Text der hiſtorien des ſelbigen Euange⸗ 
liſten, wie man bißher gehalten hatt. 

Nach dem Euangelio ſingt die gantze Kirche den glauben 
zu Deudtſch, Wir glauben all an eynen Gott zc. 

Darnach gehet die Predigt an. Auff die predigt folget die 
Prefation, welche der Prieſter Deudtſch ſinget, bis auff das per 
Chriſtum, incluſiue. 

Da gyb man bald eyn zeychen mit eym gloͤckleyn. Dar 
nach ſo bald ſol der Prieſter zum erſten das brodt auff der Pa⸗ 
teen jn de handt nemen, vnd ſich ob dem Altar vmbkeren zum 
volck, vnd die wort der benedeyung odder Conſecration wol laut, 
deudtſch vnd vernemlich ſprechen. Der ſelbig vnſer Herr Je⸗ 
ſus Chriſtus des tages zuuor ehe dan er leydt, nam er das brot ꝛc. 

Alſo thu er auch mith dem weyn jm kelch, das alſo beyde 
das benedicirn vnd oſtendirn zu geleych geſchehe. 


Sanctus, bleybet auſſen. 


1530. Nigarfche Orduung bes Kirchendienſtes. 


Bald dar nady fingt der Chor Sanctus, deudſch obder las 
teyniſch, nach gelegenheit, mit wenig noten. 

Darnach keret ſich der Prieſter zum volck vnd ſpricht. Laſt 
vns hertzlich beten, Denn vnſer Herr Chriſtus hat vns zu bit⸗ 
ten befollen, vnd erhoͤrung zugeſagt. 

Folget das Vader vnſer, welches der Prieſter gegen dem 
Altar deudtſch, vnd wol verſtentlichen, mit der alten gewoͤnli⸗ 
chen noten ſingen ſol. Antwort der Chor deudiſch. Sondern 
loͤß vns vom vbel. Amen. 

Dar auff ſingt auch der Chor das Agnus dei, mith wenig 
noten zwier, deudtſch odder lateyniſch, Zum erſten, Bis unns 
gnedig. Zum andern, Gib uns deynen fride ıc. 

Bald dar nach, one mittel, mendt fidy der Priefter zum vold, 
und gibt yhn die Euangelifche abfolusion und fingt deudtſch, 
Par domini ıc. Antwort der Chor, Vnd mit deynem geyſt ıc. 

One mittel barauff, fol der Priefter dem vold! das Sacra⸗ 
ment reychen, fo e8 jemant begert, fagende zu nglichem jn der 
darreychung fonderlich, Nym hin vnnd yß, das iſt der leyp, ber 
fur dich gegeben iſt. Dar nad) auch den Eelch, fprechend, Nym 
hyn vnnd trynck, das iſt das blut, das vor dich vergoffen iſt. 

Vntter folhem Gommunicieren fol das vold! mit dem Chor 
fingen das deudtſch lied, Jeſus Chriftus onfer heylandt, Vnd 
nad) der Communication, Gott fo gelobet vnd gebenednet ıc. 
Ddder nur eyns von ben felbigen, dar nach der Communican- 
ten viel odder wenig ſeyn. Darnach fol der Priefter, mith einer 
deudtfchen Collecten, vnnd gewönlichen fegen odder benediction 
befchlieffen, fingend, gegen dem vol gekeret. Der Derr er 
leuchte ſeyn angeficht ac. Amen. 


ou ber Communion. 


Am Sontage und feyrtage, heit man vmb ber Communi— 
canten will, die Meſſe gantz durch, wie oben verzeychnet. Wo 
aber nicht Communicanten vorhanden findt, mag man alles 
fingen, gleich wie ed zuuor von ber Meſſ vergenchnet iſt, bis 
auffs dudtſche Patrem inclufiue. Die Prefation aber fampt 
den morten ber benebiction des brots und wenns, mit dem 
Vnnd nach der predigt bald fpricht 
ber diener ober dem Altar, gegen dem vold geferet, Laſt ons 
herglich betten 2c. und fingt darauff Das Watter vnſer, in nota 
folemni. Darauff Par domini deudtſch. Vnd flur drauff mit 
dem fegen zu befchliefien. 

Es iſt auch verordnet, das am Sontag vnnd feortag die 
Diacon des morgens vor der Metten, vnd fonft zu gelegener 
zeyt, am Tonderlichen ort jnn ber Kirchen, der datzu deputiret 
ift, warnemen follen, mith fleys, der yenigen fo zum obentmal 
des Herrn gehen wollen, Die felbigen auff yhr beger zu vntter⸗ 
richten, und yhre gewiſſen mit Gottis wort zu tröften, Auch 
das die andern daneben, fo glench folcher untterrichtung villepcht 
nicht bebürffen, und doch bed obentmals des Heren zu genieffen 
begyrig, fich daſelbs angengen, das man alfo auch hiemit ver- 
geroiffet werd wer bie find, vnnd wie viel yhr ift, Die auff 
den felbighen tagh des Teſtaments Chriſti begeren. 

Anm wercktage aber, fo Communicanten verhanden find, 
fingt man vor der predigt, wie gewonlich. Aber bald nach der 
predigt, hebt man ahn das gefeßte lied des Vater vnſers, Das es 
bie gantze verfamlung finge (ba mit bie Enaben jn ber ſchule 
ahn yhrer lere nicht verhindert werben) Dar auff fpricht ber 





IV. 1538. Lippifche Sirchenorbunng, ® 489 


Prieſter bie worth ber benedeyung vber das brot und. ober ben 
wenn, eben wie oben angetzeygt, Und bald darnach fingt man 
das lied, Bott fen gelobet 2. Darunter communiciert man 
die fo verhanden find. Sonſt fo nicht Communicanten ver: 
handen, fingt man nad) ber predigt obder lection eynen deudt⸗ 
hen Pſalmen, odder fonft ein deudtſch Chriſtlich Lied ıc. 


Bon gefeffen, vnd andere zubehörung. 


Im Thumb alhie zu Riga und auch zu S. Peter, bedarff 
man an yglichem orte Drey Leiche, eynen fur gemeyne fiechen 
und krancken, den andern von wegen etlicher vnreynen krancken, 
fo anhangende fchebliche feuche haben, Den dritten kelch am 
Sontag vnd fonft die woche buch, vor bie Communicanten jn 
ber Kirchen und zum Altar. Zu ©. Jacob muß man «6 ber 
gleychen auch verforgen, Vnd were gudt bas eynem yedern Dias 
con odder diener eyn kelch vberreicht würde, vor de fiechen, das 
alfo keyn verfeumnuß an den franden, des nachtes odder fonft 
pn der eyl gefchehe. . 

Der kleydung halben bes Dieners unter ber deudtſchen Meſſ, 
wollen wir vnns diſſ frey furbehalten haben, Ein Chorrödel 
des Sontages, vnnd fonft, fo Communicanten verhanden. Auff 


fonberliche Feſt aber, als ba findt, Oſternn, Pingften ze. eyne 
Chortappen, ober Cafel zu brauchen, odder nach zulaffen, wie 
e6 beqwem ift, Nemlich das man bes Sontags ſchlecht eyn Chor⸗ 
roͤckel hab. Auff die Feſt aber, mag er eynn Chorkappe oder 
Gafel (die weil yhr noch gnug verhanden iſt, vnnd doch fonft, 
wiewol fie vil ghelt ghekoſt haben, da verterben) fchlecht ober 
das Roͤckel ziehen, auff das durch folche ſtette verwandlung vnnd 
enberung die frephept folcher eufferlichen ding deſtebas vermerdt 
werdt... 
Von Feſten. 

Alfe feſta Chriſti unfes Hern vnd erlöfers, wol wir halten, 
auff das man das gebechtnuß der heylfamen und groffen gnadens 
reichen werd, die und zu teoft gefhehen find, mit predigten und 
ermanung des volcks, jerlich begehe, ald nemlichen, Weinachten, 
Circumciſionis, Epiphanie, Purificationie, Annunctiationis, 
Oſtern, Pfingften mit den andern folgenden tagen, auch Afcens 
tionis Chrifti, und Vifitationis, die wen! das die erſte offenbas 
rung Chrifti ift gheweſen, da er noch jnn mutter lieb war. Don⸗ 
nerftag vnd Freytag vor Oſtern predigt man vom obentmal bes 
Herrnn, vnnd Newen Zeftament und ben Paffion, doch inn ſtun⸗ 
den geteplet. 


IV. 


1338. 


Gheftalthe Artickel Meformation der Firchen An der Gravefchup Lyppe ze. dorch de Vor: 
ordenten der Landtichup apergegeven Anno 1538. 
Nu myt flythe revifert und beiwaghen tho Wyttenberg dorch Juſtum Jonas: Martinum Luther: Johanen Bugen⸗ 
hagen: und Philippum Melanchton: als ohre eghen handt under gheſchreven vormeldet Im Jare 1539. 
Timothei 3. | 
Ale ſchryfft van Bade ingegeven i8 nutthe thor lere, thor firaffe, thor betteringe, thor tüchtinge in der gerechticheit, 
dat eyn mynſche Gades fy vullenkommen, und tho allen guden werden gefchidet. 


Die Abfchrift der folgenden, bis jegt ungebrudten K.⸗O., über 
welche Hamelmann Opp. gen. p. 811 zu vergleichen iſt, vers 
banten wir ber Güte bes Fuͤrſtl. Lipp. Archivars, Heren Fal ck⸗ 
mann. Ihr liegt das Original zum Grunde, bis zu bem Ab» 
fehnitte: „Wan Monniten‘, von welchem’ an eine gleichzeitige 
Sopie benugt worden ift. Er Änzungen im Original find mit * *, 
ausgeftrichene Stellen mit [ N Begeichnet, Die Erinnerungen ber 
Wittenberger Theologen find zum heil in ben Roten wiederge⸗ 
geben. Den Anfang bildet folgender Brief der Testen: 


u Juſtus Jonas ⁊c.: Martinus Luther :‘Iohannes Bu: 
genhagius Pomeranus : Philippus- Melanchton 
Dem Edlen Crnveften und geftrengen Symon van 
Wendten Drofte zu Barnholg in der Sravefchafft Lyppen 
zu handen. 
: Gottes gnab dorch unfern hern Sefum Chriftum zu 
vorn Edler Ernveſter und geftrenger beer, Ewer kirchen 
DOrbenung Haben wyr myt vleys gelefen und bewäghenn, 
Wie Ihr fehen werdet, das wir ebtlich wenig woert daryn 
ß eenbert, Und holden foldye Ordenung wie fe dar: geftalt 
vor vecht und Chriſtlich, vormanen auch. euch und alle 
der landtſchafft Regenten truwelich das Ihr, wie Godt alker 
Oberkeit gebottenn, fein heiliges Evangelium und rechte 
Sottes bienft aus zu breiten, zu furbernn und zu erholden 
Solche Shriftliche Drbenung zu Gottes eher ˖ und zu {ob 
II, 


unferm bern Chriſto, und zu ber leuth feligkeit, myt Ernft 
uffenchten und fe handthaben welt, Den biefer ift der 
rechte und hoift Sottes bienft, den. be Dberkeit thun fol 
.  umb khann, wie in Ewer Orbenung vleiffig und Ghriſtlich 
ift angezeigt. Szo ſynd alle menfchen diefen gehoirfam 
Godt fhuldig, dad wir unfernn bern Chriſtum horen, wie 
uns gebotten Hic eft filius mens dilectus, Hunc aubite, 
Undt Godt fpricht, wer bennfelbigen beren nicht horen 
. werbe, ben wolde er außrotten. und ewyglich ſtraffen, Wie 
ane zweiffel Godt an den wydderſachern des Evangelii 
ſolch außrotten myt der zeit ſchrecklich anfahen wirbt, Denn 
‘die Tyrannen Üben fobiel Gottestefterung, und befprengen 
fih mot der Heiligen bluth, das be ftraff nicht lang auß⸗ 
bieiben wirbt. Darumb wolt ouch auch menfchliche bedrau⸗ 
‚wung nicht abwenden laffen, Godt bewahr und fterde euch 
ze feinem lob und ewer ſeligkeit. Datum Wytenberg 
Rovembris 1839. 57 
Ze 


Geſtalte Artickell Reformation der kerchen inn 
der Graveſchup Lyppe ꝛc. durch de Voroirdenten 
der Landtſchafft overgegheven Anno 1538. 
Kccs. ca. 12, Sic vivendum ut mundum contemnamus ac ma- 
litiam ejus vincamus, “ 


62 


* 


40 a 


Deme Ehriſftlichem Ieher. 


Gnade ... frebe ... und barmberticheit van Godde unferm 
dader unde Chro. Ihu. unferm heylande, günftige leſer, Nha 
deme de einige Almechtige godt inn däffen leſten dagen durch 
fone vaderliche Ieve und trume nach foren godtlichen thofagen 
Matt. 24: bat reine billigen Euangelion fafte durch alle werlt 
tho pryſe ſyner godtlichen Mateftet, erhauunge ſynes Heylan⸗ 
des Chriſti, troiſtunge und heill der armen bedroeveden conſcien⸗ 
tien lehren predigen unde vorkuͤndigen letth, ßo betuget uns 
doch be erfharunge ſunderlichen by den wederſakeren gobtlicher 
wairheit, dat noch vele ſchrecklicher mißbruke grucliche goddes⸗ 
Iefterunge und unvorſchamede loegen dardurch de reyne hillige 
lehre des Euangely vordhundelt myt groten fchaben und merck⸗ 
lichen nachdeile der armen ſympelen herten geoevet werdt De⸗ 
wilen dan itziger tydt gemeyne Landtſchup Ritterſchup und 
Stede ber lovelichen Graveſchup Lippe ꝛc. durch de gnade des 
Almechtigen erluechtet, de reyne lehre bes Euangely wedderumb 
anthorichtende und de verfallen huetten Davids ſo eyne figure 
Chriſti und ſynes rykes geweſen, durch goddes huelpe tho ſtiff⸗ 
ten geneigt, erfordert goddes ehre heill und troiſt der ellende 
armen herten, dat ſodane gruweliche loegen laſter und mifbrutd 
der godilichen lehre Jeder meniglichen klairlich motten entdecket 
werden, und durch ſodane anwyſinge vor ſodanen gruwelichen 
gotloſen weſende ſich tho hoedende und wachtende wuͤſte, De⸗ 
wilen wy alsdan durch de ordentliche overicheit und hoge poten⸗ 
taten tho ſtifftunge des hilligen Euangely und der heilſamen 
lehre geeiſchet und godtlichen berhopen, hebben wy dat puntt 
godtliches woirdes Fo uns van godde uth tho deilende befhollen 
in der ehrden nicht mogen begraven und vorbergen ſondern dat 
ſulffe nha dem ſproicke Jo: 8: woll de wairheit doith de 
kumptt ant lycht 2c. der gemeynen goddes truwelichen und fliti⸗ 
gen thor betteringe uth tho deilende vorgenhommen, hebben 
alſo koirtlichen und eynfaltigen de hovet artickelle Chriſtlicher 
Lehre, ßo thor ſalicheit noidig myt ohren falſchen miſbruken, 
Yofen waen und mynſchlicher opinion der gemeyne goddes thor 


kennen und richtende vorgeſtalt, dair neven den richtigen chriſt⸗ 


lichen gebruick nha der ſchrifft uthwyſunge der laven hilligen 
veder getuichniffe ouck der oldeſten chriſtlichen kerchen Deereten 
und Canonen uthwyſunge angetzeigt up bat ein Jeder chriſtlich 
herte und gemoithe dair inne moge ſpoeren und ſehen wat 
godtlich chriſtlich und ehrlich, dair jegen wat ungodtlich und 


unchriſtlich tho achtende und tho holdende fp, deinſtlich und 


fruͤntlich biddende, ſodane unſe arbeit ſich gefallen laten und 
den vader aller gnade und troiſts hertlichen nha ſyner godtlichen 
thoſage, bidden ſyne Majeſtet ven Satan myt aller ſyner Sa⸗ 
thaniſcher lyſt und boiſheit balde moge under unſe foete getre⸗ 
den werden, tho pryſe ſynes nhames und herlicheit Iheſu 
Chriſti durch de krafft und werckunge des hilligen gheiſtes. Amen. 
Datum Dethmolbe Am dage Michaelis Anno XVC 88. 
Joannes Ambflerdamus 

Eccl. Bremensis concionator, 

M. Hadrianus Buxschotenius 
pastor Hoiensis. 


Bor inne be Neformasion der Ferchen asrnbemlichen gelegenn, 
De rechte ware Reformation der kerchen 16 vornhemlich 
gelegenn daranne, bat durch getrume Chriftliche Deynere Sots 


ET. 1388, Bippifche Kicchenorduung. 


tes deyde ſynes wolrbes und fivehrbes affgeftalt werben alle 
apenbare uthwendige falfche lehre und falfche goddesdenfte ehr⸗ 
dhom und mifbruld unde dair jegen rechtſchapene lehre und 
wahre godesbeinft upgericht werbenn. 

Aıfo hebben gedhain de prophetenn godtfroichtige fonnnnge 
Judaͤ, [Bachias, Joſias, David zc.,] Chriftus und ſyne Apofter 
len und de vorfhallen huetten Davids als Amos feht vefors 
mert, Samuell hefft dat lange vorfwegene und vordunderde 
woirdt Goddes ann dach gebracht, ouck alfo Hieremias, louck 
David, Ezechias, Joſaphat myt hogen flyte ohre lande van 
affgoderye und falſchem godbesdeinfte affthoſchaffende unde recht⸗ 
ſchapene lehre und goddesdeinſte up tho richtende, ohres rechten 
Ampts plegende, alſo ouck Joſias myt gantem betruwen an 
Godtt dede, wo ouck Iheſus Syrach betuget, am 29. Gapittell.] 

Detoylenn dann mo vorgl. der voroicdenten overicheitt uthe 
vorgl. anwyſunge däffe twe ſtuͤcke thobehoeren unde uns deme⸗ 
ren godtliches woirdes unde der gemeynen Chriſti durch ordent⸗ 
liche overicheit duͤſſer Graveſchuph Lippe ꝛc. dait tho tho gebru⸗ 
chende gefordert, derhalvenn wy ouck vorplichtigtt unde willig 
als getruwe husgenoten goddes myt goddes woirde und Apoſtol⸗ 
ſcher lehre alle aphenbare godtloſe miſbruicklich weſhent in ber 
iehre ceremonien und levende, fo noch moͤchte villichte vor han⸗ 
den unde gebruicklich ſyen affthoſchaffende. Dair jegen ordent⸗ 
lich wedder thovorfhaten und ſtifften myt hilliger ſchrifft und 
predigenn rechte ware lehre und gebruick, derhalven wy duͤſſer 
nachfolgenden artickellnn myſbruick und rechte gebruicke thor 
anwyſunge ſchrifftlich vorfhatet hebben. 


Des Geſettes myſbrnick. 


Dath man an uthwendiger holdunge der wercke des Geſet⸗ 
tes unde gebhoder godts gelehret hefft vorgevunge der ſunde und 
vorſoenunge dardurch tho erlangende dat ewige levent tho vor⸗ 
deinende, Jegen der Apoſtelln eirſten raithſclach Acto. 15. ouck 
jegen Paulum tho den Romers und Galater, ouck jegen de lehre 
der billigen kerchen * der Apoſtolen tyden als * Doctoris Aue 
guftini unde Ambrofy zc. Jeronymi. * tem ys oud eyn 
myßbruek der Antinomer de allen gebrued des Gottlichen des 


cali mand den Chriften verwerpen *. 
Des gefettes rechte Amptt 
| v 


unbe gebruic id in dreen flüdenn 
orpatet *. 

* So yo im erſten deel twyerley angemerket *, bat geſette 
apenbairt de * vorderftliche* früchte der erfffünde als bat in ums 
fer vordorven natur liggen, unglove, byglove, affgodderie, vor 
mettenheit, blyntheit in godtlichen ſachen miſtruwen in Godt, 
dat wy ohne nicht leven, froichten und derglichen ſuͤnde, kann 
de vernunfft nicht erkennen dann alleyne durch dat geſette “und 
wen bath gefette alfo uns de fünde geoppenbarth und unfe 
confcientien erſchrocken mothe na antoifinge de6 gefette&* duch 
alfodane erfenteniffe tho Godde In Ehrifto ſynen Sone alleine 
flehen und hulpe ſoeken: van duſſem gebruche ſteith Ro. 3, 
4,5,7.1C0.15. 2 Co. 3. Ga. 3. und by ben Auguftin: 
webber de Pelagianer. 

De andere rechte gebruick is, dat idt lehret be groven uth⸗ 
wendigenn fünde darmede tho fiuerende unde de tho bedwingen 
(1 Xymo. 1.) Deme rechtferdigen is neyn gefette gegbeven, 
funder den unrechtferdigen und ungehorfamen den gobtlofen 
und ſunders. 





EV. 1588. Lippifche Kirchennrbunng. 


De dridde, wat vechtt marhafftig gubtt und qwait fp, mat 


4 


be darmede moge ſyne funde boeten, alle gebhade goddes houl⸗ 


gebhan und gelatenn foll werden, wat gube und qwaide werde | ben godt Ionen banen alle und ſynen neigften als ſich fuͤlveſt, 


ſynn Matt. 19. Luce 10. Matt. 25 


Des Evangelii miſbruick is 


Datth eth is uppe de wercke getogen, als de Joeden den 
Moſenn und propheten deden, und wider myt mynſchen lehrenn 
alſo vormengtt dat dardurch de erkentniſſe der gnaden goddes 
in Chriſto Iheſu vordueſtert, de rechte wech der gerechticheit 
und ſalicheit, de uthe der reynen predigen des Evangely kumpt, 
vorborgen gebleven, ahne welchen nhemantz Chriſtum erkennen 
kan offt rechtfertich werden Joh. 1. - Daruth ouck entſtanden 
ſynt alle falſche goddesdeinſte huchelie, falſch hillich levent, ehr⸗ 
dhom miſtroiſt in allen ſtenden. *Item das men hefft dar uth 
eyn utwendich gefeth gemakt, damyt ſolde eyn nye borde dem 
Chriſten upgelacht werben. * 


Des Evangelii rechte airtt unbe gebruick. 


Dath Evangelium is eyne fhroliche Bodeſchuph und anger 
nheme gude tydinge van der verfoenunge gobts vorgefunge 
unſer funde ahne unfer vorbeinft, averwynnunge unfer geiftlis 
her viande durch Chriſtum, mente gelyck als den Soeben eyne 
fhroliche wdunge was, dat David den Goliad geworget, unde 
de Engell van dem folcke des koninges Senacherib boith ſeloich 
hundert unde viff unde achtentyg duſent manner und alſo ver⸗ 
loeſet wordenn vann der vyande handen, alſo werden wy ock 
durch dat predigen hoeren des Evangely gelehrtt dat wy uns 
in ſunden und allem Jamer aller gnade tho godde vertruwen 
ſollen und gereddet werden. Luce 12. So. 8. 2 Zymo. L 
Hebre. 2. Unde de Chriftus is uns vam vader gfabtt eyn evich 
gnabenftoil Ro. 8. Heb. 4. unde eyn evich midtler vorfpraide 
und vorloefunge, bat wy ſyner uns alleine follen berhoemen 
1 Co. 1. ung i8 ouck vam vaber neynn ander nhame gegheven 
dar Inne wy mogen offt konnen ſalich werben dan de nhame 
ChHrifti, dar is neyn ander heill. Acto. 4. 

Item dat Evangelium fordert oud dat idt will gelefen ftus 
dert geprebigtt gehoirt und gelonet werben, halt wall an, fecht 
Paulus, Jo. 8. und vorkundigt den doith des herenn, prebiget 
dat Evangelium allen Creaturen. Io. 10. Wer uthe godbe 
16 be hoeret goddes woirdt, dat 16 de nympt dat tho hertenn, 
be Schape hoeren des heirdes flemmen. Abtaam fach des 
herenn dach und erfrouvede ſich, dat i8 dho he de thofage van 
Chrifto hoerde, ahne den geloven aver is alle dink unnutte *thor 
falicheie * Heb. 4. * Darumb werth geforbeet der gelove. 
Mar. 1 et ultims;* Darumb 16 oud dat Evangelium eyne 
krafft goddes unde Inſtrument barmede gelovich, verftenbig 
*und felih* tho makende alle uther welden Ro. 1. 1 Eo. 
1 und 15 und 1. Pe. 1. dann durch dat Evangelium werdt 
de mynſche falich Idt is eyne macht und flardle gobdes thor 
ſalicheit denn gelovigen. * Dorch dar Evangelium welches 
myt den geloven entfangen wert, werben wy Dich anderwerſt 
geboren und werden vornyet, entfangen den heyligen geiſth und 
averwynden, doen gute werde. * 


Des friggenn a wmufbruis, u 


Mann hefft gelehret, dat eyne mynſche moge uthe fonen 
friggen willean fodane gude wercke dhoin unbe bofe latenn, bat 


und dat tho gude werden nicht noidig ſy de billige geift und 
fone gnade, funder men konne ſich derſuͤlven tho vorne 
werbig makenn, dath dan falſch und affgodifch erlogen bhoint 
is, * dat thom guden werde de rechtverdinge des gelovens oich 
nicht nodich fp, bedorve ber auch nicht vorher gaen.* 


echte verftaudt und gebruick bes friggen willenn. 


Nha der fchrifft anwyſunge is de nhathurliche mynſche vor 
ber weddergebhoirtt durch den billigen geift, fleiſch, dat is in 
godtlichen fachen blynt, vorfloickt unreyne, ſundhafftig, moith 
fundigen, alle Erafft, vormogenn des nhaturlichen mynſchen 
ahne den hilligen gheiſt is vorbhorret hoyg, als eyn affgefhallen 
blome Efa. 40. und wat van fleiſche gebhoren is fleiſch dat is 
vorfloickt und ber heiten werbig, alle dancken und dichtent ber 
munfchen is boße Gone. 6, 8 und dem Gefette goddes entegen, 
Ro. 8. Eyn fhuell bhoem bringt boße ‚feuchte, Mar. 12, 
unde de nathurliche mynſche vorfteit des geifts fachen nichtt, 
fundern is ohme eyne dhoichelt 1Co. 3. kann ouck godbes ges 
fette nichtt unbertanig fynn Ro. 8. Summa, wat baten rechten 
geloven gefchueth, is funde No. 14. Darumbe id de hillige 
geift und de gaade Chriſti eirſt noidig nha ber hilligenn ſchrifft 
Im berten nhemant tan ahne deu hilligenn geifk fengen, bat 
Chriftus de here fp 1 Co. 12. My font ouck nicht genoich⸗ 
fam van uns fulvsft wat gudes tho dendiende edder bhoinde 
2 Co. 3. Jo. 3. Darumb 18 alleine Chriſtus werd unde bes 
billigen geifts krafft geloeven unde godtzelidhen in duſſer 
welt to levende. 


echtes gelovenn mpfbrutd. 


Dath men gemennt hefft, manner top ben hyſtoriſchen ges 
foven hebdenn wo dat Chriftus entphangen und gebhoren fy 
van Marien der Jungkfrouwen geeruigigtt geftorven begraven 
und derglichen, fo wehren wy fhrom vor gobde, bed doch be du⸗ 
well ouck gelouet und doch im gerichte goddes is. Jaco. 2 und 
nhimmer kann falid werden *Item fo eyner bat vor den 
geloven achtebe, als were uns Chriftus alleya thom Exempel 
und nicht mer, ober fo eyner eynen ......... geloven bebbe, 
too wol in der erften kirchen Matth. 7 und funft nicht anders, 
fo werth nichts. Item fo men wolde alfolden geloven fetten, 
de dowch dre leeve formerth worden gelich als de leve de vors 
nsmlichafte fon ſolde yn der Juflification. * 


Mechtes gelovenn airt und gebruid. 


Rechtt gelove is, dat wy ſecker gewpſſe ungetwivelbe vprs 
truwen hebben-tho godde, dat he uns gnedig is, alles guden 
uns tho ohme verſehen mogen, he uns ernehren in allen noiden 
will hanthapen und ſunde vorgheven durch Ehriſtum, nicht 
thofolgen dan’ wat ums nutte is. Heb. 11. Ro. 4. 8. Aus 
guſtin. Dif. 2. Bernhardus in ſermone de Annunciatione do⸗ 
minica. *Item be gelove p6 darmit wy uns openbaren dat 
verdenſt Ehriſti des fones Godes als myt aynen inſtrumenth 
und geloven dat wy uth gnaden ummefunfl, ſunder alle werde, 
ſunder alle geſetten dor Ehriſtum ben Son Gottes alleyn 
gerecht werben Ephef. 2 Ppitip. 3. Itam konnen Ehriftum 
vor dat lam Goddes dat der welt funbe drecht und ver der ver⸗ 

62* 


fonunge vor alte miſſedaith Joannes 1 u. 3. it. 106.2, 
Item dat Chriftus uns ſy unfe gerechticheit hyligunge und erlos 
funge geworden 1. Eorinth. 1.* 
Duſſe rechte gelove richtett time dyngk ann. 

Inwenbdig in herten,, vorandert *und ryniget* be dat herte 
und gebanden, bat be mynſche ſich wo vorgl. tho godde alles 
guben gnaden vorfehen kann. Acto. 15. Frede myt godde heb⸗ 
ben Ro. 5. unde eynen rhoem van ſyner gnaden 1 €Eo. 1. 
Philip. 3. *Bringet den heyligen geift. Roman. 8. be yn ber 
gelovigen herte werdet.* 

- &hom andernn bringtt he allerleigge gube werde Ro. 3. 
Sat. 5. und Ambro. Duͤſſe gelove is der gerechten gelove. 
Fides electorum 1 Typ. 1. enne ghave gods. Ephef. 1 und 2. 
und entfpringt uthe dem prebigen hoeren des woirt goddes durch 
Ingevunge bes Hilligen gheifts, dair inne wy ropen Abba leve 
vaber. Roman. 10 u. 8. Gala. 4 cap. *Wercket alleyn durch 
de leve Sala. 5. Maket und holdet yn ben gelovigen eyn gueth 
gewetten 1 Timoth. 1.* 


Ghudbder werde myfbruid is twierleigge, 


Thom eitften bat vor gube werde geholden font underfcheit 
der ſpyſe, hilligen ehren, bedefhairbe ghan, wigwater brufen, 
winckelmyſſe hoeren, afflaith kopen, Rofenkrenge lefen zelen 
miffe, vigilien und dergelichen flifften, Darmebe men godt geehret 
befft, doch unrecht. Matt. 15. Deut. 4. 

