Die
Fabrikation und Eigenschaften
der
Metalldrahtlampen
Von
Dr. phil. N. L. MUller.
Mit 91 in den Text gedruckten Abbildungen.
Halle a. S.
Druck und Verlag von Wilhelm Knapp.
1914.
Meinen Eltern
gewidmet.
429964
Vorwort.
Ein Buch tiber die Fabrikation der Metalldrahtlampen entspricht
dem Bedurfnis der Zeit. Eine gewaltige Industrie hat sich in dem
letzten Jahrzehnt entwickelt; vom rein industriellen Slandpunkt
betrachtet, ist sie sehr wichtig und von einer noch viel grofieren
volkswirtschaftlichen Bedeutung.
Ausgelost durch die Osmiumlampe Auer von Welsbachs,
des genialen Erfinders des Gasgliihlichtes , wurden in die Industrie
der elektrischen Gluhlampen die modernsten Erfahrungen der Natur-
wissenschaften und Technik hineingetragen, eine Unzahl von geist-
reichen Erfindungen gemacht und die Popularisierung des elektrischen
Lichtes durchgefuhrt.
Wohl wurde in einer Anzahl von Werken und Fachblattern
iiber die Industrie der Metalldrahtlampen und deren Entwicklung
berichtet, eine zusammenfassende Beschreibung dieser Industrie lag
bis heute jedoch noch nicht vor. Diesen Mangel versucht nun das
vorliegende Buch zu beheben.
Eine ungemein verstreute und umfangreiche Literatur wurde
hier von dem Verfasser, der selbst jahrelang im Zentrum der
modernen Gliihlampenindustrie tatig war, in kridscher Weise
zusammengetragen und in leicht fafilicher Form dargestellt. Es soil
damit alien jenen Interessenten, die sich uber die Entwicklung und
den augenblicklichen Stand der Gluhlampenindustrie informieren
wollen, gedient werden. Dem Laien durfte der populare Ton, dem
Fachmann die sorgfaltige Berucksichtigung der Patentliteratur, sowie
der Ausblicke der Industrie fur die Zukunft willkommen erscheinen.
Die moglichst weiten Kreise fur die aufbluhende Industrie zum
Wohl derselben zu interessieren, das ist der Zweck des Buches und
Wunsch des Verfassers.
Dem Verfasser ware es nicht moglich gewesen, das vorliegende
Buch zu schreiben, ohne die Hilfe, welche ihm gewahrt wurde von
dem Generaldirektor der Westinghouse Metallfaden-Gluhlampenfabrik
— VI —
in Wien, Herrn Anton Lederer, durch freundlichste Uberlassung
der Fachliteratur und Patentschrif ten , sowie durch die vielen Rat-
schlage des hervorragenden Fachmannes. Hier sei dem ergebensten
Dank dafiir Ausdruck verliehen.
Zu grofiem Dank ist auch der Verfasser mehreren Firmen
fur die freundliche Uberlassung von Photographien, Klischees,
Zeichnungen und Beschreibungen von Apparaten verpflichtet.
Wien, im Dezember 1913.
Der Verfasser.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Geschichtliches i
Die physikalischen Gesetze der Temperaturstrahlung ... 4
Das Stefan -Boltzmannsche Gesetz der Gesamtstrahlung .... 5
Das Energiemaximum der Strahlung ...,,.. 5
Der absolut schwarze Korper 6
Selektive Strahler 7
Ziele der Leuchttechnik vom Standpunkt der Strahlungstheorie . . 10
Die Metalldrahtlampen und ihre Fabrikationsmethoden . . n
Einleitung n
Die Tantallampe 12
Tantalerze 12
Darstellung und Eigenschaften des Tantalmetalls 13
Der Bau und Eigenschaften der Tantallampen 15
Die Osmiumlampe -...;; 19
Gewinnung des Osmiums . . . . . . . '-. •. . . . . . 19
Darstellung und Eigenschaften des Osmiummetalls 19
Auer von Welsbachs Verfahren zur Herstellung von Gluh-
faden aus Osmium ; . . . . . . . . . 20
Legierungsverfahren 20
Osmiumkohleverfahren 20
Oxydzusatzpatente . t . . . . . . . . 22
Bau und Eigenschaften der Osmiumlampen . . . , . „ . 24
Die Wolframlampen ; . • • • .*...... 27
Wolframerze . . \ . . v- . '. ". •- . -. ." . . . . . . *• . 27
Aufarbeitung der Wolframerze ..-.-.. . -. . . . . . . . 28
Wolframsaure . . . . . . . . '. . . •. -. ...... . 29
Darstellung des Wolframmetalls . •. . ....-..* ... . 30
Das Wolframmetall, seine physikalischen und chemischen Eigen-
schaften . . . . . -. . . . . . . •. *. •* . . . . . . . 33
Das Molybdanmetall, seine Darstellung und Eigenschaften . . . 35
Verfahren zur Herstellung von Wolframleuchtkorpern 37
Das Substitutionsverfahren 37
Die Wolframspritzverfahren 40
Verfahren mit organischen Bindemitteln 40
Verfahren mit anorganischen Bindemitteln 48
Kolloidverfahren 48
Amalgam verfahren 50
Biegsame Faden nach dem Wolframspritzverfahren (Thorium-
dioxyverfahren 51
— VIII —
Seite
Formierautomate und Massenformierung fur das Wolf ramspritz-
verfahren 54
Die Wolframziehverfahren und die Darstellung streckbaren
Wolframs 57
Die Verfahren der Firma Siemens & Halske . 58
Die Verfahren der General Electric Company in Amerika . 62
Die Herstellung des duktilen Wolframs 64
Herstellung des Metallpulvers 64
Pressen und Vorsinterung der Wolframstabe ... 65
Sinterung der Wolframstabe . . 65
Die Hammermaschine und deren Anwendung ... 68
Das Ziehen des Wolframdrahtes 72
Die Patentfahigkeit des Wolframziehverfahrens der
G.E.C 81
Neue Verfahren zur Herstellung von bearbeitbarem Wolfram-
metall 86
Die Herstellung der Diamantziehsteine 90
Das Bohren der Diamanten 91
Das Polieren der Diamantdiisen 92
Die mechanischen Polierverfahren 92
Bau der Wolframlampen 96
Charakteristische Lampentypen . 98
Der Aufbau der Gliihlampen 102
Glasoperationen 103
Platin und Platinersatz fur Gluhlampenzwecke .... 105
Halterung der Leuchtkorper 108
Das Montieren der Leuchtkorper in
Die Wickelpatente 114
Das Einschmelzen 117
Das Entliiften der Lampen 118
Quecksilber- und Olpumpen 118
Die Molekularluftpumpe 119
Der Entliiftungsvorgang 125
Verfahren zur Verbesserung des Gluhlampenvakuums 128
Vakuumpriifung an fertigen Gluhlampen . . . . . 132
Photometrierung 132
Das Sockeln der Lampen 133
Das Verhalten der Wolframlampe beim Brennen 134
Der Wolframleuchtkorper 134
Strukturveranderung beim Brennen 135
Verfahren zur Verminderung der Strukturveranderung . 137
Zerstaubung 140
Das Gliihlampenvakuum . . . . . 141
Die elektrischen Erscheinungen im Gluhlampenvakuum . 142
Die Gasstrome 143
Der Edisoneffekt . . 145
Der positive Effekt . ..... 148
Die Fullungslampen . . . ... . . 151
Die Halbwatt- Wolframlampe mit Stickstoffiillung 155
Seite
Allgemeine Eigenschaften der Wolframlampen 160
Der Wolframdraht als Leuchtkorper 160
Temperatur bei verschiedenen Belastungen .... 161
Flachenhelle 161
Der positive Tem^eraturkoeffizient 162
Selbstregulierung bei Spannungsschwankungen, Zund-
strom . 164
Der spezifische Effektverbrauch und Nutzeffekt der Wolfram-
lampe 164
Die Lebensgeschichte der Wolframlampen 166
Die Konstante der Wolframlampen 169
Energieverluste in der Lampe durch Warmeleitung .... 172
Lichtfarbe und Lichtverteilung der Wolframlampen .... 174
Stofifestigkeit der Wolframlampen 178
Das Flimmern der Wolframlampen im W'echselstrom . . . 179
Die Wirtschaftlichkeit im Betrieb und Preis ... . . . 181
Geschichtliches.
Der Gedanke, den elektrischen Strom fur Beleuchtungszwecke
zu verwenden, tauchte bereits mit der Erfindung des galvanischen
Elementes von Volt a auf. Sehr bald machte man die Beobachtung,
dafi durch geniigend starken Strom elektrische Leiter zum Gluhen
gebracht werden konnen. Im Jahre 1801 zeigte Thenard, dafi man
Fig. i. Groves PlatindrahtglQhlampe.
Metalldrahte durch den galvanischen Strom zur hellen Glut bringen,
ja sogar diese schmelzen und verdampfen kann. Der Erfinder des
elektrischen Elementes , Grove, veroffentlicht die erste elektrische
Platindrahtgltihlampe im Jahre 1840 (,,Phil. Mag.", third series, Bd. 27,
S. 442). Aus der Fig. i kann man leicht die einfache Konstruktion
der Lampe ersehen. Fast zur gleichen Zeit, im Jahre 1841, meldet
Frederic de Moleyn eine Platindrahtgliihlampe zum Patent an.
Die Lampe, Fig. 2, erscheint schon hier in einer recht kompendiosen
Form. Eine Platindrahtspirale L wird durch den elektrischen Strom
in einer Glasglocke M zum Gluhen gebracht. Im oberen Teil der
Lampe befindet sich ein mit Kohle oder Graphitpulver gefiilltes Rohr,
welches unten eine feine Oeffnung besitzt, die ein langsames Aus-
stromen des Pulvers langs des gltihenden Drahtes gestattet. Da-
Ma lie r, Metalldrahtlampen. I
rt
durch sell ^stiKJhVd^S/piilv^r/in Olut geraten, verbrennen, und die
Lichtstafke der "LampeVefgrOfi'ern. Eine ganze Reihe von Erfindern
beschaftigt sich noch mit der Platindrahtlampe. 1845 schlagen
A. King und I. W. Starr, nach vergeblichen Versuchen mit einer
Platiniridiumlampe , eine Kohlenfadenlampe vor. Im Jahre 1848 er-
findet I. W. Staite eine Iridiumdrahtlampe (Staite, engl. Pat. 12212,
1848). Die Hauptarbeit, welche Staite hier zu bewaltigen hatte,
war nichts Geringeres, als das Iridium in mechanisch bearbeitbare,
duktile Form zu bringen. Heute noch bereitet dieses Metall infolge
seiner Brtichigkeit bei seiner Bearbeitung grofie Schwierigkeiten.
Staite unterwirft nun dieses Metall einer langeren Bearbeitung in
der Hitze, er walzt und hammert es bei Weifiglut so lange, bis das
Metall durch die Behandlung hinreichend weich und duktil geworden
ist fiir die nachfolgende mechanische Formgebung bei gewohnlicher
Temperatur. Historisch ist diese Erfindung schon deshalb sehr
interessant, als gerade das wichtigste Wolframduktilisierungspatent
der General Electric Company in Amerika, welches in der letzten
Zeit eine Umwalzung in der Wolframlampenfabrikation hervorgerufen
hat, im wesentlichen denselben Gedanken enthalt.
Im Jahre 1858 fuhrt de Changy Versuche mit einer Platin-
drahtlampe aus (V. Jobard, Comptes rendus de 1' Academic des
sciences, Februar 1858) und findet, dafi der Draht viel besser die
Glut vertragt, wenn derselbe beim Auspumpen der Lampe nur lang-
sam auf die voile Glut gebracht wird. 20 Jahre spater hat Edison
bei seinen Versuchen dieselbe Beobachtung gemacht. Auch er fand,
dafi ein gew5hnlicher Platindraht in einer Lampe beim Gliihen viel
leichter zerstaubt, schmilzt und bruchig wird, als ein Draht, der im
hohen Vakuum bei allmahlicher Steigerung seiner Temperatur ganz-
lich entgast wurde. Diese Beobachtung teilt Edison im Jahre 1878
in einem Patente mit (amerik. Pat. 214636, 1878), und diesem folgen
auch andere Patente (franz. Pat. 5306, 1878; franz. Pat. 2402, 1879;
amerik. Pat. 227229, 1880), in welchen sich der Erfinder einen mit
Oxyden von Kalzium, Magnesium, Zirkon und Cer iiberzogenen
Platiniridiumdraht als GluhkOrper fur elektrische Gluhlampen schutzt,
sowie eine Anordnung, bei welcher ein hochfeuerfestes Oxyd in
Stabchenform, von einem Platindraht spiralformig umgeben, zur Glut
gebracht wird. Schliefilich weicht das Platin und Iridium vor dem
Kohlenstoff, der sich als Leuchtkorper doch vorteilhafter erweist als
diese Metalle. Zu dieser Ansicht kamen auch fruher oder spater
fast alle fruher genannten Erfinder. Erst aber als Edison selbst,
nach Durchfuhrung seiner eingehenden und sorgfaltigen Versuche,,
sich auch davon uberzeugt hatte und die Ausarbeitung einer brauch-
baren Kohlenfadenlampe in seine geschickte Hand nahm, loste die
Kohlenfadenlampe die Metalldrahtlampe endgiiltig ab und feierte den
Triumph fast zwei Jahrzehnte. In dieser Zeit erfuhr die Kohlen-
fadenlampe wesentliche Verbesserungen und erreichte einen Grad
von Vervollkommnung, der erst durch ganzlich neue Erfindungen
Qbertroffen werden konnte.
Der erste Streich, der gegen die alleinherrschende Kohlen-
fadenlampe ausgefuhrt wurde, kam mit der Erfindung der Nernst-
lampe. Professor Nernst stellte fest, dafi verschiedene Oxyde in
der Hitze eine betrachtliche Leitfahigkeit besitzen. Es gelang ihm
auch, entsprechende Mischungen aus hochfeuerfesten Oxyden, wie
Thorium-, Cer-, Zirkon-, Yttrium- und Erbiumoxyd herzustellen,
vvelche diese Eigenschaft besafien und eine Temperatur von 1800 bis
1900 ° C vertrugen. Die Nernstlampe verbrauchte bei einer Nutz-
brenndauer von etwa 400 Stunden 1,8 bis 2,0 Watt pro Hefnerkerze.
Trotz der recht grofien Empfindlichkeit der Lampe und des ver-
haltnismafiig hohen Preises erstand in dieser der Kohlenfadenlampe
eine gefahrliche Konkurrentin. Vor allem aber durchbrach dieser
Erfolg die durch Jahrzehnte hindurch bereits eingebiirgerte Ansicht,
dafi die Kohle als Material fur Gluhlampen uniibertrefflich sei. Das
Problem der Schaffung einer Gluhlampe mit geringem Energie-
verbrauch wurde damit von neuem aktuell, und nun folgen, von
Auer eingeleitet, in schneller Reihenfolge Erfindungen auf Erfin-
dungen, die die Gliihlampenindustrie in wenigen Jahren vollstandig
revolutionisiert haben.
1898 erhalt Auer von Welsbach ein Patent fiir eine
Osmiumlampe, in welchem er eine ganze Reihe von Methoden
angibt, nach denen man sprode und hochschmelzende Metalle zu
diinnen Faden gestalten kann. Es beginnt die Suche nach hoch-
schmelzenden Metallen. 1903 stellt Werner vonBolton das duktile
Tantal her, welches die Firma Siemens & Halske fur die Fabri-
kation der Tantallampe in Verwendung nimmt. Just und Han am an
melden am 15. April 1903 in Deutschland ein Verfahren zur Her-
stellung von Wolframfaden fur Gliihlampenzwecke an. Von nun an
ubernimmt das Wolfram als Leuchtkorpermaterial die Fiihrung, und
es scheint, daB es diese fur lange Zeit behalten wird, da es schein-
bar das schwerstschmelzbare Metall ist. Eine sehr grofie Zahl von
Erfindungen, welche die Darstellung von Wolframfaden fur Gliih-
lampenzwecke betreffen, wird zum Patent angemeldet. Das Osmium-
verfahren von Auer wird von der Deutschen Gasgltihlicht-Akt.-Ges.
auf das Wolfram ubertragen. Dr. Hans Kuzel erfindet die Wolfram-
kolloidlampe. Die Firma Siemens & Halske sieht in ihren Patenten
alle Moglichkeiten voraus, nach denen sich Wolfram auf dem ein-
fachen Wege des Walzens und Ziehens auf Draht verarbeiten lassen
konnte. Eine Zeitlang erlangt das Nickelwolframziehverfahren dieser
Firma grofiere Bedeutung. Es zeigte sich namlich, dafi Wolfram
mit etwa 8 °/0 Nickel eine zahe, duktile Legierung bildet. aus welcher
durch Ziehen die feinsten Drahte hergestellt werden konnten. Durch
einfaches Gluhen des Drahtes im Vakuum liefi sich das Nickel aus
der Legierung ganzlich verjagen, und es blieb ein reiner Wolfram-
draht zurtick. Dieser Erfolg der Firma Siemens & Halske machte
das Problem der Wolframduktilisierung aktuell, es wurde der seit
langem vorgeschlagene Weg, das Wolframmetall in der Warme zu
walzen und ziehen, von der General Electric Company betreten. Bei
diesen Versuchen fand man, dafi das sonst sprode Wolfram durch
die Warmbehandlung schliefilich auch bei gewohnlicher Temperatur
biegsam und duktil wird. Die Entdeckung dieser Tatsache brachte
es mit sich, dafi die Wolframlampenfabrikation ganzlich umgestaltet
wurde. Der der Wolframlampe noch einzig gemachte Vorwurf der
Zerbrechlichkeit ist auch damit hinfallig geworden, da der Wolfram-
draht gegen Stofie noch um vieles widerstandsfahiger ist als der
Kohlenfaden. Durch die grofie Vereinfachung der Fabrikation trat
auch eine wesentliche Verbilligung der Lampen ein, alles in allem,
man gewinnt jetzt den Eindruck, trotz der vielen Ueberraschungen,
die man auf dem Gebiete der Gluhlampen in letzter Zeit erlebt hat,
dafi diese Metalldrahtlampe fur langere Zeit wohl ihre gegenwartige
Form behalten wird.
Die physikalischen Gesetze der Temperaturstrahlung.
Die Wolframlampe gestattet uns, die Umwandlung elektrischer
Energie in Licht mit viel groSerem Nutzeffekt durchzufuhren, als es
bisher mit den Kohlenfadenlampen moglich war. Wahrend die
Wolframlampe 0,8 bis 1,1 Watt elektrischer Energie fur eine aus-
gestrahlte Hefnerkerze verbraucht, braucht die beste Kohlenfaden-
lampe fur i HK. 2,5 Watt. Dies lafit sich leicht erklaren mit
Hilfe der physikalischen Gesetze der Temperaturstrahlung, deren
Kenntnis unbedingt erforderlich ist, will man das Wesen der Metall-
drahtlampen und die Ursachen ihrer Vorzuge klar begreifen. Die
Kennfnis der Gesetze ist aber vor allem deshalb wichtig, weil sie
erlaubt vorauszusehen , welche Wege zur weiteren Vervollkomm-
nung der elektrischen Gluhlampen beschritten werden mussen. (Das
5
vortreffliche Buch: Die Ziele der Leuchttechnik, von Prof. Dr. Otto
Lummer, soil bei dieser Gelegenheit warmstens empfohlen werden.)
Die Gluhlampe ist eine Vorrichtung, mit welcher wir elektrische
Energie in Licht umwandeln. Der durch elektrischen Strom auf
hohe Glut erhitzte Gluhkorper sendet Licht und unsichtbare Warme-
strahlen aus, in einem Verhaltnis, welches durch die Gesetze der
Temperaturstrahlung genau definiert ist. Das Verhaltnis der sicht-
baren Lichtstrahlen zu den unsichtbaren Warmestrahlen ist besonders
wichtig und fur den Nutzeffekt, mit welchem die Gluhkorper die
elektrische Energie in Licht umwandeln, ausschlaggebend , da die
Aussendung von Warmestrahlen einen Energieverlust bedeutet. Nun
geben uns die Gesetze der Temperaturstrahlung die Faktoren an,
von welchen das Verhaltnis der sichtbaren Strahlung zur unsicht-
baren abhangt. Das Stefan-Boltzmannsche Gesetz besagt, dafi
die von einem ,,schwarzen" Korper ausgestrahlte gesamte Energie
- die Gesamtstrahlung - - proportional ist der vierten Potenz der
absoluten Temperatur. Steigt also z. B. die absolute Temperatur
eines Korpers im Verhaltnis von 1:2, so wachst die Gesamtstrahlung
dieses Korpers auf den 24ten, also den i6fachen Betrag. Das Wort
Gesamtstrahlung bedeutet sowohl die sichtbare wie unsichtbare
Strahlung, die ein gluhender Korper aussendet; wurde das Verhaltnis
der sichtbaren zu unsichtbaren Strahlen bei alien Temperaturen das
gleiche bleiben, so wurde eine Temperaturerhohung in unserem
Falle fur den Nutzeffekt ohne jede Bedeutung sein. Aus der Er-
fahrung wissen wir aber, daB, je holier ein Gluhkorper erhitzt wird,
um so grofier wird auch der Nutzeffekt der Umwandlung von Elektri-
zitat in Licht. Diese Tatsache ist leicht zu erklaren. Wir wissen,
dafi bei tiefer Glut die festen Korper hauptsachlich rote Strahlen,
bei hoherer gelbes, bei der hochsten Temperatur weifies Licht aus-
senden; Es besteht also bei gliihenden festen Korpern die Tendenz,
mit steigender Temperatur immer kurzwelligere Strahlen auszusenden.
Die Aussendung der einzelnen Strahlenarten nimmt nicht mit
steigender Temperatur im gleichen MaBe zu, sondern die Intensitat
der kurzeren Wellen nimmt schneller zu als die Intensitat der
langeren WTellen. Das Energiemaximum der Strahlung bewegt sich
mit steigender Temperatur von den langeren zu den kurzeren Wellen.
Je h5her die Temperatur T des gliihenden Korpers ist, um so kleiner
ist die Wellenlange ).m, bei welcher sich das Energiemaximum der
Strahlung befindet. In einer Formel ausgedruckt, lautet das Gesetz
;„ m = — const. , oder A m T = const. ; die Wellenlange der maxi-
malen Energie ist umgekehrt proportional der absoluten Temperatur.
Durch Messungen wurde die Gr6fie der Konstante zu 2940 ermittelt.
Finden wir z. B., dafi ein gluhender KSrper im Gebiete der Wellen-
lange 1,78^ (^ — 0,001 mm) das Maximum an Energie aussendet,
so ergibt sich aus der Formel die absolute Temperatur dieses
Korpers zu - — = 1651,6°. Gleichzeitig sehen wir aus diesem
1,78
Beispiel, dafi bei der Temperatur von 1651,6° abs., also 1378 ° C,
das Maximum der ausgestrahlten Energie noch immer im Gebiete
der unsichtbaren Warmestrahlen liegt (1,78 ^), da die sichtbaren
Strahlen sich nur von 0,8 bis 0,4 ^ erstrecken. Mit Hilfe der Formel
k5nnen wir auch berechnen, auf welche Temperatur ein Korper
erhitzt werden mufite, damit er in derjenigen Wellensorte das Maxi-
mum an Energie ausstrahlt, fur welche unser Auge am empfindlichsten
ist (Wellenlange 0,5^). Wir finden dann T = - = 5880° abs.,
) O
oder 5647 ° C. Da die Messungen im Sonnenspektrum fur die
Lage des Energiemaximums km — 0,5 /m ergeben haben, so durfte
die berechnete Temperatur auch ungefahr die Temperatur der Sonne
sein. Ein Gesetz der Temperaturstrahlung belehrt uns auch uber
den absoluten Anstieg des Energiemaximums. Em mit der Tempe-
ratur. Es lautet: Die maximale Energie ist proportional der funften
Potenz der absoluten Temperatur. Em T—$ = const.
Diese Gesetze gelten genau nur fur den absolut ,,schwarzen"
Korper. Der Begriff des absolut ,,schwarzen" Korpers ist von Kirch-
hoff formuliert. Es ist nach seiner Definition derjenige Korper,
,,welcher alle Strahlen, die auf ihn fallen, vollkommen absorbiert,
also Strahlen weder reflektiert noch hindurchlafit". Das Kirch-
hoffsche Gesetz von der Absorption und Emission des Lichtes besagt
nun, dafi ein Korper bei jeder Temperatur vorzugsweise diejenigen
Wellensorten aussendet (emittiert), welche er bei der gleichen Tem-
peratur verschluckt (absorbiert). Der absolut ,,schwarze" Korper
besitzt demnach das Maximum an Emissionsvermogen fiir alle
Strahlenarten, da er fur alle Strahlenarten das Maximum an Absorp-
tionsvermogen besitzt. Bei jeder Temperatur wird somit ein absolut
schwarzer Korper immer heller leuchten als jeder andere bei der
gleichen Temperatur. Man kann sich davon leicht uberzeugen, wenn
man einen mit Eisengallustinte beschriebenen Porzellanscherben
erhitzt. Durch das Gluhen wird die Tinte zersetzt, es verbleiben
jedoch die Schriftzuge, welche aus Eisenoxyd bestehen. Das Eisen-
oxyd ist nun ein viel schwarzerer Strahler als das Porzellan, und
es leuchten auch beim Erhitzen des Scherbens die Schriftzuge viel
heller als der Hintergrund. Trotz dieser Tatsachen ware es nicht
vorteilhaft, einen moglichst schwarzen Korper als Gluhkorper.zu ver-
wenden, da der absolut schwarze Korper auch im Gebiete der unsicht-
baren Warmestrahlen viel mehr Energie ausstrahlt als alle anderen
Kftrper. Das Verhaltnis der langwelligen (unsichtbaren) Strahlen
zu den kurzwelligen (Lichtstrahlen) bildet beim absolut ^schwarzen"
K6rper ein Maximum, weshalb ein solcher Strahler fur die Licht-
erzeugung moglichst unokonomisch ist, da gerade dieser Korper
besonders viel Energie in Form von nutzlosen Warmestrahlen aus-
strahlt.
Zur Lichterzeugung sind diejenigen ,,selektiven" Strahler am
geeignetsten , welche im Verhaltnis zur ausgestrahlten Lichtenergie
ein Minimum an Energie im Gebiete der Warmestrahlen aussenden.
Wahrend nun der Kohlenstoff einem ideal schwarzen Strahler am
ahnlichsten ist, sind die Metalle viel mehr selektive Strahler, also
schon aus dem Grunde fur die Lichterzeugung viel gunstiger. Als
ein ideal selektiver Korper fur die Lichterzeugung ware derjenige
zu bezeichnen, der ausschliefilich Lichtstrahlen aussendet. Leider
stehen die Metalle als Strahler dem schwarzen Korper viel naher
als dem ideal selektiven Strahler. Der weitaus grofite Teil der aus-
gestrahlten Energie geht auch bei den Metallen in Form von Warme-
strahlen verloren. Aus den angefuhrten Diagrammen Fig. 3 u. 4
kann man am besten die soeben besprochenen Verhaltnisse studieren.
Die Fig. 3 gibt das Strahlungsvermogen eines absolut schwarzen
Korpers wieder. Die aus erhitzten Hohlraumen ausgehende Strahlung
ist der Strahlung eines absolut „ schwarzen" Korpers sehr ahnlich,
weshalb es uns leicht fallt, trotzdem es in der Natur uberhaupt
keinen idealen, absolut „ schwarzen" Korper gibt, die Strahlungs-
verhaltnisse eines absolut „ schwarzen" Korpers zu studieren. Fig. 4
gibt das Strahlungsvermogen des blanken Platins wieder. In beiden
Fallen wurden die aus den jeweils verschieden hoch erhitzten Korpern
ausgesendeten Strahlen vermittelst eines Prismas oder Gitters in ein
Spektrum zerlegt und die einzelnen Spektralbezirke mit einem empfind-
lichen Bolometer auf die mitgefiihrte Energie untersucht. In einem
rechtwinkligen Koordinatensystem sind die gefundenen Energiewerte
als Ordinaten aufgetragen, wahrend die dazugehorigen Abszissen die
Wellenlangen der jeweils gemessenen Strahlen bedeutet. Jede Kurve
gibt nun die Strahlungsverhaltnisse des bei einer bestimmten Tem-
peratur untersuchten Strahlers wieder. Die Flache, welche zwischen
einer solchen Kurve und der Abszissenachse eingeschlossen ist, stellt
die Gesamtstrahlung dar. Wir sehen aus den Figuren, wie die
Gesamtstrahlung mit der Temperatur wachst. Wahrend aber bei
dem absolut ,,schwarzen" Korper, genau nach dem Stefan-Boltz-
mannschen Gesetz, die
Gesamtstrahlung der
. vierten Potenz der ab-
Schwarzer
Korper.
soluten Temperatur pro-
portional ist, ist beim
blanken Platin die Ge-
samtstrahlung derfunf-
ten Potenz der absoluten
Temperatur proportio-
nal. Das Wandern des
Energiemaximums von
den langeren Wellen
zu den kurzeren mit
steigender Temperatur
lafit sich sehr gut be-
obachten. Wir sehen
aus den Fig. 3 u. 4, daft
das Energiemaximum,
sogar bei recht hohen
Temperaturen , sich
noch immer im Ge-
biete der unsichtbaren
Strahlen befindet. Die
punktierten Linien tren-
nen das enge Gebiet
der Lichtstrahlen von
den unsichtbaren ultra-
violetten und ultraroten
Strahlen. Der weitaus
grofite Betrag der Ge-
samtstrahlung liegt im
Gebiete der unsicht-
baren Warmestrahlen. Denken wir uns die Kurven nach links gegen
den Nullpunkt des Koordinatensystems zu fortgesetzt, so bedeuten die
kleinen Flachen, welche von den Kurvenstiicken zwischen 0,8 bis 0,4
und der Abszissenachse jeweils abgegrenzt werden, den Energieanteil
der sichtbaren Strahlung. Bolometrisch laftt sich diese Energie kaum
feststellen. Durch Helligkeitsmessungen lafit sich der Anstieg der
als Licht empfundenen Energie mit der Temperatur bestimmen. Man
findet, dafi die Helligkeit mit der Temperatur aufierordentlich rasch
zunimmt. Nach den Untersuchungen von O. Lummer und F. Kurl-
baum (,,Verhandl. d. Deutsch. Phys. Ges.", Bd. 2, S. 89 bis 92) nimmt
die Gesamthelligkeit bei 900 °
Ef
130
abs. mit der 30. Potenz und
bei 1900 ° abs. immer noch
mit der 14. Potenz der ab-
soluten Temperatur zu. 120
Durch Berechnungen konnte
ermittelt werden , dafi ein * ' "
Korper bei 4000 ° abs. rund
4000 mal mehr Licht pro
Flacheneinheit aussenden
wiirde als bei 2000 ° abs.
Nach Lummer ubertrifft die
Sonne, welche ungefahr die
Temperatur von 6000 ° abs.
besitzt, den Gliihkorper einer
Kohlenfadenlampe an Hellig-
keit pro Flacheneinheit um
das 600 ooof ache!
Die Strahlungsgesetze
schreiben also vor, dafi i. der
Leuchtkorper moglichst hoch
erhitzt wird, 2. sich moglichst
von dem schwarzen Korper
unterscheidet. Die Folge der
ersten Bedingung ist, dafi in
den Gluhlampen die Leucht-
korper so hoch als moglich
belastet werden. Da der
Leuchtkorper aus praktischen
Griinden auch moglichst hohe Lebensdauer besitzen soil, so darf er bei
der Belastung, welcher er ausgesetzt wird, nicht wesentlich verdampfen
und zerstauben. Die Zerstaubung des Leuchtkorpers bedingt nicht
nur die Verkiirzung der Lebensdauer der Lampe, sondern auch eine
Verringerung des Nutzeffektes infolge der Bildung des Beschlages
an den Wanden der Lampenglocke. Es wird somit derjenige Leucht-
korper fur Gliihlampenzwecke der geeignetste sein, welcher die
hochste Belastung aushalt, ohne dabei wesentlich zu verdampfen.
100 -
90 -
80 -
70 -
60 -
50 -
30 -
20 -
10 -
Blankes
Plahn.
Fig. 4.
IO
Die modernen Gluhlampen verdanken ihre grofiere Okonomie gegen-
•Qber den Kohlenfadenlampen vor allem diesem Umstande, dafi die
Metalle, wie Tantal, Osmium und Wolfram, welche in den modernen
Gluhlampen verwendet werden, bei gleicher Nutzbrenndauer viel
hoher erhitzt werden durfen als die Kohlenfaden. In den modernsten
Wolframgliihlampen, welche mit einem Nutzeffekt von 0,8 Watt/HK.
brennen, wird der Wolframdraht auf eine Glut von rund 2400 ° C
gebracht, wobei die Nutzbrenndauer uber 1000 Stunden betragt.
Demgegeniiber vertragen die Kohlenfaden in den besten Kohlen-
fadenlampen hochstens die Temperatur von 2000 ° C bei einer Nutz-
brenndauer von etwa 500 Stunden. Auch die zweite Forderung der
Strahlungsgesetze , dafi der Leuchtkorper sich moglichst viel von
dem ,,schwarzen" Korper als Strahler unterscheidet, wird von den
Metallen in wesentlich h5herem Mafie erfullt als von der Kohle,
deren Strahlungsvermogen dem des absolut ,,schwarzen" Strahlers
am nachsten steht. Die Aufgabe des Lichttechnikers ist, nach Mate-
rialien zu suchen, welche moglichst hohe Temperaturen vertragen,
ohne dabei zu zerstauben oder zu schmelzen. Wohl hat der Kohlen-
stoff von alien bisher bekannten Materialien den hochsten Schmelz-
punkt. Infolge seiner grofien Neigung zur Zerstaubung ist jedoch
seiner Beanspruchung in der Lampe eine weit unter dem Schmelz-
punkt liegende Temperatur als Grenze vorgesteckt. Es ist bisher
nicht gelungen, Kohlenfaden einer Temperatur von iiber 2000 ° C,
bei befriedigender Nutzbrenndauer, auszusetzen, wahrend die Metalle
wie Osmium, Tantal und Wolfram, welche wesentlich defer schmelzen
als die Kohle, die Belastung von iiber 2000 ° C ohne wesentliche
Zerstaubung leicht vertragen. Es ist nicht unmoglich, dafi einst
noch die Kohle dem Wolfram seinen ersten Platz als Leuchtkorper
streitig machen wird. Es mufiten nur die Ursachen der starken
Zerstaubung der Kohle ermittelt und Anordnungen getroffen werden,
welche die Zerstaubung verhindern oder deren Wirkung aufheben.
Viele Beobachtungen deuten darauf hin, dafi die Losung der Problems
nicht ausgeschlossen ist. Die Einfuhrung der sogen. metallisierten
Kohlenfaden bedeutet in dieser Richtung einen wesentlichen Schritt
nach vorwarts. Naturlich fehlt es auch bei den Metalldrahtlampen,
speziell der Wolframlampe, nicht an Bestrebungen, die Zerstaubung der
Leuchtkorper zu verlangsamen oder die Schwarzung der Glasglocke
zu verhindern. Auch durch die Auffindung von Leuchtk6rpern mit
gimstigstem selektiven Strahlungsvermogen durften sich noch wesent-
liche Fortschritte in der Leuchttechnik erzielen lassen. Wohl bedeutet
das selektive Strahlungsvermogen der Metalle gegenuber der Kohle
— II —
einen erheblichen Fortschritt. Das StrahlungsvermSgen der Metalle
ist aber auch nicht sehr verschieden von dem des absolut schwarzen
Korpers. Es fehlte nicht an Versuchen, das Strahlungsvermogen
der metallischen Leuchtkorper durch Auftragung selektiv strahlender
Oxyde gtinstiger zu gestalten. Die Versuche sch einen vor allem an der
Fliichtigkeit der verwendeten Oxyde gescheitert zu sein. Mehr Erfolg
auf dem Gebiete der selektiven Strahlung scheinen die Gaslampen,
die sogen. Lumineszenzlampen zu versprechen. Die Erfolge, welche
man bisher mit dem Moorelicht, Neon-, Quecksilber- und neuerdings
mit der Quecksilberkadmiumlampe erzielt hat, sind sehr bedeutend
und vielversprechend. Das von diesen Lampen entwickelte Licht
ist aber sehr stark vom Sonnenlicht verschieden und in vielen Fallen
fur das menschliche Auge auf die Dauer unertraglich. Die Queck-
silberkadmiumlampe scheint hier einen grofien Fortschritt zu bedeuten,
doch diirfte sie nur fur sehr grofie Lichtstarken, etwa als Ersatz fur
Bogenlampen, in Betracht kommen. Bei den mannigfachen Vorziigen
der modernen Wolframlampe ist es deshalb kaum zu erwarten, dafi
ihr so bald von seiten der Lumineszenzlampe eine ernste Konkurrentin
erstehen konnte.
Die Metalldrahtlampen und ihre Fabrikations-
methoden.
Die ersten Vorganger der Metalldrahtlampen waren die im
geschichtlichen Teil des Buches erwahnten Platin- und Iridiumlampen.
Die Tatsache, dafi diese Metalldrahtlampen vor der Kohlenfaden-
lampe vorgeschlagen wurden, beweist, dafi die Verwendung schwer
schmelzbarer Metalle fiir Leuchtkorper naheliegender war als die
Verwendung von Gluhkorpern aus Kohle. Lediglich der Umstand,
daB seinerzeit nur Platin und Iridium, denen man damals den hochsten
Schmelzpunkt zugeschrieben hat, fiir Gltihlampenzwecke in Betracht
gezogen wurden, hat der Kohlenfadenlampe zu ihrem Siege verholfen.
Fast 20 Jahre hindurch behielt die Kohlenfadenlampe unbestritten
deri ersten Platz.
Edison hat bei der Einfuhrung der Kohlenfadenlampe mit
grofier Sicherheit behauptet, dafi die Kohle das geeignetste Material
fur Gliihlampenzwecke sei, und versicherte (1883), dafi er alle in
Betracht kommenden, schwer schmelzbaren Materialien durchgepriift
hat, bevor er zu diesem Resultat gekommen sei. Obendrein haben
die Untersuchungen von M o i s s a n iiber die hochschmelzenden
Metalle fiir alle Metalle einen viel zu tiefen Schmelzpunkt ergeben,
T2
da die meisten in nicht geniigend reinem Zustand von dem Forscher
untersucht wurden. Diese Tatsachen waren wenig geeignet, Erfindern
die Hoffnung zu geben, ein fur Gluhlampenzwecke besser geeignetes
Material als die Kohle zu finden. Erst die Erfindung der Nernst-
lampe spornte die Erfinder zur ernsten Suche nach schwer schmelz-
baren Metallen an. Aus Tradition lenkte Auer von Wei s bach
seine Aufmerksamkeit zuerst der Platingruppe zu. Das Osmium,
welches die unangenehme Eigenschaft der leichten Oxydierbarkeit
besitzt, war aus diesem Grunde damals noch wenig untersucht.
Dieses Me tall nahm nun Auer vor und entdeckte dessen vorzug-
liche Eigenschaften fur Gliihlampenzwecke. Nach dieser Erfindung
erstand eine wahre Sturmflut von Patenten, so dafi heute fast gar
kein Metall mehr oder eine Legierung von halbwegs hohem Schmelz-
punkt bekannt ist, welche nicht fur Gliihkorperzwecke vorgeschlagen
worden ware. Von all den Vorschlagen haben nur zwei Metalle,
das Tantal und Wolfram, Bedeutung erlangt. Die Fabrikation der
Osmiumlampen erreichte im Jahre 1905, bald nach dem Erscheinen
der Wolframlampe, ihr Ende, wahrend die Tantallampe, trotz des
geringeren Nutzeffektes beim Brennen, neben der Wolframlampe so
lange gut bestehen konnte, bis die Duktilisierung des Wolframs
erfolgte. Der Verfasser hatte ursprunglich die Absicht, nur iiber
die Fabrikation der Wolframlampen zu schreiben. Es erschien aber
ratsamer, der Beschreibung der Wolframlampenfabrikation , zum
besseren Verstandnis ihrer Entwicklung, eine kurze Beschreibung
der Fabrikation der Tantallampen und Osmiumlampen anzugliedern.
Die Tantallampe.
Das Tantalmetall , aus welchem die Leuchtkorper der Tantal-
lampen bestehen, wird aus Mineralien, wie Columbit, Tantalit,
Yttrotantalit, Branzilit, Niobit u. v. a., gewonnen, welche, zwar sehr
allgemein verbreitet, nur in geringen Mengen vorkommen. Die
wichtigsten Lagerstatten befinden sich in Amerika und Australien.
In Europa befinden sich die grofiten Lagerstatten in Skandinavien,
in geringeren Mengen findet man die Tantalerze aber auch im Ural,
in Bayern und Italien. Die australischen Tantalerze, Tantalite,
besitzen den Hochstgehalt an Tantalsaure von 50 bis 70 °/0. Es
sind dunkelgraue Gesteine von hohem spezifischen Gewicht. Die
amerikanischen Tantalerze, Columbite genannt, besitzen einen Tantal-
sauregehalt von 10 bis 70 °/0 und sind wesentlich dunkler gefarbt
als die australischen Tantalerze. Als standiger Begleiter des Tantals
in den Mineralien tritt das Niob auf. Die in der Natur vorkommenden
Verbindungen dieser Elemente sind Salze ihrer Sauren vom Typus
Mu (7flO3)2, M\\ (NbOB}2, wobei als Mn hauptsachlich Eisen, Mangan,
Kalzium, sehr oft aber Yttrium, Thorium, Lanthan, Cer und Uran
die Rolle der Basis spielen. Auf recht umstandlichem Wege wird
nun aus diesen Mineralien das reine Ta2Or^ dargestellt, welches als
Ausgangsmaterial fur die Herstellung des Metalles benutzt wird. Das
Metall lafit sich in reinem Zustande herstellen nach den Methoden von
Werner von Bolton, dessen Verfahren von Siemens & Halske
patentiert wurde [Werner von Bolton, ,,Z. f. Elektroch.", Bd. n,
S. 45 bis 51 und 722 (1905), und Siemens & Halske, A.-G.,
D. R. P. 152848 (1903), 152870 (1903), 153826 (1903)]. Werner
von Bolton gibt zwei Verfahren an, nach welchen man zu reinem
Tantal gelangen kann:
i. Das reine Tantalpentoxyd wird mit Zusatz von wenig
Paraffin zu Stabchen geformt, welche durch Gluhen in Kohle-
pulver in Tantaltetroxyd umgewandelt werden. Die auf diese
Weise erhaltenen Stabchen aus Tantaltetroxyd leiten gut den elek-
trischen Strom. Sie werden nun mit starkem Wechselstrom im
Vakuum auf hohe Glut gebracht, in welcher das Tantaltetroxyd in
Metall und Sauerstoff zerfallt. Der Sauerstoff wird durch Evakuieren
dauernd abgefuhrt, so dafi schliefilich nach geniigend langer Erhitzung
ein Stabchen aus ganz reinem duktilen Tantal resultiert. Bei dem
Vorgange des Erhitzens bemerkt man an der Oberflache des Stabchens
viele aufierst helle Punkte, welche immer grofier werden, bis der
ganze Korper gleichmafiig gliiht. von Bolton nannte diesen Vorgang
,,schwingende Elektrolyse" , weil er glaubte, dafi die gluhenden
Punkte im Wechselstrom bald zur Kathode, bald zur Anode werden
und dafi durch solchen ,,schwingenden" Elektrolysevorgang der Zerfall
in Metall und Sauerstoff bewirkt wird. Es ist jedoch wahrscheinlich,
dafi der Zerfall ein rein thermischer Vorgang ist. Dieses kann man
aus folgenden Tatsachen schliefien : In einer Atmosphare von Sauer-
stoff verbrennt ein weiBgliihender Tantaldraht nicht, wenn der Druck
20 mm Hg betragt. Die Zersetzungsspannung von Tantalox)Tden
ist demnach so hoch, dafi jedes aus Tantaloxyden bestehende Gebilde
bei Weifiglut im Sauerstoff unterhalb 20 mm Hg in reines Metall
und Sauerstoff zerfallen mufi. Die Tatsache, dafi Tantaltetroxyd-
stabchen, mit Gleichstrom erhitzt, sich nicht reduzieren liefien, scheint
andererseits fur die Ansicht von von Bolton zu sprechen, dafi der
Reduktionsprozefi doch, zum Teil wenigstens, ein Vorgang elektro-
lytischer Natur sein konnte. Die Uberpriifung der Aiigaben erscheint
jedenfalls sehr wunschenswert.
— 14* —
2. Fur die Darstellung grofierer Mengen reinen Tantalmetalls
schlagt von Bolton das Schmelzen von Tantalpulver im elektrischen
Vakuumlichtbogen vor. Das Tantalpulver wird nach Berzelius
aus Tantalkaliumfluorid und Natriummetall hergestellt. Die Re-
duktion des Tantalkaliumfluorids mit Natrium geht glatt vor sich,
und das auf diesem Wege erhaltene Metall stellt ein grauschwarzes
Pulver vor. Dieses Pulver wird zu einem Stabchen gepreBt, durch
Erhitzung im Vakuum zuerst vorgesintert und schliefilich als Anode
im Vakuum der Wirkung des elektrischen Lichtbogens ausgesetzt.
Durch die hohe Glut des Lichtbogens schmilzt die Tantalanode zu
einem Metallklumpen zusammen und gerat ins Sieden. Bei diesem
Vorgang, welcher sich bei etwa 3000 ° C abspielt, werden alle
absorbierten Case (hauptsachlich Wasserstoff, Sauerstoff und Stick-
stoff) und sonstigen Verunreinigungen aus dem Metall entfernt und
es bleibt ein sehr reines Metall zuriick. 1st der Raffinierprozefi voll-
standig durchgefuhrt, so lafit sich das Metall in der Kalte leicht
bearbeiten und zu Drahten von dimnstem Durchmesser ausziehen.
Verhaltnismafiig dicke Stabe lassen sich in einem Zuge, ohne Aus-
gluhen, zu feinstem Draht ausziehen. Es gibt kaum ein anderes
Metall, welches eine ahnlich grofie Zahigkeit und Widerstandsfahig-
keit gegen mechanische Uberanstrengung zeigen konnte.
Die physikalischen Eigenschaften des Tantals.
Der Schmelzpunkt des Tantals liegt nach den Messungen von
von Pirani und Meyer bei 2850 ° C + 40. Der hohe Schmelz-
punkt des Metalls erklart die Brauchbarkeit dieses Materiales fur
Gluhlampenzwecke. Das spezifische Gewicht des zu Barren ge-
schmolzenen Metalls betragt 16,64, des Drahtes von 0,05 mm Durch-
messer 16,5. Die spezifische Warme = 0,0365, der elektrische
Widerstand von i m Tantaldraht bei einem Querschnitt von i qmm
0,165 Ohm. Die ZerreiBfestigkeit bei i mm starkem Draht betragt
93 kg, bei 0,05 mm Draht 150 bis 160 kg pro Quadratmillimeter. Der
Warmeausdehnungskoeffizient zwischen o bis 50 C = 7,9 -io~6. Das
Tantalmetall ist gegen chemische Reagenzien sehr widerstandsfahig.
Es widersteht dem Angriff von heifier Schwefelsaure, Salpetersaure,
Salzsaure und Konigswasser, lost sich aber leicht in FluBsaure. An
der Luft bleibt es unverandert und behalt dauernd seinen silber-
grauen, stahlahnlichen Glanz. Eine Erhitzung bis 400 ° C an freier
Luft verandert das Metall nicht, etwas hoher erhitzt, lauft das Tantal
gelb an. Bei hoher Glut verbrennt es ruhig zu gelbem Tantal-
pentoxyd. Das Tantal hat groBe Verwandtschaft zum Stickstoff und
Wasserstoff und bildet mit diesen Gasen bei der Erhitzung Nitride
bezw. Hydride. Em kleiner Gehalt von diesen Gasen verursacht
grofie Harte und Sprodigkeit des Metalls. Aus diesem Grunde ist
man zur Anwendung des Vakuums gezwungen, will man ganz reines>
duktiles Metall erhalten. Als Anode in einer Schwefelsaurelosung
uberzieht sich das Tantal mit ganz diinner Oxydhaut, welche nicht-
leitend ist, weshalb der Durchgang des Stromes verhindert wird.
Werden nun ein Platinblech und ein Tantalblech als Elektroden in
eine Schwefelsaurelosung gebracht, so ubt beim Durchsenden eines
Fig- 5-
Fig. 6.
Wechselstromes durch ein solches Bad die T-antalelektrode eine Art
Ventilwirkung aus und der Wechselstrom wird in pulsierenden
Gleichstrom umgewandelt. Durch Anbringung der Gratzschen
Schaltungsanordnung lafit sich deshalb damit ein gut wirkender
Wechselstrom- Gleichstromumformer konstruieren.
Der Bau und Eigenschaften der Tantallampen.
Die Firma Siemens & Halske, A.-G., war die erste, welche
durch die Einfuhrung der Tantallampen Metalldrahtlampen mit
duktilem, unzerbrechlichem Leuchtkorper in den Handel brachte.
Die altesten Formen der Tantallampen besafien Traggestelle fur den
Tantaldraht, wie Fig. 5 zeigt. Bald bekam aber das Traggestell
die in Fig. 6 abgebildete Form. Das Prinzip, den duktilen Draht
in Windungen auf das Gestell zu bringen, wurde der Firma durch
— i6
Patente geschiitzt. Diese Patente haben in letzter Zeit die gr5fite
Wichtigkeit erlangt, als die Wolframlampenfabriken , nach erfolgter
Duktilisierung des Wolframs, die alte Form des Traggestells mit
einzelnen Drahtbugeln aufgeben und ein dem Tantalgestell ahn-
liches Gestell verwenden wollten. Die Formen der gebrauchlichen
Fig- 7
Tantallampen geben die Fig. 7 u. 8 wieder. Fig. 7 zeigt eine
no Volt-Lampe, wahrend Fig. 8 eine 220 Volt-Lampe darstellt.
Die Tantallampen brennen mit einem Nutzeffekt von 1,6 Watt pro
Hefnerkerze bei einer Nutzbrenndauer von etwa 600 Stunden. Die
Lebensdauer der Lampe betragt iiber 1000 Stunden. Der Wider-
stand des Drahtes betragt bei der iiblichen Belastung etwa das
Sechsfache des Widerstandes bei gewohnlicher Temperatur. Die
wahre Temperatur des Leuchtkorpers betragt nach den Messungen von
von Pirani (,,Verhandl. d. Deutsch. phys. Gesellschaft" 1912, S. 213)
— 17 —
bei der Belastung von 2 Watt/HK. 2021 ° C; 1,5 Watt/HK. 2125 ° C.
Die Flachenhelle betragt bei einer Belastung von 1,75 Watt/HK.
132 HK. pro Quadratzentimeter (Loring, ffThe Ilium. Eng." London,
Bd. 2, S. 398 [1909]). Die Anderung der Lichtstarke der Tantal-
lampen mit der Spannungsanderung ist infolge des positiven Tempe-
raturkoeffizienten des Tantals wesentlich geringer als bei der
Kohlenfadenlampe. Im allgemeinen andert sich bei der Tantallampe
die Lichtstarke um 4 °/0 bei jedem Prozent der Spannungsanderung.
Aus nachfolgender Tabelle ist zu ersehen, in welcher Weise mit der
Spannungsanderung sich die Lichtstarke und der spezifische Effekt-
verbrauch bei verschiedenen Tantallampen verandert.
Anderung der Lichtstarke
Anderung der bpannung i:
Watt pro
Hefner-
Normalkerzen
kerze
— 20 o/o !! 3,9
6,3
9,9
12,6 1 19,7
39,4
2,60
Spannungs- 1 — 15 „
unterschreitung 1 — 10 „
— 5 „
6!5
8,1
8,0 12,5
10,3 16,1
13,0 20,3
16,0 ; 25,0
20,6 32,2
26,0 40,5
646
81,0
2,25
i,95
1,70
Normale Spannung
10
16 25
32 50
100
1,50
1+ 5%
12,2
J9,5 3°,5
39,0 1 60,9
121,9
i,35
Spannungs- 1 + 10 ,,
14,7
23,6
36,8
47,2 | 73,6
147,2
1,20
iiberschreitung 1 -j- 15 „
17,5
20,7
33^2
43,8
56,2 , 87,7
66,4 j 103,8
175,5
207,5
1,10
1,00
Aus nachstehender Tabelle kann man das Verhalten der Tantal-
lampe beim Brennen ersehen.
Brenndauer
in Stunden
Lichtstarke
in Kerzen
Spezifischer Effekt-
verbrauch in Watt
pro Hefnerkerze
0
26,3
1,68
eg
28,3
26,6
m-
370
24,7
i,79
637
23,5
1,89
1022
22,3
i,95
1199
22,2
*,97
I482
21,6
1,98
Die Lichtstarke nimmt zu Beginn des Brennens sehr stark zu,
und in gleichem Mafie nimmt der spezifische Effektverbrauch ab.
Im Laufe von etwa 50 Stunden erreicht die Lichtstarke das Maximum
und nimmt sodann allmahlich wieder ab. Diese Erscheinung ist
offenbar auf eine Strukturanderung des Tantaldrahtes zuruckzufuhren.
Nach langerem Brennen wird der urspriinglich glatte Draht rauh,
seine Struktur grobkristallinisch und das spezifische Gewicht des
Mailer, Metalldrahtlampen. 2
i8 —
Metalls vergrofiert sich. Der Leuchtkorper zieht sich dabei stark
zusammen, er wird wesentlich kurzer und dicker. Dies hat eine
betrachtliche Verringerung des Widerstandes zur Folge, durch welche
wieder die Zunahme der Belastung und Lichtstarke verursacht wird. Die
glatte Oberflache des Tantaldrahtes wird wellig und glitzernd. Fig. 9
zeigt ein Stuck neuen
Drahtes, sowie denselben
nach loooStunden Brenn-
zeit. Auf Wechselstrom
gebranht, verhalten sich
die Tantallampen ungtin-
stiger als bei Gleichstrom,
da die Strukturverande-
rung des Tantaldrahtes bei
Fig. I0. Wechselstrombetrieb noch
viel intensiver ist. Der
Leuchtkorper wird in kurzer Zeit sehr grobkristallin, die einzelnen
Kristalle werden senkrecht zur Drahtachse gegeneinander versetzt
und es resultiert schliefilich eine ,,schachtelhalmartige" Struktur, wie
70° 60° 50°
Fig. 9.
«)0 50° 60° 70° 80° 90° 80° 70° 60° 50°
Fig. ii. RSumliche Lichtverteilung der Tantallampe.
solche Fig. 10 zeigt. Die raumliche Lichtverteilung einer Tantal-
lampe zeigt schliefilich Fig. n. Solange die Tantallampe als Kon-
kurrenz nur die Osmiumlampe hatte, konnte sich diese Metalldraht-
lampe gut behaupten. Mit der Wolframlampe ist der Tantallampe
jedoch eine gefahrliche Konkurrentin erstanden, welche dieser in
vieler Hinsicht iiberlegen war. Nur wegen der grofieren Stofifestig-
keit konnte sich die Tantallampe gegeniiber der Wolframlampe
— I9 —
behaupten. Als aber die Duktilisierung des Wolframs erfolgte,
entfiel auch diese letzte Existenzberechtigung der Tantallampe , und
es 1st zu erwarten, dafi die Lampe nicht mehr lange in Gebrauch
bleiben wird.
Die Osmiumlampe.
Die Osmiumlampe wird schon seit 1906 nicht mehr fabriziert.
Trotzdem ist es aus vielen Griinden fiir das richtige Verstandnis
der Wolframlampenfabrikation fast unerlafilich, die Erfindung und
Fabrikation der Osmiumlampe zu besprechen. War sie doch die
erste Metalldrahtlampe, welche die Kohlenlampe ernstlich bedrohte.
Zweifellos verdankt auch die Wolframlampe ihre Entstehung der
Osmiumlampe, da die bei dieser Lampe von Auer von Wei s bach
aufgedeckten Prinzipien und Fabrikationsmethoden fur die Fabrikation
der Wolframlampe in Anwendung gebracht wurden. Es ist sicher,
dafi die Osmiumlampe nicht so bald der Wolframlampe den Platz
geraumt hatte, ware der Preis des Osmiums nicht so hoch. Vom
rein technischen Standpunkt betrachtet, bedeutete die Erfindung der
Osmiumlampe prinzipiell die Losung des Problems der Metalldraht-
lampen, da das Leuchtkorpermaterial dieser Lampe, das Osmium,
in seiner Eignung fiir die Gluhlampen dem Wolfram selbst kaum
um vieles nachsteht.
Das Osmium ist ein der Gruppe der Platinmetalle angehorendes
Metall und kommt als standiger Begleiter des Platins in der Natur
vor. Die wichtigsten Fundstatten befinden sich im Ural, Nord- und
Sudamerika, Australien und Japan. Die Gewinnung des Osmiums
aus dem naturlich vorkommenden Gemisch der Platinmetalle gestaltet
sich sehr einfach. Nach der Behandlung mit Konigswasser bleibt
das Osmium neben Iridium ungelost zuruck. Der Ruckstand wird
nun mit Zink legiert, das Zink mit gewohnlichen Sauren gelost und
das Osmium und Iridium bleiben in Gestalt eines feinen schwarzen
Pulvers zuruck, welches die nachfolgende Trennung der Metalle
leicht gestattet. Das Osmiumrnetall bildet in der Hitze mit Sauer-
stoff ein leichtfluchtiges Oxyd, das OsO4, die Osmiumsaure. Diese
Eigenschaft des Elements kann zu seiner Trennung von Iridium aus-
genutzt werden. Das feine Osmium -Iridiumpulver wird im Sauer-
stoffstrome erhitzt, die Osmiumsaure verfliichtigt sich und wird durch
Einleiten in alkalische Losungen absorbiert. Durch beliebige Reduk-
tionsmittel lafit sich daraus das Osmiummetall in Form eines feinen
Pulvers gewinnen. Als geschmolzener Regulus ist das Osmium sehr
hart und sprode, so dafi in erster Linie kaum daran zu denken war,
2O
auf rein mechanischem Wege, durch Bearbeitung des erschmolzenen
Osmiummetalls, zu dunnen Drahten zu gelangen. Die Aufgabe, die
Auer von Wei s bach zu losen hatte, war neben der Auffindung
des passenden Materiales die Erfindung der Methoden, nach denen
man diinne und gleichmafiige Drahte aus dem sproden und hoch-
schmelzenden Korper erhalten k5nnte.
Die Verfahren, welche Auer in seinen Patenten (D. R. P.
138135 vom 19. Januar 1898; osterr. Pat. 9693) fur die Her-
stellung von Gluhkorpern aus Osmiummetall angibt, sind: i. das
„ Legierungsverfahren", 2. das ffOsmiumkohleverfahren". Nach dem
„ Legierungsverfahren" wird ein dunner Platindraht in reduzierender
Gasatmosphare , welche Uberosmiumsauredampfe enthalt, elektrisch
erhitzt, wobei sich metallisches Osmium in feiner Form auf dem
gliihenden Platindraht niederschlagt. Auf diese Weise wurde das
Osmiummetall in solcher Menge abgeschieden, bis das entstandene
Osmium -Platingebilde weniger als 5 °/0 Platin enthielt. Hierauf
wurde die Temperatur des Fadens zur hellen Weifiglut gesteigert
und das Platin vollstandig oder bis auf sehr geringe Spuren ver-
fluchtigt. Wurde dabei der Faden mehr als 5 °/0 Platin enthalten,
so konnte das Platin auf diese Weise nicht entfernt werden, da die
funfprozentige Osmium -Platinlegierung bereits unter dem Ver-
dampfungspunkte des Platins schmilzt. Das Uberziehen des Platins
mit Osmium kann auch auf anderem Wege bewirkt werden, indem
man den Platindraht mehrmals mit einem Brei, welcher fein verteiltes
Osmium oder Osmiumsalze enthalt, bestreicht, den Faden erhitzt und
das Platin, wie oben beschrieben, vertreibt. Die auf diese Weise
hergestellten Drahte besitzen eine rohrenformige Struktur. Der
grofite Nachteil des Legierungsverfahrens war die Tatsache, dafi
man auf diesem Wege nicht zu geniigend dunnen Osmiumdrahten
gelangen konnte. Der fertige Osmium-Platindraht durfte nur hochstens
5 °/0 Platin enthalten, somit mufite der Querschnitt eines nach dem
Legierungsverfahren hergestellten Osmiumdrahtes 2omal so grofi
werden als der Querschnitt des als Seele verwendeten Platindrahtes.
Da nun die Platindrahte unter 0,02 mm damals kaum herstellbar
waren, so war der diinnste Osmiumdraht, den man nach dem
Legierungsverfahren herstellen konnte, etwa 0,1 mm stark. Solche
Drahte eignen sich nur fur Lampen uber i Amp. Es mufite deshalb
ein anderer Weg beschritten werden, um zu geniigend dunnen
Drahten aus Osmium zu gelangen. Ein solches Verfahren war das
,,Osmiumkohleverfahren". Das Verfahren beruht auf dem Prinzip,
dafi ein osmiumhaltiger Kohlefaden in einer wasserdampfhaltigen
21
reduzierenden Atmosphare erhitzt wird. Bei geeigneter Glut, etwa
1 100 ° C, oxydiert der Wasserdampf den gesamten Kohlenstoff,
wahrend das Osmium infolge seiner leichten Reduzierfahigkeit in
reduziertem metallischen Zustande zuruckbleibt. Auf sehr mannig-
fache Weise kann man nun das Verfahren praktisch ausfuhren. So
kann man z. B. eine vegetabilische Faser mit fein verteiltem Osmium
oder Osmiumverbindungen impragnieren, oder fein verteiltes Osmium
mit Zucker oder anderen organischen Klebstoffen zu einer Art Paste
verreiben und unter hohem Druck durch Diamantdiisen zu Faden
pressen. Durch einfaches Gltihen in einem Ofen in reduzierender
Fig. 12. Der erste Osmiumformierapparat.
Atmosphare werden nun die Faden verkohlt und osmiumhaltige
Kohlefaden erhalten. Es folgt hierauf das Erhitzen in oxydierend-
reduzierender Atmosphare, das sogen. Formieren. Der Kohlenstoff
wird dabei wegoxydiert, die einzelnen Osmiummetallteilchen schweifien
bei der Glut zusammen, und es entsteht ein Draht aus reinem
Osmium. Der Draht besitzt eine ,,metallschwammartige" Struktur,
ist elastisch, wenn auch nicht biegsam, und sprode, und im Gegen-
satz zu dem nach dem Legierungsverfahren hergestellten Draht
nicht rohrenformig, sondern koharent. Damit ein absolut gleich-
mafiiger Querschnitt erreicht wird, was bei der Verwendung von
vegetabilischen Fasern meistens nicht der Fall ist, unter wirft Auer
den Osmiumfaden einem Egalisierungsprozefi, indem er denselben in
einer Uberosmiumsauredampf enthalteiiden reduzierenden Atmosphare
nachbehandelt. Ein in solcher Atmosphare elektrisch erhitzter Faden
22
schlagt an den heller gluhenden, also dunneren Stellen mehr Osmium
nieder als an dickeren Stellen und wird dadurch in kurzer Zeit voll-
standig gleichmafiig. In der Fig. 12 ist der sehr interessante, iiberaus
einfache Formierapparat abgebildet, dessen sich Auer in den ersten
Versuchen bedient hat. In eine Glasglocke mtindet ein gewohnlicher
Bunsenbrenner , dessen Flamme man absichtlich durchschlagen lafit.
