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Full text of "Die forstinsekten Mitteleuropas. Ein lehr- und handbuch"

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THIS  BOOK  IS  DUE  ON  THE  DATE 
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Die 

Forstinsekien  Mitteleuropas 

Ein  Lehr-  und  Handbuch 

von 

K.  Escherich, 

Dr.  med.  et  phil.,  o.  ü.  Professor  an  der  Universität  München. 

Als  Neuauflage  von 

Judelcli-Nitsche,  Lehrbuch  der  mitteleuropäischen  Forstinsektenkunde 

bearbeitet. 


Zweiter   Band. 

Spezieller  Teil.     Erste  Abteilung. 

Die  „Urinsekten"  (Anamerentoma  und  Thysanuroidea),  die  „Geradflügler'* 
(Orthopteroidea  und  Amphibiotica),  die„Netzflügler"(Neuropteroidea)  und  die  Käfer 
(Coleopteroidea).     Systematik,    Biologie,    forstliches  Verhalten  und   Bekämpfung. 

Mit  335  Textabbildungen. 


BERLIN 
Verlagsbuchhandlung  Paul  Parey 

Vorlag  für  Landwirtschaft,   Gartenbau  und  Forstwesen 

S\V.  11,  Hedemannstraße  10  u.  11 
1923. 


Alle  Rechte,  auch  das  der  Übersetzung,  vorbehalten. 


Dem  Andenken 
J.  T.  C  Ratzeburgs, 

des  Altmeisters  und  Begründers 

der 

angewandten  Entomologie. 


Yorwort 


Fast  lo  Jahre  sind  vergangen  seit  Erscheinen  des  ersten  Bandes  —  Jahre 
größter  weltgeschichtHcher  Ereignisse  und  Erschütterungen.  Machten  schon  diese 
eine  längere  geistige  Konzentrierung  unmöglich,  so  traten  weitere  Störungen  ein 
durch  zweimalige  Berufungen  des  Verfassers  (nach  Karlsruhe  und  nach  München), 
deren  Begleiterscheinungen,  wie  die  dadurch  stets  notwendige  innere  und  äußere 
Neueinstellung  usw.,  längere  Zeit  die  Bearbeitung  der  „Forstinsekten"  in  den 
Hintergrund  drängten.  Dazu  kamen  noch  andere  Aufgaben,  wie  die  Herausgabe 
der  2.  Auflage  des  Ameisenbuches,  die  Gründung  der  Zeitschrift  für  angewandte 
Entomologie,  der  Ausbau  der  Deutschen  Gesellschaft  für  angewandte  Entomologie, 
die  Gründung  des  Forschungsinstitutes  für  angewandte  Zoologie  usw.,  die  immer 
und  immer  wieder  kürzere  oder  längere  Unterbrechungen  der  schon  zu  Anfang 
19 14  begonnenen  Arbeit  am  2.  Band  bedingten.  Die  lange  Pause  im  Erscheinen 
des  Werkes  hatte  aber  auch  ihr  Gutes.  Einmal  ist  der  Verfasser  in  dieser  Zeit 
um  viele  Erfahrungen  reicher  geworden,  sodann  sind  im  letzten  Dezennium  eine 
Reihe  wichtiger  Arbeiten  erschienen,  die  noch  Verwendung  finden  konnten. 

Auch  der  2.  Band  ist  wie  der  erste  von  Grund  auf  neu  bearbeitet.  Dabei 
habe  ich  in  erster  Linie  nach  möglichster  Vollständigkeit  und  sodann 
nach  größter  Übersichtlichkeit  gestrebt.  Alle  irgendwie  für  den  Forstmann 
in  Betracht  kommenden  Arten  wurden  berücksichtigt,  auch  solche,  deren  forst- 
liche Bedeutung  heute  noch  nicht  klar  ist,  wenn  bei  ihnen  nur  die  Möglichkeit 
gegeben  ist,  daß  sie  bei  der  Erhaltung  des  organischen  Gleichgewichtes  bezw.  der 
Niederhaltung  der  Schädlinge  irgend  eine  Rolle  spielen  können.  Man  findet  daher 
eine  Reihe  von  Insekten,  vor  allem  Käfer,  genannt,  behandelt  und  abgebildet, 
die  man  sonst  in  forstentomologischen  Büchern  nicht  zu  suchen  gewohnt  ist. 