Thom andern, bat men *gelehrt hefft* myt fobanen werden 
godde tho vorfoenen, gnade tho erlangen 2c. dardurch de thofage 
gobdes upgeloift. Ro. 4. Ga. 3, de gelove und gnade gobdes 
vernichtigt Ro. 4. one. 2. de fulft vorworpen und darvan ges 
weden Sa. 2. 5. de gheift der gnade gefchendeth. Heb. 10. dair⸗ 
tho vorloihent men ouck darmede Chriftum. Ga. 2. 3. 9. 
Ty. Lund 10. 4. und 2 Pe. 2. 1 Pe. 2. Heb. 6 und 10. 


Hechte gube werck⸗ fyunt 


De eynn mynſche dhoith nha inholde der teyn gebhobe god⸗ 
des, uthe eynem Chriftlichen geloven und berhopinge, bat men 
thom eirſten gewiſſe ſy, dat de werde goddes woirdt unde bes 
vehell hebben dar tho ben geloven hebben, bat de wercke godde 
befhallen umb unſers herrn Chriſti willen, anders is idt ſunde, 
als Cayns offer was, wat buthen dem geloven geſchuith. 


Duffe guben werde gefchehen drierlegge orbeutlicher wyffe, 


Itliche belangen unfe egenen perfonen als eyn uthwendig, 
erbharlich, fruntlich, tuchtich levent, an woirden, gebheren, wers 
den an metigem etthen, drincken guden vorbilden jegen unfen 
neigften und dergelichen, 

Itliche belangenn unfern neigften als deme gerne tho beis 
nende Sat. 5. 6. myt ſyner ghave 1 Pe. 4. und dat eyn jeder 
in ſyner berhopinge flitig handele, de overicheit be ehre dho. 
Ro. 13. de prediger bat fone Matth. et Marci ultimo. 160. 4, 
be hußfader bat fone. Eph. 6. 

Stliche belangenn Gobt, bat men ſyne woirde hoeret geloes 
vet, recht anrhopet, prediget fon woirdt, *loverh und dancket en 
borch Chriſtum,* ſyne Sacramente recht gebruchet und rechten 
uthwendigen goddesdeinſt oevet ıc. unde handhavet *nach onen 
bevelle, Summa bat alle unſe doenth yn Chriſto und dorch en 
vullenbracht werde.* 


IV. 1588. Lippiſche Kirchenordnuung. 


Gube werde worumb tho bhoinde. 


Thom eirſtenn, dat ße Godt gebhaden, ohme tho wollge⸗ 
fallen, dat he an uns gehourſame kyndere fynde nha ſynem 
willen unde dairann gepryſet werde. Matt. 5. Phy. 2 

Thom andern, dat eyn ander dardurch ouck gudt tho dhoinde 
gereiget werde 1 Pe. 3. und ſunſt dem noithrufftigen myt 
mwoldhaden gehulpen werde Matt. 25 und ad Phylemonen 
epiftola. 

Thom druͤdden, bat dardurch eyn Chrifte ſynen geloven 
ſtercke und ſyne berhopinge gewis male 2 Pe. 1. Heb. 6. Eſa. 68. 
In alle duͤſſe vorgl. wercke doch neyn vortruwent wo vorgl. 
des vordeinſts darupp ſtelle ꝛc. bat wehre anders be werde 
Chriſto gelyck gemakt. *Darumme ys noidich tho wetten, dath 
wy allens wat wy unſer negeſten uth nodiger leve doen, dat 
ſolches Chriſto ſulveſt geſchueth. Mathei 28. Darumme wy 
dat em thor danckbarcheyt doen und nach ſynen vorheyten und 
exempel, gelich als he uns gelevet hefft, Johannis 13, konnen 
derhalven nieht darmyt vordenen, Sunder mothen alles uch 
ſchuldiger plicht doen, denn wen wy allens gedoen hebn, wes 
wy tho doen ſchuldich, fo font wy doch nichts ſunder unnutte 
knechte Luce 17. Item dat de wercke vor keynen vordenſte 
konnen gereckenth werden, ys daruth tho vornemen, dat ſe nicht 
uth uns funder effectu des heyligen geiſtes ſynth und ſolches 
yn uns Chriſtus dorch ſynen Geiſt und gnade wircket. Gala. 5. 
Joh. 15.* 

Der Dhope myſbruick, 

Dat de gnedige thoſage der dhope anhengich und dat Evan⸗ 
gelium nicht gepredigt ſynt, ouck dat de dhope eynn underpandt 
godtlicher thoſage und ghunſts unde eynn tekenn eynes bhoith⸗ 
fertigenn levendes, dat ouck itliche unnoedige ceremonien als 
olye Chriſma Szolt gebruchen, up latin ahne vorduetſchunge 
gedoifft ouck kynder eyn maill van frouwen gedoifft, anderwerſt 
myt underſcheide gedoifft ouck geſtadet dat men ungebhorne 
kyndere dhoepen ſolde, dat doch nicht fon mad), quia non po- 
test renasci qui non est natus, 


echte wefent ber Dhope, 


Is goddes woirtt und water durch fone Infettunge Eph. 5. 
unde Auguflinus, und is alfo recht *fo fee na lude ber ynſet⸗ 
tunge mpt water vullentogen mwerth*, offt de deyners godtlois 
wehren, mochten derhalven nicht wedder gebhoifft werden, de 
Judas gedhoifft hadde und van valfchen propheten tho Cho⸗ 
ryntho gedoifft worden, gelyck de befchnydunge Efau und der 
pharifeer recht was, alfo blivet de bhope in fich fulveft oud 
echt, dan ße is upp goddes woirtt gegrundett *und nicht up 
den perfonen*. 

Mutticheitt der Dhope. 

In der dhope werdt men wedder gebhorn thom ryke god⸗ 
des. Io. 3. Tyti 3. Entfengt mm ben hilligen geiſt und vor⸗ 
gefunge der ſunde Acto. 21 und 22, werdtt Chriſto ingelyvet 
und levendig gemacktt 1 Co. 12. Gal. 3. Matt. ultimo. 
1 Pe. 3, alle fundig wefent verfopenn alß Pharao im choben 
mehre 1 De. 8. 


Der Dhope Üpte gebruick. 


Ohre krafft tho bewyſende fordert fe myt ben geloven ohre 
woirtt und thofage tho fhaten. Matt. 8. Marci ultimo, Acto. 8. 





. IV, 


De Dipope weme be beboirich fa. 

As der Joeden kyndere de befchnpbunge behoirde, Ge: 
neß. 1. 7. Act. 2, ßo behoertt den Chriften Eyndernn de dhope 
nha goddes woirde 1 Io. 2. Eph. 6. Deutro. 6. 11. 31. 
Matt. 18. 19. Luce l. Biere. 1. Darumb fal men oud de 
dhope nicht vertredien. *Dich darumme bat fee thor Eerchen 
boren. Epheſ. 5. be kerche werth gebopth derhalven oich de fins 
ber. Gelich we oich de oldeften und bewertſten boctoren na 
den Apoftolen gleich gebruket und beholden hebben.* 


Wath men by Ferchen gebrufe anmerden fall, 


Nemptlich, wat godt ingefabt hefft *und yn ſynen bochern 
ber Schriffth,, funderlich yn des nyen Teſtamenths bocyern*, 
alfo recht tho warende, und mat mpnfchen Fate fun, dat unnutte 
dardurch affthofundernde, darumb Fo blifft de rechte Inſate 
Chriſti der dhope by ſich unvorandert als de gefchueth im nhas 
men des vaders und bes Szones und des billigen gheifts, *und 
ſolches tho upbawunge yn gemenner ſprake 1 Corinth. 14.* 

Mynſchen thoſathe by der dhope als dat Evangelium 
*Marci* und gebede font nicht alleine frigg, ſunder nutte und 
gudtt *wente fee ſynth dem worde Godes gemeß*, dergelichenn 
de Faddernn umb ber wedderdope willen, be vorwenden, ße wet⸗ 
ten nicht, dat ße gedoifft ſynn, des dan be gefaddern tuchniſſe 
konnen gheven nha tiden und de kyndere lehren de hovetſtucke 
bes Catheciſmi, *fo der kynder vader und moder afflivich wor⸗ 
Den edder ſunſt myt ben oich tho gelyde.* Dope wygunge, 
olye, Bolt ıc. na deme de nicht in goddes woirdt vorfhatett, ouck 
de hillige kerche, *als Juſtinus Martyr betuget,* van anfange 
ber ohr nicht vor noidig erkandt, *und den Chriftum recht ken⸗ 
nen leren und fee in Godes furchten upteen, bat ber olbern vor: 
nemliche plicht ys Ephef. 6*, als men an den Eyndern merdet, 
be in den huferen gebhoifft werden, ouck be rechte dhopenunge 
mehr vordundern, ßo letth men dar van und genglich nhabliven. 


Baun Eunbelbebbefchenn. Frouwen. 


Nha deme dat Inſegent der frouwen eyn anſehent gifft, 
als wehren ße dorch dat telent enthilligtt, dat doch goddes werck 
is, und de echte Standt dardurch vorachtlich is des nicht noidig, 
doch mach ſodain kyndelbeddeſche uthe friggen gemoite thor ker⸗ 
chen ghain ghodtt dancken unde fhoirtt umb gnade biddenn ıc. 
*oich umme andere Menſchen wyllen ſych guetlich ynheimiſch tho 
en und darumb das fee oich ere egem Inff nicht vorwar⸗ 
lofen.* 
ſUnde wehre eyn kyndeken im huſe gebhoifft, fall men deme 
deiner anfeggen, dar vor *yn ber kercken“ be godde banden fall, 
und aver dat kyndt lefen Evangelium Marci, bar tho bat vader 
unfe und bat lefle gebetth aver bat kyndt: de Almechtige ewige 
gobt zc. und beflute: de here behoide dynen Inghanck und uths 
shand van nhu an tho eiwigenn toben Amen.] 

Men hal ouck in Duetfcher ſpraicke dhoepen umb ber 
thohoerer willen thor betterunge, al& de Apoftelen inn ohrer 
ſpraicke deben, ouck Decretales de officio judieis ordinarii vors 
melden, *und ber keyſer Juſtinianus in Novellis.* 


Des Sacramento des Wltaies mufbruid, 


Duͤſſes hoichtwerdigenn Sacraments befft men myſbrukett, 
myt zelen miffen, windellmiffen vor gefuncheit fhatelicheit und 


15338. Lippiſche Kirchenorbinung. 


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bergelichen koipmiſſen vor gelt, godde darmede vor be funde 
als eynen offer tho vorfoenende dat vordeinft Chrifti dene Lam⸗ 
me Goddes ghans tho tuebbern, is ouck myt henfclüten *upthos 
büren und nad) den krancken myt klocken und Bergen prechtich 
tho dragen*, umb hoff tho dragen, under eyner geftalt tho ghe⸗ 
ven, bat dar de doith Chriſti und bloith vorjtortent durch vor⸗ 
ſwegen font jamerlich miſbruchet worden, derhalven ſwehrlich 
gefundigt. 
Chriftus ampt goddes gnade und gelove 
Chriftus Infettunge, teftamenth leſte willen und 
gebodt der Apoftelln lehre und bevehll, 
Der eirften kerchen oulden gebruick zc. und ber 
billigen Doctoren fchrifften. 
Der geiftlihen Canones und rechten 
Etlicher pavweſte *Deereten oih* Concilien und 
*Scholaſtikern Doctoren* meldunge. 
Szo mothenn ſulche mifbruide *affgefchaffer und darnach* 
geprtebigtt werben. und Jebermanne, *den fee yrren, Godes bes 


Wedder 


vehl fereven*, ßo werden fe woll im herten van ſich ſulven a 
en 


len, Hirmede vorwerpen top ouck der rechten Inſate der "war 
Miffen nichtt, funder achten idt fulfften als eynn hillich godt⸗ 
lich Sacrament hoge tho pryſend. 

Bann rechten gebruick und weſent bes Sacraments. 


De beinere der Eerchenn follen bat Sacrament rekenn uns 
ber beider geflalt ben leigen *na Chrifti gefettenth*, dair benes 
ven ben dhoith Chriſti apenbairlic, vortundigen *na Pauli 
vorelarunge*, de leigen follen geloeven bat Chriftus fechtt, dytt 
broith is myn Ipff, duſſe drangk is myn bloith,, dair tho dat fon 
lyff vor uns gegheven, und ſyn bloith vor uns tho vorgevunge 
der ſuͤnde gegotten ſyn, Duſſe twe betugenn de Almechticheit 
und barmherticheit Chriſti, und duſſen bevehell als etten und 
drincken moith men by verluſt der ſalicheit dhoin, ouck moith 
men hir by ſyner gudicheit gedencken mytt geloven im herten 
und bekennen ſulche woldhaith apentlih myt dem munde® 
Ro. 10. * tem geloven gewyglich bat men fo warlich entfange 
dat liff und bloith Chriſti als dat utwendige broich und wyn.* 

Banu nutticheit des Sacraments. 


Thom eirſten werdt bat herte und Gonfeientia getroift, 
weidet und vorfedert van goddes gunft *borch bat utwendige 
elemente und gelovet bat fo warlich pnwendich de Chriften ym 
geift und geloven dorch dat.Inff und bloith Chriſti gefpifet wers 
ben, als uthwendich unfe lyff etten und drinken erholdth *. 
Thom andern werden durch be vorfundunge bes dhodes Chrifti 
de ungelovigen gelovich, de ſwackmodigen gefterditt, de ſtarcklo⸗ 
vigen gefeftigtt und tho ber leve gereigett, * dat wy eyn Ipff und 
bloith werben yn Chrifto* L Co. LO. 14. *hebben oick date 
dat uthwendige element thom underpant.* 

Darumb fall hir nhemants, dan de eirften durch den beiner 
vorhoict fon, ſynes gelovens thogelaten werben, *up bat fee 
ſpch ſulveſt wol geproveth heben und den Chriſtum recht yn 
geloven erkennen, das eth fune Save ſp, welche ung tho gude 
gefcheen und uns oich dar uth Barmebertichept gegeven werde, 
und wy alleyn dorch em geholpen und dord) em van Goth den 
vader tho kynder Godes angenomen. * 

. Baun- ber Miſſa. . 
De Infettunge Chrifti is Iutter und Mair durch de Evanges 


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liſten und Paulum geſchreven. Matt. 26. Marct 14. Luce 22. 
1 G0. 11. Den de Apoftelen mytt eyner reynen korten Gere 
monde alfo ouck nhagekomen ald Gregorius betuget in Regiftro 
1. 18. Epſtl. 63 ad Johannem Epifcop. Syrasufa. *und oich 
Juſtinus In ſyner 2 Apologia,* ſpreckende alfus, der Apoftelen 
gebruick Miſſa tho holdende und confecrerende was, bat fe als 
leine bat Baber unfe gebheben hebben in ehrer Eonfecration. 
So ſchall men oud der oulden billigen vedere thofate,, fo 
uthe Chriſtlicher frigheitt goddes woirde nicht entegen font, dan 
de gemeinen gobdes thor betterunge angerichtett,, gerne bliven 
Iaten, * funderlich tho upboumge,* als Introitu de tempore, 
Trinitate, Seto. fpiritu , kyrieeleyſon, Gloria in excelſis, Col: 
lectas, Epiftolas, Gradualla, Sequentias, Rativitate domini, 
Epiphanie, Paſche, Penthechoſte, de trinitate et feto. ſpiritu, 
Cvangella be tempore, Symbolum und ſunft andere der ſchrifft 
gefenge, mo Eheiftus duck by dem aventmale laveſenge gebruchet 
hoffe, Matth. 26. 
Averſt gefenge und Collerten be up ber Hilligen vorbenft und 
porbibdent geftalt, ſampt ben Canon, nha deme be ben dhoith 
hriſti heimelich beheltt de aller weit apenbair fall vordundigt 
werben, dar ouck inne gebeden werdt, dat Ehriſtus Inff und bloith 
moge durch de hilligenn Engell vor dat anthlaith goddes gebragen 
werden * vor eyn offer geholden und des Abels offer vorgelicheth 
werben, * Szo doch Chriftus der ehrenn koningk ſulchs nicht 
darff, dan thor rechternn handt goddes fittent, motten derhalven 
alle affgedhain werden unde genglichen nhabliven. | 
Nachdeme men oud vor kranckheit, armoith, fharen des ly⸗ 
ves vor levendigen und boden uf gelefen und ouck eyn funbof: 
fer daruch gemacktt, alfo bat durch de Miffa ex opere operato, als 
durch eynn gebhainn werd! vor godde de ſunde vorgheven werden, 
berhalven be Tube mehr up dat werde dan be nutticheit der rech⸗ 
tenn Inſate Chriſti adyt hebben gehadtt, und ſynt ſulche Miſſen 
tho ftifften gentzlichenn flitig geweit, konnen fodane nhu nicht 
denger geleben werden.) *Es ys averſt de prevat Miffe, dat 
alles wegen Godes worth yn freggder ſprack ſunder Communican⸗ 
ten gehandelth, dar das broith vor eyn offer angenomen und an⸗ 
gebettet dewyle Chriſtus unſe eynige offer, als Paulus thon He⸗ 
breern ſecht, yvys. Item be —** wert nicht yn der gemeynheyt 
hast upbounge geholbden 1Eorineh. 11 u. 14. 
er alle tho vörweren.* 
Hytumb fa men ap -den geittenhen fyrtagen eynẽ apentliche 
Miſſa houlden, *fo bar Communicanten vorhanden,* wo In vors 
tiden gebruicklich geweſt, nha lude der oulden Canonen myt vor⸗ 


atumme ſe 


kundunge des dhodes Chrifti, und uthdeilunge des lives und bios 
des Eheiftt,, myt itlichen korten Seremonien ahne water in den 


kelck, wyroick vele eruige tho makende und andere miſbruick Avet 


Miſſewant, akoten lechte euechellen ſynt feigg. Overſt Selemiſe 
chten dre mifſſe ahne communicanten 
"und in fremder ſpraek myt dem Canene und myt* unchriſtliche 
gebhebde *geholden *, font wer alle nhatholatende, wente durch | 


ſen, Jairmiſſen. Wyna 


veſunge ſodaner Mynſchen geſette, werdt de herlicheit des vor⸗ 


ſchen vaders genlichen vordundert. 


+) Explicetur clarlus qeud null Sit ...... « privata missa nee ulla | 


Uns comminteanitbus, 


Ic 





u 


.« 


IV. 1828. Lippiiche Kirchenorbdunug. 


Ban kerchenn Deumügelt, 

De oulden Hyſtorien der billigen veder der eirſten Chriſtli⸗ 
chen Eerchen ermelden, wo dat Be thor wecken font tive mailf to⸗ 
famende gefommen und hebben be billigen fchrifft gelefen und 
uthgelachtt, is derhalven noidich, dat in den Steben und Vlecken 
buffer loifflichenn Gravefchuph de Paftoren des Mitwedens und 
Frigdages eyne predigen dhoin, dat de armen Chrifllichen herten 
godtliche wairheit des tho flitiger mogen lehren unde dat men in 
den oirten dair Scholen fon, ded Sonavends und up vororbente 
Hefte, eyne vefper ordentlichen gefungen, bes Morgens de Metten 
myt dren lectionen,, de eirfte dat bat twintigſte Gapittel Exodi, 
*offt ander Gapittel uth den olden teſtamenth,“ de andere de 
Epiftell vam dage, be dribde bat Evangelton dair nha Te beum 
laubamus, up dat be gemeine goddes moge gebettertiwerden, doch 
dat bir inne nicht werde gefungen dat gobtlicher wairheit unges 
meiß und deme einigen vordeinfte Iheſu Ehrifti, *des Sone Go⸗ 
des vor und vam vader ym boith gegeven,* moichte entegen ſyn, 
Des Sontags und Fyrtags des gelichen de Veſper myt dren *offt 
eynen edder tive * Palmen Magnificat und Collecten be tempore 
ſampt idtlichen Duetſchen lovefengenn. 


Vann Loifter Amptt. 


Der koiſtern ampt is nichts alleine dat Be be klocken Iueden 
und kerchen feluten, funder vele mehr der gemeinen goddes follen 
denſtlich ſynn, dat fe de lovefenge, Bo thom goddesdeinſte noidig 
fon trumelichen follen lehren, Nemptlichen be teynn gebhode, 
don loven, Iheſus Chriftus unfe heilande,, und fuft, dat alfo de 
levendige goddes tempell durch oefunge geiftlicher lovefenger,, wo 
Paulus lehret getzyret werde und gebettert. Ephe. 5., *und bat 
fe oich vor ene perſone eyn erlich godtlich und heylligh leventh, 
als oich myt den paſtoren eyn exemplar gregis, voren, oich eren 
paſtoren geburliche denſte leiſten.* 


Ban den koſteren upp ben Dorperen. 


De koſter upp den Dorperen, dar nene Schole fon, ſchollen 
des Szondages tho mpodage de kynder und Jugenth Fo tor Lehr 
bequeme fynt tho ſamen forderen und den kleynen Catheciſmum 
D. Martini lanckſam und beſtenttichlick vorleſen (dan fe den 
fulfften vor anderen tho wetten ſchuldich) dath de jogent: wicht 
vorfumet worde, dath ys van olders her pn der gemeyne gades 
der koſter ampt geweſen, Iſt od ſodane Ovinge eyn funderlid 
gadesdeinſth Dan worumb ſcholden fe anders frigheit hebben und 
ander upkumpſt gebruken, wen fe de gemeyne Gades myt heil⸗ 
ſamer lehr und Gotlick wandell nicht ſcholden vorſtaen, wollen 
an den koſterien loißheidt, ſwelgerie und lichtferdicheit ernſtlichen 
vorbaden hebben. Szo nu jemandt an dußen ſtucken befunden 
woilen wy nicht ungeſtraffet lathen. 


Item van allen koſteren uud beneficiaten. 
een dat de zelſorger Scholemeſter Beneficinten und koſter 


| I neen beit offte wynkroge aber ſunſth ander wylde gelage tor er⸗ 
beinftes Chrifti, de gnade und barmhetticheit goddes unfers hemiel⸗ 


gerniße des gemeynen mans ſick begeven offte ſulvenſt holden 


wo nicht Bo ſchall he des ampts entſettet werden. 


Mebnungt Dy den franden, 


De krancken ſollen ilende ben deiner fordern, be ohne bote 
unde vorgebunge der ſunde vorfundigen fa, in Chriſtas nha⸗ 





En 


IV. 1528, ‚Lippiiche Richensronung. ' 405 


men, ßo ße gelovich ſyn, *oich fo fe hir bevoren thor tydth ber 
geſuntheit ſych Chriſtlich myt entfangunge der Sacramenten 
und prediche horen bewyſet heben,“ ouck dat Sacrament ſynes 
lyves und blodes nha ſyner Inſathe ahne Ceremonien reken myt 
Chriſtlicher vormanunge an Chriſtus vordeinſt tho betruwende, 
dueldichlichen be kranckheit nha goddes willen tho dragende, Duck 
ohne erynneren ſyner dhope und ohrer krafft und de dre leſten 
artickell des gelovens van vorgefunge der ſunde, upſtandunge des 
fleiſches und eyn ewig levent flitich inthobildende. 


Vann ber leſten Olpe. 


De leſten Olpe, fo ouck ahne grundt gobtlicher ſchrifft inge⸗ 
ſadt den krancken, be to behoiff der gefunden by den Joeden gez 
bruchet wordt, fchall ave fon *und biyven * und dar vor dat 
Evangelion und andere Chriſtliche gebeder gelefen werben, dar: 
durch be krancken getzoiftet und im geloven mogenn gefterdiett 
werben. | 

Vann beme Degefhuere "na boffem Levenbe*. 

Hyr vann is neyn artidlell des gelovens ouck nenne bewehrde 
ſchrifft, wo ouck Hiero. fecht und Matt. 23 betuget, de ſproeke 
averit der ſchrifft, de tho ſtifftunge des vegefhuers angetogen font, 
als L Cor. 3, Matt, 13 und 12 und 18, Pſal. 61, Apoca. 5, 
werden durch de olden lehrers Auguftin. ad Chromatin., (Chrys 
ſoſtomum in Senefin, Omelia 4. 13 queft. 2 de. pnti, Nazian⸗ 
fenn., Arnobium, oud de jungen lehrers Albertum Magnum 
and Haymonem Bifchop tho Halverfladt anders uthgelacht und 
pprklaret, | 

Myfbruid ber kerckenn. 

Dat be Roemifche kerche is de rechte Chriftliche kerche als 
men dar van gelehrt hefft, oud eyne Moder und hovet aller ker⸗ 
hm, wo de papifien lehren und falfelich thoemen. 


Ware Ehriftliche Terde, 


386 eynn geifklich lyff aller uthertwelden *und rechtgelonigen* 
aver be gangen werltt vorſtrovett, de in Chriftum geloven eynes 
gelovens, bhope und Sacraments gebrauchen, der hovet Chriftus 
38 unbe Be fon lyff font ahne uthwendig geprengeund Geremonien 
nicht an funderliche olcde edder perfonen gebunden, ſunder be 
im geiſte gelovet werde, In geiftlichen fachen nhemende ban 
Chriſto alleine undergeworpen,, eyn pyler unde fundament der 
wairheit *(welcher ys Chriſtus und fone Hilige worth Joan. 14 
und 17)* 1 Zpmo. 3. De amptlude der kerchen font deiners 
godtliches woirdes 1 Co. 4. Ephe. 4 und is midden mangk ben 
godtlofen wente ant ende der werlt. Auguſt. be paftoribus ca. 14 
ſechtt, men fonde be Eerchen wor des heirden * Ehrifti* ftemmen 


*(gelich oich wo Johannes LO Chriſtus fulveft fecht)* gehoert | 


werde bat 18 dat Evangelien, be unitate eccleſie fechtt, men 


folle de kerchen nicht ſoeken in unfen woirden * fonbern In wors 


Dren des deren CHrifli 
Des Baunes mpfbrnid, 


[Darmede hefft men unfchulbige fhromme lude vor kettere 
| Degertt, feggende vorgiff uns unfe ſchulde ıc. unde geloeven bat 


mebe vorflotktt und umbbrachtt, tynfe und andere wwertliche ſaken 
mede ingemaent und de lude gemartert und nichtt nach rechter 


aiet gebruket. 
Des Bannes rechte gebruick. 
Dath men nba drefoltiger rechter chriſtlicher* vormanunge 





unbe ſtraffe der unbhoitfertigen nicht fall tho des heren thaffellen 


geftaden, *oich nich tho keynen godtlichen denſten sind vadder⸗ 
ſchuppen thogelaten,* doch uthe den Sermonen nicht ſcluten 
dewilen men allwege betterunge vorhopen ſall, wente men ſall 
under der Chriſtlichen gemeyne neyne apenbare leſterunge un⸗ 
tuchtt duelden noch lidenn.] 

Der Bichtt Mifbruid. 

Is eirſtlich getogenn up be ertellunge aller funde nad) ein- 
ander vor dem prefter, dat eyn dwangk und unmogelid dynck 
gemwefen, und welche funde vorgetten nha tyden in vellen moften 
gebichtet werdbenn. | 

tem, bat de lude up ohre *Inſpection und genochdounge* 
und dat Bichtwerck und nicht up be gnade Chriſti geronfet ſynn, 

tem, worden ouck nichtt gelehrtt van der krafft der Ab⸗ 
folution. 

"Bau brperleye art und egentfchop ber Bicht yu der Schrifft A.n. 
det de tho weten und tho leren nodich. 

De ſchrifft holdt uns driggerley bycht vor, de eyne werth got⸗ 
lick genant, barumb bat fe gade dem Almechtigen heimlichen und 
vorborgen alleyne gethaen werth, wan menſchlichs hertze erſchro⸗ 
cken zachhafftich bedrovet und beanxſtiget werth, van welcher ga⸗ 
bes bucht David pn itlichen Pſalmen gedacht, Pfal. 19. 23. 32. 
69. 51 und andern mher. 

Ban ber Abſolutios. - 

De ander bycht ift,, welcheren den Menfchen gefchuit, de in 
getlichem prebigampt gefatt gades wort tho prebigen, be Saera⸗ 
mente uthtobeilen, tho Lofen und bunden, be funde tho beholden 
aber nachthogeven, van buffer bucht fleit in March. 16. 18, 
Soan. 20, und sth duſſe bicht nuttk und heilſam. Erſtlick 
darumme dat de unvorftendigen Daren und jungen gelertt und 
erwiſet und vormaentb werden, bat fe in der lehr gades thonemen 
follen und waffen in erkentniße gnabe und waldaben Chriſti. 

Darnach dat de ellenden bloden troiftioßen bergen darynne 
sroppent getroftet und geflerdlet werden, Ock bericht gegeven 
werth,, wo fe dat H. Sacra. bes lyves und blodes Jeſu Chrifti 
werdigen troiftlihen und faligen entfangen folln, So. ock von 
gabe nicht gebaden, alle funbe the vortellen bat is unmogelich, 
Pſal. 19. 180. De dat funderlich dar eyn unfehenth gefchen, 


dath de nicht aver eyne hupen, de dar tho nicht gehorich thom 


H. Sacra. gahen ader lopen mogen. 

De dridde bycht werth genomet be broberlich bicht de uth ga= 
des bevehell van ben Chriften geholden werth und Math, ym 
5 und 17 und Luce 17 und Jacobi 6 vormeldet werth.* 


Moch“ bryerleige rechte Bichtt "den Simpelen nobich tho boin 
und tho bolbden”’, 

Eirſtlichen ſchall men Godt de ſunde bichten * als gemeldet* 
mit depmoith Luce 15. Pſal. 31 und 130.1. Jo. 9. als Mags 
dalena de Scheker, Paulus de Tholner, bichtede, hirvan Chriſo⸗ 
ſtomus de penitentia Diſ. 1. Duſſes is Jedermanne noidig 
Luce U4. Ro. 7. Item hie nha folget bat gebetth bat men gnabe 


godt nha ſyner thoſage gnade durch Chriſti vordeinſt verlehnen 
will und ouck ſodane vorgiffniſſe bidden van denne de wy beſche⸗ 
digtt hebben Matt. 6. 