Die nur zum Teil verbrannten Gase stromen in die Glasglocke und
erzeugen dort die gewunschte oxydierend - reduzierende Atmosphare,
in welcher der an den Klemmen hangende Osmium -Kohlefaden
durch elektrischen Strom erhitzt und formiert werden kann.
Die Osmiumpatente von Auer betreffen nicht nur die Her-
stellung von Faden aus reinem Osmium, sondern auch Faden, welche
aus Legierungen des Osmiums mit anderen Platinmetallen bestehen.
Da alle anderen Platinmetalle viel defer schmelzen als das reine
Osmium, durften die Legierungen naturgemafi nur ganz geringe
Mengen anderer Platinmetalle enthalten. Es ist prinzipiell moglich,
dafi eine solche Osmiumlegierung manche Vorteile gegemiber dem
reinen Osmium besitzt. So erniedrigt nach den physikalischen Gesetzen
eine kleine Verunreinigung den Dampfdruck der Substanz, in der sie
gelost ist. In solchem Falle wurde also der Osmiumfaden in geringerem
Mafie zerstauben, also die Lampenglocke weniger schwarzen als ein
reiner Osmiumfaden. Eine kleine Verunreinigung kann aber auch schon
aus dem Grunde niitzlich sein, weil durch diese das Kristallinisch-
werden des Fadens wahrend der Brennzeit verlangsamt wird.
Auch der Zusatz von feuerbestandigen Oxyden, wie Thor-
oxyd, Zirkonoxyd usw. zu den Osmiumfaden wurde von Auer.
durch Patente geschiitzt. Die Oxyde konnen den Osmiumfaden
durchsetzen oder auf diesem einen Uberzug bilden. Das erste
kann dadurch leicht erreicht werden, indem der Osmiumpaste die
betreffenden Oxyde zugesetzt werden. Dabei erteilen sogar manche
Oxyde, wie z. B. das Thoriumoxyd, der Paste eine grofiere Plastizitat
und erleichtern das Pressen der Faden. Nach der Verkohlung und
Formierung erhalt man einen Metalldraht, der von dem verwendeten
Oxyd innig durchsetzt ist und dementsprechend auch andere physi-
kalische Eigenschaften besitzt. So kann der elektrische Widerstand
durch entsprechenden Oxydzusatz in fast beliebiger Weise verandert
werden. Einen Uberzug von feuerfesten Oxyden auf Osmiumfaden
kann man nach Auer erhalten, indem man der Osmiumpaste zu-
gleich mit dem feuerfesten Oxyd auch ein bei Weifiglut fluchtiges
Oxyd, z. B. Aluminiumoxyd, zusetzt. Beim Formieren solcher Faden
schmilzt das Aluminiumoxyd und bildet zusammen mit den feuer-
— 23 —
esten Oxyden an der Oberflache des Drahtes eine Schmelzschicht.
Aus dieser verdampft im weiteren Verlaufe des Erhitzens das
Aluminiumoxyd, bis schliefilich das reine feuerfeste Oxyd als gleich-
mafiiger, festhaftender Uberzug auf dem Osmiumfaden zuruckbleibt.
Bestreicht man fertige Osmiumfaden mit einem Brei, der aus Zucker
oder anderem Klebstoff und einem Gemisch von einem feuerfesten
Oxyd mit Aluminiumoxyd besteht, und bringt man die Faden zu
Weifiglut, so kann man auch sehr schone Uberziige von feuerfesten
Oxyden auf Osmium erhalten. Die Vorteile, welche man sich von
einem Zusatz feuerfester Oxyde zu den Osmiumdrahten versprochen
hatte, waren folgende. Die Metalldrahtlampe hat den grofien Nach-
teil, dafi die Drahte zu grofie Leitfahigkeit besitzen und die Her-
stellung sehr diinner Drahte am Anfang fast unuberwindliche
Schwierigkeiten bereitete. Jede Verkleinerung der elektrischen Leit-
fahigkeit der Drahte war also sehr willkommen. Nun liefi sich
durch den Zusatz von feuerfesten Oxyden tatsachlich die Leitfahigkeit
der Drahte wesentlich verringern. Das gilt hauptsachlich von den
Drahten, welche in ihrer ganzen Masse von den' nichtleitenden
Oxyden durchsetzt waren. Auch ein Oxydiiberzug konnte in mancher
Hinsicht von Vorteil sein. Es konnte der Fall sein, dafi manche
Oxyde ein giinstigeres Strahlungsvermogen besitzen als das Metall.
Aufierdem konnte durch solchen Uberzug die Zerstaubung des Leucht-
korpers verringert werden, indem zuerst nur das Oxyd zerstauben
wiirde. Dies ware ein grofier Vorteil, da eine Zerstaubung des
weifien Oxyds die Durchsichtigkeit der Lampenglocke viel weniger
beeintrachtigt, als ein Beschlag von undurchsichtigem schwarzen
Metall. In Wirklichkeit iiberwiegen jedoch die Nachteile, welche ein
grofierer Zusatz von Oxyden mit sich bringt, wesentlich die eben
erwahnten moglichen Vorteile. Vor allem verandert ein solcher
Leuchtkorper mit Oxydzusatz wrahrend des Brennens der Lampe
seinen Leitungswiderstand, da die Oxyde im Vakuum betrachtlich
verdampfen. Der Leuchtkorper leitet immer besser den Strom, und
da gewohnlich die Voltzahl konstant bleibt, verandern sich die Strom-
verhaltnisse in der Lampe ununterbrochen, die Lampe brennt iiber-
lastet, wodurch die Lebensdauer stark verringert wird. Auch war
ein Uberzug von Oxyden auf den Drahten fur die Qualitat der
Lampen nur nachteilig, da alle genannten Oxyde eine schwarzere,
also ungunstigere Strahlung besitzen als das Osmium selbst. Ubrigens
verdampft schon nach kurzer Brenndauer der ganze Uberzug, wo-
durch die Stromverhaltnisse in der Lampe zuungunsten der Lebens-
dauer verandert werden. Noch ein sehr wichtiger Umstand spricht
— 24 —
gegen die Anwendung der feuerfesten Oxyde. Es 1st bekannt, dafi
gluhende, mit feuerfesten Oxyden, wie CaO, MgO, ThO2 usw. be-
deckte Korper als Kathoden in Vakuumentladungsgefafien schon bei
verhaltnismafiig niedrigen Spannungen zu Entladungen fiihren.
Gluhende Oxyde besitzen namlich einen sehr geringen Kathodenfall
(Wehneltkathode). Schon bei no Volt-Lampen macht sich oft bei
Gegenwart der genannten Oxyde im Leuchtkorper eine ahnliche Er-
scheinung in Form von Lichtbogenentladungen unangenehm bemerk-
bar, welche zur Zerstorung der Lampe fuhren. Dies sind nun tat-
sachlich die Ursachen, warum in der Praxis der Oxydzusatz in dem
Umfange, wie durch die Patente von Auer vorgesehen, niemals
Anwendung finden konnte.
Zur Befestigung der Osmiumdrahte an die Zufuhrungsdrahte
empfiehlt Auer das Osmiumzement , einen wasserigen Brei von
Osmium und Osmiumchlorid. Die zu befestigenden Enden wurden
mit einem Klumpchen Osmiumzement verbunden. Die Verbindungs-
stellen wurden nach dem Trocknen schwach erhitzt, der Kitt
backte dabei zusammen, wurde fest und bestand aus fast ganz
reinem Osmium. Es ergaben sich aber bei der Verwendung des
Zementes Schwierigkeiten , da dieses hartnackig Gase okkludierte
und dadurch das Vakuum in den Lampen verschlechterte. Die Auer-
gesellschaft verliefi auch alsbald den Osmiumzement und besorgte
die Befestigung der Osmiumdrahte an die Zuleitungen durch Ver-
schmelzen der zu verbindenden Enden in einem elektrischen Flammen-
bogen (D. R. P. 162417 vom 27. Juli 1904). Die Anordnung der
Osmiumfaden in der Lampe war am Anfang ahnlich der bei den
Kohlenfadenlampen. Da die elektrische Leitfahigkeit des Osmiums
viel grOfier war als die der Kohlenfaden, mufiten in der Lampe
mehrere Drahtbugel angebracht werden. Da aber die Osmium-
drahte in der Glut ganz weich wurden, mufiten die Faden durch
Schlingen, welche an der Glockenwand angebracht waren, gehaltert
werden (siehe Fig. 13). Bald wurde aber der fur die Metalldrahtlampen
so charakteristische mittlere Glasstab mit Haltern eingefuhrt (Fig. 14).
Der Stengel bildet die Fortsetzung des Lampenfufies und ist zentrisch
durch das Lampeninnere gefiihrt. Am oberen Teil des Stengels
wurden die Halter angebracht, welche aus einem hochschmelzenden
Metalle, wie Platin, oder aus einem Oxyd, wie Thoroxyd-Magnesium-
oxyd (Thoriumdioxydschleifen) (D. R. P. 128158, 10. Nov. 1900) be-
standen. Die Osmiumfaden hingen ganz lose clurch die Halter
hindurch. Die Lampen konnten deshalb nicht in beliebiger Lage
brennen, sondern nur vertikal, mit der Spitze nach unten gerichtet.
Durch die Einfuhrung der starren Halterung wurden aber alsbald (1905)
Osmiumlampen hergestellt, welche in beliebigen Lagen brannten.
Bei der Aufnahme der Fabrikation der
Osmiumlampen durch die Auergesellschaft in
Berlin batten die hochstvoltigen Lampen
27 Volt. Die ersten Lampen, die verkauft
wurden, waren fur 37 Volt Spannung bestimmt,
konnten also zu dritt in Serienschaltung mit
no Volt betrieben werden. Bald wurden aber
55 Volt- und 73 Volt -Lampen fabriziert, und im
Januar 1905 fiihrt Dr. F. Blau die ersten
Fig. 13-
Fig. 14.
Fig- 15-
no Volt-Lampen zu 32 und 35 Kerzen vor (,,Elektrotechn. Ztschr.",
Heft 8, 1905). Die Osmiumlampen wurden mit einem Energie-
verbrauch von 1,5 Watt pro Kerze gebrannt. Der Widerstands-
koeffizient war bei 20 ° C 0,095. Der Temperaturkoeffizient der
— 26 —
110
90
Leitfahigkeit 0,372 pro i ° C. Bei der normalen Belastung von
1,5 Watt pro Kerze hatte die Lampe einen 8,4 fach so grofien
Widerstand wie bei gewohnlicher Temperatur. Infolge des grofien
positiven Temperaturkoeffizienten der Leitfahigkeit beeinflussen
Spannungsschwankungen das Licht der Osmiumlampe viel weniger
-als das der Kohlenfadenlampen. So gibt z. B. eine Erhohung der
Spannung um 10 % bei der Osmiumlampe nur einen um 6,5 °/0
erhohten Strom, wahrend bei der Kohlenfadenlampe der Strom durch
gleiche Spannungs-
erhohung um 12 °/0
erhOht wird. Die
Nutzbrenndauer der
Osmiumlampen be-
tragt bei der nor-
malenBelastungetwa
2000 Stunden. In
der Fig. 16 ist die
Lichtanderung der
Osmiumlampen
wahrend der Brenn-
zeit in Prozenten der
ursprunglichen Hel-
ligkeit angegeben.
Der Anstieg der
.Lichtkurve in den
200 Stunden
dadurch
100200 WO
800 1000
4600
2 GOO Std.
bis 44 V.
elligkeit.
Fig. 16. LichtverSnderung von Osmiumlampen fUr 37 bis 44 V.
und 25 bis 32 HK. in Prozenten der ursprunglichen Helli
sacht, dafi der ursprunglich rauhe Draht beim Brennen glatter, also
seine Oberflache kleiner wird. Da aber die zugefuhrte Energie die-
selbe bleibt, wird die Temperatur des Leuchtkorpers hoher, es
wachst die Okonomie und das ausgestrahlte Licht. Der nach etwa
200 Stunden eintretende Abfall der Lichtkurve wird durch das Uber-
handnehmen des Einflusses der Schwarzung der Lampe, sowie des
Diinnerwerdens des Fadens infolge Zerstaubung, gegeniiber dem
Einflufi des erstgenannten Vorganges, verursacht. Die Osmiumlampe
konnte auch die Belastung von etwa i Watt pro Kerze vertragen, ohne
•dabei wesentlich zu zerstauben. Bei solcher Belastung stellt sich jedoch
eine andere Erscheinung ein, und zwar die molekulare Veranderung
des Leuchtkorpers, durch welche die Festigkeit beeintrachtigt und die
Lebensdauer der Lampen verringert wird. Die ausgebrannteii
Lampen wurden von der Auergesellschaft mit 75 Pf. zuruckvergutet.
Die nur geschwarzten Lampen konnten in der einfachsten
Weise dadurch regeneriert werden, daB man durch Einlassen von
Luft in die Lampe und Erhitzen der Lampenglocke den schwarzen,
undurchsichtigen Osmiummetallbeschlag in weifies OsO4 verwandelte.
Osmiumlampen , welche von vornherein mit geringen Quantitaten
von Sauerstoff oder oxydierenden Gasen gefullt wurden, verhielten
sich beim Brennen besonders gut. Die Ursache ist eben darin zu
erblicken, dafi der Sauerstoff das zerstaubte Osmiummetall in farb-
loses OsO± umwandelt und dadurch die Schwarzung der Lampe
verhindert, wahrend gleichzeitig das entstehende OsO4 sich an den
heiBeren, also diinneren Stellen des Leuchtdrahtes unter Abscheidung
von Metall zersetzt und dadurch auf den Leuchtdraht egalisierend
wirkt. Der giinstige EinfluB der Sauerstoffullung bei den Osmium-
lampen wurde fruhzeitig erkannt, und von der Osterreichischen Gas-
gliihlicht- und Elektrizitatsgesellschaft in Wien (D. R. P. 143454 vom
29. Mai 1902) und der Deutschen Gasgluhlicht-Akt. -Ges. in Berlin
(D. R. P. 153327 vom 14. Juni 1903) beschrieben.
Die Wolframlampen.
Das Wolfram ist ein in alien Erdteilen reichlich verbreitetes
Element. Die Wolframerze bestehen meistens aus Verbindungen, in
denen das Wolfram als WO% den sauren Teil, das Eisen, Mangan,
Kalzium oder Bleioxyd den basischen Teil bilden. Die wichtigsten
Wolframmineralien sind : i. Wolframit, ein Eisen -Mangan -Wolf ramat
mit wechselndem Eisen- und Mangangehalt , dagegen recht kon-
stantem Gehalt an Wolframsaure von 74 bis 77 °/0. Das Mineral
besitzt die Harte 5 bis 5,5, spezifisches Gewicht 7,2 bis 7,55. Die
Farbe ist dunkelbraun bis schwarz mit metallischem Glanz. Das
Mineral wird hauptsachlich fur die Ferrowolframdarstellung ver-
wendet. 2. Hubnerit, ein Mangan wolframat mit 73 bis 77 °/0 J^O3.
Das Mineral besitzt eine braunlichrote Farbe. Bezuglich Harte,
Kristallform, spezifisches Gewicht ahnlich dem Wolframit. 3. Scheelit,
ein Kalziumwolframat. Das Mineral enthalt in reinem Zustand 80,6 ° 0
WO%. Die Farbe ist weifi, mit einem Stich ins Gelbe oder Braune.
Die Harte ist 4,5 bis 5, das spezifische Gewicht 5,9 bis 6,1. Weniger
wichtig sind die Mineralien wie Stolzit, Ferberit, Megabasit, Tungstit
oder Wolframocker. Der Tungstit ist ein natiirlich vorkommendes
Wolframsaurehydrat, welches sekundar durch die Zersetzung von
Wolframit oder Scheelit entstanden ist. Das Mineral lafit sich leicht
pulverisieren, besitzt goldgelbe Farbe und einen Wolframsauregehalt
28
von etwa 92,8 °/0. Die Wolframerze kommen am haufigsten in
Zinnerzlagerstatten vor, seltener in Eisenerzlagern, auf Kluften von
kristallinem Schiefer oder Trachyt. Die grofiten Fundstatten befinden
sich in Australien (Queensland), den Vereinigten Staaten, Colo-
rado, Sudamerika, Grofibritannien (Cornwall), Portugal und Spanien.
Kleine Mengen findet man auch in Deutschland (Sachsen), Frank-
reich (Vogesen) und Ungarn. Die Produktion der einzelnen Gruben
richtet sich nach der Marktlage des Wolframs. So forderte z. B.
Spanien im Jahre 1900, wo i kg Wolfram mit 9,50 Mk. bezahlt
wurde, 1958 Tonnen von 401 336 Mk. Wert, wahrend im nachst-
folgenden Jahre infolge der schlechten Marktlage (3,50 Mk. pro Kilo-
gramm W) kaum 6 Tonnen gefordert wurden. Ahnlich, wenn auch
weniger schwankend, sind die Produktionsverhaltnisse in anderen
Landern. Daraus ersieht man, dafi bei geniigend hohem Preis noch
unverhaltnismafiig grofiere Mengen von Wolframerzen produziert
werden kOnnten, als zurzeit gefordert werden.
Die Aufarbeitung der Erze richtet sich nach der Beschaffenheit
und dem Verwendungszweck derselben. Alle Erze werden zuerst einer
Vorbehandlung unterworfen, welche meistens gleich in der Nahe
der Forderstellen ausgefiihrt wird. Die Vorbehandlung bezweckt
die Konzentration und Reinigung der Erze. Die Erze werden pulve-
risiert, und durch Schlammprozesse oder auf Schuttelherden werden
die spezifisch schwereren Wolframmineralien von dem leichteren
Quarz, der hauptsachlichen Verunreinigung, getrennt. Der Schwefel,
welcher in Chalkopyriten oder Blenden als Verunreinigung der Erze
vorkommt, wird von den Wolframmineralien am leichtesten mittels
eines elektrostatischen Separators getrennt. Hier wird infolge der
verschiedenen elektrischen Kapazitat der Mineralien beim Durchgang
der feingepulverten Erze zwischen mit hohen elektrischen Ladungen
versehenen Flachen eine weitgehende Trennung der schwefelhaltigen
Mineralien von den Wolframmineralien bewirkt. Fur manche Zwecke,
wie z. B. die Ferrowolframfabrikation, ist eine weitere Reinigung der
Erze nicht erforderlich. Die Erze, welche der beschriebenen Vor-
behandlung unterworfen wurden, werden mit Holzkohlenpulver zur
Reduktion und mit Quarz (zur Verschlackung der neben dem Eisen
in den Erzen noch vorhandenen basischen Bestandteile, hauptsachlich
der Erdalkalien) versetzt. Dem Gemisch wird noch etwas Kolo-
phonium oder Pech zugesetzt, welche durch Schmelzen eine Ent-
mischung des spezifisch schweren Wolframerzes von der leichten
Holzkohle verhindern. Durch holies Erhitzen des Gemisches in
Tiegeln tritt die Reduktion des Erzes ein und man erhalt ein Ferro-
— 29 —
wolfram, das je nach der Zusammensetzung des verwendeten Erzes
50 bis 97 °/0 Wolfram neben Eisen und geringen Spuren von Kohlen-
stoff, Mangan und Silizium enthalten kann. Das Ferrowolfram wird
fur die Stahlfabrikation (Schnelldrehstahl) in groBen Mengen ver-
wendet, welche den Hauptkonsumenten der Wolframerze vorstellt.
In den meisten anderen Fallen handelt es sich urn die Darstellung
der Wolframsaure aus den Wolf ramerzen , welche erst in mehreren
chemischen Operationen durchgefuhrt werden kann.
Die Wolframsaure bildet das Ausgangsmaterial fur die Dar-
stellung der verschiedensten Wolframpraparate und des reinen
Wolframmetalls fur Gluhlampenzwecke und Legierungszwecke. Je
nach der Zusammensetzung des Erzes richtet sich dessen Auf-
arbeitung. Die Erze, welche groBere Mengen Eisen oder Mangan
enthalten, wie das Wolframit oder Hubnerit, werden am besten durch
oxydierendes Rosten mit alkalischen Zuschlagen aufgearbeitet. Der
Vorgang spielt sich auf folgende Weise ab:
O + 2 Afa.2CO3 = 2 A«.2TrO4 + Fe2OB + CO2,
O4 + O + aAfooCO, = 2 Ar«2TTO4 + Mn2O3 + 2 CO2.
Fur diesen Vorgang braucht man keine sehr hohe Temperatur,
da sich derselbe am besten bei Temperaturen abspielt, welche unter-
halb der Temperatur des Zusammenschmelzens der Masse liegt.
Nach erfolgter Rostung wird das Rostgut mit Wasser ausgelaugt,
wobei das leichtlosliche Natrium wolf ramat in Losung geht. Durch
Kristallisation laBt sich das Salz reinigen und durch Fallung mit
Salzsaure daraus das reine Wolframsaurehydrat gewinnen. Es sind
auch andere Verfahren bekannt, nach welchen die Wolframerze
aufgearbeitet werden. So werden die Erze z. B. mit Natriumbisulfat
unter Zusatz von Kalk, Kalksalzen oder Chloralkalien, oder in redu-
zierender Schmelze mit Zusatz von Kohle aufgeschlossen. Der
Scheelit, welcher von der Gluhlampenindustrie vorwiegend verwendet
wird, kann durch einf aches Verschmelzen mit Natriumkarbonat nach
folgendem Vorgang aufgeschlossen werden:
Ca TFO4 + Na* CO3 = Ca CO3 + Na* TFO4.
Nach einem anderen Vorgang wird der Scheelit mit konzen-
trierter Salzsaure aufgeschlossen, wobei sich Wolframsaure und
Kalziumchlorid bildet. Ca WO± + 2 HCl = Ca C/2 + WOZ - H2 O.
Nach Abgiefien der Chlorkalziumlosung und Waschen des Ruck-
standes erhalt man die Wolframsaure, welche zur Reinigung in
konzentriertem Ammoniak gelost wird. Durch Kristallisation des
3o —
Ammonsalzes , (7V//4)10TF12 O41 • u H2 O, kann eine weitgehende
Reinigung erzielt werden, worauf aus dem Ammonsalz durch ein-
faches Vergliihen oder Fallen mit Salzsaure die reine Wolframsaure
gewonnen wird. Die aus dem Ammonsalz gewonnene Wolframsaure
hat vor dem mit Natriumkarbonat gewonnenen Produkt den Vorzug,
dafi sie alkalifrei ist. Die geringste Spur von Natrium erteilt der
gelben Wolframsaure einen deutlich grunen Stich. Die Feinheit der
Wolframsaure hangt sehr von der Darstellung ab. Fur Gluhlampen-
zwecke spielt die Feinheit der Wolframsaure, da sie auch ausschlag-
gebend ist fur die Feinheit des aus ihr gewonnenen Metalles, eine
grofie Rolle. Bei der Fallung der Wolframsaure aus deren Salz-
losungen mit Salzsaure ist die Temperatur und Konzentration der
zur Wechselwirkung gebrachten Losungen fur die Feinheit der
Wolframsaure von grofiem Einflufi. Im allgemeinen kann man sagen,
dafi, je konzentrierter die Losungen und je defer die Fallungstempe-
ratur ist, um so feiner wird das gefallte Produkt. Das in der Kalte
ausgefallte Wolframsaurehydrat ist weifi und in Salzsaure in betracht-
lichem Mafie loslich. Durch Erwarmung wird das Hydrat gelb. Die
Fallung in der Warme, welche in der Praxis meistens ausgefiihrt
wird, ergibt ein gelbes, in Salzsaure nur sehr schwer losliches
Wolframsaurehydrat. Durch Erhitzen des Wolframsaurehydrats bei
etwa 300 bis 400 ° C erhalt man das wasserfreie Wolframtrioxyd.
Durch starkeres Erhitzen wird das hellgelbe Wolframtrioxyd gelb-
orange, die hellgelbe Farbe tritt jedoch bei Abkiihlung sofort wieder
ein. Das spezifische Gewicht der Wolframsaure ist verschieden, je
nach der Darstellung und Erhitzung. Die Angaben schwanken
zwischen 5,3 bis 7,1. Die Wolframsaure schmilzt bei hoher Weifi-
glut und ist sublimierbar. Leitet man Chlorwasserstoffgas iiber
schwach erhitztes Wolframtrioxyd, so verfliichtigt sich die Wolfram-
saure sehr leicht in Form von weifien Kristallnadeln, die aus einer
Doppelverbindung von TFO3 und HCl bestehen. Das WO3 ist in
alien Sauren mit Ausnahme von Flufisaure unloslich. Zur Her-
stellung der Wolframsalze wird die Wolframsaure durch Schmelzen
mit Alkalikarbonaten in das eiitsprechende Alkaliwolframat iiber-
fuhrt.
Die Wolframsaure bildet das Ausgangsmaterial fur die Dar-
stellung des Wolframmetalls in alien jeneii Fallen, in welchen es
sich um ein reines Metall handelt. Die Reduktion der Wolfram-
saure gelingt auf die verschiedenste Weise. Durch Erhitzung mit
Holzkohle erhalt man ein kohlenstoffreiches Wolfram, welches in
der Eisenindustrie Verwendung findet. Auch die mit Aluminium,
nach dem Goldschmidtschen Verfahren, reduzierte Wolframsaure
gibt kein reines Metall, sondern eine Wolframlegierung mit etwa
2 °/0 Aluminium. Die fiir die Herstellung von reinem Wolfram in
Betracht kommenden und von den Gltihlampenfabriken fast einzig
benutzten Verfahren sind die Reduktion der Wolframsaure mit Zink
nach Delepine (,,Compt. rend.", Bd. 131, S. 184) und die Wasser-
stoffreduktion. Die Reduktion mit Zink wird auf folgende Weise
ausgefuhrt: Gut ausgegliihte Wolframsaure wird mit Zinkpulver,
am besten Zinkgriefi, im Verhaltnis i WOB : 1 1J2 Zn innig vermengt.
Das Gemisch wird in einen Porzellan- oder Schamottetiegel ein-
getragen und mit einem Gasbrenner vorsichtig erwarmt. 1st die
Erwarmung so weit vor sich gegangen, dafi das Zink einen merk-
lichen Dampfdruck erhalt, so tritt unter grofier Warme und Licht-
entwicklung die Reaktion ein. Das durch die Hitze zum Teil ver-
dampfte Zink verbrennt mit blendender, hellvioletter Flamme. In
kurzer Zeit - - etwa 20 Sekunden - - ist die Reaktion beendet. Der
abgekuhlte Tiegelinhalt enthalt nunmehr neben Wolframpulver nur
Zinkoxyd und Zinkmetall. Durch Behandlung mit verdunnter Salz-
saure lost sich das Zn und Zn O auf , und das Wolfram bleibt in
Gestalt eines aufierst feinen, schwarzen Pulvers zuruck. Das Metall
ist sehr rein und enthalt nur geringe Spuren von Zink. Diese Ver-
unreinigung kommt infolge der grofien Fluchtigkeit des Metalles gar
nicht in Betracht, da sich das Zink bei den hohen Herstellungs-
temperaturen der Wolframgluhkorper ganzlich verfluchtigt. Die
aufierordentlich feine Verteilung des nach dem Dele pine -Verfahren
hergestellten Wolframs war den Gluhlampenfabrikanten fruher sehr
erwiinscht, da fiir die Herstellung von ganz feinen Wolframdrahten
nach den alteren Verfahren auch ein sehr fein verteiltes Wolfram-
pulver benotigt wurde. Als Ausgangsmaterial fiir das kolloidale
Wolfram nach Kuzel ist das Delepine-Wolframmetall geradezu
ideal. Ein sehr reines Wolframpulver erhalt man durch Reduktion
von TT"O3 im Wasserstoffstrom. Die Reduktion der TFD3 zu Metall
geht dabei stufenweise iiber die blauen Wolf ram oxyde und das braune
Wolframdioxyd vor sich. Die Feinheit des dabei erhaltenen Wolfram-
pulvers richtet sich nach der Feinheit der verwendeten Wolfram-
saure, sowie des Ausfiihrung des Reduktionsprozesses. Will man
ein sehr feines Metall herstellen, so mufi man von moglichst feiner
Wolframsaure ausgehen. Dabei reduziert man im Wasserstoffstrom
zuerst bei moglichst tiefer Temperatur, etwa 550 ° C, und steigert
die Glut langsam bis auf etwa 1000 bis noo ° C. Um grobes-
Wolframpulver zu erhalten, empfiehlt es sich, die Wolframsaure durcli
— 32 —
starkes Gluhen bei etwa 1300 bis 1400 ° C in ein grobkristallines
Material umzuwandeln. Diese Wolframsaure wird nun gleich bei
hoher Temperatur (etwa noo bis 1300 ° C) im Wasserstoffstrom
reduziert. Das dabei erhaltene Pulver ist hellgrau und besitzt ein
hohes spezifisches Gewicht. Grobes Wolframpulver kann man auch
erhalten, wenn man die Reduktion der Wolframsaure im verhaltnis-
mafiig feuchten oder sauerstoffhaltigen Wasserstoff vornimmt. Die
Reduktion der Wolframsaure wird je nach der Temperatur, bei
welcher die Reduktion ausgefuhrt werden soil, in Glasr6hren, Eisen-
rohren oder Porzellanrohren ausgefuhrt. Die Wolframsaure wird in
Schiffchen durch solche auf beliebige Weise erhitzte Rohren ge-
schoben, wahrend gleichzeitig der Wasserstoff in entgegengesetzter
Richtung das Rohr passiert. Will man ein vollkommen sauerstoff-
freies Metall darstellen, so mufi der zur Reduktion verwendete
Wasserstoff sehr trocken und mSglichst sauerstofffrei sein. Zu
diesem Zwecke mufi der Wasserstoff vor dem Eintritt in das
Reduktionsrohr eine gluhende Rohre oder ein schwach erwarmtes,
mit Palladiumasbest gefulltes Rohr passieren, wodurch eine voll-
standige Vereinigung des im Wasserstoff als Verunreinigung ent-
haltenen Sauerstoffes mit dem Wasserstoff bewirkt wird. Durch
Trockenmittel , wie Phosphorpentoxyd oder konzentrierte Schwefel-
saure wird schliefilich der dabei entstehende Wasserdampf vollstandig
aus dem Wasserstoff entfernt. Die Wichtigkeit der Trocknung und
Befreiung des Wasserstoffes von Sauerstoffspuren wurde besonders
in letzter Zeit bei den Versuchen, welche zur Duktilisierung des
Wolframs fuhrten, erkannt. Noch einige andere Methoden sind
bekannt, nach welchen die Reduktion der Wolf ram verbindungen zu
Wolframmetall gelingt.
Vor allem ist hier die elektrolytische Reduktion zu erwahnen.
Man versprach sich, durch die Elektrolyse ein besonders reines
Wolframmetall zu erhalten. Wahrend durch die Elektrolyse von
Alkali wolf ram aten an der Kathode nur Wolframbronzen zur Ab-
scheidung gelangten, soil es L. A. Hallopeau (,,Compt. rend.",
Bd. 124, S. 755) gelungen sein, aus Lithiumparawolframat durch
Elektrolyse metallisches Wolfram kathodisch abzuscheiden. Auch die
Wolframlampen-Akt.-Ges. in Augsburg hat die Herstellung des
metallischen Wolframs auf elektrolytischem Wege versucht und
•durch Patent geschutzt (D. R. P. 231657 , 1910). Die Firma ver-
wendet fur diesen Zweck eine Losung von Perwolframsaure oder
Alkaliperwolframaten in Wasser oder organischen Losungsmitteln,
•durch deren Elektrolyse an der Kathode metallisches Wolfram ab-
— 33
geschieden werden soil. Auch aus der Losung von Wolframhexa-
chlorid (WCIQ) in Azeton soil sich nach den Angaben derselben
Firma durch Elektrolyse das metallische Wolfram abscheiden lassen
(D. R. P. 237014, 1910). Es scheint aber, dafi praktische Erfolge mit
diesen Verfahren bisher nicht erzielt werden konnten. Die Wolfram-
lampen-Akt.-Ges. in Augsburg empfiehlt in dem D. R. P. 239877
vom 12. Juni 1910 ein Verfahren zur Gewinmmg eines fur die Her-
stellung von Wolframgluhfaden geeigneten lockeren Wolframpulvers
aus Wolf ram trioxyd. Hiernach wird reines, trockenes und fein-
pulveriges Wolframtrioxyd mit Phosphorpulver innig vermengt und
in einer indifferenten Gasatmosphare erhitzt. Der Phosphor reduziert
dabei das Wolframtrioxyd zu Wolframmetall. Auch durch die Reduk-
tion der Wolframchloride kann man zu Wolframmetall gelangen.
Vor allem kommen hier das WCIQ und WOCl± in Betracht. Beide
geben mit Wasserstoff bei hoher Temperatur ein sehr feines pyro-
phorisches Wolframpulver.
Nach verschiedenen Verfahren gelingt es, aus reinem Wolfram
drahtformige Gebilde herzustellen. Diese sogen. Wolframfaden wurden
die langste Zeit hindurch nur in sprSdem Zustande erhalten. Ebenso
waren die durch Erschmelzen von Wolframpulver erhaltenenWolfram-
klumpen harte, sprode Massen. Erst in letzter Zeit ist es gelungen,
Verfahren auszuarbeiten , nach denen man zu biegsamen, duktilen
Wolframgebilden gelangen kann. Das Wolframmetall besitzt eine
dem Stahl ahnliche Farbe. Der Schmelzpunkt des Wolframs, die
fur die Gluhlampenfabrikation allerwichtigste Eigenschaft des Metalles,
ist sehr hoch. Er wurde von den verschiedensten Forschern be-
stimmt, und man kann wohl jetzt behaupten, dafi man recht genaue
und sichere Angaben iiber diese Eigenschaft des Wolframs besitzt.
Aus den Messungen von von Wartenberg ergibt sich die wahre
Schmelztemperatur des Wolframs zu 2900 ° C (,,Ber. d. Deutsch. chem.
Ges." 1907, S. 3287; ,,Verh. d. Deutsch. physik. Ges.", Bd. XII, Nr. 3
[1909]). Aus letzter Zeit liegt eine Bestimmung des Wolframschmelz-
punktes von von Pi rani und Meyer vor, welche den Schmelzpunkt
zu 2965 ° C bestimmt haben (,,Verh. d. Deutsch. physik. Ges." 1912,
S. 426). Auch Otto Ruff (,,Zeitschr. f. angew. Chemie" 1912, S. 1894)
bestatigt diese Angaben. Das spezifische Gewicht des geschmolzenen
Wolframs wird ubereinstimmend zu 18,70 angegeben. Durch Be-
arbeitung nimmt das spezifische Gewicht des Metalles zu, und C. G.
Fink (Vortrag, gehalten anlafilich der 17. Generalversammlung der
Americ. El. Chem. Soc. in Pittsburg am 5. Mai 1910) findet beim
gezogenen Wolfram folgende Werte:
MQller, Metalldrahtlampen. 3
34
Durchmesser des Wolframdrahtes Spezifisches Gewichl
3,75 mm 19,30,
0,25 „ 19,58—19,64,
0,038 „ 19,86 — 20,19.
Der elektrische Widerstand betragt bei 25 ° C fiir hartgezogenes
6,2, fiir ausgegluhtes Wolfram 5,0 Mikroohm/ccm. Der Temperatur-
koeffizient der elektrischen Leitfahigkeit betragt zwischen o bis
170 ° C 0,0051 pro i ° C. Der Warmeausdehnungskoeffizient ist
sehr klein und betragt nur 336-10— 8, ist also mehr als zweimal so
klein wie der des Platins. Die spezifische Warme des Metalles ist
nach Defacqz und Guichard (,,Ann. Chim. Phys.", Bd. 24, S. 139)
bei 99,81 bis 99,87 prozentigem Wolfram bei TOO ° C — 0,0340,
260 ° C — 0,0360, 430 ° C — °)°375» woraus sich die Atomwarme
zu 6,26, 6,62 und 6,9 ergibt. Die Zugfestigkeit des Wolframdrahtes
ist besonders groB (C. G. Fink, 1. c.) und wachst mit der Bearbeitungs-
menge.
Durchmesser des ^
Wolframdrahtes o»i25 0,070 0,038 0>°3°>
in Millimeter J
Zugfestigkeit -j
in Kilogramm pro > 322 — 343 336 — 371 385 — 420 406 — 427.
Quadratmillimeter J
Das Wolfram ist paramagnetisch. An der Luft ist das Wolfram
bestandig und behalt seinen Glanz unbegrenzt lange. Es oxydiert
sich erst bei hoherer Temperatur, wobei es, ahnlich dem Eisen,
Anlauffarben bekommt. Die Reihenfolge derselben ist Gelb, Braun,
Blau bis Gelb der Farbe des WO%. Durch Wasserdampf wird das
Wolfram erst bei Rotglut angegriffen. Salzsaure und Schwefelsaure
greifen das Metall gar nicht an, Konigswasser und Salpetersaure
nur sehr schwach. Das Metall I6st sich leicht in geschmolzenen
Nitraten und Nitriten. Diese Eigenschaft wird zum Anspitzen der
Wolframdrahte beim Ziehverfahren benutzt. Ein in geschmolzenes
Kaliumnitrit eingetauchter Wolframdraht reagiert mit der Schmelze
so heftig, dafi er in Rotglut gerat. Oxydierende alkalische Losungen,
wie alkalisches Wasserstoffsuperoxyd, alkalisches Kaliumferrizyanid
usw. losen das Wolfram recht gut auf. Von den Halogenen wird
das Wolfram erst bei hoheren Temperaturen angegriffen. Alle oben
angefuhrten Eigenschaften beziehen sich auf das kompakte, durch
Sinterung oder Schmelzen erhaltene, eventuell auch mechanisch
behandelte Wolfram. Bei der Beschreibung der verschiedenen Ver-
35
fahren zur Herstellung der Leuchtkorper fur Gluhlampen aus Wolfram
sollen noch andere bemerkenswerte Eigenschaften dieses Metalles
erwahnt werden.
Das Molybdan, seine Darstellung und Eigenschaften.
Fur die Gluhlampenindustrie besitzt auch das Schwesterelement
des Wolframs, das Molybdan, grofie Bedeutung. Als Material fur
Leuchtkorper, wie es in fast alien Patenten gleichzeitig mit dem
Wolfram vorgeschlagen wird, ist es kaum zu verwenden. Hingegen
hat sich das Metall fur Halterzwecke als auBerordentlich brauchbar
enviesen, so dafi die Herstellung des Metalles in vielen Fabriken
einen wichtigen Fabrikationszweig darstellt. Die Erze, in welchen
das Molybdan vorkommt, sind auf der ganzen Erde verbreitet.
Die Mineralien, aus denen die Erze hauptsachlich bestehen, sind
meistens Salze der Molybdansaure. Die wichtigsten Molybdan-
mineralien sind: Der Molybdanit J/oS2, auch Molybdanglanz oder
Wasserblei genannt. Es findet sich auf Zinnerzlagerstatten und in
Magneteisenlagern in Gotthard, Zinnwald (Bohmen), Altenberg
(Sachsen) usw. Wulfenit oder Gelbbleierz Pb Mo O4 findet sich in
Karnten (Bleiberg, Schwarzenbach), Ruskitza, Annaberg, Schneeberg,
Baden weiler usw. Powellit CaMoO±. Vorkommen: Peacock -Erz-
gang im Distrikt der „ Seven Devils "-Mine im westlichen Idaho.
Auch Molybdanoxyde kommen als Mineralien vor, so z. B. als
Molybdanocker MoO§ oder Ilsemannit (MoO^ '^Mo O3). Die Dar-
stellung der Molybdansaure aus den Erzen gelingt leicht auf ver-
schiedene Weise. Sehr leicht ist die Verarbeitung des Molybdanits
auf Mo O3 . Man braucht zu diesem Zwecke den Molybdanit im
Luftstrom zu erhitzen, bis alles oxydiert und das Mo OB sublimiert
ist. Man kann auch durch Rosten des fein zerriebenen Molybdanits,
dem man gleiches Volum reinen Sandes zugefugt hat, das MoS^ in
Mo O3 umwandeln und mit Ammoniak das ganze Mo O3 in Losung
bringen. Aus Gelbbleierz kann das Mo O3 sowohl durch die Zer-
setzung des Minerals mit Sauren, wie auch durch die Zersetzung
mit Alkalikarbonaten oder Alkalibisulfiden gewonnen werden. Die
Molybdansaure wird durch Fallung von molybdansaurem Ammon
mit Sauren gewonnen. Auch durch einfaches Erhitzen des molybdan-
sauren Ammons entsteht das Molybdantrioxyd unter Abspaltung von
Wasser und Ammoniak. Das Molybdantrioxyd ist ein weifies Pulver.
Es sublimiert bei Rotglut. Zur Darstellung des Metalles aus dem
Molybdantrioxyd kann man fast alle Methoden anwenden, die auch
bei der Darstellung des Wolframs aus Wolframtrioxyd gebrauchlich
'
36
sind. Vornehmlich wird das Metall durch Reduktion des Oxydes
im Wasserstoffstrom dargestellt. Die Reduktion mufi infolge der
Fluchtigkeit des Oxyds, insbesondere zu Beginn, bei recht defer
Temperatur, etwa 500 ° C, ausgefuhrt werden, zum Schlufi steigert
man die Temperatur bis zur hellen Rotglut. Das Molybdanmetall
besitzt im allgemeinen dem Wolfram ahnliche Eigenschaften. Durch
Reduktion aus Mo O3 hergestellt, stellt es ein schwarzes bis hell-
graues Pulver dar, welches geschmolzen oder gesintert ein silber-
weifies, weiches Metall darstellt, das sich insbesondere in derWarme
sehr gut zu Draht und Blech verarbeiten lafit. Das spezifische
Gewicht des gezogenen Drahtes von 0,25 mm Durchmesser ist 10,04,
bei 0,037 mm Durchmesser 10,29. Vor dem Ziehen betragt das
spezifische Gewicht 10,02. Der elektrische Widerstand des duktilen
Molybdans betragt bei 25 ° C 5,6 Mikroohm fur hartgezogenen,
4,8 Mikroohm fur angelassenen Draht. Der Temperaturkoeffizient
des elektrischen Widerstandes (o bis 170 ° C) ist 0,050 pro i ° C.
Die Zugfestigkeit des Molybdandrahtes betragt bei einem Draht von
0,125 mm Durchmesser 144 bis 187 kg/qmm, bei solchem von
0,037 mm Durchmesser 194 bis 244 kg/qmm; es nimmt also die
Zugfestigkeit des Drahtes ebenso wie das spezifische Gewicht mit
der Bearbeitungsmenge zu (C. G. Fink, ,,Am. Electroch. Soc. Met.
Chem. Engin.", Bd. 8, S. 341 [1910]). Die spezifische Warme des
Molybdanmetalls ist 0,055 (Richards und Jackson, ,,Zeitschr. f.
physik. Chemie", Bd. 70, II. Arrheniusband, S. 414). Der Schmelz-
punkt ist 2450 ° C + 30 ° C (Pirani und Meyer, ,,Verh. d. Deutsch.
physik. Ges.", Bd. 14, S. 426 [1912]). Das Molybdanmetall behalt
seinen Glanz an der Luft fast unbegrenzt lange. Beim Erhitzen lauft
es zuerst gelb, dann braun, blau, blaurot bis schwarz an, hSher erhitzt,
fangt es an unter Ausstofien von schweren, weifien Dampfen zu
Molybdantrioxyd zu verbrennen. Wasser greift das Molybdanmetall
nicht an. Luftfreier Wasserdampf lafit das Mo- Metall auch bei Rot-
glut unverandert. Sauren greifen das Molybdan im allgemeinen
leichter an als Wolfram. Sowohl verdunnte wie konzentrierte
Salpetersaure greift das Metall leicht an. Durch Salzsaure und
Schwefelsaure wird das Molybdan nur sehr wenig angegriffen.
Die geschmolzenen Oxydantien, wie Natriumnitrat und -Nitrit,
Natriumsuperoxyd, Kaliumbisulfat usw., greifen das Molybdan unter
Bildung von Molybdaten sehr energisch an. Nitrate bilden gleich-
zeitig NO, Nitrite N2, welches unter Sieden der Schmelze ent-
weicht. Das Molybdanmetall gerat infolge der heftigen Reaktion
in Glut.
— 37
Verfahren zur Herstellung von Wolframleuchtkorpern
fur Gluhlampen.
In den folgenden Ausfuhrungen werden nur die wichtigsten
Verfahren, welche in der Praxis Eingang gefunden haben, eingehend
behandelt werden. Es ist nicht die Absicht des Verfassers, ein voll-
standiges Bild iiber alle bekannten Wolframpatente , die in uberaus
grofier Zahl vorhanden sind, zu geben. Ubrigens besitzen wir
bereits eine sehr gute Zusammenstellung der alteren Wolframpatente
in dem ausgezeichneten Buche von Dr. Heinrich Leiser (Wolfram,
eine Monographic, Verlag von Wilhelm Knapp, Halle a. S. 1910).
Wohl haben durch die in neuester Zeit bekanntgewordene Duktili-
sierung des Wolframs auch die wichtigsten alteren Verfahren ihre
Bedeutung fast ganzlich verloren. Es scheint dem Verfasser jedoch aus
historischen und praktischen Grunden immer noch unerlafilich, auch
die alteren Verfahren zu besprechen. Um mit einem Gebiete vertraut
zu sein, dazu gehort nicht nur die Kenntnis der allerneuesten Er-
rungenschaften, sondern auch der geschichtlichen Entwicklung. Gar
oft kommt es vor, dafi die Kenntnis alter verlassener Methoden
Erfinder und Forscher zu neuen, glanzenden Erfolgen fuhrt. Die
Verfahren, welche zur Herstellung von Wolframleuchtkorpern fuhren,
kann man in folgende einteilen: i. Das Substitutionsverfahren, 2. das
Spritzverf ahren , 3. Legierungsverfahren , 4. Mechanische Verfahren.
Das Substitutionsverfahren.
Die Erfinder dieses Verfahrens, mit welchem das Wolfram zum
erstenmal als Leuchtkorpermaterial in Vorschlag gebracht wurde,
sind Dr. Alexander Just und Franz Hanaman in Wien
(D. R. P. 154262 vom 15. April 1903). Das Prinzip des Verfahrens
beruht darauf, dafi ein gluhender Kohlenfaden in einer Atmosphare
von Wolframoxychloriden und Wasserstoff sich in einen Faden aus
reinem Wolfram umwandeln laBt. Die Ausfuhrung und der Vor-
gang des Verfahrens ist folgender: Unter einer Glasglocke wird in
einer passenden Klemmvorrichtung ein Kohlenfaden festgeklemmt
und durch elektrischen Strom auf helle Rotglut erhitzt. Im unteren
Teil der Glocke befindet sich ein Gefafi mit Wolfram oxychlorid,
welches erhitzt wird und die Glocke mit Dampfen von Oxychloriden
erfullt. Gleichzeitig wird ein schwacher Strom von Wasserstoff
durch den Gasraum der Glocke geleitet. Der gluhende Kohlenstoff
entzieht nun dem Wolframoxychlorid den Sauerstoff, wahrend der
Wasserstoff das Chlor bindet. In der chemischen Formelsprache
lautet der Vorgang:
38
WO2 C/2 + C + H2 = W+ 2 CO + 2//C7;
T^OC/4+ C+2//2== IF-f CO + ^HCl.
Wir sehen, dafi bei diesem Prozesse aus dem Oxychlorid sich
metallisches Wolfram ausscheidet. Die Ausscheidung geschieht gerade
an der Stelle, an welcher eben der Kohlenstoff zu Kohlenoxyd ver-
brannt wird, es tritt also gleichsam eine Ersetzung, Substitution des
verschwindenden Kohlenstoffes durch Wolfram ein. In kurzer Zeit ist
der ganze Kohlenfaden mit einer Wolframhulle bedeckt. Bei der
hohen Temperatur l6st der im Innern noch vorhandene Kohlenstoff
das Wolfram zu einem Karbid auf und diffundiert auf die Ober-
flache. Hier oxydiert er nun wieder und bringt aquivalente Mengen
von Wolframmetall zur Abscheidung. Der Faden wird immer wolfram-
hal tiger, der Kohlenstoff nimmt fortwahrend ab, schliefilich ist er
ganz wegoxydiert. Es verbleibt ein Faden aus reinem Wolfram.
Damit der Vorgang richtig ablauft, mufi die zugefuhrte Wasserstoff-
menge sehr klein sein, da sonst der Wasserstoff neben dem Chlor
auch den Sauerstoff, dieses zur Entfernung des Kohlenstoffes not-
wendige Element des Wolframoxychlorids, selbst bindet. Das Resultat
ist, dafi bei Gegenwart grofierer Wasserstoffmengen eine Hulle von
Wolframmetall den gliihenden Kohlenstoff umkleidet, welcher bei
dem Vorgang nicht entfernt wird, sondern als Kern des Fadens
zuruckbleibt. Wolframfaden, die Kohlenstoff enthalten, sind fur Gluh-
lampenzwecke vollig unbrauchbar, da das entstehende Wolframkarbid
viel defer schmilzt als das reine Wolfram. Es ist also beim Sub-
stitutionsverfahren besonders wichtig, den Kohlenstoff ganzlich zu
entfernen. Oft geschieht es, dafi auch bei Anwendung geringer
Mengen Wasserstoffgas neben Wolframoxychlorid der Kohlenstoff
nicht bis auf die letzten Spuren entfernt wird. Es mufi dann der
Faden einer Nachbehandlung unterworfen werden. Die Nachbehand-
lung (D. R. P. 184379 vom 9. Juli 1905) kann darin bestehen, dafi
man die formierten Faden in einem Tiegel in ein feines Pulver von
niederen Wolframoxyden einbettet und auf etwa 1600 ° C erhitzt.
Dabei vollzieht sich die Oxydation des in den Faden enthaltenen
Kohlenstoffes auf Kosten des Sauerstoff es der Wolframoxyde nach
f olgendem Schema : 2 C -f- WO = W -\- 2 CO. Hierbei scheidet sich
das Wolfram nur als loses Pulver in der Nahe der Faden ab. Nach
mehrstiindiger Behandlung sind die Faden ganzlich kohlenstofffrei.
Auch eine zweite Methode wurde von den Erfindern angegeben,
nach welcher es moglich ist, den Kohlenstoff aus den Faden restlos
zu entfernen (D. R. P. 193221 vom 9. Februar 1906). Diese Methode
erinnert sehr an den Formierungsprozefi des Osmiums und die Ver-
— 39
fahren der Auergesellschaft (D. R. P. 182683, 1905). Die nach dem
Substitutionsverfahren dargestellten noch kohlenstoffhaltigen Wolfram-
faden werden einer oxydierenden Behandlung in einer wasserdampf-
haltigen Atmosphare unterworfen. Der Sauerstoff aus dem Wasser-
dampf oxydiert nach dem Vorgang C -f- H^ O = CO -f- H2 den
Kohlenstoff aus dem auf etwa H9o°C erhitzten kohlenstoffhaltigen
Wolframfaden heraus. Das Substitutionsverfahren gibt auch die
Moglichkeit , Wolframfaden von ungleichformigem Querschnitt zu
egalisieren. Die Egalisierung wird an Faden ausgefiihrt, aus welchen
der Kohlenstoff bereits ganzlich entfernt wurde. Der Prozefi wird
auch in einer Wolframoxychlorid- oder Wolframhexachloridatmo-
sphare ausgefuhrt, nur wird diesmal mehr Wasserstoff zugefuhrt, als
beim Substitutionsprozefi der Fall war, da jetzt dem Wasserstoff
allein die Rolle zufallt, das Oxychlorid bezw. Hexachlorid zu redu-
zieren. Der Faden von ungleichformigem Querschnitt wird durch
elektrischen Strom auf helle Rotglut erhitzt. Hierbei gluhen die
Stellen von geringerem Querschnitt heller und scheiden deshalb aus
der umgebenden Atmosphare mehr Wolfram aus als die dunkler
gluhenden, dickeren Partien. Infolgedessen wird nach kurzer Zeit
der Querschnitt des Fadens vollkommen gleichmaBig. Der Reduk-
tionsvorgang der Wolframoxychloride bezw. des Wolframhexachlorids
spielt sich in folgender Weise ab:
TFOo C/o -f 3 H2 = W+zH2 O + 2.HCI;
WOCl± + 3H*=W+H20 + 4HCl; JFC/6 + 3 H« = W+ 6 HCL
Das Substitutionsverfahren wurde in der Form, wie soeben
beschrieben, in der Technik praktisch kaum in groBerem Mafistabe
ausgefuhrt. Das Verfahren, mag es von noch so grofiem theore-
tischen Interesse sein, hat sich als zu umstandlich und mit dem viel
einfacheren Spritzverfahren als kaum konkurrenzfahig erwiesen. Wir
sehen auch in der Folge, wie die Erfinder und Inhaber des Sub-
stitutionsverfahrens Patente anmelden, die immer mehr den Charakter
des gewohnlichen Wolframspritzverfahrens annehmen. Die Gesell-
schaften, welche nach dem Verfahren fabrizierten, haben auch Gluh-
lampen in den Handel gebracht, deren Leuchtkorper rohrenformige
Gebilde waren. Solche Wolframfaden sind nach dem Substitutions-
verfahren leicht herzustellen, indem man auf dem Trager aus Kohle
einen Mantel aus Wolfram herstellt und nachtraglich die Seele aus
Kohle durch Oxydation vollstandig entfernt. Solche rohrenformige
Leuchtkorper besafien natiirlich einen grofieren elektrischen Wider-
stand als die gewohnlichen massiven Wolframdrahte, und man konnte
deshalb schon mit drei solchen hohlen Faden eine no Volt-Lampe
— 40 —
konstruieren. Die hohlen Wolframfaden haben sich aber in der
Praxis nicht bewahrt, da die Wande der Faden beim Brennen oft
zusammenfielen , die Belastung der einzelnen Partien des Leucht-
korpers sehr ungleichmafiig wurde und schnell zur ZerstSrung des
Fadens fuhren mufite.
Die Wolframspritzverfahren.
Die grOfite praktische Bedeutung fur die Herstellung von
Wolframgluhk6rpern batten bis vor kurzem die Verfahren, welche
man mit dem allgemeinen Namen Wolframspritzverfahren bezeichnen
kann. Als Wolframspritzverfahren sind alle diejenigen Verfahren zu
bezeichnen, bei welchen Wolfram oder Wolframverbindungen , mit
den verschiedensten Bindemitteln zu einer Paste vereint, unter hohem
Druck zu Faden geprefit werden, welche dann durch geeignete Nach-
behandlung in Drahte aus reinem Wolfram umgewandelt werden.
Das W'olfram wird den Pasten in Form von feinstem Pulver ein-
verleibt. Die W^olframverbindungen mussen durch Wasserstoff zu
Wolfram reduzierbar sein. Die Wahl der W'olframverbindungen an
Stelle des reinen Wolframs wird im allgemeinen in der Weise
getroffen , dafi Verbindungen gewahlt werden , welche sich zu
klebenden, zahen und plastischen Massen gestalten lassen und somit
die Anwendung eines separaten Bindemittels uberflussig machen.
Als Bindemittel konnen die verschiedensten Substanzen verwendet
werden. So k6nnen organische oder anorganische Klebstoffe oder
plastische Massen, Kolloide und schlieBlich sogar Metallmischungen,
welche bei bestimmten Temperaturen plastische Eigenschaften an-
nehmen, als Bindemittel zur Anwendung gebracht werden. Die
Wolframspritzverfahren kann man also einteilen: i. Verfahren mit
organischen Bindemitteln, 2. Verfahren mit anorganischen Binde-
mitteln, 3. Kolloidverfahren, 4. Amalgamverfahren.
Verfahren mit organischen Bindemitteln.
Zu dieser Gruppe zahlen die wichtigsten und praktisch erfolg-
reichsten Patente. Man kann wohl behaupten, dafi nach dem Spritz-
verfahren mit organischen Bindemitteln vor der Einfuhrung des
Wolframziehverfahrens der weitaus grofite Teil aller Wolframlampen
fabriziert wurde. Das Prinzip des Verfahrens wurde von dem
identischen alten Osmiumpasteverfahren ubernommen und nur fiir
das Wolfram adaptiert. Deshalb hatten die Gesellschaften , welche
friiher die Osmiumlampe f abrizierten , die grofiten Erfolge zu ver-
zeichnen. Die organischen Bindemittel haben vor den anorganischen
den Vorteil der grofien Bindekraft, so daB der Zusatz geringster
Mengen von Substanzen, wie Gummi, Tragant, Zucker, Kasein,
Kollodium usw. geniigt, um grofie Mengen Wolframpulver zu
plastischen Massen zu vereinen. Das ganze Verfahren wird un-
gefahr auf folgende Weise ausgefuhrt: Ganz feinpulveriges und fein-
gesiebtes Wolfram wird mit einer wasserigen Losung eines oder
mehrerer organischer Klebstoffe versetzt und mit diesen fein ver-
ruhrt. Die dunnflussige Mischung wird unter standigem Digerieren
am Wasserbade eingedampft, bis eine sehr zahe, plastische Masse
zuriickbleibt. Diese Masse wird mit der Hand tuchtig durchknetet
und der so erhaltene Klumpen so lange am Wasserbade getrocknet,
bis die richtige Zahigkeit und Konsistenz erreicht ist. Durch lange
Erfahrung vermag der Arbeiter solche Fasten mit grofier Gleich-
mafiigkeit herzustellen. Die fertigen Fasten werden nun zu Faden
geprefit. Zu diesem Zweck wird die Paste zwischen den Hand-
flachen zu einem fingerdicken, walzenformigen Gebilde gestaltet und
in einen passenden, dickwandigen Stahlzylinder eingefuhrt. Der
untere Teil des Zylinders ist durch eine Stahlfassung verschraubt,
in deren Mitte sich eine Diamantduse befindet. Von oben wird nun
in den Stahlzylinder ein feingeschliffener und luftdicht passender
Stahlstempel eingefuhrt und ganz langsam vermittelst einer starken
Handpresse oder einer hydraulischen Presse heruntergedruckt. Eine
Handfadenpresse, von der Firma Gebr. Koppe in Berlin fabriziert,
stellt Fig. 17 dar. In der Abbildung sieht man auch den Prefizylinder
samt Stempel und Mutter, in welcher sich die Prefiduse befindet.
Fig. 18 zeigt eine durch das D. R. P. 212615 von Jon- Prig&e i*1
Munchen geschutzte Fadenpresse in verbesserter Form. Bei den
gewormlichen Fadenpressen machten sich zwei Umstande besonders
unangenehm bemerkbar. Der erste besteht in der raschen Abnutzung
des Stempels und Prefizylinders , der zweite darin, daB die PreB-
masse infolge des hohen Druckes in die feinsten Fugen eindringt
und oft zwischen Dusenfassung und Zylinderboden in die Gewinde-
gange der AbschluBmutter gelangt, wodurch das Losen derselben
haufig unmogiich wird. Diese Ubelstande werden durch Verwendung
der Fadenpresse nach Prigge vollkommen vermieden. In den
unteren Teil des Prefizylinders ist ein auswechselbarer, konischer
Einsatz C aus glashartem Stahl eingepaBt. Die Duse D bezw. die
Dusenfassung ist kugelformig gestaltet und in die entsprechend
geformte Abschlufiflache des Einsatzes C eingeschliffen. Durch An-
ziehen der Abschlufimutter wird bei dieser Anordnung eine voll-
standig sichere Abdichtung zwischen Einsatzboden und Dusenfassung
erreicht. — Unter dem hohen Druck, welcher sich hauptsachlich nach
der Gr6fie der Dusenoffnung richtet, spritzt aus der Diise em weicher,
jedoch geniigend fester Faden hervor, welcher zickzackformig auf
hin und her gefuhrten Pappen aufgefangen wird. Nun werden die
Faden auf den Pappscheiben belassen und in einem Ofen bei etwa
150 ° C getrocknet. Dadurch werden sie so hart und elastisch, dafi
sie sich bequem zu Bugeln zerschneiden
und in Eisenschiffchen , ohne die Form zu
verandern, zusammenlegen lassen. Die
Eisenschiffchen werden nun in ein Eisen-
rohr eingefiihrt, durch welches Wasserstoff
Fig. 17-
oder ein Gemisch von Wasserstoff und Stickstoff stromt. Das Eisen-
rohr wird mit Hilfe eines Gasgeblases zur Rotglut gebracht, wobei
der grofite Teil des in den Faden enthaltenen Klebstoffes in Form
von Teer und Wasserdampf entweicht. Es bleiben zum Schlufi im
Eisenschiffchen Faden zuruck, welche hauptsachlich aus Wolfram
und nur zum geringen Teil aus Kohle bestehen. Die Kohle, welche
von dem verkohlten Bindemittel herruhrt, bewirkt eine recht betracht-
liche Festigkeit der Faden, so dafi man mit diesen bei den nach-
folgenden Operationen ohne besonderen Bruch handhaben kann.
Die Faden werden jetzt der Formierung unterworfen. Diese Ope-
ration ist besonders wichtig und interessant. Das Formieren bewirkt
43 —
die Uberfuhrung des kohlenstoffhaltigen Wolframfadens in einen
Draht aus ganz reinem Wolfram. Zu diesem Zwecke wird der Roh-
faden unter eine Glasglocke, den Formierzylinder, gebracht und ver-
mittelst Klemmen an eine elektrische Stromquelle geschaltet. Das
untere Ende des Fadenbugels wird mit einem passenden Gewicht
beschwert, damit der Faden sich wahrend des Formierprozesses nicht
verbiegt, sondern schon gerade gestreckt wird. Der Formierzylinder
wird von wasserdampfhaltigem Wasserstoff, dem zur Verdunnung
grofiere Mengen Stickstoff beigemischt sind, durchstromt. Der Zusatz
von Stickstoff ist aus dem Grunde vorteilhaft, weil dadurch erstens
der Wasserstoffverbrauch geringer wird, aufierdem groBe Strom-
ersparnisse zu erzielen sind, da der reine Wasserstoff ein vortreff-
licher Warmeleiter ist und als solcher den gliihenden Faden derart
abkuhlt, dafi ein verhaltnismafiig viel groBerer Strom als im Stick-
stoff-Wasserstoffstrom verwendet werden mufi, um den Faden auf
die gleiche Temperatur zu erhitzen. Ist der Formierzylinder geniigend
mit Formiergas (so wird namlich das Gasgemisch genannt) gespiilt,
so wird der Faden unter Strom gesetzt und zuerst auf helle Rotglut,
etwa noo°C, gebracht. Hierbei spielt sich ein Oxydationsvorgang
ab, indem der im Rohfaden enthaltene Kohlenstoff auf Kosten des
im Wasserdampf vorhandenen Sauerstoffs zu Kohlenoxyd verbrennt:
C-f- H2O = CO -j- H2. Das Wolfram wird vom Wasserdampf bei
diesen Temperaturen infolge der Gegenwart von Wasserstoff nicht
angegriffen. In kurzer Zeit wird der gesamte Kohlenstoff weg-
oxydiert und es verbleibt ein mattgrauer Wolframdraht von metall-
schwammartiger Struktur zuruck. Die Zeitdauer, welche zur voll-
standigen Entfernung des Kohlenstoff s notwendig ist, richtet sich
nach der Dicke des zu formierenden Fadens und dem Partialdruck
des Wasserdampfes. Bei dicken Faden ist es deshalb vorteilhaft,
zur Beschleunigung des Formiervorganges das Formiergas hinreichend
mit Wasserdampf zu sattigen, etwa dadurch, dafi man vor dem
Eintritt in den Formierzylinder das Formiergas durch ein mit Wasser
gefulltes Gefafi streichen lafit. Dieselbe Wirkung wie der Wasser-
dampf hat auch ein entsprechender Zusatz von Kohlensaure, welche
mit dem Kohlenstoff des Rohfadens auch Kohlenoxyd bilden kann:
CO2 -f- C = 2 CO. Bei dunneren Faden , wie solche hauptsachlich
fur Gluhlampen in Betracht kommen, ist ein besonderer Zusatz von
Wasserdampf oder Kohlensaure zum Formiergas nicht erforderlich.
