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Full text of "Die Fauna südwest-Australiens. Ergebnisse der Hamburger südwest-australischen Forschungsreise 1905"

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Die 


Fauna  Südwest-Australiens 

Ergebnisse  der  Hamburger 
Südwest-australischen  Forschungsreise  1905 

herausgegeben  von 
Prof.  Dr.  W.  Michaelsen  und  Dr.  R.  Hartmeyer 


Band  III,  Lieferung  6—10. 


Inhalt: 

Lief.    6.    Myriopoda  exkl.  Scolopendridae  von  Dr,  Carl  Graf  Attems, 

Wien. 
Lief.    7.    Serphidae  und  Evaniidae  von  Prof.  Dr.  J.  J.  Kieffer,  Bitsch 

in  Lothringen. 
Lief.    8.    Actiniaria  von  Ester  Lager,  Stockholm. 
Lief.    9.    Phyllopoda  von  Dr.  E.  Wolf,  Frankfurt  a.  M. 
Lief.  10.    Tetraxonida,  2.  Teil,  von  Dr.  Ernst  Hentschel,  Hamburg. 


Mit  210  Abbildungen  im  Text 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena 
1911 


Verlag  toii  OttstaT  Fischer  in  Jena. 


Der  Aufbau  der  Skeletteile 

in  den  freien  Gliedmaßen  der  Wirbeltiere. 
Untersuchungen  an  urodelen  Amphibien. 

Von 

Dr.  H.  von  Eggeling, 

o.  Professor  und  Prosektor  an  der  anatoni.  Anstalt  der  Universität  Jena. 

Mit  3  lithographischen  Tafeln,  147  Figuren  im  Texte. 
1911.    Preis:  16  Mark. 


Plasma  und  Zelle 

Eine  allgemeine  Anatomie  der  lebendigen  Masse 

Bearbeitet  von 

Prof.  Dr.  Martin  Heidenhain 

in  Tübing-en 

Erste  Lieferung:  Die  Grundlagen  des  mikrostcopischen  Anatomie,  die  Kerne, 
die  Zentren  und  die  Granulalehre. 

Mit  276  teilweise  farbigen  Abbildungen  im  Text.     1907. 

Preis:  20  Mark,  geb.  21  Mark  50  Pf.,  für  Abnehmer  des  „Handbuchs  der  Anatomie": 
16  Mark,  geb.  17  Mark  20  Pf. 

(Bildet  zugleich  die  14.  Lieferung  des  „Handbuchs  der  Anatomie  des  Menschen", 
herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Karl  von  Bardeleben.) 

Zweite  Lieferung:    Die    kontraktile    Substanz,    die    nervöse    Substanz,    die 
Fadengerüstlehre  und  ihre  Objekte. 

Mit  1  lithographischen  Tafel  und  395  teilweise  farbigen  Abbildungen  im  Text.    1911. 

Preis:  23  Mark,  geb.  24  31ark  50  Pf.,  für  Abnehmer  des  „Handbuchs  der  Anatomie": 
19  Mark,  geb.  20  Mark  50  Pf. 

(Bildet  zugleich  die  19.  Lieferung  des  „Handbuchs  der  Anatomie  des  Menschen", 
herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Karl  von  Bardeleben.) 


Beiträge  zur  Naturgeschichte 
des  Menschen. 

Von 

Dr.  Hans  Friedenthal, 

Nicolasse  bei  Berlin. 

1.  Lieferung:  Das  Wollhaarkleid  des  Menschen.  Mit  7  farbigen  und  3  schwarzen 
Tafeln.     1908.  Preis:  10  Mark. 

2.  Lieferung :  Das  Dauerhaarkleid  des  Menschen.  Mit  6  farbigen  und  7  schwarzen 
Tafeln.    1909.  Preis:  20  Mark. 

3.  Lieferung:  Geschlechts-  und  Rassenunterschiede  der  Behaarung,  Haaranomalien 
und  Haarparasiten.     Mit  9  farbigen  und  4  schwarzen  Tafeln.     1909. 

Preis:  20  Mark. 

4.  Lieferung :  Entwicklung,  Bau  und  Entstehung  der  Haare.  Literatur  über  Be- 
haarung.   Atlas  von  Menschenhaaren  in  7  farbigen  Tafeln.    1909.    Preis:  15  Mark. 

Lieferung  1  bis  4  in  einen  Band  gebunden.    Preis:  70  Mark. 

5.  Lieferung:  Sondcrforuien  der  menschlichen  Lcibesbilduug.  Ein  Beitrag  zur 
vergleichenden  Formenlehre  der  mensclilichen  Gestalt.  Mit  9  farbigen  und 
schwarzen  Tafeln  und  zahlreichen  Textabbildungen.     1910.  Preis:  35  Mark. 

Illustrierter  Prospekt  kostenfrei. 
In   einem   prachtvoll   gedruckten    und    so   herrlich    ausgestatteten   Werke,    wie 
es  den  besten  wissenschaftlichen  Publikationen  sonst  nicht  beschieden  ist,  bietet  Herr 
Friedenthal   uns  seine  physiologischen  Gedanken   über  die   Stellung  des  Menschen 
als  Lebewesen  dar. 

Pinkus  in  der  Naturw.  Rundschau  (verschiedene  Nummern). 


Die 

Fauna  Südwest-Australiens. 

Ergebnisse  der  Hamburger 
Südwest-australischen  Forschungsreise  1905 

herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  W.  Michaelsen  und  Dr.  R.  Hartmeyer. 
^^^=  Band  Hl,  Lieferung  6.  ^i^^ 

[^  Myriopoda 

i:^  exkl.  Scolopendridae 

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Dr.  Carl  Graf  Alterns 

(Wien). 
Mit  110  Abbildungen  im  Text. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 
1911. 


Alle  Rechte  vorbehalten. 


Die  vorliegende  Abhaiullung  beruht  auf  der  Untersuchung  der  von 
W.  Michaelsen  und  R.  Hartmeyer  in  Südwest-Australien  gesammelten 
Myriopoden  mit  Ausnahme  der  Scolopendrideu,  die  von  K.  Kraepelin 
(Hamburg)^)  bearbeitet  wurden. 

Eine  faunistische  Arbeit  beginnt  gewöhnlich  mit  einem  Rückblick  auf 
das  bisher  aus  dem  Gebiet  Bekannte.  Nun,  in  unserem  Falle  kann  dieser 
Rückblick  ein  sehr  kurzer  sein,  da  von  dort  an  Myriopoden  bisher  so  gut 
wie  nichts  vorlag.  In  ganz  West-Australien  wurden  bisher  einzig  nur  die 
2  Chilopoden  Henicops  dentatus  Poe.  und  Eiirytion  concolor  (Gerv.)  ge- 
funden. Australien  ist  überhaupt  der  in  bezug  auf  seine  Myriopodenfauna 
am  schlechtesten  erforschte  Kontinent,  der  bisher  noch  in  keinem  Teile 
systematisch  auf  seine  Myriopoden  hin  durchsucht  wurde.  Alle  bisher 
angeführten  Arten  wurden  nur  so  nebenbei  gefunden,  und  die  diesbezüg- 
lichen Angaben  sind  w'eit  in  der  Literatur  verstreut.  Sie  stammen,  mit  Aus- 
nahme der  2  oben  erwähnten  in  Perth  gefundenen  Arten,  alle  aus  Süd- 
Australien,  Queensland,  Neu-Süd- Wales  und  Victoria,  die  meisten  aus  Queens- 
land. Es  sind  etwas  über  50  Arten,  von  denen  aber  ein  großer  Teil  noch 
zu  den  sehr  zweifelhaften  Arten,  deren  generische  Zugehörigkeit  oft  nicht 
einmal  sicher  erkennbar  ist,  gehört.  Es  kann  nach  dem  Gesagten  nicht 
wunder  nehmen,  daß  das  bei  der  südwest-australischen  Forschungsreise  ge- 
sammelte Material  überwiegend  neue  Formen  enthält.  Ich  gebe  zunächst 
eine  Liste  des  gesamten  Materials  einschließlich  der  von  Kraepelin  bear- 
beiteten  und  in   der  zitierten  Abhandlung  veröffentlichten  Scolopendrideu. 

Scutigeridae : 

AUothereua  maculata  Newp. 
TAthobiidae: 

Lamyctes  fulvicornis  Mein. 
„         africana  Po  rat. 
Henicops  oligotarsus  u.  sp. 
Bicltelohius  flavens  n.  sp. 
Scolo2)endridae : 

Cryptops  Haasei  Att. 

australis  Newp. 


1)  K.  Kraepelin,  Scolopendridae.  In:  Die  Fauna  Südwest- Australiens  II,  Lief.  8,  1908. 

10* 


148  Carl  Graf  Attems, 

Ethmostigmus  ruhripes  (Brdt.) 
Colohopleurus  inopinatus  (n.  sp.)  Krpln. 
Cormocephalus  Michaelseni  (n.  sp.)  Krpln. 

„  Turneri  Poe.  u.  var.  yalgooensis  (ii.  v.)  Krpln. 

„  aurantiipes  (Newp.) 

„  distinguendus  Haase 

„  Harlmeyeri  (d.  sp.)  Krpln. 

„  strigosus  (u.  sp.)  Krpln. 

Hemicormocephalus  novae  hoUandiae  (n.  sp.)  Krpln. 
Scolopendra  morsitans  L. 

Scolopendra   laeta   Haase   var.  viridis  (n.  v.)  Krpln. 
„  „  „  „     fasciata  (u.  v.)  Krpln. 

„  „  „  „     flavipes  (n.  v.)  Krpln. 

Geophilidae : 

Lamnonyx  tahitiensis  Wood. 
Orphnaeus  hrevilabiaius  Newp. 
Geophilus  Hartmeyeri  n.  sp. 
Eurytion  incisunguis  n.  sp. 
„         sitocola  (Attems) 
Polygonarea  imparata  u.  sp. 

„  repanda  muUipes  n.  sp.  n.  subsp. 

„  „        conifera  n.  sp.  u.  subsp. 

Syniphyla: 

Scutigerella  indecisa  n.  sp. 
Pselaphognata : 

Monographis  SchuUzei  Att. 
jPo  lydesniidae : 

Antichiropus  variahilis  ingens  n.  sp.  n.  subsp. 
„  „  nanus  n.  sp.  n.  subsp. 

„  minimus  n.  sp. 

„  Whistleri  n.  sp. 

„  monacanthus  n.  sp. 

„  fossuUfrons  n.  sp. 

„  sulcatus  n.  sp. 

Orthomorpha  triaina  n.  sp. 
Sphaerotrichopius  ramosus  n.  sp. 
Canibalidae: 

Podykipus  coUinus  n.  sp. 

„  leptoiuloides  n.  sp. 

Dinocambala  ingens  n.  sp. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae.  149 

Atehnmistix  aUmnycnsis  n.  sp. 

„  nigrescens  n.  sp. 

Samichus  decoratus  n.  sp. 

Colobof/natha : 

OrsilocJius  Michaelseni  n.  sp. 
Siphonotus  flavomarginatus  n.  sp. 

Wie  wir  sehen,  sind  von  45  Formen  nicht  weniger  als  30  neu,  und 
zwar  von  26  Chilopoden  sind  13,  der  einzige  Symphyle  und  von  18  Diplo- 
poden 17  neu.  Es  wurden  auch  7  neue  Gattungen  aufgestellt,  eine  aus 
den  Chilopoden  {Dichelohius,  zu  den  interessanten  und  noch  wenig  gekannten 
Anopsobiiden  gehörig),  und  6  aus  den  Diplopoden  (2  Polydesmiden :  Anti- 
chiropus  und  Sphaerotrichojms,  und  4  Cambaliden :  Fodyhipus,  Dinocambaln, 
Atelomastix  und  Samichus). 

Über  die  von  mir  untersuchten  Myriopoden  (also  Myriopoden  exkl.  der 
Scolopendriden)  sind  folgende  faunistischen  Angaben  zu  machen. 

Von  den  7  bereits  von  früher  her  bekannten  Arten  wurden  2  schon 
in  Australien  gefunden:  Allothereua  maculata  Newp.  und  Lamnonyx  iahi- 
tiensis  (Wood.).  Orphnaeus  brevilahiatus  ist  in  den  Tropen  sehr  weit  ver- 
breitet, und  sein  Vorkommen  hier  fast  selbstverständlich.  Euryüon  sitocola 
Att.  war  aus  Neuseeland  beschrieben.  Lamyctes  fulvicornis  Mein,  ist  ein 
halber  Kosmopolit,  aus  Europa  und  Afrika  bekannt.  Weitaus  am  inter- 
essantesten ist  das  Vorkommen  von  Lamyctes  africana  Por.  und  Mono- 
graphis  Schultzei  Att.,  die  bisher  nur  aus  Süd-  und  West-Afrika  bekannt 
waren.  Ich  erinnere  an  das,  was  Kraepelin  über  den  Zusammenhang 
der  Südwest-australischen  und  süd-afrikanischen  Fauna  gelegentlich  seiner 
Bearbeitung  der  Scolopendriden  gesagt  hat. 

Von  den  Diplopoden,  den  in  zoogeographischer  Hinsicht  weitaus 
wichtigeren  Formen,  sind  alle  mit  Ausnahme  der  eben  erwähnten  Mono- 
grapMs  neu.  Davon  gehört  die  neue  Gattung  Antichiropus  mit  6  Formen 
zu  den  über  die  ganze  Erde  verbreiteten  Strongylosomen,  Sphacrolrichopus 
zu  den  übrigens  noch  nicht  genau  genug  gekannten  Trachelodesmiden,  die 
in  Neu-Seeland,  Süd-Amerika  und  Afrika  leben.  Die  Cambaliden,  von  denen 
unsere  Sammlung  6  Arten  mit  4  neuen  Gattungen  enthält,  haben  in  dem 
indisch-australisch-polynesischen  Gebiet  ihre  Hauptverbreitung,  und  ihr 
Vorkommen  stimmt  somit  nur  mit  unseren  Erwartungen  überein.  Die 
einzige  bisher  bekannte  Art  von  Orsiloclms  lebt  auf  den  Seychellen.  Von 
Siphonotus  wurde  eine  andere  Art  schon  aus  Victoria  beschrieben. 

Sehr  bemerkenswert  scheint  mir  das  Fehlen  eines  jeden  Spiroboliden 
und  Sphaerotheriden  in  der  Sammlung.  Diese  großen,  auffälligen  Formen 
fallen   den  Sammlern   sonst  immer  zuerst  in  die  Hände,  und  sie  scheinen 


]^50  Carl  Graf  Attems, 

in  den  von  den  Herren  Michaelsen  und  Hartmeyer  durchreisten  Ge- 
bieten ganz  zu  fehlen,  sonst  wären  sie  ihnen  gewiß  nicht  entgangen.  Aus 
dem  Osten  Australiens,  insbesondere  aus  Queensland,  kennen  wir  von 
beiden  Grui)pen  eine  Reihe  von  Vertretern. 

Das  ist,  mit  Rücksicht  auf  unsere  noch  gänzlich  mangelhaften  Kennt- 
nisse von  der  übrigen  australischen  Myriopodenfauna,  so  ziemlich  alles, 
was  über  die  Liste  der  von  der  Südwest  -  australischen  Expedition  mit- 
gebrachten Myriopoden  zu  sagen  ist. 

Scutigeridae. 

Allothereua  macufata  Newp. 
Fundiiotizen :  Station  107,  Subiaco,  südlich;  Station  109,  Su- 
b  i  a  c  0 ,  nördlich;  Station  116,  E  a  s  t  F  r  e  m  a  n  1 1  e ;  Station  129,  J  a  r  r  a  h  - 
dale;  Station  136,  Harvey;  Station  137,  Collie;  Station  142,  Bun- 
bury;  Koll.  J.  M.  Whistler,  Brancaster  im  Upper  Black wood 
district;  Station  144,  Bridgetown;  Station  145,  Donnybrook; 
Station  146,  Boyanup;  Station  150,  Yalliugup;  Station  167,  South 
A 1  b  a  n  y. 

Lithobiidae 

Lamyctes  fulvicornis  Mein. 
Fuiidiiotizeii :    Station   70,   Day   Dawn;   Station    101,   Mundaring 
W  e  i  r  ;  Station  133,  P  i  n  j  a  r  r  a ;  Station  1 55,  Y  o  r  k ;  Station  156,  B  e  v  e  r  1  e  y. 

Lamyctes  africana  Pocock. 
Fundiiotizen  :  Station  93,  K  a  1  g  o  o  r  1  i  e  ;  Station  145,  Donnybrook; 
Station  160,  Cranbrook:  Station  165,  Albany. 

Henicops  oligotarsus  n.  sp. 

Farbe:  Rücken  lichter  oder  dunkler  kastanienbraun,  mit  einer  sehr  un- 
deutlichen, schwärzlichen,  mittleren  Längsbinde;  Bauch,  Kieferfüße  und 
Antennen  rötlichgelb.     Beine  blaßgelb. 

Jederseits  1  großer  Ocellus,  Antennen  33 — 35-gliedrig,  3  +  3  kleine, 
spitze  Kieferfußhüftzähne,  von  denen  der  äußere  jeder  Seite  etwas  w^eiter 
vom  mittleren  abgerückt  ist  als  dieser  vom  inneren. 

Rückenschilde  glatt,  mit  winzigen  Härchen  an  den  Rändern,  fast  nackt. 
Hinterrand  des  5.  Schildes  unmerklich,  der  des  6.  sehr  seicht  eingebuchtet. 
7.  Schild  mit  großen,  breiten,  stumpfen  Eckzähnen,  8.  hinten  fast  gerade, 
9.,  11.,  13.  mit  großen  Eckzähnen,  die  beim  ?  etwas  spitzer  als  beim  c^ 
sind,  12.  und  14.  ziemlich  tief,  gleichmäßig  eingebuchtet,  15.  Glied  nur  sehr 
seicht  eingebuchtet. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae.  15X 

Ventralplatteii  zerstreut  beborstet,  die  Borsten  lang. 

Zahl  der  runden  Httftporen  bis  4,  6,  6,  6. 

1.  bis  13.  Beinpaar  mit  3-gliedrigeni  Tarsus ;  Tarsus  des  14.  Beinpaares 
4-gliedrig,  des  15.  Paares  ö-gliedrig.  1.  bis  14.  Beinpaar  mit  einer  dornigen 
Verlängerung  am  Ende  der  Tibia,  außen.  Beide  Nebenkrallen  der  Beine 
gut  entwickelt,  aber  doch  merklich  kleiner  als  die  Hauptkralle. 

Die  Beine  sind  reichlich  beborstet,  die  Borsten  zum  Teil  sehr  kräftig. 

?  mit  2  -\-  2  Genitalsporen,  die  inneren  viel  kleiner  als  die  äußeren. 
Genitalklaue  einfach. 

Fundnotizen :  Station  98,  Wooroloo;  Station  99,  Lion  Mill;  Station 
101,  Mundaring  Weir;  Station  116,  East  Fremantle;  Station  129, 
Jarrahdale;  Station  139,  Brunswick;  Station  144,  Bridgetown; 
Station  146,  Boyanup;  Station  152,  Gooseberry  Hill;  Station  156, 
Beverley;  Station  165,  Albany. 

Bemerkungen:  Die  Zahl  der  Tarsalglieder  des  14.  und  15.  Beinpaares 
unterscheidet  diese  Art  von  allen  übrigen  Arten,  die  an  den  genannten 
Beinpaaren  6  Tarsalglieder  haben. 

DicheloMus  nov.  gen. 

Ocellen  fehlen.     Antennen  mit  wenigen  (bisher  17)  Gliedern. 
Oberlippe   frei,   tief  eingebuchtet,   mit   einem  Zahn  in  der  Bucht,   die 
Seitenteile  mit  Borstenbäumchen. 

1.  Maxille:  Ventralplatte  sehr  klein,  die  Hüften  getrennt,  mit  beborstetem 
Innenfortsatz,  2.  und  3.  (=  End-)  Glied  nur  sehr  undeutlich  geschieden ; 
das  3.  (=  End-)  Glied  mit  einfachen  Borsten  und  Borstenbäumchen. 

2.  Maxille:  Ventralplatte  und  Hüften  ganz  verwachsen.  Außer  der 
Hüfte  noch  3  freie  Glieder  vorhanden,  von  denen  das  erste  aus  zweien 
verschmolzen  sein  dürfte.  Endglied  mit  einfachen  Borsten  und  Borsten- 
bäumchen, die  Kralle  dreiteilig. 

Basalschild  ein  sehr  schmaler  Querstreifen.  Ventralteil  des  Kieferfuß- 
segments zwischen  Hüften  der  Kieferfüße  und  Ventralplatte  des  ersten 
beintragenden  Segments  frei  sichtbar.  Kieferfüße  in  ihrer  Gliederung  wie 
bei  Henicopidae  (außer  den  Hüften  4  freie  Glieder,  Tarsus  und  Unguium 
nicht  getrennt).     Vorderrand  der  Hüften  mit  mehreren  Zähnen. 

Rückenschilde  ohne  Zähne  in  den  Hinterecken. 

Stigmen  auf  den  Segmenten  3,  10,  12. 

Tarsus  1—13  1-gliedrig,  14—15  2-gliedrig.  Hüfte  der  2  letzten  Bein- 
paare mit  1  Porus.  5.  Glied  der  1. — 11.  Beinpaare  mit  spitzem  Fortsatz. 
Jedes  Bein  mit  2  sehr  kleinen  Nebenkrallen.  Hüften  des  15.  Beinpaares 
mit  langem,  spitzem,  beborstetem  Fortsatz.  2.  Glied  des  15.  Paares  mit 
sehr  kleinem,  3.  Glied  des  14.  und  15.  Paares  mit  großem  Dorn. 


]^52  Carl  Graf  Attems, 

Genitalanhänge  des  6  aus  einer  Platte,  der  zwei  3-gliedrige  Stummel  auf- 
sitzen, bestellend;  die  Platte  dürfte  das  Verwachsungsprodukt  der  Basal- 
glieder vorstellen.     Endglied  in  eine  lange  dünne  Spitze  auslaufend. 

Genitalanhänge  des  $  3-gliedrig,  mit  1  -h  1  Genitalsporen. 

In  Bronns  Klassen  und  Ordnungen  teilt  Verhoeff  die  Lithobiidae 
in  2  Subfamilien :  Anopsohiinae  und  Lithobiinne,  letztere  in  2  Tribus :  Heni- 
copini  und  Lithobiini,  als  deren  Autor  er  sich  nennt,  was,  wie  ich  schon 
ausgeführt  habe  ^),  unberechtigt  ist.  Aber  auch  die  Stellung,  die  er  Ano- 
psohius  anweist,  fußend  auf  Silvestris  Angaben  in  der  Fauna  Chilensis, 
nicht  auf  eigenen  Untersuchungen,  ist  meiner  Ansicht  nach  unrichtig.  Man 
könnte  viel  eher  Silvestri,  dem  einzigen,  der  bisher  Vertreter  der  Anopso- 
hiinae beschrieben  hat,  beistimmen,  wenn  er  Anopsohius  und  Catanopsohius 
zu  den  Henicopidae  stellt,  denn  die  Verwandtschaft  mit  letzteren  zeigt  sich 
in  vielen  Punkten,  und  eine  scharfe  Gegenüberstellung  der  2  Gattungen 
Anopsohius  und  Catanopsohius  und  aller  anderen  Lithobiiden  ist  durch 
nichts  gerechtfertigt.  Ein  paar  Merkmale,  die  Verhoeff  dafür  anführt, 
beruhen  auf  Angaben  Silvestris,  die  wohl  falsch  sein  dürften,  wie  das 
Fehlen  des  Trochanters  an  den  Laufbeinen,  das  Getrenntbleiben  von  Tarsus 
und  Unguium  an  den  Kieferfüßen  etc.  Ich  habe  Catanopsohius  Silv.  zwar 
nicht  selbst  untersucht,  dessen  Beschreibung  und  Abbildungen  in  der 
Fauna  Chilensis  Verhoeff  zur  Grundlage  dienten,  aber  da  Silvestri 
selbst  bei  einer  zweiten  Besprechung  dieser  Gattung  2)  nichts  von  diesen 
merkwürdigen  Eigenschaften  mehr  erwähnt,  im  Gegenteile  sagt:  „characteres 
ceteri  ut  in  genere  Anopsohius  Silv.",  wo  er  eben  nichts  davon  erwähnt, 
und  die  hier  beschriebene  nahe  verwandte  Gattung  auch  ganz  normale 
Laufbeine  und  Kieferfüße  hat,  so  werden  wir  wohl  annehmen  können,  daß 
Silvestris  Angaben  in  der  Fauna  Chilensis  zu  den  vielen  ihm  zur  Last 
fallenden  Corrigendis  gehören. 

Noch  richtiger  aber,  als  die  Gattungen  Anopsohius  etc.,  einfach  wie 
Silvestri  es  tut,  zu  den  Henicopidae  zu  ziehen,  scheint  es  mir,  3  ganz 
gleichwertige  Gruppen  zu  machen,  Lithohünae,  Anopsohiinae  und  Henicopinae, 
von  denen  die  Anopsohiinae  eine  Mittelstellung  einnehmen.  Das  Fehlen 
der  Stigmen  auf  dem  L  Rumpfsegment  und  den  Besitz  wenigstens  einzelner 
Dornen  auf  den  letzten  Beinpaaren  haben  sie  mit  den  Lithohünae,  die  frei 
sichtbare  Ventralplatte   des  Kieferfußsegments,   die   mehr  als  2-gliedrigen 


1)  Attems,  Myr.  in:   Schultzes  Forschungsreise  in   Süd-Afrika,   1909,  p.  7;  Jen. 
Denkschr.,  Bd.  XIV. 

2)  Silvestri,   Contrih.  conosc.  Chilop.  III:    Descr.   di   alcuni  gencri  di  Henicopidae, 
Portici,  1909. 


Myriopoda  exkl.  öcolopendridae.  \q}] 

männlichen  Genitalanhänge,  den  Fortsatz  auf  dem  5.  Glied  gewisser  Bein- 
paare und  die  Analdrüsen  der  Erwachsenen  mit  den  Henicopinae  gemeinsam. 
Im  nachfolgenden  gebe  ich  eine  kurze  Zusammenstellung  der  wichtigsten 
die  3  Familien  kennzeichnenden  Charaktere: 

Farn.  Hetiicopidae, 

12.  bis  15.  oder  11.  bis  15.  Beinpaar  mit  Hüftdrüsen. 

19  bis  über  40  Antennenglieder. 

Ocellen  in  geringer  Zahl  (1—3)  vorhanden  oder  fehlend. 

Stigmen  auf  den  Segmenten  1,  3,  5,  8,  10.  12,  14.  (Bei  Esastigmatohius 
auf  dem  1.  Segment  jedoch  fehlend.) 

Ventralteil  des  Kieferfußsegments  gut  chitinisiert  und  frei  sichtbar. 

Analdrüsen  bei  Erwachsenen  vorhanden. 

Beine  nur  mit  Haaren,  ohne  Dornen. 

Tarsen  des  1.  bis  13.  Beinpaares  1— 3-gliedrig,  Tarsen  des  14.  und 
15.  Beinpaares  1— 6-gliedrig,  2.  Tarsalglied  des  15.  Beinpaares  manchmal 
in  viele  sekundäre  Glieder  aufgelöst. 

Am  Ende  des  5.  Gliedes  des  1.  bis  12.,  13.  oder  14.  Beinpaares  ein 
spitzer  Fortsatz. 

Genitalanhänge  des  d"  4-gliedrig. 

Faul.  Anopsohiinae. 

14.  und  15.  Beinpaar  mit  Hüftdrüsen. 

Antennen  13— 17-gliedrig. 

Keine  Ocellen. 

Stigmen  auf  den  Segmenten  3,  10  oder  3,  10,  12  oder  3,  5,  8,  10,  12,  14. 

Ventralteil  des  Kieferfußsegments  gut  chitinisiert  und  frei  sichtbar. 

Analdrüsen  bei  Erwachsenen  vorhanden. 

3.  Glied  des  14.  und  15.  Beinpaares  oft  mit  einem  starken  Dorn, 
manchmal  auch  das  2.  Glied  des  15.  Beinpaares  mit  kleinem  Dorn,  die 
übrigen  Glieder  nur  beborstet.    Hüfte  der  Analbeine  mit  spitzem  Fortsatz. 

Tarsus  des  1.  bis  12.  Beinpaares  1-gliedrig,  des  13.  bis  15.  Paares 
1— 2-gliedrig.  Am  Ende  des  5.  Gliedes  des  1.  bis  11.  oder  12.  Beiupaares 
ein  spitzer  Fortsatz. 

Genitalanhänge  des  (S  3— 4-gliedrig,  in  eine  lange  dünne  Spitze  aus- 
laufend. Genitalanhänge  des  ?  3-gliedrig,  mit  kurzer,  kegeliger  Kralle 
endigend. 

Die   bisher   bekannten  Gattungen   unterscheiden   sich  folgendermaßen : 

Alle  Tarsen  1-gliedrig,   3.  Glied   der  Analbeine  ohne  Dorn ;   Stigmen   nur 

auf  den  Segmenten  3,  10 Catanopsobius  Silv. 


154 


Carl  Graf  Attems, 


13.,  14,  15.  oder  14.,  15.  Beinpaar  mit  2-glie(lrigem  Tarsus.  3.  Glied 
der  Aualbeine  mit  einem  großen  Dorn.   Stigmen  auf  wenigstens  3  Segmenten : 

Stigmen  auf  den  Segmenten  3,  5,  8,  10,  12,  14.  Tarsus  des  13.  Bein- 
paares 2-gliedrig Anojisohius  Silv. 

Stigmen  auf  den  Segmenten  3,  10,  12.  Tarsus  des  13.  Beinpaares 
1-gliedrig Dichelobius  n.  gen. 

Farn.  Lithobiidae. 

12.  bis  15.  oder  11.  bis  15.  Beinpaar  mit  Hüftdrüsen. 

19  bis  sehr  zahlreiche  Antennenglieder. 

Ocellen  vorhanden  oder  fehlend. 

Stigmen  auf  den  Segmenten  3,  5,  8,  10,  12,  14. 

Ventralteil  des  Kieferfußsegments  schwach  chitinisiert  und  von  unten 
her  nicht  sichtbar. 

Analdrüsen  bei  Erwachsenen  nicht  mehr  vorhanden. 

Alle  Beine  haben  außer  Borsten  auch  Dornen. 

Tarsus  des  1.  bis  12.  Beinpaares  1— 2-gliedrig,  des  13.  bis  15.  Bein- 
paares 2-gliedrig. 

Am  Ende  des  5.  Gliedes  der  Beine  kein  spitzer  Fortsatz. 

Genitalanhänge  des  S  1 — 2-gliedrig. 

Dichelobius  flavetis  ii.  sp. 

P^arbe  strohgelb. 

Länge  des  Rumpfes  5  mm. 

Kopfschild    (Fig.   1)    vorn    verschmälert;    sehr    zerstreut   langborstig; 


Fiü-.  1. 


Fig.  2. 


Fig.  1.     I).  flu  venu  n.  sp.,  Kopfschiid  des  (j';  ^-/j 
Fig.  2.     Beide  Maxillenpaare  des  c?;  '"/i- 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


155 


Ocellen  felileu ;  Aiiteimeii  17-gliediig,  kurz,  in  der  natürlichen  Haltung 
nicht  bis  zum  Hinterrand  des  1.  Rückenschildes  reichend,  reichlich  be- 
borstet, die  Borsten  lang. 

1.  Maxille  (Fig.  2,  o).  Die  Ventralplatte  (v^)  ist  sehr  klein;  die 
Hüften  (c)  sind  voneinander  getrennt  und  hängen  nur  ganz  an  der  Basis 
schwach  miteinander  zusammen ;  jede  trägt  einen  abgestumpften,  am  Ende 
mit  einigen  Borsten  besetzten  Innenfortsatz  (cf).  Das  2.  und  3.  Glied 
sind  nur  unvollkommen  und  sehr  undeutlich  voneinander  getrennt.  Das 
3.  (End-)  Glied  trägt  eine  Anzahl  schwach  gekrümmter,  spitzer,  einfacher 
Dornen  an  der  Medialseite  und  mehr  gegen  das  Ende  zu  einige  der  be- 
kannten pinsel-  oder  bäumchenförmigen  Gebilde. 


Fig.  5. 

Fig.  3.    Hälfte  der  1.  Maxille 

des  d;  '"/,• 

Fig.  4.  Endglied  der  2.  Maxille 
des  ?;  i'V,. 

Fig.  5.    Oberlippe  des'^;  ''%. 


Fig.  3. 


Fig.  4. 


2.  Maxille  (Fig.  2).  Ventralplatte  (vg)  und  Hüften  (c)  sind  zu  einem 
Stück  (v2  +  c)  verwachsen,  dessen  Eudrand  in  der  Mitte  eine  tiefe,  halb- 
runde Kerbe  hat.  Das  folgende  lange  Stück  ist  nach  Analogie  mit  anderen 
Formen,  z.  B.  Lamydes  simiata  Poe,  als  Verwachsungsprodukt  vom  2. 
und  3.  Glied  aufzufassen,  dann  folgt  ein  kurzes  zylindrisches  Glied  und 
hierauf  das  Endglied  (Fig.  4),  das  wieder  außer  den  gewöhnlichen  einfachen 
Borsten  eine  Anzahl  der  gefiederten  Borstengebilde  trägt.  Die  Kralle  ist 
3-teilig,  2  Spitzen  und  ein  abgerundeter  Lappen. 

Die  Oberlippe  (Fig.  5)  ist  wie  bei  den  verwandten  Gattungen  tief  ein- 
gebuchtet, mit  einem  kräftigen  Kegelzahn  in  der  Bucht,  die  Seitenteile  mit 
den  gefiederten  Borsten  besetzt. 

Von  den  miteinander  verwachsenen  Hüften  der  Kieferfüße  (Fig.  6) 
geht  jede  in  einen  ziemlich  langen  Lappen  aus,  der  3—5  (beobachtete 
Zahlen  3  +  3,  4  +  4,  4  +  5)  Zähne  trägt.  Die  ganze  Gliederung  ist  genau 
die  gleiche   wie   bei  den   Henicopidae  und   Lithobiidae,    nämlich  es   sind 


156 


Carl  Graf  Attems, 


außer  den  Hüften  4  Glieder  vorhanden.     Von  einem  Getrenntbleiben  von 
„Tarsus"  und  „Unguium"  ist  keine  Spur. 

Auf  der  Ventralseite  des  Kopfschildes  sieht  man  eine  Leiste,  die  einen 
Winkel  bildet,  in  dem  2  besonders  starke  Borsten  stehen  (Fig.  7). 

Auf  der  Ventralseite  ist  zwischen  Kieferfußhüften  und  Ventralplatte 
des  ersten  Rurapfsegments  die  schmale  Ventralspange  des  Kieferfußsegments 
frei  sichtbar.     Bei  einem  durch  Kalilauge  durchsichtig  gemachten  Präparat 

zeigt  sich  eine  Mediannaht. 
Der  Basalschild,  nämlich  der 
Rückenteil  des  Kieferfußseg- 
ments, ist  dorsal  nur  mit  einem 
ganz  schmalen  Streifen  frei- 
liegend. 

Rückenschilde  zerstreut 
beborstet,  mit  geradem  Hinter- 
rand und  abgerundeten  Hinter- 
eckeu.  Auch  die  Ventral- 
platten sind  schütter  be- 
borstet, nur  die  14.  und  15. 
etwas  reichlicher. 

Die  Stigmen  finden  sich 
auf  den  Segmenten  3,  10 
und  12. 

Die  Beine  sind  schütter 
beborstet,  die  Borsten  relativ 
groß  ■  und  abstehend.  Das 
5.  Glied  des  1.  bis  11.  Paares 
hat  am  Ende  einen  spitzen 
Fortsatz.  Der  Tarsus  des  1. 
bis  13.  Paares  ist  1-gliedrig, 
des  14.  und  15.  Paares  2- 
gliedrig. 

Die  Hüften  des  14.  und 
15.  Beinpaares  haben  je  einen 
runden  Porus.  Das  3.  Glied 
des  14.  Beinpaares  hat  auf  der  Unterseite  fast  am  Ende  einen  starken 
Dorn.  Die  Hüfte  des  15.  Beinpaares  ist  bei  S  und  ?  in  einen  langen 
spitzen,  mit  einigen  Borsten  besetzten  Fortsatz  ausgezogen.  Das  2.  Glied 
hat  einen  sehr  kleinen,  das  3.  Glied  einen  großen,  etwas  gekrümmten 
Dorn  auf  der  Unterseite  (Fig.  8).  Weitere  Doinen  finden  sich  auf 
den  Beinen  nicht.  An  jeder  Seite  der  Endkralle  befindet  sich  eine 
winzige  Nebenkralle. 


Fig.  7. 


Flg.  8. 


Fig.  0.    Kiefertüße  des  (J;  *%. 
Fig.  7.     Medianteil  der  Ventralseite  des  Kopf- 
schildes des  (J;  "Vi- 

Fig.  8.     Bein  des  15.  Paares  vom  ^ ;  ^-z,. 


Myriopoda  exkl.  Scolopeiidridac. 


157 


Genitalanliänge  des  d-  In  der  natürlichen  Rnhelage  ist  die  ganze 
Genitalregion  so  weit  kontrahiert,  daß  man  wenig  davon  sieht;  wenn  man 
das  Tier  jedoch  in  Kalilauge  mazeriert,  stülpt  sich  das  Hinterende  so  weit 
hervor,  daß  man  die  einzelnen  Teile  deutlich  unterscheiden  kann  (Fig.  9). 
Wir  sehen  eine  größere  unpaare  Platte  (6),  der  zwei  S-gliedrige  Stummel 
aufsitzen.  Es  wäre  sehr  naheliegend,  die  Platte  für  die  Ventralplatte  des 
Genitalsegments  und  jeden  Genitalanhang  für  3-gliedrig  zu  halten.  Wenn 
wir  uns  aber  an  Lamydes,  z.  B.  Lamyctes  casianea  Att.,  erinnern,  wo  wir 
2  deutlich  durch  einen  größeren  Zwischenraum  voneinander  geschiedene 
4-gliedrige  Genitalanhänge  konstatiert  haben,  während  bei  anderen  Arten 
der  Gattung  Lamyctes  die  Basalgliedei-  der  Genitalanhänge  medial  bis  zur 
Berührung  einander  genähert  sind,  so  werden  wir  wohl  eher  annehmen 
müssen,  daß  die  in  Rede  stehende  Platte  {h)  unserer  Art  als  Verwachsungs- 
produkt der  beiden  Basalglieder  der  Genitalanhänge  aufzufassen  ist.  Die 
Genitalanhänge  wären   also   ursprünglich   ebenso  wie  sie  es  jetzt  noch  bei 


l/XP 


cxv 


Fig.  10. 

Fig.  9.     Hinterende  des  $  von  der  Ventralseite;  ^^j. 
Fig.  10.    Hinterende  des  5  voQ  der  Ventralseite;  *7i- 

Lamydes  sind,  4-gliedrig  gewesen.  2.  bis  4.  Glied  gleichen  in  ihrer  Form 
ganz  denen  von  Lamydes.  Die  Genitalanhänge  des  $  (Fig.  10)  sind  3-gliedrig, 
das  Endglied  trägt  eine  kurze  kegelförmige  Kralle,  das  Basalglied  einen 
Sporn.  Bei  dem  geringen  mir  zur  Verfügung  stehenden  Material  konnte 
ich  nicht  feststellen,  ob  diese  Einzahl  der  Genitalsporen  etwa  nur  auf 
Jugendstadium  beruht ;  doch  ist  das  untersuchte  $  relativ  groß,  scheint  also 
erwachsen. 

Fuudnotizen :  Station  80,  Eradu;  Station  99,  Lion  Mill;  Station 
129,  Jarrahdale;  Station  145,  Donnybrook;  Station  152,  Goose- 
berry  Hill. 


J58  Carl  Graf  Attems, 


Oeophilidae. 


Lamnonyoc  tahitiensis  Wood. 
Fundiiotizeii :  Station  70,  Tamala  in  Edel -Land;  Station  71, 
N  0  r  d  h  a  m  p  ton;  Station  80,  E  r  a  d  u ;  Station  98,  W  o  o  r  o  1  o  o  ;  Station  99, 
L  i  0  n  M  i  1 1 ;  Station  103,  G  u  i  1  d  f  o  r  d ;  Station  109,  S  n  b  i  a  c  o ,  nördlich; 
Station  110,  East  Freraantle;  Station  123,  Cannington;  Station  129, 
Jarrahdale;  Station  137,  Collie;  Station  142,  Bunbury;  Station  145, 
Donnybrook;  Station  152,  Gooseberry  Hill;  Station  155,  York; 
Station  160,  Cranbrook;    Station  162,  Torbay;   Station  165,  Albany. 

Orphnaeus  brevilabiatus  Newp. 
Fundnotizeii :   Koll.  Dr.  Cunningham,  Helen  River;   Station  152, 
Gooseberry  Hill. 

GeopMlus  Hartmeyeri  n.  sp. 

Farbe  weißlichgelb,  der  Kopfschild  licht  zitronengelb.  Bei  größeren 
Exemplaren  ist  der  Vorder-  und  Hinterrand  der  9.  bis  18.  Ventralplatte 
etwas  dunkler  gelb :  nach  vorn  zu  ist  der  Übergang  ein  ganz  allmählicher. 
Länge  ca.  24  mm.  Zahl  der  Beinpaare  43—59  (resp.  bei  d  und  ?  beob- 
achtet 45 — 57). 

Kopfschild  ein  wenig  breiter  als  lang  (Länge  :  Breite  =  3,8  :  4).  Stirn 
nicht  durch  eine  Furche  abgesetzt.  Antennen  ziemlich  lang  und  schlank; 
die  Glieder  der  basalen  Hälfte  mit  wenigen  langen,  die  der  distalen  Hälfte 
mit  dichtstehenden  kurzen  Borsten,  der  Übergang  ein  allmählicher.  Basal- 
schild  breit,  hinten  bis  an  den  Seitenrand  des  Rumpfes  reichend,  so  daß 
die  Kieferfußpleuren  in  ihrem  hinteren  Teile  von  oben  nicht  sichtbar  sind ; 
nach  vorn  etwas  verengt.     Kein  Präbasalschild  sichtbar. 

Behaarung  des  Rückens  eine  spärliche,  die  Hauptschilde  mit  2,  die 
Zwischenschilde  mit  1  Querreihe  sehr  kleiner  Börstchen. 

Die  Behaarung  der  Ventralseite  ist  relativ  reichlich ;  die  größeren 
Borsten  sind  öfters  in  6—7  Querreihen  angeordnet,  die  kleinen  stehen 
mehr  regellos  dazwischen.  Die  Zwischensegmente  haben  2  Querreihen  von 
Börstchen,  von  denen  die  hintere  die  größeren  Borsten  hat. 

Die  Ventralporen  finden  sich  auf  dem  1.  bis  vorletzten  beintragenden 
Segment.  Sie  stehen  anfangs  in  einem  ziemlich  breiten  Bande  in  der 
Nähe  des  Hinterrandes;  in  der  Gegend  des  15.  Segments  beginnt  dieses 
Band  sich  in  zwei  nebeneinander  liegende  Haufen  aufzulösen,  und  auf  den 
letzten  Segmenten  verschmelzen  beide  Haufen  wieder  mehr  oder  weniger. 
Bei  manchen  Exemplaren  ist  die  polygonale  Felderung  am  Vorderrand  und 


Myriopoda  exkl,  Scolopendridae. 


159 


auf  dem  Streifen  hinter  dem  Porenfeld   auffällig  sichtbar  und  kontrastiert 
mit  dem  ungefelderten  Mittelteil  der  Ventralplatte. 

Endbeinsegment:  Die  Veutralplatte  ist  groß,  breit,  nach  hinten  etwas 
verengt.  Die  Hüftporen  sind  zahlreich,  ca.  24,  und  münden  alle  in  eine 
große,  runde  Grube,  die  halb  unter  der  Ventralplatte  liegt.  Ein  kleines 
Feld  am  Ende  der  Hüfte  und  die  ganzen  Glieder  2^7  sind  auf  der  Unter- 
seite beim  J  dicht  behaart.  Zugleich  sind  die  Endbeine  des  S  merklich 
verdickt.     Endglied  mit  Kralle. 

2  Analporen  vorhanden. 

Kopfschild  und  Clypeus  mit  ziemlich  derber  Pflasterung,  die  aber  in- 
folge der  sehr  blassen  Färbung  wenig  auffällt.  Eine  Clypealarea  ist  nicht 
vorhanden,  Mittelteil  der  Oberlippe  klein,  aber  gut  entwickelt,  gezähnt; 
Seitenteile  in  ihrer  medialen  Hälfte  gefranst,  in  der  lateralen  glatt. 

1.  Maxille  (Fig.  11):  Endglied  und  Innenlade  mit  je  einer  größeren 
Borste  (bei  linearis  sind 
mehrere  solcher  vorhan- 
den). Hüften  ganz  ohne 
Tasterlappen ;  2.  Glied 
mit  winzigen,  fein  behaar- 
ten, runden  Läppchen. 

Hüften  der  2.  Maxille 
ganz  verwachsen,  der  ge- 
meinsame Endrand  einen 
flachen  Bogen  bildend. 
Vorletztes  Glied  ohne 
größere  Borsten,  letztes 
Glied  mit  einigen  starken 
Borsten ;  Endkralle  kurz, 
gerade,  einfach. 

Die  Kieferfüße  (Fig. 
12)  reichen  geschlossen 
nicht  ganz  bis  zum  Stirn- 
rand. Die  Chitinlinien  sind  vollständig;  die  Krallen  sind  innen  glatt  und 
haben  einen  kleinen,  stumpfen  Basalzahn ;  sonstige  Zahnbildungen  kommen 
an  den  Kieferfüßen  nicht  vor.  Die  Beborstung  der  Kieferfüße  ist  eine 
sehr  spärliche. 

Fundnotizen:  Station  5  und  65,  Denham,  am  Ebbestrande  und  auf 
dem  Lande;  Station  80,  Eradu;  Station  165,  Albany. 

Bemerkungen :  Diese  Art  ist  am  nächsten  verwandt  mit  Geoph.  linearis, 
mit  der  sie  manche,  sonst  seltenere  Merkmale  gemeinsam  hat  (den  kurzen, 
breiten  Kopfschild,   die  vollständigen  Chitinlinien).     Sie   unterscheidet  sich 


Fig.  11. 

Fig.  11.     O.  Hartmeyer i   n.   sp. 

des  ?;   ^Vr 

Fig.  12.     Kieferfüße;  i^/,. 


Fig.  12. 
1.  und  2.  Maxille 


160 


Carl  Graf  Attems, 


von  G.  linearis  durcli  die  geringere  Zahl  der  Beinpaai'e  (45—57,  bei 
linearis  73 — 71))  und  durch  die  Form  der  vorderen  Bauchporenfekler,  die 
bei  linearis  in  die  Länge  gestreckt  oder  abgestutzt  kegelig,  hier  querband- 
förmig sind. 

Wenn  Pocock  nicht  wiederholt  angeben  würde,  daß  sein  Geophilus 
laüceps  keine  Hüft])oren  habe,  hätte  ich  vorliegende  Art  für  laficeps  gehalten ; 
so  geht  das  aber  doch  nicht. 


Eurytion  (Steneurytion)  incisunyuis  ii.  sp. 

Farbe  blaß  weißlichgelb,  Kopfschild  kastanienbraun.  Länge  24  mm. 
51  Beinpaare. 

Kopfschild  (Fig.  13)  merklich  länger  als  breit  (=  4 : 3,2),  Vorderrand 
schwach  wellig,  im  ganzen  gerade,  die  Beborstung  spärlich,  keine  Stirn- 
furche.    Die  polygonale  Felderung  derb.    Basalschild  trapezisch,  hinten  so 

breit  wie  der  Kopfschild;  die  Pleuren  der 
Kieferfüße  stoßen  mit  einem  ziemlich  breiten 
Streifen  direkt  an  den  ersten  Rückenschild. 
Kein  Präbasalschild.  Antennen  kurz,  die  ba- 
salen ca.  5  Glieder  mit  wenigen  laugen  Borsten, 
die  Endglieder  dicht  und  kurz  behaart,  der 
Übergang  allmählich.  Clypealarea  klein,  rund, 
mit  3  Borsten,  ihre  Fläche  ohne  polygonale 
Felderung;  der  Rest  des  Clypeus  derb  ge- 
pflastert. 

1.   Maxille:     Der    größte    Teil    der    ver- 
wachsenen   Hüften    mit    grober,    polygonaler 
Felderung ;  Hüften  ohne  Tasterlappen.  2.  Glied 
mit  rudimentären,  fein  bestachelten  Läppchen. 
Innenlade  und  Endglied  mit  einigen  größeren 
Borsten. 
2.  Maxille :  Hüften  durch  eine  schmale  Brücke  verbunden ;  die  Chitin- 
verstärkung neben  der  Drüsenöffnung  kurz.    Inneneck  ohne  Fortsatz,  vor- 
letztes Glied  mit   ein   paar,   letztes  Glied   mit  etwas  zahlreicheren  großen 
Borsten.     Kralle  lang  und  schlank,  gerade  (Fig.  14). 

Kieferfüße  (Fig.  15)  den  Stirnrand  weit  überragend,  das  Ende  des 
Femur  reicht  schon  bis  zum  Stirnrand.  Vorderrand  der  Hüften  mit  2 
lichtbraunen  stumpfen  Zahnlappen,  Femur.  mit  2  großen,  dunkelbraunen 
Zähnen.  Kralle  mit  Basalzahn,  innen  kerbzähnig.  Die  Borsten  der  Hüften 
zahlreicher  und  kürzer,  die  der  anderen  Glieder  spärlich  und  lang.  Keine 
Chitinlinien.  Mitteileil  der  Oberlippe  relativ  groß,  mit  kleinen  Zähncheu. 
Rückenschild  mit  2  Querreihen,  Zwischenschild  mit  1  Querreihe  von  Borsten. 


Fig.  13.  E.  ineisungids 
n.  sp.  Vorderende  des  $  von 
der  Dorsalseite;  *7,- 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


161 


Ventralplatten  langgestreckt,  besonders  die  hinteren,  jede  mit  2  Quer- 
reihen von  je  4  Borsten,  von  denen  die  lateralen  viel  größer  als  die  inneren 
sind. 

Keine  Ventralporen. 

1.  Beinpaar  etwas  schwächer  als  die  folgenden. 

Endbeine:  Ventralplatte  schmal,  Hüften  der  Endbeine  mit  zahlreichen 
großen  Poren  auf  der  ganzen  Fläche,  ihr  Endrand  und  die  Unterseite  der 
Glieder  2—4  dicht   und  \  ._ 


kurz  behaart;  außerdem 
auf  allen  Gliedern  Quirle 
langer  abstehender  Bor- 
sten, besonders  auf  den 
letzten  2  Gliedern.  End- 
glied mit  Kralle.  Anal- 
poren vorhanden. 

Fandnotiz:  Station 
136,  Harvey. 

Bemerkungen :  Von 

E.  sitocola  Att.  unter- 
scheidet sich  diese  Art 
durch  die  größere  Zahl 
der  Beinpaare  (hier  51, 
dort  39),  die  gekerbten 
Klauen  der  Kieferfüße  (bei  sitocola  glatt)  und  die  viel  geringere  Körper- 
größe. 


1.  und  2.  Maxille  des  $;  »V^. 
Kieferfüße  des  $ ;  ^7^. 


Etirytion  sitocola  Att. 
Fundnotiz:  Station  137,  Collie  (1  juv.). 


Polygonarea  iiinpaTata  n.  sp. 

Farbe:  lichter  oder  dunkler  gelb,  Kopfschild  nur  ein  wenig  dunkler, 
bräunlichgelb.     Länge  bis  35  mm.     6  45—51,  $  47 — 55  Beinpaare. 

Kopfschild  lang  (Länge  :  Breite  =  3  :  2),  vorn  im  ganzen  gerade,  ohne 
Stirnfurche,  mit  einigen  langen  Borsten,  derb  gepflastert.  Basalschild 
trapezisch,  mit  4  Borsten,  hinten  so  breit  wie  der  Kopfschild,  die  Kiefer- 
fußpleuren  stoßen  daher  seitlich  mit  einem  ziemlich  breiten  Streifen  an  den 
ersten  Rückenschild,  da  der  Basalschild  nicht  bis  an  den  Seitenrand  reicht. 
Antennen  mäßig  lang,  endwärts  etwas  verdünnt;  die  ersten  7 — 8  Glieder 
mit  wenigen  in  unregelmäßigen  Quirlen  angeordneten  langen  Borsten,  die 
Endglieder  dicht  und  kurz  behaart. 


Die  Fauna  Südwest- Australiens.  III. 


11 


162 


Carl  Gkaf  Attems, 


Clypeus  ebenso  gepflastert  wie  der  Kopfschild,  Clypealarea  wenig  auf- 
fällig, fein  gefeldert,  und  nur  wenig  blasser  als  die  Umgebung,  mit  1—4 
Borsten. 

Die  Kieferfüße  (Fig.  16)  sind  lang  und  überragen  den  Stirnrand  un- 
gefähr um  die  ganze  Länge  des  Endgliedes;  Hüften  mit  feinen,  abgekürzten 
Chitinlinien,  am  Vorderrand  2  kurze,  stumpfe 
Zähne,  die  ganze  Fläche  punktiert  und  beborstet. 
Innenrand  des  Femur  mit  2  sehr  schwachen 
und  nicht  dunkler  gefärbten  Höckerchen,  Kralle 
mit  gut  entwickeltem  Basalzahn,  innen  glatt. 

Mittelteil  der  Oberlippe  zwischen  den  Seiten- 
teilen gelegen,  zwar  von  mittlerer  Größe,  die 
Zähneluug  aber  undeutlich;  die  mediale  Hälfte 
der  Seitenteile  gefranst. 

1.  Maxille:  Ohne  Tasterlappen,  Endglied 
und  Inuenlade  mit  einigen  größeren  Borsten. 
Die  Bildung  der  2.  Maxille  typisch  für  die 
Gattung.  Der  zipfelförmige  Vorsprung  am  Ende 
des  2.  (resp.  3.)  Gliedes  vorhanden. 

Rückenschild  mit  2,  Zwischenschild  mit 
1  Querreihe  von  Börstchen. 

Die  Ventralporen  beginnen  auf  dem  1.  Seg- 
ment, wo  sie  ein  kleines  queres  Feld  einnehmen. 
Vom  2.  Segment  an  ist  das  Feld  größer,  rund 
oder  schwach  queroval,  und  vom  ca.  16.  Segment  an  zerteilt  es  sich  in 
2  nebeneinander  liegende  Haufen,  und  so  bleibt  es  bis  zum  vorletzten 
beintragenden  Segment.  Die  Ventralporen  sind  am  Vorder-  und  Hinter- 
rand und  auf  einem  schmalen  Medianstreifen  deutlich  polygonal  gefeldert; 
der  mediane  Streifen  trennt  zugleich  die  2  Ventralporenfelder.  Im  Gegen- 
satz zu  anderen  Polygonarea-Arten  finden  sich  außer  den  erwähnten  Poren- 
feldern keine  Poren.  Die  Ventralplatten  tragen  zerstreute,  sehr  kleine 
Härchen,  außerdem  jederseits  2  größere  Borsten. 

Endbeinsegment:  Ventralplatte  groß,  breit,  nach  hinten  verengt  und 
ein  Streifen  am  Hinterende  bei  d  und  ?  dicht  und  kurz  behaart.  Die 
Hüftporen  münden  alle  zusammen  in  eine  runde  Grube  neben  dem  Rande 
der  Vcntralplatte.  Beim  d"  sind  die  Glieder  1 — 5  verdickt  und  dicht  be- 
haart, die  2  letzten  Glieder  sind  merklich  schütterer  behaart,  und  manch- 
mal ebenso  verdickt,  manchmal  dünner.  Endkralle  vorhanden. 
Anali)orün  konnte  ich  keine  sehen. 

Fundiiotizeii:  Station  99,  Lion  Mill;  Station  101,  Mundaring 
Wcir;    Station    107,   Subiaco,   südlich:    Station    112,    Karrakatta; 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


163 


Station  IIG,  East  Fremantle;  Station  137,  Collie;  Station  146,  Boy- 
anup;  Station  154,  Pickering  Brook. 

Polygonorea  repanda  n.  sp. 

Farbe  gelb,  Kopf  licht  kastanienbraun. 

Kopfschild  Vj-^m'^il  so  lang  wie  breit,  vorn  im  ganzen  gerade,  nur 
leicht  wellig;  ohne  Stirnfurche,  mit  einzelnen  längeren  Borsten,  derb  ge- 
pflastert. 

Basalschild  wie  bei  Polygonarea  imparata  Att.  Clypealarea  ganz  an 
den  Stirnraud  gerückt,  blaß,  gegenüber  dem  Sattgelb  der  Umgebung  gut 
abstechend,  mit  4—5  Borsten.  Clypeus  sonst  ohne  größere  Borsten,  vorn 
oder  jederseits  von  der  Area  eine  Borste. 

Antennen  sehr  lang  und  schlank,  die  Glieder  der  basalen  Hälfte  mit 
etwas  unregelmäßigen  Quirlen  großer  Borsten,  die  der  distalen  Hälfte 
ziemlich  dicht  und  kurz  behaart,  der  Übergang  ein 
allmählicher. 

Mittelteil  der  Oberlippe  zwischen  den  Seiten- 
teilen gelegen,  etwas  schwach  ausgebildet,  mit  sehr 
kleinen  Zähnchen  oder  Fransen.  Seitenteile  der 
Oberlippe  in  ihrer  medialen  Hälfte  gefranst. 

1.  Maxille  ohne  Tasterlappen. 

2.  Maxille  mit  spitzem  Zipfel  am  Ende  des 
(2.  resp.)  3.  Gliedes,  vorletztes  Glied  mit  7 — 8, 
Endglied  mit  zahlreichen  Borsten.  Kralle  wenig 
gebogen,  einfach.  (Hüften  wie  für  die  Gattung  als 
typisch  angegeben.) 

Die  Kieferfüße  (Fig.  17)  überragen  den  Stirn- 
rand um  die  ganze  Länge  des  Endgliedes.  Hüften 
mit  abgekürzten  feinen  Chitinlinien,  ziemlich  dicht 
punktiert  und  mit  einigen  größeren  und  zahlreichen  kleinen  Börstchen 
bedeckt,  die  längs  der  Chitinlinie  eine  Reihe  bilden.  Vorderrand  mit 
2  stumpfen  Zähnen,  Femur  am  Innenrand  mit  einem  runden  Höcker  und 
distalem,  größerem,  schwärzlichem  Zahn,  3.  und  4.  Glied  ohne  deutlichen 
Zahn.     Kralle  glatt,  mit  größerem  spitzen  Basalzahn. 

Rückenschild  mit  2,  Zwischenschild  mit  einer  Querreihe  kleiner 
Börstchen. 

1.  Ventralplatte  ohne  Poren.  Das  Porenfeld  der  folgenden  Segmente 
ist  anfangs  kreisrund,  dann,  vom  ca.  11,  Segment  an,  streckt  es  sich  ein 
wenig  in  die  Quere  und  beginnt  sich  zu  teilen,  auf  dem  ca.  14.  Segment 
ist  die  Teilung  schon  deutlich,  und  auf  dem  23.  Segment  sind  beide  Felder 
schon    so    weit   voneinander  entfernt,    als    der  Durchmesser  eines  Feldes 


Fig.  17,  P.  repanda 
n.  sp.,  multtpes  n.  subsp., 
Kieferfüße;  7^. 


164 


Carl  Graf  Attems, 


beträgt.  Auf  den  liiutereu  Segmenten  nähern  sich  die  Fehler  wieder  und 
fließen  auf  den  letzten  Segmenten  zu  einem  zusammen.  Der  vordere, 
hintere  und  mediane  Streifen  der  Ventralplatten  ist  deutlich  polygonal 
gefeldert,  der  mediane  Streifen  trennt  beide  Porenfelder.  Die  ganze  Fläche 
der  Ventralplatten  reichlich  und  kurz  behaart.  Die  ventralen  Zwischen- 
schilde mit  einer  Querreihe  von  Börstchen. 

Endbeinsegment:  Ventralplatte  groß,  breit,  trapezisch,  in  beiden  Ge- 
schlechtern ist  ein  breiter  Streif  am  Hiuterrande  dicht,  die  übrige  Fläche 
zerstreut  behaart.  Die  Hüftporen  münden  in  2—3  Gruppen  neben  dem 
Rande  der  Ventralplatte.  Der  distale  Abschnitt  der  Hüfte  und  das  ganze 
3.  bis  5.  Glied  sind  unterseits  dicht  behaart,  beim  $  ist  das  schwächer 
ausgeprägt  als  beim  S,  die  übrigen  Glieder  zerstreut  beborstet.  Endglied 
mit  Kralle.  Die  Endbeine  des  S  sind  etwas  verdickt,  besonders  in  den 
Gliedern  2—5. 

Analporen  vorhanden. 

Man  kann  von  dieser  Art  2  Subspecies  unterscheiden,  die  in  allen 
soeben  angeführten  Merkmalen  völlig  übereinstimmen,  aber  sich  in  folgen- 
dem unterscheiden. 

Polytfonarea  repandci  multipes  n.  subsp. 

2.  Ventralplatte  mit  größerem  runden  Porenfeld,  das  nur  wenig  kleiner 
ist  als  das  folgende.  3.  Glied  der  2.  Maxille  am  Ende  außen  ganz  ohne 
Spitze  (Fig.  18).  75—85  Beinpaare  {S  7.5—83,  $  77—85).  Länge  bis 
68  mm. 

Fundnotizeii :    Station   98,    Wooroloo;    Station    101,    Mundaring 


Fig.  18.  Fig.  19. 

Fig.  18.     P.  repanda  multipes  n.  subsp.,  beide  Maxillenpaare;  *-/, 
Fig.  19.    P.  repanda  conifera  n.  subsp.,  1.  und  2.  Maxille;  *'^l^. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae.  165 

Weir;  Station  117,  Freiu autle,  Kalkhügel;  Station  131,  Serpentine; 
Station  1 2o,  C  a  n  n  i  n  g  t  o  n  ;  Station  1 29,  J  a  r  r  a  h  d  a  1  e. 

Polygonarea  repanda  conifeva  ii.  subsp. 

2.  Ventralplatte  nur  mit  einigen  wenigen  oder  ganz  ohne  Poren ; 
3.  Glied  der  2.  Maxille  am  Ende  außen  mit  kleiner  Kegelspitze  (Fig.  19). 
61—73  Beinpaare  {$  61—71,  ^  63—73),  bis  48  mm  lang. 

Fiindnotizen:  Station  77,  Yalgoo;  Station  84,  Dongarra;  Koll. 
Dr.  CuNNiNGHAM,  M u n d i j  0 u g ;  Station  135,  Brunswick;  Station  144, 
Bridgetown;  Station  152,  Gooseberry  Hill;  Station  155,  York; 
Station  158,  Broome  Hill;  Station  160,  Cranbrook. 

Bemerkungen:  Beide  oben  beschriebene  Arten  unterscheiden  sich  von 
den  bisher  bekannten  der  Gattung  durch  das  gänzliche  Fehlen  der  Taster- 
lappeu  an  den  2.  Maxillen.  Auch  ist  die  Anordnung  der  Ventralporen 
hier  eine  andere.  Bei  den  übrigen  Arten  ist  entweder  ein  einheitliches 
rundes  Feld  auf  allen  Segmenten  vorhanden  oder  neben  dem  in  2  Felder 
zerteilten  hinteren  Querband  auch  noch  Porengruppen  in  den  vorderen 
Ecken,  oder  die  Ventralporen  fehlen  ganz.  Man  sieht  also,  daß  die  An- 
ordnung der  Ventralporen  in  dieser  Gattung  recht  verschiedenartig  sein 
kann. 

Die  hier  beschriebenen  Arten  unterscheiden  sich  leicht: 

1.  Polygonarea  imparata  n.  sp. 

45—55  Beinpaare.  1.  Ventralplatte  mit  Poren.  Femnr  der  Kiefer- 
füße ohne  deutlichen  Zahn.  Die  Poren  der  Endbeinhüften  münden  alle 
zusammen  in  eine  Grube.     Länge  bis  35  mm.     Aualporen  fehlen. 

2.  Polygonarea  repanda  n.  sp. 

61 — 85  Beinpaare.  1.  Ventralplatte  ohne  Poren.  Feniur  der  Kiefer- 
füße mit  einem  kräftigen  Zahn  (und  einem  rundlichen  Höcker).  Die  Poren 
der  Endbeinhüften  münden  in  2—3  Gruppen.  Länge  48—65  mm.  Anal- 
poren vorhanden. 


Symphyla. 

Scutigerella  Indecisa  n.  sp. 

Diese  Art  gehört  zu  Scutigerella  plebeia  Hans,  und  S.  nivea  Scop.,  so 
wie  Hansen  die  Arten  definiert  hat.  Hansen  scheint  mir  aber  ein  wenig 
zu  weit  gegangen  zu  sein  in  der  Bewertung  der  Borstenzahl  und  -länge 
als  systematisch  wichtigen  Charakteren.  Genauigkeit  ist  gewiß  gut.  aber 
es  erscheint  mir  mehr  als  zweifelhaft,  ob  die  von  Hansen  zur  Auseinander- 
haltuug  der  oben  genannten  2  Arten  verwendeten  Merkmale  sich  als  wirk- 


166 


Carl  Graf  Attems, 


lieh   konstant  erweisen   werden.     Da   die   mir   vorliegende  Art  mit  keiner 
der  2  Arten,  in  deren  Nähe  sie  sicher  gehört,  ganz  übereinstimmt,  beschreibe 
ich  sie  als  neu. 
Länge  3,5  mm. 

Kopf  (Fig.  20)  breit,  seitlich  stumpfeckig;  die  Borsten  vor  dem  Seiten- 
eck sind  wohl  etwas  größer  als  die  anderen,  aber  durchaus  nicht  auffallend 
größer.  Der  ganze  Kopf  dicht  behaart.  Die  Antennen  sind  nur  bei  einem 
Exemplar  vollständig,  und  da  sind  links  35,  rechts  37  Glieder  vorhanden. 
Endglied  verlängert  eiförmig,  mit  eiiiem  kleinen  Hügel  am  Ende,  auf  dem 
das  von  Hansen  beschriebene  Sinnesorgan  steht.  Das  Basalglied  hat 
innen  einige  Borsten,  die  weniger  abstehen  als  die  der  anderen  Glieder, 
d.  h.  sich  den  Antennen  mehr  anlegen,  aber  durchaus  nicht  größer  sind. 
Lateral  hat  dies  Glied  keine  Borsten.  Bis  ca.  zum 
9.  Glied  hat  jedes  einen  Quirl  großer  Borsten ; 
dann  beginnt  ein  zweiter  Quirl  distal  vom  ersten 
aufzutreten,  erst  in  einzelnen  Borsten,  die  viel 
kleiner  sind  als  die  des  großen  Quirls.  Innen 
stehen  auch  proximal  vom  großen  Quirl  einige 
kleine  Borsten. 

Die  vorderen  Rückenschilde  sind  hinten 
Üachbogig  abgerundet;  vom  3.  oder  4.  an  ist 
der  Hinterrand  ganz  seicht,  aber  wirklich  kaum 
merklich  eingebuchtet.  Die  Rückenschilde  sind 
reichlich  behaart.  Auf  dem  2.,  3.  und  4.  Rücken- 
schild (den  ersten  rudimentären  Schild  mitge- 
zählt) findet  sich  jeder seits  an  der  breitesten 
Stelle  eine  große,  schräg  nach  vorn  gerichtete 
Borste ;  sie  ist  bedeutend  größer  als  alle  anderen 
Borsten,  die  alle,  auch  an  den  Rändern,  nach 
hinten  gerichtet  sind.  Ob  auch  noch  auf  weite- 
ren Segmenten  solche  schräg  nach  vorn  gerichtete 
große  Borsten,  die  anterolateralen  Borsten  Han- 
sens vorkommen,  kann  ich  nicht  mit  Bestimmt- 
heit angeben,  da  die  mir  vorliegenden  Exemplare  leider  alle  recht  mangel- 
haft erhalten  sind;  die  meisten  Exemplare  haben  diese  Borsten  auch  auf 
den  Segmenten  2 — 4  verloren,  und  es  ist  nicht  unmöglich,  daß  sie  auch 
noch  auf  einigen  weiteren  Segmenten  vorhanden  waren.  Wenn  nicht, 
würde  das  ein  sehr  gutes  Unterscheidungsmerkmal  gegenüber  S.  nivea  und 
plebeia  geben.  Der  letzte  Rückenschild  ist  hinten  in  der  Mitte  leicht 
muldenartig  eingedrückt  und  der  Hinterrand  seicht  eingebuchtet. 

Beine:    L   Paar  (Fig.  21),   die   vordere    Klaue  ist   lang  und  schlank. 


Fig.  20.  S.  indecisa  n. 
ßp.,  Vorderende  von  der  Dor- 
salseite; ''^/i. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


1(>7 


wenig  gebogen,  die  hintere  Klaue  ist  nur  halb  so  lang  und  stark  gekrümmt. 
Die  Nebenborste  ist  länger  als  die  hintere  Kralle  (Fig.  22). 

Die  Exopoden  der  letzten  Heinpaare  sind  gut  entwickelt,  schlank, 
ziemlich  lang,  die  des  11.  Beinpaares  merklich  länger  als  der  Metatarsus 
breit  ist.  Das  11.  Beinpaar  (Fig.  2:>)  hat  auf  dem  Metatarsus  dorsal  6, 
ventral  4  Borsten,  eine  besonders  vergrößerte  Borste  (Frontalborste)  ist 
nicht  sichtbar.  Der  Tarsus  hat  eine  größere  Zahl  von  unregelmäßig 
gestellten  Borsten.  Die  2  Klauen  (Fig.  24)  sind  sehr  ungleich  groß,  die 
hintere  bedeutend  kürzer  und  stärker  gebogen.  Die  Klauen  des  1.  und 
2.  Beinpaares  sind  fast  gleichgroß,  beide  stärker  gebogen.  Der  Metatarsus 
hat  auf  diesem  Beinpaar  oben  7  Borsten. 


Pig.  21. 


Fig.  22 


Fig.  24. 


Fig.  21.  Bein  des  1.  Paares;  ''-/i- 

Fig.  22.  Klauen  eines  Beines  vom  1.  Paar;  "'"/i. 

Fig.  23.  Bein  des  11.  Paares;  ^-/r 

Fig.  24.  Klauen  eines  Beines  des  11.  Paares;  ^^"/^ 

Fig.  25.  Cercus;  '"/,. 


Fig.  25. 


Die  Borsten  der  Cerci  sind  wenig  zahlreich;  die  distalen  sind  mehr 
als  halb  so  lang  als  die  Cerci  breit  sind  (Fig.  25). 

Fimdiiotizen :  Station  99,  Liou  Mi  11;  Station  103,  Guildford; 
Station  1 36,  H  a  r  v  e  y ;  Station  139,  B  r  u  n  s  w  i  c  k ;  Station  146,  B  o  y  a  n  u  p ; 
Station  152,  Gooseberry  Hill. 


Pselaphogna  tha, 

Monoyraphis  Schultzei  Att. 

Merkwürdigerweise  gehören  die  in  Torbay  gefundenen  Pselaphognathen 
zu  dieser  von  mir  zuerst  aus  Südwest-Afrika  beschriebenen  Art.  Ich  habe 
die    Gattung    Monographis    seinerzeit    für    eine    Art,    M.    Kraepelini,    die 


jgg  Carl  Graf  Attems, 

Kraepelin  in  Java  gefunden  hat,  aufgestellt,  und  man  würde  eher  denken, 
daß  die  australischen  Tiere  mit  dieser  identisch  seien,  doch  ist  das  nicht  so. 
Fundnotiz:  Station  162,  Torbay. 


Polydesmoidea. 

Antichiropus  n.  gen. 

20  Rumpfsegmente. 

Im  allgemeinen  Habitus  mit  vielen  Strongylosoma  völlig  überein- 
stimmend. 

Kopfschild  des  $  bei  manchen  Arten  von  etwas  eigentümlicher  Bildung, 
indem  der  Clypeus  vorn  schräg  abgeplattet  und  diese  runde  Stelle  dann 
leicht  ausgehöhlt  ist,  Beborstung  des  Kopfes  schütter.  Antennen  lang 
und  schlank,  mit  4  Sinneskegeln  am  Ende.  Meist  sind  die  Antennen  sehr 
dunkel  gefärbt  und  kontrastieren  bei  den  Arten,  die  eine  allgemeine 
hellere  Färbung  haben,  stark  mit  der  Farbe  des  übrigen  Körpers. 

Halsschild  von  derselben  Form  wie  bei  Strongylosoma,  der  Vorderrand 
des  Seitenlappens  fein  aufgeworfen  gesäumt. 

Der  Rumpf  ist  knotig,  dadurch,  daß  die  Segmente  in  der  Quernaht 
stark  eingeschnürt  sind.  Das  2.  Rumpfsegment  hat  einen  schmalen,  leisten- 
förmigen  Kiel,  der  tiefer  ventral  liegt  als  die  leichten  Auftreibungen  der 
folgenden  Segmente.  Diese  seitlichen  Beulen  der  Metazoniten  sind  bei 
den  meisten  Arten  nur  sehr  wenig  ausgeprägt  und  verlaufen  nach  oben 
zu  ganz  allmählich.  Nur  bei  2  Arten  {A.  fossuUferus  und  sulcatus)  sind 
sie  dorsal,  zum  Teil  wenigstens,  durch  eine  scharfe  Furche  begrenzt.  Die 
Quernaht  ist  bei  fossuUferus  glatt,  bei  allen  übrigen  geperlt.  Die  Quer- 
furche der  Metazoniten  ist  meist  sehr  seicht,  manchmal  halb  verwischt  und 
beginnt  zumeist  erst  auf  dem  7.  oder  8.  Segment.  Die  Oberfläche  des 
Rumpfes  ist  glatt  und  unbehaart.  Ein  Pleuralkiel  ist  sehr  schwach  auf 
dem  2.  und  3.  Segment  ausgebildet  oder  fehlt  meist  ganz.  Die  Saftlöcher 
finden  sich  auf  den  Segmenten  5,  7,  9,  10,  12,  13,  15 — 19. 

Das  Analsegment  hat  ein  bald  etwas  längeres  und  schlankeres,  bald 
kürzeres  und  breiteres  Schwänzchen,  ohne  daß  die  Unterschiede  in  dieser 
Beziehung  erheblich  wären.  Die  Borsten  des  Schwänzchens  stehen  manch- 
mal auf  kleinen  Wärzchen,  manchmal  fehlen  letztere  aber  auch.  Die 
Schuppe  ist  spitzbogenförmig,  ohne  vorragende  Spitze. 

Die  Ventralplatte  des  5.  Segments  des  S  hat  zwischen  den  Beinen  des 
vorderen  Paares  eine  quere  Platte  mit  bogigem  Endrand,  die  vorn  weniger, 
hinten  mehr  beborstet  ist.  Sie  dürfte  zum  Putzen  der  Gonopoden  dienen. 
Die  Ventralplatten  der  hinteren  Körperhälfte  haben  manchmal  neben  jeder 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


169 


Hüfte  einen  kleinen  kegelförmigen  Fortsatz.     Sie  sind  bald  reichlich,  bald 
sehr  schwach  beborstet. 

Für  die  Gattung  sehr  charakteristisch  ist  das  1.  Beinpaar  des  d  ge- 
staltet und  bei  allen  Arten  ganz  gleich  geformt  (Fig.  26).  Das  3.  Glied 
hat  auf  der  Unterseite  einen  starken  daumenförmigen,  stumpfen  Fortsatz ; 
distal  von  ihm  ist  es  auf  der  Oberseite  stark  aufbetrieben.  Auch  das 
folgende  Glied  ist  stark  verdickt.  Das  2.  bis  7.  Beinpaar  des  d  ist  im 
Vergleich  mit  den  anderen  Beinpaaren  nicht  merklich  verdickt. 

Die  2  letzten  Glieder  der  vorderen  und  mittleren  oder  aller  Beinpaare 
haben  eine  dichte  Bürste  von  Borsten. 

Die  Gonopoden   sind   sehr  groß.     Die  qnerovale  Öffnung,  aus  der  sie 
hervorragen,   nimmt  fast  die  ganze  Ventralseite  des  7.  Segments  ein,  und 
das  8.  Beinpaar  ist  direkt  lateral  von  den  Gonopoden  inseriert.    Auch  die 
Beinpaare  7,  6,   5  und  4   sind   weit  voneinander   in- 
seriert,  da  die  in  der  Ruhelage  an  die  VentralÜäche 
angelegten  Gonopoden  den  Raum  zwischen  den  Hüften 
der  genannten  Beinpaare  beanspruchen. 

Hüfte,  Femur  und  Tibia  der  Gonopoden  sind 
bei  allen  Arten  ganz  übereinstimmend.  Die  Hüfte 
lang,  unregelmäßig  walzig,  stellenweise  beborstet. 
Femur  kurz,  eiförmig,  dicht  beborstet.  Tibia  zylin- 
drisch ,  lang  und  schlank.  Charakteristisch  für  die 
Arten  ist  der  Endteil,  der  Tarsalabschnitt.  Eine  deut- 
liche Gliederung  zwischen  Tibia  und  Tarsus  ist  zwar 
nicht  sichtbar,  wenn  wir  jedoch  die  von  anderen 
Gattungen,  z.  B.  Orthomorpha  graciUs,  bekannten  Ver- 
hältnisse bedenken,  werden  wir  die  Teile  folgender- 
maßen deuten.  Am  Ende  der  Tibia  stehen  neben  der 
Ursprungsstelle  des  Kanalastes  mehrere,  1  —  3,  starke 
Zacken,  und  zwar: 

1)  Ein  Zacken  a,  an  dessen  Basis  die  Samenrinne  hinzieht,  bevor  sie 
die  Biegung  in  den  Kanalast  hinein  macht.  Diesen  Zacken  und  den  Kanal- 
ast zusammen  betrachte  ich  als  ersten  Tarsalabschnitt.  Der  Zacken  a 
findet  sich  bei  allen  Arten  mit  Ausnahme  von  A.  monacanthus.  2)  Neben 
ihm  steht  bei  A.  fossuliferus  und  A.  sulcatus  ein  zweiter  Zacken  &,  der 
nur  ein  Anhängsel  des  Zackens  a  ist.  3)  Ein  weiterer  Zacken  c  ist  als 
Rest  eines  2.  Tarsalgliedes  zu  betrachten,  entsprechend  der  durch  mehrere 
Lamellen  gebildeten  Scheide  für  das  Flagellum  oder  den  Kanalast  bei 
Orthomorpha  gracilis.     Dieser  Zacken  c  findet  sich  bei  allen  Arten. 

Am  Kanalast  können  wir  wieder  mehrere  Seitenzacken  unterscheiden: 
1)  an   der  Hohlseite   der  Krümmung,   ein  Stück  vor  dem  Ende   steht  ein 


Fig.  26.  Ä.  variahilis 
n.  sp.,  ingens  n.  subsp., 
Bein  des  1.  Paares  vom 


170  Carl  Graf  Attems, 

1 — 2-spitziger  Dom  d,  bei  sulcatus,  Whistleri,  monacanthus  und  variahilis. 
Bei  fossuliferus  steht  an  seiner  Stelle  ein  breiter,  runder  Lappen.  2)  Ihm 
gegenüber,  an  der  Außenseite  der  Krümmung,  steht  bei  variahilis  und 
Michaelseni  ein  1  — 2-spitziger  Dorn  /,  und  bei  fossuliferus  an  seiner  Stelle 
eine  Leiste  mit  einer  Reihe  von  Dornen  besetzt. 

Das  Ende  des  Kanalastes  wird  von  einem  breiten  Läppchen  e  gebildet, 
dessen  Ränder  meist  mehr  oder  weniger  gelappt  oder  gezähnt  sind. 

Übersicht  über  die  Arten  der  Gattung  Antichiropus. 

1  a)  Clypeus  des  d  vorn  abgeplattet  und  die  abgeplattete  Fläche  manchmal 
sogar  etwas  grubig  vertieft.  Die  seitlichen  Beulen  der  Metazoniten 
sind,  wenigstens  auf  den  Segmenten  der  hinteren  Körperhälfte,  dorsal 
durch  eine  scharfe  Furche  begrenzt.  Neben  der  Basis  des  Kanalastes 
der  Gonopoden  stehen  3  Zacken 2 

2  a)  Quernaht  glatt,  Ventralplatten  reichlich  behaart,  ohne  Kegel  neben 

den  Hüften.  Der  Zacken  h  der  Gonopoden  ist  gerade  distal 
gerichtet.  Der  Lappen  l  des  Kanalastes  ist  durch  eine  Reihe  von 
Dornen,  die  auf  einer  Kante  stehen,    vertreten,     d  ist  ein  breiter 

runder  Lappen fossuliferus  n.  sp. 

b)  Quernaht  geperlt.  Ventralplatten  sehr  spärlich  behaart.  Vom  8. 
Segment  an  steht  neben  jeder  Hüfte  ein  kleiner  Kegel.  Der 
Zacken  h  der  Gonopoden  ist  basal  gerichtet.     Der  Lappen  l  fehlt 

ganz,     d  ist  ein  spitzer  Zahn sulcatus  n.  sp. 

1  b)  Clypeus  des  S  gleichmäßig  gewölbt,  höchstens  ganz  unmerklich  ab- 
geplattet. Die  seitlichen  Beulen  der  Metazoniten  sind  dorsal  nicht 
durch  eine  Furche  begrenzt.  Neben  der  Basis  des  Kanalastes  stehen 
1—2  Zacken  (b  fehlt) 3 

3  a)  Neben  der    Basis   des   Kanalastes   steht  nur  ein  Zacken  (c,  Rest 

des  2.  Tarsalgliedes).     a  fehlt monacanthus  n.  sp. 

b)  Neben  der  Basis  des  Kanalastes  stehen  2  Zacken  (a,  c)     .     .    4 

4a)  Rücken  viel  heller  als  die  dunklen  Seiten,  in  der  Medianlinie 

ein    dunkler  Längsstrich.      Der    Dorn    d  des   Kanalastes  ist 

hackig  zurückgekrümmt Whistleri  n.  sp. 

b)  Rücken  und  Seiten  des  Rumpfes  von  derselben  Farbe.  Der 
Dorn  d  des  Kanalastes  ist  gerade  und  schräg  endwärts  ge- 
richtet   5 

5  a)  Der  Lappen  l  des  Kanalastes  fehlt.     Der  Zacken  c  neben 

der  Basis  des  Kanalastes  bildet  an  seinem  Beginn  einen 

basal  gerichteten  stumpfen  Vorsprung    .    minimus  n.  sp. 

b)  Ein  Dorn  l  am  Kanalast  gut  ausgebildet.     Der  Zacken  c 

ist  gleich    von    Beginn    an    gerade    endwärts    gerichtet 

variahilis  u.  sp. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendritlae. 


171 


a)  Breite  3,5—4  mm.  Rumpf  meist  hell  braungelb, 
manchmal  dunkles  Braun,  dann  sind  die  Backen  auch 
dunkel variahilis  ingens  n.  sp. 

ß)  Breite  1,4  mm,  Dunkel  kastanienbraun,  die  Backen  gelb, 
scharf  mit  der  Rückenfarbe  kontrastierend 

variahilis  nanus  n.  subsp. 

Antichiroptis  variabilis  ingens  n.  sp.  ii.  subsp. 

Farbe  des  Rumpfes  meist  licht  gelbbraun,  seltener  dunkler  kastanien- 
braun; die  Gouopoden  in  beiden  Fällen  völlig  übereinstimmend.  Bei  den 
dunklereu  Exemplaren  sind  die  Backen  und  Kopfseiten  auch  dunkel. 
Antennen  schwarzbraun  bis  schwarz. 

Breite  S  3,5  mm,  ?  3,8—4  mm,  Länge  45  mm. 

Kopf  Schild  gleichmäßig  gewölbt,  Clypeus  spärlich  beborstet,  der  Rest 
glatt  und  nackt. 

Die  sehr  schwachen  seitlichen  Auftreibungen  der  Metazoniten  sind 
dorsal  nicht  durch  eine  Furche  begrenzt.  Quernaht  fein  und  seicht  geperlt. 
7.  bis  17.  Metazonit  mit  einer  sehr  seichten  Querfurche.    Keine  Pleuralkiele. 

Schwänzchen  mäßig  schlank,  die  Borstenwarzen  klein. 

Auf  den  hinteren  Ventralplatten  stehen  neben  jeder  Hüfte  einige 
Borsten ;  Fortsätze  finden  sich  dagegen  nicht. 


Fig.  27. 


Fig.  28. 

Fig.  27.  A.  variabilis  n.  sp.  ingens  n.' subsp., 
Gonopod;  *7i- 

Fig.  28.    Telopodit  des  Gonopoden ;  -7j. 

Auf  den  vorderen  Beinen  hat  die  Unter- 
seite der  letzten  2  Glieder  eine  dichte  Bürste 
von  Haaren ;  auf  den  hinteren  Beinen  ist 
dagegen  die  Behaarung  hier  nur  eine  mäßig 
dichte,  nicht  bürstige. 

Gonopoden  (P'ig.  27,  28) :  Der  Zacken  a 


vV^ 


172 


Carl  Graf  Attems, 


am  ersten  Tarsalabsclinitt  ist  laug  und  ziemlich  schlank,  c  hat  hier  an 
seiner  basalen  Hälfte  eine  membranöse  Erweiterung,  dist  ein  kleiner  spitzer 
und  sehr  schlanker  Dorn.  Der  Lappen  e  ist  stumpf  und  etwas  gekrümmt. 
Der  Endlappen  e  ist  etwas  verbreitert  und  glattrandig. 

Diese  Art  scheint  die  häufigste  im  Gebiet  zu  sein  und  liegt  von  vielen 
Fundorten  vor. 

Fuiicliiotizeii :  Station  98,  Wooroloo;  Station  99,  Lion  Mill; 
Station  101,  Mun darin g  Weir:  Station  103,  Guildford;  Station  116, 
East  Fremantle;  Station  12.3,  Cannington;  Station  136,  Harvey; 
Station  137,  Collie;  Koll.  J.  M.  Whistler,  Brancaster  im  Upper 
Blackwood  district;  Station  144,  Bridgetown;  Station  145,  Donny- 
b  r  0  0  k ;  Station  146,  B  o  y  a  n  u  p ;  Station  152,  G  o  o  s  e  b  e  r  i-  y  H  i  1 1 ;  Station 
154,  Pickering  Brook;  Station  155,  York. 


Antichiroinis  variabilis  nafius  ii.  sp.  ii.  siibsp. 

Rumpf  gleichmäßig  dunkel  kastanienbraun;  die  Backen  und  Seiten 
des  Kopfes  gelb,  scharf  mit  der  Rückenfarbe  kontrastierend.  Stirn  und 
Scheitel  braun.    Antennen  von  der  Farbe  des  Rumpfes.    Beine  mehr  gelblich. 

Breite  1,4  mm. 

Kopfschild  vorn  nicht  eingedrückt,  spärlich  behaart. 

Die  seitlichen  Beulen  der  Metazoniten  niedrig  und  dorsal  nicht  durch 


Fig.  29. 

Fig.  29.  Ä.  variabilis  n.  sp.  nantis  n.  subsp.,  Telo- 
podit  des  linken  Gonopoden  von  der  Lateralseite;  *V,. 

Fig.  30.  Telopodit  des  rechten  Gonopoden  von  der 
Medialseite ;  -^^Z^. 

eine  Furche  begrenzt.  Quernaht  fein  geperlt. 
Vom  7.  Segment  an  haben  die  Metazoniten  eine 
feine  aber  deutliche  Querfurche. 


Fig.  30. 


ÄTyriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


173 


Ventralplatten  sclir  spärlich  beborstet,  ohne  Fortsätze  neben  den  Hüften. 

Unterseite  der  letzten  2  Glieder  aller  Beine  mit  einer  dichten  Bürste. 

Gonoi)oden  (Fig.  29,  30):  Erster  Tarsalabschnitt  mit  einem  großen, 
konischen,  zugespitzten  Zacken  a.  Der  Zacken  c  ist  relativ  tief  angesetzt, 
gerade  endvvärts  gerichtet,  bleibt  bis  nahe  der  Spitze  gleich  breit  und  spitzt 
sich  dann  rasch  zu ;  d  ist  ein  spitzer  Dorn,  der  beim  selben  S  auf  dem 
rechten  Gonopoden  eine,  auf  dem  linken  Gonopoden  2  Spitzen  hat.  Um- 
gekehrt hat  /  beim  selben  S  links  eine  und  rechts  2  Spitzen.  Der  Endlappen  e 
ist  verbreitert,  abgerundet,  mit  schwach  welligem  Hand. 

Fuiuliiotizen :  Station  14(5,  Boyanup;  Station  150,  Yallingup. 


Antichiropiis  minifritis  n.  sp. 

Die  Farbe   scheint,   nach   den   wenigen  mir  vorliegenden   Exemplaren 
zu  schließen,  ähnlich  variabel  zu  sein,  wie  z.  B.  bei  Strongylosoma  palUpes. 
Bald    ist    der    Rumpf    lichtbraun ,    der    Kopfschild ,    mit    Ausnahme    des 
bräunlichen  Scheitels,  und  die  Beine  blaß  weiß- 
lichgelb ,   bald   ist  der  Rumpf  weißlich,  nur  das 
Vorderende  licht  gelblich  überflogen. 

Breite  1,2  mm. 

Kopfschild  gleichmäßig  gewölbt,  zerstreut 
beborstet. 

Die  schwachen,  kaum  bemerkbaren  seitlichen 
Auftreibungen  der  Metazoniten  sind  dorsal  gar 
nicht  durch  eine  Furche  abgegrenzt.  Quernaht 
trotz  der  Kleinheit  des  Körpers  sehr  deutlich  ge- 
perlt. Die  Querfurche  der  Metazoniten  ist  sehr 
verwischt  und  überhaupt  erst  hinter  dem  Kopu- 
lationsring schwach  merkbar.    Keine  Pleuralkiele. 

Schwänzchen  mäßig  lang,  etwas  platt,  zer- 
streut weißlich  beborstet. 

Die  Ventralplatten  sind  fast  unbehaart  und  haben  keine  Fortsätze 
neben  den  Hüften. 

Gonopoden  (Fig.  31) :  Erster  Tarsalabschnitt  mit  einem  einzigen  geraden, 
kegeligen,  zugespitzten  Zacken  a.  Der  Zacken  c  springt  an  seiner  Basis 
stumpflappig  nach  unten  vor.  d  ist  ein  dünner  spitzer  Dorn,  l  fehlt.  Der 
Endlappen  e  ist  groß,  rundlappig,  der  Endrand  neben  der  Mündung  der 
Samenrinne  fein  gefranst. 

Fuiidnotizeii :  Station  101,  M  u  n  d  a  r  i  n  g  W  e  i  r ;  Station  129,  J  ar  r  ah  - 
dale. 


Fig.  31.  A.  ?nimmus.  n.  sp. 
Telopodit  des  Gonopoden. 


174 


Carl  Graf  Attems, 


Antiehlrojms  Whistleri  ii.  sp. 

Rücken  breit,  gelbbraun,  mit  einem  etwas  verwaschenen  schwarz- 
braunen Medianstrich,  Seiten  dunkelbraun,  Bauch  wieder  gelbbraun. 
Clypeus  gelblich  aufgehellt,  Scheitel,  Seiten  des  Kopfes  und  Backen  dunkel- 
braun,    Antennen  schwarzbraun. 

Breite  2,8  mm. 

Kopfschild  spärlich  beborstet,  vorn  nur  sehr  wenig  abgeflacht.  Mentum 
in  der  Mediane  kielartig  aufgetrieben. 

Die  seitlichen  Auftreibungen  der  Metazoniten  sind  sehr  niedrig  und 
dorsal  gar  nicht  durch  eine  Furche  begrenzt.  Quernaht  sehr  fein  geperlt. 
Vom  7.  Segment  an  haben  die  Metazoniten  eine  sehr  feine,  seichte  Quer- 
furche.   Ein  schwacher  Pleuralkiel  nur  auf  dem  2.,  3.  (4.)  Segment  sichtbar. 

Schwänzchen 


und  schlank;  die  Bor- 
sten des  Analsegments 
stehen  nicht  auf  Warzen. 
Schuppe  rundbogig. 

Ventralplatten  mäßig 
behaart;  auch  auf  den 
hinteren  Segmenten  ste- 
hen neben  den  Hüften 
keine  kegeligen  Fortsätze. 
Unterseite  der  Beine 
reichlich  behaart ;  die 
letzten  2  Glieder  aller 
Beine  dicht  bürstig. 

Gonopoden  (Fig.  32, 
33):  Der  Zacken  a  am 
ersten  Tarsalabschnitt  ist 
an  seiner  Basis  sehr  breit 
und  spitzt  sich  rasch  und 
gleichmäßig  zu.  Auch  c 
ist  groß,  von  ungefähr  gleicher  Länge  wie  «,  an  seiner  Basis  etwas  ein- 
geschnürt, darauf  kugelig  aufgetrieben,  d  ist  ein  kräftiger,  mehr  oder 
weniger  stark  basalwärts  zurückgekrümmter  Haken,  l  ist  ein  kleines 
schlankes,  gewundenes  Hörnchen.     Der  Endlappen  e  ist  relativ  klein. 

Fundnotizen  :  Station  1 14,  B  u  c  k  1  a  n  d  H  i  1 1  bei  N  o  r  t  h  F  r  e  m  a  n  1 1  e ; 
Station  121,  Rottnest;  Koll.  J.  M.  Whistler,  Brancaster  im  Upper 
B 1  a  c  k  w  o  0  d  d  i  s  t  r  i  c  t. 


Fig.  32.  Fig.  33. 

Fig.  32.  Ä.  Whistleri  n.  sp. ,  Telopodit  des  Gono- 
poden von  der  Lateralseite;  ^7i' 

Fig.  33.  Kanalast  des  Gonopoden  von  der  Medial- 
seite; *7,. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


175 


Antichiropus  monacanthus  ii.  sp. 

Rücken  breit  blaßgelb,  mit  einem  schmalen,  verwaschenen,  dunkel- 
braunen Medianstricli.  Seiten  kastanienbraun,  Bauch  gelblich.  Antennen 
dunkelbraun  bis  schwärzlich.  Kopfseiten  und  Backen  dunkelbraun,  Beine 
dunkelbraun.  Die  helle  Rückenbinde  kontrastiert  sehr  scharf  mit  den 
dunklen  Seiten. 

Breite  3  mm, 

Kopfschild  gleichmäßig  gewölbt,  zerstreut  beborstet. 

Die  schwachen  seitlichen  Auftreibungen  der  Metazoniten  sind  dorsal 
gar  nicht  durch  eine  Furche  begrenzt.  Quernaht  fein  geperlt  Etwa  vom 
8.  Segment  an  haben  die  Metazoniten  eine  sehr  seichte,  undeutliche,  feine 
Querfurche.     Pleuralkiele  nicht  sichtbar. 

Schwänzchen  schlank;  die  Warzen  der  Borsten  des  Analsegments  sehr 
klein  und  unscheinbar. 


Fig.  34. 


Fig.  35. 


Fig.  34.  Ä.  monacanthus  n,  sp.,  Telopodit  des 
Gonopoden  von  der  Medialseite;  ^-7< 

Fig.  35.  Telopodit  des  Gonopoden  von  der  La- 
teralseite; ^^/j. 

Fig.  36.  Spitze  des  Kanalastes  des  Gonopoden;  'Vi- 


Fig.  36. 


Die  mittleren  Ventralplatten  und  die  Unterseite  der  Beinglieder  haben 
eine  reichliche,  feine,  weißlichgelbe  Behaarung.  Unterseite  der  letzten 
2  Beinglieder  aller  Beine  dicht  bürstig.  Die  hinteren  Ventralplatten  sind 
weniger  reichlich  behaart.  Neben  den  Hüften  finden  sich  keine  Kegel  auf 
der  Ventralplatte.  Die  beborstete  Querlamelle  der  5.  Ventralplatte  normal 
ausgebildet. 

Gonopoden  (Fig.  34,  35,  36):  Ein  Zacken  a  fehlt  hier  völlig,  der 
Kanalast  beginnt  mit  einer  s-förmigen  Krümmung,  und  an  der  Stelle,  wo 
a  sonst  steht,  ist  ein  rundes  Knie.  Der  Zacken  c  ist  ein  ganz  gerader, 
schlanker,   spitzer  Dorn,     d  ist  groß   und   durch   eine  Bucht  in  2  Spitzen 


176 


Carl  Graf  Attems, 


geteilt,     l  fehlt.     Der  Endlappen  e  ist  stark  eiDgekriininit,  allmählich  ver- 
schmälert und  am  Ende  gefranst. 

Fuiidiiotizeii:  Station  67,  Dirk  Hartog,  Brown  Station;  Station 
70,  T  a  m  a  1  a  in  E  d  e  1  -  L  a  n  d ;  Station  98,  W  o  o  r  o  1  o  o. 

Antiahivopus  fossulifrons  ii.  sp. 

Rücken  mit  einem  breiten  gelben,  durch  einen  schmalen,  schwarz- 
braunen Medianstrich  geteilten  Längsband,  dessen  Breite  auf  jedem  Segment 
gegen  den  Hinterrand  des  Metazoniten  zunimmt.  Der  übrige  Rumpf 
schwarzbraun.  Die  Grenzen  beider  Farben  etwas  verwaschen.  Antennen 
und  Beine  schwarzbraun  bis  schwarz. 

Breite  2  mm. 


Fig.  38. 

Fig.  37.  A.  fossulifrons  n.  sp.,  Gono- 
pod  von  der  Medialseite;  '*/,. 

Fig.  38.  Spitze  des  Kanalastes  des 
Gonopoden;  Lateralseite;  *7i- 

Der  Kopfschild  des  $  ist,  wie 
meistens,  gleichmäßig  gewölbt,  beim 
S  dagegen  eigentümlich  gestaltet, 
indem  der  Clypeus  vorn  schräg  ab- 
geplattet und  diese  kreisrunde  Fläche 
noch  ganz  schwach  grubig  vertieft  ist. 
Be  borstung  des  Kopfschildes  zer- 
streut. 
Die  seitlichen  Beulen  der  Metazoniten  sind  auf  den  Segmenten  der 
hinteren  Körperhälfte  dorsal  von  der  Mitte  des  Segments  bis  zum  Hinter- 
rand durch  eine  scharfe  Furche  begrenzt.  Quernaht  glatt,  ungeperlt.  Quer- 
furche der  Metazoniten  sehr  seicht.  Rücken  sehr  glatt  und  glänzend.  Keine 
Pleuralkiele. 

Schwänzchen  eher  etwas  kurz  und  breit.     Borstenwarzen  klein. 


Fig.  37. 


Myriopoda  cxkl.  Scolopendridae. 


177 


Ventralplatten  nnd  Unterseite  der  Beine  mäßig  behaart.  Die  Ventral- 
platten haben  keine  Kegel  neben  den  Hüften.  Die  Unterseite  der  letzten 
2  ßeinglieder  der  Segmeute  der  vorderen  Körperhälfte  ist  dicht  bürstig. 
Die  hinteren  Beine  dagegen  haben  diese  dichte  Bürste  nicht. 

Ventralplatte  des  5.  Segments  mit  der  bekannten  beborsteten  Lamelle. 

Gonopoden  (Fig.  37,  38) :  Erster  Tarsalabschnitt  des  Gonopoden  mit  2 
ungefähr  gleichgroßen,  schlanken,  spitzen,  distal  gerichteten  Dornen  a,  h. 
Der  Zacken  c  ist  lang,  schlank,  gerade,  d  gegen  Ende  des  Kanalastes  ist 
hier  durch  einen  breiten,  abgerundeten  Lappen  vertreten.  An  Stelle  des 
Dornes  l  steht  hier  eine  ganze  Reihe  von  Dornen  auf  einer  Kante.  Der 
Endlappen  e  ist  schwach  gezackt. 

Fuiidnotizeii:  Station  77,  Yalgoo;  Station  80,  Eradu. 


Antichiropus  sulcattis  n.  sp. 

Rücken  vom  4.  oder  5.  Segment  an  breit  rötlichgelb,  der  Rest  des 
Rumpfes,  Kopf  und  Beine  dunkel  kastanienbraun.    Antennen  schwarzbraun. 

Breite  2,5  mm. 

Der  Clypeus  ist  vorn,  ähnlich  wie  bei  A.  fossuUfrons,  abgeplattet  und 
leicht  vertieft.     Der  ganze  Kopfschild  spärlich  beborstet. 