De dridde Bichtt is, *wo oich baven gemeldeth* dair ein Je⸗ 


496 iv. 1328. Lippiſche Kirchtuorduung. 


der Chriſte ßo de ſunde fhoilt tho fpnen parheren kumpt und bes 
gert nha Chriftus befehl vorkundunge und vorgefunge ſyner funde 
durch de apentliche abfolution tho entfangen und hoeren dan 
nhemang fall tho den hoichwerdigen Sacramente bes altairs ger 
ftadet werden, eth ſy dan bat he thovorne by dem * paſtor und* 
deiner * der kerken [onen geloven befenne * gobbes troiſt ſokhe 
und ſich underwyſen unde abfolveren lathe *und folches yn ſyner 
phar by enen feelforger *, wo oud de oulde gebruid der veder 
betuget}) Idt fall averſt eyne frigge Chriſtliche und nicht Pas 
piftifche bichtt ſynn, dair ſich eyn Chriftlich herte up de godtli⸗ 
chenn abſolution ſolle gruͤnden und buwen dan eth is de Abſo⸗ 
lution goddes woirdt und thoſage, der men durch den geloven 
moith anhengich ſynn. 
Vann Selottelenn. 

Chriſtus hefft den deineren des woirdes macht gegheven de 
funds uptholoeſende, den Jennen de ohne ohre beſwerde Con⸗ 
ſcientien apenbaren, gelyck ohme ſulveſt in deme men veſtlich 
darann geloevet, wente gelyck be dhope is ingeſadt vor de Jen⸗ 
nen de willen Chriſten werden, dat Sactament des altairs vor 
de *jenne de* Chriſten ſyn willen und in de geloven ſtain, ßo 
iſt dat abſolveret befhollen vor de *de dar* gefallen font, unde 
gerne ſich betteren willen und gnade begherenn *dorch Chriftus*. 

Der Bothe mifbruid, 

Dat eynn Mynſche uthe egener Erafft konne fo veil gudth 
gebhoin nha fonem friggen willen bat de werdiiche funde als 
boeſe bewilligte gedgnden woirde und werde boeten kan, dat 
godt genabe gheve Bo wert der erfffunde Hir nicht gedachte, als 
boefer luft bemegunge begerten ıc. unbe tho ſodaner bote fpnt 
gſtalt, ruwe, biht und genoichdhaint, wanner de eyn mynſche 
hedde, Bo hedde he dar mede vorgevunge der funde vordeint, dat 
Jegen Chriflum alle is, und we neyne contritionem hedde, dat 
18 de rechte ruwe, de folde attritionem hebben, bat is eynen ans 
fangk ber ruwe, und up fobane rume werdt be mynſche van bes 
nen papiften abfolvert. | 

Dud fatte men be genoihdhounge ann pater nofter leſende 
*und vopen kyrie eleifen*, vaften, beden, miffe holden und hoe 
ren afflaith Eopen und *opera fupererogationis de manche pas 
pefte und ....... und* anderer geifllicher lude gude werde ſich 
deithafftig ho makende, dar durch de dhope, dat Evangelium, 
dat bloith Chrifti des hilligen geiſts genaden vordunckert, ver: 
achtet unde gelaflertt geworben. J J | 

Rechte Chriſtliche Bothe. 

Is ware erkenteniſſe aller rechtenn erkanten ſunde und eyn 
hertlich leydt, myt ernſte tho ſuchtende vorgefunge der ſunde 
tho erlangende als de ſunderynne Luce 7 Tolner, Luce 18 de 
Scheker und Petrus Luce 22. Sodane Chriſtliche Bote werdt 
angerichtet durch * prediche und ware * erkentniſſe des geſettes 
dat eyn Hamer van Hieremia genant werdt * Hiere. 23.* des 
Noe, Moiſes, de propheten, Apoſtoli, Joannes, Petrus alle ge⸗ 
bruchet hebben, Dat geſette wercket erkentniſſe der ſunde, daruth 
weſſet erſchreckent, uthe de erſchreckent folget erkentniſſe godt⸗ 
lichs thorns, welcher Bo eyn mynſclich herte foilet, moith eth 
vortzagenn und kleinmoidig werden Ro. 4. Dyt ampt drifft he 


ouck Ro. 1. 3. Acto. 17. 2. 3. Jo. 7. Matt. 3. 


Duſſe Bote predunge moith vorghain, dat alle mynſchen 





+) Ex patribus adde testimonia. 


fi fchuldig erlernen und kyndere des thorne goddes achtenn, 
dar jegen behoert das Nigge Teftament de predegunge bes Evan» 
gely van der gnabe goddes in Chriſto barmebe de thofclagenen 
vorfchrodenen herten tho teoiften. Matt. 1. be uthe vortwive⸗ 
unge Sauli und Jude tho reddende, wente bat gefette dhoe⸗ 
det, dat Evangelium maket levendig. Ro. 7. Luce 24: Befeelt 
Chriftus der Juͤngern bote und vorgevunge ber funde in ſynen 
nhamen tho predigen sc. Szo bemobdigtt bothe prebigen und er 
ftouvet dat Evangelium * wedderumme*, daruth folgenn de 
rechtſchapene gude werde. Matt. 3. Act. 26 und mwareth nicht 
eyn maendt, keyn jar offt twe, funder dat gange leventland des 
monfchen uthe ghave und werdunge bes billigen geifte. Ro. 8. 


Des gebebes Mifbruid. 
Dath men lange gebebe, vele woirde *(darumme fee vor 


menet erhoreth tho werden) * rofenfrenge und dergelichen gebrus 


het in anrhopent der billigen umb hulpe, dar inne betruwet 
ahne ſchrifft jegen dat vorbeinft Chriſti. 


Nechtenn gebrnid? des gebebes. 


Rechtt Chriftlich gebetth is, van gangen fhuerigen andech⸗ 
tigem herten, gode ben vaber wat Magen und vordragen in ans 
liggender noith van ohme wes forderenn und begerenn durch 
Chriftum alleine unfe midlev mytt gewiſſer thovorficht, das 
gott unfer gebet gefalle und das ehr heiffen wolle, obgleich im 
leiplichen dingen fo ... mehr wie wir allezeit wolden, gefchehe*, 
dar und tho bewegen follenn, goddes gebhodt, thofage unfe noith 
und nutticheit des gebhedes, 

Ant eirfte *mothe wy alles yn ben namen Chrifti bybben 
Joh. 14. vam vader, dartho* is goddes gebodtt, du ſchalt ben 
nhamen dynes goddes nichtt vorgeves fhoeren, dat i8 in noeben 
anropen. Pfal. 50 Roip my ann in dyner noith zc. Matt. 7. 
Jo. 16. Luce 11 und 18. Matt. 6. Darumb fundigen wy 
manner wy godt nicht anchopen, angefehn dar ung godts tho⸗ 


fagen ßo rycklichenn und onerfloidigen godt anthoropen fors 


dernn. Matt. 7. Luce Il. So. 14. 16. Pſal. 50. 

Thom andernn,, So nhu alle thofage den geloven fordernn, 
fo motten wy nicht twivelen an der thofage goddes, offt wy 
woll gebreditic, fonn unbe unfer funde balven unmwerdig, de ge 
love holt fafte ann de thofage *de uns doch Chriftum gelaner* 
Matt. 21. Marci Al, *oich dorch Chriftum als dorch den epnis 
gen gnaden floel und waren ennigen middelern alled erlangen 
mothen Eph. 3. 1 Timothe. 2., funft geldth unfer gebeth bus 
ten.en vor gade nichts. Joh. 9 und Efaia L., wenthe wy finth 
funders, und ſolches moeth oich flytich geterth werden," und 
wy mogen gabde de unshren nicht bhoen, dat wy eyn archwain 
ohme tho leggenn, offt troivelen, mente ben gelovigen is alle 
dynck mogelid, Marci 9 cap. *&o my dorch Chriftum bydden, 
dorch welchen alle thofage vorvullet werden und ber dat rechte 
Amen 96 2 Corinth. 1. Dem gelichen oich docch den fulvigen 
ſynen Sone Jeſum Ehriftum vor alle gave ſunderlich banden.* 


Gebeth 508 be die gobtliche Ampter. 


Segene godtt Hemelſche: vader, buwe und bewahre bat bu 
ſulveſt geſtifftet und ingeſatt hebbeſt, nomptlich de huſholdunge 
Vader Moder kyndt ꝛc. de vvericheit und underthanen, be hil⸗ 
ligen kerchen prediger thohoerer unde giff gnedichlichen durch 





IV [} 1588, 


Shefum Ehriftum bat in dem hufe regere goddes froichte und 
tuchtt inn landen unde Steben gubt Regiment und rulcheit, 
In der kerchen heilfam lehre und ware goddefdeinft, wente wo 
du here bat bus nicht buweſt, arbeiden vorgheves de bat bumen 
und de Stadtweckers vorgheves wakenn mo du nicht bewareſt, 
unb wo du de kerchen nicht regerefl, Bo is bat plantent und bes 
getenn vorgheves. 

- Men fall ouck funder underlaith beden, *funder ym geift 
warheit und geloven.* Theffa. 3. Ro. 12. wente eth vormach 
vele Jaco. 9. Dardurch wert men gerebdet uthe aller noith, 
als Mofes, Gedeon, Sampfon, Samuel, David, Hiſtkia, Jo⸗ 
faphatt, Aſſa, Ezechie. 13 und 22 klaget godt, dat nhemant 
fon oevell van ſich wendet durch bat gebetth, unde Jaco. 4. 


Mifbruil der Silligenn, 


Bann anrhopent ber Hilligenn hefft men neyne wiſſe fchrifft, 
thofage, befehell, edder srempell *pn Gotlicher fchrifft* Bo moith 
dat anropent up twivellen ftain, wat aver im unsifen gefchuith 
is ahne geloven und alfo funde, Ro. 4. Heb. Il. Ro. 14. 
Wat men averft anropet, dar moith men an geloven. Ro. 10, 
date men averft an gelovet, moith godt fonn, Diere. 11. Dar 
rentbaven font de billigen vor noithhulpers midler und vorfpra= 
ter vor godde gemadtt, deme ampte Chrifti entegenn. Ro. 3. 
He. 4.5..7.9.10. Ro. 8 und 1 %o. 2. 12, Jo. 5. So. 6. 
14.17. 1 Xp. 2. Ephe. 2.3. Darumb moith dat anrhopent 
der hilligen und alle andere billigen beinfte affgeftalt und nha⸗ 
bliuenn. 


*Qui inuocatur sit necesse est omnisciens, omnipotens, 
ubiqne praesens.* . 

Dair tho hefft men den vorflorvenen hilligen Altare kerchenn 
geftifftet, bylde gemackt, mifſa geholden, gefaftet, gefyret, geofs 
fert, alle der ehre Chriſto tho jegen, dat Chrifoftomus Elagtt 
Homelijs fuper Mattheum und dat rechte Levendige goddesbylde, 
unfe neigften armen laten wy ungeachtet. 

[Unde offt woll de Engelle oud de Hilligen im hemell vils 
Lichte vor ung beben,, Fo fall men fe dannoch nicht anrhopen 
offt anbeben fhyren ebder faſten, als wy oud nicht anchopen de 
levendigenn up erdenn, wo wall fe vor uns bibbenn. 


Nectihapene ehre der Siligen, 


Gelyck als anrhopent ber Hilligenn unrechts is, ßo werde 
doch vorloifft de ſulvigen recht tho ehrende golyck men eynen 
guden Chriſten, de uns lehtet vor uns biddet ıc. ehren danken 


und leven mogen in Cheifto und bat twyggerleigge wyſe Thom 


erſten, dat wy werben bewagen durch be ergeigten gnade goddes, 
den hilligen wedderfharen und geſchencktt in beide tho ehren, 
leven unde der gnaden dancken, he der tho ſyner kerchen nutthe 
gebruchet hefft, und ouck van ohme gnade mogen vorkruwen. 
Matt. 9. Gala. 1. 


Item dat Be ans ein Speigell der gubicheit goddes fon wy 


umb unſer ſwackheit willen nicht vorloren fon als Nabuchobos 


nefor, David, Pet:, Zacheo, Magbatene, Paulo ohre funde vor- 
geven fynt, wy uns oud tho ohme vortrumen unde gefordert 
werbenn ohrem geloven, levr thom neigſten, gedult im eruetze 
tho folgende, de love Marie: Luce 1. Stephani: Aecto. 7. Abra⸗ 
be: Gene. 15. Mo. 4., der Vedere: Heb. 1, be leve und 


Verwe etiche Lotth Abrahe: Heb. 18, de gedult Job: Jaeo. 


Lippiſche Kirchenorduung. 





497 


5., de tucht Zaral 1 Pe. 3, alſo lehren ouck be olden veder be 
hilligenn ehrenn Auguſt. be vera religione ca. ultimo. Ambro. 
Ro. Lund Col. 1.] 


deſta und Silliger dage miſbruick. 


Dath men vor eyne dhoetſunde hoilt up eynen fyrtagh tho 
arbeidenn thor noith, de Conſcientien darmede vorſtricktt, ßo 
doch de mynſche eyn here is des Sabbati Marci 2. Collo. 2. 
Gala. 4 dat doch frigg is geholden by tyden Auguſtini de tra. 
ae fpu: c. 14 und Hiero. in Epitaphio Pauli van ben Jung⸗ 
frouwen fchrifft, de des Sontages nha de predigenn kleder mas 
keden. 

Dair tho dat men eynn ſundich levent up de fyrtage nha 
deme miſbruklichen goddeſdeinſte geovet hefft, mehr dan up 
andere dage jegen de keyſerliche Conſtitution de ferti6, bat aff⸗ 
gedhain ſyn moith [dorch de overicheyt]. 


Fyrdage rechte gebruick. 


Men ſall in Chriſtlicher frigheitt holden *de fyrdaghe* [den 
Sontagh, de Feſtdage Chriſti, pynxten, der benedieden Moder 
goddes purificationts, Annunciationis, Viſitationis, Aſſumptio⸗ 
nis, aller Apoſtolenn, aller hilligen, Michaelis, Johannis Bap⸗ 
tiſte, Marie Magdalene], ahne beſwerunge der Conſcientien, 
dar inne men goddes woirdt predigen, de hilligen Sacramente 
uthrekenn, godt in ber gemeine vor allerleigge anliggende noith, 
troift der hilligenn kerchen, in getftlichen und wertlihen Regi⸗ 
mente ernftlichen anchopen und bidden. 


Eeremopaien sıtfbrnid. 


Gelyck als de Roedenn in den Ceremonien und tempell 
deinfte ohre gerechticheit fetteden, Efa- 1. Hiere. 4., derhalven 


godt Be hengenhomen, * we woel he fe bevollen doch umme des 


myſbruekes wyllen avgedaen wolde hebben,* Bo ſynt nha der wyſe 
ouck itliche gude ceremonien der kerchen miſbrukett, egene god⸗ 


deſdeinſte daruth gemackt, als noidig thor ſalicheit de fhairlich 
font und duvels leren. Eſaie 29. 1 


29. 1 Zymo. 4. Ä 
Itliche fynt ouck goddes woirde in fich entegen, ald be ges 
fenge Salve regina, Regina celi, hoc eſt preclarum vas, etliche 
Sequentien, alle Collecten, dar Inne de ehre, de Chriſto alleine 
gebhoert den creaturen thogelacht werdt, de men nichtt plach tho 


holbende in der gemeine in Synodis grecorum Cano. 67. In 
confilio Laodiceno Cano. 59. In concilio Carthaginenſi Cano. 
A7. Auguſtinus ad clericos ꝛc. Men fall in der hilligenn Chriſt⸗ 
“lichen kerchen nicht ſyngen offt leſenn wat nicht in der Biblten 
vorfhatet . 6 


Itliche ſynt unnoidig, als Palme krudere, wyet ßolt, water, 


Jgewyet water, werpent myt cruetzen und hilligen ghain, cruetze 


upnhemen, proceſſion ghain, de ſulfften affthoſchaffende, ange⸗ 
ſehn dat in fobanen uthivendigen dhoinde neyne betterumge der 
gemeynen Godbes · befunden werdt, *funder vel mer mifbrukes.* 


* Stile gube Eerenmmien Inn ohreur gebrufe. 


. Bmb hube ordenunge · willenn mb Chriſtliche tuchtt vefunge 


und anhoerunge goddes woirdt, gebruick der Sacramenten, ouck 

thovormydende unnvidige etgerniſſe der ſwakken, bat men ouck 

in billichen ſtucken folge bat exempell ber oulden kerchen, be ouck 

ceremonien gebruket hefft, 1 Co. 11 und 14, doch ahne beſtri⸗ 
63 


498 IV. 1588. Lippifche Ricchnorhuung. 


Eunge ber eonfcientien in Chriftlicher frigheit, Fo mad men 
noch itliche gude gebruchen und ceremonien beholden ald gewent⸗ 
fiche prefter Elebere [edder rüchelen by dem altare, tive lechte up 
dem altare und itliche biltniffe, dar vor neyn anbhebdent offt aff⸗ 
goderie gefchueth,) Chriftliche gebebe und gefenge, duedeſch und 
latin nha gelegenheyt der tydt. 


Ceremonien frigheitt. 


Tho nepnen mibdeldingen fall men Jemande tho holdende 
offt tho Latende diwingen, doc) ahne ergernyſſe. Ro. 14. Eufe- 
bins fecht, quod in una fide non officit ecclesie diversa con- 
suetudo li. 5 ca, 24 et tripart. Hyſtoria, Augufli. ad Janua- 
rium, alte uthwendige dinge motten bem geloven.und leve 
beinen, wat dem geloven entegen id, dat is dair gerechtichelt 
amne gefeicht werdt und der leve entegen is, bat is dat den 
ſwackmodigen ergert, moith men vormpden, und men ſchall nhe⸗ 
mande ordelln um fodaner ſtucke willenn Collo. 2. 


Myſbruick Ehriftlicher frigheit. 


Alle mynſchen, ouck de geiftlihenn, ſynt wertlicher overcheit 
undertvorpen. Matt. 22. Ro. 13. 1 Pet. 2 Mo Chriftus myt 
der bhaich bewyſet hefft, unde uns nha tho folgende vorgeftalt 
Matt. 17. So. 19, wo ou Auguftinus, Chriſoſtomus, Theo⸗ 
philactus, Ambro., Bernardus bar van gefchreven hebben, dair 
fi dan de geiftlichen jegen de fchrifft undernhomen thom mif- 
bruße,, dar tho roekeloſe wylde gefellenn under dem fchyne dee 
Evangelp, de Chriftliche frigheit mifbruten und meynen, de fy 
gelegen inn fleiſch fretenn nicht bichten *nicht* faften [vor] 
feloemen, bhoemen und oich ohren paftorn und neigflen gewont⸗ 
liche plicht vorentholden und dergelichen mifbruße oeven. 


Hechtt gebruick Chriſtlicher frighelt. 


Dath wy durch Iheſum Chriſtum ahne vordeinſt van der 
vormaledigunge des geſettes, goddes thorne, gewalt des duvels, 
ſunden und dhode gefrigget ſpnn. Ga.d. Ro. 5. Heb. 2. Collo. 
1. 30.8.2 Co. 3. 1Pe. 2 ıc. und duſſe frigheit fo de recht 
gelohrt werdt is eyner ſwacken confcientien feer teoifllich darup 
moith men ouck harde holben. Ga. 5. 

Daie tho fon wy ungebunden an Seremonien offt richtef> 
divand Mofi, funder mogen gebrufen allerleige recht und ges 
bruick nha gelege der lande. No. 13 und 1 Pe. 2 beftebigt wer⸗ 
den, bat alle gewalt nicht alleine de Joedeſche van godbe fy zc. 
alfo gebruten Joſeph in Egipto unde Daniel in Babylone der 
ande Heidenfcher rechten Dair tho is eyne Chriftliche frigheit 
der kerchen ordenunge an faften, fyrent und dergelichen als vorgl. 


Kerchenn orbenunge dryerleigge. 


Itliche mogen nicht ahne ſunde geholden werben als be 
ehn vorbeden, und Chriflus teflamente under beider geftalt nicht 
geven, de men nicht ſchuldig tho holdenbe is. Acto. 5. 1 Tymo. 4. 


Szo be tho fundigen vorourfachenn. Matt. 15, der oud Da | 
Myfad, Abdenago nicht beiden, de 


niell Sydrach, Eleazarus, 
Ir gobbes geboth roehren. Danielis 3. 6. Erobi 1, Acto. 5. 
tt. 


Stliche ſynt geordent van den oulden vebern tho holben, 
nicht gnade ebder vorbeinft baranne tho ſoekende dan umb 
Chriſtlicher nutticheit und aurfache willen als de Siontage und 


anbere fortage bat men bar inne the’ kerchen Lommo/ gobdes 
woirtt und Sacramenten tho hoerende umd entfangende, de or⸗ 
denunge is Chriſtlich und frigg 1 Co. 14. 

Itliche font voroirdent gnade und vorbeinft daranne tho 
foetende, ala funderliche faflen, am fortage unde andern dagen, 
tode beden und dergelichenn de unchriſtlich ſynt. 1 Tymo. de da⸗ 
rumb nicht tho holdende. Matt. 15, nha der wyſe fo en heit 
be kerche in Alta des paweſts Victoris orbenunge bed Pafches 
fefte nicht, funder up eyne andere tidt Enfebius li. 5, ca. 24. 
und Hiero. in epiftola ab Oceanum *und* wedder Ruffinums 
will he ungebunden fon myt Byſchopes fettungen, de der hilli⸗ 
gen fchrifft entegen fpnt, Auguflinus ibem habet de unitate 
ecclefie, unbe is ouck goddes gehoht tho holdende und the. Ich“ 
sende de uthwendige frigheit. Marct 2. Matt. 15. Acto. 10. 
Gala. 2. und oud nicht brecken *funder eyn tyt land,* umb 
der fwaden millen: be noch ungelehrt fun. mente be gelove ſueth 
oud ann de leug des neigften 1 Co. 13. _ 


Hechte müunfchen lehre. 


Is faſt in dem vorigen artickeln vormeldet und hen und 
webbder angetogen. 


Prefterbhomes offt Bifhopboms mnfbrnid, 

Thom eirftenn bat ungelerde Inde font prefter gewyet, Miſſe 
vor levondigen und dhoden tho dhoinde unb andere mehre mifs 
bruke, nichts des predigeampts fih unbernbommen.. Dair tho 
kerchen durch gunft und gelt gefregen und gefofft umb nuttes 
willen, anbern unvorſtendigen folrt vorhuertt, ahne fulboirtt 
ber overicheit und kaſpeltluden und byweſende anderer fhromer 


prediger. 
Dair tho hebben ße goddes woirdt vorſwegen, in latino 


geſenge geholden, de dhope und aventmaill nichtt uthge⸗ 
lachtt. 


Dair tho ouck ohre gantze levent ber beſchryvunge Pauli 
1 Ty. 3. Ip. L. ghans tho jegen. 
Dairumb motten ſodane de de ſchrifft wicht kounen edbder 


willen recht uthleggen, als falſche propheten van den Schapen 


affgeſundert werden 2 Co. 19. Matt. 7. Ra. 40. Eiprianus 
ad felicem Godt averfth fecht Dfee 4. dewilen du myn woirdt 
nicht achteft und myne wyſheit vorwerpeft, Eanftu oud myn 
preſter nicht fon. Uppe Schotten und Borgen will men nicht 
gerne untruwe Amptlude hebben vele weniger font fobane uns 
truwe beinere in Chriftlicher gemeine tho dueldende. 

[Doch fall men ohne ohre prebenden und lehne nichtt aber 


mm, indeme Be bat Evangelium nicht Lefteren und. den kerchen 
deinernn In ohren ampten helpen uppe voroirbenten bagen pt» 


liche pfalmen ſyngen, Cateciſmum helpen lehren. vor be gewont⸗ 
lichen papiſteſchen Miffe] 


. Mechte preftere offt Buihoppe. 


Eynn preſter de myt godtlicher ſchrifft und fhrommen le⸗ 
vende beghavet unde de rechten kerchen ampter recht fhoeren 
kann, is thom zelenſorger begwems 2. Co 3. Xy.1. 1Tymo. 3. 


I Sobane moith gobt gheoen und vann ohme durch bibdent er⸗ 


langet werden. Matt. 9. 
Unde ſodanen ſall be onericheit uthfehen, bat keſpeltfolck 
keſenn mit der onericheit willenn, nha rhade "bed fuperatten- 





IV. 1598. Lippiſche KRirchenuränung.' 
dentis uide anderer mehre fhrommer predicanten Xp. 1. | 


Acto. 16 und 14, unde de fulvige moith veic ſtucke betrachtenn, 
Eirftlich dat He der Hilfigen ſchrifft lehre gewyſſe fo, 2Pet. &. 
Mynfchen lehre is unwiſſe, Efa. 29. Matt. 15. Ty.-1. ‚ unde 
de fchrifft fleitlich ftuderen und betrachten, * Dich myt den 
gebedbe flytlich anholden,* dairtho flitich dat folck daruth Ich» 
ven. Dift. 36 und 37 und Diſt. 43, wente dat folck fall des 
bern gefette van ben preftern erforfchen,, nha beme bes. prefter 
lippen follenn des heren lehre bewaren. Mala. 2, Ä 

Dair tho follenn Be dat folck fleitlich vormanen de angenhom⸗ 
men wiſſen Lehre ernftlich thobewarende, bar mith fich jegen alle 
Swerwerye falfche lehre ıc. tho hoedende und in Chriſtlichem 
levende ſich tho oevende: Ga. 3:1 Co. 15. ann gobt myt vaſtem 
loven tho betruwende tho hangende unde dem neigſten ‚In der 
leve tho deinende. 

Dair tho moith he apenbair ſunde und mifbruick in den 
kerchenn hefftig ſtraffenn, nicht fmigm als ſtumme hunde 
Eſa. 36. unde mynſchen gebhade ber wairheit eritegen nicht 
achtenn, 1Thmo. 5, wente eynn Biſchoph de nicht myt reyner 
lehre ſtraffet is mehr eyn hundt als eyn Biſchoph. Diſt. 84. 
Cano. Nemo. We boſen miſbruick und boſem levende nicht 
wedderſtrevet, de beſtedigtt de ſulven, Diſt. 82 und moith god⸗ 
bes ſtraffe gewairden, Eze. 13. Eſa. 58. Hiere. 28 *Dat ampth 
eynes predichers werth 1 Timoth. Bet ad Titum genochſam 
beſchreven, Item Acto. 20 ad Epiſcopos Ephefinos.* 


Watth vornhemlicy tho ſtraffende is “yn der Ierhe*, 

Alte fatfche Schroeemerfche, huechelſche vorfharerſche lehre 
und mifbruid under gudem ſchyne, dar tho alle falfche lehrers, 
als Chriftus unde de Apoftellenn dedenn Annam Caipham, de 
Dharifeers ic. ſſtraffen und vordamen], dyt is ber paftorn bes 
vehll, unde ſich nicht werkliches regiments [offte ennes unge: 
burlichen handele] underſtain nha der Lehre Ehrifti Luce 12. 22, 
dan dat Be de overicheit in ohrem ampte recht tho handlen flitig 
undermwifenn. | 

* Ban Sjonbages Babdesbeinfie ben Gathecifmum belangenbe. 

Gs wetth oich vorordenet dat de Paſtoten upp den dordeten 
alle Sondage und gewontliche firdagen nach dem predigen geen⸗ 
diget [(darumme fe alleyn to utleggunge des Evangelii dre 
verdel ſtundes nemen)* Eyn ſtucke uch dem Catheciſmo, dem 
volcke eynfeltich kortlich und flicht vorholden, man idt geendiget, 
alsdann *be viffh hovetſtucke bes Catechtsmi anheven: und 
lanchſam von der Cantzel lefen]. Dat de kynderlher im ſwange 
biyven moge*. | 

Bann deme Eeterifm, . .“ 
.. Denn Catheciſmum dar inne be hovetſtucke aller Chriſtli⸗ 
her lehre noidig thor falicheit vorfatet font, als de teyn ge 
bhode, geloven, gebeth, des vader unfe, dhope und aventmaill 
Chriſti, fall men des Sontags und fyrdages, myt anderer in⸗ 
getogener hilliger ſchrifft flitig lehrenn, *be vorklaren* und 
darmede by tehen, falfche Iehre und myſbruick, dat de. barburdh- 
yn den ſymplen harten gevellett werdenn. rn 

*Es ſchall overft be junge jogent yn den Stetten dorch eyn 
eramen und. frageftued: befundern yn alle artikelen des Gates 
chismi beneffen der prebiche des Catechſomj yn der wocken eyn 
mael up gelegene tydth gefraget, examnerth und gelerth wer⸗ 
den, ſunderlich an den oarben wornermich eyns offt tie dar de 
pafteren Tollegen hebn, unit derhalven nemand:thoms Sacra⸗ 


getriben, geſchiden, umb fast, 
Martyr recititt. ' 








X 


menth won ber jogenth und fungen perſonen geſtadet werden 
fat, ſynt dan alfo behoven angehoret und gefraget yn ſodanen 
eramine und genochfam geprofft.* 


Vann Ehefalenn. 


Sall men lehrenn bat de Eyndere ahne rhaidt und fulhoirdt 
ohrer vuldern frunde und vormunber ſich nicht fulveft beftaden, 
[mente dat wehre neynn ehe vor godde, mach ouck nha Eenferlichen 
techtenn nicht gefchein. 

Stern bat fi) ouck nhemang in de grade bloithfruntfchup 
offt Smwagerfhuph van godde und Eeiferlichem rechte vorbaben 
ehetich beftadenn, fo averft des eyn cafus vorfelle, und habdber 
entftunde, ſall de overichelt ohrem techtgelerden offt Sindico ans 
gheven, und Bo men nha keiſerlichem rechte nicht gefcheiden kon⸗ 
de, Bo mach men nach Chriſtlicher frigheit godtliches rechter uch 
Mofe wall gebrußen mente wo wall ung de in inditialibus tho hol: 
dende nicht gebhaben, ßo 16 Be und doch nicht vorbabenn.] 

*Und nach dem gottes wortt, das natürlich recht verkleret, 
und die Ehe zwifchen gefipten perfonen in ettlichen graben ver= 
botten Levitici 18, fol in folhen graben thein Ehe zugelaffen 
werden ...... niemand alfo heirathen :... . ſoll ſolche bey 
mohnung nicht geduldet und die perfonen beſtraffet werben, denn 
folche beywohnung ift wider natürlich recht, das gottes orbnung 
iſt in menfchlicher natur, und bat khein menſch gewalt dawider 
zu ordnen odergu dispensiren, wie der Bapft feevenlich gethan. 