Dafur geniigt schon die geringe Menge von Sauerstoff oder Wasser-
dampf, welche in jedem Formiergas als Verunreinigung enthalten ist.
So kommt es, daB viele Firmen die Bedeutung des Wasserdampf-
44
formierprozesses , welcher der Auergesellschaft durch Patente ge-
schutzt war, unterschatzt haben, indem sie glaubten, dafi die Ent-
fernung des Kohlenstoffs auch bei der Formierung der Rohfaden in
vollig sauerstoff- und wasserdampffreien Atmospharen gelingt. Sie
glaubten, dafi der Kohlenstoff mit dem Wasserdampf des Formier-
gases sich zu Methan vereinigt - - C -\- 2 H2 — *• CH^ - - und dafi
auch auf diese Weise die Entfernung des Kohlenstoffs aus dem Roh-
faden gelingt. Dafi dies praktisch nicht der Fall sein kann, beweist
die Tatsache, dafi bei Gegenwart der geringsten Spuren von Methan
im Formiergas gerade der entgegengesetzte Vorgang stattfindet, d. h.
das Methan zerfallt in Wasserstoff und Kohlenstoff, welcher mit dem
Wolfram ein Karbid bildet. Freilich ist es auch prinzipiell m5glich,
da es sich beim Zerfall des Methans offenbar um ein reversibles
Gleichgewicht handelt, dafi auch der entgegengesetzte Vorgang, wenn
auch in verschwindendem Mafie, stattfindet. Gerade in der aller-
letzten Zeit wurden von .Wl. Ipatiew (,,Journ. f. prakt. Chemie"
1913, Bd. 87, S. 479 bis 487) Bedingungen aufgefunden, bei welchen
die Synthese des Methans gelingt. Bei hohen Drucken findet die
Synthese des Methans aus Kohle und Wasserstoff bei Gegenwart
von reduziertem Nickel als Katalysator bei 510 bis 520° C statt.
Dafi auch Wolfram ahnliche katalytische Wirkungen ausiiben konnte,
scheint sehr wahrscheinlich. Demnach durfte bei den eben erwahnten
Bedingungen eine Formierung mit reinem Wasserstoff als moglich
zu betrachten sein. Bei den gewohnlichen Bedingungen der Formierung
geht die Bildung des Methans jedoch in derart verschwindend
geringem Mafie vor sich, dafi an eine praktische Ausiibung eines
solchen Verfahrens gar nicht zu denken ware. In den grofien
Prozessen, welche die Auergesellschaft mit den Firmen fiihrte, ist
es ihr auch gelungen, nachzuweisen, dafi in einem vollig von Wasser-
dampf und Sauerstoff befreiten Formiergas die Entfernung des Kohlen-
stoffs aus dem Rohfaden bei der in Betracht kommenden Temperatur
von etwa 1100° C und dariiber nicht gelingt. Bei viel hoheren
Temperaturen tritt auch ein anderer Vorgang ein, welcher auch zur
Entfernung des Kohlenstoffs aus dem Rohfaden fuhrt, die Zyan-
bildung. Bei der hochsten Weifiglut, 1900 bis 2000 ° C, verbindet
sich namlich der Kohlenstoff mit dem im Formiergas enthaltenen
Stickstoff zu Dizyan: 2 C -\- N2 — (C/V).,, welches Gas weggefuhrt
wird. Auch dieser Vorgang wurde der Auergesellschaft (D.R.P. 194653
vom 12. August 1905) fur die Entfernung des Kohlenstoffs aus dem
Rohfaden geschutzt. Ist durch den Formierprozefi der gesamte
Kohlenstoff entfernt, so wird nunmehr der Wolframfaden stufenweise
— 45 —
auf die hochste Glut gebracht. Der Faden sintert dabei sehr zusammen
und wird wesentlich kurzer. Die endgultige Formiertemperatur liegt
viel hoher als die Temperatur, welcher der Wolframdraht in den
Gluhlampen selbst ausgesetzt wird. Dies ist deshalb notwendig,
damit der Faden beim Brennen in der Lampe sich nicht weiter ver-
andert und dadurch etwa die Lebensdauer der Lampe ungunstig
beeinflufit. Der fertig formierte Wolframdraht besitzt eine glanzende,
metallische Oberflache und zeigt alle Eigenschaften der reinen Metalle.
Fig. 19. Formierapparat fQr Wolframfaden.
Er ist aber sehr sprode und briichig und wird nur bei dunkler
Rotglut ganz weich und biegsam. Die Formierdauer betragt bei
gewphnlichen Faden etwa 3 Minuten. Einen Formierapparat, in
welchem einige Faden auf einmal formiert werden konnen, zeigt
Fig. 19 (Fabrikat der Firma Gebr. Koppe in Berlin). Durch einen
besonderen Kunstgriff gelingt es auch beim Formieren, aus den
gewohnlichen vollen Rohfaden hohle, rohrenformige Wolframdrahte
herzustellen (D. R. P. 193292, 1906). Zu diesem Zwecke wird der
Faden nicht allmahlich stufenweise, sondern moglichst rasch auf die
hochste Formierglut gebracht. Bei dieser Behandlung entsteht an
der Oberflache des Rohfadens sehr schnell ein starrer Mantel aus
Wolframmetall, welcher nicht mehr in gleichem Mafie mit dem noch
unveranderten Innern welter zusammenschrumpfen kann. Dadurch
entsteht im Innern des Fadens, seiner ganzen Lange nach, ein Hohl-
raum. Praktische Bedeutung haben die hohlen Wolframf aden , wie
vorhin erwahnt, nicht erlangt. Von einigem Interesse ist noch die
Tatsache, dafi fur die Formierung g'anz dtinner Drahte nur Gleich-
strom verwendet werden kann (Deutsche Anmeldung D. 16373, VIII,
vom 21. Oktober 1905). Bei der Formierung solcher Faden mit
Wechselstrom macht sich der Einflufi des Erdmagnetismus auf die
leichten und vom starken Strom durchflossenen Gebilde unangenehm
bemerkbar, indem durch diesen die Faden oft verdreht und ver-
zogen werden.
Alle anderen Methoden, welche sich auch organischer Binde-
mittel zur Herstellung der Wolframfaden bedienen, versuchen auf
verschiedenen Wegen der Notwendigkeit der Wasserdampfformierung
auszuweichen. Zu diesem Zweck werden vielfach organische Binde-
mittel vorgeschlagen , welche bei der trockenen Destination der
geprefiten Faden, ohne zu verkohlen, sich verfliichtigen und einen
nur aus reinem Wolfram bestehenden Faden zurucklassen. Hierher
gehort das Patent!] von Dr. Majert (D. R. P. 233945), welcher Wolfram-
saureglyzerinester verwendet, und die Patente von Johann Lux
(D. R. P. 194171), welcher die Verwendung von Kampfer oder Pinen-
chlorhydrat als Bindemittel schutzen liefi. Zu erwahnen ist hier noch
das Verfahren von Dr. Aladar Pacz (D. R. P. 245190 vom
12. Juni 1909). Hiernach wird eine Ammoniumwolframatlosung mit
Salzsaure und Gallusgerbsaure gefallt. Der entstehende schwarzblaue
Niederschlag, welcher im wesentlichen die Verbindung //6TF^C9O3
darstellt, lafit sich sehr gut durch Diamantdusen zu Faden pressen.
Beim . Gluhen der Faden zerfallt die Verbindung unter Entwicklung
von Kohlenoxyd und Benzoldampf und lafit reines Wolframmetall
zuruck. Der Zerfall geht nach folgendem Schema vor sich:
//6TF2C9O3 = TF2 + C6//6 + 3 CO. - - Der Vorteil der Erfindung
soil auch darin bestehen, dafi die nach diesem Vorgang hergestellten
Faden unter starker Schrumpfung zusammensintern (Schrumpfung
etwa 75 % der benutzten Diisengrofie), wodurch sich dieses Ver-
fahren zur Herstellung sehr dunner Drahte besonders gut eignet.
Nach anderen Verfahren wieder wird der Entkohlungsprozefi
vermittelst der Wasserdampfformierung dadurch zu vermeiden gesucht,
dafi der mit organischen Bindemitteln hergestellten Wolframpaste
Verbindungen zugesetzt werden, welche mit der Kohle beim Gluhen
in Wechselwirkung treten und diese in Form fluchtiger Verbindungen
aus dem Wolframfaden ganzlich entfernen konnen. So wird z. B. der
— 47
Wolframpaste Wolframtrioxyd oder Wolframdioxyd in solcher Menge
zugesetzt, dafi diese genugt, um den ganzen Kohlenstoff als CO
bezw. CS2 beim Formierprozefi zu entfernen. Gewohnlich wird
sogar ein kleiner Uberschufi von diesen Verbindungen (WO%, WS.2)
zugesetzt, da der zuruckgebliebene Rest leicht durch den Wasserstoff
zu Wolfram reduziert wcrden kann (Dr. Just, D. R. P. 182766 vom
I.November 1904). Hierher gehoren auch die Patente von Johann
Lux (D. R. P. 193920 und 194894), nach welchen die Entkohlung
vermittelst der Oxyde oder Sulfide leichtfluchtiger Metalle bewirkt
wird. Der Spritzmasse wird hier Zinkoxyd oder Kadmiumoxyd
bezw. die entsprechenden Sulfide dieser Metalle zugesetzt. Der
Sauerstoff bezw. Schwrefel dieser Metalle tritt mit dem Kohlenstoff
in Wechselwirkung unter Bildung fluchtiger Verbindungen, wahrend
das gleichzeitig entstandene Zink- bezw. Kadmiummetall bei dem
Formierprozefi aus dem Faden restlos herausdestilliert. Der Vorgang
ist in chemischen Formeln ausgedruckt der folgende:
TF+(Z», Cd)'0+C=W(Znt Cd)+CO;
W(Zn, Cd)==W+(Zn, Cd};
W+ 2 (Z», Cd} S + C= = W+ 2 (Z«, Cd) + CS,.
Das Verfahren soil noch den Vorteil besitzen, dafi man infolge
der starken Schwindung aus verhaltnismafiig dicken Rohfaderi nach
der Beendigung der Formierung ganz dunne Wolframdrahte erhalt.
Eine Reihe anderer Patente gibt Methoden an, nach welchen
die Entkohlung der Wolframfaden durch Anwendung entsprechender
Formiergase bewirkt werden kann. Ein solches Verfahren hat sich
z. B. die Wolframlampen-Akt.-Ges. (D. R. P. 199040) schutzen lassen.
Das Verfahren beruht darauf, dafi der Formierprozefi in einer Atmo-
sphare sulfurierender und reduzierender Gase ausgefuhrt wird. So
wird z. B. ein kohlenstoffhaltiger Wolframrohfaden in einer Gas-
atmosphare erhitzt, in welcher neben dem Wasserstoff geringe Mengen
von Schwef el wasserstoff sich befinden. Der Schwefelwasserstoff
zerfallt infolge der Glut des formierten Fadens in Wasserstoff und
Schwefel, welch letzterer sich mit dem Kohlenstoff zu dem fluchtigen
Schwefelkohlenstoff vereinigt. Wohl wird bei diesem Prozefi auch
das Wolfram zum Teil zu Schwefelwolfram umgew-andelt, jedoch
wird dieses durch den gleichzeitig vorhandenen Wasserstoff wieder
zu Metall reduziert. Ein anderes Verfahren dieser Art ist das Ver-
fahren von Dr. Hollefreund (D. R. P. 210326 vom 26. Juni 1906).
Das Patent schutzt dem Erfinder die Anwendung des in Form von
Xitriden gebundenen Stickstoffs. Ein Nitrid, insbesondere das
Phospham PN2 H, wird der Spritzmasse in entsprechender Menge
48
zugesetzt. Die gluhenden Rohfaden zersetzen bei der Formierung
das Phospham in 7V2, P und //2. Der Stickstoff verbindet sich mit
dem Kohlenstoff zu Zyan, der Phosphor entfernt alle Spuren von
Sauerstoff, und der Wasserstoff bewirkt die noch eventuell erforder-
liche Reduktion.
Verfahren mit anorganischen Bindemitteln.
Diese Verfahren haben den Vorteil, daB der Kohlenstoff hierbei
ganzlich vermieden wird, wodurch man sich die Schwierigkeit der
Entkohlung erspart. Als geeignete Bindemittel, welche mit Wolfram-
pulver plastische Massen liefern, wurde z. B. von der Wolframlampen-
Akt.-Ges. (D. R. P. 185585) Schwefel, von Wilhelm Heinrich
(D. R. P. 214493) Schwefelphosphorverbindungen, von Dr. Joh.
Schilling (D.R. P. 223498) Schwefelammonium und (D.R. P. 236554)
Ammoniak, von Dr. Fritz Eisner (engl. Pat. 17469, 1910) Hydrazin
vorgeschlagen. Bei diesen Verfahren, insbesondere dem Verfahren von
Schilling, ist es notwendig, ein besonders feines, fast kolloidales
Wolframpulver zu verwenden, wenn genugend plastische Massen
'erzielt werden sollen. Interesse verdierit noch das Verfahren von
Johann Lux (D. R. P. 200938 vom 16. Juni 1905), welcher als
Bindemittel kolloidale Wolframsaure oder Ammoniumwolframat ver-
wendet. Diese Substanzen bilden mit wenig Wasser klebrige, zahe,
gummiahnliche Flussigkeiten, welche, mit feinem Wolframpulver ver-
•mengt, eine plastische Masse ergeben, die nach gewohnlicher Art zu
Faden gespritzt werden kann. Zur Umwandlung der Rohfaden in
Faden aus reinem Wolfram ist es nur erforderlich, dieselben bei Gegen-
wart reduzierender Case zu formieren. In zahlreichen Patenten lafit
sich die Firma Siemens & Halske in Berlin die Verwendung von
plastischen anorganischen Wolframverbindungen, hauptsachlich Ammo-
niumwolframate, als Pastematerial fur Wolframfaden schiitzen. Wir
sehen, daB diese Patente sich kaum wesentlich von dem oben be-
schriebenen Patent von J. Lux unterscheiden konnen. Dr. Leiser
hat in seinem Buch: ,,Das Wolfram", S. 154, den Wert dieser Patente
zur Genuge charakterisiert.
Wo If r am kolloid verfahren.
Wir gehen nun zur Besprechung des Wolframspritzverfahrens
nach Dr. Hans Kuzel (D. R. P. 194348 vom 25. Juli 1905; D. R. P.
206911 vom 28. Juni 1908; D. R. P. 208599 vom 16. Oktober 1908)
iiber. Dr. Kuzel benutzt in seinem Verfahren kolloidales Wolfram
zur Herstellung von homogenen plastischen Massen, welche sich zu
— 49 —
Faden spritzen lassen. Das kolloidale Wolfram stellt der Erfinder
her, indem er feinstes Wolframpulver durch abwechselnde Behand-
lung mit Sauren und Alkalien derart anatzt, dafi sich das Metall
schliefilich in reinstem destillierten Wasser lost. Durch Zusatz von
beliebigen Elektrolyten wird aus dieser kolloidalen Losung des
Wolframs das gelatinose Wolframgel ausgefallt. Das Wolframgel
besitzt eine grofie Klebekraft, so dafi man diesem grofie Mengen
von gewohnlichem kristallinen Wolframpulver zusetzen und beide zu
einer homogenen, plastischen Masse gestalten kann. Diese Masse,
welche nur aus Wolf ramme tall und kolloidal gebundenem Wasser
besteht, lafit sich zu Faden spritzen, welche durch einf aches Erhitzen
im Vakuum oder inerter Atmosphare in Faden aus reinem Wolfram
umgewandelt werden konnen. Die Erhitzung der getrockneten
Wolframfaden vermittelst des elektrischen Stromes wird durch die
Tatsache erschwert, dafi die Faden den elektrischen Strom fast gar
nicht leiten. Diese Erscheinung wurde bereits fruher auch bei
anderen kolloidalen Metallen beobachtet. Damit nun die Faden
elektrisch leitend werden, werden dieselben auf etwa 80 ° C erhitzt,
bei welcher Temperatur sich eine geringe Leitfahigkeit der Faden
einstellt. Nun ist es moglich, einen wenn auch nur schwachen
Strom durchzuschicken. Dadurch gerat der Faden in Glut, leitet
den Strom immer besser und kann schliefilich bis auf hellste Weifi-
glut erhitzt werden. Hierbei sintert der Faden sehr stark, sowohl
seiner Lange nach, wie im Querschnitt, und bekommt das Aussehen
eines glanzenden Metalldrahtes. Es gelingt auch auf anderen Wegen,
den Kolloidfaden leitend zu machen. Man kann z. B. durch An-
wendung eines Stromes, dessen Spannung wesentlich hoher ist als
die gewohnlich fur die Formierung benutzte Spannung — mit etwa
1000 Volt - - einen Kolloidfaden zur Rotglut bringen und dadurch
auch fur Strome von gewohnlicher Spannung leitend machen. Auch
durch sehr hohes Erhitzen der Rohfaden in einem elektrischen Ofen
gelingt es, diese derart zu sintern, dafi sie fur den elektrischen
Strom leitend werden. Da der nach dem Kolloidverfahren her-
gestellte Rohfaden aufier Wolfram nur noch Wasser enthalt, so
genugt eine Erhitzung allein, um den Faden in einen Draht aus
reinem Wolfram zu uberfuhren. Es ist deshalb prinzipiell moglich,
die ganze Formierung im Vakuum auszufiihren. Vorteilhafter und
einfacher ist es jedoch, die Formierung in einer reduzierenden Atmo-
sphare durchzufiihren, da in dem Rohfaden immer noch betracht-
liche Mengen von Oxyden enthalten sind, wie es bei kolloidalen
Metallen fast immer der Fall ist, welche alsdann zu Wolfram redu-
MQller, Metalldrahtlampen. 4
ziert werden. Die Anwendung reduzierender Gasatmospharen zur
Formierung der Kolloidfaden erscheint insbesondere da notwendig,
wo ein absichtlicher Zusatz von kolloidalen Oxyden des Wolframs
zur Paste, wie durch besondere Modifikation des Kolloidverfahrens
vorgesehen (Zusatzpatent 205581 vom 4. August 1905), erfolgt 1st.
Den nach dem Kolloidverfahren hergestellten Wolframdrahten wird,
wie es sich aus dem Verfahren von selbst ergibt, die vollstandige
Kohlenstofffreiheit als besonderer Vorteil nachgeruhmt. Es besteht
aber kein Zweifel, dafi auch die nach dem Verfahren mit organischen
Bindemitteln hergestellten Wolframdrahte ebenso ganzlich frei von
Kohlenstoff hergestellt werden konnen. Als besonderer Nachteil des
Wolframkolloidverfahrens kann hingegen diese Tatsache hervor-
gehoben werden, dafi die nach diesem Verfahren hergestellten Wolfram-
faden haufig im Innern Hohlraume enthalten, welche deren Qualitat
und Lebensdauer ungiinstig beeinflussen. Aufierdem stellen sich
beim Pressen der Faden aus der kolloidalen Wolframpaste durch
die Diamantdiisen oft sehr betrachtliche Schwierigkeiten ein, die
zum Teil auf die Entmischung der Kolloide bei dem hohen, beim
Pressen angewendeten Druck zuruckzufuhren sind, welche Schwierig-
keiten die Fabrikation nach diesem Verfahren im groBen aufier-
ordentlich erschweren. Tatsachlich hatten die Firmen, welche nach
diesem, an sich h6chst interessanten und originellen Verfahren ge-
arbeitet haben, fast samtlich keinen gunstigen finanziellen Erfolg zu
verzeichnen.
Das Amalgamverfahren.
Zu den Wolframspritzverfahren ist schliefilich das sogenannte
Amalgamverfahren zu zahlen. Der Erfinder des Amalgamverfahrens
ist W. D. Coolidge in Schenectady. Nach seinem Verfahren (engl.
Pat. 23336, 1906) wird ein Amalgam, welches aus Quecksilber,
Kadmium und Wismut besteht, als Bindemittel fur das Wolfram-
pulver verwendet. Das Amalgam stellt bei gewohnlicher Temperatur
ein festes, duktiles, silberweifies Metall vor, welches bei loobis i2o°C
zu einer plastischen Masse wird. Zur Herstellung der Wolfram-
amalgampaste wird das Amalgam in einem auf etwa i2o°C erhitzten
Morser zum Schmelzen gebracht und diesem ungefahr die gleiche
Menge feingesiebten Wolframpulvers unter standigem Umruhren mit
dem Pistill portionenweise zugesetzt. Das Amalgam wird mit dem
Wolframpulver so lange verrieben, bis eine vollstandig homogene
Durchmischung zu einer silberweifien Paste erzielt ist. Diese Paste
kann man nun erkalten lassen und nach Bedarf zum Pressen der
Faden verwenden. Das Pressen geschieht in ahnlicher Weise wie
bei den anderen Spritzverfahren durch eine Diamantduse, nur wird
in diesem Fall sowohl die Prefiform wie Duse durch eine. geeignete
Vorrichtung auf etwa 100 ° C erhitzt. Aus der erhitzten Prefiform
spritzt unter dem Druck der hydraulischen Presse ein silberglanzender
Wolf ram amalgamfaden hervor und erstarrt sofort zu einem schonen,
metallischen, biegsamen Draht. Derselbe wird zu biigelformigen
Gebilden gestaltet und nun einer Behandlung unterworfen, durch
welche die Entfernung des Quecksilbers , Kadmiums und Wismuts
bewirkt wird. Zu diesem Zweck werden die btigelformigen Faden
in einem Schiffchen in ein Glasrohr eingefuhrt und im Vakuum auf
etwa 350 ° C erhitzt. Hierbei destilliert aus dem Faden das gesamte
Quecksilber mit dem grofiten Teil des Kadmiums heraus und es
bleiben graue, porose Wolframfaden zuruck, welche nur etwas
Wismut und ganz geringe Mengen Kadmium enthalten. Die Faden
werden hierauf in einem Eisenrohr, welches durch ein Geblase auf
helle Rotglut erhitzt wird, im Wasserstoffstrom langere Zeit be-
handelt, wodurch der grofite Teil der Fremdmetalle verdampft und
clie Wolframfaden selbst eine wesentliche Verfestigung erfahren. Jetzt
folgt das eigentliche Formieren der Faden, welches ahnlich verlauft
wie das Formieren der nach anderen Spritzverfahren hergestellten
Rohfaden. Die Faden werden im Vakuum, oder einfacher in einer
Atmosphare inerter oder reduzierender Gase durch elektrischen
Strom auf hohe Weifiglut erhitzt. Die letzten Spuren der in den
Faden noch enthaltenen Fremdmetalle oder sonstiger Verunreinigungen
verdampfen dabei, es tritt eine starke Sinterung ein, bis schliefilich
ein fester, glanzender Draht aus ganz reinem Wolfram resultiert.
Das Amalgamverfahren wurde eine Zeitlang von der General Electric
Company in Amerika und der British Thomson Houston Co. in London
ausgeubt. Das Verfahren scheint jedoch nach kurzer Zeit durch
das gewohnliche Pasteverfahren mit organischen Bindemitteln ver-
drangt worden zu sein.
Die Wolframfaden, welche nach den verschiedensten Spritz-
verfahren hergestellt wurden, waren trotz der grofien chemischen
Reinheit des Metalls sehr sprode und briichig. Wollte man die Form
der fertigen Wolframdrahte verandern, so machte man sich dafur die
Eigenschaft der Faden, in der Warme schon bei etwa 500 ° C bieg-
sam zu werden, zunutze.
In neuester Zeit ist es gelungen, bei gewohnlichen Tempe-
raturen biegsame und duktile Wolframdrahte nach dem gewohnlichen
Wolframspritzverfahren herzustellen (Vereinigte Gluhlampen- und
Elektrizitats-Akt.-Ges. in Ujpest. Ung. Patentanmeldung, Grundzahl:
— 52 —
J. 1409 vom 8. Marz 1912). Die Erfinderin hat die Beobachtung
gemacht, dafi durch Zusatz von Thoriumdioxyd zur gewohnlichen
Wolframpaste beim Einhalten gewisser Vorsichtsmafiregeln sich ganz
weiche und biegsame Drahte,' welche im wesentlichen aus Wolfram
bestehen, nach dem gew5hnlichen Spritzverfahren herstellen lassen.
Bei diesem Verfahren 1st vor allem die aufierst feine und gleich-
maBige Verteilung der beiden Komponenten - - Wolfram, Thorium-
dioxyd — in der Paste von grofiter Wichtigkeit. Zu diesem Zweck
wird Wolframsaure mit der Lftsung der entsprechenden Menge Thor-
nitrat (etwa .2 bis 5 Teile Thoriumdioxyd auf 100 Teile Wolfram-
pulver) gut verruhrt und so lange unter standigem Ruhren am
Wasserbade erhitzt, bis die breiige Masse ganz trocken wird. Hierauf
wird die Masse pulverisiert und bei 300 bis 400 ° C zur vollstandigen
Zersetzung des Thoriumnitrats erhitzt. Nun wird das Wolfram-
trioxyd-Thoriumdioxydpulver in Wasserstoff in gew5hnlicher Weise
reduziert. Die Erfinderin nimmt an, daB schon hierbei, also bei
1000 ° C, eine teilweise Reduktion des feinverteilten Thoriumdioxyds
vor sich geht, was sehr wenig glaubhaft erscheint. Das reduzierte
Pulver wird zu einer Paste mit einem gewohnlichen organischen
Bindemittel verarbeitet und die daraus geprefiten Faden in gewohn-
licher Weise karbonisiert und entkohlt. Nun folgt der wichtige
Prozefi des Sinterns dieser Faden. Die Sinterungstemperatur wird
so weit erhOht, als es der Faden ohne zu schmelzen uberhaupt ver-
tragt. Die Atmosphare, in welcher die Sinterung ausgefiihrt wird,
besteht aus vollkommen trockenem, sauerstofffreiem Wasserstoff. Wird
nun die Sinterung unter solchen Verhaltnissen genugend lange fort-
gesetzt, so bekommt man schliefilich einen Wolframdraht, der sich
auch bei Zimmertemperatur wie ein weicher Kupferdraht biegen lafit.
Dieser Effekt ist sehr auffallend, da bisher nach dem Pasteverfahren
niemals duktile Wolframdrahte hergestellt werden konnten. Als
Erklarung fur diese merkwurdige Erscheinung gibt die Erfinderin an,
dafi das Thoriumdioxyd bei den aufierordentlich hohen Sinterungs-
temperaturen in Gegenwart von Wolfram nach folgender Gleichung
reduziert wird: Th O2 -j- W= Tk -j- WO2. Das entstandene Wolfram-
dioxyd wird durch Wasserstoff wieder zu Metall reduziert, wahrend
sich das gebildete Thoriummetall mit dem Wolfram legiert. Die
Erfinderin hat auch beobachtet, dafi der Zusatz sehr geringer Mengen
von Halogensalzen , wie MgClv, ZnCl^, AlCl%, die Duktilisierung
nach dem beschriebenen Thoriumdioxydverfahren sehr begiinstigt.
Nach Ansicht der Erfinderin ist es die nach dem eben geschilderten
Verfahren hergestellte Wolframthoriumlegierung, welche die hervor-
53
ragende Duktilitat besitzt. Dem Verfasser scheint der erzielte Effekt
weniger auf die Entstehung einer duktilen Legierung, als auf die
durch die speziellen Bedingungen des Verfahrens erzielte vollstandige
Reduktion des Wolframmetalls zuruckzufiihren zu sein. Sowohl die
hohe Sinterungstemperatur, welche den Sauerstoffdampfdruck der
Wolframoxyde erhoht, als auch die Anwendung eines moglichst von
Sauerstoff befreiten Reduktionsgases sprechen dafiir, daB eine aus-
gezeichnete Reduktion unter solchen Bedingungen zu erwarten ware.
Sehr viele Tatsachen lassen nun die Vermutung zu, daB wirklich
vollkommen reduziertes Wolfram ein duktiles Metall darstellt. Die
Annahme hingegen, dafi das Thoriumdioxyd sich bei dem be-
schriebenen Verfahren vollkommen zu Metall reduzieren laBt, klingt
sehr unwahrscheinlich. Viel eher durfte das Thoriumdioxyd die
Rolle eines vermittelnden Reduktionskatalysators fiir die niederen
Wolframoxyde spielen.
Gegen die Annahme der Bildung einer Wrolframthoriumlegierung
kann man noch einen sehr ernsten Einwand erheben. Bekanntlich
ist das Thoriummetall verhaltnismafiig leicht schmelzbar (Schmelz-
punkt etwa i75o°C). Somit mufite auch das Thoriummetall beim
Brennen eines 2 bis 5 °/0 Thorium enthaltenden Wolframdrahtes mit
Leichtigkeit herausdestillieren und in kurzer Zeit eine intensive
Schwarzung der Gliihlampe verursachen. DaB dies aber nicht der
Fall ist, scheint dem Verfasser der beste Beweis dafur zu sein, daB
das Thorium in den nach dem Thoriumdioxydverfahren hergestellten
Wolframdrahten nicht als Metall, sondern als das viel weniger
fluchtige, farblose Thoriumdioxyd enthalten ist.
Ist die Ursache des nach dem Verfahren der Vereinigten
Elektrizitats-Akt.-Ges. erzielbaren Effektes noch nicht als ganz sicher-
gestellt zu betrachten, so ist die Erzielung des Effektes selbst eine
feststehende und sehr wichtige Tatsache. Das neue Verfahren kann
dem besten bisher bekannten Duktilisierungsverfahren des Wolframs
auf mechanischem Wege wiirdig an die Seite gestellt werden. In
vieler Hinsicht ist sogar das nach dem eben beschriebenen Verfahren
dargestellte Material besser als das auf anderem Wege gewonnene
duktile Wolfram. Vor allem bleibt der nach dem Thoriumdioxyd-
verfahren hergestellte Wolframdraht auch nach jeder noch so hohen
Erhitzung vollkommen duktil, wahrend die nach dem Ziehverfahren
hergestellten Wolframdrahte durch hohe Erhitzung ihre Duktilitat
zum groBten Teil verlieren. Die Gegenwart von Thoriumdioxyd in
dem Leuchtkorper verhindert auch das Auftreten des sogen. Wechsel-
stromeffektes, wie spater berichtet werden soil. Der einzige Nachteil,
54 —
welcher sich bei der Verwendung der nach dem Thoriumdioxyd-
verfahren hergestellten Wolframdrahte ergibt, 1st die Tatsache, daS
solche Wolframdrahte nur mit der gr6fiten Vorsicht sich *bei Gluh-
lampen fur hohe Spannungen verwenden lassen.
Den Einflufi eines Zusatzes von Thoriumdioxyd oder Oxyden
anderer Erdalkalien und seltenen Erden auf die Duktilitat des
Wolframs hat schon fruher die Westinghouse Metal Filament Lamp
Co. Ltd. in London erkannt und in Patenten geschutzt (franz.
Pat. 450762 vom 19. Dezember 1902; Prior, der osterr. Anm. vom
20. Dezember 1911). Die Neuheit und Patentfahigkeit der Erfindung
der Vereinigten Elektrizitats-Akt.-Ges. mufi deshalb sehr stark be-
zweifelt werden. Das Thoriumdioxydverfahren wird gegenwartig von
vielen Fabriken, welche das Wolframziehverfahren nicht ausiiben
diirfen, ausgeiibt.
Die Fabrikation der Wolframdrahte nach dem Spritzverfahren
war auch bei Anwendung der besten und einfachsten Verfahren recht
umstandlich. Mufite man doch jeden Fadenbiigel gesondert formieren,
eine Operation, die mindestens 2 bis 3 Minuten erforderte. Da die
grofiten Fabriken taglich fast l/2 Million solcher Faden herstellen
mufiten, kann man sich leicht vorstellen, welchen Umfang die Formier-
stationen in den Fabriken annehmen mufiten und welche Betriebs-
kosten sie verursachten. Die grofien Fabriken wandten deshalb fruh-
zeitig ihre Aufmerksamkeit dem Problem zu, die Formierung auf
automatischem Wege durchzufuhren. Dr. Fritz Blau hat sich in
dem V. St. Pat. 985502 vom 28. Februar 1911 einen Automaten zur
Formierung der Wolframdrahte geschutzt. Die Westinghouse Metal
Filament Lamp Co. Ltd. hat in dem D. R. P. 236711 vom 27. Marz
1910 einen sehr praktischen Apparat zum kontinuierlichen auto-
matischen Formieren von Wolframdraht angegeben. Der Automat
funktioniert sehr gut und ist auch heute bei einigen grofien Firmen
in Gebrauch. Die schematischen Zeichnungen (Fig. 20) zeigen die
Konstruktion des Westinghouseautomaten zur kontinuierlichen For-
mierung. Die Wolframpaste wird aus dem Prefizylinder / zu einem
Faden gespritzt und gelangt in einen umgekehrten trichterformigen
Raum 4, in welchem der Rohfaden vermittelst eines Brenners /
getrocknet wird. Der Faden gelangt sodann in ein trichterformiges
Gebilde 6, welches erlaubt, dafi dieser nach Bedarf in Spiralen auf-
gestapelt wird, ohne gegenseitige Verschlingung der einzelnen
Windungen. Die sogen. Kanne 6 fuhrt den Faden weiter in den
Formierapparat, welcher sich in der Kammer 8 befindet, die mit
Formiergas gespult wird. Der Eintritt fur den Faden in die Formier-
— 55 —
kammer befindet sich bei 7. 10 stellt eine Heizspirale vor, welche
das Karbonisieren des Fadens bewirken soil, wahrend 13 bis 79 die
elektrischen Kontakte darstellen, welche in entsprechendem Abstand
voneinander auf nichtleitenden Staben befestigt sind (12, von 3 u. 4)
und feine DurchlaBoffnungen fur den Faden, welche sich in einer
10
LJ
Fig. 20.
geraden Linie befinden, besitzen. Die Kontakte sind mit der Strom-
quelle // in der Weise verbunden, dafi die Regulierung des den
zwischen den benachbarten Kontakten befindlichen Teilen des Fadens
zuzufiihrenden Stromes, sowie des Gesamtstromes ohne weiteres ge-
lingt. Jeder Kontakt besteht aus einem aus Kupfer hergestellten
Arm 22, in welchem sich die Oeffnung 28 befindet. In dieser
Offnung liegt ein Quecksilbertropfen 2^, welcher nur durch Kapillar-
kraft sich an der Offnung festhalt. Der Faden, welcher die mit Queck-
silber gefullten Offnungen passiert, erhalt dadurch einen sehr guten,
sicheren Kontakt. Der durch den Faden zur Formierung desselben
- 56 -
durchgeschickte Strom wird so bemessen, dafi die Glut des Fadens
beim Passieren der Kontakte vom obersten zum untersten allmahlich
steigt und bei dem letzten Kontakt 79 die hochste Formierglut erreicht.
Die Kontakte 77, 18, 19, welche sich sonst durch die hohe Glut
des formierten Drahtes betrachtlich erwarmen wiirden, werden durch
entsprechende Kuhlschlangen 24 gekuhlt. Der fertig formierte
Wolframfaden tritt schliefilich aus der Formierkammer heraus und
wird auf die Rolle .27 aufgewickelt. In den Zusatzpatenten der
Westinghouse-Gesellschaft (D. R. P. 236712 vom 30. Oktober 1910;
D. R. P. 243652 vom i. Juni 1911; D. R. P. 244061 vom 24. Mai
1911; D. R. P. 244886 vom ii. Juli 1911) sind noch besondere Ver-
besserungen fur den Formierautomaten vorgesehen. Wie wir sehen,
stellt der Formierautomat der Westinghouse-Gesellschaft einen sehr
brauchbaren Apparat vor, der eine Konkurrenz mit dem neuesten
Wolframziehverfahren gestattet. Dies wird insbesondere dann der
Fall sein, wenn der Apparat in Kombination mit dem Wolfram-
Thoriumdioxyd-Duktilisierungsverfahren benutzt werden wird. Ein
anderes Verfahren, welches sich fur die Massenformierung von
Wolframfaden scheinbar gut eignet, ist das der Lichtwerke-G. m.
b. H. in Konkurs in Berlin (D. R. P. 246911 vom 19. Februar
1910) geschutzte Verfahren. Hier werden die biigelformigen Roh-
faden nicht einzeln durch elektrischen Strom erhitzt, sondern in
grofier Zahl in feuerfesten Schiffchen durch einen hocherhitzten
Rohrenofen, welcher mit reduzierenden Gasen gespult wird, hindurch-
geschickt und auf einmal gesintert. Die nach diesem Verfahren
hergestellten Faden sind wohl nicht vollstandig f ertiggesintert , die
Endsinterung mufi vielmehr nach Fertigstellung der Lampen durch
elektrischen Strom bewirkt werden.
Bevor wir zu dem Wolframziehverfahren ubergehen, wollen
wir noch kurz auch die Fabrikation des Molybdandrahtes nach dem
Spritzverfahren besprechen. Das Pasten, Pressen, Gliihen und
Formieren der Molybdanfaden geschieht in einer dem Wolfram vollig
analogen Weise. Der dabei erhaltliche Molybdandraht ist im Gegen-
satz zum Wolfram weich und biegsam. Man mufi nur, will man
biegsamen Molybdandraht erhalten, ein moglichst griindlich reduziertes
Molybdanpulver verwenden, sowie auf sehr grundliche Wasserdampf-
formierung bedacht sein. Die Tatsache der Biegsamkeit des Molybdan-
drahtes gab den Gluhlampenfachleuten die Hoffnung, dafi auch die
Duktilisierung des nur in sprodem Zustande bekannten Wolframs
einmal gelingen wird, eine Hoffnung, die friiher in Erfullung
gegangen ist, als es die groBten Optimisten erwartet haben.
— 57 —
Die Wolframziehverfahren und die Darstellung
streckbaren Wolframs.
In der Technik werden fast alle Metalle auf mechanischem
Wege durch Walzen und Ziehen auf Draht verarbeitet. Das Werk-
stuck passiert meistens im heifien Zustande eine Anzahl immer
kleiner werdender Walzprofile und wird von bestimmtem Durch-
messer ab vermittelst Ziehens durch Stahl-, Saphir- und Diamant-
diisen zu einem Draht von gewunschtem Durchmesser gestreckt.
Das Ziehen, welches bei verhaltnismafiig geringem Querschnitt des
Werkstuckes einsetzt, wird gewohnlich in der Kalte ausgefuhrt, wobei
der Draht immer nach dem Passieren einer Anzahl Diisen durch
Ausgluhen angelassen, d. i. weich gemacht werden mufi, da er durch
die mechanische Behandlung sehr bald hart wird. Es ist klar, daft
die Erfinder, als es sich darum handelte, Drahte aus Osmium, Tantal,
Wolfram und anderen Metallen fur Gluhlampenzwecke herzustellen,
in erster Linie daran dachten, die Drahte auf mechanischem Wege
herzustellen. Der hohe Schmelzpunkt, die erforderliche Reinheit
und leichte Oxydationsfahigkeit dieser Metalle erlaubten es nicht,
grofiere homogene Werkstucke aus diesen Metallen herzustellen. Man
war hftchstens in der Lage, kleine Klumpen aus diesen Metallen zu
erschmelzen oder dunne Stabchen zu sintern, welche jedoch, mit
Ausnahme von Tantal, bei gewohnlicher Temperatur zu sprode waren,
um irgend eine mechanische Behandlung zu vertragen. So sagt
auch Auer von Welsbach zu Beginn seiner Patentschrift
(D. R. P. 138135): ,,Die Herstellung absolut dichter Drahte oder
Faden aus Osmium war nicht moglich, da das nur in den hochsten
Temperaturen schmelzbare Osmium sich als Regulus in keinerlei
Weise, wreder durch Ziehen noch durch Walzen, infolge seiner grofien
Sprodigkeit bearbeiten lafit." Der Erfinder mufite also einen Umweg
wahlen, um zu Drahten aus diesem Metall zu gelangen. Beim
Wolfram verhielt sich die Sache vollig analog. Auch dieses Metall,
durch Sinterung oder Schmelzen erhalten, war bei gewohnlicher
Temperatur ganz sprode und liefi eine mechanische Behandlung nicht
zu. Wohl wufite man, dafi dieses Metall bei dunkler Rotglut weich
wird, sich schmieden und schweifien lafit (Moissan, Der elektrische
Of en, 1900, S. 215), man zweifelte auch nicht an der Moglichkeit,
Wolframdrahte durch Walzen und Ziehen in der Warme herstellen
zu konnen. Da aber in der Technik Apparate und Vorrichtungen
nicht bekannt waren, mit denen es moglich gewesen ware, Werk-
stucke von verhaltnismaSig kleiner Dimension, wie solche aus Wolfram
nur erhaltlich waren, bei Rotglut auf Draht zu verarbeiten, so war
- 58 -
es notig, solche Apparate selbst zu konstruieren, eine Aufgabe, vor
der so mancher Ziehereifachmann zuriickschrecken wurde, nicht nur
die Erfinder, denen meistens als Chemiker die Technik des Ziehens
an sich nicht sehr gelaufig war. Diese Verhaltnisse spiegeln sich
sehr gut in den Worten von Dr. H. Kuzel wieder (D. R. P. 194348):
,,Dem Ausziehen so sprSder und hochschmelzender Metalle zu aller-
feinsten Drahten, wie sie fur die Herstellung von Gluhkorpern einzig
und allein in Betracht komnxen, stehen die grofiten technischen
Schwierigkeiten im Wege. Diese Metalle werden erst bei hoher
Hitze fur dieses Verfahren geschmeidig genug, und die Bauart der
Vorrichtungen fur diesen Prozefi wird uberdies noch durch den not-
wendigen Ausschlufi der Luft weiter kompliziert. " Die ersten Be-
strebungen, ein praktisches Wolframziehverfahren auszuarbeiten,
waren darauf gerichtet, Verfahren zu finden, nach welchen sich aus
Wolfram durch mechanische Behandlung bei gewohnlicher Tempe-
ratur Draht herstellen liefie.
Die Firma Siemens & Halske in Berlin hatte bereits ein
solches Verfahren fur das Tantal ausgearbeitet, und es ist deshalb
leicht begreiflich, daft diese Firma bestrebt war, ein ahnliches Ver-
fahren auch fur das Wolfram auszuarbeiten, insbesondere als die
Firma wegen der hohen Okonomie und anderer Vorteile der Wolfram-
lampe in dieser fur die Tantallampe eine gefahrvolle Konkurrentin
crblicken und deshalb selbst rechtzeitig nach brauchbaren Wolfram-
patenten Umschau halten muBte. Die Vermutung, dafi man durch das
Schmelzen von Wolfram im elektrischen Vakuumlichtbogenofen, ahnlich
wie beim Tantal, einen duktilen, bei gewohnlicher Temperatur be-
arbeitbaren Metallregulus erhalten kann, hat sich nicht bestatigt.
Sowohl das Verfahren (D. R. P. 169928 vom 30. Juli 1904), nach
welchem Reguli aus geschmolzenem Wolfram, als auch das Wolfram-
ziehverfahren, nach welchem nur gesintertes Wolfram (engl. Pat. 3174,
1907) durch mechanische Behandlung bei gewohnlicher Temperatur sich
zu Draht verarbeiten lassen soil, haben sich praktisch nicht bewahrt, da
die analog dem Tantal hergestellten Wolframkorper sprode und hart
blieben und eine mechanische Behandlung bei gewohnlicher Tempe-
ratur nicht vertragen konnten. Die Firma Siemens & Halske
schlug nun einen anderen Weg ein, um durch Ziehen zum Wolfram-
draht zu gelangen. So versucht die Firma (D. R. P. 181050 vom
1 6. November 1904), auf einen Tantaldraht Wolframmetall aus ge-
eigneten chemischen Verbindungen niederzuschlagen und dieses
Gebilde zu diinnen Drahten auszuziehen. Nach einem anderen
Patent (D. R. P. 173134) wird an Stelle des Tantaldrahtes ein Eisen-
59
draht verwendet, welcher in einer Atmosphare von Wolframchloriden
und Wasserstoff, ahnlich dem Verfahren von Just und Han a man,
mit Wolframmetall uberzogen wird. Nachdem auf diese Weise ein
genugend dicker Niederschlag aus Wolfram erzeugt wurde, sollte
der Draht einem Ziehprozefi unterworfen und zum Schlufi das Eisen
durch Erhitzen auf WeiBglut aus dem Draht vollstandig entfernt
werden. Nach einem anderen, auch von Siemens & Halske
stammenden Verfahren (D. R. P. 197382 vom 17. Marz 1906, und
206142 vom 12. Februar 1908) soil man auf mechanischem Wege
zu Drahten aus Wolfram dadurch gelangen, daS man in ein Rohr
aus duktilem Metall Wolframpulver hineinprefit, alle Reste von Luft
durch Evakuieren entfernt und die Rohrenden auch im Vakuum
zuschmilzt. Hierauf wird das mit Wolframpulver geftillte Rohr in
gewohnlicher Weise zu einem feinen Draht ausgezogen, die Hiille
in Sauren weggelost, wobei schliefilich das Wolfram in Form eines
Drahtes zuruckbleibt. Da reines Wolfram bei dieser Behandlung
keinen festen Draht lieferte, schlagt die Firma Siemens & Halske
vor (D. R. P. 250113 vom 12. Dezember 1907), dem Wolframpulver
10 bis 15 °/0 eines duktilen Metalles, wie Silber, Kupfer, Nickel,
Gold oder Platin, auf galvanischem oder chemischen Wege durch
Bildung eines Uberzuges auf den einzelnen Teilchen zuzusetzeii.
Schliefilich wird auch noch vorgeschlagen (D. R. P. 194682 vom
4. November 1906), das Rohr beim Walzen derart zu erhitzen, dafi
im Inneren desselben aus dem Gemisch eine Wolframlegierung ent-
steht. Nach beendetem Ziehprozefi wird die Hulle durch Sauren
entfernt und ein Draht, aus einer Wolframlegierung bestehend, bleibt
zuriick. Dieser wird nun durch elektrischen Strom im Vakuum
oder einer inerten Atmosphare auf hohe Weifiglut erhitzt, wobei die
Fremdmetalle herausdestillieren und ein fester, gesinterter Draht aus
reinem Wolfram zuruckbleibt. Alle die bisher angefuhrten Verfahren
sind nur von geringer praktischer Bedeutung.
Diese Versuche aber fuhrten die Firma Siemens & Halske
zu einer Erfindung, die fur die Gluhlampenindustrie vielleicht von
der grofiten Bedeutung geworden ware, hatte man nicht inzwischen
auf anderem Wege die Duktilisierung des Wolframs erreicht. Siemens
& Halske entdeckten die Tatsache, dafi eine Wolframlegierung mit
geringem Prozentsatz von Nickel hervorragend duktil ist und sich
bei gewohnlicher Temperatur zu den feinsten Drahten ausziehen lafit.
Das in den Patenten (D. R. P. 233885 vom 27. September 1907 und
232260 vom 8. Juli 1908) niedergelegte Verfahren versprach den
grofiten Erfolg. Danach wird ein Nickelwolframat mit Wolfram-
— 60 —
pulver oder Wolframtrioxyd mit Nickeloxyd in dem Verhaltnis ver-
mengt, dafi nach der Reduktion des Gemisches dieses ungefahr aus
90 °/0 Wolfram und 10 °/0 Nickel besteht. Die Reduktion des
Gemisches wird im Wasserstoffstrome mit besonderer Sorgfalt aus-
gefuhrt. Das reduzierte Nickelwolframpulver wird durch Pressen
mit oder ohne Zusatz ernes fltichtigen Bindemittels zu einem Stabchen
geformt, welches in einem elektrischen Widerstandsofen zuerst bei
etwa 1400 ° C 6 Minuten lang vorgesintert und dann bei etwa
1510 ° C zu einem festen Stabchen fertiggesintert wird. Das schone,
blanke und vollig biegsame Stabchen wird nun einem Walz- und
Ziehprozefi unterworfen und zu einem beliebig dunnen Draht aus-
gezogen. Naturlich mufi man den Draht wahrend des Ziehprozesses
6fter ausgliihen, da er sonst durch die mechanische Behandlung zu
hart wird und beim Ziehen reifien konnte. Der fertige Nickelwolfram-
draht wird nun auf ein Lampengestell , welches dem bei Tantal-
lampen benutzten ahnlich ist, gewickelt und im Vakuum hoch erhitzt.
Hierbei verdampft das gesamte Nickel aus dem Draht, welcher sich
stark zusammenzieht und sintert. Der Nickelbeschlag (der auch
Wolfram und Wolframoxyde enthalt), welcher den Glasstengel bedeckt
und leicht KurzschluB verursachen konnte, wird mit einer wasserigen
Losung von Salpetersaure-Phosphorsaure oder Chromsaure-Phosphor-
saure weggelost (D. R. P. 238756 vom 18. Juni 1910). Das Lampen-
gestell, auf welchem sich nun ein Leuchtkorper aus reinem Wolfram
befindet, kann in eine Glasglocke eingeschmolzen und die Gluhlampe
in gewOhnlicher Weise fertiggestellt werden. Man ersieht ohne
weiteres die grofien Vorteile einer Fabrikation nach dem Nickel-
wolframverfahren gegenuber dem gewohnlichen Spritzverfahren. Man
kann aus einem Nickelwolframstabchen hunderte Meter biegsamen
Drahtes herstellen, auf einer kleinen Spule unterbringen und nach
Bedarf denselben ohne Bruch auf Lampengestelle aufwickeln. Das
Austreiben des Nickels, welches an jeder Lampe vorgenommen
werden mufi, kann wohl als eine Formierung bezeichnet werden;
die Operation ist jedoch bei weitem nicht so umstandlich wie das
gewohnliche Formieren. Die Firma Siemens & Halske hat auch
tatsachlich nach dem Nickelwolframverfahren ihre Wotanlampe in
groSerem MaSstabe fabriziert. Dem Nickelwolframverfahren hafteten
aber auch einige wichtige Nachteile an. So konnte man z. B. Hoch-
kerzenlampen mit mafiig dicken Wolframdrahten nach diesem Ver-
fahren kaum gut herstellen, da das Nickel aus den dicken Drahten
beim Formieren nicht restlos verjagt werden konnte und erst allmahlich
wahrend des Brennens der Lampe herausdestillierte und die Lampe
6i
schwarzte. Diesem Ubelstande wurde dadurch zu begegnen versucht,
dafi man dicke Nickel wolf ramd rah te durch Verseilen einer grofieren
Anzahl diinner Drahte herstellte. Das Austreiben des Hilfsmetalls
aus solchen Gebilden liefi sich ebenso vollstandig wie bei dunnen
Drahten durchfuhren (D. R. P. 242657). Dieses Verfahren war natur-
lich nicht sehr okonomisch, da man, von dicken Drahten ausgehend,
durch einen langwierigen Ziehprozefi zu dunnen Drahten gelangen
mufite, um sie schliefilich in dicke zu vereinen. Aufierdem batten
solche dicken Drahte keine glatte Oberflache und strahlten deshalb
schwarzer, also unokonomischer als die gewohnlichen glatten Drahte.
Die merkwiirdige Tatsache, daB das Wolfram mit einem kleinen
Prozentgehalt Nickel eine bei gewohnlicher Temperatur so zahe und
dehnbare Legierung bildet, ist theoretisch noch nicht aufgeklart. Man
konnte zur Erklarung dieser Erscheinung annehmen, dafi das Nickel
etwa die das Wolfram sprode machenden Verunreinigungen in sich
aufnimmt und dadurch das Wolfram duktil macht. Dagegen spricht
die merkwiirdige Tatsache, dafi es gelingt, aus einem bereits duktilen
Nickelwolframdraht fast den grofiten Teil des Nickels zu verjagen,
ohne dafi dieser dabei seine Biegsamkeit verlieren wurde. Die Menge
des Nickels, welche in einem solchen noch duktilen Draht zuriick-
bleiben mufi, damit seine Duktilitat erhalten bleibt, liegt weit unter-
halb der Grenze, von welcher umgekehrt ein Zusatz von Nickel dem
Wolfram die Duktilitat zu verleihen beginnt. Diese merkwiirdige
Tatsache konnte man vielleicht — mit allem Vorbehalt - - auf die
Weise erklaren, dafi man annimmt, dafi das Nickel bei der Reduk-
tion und Sinterung des Nickelwolframs im Wasserstoff die Rolle
eines Wasserstoffubertragers ubernimmt, wodurch eine vollstandige
Reduktion des Wolframs gelingt. Es konnte moglich sein, dafi die
Sprodigkeit des Wolframs auf einen sehr geringen Gehalt von Sauer-
stoff zuriickzufiihren ist. Es sind mehrere Beispiele aus der all-
gemeinen Metallurgie bekannt, nach welchen Metalle durch einen
minimalen Sauerstoffgehalt sprode werden. Demnach ware vielleicht
dem Nickel die Rolle eines Reduktionskatalysators zuzuschreiben.
Nicht uninteressant ist die Tatsache, dafi die Duktilitat des Nickel-
wolframs und die Moglichkeit, aus dieser Legierung auf mecha-
nischem Wege Draht herzustellen , bereits friiher in einem Patent
von F. Kuschenitz in Wien (osterr. Pat. 24860 vom 6. Marz 1905),
wenn auch implizite, zum Ausdruck gebracht wurde. In diesem
Patent wird vorgeschlagen , einen Draht aus Chrom, Molybdan,
Wolfram, Uran, Kobalt und Nickel, oder aus Legierungen dieser
Metalle — also auch Nickelwolfram — durch Ziehen und Walzen
62
herzustellen. Wiewohl dieses Patent als neuheitsschadlich fur das
Nickelwolframpatent zu betrachten ware, 1st es trotzdem nicht moglich,
deshalb dem ganzen Nickelwolframpatent, welches zweifellos ein
geistreiches Verfahren darstellt, die Original itat abzusprechen.
Eine andere Methode zur Herstellung von Wolframdraht nach
dem Hilfsmetallverfahren wurde von der Firma Bergmann-Elek-
trizitatsgesellschaft in Berlin beschrieben (D. R. P. 259225). Die
Firma geht zur Herstellung zusammenhangender Massen aus Wolfram
von dessen Legierungen mit leicht verdampfbaren Metallen, z. B.
Antimon aus, aus welchen sich nach erfolgter Sinterung das Hilfs-
metall sehr leicht und vollstandig vertreiben lafit. Da aber schon
bei den Temperaturen der Sinterung das Hilfsmetall einen betracht-
lichen Dampfdruck besitzt, so ist es notig, die Formierung bezw.
das Schmelzen in einer den Dampf des Hilfsmetalles enthaltenden
Atmosphare auszufuhren. Die Legierungen, welche sich die Berg-
man n-Elektrizitatsgesellschaft geschutzt hat, durften wohl kaum
einen wesentlichen Duktilitatsgrad besitzen und sind in dieser Be-
ziehung nicht mit dem Nickelwolfram vergleichbar. Der Vorteil, den
sich die Firma aus ihrem Verfahren verspricht, ist der, dafi man auf
diesem Wege bei viel tieferen Temperaturen zu zusammenhangenden
Massen aus Wolfram gelangen kann, welche man in weiterer Linie
in der Warme in bekannter Weise zu Wolframdraht verarbeiten
konnte.
Wahrend man in Europa bestrebt war, ein Wolframziehver-
fahren auszuarbeiten , nach welchem das Walzen und Ziehen bei
gewohnlicher Temperatur erfolgen konnte, und deshalb, da das reine
Wolfram bei gewohnlicher Temperatur sprode war, genotigt war,
Wolframlegierungen zu benutzen, hat die General Electric Company in
Amerika gewagt, das Problem des Wolframziehens in der Warme auf-
zugreifen. Es gehorte viel Mut und Ausdauer dazu, um ein solches
Verfahren auszuarbeiten, insbesondere, als man anfangs darauf gefafit
sein mufite, dafi auch das Endprodukt, der feine Draht, bei gewohn-
licher Temperatur sprode sein wird. Fur die langwierigen Versuche
sahen sich aber dafiir die Erfinder zum Schlufi weitaus mehr belohnt
als sie sich selbst erhofft hatten. Wir wollen nun die Arbeiten der
General Electric Company (G. E. C.), welche zur Duktilisierung des
Wolframs fuhrten, naher betrachten. Die G. E. C. in Amerika hat
durch die British Thomson Houston Co. in England zwei Patente an-
gemeldet und auch erhalten (engl. Pat. 21513, 1906, und 16530,
1907), aus welchen man den Verlauf der Arbeiten leicht ersehen
kann. Zu Beginn der Patentbeschreibung versucht die Firma zu
63
erklaren, warum die Versuche aufgenommen wurden. Es heifit dort
(ubersetzt): »Wir haben gefunden, dafi Wolfram, wenn es erhitzt
wird, bemerkenswerte molekulare Veranderungen erfahrt und so
duktil wird, dafi man es, wenn es warm ist, leicht bearbeiten kann.
Wir wollen nicht versuchen, die molekularen Veranderungen zu
erklaren, welche diese bemerkenswerte Anderung der physikalischen
Eigenschaften des Wolframs hervorrufen, wir beschreiben jedoch
nachstehend, wie diese neu entdeckte Eigenschaft verwertet werden
kann. Das Me tall wird so duktil, dafi es zu Staben gehammert, zu
Blech gewalzt oder durch Dusen zu Drahten gezogen werden kann,
sehr ahnlich jenen Metallen, welche gewohnlich auf diese Weise
bei normaler Temperatur bearbeitet werden." In diesen Worten
stellt die G.E. C. die langst bekannte Tatsache, dafi das Wolfram,
wenn erhitzt, duktil wird, als eigene Beobachtung und Entdeckung
einer neu en Eigenschaft hin. Die zweifellos verdienstvollen und
muhevollen Arbeiten der G. E. C. auf diesem Gebiete batten einer
solchen Motivierung nicht bedurft. Nach den in den erwahnten
Patentschriften beschriebenen Verfahren wird entweder nach dem
Amalgamprozefi, Pasteverfahren oder durch einfaches Pressen des
reinen Wolframpulvers in geeigneten Prefiformen und nachfolgende
Sinterung ein fester Wolframstab hergestellt. Der Wolframstab-
wird nun bei Rotglut ausgehammert und in erhitztem Zustande
durch geheizte Walzen geschickt. Sodann wird der Draht bei Rot-
glut durch erhitzte Zieheisen aus Schnelldrehstahl, schliefilich bei
kleinem Durchmesser durch erhitzte Diamantziehsteine gezogen.
Solange der Wolframdraht geniigend dick ist, kann seine Bearbeitung
an freier Luft ausgefuhrt werden, da die Oxydation den Draht nur
oberflachlich angreift. Bei ganz dunnen Drahten ist es notig, das
Ziehen im Vakuum oder in einer inerten oder reduzierenden Atmo-
sphare durchzufiihren. An Stelle der Anwendung des Vakuums oder
der Schutzatmospharen beim Ziehen des Wolframdrahtes schlagt die
G. E. C. vor, den Wolframdraht auf elektrolytischem oder mecha-
nischem Wege mit einer Schutzschicht aus Edelmetall zu versehen,
welche zusammen mit dem Draht bis zum gewunschten Durchmesser
gezogen wird und auf diese Weise den Wolframdraht vor Oxydation
bewahrt. Die Entfernung der Schutzschicht nach vollendetem Zieh-
prozefi gelingt leicht in der verschiedensten Weise, entweder durch
Weglosen mit Sauren oder durch Verdampfung bei hoher Glut. Die
G. E. C. gibt auch die Konstruktion der zur Ausfuhrung des be-
schriebenen Verfahrens notigen Apparate an. Wir werden bei der
eingehenden Besprechung des nachfolgenden Patentes der G. E. C.
64
Gelegenheit haben, dieselbe Apparatur in vervollkommneter Form
kennen zu lernen. Es sei hier noch zum Schlufi erwahnt, dafi es
der G. E. C. in Deutschland und Osterreich nicht gelungen ist,
ahnliche Patente zu erlangen; zum Teil aus guten Griinden, da das
Ziehen von Wolfram in der Warme ein allgemein bekanntes Problem
war, und die Methoden, nach welchen ein solches Verfahren aus-
gefuhrt werden k6nnte, durch die Theorie und Erfahrung bereits
vorgeschrieben waren. Trotzdem hat sich die G. E. C. ein grofies
Verdienst erworben, indem sie es wagte, die Ausarbeitung dieses
in rein mechanischer Hinsicht sehr schwierigen Verfahrens auf-
zunehmen.
Erst im Jahre 1909 meldete die G.E. C. durch die British Thomson
Houston Co. in England ein Patent an (engl. Pat. 23499, 1909), in
welchem die Gesellschaft zum erstenmal iiber die Duktilisierung des
Wolframs auf mechanischem Wege berichtet. Das Patent hat begreif-
licherweise eine Umwalzung in der Gluhlampenindustrie hervor-
gerufen. Wir wollen deshalb das in dem Patent beschriebene Ver-
fahren eingehend besprechen. Das Wolframziehverfahren zerfallt in
folgende Arbeitsabschnitte : i. Herstellung des Metallpulvers, 2. Pressen
und Vorsinterung der Stabe, 3. Sinterung, 4. Hammern und Walzen,
5. Ziehen.
Die Herstellung des Wolframpulvers geschieht mit besonderer
Sorgfalt. Reinste Wolframsaure wird in Schamottetiegeln i1/^ Stunden
auf etwa 1350° bis 1400 ° C erhitzt. Dadurch erreicht man, dafi
die Saure zu grobem kristallinischen Pulver zusammensintert, welches
sich besonders gut reduzieren lafit und grobkSrniges Metall liefert.
Zur Reduktion werden H e r a e u s - Platinbandofen verwendet. Der
zur Reduktion benutzte Wasserstoff wird sorgfaltigst von alien Spuren
Wasserdampf und Sauerstoff befreit. Die Wolframsaure wird in ein
unglasiertes Porzellanrohr eingefullt und durch Schaffung eines feinen
Kanals fur den freien Durchzug des Wasserstoffs durch die Wolfram-
saurefullung gesorgt. Das mit der Wolframsaure gefullte Rohr wird
nun moglichst rasch auf etwa 1250 bis 1300 ° C erhitzt und die
Wolframsaure erschopfend reduziert. Nach beendeter Reduktion
lafit man den Ofen abkuhlen und schaufelt das Metall aus dem Rohr
heraus. Das Wolframmetall bildet, auf solche Art dargestellt, ein
hellgraues, grobkristallines, schweres Pulver, welches sich verhaltnis-
mafiig noch am besten zu Staben pressen lafit.
Das Pressen des Wolframpulvers zu viereckigen, etwa 20 cm
langen Staben geschieht in besonderen Stahlformen, deren Seiten
und Stirnwande sich leicht nach dem Pressen auseinandernehmen
lassen, so dafi der geprefite Stab, welcher noch sehr bruchig 1st,
vorsichtig blofigelegt werden kann. Fig. 21 zeigt die Skizze einer
von der Breitseite gesehenen Prefiform. Fig. 22 stellt ein PreBwerk-
zeug System W. Gladitz vor. Das Pressen geschieht in der Weise,
dafi in die mit entsprechender Menge Wolframpulver beschickte Prefi-
form ein genau geschliffener Stahlstempel durch eine hydraulische
Presse unter hohem Druck eingefuhrt wird. Der anzuwendende
Prefidruck richtet sich sehr nach der
Beschaffenheit des Wolframpulvers.