Die  seitlichen  Auftreibungen  der  Metazoniten  sind  nach  oben  hin  durch 
eine    scharfe    Furche    begrenzt,    die    vom   Hinterrand   bis   etwa  zur   Mitte 


Fig.  40. 


Fig.  41. 


Fig.  39.  Ä.  sulcatiis  n.  sp.,  Bein  des  1.  Paares  von  cf;  *V,. 
Fig.  40.  Telopodit  des  Gonopoden  von  der  Lateralseite;  '-'*/i. 
Fig.  4L    Telopodit  des  Gonopoden  von  der  Medialseite;  *7i- 

Die  Fauna  Südwest-Australiens.     III.  1^ 


■[78  Carl  Graf  Attems, 

reicht.  Quernaht  sehr  deutlich  fein  geperlt.  4.  bis  18.  Metazouit  mit 
einer  scharfen  Querfurche.     Pleuralkiele  nicht  sichtbar. 

Die  Ventralplatten  sind  sehr  spärlich  behaart,  fast  nackt.  Auf  den 
Segmenten  hinter  dem  Kopulationsring  steht  neben  jeder  Hüfte  ein  dicker, 
an  der  Spitze  schwärzlicher  Kegel.  5.  Ventralplatte  mit  der  auf  der  Aboral- 
seite  zum  Teil  beborsteten,  bekannten  Platte. 

Schwänzchen  relativ  kurz  und  breit,  mit  kleinen  Borstenwärzchen. 

Unterseite  der  Beine  reichlich  weißlichgelb  behaart;  die  letzten  2  Glieder 
aller  Beine  dicht  bürstig.    Das  1.  Beinpaar  wie  bei  A.  varinbilis  (Fig.  39). 

Gonopoden  (Fig.  40,  41):  Neben  der  Basis  des  Kanalastes  steht,  distal 
gerichtet,  ein  großer,  etwas  gekrümmter,  konischer  Zacken  a,  und  am  Be- 
ginn des  Kanalastes  ein  kleiner  Zacken  b,  der  a  gerade  entgegen,  also 
basalwärts  gerichtet  ist.  c  ist  ungefähr  ebenso  lang  wie  a,  nur  schlanker 
an  seiner  Basis  und  gerade,  d  ist  ein  spitzer  Zahn.  Ein  Lappen  l  fehlt. 
e  hat  unregelmäßig  gezackte  Ränder. 

Fuiidnotiz:  Station  103,  Guildford. 

OrtJiofnorjyha  triaina  ii.  sp. 

Farbe:  Kopf  und  Rumpf  lichter  oder  dunkler  kastanienbraun,  Kiele, 
Dorsalteil  des  Aualsegmeuts  so  breit  wie  das  Schwänzchen  und  dieses 
selbst,  Beine  und  Antennenspitze  gelb.  Auf  dem  Rücken  der  Prozoniten 
ein  verwaschener  gelber  Fleck  von  verschiedener  Ausdehnung:  manchmal 
nur  auf  dem  eingeschachtelten  Teile  des  Prozoniten,  manchmal  auch  auf 
dem  freien  Teile  und  manchmal  sogar  etwas  auf  den  Vorderrand  des 
Metazoniten  übergreifend.     Bauch  licht  braungelb. 

Breite  der  Prozoniten  1,8  mm,  der  Metazoniten  2,2  mm. 

Clypeus  zerstreut  behaart,  Stirn  und  Scheitel  nackt. 

Rücken  glatt,  unbehaart.  5.  bis  17.  Metazonit  mit  einer  scharfen  Quer- 
furche. Seiten  der  Metazoniten  unterhalb  der  Kiele  schwach  gekörnt.  Die 
Kiele  sind  in  der  Mitte  der  Seiten  angesetzt;  ihr  Hintereck  ist  etwas  ab- 
gestumpft und  überragt  den  Hinterrand  des  Metazoniten  nicht;  nach  vorn 
verlaufen  sie  mehr  allmählich,  der  Seitenrand  ist  ganz  glatt.  Quernaht 
kräftig  geperlt.    Ein  Pleuralkiel  ist  bis  ungefähr  zur  Körpermitte  sichtbar. 

Schwänzchen  ziemlich  schlank,  seitlich  etwas  abgestuft  und  wie  gewöhn- 
lich beborstet.     Analschuppe  spitzbogig. 

d  Ventralplatte  des  5.  Segments  mit  einer  breiten,  abgerundeten, 
beborsteten  Platte  zwischen  den  Beinen  des  vorderen  Paares.  Alle  anderen 
Ventralplatten  ohne  Fortsätze  oder  dergleichen,  aber  behaart,  die  Haare  fein, 
weißlich. 

Die  Beine  des  S  sind  relativ  lang  und  schlank,  im  Vergleich  mit  denen 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae.  179 

des  ?  wenig  verdickt ;  die  Unterseite  mäßig  diclit  und  gleichmäßig  behaart, 
die  Endglieder  dichter. 

Gonopoden  (Fig.  42)  im  ganzen  kurz  und  kräftig.  Telopodit  drei- 
zackig ohne  jegliche  merkl)are  Gliederung.  Die  Samenrinne  endet  auf  dem 
mittleren,  breiten  Zacken;  die  beiden  anderen  Zacken  sind  zugespitzt. 

Fuiidiiotiz :  Station  165,  Albany. 


Fig.  42.     0.  triaina  n.  sp.,  Gonopod 


Sphaerotrichopus  n.  gen. 

19  Rumpfsegmente.  J  mit  28  Beinpaareu.  Vorletztes  Segment  fußlos. 
Kopfschild  gleichmäßig  gewölbt.  Antennen  lang  und  schlank,  am  Ende 
keulig  verdickt. 

Halsschild  querelliptisch,  schmäler  als  der  Kopf  samt  Backen. 

Körper  in  der  Gegend  des  4.  Segments  ein  wenig  halsartig  verengt. 
Rücken  gut  gewölbt.  Die  Kiele  horizontal  mit  zugeschärftem  und  gezähntem 
Seitenrand.  Saftlöcher  am  Seitenrand  nahe  dem  Hintereck  auf  den  Seg- 
menten 5,  7 — 18.  Kiel  des  2.  Segments  in  derselben  Höhe  mit  den  folgen- 
den. Metazoniten  mit  Querreihe  von  Tuberkeln  und  kleinen  borstentragenden 
Knötchen. 

Schwänzchen  konisch.   Analschuppe  quer  abgestutzt  mit  Borstenwarzen. 

Ventralplatten  ohne  besondere  Fortsätze  auch  beim  J. 

Unterseite  des  5.  und  6.  Gliedes  des  3. — 7.  Beinpaares  des  S,  teil- 
weise auch  das  4.  Glied  mit  den  bekannten  Kugelborsten.  Am  Ende  des 
2.  Gliedes  des  5.-7.  Beinpaares  ein  zapfenförmiger  Vorsprung.  Beide 
Beinpaare  des  6.  Segments  weit  voneinander  inseriert ,  zwischen  ihnen 
legen  sich  die  Gonopoden  an  die  Ventralfläche  an. 

Hüften  der  Gonopoden  miteinander  verwachsen,  kurz  und  gedrungen, 
seitlich  nicht  aufragend.  Hüfthörnchen  lang  und  schlank.  Telopodit  ohne 
deutliche  Gliederung,  im  ganzen  gerade,  der  Tibio-Tarsalteil  verästelt.  Die 
Samenrinne  endigt  auf  einem  sichelförmigen  Fortsatz. 

Diese   Gattung    ist    bei    den   Trachelodesmiden    unterzubringen.     Sie 

12* 


1<^0  Carl  Graf  Attems, 

hat  dieselbe  seltene  Porenformel  wie  Serangodes,  eine  Gattung  aus  Neu- 
seeland, die  aber  in  eine  ganz  andere  Gruppe,  nämlich  zu  den  Strongylo- 
somiden  gehört. 

S2>haerotH€hopu8  ramosus  n.  sp. 

Farbe  dunkel  erdbraun ,  wie  etwa  unser  Folydesmus  denticulatus. 
Länge  11,5  mm. 

Kopfschild  gleichmäßig  gewölbt,  Clypeus  und  Stirn  reichlich,  Scheitel 
spärlich  und  kurz  behaart.  Antennen  lang,  schlank,  endwärts  stark  keulig 
verdickt. 

Halsschild  regelmäßig  querelliptisch,  etwas  schmäler  als  der  Kopf  samt 
den  Backen.     Die  Seiten  leicht  aufgekrempt. 

Der  Rücken  ist  gut  gewölbt,  die  wohlausgebildeten  Kiele  sind  ganz 
horizontal,  ihr  Vordereck  ist  abgerundet,  ihr  Hintereck  zackig;  der  fein 
leistenartige  Seitenrand  hat  2  —  3  kleine  Kerben,  in  denen  je  eine  Borste 
steht.  Der  Seitenrand  ist  also  gezähnt.  Das  Saftloch  liegt  nahe  dem 
Hintereck  am  Seitenrand,  schräg  nach  oben  und  seitlich  gerichtet.  Der 
2.  Kiel  liegt  genau  in  derselben  Höhe  mit  den  folgenden.  Die  Breite  der 
Metazoniten  nimmt  vom  2.-4.  Segment  ab,  dann  wieder  zu,  so  daß  der 
Rumpf  in  der  Gegend  des  4.  Segments  halsartig  eingeschnürt  erscheint. 

Die  Prozoniten  sind  sehr  feinkörnig ;  ihr  hinterster  Streif  an  der  Grenze 
gegen  den  Metazoniten  ist  etwas  vertieft  und  ein  wenig  gröber  gekörnt. 
Die  Metazoniten  sind  vor  der  Mitte  durch  eine  tiefe  Querfurche  geteilt; 
der  Raum  vor  dieser  Querfurche  hat  eine  Medianfurche  und  jederseits  von 
derselben  eine  Querreihe  von  4  kleinen  borstentragendeu  Knöpfchen. 
Hinter  der  Querfurche  finden  sich  2  Querreihen  von  je  8  Tuberkeln;  die 
vordere  Reihe  hat  größere,  die  hintere  viel  kleinere  Tuberkeln;  auf  jedem 
Tuberkel  steht  ein  kleines  borstentragendes  Knöpfchen ;  die  Borsten  sind 
zart,  weißlich  und  sehr  hinfällig  (Fig.  43). 

Die  Ventralplatten  sind  unbehaart  und  entbehren  alle,  auch  beim  S, 
besonderer  Fortsätze;  die  hinteren  sind  ungefähr  so  breit  wie  lang. 

Das  Schwänzchen  ist  zugespitzt  konisch  und  ziemlich  kurz.  Die  Anal- 
schuppe ist  hinten  quer  abgestutzt  und  trägt  eine  Borstenwarze  in  jeder  Ecke. 

Die  Öffnung,  aus  der  die  Gonopoden  herausragen  ist  sehr  groß,  quer 
rechteckig  mit  abgerundeten  Ecken.  Die  beiden  Beinpaare  des  6.  Segments 
des  d  sind  weit  voneinander  inseriert,  um  Platz  für  die  Gonopoden  zu 
machen,  die  sich  dazwischen  an  die  Ventralfläche  anlegen. 

Die  Borsten  auf  den  2  ersten  Beinpaaren  des  S  sind  zart,  gerade  und 
lang;  am  Ende  des  2.  Gliedes  findet  sich  eine  besonders  lange  Borste. 
Das  2.  und  in  geringerem  Maße  auch  das  3.  Glied  des  3. — 6.  Beinpaares 
ist  dorsal  kugelig  aufgetrieben  (Fig.  44).     Auf  der  Unterseite   des  5.  und 


Myriopoda  exkl.  Scolopendrldae. 


181 


Fig.  43. 


Fig.  44. 


Fig.  45. 


Fig.  46. 


Fig.  48 


Fig.  43. 
Fig.  44. 
Fig.  45. 
Fig.  46. 
Fig.  47. 
Fig.  48. 
Fig.  49. 
Fig.  50. 


Fig.  49. 

V,. 


Flg.  50. 


S.  ramosus  n.  sp.,  11.  Segment  des  J; 

Bein  des  3.  Paares  vom  (J;  ^7i- 

Kugelborsten  vom  letzten  Glied  des  4.  Beinpaares  des  (j. 

Bein  des  7.  Paares  vom  J;  ^'/i- 

Gonopod  von  der  Lateralseite;  *^/^. 

Gonopod  von  der  Medialseite;  *'^j\. 

Gonopod  in  Frontansicht;  •'7i- 

Gonopod  von  hinten;  ^/j. 


6.  Gliedes  und  zum  Teil  auch  des  4.  Gliedes  des  3. — 7.  Beinpaares  finden 
sich  die  schon  von  anderen  Gattungen  her  bekannten  Kugelborsten  (Fig.  45), 
nämlich  Borsten,  deren  Basis  eine  kugelige  Anschwellung  zeigt.  Das  3.  Bein- 


132  Carl  Graf  Attems, 

paar  hat  auf  der  Unterseite  des  1. — 4.  Gliedes  kurze,  gebogene  Borsten, 
auf  dem  4.  Gliede  untermischt  mit  einigen  Kugelborsten.  4.  Beinpaar:  das 
1.  Glied  hat  lange,  dünne,  das  2.  Glied  teils  lange,  dünne,  teils  kurze,  ge- 
bogene, das  3.  und  4.  Glied  kurze,  gebogene  Borsten.  Das  5.-7.  Bein- 
paar hat  auf  dem  1.  und  2.  Gliede  lange  dünne,  auf  dem  3.  und  4.  Gliede 
kurze,  gebogene  Borsten,  auf  dem  4.  Gliede  untermischt  mit  Kugelborsten. 
Am  Ende  des  2.  Gliedes  des  5. — 7.  Beinpaares  steht  ein  kurzer,  konischer, 
beborsteter  Zapfen  (Fig.  46). 

Gonopoden  (Fig.  47—50):  Die  Hüften  sind  miteinander  verwachsen, 
mehr  kurz  und  gedrungen,  seitlich  neben  das  Telopodit  nicht  vorgewölbt. 
Hüfthörnchen  sehr  schlank.  Am  Telopodit  ist  keine  deutliche  Gliederung 
mehr  sichtbar.  Der  Femoralabschnitt  ist  allerdings  durch  seine  opake 
graue  Färbung  und  spärliche  Beborstung  noch  gut  markiert.  Der  Tibio- 
Tarsalteil  ist  im  ganzen  gerade  und  geweihartig  verästelt.  Die  Samen- 
rinne endigt  auf  einer  kurzen,  kräftigen  Sichel,  neben  ihr  stehen  2  an 
der  Basis  zusammenhängende  große  Dornen,  der  eine  distal,  der  andere 
basal  gerichtet.  Das  vielleicht  als  2.  Tarsus  zu  deutende  Endstück  trägt 
3  schlanke  Dornen. 

Fuiidnotizen :  Stat.  98,  Wooroloo;  Stat.  99,  Lion  Mill;  Stat.  101, 
Mundaring  Weir;  Stat.  121,  Rottnest;  Stat.  152,  Gooseberry 
Hill;  Stat.  154,  Pickering  Brook. 

Juloidea. 

Farn.  Cambalidae. 

Die  artenarme  Familie  der  Camhalidae  erfährt  durch  die  Michaelsen- 
HARTMEYERsche  Sammlung  eine  relativ  beträchtliche  Vermehrung,  indem 
6  neue  Arten,  die  sich  auf  4  neue  Gattungen  verteilen,  dazu  kommen.  Die 
Cambaliden  sind  hauptsächlich  in  der  australisch-polynesischen,  indischen 
und  madagassischen  Region  verbreitet,  von  welchem  Gebiete  aus  nur  wenige 
Arten  nach  Capland  und  Chile  gelangten.  Die  eine  der  neuen  Gattungen, 
Ätelomastix,  stellt  ein  Bindeglied  zwischen  den  2  von  mir  aufgestellten 
Subfamilien  vor,  indem  wir  wohl  deutlich  das  spätere  Flagellum  vorgebildet 
sehen,  ohne  daß  es  jedoch  bei  einer  der  2  Arten  vollständig  entwickelt 
wäre.  Ich  möchte  noch  bemerken,  daß  die  an  den  Gonopoden  der  Camhalidae 
sich  findende  Coxaldrüse  insofern  nicht  genau  das  Homologen  der  soge- 
nannten Prostatadrüse  der  Julidae  ist,  als  sie  bei  den  Camhalidae  auf  dem 
1.,  bei  den  Julidae  dagegen  auf  dem  2.  Gonopodenpaare  sich  findet.  Die 
Stellung  der  neuen  Gattungen  zu  den  bereits  bekannten  geht  am  ein- 
fachsten aus  nachstehender  kurzer  Übersicht  hervor. 


Myriopoda  cxkl.  Scolopendridae.  133 

1.  Subfjim.  Glyphiocambalinue  Att. 

1  a)  Rücken  und  Seiten  der  Metazonit(3n  mit  mehreren  Reihen  grober  Kiele, 

Saftlöcher  vom  5.  Segment  an Glyphiulus  Gervais 

a)  Das   1.  Beinpaar    des  J  besteht   aus   einem   ungegliederten    Stück, 
einer  Querspange  mit  2  Hörnchen  .     .  subgen.  Keratoglyplünlus  Att. 
ß)  Das   1.   Beinpaar    des   6  ist  ein    fast   normales    6-gliedriges   Lauf- 
beinpaar       subgen.  Podoglyphiulus  Att. 

b)  Metazoniten  dorsal  glatt,  Saftlöcher  vom  6.  Segment  an    ....     2 

2a)  Ventralplatte   des   1.  Beinpaares   des  S   zweiteilig;   beide  Hälften 

nur  ganz  lose  membranös  verbunden;   es  sind  5  vollständige  und 

ein  rudimentäres  6.  Glied  vorhanden       .     .     B'mocambala  n.  gen. 

b)  Ventralplatte   des  1.  Beinpaares   des  6  ungeteilt  (meist   mit  den 

Hüften    verwachsen ,    zwischen    denen    noch    eine    Naht    erhalten 

bleibt) S 

3  a)  Am  1.  Beinpaar  des  J  sind  außer  dem  Coxasternum  nur  2  Glieder- 
stummel vorhanden,  manchmal  noch  das  Rudiment  eines  dritten 

Fodyläpus  n.  gen. 
b)  Am  1.  Beinpaar  des  c^  sind  5  freie  Glieder  vorhanden      .     4 
4  a)  3  Labralzähne,  das  Endglied  des  1.  Beinpaares  des  <S  abge- 
stumpft, krallenlos lulomorpha  Porat. 

b)  5  Labralzähne,  das  Endglied  des  1.  Beinpaares  des  $  zu- 
gespitzt, mit  einer  Kralle      ....     Agastrophus  Att. 

Hypocambala  SiLV. 

2.  Subfam.  3Iastif/oca7nbalinae  Att. 

1  a)  Rücken  der  Metazoniten   mit  Längskielen,  Saftlöcher  vom  5.  Segment 

an Camhala  Gray 

b)  Rücken  der  Metazoniten  glatt,  Saftlöcher  vom  6.  Segment  an    .     .     2 
2  a)  Der  kräftig  chitinisierte  Kanal  mit  dem  Endausführungsgang  der 
Coxaldrüse    löst    sich     gar    nicht    oder    nur    als     kurzes     dickes 
Flagellum  vom  Hauptstamme  des  vorderen  Gonopoden  los 

Atelomastix  n.  gen. 
b)  Der  vordere  Gonopode  besitzt  ein  langes,  dünnes,  peitschenförmiges 

Flagellum 3 

3  a)  Vorderer  Gonopode  mit  einem    großen  2.  Glied.   3.  Beinglied 

ohne  Dorn  am  Ende Dimerogonus  Att. 

b)  Vorderer  Gonopode  ungegliedert.     3.  Beinglied  vom  3.  Bein- 
paar an  mit  einem  Dorn  am  Ende  .     .     .       Samichus  n.  gen. 

Podykipus  nov.  gen. 

1  oder  3  Labralzähne. 

Antennen   von   mittlerer   Länge,    schwach   keulig,   mit   4  Sinneskegeln 


184  Carl  Graf  Attems, 

am  Ende.  Ocellen  zahlreich,  mehrreihig.  Keine  Scheitelborsten.  9  Kamm- 
blätter auf  den  Mandibeln.     Backen  des  S  mit  lappigem  Vorsprung. 

Metazoniten  ventral  fein  längsgefurcht,  Rumpf  sonst  glatt,  Saftlöcher 
vom  6.  Segment  an,  fast  in  der  Mitte  des  Metazoniten  gelegen. 

Analsegment  ohne  Schwänzchen. 

1.  Beinpaar  des  S'-  Die  Ventralplatte  verwächst  mit  den  Hüften  zu 
einem  Stück,  manchmal  sind  auch  die  Tracheentaschen  damit  verwachsen. 
Außerdem  ist  eine  sehr  reduzierte,  stummeiförmige  freie  Extremität  vor- 
handen, die  aus  2—3  nicht  immer  gleich  deutlich  voneinander  geschiedenen 
Gliedern  besteht. 

2.  Beinpaar  des  d":  Die  Ventralplatte  besteht  aus  2  winkelig  zueinander 
gestellten  kleinen  Balken  und  verwächst  mit  den  Tracheentaschen.  Ex- 
tremitäten 6-gliedrig.     Coxa  außen  basal  stark  erweitert. 

Penis  schlank,  zweiteilig. 

Vom  3.  Beinpaar  an  sind  die  Extremitäten  7-gliedrig. 

Vordere  Gonopoden:  Ventralplatte  und  Tracheentaschen  verschmelzen 
zu  einem  Stück.  Basalglied  des  Gonopoden  groß,  trägt  eine  große  Platte 
(=  Coxalfortsatz)  und  einen  1 — 2-gliedrigen  lateral  angesetzten  Conus 
(=  2.  und  3.  Glied). 

Hintere  Gonopoden :  Ventralplatte  und  Tracheentaschen  zu  einem  Stück 
verschmolzen,  die  Gonopoden  sind  ungegliederte  Kegelchen. 

Podykipus  coUinus  n.  sp. 

Kopf  und  Rücken  der  ersten  Segmente  gelbbraun  mit  schwarzer 
Marmorierung.  Rücken  und  Seiten  des  übrigen  Rumpfes  schwarz,  Bauch 
und  Beine  gelblich.     Analklappen  blaß  gelblichbraun. 

6  mit  40—50  Rumpfsegmenten.  Breite  1,2—1,5  cm.  ?  Breite  bis 
2  mm. 

Labralbucht  ziemlich  seicht  mit  3  wohlentwickelten  aber  etwas  stumpfen 
Zähnchen  (Fig.  51).     16  Labralborsten,    Kopf  im  übrigen  unbehaart,   auch 

ohne    Supralabral-    und  Scheitelborsten. 
Backen   des    cj"  mit  kurzem ,   nach  vorn 
gerichtetem  Vorsprung. 
/  -  \  Halsschild  seitlich  querelliptisch,  an 

^         die  Kopfseiten  angedrückt. 

Fig.  51.  P.  coUinus  n.  sp.,  Labral-  t,  ..   i  •        i    i   ^^  i     i         j.        »j. 

rand  des  r{- "/  Rucken  spiegelglatt,  unbehaart,  mit 

äußert  feiner  retikulärer  Struktur.  Ventral- 
seite der  Metazoniten  weitschichtig  und  seicht  längsgefurcht.  Saftlöcher 
fast  in  der  Mitte  dei'  Metazoniten  gelegen.  Die  3  letzten  Segmente  vor  dem 
Analsegment  sind  fußlos. 


Myriopoda  ex  kl.  Scolopendridae. 


185 


Analsegment  ohne  Schwänzchen ;  Rückenteil  flachbogig,  ebenso  ist  die 
Schuppe  hinten  sehr  flachbogig  begrenzt.  Klappen  gut  gewölbt,  der  Rand 
mit  den  gewöhnlichen  2  Borsten ;  sonst  ist  das  Analsegment  unbehaart. 

1.  Beinpaar  des  d"  (Fig.  52,  53):  Die  Ventralplatte  ist  mit  einem  quer- 
gelagerten Kahn  zu  vergleichen,  dessen  Kiel  nach  außen,  resp.  ventralwärts, 
gerichtet  ist.  Die  orale  Wand  ist  durch  eine  mediane  Längsnaht  geteilt 
und  verwächst  mit  den  Köpfchen  der  Tracheentaschen  (die  bei  Pod. 
leptoiuloides  getrennt  bleiben) ;  an  die  aborale  Wand  schließt  sich,  häutig 
verbunden,  jederseits  ein  kleines,  schlankes,  querelliptisches  Intercalar- 
plättchen  (i)  an.  Auf  der  oralen  Fläche  stehen  lateral  einige  Borsten. 
Die  orale  Wand  ist  durch  eine  Mediannaht  der  Länge  nach  geteilt  und  wir 
müssen  wohl  annehmen,  daß  die  Coxen  hier  fast  völlig  mit  der  Ventral- 
platte verschmolzen  sind. 


„i 

i 

Fig.  52.                                                               Fig.  53. 

Fig.  52.     1.  ßeinpaar  des  J  von  der  Aboralseite;  ^7 
Fig.  53.     1.  Beinpaar  des  $  von  der  Oralseite;  •*-/,. 

Von  Beingliedern  sind  2  vorhanden ;  das  basale,  als  Femur  zu  deuten 
(Fig.  52),  ist  in  seiner  lateralen  Hälfte,  da,  wo  ihm  das  distale  Glied  auf- 
sitzt, nur  sehr  niedrig.  Nach  innen  zu  erweitert  es  sich  und  trägt  nach 
vorn  zu  einen  kleinen  Lappen  und  einige  Borsten.  Das  2.  Glied  ist  ein 
kurzer  dicker  Stummel  ohne  Borsten  und  hat  ein  glashell  durchscheinendes 
Ende.  Ich  habe  3  d  untersucht,  2  von  Gooseberry  Hill,  die  genau  obiger 
Beschreibung  entsprechen,  und  eines  von  East  Fremantle.  Merkwürdiger- 
weise hat  letzteres  noch  ein  rudimentäres  drittes  Glied,  gerade  so  wie  Fod. 
leptoiuloides,  während  sonst  alles,  auch  die  Gonopoden,  genau  mit  denen 
von  Gooseberry  Hill  übereinstimmen. 

Das  2.  Beinpaar  des  S  genau  wie  bei  Pod.  leptoiuloides,  nur  die  Neben- 
borste am  Grunde  der  Endkralle  ist  länger  und  dünner.  Die  Tracheen- 
taschen  verwachsen  mit  der  Ventralplatte,  die  aus  2  im  Winkel  zueinander 
gestellten  kleinen  Stäben  besteht.  Die  Intercalarplatten  sind  kleine,  spitze 
Querplättchen.  Die  Beine  sind  6-gliedrig;  die  Hüften  an  der  Basis  außen 
stark  erweitert. 


186 


Carl  Graf  Attems, 


Der  Penis  ist  zweiteilig,  jede  Hälfte  schlank  und  spitz. 

Die  Ventralplatte  des  3.  Beinpaares  ist  eine  kleine  Querspange,  die 
Basen  der  Hüften  sind  nicht  wesentlich  erweitert.  Die  Intercalarplatten 
sind  ziemlich  groß,  mit  abgerundeten  Ecken. 

Die  mittleren  und  hinteren  Beine  haben  wenige  Borsten ;  die  dorsalen 
sind  kurz,  die  ventralen  lang.  An  der  Basis  der  Endkralle  eine  lange 
Nebenborste. 

Vordere  Gonopoden  (Fig.  54,  55,  56):  Die  Ventralplatte  und  die 
Tracheentaschen  verwachsen  völlig  zu  einem  Stück.  Das  große  Basalglied 
des  Gonopoden  setzt  sich  in  eine  stumpf  dreieckige  Platte  (m)  fort,  die 
nicht  abgegliedert  ist,  und  trägt  beweglich  angesetzt  vorn  eine  fast  recht- 
winklige Patte  (/>),  die  auf  der  dem  Basalglied  zugewendeten  Seite  teil- 
weise beborstet  ist,  und  lateral  einen  2-gliedrigen  Kegel  (/',  g),  dessen 
Endglied  (g)  einige  Borsten  hat. 


Fig.  54. 


Fig.  56. 


Fig.  54.  Vordere  Gonopoden;  "/^. 

Fig.  55.  Ein  vorderer  Gonopod  von  vorn;  ■•y^. 

Fig.  56.  Ein  vorderer  Gonopod  von  hinten;  ^7i 

Fig.  57.  Hintere  Gonopoden. 


Fig.  57. 


Hintere  Gonopoden  (Fig.  57) :  Die  Ventralplatte  verschmilzt  vollkommen 
mit  den  Tracheentaschen.  Jeder  Gonopod  ist  ein  kleiner  ungegliederter 
Kegel,  dessen  Spitze  etwas  nach  außen  gekrümmt  ist  und  der  an  der 
Innenseite  nahe  dem  Ende  einige  Borsten  trägt. 

Fundnotizen:  Stat.  109,  Subiaco  nördlich;  Stat.  116,  Fast 
Fremantle;  Stat.  152,  Gooseberry  Hill. 

Podykiiyus  leptoiuloides  n.  sp. 

Farbe:  Kopf  gelbbraun  mit  schwarzer  Marmorierung;  zwischen  den 
Augen  eine  breite  schwarze  Querbinde ;  Halsschild  an  den  Rändern  schwarz, 
die  Mitte  gelbbraun  mit  schwarzer  Marmorierung.     Ähnlich  sind  auch  die 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


187 


uächstfolgeiiden  Rückenschilde  gefärbt,  nämlich  am  Hiiiteirand  schwarz, 
im  übrigen  gelbbraun  mit  schwarzer  Marmorierung,  die  übrigen  Segmente 
dorsal  und  lateral  schwarz,  ventral  braungelb.  Beine  braungelb.  Antennen 
schwärzlich.     Analklappeu  bräunlich. 

S  mit  40—00  Rumpfsegmenten,    Breite  d  1,2—1,4  mm.    ?  bis  1,8  mm. 

Labralbucht  sehr  seicht;  ich  beobachtete  darin  1  oder  3  Labralzähne 
(Fig.  58),  ohne  daß  die  S  sich  sonst,  insbesondere  in  den  Gonopoden, 
irgendwie  unterschieden.  Keine  Scheitelborsten ;  Ocellen  zahlreich,  in  4 
Längsreihen,  eine  Reihe  von  Labralborsten  und  4  Supralabralborsten. 
Kopf  sonst  unbehaart,  spiegelglatt.  Antennen  von  mittlerer  Länge,  ein 
wenig   keulig.     Backen  des  J  nach  unten  ein  wenig  rundlappig  vortretend. 

Halsschild  seitlich  querelliptisch,  ganz  an  die  Rumpfseiten  angedrückt, 
mit  einigen   feinen  Längsfurchen   wie   auf  der  Unterseite  der  Metazoniten. 

Metazoniten  ventral  mit  feinen  Längsfurchen,  die  schon  vorn  ein  gutes 
Stück  vom  Saftloch  entfernt  l)leiben  und  hinten  ganz  auf  die  Ventralseite 
beschränkt   sind.     Rumpf  im    übrigen   glatt,   bei  stärkerer   Vergrößerung 


Fig.  58. 


Fig.  60. 


Fig.  59. 

Fig.  58.  P.  leptoüdoides  n.  sp. ,  Labral- 
rand  des  ^ ;  *'-/i. 

Fig.  59.  1.  Beinpaar  des  S  von  der 
Aboralseite;  '7i- 

Fig.  60.  1.  Beinpaar  des  ^  von  der  Oral- 
seite; *'7i- 


sieht  man  eine  sehr  feine  retikuläre  Struktur;  ganz  unbehaart,  auch  das 
Analsegment  ist  außer  den  gewöhnlichen  2  Borsten  an  den  Klappenrändern 
nackt.  2  Segmente  vor  dem  Analsegmeut  fußlos.  Saftloch  fast  in  der 
Mitte  des  Metazoniten  gelegen. 

Dorsalrand  des  Analsegments  flachbogig,  nicht  frei  vortretend.  Schuppe 
flachbogig.     Klappen  mäßig  gewölbt,  ohne  Randwulst. 

1.  Beinpaar  des  6  (Fig.  58,  59):  Die  Form  der  Ventralplatte  ist  die- 
selbe wie  bei  Pod.  collinus,  doch  verwachsen  die  Tracheentaschen  hier 
nicht  mit  ihr,  sondern  bleiben  frei  (Fig.  22).     Die  freie  Extremität  besteht 


188 


Carl  Graf  Attems, 


jederseits  aus  einem  Stück,  doch  können  wir  nach  Analogie  von  Pod.  col- 
linus  schließen ,  daß  der  medial  aufragende  stumpfe  Hakenlappen  mit 
stellenweise  schuppiger  Oberfläche  dem  Basalglied  derselben,  also  dem 
Femur  {F)  und  der  laterale  Stummel  dem  2.  Glieds  der  freien  Extremität, 
also  der  Tibia  {t)  entspricht.  Letzteres  trägt  ein  ganz  rudimentäres  3. 
Glied  in  Gestalt  eines  winzigen  Kegelchens.  Die  Ventralplatte  hat  lateral 
einige  Borsten. 

2.  Beinpaar  des  <S  sechsgliedrig,  mit  wenigen  starken  Borsten;  die 
Nebenborste  der  Endkralle  ist  kurz,  kräftig,  mehr  dornartig  (Fig.  61).  Die 
Gestalt  der  mit  den  Tracheentaschen  verwachsenen  Ventralplatte  ist  die- 
selbe wie  bei  Pod.  collinus. 

Ebenso  gleicht  das  3.  Beinpaar  dem  von  Pod.  collinus. 

Die  übrigen  Beine  sind  spärlich  beborstet,  die  Borsten  der  Oberseite 
sind  sehr  klein,  die  der  Unterseite  laug.  Die  Endkralle  hat  nahe  ihrer 
Basis  auf  der  Unterseite  eine  lange  Nebenborste  (Fig.  62). 


Fig.  63. 


Fig.  64. 


Fig.  65. 


/ 
Fig.  62. 

Fig.  61.  Endkralle  eines  Beines  des  2.  Paares    vom  $;  "7i 

Fig.  62.  Endkralle  eines  hinteren  Beines  vom  ^ ;  ''"/j. 

Flg.  63.  Vorderes  Gonopod  von  oben;  ^7i- 

Fig.  64.  Vorderes  Gonopod  von  unten;  ^-/r 

Fig.  65.  Hintere  Gonopoden;  *7r 


Die  Gonopoden  sind  recht  ähnlich  denen  von  Pod.  collinus  und  nur 
in  der  speziellen  Ausbildung  einzelner  Teile  verschieden. 

Das  Basalglied  des  vorderen  Gonopoden  (Fig.  63,  64)  endigt  nach 
innen  zu  mit  einem  größeren  Lappen  (m).  Die  Platte  (p),  die  wohl  als 
Coxalfortsatz  zu  deuten  ist,  ist  hier  nicht  wie  bei  Pod.  collinus  geradlinig 
begrenzt,  sondern  durch  eine  Einbuchtung  zweizackig.  Auf  der  dem  Ilüft- 
glied   zugewendeten   Seite   trägt   sie  einzelne   Borsten.     Lateral   sitzt  dem 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae.  189 

Basalglied  ein  zweites  Glied  in  Gestalt  eines  etwas  gekiiimniten,  am  Anßen- 
rande  beborsteten  Kegels  an  (/"),  (Bei  Fod.  collinus  können  wii-  an  diesem 
Kegel  2  Glieder  unterscheiden.) 

Die  hinteren  Gonopoden  (Fig.  G5)  sind  etwas  stumpfere  Kegel  mit 
einigen  Borsten,  sonst  gleich  wie  bei  Pod.  collinus.  Die  mit  den  Tracheen- 
taschen verschmolzene  Ventralplatte  gleicht  völlig  der  von  letztgenannter  Art. 

Fimdnotizeii :  Stat.  iM),  Lion  Mill;  Stat.  101,  Mundaring  Weir; 
Stat.  129,  Jarrahdale;  Stat.  137,  Collie;  Stat.  154,  Picke  ring 
Brook. 

Dinocanibala  iiov.  gen. 

Körper  für  einen  Cambaliden  sehr  groß,  eher  an  Spirostreptiden  er- 
innernd. 

3  Labralzähne. 

12  Kammblätter  auf  den  Mandibeln. 

Ocellen  zahlreich,  keine  Scheitelborsten. 

Antennen  lang  und  dünn,  mit  4  Sinneskegeln  am  Ende. 

Backen  des  d  mit  einem  kurzen  Vorsprung. 

Prozoniten  mit  feinen,  punktierten  Ringfurchen. 

Metazoniten  dorsal  glatt,  ventral  fein  längsgestreift.  Saftlöcher  vom 
6.  Segment  an  weit  hinter  der  Quernaht. 

Analsegment  ganz  ohne  Schwänzchen. 

S,  Ventralplatte  des  1.  Beinpaares  zweiteilig,  jede  Hälfte  mit  der 
Tracheentasche  zu  einem  Stück  verwachsen,  aber  von  der  Coxa  getrennt. 
Es  sind  5  wohlentwickelte  Beinglieder  vorhanden,  von  denen  das  letzte 
noch  das  Rudiment  eines  6.  trägt. 

Coxen  und  Ventralplatte  des  2.  Beinpaares  verschmolzen. 

Femur  der  mittleren  Beinpaare  vom  8.  Paar  an  mit  einem  Zacken 
am  Ende. 

4.  und  5.  Glied  des  4.-7.  Beinpaares  mit  beborstetem  Hügel. 

Vordere  Gonopoden:  Ventralplatte  und  Tracheentaschen  zu  einem 
Stück  verwachsen.  Die  Gonopoden  aus  einer  deutlich  abgesetzten  Coxa 
und  einem  Telopodit,  das  aus  2  undeutlich  getrennten  Gliedern  zusammen- 
gesetzt ist,  bestehend. 

Hintere  Gonopoden:  Ventralplatte  zweiteilig,  jede  Hälfte  verwächst 
mit  der  zugehörigen  Tracheentasche;  beide  Hälften  sind  nur  lose,  mem- 
branös,  miteinander  verbunden,  ebenso  beide  Gonopodenhälften.  Jeder 
Gonopod  ist  konisch,  teilweise  beborstet  und  trägt  außen  einen  starken 
Dorn,  das  Rudiment  eines  2.  Gliedes. 


190 


Carl  Graf  Attems, 


Dinocanihala  inf/ens  ii.  sp. 

Schwarz,  mit  einem  breiten,  ungefähr  ein  Drittel  der  Metazonitenlänge 
betragenden,  goldig  durchscheinenden  Saum  am  Hinterrande  der  Meta- 
zoniten,  wodurch  die  Tiere  quergeringelt  aussehen ;  in  den  Seiten  ist  der 
helle  Saum  manchmal  mehr  grünlichgrau.  Der  eingeschachtelte  Teil  des 
Prozoniten  ist  gelblich. 

S  mit  47—48  Rumpfsegmenten;  Breite  beim  S  vorn  3,4,  Mitte  3,7— 
4  mm,  beim  ?  bis  5  mm. 

Labralbucht  seicht,  mit  3  Zähnchen;  die  Zahl  der  Supralabralborsten 
beträgt  jederseits  1—3.  Kopfschild  spiegelglatt,  Scheitelfurche  sehr  seicht. 
Scheitelborsten  sind  keine  vorhanden.  Innerer  Augenwinkel  spitz,  ein 
gutes  Stück  weiter  herein  reichend  als  die  Antennenbasis ;  die  Entfernung 
der  Augen  voneinander  beträchtlich  größer  als  der  Querdurchmesser  eines 
Auges.     Antennen  lang  und  schlank. 


'Mifiä< 


Fig.  67. 

Fig.  66.  D.  ingens  n.  sp.,  Hälfte  des 
1.  Beinpaares  des  (J  von  der  Oralseite;  '*/,. 

Fig.  67.  Hälfte  des  1.  Beinpaares  des  cj 
von  der  Aboralseite;  *^/^. 


Halsschild  seitlich  symmetrisch  abgerundet;  der  Vorderrand  von  der 
Augengegend  an  gesäumt,  in  den  Seiten  einige  feine  Furchenstriche  wie  in 
den  Seiten  der  Metazoniten. 

Prozoniten  mit  feinen,  punktierten  Ringfurchen,  deren  gegenseitiger 
Abstand  gegen  die  Quernaht  zu  allmählich  zunimmt.  Seiten  der  Meta- 
zoniten mit  feinen  unregelmäßigen  Stricheln,  deren  oberste  auf  den  vorderen 
Segmenten  bis  zum  Saftloch  reichen,  dann  aber  allmählich  immer  weiter 
davon  entfernt  bleiben.  Über  Pro-  und  Metazoniten  zieht  eine  feine  mediane 
Längsfurche.     Die  Saftlöcher  liegen  fast  in  der  Mitte  der  Metazoniten. 

Analsegment  ganz  ohne  Schwänzchen,  Dorsalrand  stumpfwinklig  mit 
ganz  abgerundeter  Spitze ;  Schuppe  bogig ;  Klappen  gut  gewölbt,  der  Rand 
etwas  eingesenkt. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


191 


J,  Backen  mit  kurzem,  wulstigem,  vorn  abgestumpftem  Lappen. 

1.  Beinpaar  (Fig.  66,  67):  Vcntralplatte  (v)  zweiteilig,  beide  Hälften 
nur  ganz  lose  durch  dünue  Membranen  miteinander  zusammenhängend, 
eine  jede  mit  der  zugehörigen  Traclieentasche  fest  verwachsen.  Die  Coxa 
(c)  verwächst  nicht  mit  der  Ventralplatte;  auf  der  Oralseite  ist  sie  nicht 
ganz  geschlossen  (cf.  Fig.  24).  Das  2.  Glied,  Femur  (F),  bildet  auf  der 
Oralseite  ein  kurzes  rundes  Läppchen.  Die  3  folgenden  Glieder  haben 
einen  bedeutend  geringeren  Durchmesser  als  die  2  basalen.  Am  Ende  des 
5.  Gliedes  sieht  man  noch  das  Rudiment  eines  6.  Gliedes.  Die  Ventral- 
l)latte  ist,  besonders  außen,  reichlich  beborstet,  das  2.  und  3.  Glied  tragen 
einige  wenige  Borsten. 


S.GUed 


irlM^ 


Teil 


Fig.  68. 


Fig.  70. 


Fig.  68.    Zwei  Glieder  eines  Beines  des  5.  Paares  vom  $. 

Fig.  69.    Vordere  Gonopoden  von  der  Oralseite;  '/r 

Fig.  70.     Ein  vorderer  Gonopod  von  der  Aboralseite;  ^-/r 

Femur  (3.  Glied)  der  Beine  vom  8.  Paar  mit  einem  Zacken  am  Ende 
der  Unterseite ;  auf  den  hinteren  Beinen  verliert  er  sich  allmählich  wieder. 

Hüften  der  vorderen  Beine  ohne  Apophysen  oder  dergl.  4.  und  5. 
Glied  des  4.-7.  Beinpaares  mit  einem  kleinen  beborsteten  Hügel  in 
der  basalen  Hälfte  der  Unterseite;  da  ich  keine  Öffnung  im  Chitin  sehen 
konnte,  vermute  ich,  daß  es  sich  nicht  um  eine  Drüse,  sondern  nur  um 
besonders  ausgebildete  Tastborsten  handelt  (Fig.  68). 

Endglieder  reichlicher  beborstet,  die  anderen  Glieder  nur  spärlich. 

Gonopoden,  vorderes  Paar  (Fig.  69,  70) :  Die  Ventralplatte  verwächst, 
wie  gewöhnlich,  mit  den  Tracheentaschen  zu  einem  Stück.     Der  Gonopode 


192 


Carl  Graf  Attems, 


selbst  besteht  aus  einem  Basalglied  und  dem  undeutlich  in  2  Glieder 
geteilten  Telopodit.  Das  Basalglied  (=  Coxa)  ist  breit  und  trägt  auf  der 
Oralseite  eine  breit  abgerundete,  endwärts  gerichtete  Platte,  den  Coxal- 
fortsatz.  Die  Gliederung  des  Telopodits  ist,  wie  schon  gesagt,  etwas  un- 
deutlich ;  das  basale  der  2  Telopoditglieder  {Tel.  I)  trägt  eine  ganz  ähnliche 

Platte    wie   die   Coxa,   die 
^^^  i^nen  mit  einer  Reihe  von 

^  Borsten    besetzt    ist.      Im 

Endglied  {Tel  11)  bemerkt 
man  eine  Rinne ;  nach  innen 
zu  ragen  am  Ende  ein  kurzer 
Zahn  und  ein  langer,  schma- 
ler Fortsatz  vor ;  außen  ist 
der  Endrand  teilweise  fein 
gefranst  (Fig.  71). 

Die  hinteren  Gono- 
poden  (Fig.  72)  sind  nur 
lose  durch  Membranen  mit- 
einander verbunden,  ebenso 
die  2  Hälften  der  zwei- 
teiligen Ventralplatte;  eine 
jede  der  letzteren  {v)  verwächst  mit  der  zugehörigen  Tracheentasche 
{TrT)  fest  zu  einem  Stück,  das  mit  dem  eigentlichen  Gonopoden  nur  lose 
zusammenhängt.  Die  Gonopoden  ähneln  gar  sehr  denen  der  verwandten 
Gattungen;  sie  stellen  an  der  Basis  dicke,  rasch  sich  verjüngende  Conusse 
vor.  Das  Ende  trägt  eine  Anzahl  kräftiger  Borsten.  Beiläufig  in  der  Mitte 
der  Außenseite  steht  neben  einer  längeren  Borste  eine  Gruppe  ganz  kleiner 
Kegelspitzen.  Ein  starker  Dorn  {d)  an  der  Außenseite  stellt  das  Rudiment 
eines  2.  Gliedes  vor. 

Fundnotiz:  Stat.  152,  Gooseberry  Hill. 


Fig.  71. 


Fig.  72. 


Fig.  71.    Endglied  des  vorderen  Gonopoden; 
Fig.  72.     Hinterer  Gonopod. 


"A 


Atelomastinc  nOY.  gen. 

3  Labralzähne. 

Mandibel  mit  7 — 9  Kammblättern. 

Ocellen  zahlreich,  mehrreihig. 

Backen  des  <S  nach  unten  zu  ein  wenig  rundlappig  vortretend. 

Metazoniten  ventral  fein  längsgestreift,  Rumpf  sonst  glatt.  Saftlöcher 
vom  6,  Segment  an,  weit  hinter  der  Quernaht. 

Analsegment  ohne  Schwänzchen. 

1.  Beinpaar,  $  (Fig.  73):  Die  Ventralplatte,  Tracheentaschen  und  Coxen, 
verschmelzen  zu  einem  großen  Stück,  in  dem  man  nur  mehr  teilweise  die 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


193 


Mediannaht  zwischen  den  beiden  Coxen  sieht,  außerdem  sind  5  freie  Glieder 
vorhanden,  von  denen  das  erste,  der  Femur,  auf  der  Oralseite  einen  rund- 
lichen, abstehenden  Lappen  und  einige  starke  Borsten  trägt;  die  anderen 
Glieder  sind  uubeborstet;  das  Endglied  ist  eiförmig,  ohne  Kralle. 

?  (Fig.  74) :  Die  Ventralplatte  verschmilzt  wohl  mit  den  beiden  Coxen, 
aber  nicht  mit  den  Tracheentaschen.  Im  Coxosternum  sieht  man  noch  die 
Medianuaht  zwischen  den  beiden  Coxen.  Außerdem  sind  5  freie  Beinglieder 
vorhanden.     Die  Intercalarplatten  sind  gut  ausgebildet. 

2.  Beinpaar:  bei  d"  und  ?  verwachsen  Ventralplatte  und  Coxen,  so  daß 
nur  5  freie  Glieder  vorhanden  sind  (Fig.  75). 


Fig.  73. 


Fig.  74. 


Fig.  75. 


Fig.  73.     A.  albanyensis  n.  sp.,  1.  Beinpaar  des  c^  von  der  Oralseite;  *-/^ 
Fig.  74.     Ä.  albanyensis  n.  sp.,  1.  Beinpaar  des  5;  ^'/i- 
Fig.  75.     A.  albanyensis  n.  sp.,  2.  Beinpaar  des  5;  ^^i- 


Vom  3.  Beinpaar  an  sind  die  Beine  7-gliedrig  und  die  Basalglieder 
frei,  d.  h.  nicht  mit  der  Ventralplatte  verwachsen.  Die  Intercalarplatten 
sind  groß,  quadratisch,  mit  abgerundeten  Ecken. 

Vordere  Gonopoden  ohne  deutliche  Gliederung.  Eine  große  plattige 
Lamelle  (c)  entspricht  möglicherweise  einem  Femur,  doch  ist  sie  basal  nicht 
abgegliedert.  Der  Prostataausführungsgang  mündet  in  die  Basis  des  Gono- 
poden und  setzt  sich  in  demselben  in  einem  stark  chitinisierten  Kanal  fort, 
dessen  Ende  sich,  je  nach  den  Arten,  gar  nicht  oder  als  kurzer  dicker 
Zipfel,  Beginn  eines  Flagellums,  vom  Hauptstamm  loslöst. 

Ventralplatte  und  Tracheentaschen  der  hinteren  Gonopoden  ver- 
schmelzen zu  einem  Stück.  Die  Gonopoden  sind  kleine,  ungegliederte 
Kegel. 


Die  Fauna  Südwest-Australiens.    III. 


13 


194 


Carl  Graf  Attems, 


Ateloniastioc,  alhanyensis  n.  sp. 

Rumpf  im  allgemeinen  schwärzlich,  Beine  blaßgelb.  Halsschild  ringsum 
breit  schwarzbraun,  die  übrige  Fläche  gelb  und  dunkelbraun  marmoriert, 
ein  Saum  am  Vorderrande  blaßgelb  durchscheinend.  Der  Rücken  der 
folgenden  4  Segmente  mehr  oder  weniger  gelblich  marmoriert,  ebenso 
manchmal  die  Seiten  und  der  Bauch.  Antennen  bald  blaßgelb,  wie  die 
Beine,  bald  dunkel,  schwärzlich,  ebenso  wechseln  die  Analklappen  in  der 
Farbe,  bald  dunkel,  bald  hell.  Kopfschild  vorn  bis  zur  breiten,  dunklen 
Querbinde  zwischen  den  Augen  blaßgelb ,  Scheitel  gelb ,  schwärzlich 
marmoriert.     Die  Farbe  erinnert  sehr  an  manche  Leptoiulus-kriQn. 

c?  1,6  mpi  breit,  mit  50  Rumpfsegmeuten. 

Labralbucht  seicht,  mit  3  Zähnen.  Keine  Scheitelborsten.  Backen  des 
<S  unten  schwach  rundlappig  vortretend.  Mentum  mit  einer  grubigen,  basal 
scharfrandig  begrenzten  Einsenkuug. 

Halsschild  seitlich  elliptisch  abgerundet,  an  die  Körperseiten  ange- 
drückt, mit  einigen  feinen  Längsstrichen. 

Ventralseite  der  Metazoniten  fein  und  etwas  weitschichtig  längsgefurcht; 
diese  Furchen  setzen  sich  bis  zur  Höhe  des  Saftloches  als  nach  oben  zu 
immer  kürzer  werdende  kleine  Längsgrübchen  fort.  Rumpf  im  übrigen 
sehr  glatt  und  glänzend.     Hinterrand  der  Segmente  ohne  Cilien,  auch  das 


Fig. 
Fig.  77. 
Fig.  78. 
Fig.  79. 
Fig.  80. 


Fig.  77. 

A.  albanycnsis  n.  sp.,  vorderer  Gonopod  von  der  Laterals 
Innenseite  des  vorderen  Gonopoden ;  *7r 
Vordere  Gonopoden  von  der  Oralseite ;  ''Vi- 
Vordere  Gonopoden  von  der  Aboralseite:  '-/i 
Hinterer  Gonopod;  ■'Vf 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae.  195  • 

Analsegment  ist  mit  Ausnahme  der  gewöhnlichen  2  Borsten  auf  dem  Anal- 
klappenrand nackt. 

Analsegmeut  ohne  Schwänzchen ;  Dorsalrand  stumpflappig,  ohne  frei 
vorzuragen.     Schuppe  rundbogig.     Klappen  gut  gewölbt,   ohne  Randwulst. 

Die  Saftlöcher  liegen  fast  in  der  Mitte  der  Metazoniten. 

Vordere  Gonopoden  (Fig.  70—79):  Die  Ventralplatte  ist  klein;  über 
ihre  Form  vgl.  Fig.  78.  Beide  Gonopoden  hängen  an  ihrer  Basis  durch 
eine  schmale  Brücke  zusammen.  Jeder  stellt  einen  medial  aufgeschlitzten 
Zylinder  vor,  ohne  Gliederung;  das  Ende  ist  in  3  Äste  gespalten,  2  kräftige, 
stark  gekrümmte  spitze  Haken  (6,  c)  und  einen  dritten  breit  abgerundeten 
Ast  (a),  unter  dessen  fein  bestachelter  und  eingekrümmter  Endplatte  der 
Kanal  endet.  Dieser  Kanal  hat  stärker  als  seine  Umgebung  chitinisierte 
Wandungen  und  stellt  eine  Zwischenstufe  zwischen  dem  noch  ganz  in  den 
Gonopoden  eingebetteten  Kanal  der  typischen  bisher  bekannten  GlypUocam- 
halinae  und  dem  isolierten  Flagelluni  der  Mastigocamhalinae  vor.  In  der 
Bucht  zwischen  den  2  früher  erwähnten  Haken  steht  eine  Gruppe  starker 
Borsten. 

Die  hinteren  Gonopoden  (Fig.  80)  sind  unscheinbare,  kleine,  unge- 
gliederte Kegel  mit  einer  Gruppe  von  Börstchen  in  der  Mitte  der  Außen- 
seite. 

Fundnotiz;  Stat.  165,  Albany. 

Atelomastioc  nigrescens  n.  sp. 

Farbe  im  allgemeinen  schwärzlich,  ein  ziemlich  breiter  Streif  am  Hinter- 
saum der  Metazoniten  weißlich  durchscheinend.  Ventralseite  und  Umgebung 
der  Saftlöcher,  auf  den  vorderen  Segmenten  auch  die  Seiten  des  Rückens, 
dunkel -gelbbraun  marmoriert.  Beine  schmutziggelb,  rauchbraun  über- 
laufen. Antennen  rauchbraun.  Kopf  schwarzbraun  und  gelblich  marmoriert, 
zwischen  den  Augen  die  schwarze  Querbinde.  S  mit  48 — 61  Rumpf- 
segmenten.    Breite  2,2  mm. 

Scheitel  mit  2  Grübchen,  in  denen  aber  keine  Borsten  stehen.  Backen 
des  d  nach  unten  ein  wenig  rundlappig  vortretend. 

Metazoniten  nur  auf  der  Ventralseite  und  da  nur  weitschichtig  und 
seicht  längsgefurcht.  Diese  Furchen  setzen  sich  nach  oben  nicht  als  kurze 
Striche  fort,  wie  es  bei  At.  alhcmyensis  der  Fall  ist. 

Analsegment  ohne  Schwänzchen,  der  Dorsalrand  rundlappig. 

Das  1.  und  2.  Beinpaar  des  S  gleichen  genau  denen  von  Atelomastix 
albanyensis,  wie  sie  in  der  Genusdiagnose  beschrieben  sind. 

Vordere  Gonopoden  (Fig.  81 — 83) :  Eine  deutliche  Gliederung  ist  nicht 
wahrzunehmen;    die    basale   Hälfte    gleicht   einem    etwas   plattgedrückten, 

13* 


196 


Carl  Graf  Attems, 


medial  offenen  Zylinder.  Die  Endhälfte  ist  in  mehrere  Lamellen  gespalten ; 
zunächst  eine  große  (a),  mit  dem  breit  abgerundeten  Ende  nach  hinten  über- 
gebogene, von  deren  aboraler  Fläche  sich  ein  flagellumartiges  Gebilde  (Fl.) 
loslöst;  dieses  Flagellum  hat  eine  schuppige  Struktur;  in  seine  Basis  mündet 
die  Coxaldrüse.  Eine  schwach  schuppige  Struktur  zeigt  auch  die  aborale 
Fläche  der  Lamelle  a  vor  dem  Ende.  Am  Ende  trägt  sie  ganz  kurze 
Börstchen.     Eine   zweite   Lamelle   (h)  ragt   neben   der  Lamelle  a  auf,  ist 


Fig.  81. 


TkT. 


Fig.  82.  Fig.  83.  Fig.  84. 

Fig.  81.    A.  nigrescens  n.  sp.,  vorderer  Gonopod  in  der 
Lateralansicht;  *7r 

Fig.  82.     Vorderer  Gonopod  von  der  Oralseite;  ^-/i« 
Fig.  83.    Vorderer  Gonopod  von  der  Aboralseite;  ^Vi- 
Fig.  84.     Hinterer  Gonopod;  ^-1^. 


kürzer  als  diese,  am  Ende  auf  der  einen  Seite  beborstet,  auf  der  anderen 
zackig.  Entgegen  diesen  beiden  Lamellen  steht  eine  dritte  (c),  die  mehrere 
lange  Borsten  trägt. 

Hintere  Gonopoden  (Fig.  84) :  Die  Ventralplatte  und  die  Tracheen- 
taschen verwachsen  zu  einem  großen  Gebilde ;  die  eigentlichen  Gonopoden 
sind  kleine  ungegliederte  Kegel  mit  einem  Borstenbüschel  an  der  Innen- 
seite. 

Fumbiotizen :  Stat.  129,  Jarrahdale;  Stat.  138,  Luneuberg. 


3  Labralzähne. 

4  Supralabralborsten.  Keine  Sclieitclborsten.  Ocellen  zahlreich,  mehr- 
reihig. Mandibel  mit  9  Kammblättern.  Backen  des  S  unten  schwach 
rundlappig  vortretend. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


197 


Metazoiiiteu  ventral  fein  längsgestreift.    Rumpf  im  übrigen  glatt.   Saft- 
löcher vom  6.  Segment  an,  von  der  Quernaht  weit  entfernt. 
Analsegment  ohne  Schwänzchen. 

1.  Beinpaar  des  d  (Fig.  85,  86):  Die  Ventralplatte  ist  zweiteilig,  jede 
Hälfte  verwächst  mit  der  zugehörigen  Tracheentasche.  Beine  5-gliedrig. 
Coxa  nicht  mit  der  Ventralplatte  verwachsen,  sondern  frei,  klein.  2.  Glied 
auf  der  Oralseite  mit  abstehendem  Läppchen.  Endglied  stumpf.    Krallenlos. 

2.  Beinpaar  6-gliedrig.  Ventralplatte  mit  den  Tracheentaschen  ver- 
wachsen.    Penis  schlank,   zweiteilig  (Fig.  87). 

Vom  3.  Beinpaare  (Fig.  SS,  89)  an  hat  das  3.  Beinglied  beim  J  einen 
großen  Dorn  am  Ende  der  Unterseite  (Fig.  90). 


Fig.  87. 


Fig.  88, 


Fig.  85.  S.  der-oratiis  n.  sp.,  1.  Beinpaar  des  $  von  der  Oralseite;  -Vf 

Fig.  86.  1.  Beinpaar  des  ^  von  der  Aboralseite;  '^Vr 

Fig.  87.  2.  ßeinpaar  des  $  von  der  Oralseite;  '^''|^. 

Fig.  88.  Basalteile  des  3.  Beinpaares  von  der  Oralseite;  "/,. 

Fig.  89.  Basalteile  des  3.  Beinpaares  von  der  Aboralseite;  "Vi- 


Vordere  Gonopoden :  Ventralplatte  und  Tracheentaschen  zu  einem  Stück 
verschmolzen.  Gonopoden  ungegliedert.  Mit  einem  großen,  an  der  Basis 
kugelig  aufgetriebenen  und  dann  geißelig  endigenden,  vom  Ausführungsgang 
der  Prostata  durchzogenen  Flagellum. 


198 


Carl  Graf  Attemp, 


Hintere  Gouopoden :  Ventralplatte  und  Tracheentaschen  zu  einem  Stück 
verschmolzen.  Die  Gonopoden  selbst  kegelig,  klein;  ein  starker  Seiten- 
haken stellt  vielleicht  das  Rudiment  eines  2.  Gliedes  vor. 


Samichtis  decoratus  n.  sp. 

Hübsch  gezeichnet:  die  Rückenmitte  wird  auf  den  Prozoniten  von 
einem  breiten,  querovalen  Fleck,  auf  den  Metazoniten  von  einem  schmalen 
Längsstreif  von  schwarzbrauner  Farbe  eingenommen.  Daran  schließt  sich 
seitlich  ein  diese  dunkle  Mitte  einrahmender  gelber  Streif,  die  Seiten  des 
Rückens  sind  schwarzbraun,  von  gelblicher  Marmorierung  durchsetzt,  und 
zwar  zieht  diese  dunkle  Farbe  auf  den  Prozoniten  mit  einem  zugespitzten 
Zwickel  bis  weit  auf  die  Ventralseite  herab,  während  die  Metazoniten  schon 
bald  unterhalb  der  Saftlöcher  überwiegend  gelblich  sind.  Beine  gelb.  Clypeus 
gelblich,  Stirn  und  Scheitel  überwiegend  schwarzbraun,  Antennen  licht 
bräunlich.  J  mit  49—55  Rumpfsegmenten.  Breite  d  1,5  mm,  $  2  mm. 
3  Labralzähne.  Labralbucht  seicht.  25  Labralborsten,  4  Supralabral- 
borsten.  Antennen  ziemlich  kurz,  endwärts  leicht  keulig.  Zwischen  den 
Antennen  2  hellgelbe  Grübchen,  in  denen  ich  aber  keine  Borsten  sah. 
Backen  des  S  nach  unten  nur  schwach  rundlappig  vortretend.  Ocellen 
zahlreich,  vierreihig. 

Der  Rumpf  ist  mit  Ausnahme  der  Analklappen  unbehaart.  Metazoniten 
auf  den  vorderen  Segmenten  bis  fast  zum  Saftloch  hinauf,  weiter  hinten  nicht 
so  hoch  hinauf,  fein,  regelmäßig  und  seicht  längsgefurcht.  Saftlöcher  vom 
6.  Segment  an,   fast  in  der  Mitte  des  Metazoniten  gelegen. 

Dorsalrand  des  Analsegments  flachbogig,  nicht  frei  vortretend,  also  ohne 

Schwänzchen.  Schuppe 
ziemlich  flachbogig. 

Vom  3.  Beinpaar 
an  hat  das  3.  Beinglied 
beim  d  einen  großen, 
dem  4.  Glied  ziemlich 
anliegenden  spitzen 
Zahn  am  Ende  der 
Unterseite  (Fig.  90). 
Die  Beborstung  der 
Beine  ist  spärlich,  die 
Borsten  selbst  sind  groß. 
Endkralle  mit  kleiner 
Nebenborste. 

Gonopoden:  In  beiden  Paaren  verwächst  die  Ventralplatte  mit  den 
Tracheeutaschen    zu    einem   Stück.     Der   vordere   Gonopode   (F'ig.    91)   ist 


Fig.  90.  Bein  des  5.  Paares 
vom  (J;  2-7^. 

Fig.  91.  Vordere  Gono- 
poden; ^"/r 


TrT 


Fig.  91. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


199 


nicht  gegliedert.  Seine  Basis  ist  lateral  flügelig  erweitert  nud  ti-ägt  auf 
der  Aboralseite  das  Flagelluni,  das  au  seiner  Basis  kugelig  aufgetrieben 
ist  und  dann  in  eine  lange,  dünne,  freie  Geißel  übergeht.  Am  Ende  spaltet 
sich  der  vordere  (lonopode  in  einen  schlanken,  ganz  schwach  S-förmig  ge- 
krümmten zugespitzten,  etwas  nach  innen  gerichteten  und 
in  einen  breiten,  abgerundeten,  gerade  distal  gerichteten 
Lappen.  Die  aborale  Fläche  ist  zum  Teil  rinnenförmig 
vertieft  zur  Aufnahme  des  Flagellums.  An  der  Basis 
hängen  beide  Gonopoden  durch  eine  ganz  schmale  Brücke 
miteinander  zusammen. 

Der   hintere  Gonopode  (Fig.  92)  hat  die  (iestalt  eines 
kleinen    Kegels,    dei-    in    der    Mitte   der   Außenseite   einen 
spitzen,  hakigen  Dorn  trägt,  vermutlich  das  RuJiment  eines 
2    Gliedes,   jedoch  ist  eine  deutliche  Abgrenzung  gegen  den  Conus   nicht 
wahrzunehmen.     Der  Medialrand   des   Kegels  trägt  eine  Reihe    von   G— 7 
Borsten. 

Fundiiotiz:  Stat.  162,  Torbay. 


Fig.  92.    Hin- 
tere Gonopoden; 


Colobognatha. 

Ot'silochus  Michaelseni  ii.  sp. 

Farbe  im  allgemeinen  erdbraun,  aus  einer  Marmorierung  von  Dunkel- 
braun und  Gelblichbraun  bestehend.  Seitenrand  der  Rückenplatteu  gelblich ; 
Saftdrüsen  als  gelbe  Fleckchen  erscheinend. 

Breite  0,8  mm.     71  Rumpfsegmente. 

Kopf  (Fig.  93)  in  einen  mäßig  langen,  abgestumpften  Kegel  ausgezogen, 
der  ein  wenig  länger  und  schlanker 
als  bei  Orsilochus  crassiceps  Att.,  und 
weitschichtig  beborstet  ist.  Jederseits 
ein  größerer,  schwarzer  Augenpigment- 
fleck  mit  einem  Ocellus  und  median  von 
dem  Fleck  eine  große  Borste.  Die  An- 
tennen sind  keulig,  im  5.  Glied  am 
dicksten  und  reichen  zurückgelegt  bis 
zum  Hinterrand  des  3.  Segments.  Die  4  Sinneskegel  des  Endgliedes  sind 
schlank  und  spitz. 

Die  Dorsalplatten  sind  gleichmäßig  gewölbt,  ohne  sich  lateral  im 
geringsten  aufzubiegen.  Sie  sind  glatt,  die  vorderen  haben  am  Hinter- 
rande eine  Querreihe  kleiner  abstehender  Börstchen,  die  nach  hinten  zu 
immer  undeutlicher  werden.  Die  Verbindung  der  Dorsalspange  mit  den 
Pleuren    und   letzterer   mit  den  \'entrali»latten,    sowie  dieser  untereinander 


Fig.  93.     0.  Michaelseni  n.  sp.,  Kopf; 


7.- 


200 


Carl  Graf  Attems, 


ist  eine  membranöse  und  durch  Zupfen  leicht  zu  h"3sende.  Die  Saftlöcher 
beginnen  auf  dem  5.  Segment ;  das  erste  liegt  tiefer  ventral  als  die  folgen- 
den. Der  Halsschild  ist  zerstreut  beborstet.  Das  Analsegment  ragt  nur 
wenig  unter  dem  vorletzten  Rückenschild  hervor;  sein  breit  abgerundeter 
Rand  ist  mit  längeren  Borsten  besetzt. 

Die  Krallen   sind  etwas  abgestumpft   und  haben   eine   große,   sie   an 
Länge  übertreffende  Nebenborste  (Fig.  94). 


Fig.  94. 

Fig.  94.  Kralle  eines  Beines  des  8.  Paares 
vom  c/";  *'7,. 

Fig.  95.  Vordere  Gonopoden  von  der  Oral- 
seite; 'Vi- 

Fig.  96.  Ein  vorderer  Gonopod  von  der  Ab- 
oralseite;  ^'*/,. 


Fig.  96. 


Gonopoden :  Die  Ventralplatte  des  vorderen  Paares  (Fig.  95)  ist  groß ; 
am  Vorderrand  trägt  sie  nahe  der  Mitte  jederseits  2  mit  feinen  Seiten- 
spitzchen  besetzte  große  Borsten,  und 
weiter  lateral  2  gewöhnliche  glatte  Borsten. 
Die  Gliederung  der  Gonopoden  ist  eine 
etwas  undeutliche.  Ich  sah  2  kurze,  schei- 
benförmige Glieder  (1—2)  und  ein  großes 
o.  Glied,  dessen  Ende  abgerundet  und  stark 
beborstet  ist;  auch  lateral  stehen  einige 
Borsten.  Neben  diesem  beborsteten  End- 
knopf erhebt  sich  eine  unregelmäßig  ge- 
bogene Platte  (/>).  Das  4.  (End-)  Glied  {IV) 
ist  an  der  Medialseite  des  3.  Gliedes  inseriert, 
seine  Gestalt  ist  am  ehesten  mit  der  eines 
auf  einem  dicken,  kurzen  Stiel  sitzenden 
Blattes  zu  vergleichen  (Fig.  96). 


Fig.  97. 


Fig.  98. 


Fig.  97.     Hintere  Gonopoden;  '7i- 
Fig.  98.     Borste  von  einem  hinteren 
Gonopoden. 


Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


201 


Die  Veutralplatte  der  hinteren  Gonopoden  (Fig.  97)  hat  auch  2  +  2 
mit  feinen  Seiten  spitzchen  besetzte  große  Borsten  (Fig.  98)  wie  die  Ventral- 
platte  des  vorderen  Paares.  Die  Gonopoden  sind  undeutlich  4-gliedrig,  die  3 
basalen  Glieder,  deren  Abgrenzung  gegeneinander  nur  schlecht  sichtbar  ist, 
bilden  zusammen  einen  dicken,  abgestutzten  Kegel.  Das  Endglied  setzt  sich 
im  Winkel  an  den  Kegel  an,  ist  lang  und  dünn,  fast  gerade,  trägt  vor  dem 
Ende  ein  winziges  Höckerchen,  und  läßt  im  Inneren  einen  Kanal  erkennen. 

Fuiidnotizen :  Station  144,  B  r  i  d  g  e  t  o  w  n  (c^) ;  Station  150,  Y  a  1 1  i  n  g  - 
up  (1  juv.). 

Bemerkung-eii :  Da  ich  nur  ein  einziges  erwachsenes  cf  zur  Verfügung 
hatte,  war  es  mir  nicht  möglich,  alles  mit  der  wünschenswerten  Genauig- 
keit festzustellen. 

Siphonotus  flavomarginatus  n.  sp. 

Farbe:  Mitte  des  Rückens  schwarz,  die  Seiten  blaßgelb.  Die  Saft- 
drüsen bilden  kleine  längliche  Flecken,  beiläufig  in  der  Mitte  dieses  hellen 
Seitenstreifens,   d.  h.   sie  liegen  ein  wenig  näher  dem  dorsalen  Rande  des 


Streifens,  vom  Seitenrand  sind  die  Saftlöcher  V2 

platten    schwärzlich    mit   weißlich   durchscheinenden    Rändern. 

schwärzlich.     Beine  blaßgelb  mit  schwarzen  Endgliedern. 

Zahl    der   Rumpfsegmente    bei    reifen    S6  91 — 104.     Breite 
2—2,5  mm.     Körper  langgestreckt,  bandförmig. 

Der  Kopf  (Fig.  99)  hat  die  Gestalt 
eines  abgestumpften ,  mäßig  langen 
Kegels.  Bei  den  konservierten  Tieren 
ist  er  so  nach  abwärts  gebogen,  daß 
man  ihn  von  der  Dorsalseite  aus  nicht 
sieht.  Die  Antennen  reichen  in  dieser 
Stellung  zurückgelegt  bis  zur  Mitte 
des  6.  Segments.  Dorsal  und  ventral 
ist  der  Kopf  ziemlich  dicht  und  fein  be- 
haart. Jederseits  ein  großer,  schwarzer 
Augenfleck  mit  einem  großen  Ocellus. 
Zwischen  den  Augen  2  lange,  starke  Borsten.  Die 
Antennen  sind  dick,  die  Sinneszapfen  am  Ende  sind 
lang,  schlank  und  spitz. 

Auf  der  Ventralseite  des  Kopfes  sieht  man  die 
große,  besonders  distal  reichlich  beborstete,  unge- 
gliederte Platte  des  Gnathochilariums  und  zwischen 
ihr  und  der  Ventralplatte  des  1.  Beinpaares  eine  große 
Querplatte  (Fig.  100,  Hy/).)  das  Hypostoma,  die 
Ventralplatte  des  ersten  fußlosen  Segments. 


Pleural- 
Antennen 

c^  und  ? 


Fig.   99.     S.   flavoniarginatus   n. 
Kopf  des  c^  von  der  Dorsalseite;  *7i' 


Fig.  100.  Vorderende  des 
(^  von  der  Ventralseite ;  *^/,. 


202 


Carl  Graf  Attems, 


Die  Rumpf  Segmente  (Fig.  101)  sind  im  Querschnitte  ungefähr  halb- 
kreisförmig, die  Rückenspange  ist  nämlich  gleichmäßig  gebogen  und  stößt 
ohne  jegliche  Auftreibung  an  die  horizontalen  Pleuralplatten.  Die  Naht 
zwischen  beiden  Teilen  ist  noch  deutlich  erhalten,  aber  die  Verbindung 
doch  eine  so  feste,  daß  man  nicht  von  freien  Pleuralplatten  sprechen  kann. 
Dagegen  ist  die  Verbindung  zwischen  Pleuralplatten  und  Ventralplatte  eine 
sehr  lose,  membranöse,  leicht  durch  Zupfen  zu  lösende.  Die  ganze  Ober- 
fläche des  Rumpfes  ist  glatt  und  glänzend ;  der  Halsschild  ist  ziemlich  reichlich 
behaart,  so  wie  der  Kopf,  weiterhin  wird  die  Behaarung  äußerst  spärlich 
(Fig.  102). 


Fig.  101.  Fig.  102. 

Fig.  101.    9.  Segment  des  J. 

Fig.  102.    Vorderende  des  (j'  von  der  Dorsalseite;  7i- 

Fig.  103.     Hinterende  des  $  von  der  Ventralseite;  ^'^/^. 

Die  Saftlöcher  beginnen  auf  dem  5.  Segment  und  reichen  bis  zum 
vorletzten.  Sie  liegen  ein  Stückchen  vom  Seitenrand  entfernt,  nur  auf  dem 
5.  Segment  merklich  mehr  ventral. 

Das  vorletzte  Segment  ist  fußlos  und  hat  keine  Ventralplatte ;  die  großen 
Pleuralplatten  schließen  in  der  Mediane  ungefähr  wie  die  Enden  eines  Rockes 
oder  Kragens  übereinander.  Das  Analsegment  wird  von  oben  her  nicht  vom 
vorletzten  Segment  bedeckt,  sondern  ist  zum  Teil  frei  sichtbar.  Das  Dorsal- 
stück ist  hinten  breit  abgerun- 
det. Die  Ventralschuppe  hat 
eine  eigentümliche  Form :  sie 
ist  sehr  breit  und  ihr  Hinter- 
rand tief  eingebuchtet.  Die 
Klappen  zusammen  sind  kreis- 
rund, gut  gewölbt  (Fig.  103). 
Die  Hüften  der  Beine 
haben  vom  2.  Paar  an  ausstülp- 
bare Säckchen  (Fig.  104).   Die 

,,.     ,^,  Endkralle     trägt    eine    große, 

hig.  105.  ■ 


y 

f- 

Fig.  104. 

i^ 

^' 

Fig. 

104. 

Coxen  des 

12 

!.  Bein- 

paares 

Fig. 
des  20 

vom 

105. 

•  Sog 

Kralle  ein 
nionts  vom 

es 

Beines 

Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 


203 


starke  Nebenborste  (Fig.  105).  Die  Stigmen  beginnen  auf  der  Ventralplatte 
des  3.  Beiupaares. 

Gonopoden:  Die  Ventralplatten  beider  Paare  sind  groß  und  ähneln 
einander  in  ihrer  Form,  besonders  darin,  daß  beide  in  der  Mitte  ihres 
Basalrandes  einen  sich  verbreiternden  Lappen  tragen. 

Auf  beiden  Ventralplatten  sind  die  Stigmen  und  Tracheentaschen  deut- 
lich sichtbar. 

Die  distalen  Ecken  der  Ventralplatte  des  vorderen  Paares  (Fig.  106 
bis   108)   sind  ein   wenig  knopfförmig  und   mit   starken   Borsten    besetzt. 


''^. 


Fig.  106. 


Fig.  107. 


Fig.  108.  Fig.  109. 

Fig.  106.  Endteiie  eines  vorderen  Gonopoden;  ''^/j. 

Fig.  107.  Vorderer  Gonopod ;  "/j. 

Fig.  108.  Vorderer  Gonopod;  "/j. 

Fig.  109.  Borsten   von   der   Ventralplatte   der  vor- 
deren Gonopoden. 

Fig.  110.  Hintere  Gonopoden. 


Fig.  110. 


Dazwischen  stehen  am  Endrande  noch  2  weitere  Borstengruppen.  Diese 
Borsten  sind  in  ihrer  Endhälfte  mit  feinen  Seitenspitzchen  besetzt  (Fig.  108). 
An  den  vorderen  Gonopoden  selbst  kann  man  3  Glieder  unterscheiden. 
Das  1.  Glied  ist  kurz,  fast  scheibenförmig  und  trägt  einige  Borsten.     Das 


204  Carl  Graf  Attems,  Myriopoda  exkl.  Scolopendridae. 

2.  Glied  (m)  ist  groß,  das  eingebogene  Ende  mehrzackig  und  reichlich 
beborstet.  Es  entspricht  wohl  mehreren  primären  Gliedern.  Das  3.  Glied  (t) 
ist  beiläufig  in  der  Mitte  der  Medialseite  des  2.  Gliedes  inseriert,  am  Ende 
hakig,  borstenlos. 

Die  Ventralplatte  der  hinteren  Gonopoden  (Fig.  110)  trägt  2  Borsten- 
büschel, diese  Borsten  tragen  ebenso  wie  die  der  vorderen  Ventralplatte 
feine  Seitenspitzchen.  Von  den  5  Gliedern  der  Gonopoden  sind  die  ersten 
4  Glieder  kurz  und  relativ  breit,  besonders  das  erste,  das  scheibenförmig 
ist,  das  Endglied  ist  lang  und  dünn. 

Fundnotiz:  Station  162,  Torbay. 


Die 

Fauna  Südwest-Australiens. 

Ergebnisse  der  Hamburger 
Südwest-australischen  Forschungsreise  1Q05 

herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  W.  Michaelsen  und  Dr.  R.  Hartmeyer. 
^=^^  Band  III,  Lieferung  7.  ==: 

Serphidae  und  Evaniidae 


von 


Prof.  Dr.  J.  J.  Kieffer 

(Bitsch  in  Lothringen). 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 
1911. 


Alle  Rechte  vorbehalten. 


Die  Ausbeute  au  Serphiden  (Proctotrypiden)  uud  Evauiideu,  die  von 
Dr.  Michaelsen  uud  Dr.  Hartmeyer  aus  Südwest-Australien  heimge- 
bracht wurde,  ist  nur  gering;  beschränkt  sie  sich  doch  auf  4  Stücke, 
die  allerdings  zugleich  4  neue  Arten  repräsentieren  und.  auch  aus  anderen 
Gründen,  von  besonderer  Bedeutung  sein  dürften.  Das  erste  derselben, 
welches  zur  artenreichen  Gattung  Äclista  gehört,  bildet  nämlich,  für  die 
Fauna  Australiens,  den  ersten  Vertreter  der  genannten  Gattung,  ja  sogar 
der  ganzen  Subfamilie  der  Behjtinae.  Ebenso  bildet  das  zweite  Stück  den 
einzigen  bisher  bekannten  Vertreter  der  Subfamilie  der  Serphinae  nicht 
nur  für  Australien,  sondern  für  die  ganze  australische  Region.  Es  muß 
dabei  hervorgehoben  werden,  daß  sowohl  die  SerpJiwae  als  auch  die 
Belyünae  aus  Microhymenopteren  zusammengesetzt  sind  und  wohl  deshalb 
von  den  Forschern  unbeachtet  geblieben  waren.  Die  zwei  anderen  Tiere 
gehören  zu  den  Gattungen  Bhabdepyris  und  Hyptiogaster,  von  welchen  7 
resp.  13  australische  Arten  bekannt  waren,  letztere  Gattung  ist  übrigens 
auf  die  australische  Region  und  Südamerika  beschränkt,  erstere  dagegen 
kosmopolitisch. 

Diese  südwest-australischen  Hymenopteren  wurden  mir  versehentlich 
als  Material  des  Naturhistorischen  Museums  in  Hamburg  zugesandt  und 
deshalb  zusammen  mit  anderem  Material  dieses  Museums  bearbeitet  und 
veröffentlicht  1).  Es  bedarf  eines  besonderen  Hinweises  auf  dieses  Ver- 
sehen, weil  die  erste  Serie  der  Hymenopteren,  und  damit  sämtliche 
Proctotrypiden  und  Evaniiden,  bei  der  Aufteilung  des  Gesamtmaterials 
zwischen  den  beiden  Sammlern  Herrn  Dr.  Hartmeyer  zufiel  und  folg- 
lich dem  Zoologischen  Museum  zu  Berlin  übergeben  wurde,  nicht  dem 
Hamburger  Museum,  wie  aus  dem  Titel  der  betreffenden  Arbeit  geschlossen 
werden  müßte. 


1)  KiEFFER,  J.  J.,  Beschreibung  neuer  im  Naturhistorischen  Museum  zu  Hamburg 
aufbewahrter  Proctotrypiden  und  Evaniiden.    In:  Berlin.  Entom.  Zeitschr.,  LI,  p,  258— 278. 


208  J-   J-   KlEFFER, 


Fam.  Serphidae  (Proctotrypidae). 

Subfam.  Belytinae, 
Aclista  australiensis  Kieff. 

1907.     A.  austr.  Kieffer,  Berl.  Entora.  Zeitschr.,  1906,  v.  LI,  p.  264, 

Kopf  schwarz ;  Fühler  bräimlichgelb,  distal  dunkler,  Thorax  schwarz- 
braun ;  Prothorax  und  Petiolus  rotbraun ;  Hüften,  Beine  und  Tegulae  gelb ; 
Abdomen  rotgelb. 

Kopf  von  oben  gesehen  kaum  quer,  glatt  und  glänzend,  wie  der  übrige 
Körper,  von  der  Seite  gesehen  etwas  höher  als  breit;  Augen  behaart, 
Fühler  der  Augenmitte  gegenüber  entspringend,  distal  allmählich  aber 
schwach  verdickt;  1,  Glied  walzenrund,  gerade,  fast  so  lang  wie  die  vier 
folgenden  zusammen ;  2.  nicht  länger  als  dick ;  3.  etwas  länger  als  das  4, ; 
dieses  doppelt  so  lang  wie  das  2,,  walzenrund,  ohne  Ausschnitt:  die  folgen- 
den allmählich  kürzer  werdend;  9,  bis  13,  nicht  oder  kaum  länger  als 
dick;  14,  eirund, 

Parapsidenfurchen  vorn  stark  divergierend,  Grübchen  des  Scutellum 
groß  und  tief;  Mediansegmeut  und  Metanotum  lederartig. 

Flügel  kaum  getrübt,  Marginalader  nicht  länger  als  dick ;  Postmarginal- 
ader fehlend ;  Stigmaticalader  schief,  nur  doppelt  so  lang  wie  dick ;  Radius 
lang,  fast  doppelt  so  lang  wie  die  Basalader,  schwach  gekrümmt,  wenig 
vor  dem  Flügelrande  aufhörend;  rücklaufende  Ader  nur  durch  eine  kurze, 
stark  nach  unten  geneigte  Spur  angedeutet;  Basalader  bogig;  Medianader 
hinter  der  Basalader  gegabelt,  die  beiden  wenig  divergierenden  Äste  wenig 
vor  dem  Hinterrande  aufhörend, 

Vordertibien  ohne  Ausschnitt ;  Hintertibien  vom  Grunde  bis  zur  Spitze 
allmählich  und  schwach  verdickt, 

Abdomen  deprimiert,  elliptisch;  Petiolus  l^/^mal  so  lang  wie  dick, 
grob  gerieft;  großes  Segment  bis  zum  Enddrittel  reichend,  vorn  knoten- 
förmig, dann  mit  einigen  kurzen,  groben  Furchen;  die  3  folgenden  Segmente 
gleichlang. 

Körperlänge  des  S'-  3  mm, 

Fundnotiz:  Station  109,  Subiaco,  nördlich;  16,  V,  05.  (1  cT, 
Originalstück.) 


Serphidae  und  P^vaniidao.  20U 

Subfam.  Serphinae  (Proctotrypinae). 
Serphus  Australiae  Kieff. 

1907.    Proctotrypes  Ansfr.  Kieffer,  Berl.  Entom.  Zeitschr.,  1906,  v.  LI,  p.  206. 

1909.     Serphns  Aicstr.  Kieffer  in:  Wytsman,  Genera  Insectorum,  Hym.,  Fase.  95,  p.  4. 

Glänzend  schwarz  und  glatt:  Mandibeln,  Tegulae,  Hüften  und  Beine 
blaßgelb;  Fühler  dunkelbraun. 

Kopf  quer :  Augen  kahl ;  Stirn  mit  einer  schwachen  länglichen  Erhaben- 
heit zwischen  den  Fühlern.  Flagellum  fadenförmig,  mit  abstehender  dichter 
Behaarung;  1.  Glied  3 — 4mal  so  lang  wie  dick,  die  folgenden  allmählich 
kürzer  werdend,  vorletztes  noch  mehr  als  doppelt  so  lang  wie  dick,  kürzci' 
als  das  letzte. 

Mediansegment  länglich,  in  dei-  vorderen  Hälfte  glatt,  in  der  hinteren 
gerunzelt,  ohne  Längsleiste. 

Flügel  glashell:  Subcostalader  vom  Vorderrande  entfernt:  Stigma 
eirund,  an  der  Spitze  so  weit  von  seiner  Basis  wie  von  der  Spitze  der 
Radialzelle  entfernt;  keine  anderen  Adern  vorhanden. 

Vordere  Tarsenglieder  länglich;  längerer  Sporn  der  Hintertibien  halb 
so  lang  wie  der  Metatarsus. 

Petiolus  ringförmig  und  sehr  kurz;  2.  Tergit  basal  gestreift;  Anal- 
segment ohne  die  gewöhnlichen  Lamellen. 

Körperlänge  des  $:  2,5  mm. 

Fnndnotiz:  Station  103,  Guildford  am  Swan  River;  19.  V.  05 
(1  (J,  Originalstück). 

Subfam.  Beihylinae. 
Rhahdepyris  Atistraliae  Kieff. 

1907.    Rh.  Atistr.  Kieffer,  Berl.  Entom.  Zeitschr.,  1906,  v.  LI,  p.  267. 

Glänzend  schwarz;  Mandibeln,  Taster  und  Tarsen  rot;  Flagellum, 
Tegulae  und  Hinterrand  des  2.  Tergits  rotbraun. 

Kopf  fast  quadratisch,  vor  den  Augen  etwas  abgerundet,  glatt,  mit 
zerstreuten  Punkten  :  Augen  länglich,  kahl,  doppelt  so  lang  wie  die  Wangen, 
ein  Drittel  länger  als  ihr  Abstand  vom  Hinterrand;  hintere  Nebenaugen 
am  Hinterrande  des  Kopfes.  Fühler  unter  der  Ausrandung  der  Stirne 
entspringend:  1.  Glied  glänzend,  doppelt  so  lang  wie  dick,  etwas  länger 
als  die  3  folgenden  Glieder  zusammen;  2.  bis  6.  nicht  länger  als  dick; 
7.  bis  13.  deutlich  länger  als  dick;  Flagellum  matt  und  fein  behaait,  distal 
zugespitzt. 

Die  Fauna  Südwest- Australiens.  ITl,  ^^ 


210  J-   -T-    KlEFFER, 

Pronotum  doppelt  so  lang  wie  das  Mesonotuin,  punktiert  wie  der  Kopf; 
Mesonotum  quer,  mit  4  Längsfurclieu,  die  äußeren  unvollständig ;  Mesonotum 
und  Scutellum  nur  mit  wenigen  zerstreuten  Punkten :  (^)uerfurche  des 
Scutellum  beiderseits  schwach  erweitert;  Mediansegment  glatt  oder  sehr 
fein  chagriniert,  glänzend,  nur  zwischen  den  5  Längsleisten  quer  gerunzelt, 
letztere  voneinander  gleich  weit  entfernt,  die  äußeren  am  Hinterrande 
bogig  mit  den  mittleren  zusammenstoßend ;  abschüssiger  Teil  senkrecht, 
glatt,  mit  einer  Mittellängsleiste;  Metapleuren  dicht  längsgestreift;  Hinter- 
ecken schwach  ausgerandet,  ohne  Dornen. 

Flügel  schwach  gebräunt;  Basalader  und  Querader  gleichlang  und 
schräg;  Radius  2^/2ii^''^l  so  lang  wie  die  Basalader;  Stigma  schmal;  Sub- 
costalader  dem  Vorderrande  anliegend,  dieser  bis  zum  Stigma  dicht  und 
kurz  bewimpert;  Querader  mit  Spur  eines  kleinen  Ptamulus  oberhalb  der 
Mitte. 

Vorderer  Metatarsus  unterseits  mit  4  kurzen  Stacheln ;  2.  bis  4.  Glied 
fast  herzförmig,  am  Ende  mit  2  kurzen  Stacheln;  5.  Glied  länglich;  Krallen 
mit  2  Zähnchen  in  der  basalen  Hälfte;  mittlere  Tibien  mit  zahlreichen 
kurzen  Stacheln;  mittlere  und  hintere  Tarsen  länglich,  jedes  der  4  ersten 
Glieder  am  Ende  unterseits  mit  2  Stacheln. 

Körperlänge  des  <?:  .0,5  mm. 

Fuiidnotiz:  Station  14G,  Boyanup;  1.  bis  3.  VIII.  05  (1  $,  Original 
stück). 

Fam.  Evaniidae. 

Hyptiof/astef  crassitarsis  Kicff. 

1907.     H.  crass.  Kieffer,  Berl.  Entoiii.  Zeitschr.,  1906,  v.  LI,  p.  271. 

Schwarz ;  Ränder  der  Kerbfurchen  des  Mesonotum,  Seiten  des  Scutellum, 
Höcker  des  Mediansegments,  Flecke  der  Mesopleuren,  Unterseite  der  Hüften 
und  der  Schenkel,  Unterseite  der  Basis  der  Hintertibien  und  schmaler 
Hinterrand  der  Hinterleibsringe  rotbraun. 

Mandibeln  schwarzbraun,  lang,  länger  als  der  Clypeus ;  ihr  äußerer 
Zahn  3— 4mal  so  lang  wie  der  innere.  Kopf  fast  rund,  schimmernd,  fein 
und  unregelmäßig  gerunzelt,  Hinterrand  schwach  bogig  ausgeschnitten  und 
leistenartig  vorstehend ;  Augen  kahl,  3mal  so  lang  wie  ihr  Abstand  vom 
Hinterrand;  hintere  Ocellen  so  weit  von  den  Augen  wie  voneinander: 
Stirn  mit  einer  von  der  vorderen  Ocelle  bis  zwischen  den  Fühlern  reichen- 
den Leiste.  Schaft  so  lang  wie  das  3.  Glied;  2.  nicht  länger  als  dick: 
3.  dreimal  so  lang  wie  das  2..  kaum  kürzer  als  das  4. 


Serphidae  und  Evaniidae.  211 

Prosternum  sehr  kurz :  Vordereckeii  des  Prothorax  abgerundet,  ohne 
Zahn;  Mesonotum  grob  und  unregelmäßig  gerunzelt,  Kerblinien  hinten 
konvergierend,  einen  mittleren  dreieckigen,  drei  Viertel  des  Mesonotums 
einnehmenden  Abschnitt  begrenzend;  Scutellum  grob  runzelig;  Median- 
segment unregelmäßig  netzrunzelig,  mit  einer  mittleren  Längsfurche. 

Flügel  glashell,  Adern  und  Stigma  braun ;  zweiter  Abschnitt  des  Radius 
fast  omal  so  lang  wie  der  erste,  der  Flügelspitze  doppelt  so  nahe  wie  der 
Cubitus;  1.  Discoidalzelle  unter  der  Mitte  der  Basalader  beginnend,  fast 
lV2mal  so  lang  wie  die  2.,  aber  nicht  breiter  als  dieselbe,  von  der  2.  Cubital- 
zelle  durch  eine  Ader  getrennt,  welche  deutlich  länger  als  die  1.  Discoidal- 
zelle ist. 

Hintere  Hüften  omal  so  lang  wie  die  Trochanteren,  fein  quergestreift; 
alle  Tibien  und  Tarsen  mit  kurzen,  dichten.  al)stehenden  Haaren;  hinterer 
Metatarsus  verdickt,  kaum  so  lang  wie  die  3  folgenden  Glieder  zusammen ; 
2.  Glied,  von  oben  gesehen,  herzförmig,  nicht  länger  als  breit;  Unterseite 
der  Hintertarsen  kurz  bürstenartig  behaart;  Krallen  der  Hinterbeine  schlank, 
halb  so  lang  wie  das  5.  Tarsenglied,  ohne  Zahn. 

Körperlänge  des  S'-  10  mm. 

Fundnotiz:  Station  109,  Subiaco,  nördlich;  27.  IX.  Oo  (1  S, 
Originalstück). 


Die 

Fauna  Südwest-Australiens, 

Ergebnisse  der  Hamburger 
Südwest-australischen  Forschungsreise  1905 

lierausgegeben  von 

Prof.  Dr.  W.  Michaelsen  u..d  Dr.  R.  Hartmeyer. 
1^=^  Band  Hl,  Lieferung  8.  == 

Actiniaria 

von 
Ester   Lager 

(Stockholm). 
Mit  22  Abbildungen  im  Text. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 
1911. 


Alle  Rechte  vorbehalten. 


Die  vorliegende  Arbeit  behandelt  die  Actiniarien  der  hamburger  Süd- 
west-australischen Forschungsreise  1905  mit  Ausnahme  der  Sagartiden. 
Diese  letzteren  habe  ich  übergangen,  weil  die  meisten  in  der  Sammlung 
enthaltenen  Exemplare  sehr  klein  sind,  und  weil  von  jeder  Art  meistens 
nur  ein  einziges  Exemplar  vorhanden  ist.  Von  anderen  Actiniarien  kommen 
in  der  Sammlung  18  Arten  vor.  darunter  15  neue.  Die  18  Arten  verteilen 
sich  auf  10  Gattungen,  von  denen  eine,  SaccacHs,  neu  ist. 

Leider  standen  mir  weder  Angaben  über  die  Tiere  im  Naturzustande 
noch  Abbildungen  derselben  zur  Verfügung.  Da  ferner  die  meisten  nicht 
gut  konserviert  sind,  so  war  die  Identifizierung  erschwert,  und  die  Be- 
schreibungen mußten  in  gewissen  Hinsichten  unvollständig  bleiben.  Das 
Fehlen  irgendwelcher  Angaben  über  die  Farben  ist  um  so  bedauerlicher, 
als  die  Farben  und  Farbenzeichnungen  in  dieser  Tiergruppe  für  die  Identi- 
fizierung von  großer  Bedeutung  sind. 

Alle  Maßangaben,  sowie  alle  übrigen  Angaben  der  folgenden  Beschrei- 
bungen beziehen  sich  natürlich  sämtlich  auf  konservierte  Exemplare,  die 
oft  sehr  stark  und  unregelmäßig  kontrahiert  waren. 

Betieffs  der  Einteilung,  der  Diagnosen  der  Familien  und  der  Gattungen 
und  der  Terminologie  im  übrigen  habe  ich  mich  hauptsächlich  nach  Carlgren 
,. Ostafrikanische  Actinien"  (in  Mt.  Mus.  Hamburg,  XVII)  gerichtet. 

Meinem  hochverehrten  Lehrer.  Herrn  Dr.  0.  Carlgren,  unter  dessen 
sachkundiger  Leitung  ich  die  Arbeit  ausgeführt  habe,  spreche  ich  meinen 
herzlichen  Dank  aus  für  das  wohlwollende  Interesse  und  die  große  Gefällig- 
keit, die  er  mir  erwiesen  hat. 

Verbreitung. 

Es  mögen  hier  erst  ein  paar  Worte  über  die  Verbreitung  der  bis 
jetzt  in  der  zoologischen  Literatur  erwähnten  australischen  Actinioria  Platz 
finden.  Die  in  dieser  Arbeit  beschriebenen  Formen  stammen  von  der 
Westküste  Australiens  (12^—35^  südlicher  Breite),  die  meisten  aus  der 
tropischen    Zone    oder    aus   dem  Gebiet    unmittelbar    südlich    des  Wende- 


21(i  Ester  Lager, 

kreises.  Nui'  in  diesen  Gebieten  treten  die  hier  beschriebenen  Stichodac- 
tylinen  (8  Arten)  auf.  Durch  Vergleich  mit  den  übrigen  Beschreibungen 
(Haddon  1898,  KwiETN.  1898,  Stuckey  1908)  der  in  Australien  vor- 
kommenden Actiniaria  dürfte  hervorgehen,  daß  die  australischen  Sticho- 
dactylinen  nur  an  den  tropischen  Küsten  des  Landes  zu  finden  sind ;  bei 
Neuseeland  kommt  keine  einzige  Art  dieser  Gruppe  vor.  Von  den  Proto- 
stichodactylinen  dagegen  hat  man  Arten  sowohl  an  den  tropischen  und 
subtropischen  Küsten  des  Festlandes  wie  auch  bei  Neuseeland  wahrge- 
nommen, obgleich  keine  Art  dieser  Gruppe  in  der  von  mir  bearbeiteten 
Sammlung  enthalten  ist.  Die  Gattungen  Boloceroides,  Isacünia  und  Gyrostoma 
scheinen  nur  in  den  tropischen  (lebieten  aufzutreten  (fehlen  bei  Neusee- 
land); es  muß  jedoch  erwähnt  werden,  daß  Gyrostoma  Haddoni  so  südlich 
wie  bei  Fremantle  (32,5^  S.)  vorkommt.  Die  Familien  Aliciidae,  Tealidae 
und  Sagartidae,  die  alle  in  dieser  Sammlung  vertreten  sind,  kommen  so- 
wohl in  den  tropischen  wie  in  den  subtropischen  Gebieten,  auch  bei  Neu- 
seeland vor.  Die  drei  Arten  der  Gattung  SaccacUs,  die  in  dieser  Arbeit 
die  Farn.  Phyllactidae  repräsentieren,  stammen  von  Bunbury  (33"  S.)  und 
Albany  {3b^  S.),  ein  Exemplar  jedoch  auch  von  der  Sharks  Bay  (25"  S.). 
In  anderen  Beschreibungen  von  australischen  Actiniaria  sind  von  dieser 
Familie  nur  Arten  der  Gattung  Cradactis  (Stuckey  1908,  p.  392)  von 
Neuseeland  erwähnt  worden.  Wenn  man  hiernach  urteilen  sollte,  so  müßten 
die  australischen  Phyllactiden  eigentlich  nur  an  den  subtropischen  Küsten 
auftreten.  Es  muß  schließlich  noch  hervorgehoben  werden,  daß  man  bis 
jetzt  an  den  Küsten  des  Festlandes  keinen  Repräsentanten  der  Athenarien 
gefunden  hat ').  Bei  Neuseeland  dagegen  finden  wir  zwei  Arten  der  Gattung 
Edwardsia  und  eine  Art  der  Gattung  Halcampactia  (Stuckey  1908, 
p.  378,  386). 

Besclireil)uni>  der  Arten. 
Fam.  Oonactinidae. 

Diagnose  der  Familie  vergl.  Carlgren   in  Mt.  Mus.  Hamburg,  XVII, 
p.  15  (35). 

Gren.  Boloceroides  Carlgr.  1899. 

Diagnose  der  Gattung  vergl.  Carlgren,  1.  c.  }).  15  (35). 

Boloceroides  Mc  Murrichi  (Kwietii.)  Carlgr. 
Oröße :  Durchmesser  der  Fußscheibe  0,8  cm,  Höhe  des  Körpers  0,3  cm, 
Durchmesser  desselben  (mit  Tentakeln)  2,5  cm,  Länge  der  Tentakel  1,1  cm. 

1)  Wahrscheinlich  weil  diese  Formen  gewöhnlich  klein  und  leicht  zu  übersehen  sind. 


Actiniaria.  217 

Über  diese  Species  liegt  eine  vollständige  Beschreibung  von  Carlgren 
vor  (1.  c.  p.  16  [36]),  weshalb  nichts  mehr  darüber  zu  sagen  ist. 

Fnndnotiz:  Stat.  26,  Sharks  Bay,  Sunday  Island,  57.,  m.  17. 
VI.  05  (2  Exemplare). 


Farn.  Aliciidae. 