Weiter ſoll aud) der ander grad verbotten ſeyn, als bruder 
oder ſweſter finder zu famen zu geben , und ſoll in dieſem grad 
auch Eheim heiradt zugelaffen werden. Es ſollen auich Beine Ehe 
gefcheden werden, one in fellen, die gottes wort ausgedruͤcket, 
als nemlich ſo die ein perfon Ehebruch treibet, Item fo bie ein 
perfon mutttwilliglich von der andern weg laufft, fie thetlich vers 
Laffet, und tft nicht zu vermuten, das fie wider kompt, ober 
wid ſich wicht reconcilieren, wie vom fall der verlaffung geſchri⸗ 
ben ift. 1 Eorinth. 7. Und foll die klagende perſon ihre: fach 
an jedem ort art den paſtor und bitrgermeifleen oder an dem 
Superattendenten gelangen laffen, die follen mehr verftendigt 
perſonen zu fidh zihen, ben beflagten citiren, die ſach vethoren 
und die resoncilistio verfuchen, und fo bie felbige nicht zu ers 
halden, ſoll nach der beweifung die unfchuldige perſon von bee 
ſchuldigen ledig defprochen werden und. der unſchuldigen erlaubt, 
ehrlich. und chriftlich widerumb zu heiradten, nach der lehr 
Chriſti Matth. 19: 12. .1 Corinth. 7, wie es gehalden in der 
olden kirchen. Denn Hieronymus entfchuldigt Fabiolam., dus 
fie vom Ehebrecher gefheben, und ein amdern ehelich genohmen 
hatt, Item Eusebius lib. 4 ecelesiastica® histatiae Eap. LT. 
erjelet ein fall von einer. chriftlichen frawen, welche fich von ih⸗ 
rem ehemann, der ehehruch und ander unzucht in’ Alexandria 

biefe Histaria ſei von Justinus 

Haec Phikppun.* .. 

Baun denn Supergttenbenten. . 

Hyr is noidig eynen gelehrben prebiger In buffer Grave 
ſchuph tho holdende, be un ſunderlicher votnhemlicher upfeher 
fo, de den Rotten und Schwermergeiſtern winckelpredigern up⸗ 
roirſchen wedderdoepernn myt godtlicher ſchrifft konne hefftich 
wedderſtain und rechts lehre annholben, als 2 para. 24. Aeto. 
15, ad Xp. J, in Hyero. ad Euagrium In Ambro. JTy⸗ 3. Aue 

63 * 


500 IV. 1588, 
guſt. epiftola 9. De ouck den andern paſtorn eyne amwyſunge 
bhein konne, aller noithrufftigen dungen, lehre und gebruick der 
kerchenn, gelyck de oulden Leviten, apoftoli und eirften Bifchop« 
pe haddenn. 


"Ban der Vifitation.* 

Item dat alle Jair eyns thom geringften eyn gemeyne 
Viſitatio van der overicheit gefchehe, upt dat reyne lerhe und 
rechte goddeſdeinſt erholden blive, *und folches nicht dorch den 
Superattendenten alleyn gefcheen fol, funder es werben de Lan⸗ 
deshern eynen van abel offt eynen vornemlichen van ben Ampts 
Inden mpt doin umme alle vordedhtige fufpicion the vormiden 
und bp yder mennichlichen eynen grotter anfeen und frudhten 
tho geven. Sal oich yn gedachten Superattendentens madıt 
fon, eynen van den vornemlichen fratribus neven fich tho ers 
wellen Des fchollen oich be amptlude benn Superattendentenn 
myt gude foer aller noittrufft, therunge und nutter underhols 
dunge vorforgen.* 

Vann prefter che. 

Nach beme de hillige fchrifft de che tho vorbedende duvel⸗ 
fhe lehre rhoemet. 1Xy. 4. * Paulus fueth thorugge yn den 
propheten Daniele 12, welcher van Antechrifto gewyſaget, he 
werth be fromen lywe (vorftae im ehelichen levende) vorachten 
und ſynes gevallend myt em handelen* — und alle mynſchen 
eyn lebent eherlich genhoemt werbt Heb. 13. unde de Apoftels 
len als Ignatius fechte, ehefrouwenn gehadtt, unde Innocen⸗ 
tius papa fecht Diſt. 26 ca. Deinde ıc. dat ehelich werden 
nicht funde ſy, ouck den geiſtlichen, fuft mofte godt Almechtig 
als eyn ftiffter und Inſetter der ehe dar anne ſchuldig fon, de 
im Parabifo tho fundigen gebaden hedde, Hec ille 2c., dair tho 
oud de Chriftliche Concilia frigg gelaten hebben, als Concilium 
Nicenum Dift. 31. Gangrenfe Dift. 28 unde Difl...... 
Tholetanum 33, queft. 2 Unde Gardinalis Cajetanus fechtt, 
dat men noch ourfache ebder fchrifft bubringen konne, dat epn 
prefter daran fundige, fo he ehelick ſy, und Auguft. befennet 
be bono nuptiarum Caufa 11, queft. 19, dat de frigge und 
ehefachen de van Bloifter Inden gefchennn ungeachtet ohre ge 
dhanen loeffte beftendig unvorbroiden ſollen bliven und flxaffet 
dair be fobatn ehe, eynen ehebroicke ſchelden, unde baven dat 
better is, ehelich werden dann bernen, und umb horerye thovor⸗ 
miden folle ein Ider ſyne egene frouwen hebben 1 Co. 7. 

Szo fall menn neynem prefter de ehe vorbeden dann frigg 
laten unbe gefladen, wente nha ermeldung bes billigen paul, 
1 Ty. 3. Xp. 1 fall eyn prefter unfteafflich fon und avermails 
He. 13: de Ehebreder und horen Jeger werdt godt Richten. 
[Idt vorgunnen oud de oldeſten Canones, den preftern ehelich 
tho werdende ahne alle funde Diſt. 23 De geiftlichen ſollen fy 
myt unkufchelt nicht befleckenn, funber vele mehr ehelich werden 
Dift. 31 Nycena Synodus, Et qui Romani Dift. 28, ca. 
Deinde et fi quis docuerit, et fi quis diſcernit zc.] 


Belolbunge der kerchen Deyuere. . 


Dewylen dem folde bes godtlichenn woirdes fehr noidig, 
quia fine illa plebi eft certa pernities Pro. 29 und Auguft. in 
epiftola 80, Fo 16 de overicheit fchuldig den kerchen deinernn 
mpt guder geboirlicher befoldunge tho vorforgenn. Numert 18, 
Deut. 14. Matt. 10. 10.9, 8a. 6. 1 Tymo. 5 und Hifkle 


I) 


LZippiiche Kirchenordunug. 


dem folcke gebhoid. 2 para. 31 und Nehemia Aggeus Malachias 
hebben de overicheit und dat folck harde geftraffet, dat Be ohren 
Rum ven tegeben nicht gheven. Nehemie 13. Mala. 1 und 

ano. 16. — — 


Ban Monifen. 


Monike und phariſeer vorgeliket Theophilactus aver eyn. 
Matth. 21 Hieronimus in queſtionibus ſuper Geneſim, dat pha⸗ 
riſeus hete eyn affgeſunderde van andern luden in ſunderliken 
kledern und hilligen ſchyne Luce 18, und holden ohren Orden 
und Cloſter loffte der hilligen dope gelick anhe grundt der Godt⸗ 
liken ſchryfft in vorachtinge Chriſti vordenſt und anderer gemei⸗ 
nen Chriſten ſtende, Und dewyle ohre lere Godtliker ſchryfft enty⸗ 
gen is, Mach me ſe in Steyden noch dorperen tho predigen offte 
bedelen nicht ſtaden, wente ſe neyne rechte dener ſynt, Und ande⸗ 
ver brodt und ſweth ethen 2 Theſſalo. 3. — Edt ſcholen of 
de Monyke keyne perſonen mehr annemen. Non est consu- 
lendum, ut peculiares scholae fiant ex Monasteriis. Melius 
est scholas communes in civitatibus bene constituere, Red- 
ditas autem monasteriorum transferantur ad necessarios 
usus parochiae et scholarum quantum opus est: cetera ad- 
ministrent domini : hic sunt reliqua. — Dadt is, edt 18 nicht 
tho raden dat me funderghe ghemeyne fchole male van ben kloe⸗ 
ſtern Edt i6 better dat me de Scholen in den Steben wol ans 
enchte, Averft der kloeſter venthe und guter fchal me teren in 
gebruck der kercken, kercken deyners und Scholen woer des nodt 
i6, Wat dar averich yſt, ſchall be Overicheit Leren in nodyghe 
gebrud. 

Ban den Runnen. 

Duſſen ſchal me myt gelerden fromen Szeelforgeren be fe 
in Gades worde recht leren van bem gefette und anderen hovet 
ſtucken dat fe Chriftum leren kennen und van ohrem vordenfte 
affitan, Dat Compelle intrare Iuce 14. und be Godtliten Sacra⸗ 
mente und Amptere recht na der infate Ehrifti gebrulen. Edt 
ſchal ok den geiftlifen Glofteren, eynem yderen tho binvende, 
edber uth tho gande feng fon, na der lere Cypryani bes billigen 
Martelers li. 1 Epiftolar. Epift. Ll ad Pomponium. Szo de 
perſonen Juncferſchop gelavet hedden, und doch nicht halben wol⸗ 
den, offte konden, fchollen fryg ledich fon ꝛc. Dat men of Mo⸗ 
nike und Papen de noch up ohre Olde wyſe und lere blyven, ney⸗ 
nen ingank offte gemeynſchop gefladebe, were wol nodich. 


Ban ber armen Unberholdinge. 


Chriftus de Apoſtoli und Apoftolifche erfte kercke hebben 
funderlinges up de nottrufftige armen acht gehadt. Matth. 25. 
Sala. 2. Acto. 7 Darumme vorforgede fe Godt myt tegeden 
Deutero. 15 Hir umme is nodich eyner yderen karſpelde Dia⸗ 
conos, dat is, ber armen deners tho ordenende, unde eynen ges 
meinen kaſten an tho richtende, Almyſſen und wes fuft kercken 
güber font tho unnodigen Ceremonien georbent van was lech⸗ 
tern, broderſchop, Calande und ander upkumpſte, tho underhols 
dinge der prediger und denere, undt foldes tho gefcheende, 
fchollen de prebiger tho ber armen handtrekinge funbderlinges 
fromen armen dat vol myt fipte vormanen. 


Ban twyerlege ſchalen. 


In der leringe und tucht der kynder hefft Godt funderlim⸗ 











IV.. 2586. Bippifche Kirchenorbuung. 


ges wolgefal, bat me gube vorftenbige Bobtfruchkige lude moge 
bebben , in erden und wertliten Ampten. Deute. 46. 31. 
Ephe. 6 und in proverbiis Jeſus Sprach ultimo, Darumme 
weren fchole tho der propheten tyden in Synagogis 2 Reg. 2; 
und der Apoflolen toben in be Eerdien. Euf. li. 5, ca. 9. 

Hyrumme is nodid in allen Steiden duſſer Graveſchop 
latinſche Scholen an tho richtende, myt guben gelerden ſchol⸗ 
meiftern allerei fünften fo vele mogelick i6 und den Catechis⸗ 
mum to levende, In Gades fruchtenund tuchten up tho theende, 
Dar tho be Saffefche Ordenunge nutthe und gudt were. 

Me moth od Duͤdeſche ſcholmeiſters holden In Steiden und 
Dorperen vor de Junge medekens, fchriven, lefen und den Ca⸗ 
tehismum beneven andern guden tuchten cho leren ıc. 


Myfbrud bed Ereuges und libendes. 


Allerleye jamer und lident krankheit, myſdeydere, ſmelick 
doet und der geliken heyfft me vor vordenſtlike wercke gemaket, 
vor de ſunde dar mede genoch tho donde, dat doch Chriſtus 
dorch ſyn lydent alleine uth gerichtet heyfft Eſa. 53. Ro. 6. 
2 dech, dat duſſer tyd lydent, der herlicheit nicht werdich ys. 

o. 8. 

Dar by hadt me be bebroveben ahne troeſt gelaſſen, ohnen 
nicht geſagt, dat Gottes wyl und wolgefallen ſyn, dat wy in 
lyden, gheloven ohven, ohne anropen, und by ohm hulpe ſoeken, 
DE dat men de luede tho den hilligen gewyſet heyfft. 

Dar tho heyfft me uth eghenen vornemende, fulven ſun⸗ 
derlinge creutze und lydent bedacht, und ſick dar mede beladen, 
myt caſtyginge, vaſten, Collo. 2, Als ok de preſters Baal de 
ſick myt preynen ſulveſt ſteyken, dar an Godt neynen walgefal⸗ 
len heyfft Zacharie 7 cum jejunabatis numquam mihi jejuna- 
batis, quasi dicent nequaquam, 


Ban dem rechten libende gebrud und nutticheit, 


Lydent 18 dee Chriftenheit thogefecht van Chriſto aver ber 
rechten lere Io. 15 und aver Godtſalich levent 2 Timoth. 2. 
et 1 Zimoth. 4. 

Stem Alle lydent mwebbervaret uns uth Gobtliker vorfes 
Denynge, bedacht under ſynem rade. Matth. 10. 1 Corin. 10. 
Acto. 2. Jo. 19. Job 1, 2 Samuelis 16. Darumme gefchudt 
edt unsthogude. 1Corin. 10. Proverk. 3. Hebre. 12. Roma. 8. 
Dem olden Adam funen wyllen tho brefende, dat wy Chrifto 
im lydende gelydformidy werben, Unb fcholfen derhalven of dul⸗ 
bichliten dat mebderftandt dregen Matth. 5. Luce 8 et 12, 
Acto. 5. Hebre. 10. 

Edt iſt averſt nicht genoch bat wy wetten, bat me fchall ghe⸗ 
duldich ſyn Sundern ift veil mehr van noden, dat me lehre, 
dat Godt fordere, dat wy in Inden ben geloven ohven, Godt 
anropen, by ohme hulpe ſoeken, den alfo heyfft he tho gefagt 
und tho troſten und tho helpen . 

Der Overicheit mnfbrud. 

Thom erften,, dat edtlike wertlike Overicheit fick der kercken 
religion, ohrer geiſtliken underdanygen perſonen nicht under⸗ 
nomen hebben, in ohren godtloſen affgadeſchen handelen und 
boeſheit, thor ergerniſſe der lude, nicht geſtrafft hebben. 

Item bat ſick de Overicheit vaken thegen Gades wort, bat 


— — — ——— a En 
n ne e 


501 


Evangelium, Sacramente, preſter Ehe, als de radt tho Hieru⸗ 
ſalem vorgtepen hebbet, als Acto. 23. Pſal. 2. 

Item die Overicheit hanthavet de unfromen, de fromen 
vorfolget ſe vaken dorch gunſt und gave, Als Achab, Jeſabel 
den fromen Nabodt, Heliam und de hundert propheten vor⸗ 
folgeden und de negendehalff hundert kalff papen und prophe⸗ 
ten vordedingeden, Saul David vorfolgede. 

Item Edtlike wollen ok baven und tegen Godt gang 
ſtreven als Pharao Erodi 1, Nabugodonoſor Daniel 2, Da⸗ 
rius Daniel 6. Saul 1 Reg. 22. Antiochus 1 Machab. 

Item dat fi ok de geiftliten des wertliken ſwerdes yegen 
de fchrufft angenomen hebben. Efa. 33. Wo moll doch Gobt 
in ſynen ryke deners bedervet, Szo heyfft he doch ohne neyne 
herfchopne tho dryvende bevolen, den klarliken vorbaden. Luce 

‚und 1 Petri. Und darumme font fobane wertlike ſake 
der wertliten Dvericheit bevolen. Ro. 13. 


Der DOvericheit rechte Ampt und gebrud. 


De Overicheit is van Gade vorordent Ro. 13 Darumme 
gelid als Paulus prebigede und Thobias funen fone lerde, 
Gade hyrynne denende, Szo denet ok duffe denerinne Bade, 
wen fe tho rade geibt, tho rychte fpttet, ſake vorhoret, und 
ohres Amptes pleget, anhe anfehent der perfonen, Und of funs 
berlinges denet Gade, wenner fe de kercken und Cloſter van 
logenafftiger Iere, van unrechtem Gadesdenſte, geftrengen, by⸗ 
gelovigen Geremonien repniget, Und in de flede anrichtet rechts 
fhapene billige ſchryfft, gude lere und rechten Gabesdenft, 
Wente falfcheit in der lere, Erdom in Gadefdenfte, by⸗ 
gelove in den Geremonien font ſtrack yegen de erſten tafelen 
der teyn gebode Erodt 25. Wente fyn name wert barynne 
enthilliget Levit. 18. Und vorberven dat vold myt falſchem 
fuerdeghe. Matth. LO dar wy vor ghewarnet fpnt, dar under 
Gades namen kompt Gades torn aver Staide und lande, 
als aver Hieruſalem, Samaria, Juda, Saul, Achab ꝛc. 
Darumme es ohre beropinge, We Gades wort eheret, de deit 
den rechten Gadeſdenſt Szyrach ca. 4. Alſo buth Godt tho 
worgende der Overicheit, de falſchen propheten und Gadeſdenſt. 
Deute. 7.15. Und alle belde de me anbedede gentzlich vorſtorede. 

So vorftorede Ezechias be konnynck de hogen und thobrad 
be fulen, und radede de bogen uth, und thobrad de eren flans 
gen, de Godt fulveft gebaden hadde Moſy tho makende Num. 
21., umme des myſbrukes wyllen, bes anbeben bes, des vol 
des dat dar affgaderye vor debe, de doch Godt fulven gebaden 
hadde Moſy tho Makende in der woftenye, und mas eyne 
foegure up Ehriftum. Joannis 3. Dar van heby dem halsflarden 
volde grote vare ſtondt, noch tans vortrumebe he Bade. Szo 
voret ok Aug. thom erempel Joſiam den konynck Ninive, Da⸗ 
rium, Nabugodonofor in epiftola 1. 16. Unfe Chriſtlike keyſers 
Suftinianum, Conftantinum, und Eufeb. lt. 10, ca. 1. Valen⸗ 
tinianum, Gratianum, Theodoſium, de fi alle der veligion 
undernommen hebben, unrechte Iere, falfche Gadefdenfte und 
affgaberye gheweret und affgebradht, Und Chriſtlike lere und 
rechte Gadesdenſte upgerichtet, als betuget Zyrach ca. 49. 2 
Meg. 22. Paral. 34. Daran Sofia fonem affgobefchen Vader 
Ammon, Noch Ezechias ſynem affgodefchen vader Achab ſcho⸗ 
nede, Wente fe leveden Godt mer, denn ohrer olbern tydtlike 
ehere. 


4 


802 IV. 1538. Lippifche Kirchenorduung. 


Duth ſulve fordert od Godt von allen Potentaten,. Weldi⸗ 
gen offte Overicheit Pſal. 2 latet ju tuͤchtigen gy konygs und 
rychters up erben denet dem heren myt frochten, kuͤſſet de fone 
dat he nicht tornyge und ghi up dem wege umme komen, 
Wente ſyn torne wert balde an bernen ꝛc. Dat lecht Auguſti⸗ 
nus alſo uth contra Creſtonium li. 3, ca. 51. und of contra 
literas Petiltani li. 2 ca. 92: und Epiftota 50 ad Bonifadum 
Genie, alfus feggende, dat den be konyge dem heren benen, 

wen fe in eherem rike dat gude gebeden, und dat quade ſtraf⸗ 
fen, ſowol in der religion ale in borgerliken geſchefften und voret 
darby thom Erempel Ezechiam, als baven gefchreven. 

Als nu eyn Vaber ſchuldich is fon kyndt tho Gades worde 
und tho get thoholdende, vam bofen tho trecken, Deute. 
11. 16.31. Ephe. 6. So mothen of de Opericheit, de Datred 
patrie, dat p de dar landt vaders, offte de Oderſten der Lande, 
offte vornemeften im lande genompt werden, ok de underdanen 
tho Gades worde holden, als ok Auguſtinus roret Epiſt. 1. 
66. alduͤs ſeggende, De forften ſchollen de religion fordern, 
und Gades lefteringe vorbeden, Als me van Nabugodonofor 
und Dario, Daniel 2 und 6 (eff, in dem vpfftigeften breve ab 
Bonifacium 50, Et Canone Principes queftione 9. 23., mo 
dar folget alfus, De forften buffer werlt ſchollen wetten, dat 
fe Gade mothen ſchuldige rekenſchop geven umme ohre gemeine 
und kercken wyllen, de fe Chrifto tho beſchermende anghenomen 
hebben, Wente dorch gelovige Korften kommet vormeringe 
fredeliker eynicheit, und geiſtliker tucht 2c. He wert rekenſchop 
van enne fordern, de ſyne gemeine under ohren gewalt gelecht 
hefft. 33. 93 ca. Principes. 

Hyrumme welker Stadt offte landt otbentliker wyſe for 
dane ungodtlike lete und myſbruck affſtellen, und dat reyne 
Evangelium Chriſti anrichten, de moghen der halven van ney⸗ 
ner hogheren Overichelt als ungehorſame gheſchulden werben, 
Wente de Evangeliſchen Steende weren tho Auſpurch dorch 
keyſerlike Majeſtaͤt ohres geloven nicht vorworpen, den gnedich⸗ 
liken erhort und tho gelathen, Duth moth uns alſo betoeren. 

Mor +) neyn vorbodt is, dar mede be conſcientie billiken 
vorbunden werdt, etwas tho latende, dar is neyne avertredinge. 
Nu ens ys neyn vorbodt in dem hilligen Romſchen ryke, dat 
uns vorbede dat Evangelium an tho nemende und wat dem 
Evangelio myt ys to donde. 


So volget hyr na uth So wy bat Evangellum annemen, 
und rechten Gadeſdenſt na dem Evangelio, dat wy dar dorch 
yegen neyn vorbodt handelen. 


Syo averſt dat degen deel ſeggen wolde, dat Evangelium 
wert nemande vorbaden, funder de lutherſche lere de wy ange⸗ 
nhomen hebben, 

Antwort dar up dat wy neyne mynſchen lere angenomen 
hebben, den dat rechte Evangelium Jeſu Chriſti, Welcker 
Godt dorch ſunderlike gnade wedder der werlt heyfft ſchynen 
lathen na klarem hellem vorſtande uth gelecht Mar. 1. Gela⸗ 
vet dem Evangelio.] 

Darumme mach ım$ od neyn mynſ⸗ chen hyr van vorbeden, 


+) Fortassls hoc omitti potalsset, quia constat vos velle nostram 
döocfrinam quam ptoßtenar oppfebsam , guorumgque homine voce .... 
extant eorum edicta in... . non luther. Sed articulos exhibent. 


offte ungehorfam achten, +) des heufft ok nenne Overicheit 
macht, Wente Godt 18 be alder overfte Overichelt und. de ghes 
but fpn Evangelium und rechten Gades denſt tho holdende ut 
ſupra Marci 1., dem fon wy yo fihuldiger gehorfam, bem 
mpnfchen, fo verne dat ordentlid gefinlt werde, na bem, de ums 
der Dvericheit der overften tho vorfange nicht tho bebende 
heyfft, funder Gades denerynne is. 


Hyrumme iſt de Overicheit duſſer Graveſchop ſchuldich aff⸗ 
ſchaffen unrechte lere, unrechten Gades denſt, und myſbruck, 
und alle affgaderye thom Blomberge und andern orden duͤſſer 
graveſchop, und reyne lere und rechten Gadesdenſt, und Cere⸗ 
monien in de ſtede ſchaffen, DE wes wyder tho under holden 
guder ſcholen, tucht, Armen und der geliken, ok anhe anſehent 
der perſonen recht ſtraffen, Ok up hillige vyrdaghe und der 
Gades denſte barnewyn und kroghe tho vorbeden und ſtraffen, 
Ehebrekers, horenyegers, Juncfrowen ſchenders, flakent, ſwe⸗ 
rent und ber gelyken ſtedenn, DE moth de Gobtliche Overicheit 
vor allen dyngen up Gades wyllen und wort ſehen, dar sho 
alle ehere begerunge thor ehere Godtlikes namens und tho fors 
derunge ber underdanen, Und tho buwende de Chriftlife kercken 
ſchicken und uthrichten, tho welckerem ſtucke nodid wyl fan 
dat de godtlike Overicheit, welcker der kercken und Chriſten 
guder under worpen ſynt, up ſodane guder acht hebben, de ful⸗ 
vige nicht lathen van den Sthyfftern edder yenigen perſonen 
vorruͤcken, ſunder dar van predichſtole, Scholen und der armen 
nodtruff eherliken und genochſam vorſorgen, und dat gemeyne 


volck darmede betalende ohr ſchulde na gewontliker plicht, und 


vor de truwen deners fordern na dem vorbilde Hiſkie Paralip. 
31 und Nehemie ca, 13. 


.  Unterdane wes be ber Overichelt ſchuͤldich font. 


Vor ſolcke geothe gave Gades uns dordy de Overicheit ge 
geven, fon top wedderumme ſchuldich Thom erſten der Overi- 
heit fchot, Thoel, arbeidt, denſtlicheit des lyves, de wy ohr ge 
von ſchollen, Dar tho fcholle wy fe fruchten, und offte fe ung 
woll nicht fraffen konde odder wolde, fo wol ung Godt fulven 
ftraffen, ald wy lefen van den uprorefchen Num. 16 und 2 
Reg. 11,18 und Auguflinus fecht, welder gebaden ber Ove⸗ 
richeit, be der Godtliken warheit gelidformich, nicht gehorſam 
font, de wert eyne grothe ſtraffe krygen, We overſt den. gebaben 
und gefetten der Dvericheit, de [nicht] pegen Godt font, nicht 
gehorſam ſyn, de wert eyn groth lon krygen. 
Soo ſchollen wy ok be Overicheit oberen dat fe und hufühens 
men ſchal, Wente Daniel am 4 vorbeldet Godt de Dntricheif 
dorch eynen guden boem, de alle deyrte erneret, alfo, ok ung, 
DE kompt van ber Chrifttiten Övericheit de gobdtfalicheit, dat 
16 mare lere, ghelove, ware Gades denft, bar tho redelicheit, 
borgerlite tucht und regiment und ordentlik handelung. 

Me ſchal ok vor fe bydden, ment fe heyfft neyne gewalt, 
den wat ohr gegeven id Matth. 22. Darumme mat fe fettet, 
dat ande funde ghefcheen mach, ſchal me doen, offte me fun=- 
diget, DE ſchal me ohr in geborlifen vortalden fafen gehorken 
umme ber conſcientien wyllen Ro. 13. nn und de Apoſtea 





+) Hec vera sunt et dicenda, quod implis non sit obelionden, 
Oportet deo magis Sbedire quam hominibus. 


4 


VE 2889. Seffifche Kiuchenorbnung, 
Cheiſtlichen myt geiſtlichen laveſengen, Als, Mybben wy im 


font ſulven der Overicheit gehorſam geweſt, Hyrumme of be 
geiſtliken gelyck de leyen, wanneyr ſe das nicht erkennen und up 
ohre privilegien forſliken ſtreven, fo ſundigen fe. 

Jedoch wyl keyſerlick Majeſtadt konynge, edder ander heren, 
fe wor mede fipagen und begaven, bat mogen fe anhe ſunde 
van ohne up nemen und hebben, ſo verne der Overicheit Ampt 
dar dorch nicht ghehyndert werdt. 


Ban ber begreffniſſe und ebtliche underholdunge ber kercken. 


Edt betuget uns de hillige geiſt in den godtlichen hyſtorien 
des olden Teſtamentes wo de leven hilligen vedere Godtfroch⸗ 
tichlen und erlichen ohre vorſtorvenen lychname hebben thor er⸗ 
den beſtedigen lathen und ſunderliche bequeme orde thor be⸗ 
graffniſſe geſtifftet, dar dorch ſe ohren geloven van der upſtan⸗ 
dunge der doden und des thokumpſtigen ewygen levendes Godt⸗ 
falichlichen habben betuget, derhalven ſchollen de kerckhove rey⸗ 
nichlich geholden werden, angeſeen dat vele lychname der uther⸗ 
welden frunden Gades dar rouwen. 

Edt ſchollen ok ſodanen Godelichen ghebruke nach de vor⸗ 
Borvene lychname unſer leven broder und ſuſter erlichen und 


503 


levende font, und andere, thor erden beflediget werben, Edt 
ſchollen vorordente Paftoren de leſten artickelen umfes billigen 
Chriftlichen gelovens der gemeyne Bades kortlichen antzegen, 
dar ynne wy bekennen upflandunge ber boeden und bat ewyge 
keoent, dat yderman dar borch lehre in deme frochten Bades 
Sobtfalichen tho Isvende, dat he moghe ewychlik myt Gabe bes 
holden werden Amen. — 

Szodane Artickel hebben wy kortlichen tho epner Anwy⸗ 
ſunge, dar mede alle ungodtliche unchriſtliche Godtloes weſent, 
dar de ellenden herten van Godtlicher waerheit dorch vorforet, 
moghe dorch de ordentliche Overicheit affgewandt werben, und 
bydden den Godtſaligen leſer, ſodane unfe anwyſunge ſyck ghe⸗ 
fallen lathen, und bydden, dat de eroyge Godt Vader aller barm⸗ 
berticheit wylle unfe herten gnebichlichen erluchten dat wy fampt= 
lichenn in reyner erkentniſſe ſpnes hylligen Evangelii en 
blyven tho pryſe und ehre funer Godtlichen Maieſtet under⸗ 
havunge Chriſti unſes epnigen Myddelers und vorſoeners dorch 
krafft und werckunge des ar geiftes Amen. 

inis. 


v. 
1552. 


Angenommen Slirchenordeninge Eines Erb. Hadef der Stadt Burthude geftellet durch den 
Erwirdigen vnnd bochglartenn Doetorem H. Joannem Epinum Superintendenten ber hochberaumpten Stadt Hamburg. 


: Won ber im J. 1652 verfaßten Burtebuber R.:D. ſind in 
Pratz e's derzogth Bremen und Verden, Bd. IV. ©. 8 ff. die 
Vorrede, die Rubriken und der Schluß, in der Buxtehuder Schul: 
gefchichte, Stade 1765, ©. 6 ff. der Abſchnitt von ber Schulord⸗ 
nung mitgeteilt. Da fie fi) eng, oft wörtlih, an bie Hambur⸗ 


, 


ger 8.:D. v. 15639 anſchließt (Nr. LXV.), ohne irgend Momente 
von aflgemeinerer Bebeutung baspubieten, fo Eonnte «8 Hier ges 
nügen, auf bie angeführten Echriften und auf Pape, Kirchen: 
chronik ber Stabt Burtehube, zu verweilen. 


VI. 


155%. 
HBeffiſche Kirchenordnung. 