Ein zu niederer Druck liefert Stabe,
die auBerordentlich leicht wieder zu
Pulver zerfallen. Zu hoher Druck
hingegen liefert oft Stabe mit Langs-
rissen, welche vornehmlich dadurch
entstehen, dafi die massiven Seiten-
wande der Prefiform infolge des aufier-
ordentlich hohen Prefidruckes sich ein
wenig auseinanderbiegen und nach dem AufhOren des Druckes in
die ursprungliche Lage zuruckkehren. 1st der Wolframstab richtig
geprefit, so wird er auf flache Schiffchen aus schwer schmelzbarem
Metall gelegt und der Vorsinterung unterworfen. Die Vorsinterung
o •-
0
o
Fig. 21. PreBform fdr Wolframstabe.
Fig. 22. Prefivrerkzeug fQr Wolframstabe, System W. Gladitz.
geschieht im Wasserstoffstrom bei etwa 1200 bis 1250 ° C in Platin-
bandofen und bezweckt eine Verfestigung und weitere Reduktion
der Stabe. Nach der Vorsinterung sind die Stabe derart hart, dafi man
dieselben ohne Bruchgefahr in die Klemmen des Sinterapparates
einspannen kann.
Das Sintern oder Formieren der Stabe geschieht in einem
besonderen Formierapparat. Ein solcher Apparat ist von O. Ruff
(,,Zeitschr. f. angew. Chem." 1912, S. 1889) und von Robert Palmer
(canad. Pat. 134946 vom 15. August 1911) beschrieben. Der Formier-
apparat besteht aus einem massiven, mit Wasser gekuhlten Zylinder,
Mailer, Metalldrahtlampen. 5
66
welcher auf einem Untersatz aus Metall ruht. Der untere Rand des
Zylinders 1st auf den Untersatz genau eingeschliffen und bildet, mit
einem konsistenten Fett eingeschmiert, einen vollig gasdichten Ver-
schlufi. Ein ebenso dichter AbschluB, wenn auch nicht so hygienisch,
lafit sich durch eine im Untersatz befindliche , mit Quecksilber ge-
fullte Rinne, in welche der untere Teil des Zylinders hineinragt,
erzielen. In dem Metallzylinder befinden sich zwei wassergekuhlte
voneinander elektrisch isolierte Klemmen, von denen die obere
gewOhnlich fixiert, die untere aber beweglich angeordnet wird. Diese
Anordnung rnufi deshalb getroffen werden, weil der Wolframstab,
welcher mit seinen Enden an die beiden Klemmen angeschlossen
wird, beim Vorgang des Sinterns sich stark verktirzt und deshalb
bei einer stabilen Anordnung beider Klemmen aus einer der
beiden sonst herausgerissen wiirde. Die bewegliche untere Klemme
wird entweder nach dem Vorschlag von Palmer schwimmend in
einem Quecksilberbassin untergebracht (siehe Fig. 23), durch welches
auch der elektrische Strom zugefiihrt werden kann, oder an einer
starken Metallfeder, die gleichzeitig als Stromleitung dient, befestigt.
An die obere und untere Klemme werden die Pole eines 15 bis
20 KW.-Wechselstromtransformators mit etwa 15 Volt Sekundar-
spannung angeschlossen. Der Formierzylinder besitzt zwei Ansatze
fur den Eintritt und Austritt des Wasserstoffs, welcher wahrend des
Formierprozesses den Zylinder durchstromt. Man kann auch statt
Wasserstoff Formiergas benutzen, welches aus einem Gemisch von
etwa 80 % Stickstoff und 20 % Wasserstoff besteht. Durch Ein-
schaltung des elektrischen Stromes wird der Stab allmahlich auf
hohe Glut gebracht und gesintert. Die hochste vorteilhafte Formier-
temperatur wird gewohnlich empirisch ermittelt, indem man entweder
die Temperatur auf optischem Wege vermittelst eines Pyrometers
feststellt, oder die Stromstarke bestimmt, bei welcher ein Stab von
bestimmten Dimensionen gerade durchschmilzt, die sogen. Durch-
schmelzstromstarke, und nach dieser, durch Abzug eines bestimmten
Prozentteiles , die hochst zulassige Formierstromstarke richtet. Die
Formierung der Stabe wird bei moglichst hoher Temperatur aus-
gefuhrt. Es scheint sogar, dafi dabei die Wolframstabe oft im Innern
bereits schmelzen, wahrend die Oberflache infolge der Abkiihlung
durch Warmekonvektion und Strahlung noch fest bleibt. Es ist
auch leicht begreiflich, dafi bei der Erhitzung auf so hohe Temperatur
die Sinterung des Wolframstabes so vollstandig wird, dafi dessen
Aussehen und Beschaffenheit sich von der des geschmolzenen
Wolframs kaum unterscheidet. Die Sinterungsfahigkeit der geprefiten
- 67 -
Metallpulver, auch weit unterhalb der Schmelztemperatur derselben,
1st cine seit langem bekannte Tatsache. Es ist durchaus nicht notig,
etwa anzunehmen, dafi der von der G.E. C. empfohlene Kohlen-
zusatz zum Wolframpulver (etwa i °/0) den Zweck verfolgt, durch
Fig. 23. Formierapparat fQr Wolframstabe.
s Zylinder, kk Klemmen, w Wolframstab, q Quecksilberwanne, s Schauloch.
intermediare Bildung des leichter schmelzenden Karbids den Sinte-
rungsgrad der Stabe zu erhohen (Otto Ruff, Uber die Darstellung
streckbaren Wolframs, ,,Zeitschr. f. angew. Chemie", Bd. 25, 1912,
S. 1893). Die Sinterung von Staben aus ganz reinem Wolfram lafit
sich auf jeden beliebigen Grad durch einfaches Erhitzen bewirken.
Der Kohlenstoffzusatz, welchen die G. E. C. empfiehlt, wird vielmehr
den Zweck verfolgen, welchen die Gesellschaft auch tatsachlich
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angibt, und zwar die vollstandige Reduktion des Wolframs. Die
Gegenwart von geringsten Spuren von Sauerstoff ist fur die Duk-
tilitat des Wolframs von grofiem Nachteil. Wird nun die Reduktion
der relativ dicken Stabe lediglich durch die Formierung in redu-
zierenden Atmospharen bewirkt, so ist zu befurchten, dafi diese auch
bei langer Formierdauer nicht vollstandig verlauft. Bei Gegenwart
von geringen Mengen Kohlenstoff ist es zu erwarten, dafi die
Reduktion in der ganzen Masse vor sich geht und dadurch die Ent-
fernung der letzten Spuren von Sauerstoff viel leichter gelingt. Die
gesinterten Wolframstabe sind bei Zimmertemperatur sprode und
hart. Eine mechanische Behandlung durch Hammern, Walzen oder
Ziehen, die zu dauernder Formveranderung des Wolframstabes fiihren
konnte, lafit sich bei gewohnlicher Temperatur nicht ausfuhren. In
der Warme hingegen wird das Wolfram sehr weich und vertragt jede
mechanische Behandlung und Formveranderung. Die mechanischen
Operationen werden deshalb alle in der Warme ausgefiihrt. Die
etwa 10 mm im Quadrat dicken und 20 cm langen Stabe werden
zuerst dem HammerprozeB unterworfen, welcher mit Hilfe der Hammer-
maschine („ swaging machine") ausgefuhrt wird.
Die Hammermaschine war in Europa bis vor kurzem fast ganz-
lich unbekannt und feierte erst ihren siegreichen Einzug zusammen
mit dem Wolframziehverfahren der G. E. C. In Amerika war dabei
merkwiirdigerweise die Maschine seit 20 Jahren bereits allgemein
bekannt und verwendet. Erfunden wurde diese Maschine von
W. H. Dayton (amerik. Pat. 376144 vom 10. Januar 1888; 515576,
1894). Damit die Eignung und Bedeutung dieser Maschine fur das
Wolframziehverfahren recht verstandlich wird, ist es notig, die Bauart
und Wirkungsweise dieser interessanten Maschine, die sicher noch
jetzt aufierhalb der Fachkreise in Europa recht wenig bekannt sein
diirfte, naher zu beschreiben (Fig. 24). Eine durchbohrte, vorn zu
einem zylindrischen Kopf B verbreiterte Achse A besitzt in der
Mitte des verbreiterten Teiles eine Aussparung, in der sich je zwei
Stahlblockchen, Hammer d und Backen e genannt, befinden. Die
Hammer sind an der Aufienseite abgerundet und stehen aus der
Aussparung, in der sie sich befinden, ein wenig hervor. Sie sind
nach innen und aufien innerhalb eines kleinen Spielraumes, den der
im Schlitz g befindliche Fuhrungsstift / zulaBt, beweglich. Die zwei
Stahlbacken £, welche zwischen den Hammern den Rest der Aus-
sparung ausf ullen, besitzen in der Mitte, in der Verlangerung der
Achsenbohrung, eine von beiden Seiten konisch verlaufende Aus-
kehlung h, welche in der Mitte zylindrisch wird. Der mittlere Teil
— 69 —
stellt das Profil des zu hammernden Stabes dar. Die Stahlachse
ruht drehbar in einemu Lager /, und der verbreiterte Teil der Achse
mit den Hammern und Backen steckt in einem innen genau
zylindrisch geschliffenen, geharteten Stahlkopf k. Zwischen dem
Achsenkopf und den Wanden des Stahlkopfes befindet sich ein frei
beweglicher Rollenkranz i mit beweglichen, auf gleichen Durchmesser
genau geschliffenen Stahlrollen r, die aus dem Kranz, in dem sie
stecken, beiderseits, d. i. gegen die Wand des Stahlkopfes und des
Achsenkopfes, hervorstehen. Die Stahlachse wird an der im hinteren
Teile befindlichen Riemenscheibe j angetrieben. Dreht sich nun die
Fig. 24. Hammermaschine von Dayton. V Querschnitt, L Langsschnitt.
Achse, so fliegen infolge der Zentrifugalkraft die Hammer und die
Backen, soweit es die Fuhrungsstifte^zulassen, nach aufien, wodurch
der Raum zwischen den Backen etwas grofier wird, so daB man
nun zwischen diese etwas starkere Stabe, als dem Backenprofil h
entspricht, hineinfiihren kann. Im nachsten Augenblick fahren die
beiden Hammer mit den hervorstehenden, abgerundeten Seiten gleich-
zeitig an den korrespondierenden Stahlrollen vorbei und werden
gegen die Mitte geschleudert, \vodurch die Backen zusammenschlagen
und die eingefiihrten etwas dickeren Stabe auf das Backenprofil
herunterhammern. Bei einer Achsendrehung wiederholt sich der Vor-
gang etwa zehnmal, so dafi bei einer mafiigen Umlaufgeschwindigkeit
von 600 Touren 6000 Schlage in der Minute gleichmafiig um den in
die Maschine eingefiihrten Stab herum ausgefuhrt werden. Wurde
der Metallstab auf diese Weise durch die Hammermaschine in seiner
ganzen Lange auf das Backenprofil heruntergehammert, so werden
die Hammerbacken gegen ein anderes Paar von kleinerem Profil aus-
gewechselt und der Hammervorgang wiederholt. Auf diese Weise
gelingt es in kurzer Zeit, einen fingerdicken Stab zu einem Draht
von kaum i mm Durchmesser herunterzuhammern. Eine etwas andere
Konstruktion besitzt die Hammermaschine von Langellier (engl.
Pat. 12766, 1895). Bei dieser Maschine fehlt der bewegliche Rollen-
kranz und die Rollen befinden sich in passenden Versenkungen des
massiven Zylinderkopfes. Sie stehen aus der inneren Zylinderflache
ein wenig hervor und schlagen an die vorbeifliegenden Stahlhammer.
Die Stahlhammer selbst bestehen nicht wie bei der Hammermaschine
von Dayton aus
einem massiven
Stahlstuck, sondern
aus zwei gelenkartig
verbundenen Stahl-
kugeln, welche durch
eine einfache Vor-
richtung derart
gegeneinander ver-
stellt werden konnen,
dafi die- Breite des
Gelenkhammers ver-
schieden grofi ge-
macht werden kann.
Dadurch wird er-
reicht, dafi der zwischen den Hammerbacken entstehende Schlitz
auch wahrend des Arbeitens der Maschine verschieden grofi gestellt
werden kann, wodurch man mit einem und demselben Backenpaar
grofiere Profilanderungen des zu hammernden Werkstucks bewirken
kann, als mit den immer nur fur eine Hammerstufe bestimmten Backen
der Dayton- Hammermaschine. Es ergibt sich deshalb bei der
Benutzung der Langellier- Hammermaschine eine wesentlich ge-
ringere Zahl der notigen Hammerbacken, sowie ein flotteres Arbeiten
infolge der Vermeidung des allzu often Auswechselns der Backen.
Fig. 25 stellt eine von Arno Loose in Chemnitz, Sachsen, fabrizierte
Hammermaschine dar. Eine andere Type der Hammermaschine, von
Fr. W. Gladitz, Berlin -Treptow, vertrieben, stellt Fig. 26 dar.
Die Behandlung der Werkstucke mit der Hammermaschine ist eine
aufierordentlich gleichmafiige, wie es eben aus der Wirkungsweise
der Maschine hervorgeht. Heifi eingefuhrte Stabe werden durch die
Fig. 25. Aufienansicht einer Hammermaschine.
r-r I
sehr kurze Beruhrung mit den kleinen Hammerflachen der Backen
kaum wesentlich abgekiihlt. Der eigentlich hammernde Teil der
Backen, die zylindrische Strecke der Auskehlung, kann fur diesen
Zweck, wie es die G. E. C. vorsieht, ganz besonders kurz ausgestaltet
werden. Handelt es sich darum, auf relativ kurzer Behandlungs-
strecke eine ganz gleichmafiige Umwandlung des grofikristallinen
Gefuges zum feinkristallinen bei einem Werkstuck vorzunehmen, so
ist dafur die Hammer- _^_
maschine geradezu ideal.
Das Hammern der Wolfram-
stabe mit der Hammer-
maschine wird nun auf fol-
gende Weise durchgefiihrt.
In der Nahe der Hammer-
maschine wird ein Platin-
bandofen aufgestellt , wel-
cher auf etwa 1300 ° C er-
hitzt und von Wasserstoff
oder Formiergas durch-
stromt wird. In dem Of en
wird ein gesinterter Stab
auf die Ofentemperatur er-
hitzt. 1st der Stab heifi
genug,
so setzt man die
Fig. 26. Hammermaschine von Fr. W. Gladitz.
Hammermaschine inBetrieb,
greift den Stab mit einer
passenden Zange aus dem
Ofen heraus, fiihrt ihn
schnell, aber gleichmafiig in
die Maschine hinein und zieht ebenso schnell wieder heraus. Der
Stab, welcher dabei nur wenig abgekiihlt wird, wird zur Wieder-
erlangung seiner ursprunglichen Glut in den Ofen gesteckt und
dann die Hammerbacken gegen andere mit kleinerem Profil aus-
gewechselt. Die Hammerprozedur wird nun stufenweise wieder-
holt, und so geht es weiter, bis der Stab eine ganze Reihe
immer kleiner werdender Hammerprofile passiert hat. Der Stab
wird dadurch wesentlich verjQngt und gestreckt und nimmt schliefi-
lich die Form eines Drahtes an. Ist der Wolframdraht lang genug,
so wird er nunmehr mit einer mechanischen Vorrichtung in die
Maschine eingefiihrt, wobei er unmittelbar vor dem Eintritt in die
Maschine durch einen Gasofen oder elektrischen Ofen immer erhitzt
72
wird. Man kann auch leicht die ganze beschriebene Operation in
einer vor Oxydation schiitzenden Atmosphare ausfiihren, indem man
einfach auch durch die Hammermaschine Formiergas oder Wasser-
stoff leitet. Diese Vorsichtsmafiregel ist jedoch kaum notwendig,
da die Oxydation bei den verhaltnismaBig dicken Staben und den
in Betracht kommenden Temperaturen nur an der Oberflache vor
sich geht und nur in sehr geringe Tiefen eindringt. Allerdings tritt
infolge der Oxydation der Oberflachenschichten des Werkstucks oft
eine wesentliche Erhartung und Sprodigkeit im Laufe der Ver-
arbeitung ein. Wohl ware es prinzipiell moglich, durch Wieder-
holung der Reduktion bei sehr hohen Temperaturen die Oxydation
riickgangig zu machen. Durch die hohe Erhitzung wurde aber auch
gleichzeitig die durch die mechanische Bearbeitung bereits zum Teil
hervorgerufene giinstige Strukturveranderung des Wolframs wieder
verloren gehen. Um dies zu vermeiden, schlagt die G. E. C. (engl.
Pat. 9788 vom 4. November 1912) vor, einfach die oxydierten und
verharteten Oberflachenschichten auf mechanischem oder chemischem
Wege zu entfernen. Das Hammern des Wolframdrahtes wird gewohn-
lich bis zu einem Durchmesser von etwa i mm fortgesetzt. Schon
bei ungefahr 2 mm Durchmesser wird der Draht biegsam und erhalt
ein feinkristallines Gefuge. Nach dem Hammern kann der Draht
bis zu einem Durchmesser von etwa 0,5 mm gewalzt werden.
Zu diesem Zwecke wird der Draht kurz vor dem Eintritt in
die Walze erhitzt, wahrend die Walzen selbst kalt bleiben. Der
Draht passiert jede Rille zweimal, wodurch der beim ersten Durch-
gang durch die Walzenrille entstehende Grat beim zweiten Durch-
gang nach Verdrehung des Drahtes um 90 ° wieder niedergewalzt
wird. Das Walzen ist, wie wir sehen, bei weitem keine gleichmafiige
mechanische Behandlung und wird auch gewohnlich uberhaupt ganz
ausgeschaltet, indem unmittelbar auf das Hammern das Ziehen des
Drahtes durch Diamantsteine erfolgt. Wiewohl es auch Hammer-
maschinen gibt, welche eine Bearbeitung des Drahtes auf viel kleinere
Durchmesser gestatten, wird mit dem Ziehen bereits von etwa i mm
Drahtstarke begonnen, da durch die Operation des Ziehens der
Draht noch viel schneller und gleichmafiiger sich verarbeiten lafit
als durch die Hammerprozedur , und der Draht bei dem genannten
Durchmesser eine genugend grofie Zugfestigkeit und Biegsamkeit
besitzt, um durch Ziehen verarbeitet zu werden.
Das Ziehen geschieht in der Warme, trotzdem das Material
auch bei gewohnlicher Temperatur bereits ziehbar und zahe genug
ist, da dadurch das Ziehen wesentlich erleichtert wird und eine
— 73
weitere Verbesserung der Drahtbeschaffenheit stattfindet. Die Tempe-
ratur, welche beim Ziehen des Wolframdrahtes angewendet wird, 1st
mit abnehmendem Durchmesser immer tiefer. Sie betragt 600 bis
Fig. 27. Drahtgrobzug nebst Schmier- und Heizvorrichtung.
Fig. 28. Mittel- und Feinzug fQr Wolframdraht, System W. Gladitz.
650 ° C beim Ziehen von Drahten von 0,65 bis 0,45 mm, 500 ° bei
Drahten bis 0,25 mm, bei noch kleinerem Durchmesser schliefilich
nur 400 ° C. Die Vorrichtung zum Ziehen des Wolframdrahtes in
der Warme ist in der Patentschrift der G. E. C. beschrieben und ist
vollkommen zweckentsprechend. Danach befindet sich der in der
— 74 —
iiblichen Form in Messing gefafite Ziehstein in einem Ziehhalter und
wird durch einen kreisbogenfSrmigen Gasbrenner erhitzt (Fig. 29).
Der Draht passiert kurz vor dem Eingang in den Ziehstein ein
zylindrisches, geschlitztes Metallstuck, welches gleichfalls durch einen
Gasbrenner auf die gewunschte Temperatur erhitzt wird. Das Ziehen
der ganz dunnen Drahte wird mit Hilfe besonders konstruierter
Prazisionszugmaschinen
ausgefiihrt. Fig. 30
stellt eine solche Ma-
schine, von Fr. W.
Gladitz, Berlin-Trep-
tow, vertrieben, dar.
Diese Maschine ist zum
Ziehen der allerfeinsten
Wolframdrahte bis her-
unter zu 0,008 mm ge-
eignet. Der Zug ist
mit Friktionsantrieb versehen, so dafi er wahrend des Betriebes in
seiner Geschwindigkeit beliebig reguliert werden kann. Aufierdem
ist eine Reibungskupplung vorgesehen, welche sich so feinfuhlig
Fig. 29.
Fig. 30. Prazisionszugmaschine ftlr die feinsten Wolframdrahte.
einstellen lafit, dafi der feine Draht bei entstehenden Storungen nicht
sofort abreifit. Damit die Drahte in die Ziehsteine eingefuhrt werden
konnen, miissen diese angespitzt werden, da die Diise, durch welche der
Draht gezogen werden soil, notwendigerweise einen kleineren Durch-
messer als der Draht besitzt. Das Anspitzen konnte wohl mit einer
Karborundumscheibe gelingen, jedoch ist diese Methode zum Anspitzen
der sehr dunnen, harten und aufierordentlich zahen Drahte kaum gut
verwendbar. Nach vorhandenen Patenten und Anmeldungen (engl. Pat.
3981, 1910, British Thomson Houston Co.; deutsche Anm. A. 19995,
1/7 b vom 14. Januar 1911, A. E.G.) werden fur diesen Zweck mit
grofiem Vorteil rein chemische Methoden angewendet. Am besten
— 75 —
bewahrt sich dafiir em Bad eines geschmolzenen, oxydierenden Salzes,
wie Kalium- oder Natiiumnitrit. Beim Eintauchen eines Wolf ram -
drahtendes in ein solches Bad tritt dessen sofortige Oxydation und
die Auflosung des gebildeten Oxydes ein, so dafi in kurzester Zeit
der Draht gleichmafiig angespitzt wird. Auch mit einem Kalium-
und Natriumnitratbad lafit sich das Anspitzen von Wolframdrahten
bewirken. In diesem Falle mufi man dem Bade Verdunnungsmittel,
wie Alkalichloride oder Hydroxyde, hinzufugen, da das Nitrat,
wenn allein verwendet, so stark wirkt, dafi die Oberflache des
Metalls rauh wird. In der Praxis scheint sich das Bad von ge-
schmolzenem kauflichen Natriumnitrit am besten bewahrt zu haben.
Das Salzbad l6st das Wolfram so rasch auf, dafi es fur dunnere
Drahte notig erscheint auch diesem Bade Verdunnungsmittel, wie
Kochsalz oder Aetznatron zuzusetzen. Fur sehr dunne Drahte kann
auch konzentrierte Zyankalilosung, in welche der Draht als Anode
fur ganz kurze Zeit eingetaucht wird, verwendet werden. Die Julius
Pintsch-Akt.-Ges. spitzt Wolframdrahte in der Weise an (D. R. P.
251836), dafi die Drahtenden in einem Bunsenbrenner einfach so
hoch erhitzt werden, bis sie sich mit Oxyd bedecken. Die Oxyd-
schichten werden sodann auf mechanischem Wege entfernt und das
verjungte Ende blofigelegt. Diese Methode ist kaum so praktisch,
als die vorhin erwahnten. Das Anspitzen verlauft nicht so sauber
und gleichmafiig, auch nicht schneller als in dem Nitritbad, aufiei-
dem wird das Drahtende, welches fur die Oxydation notwendiger-
weise hoch erhitzt werden mufi, sehr leicht sprode und bruchig, so
dafi unter Zeit- und Materialverlust wiederholt neue Spitzen gemacht
werden mussen. Die Firma J. Kremenezky in Wien hat auch ein
Patent fur Anspitzen von Wolframdrahten angemeldet (6sterr. Patent-
anmeldung A. 2903, 1912, vom 28. Dezember 1911). Die Firma
verwendet als Atzmittel ein Gemisch von verdunnter Salpetersaure
und Flufisaure , in welches die anzuspitzenden Drahtenden ein-
getaucht werden. Dasselbe Patent wurde in Deutschland von
Dr. L. Weifi am 15. April 1912 angemeldet (Aktenzeichen W. 39545,
Kl. 48 d).
Ein besonderes Verfahren zum Anspitzen . von Wolframdrahten
gibt die Westinghouse Metallfaden-Gluhlampenfabrik in der osterr.
Anmeldung 3482 vom 23. April 1912 an. Nach dieser Erfindung
wird der anzuspitzende Wolframdraht als Kathode in verdunnte
Schwefelsaure eingetaucht, in welcher sich als Anode eine Metall-
platte befindet. Schickt man bei dieser Anordnung einen starkeren
elektrischen Strom hindurch (etwa 25 bis 30 Ampere pro Quadrat-
76
millimeter), so wird das eintauchende Drahtende zum Gltihen gebracht
und in kurzester Zeit zugespitzt.
Als Schmiermittel fur das Ziehen von Wolframdraht benutzt die
G. E. C. Aquadag, eine Suspension von entflocktem Achesongraphit
in Wasser, wie es uberall im Handel erhaltlich ist. Der Draht
passiert ein Reservoir, in welchem sich diese Graphitschmiere befindet;
beim Durchgang durch den geheizten Metallzylinder verdampft das
Wasser aus dem Aquadag und es bildet sich eine dunne Schicht
von feinverteiltem Graphit an der Oberflache des Drahtes, welche
den Draht sowohl vor der Oxydation schutzt, als auch seinen glatten
Durchgang durch den Ziehstein bewirkt. Das Ziehen geschieht an
freier Luft, da bei der relativ niederen Ziehtemperatur und An-
wendung der Graphitschmiere jede Oxydation vermieden wird.
Die Verwendung der Graphitschmiere fur die Wolframdraht-
zieherei wurde auch von der Allgemeinen Elektrizitats - Gesellschaf t
(A. E. G.) in Berlin in einer Patentanmeldung (deutsche Patent-
anmeldung A. 20831 vom i. Juli 1911) genau beschrieben. Der
besondere Vorteil bei der Anwendung der Graphitschmiere ergibt
sich dadurch, dafi der an die Oberflache des zu ziehenden Wolfram-
drahtes aufgetragene und dort eingebrannte aufierst fein verteilte
Graphit beim Ziehprozefi die Duse mitpassiert, wahrend ein gewOhn-
liches Ol vor der Duse zuruckbleibt und keine Schmierwirkung aus-
tiben kann, ganz abgesehen davon, dafi es bei den in Betracht
kommenden Temperaturen uberhaupt verbrennen wurde. Bei der
Anwendung des Aquadags empfiehlt die Firma einen Zusatz von etwa
10 °/0 Ammoniumsulfid. Das Schmiermittel, welches in der Kon-
sistenz einer diinnen Salbe auf einem Baumwollpfropfen sich befindet,
wird auf den Wolframdraht, welcher den Baumwollpfropfen passiert,
aufgetragen. Hierauf wird das Schmiermittel auf den Draht ein-
gebrannt, wobei ein glatter festhaftender Ueberzug entsteht. Noch
vorteilhafter scheint es zu sein, den Draht unmittelbar vor dem Ein-
tritt in das Schmiermittel durch eine Gasflamme auf dunkle Rotglut
zu erhitzen, da das Schmiermittel beim Passieren des erhitzten
Drahtes noch besser an seine Oberflache festbackt. Naturlich ist
es auch wiinschenswert, dafi die zum gleich darauffolgenden Ziehen
des Drahtes verwendeten Diamantdusen gut abgerundete, polierte
Eintrittsstellen besitzen, wodurch der Graphit auf der Drahtober-
flache zusammengepreSt und verdichtet wird und als glanzender,
auBerordentlich festhaftender Uberzug die Duse verlafit. Der Graphit
scheint als Schmiermittel beim Wolframdrahtziehen sich aufierordent-
lich gut zu bewahren und diirfte kaum von einem anderen Schmier-
77
mittel ubertroffen werden l). Es wurden trotzdem noch andere Schmier-
mittel zum Patent angemeldet, welche sich angeblich ebenso gut
bewahren sollen wie die Graphitschmiere. In einer Anmeldung
(deutsche Patentanmeldung A. 21037 vom 15. August 1911) schlagt
die A. E. G. die Verwendung von passenden Wolframverbindungen
in Suspensionen als Schmiermittel vor. Die Wolframverbindungen,
wie das als feines, weiches, graphitahnliches Pulver erhaltliche
Wolframsulfid (JVS.2), oder die von Pacz (siehe S. 46) angegebene
kolloidale organische Wolframverbindung (H6IV2 C9 O3), besitzen neben
der guten Schmierwirkung die angenehme Eigenschaft, durch Erhitzen
im Vakuum oder im Wasserstoff unter Zuriicklassung von reinem
Wolframpulver zu zerfallen, wodurch durch das Schmiermittel keine
fremden schadlichen Bestandteile in den Draht gelangen, wie dies
bei der Verwendung von Graphit vorkommen konnte. Die Deutsche
Gasgluhlicht-Akt.-Ges. schlagt in einem Patent (D. R. P. 261457 vom
13. August 1911) anorganische Schmiermittel fur das Warmziehen
von Wolframdraht vor. Als passende Verbindungen werden Poly-
phosphorsaure respektive Polyborsaure bezeichnet, sowie alle solche
komplexe Verbindungen, die keinen bestimmten Schmelzpunkt be-
sitzen, sondern innerhalb weiter Temperaturgrenzen als zahe Fliissig-
keiten bestehen konnen. Solche Verbindungen werden in beliebiger
Weise auf den Draht aufgetragen, geraten bei den zur Anwendung
kommenden Ziehtemperaturen in den zahflussigen Zustand und
kommen beim Durchziehen durch die Dusen als Schmiermittel zur
Geltung. Diese anorganischen Schmiermittel konnten gegeniiber der
Graphitschmiere nur den Vorteil der Kohlenstofffreiheit haben. Ihre
Schmierfahigkeit scheint aber sehr viel schlechter zu sein, weshalb
auch dieD.G.A. den Zusatz von Graphitpulver empfiehlt. Dadurch
entfallt naturlich der einzig noch mogliche Vorteilder Kohlenstoff-
freiheit. Die Bergmann-Elektrizitats-Akt. -Ges. in Berlin lost in
einer Patentanmeldung (deutsche Patentanmeldung B. 67512, Kl. 7b,
vom 23. Mai 1912) das Problem der Schmiermittel fur das Wolfram-
ziehen in der Weise, daB der Ziehstein, durch welchen der Wolfram-
draht gezogen wird, sich in einem Bade heifien Oles befindet. Es
soil dabei angeblich moglich sein, das Ziehen des Wolframdrahtes
bei der verhaltnismaBig niedrigen Temperatur von etwa 300 bis
400 ° C zu bewirken, da der Draht bei der Fuhrung durch das heifie
i) Von Interesse diirfte die in der Schrift: Graphite as a lubricant,
herausgegeben von der Joseph Dixon Crucible Co. in Jersey, S. 59 befind-
liche Angabe sein, nach welcher ,,glanzende Resultate beim Drahtziehen
durch den Zusatz von Graphit zu den Schmiermitteln erzielt wurden".
78
Ol in seinem ganzen Querschnitt sehr gleichmafiig erhitzt wird. Das
Heizol oder andere bei diesen Temperaturen flussige, passende Stoffe,
dienen gleichzeitig als Schmiermittel. Auch die Regulierung der
Ziehtemperatur soil nach diesem Verfahren viel leichter und genauer
zu ermoglichen sein, wie bei der gewohnlichen Erhitzung an freier
Luft mit dem Gasbrenner. Das Verfahren der Bergmann-Elek-
trizitats-Akt.-Ges. ist eigentlich kein gewShnliches Schmiermittel-
Fig. 31. Spul-, GlUh- und OberflSchenreinigungsapparat
fQr Wolframdrahte.
patent, es stellt vielmehr ein regelrechtes Wolframziehverfahren vor.
Dem Ziehverfahren eine grofiere Bedeutung zusprechen kann man
wohl kaum. Jedenfalls steht dieses Verfahren dem gewohnlichen
Wolframziehverfahren an Eleganz und Sicherheit weit nach.
Der Wolframdraht lafit sich nach beschriebenem Verfahren zu
aufierst diinnen Drahten, wie solche fur die Gluhlampenindustrie
erforderlich sind, ausziehen. Man erreicht auf diese Weise bis
0,01 mm diinne Drahte. Der Draht wird nach beendetem Ziehen
in einer Atmosphare von reduzierenden Gasen auf etwa 1000 ° C
erhitzt, wobei er von dem Graphitiiberzug sowie der geringen Menge
von Wolframoxyd befreit und ganz blank wird. Einen solchen sehr
79
gut geeigneten Spul-, Gliih- und Oberflachenreinigungsapparat,
System Fr. W. Gladitz, stellt Fig. 31 dar. Den Wolframdraht
kann man nun ohne weiteres fur Gliihlampenzwecke verwenden.
Das Ziehen des Wolframdrahtes bis etwa 0,01 mm ist mit grofien
technischen Schwierigkeiten verbunden, und zwar vor allem deshalb,.
weil es auBerordentlich schwierig ist, Diamantziehsteine mit soldi
feinen Bohrungen herzustellen. Die feinen Offnungen in den Diamant-
dusen mussen nicht nur absolut rund sein, sondern deren Durch-
messer auf Bruchteile von Tausendstel Millimeter genau eingehalten
werden, da eine richtig eingestellte Ziehstufenfolge des Diamant-
ziehsteinsatzes von grofier Wichtigkeit fur ein klagloses Funktionieren
des Ziehprozesses ist. Man mufi also z. B. in der Nahe von 0,0 1 mm
bei einer zweiprozentigen Ziehstufenfolge Diamantziehsteine von
folgenden Durchmessern besitzen: 0,0110, 0,0108, 0,0106, 0,0104
usw. Solche geringen Unterschiede genauer festzustellen, ist aufier-
ordentlich schwer, das Mikroskop und Mikrometer fangen bereits
fruher an zu versagen. Man ist deshalb genotigt, eine grofie Anzahl
von Diamantziehsteinen herzustellen und diese dann rein empirisch
zu einem Satz mit Abstufungen zusammenstellen. Sind die Zieh-
steine richtig eingereiht und deren Stufenfolge eingehalten, so funk-
tioniert der Ziehprozefi gut. Infolge des Ziehens weiten sich die
Steine allmahlich etwas aus, jedoch geschieht es bei alien ungefahr
im gleichen Tempo, so dafi die Stufen doch richtig bleiben. Es
heifit dann, der Satz ruckt gleichmafiig hinauf. In solchem Falle
ist es dann notig, nur die letzten Steine des Satzes immer zu
erganzen. Zieht man also z. B. bis 0,01 mm, so muB man, wenn
der Satz in Ordnung bleiben soil, immer wieder neue Ziehsteine
von 0,01 mm Offnung in den Satz einreihen. Das ist noch das
idealste Verhalten eines Ziehsteinsatzes. In vielen Fallen kommt es
vor, dafi der Satz sich ungleichmafiig verandert, indem die einzelnen
Ziehsteine sich verschieden stark durch den Gebrauch aufweiten und
die am Anfang muhselig eingestellte richtige Ziehstufenfolge verloren
geht. Oft kommt es auch vor, dafi manche Ziehsteine rauh werden
und frisch nachpoliert werden mussen, wodurch sie dann natiirlich
nicht mehr in den Satz passen und deshalb rechtzeitig fur Ersatz
gesorgt werden mufi. Briiche von Ziehsteinen kommen auch nicht
selten vor. Wir sehen also, dafi die Uberwachung und Instand-
haltung eines solchen Ziehsteinsatzes ungewohnliche Muhen und
Kosten verursacht, da man ein grofies Lager von Ersatzsteinen
bereithalten mufi und an die Technik des Diamantbohrens Anspriiche
gestellt werden, die die Grenzen der M6glichkeit iiberhaupt erreichen.
— 8o —
Die meisten grofien Wolframlampenfabriken haben diese ungewfthn-
lich grofien Schwierigkeiten uberwunden und fabrizieren bereits die
i6kerzige 260 Volt-Lampe, deren Leuchtkorper ungefahr einen
Durchmesser von 0,01 mm besitzt.
Es fehlt naturlich nicht an Bestrebungen , diesen Schwierig-
keiten, welche sich bei dem Ziehen von solch dunnen Drahten
einstellen, durch Anwendung anderer Methoden auszuweichen. Nahe-
liegend ist es, mit chemischen resp. elektrochemischen Mitteln
relativ dicke Drahte in diinne umzuwandeln. Solche Methoden
wurden bereits zum Dunnermachen von Osmiumfaden und der
nach dem Spritzverfahren hergestellten Wolframfaden vorgeschlagen.
Es zeigte sich aber dabei, dafi die Atzung solcher Drahte un-
gleichmafiig vor sich ging, und zwar hauptsachlich aus dem
Grunde, weil die Gebilde zu grobkristallin waren. Die Atzmittel
greifen an verschiedenen Stellen verschieden stark an, da die
einzelnen Kristalle in verschiedenen Richtungen verschieden stark
loslich sind. Es entstehen deshalb aus vollkommen runden Drahten
von gleichmafiigem Querschnitt Gebilde von durchaus ungleichem
Querschnitt mit hervorstehenden Kristallkanten und Spitzen, tiefen
Rissen und Furchen, also ein fur Gluhlampenzwecke vollig unbrauch-
bares Produkt. Anders scheinen jedoch die Verhaltnisse bei dem
nach dem Ziehverfahren hergestellten Wolframdraht zu liegen. Wie
aus der Patentanmeldung von Otto Krause (osterr. Patentanmeldung
A. 6212, 1911, vom 18. Juli 1911) zu entnehmen ist, wird ein solcher
Draht durch verschiedene Atzmittel in durchaus gleichmafiiger Weise
angegriffen. Der Erfinder schlagt vor, von Drahten von 0,03 mm
Durchmesser, welche sich verhaltnismaSig leicht herstellen lassen,
auszugehen und diese durch passende Atzmittel, chemisch oder
elektrochemisch, auf den gewunschten Durchmesser abzubauen. Als
Atzmittel werden vor allem alkalische, oxydierende Bader empfohlen.
Vorzugsweise soil sich dafur eine verdiinnte alkalische Ferrizyankali-
losung eignen. Auch andere Oxydationsmittel in alkalisch-wafiriger
Losung, wie Persulfate, Superoxyde, auch Kaliumpermanganat, sollen
sich fiir den Zweck gut eignen. Der Draht wird zweckmafiig durch
ein solches Atzbad durchgezogen, wobei durch die Geschwindigkeit
des Durchziehens die Atzung und somit der zu erzielende Durch-
messer bestimmt werden kann. Die gleiche Wirkung wie mit den
alkalischen Oxydationsbadern kann man dadurch erzielen, dafi man
•den Wolframdraht als Anode in ein alkalisches Bad einhangt. Der
Draht wird in vielen zickzackformigen Windungen durch das Bad
unter Strom durchgezogen. Die erzielte Querschnittsverminderung
8i
wird durch Widerstandsbestimmung an dem Draht festgestellt.
Schliefilich lafit sich die Querschnittsverminderung der Wolfram-
drahte auch dadurch erzielen, dafi man die Wolframdrahte in ge-
eigneten Gasatmospharen, wie z. B. Chlor, welche den Draht an-
greifen, auf so hohe Temperatur erhitzt, dafi die entstehenden
Wolframverbindungen, z. B. Wolframchloride , sich verfluchtigen.
Mit diesen Methoden gelangt man nach Angaben des Erfinders zu
Drahten von beliebig feinem Durchmesser, viel feiner, als man zu
solchen auf mechanischem Wege durch direktes Ziehen oder nach
dem Wollastonverfahren gelangen kann. Voraussetzung ist, dafi
die Querschnittsverminderung nur an solchen Wolframdrahten vor-
genommen wird, welche durch andauernde Behandlung vermittelst
Pressen, Hammern, Walzen und Ziehen, wie solches iiberhaupt bei
dem Warmeziehverfahren geschieht, ein aufierordentlich feines
Kristallgefiige erhalten haben. Die Bedeutung der Erfindung scheint
dem Verfasser nicht iibermafiig grofi zu sein. Vor allem ist noch
immer, auch bei noch so feinem Kristallgefiige der Drahte, zu be-
furchten, dafi bei solch starken Querschnittsverminderungen (1:3!)
dieselben einen ungleichmaBigen Verlauf annehmen. Andererseits
wissen wir ja, dafi es der Technik jetzt schon gelungen ist, Drahte
von 0,0 1 mm auf rein mechanischem Wege gut herzustellen. Es ist
auch mit Sicherheit zu erwarten, dafi die Technik des Feinziehens
und Diamantbohrens noch weitere Fortschritte macht, so dafi die
jetzt noch bestehenden Schwierigkeiten mit der Zeit immer kleiner
zu werden versprechen.
Das Wolframziehverfahren der G. E. C. hat begreiflicherweise
in der Gluhlampenindustrie eine Umwalzung hervorgerufen. Die
Vorteile des Verfahrens liegen auf der Hand. Die grofie Einfach-
heit und Sicherheit des Verfahrens, welches gestattet, den Draht auf
die billigste Weise herzustellen, sodann die vollig gleichmafiige Be-
schaffenheit und die hervorragende, lange ersehnte Biegsamkeit des
Wolframdrahtes, welche eine ungewohnlich grofie Vereinfachung der
Gluhlampenfabrikation mit sich brachte, haben es bewirkt, dafi dieses
Verfahren in erfolgreichster Weise mit alien bisher bekannten Ver-
fahren konkurrieren, ja in kurzester Zeit diese fast vollstandig ver-
drangen konnte. Naturlich wurden dadurch viele Gliihlampenfabriken,
welche das Ziehverfahren nicht benutzen durften, sehr geschadigt.
Es lag deshalb im Interesse dieser Firmen, die Patentfahigkeit des
Verfahrens der G.E. C. anzufechten, und jetzt scheint es tatsachlich
nicht ausgeschlossen, daB sie darin auch Erfolg haben und zumindest
eine starke Einschrankung des Schutzumfanges durchsetzen werden.
MQller, Metalldrahtlampen. 6
— 82
Bei der ersten Uberlegung erscheint diese Tatsache ein wenig be-
fremdend. Man begreift nicht, wie es denn mSglich sein kann, dafi
ein Verfahren, welches eine derart umwalzende Neuerung und zweifel-
losen Fortschritt fur die Industrie bedeutet, nicht patentfahig sein
kdnnte. Bei naherer Betrachtung aber erscheint das Verfahren
der G. E. C. tatsachlich kaum als patentfahig (Dr. N. L. Muller,
Uber das Wolfram und die Geschichte seiner Duktilisierung. Vor-
trag, gehalten am 3. Marz 1913 im Niederosterreichischen Gewerbe-
verein in Wien; ,,Zeitschr. f. angew. Chemie" 1913, S. 404 u. 422).
Da diese Frage fur die Gluhlampenindustrie von grofitem Interesse
ist, wollen wir sie auch hier kurz diskutieren. Vor allem muB her-
vorgehoben werden, dafi die Herstellung von Wolframdraht auf
mechanischem Wege durch Hammern, Walzen und Ziehen in der
Warme und die Verwendung des Drahtes fur Gluhlampenzwecke
uberall, mit Ausnahme von England, jedermann freisteht. Wissen
wir doch, dafi die G. E. C. bereits im Jahre 1906 und 1907 in
England solche Patente erhalten hat (engl. Pat. 21513, 1906; 16530,
1907) und in anderen Staaten ahnliche Patente nicht erlangen konnte.
Auch die Ursache, weshalb der G. E. C. in fast alien Staaten der
Patentschutz fur das Ziehen des Wolframs in der Warme versagt
wurde, sind ganz klar. Es lagen bereits seit langem Erfahrungen,
Versuche und Publikationen vor, welche als einzige Moglichkeit fur
die Herstellung des Wolframdrahtes auf mechanischem Wege die
Verarbeitung des Wolframs in der Warme bezeichnet haben. Es
war vor allem die Furcht vor der Durchfuhrung der muhsamen
Versuche und die nicht geniigende Vertrautheit mit der Technik des
Ziehens und Walzens, welche die Erfinder vor dem Betreten dieses
Arbeitsgebietes abschreckte. Die G. E. C. hat sich nun hier das
zweifellose Verdienst erworben, dieses schwierige Arbeitsgebiet be-
treten und die vorgezeichneten Probleme in der konsequentesten
Weise durchgefiihrt zu haben. Wohl mag die Firma bei dieser
Gelegenheit einige zweckentsprechende Vorrichtungen und Apparate
gebaut und Mittel aufgefunden haben, welche das Ziehen des Wolf-
rams in der Warme erleichtern, eine schopferische Leistung, die
Vorbedingung einer jeden Erfindung, war jedoch darin kaum ent-
halten. Die G. E. C. war sich der Schwache dieser Patente bewufit
und versucht den Schein einer erfinderischen Tatigkeit dadurch zu
erwecken, indem sie die langst und alien bekannte Tatsache, dafi
das Wolfram in der Warme duktil wird, als eigene Beobachtung fur
sich in Anspruch nimmt (siehe S. 63). Merkwiirdigerweise hat
damals die G. E. C. nicht die Beobachtung gemacht, dafi das Wolfram
durch die mechanische Behandlung in der Warme als Draht schliefi-
lich auch bei gewohnlicher Temperatur duktil und biegsam wird.
In den Patenten beschreibt die Firma Vorrichtungen, die es erm6g-
lichen sollen, den sprOden Draht im warmen Zustande auf Lampen-
gestelle aufzuwickeln, was zweifellos fur die Sprodigkeit des damals
hergestellten Drahtes spricht. Heute wissen wir naturlich, dafi die
mechanische Behandlung, d. i. Hammern, Walzen und Ziehen der
Wolframstabe in der Warme, fast wie eine Naturnotwendigkeit zu
einem bei gewohnlicher Temperatur duktilen Wolframdraht fuhren
mufi. Es ist deshalb schwer, den Grund zu finden, warum die
G. E. C. die lange Zeit hindurch, bei der versuchsmafiigen Ausfuhrung
ihres Verfahrens, zu keinem, bei gewohnlicher Temperatur duktilen
Wolframdraht gelangt ist. Die einzige Erklarung, die der Verfasser
dafur finden kann, ist, dafi die Versuche mit nicht genugend reinem,
vor allem sauerstoffhaltigem Wolfram ausgefuhrt wurden. Dies ist
auch daraus zu schliefien, dafi die Firma in den neuen Patenten, in
welchen sie bereits uber die Duktilisierung des Wolframs berichtet,
auf die besondere Bedeutung der vollstandigen Reduktion der fur
die Drahtherstellung bestimmten Wolframstabe, unter Angabe der
verschiedenen hierzu fuhrenden Mafiregeln, hinweist. Untersuchen
wir nun das Patent der G.E. C. vom Jahre 1909 auf die Patent-
fahigkeit, so mussen wir dessen Kernpunkt darin erblicken, dafi
durch die andauernde Behandlung des Wolframs in der Warme, wie
es bei der Verarbeitung eines Wolframstabes durch Hammern,
Walzen und Ziehen geschieht, schliefilich ein bei gewohnlicher
Temperatur duktiler Wolframdraht resultiert. Das ist aber nur eine
Erscheinung, die sich bei der Ausfuhrung des in den Patenten von
1906 und 1907 beschriebenen Verfahrens von selbst ergibt. Bei der
Vorprufung der Patentanmeldung in Osterreich, welche in sehr sach-
gemafier Weise ausgefuhrt wurde, wurde besonderes Gewicht darauf
gelegt, f estzustellen , welche neuen Bedingungen es waren, durch
deren Einfuhrung es der G.E. C. gelungen ist, die Duktilitat des
Wolframs zu erzielen. Es stellte sich dabei heraus, dafi als die
\\ichtigsten Punkte des neuen Verfahrens das Ziehen des Drahtes in
feinen Stufenfolgen, die Verwendung eines grobkornigen, spezifisch
schweren Wolframpulvers und schliefilich die Verwendung des
Graphits als Schmiermittel zu betrachten ware. Diese Punkte allein
sind in den Patentanspriichen der osterreichischen Patentanmeldung
angefiihrt. Sollte es im Einspruchsverfahren noch gelingen, die
Prazisierung der Angaben bezuglich der Grofie der nOtigen Zieh-
stufenfolge und Beschaffenheit des Wolframpulvers durchzusetzen,
84
so batten wir das Patent der G. E. C. in die gehSrigen Grenzen
zuriickgewiesen. Den Fachleuten selbst wird es klar sein, dafi es
auf die von der G. E. C. beanspruchten Bedingimgen nicht unbedingt
ankommt, um zum duktilen Wolframdraht zu gelangen. In England
und Deutschland ist der Schutzumfang des Patentes der G. E. C.
etwas grSfier, vor allem deshalb, weil die Anspruche nicht geniigend
klar formuliert sind. Sollte nun das Patent der G. E. C. in dieser
Form zu Recht bestehen, so wiirde es danach verboten sein, ge-
zogenen duktilen Wolframdraht als Leuchtkorper zu benutzen, trotz-
dem die Warmbehandlung, welche notwendigerweise zur Duktili-
sierung des Wolframs fiihrt, jedermann zur Ausubung freisteht. Es
ist leicht begreiflich, dafi sich die interessierten Firmen gegen die
Erteilung eines solchen Patentes mit aller Energie wehren.
In der Technik werden fast samtliche Metalle in der Hitze mecha-
nisch behandelt, und dies geschieht nicht nur wegen der ganz enormen
Ersparnis an Arbeit, die sich bei der Behandlung der in der Warme
ganz weich gewordenen Metalle erzielen lafit, sondern hauptsachlich
aus dem Grunde, weil das rohe, unbearbeitete Metall gewohnlich viel
zu grobkristallin ist und beim Walzen und Ziehen bei gewohnlicher
Temperatur sehr bald in Stiicke zerfallen wiirde. Durch das
Hammern, Walzen und Ziehen in der WTarme lassen sich die Metall-
kristalle, ohne ihren Zusammenhang zu verlieren, in ganz kleine
Kristalle zertrummern, und es entsteht eine feinkristallme Struktur
mit vielen Gleitflachen, welche die Dehnbarkeit der Metalle bei ge-
wShnlicher Temperatur bedingt. (Uber die Bedeutung und Art der
Wirkung solcher Gleitflachen siehe die sehr interessante Arbeit von
Tammann; ,,Zeitschr. f. Elektrochemie" 1912, S. 584). Die beim
Wolfram beobachtete Erscheinung, welche die Grundlage des von
der G. E. C. angestrebten Patentes bilden soil , bedeutet somit keine
Auffindung eines Ausnahmefalles , sondern im Gegenteil nur die
Bestatigung einer allgemein gultigen Regel. Auch hier kanii nach-
gewiesen werden, dafi die erzielte Duktilitat auf die Veranderung
der urspriinglich grobkristallinen Struktur in feinkristalline zuruck-
zufiihren ist. Es konnte noch vorgehalten werden, dafi die meisten
anderen Metalle bereits vor ihrer Verarbeitung in der Warme einen
gewissen Grad von Duktilitat besitzen, wahrend das Wolfram vor
seiner Verarbeitung ganzlich sprode ist und seine Duktilitat, voll
und ganz, nur als das. Resultat der Warmbehandlung zu betrachten
sei. Diesen Einwand kann man jedoch auch nicht gelten lassen.
Die Wolframduktilisierung ist nicht dem Wesen nach, sondern nur
graduell von der Duktilisierung der anderen Metalle verschieden.
— 85 -
Oft recht betrachtliche graduelle Unterschiede der ursprunglichen
Duktilitat sind auch bei den iibrigen Metallen gut bekannt. An-
zeichen sind auch vorhanden, welche die Vermutung zulassen, daS
das Wolfram, wenn nur genugend rein und sauerstofffrei, eine
sogar recht betrachtliche, urspriingliche Duktilitat besitzt, so daB
es auch bei gewohnlichen Temperatureii verarbeitet werden konnte.
Niemand wird natiirlich auch unter solchen Umstanden freiwillig
auf die Vorteile der Warmbehandlung verzichten wollen. Der Ver-
fasser konnte vor einiger Zeit (,,Zeitschr. f. angew. Chemie" 1913,
S. 404 u. 422) uber ein Patent berichten, welches viel Ahnlichkeit
mit dem Patent der G. E. C. besitzt und als neuheitsschadlich fur
dieses Patent betrachtet werden konnte. Es ist dies das Patent
von J. W. Staite (engl. Pat. 12212, 1848), in welchem der Erfinder
uber die Herstellung des Iridiumdrahtes fur eine Iridiumdrahtlampe
berichtet. Dieses als sprode bekannte Metall duktilisiert der Erfinder
in einer der Wolframduktilisierung vOllig identischen Weise. Er
unterwirft dieses Metall einer langeren Behandlung in der Hitze,
walzt und hammert es so lange, bis das Metall durch die Behand-
lung genugend „ annealed", d. i. nachgelassen, also weich geworden
ist fur die nachfolgende Formgebung bei gewohnlicher Temperatur.
In der wortgetreuen Ubersetzung lautet die Stelle aus der Patent-
schrift: ,,Ich schmelze Iridiumoxyd in einem Probiertiegel aus Bein-
asche unter dem Voltaischen Bogen, wodurch dieses der hochsten
uns bekannten Hitze ausgesetzt wird. Nachdem ich ein Werkstuck
des Metalls erhalten habe, setze ich dasselbe einer konstanten Warme-
wirkung aus, um es auszugliihen, und zu diesem Zwecke benutze
ich eine oder mehrere Knallgasgeblaseflammen. Wenn das Werk-
stuck weifigluhend ist, walze oder hammere ich dasselbe und wieder-
hole das Verfahren immer wieder, bis das Metall genugend nach-
gelassen (weich) ist, um in die gewunschte Gestalt bearbeitet werden
zu konnen." Dabei handelt es sich nicht nur um Versuche, sondern
um einen tatsachlichen Erfolg, den es Staite gelungen ist, zu er-
zielen. Ich finde in einer englischen Publikation von J. J. Fahie,
M. I. E. E., welche auf authentischen Berichten basiert, dafi im Jahre
1850 J. W. Staite bei seinen zahlreichen offentlichen Vortragen
eine derart hergestellte Iridiumdrahtlampe im Betrieb vorfuhren
konnte. Nach all den angefuhrten Tatsachen glaubt der Verfasser
nicht, dafi die bereits erteilten und angemeldeten Patente der G.E. C.
einer strengen Pruning werden standhalten konnen.
Nach der Bekanntmachung des Wolframduktilisierungspatentes
der G. E. C. wurde eine ganze Reihe von Patenten von verschiedenen
86
Firmen angemeldet, welche teils die Duktilisierung des Wolframs
auf anderem Wege zu bewirken suchen, zum Teil weitere Verbesse-
rungen des Stammpatentes darstellen sollen. Harry und Ulrich
Bressler (franz. Pat. 447585 vom 23. August 1912) gehen, um die
Schwierigkeiten, welche sich beim Pressen der Wolframstabe aus
Wolframpulver einstellen, zu vermeiden, nicht vom reinen Wolfram-
pulver aus, sondern von einer Verbindung, welche aus Wolfram,
Stickstoff und Wasserstoff besteht. Sie reduzieren zu diesem Zwecke
Wolframtrioxyd in reinem trockenen Ammoniakgas so lange, bis
das entstromende Reduktionsmittel keinen Wasserdampf mehr ent-
halt. Das auf diese Weise hergestellte schwarze, samtartige Pulver,
welches je nach der Herstellungstemperatur nur aus Wolfram und
Stickstoff oder Wolfram, Stickstoff und Wasserstoff besteht, lafit
sich bereits bei niedrigem Drucke zu Korpern von grofier mechani-
scher Festigkeit zusammenpressen. Die Stabe mussen in einer
inerten Atmosphare langsam auf Weifiglut erhitzt werden, damit sie
den elektrischen Strom gut leiten konnen. Sodann werden die
Stabe durch den Durchgang eines elektrischen Stromes in einer
reduzierenden Atmosphare erhitzt und fertig gesintert. Die Stabe
sollen alsdann einen matten Glanz, eine grobkornige Struktur be-
sitzen und sollen auch vollkommen duktil sein. Allerdings sagen
die Erfinder nicht, ob die Stabe bei gewohnlicher Temperatur, vor
der Behandlung bereits, die Duktilitat besitzen oder erst durch die
Warmbehandlung duktilen Draht liefern. Es diirfte sicher das zweite
der Fall sein, da die Erfinder gar keinen Anlafi hatten, die Erreichung
eines solchen Effektes, wie die ursprungliche Duktilitat bei gewohn-
licher Temperatur, zu verschweigen, ja uberhaupt unbetont zu lassen.
Patent von Dr. Paul Schwarzkopf und Siegfried Burg-
stall er (franz. Pat. 448229 vom 13. Juni 1912). In diesem Ver-
fahren wird beschrieben, wie man zu moglichst feinkristallinen
Gegenstanden aus Wolfram bei Anwendung verhaltnismafiig niederen
Sinterungstemperaturen gelangen kann. Die Erfinder gehen von der
Annahme aus, dafi das Sintern der aus reinem Wolframpulver ge-
prefiten Stabe darauf beruht, daB bei hohen Temperaturen ein
Wachsen der grofieren Wolframkristalle auf Kosten der kleineren
vor sich geht. Nach den physikalischen Gesetzen besitzen kleine
Partikeln eines und desselben Korpers einen hoheren Dampfdruck
als die grofieren, so dafi eine Art Destination der feineren Korner
auf die groberen stattfindet, welche nunmehr auf Kosten der feinen
K6rner wachsen und diese schliefilich ganz aufzehren. Damit aber
ein solcher Vorgang mit geniigend grofier Geschwindigkeit vor sich
- 87 -
geht, 1st es notig, daS der Korper einen verhaltnismafiig hohen
Dampfdruck besitzt. Will man nun einen solchen Vorgang in einera
aus reinem Wolfram geprefiten Stab hervorrufen, d. i. das Sintern
desselben bewirken, so mufi man den Stab auf eine auBerordentlich
hohe Temperatur erhitzen, da das Wolframmetall nur bei den
hochsten Temperaturen verdampfbar ist. Sintert man hingegen
einen geprefiten Stab aus Wolframpulver, dem geringe Mengen
Wolframoxyd zugesetzt wurden, in reduzierender Atmosphare, so
erhalt man schon bei relativ tiefen Sinterungstemperaturen (1400 bis
1600° C) sehr kompaktes, festes Wolframmetall. Die Sinterung
wird auf diese Weise vorgenommen, dafi die geprefiten Stabe auf
Karborundumschiffchen durch einen elektrischen Rohrenofen bei
gleichzeitiger Spulung des Of ens mit reinem oder mit Stickstoff
verdunntem Wasserstoff in entgegengesetzter Richtung zur Gas-
stromung geschoben werden. Die Reduktion mufi sehr langsam
verlaufen, wenn sich die Einwirkung des Oxydzusatzes auf die
Sinterungsfahigkeit geltend machen soil. Dte Vorgange, die sich
bei dem Reduktions-Sinterungsprozefi abspielen, sind folgende: Die
Wolframmetallkristalle wachsen auf Kosten des W'olframoxyds,
welches zu Metall reduziert wird. Gleichzeitig oxydiert der von der
Reduktion derOxyde herruhrende Wasserdampf die kleinerenWolfram-
kristalle (die den grofieren Wolframdampfdruck besitzen), das neu
gebildete Oxyd verdampft und schlagt sich wieder bei gleichzeitiger
Reduktion als Metall auf die grofieren Wolframkristalle nieder. Der
Sauerstoff spielt also bei diesem Vorgang die Rolle eines Uber-
tragers der Materie der f einen Wolframkristalle auf die groberen,
verursacht somit das Wachsen der letzteren, also die Sinterung.
Da die Wolframoxyde viel hoheren Dampfdruck besitzen als das
reine Wolfram, so ist es moglich, den SinterungsprozeB bei viel
niedrigeren Temperaturen auszufiihren. Der Vorgang kann auch
dadurch unterstutzt werden, dafi man dem Reduktionsgas kleine
Mengen von Sauerstoff oder Wasserdampf zusetzt, wobei jedoch der
Sauerstoffdampfdruck der Reduktionsatmosphare immer ein wenig
tiefer sein muB als der Sauerstoffdampfdruck der Wolframoxyde, da
sonst uberhaupt keine Reduktion moglich ware. Nach den Angaben
der Erfinder soil das Aussehen und die Eigenschaften der nach ihrer
Methode bei tiefen Temperaturen gesinterten Stabe genau die
gleichen sein, wie bei den Staben, welche aus reinem Wolfram-
pulver bei den hochsten Temperaturen gesintert wurden. Sollen
aber diese Wolframgebilde fur den Gebrauch bei hohen Tempera-
turen, wie es bei den Gluhlampen der Fall ist, bestimmt sein, so
— 88 —
erklaren die Erfinder es doch fur notwendig, eine hOhere Sinterungs-
temperatur anzuwenden. Dadurch geht naturlich der ganze Vorteil
der Erfindung fur die Fabrikation der. Wolframgluhkorper verloren.
Als grofier Nachteil des Prozesses mufi andererseits die Tatsache
betrachtet werden, dafi es nicht mSglich sein diirfte, die nach solchem
Vorgang hergestellten Wolframkorper vollkommen sauerstofffrei her-
zustellen, welcher Umstand die Duktilisierung der Wolframkorper
nach bekannten Methoden nur erschweren, ja auch unmoglich machen
kann. Das Verfahren diirfte demnach nur fur die Herstellung von
gesinterten Wolframk5rpern als solchen, nicht aber fur die Wolfram-
drahtf abrikation , einige Bedeutung besitzen. In demselben Patente
schlagen auch die Erfinder vor, den Wolframk6rpern kleine Mengen
von anderen hochschmelzenden Metallen, wie z. B. Uran, zuzusetzen,
wodurch ohne wesentliche Schmelzpunkterniedrigung eine Herab-
setzung der Dampfspannung des Wolframs sowie dessen klein-
kristalline Struktur verursacht wird.
Die Westinghouse-Metallfaden-Gluhlampenfabrik in Wien be-
schreibt ein Verfahren (engl. Pat. 12869), nach welchem man zu
duktilem Wolfram gelangen kann. Zu diesem Zwecke wird der zu
duktilisierende Stab nach der Sinterung einem langsam verlaufenden,
einige Stunden dauernden Abkuhlungsprozefi bei sehr hohem Druck
unterworfen. Dies kann man z. B. dadurch erreichen, dafi man den
Wolframkorper in eine erhitzte Form setzt, welche sich bei der Ab-
kiihlung stark zusammenzieht und auf den Wolframkorper einen all-
seitig gleichmafiigen hohen Druck ausiibt. Das gleiche kann man
auch erreichen, indem man den zu duktilisierenden Wolframkorper
in eine hocherhitzte geschmolzene Masse, welche, wie z. B. Eisen,
unter Volumvergrofierung erstarrt, einfuhrt. Durch Abkuhlung des
Systems wird ein sehr hoher Druck auf den Wolframkorper aus-
geubt. Der ganze Vorgang soil eine Art mechanischer Behandlung
in der WSrme vorstellen, welche jedoch zum Unterschied von der ge-
wohnlichen Warmbehandlung aufierordentlich gleichmafiig ist und ohne
jede Formveranderung des behandelten Werkstiickes vor sich geht.