Thenarien  ohne  Sphinkter  oder  mit  einem  stärker  oder  schwächer  ent- 
wickelten, jedoch  immer  diftusen  Sphinkter.  Mesenterien  nicht  (wenigstens 
nicht  regelmäßig)  in  Endocölen  entwickelt.  Tentakel  unverzweigt.  Körper- 
vvand  mit  blasenähnlichen ,  oft  zusammengesetzten  Auswüchsen ,  deren 
Ektoderm  zahlreiche  Nesselzellen  enthält.  Randsäckchen  vorhanden  oder 
nicht.     Ohne  Acontien  und  Cincliden, 

Gen.  Cijstiactis  M.-Edw.  1857. 

Sphinkter  ziemlich  gut  entwickelt.  Körperwand  mit  einfachen,  dicht- 
liegenden, über  die  ganze  Körperfläche  ausgebreiteten  Auswüchsen  und 
ohne  Randsäckchen.  Fossa  schwach  entwickelt.  Mesenterien  zahlreich,  die 
meisten  vollständig.  Anordnung  der  Geschlechtsorgane  (?).  Schlundrinnen 
zwei,  symmetrisch  angeordnet,  gut  entwickelt. 

Cystiactis  tuherculosa  ((^uoy  iV  (jaiiiiard  1833)  Haddon  1896. 

Größe :  Ein  in  Formol  gut  konserviertes  Exemplar :  Höhe  des  Körpers 
4,2  cm,  Durchmesser  desselben  (mit  den  Blasen)  6,0  cm.  Durchmesser  der 
Mundscheibe  (teils  eingezogen)  3,6  cm,  Länge  der  Tentakel  0,8  cm.  Zwei 
in  Spiritus  schlecht  konservierte  Exemplare:  Durchmesser  der  Fußscheibe 
1,8—2  cm,  Höhe  des  Körpers  1,4—1,8  cm,  Durchmesser  desselben  (ohne 
die  Blasen)  1,6—2  cm. 

Kurze  Beschreibung :  Die  F  u  ß  s  c  h  e  i  b  e  kann  vollständig  eingezogen 
werden  (so  bei  dem  größten  Exemplar)  und  ist  am  Rande  etwas  gelappt. 
Die  Körper  wand  ist  ganz  und  gar  mit  blasenförmigen  Auswüchsen,  die 
in  vertikalen  Reihen  stehen,  bedeckt.  Die  Tentakel,  bei  dem  größten 
Exemplar  mehr  als  200,  sind  in  mehreren  Kreisen  angeordnet  und  nehmen 
etwa  die  äußere  Hälfte  der  Mundscheibe  ein.  Der  einzelne  Tentakel 
ist  kurz,  aber  kräftig,  deutlich  längsgefurcht,  in  dem  proximalen  Teile  weit, 
in  dem  distalen  scharf  zugespitzt.  Die  Mundötfnung  ist  groß,  kreisrund; 
am  Rande  derselben  treten  die  beiden  kräftigen  Schlundrinnen  deutlich 
hervor.  Das  Schi  und  röhr  ist  ziemlich  kurz,  die  Sehlundriniien  tragen 
nur  kleine  Zipfel. 


218  Ester  Lager, 

Das  Ektoderm  der  Fuß  Scheibe  ist  ziemlich  hoch  und  mit  nicht 
zahh-eichen  dickwandigen  Nesselkapseln  (14 — 17  /<)  versehen.  Das  Ektoderm 
der  Kör  per  wand  ist  niedriger,  mit  spärlichen,  14 /<  laugen  Nesselkapseln. 
Die  Blasen  sind  von  demselben  Bau  wie  die  Körperwand:  das  Ektoderm 
derselben  ist  doch  etwas  höher  und  mit  außerordentlich  zahlreichen  Nessel- 
kapseln in  einer  Länge  von  19 — 22  ^<  bewaffnet.  Die  lliugmuskulatur  der 
Körperwand  ist  gut  entwickelt,  besonders  bei  dem  Eingang  in  die  Blasen, 
was  auch  Haddon  mitteilt  (1896,  p.  157).  Der  Sphinkter  dagegen  ist 
schwach,  wenigstens  bei  jüngeren  Exemplaren,  und  mit  niedrigen  Falten. 
Die  ektodermalen  Muskeln  der  Muudscheibe  und  der  Tentakel  sind 
sehr  gut  entwickelt  und  in  die  Mesogloea  eingesenkt.  Das  Ektoderm  der 
Mundscheibe  ist  mit  bemerkenswert  wenigen  Nesselkapseln  versehen; 
dickwandige  kommen  in  einer  Länge  von  17  — 19  ;(/  vor,  von  dünnwandigen 
habe  ich  nur  einzelne,  aber  große  (48  /n)  gesehen.  In  dem  Ektoderm  der 
Tentakel  finden  sich  außerordentlich  zahlreiche  Nesselkapseln,  dickwandige 
in  einer  Länge  von  34—36  /n,  dünnwandige  noch  zahlreicher  und  größer, 
bis  zu  48  jM.  Das  Ektoderm  des  S  c  h  1  u  n  d  r  o  h  r  e  s  ist  mit  sehr  zahlreichen,, 
großen  Drttsenzellen,  aber  äußerst  spärlichen  Nesselkapseln  versehen  (22  /<)• 
Die  Mesen  terien  an  Ordnung  habe  ich  nicht  näher  untersucht,  da  ich 
sie  bei  den  kleinen  schlecht  konservierten  Exemplaren  nicht  beobachten 
konnte,  und  da  ich  das  große  nicht  zerschneiden  wollte.  Wie  Haddon 
aber  mitteilt,  sind  die  Mesenterien  sehr  zahlreich  und  scheinen  aus  5  Zyklen 
zu  bestehen  (6  +  6  +  12  -f  24  ^  48  =  96,  ibid.  p.  157).  Richtungsmes- 
enterien  l»ehauptet  er  seien  nicht  vorhanden.  Diese  Angabe  dürfte  aber 
sicherlich  auf  einem  Irrtum  beruhen.  Die  besonders  gut  entwickelten 
Schlundrinnen  lassen  uns  nämlich  das  Vorhandensein  der  Richtungsmes- 
enterien  vermuten.  Außerdem  hat  eine  von  mir  vorgenommene  Untersuchung 
eines  Exemplars,  das  Dr.  Carlgren  von  Professor  Haddon  bekommen 
hatte  (Reichsmuseum  in  Stockholm),  bestätigt,  daß  sie  wirklich  vorkommen. 
Die  Längsmuskeln  der  Mesenterien  sind  gut  entwickelt,  ebenso  die  Parieto- 
basilarmuskeln.  Die  Basilarmuskeln  sind  deutlich  abgesetzt,  aber  nicht  groß. 
Oralstoma  kommt  vor,  Randstoma  habe  ich  nicht  sehen  können.  „Testes 
occurred  in  all  three  specimens"  ist  alles,  was  Haddon  über  die  Ge- 
schlechtsorgane mitteilt  (ibid.  p.  158).  Wegen  des  schlechten  Er- 
haltungszustandes des  HADDONschen  Exemplars  kann  ich  die  ^'erbreitung 
der  Genitalorgane  nicht  feststellen.  An  den  kleinen  Exemplaren  der 
Sammlung  waren  keine  Reproduktionsorgane. 

Fundiiotizen :  Stat.  56 ,  B  u  n  b  u  r  y  -  B  e  z.  ,f  K  o  o  m  b  a  n  a  B  a y , 
14V,,  — IS  m;  28.  VII.  05  (2  Exemplare).  Stat.  57,  B  un  bury -Bez., 
K  00  ml)  Ulla  Bay,    ]»elagisch  ;   28.  VII.  05  (1  Exemplar). 


Actiniaria.  219 


Farn.  Phyllactidae. 


Thenarieu  mit  einem  stärker  oder  schwächer  entwickelten,  zirkum- 
skripten, diffusen  oder  aggregierten  Sphinkter.  Körperwand  in  dem  oberen 
Teil  mit  blasentormigen,  einfachen  oder  zusammengesetzten  Auswüchsen. 
Saug  Warzen  und  Randsäckchen  vorhanden  oder  nicht.  Ohne  Acontien  und 
Cincliden. 

Gen.  Saccactis  n.  gen. 

Sphinkter  diffus,  ziemlich  stark.  Körperwand  mit  Saugwarzen  und 
im  allerobersten  Teil  mit  mehr  oder  weniger  verzweigten  Auswüchsen,  die 
Randsäcken  tragen.  Fossa  stärker  oder  schwächer  entwickelt.  Mesenterien 
gewöhnlich  zahlreich,  im  allgemeinen  wenigstens  zwei  Zyklen  vollständig. 
Geschlechtsorgane  von  den  Mesenterien  erster  Ordnung  (auch  an  den 
Richtungsmesenterien)  an  auftretend.     Schlundrinnen  zwei,  gut  entwickelt. 

Von  den  früher  beschriebenen  Gattungen  —  Asteractis  und  Cradactis  — , 
die  zu  dieser  Familie  gehören,  unterscheiden  sich  die  mir  vorliegenden 
Phyllactiden  vor  allem  durch  den  Sphinkter  und  die  blasenförmigen  Aus- 
wüchse. Der  erstere  ist  ziemlich  stark  und  diffus,  bei  den  oben  erwähnten 
Gattungen  dagegen  mehr  oder  minder  zirkumskript  oder  aggregiert.  Die 
Auswüchse  sind  stellenw^eise  mit  außerordentlich  dicht  liegenden,  sehr  großen 
Nesselkapseln  ausgestattet,  ein  Verhältnis,  das  man  wahrscheinlich  so  zu 
deuten  hat,  daß  die  blasenförmigen  Bildungen  teilweise  als  Randsäckchen 
ausgebildet  sind.  In  den  Beschreibungen  vorher  bekannter  Phyllactiden, 
die  ich  gesehen  habe  (Duerden.  1898,  p.  455;  Haddon  1898,  p.  436;  Mc 
Murrich,  1889,  p.  56,  1893,  p.  196,  1905,  p.  2;  Fax,  1910,  p.  192; 
Stuckey,  1908,  p.  392),  wird  nichts  von  solchen  Differenzierungen  an  den 
Auswüchsen  mitgeteilt.  Bei  Asteractis  flosculifera  und  A.  conchüega,  die 
ich  in  dieser  Hinsicht  untersucht  (Reichsmuseum  in  Stockholm),  habe  ich 
auch  keine  Randsäckchenbildungen  gefunden.  Oben  erwähnte  Umstände 
—  der  diffuse  Sphinkter  und  das  Vorhandensein  von  Randsäckchen  — 
scheinen  mir  das  Aufstellen   einer  neuen  Gattung   notwendig  zu   machen. 

Die  Auswüchse,  die  gewöhnlich  nur  in  einem  Kreise  vorkommen,  sind 
mehr  oder  weniger  verzweigt  und  zeigen  eine  ziemlich  große  Variabilität 
(Fig.  5).  Die  Zweige,  die  Ausstülpungen  von  den  Anhängen  sind,  liegen 
meist  hintereinander.  Gewöhnlich,  aber  doch  nicht  immer,  ist  ein  oder  ein 
paar  Zweige  (die  innersten)  bedeutend  größer  als  die  anderen. 

Das  Entoderm  ist  dunkel  pigmentiert,  besonders  an  den  Spitzen  der 
Zweige.  Das  Ektoderm  ist  hoch  und  enthält  sehr  zahlreiche  dickwandige 
Nesselkapseln  in   zwei   verschiedenen  Größen.     Da  das  Ektoderm  sehr  oft 


220  EisTER  Lager, 

abgestreift  ist  und  da  dasjenige,  welches  noch  da  ist,  sehr  leicht  wegfällt, 
ist  es  schwer,  die  Verteilung  von  den  beiden  Arten  der  Nesselkapseln  mit 
Sicherheit  festzustellen.  Zufolge  des  nicht  gut  fixierten  Materials  habe  ich 
keine  so  dünnen  und  deutlichen  Schnitte  erhalten,  daß  ich  das  Vorkommen 
der  Nesselkapseln  an  denselben  hätte  studieren  können.  Ich  liabe  mich 
deshalb  nur  der  Mazerationspräparate  bedienen  können.  Die  kleinen 
Nesselkapseln  scheinen  indessen  immer  und  vorzugsweise  an  den  Spitzen 
der  Zweige  sich  zu  befinden  und  liegen  daselbst  dicht  an  einander  gedrängt. 
Die  großen  dagegen  kommen  wahrscheinlich  nie  an  diesen  Stellen  vor. 
Ein  paarmal  habe  ich  sie  jedoch  an  den  Spitzen  der  Zweige  gesehen.  Die 
Möglichkeit  ist  aber  nicht  ausgeschlossen,  daß  in  diesen  Fällen  die  Kapseln 
losgerissen  worden  sind  und  nur  scheinbar  zu  den  Spitzen  gehören.  An 
der  Basis  der  Zweige,  besonders  der  innersten  und  größten,  und  wahr- 
scheinlich au  deren  Innenseite  hat  man  die  Stellen  zu  suchen,  die  mit  den 
großen  Nesselkapseln  bewaffnet  und  also  als  Randsäckchen  entwickelt  sind 
(Fig.  5  a). 

Unterhalb  der  verzweigten  Anhänge  kommen  fast  immer  einfache, 
blasenähnliche  Bildungen  vor,  und  unterhalb  dieser  finden  sich  Saugwarzen. 
Diese  beiden  Bildungen  sind  in  vertikalen  Reihen  geordnet,  die  gewöhnlich 
in  derselben  Zahl  wie  die  verzweigten  Auswüchse  vorhanden  sind.  Die 
Saugwarzen  besitzen  in  der  Mitte  eine  Vertiefung,  die  von  einem  deutlichen 
Wall  umgeben  ist.  Die  Vertiefung  scheint  von  Nesselzellen  frei  zu  sein ; 
im  Wall  dagegen  kommen  sehr  zahlreiche  Nesselkapseln  vor,  die  durch- 
schnittlich kürzer  sind  als  diejenigen  in  den  übrigen  Teilen  der  Körper- 
wand.  Die  Nesselkapseln  der  einfachen  Anhänge  sind  auch  sehr  zahlreich 
und  von  etwa  derselben  Länge  wie  die  kleinen  Nesselkapseln  der  ver- 
zweigten Bildungen. 

Saccaetis  Mc  Murrichi  u.  sp. 

Grröße:  Durchmesser  der  Fußscheibe  0,6 — 1,5  cm,  Höhe  des  Körpers 
0,6 — 1,1  cm,  Durchmesser  desselben  0,7^ — 1,1  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Die  meisten  Exemplare  waren  sehr  stark  kon- 
trahiert. Bei  dem  nicht  kontrahierten  Tiere  ist  die  Körper  wand  zylin- 
drisch. Die  Saugwarzen  sind  kräftig  entwickelt  und  kommen  vorzugsweise 
in  dem  oberen  Teile  der  Körperwand  vor.  Die  Zahl  der  Reihen,  in  welchen 
die  Warzen  und  die  blasenähnlichen  Auswüchse  angeoidnet  sind,  ist  wechselnd 
(24,  20,  34,  ?)1).  In  jeder  Reihe  finden  sich  von  den  Warzen  2 — 5,  von 
den  einfachen  Blasen  1 — 3,  von  den  verzweigten  gewöhnlich  nur  eine,  bis- 
weilen 2.  Die  Fossa  ist  ziemlich  gut  entwickelt.  Die  Mundscheibe 
fast  jedes  Exemi)lares  ist  eingezogen,  nur  bei  einem  eiuzigen  war  sie  aus- 
gebreitet.    Ihr    Durchmesser    erreichte   1,2    cm.      Die   Körperhöhe   dieses 


Actiniaria.  221 

Exemplares   war  0,6  cm.    die   Fußscheibe   fehlend.     Die'  Tentakel,   die 
86  an   der   Zahl    waren,    kamen   in   den    äußeren  Teilen  der  Mundscheibe 
(V3^V2)  iii^d  in  3  Zyklen  vor.     Die  inneren  sind  größer  (ihre  Länge  0,4  cm) 
als  die  äußeren.     Der  einzelne  Tentakel  ist  in  dem 
proximalen  Teile  weit,  in   dem   distalen   zugespitzt  !  ^^^"^(^^  '  ;, 

und    nach  innen  hin  gebogen,   wodurch  die  Außen-  '     '. 

Seite    etwas    vorgewölbt    ist.     Das    Sehlundrohr 

ist  längsgefurcht  und  sehr  lang,    reicht   bis  an  den  >i^  f^ 

Boden   der   Gastralhöhle.     Die   Schlundrinnen    sind  * 

wenigstens  oben  scharf  markiert  (in  den  unteren 
Teilen  ist  das  Schlundrohr  ziemlich  mazeriert),  ge- 
wöhnlich symmetrisch  angeordnet  und  trägt  wahr- 
scheinlich nur  kleine  Zipfel  (ich  habe  sie  nicht  selien  Fig.  1.    Saccactm  Me 

,  ..  s  Mar  rieht  n.  sp. ;  */,. 

können).  ^ 

Das  Ektoderm  der  Fußscheibe  ist  bedeutend  höher  als  die  Meso- 
gloea  und  enthält  zahlreiche  dickwandige  Nesselkapseln  (12 — 17  /n).  Das 
Ektoderm  der  Körper  wand  ist  etwa  von  derselben  Höhe  wie  die 
Mesogloea  und  ist  stellenweise  —  oft  in  Kreisen  —  mit  sehr  zahlreichen 
dickwandigen  Nesselkapseln  bewaffnet.  Die  Nesselkapseln  der  Saugwarzen 
kommen  in  einer  Länge  von  12  /n  vor  und  diejenigen  der  einfachen  Blasen 
in  einer  Länge  von  10—12  ,</.  Die  kleinen  Nesselkapseln  der  verzweigten 
Auswüchse  besitzen  eine  Länge  von  10 — 12  //,  diejenigen  der  Rand- 
säckchen  34-41  /it.  Die  entodermale  Ringmuskulatur  des  Körpers  ist 
nicht  stark.  Der  Sphinkter  ist  kurz,  nicht  besonders  kräftig,  von  dem- 
selben Typ  wie  bei  der  Varietät  (Fig.  3);  ihre  Falten  sind  ziemlich  niedrig, 
etwas  verzweigt.  Die  ektodermalen  Muskeln  der  Tentakel  sind  recht 
stark.  In  dem  Ektoderm  der  Tentakel  finden  sich  ziemlich  zahlreiche 
dickwandige  Nesselkapseln  (17 — 22  jti)  und  zahlreiche  dünnwandige  (22 — 26jii). 
Das  M  u  n  d  s  c  h  e  i  b  e  n  -  E  k  1 0  d  e  r  m  enthält  zahlreiche  dickwandige  Nessel- 
kapseln und  etw'as  weniger  dünnwandige,  jene  sind  14 — 17  ju  lang,  diese 
sind  19—22;«.  Im  Ektoderm  des  Schlundrohres  kommen  ziemlich 
zahlreiche  dickwandige  Nesselkapseln  (24 — 2(i  /n)  vor.  Die  Mesenterien 
sind  nach  der  Sechszahl  geordnet:  6 -]- 6  +  12  +  24  =  48.  Die  drei  ersten 
Zyklen  sind  vollständig  (zwei  Richtungsmesenterienpaare),  die  Mesenterien- 
paare  des  vierten  Kreises  sind  sehr  klein.  Bisweilen  kommen  einige  Un- 
regelmäßigkeiten vor:  an  einem  Exemplar  habe  ich  22,  an  einem  anderen 
26  vollständige  Mesenterienpaare  gefunden,  die  Mesenterien  vierter  Ord- 
nung sind  nicht  immer  in  allen  Fächern  entwickelt.  Die  Längsmuskel- 
polster  sind  stark  entwickelt,  mit  hohen,  verzweigten  Falten  und  kräftigen 
Muskelfaden  (Fig.  2).  Die  Parietobasilarmuskeln  sind  auch  gut  entwickelt 
und   mit  mehreren   groben   Falten   versehen.     Unten    sind   sie   breit,   ver- 


222  Ester  Lager, 

dünnen  sich  aber  nach  oben  nnd  erstrecken  sich  wie  ein  schmaler  Strang 
über  die  ganzen  Mesenterien.  Basilarmuskeln  nicht  groß,  abei-  doch  deut- 
lich abgesetzt.  Oralstoraa  klein,  Randstoma  ziemlich  groß,  auf  etwa  zwei 
Drittel  der  Körperhöhe  (nur  an  einem  von  den  größeren  Exemplaren  ge- 
funden).    Geschlechtsorgane  (Testes)  waren  entwickelt. 

Fundnotiz:  Stat.  55,    Bunbury   Bez.,    nordnordöstlich    von  Casu- 
arina  Point,  Meeresstrand;  24.  VII.  05. 


Fig.  2.    Mesenterien-Querschnitt  von  Saccactis  Mc  Mnrrichi  n.  sp.;  ca.  "7i- 
Fig.  3.     Sphinifter  von  Saccaetis  Mc  Murrichi  n.  sp.  var;  ca.  ^"/r 

Saccactis  3Ic  Murrichi  n.  sp.  rar. 

In  der  Sammlung  fand  sich  ein  einziges,  sehr  stark  kontrahiertes 
Exemplar,  das  in  den  meisten  und  wichtigsten  Hinsichten  —  vor  allem 
dem  Bau    des  Sphinkters  (Fig.  3)    und   der  Verteilung   und   der  Länge  der 


Actin  iaria.  223 

Nesselkapselii  —  entweder  ganz  oder  zum  größten  Teil  mit  der  vorigen 
Art  übereinstimmt.  Icli  habe  die  Form  desliall)  nur  als  eine  Varietät  von 
S.  Mc  Murrichi  aufgestellt,  und  bei  dieser  Varietät  habe  ich  folgende  Ab- 
weichungen von  der  Hauptform  wahrgenommen.  Die  Größe  übertriift  be- 
deutend die  der  Hauptform :  der  Durchmesser  der  Fußscheibe  mißt  3  cm, 
die  Höhe  des  Körpers  1,2  cm  und  der  Durchmesser  desselben  2,()  cm. 
Die  Fossa  scheint  besser  entwickelt  zu  sein,  ebenso  die  entodermale  Mus- 
kulatur des  Körpers,  die  ziemlich  kräftig  ist  (vielleicht  auf  der  mehr  be- 
deutenden Größe  des  Tieres  beruhend).  Randstoma  ziemlich  dicht  unter 
der  Mundscheibe.  Betreffs  der  Nesselkapseln  herrscht  fast  vollständige 
Übereinstimmung  mit  der  Hauptform  —  ein  paar  Ausnahmen  gibt's  jedoch. 
Bei  der  Varietät  sind  nämlich  die  Kapseln  der  Körperwand  und  die  der 
Randsäckchen  größer  als  bei  der  Hauptform.  Jene  kommen  gewöhnlich 
in  einer  Länge  von  14—16  ^i  vor  (einige  erreichen  17—19  /O,  diese  be- 
sitzen eine  Länge  von  46—49  ii.  —  Bei  dem  vorliegenden  Exemplar  waren 
Geschlechtsorgane  (Testes)  vorhanden. 

Fundnotiz:  Stat.  (iü,  Albany-Bez. ,  Princess  Royal  Harbour 
Ebbestrand:  14./20.  VIII.  05  (1  Exemplar). 

Sficcactis  ausfralis  n.  sp. 

Grröße:  Durchmesser  der  Fußscheibe  1,6  cm,  Durchmesser  des  Körpers 
unten  0,9—1,1  cm,  mitten  1,6—2  cm,  oben  1,1  —  1,7  cm,  Höhe  des  Körpers 
1,7—2,7  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Die  Fußscheibe  ist  mit  deutlichen  Radial- 
furchen  versehen.  Die  Körperwand  ist  gleich  oberhalb  der  Fußscheibe 
eingeschnürt,  erweitert  sich  höher  oben  und  erreicht  etwa  an  der  Mitte 
ihren  größten  Durchmesser.  Die  Saugwarzen  kommen  nur  in  den  oberen 
Teilen  der  Körperwand  vor.  Sie 'sind  in  48  Reihen  geordnet,  etwa  6  in 
jeder  Reihe.     Die  blasenförmigen  Auswüchse  stehen  in  zwei  Kreisen.    Die 


% 


Fig.  4.  Fig.  5. 

Fig.  4.     Teil  vom  oberen  Drittel  von  Saccactis  australis  n.  sp. ;  %• 
Fig.  5.     Blasenförmige  Auswüchse  von  Saccactis  ausfra/is  n.  sp. ;  '"  ,. 

zusammengesetzten  Anhänge  sind  im  großen  und  ganzen  nicht  so  reichlich 
verzweigt  wie   bei   der  vorigen  Art.     Der  innerste  Zweig  ist  zuweilen  be- 


224 


EsTEK  Lager, 


deutend  größer  als  die  übrigen ;  dieses  ist  der  Fall  besonders  bei  dem 
einen  Exemplar.  Da  sind  auch  die  einfachen  Blasen  nicht  in  jeder  Reihe 
entwickelt.  DieFossa  ist  schwach.  Die  Tentakel,  die  nur  das  äußere 
Drittel  der  Mundscheibe  einnehmen,  sind  in  zwei  oder  drei  Kreisen 
geordnet  und  etwa  80  an  der  Zahl.  Der  einzelne  Tentakel  ist  ziemlich 
kurz  (0,5  cm  bei  dem  größten  Exemplar),  in  dem  proximalen  Teile  sehr  weit,  in 
dem  distalen  scharf  zugespitzt.  Das  Schlundrohr  ist  kurz,  längs  ge- 
faltet. Die  Schlundrinnen  —  nicht  immer  symmetrisch  gestellt  —  sind 
gut  entwickelt  und  mit  großen  Zipfeln  versehen. 

Das  Ektoderm  der  Fußscheibe  ist  mit  ziemlich  spärlichen  dick- 
wandigen Nesselkapseln  versehen  (12—14  /n).  Das  Körper -Ektoderm 
enthält  stellenweise  dichtliegende,  dickwandige  Nesselkapseln,  deren  über- 
wiegende Mehrzahl  in  einer  Länge    von    12  /n  vorkommen;   es  finden  sich 

aber  auch  Kapseln,  die  14—17  /n  lang  sind. 
Im  Wall  der  Saugwarzen  und  noch  mehr  im 
Ektoderm  der  einfachen  Blasen  liegen  die 
Nesselkapseln  sehr  dicht  aneinander;  die- 
jenigen der  Warzen  erreichen  eine  Länge 
von  12  /.i,  diejenigen  der  Blasen  10 — 12  ju. 
Die  kleinen  Nesselkapseln  der  verzweigten 
Auswüchse  sind  10—12  //  lang,  die  Kapseln 
der  Randsäckchen  o6  //.  Die  entoder- 
male  Ringmuskulatur  der  Körperwand  ist 
unten  schwach ,  nach  oben  etwas  stärker 
entwickelt.  Der  Sphinkter  (Fig.  6)  ist 
ziemlich  kräftig,  länger  als  bei  der  vorigen 
Art,  und  setzt  sich  aus  zahlreichen,  ziemlich 
dicht  liegenden,  niedrigen,  etwas  verzweigten 
Falten  zusammen.  Im  Ektoderm  der  M  u  n  d  - 
Scheibe  finden  sich  ziemlich  zahlreiche, 
dickwandige  Nesselkapseln  (12— 14  ^w)»  ^ber 
wenige  dünnwandige.  Das  Tentakel- 
Ektoderm  ist  mit  zahlreichen,  sowohl 
dick-  wie  dünnwandigen,  Nesselkapseln  be- 
waffnet (19—24  /<)•  Die  ektodermalen  Mus- 
keln der  Tentakel  sind  recht  gut  ent- 
wickelt. Zahlreiche  dickwandige  Nesselkap- 
seln in  einer  Länge  von  22—26  u  kommen 
im  Ektoderm  des  S  c  h  1  u  n  d  r  o  h  r  e  s  vor. 
Fig.  6.    Sphinkter  von  Saceaetis   Wahrscheinlich  entspricht  die  Anordnung  der 

australis  n.  sp. ;  "Vi- 


Mesenterien   normalerweise   der  Formel 


Actiniaria.  225 

<)  -h  6  -f-  12  +  24  -f  48  =  96;  zwei  Riditungsmesenterienpaare,  Alle  Paare 
der  zwei  ersten  Zyklen ,  aber  nur  einige  der  dritten  sind  vollständig. 
Andere  Unregelmäßigkeiten  kommen  auch  vor:  Nicht  alle  Mesenterien  der 
letzteren  Zyklen  sind  ausgebildet,  und  bei  dem  einen  Exemplare  waren  die 
Richtungsraesenterien  unsymmetrisch  gestellt,  w'odurch  die  regelmäßige 
Anordnung  gestört  wurde.  Längsmuskelpolster  der  Mesenterien  sehr  gut 
entwickelt.  Die  Parietobasilar-  und  die  Basilarmuskeln  wie  bei  dei-  vorigen 
Art.  Randstoma  ist  klein,  gleich  unten  der  Mundscheibe,  Oralstoma  habe 
ich  nicht  sehen  können.  Bei  dem  einen  Exemplare  waren  Geschlechts- 
organe (Ovarien)  entwickelt. 

Fundnotizen :  Stat.  5,  S h ar k s  B a y ,  D e n h a m ,  Ebbestrand ;  19./ 10. 
IX.  05  (1  Exemplar);  Stat.  60,  Albany-Bez.,  Princess  Royal  Ha r- 
bour,  Ebbestrand;  14./20.  VIII.  05  (1  Exemplar). 

Saccactis  musculosa  n.  sp. 

Crröße:  Die  zwei  größten  Exemplare  (stark  kontrahiert):  Durchmesser 
der  Fußscheibe  1,8  cm,  Höhe  des  Körpers  1,3—1,6  cm,  Durchmesser  des- 
selben 1,7  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Fußscheibe  mit  Radialfurchen.  In  den 
unteren  Teilen  ist  die  Kör  per  wand  längsgefurcht;  die  obere  Hälfte  ist 
mit  kräftigen  Saugwarzen  versehen.  Wegen  der  starken  Kontraktion  habe 
ich  die  Reihen  der  Saugwarzen  nicht  zählen  können,  auch  nicht  die  Zahl  der 
Warzen  in  jeder  Reihe.  Von  den  einfachen  Auswüchsen  scheinen  gewöhnlich 
1—2  in  jeder  Reihe  vorzukommen,  von  den  verzweigten  nur  einer.  Diese  sind 
groß,  mit  mehreren  Zweigen  und  deutlichen,  dunklen  Pigmentfleckchen.  Die 
Fossa  ist  schwach  entwickelt.  Fast  alle  Tentakel  sind  eingezogen,  nur 
auf  einem  Viertel  der  Mundscheibe  konnte  man  sie  beobachten;  da 
kamen  24  vor.  Die  Tentakel  waren  denjenigen  der  vorigen  Art  ähnlich.  Das 
Schlundrohr  ist  nicht  lang,  teilweise  ausgestülpt,  ziemlich  mazeriert. 
Schlundrinnen  sehr  kräftig  abgesetzt  und  mit  großen  Zipfeln  versehen. 

Zahlreiche  dickwandige  Nesselkapseln  (14 — 17  ji<)  kommen  im  Ekto- 
derm  der  Fußscheibe  vor.  Das  Ektoderm  der  Körperwand  enthält 
stellenweise  sehr  dicht  liegende,  dickwandige  Nesselkapseln,  die  meisten 
in  einer  Länge  von  14—17  /i,  einzelne  von  größerer  Länge  (19 — 24  f.i). 
Die  Nesselkapseln  der  Saugwarzen  und  diejenigen  der  einfachen  Blasen 
sind  außerordentlich  zahlreich;  jene  erreichen  12—14  jt<,  diese  12  u.  Die 
kleinen  Nesselkapseln  der  verzw^eigten  Auswüchse  sind  11 — 12  /n  lang,  die 
Nesselkapseln  der  Randsäckchen  sind  43 — 48  ,«.  Entodermale  Ringmuskeln 
des  Körpers  gut  entwickelt,  mit  groben  Falten.  Der  Sphinkter  ist  von 
demselben  Typus  wie  bei  S.  australis.  Die  Falten  desselben  sind  nach 
oben  recht  hoch,    nach  unten    niedriger ;   die  Muskelfaden  sind  sehr  stark. 

Die  Fauna  Südwest- Australiens.     III.  15 


226  Ester  Lager, 

Im  Ektoderm  der  Tentakel  finden  sich  zahlreiche  dickwandige  und 
ziemlich  zahlreiche  dünnwandige  Nesselkapseln,  beide  von  etwa  derselben 
Länge  (19—22  f-i).  Das  Schlundroh  r-Ektoderm  ist  mit  recht  zahl- 
reichen dickwandigen  Nesselkapseln  versehen  (24 — 25  f.i).  Die  Mesen- 
terien sind  wie  bei  den  vorigen  Arten  dieser  Gattung  nach  der  Sechs- 
zahl geordnet,  sie  sind  aber  geringer  an  Zahl  und  bei  dem  untersuchten 
Exemplar  ganz  regelmäßig  geordnet  (6  -f-  6  +  12  =  24).  Mit  dem  ma- 
zerierten Schlundrohr  hängen  nur  die  Richtungsmesenterien  (zwei  Paar) 
zusammen,  aber  wahrscheinlich  sind  alle  Paare  des  ersten  Zyklus  voll- 
ständig. Die  Paare  des  dritten  Kreises  sind  sehr  klein.  Die  hohen  Längs- 
muskelpolster  sind  außerordentlich  gut  entwickelt,  auch  an  den  kleinsten 
Mesenterien.  Die  Parietobasilarmuskeln  sind  mittels  einer  Lupe  deutlich 
wahrnehmbar,  unten  breit,  oben  bandähnlich,  sich  bis  an  die  Mundscheibe 
erstreckend,  ßasilarmuskeln  vermittelst  einer  Lupe  kaum  wahrnehmbar. 
Randstomata  dicht  an  der  Körperwand,  ziemlich  hoch  an  den  Mesenterien, 
Oralstomata  nicht  gesehen.  Geschlechtsorgane  waren  an  dem  unter- 
suchten Exemplare  nicht  entwickelt. 

Fundnotiz:  Stat.  60,  Albany-Bez.,  Princess  Royal  Harbour, 
Ebbestrand;  14./20.  VIIL  05  (4  Exemplare,  von  denen  zwei  sehr  klein 
sind ;   in  demselben  Glas  wie  S.  australis). 

Fam.  Actiniidae. 

Thenarien  ohne,  oder  mit  einem  gewöhnlich  schwach  entwickelten, 
diffusen,  zirkumskript-diffuseu  bis  schwach  zirkumskrii)ten  oder  aggregierten 
Sphinkter.  Mesenterien  nicht  (wenigstens  nicht  regelmäßig)  in  den  Endo- 
cölen  ent>|Vickelt.  Tentakel  unverzweigt  und  sphinkterlos.  Körperwand 
glatt  oder  mit  Saugwarzen  bedeckt.  Randsäckchen  vorhanden  oder  nicht. 
Ohne  Acontien  und  Cincliden. 

Gren.  Isactinia  Carlgr.  1900. 

Sphinkter  kräftig  entwickelt,  diffus,  breit.  Körperwand  glatt.  Distaler 
Körperrand  gekerbt,  mit  ziemlich  schwacher  Fossa  und  margiualstehenden 
Randsäckchen.  Mesenterien  zahlreich,  wenigstens  zwei  Cyklen  vollständig. 
Geschlechtsorgane  von  den  Mesenterien  erster  Ordnung  an  auftretend,  die 
Richtungsmesenterien  ausgenommen  (immer?)  Schlundrinnen  gut  ausge- 
bildet, in  wechselnder  Zahl. 

Isactinia  Cavlgreni  n.  sp. 
Größe :  Das  größte  Exem^ilar  (schief  kontrahiert) :  Höhe  des  Körpers 
2,9  cm  (2  cm),  Durchmssser  desselben  1,5  cm,  Durchmesser  der  Fußscheibe 
1,7  cm.     Länge  der  inneren  Tentakeln  1,2  cm.  der  äußeren  0,7  cm. 


Actiniaria. 


227 


Farbe  (in  Alkohol):  Körperwaiid  bräunlich,  mit  dunkleren  grünen 
Furchen.  Randsäckchen  und  Tentakel  gelbgrau,  die  letzteren  mit  dunklen 
Fleckchen  an  der  inneren  Seite. 

Kurze  Beschreibung:  Die  Fußscheibe  ist  mit  Radialfurchen  ver- 
sehen. Der  Körper  ist  zylindrisch,  im  Gegensatz  zu  den  früher  beschrie- 
benen Arten  langgestreckt.  Randsäckchen  deutlich  markiert,  die  Anzahl 
derselben  wahrscheinlich  von  dem  Alter  des  Tieres  abhängig.  Zwei  kleine 
Tiere  hatten  z.  B.  23  Randsäckchen,  das  größte  36, 
Die  M u  n d  s  ch e i b e  zeigt  eine  radiäre  Streifung,  und 
ist  in  ihrer  äußeren  Hälfte  von  den  Tentakeln  ein- 
genommen. Diese  sind  durchsichtig,  gewöhnlich  ein- 
fach, nur  selten  mit  einem  Zweig,  in  dem  proximalen 
Teile  sehr  weit,  in  dem  distalen  zugespitzt.  Die  äußeren 
Tentakel  schwächer  und  kleiner  als  die  inneren.  Die 
Zahl  der  Tentakel  wechselnd,  etwa  doppelt  so  viel  wie 
die  Randsäckchen.  Das  Schlundrohr,  das  unge- 
fähr die  Hälfte  der  Körperhöhe  beträgt,  ist  längs- 
gefurcht und  mit  zwei  Schlundrinnen  versehen.  Diese 
sind  symmetrisch  angeordnet  und  mit  großen  Zipfeln 
ausgestattet.  Fig.  7.  Isactinia  Garl- 

Das  Ektoderm  sowohl  in  der  5'^^^*  °-  ^P-;  72- 

F  u  ß  s  c  h  e  i  b  e  wie  in  der  K  ö  r  - 
p  e  r  w  a  n  d  ist  ziemlich  hoch,  mit 
spärlichen  dickwandigen  Nessel- 
kapseln in  einer  Länge  von  17  //. 
In  den  Randsäckchen  finden  sich 
zahlreiche  dichtliegende ,  dick- 
wandige Nesselkapseln  (41—43  (.i). 
Die  entodermale  Ringmuskulatur 
der  Körperwand  ist  nicht  stark, 
dagegen  ist  der  Sphinkter 
(Fig.  8)  gut  entwickelt,  diffus, 
mit  wenig  verzweigten,  aber 
ziemlich  hohen  Falten.  Ektoderm 
der  Tentakel  hoch,  mit  spär- 
lichen dickwandigen,  17—18  ^i 
langen  Nesselkapselu  und  ziemlich 
zahlreichen  dünnwandigen  (19  (.i). 
In  dem  Ektoderm  der  M  u  n  d  - 
Scheibe   kommen  sowohl  dick- 

wie   dünnwandige  Nesselkapseln  Fig. 8.  Sphinkter  von /««c/mm  (7ar/r/remn..p.; 

15* 


228 


Ester  Lager, 


vor,  aber  nur  spärlich.     Die  meisten  der  ersteren  besitzen  eine  Länge  von 

17 — 19  /.i,  aber  es  finden  sich  auch  welche,  die  12  //  sind.  Die  dünn- 
wandigen erreichen  etwa  24  fi. 
Das  Ektoderm  des  Schlund- 
rohres ist  mit  zahlreichen  dick- 
wandigen Nesselkapseln  in  einer 
Länge  von  24 — 26  f.i  versehen. 
Die  Anordnung  der  Mesen- 
terien p  a  a  r  e  entspricht  bei  dem 
untersuchten  Exemplar  der  For- 
mel 6  -f-  6  +  12  =  24,  die  zwei 
ersten  Zyklen  vollständig.  Außer- 
dem kamen  wenige  Mesenterien- 
paare  vierter  Ordnung  vor,  sie 
waren  aber  sehr  schwach.  Zwei 
Paar  Richtungsmesenterien,  mit 
den  Schlundrinnen  in  Verbindung. 
Die  Läugsmuskelu  der  Mesen- 
terien (Fig.  9)  sind  gut  ent- 
wickelt und  setzen  sich  aus  hohen, 
verzweigten  Falten  zusammen. 
Die  Parietobasilarmuskeln  sind 
kräftig  und  erstrecken  sich  bis 
auf  etwa  die  halben  Mesenterien. 
Oralstomata  sehr  groß,  Rand- 
stomata  dicht  an  der  Körper- 
wand, in  gleicher  Höhe  mit  der 
Mundscheibe.  Geschlechts- 
organe (Ovarien)  von  den  Mes- 
enterien erster  Ordnung  an  auf- 
tretend, die  Richtungsmesenterien 
ausgenommen. 
Fundnotiz :  Nordwest-Australien,  Cossack;  Gale  leg.  VII.  05 

(1  sehr  kleines  Exemplar);  Stat.  5,  Sharks  Bay,  Denham;  8./9.  VI.  05 

(7  Exemplare,  die  meisten  klein). 


Fig.  9.  Mesenterium  von  Isactinia  Carlgreni 
n.  sp.;  ■'%. 


Oen.  Gyrostoma  Kwietn.  1898. 

Spinkter  fehlend  oder  difi'us.  Körperwand  glatt.  Distaler  Körperrand 
(Margin)  gekerbt  oder  gerade,  ohne  Randsäckchen.  Fossa  schwach  oder  gut 
entwickelt.  Mesenterien  zahlreich,  meistens  vollständig  und  mit  Ausnahme 
der  Richtungsmesenterien  und  der  Mesenterien  höchster  Ordnung  sämtlich 


Actiniaria. 


229 


mit  Geschlechtsorganen  versehen.     Schlundrinnen  wohl  entwickelt,  in  wech- 
selnder Zahl. 


Gyrostoma  Maddoni  ii.  sp. 

Größe:  Durchmesser  der  Fußscheibe  1,6  cm.  Höhe  des  Körpers 
1,1  cm,  Durchmesser  desselben  1,7  cm.  Durchschnittliche  Länge  der  Ten- 
takel 0,5  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Die  Fußscheibe  ist  ausgebreitet,  am  Rande 
etwas  gelappt.  Der  K  ö  i- })  e  r  ist  ziemlich  niedrig, 
zylindrisch,  glatt,  oben  mit  einer  tiefen  F  o  s  s  a. 
Die  Tentakel  sind  zahlreich  —  bei  einem 
Exemplar  107  an  der  Zahl  —  alle  ungefähr 
gleich,  mittellang,  in  4  Kreisen  angeordnet  und 
nehmen  die  äußere  Hälfte  der  Mundscheibe  ein. 
Das  S  c  h  1  n  n  d  r  o  h  r  erreicht  beinahe  die  Länge 
der  Gastralhöhle,  ist  längsgefaltet  und  mit  zwei 
Schlundrinuen  versehen.  Diese  sind  nicht  scharf 
differenziert,  unsymmetrisch  und  besitzen  nur 
kleine  Zipfel. 

Das  Ektoderm  der  Fuß  Scheibe  und  das- 
jenige der  K  ö  r  p  e  r  w  a  n  d  ist  hoch,  die  Mesogloea 
dagegen  dünn.  Wo  das  Ektoderm  weggefallen 
ist,  schimmern  die  Mesenterien  sehr  deutlich 
durch.  Nesselkapseln  kommen  nur  spärlich  vor; 
in  der  Fußscheibe  sind  sie  12 — 14  ,/<  lang,  in 
der  Körperwand  17  //.  Die  entodermale  Ring- 
muskulatur ist  gut  entwickelt,  ebenso  der 
Sphinkter  (Fig.  10),  welcher  diffus,  ziemlich 
langgestreckt  und  mit  verzweigten  Falten  ver- 
sehen ist.  Das  Ektoderm  der  M  u  n  d  s  c  h  e  i  b  e  be- 
sitzt zahlreiche  dickwandige  Nesselkapseln  und 
sehr  zahlreiche  dünnwandige.  In  dem  Ektoderm 
der  Tentakel  finden  sich  auch  zahlreiche  Nessel- 
kapseln, sowohl  dickwandige  (19 — 22  /<),  wie 
dünnwandige  (etwas  größer).  Das  Ektoderm  des 
S  c  h  1  u  n  d  r  0  h  r  e  s  mit  ziemlich  zahlreichen  dick- 
wandigen Nesselkapseln  in  sehr  verschiedener 
Länge,  12 — 26  u ;  von  den  kleinsten  besitzen 
einige  eine  Breite  von  5  ,n.  Die  Mesenterien - 
anordnung  ist  unregelmäßig.  An  dem  unter- 
suchten  Exemplar    kamen    im    ganzen   56  Paar    stoma  Haddoni  n.  »p.;  ^'>% 


?Z 


Fig.  10.  Sphinkter  von  Oyro- 


230  Ester  Lager, 

Mesenterien  vor,  von  denen  11  vollständig  waren.  Zwei  von  diesen  waren 
als  Richtungsmesenterien  ausgebildet  und  standen  mit  den  Schlundrinnen 
in  Verbindung.  Auf  der  einen  Seite  der  Richtungsmesenterien  fanden  sich 
24  Paar  Mesenterien  (4  vollständig),  auf  der  anderen  29  Paar  (5  vollständig). 
Die  Längsmuskeln  der  Mesenterien  besitzen  nicht  hohe  Falten,  aber  ziemlich 
kräftige  Muskelfaden.  Parietobasilarmuskeln  recht  gut  entwickelt,  Basilar- 
muskeln  deutlich  abgesetzt.  Oralstomata  groß,  Randstomata  fehlend. 
Geschlechtsorgane  nicht  vorhanden. 

Fundnotiz:  Stat.  46,  Fremant  le- Bez.,  Rottnest,  (ireen  Is- 
land, Flach wasser;  7.  IX.  05  (2  Exemplare). 

Gyrostoma  sulcatuni  n.  sp. 

In  der  Sammlung  linden  sich  fünf  verschiedene  Gläser  mit  Repräsen- 
tanten der  Gattung  Gyrostoma,  die  auf  demselben  Platze  und  an  demselben 
Tage  gesammelt  sind.  Vielleicht  waren  die  Tiere  im  Leben  äußerlich  ver- 
schieden;  eine  nähere  Untersuchung  hat  jedoch  keine  solchen  Besonderheiten 
gezeigt,  die  zu  einer  Unterscheidung  verschiedener  Arten  berechtigen.  In 
den  für  die  Arten  dieser  Gattung  wesentlichen  Hinsichten,  nämlich  der 
Entwicklung  des  Sphinkters  und  der  Fossa,  stimmen  die  verschiedenen 
Exemplare  gut  überein.  Die  Mesenterienanordnung  und  die  damit  zu- 
sammenhängenden Umstände  sind  ja  in  dieser  Gattung  für  eine  und  die- 
selbe Art  so  wechselnd,  daß  Verschiedenheiten  unter  derselben  bei  der 
Identifizierung  nicht  bestimmend  sein  können.  In  einer  anderen  Hinsicht, 
nämlich  was  das  Vorkommen  und  die  Größe  der  Nesselzellen  anbetrifft,  -- 
Verhältnisse  welche  für  die  Art  ebenso  konstant  sind  wie  z.  B.  der  Bau 
des  Sphinkters  —  zeigen  die  vorhandenen  Exemplare  große  Übereinstim- 
mung. Ich  habe  7  Exemplare  untersucht  und  gefunden,  daß  sie  fast  voll- 
ständig gleich  sind.  Das  ist  recht  bemerkenswert,  da  die  untersuchten 
Tiere  von  sehr  verschiedener  Größe  waren,  von  dem  größten  bis  zum 
kleinsten  (siehe  unten  !).  Der  Habitus  der  konservierten  Tiere  widerspricht 
nicht  der  Annahme,  daß  sie  zu  derselben  Art  gehören. 

Größe:  An  den  vorliegenden  Exemplaren  recht  verschieden,  schwankt 
zwischen  folgenden  Grenzen  :  Durchmesser  der  Fußscheibe  1,5 — 8,5  cm, 
Höhe  des  Körpers  1,2—3,4  cm,  Durchmesser  desselben  (unten)  1,2  —  3  cm, 
Durchmesser  der  Mundscheibe  1,()— 5,1  cm,  Länge  der  Tentakel  0,4—1,4  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Die  Fußscheibe  ist  deutlich  ausgebreitet, 
im  Verhältnis  zu  der  Köri)erhöhe  groß,  am  Rande  etwas  gelapi)t.  Die 
Kör  per  wand  ist  ziemlich  niedrig  und  zeigt  zahlreiche,  dichtliegende 
Längsfurchen,  die  in  den  oberen  und  den  unteren  Teilen  deutlicher  sind 
als  in  den  mittleren.  Nach  oben  erweitert  sich  der  Körper  höchst  beträchtlich. 
Dei'  distale  Körpeiiand  weist,  wo  er  nicht  kontrahieit  ist,  schwache,  regel- 


Actiniaria. 


231 


mäßige  Einkerbungen  auf,  den  Mesenterieninsertionen  entsprechend.  Die 
F  0  s  s  a  ist  gut  entwickelt.  Die  M  u  n  d  s  c  h  e  i  b  e  ist  dünn  und  zart,  zu  etwa 
zwei  Drittel  mit  den  Tentakeln  besetzt.  Diese  sind  sehr  zahlreich,  bei 
dem  größten  Tier  etwa  400,  au  den  kleinen  gegen  100,  und  in  mehreren 
Kreisen  geordnet.  In  den  inneren  Zyklen  stehen  die  Tentakel  verhältnis- 
mäßig weit  voneinander,  in  den  äußeren  sind  sie  mehr  aneinander  gedrängt. 
Die  Tentakel  sind  ziemlich  lang,  zugespitzt,  einfach,  nur  selten  mit  einem 
Zweig;  die  äußeren  sind  halb  so  lang  wie  die  inneren.  Das  Schlund- 
rohr ist  weit,  fast  so  lang  wie  die 
Gastralhöhle  und  mit  deutlichen  Längs- 
furchen ausgestattet.  Schlundrinnen 
kommen  in  wechselnder  Zahl  vor  (2  -  6), 
sind  gewöhnlich  scharf  markieit,  unsym- 
metrisch und  mit  deutlichen,  aber  kleinen 
Zipfeln  versehen. 

Das  Ektoderm  der  Fußscheibe 
ist  höher  als  die  Mesogloea  und  besitzt 
spärliche  dickw^andige,  19-22  /<  lange 
Nesselkapseln.  Das  Ektoderm  der  Kör- 
perwand ist  dagegen  etwas  niedriger 
als  die  Mesogloea,  und  die  Nesselkapseln 
kommen  da  in  derselben  Menge  und 
Größe  wie  in  der  Fußscheibe  vor.  Die 
entodermale  Ringmuskulatur  ist  schwach 
entwickelt,  ebenso  der  Sphinkter,  der 
diffus  ist,  und  sich  aus  wenigen  Falten 
zusammensetzt.  An  dem  größten  Exem- 
plare (Fig.  11)  ist  er  ziemlich  lang  und 
mit  Falten,  die  weit  auseinander  stehen, 
von  denen  sind  einige  etwas  verzweigt. 
An  ein  paar  Exemplaren  (unten  als  var. 
bezeichnet)  ist  der  Sphinkter  kaum  zu 
sehen  oder  ganz  fehlend.  Die  ektoder- 
malen  Längsmuskelu  der  Tentakel 
sind  nicht  stark  entwickelt.  Das  Teutakel- 
ektoderm  ist  mit  sehr  zahlreichen,  dick- 
wandigen Nesselkapseln  (Breite  5  in, 
Länge  19 — 22  ^i)  und  spärlichen  dünn- 
wandigen (24 — 29  /O  ausgestattet.  Im 
Ektoderm  der  Mund  Scheibe  finden  ^jg  n.  Sphinkter  von  G^/mstomr. 
sich  sehr  zahlreiche  dickwandige  Nessel-    sukatum  n  sp.;  '-7,. 


232 


EsTEK  Lager, 


kapseln,  in  einer  Breite  von  5  ,«  nnd  Länge  von  17—19  ,i/,  und  spärliche 
dünnwandige  (22—26  /n).  Außerdem  kommen  einzelne  matte,  große  Nessel- 
kapseln (7  lii  breit  und  34— 3G  /n  lang)  vor,  deren  Wand  nur  den  Basal- 
teil des  Fadens  durchschimmern  läßt. 
Zahlreiche  Nesselkapseln  (19—24  ,t<) 
sind  in  dem  Ektoderm  des  Schlund- 
r obres  vorhanden.  Die  Stellung  der 
Mesenterien  ist  unregelmäßig,  ihre 
Zahl  bei  größeren  Exemplaren  außer- 
ordentlich groß.  Mehrere  Richtungs- 
mesenterienpaare,  die  mit  den  Schlund- 
rinnen in  Verbindung  stehen.  Die 
Längsmuskeln  sind  ziemlich  gut  ent- 
wickelt, breit,  bandähnlich,  mit  zahl- 
reichen, recht  hohen  und  teilweise  ver- 
zweigten Falten.  Basilarmuskeln  ziem- 
lich stark,  deutlich  abgesetzt,  ebenso 
die  Parietobasilarmuskeln ,  die  doch 
nur  etwa  ein  Drittel  der  Körperhöhe 
betragen.  Zwischen  den  Längsmuskeln 
und  den  Filamenten  (Fig.  12)  ist  das 
Entoderm  der  größeren  Mesenterien 
eigentümlich  differenziert  und  mit  sehr 
zahlreichen  dickwandigen,  kleinen  (etwa 
5  fi)  Nesselkapseln  bewaffnet.  Oralsto- 
mata  sehr  groß,  Randstomata  fehlend. 
G.sulcatum  var.  unterscheidet  sich 
von  der  Hauptform  durch  den  Sphinkter,  der  außerordentlich  schwach, 
bezw.  fehlend  ist.     Die  vorhandenen  Exemplare  (4)  sind  klein. 

Fundnotiz:    Stat.  25,    Sharks  Bay,    Surf  Point.  V2— ^V2  "^ ;  1<^- 
VI.  05  (15  Exemplare). 


Fig.  12.    Mesenterium  von  Gyrostoma 
sulcatum  n.  sp.;  °^/,. 


Fam.  Tealidae. 

Thenarien  mit  einem  starken,  zirkumskripten  Sphinkter.  Körperwand 
entweder  mit  Saugwarzen  oder  mit  blasenähnlichen  Auswüchsen,  bisweilen 
glatt.     Randsäckchen  vorhanden  oder  nicht.    Ohne  Acontien  und  Cincliden. 

Oen.   Oribrina  Ehrenb.  1834. 

Körpei'wand  mit  Saugwarzen.  Randsäckchen  vorhanden  oder  nicht. 
Fossa  gewöhnlich  gut  entwickelt.  Zahlreiche  vollständige  Mesenterien, 
(ieschlechtsorgane  von  den  Mesenterien  erster  Ordnung  an  auftretend  (aus- 


Actiniaria.  233 

nahmsweise  an  den  Richtungsmesenterien  fehlend).  Schlnndrinnen  wohl- 
entwickelt, in  der  Regel  zwei,  Radialmusknlatur  der  Mundscheibe  und 
Längsmuskulatur  der  Tentakel  im  allgemeinen  ektodermal. 

Wie  Mc  Murrich  (1901,  p.  14)  habe  ich  Bunodes  gegen  Crihrina 
—  Gattungen,  die  synonym  sind  —  vertauscht,  weil  ja  der  letzte  Namen 
Priorität  hat.  Ich  habe  jedoch  die  Familie  nicht  nach  diesem  Genus  ^^e- 
nannt,  sondern  den  Namen  Tealidae  aufgenommen,  den  die  P'amilie  von 
Hertwig  erhielt.  Er  war  nämlich  der  erste,  der  die  Diagnose  der 
Familie  angab,  indem  er  die  Aufmerksamkeit  darauf  lenkte,  daß  der  Sphinkter 
stark  und  zirkumskript  ist,  ebenso  daß  die  Mesenterien  zahlreich  und  voll- 
ständig sind  (1888,  p.  5).  Freilich  stellte  er  Tealidae  wegen  einer  anderen 
Gattung,  Tealia,  auf;  das  verhindert  ja  aber  nicht,  daß  man  den  Namen 
Tealidae  beibehält,  da  Crihrina  und  Tealia  zu  derselben  Familie   gehören. 

Cvibrina  verruculata  n.  sp. 

Größe:  Das  größte  Exemplar,  unregelmäßig  kontrahiert:  Durchmesser 
der  Fußscheibe  3  cm  (1,5  cm),  Körperhöhe  2  cm  (1,6  cm),  Durchmesser 
des  Körpers  3,2  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Fußscheibe  ausgebreitet.  Körperwand 
mit  Saugwarzen,  die  in  dem  oberen  Teile  am  zahlreichsten  und  am  kräf- 
tigsten ausgebildet  sind.  Oben  sind  die  Warzen  in  dichtliegenden  Längs- 
reihen geordnet.  Ob  die  Warzen  der  unteren  Partien  zu  den  Reihen 
gehören  oder  ol)  sie  ganz  regellos  verteilt  sind,  ist  an  dem  vorliegenden 
Material  nicht  erkennbar.  Die  Zahl  der  Reihen  habe  ich  nur  an  einem  einzigen 
Exemplar  feststellen  können;  sie  betrug  42.  Bei  demselben  Tier  betrug 
die  Zahl  der  Mesenterien  21.  Die  Saugwarzen  scheinen  also  in  den  Binnen- 
sowohl  wie  in  den  Außenfächern  zu  liegen.  An  dem  Margin  sitzen  Rand- 
säckchen.  Fossa  gut  entwickelt,  tief.  Bei  sämtlichen  Exemplaren  waren 
die  Mund  Scheibe  und  die  Tentakel  eingezogen  und  von  dem  Körper- 
rand bedeckt.  Die  Anordnung  und  die  Zahl  der  Tentakel  daher  nicht 
mit  Sicherheit  festzustellen.  Das  lange,  längsgefaltete  Schlundrohr 
besitzt  zwei  sehr  gut  entwickelte  Schlundrinnen,  die  tiefe  Längsfalten  und 
deutliche,  aber  nicht  große  Zipfel  tragen.  Die  Schlundrinnen  stehen  nicht 
symmetrisch. 

Das  Ektoderm  der  Fußscheibe  mit  sehr  spärlichen  dickwandigen, 
14  (.1  langen  Nesselkapseln.  Kör  per  wand  mit  hohem  Ektoderm,  das 
zahlreiche  dickwandige  Nesselkapseln  (17  /<)  enthält.  Dichtliegende  Nessel- 
kapseln in  einer  Länge  von  24 — 26  (.i  kommen  in  dem  Ektoderm  der 
Randsäckchen  vor.  Entodermale  Ringmuskeln  des  Körpers  ziemlich  stark, 
mit  groben  Falten  in  der  Mesogloea ;  Sphinkter  kräftig,  zirkumskript.  Die 
ektodermalen    Längsmuskeln    der    Tentakel    sind    auch    gut    entwickelt. 


234  EsTEE  Lager, 

Tentakelektoderm  mit  zahlreichen  sowohl  dick-  wie  dünnwandigen  Nessel- 
kapseln, von  etwa  derselben  Länge,  19  --22  /n.  In  dem  Ektoderm  der 
Mundscheibe  kommen  dickwandige  Nesselkapseln  (14 — 17  /.i)  recht 
häufig  vor.  dünnwandige  (etwa  24  /.t)  aber  mehr  selten.  Das  Ektoderm 
des  Schlundrohres  besitzt  spärliche,  aber  große  (24—27  /n),  dickwandige 
Nesselkapseln.  Die  Mesenterien  sind  unregelmäßig  angeordnet,  und 
ihre  Zahl  ist  recht  variabel.  An  o  untersuchten  Exemplaren  fanden  sich 
22,  33,  bezw.  42  Paar.  Alle  Mesenterien  sind  vollständig,  2  Paar  als 
Richtungsmesenterien  ausgebildet.  Die  Längsmuskeln  der  Mesenterien 
sind  stark,  mit  zahlreichen  hohen,  verzweigten  Falten.  Parietobasilar- 
rauskeln  gut  entwickelt,  sich  längs  den  ganzen  Mesenterien  erstreckend. 
Basilarmuskeln  deutlich  abgesetzt,  ziemlich  stark,  mit  mehreren  Falten. 
Stomata,  sowohl  Oral-  wie  Randstomata,  wohlentwickelt.  Geschlechts- 
orgaue  (Testes)  kamen  vor. 

Fuiidnotiz:  Stat.  45,  Freman  tle-Bez. ,  Rottnest,  Ostküste, 
Meeresstrand;  6./13.  IX.  05  (4  Exemplare). 

Cribrina  altifossa  ii.  sp. 

Grröße:  Ein  einziges  Exemplar  auf  einem  Stückchen  Korallenstock, 
schief  kontrahiert:  Radius  der  Fußscheibe  0,9  cm,  Körperhöhe  1,2  cm 
(0,7  cm),  Durchmesser  des  Körpers  1,4  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Der  obere  Teil  der  Körper  wand  ist  wiukel- 
recht  gegen  den  übrigen  gebogen  und  bedeckt  ganz  und  gar  die  Mund- 
scheibe und  die  Tentakel.  Die  Saugwarzen,  die  nicht  besonders  scharf 
hervortreten,  stehen  in  wenigen  vertikalen  Reihen,  die  bis  an  die  Fuß- 
scheibe reichen.  Randsäckchen  fehlen.  Fossa  sehr  tief.  Da  die  Ten- 
takel von  der  Körperwand  bedeckt  sind,  kann  ich  die  Anordnung  und 
die  Zahl  derselljen  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen.  An  dem  durch- 
geschnittenen Exemplar  habe  ich  jedoch  beobachten  können,  daß  die  Ten- 
takel nicht  zahlreich  seien,  und  sie  schienen  in  einem,  höchstens  in  zwei 
Kreisen  geordnet  zu  sein.  Wegen  der  starken  Kontraktion  kann  ich  nichts 
über  die  Ausbildung  des  Schlund  röhre  s  mitteilen. 

Das  Ektoderm  der  Körper  wand  enthält  spärliche,  dickwandige, 
17 — 18  f.1  lange  Nesselkapseln.  Die  Riugmuskulatur  des  Körpers  ist  schwach; 
der  Sphinkter  (Fig.  13)  aber  ist  sehr  stark,  zirkumskript,  mit  dicht- 
liegenden, verzweigten  Falten,  die  teilweise  zusammenfließen.  Das  Ektoderm 
der  Tentakel  mit  zahlreichen  dickwandigen  Nesselkapseln  (19 — 22  f.i)  und 
mit  weniger,  aber  größeren  (24—26  (.i)  dünnwandigen.  Wie  gewöhnlich 
kommen  in  dem  Ektoderm  der  Mundscheibe  dickwandige  wie  auch  dünn- 
wandige Nesselkapseln  vor;  jene  sind  spärlich,  14  ^i  lang,  diese  sehr  zahl- 
reich, 29  f.1   laug.     Das   Schlundrohr- Ektoderm   mit   nicht  zahlreichen. 


Actin  iaria.  235 

aber  ziemlich  großen  (22 — 24  /n)  Nesselkapseln.  Durch  das  Hchneiden  für 
Untersuchung  des  Sphinkters  ist  leider  etwa  ein  Viertel  des  Tieres  ver- 
loren gegangen.  Über  die  Anordnung  der  Mesenterien  kann  ich  des- 
halb keine  vollständige  Beschreibung  geben.  An  dem  übrig  gebliebenen 
Teil  des  Tieres  sind  11  Paar  Mesenterien,  alle  vollständig,  vorhanden;  keine 
derselben    sind   als   Richtungsmesenterien    ausgebildet.     Man   kann  daraus 


Fig.  13.    Sphinkter  von  Cribrina  altifossa  n.  sp.;  '''"/r 

schließen  —  da  das  Vorhandensein  der  Richtungsmesenterien  ganz  sicher 
ist  —  daß  die  Mesenterien  unregelmäßig  augeordnet  sind.  Im  ganzen 
finden  sich  wahrscheinlich  16  Mesenterienpaare.  Längsmuskeln  stark,  auch 
an  den  kleinsten  Mesenterien.  Parietobasilarmuskeln  gut  entwickelt. 
Randstomata  vorhanden,  Oralstomata  habe  ich  nicht  finden  können.  Ge- 
schlechtsorgane waren  nicht  entwickelt. 

Fundnotiz:    Stat.  25,    Sharks  Bay,    Surf  Point,  V2— ^V-.  m :  K'- 
VI.  05  (1   Exemplar,  in  demselben  Glas  wie  Antheopsis  Üarlgreni). 


286  Ester  Lager, 


Farn.  Phymanthidae. 


Stichodactyliuen  ohne  Sphinkter  oder  mit  einem  sehr  schwach  ent- 
wickelten ,  diffusen.  Tentakel  von  zweierlei  Art:  a)  wohlentwickelte  in 
alternierenden  Zyklen  stehende  marginale,  mit  lateralen  papillenförmigen 
oder  verzweigten  Ästchen,  und  b)  radial  angeordnete,  rudimentäre,  wärzchen- 
förmige,  scheibenständige.  Bisweilen,  besonders  in  den  stärkeren  Endocöl- 
partien  innerhalb  der  marginalen  Tentakel,  Zwischenformen  zwischen  den 
randstäudigen  und  scheibenständigen.  Saugwarzen  vorhanden  oder  nicht. 
Fossa  stärker  oder  schwächer  entwickelt.  Distaler  Körperrand  meist  mit 
Randhöckern. 

Gen.  rhynianthus  M.-Edw.  1857. 

Sphinkter  schwach  entwickelt  oder  fehlend.  Körperwand  ganz  glatt 
oder  oben  mit  Saugwarzen,  meist  mit  Randhöckern.  Ziemlich  zahlreiche 
Mesenterien,  die  meisten  vollständig.  Geschlechtsorgane  von  den  Mes- 
enterien erster  Ordnung  an  auftretend.  Schlundrinnen  zwei,  gewöhnlich 
gut  entwickelt. 

Phymanthus  muscosus  Haddoii. 

Soweit  ich  aus  der  Untersuchung  von  einem  einzigen  Exemplar  habe 
ersehen  können,  muß  der  in  der  Sammlung  vorkommende  Phymanthide 
Phymanthts  muscosus  sein.  Die  Beschreibungen,  die  Haddon  (1808,  p.  495) 
und  KwiETNiEWSKY  (18i»8,  p.  420  [64J)  über  diese  Species  machen,  treffen 
nämlich  hier  fast  ganz  zu ;  außerdem  sind  die  Verteilung  und  die  Größe 
der  Nesselkapseln  beinahe  dieselben  bei  dem  von  mir  untersuchten  Tiere 
wie  bei  P.  muscosus.  Angaben  über  die  Nesselkapseln  der  letzten  Species 
habe  ich  von  Dr.  0.  Carlgren  erhalten,  der  Kwietniewskys  Exemplar 
untersucht  hat;  diese  Angaben  teile  ich  hier  unten  eingeklammei't  mit. 
Folgende  Abweichungen  sind  zu  erwähnen.  Das  in  der  Sammlung  vor- 
kommende Tier  ist  kleiner  als  die  von  Haddon  und  Kwietniew^sky  unter- 
suchten Exemplare;  Durchmesser  der  Fußscheibe  ist  nämlich  0,9  cm, 
Höhe  des  Körpers  1,3  cm,  Durchmesser  desselben  unten 
0,5  cm,  mitten  1  cm,  Durchmesser  der  Mundscheibe  1  cm. 
Betreffs  der  F  a  r  b  e  kann  ich  nur  mitteilen,  daß  sie  bei  dem 
in  Alkohol  konservierten  Tiere  eine  einheitliche  Fleischfarbe, 
ganz  ohne  Farbenzeichnungen  ist.  Die  Randhöcker,  die  am 
Margin  sitzen,  tragen  mehrere  Bildungen,  die  den  Saug- 
Fig.  14.  Oberes  ^y^j-^^en  ähneln  und  hintereinander  stehen  (Fig.  14).  Die  late- 
Drittel    von    Phy-         ,         .     ,  ,  .      ,        n,        .     i      ,     •     i  i  i    •  i 

manthm  nmscosus    ^^len  Anhänge  der  marginalen  1  e  n  t  a  k  e  1  sind  kleiner,  als 

Haddon;  '7,.  Haddon  und  Kw^ietniewsky  sie  für  P.mziscosws  beschrieben 


Actiniaria.  237 

und  gezeichnet  haben  (Haddon,  1.  c.  PI.  2f).  Fig.  lo,  14)  und  scheinen 
äußerlich  nicht  gelappt,  sondern  papillenförmig  zu  sein,  was  wahrscheinlich 
auf  stärkerer  Kontraktion  beruht,  denn  an  den  mikroskopischen  Schnitten 
kann  man  kleine  Aussackungen  beobachten.  Am  Rande  des  Schlund- 
rohres  sind  die  Schlundrinnen  sehr  deutlich  markiert  (bei  Kwietniewskys 
Exemplar  „wenig  auffällig");  sie  sind  gut  entwickelt,  mit  starken  Quer- 
falten und  großen  Zipfeln  versehen. 

Hinsichtlich  des  Sphinkters  differieren  die  Angaben  von  Haddon 
und  KwiETNiEwsKY.  Dieser  meint,  daß  der  Sphinkter  ganz  fehle,  jener  daß 
der  Sphinkter  sehr  schwach  sei,  „but  there  is  no  doubt  as  to  its  existence" 
(1.  c.  p.  497).  Bei  meinem  Exemplar  ist  ein  Sphinkter  vorhanden,  jedoch 
sehr  klein ;  der  Bau  desselben  stimmt  mit  der  Abbildung  von  Haddon 
überein  (1.  c.  PI.  32,  Fig.  9).  Die  Mesenterien  sind  nach  der  Sechszahl 
geordnet  (6  +  6  +  1^  =  24).  Hier  aber  sind  nur  drei  Zyklen  vorhanden, 
und  von  ihnen  sind  nur  die  zwei  ersten  vollständig;  den  Grund  hat  man 
wahrscheinlich  darin  zu  suchen,  daß  das  Tier  noch  nicht  erwachsen  ist. 

Betreffs  der  Nesselkapseln  ist  folgendes  mitzuteilen.  Das  Ektoderm 
der  Körper  wand  ist  mit  zahlreichen  dickwandigen  Nesselkapseln  in  einer 
Länge  von  14 — 17  //  bewaffnet  (zahlreiche  dickwandige,  14  /ii).  Sowohl  die 
Saugwarzen  wie  die  warzenähnlichen  Bildungen  der  Randhöcker  enthalten 
sehr  zahlreiche  dickwandige  Nesselkapseln,  die  kleiner  {11— 12  f.i)  sind  als 
in  den  übrigen  Teilen  der  Körperwand.  Im  Ektoderm  der  Mundscheibe 
finden  sich  ziemlich  zahlreiche.  14  /*  lange,  dickwandige  und  spärlichere 
dünnwandige  Nesselkapseln  (recht  zahlreiche  dickwandige  14  fi,  spärliche 
dünnwandige  22  in).  Das  Ektoderm  der  Tentakel  ist  mit  zahlreichen 
dickwandigen  Nesselkapseln  (19  //)  versehen;  auch  dünnwandige  von  etwa 
derselben  Länge  kommen  vor,  aber  nicht  so  allgemein  (sehr  zahlreiche  dick- 
wandige 14  ;f<,  spärliche  dünnwandige  22  //).  Schlundrohr  mit  zahl- 
reichen dickwandigen,  21 — 22  /<  langen  Nesselkapseln  (recht  zahlreiche 
dickwandige  18 — 20  f.i). 

Fundnotiz :  N  o  r  d  w  e  s  t  -  A  u  s  t  r  a  1  i  e  n ,  Turtle  Island,  19  °  54 ' 
südl.  Br.,  118  0  54'  östl.  Lg.:  Gale  leg.  VII.  05. 

Farn.  Stoichactidae. 

Stichodactylinen  mit  einem  kurzen,  diffusen  oder  zirkumskripten  bis 
zirkumskript-diffusen,  in  der  Regel  nicht  stark  entwickelten  Sphinkter. 
Alle  Tentakel  gewöhnlich  von  einer  Art;  wenn  verschieden  nicht  nach 
dem  Aussehen  ,  in  rand-  und  scheibenständigen  gruppiert.  Tentakel  ein- 
fach oder  verzweigt,  bisweilen  an  der  Spitze  angeschwollen,  niemals  zu 
Gruppen    von  Kugelpaketen    angesammelt,    niemals   auf  armförmigen  Ver- 


238  Ester  Lager, 

längeruugeu  der  Mundschcibe  stehend.  Nur  ein  Tentakel  von  jedem  ExocöL 
Körperwand  gewöhnlich  mit  Saugwarzen  und  einer  deutlichen  Fossa,  aber 
ohne  Randsäckchen  oder  randsäckchenähnliche  Bildungen. 

Gen.  Stoichactis  Haddon  1898. 
Sphinkter  zirkumskript-diffus  oder  zirkumskript,  gewöhnlich  im  Ver- 
hältnis zur  Körpergröße  schwach  entwickelt.  Alle  Endocöltentakel 
gleich,  nicht  verzweigt,  kurz,  fast  die  ganze  Mundscheibe  bedeckend.  Alle 
radial  angeordnet.  Von  jedem  Endocöl  gehen  meist  mehrere,  mehr  oder 
weniger  regelmäßige,  nebeneinander  liegende  Tentakelreihen  aus.  Distaler 
Teil  der  Körperwand  mit  oder  ohne  Saugwarzen.  Fossa  gewöhnlich  schwach 
entwickelt.  Mesenterien  zahlreich,  mehrere  vollständig.  Geschlechtsorgane 
von  den  Mesenterien  erster  Ordnung  (gewöhnlich  an  den  Richtungsmes- 
enterien)  an  auftretend.  Schlundrinnen  in  der  Regel  zwei,  gut  entwickelt, 
breit. 

Stoichactis  intermedia  ii.  sp. 

Oröße:  Das  größte  Exemplar,  ziemlich  stark  kontrahiert:  Höhe  der 
Körperwand  6,1  cm,  Durchmesser  der  Fuß-  und  der  Mundscheibe  9,4  cm, 
bezw.  14,!)  cm. 

Kurze  Beschreibung-:  Die  Fußscheibe  ist  ausgebreitet,  am  Rande 
durch  die  Kontraktion  etwas  gefaltet.  Die  Kör  per  wand  ist  im  unteren 
Teil  zylindrisch,  nach  oben  zu  erweitert  sie  sich  sehr  beträchtlich  und  ist 
fast  horizontal  gestellt,  wenn  das  Tier  nicht  zu  stark  kontrahiert  ist.  Der 
distale  Teil  der  Körperwand  ist  mit  nicht  besonders  scharf  hervortretenden 
Saugwarzen  versehen.  Die  oberen  Partien  der  Körperwand  und  die  äußeren 
der  Mundscheibe  sind  in  mehrere  tiefe  Falten  zusammengelegt.  Fossa 
deutlich,  aber  nicht  tief.  Die  M  u  n  d  s  c  h  e  i  b  e  ist  dünn  und  zart,  zum 
allergrößten  Teil  von  den  Tentakeln  bedeckt.  Endocöltentakel  in 
deutlichen,  sehr  zahlreichen  radialen  Reihen  von  verschiedener  Länge.  Die 
längsten  Reihen  reichen  bis  etwa  auf  1  cm  an  die  Mundöffnung  heran  und 
bestehen  aus  zahlreichen ,  unregelmäßig  augeordneten  Querreihen.  Die 
Tentakelgruppen  sind  nach  außen  am  breitesten,  und  hier  stehen  in  den 
meisten  Gruppen  —  auch  in  denjenigen,  die  mit  den  kleineren,  wenn  auch 
nicht  den  kleinsten  Fächern  zusammenhängen  —  o  bis  4  Tentakel  neben- 
einander. Im  innersten  enthalten  die  Gruppen  nur  einen  Tentakel.  Die 
inneren  Tentakel  sind  ziemlich  lang,  etwa  1  cm,  die  äußeren  ungefähr  halb 
so  lang.  Die  Exocöltentakel  liegen  etwas  innerhalb  der  äußersten  Endo- 
cöltentakel und  sind  gewöhnlich  etwas  größer  als  diese.  Das  Schlund- 
rohr ist  sehr  lang,  wegen  der  Kontraktion  in  mehrere  tiefe  Falten  zu- 
sammengelegt und  mit  dichtliegenden  Längsfurchen  versehen.  Zwei  Schlund- 


Actiniaria. 


239 


rinnen  sind  vorhanden,  fast  symmetrisch  angeordnet,  schwach  entwickelt. 
Ob  sie  Zipfel  tragen,  habe  ich  nicht  sehen  können,  weil  das  Innere  des 
Tieres  ziemlich  mazeriert  ist;  aber  wahrscheinlich  sind  sie  zufolge  der  be- 
trächtlichen Länge  des  Schlundrohres  sehr  klein  oder  möglicherweise  fehlend. 
Das  Ektoderm  der  P'ußscheibe  ist  mit  ziemlich  spärlichen  dick- 
wandigen Nesselkapseln  von  sehr  wechselnder  Länge  (14— 36  ^<)  versehen; 
einzelne  dünnwandige  kommen  auch  vor.  Die  dick-  und  die  dünnwandigen 
Nesselkapseln  der  K  ö  r- 
p  e  r  w  a  n  d  ähneln  den- 
jenigen der  Fußscheibe, 
aber  sind  zahlreicher. 
Außerdem  linden  sich, 
obgleich  nicht  zahl- 
reich, im  Körperekto- 
derm  große  und  breite 
(29  /(  lang  und  5,5  /< 
breit)  Kapseln,  deren 
Wand  den  Basalteil  des 
Fadens  durchschim- 
mern läßt.  Die  ento- 
dermale  Ringmuskel- 
schicht ist  schwach  ent- 
wickelt. Der  S  p  h  i  n  k  - 
t  e  r  (Fig.  15) ist  zirkum- 
skript und  neigt  zur 
Zweiteilung;  dernutere 
Teil  (d.  h.  der,  der 
nicht  gegen  die  Mund- 
scheibe  gerichtet  ist) 
ist  nicht  vollkommen 
von  der  Körperwand 
abgesetzt.  Die  Haupt- 
falte ist  ziemhch  kräftig;  im  Verhältnis  zur  Größe  des  Tieres  aber 
ist  der  Muskel  schwach.  Das  Ten  takelektoder  m  ist  in  den  distalen 
Teilen  mit  zahlreichen  und  gewöhnlich  großen  (31 — 36  /n)  Nesselkapseln 
bewaffnet,  in  den  proximalen  dagegen  mit  weniger  und  kleinen  (14  — 17 /<)• 
An  den  Tentakeln  kommen  auch,  besonders  an  der  Basis  derselben,  solche 
große  (26—29  /<)  und  breite  (5—6  /n)  Nesselkapselu  vor  wie  an  der  Körper- 
wand. Sie  finden  sich  auch  im  Ektoderm  der  M  undscheibe.  Die  zahl- 
reichen dickwandigen  Nesselkapseln  der  Mundscheibe  kommen  in  zwei 
Größen  vor:  14— 17 //,  bezw.  31 — 34//;  die  spärlichen  dünnwandigen   sind. 


Fig.  15.     Sphinkter  von  Stoichactis  intermedia  n.  sp. ;  '-'7,. 


240  Ester  Lager, 

wie  gewöhnlich,  von  wechselnder  Länge.  Das  Schi  u  n  d  r  o  h  r  ist  mit 
zahlreichen,  12  bis  14  (i  langen  Nesselkapseln  versehen.  Die  Mesenterien 
sind  außerordentlich  zahlreich  und,  nach  den  Tentakelgruppen  zu  urteilen, 
nicht  vollkommen  regelmäßig  geordnet.  Sie  sind  dünn,  zart  und  durch- 
sichtig. Ihr  unterster  und  noch  mehr  ihr  oberster  Teil  ist  zufolge  dem 
größeren  Durchmesser  der  Fuß-  und  der  Mundscheibe  nach  außen  verlängert. 
Die  Längsmuskeln  sind  ausgebreitet,  fast  die  ganzen  Mesenterien  bedeckend, 
aber  nicht  stark.  Basilar-  und  Parietobasilarmuskeln  sind  auch  schwach; 
die  letzteren  erstrecken  sich  über  etwa  die  halben  Mesenterien.  Wohl- 
entwickelte Oral-  und  Randstoma,  im  Winkel  zwischen  der  Mundscheibe 
und  dem  Schlundrohr,  resp.  der  Mundscheibe  und  der  Körperwand.  Ge- 
schlechtsorgane nicht  entwickelt. 

Fnndnotiz:     Kollektion    Mus.    Perth,    N  ordwest- Australien    (2 
Exemplare). 

Stoichactis  laevis  n.  sp. 
Größe:    Höhe    des    Körpers    2  cm,    Durchmesser   desselben   o,7    cm, 
Durchmesser  der  Fußscheibe  5.5  cm  (2  cm),  Durchmesser  der  Mundscheibe 
5,5  cm  (4,3  cm).     Durch   unregelmäßige  Kontraktion   ist   sowohl  die   Fuß- 
wie  die  Mundscheibe  nicht  kreisrund,  sondern  elliptisch. 

Enrze  Beschreibung:    Das   ganze  Tier   ist  zart   und  dünn,  nur  die 
F  u  ß  s  c  h  e  i  b  e  ist  ziemlich  fest.    Die  K  ö  r  p  e  r  w  a  n  d  ist  niedrig,  ganz  glatt, 
oben  mit  einer  sehr  kleinen  Fossa  versehen.    Die  Mund  sehe  ibe  ist  fast 
gänzlich   von  den  Tentakeln   bedeckt.     Diese    sind   sehr  kurz,   warzen- 
förmig.    Die  Anordnung  derselben  ist  die   für  die 
''-,^     ""^     Gattung  bezeichnende.     Es    sind    im  ganzen  etwa 
^  140  Reihen  von  Endocöltentakeln  vorhanden ,  von 

denen    12   fast   bis    an   die    Mundöffnung    reichen. 
i^"^  In  jeder  Reihe  (Fig.  16)  stehen  gewöhnlich  2  Ten- 

^^  takel  nebeneinander  (seltener  3  oder  1).  Die  Exocöl- 

tentakel     liegen     etwas     innerhalb     der    Endocöl- 
tentakel    und    sind    bedeutend    größer    als    diese. 
Das    Schlundrohr    ist    ziemlich    lang    (1,2   cm). 
Fig.  16.  Teil  der  Mund-    längsgefurcht  und  mit  zwei  symmetrischen  Schlund- 
scheibe    von     Stoichactis       .  ,  .^ .  •     ^  ^    ..  c,  •  .     •  i    i ^         i 
,                    ,,                   rmnen  versehen.     Diese  sind  kraftig  entwickelt  und 

laevis  n.  sp.;    '/j.  ° 

tragen  deutliche  Zipfel. 
Im  Ektoderm  der  Fußscheibe  sowohl  wie  in  dem  der  Körperwand 
kommen  nur  spärliche  dickwandige  Nesselkapseln  in  einer  Länge  von  14 
bis  17  //  vor.  Die  Körper  wand  enthält  außerdem  große  Nesselkapseln 
von  dem  Aussehen,  das  schon  bei  S.  intermedia  beschrieben  ist.  Sie  sind 
6  f.1  breit    und   24  //  lang.     Die  Ringmuskulatur  der  Körperwaud    ist  sehr 


Actiniaria. 


241 


schwach,  der  S  p  h  i  u  k  t  e  r  dagegen  (Fig.  1 7)  verhältnismäßig  gnt  entwickelt, 
zirkumskript.  Die  ektodermalen  Muskeln  der  Tentakel  sind  sehr  schwach. 
Das  Ektoderm  der  Tentakel  mit  sehr  zahlreichen  dickwandigen  Nessel- 
kapseln, in  einer  Länge  von  21)— 34  u  und  si)ärlicheren  dünnwandigen, 
von  etwa  derselben  Länge.  Das 
S  c  h  1  u  n  d  r  0  h  r  e  k  t  0  d  e  r  m  ist  mit 
recht  zahlreichen,  22  bis  25  /n  langen 
Nesselkapseln  versehen.  Die  Mes- 
enterien sind  nach  der  Sechszahl  an- 
geordnet (6  -f  C,  4- 12  4_24  -I-  48  =  96), 
die  vier  ersten  Zyklen  sind  vollständig. 
Aus  der  Anordnung  und  der  Anzahl 
der  Tentakelreihen  geht  jedoch  her- 
vor (vergleiche  oben !),  daß  die  Mes- 
enterienanordnung  nicht  ganz  regel- 
mäßig ist.  Die  Mesenterien  sind  sehr 
dünn,  mit  schwachen  Längsmuskeln. 
Parietobasilar-  und  Basilarmuskeln 
nicht  stark,  die  ersteren  kurz.  Oral- 
stoma ist  groß,  Randstoma  klein, 
ziemlich  weit  von  der  Körperwand.  Ge- 
schlechtsorgane    nicht    vorhanden. 

Fundnotiz:  Stat.  3,  Sharks  Bay,  ca.  3  engl.  Meilen  nordw.  Den 
ham,  3  m;  12.  VI.  05  (1  Exemplar). 


Fig.  17.  Sphinkter  von  Stoiekaetis  laei 
n.  sp.;  '•■%. 


Stoichactis  australis  n.  sp. 

Diese  Form  steht  sicherlich  derjenigen  sehr  nahe,  die  Kwietniewsky 
unter  dem  Namen  Discosoma  amhonensis  beschrieben  hat  (1898,  p.  410 — 412). 
Sie  ist  nämlich  dem  Habitusbild  (1.  c.  Taf.  29,  Fig.  49)  dieser  Actinie 
sehr  ähnlich  und  stimmt  mit  der  Beschreibung  derselben  in  den  meisten 
Hinsichten  gut  überein.  Bezüglich  des  Sphinkters  und  der  Nesselkapseln 
finden  sich  jedoch  solche  Verschiedenheiten,  daß  man  annehmen  muß,  es 
seien  zwei  Arten  vorhanden.  Da  die  Beschreibung  der  Discosoma  amhonensis 
sehr  vollständig  ist,  teile  ich  hier  unten  meine  Beobachtungen  über  den 
Bau  der  Stoichactis  australis  nur  in  den  Hinsichten  mit,  in  welchen  ich 
Verschiedenheiten  zwischen  den  beiden  Formen  gefunden  habe. 

Größe:  Körperhöhe  1,1  cm,  Durchmesser  der  Mundscheibe  4,5  cm. 
Die  Fußscheibe  fehlt. 

Kurze  Beschreibung-:  Eine  kleine,  aber  deutliche  Fossa  vorhanden, 
ebenso  wie  bei  D.  amhonensis  gemäß  Mitteilungen  von  0.  Carlgren,  der 
die  KwiETNiEWSKYschen  Exemplare  nachuntersucht  hat.     Kw'ietniewsky 


Die  Fauna  Südwest-Australi 


16 


242  Ester  Lager, 

sagt  aber  (1.  c.  p.  411):  „Der  Rand  des  Maiierblattes  ist  nicht  zu  einer 
Falte  erhoben ;  er  ist  mit  den  äußersten  Tentakebi  besetzt."  Die  Tentakel 
sind  in  der  Hauptsache  gleich  wie  bei  D.  ambonensis  angeordnet.  Bei 
S.  australis  scheinen  die  Tentakelreihen  sich  jedoch  nicht  so  weit  gegen 
die  Mitte  zu  erstrecken.  Keine  von  den  Gruppen  reichen  bis  an  die  Mund- 
öflfnung.  Diejenigen,  die  den  Fächern  erster  Ordnung  entsprechen,  hören 
ca.  3  mm  von  dem  Mundrande  auf,  die  Gruppen  zweiter  und  drittel-  Ord- 
nung 5  mm,  bezw.  7  mm.  In  den  längsten  Reihen  kommen  mehr  Tentakel 
nebeneinander  vor,  als  bei  D.  ambonensis.  Hier  stehen  nämlich  immer 
5  bis  6  Tentakel  nebeneinander,  außen  2  bis  3.  Die  kleineren  Gruppen 
sind  weniger  regelmäßig  entwickelt,  einige  von  ihnen  scheinen  aber  in  der 
Mitte  am  breitesten  zu  sein;  sie  zeigen  daselbst  3  bis  4  Tentakel,  an  den 
Enden  dagegen  nur  2  bis  3. 

Der  Sphinkter  ist  zirkumskript-diffus  und  noch  schwächer  entwickelt 
als  bei  Kwietniewskys  Form  (Fig.  18).  Dagegen  scheinen  die  Muskeln 
der  Mesenterien  etwas  stärker  zu  sein,  was  möglicherweise  auf  ungleicher 
Kontraktion  oder  verschiedener  Autfassung  von  den  relativen 
Begriffen  „schwach"  und  „stark"  beruht.  Die  Anordnung 
und  die  Zahl  der  Mesenterien  sind  dieselben  wie  bei  D. 
ambonensis.  Ich  will  nur  erwähnen,  daß  an  dem  vorliegenden 
Exemplar  von  den  Mesenterien  dritter  Ordnung  nur  11 
vorhanden  sind.  Geschlechtsorgaue  (Testes)  waren, 
entwickelt;  soweit  ich  habe  sehen  können,  tragen  die 
Richtuugsmesenterien  keine.  Die  Nesselkapseln  sind  bei 
*S.  australis  viel  größer  als  bei  D.  ambonensis.  [Wegen  des 
Vergleiches  gebe  ich  in  eckigen  Klammern  das  Vorkommen 
und  die  Größe  derselben  bei  Kwietniewskys  Form  an  ^).] 
Im  Ektoderra  der  Körper  wand  linden  sich  spärliche, 
Fig.  18.  Sphink-  17—19  //  lange  dickwandige  Nesselkapseln  [zahlreiche. 
ter  von  Stoichactis  12 — 16  u].  Sehr  zahlreiche  dickwandige,  26—31  /<  lange 
f«/s^/-a/«s  n.  sp.;  Nesselkapseln  und  recht  zahlreiche  dünnwandige  von  etwa 
derselben  Länge  kommen  im  Tent akelektoderm  vor 
[sehr  zahlreiche  dickwandige  20 — 22  ti,  spärliche  dünnwandige  24  /<].  Die 
Mundscheibe  ist  mit  ganz  zahlreichen  dickwandigen  Nesselkapseln  von 
zwei  Größen  bewaffnet.  Die  meisten  besitzen  eine  Länge  von  ]!•— 22  /^  die 
übrigen  von  12  f^i.  Von  dünnwandigen  kommen  nur  wenige,  24 — 26  jn  lang, 
vor  [zahlreiche  sowohl  dick-  wie  dünnwandige,  die  ersteren  14 — 16  //,  die 
letzteren  etwa  16  /<].  Hier  tindeu  sich  auch  die  großen  und  breiten  Kapseln, 
die  schon  bei  den  vorigen  Stoichactis- Arten  erwähnt  sind.     Das  Schlund- 


1)  Angaben  darüber  habe  ich  von  Dr.  O.  Carlciren  erhalten. 


Actiniaria.  243 

rohr  besitzt  ziemlich  zahlreiche,  große,  34 — 3()/<,  dickwandige  Nesselkapseln 
[sehr  zahlreiche  20—22  fi\. 

Fundiiotiz:  Stat.  25,  SharksBay,SurfPoint,  Vj— SVz  m;  16.  VI. 
05  (1  Exemplar  in  demselben  Glas  wie  die  7  Exemplare  von  Gyrostoma 
sulcatum  n.  sp.). 

In  der  Sammlung  sind  noch  zwei  Stoichactis-¥ orm^n  enthalten.  Die- 
selben sind  aber  nur  kleine  Junge,  weshalb  eine  Identifizierung  kaum 
möglich  ist;  auch  kann  eine  Beschreibung  nicht  von  irgendwelchem  Wert  sein, 

Gren.  Antheopsls  Simon  1892. 

Sphinkter  zirkumskript  bis  zirkumskript-diffus  oder  diffus.  Alle  Endo- 
cöltentakel  gleich,  nicht  verzweigt,  den  größten  Teil  der  Mundscheibe 
bedeckend.  Die  meisten  sind  randständig,  in  mehreren  Kreisen  angeordnet, 
nur  wenige  scheibenständig,  in  radialen  Reihen.  Die  letzteren  gehen  bloß 
von  einem  Teil  der  allerstärksten  Endocölen  aus,  und  in  jeder  Reihe 
kommen  nur  wenige  vor;  Nebententakel  bisweilend  fehlend.  Die  Körper- 
wand ist  niedrig,  im  oberen  Teil  mit  oder  ohne  Saugwarzen  und  mit  einer 
stärker  oder  schwächer  entwickelten  Fossa.  Mesenterien  zahlreich,  meist 
vollständig.     Geschlechtsorgane  V.     Schlundrinnen  in  wechselnder  Zahl. 

Antheoiisis  Carlgreni  n.  sp. 

(jfröße:  Körperhöhe  1,6  cm.  Durchmesser  der  Mundscheibe  3,4  cm, 
Durchmesser  der  Fußscheibe  2,5 — 3  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Die  Kör  per  wand  ist  ganz  glatt,  in  dem 
distalen  Teile  längsgefurcht.  Nach  oben  erweitert  sie  sich,  was  auch  aus 
dem  oben  erwähnten  Maß  der  Fußscheibe,  bezw.  der  Mundscheibe  hervor- 
geht. Fossa  ist  wohlentwickelt.  Die  M  u  n  d  s  c  h  e  i  b  e  ist  glatt  und  dünn, 
mit  Radialstreifeu  versehen,  die  den  durchschimmernden  Mesenterien  ent- 
sprechen. Die  randständigen  Tentakel,  an  Zahl  etwa  180,  nehmen  zwei 
Drittel  der  Mundscheibe  ein.  Die  inneren  haben  eine  Länge  von  1  cm, 
die  äußersten  sind  halb  so  lang.  Die  scheibenständigen  sind  wenig.  Neben- 
tentakel habe  ich  nicht  an  den  vorliegenden  Exemplaren  gesehen.  Das 
Schlundrohr  ist  fast  so  lang  wie  die  Gastralhöhle,  mit  drei  sehr  deut- 
lichen und  mehreren  kleinen  (an  etwa  dem  halben  Tier  7)  Schlundrinnen 
versehen.  Die  letzteren  sind  nur  in  den  oberen  Teilen  entwickelt.  Kleine 
Zipfel  kommen  an  den  großen  Schlundrinnen  vor. 

Das  Ektoderm  der  Fußscheibe  besitzt  spärliche  dickwandige,  14  bis 
17  fi  lange  Nesselkapseln.  Das  Körper  ektoderm  enthält  ziemlich 
zahlreiche,  19 — 22  /<  lange,  dickwandige  Nesselkapselu.  Die  entodermale 
Muskulatur  der  Körper  ist  ziemlich  stark.  Sphinkter  diffus,  kurz,  mit 
ziemlich  hohen,    etwas    verzweigten    Falten  (Fig.  19).     In   dem   Ektoderm 

16* 


244 


Ester  Lager, 


der  Mund  Scheibe  finden  sich   allgemein  dickwandige  Nesselkapsehi  mit 
einer  Länge  von    17—22  f.i  und   einer  Breite   von  6  i.i  und,   aber   nicht  so 

allgemein,  dünnwandige,  22  (x 
lang.  Außerdem  kommen  ein- 
zelne große  und  breite  (34  i.i 
lang,  7  i-i  breit)  Kapseln  vor, 
durch  deren  Wand  man  den 
Basalteil  des  Fadens  sehen 
kann.  Die  Tentakel  sind 
mit  zahlreichen  dickwandigen 
Nesselkapseln  (Breite  3,5  bis 
b  fi,  Länge  19  (.i)  und  spär- 
licheren dünnwandigen  (19  bis 
24  /O  bewaffnet.  Zahlreiche 
dickwandige  Nesselkapseln, 
19  II  lang  und  1,5—2  ^t  breit, 
sind  in  dem  Ektoderm  des 
S  c  h  1  u  n  d  r  0  h  r  e  s  vorhanden. 
Die  Mesenterien  sind  zahl- 
reich. An  etwa  dem  halben 
Tiere  habe  ich  40  Paar  gezählt ; 
mehrere,  15,  waren  vollständig 
und  7  von  ihnen  als  Richtungs- 
mesenterien  ausgebildet  und 
mit  den  Schlundrinnen  in  Verbindung.  Die  Mesenterienanordnung  ist 
selbstverständlich  unregelmäßig.  Die  Läugsmuskeln  sind  ziemlich  deutlich 
abgesetzt.  Parietobasilarniuskeln  schwach,  unten  niedrig,  sich  aber  fast 
bis  an  die  Mundscheibe  erstreckend.  Basilarmuskeln  mit  einer  Lupe  wahr- 
nehmbar. Oralstoma  groß,  Randstoma  deutlich,  ziemlich  weit  von  der 
Körperwand.     Geschlechtsorgane  nicht  vorhanden. 

Fuiidnotiz:  Stat.  25,  Sharks  Bay,  Surf  Point,  V2— ^72  m;  16- 
VI.  05  (2  Exemplare). 

Antheopsis  concinnata  11.  sp. 

Größe:  Körperhöhe  1,8—2,2  cm,  Durchmesser  der  Fußscheibe  1,5  bis 
2,5  cm.     Durchmesser  der  Mundscheibe  4  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Die  Körper  wand  ist  im  distalen  Teile  be- 
trächtlich weiter  als  in  dem  proximalen  und  oben  mit  Saugwarzen  versehen. 
Sie  ist  dünn;  wo  das  Ektoderm  abgestreift  ist,  schimmern  die  Ansatzstellen 
der  Mesenterien  sehr  deutlich  durch.  Die  Fossa  ist  außerordentlich  schwach 
entwickelt.     Die  Mundscheib  e    ist    etwas   lobiert.    ziemlich   dünn,   halb 


Sphinkter    von  Antheopsis  Carlf/retti 


Actiniaria.  245 

durchsichtig  und  zum  größten  Teil  mit  den  Tentakeln  besetzt,  das  innere 
Drittel  ist  tentakelfrei.  Die  inneren  Tentakel  sind  bedeutend  größer  als 
die  äußeren.  Die  scheibenständigen  sind  sehr  wenig,  Nebententakel  kommen 
nur  selten  vor.  Das  Schlundrohr  ist  zu  einer  tiefen  Falte  zusammen- 
gelegt und  mit  zwei  sehr  kräftig  entwickelten,  breiten  Schlundrinnen  ver- 
sehen. Diese  sind  symmetrisch  angeordnet  und  mit  großen  Zipfeln  aus- 
gestattet. 

Sowohl  in  dem  Ektoderm  der  Fußscheibe  wie  in  demjenigen  der 
Körper  wand  finden  sich  dickwandige  Nesselkapseln,  in 
einer  Länge  von  12 — 14  /< ;  an  der  Fußscheibe  sind  sie 
spärlich,  an  der  Körperwand  dagegen  zahlreich.  Die  Ring- 
muskulatur der  Körper  ist  sehr  schwach,  oben  in  einen 
schwachen,  kurzen,  zirkumskript-diffusen  Sphinkte  r  aus- 
gebildet (Fig.  20).  Das  M  u  n  d  s  c  h  e  i  b  e  n  e  k  t  o  d  e  r  m  ent- 
hält recht  zahlreiche  Nesselkapseln,  dickwandige  13—14  ^i 
lang,  dünnwandige  22—24  ii.  Die  Tentakel  sind  mit 
zahlreichen  Nesselkapseln  bewaffnet;  die  dickwandigen  er- 
reichen 14— 17  ;{/,  die  dünnwandigen  22 — 24/«.  Zahlreiche 
dickwandige.  19—22  ,«  lange  Nesselkapseln  kommen  im  Fig.  20.  Sphiuk- 
Ektoderm  des  S  c  h  1  u  n  d  r  o  h  i-  e  s  vor.  Die  Mesenterien-  ter  von  Anthe- 
a  n  0  r  d  n  u  n  g  ist  ganz  regelmäßig :  G  +  6  +  12  +  24  =  48.  |^'***  concmna  a 
Die  zwei  ersten  Zyklen  sind  vollständig.  Zwei  Paar  Mes- 
enterien sind,  als  Richtungsmesenterien  entwickelt.  Die  Mesenterien  sind 
dünn  und  zart  und  etwas  mazeriert.  Ich  kann  deshall)  keine  Mitteilungen 
über  die  Ausbildung,  bezw.  Vorkommen  der  Muskulatur  und  Stomata  der 
Mesenterien  geben.     Geschlechtsorgaue  V 

Fuiidiiotiz:  Stat.  19,  Sharks  Bay,  Useless  Inlet,  zentraler 
Kanal,  7  m;  13.  IX.  05. 

Oeii.  Stichodaetis  Kwietii.  1898. 