Dieſer, bis jest noch nicht gedruckten, K.⸗O. gedenkt v. 
‚Rommel, Phil. b. Gr. Bb. II. &, 130, ohne nähere 
Rachweiſung. 
»* 


Drbemung Ehrißlicher Lehre vnd Zaochtt. 
Dieweyll kein hoͤcher vnd Heyliger Ampt vff Erdenn iſt 
daun das heylige Ministerium Ecclesiasticum Iſis billlch und 
recht, das es vonn Jedermann Ihnn geburlichenn ehrenn ge 
haltenn werde. 

Denn dee Gotlichen Ewigenn Maieflet weßenn und wille 
Mein durch dieß Ampt erkennet wuͤrdet. 

Darumb follenn alle Menſchen ſolchem Predigampt mit 
edlem Gehorſam und ehrerbietungk ſich vnterwerffen, und aus 
dem Wort vnd Predig Ampt eine reyne und völlige Summa 
Cheiſtlicher lehr fafſenn, Dieſelbige auch vber bie Profeffion, 


bie allein nit genugk iſt, mit vnſtrefflichem wandell zieren und 
beweyßenn. Daruff gewießlich folgen würbt da® ende des glaus 
bens, der Seelenn ſeligkeyt, wie gefchriebenn flehet, Wer mich 
ehret, denn will ich wiedder ehrenn ıc. 

Solchs hat der Löhlich und Thewre Furſt, ber Landgraue 
zue Heſſenn ꝛc. Chriftlichenn bedacht, und uns feine F. ©. 
Super Intendenten und Predicantenn zue mehr malenn gne⸗ 
biglichen befholenn, Die Chriſtliche ordnungk, fo zue Vffbaw⸗ 
unge ber gemeinenn kirchenn zuuor geflellet wordenn iſt, zum 
haltenn, und Ihnn gangk zuebrengenn mit Gnediger vertrös 
ſtungk vnd zueſage, Gebärlicher Fuͤrſtlicher Handhabungen, 
Souiell des Seinenn F. G. zueſthee vnd gebuͤre. 

Vnd ſeind dieße die Capita vnd Artickell vorbedachter Ord⸗ 
nungk Wie hie folget. 

Zum Erſtenn Soll bie gange Kirche ahnn allenn Ortenn 


504 


zue Gewonlicher zent zufammen kommen Gottes Wort zuehoͤ⸗ 
ren, Die hochwirdigenn Sacramenta zuprauchen, Wie folches 
der Sohnn Gottes geleret, Ingeſetzt und bevholenn hat, Da- 
ſelbſt Got denn Vater Ihm Nahmenn Iheſu Ehrifti vor alle 
feine herliche vnd manigfaltige gabenn und molthatenn dan⸗ 
denn vmb alle Genflliche und leybliche noturfft bittenn, vnd 
ihre milte Almufenn vor die Armenn Bruder und Schwefternn 
ſelbſt willigE und ungetrungenn mitbrengenn, Wie ſolches als 
Ienn wahrenn Chriſtenn ond lebendigenn geliebmaßenn der Kir 
chenn geburt und wol anftehet. 

Ihnn der Gemein follen Beine Trennung, Spaltungk, Sec» 
ten oder Rottenn fein noch geduldet, Sondernn bie Einigkeyt 
des Geyſts foll allewege durch das Bandt bes frieds, feſt und 
onzertronnlich gehaltenn werbenn, 

Es follen auch alle ding erbarlich, Ordentlich vnd Zuchtigk 
Ihnn der Gemeine, als vor Gottes vnd aller Engell angeſicht, 
gem vnd gehandelt werdenn, Surta Apoſtolum. Dieſſes 
alles alſo zue fordernn vnd Ihnn Schwangk mit Gottes Hulff 
vnd Gnadenn zubrengenn, Sollenn die gelerteſtenn vnd Got⸗ 
ſeligſten Menner, ſo mann habenn magk, zum predigampt er⸗ 

wehlet, und Ihnn die Kirchenn hinn und wiedder nach der Res 
gel des Heyligenn Pauli, geſand werdenn, vnd keiner ſich ſelbſt 
Indringender gelledtenn oder zuegelaſſenn werdenn. 

Wer aber das Predigampt begeret, vnd vonn Collatoribus 
uocirt wordenn iſt, Sol den Super Intendentibus ſich mit 
gepurlichen Zeugnuß praeſentiren, vnd Aleae Examinis ſich 
ſubjiciren. u 
VBnd wo er Idoneus erfundenn, mediocriter saltem, vonn 
Superintendenten oder Subdelegatis, Concione de ministerio, 
Inuocatione Spiritus Sancti, et Impositione manuum Eccle- 
siis commendirt, denuncijrt, vnd Ihnn feine Pfarkicchen, 
Ampt und Dienft Ingefegt werdenn, Vnd daffelbige alfo admi- 
nifteiren, wie er das gedendt fur dem Erghierten Chrifto und 
onferm ©. 5. und Herrenn, auch denn Superintendentibus und 
einem Jedenn Chriftenn zuuerantwortenn. 

Vnd allegeyt vor augenn habenn, und Ihm herkenn be 
dendenn, das fchredliche prophetifc, wort, das Got das biuet 
deren, fo vonn vns verfeummet wordenn feindt, vonn vnfernn 
hendenn fordernn till. 

Zue fleyffiger aber und Eyfferiger verwaltung? des kirchen⸗ 
bienftes If von notten, das Mann anhalte mit leßenn Apo⸗ 
ftolifcher und Prophetifcher fchriefft, und .nichts thue ober vor⸗ 
neme, aus engnem gutdunndenn vnd weyßheyt, Sonber ein 
Jeder laß Gottes Wort. fein Consiliarium fein. Pfalm 119. 

Auch das er befchendenn fey vnd Ihnn allenn bingerm ad: 
hibiren Scientiam Spiritualem ; Vnd vergeß nicht Lenitatis et 
Mansuetudinis Ecclesiasticae, Auch mit böfem lebenn nit mehr 
zerbreche, dann er mit lehrenn vfbawt, Alles juxta Canonem 
Apostolicum. Venuste et grauiter dietum est a Veteribus. 
Pisces attactu terrae computrescere: Et Dominicae uocis 
Ministros contaminari, si terrenis se implicent negotiis. 
Omnia igitur fiant ad aedificationem, .ita nomen -Ministerii 
sanctum et Venerabile erit apud omnes, Honesfi mores 
Episcoporum accendunt amorem Ecclesiae et alunt reneren- 
tiam .piebis erga Ministerium, .Omnis scenicus habitus uite- 
tur: Toga ad genua demissa gestetur.. In albis Angeli Dei 
plarimum apparnerunt, voluntatern Dei hominibus renun- 


ve 1839. Seffifhe Kirchenordnung. 


ciantes: Ita et nos, qni samus Ängeli Dei et Angeli pacis, 


‘in Ministerio albis utamur salua libertate. 


Es ſoll auch ein Pfarherr nicht uff fi, fondernn fein gan⸗ 
ges Haußgefinde fehenn: Das Weyb, Kinder und Gefinde ons 
ftrefflich lebenn nach der Lehr Pauli und Petri, Das alfo auch 
durch fein Haußgenoffenn der Name deß Herrenn nicht verle⸗ 
flert werde. 

Er fol auch mit allem fleyß vnd ahn allermeinftenn vff 
feine Gemeine, die Herde Chrifti, ober wilde Ihnn der Hey⸗ 
ige Genft zum Bifchoff gefegt halt, ein ſtetigs vfſehens haben, 
Die Gefundenn weydenn, Die Krandenn heylenn, Vnd die fo 
kein Artzney leydenn vnd ahnnemenn wollenn, vonn ber Ges 
fundenn Herde auffchlieffenn, Ne una ouis morbida totum cor- 
rumpat ouile, 

Ita unusquisque suo dono utatur ad utilitatem Ecclesiae 
et ad sobrietatem sapiat, Memor dicti Dauidic. Non sont 
elati oculi mei neque ambulaui jn magnis, neque in mirabi- 
libas supra me, sed humiliter sentiebam etc. 

Vnusquisque suo sub onere sudabit et gemet, Darumb 
its dorheyt, das einer Ime Weyternn wil furnemenn vnb 
Außrichtenn, dann Ihme bevholenn. 

Caute ferendus est, qui suam spartam ornat, Et aDo- 
mino auditurus , Euge serue bone et fidelis, qui suo talento 
dextre usus est, 


Es ſoll kein Predicant fein Eicchenn dienſt, ohn ordentlich 
Bevhelich und vocation verlaffenn spe questus uberioris, Sons 
dern feiner ſchaffe wartenn, vnd trewlich benenn dienen Bub 
two ihme daruonn Victus et Amictus, quibus, cum adaunt, 
contenti esse debemus, nicht werdenn koͤnte, Soll er ſolchs 
feinem Superintendenti angebenn Witcher mit Ihme trachtenn 
fol, wie ſolchem mangell mochte geratenn werdenn. 

Soll auch Feiner fid) ad susciniendam curam aliarım Ec- 
clesiarum ad se non pertinentium, einlaffenn, Es gefchee bann 
mit rath und wiffenn Principis et Superintendentium, Die es 
alfo fur gut anfehenn vnd nuglich erkennen, 

Viel weniger follenn Milites Christi Shan weltliche Dienfte 


und hendell fich begebenn, 


Es feind diuisae functiones, Politica vnd Ecclesiastica 
administratio Vnd ein Seglicher hat mit feinem Ampt fein 
Laſt, darann ex zutragenn gnugf halt. Nusquam est, qui 
ubique est, et Nemo potest duobus Dominis seruire. 


Damit auch bie Paftores deftobeffer flubieren, Bücher zeu⸗ 
genn mögenn, und Ihrenn kindernn das tegliche Brod zuege⸗ 
benn habenn, hospitales fein Bönnenn, So hat vnſer ©. 8. 
vnd Herr die Absent abgefchafft, vnd egliche gefchlecht vom 
Adel, aus Chriſtlichem Adeliſchem bedenckenn, felbft willigk 
nachgelaſſenn, vnd zue einem gar loͤblichenn Exempell der Rit⸗ 
terſchafft nicht mehr hebenn vnd habenn wollenn, Es ſallen 
alle, ſo ihnn Paſtorepenn gehoͤrenn, vnd Ihnn denn Filial Kire 
chenn wohnenn, Oder Capellenn bey ſich habenn, Alle Feſta 
Chriſti vnfers Lieben Herren, vnd alle Sontag und Beet tage 
Ihnn Ihre Heuptpfarren kommenn, ſich Ihren Pastoribws 
ſelbs leren kaſſen, vnd dennſelbigenn ſich zuerkennenn gebenn. 

So aber werenn Alte, Junge oder Schwachenn, fo die Heubt 
pfarrenn zuebeſuchenn nit vermochtenn, Die folenn durch den 
Paftor oder feinen Coadjutorem , die wochenn vff einen Ge⸗ 


— _ 


8: 


vI 1559. Heſſiſche Kirchenordunug. 


wießenn tage mit Gottes wort, vnterwießenn und getroſtet 


werbenn. 
Es ſollenn auch alle Zeft Chriſti, alle Sontage und andere, 
wie Ihnn vberſchickter Agenda von vnſerm 9. F. und Herrenn 


vermeldet wurdt, zuegleych ihnn allen kirchenn gehaltenn werbenn. 


Dieweyll aber die feyer vom Erſtenn ingefegt worden fein, 
ba8 der gemein Mann ber herrlichen Wolthatenn Gottes offt 


erinnert werde, vnd die bergen Got zupreifenn angezundet. 


Iſt von notenn, das bie Obrikeyt aus Crafft Ihres vonn Gott 
bevholenen Ampts, Alle fo Ehriftenn fein wollenn, zum Wort 
Gottes, und der feyr nicht zuemißbrauchenn anbaltenn. 

‚ Bor allenn dingenn follenn ſich die Amptknecht enthaltenn, 
vonn den Amptsverwandtenn Frondienſt zufordernn oder Tage 
anzufegenn, vertrege zuemachen, zue der zept mann mann Got⸗ 
tes Wort leret und feyr haltenn will. 

‚Viel weniger follenn fie ihnn ihrenn Heuſernn, wie fie 
pflegen, ein MWeinfauffens anrichtenn, das Vold vom Wort 
abzuehaltenn. 

Die Feyr Tage, fo mann haltenn fol, auch wie mann fie 
- haltenn foll, findet mann ihnn der Agenda. Vnd follenn alle 
Sontagke und Feſt Chrifti zwo Predigt gefcheenn ber Gemein, 
das fis nicht duch Muſſigangk vrſach gewinne, das Weinhauß 
Spielhauß, oder kegelbahnn zuefuchenn, oder ergerß zutreybenn, 
wie leder mehr gefchieht vff die Feyrtage, dann Werdleltage. 

Wilder Predicant denn Catehifmum nicht vleyſſigk trenbt, 
lehret und vbet, foll nicht geliddenn, fonder ein anderer ahnn 
feine Staidt geordnet werdenn. 

Vnd wilcher Haußvatter ſich felbft zum Catehifmo fampt 
feinem Haufgefinde, Weybe und Kinde nicht findet vnd fchidet, 
fol ober die Straff der Obrickeyt, vor keinenn Chriften gehals 
tenn werbdenn. 

Des Herrenn Nachtmal, dieweyll es vom Hercenn ahnn 
Beine Zeyt gebundenn, foll es, fo offt hungerige Seelenn und 
begirige hergenn vorhandenn fein, gehaltenn vnd gebraucht wer: 
denn, Vnd je offter des Herrenn Tod und alle feine Woltha- 
tenn bedacht werdenn, ye beſſer es ift, Vnd foll alfo gehaltenn 
werdenn wie ihnn der Agenda vorgefchriebenn ift. 

Nemo admittatur ad coenam, nisi prius exploratus, 
Criminosi arceantur., 

Mit der Letaney ober Bethagenn fol mann ſich haltenn 
nach anzenge der Agenda. 

Daß Sacrament ber heyligenn Tauffe fol, wie ihnn der 
Agenda ftehet, gebenn werbenn. 

Der Vater des kinds fol fi) dem Pfarhernn erzepgenn, 
ſeinem kinde vmb die Tauffe bittenn. Chriftliche gefattern, die 
zueleglich fein, zur tauffe bringenn, vnordnungk zuuerhuetenn, 

Denn die, fo ihnn Rafternn ftedenn darumb fie zue Ban⸗ 
nen werenn, Fann kein pfarherr zuelaffenn. 

Dieweyll aber Ein Mann kein Dann, tie bie Zeutfchen 
fagenn, vnd ein Pfarherr alles, fo ihnn Chriftlicher gemein 
notigk iſt, zue beffernn, wieffenn nicht kann, Muß man etliche 
Seniores habenn , Die bo fenenn Oculi episcoporum. 

Vnd ſolche follenn auf der Gemeinde gekorenn werdenn, 
nach der ehr des Heyligenn Pauli, und ber Ziegenhaynifchenn 
Ordnungke, die da Ernfte, Eyffrige, Auffrichtige und Geyſt⸗ 
reyche Menner ſeyenn, daß fie Ihnn ihrem dienft, und Ihm 
hauß Gottes ein Anfehens und Autoritet habenn. 

1. 


505 


Vnd follenn gleich wie bie diener des Worts mit vorgehens 
dee Predigt Ihnn Anruffungk des Deyligenn Genfts vnd vf⸗ 
legung® der Hende ber Gemeine denuncijrt, vnd Ihnn ihr 
Ampt gefegt werdenn, vnd die Gemein ernſtlich ermanet wers 
denn Sie zuehörenn, zue Ehrenn und Ihnen zuegehorchenn. 

Was derfelbigen Ampt dienft und beohelich fen, Iſt ihnn 
der Ziegenheiniſchenn Ordnung. fein ordenlich begrieffenn, dars 
auß fi) die Eiteftenn zuerichtenn habenn. 

Es follenn auch die Amptleute, das der Kirchgangk zur ges 
burlicher zept, und ſonderlich vff die Feſt Chrifti, Sontagk und 
Bethtage vonn Niemands freuentlih verfeummet merdenn, 
mit ernſt wehrenn, 

Auch allenn Gebrantenn vnd andern Wenn, kremerey und 
alles was das Volck vffhaltenn magk, unter der Predig zuuer⸗ 
keuffenn verbietenn. 

Auch vff dem Marckt oder Anders wohe, figenn oder fiheen, 
Oder Spagteren unter der Predigt niemand geftattenn, bey ver⸗ 
mepdungf des Zornn Gottes, vnd Furſtlicher ungnade. 

Die Ehee foll ehrlich gehaltenn werdenn vonn Jederman, 
fein verbotene vermiſchungk geduldet oder geflattet werbenn, 
£einem menfcenn, 

Die Kinder fol Mann zu Gutenn künftenn oder handwers 
ckenn bringenn, Vnd nad) dem fie gelernet, daß fie fich mit 
Gottes Hulff erneren fünnenn, zum eheſtand fordernn, Vff 
das durch ber Jungenn Hurerey Land vnd leuthe nicht geftrafft 
werdenn, 

Die kinder ſollenn die Elternn ehrenn, Ihnenn gehorſam 
ſein, Vnd mit derſelbigenn, oder derer ſo ahnn der Elternn 
Stadt ſeindt, rath vnd Wieſſenn denn Eheſtandt anefangenn, 

Es ſoll auch kein Ehee zuegelaſſenn, oder Ingeſegnet wer⸗ 
denn vor der Gemeinde vonn denn Pfarhernn, die zu Nahe 
verwand ſeindt, Vnd wo ſich derhalbenn etwas wurde zuetra⸗ 
genn, Soͤllenn ſie, die Paſtores nichts thun, Sondernn vff die 
Cantzeley weyßenn, Vnd vonn dannenn Raths, Antwort vnd 
Bevhelchs erwartenn, 

Die Proclamation vnd Auffruffungk derenn, ſo ſich zum 
Eheſtandt begebenn, Soll, wie vonn Alters heerpracht, Ihm 
brauch bleybenn, Vnd Mann Niemands Copulierenn In der 
kirchenn publice, Oder Ihnn denn heuſſernn priuatim, der 
nicht zuuor Drey maal vffgeruffenn ſey. 

Frembde vnd Vnbekante Leuthe, ſo Ihnn eines Pfarhernn 
Gemein nicht gehoͤrenn, Sol kein Predicant zuſammen gebenn, 
Er habe dann gute Teſtimonia vonn dem Pfarhernn des Oris, 
da die Contrahenten geſeſſen ſeindt. 

Es ſoll ſich auch Brauth vnd Breutgam acht tage, vor der 
Hochzeyt den Pfarhernn erzeygenn, yhres glaubens rechnungk 
gebenn, Vnd darnach Ihnn Gottes namen zuſamen gegebenn 
werdenn, 


Caetera relinquenda sunt Magistratui politico ordinanda 
et punienda. 


Adamus ss, 
Nicolaus Rodingus pharrer ss. 
Mathusalem Arnoldus prediger ss. 
Eucharius Luͤncker pharher zu Cappel 
vnd dienner der Birch. Marpurck ss. 
64 


» 


— 


v 


VER 1828. Hananiſche Kirchenerdunng. 


vo. 
‘ 1 3 ‘3. 


Eirchenordnung, Wie es mit der Lehr und Ceremonien, in der Graffſchafft Nanaw, vnd Herr⸗ 
ſchafft Lichtenberg, fol gehalten werden. Anno MDLXXI. 83 S. 4. 


Das borangehente Mandat des Grafen Philipp zu Hanau⸗ 
Lichtenberg (d.d. Bucdhsweiler 1. Sept. 1572) erzählt, «8 
fei in der Grafichaft bisher bie Eolniſche Kirchenarbnung 
im Gebrauche gewefen (Nr. LXXXI.), und ed werde dies 
felbe, weil fie fehr weitläufig, jest durch eine andre erſetzt, 
welhe ber Württemb. (Rr. CIX.) in den vornehmften 
Yuneten gleihförmig ſei. (Vergl. Roͤhrich, Befchichte 
der Ref. im Eiſaß, Bb. II. ©. 188.) Seit dem 3. 1578 
galt die legtre auch in der Grafſchaft Hanau-Münzenberg, 
wo bisher verfchiebene Agenden, u. a. auch die Mecklenb. 
(Nr. ACIL), gebraucht worben waren, f. Bramerell, 
era, ber. Sieden in der Grafſch. Hanau: Münzenberg, 


** 


1. Vom Kirchengeſang, Predig, vnd Ceremonien. 
I. Vom Catechiſmo. 
mW. Vom Tauff. 
IV. Von ber Jachtauff. 
V. Von dem Nachtmal des Herren. 
VI Ron befuchung vnd Communion ber Kranden. 
VI. Ordnung bes Ehe einfeguens. 
VIII. Bon Feyertagen. 
R. Bon Begrebnuß. 
X. Bon ber Bifitation. 
Welcher geftalt bie Viſitation ber Kirchen, Item die Synodi mit ben 
Pfarherrn gebalten werben follen, 

Das die Vifitation der Kirchen ein Gottſelig, nuͤtzlich und 
notwendig werd? fey, ift niemand verborgen, Derhalben ſolche 
Viſitation alle jar im Früling zwifchen Oftern und Pfinaften 
gehalten, und darzu ehrliche Perfonen, Geifttich und MWeltlich, 
von der Oberkeit, auch in einem jeden Ampt, der Amptman, 
fürnemfte Pfarherr, und Kirchenfchaffner, gezogen follen werden. 


Die form aber der Vifitation fol folgender geftalt gehalten werben. 


An einer jeden Pfarr, follen die Vifitatores einen gangen 
tag verharren. 

Erfttich fol vor Mittag der Pfarherr ber Stadt, Fleden 
oder Dorffs, in der Kirchen fein Geremonien, Geſeng vnd Pre: 
digen halten, allermaffen wie er fonft am Sontag pfleget. 

Nach der Predig und Gefang, follen die geiftlichen Viſita⸗ 
tores den Gatehifmum fragen, vnd fehen ob die Leut, befon- 
ders bie Jugent, beten Eönne, fie auch vermanen, daß fie gern 
beten, das Nachtmal des Herren offt, vnd mit einem verftand 
brauchen, fonderlich aber fleiß ankeren, damit die Kinder und 
jung Volck fein züchtig und verftendig, nicht lecherlich, zu bes 
hend, oder dergleichen, beten lernen. 

So der Catechiſmus gehört iſt, fol der weltlich Vifitator 
das gang Vol anreden, ohngeferlich mit difen oder bergleis 
hen mworten. 

Lieben freundt und Chriften, Der Wolgeboren unfer Gne⸗ 


diger Here, Herr Phillps Graff zu Hanaw, und Herr zu Liech⸗ 
tenberg hat auß fhüldiger pfliht und Ampfserforderung, euch 
feinen Tieben Vnterthanen das Euangelium num etlich Jar, 
durch trewe gottfelige Prediger, Taffen fürtragen und verkuͤndi⸗ 
gen, angefehen das jre Gnaden nit weniger der Vntetthauen 
Seelen ſeligkeit, alß leiblichen fchug vnd ſchirm zubedencken 
ſchuldig. Damit aber jre Gnaden moͤchten ſehen, wie ſolche 
J. G. gehabte muͤhe vnd ſorg angelegt, haben dieſelbige jtziger 
zeit, vnd auff den heutigen tag, J. G. Amptman, Raͤth, vnd 
Diener, Geiſtlich vnd Weltlich hieher verordnet, daſſelbig zuer⸗ 

forſchen, So haben wir demnach jtzunder ewres herrn Pfarherrs 

Predig vnd Ceremonien, Item den Catechiſmum, vnd wie 

ewer jugent in Gottes Wort vnterwiſen, angehört, an dem wir 

ein zimlich wolgefallen tragen, woͤllen auch ſolches unferm ©. 

H. mie billich, anzeigen, der tröfllichen zuuerfiht, 3. ©. wer 

ben auch ſehr wol zufriden fein. Darneben aber follen ihr 
Eltern, Vater und Mutter, Meiſter und Frawen, mit fleiß 
anhalten, daB ewer Kind und Geſind, in der lernung des Car 
techifmi fortfaren, vnd das jenig, fo ihnen daran noch mang⸗ 
let, gentzlich außlernen. Demnad) auch noch etlich fachen der 
Kicchen zu gut follen gehandelt werden, fo tft im namen vnſers 
G. H. onfer ernftlich befehl, das die Gerichts Perfonen, Klr⸗ 
henfhöffen und Genfores nach dem morgen mal, ſich finden 
laffen, Die andern, Dan vnd Weiber, mögen heimzihen, und 
jrer arbeit warten, doch dergeftalt, da jemands auffe Selb ginge, 
daß er daheimen befcheib laſſe, wa er, bo man feiner bebürff: 


| tig, ond jn beſchicken müfte, zufinden were. Letzlich, das alle 
Bürger vnd einwohner auff den Abend vmb vier oder fünff 


Vhren, ongeferlich, fo jr die Soden hören, wider unter Die 
Laube oder Stuben zufammen, Solches alles verfehen wir ung, 
je alß die gehorfame vnſers G. H. onterthanen, ohn beſchwerd 
thun werben. 

So aber etwas ſtrefflichs, ſonderllch im Catechiſmo befun: 
den, fo wirdt daſſelbig auch angezeigt, und die befjerung be 
fohlen, ongefehrlich auff dife weiß. 

Wir haben die Predig und Catehifmum gehöret, befinden 
aber groffen mangel an den Jungen vnd Alten, nemlid daß 
fie nit beten Finnen, welches einem Chriſten menfchen fehr vbel 
anfteht, vnd darab vnſer G. 9. ein ungnedigs, vnd groß miß⸗ 
fallend wird haben, Derhalben wir euch ernfilich vermanen, 
hinfurt euch zu beffern, und den Catechiſmum fleißiger beſuchen 
und lernen, welches wir zu euch vns gentzlich verfehen. 

Nach gethaner difer red, befchleuft der Pfarherr gemelts 
Drts, die gang handlung mit der Eollecten und Gegen. 

Nach) dem morgen effen werden alß bald, der Pfarherr, 
Schulthes, Heimburger, Gerichtsſchoͤffen und Cenſores erfor 
dert, und vom geiſtlichen Vifitator auff folgende weiß ongefehr- 
lich angeredt. " 





” 


vır 1508. Sanaulfche Kirdyensrbuung. 


Lieben freundt, Ihe habt hast morgen in bet Kirchen von 
N. vnſers ©. H. Rath gehört, welcher geftalt, vnd von wes 
wegen wir von vnſerm ©. H. alher abgefertiget fein, nemlich 
das wir die Kirchen befehen, und ba etwas were zuuerbeflern, 
das gut zu fürbern, das boͤß abzuftellen, daß wir allen mög» 
lichen fleiß fürwenben follen, Welchen befehl wir auch nachzu⸗ 
fegen gedencken, Derhalben wir euch hieher erfordert, begerend, 
das jr ons auff die Artickel, fo wir euch vorhalten werden, war⸗ 
hafftigen bericht, niemand zu lieb oder zu leid, geben woͤllen. 

So nun ber Pfarhert fampt den andern ſolchs zu thun vers 
fprechen, merden fie alle abzutreten gewifen, vnd darnach ber 
Pfarherr allein-geforbert, und von difen Artickeln befraget. 

1) Ob die Pfarkinder fleißig zur Kirchen gehen, in der Pros 
dig bleiben, das Sacrament gern und offt gebrauchen, Ine den 
Pfarherr der gebür nach lieben vnd ehren, Oder ob fie die Kirch, 
Gottes Wort und Sarramenten, verachten, jhne oder andere 
Kirchendiener ſchmehen ober fchenden. 

2) Ob auch vnter den Pfarkindern jrrthumb fey im Glau⸗ 
ben, alß Papiftifh, Zwingliſch, Widerteuffer, und dergleichen. 

3) Ob die Pfarkinder fich nad) empfangen Nachtmal vols 
fauffen, fpielen, zancken, hadern, vopffen, ſchlagen, tangen, 
fluchen , oder ander leichtfertigkeit treiben. 

4) Ob Zauberey, Segen, mit tranden Kindern, Viehe, 
oder fonft getriben werde. 

5) Ob etlich ned, Walfarten gehn. 

6) Ob fluchen, fchweren,, Gottsleſtern getriben werbe. 

7) Ob bie Eitern jre Kinder daheimen zum beten zihen, 
abends, morgens, und zum Tiſch, Item zur Predig, fonder 
lid) zum Gatechifmo, und nicht viel mehr zum muͤßiggang, vnd 
Leichtfertigkeit. 

8) Ob die Kinder zächtig, gelernig, und der Eltern Chrifls 
PER auch notwendige nügliche vermanung, vergut nemen, vnd 

olgen. 

9) Ob Eheleut vneins, zweytrechtig fein, oder fonft vbel 
leben, Item, Ehebruch, Hurerey, verlauffen, ſchampare wort 
getriben, vnd verbechtige Kundelftuben, Gefelfchafft, nacht 
Dentze, und dergleichen gehalten werben. - 

0) Ob auch wucher, fürkauff, und fleigerung getriben 
werde. 


11) Von liegen, triegen, affterreden,, boͤſen leumund, Ehr 


abſchneiden, etc. 

12) Ob er der Pfarherr ein Regiſter halte, darinnen die 
getaufften Kinder, Hochzeit leut, vnd Abgeſtorbne perſonen ver⸗ 
zeichnet werden. 

Was nun auff jeden Artickel mangelhafftigs vom Pfarherr 
angezeigt, das wird in ſonderheit auffgeſchrieben. 

Nach des Pfarherrs abtretten, wird der Amptman auff fol⸗ 
gende Artickel befraget. 


Vom Pfarherr. 


1) Bon feiner Lehr, was und wie er predige, ob er ber hei⸗ 
ligen Schrift, und dee Augfpurgifchen Confeßion gemeß Lehre, 
Ob er etwas jrriges, falſches, oder leichtfertige auff die ban 
bring, Item ob er nit die Predig mit holhiperep, vachgirigen 
ſchmehworten, und dergleichen fachen zubring- 

2) Ob er bie heilige Sacrament recht, fleißig und willig⸗ 
lid) reiche, befonders in der not, mit Kindern, Kindbetterin, 


507. 


Kranden, etc. und nicht etwan die Kinder mit dem Tauff, 
bie Alten mit dem Nachtmal verfeume. 

3) Ob er den Catehifmum mit den Kindern am Sontag 
und Feyertage fleißig treibe. 

4) Ob er and) fleißig ſtudire, vnd nicht die zeit mis ſpatz⸗ 
ven, gefelfchafft, zechen, oder ſonſt handtirung zubring. . 

9) Ob er nit mit Papiftifcher, Zwingliſcher, Widerteuffe 
riſcher, und dergleichen jrrthumd behafft fey. 