Die  Literatur  wurde,  insofern  sie  wesentliches  enthält,  in  weitgehendstem 
Maße  berücksichtigt  und  am  Schluß  jedes  größeren  Abschnittes  in  alphabetischer 
Reihenfolge  aufgeführt.  Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  sind  die  großen 
forstentomologischen  Werke  nicht  immer  wieder  in  jedem  Literaturverzeichnis  be- 
sonders genannt.  Wo  bei  diesen  Autorennamen  in  Klammer  eine  Seitenzahl  bei- 
gefügt ist,  bezieht  sich  diese  auf  das  Hauptwerk.  Es  handelt  sich  um  die  Werke 
von  Alt  um  (Forstzoologie  Bd.  HI,  1881),  Barbey  (Traite  d'entom.  forest.  1912), 
Eckstein  (Technik  des  Forstschutzes,  2,  Aufl.  1915),  Judeich-Nitsche  (Lehr- 
buch   der    mitteleuropäischen    Forstinsekten   1895),    Nüßlin  (Leitfaden,    3.  Aufl. 


VI  Vorwort. 

1922),  Nördlinger  (Lebensweise  von  Forstkerfen,  1880),  Ratzeburg  (bei  diesem 
bedeutet  ,,F."  die  Forstinsekten  2.  Auflage,  1839,  ^^^  n^-"  ^^  Waldverderbnis,  1866). 

Einige  der  wichtigsten  Abschnitte,  wie  den  über  die  Maikäfer  und  über 
den  Rüsselkäfer,  habe  ich  an  Kollegen  zur  Durchsicht  gesandt,  die  besonders 
große  Erfahrungen  auf  diesen  Gebieten  besitzen,  ersteren  an  Herrn  Dr.  Zweigelt 
in  Klosterneuburg,  letzteren  an  Herrn  Geh.-Rat  Prof.  Dr.  Eckstein  in  Ebers- 
walde. Beide  haben  sich  der  Arbeit  bereitwilligst  unterzogen.  Herr  Dr.  Zwei  gelt 
hat  auch  verschiedene  noch  unveröffentlichte  Forschungsergebnisse  beigefügt,  so 
daß  die  Darstellung  über  die  Generation  und  Flugjahre  der  Maikäfer  dem  neuesten 
Stand  der  Wissenschaft  Rechnung  trägt.  Auch  die  Herren  Prof.  Dr.  Wolff  und 
Dr.  A.  Krauße  (Eberswalde),  sowie  Herr  Forstmeister  Fr.Scheidter  (München) 
haben  mir  einige  Beobachtungen,  vor  allem  über  Borkenkäfer,  zur  Benützung 
überlassen;  letzterer  hat  außerdem  den  Text  zur  Bestimmungstabelle  der  Borken- 
käfer zusammengestellt. 

Die  Übersichtlichkeit  suchte  ich  durch  scharfe  Gliederung  teils  nach 
systematischen,  teils  nach  biologisch-forstlichen  Gesichtspunkten,  ferner  durch  je- 
weilige Trennung  des  systematischen  und  biologischen  Teils,  durch  möglichst 
reichliche  Anwendung  dichotomischer  Tabellen,  durch  verschiedene  Druckarten  usw. 
so  gut  als  irgend  möglich  zu  erzielen. 