Sphinkter  zirkumskript  bis  zirkumskript-diffus.  Alle  Endocöltentakel 
gleich,  nicht  verzweigt.  Die  meisten  sind  marginalstehend,  in  mehreren 
Kreisen  geordnet,  nur  wenige  scheibenständig,  in  radialen  Reihen.  Die 
letzteren  gehen  nur  von  den  stärksten  Endocölen  aus,  und  in  jeder  Reihe 
kommen  bloß  wenige  vor.  Körper  langgestreckt,  im  oberen  Teil  mit  Saug- 
warzen und  Fossa.  Mesenterien  zahlreich,  in  mehreren  Zyklen,  wenigstens 
drei  vollständig.  Geschlechtsorgane  von  den  Mesenterien  erster  Ordnung 
an  (inklusive  Richtungsmesenterien)  auftretend.  Schlundrinnen  zwei,  gut 
entwickelt,  symmetrisch. 


24G 


EsTiCR  Lager, 


Stichodactis  glandulosa  ii.  sp. 
Größe:    Durchmesser  der  Fußscheibe  2,5— o,5  cm.     Durchmesser  der 
Mundscheibe  3—4,5  cm.     Höhe  des  Körpers  3,5—5  cm,  Durchmesser  des- 
selben 3—3,5  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Die  Fußscheibe  ist  am  Rande  schwach  ge- 
lappt. Der  Körper  ist  zylindrisch  und  im  oberen  Teile  mit  Saugwarzen  ver- 
sehen, die  ebenso  wie  bei  S.  papu- 
losa (KwiETNiEWSKY  1898,  Taf.  28. 
Fig.  41)  angeordnet  sind.  Die 
F  0  s  s  a  ist  sehr  schwach  markiert. 
Die  M  u  n  d  s  c  h  e  i  b  e  ist  ziemlich 
groß ,  ausgebreitet ,  glatt.  Die 
Tentakel  sind  in  der  für  die 
Gattung  bezeichnenden  Weise  ge- 
ordnet. Die  marginalen  sind  zahl- 
reich, dicht  gestellt  und  in  mehreren 
Zyklen  geordnet ;  sie  nehmen  mehr 
als  ein  Drittel  der  Mundscheibe 
ein.  Es  sind  nur  wenige  scheiben- 
ständige vorhanden,  weniger  als 
bei  S.  papulosa,  und  kommen  nur 
über  einigen  von  den  stärksten 
Fächern  und  höchstens  zwei  hinter 
einander  vor.  Die  Tentakel  sind 
ziemlich  lang,  0,5—0,6  cm,  konisch, 
zugespitzt.  Das  S  c  h  1  u  n  d  r  o  h  r  ist 
längsgefurcht  und  in  mehrere  tiefe 
Querfalten  zusammengelegt.  Es 
ist  weit  und  hat  auch  eine  bedeu- 
tende Länge,  indem  sie  fast  bis  an 
den  Boden  der  Gastralhöhle  reicht. 
Die  Schlundrinnen  tragen  ziemlich 
kleine  Zipfel. 

DasEktodermder  Fuß  Scheibe 
ist  mit  spärlichen  dickwandigen 
Nesselkapseln  versehen  (12 — 14,«)- 
In  dem  recht  hohen  Ektoderm  der 
K  ö  r  p  e  r  w  a  n  d  kommen  ziemlich 
zahlreiche  dickwandige  Nessel- 
kapseln, etwa  14  f^i  lang,  vor.  Die  entodermale  Ringmuskelschicht  ist  gut 
entwickelt.    Der  Sphinkter  (Fig.  21)  ist  auch  recht  stark,  in  dem  oberen 


Fig.  21.  Sphinkter^von  Stichodactis  ylandulosa 
n.  sp.;  '«7,. 


Actiniaria.  247 

(der  gegen  die  Miindsclieibe  gerichtet  ist)  und  größeren  Teil  zirkum- 
skript, in  dem  unteren  dift'us  und  geht  da  fast  allmählich  in  die  übrige 
Körpermuskulatur  über.  Mundscheib  enektoderm  mit  recht  zahl- 
reichen dickwandigen,  12—19  ^  langen  Nesselkapsehi  und  ziemlich  späi- 
liclien  dünnwandigen,  von  sehr  wechselnder  Größe  (17  bis  29  /t)-  Das 
Tentakelektoderm  ist  mit  zahlreichen  —  besonders  dickwandigen 
—  Nesselkapseln  ausgestattet;  die  dickwandigen  betragen  17—19  f.i,  die 
dünnwandigen  24—29  ,«.  Die  ektodermalen  Muskeln  der  Tentakel  sind 
recht  gut  entwickelt.  Im  Ektoderm  des  Schlundroh  i- es  finden  sich 
zahlreiche  dickwandige  Nesselkapseln  (19 — 22  ^i)  und  außerdem  zahlreiche, 
sehr  große  Drüsenzellen.  Die  Mesenterienpaare  nach  der  Sechszahl 
angeordnet  (6  -|-  6  -f- 12  -f-  24  +  48  =  96),  24  Paare  vollständig,  zwei  von 
ihnen  als  Richtungsmesenterien  ausgebildet.  Die  Längsmuskeln  der  größeren 
Mesenterien  sind  kräftig  entwickelt  und  verbreiten  sich  über  den  größten 
Teil  der  Mesenterien.  Basilarmuskeln  fadenähnlich.  Die  Parietobasilar- 
muskeln  sind  gut  entwickelt,  für  das  bloße  Auge  wahrnehmbar  und  er- 
strecken sich  fast  bis  an  die  Mundscheibe ;  nach  oben  sind  sie  sehr  schmal. 
Oralstomata  klein,  Randstomata  habe  ich  nicht  entdecken  können,  (i  e  - 
schl echt s Organe  (Testes)  waren  vorhanden,  von  den  Mesenterien  erster 
Ordnung  an  (auch  an  den  Richtungsmesenterien)  auftretend. 

Fimdiiotiz :  Nordw^est-Australien,  Broome,  Gale  leg.  VII. 
05  (3  Exemplare). 

Stichodactis  Kwietnietvskii  ii.  si). 

Oröße:  Höhe  des  Körpers  4  cm,  Durchmesser  desselben  2,5  cm, 
Durchmesser  der  Fußscheibe  2,5  cm,  Durchmesser  der  Mundscheibe  3  cm. 

Kurze  Beschreibung:  Diese  Art,  die  durch  ein  einziges  Exemplar 
repräsentiert  ist,  ähnelt  beim  ersten  Anblick  sehr  der  vorigen.  Die  Größe 
und  das  äußere  Aussehen  im  übrigen  stimmen  mit  S.  glandulosa  ganz 
überein.  Die  anatomische  Untersuchung  hat  jedoch  ergeben,  daß  sie  einer 
anderen  Species  angehören  müsse,  wenn  auch  die  Verschiedenheiten  nicht 
groß  sind.  Folgende  Abweichungen  habe  ich  beobachtet.  Die  Tentakel 
sind  nicht  so  zahlreich,  besonders  nicht  die  randständigen,  sie  nehmen  nur 
ein  Drittel  der  Mundscheibe  ein.  Das  Schlundrohr  ist  beträchtlich 
kürzer  als  bei  S.  glandulosa,  die  Zipfel  der  Schlundrinnen  dagegen  größer. 
Die  Muskeln  scheinen  im  allgemeinen  schwächer  zu  sein  als  bei  der 
vorigen  Art.  Der  Sphinkter  (Fig.  22)  ist  im  größeren  und  unteren  Teil 
diffus  ausgebildet,  nur  ein  kleiner  Teil  ist  zirkumskript;  der  untere  Teil 
geht  ziemlich  allmählich  in  die  übrige  Körpermuskulatur  über,  die  recht  gut 
entwickelt  ist.  Die  Längsmuskeln  der  Mesenterien  sind  nicht  so  breit 
und  nicht  so  gut  entwickelt   wie    bei  S.  glandulosa.     Hinsichtlich  der  ^'er- 


248 


Ester  Lager, 


Fig.  22.   Sphinkter  von 
ewskii  n.  sp.;  '""/i- 


Stiehodactis  Kwietni- 


teilung  und  der  Größe  der  Nes- 
selkapseln sind  die  beiden  Ar- 
ten einander  sehr  ähnlich ;  nur 
an  den  Tentakeln  und  der 
Mundscheibe  kommen  wesent- 
liche Verschiedenheiten  vor.  In 
dem  T  e  n  t  a  k  e  1  e  k  1 0  d  e  r  m 
finden  sich  zahlreiche,  dick- 
wandige Nesselkapseln,  in  einer 
Länge  von  12 — 17  j«,  und  ziem- 
lich zahlreiche  dünnwandige, 
die  19 — 22  ^i  lang  sind.  Das 
Ektoderm  der  Mundscheibe 
enthält  ziemlich  spärliche,  dick- 
wandige Kapseln,  12—19  /< 
lang,  und  wenige  dünnwandige, 
etwa  17  /f  lang.  An  dem  vor- 
liegenden Exemplare  waren 
Genital  Organe  (Ovarien) 
entwickelt. 

Fundiiotiz :  Nordwest - 
Australien,  Barrow  Isl. ; 
Mus.  Perth  (1  Exemplar). 


Anmerkung.     Die  Abbildungen   der   Sphinkter   sind   in   der   Weise 
orientiert,  daß  der  gegen  die  Mundscheibe  gerichtete  Teil  nach  unten  steht. 


Actiniaria.  249 


Literaturverzeichnis. 


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1898.     DuERDEX,  J.  E.,  The  Actiniaria  around  Jaraaica;  in:  Journ.  Inst.  .Tamaica,  Vol.  2, 

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1898.    Farquahar,  H.,  Account  of  some  New-Zealand  Actiniaria ;    in:  Journ.  Linn.,  Soc. 

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1896.    Haddon,  A.  C,  and  Duerden,  J.  E.,  On  some  Actiniaria  from  Australia  and  other 

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Zool.  Forschungsreisen  in  Australien  etc.,  Jena  1898. 

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1893.  Mc  Murrich,  J.  P.,  Report  on  the  Actiniae  coUected  by  the  United  States  Fish 
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1901.  Mc  Murrich,  J.  P.,  Report  on  the  Hexactiniae  of  the  Columbia  University  Ex- 
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in  the  Museum  of  Natural  History,  Turin ;  in  :  Boll.  Mus.  Zool.  Anat.  comp.  Torino, 
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1907.  Pax,  f.,  Vorarbeiten  zu  einer  Revision  der  Familie  Actinudae.  Inaug.-Dissertat. 
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1909.  Pax,  F.,  Die  Actinien  der  ostafrikanischen  Inseln ;  in :  Voeltzkoav,  Reise  Ostafrika, 
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1910.  Pax,  F.,  Studien  an  westindischen  Actinien;  in:  Zool.  Jahrb.,  Suppl.  11,  H.  2, 
Jena  1910. 

1893.     Saville-Kent,  The  Great  Barrier  Reef  of  Australia;  London  1893. 

1908.  Stuckey,  f.  G.  A.,  1)  Notes  on  a  New  Zealand  Actinian;  2)  On  two  Anemones 
found  in  the  Neighbourhood  of  Wellington ;  3)  A  Review  of  the  New  Zealand 
Actiniaria  known  to  Science  together  with  a  Description  of  twelve  new  Species; 
in:   Trans.  New  Zeal.  Inst.,  Vol.  41',  1908,  Wellington  1909. 


Die 

Fauna  Südwest-Australiens. 

Ergebnisse  der  Hamburger 
Südwest-australischen  Forschungsreise  1Q05 

herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  W.  Michaelsen  und  Dr.  R.  Hartmeyer. 
=:=  Band  III,  Lieferung  9.  === 


Phyllopoda 


Dr.  E.  Wolf 

(Frankfurt  a.  M.) 
Mit  24  Abbildungen  im  Text. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 
1911. 


Alle  Rechte  vorbehalten. 


Australien  bietet,  wie  nicht  leicht  ein  anderes  Land,  überaus  günstige 
Bedingungen  für  das  Vorkommen  der  sonst  so  seltenen  Phyllopoden.  Ob- 
wohl die  ersten  Funde  schon  1850  beschrieben  wurden,  und  sich  seither 
eine  Reihe  von  Arbeiten  mit  der  australischen  Phyllopodenfauna  beschäf- 
tigten (siehe  Literaturverzeichnis!),  so  hat  es  doch  keineswegs  den  Anschein, 
als  ob  die  Erforschung  der  australischen  Arten  als  abgeschlossen  gelten 
könnte.  Ln  Gegenteil,  nach  meinem  Dafürhalten  würde  gerade  dieser 
Erdteil  eine  reiche  Fundgrube  für  neue  Arten  abgeben,  und  viele  Fragen, 
welche  eine  kritische  Durchsicht  der  früheren  Arbeiten  wachruft,  können 
erst  auf  Grund  von  neuem  und  reichlichem  Material  gelöst  werden. 

Daß  aber  selbst  ein  kleines  Material  interessante  Aufschlüsse  zu 
liefern  vermag,  zeigt  die  mir  vorliegende,  in  der  Hauptsache  von  Prof.  Dr. 
W.  Michaelsen  und  Dr.  R.  Hartmeyer  auf  ihrer  Forschungsreise  durch 
Südwest-Australien  im  Jahre  1905  zwischen  dem  25.  und  ob.  Grad  s.  ßr. 
gesammelte  Ausbeute  an  Phyllopoden. 
Die  drei  Fundstellen: 

Station  92,  Hannan  Lake,  1.  VIL  05,  Wassertümpel,  schwach  salzig, 
Station  96,  Boorabbin,  3.  VIL  05,  Regenwassertümpel. 
Station  159,  Broome  Hill,  25.  VIIL  05,  Süßwasserbach, 
beherbergten  5  verschiedene  Phyllopodenarten,  von  denen  wohl  4  als  neu 
zu  bezeichnen  sind.  Eine  weitere  hier  beschriebene  neue  Art  aus  der 
Sammlung  der  Senckenbergischen  Naturforscher-Gesellschaft,  Frankfurt  a.M., 
stammt  aus  Zentral-Australien. 

Da  ich  über  die  genaueren  klimatologischen  Verhältnisse  der  Fund- 
stellen keinen  Aufschluß  erhalten  konnte,  läßt  sich  aus  den  Daten  nur 
schließen,  daß  diese  Tümpel  dem  Winterregen  ihre  Entstehung  verdanken. 
Auffallend  ist  sodann  das  Vorkommen  einer  Triops-  (früher  Apus!)  Art 
und  einer  Branchinellaart  in  salzhaltigem  Wasser. 

Aus  Australien  waren  bisher  ungefähr  30  Phyllopodenarten  bekannt, 
von  denen  jedoch  manche  Art  nicht  aufrecht  zu  erhalten  sein  wird.  Vorder- 
hand ermöglichen  aber  die  mangelhaften  Beschreibungen  und  die  meist 
primitiven  Abbildungen,  sowie  die  Schwierigkeit  der  Materialbeschaffung 
keine  genaue  Nachprüfung. 


254  K.  Woj.F, 

Unter  Einreclinung  von  Tasmanien  und  Neu-Seeland  in  das  australische 
Gebiet  erhalten  wir  folgende  Faunenliste: 

Branchipodidae, 

1.  Ärtemisia  australis  (Sayce) 

2.  „         westraliensis  (Sayce) 

3.  „         proxima  (King) 

4.  Parartemia  zietziana  Sayce 

5.  Branchindla  australiensis  Richters 

6.  ,,  eyrensis  Sayce 

7.  Streptocephalus  Archen   G.  0.  Sars    (hiervon   ist   nur    ein   ?   bekannt, 

das  aber  wahrscheinlich  zu  dem  Genus  BrancJiinella  zu  zählen  ist.) 

Triopsidae. 

8.  Triops  australiensis  Spencer  iV  Hall 

9.  Lepidurus  viridis  Baird 

10.  „  Ängasii  Baird                     (soll  mit  L.  viridis  identisch  sein) 

11.  „  Kirkii  G.  M.  Thomson       (  „  „  „        ,.             „  „   ) 

12.  „  compressus  C.  M.  Thomson  (  „  „  „        „            „  „   ) 

13.  „  viridulm  Täte                     (  „  „  „        „             „  „    ) 

lÄynnadidae. 

14.  Eulimnadia  Dahli  G.  0.  Sars 
IT),  „  sordida  King 

16.  „  rivolensis  Brady  (vielleicht  identisch  mit  E.  sordida) 

17.  „  victoriensis  Sayce 

18.  Paralimnadia  stanleyana  King 

19.  Limnadopsis  Birchii  (Baird) 

20.  „  Squirei  Spencer  &  Hall  [ist  identisch  mit  Limn.  Birchii 

(Baird)J 

21.  Limnadopsis  Tatei  Spencer  c\:  Hall 

22.  „  brunneus  Spencer  &  hall 

23.  üyzicus  (Estheria)  Fackardi  (Brady) 

24.  „  eUipticus  (G.  0.  Sars) 

25.  „  Sarsi  (Sayce) 

26.  „  lutrarius  (Brady) 

27.  „  dictyon  (Spencer  &  Hall) 

28.  Cyclestheria  Hislopi  (Baird) 


Phyllopoda.  255 

Lynceiiiae, 

29.  Lynceus  macleayana  (King) 

30.  „         Tatei  (Brady) 

31.  ,,        eremia  (Spencer  &  Hall) 

Wie  schon  aus  den  Anmerkungen  in  dieser  Tabelle  hervorgeht,  sollen 
verschiedene  der  hier  aufgeführten  Formen  miteinander  identisch  sein.  In 
bezug  auf  No.  19  und  20  ist  dies  sichergestellt.  Das  gleiche  behaupten 
Spencer  A:  Hall  von  den  verschiedenen  Lepidurus-kri^w,  die  alle  auf 
Lepidurus  viridis  zurückzuführen  sein  sollen.  Leider  lag  mir  nur  wenig 
Vergleichsmaterial  vor,  aber  schon  dieses  genügt,  um  es  wünschenswert 
erscheinen  zu  lassen,  diese  Frage  nochmals  gründlich  zu  untersuchen. 

Die  oben  angeführten  Autoren  vertreten  dann  auch  mit  aller  Ent- 
schiedenheit die  Ansicht,  daß  in  Australien  nur  eine  Form  von  Triops 
(Apus)  sich  vorfinde,  ja  sie  vermuten,  daß  die  vielen  aufgestellten  Arten 
dieser  Gattung  größtenteils  nicht  aufrecht  zu  erhalten  wären.  Ein  genaues 
Studium  dieser  Gruppe  an  einem  überaus  umfangreichen  Material  lieferte 
jedoch  nicht  den  geringsten  Anhaltspunkt  hierfür;  im  Gegenteil,  es  ergab, 
daß  die  einzelnen  Arten  sehr  leicht  auseinanderzuhalten  sind,  und  daß 
auch  in  Australien  neben  der  beschriebenen  Art  noch  zwei  weitere  vor- 
kommen. 

Es  dürfte  schwer  fallen,  aus  dem  an  und  für  sich  recht  spärlichen 
Material  sichere  tiergeographische  Schlüsse  zu  ziehen;  aber  immerhin  ist 
es  auffallend,  daß  die  von  der  Hamburgischen  Expedition  in  Südwest- 
Australien  aufgefundenen  und  hier  bescliriebenen  Phyllopoden  mit  einer 
Ausnahme  neue  Arten  oder  wenigstens  abweichende  Formen  darstellen, 
die  bis  jetzt  noch  in  keiner  anderen  Gegend  von  Australien  konstatiert 
werden  konnten,  höchstwahrscheinlich  aber  in  ihrem  Vorkommen  auf  diesen 
Kontinent  beschränkt  sein  dürften.  Übrigens  konnte  bis  jetzt  von  all  den 
erwähnten  australischen  Formen  nur  Cyclestheria  HisJopi  auch  auf  anderen 
Kontinenten  festgestellt  werden,  und  selbst  bei  dieser  Form  dürften  sich 
bei  genauerem  Studium  Abweichungen  gegenüber  den  südamerikanischen, 
indischen  und  afrikanischen  Vertretern  herausstellen. 

Im  folgenden  systematischen  Teil  erörtere  ich  auch  einige  Arten,  die 
nicht  in  der  Sammlung  der  Hamburger  südwest-australischen  Forschungs- 
reise vertreten  sind. 


256  K.  Wolf, 


Euphyllopoda. 

Anostraca. 

Farn.  Branchipodidae. 


Gattung  Brcincliinella  Sayce  1^3. 

Von  diesem  Geuiis  haben  mir  alle  bis  jetzt  beschriebenen  Formen 
vorgelegen :  BranchineUa  ausiraliensis  im  Originalmaterial  von  Richters 
aus  den  naturhistorischen  Museen  von  Hamburg  und  Frankfurt  a.  M., 
BranchineUa  eyrensis  in  einem  d  und  ?  aus  Südwest-Australien,  sowie  ein 
neuer  Vertreter  dieser  Gattung  in  zahlreichen  Exemplaren  aus  der  gleichen 
Gegend. 

BranchineUa  australiensis  (Richters). 

Die  Beschreibung  dieser  Form  ist  von  allen  Autoren,  die  sich  mit  der 
Phyllopodenfauna  Australiens  beschäftigten,  bis  auf  Sayce  übersehen 
worden.  Dieser  hat  die  Beschreibung  in  manchen  Punkten  ergänzt  und 
erweitert.  Meine  Nachprüfung  ergab  auch  die  volle  Übereinstimmung  des 
Materials  von  Richters  mit  der  Beschreibung  von  Sayce,  so  daß  weitere 
Ausführungen  hier  unterbleiben  können.  Was  die  Verbreitung  dieser  Art 
anbelangt,  so  scheint  sich  das  Vorkommen  derselben  auf  den  größten  Teil 
von  Australien  zu  erstrecken,  nur  Westaustralien  scheint  hiervon  aus- 
geschlossen zu  sein. 

BranchineUa  eyrensis  Sayce. 
Von  dieser  Art  war  ein  6  und  ein  $  in   dem  Material  von  Südwest- 
Australien  enthalten : 

Fuiidnotizeii :  Stat.  92,  Hannan  Lake  bei  Kalgoorlie,  Stau- 
tümpel, schwach  salzig;  1.  VII.  05. 

Das  vorliegende  Material  befand  sich  leider  in  einem  solch  schlechten 
Zustand  ^),  daß  von  einer  genauen  Untersuchung  abgesehen  werden  mußte. 
Die  Riefelung  an  der  Innenkante  der  Greif autennen  des  S  ist  jedoch  so 
deutlich,  und  auch  die  anderen  Merkmale  stimmen  so  gut  mit  der  Be- 
schreibung von  Sayce  überein,  daß  wohl  nur  diese  Art  in  Frage  kommen 
kann. 

Biologisch  interessant  ist  die  Angabe,  daß  die  Tiere  in  salzhaltigem 
Wasser  gelebt  haben.  Die  Tiere  messen  vom  Kopfe  bis  zu  den  Furkal- 
enden  18  mm. 

1)  Das  Glas  war  zerbrochen ,  der  Inhalt  ausgetrocknet  und  wieder  aufgeweicht 
worden.    Anm.  d.  Sammler. 


Phyllopoda. 


257 


r^J 


Diese  Art  war  seither  hauptsächlich  aus  Zentral-Australien  bekannt. 
Die  beiden  Exemplare  wurden  im  Vereine  mit  der  neuen  Triops-Art  in 
einem  schwach  salzhaltigen  Tümpel  am  Rande  des  Hannan  Lake  gefangen. 

Branchifiella  longivostris  n.  sp. 

Fuiidiiotiz:  Stat.  96.  Boorabbin,  flacher  Regen wassertümpel  auf 
kahler  Grauitgruppe  ;  3.  VII.  05. 

Die  charakteristischen  Merkmale  der  Gattung  Branchinella  sind  haupt- 
sächlich in  den  Greifanteunen  des  6  und  in  der  Form  des  weiblichen 
Eisackes  ausgeprägt.  Viele  dieser  Merkmale  finden  wir  aber  auch  bei  der 
Gattung  ChirocepJmlus,  hierauf  dürfte  auch  die  von  Sayce  zitierte  Angabe 
von  Whitelegge  zurückzuführen  sein,  der  eine  Chirocephalus- Art  kon- 
statiert, die  von  den  europäischen  verschieden  sei. 

Die    hier   zur    Beschreibung   vorliegende   Art   vereinigt    in    sich    alle 
wichtigen    Gattungsmerkmale,    um    aber    gerade 
hierin  wieder  Besonderheiten  aufzuweisen,  welche 
eine  Unterscheidung  ohne  weiteres  ermöglichen 
und  die  Aufstellung  einer  neuen  Art  rechtfertigen. 

Beschreibung-  des  J:  Die  Länge  des  c^ 
beträgt  mit  Einschluß  der  Abdominalanhänge 
15  mm.  Hierbei  entfällt  auf  die  Länge  des  Hinter- 
leibs 8  mm,  auf  die  Cercopoden  372  mm  (Fig.  1). 

Das  erste  Autennenpaar  ist  fadenförmig, 
langgestreckt,  mit  feinen  Nervenfasern  durchsetzt. 
Am  Ende  finden  sich  zahlreiche  Ganglienzellen, 
aus  denen  einige  kürzere  und  längere  Sinnes- 
haare entspringen. 

Das  zweite  Antennenpaar  ist  zu  kräftigen 
Zangen  umgebildet,  die  wohl  bei  der  Kopulation 
eine  wichtige  Rolle  als  Greiforgau  spielen.  Das 
Basalglied  ist  überaus  muskulös,  aus  ihm  ent- 
springt das  gelenkig  mit  ihm  verbundene  End- 
glied. Es  ist  au  seiner  Basis  kolbig  aufge- 
trieben, in  der  Mitte  dagegen  bedeutend  ver- 
schmälert. Hier  biegt  es  nahezu  rechtwinklig 
nach  innen,  um  an  seinem  Ende  nach  einer  un- 
bedeutenden Verbreiterung  in  eine  stumpfe  Spitze 
auszulaufen.  Auf  einem  großen  Teil  der  Innen- 
seite dieser  Zangen  befinden  sich  dieselben  Chi- 
tinleisten, die  bei  der  vorhergehenden  Art  er- 
wähnt wurden. 


Fig.  1.   B.  longirostris  n. 
sp.,  Seitenansicht  des  <J. 


Die  Fauna  Südwest-Australiens.     III. 


258 


E.  Woi.F, 


Finden  wir  bei  B.  australiensis  den  Stirnanhang  kanm  angedeutet,  so 
ist  er  bei  B.  eyrensis  zu  einem  langen,  in  der  zweiten  Hälfte  gespaltenen 
Band  geworden.  Bei  unserer  Form  dagegen  stellt  derselbe  einen  enormen, 
in  der  Ruhelage  allerdings  vollständig  aufgerollten  Rüssel  dar,  dessen 
Ursprung  bis  zu  der  Basis  der  ersten  Antennen  zurückreicht.  Gleich 
nachdem  er  sich  vom  Kopfe  losgelöst  hat,  verbreitert  er  sich  auf  das 
Doppelte,  um  ungefähr  in  der  gleichen  Breite  bis  zum  unteren  Drittel  zu 
verlaufen.  Wir  haben  hier  jedoch  kein  flaches  Band  vor  uns,  sondern  da- 
durch,  daß   die  Ränder  nach  innen  geschlagen  sind,   entsteht  eine  Rinne, 

die  sich  auch  in  den  untersten,  stark 
verbreiterten  Teil  nur  in  etwas 
flacherer  Form  fortsetzt.  Diese  Platte 
(Fig.  2)  zeigt  an  ihren  Seitenrän- 
dern zwei  lappenartige  Vorsprünge, 
von  denen  der  proximale  dicht  mit 
straffen  Haaren  besetzt  ist,  der 
distale  läuft  in  zwei  verschieden 
lange  Dornen  aus.  Die  Platte  setzt 
sich  an  ihren  äußeren  Ecken  in  zwei 
zylindrisch  geformte,  an  der  Unter- 
seite reich  mit  Dornen  besetzte 
Anhänge  aus,  die  sich  in  Form 
zweier  Wülste  bis  zur  Basis  der 
Platte  zurückverfolgen  lassen.  Daß  auch  dieser  Rüssel  ein  Greiforgau 
darstellt,  dürfte  keinem  Zweifel  unterliegen,  und  er  dient  vermutlich  zum 
Einfangen  des  ?,  während  das  Zangenpaar  ei'st  nachher  in  Tätigkeit  tritt. 
Die  gestielten  Augen  unterscheiden  sich  in  keiner  Weise  von  den- 
jenigen der  übrigen  Vertreter  dieser  Gruppe.  Das  auf  der  Stirn  sich  be- 
findliche Nebeuauge  hat  eine  unregelmäßig  dreieckige  Gestalt  und  ist 
deutlich  wahrnehmbar. 

Von  den  Mundwerkzeugen  sind  die  kräftige  Oberlii)pe,  wie  die  beiden 
Kauladen  sehr  ansehnlich  entwickelt. 

Die  Füße  zeigen  keinerlei  Besonderheiten. 

Der  doppelte  Penis  ist  durch  zwei  Vorsprünge  angedeutet.  Da  der- 
selbe jedoch  bei  keinem  der  Exemplare  ausgestülpt  war,  kann  er  nicht 
genauer  beschrieben  werden.  Die  an  ihm  ansetzenden  Muskeln  sind 
deutlich  wahrnehmbar.  Die  Hoden  erstrecken  sich  als  gewundene  Schläuche 
durch  das  ganze  Geschlechtssegment. 

Am  Abdomen  treten  die  Grenzen  der  einzelnen  Segmente  durch  wulst- 
artig hervorsi)ringende  Leisten  deutlich  hervor. 


Fig.  2.     B.  longirostris  n.  sp.,  5.   Ende 
des  Rüssels  von  der  Unterseite. 


Phyllopoda. 


259 


Die  Cercopoden  sind  an  ihrer  Basis  von  ansehnlicher  Breite,  nm  sich 
gegen  ihr  Ende  langsam  zuzuspitzen. 

Beschreibung-  des  $:  Die  gesamte  Länge  des  ?  beträgt  im  Durch- 
schnitt 14  mm,  erreicht  also  nicht  ganz  die  Größe  des  S-  Auf  das  Ab- 
domen entfallen  hiervon  7  mm,  auf  die  Cercopoden  2  mm. 

Die  ersten  Antennen  sind  ebenfalls  fadenförmig  und  er- 
reichen die  gleiche  Länge  wie  die  zweiten  Antennen  (Fig.  8). 

Die  zweiten  Antennen  bilden  ein  längliches  Viereck, 
das  in  eine  plötzlich  ansetzende  Spitze  ausläuft.  Das  Innere 
ist  von  einem  mehrfach  sich  verästelnden  Muskel  durch- 
zogen. 

Stielaugen  und  Nebenaugen  wie  beim  S- 

Die    Mandibeln    (Kauladen)    zeigen    bei   beiden    Ge- 
schlechtern an    ihrem  LTrsprung 
eine   feine    Spitze    aus    dunkler 
gefärbtem  Chitin. 

Der  Eisack  reicht  bei  einer 
Länge  von  3  mm  bis  an  die 
hintere  Grenze  des  5.  Abdomen- 
segments (Fig.  4).  Sein  Ende 
ist  nach  vorn  umgebogen  und  in 
eine  Spitze  ausgezogen.  An  deren 
Unterseite  entdeckt  man  einen 
Kanal,  der  zur  Ausfuhr  der  Eier 
bestimmt  ist.  Die  Drüsen,  welche 

das  Sekret  zur  Bildung  der  Eischalen  absondern,  stellen  ein  mächtiges 
Lager  dar,  welches  die  seitlichen  Wandungen  der  oberen  Hälfte  des  Eisackes 
einnimmt. 

Auch  bei  dem  $  ist  das  Abdomen  deutlich  gegliedert,  ebenso  sind  die 
Cercopoden  zwar  etwas  kürzer,  aber  kräftiger  ausgebildet  und  an  den 
Seitenrändern  mit  starken  Borsten  besetzt.  Die  lebenden  Tiere  waren 
nach  Angabe  des  Sammlers  farblos,  halb  durchscheinend  weißlich. 

Das  Material  setzt  sich  aus  4  S  und  9  ?  zusammen.  Der  Sammler 
gibt  als  Fundort  einen  kleinen  Regenwassertümpel  auf  der  Kuppe  eines 
kahlen  Granithügels  in  der  Nähe  von  Boorabbin  an,  der  ungefähr  3  m 
lang  gewesen,  aber  nur  eine  Tiefe  von  höchstens  5  cm  aufgewiesen  habe. 
Das  Tierleben  in  diesem  Tümpel  soll  ebenso  reichhaltig  als  auch  mannig- 
fach gewesen  sein.  Von  Branchiopoden  fand  sich  darunter  noch  die  weiter 
unten  beschriebene  Eulimnadia. 


Fig.  3.     B.  longirostris  i 
ansieht  des  Kopfes. 

Fig.  4.    B.  longirostris  n.  sp.,  '^,  Abdomen 
mit  Eiersack,  Seitenansicht. 


260  y^-  WoLp, 

Notost  raca. 

Farn.  Tnopsidae  (-Apodidae). 
Grattuiig  Triops. 

Diese  Gattung  ist  von  der  folgenden,  Lepidurus,  durch  das  Fehlen 
der  sogenannten  Schwanzklappe  deutlich  charakterisiert.  Vielleicht  dürfte 
auch  das  von  mir  an  vielen  Arten  beobachtete  Unterscheidungsmerkmal 
allgemeine  Geltung  haben,  daß  nämlich  bei  Lepidurus  die  2.  Maxille  seitlich 
einen  Palpus  trägt,  während  bei  den  Triops-Arten  dieselbe  vollständig 
rudimentär  geworden,  und  der  bedeutend  vergrößerte  Palpus  frei  zu  stehen 
scheint.  Auch  die  einzelnen  Arten  von  Triops  können,  vorausgesetzt,  daß 
in  dem  Material  S  und  ?  vorhanden  sind,  mit  Sicherheit  und  Leichtigkeit 
auseinandergehalten  werden.  Das  beste  Unterscheidungsmerkmal  ist  in  der 
Zahl  der  fußlosen  Segmente  gegeben,  die,  da  sie  bei  beiden  Geschlechtern 
verschieden  ist,  eine  so  große  Variabilität  zuläßt,  daß  bei  über  30  ver- 
schiedenen Arten,  die  ich  untersuchen  konnte,  keine  einzige  gefunden 
wurde,  bei  der  sich  diese  Zahlen  in  Uebereinstimmung  mit  denjenigen 
einer  anderen  Art  befunden  hätten.  Die  systematische  Bedeutung  dieses 
Merkmales  wird  nur  wenig  dadurch  beeinflußt,  daß  ein  kleiner  Prozentsatz 
der  Tiere  manchmal  um  ein  Segment  in  der  Zahl  nach  oben  oder  unten 
abweicht.  Es  ist  bis  jetzt  aber  auch  noch  keine  Art  bekannt  geworden, 
bei  der  S  und  $  die  gleiche  Zahl  aufgewiesen  hätten,  mit  Ausnahme  des 
von  Spencer  A:  Hall  beschriebenen  Triops  australiensis,  bei  welchem  sich 
mit  Ausnahme  des  abweichenden  Baues  des  11.  Fußpaares  beim  $  über- 
haupt kein  sexueller  Dimorphismus  nachweisen  lasse.  Da  es  nicht  möglich 
war,  das  Originalmaterial  zu  untersuchen,  muß  ich  mir  versagen,  diese 
erstaunliche  Abweichung  zu  beurteilen.  Der  hier  genannten  Art  können 
zwei  weitere  hinzugefügt  werden,  von  denen  jedoch  nur  eine  aus  Südwest- 
Australien  stammt,  die  Exemplare  der  zweiten  dagegen  erhielten  wir  aus 
Zentral- Australien. 

Triops  gracilis  n.  sp. 

Funduotiz :  Stat.  92,  H  a  n  n  a  n  Lake  bei  K  a  1  g  o  o  r  1  i  e ,  Stautümpel 
mit  schwach  salzigem  Wasser;  1.  VIL  05. 

Die  zierliche  Form,  die  namentlich  in  der  Gestalt  des  S  zum  Aus- 
druck kommt,  veranlaßte  mich,  diesen  Namen  zu  wählen. 

Unter  T)  $  konnten  bei  vieren  8  fußlose  Segmente  festgestellt  weiden, 
während  eines  deren  G  aufwies.  Die  zwei  untersuchten  J  dagegen  hatten 
12  fußlose  Segmente.     Als  Normalzahl  haben  somit  für  das  S  12,  für  das 


Phyllopoda. 


201 


9  8  zu  gelten.  Schon  hierin  unterscheidet  sich  diese  Art  von  Triops 
australiensis,  bei  dem  beide  Geschlechter  12  fußfreie  Segmente  aufweisen 
sollen.  Aber  auch  sonst  tritt  der  sexuelle  Dimorphismus  deutlich  zutage, 
was  am  besten  aus  den  beiden  Abbildungen  zu  ersehen  ist.  (Fig.  5  und 
Fig.  8.) 

Beschreibung  des  S  '■   Die  d  stehen  hinter  den  ?  bedeutend  an  Größe 
zurück.     Der   Schild   weist  beim   6  eine   Kiellänge   von    10  mm   auf,   das 
Abdomen  überragt  denselben   um  20  mm.     Auf 
diese  Größenangabe  kann  jedoch  bei  keiner  Art 
großer  Wert  gelegt  werden,  da  sich,  je  nach  der  ^'^ 
Konservierung,    der  Körper   außerordentlich  zu- 
sammenzieht oder   auch  stärker   strecken   kann, 
als  dies  im  Leben  der  Fall  ist.     Die  Länge  der 
Schwanzfäden   betrug   15   mm.      Hieraus   ergibt 
sich  eine  Gesamtlänge  von  30,  bzw.  45  mm. 

Der  Schild  des  d  ist  von  ovaler,  ja  nahezu 
kreisrunder  Form.  Nicht  nur  der  hintere  Teil 
des  Schildrandes,  sondern  auch  die  betreft'ende 
Partie  der  Schildoberfläche  sind  mit  feinen  Dor- 
nen besetzt. 

Der     Schildausschnitt     ist    halbkreisförmig 
gestaltet  und  mit  einer  großen  Anzahl   dunkler 
Chitinzähnchen  bewehrt.  Er  läuft  in  zwei  scharfe, 
etwas  nach  außen  gebogene  Spitzen  aus.     Unter 
dem  Schild  ragen  in  seinem  vorderen  Teile  jeder- 
seits    zwei    auflallend    kurze  Fäden    hervor,   die 
Anhänge  des  ersten  Fußpaares,  der  dritte  Faden 
ist  so  kurz,    daß  er  vom  Schilde  vollständig  be-  Rückenansicht  des  S- 
deckt   wird.      Der  Kiel   ist  ziemlich  scharf  aus- 
geprägt,   die    Schalendrüse  deutlich    wahrnehmbar.     Die    Augen    sind    wie 
gewöhnlich    von    nierenförmiger   Gestalt,    nach    vorn    etwas   divergierend; 
zwischen  ihnen  liegt  das  kreisrunde,  in  seiner  Bedeutung  noch  nicht  ganz 
aufgeklärte  Nackenorgan.     Der  Nackenwulst  zeigt  keine  Besonderheiten. 

Der  Hinterkörper  ist  schlank  und  zeigt  ungefähr  28  vom  Schild  nicht 
bedeckte  Segmeute,  von  welchen,  wie  schon  erwähnt,  12  keine  Fußpaare 
tragen.  Jedes  Segment  ist  auf  seiner  Rücken-  und  Bauchseite  mit  einer 
Dornenreihe  versehen.  Das  Furkalsegment  weicht  nicht  von  dem  üblichen 
Typus  ab.  Die  Furkalfäden  sind  von  gleicher  Länge  wie  das  Abdomen, 
jedes  Glied  derselben  ist  mit  ziemlich  ansehnlichen  Dornen  besetzt. 

A'on   der  Bauchseite  aus   betrachtet  finden  wir,   zu   beiden  Seiten  der 
Oberlippe  stehend,  nur  das  1.  Paar  der  Antennen,  als  2  weiße,  undeutlich 


Fig.  5.     T.  grncüis  n.  sp., 


262 


E.  Wolf, 


in  2  Glieder  geschiedene  Fäden.  Das  2.  Paar  der  Antennen  scheint 
nicht  ausgebildet  zu  sein.  Die  Oberlippe  ist  viereckig,  scharf  umrandet, 
die  darunter  zum  Teil  verborgenen  Kauladen  (Mandibeln)  weisen  8  Zähne 
auf,  die  nach  innen  zu  an  Größe  abnehmen.  An  den  4  vorderen  Zähnen 
sind  2  deutliche  Spitzen  wahrzunehmen.  Die  Maxillen  ])räsentieren  sich 
als  ein  Doppelpaar,  von  dem  jedoch  nur  das  vordere  deutlich  sichtbar  ist. 
Dasselbe  ist  mit  ungefähr  10  spitzen  Zähnen  bewehrt.  Vor  den  Maxillen 
liegt  die  geteilte  Unterlippe,  die  jederseits  aus  einer  etwas  gebogeneu, 
schmalen  Lamelle  besteht. 

Unter  den  zahlreichen  Beinpaaren  weichen  wie  immer  das  1.  und 
2.  Paar  im  Baue  von  den  folgenden  ab  (Fig.  6  und  7).  Die  Einzelheiten 
sind  am  besten  aus  den  Abbildungen  zu  ersehen.  Ein  Unterschied  gegen- 
über dem  weiblichen  1.  und  2.  Beinpaar,  wie  er  bei  anderen  Arten  her- 
vortritt, konnte  jedoch  hier  nicht  konstatiert  werden. 


Fig. 


^-' 


/ 


Fig.  7. 


Fig.  6.  T.  graeilis  n.  sp. 
Fig.  7.  T.  graeilis  n.  sp. 
Fig.  8.     T.  graeilis  n.  sp. 


^•4 


1.  Fuß  des  S- 

2.  Fuß  des  S- 
Rückenansicht  des  $. 


Fig.  8. 


Beschreibung  des  ?:  Beim  ?  konnte  eine  Kiellänge  des  Schildes 
von  15  mm  festgestellt  werden.  Der  unter  dem  Schild  hervorragende  Teil 
des  Körpers,  das  Abdomen,  mißt  nur  8  mm  und  setzt  sich  aus  ungefähr 
24  Segmenten  zusammen,  die  Schwanzfäden  messen  17  mm,  so  daß  sich 
hieraus  eine  Gesamtlänge  von  ,->8,  bzw.  55  mm  ergibt.  Es  soll  nicht  un- 
erwähnt bleiben,  daß,  obwohl  die  Tiere  alle  geschlechtsreif  waren,  diese 
Größenverhältnisse   sich  wohl  noch  unter  dem  Durchschnittsmaß  bewegen. 


Phyllopoda.  26o 

und  daß  diese  Tiere  mite]-  günstigen  Bedingungen  mindestens  die  doppelte 
Größe  erreichen  können. 

Der  Schild  ist  trotz  seiner  größeren  Länge  plumper  und  so  auch  der 
hintere  Schildausschnitt  breiter.  Die  Bedornung  der  Ränder  und  der 
Oberfläche  des  Schildes  stimmt  mit  derjenigen  des  S  überein.  Zu  erwähnen 
wäre  nur  noch  der  Umstand,  daß  das  Nackenorgan  beim  ?  hinter  den 
uierenförmigeu  Augen  liegt. 

Das  Abdomen  ist  viel  gedrungener  als  beim  J,  ohne  jedoch,  mit  Aus- 
nahme der  schon  erwähnten  geringeren  Zahl  (8)  der  fußlosen  Segmente, 
von  dem  Bau  des  männlichen  Abdomens  erheblich  abzuweichen. 

Das  11.  Beinpaar  des  $,  zu  der  bekannten  Eitasche  umgebildet,  zeigt 
keine  wesentlichen  Unterschiede  gegenüber  demjenigen  anderer  Arten. 
Die  Eier  weisen  anstatt  des  gewöhnlich  rötlichen  Tones  eine  dunkelgelbe 
Färbung  auf. 

Die  Farbe  der  konservierten  Tiere  ist,  wie  die  der  lebenden  Tiere 
(nach  Angabe  des  Sammlers),  ein  schmutziges  Gelb.  Der  Erhaltungs- 
zustand der  Tiere  ließ  manches  zu  wünschen  übrig. 

Die  Tiere  w^urden  in  einem  Tümpel  in  der  Nähe  des  Hannan  Lake 
gefangen,  der  schwach  salzhaltiges  Wasser  enthielt,  so  daß  es  zum  Tränken 
der  Kühe  verwendet  werden  konnte.  Immerhin  ist  dieser  Umstand  be- 
merkenswert, da  mir  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt  geworden  ist,  daß  auch 
Triops  in  salzhaltigem  Wasser  gedeihen  kann.  Nach  dem  Bau  der  Tiere 
zu  schließen,  sollten  nach  meinen  bisherigen  Erfahrungen  diese  Tiere 
warmes  Wasser  bevorzugen,  das  Datum  des  Sammeins,  1.  VII.  05,  ließe 
eher  das  Gegenteil  vermuten. 

Triops  strenuus  n.  sp. 

Fuiidiiotiz:  Zentral-Austr allen,  Hermannsburg  am  obe- 
ren Finke  River,  südlich  von  den  MacDonald  Ranges. 

Neben  seinem  soeben  beschriebenen  zierlichen  Verwandten  erscheint 
diese  Art  plump,  doch  von  kräftigem  Bau,  so  daß  der  gegebene  Name 
zutreffen  dürfte. 

Das  Senckenberg-Museum  erhielt  durch  Kauf  von  H.  Suter  in  Auck- 
land  im  Jahre  1905  eine  Triops- kvi,  die  als  Apus  australiensis  bezeichnet 
war.  Als  Fundort  ist  Zentral-Australien  angegeben.  Bei  genauerer  Unter- 
suchung zeigte  es  sich,  daß  das  vorliegende  Exemplar,  ein  $,  durchaus 
nicht  mit  der  von  Spencer  &  Hall  beschriebenen  Form  übereinstimmt, 
sondern  eine  leicht  zu  unterscheidende  neue  Art  darstellt.  Leider  war 
von  oben  genannter  Bezugsstelle  kein  weiteres  Material  zu  erhalten,  doch 
gelang  es  mir  durch  gütige  Vermittlung  des  Freiherrn  von  Leonhardi 
direkt  aus  Zentral-Australien  weitere  Exemplare  zu  beziehen,   die  in  allen 


2(54 


E.    WOT.F, 


Merkmalen  mit  den  obengenannten  übereinstimmten.  Es  waren  jedoch 
alle  Individuen  weiblichen  Geschlechts,  so  daß  eine  genaue  Definition  dieser 
Art  erst  nach  dem  Auffinden  des  S  gegeben  werden  kann. 

Von  den  8  zur  Untersuchung  gekommenen  ?  waren  2  mit  10,  6  da- 
gegen mit  11  fußlosen  Segmenten  ausgerüstet. 

Beschreibung  des  $:  Schon  in  der  Schildform  unterscheidet  es  sich 
von  den  beiden  übrigen  australischen  Vertretern  (Fig.  9).  Der  Schild 
bedeckt  weit  mehr  als  die  Hälfte  des  Körpers,  ist  also  groß  zu  nennen. 
Dadurch,  daß  er  hinten  dem  Körper  dicht  anliegt,  wird  das  Aussehen  ein 
gedrungenes.  Der  Schild  mißt  in  der  Kiellinie  16  mm,  das  Abdomen  ragt 
unter  demselben  9  mm  hervor,  die  Schwanzfäden  weisen  eine  Länge  von 
15  mm  auf,  so  daß  das  Tier  eine  Gesamtlänge  von  25,  bzw.  40  mm  besitzt. 
Die   größte   Breite   des   Schildes   betrug   14  mm.     Der  hintere  Schildaus- 


# 


Fig.  9. 


Fig.  10. 

Fig.  9.  T.  stremms  n.  sp.,  Rückenansicht 
des  $. 

Fig.  10.  T.  strcnuus  n.  sp.,  $7  Abdomen 
von  der  Ventralseite. 


schnitt  zeigt  eine  mehr  dreieckige  Form  und  weist  jcderseits  von  der 
Kiellinie  ungefähr  18  Zähnchen  auf.  Auch  die  hinteren  Seitenränder  des 
Schildes  zeigen  eine  feine  Zähnelung.  Die  beiden  auffallend  großen  nieren- 
förmigen  Augen  liegen  auf  einer  kuppclförmigcn  Erhebung.    Auf  derselben 


rhyllopoda.  9(15 

entdeckt  man  vor  den  Augen  einen  feinen  schwarzen  Strich,  den  Überrest 
des  Naupliusauges ,  hinter  denselben  liegt  das  hier  dreieckig  geformte 
Nackenorgan.  Der  Nackenwnlst  geht  ganz  langsam  in  den  scharf  hervor- 
tretenden Kiel  über.  Unter  dem  Schildrande  ragen  alle  o  Anhänge  des 
1.  Fußpaares  hervor,  allerdings  die  beiden  vorderen  nur  überaus  wenig, 
der  hintere  dagegen  so  weit,  daß  er  ^4  der  Schildlänge  erreicht.  Die 
Schalendrüse  ist  sehr  in  die  Länge  gestreckt  und  reicht  bis  in  das  hintere 
Viertel  des  Schildes. 

Das  kurze,  aber  ziemlich  breite  Abdomen  (Fig.  10)  zeigt  ungefähr  22 
vom  Schild  nicht  bedeckte  Segmente,  von  denen  jedes  Segment  eine 
Dornenreihe  aufweist,  die  sich  auch  auf  die  Bauchseite  ausdehnt.  An  den 
Rändern  der  Segmente  findet  man  auf  der  Unterseite  ebenfalls  einen  feinen 
Dorneubesatz  angedeutet.  Das  Furkalsegment  zeigt  auf  der  Oberseite  den 
gewöhnlichen  Dornenbesatz,  auf  der  Unterseite  fällt  die  reiche  dicht- 
gedrängte Bedornung  im  Gegensatz  zu  anderen  Arten  auf. 

Die  Furkalborsteu  zeigen  neben  den  feinen  Dornen  zahlreiche  Borsten, 
die  jedes  Glied  dichtgedrängt  umgeben. 

Von  der  Unterseite  betrachtet,  erblicken  wir  zuerst  das  fadenförmige 
1.  Antennenpaar,  wie  gewöhnlich  zweigliedrig  ausgebildet.  Die  ziemlich 
breite  Oberlippe  zeigt  deutlich  erhöhte  Seitenränder.  Die  übrigen  Mund- 
werkzeuge weisen  nichts  Bemerkenswertes  auf.  Auch  an  den  Fußpaaren 
kann,  außer  den  schon  oben  angeführten  Anhängen  des  1.  Fußpaares,  kein 
systematisch  verwertbarer  Unterschied  festgestellt  werden.  Die  Zahl  der 
Fußpaare  betrug  55—60,  fußlose  Segmente  wurden,  wie  schon  erwähnt, 
10—11  gezählt. 

Die  Farbe  der  Tiere  ist  das  übliche,  wohl  hauptsächlich  durch  die 
Alkoholkonservierung  hervorgerufene  Gelbbraun. 

Der  genaue  Fundort  des  ersten  Exemplares  konnte  nicht  festgestellt 
werden,  die  übrigen  Tiere  stammen  von  Hermannsburg  am  oberen  Finke 
River,  südlich  der  Mac  Donald  Ranges,  Zentral-Australien. 

Grattung  Lepiduvus. 

Die  Arten  dieser  Gattung  finden  sich  vorzugsweise  in  kälteren  Ge- 
genden, um  z.  B.  auf  der  nördlichen  Erdhälfte  nur  selten  bis  zum  Nord- 
rande Afrikas  vorzudringen,  und  hier  ihr  Auftreten  auf  die  Frühjahrs- 
monate beschränkend.  In  den  Tropen  sind  sie  überhaupt  nicht  aufzufinden. 
Das  gleiche  dürfte  für  den  australischen  Kontinent  zutreffen. 

Es  ist  sehr  schwierig,  die  verschiedenen  Arten  zu  unterscheiden,  da 
uns  hier  die  Merkmale,  welche  für  die  Bestimmung  der  TWo^s-Arten  aus- 
schlaggebend waren,  lange  nicht  in  gleicher  Deutlichkeit  und  Mannig- 
faltigkeit zur  Verfügung  stehen.     Die  Zahl   der  fußlosen  Segmente  ist  bei 


26(3  E.  Wolf, 

ein  und  derselben  Art  schwankend,  dagegen  meist  bei  den  beiden  Ge- 
schlechtern übereinstimmend,  um  jedoch  bei  keiner  Form  8  Segmente  zu 
überschreiten.  Auch  in  der  äußeren  Körperform  variieren  sie  bedeutend. 
So  ließe  sicli  nur  an  der  Hand  reichlichen  Materials  eine  genaue  und  end- 
gültige Feststellung  ermöglichen,  die  bis  jetzt  nicht  einmal  für  die  euro- 
päischen Arten,  viel  weniger  für  die  australischen  Formen  erreicht  ist. 
Die  Bearbeiter  der  australischen  Fauna,  vor  allem  Spencer  &  Hall, 
sowie  G.  0.  Sars  vertreten  in  neuerer  Zeit  die  Ansicht,  daß  die  früher 
beschriebenen  Arten  von  Australien,  bzw.  Tasmanien  und  Neu-Seeland, 
alle  auf  eine  Art  zurückzuführen  seien.  Chronologisch  geordnet  sind  bisher 
folgende  Arten  aufgestellt  worden: 

1)  von  Baird  1850  Lepidurus  viridis  aus  Tasmanien, 

2)  vom  gleichen  Autor  1866  Lepidurus  Ängasii  von  Adelaide  in  Süd- 
west-Australien, 

3)  von  Täte  1879  Lepidurus  viridulus  ebenfalls  von  Adelaide  in  Süd- 
west-Australien, 

4)  von  Thompson  1878  Lepidurus  Kirim  aus  Neuseeland. 

Sars  untersuchte  im  Jahr  1895  Material  aus  der  Nähe  von  Sydney. 
Er  bezeichnet  die  beschriebene  Form  zwar  als  Lepidurus  Äncjasii,  vertritt 
aber  die  Ansicht,  daß  diese  mit  L.  viridis  Baird  zu  identifizieren  sei. 

Mir  selbst  lagen  neben  dem  in  Südwest- Australien  gesammelten  Material 
eine  Anzahl  von  Exemplaren  vor,  die  aus  Victoria  stammen.  Das  Natur- 
historische Museum  zu  Hamburg  übergab  mir  noch  2  Exemplare  aus 
Wellington  in  Neuseeland,  welche  als  Lepidurus  Kirkii  bezeichnet  sind, 
ferner  5  Exemplare  von  Lepidurus  viridis  von  Adelaide  und  3  Exemplare 
derselben  Art  aus  Victoria,  Die  l)eiden  Exemplai-e  aus  Neu-Seeland  sind 
leider  nicht  so  gut  erhalten,  daß  sie  zu  einer  eingehenden  Untersuchung 
hätten  Verwendung  finden  können ,  aber  schon  der  Umstand ,  daß  das 
kleinere  Exemplar  dieser  beiden  $  sieben  fußlose  Segmente  aufweist,  sowie 
kleine  Abweichungen  in  der  Bedornung  des  Schildrandes  und  des  Ab- 
domens, wie  auch  in  der  Form  der  1.  Antennen  und  der  Mundwerkzeuge 
legen  die  Vermutung  nahe,  daß  diese  Art,  Lepidurus  Kirkii,  doch  aufrecht 
zu  erhalten  wäre,  während  das  Studium  aller  australischen  Exemplare  aus 
ganz  verschiedenen  Fundorten  keinen  Anhaltspunkt  dafür  gegeben  hat, 
daß  auch  unter  ihnen  eine  Artentrennung  vorgenommen  werden  müßte, 
obwohl  sich  gegenübei'  den  mir  zur  Verfügung  stehenden  Beschreibungen, 
als  auch  zwischen  den  Exemplaren  aus  so  weit  voneinandei'  entfernten 
Fundorten  doch  solch  wesentliche  Unterschiede  ergaben,  daß  ich  es  für 
angebracht  halte,  dieselben  als  verschiedene  Varietäten  auizufüliicii. 


rhyllopoda. 


267 


JOepiduftis  viridis  Baird  var.  elongntus  ii.  var. 

Fuiidnotiz :    Stat.  159,  Broome  Hill,  Süßwasserbach;  25.  VIII.  05. 

Die  lauggestreckte  Gestalt  des  Schildes,  welcher  den  ganzen  Körper 
bedeckt,  veranlaßte  mich  zu  vorliegender  Benennung.  Das  Material  bestand 
aus  6  ?,  von  denen  jedes  5  fußlose  Segmente  aufwies.  In  diesem  sonst 
ausschlaggebenden  Punkte  unterscheidet  sich  also  diese  Varietät  keineswegs 
von  der  typischen  Form  der  Art,  dagegen  verleiht  ihr  der  große  Schild, 
welcher  selbst  das  Furkalsegment  noch  Ijedeckt,  einen  vollständig  ab- 
weichenden Habitus.  Dieses  Bild  zeigten  jedoch  nicht  nur  einzelne  Indi- 
viduen, wie  dies  von  Sars  angegeben  wird,  sondern  bei  sämtlichen  Exem- 
plaren war  der  Schild  in  dieser  außerordentlich  umfangreichen  Weise 
ausgebildet. 

Beschreibung  des  ?:  Das  größte  Exemplar  wies  eine  Schildlänge  von 
26  mm  auf.  Der  Schild  zeigte  an  den  konservierten  Exemplaren  eine  sehr 
hochgewölbte  Form,  so  daß  die  größte  Breite 
nur  14  mm  beträgt.  Die  Furkalfäden  haben 
eine  Länge  von  26  mm,  so  daß  die  Gesamtlänge 
mit  40  mm  anzugeben  ist.  An  der  hinteren  Ein- 
buchtung des  Schildes  ragt  das  Ende  des  Mittel- 
kiels soweit  nach  hinten,  wie  die  spitz  ausge- 
zogenen Ecken  des  seitlichen  Randes,  so  daß 
auf  diese  Weise  zwei  mit  scharfer  Spitze  an- 
einanderstoßende Flachbögen  entstehen.  Jeder 
derselben  trägt  ungefähr  20  feine  Dornen.  Auf 
der  vorderen  Partie  des  Schildes  zeigt  sich  die 
scharf  abgegrenzte,  etwas  hervorgewölbte  Augen- 
gruppe. Die  Augen  selbst  sind  von  nierenför- 
miger  Gestalt  und  in  ihrer  hinteren  Partie  zu 
einer  deutlichen,  nach  innen  gerichteten  Spitze 
ausgezogen.  Die  Längsachsen  der  Augen  laufen 
nahezu  parallel.  Das  Nackenorgau  liegt  hinter  dem 
Augenpaar   und  zeigt  eine  länglich-ovale  Form. 

Der  Nackenwulst  weicht  nur  unwesentlich 
von  der  üblichen  Form  ab,  stimmt  aber  nicht 
mit  der  von  Sars  gegebenen  Zeichnung  überein. 
An  ihn  schließt  sich  die  zuerst  kaum  hervor- 
tretende Kiellinie  an,  die  jedoch  im  letzten  Viertel 

deutlich  und  scharf  ausgebildet  ist.  .... 

^  ,    ,       ,            .       ,  ,                  Fig.  11.  L.  viridis  Baird 
Von  der  Schalendrüse  ist  kaum  etwas  wahr-      ^^,    „    dongatus,  Rücken- 
zunehmen, ansieht  des  §. 


268 


E.  WohF, 


Betrachten  wir  das  Tier  von  der  Bauchseite,  so  fallen  uns  zuerst  die 
die  schroffe  Stirnkante  überragenden,  zweigliedrigen  1.  Antennen  in  die 
Augen.  Die  zwischen  ihnen  sich  ansetzende  Oberlipiie  weist  an  den  Seiten- 
rändern eine  schmale,  aber  deutlich  hervorspringende  Leiste  auf,  die  sich 
am  Hinterrande  bedeutend  verbreitert.  Die  kräftigen  Mandibeln  zeigen 
an  ihrer  Kaufläche  8  nebeneinanderliegende,  nach  innen  rasch  an  Größe 
abnehmende,  in  3  oder  2  Spitzen  auslaufende  Zähne. 

Die  Anhänge  des  1.  Beinpaares  überragen 
nur  wenig  den  Schildrand.  Bei  den  übrigen 
Fußpaaren  konnte  kein  Unterschied  gegenüber 
den  Angaben  früherer  Autoren  konstatiert  werden. 
An  den  einzelnen  Segmenten  des  Abdomens 
tinden  wir  sowohl  auf  der  Bauch-  als  auf  der 
Bückenseite  eine  nur  spärliche  Bedornung.  Das 
Furkalsegment  zeigt  keine  Besonderheiten.  Die 
Schwanzklappe  ist  schmal,  langgestreckt,  in  der 
vorderen  Hälfte  etwas  eingeschnürt,  um,  nachdem 
sie  die  größte  Breite  erreicht  hat,  rasch  in  eine 
ziemlich  scharfe  Spitze  auszulaufen.  Auf  der 
Dorsalseite  stehen  auf  einer  deutlich  hervor- 
ragenden Leiste  eine  größere  Anzahl  von  Dornen. 
Die  Schwanzfäden  sind  mit  feinen  Härchen  dicht 
besetzt. 

Wie  bei  den  meisten  Lepidurus- Arten  zeigte 
auch  dieses  Material  eine  fleckige,  blaugrüne  Farbe 
die  nach  Angabe  des  Sammlers  am  lebenden 
Tiere  gleichartig,  nur  ein  wenig  dunkler  war. 

Die  6  erwähnten  $  entstammen  einem  Süß- 
wassertümpel bei  Broome-Hill  und  wurden  am 
Während  sich  in  den  anderen  Fundorten  immer 
noch  ein  zweiter  Branchiopode  vorfand,  scheint  sich  diese  Art  hier  nur 
allein  aufgehalten  zu  haben. 


Fig.  12.  L.  viridis  Baird 
var.  n.  elongatus,  Abdomen 
des  5  von  der  Unterseite. 

25.  August  gesammelt. 


Lepidurus  viridis  Baird  rar.  sHosus  ii.  var. 

Fuiidiiotiz:  Coli.  Naturh.  Mus.  Wiesbaden,  Victoria,  Jeparit; 
1909.  Coli.  Naturh.  Mus.  Hamburg,  Süd- Aus  trauen,  Adelaide, 
A.  ZiETz  leg. 

Die  Schwanzfäden  dieser  Form  sind  mit  langen  Börstchen  noch  viel 
zahlreicher  besetzt,  als  dies  bei  der  vorhergehenden  der  Fall  war,  weshalb 
dieses  Merkmal  zur  Benennung  herangezogen  wurde.  Auch  hier  standen 
G  Exemplare   für  die  Untersuchung  zur  Verfügung.     Auttallenderweisc  be- 


Phyllopoda. 


2G9 


fanden  sich  unter  ihnen  2  <i-  Beide  Geschlechter  wiesen  in  allen  Exem- 
plaren 6  fußlose  Segmente  auf,  und  unterscheiden  sich  hierdurch  von  der 
typischen  Form  des  L.  viridis.  Das  Ilabitusbild  stimmt  im  übrigen  jedoch 
auffallend  mit  dem  von  Sars  gegebenen  überein,  nur  daß  der  Schild  bis 
zu  12  Segmente  unbedeckt  läßt. 

Beschreibung  des  $:  Die  Länge  des  Schildes  beträgt  in  der  Kiellinie 
21  mm,  das  darunter  hervorragende  Abdomen  mißt  11  mm,  Länge  der 
Schwanzklappe  o  mm,  der  Furkalfäden 
19  mm,  somit  Gesamtlänge  29  mm,  oder 
bei   Einrechnung  der   letzteren   48  mm. 

Es  sollen  hier  nur  noch  die  wesent- 
lichen Unterschiede  gegenüber  der  vor- 
hergehenden Form  erwähnt  werden.  Der 
Schild  ist  verhältnismäßig  viel  kürzer, 
der  hintere  Ausschnitt  nahezu  halbkreis- 
förmig gestaltet.  Die  Längsachsen  der 
Augen  laufen  in  einem  spitzen  Winkel 
nach  vorne  zu.  Hinten  breit  abgerundet, 
zeigen  sie  vorne  eine  bedeutende  Ver- 
schmälerung.  Die  Spitzen  derselben  sind 
nur  durch  den  schlitzförmigen  Rest  des 
früheren  Naupliusauges  getrennt.  Das 
Nackenorgan,  noch  etwas  zwischen  die 
Augen  hineinragend,  ist  von  kreisrunder 
Gestalt. 

Der  Nackenwulst  ist  namentlich  in 
den  Seitenpartien  von  demjenigen  der  vor- 
erwähnten Varietät  verschieden,  stimmt 
aber  nahezu  mit  der  Zeichnung  von  Sars 
übereiu. 

Das  Abdomen  zeigt  eine  kräftige 
Bedornung.  Die  Form  der  Schwanz- 
klappe nähert  sich  auch  viel  mehr  der- 
jenigen der  typischen  Form  von  L.  viridis. 
Die  starke  Behaai'ung  der  Schwanzfäden 
wurde  schon  erwähnt.  Die  Anhänge  des 
1.  Fußpaares  sind  bedeutend  länger  als  bei  der 
am  besten  aus  den  Abbildungen  zu  ersehen  ist. 

Beschreibung  des  d':  Das  S  weicht  weder  in  der  äußeren  Gestalt, 
noch  in  der  Zahl  der  fußlosen  Segmente  von  dem  $  ab.  Die  genauere 
Untersuchung,    namentlich    in    bezug    auf   den   Bau    der   einzelnen    Fuß- 


Fig.  13.     L.  riridis  Baird  var.  n. 
setostis,  Rückenansicht  des  5- 


vorerwähnten  Form,    was 


270  ^-  Wolf, 

l)aare  mußte  unterbleiben,  da  ich  über  das  Material  nicht  frei  verfügen 
konnte. 

Die  Farbe  aller  Tiere  ist  das  schon  bei  der  vorhergehenden  Art  er- 
wähnte fleckige  Blaugrün.  Das  Material  wurde  1909  bei  Jeparit  in  Victoria 
gesammelt  und  gehört  dem  Naturhistorischen  Museum  in  Wiesbaden.  Mit 
ihm  vergesellschaftet  waren  eine  Cycicus-  {Estheria-)  und  eine  Lynceus- Art. 
Hierher  gehören  auch  die  schon  erwähnten  Exemplare  des  Naturhistorischen 
Museums  in  Hamburg  aus  Adelaide. 

Was  die  Ansicht  von  Spencer  &  Hall  anbelangt,  daß  die  australische 
Form  von  Lepidurus  mit  der  europäischen  übereinstimmen  dürfte,  so  muß 
hier  erwähnt  werden,  daß  dies  nicht  zutreffend  ist.  Auch  sie  variiert 
außerordentlich,  aber  immer  lassen  sich  beide  Arten  leicht  auseinander- 
halten. 

Conchostraca. 

Farn.  Limnadndae, 
Grenus  Euliwinadia  Packard  1874. 

Australien  ist  verhältnismäßig  reich  an  Conchostraca,  so  daß  die  einzige 
aufgefundene  Form  wohl  nicht  die  alleinige  Vertreterin  in  West-Australien 
darstellen  dürfte.  Ohne  Zweifel  liegt  aber  mit  ihr  eine  neue  Art  vor, 
wenn  sie  auch  große  Ähnlichkeit  mit  zwei  schon  beschriebenen  Arten  auf- 
weist. Einesteils  handelt  es  sich  um  Paralimnadia  stanleyana  (King)  1855, 
die  von  Claus  1872  neu  untersucht  und  auch  1895  von  G.  0.  Sars  genau 
beschrieben  wurde.  Der  gesamte  Körperbau,  namentlich  die  Form  der 
(ireiffüße  beim  d,  zeigen  mit  ihr  weitgehende  Übereinstimmung.  Die 
Schale  dagegen  erinnert  sehr  an  diejenige  von  Eulimnadia  DaJiU.  Sie 
stellt  somit  eine  Mittelform  dar,  woraus  hervorgeht,  daß  das  Genus  Para- 
limnadia nur  noch  auf  seinen  abweichenden  Schalenbau  begründet  werden 
könnte. 

Eulimnadia  badia  n.  sp. 

Fuiidnotiz:  Stat.  96,  Boor abbin,  flacher  Regen wassertümpel  auf 
kahler  Granitgruppe;  3.  VII.  05. 

Die  Schale  weist  mit  Ausnahme  des  Unterrandes  eine  schöne  kastanien- 
braune Färbung  auf,  was  zu  der  Benennung  Veranlassung  gab.  Die 
Färbung  dieser  konservierten  Stücke  weicht  nach  Angabe  des  Sammlers 
nicht  merklich  von  der  der  lebenden  Tiere  ab.  Die  geringe  Zahl  der  An- 
wachsstreifen bei  verhältnismäßig  großen  Tieren  veranlaßte  vor  allem  die 
Einreibung  in  die  Gattung  Eulimnadia.  Hervorzuheben  wäre,  daß  die 
Schalendrüse  immer  innerhalb  des  ersten  Anwachsstreifens  gelegen  ist. 


Phyllopoda. 


271 


Beschreibung  des  $:  Die  Schale  des  $  (Fig.  14)  war  immer  etwas 
kleiner  als  die  des  d.  Bei  einer  Höhe  von  6  mm  erreichte  sie  eine  Länge 
von  9  mm.  Der  obere  Schalenrand  ist  ziemlich  stark  gewölbt  und  vom 
Vorder-  und  Hinterrand  durch  eine  deutliche  Ecke  geschieden.  Ersterer 
führt  nahezu  in  rechtem  Winkel  nach  abwärts,  letzterer  verläßt  den  oberen 
Rand  in  einem  stumpfen  Winkel,  beide  Seitenränder  gehen  unmerklich  in 
den  gleichmäßig  gekrümmten  ünterrand  über.  An  den  Schalen  konnten 
nie  mehr  als  5  Anwachsstreifen  beobachtet  werden.  Kalkablagerungen 
waren  nie  in  der  Schale  vorhanden,  so  daß  nur  von  einer  pergamentartigen 
Beschaffenheit  gesprochen  werden  kann.  Das  dunkle  Braun  des  oberen 
Teiles  geht  am  Unterrande  in  ein  durchsichtiges  Gelb  über.  Der  höchste 
Punkt  der  Schale  ist  ungefähr  in  der  Mitte  des  Oberrandes  gelegen.  Das 
organische  Gewebe  der  Schale  besteht  aus  einer  Menge  kleiner  reich- 
verzweigter  Zellen ,  die  große  Ähnlichkeit  mit  Kuochenzellen  aufweisen. 
Es  dürfte  jedoch  ratsam  sein,  auf  dieses  Merkmal  nicht  den  großen  Wert 
zu  legen,  wie  dies  früher  häufig  geschehen  ist,  da  je  nach  der  Konser- 
vierungsweise hier  verschiedene  Bilder  entstehen  können.    In  der  Schalen - 


Fig.  14.  Fig.  15. 

Fig.  14.    Eul.  badia  n.  sp.,  Schale  des  5- 

Fig.  15.    Eul.  badia  n.  sp.,  Kopf  des  5  von  der  Seite. 

Fig.  16.     Eul.  badia  n.  sp.,  Kopf  des  5  von  vorne. 

drüse  bemerkt  man  eine  große  Zahl  elliptischer  Zellen 
mit  großem  rundlichen  Kern.  Die  Ränder  dieser 
Drüse  sind  scharf  gezackt. 

Der  Kopf  (Fig.  15  u.  16)  zeigt  nahezu  viereckige 
Gestalt,  mit  sehr  stumpfem  Schnabel.  Von  der  Seite 
betrachtet  sieht  man  vor  dem  Nackenorgan  eine  leichte 
Einsenkung.  Die;  Nackenfurche  ist  ziemlich  seicht. 
Am  Vorderrande  springt  die  Gegend  des  Auges  als 
stumpfer  Höcker  vor.  Auch  der  Schnabel  bildet 
einen  stumpfen  Winkel  mit  leicht  abgerundeter  Spitze.  An  ihn  schließt 
sich  als  Unterrand  die  große  Unterlippe  an,  welche  in  ihrem  hinteren  Teile 


272  ^-  Wolf, 

in  ein  oberes  stumpfes  und  in  ein  unteres  spitzes  Ende  gespalten  ist.  Die 
Oberseite  des  Kopfes  stellt  zwischen  Nackenfurche  und  Auge  eine  nahezu 
quadratische  Fläche  dar,  dei-  vordere  Teil  des  Kopfes,  der  Schnabel,  spitzt 
sich  langsam,  aber  gleichmäßig  zu. 

Das  Auge  erscheint  bei  seitlicher  Betrachtung  als  ein  kreisrunder, 
tiefschwarzer  Fleck,  von  oben  gesehen  kann  man  erkennen,  daß  die  beiden 
Augen  zusammengeflossen  sind  und  nur  in  der  Medianlinie  eine  leichte 
Einkerbung  aufweisen.  Das  Nebenauge  hat  Dreiecksform  und  zieht  sich 
nach  oben  in  eine  lange  Spitze  aus.  Von  oben  betrachtet  erscheint  es  in 
der  Form  einer  Keule,  von  welcher  der  schmale  Teil  dem  Hauptauge  zu- 
gekehrt ist. 

Das  Nackenorgan  ist  von  birnförmiger  Gestalt,  oben  jedoch  etwas 
abgestutzt.  Auf  dem  Augenhöcker  scheint  ein  Kanal  auf  einer  kleinen 
Erhebung  auszumünden,  der  zum  Auge  hinzieht. 

Die  ersten  Antennen  des  9  sind  lange  nicht  so  kräftig  ausgebildet  wie 
beim  S.  An  eine  zweigliedrige  Basis  schließen  sich  fünf,  nach  vorn  an 
Größe  zunehmende  Segmente  an,  von  denen  jedes  an  seiner  oberen  Kante 
leicht  vorgewölbt  und  mit  zahlreichen  Sinnesdornen  besetzt  ist. 

Die  zweiten  Antennen  erreichen  nahezu  die  halbe  Körperlänge.  Der 
kräftige  Basalteil  zeigt  am  Oberrande  7—9  eng  aneinanderliegende  Ein- 
kerbungen. Die  dazwischen  liegenden  Höcker  weisen  namentlich  in  ihrem 
vorderen  Teile  reichen  Borstenbesatz  auf.  Hieran  schließen  sich  zwei 
zehn-  bis  zwölfgliedrige  Äste  an,  die  namentlich  an  ihrer  Unterseite  zahl- 
reiche, lange  Borsten  tragen. 

Von  den  Mundwerkzeugen  ist  nichts  Besonderes  liervorzuheben. 

Von  Füßen  konnten  20  Paare  konstatiert  werden.  Sie  unterscheiden 
sich  nur  unwesentlich  von  denjenigen  der  uächstverwandten  Formen,  doch 
soll  die  Größe  des  Epipoditen,  also  des  Kiemenblättchens  und  dessen 
namentlich  auch  im  oberen  Teile  abgerundete  Form  gegenüber  dem  gleichen 
Bestandteil  der   beiden   früher  erwähnten  Formen  hervorgehoben   werden. 

Die  Bedornung  des  Rückens  erstreckt  sich  nur  auf  die  hintere  Körper- 
hälfte. Bei  den  letzten  Segmenten  kann  man  je  3  nebeneinanderstehende 
kräftige  Dornen  unterscheiden,  die  bei  den  weiter  vorn  liegenden  durch 
eine  etwas  größere  Anzahl  von  langen  Haaren  ersetzt  sind. 

Die  Bewehrung  des  Abdomens  (Fig.  17)  beginnt,  wenn  wir  die  Be- 
trachtung dieses  gespaltenen  Endabschnittes  auf  die  eine  Hälfte  beschränken 
mit  einem  langen,  kräftigen  Stachel,  auf  ihn  folgen  sechs  abwechselnd 
etwas  größere  und  kleinere  Stacheln,  die  aber  nie  die  Länge  und  Stärke 
des  ersten  erreichen.  Zwischen  dem  zweiten  und  dritten  stehen  auf  einem 
kleinen  Höcker  die  beiden  Schwanzfäden.  Den  Abschluß  der  erwähnten 
Stachelreihe  bildet  ein  den  ersten  um  das  Dreifache  an  Länge  überragender 


l'hylloitoda. 


27; 


Dorn.  An  der  unteren  Ecke  des  Abdomens  inserieren  die  beiden  so- 
genannten Schwanzklauen,  von  denen  jede  wieder  die  doppelte  Länge  des 
letztgenannten  Domes  aufweist.  Am  Basalteil  dieser  Schwanzklanen  fehlen 
die  sonst  dort  auftretenden  langen  Borsten,  nur  am  Ende  des  ersten  Drittels 
ist  ein  einzelner  kleiner  Sinnesdorn  wahrzunehmen.  Der  obere  Rand  des 
letzten  Drittels  ist  von  äußei'st  feinen,  kurzen  Härchen  besetzt. 


Fig.  18. 


17.  Fig.  19. 

Fig.  17.  Eid.  hadia  n.  sp.,  Abdomen  des  4.^  von  der  Seite. 

Fig.  18.  Eid.  badia  n.  sp.,  Ei. 

Fig.  19.  Eid.  badia  n.  sp.,  Schale  des  J. 


Die  Eier  (Fig.  18)  zeigen  eine  sehr  auffallende  Gestalt.  Die  äußere, 
ziemlich  dicke  Hülle  ist  mit  zahlreichen  Stacheln  bewehrt,  welche  wohl  das 
Festhaften  am  Gefieder  von  Wasservögeln,  ja  selbst  an  deren  Füßen  er- 
möglichen. 

Beschreibung  des  6  :  Die  männlichen  Exemplare  waren  auffallender- 
weise größer  und  auch  zahlreicher  als  die  Weibchen. 

Die  Schale  der  i  (Fig.  19)  erreicht  eine  Länge  von  10  mm  bei  einer 
Höhe  von  6  mm,  ist  also  im  Vergleich  zu  der  des  ?  mehr  in  die  Länge 
gestreckt.  Der  obere  Schalenrand  ist  viel  flacher  als  beim  $.  Die  höchste 
Erhebung  liegt  hier  an  der  Grenze  des  vorderen  Drittels.  Der  Übergang 
in  den  unteren  Rand,  bzw.  in  die  Seitenränder,  ist  hier  durch  eine  noch 
viel  schärfere  Ecke  ausgeprägt.  Auch  beim  6  sind  nur  5  Anwachsstreifen 
zu  konstatieren. 

Der  Kopf  (Fig.  20  u.  21)  zeigt  sich,  von  der  Seite  betrachtet,  in 
seinem  vorderen  Teile,  also  dem  Schnabel,  länger  und  spitzer  ausgezogen 
als  beim  anderen  Geschlecht.  Das  gleiche  läßt  sich  bei  der  Betrachtung 
von  oben  konstatieren.  Abweichungen  in  der  Gestalt  des  Nebenauges 
scheinen  individuell  zu  sein.  Die  Nackenfurche  ist  noch  weniger  ausgeprägt 
als  beim  ?. 


Die  Fauna  Südwest- Austr 


18 


274 


E.  Wolf, 


Die  ersten  Antennen  (Fig.  22)  sind  länger  als  beim  $  und  weisen 
6 — 7  deutliche  Höcker  mit  zahlreichen  Sinneshaaren  auf. 

Die  zweiten  Antennen  (Fig.  23)  zeigen  in  ihren  beiden  Ästen  je  12 
Glieder. 

Von  den  Mundwerkzeugen  ist  nichts  Besonderes  zu  erwähnen. 

Die  Bedornung  des  langgestreckten  Körpers  ist  auf  dem  Rücken  die 
gleiche  wie  beim  $. 


Fig.  20. 


Fig.  22. 


Fig.  21. 


Fig.  23. 

Fig.  20.  Eid.  badia  n.  sp.,  Kopf  des  J  von  der  Seite. 

Fig.  21.  EhI.  bcidia  n.  sp.,  Kopf  des  ^  von  vorne. 

Fig.  22.  Eid.  badia  n.  sp.,  ].  Antenne  des  J. 

Fig.  23.  Eni.  badui  u.  sp.,  2.  Antenne  des  (J. 

Fig.  24.  Etil,  badia  n.  sp.,  Greiffuß  des  (J- 


Auch  die  Bewehrung  des  Abdomens  zeigt  keine  abweichenden  Ver- 
hältnisse, nur  bei  den  Schwanzklauen  scheinen  sowohl  der  Sinnesdorn  ah 
auch  die  kin/eii  Iliirchoii  zu  fehlen. 


Phyllopoda.  275 

Beim  S  konnten  ebenfalls  20  Fiiß]);i;ii-e  konstatiert  werden.  Die  beiden 
ersten  Paare  sind  wie  bei  allen  Limnadiiden  in  dreiforgane  umgewandelt 
(Fig.  24),  die  zum  Festhalten  an  der  Schale  des  $  bei  der  Kopulation 
dienen.  Der  kräftige,  durch  starke  Muskeln  bewegliche  Klammerhaken 
trägt  an  seinem  Ende,  welches  mit  zahlreichen,  kleinen  Gruben  bedeckt 
ist,  eine  kleine,  gestielte  Haftscheibe.  Der  grifielförmige  Anhang  ist  hier 
ungewöhnlich  lang,  so  daß  er  über  das  Ende  des  Klammerhakens  hinaus- 
ragt. Er  ist  zweigliedrig  mit  einer  undeutlichen  dritten  Einschnürung, 
und  an  seinem  Ende  mit  feinen  Härchen  besetzt.  Beim  ersten  Fußi)aar 
ist  er  gegen  das  Ende  zu  etwas  verbreitert.  Das  Polsterglied  trägt  eine 
Anzahl  längerer  Borsten,  sowie  viele  grilfelförmige,  kurze  Stifte,  welche 
in  die  Gruben  des  Klammerhakens  zu  passen  scheinen.  An  der  Basis  des 
Polstergliedes  findet  sich  am  Außenrande  ein  weit  vorspringender,  etwas 
einwärts  gebogener  Fortsatz,  der  spitz  zuläuft  und  nahezu  dem  Polsterglied 
an  Länge  gleichkommt.  Er  ist  hier  in  einer  Stärke  ausgebildet,  wie  er 
sonst  in  dieser  Größe  wohl  bei  keiner  Art  anzutrelfen  ist.  Der  zweite 
Greiffuß  zeigt  kaum  abweichende  Verhältnisse.  Vergleichen  wir  diese  Fest- 
stellungen mit  den  von  Sars  gegebenen  Zeichnungen  des  gleichartigen 
Organs  bei  den  beiden  Vergleichsformen,  so  kann  an  der  Verschieden- 
artigkeit dieser  drei  kein  Zweifel  obwalten.  Die  übrigen  Beinpaare  zeigen 
mit  Ausnahme  des  7.  und  8.  Fußes,  die  beim  ?  den  bekannten  Fortsatz 
zum  Anheften  der  Eier  tragen,  keine  Unterschiede  gegenüber  den  weib- 
lichen. 

Die  Tiere  wurden  in  zahlreichen  Exemplaren  in  einem  Regenwasser- 
tümpel bei  Boorabbin  in  Südwest-Australien  am  3.  VII.  05  gefangen.  Der- 
selbe befand  sich  hoch  oben  auf  der  Kuppe  eines  kahlen,  nur  von  einer 
dünnen  Flechtenkruste  bedeckten  Granithügels.  Neben  Planarien,  Cope- 
poden,  Cladoceren  und  Ostracoden  war  Branchinella  longirostris  mit  ihnen 
vergesellschaftet. 


18* 


276  E.  Wolf,  Phyllopoda. 


Literaturverzeichnis. 

(Chronologisch  geordnet.) 

1850.    Baird,  W.,   Description  of  several  new  species  of  Entoraostraca.    Proc.  Zool.  Soc. 

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Soc.  London,  p.  231,  tab.  63. 

1860.  Baird,  W.,  Description  of  a  new  Entomostracous  Crustacean  belonging  to  the  order 
Phyllopoda,  from  South  Australia.    Proc.  Zool.  Soc.  London,  p.  392,  tab.  72. 

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Soc.  London,  p.  122,  tab.  12,  fig.  1. 

1872.  Claus,  C.  ,  Ueber  den  Körperbau  einer  australischen  Limnadia  und  über  das 
Männchen  derselben.     Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.,  XXII,  p.  355,  tab.  29  und  30. 

187().  Richters,  F.,  Branchipus  anstraliensis  nov.  spec.  Journ.  des  Museums  Godeffroy, 
XII,  p.  43  und  44,  tab.  3. 

1878.    Thomson,  G.  M.,  Trans,  of  New  Zealand  Inst.,  XI,  p.  260,  tab.  2,  fig.  E.  4  und  5. 

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1885/86.  Brady,  G.  St.,  Notes  on  Entomostraca  collected  by  Mr.  Haly  in  Ceylon.  Journ. 
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1895.    Spencer  &  Hall,  Victorian  Naturalist,  XI,  p.  161. 

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Naturvid.,  Christiania,  XVII. 

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1896.  SARS,  G.  O.,  Development  of  Estheria  Packardi.  Arch.  f.  Math,  og  Naturvid., 
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Math,  og  Naturvid.,  Christiania,  XVIII. 

1896/97.  SARS,  G.  O.,  ün  some  West  Australian  Entomostraca,  Arch.  f.  Math,  og  Natur- 
vid., Christiania,  XIX,  p.  5—12,  tab.  1  und  2. 

1903.  Sayce,  O.  A.,  The  Phyllopoda  of  Australia,  including  descriptions  of  some  new 
genera  and   species.    Proc.  Roy.  Soc.  Victoria,  XV,  p.  224-261,   tab.  27—36. 


Die 

Fauna  Südwest-Australiens. 

Ergebnisse  der  Hamburger 
Südwest-australischen  Forschungsreise  1905 

herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  W.  Michaelsen  und  Dr.  R.  Hartmeyer. 
=^1^  Band  IIl,  Lieferung  10.  ^^=: 

Tetraxonida 

2.  Teil 


Dr.  Ernst  Hentschel 

(Hamburg). 

Mit  54  Abbildungen  im  Text. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 
1911. 


Alle  Rechte  vorbehalten. 


In  diesem  zweiten  Teile  meiner  Bearbeitnng  der  Tetraxonida  Südwest- 
Australiens  behandle  ich  einen  Teil  der  von  mir  Sigmatotetraxonida  ge- 
nannten Unterordnung,  nämlich  die  Sigmatophora  und  die  Desmacidonidae. 
Es  wurde  bei  der  Untersuchung  außer  dem  reichen  Material  der  Hamburger 
Südwest-australischen  Expedition  eine  andere  dem  Hamburger  Museum 
gehörige  Sammlung  mit  bearbeitet,  die  angeblich  von  einer  Mrs.  Bunbury 
vor  langer  Zeit  dem  Museum  geschenkt  worden  ist.  Sie  enthält  aus- 
schließlich getrocknete,  augenscheinlich  vom  Meere  ausgeworfene  und  an 
der  Küste  aufgesammelte  Schwämme,  die  teils  von  Port  Darwin,  größten- 
teils aus  der  Geographica!  Bay  stammen.  Nur  die  letzteren  wurden  als 
in  das  Expeditionsgebiet  fallend  mit  berücksichtigt.  Was  die  Herkunft 
dieser  Sammlung  betrifft,  so  ist  es  nicht  unmöglich,  daß  der  Name 
„Mrs.  Bunbury"  durch  ein  Versehen  entstanden  ist,  daß  nämlich  irrtümlich 
der  Name  der  Stadt  Bunbury  an  der  Geographica!  Bay  in  einen  Personen- 
namen umgewandelt  worden  ist.  Ich  bezeichne  deswegen  die  betreffenden 
Schwämme  nur  durch  den  Zusatz  „Bunbury-Sammlung". 

Ueber  die  hier  zu  behandelnden  Spongiengruppen  existiert  eine  ziemlich 
umfangreiche,  die  australischen  Küsten  betreffende  Literatur,  welche  wir 
hauptsächlich  Carter,  von  Lendenfeld,  Dendy  und  Whitelegge 
verdanken.  Leider  sind  die  betreffenden  Arbeiten  zum  größten  Teil  nicht 
mit  Abbildungen  der  Spicula  ausgestattet,  und  auch  andere  Umstände 
erschweren  ihre  Benutzung  sehr.  Manche  Mängel  sind  darauf  zurück- 
zuführen, daß  die  Arten  nach  trockenen,  von  der  Brandung  auf  den  Strand 
geworfenen  Schwämmen  beschrieben  wurden,  die  nicht  mehr  gut  erhalten 
waren.  Solche  ausgeworfenen  Schwämme  sind  in  den  meisten  Fällen  noch 
sicher  zu  bestimmen,  wenn  die  Art  bereits  gut  bekannt  ist,  doch  habe  ich 
es  —  wenige  Fälle  ausgenommen  —  vermieden,  nach  derartigem  Material 
neue  Arten  aufzustellen. 

Bei  der  Darstellung  dei'  einzelnen  Arten  der  Desmacidunidae  habe  ich 
mich  nach  dem  Vorbilde  Lundbecks  um  eine  möglichst  genaue  Beschrei- 
bung und  Abbildung  der  Chelae  und  Ancorae  bemüht.    Dabei  schließe  ich 


280  Ernst  Hentschel, 

mich  in  der  Terminologie  an  Lundbeck  (U)Oö.  p.  2ff.)  an.  Für  die  beiden 
Flügel  (Alae)  mit  Einschhiß  des  dazwischen  liegenden  Schaftstücke.s  wende 
ich  den  Namen  „Flügelscheibe"  an.  Bei  der  Beschreibung  dieser  Mikro- 
sklere  sind  im  allgemeinen  folgende  Punkte  berücksichtigt  worden :  der 
Krümmungsgrad  und  zuweilen  die  Krümmungsweise  des  Schaftes;  das 
Längenverhältnis  der  Flügelscheibe  zum  Schaft,  bei  den  Isochelae  arcuatae 
gewöhnlich  auch  die  Tiefe  der  Ausschnitte  am  unteren  (nach  der  Mitte  der 
Chele  zugekehrten)  Rande  der  Flügel;  die  Länge  und  Breite  des  Zahnes 
im  Verhältnis  zu  den  entsprechenden  Maßen  der  Flügelscheibe;  seine 
Richtung  zum  Schaft;  die  Länge  des  Tuberculums  im  Verhältnis  zum 
Schaft  oder  zur  Flügelscheibe;  die  Länge,  die  Breite  und  der  „Zahn- 
abstand" des  Spiculums  in  f.i.  Unter  Zahnabstand  verstehe  ich  bei  den 
Isochelae  und  Isancorae  den  Abstand  der  Verbindungslinie  der  Enden  der 
Zähne  (bzw.  Mittelzähne),  bei  den  Anisochelae  und  Anisancorae  den  Ab- 
stand des  Endes  des  größeren  Zahnes  vom  Schaft,  oder  genauer  von  der 
parallel  zur  Hauptachse  an  die  Rückseite  des  Schafts  gezogenen  Tangente. 
Es  ist  damit  also  der  Querdurchmesser  bei  seitlicher  Ansicht  gemeint. 
Bei  der  oben  erwähnten  Angabe  über  die  Richtung  der  Zähne  im  Ver- 
hältnis zum  Schaft  kommen  für  Isochelae  und  Isancorae  zwei  Haupt- 
stellungen besonders  häufig  vor.  Die  eine,  bei  der  die  Zähne  von  der 
Seite  gesehen  auf  einem  Bogen  zu  liegen  scheinen,  der  dem  von  dem 
Schaft  gebildeten  Bogen  symmetrisch  liegt;  die  andere,  bei  der  die  Zähne 
von  der  Seite  gesehen  in  einer  die  beiden  Schaftenden  verbindenden  ge- 
raden Linie  liegen.  Letztere  Stellung  kommt  besonders  bei  stärker  ge- 
krümmtem, erstere  bei  schwächer  gekrümmtem  Schaft  vor.  Die  obigen 
Angaben  über  die  Chelae  und  Ancorae  habe  ich  nur  in  den  Fällen  noch 
durch  eingehendere  Beschreibung  vermehrt,  wo  ich  sehr  ungewöhnliche 
Formen  dieser  interessanten  Skelettkörper  vorfand. 

Bei  der  Beschreibung  der  Skelettanordnung  habe  ich  mich  wiederholt 
des  Ausdruckes  „leiterförmig"  bedient.  Darunter  verstehe  ich  ein  Skelett, 
das  aus  senkrecht  zur  Oberfläche  aufsteigenden  Hauptfasern,  und  senkrecht 
dazu  meist  in  regelmäßigen  Abständen  stehenden  Nebenfasern  besteht,  wie 
es  z.  B.  bei  Clathria  typica  (Gart.)  vorkommt. 

In  bezug  auf  das  System  sei  bemerkt,  daß  ich  innerhalb  der  Unter- 
ordnung Sigmatotetraxonida  die  beiden  Gruppen  der  Sigmatophora  und 
Sigmatomonaxonellida  beibehalten  habe,  weil  bei  ihnen  nicht,  wie  bei  den 
entsprechenden  Gruppen  der  Astrotetraxonida,  ein  allmählicher  Übergang 
von  den  Formen  mit  Triänen  zu  denen  ohne  Triäne  nachgewiesen 
werden  kann. 

Aus  der  Beschreibung  der  einzelnen  Arten  hebe  ich  folgende  Punkte 
von  allgemeinerem  Interesse  besonders  hervor: 


Tetr£Lxonida.  281 

Tefilla  cinachyroides  n.  sp.  hat  Beziehungen  zur  Gattung  Cinachyra, 
welche  die  Grenze  zwischen  den  beiden  Gattungen  zu  verwischen  scheinen. 
—  Cinacltyra  phacoides  n.  sp.  hat  in  den  ,. Porengruben"  auch  Oscula.  — 
Die  vorliegenden  Stücke  von  Mycale  moluccensis  Thiele  f.  dichela  n. 
sind  geeignet,  die  Variabilität  und  den  Wert  der  Merkmale  bei  den  Kiesel- 
schwämmen zu  beleuchten.  —  Desmacidon  psammodes  n.  sp.  bestätigt  durch 
den  Besitz  von  stylartigen  Megaskleren  die  Abkunft  der  diaktinen  Nadeln 
dieser  Gattung  von  monaktineu.  —  Forcepia  Michadseni  n.  sp.  besitzt 
Spongin  in  Form  von  Kugeln  und  Klumpen.  —  Im  Anschluß  an  die  Be- 
schreibung von  Baspailia  paradoxa  n.  sp.  wird  die  Vermutung  begründet, 
daß  Clathriodendron  ein  Synonym  von  Raspaüia  sei.  —  C}xlla  incrttstans 
subsp.  thielei  n.  gibt  zu  Zweifeln  über  die  gegenseitige  Abgrenzbarkeit 
mehrerer  Gattungen  Veranlassung.  —  Mehrere  Arten  sind  durch  eigen- 
tümliche Mikrosklerenformen  ausgezeichnet,  nämlich  Mycale  obscura  (Gart.), 
M.  sulcata  n.  sp.,  M.  parasitica  (Gart.),  Hymeraphia  Michaelseni  n.  sp., 
Clathria  alata  Dendy  und  Desmacidon  pUcatum  n.  sp.  —  Sandeinschluß 
und  Beteiligung  von  Fremdkörpern  am  Aufbau  des  Skeletts  findet  sich 
bei  Desmacella  arenifibrosa  n.  sp.,  Desmacidon  psammodes  n.  sp.,  Forcepia 
arenosa  n.  sp.,  Clathria  australiensis  var.  spinulata  n.  und  anderen. 


Unterordn.  Sigmatotetraxonida  Hentsch. 

Tetraxonida,  welche   als  Mikrosklere  Sigmen  haben,    oder  von  solchen 
mit  Sigmen  abgeleitet  werden  können. 

Tribus  Sigmatophora  Soll. 

Farn.  Tetillidae  Soll. 

Oatt.  Tetilla  0.  S. 

Tetillidae  ohne  Faserrinde  und  Rindenskelett,  ohne  kelchförmige  Ober- 
flächeneiusenkungen,  mit  Mikroskleren. 

Tetilla  cinachyroides  n.  sp. 

Textfigur  1. 
Von  den  beiden  Schwämmen,  welche  von  dieser  Art  vorliegen,  hat 
der  größere  eine  umgekehrt  kegelförmige  Gestalt.  Am  unteren  Ende  des 
Schwammes,  d.  h.  an  der  Spitze  des  Kegels,  laufen  die  Nadelzüge,  welche 
überall  auf  dem  Kegelmantel  sichtbar  sind,  in  einem  Kern  zusammen.  Die 
Basis  des  Kegels  ist  ziemlich  eben.  Sie  stößt  meist  nicht  unmittelbar  mit 
dem    Kegelmantel   zusammen,    sondern    wird   von   ihm   durch   einen    ring- 


282 


Ernst  Hentschel, 


förmigen  Streifen  getrennt,  so  daß  der  ganze  Schwamm  in  der  Gestalt 
einem  Brillanten  ähnelt.  Er  erinnert  auch  durch  den  Besitz  der  Zwischen- 
zone an  manche  Arten  der  Gattung  Cinachyra.  Höhe  und  Breite  betragen 
etwa  3  cm,  der  ringförmige  Streifen  wird  bis  zu  1  cm  breit.  Das  zweite 
Stück  ist  ähnlich,  doch  unregelmäßiger  gestaltet.  Die  Oberfläche  war  wohl 
im  natürlichen  Zustande  durch  die  hervorragenden  Nadeln  dicht  bedeckt, 
doch  ist  der  Nadelpelz  schlecht  erhalten  und  zum  größten  Teil  durch  ein- 
gelagerte Fremdkörper  stark  verdichtet.  Die  Farbe  ist  schmutziggelb. 
Auf  der  Oberfläche   des  größereu  Stückes   liegt   an   einer   etwas  erhöhten 


Q    V 
o  O 


Tetilla   cinachyroides   n.   ap.      a    Protriäncladome. 


b  Anatriäncladonie.     c  Kleine  Amphioxe. 
f  Ganzer  Schwamm  in  nat.  Gr. 


d  Sigmen.    e  Sphäre. 


Stelle  eine  kleine  spaltförmige  Oeflnung,  wohl  ein  Osculum.  Die  Poren 
scheinen  am  Grunde  ganz  enger,  spaltförmiger  Gruben  zu  liegen.  Man 
bemerkt  diese  Gruben  an  der  Oberfläche  nicht,  sie  erscheinen  jedoch 
deutlich  auf  Schnitten  und  lassen  sich  einigermaßen  au  den  Bruchstellen 
erkennen.  Der  Schwamm  hat  beim  Abreißen  von  der  Unterlage  augen- 
scheinlich etwas  von  seinem  Körper  verloren,  so  daß  die  äußeren  Nadel- 
züge frei  liegen.  Am  oberen  Ende  dieser  Nadelzüge  und  sozusagen  in 
ihrer  Fortsetzung  sieht  man  zuweilen  eine  ganz  flach  eingesenkte  Fläche, 
bis  3  mm  breit  und  bis   4  mm  lang,    welche  ich  für  die  nach  dem  Innern 


Tetraxonida.  283 

ZU  gerichtete  Wand  einer  solchen,  beim  Zerbrechen  des  Scliwammes  auf- 
gespaltenen Grube  halte.  Am  Grunde  dieser  spaltförmigen  Taschen,  die 
auffallend  dicke  Wände  haben,  führen  eine  Anzahl  enger  Kautäle  in  die 
Tiefe,  ganz  ebenso,  wie  in  die  Porengruben  von   Cinachyra. 

Das  Skelett  der  sehr  dichten  Schwämme  besteht  aus  strahlig  von  dem 
basalen  Kern  ausgehenden,  wenig  gekrümmten  Nadelzügen.  Eine  besondere 
Rinde  ist  nicht  vorhanden.  Die  Megasklere  liegen  in  Bündeln,  die  Teloclade 
mit  ihren  Ciadomen  teils  im  Innern,  teils  außerhalb  des  Schwammes,  die 
Mikrosklere  sind  zerstreut. 

Spicula:  Amphioxe,  gerade  oder  fast  gerade,  spindelförmig,  un- 
gleichspitzig.    Länge  2448—4120  //,  Dicke  40 — 70  /.i. 

Protriäne  und  Prodiäne.  Schaft  zylindrisch  und  mit  haar- 
förmig  verdünntem  Ende,  zuweilen  auch  gegen  das  Ciadom  hin  wieder 
etwas  verjüngt.  Ciadom  wechselnd  in  Größe  und  Gestalt,  meist  mit 
schlanken,  geraden  oder  im  unteren  Teil  gegen  die  Schaftverlängerung 
konkaven  Claden,  die  miteinander  sehr  spitze  Winkel  einschließen.  Länge 
des  Schafts  bis  6640  /n,  seine  Dicke  6—12  /li,  Länge  der  Clade  56—200  /ti, 
Winkel  zwischen  Clad  und  Schaftverlängerung  17 — 20  o. 