6) Wie er daheimen mit Weib, Kind, vnd Nachpäurn, 
Item, andern Pfarhern feinen Mitbrüdern, auch Amptleuten 
ſich vertrage. 

Wo nun der Amptman auff folche fragen geantwort, fol 
er auch von den andern, hieoben verzeichneten, und dem Pfars 
betr fürgetragnen Artickeln, befragt, vnd fein bericht auffge 
zeichnet werden. 

Pad) gethaner des Amptmans bekandtnus, fol der Schult⸗ 
bes vnd das Gericht, Item die Deimbürger, und die Kirchen⸗ 
ſchoͤffen ſampt den Eenforn, allzufanımen beruffen, und obges 
melter Artidel, vote der Amptman befraget, und bie mengel 
auffgezeichnet werben. 

So nun gemelte Perfonen alle verhört, follen fie alle zua 
fammen gefordert, vnd in gemein von bifen Puncten befragt: 
werden. 

1) Wie e8 mit den Kicchen, vnd jren einlommen, ein ges 
flalt hab. 

2) Vom Almuſen flod ober Gottstaften, vnd mo das Belt 
bin —F— werde. 

3) Wie die Schul beſtelt, vnd derſelbigen vorgeſtanden 
werde, Item, wie es mit dem Sigriſten ein geſtalt habe. 

4) Vom Gebew der Kirchen, Pfarhauß vnd Schulen. 

5) Von Spitaͤln, vnd wie derfelbigen gepflegt werden, 
Item, Gutenleut haus. 

6) Vom Kirchhoff und Begrebuuß. 

7) Von Hebammen. 

8) Ob vnter Amptleuten, Gerichten, Kirchen vnd Schul⸗ 
dienern vneinigkeit oder zweytracht ſey. 

Was nun fuͤr mengel angezeigt, ſol auch auffgeſchriben, 
vnd alle abzutretten vermanet werden. 

Alß dann ſollen die Viſitatores alle mengel erwegen, vnd 
die gemeinen klagen, ſonderlich die priuat Perſonen belangen, 
auch ſonderlich beſchreiben, nach den beklagten Perſonen ſchi⸗ 
cken, vnd mit einem jeden in ſonderheit nach gelegenheit der ſa⸗ 
chen handlen, Nemlich die klag anzeichen, zur beſſerung ver⸗ 
manen, vnd ſo er dieſelbig zuſagt, hinzulaſſen, Da er aber 
halſtarrig vnd vnbußfertig vermerckt, ernſtlich anzureden, vnd 
mit der harten ſtraff gegen jm zunerfahren. 

Vnter difer handlung fol die Glock geleutet, und die Ge⸗ 
mein zufammen beruffen werden. 

So biefelbig nun verhanden, fol der geiſtlich Vifitator in 
beifein der andern, das Voll anreden, vnd die mengel nad) 
einander erzelen, vnd warumb ein jeglichs vnrecht ober vnleid⸗ 
lich, erkleren, mit ernſtlicher vermanung, dauon abzuſtehn, vnd 
ſich beſſerlich zu halten, Wo nicht, ſo ſol der Pfarherr beneben 
dem Schultheſſen vnd Cenſoribus, das Jar vber etlich mal, ſo 
offt die notturfft erfordert, zuſammen kommen, vnd die Per⸗ 
ſonen ſo laſterhafftig befunden, Erſtlich mit worten zur beſſe⸗ 
rung vermanen, vnd ſo ſolchs nichts außrichtet, nachmals vmb 

64* 


508 


ein j. EA. oder nach gelegenheit der fachen flraffen, welches gelt 
den armen aufgeteilt fol werden. Vnd da einer oder mehr, fo 
verrucht und gottloß erfunden, das er auch durch diſe ſtraff nit 
abzuftehn begert, den Vifitatorn angezeigt, Damit gegen ſolchem 
geöfferer ernſt fürgemwendet werde, und alfo letzlich in Gottes 
Namen hinzihen laffen. 


"XL Bon den Synoden oder Eapiteln der Pfarherrn. 


Da vonfer lieber Herr und Heyland Iheſus Chriftus an ſei⸗ 
nem legten end im Garten feine Jünger vermanet, fie follen 
wachen und beten, daß fie nicht in verfuchung fallen, hat er an 
feinen fchlaffenden Sängern wol gefehen, mie e8 mit der zeit, 
vmb die liebe Kirch ftehen, und mie biefelbig durch den Zeuffel, 
die Welt, allermeift aber durch hinleßigkeit der Prediger, jemers 
lich und elendiglich verberbet würde werden, Wie dann, die wars 
beit zufagen, alles jamer vnd vbel in ber Kirchen anfenglid) 
und vrſpringlich, von der Kirchen dienern herkommen, Derhals 
ben bie lieben Apoftel vnd alten Väter, Vifitationes vnd Con⸗ 
cilien, entweder bem künfftigem vbel zu wehren, ober daß böfe 
fo gegenwertig, abzuftellen, wie wir Acto. 6. 15. und an mehr 
orten fehen, verordnet und gehalten, Welchem erempel wir aud) 
billich nach follen folgen. 

Dermegen für gut, nuͤtzlich und notwendig angefehen, alle 
Sar in dem September zween vnterfhiedliche Synodos in ber 
Herrſchafft Kiechtenberg, vns Philipfen den Eltern, Graffen 
zu Hanam, und Herrn zu Riechtenberg zuftenbig, zuhalten, einen 
zu Wilftet, an welches ort die Pfarhere gemelts Ampts, und 
bie in Ampt Lichtenam auff einen geroiffen tag zulommen, bes 
fcheiden, Den andern aber in der wochen darnach zu Buchß⸗ 
weiler, dahin beffelben, Item, Balborner und Hattgawer 
Ampts Pfarheren , erfordert follen merben. 

So diefelbigen auff beflimpten tag verhanden, fol zuuor ein 
Predig, fo zur fahen dienftlich, in dee Kirchen gefchehen. 

Nach befchener Predig, follen die Pfarherr alle an das orth, 


%e 


VII. 1508. Satanifche Kirchenordnung. 


da fie bin befcheiden, ſich verfügen, vnd ein jeglicher nach ber 
ordnung des Fleckens, darin er Pfarherr iſt, gefegt werben. 

Alß dann fol die weltlich Perfon vnſers G. H. Rath, fo 
darzu georbnet fein wird, anzeigen, auß was vrfach fie bie Pfars 
herr befchriben, vnd wie man fürhabe mit jnen ein freunbtlidye, 
gottſeligs, nicht zenckiſch oder Captioß gefprech zuhalten, ber» 
halben fie willig ond gern bey folchem gegenwertig fein, vnd 
Chriftliche antwort geben follen. 

Nachmals fol die verorbnet geiſtlich Perfon, die fachen mit 
einem Lateinifchen Gebet zu Gott anfahen, vnd fo baffelbige 
volendet, ein ſtuͤck Chriftlicher Lehr für fi) nemen, vnd damit 
ordentlich procediren, alle fpigfindige, liſtige und felgame fragen 
vermeiden, allein was Gottfelig, Chriftlid, und ad aedifica- 
tionem bienftlih, auffs freundtlihft, ohn alle bitterleit, rach⸗ 
girigkeit, ſuchung eigner ehre und hoffart, auff die ban bringen, 
damit von jeberman nichts anders gefpürt, ben daß ducch jhnen 
bie ehre Gottes, nu der Kicchen, und Kirchendiener gefudht 
werde. 

Nach dem aber diß Colloquium ſich in die lenge erſtrecket, 
ſol der halb theil ber Artickel oder Locorum vor dem morgen 
eſſen, der ander halb theil hernach gehandelt werden. 

Nach volendung diſes Colloquij, fol man mit ber danc⸗ 
ſagung beſchlieſſen. 

Nach gehaltenem Synodo, ſollen die Pfarherrn von jren 
Kirchen Regiſtern, darinnen die namen der Hochzeit vnd newen 
Eheleut, getaufften Kinder, Geuattern, vnd verſtorbnen ver⸗ 
zeichnet, befragt werden. 

Item, ob ein Pfarherr der Lehr, Sacramenten, Lebens 
oder ſonſt ſachen zubeſprechen, ſol es auch gehandelt werden. 

Letzlich ſo ein oder mehr Pfarherr etwas beſchwerden hett 
anzuzeigen, ſol er der gebuͤr nach verhoͤret, vnd den beſchwerden 
abgeholffen werden. 

ZI, Collecten ober Gebet in der Kirchen, mit der Gemein, ber zeit 
nad, u Gott zu fprechen. 





I. 


Verzeichnifg der Sirchenordnungen mit Angabe ihrer 
Verwandtſchaftsverhältniſſe. 


B. 
B Fe Kirhenorbnung (Pforzheim), 1556 (iſt die Württ. 


Bafeler Kirchenorbnung, 1529 (fhöpft zum Theil aus ber 
Zuͤricher Shorgerichtsordnung). 

Bergeborfer Kirchenorbnung , 1544 (angefchloffen an Braun 
fhw. 1528, Hamb. 1529, Sädf. 1539. — Vergl. Ride: 
büttel. 154). 

Berner Reformation, 1528. 

Boͤhmiſche (utraquifl.) Kirchenorbnung, 1524. 

Brandenburg’fche Kirhenorbnung, 1540 (fchöpft aus ber 
Ruͤrnb. 15835 benust in der Pfälz. 1543, Braunſchw.⸗ 
£üneb. 1542, Defterr. 1571, im Auszuge wiebergegeben 
in Brandenb. 1572). 

Branbenburg’fche Kicchenorbnung, 1553 (ift die Ruͤrnb. 1533.) 

Agende, 1572 (f. bie vorhergehende K.⸗O.). 

⸗ ⸗ Vifitations = und Conſiſtorialordnung, 1573 
(liefert Einzelnes in die Preuß. Eonf.:D. 1584). 

BranbenburgsAnsbad. Abſchied, 1526 (benust in ber 
Glev. RD. v. 1532, Raff. 1592). 

Brandenburgs Nürnberger Kirchenorbnung, 1533 (entlehnt 
einige Abfchn. aus dem Sächf. Unterr. ber Bif. v. 15285 woͤrt⸗ 
lich wiederholt in Medlenb. 1590 und Branbenb. 1553. — 
Benutt in: Württemb. 1536, Brandenb. 1540, Brauns 
fhw.stäneb. 1542, Hall. 1543, Schweinf. 1543, Pfälz. 
1543, Göln. 1543, Walbed. 1556, Erbad. 1560, Pfälz. 
1563, Defterr. 1571, Hohenl. 1577). 

Braunſch weig'ſche (flädt.) Kirchenorbnung, 1528 (zum Theil 
nad dem Sächf. Untere. v. 15285 benugt in: Hamb. 1529, 
Mind. 1530, Götting. 1530, Lüb. 1581, Soeft. 1532, 
Wittenb. 1638, Brem. 1534, Yomm. 1585, Schlesw.: 
Holſt. 1542, Dönabr. 1585, Braunfhw.sWolfenb. 
1543, Bergedorf. 1544). \ 

Braunfgmweigsküneburg’fche Kirchenorbnung (Galmber 
Göttingen), 1542 (fchöpft aus Brandenb.sNärnb. 1 , 
Brandenb. 1540, Saͤchſ. 1599). 


Braunfhweigstüneburg’fhe Kirchenorbnung, 1548. 


BraunfhweigsWolfenbütter’fhe Kirchenorbnung, 1548 
(ruht auf der Braunſchw. 1528, Schlesw.⸗Holſt. 15425 
bergegangen in die Hildesh. 1544). 


Braunfhmweig-Lüneburg. Kirchenorbnung, 1564 (benugt bie 
Mecdlenb. 1552, übergegangen in die folgende). 


Braunfhw.:Wolfenbüttel’fche Kirchenorbnung, 1569 (aus 
ber Lüneb. 1564, Württ. 15595 benugt in Didenb. 1 JE 


Braunſchw. Agende, 1581 (benust bie Sächf. 1580). 


Bremen’fhe Kirchenorbnung, 1534 (ruht auf der Braunfhw. 
1528, Sam. 1529). ( 


B gtehubde’f ve Kirchenorbnung, 1552, Anhang (nad ber Hams 
urg. . | 
©. 


Eaffel’fche Kirchenorbuung, 1589 (benust in der Coln. Ref. 
1543, Erbad. 8.0. 1560 und ber Deff. 1566. 

Gagenellenbogen’fche Kirchenorbnung, 1585. 

Glevifche ‚Kirhenorbnung, 1532 (fchöpft aus dem Brandenb.s 
Ansb. Abfchied v. 1526). . 

Glevifche Kirchenorbnung, 1583. 

Colniſche Reformation, 1543 (fchöpft aus der Ruͤrnb. 1533, 
Saffel. 159, Sächf. 1539, benust in Defterr. 1571). 
©. 

Elbogen’fhe Kirchenorbnung, 1528. 

Emden’fhe Synode, 1571. 

Er bach'ſche Kirchenordnung, 1560 (bemust bie Nürnb. 1533, 
&affel. 1539). 

Eßlingen'ſche Kirchenorbnung, 1594. 


F. 
Frankfurter Kirchenordnung, 1530. 
⸗ (reformirte) Kirchenordnung, 1554 (enthaͤlt die 


Genfer Liturgie). 
Frankfurter Agenbe, 1565. 
©. 


Gendve, Ord. eccl,, 1541 (vergl. u. bie Syn. v. Wefel 
1568). 


Ga sen ’Tie Kirchenorbnung , 1530 (aus der Braunfhw. . 


Gosla r'ſche Kirchenorbnung, 1531: 
⸗ Conſiſtorialordnung, 1555 (Quelle der Meclenb. 
&on ſ.⸗ . 1570). “ 


rn 


5.57 


510 ® 
9. 


9 un che Kirchenorbnung, 1544 (aus der Schlesw.⸗Holſt. 


vall'ſche Kirchenordnung, 1526. 


1543 (benutzt bie Nuͤrnb. 1533, 
W wi 5 ttemb. 1536 3 hat einzelne Stücke geliefert in die Württ. 


gattifäe Kirchenordnung, 1541 (der Wittenb. 1533 nach⸗ 
gebildet). 


Hamburg’fhe Kirhensrbnung , 1529 (aus ber Braunfhmw. 
v. 152835 benust in.£üb. 1531, Brem. 1534, Pommer. 
1535, Bergedorf. 1544). 


Hamburg’fhe Kirchenorbnung, 1539 (f. Burtehub. 1552). 
H n 53) The Kirchenordnung, 1573, Anhang (f. Württemb. 


Hannover'ſche Kirhenorbnung, 1536. 

Hass. eccl. reformatio, 1526 (zum Theil an Euthers beutfche 
Meffe angelehnt). 

Heff. Kirchenordnung, 1532. 
s  Kaftenorbnung, 1533 (Vorbild der Württ. 8.:D. 1535). 
⸗Ordnung, 1537. 
s  _Drbnung ber Kirchenzudht, 1539. 
s Kirchenordnung (Anhang), 1557. 

1566 (benutzt bie Caſſel. 15395 hat Eins 

jenes in die Defterr. Agende geliefert. Grundlage der 8.0. 


Deff. Reformation, 1572 (hbergeg. in bie Naff. Ref. 1576). 


⸗Kirchenordnung, 1574 (ſ. o. 8.:D. 15665 übergeg. in bie 
Raff. 8.0. 1576). 


Henneberg’iche Kirchenorbnung , 1582. 
Hild es heim'ſche Kirchenorbnung, 1544 (aus ber Braunfhm.: 
Wolf. 1543). 


Behssiehenke Kichenordnung, 1577 (Nürnb. 1583, Württ. 
1 oo. . 


Hoya’fhe Kirhmorbnumg, 1573. 
⸗ ⸗ 1681 (ruht auf der vorſtehenden). 
DHüttenberger Kirchenorbifung, 1585. 


I 

Smatfät Genfthorinlorhnung, 1869 (Quelle der Medienb. 

onf.: 

Senaifche Eonfiftorialorbnung, 1574. 

Zever’fche Kirchenordnung, 1562. 
K. 

Kurlaͤndiſche Kirchenordnung, 1570 (vergl. Mecklenb. 1552). 
L. 

Leiningen'ſche Kirchenordnung, 1566 (aus der Mecklenb. 

1552, Wuͤrtt. 1553). 
Leiningen’fehe Polizeiordnung, 1066. 


weis eniger Iſtenordnung, 1528 (zum Theil aus der Wittenb. 


Liegnitziſches Ausſchreiben, 1527. 
⸗ Verordnung, 1534. 
Kirchenordnung, 1542. 


1594 (iſt die Wittenb. 1557, 


d. i. Medienb. 1552). 
Linbau’fche Agende, 1573. 
Lippe’fhe Kinchenarbmung , 1538 (Anhang). 


5 5 0 


4* 
nr 


1JI. Verzeichnis ber Rirchenordunngen. 


Lübed’fche Kirchenorbnung, 1531 (anfehtießenb an Braunfhw. 
1528, Hamb. 15295 benugt in Pomm. 1535). 


Luͤbeck'ſche Landlirchenorbnung, 1531. 
Lüneburger Artikel, 1527. 

s Kirchenordnung, 1575. 
Luther, Won ordenung gottis bienft, 1528. 
Ej. Formula ‚missae, 1523. 

Deff. Zaufbüchlein, 1523. 
Deff. Deutfche Meffe, 1926. 


M. 
Magdeburger Kaftenorbnung, 1524. 
⸗ Artikel, 1554. 
⸗ Viſitationsartikel, 1562. 


Mans fel d'ſche Viſitationsorbnung, 1594. 
M al N nburg’fche Kirchenorbnung, 1542 (wörtlich die Ruͤrnb. 
1 


Mecklenburg'ſche Kirchenoednung, 1552 (Srunblage aus der 
Reform. Witt. 1545; fchöpft aus bem Saͤchſ. Unterr. d. 
Viſ. 1528 und der Saͤchſ. K.⸗O. BD; benu Tr pfälz. 
1554, Pfälz. 1557, Braunfhw.stüneb. 1 geining. 
1566, 'Slderb. 1573; wörtlich wiederholt in Wittenb. 1557, 
Liegnis. 1594). 


Mzlenburg’fde Sonfiftorialorbnung, 1570 (aus der Sen. 
1569, &o8lar. 1555). 


Medlenburg’fche Superintendentenorbnung, 1571. 
Middelburg’fche Synode, 1581 (vergl. Rafl. Syn. 1586). 


Minden’fche Kirchenorbnung, 1530 (ber Braunſchw. 1528 
nachgebilbet). 


Möltnifche Kirchenordnung, 1531. 


N. 
Naſſauiſche Ihenorduuns, 1532 (aus dem Brandenb. 
Ansbach. Abi. v. 1526). 
Naſſauiſche — 1536. | 
⸗ Reformation, 1576 (aus ber Hefſ. Ref. 1572). 
⸗ANirchenordnung, 1676 (aus ber Heff. KD. 1574). 


e 1586 (mihält bie Mibdelburg’ 
Epnobalfätäfe o 1681), (ur r oſchen 


Neuenradiſche Kirchenordnung, 156%. 


Niederlaͤnder, Kirchenordnung ber, London, 1550 
Stoff zu der aeeeee ‚ F60 Cieſer 


Nieberfähf Kir ‚1 
rd alla ——8 585 (fchöpft aus der 


Rordheim'ſche Kirchenordnung, 1539. 
Nordling. ecclesiae renovatio, 1525, 

⸗ Kirchenordnung, 1538. 
Nürnberg, ſ. Brandenburg-Ruͤrnberg. 


O. 


Defterreich’fhe Kirchenordnung, 1571 (vergl. Saqh J Unterr. 
der Bil. 1828, Ruͤrnb. 15583, Brandenb. 159, Edtn. 
1563, Heif. 1566). 


Oldenbur g'ſche tcehethaung 1578 (aus der Mediend. 
1552, Braunſchw. 1569). 


—8 vi ck'eſche Kirchenordnung 1548 (nach ber Braunfchw. 


P. 


Pfaͤlziſche Kirchenordnung (Neuburg) 1543 (aus der Nuͤrnb. 
1533 und Brandenb,. —8 vs) ‘ j 


I. Veruichnis der Kirchenordunngen. 5ll . 


Pfaͤlziſche Kirchenorbnung, 1554 (aus ber Württemb. 4653. 
Bergl. Saͤchſ. 1539, Medienb. 1552. 


ratzif Ars e (Kurs) Kirchenordnung, 1556 (wörtlich die K.O. 


prints mei. s) Kirchenorbnung, 1557 (aus der Med: 
—8 1552 30 Bürttemb. 15535 übergeg. in die Sayn. 


prätatr he (Kurs) Eheorbnung , 1563. 
⸗ Kirchenordnung, 1568 (ſchoͤpft aus der Genfer Li⸗ 
turgie, welche in der Frankf. K.O. 1554 enthalten iſt, ber 
15895. 8.:D.1550; Einzelnes aud aus Nürnb. 1533, Saͤchſ. 


Pfälzifche Kirchenrathsorbnung, 1564. 

Pommerſche Kirhenorbnung, 1535 (benugt die Braunfhw. 
1528, Damb. 1529, «üb. 15313 liefert Einzelnes in bie 
8.0. 1563). 

9 ommer’fche Kirchenorbnung, 1542 (ſchopft aus ber Saͤch f.1539). 

s ⸗ 1563 (vergl. ob. 1535), 
s Agende, 1568. 
⸗ Synodalſtatuten, 157%. 

Preußiſche Kirchenordnung, 1525. 

⸗2Landesordnung, 1525. 


⸗ Artikel, 1540 (zum Theil auf die L⸗O. 1525 ges 


gründet). 

reußifche Kirchenorbnung, 1544 (vergl. ob. 15255 angefchlo 
’ fen ke eis ſ. 1539 bergen. in bie 8.:D. 1558 ee 
Preußiſche Rirchenorbpung, 1558 (aus der 8.D. 1544 mit 

Benugung der Württemb. 1553). 
Preußif he Kirchenorbaung, 1568 (vergl. ob. 1544). 

⸗ Biſchofswahl, 1568. 
Conſiſtorialordnung, 1584 (ſchdpft aus ber Bran⸗ 
denb. 1573, San 580. Cchopft 


R. 
Reformatio Wittebergensis, 1545. 
Riga’fche Kirchenordnung, 1530. 


Kitzebuͤt tel'ſche Kirchenorbnung ‚15% (anklingend an bie 
Bergedorfer 1544). 


Roftoder Rathsverordnung, 1531. 


©. 


esarifäe Suftruckton der Bifit., 1577. 
nterr. ber Viſit, 1528 (einzelne Sbeile find in bie 
Rürnb. 1583 übergegangen. Vergl. Defterr. 1571). 
Saͤchſiſche Biſttations⸗Artikel, 1528, 1529. 
Abſchied, 1529. 
Artikel, 1533 (gegruͤndet auf die Art. v. 


1528, 1529). 
Saͤ oᷣfi ſche Kirchenordnung, 1539 (übergeg. in die K.⸗O. 1580; 
benugt in Coln. Ref. 15943, Preuß. 1544, Berge. 1544, 
Medi. 1552, Pfälz. 1554, % Walbed. 1556, Pfälz. 1568). 


Saͤchſiſcher Viſitationsabſchied, 1540. 
s Sonfiftorialorbnung, 1542. 
⸗ General⸗Artikel, 1557 (übergeg. in bie Art. v. 1580). 


s Kirhenorbnung, 1580 (enthält die K.:D. 1539; ents 
lehnt Sinzeines aus Württ. 15595 benugt in Braunfchw. 
Ag. 1581, Preuß. Gonf.sDd. 1584, Niederfächf. 1585). 


Saͤchſiſche General⸗Artikel, 1580 Guhhen auf den Art. v. 1667). 





5 


Sayn'ſche Kirchenorbnung, 1590 (aus ber Pfälz. 1357). 

Schleswig=Holftein’fhe Kirchenorbnung, 1542 Achöpft aus 
der Braunfhmw. 8.0. 15285 benugt in ber Braunſchw.⸗ 
Wolfenb. 1543, Hadel. 1544), 

Schweinfurter Kirchenorbnung, 1543 (zum Theil aus ber 
Nuͤrnb. 1533). 

& ° FAR Kirchenordnung, 1532 (nad) ber Braunfhw. K.⸗O. 


Solms:Braunfels’fhe Kirchenorbnung, 1582. 
Steuermwolt’fhe Kirchenorbnung, 1561. 
Str ef nder Kirchenorbnung, 1525. 


s 1555. 
Straß pi urger Kirchenorbnung, 1534. 
⸗ ⸗ 1598. 

T. 


Tecklenburg'ſche Kirchenordnung, 1588. 
Travemuͤnder Kirchenordnung, 1531. 


u, 


Ulm'ſche Kicchenorbnung, 1531. 


⸗ Handbuͤchlein, 1591. 
W. 


Waldecifche Kiehenorbnung, 1556 (Cinzelnes aus KRuͤrnb. 
1533, Saͤchſ. 1539). 


Weſel'ſche abe ‚1568. 


 BWittenberg’fce Kirchenorbnung, 1522 [Anhang] (liefert Si» 


niges in die Leisnig. 1523). 
MWittenberg’fche Kirchenorbnung, 1533 (benwet bie Braun: 
ſchw. 15285 Borbild ber Hatt. 1541). 


Bittenderg’fäe Kirchenorbnung, 1559 (iſt die Medtenb:. 
I 1 . 


Wittgenftein’fche Kirchenorbnung, 1555. 

Wormfifche Agende , 1560 (benugt bie Württ. 1558). 

Württemberg’she Kaftenorbnung, 1536 (der Heffifhen 
K.⸗O. v. 1533 nachgebildet). 


Wuͤ art tt em berg'ſche Kirchenordnung, 1536 (ſhdpft aus der 


nb. 15335 benugt in Hall. 154, Wuͤrtt. 1553). 


Württemberg’fche Eheorbnung,, 1537. 
Synodalordnung, 1547 (zum Theil: in die 
K.⸗O. 1559 übergegangen). _ 
Württemberg’fche Eheorbnung, 1553 (vergl. die 8.0. 1559). 
Kirchenordnung, 1553 (entlehnt Ginzelnes 
aus ber 8:0. 1536, Hall. 1543; überge Er in: Pfälz 
: 1554, Württ. 1559; benust in: Bad. 1556, Pfälz. 1557. 
Preuf. 1558, Worms. 1560, Leining. 156 ‚Danau. 
1573, SohenL. 1577. 
Württemberg’fhe Kirchenordnung, 1559 (vergl. die vorftes 
benden Bemerkungen. Benugt in: Mömpelgart. 1560, 
Braunſchw. 1569, Sädf. 1580). 


3. 
Süriger Sheraerichtsorenung, 1525 (benust in der Bafeler 


.; “ 


Zuͤrich r Retmahtöochunng ‚1525. 
s Taufordnung, 1525. 
⸗ Kirchenordnung, 1529 (enthält die beiden vorftchenden). 
⸗ Praͤdicantenordnung, 1932. 


— 


ei 


II. 
Syſtematiſche Ueberſicht. 





o I Die Verfaſſung. 
A. Der Dienſt am Wort. 


1. Allgemeines. 


Stralfund. 8.:D. 1525. — Ansbach. Ausfchr. 1526. — 
Reform, Hass. 1526. — Lüneb. Art. 1527. — Braunfhw. 
15238. — Hamb. 1529. — Götting. 1530. — Lüb. 1581. 
— Straßb. 15%. — Brem. 1534. — Ponmer. 1535. — 
Hannov. 1536. — Naffau. 1536. — Tipp. 1538. — Hamb. 
1539. — Brandenb. 1540. — Genfer Ordonn. 154. — 
Schiesw. 1542. — Denabr. 1543. — Pfälz 1543. — 
Edin. Ref. 1543. — Braunfhmw. 1543. — Bergedorf. 
1544. — Ref. Witt. 1545. — Lond. 1550, — Mecklenb. 
1552. — Walbed. 1556. — Heſſ. 1557. — Saͤchſ. Gen. 
Art. 1551. — Steuerwolt. 1567. — Pommer. 1563. — 
Heff. 1566. — Preuß. Bilhofew. 1563. — Syn. Wesal. 
1568. — Pommer. Sym 1574. — Lüneb. 1575. — Her⸗ 
born. Syn. 1586. 


2. Beftellung. 


a. Recht ber Beftellung. — Patronat. 


Böhm. 8.0. 1524. — Stralfund. 1525. — Preuß. 
2.,D. 1525. — Hall. 1526. — Hamb. 1529. — Minden. 
1590. — üb. 1581. — Luͤb. Land⸗K.⸗O. 1531. — Mölln. 
1531. — Ulm. 1531. — Aürid. Prid.:D. 1532. — Saͤchſ. 
Bifit.-Art. 1533. — Brem 154. — Pommer. 1535. — 
Hanno. 1536. — NRaffau. 1536. — Heff. D. 1537. — 
gipp. 1538. — Hamb. 1539. — Brandenb. 1540. — 
Preuß. Art. 1590. — Halt. 1580. — Genfer Drdonn. 1541. 
— Schlesw. 1542. — Osnabr. 1543. — Braunſchw. 
1543. — Hadel. 1544. — Bergedorf. 1544. — Ref. Witt. 
1545. — Medlenb. 1552. — Mangfeld. Viſ.⸗O. 1554. — 
Heſſ. 1557.— Sädf. Gen.⸗Art. 1557. — Württemb. 1559. 
— Magbeb. Bif.:Art. 1562. — Pommer. 1563. — Pfelz K.⸗ 
R.⸗O. 1564. — Heff. 1566. — Preuß. Biſchofsw. 1568. — 
Braunſchw. 1569. — Mecklenb. Conſt. 1571.—Brandenb. 
1572. — Heſſ. 1572.-— Branden b. Viſ.O. 1573. — Pommer. 
Syn. 1574. — Lüneb. 1575. — Saͤch ſ. 1080. — Saͤch ſ. Gen. 
Art. 1580. — Hoya. 1581. — Henneb. 1582. — Nieder⸗ 
ſachſ. 1585.— Herborn. Syn. 1586. — Straßb. 1598. 


b. Recht ber Gemeinde. — Wahlrecht. 