Die Vereinigte Gluhlampen- und Elektrizitats-Akt-Ges. in
Ujpest hat in der ungarischen Patentanmeldung (Grundzahl I, 1409),
in welcher das Thoriumdioxydverfahren zur Duktilisierung des
Wolframs beschrieben ist, auch darauf hingewiesen, dafi das aus
Wolfram und Thoriumdioxyd bestehende Pulver, wenn zu Staben
geprefit und in richtiger Weise gesintert, Wolframkorper liefert,
welche sich nach dem in den englischen Patentschriften Nr. 21513,
1906, und 16530, 1907, beschriebenen Warmziehverfahren viel
89 -
besser zu duktilem Draht verarbeiten lassen, als die aus reinem
Wolframpulver hergestellten Stabe. Da das Material von vornherein
duktil ist, lafit es sich auch bei gewohnlicher Temperatur auf Draht
sehr gut verarbeiten. Ein anderes Verfahren zur Herstellung des
duktilen Wolframmetalles gibt Dr. Rudolf Jahoda und die Elek-
trische Gluhlampenfabrik ,,Watt" in Wien in einer osterreichischen
Patentanmeldung an (A. 9861, 1911, vom 29. November 1911). Hier-
nach wird der aus Wolframpulver gepreBte Stab wahrend des Sinter-
prozesses, also im Zustande der Erweichung, einem moglichst hohen
Druck ausgesetzt. Dadurch wird ein inniges Verschweifien der hoch-
erhitzten plastischen Wolframteilchen bewirkt, und es resultiert ein
Wolframkorper, der in seinem Verhalten sehr ahnlich ist einem zum
vollstandigen Schmelzen gebrachten Gebilde und hervorragende
Duktilitat besitzt. Die Verarbeitung der auf die beschriebene Weise
gesinterten Stabe geschieht durch Pressen, Walzen und Ziehen bei
hoher Temperatur, welche Operationen zweckmafiig an das Sintern
angeschlossen werden. Ein ganz allgemeines Verfahren zur Her-
stellung von festen Korpern aus Metallpulvern durch Erhitzung und
Pressung gibt Dr. Heinrich Leiser in Charlottenburg in einer
osterreichischen Patentanmeldung (A. 8060, 1912, vom 27. September
1912) an. Das Verfahren betrifft wohl alle in Pulverform gewinn-
baren Metalle, soil aber fur die Herstellung fester Korper aus den
hochstschmelzenden Metallen, wie Wolfram, ganz besondere Vorteile
bieten. Das Verfahren beruht darauf, da8 die herzustellenden Metall-
korper aus einem Gemisch von kristallinem und amorphem Metall-
pulver geformt und erhitzt werden. Die Verfestigung solcher Korper
tritt bereits bei Temperaturen ein, bei welchen sich die Umwandlung
der amorphen Bestaadteile in die kristalline Modifikation vollzieht.
Da die Temperatur des Kristallisierens weit unterhalb des Schmelz-
punktes liegt, gelingt es bei verhaltnismafiig tiefen Temperaturen,
Korper aus hochstschmelzenden Metallen vollkommen fest zu sintern.
So betragt die zum Sintern von Wolframkorpern notige Temperatur
etwa 1500° C, wenn dieselben aus einem Gemisch von kristallinem
und amorphem Wolframpulver bestehen. Wahrscheinlich durften sich
solche bei tiefen Temperaturen gesinterten Wolframstabe bei der Ver-
arbeitung wesentlich ungunstiger verhalten, als die bei den hochsten
Temperaturen gesinterten Wolframstabe. Dem Verfasser erscheint die
Erfindung, ahnlich der von Dr. Schwarzkopf und Burgstaller, nur
fur die Herstellung fester Metallkorper an sich, aber nicht fur die Draht-
fabrikation von Bedeutung zu sein. Ahnlich verhalt es sich mit dem
Patent von Otto Voigtlander (engl. Pat. 9611, 1913). Der Erfinder
beschreibt in seinen Patenten ein Verfahren, nach welchem man
Gegenstande aus Wolframmetall herstellen soil. Das Verfahren beruht
darauf, daB Wolframtrioxyd mit Aluminium gemischt in einen mog-
lichst hocherhitzten Ofen gebracht wird. Es tritt die bekannte
Reduktion des Wolframtrioxyds durch Aluminium zu Wolfram ein,
wobei die von der Mischung entwickelte Reaktionswarme im Verein
mit der Ofenwarme eine so hohe Erhitzung der Reaktionsproduktes
hervorruft, dafi das Wolfram zu einer vollkommen homogenen und
von Fremdkorpern und Einschliissen freien Masse zusammenschmilzt.
Auf solche Weise erhalt Voigtlander homogene Massen aus Wolfram
von mehreren Kilogramm Gewicht, welche nach einer vorbereitenden
mechanischen Behandlung, wie Hammern, Walzen usw., beliebigen
Verwendungszwecken sollen zugefiihrt werden konnen. Das Ver-
fahren von Voigtlander durfte jedenfalls kein vollstandig aluminium-
freies Produkt liefern. Ob sich ein solches Material auch fur Gliih-
lampenzwecke eignet, ja iiberhaupt sich zu den erforderlichen ganz
dunnen Drahten wird verarbeiten lassen, scheint dem Verfasser sehr
zweifelhaft. Jedenfalls verspricht das Verfahren fur andere gewerb-
liche Zwecke dort, wo es sich um grofiere Gegenstande aus Wolfram
handeln sollte, vorausgesetzt, daB die in der Patentschrift enthaltenen
Angaben tatsachlich zutreffen, ein recht brauchbares zu werden.
Die Herstellung der Diamantziehsteine
Anschliefiend an die Fabrikation des Wolframdrahtes wollen
wir auch die Fabrikation der Diamantziehsteine kurz besprechen.
Die Herstellung der Diamantziehsteine stellt eine der schwersten und
wichtigsten Aufgaben der modernen Gluhlampenindustrie, da fur die
Herstellung des auBerordentlich dunnen Wolframdrahtes eine grofie
Zahl von Diamantziehsteinen erforderlich ist. Die Abnutzung der
Ziehsteine ist infolge der verhaltnismafiig grofien Harte des Wolfram-
drahtes sowie der hohen Ziehtemperaturen sehr grofi, so daB un-
unterbrochen an dem Ersatz der verbrauchten Steine gearbeitet
werden mufi, will man grofiere Storungen in der Fabrikation des
Drahtes vermeiden. Hinzu kommt noch der vorhin besprochene
Umstand, dafi die Herstellung solch feiner Bohrungen im Diamant
technisch grofie Schwierigkeit bereitet und die Grenzen der Moglich-
keit fast erreicht. Die Herstellung der Diamantziehsteine und Duse
ist auBerordentlich interessant. Die Diamantprefidusen kamen fur
das Spritzverf ahren , wahrend fur das Ziehverfahren die Diamant-
ziehdiisen in Betracht kommen. Fig. 32 zeigt solche Diamantprefi-
diisen und -ziehdusen im Querschnitt. Zur Herstellung einer Diamant-
duse wird zuerst ein passender Diamant gewahlt, dessen GroBe sich
nach der Dusenoffnung richtet. Fur eine Duse, deren Bohrung
0,5 mm betragen soil, wird ein Diamant von etwa 2 Karat, 0,4 mm
bis i1 1 z Karat, 0,3 mm bis i Karat Gewicht gewahlt. Der Stein wird
zuerst zu einer Platte geschliffen, sodann in eine entsprechende
Metallfassung zentrisch eingeprefit und dem Prozefi des Bohrens
unterworfen. Zuerst geschieht das Vorbohren. Mit einer schnell
rotierenden naturlichen Diamantspitze werden konische Vertiefungen
in den Diamanten von beiden Seiten gebohrt. Das Vorbohren wird
nun mittels einer schnell rotierenden Stahlspitze, welche mit Diamant-
staubol bestrichen wird, fortgesetzt. Damit die durch das Vorbohren
erzeugten Versenkungen beim Ubergang in das die beiden Erweite-
rungen verbindende gerade Loch keine scharfen Kanten bilden, ver-
wendet man fur das Vorbohren zweckmafiig zwei oder drei Stahl-
PreBdQse.
Fig. 32. DiamantdQsen.
ZiehdQse.
kegel, von welchen jeder folgende spitzer ist als der vorhergehende.
Die Spitzen der durch das Vorbohren erzeugten Vertiefungen miissen
sich genau in einer Linie befinden und einander moglichst nahe-
kommen. Nun folgt die Operation des eigentlichen Bohrens. Eine
aufierordentlich fein zugespitzte Stahlnadel dreht sich sehr schnell
in der vorgebohrten Vertiefung und fuhrt gleichzeitig kleine hiipfende
Bewegungen aus. Die konische Vertiefung ist mit einem in Ol an-
geruhrten feinsten Diamantstaub gefullt. Durch die hupfende Be-
wegung der Nadel werden immer neue Diamantstaubpartikelchen
in die Vertiefung hineingerissen und treten zwischen die Nadelspitze
und den zu bohrenden Diamanten. Dieser Vorgang ermoglicht erst
uberhaupt das Diamantbohren , da der Effekt desselben der gleiche
ist, wie wenn das Bohren mit aufierst feinen Diamantspitzen aus-
gefiihrt wurde. Die Stahlnadel spielt somit beim Bohren nur eine
vermittelnde Rolle. Nach langerer Zeit - - das Bohren ist uberhaupt
ein recht langwieriger Prozefi, insbesondere wenn es sich um langere
Kanale handelt - - wird auf diese Weise die Spitze der gegentiber-
liegenden Vertiefung erreicht und eine Offnung durchbrochen. Die
— 92
Offnung 1st keineswegs gleichmafiig und wird erst rund durch den
nachfolgenden Polierprozefi.
Der Polierprozefi soil nicht nur ein absolut rundes Profil der
Ziehsteinoffnung herbeif uhren , sondern auch einen sanften, gleich-
mafiigen Ubergang der Vertiefungen in den Ziehkanal bewirken.
Das Polieren wurde fruher oft in der Weise ausgefuhrt, dafi der zu
polierende Stein in Drehung versetzt und eine fein zugespitzte Stahl-
nadel, mit Diamantstaubol bestrichen, mit der Hand in bestimmter
Weise bewegt wurde. Die Nadel soil beim Polieren eine aus drei
verschiedenen Bewegungen zusammengesetzte Bewegung ausfuhren,
und zwar eine langsam rotierende Bewegung, eine bin und her
gehende Bewegung, durch welche in die Bohroffnung immer neuer
Diamantstaub eingefiihrt wird, und schliefilich eine schwingende Be-
wegung, Kegelbewegung, wobei die Kegelspitze mit der Nadelspitze
zusammenfallt, wahrend das obere Ende der Nadel einen Kreis
beschreibt. Die schwingende Bewegung bezweckt, dafi die neben-
einander verschieden weit vpn der Mittelachse entfernt liegenden
Teile der Bohrwandung auch von der Nadel poliert werden, wodurch
eben ein sanfter Ubergang der trichterf5rmigen Vertiefungen in dem
geraden Ziehkanal bewirkt wird.
Es wurde auch mit Erfolg versucht, die Handarbeit beim
Polieren durch rein mechanische Vorrichtungen zu ersetzen. Eine
solche Vorrichtung, • welche die Nadel, wahrend der Stein rotierte,
auf und abwarts bewegte, sowie dieser auch eine Kegelbewegung
erteilte, hat sich anfangs nicht gut bewahrt, weil die Bewegungen
zu starr waren und die von der Nadelspitze im Bohrloch um-
schriebene Kegelflache in den meisten Fallen nicht mit dem Bohr-
kegel des Ziehsteines zusammenfiel.
Erst durch eine Verbesserung von Hensel & Schumann und
R. Krause & Co. in Berlin (D. R. P. 226062, Kl. 6ya, 1910) wurde
eine brauchbare mechanische Schleifvorrichtung erzielt. Die Vor-
richtung funktioniert in folgender Weise. In die Bohrung eines
schnell umlaufenden Ziehsteines ist eine Nadel mit ihrer Spitze .ein-
gesetzt, wahrend das obere Ende der Schleifnadel in einem wage-
recht hin und her gehenden Steg sich befindet, wodurch sie in eine
in einer senkrechten Ebene liegende Schwingung versetzt wird.
Gleichzeitig wird die Nadel beim Ausschwingen in ihre aufiere
Schraglage in zunehmendem Mafie aus dem Loche herausgehoben
(Fig. 33) und sitzt mit dem ihr und ihrem Halter entsprechenden
Eigengewicht auf der Lochwandung auf. Da die Nadel frei, nicht
starr, aufliegt, kann sie sich gut jeder Bohrwandung anpassen und
— 93 —
diese polieren. Sowohl beim Ausschwingen wie beim Zuruck-
schwingen kommen nacheinander die verschieden weit von der Mittel-
achse des Bohrloches entfernt liegenden Teile der Bohrwandung in
Bearbeitung, wodurch ein sanfter Ubergang desselben in den Kanal
bewirkt wird. In ihrer senkrechten Lage (Fig. 34) sinkt die Schleif-
nadel, so tief es die Lochweite gestattet, in das Loch hinein. Die
Nadelspitze ist noch wesentlich dunner als die Lochweite, wodurch
gleichzeitig auch der gegeniiberliegende Lochkonus des Steines bei
der Schraglage der Nadel beruhrt und poliert wird. Der Stein
braucht deshalb nicht gesondert von beiden Seiten poliert zu werden.
Naturlich mufi bei dem
beschriebenen Verfahren
auch die Nadelspitze
wahrend des Arbeitens
dauernd mit Diamant-
staubol bestrichen
werden.
Eine noch viel
praktischere Vorrichtung
zum Ausschleifen und
Polieren der Drahtzieh-
steine gibt Dr. Schmid-
mer & Co. in Nurnberg-
Schweinau an (D. R. P.
210310, 1909). Bei
dieser Vorrichtung bildet
ein durch die Bohrung des Steines hindurchgesteckter, zu beiden
Seiten eingespannter Metalldraht den Schleifstahl. Der Schleifdraht
wird beim Schleifen mit Diamantstaubol bestrichen und hin und her
geschoben, wahrend die in Drehung versetzte, den Ziehstein tragende
Platte gleichzeitig Schwingungen um die lotrechte Achse ausfuhrt,
so dafi der Schleifdraht wahrend des Ausschwingens des Steines
nacheinander alle Teile der Bohrwandung beruhrt und poliert. Die
Grofie der Schwingung der Platte, welche wahrend des Polierens
den Ziehstein halt, kann beliebig reguliert werden, je nachdem man
Ziehsteine fur harte und zahe Drahte, also mit langem Ziehkanal,
oder fur weiches Material mit kurzen Kanalen haben will. Bei dem
Verfahren von Dr. Schmidmer ergibt sich als Arbeitsgeschwindig-
keit die Geschwindigkeit des Steines am Umfang der Bohrung,
welche, in Anbetracht der Kleinheit der Bohrung, auch bei den
hochsten technisch moglichen Umdrehungszahlen des Steines nur
Fig. 33- Fig. 34.
Polieren der Diamantziehsteine mit Schleifnadeln.
94 —
eine verhaltnismafiig geringe sein kann. Zur Erhohung dieser
Arbeitsgeschwindigkeit schlagt Dr. Schmidmer & Co. vor (deutsche
Patentanmeldung Sch. 42408, Kl. 6ia, vom 19. November 1912), dem
Polierdraht neben der hin und her gehenden Vorschubbewegung auch
eine dem Umdrehungssinn des Steines entgegengesetzte Schleif-
bewegung zu erteilen. In der Fig. 35 ist eine solche moderne, von
Dr. Schmidmer & Co. in Niirnberg fabrizierte Diamantpolier-
maschine dargestellt. Hier bedeutet a die Schnurlaufbuchse, an deren
vorderen Stirnflache der in einer Metallfassung befindliche Zieh-
stein durch Ankitten mit Wachs zentrisch befestigt wird; b und c
sind kleine Klemmen, in welchen der durch den Stein gezogene
Fig- 35- Diamantziehstein - Poliermaschine nach Dr. Schmidmer.
Polierdraht beiderseits befestigt wird. Durch das Zuggewicht Z und
Spanngewicht S wird der Polierdraht in gespanntem Zustande hin
und her gefuhrt, wahrend die durch Zahnradubertragung versetzten
Klemmen b und c dem Polierdraht gleichzeitig eine rotierende Be-
wegung erteilen. Fig. 36 zeigt die Einrichtung einer Diamantzieh-
stein-Polierwerkstatt nach Dr. Schmidmer. Grofie Schwierigkeiten
bereitete bei dem Verfahren die Wahl des passenden Schleifdrahtes.
Ein barter Stahldraht war in der kurzesten Zeit ausgeschliffen und
zerrissen. Man mufite nun ein besonders zahes Metall finden, welches
sich aber auch auf den aufierordentlich feinen Durchmesser von
weniger als 0,0 1 mm ausziehen liefie. Mit der Duktilisierung des
Wolframs glaubte man im Wolfram ein entsprechendes Material ge-
funden zu haben. Der Wolframdraht zeigte aber die unangenehme
Eigenschaft, aufzuspalten und in feine Faserteile zu zerfallen. Bei
den Versuchen mit den Wolframlegierungen hatte man mehr Gluck,
95
und es scheint, daB ein Nickelwolframdraht von bestimmter Zusammen-
setzung das idealste Material fur den Schleifdraht darstellt. Mit
der Vorrichtung von Schmidmer wird der Ziehstein in einer
einzigen Operation beiderseits poliert (siehe Fig. 37), das Polieren
96 -
37- Poliervorgang nach
Dr. Schmidmer.
geht schnell vor sich, so dafi die Kosten fur
das Aufpolieren eines Steines nur sehr geringe
sind. Schwierigkeiten und Storungen, wie
solche beim Schleifen mit Schleifnadeln durch
Verbiegung, Abnutzung und Brechen der Nadel
sehr oft vorkommen, sind bei dem Verfahren
von Schmidmer naturlich ausgeschlossen.
Bau der Wolf ramlampen.
Die Wolframlampen werden in aufierordentlich vielen Typen
fabriziert. Von den kleinsten Miniaturlampen, die fur Taschenlampen
_ _ und fur medizinische Zwecke in der mannig-
faltigsten Form in den Gebrauch gezogen
wurden, bis zu den imposanten Hochkerzen-
lampen fur 3000 Kerzen Lichtstarke, welche
den Bogenlampen oft erfolgreich Konkurrenz
II
Fig. 38 a. Altere Wolframlampentypen.
bieten, werden die Lampen in Tausenden von Typen hergestellt.
Hierbei variieren die Spannungen, mit welchen die Lampen betrieben
werden, von 2 bis 260 Volt, ja es verlautet sogar, dafi in Amerika
bereits Lampen gebaut werden fur Spannungen bis 500 Volt hinauf.
Ebenso zahlreich sind die Formen der Glasglocken der Lampen,
sowie die Art und Anordnung der Leuchtkorper in der Lampe
selbst. Aus den Fig. 38 a u. b, 39 u. 40 ersieht man ohne weiteres
den Fortschritt, welcher in der kurzen Zeit im Bau der Lampen
- 97
gemacht wurde. Ganz besonders mu6 noch der Umstand betont
werden, daB die modernen Lampen bei gleicher Lichtstarke wesentlich
kleiner sind als die alteren Typen .(siehe Fig. 41 a u. b). Diese Ande-
Fig. 38 b. Altere Wolframlampentype.
rung, durch welche nunmehr die Lampen eine sehr gedrungene und
gefallige Form erhaken haben, bedeutet nicht nur einen rein glas-
technischen Fortschritt. Jede Verkleinerung der Lampenglocke ubt
eine ungiinstige Wirkung auf die Zerstaubung und die Beschlag-
bildung aus, schon aus dem Grunde, weil die Oberflache, auf welcher
das zerstaubte Leuchtkorpermaterial sich niederschlagt, auch kleiner
Mailer, Metalldrahtlampen. 7
- 98 -
ist, somit auch der Beschlag bei sonst gleicher Zerstaubung dichter
ausfallen mufi. Da die modernen Wolframlampen trotz der geringeren
Grofie dieselbe Nutzbrenndauer wie die alteren Typen besitzen, so
kann man schon daraus auf cine wesentliche Qualitatsverbesserung
schliefien. Einen sehr grofien Fortschritt bedeutet die Tatsache, dafi
es der Gluhlampenindustrie gelungen ist, niedrigkerzige Wolfram-
Fig. 39. Moderne 0,8 Watt Intensiv -WolframfQllungslampe.
lampen fur alle gebrauchlichen Spannungen zu bauen. Heute be-
sitzen wir schon die i6kerzige 260 Volt-Lampe, deren Leuchtkorper
einen Durchmesser von etwa 0,01 mm besitzt. Einen solchen Fort-
schritt hatte vor wenigen Jahren kaum jemand zu erhoffen gewagt.
Damals wufite die Reduktor-Elektrizitatsgesellschaft m. b. H. dem
Bedurfnis nach niedrigkerzigen, hochvoltigen Wolframlampen dadurch
Rechnung zu tragen, indem sie kleine Transformatoren auf den Markt
brachte, die sogen. Reduktoren, welche in Wechselstromnetzen die
iibliche Gebrauchsspannung auf 14 Volt zuriickzubringen gestatteten.
— 99
V
Fig. 40. Moderne Xiederkerzen - und Zwerg -Wolframlampen.
(Fabrikate der Firma Johann Kremenezky in Wien.)
100
65
60
56
Diese Kleintransformatoren besafien einen sehr gedrungenen Bau
und konnten in Form einer Fassung unmittelbar hinter die Gluh-
lampe geschaltet werden. Einen ,,Nippelreduktor" zeigt Fig. 42.
Die Reduktoren
wurden hinter dem
Schalter ange-
bracht, wodurch
der Leerlauf der-
selben vermieden
wurde. Durch
Heranziehung sol-
cher Reduktoren
war es moglich,
niedrigvoltige
Lampen bereits
ab 5 Kerzen Licht-
starke in Wechsel-
stromnetzen von
ublicher Span-
1907
1909
1911
Fig. 41 a. Lampen in Birnenform fur 25 Kerzen, no Volt,
aus den Jahren 1907 bis 1911.
1907 1911
Fig. 41 b. Kugellampen ftlr 25 Kerzeii, no Volt,
aus den Jahren 1907 und 1911.
Fig. 42.
Nippelreduktor.
nung zu benutzen. Der Wattverbrauch einschliefilich Reduktor
und die Lebensdauer der sogen. Reduktorlampen war ungefahr
die gleiche wie die der normalen Wolframlampen. Es braucht
gar nicht besonders betont zu werden, dafi heute, nach der Ein-
fuhrung der niedrigkerzigeii Wolframlampen fur hohe Spannungen
die Verwendung von Reduktoren sehr grofie Einschrankung er-
fahren mufite.
13 14 15 16
Fig. 43. Fabrikationsstufen einer Wolframdrahtlampe.
I °2
Wir wollen nun unsere Aufmerksamkeit dem Aufbau der Gliih-
lampen zuwenden und die dafur notigen Operationen kurz beschreiben.
Die Fig. 43 zeigt die Fabri-
kationsstufen einer Wolfram-
drahtlampe. / stellt hier ein
geschnittenes Glasrohrchen
vor, welches eine tellerformige
Erweiterung 2 erhalt. In das
Rohrchen werden nun die
Zuleitungsdrahte 6 einge-
schmolzen und auf die Quet-
schung ein Glasstabchen auf-
gesetzt. Das Ganze stellt nun
den sogen. LampenfuB 7 vor.
Das Glasstabchen, welches
den eigentlichen Trager des
Leuchtkorpers darstellt und
fur alle Metalldrahtlampen
heute bezeichnend ist, enthalt
an seinem unteren undoberen
Ende eine knopfformige Ver-
dickung, in welche kranz-
formig die Halterdrahte ein-
geschmolzen werden. Auf
diese wird noch der Leucht-
korper gebracht und dessen
Enden mit den Zuleitungs-
drahten verbunden. 10 zeigt
ein fertig montiertes Lampen-
gestell, welches nun in die
Glasglocke eingeschmolzen
werden soil; // einen Glas-
ballon, wie er von der Glas-
hiitte geliefert wird. Der
Glasballon wird nun in passender Weise verandert (12 bis /^), das
Traggestell in denselben eingefuhrt und der Teller des Fufies mit der
Glocke verschmolzen. if zeigt eine solche eingeschmolzene Lampe,
welche nunmehr auf das Pumpgestell gebracht und entliiftet wird, wor-
auf der Stengel dicht an der Glocke abgeschmolzen wird (16). Schliefi-
lich wird die Lampe mit einem passenden Sockel versehen, an dessen
Kontakte die Zuleitungsdrahte sorgfaltig angelStet werden (77).
— 103 —
Die Herstellung der LampenfuBe geht im allgemeinen in
folgender Weise vor sich. Es werden mittels glasharter Stahlmesser
(Fig. 44, Fabrikat der Firma Gebruder Koppe in Berlin) Rohrchen
von genau gleicher Lange von einem langen Glasrohr zugeschnitten.
Die Rohrchen gelangen in eine Tellerdrehmaschine (Fig. 45, Fabrikat
Gebr. Koppe), in welcher das eine Rohrende in ein Einspannf utter
gebracht und die Rohrchen in Rotation versetzt werden. Das aus dem
Einspannfutter hervorstehende Ende des Rohrchens wird durch ein
mehrfaches Geblase sehr gleichmafiig erhitzt. Wird das Rohrende
genugend heifi und weich, so fuhrt man in dieses einen dreieckigen
Fig. 45. Tellerdrehmaschine.
metallenen Aufreiber hinein, welcher die weichen Rohrwande nach
aufien druckt und zu einem sanft konischen Teller formt. Die Teller-
drehmaschine besitzt gewohnlich zwei Einspannfutter, die durch ein-
fachen Handgriff ihre Lagen gegenseitig wechseln konnen so, dafi,
wahrend das eine Einspannfutter mit einem soeben fertiggestellten Teller
aus dem Geblasefeuer gerade herausgehoben wird, das zweite mit einem
frisch eingespannten Glasrohrchen ins Geblase kommt. Der mit einem
Ring (unten) und Knopf (oben) versehene Glasstab wird auf vollig
mechanischem Wege hergestellt, indem ein gewohnliches Glasstabchen
in einer Maschine an der Stelle, wo der Ring herzustellen ist, erhitzt
und, wenn weich genug, zusammengeschoben wird. In ahnlicher
Weise wird der Knopf durch Plattdriicken des erhitzten Glasstab-
endes hergestellt. Jetzt folgt die Operation des FiiBchenquetschens,
welche mit der Fufichenquetschmaschine ausgefuhrt wird (Fig. 46,
— 104
Fabrikat der Firma Gebruder Koppe in Berlin). Hier werden die
FuBchen am Teller festgehalten und in Rotation versetzt. Gleich-
zeitig befinden sich im Innern des FiiBchens die Stromzuleitungs-
drahte, welche aus je einem Kupfer- und Nickeldraht und dazwischen
Fig. 46. FilBchenquetschmaschine.
liegendem und mit diesen verloteten, etwa 4 mm langen Platindraht
bestehen. Die Stromzuleitungsdrahte werden durch eine geeignete
Haltervorrichtung in der Lage gehaltert, dafi beim Zusammen-
quetschen des Fufichens die Platindrahte genau in die Quetschung
fallen. Durch die Bewegung des Rades b, auf welchem sich vier
rotierende Fiifichenhalter a befinden, kommen die Fufichen nach-
einander zuerst in die Vorwarmer, sodann in das eigentliche Geblase-
feuer, in welchem die oberen Enden auf dunkle Rotglut erhitzt
werden. Im geeigneten Momente wird die Rotation des Fufichens
unterbrochen und eine Zange quetscht das erweichte Ende des
FiiBchens mit den darin befindlichen Platindrahtchen zusammen. Mit
derselben Maschine wird gleichzeitig von oben der Glasstab, dessen
unteres Ende auch weich erhitzt wurde, an die Quetschung des
FuBchens angesetzt. Die Operation des FuBchenquetschens ist recht
wichtig. Die Quetschungen mussen absolut luftdicht sein und sehr
vorsichtig abgekiihlt werden, damit sich nachtraglich keine Glas-
spriinge einstellen.
Die durch die Quetschung gefiihrten Zuleitungsdrahte mussen
in der Quetschung selbst deshalb aus Platin bestehen, weil dieses
Metall den genau gleichen Warmeausdehnungskoeffizienten besitzt
wie das Bleiglas, aus welchem die Fiifichen hergestellt werden. Ein
Draht aus einem Metall, welches geringeren Warmeausdehnungs-
koeffizienten besitzt, wie z. B. das Tantal, Wolfram oder Molybdan,
wurde in einer Quetschung unfehlbar zu einem Glassprung fuhren,
wahrend alle anderen Metalle, welche einen grofieren Warme-
ausdehnungskoeffizienten besitzen als das Platin, bei der Abkuhlung
nach dem Quetschen sich starker zusammenziehen als das Glas und
zu einer Kanalbildung in der Quetschung fuhren, durch welche die
spater daraus hergestellte Lampe undicht und unbrauchbar wird.
Die Kanalbildung wird beim Einschmelzen solcher Drahte, wie Eisen,
Nickel, Kupfer usw., noch dadurch wesentlich gefordert, dafi die
Drahte beim Einschmelzen ins Glas oxydieren und das oberflachlich
gebildete lockere Oxyd ein glattes Anschmiegen des Glases an die
Drahtoberflache verhindert. Aus diesem Grunde konnten auch nicht
die schon vor langerer Zeit entdeckten Metallegierungen , welche
den gleichen Ausdehnungskoeffizienten besitzen wie das Glas, ohne
weiteres verwendet werden. Die vornehmlich fur den Zweck in
Vorschlag gebrachte Nickeleisenlegierung konnte trotz des genau
gleichen Ausdehnungskoeffizienten, den des Glases, fur Einschmelz-
zwecke nicht verwendet werden, da das Metall beim Einschmelzen
stark oxydiert. Wohl konnte in den meisten Fallen mit diesem
Drahte eine luftdichte Quetschung erzielt werden und wurde auch
der Draht bei der Fabrikation der Kohlenfadenlampen ganz allgemein
verwendet, fur die wesentlich empfindlicheren und teureren Wolfram-
lampen konnte man den dabei immer noch vorhandenen Unsicher-
heitsfaktor nicht mit in Kauf nehmen, und die meisten Wolfram-
fabriken benutzten trotz der hohen Platinpreise fur Einschmelzzwecke
den reinen Platindraht. Seitdem das Platin durch seine erst in neuerer
Zeit eingetretene Verwendung fur Bijouteriezwecke auBerordentlich
106 —
im Preis gestiegen ist (der Preis betragt heute ungefahr 6100 Mk.
pro Kilogramm) und durch die machtig emporbliihende Gluhlampen-
industrie wachsende Mengen von Platin benotigt wurden, wurde der
Heranschaffung eines verlafilichen Platinersatzes die grofite Auf-
merksamkeit zugewendet, und heute kann man wohl behaupten, dafi
man einen solchen Platinersatz bereits besitzt. Der Platinersatz
besteht aus einem Nickeleisendraht, welcher mit einem diinnen fest-
haftenden Uberzug aus Platin versehen ist. Dadurch sind die beiden
Vorziige, welche den Platindraht als Einschmelzdraht auszeichnen,
die Unoxydierbarbeit und der Warmeausdehnungskoeffizient, auch
beim Platin ersatzdraht erreicht. Der dunne Uberzug aus Platin am
Nickeleisendraht wird auf elektrolytischem oder mechamschem Wege
hergestellt. Zum erstenmal wurde die Verwendung eines nur mit
dunnem Platinuberzug versehenen Platinersatzdrahtes von Rudolf
Langhans in Berlin vorgeschlagen (D. R. P. 71361 vom 6. Oktober
1891). Die Erzeugung diinner und dichter Platiniiberzuge auf elektro-
lytischem Wege bereitete grofie Schwierigkeiten, welche durch die
Erfindung von M. Baum (osterr. Pat. 42015 vom 25. April 1910)
behoben zu sein scheinen. Der Erfinder schlagt aus nickelhaltigen
Platinbadern Platinniederschlage mit abnehmendem Nickelgehalt auf
den Draht nieder, wobei dieser wahrend der Operation Ofters aus-
gegluht wird. Die oberste Niederschlagsschicht besteht aus reinem
festhaftenden Platin. Ein einfacheres Verfahren, welches auch ein
besseres Produkt liefert, ist das mechanische Platinuberzugsverfahren
von Byron E. Eldred (osterr. Pat. 55304 vom 10. September 1912).
Nach diesem Verfahren wird auf einen Nickeleisenstab ein Platin-
blech oder Rohr aufgelotet, und der so mit Platin iiberzogene Nickel-
eisenstab zu dunnem Draht ausgezogen. Naturlich miissen sowohl
beim Aufloten des Platins auf den Nickeleisenstab, als auch bei der
mechanischen Verarbeitung sehr viele Vorsichtsmafiregeln getroffen
werden, damit der dunne Platinuberzug unverletzt bleibt und keine
freien, oxydierbaren Stellen blofigelegt werden. Eldred schlagt
auch als Zwischenschicht zwischen dem Platinuberzug und Nickel-
eisen reines Kupfer vor, welches sowohl als Lot wirkt, als auch eine
wesentliche Verbesserung der Leitfahigkeit hervorruft. Der grofiere
Ausdehmingskoeffizient des Kupfers wird dadurch kompensiert, dafi
man fur solchen Zweck ein Nickeleisen verwendet, welches einen
etwas geringeren Warmeausdehnungskoeffizienten besitzt als das Glas.
Die beschriebenen Platinersatzprodukte besitzen einen Platingehalt
von 50 bis 25 °/0 , wobei sich der Prozentgehalt hauptsachlich nach
dem Durchmesser des Drahtes richtet. Das spezifische Gewicht des
107
Platinersatzdrahtes ist ungefahr halb so grofi wie das des Platins,
wodurch die gleiche Gewichtsmenge des Platinersatzdrahtes die
doppelte Drahtmenge ergibt, also fur zweimal soviel Lampen aus-
reicht als reines Platin. Fiir die Ersparnis, die sich aus der Ver-
wendung des Platinersatzes ergibt, ist deshalb neben dessen Platin-
gehalt auch sein spezifisches Gewicht von grofier Wichtigkeit. Es
wurde auch oft versucht, das Nickeleisen mit einem anderen nicht
oxydierbaren Metalliiberzug zu versehen. A. Ch. Hyde und K. R.
Swan haben z. B. hierfur eine Platinsilberlegierung in Vorschlag
gebracht (D. R. P. 170358 vom 14. April 1905). Ein soldier Platin-
ersatz scheint sich in der Praxis nicht bewahrt zu haben, und zwar
hauptsachlich aus dem Grunde, weil die Silberplatinlegierungen einen
verhaltnismafiig tiefen Schmelzpunkt besitzen. Beim Einschmelzen
eines mit Silberplatin iiberzogenen Eisennickeldrahtes in den Lampen-
fufi schmilzt oft der Edelmetalluberzug, ballt sich zu kleinen Kugeln
zusammen und gibt den Drahtkern der Oxydation preis, wodurch
der Wert eines solchen Uberzuges illusorisch wird. Es ist noch
eine sehr grofie Zahl von anderen Vorschlagen fur Platinersatz
bekannt. Schott & Gen., Jena (D. R. P. 107442), schlagen z. B. vor,
Nickeleisendraht in schutzender Atmosphare mit einem Glasuberzug
zu versehen, so dafi der mit einer Glasemaille bedeckte blanke Draht
sich in Lampenfufien, ohne Oxydation zu erleiden, einschmelzen
lafit. Die Gluhlampenfabrik Plechati in Pankow bei Berlin berichtet
(D. R. P. 212562 vom 26. November 1908), dafi das gewohnliche
Nickeleisen oder andere geeignete Metalle sich luftdicht ins Glas
einschmelzen lassen, wenn man kurz vor dem Einschmelzen die Lot-
stellen im Sandstrahlgeblase vorbehandelt. Mehrere Firmen bringen
gegenwartig unter verschiedenen Namen, z. B. Platinide, Tital usw.,
gewohnlichen Nickeleisendraht in den Handel, welche sich bei gleich-
zeitiger Anwendung ganz besonderer Prapariermethoden fiir Ein-
schmelzzwecke angeblich gut eignen sollen. Auch wurde es viel-
fach vorgeschlagen, einen beliebigen Draht fiir Einschmelzzwecke zu
verwenden und den Lampenfufi mit einem schwerschmelzbaren Harz
hinter der Quetschung auszugiefien5 wodurch die etwa entstehenden
feinen Kanale, durch welche die Luft in die 'Lampen einziehen
konnte, ausgefiillt und unschadlich gemacht werden (Societa Edison
per la Fabricazione delli Lampade Ing. C. Clerici & Co. in Mailand,
D. R. P. 133494 vom 10. November 1900). Eine andere Methode,
nach welcher es moglich erscheint, beliebige Metalle in Glas luftdicht
einzuschmelzen, geben Ch. Orme Bastian und G. Calvert in London
an (D. R. P. 196465 vom 12. Mai 1907). Nach diesem Verfahren
io8
wird der Zuleitungsdraht, welcher aus Kupfer oder einer Kupfer-
legierung besteht, bis zu einer Starke von hochstens 0,1 mm ab-
geflacht in ein eng passendes ROhrchen aus leicht schmelzbarem
Glas gesteckt und darin eingeschmolzen. Bei einem solchen abge-
flachten Zuleitungsdraht kommt eine eventuell vorhandene Differenz
im Ausdehnungskoeffizienten infolge der sehr geringen Starke des
Drahtes kaum in Betracht. AuBerdem gelingt es von vornherein,
bei Anwendung eines Kupferdrahtes, infolge seiner guten Leitfahig-
keit und der der Warmeableitung sehr gunstigen flachen Gestalt des
Leiters, einen Draht von moglichst geringem Querschnitt zu ver-
wenden. Mit Ausnahme des mit Platinuberzug versehenen Drahtes
scheinen alle anderen Platinersatzprodukte infolge deren nur bedingten
Sicherheit und recht umstandlichen Anwendung sich wenig in der
Wolframlampenindustrie eingefuhrt zu haben.
Kehren wir nun zur Besprechung des Aufbaues der Wolfram-
lampen zuruck. Nach dem Fertigstellen des Lampenfufies werden
in den Glasring und Knopf des Glasstabchens mit sehr feinen Ge-
blaseflammen Drahthalter eingeschmolzen, welche als Trager fur
den Leuchtdraht dienen sollen. Das Material, die Gestalt und An-
ordnung der Trager ist je nach der Lampentype eine sehr ver-
schiedene und wechselte im Laufe der Zeit aufierordentlich. Wahrend
wir bei den ersten Metalldrahtlampen (Fig. 13) noch das Fehlen des
mittleren Glasstabchens uberhaupt konstatieren konnen und finden,
dafi die einzelnen Wolframdrahtschlingen durch die an der Glaswand
befindlichen Halter, ahnlich wie die Kohlenfaden in den Kohlenfaden-
lampen, gehaltert wurden, tritt schon bei den altesten Wolfram-
lampen der in der Lampe zentrisch gelagerte Glasstab mit den Halter-
drahten als charakteristisches Merkmal dieser Lampen auf. Die
Aufhangungsarten der Leuchtkorper in den altesten Wolframlampen
zeigen die Fig. 38 a u. b. Hier sind die Wolframdrahte mit ihren
Enden an starre, relativ dicke Drahte von winkelformiger Gestalt
befestigt und fortlaufend miteinander verbunden. Die oberen Teile
der Leuchtdrahtschlingen hangen frei in osenformigen Hal tern durch.
Solche Lampen konnten beim Brennen nur mit der Spitze nach
unten benutzt werden, da sich sonst die erhitzten und weich ge-
wordenen Drahtschlingen sehr leicht durchbiegen, beruhren und
Kurzschlufi verursachen konnten. Sehr bald wurde auch diese
Halterung aufgelassen und eine andere eingefuhrt, welche das Brennen
der Lampen in jeder Lage gestattet. Bei dieser blieb die Befestigung
der bugelformigen Wolframfaden an deren unteren Enden dieselbe,
wahrend der Drahtbugel selbst durch geeignete Halter unter schwacher
— 109 —
Spannung gehaltert wurde. Die Halter mussen so beschaffen sein,
daB sie der wahrend des Brennens des Leuchtdrahtes allmahlich
stattfindenden Verkurzung des Leuchtdrahtes nachgeben konnen und
trotzdem ihn dabei immer strammhalten ; die Halter mussen also vor
allem federnd sein. Die federnde Wirkung lafit sich in diesem Falle
am besten dadurch erzielen, dafi man fur Halterzwecke diinne,
elastische Drahte aus hochschmelzenden Metallen verwendet. Die
Halter mussen deshalb aus hochschmelzendem Material bestehen, weil
sonst die Stellen, welche der gliihende Wolframdraht beruhrt, leicht
schmelzen konnten. In erster Zeit wurden Halter aus Platinridium
verwendet, welche aber sehr bald infolge der Kostspieligkeit des
Materials durch Halter aus Thoriumoxyd ersetzt wurden. Auch
dieses Haltermaterial wurde infolge der recht umstandlichen Her-
stellung und verschiedener anderer Mangel solcher Halter nicht
lange benutzt und recht bald, als es sich zeigte, dafi die durch
Formierung gewonnenen Molybdandrahte schOn biegsam sind, durch
Halter aus Molybdan ersetzt (D. R. P. 212895). Das Molybdan hat
sich fur Halterzwecke vorzuglich bewahrt, insbesondere deshalb, weil
infolge des sehr hohen Schmelzpunktes dieses Metalls sehr diinne
Drahte als Halter verwendet werden konnten. Die Verw^endung
moglichst diinner Halter geschieht aufier den bisher angefiihrten noch
aus folgenden Griinden. Vor allem wird der Leuchtkorper durch
diinne Halter viel weniger abgekuhlt, wodurch unnotiger Verlust,
welcher sich durch Warmeableitung einstellen konnte, vermieden
wird. Bei der Verwendung sproder Wolframfaden war auch die
Bruchgefahr infolge Federung der dunnen Halter viel geringer als
bei der Verwendung eines dicken, starren Halterdrahtes. Schliefilich
ist es fur die Giite des Lampenvakuums von Vorteil, je geringer
die Metallmenge ist, welche sich in der Lampe befindet, da fast alle
Metalle grofie Mengen absorbierter Case enthalten, welche beim
Brennen der Lampe allmahlich entweichen und das Vakuum ver-
schlechtern. Bei Wolframlampen mit langeren Wolframfaden, so
z. B. Hochkerzenlampen, wurden auch oft die sogen. Mittelhalter aus
Molybdandraht verwendet, welche die allzu grofien Schwingungen
der langen Wolframfaden verhinderten. Der Molybdandraht als
Haltermaterial wird trotz des vorhandenen Patentschutzes so ziem-
lich allgemeiii verwendet. Die Ursache kann nur darin erblickt
werden, daB das Molybdanhalterpatent mit Recht als ein nicht sehr
valides Patent angesehen wird. Viel fruher schon haben Siemens
& Halske ein Patent fur die Verwendung von Halterformstucken aus
den ,,schwer schmelzbareii Metallen selbst. welche auch in den Glim-
— no —
lampen verwendet werden", wie Tantal, Niob, Vanadin und anderen
hochschmelzenden Metallen, erhalten (D. R. P. 149683 vom n. Sep-
tember 1902). Die in der Nahe des Lampensockels befindlichen
unteren Enden der Wolframdrahtbugel wurden an den starren ver-
haltnismafiig dicken Winkeldrahten befestigt, welche kranzfSrmig in
den Glasring des Glasstabchens eingeschmolzen waren. Die Winkel-
drahte hielten die Leuchtdrahtenden in unveranderlicher Lage und
besorgten die Stromverbindung zwischen den einzelnen Leuchtdraht-
bugeln. Die Drahte waren gewohnlich aus Nickel, Kupfer oder Kon-
stantan und mufiten derart dimensioniert sein, dafi sie sich wahrend
des Brennens der Lampe nicht ubermafiig erhitzten. In den Hoch-
kerzenlampen, bei welchen infolge der verhaltnismafiig hohen Str5me
und des grofien Warmeflusses von den dicken gliihenden Leucht-
faden die Gefahr der Uberhitzung der Winkeldrahte besonders grofi
war, mufiten an deren Stelle Blechstiicke von verhaltnismafiig grofier
Leitfahigkeit, Warmekapazitat und Strahlungsoberflache treten (Berg-
man n - Elektrizitats - Akt. - Ges., D. R. P. 235794 vom 19. Dezember
1909). Die Bleche brachten den grofien Nachteil, schon bei einer
schwachen Erhitzung, wie solche beim Brennen der Lampen unver-
meidlich war, betrachtliche Mengen von Gasen zu entwickeln und
das Vakuum zu verschlechtern. Um die allzu grofie Erhitzung der
Bleche zu verhindern, schlagt die Firma Bergmann-Elektrizitats-
Akt.-Ges. (D. R. P. 249549 vom n. August 1911), vor, die starken
Leuchtdrahte in der Nahe der Halterstellen derart zu gestalten, dafi
dieselben einen flachen Querschnitt erhalten, so dafi bei angenahert
gleichbleibendem Flacheninhalt des Querschnittes das Verhaltnis des
Umfanges zu dem Inhalte in der Nahe der Halter grofier, also die
Fadentemperatur tiefer ist als in den iibrigen Fadenteilen.
Gerade den entgegengesetzten Zweck verfolgen die folgenden
Erfindungen. Die Befestigung der Leuchtkorper an die relativ dicken
Winkeldrahte resp. Bleche bewirkte auch, dafi die Enden der Leucht-
drahte stark abkiihlten, wodurch deren ungleichmafiige Belastung resul-
tierte. Bei Gliihlampen mit starken Leuchtdrahten, wie bei manchen
Niedervoltlampen oder Hochkerzenlampen, trat diese Erscheinung
besonders deutlich auf, und es erschien auch in vielen Fallen vorteil-
haft, dieser Erscheinung zu begegnen. Es wurde z. B. vorgeschlagen
(Elektro-Sparlicht, G. m. b. H., D. R. P. 216278; 216457), die Leucht-
drahtenden derart zu verjungen, dafi trotz der Abkuhlung der Enden
diese infolge der Uberlastung auf gleicher Glut sich befinden wie
der Rest des Drahtes. Siemens & Halske, Akt. -Ges. (D. R. P.
231732), schlagen fiir den gleichen Zweck vor, die Leuchtkorper, mit
Ill
Ausnahme seiner der Abkuhlung ausgesetzten Enden, in ihrer ganzen
Lange derart flach zu walzen , dafi sie einen ovalen Querschnitt
erhalten. Die Enden bleiben bei gleichem Querschnitt, im Gegen-
satz zu dem oval gewalzten Draht, rund und besitzen somit eine
geringere Strahlungsoberflache. Bei Stromdurchgang werden dadurch
die Enden starker belastet, also deren Abkuhlung entgegengearbeitet.
Das Aufmontieren der Gliihfaden auf
das Traggestell wird bei Verwendung der
nach dem gewohnlichen Formierverfahren
erhaltlichen bugelformigen Wolframdrahte
in der Weise ausgefuhrt, dafi die Draht-
bugel auf die hakchenformigen Molybdan-
halter aufgehangt und deren Enden mit
den am Glasring befindlichen Haltern und
Fig. 47. FadenmeBapparat.
Fig. 48.
Lichtbogen - Schweifiapparat.
Zuleitungsdrahten verbunden werden. Hierbei mufi vor allem grofie
Sorgfalt darauf verwendet werden, dafi nur vollig gleich dicke Faden
in einer und derselben Lampe untergebracht werden. Zu diesem
Zweck mussen die aus der Formierung kommenden Wolframdraht-
bugel genau nach ihrem Durchmesser sortiert werden, was in einer
entsprechenden Station durch Dickenmessung, Wagung gleich langer
Faden oder Widerstandsmessung besorgt werden kann. Sehr gut
hat sich die letztgenannte Methode, die Messung des elektrischen
Widerstandes bewahrt. Einen hierfur zweckmafiigen Apparat stellt
Fig. 47 vor. Auf den fur verschiedene Fadenlangen verstellbaren
Halter h wird Faden f aufgehangt und mit den Klemmen £, welche
T T O
JL JL ^t
einen sehr guten elektrischen Kontakt besorgen, festgeklemmt. Nun
wird der elektrische Widerstand in der gew5hnlichen Weise mit der
Wheats toneschen Brucke oder durch Strommessung bei bestimmter
Klemmenspannung gemessen. Die Befestigung des Leuchtkorpers
an die Halter wurde von verschiedenen Firmen in verschiedenster
Weise ausgefiihrt Am besten bewahrte sich das Anschweifien ver-
mittelst des elektrischen Lichtbogens (Deutsche Gasgluhlicht-Akt.-Ges.,
D. R. P. 162417 vom 27. Juli 1904). Fig. 48 stellt eine schematische
Abbildung eines Lichtbogen-Schweifiapparates vor. Hier wird in
einem von reduzierenden Gasen durchspiilten Zylinder das Trag-
gestell mit den aufmontierten Faden hineingestellt. Die Faden-
enden werden in geeigneter Weise an die entsprechenden Zufuhrungs-
und Halterdrahte angedriickt und festgehalten. Wahrend man nun
mit der Anode den entsprechenden Halterdraht beruhrt, fuhrt man
die feingespitzte Kathode gegen den Beruhrungspunkt des Fadens
und Halters, beruhrt denselben und entfernt sogleich die Kathode,
wodurch zwischen dieser und dem Beruhrungspunkt ein kleiner Licht-
bogen entsteht, welcher die beruhrte Stelle zum Schmelzen bringt
und die beiden Drahtenden vorzuglich verschweifit. Man arbeitet
vorzugsweise mit niederer Spannung, etwa 20 Volt, schaltet in den
Stromkreis eine den Offnungsfunken verstarkende Selbstinduktions-
spule und stellt durch Einschaltung von Widerstanden die Strom-
starke von Fall zu Fall, je nach der Starke der anzuschmelzenden
Drahte, verschieden grofi ein. Nach der Erfindung von Silvio
Marietti in Mailand (D. R. P. 233205 vom 26. Februar 1908) lafit
sich das Verschweifien der Faden mit den Haltern mittels des elek-
trischen Lichtbogens auch an freier Luft ohne Oxydation der
Wolframdrahte ausfiihren, wenn man auf den Lichtbogen entgegen
der Fadenrichtung einen Luftstrom lenkt, wodurch die der Schweifi-
stelle benachbarten Teile wahrend der Operation kuhl bleiben. Beim
Anschmelzen der Wolframdrahte an Metalle, welche grofie Legierungs-
fahigkeit mit dem Wolfram besitzen, wie z. B. Nickel, zieht sich das
geschmolzene Metall eine Strecke lang in den Faden hinein und
bildet eine Legierung. Dieses ist sehr unerwunscht, da beim Brennen
der Lampen das leicht schmelzbare Metall verdampft und an der
Glocke schwarze Beschlage bildet. Vor allem aber tritt die Er-
scheinung des ,,Spitzwerdens" der Faden in der Nahe der Schweifi-
stelle ein, wodurch die Widerstandsfahigkeit des Leuchtkorpers an
dieser Stelle bei Stromdurchgang stark beeintrachtigt wird. Ver-
wendet man an Stelle des Nickeldrahtes als Stromzufuhrung Kupfer,
so tritt ein anderer Ubelstand ein, der darin besteht, dafi der Faden
infolge der geringen Legierungsfahigkeit mit Kupfer von der Schmelz-
kugel nicht umgeben wird, sondern auf .deren Oberflache heraus-
schnellt, wodurch sich keine feste Verbindung erzielen lafit. Oft
kommt es auch vor, dafi das legierte Fadenende beim Anschmelzen
an Nickel, da es leichter schmilzt als Wolfram, beim Einschalten
der Lampe durchschmilzt. In einem Patent (D. R. P. 206094) schlagt
deshalb die Auergesellschaft vor, als Material fur Halter, an welche
Wolframdrahte angeschmolzen werden sollen, solche Metallegierungen,
welche nur eine mafiige Legierungsfahigkeit mit dem Wolfram be-
sitzen. Eine solche Legierung stellt z. B. die Legierung von Kupfer
mit Nickel, das sogen. Konstantan vor. Hier wird die grofie
Legierungsfahigkeit des Nickels durch das Kupfer,
welches fast gar nicht fahig ist mit Wolfram
Legierungen zu bilden, stark gemafiigt.
Alle Ubelstande, welche sich bei den Wolfram-
lam pen infolge des Anschmelzens des Leuchtkorpers
an die in der Nahe des Gluhlampensockels befind-
lichen Halter und der Heranziehung der Halter
zur Leitung ergeben haben, konnten durch die
Benutzung des Verfahrens von Eugen Hurwitz
{D. R. P. 251948 vom 31. Januar 1911) vermieden
werden. Nach dieser Erfindung bestehen die beiden
Halterkranze des Traggestelles aus mehr oder minder federnden
Haltern aus hochschmelzendem Metall, am besten Molybdan, deren
Enden nach innen der Mitteltragstutze zugewandte Hakchen besitzen.
Die bugelformigen Wolframdrahte werden in der gewOhnlichen Weise
auf die Hakchen des oberen Halterkranzes gehangt, die unteren
Enden der benachbarten Drahtbugel nicht mehr mit den Haltern,
sondern nur miteinander verschmolzen. Zu diesem Zwecke ist es
vorteilhaft, die unteren Enden der Leuchtkorperbugel in passende
Form zu biegen, damit sich die Enden beim Verschmelzen im
Lichtbogen besser beruhren. Durch dieses Verschmelzen der Leucht-
korperbugel entsteht ein zickzackformig gestalteter LeuchtkSrper,
der nur an seinen auBersten Enden mit den Stromzufuhrungen
verbunden ist, wodurch die Gluhlampe das Aussehen einer kon-
tinuierlich gewickelten Lampe erhalt (Fig. 49). Diese Lampen-
konstruktion aus den einzelnen Wolframdrahtbugeln des alten
Systems bildet in der Form den besten Ubergang zur modernen
Wolframlampe. Es sei hier schliefilich bemerkt, dafi das Patent
von Hurwitz fast vollig identisch ist mit einem Patent von
Walter Schaffer, Berlin (D. R. P. 203710 vom 15. August 1907)
Mailer, Metalldrahtlampen. 8
— II4
und wohl als Beispiel fur die sogen. ,,Umgehungspatente" dienen
k6nnte.
Wesentlich vereinfacht wurde das Aufmontieren des Leucht-
kSrpers, als die DuktilisierungMes Wolframs gelungen war und man
nur den Leuchtdraht auf das Traggestell aufzuwickeln und deren
Enden an die Zufuhrungsdrahte festzuklemmen brauchte. Am besten
eignet sich hierfur ein Traggestell, wie solches von Siemens
& Halske (D. R. P. 153328 vom 20. Juni 1903, Zusatzpatente
159027; 171804; 176837; 181817) in dem sogen. Wickelpatent fur
die Tantallampen geschutzt wurde. Hiernach wird uber zwei starre
Halterkranze der Leuchtdraht zickzackfSrmig gefuhrt und mit den
Zufuhrungsdrahten verbunden. Als es sich darum handelte, dasselbe
Traggestell auch fur die Wolframlampen zu verwenden,
gerieten die meisten Firm en, die das Wickelpatent nicht
mitbenutzen durften, in grofie Verlegenheit. Die meisten
Firmen fanden jedoch bald neue Verfahren, welche das
Wickelpatent zu umgehen gestatteten. Die Deutsche
Gasgluhlicht-Akt. -Ges. hat sich (D. R. P. 235630) ein
Verfahren geschutzt, nach welchem der Leuchtkorper
zuerst auf einer geeigneten Schablone zu einem zickzack-
formigen Gebilde vorgeformt und alsdann auf die Halter-
kranze aufgelegt wird. Dieses Verfahren gestattete zugleich
die Benutzung ganz dunner elastischer Halter, welche
Flg' 5°' sich aus den friiher genannten Grunden viel besser eignen
als Halter aus starren dicken Drahten. Die Verwendung ganz dunner
Halter beim alten Siemenswickelpatent war nicht moglich, da solche
Halter, die beim direkten Aufwickeln des Leuchtdrahtes ausgeubte
Zugwirkung nicht aushielten und sich stark verbiegen muBten. Auch
Siemens & Halske hat die Vorteile, welche sich bei der Ver-
wendung dunner Halter ergeben, erkannt, und sich folgendes Ver-
fahren geschutzt (D. R. P. 236715 vom 10. Juni 1910). Die Halter-
kranze des Traggestelles bestehen aus Haltern, welche in ihrem am
Glas befindlichen Ansatz aus dicken und starren, an den Enden
aber aus dunnen elastischen Drahten bestehen (Fig. 50). Der Leucht-
draht wird zuerst auf die dicken Halterteile gewickelt und sodann
auf die dunnen herubergelegt. In einem anderen Patent (D. R. P.
254209 vom 31. Dezember 1910) schlagt die Firma Siemens
& Halske vor, den Gliihfaden auf Halterkranze, welche aus nur
dunnen, federnden Haltern bestehen, auf diese Weise zu wickeln,
daB der Gluhfaden zunachst nahe an der Befestigungsstelle der
Halter gewickelt und dann auf die zur Aufnahme des Gliihfadens
bestimmten Teile des dunnen Halters iibertragen wird. Bei der
Verwendung der Traggestelle , deren beide Halterkranze nur aus
dunnen Haltern bestehen, zeigte sich bald, daB auch dieser An-
ordnung Fehler anhaften. Es kam oft vor, daB die durch seitliche
StSfie hervorgerufenen Schwingungen des Leuchtkorpers eine Ver-
biegung der dunnen und nachgiebigen Halter verursachten , durch
welche eine unliebsame Deformation des ganzen Leuchtdrahtes ein-
trat. Man begnugte sich deshalb schlieBlich nur mit einem Halter-
kranz aus dunnen Haltern, wahrend der zweite in der Nahe des
Gluhlampensockels befindliche jetzt allgemein aus dicken starren
Haltern besteht, welche alle Stofie und Schwingungen des Leucht-
drahtes auffangen. Fig. 39 zeigt eine solche moderne Wolframlampe.
In einem Patent (D. R. P. 258596
vom 5. November 1911) schiitzt
sich die Deutsche Gasgluhlicht-
Akt.-Ges. ein Traggestell, be-
stehend aus je einem Kranz
federnder und starrer Halter, wo-
bei die starren Halter in eigen-
artiger Weise, wie Fig. 51 zeigt,
geformt sind. Die schrauben-
formigen Osen, welche sich an
den Enden der starren Halter
befinden, verhuten ein Heraus-
fallen des Gluhfadens bei einem
eventuellen Nachgeben der federnden Halter. Zum Aufbringen des
drahtformigen Leuchtkorpers auf die Fadensttitzen eines solchen
Traggestelles hat die Auergesellschaft eine Vorrichtung erfunden
(D. R. P. 256462 vom 27. Juli 1911), mit welcher beim Aufwickeln
des Leuchtdrahtes auf das Traggestell die federnden Halter durch
bewegliche, starre Hilfshalter entlastet werden. Die Deutsche Gas-
gluhlicht-Akt.-Ges. hat auch ein Patent angemeldet (osterr. Patent-
anmeldung vom 2. Januar 1912, A. 1712), in welchem ein Trag-
gestell beschrieben wird, dessen praktisch starre Halter des dem
Sockel benachbarten Halterkranzes nicht die gewohnliche hakchen-
formige Form besitzen, sondern mit schleifenformigen Buchtungen,
Kropfungen und Vorsprungen versehen sind, um die der Leuchtdraht
so herumgewickelt wird, daB ein Herausfallen desselben unmoglich
wird. Die Firma Julius Pintsch, A.-G. (D. R. P. 256389 vom
19. November 1911) beschreibt ein Traggestell fur Metallfaden elek-
trischer Gluhlampen mit eigenartig geformten Fadenstiitzen. Die
8*
— ri6 —
Fadenstutzen besitzen, um ein Abgleiten des Leuchtkorpers zu ver-
hindern, ein besonders geformtes, am Ende befindliches Querstiick
(Fig. 52). In einem anderen Patent (D. R. P. 259201 vom 22. November
1911) beschreibt dieselbe Firma ein Traggestell, bei welchem der
Gluhkorper auf Traghalter aufgevvickelt wird ohne gegen Abgleiten
gesichert zu sein, wahrend das Abgleiten durch an der Mitteltrag-
stutze befestigte Hilfshalter verhindert wird (Fig. 53). In einer oster-
reichischen Patentanmeldung (A. 7335 — 12 vom 28. August 1912)
hat die Elektrische Gluhlampenfabrik ,,Watt" in Wien auch ein
eigenartiges Wickelverfahren beschrieben. Hiernach wird der Leucht-
draht auf eine Schablone von spitzeiformigem Querschnitt gewickelt
und der so vorgeformte Leuchtdraht mit den spitzformigen Bucht-
stellen in samtliche Halter des oberen Halter-
kranzes eingehangt, wahrend die zwischen je
zwei spitzwinkligen Buchtstellen befindlichen
Fadenschleifen beim Versetzen der Halter des
anderen Halterkranzes in ihre endgiiltige Lage
zu geradlinigen Leuchtkorperabschnitten ge-
streckt warden. Die meisten Wickelpatente
sind in der Not entstanden, als es sich darum
handelte, das alte Siemens-Wickelpatent zu
umgehen. Freilich bleibt es abzuwarten, ob
diese Patente von dem urspriinglichen Wickel-
patent der Firma Siemens & Halske nicht
abhangig erklart werden. In der letzten Zeit scheint aber die
Patentfahigkeit des Siemens-Wickelpatentes recht zweifelhaft ge-
worden zu sein, da es sich herausstellte, daB in einem osterreichischen
Privileg von Dr. J. M tiller und Dr. S. Buxbaum (48/2587 vom
12. Marz 1898) ein ahnliches Wickels}^stem bereits vorbeschrieben
wurde. Vorlaufig wird iiber diese Frage in der Gluhlampenindustrie
ein erbitterter Kampf gefiihrt.
Das mit dem Leuchtdraht versehene Traggestell wird nun in
entsprechende Glaskolben eingeschmolzen. Die Glaskolben werden
an die Gluhlampenfabriken von den Glashutten fertig geliefert und
mussen nur vor der Operation des Einschmelzens in geeigneter
Weise vorbereitet werden. Zuerst wird der rohrenformige Ansatz
des Kolbens in passender Weise abgezogeii. Eine geeignete Kolben-
abziehmaschine stellt Fig. 54 vor (Fabrikat der Firma Gebr. Koppe
in Berlin). Noch vor dem Kolbenabziehen werden die Kolben
gewohnlich mit einem Pumpstengel versehen. Zu diesem Zwecke
wird in der Mitte des oberen kugelformigen Endes des Kolbens ein
Loch mit Hilfe einer Lochmaschine ausgeblasen (Fig. 55) und sofort
em Glasrohrcheri als Pumpstengel angeschmolzen. Der auf diese
Weise vorbereitete Kolben wandert mit dem Traggestell in die Ein-
schmelzmaschine. Eine moderne Einschmelzmaschine zeigt Fig. 56
(Fabrikat der Firma Gebruder Koppe in Berlin). In die Zangen Z
werden die Kolben eingehangt und zugleich auf einen Halter das
Traggestell D derart aufge-
setzt, daB es zentrisch in die
Lampe hineinragt und der
Tellerrand sich einige Milli-
meter oberhalb des Randes
der Kolbenoffnung befindet.
Die Zange rotiert mit dem
Kolben und fahrt an dem
Vorwarmer und dem Geblase
vorbei, welche den Rand des
Kolbens weich erhitzen und
zum Zusammenfallen bringen.
Der sich zusammenziehende
Kolbenrand legt sich an den
gleichfalls erhitzten Teller-
rand und verschmilzt mit
diesem vollstandig. Die ein-
geschmolzenen Lampen wer-
den ganz langsam abgekuhlt,
damit allzu grofie Span-
nungen der verschmolzenen
Stellen vermieden werden.