,  Eines  der  unerfreulichsten  Kapitel  ist  die  Nomenklatur,  die  heute  bei- 
nahe nicht  mehr  ein  Mittel  zur  Verständigung  darstellt,  sondern  sich  im  Gegen- 
teil zu  einem  Mittel,  die  Verständigung  möglichst  zu  erschweren  und  Verwirrung 
zu  stiften,  ausgewachsen  hat.  Hat  es  z.  B.  irgend  einen  Zweck,  die  Maulwurfs- 
grille, die  seit  urdenklichen  Zeiten  Gryllotalpa  vulgaris  geheißen  hat,  auf  einmal 
Curtilla  gryllotalpa  zu  nennen?  Ich  stimme  Handlirsch  vollkommen  zu,  wenn 
er  sagt:  ,,Nomenklatur  ist  nicht  Selbstzweck,  sondern  nur  ein  Mittel  zur  Ver- 
ständigung der  Systematik,  und  muß  daher  der  letzteren  stets  untergeordnet 
bleiben.  Die  Nomenklaturregeln  sollen  die  Aufstellung  unnützer  neuer  Namen 
tunlichst  hintanhalten  und  Änderungen  gebräuchlicher,  alteingebürgerter 
Namen  nur  in  ganz  exzeptionellen  und  unvermeidlichen  Fällen  ge- 
statten." i)  Ich  habe  diesen  Standpunkt  in  dem  2.  Band,  soweit  irgend  möglich, 
durchgeführt,  in  der  Meinung,  daß  wir  angewandten  Zoologen  in  erhöhtem 
Maße  die  Pflicht  haben,  uns  von  der  sportmäßigen  Handhabung  der  Nomen- 
klatur fernzuhalten  und  alteingebürgerte  Namen  beizubehalten,  solange  keine  ab- 
solut zwingenden  Gründe  eine  Änderung  notwendig  machen  (siehe  hierüber  auch 
meine  Ausführungen  im  I.  Band  S.  397 — 401). 

Großen  Wert  legte  ich  auch  auf  ein  gutes  und  reiches  Abbildungs- 
material. Die  meisten  der  in  diesem  Bande  behandelten  Insekten  sind  bildlich 
dargestellt,  ebenso  wo  irgend  angängig  die  Fraßformen.  Der  größte  Teil  der 
Abbildungen  ist  neu.  Ich  wurde  dabei  von  allen  Seiten  in  der  liebenswürdigsten 
und    tatkräftigsten    Weise    unterstützt.      In    erster    Linie    nenne    ich    hier    Herrn 


*)  Auch  auf  dem  letzten  internationalen  Zoologenkongreß  in  Monaco  (191 3)  wurde  dieser 
Standpunkt  vertreten. 


Vorwort.  VII 

E.  O.  Engel,  der,  sowohl  ausgezeichneter  Entomologe  als  auch  Kunstmaler,  die 
zahlreichen  vorzüglichen  Bilder  der  verschiedenen  Orthopteren-  und  Coleopteren- 
Imagines  gezeichnet  hat.  Sodann  erhielt  ich  eine  Reihe  sehr  schöner  photo- 
graphischer Vorlagen  (hauptsächlich  Fraßbilder  von  Rüssel-  und  Borkenkäfern) 
von  Herrn  Forstmeister  Franz  Scheidter;  an  der  Herstellung  der  photo- 
grapischen  Aufnahmen  beteiligten  sich  ferner  Herr  Präparator  Seiff  und  mein 
ehemaliger  Schüler  Pillai.  Verschiedene  Zeichnungen  verdanke  ich  des  weiteren 
Herrn  Priv.-Doz.  Dr.  M.  Dingler  (vor  allem  die  Übersichtsbilder  Abb.  265  u.  288), 
Herrn  Prof.  Dr.  Zirngiebel  (Abb.  45)  und  Herrn  Dr.  Liebermann.  Einige 
Autoren  haben  mir  von  ihren  bereits  veröffentlichten  Abbildungen  die  Vorlagen 
zur  Herstellung  der  Klischees  überlassen,  wie  Herr  Professor  Dr.  J.  Trägärdh, 
Herr  Dr.  Kemner  und  Herr  Dr.  Spessivtseff  (sämtliche  an  der  schwedischen 
Versuchsstation)  und  Professor  Seitner  in  Wien. 

Ganz  wesentlich  gefördert  wurde  die  bildliche  Ausstattung  noch  dadurch, 
daß  uns  von  verschiedenen  Seiten  die  wertvollen  Klischees  selbst  überlassen 
wurden,  so  von  Herrn  Professor  Dr.  J.  Trägärdh,  der  die  Klischees  zu  den 
Abbildungen  199  A,  202,  212  A,  212  B,  266,  267,  268,  269  A  und  269  B 
lieferte,  von  Herrn  Forstmeister  Scheidter,  dem  wir  die  Klischees  zu  den  Ab- 
bildungen 161  A— C,  193  A,  253,  254,  255,  314,  315,  317  und  318  verdanken 
und  von  der  forstlichen  Versuchsanstalt  in  Zürich,  die  uns  die  Klischees 
zu   der  Abbildung  285   zur  Verfügung  stellte. 