Leisniger KaftensD. 1523. — Preuß. 2:0. 1525. — 
Reform. Hass. 1526. — Lüb. 1531. — Lüb. Land-K.⸗O. 
1531. — Möblln. 1531. — Zuͤrich. Praͤd.⸗O. 1532. — 
Saͤch ſ. Bifit.-Art. 1533. — Brem. 1534. — £ipp. 1538. — 


\ 


Preuß. Art. 1540. — Hall. 1540. — Genfer Ordonn. 1541. 
— Schlesw. 1542. — Liegnig. 15462. — Hadel. 1544. 
— Bergedorf. 1544. — Lond. 1550. — Frankf. 1554 — 
Saͤchſ. Gen.-Art. 1557. — Württemb. 1559, — Erbad. 
1560. — Magpeb. Bif.-Art. 1662. — Preuß. Biſchofsw. 
1568. — Syn. Wesal, 1568. — Braunfhm. 1569. — 
tipp. 1571. — Saͤchſ. 1580. — Hoya. 1581. — Henaeb. 


c. Prüfung. onfirmation. 


Preuß. 2:0. 1525. — Saächſ. Unterr., der Biſit. 1528, 
— Bafel. 8.:D. 1529. — Züri. Prad.-D. 1532. — 
Pommer. 1535. — Hannov. 1636. — Naffau 156. — 
Hamb. 1539. — Branbenb. 1540. — Genfer Drbdonn. 
1540. — Schweinf. 15943. — Gdin. Ref. 1548. — Berges 
dorf. 154. — Medlenb. 1552. — Frankf. 1554. — 
Wittgenft. 1555. — Heff. 1857. — Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1557. 
— 9fälz. 1557. — Württemb. 1559. — Erbad. 1560. 
— ever 1562. — Magdeb. Bif.sArt. 1562. — Pom: 
mer. 1563. — Pfälz. K.⸗R.⸗O. 1564. — Lüneb. 1564 — 
Deff. 1566. — Syn. Wesal, 1568. — Braunfhmw. 1569. 
— tipp. 1571. — Brandenb. 1572. — Heff. 15%. — 
Hoya. 1573. — Brandenb. Viſ.O. 1573. — Lüneb. 1575. 
— Sädf. 15890. — Sächf. Gen.⸗Art. 1580. — Denneb. 
1582. — Niederſaͤchſ. 1585. — Straßb. 1598. 


d. Verpflichtung. 


Goslar. K.⸗O. 1531. — Genfer Drdonn. 154. — 
Coln. Ref. 1543. — Medlenb. 1552. — Pfälz 1557. — 
Erbad. 1560. — Pommer. 1563. — Pfaͤlz. K.:R:D. 
1564. — Luͤneb. 1564. — Heff. 1566. — Syn. Wesal. 
1568. — Brandenburg. Bif.- 0. 1573. — Lüneb. 1575. — 
Sächf. 1580. — Henneb. 1582, — Niederfädf. 1585. — 
Herborn. Syn. 1536. — Straßb. 1598, 


e. Ordination. Introduction. 


Reform. Hass. 1526. — Hamb. 8.0. 1529. — 3ä: 
rich. Praͤde⸗O. 1532. — Pommern 1535. — Gaffel. 
1539. — Hamb. 1539. — Brandenb. 1540. — Genfer 
Ordonn. 1541. — Sächf. Conſ.⸗Art. 1542. — Osnabr. 1543. 
— bin. Ref. 1543. — Braunfdhm. 1543. — Habdel. 1544. 
— Bergeb. 1544. — Hildesh. 1544. — Ref. Witt. 1545. 
— Württemb. Syn.:D. 1547. — Medienb. 1552. — ® 

rankf. 1554. — Wittgenft. 1555. — Walded. 1556. —' 

aͤch ſ. Gen.⸗Art. 1557. — Heſſ. 1557. — Württemb. 1559. 
— Jever. 1562. — Magdeb. Viſ.⸗Art. 1562. — Pommer. 
1563. — Pfälz. K.⸗R.⸗D. 1564. — Lüneb. 1564. — Heft. 
1566. — Preuß. Bifhofew. 1568. — Syn. Wesal1568. — 
Braunfchm. 1569. — Medienb. Gonft. 1571. — Lipp. 157. 
— Brandenb. 1572. — Hoya, 1573. — Branbend. Biſ.⸗ 


IL. Eyſtematiſche Ueberſicht. | . 518 


D. 1573. — Sachſ. 1590. — Sach ſ. Gen.⸗Art. 1580. — 
Braunfhw. 1581. — Hoya. 1681. — Hennet. 1592. — 
Niederſaͤchſ. 1685. — Straßb. 1598. 


3. Standeärechte. 


Pommer. K.⸗O. 1535. — Schlesw. 1542. — Würts 
temb. 1559. — Pommer. 1563. — Braunfhw. 1569 — 
Brandenb. Viſ.⸗O. 1573. — Pommer. Syn. 1574. — 


. 4. Standedpflichten, 


Ansbach. Abichieb 1526, — Berner Ref. 158. — 
Sachſ. Biſ.⸗Art. 1929. — Baſel. 8.:D. 1529. — Minden. 
150. — Ulm. 1531. — Soeſt. 1532. — Züri. Praͤd.⸗O. 
1532. — NRaffau. 1532. — Säcdf. Viſ.⸗Att. 16833. — Raffau. 
1536. — Brandbenb. 1640. — Preuf. Art. 1540. — Schlesw. 


Dadel. 154. — Mansfeld. Viſ.O. 1554. — Heff. 1557. 
— Sähf. Gen.Art. 1557. — Steuermwolt. 1561. — Pom⸗ 
mer. 1563. — Lüneh 1564. — Preuß. Biſchofew. 1568. — 
Deff. 1572. — Hope. 1573. — Branbdenb. Bif.:D. 1573. 
— Pommer. Syn. 1574. — Gädf. 1580. — Saͤchſ. Ben. 
Art. 1590. — Niederſaͤchſ. 1585. 


B. Das Regiment. 


1. Die Stellung der chriftlichen Obrigkeit. 


Stralf. 8.:D. 1525. — Hall. 1526. — Bern. Ref. 
1528. — Ulm. Art. 1531. — Bürid. Prid.-D.-153%. — 
Straßb. Syn. 1533, — Brem. 1534. — Efling. 154. — 
£ipp. 1538. — Lüneb. 1542. — Schlesw. 1542. — Pfaͤlz. 
1543. — Preuß. 1544. — Mansfeld. Vif.⸗O. 1554 — 
Goslar. Eonf.:D. 1555. — Wittgenft. 15565. — Walbed. 
1556. — Bürttemb. 1559. — Steuerwolt. 1561. — Jever. 
1562. — Pfälz K.R.-D, 1564. — Preuß. Biſchofsw. 1568. 
— Braunfhw. 1569. — Heff. 1572. — Brandenb. 


Conſ. :dD, 1573, , 
2. Die, Bifchdfe, 


Brandenb. 8,:D. 1540. — Preuß. Art. 1540. — 
Schlesw. 1542. — Ref. Witt, 1545. — Preuß. Bis 
ſchofsw. 1568. ' 


3. Die Conſiſtorien. 


Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 1642. — Braunſchw. KO. 1548. — 
Ref. Witt. 1046. — Med lenb. 1552.— Mansfeld. Biſ.⸗O. 
1654. Gos lax. Sonf.sd..1555.— Pfal z. 1557. — Wurt⸗ 
temb. 1559. — Pommer. 1568. — Pfalz. K.-8::0.1564 — 
£üneb. 1564. — Preuß. Bifhofew. 1568. — Braunfhw. 
1569. — Sen. Sonf.-Dd. 1569.— Medlenb. Sonf.:D. 1570. — 
£ipp. 1571. — Brandenb. Conſ.⸗O. 1573. — Zen. Gonf.s 
D. 1574. — Sachſ. 1580. — Braunfhw. 1581. — Hoya. 
1581. — Preuß. Gonſ.⸗O. 1584. — Riederſaͤchſ. 1385. 


Kirchenrath. Oberconſiſtorium. 
. Bürttemb. K.⸗O. 1559, — Saͤchſ. 1580. 


4. Die Superintendenten. (Deijanten. Pröpfte.) 


Stralfundb. R.:D. 1525. — Sachſ. Vil.sArt. 1527. — 
Saͤchſ. Untere. der Wil: 1528. — Berner Ref. 1528. — 
Bdtting. 1530. — Ebd. 1581. — Lüb. Land-K.-D. 1531. — 
Soslar. 1531, — Soeſt. 1532. — Zürich). Praͤd.⸗O. 1532. — 
Wittenb. 1583. — Brem. 153% — Dommer. 1535, — 
Hannop. 1586. - Rafſau. 1836. —THeff. DO. 1537. — 
tipp. 1588. — Hamb. 1539. — Schlesw:1 — Liegnie. 

Hu. 


1542. — Sädhf. Sonf.sXrt. 1592. — Osnabr. 1543. — 
Braunfhw. 1543. — Württemb. Syn.⸗O. 1547. — Lond. 
1550. — Mansfeld. Viſ.⸗“O. 1554. — Wittgenft. 1554. 
— Stralf. 1555. — Waldeck. 1556. — Saͤchf. Gen. s Art. 
1557. — ®ürttemb. 1559. — Sever. 1562. — Pommer. 
1563. — Pfaͤlz. K.⸗R.⸗O. 1564. — H eff. 1566. — Braunfhw. 
1569. — Medlenb. Eonft. 1571. — Eipp. 1571. — Brans 
denb. Viſ.⸗O. 1573. — Pommer. Sun. 1574, — Heff. 1574. 
— BSädf. 1580. — Hoya. 1581. — Niederfähf. 1585. — 
Derborn. Syn. 1586. | 


Seneralfuperintendenten. 


Württemb. 8:0. 1559. — Pommer. 1563. — 
Beaunfhw. 1569. — Saͤchſ. 1580. — Niederfädhf. 
1585. " 


5, Die Eynoden. Genfur der Prediger. 


Preuß. RD. 1525. — Hall. 1526. — Reform. Hass. 
1526. — Bafel. 8.:D. 1529. — Roftod. 1590. — Ulm. 
1531. —. Bürie Praͤd.⸗O. 1532. — Straßb. 1534. — 
Naffau. 1536. — Heff. D. 1537. — Liegnig. 1542. — 


571. — Emden. Syn. 1571. — Brandenb. 15%. — 
Heff. 1572. — Hanau. 1573. — Hoya. 1573, — Bran— 
denb. Viſ.⸗O. 1573. — Pommer. Syn. 1574. — Sädf. 
1580. — Hoya. 1581. — Niederfächf. 1585. — Herborn. 
Syn. 1586. — Tecklenb. 1588. — Straßb. 1598, 


6. Die Aelteſten. Sendſchoͤffen, Genforen.) 


Hall. 8.:D. 1526. — Reform. Hass. 1526. — Straßb. 
1534. — Heſſ. D. 1539. — Genfer Ordom. 1541. — Lond. 
4550, — Mansfeld. Bif.-D. 1554 — Frantf. 1554. — 
Wittgenft. 1555. — Heff. 1557. — Pfälz 1557. — Heff. 
1566. — Syn. Wesal. 1568. — Emb. Syn. 1571. — Hanau, 
1573. — Solms. 1582. — Herborn. Syn. 1586, — Ted: 


T. De Diakonat. 


Reform, Hass, 1526. — Braunfhw. K.⸗O. 1628. — 
Samt. 1529. — Minden. 15390. — üb. 1531. — Gos—⸗ 
lar. 1531. — Goeft. 18632. — Wittenb. 1533. — Brem. 
153. — Pommer. 1535. — Württemb. KuftnsDd. 1536. 
— Genfer Drbonn. 15841. — Lüneb. 1542, — Osnabr. 
1543. — Braunfhw. 1543. — Habel. 154. — Lond. 
1550. — $rantf. 1554. — Pommer. 1568. — Heff. 1566, 


—.öyn. Wesal. 1568 — Emb. Syn. 1571. — Hoya. 1581. 


— Herborn. Syn. 1586. — Tedlenb, 1588. — Straßb. 
1598. — Vergl. u. 1V. 2.) 


Anhang. Der niebere Kicchendienft, (Die Küfter, Organiften.) 
Leiönig. Kaftend.1523.— Stralf.K.:0.155.— Sachſ. 


Sit. 29, — Braunſchw. 1528. — Baſel. 159. — 


Samb. 1529. — Göfting.’1530. — Làb. 1531. — Sädf. 

fs Art. 1538, — Pommer. 153. — Hefſ. D. 1597. — 
tipp. 1588. — Nordheim. 1539. — Sath ſ. Abſch. 1540, — 
Braunfhmw. 1543. — Hildesh. 154. — Mansfeld. 
Viſ.⸗O. 155% — SAhf. Gen.-Art. 1557. - Pommer. 1663, 
— Hoya. 1873. — Brandenb. Bild. 1573. — Pom⸗ 
mer. Syn. 1574. — Sachſ. Sen.Xrt. 1580, — Hoya. 1581, 
— Niederfähf. 1585. - ' 5 En Be 

6 


614 


D. Die Berwaltung. 


A, Die Bifitationen. 


Preuß. 8.:D. 1525. — Reform. Hass. 1526. — Sädhf. 
Viſ.⸗O. 1527. — Ulm. 153. — Straßb. 1534. — Pom⸗ 
"mer, 1535. — Raffau. 1536. — Heff. D. 1537. — Lipp. 
1538. — Preuß. Art. 15390. — Genfer Drbonn. 1541. — 
Schlesw. 15942. — Sädf. Conſ.⸗Art. 1542. — Göln. Ref. 
1543. — Braunfhw. 1543. — Habel. 1544. — Medlenb. 
1552..— Mansfeld. Viſ.⸗O. 1558. — Walded. 1556. — 
Pfälz. 1557. — Württemb. 1559. — Jever. 1562. — 
Magdeb. Viſ.-Art. 156%. — Pommer. 1563. — Pfäly 
K.⸗R.⸗O. 1564. — Preuß. Biſchofsw. 1568. — Braunfhw. 
1569. — Medlenb. Eonft. 1571. — Eipp. 1571. — Heft. 
1572. — Brandenb. Bif.-D. 1573. — Hanau, 1573. — 
Pommer Syn. 1574. — Heff. 1574. — Sädf. 1580. — 

oya. 1581. — Niederfähf. 1585. — Herborn. Syn 
1586. — ‚Straßb. 1598. j 


B. Die Gerichtsbarkeit. 


3. Eivilgerichtöbarkeit. 


Württemb. K.⸗O. 1559. — küneb. 1568. — Hoya. 
1573. — Hoya. 1581. . 
[Bergl. III. K. 5.] 


b. Steafgerichtäbarkeit Über die Prediger. 
Entfegung. 


Stralfund. K.⸗O. 1526. — Saͤchſ. Unterr. ber Rift. 
4528. — Berner Ref. 1528. — Baſel. 1529. — Hanno». 
1536. — Naffau. 1536. — Heff. DO. 1937. — Hamt. 1599. 
— Preuß. Art. 1540. — Genfer Ordonn. 1641, — Schlesw. 
1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Saͤch ſ. Ben.sAtrt. 1557. — 
Bommer. 1563. — Pfaͤlz. Ke⸗R.Q. 1564. — Preuß. Bi: 
ſchofsw. 1568. — Syn. Wesal. 1568. — Medienb, Conſt. 
1571. — Emd. Syn 1571. — Self. 1572. — Ponmer 
Syn. 1574. — Sädf. 1580. — Niederfächf. 1585. 


c. Die Kirchenzucht. 


Züriher Chorgerihts:D. 1525. — Ball, R.OD. 1526. 
Reform. Hass. 1526. — Sädf. Wnterr. ber Bif. 15238. — 
Braunfhw. 1528. — Bafel. 1529. — Hamb. 1529. — 


Minden. 1590. — Götting. 1530. — Luüb. 1591. — SGos⸗ 


ler. 1531. — Ulm. 1531. — Heff. 1532.— Gocfl, 1582. — 
Straßb. Syn. 1533. — Straßb. 1 
— Efling 1534. — Pommer. 4535. — Hannov. 1536. 
— Heſſ. D. 1537. — Rordheim. 1539. — Heff. D. 1539. 
— Gaffel. 1539. — Genfer Ordann. 1541. — Schleswm. 


1542. — Sädhf. Eonf.särt. 154%. — Pommer. 154. — | 


Coln. Ref. 1583. — Braunfhw. 1588. — Preuß. 1544. — 
Hadel. 15%, — Hildesh. 15%. — Ref. Witt. 1545. — 


£ond. 1550. — Mecklenb. 1552. — Mans feld. Viſ.O. 1554. — ' 


Magdeb. Art. 1554. — Frankf. 1554 — Walded. 1556. — 
Be 1557. — Sädf. Gen.: Art. 1557. — Pfit, 15657. — 
Wuͤrttemb. 15%. — Steuermolt. 1561. — ever. 1562. 
— Magdeb. Bif.-Art. 1562. — Pommer. 1563. — Pfäln 
RR:D. 1564. — Syn. Wesal. 1568. — Braunſchw. 
1569. — Jen. Sonf.:Dd. 1569. — Medtenb. 1570. — Tipp 


1571. — Emb. Syn. 1571. — Brandenb. Rif.sd. 1573. — 


Pommer. Syn. 1576. — Ben. Conſ.⸗O. 1574. — Luͤneb. 
1575. — Ho henl. 157. — Bädf. 1580. — Saͤchſ. Sen. 
Art. 1580. — Braunſchw. 1581.— Hoya, 1581. — Preuß. 
Sonf.sD. 1584. — Niederſaͤchſ. 1585. — Herborn. Syn, 





. Gyfbematifche Veberfiche 


IE Das kirchliche Leben. 


A, Die Lehre. Das Bekenntniß. 


Böhm. K.O. 16824. — Saͤch ſ. Unterr. der Biſ. 1628. — Ulm. 
Art. 1531.— Zuͤrich. Praͤd.⸗D. 1532. — Nürnberg. 1533. — 
Straßb. Syn. 1633. — Straßb. 1534. — Pommer. 1535. — 
Wuͤrttemb. 1536. — Li pp. 1538. — Halt. 1540. — Schlesw. 
1542. — Liegnig. 1542. — Hall. 1543.— Schweinf. 1543. — 
Pfälz. 1543. — Edin. Ref. 158%. — Braunfhw.1543. — 
Hadel. 1544. — Hildesb. I544. — Ref Witt, 1545. — 
Medi. 1552. — Württemb. 158. — Pfälz 1554 — 
Waldeck. 1556. — Sähf. GSen⸗Art. 1557. — Pfälz 1557. 
— ever. 156%. — Magbeb. Bif.sArt. 1562. — Pommer. 
1563. — Pfalz. 1563. —.Ehneb. 1564. — Heff. 1566. — 
Preuß. Bifhofew. 1568. — Lipp. 151. — EMmb. Syn. 1571. 
— Heſſ. 1572. — Hoya. 1573. — Pommer. Syn. 1674 
—Lüneb. 1575. — Hohenl. 1837. — Saͤchſ. 1590. — Sidfe 
Gen.särt. 1580. — Braunfchm. 1581. — Hoya. 1581. — 
Henneb. 1582 — Niederfärhf. 1585 — Tecklenb. 1588, 


Wittenb. 8.0.1522. — Böhm. 1524,.— Luther, Bon 


Drbnung bes Gottesdienſtes 1523. — Ej. Form. missae 1523. — 


Elbogen. 1523. — Renov. eocl. Nordlinz. 1525. — Preuß 
1525. — Luther, Deutiche Meſſe 1526. — Hall. 1526. — 
Ansbach. Abſch. 1526. — Reform. Hass. 1526. — Sidf. 
Unterr. der Bif. 1528. — Braunfhw. 1528. — Bafel 1529. 
— Samb. 1529. — Frankf. 1590. — Sdtting 15%. — 
Riga. 1530. — Lid. 1531. — Goslar. 1531: — Ulm. 1581. 
— Heff. 1532. — Soeft. 1532. — Naffau. 1332. — Rürnb. 
1538. — Wittendb. 1533. — Sädf. 1533. — Lirgnip. 
1534. — Brem. 1534. — Yommer. 1535. — Wärttemb. 
1536. — Hannor. 1536. — Nördling. 1538. — Lipp 
1538. — Nordheim. 1539. — Caſſel. 1539. — Sädf. Art. 
1539. — Branbenb. 1580. — Hall. 1580. — Schlesm. 
1542. — Läneb. 1542. — Pommer: 1542. — Hall 1543 
— Schweinf. 1543. — Pfälz. 1543. — EdIn. Ref. 1568. 
— Braunfhmw. 1543. — Preug. 1546 — Hadel. 154. — 
Bergedorf, 1544. — Ritzebuͤttel. 154. — Hilbesh. 
154. — Medienb. 1552. — Wuͤrttemb. 1553. — Frankf. 
1554, — Straf. 1555. — Walded. 1596. — Saͤchſ. Gen. 
Art. 1557. — Pfaͤlz. 1557. — Erbad. 1560. — Stener⸗ 
1563, — Pfälz. 1563. — Heff. 1566. — Syn. Wesal. 1568. 
— Braunſchw. 1569. — Lipp. 1571. — Hoya. 1573. — 
Yommer. Syn. 1674. — Hohen! 1577. — Saͤchf. Gens 
Art. 1580.— Braunſchw. 1581. — Hoya. 1581. — Hen⸗ 
neb. 1582, — Herborn. Syn. 1586. ! 


Verpflichtung der Pfarrgenoſſen zum Befuch bes Gottesdienſtes. 


Preuß. 2.0. 1525. — Eß ling. K.O. 1534. — Preuf 
Art. 1580. — Hall. 154. — Liegnig. 1582. — Lünch 
1542. — Sächf. Conſ.⸗Art. 1542. — Preuß. 154. — Meds 
1554. — Hüttenb. 1555. — Sädf. Gen⸗Art. 1557. — Lei⸗ 
ning. 1566. — Preuß. Bilhofsw. 1568. — Heff. 1572. — 
Branbenb. Bif.-D. 1573. — Sädf. Ben.sArt. 1580. — 
Braunfhw. 1581. — Hoya. 1581. — Solms. 1582. — 


Riederfähf. 1585. 
[Veral. ob. II. o.] 


C. Die Predigt. 


Elbogen. K.⸗O. 1583. — Bbhm. 1524. — Renor. 
eccl. Nordling. 1525. — Stralfunb 1526. — Hall. 
1525.— Ansbach. Abfıh. 1526. — Saͤchſ. Unter, ber WIE. 


KL Syftematifche Webrrficht. 


1528. — Saͤchſ. Bil. Ahfh.: 1629. — Bafel. 1529, — 


515 


Nürnb. 15%. — Straßb. 156 — Biegnig. 1584. — 


Roftod. 1530. — Ulm. 1531. — Beff. 1532. — Zürich. | Brem. 1534. — Pommer. 15385. — Württemb. 1536. — 


mer. 15385. — Hannov. 1536. — Naffau. 1536. — Roͤrd⸗ 
Ung 1585. — Preuß. Art. 1540. — Hall. 156, — 
&cdleamw,. 1542. — Ebin. Ref. 1613. — Braunſchw. 1549. 
— Yreuß 1546 — Habel 1544. — Hildesh. 15%. — 
Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1657. — Erbach. 1560. — Jever. 1562. 
— Hfälz. 1563. — Preuß. Biſchofsw. 1568. — Syn. 
Wesal. 1568.— Heff. 1972. — Hoya. 1573. — Brandenb. 
Biſ.⸗O. 1573. — Po mmer, Syn. 1574. — S Ad f. Gen.⸗Art. 1580. 
— Braunfhw. 1581. — Henneb. 1582. — Tecklenb. 1588. 


De Der Katechismus. 
Braunfhw. K. O. 1528: — Kamb. 1529, — Züri, 


Praͤd⸗O. 1532. — ‚Wittenb. 15385. — Sachſ. Viſ.⸗Art. 


1533. — Liegnig. 153. — Brem 154. — Pommern 
1535. — Hannov. 1536. — NRaffau. 1636 — Lipp. 1538. 
— Rorbheim. 1539. — .Eaffel. 1639. — Süd. 1589. — 
Hall. 1541. — Liegnip. 1542. — Zäneb. 1542. — Ball 
1543. — Göln. 1945. — Preuß: 1844. — Bergeborf. 
18544 — Ried. 154. — London. 1560. — Württemb, 
1663. — Mansfeld. Viſ.⸗Art. 1654. —. Heff. 157. — 
Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1557. — Pfälg 1557.— Württemb..1559 
— Erbach. 1560. — Steusrwolt. 1560.— Jever. 1362. 
— Magdeb Viſ.⸗Art. 1562: — Pommer. 1568.— Pfalz. 1663. 
— Leining. 1566. — Syn. Wesal. 1568. — Braunſchw. 
1569. — Brandenb. 1572. — Hoya. 1573. — Brandenb. 
Bif.d. 1573. — Yommer. Sm. 1574. — Hohenl. 1577. — 
Sachſ. Gen.⸗Art. 1580.— Soim 8: 1582. — Zedlenb.1588. 
Luther, De form. siissae et commun. 1523. — Böhm. 
2.2 1524. Preuß. 1525. Hall. 1526. — 
asbach. Abſch. 1526. — Reform. Hass, 1526. — 249 
unterr. der Viſit. 1528. — Braunſchw. 1528. — Frankf. 
1530. — Goslar. 1681. — Aoeſt. 160. — Heff. 1532. — 
Raffau. 1532. — Nürnb, 1533. — Liegnig. 159. — 
Brem. 154. — Pommer 1535. — CEagenelbenb. 
1535. — Hannov. 153. — Raffen 1536. — !2ipp. 
1538. — Nordheim. 1539. — Bädf. 1539. — Saͤchſ. 
Lüneb. Syn. 1544. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 1542. — Poms 
mer. 1542. — Hall. 1543. — Os nabr. 1643. — Pfaͤlz. 
1543. — Sdln, Ref. 1543. — Braunfhw. 1583. — Preuß. 
1544, — Sadel. 1544. — Bergedorf. 15%. — Ripes 
büttel 1540. — Hildesh. 154. — Bef. Witt. 1545. — 
Medienb. 1552. — Bürttemb, 1553 — Frankf. 155%. 
— Balded. 1556.— Heff. 1557. — Sächf. Gen.⸗Art. 1557 
— Pfälg 1557. — Württemb. 1559. — Erbad. 1560, 
— Öteuerwalt. 1561. — Jever. 1562. — DMagbeb. Bif.s 
rt. 1562. — Pommer. 1563. — Lüneb. 1564. — Heſſ. 
1566. — Braunfhw. 1569. — Brandenb, 1572. — 
Pommer. Syn. 1574, — Lüneb. 18575. — Hohenl. 1577, 
— Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1580, -— Braunfhw. 1581. — Hoya. 
1581. — Henneb. 1582 


Zr Beichtſiegel. 
Braunſchw. K.⸗O. 1581. — Hoya. 1581.} 


F. Das Abendmahl. 

Luther, De form. miss. et comm. 1523. — El bogen. 
8.:D. 1523. — Böhm. 1624. — Renov. eccl. Nordling. 
1525. — Preuß. 1525.— Ansbach. Abi. 1526.— Reform. 
Hass. 1526. — Luͤneb. Art. 1527. — Säcdf. Unterr. ber 
Biſ. 1523. — Bafel. 1529. — Züri. 1529. — Minden. 
1580, — Frankf. 1530. — Riga, 1530. — Sort. 1532. — 


Dannov. 15936. — Naffau. 1586. — Lipp. 158. — 
Saffeı 1539. — Saͤchſ. 159. — Sädf. Abi. 1540. — 
Brandenb. 1540. — Hall. 1530. — Genfer Drbonn. 1541. — 
-Schlesw. 1542, — Sächſ. Conſ.⸗Art. 1542. — Halt. 1548, 
— Schweinf. 159%. — Denabr. 1543. — Pfälz. 15943. — 
Braunfdhw. 1543. — Söln. Ref. 1543. — Preuß. 1544. 
— Hadel. 1544. — Nipeblittel 1544. — BHildesh, 
1544. — Ref. Witt. 158%. — Lond. 1550. — Medlenb. 
1552. — Württemb. 1553. — Frantf. 1554. — Wal⸗ 
del. 1556. — Sädhf. Gen.- Art. 1957. — Pfälz 1657. — 
Württemb: 1559. — Erbad. 1560. — Jever. 1562. — 
Pommer. 1563. — Pfälz. 1568. — Heſſ. 1566. — Syn, 
Wesal. 1568. — Braunfhw. 1569. — Emd. Syn. 1571. 
— Brandenb. 1572. — Heff. 1972. — Hoya. 1573. — 
Brandenb. Viſ.⸗O. 1573. — Hohenl. 1577. — Sädf. 
Ben::Xrt. 1580. — Braunfhmw. 1581. — Solms. 1582, — 
Herborn, Syn. 1586. — Techenb. 1588, 


G. Die Feſttage. Feſtfeier. 


2uther, Von Ordnung bed Gottesdienſtes 1523.— Böhm. 
K.⸗O. 1624. — Ixeus. 8,:D. 1525. — Hall. 1526. — 
Ansbach. Abſch. 1526. — Luͤneb. Art. 1627. — Saͤchſ. 
Untere, der Viſit. 1528. — Braunfhmw. 1528. — Bafel, 
1529. — Hamb. 1529. — Minden. 1530. — Riga. 1530, 
— tib. 1531. — Goslar. 1531. — Ulm. 1531. — Heſſ. 
1532. Soeſt. 1532. — Nürnb. 1598. — Wittenb. 
1583. — Stragb. 1534. — Eßling. 1934: — Pommer. 
1535, — Württemb. 1536. — Hannov. 1536. — Naſſau. 
1536. — Nördling. 1538. — Lipp. 1588. — Nordheim. 
denb. 1540. — Schlesw. 1582. — Eüneb. 1542. — Lünch 
Syn. 1544. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 1592. — Pommer. 1542. — 
Hall. 1543. — Schweinf. 1543. — Osnabr. 1543. — Pfaͤlz. 
1543. — Göln. Ref. 1593. — Luͤneb. 1543. — Braunfhw. 
1548. — Preuß. 1544. — Habel. 1544. — Bergedorf. 1544. — 
Medlenb. 155%. — Bürttemb. 1553. — Hüttenb, '1555. 
— Walded. 1556. — Sädhf. Gen. «Art, 1557. — Pfälg 
1557. — Seff. 1557.— Württemb. 1659. — Jever. 1562. 
— Magdeb. Bif..Art. 1562. — Pommer. 1563. — Pfälz. 
1563. — Heff. 1566. — £ipp. 1571. — Brandenb. 1572. 
— Heſſ. 1972 — Hoya. 1578. — Brandenb. Viſ.⸗O. 
1873. — Hohenl. 1577. — Saͤchſ. Gen«Art. 1580. — 
Araunfhmw. 1581. — Hoya. 1581. — Solms. 158% — 


4 Herborn. Syn. 1586. — Zedienb. 1588, . 


[Die Kirchweihen. 
.  Kaffan. 8.8. 1582. — Lüineb. Sont 1544. — Mans⸗ 
feld. Bif. Art, 1554. — Leining. 1566.) 