An  a  tri  an  e.  Der  Schaft  ist  gerade,  vom  Ciadom  ab  sich  anfangs 
stark,  später  langsamer  verjüngend,  endlich  haarförmig  endend.  Ciadom 
ziemlich  schwach  und  zart,  mit  unbedeutender  Endkuppe.  Clade  wenig 
und  nur  am  Grunde  gekrümmt,  am  Ende  gerade.  Schaftlänge  um  2400  /ii, 
seine  Dicke  7 — 10  i^i,  Cladlänge  56—88  i»,  Winkel  zwischen  Clad  und 
Schaft  36 — 47°.  Es  kommen  auch  Anatriäne  mit  kleinerem,  gedrungener 
gebautem  Ciadom  und  kurzen  Claden  vor,  sie  scheinen  aber  nur  Kümmer- 
formen der  großen  Art  zu  sein, 

Plagiotriäne  von  verschiedener  Gestalt  und  Größe  wurden  ganz 
vereinzelt,  jedoch  in  beiden  Schwämmen  gefunden.  In  natürlicher  Lage 
auf  Schnitten  habe  ich  diese  Spiculae  nicht  gesehen,  sie  könnten  demnach 
fremd  sein.  Maße  nach  wenigen  Messungen :  Schaftlänge  800  |K,  seine 
Dicke  20—24  /ii,  Cladlänge  112—264  ^i,  Winkel  zwischen  Clad  und  Schaft- 
verlängerung 60 — 70  ". 

Kleine  Amphioxe,  etwas  rauh  oder  (meist  undeutlich)  zentrotyl. 
Sie  sind  besonders  in  den  Wänden  der  Porentaschen  zu  finden.  Länge 
112-168  fi,  Dicke  2,5  ^i. 

Sigmen,  in  verschiedenem  Grade,  bis  zu  einem  vollen  Spiralen- 
gang gedreht.     Größter  Durchmesser  10—12  /n. 

Sphäre,  oft  von  unregelmäßiger  Gestalt  und  von  sehr  verschiedener 
Größe.     Durchmesser  bis  5  f-t. 

Fundnotizeii :     Museum    Perth    leg.,    West- Australien    (näherer 


284  Ernst  Hentschel, 

Fundort  unbekannt),  ein  Stück,  und  Nord  west- Au  stralien  ,  Barrow 
Island,  ein  Stück. 

Bcinerkiiiigen :  Ich  glaube  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  ich  annehme, 
daß  die  merkwürdigen,  zunächst  ganz  unauffälligen  spaltförmigen  Taschen 
au  der  Oberfläche  dieses  Schwammes  den  Porengruben  der  Gattung  Cina- 
chyra  entsi)rechen.  Dendy  hat  (1905,  p.  93)  ähnliche,  jedoch  viel  auf- 
fallendere und  deutlich  au  der  Oberfläche  sichtbare  spaltförmige  Öffnungen 
bei  T.  Umicola  beschrieben ,  deutet  sie  aber  als  Oscula.  Wenn  meine 
Deutung  richtig  ist,  so  würden  diese  beiden  Arten  bemerkenswerte 
Zwischenformen  zwischen  Tetilla  und  Cinachyra  darstellen  und  die  Trenn- 
barkeit dieser  beiden  Gattungen  auf  Grund  des  Vorhandenseins  oder 
Fehlens  der  Porengrubeu  zweifelhaft  machen.  Bei  Cinachyra  phacoides  n.  sp., 
welche  die  typischen  Porengruben  dieser  Gattung  besitzt,  finden  sich  am 
Rande,  wo,  ganz  wie  hier,  die  Oberseite  mit  einer  durch  Abreißen  des 
Schwammes  künstlich  erzeugten  radialgestreiften  Unterseite  zusammenstößt, 
ganz  ähnliche  flache,  glatte,  schwach  eingesenkte  Flächen,  wie  bei  der  hier 
besprochenen  Art. 

Die  vier  Arten  der  Gattung  Tetilla,  bei  denen  Sphäre  beschrieben 
sind,  unterscheiden  sich  von  der  neuen  Art  folgendermaßen :  T.  arahica 
(Gart.)  hat  eine  andere  Gestalt  und  andere,  sehr  charakteristische  Ober- 
flächenbeschalfenheit.  Bei  T.  daciyloidea  (Gart.)  haben  sowohl  die  Mega- 
sklere,  wie  die  Signien  beträchtlich  abweichende  Maße.  T.  anomala  Dendy 
scheint  sehr  nahe  zu  stehen,  ist  aber  unterschieden  u.  a.  durch  das  Fehlen 
der  kleinen  Amphioxe.  T.  hirsuta  Dendy,  bei  der  nach  Dendy  (1905, 
p.  90)  zuweilen  auch  Sphäre  vorkommen,  hat  viel  größere  Sigmen.  Von 
allen  diesen  Arten  unterscheidet  sich  ferner  die  neue  Art  durch  ihre 
Porentaschen  und  die  an  Cinachyra  erinnernde  Gestalt. 

Gratt.  Cinachyf^a  Soll. 

Tetillidae  mit  kahlen,  schalen-,  kelch-  oder  sackförmigen  Einsenkungen 
der  Oberfläche,  an  deren  Grunde  Poren  liegen. 

Cinachyra  malaccensis  Soll. 

Fundiiotiz:  Nordwest- Australien,  Cossack,  20*'  39'  s.. 
1170  13' ö.     Gale  leg.  VIII.  1905.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Das  einzige  Stück  dieser  Art  ist  halbkugelig,  mit  einem 
Durchmesser  von  3  cm,  mit  Porengruben,  deren  größte  4  mm  weit  ist. 
Die  Oberfläche  ist  rötlichbraun,  doch  wird  diese  Farbe  durch  Fremdkörper 
hervorgebracht,  die  sich  reichlich  zwischen  den  vorragenden  Nadeln  fest- 
gesetzt haben.  Das  Innere  ist  hellgelblich.  Die  Poren  außerhalb  der 
Porengruben,    welche  Miss  Sollas  beobachtet  hat,   habe   ich   nirgends   so 


Tetraxon  ida.  285 

sicher  gesehen,  wie  sie  im  Gebiete  der  l'oreiigrubeii  zu  erkennen  sind, 
doch  sind  jene  in  der  Originalbeschreibung  erwähnten  dicliten  Züge  von 
Sigmen ,  welche  die  Rinde  durchsetzen ,  vorhanden.  Die  Prodiäne  und 
Protriäne  sind  häutig,  besonders  an  den  Rändern  der  Porengruben,  sie 
liegen  mit  dem  Ciadom  teils  Innerhall),  teils  außerhalb  des  Schwamnies. 
Die  Anatriäne  sind  selten. 

Cinachyra  2^hacoides  ii.  sp. 

Textfigur  2. 

Der  Schwamm,  auf  den  ich  diese  Art  gründe,  hat  regelmäßig  linsen- 
l'öi-mige  Gestalt  mit  einem  Durchmesser  von  9  cm  und  einer  Dicke  von 
4,2  cm.  Seine  Unterseite  hat  eine  regelmäßig  strahlige  Oberflächenstruktur, 
da  die  beim  Abreißen  des  Schwammes  von  seiner  Unterlage  freigelegten 
radialen  Nadelzüge  ungefähr  in  der  Mitte  des  Schwammes  zusammenlaufen. 
Der  eigentliche  Kern  des  Schwammes  scheint  nicht  an  der  Basis,  sondern 
mehr  oberhalb  im  Innern  des  Schwammes  zu  liegen.  Zwischen  den  Nadel- 
zügen erscheinen  auf  der  Unterfläche  zahlreiche  kreisrunde  Öffnungen  von 
Kanälen,  die  bis  1,5  mm  weit  werden.  Die  Oberseite  trägt  einen  mehrere 
Millimeter  hohen  dichten  Nadelpelz,  unterbrochen  durch  die  zahlreichen 
unregelmäßig  zerstreuten  Porengruben.  Die  Farbe  des  Schwammes  ist 
schmutzig-gelblichgrau.  Die  Porengruben  erreichen  einen  Maximaldurch- 
messer von  1,3  cm.  Sie  sind  von  wechselnder,  unregelmäßiger,  schüssel- 
bis  tascheuförmiger  Gestalt,  gewöhnlich  eine  halbe  Hohlkugelfläche  bildend. 
Die  größereu  von  ihnen  enthalten  eine  einzige  oder  einige  wenige  größere 
Öffnungen,  die  bis  1  mm  weit  werden  und  wohl  für  Oscula  gehalten  werden 
müssen. 

Der  Skelettbau  ist  strahlig,  und  zwar  haben  die  Megasklere  vielfach 
eine  Anordnung  in  Bündeln.  Die  Sigmen  sind  gleichmäßig  durch  das 
Choanosom  verteilt.  In  der  Nähe  der  Oberfläche  findet  sich  eine  Zone 
tangential  gelagerter  Fasern,  die  nach  dem  Innern  allmählich  verschwindet, 
doch  kann  man  von  einer  eigentlichen  Riude  nicht  sprechen. 

Spicula:  Amphioxe,  gerade  oder  fast  gerade,  schlank,  etwas 
ungleichspitzig.  Als  Derivate  dieser  Amphioxe  kommen  einzelne  Style  vor. 
Länge  4400—8000  /.i,  Dicke  40—80  in. 

Anatriäne  mit  schlankem,  gewundenem,  fadenförmig  endendem, 
spindelförmigem,  doch  im  oberen  Teile  zylindrischem  Schaft.  Clade  völlig 
gerade  oder  nur  am  Grunde  gekrümmt.  Mehrfach  wurden  abnorme  Cla- 
dorae  beobachtet,  bei  denen  eine  größere  Zahl  von  mehr  oder  weniger  ent- 
wickelten Claden  in  verschiedener  Höhe  um  das  Ende  des  ,,Tnäns'' 
herumstand.  Länge  des  Schafts  bis  über  8160  ^k,  seine  Dicke  4—9  ^i, 
Cladlänge  32-40  ^i,  Winkel  zwischen  Clad  und  Schaft  50 ». 


2<S6 


Ernst  Hentschel, 


Protriäne  und  Prodiäne  sind  nicht  liäulig  und  gewöhnlich  im 
Ciadom  verkümmert,  auch  in  der  gegenseitigen  Richtung  der  Clade  und 
in  ihrer  Länge  wechselnd.  Der  Schaft  ist  auffallend  stark  spindelförmig. 
Charakteristisch  scheint  eine  Biegung  des  Clads  an  seinem  Grunde  zu 
sein,  derart,  daß  sein  äußerer  Rand  oft  fast  senkrecht  zum  Schaft  beginnt, 
dann  aber  gleich  scharf  nach  vorwärts  umbiegt.  Länge  des  Schafts  2800 
bis  über  7440  ,«,  Dicke  um  15  ^(.  Cladlänge  in  einem  normalen  Ciadom 
56  //,  Winkel  zwischen  Clad  und  Schaftverlängerung  15 o. 

Raphi  den  artige  Amphioxe  sind  nicht  selten,  sie  könnten  viel- 
leicht Jugeudformen   der  großen   Amphioxe   sein,   doch   ist   es   mir   wahr- 


Fig.  2.       Cinachyra  pJmcoides  n.   sp, 
cladome.    c  Sigmen. 


a  Protriäncladome. 


b  Anatriän- 


scheinlicher,  daß  sie  mit  den  Protriänen  verwandt  sind,  daß  sie  Protriäne 
darstellen,  deren  Ciadom  völlig  verschwunden  ist.  In  der  Tat  erscheinen 
die  Protriäne  oft  wie  lange  Amphioxe,  denen  am  einen  Ende  ein  ver- 
kümmertes Ciadom  aufgesetzt  ist.  Die  Maße  entsprechen  denen  der 
Protriäne. 

Sigmen,  in  sehr  verschiedenem  Grade,  bis  zu  einer  vollständigen 
Spiralwindung  oder  darüber  gedreht.     Größter  Durchmesser  14 — 21  f.i. 

Fundiiotiz:  Stat.  1,  Sharks  Ray,  nw.  Middle  Bluff.  Felsl)od(Mi 
mit  Korallen,  7—8  m;   21.  IX.  05.     Ein  Stück. 


Tetiaxonida.  287 

Bemerkung.  Arten,  welche  der  vorliegenden  in  der  Länge  der  Am- 
pliioxe  nahekommen,  sind  C.  harhata  und  C.  isis.  C.  barbnta  Soll,  unter- 
scheidet sich  von  ihr  durch  die  Gestalt  des  Schwammes,  die  Griiße  der 
Sigmen  usw.  C.  isis  Lend.,  deren  Fundort  nahe  liegt,  steht  auch  in  ihrer 
Organisation  sehr  nahe.  Ein  deutlicher  Unterschied  besteht  jedoch  in  dem 
Vorkommen  der  charakteristischen  großen  Prodiäne  mit  mondsichel- 
förmigem Ciadom  bei  dieser  Art. 

Gatt.  Tethyopsilla  Ldf. 

Teüllidae  ohne  Mikrosklere,  mit  diaktinen ,  meist  ungleichspitzigen 
Rhabden. 

Tethyopsilla  zatlandica  (Cart.). 

Fandnotiz:  Stat.  25,  Sharks  Bay,  Outer  Bar  (Ausgang  der 
South  Passage),  Sand-  und  Felsboden  mit  Korallen,  Vi»— ^72  in; 
10.  VI.  05.     Ein  Stück. 

Ich  fasse  die  Art  in  der  Weite,  welche  v.  Lendenfeld  im  Tierreich 
angenommen  hat.  Der  vorliegende  Schwamm  mißt  im  größten  Durch- 
messer 5  cm.     Die  Spicula  haben  folgende  Maße: 

Amphioxe,  große,  Länge  3200—3760  /<,  Dicke  34—38  ^i. 

Amphioxe,  kleinere,  Länge  896 — 1480  ^<,  Dicke  40  f^i. 

Protriäne.  Schaftlänge  z.  B.  1680  und  1920  i-i,  Dicke  10—12  .a, 
Cladlänge  70—100  //. 

Anatriäne.  Schaftlänge  bis  über  2320  ^it,  Dicke  8  /< ,  Cladlänge 
32-44  fi. 

Tribus  Sigmatomonaxonellida  Dendy. 

Farn.  Desmacidonidae. 
Unterfam.  Mycalinae  Lundb. 

Gatt.  Mycale  Gray. 

Mycalinae  mit  ausschließlich  monaktinen  Megaskleren  und  stets  mit 
Anisochelen. 

Die  Gattung  Mycale  gehört  in  der  Sammlung  der  Hamburger  südwest- 
australischen Expedition  zu  den  am  besten  vertretenen  Gattungen,  sie  ist 
sowohl  an  einzelnen  Schwämmen,  wie  an  systematisch  unterscheidbaren 
Formen  sehr  reich,  leider  auch  reich  an  Varianten  jeden  Grades,  deren 
Unterscheidung  große  Schwierigkeiten  bereitet,  da  die  Wertschätzung  der 
Unterscheidungsmerkmale  fast  ganz  dem  persönlichen  Ermessen  anheini- 
gestellt   ist.      Einige    der   Arten   heben    sich   durch  irgendeinen   charakte- 


288  r  Ernst  Hentschel. 

ristischeD  Skelettkörper  deutlich  heraus,  wie  z,  B.  M.  ohscura  (Cart.)  durch 
eine  eigentümliche  Anisochelform.  Wenn  man  aber  beol)achtet,  daß  die 
Häufigkeit  eines  solchen  Skelettkörpers  von  Stück  zu  Stück  beträchtlich 
wechseln  kann,  so  daß  man  es  für  wahrscheinlich  halten  muß,  daß  er  bei 
manchen  Stücken  der  Art  auch  völlig  fehlen  kann,  und  wenn  man  ferner 
sieht,  daß  Formen,  die  durch  ein  solches  Merkmal  deutlich  unterschieden 
scheinen,  in  den  meisten  anderen  Merkmalen  fast  übereinstimmen,  daß  sie 
sozusagen  einen  gemeinsamen  Grundstock  der  Spiculation  haben,  so  wird 
man  selbst  solche  charakteristischen  Arten  nur  für  vorläufige  Gebilde 
einer  künstlichen  Systematik  halten.  Da  es  an  Mitteln,  die  natürliche 
Verwandschaft  festzustellen,  in  den  meisten  P'ällen  völlig  fehlt,  so  habe  ich 
den  Hauptwert  darauf  gelegt,  die  vorliegenden  Formen  sowohl  unter  sich, 
wie  von  ähnlichen  früher  beschriebenen  Arten  durch  deutlich  hervor- 
tretende Merkmale  begrifflich  klar  zu  scheiden.  Die  Zusammensetzung 
der  Spiculation,  die  Gestalt  der  Chelae  und  die  Maße  der  Spicula  wurden 
als  Hauptmerkmale  benutzt.  In  interessanter  Weise  wird  der  Wert  dieser 
Merkmalskategorien  beleuchtet  durch  zwei  Schwämme,  welche  sich  an 
M.  moluccensis  Thiele  anschließen.  Diese  Art  ist  durch  zwei  Spicula- 
formen,  Rhabde  und  Sigmen,  deutlich  charakterisiert.  Bei  den  beiden  vor- 
liegenden Stücken  kommt  zu  der  von  Thiele  beschriebenen  Spiculation 
eine  weitere  Chelform  hinzu.  Ferner  unterscheiden  sie  sich  in  den  Maßen 
der  Spicula  ganz  beträchtlich  voneinander.  Im  allgemeinen  sind  bei  dem 
einen  Stück  alle  Maße  höher  als  bei  dem  andern,  bei  den  Sigmen  ist  es 
aber  gerade  umgekehrt.  Man  kann  also  weder  auf  die  relative  noch  auf 
die  absolute  Größe  der  Spicula,  noch  auf  das  Vorkommen  oder  Fehlen 
einer  Spiculaform  Wert  legen,  wenn  man  die  ungewöhnlich  charakteristische 
Gestalt  der  Spicula  als  grundlegenden  Artcharakter  annehmen  will. 

Ich  schicke   der  Beschreibung  der  einzelnen  Arten   eine  vergleichende 
Übersicht  derjenigen  von  ihnen  voraus,    welche  nicht  durch  irgendein  auf- 
fallendes Merkmal  sofort  deutlich  charakterisiert  sind. 
M.   CocJcburniana  hat   2  Anisochelformen,    Sigmen    von   20 — oO  /^i^  und  Ra- 

phiden  von  25  //. 
M.  raphidiophora  hat  2  Anisochelformen,  Sigmen  von  70  //   und  Raphiden 

von  250  p. 
M.  fistulata  hat  eine  Anisochelform  und  Sigmen  von  40 — 70  /.i.    Sie  bildet 

Röhren. 
M.  fistulata  var.  macrochela   hat   eine  Anisochelform    und    Sigmen    von    1)0 

bis  100  //. 
M.  phyllophila  hat  2  Anisochelformen  und  Sigmen  von  v>0— 40  f.i. 
M.  macihfita  var.  australis  hat  2  Anisochelformen,  Sigmen  von  80 — 100  u 

und  Toxe. 


Tetraxon  ida. 


289 


Außer  diesen  Merkmalen  ist  besonders  die  Gestalt  der  dielen  für  die 
Unterscheidung  der  Arten  brauchbar. 


Mycale  cockhumiana  n.  sp. 

Texttigur  a. 

Der  einzige  in  der  Sammlung  vorhandene  Schwamm  dieser,  wie  es 
scheint,  krustenbildenden  Art,  verbindet  eine  Anzahl  Ptlanzenteile  und 
andere  Fremdkörper  mit  einer  Muschelschale, 
von  der  er  sich  erhebt.  Er  bildet  mit  diesen 
Fremdkörpern  eine  Masse  von  etwa  3  cm 
Länge  und  1  cm  Durchmesser.  Seine  Ober- 
fläche ist  ziemlich  glatt,  durchscheinend  und 
im  Alkohol  von  schmutzig-gelber  Farbe.  Os- 
cula  und  Poren  wurden  nicht  beobachtet. 

Das  Skelett  besteht  aus  einzelnen  nadel- 
reichen und  sponginarmen  Fasern,  die  von 
der  Basis  aufsteigend  an  der  Oberfläche  aus- 
strahlen und  etwa  40  /<  Durchmesser  haben. 
Außerdem  liegen  zerstreute  Nadeln  im  Cho- 
anosom,  und  an  der  Basis  des  Schwammes 
sind  ihm  auch  Fremdkörper  eingelagert. 

Spicula:  Subtylostyle,  gerade,  fast 
zylindrisch,  die  dickeren  etwas  spindelförmig, 
mit  Halseinschnürung  und  stets  deutlicher 
Endanschwellung,  die  dickste  Stelle  nahe  dem 
spitzen  Ende.  Die  Spitze  ist  von  mittlerer 
Schärfe.     Länge   192—256  i.i,   Dicke  3—4  ^i. 

Anisochelae  palmatae,  größere,  zerstreut.  Der  Schaft  ist  ge- 
krümmt. Die  obere  Flügelscheibe  ist  etwa  halb  so  lang  wie  der  Schaft  und 
auffallend  breit.  Der  Zahn  ist  ebenso  lang  und  wenig  schmaler  als  die 
Flügelscheibe,  seine  Stellung  zum  Schaft  wechselnd,  sein  äußerstes  Ende 
oft  etwas  vorgebogeu.  Das  Tuberculum  mißt  etwa  ein  Drittel  der  Zahn- 
länge. Die  untere  Flügelscheibe  ist  klein,  etwa  ein  Viertel  von  der  Länge 
der  oberen  messend.  Der  Zahn  ist  etwas  länger,  oben  in  einem  zungen- 
förmig  verschmälerten  Fortsatze  endend.  Das  Tuberculum  liegt  am  unteren 
Rande  des  Zahnes  und  ist  halb  so  lang  wie  dieser.  Länge  der  Chele 
21—27  //,  Breite  9—10  /<,  Zahnabstand  7—8  {.i. 

Anisochelae  palmatae,  kleinere,  zerstreut.  Der  Schaft  ist  stark 
gebogen.  Obere  Flügelscheibe  und  Zahn  sind  etwa  halb  so  lang,  die 
unteren  etwa  ein  Viertel   so  lang  wie   der  Schaft.     Die  Zähne   sind  wenig 

Die  Fauna  Südwest-Australieus.     III.  19 


Fig.  3.  Mycale  coekburni- 
ana  n.  sp.  a  Subtylostyl. 
b  Große  Anisochelae.  c  Kleine 
Anisochelae.    d  Sigmen. 


290  Eenst  Hentschel, 

vorwärts  gerichtet  und  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  meist  in  einer  geraden 
Linie.     Länge  der  Chele  13—16  ^i,  Breite  4  //,  Zahnabstand  4—5  f.i. 

Sigmen,  mehr  oder  weniger  gedreht,  die  Enden  etwas  eingebogen. 
Größter  Durchmesser  22 — 25  f^i. 

Raphiden  in  Bündeln.     Länge  25— oO  i^i. 

Fundnotiz:  Stat.  48,  Fremantle-Bezirk,  Cockburn  Sound, 
P  0  r  t  R  0  y  a  1  u  n  d  n  ö  r  d  1  i  c  h.  Schlick  und  Algen,  1472-18  m ;  30.  IX.  05. 
Ein  Stück. 

Bemerkung:  Diese  Art  ist  unter  den  hier  beschriebenen  Verwandten 
besonders  durch  die  breit-schaufelförmige  Gestalt  der  großen  Anisochelae 
und  durch  den  Besitz  von  Raphiden  ausgezeichnet.  Von  früher  beschrie- 
benen Arten,  welche  Chelen,  Sigmen  und  Style  von  ähnlichen  oder  unbe- 
kannten Maßen  haben,  unterscheiden  sich  M.  lohata  (Mont.)  und  M.  ohscura 
(Gart.)  durch  die  Gestalt  der  Chelen,  M.  serpens  (Ldf.)  ebenfalls  durch 
die  Gestalt  der  Chelen  und  das  Fehlen  der  zweiten  Chelform,  M.  modesta 
(0.  S.),  M.  syrinx  (0.  S.)  und  M.  cmitarenii  (Mart.)  durch  das  Vorhanden- 
sein von  Toxen  anstatt  der  Raphiden.  — 

An  diesen  Schwamm  möchte  ich  einen  zweiten,  wesentlich  nur  in  der 
Gestalt  der  Chelen  abweichenden,  anschließen.     Ich  bezeichne  ihn  als 

Forma  alhanensis  n. 

Ein  Schwamm  von  5  cm  Länge,  2  cm  Höhe,  1  cm  Breite,  der  einer 
Muschel  aufsitzt.  Seine  Oberfläche  ist  mehrfach  verletzt  und  schlecht 
erhalten.     Seine  Farbe  ist  im  Alkohol  grau. 

Die  Maße  der  Spicula  sind  folgende: 

Subtylostyle:   Länge  248-296  (.i,  Dicke  5-6  //. 

Anisochelae,  größere:  Länge  24—31  f^i,  Breite  7,5 — 9  /<,  Zahn- 
abstand 6 — 7  f.1. 

Anisochelae,  kleinere:  Länge  15—17  j.i,  Breite  4  i^i,  Zahnabstand  4  (.i. 

Sigmen:  Größter  Durchmesser  25 — 37  //. 

Raphiden:  Länge  25 — 26  ^i. 

Die  großen  Anisochelae  palmatae  haben  einen  gekrümmten  Schaft,  der 
jedoch  am  unteren  Ende  gewöhnlich  wieder  etwas  zurückgebogen  ist.  Die 
obere  Flügelscheibe  mißt  die  Hälfte  oder  weniger  von  der  Schaftlänge. 
Der  Zahn  ist  kaum  kürzer  und  ebenso  breit  wie  die  Flügelscheibe,  wenig 
vorstehend.  Das  Tuberculum  mißt  ein  Drittel  bis  die  Hälfte  der  Flügel- 
scheibenlänge und  ist  oft  auffallend  breit.  Die  untere  Flügelscheibe  ist 
halb  so  lang  wie  die  obere  und  schmal.  Der  Zahn  ist  ebenso  lang  oder 
länger,  in  der  Seitenansicht  nach  vorn  vorgewölbt  und  ungefähr  dem  Schaft- 
ende parallel  liegend,  so  daß  er  dessen  oben  erwähnte  Endbiegung  sozu- 
sagen wiederholt.    Nach  unten  ist  er  oft  über  das  Ende  des  Schafts  etwas 


Tetraxon  ida.  291 

hinaus  verschoben,  nach  oben  hat  er  meist  mehr  oder  weniger  deutlich 
einen  zungenförmigen  Fortsatz.  Das  Tuberculum  liegt  meist  in  der  Mitte 
des  Zahnes  und  hat  etwa  dessen  halbe  Länge. 

Die  kleinen  Anisochelae  palmatae  sind  im  ganzen  ähnlich  gebaut  wie 
die  des  Typus  der  Art,  doch  zeigen  sich  an  dem  Unterende  des  Schafts 
und  an  dem  unteren  Zahn  dieselben  Biegungen  wie  bei  den  eben  beschrie- 
benen großen  Anisochelen,   und  die  Flügelscheiben  sind  auffallend  schmal. 

Fuiidnotiz:  Stat.  64,  Albany-Bezirk,  Oyster  Harbour,  Sand- 
und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Pflanzen  wuchs ,  ^4 — ^*^U  "^i 
21.  VIII.  05.    Ein  Stück. 

Mycale  raphidiophora  n.  sp. 

Der  Schwamm  bildet  auf  der  Schale  einer  lebend  gefangenen  Pecien  sp., 
besonders  auf  der  Oberseite,  eine  Kruste.  Sie  ist  entsprechend  der  Größe 
der  Muschel  etwa  4  cm  breit  und  etwa  3—4  mm  dick.  Sie  hat  eine  glatte 
Oberfläche  von  im  Alkohol  schmutzig-grauer  Farbe.  Oscula  wurden  nicht 
bemerkt.  Die  Poren  liegen  zerstreut.  Die  Oberhaut  läßt  sich  nicht  leicht 
ablösen. 

Das  Skelett  besteht  aus  einzelnen  nadelreichen  Zügen  von  etwa 
40 — 80  |H  Dicke,  die  zur  Oberfläche  aufstreben  und  dort  ausstrahlen.  Auch 
zerstreute  Nadeln  und  lose  Züge  kommen  vor.  Der  Körper  enthält  ferner 
zahlreiche  Fremdkörper,  Sandkörnchen  u.  dgl.,  welche  hauptsächlich  an  der 
Basis  des  Schwammes  zu  liegen  scheinen. 

Spicula:  Tylostyle,  gerade,  schlank,  schwach  spindelförmig,  mit 
Halseinschnürung  und  deutlich  abgesetztem,  wohlentwickeltem,  umgekehrt 
eiförmigem  Kopf,  meist  ziemlich  kurzspitzig.    Länge  232—280  /<,  Dicke  4  f.i. 

Anisochelae  palmatae,  größere,  zerstreut.  Der  Schaft  ist  in  der 
Mitte  gebogen.  Die  obere  Flügelscheibe  ist  halb  so  lang  wie  der  Schaft, 
der  Zahn  etwas  kürzer  und  fast  ebenso  breit,  schräg  vorwärts  gerichtet. 
Das  Tuberculum  ist  sehr  variabel,  oft  halb  so  lang  wie  die  Flügelscheibe. 
Die  untere  Flügelscheibe  ist  Vg  so  lang  wie  die  obere.  Der  Zahn  ist 
etwas  länger,  weniger  breit  als  lang,  wenig  schräg  abstehend,  am  oberen 
Rande  mit  einem  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgebildeten  zungenförmigen 
Fortsatze  (wie  bei  M.  cockburniana).  Das  Tuberculum  ist  durchschnittlich 
halb  so  lang  wie  der  Zahn,  nicht  den  Unterrand  berührend.  Länge  der 
Chele  19—28  fi,  Breite  5—6  fi,  Zahnabstand  5—6  in. 

Anisochelae  palmatae,  kleinere,  zerstreut.  Sie  sind  von  ähn- 
licher Gestalt  wie  die  größeren,  und  vielleicht  nicht  scharf  von  ihnen  zu 
trennen.     Länge  12—15  //,  Breite  2—3  jn,  Zahnabstand  3—4  ^i. 

Sigmen,   mehr   oder  weniger   stark  gedreht.     Größter   Durchmesser 

65-73  fi. 

19* 


292  Ernst  Hentschel, 

Rap luden  in  Bündeln  und  wohl  auch  einzeln.  Sie  sind  in  der  Mitte 
etwas  gebogen,  wodurch  sie  an  Toxe  erinnern.     Länge  240 — 308  //. 

Fundnotiz:  Stat.  ß4,  Albany  Bezirk,  Oyster  Harbour.  Sand- 
und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  PH  an  zen  wuchs,  ^^U—h^U  "^  5 
21.  VIII.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung.  Diese  Art  ist  unter  den  hier  beschriebenen  ausgezeichnet 
durch  den  Besitz  verhältnismäßig  langer  Raphiden  und  verhältnismäßig 
großer  Sigmen.  Dieselben  Merkmale  trennen  sie  auch  gegen  die  beiden 
früher  beschriebenen  Arten  ab,  welche  nach  ihrer  Spiculation  und  der 
Lage  ihrer  Fundorte  für  nähere  Verwandte  gehalten  werden  können,  nämlich 
M.  spongiosa  (Dendy)  und  M.  rara  (Dendy), 

Mycale  flstulata  n.  sp. 

Textfigur  4. 

Diese  Art  bildet  in  ihren  besteutwickelteu  Stücken  Röhren,  welche  zu 
mehreren  in  einer  Fläche  nebeneinander  stehen  und  verschmelzen,  ähnlich 
wie  es  bei  SpinoseUa  geschieht,  sei  es  vollständig,  sei  es  nur  stellenweise, 
so  daß  die  Wand,  welche  sie  zusammen  ])ilden,  durchbrochen  erscheint. 
Einige  kleinere  Stücke  zeigen  statt  der  Röhren  nur  aufstrebende  Zapfen, 
oder  sie  bilden  eine  unregelmäßige  aufrechte  Platte.  Das  größte  Stück 
(Stat.  23)  ist  15  cm  hoch,  10,5  cm  breit  und  bis  3,5  cm  dick.  Es  besteht 
aus  vier  von  einer  schmalen  Basis  aufsteigenden  Röhren,  deren  größte 
oben  eine  2  cm  weite  Öffnung  hat.  Die  Oberfläche  ist  glatt  oder  fein- 
körnig und  durchscheinend.  An  vielen  Stellen  wird  sie  durchbrochen  von 
den  starken  Fasernetzen  des  Skeletts,  die  sogar  in  manchen  Teilen  der 
Schwämme  vollständig  frei  liegen,  so  daß  es  scheint,  als  hätte  sich  der 
Weichkörper  von  ihnen  zurückgezogen.  Diese  Erscheinung  tritt  an  allen 
drei  Stationen  auf,  von  denen  der  Schwamm  vorliegt.  Die  Farbe  ist  im 
Alkohol  matt-rötlich  oder  gelblich-grau.  Die  oberen  Öffnungen  der  Röhren 
dürften  als  Pseudoscula  zu  deuten  sein,  während  die  Oscula  selbst  Löcher 
in  der  Innenwand  von  2—3  mm  Weite  zu  sein  scheinen.  Bei  einem 
kleineren  Stück  erscheinen  die  Röhrenmündungen  stark  verengert  und 
mit  einem  häutigen  Rand  versehen,  so  daß  sie  an  echte  Oscula  anderer 
Schwämme  erinnern,  doch  führen  sie  in  einen  weiten  Hohlraum,  der  nicht 
als  Ausfuhrkanal  betrachtet  werden  kann.  Die  Poren  sind  etwa  70  /< 
weit.  Die  Schwämme  sind  weich.  Es  lassen  sich  Stücke  der  Oberhaut 
von  der  Oberfläche  ablösen. 

Das  Skelett  ist  von  sehr  regelmäßigem  Bau.  Es  besteht  aus  parallel 
aufsteigenden  Hauptfasern,  die  durch  senkrecht  dazu  stehende  Verbindungs- 
fasern verknüpft  sind,  so  daß  ein  Netz  rechteckiger  Maschen  entsteht. 
Alle  Fasern  sind  i-eich  mit  Nadeln  erfüllt,  wähi-end  Spongin  kaum  bomorkt 


Tetraxonida. 


293 


wird.  Die  Dicke  der  Hauptfasern  mag  durchschnittlich  400  /<,  die  der 
Verbindungsfasern  200  fi  sein.  Die  Maschenweite  steigt  bis  zu  5  mm. 
Außerdem  finden  sich  viele  Nadeln  im  Körper  zerstreut. 

Spicula:  Subtylo style,  gerade,  zylindrisch,  mit  kurzer  Spitze  und 
deutlicher  Endanschwellung,  die  allmählich  in  den  Schaft  verläuft.  Länge 
248—296  lii,  Dicke  3—4  /<. 

Anisochelae  palmatae,  zerstreut.  Der  Schaft  ist  mehr  oder 
weniger  gekrümmt,  die  obere  Flügelscheibe  halb  so  lang  wie  der  Schaft 
oder  etwas  länger,  der  Zahn  durchschnittlich  eben- 
so lang  und  ebenso  breit  wie  die  Flügelscheibe, 
in  verschiedenem  Winkel  schräg  abstehend,  am 
unteren  Ende  et^Yas  gegen  den  Schaft  zurück- 
gebogen. Das  Tuberculum  mißt  etwa  ein  Drittel 
oder  weniger  der  Flügellänge.  Die  untere  Flügel- 
scheibe ist  länger  als  das  freie  Schaftstück,  der 
Zahn  ebenso  lang  wie  die  Flügelscheibe,  der 
Hauptachse  der  Chele  parallel,  so  daß  er  in  den 
Winkel  zwischen  oberer  Flügelscheibe  und  oberem 
Zahn  hineinweist.  Das  Tuberculum  mißt  etwa 
ein  Drittel  der  Flügellänge  und  ist  am  unteren 
Rande  der  Flügelscheibe  gelegen.  Die  Falx  ist 
nach  unten  geradlinig  begrenzt.  Länge  der  Chele 
24—26  jii,  Breite  7—9  ^/,  Zahnabstand  7,5—9  ^i. 

Sigmen,  schlank,  nicht  oder  kaum  ge- 
dreht, gewöhnlich  etwa  halbkreisförmig,  die 
Enden  nach  der  Mitte  zu  eingebogen.  Längster 
Durchmesser  an  den  verschiedenen  Fundstellen 
verschieden,  von  42  —  65  f.i  variierend. 

Fundnotizen :  Stat.  8,  SharksBay,  ca. 
6  Meilen  südlich  Denham.  Sandboden  mit  reichem  Pflanzenwuchs, 
41/2—5  m;  18.  VL  05.  Stat.  3,  Sharks  Bay,  ca.  3  Meilen  nw.  Den- 
ham. Sandboden  mit  reichem  Pfianzenwuchs,  3  m;  12.  VI.  05.  Zusammen 
etwa  5  Stücke. 

Bemerkung-:  Diese  Art  scheint  im  allgemeinen  röhrenförmig  zu  sein 
und  hebt  sich  dadurch  in  Verbindung  mit  der  Gestalt  und  Größe  der 
Spicula  leidlich  gut  von  verwandten  Arten  ab,  so  z.  B.  von  M.  aegagropila 
(JoHNST.),  M.  sjwngiosa  (Dendy)  und  M.  imperfecta  Baer,  die  ihr  in 
manchen  Merkmalen,  besonders  der  Spiculation,  ähnlich  sind.  Unter  den 
hier  beschriebenen  süd-australischen  Arten  ist  sie,  abgesehen  von  der 
Gestalt,  die  einzige,  welche  nui-  eine  Chelform  und  dazu  Sigmen  von  der 
angegebenen  Größe  hat. 


ü 


Fig.  4.  Myeale  fistulata 
n,  sp.  a  Subtylostyl.  b  An- 
isochelae.   c  Sigmen. 


294  Erxst  Hentschel, 

3Iycale  fistiilata  yar.  rnacvochela  n. 

Unregelmäßig  gestaltete  Schwämme,  die  jedoch  zuweilen  Neigung  zur 
Bildung  röhrenartiger  Hohlräume  zeigen,  welche  in  einem  Pseudosculum 
enden.  Durchmesser  bis  zu  8  cm.  Oberfläche  mit  netzartiger,  mehr  oder 
weniger  deutlicher  Zeichnung,  im  Alkohol  rötlich  grau.  Die  Pseudoscula 
werden  etwa  8  mm  weit  und  haben  einen  häutigen  Rand.  Das  Skelett 
ähnelt  dem  von  M.  fisiulata,  ist  aber  nicht  ganz  so  regelmäßig  gebaut  und 
etwas  engmaschiger.  Es  ragt  auch  hier  an  vielen  Stellen  aus  dem  Weich- 
körper hervor. 

Spicula:  Subtylostyle  wie  bei  M.  fistulata,  doch  etwas  spindel- 
förmig.    Länge  217—252  in,  Dicke  4 — 5  /n. 

Anisochelae  palmatae,  zerstreut.  Schaft  wenig  gekrümmt. 
Obere  Flügelscheibe  über  die  Hälfte  seiner  Länge  einnehmend,  sehr 
schmal;  Zahn  ebenso  lang  und  ebenso  breit,  manchmal  stark,  jedoch  meist 
wenig  vorwärts  gerichtet,  oft  dem  mittleren  Teil  des  Schaftes  parallel 
liegend;  Tuberculum  V4  oder  Vs  der  Flügelscheibe  messend.  Untere 
Flügelscheibe  und  unterer  Zahn  etwa  V4  der  oberen  messend,  sehr  schmal, 
einander  parallel ;  Tuberculum  am  unteren  Rande,  halb  so  lang  wie  die 
Flügelscheibe.  Länge  der  Chela  19—25  /<,  Breite  5—6  in,  Zahnabstand 
6  -7,5  ^i. 

Sigmen,  stark,  etwas  gedreht.  Größter  Durchmesser  90—100  n, 
Dicke  4  /<. 

Fundnotiz:  Stat.  23,  Sharks  Bay,  Eingang  zur  South  Passage. 
Felsboden  und  einzelne  Steine,  9  m;  16.  VI.  05.     3  Stücke. 

Bemerkungen:  Diese  Varietät  unterscheidet  sich  von  M.  fisiulata  n.  sp. 
durch  die  wesentlich  größeren  Sigmen  und  besonders  durch  die  auffallende 
schlanke  Gestalt  der  Chele.  Sie  nähert  sich  in  noch  höherem  Grade  als 
die  Art  selbst  der  3L  imperfecta  Baer.,  stimmt  aber  in  der  Gestalt  der 
Chele  und  anderen  Punkten  nicht  mit  ihr  überein. 

Mycale  phyllophila  n.  si). 

Textfigur  5. 
Dieser  Schwamm  überzieht  und  umhüllt  an  einigen  Stellen  der  Sharks 
Bay  die  langen  Blätter  der  Posidonien  so  vollkommen,  daß  sie  nur  an 
wenigen  Stellen  daraus  hervorragen.  Er  verbindet  durch  Anastomosen 
seines  Weichkörpers  die  benachbarten  Blätter  miteinander,  so  daß  (Gebilde 
aus  unregelmäßigen  Zweigen  und  Klumpen  entstehen.  Auch  andere 
Pflanzenteile  und  die  Schalen  von  Muscheln,  welche  an  ihnen  sitzen, 
werden  von  den  Schwämmen  überwachsen.  An  einigen  Stellen  bilden  die 
Schwämme  kurze,  zottige  Fortsätze.  Die  Dicke  der  Krusten  bleibt  ge- 
wöhnlich unter  einem  halben  Centimeter,  auf  dem  einzeln  stehenden  Blatt 


Tetraxon  ida. 


295 


beträgt  sie  vielleicht  1—2  mm,  selten  steigt  sie  infolge  von  Anastomosen 
über  1  cm.  Die  Ausdehnung  der  Krusten  dürfte  nur  durch  die  Größe  der 
Pflanzen,  welche  sie  tragen,  beschränkt  sein.  Die  Oberfläche  ist  im  Alkohol 
feinkörnig  oder  runzelig,  doch  ziemlich  glatt,  die  Haut  durchscheinend, 
so  daß  man  die  aufsteigenden  Kanäle  als  Punkte,  und  die  längsverlaufenden 
Hauptkanäle  als  dunkle  Streifen  erkennt.  Die  Farbe  variiert  zwischen  gelb 
und  rot,  zuweilen  mehr  matt  mit  grauem  Ton,  zuweilen  lebhaft  mit  leuch- 
tenden Orangeflecken.  Die  Oscula  scheinen  weite  Öffnungen  mit  häutigem 
Rand  zu  sein.  Die  Poren  liegen  zerstreut.  Die  Schwämme  sind  weich 
und  elastisch.     Ihre  Oberhaut  läßt  sich  in  großen  Fetzen  ablösen. 

Das  Skelett  besteht  zum  Teil  aus  wohlumschriebenen,  nadelreichen 
aber  sponginarmen  Fasern,  die  in  einer  Dicke  von  etwa  24  /<  von  der 
Unterlage  entspringen  und  in  Windungen  ziemlich  isolieit  zur  Oberfläche 
aufsteigen,  um  dort  auszustrahlen.  Zum  anderen  Teil  besteht  es  aus  zahl- 
reichen im  Choanosom  zerstreuten  Nadeln,  die  sich  nur  hier  und  da  zu 
undeutlichen  Zügen  ordnen.     Das  Ektosom  ist  reich  an  Mikroskleren. 

Spicula:  Tylostyle  oder  Subtylosty le,  gerade,  schlank,  mit 
deutliche!-  Basalanschwellung.  Der  Schaft  ist  zylindrisch  oder  wenig  in 
der  Mitte  angeschwollen.  Die  Spitze  ist  meist 
nicht  sehr  scharf,  die  Basalanschwellung  umge- 
kehrt eiförmig,  bald  allmählich  in  den  Schaft  ver- 
laufend, bald  deutlich,  wenn  auch  nicht  scharf 
abgesezt.    Länge  206 — 259  /n,  Dicke  4—5  fi. 

Anisochelae  palmatae,  größere,  zer- 
streut, nicht  häufig,  aber  in  allen  untersuchten 
Stücken  vorhanden.  Der  Schaft  ist  schwach  ge- 
krümmt oder  in  der  Mitte  gebogen.  Die  obere 
Flügelscheibe  ist  etwas  länger  als  der  halbe  Schaft, 
der  Zahn  kürzer  als  die  Flügelscheibe,  schräg 
vorwärts  gerichtet.  Die  untere  Flügelscheibe  ist 
etwa  so  lang  wie  der  freie  Schaftteil,  der  Zahn 
ungefähr  ebenso  lang,  wenig  vorwärts,  oft  parallel 
der  Hauptachse  der  Chele  gerichtet,  so  daß  er  in 
den  Baum  zwischen  oberer  Flügelscheibe  und  obe- 
rem Zahn  hineinweist.  Oft  sind  die  untere  Flügel- 
scheibe und  der  untere  Zahn  sehr  lang,  so  daß 
die  Chele  fast  wie  Isochelae  aussehen.  Länge  der  Chelen  19—20  /^i,  Zahn- 
abstand 6  (.(. 

Anisochelae  palmatae,  kleinere,  zerstreut,  nicht  häufig.  Sie 
haben  ähnliche  Gestalt  wie  die  größeren.  Länge  11—12  fi,  Breite  4  ,«, 
Zahnabstand  4  ii. 


Flg.  5.  Mycale  2)hyllo- 
phila  n.  sp.  a  Subtylostyl. 
b  Anisochelae.      c  Sigmen. 


296  Ernst  PIentschel, 

Sigmen,  einfach  und  gedreht.  Die  beiden  Enden  sind  durch  eine 
stärkere  Biegung  gegen  das  Mittelstück  etwas  abgesetzt.    Länge  31—40  /ti. 

Fundnotizen :  Stat.  7,  S  h  a  r  k  s  B  a  y ,  c  a.  2  V2  M  e  i  1  e  n  s  w.  D  e  n  h  a m. 
Sand- und  Mudboden  mit  PÜanzen,  3  m  ;  10.  VI.  05.  Etwa  12  Stücke.  Stat.  9, 
SharksBay,  Freycinet  Reach,  ö.  MiddleFlat.  Anfangs  Sand  und 
Steine,  dann  Mud  und  Algen.     31/2— 11  m;  5.  IX.  05.     Etwa  8  Stücke. 

Bemerkungen:  Diese  Art  hat  keinerlei  charakteristische  Merkmale 
und  nähert  sich  sowohl  in  der  Spiculation  wie  in  der  äußeren  Erscheinung 
einigen  von  den  übrigen  hier  beschriebenen  südwestaustralischen  Arten  so 
sehr,  daß  man  an  ihrer  Abtreunbarkeit  zweifeln  kann.  Unter  diesen  ist 
sie  ausgezeichnet  durch  zwei  Chelformeu  und  Sigmen  in  der  Größe  von 
30—40  jii.  Früher  beschriebene  Arten  aus  benachbarten  Meeren,  welche 
ebenfalls  Megasklere  von  200 — 250  /.i  Länge  und  Chelae  von  etwa  20  f.t 
Länge  haben,  sind  M.  rara  (Dendyj,  M.  tenuispicula  (Dendy),  und  M. 
serpens  (Lend).  Die  ersten  beiden  sind  dadurch  von  dieser  Art  unter- 
schieden, daß  sie  mit  Fremdkörpern  erfüllt  sind,  die  letzte  durch  den  Bau 
ihres  Skeletts. 

Mycale  macilenta  yar.  australis  n. 

Textfigur  6. 

Mit  diesem  Namen  bezeichne  ich  zwei  krustenbildende  Schwämme, 
welche  sich  vielleicht  von  M.  macilenta  nicht  unterscheiden  lassen  und  nur 
wegen  der  äußersten  Entlegenheit  ihres  Fundortes  von  dem  dieser  Art 
eine  vorläufige  Abtrennung  wünschenswert  machen.  Als  Unterschied  will 
ich  das  Vorkommen  einer  zweiten  kleinereu  Form  von  Anisochelen  er- 
wähnen. Allerdings  gibt  Bowerbank  an,  daß  bei  der  mit  M.  macilenta 
synonymen  Baphiodesma  sordida  Bow.  ebenfalls  zwei  Chelformeu  vorkommen, 
aber  sie  sollen  gleich  groß  sein,  und  es  scheint  mir  zweifelhaft,  ob  sie 
wirklich  voneinander  verschieden  sind. 

Sehr  charakteristisch  ist  für  diese  Schwämme  der  Bau  des  Skeletts. 
Es  besteht  aus  kurzen  senkrecht  oder  schräg  aufsteigenden  Fasern,  die  au 
der  Oberfläche  breit  ausstrahlen.  Diese  ausstrahlenden  Bündel  werden 
durchkreuzt  von  einer  dichten  Schicht  tangential  an  der  Oberfläche  ge- 
lagerter Nadeln. 

S])icula:  Subtylostyle,  etwas  spindelförmig,  die  Basis  nur  schwach 
angeschwollen.     Länge  232—306  (.1,  Dicke  3—4  //. 

Anisochelae  palmatae,  größere,  in  Rosetten.  Der  Schaft  ist  fast 
gerade.  Die  obere  Flügelscheibe  erreicht  selten  die  halbe  Schaftlänge. 
Der  obere  Zahn  ist  ebenso  lang,  doch  etwas  schmaler  als  die  Flügelscheibe 
und  schräg  abstehend.  Das  Tuberculum  ist  bis  halb  so  lang  wie  die 
Flügelscheibe.     Die   untere  Flügelscheibe   mißt  etwa  ein   Drittel  von  der 


Tetraxon  ida. 


297 


Länge  der  oberen,  sie  ist  niedrig  und  breit.  Der  Zahn  hat  etwa  dieselbe 
Länge,  ist  durch  eine  breite  Falx  weit  davon  getrennt  und  steht  etwas 
schräg  zum  Schaft.  Er  überragt 
nacli  unten  das  Schaftende.  Seine 
Verlängerung  würde  den  unteren 
Rand  des  oberen  Zahnes  treffen. 
Die  Seitenränder  der  oberen 
Flügelscheibe  sind  nicht  so  ausge- 
schweift, wie  sie  Hanitsch  (1891, 
Taf.  5,  Fig.  3)  für  Esper eUa  sor- 
dida  zeichnet,  oft  eher  spitzbogen- 
förmig. Länge  der  Chele  32 — 41  /^i, 
Breite  11 — 12,5  n,  Zahnabstand 
11—12  ^i. 

Anisochelae  palmatae, 
kleinere,  zerstreut.  Sie  sind  ähn- 
lich wie  bei  M.  phyllophila,  doch 
oft  in  der  Seitenansicht  sehr  schlank 
infolge  von  Annäherung  des  Zahnes 
an  die  Flügelscheibe.  Der  untere 
Zahn  hat  in  der  Mitte  seines  Ober- 
randes eine  zungenartige  Ver- 
längerung.    Länge  der  Chele  12 — 20  /«,  Breite  4  f.i,  Zahnabstand  4  (.i. 

Sigmen  kräftig  und  meist  stark  gedreht.    Länge  67 — 105  f.i,  Dicke  4  i^i. 

Toxe,  stark  gebogen  und  mit  aufwärts  gebogenen  Enden.  Es  scheinen 
zwei  Sorten  zu  sein,  die  eine  im  erwachsenen  Zustande  200—230  /<  lang, 
30—40  jK  hoch,  3—4  /<  dick;  die  andere  80—110  /<  lang,  15 — 20  ,«  hoch, 
2  /<  dick.     Kleinere  Toxe  sind  wohl  Jugendformen. 

Fundnotizen :  Stat.  1 ,  S  h  a  r  k  s  B  a  y ,  n  w.  M  i  d  d  1  e  Bluff.  Fels- 
boden mit  Korallen,  7—8  m;  21.  IX.  05.  Stat.  14,  Sharks  Bay,  Freycinet 
Reach,  w.  Mi d die  Fiat  bis  zur  Nordspitze  von  Heirisson 
P r  on  g.  Anfangs  Sandboden,  dann  Felsen  mit  Korallen,  11  — 16  m ;  12.  IX. 05. 
Je  ein  Stück. 

Mycale  isochela  ii.  sp. 
Textfigur  7. 

Der  Schwamm  bildet  unregelmäßige  inkrustierende  Massen,  welche 
Pflanzenteile  und  Muschelschalen  überziehen  und  reichliche  Fremdkörper, 
wie  Schalen  von  Foraminiferen,  Mollusken,  Bryozoen  u.  dgl.,  einschließen. 
Das  größte  Stück  dehnt  sich  bis  zu  11  cm  aus.  Die  Oberfläche  ist  gleich- 
mäßig feinkörnig,  ihre  Farbe  im  Alkohol  hellgelb  bis  dunkel  purpurn,  oft 
gelblich  mit  einem  roten  Ton  oder  rötlichen  Flecken.     Bei  den  purpurneu 


Fig.  6.  Mycale  macilenta  Bow.  var. 
australis  n.  a  Subtylostyl.  b  Große  An- 
isochelae. c  Sigmen.  d  Toxe.  e  Kleine  An- 
isochelae. 


298 


Ernst  Hentschel, 


Stücken  findet  sich  diese  Farbe  nur  an  der  Oberfläche,  das  Innere  ist 
schmutziggelb.  Die  Oscula  sind  zerstreut,  oval,  meist  etwa  3  mm,  in 
einem  Fall  7  mm  weit,  und  mit  einem  niedrigen  Oscularschornstein  ver- 
sehen, der  bis  4  mm  Höhe  erreicht.  Nicht  alle  Stücke  zeigen  Oscula. 
Die  Poren  sind  etwa  80  i.i  weit.  Die  Schwämme  sind  weich  und  haben 
eine  durchscheinende,  zum  Teil  ablösbare  Oberhaut. 

Zwischen  Ektosom  und  Choanosom  finden  sich  weite  Subdermalräume. 
Das  Skelett  des  Choanosoms,  soweit  es  nicht  duich  eingeschlossene  Fremd- 
körper ersetzt  ist,  besteht  aus  verzweigten  Nadelzügen  von  sehr  ver- 
schiedener,   durchschnittlich    viel- 


leicht 6  Nadelbreiten  betragender 
Dicke.  Spougin  ließ  sich  in  diesen 
nicht  sicher  nachweisen.  An  der 
Oberfläche  strahlen  diese  Züge  in 
Büscheln  aus.  Das  Ektosom  hat 
außer  diesen  radialen  Nadelgruppen 
auch  tangentiale,  welche  ein  regel- 
mäßiges Netz  mit  dreiseitigen,  vier- 
seitigen oder  unregelmäßigen  Ma- 
schen bilden.  Die  Seiten  der  Ma- 
schen entsprechen  der  Nadellänge 
und  werden  meist  von  1—5  Na- 
deln gebildet.  Im  Oberflächenbilde 
sieht  man  bei  den  purpurnen  Stük- 
ken  in  den  Maschen  zwischen  den 
Poren  zahlreiche  rote  Pigment- 
zellen liegen. 

Spicula:  Subtylostyle, 
meist  gerade  oder  nahe  dem  abgerundeten  Ende  leicht  gekrümmt,  etwas 
spindelförmig,  die  größte  Dicke  meist  näher  dem  spitzen  Ende.  Die  End- 
anschwellung ist  gering,  länglich,  und  kann  ganz  fehlen,  so  daß  Style 
entstehen,  die  Spitze  mäßig  lang.     Länge  216—256  fx,  Dicke  4—5  /<. 

Anisochelae  palmatae  von  der  gewöhnlichen  Form,  ziemlich 
variabel.  Der  Schaft  ist  leicht  gebogen  oder  am  Unterende  der  oberen 
Flügel  geknickt.  Die  Flügel  des  oberen  Endes  reichen  bis  über  die  Schaft- 
mitte hinab,  der  Zahn  ist  meist  ebenso  breit  und  etwas  länger  als  die 
Flügel,  am  Unterrande  halbkreisförmig.  Untere  Flügel  und  Zahn  gleich 
breit  und  durchschnittlich  ein  Drittel  so  lang,  wie  die  oberen.  Die  Falx 
des  unteren  Endes  ist  wesentlich  breiter  als  hoch,  ihr  Unterrand  oft  konvex. 
Länge  17—20  /<,  Breite  7 — 8  /<,  Zahnabstand  5 — G  /<.  Bei  manchen  Stücken 
sind  diese  Chelae  selten. 


Fig.  7.  Mycale  isocJiela  n.  sp.  a  Sub- 
tylostyle. b  Toxe.  c  Sigmen.  d  Isochelae 
e  Anisochelae. 


Tetraxonida.  299 

Isoclielae  palmatae.  Der  Schaft  ist  gebogen.  Die  Flügel  sind 
länger  als  ein  Drittel  der  Schaftlänge.  Die  Zähne  sind  länger  als  die 
Flügel,  zuweilen  berühren  sie  fast  einander,  und  schmaler  als  die  Flügel- 
scheiben.    Länge  der  Chele  10—12  in,  Breite  2  «,  Zahnabstand  2,5—3,5  u. 

Sigmen,  meist  gedreht,  wenn  auch  nur  wenig.     Länge  17 — 22  /^i. 

Toxe   von    schwacher  Biegung,   meist  in  Bündeln.     Länge  45—50  in. 

Raphiden,  meist  in  Bündeln,  die  größeren  nicht  immer  scharf  von 
den  Toxen  getrennt.  Die  kleinsten  sind  verhältnismäßig  dick,  so  daß  sie 
als  Microxe  erscheinen.  Ihre  Länge  geht  von  den  Maßen  der  Toxe  bis 
hinab  zu  20  ii. 

Fundnotizen:  Stat.  10,  Sharks  Bay,  Freycinet  Estuary,  östl. 
Fahrwasser,  zwischen  Eagle  Bluff  und  Baba  Head.  Sand- 
boden mit  Steinen  und  Algen,  7—11  m;  6.  IX.  05.  Etwa  10  Stücke  und 
Bruchstücke.  Stat.  43,  Fremantle-Bezirk,  Fremantle  südlich. 
Meeresstrand.     Ein  Stück. 

Bemerkung :  Die  beiden  einzigen  mir  bekannten  früher  beschriebenen 
Arten  der  Gattung  Mycale,  welche  Isochelen  enthalten,  M.  parisM  (Bow.) 
und  M.  plumosa  (Cart.),  haben  mehr  als  doppelt  so  große  Anisochelen, 
wie  die  vorliegende  Art,  und  viel  größere  Sigmen.  Die  Unterschiede 
gegen  31.  pectinicola  n.  sp.  siehe  bei  der  Beschreibung  dieser  Art. 

3Iycale  pectinicola  n.  sp. 

Textfigur  8. 

Die  Schwämme  dieser  Art  bilden  dicke,  unregelmäßige  Massen,  welche 
Muscheln  der  Gattung  Pecten  vollständig  bedecken.  Auf  der  flachen 
(unteren)  Seite  der  Schale  ist  der  Überzug  dünner,  an  der  Stelle,  die  vor- 
wiegend am  Boden  gelegen  hat,  fehlt  er  fast  ganz.  Auf  der  gewölbten 
(oberen)  Seite  bildet  er  dagegen  dicke  Massen  von  unregelmäßiger  Gestalt, 
und  während  die  Unterseite  im  wesentlichen  ebenflächig  begrenzt  zu  sein 
pflegt,  trägt  die  Oberseite  zahlreiche  wellige,  warzige  oder  papillenförniige 
Erhebungen,  aus  denen  an  vielen  Stellen  starke  Faserenden  hervorragen, 
von  denen  das  Schwammgewebe  zurückgewichen  ist.  Nur  bei  dem  größten 
Stück  kommen  solche  Erhebungen  auch  unten  vor.  Zuweilen  ragt  der 
Schwamm  bis  etwa  2  cm  weit  über  den  Schalenrand  hinaus,  so  daß  er 
gleichsam  die  Schale  in  ihrer  eigenen  Wachstumsrichtung  fortsetzt.  Auf 
der  Unterseite  wird  der  Schwamm  höchstens  2,  gewöhnlich  kaum  über 
1  cm  dick,  an  der  Oberseite  steigt  er  in  einem  Falle  bis  zu  6  cm  auf. 
Die  Breitenausdehnung  entspricht  naturgemäß  der  Breite  der  Muschel  und 
beträgt  8—12  cm.  Die  Oberfläche  ist  entweder  dicht  und  feinkörnig,  oder 
sie  ist  durchscheinend  und  zeigt  ein  zartes  Netz  meist  dreiseitiger  Maschen. 
Ihre    Färbung  im  Alkohol  ist,   ebenso  wie  die  des  Inneren,   ein  Gemisch 


300 


Ernst  Hentschel, 


von  rötlichen,  grauen  und  gelblichen  Tönen.  Die  Oscula  fehlen  an  der 
Unterseite,  liegen  aber  reichlich  am  Rande  sowohl  der  unteren  wie  der 
oberen  Schale  und  sind  an  der  Oberseite  zerstreut.  Die  Weite  der 
Mündung,  die  schornsteinartig  bis  zu  5  mm  erhoben  zu  sein  pflegt,  be- 
trägt 1—9  mm.  Für  die  Berührung  ist  der  Schwamm  oberflächlich  weich, 
innerlich  aber  infolge  starken  Spongingehalts  zäh  und  elastisch.  Die 
Oberhaut  läßt  sich  in  größeren  Fetzen  ablieben. 

Das  Skelett  des  Choanosoms  besteht  aus  starken,  wohkunschriebenen, 
sponginreichen  Fasern,  die  eine  Achse  von  Nadeln,  durchschnittlich  etw^a 
10—12  Nadeldicken  breit,  und  eine  etwa  4—5  Nadeldicken  breite  Spougin- 
rinde  haben.  Diese  Fasern  steigen  senkrecht  auf,  verzweigen  sich  und 
anastomosieren,  oder  sie  werden  durch  Querfasern  verbunden.  Wo  die 
Fasern  näher  zusammentreten  und  die  Maschen  kleiner  werden,  entstehen 
stärkere  Skelettsäulen ;  dazwischen  liegt  ein  loses  Skelettfasernetz  mit 
größeren  Maschen.  An  der  Grenze  der  Subdermalräume  heben  sich  aus 
diesem  Netz  dünnere,  sponginarme  Fasern  heraus,  die  isoliert  unter 
schwacher  Verzweigung  aufsteigen  und  an  der  Oberfläche  in  Büscheln 
ausstrahlen.      Außer   diesen   radialen   Nadelbüscheln   enthält  das  Ektosom 

tangentiale  Nadeln,  die 
ein  Netz  meist  drei- 
oder  vierseitiger  Maschen 
bilden.  Die  Maschen- 
seite ist  eine  Nadelläuge 
lang  und  meist  5—10 
Nadelbreiten  breit. 

S  p  i  c  u 1 a :  Style, 
selten  subtyl,  schwach 
spindelförmig,  die  größte 
Dicke  näher  dem  spitzen 
Ende,  gerade  oder  etwas 
unregelmäßig  gekrümmt, 
besonders  in  der  Nähe 
der  Basis,  die  Spitze  ziem- 
lich kurz.  Länge  200 — 
2H6  //,  Dicke  4—8  //. 

A  n  i  s  0  c  h  e  1  a  e  p  a  1- 

matae,  große,  von  der 

gewöhnlichen    Form,    in 

Rosetten  von  4 — 15  Stück,  hauptsächlich  im  Ektosom.     Der  Schaft  ist  fast 

gerade.      Die    oberen    Flügel   und    der    obere    Zahn  sind  von  wechselnder 

Länge,  durchschnittlich  so  lang,  wie  der  halbe  Schaft,  meist  der  Zahn  etwas 


i  o^ 


Hg.  8.     Mycale  pectinicola   d.  sp.     u  Sty 
Anisochelae.    c  Kleine  Anisochelae.    d  Istichelae. 
Sigmen.    f  Kleine  Sigmen.    g  Microxe. 


Tetraxonida.  $01 

kürzer  als  die  Flügelscheibe.  Das  Tuberculum  ist  meist  lang,  aber  sehr 
variabel.  Der  Zahn  ist  wesentlich  schmaler  als  die  Flügelscheibe,  unten 
abgerundet.  Die  untere  Flügelscheibe  ist  fast  doppelt  so  l)reit  wie  hoch. 
Der  Zahn  und  mit  ihm  das  Tuberculum  überragt  das  untere  Ende  des 
Schafts.  Der  untere  Zahn  mißt  etwa  ein  Drittel  bis  die  Hälfte  von  der 
Länge  des  oberen.  Die  untere  Falx  ist  ebenso  hoch  wie  breit.  Länge  der 
Chele  40-45  n,  Breite  13—15  jit,  Zahnabstand  11—13  ^/. 

Anisochelae  palmatae,  kleinere,  von  gewöhnlicher  Form.  Der 
Schaft  ist  schw^ach  gekrümmt,  obere  Flügel  und  oberer  Zahn  reichen  bis 
unter  die  Schaftmitte  hinab.  Die  obere  Flügelscheibe  ist  ziemlich  schmal. 
Flügel  und  Zahn  des  unteren  Endes  messen  etwa  ein  Drittel  von  denen 
des  oberen.  Die  Falx  des  unteren  Endes  ist  ungefähr  so  hoch  wie  breit. 
Länge  der  Chele  15 — 20  ^<,  Breite  5 — 6  //,  Zahnabstand  5  /n. 

Isochelae  palmatae,  schlank,  mit  wenig  gekrümmtem  Schaft.  Die 
Flügel  messen  etwa  ein  Drittel  der  Schaftlänge.  Die  Zähne  sind  ein  wenig 
länger  und  von  derselben  Breite  wie  die  Flügelscheiben.  Oft  sind  die 
Zähne  dem  Schaft  ziemlich  stark  genähert.  Länge  der  Chele  9 — 10  fi, 
Breite  2  //,  Zahnabstand  2  i^i. 

Sigmeu,  stark  gedreht,  selten.     Größter  Durchmesser  80—85  f^i. 

Sigmen,  kleinere,  wenig  gedreht,  selten. 

Microxe,  spindelförmig,  selten. 

In  einem  Präparat  fanden  sich  einige  T  o  x  e  ,  etwa  viermal  so  lang 
wie  die  Isochelen. 

Fuiuliiotlzeii :  Stat.  9,  S  h  a r  k  s  B  a y ,  F  r  e  y  ci  n  e  t  R e  a c h ,  ö.  M  i  d  d  1  e 
Fiat.  Anfangs  Sand  und  Steine,  dann  Mud  und  Algen,  3V2  — H  m;  5.  IX.  05. 
Stat.  14,  S  h  a !■  k  s  B  ay ,  F r  e y  c i  n  e  t  R e  a c  h ,  w.  M  i  d  d  1  e  Fiat  bis  zur 
Nordspitze  von  Heirisson  Prong.  Anfangs  Sandboden,  dann 
Felsen  mit  Korallen,  11— 16  m;  12.  IX.  05.  Stat.  15,  Sharks  Bay,  nnö. 
der  Nord  spitze  von  Heirisson  Prong.  Felsboden  mit  Korallen, 
11— I2V2  m;  18.  VI.  05.     Im  ganzen  5  Stücke. 

Bemerkung:  Durch  die  Isochelen  erinnert  diese  Art  an  M.  plumosa 
(Cart.)  und  M.  parisMi  (Bow.),  sowie  an  die  neue  Art  M.  isochela.  Von 
allen  dreien  ist  sie  dadurch  unterschieden,  daß  sie  zwei  Arten  von  An- 
isochelen besitzt.  M.  plumosa  steht  ihr  nahe,  sie  kann  nach  Carter 
(1886,  p.  72)  auch  inkrustierend  sein,  hat  aber  nach  Dendy  (1905)  kein 
sichtbares  Spongin,  und  die  Fasern  sind  nicht  deutlich  umschrieben, 
während  bei  M.  pectinicola  deutliche  Fasern  mit  reichlichem  Spongin  vor- 
handen sind.  M.  isochela  hat  viel  kleinere  Sigmen.  —  Obwohl  demnach 
die  vier  genannten  Arten  zunächst  deutlich  geschieden  erscheinen,  ist  doch 
ihre  wirkliche  Verschiedenheit  als  zweifelhaft  zu  betrachten.  Die  Unter- 
schiede   liegen     hauptsächlich   im    Vorhandensein    oder    Fehlen    gewisser 


p,02  ERNf=;T  Hentschel, 

Mikrosklerenformen,  d.  h.  in  Merkmalen  von  sehr  zweifelhaftem  Wert. 
BowERBANK  beschrieb  (1875)  bei  M.  parishii  zwei  verschiedene  Sigmen- 
formen,  Ridley  erklärte  (1884)  die  kleinere  für  eine  Jngendform  der 
größeren,  eine  Annahme,  die  nicht  zutreffen  kann.  Bei  M.  pecünicola 
kommt  auch  ausnahmsweise  eine  zweite,  kleinere  Sigmenart  vor.  Es  wäre 
denkbar,  daß  es  sich  hier  allgemein  um  Schwämme  handelt,  zu  deren 
vollständiger  Spiculation  2  Formen  von  Anisochelen  und  zwei  oder  mehr 
Formen  von  Sigmen  gehören,  daß  aber  der  eine  oder  andere  Teil  dieser 
Spiculation  ausfallen  kann,  wie  z.  B,  bei  M.  isochela  die  großen  Chelen 
und  großen  Sigmen  fehlen. 


Mycale  ohsciiva  (Cart.)« 

Textfigur  9. 

1882  Esperia  obsenra  Carter,  Ann.  Nat.  Hist.  (5)  9,  p.  299,  tab.  11,  fig.  8. 

Der  Schwamm  bildet  Krusten,  welche  Kalkalgen  und  Korallen  über- 
ziehen, in  einer  Ausdehnung  von  mehreren  Quadratzentimetern,  wobei  die 
Dicke  jedoch  nur  1—3  mm  beträgt.  Die  Oberfläche  zeigt  an  manchen 
Stellen  unter  einer  starken  Lupe  eine  feine  Netzzeichnung  mit  gradlinig 
begrenzten  Maschen,  an  anderen  Stellen  ist  sie  unregelmäßig.  Die  Farbe 
ist  sehr  hell  purpurrot  oder  bräunlichrot.  Oscula  wurden  nicht  beobachtet. 
Die  Poren  sind  etwa  60  /ti  weit.  Die  Schwämme  sind  sehr  weich  und  mit 
durchscheinender,  in  kleinen  Stücken  ablösbarer  Oberhaut  versehen. 

Das  Skelett  des  Choanosoms  besteht  aus  langen,  im  wesentlichen  senk- 
rechten und  isolierten  Nadelzügen,  deren  Dicke  ungefähr  gleich  8  Nadel- 
breiten ist.  Nach  oben  teilen  sie  sich  in  mehrere  dünnere  Zweige,  die  an 
der  Oberfläche  in  Büscheln  ausstrahlen.  Spongin  ist  in  diesen  Zügen  nicht 
zu  bemerken.  Das  Ektosom  hat  ein  tangential  gelagertes  netzförmiges 
Skelett,  dessen  Maschen  meist  dreiseitig  sind.  Die  Maschenseiten  haben 
ungefähr  die  Länge  einer  Nadel  und  bestehen  je  aus  1 — 3  Nadeln. 
Zwischen  den  Maschen  dieses  Netzes  zerstreut  liegen  Rosetten,  welche 
je  von  10 — 12  Anisochelen  der  größten  vorkommenden  Form  gebildet 
werden.  Im  Ektosom  liegen  zahlreiche  scharf  umgrenzte  kreisrunde 
Zellen. 

Spicula:  Tylostyle  mit  wohlentwickeltem,  umgekehrt  eiförmigem, 
nicht  scharf  abgesetztem  Kopf.  Der  Schaft  ist  gerade,  zylindrisch,  nur 
unter  dem  Kopf  etwas  eingeschnürt,  die  Spitze  sehr  kurz,  deutlich  gegen 
den  Schaft  abgesetzt.  Manchmal  ist  der  Schaft  mehr  spindelförmig  und 
die  Spitze  schlank.     Länge  224—336  /<,  Dicke  4  ^i. 

Anisochelae  palmatae  von  der  gewöhnlichen  Form.  Der  Schaft 
ist  fast  gerade.    Die  oberen  Flügel  reichen  nicht  oder  kaum  bis  zur  Schaft- 


Tetraxonida. 


503 


mitte  hinal)  und  sind  stark  nach  vorn  eingebogen,  der  ol)ere  Zahn  ist 
ebenso  lang  wie  die  Flügel ,  aber  beträchtlich  schmaler  als  die  Flügel- 
scheibe, nach  unten  abgerundet.  Die  unteren  Flügel  und  der  untere  Zahn 
erreichen  nicht  die  halbe  Länge  der  oberen.  Nach  unten  nähern  sich  die 
Seitenränder  der  Flügel  einander  beträchtlich.  Die  untere  Falx  verbindet 
nur  die  beiden  oberen  Drittel  des  Zahnes  mit  dem  Schaft,  so  daß  in  der 
Seitenansicht  zwischen  unterer  Flügelscheibe  und  Zahn  von  unten  her  eine 
Einbuchtung  erscheint.  Das  obere  Tuber- 
culum  ist  lang,  das  untere  sehr  kurz  und 
in  der  Mitte  der  Flügelscheibe  gelegen. 
Länge  25—37  fi,  Breite  10—11  /<,  Zahn- 
abstand 10—12  /ii.  Diese  Chelen  liegen 
meist  in  Rosetten  im  Ektosom.  ^— ^   '  f)  ^ — ^ 


Fig.  9.  Mijcale  obscura  (Cart.).  a  Ober- 
flächenansicht des  Ektosoms.  b  Tylostyl.  c  Große 
Anisochelae.  d  Kleine  Anisochelae.  e  Große  Sig- 
men.     f  Kleine  Sigmen. 


Anisochelae  palmatae  von  ungewöhnlicher,  für  die  Art  charakte- 
ristischer Gestalt.  Die  Abweichungen  dieser  Anisochelae  von  denen  ge- 
wöhnlicher Form  sind  derart,  daß  der  oberste  Teil  des  Raumes  zwischen 
oberer  Flügelscheibe  und  oberem  Zahn  beträchtlich  erweitert  und  nach 
oben  weit  geöffnet  ist.  Das  geschieht  zunächst  dadurch,  daß  die  sonst 
dreieckige,  nach  oben  stark  verschmälerte  Falx  hier  breit  ist  und  zwischen 
Zahn  und  Schaft  einen  breiten  konkaven  Rand  hat,  also  vom  Ende  der 
Chele  her   ausgeschnitten   erscheint,   wie  man   das  sonst  zuweilen  an  <ler 


504  Rrnst  Hentschel, 

unteren  Falx  findet.  An  den  Zahn  setzt  sich  die  mächtig  entwickelte  Falx 
mit  langer  Kante  an,  die  bis  zum  unteren  Rande  des  Zahnes  hinabreicht. 
Diese  Kante  ist  schmal,  von  einem  eigentlichen  Tuberculum  kann  man 
nicht  sprechen.  Nach  oben  überragt  der  Zahn  das  Ende  der  Falx  und 
biegt  sich  nach  rückwärts  über  sie  hinweg.  Ferner  sind  die  Flügel  derart 
verändert,  daß  sie  unter  Verbreiterung  nach  oben  stark  nach  hinten  aus- 
gebuchtet sind.  Sie  biegen  sich  nicht  wie  gewöhnlich  vom  Schaft  aus 
langsam  nach  vorn,  sondern  sie  weichen  zunächst  vom  Schaft  aus  beträchtlich 
nach  hinten  zurück,  um  dann  allmählich  nach  vorn  umzubiegen.  Ihr 
Querschnitt  ist  infolgedessen  nicht  wie  sonst  ein  einfacher  Bogen,  der 
seinen  Mittelpunkt  im  Schaft  hat,  sondern  er  hat  die  Form  einer  Drei. 
Ebenso  wie  der  Zahn  ragen  die  Flügel  beträchtlich  über  das  Schaftende 
hinaus  und  sind  an  ihrem  freien  oberen  Ende  abgerundet,  während  sie 
nach  unten  ganz  allmählich  schmaler  werden,  wobei  sie  jedoch  schließlich 
nicht  in  den  Schaft  verlaufen,  sondern  in  die  unteren  Flügel  übergehen. 
Dieser  Bau  der  Flügel  erschwert  das  Verständnis  der  Seitenansicht  sehr, 
weil  dadurch  der  Schaft  aus  seiner  gewöhnlichen  Lage  am  Hinterrande 
der  Chele  ins  Innere  hinein  verschoben  erscheint.  Man  kann  sich  jedoch 
leicht  von  der  Lage  der  Teile  überzeugen,  wenn  man  bei  seitlicher  Lage 
der  Chele  das  Mikroskop  auf  verschiedene  Höhen  einstellt.  Man  bekommt 
dann  zuerst  am  Hinterrande  der  Chele  den  optischen  Längsschnitt  durch 
einen  Flügel,  einen  Streifen,  der  nach  oben  den  Schaft  überragt,  nach 
unten  sich  ihm  allmählich  nähert,  aber  bis  zum  unteren  Ende  hin  immer 
hinter  ihm  bleibt;  darauf  bekommt  man  den  Schaft  selbst,  der  kürzer  ist 
und  weiter  einwärts  liegt,  und  schließlich,  wieder  am  Hinterrande,  den 
optischen  Längsschnitt  des  anderen  Flügels.  In  der  Vorder-  und  Rück- 
ansicht erscheint  am  oberen  Ende  ein  kreisförmiger  Ausschnitt,  der  oben 
von  dem  optischen  Querschnitt  des  übergebogenen  Endes  des  Zahnes,  an 
den  Seiten  und  unten  von  den  oberen  Rändern  der  Flügel  begrenzt  wird, 
und  dessen  tiefster  Punkt  mit  dem  oberen  Endpunkt  des  Schaftes  zu- 
sammenfällt. Wenn  man  bei  der  Rückansicht  von  der  Einstellung  auf  die 
Höhe  des  Schaftes  ausgehend  den  Tubus  allmählich  hebt,  so  hat  man,  weil 
man  nun  die  optischen  Schnitte  durch  die  Flügelscheiben  bekommt,  den 
Eindruck,  als  ob  der  Schaft  sich  nach  oben  spaltet  und  von  den  Enden 
aus  nach  beiden  Seiten  die  Flügelränder  im  Bogen  aufwärts  steigen. 

Der  untere  Teil  der  Chele  bietet,  abgesehen  von  der  Ausbuchtung 
der  Flügel  und  ihrem  allmählichen  Übergang  in  die  oberen,  nichts  Be- 
sonderes. Die  Falx  ist,  von  der  Seite  gesehen,  sehr  niedrig  und  breit. 
Das  Tuberculum  kurz.  Der  Zahn  trägt  in  der  Mitte  des  Oberrandes  einen 
zungenförmigen  Fortsatz.  Länge  der  Chele  16 — 20  //,  Breite  9 — 10  //, 
Zahnabstand  vom  Hinterrande  (nicht  vom  Schaft!)  7  jti. 


Tetraxonida.  305 

Vereinzelt  treten  von  dieser  Chelform  kleinere  Exemplare  auf,  deren 
Länge  nur  etwa  12  iti  beträgt. 

S  i  g  m  e  n ,  größere,  mehr  oder  weniger  gedreht.  Länge,  sehr  konstant, 
36  /ii.    Selten. 

Sigmen,  kleine,  wenig  gedreht,  Länge  8 — 9  f^i.  In  einem  Stücke 
häufig,  in  einem  anderen  sehr  selten. 

Fundnotizen:  Stat.  14,  Sharks  Bay,  Freycinet  Reach,  west- 
lich Middle  Fiat  bis  zur  Nord  spitze  von  Heirisson  Prong. 
Anfangs  Sandboden,  dann  Felsen  mit  Korallen,  11 — 16  m;  12.  IX.  05.  Ein 
Stück.  Stat.  28,  Sharks  Bay,  vor  Brown  Station  (DirkHartog). 
Sandboden  mit  Pflanzen,  2— 4Y2  m;  17.  VI.  05,     Zwei  Stücke. 

Bemerkung:  Carter  hat  (Ann.  Nat.  Hist.  (5)  9,  p.  299,  tab.  11, 
fig.  18)  von  Esperia  obscura  eine  Beschreibung  von  10  Zeilen  und  dazu 
die  Abbildung  der  sehr  charakteristischen  Chelae  gegeben.  Auf  Grund 
dieser  Abbildung  glaube  ich,  die  mir  vorliegenden  Stücke  mit  dieser  Art 
identifizieren  zu  können,  um  so  mehr,  da  die  Fundorte  nahe  beieinander 
liegen ;  das  CARTERsche  Stück  stammte  von  Fremantle.  Auffallen  muß 
es  allerdings,  daß  Carter  nicht  von  den  großen  Anisochelen  spricht,  doch 
gibt  er  an,  daß  sich  sein  Stück  „in  a  rotten  State"  befand,  so  daß  man 
annehmen  kann,  daß  die  dünne  Oberhaut,  in  der  die  Rosetten  dieser 
Chelae  liegen,  zerstört  war. 

Mycale  moluccensis  Thiele  forma  dichela  n. 

Textfigur  10. 
1903  Mycale  moluccensis  Thiele,  Abh.  Senkb.  Ges.,  XXV,  p.  950,  tab.  28,  fig.  17. 

Von  dieser  eigentümlichen  Art  sind  zwei  Stücke  vorhanden.  Das  eine 
bildet  eine  dünne,  durchscheinende  Kruste  mit  glatter  Oberfläche  auf  ver- 
wachsenen alten  Muschelschalen,  das  andere  ist  ein  kleines  zerfetztes  Ge- 
bilde, an  dem  Fremdkörper  haften  und  das  vielleicht  inkrustierend  auf 
einer  Pflanze  oder  einem  anderen  Schwamm  gesessen  hat.  Die  Farbe  ist 
im  Alkohol  hellgelblich.     Oscula  wurden  nicht  beobachtet. 

Das  Skelett  besteht  aus  einem  unregelmäßigen  Netz  dicker,  nadel- 
reicher Fasern,  die  häufig  miteinander  verschmelzen.  Die  Fasern  sind 
durchschnittlich  etwa  160  /<  breit.  Außerdem  sind  zahlreiche  Megasklere 
zwischen  den  Fasern  zerstreut. 

Spicula:  Rhabde  (Tylostyle),  in  dem  einen  der  beiden  vor- 
liegenden Stücke  (Stat.  21)  etwas  schlanker,  als  sie  Thiele  abbildet,  und 
mit  ausgeprägten  Endverdickungen.  Die  charakteristischen  Dörnchen  des 
dünneren  Endes  fehlen  zuweilen,  so  daß  die  Nadel  amphityl,  allerdings  un- 
gleichendig erscheint.     Die  Maße  sind  bei  den  beiden  Stücken  von  Stat.  21 

Die  Fauna  Südwest-Australiens.     III.  ^0 


306 


Ernst  Hentschel, 


und  Stat.  23  deutlich  verschieden.     Stat.  21 :  Länge  192 — 232  /<,  Dicke  des 
Schafts  2—3  ^i;  Stat.  23:  Länge  296—336  ^/,  Dicke  5—6  //. 

Anisochelae    palmatae,    größere,    in    Rosetten.      Der   Schaft  ist 
gerade  oder  fast  gerade.      Die    obere    Flügelscheibe   ist    etwa    'Ys  so  lang 
wie    der    Schaft    und    ziemlich    schmal.      Der   Zahn  ist 
kürzer  und  etwas  schmaler  als  die  Flügelscheibe,  schräg 
abstehend.     Das  Tuberculum   ist  etwa   Vs   so  lang  wie 
die  Flügelscheibe.    Die  untere  Flügelscheibe  ist  etwa  halb 
so  lang  wie   die  obere.     Der  Zahn   ist  von  wechselnder 
Länge,  oft  etwas  über  das  Schaftende  hinaus  verschoben. 
Das   Tuberculum   liegt  in  der  Mitte  der  Flügelscheibe 
und   ist  halb    so  lang  wie  diese.     Beide  Flügelscheiben 
verlaufen  allmählich  in  den  sehr  kurzen  freien  Schaftteil. 
Diese  Beschreibung  bezieht  sich  auf  den  Schwamm 
von  Stat.  21.    Bei  dem  von  Stat.  23  sind  die  Chelae  deut- 
lich   anders    gebaut    und    ähneln   mehr    der    Abbildung 
^.     ,^     „         Thieles   (1.  c.  tab.  28,  fig.  17).    Die   Seitenwände   der 

Flg.  10.     Mycale  i      <=>         / 

moluecensis  Tiele  f.  oberen  Flügelscheibe  laufen  nicht  wie  dort  parallel, 
diehela  n.  a  Große  sondern  sie  konvergieren.  Der  untere  Rand  steht  fast 
Anisochelae.  b  Kleine  senkrecht  zum  Schaft,  ebenso  verhält  sich  der  ent- 
sprechende Rand  der  unteren  Flügelscheibe.  Das  freie 
Schaftstück  ist  länger  und  schmaler  als  dort.  Die  drei  Teile  der  Chele  ver- 
halten sich  in  der  Länge  zueinander  wie  2:2:1.  Maße:  Stat.  21:  Länge 
der  Chele  22-26  //,  Breite  7  /<,  Zahnabstand  7  ^i\  Stat.  23:  Länge 
29—32  ^i,  Breite  11  ^i,  Zahnabstand  9-10  /<. 

Anisochelae  palmatae,  kleinere,  zerstreut.  Der  Schaft  ist  ge- 
krümmt. Die  drei  Teile  des  Schaftes  stehen  im  Verhältnis  2:2:1.  Der 
obere  Zahn  ist  etwas  kürzer  als  die  Flügelscheibe.  Das  Tuberculum  mißt 
etwa  Vs  von  der  Länge  der  Flügelscheibe.  Der  untere  Zahn  ist  durch- 
schnittlich ebenso  laug  wie  die  Flügelscheibe.  Beide  Zähne  haben  einen 
verhältnismäßig  weiten  Abstand  vom  Schaft,  was  zur  Folge  hat,  daß  die 
Chelen  gewöhnlich  auf  der  Seite  liegen.  Dies  letzte  Merkmal  ist  bei  dem 
Stück  von  Stat.  23  nicht  so  auffallend,  so  daß  dies  Stück  in  beiden  ühel- 
formen  ,,normaler"  erscheint.  Maße:  Stat.  21:  Länge  der  Chele  9 — 10  //, 
Breite  2,5—3  f^i,  Zahnabstand  4  ^w ;  Stat.  23:  Länge  13 — 14  //,  Breite  4  ,w. 
Zahnabstand  4  (.i. 

Sigmen,  wie  von  Thiele  beschrieben.  Stat.  21:  Größter  Durch- 
messer 45—52  i«;  Stat.  23:  Größter  Durchmesser  35—44  //. 

Fundnotizen:  Stat.  21,  SharksBay,  Useless  Inlet,  zentraler 
Kanal  und  Perlbäuke.  King  leg.  Stat.  23,  SharksBay,  Eingang 
zur  South  Passage.  Felsboden  und  einzelne  Steine,  9  m;  16.  VL  05. 
Je  ein  Stück. 


Tetraxonida, 


307 


Bemerkung:  Diese  Schwämme  unterscheiden  sich  von  Thieles 
M.  moluccensis  auffallend  duich  das  Vorhandensein  einer  zweiten  Chelform. 
Ich  halte  jedoch  dies  Merkmal,  ebenso  wie  die  anderen  Abweichungen, 
nicht  für  wichtig  genug,  um  darauf  eine  Varietät  oder  gar  eine  neue  Art 
zu  gründen. 

Mycale  sulcata  ii.  sp. 

Textfigur  11. 
Diese  Art  wird  dargestellt  durch  einen  langgestreckten  und  schmalen, 
sozusagen  mauerartigen  Schwamm,    dessen   oberer  Rand   in  einige  zapfen- 
artige Fortsätze  ausläuft.     Seine  Länge  ist  etwa  16  cm,  seine  Dicke  1  cm, 


Fig.  11.    Mycale  sulcata  n.  sp.     a  Styl,     b  und  c  Größte  Anisochelae.    d  Kleinere 
Anisochelae.    e  Kleinste  Anisochelae.    f  Abnorme  Formen  von  diesen,    g  Sigmen. 


seine  größte  Höhe  6  cm.  Der  längste  Fortsatz  ist  etwa  2,5  cm  lang  und 
1  cm  breit.  Die  Oberfläche  ist  unregelmäßig  wellig  und  besitzt  einen 
feinen  kurzen  Nadelpelz.  Sehr  auffallend  ist  auf  einem  Teil  der  Ober- 
fläche eine  eigentümliche  Felderung,  welche  durch  ein  netzförmiges  System 
von  Furchen  hervorgerufen  wird.  Während  das  Ektosom  im  ganzen  zäh 
und  fest  ist,    wird  es  in  diesen  Furchen  weich  und  geschmeidig  und  ent- 

20* 


308  Ernst  Hentschel, 

behrt  des  Nadelpelzes.  Die  polygonalen  Felder  messen  durchschnittlich 
1  cm  im  Durchmesser.  Die  Farbe  ist  im  Alkohol  schmutzig  gelblich  grau. 
Oscula  und  Poren  wurden  nicht  beobachtet.  Der  Schwamm  ist  leicht  zer- 
reißbar, seine  Oberhaut  läßt  sich  in  größeren  Fetzen  ablösen. 

Das  Skelett  besteht  aus  einzelnen  aufsteigenden  Fasern,  die,  wie  es 
scheint,  nicht  anastomosieren,  sich  aber  in  verschiedene  Züge  spalten  und 
an  der  Oberfläche  in  Bündeln  von  Nadeln  ausstrahlen.  Die  Fasern  sind 
am  aufgebrochenen  Schwamm  und  auf  Schnitten  deutlich  mit  bloßem  Auge 
zu  erkennen,  man  sieht  sie  auch  an  vielen  Stellen  über  die  Oberfläche 
hinausragen.  Ihr  Durchmesser  kann  1  mm  übersteigen.  Sie  bestehen  aus 
zahlreichen  dicht  gepackten  Nadeln  ohne  merklichen  Sponginzusatz.  Der 
Nadelpelz  an  der  Oberfläche  ist  etwa  300 — 350  /^i  hoch.  An  der  Ober- 
fläche liegt  ferner  ein  Dermalskelett  dicht  gepackter  tangential  lagernder 
Nadeln,  etwa  100  /<  dick,  auf  dem  die  Zähigkeit  und  Abtrennbarkeit  der 
Oberhaut  beruht.  Im  Innern  fällt  die  üppige  Entwicklung  des  Mikro- 
sklerenskelettes  auf:  Zahlreiche,  oft  dicht  beieinander  stehende  prachtvolle 
Rosetten  der  großen  Chelen  und  dichte  Massen  von  Raphidenbündeln  er- 
füllen mit  vielen  zerstreuten  Chelen  das  Choanosom.  Einige  Schnitte 
zeigen  kugelige  braune  Körper  von  etwa  150  f^i  Durchmesser,  welche  aus 
zahlreichen  Zellen  (?)  zusammengesetzt  sind,  so  daß  sie  an  dotterreiche  Eier 
erinnern. 

Spicula:  Style,  selten  Subtylostyle,  gerade,  etwas  spindelförmig 
die  größte  Dicke  etwas  näher  dem  spitzen  Ende.  Eine  Kopfanschwellung 
ist  selten  deutlich,  in  den  meisten  Fällen  äußerst  schwach  oder  gar  nicht 
angedeutet.     Die  Spitze  ist  kurz.    Länge  360 — 600  /ii,  Dicke  10 — 13  f.i. 

Anisochelae  palmatae,  groß,  in  Rosetten  von  etwa  20  Stück, 
sehr  zahlreich.  Diese  Chelae  sind  von  ungewöhnlicher  Form.  Der  Schaft 
ist  stark  gekrümmt,  richtet  sich  aber  im  Gebiet  der  unteren  Flügelscheibe 
wieder  fast  parallel  zur  Hauptachse  der  Chele.  Er  verbreitert  sich  von 
unten  nach  oben.  Die  obere  Flügelscheibe  mißt  durchschnittlich  ein 
Drittel  von  der  Länge  des  Schaftes  und  ist  von  vorne  gesehen  nahezu 
halbkreisförmig.  Die  unteren  Ränder  der  beiden  Flügel  laufen  entweder 
senkrecht  zum  Schaft  oder  sie  konvergieren  nach  seinem  unteren  Ende  zu. 
In  jedem  Fall  verlaufen  sie  allmählich  in  den  Schaft.  Der  obere  Zahn  ist 
wesentlich  kürzer  und  etwas  schmaler  als  die  Flügelscheibe.  Er  steht  von 
der  Flügelscheibe  ungefähr  in  einem  rechten  Winkel  ab.  Das  Tuberculum 
mißt  etwa  2/3  von  der  Länge  des  Zahnes.  Die  untere  Flügelscheibe  und 
der  untere  Zahn  sind  etwa  V4  so  lang  wie  der  Schaft  und  beide  gleich  breit, 
sie  liegen  fast  parallel.  Die  Falx  verbindet  nur  ihre  oberen  Hälften,  und  in- 
folgedessen ist  das  Tuberculum  halb  so  lang  wie  der  Zahn  und  berührt  seinen 
oberen  Rand.  Länge  der  Chele  56—65  /«,  Breite  22—24 ^i,  Zahnabstand  29—32  .w. 


Tetraxonida.  309 

Anisochelae  palmatae,  kleinere,  von  der  gewöhnlichen  Form, 
zerstreut.  Schaft  in  der  Mitte  scharf  gebogen.  Obere  Flügelscheibe 
länger  als  der  halbe  Schaft;  Zahn  etwas  kürzer  und  ebenso  breit  wie  die 
Flügelscheibe,  ziemlich  weit  abstehend,  Tuberculuin  Vg  so  lang  wie  die 
Flügel.  Untere  Flügelscheibe  und  unterer  Zahn  so  lang  wie  das  freie 
Schaftstück ;  Tuberculum  halb  so  lang,  am  unteren  Rande.  —  Diese  zweite 
Form  von  Anisochelen  erinnert  in  der  Gesamtgestalt  an  die  unten  be- 
schriebene dritte.  Sie  unterscheidet  sich  am  auffallendsten  davon  durch 
den  Bau  des  unteren  Teiles.  Um  so  bemerkenswerter  ist  es,  daß  das 
wesentlichste  Merkmal  der  dritten  Form,  der  Besitz  eines  Dorns  an  der  unteren 
Falx,  wie  er  in  der  Gattung  JopJion  regelmäßig  vorkommt,  sich  bei  diesen 
zweiten  Anisochelen  zuweilen  als  ein  Höcker  am  Unterrande  der  Falx  oder 
selbst  als  eine  schwache  Spitze  angedeutet  findet.  Länge  der  Chele 
19—22  fi,  Breite  7—9  ^i,  Zahnabstand  7—9  /f. 

Anisochelae  palmatae,  kleinste,  vom  Jophon-Ty])\is.  Der  Schaft 
ist  stark  gekrümmt,  die  obere  Flügelscheibe  etwa  halb  so  lang  wie  der 
Schaft,  der  obere  Zahn  etwas  kürzer  und  wohl  ebenso  breit  wie  die 
Flügelscheibe,  schräg  abstehend.  Das  Tuberculum  mißt  etwa  ein  Drittel 
von  der  Länge  des  Zahns.  Die  untere  Flügelscheibe  und  der  untere 
Zahn  messen  etwa  ein  Viertel  von  der  Länge  des  Schafts.  Die  Falx,  die 
sehr  schmal  ist,  verbindet  nicht  ihre  Flächen,  sondern  ihre  unteren  Ränder, 
und  bildet,  von  der  Seite  gesehen,  mit  ihnen  einen  einfachen  Bogen.  Sie 
trägt  am  untersten  Punkte  dieses  Bogens  einen  Dorn,  wie  bei  den  Chelen 
von  Jophon.  Flügelscheibe  und  Zahn  verschmälern  sich  nach  unten,  so 
daß  ihre  Seitenräuder  in  diesen  Dorn  zusammenlaufen.  —  Unter  den 
Varianten  dieser  dritten  Chelform  findet  man  zuweilen  solche,  die  an  der 
Innenseite  des  Zahnes,  des  oberen  oder  des  unteren,  eine  Hervorragung 
haben,  derart,  wie  sie  besonders  von  den  Isochelen  der  Gattung  Homoeo- 
dictya  bekannt  ist.  An  einem  oberen  Zahn  (s.  Fig.  llf)  war  sie  auffallend 
stark,  wie  ein  in  das  Innere  der  Chele  hineinragender,  senkrecht  zum  Zahn 
stehender  Pfeiler.  Die  obere  P'alx  habe  ich  bei  Zähnen  mit  solchen  Aus- 
wüchsen mehrfach  vergebens  gesucht.  Der  untere  Zahn  pflegt,  wenn  er 
einen  derartigen  Fortsatz  trägt,  stärker  als  sonst  nach  außen  gerichtet  zu 
sein.  In  einigen  Fällen  fand  ich  auch  einen  unregelmäßig  gebildeten  zahn- 
artigen Fortsatz  an  der  Innenseite  des  Schafts.  Da  der  obere  und  untere 
Zahn  nicht  sehr  an  Größe  verschieden  sind,  nähern  sich  diese  Anisochelen 
den  Isochelen.  In  einem  Falle  habe  ich  eine  typische  Isochele  der 
Homoeodiciya-Form  beobachtet,  der  ich  leider  keine  Aufmerksamkeit 
schenkte,  da  ich  sie  anfangs  für  fremd  hielt,  und  die  ich  später  nicht 
wiederfinden  konnte.  Länge  der  Chele  15 — 16  /n,  Breite  4  /<,  Zahnabstand 
4—5  ii. 


310  Ernst  Hentschel, 

Sigmen,  zart,  nicht  gedreht,  ungefähr  halbkreisförmig  gebogen,  je- 
doch nach  den  Enden  zu  gerade  gestreckt  oder  etwas  ausgebogen,  um 
dann  mit  stärker  eingebogenen  Spitzen  zu  enden.  Nicht  selten  haben  sie 
in  der  Mitte  eine  Anschwellung  oder  sind  zentrotyl.  Größter  Durchmesser 
14—16  ^i. 

Raphiden  in  Bündeln.     Länge  75 — 85  fi. 

Fundiiotiz:  Stat.  64,  Albany  Bezirk,  Oyster  Harbour.  Sand- 
und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Pflanzenwuchs,  ^4 — 5V2  ^'i 
21.  VIII.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Dieser  Schwamm  unterscheidet  sich  durch  seine  charakte- 
ristischen Mikrosklere  von  allen  anderen  Arten  der  Gattung.  Carter  hat 
zwei  Arten  der  Gattung  Mycale  beschrieben,  welche  Anisochelen  mit  Dorn 
am  unteren  Ende  enthalten,  nämlich  M.  laevis  (1882,  p.  291,  Taf.  11, 
Fig.  16)  von  Puerto  Cabello  und  M.  parasitica  (1885,  p.  108,  Taf.  4, 
Fig.  1)  von  Südaustralien.  Der  Vergleich  der  Abbildungen  dieser  Arten 
mit  denen,  welche  ich  hier  gebe,  zeigt,  daß  die  großen  Anisochelae  bei 
allen  drei  Arten  verschiedene  Gestalt  haben  und  daß  M.  sulcata  in  dieser 
Beziehung  die  Mitte  hält  zwischen  den  beiden  GARTERschen  Arten.  Vgl. 
hierzu  auch  die  Bemerkung  von  Lundbeck  1905,  p.  174,  Anni.  1. 

Mycale  sulcata  rar.  fninor  n. 

Textfigur  12. 

Der  Schwamm  bildet  einen  Überzug  auf  einer  stark  verzweigten  Rot- 
alge, die  etwa  12  cm  hoch  und  11  cm  breit  ist.  Er  ist  in  trockenem 
Zustande  von  weißer  Farbe.  Seine  Oberfläche  läßt  zerstreute  Poren  (?) 
erkennen, 

Spicula:  Subtylostyle,  auch  Tyl  ostyle,  unregelmäßig  gekrümmt, 
spindelförmig,  kurzspitzig,  mit  deutlicher  länglicher  Eudanschwellung. 
Länge  152—200  in,  Dicke  5—7  /<. 

Anisochelae  palmatae  mit  stark  gekrümmten,  am  unteren  Teile 
aber  der  Hauptachse  der  Chele  parallelem  Schaft.  Die  obere  Flügelscheibe 
mißt  ein  Viertel  der  Schaftlänge,  sie  ist  breit,  halbkreisförmig,  ihr  Unter- 
rand senkrecht  zum  Schaft,  mit  ziemlich  scharfer  Biegung  in  den  Schaft 
übergehend,  zuweilen  auch  etwas  ausgerandet,  so  daß  eine  Annäherung  au 
Anisochelae  arcuatae  stattfindet.  Der  Zahn  ist  etwas  kürzer  als  die  Flügel- 
scheibe und  mißt  etwa  Vs  von  dieser  in  der  Breite ;  sein  Unterrand  ist 
schwach  ausgerandet;  er  steht  in  einem  spitzen,  jedoch  fast  rechten 
Winkel  vom  Schaft  ab.  Das  Tuberculum  ist  fast  so  lang  wie  der  Zahn, 
Die  untere  Flügelscheibe  ist  etwas  länger  als  die  obere,  ziemlich  schmal 
und  ganz  allmählich  in  den  Schaft  verlaufend.  Der  Zahn  ist  kürzer  als 
die    Flügelscheibe,   das  Tuberculum   liegt  in  der  oberen  Hälfte  des  Zahns 


Tctraxonida. 