Natürlich  gebot  die  gegenwärtige  große  Not  Deutschlands  überall,  wo 
bereits  einigermaßen  brauchbare  Abbildungen  in  anderen,  vor  allem  im  gleichen 
Verlag  erschienenen  Werken  vorhanden  waren,  diese  soviel  als  möglich  zu  ver- 
wenden, selbst  da,  wo  mir  bessere  Bilder  zur  Verfügung  gestanden  wären  bezw. 
es  ein  Leichtes  gewesen  wäre,  nach  vorhandenen  Fraßstücken  bessere  Vorlagen 
herzustellen.  So  wird  man  eine  größere  Anzahl  bereits  bekannter  Abbildungen 
aus  dem  Nüßlinschen  Leitfaden,  der  Ecksteinschen  „Forstzoologie"  und  vor 
allem  aus  den  Koch  sehen   Bestimmungstabellen  hier  wieder  finden. 

Wenn  trotz  der  vielen  Mühe,  die  auf  das  Werk  verwendet  ist,  trotz  des 
ehrlichen  Strebens  des  Verfassers,  überall  größte  Objektivität  zu  wahren,  trotz  der 
reichen  Unterstützung  von  allen  Seiten  und  trotz  der  großen  Opfer,  die  der 
Verlag  gebracht  hat,  manche  Mängel  dem  Buch  anhaften,  so  möge  man  erstens 
den  ungeheuren  Stoff  berücksichtigen,  der  zu  bewältigen  war,  und  zweitens 
die  traurigen  Zeitumstände  in  Deutschland,  die  auch  auf  die  geistige  Arbeit  ihre 
Schatten  geworfen  und  die  helle  Begeisterung,  die  ehemals  unsere  Arbeit  erfüllte, 
etwas  gedämpft  haben. 

Ich  hoffe  aber  trotzdem  mit  dem  2.  Band  ein  dem  modernen  Geiste  unserer 
Wissenschaft  entsprechendes  Werk  geschaffen  zu  haben,  in  dem  sowohl  der  Prak- 
tiker über  alle  ihn  berührenden  Fragen  Aufschluß  findet,  als  auch  der  wissen- 
schaftlich arbeitende  Zoologe  und  vor  allem  der  angewandte  Entomologe  Anregung 
zu  neuen  Forschungen  erhalten  wird.  Möge  der  2.  Band  die  gleiche  günstige 
Aufnahme  finden  wie  der  erste! 


VlII  Vorwort. 

Hier  sei  mir  gestattet,  einen  Gedanken  auszusprechen,  der  mich  schon  bei 
der  Bearbeitung  dieses  Bandes  oft  bewegt  hat  und  mich  in  der  letzten  Zeit 
geradezu  mit  schwerer  Sorge  erfüllt  —  die  Frage  nämlich,  ob  es  uns  gelingen 
wird,  angesichts  der  traurigen  Zustände  unseres  Vaterlandes  die  führende  Stellung, 
die  wir  seit  Ratzeburg  in  der  Forstentomologie  unbestritten  innehatten,  auch 
fernerhin  zu  bewahren?  Die  Sorge  ist  für  den,  der  scharf  zu  sehen  vermag, 
glaube  ich,  nicht  unberechtigt.  Man  beachte  nur  die  ausgezeichneten  Leistungen 
der  schwedischen  angewandten  Entomologen  unter  Führung  Trägärdhs,  die  im 
vorliegenden  Bande  augenfällig  in  Erscheinung  treten!  Mit  verdoppelter  Kraft 
arbeiten,  nicht  in  Kleinlichkeiten  sich  verlieren,  den  Blick  auf  große  Ziele 
richten,  die  tieferen  Zusammenhänge  in  der  Lebensgemeinschaft  des  Waldes  und 
deren  Abhängigkeit  von  äußeren  Faktoren  zu  erkennen  suchen  —  so  lautet  die 
Forderung  des  Tages !  Dies  rufe  ich  vor  allem  der  jüngeren  Generation  in  unserer 
Wissenschaft  zu! 