Hierfiir eignen sich gut dreh-
bare Gestelle mit passenden,
mit Asbest ausgefutterten
Versenkungen, injwelchen die Lampen, eingesetzt, nur ganz langsam
abkiihlen. Mit dieser Operation wird zweckmafiig auch das Aus-
blasen der Lampen mit trockenem Luftstrom verbunden, wodurch
der grofite Teil des beim Einschmelzen eingedrungenen Wasser-
dampfes, welcher sich sonst an der inneren Glockenwand nieder-
schlagen und das Entluften erschweren wurde, entfernt. Die Allgemeine
Elektrizitats-Gesellschaft in Berlin (AEG) hat in einem Patent vor-
geschlagen (D. R. P. 205201 vom 10. Januar 1908), die Gliihlampen
gleich nach dem Einschmelzen noch heifi auf die Pumpen aufzu-
setzen, wodurch sich die letztbeschriebenen Operationen erubrigen.
Fig. 54. Kolbenabzieh - und
Stensrelansetzmaschine.
Fig- 55-
Lochmaschine.
n8
Das Entliiften der Lampen. Eine wichtige Operation, von
deren richtiger Durchfiihrung die Gtite der Gliihlampen sehr ab-
hangig ist, ist das Entluften der Lampen. Das Entliiften oder
Pumpen der Lampen mufi soweit als moglich vollstandig durch-
gefiihrt werden, der in den Lampen zuriickgebliebene Gasdruck
darf nur wenige Tausendstel Millimeter Hg betragen. Mit Queck-
Fig. 56. Einschmelzmaschine.
silber- oder Olpumpen kann man leicht das erforderliche hohe
Vakuum erzielen. Wahrend sich in neuester Zeit bei der Fabrikation
der Kohlenfadenlampe die Olpumpe immer mehr einbiirgern konnte,
werden bei der Wolframlampenfabrikation auch jetzt noch fast aus-
schliefilich Quecksilberpumpen verwendet. Hier hat die rotierende
Quecksilberpumpe von Gaede den ersten Platz erobert und die
fruher verwendeten Pumpen nach dem Sprengel- und Topler-
System fast vollstandig verdrangt. Die Bauart und Arbeitsweise
der verschiedenen Hochvakuumpumpen wurde bereits recht oft in
verschiedenen Werken sehr genau und eingehend beschrieben (z. B.
H. Weber, ,,Die elektrischen Kohlengliihfadenlampen, ihre Herstellung
und Pruning", Silvanus P. Thompson, ,,The development of the
mercurial air-pump"), so dafi in diesem Buche von der Beschreibung
dieser Pumpen abgesehen werden kann.
Wir wollen nur die in neuester Zeit bekannt gewordene Gaede-
Molekularluftpumpe etwas naher beschreiben. Diese von der Firma
E. Leybolds Nachfolger, Koln a. Rh., fabrizierte Pumpe besitzt so
vorzugliche Eigenschaften, dafi es zu erwarten ist, dafi diese Pumpe
sich in der Gluhlampenindustrie
in Zukunft den ersten Platz er-
obern wird. Die Pumpe ist von
Dr. Gaede im D. R. P. 239213
beschrieben und wurde auf ihre
Eigenschaften und Leistungsfahig-
keit durch von Dechent und
Hammer genau untersucht
(von Dechent und Hammer,
,,Berichte der Heidelberger Aka-
demie" 1910, 21. Abh. ; ,Jahrbuch
der Radioaktivitat und Elektronik"
Bd. 8, S. 35 [1911]; Hammer,
,,Physik. Zeitschr." Bd. 12, S. 1077
[1911]). Da die Molekularpumpe
bisher in keinem gluhlampentech-
nischen Buch beschrieben wurde,
lassen wir hier eine genaue Beschreibung dieser sehr wichtigen
Vakuumpumpe folgen. (Wir folgen hier zum Teil fast wortlich der
in den Prospekten der Firma E. Leybolds Nachfolger enthaltenen
Beschreibung.) Durch Fig. 57 ist das Prinzip der Molekularluftpumpe
gekennzeichnet. A ist ein um die Welle a drehbarer Zylinder, der
von dem Gehause B umschlossen ist. In das Gehause B ist eine
von n bis m reichende Nut eingefrast. Dreht sich A im Sinne des
Uhrzeigers, . so wird die Luft in der Nut infolge der Gasreibung von
n nach ;;/ mitgerissen. Verbindet man die Offnungen n und m mit
einem Manometer M, so beobachtet man zwischen m und n eine
Druckdifferenz. Diese Druckdifferenz ist um so grofier, je schneller
sich der Zylinder A dreht und je grofier die innere Reibung der
Gase ist. Da nach dem Maxwellschen Gesetz die innere Reibung
der Gase unabhangig ist von dem absoluten Gasdruck, mufi bei ver-
schiedenen Gasdrucken und gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit des
Fig- 57-
120
Zylinders A die Druckdifferenz unverandert bleiben. In unserem
Versuch findet das Maxwellsche Gesetz die vollste Bestatigung.
Betragt die Druckdifferenz z. B. 10 mm Hg, so ist diese in alien-
Fallen gleich, gleichgultig, ob bei m ein Druck von z. B. 760, 200
oder 50 mm Hg vorhanden ist; bei n stellt sich immer ein um
10 mm Hg geringerer Gasdruck ein, also auf 750 bezw. 190 und
40 mm Hg. Bei unserem Versuch mufite somit, falls wir den Druck
auf 10 mm herabsetzen, der Druck bei n gleich Null sein, falls auch
bei den allerhochsten Verdunnungen die Regel ihre Gultigkeit hatte.
Tatsachlich aber gestaltet
sich die Regel bei den
niedrigsten Drucken kom-
plizierter, indem hier nicht
mehr die Druckdifferenz,
sondern das Druckverhaltnis
unabhangig ist vom abso-
luten Gasdruck. Befindet
sich in dem Gehause B
hochverdiinntes Gas , so
finden die Zusammenstofie
der Gasmolekule unterein-
ander nur sehr selten statt;
die Molekule stoBen fast aus-
schliefilich mit den Wanden
des evakuierten Raumes zu-
sammen. Wahrend nun bei
ruhendem Zylinder A die
Reflexion gleichmafiig nach alien Richtungen stattfindet, wird die
Reflexion bei bewegtem Zylinder in dem Sinne beeinfluBt, dafi die
grofite Zahl der Molekule gegen m abgeschleudert werden, falls sich
der Zylinder von n nach m bewegt. Der Effekt dieses Vorganges
ist, dafi von n dauernd Gas weggefiihrt und bei m aufgestapelt wird.
Hierdurch entsteht bei n ein Verarmungsbereich von Molekiilen, also
ein Vakuum. Man erkennt hieraus, dafi diese Vorrichtung, welche
bei Atmospharendruck als Luftpumpe wertlos ist, bei niederen Drucken
in Verbindung mit einer Hilfspumpe sehr gute Resultate geben muB,
Die neue Pumpe beruht auf einer technischen Ausnutzung des
molekularen Mechanismus der Gase; die neue Pumpe ist eine ,,Mole-
kularluftpumpe". Die praktische Ausfiihrung der Pumpe zeigen die
Fig. 58 bis 60. Fig. 58 zeigt die Aufienansicht der Pumpe allein,
Fig. 59 zeigt die Querschnitte der Pumpe, wahrend die Fig. 60
Fig. 58. Gaedes Molekularluftpumpe.
Aufienansicht.
121
ein vollstandig arbeitsfahiges Aggregat der Molekularluftpumpe und
der Kapselluftpumpe nach Dr. G a e d e mit den entsprechenden
Antriebsmotoren darstellt. Die Konstruktion der Molekularluftpumpe
wollen wir nach den Querschnitten betrachten. In dem Gehause B
rotiert der Zylinder A um die Welle a, welche in den luftdicht auf-
geschraubten Scheiben E gelagert ist. In dem Zylinder sind die
Nuten D eingeschnitten. In die Nuten ragen die am Gehause be-
festigten Lamellen C hinein. F sind die Olbehalter und G eine
Stellvorrichtung, welche verhindert, daB die Lamellen C an die
Fig. 59. Gaedes Molekularluftpumpe. QuerschnitL
Nutenwandungen des rotierenden Zylinders anstreifen. H ist die
Riemenscheibe. Dreht sich A im Sinne des Uhrzeigers, so wird
das Gas bei m verdichtet, bei n verdunnt. Auf dem Gehause B ist
der Aufsatz K luftdicht aufgeschraubt. S ist das Saugrohr fur das
Hochvakuum und ist mit n verbunden, welches in die mittelste Nut
miindet. Die Druckoffnung in ist durch Kanale in dem Aufsatz K
mit der Saugoffnung n einer benachbarten Nut verbunden, die Druck-
offnung m dieser Nut ist dann wieder mit der Saugoffnung der
nachsten Nut verbunden usw., so daft die Wirkungen der einzelnen
Nuten sich addieren. Der Druck in der mittleren Nut ist am kleinsten
und steigt gleichmaBig nach den beiden Enden des Zylinders bis zu
dem Gasdruck, den die Hilfspumpe in dem Gehause erzeugt. Die
Hilfspumpe ist durch einen Schlauch mit der Duse T verbunden und
steht mit dem Innern des Gehauses B in Verbindung. Die Ab-
122
dichtung an der Durchfuhrungsstelle der Welle ist durch Olabschlufi
erreicht. Das Eindringen des Oles in das Pumpgehause ist durch
eine in die Welle eingeschnittene Spiralnut verhindert, welche wahrend
der Rotation das Ol dynamisch entgegen dem aufieren atmospharischeii
- 123 —
Uberdruck zuruckdrangt. Diese einfache Vorrichtung hat sich bei
Dauerbetrieb ausgezeichnet bewahrt. Die Spiralnut hat nur dann
ihre Wirkung, wenn die Welle rasch rotiert. Daraus ergibt sich als
wesentlichste Vorschrift fur die Bedienung der Pumpe, dafi die
Pumpe zuerst in Rotation versetzt und dann mit der Vorpumpe
verbunden wird. Beim Abstellen mufi zuerst Luft in die Pumpe
eingelassen und dann der Motor, der die Pumpe antreibt, abgestellt
werden. Das Antreiben der Pumpe geschieht mit einem Elektro-
motor von l/s P. S. und 3000 Touren in der Minute. Die Pumpe
wird durch Riemenubertragung angetrieben und macht 8000 Touren
in der Minute. Durch eine besondere selbsttatige Sperrvorrichtung
am Anlasser des Elektromotors ist ein Irrtum beim Anlassen und
Abstellen unmoglich gemacht. Vergleicht man die Leistungsfahig-
keit der neuen Molekularluftpumpe mit der Leistung einer Queck-
silberpumpe, so ergibt sich ohne weiteres die grofie Uberlegenheit
der Molekularluftpumpe. Folgende Tabelle zeigt die Resultate, welche
bei einer grofien Zahl von Priifungen erhalten wurden. Beide An-
gaben beziehen sich auf die Entgasung eines 6 Liter -Rezipienten
von 10 mm Hg Druck bei Benutzung der Gaedeschen Kapselpumpe
als Vorpumpe. Die Pruning der Quecksilberpumpe geschah unter An-
wendung von Trockenmitteln, die der Molekularluftpumpe ohne solche.
Gaede - Quecksilberpumpe Gaede - Molekularluftpumpe
Druck in Millimeter Hg Druck in Millimeter Hg
Nach 5 Minuten .
. . . 0,009
Nach 2 Minuten .
*. . . 0,0003
» I0
- • - 0,0003 „ 3 „
. ; . 0,00001
» J5
. . . 0,00001 :;„ 4
. -. . 0,000 002
Wahrend man also mit der Gaede -Quecksilberpumpe ein
Vakuum von 0,00001 mm Hg im Durchschnitt nach etwa 15 Minuten
erhalt, wird dasselbe Vakuum mit der Molekularluftpumpe in 3 Minuten
erreicht, und dies ohne Anwendung irgend welcher Trockenmittel.
Die letzterwahnte Tatsache zeichnet die neue Molekularluftpumpe
vor alien bisher bekannten Pumpen besonders aus. Die Molekular-
luftpumpe saugt ebensogut die Gase als die Dampfe ab, so dafi
bei dieser, im Gegensatz zu alien anderen Pumpen, kein Phosphor-
pentoxyd oder sonstiges Trockenmittel verwendet zu werden braucht.
Den Zusammenhang zwischen der Tourenzahl n in der Minute der
Molekularluftpumpe, dem an der Saugdiise gemessenen Druck p2 und
dem Druck pv im Gehause, der mit Hilfe der Gaedeschen Kapsel-
luftpumpe eingestellt wurde, zeigt die folgende Tabelle:
— 124
«
Pi
P2 n
Pi
ft
4000
20
3
4000
I
0,000 3
6200
20
0,8
6200
I
0,000 05
8200
20
0,005
8200
I
0,00002
4000
JO
0,08
4000
0,1
0,000 03
6200
10
0,002
6200
0,1
0,000 01
82OO
10
0,0005
8200
0,1
0,000 002
Man ersieht aus der Tabelle, dafi das erzielte Vakuum um so
hoher ist, je grofier die Tourenzahl und je niedriger der Druck im
1500
1100
1300
1200
1100
1000
90C
SCC
700
600
500
too
JOO
200
100
B
W
1G-6
Fig. 61. Saugleistungskurven ; A der Molekularluftpumpe, B der Quecksilberpumpe.
Gehause ist. Schliefilich zeigt noch das Diagramm Fig. 61 die Saug-
leistung der Molekularluftpumpe im Vergleich mit der gewohnlichen
Gaede-Quecksilberpumpe. A ist die Saugleistungskurve der Mole-
kularluftpumpe, B die der Quecksilberpumpe. Als sehr wesentlicher
Vorteil der neuen Molekularluftpumpe bei der Verwendung fur Gliih-
lampenzwecke darf auch schliefilich der Umstand bezeichnet werden,
dafi die Pumpe quecksilberfrei ist, somit auch das Auftreten des
schadlichen Quecksilberdampfes in den Lampen ausgeschlossen ist.
Es ist zu erwarten, dafi durch die Einfiihrung der neuen Molekular-
luftpumpe bei der Gluhlampenfabrikation sehr wesentliche Erspar-
nisse an der fur das Pumpen der Gluhlampen notigen Zeit und
— 125 —
weitere Verbesserung der Lampenqualitat selbst sich erzielen
lassen werden.
Das Pumpen der Lampen geschieht in dem sogen. Pumpkasten.
Der Pumpkasten, Fig. 62 (Fabrikat der Firma Gebruder Koppe
in Berlin), stellt einen Tisch vor, in welchem sich ein vielfach ver-
Fig. 62. Pumpkasten.
zweigtes System von Glasrohren befindet, welches einerseits in die
Hochvakuumpumpe miindet, andererseits in vielfachen, gabelformig
gestalteten Rohrchen endet, an welche die Gluhlampen angeschlossen
werden. Der AnschluB wird gewohnlich durch einf aches Anschmelzen
der Lampenstengel an die Rohrchen der Pumpgabeln besorgt. Sehr
praktisch ist auch die von E. Leybolds Nachfolger in Koln a. Rh.
eingefuhrte Anordnung (siehe Fig. 63), nach welcher sowohl die
Enden der Pumpgabeln, wie auch die Lampenpumpstengel mit in-
126
einander passenden konischen Normalschliffen ausgestattet sind und
durch einfaches Aufsetzen die Lampen mit dem Pumpsystem luftdicht
verbunden werden kftnnen. Die Rohrenleitungen sind bei dem
System von Ley bold ganz besonders gunstig dimensioniert und
zwischen den Lampen und der Pumpe ein sehr praktischer Phosphor-
kessel zum Trocknen der von den Lampen abziehenden feuchten
Case eingeschaltet (siehe Fig. 64), bei welchem ein Verstauben des
Trockenmittels bei plotzlich eintretenden Undichtigkeiten der Lampen
unmoglich ist. Die aus dem LampenfuS fuhrenden Zufuhrungsdrahte
werden mit den an passenden Stellen befindlichen Leiterschienen
verbunden, wodurch jederzeit wahrend des Pumpens die Lampen
unter Strom gesetzt werden konnen. Nach dem Anschlufi der Lampen
wird fiber dieselben ein Kasten, welcher mit Glimmerfenstern ver-
sehen ist, geschoben und welcher gestattet, die Lampen von auBen
wahrend des Pumpens zu erhitzen. Der Vorgang des Pumpens geht
nun in folgender Weise vor sich: Zunachst werden die Gasbrenner
im Pumpkasten angezundet und die Lampen auf eine Temperatur
von 300 bis 400 ° C gebracht. Diese hohe Erhitzung der Lampen
von aufien ist deshalb
notwendig , weil sich
sonst das durch die
Innenwande derLampen-
glocken sehr hartnackig
adsorbierte Wasser durch Q_O °
einfaches Pumpen nicht
vollstandigentfernen laBt.
Die Lampen werden zu-
nachst mit der Vakuum-
leitung verbunden und
vermittelst einer gewohn-
lichen Kolbenpumpe auf
etwa 10 mm Hg Gas-
druck ausgepumpt. So- Fig 64 Phosphorkessel nach E. Leybold.
dann verbindet man die
Lampen durch einfaches Verstellen der Glashahne mit der Hoch-
vakuumleitung. In kurzer Zeit werden die Lampen durch die Queck-
silberpumpen vollstandig ausgepumpt. Ist das hohe Vakuum in den
Lampen erzielt, was sich leicht durch ein gewohnliches MacLeod -
Manometer feststellen laBt, so beginnt man mit dem Austreiben der
in dem Leuchtdraht adsorbierten Gase, indem man denselben durch
elektrischen Strom wahrend des Pumpens allmahlich auf immer
hohere Glut bringt.
Sind auf diese Weise die letzten in der Gluhlampe enthaltenen
Gase entfernt und zeigt das Mac Leod- Manometer trotz des gleich-
zeitigen Brennens der Lampen ein Vakuum von nur wenigen
Tausendstel Millimeter Hg, so ist der Pumpprozefi beendigt, und die
Lampen konnen von der Pumpe abgeschmolzen werden. Zum Ab-
schmelzen, dem sogen. Abstechen der Lampen, bedient man sich
kleiner Handgeblase, mit welchen die Pumpstengel ganz nahe an
128
der Gliihlampenglocke erhitzt werden, bis die weich gewordenen
Wande des Pumpstengels zusammenf alien , worauf durch schnelles
Entfernen der Lampen nur eine winzige, dicht verschmolzene Spitze
an der Lampe zuriickbleibt.
Die auf die beschriebene Weise gepumpten Lampen besitzen
noch keineswegs immer ein geniigend gutes Vakuum. Es zeigen
sich sehr oft wesentliche Unterschiede in dem Verhalten der Gluh-
lampen wahrend der Brennzeit, die unbedingt auf die verschiedenen
Mengen und Zusammensetzung der in den Lampen zuriickgebliebenen
Case zuruckzufiihren sind. Die Ursache dieser Erscheinung ist darin
zu suchen, dafi sowohl an den Gluhlampenwanden als auch im
LeuchtkOrper und dem Haltermaterial wechselnde Mengen von Gasen
zuriickgehalten werden, welche langsam wahrend des Brennens der
Lampen in den Gasraum entweichen und dadurch das Vakuum wie
die Lampenqualitat verschlechtern. Es ist eine sehr grofie Anzahl
von Vorschlagen bekannt, nach welchen sich die lastigen Er-
scheinungen, welche die Fabrikation einer gleichmafiigen Lampen-
qualitat aufierordentlich erschweren, vermeiden lassen. Die All-
gemeine Elektrizitats-A.-G. schlagt in einem Patent (D. R. P. 253237
vom 22. Oktober 1911) vor, die Gliihlampen von aufien auf eine
wesentlich hShere Temperatur, als es sonst bisher gebrauchlich war,
wahrend des Pumpens zu erhitzen. Da aber die Gliihlampenglocken
aus leicht schmelzbarem Glas bestehen und infolgedessen bei einer
Erhitzung von iiber 400 ° C durch den Atmospharendruck leicht
zusammengedriickt werden konnen, schlagt die Erfinderin vor, den
Pumpkasten, in welchem die Lampen erhitzt werden, auch zu
evakuieren, so dafi wahrend der Erhitzung der Lampen der Druck
auf der Aufienseite der Lampen annahernd gleich ist demjenigen im
Innern derselben. Die fast ganz entgegengesetzte Mafiregel wird von
der Firma Felten-Guilleaume-Lahmeyerwerke getroffen. Beim
Pumpen tritt oft die unangenehme Erscheinung ein, dafi die Lampen-
glocken einen schwarzen Beschlag erhalten, trotzdem der wahrend des
Pumpens erhitzte Leuchtkorper kaum seiner Normalbelastung aus-
gesetzt wird. Um diese Erscheinung zu vermeiden, schlagt die Firma
vor, die Gliihlampen nach einer Vorwarmung wahrend des Entluftens
abzukiihlen. Es ist wohl moglich, dafi bei solcher Anordnung das
Schwarzwerden der Gliihlampen wahrend des Pumpens verhutet
werden kann. Dies bedeutet aber keinen Vorteil, eher einen Nachteil
fur die Fabrikation, da solche Lampen, welche schon wahrend des
normalen Pumpvorganges schwarzen Beschlag erhalten, fehlerhaft
sind und sich wahrend der Brennzeit ungiinstig verhalten, wenn es
— 129 —
auch durch besondere Vorsichtsmafiregeln gelingen sollte, das Schwarz-
werden wahrend des Pumpens zu verhindern. Das Pumpen unter
Normalbedingungen 1st somit auch als ein Auslesevorgang zii be-
trachten, der fur die Erzeugung von Lampen von gleichmafiiger und
guter Qualitat sehr erwiinscht 1st. Es sind auch viele Vorschlage
bekannt, den Pumpvorgang durch besondere chemische Reaktionen
zu unterstutzen und zu verbessern. Arturo Malignani in Udine
(D. R. P. 82076 vom ii. Februar 1894) beschreibt ein Verfahren, nach
welchem es moglich wird, das Vakuum der Lampen wesentlich zu
verbessern. Das Verfahren bezieht sich zwar nur auf die Kohlen-
fadenlampe, wurde aber nach der Einfuhrung der Metalldrahtlampen
auch. bei diesen mit grofiem Erfolg verwendet. Das Verfahren beruht
darauf, dafi die auf gewohnliche Weise entlufteten und abgeschmolzenen
Gluhlampen einen Ansatz besitzen, in welchem sich amorpher roter
Phosphor befindet. Der Ansatz wird nun bis zur Verdampfung des
Phosphors erwarmt, gleichzeitig der Leuchtkorper in der Lampe
durch elektrischen Strom derart stark uberhitzt, dafi alle okkludierten
Gase aus diesem unter Bildung eines blauen Lichtscheines, welcher
die ganze Lampe erfullt, entweichen. Die Phosphordampfe verbinden
sich mit diesen Gasen zu nicht fliichtigen weifien Verbindungen,
welche sich auf die Glocke niederschlagen. In kurzer Zeit ver-
schwindet trotz der Uberhitzung des Leuchtkorpers der blaue Schein,
und in der Lampe ist bereits ein vorzugliches Vakuum entstanden.
Nach beendeter Operation wird schliefilich der mit Phosphor be-
schickte Ansatz von der Lampe abgeschmolzen. Bei den Metall-
drahtlampen wurde das Verfahren oft in der Weise ausgefuhrt, dafi
eine wasserige Suspension von rotem Phosphor in die Lampen vor
dem Pumpen eingespritzt wurde. Die Gluhlampen wurden nun in
gewohnlicher Weise entliiftet und abgeschmolzen. Nun wurde der
Leuchtkorper bis zur Bildung des blauen Lichtes uberhitzt und gleich-
zeitig die Stelle der Gluhlampe erwarmt, an welcher sich der rote
Phosphor befand. Der Phosphordampf bildete sodann in der kurzesten
Zeit in der vorher beschriebenen Weise ein ausgezeichnetes Vakuum.
In neuester Zeit wurde von Karl Schwab in Berlin (Ungarische
Patentanmeldung Sch. 2447 vom 17. Juli 1911) ein besonderes Ver-
fahren zur Entluftung von Metalldrahtlampen mit Hilfe des roten
Phosphors beschrieben, welches sich insbesondere fur die modernen
Gluhlampen mit duktilem Wolframgliihkorper sehr gut eignet. Die
nach dem Verfahren der G. E. C. hergestellten Wolframdrahte be-
sitzen den bisher noch unbehobenen Nachteil, durch kurzes Erhitzen
auf hohe Temperatur wieder ganz sprode zu werden. Wurde man
Mailer, Metalldrahtlampen. 9
— 130 —
deshalb das Entluften der Lampen in alter Weise bei gleichzeitigem
Unterstromsetzen der LeuchtkOrper ausfuhren, so wurden schon nach
dem Pumpen Lampen mit sproden Wolframdrahten resultieren und
dadurch alle Vorteile, die man sonst bei weiteren Operationen und
Transport der Lampen mit duktilen Drahten haben kOnnte, entfallen.
Das Verfahren von Karl Schwab macht nun ein solches Unter-
stromsetzen der Lampen beim Pumpen uberflussig. Zu diesem Zwecke
wird vor dem Einschmelzen des Traggestelles in die Glocke der
obere Teil des Gestelles mit den Haltern in eine Suspension von
amorphem Phosphor eingetaucht, wodurch derselbe an den Haltern
und Buchtstellen des Leuchtkorpers untergebracht wird. Nun wird
das LeuchtkSrpergestell in die Glocke eingeschmolzen und die
Lampe in gewohnlicher Weise bei etwa 400 ° C evakuiert, ohne den
LeuchtkOrper durch den elektrischen Strom gleichzeitig zum Gluhen
zu bringen. Die Lampe wird abgeschmolzen , um erst im Bedarfs-
falle zum ersten Male unter Strom gesetzt zu werden. Dabei empfiehlt
es sich, mit einer Stromstarke, die ungefahr halb so groB ist als
die normale Betriebsstromstarke, zu beginnen und diese allmahlich
bis zur normalen Betriebsstromstarke zu steigern. Hierbei spielen
sich zwei Vorgange parallel ab: Erstens entweichen aus dem zum
erstenmal erhitzten LeuchtkSrper die absorbierten Gase, welche das
Vakuum verschlechtern. Gleichzeitig aber wird der rote Phosphor,
welcher sich im Innern der Gliihlampe an solchen Teilen befindet,
die beim Erhitzen des LeuchtkSrpers fast sofort auf h6here Tempe-
ratur kommen, verdampft und bindet die aus dem Leuchtkorper ent-
wickelten Gase unter Wiederherstellung eines vorzuglichen Vakuums.
Dieses Verfahren stellt einen wesentlichen Fortschritt in der Fabrikation
der modernen Wolf ram drahtlampen vor, wiewohl es sich prinzipiell
kaum von dem alten Malignani -Verfahren unterscheidet.
Wir haben bei der Besprechung des Phosphorpumpens er-
wahnt, dafi durch die Uberhitzung des Leuchtkorpers bei gewohn-
lich gepumpten Gliihlampen ein blauer Schein auftritt, der die Gliih-
lampe ganz erfullt. Dieser blaue Schein, welcher zweifellos eine
Gasentladung darstellt, wird wahrscheinlich dadurch verursacht, dafi
durch die Uberhitzung des Leuchtkorpers aus diesem Gase ent-
weichen, welche das Gluhlampenvakuum derart verschlechtern, dafi
der Gasraum eine wesentliche Leitfahigkeit erhalt und eine Entladung
zwischen den einzelnen Fadenbugeln durch den Gasraum hindurch
ermoglicht. Das Eintreten des blauen Schemes in der Gliihlampe
deutet somit zweifellos auf ein schlechtes Vakuum hin. Dafi diese
Erscheinung auf das nachtragliche Entweichen der Gase aus dem
uberhitzten Leuchtkorper zuruckzufuhren ist, beweist der Umstand,
dafi der blaue Schein mit besonderer Intensitat bei den Hochkerzen-
lampen auftritt, bei welchen infolge des relativ dicken und langen
Leuchtkorpers grofie Gasmengen bei Uberhitzung desselben entwickelt
werden. Uberhitzt man die Lampen langere Zeit hindurch, so
bemerkt man, dafi nach einiger Zeit (i bis ro Minuten) der blaue
Schein immer schwacher wird und schlieBlich ganz verschwindet.
Eine solche Lampe besitzt dann ein vorzugliches Vakuum. In welcher
Weise diese Erscheinung zustande kommt, ist noch nicht bekannt.
Die A. E. G. benutzt diese Tatsache zur Verbesserung des Lampen-
vakuums (D. R. P. 222182 vom 14. Januar 1906). Eine andere
Methode, welcher sich die A. E. G. bedient, um in den unvollstandig
entlufteten Lampen ein vorzugliches Vakuum zu erzeugen, ist in
dem D. R. P. 212427 vom 7. September 1907 beschrieben. Das Ver-
fahren beruht darauf, dafi die Lampen zuerst in gew6hnlicher Weise
entliiftet und sodann mit einem Gefafi verbunden werden, durch
welches bei gleichzeitigem Verdampfen von Phosphor Hochspannungs-
entladungen durchgeschickt werden. Infolge der Entladungen schlagt
sich der Phosphordampf an die Elektroden in kurzer Zeit nieder und
reifit alle im Raume vorhandenen Gasreste mit, wodurch schliefilich
ein vorzugliches Vakuum entsteht. Andere Firmen bedienen sich
rein chemischer Reaktionen, ahnlich dem Phosphorpumpverfahren,
zur Erzeugung einer vollstandigen Luftleere. Zu diesem Zweck
werden in die Gluhlampe oder in einen Raum, der mit der Gltih-
lampe kommuniziert, Stoffe eingefiihrt, welche erhitzt, mit den noch
vorhandenen Gasresten in Reaktion treten und mit diesen nicht
fluchtige Verbindungen bilden. Frederic Soddy in Glasgow
(D. R. P. 191788 vom 20. Marz 1906) hat hierfur Kalzium, Strontium
und Bariummetall, die Wolframlampen-A.-G. (D. R. P. 246264 vom
17. Februar 1911) das metallische Cer und Titan, Heinrich Gethe
in Rixdorf (D. R. P. 191788 vom 20. Februar 1907) das Kalzium-
karbid vorgeschlagen, welche Stoffe im erhitzten Zustande fast alle
Gase, wie Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff absorbieren und deshalb
zur Bindung der nach dem gewohnlichen Pumpen zuruckgebliebenen
Gasreste gut verwendet werden konnen. Mit Ausnahme des Phosphor-
pumpverfahrens scheinen die meisten eben genannten Vorschlage
fur die Praxis wenig Wert zu besitzen, da eine in gewohnlicher
Weise sorgfaltig entliiftete Lampe, wenn sie sonst keine Fehler
besitzt, durchaus alien Anforderungen entspricht.
Trotzdem beim Pumpen unmittelbar vor dem Abstechen der
Lampen das in diesen erzeugte Vakuum gemessen wird, mufi an
9*
132
den bereits zugeschmolzenen Lampen nochmals eine Vakuumprufung
erfolgen. Dieses 1st deshalb erf orderlich , well oft nachtraglich bei
den von der Pumpe abgestochenen Lampen infolge der Abkiihlung
Glassprunge vorkommen oder manchmal beim Abstechen selbst etwas
Luft in die Lampen eindringen kann. Die bequemste und einfachste
Vakuumprufung an geschlossenen Lampen ist die, welche auf Beob-
achtung von Entladungserscheinungen beruht. Verbindet man die
Stromzufiihrungen einer Gluhlampe mit den Polen eines Ruhmkorff-
Induktoriums, so beobachtet man je nach der Gtite des vorhandenen
Vakuums in der Lampe verschiedene Erscheinungen. Ist das Vakuum
vorziiglich, so bleibt der Gasraum der Lampe bei der Priifung voll-
kommen dunkel. Auf etwas schlechteres Vakuum deutet ein
schwacher grunlicher Lichtschein, wahrend das Auftreten hell-
blauen oder gar violetten Lichtes in dem Lampengasraum auf ein
schlechtes Vakuum hinweist. Solche Lampen mussen, falls sie nicht
unausbesserliche Glassprunge enthalten, nochmals ausgepumpt werden.
Viel einfacher noch und rascher geht die Vakuumprufung der Lampen
am Tesla-Induktor vor sich. Wahrend bei der Priifung mit dem
gewohnlichen Induktorium die einzelnen Lampen gesondert gepruft
werden mussen, kann man durch Aufsetzen eines Kastens mit einer
grofien Anzahl von Gluhlampen auf eine blechformig gestaltete
Elektrode eines Tesla-Induktoriums sofort die schadhaften Lampen
entdecken, da bei der ungemein hohen Spannung des Tesla-Trans-
formators blofi eine Annaherung der Gluhlampen geniigt, um die
beschriebenen Entladungserscheinungen hervorzurufen.
Nach dieser Priifung wandern die Lampen in das Photometer.
Die Lampen werden mit der Spitze nach unten senkrecht eingehangt
und, damit durch die gegenseitige Beschattung einzelner Fadenbiindel
keine Zufallswerte bei der Lichtmessung resultieren, in Rotation
versetzt. Die Lichtstarke der Lampen wird in horizontaler Richtung,
senkrecht zu der Fadenrichtung, bestimmt. Die an den Wolfram-
lampen bezeichnete Kerzenzahl bedeutet die mittlere horizontale
Lichtstarke derselben. Als Normallampen dienen von der Reichs-
anstalt gepriifte Gluhlampen oder bei langer dauernden Messungen
andere fehlerfreie Gluhlampen, deren Lichtstarke durch unmittelbaren
Vergleich mit der Normallampe festgestellt wurde. Die Beleuchtungs-
starke am Photometer soil 30 Lux nicht wesentlich uberschreiten.
Dementsprechend ist die Lange der Photometerbank zu wahlen. Fur
die meisten gebrauchlichen Lichtstarken (bis zu 100 HK.) geniigt
eine Banklange von 2,5 m und eine Lichtstarke der Normallampe
von 10 bis 16 HK. Wahrend der Lichtmessung wird die den Lampen
— 133 —
zugefiihrte Stromstarke so lange verandert, bis die der Lampe zu-
gefuhrte Wattzahl, durch die gleichzeitig gemessene Lichtstarke
dividiert, die gewunschte Watt/HK.- Belastung zeigt. Lampen, welche
im Parallelbetrieb und Einzelschaltung brennen sollen, diirfen ohne
weiteres bei ungefahr gleicher Belastung kleine Stromunterschiede
aufweisen, wahrend Lampen, welche fur Serienschaltung bestimmt
sind, bei der gleichen Belastung moglichst gleiche Stromstarken
Fig. 65. Sockelkittmaschine.
aufweisen mussen. Lampen, welche. mit dem nach alten Formier-
verfahren hergestellten Wolframdrahten versehen waren, mufiten
einige Stunden vor dem Photometrieren gebrannt werden, da sich
die Faden in den ersten Brennstunden stark veranderten. Das Photo-
metrieren konnte erst dann einsetzen, wenn sich die Stromverhalt-
nisse der Lampen halbwegs beruhigt und stationaren Zustand erreicht
haben. Dies war gewohnlich nach einer Brennzeit von 2 bis 4 Stunden
der Fall. Wohl geht bei solchen Lampen die Sinterung noch
langere Zeit vor sich, welcher Vorgang sich in den ersten 100 Stunden
der Brennzeit durch Zunahme der Lichtstarke kundgibt; diese
Anderung ist aber nicht mehr betrachtlich , so dafi in den meisten
— 134
Fallen das Vorbrennen in der Dauer von 2 bis 4 Stunden als aus-
reichend bezeichnet werden darf. Lampen mit gezogenen Wolfram-
Ieuchtk5rpern zeigen ahnliche Erscheinimgen nicht, da der Leucht-
kOrper infolge seiner glatten Oberflache durch Sinterung diese nicht
weiter verringern kann, wodurch ein Ansteigen der Belastung un-
mOglich wird.
Als Endoperation bleibt noch schliefilich das Anbringen der
Kontaktsockel an die Lampen zu erwahnen. Sehr zweckmafiig ist
hierfur die in Fig. 65 dargestellte Kittmaschine (Fabrikat der Firma
Gebruder KOppe in Berlin), mit welcher man in kurzer Zeit eine
grofie Anzahl von Lampen mit Sockeln versehen kann. Der Kitt,
mit welchem die Sockel an die Lampen befestigt werden, besteht
aus Alabastergips , dem zur Verlangsamung der Erhartungszeit eine
alkoholische SchellacklOsung zugesetzt wurde. Eine geringe Menge
dieser Gipsmasse wird in den Sockel gestrichen, worauf dieser auf
die Lampe aufgesetzt und mit dieser zugleich in passende Zangen,
deren Konstruktion aus der Abbildung deutlich hervorgeht, in die
Kittmaschinen eingespannt wird. Die eingespannten Lampen wandern
in den geheizten Kasten der Kittmaschine und die Erhartung der
Sockelmasse geht in der Warme in kurzer Zeit vor sich. In
i Stunde lassen sich mit dieser Kittmaschine ungefahr 150 Lampen
sockeln.
Das Verhalten der Wolf ram lam pe beim Brennen.
Der WolframleuchtkSrper.
Nach langerer Brenndauer zeigen die Wolframleuchtkorper
merkwiirdige Veranderungen, welche die mechanischen Eigenschaften
derselben sehr wesentlich beeinflussen und fur die Lebensdauer der
Lampen eine sehr wichtige Rolle spielen. Der urspriinglich glatte Draht
erhalt eine unebene glitzernde Ober-
flache, welche, durch das Mikroskop
betrachtet, nach verschiedenen Rich-
tungen ausgebildete kleine Kristall-
flachen aufweist. Der runde Quer-
schnitt des Drahtes geht dabei verloren,
der ganze Leuchtdraht erscheint aus
kleinen Kristallen zusammengesetzt,
deren Kanten und Ecken aus der Ober-
flache hervorragen. Ein solches Bild
zeigt z. B. Fig. 66, in welcher ein mit
Fig. 66. Gleichstrom 1000 Stunden gebrannter
Wolframfaden dargestellt 1st. Fig. 67 u. 68 zeigen die Abbildungen
eines gewohnlichen gespritzten bezw. gezogenen Wolframdrahtes vor
der Benutzung. Das Auftreten der kristallinen Struktur beim Leucht-
korper hat eine wesentliche Verringerung seiner mechanischen Festig-
keit zur Folge. Es ist die Hauptursache des fruhzeitigen Brechens der
Faden. Viel intensivere Veranderungen erleidet der Wolf ramdraht beim
Fig. 67.
Fig. 68.
a) Xach 600 Stuuden Brennzeit. b) Nach 1000 Stunden Brennzeit.
Fig. 69. Mikrophotographie eines auf Wechselstrom gebrannten Wolframfadens.
Brennen im Wechselstrom. Das Auftreten der kristallinen Struktur
geschieht hier noch viel fruher als beim Brennen mit Gleichstrom.
Die Kristalle erleiden oft an den Beriihrungsflachen Risse und Ver-
schiebungen senkrecht zur Langsrichtung der Leuchtkorper und halten
infolge soldier Verschiebungen oft nur mit ganz geringen Flachen
zusammen (Fig. 69 a u. b). Abgesehen von der wesentlich geringeren
Festigkeit solcher Stellen werden dieselben beim Durchgang des
Stromes stark uberlastet und infolge Zerstaubung dem fruhzeitigen
Ende durch Bruch oder Durchschmelzen entgegengefiihrt. Die ge-
I36
zogenen Wolframdrahte besitzen hierin Vor den nach dem alteh
Formierverfahren hergestellten Faden keine Vorteile, ja es scheiht
sogar, dafi die gezogenen Wolframdrahte grofiere Neigung zu solcheh
schadlichen Veranderungen wahrend der Brenndauer besitzen. Di£
Ursachen , welche die besprochenen Veranderungen hervorrufen,
scheinen elektrischer und magnetischer Natur zu sein. ;Es war bereits
seit langem die Tatsache bekannt, dafi der Durchgang des elektrischen
Stromes durch Metalle Rekristallisationserscheinungen in denselben
hervorruft. So wird z. B. der fur elektrische Leitungen verwendete
Kupferdraht schon bei gewohnlicher Temperatur infolge des Durch-
ganges des elektrischen Stromes, insbesondere Wechselstromes, grob-
kristallin und sprode. Bedenkt man die ungeheuren Stromdichten
im brennenden Wolframleuchtdraht - - bis zu 50000 Amp/qcm -
und die fur Rekristallisationserscheinungen sehr giinstige, aufier-
ordentlich hohe Temperatur des Leuchtkorpers , so findet man das
Auftreten der besprochenen Erscheinungen sehr begreiflich. Die
Rekristallisationserscheinung kann auf elektrische und thermische
Ursachen zuruckgefuhrt werden. Wohlbekannt ist die Tatsache, dafi
die Metalle allein durch langere Erhitzung grobkristallin werden, da
die grofieren Kristalle nach ganz allgemein gultigen Gesetzen die
Tendenz besitzen, auf Kosten der kleineren zu wachsen, und dieser
Vorgang durch die Temperaturerhohung begiinstigt wird. Auf welche
Weise der elektrische Strom als solcher Rekristallisationserschei-
nungen bewirken konnte, daruber kann man nichts Bestimmtes aus-
sagen. Vielleicht kann man aber dafur die schone Hypothese von
Johannes Stark benutzen (,,Physik. Zeitschr." 1912), nach
welcher die Elektronen in den Metallkristallen bei Stromdurchgang
nur in bestimmten , gitterformig angeordneten Richtungen sich fort-
bewegen sollen. Grenzen zwei Kristalle mit ihren Oberflachen derart
aneinander, dafi die Wanderungsrichtung der Elektronen beim
Durchgang aus dem einen in das andere Kristall geandert werden
mufi, so ist zu erwarten, dafi die in ihrer Bewegungsrichtung ge-
hinderten Elektronenschwarme, umgekehrt, so lange auf das Hindernis
entgegenwirken werden, bis die Orientierung der angrenzenden
Metallkristalle genau die gleiche wird, wodurch in weiterer Linie
das Zusammentreten derselben zu einem einzigen Kristall wesentlich
erleichtert werden durfte.
Neben der Rekristallisation durften auch die im Faden auf-
tretenden elektromagnetischen Krafte als Ursachen der Veranderung
der Leuchtkorper angesehen werden. Jedem elektrischen Strom
entspricht ein proportionaler magnetischer Strom, welcher den
T37
elektrischen Leitungsfaden in Kreisen umgibt. Die magnetischen
Kraftlinien haben eine zusammenziehende Tendenz , die Folge
davon ist, dafi die den elektrischen Leiter umgebenden kreis-
formigen Kraftlinien radial gegen den Leiter zusammengeprefit
werden und eine Art Kneifwirkung hervorruf en („ Electrical World",
9. Februar 1911; ,,Transactions American Electrochem. Soc.", Bd. 15
[1908]). AuBerdem stofien sich die einzelnen kreisformigen raagne-
tischen Kraftlinien infolge gleicher Polaritat gegenseitig ab und iiben
eine streckende Wirkung auf den Leiter aus (,,Journ. Franklin-
Institut", Januar 1911, S. 73). Da die Stromdichten m den Wolfram-
leuchtkorpern sehr grofi sind, erreichen auch die magnetischen
Krafte eine merkliche Grofie. So berechnet sich z. B. bei einem
Wolframfaden von 0,02 mm Durchmesser und 0,145 Amp. Belastung
die Stromdichte zu 46000 Amp/qcm und der Druck der magnetischen
Kneifwirkung zu 0,662 g/qcni- Wir sehen, dafi trotz der aufier-
ordentlich hohen Stromdichte die mechanische Wirkung der magne-
tischen Krafte sehr klein ist Recht wahrscheinlich ist es aber, daft
mit der Zeit auch solch geringe Krafte an dem weicherhitzten
Wolframfaden sehr deutliche Wirkungen hervorbringen k6nnen. Bei
Wechselstrom wirken auf den Leuchtfaden die elektromagnetischen
Krafte nicht kontinuierlich wie beim Gleichstrom, sondern ent-
sprechend den einzelnen Phasen intermittierend und gleichen in
ihrer Wirkung plotzlich auftretenden Schlagen, die intensiver wirken
als eine ununterbrochene Kraft und viel leichter- noch die Struktur-
veranderung des Leuchtdrahtes bewirken konnen.
Der Einflufi des Wechselstromes auf die Strukturveranderung der
Wolframdrahte wurde schon fruhzeitig erkannt und es wurden Vor-
schlage gemacht, wrie man diese Wirkungen verhindern konnte. Be-
sonders aktuell wurden solche Vorschlage nach der Einfuhrung des
gezogenen Wolframdrahtes , welcher gegen Wechselstrom noch viel
empfindlicher war als der gespritzte Wolframfaden. Die Westinghouse
Metallfaden-Gluhlampenfabrik hat in ihren Patenten (engl. Pat. 24179
[1906]; osterr. Pat. 41247) ein Mittel angegeben, mit welchem sich
der Wechselstromeffekt der Leuchtkorper gut verhindern lafit. Die
Firma fand, daB durch Zusatz von Erdmetalloxyden , insbesondere
Thoriumdioxyd zur Wolframpaste, man aus dieser Wolframdrahte
erha.lt, welche beim Betrieb mit Wechselstrom die unangenehme
Kristallisationserscheinung, die bei gewohnlichen Wolframleucht-
korpern so leicht eintritt, nicht mehr zeigen. Fig. 70 zeigt einen
Wolframdraht mit einem Zusatz von Erdmetalloxyden, welcher trotz
1000 stiindigen Brennens mit Wechselstrom keine besonderen Kristalli-
i38 -
sationserscheinungen und Verschiebungen aufweist. Selbstverstand-
lich 1st der Zusatz von Erdmetalloxyden auch bei gezogenen Wolfram-
drahten in der gleichen Weise wirksam wie bei den nach dem
Spritzverfahren gewonnenen Drahten. In diesem Falle ist ein solcher
Zusatz nur noch viel erwtinschter, weil, wie friiher erwahnt, die
gezogenen Wolframdrahte noch mehr als die nach dem Spritz-
verfahren gewonnenen zur Kristallisation im Wechselstrom neigen.
Fig. 71 zeigt einen gezogenen Wolframdraht mit einem Zusatz von
Erdmetalloxyd vor dem Brennen und nach einer langdauernden Be-
nutzung im Wechselstrom. Es mutet einem sonderbar an, wenn
die A. E. G. in einer osterr. Patentanmeldung (A. 6966 — n vom
14. August 1911) daraus einen Sonderfall zu konstruieren versucht
Fig. 70. Fig. 71.
und Patentschutz fur den Zusatz von den gleichen Erdmetalloxyden
zum Wolframdraht zwecks Verhinderung des Wechselstromeffekts zu
erlangen sucht. Auch das belgische Patent von O. Krause (236889
[1910]), nach welchem durch Zusatz von CaO die Kristallisations-
erscheinung der Wolframdrahte beim Brennen auf Wechselstrom und
insbesondere der Zerfall des Drahtes in einzelne Langsfasern ver-
mieden werden soil, stellt nach dem Gesagten kaum mehr eine
wesentliche Neuerung vor. Hat doch der Direktor der Auer-
Gesellschaft, Herr Remane selbst, in einem Vortrag behauptet, dafi
die giinstige Wirkung des Zusatzes von Erdmetalloxyden zu den
nach dem Spritzverfahren gewonnenen Wolframdrahten als wesens-
gleich zu betrachten sei mit derselben Wirkung bei den gezogenen
Drahten (,,Die Welt der Technik", Nr. 7, Jahrgang 1913, S. 131).
Andere Zusatze, welche angeblich den Wechselstromeffekt der
Wolframdrahte verhindern sollen, werden von Karl Schwab in
einem Patent vorgeschlagen (D. R. P. 261130 vom 10. April 1910).
— 139 —
Es wird hier der Zusatz von sehr geringen Mengen - - etwa ^Q °/0
von Metalloiden, vorzugsweise Phosphor, empfohlen.
Beim Brennen auf Wechselstrom scheint auch die Form der elek-
trischen Wellen des Wechselstromes von grofier Bedeutung fur die
Lebensdauer der Wolframlampen zu sein. Die gebrauchlichen Wechsel-
strommaschinen erzeugen eine Spannungskurve von annahernd Sinus-
form, wobei die Maximalspannung gleich ist der durch das Voltmeter
angezeigten effektiven Voltzahl, multipliziert mit der Quadratwurzel
von 2. — Oft kommt es aber vor, dafi die in die Lampen gelangenden
Wechselstromwellen, durch die etwa in dem Lampenstromkreis befind-
lichen Transformatoren , Motoren, Drosselspulen usw. eine von der
Sinusform wesentlich verschiedene Wellenform besitzen. Solche ver-
\
Fig. 72.
anderten Wellen zeigen gewohnlich einen steilen, spitzen Anstieg
mit einem Maximalwert, der bedeutend groBer ist als die durch
das Voltmeter angezeigte effektive Voltzahl X ^2. Fig. 72 zeigt
z. B. zwei solche verschiedenen Wellenformen von gleicher effektiver
Voltzahl (no Volt) und wesentlich verschiedenen Maximal werten
(155 Volt bezw. 174 Volt). Untersuchungen, welche von Charles
Lambert Kinsloe ausgefuhrt wurden („ Pennsylvania State College
Bulletin", i. Juni 1910) habeh bewiesen, dafi Wolframlampen, welche
mit Wechselstrom von spitzer Wellenform betrieben werden, sich
wesentlich ungunstiger verhalten als Lampen, welche mit einem
Wechselstrom von gewohnlicher Sinusform gespeist werden, trotz
gleicher effektiver Voltzahl der beiden verwendeten Stromarten. Die
Ursachen dieser Erscheinung durften wohl recht verschiedene sein.
Vor allem ist es anzunehmen, dafi, den wellenformigen Spannungs-
schwankungen entsprechend , auch die Belastung und Kerzenstarke
der mit Wechselstrom gespeisten Lampen wellenformig nachfolgt.
Es gibt somit Zeitpunkte, bei welchen der Leuchtkorper sehr wesent-
— 140 —
lich hfther belastet wird, als es der effektiven Voltzahl entsprechen
wiirde, und Momente, in denen wieder der LeuchtkSrper unterhalb
seiner normalen Belastung brennt. Da aber die Lebensdauer der
Lampen mit steigender Belastung rapid abnimmt, ist es zu erwarten,
dafi die Materialverschlechterung des Leuchtkorpers, welche durch
die hohe Belastung des Maximums verursacht wird, kaum aus-
geglichen wird durch den geringeren Betrag der Materialverschlechte-
rung beim Minimum. Durch einfache Berechnung lafit sich auch
ermitteln, dafi ohne Riicksicht auf den wirklichen Effektverbrauch
die mittlere Kerzenstarke, somit auch die Belastung gr5fier sein mufi
bei sinoidaler, als bei kontinuierlicher Spannung und aus gleichem
Grund bei spitzer Wellenform gr&fier als bei flacher. Schliefilich
ist auch zu erwarten, dafi aus rein mechanischen Grunden die inter-
mittierende Belastung des Leuchtkorpers fur dessen Lebensdauer
schadlich sein mufi. Eine sehr wesentliche Rolle spielt auch bei den
besprochenen Verhaltnissen die Frequenz des Wechselstromes. Infolge
der Warmekapazitat des Fadens nehmen die Unterschiede der Kerzen-
starken des Fadens zwischen dem Maximum und Minimum einer
Periode mit steigender Frequenz wesentlich ab. Wechselstrome von
hoher Frequenz diirften somit fur die Lebensdauer der Gluhlampen
weniger schadlich sein als solche mit niederer Frequenz.
Gleichzeitig mit der Materialverschlechterung des Leuchtkorpers
wahrend der Brennzeit "gent auch das Zerstauben des Leuchtkorpers
vor sich. Der feine Metallstaub fliegt gegen die Glaswande und
verursacht die Schwarzung derselben, durch welche die Licht-
ausstrahlung im Laufe der Zeit immer starker beeintrachtigt wird.
Versuche haben erwiesen, dafi die Verminderung der Kerzenzahl
ausschliefilich auf die lichtabsorbierende Wirkung des Beschlages
zuriickzufuhren sei, da die Lampen, welche nach langerem Brennen
fast 30 °/0 ihrer urspriinglichen Kerzenzahl einbiifiten, nach dem
Austausch der geschwarzten Glocke durch eine neue klare Glasglocke
ihre urspriinglichen Kerzenzahlen aufwiesen. Hauptsachlich von der
GroBe der Zerstaubung der Leuchtkorper hangt die sogen. Nutz-
brenndauer der Lampen ab, d. i. diejenige Zahl von Stunden, nach
welcher die Lampe 20 °/0 ihrer ursprunglichen Kerzenzahl eingebufit
hat. Der Vorgang der Zerstaubung des Leuchtkorpers wird durch
eine grofie Zahl von Faktoren bedingt, so der Reinheit und Giite
des Materials, aus dem der Leuchtkorper besteht, Beschaffenheit des
Vakuums, Belastung sowie der ganzen Lebensgeschichte der Lampe
uberhaupt. Die letztere spielt insofern eine grofie Rolle, als eben
im Laufe der Zeit mit der fortschreitenden Zerstaubung immer
ungunstigere Verhaltnisse bezuglich der Belastung des Fadens und
Vakuums in der Lampe eintreten, wodurch die Lampe mit wachsender
Geschwindigkeit ihrem Ende entgegengefuhrt wird. Das Wesen der
Zerstaubung und deren Ursachen sollen in dem nachstfolgenden
Abschnitt eingehender behandelt werden.
Das Gluhlampenvakuum.
Von aufierordentlich grofier Wichtigkeit fur die Okonomie und
Giite der Gliihlampen ist die Beschaffenheit des in den Gluhlampen
vorhandenen Vakuums. Wohl k6nnte man den Leuchtkorper in
einer Atmosphare von indifferenten Gasen, welche das Wolfram
auch bei der hochsten Glut nicht angreifen, brennen lassen; eine
solche Anordnung ware aber fur die Okonomie der Gluhlampen
sehr unvorteilhaft. Die Case wurden durch Warmekonvektion den
Leuchtkorper stark abkuhlen, und man mufite diesem viel mehr
Energie zufiihren, als es beim Brennen im Vakuum erforderlich ware,
um ihn auf gleiche Glut zu bringen. Urn diesen Energieverlust zu
vermeiden, werden die Gluhlampen vermittelst Quecksilberpumpen
moglichst vollstandig entliiftet. Wir wissen, dafi mit den bekannten
Hilfsmitteln sich niemals ein absolutes Vakuum erzielen laBt. In
der Praxis mufi man sich damit begnugen, in den Gluhlampen eine
aufierst verdtinnte Gasatmosphare zuriickzulassen , deren Druck un-
gefahr i bis 5 Millionstel Atmosphare betragt Die Warmekonvektion,
die durch eine solche hochverdiinnte Gasatmosphare verursacht wird,
kommt praktisch fast gar nicht mehr in Betracht. Es machen sich
aber auch andere Erscheinungen beim Brennen der Gluhlampen
geltend, als deren Ursache die Beschaffenheit, d. i. die Zusammen-
setzung und Druck der in den Gluhlampen enthaltenen hochverdunnten
Gasatmosphare, betrachtet werden mufi. So macht man oft die
Beobachtung, dafi Gluhlampen mit ganz demselben Leuchtkorper
sich bei gleicher Belastung beim Brennen verschieden verhalten.
Wahrend manche auch nach langer Brenndauer fast konstantes
Leuchtvermogen und klare Glocke bewahren, zeigen andere starkes
Zerstauben des Leuchtkorpers, Schwarzung der Glocke und damit
parallel verlaufende starke Lichtabnahme und kurze Lebensdauer.
Oft kommen auch Lichtbogenentladungen in der Lampe vor, die zur
vollstandigen Zerstorung derselben fuhren. Wohl ist in vielen Fallen
an solchen unangenehmen Erscheinungen die Beschaffenheit des
Leuchtkorpers selbst schuld, es ist aber erwiesen, dafi in sehr vielen
Fallen ahnliches auch die Gluhlampengase verursachen. Wir wollen
deshalb unsere Aufmerksamkeit diesem Gegenstande zuwenden und
— 142 —
untersuchen, welche physikalischen und chemischen Ursachen diese
Erscheinungen bewirken. Gleichzeitig wollen wir auch die Mittel
erwahnen, deren sich die Technik bedient, um die schadliche Wirkung
der Gliihlampen-Gasatmosphare zu beseitigen. Wir haben bei der
Besprechung des Entluftens der Lampen darauf hingewiesen, welch
grofies Gewicht auf die vollstandige Entluftung der Lampen gelegt
wird und welche Vorkehrungen getroffen werden, damit an den
Glaswanden der Glocke sowie in den Halterdrahten nicht noch
recht betrachtliche Gasmengen zuruckbleiben, welche sich dann beim
Brennen der Lampen geltend machen. Wir wollen nun untersuchen,
welche Vorgange sich bei den in einer brennenden Lampe vor-
liegenden Verhaltnissen abspielen. Wir haben vor allem in einer
brennenden Lampe einen hoch erhitzten Korper und einen stark
Fig- 73-
verdunnten Gasraum. Es liegen bereits viele Untersuchungen vor,
welche sich mit den Erscheinungen beschaftigen , die in einem ver-
dunnten Gasraum in Gegenwart gluhender K6rper eintreten. Die
beobachteten Erscheinungen sind vor allem rein elektrischer Natur.
Man kann dieselben am besten in Apparaten studieren, wie in Fig. 73
abgebildet. In einem zylindrischen Glasgefafi befindet sich axial
gelagert ein schwer schmelzbarer Draht AB, dem durch D und C
der elektrische Strom zugefuhrt wird, durch welchen der Draht auf
beliebige Temperatur erhitzt werden kann. Um den Draht herum
und von diesem isoliert befindet sich ein Metallzylinder, dessen
Querschnitt in den Linien GH und EF wiedergegeben ist. Das
Gefafi wurde bei den Versuchen weitgehend evakuiert, wobei auch
durch Erhitzen des Drahtes vermittelst des elektrischen Stromes als
auch des Glasgefafies mit dem Metallzylinder in einem passenden
Ofen moglichst alle absorbierten Gase aus diesem entfernt wurden.
Durch diese Vorsichtsmafiregel machte man sich, so weit es moglich
war, unabhangig von dem Einflufi der Gase auf die zu studierenden
Erscheinungen. Der Draht wurde nun durch eine elektrische Batterie
— 143 —
auf Glut gebracht und gleichzeitig der Metallzylinder uber ein
empfindliches Galvanometer an einen Pol der Batterie gelegt. War
nun der Zylinder mit dem positiven Pol so verbunden, dafi der
Draht dem Metallzylinder gegenuber negativ geladen war, so beob-
achtete man, daB ein betrachtlicher Strom durch das Galvanometer
fliefit. Vertauscht man die Pole, so daB der gluhende Draht dem
Metallzylinder gegenuber positiv geladen war, so kann man fast gar
keinen Stromdurchgang mit dem Galvanometer nachweisen. Wir
sehen demnach, daB durch den hochevakuierten Raum ein elektrischer
Strom hindurchgeht, wenn negative Elektrizitat vom gluhenden Draht
zum kalten Zylinder gehen kann, daB aber kein merklicher Strom
den Gasraum passieren kann, wenn der gluhende Draht dem Zylinder
gegenuber positiv geladen ist, also positive Elektrizitat von dem
Draht zum Zylinder fliefien sollte. Wir werden spater sehen, daB
auch der letztgenannte Elektrizitatsdurchgang stattfindet, dafi er aber
von ganz anderer Grofienordnung ist als der negative Elektrizitats-
transport und nur mit den empfindlichsten Instrumenten nachgewiesen
werden kann.
Wir wollen nun das Wesen beider Erscheinungen naher be-
trachten. Der Transport negativer Elektrizitat im Vakuum von dem
gluhenden Draht zum kalten Metallzylinder, besser Nebenelektrode
genannt, ist vor allem von zwei Faktoren abhangig; erstens von der
Potentialdifferenz des Drahtes zur Nebenelektrode, zweitens von der
Temperatur des gluhenden Drahtes. Der Stromdurchgang befolgt
nicht das Ohmsche Gesetz, ist also nicht der Potentialdifferenz pro-
portional. Er wachst zunachst mit steigender Potentialdifferenz,
erreicht aber bald seinen Hochstwert, den sogen. Sattigungswert,
welcher durch weitere Potentialsteigerung nicht mehr vergrOfiert
werden kann. Die zur Erreichung des Sattigungsstromes erforderliche
Potentialdifferenz betragt im allgemeinen nur wenige Volt, nach den
Messungen von J. J. Thomson genugten 10 Volt, um Sattigungs-
strom zu erzeugen. Beobachtet man nur die Grofie des Sattigungs-
stromes, so macht man sich im gewissen Sinne von dem einen
Faktor, der Potentialdifferenz, unabhangig und kann somit die Ab-
hangigkeit des Elektrizitatsdurchganges von dem zweiten Faktor,
der Temperatur des Drahtes, studieren. Solche Versuche hat z. B.
O.\V. Richardson gemacht (,,Proc. Camb. Phil. Soc.", Bd. n, S. 286
JI9O2J). Er beobachtete den Sattigungsstrom, welcher sich zwischen
verschieden hoch erhitztem Platindraht und einer kalten Neben-
elektrode in einem hohen Vakuum einstellt. Die dabei gefundenen
Beziehungen zwischen dem Sattigungsstrom und der Temperatur des
144
Drahtes sind in der Fig. 74 wiedergegeben. Wir sehen daraus, dafi
der Strom mit steigender Temperatur des Drahtes aufierordentlich
rasch anwachst. Bei der Temperatur von 1500 ° C fand Richardson
<eine Emission von negativer Elektrizitat von etwa i Milliamp. pro
Quadratzentimeter Oberflache des gluhenden Drahtes. Durch Extra-
polation findet man , daB bei 2000 ° C der gluhende Draht einen
Strom von Yio AmP- negativer Elektrizitat pro Quadratzentimeter
Oberflache emittieren wurde. Bei einem Kohlefaden, welcher auf
eine viel hohere Temperatur
gebracht werden kann als das
Platin , erhielt Richardson
einen Strom von etwa i Amp.
CO
I
o
X
fc >*>
cu
< 120
a
"i loo
1250 1290
Temperatur in ° C
Fig. 74. Sattigungsstromdiagramm.
Fig. 75-
pro Quadratzentimeter des gluhenden Fadens. Naturlich ist es beim
-Wolfram, welches auch auf sehr hohe Glut gebracht werden kann, zu
erwarten, dafi die Emission von negativer Elektrizitat im Vakuum
bei diesem unter Umstanden auch einen aufierordentlich hohen
Betrag annehmen kann.
In der Technik war die Erscheinung der Emission von negativer
Elektrizitat durch gluhende Kohlefaden seit langem bekannt. Sie
wurden von Preece (,,Proc. Roy. Soc.", Bd. 38, S. 219 [1886]) und
Fleming (,,Proc. Roy. Soc.", Bd. 47 , S. 118 [1890]; „ Phil. Mag.",
Bd. 42, S. 52 [1896]) eingehend studiert. Verbindet man in einem
Apparat, welcher in Fig. 75 abgebildet ist und eine hochevakuierte
Kohlenfadenlampe mit einer Nebenelektrode darstellt, den an den
positiven Pol angeschlossenen Schenkel des gluhenden Kohlenfadens
— 145 —
iiber ein Galvanometer mit der Nebenelektrode , so beobachtet man
•einen starken Strom durchgang. Die Richtung des Stromes entspricht
einer Emission negativer Elektrizitat von dem gluhenden Kohlenfaden
durch das Vakuum hindurch zur kalten Nebenelektrode. Diese Er-
scheinung wurde Edison-Effekt genannt. Wird die Nebenelektrode
mit dem negativen Schenkel des Kohlenbugels verbunden, so kann
nur ein viel kleinerer Stromdurchgang beobachtet werden, was wohl
dadurch leicht begreiflich erscheint, dafi; in einem solchen Fall die
Nebenelektrode gegeniiber dem Kohlenfaden negativ geladen erscheint,
durch welche Potentialdifferenz ein Transport negativer Elektrizitat
von dem Gluhfaden zur Nebenelektrode sehr erschwert wird.