311 


Länge    der   Chele   37—45  f^i.  Breite 

kleinere,    vom    Jophon-Tyjyus,    ziemlich 
Der  obere  Zahn  mißt  etwa  die  Hälfte, 


Fig.  12.     Mycale  sulcata  var.  minor  n.     a  Sub- 
tylostyle.    b  Große  Anisochelae. 


und    ist    halb    so    lang    wie    dieser 
14—16  //,  Zahnabstand  16—18  //. 
Anisochelae    p  a  1  m  a  t  a  e , 
selten.     Der  Schaft  ist  gekrümmt, 
der    untere    ein    Viertel    der 
Schaftlänge.     Das   Unterende 


bei  der  entsprechenden  Chele 
von  M.  parasitica  var.  arenosa 
n.  (s.  u.).  Länge  der  Chele 
15 — 16  f.1,  Zahnabstand  5—6  /<. 
Fundiiotiz :  Stat.  34, 
Fremantle  Bezirk, 
Cottesloe.  Ebbestrand,  an 
Felsen ;  18.  V.  05.  Ein  trocke- 
nes Stück. 


tat  unterscheidet  sich  von  M. 
sulcata  deutlich  durch  die 
weniger  reiche  Spiculation  und 
durch   die  Maße   der  Spicula. 

Es  verdient  vielleicht  Beachtung,  was  ein  Vergleich  dieser  Varietät  mit 
dem  Typus  der  M.  sulcata  lehrt,  daß  nämlich  mit  der  Verarmung  an  Spicula- 
formen  eine  Verringerung  der  Größe  der  Spicula  und  ein  Seltenerwerden 
der  kleinen  Chelen  Hand  in  Hand  geht. 

Mycale  parasitica  (Cart.)  yar.  arenosa  n. 

Textfigur  13. 

Ein  kugeliger  Schwamm,  der  an  einem  dünnen  Zweige  einer  Pflanze 
sitzt  und  1—2  cm  Durchmesser  hat.  Seine  Oberfläche  erhebt  sich  in 
Höckern  an  den  Stellen,  wo  die  stärkeren  Skelettfasern  enden.  Dazwischen 
bildet  sie  ein  deutliches  Netz.  Die  Farbe  ist  gelblich.  Oscula  wurden 
nicht  beobachtet.  Die  Poren  messen  60—70  f.i  im  Durchmesser.  Der 
Schwamm  ist  ziemlich  fest. 

Das  Skelett  besteht  aus  nadelreiclien,  sponginarmen  Faserzügen  von 
etwa  40—60  {.i  Durchmesser,  die  an  der  Oberfläche  ausstrahlen.  Außerdem 
ist  ein  oberflächliches  Skelettnetz  vorhanden,  das  aber  fast  ausschließlich 
aus  fremden  Nadeln  besteht.  Fremde  Nadeln  und  Sandkörnchen  finden 
sich  auch  im  Innern  reichlich. 

Spicula:  Style,  schlank,  ein  wenig  unregelmäßig  gekrümmt,  zylin- 
drisch, das  abgerundete  Ende  oft  schwach  angeschwollen,  die  Spitze  kurz. 
Länge  248—296  /n,  Dicke  5—6  /n. 


312 


Ernst  Hentschel, 


y 


Anisochelaepalmatae,  größere,  iu  Rosetten  von  etwa 8 — 25  Stück. 
Schaft  stark  gekrümmt,  im  Bezirk  der  unteren  Flügel  aber  wieder  parallel 
der  Hauptachse    der  Chela.     Die  obere  Flügelscheibe  mißt  nur  ein  Achtel 

von  der  Schaftlänge  und  ist 
von  etwa  halbkreisförmiger 
Gestalt.  Der  Unterrand  der 
Flügel  ist  wenig  eingebuchtet. 
Der  obere  Zahn  beginnt  mit 
einem  schmalen  stielartigen 
Teil  und  teilt  sich  dann  in 
zwei  seitliche  Lappen  mit  ab- 
gerundeten Enden.  Er  bildet 
mit  der  Flügelscheibe  ungefähr 
einen  rechten  Winkel.  Das 
Tuberculum  ist  etwa  %  so 
lang  wie  die  Flügelscheibe. 
Die  untere  Flügelscheibe  und 
der  untere  Zahn  messen  etwa 
Vs  der  Schaftlänge,  also  mehr 
als  die  oberen.  Sie  liegen  fast 
parallel  und  werden  in  ihrer 
oberen  Hälfte  durch  eine  lange 
schmale  Falx  verbunden.  Das 
Tuberculum  liegt  nahe  dem 
Oberrand  des  Zahns  und  ist  kürzer  als  der  halbe  Zahn.  Länge  der  Chela 
29—30  it,  Breite  7,5—10  ^/,  Zahnabstand  10—11  n. 

Anisochelae  palmatae,  kleinere,  zerstreut.  Sie  sind  im  wesent- 
lichen von  ähnlicher  Gestalt  wie  die  vorigen,  doch  sind  die  oberen  An- 
hänge noch  kleiner  und  vereinfachter  als  dort.  Der  obere  Zahn  steht  von 
der  Flügelscheibe  in  einem  so  großen  Winkel  (wenigstens  120^)  ab,  daß 
er  nur  als  ihre  Fortsetzung  erscheint  und  in  der  Seitenansicht  mit  ihr  und 
dem  Schaft  einen  gleichmäßigen  Bogen  bildet.  Von  vorn  gesehen  er- 
scheinen Flügelscheibe  und  Zahn  nur  als  ein  schmaler,  etwas  gekrümmter 
Querbalken  am  oberen  Ende  des  Schafts.  Ihre  Gestalt  im  einzelnen  konnte 
ich  nicht  feststellen.  Länge  der  Chele  16—17,5  in,  Breite  4—5  /<,  Zahn- 
abstand 6  fi. 

Anisochelae  palmatae.  Kleinste,  vom  Jophon-Tyims,  zerstreut. 
Der  Schaft  ist  stark  gebogen.  Die  Gestalt  der  Flügelscheibe  habe  ich 
nicht  erkennen  können.  Der  obere  Zahn  mißt  etwa  Y4,  der  untere  Ve  t^er 
Schaftlänge.  Das  untere  Tuberculum  verbindet  nur  die  unteren  Ränder 
von  Zahn  und  Flügelscheibe,    die  mit  ihm  zusammen  einen  gleichmäßigen 


Fig.  13.  Mycale  ■parasitica  (Cart.)  var. 
arenosa  n.  a — d  Kleine  Anisochelae.  e  und  f  Große 
Anisochelae.    g  Styl. 


Tetraxonida.  3|3 

Bogen  bilden,  in  dessen  Mitte  als  Fortsatz  des  Tubcrculiims  ein  Dorn  her- 
vorragt.    Länge  der  Chele  14  f^i,  Breite  2  /n,  Zalmabstand  5 — (5  |W, 

Fuiidnotiz:  Stat.  ol,  Gerald  ton  Bezirk,  C  hampion  Bay.  Teils 
felsig,  teils  Sandboden  mit  Pflanzen,   3%—U  m ;   12.  VII.  05.    Ein  Stück. 

Bemerkungen :  Diese  Varietät  unterscheidet  sich  von  Mycale  parasitica 
hauptsächlich  durch  den  Gehalt  an  Fremdkörpern  und  durch  den  Besitz 
von  3  Anisochelformen. 

Die  Benennung  des  Schwammes  hebt  seine  Beziehungen  zu  M.  para- 
sitica (Gart)  hervor.  Ebenso  nahe  sind  die  Beziehungen  zu  M.  sulcata. 
Er  stellt  aber  in  der  Reihe  M.  laevis,  M.  sulcata,  M.  parasitica  insofern 
ein  Extrem  dar,  als  er  in  bezug  auf  die  Vereinfachung  der  kleineren  An- 
isochelae  noch  über  M.  parasitica  hinausgeht.  Seine  systematische  Be- 
deutung liegt  vor  allem  darin,  daß  er  diese  sehr  abweichende  Art  mit 
M.  sulcata  und  den  echten  Mycale- k\:ie,\i  verbindet. 

Oatt.  Esperiopsis  Cart. 

Mycalinae  mit  ausschließlich  monaktinen  Megaskleren  und  stets  ohne 
Anisochelen,  jedoch  mit  Isochelen. 

Esperiox>sis  hispidula  (ßidl.)  var.  raniosa  n. 

Der  Schwamm  ist  ein  etwa  7  cm  hohes  gestieltes  und  verzweigtes 
Gebilde  mit  etwa  7  unregelmäßig  knorrigen  Ästen,  die  am  Ende  ange- 
schwollen zu  sein  pflegen  und  anastomosieren  können,  von  meist  ziemlich 
glatter,  höchstens  etwas  rauher  Oberfläche  und  im  Alkohol  hellgelblicher 
Farbe.  Oscula  wurden  nicht  beobachtet.  Die  Poren  scheinen  zerstreut 
zu  liegen. 

Das  Skelett  ist  im  Innern  ein  mehr  unregelmäßiges  Netz,  nahe  der 
Oberfläche  aber  regelmäßig  leiterförmig  mit  rechtwinkeligen  Maschen,  ganz 
wie  es  Ridley  (1884,  p.  429)  beschreibt.  Auch  die  Maschenweite,  der 
Spongingehalt  und  die  Spiculation  der  Fasern  stimmen  zur  Originalbe- 
schreibung, nicht  dagegen  das  Oberflächenskelett.  Es  findet  sich  eine 
gleichmäßige,  ziemlich  dichte  Dermalschicht  von  Nadelbüudeln,  die  teils 
frei,  teils  mit  den  Enden  der  Hauptfasern  in  Verbindung  stehen.  Viele 
zerstreute  Nadeln  liegen  im  Choanosom. 

Spicula:  Style,  wie  von  Ridley  beschrieben,  Länge  136—184  //, 
Dicke  4 — 6  (.i. 

I  s  0  c  h  e  1  a  e  p  a  1  m  a  t  a  e  mit  schwach  gebogenem  Schaft,  dagegen  stark 
nach  vorwärts  gerichteten  Zähnen.  Die  Flügelscheiben  messen  etwa  ^ö» 
die  Zähne  Yg  der  Schaftlänge.  Die  Tubercula  sind  klein  und  messen  etwa 
Vi  der  Zahnlänge.  Länge  der  Chele  10—13  f.i,  Breite  4  n,  Zahnab- 
stand 4  i-i. 


314 


Ernst  Hentschel, 


Fuiidiiotiz :  Stat.  10,  Sharks  Bay,  F rey einet  Est uary,  östl. 
P'  a  h  r  w  a  s  s  e  r ,  zwischen  E  a  g  1  e  B 1  u  f  f  ii  n  d  B  a  b  a  H  e  a  d.  Sandboden 
mit  Steinen  und  Algen,  7—11  m ;  6.  IX.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung":  Von  Esperiopsis  (Amphüectus)  hispidula  (Ridley)  unter- 
scheidet sich  diese  Varietät  in  unbedeutender  Weise  durch  die  Gestalt,  die 
Farbe,  den  Bau  des  inneren  Skeletts  und  den  Bau  des  Dermalskeletts. 
Der  letztgenannte  Unterschied  ist  der  auffallendste. 

Cratt.  Desmacella  0.  S. 

Mycalinae  mit  netzförmigem  Skelett,  mit  nur  monaktineu  Megaskleren, 
ohne  Chelen,  meist  mit  Sigmen. 


Desmacella  arenifibrosa  n.  sj). 

Textfigur  14. 

Ein  kurz  kolbenförmiger,  jedoch  seitlich  zusammengedrückter  Schwamm 
von  4,5  cm  Höhe  und  2,5  cm  größter  Breite.  Die  Oberfläche  der  beiden 
breiten  Seiten  des  Schwammes  ist  glatt.  Durch  die  Lupe  betrachtet  zeigt 
sie  eine  feine  und  sehr  regelmäßige,  durch  das 
Oberflächen  Skelett  erzeugte  Netzzeichnung.  Die 
Oberfläche  zeigt  an  mehreren  Stellen  flache, 
kreisförmige  Mulden,  die  größte  7  mm  weit.  In 
ihnen  saßen  parasitische  Polychäten  (Spinther  sp.j 
von  kreisförmigem,  abgeflachtem  Bau.  Der 
schmalere  Zwischenstreifen  der  Oberfläche,  beson- 
ders der  Gipfel  des  Kolbens,  und  auch  einige 
andere  Stellen  des  Schwammes  sind  mit  kleinen 
vorspringenden  Höckern  besetzt,  welche  durch 
die  vorragenden  Enden  der  Skelettfasern  erzeugt 
werden.  Die  Farbe  ist  im  Alkohol  hellbraun. 
Die  Poren  liegen  gleichmäßig  verteilt  in  den 
Maschen  des  Oberflächennetzes.  Oscula  wurden 
nicht  beobachtet. 

Das  Skelett  besteht  aus  starken,  aufsteigen- 
den Fasern,  welche  hie  und  da  durch  ebenfalls 
starke  Querbrücken  verbunden  werden,  gewöhn- 
lich aber  isoliert  neben  einander  aufzusteigen 
scheinen.  Sie  sind  durchschnittlich  etwa  200  in 
dick  und  bestehen  zum  größten  Teil  aus  dicht 
gepackten  Fremdkörpern,  hauptsächlich  Sand- 
körnern, ohne  sichtbares  Spongin.  In  einiger 
Entfernung    von    der    Oberfläche    brechen    sie 


Fig.  14.  DcstHacella  aretii- 
fihrosa  n.  sp.  a  8iibtylostyl, 
b  und  c  Raphiden.     d  Toxe, 


Tetraxonida,  315 

plötzlich  ab  und  es  gelieii  von  ihren  Seiten  und  ihrem  Ende  Bündel  der 
eigenen  Style  aus,  die,  sich  mehr  und  mehr  auflösend,  in  gewundenen 
Zügen  zur  Oberfläche  aufsteigen  und  dort  in  dichten  Büscheln  ausstrahlen. 
Auch  zerstreut  im  Choanosom  liegen  große  Massen  von  Stylen.  Das 
Dermalskelett  ist  sehr  dicht,  etwa  180  /t  durchschnittlich  dick,  und  wird 
ebenfalls  zum  großen  Teil  aus  Fremdkörpern  gebildet.  Raphidenbündel 
und  einzelne  Toxe  liegen  im  Choanosom  zerstreut,  Sigmen  fehlen. 

Spicula:  Style  und  Sub ty lostyle,  meist  zylindrisch,  teils  gerade, 
teils  unregelmäßig  gebogen,  meist  kurzspitzig,  die  Basalanschwellung  sehr 
unregelmäßig,  wie  denn  überhaupt  diese  Spicula  sehr  variabel  sind.  Länge 
160—344  ^i,  Dicke  3—6  m. 

Raphiden  in  lockern  Bündeln,  oft  mit  einer  Knickung  oder  schwachen 
Ausbiegung  in  der  Mitte,  sodaß  sie  wie  sehr  langgestreckte  Toxe  er- 
scheinen.    Länge  304—342  i-i. 

Toxe,  nicht  gleichmäßig  gebogen,  sondern  in  der  Mitte  winkelig  ge- 
knickt und  mit  ziemlich  geraden,  am  Ende  schwach  aufgebogenen  Schenkeln 
versehen.     Länge  21 — 26  f^i,  Dicke  sehr  gering. 

Fundiiotiz:  Stat.  56,  Bunbury  Bezirk,  Koombana  Bay,  6—7 
Meilen  sw.  Bunbury.  Felsboden  mit  spärlichem  Pflanzenwuchs, 
141/2-18  m;  28.  VIL05.    Ein  Stück. 

Bemerkang:  Von  allen  bekannten  Desmacella- Arten  ist  die  vor- 
liegende durch  den  reichlichen  Einschluß  von  Fremdkörpern  in  die  Fasern 
und  das  Dermalskelett  unterschieden.  Die  in  solchen  Fällen  gewöhnlich 
stattfindende  Reduktion  des  eigenen  Skeletts  äußert  sich  im  Fehlen  der 
Sigmen.  Übrigens  fehlen  die  Sigmen  auch  bei  D.  aberrans  Tops.  Man 
könnte  geneigt  sein,  die  neue  Art  in  die  Gattung  Phoriospongia  zu  setzen. 
Da  aber  der  Rest  von  eigener  Spiculation,  welcher  noch  vorhanden  ist, 
auf  Desmacella  hinweist,  und  da  man  auch  in  anderen  Kieselschwamm- 
gattungen, wie  Clathria  und  Desmacidon,  Formen  mit  Fremdkörperu  neben 
den  eigenen  Nadeln  aufgenommen  hat,  so  ist  nicht  einzusehen,  warum  man 
diese  Art  nicht  zu  Desmacella  stellen  soll.  Die  Gattung  Phoriospongia 
kann  heute  nur  noch  als  ein  Notbehelf  angesehen  werden,  ebenso  wie  die 
ganze  Gruppe  der  Keratosa  ein  Notbehelf  ist.  Interessant  ist  diese  neue 
Art,  weil  sie  unter  den  Übergangsformen  zwischen  Kiesel-  und  Horn- 
schwämmen,  an  denen  die  australische  Fauna  so  reich  ist,  eine  neue 
darstellt. 

Oatt.  Biemma. 

Mycalinae  mit  ungeordnetem,  Halichondria-SLYÜgem  Skelett,  mit  nur 
monaktinen  Megaskleren,  ohne  Cheleu,  mit  Sigmen. 


316 


Ernst  Hentschel, 


Biemma  microxa  n.  sp. 

Textfigur  15. 
Diese  Art  umfaßt  massige,  von  weiten  Kanälen  durchzogene  Schwämme. 
Der  größte  erreicht  4,8  cm  im  Durchmesser  und  ist  mit  Tangwurzehi  ver- 
wachsen. Die  Oberfläche  ist  ziemlich  glatt,  im  Alkohol  von  lebhaft  gelber, 
graugelber  oder  weißlichgelber  Farbe,  und  zeigt  einige  meist  1  mm  weite 
einfache  Oscula.  An  dem  größeren  Stück  kommen  auch  bis  ?>  und  mehr 
Millimeter  weite  Oscula  (V)  vor,  die  auf  schornsteinartigen  Fortsätzen 
sitzen. 

Die  Skelettanordnung  ist  im  großen  und  ganzen  Halichondrien-artig, 
doch  tritt  an  einigen  Stellen,  zumal  nahe  der  Oberfläche,  eine  Neigung  zu 
leiterförmiger  Anordnung  hervor,  derart,  daß  einige  Nadeln 
sich  zu  lockeren,  dünneu  Radialzügen  zusammenlegen  und 
andere,  meist  einzelne  Nadeln,  sich  in  regelmäßigen  Ab- 
ständen senkrecht  dazu  stellen.  Diese  Modifikation  des  Ske- 
letts ist  aber  so  schwach  entwickelt,  daß  sie  sich  in  dem 
Gewirr  der  unregelmäßig  gelagerten  Hauptmasse  der  Nadeln 
kaum  nachweisen  läßt. 

Spicula:  Style,  ziemlich  zylindrisch  und  kurzspitzig, 

in    der   basalen    Hälfte    gekrümmt.       Die    Basis    ist    fast 

niemals  angeschwollen.     Länge  216 — 288  /^i,  Dicke  4—6  ^u. 

Microxe,    größere,    gleichmäßig    spindelförmig    und 

langspitzig,  in  Bündeln.     Länge  65 — 77  jK,  Dicke  1  /n. 

Microxe,  kleinere,  von  derselben  Gestalt,  in  Bündeln. 
Länge  19  bis  26  /<,  Dicke  1  /n. 

Raphiden,  wie  es  scheint  mit  den  großen  Microxen. 
zusammen  in  Bündeln  gelegen  und  vielleicht  nur  Jugend- 
formen von  diesen,  von  derselben  Länge  wie  sie. 

Sigmen,  wenig  gedreht,  die  landen  oft  schwach  ent- 
wickelt oder  sehr  kurz.     Größter  Durchmesser  15  /.i. 

Fundnotizen:  Stat.  1,  Sharks  Bay,  nw.  Middle 
B 1  u  ff.  Felsboden  mit  Korallen,  7—8  m ;  21.  IX.  05.  Stat.  26, 
S  h  a  r  k  s  B  a  y ,  S  u  n  d  a  y  I  s  1  a  n  d.    Felsboden  mit  Korallen, 


Fig.  15.  Bieni- 
ma  tnicroxan.  sp. 
a  Styl,  b  Sig- 
men. c  Große 
Microxe.  d  Kleine 
Microxe. 


51/2  m;  17.  VI.  05.     Je  ein  Stück. 


Bemerkung:  Diese  Art,  ausgezeichnet  vor  den  bisher  bekannten 
durch  den  Besitz  von  Microxen  und  Raphiden  und  von  Stylen  statt  Tylo- 
stylen,  verlangte  eine  Erweiterung  der  Gattungsdiagnose.  Daß  sie  in  die 
Gattung  Biemma  gehört,  steht  wohl  außer  Zweifel,  doch  findet  in  ver- 
schiedenen Merkmalen  eine  bemerkenswerte  Hinneigung  zu  der  nahe  ver- 
wandten  Gattung  Desmacella   statt.     Die   Microxe,   welche  hier  auftreten, 


Tetraxonida.  317 

entsprechen  vielleicht  den  bei  B.  annexa  (0.  S.)  vorkommenden  Spiculis, 
welche  Oscar  Schmidt  und  Vosmaer  als  Amphioxe  betrachten,  während 
sie  LuNDBECK  (1902,  p.  86)  als  Toxe  beschreibt. 

Oatt.  Homoeodictya  Ehlers. 

Mycalinae  mit  nur  diaktinen  Megaskleren  und  stets  mit  Isochelen. 

Homoeodictya  staurophora  ii.  sp. 

Textfigur  IG. 

Dieser  Schwamm  hat  eine  äußere  Ähnlichkeit  mit  verzweigten  Chaliniden. 
Er  besteht  aus  einem  Gewirr  zylindrischer  Äste  von  etwa  5  mm  Durch- 
messer, die  in  allen  Richtungen  durcheinander  gewachsen  sind.  Bei 
genauerer  Betrachtung  sieht  man,  daß  eine  eigentliche  Verzweigung  nicht 
stattfindet,  sondern  daß  die  Äste  nur,  wo  sie  sich  berühren,  miteinander 
verschmelzen.  Häufig  sitzen  an  den  Ästen  kurze  Fortsätze  von  2 — 8  mm 
Höhe,  die  für  Ansätze  von  Seitenzweigen  gehalten  werden  könnten.  Sie 
sind  aber  durch  die  scheinbar  mazerierte  Oberfläche  von  dem  übrigen 
Schwamm  unterschieden  und  ähneln  in  dieser  Beziehung  oft  freistehenden 
Zweigenden,  die  bei  der  Abtötung  nicht  mehr  gelebt  zu  haben  scheinen. 
Da  ferner  die  erwähnten  Fortsätze  oft  gegen  den  sie  tragenden  Ast  etwas 
abgeschnürt  sind,  so  scheint  es,  als  ob  sie  nur  letzte  Rester  von  abge- 
storbenen Zweigen  seien,  die  an  den  betrefi'enden  Stellen  mit  dem  Ast 
verwachsen  waren.  Oft  finden  sich  Reste  eines  Osculums  an  der  Seite 
solcher  Fortsätze.  Die  Ausdehnung  der  Gesamtmasse  des  Schwammes 
beträgt  etwa  9  cm,  doch  kommen  einzelne  gewundene  Zweige  von  15  cm 
Länge  vor.  Die  Oberfläche  der  Äste  ist  glatt,  ihre  Farbe  im  Alkohol 
mattgelb,  stellenweise  mit  einem  rötlichen  Ton.  Zahlreiche  etwas  krater- 
artig erhobene  Oscula  finden  sich  au  den  Ästen  entlang,  doch  stets  nur 
einseitig.  Ihre  Weite  ist  1  mm.  Die  Poren  stehen  in  kleinen,  mit  der 
Lupe  erkennbaren  Gruppen.  Der  Schwamm  ist  zäh  und  elastisch,  was 
hauptsächlich  auf  der  Festigkeit  seiner  Oberhaut  beruht. 

Das  Skelett  des  Choanosoms  ist  unregelmäßig  netzförmig,  wird  aber 
gegen  die  Oberfläche  hin  etwas  regelmäßiger,  indem  dort  die  Fasern  zum 
Teil  eine  radiale  Lage  annehmen  und  durch  senkrecht  oder  schräg  dazu 
stehende  Querbrücken  verbunden  werden.  Die  Fasern  bestehen  aus  kom- 
pakten Nadelzügen  von  etwa  5—10  Nadelbreiten,  die  von  Spongin  einge- 
schlossen oder  wenigstens  zusammengekittet  werden.  Die  Menge  des 
Spongins  ist  sehr  wechselnd  und  im  allgemeinen  um  so  reichlicher,  je 
spärlicher  die  Kieselnadeln  sind.  Es  kommen  dicke  Sponginfaseru  vor, 
die  nur  eine  oder  zwei  Nadelreihen  umschließen.  Neben  diesem  Faser- 
skelett  liegen    zahlreiche    Amphioxe    im    Choanosom   zerstreut.      An    der 


318 


Ernst  Hentschel, 


Oberfläche  findet  sich  ein  auffallend  dichtes  Dermalskelett  von  palisaden- 
artig angeordneten  Amphioxen.  Diese  Nadeln  gehören  zum  wenigsten 
größtenteils  den  Endbüscheln  der  Hauptskelettfasern  an,  die  dicht  unter 
der  Oberfläche  noch  Seitenzweige  in  das  Dermalskelett  entsenden.  An 
der  Basis  dieses  Palisadenwerks  liegt  eine  Schicht  tangential  angeordneter 
Nadeln,  welche  die  einzelnen  Büschel  miteinander  verbinden.  Die  Mikro- 
sklere  liegen  im  Choauosom  zerstreut. 

Spicula:  Amphioxe,  spindelförmig,  leicht  gekrümmt,  mit  nicht 
sehr  scharfen  Spitzen.     Länge  100 — 140  fi,  Dicke  6 — 8  ^i. 

Isochelae  palmatae.  Der  Schaft  ist  in  der  Mitte  gerade,  im  Ge- 
biete der  Flügelscheiben  ein  wenig  gekrümmt.     Die  Flügelscheiben  messen 

ein  Drittel  der  Schaftlänge. 
Die  Zähne  sind  kürzer  als 
die  Flügelscheiben.  Sie 
sind  wenig  vorwärts  ge- 
richtet, mit  ihren  Enden 
der  Hauptachse  parallel, 
die  ganze  Chele  daher  von 
der  Seite  gesehen  sehr 
schmal.  Länge  der  Chele 
7—11  /<,  Breite  1—2  ^i, 
Zahnabstand  2 — 3  f.i. 

Toxe.    Sie  haben  zu- 
weilen   die    Gestalt    eines 
stumpfen  Winkels   mit  ge- 
raden, aber  am  Ende  nach 
außen     gebogenen     Schen- 
keln,  häufiger  sind  sie   in 
der     Mitte      stärker     zu- 
sammengebogen, doch  bie- 
gen sich  dicht  unter   der  Mitte  die  Schenkel  nach  außen,   so  daß  sie  dann 
stumpfwinklig  zueinander   stehen.     Die   Enden   sind  verbreitert  und   rauh 
oder  selbst  dornig.     Länge  sehr  variabel,  88  —  196  //. 

Fundnotiz :  Stat.  62,  A 1  b  a  n  y  Bezirk,  M  i  d  d  1  e  t  o  u  B  e  a  c  h. 
Meeresstrand,  angeschwemmt.  Ein  Stück.  (i  e  o  g  r  a  p  h  i  c  a  1  B  a  y 
(Bunbury-Sammlung).     Zwei  trockene  Stücke. 

Bemerkung:  Diese  Art  ist  besonders  durch  ihre  äußere  Erscheinung 
und  duich  die  ungewöhnlich  kleinen  Chelae  ausgezeichnet. 

Unter  den  nur  mit  amphioxen  Megaskleren  ausgestatteten  Arten, 
welche  bisher  aus  der  Gattung  Homoeodictya  beschrieben  sind,  und  denen, 
welche  vielleicht  aus  der  Gattung  Desmacidon  in  diese  Gattung  übertragen 


Fig.  16.  Homoeodietya  staurophora  n.  sp.  a  Stück 
des  Schwammes  in  nat.  Größe,  b  Toxe.  c— e  Isochelae. 
f  Amphioxe. 


Tetraxonida.  319 

werden  müssen,  haben  nur  B.  porifera  Whit.  und  D.  intermedia  Dendy 
Chelae  von  weniger  als  18  .«  Länge.  D.  porifera  steht  der  neuen  Art 
nahe,  sie  hat  aber  andere  Gestalt,  sie  besitzt  nicht  das  charakteristische 
Palissadenwerk  der  Oberfläche,  sie  hat  größere  Clielen,  dickere  Amjthioxe 
und  keine  Toxe,  B.  intermedia  mag  tatsächlich  noch  näher  stehen,  ob- 
gleich sie  leichter  zu  unterscheiden  ist,  da  sie  doppelt  so  große  Amphioxe 
hat  wie  H.  staurophora,  keine  Toxe  besitzt  und  auch  in  Gestalt  und  Größe 
des  Schwammes  beträchtlich  abweicht. 

Homoeodictya  dendyi  (Whit.). 

1901  Desmacidon  dendyi  Whitelegge  p.  24,  tab.  10,  fig.  9. 

Textfigur  17. 

Ich  gebe  von  dem  einzigen  mit  diesem  Namen  zu  bezeichnenden, 
in  Alkohol  aufbewahrten  Schwämme  eine  ausführliche  Beschreibung,  weil 
er  in  einigen  Punkten  von  Whitelegges  Original  abweicht  und  weil  die 
Kennzeichnung  der  Chelae  vervollständigt  werden  muß.  Trotz  der  Ab- 
weichungen scheint  es  mir  berechtigt,  den  Schwamm  zu  dieser  Art  zu 
stellen. 

Der  jetzt  in  zwei  Stücke  gebrochene  Schwamm  hat  eine  nahezu 
kuglige,  ziemlich  kompakte  und  feste  Masse  gebildet,  die  in  die  Länge 
11  cm,  in  die  Breite  8  cm,  in  die  Höhe  9  cm  maß.  Seine  eigentliche 
Oberfläche  ist  zum  großen  Teil  sozusagen  überwachsen  von  Skelettfasern, 
von  denen  das  lebende  Gewebe  zurückgewichen  ist.  Die  meisten  von 
diesen  Fasern  sind  am  Ende  etwas  plattenförmig  verbreitert  und  mit  be- 
nachbarten Fasern  derart  verbunden,  daß  ein  lockeres,  mehr  oder  weniger 
deutliches  Wabennetz  außerhalb  der  eigentlichen  Schwammoberfläche  ent- 
steht. Am  Grunde  der  Waben,  sowie  an  Stellen,  wo  die  überragenden 
Skeletteile  fehlen,  sieht  man  eine  ziemlich  glatte,  feinporöse  Oberfläche. 
Sie  ist  ebenso  wie  die  Bruchstelle  im  Alkohol  von  weißlicher  Farbe.  Ein 
kleiner  trockener  Schwamm  dieser  Art,  der  am  Strande  aufgelesen  wurde, 
trägt  von  den  Sammlern  den  Vermerk  „ziegelrot".  Die  Oscula  liegen 
teils  auf  einem  erhabenen  Höcker  der  Oberseite,  teils  an  den  Seiten  des 
Schwammes  zerstreut  als  kreisrunde,  etwa  2  mm  weite  Löcher.  Andere, 
kaum  größere  Löcher  führen  in  die  Gehäuse  von  Balaniden,  die  der 
Schwamm  umhüllt.  Auch  frei  auf  der  Oberfläche  sitzen  solche  Balaniden. 
Die  Poren  bedecken  wie  feine  Nadelstiche  die  Oberhaut  am  Grunde  der 
erwähnten  Skelettwaben. 

Auf  der  Bruchfläche  erscheint  das  Skelett,  obwohl  es  keine  dicken 
Hauptfasern  bildet,  in  sehr  deutlicher  radialer  Anordnung.  Im  Innern 
findet  sich  ein  Raum  von  etwa  3  cm  Durchmesser,  in  dem  das  Skelett 
unregelmäßiger,    von    zelligem   Gewebe   entblößt   und    im  Zerfall  begriffen 


320 


Ernst  Hentschel, 


ist.  Auf  Schnitten  erkennt  man,  daß  die  Radialzüge  nicht  durch  stärkere 
Hauptfasern  gebiklet  werden,  sondern  aus  feineren  Fasern  und  unregel- 
mäßigen Nadelzügen  bestehen,  die  zu  Faser-  oder 
plattenförmigen  radialen  Hauptzügen  verwebt  sind. 
Die  Megasklere  liegen  zu  einem  Teil  in  sehr  locke- 
ren, unbestimmt  umgrenzten,  sich  verzweigenden, 
auastomosierenden  und  sich  verflechtenden  Zügen, 
in  denen  kein  Spongin  zu  erkennen  ist ;  zum  andern 
Teil  sind  sie  in  Hornfasern  eingebettet,  die  von 
einem  reichlichen,  sehr  hellen  Spongin  gebildet 
werden  und  1 — 10,  vielleicht  noch  mehr  locker 
liegende  Nadeln  umschließen.  Die  Dicke  dieser 
Fasern  beträgt  15 — 40  /n.  Die  Mikrosklere  sind 
überall  zerstreut,  die  Sigmen  zahlreich,  die  Cheleu 
spärlich.  Ein  besonderes  Dermalskelett  ist  nicht 
vorhanden. 

Spicula:  Amphityle  und  -subtyle. 
Sie  sind  gerade  oder  unregelmäßig  gekrümmt,  zy- 
lindrisch, meist  mit  deutlichen,  mehr  oder  weniger 
starken  Endanschwellungen  und  oft  mit  einer 
schwachen  Einschnürung  vor  dem  Ende.  Es 
kommen  auch  echte  Amphistrongyle  vor.  Länge 
224—272  lii,  Dicke  4—6  i^t. 
Sigmen.  Sie  sind  meist  wenig  gedreht  und  ihre  Enden  ziemlich 
stark  einwärts  gebogen.     Länge  30 — 34  /<. 

Isochelae  palmatae.  Der  Schaft  ist  wenig  gekrümmt,  die  Flügel- 
scheiben messen  in  der  Mitte  etwa  V*  der  Schaftlänge,  sie  sind  wenig  aus- 
geschnitten. Der  Zahn  etwas  länger  als  die  Mitte,  gleich  den  Seitenteilen 
der  Flügelscheibe  und  schmaler  als  diese.  Die  Zähne  sind  wenig  vor- 
wärts gerichtet,  sie  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem  Bogen,  der 
dem  Schafte  symmetrisch  ist;  die  Chelae  erscheinen  infolgedessen  in  der 
Seitenansicht  oft  sehr  schlank.  Das  Tuberculum  mißt  etwa  7*  von  der 
Länge  der  Flügelscheibe.  Länge  der  Chele  16 — 26  /n,  Breite  7  —  10  //, 
Zahnabstand  6 — 9  /<. 

Fundnotiz:  Stat.  43,  Fremantle  Bezirk,  Fremantle  südl. 
Meeresstrand.  Ein  Stück  in  Alkohol.  Stat.  62,  A  1  b  a  n  y  Bezirk, 
MiddletonBeach.  Meeresstraud,  angeschwemmt.  Zwei  kleine  trockene 
Stücke. 

Gatt.  JJesmacidon  Bow. 

Mycalinae  mit  nur  diaktinen  Megaskleren  und  mit  Ankern. 

Ich  beschreibe  von  dieser  Gattung  zwei  neue  Arten,  welche  beide  durch 


Fig.  17.  Ilomoeodictya 
dendyi  (Whitel.).  a  Sig- 
men. b  Isochelae.  e  Am- 
phityl. 


Tetraxonida. 


321 


sehr  vereinfachte  Ancorae  ausgezeichnet  sind.  Ilire  Gestalt  ist  sigmenartig, 
ihre  Zähne  sind  sehr  unscheinbar.  Sie  sind  verschieden  in  den  beiden 
Arten.  Ähnliche  Bildungen  kommen  bei  manchen  früher  beschriebenen 
Formen,  z.  B.  bei  D.  steUiderma  Gart,  und  bei  D.  chalinlformis  Gart.,  vor. 
Ferner  schließt  die  eine  der  hier  darzustellenden  Arten  reichlich  Sand  ein, 
wie  das  ebenfalls  schon  früher  bei  D.  australis  Dendy  und  D.  arenifibrosa 
Dendy  beschrieben  worden  ist.  Mit  dem  Sandeinschluß  geht  eine  Rück- 
bildung der  Megasklere  Hand  in  Hand.  Diese  Merkmale  bezeichnen  augen- 
scheinlich Stufen  auf  dem  Wege  der  Rückbildung  des  Kieselskeletts  und 
der  Ausbildung  des  Fremdkörperskeletts.  Ob  und  wie  weit  sie  zur  Arten- 
trennung brauchbar  sind,  läßt  sich  zurzeit  nicht  wohl  mit  Sicherheit  sagen. 

Uesniacidon  plicatum  ii.  sp. 

Textfigur  18. 

Diese  Schwämme  bilden  weiche,  lockere,  doch 
zähe  und  elastische  Massen,  die  sich  aus  zahlreichen 
gerundeten,  kegelförmigen  oder  kurz  zylindrischen 
Teilen  zusammensetzen  und  besonders  dadurch  aus- 
gezeichnet sind,  daß  ihre  Oberfläche  durch  zahlreiche 
dichtgedrängte  Gruben,  welche  nur  durch  dünne  Scheide- 
wände getrennt  werden,  ein  wabiges  Aussehen  be- 
kommt. Die  einzelnen  kegelförmigen  Teile  und  zapfen- 
artigen Fortsätze  sind  meist  innen  hohl  und  haben 
am  obereren  Ende  eine  Öffnung  von  2 — 4  mm  Weite, 
die  wohl  als  Pseudosculum  anzusehen  ist.  Hornfasern, 
welche  den  Scheidewänden  der  Oberflächenzellen  zur 
Stütze  dienen,  ragen  entweder  als  kurze  Stacheln  oder 
als  längere  Fortsätze  über  die  Scheidewände  hinaus  und 
lassen  den  ganzen  Schwamm  fein  stachelig  oder  behaart 
erscheinen.  Die  Gruben  sind  ebenso  weit  wie  die 
Pseudoscula  und  innen  glatt.  Die  Farbe  ist  im  Alkohol 
schmutziggelb  oder  graugelb.  Poren  sind  mit  der  Lupe 
nicht  zu  erkennen. 

Das  Skelett  besteht  aus  zahlreichen,  kräftigen,  ver- 
zweigten  und   durch  Querbrücken  wieder  verbundenen 
Fasern.       Es     sind     Sponginfasern, 
welche  in  ihrem   Inneren    eine    un- 

Fig.  18.  Desmacidon  plicatum  n.  sp. 
a  Stück  der  Oberfläche  in  nat.  Größe, 
b  Großer  Amphistrongyl.  c  Kleiner  Am- 
phistrongyl.  d  Isancorae.  e  Enden  der 
Isancorae. 

Die  Fauna  Südwest-Australiens.  III. 


e 


21 


322  Ernst  Hentschel, 

regelmäßige  lockere  Masse  von  Amphistrongylen  bergen.  Andere  Am 
phistrongyle ,  und  zwar  vorwiegend  kürzere,  liegen  im  Choanosom  zer- 
streut. Ebenso  finden  sich  die  Mikrosklere  überall  in  den  Schnitten  in 
großen  Mengen.     Ein  besonderes  Dermalskelett  fehlt. 

Spicula:  Am  phistrongyle,  größere,  gerade,  zylindrisch,  die  Enden 
nicht  oder  kaum  merklich  angeschwollen.    Länge  163—190//,  Dicke  1 — 2  /<. 

Am  phistrongyle,  kleinere,  von  ähnlicher  oder  größerer  Dicke. 
Länge  84—93  /n,  Dicke  2  a. 

Isancorae  unguiferae.  Sie  erinnern,  da  sie  nahezu  halbkreis- 
förmig gekrümmt  sind,  und  ihre  sehr  kurzen,  unscheinbaren  Zähne  in  der 
Fortsetzung  dieser  Krümmung  flach  ausbreiten,  an  kleine  Sigmen.  Die 
Zahl  der  Zähne  ist  an  jedem  Ende  4—5.  Sie  übertreffen  an  Länge  kaum 
die  Breite   des  Schaftes.     Länge   10  //,   Breite  (der  Zahngruppe)   fast  2  in. 

Fundiiotiz:  West  Australien.  Näherer  Fundort  unbekannt. 
Museum  Perth  leg. 

Bemerkung :  Die  einzige  bisher  beschriebene  Art  der  Gattung  mit 
zwei  Amphistrougylformen  ist  D.  dendyi  Whit.  Sie  weicht  durch  die 
MikroSkleren  beträchtlich  von  B.  plkatum  ab.  Sehr  nahe  steht  dagegen 
D.  stelUdenna  Cart.,  die  zwar  nur  eine  Amphistrongylform,  aber  vielleicht 
dieselben  Ancorae  besitzt,  obwohl  Carter  und  Dendy  übereinstimmend 
die  betreffenden  Mikrosklere  dreizähnig  nennen.  Die  sternförmige  Ober- 
flächenstruktur, die  der  Art  den  Namen  gegeben  hat,  ist  bei  meinen 
Stücken  nicht  vorhanden.  Ob  diese  Unterschiede  die  Abtrennung  einer 
neuen  Art  verlangen,  ist  allerdings  Geschmackssache. 

JDesfncicidon  psamniodes  n.  sp. 

Textfigur  19. 
Die  Schwämme  dieser  Art  bilden  zum  Teil  dünnere  Krusten  auf 
Pflanzenteilen  oder  den  Schalen  von  Schnecken  und  Muscheln.  Zwei 
Stücke  sind  vorhanden,  von  denen  jedes  ein  Paar  von  Perlmuscheln  gleich- 
sam zusammenkittet,  so  daß  die  Schwämme  zwischen  den  aneinander  ge- 
preßten Außenseiten  der  Schalen  eingepreßt  zu  liegen  scheinen.  Sie  ent- 
senden Fortsätze  von  1 — 2  cm  Länge,  die  zum  Teil  am  Ende  eine  Öft- 
nung  haben.  Andere  sind  mehr  polsterartige  dicke  und  breite  Krusten, 
oft  in  auffallender  Weise  von  Löchern  durchbohrt  und  au  der  Unterseite 
von  Rinnen  durchzogen.  Sie  entsenden  zai)fenartige  Fortsätze,  die  meist 
hohl  sind  und  ein  Pseudosculum  tragen.  Schließlich  ist  ein  Schwamm  vor- 
handen, der  aus  drei  senkrecht  aufsteigenden,  nur  an  der  Basis  mit- 
einander verbundenen  Röhren  besteht,  welche  glattwandig  sind,  nur  am 
oberen  Ende  einige  kurze  zapfenartige  Fortsätze  tragen  und  mit  einem 
Pseudosculum  nach  außen  münden.      Die   längste  Röhre  ist  22,7  cm  hoch 


Tetraxonida. 


323 


.C_^ 


und  durchschnittlich  1,8  cm  dick.     Hier  ist  also  die  Krustenbildung  völlig 
zurückgetreten  gegenüber  der  mächtigen  Entwickelung  hohler  Fortsätze. 

Die  Oberfläche  ist  für  die  Berührung  ziemlich  glatt,  doch  meist  un- 
eben. Sie  erscheint  unter  der  Lupe  fein  gekörnelt  und  zeigt  an  manchen 
Stellen  eine  Netzstruktur.  Man  sieht  weite  Längskanäle  durchschimmern. 
Die  Farbe  ist  im  Alkohol  hellgelblich  oder  rötlichgrau.  Oscula  wurden, 
abgesehen  von  jenen  Öffnungen  am 
Ende  der  Papillen  und  Röhren  bei 
einigen  der  Schwämme,  nicht  be- 
obachtet. Jene  Öffnungen  sind  länglich 
und  messen  im  längsten  Durchmesser 
bis  7  mm.  Zahlreiche  Poren  in  den 
Maschen  des  feinen  Oberflächennetzes 
sind  mit  der  Lupe  deutlich  zu  er- 
kennen. 

Das  Skelett  besteht  aus  eigenen 
Nadeln  und  Fremdkörpern,  wie  Sand- 
körnchen, fremden  Spiculis  von  Spon- 
gien  und  Tunicaten ,  Foraminiferen- 
schalen  usw.  Das  Choanosom  ist  von 
losen  Fasern  durchsetzt,  die  aus  Fremd- 
körpern und  eigenen  Megaskleren  be- 
stehen und  zum  Teil  ein  unregelmäßiges 
Netz  mit  gerundeten  Maschen  bilden, 
deren  Weite  durchschnittlich  einer 
Nadellänge  entspricht,  und  deren 
Fasern  durchschnittlich  80  ^i  dick  sind 
und  kein  Spongin  erkennen  lassen. 
Viele  Megasklere  liegen  auch  zerstreut 
im  Choanosom.  Die  in  der  Tiefe 
spärlichen  Amphistrongyle  werden 
nahe  der  Oberfläche  reichlicher  und 
regelmäßiger  gelagert.  Sie  bilden  wie 
gewöhnlich  Bündel,  die  senkrecht  zur 
Oberfläche  stehen  und  hie  und  da  darüber  hinausragen.  An  manchen 
Stellen  ziehen  von  den  Dermalbündeln  selbständige  Züge  der  Megasklere 
eine  kurze  Strecke  weit  in  das  choanosomale  Skelett  hinab.  Außerdem  liegt 
an  der  Oberfläche  ein  festes,  geschlossenes,  kleinmaschiges  Netz,  dessen 
dicke  Fasern  fast  ausschließlich  von  Fremdkörpern  gebildet  werden.  Die 
Maschen  sind  etwa  100—200  /^i  weit.      Die  Mikrosklere  liegen   überall  im 

Choanosom  zerstreut. 

21* 


Fig.  19.  Desmacidon  psammodes  n.  sp. 
a  Amphistrongyl.  b  Spitzen  von  Stylen, 
c  Große  Sigmen.  d  Kleine  Sigmen.  e  Isan- 
corae  spatuliferae.   f  Isancorae  unguiferae. 


324  Ernst  Hentschel, 

Spie  lila:  Amphistrongyle  und  Style,  die  ineinander  übergehen. 
Sie  sind  gerade,  zylindrisch,  die  gerundeten  Enden  gewöhnlich  nicht  ange- 
schwollen. Die  Amphistrongyle  sind  zuweilen  ungleichendig.  Wenn  das 
eine  Ende  eine  Spitze  trägt,  so  daß  die  Nadel  ein  Styl  wird,  so  ist  diese 
Spitze  gewöhnlich  kürzer  als  der  Nadeldurchmesser,  nach  Art  einer  Tor- 
notenspitze gegen  den  Schaft  abgesetzt  und  häutig  verkümmert  oder  stufen- 
förmig ausgebildet.  Nur  bei  dem  röhrenförmigen  Stück  wurde  eine  räum- 
liche Sonderung  der  beiden  Formen  dieser  Spicula  mit  einiger  Sicherheit 
beobachtet,  indem  die  Amphistrongyle  dem  Dermalskelett,  die  Style  dem 
Choanosomalskelett  angehören.     Länge  136 — 166  /<,  Dicke  2 — 3  /«. 

Sigmen,  größere,  mehr  oder  weniger  gedreht.     Länge  25—32  /n. 

Sigmen,  kleinere,  ebenso.     Länge  10—12  i^i. 

Isancorae  spatuliferae,  ziemlich  selten.  Der  Schaft  ist  mäßig 
gekrümmt.  Die  Flügel  messen  etwa  Vs  oder  mehr  der  Schaftlänge.  Die 
mittleren  Zähne  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem  Bogen,  der  dem 
Schaft  symmetrisch  ist.  An  jedem  Ende  sind  drei  Zähne  vorhanden.  Sie 
messen  ein  Drittel  der  Schaftlänge  oder  etwas  weniger.  Die  Tubercula 
messen  etwa  ein  Drittel  der  Zahnlänge.  Länge  der  Ancora  15—17  /<, 
Breite  6  //,  Zahnabstand  5—6  //. 

Isancorae  unguiferae.  Sie  sind  sehr  zahlreich.  Der  Schaft  ist 
ziemlich  stark  und  meist  gleichmäßig  gekrümmt,  so  daß  die  beiden  Mittel- 
zähne bei  der  Seitenansicht  als  wenig  eingebogene  Endfortsätze  des 
Schaftes  erscheinen,  wie  man  sie  oft  bei  Sigmen  sieht.  Manchmal  zeigt 
der  Schaft  in  der  Mitte  eine  stärkere  Biegung.  Die  Mittelzähne  liegen, 
von  der  Seite  gesehen,  auf  einer  geraden  Linie,  mit  der  Hauptachse 
parallel.  Es  sind  7  Zähne  an  jedem  Ende  vorhanden.  Sie  messen  etwa 
Ve  oder  V?  der  Schaftlänge.  Länge  der  Ancora  9—10  fi,  Breite  2,5  in, 
Zahn  ab  stand  3—4  /n. 

Fuiidnotizen :  Stat.  3,  Sharks  Bay,  ca.  3  Meilen  nw.  Denham. 
Sandboden  mit  reichem  Pflanzenwuchs,  3  m;  12.  VL  05.  6  Stücke.  Stat.  7, 
Sharks  Bay,  ca.  2^2  Meilen  sw.  Denham.  Sand- und  Mudboden  mit 
Pflanzen,  3  m;  10.  VI.  05.  Zahlreiche  Bruchstücke.  Ein  sehr  kleiner 
Schwamm  von  Stat.  31  scheint  ebenfalls  zu  dieser  Art  zu  gehören. 

Bemerkungen :  Wenn  man  auf  das  Vorkommen  von  Stylen  bei  dieser 
Art  und  ihre  wenigstens  in  einem  Falle  trotz  der  störenden  Fremdkörper 
leidlich  nachweisbare  Beschränkung  auf  das  Choanosom  Wert  legen  wollte, 
so  könnte  man  daran  denken,  diese  Art  in  die  Gattung  Myxilla  zu  stellen. 
Der  Gesamtcharakter  ihrer  Spiculation,  sowie  die  Beziehungen  zu  anderen 
Arten  und  vor  allem  die  Unregelmäßigkeit  der  Spitzenbilduug  bei  den 
„Stylen",  welche  auf  die  Abnormität  dieser  Spiculaform  hindeutet,  ver- 
weisen sie  jedoch  in  die  (iattung  Desmacidon. 


Tetraxon  ida.  325 

Von  den  unter  dem  Namen  Besmacidon  beschriebenen  Arten,  welche 
Amphistrongyle  und  Sigmen  besitzen,  kommt  D.  Dendyi  Whitel.  für 
den  Vergleich  nicht  in  Beti-acht,  weil  diese  Art,  wie  oben  gezeigt  wurde, 
Isochelae  besitzt  und  daher  in  die  Gattung  Homoeodictya  zu  stellen  ist. 
Einige  Arten  Oskar  Schmidts  sind  zu  ungenügend  beschrieben,  um 
vergleichbar  zu  sein.  B.  australis  Gart,  steht  sehr  nahe,  ja  es  findet  in 
den  meisten  Merkmalen  eine  Übereinstimmung  mit  D.  psammodes  statt, 
doch  paßt  die  Beschreibung  „very  slender  tridentate  isochelae,  about 
0,012  mm  long,  with  small  teeth"  augenscheinlich  auf  keine  der  beiden 
hier  vorhandenen  Ankerformen. 

Wenn  diese  Art  in  dünnen  Krusten  Pflanzen  überzieht,  ähnelt  sie 
äußerlich  sehr  der  Mycale  phyllophüa  n.  sp. 

Gatt.  Bat^ella  Tops. 

Mycalinae  mit  nur  diaktinen  Megaskleren,  ohne  Mikroskleren. 

Batzella  inaequalis  n.  sp. 

Textfigur  20. 
Nach  den  vorliegenden  Stücken  zu  urteilen,  kann  diese  Art  sowohl 
krustenbildend  sein,  wie  auch  neben  Krusten  selbständige  ästige  Ver- 
zweigungen erzeugen.  Ein  Stück  kleidet  die  Innenseite  einer  Muschel  in 
einer  Ausdehnung  bis  zu  7  cm  in  dünner  Schicht  aus,  ein  zweites  über- 
zieht eine  kleine  Gruppe  von  Ascidien,  ein  drittes  überzieht  Stengel  und 
Blätter  von  Pflanzen  vollständig,  so  daß  sie  nur  an  den  Bruchstellen  zu 
sehen  sind,  bildet  aber  zugleich  selbständige  unregelmäßig  fingerförmige 
Fortsätze  und  Anastomosen,  ein  viertes  inkrustiert  nur  mit  einem  Teil 
seines  Körpers  einen  Stengel,  im  übrigen  bildet  es  ein  6  cm  hohes 
Bäumchen  von  flachgedrückten,  dichtgedrängten,  an  den  Enden  verbreiterten, 
anastomosierenden  Zweigen.  Es  scheint,  daß  die  selbständige  Verzweigung 
hier  primär  stattfand,  die  Inkrustation  erst  später  infolge  der  Berührung 
eines  Zweiges  des  Schwammes  mit  einem  Pflanzenzweige.  Trotzdem  diese 
Unterschiede  in  der  Gestalt  durch  solche  in  der  Farl)e  und  dem  Skelett- 
bau begleitet  werden,  betrachte  ich  die  4  Stücke  als  zur  selben  Art  ge- 
hörig, will  jedoch  als  Typen  in  erster  Linie  die  verzweigten  Stücke  von 
Stat.  7  der  Sharksbay  bezeichnen.  Die  Oberfläche  ist  glatt.  Bei  den  rein 
krustenbildenden  Stücken  des  Stat.  64  läßt  sie  horizontal  und  vertikal 
verlaufende  Kanäle  durchschimmern  und  hat  eine  helle,  graugelbe  Farbe, 
bei  den  verzweigten  Stücken  der  Stat.  7  zeigt  das  eine  ein  Netz  von 
oberflächlichen  Kanälen,  die  sich  hell  aus  dunklem  Grunde  hervorheben, 
das  andere  nur  vereinzelte  Kanäle.  Diese  letzteren  beiden  Stücke  sind 
innerlich    von    einem  ziemlich  lebhaften  Gelb,  äußerlich  blaugrau,    an  ver- 


326  Ernst  Hentschel, 

borgenen  Stellen  auch  rötlich-  oder  gelblichgrau.      Sie   sind   fester  gebaut 

als  die  krustenbildenden  Stücke  und  haben  ein  etwa  dichteres  Skelett.    Die 

Oscula  sind  wenige  unscheinbare  zerstreute  Öffnungen.    Die  feine, 

in  Fetzen  ablösbare  Oberhaut  ist  arm  an  Skelettnadeln,  doch  reich 

an  kreisförmigen  oder  ovalen,  bis  30  f^i  weiten  Poren. 

Das  Skelett  besteht  teils  aus  zerstreuten  Nadeln,  teils  aus  sehr 
lockeren  Nadelzügen,  die  in  den  Krusten  im  wesentlichen  selbständig 
vom  Grunde  aufsteigen,  in  den  verzweigten  Stücken,  wo  sie  ge- 
drängter stehen,  häufig  miteinander  verfließen. 

S  p  i  c  u  1  a :  A  m  p  h  i  s  t  r  o  u  g y  1  e  ,  schlank  und  gerade,  häufig 
ungleichendig.  Der  Schaft  ist  selten  an  beiden,  doch  oft  an 
einem  Ende  ganz  wenig  angeschwollen ,  gleichzeitig  pflegt  der 
Schaft  sich  kaum  merklich  nach  dem  nicht  angeschwollenen  Ende 
hin  zu  verjüngen.     Länge  184—256  /<,  Dicke  3 — 4  ^<. 

Fundnotizeii :  Stat.  7,  Sharks  Bay,  ca.  2V2  Meilen  sw. 
Denham.  Sand-  und  Mudboden  mit  Pflanzen,  3  m;  10.  VI.  05. 
Zwei  Stücke.  Stat.  64,  Albany  Bezirk,  Oyster  Harbour. 
Sand-  und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Pflanzenwuchs, 
3/4—51/2  m;  21.  VIII.  05.     Zwei  Stücke. 

Fig.  20.     Baizella  maeq/mlis  n.  sp.     Amphistrongyl. 

Bemerkung:  An  dieser  Art  ist  von  besonderem  Interesse  die  häufige 
Ungleichendigkeit  der  Amphistrongyle,  die  von  einer  gewissen  Bedeutung 
für  die  Beurteilung  der  systematischen  Stellung  der  Gattung  sein  dürfte. 
Es  sei  bei  dieser  Gelegenheit  an  die  einigermaßen  ähnlichen  Verhältnisse 
bei  Desmacidon  psammodes  n.  sp.  erinnert.  Gegen  die  bekannten  Arten 
hebt  sich  die  neue  durch  Gestalt  und  Maße  der  Spicula  deutlich  ab. 

Gratt.  Lissodendoryoc  Tops. 

MycalUiae  mit  glatten  oder  bedornten  monaktinen  Nadeln  im  Choano- 
som  und  meist  diaktinen  Nadeln  im  Ektosom,  mit  Isochelen. 

Idssodendoryjc  tuber osa  n.  sp. 

Textfigur  21. 
Die  von  dieser  Art  vorhandenen  Schwämme  umhüllen  je  einen  dünnen, 
bis  5  cm  langen  Zweig  einer  Pflanze  mit  einer  mehrere  Millimeter  dicken 
Kruste.  Diese  Kruste  neigt  dazu,  knollige  Erhebungen  zu  bilden,  und 
während  die  einfachsten  Stücke  ganz  gleichmäßig  und  glatt  sind,  erscheinen 
andere  wie  aus  zahlreichen,  kugelförmigen,  bis  4  mm  breiten  Stücken  zu- 
sammengesetzt, die  von  einer  dünnen,  durchscheinenden  Dermalmembran 
überzogen   sind.     Auf  der  glatten  Oberfläche   erkennt  man  mit  der  Lupe 


Tetraxonida. 


327 


die  feine  Punktierung  der  zerstreut  liegenden  Poren.     Die  Farbe  der  Ober- 
fläche ist  mattgelblich,     Oscula  sind  nicht  beobachtet  worden. 

Das  Skelett  ist  im  Innern  einigermaßen  Renieren-artig.  Es  besteht 
aus  regelmäßigen  3 — 4-seitigen  Maschen,  deren  Seiten  die  Länge  einer 
Nadel  haben  und  je  aus  1—2  Nadeln  bestehen.  An  den  Knotenpunkten 
findet  sich  Spongin,  welches  die  Skelettnadeln  miteinander  verbindet. 
Näher  der  Oberfläche  neigt  das  Skelett  zu  leiterförmiger  Anordnung.  Die 
Nadeln  ordnen  sich  zu  radialen  Reihen  oder  selbst  schwachen  Zügen, 
während  andere  Nadeln  in  gleichmäßigen  Abständen  senkrecht  zu  diesen 
stehen.  Oft  sind  die  radialen  Züge  reicher  mit  Spongin  ausgestattet,  zu- 
weilen werden  sie  sogar  vollständig  von  Spongin 
eingeschlossen.  An  der  Bildung  dieser  Züge  be- 
teiligen sich  näher  der  Oberfläche  auch  die  Der- 
malnadeln, ja  sie  können  eine  Strecke  weit  allein 
die  radialen  Spiculareihen  zusammensetzen,  wäh- 
rend die  choanosomalen  Spicula  nur  die  Quer- 
verbindungen zwischen  den  Zügen  herstellen. 
Im  eigentlichen  Dermalskelett  liegen  die  Nadeln 
meist  nicht  radial,  oft  ungeordnet  und  nicht 
selten  tangential.  Die  Mikrosklere  sind  sehr 
spärlich,  zuweilen  gar  nicht  nachzuweisen. 

Spicula:  Acantho style  des  Skeletts. 
Sie  sind  schwach  gekrümmt,  schwach  spindel- 
förmig und  sehr  schwach  bedornt.  Während 
bei  einem  Stück  der  Stat.  8  die  meisten  von 
diesen  Nadeln  über  ihre  ganze  Oberfläche  mit 
feinen  Dörnchen  oder  Höckern,  wenn  auch  spär- 
lich, besetzt  sind,  erscheinen  sie  bei  einem  der 
Stat.  7  fast  glatt,  da  nur  ihre  Basis  rauh  ist. 
Länge  80—100  /<,  Dicke  4  ^i. 

Tylostyle,    auch   Subty los tyle,   meist 
mit  starker,  länglicher  Basalanschwellung  und  ziemlich  langspitzig.    Länge 
184—256  iK,    Dicke  2,5  ft. 

I  s  0  c  h  e  1  a  e  p  a  1  m  a  t  ae.  Der  Schaft  ist  schwach  gekrümmt,  die  Zähne 
liegen,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem  dem  Schaft  symmetrischen  Bogen. 
Die  Flügelscheiben  messen  etwas  mehr  als  ein  Drittel  der  Schaftlänge, 
die  Zähne  sind  etwas  kürzer,  die  Tubercula  sehr  klein.  Die  Chelen  sind 
selten  und  können  vielleicht  ganz  fehlen.  Länge  10 — 12  //,  Breite  3—4  /<, 
Zahnabstand  4  ^i/. 

Fiindiiotizen :  Stat.  7,  Sharks  Bay,  ca.  2  V2  Meilen  sw.  Denham. 
Sand-  und  Mudboden  mit  Pflanzen,  3  m;  10.  VI.  05.    Drei  Stücke.    Stat.  8, 


Fig.  21.  Lissodendoryx 
tuber osa  n.  sp.  a  und  b 
Acanthostyle.  c  und  d  Iso- 
chelae.    e  Tylostyl. 


328  Ebnst  Hentschel, 

Sharks   Bay,    ca.  6  Meilen    s.    Deuham.     Sandboden    mit    reichem 
Pflanzenwuclis,  472—^^  m;  18.  VI.  05.     Zwei  Stücke. 

Bemerkung:  Über  die  systematische  Stellung  dieser  Art  bin  ich  nicht 
ganz  sicher.  Eine  Gattung  mit  monaktinen,  bedornten  Nadeln  im  Choano- 
som,  mit  monaktinen,  glatten  Nadeln  im  Dermalskelett  und  mit  palmaten 
Isochelen  als  Mikroskleren  gibt  es  meines  Wissens  nicht  und  ich  zweifle, 
ob  es  berechtigt  ist,  eine  solche  Gattung  aufzustellen,  ^4elmehr  scheint 
mir  der  richtige  Platz  für  diese  Art  die  Gattung  Lissodendoryx,  so  wie  sie 
LuNDBECK  auffaßt,  zu  sein.  Die  Abweichungen  von  den  typischen  Arten 
dieser  Gattung  bestehen  darin,  daß  1)  die  Dermalspicula  monaktin  statt 
diaktin  sind,  und  daß  2)  die  Mikrosklere  Isochelae  palmatae  statt  arcuatae 
sind.  Auf  diesen  letzteren  Unterschied  wird  man  kaum  eine  Gattung 
gründen  wollen.  Was  den  ersten  betrifft,  so  ist  es  ja  sicher,  daß  die 
Dermalnadeln  dieser  und  verwandter  Gattungen,  wenn  sie  schon  diaktin 
genannt  werden  müssen,  doch  von  monaktinen  Formen  abstammen  und 
infolgedessen  noch  häufig  anisoaktin  sind.  Ferner  hat  man  auch  in  die 
Gattung  Myxilla,  das  Gegenstück  zu  Lissodendoryx ,  Arten  mit  echten 
monaktinen  Dermalnadeln  aufgenommen.  Ich  glaube,  dasselbe  ist  für 
Lissodendoryx  berechtigt. 

Gatt.  Dendoricella  Luiidb. 

Mycalinae  mit  zwei  Sorten  diaktiner  Megasklere,  einer  dermalen  und 
einer  choanosomalen.     Stets  mit  Isochelen. 

Dendoricella  Schwiidti  (Ridl.). 

1884.     Crella  Schmidti,  Ridley  1884,  p.  432,  tab.  41,  fig.  aa. 

Textfigur  22. 

Das  vorliegende  Stück  weicht  vom  Original  etwas  ab  in  der  äußeren 
Erscheinung,  im  Bau  des  Skeletts  und  in  dem  Vorhandensein  einer  zweiten 
Chelform  und  einer  zweiten  Sigmenform. 

Der  Schwamm  umhüllt  Teile  von  Algen,  Bruchstücke  von  Muschel- 
schalen und  andere  Fremdkörper.  Er  ist  etwa  4  cm  lang,  scheint  aber 
einen  zapfenförmigen  Fortsatz  am  Ende  verloren  zu  haben,  2  cm  breit, 
1,5  cm  dick.  Seine  Oberfläche  ist  leicht  wellig  und  ziemlich  glatt.  Unter 
der  durchscheinenden  Oberhaut  sieht  man  zum  Teil  dichteres  Gewebe, 
zum  Teil  weite  Wasserkanäle.  Die  Farbe  ist  gelblich.  Oscula  und  Poren 
wurden  nicht  sicher  beobachtet. 

Das  Skelett  erinnert  an  das  mancher  Renieren.  Es  besteht  aus  einem 
gleichmäßigen  Netz  von  Amphioxen  mit  mehr  oder  weniger  deutlichen 
Maschen,  deren  Seiten  bei  regelmäßiger  Ausprägung  eine  Nadellänge  messen 
und  aus  je  1 — 3  Nadeln  bestehen.     Außerdem  sind  selbständige,  verzweigte 


Tetraxonida. 


329 


Nadelzüge  vorhanden,  manchmal  zwar  nur  aus  lose  zusammengelagerten 
Nadeln,  gewöhnlich  aber  aus  festen  Nadelsträngen  von  10 — 15  Nadelbreiten 
bestehend.  Im  Innern  werden  sie  von  Amphioxen  und  wenig  Amphit3den, 
nahe  der  Oberfläche  nur  aus  Amphitylen  gebildet,  die  in  breiten  Bündeln 
an  der  Oberfläche  ausstrahlen.  Auch  wo  die  Nadelzüge  fehlen,  heben  sich 
dicht  an  der  Oberfläche  solche  Bündel  von  Amphitylen  aus  dem  Skelett- 
netz heraus  und  bilden  ein  Dermalskelett  von  senkrecht  zur  Oberfläche 
geordneten  Nadeln.     Spongin  scheint  zu  fehlen. 

Spicula:  Amphioxe,  Länge  184 — 21(5  jt<,  Dicke  6 — 9  f^i. 

Amphityle,  Länge  200—264  /<,  Dicke  4 — 6  f.i. 

Isochelae  arcuatae,  größere.  Der  Schaft  ist  mäßig  gekrümmt, 
die  Flügelscheiben  messen  in  der  Mitte  etwa  V4  <^l6r  Schaftlänge.  Sie 
sind  mäßig,  zum  Teil  auch  tief  ausgeschnitten. 
Der  Zahn  ist  länger  als  die  Mitte  der  Flügel- 
scheibe, ebenso  lang  wie  ihre  Seitenteile, 
wesentlich  schmaler  als  die  Flügelscheibe, 
wenig  abstehend.  Die  beiden  Zähne  liegen, 
von  der  Seite  gesehen,  etwa  auf  einem  Bogen, 
der  dem  Bogen,  welchen  der  Schaft  bildet, 
symmetrisch  wäre.  Das  Tuberculum  mißt  y, 
bis  -/s  clei'  mittleren  Flügelscheibe.  Länge  der 
Chelen  28—34  //,  Breite  lü— 12  //,  Zahnab- 
stand 10-12  i^t. 

Isochelae  arcuatae,  kleinere,  von 
ähnlicher  Gestalt.  Länge  19 — 20  /.i,  Breite 
6  j«.  Zahnabstand  6  ^k. 

Sigmen,  größere,  meist  wenig  gedreht. 

Sigmen,  kleinere,  meist  wenig  gedreht, 
von  der  allgemeinen  Krümmung,  etwas  stärker  gebogen.     Länge  16 — 21  /<. 

Vielleicht  sind  diese  beiden  Sigmenformen  nicht  voneinander  zu  trennen, 
oder  es  ist  noch  eine  dritte  Zwischengröße  zu  unterscheiden. 

Fundnotiz:  Stat.  48,  Fremantle  Bezirk,  Cockburn  Sound, 
Port  Royal  und  nördlich.  Schlick  und  Algen,  1472—18  m ;  30.  IX.  05. 
Ein  Stück. 

Oatt.  loti'ochota  ßidl. 

Mycalinae  mit  monaktinen  oder  diaktinen  oder  beiden  Sorten  von 
Megaskeren,  stets  Birotulae  enthaltend. 


Fig.    22. 
Schmidt i    (RiDL.). 
chelae. 

Länge  30—36  ^i. 
oft  in  der  Mitte, 


Detidoricella 
Große  Iso- 


abgesehen 


lotrochota  baculifera  ßidL  var.  ininor  n. 

Die   mir  vorliegenden   Stücke  dieser  bekannten  Art  bezeichne  ich  mit 
dem   Namen    einer   besonderen    Varietät,    weil  die   diaktinen  Nadeln   hier 


330  Ernst  Hentschel, 

nicht  Ampliityle,  sondern  Amphistrongyle  sind  und  weil  die  Maße  der 
Nadeln  bei  allen  Stücken  kleiner,  als  bisher  angegeben  worden,  sind. 
KiRKPATRiCK  gibt  (1900,  p.  137)  an,  daß  auch  bei  Stücken  von  den 
Maskarenen,  von  Madras  und  von  Christmas  Island  die  Nadeln  keine  an- 
geschwollenen Enden  haben.  Untereinander  unterscheiden  sich  die  hier 
vorliegenden  6  Stücke  in  bezug  auf  die  Maße  der  Spicula  nur  ganz  unbe- 
deutend.    Diese  Maße  sind  folgende: 

Style,  Länge  136—168  ^i,  Dicke  5-6  ^i. 

Amphistrongyle,  Länge  184 — 216  /.i,  Dicke  3  /.i. 

Birotulae,  Länge  9 — 11  fi,  Breite  2—3  /ti,  Zahl  der  Zähne  12. 

Fundnotizen:  Stat.  10,  SharksBay,  Frey  einet  Estuary,  östl. 
Fahrwasser,  zwischen  Eagle  Bluff  und  Baba  Head.  Sand- 
boden mit  Steinen  und  Algen,  3^/2  — 11  m;  6.  IX.  05.  Stat.  14,  Sharks  Bay, 
Freycinet  Reach,  w.  Middle  Fiat  bis  zur  Nordspitze  von 
Heirisson  Prong.  Anfangs  Sandboden,  dann  Felsen  mit  Korallen, 
11-16  m;  12.  IX.  05.  Stat.  18,  SharksBay,  Useless  Inlet,  Ein- 
gang. Reiner  Sand  und  Sand  mit  Algen,  V4— 2  m;  13.  IX.  05.  Stat.  28, 
Sharks  Bay,  vor  Brown  Station  (Dirk  Hartog).  Sandboden  mit 
Pflanzen,  2— 4V2  ni ;  17.  VI.  05.  Zusammen  sechs  Stücke  in  Spiritus.  Dazu 
kommt  ein  trockenes  Stück  von  Südwest-Australien,  dessen  genauer  Fundort 
verloren  gegangen  ist,  und  ein  trockenes  Stück  von  Stat.  10  (s.  0.}. 

lotrochofa  acerata  Dendy  tri*,  palniata  n. 

Textfigur  23. 

Ein  trockener  Schwamm,  der  im  wesentlichen  in  einer  Ebene  ausge- 
breitet ist,  sich  aber  am  Rande  rechts  und  links  in  zwei  der  Ebene  und  unter 
sich  ungefähr  parallele  Lamellen  spaltet.  Er  besteht  aus  wenigen  flach- 
gedrückten Zweigen,  die  aber  nur  in  den  äußeren  Teilen  des  Schwammes 
fingerförmig  frei  herausragen,  in  der  Mitte  dagegen  auf  längere  Strecken 
miteinander  verschmolzen  sind  und  dadurch  eine  nur  von  einigen  größeren 
Löchern  durchbrochene  Platte  bilden.  Der  Schwamm  ist  gestielt  und  sitzt 
auf  einer  breiten  Basalplatte.  Der  Stiel  ist  in  einer  zur  Hauptebene  senk- 
rechten Richtung  verbreitert,  so  daß  er  zusammengedrückt  erscheint.  Er 
mißt  4,5  cm  im  größten,  2  cm  im  kleinsten  Durchmesser,  die  Basalplatte 
erreicht  im  Maximum  eine  Ausdehnung  von  9  cm,  der  eigentliche  Schwamm- 
körper ist  etwa  28  cm  breit  und  31  cm  hoch,  die  flachgedrückten  Zweige 
6—8  mm  dick.  Die  Oberfläche  ist  an  manchen  Stellen  dicht,  zumeist 
aber  löcherig  und  scheinbar  verwittert.  Die  Farbe  ist  im  trockenen  Zu- 
stande auf  der  einen  Seite  dunkel,  auf  der  anderen  hell  purpurn.  Oscula 
und  Poren  sind  nicht  mehr  sicher  zu  erkennen. 


Tetraxon  ida. 


331 


Das  Skelett  bildet  ein  unregelmäßiges  Netz  von  gerundeten  Maschen 
und  dicken,  nadelreichen,  etwas  sponginhaltigen  Fasern.  Die  Maschcnvveite 
beträgt  200—800  /^  die  Faserdicke  durchschnittlich  120  fi.  Vielfach  ragen 
einzelne  Amphioxe  senk- 
recht oder  fast  senkrecht 
aus  den  Skelettfasern  her- 
vor, so  daß  die  Faser  an 
ein  Ectyoninenskelett  er- 
innert. An  dichten  Stellen 
der  Oberfläche  strahlen  die 
Enden  der  Fasern  in  dich- 
ten Nadelbüscheln  aus,  die 
vorwiegend  aus  Amphioxen 
bestehen,  oder  die  Nadeln 
liegen  wirr  durcheinander- 
gepackt. 

Spicula:  Style,  et- 
was spindelförmig,  ziemlich 
plump,  oder  mehr  zylin- 
drisch und  schlanker,  ge- 
krümmt, häufig  am  Ende 
des  basalen  Drittels  gebo- 
gen, kurzspitzig,  sehr  vari- 
abel. Augenscheinlich  Deri- 
vate von  ihnen  sind  die 
Amphistrongyle,  da- 
durch entstanden,  daß  die 
Spitze  des  Styls  abgestumpft 
wurde.  Sie  sind  ebenfalls 
gekrümmt  und  ähneln  den 
mehr  zylindrischen  Stylen, 
mit  denen  sie  durch  Über- 
gänge verbunden  sind. 
Länge  144-200  /<,  Dicke 
6-9  /,i. 

Amphioxe,  leicht  gekrümmt,  meist  ziemlich  plump,  kurzspitzig,  zu- 
weilen mit  abgestumpften  Spitzen,  Länge  176—224  /<,  Dicke  6—9  /<. 

Birotulae,  mit  12  Zähnen  an  jedem  Ende,  die  von  oben  gesehen 
oft  zu  Paaren  mit  je  einem  gemeinsamen  Basalstück  vereinigt  zu  sein 
scheinen.     Länge  16—19  jn,  Breite  4  ^t. 


Fig.  2.  lotrochota  acerata  Demdy  var.  palmafa  n. 
a  Amphiox.  b  und  d  Style,  c  Amphistrongyl.  e  Biro- 
tula. 


332  Ernst  Hentschel, 

Fundiiotiz :  Stat.  43,  Fremantle  Bezirk,  Fremantle  südlich. 
Meeresstrand.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Dieser  Schwamm  unterscheidet  sich  von  I.acerata  Dendy 
durch  die  purpurne  Farbe  anstatt  der  braunen,  durch  die  größere  Länge 
der  Birotulae,  und  durch  die  Gestalt,  Herkunft  und  Lage  der  Amphistron- 
gyle.  Wenn  das  Original,  wie  es  nach  Dendys  Beschreibung  (1896,  p.  24) 
scheint,  in  der  Tat  ganz  selbständige  und  vorwiegend  normale  Amphistron- 
gyle  hat,  so  muß  es  zweifelhaft  bleiben,  ob  das  vorliegende  Stück  in  der 
Tat  der  DENDYschen  Art  als  Varietät  angeschlossen  werden  darf, 

Gratt.  Tedania  Oray. 

Mycalinae,  deren  Megasklere  im  Hauptskelett  monaktine,  im  Dermal- 
skelett diaktine  Nadeln,  und  deren  Mikrosklere  Raphiden  sind. 

Die  alte  Frage,  ob  Trachytedania  neben  Tedania  als  selbständige 
Gattung  aufrecht  zu  erhalten  sei,  erfährt  durch  eine  im  folgenden  be- 
schriebene neue  Art.  T.  bispinata,  eine  neue  und  eigenartige  Beleuchtung. 
Diese  Art  hat  „Style",  die  am  äußersten  Ende  bedornt  sind,  jedoch  nicht 
nur  an  dem  gerundeten  Ende,  sondern  auch  an  dem  gewöhnlich  spitzen 
Ende,  das  hier  ebenfalls  abgestumpft  ist.  Damit  nähern  sich  die  Style 
den  diaktinen  Dermalnadeln  auffallend,  obwohl  sie  die  monaktine  Gestalt 
mehr  oder  weniger  deutlich  behalten.  Die  Bedornung  ist  also  eine  ganz 
andere,  als  bei  den  beiden  bekannten  Arten  von  Trachytedania.  Ich  möchte 
glauben,  daß  sowohl  diese  Arten,  wie  meine  neue  Art,  in  die  Gattung 
Tedania  einzubeziehen  sind.  Darin  bestärkt  mich  auch  eine  Bemerkung 
von  Thiele  (1905,  p.  433)  über  T.  fuegensis,  eine  Art,  bei  der  ebenfalls 
eine  schwache  Bedornung  der  Stylbasis  zuweilen  vorkommen  kann. 

Tedania  digitata  (0.  S.). 

Fundiiotizen :  SharksBay:  Stat.  3,  ca.  3  M e i  1  e n  n  w.  D e u h a m. 
Sandboden  mit  reichem  Pfianzenwuchs,  3m;  12.  VL  05.  Stat.  7,  c a.  2  V2  Mei- 
len sw.  Denham.  Sand-  und  Mudboden  mit  Ptianzen,  3  m;  10.  VI.  05. 
Stat.  9,  Frey  ein  et  Reach,  ö.  Middle  Fiat.  Anfangs  Sand  und  Steine, 
dannMudund  Algen,  31/2— Um;  5.  IX.  05,  Stat.  11,  Frey  ein  et  Estuary, 
OstseitevonSmithlsland.  Mudboden,  ^4— 3  V2  m ;  8.  IX,  05.  Stat.  12, 
Freycinet  Estuary,  westl,  Fahrwasser,  zwischen  Baba  Head 
und  Cararong  Halbinsel.  Sand-  und  Mudboden  mit  Algen,  7 — Um; 
9.  IX.  05.  Stat.  19,  U  s  e  1  e  s  s  I  n  1  e  t ,  zentraler  Kanal.  Felsboden  mit 
toten  Korallen,  7  m ;  13.  IX.  05.  Stat.  28,  vor  Brown  Station  (Dirk 
Hartog).  Sandboden  mit  Pflanzen,  2— 41/2  m;  17.  VL05.  Stat.  29,  Dirk 
Hartog,  Brown  Station.  Meeresstrand;  7./8.  VI.  05.  —  Bunbury 
B  e  z  i  r  k :   Stat.  58,  B  u  s  s  e  1 1 0  n.    Meeresstrand ;  3./4.  VIII.  05.  —  A 1  b  a  n  y 


Tetraxonida.  333 

Bezirk:  Stat.  62,  Middleton  Beacli.  Meeresstrand,  angeschwemmt. 
Zusammen  19  Stücke. 

Bemerkungen :  Die  Schwämme  sind  durchweg  massig,  entweder  glatt, 
oder  mit  Papillen  besetzt,  oder  mit  löcheriger  Oberfläche.  Es  kommen 
große  Stücke  mit  mehr  oder  weniger  zahlreichen  Löchern  vor.  Das  größte 
Stück  (der  f.  inermis  angehörig)  ist  eine  von  röhrenartigen  Löchern  viel- 
fach durchbohrte  Platte,  deren  größter  Durchmesser  28  cm  beträgt.  Be- 
sonders charakteristisch  sind  kegelförmige  Stücke  mit  einem  großen  Os- 
culum  an  der  Spitze,  deren  Kegelmantel  in  der  Jugend  glatt,  bei  älteren 
Stücken  mit  zahlreichen  Papillen  besetzt  ist. 

Die  Maße  der  Spicula  sind  folgende: 

Sharksbay:  Style  200-248  ^i/,  Amphist  ron  gy  le  184- 25G  ^i, 
Raphiden  140—166  /<. 

Bunbury-Bezirk :  Style  164-208^/,  Amplii  strongyle  152— 212  ^ii, 
Raphiden  113-176  ^i. 

Albany-Bezirk:  Style  192—248  ^i,  Amphi strongyle  208-240  ^t, 
Raphiden  176-200  ^i. 

Bei  den  Stücken  aus  dem  Bunbury-Bezirk  gehen  also  die  Megaskleren- 
maße  tiefer  hinab,  als  bei  den  weiter  nördlich  und  südlich  gefundenen. 

T,  digitata  forma  inermis  n. 

Diese  Form  unterscheidet  sich  dadurch  von  T.  digitdta,  daß  die  Enden 
der  Amphistrongyle  nicht  angeschwollen  und  nicht  oder  kaum  bedorut  sind. 

Spicula:  Style:  Länge  166—200  jn. 

Amphistrongyle:  Länge  173—226  /^i. 

Raphiden:  Länge  93 — 120  /<. 

Fundnotizen:  Stat.  3,  Sharks  Bay,  ca.  3  Meilen  nw.  Denham. 
Sandboden  mit  reichem  Pflanzen  wuchs,  3  m;  12.  VI.  05.  Stat.  7,  Sharks 
Bay,  ca.  2 V2  Meilen  nw.  Denham.  Sand- und  Mudboden  mit  Pflanzen, 
3  m;  10.  VL  05.  Stat.  18,  Sharks  Bay,  Useless  Inlet,  Eingang. 
Reiner  Sand  und  Sand  mit  Algen,  V^— 2  m;  13.  IX.  05.  Stat.  48  (?),  Fre- 
mantle  Bezirk,  Cockburn  Sound.     Im  ganzen  6  Stücke. 

T,  digitata  forma  polytyla  n. 

Textfigur  24. 

Ein  massiger  Schwamm  von  4  cm  Durchmesser  stellt  diese  Form  dar. 
Er  hat  eine  unregelmäßige  Oberfläche.  Die  Farbe  ist  im  Alkohol  hell 
gelblichgrau,  sie  war  im  Leben  nach  einer  Notiz  von  Dr.  Hartmeyer 
ziegelrot. 

Spicula:  Style,  zylindrisch,  gekrümmt,  gewöhnlich  im  basalen 
Drittel,    kurzspitzig.      Viele    von    diesen   Stylen   sind   polytyl.     Die  kugel- 


334 


Ernst  Hentschel. 


Fig.  24.     Tedania  digi- 
tata  f.  polytyla:  Style. 


förmigen  Anschwellungen  sind  weder  nach  der  Lage  noch  nach  der  Größe 
bestimmt.  Manchmal  findet  man  sie  in  regelmäßigen  Abständen  und  gegen 
die  Spitze  hin  an  Stärke  abnehmend,  in  anderen 
Fällen  ganz  unregelmäßig,  selten  endständig,  so 
daß  Tylostyle  entstehen,  am  häufigsten  in  kurzer 
Entfernung  von  der  Basis,  zuweilen  einseitig  ver- 
schoben.    Länge  der  Style  208—256  i-i. 

Amphisub  tyle,  gerade,  die  Enden  an- 
geschwollen, glatt  oder  feindornig  oder  (selten) 
starkdornig.  Die  Nadel  ist  oft  ungleichendig. 
Selten  kommen  vereinzelte  ähnliche  An- 
schwellungen wie  bei  den  Stylen  vor.  Länge 
184—208  ^i. 

Raphideu,  gerade.  Länge  88—128  i-i. 
Fuiidnotiz:  Stat.  4,  SharksBay,  La- 
goon  Point,  Salzwasserlaguue.  Sandboden  mit 
losen  Steinen,  O-Vs  m;  11.  VI.  05.  Ein  Stück. 
Bemerkungen:  Es  verdient  vielleicht  Be- 
achtung, daß  diese  Form,  welche  sich  von  T.  digi- 
tata  hauptsächlich  durch  die  polytylen  Nadeln  unterscheidet,  in  einer  Salz- 
wasserlagune gefunden  wurde;  man  wird  dadurch  auf  die  Vermutung 
geführt,  daß  die  außergewöhnliche  Gestalt  der  Style  durch  außergewöhn- 
liche Lebensverhältnisse  bedingt  worden  sei,  etwa  durch  veränderten  Salz- 
gehalt. Wie  mir  Herr  Prof.  Michaelsen  mitteilt,  hat  die  Lagune  keinen 
Zufluß  an  Süßwasser,  steht  aber  durch  einen  kräftigen  Flutstrom  in  Ver- 
bindung mit  dem  offenen  Meere.  Der  Salzgehalt  des  Wassers  könnte 
möglicherweise  größer  sein,  als  der  des  Meeres. 

Tedania  ruMcunda  Lendf. 

Textfigur  25. 

Fundnotiz:  Stat.  32,  Geraldton 
Bezirk,  Champion  Bay.  Meeres- 
strand.    Ein  Stück. 

Bemerkung-:  Ich  bin  im  Zweifel, 
ob  es  berechtigt  ist,  diese  Form  als  selb- 
ständige Art  neben  T.  digitata  zu  stellen, 
aber  die  äußere  Gestalt  und  Oberflächen- 
beschaffenheit sind  so  charakteristisch 
und  die  Maße  der  Spicula  übertreffen  die 
bei  T.  digitata  vorkommenden  so  sehr, 
Fig.  25.    Tedania  rubicimda  Lendf.   Nat.  Größe. 


Tetraxonida. 


335 


n 


daß  ich  die  Art  vorläufig  beibehalte.     Die  Farbe  ist  im  Alkohol   gelblich- 
grau.      Die   Maße  der  Spicula  sind  folgende: 

Style:  Länge  248—304  ^i,  Dicke  4—6  //. 

Amphistrongyle:  Länge  264—328  //,  Dicke  4—5  u. 

Raphiden:  Länge  144—192  f^i.  Dicke  1 — 2  (^i.     Amphioxe  habe   ich 

nicht  gefunden. 

Tedania  bispinata  n.  sp. 

Textfigur  26. 

Diese  Art  hat  meist  massige,  gerundete  Schwämme,  von  denen  die 
größten  bis  zu  6  cm  Durchmesser  haben.  Ein  Stück  (Stat.  56)  bildet  einen 
Überzug  auf  Pflanzenteilen  und  Muscheln. 
Die  Oberfläche  ist  gleichmäßig  glatt,  von 
heller  gelblichgrauer  Farbe.  Die  Oscula 
sind  zahlreich,  zerstreut,  gewöhnlich  von 
einem  dichteren  Gewebering  umgeben, 
der  hell  durch  die  Oberhaut  schimmert, 
und  zuweilen  mit  einem  niedrigen,  schorn- 
steinartigen Rande  versehen. 

Das  Dermalskelett  besteht  aus  senk- 
recht zur  Oberfläche  gestellten  Bündeln 
von  Amphisubtylen.  Das  choanosomale 
Skelett  ist  sehr  regellos,  obwohl  es  Züge 
von  „Stylen"  und  Bündel  von  Raphiden 
erkennen  läßt. 

Spicula:  S  t  y  1  o  i  d  e  Megasklere, 
welche  sich  Amphistrongylen  nähern.  Es 
sind  gerade  oder  etwas  gekrümmte  Spi- 
cula, deren  dickste  Stelle  meist  etwas  in 
der  Mitte  liegt.  Sie  sind  an  beiden 
Enden  abgestumpft,  lassen  jedoch  deut- 
lich ein  dünneres  und  ein  dickeres  Ende 
unterscheiden.  Das  dickere  Ende  zeigt 
eine  Neigung  zur  Abrundung,  das 
dünnere  zur  Zuspitzung,  Die  Enden  sind 
oft  ein  wenig  angeschwollen,  zumal  das 
dickere,  und  fast  immer  mit  kleinen 
Dornen  besetzt,  die  oft  in  der  Mitte 
der  Rundung  zusammengedrängt  ein 
Krönchen    bilden.      Zuweilen    kommen 

Fig.  26.  Tedania  bispinata  n.  sp.  a  Amphi- 
subtyl.    b  Styloide.    c  Raphide. 


336  Ernst  Hentschel, 

knotenartige  Anschwellungen  der  Nadeln  wie  bei  T.  digitata  f.  polyiyla 
vor,  doch  nur  vereinzelt.     Länge  129—153  ^i,  Dicke  4—6  //. 

Amphisubtyle,  schlanker  als  die  Style,  etwas  spindelförmig  Inder 
Mitte,  die  Enden  deutlich  verdickt  und  in  starke  Dornen  auslaufend.  Ob- 
wohl manchmal  den  Stylen  ähnlich,  sind  sie  doch  im  allgemeinen  gut  von 
ihnen  zu  unterscheiden.     Länge  153  —  205  //,  Dicke  3—4  //. 

Raphiden,  monaktin,  gerade,  rauh,  oft  mit  Anschwellung  des 
dickeren  Endes.     Länge  96  —  112  (.i,  Dicke  1  //. 

Bei  dem  inkrustierenden  Stück  dieser  Art  von  der  Stat.  56  sind  die 
Maße  der  Spicula  wesentlich  niedriger: 

„Style":  Länge  88-104  ^i,  Dicke  2—4  //. 

Amphisubtyle:  Länge  128  —  144  /<,  Dicke  2—3  (.i. 

Raphiden:  Länge  84—98  (.i,  Dicke  1  /<. 

Fundnotizen:  Stat.  56,  Bunbury  Bezirk,  Koombanabay, 
6—7  Meilen  sw.  Bunbury.  Felsboden  mit  spärlichem  Pflanzenwuchs, 
141/2— 18  m;  28.  VIL05.  Ein  Stück.  Stat.  64,  Albany  Bezirk,  Oyster 
Harbour.  Sand-  und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Pflanzen  wuchs, 
74— 51/2  m;  21.Vin.  05.     Sechs  Stücke. 

Bemerkung-:  Diese  Art  unterscheidet  sich  von  allen  bekannten  Arten 
der  Gattung  durch  die  eigentümliche  Gestalt  ihrer  „Style". 


Gratt.  Forcepia  Cart. 

Mycalinae  mit  nur  diaktinen  Megaskleren  (Amphitylen  oder  Amphi- 
strongylen),  und  stets  mit  Forcipes  und  Isochelen. 

Als  Typus  der  Gattung  Force^na  ist  m.  E.  der  im  Jahre  1885  unter 
dem  Namen  F.  colonensis  von  Carter  beschriebene  Schwamm  anzusehen. 
Carter  hat  schon  1874  eine  isolierte  Forceps  unter  diesem  selben  Namen 
beschrieben,  doch  ist  damit  die  Art,  zu  der  diese  Forceps  gehört,  nicht 
erkennbar  charakterisiert.  Der  erste  erkennbar  unter  dem  Gattungsnamen 
Forcepia  beschriebene  Schwamm  und  damit  Typus  der  Gattung  bleibt  also 
die  F.  colonensis  von  1885.  Andererseits  gehört  dieser  Schwamm  nach 
unserer  heutigen  Vorstellung  von  einer  Spongienart  sicher  nicht  zur  selben 
Art,  wie  die  1874  unter  demselben  Namen  beschriebene  Forceps.  Er  muß 
also  einen  anderen  Artnameu  haben,  ich  nenne  ihn  F.  Michaelseni.  Der 
Name  F.  colonensis  ist  hinfällig,  da  man  niemals  auf  Grund  der  bloßen 
Forccps-Beschreibung  sicher  sein  kann,  die  Art  wiedergefunden  zu  haben. 
Die  Gattung  Forcepia  mit  obiger  Diagnose  hat  dann  die  drei  Arten 
F.  Michaelseni  n.  n.,  F.  Carteri  Dendy  und  F.  arenosa  n.  sp.  (s.  u.).  Die 
Mehrzahl  der  unter  dem  Namen  Forcepia  bekannten  Arten,  z.  B.  F.  for- 
cipis  (Bow.),  gehört  wegen  des  Besitzes  von  monaktinen   neben  den  diak- 


Tetraxonida. 


337 


tinen    Nadeln    wahrscheinlich    in    eine   andere   Gattung,    für  die  ein  neuer 
Name  aufgestellt  werden  müßte. 

Forcepia  Michaelseni  ii.  ii. 

1885  Forcepia  colonensis,  Carter,  Ann.  Nat.  Hist.  (5)  15,  p.  110. 

Textfigur  27. 

Von  dieser  Art  liegt  ein  massiger  Schwamm  von  kissenförmiger  Ge- 
stalt vor,  der  4,2  cm  lang,  3,5  cm  breit  und  1,9  cm  dick  ist.  Eine  An- 
wachsstelle ist  nicht  zu  bemerken.  Er  ist  gleichmäßig  gerundet  und  von 
glatter  Oberfläche.  Seine  Farbe  ist  hell  gelblichgrau.  Am  Rande  des 
Kissens  zeigen  sich  einige  bis  zu  1  mm  weite  Löcher,  wahrscheinlich 
Oscula. 

Das  Skelett  besteht  aus  unregelmäßigen  aufsteigenden  Nadelzügen, 
die   sich   büschelartig  verbreitern   und  in    Zweige   si)alten.     Sie   enthalten 


Fig.  27.  Force- 
pia Michaelseni 
n.  n.  a  Isoche- 
lae.  b  und  c 
Sponginknollen. 


zahlreiche  dicht  gepackte  Nadeln,  sind  aber  nicht  scharf  begrenzt  und  ver- 
lieren sich  in  der  großen  Masse  zerstreuter,  völlig  regellos  liegender 
Nadeln.  An  der  Oberfläche  liegt  eine  einigermaßen  selbständige  dichte 
Schicht  von  zum  Teil  tangential,  zum  Teil  regellos  gepackten  Nadeln. 
Manche  Nadelzüge  enden  in  dieser  Schicht  in  der  gewöhnlichen  Weise  mit 
ausgebreiteten  Nadelbüscheln,  die  auch  wohl  über  die  Nadelschicht  empor- 
ragen, andere  verlaufen  schräg  in  diese  Schicht  hinein  und  verlieren  sich 
in  ihr.  Es  kommt  nur  eine  Art  von  Megaskleren,  nämlich  Amphityle  vor. 
Die  Mikrosklere  liegen  zerstreut,  die  Chelen  häufen  sich  gegen  die  Ober- 
fläche hin.  Das  Skelett  ist  ausgezeichnet  durch  ein  eigentümliches  Vor- 
kommen von  Spongin.  Überall  und  unabhängig  von  der  Nadelanordnung, 
sowohl  zwischen  den  zerstreuten  Nadeln  wie  in  den  Zügen  liegen  Kugeln 
oder  gerundete  Massen  von  Spongin,   die  selten  einmal  etwas  wurstförmig 


Die  Fauna  Südwest-Australiens.     III. 


22 


338  Ernst  Hentschel, 

in  die  Länge  gestreckt  sind,  aber  niemals  Fasern  bilden.  Diese  Kugeln 
haben  einen  Durchmesser  von  15 — 45  fi  und  bestehen  aus  einer  geschich- 
teten Rinde  und  einer  feinkörnigen  Innenmasse.  Die  Nadeln  durchbohren 
sie  in  allen  Richtungen,  in  einem  Falle  erschien  ein  ganzes  quergeschnittenes 
Nadelbündel  in  einer  Kugel.  Wo  die  Nadeln  aus  der  Oberfläche  der 
Kugel  hervortreten,  werden  sie  noch  eine  Strecke  weit  von  Spongin  über- 
zogen, in  derselben  Weise,  wie  es  bei  Renieren  stattfindet.  Dadurch  wird, 
wo  viele  Nadeln  vorhanden  sind,  die  Kugel  oft  völlig  verzerrt.  Man  sieht 
auch  oft  leere  Sponginhülsen,  aus  denen  die  eingeschlossene  Nadel  heraus- 
gebrochen ist,  aus  der  Kugeloberfläche  hervorragen.  Ich  habe  daran  ge- 
dacht, daß  es  sich  hier  um  Gemmula-artige  Fortpflanzungskörper  handeln 
könnte,  doch  das  ganze  Aussehen  und  besonders  die  Tatsache,  daß  die 
Körper  von  Nadeln  durchdrungen  werden,  spricht  dawider.  Es  handelt 
sich  augenscheinlich  um  Teile  des  Skeletts,  die  den  Sponginklümpchen  der 
Renieren  zu  vergleichen  sind,  die  aber  nicht  wie  dort  in  einer  regelmäßigen 
Verbindung  mit  den  Nadeln  stehen,  sondern  unabhängig  von  ihnen  gelagert 
sind  und  sie  nur  zufällig  verkitten.  Gegen  Salpetersäure  scheinen  sie  eine 
ungewöhnlich  hohe  Widerstandskraft  zu  haben,  da  sie  sich  in  gut  aus- 
gekochten Nadelpräparaten  oft  noch  vorfinden. 

Spicula:  Amphityle,  zylindrisch,  meist  in  der  Mitte  mehr  oder 
weniger  gebogen,  seltener  unregelmäßig  gekrümmt.  So  wie  Carter  sie 
(1.  c.  tab.  4,  fig.  2  a)  abbildet  und  beschreibt  (wellenförmig),  finde  ich  sie 
nicht.  Die  Endknöpfe  sind  gut  entwickelt  und  deutlich,  selbst  scharf  ab- 
gesetzt.    Länge  360—408  (.i,  Dicke  des  Schafts  7—10  {.i. 

Forcipes.  Sie  sind  ziemlich  robust.  Von  dem  Scheitel  aus  laufen 
die  beiden  Schenkel  anfangs  parallel,  biegen  aber  in  ein  Viertel  der  Ge- 
samtlänge etwas  mehr  auswärts.  Sie  sind  mit  Dornen  besetzt,  die  sich 
alle  gegen  den  Scheitel  hin  richten  und  etwa  45 '^  gegen  die  Schenkel 
geneigt  sind.  Diese  Dornen  sind  stärker,  nicht  so  zahlreich  und  stumpfer, 
als  sie  Carter  abbildet.  Die  beiden  Enden  sind  abgerundet,  glatt  und 
manchmal  etwas  verdickt.  Länge  80—93  /<,  größte  Weite  32—46  i-i, 
Schenkeldicke  4— 6  |W. 

Isochelae  arcuatae.  Der  Schaft  ist  in  verschiedenem  Grade,  doch 
meist  ziemlich  stark  gekrümmt.  Die  Flügelscheiben  messen  in  der  Mitte 
etwa  Vs  bis  Vi  der  Schaftlänge,  sie  sind  aber  an  den  Seiten  so  lang  wie 
die  Zähne  und  oft  sehr  tief  ausgeschnitten.  Die  Zähne  sind  wesentlich 
länger  als  die  Mitte  der  Flügelscheibe,  nicht  selten  doppelt  so  lang,  und 
etwas  schmaler.  Sie  liegen  von  der  Seite  gesehen  in  einer  gei-aden  Linie 
oder  sind  selbst  etwas  nach  innen  gerichtet.  Das  Tuberculum  ist  kaum 
halb  so  lang  wie  der  mittlere  Teil  der  Flügelscheibe.  Länge  der  Chelen 
15—19  i-i,  Breite  5  {.i,  Zahnabstand  5 — 6  f.i. 


Tetraxon  ida. 


339 


Sigmen  und  Toxe  habe  ich  uiclit  gefunden.  Die  Jugendformen  der 
Chelen  erinnern  oft  an  Sigmen. 

Fundiiotiz:  Stat.  45,  Fremantle  Bezirk,  Rottnest,  Ostküste. 
An  und  in  Kalksteinen  oder  angeschwemmt.     Ein  Stück. 

ForceiHa  arenosa  n.  sp. 

Textfigur  28. 