Es  obliegt  mir  nur  noch  die  angenehme  Pflicht,  allen  den  oben  genannten 
Kollegen,  die  am  Zustandekommen  des  Werkes  teilhaben,  meinen  herzlichsten 
Dank  für  ihre  treue,  uneigennützige  Mitarbeit  auszusprechen.  Ganz  besonderen 
Dank  schulde  ich  noch  Herrn  Priv.-Doz.  Dr.  M.  Dingler  und  Herrn  Präparator 
W.  Seiff,  die  mich  beim  Lesen  der  Korrekturen  stets  hilfsbereit  unterstützt  und 
die  sich  außerdem  der  großen  Mühe  der  Herstellung  des  umfangreichen  Registers 
unterzogen  haben. 

Endlich  habe  ich  noch  zu  danken  dem  Verleger,  der  trotz  der  schwierigen 
Zeitverhältnisse  das  Werk  in  so  würdiger  Ausstattung  herausgegeben  hat  und 
dessen  Unternehmermut  aufrichtige  Bewunderung  verdient. 

München,  zur  Zeit  der  Sonnenwende   1923. 

K.  Escherich. 


Inhalt  des  zweiten  Bandes. 


Seite 


I.  Unterklasse:  Anamerentoma ^ 

Ordnung :  Collembola  (Springschwänze) ' 

II.  Unterklasse:  Holomerentoma 3 

Ordnungsgruppe  Thysannroidea 3 

Ordnungsgruppe  Orthopteroidea 3 

1.  Ordnunsr:  Orthoptera  s    str          3 

Familie  Acridiidae  (Feldheuschrecken) 4 

Familie  Locustidae  (Laubheuschrecken) lo 

Familie  Gryllidae  (Grillen) ^3 

Literatur  über  die  Orthoptera ^9 

2.  Ordnung:  Dermaptera  (Ohrwürmer) 20 

Literatur  über  die  Dermaptera 21 

3.  Ordnung:  Oothecaria  (Schaben» 21 

4.  Ordnung:  Corrodentia ^^ 

Unterordnung  Isoptera  (Termiten) 22 

Unterordnung  Copeognatha  (Holz-  oder  Rindenläuse) 25 

Unterordnung  Mallophaga  (Pelziresser,  Haarlinge,  Federlinge) 25 

Unterordnung  Anoplura  (Läuse) •      •  20 

5.  Ordnung:  Thysanoptera  (Physopoda,  Blasenfüße) 27 

Ordnungsgruppe  Amphibiotica  27 

Ordnung  Odonata  (Libellen) 20 

Ordnungsgruppe  Neuropteroidea  (Netzflügler) 29 

Ordnungsgruppe  Coleopteroidea 35 

Ordnung  Coleoptera  (Käfer) 35 

Allgemeines •     '  35 

System ^^ 

1.  Familienreihe:  Caraboidea 39 

Familie  Cicindelidae  (Sandkäfer) 39 

Familie  Carabidae  (Laufkäfer) 4" 

Nützliche  räuberische  Arten 4^ 

Schädliche  Arten    . 4» 

LiteraUir  über  die  Caraboidea •     •  47 

2.  Familienreihe:  Staphylinoidea 47 

Familie  S  taphylinidae  (Kurzfiügler) 4/ 

Familie  Silphidae  (Aaskäfer) 49 

Familie   Histeridae  (Stutzkäfer) 5° 

3.  Familienreihe:  Lamellicornia 52 

Allgemeines  . 52 

Familie  Lucanidae  (Hirschkäfer) 53 

Familie  Scarabaeidae  (Blatthornkäfer) 54 

Unterfamilie  Coprophaginae  (Dungkäfer) 55 

Unterfamilie  Melolonthinae 5« 

Gattungsgruppe  Melolonthini 5" 

Gattung  Melolontha  (Maikäfer) 57 

Charakteristik 57 

Vorkommen  und  Lebensweise oo 

Generation  und  Flugjahre 73 

Natürliche  Vermehiungsbeschränkung 7  8 

Forstliche  Bedeutung -»      .      .      .  81 

Erkennung ^4 

Vorbeugung 5 

Bekämpfung  von  Massenvermehrungen 00 

Polyphylla  fullo  (Walker)       J 102 

Gattung  Rhizotrogus ^°5 

Gattung  Anoxia '      •  '^^ 

Gattungsgruppe  Sericini '°° 

Gattungsgruppe  Rutelini "^ 


Inhalt  des  zweiten  Bandes. 