Nun mussen wir nach dem Wesen und Ursachen des seltsamen
Elektrizitatstransportes durch das hohe Vakuum suchen. Aus den
Erfahrungen auf dem Gebiete der Elektrolyse und des Elektrizitats-
transportes in ionisierten Gasen ware man anfangs geneigt, an-
zunehmen, dafi es auch in unserem Falle sich um einen Transport
negativer Elektrizitat durch negativ geladene materielle Teilchen,
welche von dem gluhenden Faden weggeschleudert werden, handelt.
Da wir gleichzeitig die Zerstaubung des gluhenden Fadens, welche
sich durch die Schwarzung der Glocke bemerkbar macht, beobachten,
so konnte man im ersten Augenblick geneigt sein, anzunehmen,
dafi es diese zerstaubten Partikelchen waren, welche den als Edison-
Effekt beobachteten Elektrizitatstransport besorgt haben. Bei naherer
Uberlegung wird jedoch eine solche Annahme bald hinfallig. Die
grofie Menge der beim Edison-Effekt transportierten Elektrizitat
steht in gar keinem Verhaltnis zu der ganz geringen Menge des
zerstaubten Fadenmaterials und lafit sich mit den Gesetzen der
Elektrolyse, nach welchen dann eine unverhaltnismafiig grofiere Zer-
staubung zu erwarten ware, nicht in Einklang bringen. Wir mussen
somit einen materielosen Elektrizitatstransport annehmen, wie wir
solchen in den Kathodenstrahlen kennen. Die Annahme, dafi beim
Edison-Effekt genau so wie bei den Kathodenstrahlen die Elek-
trizitatstrager die sogen. Elektronen sind, die materielosen Elementar-
quanten der Elektrizitat konnte auch durch die elektromagnetischen
und elektrostatischen Messungen, durch die Bestimmung der spezi-
fischen Ladung em (e = Ladung, m = scheinbare Masse) als richtig
bewiesen werden. Somit sind wir beim Studium des Edison-
Effektes schliefilich zu dem Resultat gelangt, dafi gluhende Korper
im hohen Vakuum grofie Mengen von Elektronen aussenden. Diese
Tatsache ist fur die Gluhlampentechnik von grofier Bedeutung, da
die nachgewiesene Elektronenemission gliihender Korper im Vakuum
MQller, Metalldrahtlampen. IO
146 —
auch bei den Gluhlampen in mancher Hinsicht zur Geltung gelangen
kann. Die einzelnen Drahtschleifen in der Gluhlampe besitzen ein
verschieden hohes elektrisches Potential. Dadurch, sowie infolge
der besprochenen Elektronenemission mussen zwischen den einzelnen
Schleifen des LeuchtkSrpers in der Gluhlampe selbst GasstrSme
resultieren, deren Art und Gr6fie einen hohen Einflufi auf das Ver-
halten der Gluhlampen selbst haben mufi. So wird den Gas- oder
VakuumstrOmen in der Gluhlampe ein gewisser Einflufi auf die
Zerstaubung des Leuchtkorpers zugeschrieben, sowie vor allem die
insbesondere bei den hochvoltigen Gluhlampen sich sehr oft un-
angenehm bemerkbar machende Erscheinung des Vakuumkurzschlusses,
welche fast in alien Fallen zur Zerstorung der Lampe fuhrt.
Es wurden deshalb in der Praxis alle Mafiregeln getroffeii,.
von denen man eine Verminderung der Vakuumstrome sich erhoffen
konnte. Nach der Beobachtung von H. A. Wilson und anderer
wird die Emission der Elektronen von gluhenden Drahten im Vakuum
in hohem Mafie von der Gegenwart von Spuren von Gasen, ins-
besondere Wasserstoff, beeinflufit, und zwar durch solche aufier-
ordentlich gesteigert. In der Praxis wurde diesen Beobachtungen
darin Rechnung getragen, dafi sehr grofie Sorgfalt auf vollstandige
Entliiftung der Gluhlampen gelegt wurde. In dem Abschnitt iiber
das Entliiften der Lampen werden alle dafur getroffenen Mafiregeln
ausfuhrlich beschrieben. Der Einflufi der Gasreste auf die Elektronen-
emission der gluhenden Drahte kann damit erklart werden, dafi die
im Vakuum vorhandenen ionisierten Gasatome, die Gasionen, auf
rein dynamische Weise durch Auffliegen gegen die erhitzte Ober-
flache des erhitzten Drahtes diesen zu reichlicher Elektronenemission
veranlassen (Stofiionisation), oder dafi auf rein chemischem Wege
infolge vorubergehender Bildung chemischer Verbindungen zwischen
dem Drahtmaterial und den Gasen eine gesteigerte Emission der
Elektronen eintritt. Zu der letzteren Annahme konnte man vielleicht
durch das Ergebnis der hochst interessanten Untersuchungen von
Haber und Just (Uber die Aussendung von Elektronenstrahlen bei
chemischen Reaktionen, ,,Ann. d. Phys.", Bd. 36, S. 308 [1911])
gefuhrt werden. Haber und Just haben aber nur bei stark exo-
thermen Reaktionen eine merkliche Elektronenemission nachweisen
konnen, wahrend solche Reaktionen zwischen den Gasresten, ins-
besondere dem die starkste Elektronenemission verursachenden
Wasserstoff und dem gluhenden Metall nicht zu erwarten waren.
Die Stofiionisation ware somit als die einzige Ursache der ver-
grofierten Elektronenemission der gluhenden Drahte im Vakuum
— 147 —
infolge der Anwesenheit der Gasspuren zu betrachten. Die ionisierten
Gasteilchen erhalten in dem relativ hohen elektrostatischen Felde
eine betrachtliche Beschleunigung und fliegen mit grofier Geschwindig-
keit auf die gluhende Drahtoberflache zu. Je kleiner das auffliegende
Gasteilchen ist bei gleicher kinetischer Energie, um so intensivere
lokale Wirkung wird auf die Metallatome der gliihenden Drahtober-
flache ausgeubt und um so grofiere Elektronenemission durch dasselbe
verursacht. Dadurch ware vielleicht die grofie Wirksamkeit des
Wasserstoffes , welcher die kleinsten Atome besitzt, zu erklaren.
Gase, wie Fluor, Chlor, Brom, Jod, welche starke Verwandtschaft
zu den elektronegativen Elektronen besitzen, haben die Eigenschaft,
Elektronen zu absorbieren und dadurch den Elektrizitatstransport im
Vakuum stark herabzusetzen. Dies hat zuerst Mathies nachgewiesen.
Es wurden deshalb Gase stark elektronegativen Charakters als
Lampenfullungen zur Vermeidung ubermafiig hoher Vakuumstrome
vorgeschlagen. Wir werden bei der Besprechung der sogen. Fullungs-
lampen Gelegenheit haben, auch auf andere gunstige Wirkungen der
Halogene in den Gluhlampen hinzuweisen. Es sind aber auch andere
Ursachen bekannt, welche die Elektronenemission der gliihenden
Drahte im Vakuum stark beeinflussen konnen. Nach den Unter-
suchungen von A. Wehnelt (,,Drudes Ann.", Bd. 14, S. 425 [1904])
wird in den Entladungsrohren der Kathodenfall der ins Gliihen
gebrachten Elektroden aufierordentlich viel geringer, wenn dieselben
mit Oxyden der Erdmetalle, wie CaO, BaO usw. bedeckt sind.
Durch genaue Untersuchungen wurde gezeigt, dafi diese Oxyde bei
hohen Temperaturen auBerordentlich viel mehr Elektronen aussenden
als die gluhenden Metalle. Diese Tatsache ist von grofier Wichtig-
keit fur die Gluhlampentechnik, da es oft vorkommt, dafi aus ver-
schiedenen Grunden ein Zusatz von solchen Oxyden zu dem Leucht-
korper vorgeschlagen wird. Wir sehen, welche Gefahren ein solcher
Zusatz von Oxyden zu dem Leuchtkorper mit sich bringt. Die
Elektronenemission kann in solchen Lampen sehr leicht den hohen
Intensitatsgrad erreichen, welcher zur Lichtbogenentladung im Vakuum,
dem Vakuumkurzschlufi , fiihrt. Tatsachlich wurden in der Praxis
solche Erscheinungen bei Verwendung von Leuchtkorpern mit Oxyd-
zusatzen oft beobachtet, und die Herstellung von Gluhlampen fur
hohe Spannung mit solchen Leuchtkorpern bereitet aus diesem
Grunde grofie Schwierigkeiten.
Aufier der soeben beschriebenen Emission von Elektronen kann
man bei gluhenden Metallen auch die Aussendung elektrisch positiv
geladener Trager feststellen. Wir haben gesehen, dafi nur, wenn das
10*
148
gliihende Metall gegenuber der kalten Nebenelektrode negativ geladen
1st, sich ein betrachtlicher Stromdurchgang durch das Vakuum nach-
weisen lafit. 1st aber der gliihende Draht gegenuber der Nebenelektrode
positiv geladen, so lafit sich kein merklicher Stromdurchgang nach-
weisen. Vergrofiert man nun die positive Ladung des gliihenden
Drahtes und untersucht das System auf Stromdurchgang mit einem
empfindlichen Elektrometer, so kann man auch einen Stromdurchgang
konstatieren, der einer Wanderung elektrisch positiv geladener Teil-
chen aus dem gluhenden Draht zur Nebenelektrode entspricht. Die
Richtung des Stromes ist somit entgegengesetzt der Stromrichtung
des Edison-Effektes, und die Erscheinung wird deshalb ,,positiver
Effekt" genannt. Wahrend nun beim Edison- Effekt nachgewiesen
werden konnte, dafi die Elektrizitatstrager materielose Teilchen sind,
fand man beim positiven Effekt durch Bestimmung des Verhaltnisses
e\m (Ladung zur Masse des Tragers), dafi die Trager der positiven
Elektrizitat vom gluhenden Draht zur Nebenelektrode positiv geladene
Teilchen sind, deren Masse ungefahr der Grofienordnung der Gas-
molekule entspricht, ja in manchen Fallen konnte man sogar fest-
stellen, dafi die Ladungen von einer viel grofieren Masse mitgefuhrt
werden, als es den Molekulen der Case oder auch der Metalle, wie
z. B. Platin entsprechen wurde, womit als Trager der positiven
Ladung positiv geladener, sehr f einer Metallstaub anzusehen ware.
Diese Tatsachen liefien die Vermutung zu, dafi der positive Effekt
in direktem Verhaltnis zur Zerstaubung gluhender Korper steht,
weshalb die genaue Erforschung des Wesens des positiven Effektes
sehr wunschenswert erschien. Viele Forscher, wie Berliner (,,Wied.
Ann.", Bd. 33, S. 289 [1888]; Bd. 35, S. 791 [1888]), Elster und
Geitel (,,Wied. Ann.", Bd. 31, S. 109 [1887]), Stewart (,,Phil.
Mag.", Bd. 48, S. 481 [1889]) u. a. haben diese Erscheinung studiert.
Berliner fand, dafi das vom Draht absorbierte Gas bei der Erhitzun^
des Drahtes von diesem allmahlich abgegeben wird und eine wichtige
Rolle bei der Elektrizitatsentladung des Drahtes spielt. Es ist sehr
wahrscheinlich , dafi das Gas in Form von lonen den gluhenden
Draht verlafit, von denen die positiv geladenen die Erscheinung
des positiven Effektes hervorrufen. Die Tatsache, dafi der positive
Effekt, wenigstens zum grofien Teil, auf das Entweichen der
absorbierten Gase aus dem gluhenden Draht zuruckzuftihren sei,
scheint ziemlich sicherzustehen und konnte durch die neuesten Unter-
suchungen, welche von Z. Klemensiewicz (,,Ann. d. Phys.", Bd. 36,
S. 796 ff. [1911]) ausgefiihrt wurden, bestatigt werden. Der positive
Effekt zeigt namlich die charakteristische Eigenschaft, dafi er am
Anfang groB, im Laufe der Zeit aber, wahrend der Draht im Vakuum
erhitzt wird, immer kleiner wird und schliefilich verschwindend kleine
Werte annimmt. Fuhrt man nun nach einem solchen Abfall des
positiven Effektes frisches Gas in das Gefafi ein, in welchem sich
der heifie Draht befindet, so beobachtet man, daB nach neuerlichem
Auspumpen des Gefafies, die Entladung der positiven Elektrizitat
von dem heifien Draht sehr stark zugenommen hat und beim fort-
gesetzten Erhitzen sich wieder verringert. Klemensiewicz be-
handelte Drahte, welche durch sehr langes Erhitzen im Vakuum fast
keinen positiven Effekt mehr zeigten, bei 200 ° C in verschiedenen
Gasen unter einem Druck von mehreren hundert Atmospharen und
konnte dabei nachweisen, dafi solche Drahte, im Vakuum erhitzt,
wieder fast ihren vollen ursprunglichen positiven Effekt zeigen. Das
allmahliche Entweichen der Gase, welches somit das Wesen des
positiven Effektes zu sein scheint, mufi aber auch sicher im direkten
Zusammenhang mit dem Zerstauben gluhender Drahte stehen. Schon
Edison und de Changy haben bei ihren Untersuchungen uber die
Platinlampe auf diesen Zusammenhang hingewiesen, und beide Er-
finder empfehlen zur Verhinderung der Zerstaubung des Platin-
leuchtkorpers seine vollstandige Entgasung. Alle Metalle besitzen,
entsprechend ihrer Darstellung, sehr grofie Mengen absorbierter Gase,
vor allem Wasserstoff, welche oft das Hundertfache des Volumens
des Metalles betragen. Beim Erhitzen der Metalle nimmt deren
Loslichkeit fur die Gase stark ab, wahrend gleichzeitig der Gasdruck
in den Metallen enorm hohe Werte annimmt. Das Ausstofien der
Gasmolekule aus dem gliihenden Draht vollzieht sich nun mit grofier.
Heftigkeit, wobei sehr leicht auch feine Metallpartikelchen in Form
des Staubes mitgerissen werden konnen. Dies ware somit der
primare Vorgang der Zerstaubung. Gliihlampen, welche starken
positiven Effekt zeigen, deren Leuchtkorper also nicht vollstandig
entgast wurden, mussen danach auch eine starke Zerstaubung des
Leuchtkorpers selbst aufweisen. Die Zerstaubung ware vor allem
auf die primare Ursache, das Entweichen der absorbierten Gase,
zuriickzufuhren. In weiterer Linie wird aber auch das Vakuum durch
solchen Vorgang wesentlich verschlechtert; es tritt eine verstarkte
Elektronenemission des gluhenden Drahtes ein, welche auch ihrer-
seits eine weitgehende Zerstaubung des Drahtes bewirken kann.
Wir sehen somit, von welch grofier Wichtigkeit fur das Verhalten
der Lampen eine grundliche Entgasung der Leuchtkorper ist. Die
Abhangigkeit der Zerstaubung und des positiven Effektes von der
Natur des im Vakuum vorhandenen Gases wurde auch untersucht,
— 150
und Berliner fand z. B. , dafi die Zerstaubung des Platins durch
die geringsten Spuren von Sauerstoff stark beschleunigt wird. Diese
Erscheinung wird auf eine chemische Reaktion, eine langsame
Oxydation des Platins zuriickgefiihrt. Durch viele Forscher wurde
nachgewiesen, daB solche chemische Wirkungen einen grofien Einflufi
auf die Entstehung des positiven Effektes und der damit parallel
verlaufenden Zerstaubung besitzen. Hingegen haben die in der
neuesten Zeit von Klemensiewicz angefiihrten Versuche deutlich
erwiesen, dafi dies nicht als allgemeine Regel zu betrachten sei.
Die sehr sinnreichen Versuche, durch welche es Klemensiewicz
gelungen ist, dieses zu beweisen, wurden in folgender Weise aus-
gefiihrt: Palladium oder Iridium besitzt die Eigenschaft, bei be-
stimmten Temperaturen sich mit Sauerstoff unter Bildung von ent-
sprechenden Oxyden zu verbinden. Die Oxyde sind aber recht
unbestandig und zerfallen, wenn der Sauerstoffdruck der umgebenden
Atmosphare eine gewisse Grenze unterschreitet, wieder in Metall
und Sauerstoff. Auf diese Weise kann man an gluhenden Drahten
aus diesen Metallen durch einfache Veranderung des Sauerstoff-
druckes die chemischen Reaktionen beliebig in der einen oder
anderen Richtung verlaufen lassen. Bei diesen Versuchen zeigte es
sich auffallenderweise, dafi trotz der an den gluhenden Drahten vor
sich gehenden intensiven chemischen Reaktion kein wesentlicher
positiver Effekt nachzuweisen war. Es wurde sich sicher verlohnen,
diesen Ergebnissen, welche alien bisherigen Erfahrungen zu wider-
sprechen scheinen, etwas naherzutreten. Wir sehen, dafi alle bisher
angefiihrten Untersuchungen iiber den positiven Effekt kein voll-
standig klares Bild iiber das Wesen dieser Erscheinung zu geben
vermogen. Die bisher erzielten Ergebnisse auf die Verhaltnisse der
gluhenden Wolframdrahte in den Gliihlampen direkt iibertragen zu
wollen, ware vor allem schon aus dem Grunde als sehr gewagt zu
bezeichnen, da all die besprochenen Versuche bei Temperaturen aus-
gefiihrt wurden, welche viel defer waren, als die Temperatur des
mit i Watt/HK. Belastung brennenden Wolframleuchtkorpers ist.
Da es aber fast als erwiesen zu betrachten ist, dafi der positive
Effekt direkt mit der Zerstaubung des Leuchtkorpers zusammenhangt,
ware eine dahingehende Untersuchung bei gleichen Verhaltnissen,
wie solche in der Gliihlampe vorhanden sind, als aufierordentlich
wiinschenswert zu bezeichnen. Wir wollen nun zu einigen praktischen
Versuchen iibergehen, welche auf den vorhin beschriebenen theore-
tischen Untersuchungen iiber die gaselektrischen Erscheinungen im
Gluhlampenvakuum fufiend, uns zu technischen Erfolgen gefiihrt haben.
Die Fullungslampen.
Die Untersuchungen uber den Einflufi der Gase auf die Zer-
staubung gluhenden Platins haben gezeigt, dafi die Anwesenheit von
Sauerstoff die Zerstaubung sehr stark befordert. Die Zerstaubung
wird hingegen aufierordentlich gering in Wasserstoff und Stickstoff
(J. J. Thomson, ,,Elektrizitatsdurchgang durch Gase", S. 179, 1906).
Es wurde deshalb vorgeschlagen , in den Gluhlampen durch Ein-
fiihrung gewisser Substanzen eine verdiinnte Atmosphare von solchen
Gasen zu erzeugen. Die Firma Felten-Guilleaume-Lahmeyer-
werke hat ein solches Patent (D. R. P. 235 133 vom 3. Januar 1909)
fiir die Erzeugung einer reinen verdiinnten Stickstoff atmosphare in
den Gluhlampen zwecks Verhinderung der Zerstaubung erhalten.
Zu diesem Zweck verwendet die Firma wasserstofffreie Stickstoff-
verbindungen, wie Phosphorstickstoff, Magnesiastickstoff oder Lithium-
stickstoff oder andere stickstoffhaltige Stoffe, welche, in die Lampe
eingefiihrt, allmahlich Stickstoff abspalten. In der Praxis hat sich
diese Erfindung nicht bewahrt und wird auch kaum ausgefiihrt. Viel
groBere Bedeutung scheinen diejenigen Patente erlangt zu haben,
nach welchen die Gluhlampen mit einer halogenhaltigen Atmosphare
versehen werden.
Der erste, der die guiistige Wirkung der Halogengasfullung auf
die Lampen beobachtet hat, war Anton Lederer (Westinghouse)
(D. R. P. 182976 vom 15. Marz 1906). Der Erfinder fullte die Gluh-
lampen nach dem Entliiften mit einer hochverdiinnten Halogengas-
atmosphare (0,1 bis i mm Hg) oder fiihrte auch Substanzen in die
Gluhlampen ein, welche Halogene durch Verdampfen oder Zersetzen
lieferten. Hierbei beobachtete der Erfinder eine aufierordentliche
Erhohung der Lebensdauer solcher Lampen. Lederer hat die Er-
hohung der Lebensdauer darauf zuruckgefuhrt, dafi er annahm, dafi
die gebildeteii Wolframhalogenverbindungen an heifieren, also
dunneren Stellen sich in hoherem Mafie zersetzten und somit einen
Egalisierprozefi bewirkten. Die Erklarung, welche Lederer fiir die
gunstige Wirkung der Halogengasfullung gegeben hat, scheint nicht
richtig zu sein. Vielmehr hat Dr. F. Skaupy nachgewiesen (D. R. P.
246820 vom 7. Dezember 1909), dafi eine egalisierende Wirkung auf
den Leuchtdraht der Halogengasfullung nicht zukommen kann, im
Gegenteil, Lampen mit ungleichformigen Leuchtkorpern, mit einer
Halogengasatmosphare versehen, schnell zugrunde gehen, da die
Halogene gerade die am hellsten leuchtenden, also diinnsten Stellen
des Drahtes am schnellsten angreifen und so den Leuchtdraht zer-
storen. Skaupy bedient sich fester Korper, welche, an passender
Stelle in die Lampe eingefiihrt, infolge der Warmewirkung des
Leuchtkorpers im Vakuum der Gluhlampe allmahlich unter Halogen-
abspaltung zerfallen. Als passende Korper fur diesen Zweck nennt
der Erfinder vor allem das Thallo-Thallichlorid oder dessen Doppel-
salz mit Chlorkalium , Platinchlorur oder Platinchlorid , welches
schon beim Pumpen in Platinchlorur zerfallt, Eisenchlorid und
schliefilich Trikaliumbleihydrofluorid. Die Wahl der halogenabspalten-
den Stoffe fur die Fiillungszwecke wurde derart getroffen, daft
alle bei den Verhaltnissen, welche in der Gluhlampe herrschen, nur
eine aufierst hoch verdunnte Halogenatmosphare in der Gluhlampe
erzeugen. Der Halogengasdruck in der Gluhlampe ist so gering,
dafi bei der Priifung der Lampe auf Geislerlichterscheinung eine
solche sich kaum anders verhalt als eine gewohnliche, ohne Fiillung
versehene, gut evakuierte Gluhlampe. Der Erfinder gibt auch ver-
schiedene zweckmafiige Anordnungen an zur Unterbringung der
halogenabspaltenden Substanzen in der Gluhlampe (D. R. P. 248 430
vom 24. Juli 1910). Zu diesem Zwecke wird der beim Leuchtkorper-
traggestell ubliche mittlere Glasstengel an seinem oberen Ende zu
einem Rohr ausgebildet, in welches die Substanzen eingefiihrt werden.
Dariiber wird eine Schicht Glaswolle gelegt, welche das Herausfallen
des Pulvers verhindern soil. Die Stelle fur die Unterbringung der
Fiillsubstanz ist sehr gut gewahlt, da der mittlere Glasstengel, von
den Leuchtdrahten allseitig umgeben, durch diese relativ hoch erhitzt
wird und eben infolge dieser Warmewirkung ein Zerfall der Fiill-
substanz unter Halogenabspaltung stattfinden kann. Diese Warme-
wirkung ruft aber gleichzeitig eine andere, nicht sehr erwunschte
Erscheinung, und zwar die Verfliichtigung der festen Fiillsubstanzen
hervor, welche aus dem erhitzten Stengelrohr herausdampfen und
sich als triiber Beschlag an der Glockenwand niederschlagen. Urn
dieses zu vermeiden, schlagt der Erfinder eigens geartete Beschlag-
f anger vor, welche sich als Fortsetzung an das die Fiillsubstanz
enthaltende Rohr anschliefien (siehe Fig. 39).
Auch andere Verfahren zur Entwicklung kleiner Mengen von
Halogenen in den Gluhlampen sind seit kurzem bekannt. Siemens
& Halske, A.-G. in Berlin (D. R. P. 258558 vom 31. Dezember 1911),
verwenden als Ausgangsstoff eine Substanz, welche allein durch die
Einwirkung der in der Gluhlampe befindlichen Warme und Lichtquelle
nicht zerlegt wird. Diesen Stoff bringt man in Verbindung mit einem
anderen von solchen Eigenschaften, dafi durch die Warme und Licht-
wirkung eine chemische Reaktion zwischen beiden stattfindet, durch
welche der Ausgangsstoff unter Entwicklung von Halogengas zerfallt.
Besonders hat sich z. B. das Bleijodid bewahrt, das in Verbindung-
mit Mangansuperox}^d d'urch Warme und Lichtwirkung unter Jod-
abspaltung zerlegt wird. Gegenuber den Fullsubstanzen von Skaupy
soil eine solche Kombination von Fullsubstanzen noch den Vorteil
besitzen, daB vor dem Einfiihren in die Lampe die Stoffe gesondert
durch Erhitzen getrocknet werden konnen, wahrend die Substanzen
von Skaupy bei starkerer Erhitzung behufs Trocknung sich zer-
setzen wurden. Die Firma Siemens & Halske hat auch ein anderes
Verfahren zur allmahlichen Entwicklung von Halogengasen in den
Gluhlampen angegeben (D. R. P. 258852 vom 31. Dezember 191 1),
welches sich in der Gluhlampentechnik gut einzufuhren scheint.
Das Verfahren besteht darin, dafi in die Glasglocke eine Silberhalogen-
verbindung gebracht wird, welche durch Warme und Lichteinwirkung"
derart reduziert wird, daB freie Halogengase entwickelt werden. Man
kann die Reduktion der Silberhalogenverbindungen noch dadurch
erleichtern, dafi man sie in der Gluhlampe in Verbindung mit Stoffen
wie Eisen oder Nickel bringt. Das Eisen oder Nickel wird hierbei
zweckmafiig als Trager benutzt, auf welchen sich das Chlorsilber
in Form eines kleinen aufgeschmolzenen Netzes befindet. In letzter
Zeit wurde auch der Deutschen Gasgluhlicht-A. -G. ein Halogen-
fullungspatent erteilt (D. R. P. 259118 vom 29. Oktober 1911), nach
welchem in die Lampenglocke porose Substanzen eingefuhrt werden,
welche Halogene oder halogenartige Substanzen gelost oder absorbiert
enthalten und wahrend des Brennens der Lampen die Halogene oder
halogenhaltigen Dampfe in sehr kleinen Mengen kontinuierlich ab-
geben. Als solche porose Substanz kann beispielsweise Holzkohle
verwendet werden.
Alle diese Halogenfullungspatente haben in der Gliihlampen-
industrie grofie Bedeutung erlangt. Solche Lampen, allgemein
Fullungslampen genannt, kommen bereits seit langerer Zeit in
den Handel. Dieselben besitzen einen Wattverbrauch von etwa
0,8 Watt/HK. und dabei noch eine grofiere Nutzbrenndauer als die
gewormlichen Gluhlampen. Vorlaufig werden nur Hochkerzenlampen,
100 bis TOOO HK., als Fullungslampen fabriziert. Die bisherigen
Produzenten sind die Allgemeine Elektrizitats-Gesellschaft, Siemens
& Halske, Philips und die Deutsche Gasgluhlicht-A.-G. Die
gunstige Wirkung der Halogengasfullung scheint vor allem darauf
zuruckzufuhren zu sein, dafi die Halogene die von dem gliihenden
Leuchtdraht infolge Zerstaubung weggeschleuderten feinen Metall-
partikelchen in farblose oder hellgelbe Halogenverbindungen iiber-
fiihren und dadurch die Bildung des schwarzen Beschlages an der
154
Glasglocke verhindern. Da man nun bei den Fullungslampen die
Schwarzung der Glocke nicht zu befurchten hatte, konnte man ver-
suchen, den Leuchtkorper starker zu belasten und ihn auf den Nutz-
effekt von etwa 0,8 Watt/HK. zu bringen. Eine gute Fullungslampe
wird wahrend ihrer ganzen Brennzeit niemals schwarz, sondern nur
leicht gelb gefarbt. Die Halogenfiillung verhindert nicht die Zer-
staubung des Leuchtkorpers, ja man kann sogar behaupten, dafi dieser
wahrend der Brennzeit sogar etwas starker angegriffen wird, die eigent-
liche Wirkung der Fullung ist die Verhinderung des unangenehmen
Effektes der Zerstaubung, der Schwarzung der Glasglocke. Vom
rein technischen Standpunkt betrachtet, stellt das Patent von Anton
Lederer bereits die prinzipielle Losung des Halogenfullungsproblems,
und es bleibt abzuwarten, ob all die anderen Halogenfiillungspatente
nicht als abhangig von dem Patent von A. Lederer erklart werden.
Die Fabrikation hochvoltiger Halogenfiillungslampen scheint mit
grofien Schwierigkeiten verbunden zu sein. Die Auer-Gesellschaft
fabriziert ihre Halogenfiillungslampen nur fur Spannungen bis zu
1 60 Volt. Die Gegenwart der Halogengasatmosphare, sowie der
allmahlich entstehenden fluchtigen Wolframhalogenverbindungen
fuhrt oft zu Vakuumlichtbogenentladungen und Kurzschlufi in den
Lampen, welche Erscheinungen bei den hochvoltigen Lampen sich
am starksten bemerkbar machen. Die Allgemeine Elektrizitats-Gesell-
schaft hat in einer Deutschen Patentanmeldung (A. 22794, 1912)
eine neuartige Fullung angegeben, welche auch fur hochvoltige
Lampen sich sehr gut eignen soil. Die Firma verwendet als Fullung
Substanzen, welche in der Gluhlampe langsam geringe Mengen
Sauerstoff entwickeln. Als solche Substanzen werden vor allem
Chlorate, speziell das Bariumchlorat, genannt. Die Gegenwart sehr
geringer Mengen von Sauerstoff in der Gluhlampenatmosphare hat
ungefahr dieselbe Wirkung wie die Halogene, indem sich auch der
Sauerstoff mit dem zerstaubten Metall unter Bildung farbloser, durch-
sichtiger Verbindungen umsetzt. Der grofie Vorteil in der An-
wendung von Sauerstoff an Stelle der Halogene liegt aber darin,
daB die gebildeten Oxyde im Gegensatz zu den Wolframhalogen-
verbindungen nicht fluchtig sind und dadurch auch keine Vakuum-
lichtbogenentladungen in der Gluhlampe verursachen konnen. Die
Sauerstoffullungslampe scheint somit eine ideale Hochvoltfiillungs-
lampe zu sein. In der Tat ist es nur die Allgemeine Elektrizitats-
Gesellschaft gewesen, welche Fullungslampen fur alle Spannungen
fabrizieren konnte. Die Sauerstoffullungslampe besitzt nur den
Nachteil, dafi wahrend der Brennzeit oft ein irisiereiider Beschlag,
— 155 —
welcher aus Wolframoxyden besteht, an den Glaswanden der Gliih-
lampen entsteht. Dieser Schonheitsfehler diirfte jedoch bei den
Hochkerzenlampen nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Die Ein-
fiihrung der Wolframfullungslampe bedeutet einen grofien Fortschritt,
und der Kampf, welchen die hochkerzigen Wolframlampen gegen
die Bogenlampen fiihren, wurde durch diese Neuerung wesentlich
zugunsten der ersten erleichtert.
Die Halbwatt-Wolframlampe mit Stickstoffullung.
In neuester Zeit werden von den grofien Gliihlampenfirmen
Wolframlampen in den Handel gebracht, welche bei der Belastung
von 0,5 Watt/HK. eine Nutzbrenndauer von etwa 800 Stunden auf-
weisen. Diesen neuen grofiartigen Erfolg verdankt man den genauen
Untersuchungen, welche in denLaboratorien der G. E.G. in Schenectady
und der A. E. G. in Berlin ausgefiihrt wurden. Die neue Halbwatt-
Wolframlampe ist ebenso wie die Fullungslampe ein glanzender
Beweis dafiir, dafi die genaue Kenntnis der chemisch-physikalischen
Vorgange, welche sich in der Gluhlampe abspielen, hervorragende
Erfolge zeitigt.
Wir haben im letzten Kapitel die elektrischen und chemischen
Erscheinungen , welche man in den Gliihlampen beobachten kann,
eingehend besprochen. Es wurde dabei darauf hingewiesen, von
welch grofier Bedeutung fur das Verhalten der Gliihlampen die in
denselben vorhandenen Gasstrome, sowie die Einwirkung der Gase
auf den Leuchtkorper selbst sein konnen. Es wurde vorausgesagt,
dafi die vollstandige Verhinderung der beiden Erscheinungen sehr
wahrscheinlich zu einem neuen Erfolg fiihren diirfte.
Die elektrischen Gasstrome, welche in den Gliihlampen aul-
treten, konnen nach den Erfahrungen aus der Physik entweder
dadurch verhindert werden, dafi man ein mOglichst vollstandiges
Vakuum herstellt oder die Lampe mit inerten Gasen von ziemlich
hohem Druck (ungefahr i Atmosphare) fiillt. In beiden Fallen wird
ein Elektrizitatsdurchgang durch den Lampengasraum ohne weiteres
verhindert, da die Dielektrizitatskonstante des absoluten Vakuums
und der Gase bei Atmospharendruck sehr hoch ist. Die nach dieser
Richtung unternommenen Versuche ergaben nun, dafi sich der Her-
stellung eines praktisch absoluten Vakuums in den Gliihlampen fast
uniiberwindliche Schwierigkeiten entgegenstellen. Bei den bestaus-
gepumpten Lampen blieben in dem Gliihkorper, den Haltern und an
der Glockenwand ganz geringe Gasmengen zuriick, welche manchmal
weniger als i cmm betrugen. Bei derUntersuchung, welche Gase haupt-
- 156 -
sachlich das Schwarzen verursachen, stellte es sich heraus, dafi es
vor allem der Wasserdampf ist. Es konnte festgestellt werden, dafi
bei Gegenwart von sehr geringen Mengen von Wasserdampf, es
geniigt z. B. ein Druck von 0,000 1 mm Hg, der Gluhkorper mit diesem
ein fluchtiges Wolf ram oxyd und Wasserstoff bildet. Das so gebildete
Wolframoxyd wird sodann auf der Glockenwandung durch den Wasser-
stoff unter Wiederbildung von Wasserdampf reduziert und in einen
Beschlag aus metallis-chem Wolfram verwandelt. Es 1st also ein
vollstandiger chemischer Kreislauf, welcher das Hinuberdestillieren
von Wolfram aus dem Gluhkorper auf die Glockenwandung bewirkt.
Durch vollkommene Entfernung von Wasserdampf konnte
jedoch das Schwarzen nicht ganz verhindert werden. Die Schwarzung
bei Abwesenheit von Wasserdampf mufite nun auf gewohnliche Ver-
dampfung des Wolframs (thermischer oder elektrischer Natur) zuruck-
gefuhrt werden. Es wurde deshalb versucht, durch Einfuhrung von
inerten Gasen, wie Stickstoff, Argon, Quecksilberdampf , bei atmo-
spharischem Druck die Verdampfung des Wolframs aus den Gluh-
korpern zu verhindern. Die Versuche haben auch tatsachlich er-
wiesen, dafi die Verdampfung des Wolframleuchtkorpers in einem
Gas von hohem Druck geringer ist als im luftleeren Raum, gleiche
Temperatur des Leuchtkorpers in beiden Fallen vorausgesetzt. Die
Entdeckung dieser Tatsache allem hatte jedoch nicht geniigt, um
einen technischen Effekt zu erzielen. Wir wissen, dafi die Gegenwart
von Gasen bei hoherem Druck eine sehr starke Warmekonvektion
von dem Gluhkorper in der Lampe bewirkt, wodurch grofie Energie-
verluste verursacht werden. Man muBte also, um in einer mit Gas
gefullten Lampe den Leuchtkorper auf gleiche Glut wie im Vakuum
zu bringen, viel grofiere Energiemengen demselben zufiihren.
Es wurden nun die Warmeverluste der Gluhkorper in ver-
schiedenen Gasen studiert. Hierbei ergab sich, dafi der Warmeverlust
durch Konvektion ungefahr proportional der 1,5 ten Potenz der Gluh-
korpertemperatur ist. Hingegen wachst die ausgestrahlte Energie
ungefahr mit der 4, 7 ten Potenz der Temperatur des Leuchtkorpers.
Es ergibt sich daraus, dafi durch Steigerung der Gluhkorpertempe-
ratur der Warmeverlust durch Konvektion infolge der eintretenden
giinstigeren Strahlung sehr bald aufgewogen werden konnte. Der
Versuch lehrte aber gleichzeitig, dafi die notige Temperaturerhohung,
welche diesen gunstigen Erfolg hervorrufen kann, zu grofi ist, als
dafi sie der Leuchtkorper lange ertragen konnte. Die Verdampfung
ist trotz der Gasfiillung sehr stark, und der Gluhkorper brennt in
kurzer Zeit durch. Nun wurde im Versuchslaboratorium der A. E. G.
— 157 —
gefunden, dafi der Warmeverlust durch Konvektion bei dunnen
Drahten und hohen Temperaturen fast so grofi 1st als bei Drahten
von viel groBerem Durchmesser. Die kiihlende Wirkung des Gases
spielt somit bei dunnen Drahten eine viel grofiere Rolle als bei
dickeren. So benotigt z. B. ein Wolframdraht von 0,0025 mm Durch-
messer in Stickstoff bei Atmospharendruck und einer Temperatur,
welche der eines bei 1,0 Watt im Vakuum brennenden Fadens ent-
spricht, fast 4,8 Watt/HK., wahrend ein zehnmal so dicker Wolfram-
draht bei derselben Temperatur mit einem Nutzeffekt von nur
1,59 Watt/HK. brennt. Es ergibt sich daraus,
daB es vorteilhaft erscheint, in Gluhlampen
mit Gasfullung dicke Gluhkorper zu benutzen.
Dasselbe Ergebnis kann man praktisch er-
zielen, wenn man den Wolframdraht zu einer
dichtgewundenen Spirale aufwickelt. In einem
einfachen Versuche lafit sich der grofie Unter-
schied nachweisen, welcher zwischen einer
mit Stickstoff gefullten Lampe, deren Leucht-
korper geradegestreckt oder zu einer engen
Spirale gewickelt ist, besteht. Zvvei solche
Lampen, deren Leuchtkorper gleiche Langen
und denselben Durchmesser besitzen, werden
durch ein Glasrohr miteinander verbunden.
Im Vakuum verbrauchen beide Lampen die
gleiche Wattzahl und ent wick ein dieselbe
Lichtstarke. Lafit man nun in die Lampen
Stickstoff bis zu einem Druck von ungefahr
Y? Atmosphare einstromen, so sinkt die Tem-
peratur des geradegestreckten Leuchtkorpers aufierordentlich, wahrend
sich die Lichtstarke der Spiraldrahtlampe kaum andert. WTill man durch
vergrofierte Energiezufuhr die Lampe mit dem ausgespannten Draht
auf die ursprungliche Lichtstarke bringen, so mufi man derselben fast
die doppelte Energiemenge zufuhren als der Spiraldrahtlampe.
Durch die Entdeckung der Vorzuge des Spiralleuchtkorpers
wurde erst die Konstruktion einer Gluhlampe mit Gasfullung er-
moglicht. Die geringe Warmekonvektion von dem derart gestalteten
Leuchtkorper kann durch die Erhohung der Temperatur des Leucht-
korpers ohne weiteres kompensiert werden. Ja, man darf sogar,
infolge der geringen Verdampfung des Wolframs in Gasen von
hoherem Druck, die Temperaturerhohung bis zu einem Nutzeffekt
von 0,5 Watt/HK. weiter treiben.
Fig. 76.
i58 -
Die neuen 0,5 Watt- Wolf ramlampen besitzen eine wesentlich
verschiedene Form als die bisher bekannten hochkerzigen Wolfram-
lampen. Fig. 76 zeigt eine von der Allgemeinen Elektrizitats-Ge-
sellschaft in Berlin hergestellte 0,5 Watt-Wolframlampe, die sogen.
Nitralampe. Die neuen Lampen besitzen eine betrachtlich kleinere
Glocke. Eine soookerzige Nitralampe besitzt eine Glocke von
200 mm Durchmesser, wahrend die friihere loookerzige Wolfram-
Leuchtkorper einer Metalldrahtlampe 0,8 Watt, 1000 Kerzen, no Volt.
AAAAAA
LeuchtkOrper einer Nitralampe
0,5 Watt, looo Kerzen, no Volt.
Fig. 77.
lampe eine Glocke von 240 mm besitzt. Der Hals der Lampe ist
erheblich langer und dient als Kondensations- und Kuhlraum fur
das Gas. Die verdampften Wolframteilchen werden mit dem heifien
Gasstrom in den Hals gefiihrt, so dafi nur dort der Beschlag ent-
steht, wahrend der untere, fur die Lichtstrahlung wesentliche Teil
der Glocke v5llig klar bleibt. Der Leuchtkorper selbst besitzt eine
sehr gedrungene Form. Fig. 77 zeigt das Grofienverhaltnis, welches
zwischen dem Leuchtkorper einer icookerzigen Wolframlampe alter
Type und einer gleichkerzigen Halbwattlampe besteht.
Als Gasfiillung wird fur die Lampen Stickstoff verwendet von
etwa 2/3 Atmospharen Druck.
Die Halterung des Spiralleuchtkorpers kann sehr verschieden
sein, je nach der Art, wie man die Lichtstrahlung der Lampen nach
verschiedenen Richtungen verteilen will. Das Licht der Halbwatt-
lampe ist viel weifier als das Licht der gewohnlichen Wolframlampen
und dadurch viel ahnlicher dem Tageslicht. Dies wird durch die
wesentlich hohere Temperatur des Leuchtkorpers , welche ungefahr
90 ioo no 120 I3°%- Volt
Fig. 78. Abhangigkeit der Licht- und Stromstarke und des spez.
Wattverbrauchs von der Spannung.
2400 ° C betragt, verursacht. Die Lampen werden gewohnlich mit
einer hellen Opalglasglocke versehen, da sonst das auf den engen
Raum zusammengedrangte Licht fur das Auge zu grell erscheint.
Die fur die Halbwattlampe charakteristische ,,Konstante" zeigt Fig. 78.
Die Halbwattlampen werden fur Lichtstarken von 600 bis 3000 Kerzen
gebaut. Mit diesen hohen Lichtstarken fallt die Lampentype aus
dem Gebiet der gewohnlichen Gliihlampen heraus und kann als
Lichtquelle nur mit dem Bogenlicht und Prefigaslicht verglichen
werden. Demgemafi erfolgt auch die Lichtmessung der neuen Wolfram-
IOO
lampen nicht senkrecht zur Lampenachse, sondern es wird bei dieser
Lampentype die mittlere Lichtstarke der unteren Halbkugel, ahnlich
wie bei Bogen- und Prefigaslicht, bestimmt. Unter solchen Be-
dingungen besitzen die neuen Wolframlampen einen Nutzeffekt von
0,5 Watt/HK. Das entspricht einem Verbrauch der nackten Lampe,
bezogen auf die mittlere raumliche Lichtstarke, von etwa 0,65 Watt/HK.
Es ist sehr wahrscheinlich, dafi in kurzer Zeit auch niedriger-
kerzige Wolframlampen der neuen Type hergestellt werden.
Wie sich die patentrechtliche Seite dieser neuen Erfindung
verhalt, lafit sich vorlaufig noch wenig sagen. Zweifellos wurden schon
oft Gluhlampen mit Gasfiillungen, auch Stickstoff, vorgeschlagen
(Edison, engl. Pat. 6193 vom 28. Dezember 1882). Auch die Ver-
wendung von spiralformig gevvundenen Gliihkorpern stellt durchaus
nichts Neues vor. Nach Ansicht des Verfassers ist jedoch die
konsequente und zielbewufite Kombination der bekannten Tatsachen
in unserem Falle unbedingt als eine Erfindung im strengsten Sinne
anzusprechen.
Allgemeine Eigenschaften der Wolframlampen.
Der Wolframdraht als Leuchtkorper.
Wir wollen nun untersuchen, inwieweit die physikalischen
Eigenschaften des Wolframs dessen Anwendung als Leuchtk6rper-
material rechtfertigen. Vor allem ist der aufierordentlich hohe
Schmelzpunkt des Wolframs - - nach den neuesten Messungen liegt
derselbe bei etwa 3000 ° C - - und die geringe Verdampfbarkeit bei
hohen Temperaturen, welche gestatten, dieses Metall als Leuchtkorper
in den Gluhlampen mSglichst hohen Temperaturen auszusetzen.
Hieraus resultiert die grofie Wirtschaftlichkeit der Wolframlampe,
welche diese Gliihlampe vor alien anderen auszeichnet. Wir ver-
danken M. von Pirani und Alfred R. Meyer sehr genaue Daten
uber die Temperaturen, welche den verschiedensten Belastungen des
Wolframleuchtkorpers entsprechen (,,Verh. d. Deutsch. Physik. Ges.'1,
Bd. 19, S. 213). In der unten angefiihrten, den Untersuchungen
•entnommenen Tabelle finden wir, dafi der Wolframdraht bei der
normalen Belastung von I,T Watt/HK. in gewShnlichen Lampen und
0,8 Watt/HK. bei den Fullungslampen Temperaturen von 2202° bezw.
^399 ° C ausgesetzt wird. Diese hohen Gluten vertragt der Leucht-
korper im hochsten Vakuum der Gluhlampen durch Tausende von
Stunden hindurch, ohne dabei wesentlich zu zerstauben.
In der Tabelle findet sich die direkt gemessene schwarze
Temperatur des Leuchtkorpers, aus welcher unter Berucksichtigung
161 —
Wolf ram lam pen.
Watt/HK.
Schwarze
Faden-
temperatur
in Grad C
Wahre
Faden-
temperatur
in Grad C
Watt,HK.
Schwarze
Faden-
temperatur
in Grad C
Wahre
Faden-
temperatur
in Grad C
12,5
1442
1538
1,0
2115
2301
12,0
145°
1547
o,95
2136
2323
11,0
1466
1565
0,90
2I55
2346
10,0
I486
I586
0,85
2176
2371
9,0
!5°9
1610
0,80
2200
2399
8,0
J534
1638
o,75
2226
2430
7,o
!563
1667
0,70
2254
2463
6,0
J597
1703
0,65
2284
2499
5.o
1637
1754
0,60
23l8
2538
4,0
1692
1816
o,55
2357
2582
3,o
1767
1901
0,50
2401 2632
— 2,0
1887
2035
o,45
2451
2692
i,5 T978
2140
0,40
2509
2762
1,4
1998
2166
o,35
2578
2845
i,3
2023
2194
0,30
2660
2943
1,2
2051
2226
0,25
2767
3074
1,1
2082
2262
des von von Wartenberg bestimmten Absorptionsvermogens
(A). = 0,05) fur Wolfram die wahre Fadentemperatur berechnet wurde.
In der zweiten Tabelle finden wir die pro Quadratmillimeter Ober-
flache von Wolfram bei verschiedenen Temperaturen ausgestrahlte
Kerzenzahl (Dr. M. von Pirani und Dr. A. R. Meyer, WETZ"
1912, S. 456).
Temperatur
in Grad C
HK./qmm
Temperatur
in Grad C
HK./qmm
2666
2513
IO,O
6,0
1964
1887
0,6
0,4
2397
2220
2065
4,o
2,0
1,0
1772
I665
1596
0,2
0,1
O,o6
Loring bestimmte die Flachenhelle von verschiedenen Gluh-
lampen bei deren normalen Belastungen (,,The Ilium. Eng. London",
Bd. 2, S. 398 [1909]). Nachfolgende Tabelle gibt das Resultat dieser
Untersuchungen wieder:
Flachenhelle von Gluhlampenfaden.
Spezifischer
Verbrauch
Watt/HK.
Flachenhelle
HK/qcm
Kohlefaden
2 7S
8s
Metallisierter Kohlefaden
•*,/;>
2 2O
no
Tantalfaden . . .
I.TC
1^2
\Volframfaden
I,IO
176
M Q 1 1 e r , Metalldrahtlampen.
II
l62
Das Wolframmetall besitzt auch zweifellos selektive Strahlungs-
eigenschaften. Wohl ist das selektive Strahlungsvermogen von
Wolfram bei weitem nicht ideal, und der Energiegehalt der ultraroten,
unsichtbaren Strahlen iiberwiegt auch hier weitaus den Energiegehalt
des sichtbaren Spektralbezirkes. Jedoch schon die geringen selektiven
Strahlungseigenschaften des Wolframs bewirken, daS dieses Material
wesentliche Vorzuge als Strahler gegenuber der Kohle aufweist. Wir
besitzen auch Untersuchungen quantitativer Art uber die selektiven
Strahlungseigenschaften des Wolframs (W. W. Coblentz, ,,Zeitschr.
f. Bel." 1910, S. 209); leider haben sich aber dieselben als nicht
verlafilich genug erwiesen.
Von groBer Wichtigkeit ist der positive Temperaturkoeffizient
der elektrischen Leitfahigkeit des Wolframs. Er betragt zwischen
o° bis 170° C 0,0051 pro Grad C. Dies hat zur Folge, dafi der
Gliihkorper bei der hohen Temperatur wahrend des Brennens einen
wesentlich hoheren spezifischen Widerstand besitzt als bei Zimmer-
temperatur. Der Widerstand eines Wolframdrahtes bei 1,1 Watt
Belastung ist fast zwolfmal so grofi als bei Zimmertemperatur. Diese
Eigenschaft ist aus verschiedenen Grunden sehr willkommen. Der
Gluhlampentechnik ist vor allem jede Ursache, die den Widerstand
des Leuchtdrahtes erhoht, sehr willkommen, da die Herstellung von
allzu diinnen Drahten, wie es die grofie Leitfahigkeit des Materials
erfordert, an sich sehr grofie Schwierigkeiten bereitet. Aufierdem
besitzt die Wolframlampe infolge des starken positiven Temperatur-
koeffizienten die sehr erwunschte Eigenschaft der Selbstregulierung
bei Spannungsschwankungen. Im Lichtnetz kommen oft Spannungs-
schwankungen vor, welche einen Wechsel der Stromgrofie und somit
der Wattzufuhr, Kerzenstarke und Belastung der Lampe verursachen.
Nun wird aber der Wolframdraht bei steigender Spannung heifier,
vergrofiert infolgedessen seinen Widerstand und arbeitet dadurch
dem Anwachsen der Stromstarke, der Wattzufuhr und Belastung
entgegen. Infolgedessen ist die Zunahme der Lichtproduktion und
der Belastung nicht proportional der jeweiligen Spannungszunahme,
sondern viel geringer. Die Wolframlampe ist infolge des grofien
Temperaturkoeffizienten des Leuchtdrahtes gegenuber Spannungs-
schwankungen unempfindlicher als alle anderen Gluhlampen. Fig. 79
zeigt das Verhaltnis Lichtschwankung : Spannungsschwankung bei
verschiedenen Gluhlampen. Hieraus ersieht man, dafi die Wolfram-
lampe fur Spannungsschwankungen die unempfindlichste Gluhlampe
ist. Hirschauer fand (,,ETZ" 1908, S. 89), dafi bei einer Spannungs-
schwankung von 5 °/0 die Lichtschwankung fur die
1 63
25%
Nernstlampe . . , . . . . . 5° %>
Kohlenfadenlampe . . . . . . 31,5%,
Tantallampe . . 21,5 „
Osmiumlampe 21,0 „
Wolframlampe 20 °/0
betragt (siehe auch Clayton H. Sharp, ,,Proc. of the Am. Inst. of
El. E.", Dezember 1906, S. 809). Noch eine interessante Konsequenz
ergibt sich aus dem grofien Temperaturkoeffizienten des Wolfram-
drahtes. Beobachtet man
das Angehen einer Wol-
framlampe und Kohlen-
fadenlampe beim Ein-
schalten, so kann man
ohne weiteres feststellen,
daB die Wolframlampe in
viel kurzerer Zeit nach
dem Moment des Einschal-
tens auf ihre voile Glut
gelangt als die Kohlen-
fadenlampe. Die Ursache
dieser Erscheinung ist die
Verschiedenheit der Tem-
peraturkoeffizienten der
beiden Leuchtmaterialien.
Die Wolframlampe besitzt
bei Zimmertemperatur
einen fast zwolfmal so
kleinen Widerstand als bei
normaler Belastung. Im
Moment des Einschaltens fliefit durch die Lampe ein fast zwolfmal so
groBer Strom wie gewohnlich, welcher naturlich die Lampe in kurzester
Zeit in voile Glut bringt. Der hohe Anfangsstrom verursacht ein
momentanes Aufblitzen der Lampe, welches sowohl mit freiem Auge
beobachtet als auch photometrisch festgestellt werden kann. Im
Gegensatz zur Wolframlampe besitzt die gewohnliche Kohlenfaden-
lampe bei Zimmertemperatur einen sogar etwas grofieren Widerstand
als bei normaler Belastung. Dies hat zur Folge, daB beim Ein-
schalten der Strom etwas kleiner ist als der Normalstrom der Lampe
und allmahlich, in dem Mafie, wie sich der Kohlenfaden erwarmt,
die Grofie des Normalstromes erreicht. Fig. 80 zeigt das Diagramm
einer oszillographischen Aufnahme des Zundstromes einer Wolfram-
n*
0.5 1 15 2
Spannungsschwankung
Fig. 79-
— i64
Wolfram
und einer Kohlenfadenlampe. Die Linie a bedeutet die Ruhestellung
des Stromoszillographenschreibers. Beim Einschalten der Wolfram-
lampe schnellt der Schreiber plStzlich hinauf und fallt allmahlich in
die Lage des normalen Lampenstromes. Bei der Kohlenfadenlampe
hingegen steigt der Schreiber im Moment des Einschaltens in die
H5he, die unterhalb der normalen Stromlage sich befindet, und
erreicht erst allmahlich ansteigend die Normallage b. Monasch
bestimmte das Verhaltnis
von Zundstrom zu Be-
triebsstrom und fand fur
Kohlenfaden 0,7;
Tantaldraht 4 — 6;
Wolframdraht 7 — 8.
Anfangs , bei der
Einfiihrung der Wolfram-
lampen, als man noch
diesen Tatsachen keine
Rechnung trug, geschah
es oft, dafi beim Ein-
schalten einer grofieren
Zahl von Gltihlampen
infolge des grofien Ziind-
stromes die Sicherungen durchbrannten. Seitdem die wahre Ursache
erkannt wurde, konnte durch Verstarkung der Sicherungen dieser
kleine Ubelstand behoben werden.
Der spezifische Effektverbrauch und der Nutzeffekt der Wolframlampe.
Die Wolframlampe besitzt von alien bisher bekannten Gluh-
lampen den geringsten spezifischen Effektverbrauch bei hinreichend
grofier Lebensdauer. Da die Gliihlampen die Bestimmung haben,
elektrische Energie in Licht umzuwandeln, so stellt die Zahl der
elektrischen Energieeinheit (Watt), welche fur die Entwicklung einer
Lichteinheit (Hefnerkerze) von der Gliihlampe verbraucht wird, einen
bequemen Mafistab fur den Effektverbrauch derselben dar. Folgende
Tabelle zeigt uns den Wattverbrauch pro Hefnerkerze bei ver-
schiedenen Gliihlampen:
KohlenFaden
Fig. 80. Oszillogramm des Ztlndstromes bei Wolfram-
und Kohlenfadenlampen.
Watt/HK.
Kohlenfadenlampe
q c
Lampe mit metallisiertem Kohlenfaden
Neriistlampe
OO
?'i
Tantallampe
1,6
Wolframlampe .
i,i — 0,=;
Der in der Tabelle fur jede Gliihlampenart angefuhrte Watt-
verbrauch stellt denjenigen vor, welcher bei gleichzeitiger Beriick-
sichtigung der Nutzbrenndauer der Lampen sich als der praktischste
fur jede Gluhlampenart erwiesen hat. Die Belastung der Wolfram-
lampen ist verschieden bei verschiedenen Typen dieser Lampe. Vor-
wiegend werden Lampen fur einen Energieverbrauch von T,I Watt/HK.
fabriziert. Lampen fur Spannungen von 220 Volt und daruber be-
sitzen im allgemeinen einen Wattverbrauch , welcher sich auf etwa
1,2 Watt/HK. belauft. In neuester Zeit ist es gelungen, durch ent-
sprechende Fiillungen die Nutzbrenndauer der Wolframlampen wesent-
lich zu vergrofiern, so dafi man bei solchen Lampen auch die Belastung
auf etwa 0,8 Watt/HK., schliefilich auf 0,5 Watt/HK. steigern konnte.
Zu bemerken sei noch schliefilich, dafi der spezifische Effektverbrauch
der Gliihlampe im allgemeinen in der Weise bestimmt wird, dafi
man die Zahl der der Lampe zugefiihrten Watt durch die aus-
gestrahlte mittlere horizontale Hefnerkerzenzahl dividiert. Trotzdem
die Wolframlampe von alien Gluhlampen den gunstigsten spezifischen
Effektverbrauch besitzt, ist der Nutzeffekt auch bei dieser Lampe
sehr klein. Der Energiewert der von der Lampe ausgestrahlten, als
Licht empfundenen Strahlen ist im Verhaltnis zur aufgewendeten
Energie sehr gering. Dieses Verhaltnis, Energiewert der Licht-
strahlen : Aufgewendete Energie, wird Nutzeffekt genannt. Nach
Lei m bach (,,ETZ" 1911, 8.266) betragt derselbe bei der gewohn-
lichen Wolframlampe 3,50 °/0, der Rest der der Lampe zugefuhrten
Energie geht in Form von Warmestrahlen und durch Warmeableitung
verloren. Die nachfolgende Tabelle, welche die Versuchsresultate von
Dr. J. Rufiner (,,ETZ" 1911, S. 1026) wiedergibt, zeigt in besonders
iibersichtlicher Weise die Okonomie der Umwandlung von Elektrizitat
in Licht bei verschiedenen Belastungen der Wolframlampen. Hierbei
wird unter Lichteffekt das Verhaltnis: Energiewert der Licht-
strahlung : Energiewert der Gesamtstrahlung verstanden.
Wolframlampe.
Volt
Amp.
Watt
Horizontal-
intensitat
in Hefnerkerzen
Watt
pro
Hefnerkerze
In Licht
verwandelte
Watt
Lichteffekt
in Prozent
60
0,67
40,2
42
o,95
i,73
4.3
70 0,74 5i,8 51 0,74
2,75
80 0,80 64,0 in 0,58
3,84
6,0
Hieraus ersehen wir deutlich, dafi nur ein Bruchteil der der
Lampe auch bei hohen Belastungen zugefuhrten Watt in Licht um-
gewandelt wird. Es ist von Interesse, die Grenzen kennen zu
1 66
lernen, bis zu welchen die Okonomie der Umwandlung von Elektrizitat
in Licht getrieben warden konnte. H. Buisson imd Ch. Fabry
(,,Zeitschr. f. Bel." 1911, S. 406; ,,Compt. rend.", 24. Juli 1911)
haben fiir verschiedene Strahlenarten die pro mittlere spharische
Kerze ausgestrahlten Watt ermittelt und gefunden, dafi eine Lampe,
welche nur grime Strahlen, fur welche unser Auge am empfind-
lichsten ist, aussenden wurde, nur 0,0 1 8 Watt pro Kerze verbrauchen
wurde. Demgemafi wurde die Lichtintensitat einer solchen idealen
Lampe 55 Kerzen pro i Watt betragen. Dieses ,,mechanische (besser
elektrische) Aquivalent des Lichts" ist fruher von Drysdale mit 17,
von Hyde mit 72 bestimmt worden. Freilich ware eine solche
Lampe, welche nur eine Strahlenart aussendet, fur die Praxis vollig
unbrauchbar. Man kann jedoch ungefahr berechnen, unter Beruck-
sichtigung des Energiegehaltes von Lichtstrahlen verschiedener
Wellenlange und der Empfindlichkeit des menschlichen Auges fur
die verschiedenen Lichtsorten, dafi eine Lampe, welche nur Licht-
strahlen, wie solche im gewohnlichen Tageslicht enthalten sind, aus-
senden wurde, pro i Watt elektrischer Energie etwa 30 HK. Licht
aussenden mufite. Dieses Endziel zu erreichen, wird in Wirklichkeit
wohl kaum je gelingen, die Tatsachen sollen uns nur vor Augen
halten, dafi es prinzipiell moglich ist, die Umwandlung von Elektrizitat
in Licht noch weitaus gunstiger zu gestalten, als dies heute mit der
wirtschaftlichsten aller Gluhlampen, der Wolframlampe, geschieht.
Die Lebensgeschichte der Wolframlampe.
Die wichtigste und ausschlaggebende Pruning der Gluhlampen
ist die Untersuchung der Lebensgeschichte wahrend der Brenndauer.