Der  Schwamm  überzieht  und  durchsetzt  zum  Teil  eine  blätterige  Masse 
von  Kalkalgen.  An  der  Oberfläche  dieser  Masse  dehnt  er  sich  krusten- 
artig bis  zu  4,5  cm  Breite  aus. 
Die  Dicke  der  oberflächlichen 
Kruste  mag  im  Maximum  2—3  mm 
erreichen,  doch  zieht  sich  der 
Schwamm  bis  2  cm  tief  zwischen 
den  Blättern  der  Kalkalge  hinab. 
Seine  Oberfläche  ist  zum  großen 
Teil  durch  Saudein  Schluß  unkennt- 
lich geworden.  Wo  sie  frei  liegt, 
ist  sie  glatt  oder  zeigt  eine  groß- 
maschige Netzstruktur.  Die  Farbe 
ist  im  Alkohol  grau.  Es  ist  ein 
mehrere  Millimeter  hoher  und  am 
Ende  etwa  1  mm  weiter  Oscular- 
schornstein  vorhanden. 

Das  Skelett  ist  zum  Teil  durch 
eingeschlossene  Sandkörner,  Fora- 
miniferenschalen  u.  dgl.  ersetzt. 
Im  übrigen  besteht  es  aus  garben- 
artigen lockeren  Zügen  von  Amphi- 

subtylen,  die  sich  zerteilen  und  in  weiten  lockeren  Büscheln  an  der 
Oberfläche  ausbreiten.  Die  Mikrosklere  liegen  überall  zerstreut.  Sigmen 
finden  sich  in  großer  Menge. 

Spicula:  Amphisubtyle,  ziemlich  gerade,  zylindrisch,  nach  den 
Enden  zu  immer  deutlich,  aber  niemals  stark  angeschwollen.  Die  größte 
Breite  liegt  dicht  am  Ende.    Länge  208 — 312  in,  Dicke  3—4  ^i, 

Sigmen,  sehr  wenig  gedreht,  mit  stark  eingebogenen  Enden.  Länge 
38-53  ^t. 

F  0  r  c  i  p  e  s ,  große.  Sie  haben  schlanke,  von  der  Umbiegungsstelle  an 
immer  dünner  werdende  rauhe  Schenkel,  die  parallel  verlaufen,  nur  gegen 
das  Ende  hin  schwach  auseinanderweichen  und  schließlich  in  Knöpfen 
enden.    Länge  50—75  /ii,  größte  Dicke  am  Scheitel  kleiner  als  1  ^u. 

22* 


Fig.  28.  Forcepia  arenosa  n.  sp. 
a  Amphisubtyl.  b  Sigmen.  c  und  d  Isoche- 
lae.    e  kleine  Forceps,    f  große  Forceps. 


340  Ernst  Hentschel, 

Forcipes.  kleinere.  Sie  sind  ähnlich  wie  die  vorigen  gebaut,  doch 
kürzer  und  etwas  stärker  divergierend.  Länge  11 — 20  /ii,  größte  Öffnung 
6  /n,  Dicke  am  Scheitel  kleiner  als  1  /n. 

Isochelae  arcuatae.  Der  Schaft  ist  nicht  sehr  stark  gekrümmt. 
Die  Flügelscheiben  messen  in  der  Mitte  etwa  Y^  der  Schaftlänge.  Die 
Zähne  sind  wesentlich  länger  als  die  Mitten  der  Flügelscheiben,  und 
schmaler  als  diese.  Sie  stehen  schräg  ab  und  liegen,  von  der  Seite  ge- 
sehen, auf  einem  Bogen,  der  weniger  gekrümmt  ist  als  der  Schaft.  Das 
Tuberculum  ist  durchschnittlich  halb  so  lang  wie  die  Mitte  der  Flügel- 
scheibe.    Länge  der  dielen  19—25  /<,  Breite  6—7  j.i,  Zahnabstand  7—9  (.i. 

Fuiidiiotiz :  Stat.  56,  Bunbury  Bezirk,  Koombana  Bay, 
6 — 7  Meilen  sw.  Bunbury.  Felsboden  mit  spärlichem  Pflanzenwuchs, 
141/2— 18  m ;  28.  VII.  05.     Zwei  Stücke. 

Bemerkung:  Abgesehen  von  der  durch  ihre  Mikrosklere  deutlich 
unterschiedenen  F.  Michaelseni  n.  n.  (s.  0.)  ist  nur  noch  eine  in  die  Gattung 
Forcepia  in  dem  oben  festgestellten  Sinne  gehörige  Art  beschrieben, 
nämlich  F.  Carteri  Dendy.  Diese  ähnelt  der  neuen  Art  dadurch  sehr, 
daß  sie  ebenfalls  Sand  einschließt,  aber  sie  ist  in  der  Zusammensetzung 
der  Spiculation  und  den  Maßen  der  Spicula  deutlich  von  ihr  unterschieden. 


Gratt.  Grayella  Cart. 

Mycalinae,  deren  choanosomales  Skelett  aus  glatten,  meist  diaktinen 
Nadeln,  und  deren  Dermalskelett  aus  bedornten  Nadeln  besteht.  Isochelae 
sind  meist  vorhanden. 

Grayella  spinulata  n.  sp. 

Textfigur  29. 
Die  gewöhnliche  Gestalt  dieser  Schwämme  ist  kolbenförmig.  Ein 
junges  Stück  sitzt  inkrustierend  auf  einem  Zweig  und  einem  Stück  Muschel- 
schale, ein  Stück  zeigt  eine  Neigung  zur  Verzweigung,  indem  es  sich  etwa 
2  cm  über  der  Anwachsstelle  in  zwei  kurze  Äste  teilt.  Alle  Stücke  sitzen 
auf  zusammengewachsenen  Muschelschalen.  Der  größte  von  diesen 
Schwämmen  ist  etwa  7  cm  hoch  und  bis  1,6  cm  dick.  Die  Oberfläche  ist 
unregelmäßig,  nicht  sehr  glatt.  Sie  ist  zum  Teil  von  den  für  die  Gattung 
charakteristischen  Porenfeldern  bedeckt,  die  auf  einem  Teil  der  Oberfläche 
deutlich  zu  erkennen  sind,  in  anderen  Teilen  zurückgezogen  oder  vielleicht 
unentwickelt  sind.  Sie  sind  mehr  oder  weniger  kreisförmig,  haben  einen 
etwas  erhobenen  Rand  und  erscheinen  unter  der  Lupe  als  sehr  feine  Siebe. 
Die  Oscula  haben,  wie  es  scheint,  dieselbe  Gestalt  wie  die  Porenfelder, 
wobei  jedoch  das  Porensieb  durch   eine  einzige  große  Öff"nung  ersetzt  ist. 


Tetraxonida. 


341 


Sie  werden  bis  zu  1,5  mm  weit.     Die  Farbe  der  Schwämme  ist  im  Alkohol 
entweder  orangerot  oder  graiiviolett. 

Das  Skelett  besteht  in  der  Hauptsache  aus  wolil- 
entwickelten  —  manchmal  allerdings  auch  lockeren 
und  unbestimmten  —  Nadelzügen,  die  (von  einer 
Hauptachse  entspringend?)  gegen  die  Oberfläche  auf- 
streben und  dort  in  Büscheln  ausstrahlen.  Ihre  Dicke 
mag  durchschnittlich  10—20  Nadelbreiten  betragen. 
Sie  verzweigen  sich  und  sind  bisweilen  durch  Quer- 
brücken verbunden.  In  der  Nähe  der  Oberfläche 
bestehen  sie  fast  ausschließlich  aus  Tornoten,  weiter 
innen  sind  diesen  Nadeln  Acanthoxe  untermischt,  und 
noch  tiefer  herrschen  diese  dornigen  Nadeln  in  den 
Zügen  vor.  Außerdem  sind  die  Acanthoxe  in  großer 
Menge  im  Choauosom  zerstreut,  im  allgemeinen  regel- 
los, doch  ist  manchmal  eine  Maschenbildung  ange- 
deutet, wie  bei  sehr  locker  gebauten  Renieren,  Sie 
bilden  ferner  unter  der  Oberfläche  ein  dichtes,  regel- 
loses Dermalskelett.  Ein  zusammengezogenes  Os- 
culuni  erwies  sich  als  von  einem  dichten  Kranz  von 
Tornoten  umstellt,  die  sich  über  der  Öff"nung  zu- 
sammengelegt haben.  Die  Porenfelder  sind  in  ähn- 
licher Weise  geschützt,  doch  nehmen  dort  auch  Acan- 
thoxe an  der  Kranzbildung  teil.  Die  Porensiebe  selbst 
sind  frei  von  Megaskleren,  doch  liegen  in  ihrem  zarten 
Gewebsnetz  zahlreiche  Chelae,  die  an  anderen  Stellen 
nur  ziemlich  spärlich  vorhanden  sind. 

S  p  i  c  u  1  a :  T  o  r  n  o  t  e ,  bei  denen  aber  die  Spitzen 
nicht  immer  deutlich  gegen  den  Schaft  abgesetzt  sind, 
so  daß  die  Nadeln  auch  als  kurzspitzige  Amphioxe 
erscheinen  können.  Sie  sind  schlank,  meist  gerade, 
etwas  spindelförmig.    Länge  264—328  //,  Dicke  3—5  //. 

Acanthoxe,  gekrümmt  oder  in  der  Mitte  ge- 
bogen, gleichmäßig,  doch  nicht  sehr  dicht  bedornt. 
Die  Dornen  sind  schlank,  etwa  halb  so  hoch  wie  die 
Schaftbreite.  Länge  120—152  /^i,  Dicke  ohne  Dornen 
4-5  1^1. 

Isochelae  arcuatae.     Der   Schaft  ist  mäßig 
gekrümmt.     Die  Flügelscheiben  messen  in   der  Mitte 
ein  Viertel  oder   weniger  der  Schaftlänge.     Sie    sind    tief    ausgeschnitten. 
Der    Zahn   ist   beträchtlich   länger    als    der   Mittelteil    der    Flügelscheibe, 


Fig.  29.  (Iraijella  spi- 
nulata  n.  sp.  a  Acan- 
thox.  b  Tornot.  c  Iso- 
chelae. 


342  Ernst  Hentschel, 

ebenso  lang  wie  ihre  Seitenteile,  und  schmaler  als  sie.  Die  Zähne  stehen 
wenig  schräg  ab.  Von  der  Seite  gesehen  liegen  sie  fast  in  einer  geraden 
Linie.  Das  Tuberculum  mißt  etwa  Vg  des  Mittelteils  der  Flügelscheibe. 
Länge  der  Chelen  16 — 20  /<,  Breite  5  f.i,  Zahnabstand  G  //. 

Fuiidnotizeii :  Stat.  22,  Sharks  Bay,  Inner  Bar,  auf  dem 
Rücken  der  Bank.  Grobkörniger  Sand  und  Sand  mit  Pflanzen,  (i— 9  m; 
16.  VI.  05.  Zwei  Stücke.  Stat.  23,  Sharks  Bay,  Eingang  zur  South 
Passage.    Felsboden   und  einzelne  Steine,  9  m;  16.  VI.  05.    Ein  Stück. 

Bemerkung:  Die  einzige  bisher  bekannte  Art  dieser  Gattung,  welche 
glatte  Tornote  und  bedornte  Amphioxe  besitzt,  ist  G.  (Yvesia)  pertusa 
(Tops.).  Sie  unterscheidet  sich  von  dieser  neuen  Art,  die  ihr  ziemlich 
nahe  steht,  durch  die  ganze  äußere  Erscheinung  (Gestalt,  Form  der  Papillen, 
Farbe),  durch  die  etwas  höheren  Spiculamaße  und  die  nach  der  Abbildung 
TOPSENTS  (1892,  tab.  10,  fig.  18  c)  abweichende  Gestalt  der  Chelae.  Die 
beiden  von  Hansen  beschriebenen  Arten  G.  (Sclerilla)  dura  und  G.  (S.) 
arctica,  für  die  als  Megasklere  sowohl  im  choanosomalen  wie  im  dermalen 
Skelett  Amphioxe  angegeben  waren,  sind,  wie  Lundbeck  (1910,  p.  39) 
nachgewiesen  hat,  identisch  mit  G.  pyrula  (Gart.),  kommen  also  nicht  in 
Betracht. 

Unterfam.  Ectyoninae. 

Gatt.  Ectyodoryjc  Lundb. 

Ectyoninae,  deren  Hauptskelettspicula  glatte  oder  bedornte  Style, 
deren  abstehende  Spicula  kleinere  bedornte  Style,  deren  dermale  Spicula 
diaktin  und  deren  Mikrosklere  Isochelen  sind. 

Ectyodorydc  maculatus  ii.  sp. 

Textfigur  30. 
Die  Schwämme  scheinen  an  Pflanzenteilen  festgesessen  zu  haben.  Sie 
sind  unregelmäßig  massig,  der  größte  ist  7  cm  lang  und  bis  4,5  cm  breit. 
Die  Oberfläche  ist  nur  an  den  Stellen  glatt,  wo  Kanäle  dicht  unter  der 
Oberhaut  verlaufen.  Im  übrigen  erscheint  sie  wie  pockennarbig,  da  sie  von 
zahlreichen  kreisförmigen  Feldern,  die  1 — 2  mm  Durchmesser  haben,  be- 
deckt ist.  Diese  Felder  werden  gewöhnlich  von  einer  Membran  gebildet, 
die  von  einer  wallartigen  Erhebung  umgeben  ist,  und  scheinen  dann 
Porenfelder  zu  sein.  Einzelne  haben  innerhalb  des  Walles  nur  eine  Öff"- 
nung,  die  als  Osculum  anzusehen  ist.  Durch  diese  Oberflächenbeschalfenheit 
erinnert  der  Schwamm  an  manche  Arten  der  Gattung  Grayella  (=  Yvesia). 
Auf  Schnitten  erweist  es  sich,  daß  unter  jedem  der  genannten  Felder  ein 
linsenförmiger  Subdermalraum    liegt.      Sein  Boden  und  seine  Seitenwände 


Tetraxon  ida. 


343 


werden  von  den  dermalen  Megaskleren  reichlich  gestützt.  Diese  greifen 
auch  auf  die  Oberfläche  über  und  bewirken  damit  eine  schwache  Erhebung 
des  ringförmigen  Randes  des  Feldes.  Sie  fehlen  in  der  Mitte,  und  dort  ist 
infolgedessen  die 
Oberhaut  einge- 
senkt. Sie  enthält 
nur  Mikrosklere. 
Der  linsenförmige 
Raum  hat  (wohl 
immer)  einen  Aus- 
führgang, welcher 
ins  Choanosom 
hinabführt.  Die 
Farbe  der  Ober- 
fläche ist  hell  grau- 
gelb. Eins  der 
Stücke  enthält  zahl- 
reiche Embryonen. 
Das  choanosomale 
Skelett  ist  im 
ganzen  ziemlich 
spärlich  entwickelt 
und  erscheint  auf 
den  Schnitten  ge- 
wöhnlich zusam- 
menhangslos. Man 
findet  außer  zer- 
streuten Nadeln  zu- 
weilen Fasern  von 
echtem  Ectyoniden- 
bau  mit  zahlreichen 
Nadeln  in  der 
Achse,  wenig  Spon- 
gin  und  mit  ab- 
stehenden Acanthostylen.  Noch  häufiger  erscheinen  sponginreiche  Faser- 
knoten mit  wenigen  Nadeln.  Auch  Acanthostyle  sind  mit  vom  Spongin 
eingeschlossen.  Ein  eigentliches  zusammenhängendes  Netzwerk  oder  auch 
nur  eine  einzige  vollständige  Masche  habe  ich  nicht  beobachtet.  Die  amphi- 
tylen  Megasklere  des  Dermalskeletts  treten  in  Zügen  aus  dem  Choanosom 
hervor  und  breiten  sich  an  den  Wänden  der  Kanäle  und  in  der  Umgebung 
der  Subdermalräume  in  der  besprochenen  Weise  aus. 


Fig.  30.     Ectyodoryx  maculatus  n.  i 
ein  Porenfeld,     b   Styl,     c  Amphityl.     d 
f  Isochelae.      g  unregelmäßige  Isochela. 
Isochela. 


p.  a  Schnitt  durch 
Acanthostyl.  e  und 
h  Jugendform    einer 


344  Ernst  Hentschel, 

Spicula:  Style,  etwas  gekrümmt,  nahezu  zylindrisch  und  ziemlich  kurz- 
spitzig. Sie  sind  im  ganzen  glatt,  doch  sehr  häufig  finden  sich  an  der  Basis 
einige  wenige  schwache,  unregelmäßig  gestellte  Dornen.  In  einigen  Fällen 
treten  auchDörnchen  in  der  Nähe  der  Spitze  auf.  Länge  200 — 244  f.i,  Dicke  10f.(. 

Acanthostyle,  konisch,  zuweilen  mit  Basalanschwellung,  gerade 
oder  schwach  gekrümmt,  mäßig  stark  bedornt,  die  Dornen  stark  gegen  die 
Basis  hin  umgebogen,  gegen  die  Spitze  hin  kleiner  werdend  und  ver- 
schwindend.    Länge  96 — 120  |i<,  Dicke  5—9  ^i/. 

Amphityle,  gerade,  ungleichendig,  mit  länglichen  Endanschwel- 
lungen. Der  Schaft  verjüngt  sich  allmählich  von  einem  zum  andern  Ende« 
Am  dicken  Ende  geht  er  allmählich  in  die  Anschwellung  über,  welche  am 
Ende  abgerundet  ist,  am  dünnen  Ende  ist  die  Anschwellung  gegen  den 
Schaft  abgesetzt  und  läuft  am  Ende  mehr  spitz  aus,  einer  abgestumpften 
Lanzenspitze  vergleichbar.  Länge  224 — 248  /n,  Dicke  in  der  Schaftmitte  4—5  /ti. 

Isochelae  arcuatae.  Der  Schaft  ist  stark  gekrümmt.  Die  Flügel- 
scheiben messen  am  Schaft  weniger  als  V4  der  Schaftlänge,  an  den  Seiten 
sind  sie  ebenso  lang  wie  die  Zähne.  Jeder  Flügel  ist  an  seinem  unteren 
Rande  mehr  oder  weniger  stark  ausgeschnitten.  Die  Zähne  liegen,  von 
der  Seite  gesehen,  in  der  Sehne  des  vom  Schaft  gebildeten  Bogens  und 
messen  V,s  der  Sehnenlänge.  Die  Falx  ist  sehr  stark  entwickelt  und  das 
Tuberculum  fast  so  lang  wie  der  Zahn.  Sehr  häufig  kommen  Abnormi- 
täten vor,  die  dadurch  entstehen,  daß  der  Zahn  sich  spaltet.  Er  zerfällt 
dann  in  zwei  Hälften,  die  bis  zum  Schaft  hinauf  durch  einen  Spalt  von- 
einander getrennt  sind.  Wie  es  scheint,  hat  jede  Hälfte  ihre  eigene  Falx. 
Diese  Spalte  tritt  oft  nur  an  einem  Ende  der  Chela  auf.  Ferner  sind  die 
beiden  Hälften  des  gesi)altenen  Zahnes  oft  ungleich  entwickelt,  indem  die 
eine  verkümmert  ist.  Auch  ihre  Gestalt  ist  sehr  unregelmäßig.  Es  ent- 
stehen so  ähnliche  Figuren,  wie  sie  Lundbeck  (1905,  Taf.  10,  Fig.  4)  von 
den  Chelen  einer  Äshestopluma  abbildet.  Länge  der  Chelen  23 — 27  f^i, 
Breite  10  //,  Zahnabstand  11 — 12,5  /<. 

Fundnotiz:  Stat.  64,  Albany  Bezirk,  Oyster  Harbour.  Sand- 
und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Pflanzenwuchs,  7^ — 5V2  i^l 
21.  VIIL  05.     Drei  Stücke. 

Bemerkung :  Unter  den  mir  bekannten  Arten,  welche  in  diese  Gattung 
gehören,  ist  keine,  die  wie  diese  im  wesentlichen  glatte  Style  und  Amphi- 
tyle von  weniger  als  300  /ti  Länge  enthält. 

Gratt.  Crella  Gray. 

Ectyoninae,  deren  Hauptskelettspicula  diaktine  glatte  Nadeln,  deren 
abstehende  Spicula  Acanthostyle  und  deren  Dermalspicula  bedornte  Nadeln 
sind.     Isochelae  sind  meist  vorhanden. 


Tetraxonida.  345 


Crella  incrustans  (Cart.)  subsp.  Thielel  n. 

Textfigur  31. 

Die  Schwämme,  welche  mir  von  dieser  Art  vorliegen,  sind  krusten- 
förmig,  wenige  Millimeter  dick  und  überziehen  Tangwurzeln,  Korallen, 
Muschel-  und  Schneckenschalen.  Das  größte  Stück  (Stat.  64)  überwächst 
eine  Pec^ew-Schale  von  4  cm  Breite  und  4,5  cm  Höhe  vollständig  auf  beiden 
Seiten  als  etwa  2  mm  dicke  Kruste.  Die  Oberfläche  ist  ziemlich  glatt, 
im  Alkohol  von  gelblichgrauer  oder  schmutzigweißer  Farbe,  an  dünneren 
Stellen  völlig  durchscheinend  und  weite,  längsverlaufeude  Kanäle  zeigend. 
Oscula  wurden  nirgend  beobachtet. 

Unter  der  Oberfläche  liegen  Wasserräume,  die  teils  dem  einführenden, 
teils  dem  ausführenden  Kanalsystem  angehören.  Das  tiefer  liegende 
Choanosom  ist  bei  einem  der  Stücke  mit  zahlreichen  Embryonen  erfüllt. 
Das  Skelett  besteht  bei  dünneren  Stücken  in  der  Hauptsache  aus  senkrecht 
aufsteigenden  selbständigen  Fasern.  Sie  sind  reich  an  Spongin  und  ent- 
halten sowohl  Acanthostyle,  wie  glatte  Tornote,  wobei  bald  die  einen, 
bald  die  anderen  vorherrschen.  Während  es  Fasern  gibt,  die  nur  Tornote 
umschließen,  findet  man  im  selben  Schwamm,  zumal  an  der  Basis,  solche, 
die  hauptsächlich  Acanthostyle  enthalten.  Andere  Acanthostyle  stehen 
meist  schräg  aufwärts  gerichtet  von  der  Faser  ab.  Ferner  findet  sich  eine 
dichte  Basalschicht  von  Acanthostylen  und  zahlreiche  im  Choanosom  zer- 
streute Spicula,  sowohl  dieser  Art,  wie  auch  Tornote.  Bei  dickeren  Stücken 
verzweigen  sich  die  Skelettfasern,  so  daß  das  Skelett  aus  kleinen,  neben- 
einander aufgewachsenen  Bäumchen  besteht.  Bei  noch  andern  älteren 
Stücken  ist  eine  Verschmelzung  zwischen  benachbarten  Fasern  eingetreten, 
die  dann  meistens  ziemlich  dick  geworden  sind  und  ein  Netzwerk  bilden. 
An  der  unteren  Grenze  der  Wasserräume  gehen  die  Skelettfasern  ziemlich 
plötzlich  in  lockere  Bündel  von  Tornoten  über,  welche  an  der  Oberfläche 
ausstrahlen  und  im  Gebiete  der  Subdermalräume  ein  ziemlich  gleichmäßiges 
unregelmäßiges  Skelett  bilden.  Sie  überragen  zum  Teil  die  Oberfläche, 
indem  sie  in  der  bekannten  Weise  ausstrahlen.  Außerdem  enthält  die 
Dermalmembran  kleine,  tangential  gelagerte  Acanthostyle,  die  unter  Um- 
ständen so  reichlich  vorkommen,  daß  sie  eine  dichte  Dermalschicht  bilden, 
in  anderen  Fällen  aber  nur  sehr  spärlich  vorhanden  sind,  ja  stellenweise 
völlig  fehlen.  Sie  gehen  nach  unten  in  die  zerstreuten  Acanthostyle  des 
Choanosoms  über.  Die  Mikroskleren  liegen  vorwiegend  im  oberen  Teil 
des  Choanosoms  und  in  der  Dermalmembran. 

Spicula:  Acanthostyle  der  Skelettfasern,  meist  gerade,  ohne  Basal- 
anschwellung,   mit    gegen    die   Spitze  hin    abnehmender   Bedornung.     Die 


346 


Ernst  Hentschel, 


Dornen  sind  gerade,  etwa  halb  so  lang  wie  die  Schaftbreite,  an  der  Basis 
stärker,  am  spitzen  Ende  oft  ganz  fehlend.  Länge  64—152  i^i,  Dicke  ohne 
Dornen  5 — 6  f.i. 

Acanthostyle  der  Dermalmembran,  die  vielleicht  von  den  vorigen 
nicht  zu  trennen  sind,  kleiner,  meist  unregelmäßig  gekrümmt  und  voll- 
ständig bedornt,  oft  nach  unten  verjüngt,  Länge  56—88  (.i,  Dicke  ohne 
Dornen  5—6  (.i. 


ci 


r 


Fig.  31.  Crella  inerustans  (Cart.)  subsp.  Thielei  n.  a  Schnitt  durch  einen  dünnen 
Bchwamm.  b  Schnitt  durch  den  äußeren  Teil  eines  dicken  Schwammes.  c  Basaler 
Acanthostyl.    d  Tornot.    e  und  f  Isochelae.    g  dermaler  Acauthostyl. 


Tornote,  gerade,  ungleichspitzig,  etwas  spindelförmig,  die  größte 
Dicke  etwas  außerhalb  der  Mitte.  Der  Schaft  trägt  zuweilen  eine  oder 
ganz  wenige  dörnchenartige  Erhebungen.     Länge  120—184  jw,  Dicke  2—4  {.i. 

Isochelae  arcuatae,  kleinere.  Schaft  mäßig  gekrümmt,  Flügel- 
scheiben  am  Schaft  mehr  als  ein  Viertel   der  Schaftlänge  messend,   mehr 


Tetraxon  ida.  347 

oder  weniger  tief  ausgesclmitteu.  Der  Zahn  ist  etwas  länger  als  die 
Flügelsclieibe.  Die  beiden  Zähne  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  in  einer 
geraden  Linie.  Das  Tuberculum  ist  halb  so  lang  wie  die  Flügelscheibe. 
Länge  der  dielen  12 — 15  /<,  Breite  4—7  /n,  Zahnabstand  6—8  f.i. 

Isochelae  arcuatae,  größere,  von  ähnlicher  Gestalt,  doch  mit 
stärker  gekrümmtem  Schaft  und  tiefer  ausgeschnittenen  Flügelscheiben. 
Länge  15  —  19  in,  Breite  6—7,5  /<,  Zahnabstand  7—8  fi. 

In  einem  Stück  sind  diese  beiden  Chelformen  sehr  deutlich  unter- 
schieden, in  anderen  scheinen  sie  nicht  scharf  trennbar  zu  sein. 

Fundnotizen :  Stat.  64,  Albany  Bezirk,  Oyster  Harbour. 
Sand-  und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Püanzenwuchs,  V4-5V2  m; 
21.  VIII.  05.  Ein  Stück.  Stat.  56,  Bunbury  Bezirk,  Koombana  Bay, 
6 — 7  Meilen  sw.  Bunbury.  Felsboden  mit  spärlichem  Pflanzenwuchs, 
141/2-1'^  m;  28.  VIL  05.  Ein  Stück.  Stat.  34,  Fremantle  Bezirk, 
Cottesloe.  Ebbestrand,  an  Felsen.  Ein  Stück.  Stat.  22,  Sharks  Bay, 
Inner  Bar,  auf  dem  Rücken  der  Bank.  Grobkörniger  Sand  und 
Sand  mit  Pflanzen,  6—9  m;  16.  VI.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Herr  Prof.  Weltner  war  so  liebenswürdig,  mir  ein 
Präparat  von  dem  Schwamm  des  Berliner  Museums  zu  senden,  den  Thiele 
1903  (p.  388)  erwähnt  und  mit  dem  Namen  Pytheas  incrustans  (Gart.) 
bezeichnet.  Dieser  Schwamm  gehört  zu  der  hier  beschriebenen  Art. 
Wahrscheinlich  ist  er  in  der  Tat  nahe  verwandt  mit  dem  von  Ridley  & 
Dendy  (1887,  p.  156)  als  Plumohalichondria  mammillata  Gart.  (=  P. 
incrustans  Gart.)  beschriebenen  Schwamm;  es  muß  aber  bemerkt  werden, 
daß  das  Skelett  bei  dem  Berliner  Stück,  wie  auch  bei  einem  (dem  kräftigsten) 
der  mir  vorliegenden  Stücke  netzförmig  ist,  während  es  bei  dem  Stück 
des  Ghallenger  Reports  (1.  c.  tab.  47  flg.  4  a)  aus  isolierten,  parallelen,  nach 
oben  verlaufenden  Säulen  besteht.  Diese  Art  des  Skelettbaus  pflegt  als 
Hauptmerkmal  der  Gattung  Plumohalichondria  angesehen  zu  werden.  Die 
Art  P.  incrustans  soll  (nach  Thiele)  von  dieser  Gattung  hauptsächlich 
wegen  des  abweichenden  Dermalskeletts  getrennt  werden,  das  Dernial- 
skelett  der  hier  beschriebenen  Schwämme  ist  aber  vielleicht  nicht  so  scharf 
von  dem  der  Gattung  Plumohalichondria  unterschieden,  wie  man  nach 
Thieles  Bemerkungen  denken  könnte.  Die  Enden  der  Skelettfasern 
strahlen  wie  gewöhnlich  an  der  Oberfläche  in  breiten  Nadelbüscheln  aus. 
Dazwischen  liegt  die  oberflächliche  Schicht  der  Acanthostyle,  die  man 
auffassen  muß  als  eine  dichtere  und  regelmäßigere  Grenzschicht,  welche 
sich  aus  den  überall  im  Ghoanosom  zerstreuten  Acanthostylen  gebildet  hat. 
Ihre  Dichtigkeit  ist  aber  sehr  verschieden,  und  bei  einem  der  mir  vor- 
liegenden Stücke  finden  sich  die  Acanthostyle  nur  ganz  vereinzelt  an  der 
Oberfläche.      Demnach   muß  vorläufig  sowohl  der  Gattungs-  wie  der  Art- 


348  Ernst  Hentschel, 

name  als  ungewiß  gelten.  Ich  habe  bei  der  Namengebung  berücksichtigt, 
daß  die  vorliegenden  Schwämme  nicht  gut  in  die  Gattung  Plumohalichondria 
gestellt  werden  können,  und  daß  sie  einerseits  enge  Beziehungen,  anderer- 
seits einen  deutlichen  Unterschied  gegen  die  P.  mammillata  der  Challenger- 
sammlung  zeigen.  Der  Gattungsname  Pytheas  ist,  worauf  Lundbeck 
(1909,  p.  447)  aufmerksam  gemacht  hat,  synonym  mit  Crella. 

Die  Schwierigkeit  der  Gattungsbestimmung  wird  übrigens  noch  dadurch 
erhöht,  daß  dünne  Stücke  mit  schwach  entwickeltem  Dermalskelett  mit 
gutem  Grunde  der  Gattung  Microciona  oder  selbst  Lepfosia  eingeordnet 
werden  könnten.  Die  im  folgenden  beschriebene  Leptosia  dichela  könnte 
fast  als  Jugendform  oder  dünne  inkrustierende  Form  dieser  Art  aufgefaßt 
werden.  Unterschiede  von  ihr  liegen  in  der  Gestalt  der  glatten  Mega- 
sklere,  in  dem  Fehlen  der  abstehenden  Style  und  natürlich  in  dem  Fehlen 
der  Style  im  Dermalskelett.  —  Jedenfalls  handelt  es  sich  hier  um  eine 
von  den  schwierigen  Arten,  welche  die  Grenzen  der  Gattungen  verwischen. 


Gratt.  Microciona  Bow. 

Krustenförmige  Ectyoninae,  deren  Hauptskelett  aus  kurzen,  isolierten, 
fiederigen  Säulen  besteht.  Die  Megasklere  des  Choanosoms  sind  Acantho- 
style,  die  des  Ektosoms  meist  monaktine,  glatte  Nadeln,  die  Mikrosklere 
Isochelen  u.  a. 

Microciona  acerato-ohtusa  Cart. 

Microciona  acerato-ohtusa,  Carter  1886,  p.  67,  tab.  5,  fig.  7 — 10. 

Textfigur  32. 

Die  Schwämme  dieser  Art  bilden  sehr  dünne  Überzüge,  sowohl  auf 
den  Gehäusen  lebender  Schnecken,  wie  auch  auf  Konglomeraten  von  zer- 
brochenen Muschel-  und  Schneckeuschalen,  Wurmröhren  u.  dgl.  Sie  dehnen 
sich  unter  Umständen  mehrere  Zentimeter  weit  aus,  erreichen  aber  nur 
selten  eine  Dicke  von  1,5  mm.  Ihre  Farbe  ist  im  Alkohol  wechselnd, 
hell  gelblichgrau,  dunkelgrau,  braungrau  oder  tiefbraun. 

Das  Skelett  hat  bei  den  dicksten  Stücken  den  für  die  Gattung  charak- 
teristischen Bau.  Aus  einer  Basalmembran  steigen  fiederige,  sponginreiche 
Fasern  senkrecht  und  einzeln  auf.  Bei  den  dünneren  Stücken  sind  diese 
Skelettsäulen  zu  niedrigen,  sponginreicheu  Erhebungen  reduziert,  die  nur 
einen  Büschel  von  wenigen  Nadeln  tragen,  und  bei  den  dünnsten  stehen 
die  Nadeln  einzeln  in  der  Basalmembran,  die  größten  über  die  Oberfläche 
emporragend,  wie  bei  Hymeraphia.  Ein  ähnliches  Verhalten  hat  bereits 
1891  TopsENT  für  Microciona  dives  beschrieben.  Das  Dermalskelett  be- 
steht aus  lockeren  Büscheln  schlanker  Tylostyle,  die  unter  Umständen  mit 


Tetraxonida. 


349 


f 


längeren  Nadelzügen    in    das  Choanosom   liinabreichen.    Toxe  und  Chelen 
liegen  reichlich  zerstreut. 

Spicula:  Subtylostyle  und  Xylo  style  des  Basalskeletts,  kräftig, 
spindelförmig,  etwas  gekrümmt  oder  auch  gerade  mit  mehr  oder  weniger 
deutlicher,  zuweilen  scharf  abgesetzter 
Basalanschwellung  von  kugliger,  doch 
oft  unregelmäßiger  Gestalt.  Die  wenigen 
echten  abstehenden  Nadeln  an  den  Fasern 
sind  von  derselben  Gestalt,  doch  kleiner. 
Im  allgemeinen  sind  die  Nadeln  völlig 
glatt,  doch  bei  einem  Stück  —  dem  von 
Station  1  —  kann  die  Kuppe  der  Basal- 
anschwellung eine  sehr  feine  Bedornung 
tragen  oder  rauh  sein.  Es  kommen 
jedoch  auch  da  ganz  glatte  Nadeln  vor. 
In  seltenen  Fällen  sind  auch  bei  den 
Derraalnadeln  dieses  einen  Stückes  feine 
Dornen  auf  der  Basalanschwellung  zu 
beobachten.  Länge  04 — 408  //,  Dicke 
5-8  ^. 

Xylo  style  des  Dermalskeletts, 
schlank,  meist  gerade,  mit  deutlicher,  je- 
doch nicht  scharf  abgesetzter  länglicher 
Basalanschwellung.  Länge  168 — 432  j«, 
Dicke  4  f.i. 

Die  Variabilität  in  der  Länge  der 
Megasklere  ist  im  einzelnen  Schwamm 
wesentlich  geringer,  als  diese  für  sämtliche  Stücke  geltende  Variationsbreite. 

Xoxe,  von  kräftigem  Bau  und  ziemlich  schwacher  Biegung,  mit  ge- 
streckten, ungefähr  in  einer  geraden  Linie  liegenden  Enden.  Sie  liegen 
vorwiegend  in  einer  horizontalen  Schicht  in  einiger  Entfernung  von  der 
Basis.     Länge  35 — 92  //,  Dicke  3—4  /<,  Höhe  6  (.i. 

Isochelae  palmatae.  Bei  dem  Stück  von  Stat.  1  ist  der  Schaft 
nur  sehr  wenig  gebogen.  Die  Flügelscheiben  messen  kaum  mehr  als  Vö 
der  Schaftlänge.  Die  Zähne  sind  ein  wenig  länger  als  die  Flügelscheiben. 
Das  Xuberculum  mißt  etwa  ein  Drittel  der  Länge  des  Zahns.  Die  meisten 
Chelen  sind  stark  gedreht,  gewöhnlich  um  etwa  90*^.  Bei  den  Stücken 
von  Stat.  3  ist  der  Schaft  etwas  stärker  gekrümmt,  die  Flügelscheiben 
messen  fast  2/5  ^^^  Schaftlänge  und  die  Zähne  sind  etwas  kürzer  als  die 
Flügelscheiben.  Auch  sind  die  Chelen  nur  selten  gedreht.  Länge  der 
Chelen  9 — 12  (.1,  Breite  2  f.i,  Zalmabstand  2—4  f^t. 


Fig.  32.  Microciona  acerato-obtusa 
Cart.  a  Tylostyl  des  Basalskeletts. 
b  Basis  davon,  stärker  vergr.  c  Der- 
maler Tylostyl.  d  Abstehender  Tylo- 
styl.   e  Toxe.     f  Isochelae. 


350  Ernst  Hentschel, 

Fuiidiiotizeii :  Stat.  1,  Sharks  Bay,  n  w.  Middle  Bluff.  Felsboden 
mit  Korallen,  7—8  m ;  21.  IX.  05.  Ein  Stück.  Stat.  3,  Sharks  Bay, 
ca.  3  Meilen  n  w.  D  e  n  h a m.  Sandboden  mit  reichem  Pflanzenwuchs,  3  m ; 
12.  VI.  05.  6  Stücke.  Stat.  14,  Sharks  Bay,  Freycinet  Reach,  w. 
Middle  Fiat  bis  zurNord spitze  vonHeirissonProng.  Anfangs 
Sandboden,  dann  Felsen  mit  Korallen,  11  —  16  m;   12.  IX.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Der  Schwamm  von  King  Island  im  Mergui  Archipel, 
nach  dem  Carter  diese  Art  aufgestellt  hat,  unterscheidet  sich  dadurch 
von  den  australischen  Stücken,  daß  die  Enden  der  Style  häufig  abge- 
stumpft sind.  Obwohl  nach  diesem  Merkmal  die  Art  benannt  wurde, 
glaube  ich  doch  nicht,  daß  man  seinetwegen  die  vorliegenden  Schwämme 
von  M.  acerato-ohtusa  trennen  müßte. 

(xatt.  Hynieraphia. 

Krustenbildende  Ectyoninae,  deren  Hauptskelett  aus  basalen  Acantho- 
stylen  und  einzelnen  großen,  zur  Basis  senkrechten,  die  Oberfläche  über- 
ragenden, monaktinen  Nadeln  besteht.  Die  Dermalnadeln  sind  monaktin 
oder  diaktin,  die  Mikrosklere  Isochelen  u.  a. 

Hymeraphia  graphidiophora  ii.  sp. 

Textfigur  33. 

Dieser  Schwamm  bildet  einen  ganz  unscheinbaren  dünnen  Überzug 
auf  einem  Konglomerat  von  Wurmröhren  und  anderem  kalkigen  Material. 
Seine  Dicke  ist  sehr  wechselnd  und  beträgt  durchschnittlich  etwa  V2  ii^ßi- 
Seine  farblose  Oberfläche  erscheint  borstig  durch  die  lang  hervorragenden 
Hauptnadeln  des  Skeletts. 

Das  Skelett  besteht  aus  senkrecht  zur  Basis  stehenden  Stylen  und 
Tylostylen  von  drei  verschiedenen  Größen.  Die  kürzesten  sind  zahlreich 
und  dichtstehend,  die  längsten  überragen  die  Oberfläche  beträchtlich  und 
sind  an  ihrer  Austrittsstelle  umgeben  von  Bündeln  schlanker  dermaler 
Style.  Mikrosklere  kommen  nicht  vor.  An  der  Basis  scheint  eine  Spon- 
ginlamelle  zu  liegen.  Im  Choanosom  finden  sich  zahlreiche  Gebilde  von 
12—18  |W  Durchmesser,  die,  in  der  Gestalt  an  Brombeeren  erinnernd,  aus 
einer  Anzahl  kleiner  Bläschen  zusammengesetzt  scheinen,  deren  Wand 
vielleicht  aus  Spongin  besteht. 

Spicula:  Acanthostyle,  kleine,  mit  geradem  Schaft,  der  gleich- 
mäßig schwach  bedornt  ist,  und  schwach  angeschwollener  Basis.  Die 
Dornen  sind  gegen  die  Basis  hin  zurückgebogen.  Länge  48—88  /^i, 
Dicke  5  1^1. 

Subtylostyle  von  mittlerer  Größe,  gerade,  mit  kaum  angeschwollener 
Basis  und  so  schwacher  Bedornung,  daß  sie  oft  nur  rauh  erscheinen.    Viel- 


Tetxaxonida. 


351 


leicht    sind    sie   nur   Jugendformen    der   folgenden   Art. 
schieden,  beispielweise  280  //  bei  einer  Dicke  von  7  f^i. 

Xylo  style,  große.  Sie  sind  schlank, 
glatt  und  gerade  oder  nahe  der  Basis  etwas 
gekrümmt,  mit  kugeliger  Basalanschwellung, 
die  mehr  oder  weniger  deutlich,  zuweilen 
scharf  gegen  den  Schaft  abgesetzt  ist.  Oft 
setzt  sich  die  Endanschwellung  scharf  gegen 
eine  zweite,  schwächere  Anschwellung  ab, 
die  in  den  Schaft  verläuft.  Länge  bis  über 
1500  lii,  Dicke  9-11  /n. 

Style,  sehr  schlank,  borstenartig,  ge- 
rade, langspitzig,  die  Basis  nicht  ange- 
schwollen und  auffallend  gerade  abge- 
schnitten. Sie  liegen  an  der  Oberfläche 
in    Bündeln.      Länge    352—400   //,    Dicke 


Länge  sehr  ver- 


Fig.  33.  Hijmeraphia 
(/rctj/hidinphora  n.  sp. 
a  Tylostyl.  b  Acantho- 
styl.    c  Dermale  Style. 


Fundnotiz:  Stat.  31,  Gerald  ton 
Bezirk,  Championbay.  Teils  felsig, 
teils  Sandboden  mit  Pflanzen,  31/2 — 14  m; 
12.  VII.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Die  bekannten  Arten 
von  Hymeraphia,  welche  wie  diese  glatte 
(Tylo-)Style  von  über  1500  ,«  Länge  haben 

und  wenigstens  drei  Sorten  monaktiner  Nadeln  enthalten,  unterscheiden 
sich  von  dieser  Art  in  folgender  Weise.  Bei  H.  disüncta  Thiele  fehlen 
die  dermalen  Style.  Bei  H.  miniacea  Thiele  kommt  u.  a.  eine  charakte- 
ristische Stylform  vor,  die  sich  hier  nicht  findet.  H.  similis  Thiele  steht 
der  neuen  Art  nahe,  hat  aber  anders  gestaltete  und  kleinere  Style.  Ebenso 
hat  die  nahestehende  H.  clavata  Bow.  andere  Megasklere. 

Hymeraphia  Michaelseni  n.  sp. 

Textfigur  34. 

Eine  unscheinbare  bräunliche  Kruste  mit  glatter  Oberfläche,  auf 
Muschelschalen  und  Wurmröhren  sitzend,  stellt  diese  Art  dar.  Ihr  Skelett- 
bau ist  der  für  die  Gattung  charakteristische. 

Spicula:  Acanthostyle,  große,  etwas  gekrümmt,  schwach  spindel- 
förmig, mit  der  größten  Dicke  näher  der  Basis  als  der  Spitze.  Die  Basis 
ist  kugelig  angeschwollen  und  gegen  den  Schaft  deutlich  abgesetzt.  Nur 
sie,  höchstens  noch  eine  kleinere  Strecke  am  unteren  Ende  des  Schaftes, 
ist  schwach  bedornt,    zuweilen    auch  nur  warzig,    der  Rest  der  Nadel  da- 


352 


Ernst  Hentschet;, 


gegen  glatt.     Diese  Spicula  sind  nicht  ganz  scharf  von  der  nächsten  Form 

geschieden,    doch    sind   Übergangsformen   selten.      Länge  bis  über  544  jii, 

Dicke  11-12  fi. 

Acanthostyle,    kleine,  von  ähnlicher,    doch  gedrungenerer  Gestalt. 

Der    Schaft   ist   mehr    oder   weniger  auf  seiner  ganzen  Länge  mit  kurzen 

Dörnchen  besetzt.  Die  Maße 
sind  sehr  verschieden,  die 
Länge  geht  bis  hinab  zu  60  /n, 
die  Dicke  bis  5  //. 

Tylo style  des  Dermal- 
skeletts, gerade,  schlank,  zy- 
lindrisch, ziemlich  kurzspitzig, 
mit  deutlicher,  etwas  läng- 
licher Basalanschwellung,  die 
am  Ende  meist  fein  bedornt 
ist.  Zuweilen  kommt  eine 
weitere  Anschwellung  in  eini- 
ger Entfernung  von  der  Basis 
vor.  Länge  264 — 344  fi,  Dicke 
1  -3  fi. 

Mikrosklere,  die  man 
für  eine  Zwischenform  von 
Sigmen  und  Ankern  halten 
könnte.  Von  der  Seite  ge- 
sehen erscheinen  sie  völlig 
wie  nicht  gedrehte,  C-förmige 
Sigmen,  doch  erweisen  sie 
sich  als  an  beiden  Enden  in 


u 


o 

e 

A 

r 


ü 


Fig.  34.  Hymeraphia  Michaelseni  n.  sp.  a 
eines  großen  Acanthostyls.  b  Dermaler  Tylostyl. 
c  Basis  eines  solchen,  stärker  vergrößert,  d  Kleine 
Acanthostyle.   e  Mikrosklere.    f  Ende  eines  solchen. 


zwei  Zinken  gespalten,  die  miteinander  einen  stumpfen  Winkel  bilden. 
Infolgedessen  erinnern  sie  bei  nicht  rein  seitlicher  Ansicht  mehr  an  sehr  ver- 
einfachte zweizähnige  Ancorae.   Größte  Länge  14 — 15  f^t,  größte  Breite  8—9  /<. 

Fundnotiz:  Stat.  3,  Sharks  Bay,  ca.  3  Meilen  nw.  Denham. 
Sandboden  mit  reichem  Pflanzenwuchs,  3  m ;  12.  VI.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Mikrosklere,  wie  sie  hier  beschrieben  wurden,  kommen 
bei  keiner  bekannten  Art  von  Hymeraphia  vor,  ausgenommen  vielleicht 
H.  mucronata  Tops.  Von  dieser  Art  bildet  Topsent  (1904,  tab.  14,  fig.  4d) 
Mikrosklere  ab,  deren  Enden  er  im  Text  als  „tridentes"  bezeichnet,  die 
aber  nach  der  untersten  der  3  Abbilduugen  den  oben  beschriebenen  Ge- 
bilden sehr  ähnlich  und  nur  zweizähnig  zu  sein  scheinen.  Übrigens  ist 
die  Art  auch  dann  durch  ihre  übrigen  Spicula  deutlich  von  der  neuen 
australischen  unterschieden. 


Tetraxonida. 


353 


Gratt.  Leptosia  Tops. 

Krustenbildende  Ectyonmae,  deren  Haiiptskelett  auf  eine  Schicht  senk- 
recht zur  Basis  stehender  Acanthostyle  reduziert  ist,  während  das  Dermal- 
skelett, meist  aus  diaktinen  Nadeln  bestehend,  Züge  bis  zur  Basis  hinab- 
sendet,    Isochelae  meist  vorhanden. 


Leptosia  grisea  n.  sp. 

Textfigur  35. 

Der  Schwamm  bildet  eine  dünne,  bräunlichgraue  Kruste  mit  glatter 
Oberfläche  auf  einer  Muschelschale  und  dehnt  sich  bis  H  cm  weit  aus. 

Das  Basalskelett  besteht  aus  einzeln  oder  in  Gruppen  in  die  Basal- 
membran eingelassenen  Acanthostylen  verschiedener  Länge.  Von  den 
Gruppen  gehen  Bündel  glatter  Style  aus,  welche  an  der  Oberfläche  weit 
ausstrahlen.      Die  Mikrosklere  liegen  vorwiegend  in  der  Dermalmembran. 

Spicula:  Acanthostyle,  kleinere,  gerade,  konisch,  vielfach  mit 
schwach  angeschwollener  Basis.  Mit 
Ausnahme  einer  kurzen  Spitze  sind 
sie  völlig  bedornt.  Die  Dornen 
sind  stark,  durchschnittlich  halb  so 
lang  wie  die  Schaftdicke,  doch 
nicht  sehr  zahlreich,  gegen  die 
Basis  hin  ein  wenig  zurückgebogen, 
doch  fast  gerade.  Länge  88 — 100/«, 
Dicke  ohne  Dornen  5 — 7  (.i. 

Acanthostyle,  größere,  ge- 
rade, der  Schaft  mehr  zylindrisch 
und  erst  gegen  die  Spitze  hin 
konisch,  die  Bedornung  schwächer 
als  bei  der  vorigen  Art,  nur  an 
der  Basis  kräftig  und  auf  dem 
spitzen  Drittel  ganz  oder  fast  ganz 
fehlend.  Länge  168—184  ^w,  Dicke 
ohne  Dornen  6  —  7  (.i. 

Im  allgemeinen  sind  diese  beiden  Arten  von  Dornstylen  deutlich  zu 
trennen. 

Style,  gerade,  spindelförmig,  größte  Dicke  nahe  der  Mitte,  kurz- 
spitzig, die  Basis  oft  mit  einer  sehr  schwachen,  länglichen  Anschwellung. 
Länge  200—224  /<,  Dicke  4—5  i-i. 

Isochelae  arcuatae.  Der  Schaft  ist  fast  halbkreisförmig  ge- 
krümmt.    Die  Flügelscheiben  messen  etwa  ein  Drittel  der  Schaftlänge  oder 


ü 


Fig.  35.  Leptosia  grisea  n.  sp.  a  Styl. 
b  Größere  Acanthostyle.  c  Kleinere  Acantho- 
style. d  und  e  Isochelae.  e  ist  senkrecht 
zur  Fläche  des  unteren  Zahnes  gesehen. 


Die  Fauna  Südwest-Australiens.  III. 


2.3 


354 


Ernst  Hentschel, 


mehr.  Sie  erscheinen  von  vorn  gesehen  dem  breiten  Schaft  gegenüber 
schmal  und  sind  am  Grunde  wenig  ausgeschnitten.  Die  Zähne  sind  wesent- 
lich kürzer  und  schmaler  als  die  Flügelscheiben.  Die  Tubercula  sind  groß, 
etwa  halb  so  lang  wie  die  Flügelscheiben,  und  breit,  von  kurz  eiförmiger 
Gestalt.  Die  Falces  sind  stark  entwickelt.  Länge  der  Chelen  19 — 22  //, 
Breite  8  /<,  Zahnabstand  11 — 12,5  u. 

Fuiidnotiz :  Stat.  1,  S  h  a  r  k  s  B  a  y ,  n  w.  M  i  d  d  1  e  B 1  u  f f.  Felsboden 
mit  Korallen.     7—8  m ;  21.  IX.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Lundbeck  hat  zwei  Arten  mit  monaktinen  Dermal- 
nadeln und  ausschließlich  gewöhnlichen  Chelen  als  Mikroskleren  aus  dieser 
Gattung  beschrieben,  nämlich  L.  (Hymedesmia)  irregularis  und  L.  (H.) 
proxima.  Beide  sind  u.  a.  durch  die  Gestalt  der  Chelae  von  der  vor- 
liegenden Art  unterschieden. 


Leptosia  oculiferci  n.  sp. 

Textfigur  36. 
Der  Schwamm  bildet  eine  dünne,  unscheinbare  bräunliche  Kruste  auf 

alten   Korallen   und   Pflanzenteilen.     Ihre   Oberfläche   ist  glatt,   aber   zum 

Teil  besetzt  mit  Porenfeldern,  kreisrunden 
oder  länglichen  „Augen",  die  bis  zu  1,5  mm 
weit  werden  und  einen  etwas  erhobenen  Rand 
haben.  Die  zahlreichen  in  ihrem  Innern  ge- 
legenen Poren  haben  eine  durchschnittliche 
Weite  von  20—25  /<. 

Das  Skelett  besteht  aus  isolierten  basalen 
Acanthostylen  und  lockeren,  aufsteigenden,  oft 
sehr  schräg  liegenden  Zügen  von  Stylen,  die 
an  der  Oberfläche  ausstrahlen.  Am  Bande  der 
Porenfelder,  welche  in  ihrer  Innenfläche  keiner- 
lei Skelett  haben,  sind  die  Nadeln  der  letzten 
Ausläufer  locker  palisadenartig  angeordnet  und 
umgeben  so  die  Felder  mit  einer  gleich- 
mäßigen Zone. 

Spicula:  Acantho  style,  kleinere, 
gerade,  kegelförmig,  die  Basis  meist  ange- 
schwollen und  am  stärksten  bedornt,  im  üb- 
rigen der  Schaft  nur  schwach,  jedoch  bis  zur 
Spitze  gleichmäßig  bedornt.  Länge  80 — 96;«, 
Dicke  ohne  Dornen  5 — 6  /<. 
Acanthostyle,  größere,  etwas  gekrümmt,  mehr  zylindrisch  und  noch 

schwächer  bedornt  als  die  vorige  Art,  das  Drittel  an  der  Spitze  fast  ganz 


Fig.  36.  Leptosia  oculifera 
n.  sp.  a  Großer  Acanthostyl. 
b  Kleine  Acanthostyle.    c  Style. 


Tetraxonida. 


355 


frei  von  Dornen,  der  Kopf  dagegen  stärker  bedornt.  Nicht  immer  von  den 
kleinen  Acanthostylen  scliarf  zn  trennen.  Länge  200—273  (.i,  Dicke  ohne 
Dornen  10—12  ^i. 

Style,  gerade,  zylindrisch,  mit  knrzer,  abgesetzter  Spitze  und  meist 
einer  ganz  schwachen,  allmählich  in  den  Schaft  verlaufenden  Basalverdickung. 
Zuweilen  findet  sich  auch  eine  Anschwellnng  an  der  Stelle,  wo  die  Spitze 
in  den  Schaft  übergeht.     Länge  226—273  /^  Dicke  4—5  ^i. 

Fimdiiotiz :  Stat.  43,  Fremantle  Bezirk,  Fremantle  südl., 
Meeresstrand.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Gegen  die  bekannten  Arten  von  Leptosia  mit  Stylen  im 
Dermalskelett  hebt  sich  die  vorliegende  durch  das  Fehlen  der  Mikrosklere 
ab.  Gegen  die  hierneben  beschriebene  L.  grisea  n.  sp.  speziell  noch  durch 
die  Gestalt  der  Style  und  die  Porenfelder.  Übrigens  scheint  sie  dieser 
Art  nicht  fernzustehen. 


Leptosia  australiensis  n.  sp. 

Textfigur  37. 

Die  Schwämme  dieser  Art  überziehen  Stöcke  von  Hydro- 
idpolypen  in  einer  mehrere  Millimeter  dicken  Schicht,  und 
zwar  so  vollständig,  daß  nur  noch  wenige  Zweige  der  Polypen- 
stöcke aus  dem  Schwamm  hervorragen.  Das  größte  Stück 
dehnt  sich  über  einen  Stock  von  16  cm  Höhe  und  8  cm  Breite 
aus.  Die  Oberfläche  erscheint  wie  pockennarbig,  infolge  der 
dichten  Besetzung  mit  unzähligen  kleinen  Porenfeldern.  Die 
Farbe  ist  im  Alkohol  schwach  rötlich-graugelb,  an  einigen 
Stellen  jedoch  mit  stark  hervortretendem  roten  Ton.  Die 
Porenfelder  messen  Y2  ^^  bis  1  mm,  selten  mehr,  im  Durch- 
messer. Die  größeren  erscheinen  als  niedrig  umwallte  Flächen 
oder  flache  Täler,  die  kleineren  nur  als  Wärzchen,  die  kaum 
auf  dem  Gipfel  eingesenkt  sind. 

Das  Skelett  besteht  aus  sehr  lockeren,  wellig  verlaufenden 
Zügen,  die  bald  sich  verdichten,  bald  sich  auflösen,  anasto- 
mosieren  und  sich  teilen,  zuweilen  selbständige  Bündel  bilden 
und  oft  in  lauter  isolierte  parallel  liegende  Nadeln  zerfallen. 
Das  Skelettbild  erinnert  mit  seinen  starken  Windungen  an 
welliges  Haar.  Diese  Züge  bestehen  aus  Amphistrongylen, 
doch  findet  man  ihnen  auch,  zumal  in  den  dichteren  Strängen, 
Acanthostyle  beigemischt,  welche  zum  größten  Teil  mit  der 
Spitze  nach  der  Oberfläche  zu  gerichtet  sind.  Die  meisten 
Acanthostyle    stehen    dagegen    am  Grunde   des    Schwammes, 


'^ 


Fig.  37.  Lep- 
tosia australi- 
ensis n.  sp. 
a  Acanthostyl. 
b  Amphisub- 
tyl. 

23* 


356  Ernst  Hentschel, 

d.  h.  an  der  Oberfläche  der  Äste  des  Polypenstockes,  mit  der  Basis  in 
eine   Sponginlamelle  eingebettet.     Mikrosklere  fehlen. 

Spie  lila:  Amphisubtyle,  schlank  und  meist  gerade,  zylindrisch 
oder  sehr  schwach  spindelförmig,  mit  deutlichen,  länglichen  Endan- 
schwellungen, welche  allmählich  in  den  Schaft  übergehen  und  nahe  dem 
Ende  ihre  größte  Breite  haben.  Die  Enden  sind  gewöhnlich  nicht  ganz 
gleich  ausgebildet.     Länge  176 — 192  /n,  Dicke  durchschnittlich  2  /n. 

Acanthostyle,  schlank  und  gerade,  ganz  allmählich  sich  verjüngend, 
mit  schwach  angeschwollener  Basis  und  kurzer  Spitze.  Die  Bedornung 
ist  spärlich,  am  stärksten  an  der  Basis,  von  wo  sie  allmählich  abnimmt, 
so  daß  die  Spitze  glatt  oder  fast  glatt  wird.  Die  Dornen  sind  sehr  un- 
gleichmäßig; neben  sehr  kleinen  kommen  welche  von  der  Länge  des  Schaft- 
durchmessers vor.  Sie  sind  meist  scharf  und  gerade  und  stehen  senkrecht 
zum  Schaft.     Länge  112—128  /<,  Dicke  ohne  Dornen  3—4  /<. 

Fundnotiz:  Stat.  14,  Sharks  Bay,  Freycinet  Reach,  w.  Middle 
Fiat  bis  zur  Nord  spitze  von  Heirisson  Prong.  Anfangs  Sand- 
boden, dann  Felsen  mit  Korallen,  11 — 16  m;  12.  IX.  05  Zwei  Stücke. 
Stat.  15,  Sharks  Bay,  n n  ö.  der  N o  r  d s p i t z  e  von  Heirisson  Prong. 
Felsboden  mit  Korallen,  11— I2V2  m;  18.  VL  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Diese  Art  würde  ich  als  Varietät  von  L.  Dujardinii 
(Bow.)  betrachten,  wenn  die  Fundorte  nicht  so  weit  voneinander  entfernt 
lägen.  Sie  unterscheidet  sich  von  jener  Art  durch  die  größere  Dicke  des 
Schwammes,  das  Vorkommen  von  Acanthostylen  in  den  Nadelzügen  und 
die  stärkere  Bedornung  der  Acanthostyle. 

Leptosia  haciilifera  Tops.  rar.  australiensis  n. 

Textfigur  38. 

Ein  hellgelber  krustenförmiger  Schwamm  in  einer  Muschelschale,  etwa 
2—3  qcm  groß    und    600  (.1    dick,    dessen    dünne   Oberhaut    Wasserkanäle 
durchscheinen  läßt,  die  teils  horizontal,  teils  vertikal 
verlaufen.    Das  Skelett  zeigt  Acanthostyle  nur  sehr 
spärlich,  und  ich  habe  nur  kurze  beobachtet,  niemals 
solche,    die    bis    zur   Oberfläche    des   Schwammes 
emporreichten.     Im  übrigen  entspricht  das  Skelett 
Fig.  38.  Leptosia  baen-     der  Beschreibung  Lundbecks  (1910,  p.  72). 
lifera  Tops.  var.  austra-  S  p  i  c  u  1  a  :    Acanthostyle.      Sie  ähneln  der 

^''''^''  n.    Isochelae.  Abbildung    TopSENTS    (1904,   tab.  15,   fig.  2)    und 

haben  schlanke,  spitze  Dornen,  welche  senkrecht  vom  Schaft  abstehen. 
Länge  81—98  ^/,  Dicke  ohne  Dornen  (>  ^i. 

Amphistrongyle,    ungleichendig,    deren   Enden   nicht  immer  und 


Tetraxonida.  357 

niemals  so  stark  angescliwolleii  sind,  wie  es  Topsent  nnd  Lundbeck  ab- 
bilden.    Länge  2l9-2()(i  /^  Dicke  2    3  ^t. 

Isochelae  arcuatae.  Sie  sind  weniger  stark  gekrümmt,  als  sie 
Lundbeck  (1910,  tab.  -S,  tig.  1)  abbildet,  erscheinen  von  der  Seite  gesehen 
wesentlich  schlanker,  und  ihre  beiden  Zähne  liegen  nicht  in  gerader  Linie. 
Die  Flügelscheiben  messen  am  Schaft  kaum  mehr  als  ein  Fünftel  der 
Schaftlänge,  ihre  Seitenteile  sind  beträchtlich  länger,  ebenso  wie  der  Zahn. 
Das  Tuberculum  ist  nur  etwa  halb  so  lang  wie  der  Mittelteil  der  Flügel- 
scheibe.    Länge  21 — 24  {.i,  Breite  6  i-i,  Zahnabstand  ß— 7  i.i. 

Fuiidnotiz:  Stat.  22,  Sharks  Bay,  Inner  Bar,  auf  dem  Rücken 
der  Bank.  Grobkörniger  Sand  und  Sand  mit  Pflanzen,  G— 9  m ;  16.  VL  05. 
Ein   Stück. 

Bemerkung:  Diese  Varietät  steht  nach  Beschreibungen  und  Abbil- 
dungen der  L.  haculifera  sehr  nahe.  Sie  unterscheidet  sich  von  ihr  durch 
die  spärliche  Entwicklung  des  Hauptskeletts  und  durch  die  Gestalt  und 
Maße  der  Spicula,  besonders  der  Chelae,  allerdings  so  wenig,  daß  ich  ihr 
kaum  einen  besonderen  Namen  würde  gegeben  haben,  wenn  ihr  Fundort 
nicht  so  weit  von  den  bisherigen  Fundorten  der  Art  (dem  nordatlantischen 
Ozean  und  Mittelmeer)  entlegen  wäre. 

Leptosia  dichelfi  n.  sp. 

Textfigur  39. 

Der  Schwamm  bildet  sehr  dünne  Überzüge  auf  Schnecken-  und  Muschel- 
schalen, Korallen,  Tangwurzeln  u.  dgl.  Besonders  auf  den  Schalen  einer 
kleinen  Trochidenart  wurde  er  wiederholt  gefunden.  Er  breitet  sich 
mehrere  Quadratzentimeter  weit  aus,  erreicht  aber  kaum  die  Dicke  von 
1,5  mm.  Die  Oberfläche  ist  glatt.  Bei  größeren  Stücken  sieht  man  deut- 
lich die  großen  Ausführungskanäle  durch  die  Oberhaut.  Die  Schwämme 
sind  farblos  oder  hell  gelblichweiß  gefärbt.  Ein  Osculum  mißt  etwa 
0,8  mm,  die  kleineren  Stücke  zeigen  keine  Oscula.  Poren  wurden  nicht 
beobachtet. 

Der  Bau  des  Weichkörpers  scheint  dem  zu  gleichen,  den  ich  im  ersten 
Teil  dieser  Arbeit  (p.  394)  von  Terpios  ausiraliensis  beschrieben  und 
(Fig.  24)  abgebildet  habe.  Es  sind  überall  niedrige,  aber  ausgedehnte 
Subdermalräume  vorhanden ,  unter  denen  die  weiten  Ausführungskanäle, 
durch  eine  dünne  Gewebsschicht  davon  getrennt,  verlaufen.  Bei  einem 
Stück  enthielt  das  Choanosom  Embryonen.  —  Das  Skelett  besteht  in  der 
Tiefe  aus  Acanthostylen  verschiedener  Länge,  welche  senkrecht  zur  Basis 
in  geringem  Abstand  voneinander  stehen.  Ferner  steigen  Züge  von  Tornoten 
zur  Oberfläche  auf,  die  meist  deutlich  umschrieben  und  bis  zu  5  Nadel- 
breiten breit  sind.     Sie  folgen  häufig  den  Kanalwänden.     Sie  können  sich 


358 


Ernst  Hentschel, 


verzweigen  oder  miteinander  verfließen  und  strahlen  an  der  Oberfläche  in 
lockeren   Bündeln   aus,    welche   die  Dermalmembran    stützen.     Die  Mikro- 

sklere  sind  wenig  zahlreich  und  unregel- 
mäßig zerstreut.  Auch  zerstreute  Mega- 
sklere  liegen  im  Choanosom.  Dünnere 
Krusten  haben  mehr  einen  Hymeraphia- 
artigen  Bau. 

S  p  i  c  u  1  a :  A  c  a  n  t  h  o  s  t  y  1  e ,  die  sich 
zwar  weder  nach  den  Maßen,  noch  nach 
der  Gestalt  in  zwei  deutlich  getrennte 
Gruppen  scheiden  lassen,  unter  denen  aber 
doch  zwei  Formen  besonders  hervortreten, 
eine  kleinere,  häufige  und  eine  große,  sel- 
tenere Form.  Die  kleineren  sind  meist 
au  der  Basis  nicht  angeschwollen,  gleich- 
mäßig zugespitzt  und  ziemlich  gleichmäßig 
mit  kräftigen,  etwas  nach  der  Basis  hin 
zurückgebogenen  Dornen  besetzt,  die  nach 
der  Spitze  zu  schwächer  werden.  Die 
größeren  sind  gekrümmt,  mit  etwas  ange- 
schwollener oder  durch  einige  stärkere 
Dornen  auff'allender  Basis  und  nicht  sehr 
scharfer  Spitze.  Nur  das  basale  Drittel  ist 
deutlich  mit  kräftigen  Dornen  besetzt, 
weiter  der  Spitze  zu  schwinden  die  Dornen, 
der  Schaft  wird  glatt  und  schlank.  Die 
Hauptbiegung  des  Schafts  liegt  in  der  Region,  wo  die  Dornen  verschwinden. 
Länge  65—300  {^i,  Dicke  ohne  Dornen  5 — 7,5  /<.  Die  kleinere  Nadelform 
bleibt  gewöhnlich  unter  120  (.i. 

Tornote,  gerade  und  fast  zylindrisch,  uugleichspitzig.  Der  Schaft 
verjüngt  sich  in  kaum  merklicher  Weise  nach  dem  einen  Ende  hin.  An 
diesem  Ende  ist  die  Spitze  länglich  und  scharf,  an  dem  anderen  stumpfer, 
mit  einer  leisen  Anschwellung  des  Schaftendes.  In  einem  Falle  ist  die 
Ungleichspitzigkeit  sehr  deutlich  und  das  stumpfere  Ende  mit  einer  lanzen- 
artigen Spitze  versehen.     Länge  166—213  ^i,  Dicke  2,5 — 4  //. 

Isochelae  arcuatae,  größere.  Der  Schaft  ist  gleichmäßig  gekrümmt 
und  in  der  Region  der  Flügelscheiben  etwas  zurückgebogen.  Die  Flügel- 
scheibe mißt  in  der  Mitte  etwa  ein  Viertel  der  Schaftlänge.  Der  Zahn  ist 
länger  als  der  Mittelteil  der  Flügelscheibe,  aber  etwa  ebenso  lang  wie  ihre 
Seitenteile  und  schmaler  als  die  Flügelscheibe,  von  elliptischer  Gestalt. 
Von   der  Seite   gesehen   liegen   beide  Zähne  in  einer  geraden  Linie.     Das 


Fig.  39.     Lrptosia  dichela  n 


a — c  Acanthostyle.  d  Tornot.  e  und 
g  Größere  Isochelae.  f  Kleinere 
Isochela. 


Tetraxonida. 


359 


Tuberculum  ist  durchschnittlich  halb  so  lang  wie  der  Zahn.  Länge  der 
Cliele  17,5—20  /<,  Breite  6-7,5  //,  Zahnabstand  5—7  ^i. 

Isochelae  arcuatae,  kleinere.  Sie  haben  ähnliche  Gestalt,  doch 
erscheint  der  Schaft  an  den  unteren  Enden  der  Flügelscheiben  fast  ge- 
knickt. Die  Flügelscheiben  sind  verhältnismäßig  länger  als  bei  der  großen 
Form,  etwa  gleich  einem  Drittel  der  Schaftlänge,  die  Zähne  dagegen 
kürzer.     Länge  der  Chele  11 — 14  //,  Breite  4  (.i,  Zahnabstand  4  ji<. 

Fiiudiiotizeii :  Stat.  21,  SharksBay,  Useless  Inlet,  Zentraler 
Kanal  u  n  d  P  e  r  1  b  ä  n  k  e ,  King  leg.  Stat.  25,  SharksBay,  S  u  r  f  P  o  i  n  t , 
Outer  Bar  (Ausgang  der  South  Passage).  Sand-  und  Felsboden 
mit  Korallen,  72—372^;  16.  VI.  05.  Stat.  1,  Sharks  Bay,  nw.  Middle 
Bluff.  Felsboden  mit  Korallen,  7— 8  m;  21.  IX.  05.  Stat.  3,  Sharks 
Bay,  ca.  3  Meilen  nw.  Denham.  Sandboden  mit  reichem  Pflanzen- 
wuchs, 3  m;  12.  VI.  05.  Stat.  43,  Fremantle  Bezirk,  Fremantle 
südl.    Meeresstrand.   Zusammen  etwa  9  Stücke. 

Bemerkung:  Wie  sich  aus  Lundbecks  Bestimmungstabelle  (1910, 
p.  112)  ergibt,  steht  diese  Art  in  der  Spiculation  nahe  der  L.  prostrata 
Thiele.  Sie  unterscheidet  sich  von  ihr  durch  das  Vorkommen  einer 
zweiten  Chelform  und  durch  die  Gestalt  der  Megasklere. 


Leptosia  simplicissima  n.  sp. 

Textfigur  40. 
Der  Schwamm  überzieht  ein  unregelmäßiges  Kalkkonglomerat  als  eine 


mehrere  Zentimeter  weit  ausgedehnte  Kruste,  die  sehr 
dünn  und  durchscheinend  ist.  Sie  hat  eine  völlig 
glatte  Obertläche  von  lebhafter  bräunlich-purpurner 
Farbe.  Oscula  und  Poren  wurden  nicht  beobachtet. 
Unter  der  Dermalmembran  liegen  weite  Sub- 
dermalräume.  Das  Skelett  steigt  in  isolierten  senk- 
rechten oder  gewundenen  Zügen  auf,  die  an  der 
Oberfläche  ausstrahlen.  An  der  Basis  liegt  eine 
Sponginmembran,  aus  der  sich  an  den  Ursprungs- 
stellen der  Säulen  je  ein  kleiner  Sponginhügel  er- 
hebt, in  den  die  Basalanschwellungen  der  Acantho- 
style  eingebettet  sind.  Zwischen  den  Säulen  trägt 
die  Basalmembran  keine  einzeln  stehenden  Acantho- 
style.  Nur  der  Basalteil  der  Züge  enthält  Acantho- 
style,  im  übrigen  bestehen  sie  ganz  aus  Amphi- 
strongylen.  An  Mikroskleren  wurden  nur  Sigmen 
gefunden,  welche  an  die  von  L.  tenuisigma  (Hyme- 
desmia  t.  Lundb.)  erinnern,  aber  selten  sind. 


rf^, 


U 


Fig.  40.  Leptosia  sim- 
plicissima n.  sp.  a  Tylo- 
styl.  b  Tylostylbasen. 
c  Amphisubtyle.  d  Sig- 
men. 


360  Ernst  Hentschel, 

Spicula:  „A  cau  thostyle"  oder  richtiger  glatte  Tylostyle  mit 
rauhem  B  a  s  a  1 1  e  i  1.  Echte  Dornenbildung  an  diesem  Basalteil  habe  ich 
nirgends  beobachtet,  nur  eine  unregelmäßige  Oberfläche,  oft  mit  warzigen 
Erhebungen,  pflegt  vorhanden  zu  sein.  Es  kommen  aber  auch  ganz  glatte 
Tylostyle  vor.  Die  Basalanschwellung  ist  etwas  länger  als  breit.  Der 
Schaft  ist  regelmäßig  konisch  und  gerade.    Länge  164 — 227  f.i,  Dicke  4 — 5  jt/. 

A  m  p  h  i  s  u  b  t  y  1  e ,  schlank,  zylindrisch,  gerade  oder  etwas  gebogen, 
mit  deutlichen  Endanschwellungen,  die  gewöhnlich  allmählich  in  den  Schaft 
verlaufen,   nicht  selten   ungleicheudig.     Länge  192—208  ^<,   Dicke  2—3  ^i. 

Sigmen,  sehr  dünn,  gleichmäßig  gekrümmt,  nicht  gedreht,  selten. 
Größter  Durchmesser  35—39  in. 

Fundnotiz;  Stat.  10,  Sharks  Bay,  Freycinet  Estuary,  östl. 
Fahrwasser,  zwischen  Eagle  Bluff  und  BabaHead.  Sandboden 
mit  Steinen  und  Algen,  7 — 11  m;  6,  IX.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Die  einzige  bekannte  Art  dieser  Gattung,  die  als  Mikro- 
sklere  nur  Sigmen  besitzt,  ist  die  nordische  Hi/medesmia  tenuisigma  Lundb. 
Sie  weicht  von  der  vorliegenden  Art  durch  die  stärkere  Bedornung  der 
Acanthostyle  und  andere  Merkmale  ab. 

Gratt.  Leptolahis  Tops. 

Ectyoninae  vom  Bau  der  Leptosieu,  jedoch  Forcipes  enthaltend. 

Leptolahis  tenuissima  n.  sp. 

Textfigur  41. 

Der  Schwamm  bildet  eine  äußerst  dünne  farblose  Haut  auf  einer 
Muschelschale,  er  füllt  zugleich  alte  Bohrlöcher  einer  Cliouide  aus.  Seine 
Dicke  übersteigt  wohl  selten  160  fi. 

Das  Skelett  besteht  aus  Acanthostylen  wechselnder  Länge,  die  ziemlich 
dicht  senkrecht  zur  Basis  stehen  und  von  denen  die  längsten  die  Oberfläche 
erreichen,  vielleicht  auch  überragen.  Daneben  finden  sich  kurze,  kräftige 
Bündel  von  Amphistrongylen,  die  zur  Oberfläche  aufsteigen.  Die  Mikro- 
sklere  liegen  zerstreut. 

Spicula:  Acanthostyle.  Sie  sind  gerade,  ohne  Basalanschwellung, 
die  kleineren  ziemlich  plump,  gleichmäßig  bedornt,  während  bei  den 
größeren  die  Bedornung  gegen  die  Spitze  schwächer  wird,  die  Dornen  am 
Schaft  gegen  die  Basis  hin  gebogen,  an  der  Basis  stärkere  und  in  ent- 
gegengesetzter Richtung  gebogene  Dornen.   Länge  64—144  |W,  Dicke  4—5  iti. 

Amphistrongyle  mit  schwachen,  allmählich  in  den  Schaft  ver- 
laufenden Endanschwellungen  (Amphisubtyle),  gerade,  zylindrisch.  Länge 
120—168  II,  Dicke  2—3  ^i. 


Tetraxonida. 


361 


Fig.   41 
style,      c 
Sigmen. 


Leptolabis  temiissima  n.  sp.     a  und  b  Acantho- 
Amphistrongyl.     d   P"'orceps.     e  Isochelae.     f  Große 
g  Kleine  Sigmen. 

Länge    12   bis    15   /.<,    Breite   5    j»,    Zalin- 


Isochelae  arcuatae,  größere.  Der  Schaft  gekrümmt,  die  Flügel- 
scheiben in  der  Mitte  etwa  ein  Sechstel  der  Schaftlänge  messend,  breit, 
mit  fast  halbkreisförmigem  Oberrand.  Der  Zahn  ist  wesentlich  länger,  ebenso 
die  Seitenteile  der 
Flügelscheibe.  Der 
Zahn  ist  elliptisch, 
schmaler  als  die 
Flügelscheibe,  stark 
abstehend.  Das 
Tuberculum  ist  fast 
halb  so  lang  wie 
der  Zahn.  Länge 
der  Chelen  21— 
25  (W,  Breite  9— 
10  f.1,  Zahnabstand 
9-11  (.1. 

Isochelae 
arcuatae,      klei- 
nere,  von    ähnlicher    Gestalt, 
abstand  5—6  i.i. 

Sigmen,  größere,  mehr  oder  weniger  gedreht.  Größter  Durchmesser 
27—60  ^i. 

Sigmen,  sehr  kleine  und  zarte,  stark  gekrümmt,  aber  nicht  gedreht. 
Größter  Durchmesser  8  ^i. 

F  0  r  c  i  p  e  s ,  haarnadelförmig,  die  Arme  im  ersten  Viertel  fast  parallel, 
später  stärker  auseinanderweichend,  meist  mit  langen,  stark  gegen  die 
Umbiegungsstelle  hin  gebogenen  Dornen  besetzt,  selten  kurzdornig  oder 
nur  warzig,  am  Ende  jedes  Armes  mit  knopfartiger  Verdickung.  Nicht 
häufig.  Länge  30—38  (.i,  größte  Öffnung  9—11  .« ,  Dicke  am  Scheitel 
1—2  ^i. 

Fnndiiotiz:  Stat.  1,  Sharks  Bay,  nw.  Middle  Bluff.  Felsboden 
mit  Korallen,  7—8  m ;  6.  IX.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung:  Unter  den  von  Lundbeck  (1910,  p.  122)  zusammen- 
gestellten Arten  der  Gattung  findet  sich  nur  eine,  deren  Forceps  ähnliche 
Gestalt  wie  die  der  neuen  Art  hat,  nämlich  L.  forcipula  Tops.  Diese 
unterscheidet  sich  von  L.  tenuissima  durch  die  durchweg  höheren  Maße 
der  Spicula. 

Gatt,  Spanioplon  Tops. 

Ectyoninae,  deren  choanosomale  Megasklere  monaktin  und  glatt  sind, 
und  deren  ektosomale  Megasklere,  welche  diaktiu  und  glatt  sind,   auch  im 


362 


Ernst  Hentschel, 


Choanosom  vorkommen.  Die  accessorisclien  Megasklere  sind  bedornt  und 
finden  sich  auch  zerstreut  im  Choanosom.  Die  Mikrosklere,  wenn  vor- 
handen, sind  Isochelen  und  Sigmen. 


Spanioplon  cheUferuni  ii.  sp. 

Textfigur  42. 

Ein   buschiger,    doch    im    wesentlichen    in    einer    Ebene    ver- 
zweigter  Schwamm,   der   durch   häufige   Anastomosen   gitterig  ge- 
worden ist.     Er  ist  etwa  6  cm  hoch   und  breit.     Infolge   des  Vor- 
ragens   der  Faserenden   des    Skeletts   erscheint  die  Oberfläche   an 
den  meisten   Stellen   fein  borstig,   doch  kommen   Stellen  vor,   die 
von  einer  dünnen  Oberhaut  überzogen  sind,  und  vielleicht  ist  dies 
der  normale  Zustand.    Die  Farbe  des  Schwammes 
ist  im  Alkohol  sehr  hell  bräunlich.     Oscula  und 
Poren  wurden  nicht  beobachtet. 

Das  Skelett  ist  ziemlich  regelmäßig  leiter- 
förmig.  Es  besteht  aus  Hauptfaseru  von  etwa 
10(J  i-i  Dicke  und  wenig  dünnereu  Nebeufasern, 
die  senkrecht  dazu  stehen  und  geringen  Abstand 
voneinander  haben.  Die  Fasern  besitzen  eine 
dichte,  nadelreiche  Achse  und  eine  starke  Spon- 
ginhülle,  in  der  ziemlich  vereinzelt  abstehende 
Acanthostyle  stecken.  Die  Fasern  enthalten  so- 
wohl Style  wie  Amphistrongyle.  Außerdem  liegen 
alle  drei  Nadelformen  im  Choanosom  zerstreut. 
In  der  Dermalmembran  finden  sich  außer  zahl- 
reichen zerstreuten  Nadeln  lockere  Büschel  von 
Amphistrongylen,  welche  zum  Teil  den  Enden 
der  Hauptfasern  des  Skelettes  aufsitzen.  Als 
Mikrosklere  finden  sich  Chelae  von  zwei  Größen 
besonders  in  der  Oberhaut. 

Spicula:  Style,  gerade  oder  in  der 
basalen  Hälfte  gekrümmt,  zylindrisch,  kurzspitzig, 
zum  Teil  mit  schwacher  Basalanschwellung. 
Länge  120—144  ^/,  Dicke  3—4  ^i. 

Acanthostyle,   gerade  und  schlank,  mit 

bedornter    Basalanschwellung,    die    vom    Schaft 

Fig.  42.    Spanioplon  che-     ^jy^ch   eine  Einschnürung  getrennt  wird.      Das 

^rräX  :A:a£:°;,;     "-ale  ^.W.mm.X  „Hegt   „„bedcnt  o<le,-  seh.. 

d— f  Isochelae.  schwach  bedornt  zu  sein.    Der  Rest  des  Schaftes 


Tetraxonida.  363 

ist  unregelmäßig  mit  gegen  die  Basis  zurückgebogenen  Stacheln  besetzt. 
Länge  72—80  in,  Dicke  3—5  /.i. 

Amphistrongyle,  gerade,  zylindrisch,  oft  ungleichendig,  nicht  selten 
ein  Ende  angeschwollen  und  das  andere  schwach  bedornt,  oder  beide 
Enden  schwach  bedornt.     Länge  168 — 200  ^u,  Dicke  3—4  f^i. 

Isochelae  palmatae.  Der  Schaft  ist  schwach  gebogen.  Die  Flügel- 
scheiben messen  ^/s  ^ler  Schaftlänge.  Die  Zähne  sind  etwas  kürzer  als  die 
Flügelscheiben  und  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem  Bogen,  der 
wenigstens  ebenso  stark  gekrümmt  ist  wie  der  Schaft.  Die  Tubercula  sind 
lang,  sie  messen  etwa  Vs  der  Flügelscheibenlänge.  Diese  Beschreibung 
bezieht  sich  auf  die  größeren  der  Isochelen.  Es  kommen  daneben  kleinere 
vor  von  ähnlicher,  doch  etwas  gedrungenerer  Gestalt,  deren  Zähne  meist 
ebenso  lang  wie  die  Flügelscheiben  und  einander  mit  ihren  Enden  stark 
genähert  sind.  Ich  glaube  nicht,  daß  man  die  beiden  Formen  voneinander 
trennen  kann.    Länge  der  Chelen  7—13 /<,  Breite  4 /n,  Zahnabstand  2— 4  i«. 

Fundnotiz :  WestAustralien  (näherer  Fundort  unbekannt).  Museum 
Ferth  leg. 

Bemerkung:  Ich  bin  im  Zweifel,  ob  es  richtig  ist,  diese  Art  der 
wenig  bekannten  Gattung  Spanioplon  zuzuweisen.  Man  könnte  sonst  etwa 
an  Edyodoryx  Lundb.  (=  Myxilla  Topsent  part.)  denken,  doch  die 
Mikrosldere  sind  dort  Isochelae  arcuatae  und  das  Skelett  pflegt  nicht  so 
hoch  entwickelt  zu  sein,  wie  in  der  vorliegenden  Art.  Man  wird  diese  am 
richtigsten  als  eine  Clathria  auffassen,  bei  der  sich  die  dermalen  Spicula 
zu  Amphistrongyleu  umgebildet  haben. 

Oatt.  Clathria  0.  S. 

Edyoninae  mit  monaktinen  Nadeln  in  den  Fasern  und  abstehenden, 
meist  bedornten  monaktinen  Nadeln.     Meist  mit  Isochelen. 

Die  Gattung  Clathria  ist  in  den  australischen  Gewässern  außerordent- 
lich zahl-  und  formenreich  vertreten.  Ihre  Arten  scheinen  oft  von  großer 
Variabilität  zu  sein.  Es  sind  viele  von  diesen  Schwämmen  beschrieben 
worden,  leider  zum  großen  Teil  nach  trockenen  und  wohl  oft  nach  am 
Strande  aufgelesenen  Stücken,  die  mehr  oder  weniger  von  der  Brandung 
gelitten  hatten.  Die  Beschreibungen  sind  in  vielen  Fällen  zu  kurz  und 
zum  Teil  auf  wertlose  Merkmale  gegründet,  auch  zu  wenig  mit  Abbildungen 
ausgestattet.  Infolgedessen  ist  die  Wiedererkennung  der  Arten  und  die 
Synonymie  mit  großen  Schwierigkeiten  verbunden.  In  den  folgenden  Be- 
schreibungen habe  ich  in  mehreren  Fällen  eine  große  Variabilität  der  Arten 
angenommen  und  habe  besonderen  Wert  gelegt  auf  den  Bau  und  die  An- 
ordnung des  Skeletts.  Ich  habe  es  grundsätzlich  vermieden,  in  dieser 
Gattung    neue   Arten    nach    trockenem   Material    aufzustellen,    und    habe 


364  Ernst  Hentschel, 

infolgedessen  einige  Schwämme,  die  sich  nicht  mit  bekannten  Arten 
identifizieren  ließen,  von  der  Beschreibung  ausgeschlossen.  Erwähnen 
möchte  ich  jedoch  noch  einen  Schwamm  mit  auffallenden  Merkmalen  des 
Skeletts,  der,  wie  es  scheint,  zu  einer  neuen  Art  gehört. 

Diese  Art  wird  dargestellt  durch  einen  gestielten  Schwamm,  der  in 
der  Anlage  aus  gewundenen  anastomosierenden  Blättern  besteht,  die  dazu 
neigen,  am  Rande  in  Lamellen  zu  zerfallen,  welche  senkrecht  zur  Blatt- 
fiäche  stehen.  Allerdings  dürften  im  frischen  Zustande  diese  Lamellen  im 
Weichkörper  mehr  oder  weniger  verborgen  sein.  Das  Skelett  besteht  aus 
zwei  mehr  oder  weniger  getrennten  Bestandteilen,  einem  Hornfasernetz 
und  Nadelbündeln.  Die  Hornfasern  laufen  in  allen  Richtungen  ganz  regel- 
los durcheinander.  Sie  sind  etwa  25  /^i  dick  und  hier  und  da  mit  einem 
vereinzelten  Acanthostyl  (etwa  90  /n  lang)  besetzt.  Die  Nadelbündel  be- 
stehen aus  sehr  langen  (640  //)  Subtylostylen,  die  meist  zu  wenigen,  selten 
in  dichterem  Bündel,  Züge  bilden,  die  parallel  zueinander  senkrecht  zur 
Oberfläche  aufsteigen.  Sie  werden  von  dem  Spongin  der  Fasern  zusammen- 
gekittet oder,  wenn  es  wenige  sind,  eingeschlossen.  Es  besteht  also  keine 
so  enge  Verbindung  zwischen  Kieselskelett  und  Sponginskelett,  wie  es 
sonst  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Das  leichte  Spouginfaserwerk  hängt  gewisser- 
maßen zwischen  den  Nadelpfeilern  und  wird  von  ihnen  getragen.  Man 
findet  Stellen,  wo  die  Nadelzüge  ganz  fehlen  und  man  glauben  könnte, 
einen  Hornschwamm  vor  sich  zu  haben,  wenn  nicht  hier  und  da  ein 
Acanthostyl  säße.  Mikrosklere  wurden  nicht  beobachtet.  —  Der  Schwamm 
stammt  aus  der  Geographical  Bay  (Bunbury-Sammlung). 

Clathria  typica  (Cart.). 

Textfigur  43. 

Fuiidnotizeii :  Stat.  26,  SharksBay,  Sundaylsland.  Felsboden 
mitKorallen,  5V2  m;  17.  VI.  05.  Ein  Stück.  Stat. 43,  Fremantle  Bezirk, 
Fremantle  südl.  Meeresstrand.  Ein  Stück.  Stat.  62,  Alb  an  y 
Bezirk,  MiddletonBeach.  Meeresstrand,  angeschwemmt.  Ein  Stück 
in  Alkohol  und  eins  trocken.  Stat.  64,  Albany  Bezirk,  Oyster 
Harbour.  Sand-  und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Pflanzenwuchs, 
3/4—51/2  m;  21.  VIII.  05.  Ein  Stück.  Geographical  Bay  und  „wahr- 
scheinlich Geographical  Bay"  (Bunbury-Sammlung).     7  trockene  Stücke. 

Bemerkungen:  Diese  Art  ist  von  sehr  großer  Variabilität.  Carter 
selbst  hat  sie  fünfmal  unter  verschiedenem  Namen  beschrieben  (vgl. 
Whitelegge,  1901,  p.  26).  Ich  habe  hier  noch  eine  von  Whitelegge 
(1907,  p.  498)  aufgestellte  Art  als  synonym  betrachtet,  nämlich  C.  favosa. 
Diese  Art  soll  der  C.  typica  sehr  nahe  stehen,  auch  hat  sich  Whitelegge 
erst   durch  Vergleich   zahlreicher   Stücke   von   ihrer  Selbständigkeit   über- 


Tetraxonida. 


365 


zeugt.  Der  Unterschied  soll  in  Spicula-Merkmalen  liegen.  Dazu  muß 
zunächst  bemerkt  werden,  daß  die  Maße  der  Acanthostyle  bei  Wiiiteleüge 
infolge  eines  Druck- 
fehlers augenschein- 
lich falsch  angegeben 
sind,  denn  wenn  diese 
Nadeln  wirklich  die 
ungewöhnliche  Länge 
von  0,6  bis  0,7  mm 
hätten,  so  würde  der 
Verfasser  nicht  von 
„Short  spined  styli" 
sprechen.  Ich  nehme 
an,  daß  das  Komma 
falsch  gesetzt  ist  und 
die  Acanthostyle  0,06 
— 0,07  mm  lang  sind. 
Dann  ist  der  Unter- 
schied gegen  die  Style 
der  typischen  C.  typica  unbe- 
deutend. Die  Gestalt  der  Acan- 
thostyle ist  dadurch  ausgezeich- 
net, daß  eine  Strecke  oberhalb 
der  Basis  unbedornt  bleibt.  Das 
finde  ich  auch  bei  meinen  Stük- 
ken,  doch  finde  ich  regelmäßig 
im  selben  Schwamm  auch  Acan- 
thostyle, bei  denen  es  nicht  der 
Fall  ist.  Als  Hauptunterschied 
wäre  dann  das  Vorkommen 
zweier  Chelformen  statt  einer 
aufzufassen.  Aber  das  Studium 
der  Desmacidoniden  zeigt  oft, 
daß  dieser  Charakter  nicht  allzu 
bedeutsam  ist.  Ich  habe  beim 
Vorkommen  zweier  Chelformen 
in  diesen  Clathrien  auch  regel- 
mäßig Zwischenformen  gefunden. 
Demnach  scheinen  mir  alle 
Merkmale  der  C.  favosa,  zum 
wenigsten    in    meinem   Arbeits- 


Fig.  43.  Clathria  typica  (Cakt.).  a  Skelett- 
fasern, b  Styl  aus  dem  Choanosom.  c  Style 
aus  den  Skelettfasern,  d  Acanthostyle.  e  Style 
des  Dermalskeletts,     f — i  Isochelae.    k  Toxe. 


366  Ernst  Hentschel, 

gebiete,  in  die  der  C.  typica  überzufließen.  Jene  „Art"  erscheint  als  ein 
Extrem  in  der  großen  Mannigfaltigkeit  der  Formen,  durch  das  zwar  die 
Kenntnis  des  Formenkreises  der  C.  typica  in  interessanter  Weise  bereichert 
wird,   das  man  aber  nicht  von  dieser  Art  trennen  kann. 

Folgende  Merkmale  sind  nach  meiner  Auifassung  für  C.  typica  charak- 
teristisch. 

Der  Körper  ist  in  der  Anlage  verzweigt,  sei  es  buschig,  sei  es  in 
einer  Ebene.     Die  Zweige  neigen  zu  Anastomosen. 

Die  Oberfläche  ist  glatt.  Sie  zeigt  häufig  die  sogenannte  „weiße 
Inkrustation". 

Das  Skelett  hat  einen  leiterförmigen  Bau.  Seine  Hauptfasern  sind 
reich  an  Nadeln  und  Spongin,  seine  Nebenfasern  schließen  dagegen  keine 
Nadeln  ein.  Zwischen  den  Fasern  liegen  zerstreute  Style.  Das  Dermal- 
skelett besteht  aus  Büschel  von  Stylen. 

Die  Spiculation  besteht  aus  1)  glatten  Stylen,  unter  denen  sich  drei 
Sorten  trennen  lassen,  2)  Acanthostylen,  die  bis  zur  Spitze  bedornt,  zu- 
weilen aber  eine  Strecke  über  der  Basis  glatt  sind,  3)  Isochelen,  die  bei 
größerer  Variationsbreite  mehr  oder  weniger  in  zwei  Typen  von  ver- 
schiedener Größe  zerfallen ,  und  schließlich  4)  Toxen ,  toxähnlichen 
Raphiden  oder  echten  Raphiden  von  sehr  veränderlicher  Gestalt  und  Größe, 
doch  immer  sehr  dünn  und  zart. 

Die  Maße  der  Spicula  sind  folgende:  Style  100—424  //,  Acanthostyle 
40 — 80  //,  Isochelae  palmatae  7 — 19  f.i. 

Die  drei  Sorten  der  glatten  Style  unterscheiden  sich  durch  Größe  und 
Gestalt  voneinander.  Die  Style  der  Skelettfasern  (c  der  Figur)  sind  von 
mittlerer  Größe  und  etwas  gekrümmt,  die  des  Dermalskeletts  (e)  von  ähn- 
licher Gestalt,  doch  kleiner,  die  frei  im  Choanosom  liegenden  (b)  gerade 
und  am  größten.  Während  die  Faserstyle  immer  häufig  vorhanden  sind, 
können  die  anderen  beiden  Sorten  bei  einzelnen  Schwämmen  sehr  zurück- 
treten, bei  anderen  auffallend  häufig 'sein. 

Die  Acanthostyle  können  stärker  bedornt  sein,  als  die  abgebildeten. 
Es  kann,  wie  gesagt,  eine  Strecke  oberhalb  der  Basalanschwellung  frei  von 
Dornen  bleiben.  Die  Häufigkeit  der  Acanthostyle  wechselt  von  einer 
dichten  Besetzung,  wo  sie  voneinander  nicht  weiter  als  ihre  eigene  Länge 
entfernt  sind,  bis  zu  fast  völligem  Fehlen.  Nach  der  Oberfläche  zu  nimmt 
die  Besetzung  der  Fasern  mit  Acanthostylen  oft  merklich  zu. 

Der  Bau  typischer  Isochelae  ist  folgender.  Der  Schaft  ist  in  der 
Mitte  gerade,  an  den  Enden  gekrümmt.  Die  Flügelscheiben  messen  bei 
großen  Chelen  7:^  hei  kleinen  V;,  'ler  Schaftlänge.  Die  Zälme  liegen,  von 
der  Seite  gesehen,  fast  in  einer  geraden  Linie.  Sie  sind  kürzer  als  die 
Flügelscheiben.    Sowohl  von  vorn,  wie  von  der  Seite  erscheinen  die  Chelen 


Tetraxonida.  367 

sehr  schmal.  Wenn  sie  in  zwei  Sorten  geschieden  sind,  zeigen  die  kleineren 
zuweilen  eine  starke  Drehung. 

Die  T  0  X  e  zeigen  am  häufigsten  die  abgebildete  Gestalt,  doch  können  sie 
auch  weniger  gerade  Schenkel  und  eine  stärkere  Biegung  in  der  Mitte  haben. 

Gewisse  Verschiedenheiten  in  der  äußeren  Erscheinung  der  Schwämme 
und  im  Skelettbau  könnten  Zweifel  darüber  aufkommen  lassen,  ob  alle 
hier  behandelten  Stücke  zur  gleichen  Art  gehören.  Ich  habe  angenommen, 
daß  die  äußere  Gestalt,  obwohl  immer  ausgehend  von  einem  verzweigten 
Bau  mit  fingerförmigen  Endigungen,  doch  sehr  variabel  sein  kann  und 
daß  der  Skelettbau  aus  in  letzter  Linie  mechanischen  Ursachen  zur  Gestalt 
in  Beziehung  steht.  Ein  buschig  mit  vielen  Zweigen  in  die  Breite  ge- 
wachsener Schwamm  bedarf  keines  so  starken  Skeletts,  wie  ein  Schwamm, 
der  von  einem  einzigen  Stiel  getragen,  sich  in  breiter  Fläche  ausgebreitet 
hat.  In  der  Tat  findet  man  bei  Schwämmen  dieser  Art  ein  festeres  Skelett 
als  bei  jenen.  Die  Hauptfasern  sind  stärker,  das  Dermalskelett  ist  dichter 
und  die  zerstreuten  Nadeln  des  Choanosoms  häufiger.  Diese  können  so 
zahlreich  werden,  daß  sie  die  Fasern  ganz  verhüllen,  wodurch  das  Skelett- 
bild zunächst  ein  ganz  anderes  wird,  als  bei  weniger  dichten  und  besonders 
anders  als  bei  ausgewaschenen  Schwämmen.  Ebenso  kann  sich  das  Dermal- 
skelett beträchtlich  verdichten,  so  daß  es  eine  feste  Nadelschicht  bildet, 
jene  Rinde,  auf  deren  Vorhandensein  Ehlers  seinerzeit  die  Gattung 
RhaphidopMus  gründete.  Ein  solches  dichtes  Dermalskelett  erscheint  von 
außen  sowohl  im  Alkohol,  wie  im  trockenen  Zustande  weiß,  und  macht 
unter  der  Lupe  den  Eindruck  einer  glatten,  zementartigen  Schicht.  Es  ist 
augenscheinlich  die  sogenannte  „weiße  Inkrustation",  von  der  oft  in  der 
Literatur  über  die  Clathrien  die  Rede  ist.  Obwohl  einige  Sandkörnchen 
und  andere  Fremdkörper  mit  in  diese  Rinde  eingebacken  sind,  kann  von 
einer  Inkrustation  nicht  die  Rede  sein,  doch  enthält  die  vorliegende 
Sammlung  allerdings  einen  Schwamm,  der  auf  seiner  ganzen  Oberfläche 
eine  Sandschicht,  eine  echte  Inkrustation  besitzt.  So  auffallend  diese 
Eigentümlichkeit  ist,  scheint  mir  doch  bei  der  Übereinstimmung  der  übrigen 
Merkmale  der  Schwamm  nicht  von  C.  typica  abgetrennt  werden  zu  können. 
—  Bemerkenswert  ist  neben  dieser  Variabilität  des  Skeletts,  daß  der 
leiterförmige  Bau  des  Hauptskeletts  und  das  Fehlen  der  Spicula  innerhalb 
der  Verbindungsfasern  völlig  konstant  bleibt,  so  daß  hierin  ein  Haupt- 
merkmal der  Art  zu  sehen  ist. 

Clathria  aeanthodes  n.  sp. 