'Seite 

Gattungsgruppe  Hopliini II2 

Gattungsgruppe  Cetoniini  (Goldkäfer) 113 

G.ittungsgruppe  Trichiini  (Pinselkäfer) 114 

Gattungsgruppe  Valgini 114 

Gattungsgruppe  Dynastini  ( Riesenkäter) 114 

Literatur  über  die  Lamellicomia 114 

Familienreihe:  Diversicornia          116 

Allgemeines  und  systematische  Übersicht 116 

Familiengruppe  Clavicornia II7 

A.  Forstlich  indifferente  Arten  (täuschende  Forstinsekten)     .     .     .     .  118 

B.  Räuberische  (forstnützliche)  Arten .     .     .  1 1 8 

Familie  Ostomidae.      . 120 

Familie   Nitidulidae 120 

Familie  Cucujidae 120 

Familie  Colydiidae 121 

Familie  Coccinellidae 121 

Literatur  über  Clavicornia 126 

Familiengruppe  Sternoxia 128 

Allgemeines  und  systematische  Übersicht 128 

Familie  Buprestidae  (Prachtkäfer) 129 

Allgemeines 129 

Systematische  Übersicht 132 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten  .     .     .  133 

A.  In  Nadelholz 133 

B.  In  Laubholz 139 

Familie  Eucnemidae 150 

Literatur  über  Buprestidae  und  Eucnemidae 151 

Familie  Elateridae  (Schnellkäfer) 152 

Allgemeines     . 152 

Systematische  Übersicht  über  die  Imagines 156 

Übersicht  über  die  verschiedenen  Larvenformen 158 

Forstliches  Verhalten 159 

I.   Elateriden  als  Pflanzenfresser 161 

IL   Elateriden  als   Räuber 165 

Literatur  über  Elateriden 167 

Familiengruppe  Malacoder mata 167 

Familie  Cantharidae 168 

Familie  Lym  exy  lonidae 169 

Literatur  über  Malacodermata 176 

Familiengruppe  Teredilia 177 

Familie  Cleridae 177 

Familie  Anobiidae 183 

Systematische  Übersicht 183 

Biologisch  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten 186 

Literatur  über  Teredilia ' 193 

Familienreilie:  Heteromera 193 

Systematische  Übersicht  .                 194 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  ein/.elnen  Arten 196 

Blattfresser 196 

Wurzelfresser 200 

Holzfresser    .     .                           202 

Pilzfresser     ....            204 

Larvenräuber 204 

Literatur  über  Heteromera 295. 

Familienreilie:  Phytophaga 206 

Familie  Cerambycidae  (Bockkäfer) 207 

Allgemeines  und  Übersicht  über  die  Larven .  207 

Systematische  Übersicht 213 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten 220 

I.  Nadelholzbockkäfer 221 

A.  In  lebendem  oder  frisch  gefälltem  saftreichen  Holz    .     .     .     .  221 

B.  In  abgestorbenem  saftarmen  Holz 232 

II.  Laubholzböcke 242 


Inhalt  des  /.weiten  Bandes.  XI 

Seite 

A.  In  stehendem  oder  frisch  gefälltem  Holz 242 

B.  In  abgestorbenem,  saftarmem  oder  trockenem  Holz  ....  268 
Literatur  über  Cerambyciden 270 

P'aniilie  Chrysomelidae  (Blattkäfer) 271 

Systematische  Übersicht •.      .      .  272 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten 276 