Im praktischen Gebrauch werden die Gluhlampen bei einer bestimmten
Spannung das ganze ,,Leben" hindurch gebrannt. Die Stromstarke
der Lampe andert sich wahrend der ganzen Lebensdauer infolge
der Zerstaubung und Anderung des Sinterungs- oder Kristallisations-
zustandes des Leuchtkorpers. Die Anderung der Lichtstarke ist von
der Anderung des physikalischen Zustandes, hauptsachlich aber von
der Bildung des Beschlages an der Glockenwand abhangig. Die
fortschreitende Zerstaubung des Leuchtkorpers bringt es mit sich,
dafi die Lichtstarke der Lampe dauernd abnimmt. In der Praxis
nennt man die Zeit, in welcher die Lampe beim Brennen 20 %
ihrer urspriinglichen Lichtstarke verliert, die Nutzbrenndauer der
Lampe. Es empfiehlt sich namlich aus wirtschaftlichen Griinden,
eine solche Lampe gegen eine neue auszutauschen, da die Verluste,
welche beim Brennen der Lampen uber die Nutzbrenndauer hinaus
i67
infolge des vergrofierten spezifischen Effektverbrauches sich ein-
stellen, die Ersatzkosten zu ubersteigen beginnen. Die Nutzbrenn-
dauer als solche spielt in der Praxis keine grofie Rolle; erstens
weil der Konsument wohl sehr selten in der Lage ist, die pro-
zentuale Lichtabnahme zu messen, zweitens und hauptsachlich aus
dem Grunde, weil die Zerstaubung und die Lichtabnahme bei den
Wolframlampen so langsam verlauft, dafi die Nutzbrenndauer un-
gefahr gleich ist der absoluten Lebensdauer, das ist der Zeit, in
welcher der Gliihkorper selbst, infolge der verschiedenen physi-
kalischen Veranderungen , zerfallt. Die Gluhlampentechnik beruck-
sichtigt nach Moglichkeit die Verhaltnisse und ist im allgemeinen
bestrebt, die Gluhlampen so herzustellen, dafi deren Nutzbrenndauer
mit der absoluten Lebensdauer zusammenfallt. Prufungen, die von
objektiver Seite an Wolframlampen verschiedenen Ursprungs aus-
gefiihrt wurden, haben ergeben, dafi die Nutzbrenndauer der Wolfram-
lampen 2000 Stunden oft iibersteigt. Oft wurden sogar die extrem
hohen Werte von 10000 Stunden beobachtet. Es lafit sich bei dem
heutigen Stande der Gluhlampentechnik kaum mehr sagen, welche
Fabrik die besten Lampen fabriziert, da die kleinen Differenzen der
Priifung von Lampen verschiedenen Ursprungs mehr auf Zufall
zuruckzufuhren sind. Einige Prufungsergebnisse seien im folgenden
angefuhrt. Das Verhalten der Lampen wurde in den sogen. Brenn-
dauerversuchen beobachtet, wobei die Lampen den in der Praxis
vorkommenden Bedingungen ausgesetzt wurden. Brenndauerversuche,
welche von der Gluhlampenpriifstelle der stadtischen Elektrizitats-
werke Wien an je zehn Wolframlampen (Vertex) der Finna Westing-
house, Metallfadengluhlampenfabrik in Wien, ausgefuhrt wurden,
haben folgendes Resultat ergeben (im Mittel):
Type
Brenn-
dauer
Stunden
Lichtstarke
Wattverbrauch
Licht-
abnahme in
Prozenten
Spezifischer
Effektverbrauch
am
Anfang
am
Ende
am
Anfang
am
Ende
am
Anfang
am
Ende
115 Volt 30 K.
222 ,, 50 „
1287
1947
29,65
49,52
24,23
46,0
a
36,22
6l,92
18,28
7,10
1,24
1,27
i,49
i,34
Diese Priifung wurde bereits in den'Jahren 1908 und 1909 aus-
gefuhrt. Das Ergebnis einer Brenndauerpriifung, welche die Physi-
kalisch-Technische Reichsanstalt in Charlottenburg an den modernen
Wolframdrahtlampen der Auergesellschaft (Osramlampen) ausgefuhrt
hat, gibt die iiachfolgende Tabelle wieder. Die Prufung wurde mit
Wechselstrom ausgefuhrt, ohne dafi besondere Einrichtungen zur
— 168 —
Vermeidung von Spannungsiiberschreitungen getroffen waren, so
dafi die Prufung den in der Praxis vorkommenden Bedingungen
moglichst angepaBt wurde. Gepruft wurden acht Lampen fur
1 6 Kerzen 220 Volt, von denen eine nach 580 Brennstuden durch-
brannte. Die anderen sieben zeigten im Mittel folgendes Verhalten:
Brenn-
dauer
Stunden
Lichtstarke
Wattverbrauch
Licht-
abnahme
in
Prozenten
Spezifischer
Effektverbrauch
am
Anfang
am
Ende
am
Anfang
am
Ende
am
Anfang
am
Ende
1250
16,7
15.5
20,81
20,30
7,12
1,25
1,31
Die Abnahme der Lichtstarke mit der Brenndauer zeigen auch
die Fig. 81 u. 82. Beide Versuche wurden mit den Wolframdraht-
105
) 100 200 300 WO 500 600 700 800 90O 1000 Stunden
Fig. 81. Brenndauerversuch mit Wolframdrahtlampen, i6HK., 220 Volt.
oo 200 300 WO 500 6OO 700 800 900 1000 Stunden
Fig. 82. Brenndauerversuch mit Wolframdrahtlampen, 400 H K., no Volt.
lampen der Auergesellschaft ausgefuhrt. Es liegen auch Priifungen
der neuen Wolframfullungslampen vor, welche die vorziiglichen
Eigenschaften dieser Lampen klar beweisen. Ich fuhre als Beispiel
an das Prufungsergebnis der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt,
welches mit den hochkerzigen Wolframfullungslampen erhalten wurde.
Vier Lampen fur 400 Kerzen no Volt zeigten beim Brenndauer-
versuch im Mittel folgendes Verhalten:
— 169
Brenn-
dauer
Stunden
Lichtstarke
Wattverbrauch
Licht-
abnahme
in
Prozenten
Spezifischer
Effektverbrauch
am
Anfang
am '
Ende
am
Anfang
am
Ende
am
Anfang
am
Ende
1000
407
374
346
344 . 8,2
0,85
0,92
Die Lampen wurden mit Wechselstrom gebrannt. Das vor-
ziigliche Resultat der Pruning 1st der beste Beweis dafur, welch
grofien Fortschritt die Einfiihrung der Wolframfullungslampen be-
deutet. Dr. -Ing. L. Bloch fuhrt ein Diagramm vor (Fig. 83), aus
welchem man die Nutzbrenn-
dauer derWolframlampen bei
verschiedenen Belastungen
entnehmen kann (,,ETZ."
1912, S. 791). Das Dia-
gramm sttttzt sich auf Prti-
fungsergebnisse , welche aus
zahlreichen Brenndauerver-
suchen gewonnen wurden,
und darf wohl als sehr charak-
teristisch fur die Wolfram-
lampen bezeichnet werden.
Freilich hat das Diagramm
Std.
4000
= 3000
0,6
Spezifischer Effektverbrauch
Fig. 83. Nutzbrenndauer der Wolframlampen
bei verschiedenen Belastungen.
keine Geltung fur die Ful-
lungslampen , sondern nur
fur die gewohnlichenWolfram-
lampen.
Es wurde oft nach dem Auftauchen der Wolframlampe mit
gezogenem Leuchtkorper behauptet, dafi diese Lampe eine geringere
Lebensdauer besitzt als die Lampen, deren Leuchtkorper nach alten
Spritzverfahren hergestellt wurden. Diese Behauptung mag wohl in
bezug auf die in der allerersten Zeit fabrizierten Lampen mit gezogenem
Wolframdraht einige Berechtigung gehabt haben. Inzwischen wurde
aber die Qualitat des gezogenen Wolframdrahtes derart verbessert, dafi
sogar die Uberlegenheit der neuen Type in jeder Hinsicht iiber die
alte bewiesen werden konnte.
Die Konstante der Wolframlampe.
Wir wollen nun untersuchen, in welcher Weise mit der
Anderung der Spannung, mit welcher die Wolframlampe betrieben
wird, alle anderen Grofien, wie Lichtstarke, Gesamtwattverbrauch
— 170 —
und der spezifische Effektverbrauch , sich in der Lampe verandern.
Die Abhangigkeit der Kerzenstarke der Wolframlampen von der
Spannung wurde durch die Formel / = aVk ausgedruckt, wobei
J die Kerzenstarke, V die Spannung, a und k Konstanten bedeuten.
Auf Grund der praktischen Messungen wurden die Konstanten be-
rechnet, wobei der Wert fur k von verschiedenen Beobachtern ver-
schieden grofi gefunden wurde und zwischen 4,0 bis 3,6 variierte.
In einer sehr schonen Untersuchung beweist F. E. Cady, dafi der
Wert fur k eine variable Grofie ist und von dem Wirkungsgrad der
Lampe abhangt (,,Zeitschr. f. Bel." 1912, S. 109, 121; ,,Electr. Rev.",
Chicago, Nr. 22; „ Transactions Ilium. Eng. Soc.", Bd-3, 8.459, [1908]).
Ware namlich k eine Konstante, so wurde die Differentiation der
Gleichung y=: aVk die Gleichung k =
dj dV
ergeben. Wir wissen
J ' v
aber, dafi die rechte Seite der Gleichung unmSglich eine bei ver-
schiedenen Belastungen der Lampe konstante Grofie darstellen kann,
da es bekannt ist, dafi das Verhaltnis des Prozentsatzes der Anderung
der Lichtstarke l-y-J zu dem Prozentsatz der Anderung der Energie-
I (IV = Watt), also auch der Voltzufuhranderung
zufuhr
dW
~W
beim Ubergang von niedrigen zu hohen Temperaturen sehr stark
variiert. Die Folge davon ist, dafi auch das k nicht als Konstante
betrachtet werden kann. Durch sehr genaue Untersuchungen bei ver-
schiedenen Belastungen hat nun Cady die Anderung der Grofie k
ermittelt. Die Tabelle gibt die Resultate seiner Beobachtungen
wieder :
Prozente der
normalen
Spannung
Prozente
des
Wattverbrauchs
Prozente der
normalen
Kerzenstarke
k
60
44,2
14,3
4,06
70
56,6
26,4
3,90
80
70,0
44,1
3,77
85
77,3
55,4
3,7i
9°
84,6
68,4
3,66
95
92,0
83,2
3,6o
100
100,0
100,0
3,56
105
108,0
118,8
3,5i
no
116,1
139,8
3,46
H5
124,6
163,0
3,42
120
133,4
188,4
3,39
130
15^5
246,4
3,32
140
170,6
314,3
3,25
In der Gleichung /= aVk mufi man dem k je nach der Be-
lastung der Lampe ein Korrektioiisglied hinzufugen. Zu diesem
Zweck verandert man die Gleichung in die praktischere Form
/ (V\k
y- = (— I , wobei /0 und VQ die normale Kerzenstarke resp.
JQ Y( o/
Spannung bedeuten. Nach der Hinzufugung des Korrektionsgliedes,
durch welches der Anderung von k Rechnung getragen wird, erhalt
die Gleichung die Form:
(^o bedeutet hier das k der normalen Belastung und ist = 3,56).
In ahnlicher Weise lafit sich das Korrektionsglied der Gleichung
hinzufugen, welche die Beziehung zwischen Kerzenstarke und Watt-
zahl ausdruckt. Eine solche Gleichung wurde von Fery und
Cheveneau (,,Bulletin Societe Internationale des Electriciens" [2],
Bd. 9, S. 674 [1909]) unter Zugrundelegung der Strahlungsgesetze
aufgestellt und lautet: J= Ae~BW~c (A, B, c sind Konstanten, e die
Basis der naturlichen Logarithmen, W ' = Watt). Nach Hinzufugung
des experimentell ermittelten Korrektionsgliedes erhalt die Gleichung
die Form
in welcher J0 und W§ die der normalen Spannung entsprechenden
Werte fur die Kerzenstarke resp Wattzahl bedeuten. Mit Hilfe der
Gleichungen i und 2 kann man nun sehr genau die jeder Volt-
resp. Wattzahl entsprechende Kerzenstarke bei Wolframlampen er-
mitteln, wenn man die Normalwerte (/, V, W) besitzt. Schneller
zum Ziele kommt man bei Verwendung von Diagrammen, welche
den Zusammenhang zwischen Spannung, Wattverbrauch und Licht-
starke darstellen. Ein solches von Keil aufgestelltes Diagramm
stellt Fig. 84 vor. Die Benutzung des Diagram ms sei durch folgendes
Beispiel erklart (Entnommen dem Vortrag von Anton Lederer,
gehalten in der IX. Jahresversammlung der Vereinigung oster-
reichischer und ungarischer Elektrizitatswerke in Salzburg, 1912;
,,Elektrotechnik und Maschinenbau" 1912, Heft 52): Die Normal-
werte einer Wolframlampe seien no Volt, 32 Kerzen, 1,12 Watt,
35,84 Gesamtwatt. Um die Messung bei 99 Volt, das sind 90 °/0
Spannung, sei gefragt. Die Konstante der Lichtstarke betragt
laut Kurve bei 90 °0 Spannung 0,67; daher ist die Lichtstarke
32 X 0,67 = 21,44 Kerzen. Analog: Spezifischer Wattverbrauch
1,12 X 1,27 = 1,42 Watt; Gesamtwatt verbrauch 35,84 X o»85
= 30,46 Watt.
— I72 —
Energieverluste in der Lampe durch Warmeleitung.
Es ist interessant, die Grofie der Verluste kennen zu lernen.
welche sich infolge der Warmeableitung an den Haltern und Leitungs-
Konstante der Woljramlampe
Fig. 84.
drahten bei den Wolframlampen einstellen. Solche Untersuchungen
wurden von E. P. Hyde, F. E. Cady und A. G. Worthing aus-
gefuhrt (,,Zeitschr. f. Bel." 1911, Heft 15, S. 187; „ Electrical World",
Bd. 57, Nr. 10, 8.624 [1911]): Die Untersuchungen wurden in der
Weise ausgefiihrt, dafi das Bild eines dicken Wolframfadens mittels
einer Linse in die Ebene des Fadens der zu untersuchenden Lampe
projiziert wurde. Ein Fernrohr wurde auf das Bild des Fadens der
Versuchslampe und somit auch auf das Bild des dicken Fadens der
Hintergrundlampe eingestellt. Der Faden der Versuchslampe erschien
durch das Fernrohr gesehen als eine helle oder dunkle Linie fiber
dem hellen Bild des dicken Fadens der Hintergrundlampe, und durch
Andern des Stromes der Hintergrundlampe konnte der Faden der
Versuchslampe gegen den Hintergrund zum Verschwinden gebracht
werden. Auf diese Weise konnte durch Messung der entsprechenden
Stromstarke der Hintergrundlampe die jeweilige Helligkeit des Ver-
suchsfadens relativ bestimmt werden. Mit dieser Anordnung konnte
\
72
7f
80
dt-
152 156
160 mm
Fig:. 85. Diagramm der fdr die Hintergrundlampen erforderlichen
Stromstarken um IntensitatsQbereinstimmune mit den aufeinander folgenden
Fadenteilen einer 60 Watt, 1 10 Volt - Wolframlampe zu erhalten.
man somit die relative Helligkeit des Versuchsfadens in alien seinen
Teilen bestimmen und in Stromstarken der Hintergrundlampe aus-
drucken. Hierbei zeigte es sich, dafi der Faden in der Nahe der
Zuleitungs- und Halterdrahte wesentlich dunkler leuchtete, und dafi
diese Abkiihlung sich auf eine ungefahr 8 mm lange Strecke geltend
machte. Fig. 85 zeigt das Resultat einer solchen Messung bei einer
60 Watt no Volt -Wolframlampe, deren Leuchtdraht auf je 80 mm
mit einem Halter oder Zuleitungsdraht in Beriihrung kam. Wir
ersehen vor allem hieraus, dafi nur 64 mm eines jeden 80 mm
langen Fadenschenkels sich auf voller Glut befanden. Durch weitere
Messungen konnte auch die relative Verteilung der Energiezufuhr
und -Abfuhr, als auch des Lichtstromes auf der ganzen Schenkel-
lange des Leuchtkorpers bestimmt werden (Fig. 86). Schliefilich
konnte man daraus die prozentualen Energieverluste und Intensitats-
verluste durch den abkiihlenden Effekt der Zuleitungs- und Halter-
drahte berechnen. Die Werte sind in der folgenden Tabelle auf-
gestellt und zum Vergleich auch die bei Tantal- und Kohlenfaden-
lampen gefundenen Werte hinzugezogen :
174
Watt
Abstand
Lampe
Spannung
pro mittlere
horizontale
Kerze
Energieverlust
in Prozenten
Intensitats-
verlust
in Prozenten
zwischen zwei
aufeinander-
folgenden Kon-
takten
Tantal . .
110
2,0
7
13
33 mm
Kohle . .
JI5
3,1
2
4
106 ,,
Wolfram .
no
1,25 | 4
7
so ;;
20 ~
72
76 80 8V 88 152 156 16C mm
Fig. 86. Kurven, die die Leitungsverluste einer 60 Watt, noVolt-
Wolframlampe zeigen. A Relative Verteilung der Energiezufuhr; B Relative
Verteilung der Energieabfuhr ; C Relative Verteilung des Lichtstromes.
Der relativ grofie Verlust bei der Tantallampe wird durch die
kurzen Fadenlangen und die relativ dicken Halterdrahte verursacht.
Licht, Farbe und Lichtverteilung der Wolf ramlam pen.
Die Farbe des Lichts, welches die Wolframlampe aussendet,
ist sehr verschieden vom Tageslicht, da die Temperatur des Leucht-
korpers bei etwa 2000 ° C liegt, wahrend das Tageslicht der Strahlung
eines festen KSrpers bei 5500 ° C entspricht. DemgemaB zeigt das
Licht der Wolframlampen ein Ubermafi an roten und gelben Strahlen
und eihen Mangel an blauen gegeniiber dem Tageslicht. Ein weifier
Korper, beim Licht der Wolframlampen betrachtet, erscheint gelb
und ein blau gefarbter Gegenstand besitzt eine dunklere Farbung
als bei Tageslicht betrachtet. Der Anteil der Farben in Grim und
Blau, welchen das von der Wolframlampe ausgestrahlte Licht besitzt,
ist wesentlich grofier als bei anderen elektrischen Gluhlampen.
Einen Vergleich gestattet die nachfolgende Tabelle (,,The Illuminating
Engineer" 1906, S. 875), das Verhaltnis ist bei gleichem Gesamt-
licht der einzelnen Gluhlampen ein folgendes:
Kohlenfaden-
lampe
Tantallampe
Wolframlampe
Rot
IOO °/n
QO ^ 0/n
8c o 0/n
Griin
IOO
IOO o
IOI 8
Blau .
IOO ..
IOO.2 ..
126.1; ..
Dieser Vergleich zeigt am besten, welche Uberlegenheit die
Wolframlampe den anderen elektrischen Gliihlampen gegenuber
auch bezuglich der Farbe des ausgestrahlten Lichts besitzt. Das
Licht der Kohlenfadenlampe erscheint auch tatsachlich rot gegen-
uber dem weifilichen Licht der Wolframlampe. Dieser Farben-
unterschied wird durch die hohere Glut und das selektive Strahlungs-
vermogen des Wolframleuchtkorpers verursacht. DemgemaB erscheint
auch das Licht der Wolframfullungslampen, deren Leuchtkorper fast
urn i5o°C hoher erhitzt wird als in den gewohnlichen Wolfram-
lampen, noch wesentlich weifier. Mit dem Tageslicht verglichen,.
erscheint aber das Licht der Wol-
framlampen entschieden gelb. Das
Diagramm, Fig. 87, zeigt z. B. das
Verhaltnis der Helligkeit einer
Wolframlampe und des Tageslichts
bei verschiedenen Wellenlangen.
Fur viele Zwecke ist es er-
wunscht, das kunstliche Licht dem
natiirlichen moglichst gleich zu ge-
stalten. Dies lafit sich z. B. da-
durch erreichen, daB man das Licht
der Wolframlampe mit dem der
Quecksilberbogenlampe, welche
einen UberschuB an blauen Strahlen
besitzt, kombiniert. Will man
aber mit der Wolframlampe allein
ein dem Tageslicht ahnliches Licht erzeugen, so muB man durch
Verwendung absorbierender Medien den Uberschufi an roten und
gelben Strahlen, welche die Wolframlampe aussendet, entfernen.
Die National Electric Lamp Association in Cleveland (Ohio) hat sich
mit diesem Problem schon seit langem beschaftigt, und es wurden
von Herbert E. Ives und seinen Mitarbeitern eine Reihe vorzug-
licher Abhandlungen veroffentlicht, in denen die Erzeugung kiinst-
lichen Tageslichts durch Subtraktion diskutiert wird (,,Bulletin Bureau
of Standard", Juny 1909; ,,Trans. 111. Eng. Soc.", Marz 1910; ,,Trans.
111. Eng. Soc.", Oktober 1911; ,,Electrical World", 4. Mai 1911 1).
H. E. Ives hat die genauen Farbwerte des Tageslichts ermittelt und auf
O.t2
0.50
0.7?
0.60
Wellenlange
.Fig. 87. Verhaltnis der Helligkeit einer
Wolframlampe und des Tageslichtes bei ver-
schiedenen Welleulangen.
i) Bei dieser Gelegenheit sei auch auf das ab i. Januar 1913 heraus-
gegebene und von E. P. Hyde redigierte „ Abstract Bulletin of the Physical
Laboratory of the National Electric Lamp Association Cleveland", Ohio,
besonders aufmerksam gemacht.
176 —
dieser Grundlage das absorbierende Medium berechnet, welches zur
Umwandlung des Lichts der Wolframlampe in kunstliches Tages-
licht erforderlich ist. Es wurden auch entsprechende absorbierende
Medien ausfindig gemacht, deren Transmission ungefahr der theo-
retisch berechneten entsprach, um das Licht der Wolframlampe in
,,Tageslicht" zu verwandeln. Die absorbierenden Medien wurden in
Form von Schirmen oder Uberzugen an den Lampen verwendet.
Der Wirkungsgrad der Wolframlampe wird durch solche Schirme
stark herabgesetzt, da der grSfite Teil der gelben und roten Strahlen,
welche Strahlen hauptsachlich die Wolframlampe aussendet, absorbiert
wird. Die verbleibende Kerzenstarke betragt kaum noch 15 °/0 der
ursprunglichen Helligkeit, und der ,,Tageslichtwirkungsgrad" der
Wolframlampe entspricht 10 bis 12 Watt pro Kerze. Allerdings ist
eine solch weitgehende Absorption nur n6tig, wenn man ein fast
theoretisches „ Tageslicht" mit der Wolframlampe erzeugen will.
Fur praktische Zwecke genugt es, wenn die roten und gelben
Strahlen in geringerem Mafie wegabsorbiert werden, um den Effekt
des ,,Tageslichts" hervorzurufen. So wurden anlaBlich der Sitzungen
der National Electric Light Association in Seattle 1912 zur Beleuch-
tung des Kunstsaales der offentlichen Bibliothek, als auch zur Be-
leuchtung der Strafie vor der Bibliothek die normalen Wolfram-
lampen durch gefarbte, entsprechend hoherkerzige Lampen ersetzt,
welche ganz den Eindruck des Tageslichts erweckten. Bei diesem
Licht liefien sich, wie bei naturlichem Tageslicht, alle Farben richtig
erkennen. Die Lampen waren mit einem dunkelblauen Farben-
iiberzug versehen, durch welchen der grofite Teil der roten und
gelben Strahlen absorbiert und der Energieverbrauch der Lampen
auf 4 Watt/HK, erhoht wurde. In letzter Zeit hat auch die Firma
Siemens & Halske in Berlin Wolframlampen in den Handel
gebracht, die sogen. ,,Verico"- Lampen, welche bei einem Energie-
verbrauch von 1,4 Watt/HK. ein dem Tageslicht ahnliches Licht
•erzeugen. Bisher wurden von der Firma nur 100 Wattlampen zu 70 bis
75 Kerzen fabriziert.
Die Verteilung des Lichts im Raume, welches die Wolfram-
lampen aussenden, entspricht der Anordnung des Leuchtkorpers in
der Lampe. Die grofite strahlende Oberflache des Leuchtkorpers
ist der horizontalen Richtung zugewendet, weshalb auch die
Lichtintensitat der Wolframlampe, in der horizontalen Richtung
gemessen, am grofiten erscheint. Die Lampenspitze, gegen welche
nur die Spitzen der Leuchtkorperbiigel gerichtet sind, strahlt
am wenigsten Licht aus. Die Lichtintensitat nimmt deshalb im
— 177 —
Raume, von der horizontalen Richtung bis zur senkrechten der
unteren Halbkugel gemessen, stetig ab. Fig. 88 stellt die Licht-
Fig. 88. Lichtemissionskurve der Wolframlampe.
^missionskurve der Wolframlampe vor. Die Lichtverteilung bei
€iner Wolframlampe stellt sich hiernach entschieden zugunsten der
horizontalen Richtung ein.
Bei der Kohlenfadenlampe
wird die horizontale Richtung
nicht in dem gleichen Mafie
bevorzugt, da bei dieser
Lampe die relativ breiten
unteren Teile der Faden-
schlingen auch eine recht be-
trachtliche Lichtausstrahlung
in der senkrechten Richtung
besorgen. Vergleicht man /
deshalb die Lichtintensitat der |
Wrolframlampe mit der der \
Kohlenfadenlampe nur der
mittleren horizontalen Licht-
starke nach, wie es gewohn-
lich geschieht, so geschieht
der Vergleich zuungunsten
der Kohlenfadenlampe, da
diese bei gleicher horizontaler
Lichtstarke eine grofiere senkrechte Lichtstarke besitzt als die
Wolframlampe. Gerecht ware, wenn die mittlere hemispharische
Lichtintensitat der beiden Lampen verglichen wurde.
Mailer, Metalldrahtlampen. 12
Fig. 89-
I78
no 100 so 60
20 +0 60 dO JOG HO
50
SO
90.
70
00
70 80 90 80
Lichtemmissionskurve der Wotan-
Fokuslampe.
In neuester Zeit warden Wolframlampen gebaut, deren Leucht-
kSrper in der Weise in der Lampe angebracht ist, daB die Haupt-
menge des Lichtes in der Richtung der unteren Halbkugel aus-
gesendet wird. Eine solche Lampe, die Wotan-Fokuslampe, stellt
Fig. 89 vor. Der Draht ist,
wie aus der Figur ersicht-
lich, auf der Mantelflache
eines Kegels angeordnet.
Gleichzeitig ist der am
Lampenfufi befindliche Teil
der Glocke zu einem Re-
flektor ausgebildet, welcher
alle nach riickwarts ge-
worfenen Strahlen in die
gewunschte Richtung nach
unten zuruckwirft. (In der Abbildung wurde der Reflektor weg-
gelassen, damit die Innenkonstruktion der Lampe besser sichtbar wird.)
Mit dieser Lampe wird ein mittlerer spezifischer Verbrauch von
1,0 Wattkerzen fur die untere Hemisphere erreicht. Die Lampe wird
fur Spannungen bis 130 Volt und Lichtstarke bis 32 Kerzen gebaut.
Die Lichtverteilungskurve einer solchen Lampe stellt die Fig. 90 vor.
Die StoBfestigkeit der Wolframlampen.
Die in den ersten Jahren fabrizierten Wolframlampen besaBen
eine relativ geringe StoBfestigkeit. Ja, man muBte sich sogar hiiten,
die so teuren Lampen abzustauben, da schon dabei oft Fadenbruche
vorkamen. Heute ist die verschriene allzu groBe Empfindlichkeit
der Lampen ein uberwundener Standpunkt. Die moderne Wolfram-
lampe besitzt bereits eine StoBfestigkeit, die alien praktischen An-
forderungen durchaus entspricht. Die verschiedenen Firmen brachten
bei vielen Gelegenheiten besonders konstruierte Stofiapparate , in
denen die Wolframlampen, trotz enorm grofier Erschiitterungen,.
sowohl im brennenden wie im nichtbrennenden Zustande ganz
bleiben. Auch in der Praxis wurden behufs Prufung der Stofifestig-
keit der Wolframlampen ausgedehnte Versuche ausgefuhrt, welche
sogar die Uberlegenheit der Wolframlampe iiber die Kohlenfaden-
lampen bewiesen haben. So wurden von der Interborough Rapid
Transit Company (Vereinigte Staaten) Versuche ausgefuhrt, welche
cinen direkten Vergleich der Stofifestigkeit der modernen Gluh-
lampen gestatteten. Es wurden je 100 Stuck Wolframlampen, Kohleii-
fadenlampen und Tantallampen zur Beleuchtung einiger Wagen der
— 179 —
Exprefiziige dieser Gesellschaft verwendet. Der sorgfaltig durch-
gefiihrte Vergleich hat dabei erwiesen, dafi bei den Tantallampen
der Fadenbruch am schnellsten eintrat, etwas gunstiger verhielten
sich die Kohlenfadenlampen, das weitaus gunstigste Verhalten zeigten
aber die Wolframlampen , von denen nach 1000 Stunden Brenn-
dauer noch 65 °/0 sich im besten Zustand befanden. Dieses glanzende
Resultat hatte zur Folge, dafi die Gesellschaft alle ihre Zuge mit
Wolframlampen ausstattete. Viele andere Eisenbahngesellschaften
und Betriebe, in denen grofiere Erschiitterungen vorkommen, sind zur
Einfuhrung der Wolframlampen geschritten. Die Erzielung der
groBen Stofifestigkeit der Lampen ist vor allem der Einfuhrung des
gezogenen Wolframleuchtkorpers zu verdanken. Sehr wichtig ist
aber auch die Art der Halterung des Leuchtkorpers. Die federnde
Halterung, durch welche die Stofie aufgefangen werden, verbessert
die Stofifestigkeit der Lampen sehr wesentlich. Die federnde
Halterung wird in der einfachsten Weise dadurch erreicht, dafi man
moglichst dunne, federnde Halter verwendet, welche auch aus
mehreren anderen Griinden, wie vorhin besprochen, fur die Lampe
von Vorteil sind. Als seinerzeit die Bedeutung der federnden
Halterung fur die Stofifestigkeit der Lampe erkannt wurde, wurde
in einer Reihe von Patenten nicht nur die Federung der Halter
selbst, sondern auch der ganzen Traggestelle in der spitzfindigsten
Weise erdacht und geschutzt. Doch scheint der Wert solcher Er-
findungen gering zu sein, da in Wirklichkeit Lampen mit kompli-
zierten federnden Traggestellen niemals eingefuhrt wurden.
Das Flimmern der Wolframlampen.
Beim Brennen mit Wechselstrom weisen die Gluhlampen Licht-
schwankungen auf, deren Starke von der Stromfrequenz und Warme-
kapazitat des Leuchtkorpers abhangt. Es wurde schon fruher
darauf hingewiesen, dafi der Leuchtkorper entsprechend dem Span-
nungsmaximum und -Minimum einer jeden Wechselstromperiode
eine maximale und minimale Momentanlichtstarke entwickelt. Dieser
Wechsel der Lichtstarke wird beim Betrieb mit Wechselstrom von
niedriger Periodenzahl besonders bei Wolframlampen bemerkbar.
Es zeigt sich, dafi, wahrend eine Kohlenfadenlampe bei 25 Perioden
ohne zu flimmern sich ganz gut benutzen lafit, eine no Volt
25 Kerzen-Wolfiamlampe unertraglich flimmert. Eine 4okerzige
Lampe flimmert noch bemerkbar, wahrend bei einer 5okerzigen
Wolframlampe kein Flimmern mehr bemerkt werden kann. Diese
Tatsachen lassen sich damit erklaren, dafi das Wolfram viel geringere
12*
— 1 80 —
y.-i\
Warmekapazitat besitzt als die Kohle, und deshalb mit den einzelnen
Strompulsationen des Wechselstroms viel groBere Lichtschwankungen
erleidet. Hoherkerzige Wolframlampen besitzen bei gleichen Span-
nungen dickere LeuchtkOrper mit grofierer Warmekapazitat und
zeigen aus diesem Grunde bei gleicher Periodenzahl geringe Flimmer-
erscheinungen. Merril hat gefunden, dafi es fur jede Lampentype
eine bestimmte kritische Frequenz gibt, bei welcher das Flimmern
auftritt (,,Proc. A. I. I. E." 1910, S. 1433). Die kritische Frequenz
ist eine Funktion der mittleren Beleuchtungsstarke und deren pro-
zentualen Anderung bei den einzelnen Strompulsationen. - - Die
Lichtschwankungen der Wolframlampen im Wechselstrom k5nnen
genau mit Hilfe des sogen. Strobophotometers untersucht werden,
mit welchem man die Lichtstarke der untersuchten Lampen in jedem
Punkt der Phase bestim-
men kann. Solche Unter-
suchungen hat L. W.
Wild ausgefuhrt (,,Journ.
of the Inst. of El. Eng.",
Bd. 49, S. 314 [1912]).
Es wurden bei Lampen ver-
schiedener Spanmmg und
Kerzenzahl die maximalen
und minimalen Momentan-
werte ihrer Lichtstarken
beim Betrieb mit Wechsel
strom von 25 Perioden
gemessen. Bei einer
0,1 Amp.-Lampe betragt die maximale Momentanlichtstarke das
i,58fache, bei einer 0,65 Amp.- Lampe das i,nfache der mittleren
Momentanlichtstarke. Die 0,1 Amp,-Lampe ergab bei 50 Perioden
maximal das 1,30 fache, minimal 0,71 fache der Momentanlicht-
starke, welche Schwankungen etwa die Halfte der Schwankungen
bei Wechselstrom mit 25 Perioden betrugen. Fig. 91 zeigt die pro-
zentuale zyklische Variation der Lichtstarke einer 25 Watt ii4Volt-
Wolframlampe bei verschiedenen Frequenzen des die Lampe speisen-
den Wechselstromes (,,Zeitschr. f. Bel." 1911, 8.368; siehe auch
,,Zeitschr. f. Bel." 1911, S. 439, Evan I. Edwards).
L. W. Wild konnte noch eine bemerkenswerte Tatsache fest-
stellen. Es zeigte sich, daB die mittlere horizontale Lichtstarke der
Wolframlampen trotz gleicher effektiver Betriebsspannung verschieden
grofi ist, je nachdem die Lampe mit Gleichstrom oder Wechselstrom
0 20 tO 60 80 fOO 120 WO fSO 180
Elektrische Zeitgrade
Fig. 91. Prozentische zyklische Variation der
Lichtstarken bei Wolframlampen. A = 25 Perioden,
B = 50 Perioden, C •= 50 Perioden.
verschiedener Frequenz betrieben wird. Eine 0,1 Amp.-Lampe zeigte
beispielsweise bei 50 Perioden Wechselstrom 0,7 °/0, bei 25 Perioden
2,5 % mehr Licht als bei Gleichstrom. Beim Vergleich des Ver-
haltens der Gluhlampen im Gleichstrom und Wechselstrom mufi
deshalb dieser Umstand immer auch berucksichtigt werden.
Die Wirtschaftlichkeit im Betrieb und der Preis
der Wolframlampen.
Infolge des geringen Energieverbrauchs ist die Wolframlampe
die wirtschaftlichste Gliihlampe, die wir heute besitzen. Je hoher
an einem Orte die Strompreise sind, um so dringender empfiehlt
sich die Einfuhrung der Wolframlampen, da man dadurch sehr
wesentliche Ersparnisse erzielen kann. Nachfolgende Tabelle enthalt
eine Rentabilitatsberechnung, aus welcher man die bei verschiedenen
Strompreisen durch Verwendung einer Wolframlampe an Stelle einer
Kohlenfadenlampe zu erzielenden Ersparnisse entnehmen kann1):
Rentabilitatsberechnung (25kerzige Lampe, no Volt).
Strompreis pro KW.-Std. in Pf.
10
15
20
25
3°
35 | 40
45
50
55
II
M|
9
Stromverbrauch y ^j,
in 1000 Stunden / '
Lampenverbrauch y
in 1000 Stunden / '
8,-
1,14
12,—
16,-
20,—
24,—
28-
32,— 36,—
40,—
1,14
44,—
1,14
' 4
Summa: Mk.
9,14
13,14
I7,i4
21,14
25,14
29.14
33,14
37-14
41,14 45,14
1 Wolfram-
lampe
Stromverbrauch y ,,,
in icoo Stunden / '
Lampenverbrauch \
in looo Stunden / ' ' "
2,75
1,70
4,12
1,70
5,50
1,70
6,87
1,70
8.25
1,70
9,63
1,70
n, —
1,70
12,37
1,70
13,74
1,70
15,"
1,70
Summa: Mk.
4,45
5.82 7,20
8.57
9,95
"•33
12,70
14.07
15,44
16,11
Ersparnis p. Lampe in loooStd. Mk. 4,69 | 7,32 9,94 | 12.57 ! I5,I9 I 17>8i | 20,44 ! 23,07 | 25,70 | 28^3
Bei vorstehender Berechnung sind folgende Daten zugrunde
gelegt:
Wolframlampe
Kohlenfaden-
lam pe
Preis der Lampe
i «;oMk
o =\o Mk.
Steuer . . ...
o 20
O 3O
Energieverbrauch fur 25 Kerzen
Nutzbrenndauer
27,5 Watt
looo Stunden
80 Watt
700 Stunden
Wir sehen, dafi schon mit einer einzigen 25 Kerzen -Wolfram-
lampe ganz betrachtliche Ersparnisse zu erzielen sind. Die Wolfram-
lampe hat infolge ihrer Wirtschaftlichkeit aufierordentlich viel zur
i) Entnommen dem Buche: Die Metalldrahtlampe, eine technisch-
wirtschaftliche Studie, von Dr. -Ing. Otto Vent.
182 —
Verbreitung der elektrischen Beleuchtung beigetragen. In vielen
Fallen konnten sogar die Wolframlampen die Gasbeleuchtung ver-
drangen. Zurzeit herrscht ein heftiger Kampf zwischen beiden Be-
leuchtungsarten, und die Gasindustrie sucht fortwahrend durch Ver-
besserung der Gasbrenner die Wirtschaftlichkeit der Gasbeleuchtung
zu steigern, damit sich diese gegen die Wolframlampe behaupten
kann. Die Petroleumbeleuchtung hat sich langst als viel unSkono-
mischer als die elektrische Beleuchtung mit Wolframlampen erwies^n.
Dr. Berthold Monasch, welcher nach dieser Richtung sehr genaue
Untersuchungen angestellt hat, findet folgendes (,,ETZ." 1912, S. 739):
Lichtquelle
Betriebskosten
in Pfennigen bei
100 Stunden pro
i Lux und i qm
beleuchtete
Flache
• Ueberlegenheit
der elektrischen
GlQhlampen
in Prozenten
14'" Petroleumlampe mit Glocke
\Volframlampe mit Klarglasbirne
1,62
o nS
TOT O
„ „ matter Birne
1,12
- 44,6
Hierbei wurden fur i Liter Petroleum 20 Pf., fur i KW.-Stunde
45 Pf. als Preis zugrunde gelegt. Die Petroleumbeleuchtung stellt
sich hiernach unter Umstanden doppelt so teuer wie die elektrische
Beleuchtung mit Wolframlampen. Mit Recht sagt deshalb H. Re mane,
dafi ,,die Petroleumlampe nicht die Beleuchtung des armen Mannes,
wie man uns zu glauben lehrt, sondern eigentlich die des reichen
Mannes darstellt".
Auch mit den Bogenlampen haben Wolframlampen einen
erfolgreichen Kampf aufgenommen. Die Wolframfullungslampe
und seit neuester Zeit die Halb watt -Stickstoff- Wolframlampe macht
auch den modernsten Sparbogenlampen das ganze Gebiet unter
3000 HK. mit Erfolg streitig. Die Vorteile, welche die Wolfram-
lampe gegenuber den Bogenlampen besitzt, sind sehr verschiedener
Art; als solche ware vor allem das Entfallen der Kosten fur die
Bedienung und Kohleersatz, giinstigere Lichtverteilung und das
ruhige, gleichmafiige Licht der Wolframlampen gegenuber der
flackernden Bogenlampe zu nennen.
Sehr interessante Betrachtungen uber die Frage der gunstigsten
Beanspruchung und zulassigen Lichtabnahme von Wolframlampen
stellt Dr. -Ing. L. Bloch an (,,ETZ." 1912, S. 791). Es ist eine
wichtige Frage, ob bei den ublichen Strom- und Lampenpreisen die
Beanspruchung der Gliihlampen wirtschaftlich die gunstigste ist, oder
ob die bei starkerer Belastung sich eventuell ergebende Strom-
1 83
ersparnis die Vergrofierung der Lampenersatzkosten nicht weitaus
ubertrifft. Durch Beriicksichtigung der durch Strom verbrauch und
Lampenersatz sich ergebenden Betriebskosten sowie der gunstigsten
Lichtabnahme und Brenndauer gelangt Dr. Bloch zu einer Gleichung,
mit deren Hilfe bei jeweiligen Strom- und Lampenpreisen die
gunstigste Beanspruchung, bei welcher sich die Betriebskosten am
niedrigsten stellen, ermittelt werden konnte. Tabelle i bis 3 zeigen
die Werte fur die gunstigste Beanspruchung in Watt pro Hefner-
kerze einer 10, 25 und 100 HK.-Lampe bei verschiedenen Strom-
und Lampenpreisen, welche auf diese Weise berechnet wurden.
i. Gunstigste Beanspruchung in Watt pro Hefnerkerze
fur 10 HK.-Wolframlampen.
Strompreis in Pfennigen
2
5
10
20
30
4°
50
60
i 5°
Lampenpreis in 1 100
Pfennigen | 150
* 200
i,39
i,'69
1,22
i,34
1,42
1,48
1,10
1,22
1,29
i,35
1,00
1,10
1,17
1,22
0,94
1,04
1,10
i,i5
0,91
1,00
1,06
1,10
0,88
o,97
1,03
1,07
0,86
o,94
1,00
1,04
2. Gunstigste Beanspruchung in Watt pro Hefnerkerze
fur 25 Kerzen-Wolframlampen.
Strompreis in Pfennigen 2
5
10
20
30 40
50
60
i 50 ij 1,22
Lampenpreis in 1 100 i; 1,34
Pfennigen I 150 ! 1,42
* 200 1,48
1,07
1,18
1,25
1,30
o,97
1,07
i,i3
1,18
0,88
°,97
J,03
1,07
0,83
0,91
o,97
1,01
0,80
0,88
o,93
o,97
o,77
0,85
0,90
0,94
o,75
0,83
0,88
0.92
3. Gunstigste Beanspruchung fur 100 HK.-Wolframlampen
in Watt pro Hefnerkerze.
Strompreis in Pfennigen
2
5 10
20
30
40
50
60
{ s°
1,10
o,97
0,88
0,80
o,75
0,72
0,70
0,68
Lampenpreis in 1 100 •
Pfennigen | 150 I
1,17
1,22
1,03
1,07
o,93
o,97
0,84
0,88
0,80
0,83
o,77
0,80
o,74
o,77
0,72
o,75
' 200 1
1,26
1,10
1,00
0,91
0,86
0,82
0,80
0,78
Aus diesen Tabellen ersieht man, daB mit steigenden Strom-
preisen und sinkenden Lampenpreisen es gtmstiger wird, die Lampen
starker zu beanspruchen. Bei den gewohnlichen Strom- und Lampen-
preisen entspricht die heute ubliche Belastung von i bis 1,1 Watt/HK.
fur Lampen von 10 bis 25 HK. ungefahr der gunstigsten Bean-
spruchung. Fur lookerzige Lampen liegt die gunstigste Beanspruchung
bei den meist gebrauchlichen Strom- und Lampenpreisen nach der
Tabelle ungefahr bei 0,80 Watt/HK. Belastung. Es wurde sich des-
halb empfehlen, die hoherkerzigen Lampen hoher als heute ublich
184
zu belasten. Die absolut gunstigste Lichtabnahme , das ist jene
Lichtabnahme der Lampen ia Prozenten der Anfangslichtstarke, nach
welcher es am gunstigsten ist, die Lampe durch eine neue zu er-
setzten, belauft sich nach Bloch auf etwa 25 °/0 der Anfangslicht-
starke, ist also etwas groBer als der bisher fur die Nutzbrenndauer
festgesetzte Wert von 20 °/0. Die absolut gunstigste Lichtabnahme,
welche fur die Nutzbrenndauer der Wolframlampen bestimmend ist,
richtet sich lediglich danach, mit welcher Potenz die Brenndauer der
Wolframlampen von der Beanspruchung abhangt. Die Untersuchung
einer groBen Zahl von Lampen ergab, dafi die Nutzbrenndauer der
Wolframlampen mit der sechsten Potenz der Beanspruchung sich
verandert (siehe auch Fig. 83). Betrachtet man die Tabellen der
Rentabilitatsberechnung und Betriebskosten der Wolframlampen, so
fallt es auf, dafi der Preis der Wolframlampen selbst keine be-
sondere Rolle fur deren Wirtschaftlichkeit spielt. Die Stromkosten
wahrend der ganzen Lebensdauer iibertreffen den Preis der Lampe,.
insbesondere der hSherkerzigen Lampe, um das Vielfache. Trotz-
dem hat die sehr wesentliche Verbilligung der Wolframlampen im
Laufe der Jahre auch viel zu deren Verbreitung beigetragen. Nach-
folgende Tabelle zeigt die Preisbewegung der verschiedenen Wolfram-
lampen.
Preisbewegung der Wolframlampen.
Spannung
Type
1906
1907
1908
1909
1910
1911
1912
1913
Volt
HK.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
16
—
—
—
O
2,~
1,50
1,50
1,10
25
—
3,—
3,—
3!—
2, —
1,50
1,50
1,10
32
—
3,—
3,—
3,—
2,—
1,50
1,50
1,10
40
4>
3,25
3,—
3, ~
—
—
—
—
50
—
3,25
3, —
3,—
2,—
1,50
1,50
1,10
110
100
—
5,50
5,50
4,50
4>5°
3,50
3,50
2,50
200
—
—
9,-
9,—
9>~
7,50
7,50
5,50
300
—
—
12 —
12,-
12,-
10,50
—
—
400
—
—
15,—
15.-
I5>~
12,—
12
9>-
600
—
—
—
17,50
14,-
J4
10,—
1000
—
—
—
—
—
20,—
15
15,-
16
—
2,50
J)75
25
—
—
—
3.5<>
3,50
2,50
2,50 i,75
32
—
—
—
3,50
3,50
2,50
2,50 i,75
40
—
—
5,—
3,50
—
—
— —
50
—
5,~
5, —
3,50
3r-
2,50
2,50
i,75
220
100
—
7,-
6, —
4,50
4,50 i 3,5°
3.5o
2,5°
200
— •
—
9,—
9> —
9>— ! 7,50
7,5o
5,5o
300
—
—
12,—
12, —
12,-
10,50
400
—
—
i5»—
15,—
15,-
12,—
12
9,—
600
—
—
17,50
I4>-
14
10, —
1000
—
—
—
—
—
20,—
20
15,-
i85 -
Die wesentliche Verbilligung im Laufe der letzten Jahre wurde
vor allem durch die aufierordentliche Vereinfachung der Fabrikation
der Lampen verursacht. Hierbei sind die modernen Gliihlampen,
was Qualitat betrifft, den fruher erzeugten nach jeder Richtung
weitaus uberlegen. Vom wirtschaftlichen Standpunkt betrachtet ware
es vor allem wimschenswert, dafi die Lichtausbeute, welche sich
heute mit der Wolframlampe erzielen lafit, durch Verbesserung der
Lampen noch weiter vergrofiert wird, welcher Wunsch, bei der
rastlosen Erfinderarbeit auf diesem Gebiete, wohl sicher in naher
Zukunft in Erfiillung gehen durfte.
Autorenverzeichnis.
Allgemeine Elektrizilats - Gesellschaft,
A.-G. 76. 117. 128. 131. 138. 153.
155- 156.
Auer von Welsbach 3. 12. 19 f. 57.
Bastian, Charles Orme 107.
Baum, M. 106.
Bergmann - Elektrizitatsgesellschaft
62. 77. no.
Berliner 148.
Berzelius 14.
Blau, Dr. Fritz 25. 54.
Bloch, Dr.- Ing. L. 169. 182.
Bolton, Werner von 3. 13.
Brefiler, Harry und Ulrich 86.
British Thomson Houston 62. 64.
74-
Buisson, H. 166.
Burgstaller, Siegfried 86. 89.
Buxbaum, Dr. S. 116.
Cady, F. E. 170. 172.
Calvert, G. 107.
Changy, de 2. 149.
Coblentz, W. W. 162.
Coolidge, W. D. 50.
Dayton, W. H. 68.
Dechent, von 119.
Delepine 31.
Deutsche Gasgliihlicht-A.-G. (Auer-
gesellschaft) 3. 26.; 27. 39. 44. 77.
112. 113. 153. 168.
Drysdale 166.
Edison 2. n. 149.
Edvards, Evan J. 180.
Eisner, Dr. F. 48.
Eldred, Byron E. 106.
Elektro-Sparlicht-G. m. b. H. no.
Elster und Geitel 148.
Fabry, Ch. 166.
Fahie, J. J. 85.
Felten - Guilleaume - Lahmeyerwerke
128. 151.
Fink, C. G. 33. 34.
Fleming 144.
Gaede, Dr. 119 f.
General Electric Company 2. 4. 62 ff.
155-
Gethe, Heinrich 131.
Grove i.
Haber, F. 146.
Hallopeau, L. A. 32.
Hammer 119.
Heinrich, Wilhelm 48.
Hensel & Schuhmann 92.
Hirschauer 162.
Hollefreund, Dr. 47.
Hurwitz, Eugen 113.
Hyde, A. Ch. 107.
Hyde, E. P. 172. 175.
Ipatiew, Wl. 44.
Ives, Herbert E. 175.
Jackson 36.
Jahoda, Dr. Rudolf 89.
Jobard, V. 2.
Just (und Haber) 146.
Just, Dr. Alexander (und Hanaman)
3- 37- 47- 59-
Keil 171.
King, A. 2.
Kinsloe, Charles Lambert 139.
Kirchhoff 6.
Klemensiewicz, Z. 148.
Koppe, Gebruder 41. 45. 103. 117.
125- 134-
Krause, Otto 80. 138.
Krause, R. & Co. 92.
Kremenetzky, J. 75. 99.
j Kurlbaum, F. 9.
Kuschenitz, F. 61.
Kuzel, Dr. Hans 4. 31. 48ff. 58.
Langellier 70.
Langhans, Rudolf 106.
Lederer, Anton 151. 154. 171.
Leimbach 165.
Leiser, Dr. Heinrich 37. 48. 89.
Leybolds Nachfolger 119. 126.
Lichtwerke, G. m. b. H. 56.
Loose, Arno 70.
Loring 17. 161.
Lummer, Otto 5. 9.
Lux, Johann 47. 48. 89.
Majert, Dr. 46.
Malignani, Arturo 129.
Marietti, Silvio 112.
Mathies 147.
Merril 180.
Meyer, Alfr. R. 161.
Moleyn, Frederic de i.
Moissan n. 57.
Monasch, Dr. B. 182.
Mailer, Dr. J. 116.
Miiller, Dr. N. L. 82.
National Electric Lamp Association
175-
Nernst, W. 3.
Osterreichische Gasgluhlicht- und
Elektrizitatsgesellschaft 27.
Pacz, Aladar Dr. 46. 77.
Palmer, Robert 66.
Philips 153.
Pintsch, Julius, A.-G. 75. 115.
Pirani, Dr. M. von 16. 33. 161.
Plechati, Gliihlampenfabrik 107.
Preece 144.
Prigge 41.
Reduktor - Elektrizitatsgesellschaft m.
b. H. 98.
Remane, H. 138. 182.
Richards 36.
Richardson 144.
Ruff, Dr. Otto 33. 65. 67.
Rufiner 165.
Schaffer, Walter 113.
Scharp, Clayton H. 163.
Schilling, Dr. Joh. 48.
Schmidmer, Dr., & Co. 93 ff.
Schott & Gen. 107.
Schwab, Karl 129. 138.
Schwarzkopf, Dr. Paul 86. 89.
Siemens & Halske 3. 13. 58. 59. no
114. 153 ff. 176.
Skaupy, Dr. Franz 151. 153.
Societa Edison per la Fabr. d. Lam
pade Ing. C. Clerici & Co. 107.
Soddy, Frederic 131.
Staite, I. W. 2. 85.
Stark, Johannes 136.
Starr, I. W. 2.
Stewart 148.
Swan, K. R. 107.
Tamman, G. 84.
Thenard i.
Thompson, Silvanus P. 119.
Thomson, J. J. 143. 151.
Vent, Otto, Dr. -Ing. 181.
Vereinigte Gluhlampen- und Elek-
trizitats-A.-G. 51. 53. 89.
Voigtlander, Otto 89.
Wartenberg, von 33. 161.
Watt, Elektrische Gliihlampenfabrik
89. 116.
Weber, H. 119.
Wehnelt, A. 147.
Weifi, Dr. L. 175.
WTestinghouse Metal -Filament Lamp
Co. Ltd. 54.
Westinghouse Metallfaden - Gluh-
lampenfabrik 88. 137. 167.
Wild, L. W. 180.
Wilson, H. A. 146.
Wolf ram -Lampen- A.-G. 32. 47. 131.
Worthing -A.-G. 172.
Sachverzeichnis.
Abkuhlung der Leuchtdrahtenden
no.
Abstechen der Gluhlampen 127.
Atzmittel fur Wolframdraht 74. 80.
Anlassen der Metalle 60. 85.
Anschweifien des Wolframleucht-
korpers 112.
Anspitzen der Wolframdrahte 74.
Aquadag 76.
Bariumchlorat 154.
Beanspruchung, die gunstigste
182 ff.
Beschlagfanger fur Fullungslampen
152.
Blauer Schein 130.
Blechhalter in Wolframlampen no.
Bleijodid 153.
Branzilit 12.
Brenndauerversuche 167.
Columbit 12.
Cyanformierung 44.
Diamantbohren 91.
Diamantpolieren 92.
Diamantpoliermaschinen 92 ff.
Diamantprefiduse 93.
Diamantziehduse 93.
Diamantschleifdraht 94 ff.
Diamantstaubol 91.
Diamantziehsteinfabrikation 90.
Diamantziehsteine , Verhalten beim
Ziehen 79. 90.
Duktilisierung des Iridiums 2. 85.
Wolframs 62 ff.
Duktilitat, Ursachen der 61. 82 ff.
Diinnermachen des \Volframdrahtes
80.
Durchschmelzstromstarke 66.
Edisoneffekt 145.
Egalisierung der Wolframfaden 39.
Einschmelzen der Gluhlampen 117.
Elektrisches Aquivalent des Lichtes
166.
Elektromagnetische Krafte, Wirkung
auf Rekristallisationserscheinungen
136.
Elektronegative Case, Wirkung auf
Vakuumstrome 147.
Elektronenemission von gluhenden
Metallen 143.
— — — Oxyden 147.
Empfindlichkeit des Auges fur ver-
schiedene Lichtstrahlen 6.
Energieanteil der sichtbaren Strah-
lung 8.
Energiemaximum der Strahlung 5.
Entluften der Lampen n8ff.
Erdmagnetismus, Einflufi bei der
Formierung 46.
Fadenpresse 41.
Ferberit 27.
Flachenhelle von Wolframdraht 161.
— Gluhlampenfaden 161.
Flimmern 179.
Formierapparat 45.
— fur Wolframstabe 65.
Formierautomaten 54.
Formiergas 43. 66.
Formierung der Wolframfaden 43 ff.
Formiertemperatur der Wolfram-
stabe 66.
Fullungslampen 151 ff.
Fufichenquetschen 103 if.
Fufichenquetschmaschine 104.
Gaede-Kapselluftpumpe 121.
Gaede-Molekularluftpumpe 119.
Gaede-Quecksilberpumpe 118.
Gallusgerbsaure-Wolframspritzver-
fahren 46.
Gasdruck in Gluhlampen 141.
Gesamtstrahlung 5.
Gefiigeanderung der Metalle 84. 136.
Gesetz von der Emission und Ab-
sorption des Lichtes 6.
— .190
Gesetz von Maxwell 119. /
- Stefan-Boltzmann 5.
Gleichstromformierung 46.
Goldschmidtsches Verfahren 31.
Graphitschmiere 77.
Halbwatt-Wolframlampe 155 ff.
Halogenfullungslampen 151.
Halter aus Molybdandraht 109.
Haltertmg, federnde 109. 179.
Halter f iir Wolf ramleuchtkorper 108 f f.
Hammermaschine 68.
Hammern der Wolframstabe 71.
Helligkeit, Zunahme mit der Tempe-
ratur 9.
Hochspannungsentladungen, Pumpen
durch 131.
Hochvoltfullungslampen 154.
Hubnerit 27.
Hydrazin 48.
llsemannit 35.
Iridium 2.
Iridiumdrahtlampe 2. 85.
Kohlenfadenlampe 2.
Kohlenfaden, metallisierter 10.
Kolbenabziehen 117.
Kolloidale Wolframsaure als Binde-
mittel 48.
Konstantanhalter 113.
Konstante der Wolframlampen 169 f.
- der Nitralampe 159.
Kristallisation des amorphenWolframs
89.
Lebensdauer der Wolframlampen 164.
Lebensgeschichte der Wolfram-
lampen 167 ff.
Lichtabnahme , gtinstigste zulassige
182.
Lichtbogenschweifiapparat in.
Lichteffekt 165.
Lichtemissionskurve der Wolfram-
lampe 177.
Lichtfarbe der Gluhlampen 174.
-a Wolframlampen 174 ff.
Lichtverteilung der Wolframlampen
176.
Lithiumstickstoff 151.
Lochmaschine 117.
Lumineszenzlampen n.
Massenformierung von Wolfram-
fad en 54.
Messapparat fur Wolframdrahte in.
Messung der Wolframdrahte in.
Metalle, mechanische Behandlung der
57-
— , Rekristallisation der 135 f.
— , Warmbehandlung der 84 f.
Methan 44.
Molekularluftpumpe H9if.
Molybdan 35.
Molybdanerze 35.
Molybdanmineralien 35.
Molybdansaure 35.
Molybdanmetall 36.
Molybdanfaden 56.
Moorelicht n.
Neonlampe n.
Nernstlampe 3.
Nickeleisenlegierung 105.
Nickelwolfram 59.
Nickelwolframziehverfahren 59 f f.
Niobit 12.
Nippelreduktor 100.
Nitralampe 158.
Normallampe 132.
Nutzbrenndauer der Wolframlampe
162 f.
Olpumpen 118.
Osmium 19.
Osmiumformierapparat 21.
Osmiumfundstatten 19.
Osmiumgewinnung 19.
Osmiumkohleverfahren 20 f.
Osmiumlampen 19 ff.
Osmiumlampe, Bau 24.
— , Eigenschaften 25 f.
— , Regenerierung 27.
Osmiu'mlegierungen 22.
Osmiumlegierungsverfahren 20.
Osmiumtetroxyd 19.
Osmiumzement 24.
Osramlampe 167.
Oxydosmiumfaden 23.
191
Palladiumasbest 32.
Phospham 47.
Phosphorpumpverfahren 129.
Photometer 132.
Photometrieren 132. 160.
Platindrahtgluhlampe i.
Platinersatz 105 ff.
Platinide 107.
Platin, Strahlungsvermogen 8.
Positiver Effekt 148.
Powellit 35.
Preise der Wolf ram lamp en 184.
Prefiform fur Wolframstabe 65.
Pressen der Wolframstabe 65.
Pumpen der Wolframlampen 127 ff.
Pumpkasten 125 f.
Quecksilberkadmiumlampe n.
Ouecksilberlampe n.
Quecksilberpumpen 118.
Reduktoren 100.
Rentabilitatsberechnung 181.
Sattigungsstrom 143.
Sauerstoff, Einflufi auf die Zerstau-
bung 150.
Sauerstoffiillungslampe 154.
Scheelit 27.
Schmidmer - Poliermaschine 94 f .
Schmiermittel fur das Wolframziehen
76 ff.
Schnelldrehstahl 29.
Schwarzer Korper 6.
, Strahlungsvermogen 7.
Schwingende Elektrolyse 13.
Selektive Strahler 7. 10.
— , Strahlung der Metalle 7.
Selbstregulierung bei Spannungs-
schwankungen 162!.
Sinterung des Wolframs 66. 86 f.
Sockelkitt 134.
Sockelkittmaschine 133 f.
Spezifischer Effektverbrauch der
Gluhlampen 164.
Spiraldrahtlampe 157.
Stolzit 27.
Stofifestigkeit der Gluhlampen 178.
Stofiionisation 146.
Strahlen, ultraviolette, ultrarote 8.
Strobophotometer 180.
Substitutionsverfahren 37 f f.
Swaging machine 68.
Tageslicht 174.
Tageslicht, kunstliches 176.
Tageslichtwirkungsgrad 176.
Tantal 3.
Tantalblech - Wechselstromumformer
15-
Tantal, Darstellung im Vakuumlicht-
bogenofen 13.
Tantalerze 12.
Tantalit 12.
Tantallampe 12 ff.
Tantallampe, Eigenschaften 15 ff.
Tantallampengestell 15.
Tantalleuchtkorper, Veranderung im
Betrieb 17:
Tantalmetall, Eigenschaften 14.
Tantaloxyde 13.
— , Zersetzungsspannung der 13.
Tellerdrehmaschine 103.
Temperatur der Sonne 6.
Temperatur des Wolframkorpers bei
verschiedenen Belastungen 161.
Temperaturkoeffizient d. elektrischen
Leitfahigkeit des Wolframs 162.
Temperaturstrahlung 4 f f.
Teslatransformator 132.
Thallo-Thallichlorid 152.
Thoriumdioxydhalter 24. 109.
Tital 107.
Traggestelle, federnde 179.
Traggestelle fur Wolframleucht-
korper 108.
Tungstit 27.
Vakuumerscheinungen in Gluh-
lampen 141 ff.
Vakuum in Gluhlampen 128 ff.
Vakuumkurzschlufi 141. 146. 147.
Vakuumkurzschlufi in Fullungs-
lampen 154.
Vakuumlichtbogenofen 58.
Vakuummesser nach Me Leod 127^
Vakuumpriifung 132.
Vakuumstrome 142 ff.
192 —
Vericolampe 176.
Verjiingen derLeuchtdrahtenden no.
Verseilen der Nickelwolframdrahte
61.
Vertexlampe 167.
Vorbrennen der Gliihlampen 133.
Wachsen der Wolframkristalle 86.
Warmbehandlung von Wolfram-
metall 62 ff.
Warmeleitung in Gliihlampen 172 ff.
Warmeverluste durch Konvektion
156 f.
Warmestrahlen 5.
Wasserblei 35.
Wasserdampf, Einflufi auf die Zer-
staubung 156.
Wasserdampfformierprozefi 43.
Wechselstromeffekt 137.
Wechselstromf requenz , Einflufi der
140.
Wechselstromwellen , Einflufi der
Form der 119.
Wehneltkathode 24.
Wickelverfahren fur Wolframdraht
114 ff.
Winkeldrahte no.
Wolf ram -Amalgamverfahren 50 ff.
Wolfram - Antimonsinterungsverfah-
ren 62.
Wolframduktilisierung 4. 52. 63 ff.
Wolf ramhilf sm etallziehverf ahren
58 ff.
Wolframkolloidverfahren 48 ff.
Wolfram , Legierungsfahigkeit mit
Metallen ii2f.
Wolframnickelverfahren 59 f .
Wolfram, Sinterung unter Druck 88.
Wolframspritzverfahren mit anorga-
nischen Bindemitteln 48.
— — organischen Bindemitteln 40.
Wolf ramthoriumdioxyd verf ahren 5 T.
Wolframthoriumlegierung 52.
Wolfram, Warmziehen von 52.
Wolframziehverfahren 57 ff .
Wolframerze 27 ff.
Wolframdrahte, biegsame nach dem
Spritzverf ahren 51.
— , gezogene, als Leuchtkorper 169.
— , rohrenformige 39. 45 f.
— , Veranderung im Betrieb 134 ff.
Wolframfullungslampen 151.
Wolf ramlampen , Nutzbrenndauer
i66ff.
— , Nutzeffekt 164 f.
— , spez. Effektverbrauch 164.
- -Typen 96.
— , Wirtschaftlichkeit im Betriebe
181.
Wolf rammetall , chemische Eigen-
schaften 34.
— , physikalische Eigenschaften 33 f.
— , Darstellung 30 f.
— , elektrolytische Darstellung 32.
— , selektive Strahlung 162.
Wolframmineralien 27.
Wolframit 27.
Wolframocker 27.
Wolframoxychlorid 37 ff .
Wolframsaure , Darstellung aus den
Erzen 29.
— , Reduktion zu Metall 30.
Wolframsaureglyzerinester 46.
Wolframsaurehydrat 30.
Wolframtrioxyd 30.
Wotanlampe 60.
Wotanfokuslampe 178.
Wulfenit 33.
Yttrotantalit 12.
Zerstaubung der Leuchtkorper 9.
140. 155 ff.
Zundstrom 163 f.
Nachtrag zu Seite 151.
Die egalisierende Wirkung der Halogengase scheint, entgegen
'den Angaben von Dr. Skaupy, tatsachlich zu bestehen.
Dieser Umstand ist patentrechtlich fur die Halogenfullungs-
Hochkerzenlampen von grofier Wichtigkeit, da damit die Erklarung
der gunstigen Wirkung der Halogengasfiillung, welche Lederer in
dem D. R. P. 181967 gegeben hat, zu Recht besteht, wodurch um so
mehr das erwahnte Patent als neuheitsschadlich fur alle spateren
Halogenfiillungspatente zu betrachten ist.
Berichtigungen.
Auf Seite 131, Zeile 28, ist D. R. P. 179526 statt 191788 zu
setzen.
Im Sachregister ist bei „ Wolfram, Warmziehen von" S. 72 statt
S. 52 zu setzen.
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