Textfigur  44. 
Der    einzige   von    dieser   Art   vorhandene   Schwamm   ist   gestielt  und 
fächerartig  in   einer  etwas   gekrümmten  Fläche  ausgebreitet.     Die  Fläche 


368 


Ernst  Hentschel, 


ist  gitterartig  durchbrochen  und  an  dem  unregelmäßig  gelappten  oberen 
Rande,  sowie  auf  einem  Teil  der  konvexen  Rückseite  mit  kammartigen, 
blättrigen  oder  stachligen  Vorsprüngeu  dicht  besetzt.  Der  Schwamm  er- 
innert äußerlich  an  eine  Acanthella.  Es  kommt  auch  wie  bei  dieser  Gattung 
vor,  daß  kleinere  Löcher  des  Gitters  von  durchscheinendem  Gewebe  fenster- 
artig geschlossen   sind.     Der  Schwamm  ist  16  cm  hoch  und  13  cm  breit, 


Fig.  44.  C/atJiria  acanthodes  n.  sp.  a  Teil  des 
Schwammes  in  nat.  Größe,  b  Styl  des  Hauptskeletts, 
c  Styl  des  Dermalskeletts,  d  Acanthostyl.  e— g 
Große  Isochelae.    h  Kleine  Isochelae. 


der  Stiel  etwa  4,5  cm  lang  und  durchschnittlich  2  cm  dick.  Die  Ober- 
fläche ist  von  einer  gleichmäßigen,  im  Alkohol  hellgrauen  Rindenschicht 
bedeckt,  die  beim  Trocknen  weiß  wird  und  augenscheinlich  der  bekannten 
„weißen  Inkrustation"  trockener  Clathrien  entspricht.  Durch  diese  Rinde 
schimmert  die  bräunliche  Grundfarbe  hervor.  Der  Schwamm  ist  von  großer 
Elastizität,  der  Stiel  sehr  fest. 

Das  Skelett  läßt  im  allgemeinen  Haupt-  und  Nebenfasern  unterscheiden 
und    zeigt,    mit  Ausnahme   der   Stellen   wo   es    unregelmäßig    wird,    eine 


Tetraxonida.  369 

leiterartige  Anordnung.  Die  Hauptfasern  der  oberen  Schwammteile  zeigen 
in  einer  ziemlich  dicken  Si)onginhülle  eine  Nadelachse  von  etwa  bis  10 
Nadeln  im  Faserquerschnitt.  Sie  sind  etwa  40—88  /n  breit.  Die  Quer- 
fasern enthalten  meist  nur  1—2  Nadeln  im  Querschnitt.  Die  Fasern  sind 
reichlich  mit  Acanthostylen  besetzt.  Die  Maschen  sind  von  wechselnder, 
nur  selten  regelmäßig  rechteckiger  Gestalt.  Zahlreiche  Spicula  liegen 
zerstreut  im  Choanosom,  an  vielen  Stellen  so  dicht,  daß  man  das  Skelett- 
netz nur  undeutlich  erkennt.  An  der  Oberfläche  findet  sich  eine  dichte 
und  deutlich  abgesetzte  Rindenschicht,  gebildet  aus  zahlreichen,  sehr  un- 
regelmäßig gepackten  Spiculis.  Sie  hat  eine  durchschnittliche  Dicke  von 
160  ^i. 

Spicula:  Style,  gerade,  schlank,  meist  zylindrisch  und  ziemlich 
kurzspitzig,  selten  subtyl,  oft  die  Basis  mit  feinen  Dornen  besetzt.  Länge 
224—304  /(,  Dicke  4— G  jn. 

Style,  kleinere  der  Rinde,  von  derselben  Gestalt,  doch  häufiger  subtyl 
und  gewöhnlich  die  Basis  verhältnismäßig  stärker  bedornt.  Länge  93—133  f.i, 
Dicke  3—4  ^i. 

A c an tho style,  kräftig  und  stark  bedornt,  die  Dornen  gegen  die 
Basis  hin  gebogen.  Oft  ist  die  Spitze  und  nicht  selten  eine  kurze  Strecke 
oberhalb  der  Basis  frei  von  Dornen.  Länge  67—81  /<,  Dicke  ohne  Dornen 
6-8  /.i. 

Isochelae  palmatae.  größere.  Der  Schaft  ist  gekrümmt,  die 
Flügelscheiben  sind  schmal  und  messen  etwa  ^/^,  die  Zähne  Vs  ^^er  Schaft- 
länge. Die  Zähne  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem  zum  Schaft 
symmetrischen  Bogen,  ihre  Enden  sind  oft  ein  wenig  nach  innen  gekrümmt. 
Die  Tubercula  messen  V4  bis  Vs  ^^^^  Zahnläuge.  Diese  Chelen  sind  in 
der  Größe  sehr  variabel,  man  könnte  geneigt  sein,  die  kleineren,  etwas 
gedrungeneren  Stücke  mit  mehr  vorwärts  gerichteten  Zähnen  als  be- 
sondere Form  zu  betrachten.  Länge  der  Chelen  15—17,5  /n,  Breite  4  in, 
Zahnabstand  4 — 5  /n. 

Isochelae  palmatae,  sehr  kleine,  wohl  von  ähnlicher  Gestalt. 
Länge  5—9  f^i. 

Einzelne  dünne  T  0  x  e  von  unregelmäßiger  Gestalt,  oder  bogenartig 
gekrümmte  Raphiden  kommen  vor. 

Fundnotiz:  Stat.  25,  Sharks  Bay,  Surf  Point,  Outer  Bar 
(Ausgang  der  South  Passage).  Sand-  und  Felsboden  mit  Korallen, 
1/2 -31/2  m;  16.  VI.  05.     Ein  Stück. 

Bemerkung.  Diese  Art  ist  durch  den  Besitz  von  zwei  Chelformen 
und  durch  die  Bedornung  der  Stylbasis  ausgezeichnet.  Da  aber  diese 
beiden  Merkmale  von  zweifelhaftem  Wert  sind,  so  erinnert  der  Schwamm 
an    verschiedene  früher  beschriebene,  jedoch    nicht    gut   bekannte   Arten. 

Die  Fauna  Südwest-Australiens.     III.  24 


370  Ernst  Hentschel, 

Es  sei  hier  nur  bemerkt,  daß  er  von  der  vielleicht  nahe  verwandten  C. 
favosa  Whitel.  (die  ich  übrigens  für  synonym  mit  C.  typica  Cart.  halte) 
abweicht  durch  die  stacheligen  und  blättrigen  Fortsätze  der  Oberfläche 
und  durch  die  Bedornung  der  Stylbasen. 

Clathria  dura  Wliitel. 

Fundnotiz:  Geographical  Bay  (Bunbury-Sammlung).  Zwei 
trockene  Stücke. 

Bemerkung:  Zu  dieser  Art  stelle  ich  zwei  aufrechte  Schwämme,  von 
denen  der  eine  aus  stark  abgeplatteten  und  verbreiterten  Zweigen,  der 
andere  im  wesentlichen  aus  einer  einzigen  breiten  Platte  mit  fingerförmigen 
Fortsätzen  am  Rande  besteht.  Bei  dem  einen  sind  die  zahlreichen  Oscula 
auf  die  eine  Seite  beschränkt.  In  den  Skelettfasern  finden  sich  außer 
glatten  Stylen  zahlreiche  Acanthostyle.  Die  Schwämme  kommen  in  der 
Härte  den  von  Whitelegge  (1901,  p.  29)  beschriebenen  nahe. 

Diese  beiden  Schwämme  scheinen  mit  den  im  folgenden  als  C.  dura 
var.  moUis  beschriebenen  Stücken  eine  ununterbrochene  Reihe  von  Varianten 
zu  bilden,  so  sehr  auch  die  Extreme  dieser  Reihe  voneinander  verschieden 
sind.     Die  Abtrennung  der  „Varietät"  ist  also  mehr  oder  weniger  künstlich. 

Clathria  dura  rar.  niollis  n. 

Textfigur  45. 
Diese  neue  Varietät  ist  vertreten  durch  10  Stücke  in  Alkohol  und 
4  trockene  Stücke.  Die  ersteren  sitzen  auf  den  dunkel  purpurrot  ge- 
färbten Stacheln  einer  Seeigelart,  die  bis  4  cm  Länge  haben  und  meist 
zum  größten  Teil  ihrer  Länge  von  den  Schwämmen  mit  dickem  Polster 
überzogen  sind.  Manche  Stücke  zeigen  Ansätze  zur  Bildung  kurzer  Fort- 
sätze, die  sich  klumpig  aus  dem  Polster  erheben  und  am  Ende  oft  ein 
Osculum  tragen.  Auf  diese  Weise  wird  einer  der  Schwämme  fast  3  cm 
breit.  Von  den  trockenen  Stücken  sind  zwei  den  beschriebenen  in  der 
massigen  Gestalt  und  weichen  Beschaffenheit  ähnlich;  die  anderen  ent- 
sprechen durchaus  der  von  Whitelegge  (1901,  p.  22)  für  C.  dura  ge- 
gebenen Beschreibung,  sowohl  in  der  Gestalt,  wie  in  der  Oberflächen- 
beschaffenheit und  der  Anordnung  der  Oscula,  doch  sind  sie  auch  wesent- 
lich weichei"  als  die  nach  ihrer  Härte  benannten  Originalstücke  der  Art. 
Sie  sind  nahezu  in  einer  Ebene  verzweigt,  haben  sehr  flachgedrückte, 
zum  Teil  anastomosierende  Zweige  und  neigen  zu  einer  Anordnung  der 
Oscula  auf  den  schmalen  Rändern  der  Zweige.  Ich  glaube  nicht,  daß  man 
auf  den  beträchtlichen  Gestaltsunterschied  der  in  Alkohol  konservierten 
Stücke  gegen  die  baumförmigen  großen  Wert  zu  legen  braucht,  zumal  da  die 
ersteren    auf   den  Stacheln  der  augenscheinlich  lebend  gefangenen    Seeigel 


Tetraxonida. 


371 


gar  nicht  baiimförmig  wachsen  konnten.  Die  Farbe  ist  im  Alkohol  gelblich- 
weiß, im  trockenen  Zustande  braun. 

Das  Skelettnetz  ist  zumeist  unregelmäßig,  nach  der  Oberfläche  hin 
mehr  regelmäßig  leiterförmig.  Bei  den  aufrechten  Stücken  bilden  sich 
stärkere  Längsfasern  aus  den  Netzfasern  heraus.  An  der  Oberfläche  enden 
die  Züge  bei  kräftigeren  Stücken  in  dichten,  sponginarmen,  nadel- 
reichen Büscheln,  dagegen  ist  bei  den  inkrustierenden  Stücken  ein 
dünneres ,  regelmäßiges  Dermalskelett  von  zarteren ,  monaktinen 
Nadeln  vorhanden,  die  sich  auch  im  Choanosom  reichlich  zer- 
streut finden.  Maschenweite  und  Faserdicke  wechseln  sehr.  Jene 
nimmt  nach  der  Oberfläche  hin  zu,  diese  ab.  Die  Besetzung  der 
Fasern  mit  Acanthostylen  ist  im  allgemeinen  spär- 
lich. Normale  Fasern  messen  bis  40  f.i  in  der 
Breite.  Die  Maschenseiten  sind  durchschnittlich  so 
lang  wie  die  glatten  Style.  Oft  verfließt  das  stets 
reichliche  Spongin  an  Stellen,  wo  mehrere  Fasern 
zusammentreten,  zu  breiten  Massen.  Die  Zahl  der 
Nadeln  in  den  Fasern  ist  gering,  im  allgemeinen 
1 — 2,  nahe  der  Oberfläche,  wo  sich  Haupt-  und 
Nebenfasern  immer  deutlicher  differenzieren,  jedoch 
oft  größer,  bis  10,  und  in  den  Endbüscheln  der 
baumförmigen  Stücke  noch  beträchtlicher.  Außer 
den  glatten  Stylen  finden  sich  in  der  Faserachse 
auch  Acanthostyle  und  zwischen  den  abstehenden 
Acanthostylen  der  Faseroberfläche  kommen  glatte 
Style  vor,  doch  beides  nur  selten  und  nicht  bei 
allen  Stücken.  Die  Mikrosklere  sind  nicht  häufig, 
finden  sich  aber  manchmal  in  Haufen  zusammen- 
gelagert. 

Spicula:  Style,  auch  Subtylostyle  der 
Faserachse,  gekrümmt  oder  gerade,  schwach  spindel- 
förmig, allmählich  zugespitzt,  bei  manchen  Stücken 

mit  unregelmäßig  angeschwollener  oder  selbst  rauher  Basis.  Länge  bei 
den  Alkoholstücken  147 — 153  {.t,  bei  den  trockenen  104—136  ,«,  Dicke 
5—6  ^i. 

Subtylostyle,  zerstreut  und  dermal,  zart,  schlank,  gerade  oder  ge- 
krümmt, mit  einer  Endanschwellung,  die  dicht  am  Ende  ihre  größte  Breite 
hat.  Länge  bei  den  Alkoholstücken  153—239  (.i,  bei  den  trockenen 
112—128  (.1,  Dicke  2  ^i. 

Acanthostyle,  kegelförmig,  mit  Basalanschwellung  und  meist  ziem- 
lich   schwacher    Bedornung,    bei    einem    Stück    allerdings   kräftig   bedornt. 

24* 


) 


Fig.  45.  Clathria  dura 
Whitel.  var.  mollis  n. 
a  Styl,  b  Acanthostyle. 
c— e  Isochelae. 


372  Ernst  Hentschel, 

Länge  bei  den  Alkoholstiicken  50—59  //,  bei  den  trockenen  35 — 51  itt, 
Dicke  3 — 4  /n. 

I  s  0  c  h  e  1  a e  p  a  1  m  a  t a  e.  Der  Schaft  ist  schwach  gebogen.  Die  Flügel- 
scheiben messen  etwa  ein  Drittel  der  Schaftlänge,  die  Zähne  etwas  weniger. 
Sie  stehen  wenig  schräg  ab  und  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem 
dem  Schaft  symmetrischen  Bogen.  Ihre  Länge  variiert  von  5— L5  ^w,  bleibt 
aber  bei  den  Stücken  in  Alkohol  immer  und  bei  den  übrigen  Stücken 
meistens  unter  8  //. 

Toxe,  sehr  zart  und  schlank,  mit  fast  geraden,  einen  sehr  stumpfen 
Winkel  miteinander  bildenden  Schenkeln  und  einem  stärker  gebogenen 
Mittelstück.  Sie  treten  nicht  regelmäßig  auf.  AuchRaphiden  von  ähn- 
licher Länge  scheinen  vorzukommen.     Länge  um  250  /«. 

Fundnotizeii :  Stat.  9,  Sharks  Bay,  Freycinet  Reach,  östl. 
Middle  Fiat.  Anfangs  Sand  und  Steine,  dann  Mud  und  Algen,  3V2 — H  ^li 
5.  IX.  05.  Zehn  Stücke.  Geographical  Bay  (Bunbury-Sammlung).  Vier 
trockene  Stücke. 

Bemerkungen:  Über  die  systematische  Einordnung  und  Benennung 
dieser  Schwämme  kann  man  zweifelhaft  sein  wegen  der  Verschiedenartig- 
keit der  Gestalt,  wegen  der  Verschiedenheit  der  Spiculamaße  und  wegen 
der  Abweichungen  von  C.  dura  Whitel.  Die  Unterschiede  gegen  C.  dura 
scheinen  mir  nur  gradueller  Art  zu  sein,  und  in  der  Tat  möchte  ich  diese 
„Varietät"  nicht  sowohl  als  selbständigen  systematischen  Typus,  als  viel- 
mehr als  Extrem  in  einer  ununterbrochenen  Formenreihe  betrachtet  wissen. 
Ein  aufrecht  wachs.ender  Schwamm  bedarf  eines  stärkeren  Skeletts,  als  ein 
massiger  oder  inkrustierender.  Mit  der  Verstärkung  des  Skeletts  geht 
eine  Verhärtung  des  ganzen  Körpers  Hand  in  Hand.  Das  Vorkommen 
von  Acanthostylen  in  den  Fasern  scheint  bei  Whitelegges  Originalstücken 
häufiger,  auch  die  Besetzung  der  Fasern  mit  Acanthostylen  reichlicher  zu 
sein.  Die  Maße  der  Megasklere  sind  dort  niedriger  als  hier,  die  der  Chelen 
höher.  Die  Variationsbreite,  welche  hier  für  die  Gestalt  angenommen  wird, 
ist  bei  anderen  Arten,  z.  B.   C.  australiensis  (Gart.)  ebenso  groß. 

Der  deutlichste  Unterschied  gegen  C.  dura,  sowohl  gegen  die  Original- 
stücke Whitelegges,  wie  gegen  die  beiden  oben  dieser  Art  zugewiesenen 
Schwämme,  liegt  wohl  darin,  daß  dort  die  Acanthostyle  in  den  Fasern 
häufig,  hier  immer  nur  selten  sind. 

Clathria  elegantula  ß.  &  D.  var.  oecidentaUs  n. 

Textfigur  4(3. 
Der  Schwamm   besteht  aus  mehreren,   nebeneinander  nahezu  in  einer 
Ebene  aufsteigenden,   abgeflachten  Zweigen,    welche  zum  Teil  seitlich  mit- 
einander  verschmelzen.     Seine   Höhe   beträgt  etwa  9,   seine  Breite  5  cm. 


Tetraxonida. 


373 


Die  Oberfläche  wird  durch  eine  gleichmäßige  glatte  Haut  gebildet,  welche 
sich  über  höckerigen  Hervorragungen  des  Skeletts  ausbreitet.  Die  Farbe 
ist  im  Alkohol  hell  graubraun.  Die  Oscula  sind  kleine,  bis  zu  1  mm  weite 
unscheinbare  Öffnungen,  die  in  geringer  Zahl  zerstreut  liegen.  Die  Toren 
stehen  in  kleinen,  nicht  deutlich  begrenzten  Gruppen  beieinander.  Der 
Schwamm  ist  ziemlich  weich  und  von  mäßiger  Elastizität. 

Das  Skelett  entspricht  fast  genau  der  Beschreibung  von  Ridley  & 
Dendy.  Die  aufsteigenden,  verzweigten  Hauptfasern  gehen  zum  Teil 
Anastomosen  ein  und  bilden  auf  diese  Weise 
längliche  Maschen.  Außerdem  kommen  aber 
selbständige  echte  Querfasern  vor,  welche  meist 
in  senkrechter  Richtung  die  Hauptfasern  ver- 
binden. Sie  unterscheiden  sich  von  ihnen  da- 
durch, daß  sie  keine  Nadelachse  besitzen,  wäh- 
rend die  Hauptfasern  einen  deutlichen,  wenn 
schon  schwachen  Achsenstrang  haben.  Die 
Acanthostyle  besetzen  beide  Faserarten  ziem- 
lich dicht.  An  den  Hauptfasern  sind  sie  oft 
schräg  nach  oben  gerichtet,  an  den  Nebenfasern 
ptlegen  sie  auf  die  obere  (äußere)  Seite  be- 
schränkt zu  sein.  Das  Spongin  ist  oft  nur  sehr 
undeutlich  zu  sehen.  Das  Dermalskelett  ist  in 
hohem  Grade  selbständig  und  besteht  aus  locke- 
ren Nadelbündeln  ohne  Spongin  und  ohne  ab- 
stehende Acanthostyle,  welche  an  den  äußersten 
Fasern  des  choanosomalen  Skeletts  beginnen 
und  in  Büscheln  an  der  Oberfläche  ausstrahlen. 

Spicula:  S  üb  tylo  style.  Sie  sind 
zylindrisch  und  mit  kurzer,  deutlich  abgesetzter 
Spitze  versehen.  An  der  Basis  findet  sich  eine 
längliche,  nach  dem  Ende  zu  wieder  verschmälerte 
Anschwellung.  Häufig  wird  das  verschmälerte 
Ende  zu  einer  deutlichen  Spitze  zugeschärft,  und 
da  gleichzeitig  eine  sehr  schwache  Entwicklung 
bis  zum  völligen  Fehlen  der  Basalanschwellung  vorkommen  kann,  so  ent- 
stehen bisweilen  Nadeln,  die  man  als  ungleichspitzige  Tornote  bezeichnen 
möchte.     Länge  126—153  |K,  Dicke  4  ^i. 

Acanthostyle,  konisch,  gegen  die  Basis  oft  schwach  verjüngt, 
gleichmäßig  bedornt,  die  Dornen  kaum  gegen  die  Basis  hin  gebogen. 
Länge  57—75  ^t,  Dicke  ohne  Dornen  5  /<. 

Isochelae  palmatae.      Der  Schaft  ist  ziemlich   stark  gekrümmt, 


Fig.  46.  Clathria  elegan- 
tula  ß.  &  D.  var.  occidentalis 
n.     Subtylostyle. 


374  Ernst  Hentschel, 

die  Zähne  liegen,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem  schwächer  als  der 
Schaft  gekrümmten  Bogen.  Die  Flügelscheiben  messen  etwas  mehr  als 
Vi  der  Schaftlänge.  Die  Zähne  sind  ebenso  lang,  die  Tubercula  etwa  halb 
so  lang  wie  die  Flügelscheiben.  Länge  der  Chelen  17 — 20  /<,  Breite  5  ^i, 
Zahnabstand  6 — 7  /<. 

Fundiiotiz :  Stat.  22,  Sharks  Bay,  Inner  Bar,  auf  dem  Rücken 
der  Bank.  Grobkörniger  Sand  und  Sand  mit  Pflanzen,  6—9  m;  16.  VI.  05. 
Ein  Stück. 

Bemerkung:  Diese  Varietät  ist  durch  die  Gestalt  des  ganzen  Schwammes 
und  durch  die  Gestalt  der  glatten  Style  von  C.  elegantula  unterschieden. 
Dadurch,  daß  die  Zuspitzung  der  Basis  bei  den  Stylen  auftritt,  wird  die 
Annäherung  dieser  interessanten  Art  an  die  Gattung  Phimohalichondria 
noch  auffallender,  als  das  schon  bei  dem  Stück  der  Challenger-Sammlung 
durch  den  Skelettbau  der  Fall  war. 

Clathria  australiensis  (Cart.)  var.  spinulata  n. 

Textfigur  47. 

Die  von  dieser  Varietät  vorhandenen  Stücke  sind  meist  kleine  Schwämme, 
von  denen  der  größte  0  cm  lang  wird,  und  haben  die  Gestalt,  welche 
Whitelegge  (1901,  p.  31)  für  Küstenschwämme  dieser  Art  angibt.  Sie 
bestehen  im  Grunde  aus  einer  senkrecht  zur  Unterlage  stehenden  dicken 
Lamelle,  die  seitliche,  ebenfalls  senkrechte  Querflügel  aussendet.  Die 
Oscula  sitzen  auf  den  abgerundeten  Rändern.  Dieser  Typus  geht  aber 
infolge  starker  Verdickung  und  unregelmäßiger  Ausbildung  der  Fortsätze 
in  mehr  massige  Formen  über,  bei  denen  auch  die  Oscula  unregelmäßiger 
stehen.  Zuweilen  hat  sich  der  Schwamm  um  die  Oscula  schornsteinartig 
erhoben.  Die  Farbe  der  trockenen  Stücke  ist  hell-  bis  dunkelbraun,  zu- 
weilen mit  weißlichem  Überzug.  Das  einzige  in  Alkohol  konservierte  Stück, 
welches  zwischen  Tangwurzeln  eingewachsen  ist,  hat  helle  graugelbe 
Farbe. 

Die  Anordnung  des  Skeletts  ist  leiterartig,  im  Innern  nicht  immer 
scharf  ausgeprägt,  gegen  die  Oberfläche  hin  dagegen  stets  deutlich.  Die 
Maschen  sind  teils  quadratisch,  teils  rechteckig,  und  bisweilen  laufen  die 
Hauptfasern  auf  lange  Strecken  ohne  Verbindungsfasern  nebeneinander  her. 
Die  Fasern  fallen  durch  die  dichte  Besetzung  mit  Acauthostylen  auf,  welche 
zum  Teil  in  Bündeln  stehen.  Zum  Teil  lassen  die  Fasern  Sponginhülle  und 
Nadelachse  unterscheiden,  zum  Teil  bilden  sie  unauflösliche  Stränge  von 
Spongin,  fremden  und  eigenen  Nadeln  in  wirrem  Gemisch.  Die  Dicke 
der  Hauptfasern  beträgt  durchschnittlich  etwa  80  //,  die  der  Querfasern 
wechselt  sehr.  Die  Entfernung  der  PIaui)tfasern  voneinander,  d.  h.  zu- 
gleich die  Weite  quadratischer  Masclien,  variiert  um  240  /<  herum. 


Tetraxon  ida. 


375 


Spicula:  Style,  meist  leicht  gekrümmt, 
im  ganzen  zylindrisch,  mit  kurzer,  deutlich  ab- 
gesetzter Spitze.  Die  Basis  ist  fast  immer 
schwach  bedornt  und  nicht  selten  treten  auch  an 
der  Stelle,  wo  der  Schaft  in  die  S])itze  übergeht, 
kurze  Dörnchen  oder  Wärzchen  auf.  Länge  128 
bis  160  f.1,  Dicke  5  /<. 

Acanthostyle,  gleichmäßig  kräftig  be- 
dornt. Die  Länge  der  Dornen  erreicht  etwa  die 
Hälfte  des  Schaftdurchmessers.  Sie  stehen  senk- 
recht zum  Schaft  oder  sind  schwach  nach  der 
Basis  hin  gebogen.  Länge  60 — 80  /<,  Dicke  ohne 
Dornen  4 — 5  ^i. 

Isochelae  palmatae.  Der  Schaft  ist 
etwas  gebogen.  Die  Flügelscheiben  messen  kaum 
2/5  der  Schaftlänge.  Die  Zähne  sind  etwas  kürzer 
als  die  Flügelscheiben.  Sie  stehen  wenig  vor, 
so  daß  sie,  von  der  Seite  gesehen,  auf  einem 
schwächer  gekrümmten  Bogen  liegen,  als  der 
Schaft  bildet.  Die  Tubercula  messen  etwa  V3 
der  Zahnlänge.  Länge  der  Chelen  12 — 19  /<, 
Breite  3  f.i,  Zahnabstand  3—4  jli. 

Fundnotizen :  Geographical  Bay  (für 
ein  Stück  „wahrscheinlich  Geogr.  Bay")  (Bun- 
bury-Sammlung).  10  trockene  Stücke.  Stat.  62, 
Albany  Bezirk,  Middleton  Beach. 
Meeresstrand,  angeschwemmt.  Ein  Stück  in 
Alkohol. 

Bemerkung:  Diese  Varietät  unterscheidet  sich  von  C.  australiensis 
(Gart.),  abgesehen  von  der  größeren  Länge  der  Chelen,  durch  die  Be- 
dornung  der  „glatten"  Style.    Toxe  wurden  nicht  gefunden. 


Fig.  47.  Clathria  austra- 
liensis (Cart.)  var.  spinula- 
ta  n.  a  und  b  Style,  c  Acan- 
thostyl.     d   und   e  Isochelae. 


Clathria  alata  Dendy. 

1896  Clathria  alata,  Dendy,  p.  34, 
?1888  Clathria  pyrarnida,  Lendenfeld,  p.  222. 

Textfigur  48. 
Von  dieser  Art  sind  in  der  Sammlung  zwei  Schwämme  vorhanden,  der 
eine  massig,  mit  der  Neigung  zu  inkrustieren,  14  cm  lang,  7,5  cm  breit, 
3  cm  dick,  der  andere  massig,  mit  der  Neigung  in  die  Höhe  zu  wachsen 
und  in  mehreren  kegelförmigen  Zapfen  endend.  Die  Oberfläche  ist  glatt 
und  von  violettbrauuer  Farbe.    Die  wenigen  Oscula  liegen  bei  dem  letzteren 


376 


Eenst  Hentschel, 


Stück  auf  dem  Gipfel  der  kegelförmigen  Erhebungen,  bei  dem  anderen 
zerstreut.  Sie  messen  1—4  mm  im  Durchmesser.  Die  Poren  scheinen 
gleichmäßig  zerstreut  zu  liegen.  Die  Oberhaut  läßt  sich  stellenweise  in 
Fetzen  von  dem  Schwamm  ablösen. 

Das  Skelett  besteht  aus  nadelreichen 
Fasern  mit  Sponginhülle,  die  sich  baumför- 
mig  verzweigen,  aber  auch  infolge  von  Ana- 
stomosen Maschen  bilden.  Weiter  nach 
außen  verlieren  jedoch  die  Fasern  ihre 
Sponginhülle  und  lockern  sich  zu  aus- 
strahlenden Bündeln  auf.  Zahlreiche  Mega- 
sklere  von  beiden  Sorten  liegen  auch  im 
Choanosom  zerstreut. 

Spicula:  Style,  gerade,  zylindrisch, 
kurzspitzig.  Länge  176  bis  224  fi,  Dicke 
5-6  f.1.  Sehr  zarte  und  schlanke  Tylostyle 
und  Subtylostyle  scheinen  Jugendformen 
dieser  Spicula  zu  sein. 


Fig.  48.  Glatkria  alata  Dendy.  a  iSkelettfaser  des  Innern,  b  Skelett- 
faser nahe  der  Überfläche,  c  Style,  d  Acanthostyle.  e  Isochelae.  f  Iso- 
chela,   halb  von  vorn  gesehen,     g  Junge  Isochelae. 


Acanthostyle,  konisch,  gerade,  die  Bedornung  von  der  Basis  nach 
der  Spitze  hin  abnehmend,  so  daß  die  obere  Hälfte  oft  fast  glatt  ist.  Länge 
75—122  n,  Dicke  7,5  n. 

Isochelae  palmatae.  Der  Schaft  ist  in  der  Mitte  gerade,  an  den 
Enden  gekrümmt.    Die  Flügelscheiben  messen  Y4 — V3  der  Schaftlänge,  die 


Tetraxonida.  377 

Zähne  sind  etwas  kürzer  als  die  Flügelsclieiben  und  wenig  vorwärts  ge- 
richtet. Die  Tubercula  erscheinen  wenigstens  halb  so  lang  wie  die  Zähne. 
Dendy  erwähnt  schon,  daß  der  Schaft  „getlügelt"  ist,  d,  h.  zu  beiden 
Seiten  eine  leistenartige  Ausbreitung  hat.  Nach  meinen  Beobachtungen 
sind  die  Chelae  nach  jenem  Typus  gebaut,  der  von  Ridley  und  Dendy 
als  für  die  (Unter-)  Gattung  Homoeodictya  charakteristisch  angesehen 
wurde,  inzwischen  aber  auch  schon  bei  Arten  von  Esperiopsis  gefunden 
worden  ist  (vgl.  Lundbeck,  1905,  p.  15).  Dieser  Typus  ist  jedoch  nur 
selten  so  vollkommen  ausgebildet  wie  bei  einigen  Homoeodicty((,-Arien ; 
daß  die  Schaftenden  an  der  Innenseite  des  Zahnes  hervorragen,  ist  immer 
nur  bei  vereinzelten  Cheleu  deutlich  zu  sehen.  Man  findet  aber  die  An- 
lage dieser  Bildung  schon  bei  Jugendformen  dieser  Chelae,  wie  das  auch 
Lundbeck  (op.  cit.  tab.  13,  fig.  6)  abbildet.  Bei  einzelnen  Clielen  ragen 
die  Schaftenden  stark  vom  Zahn  abweichend  nach  innen.  Bei  fast  allen 
sieht  man,  daß  der  Zahn  durch  den  herumgekrttmmten  Schaft  in  seiner 
Mitte  stark  ausgebuchtet  wird.  Die  Falx  ist  sehr  groß.  Der  Schaft  er- 
scheint von  der  Seite  gesehen  ungewöhnlich  breit.  Die  von  Dendy  er- 
wähnten Längsleisteu  am  Schaft  sind  zum  wenigsten  gewöhnlich  keine 
unmittelbare  Fortsetzung  der  Flügelscheiben.  Sie  liegen  vielmehr  am 
Innenrande  des  Schaftes  und  enden  einwärts  von  den  Enden  der  Flügel- 
scheiljen.  In  einigen  Fällen  findet  man  in  der  Protilansicht  eine  Ver- 
dickung in  der  Mitte  des  Schafts  an  seiner  Innenseite,  die  vielleicht  ebenso 
wie  die  Erhebung,  welche  bei  Homoeodictya  an  der  Rückseite  des  Schaftes 
vorkommt,  auf  ein  Hervorwölben  der  Leisten  am  Schaft  zurückzuführen 
ist.  Ich  glaube  in  einem  Falle  auch  hier  eine  solche  Erhebung  an  der 
Rückseite  bemerkt  zu  haben.  Länge  der  Chelen  22—2(3  f.i,  Breite  6  /<, 
Zahnabstand  6—7  /<. 

Fundiiotiz:  Stat.  64,  Albany  Bezirk,  Oyster  Harbour.  Sand- 
und  Mudboden,  teils  Austernbänke,  teils  Pflanzenwuchs.  ^U^^^'n  m; 
21.  VIII.  05.     Zwei  Stücke. 

Bemerkung:  Clathria  pyramida  scheint  mit  dieser  Art  identisch  zu 
sein,  und  dieser  Name  würde  dann  die  Priorität  haben,  doch  genügt  die 
Beschreibung  nicht  zum  sicheren  Nachweis  der  Syuonymie. 

Cfathria  tenuis  (Cart.). 

Textfigur  49. 

1885  Echinoclathria  tenuis  Carter.     Ann.  Nat.  Hist.,  (5)  XVI,  p.  355. 
1896  Ophlitaspongia  tenuis  Dendy.    P.  Soc.  Vict.  (N.  S.)  VIII,  p.  37. 

Fundnotizeii :  G  e  o  g  r  a  p  h  i  c  a  1  B  a  y  (Bunbury-Sammlung).  5  trockene 
Stücke.  Stat.  34,  Frem  an  tle -Bezirk  ,  Cottesloe.  Ebbestrand,  an 
Felsen.     Zwei  Stücke. 


37<S 


Ernst  Hentschp:l, 


Bemerkungen:  Über  die  systematische  Stellung  der  Art  und  ihre 
Variabilität  vergleiche  die  folgende  Besprechung  von  Cl.  Hartmeyeri  n.  sp. 
Die  vorliegenden  Stücke,  von  denen  das  größte  17  cm  breit  und  14  cm 
hoch  ist,  sind  Büschel  von  meist  zahlreichen  Zweigen,  von  denen  jeder 
flachgedrückt  ist,  besonders  in  den  unteren  Teilen  mit  benachbarten  Zweigen 
anastomosiert  und  am  Ende  sich  oft  ein  wenig  verbreitert.  Die  Büschel 
selbst  sind  mehr  oder  weniger  in  eine  Ebene  zusammen- 
gedrückt. Wenn  diese  Ausbreitung  in  einer  Ebene, 
die  Abtlachung  der  Zweige  und  ihr  Verschmelzen  mit 
benachbarten  Zweigen  einen  hohen  Grad  erreicht,  so 
entsteht  ein  durchbrochener  Fächer,  wie  so  häufig  bei 
Arten  der  Gattung  Clatliria.  Die  Farbe  ist  braun, 
bald  hellbraun,  bald  goldbraun,  oder  rostbraun  oder 
auch  mit  rötlichem  Schimmer.  Das  Skelett  entspricht 
der  Beschreibung  Dendys,  insofern  es  innen  dichter  ist 
als  außen.  Es  ist  im  allgemeinen  unregelmäßig  netz- 
förmig, neigt  aber  im  Gegensatz  zu  dem  der  folgenden 
Art  zur  leiterförmigen  Anordnung,  zumal  in  der  Nähe 
der  Oberfläche.  Die  Maschen  sind  drei-  bis  fünfseitig, 
die  Seiten  von  der  Länge  eines  Styls,  meist  sehr  spongin- 
reich,  doch  arm  an  Nadeln.  Bei  leiterförmiger  Skelett- 
anordnung enthalten  die  Hauptfasern  bis  5,  die  Neben- 
fasern 1—2  Nadeln  im  Querschnitt.  Die  Hauptfasern  neigen 
dann  zu  Axinelliden-artiger  Endigung  an  der  Oberfläche. 
Spicula:  Style  oder  Subty losty le,  große  der 
Hauptfasern,  kräftig,  meist  mit  schwacher,  aber  deut- 
licher Endanschwellung,  etwas  gebogen,  spindelförmig, 
ziemlich  kurzspitzig.  Länge  153—206  (.i,  Dicke  um  11  (.i. 
Style  oder  S üb tylo style,  kleinere,  abstehend 
und  in  den  Nebenfaseru,  von  derselben  Gestalt.  Ab- 
stehende Nadeln  sind  nicht  häufig,  sie  sind  im  allge- 
meinen glatt,  einzelne  jedoch  merklich  rauh.  Sie  sind 
wohl  nicht  immer  scharf  von  den  großen  Stylen  zu 
trennen.     Länge  88 — 126  //,  Dicke  7—8  /<. 

S  u  b  t  y  1 0  s  t  y  1  e  ,  schlank  und  dünn,  mit  deutlichem 

länglichen    Kopf,   gerade   oder  gebogen.     Länge   107 — 

240  f.1,  Dicke  2  ^/. 

Drei    von    den    Stücken    sind,    ebenso    wie    die    meisten    Stücke    der 

folgenden    Art.    mehr    oder   weniger  überzogen    von  Kolonien   eines  i)ara- 

sitischen    oder   symbiotischen    Organismus,   der  Streifen    von  weißer  Farbe 

und   etwa  3  mm  Breite   bildet,  auf  denen  sich  in  Abständen  von  je  2  mm 


Fig.  49.  Clathria 
tenuis  (Cart.). 
a  Subtylostyl  des 
Hauptskeletts.  b 
Subty lostyl  des  Der- 
malskeletts. 


Tetraxonida. 


n79 


Gruben  zur  Aufnahme  der  einzelnen  Individuen  befinden.  Ihre  weiße 
Farbe  rührt  von  der  Zusammensetzung  ihres  Skeletts  aus  Sandkornchen 
her.  Sie  bedecken  bei  tiächenhaft  ausgebreiteten  Schwämmen  die  Ober- 
fläche oft  gleichmäßig  in  vielen  voneinander  durch  schmale  Zwischenräume 
getrennten  Windungen. 

Clathria  Hartnieyerl  ii.  sp. 

Textfigur  50. 
Von  dieser  Art  kommen  einerseits  lockere  aufrechte  IWischel  vor,    die 
nur   wenig   in   einer  Ebene   zusammengedrängt  sind,    deren  plattgedrückte 
Zweige   aber   unten   schon   zu  breiteren  Platten 
verschmelzen,   es  kommen  andererseits  einheit- 
liche  Fächer    oder    Halbtrichter   vor,   die   kaum 
noch  hie  und  da  durchbrochen  sind,  am  oberen 
Ende  in  Lappen  endigen  und  auf  der  einen  (Rück-) 
Seite  kurze  Fortsätze  tragen.    Verbunden  werden 
diese  Extreme   durch   flächenhaft  ausgebreitete, 
gestielte  und  gitterförmige  Stücke,  deren  vielfach 
anastomosierende  Zweige  im  oberen  Teile  mehr 
oder  weniger  frei   endigen.     Ein  Stück  besteht 
aus  zwei  aufrechten,   dicht  aneinandergepreßten, 
kaum  noch  durchbrochenen  Blättern  auf  gemein- 
samem Stiel,  so   daß  der  Schwamm  an  eine  bei 
Fla cochalinapedunculata  öfter  vorkommende  Form 
erinnert.    Das  größte  Stück  hat  etwa  16  cm  Höhe. 
Die  Oberfläche  er- 
scheint, wo  sie  am 
besten  erhalten  ist, 
fein      nadelstichig, 
und  ist  vielfach  mit 
den    bei    C.   tenuis 
erwähnten       Para- 
siten      überzogen. 
Sehr  auftauend  ist 
die    Farbe,    welche 
die  trockenen 

Schwämme  alle, 
bis  auf  einen,  zei- 
gen.   Auf  braunem 

Grunde   tritt  entweder  in  einzelnen  Flecken  oder  in  griißcrer 
ein  tief  purpurroter  Farbenton  auf. 


Fig.  50.    Clathria  Rartmeyeri  n.  sp.    a  Skelettnetz,    b  Großer 
Styl,     c  Schlanker  Styl,     d  Acanthostyl.     e  Isochelae. 

Ausdehnung 


380  EiiKST  Hentschel, 

Zu  eleu  trockeneu  Stückeu  der  Bunbury-Sammluug,  auf  die  sich  diese 
Beschreibung  bezieht,  kommt  ein  prachtvolles  Stück  der  Hamburger  süd- 
westaustralischen Expedition  in  Alkohol,  etwa  20  cm  breit  und  ebenso 
hoch,  ähnlich  wie  ein  Kohlkopf  gewachsen.  Aus  einem  4  cm  hohen  Stiel 
erheben  sich  zahlreiche,  dicht  übereinanderliegende  BLätter,  von  denen 
jedoch  jedes  aus  mehreren  anastomosierendeu  Zweigen  zusammengesetzt 
ist  und  deswegen  durchbrochen  und  an  den  Enden  in  abgeflachte  längliche 
Fortsätze  aufgeteilt  ist.  Die  Oberfläche  erscheint  durch  die  Poren  fein 
punktiert,  ihre  Farbe  ist  im  Alkohol  ein  matter  gelblich-rötlicher  Ton.  An 
wenigen  Stellen  tritt  noch  eine  blasse  Purpurfärbung  hervor.  Neben  den 
größeren  Durchbrechungen  der  Blätter  und  Zweige  finden  sich  überall 
zahlreiche  Löcher  von  2 — 3  mm  Durchmesser,  die  teils  ebenfalls  die 
Zweige  durchbohren,  teils  aber  nur  in  sie  hineinführen  und  vielleicht 
Oscula  sind. 

Das  Skelett  bildet  ein  gleichmäßiges  Netz,  dessen  Maschenseiten  etwa 
einer  Nadellänge  gleichkommen  und  dessen  meist  sponginreiche  Fasern 
wenige  (et\va  1  —  3)  nebeneinander  liegende  Nadeln  umschließen.  Die 
Maschen  sind  3— 5-seitig.  Die  Sponginfasern  umschließen  vorwiegend 
Acanthostyle,  während  die  glatten  Style  sehr  zurücktreten. 

Spicula:  Style  oder  Subty  1  o style,  kräftig,  gekrümmt,  zum  Teil 
etwas  spindelförmig,  ziemlich  kurzspitzig,  nicht  häufig.  Länge  154— 182 /<, 
Dicke  10-12  ^i. 

Subtylostyle,  lang,  schlank,  zylindrisch,  meist  mit  schwacher  Basal- 
anschwellung, kleinere  fast  gerade,  größere  wellenförmig  gebogen.  Länge 
192—240  /<,  Dicke  um  2,5  ^i. 

Acanthostyle,  subtyl,  etwas  spindelförmig  und  schwach  gebogen, 
ganz  schwach  bedornt  oder  auch  nur  rauh,  ja  zuweilen  fast  glatt.  Länge 
100-124  n,  Dicke  6—9  //. 

Isochelae  palmatae.  Der  Schaft  ist  fast  gerade.  Die  Flügel- 
scheiben messen  in  der  Mitte  durchschnittlich  etwa  V?  ^^er  Schaftlänge, 
werden  aber  zuweilen  so  lang,  daß  sie  sich  fast  berühren.  Die  Zähne  sind 
kürzer  als  die  Flügelscheiben  und  liegen  der  Hauptachse  meist  parallel. 
Das  Tuberculum  mißt  etwa  Vs  tler  Flügelscheibe.  Sowohl  von  der  Seite 
gesehen  wie  von  vorn  erscheinen  die  größeren  Chelae  sehr  schmal,  die 
kleineren  sind  dagegen  kurz  und  gedrungen  gebaut.  Länge  11—18  //, 
Breite  4  ,«,  Zahnabstand  4—5  /<. 

Fuiidiiotlzen:  Stat.  20,  Sharks  Bay,  Sunday  Island.  Felsboden 
mit  Korallen,  5V2  i";  17.  VL  05.  Ein  Stück  in  Alkohol.  Geographica! 
Bay  (Bunbury-Sammlung).     7  trockene  Stücke. 

Bemerk  Ulli;':  Diese  an  der  Küste  Südwest-Australiens  augenschein- 
licli  häufige  Art  ist  hauptsächlich  durch  das  Zurücktreten  der  glatten  Style 


Tetraxonida.  3g  ^ 

und  das  Vorherrschon  der  Acanthostyle  in  den  Fasern  gekennzeichnet. 
Ich  bin  nicht  imstande  gewesen,  sie  in  einer  der  zalilreichen  Beschreibungen 
von  australischen  Clathrien  wiederzuerkennen,  obwohl  bei  ihrer  Häufigkeit 
kaum  anzunehmen  ist,  daß  sie  nicht  schon  früher  beobachtet  sein  sollte. 
Für  nahe  verwandt  halte  ich  die  auf  den  eisten  Blick  weit  verschiedene 
Cl  teimis.  Die  Körpergestalt  und  der  Skelettbau  beider  Arten  sind  in  der 
Hauptsache  gleich.  Die  Spiculation  ist  insofern  gegensätzlich,  als  bei  der 
einen  Art  sowohl  in  wie  an  den  Fasern  glatte  Style,  bei  der  anderen 
dagegen  in  und  an  den  Fasern  Acanthostyle  liegen.  Sie  ist  aber  im  Ver- 
gleich mit  normalen  Arten  der  Gattung  insofern  übereinstimmend,  als  die 
in  den  Fasern  liegenden  Spicula  mit  den  al)stehenden  von  derselben  Art 
sind.  Der  erwähnte  Gegensatz  wird  ferner  durch  verschiedene  Momente 
abgeschwächt.  Bei  C.  tenuis  kommen  unter  den  abstehenden  Nadeln, 
wenn  auch  nur  vereinzelt,  etwas  rauhe  vor.  Bei  0.  Hartmeyeri  liegen  in 
den  Fasern,  wenn  schon  in  geringer  Zahl,  auch  glatte  Style.  Ferner  ist 
die  „Bedornung"  der  Style  im  allgemeinen  äußerst  schwach,  sie  sind  nur 
rauh,  oft  fast  glatt.  Sowohl  diese  „Bedornung",  wie  auch  die  Hänfigkeit 
der  glatten  Style  wechselt  von  Stück  zu  Stück.  Schließlich  sind  die  beiden 
Stylformen  in  der  ganzen  Gestalt  einander  sehr  ähnlich.  Aus  diesen 
Gründen  halte  ich,  im  Gegensatz  zu  der  früheren  Auffassung,  die  sie  in 
verschiedene  Gattungen  verweist,  die  beiden  Arten  für  nahe  verwandt. 

Gatt.  Haspailia  Nardo. 

Meist  verästelte  Ectyoninae  mit  achsenartig  verdichtetem  Skelettnetz, 
das  glatte  monaktine  Spicula  enthält  und  meist  abstehende  Acanthostyle 
trägt,  mit  einem  Dermalskelett  von  großen,  senkrecht  hervorragenden,  von 
einem  Nadelbüschel  umgebenen  monaktinen  Megaskleren. 

Raspailia  pnradoxa  ii.  sp. 

Textfigur  f)!. 

Dieser  Schwamm  ist  aus  einem  kurzen  Stiel  aufwärts  und  etwas  in 
die  Breite  gewachsen,  nicht  eigentlich  verzweigt,  doch  etwas  lappig  zerteilt. 
Er  besteht  aus  plattig-massigen,  von  unten  nach  oben  verbreiterten  Teilen, 
die  zum  Teil  als  kurzla])pige  Fortsätze  hervorragen,  zum  Teil  sich  zur 
Bildung  eines  seitlich  zusammengedrückten  Trichters  vereinigen.  Die 
Höhe  des  ganzen  Schwammes  beträgt  5,5,  die  Breite  3 — 4,  die  Dicke  2,5  cm. 
Seine  Oberfläche  ist  dicht  borstig  durch  lang  hervorragende  Style.  Stellen- 
weise sind  auch  die  Nadelbüschel,  w^elche  diese  Style  umgeben,  so  stark, 
daß  sie  der  Oberfläche  ein  dichtwarziges  Aussehen  geben.  Die  Farbe 
ist  im  Alkohol   bräunlichviolett.     Ein  paar  Löcher  von  kaum  1  mm  Weite 


382 


Ernst  Hentschrl, 


sind  vielleicht  als  Oscula  anzusehen.  Die  Oberhaut  läßt  sich  leicht  in 
großen,  zusammenhängenden  Fetzen  ablösen.  An  einigen  Stellen  scheint 
sie  aufgeplatzt  zu  sein,  so  daß  Spalten  entstanden  sind,  durch  die  man 
den  darunterliegenden  Schwammkörper  sieht. 


Fig.  51.    Raspmlia  para- 
doxa   n.  sp.  a   Ganzer 

Schwamm  in  nat.  Größe, 
b  Tornotox.  c  Subtylostyl. 
d  Acanthostyl. 


\ 


Das  Skelett  des  Inneren 
besteht  aus  deutlich  ausgebil- 
deten starken  Hauptfasern,  die 
meist  einreihig  gelagerte,  lange 
Style  enthalten  und  im  wesent- 
lichen von  unten  nach  oben 
aufsteigen ,  und  schwächeren, 
dazu  senkrechten  Verbindungs- 
fasern, die  häufig  keine  Nadeln  y  V_/ 
einschließen. 

Das  so  gebildete  Netz  ist  offener,  weitmaschiger  und  weniger  zu  einem 
geschlossenen  Strange  zusammengedrängt,  als  das  sonst  bei  Raspailien  der 
Fall  zu  sein  pflegt.  Die  Fasern  sind  vorwiegend  oder  ausschließlich  an 
ihrer  nach  außen  gewendeten  Seite  mit  Acanthostylen  besetzt.  Zahlreiche 
Nadeln,  sowohl  große  glatte  Style  wie  Acanthostyle,  liegen  zwischen  den 
Fasern  zerstreut.  Das  Oberflächenskelett  besteht  in  der  gewöhnlichen 
Weise  aus  einzeln  stehenden,  großen  Stylen,  die  von  dichten  Bündeln 
feiner  schlanker  Nadeln  (Tornotoxe)  umgeben  werden. 


Tetraxonida.  383 

S  p  i  c  u  1  a :  S  u  b  t  y  1  o  s  t  y  1  e ,  schlank,  in  der  basalen  Hälfte  meist  etwas 
gekrümmt,  knrzs])itzig,  mit  etwas  angeschwollener  Basis.  Länge  bis  über 
1600  ^<,  Dicke  15—17  fi. 

Acanthostyle,  abstehend,  gerade,  gleichmäßig  konisch,  dicht  mit 
kräftigen  Dornen  besetzt,  deren  Spitzen  gegen  die  Basis  hin  gekrümmt  sind. 
Oft  findet  sich  in  kurzer  Entfernung  von  der  Basis  eine  dornenarme  Stelle. 
Länge  128— IGO  /^  Dicke  ohne  Dornen  10-12  iti. 

Tornotoxe,  schlanke,  meist  gerade  Nadeln,  deren  dickste  Stelle 
außerhalb  der  Mitte  liegt,  mit  einer  langen  und  einer  kurzen  Spitze.  Länge 
496-568  /^  Dicke  6—9  ^i. 

Fuiidnotiz :  Südwest  Australien.  Genauerer  Fundoi't  unbekannt. 
Ein  Stück. 

Bemerkungen:  Baspailia  paradoxa  ist  in  hohem  (Irade  auffallend 
durch  ihre  Gestalt,  und  dadurch  von  allen  bekannten  Arten  der  Gattung 
unterschieden.  Eine  Annäherung  an  diese  Gestalt  findet  vielleicht  bei  R. 
ramosa  (Mont.)  statt. 

Ich  möchte  hier  die  Vermutung  aussprechen,  daß  v.  Lendenfeld  bei 
der  Aufstellung  der  Gattung  Clathriodendron  Schwämme  vor  sich  gehabt 
hat,  welche  der  oben  beschriebenen  Art  nahe  stehen,  und  daß  diese  Gattung 
mit  Baspailia  synonym  ist.  Wie  ich  erwähnt  habe,  löst  sich  die  Oberhaut 
von  R.  paradoxa  sehr  leicht  ab.  Wenn  ein  Schwamm  dieser  Art  von  den 
Wellen  hin-  und  hergeworfen  wird,  muß  er  bald  die  Oberhaut  mit  dem 
charakteristischen  Dermalskelett  der  Raspailien  verlieren.  Dann  paßt  die 
Gattungsdiagnose  von  Clathriodendron  vollkommen  auf  ihn  und  die  Art- 
beschreibungen von  C.  arhuscula  Lend.  und  C.  irregularis  Lend,  scheinen 
die  Annahme  zu  bestätigen,  daß  v.  Lendenfeld  derartige  Schwämme  vor 
sich  gehabt  hat.  Die  dritte  Art,  C.  nigra  Lend.,  gehört  wahrscheinlich  in 
eine  andere  Gattung. 


Maspailia  (Syringella)  nndct  n.  sp. 

Textfigur  52. 

Eine  nach  der  äußeren  Erscheinung  typische  Art  der  Gattung,  baum- 
förmig,  dichotom  verzweigt.  Der  Schwamm  ist  5,4  cm  hoch,  2,5  cm  breit, 
die  Äste  bis  4  mm  dick.  Die  Oberfiäche  ist  stark  borstig  durch  lang 
hervorragende  Style.  Die  Farbe  ist  graubraun.  Oscula  wurden  nicht  be- 
obachtet. 

Das  Skelett  besteht  im  Innern  aus  Hornfasern,  die  große  Style  und 
Amphioxe  in  einreihiger  Anordnung  enthalten.  Diese  Fasern  sind  in  der 
gewöhnlichen  Weise    zur   B)ildung  eines  Achsenstranges    verwebt  und  ent- 


384 


Ernst  Hentschel, 


seudeu  senkrechte  Ausläufer  nach  der  Oberfläche,  in  denen  die  großen 
hervorragenden  Style  stecken.  Diese  sind  an  der  Austrittsstelle  von  dichten 
Bündeln  zarter  schlanker  Style  umgeben.  Im 
Innern  liegen  lange  dünne  Nadeln,  wahrscheinlich 
Amphioxe,  zerstreut.  Acanthostyle  kommen  nicht 
vor. 

S  p  i  c  u  1  a :  Style,  meist  wenig  und  gleich- 
mäßig gekrümmt,  ziemlich  zylindrisch,  nach  der 
Basis  zu  etwas  verjüngt,  mit  kurzer  Spitze. 
Durchschnittliche  Länge  1160—1560  /<,  Dicke 
9-16  /<. 

Amphioxe,  schlank,  zylindrisch,  ge- 
krümmt, mit  kurzen,  zuweilen  abgestumpften 
oder  verkümmerten  Spitzen,  nicht  häufig.  Länge 
488 — 640  /<,  Dicke  9  /^i.  Ferner  wurden  einzelne 
ähnliche  Amphioxe  von  fast  doppelter  Länge 
(Dicke  14  ^<)  beobachtet. 

Style  der  Oberflächenbündel,  zart,  schlank, 
gerade,  langspitzig,  gegen  die  Basis  hin  ver- 
jüngt.    Länge  256—304  iti,  Dicke  2  /<. 

Amphioxe,  raphidenartig  dünn,  viel- 
leicht nur  Jugendform  der  eben  genannten 
Style. 

Fuiidnotiz:  Stat.  15,  Sharks  Bay,  nnö. 
der  Nord  spitze  von  Heirisson   Prong. 


12  V, 


18.  VI.  05. 


Felsboden  mit  Korallen,  11 
Ein  Stück. 

Bemerkung :  Bei  einer  so  charakteristischen 
Gattung  wie  RaspaiUa  kann  meines  Erachtens 
das  Fehlen  der  Dornstyle  allein  nicht  die  Ab- 
trennung von  Syringella  als  besondere  Gattung 
rechtfertigen.  Der  zweite  trennende  Charakter, 
den  Pick  (1905,  p.  18)  angibt,  nämlich  die 
wesentlich  geringere  Größe  der  Style,  trifft  in 
der  Tat  schon  bei  R.  (S.)  falcifera  Tops,  nicht 
zu  und  fehlt  ebenso  bei  der  neuen  hier  be- 
schriebenen Art.  Ich  betrachte  deshalb  Syringella  als  Untergattung.  R.  (S.) 
falcifera  unterscheidet  sich  von  E.  nuda  hauptsächlich  durch  die  sichel- 
förmige Krümmung  der  Stylenden.  Die  übrigen  Arten  der  Untergattung, 
zu  der  auch  R.  dicholoma  Whit.  gehört^  weichen  durch  die  geringere 
Größe  der  Style  ab. 


Fig.  52.  RaspaiUa  (Syrin- 
gella) nuda  n.  sp.  a  Großer 
Styl,  b  Amphiox.  c  Styl  des 
Dermulskeletls. 


Tetraxonida.  385 

Oatt.  Echinodictyuni  Ridl. 

Edponinae  mit  glatten  diaktinen  Nadeln  in  den  Fasern  und  bedornten 
mouaktinen,  oft  abgestumpften,  abstehenden  Nadeln,  dazu  oft  mit  schlanken, 
glatten  Stylen.     Die  Mikrosklere  fehlen. 

Außer  den  im  folgenden  behandelten  Arten  liegt  noch  ein  Schwamm 
vor,  der  auf  Stat.  55  (Bunbury-Bezirk)  am  Strande  gefunden  wurde  und 
stark  vom  Meere  ausgewaschen  ist.  Er  scheint  einer  neuen  Art  anzu- 
gehören, soll  aber  seiner  schlechten  Erhaltung  wegen  nur  kurz  erwähnt 
werden.  Hauptsächlich  ist  seine  Gestalt  charakteristisch :  Er  ist  fächer- 
förmig, auf  der  einen  Seite  mit  kurzen  Fortsätzen  und  Rippen  und  mit 
Osculis,  auf  der  anderen  Seite  unregelmäßig  gewellt.  Am  Rande  spaltet 
sich  der  Fächer  auf  lange  Strecken  in  zwei  Lamellen  oder  er  bildet  in  der 
Fächerebeue  plattgedrückte  Trichter.  Seine  Farbe  ist  hellbraun.  Die 
Amphioxe   messen  104—255  /<,   die  abgestumpften  Acauthostyle  72—80  i-i. 

Echi7iodictyuni  hilamellattmi  (Lam.)> 

1881  E.  hilamellatum  Ridley,  Journ.  Linn.  Soc.  Zool.,  XV,  p.  493,  tab.  28,  fig.  1—6. 

1882  Echinonema  vasiplicatum  Carter,  Ann.  Mag.  Nat.  Hist.  (5)  X,  p.  114. 

Die  schönen  und  auffallenden  Schwämme  dieser  Art  gehören  zu  den 
häufigsten  Erscheinungen  in  der  Sammlung  der  Hamburger  südwest- 
australischen Expedition.  Ihre  Gestalt  ist  im  einfachsten  Falle  breit  blatt- 
oder  fächerförmig,  häufiger  düten-  oder  kelchförmig,  mit  allen  Übergängen. 
Die  Kelchform  ist  gewöhnlich  kurzgestielt  und  flach,  doch  legt  sich  die 
Kelchwand,  zumal  bei  älteren,  größeren  Stücken,  oft  in  Längsfalten,  und 
diese  Faltung  kann  so  ausgedehnt  werden,  daß  der  ganze  Innenraum  durch 
die  vielfachen  Windungen  der  Kelchwand  völlig  ausgefüllt  wird.  Dabei 
kommt  es  vor,  daß  die  Falten,  wenn  sie  sehr  dichtgedrängt  liegen,  sich 
gegenseitig  berühren  und  zum  Teil  der  Länge  nach  verschmelzen,  so  daß 
sie  abgetrennte  schlanke  Kelche  oder  Röhren  bilden.  Im  allgemeinen 
haben  die  Schwämme  augenscheinlich  mit  einer  kleinen  Basalplatte  festen 
Gegenständen  aufgesessen.  Ein  Fall,  in  dem  ein  Stück  einen  anderen 
Schwamm  mit  wurzelartigen  Ausläufern  umgriff,  wurde  in  der  Beschreibung 
von  Spirnstrella  digitata  im  ersten  Teile  dieser  Arbeit  (Fauna  Südwest- 
Australiens,  Bd.  II,  p.  385)  bereits  erwähnt.  Ein  anderes  Stück  sitzt  in 
ähnlicher  Weise  auf  einer  großen  leeren  Seeigelschale  fest,  in  die  es  zu- 
gleich mit  seineu  Wurzeln  eindringt.  —  Die  Oberfläche  ist  innen  und  ge- 
wöhnlich auch  außen  glatt,  doch  können  sich  auf  der  äußeren  Seite  Aus- 
wüchse bilden,  sei  es  als  Knollen,  als  Längswülste,  als  abstehende  Blätter 
oder  als  taschenartige  Anhänge  der  Außenwand,  die  wie  Schwalbennester 
daran  angeklebt  zu  sein  scheinen.     Die  normale  Farbe  der  Schwämme  ist, 

Die  Fauna  Südwest-Australiens.     III.  -'^ 


386  Ernst  Hkntschel, 

sowohl  im  trockenen  Zustande  wie  im  Alkohol,  fast  schwarz  mit  einem 
schwachen  blauen  oder  violetten  Ton,  und  zwar  auf  der  Innenseite  dunkler 
als  außen,  doch  finden  sich  bei  den  vom  Meere  ausgeworfenen  und 
mazerierten,  vielleicht  auch  bei  noch  lebend  konservierten  Stücken,  alle 
Übergänge  bis  zu  heller  gelblich-grauer  Färbung.  Die  Farbe  ist  dunkler 
oder  heller  je  nach  der  Menge  eines  an  der  Oberfläche  abgelagerten 
körnigen  Pigments.     Oscula  konnte  ich  nirgends  mit  Sicherheit  feststellen. 

Das  Skelett  besteht  aus  Hauptfasern,  welche  in  der  Kelchwand  auf- 
steigen und  nach  den  Seiten  (der  Innen-  und  Außenseite)  hin  ausstrahlen, 
und  Verbindungsfasern,  die  meist  senkrecht  dazu  stehen.  Zuweilen,  be- 
sonders in  älteren  Teilen,  ist  allerdings  das  Skelett  auch  unregelmäßig. 
An  der  Oberfläche  enden  die  Hauptfasei-n  in  dichten  P»üscheln  von  Acantho- 
stylen,  oder,  wenn  eine  Verbindungsfaser  unmittelbar  an  der  Oberfläche 
hinzieht,  ist  diese  palisadenartig  dicht  mit  Acanthostylen  besetzt.  Zuweilen 
liegen  in  den  Maschen  große  Mengen  von  Nadeln  zerstreut.  Die  Fasern 
bestehen  aus  einem  dichtgepackten  Kern  von  Amphioxen,  der  von  einer 
Sponginhülle  umgeben  wird,  welche  an  ihrer  Außenseite  die  Acanthostyle 
trägt.  Diese  sind  meist  reichlich  vorhanden  und  weniger  als  eine,  oft  nur 
eine  halbe  Nadellänge  voneinander  entfernt,  zuweilen  aber  auch  recht 
selten.  Die  Dicke  der  Hauptfasern  beträgt  etwa  160 — 240  /<,  die  der 
Verbindungsfasern  80—120  //.  Ridley  bildet  (1.  c.  tab.  28,  fig.  2)  ein 
Stück  des  Skelettnetzes  ab,  an  dem  kein  Spongin  zu  sehen  ist.  Solche 
Stellen  kommen  auch  bei  meinen  Stücken  vor,  doch  ist  das  Gewöhnliche 
eine  mehr  oder  weniger  dicke  deutliche  Sponginhülle. 

Spicula:  Alle  Spicula  sind  ziemlich  variabel  in  der  Gestalt,  Größe 
und  bezw.  in  der  Stärke  der  Bedornung,  wenigstens,  wenn  man  den  ganzen 
Umfang  der  Art,  nicht  nur  ein  einzelnes  Stück  in  Betracht  zieht.  Die 
Style  sind,  wie  schon  Carter  angegeben  hat,  ziemlich  selten,  ja  sie  können 
ganz  fehlen. 

Amphioxe,  kleinere.     Länge  154  bis  etwa  260  //,  Dicke  5  —  8  /<. 

Amphioxe,  größere.     Länge  etwa  260—536  //,  Dicke  6—11  //. 

Acanthostyle:  Länge  80—120  //,  Dicke  6—8  //. 

Style:  Länge  214—464  //,  Dicke  2  //. 

Fuiidnotizen :  Stat.  1,  SharksBay,  n  w.  Mi d die  Bluff.  Felsboden 
mit  Korallen,  7-8  m;  21.  IX.  05.  Stat.  3,  Sharks  Bay,  ca.  3  Meilen 
nw.  Denham,  Sandboden  mit  reichem  Pflanzenwuchs,  3  m;  12.  VI.  05. 
Stat.  7,  Sharks  Bay,  ca.  2V2  Meilen  sw.  Denham.  Sand- und  Mud- 
boden  mit  Pflanzen,  3m;  10.  VI.  05.  Stat.  10,  SharksBay,  F  r  e  y  c  i  n  c  t 
Estuary,  östl.  Fahrwasser,  zwischen  Eagle  Bluff  und  Baba 
He  ad.  Sandboden  mit  Steinen  und  Algen,  7  —  11  m;  6.  IX.  05.  Stat.  16, 
Sharks    Bay,    nw.     Heirisson    Prong.       Felsboden    mit    Korallen, 


Tetraxonida.  387 

11— I2V2  m ;  13.  IX.  05.  Stat.  26,  S  h  a r  k  s  B  ay ,  S  u  n  d ay  I  s  1  a n  d.  Fels- 
boden mit  Korallen,  5V2— 6  m;  17.  VI.  05.  Stat.  28,  Sharks  Bay,  vor 
Brown  Station  (Dirk  Hartog).  Saudboden  mit  Pflanzen,  2—472  m; 
17.  VI.  05.  Stat.  33,  Gerald  ton  Bezirk,  Dongar  ra.  Meeresstrand, 
teils  angeschwemmt,  teils  an  Felsen.  Stat.  56,  Bunbury  Bezirk, 
Koombana  Bay,  6—7  Meilen  sw.  Bunbury.  Felsboden  mit  spär- 
lichem Pflanzenwuchs,  1472—18  m;  28.  VII.  05.  Ferner  mehrere  Stücke 
mit  dem  Fundort  „Sharks  Bay"  oder  ohne  genauere  Fundortsangabe 
(Südwest-Australien).      Im   ganzen    11  Stücke  in  Alkohol  und  6  trockene. 

Bemerkung:  Ich  halte  E.  hilamellatum  und  E.  vasiplicatum  für  syno- 
nym. Die  erste  Art  wurde  1881  von  Ridley,  die  zweite  1S82  von  Carter 
beschrieben.  Carter  kannte  augenscheinlich  PtiDLEYs  Beschreibung  nicht. 
Im  Jahre  1884  macht  Ridley  (Alert,  p.  456)  Bemerkungen  über  beide 
Arten,  aus  denen  hervorgeht,  daß  er  die  Gegenwart  oder  das  Fehlen  der 
schlanken,  zarten  Style  für  einen  zur  Artentrennung  genügenden  Unter- 
schied hielt.  Diese  Style  sind  niemals  häufig,  gewöhnlich  selten,  wenn  sie 
ganz  fehlen,  so  scheint  mir  das  nur  ein  Extremfall  in  der  Variabilität  der 
Art  zu  sein.  Übrigens  sagt  Ridley  1884  (Alert,  p.  455),  er  habe  derartige 
Style  auch  bei  einem  Exemplar  von  E.  hilamellatum  in  scheinbar  natür- 
licher Lage  als  fremden  Einschluß  gefunden.  Warum  soll  es  sich  da  nicht 
auch  um  eigene  Nadeln  gehandelt  haben?  Auch  die  Gestalt  von  E.  vasi- 
plicatum, nach  der  diese  Art  benannt  worden  ist,  kann  nicht  als  Unter- 
schied gelten,  da  alle  Übergänge  zu  der  typischen  Gestalt  von  E.  hila- 
mellatum vorkommen.  Ähulicli  verhält  es  sich  mit  der  Oberflächenbe- 
schatfenheit.  Auch  das  Vorhandensein  oder  Fehlen  der  Oscula  scheint 
mir  nicht  für  die  Unterscheidung  der  Arten  brauchbar  zu  sein. 

Es  sei  noch  bemerkt,  daß  der  bei  den  Fundnotizen  erwähnte  Schwamm 
von  Stat.  26  derjenige  ist,  welcher  mit  der  Spirastrella  digitata  zusammen- 
gewachsen war  und  im  ersten  Teil  dieser  Arbeit  (tab.  22,  fig.  7)  abgebildet 
wurde.  Durch  ein  Versehen  wurde  damals  als  Fundort  Stat.  1  anstatt 
Stat.  26  angegeben. 

Von  Stat.  9  der  Sharks  Bay  liegt  das  ausmazerierte  Skelett  eines 
fächerförmigen,  doch  etwas  eingebogenen  Schwammes  mit  starken  lappigen 
Fortsätzen  an  der  konvexen  Seite  vor,  der  möglicherweise  auch  zu  dieser 
Art  gehört. 

JEchinodictt/tiiu  nidtUus  n,  sp. 

Ein  kleiner,  etwa  schüsseiförmiger  oder  an  ein  Vogelnest  erinnernder 
Schwamm,  jedoch  nur  mit  flacher  Einsenkung  und  mit  kurzem  dicken  Fuß, 
so  daß  er  ziemlich  massig  aussieht.  Seine  Höhe  beträgt  3,  sein  Quer- 
durchmesser  bis    4   cm.      Seine   Oberfläche  ist   innen  wie  außen  ziemlich 

25* 


38g  Ernst  Hentschel, 

warzig  und  wulstig,  rauh,  im  Alkohol  von  schwarzer  Farbe  mit  schwachem 
blauen  oder  purpurnen  Ton,  gleich  der  Farbe  von  E.  hilamellntum.  In 
der  oberen  Einsenkung  befinden  sich  mehrere  Gruppen  von  Osculis,  deren 
größtes  fast  2  mm  weit  ist. 

Das  Skelett  besteht  aus  Hauptfasern,  deren  Dicke  etwa  20  Nadel- 
breiten erreicht,  und  dünneren  Verbindungsfasern,  die  meist  senkrecht 
dazu  stehen.  Spongin  ist  an  den  Fasern  kaum  zu  bemerken.  Die  ab- 
stehenden Acanthostyle  sind  ziemlich  reichlich  vorhanden.  Die  großen 
Style  liegen  zerstreut  in  den  Maschen  des  Skeletts,  die  kleinen  bilden  zum 
Teil  an  der  Oberfläche  ausstrahlende  Büschel,  zum  anderen  Teil  liegen  sie 
ebenfalls  zerstreut. 

Spicula:  Amphioxe,  ziemlich  schlank,  meist  zylindrisch,  gekrümmt, 
kurzspitzig.  Länge  16.S — 33ß  /.t,  Dicke  5—7  /<.  Vereinzelte  Amphioxe 
werden  bis  440  f.i  lang  und  bis  14  /^i  dick. 

Acanthostyle,  gerade,  mit  kaum  angeschwollener  Basis,  von  der 
Basis  an  gleichmäßig  veijüngt,  doch  am  Ende  abgestumpft.  Die  Dornen 
kräftig,  doch  nicht  so  lang  wie  die  halbe  Schaftdicke,  gleichmäßig  verteilt, 
in  der  Nähe  der  Spitze  nach  der  Basis  zurückgekrümmt.  Länge  72 — 97  /<. 
Dicke  6 — 9  /n. 

Style,  größere,  sehr  schlank  und  schwach  gekrümmt,  meist  ganz 
gleichmäßig  von  der  Basis  zur  Spitze  verjüngt.  Länge  (i08 — 1096  ^i, 
Dicke  8—10  /<. 

Style,  kleinere,  von  derselben  Form,  doch  wohl  nicht  als  Jugendformen 
zu  betrachten,  sondern  den  schlanken  Stylen  anderer  Echinodictyum-Anen 
entsprechend.     Länge  280—392  i^i,  Dicke  3 — 4  /.i. 

Fundnotiz:  Stat.  28,  Sharks  Bay.  vor  Brown  Station  (Dirk 
Hartog).  Sandboden  mit  Pflanzen,  2— 41/2  m;  17.  VI.  05.  Ein  Stück. 
Bemerkung:  Arten,  welche  wie  die  vorliegende.  Style  von  nahe  an 
1000  /i  Länge  besitzen,  sind  E.  pykei  Gart,  und  E.  clathratum  Dendy. 
Die  erstere  ist  unterschieden  durch  ihre  Gestalt,  ihre  größeren  Amphioxe 
und  das  Fehlen  der  kleinen  Style,  die  zweite,  welche  mit  der  neuen  Art 
den  Besitz  von  zwei  Stylformen  gemein  hat,  weicht  ebenfalls  in  der  Gestalt 
ab,  außerdem  wesentlich  durch  die  Zuspitzung  der  Acanthostyle,  welche 
hier  abgestumpft  sind.  Man  könnte  daran  denken,  daß  es  sich  hier  nur 
um  eine  Jugendform  von  E.  bilamellatum  handelt,  doch  müßte  man  dann 
erwarten,  daß  sich  die  großen  Style  auch  an  der  Basis  von  Stücken  dieser 
Art  finden,  was  nach  meinen  Erfahrungen  nicht  der  Fall  ist.  Immerhin 
werden  beide  Arten  sehr  nahe  verwandt  sein. 


Tetraxonida.  389 

Eclilnodictynni  clathrioides  ii.  sp. 

Die  Gestalt  der  Schwämme  dieser  Art  ist  fächerfciriuig,  oder  etwas 
(nicht  vollständig)  dütenartig  zusammengebogen,  kurz  gestielt,  ähnlich  wie 
bei  E.  hilamellaium.  Das  größte  Stück  ist  16  cm  hoch,  17  cm  breit  und 
etwa  1  cm  dick.  Der  Fächer  ist  von  zahlreichen  kleinen,  unregelmäßigen 
Löchern  durchbohrt,  die  man  gewöhnlich  erst  bei  durchfallendem  Licht 
deutlich  sieht,  deren  Lage  aber  an  der  Innen-(Vor(ler-)seite  durch  (rruben 
und  Vertiefungen  angedeutet  ist.  Der  Schwamm  macht  dadurch  den  Imu- 
druck  eines  ursprünglich  nach  Art  vieler  Clathrien  netz-  oder  gitterartig 
verzweigten  Gebildes,  dessen  Öffnungen  (Maschen)  bis  auf  geringe  Reste 
verschwunden  sind,  so  daß  nunmehr  der  Fächer  fast  dicht  erscheint.  Die 
Innenseite  hat  eine  unregelmäßige  Oberfläche,  sie  zeigt  häuflg  die  er- 
wähnten Löcher  und  dazwischen,  zumal  an  trockenen  Stücken,  das  zarte 
netzförmige  Leistenwerk.  Die  Außenseite  ist  dicht  und  gleichmäßig  bedeckt 
mit  Auswüchsen,  die  bis  1  cm  lang  werden,  vielfach  zerteilt  und  zerfasert 
sind  und  die  Oberfläche  gleichsam  wie  ein  Gestrüpp  bedecken.  Die  Farbe 
ist  im  Alkohol  rötlichgrau  oder  gelblichgrau,  an  vorspringenden  Kanten 
und  Ecken  oft  dunkelviolett,  im  trockenen  Zustande  innen  violettbraun, 
außen  gelblichbraun  oder  auch  innen  und  außen  violettbraun.  Die  Oscula 
sind  vielleicht  gruppenweise  auf  der  Innenseite  auftretende  Öffnungen,  die 
bis  zu  o  mm  weit  werden. 

Das  Skelett  ist  ein  großmaschiges  Netzwerk ,  das,  im  allgemeinen 
ziemlich  unregelmäßig,  doch  Neigung  dazu  zeigt,  sich  in  aufsteigenden 
Hauptfasern  und  schwächeren  Verbindungsfasern  anzuordnen.  Die  stärkeren 
Fasern  sind  bis  300  i-i  dick.  Sie  bestehen  aus  einem  festgepackten  Kern 
von  Amphioxen  und  einer  mehr  oder  sveniger  starken  Sponginhülle,  welche 
reichlich  Acanthostyle  trägt.  Die  Faser  ist  in  allem  der  von  E.  hUamellaium 
ähnlich,  doch  nicht  so  scharf  umschrieben  wie  dort.  Es  finden  sich  auch 
zahlreiche  zerstreute  Nadeln.  Die  Spiculation  gleicht  der  von  E.  hila- 
niellatum. 

Spicula:    Amphioxe,   kleinere,   Länge  160—272  //,   Dicke  5 — 6  //. 

Amphioxe,  größere,  Länge  376—592  |t/,  Dicke  10  /<. 

Acanthostyle,  Länge  60—10.5  ,«,  Dicke  4  jt/. 

Style.    Länge  320—400  ,u,  Dicke  2—4  //. 

Fundnotizen  :  Stat.  1,  S  h  a  r  k  s  B  a  y ,  n  w.  M  i  d  d  1  e  Bluff,  Fels- 
boden mit  Korallen,  7—8  m ;  21.  IX.  05.  Stat.  10,  S  h  a r  k  s  B  ay ,  F  r  e y  c  i  n  e  t 
Estuary,  östl.  Fahrwasser,  zwischen  Eagle  Bluff  und  Baba 
He  ad,  Sandboden  mit  Steinen  und  Algen,  7  —  11  m  ;  6.  IX.  05.  Dazu  ein  Stück 
ohne  genaueren  Fundort.     Im  ganzen  2  Stücke  in  Alkohol  und  2  trocken. 

Bemerkung:  Diese  Art  ist  besonders  durch  ihre  äußere  Erscheinung 
charakterisiert.     Dadurch  unterscheidet  sie  sich  z.  B.  von  E.  hilamellatum 


390 


EiiNST  Hentschel, 


(Lam.)  trotz  einer  fast  völligen  Übereinstimmung  der  Spiculation  sehr 
deutlich.  E.  flabellatum  Tops,  scheint  ihr  äußerlich  ähnlich  zu  sein,  hat 
aber  eine  andere  Spiculation.  E.  costiferum  Ridl.  steht  vielleicht  nahe 
genug,  daß  man  ihr  die  neue  Form  als  Varietät  angliedern  könnte.  Sie 
unterscheidet  sich  durch  die  Beschaffenheit  der  inneren  Obertiäche,  durch 
das  Fehlen  der  größeren  Amphioxe,  durch  die  Maße  der  Acanthostjle  und 
durch  den  Bau  des  Skeletts. 

JEchinodicti/uni  fruticosu/tn  ii.  sp. 

Textfigur  53. 
Dieser   Schwamm   ist  ein   buschiges   Gebilde   aus    aufstrebenden    und 
häufig   anastomosierenden    Zweigen,    die    hauptsächlich    aus   Skelettfasern 


Fig.  53.  Echinodictyum  fruti- 
cosum  n.  sp.  a  Ganzer  Schwamm 
in  nat.  Größe.  b  Acanthostyle. 
c  Styl,     d  Amphioxe. 


bestehen  und,  zumal  in  den  äußeren  Teilen  des  Schwammes,  durch  dünne 
Häute  verbunden  werden.  Der  Schwamm  ist  etwa  5  cm  hoch,  4  cm  breit 
und  3  cm  dick.  Die  Zweigenden  stehen  etwa  5—8  mm  voneinander  ent- 
fernt und  überragen  um  ebensoviel  die  zwischen  ihnen  ausgespannten  Häute. 
Diese  Häute  sind  völlig  glatt,  dagegen  die  Zweigenden  natürlich  rauh  und 
struppig.  Die  Farbe  der  Oberttäche  ist  infolge  reichlicher  Pigmentab- 
lagerung schwarz,  die  des  Inneren  dagegen  hell.  Oscula  wurden  nicht 
sicher  beobachtet. 

Das  Skelett  besteht  aus  dicken  Fasern,  die  bis  zu  20  Nadelbreiten 
messen.  Die  dichtgepackten  Amphioxe  werden  von  kaum  merklichem 
S[)ongin  umhüllt,  nur  an  der  Basis  der  Acanthostyle  wird  es  zuweilen  deutlich 


Tetraxonida.  391 

sichtbar.  Die  Acanthostyle  stehen  ziemlich  spärlich  und  unauffällig  senk- 
recht von  den  Fasern  ab.  Die  Fasern  bilden  dadurch,  daß  sie  sich  spalten 
und  wieder  vereinigen,  längliche  Maschen ,  sie  werden  aber  auch  durch 
senkrecht  zu  ihnen  gestellte  Querbrücken  verl)unden. 

Spicula:  Amphioxe,  ziemlich  schlank,  zylindrisch,  gekrümmt, 
kurzspitzig.     Länge  153—256  ,«,  Dicke  6—9  ,«. 

Acanthostyle.  Von  der  oft  etwas  verdickten  Basis  ab  bis  zur 
scharfen  Spitze  gleichmäßig  sich  verjüngend.  Die  Dornen  bedecken  den 
Schaft  gleichmäßig,  sie  sind  so  klein  und  so  wenig  zahlreich,  daß  die  Nadel 
mit  Ausnahme  der  etwas  stärker  bedornten  Basis  manchmal  fast  glatt 
erscheint.     Länge  83—96  /n,  Dicke  6—7  /^i. 

Style,  glatt,  schlank,  gekrümmt,  nach  der  Basis  ein  wenig  verjüngt, 
nicht  häutig.     Länge  253—306  //,  Dicke  1  /<. 

Fundiiotiz:  Stat.  23,  Sharks  Bay,  Eingang  zur  South 
Passage,  Felsboden  und  einzelne  Steine,  9  m;  16.  VL  05.    Ein  Stück. 

Bemerkung:  Diese  Art  ist  durch  die  äußere  Gestalt  und  den  Besitz 
von  nicht  abgestumpften  Acanthostylen  ähnlich  den  drei  Arten  E.  asperum 
R.  &  D.,  E.  cavernosum  Thiele  und  E.  clathratum  Dendy.  Die  erste 
Art  wird  u.  a.  durch  das  Fehlen  glatter  Style,  die  anderen  beiden  werden 
durch  die  Maße  der  Amphioxe,  bzw.  der  Style  von  der  neuen  Art  unter- 
schieden. 

Gratt.  Agplas  Duch.  iV  Mich. 

Ectyoninae,   deren  Hornfasern   meist   keine  Spicula  einschließen,   aber 

abstehende  Acanthostyle  tragen,  deren   Dornen   in  Ringen   um   den  Schaft 

angeordnet  sind. 

Agelas  axifera  ii.  sp. 

Textfigur  54. 
Die  typische  Gestalt  der  Schwämme  dieser  Art  scheint  kelchförmig  zu 
sein.  Das  größere  der  beiden  vorliegenden  Stücke  bildet  einen  etwa 
12  cm  hohen  und  bis  6  cm  weiten  kelchartigen  Körper  mit  etwa  V2  cm 
dicken  Wänden  und  unregelmäßigen  Zapfen  und  Septen,  die  von  der  Wand 
in  den  Innenraum  vorspringen.  An  der  Basis  des  Schwammes  sitzen  ein 
paar  Auswüchse,  von  denen  der  eine  ebenfalls  ausgehölilt  ist  und  tassen- 
artige Gestalt  hat.  Das  zweite  Stück  ist  niedrig  kelchförmig  mit  dicken 
Wänden  und  allseitig  plumpen  Vorwölbungen  und  Auswüchsen,  während 
die  Innenfläche  glatt  ist  und  wohl  von  einer  gleichmäßigen  Dermalmembran 
ausgekleidet  war.  Der  Schwammkörper  ist  nicht  gleichmäßig  dicht, 
sondern  er  erscheint  gebildet  aus  vielen  zusammengedrängten  Stücken,  er 
ist  infolgedessen  auch  an  manchen  Stellen  locker  und  durchbrochen.  Die 
Oberfläche  ist  an  den  getrockneten  Schwämmen  schlecht  erhalten.  Die 
Farbe  ist  hellbraun,   wo   die  Dermalmembran  noch  erhalten  ist,  rostbraun. 


J92 


Ernst  Hentschel. 


Das  Skelett  besteht  aus  einem  unregelmäßigen  Maschen  werk  nadel- 
freier Hornfasern   von   etwa  40  /<   Dicke.     Die   Maschenweite   beträgt  im 

Durchschnitt  vielleicht  320  ,t<. 
Außerdem  kommen  wenige 
Hauptfasern  von  doppelter  Dicke 
vor,  die  im  Zentrum  einen 
dichten  Nadelzug  enthalten. 
Diese  Achsennadeln  zeigen  eine 
einigermaßen  deutliche  fiedrige 
Anordnung.  Die  Zahl  der  ab- 
stehenden Nadeln  ist  gering,  im 
Durchschnitt  höchstens  eine  auf 
jede  Maschen  Seite.  Ferner  lie- 
gen Acanthostyle  im  Lumen  der 
Maschen  zerstreut. 

Spicula:  Acanthostyle 
mit  Dornenringen.    Sie  sind  ge- 
rade   oder    ganz    schwach    ge- 
krümmt, kurzspitzig,  am  breiten 
Ende  bald  mehr  gerundet,   bald 
mehr  abgestumpft,  oft  auch  mit 
einer    kurzen    Spitze    versehen. 
An  diese  letzte  Form  sind  wohl  anzuschließen   die 
auffallend    zahlreichen,     aber    immerhin     nur    als 
Nebenform  der  Style  anzusehenden  dornigen  Am- 
phioxe.     Die     Zahl     der     Dornenwirtel    ist    ge- 
wöhnlich   7 — 15.     Auf  jeden  Wirtel  kommen   nur 
5 — 6  Dornen.    Die  Dornen  erreichen  an  Höhe  etwa 
Vs    des    Schaftdurchmessers.      Länge    112 — 152  /^i, 
Dicke  5 — 7  /n  (mit  Dornen  bis  12  /.i). 

Fundnotiz:  Stat.  32,  Gerald  ton  Bezirk.  Champion  Bay. 
Meeresstrand,  2  trockene  Stücke. 

Bemerkung:  Die  einzige  indopacifische  Art,  welche  ähnliche  Spicula 
hat,  ist  A.  gracilis  Whit.  Von  ihr  unterscheidet  sich  die  vorliegende  neue 
Art  durch  die  Gestalt,  dadurch  daß  die  Acanthostyle  nicht  am  Ende  gerade 
abgeschnitten  sind  und  durch  den  Besitz  einer  Nadelachse  in  den  Haupt- 
fasern. 


Fig.  54.  Agelas 
axifera  n.  sp.  a  Ske- 
lettfasern, b  Acan- 
thostyl.  c  Acanthox. 


Ernst  Hextschel,  Tetraxonida.  393 


Literaturverzeichnis. 


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Part.  3. 
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KiRKPATRiCK,  1900,  Proc.  Zool.  Soc.  London,  1900. 
V.  Lendenfeld,  1888,  Cat.  Spong.  Aastral.  Mus.  Sydney. 
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RiDLEY  &  Dendy,  1887,  Rep.  Challenger,  Zool.,  Vol.  20. 
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— ,  1905,  Fauna  Chilensis,  Bd.  3  (Zool.  Jahrb.,  Abt.  Syst.,  Suppl.). 
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— ,  1904,  id.  Vol.  25. 

Whitelegge,  1901,  Rec.  Austr.  Mus.,  Vol.  4. 
— ,  1907,  Mera.  Austr.  Mus.,  Vol.  4. 


Verlas  ^'oii  OustaY  Fischer  in  Jena. 


/•.«Min   ronmAnin«      ^'«'^    ^^'^f-    Dr.   Freili.  Gustiiv  von   Diibeii.     Herausgegeben 

trania  Lapponica.    ^.^n    Prof.   Dr.   C.  a.  Sautesson.     Mit   einem  Vorwort   von 

Prof.  Dr.  G.  Retziiis.     1011.  Preis:  30  Mark. 

Ein  posthumes,  vom  Verfasser  nicht  vollendetes  Werk  erscheint  hier  mehrere 
Jahre  nach  seinem  Tode,  weil  die  Herausgabe  infolge  des  hervorragenden  Wertes 
dieser  Veröffentlichung  sich  empfiehlt.  Es  enthält  22  große  Foliotafeln  in  Stein- 
druck mit  Abbildungen  von  Lappenschädeln  in  natürlicher  Größe,  nebst  kurzem  Text 
in  englischer  Sprache  und  Tabellen  von  Messungen  an  denselben  Schädeln. 

Von  diesem  Werke,  dessen  Tafeln  schon  vor  etwa  drei  Dezennien  gedruckt 
wurden,  konnte  nur  eine  beschränkte  Anzahl  unbeschädigter  Exemplare  hergestellt 
werden.  Da  die  Originalschädel  bei  einer  Feuersbrunst  im  anatomischen  Museum 
des  Carolinischen  Instituts  zu  Stockholm  fast  alle  zerstört  worden  sind,  so  ist  hier 
ein  seltenes,  ja  unwiederbringliches  Material  wenigstens  in  wissenschaftlich  genauer 
bildlicher  Wiedergabe  erhalten  geblieben.  Bei  dem  hohen  anthropologisch- ana- 
tomischen und  ethnographischen  Interesse,  welches  dem  eigentümlichen  Lappenvolk 
mit  Recht  entgegengebracht  wird,  werden  daher  diese  Tafeln  von  den  Anatomen, 
Anthropologen,  Ethnographen,  Historikern  und  Zoologen  wegen  ihres  hohen  Wertes 
geschätzt  werden. 

Die  Tafeln  mit  dem  Text  werden  nun,  soweit  sie  hinreichen,  zu  einem  Preis 
von  30  Mark  angeboten. 

ni<v.Mti«AMiaV.A«  ««c  n«»i<«M  Neue  Studien  zur  Soziologie  der  Tiere.  Zugleich 
TermitenleDen  auf  Ceylon.  ^^^  Kapitel:  Kolonialer  Forstentomologie  von 
K.  Escherich,  Dr.  med.  et  phil.  o.  Professor  der  Zoologie  an  der  Forstakademie 
Tharandt.  Mit  einem  systematischen  Anhang.  Mit  Beiträgen  von  A.  Forel, 
Nils  Holmgren,  W.  Michaelsen,  F.  Schimmer,  F.  Silvestri  und 
E.  Wasmann.    Mit  3  Tafeln  und  68  Abbildungen  im  Text.     1910. 

Preis:  6  Mark  50  Pf.,  geb.  7  Mark  50  Pf. 
Inhaltsverzeichnis:  Einleitung.  Die  Reise.  I.  Die  llü^elbaiier.  Die  Termiten 
hügei.  Die  Hügelbewohner.  Hügelgenese,  Baumethode  usw.  —  II.  Die  Kartontabrikanten. 
Die  „schwarze"  oder  die  ,,Kot-Termite".  Die  Galerietermite.  Die  übrigen  Eutermes.  - 
III.  Verschiedene  Beobacbtung^eu  uud  Versuche  im  Laboratorium  usw.  Beobach- 
tungen an  Königinnen.  Kämpfe.  Versuche  über  Lichtempfindlichkeit.  —  IV.  Okouomisches. 
Systematischer  Anhang.  I.  Ceylon-Termiten  von  Nils  Holmgren.  II.  Ameisen 
von  Ceylon  von  Prof.  A.  Forel.  III.  Termitophile  Coleopteren  aus  Ceylon  von 
E.  Wasmann  S.  J.  IV.  Myrmecophila  Escherichi ,  eine  neue  termitophile 
Ameisengrille  von  Dr.  F.  Schimmer.  V.  Beschreibung  der  von  K.  Escherich 
auf  Ceylon  gesammelten  termitophilen  Thysanuren,  Myriapoden,  sowie  einer 
unbekannten  mimetischen,  termitophilen  Coleopterenlarve  von  Prof.  F.  Silvestri. 
VI.  Notoscolex  termiticola  Milch,  (ein  termitophiler  Regenwurm)  von  Prof.  W. 
Michaelsen. 
Entomologische  Zeitschrift,  Nr.  47  vom  25.  Februar  1911: 

In  der  kurzen,  klaren  und  bestimmten  Form,  in  der  Verfasser  es  versteht  seine 
Erfahrungen  darzustellen,  ist  das  Buch  nicht  nur  dem  Entomologen  ein  leicht  durch- 
zuarbeitendes Lehrbuch,  um  dazu  beizutragen,  daß  die  Termitenbiologie  immer  mehr 
und  mehr  ausgebaut  wird,  sondern  es  ist  auch  jedem  Naturfreund  und  Tiergeograph 
als  sehr  interessanter  Unterhaltungsstoff  zu  empfehlen. 

Bau  und  Entstehung  der  Wlrbelüergelenke.    SioSsÄÄ.rg. 

Von   Dr.  med.  Wiih.  Luboscli,   a.  o.  Prof.  der  Anatomie   an  der  Universität  Jena. 

Mit  230  Abbildungen  im  Text  und  10  lithographischen  Tafeln.   1910.  Preis:  27  Mark. 
Anatom.  Anzeiger  Bd.  38,  Nr.  2/3  vom  10.  .lanuar  1911: 

.  .  .  Das  Werk  ist  sehr  klar  und  fließend  geschrieben  und  mit  zahlreichen  schönen 
Abbildungen  im  Text  und  prachtvollen  farbigen  Tafeln  glänzend  ausgestattet.  Die 
gesamte  Literatur  ist  in  umfassender  Weise  umsichtig  und  kritisch  verarbeitet. 
,  .  .  Man  kann  es  eher  als  einen  Nutzen  des  vorliegenden  außerordentlich  fleißigen 
und  gewissenhaften  Werkes  betrachten,  daß  durch  dasselbe  klarer  gezeigt  wird,  wo  und 
wie  die  entwicklungsmechanische  Forschung  auf  dem  Gebiete  der  Gelenkbildung 
einzusetzen  hat,  und  wie  viel  da  noch  zu  tun  übrig  bleibt.  Strasser. 

Vergleichende  Anatomie  des  menschlichen  Gebisses  und  der  Zähne 

j*-   fr«.4.»k..»4.^»      '^'^on  Dr.  Paul  de  Terra,    vorm.    Zahnarzt   in    Zürich.     JNIit 
der    VerteDraien.    200  Textabbildungen.    1911.    Preis:  12  Mark,  geb.  13  Mark. 
Anatom.  Anzeiger  Bd.  38,  Nr.  12/13  vom  17.  Februar  1911: 

Verf.,  früher  Zahnarzt  in  Zürich,  füllt  eine  in  der  deutschen  odontologischen 
Literatur  seit  langem  empfundene  Lücke  aus,  indem  er  eine  umfassende  Darstellung 
des  Zahnsystems  der  Wirbeltiere  auf  phylogenetischer  Basis  gibt.  Angesichts  der 
zahlreichen,  noch  strittigen  Fragen  auf  diesem  Gebiete  ist  es  schwierig,  schon  heute 
ein  eigentliches  Lehrbuch  zu  schreiben.  Trotzdem  hat  der  Verf.  versucht,  eine 
zusammenhängende  und  übersichtliche  Darstellung  der  neueren  und  neuesten 
Forschungsergebnisse  zu  liefern.  Dieser  Versuch  ist  als  ein  wohlgelungrner  zu 
bezeichnen. 


Verlas  yon  GriistaT  Fischer  in  Jena. 


Die  Süßwasserfauna  Deutschlands. 

Eine  Exkursionsfauna. 

Herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  BRAUER  (Berlin). 

Einteilung: 

Heft    1:    Mammalia,  Aves,  Reptilia,   Ainplübia,  Pisees.     Von  P.  Matschie, 

A.  Reich enow,   G.  Tornier,   P.  Pappenheim.     Mit  178  Figuren 

im  Text.     1909.  Preis:  5  Mark,  geb.  b  Mark  50  Pf. 

Heft2A:    Diptera.     Zweiflügler.     Von    Dr.  K.  Grünberg.     I.   Teil:    Diptera 

exkl.  Tendipedidae  (Chironomidae).    Mit  348  Figuren  im  Text.    1910. 

Preis:  6  Mark  50  Pf.,  geb.  7  Mark  20  Pf. 

Heft 3/4:    Coleoptera.     Von   Edmund    Reitter.      Mit   101    Figuren   im    Text. 

1909.     Preis:  5  Mark,  geb.  5  Mark  50  Pf. 
Heft  5/6:    Trichoptera.     Von  Georg  Ulm  er.    Mit  4b7  Figuren  im  Text.     1909. 

Preis:  6  Mark  50  Pf.,  geb.  7  Mark  20  Pf. 

Heft    7:    Collembola,  Neuroptera,  Hymenoptera,  Rhynchota.     Von  R.  und  H. 

Heymons   und   Th.    Kuhlgatz.     Mit   111  Figuren  im  Text.     1909. 

Preis :  2  Mark  40  Pf.,  geb.  3  Mark. 
Heft    8:    Ephemerid.ne,   Plecoptera   iiud  Lepidoptera.     Von   Fr.  Klapälek, 
K.  Grünberg.    Mit  260  Figuren  im  Text.     1909. 

Preis:  4  Mark,  geb.  4  Mark  50  Pf. 
Heft    9:    Odonata.    VonF.  Ris.     Mit  79  Figuren  im  Text.     1909. 

Preis:  2  Mark,  geb.  2  Mark  50  Pf. 
Heft  10:     Phyllopoda.     Von  L.Keil  hack.     Mit  265  Figuren  im  Text.     1909. 

Preis:  3  Mark,  geb.  3  Mark  50  Pf. 

Heft  11:    Copepoda,   Ostraeoda,    Malacostraca.    Von  C.  van  Douwe,  Eugen 

Neresheimer,    V.  Vävra,    Ludwig  Keil  hack.      Mit  505  Figuren 

im  Text.     1909.  Preis:  3  Mark  50  Pf. 

Heft  12:    Araneae,    Acarina    und    Tardigrada.      Von   Friedrich   Da  hl,   F. 

Koenike  und  A.Brauer.    Mit  280  Figuren  im  Text.     1909, 

Preis:  4  Mark,  geb.  4  Mark  50  Pf. 
Heft  13:    Oligocliaeta  und  Hirudinea.    Von  Prof.  Dr.  ^Y.  Michaelsen,  Dr.  L. 
Johansson.     Mit  144  Figuren  im  Text.     1909. 

Preis:  1  Mark  60  Pf.,  geb.  2  Mark. 

Heft  14:    Rotatoria  und  Gastrotricha.    (In  Vorbereitung.) 

Heft  15:    Nematodes,  Oordiidae  und  Mermithidae.  Von  Dr.  L  A.  Jägerskiöld, 

Dr.  von  Li n stow,  Dr.  R.  Hartmeyer.    Mit   1.55  l*iguren  im  Text. 

1909.     Preis:  1  Mark  80  Pf.,  geb.  2  Mark  20  Pf. 

Heft  16:     Veanthocephalen.    Register  der  Acantliocephalen  und  parasitischen 

liattwürmer,  geordnet  nach  ihren  Wirten.   Bearbeitet  von  Max  L  ü  h  e. 

Mit  87  Abbildungen  im  Text.     1911.     Preis:  3  Mark,  geb.  3  Mark  50  Pf. 

Heft  17:    Parasitische  Plattwürmer  I:  Trematodes.   Von  Max  Luhe.    Mit  188 

I'iguren  im  Text.     1909.  Preis:  5  Mark,  geb.  5  Mk.  50  Pf. 

Heft  18:    Parasitisclie  Plattwürmer  II:   Cestodes.    Von  Max  Luhe.    Mit  174 

Figuren  im  Text.     1910.  Preis:  4  Mark,  geh   4  Mark  50  Pf. 

Heft  19:    Mollusca,  Nemertini,  Bryozoa,  Turbellaria,  Trieladida,  Spongillidae, 

Hydrozoa.      Von    Joh.    Thiele,     R.   Hartmeyer,    L.    von    Graff, 

L.  Böhmig,  W.  Weltner,  A.  Brauer.     Mit  346  Figuren   im  Text. 

1909.     PreM:  4  Mark,  geb.  4  Mark  50  Pf. 

Die  „Süßwasserfauna  Deutschlands"  soll  eine  vollständio;e  Exkursionsfauna 
der  deutschen  Binnengewässer  darstellen.    Jedes  Heft  ist  einzeln  käuflich. 

Zoologisches  Centralblatt.     1910,  Nr.  13/14: 

Für  den  Gebrauch  auf  Exkursionen  und  im  Laboratorium  fehlte  bisher  ein 
alle  Insektenordnungen  umfassendes  handliches  Werk  für  die  Bestimmung  der 
Imagines  und  Entwicklungszustände.  Die  Namen  der  Bearbeiter  der  vorliegenden 
Heftchen  bürgen  von  vornherein  für  den  wissenschaftlichen  Wert  des  Werkes  und 
auch  in  praktischer  Beziehung  ist  allen  Anforderungen  Genüge  geleistet  worden, 
indem  die  Bestiramungstabellen  übersichtlich,  die  Diagnosen  sehr  ausführlich  verfaßt 
sind.  Eine  große  Menge  im  Text  zerstreuter  Abbildungen  geben  ein  gutes  Bild 
von  dem  ganzen  Habitus,  wie  auch  von  den  systematisch  wichtigen  Einzelheiten  des 
Baues,  namentlich  von  den  sekundären  Geschlechtsmerkmalen.  .  .  .  Der  Preis  der 
einzelnen  Hefte  ist  allgemein  zugänglich,  die  Ausstattung  gut  und  bequem  (Taschen- 
format). N.  V.  A  d  e  1  u  n  g  (St.  Petersburg). 

Frommannsche  Buchdruckerei  (Hermann  Pöble)  in  Jena.