An   Weiden  und  Pappeln 276 

An  Birken ......  286 

An  Erlen 286 

An  Ulmen 289 

An  Eiche 292 

An  Kiefern 294 

Anhang:  Der  Koloradokäfer 296 

Literatur  über  Chrysomeliden 298 

Lamilie  Bruch  idae  (Lanidae) 299 

7.   Familienreihe:  Rhynchopiiora 300 

Systematische  Übersicht 300 

1.  FamilieAnthribidae .     .     .  301 

2.  Familie   Nemonychidae 301 

3.  Familie  Curculionidae  (Rüsselkäfer) 302 

I,  Abteilung :  Orthoceri 303 

Unterfamilie  Rhynchitinae  (Blattroller) 303 

1.  Blattroller  ohne  Blattschnitt 305 

2.  Blattroller  mit  Blattschnitt 306 

Unterfamilie  Apioninae  (Spitzmäuschen) 309 

Literatur   über   Rhynchitinae 309 

11.  Abteilung:  Gonatoceri 310 

Kurzrüßler  (Curculionides) 310 

Systematische  Übersicht 310 

Biologie  und  forsüiches  Verhalten    ...           315 

Literatur  über  Kurzrüßler  .     .• 333 

Langrüfiler  (Rynchaenides) 334 

Systematische  Übersicht 334 

Biologie  und  forstliches  Verhalten 341 

Hylobius  abietis  (der  große  braune  Rüsselkäfer)    ....  342 

Vorkommen  und  Lebensweise 342 

Fortpflanzung      .      .           347 

Forstliche  Bedeutung 355 

Natürliche  Feinde 356 

Bekämpfung 359 

Literatur  über  Hylobius 378 

Cleonus  glaucus 381 

Gattung  Pissodes 381 

Allgemeines 381 

Die  einzelnen  Arten 388 

Literatur  über  Pissodes 404 

Gattung  Cryptorrhynchus ....  406 

Gattung  Magdalis 411 

Gattung  Orchestes 415 

Gattung  Cionus 418 

Die  Gattungen  Anthonomus,  Brachonyx  und  Balaninus  .      .  420 

Die  Gattungen  Cossonus,  Rhyncolus  und  Calandra     .      .  423 

Literatur  (von   Cryptorrhynchus  bis  Calandra) 426 

4.  Familie:  Ipidae  (Scolytidae,  Borkenkäfer).     .     .           427 

Allgemeines 427 

Vorkommen 430 

Familienleben  und  Fraßbilder .     .  431 

Fortpflanzung 437 

Generation •  442 

Larvren-  und  Käferfraß 444 

Forstliche  Bedeutung 447 

Natürliche  Beschränkung  der  Borkenkäfervermehrung 448 

Erkennung 453 

Vorbeugung  und  Abwehr 454 


XII  Inhalt  des  zweiten  Bandes. 

heite 

Das  System 459 

Geschichtliches       ....  459 

Das  System   Nüßlins 4.60 

Bestimmungstabelle ' 472 

Biologie  und  forstliches   Verhalten  der  einzelnen   Arten 489 

I.  Rmdenbrüter 489 

A.  An  Laubholz  .  .     . '  489 

Rindenbrüter  an  Birke 489 

Rindenbrüter  an  Ulme 492 

Rindenbrüter  an  Esche 499 

Rindenbrüter  an  Eiche 506 

Rindenbrüter  an   Rotbuche  .      .  510 

Rindenbrüter  an   Obstbäumen  511 

Rindenbrüter  an  Hainbuche 515 

Rindenbrüter  an  Ahorn 516 

Anhang:  Rindenbrüter  an  verschiedenen  anderen  Laubpflanzen    .     .  517 


B.    Nadelholz 


Rindenbrüter  an  Kiefer 


Vorzugsweise  im  Stamm 519 

Vorzugsweise  in  Ästen,  Zweigen  und  jungen  Pflanzen  ....  547 

Sowohl  im  Stamm  als  in  den   Zweigen,  als   Raumparasit     .      .      .  556 

Rindenbrüter  an  Fichte 557 

Vorzugsweise  im  Stamm 557 

Vorzugsweise  in  Ästen,   Zweigen  oder  jungen   Pflanzen  ....  600 

Sowohl  im  Stamm  als  in  den   Zweigen,  als   Raumparasit     .      .      .  602 

Rindenbrüter  an  Tanne 604 

Rindenbrüter  an  Lärche 614 

Rindenbrüter  an  Juniperus .618 

IL  Wurzelbrüter ...  619 

III.   Holzbrüter      ...           ...  622 

A.  Die  Fraßgänge  stellen   Leitergänge  dar 624 

B.  Die  Fraßgänge  stellen  Familiengänge  dar 629 

C.  Die  Fraßgänge  stellen  Gabelgänge  dar 630 

5.  Familie:   Platypodidae ...  637 

Literatur  über  Borkenkäfer .  641 

Sachregister 647 

Autorenregister      .           660 

Druckfehlerverzeichnis     .     .                                                       663 


Abkürzungen  von  Zeitschriften. 