H. Die Taufe. 
1. Allgemeined. Formulare. 


Luthers Taufbüdlein 1523. — Eibogen. K.⸗O. 1523. 
— Böhm. 1524. enov. eccl. Nordling. 1525. — 
Preuß. 1525. — Hall. 1526. — Ansbach. Abſch. 1526, 
Unterr. der Viſ. 1528. — Braunfhw. 1528. — Bafel. - 
1529, — Ham b. 1529. — Zuͤrich. 1529. — Minden. 1530. 
— Lübed. 1531. — Goslar. 1531. — Ulm. 1531. — 
Soeft. 1532. — Nürnb. 1533. — Liegnitz. 1534 — 
Brem. 1534. — Pommer 1535. — Württemb. 1536. — 
Raffau 1536. — Lipp. 1538. — Nordheim. 1539. — 
Gaffel: 15399. — Saͤchf. 1539. — Hamb. 1539. — Bran⸗ 
denb. 1540. — Halt. 1540. — Genfer Ordonn. 1541. — 
Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542. — Eüneb. Syn. 15%. — 
Sachſ. Conſ.⸗Art. 1592. — Pommer. 1544. — Hall. 1543. 
65* ‘ 





516 


— Schweinf. 154993. — Otnabr. 1563. — Pfaͤl z. 1543. — 
Gin. Ref. 1543. — Braunfhw. 1543. — Hildes h. 1544. 
— Preuß. 1544. — Habe 1544 — Rigebättel. 154. 
— Sildesh. 1544. — Ref.. Witt. 1545. — Eond. 1550. — 
Mecklenb. 1552. — Württemb. 1553. — Frankf. 1554. 
1557. — Pfaͤlz. 1557. — Erbad. 1560. — Jever. 1562. 
— Pommer. 1563. — Pfälz 1563. — Lüneb. 1564. — 
Hefſ. 1566. — Syn. Wesal. 1568. — Braunſchw. 1569. 
— tipp. 1571. — Emd. Syn. 1571. — Brandenb. 1572. 
— Hoya. 1573. — Branbenb. Bif.sd. 1573. — Lüneb,. 
1575. — Hohenl. 1577. — Saͤchſ. Gen.:XArt. 1580. — 
Hraunfhw. 1581. — "Hoya. 1581. — Solms. 1582. — 
Benneb. 1582. — Herborn. Syn. 1586. — Tecklenb. 1588. 


2. Die Nothtaufe. 


Renov. eccl. Nordling. 1525. — Hall. 8.:D. 1526. — 
Braunſchw. 1528: — Hamb. 1529. — Lübed. 1531. — 
Soeſt. 1532. — Brem. 1534. — Pommer. 15935. — Würts 
temb. 1536. — Saffel. 1539. — Saͤchſ. 1539. — Hamb, 
1542. — Pommer. 1542. — Hall. 1543. — far 1548. 
— Shin. Ref. 1543. — Braunfhw. 1543. — Rigebüttel, 
1544. — Hildesh. 1544. — Medlenb. 1552. — Wuͤrt⸗ 
temb. 1553. — Waldeck. 1556. — Saͤchſ. Gen.⸗Art. 1557. 
— pfaly 1557. — Dommer. 1563. — Lüneb. 1564 — 
Heff. 1566. — Braunfhmw. 1569. — Lipp. 1571. — 
Brandenb. 1572. — Hoya. 1573. — Luͤneb. 1575. — 
Hohen 1577. — Sachſ. Gen.⸗Art. 1580. — Hoya. 1581. 


3. Die Gevattern. 


Goslar. K.O. 1531. — Nürnb. 1533. — Württemb. 
1536. — Gaffel. 1539. — Lüneb. Syn. 154. — Sädf. 
GSonf.särt. 1542. — Preuß. 1544. — Hadel. 154. — Vuͤrt⸗ 
temb. 1553. — Walbed. 1556. — Heff. 1557. — Jever. 
1562, — Pommer. 1563. — Pfaͤlz. 1569. — Heff. 1566. — 
£ipp. 1571. — Emd. Syn. 1571. — Heff. 1572. — Yoms 
mer. Sm. 1574. — Saͤchſ. Sen.sArt. 1580. — Henneb. 
1582. — Herborn. Syn. 1586. — Tecklenb. 1588 - 


4. Die Gebammen. 


Braunfhw. K.:D. 1528. — Hamb. 1529. — Soe ſt. 
1532, — NRürnb. 1533. — Brem. 15 — Schlesw 
164% — Braunfhw 1543, — Hadel 154. — Hils 
des h. 1544. — Lüneb. 1564. 


5. JFürſorge für die Wöchnerinunen. Cinfeguung. 


Saͤchſ. Unterer. 1528. — Ruͤrnb. 8.D. 1583. — Lipp. 
15383. — Saͤch ſ. Biſ.⸗Abſch. 1590. — Wittgenft. 1555. — 
Walde. 1555. — Pommer. 1563. — Braunſchw. 1569, 
&olms. 1582. 


(Anhang. Verordnungen gegen die Wiedertäufer. 


Brem. K.⸗O. 1534. — Hannov. 1536. — Heff. ©. 
1537. — Nordheim. 1539. — Preuß. Art. 1540. — Lieg⸗ 
nie. 1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Pfälz 1557. — Würts 
temb. 1559. — Leining. 1566. — Preuß. Biſchofsw. 1568. 
— Solms. 1582.] 


I. Die Gonfirmation. 


Straßb. K.O. 1534. — Liegnig. 1534. -- Heff. O. 


1539. — Gaffel. 1539. — Brandenb. 1540. — küneb, 
1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Göln. Ref. 1543. — Ref. 
Witt. 1545. — Lonb. 1550. — Balded. 1556. — Heff. 
1566. — Braunfchw. 1569. — Hoya. 1581. 


a8. Eyſtematiſche Neberficht. 


K. Die Ehe. a 
1. Begeiff. 


Renov. eccl. Nordling. 1525. — Reform. Hass. 1526. 
— Saͤchf. Unterr. der Bifit. 1528. — Bafel. K.⸗O. 1529, — 
Brandenb. 1540.:— Hall.. 1588. — Edin, Ref. 1543, — 
Bürttemb.1553.— Heff.1566. — Brand enb. Biſ.⸗O. 1578. 


2. Siuderniffe. 
a. Mangelnder Conſens ber Aeltern. 


Renorv. eccl. Nordliag. 1525. — 3ürid. Shorgeriät: 
D. 1525. — Preuß. L.O. 1525. — Baſel. K.⸗O. 1 29. —N 
ulm. 1531. — Soeſt. 1532. — Pommer. 1535. — Hans 
nov. 1536. — Württemb, EhesDd. 1537. — Eipp. 1538. — 
Nordheim. 1539. — Genfer Ordonn. 1541. — S les w. 
1542. — Lüneb. 1562. — GSädf. Gonf.sArt. 1542. — 
Schweinf. 1543. — Dsnabr. 1543, — Edin. Ref. 1543. 
— Lüneb, 1583. — Bergedorf. 1544. — Württemb. 
Ehe⸗O. 1553. — pfalz. Ehe⸗O. 1554. — Boslar. Conſ.⸗ 
D. 1555. — rt 1557. — Sädhf. Gen. sArt. 1557. — 
Pommer 1563. — Pfälz Ehe⸗O. 1563. — Heff 1566. 
— Braunfhw. 159. — Medlenb. Conſ.⸗O. 1570 — 
Emb.. Syn. 1571. — Heft. 1572. — Hoy a. 1573. — Brans 
denb. Viſ.“O. 1573. — Branbenb. Gonf.sD. 1573. — 
Sachſ. 1580. — Braunfhw. 1581. — Hoya. 1581. — 
Preuß. Sonf.sD. 1584. — Niederſaͤchſ. 1585. 


b. Gewalt... Furcht. Betrug — Entführung. 


- Züri. eriht8=D.-1625. — Wuͤrttemb. Ehe 
1553. — EA e:O. 1563. — Braunſchw. K.⸗D. 1569. 
— Hoya. 1581. — Preuß. Conſ.⸗O. 1584. 


c. Irrthum. 


Brandenb. Conſ.⸗-⸗O. 1573. — Preuß. Conſ.⸗O. 1884. 
— Niederſaͤchſ. K.O. 1585. 


d. Mangelndes Alter. 
Luͤneb. RD. 1543. . 
e. Impotenz. 
Branbdenb. Eonf.eD.1573. — Preuß. Conſ.⸗O. 1584 
f. VBerwandtfchaft. 


Pommer. 1542. — Lüneb. 1543. — Bergedorf. 154. — 


Straßb. 1598. 
[Geiftliche Verwandtſchaft. 
Lüneb. K.⸗O. 1543.] 
g. Ehebruch. 
Niederfſaͤchſ. K.O. 1585. 
h. Religionsverſchiedenheit. 
Niederſaͤchſ. K.O. 1585. 





. Suftenatifche Ueberficht. 


i. Gefchloffene Seit. 


Pommer. Syo. 1574. — Luͤneb. Rd. —J—— J 


Gen.⸗Art. 1580. — Braunſchw. 1581. — Hoya, 1581. 


k. Trauerzeit. 
Solms. K.O. 1588. 


[Dispenfatton von ben Ehehinderniſſen. 


tipp. SD. 1571. — Lüneb. 1575. — Saͤchſ. Gen. 
Art. 1580. — Braunſchw. 1581. — Niederfädf. 1585.] 


3. Die Abſchließung. 


a. Verloͤbniß. 


WB ürttemb, Ehesd. 1537. — Hall. KO. 1540. — Gen: 
fer Ordonn. 1541. — Habel. 1544. — Wärttemb. Ehe⸗O. 
1558. — Goslar. Eonf.:O. 1555. — Po mmer.1563.— Lipp. 
1571. — Emb. Syn. 1571. — Deff. 1572. — Hoya. 1573. 
— Branbenb. Biſ.O. 1573. — Brandenb. Conſ.⸗O. 1573. 
— Sachſ. 1580.— Hoya. 1681. — Preuß. Conſ.⸗O. 1584. 


b. Aufgebot. 


Lüb. K.O. 1531.— Goslar 1531. — ulm. 1531. — Heff. 
1532. — Soeſt. 1592. — Rürnb. 1588. — Brem. 159. — 
Pommer. 1535. — Wuͤrttemb. 1536. — Gaſſel. 15399. — 
Saͤch ſ. Abi. 15840. — Brandenb. 1540. — Halt. 1540. — 
Genfer Ordonn. 1541. — Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542. 
— dommer. 1542. — Hall. 1548. — Schweinf. 1543 — 
Dsnabr. 1543. — Ebdin. Ref. 1543. — Braunfhw. 1549. 
— Dreuf. 1544. — Bergedorf. 1544. — Lond. 1550. — 
Wärttemb. 1553. — Frantf. 1554. — Walded. 1556. — 
Sächf. Gen.⸗Art. 1557. — Heff. 1557. — Erbad. 1560. — 
Jever. 1568. — Pommer. 1563. — Pfälz. EhesO. 1563. — 
— 1563. — Lüneb. 1564. — Heff. 1566. — Syn, 
esal. 1568. — Braunſchw. 1569, — £ipp. 1571. — Emb. 
Syn. 1571. — Brandenb. 1572. — Hoya. 1573. — Brans 
denb. Bild. 1573. — Bommer Syn. 1574. — Luͤneb. 
1575. — Sädf. Gen.⸗Art. 1580. — Hoya. 1581. — Hen⸗ 
neb. 1582. — Zedlenb. 1588. on 


“ Trauung. 


- Bafel. K.O. 1620. — Hamb. 1039, agelch. 1529. — 
eüab. 1581. — Goslar. 1531. — Nurnb. 1583. — Straßb. 
1584. — Brem. 1534. — PBommer. 1535. — Württemb. 
1536. — Gaffet. 1589. — Säcf. 1539. — Hamb. 1589. — 
Branbenb. 1540. — Preuß. Art. 1560. — Hall, 1540. — 
Genfer Drbonn. 1541.— Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542. 
— Ddommer. 1542. — Hall. 1543. — Schweinf. 1543. — 
Denabr. 1643. — Pfälz 1543. — Braunfhmw. 1543. — 
Göln. Ref. 1548. — Preuß. 154. — Hadel. 1544 — Bers 
geberf: 1544. — Rigebüttel. 1544. — Hildesh. 154. — 

ond. 1550. — Medlenb. 1552. — Württemb. 1553. — 
— Iever. 1562, — Magbdeb. Biſ.⸗Art. 1862. — Pommer. 
1563. — prän. Ehe: D. 1563. — ach 1563. — Züncb. 
1564. — Leining. 1566. — Heff. 1566. — Syn. Wesal, 
1568. — Braunfhw. 1569. — Brandenb. 1572. — Hova. 
1573. — Brandenb. Bif.sd. 1573. — Yommer. Syn. 1574. 
— tüneh. 1575.— Hohenl 1577.— Gach ſ. Gen.sArt. 1580, 
— Nova. 1581. — Solms. 1582. — Henneb. 1582. — 
Zedienb. 1688, 


: [Xtauung gefchiedener Perfonen. 
Brandenb. Bif.d. 1578. — Braunfchw. 1581.) 


sr 
4. Scheftung, — Hesinlatten, 


‚Renoy. ecel. Nordling. 1525. — 3uͤricher Chorgerichts⸗ 
9. 1525. — Preuß. 2.:0. 1525. — Reform. Hass, 1526. — 
Bafel, 8.0. 1529. — Goslar. 1531. — Heff. 1532. — 
Soeft. 1532. — Pommer. 1535. — Hannov. 1536. — 
Württemb. Ehe⸗O. 1537. — Lipp. 1535. — Brandenb. 1540. 
— Genfer Drbonn. 1541.— Württemb. Ehe⸗O. 1653. Der 
Ehe:D. 1554. — Hüttenb. 1555. — Goslar. Conſ.⸗O. 1555. 
—Pfaͤlz. led. 1508. Braunfhmw. 1569. — Medlenb. 
Gonf.:D. 1570. — Emb. Syn, 1571..— Brandenb. Conſ.⸗O. 
1573. — Sädl. 1580. — Braunfhw. 1581.— Hoya. 1581. 
— Preuß. Sonf.:D. 1584. — Riederſaͤchſ. 1585. 


5. Die Gerichtöbarkleit in Ehefachen. 


Renov. eccl, Nordling. 1525. — 3üridh, Chorgerichts⸗ 
D. 1525. — Preuß. 2:50. 1525. — Reform, Hass. 1526. — 
Sähf. Viſ.⸗Irt. 1527.— Saͤch ſ. Viſ⸗Abſch. 1529. — Braun⸗ 
ſchw. K.O. 1528. — Baſel. 1529. — Hamb. 1529. — 
Minden. 1530. — Lüb. 1531. — Goslar. 1531. — ulm. 
1531. — Soeft. 1592. — Saͤchſ. Viſit.⸗Art. 1533. — Brem. 
1534. — Hanno». 1536. — Württemb. Ehe:D. 1537. — 
Lipp. 1588. — Nordheim. 1539. — Genfer Ordonn. 1541. 
— Lüneb. 1542. — Lüneb. Syn. 1544. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 
1542.— Dsnabr. 1543. — Rigebüttel. 1544. — Hildesh. 
1544, — Ref. Witt. 1565. — Medlenb, 1552. — Würts 
temb. @he-D. 1553. — Goslar. Conſ.O. 1556. — Saͤchſ. 
Gen.⸗Art. 1557. — Pfalz. K.⸗O. 1557. — Magbeb. Bif.s 
Art. 1562. — Pommer. 1568. — Lüneb. 1564. . — Heft. 
1566. — Preuß. Bifchofsw. 1568. — Braunfhw. 1669. — 
Zen. Sonf.sd. 1569. — Medlenb. 1570. — Hoya. 1573. — 
Brandenb. Biſ.O. 1579. — Sen. Conſ.⸗O. 1574.— Brauns 
ſchw. 1581: — Hoya. 1581. — Preuß. Eonf.sd. 1584. 


6. Dad Verfahren. 


Goslar. Sonf.sd. 1555.— Sen. Conſ.O. 1569.— Med 
lenb. Conſ.. 1570. — Zen. Eonf.sDd. 1574, — Braunfhw. 
1581. — Preuß. Conſ.O. 1584. 


L. Die geiftliche Krankenpflege. 


Ref. Hass. 1526. — Braunfhw. 8.:D. 1928. — Bas 
fetl. 1529, — Minben. 1530. — Ehb. 13831.— Goslar. 1531. 
— ulm. 1591. — Heff. 1592. — Soeft. 1532. — NRürnb,. 
1533. — Wittenb. 1539, — Sid 
— tiegnte. 1534. — Pommer. 1535. — Württemb. 1536. 
— £ipp. 1538. — Gaffel. 1539. — Sachſ. 1539 — Bran⸗ 
benb. 1540. — Hall. 1520. — Genfer Ord. 154. — 
Schlesw. 154% — Pommer. 1542. — Hall. 1549. — 


Osnabr. 1548. — Pfälz 1563. — Chin. 1543. — Braun - 


fhw. 1543. — Habel. 1544. — Bergeborf. 1544. — Meds 
Walded. 1556. — Hefſ. 1557. — Sädhf. Gen.⸗Art. 1557. 
— Hfälz. 1557. — Pommer, 1563. — Pfälz 1569. — 
£üneb. 1564, — Braunſchw. 1569. — Brandenb. 1572. 
— Hoya. 17 — Brandenb. Bild. 1573. — Saͤchſ. 
Ben,eürt. 1580, — Hoya. 1581.— Henneb. 15882. — Teck⸗ 
en ® U} j 


M. Das Begraͤbniß. 

Elbogen. K.⸗O. 1533,— Renov. eccl. Nordling. 1525. 
— Preuß. L.⸗O. 1525. — Lüneb. Art. 1527. — Saͤchſ. Uns 
terr. der Viſ. 1528. — Luͤbeck. 1581. — Boslar. 1531. — 
ulm. 1531. — Saͤchſ. Viſ.⸗Art. 1533. — Brem. 154. — 
Pommer. 1535. — Württemb. 1536. — Hannov. 1596. 
— Lipp. 1538. — Gaffel 1539. — Saͤchſ. Abfch. 1540. — 
Brandenb. 1540. — Hall. 1540. — Genfer DOrbonn. 1541, 
— Schlesw. 1542. — Luͤneb. 1542. — Saͤchſ. Conſ.⸗Art. 


f. 1533.— Straßb. 1599, . 


1542. — Pommer. 14 — Hall, 1563. — Shweinf. 
1543, — Dsnabr. 1549, — Pfälz. re — Göln. Ref. 
1543. — Braunfchw, 1549. — Breuf. 1544. — Habel. 
1544, — Rigebüttet. 15: — Württemb.1553.— Frankf. 
1554, — Walbdelt. 1556. Sachſ. Gen.Art. 1557. — Er- 
bad. 1560. — Jever. 156%. — Pommer. 1569. — Pfälz. 
1563.— Lünch, 1564. — Leining. 1566. — Heff. 1566. — 
Breaunfchw. 1569. — Lipp. 1571. — Brandenb. 1572. — 

09a. 1573. — Brandenb. Viſ.“O. 1979. — Pommer. 

yn. 1574. — Lüneb. 1575 — Hohenl. 1577. — Saͤchſ. 
Gen.⸗Art. 1580. — Hong. 1581: — Solms. 1582. — Herz 
born. Syn. 1586. — Teclenb. 1588. 


IAnhang. Die Kirchenbuͤcher. 


Nuͤrnb. K.⸗O. 16833. — siegnie 1534. — Württemb, 
1536. — Schweinf. 1543. — Ein. 1543. — Lond. 1550, 
— Saͤchſ. Gen⸗⸗Art. 1667. — MWürtte mb.. 1559. — Erb ad» 
1560. — Pfälz. 1563. — Heſſ. 1566. — Syn,. Wesal. 1568, 
— Braunfhmw. 1569. — Branbenb. Bil -Art. 1573.. — 
lenb. 1688.] F u v*r 


Ne Die Schulen. Schullehrer. 


Leisniger Koften-D. 1523. — Stralfund: K.⸗O. 1525. 
— Preuf. &sD.. 152%. — Hall. 1526. — ‚Reform. Hass, 
1526.— Sächf. Unterr. ber Vif. 1528. — Brannfchw. 1528, 
— Bafel. 1529. — Hamb. 1829. — Lübel. 1551..— Ulm. 
1531. = Boch, 163%. — Sächf. Bif.Art. 1533, — Strafb. 
K.⸗O. 159. — Brem. 1584, — Pommer. 1585. — Hans 
non: 1686. - Heſſ. D. 1937. —. Lipp. 1588. — Nords 
beim.:1584.. — Hamb. 1539. ‚Brandenb,: 1540. — 
Preuß. Art. 1590. — Schleöw. 1542. — Braunfhw. 
1543. — Habel. 1344, — Ref, Witt 15485. — Medlenb. 
Sen.sArt..1867.. — Pfälz 1557, — Wuͤrttemb. 1559. — 
Magdeb. Biſ.⸗Art. 166% 9falz. RRHD.. 1564. — Luͤ⸗ 
neb. 1564. — Preuß. Biſchofsw. 15608. — Braunſchw. 
1569. — Brandenb. 1573. — Brandenb. Viſ.⸗D. 1573. — 


| Braunſchw. 1684. 


0. Die Armenpflege. 


° 
ad 


Wittenb. 8.0. 1592. — Peisniger Kaſten-O. 158, 


 Magbeb. 1524.-— Stralfund. 152. — Hall, 1826. — 


üb. 1531. — Jravemünd. 1631. — Goslar 1531. — 
Heff. 1632. — So eſt 1532. — Wittenb, 1533.— Brem. 
1534. — Pommer. 535. —.Württemb. Kaſten⸗O. 1536. — 
Hannon. 1586. — Lipp. 1538. — Genfer Drbonn. 1541, 
— Schlesw. 1542. — Lüneb. 1542. — Dönabr. 1543. — 
Edin. Ref. 15488, — Braunſchw. 1543. — Hadel. 1544, 
— Hildesh 1544. — Medlend. 1552. — Mansfeld. 
Biſ.O. 1554. — Sähf. Gen.⸗Art. 1557.— Pommer. 1563, 
— Dfälz 1563. — Pfalz. 8.0.0. 1564. — Elneb. 1564. 
— Preuß. Biſchofoͤw 1468. — Syn..Weaal. 1568. — Brans 
denb. Viſ.⸗DO. 1573. — Pommer. Syn. 1574. — Herborn. 
Syn. 1586. — Zedlenb. 1588. BE 


(Anhang. Erklärungen über einzelne Einrichtungen ber roͤmi⸗ 
BET 7 
a Bilberverchrung. . 
"Ref. Hass. 1526. — Bern. Hef. 1528. — Braunſchw. 
8.0.1528, — Basel. 1529.— Hand. 1529. 8 tn 
Ulm. 1531.— Soeſt. 1532. — Pfalz. 1588. — Braun 
Thm 1548, — Hitdesh, 1544. — Lüneb, Sp. 154. 


528 IM Syftenatifche Uebexſicht. 


. Eibog. 8,0. 1528. — Ref. Hass, 1526. — Ehneh. 
Urt. 1827, — Minden. 1530. — Naffau. 1532. — RArnb. 
1533. — Brandenb. 1830. — Pfälz. 1943. BE 


3. Weſhungen. 

Böhm. K.⸗O. 1524. — Straktſ. 15268. — Ref. Hass. 
1526. — Luͤneb. Art. 1527. — Braunſchw. 1828. — Hamb. 
1529. — Gàtting- 1580. — Mind. 153% — Eüb, 1531.— 
Soeft.. 1532. — Raſſau. 1536. — Brandend. 1540, — 
eüneb. 1542. — Hfälz. 1548, .. 


4, Seeimeffen. 


Elbog. 8.0.1523. — Halt. 1526. — Ans bach. Abſch. 
1526. — Züneb. Art. 1527. — Saͤchſ. Unterr, ber Bif. 1528. 
u S. Das Laͤuten pro pace.. 

Saͤchſ. Unter, der Wil. 1528. — Braunſchw. K⸗O. 
1528. — Hamb. 1529. — Luͤb. 1531. —— So eſt. 1532. — 
Braͤunſchw. 7 

6. Kleidung der Geiftlichen. 

Luther, Form. miss. 1523. — Bern. Ref. 1528. — 
Riga K:D. 1580. — Pommer. 1535. — Wärttemtb. 1536. 
Saͤchſ⸗ Gonſ.⸗Art. 1542. — Hall. 1543. .— Württemb. 
1558. Pfaͤlz. 1568.. + Pommer. On. 1574. 

J 7. gaſten. | 
Ansbach. Abi. 1526. — Ref. Hass. 1526. — Lüneb. 


et: 1527. Bern. Ref. 152B.— Ulm. Art 1591. — Soeft. 
K.:D. 1532. — Pommer. 1535. — Nordheim, 159. — 


‚A Proreffinnen. " 


. 
D 
° 


Branbenb. 154. — Eöln. 1548, " 


" 8. Rloflergelübbe. 


Stralfund. 8.:D. 1525. — Ansbad. zer. 1526. — 
Ref. Hass. 1526. — Lüneb. Art. 1827. — Sid 1 Viſ.⸗O. 
1527. — Bern. Ref. 1628. — Uim. 1531. — Götting 
1531. — Goslar. 1531. — Soeft. 1532. — Lipp. 1538. — 
Sädf. Art. 1339. — Schlesw. 1543. — Ref: Witt. 1546. 
— Mekclenb. 1852. — Luͤneb. 1564. — Braunſchw. 1569. 


— Brandenb. Viſ.O. 1573] 


TV Das Rirchenget. 


Ar Das Einkommen der Geiflichen. (Opfer, 
|  Stolgebühr) 


Preuß. 8&sD. 1525. — Büneb. Art. 1527. — Saͤchſ. 
Biſ.⸗Art. 1527. — Bern. Ref. 1528. — Braunfhw. RO. 
1528. — Saͤchſ. Viſ.⸗Abſch. 1529. — Hamb. 1529. — Luͤb. 
1531. — Lüb. Land⸗K.⸗O. 1531. — Travemünd, 1531. — 
Wittenb. 1588: .— Brem. 1534. — Pommer. 16%. — 
Hannov. 1886. — Heff. D. 1537. — Eipp. 1586. — Sid. 
Abſch. 1540. — Preuß. Art. 1590. — Schlesm 154. — 
Liegnig. 1542. — Eüneb. 1563. — Braunfhmw. 1543. — 
Ref. Witt. 1545. — Mecklenb. 1552. — Mansfeld. Bif.s 
D. 1554. — Wittgenft. 1555. — Sachſ. Gen.⸗Art. 1557. — 
—F 14. 1657. — Württemb. 1559, — Magbeb. Biſ IAn. 

562. — Pommer. 1668. — Xüneb. 1564. — Preuß. Bis 

ſchofsw. 15068. — Brauu ſchw. 1569. — Medlenad. Gonſt. 
1571. — Hoya, 1573. — Brandenb. Viſ.O. 1573. — 
Brandenb. Conſ.⸗O. 1573. — Yommer. Syn. 1574. — 
Sächf. Gen.⸗Art.: 1600. — Braunfhw. 1531. — Hoya. 
1581. — Niederfähf. 1585. .. 


(Anhang. Verdienſtjahr. Gnadenzeit. 


Preuß. Art. 1540. — Liegn. K.⸗O. 1542. — Schlesw. 
1542. — Braunſchw. 1543. — Hadel. 154. — Würt: 


B. Die Berwaltung Kirchenkaſten. 


Leisniger Kaften:D. 1523. — Magdeburg. 1524. — 
Stralfund. 8.:D. 1525. — Preuß. 8:0. 1525. — Hall 
eüb. 1531. — Zravemünb. 1531.— Soeft. 1532.— Heff. 
Kaften:D. 1533.— Wittenb. 1533. — Saͤchſ. Bif.:Art. 1533. 
— Brem. 1534. — Pommer.1535.— Casenellenb. 1535. 
— Bürttemb. KaftenD. 1536. — Heff. DO. 15387. — Norbs 

eim. 1539. — Sclesw. 1582. — Braunfdhw. 1543. — 
il desh. 1544. — Medlenb. 1552. — Mansfeld. Viſ.⸗O. 
Steuerwolt. 1561. — Magdeb. Bif.-Art. 1562. — Poms 
mer. 1563. — Preuß. Bifhofsw. 1668. — Braunſchw. 
1569. — Medlenb. Gonf.sd. 1570. - Mecklenb. Gonft. 
1571. — Lipp. 1571. — Hoya, 157. — Branbenb. Bif.s 


1 


20. Syſtematiſche Ueberſicht. 519 


D.1573.— Pommer. Syn. 1574. — Saͤch ſ. Gen.⸗Art. 1580. 
— Braunſchw. 1581. — Nieberfädf. 1585. 


[Veräußerung. 
Pfalz K.⸗O. 1557.] 


O. Die Kirchenbaulaſt. 


Saͤch ſ. Viſit.⸗Abſch. 1529. — Travemuͤnd. K.:D. 1591. 
— Heff. Kaften:D. 1533. — Saͤchſ. Viſit.⸗Art. 1533. — 
Württemb. Kaſten⸗-O. 1536. — Sädhf. Abſch. 1540. — 
Preuß. Art. 1540. — Schlesw. 1542. — Saͤchſ. Conſ.⸗ 
Art. 1542. — Medlenb. 1552. — Mansfeld. Viſ.⸗O. 155%. 
— Wittgenft. 1555. — Saͤch ſ. Gen.=Art. 1557.— Steuer: 
wolt. 1561.— Pommer. 1563. — Lüneb. 1564. — Preuß. 
Bifhofew. 1568. — Braunfhm. 1569. — Lipp. 1571. — 
Hoya. 1573. — Brandenb. Bif.-D. 1573. — Saͤchſ. Gen.: 
Art. 1580. — Hoya. 1581. 


D. Die Kirchhöfe. 


Luͤb. K.⸗O. 1531. — Brem. 154. — Saͤch ſ. Conſ.⸗Art. 
1542. — Hadel. 154. — Steuerwolt. 1561. — Pom⸗ 
mer. 1569. — Lüneb. 1564. — Hoya. 1573. — Brans 
benb. Viſ.⸗O. 1573: — Hoya. 1581. 


⸗ 





l 


Drud ver Teubner'ſchen Dfficin in Leipzig. 





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