A.  F.  u  J.  Z.   =   Allgemeine  Forst-  und  Jagdzeitung. 

AUg.  Z.  f.  Ent.  =  Allgemeine  Zeitschrift  für  Entomologie. 

D.  F.  =  Deutsche  Forst-Zeitung. 

Forstl.  Bl.   =   Forsdiche  Blätter. 

F.  N.  Z.  :=  Forstlich-naturwissenschaftliche  Zeitschrift. 

F.  Zbl.   =   Forstwissenschaftliches   Zentralblatt. 

Ent.  Bl.   =  Entomologische  Blätter. 

N.  Z.  f.  L.  u.  F.   =  Naturwissenschafdiche  Zeitschrift  für  Land-  und   Forstwirtschaft. 

Ost.  F.  =  Österreichische  Forst-  und  Jagdzeitung. 

Pfeils  kr.  Bl.  =  Pfeils  kritische  Blätter. 

Pr.  Bl.  f.  Pfl.  =  Praktische  Blätter  für  Pflanzenschutz. 

Schweiz.  Z.  f.  Y.   =  Schweizerische  Zeitschrift  für  Forstwesen. 

Thar.  J.  od.  Thar.  f.  J.  =  Tharandter  forstliches  Jahrbuch. 

Vereinsschr.  Böhm.  F.  V.   =  Vereinsschrift  des  Böhmischen  Forstvereins 

Z.  f.  ang.  Ent.   =   Zeitschrift  für  angewandte  Entomologie. 

Z.  f.  d.  g.  F.   =   Zeitschrift  für  das  gesamte  Forstwesen 

Z,  f.  F.  u.  J.   =  Zeitschrift  für  Forst-  und  Jagdwesen. 

Z.  f.  Pflkr.  ^  Zeitschrift  für  Pflanzenkrankheiten. 

Z.  f.  w.  Ins.-Biol.  =  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Insektenbiologie. 


I,  Unterklasse:  Anamerentoma. ') 

Die  Anamerentoma  umfassen  eine  kleine  Gruppe  niederster  Insekten,  die 
vor  allem  dadurch  charakterisiert  sind,  daß  sie  das  Ei  nicht  mit  der  vollen 
Segmentzahl  (ii  — 12  Hinterleibsegmente)  verlassen,  und  daß  die  Mundteile  durch 
Vorwuchern  einer  Mundfalte  vollkommen  in  die  Kopfkapsel  verlagert  („entotroph") 
sind.     Sie  sind  ferner  stets  primär  flügellos  und  besitzen  weder  StyH  noch  Cerci. 

Die  Segmentzahl  kann  entweder  postembryonal  durch  einen  besonderen 
Teilungsvorgang  noch  erhöht  werden  (auf  die  Normalzahl),  oder  aber  die  geringe 
Segmentzahl  bleibt  zeitlebens  erhalten.  Darnach  unterscheiden  wir  2  Ordnungen, 
nämlich : 

Protura:  winzige,  glasartig  durchsichtige  Tierchen,  die  in  ausgewachsenem  Zustand 
12  Abdominalsegmente  besitzen  (leben  unter  Rinde  usw.),  und 

Collembola :  Abdomen  zeitlebens  mit  höchstens  6  Segmenten,  meist  mit  Sprunggabel 
versehen. 

Uns  interessieren  nur  die  Collembolen,  die  ihres  Sprungvermögens  halber 
auch  als  Springschwänze  bezeichnet  werden. 

Ordnung  Collembola  (Springschwänze). 

Das  große  Heer  der  Collembolen  läßt  sich  in  zwei  Unterordnungen  einteilen : 

I.  Unterordnung    Arthropleona:     Körper  zylindrisch,   Abdomen    deutlich    segmentiert, 

häufig    mit    Springapparat ;    ohne    Tracheensystem.     Hierher   gehört    die    Familie    der    Poduriden 

(Körper  plump,    Kopf   prognath,    Springapparat  vorhanden   oder    reduziert)   und    die  Familie   der 

Entomobryiden  (Körper  schlank,  Kopf  schräg  geneigt,  Springapparat  stets  vorhanden)  (Abb.  i  a). 


a  Isotoma  fimetaria  L.  (nach  Börner  aus  b  Sminthurus  pruinosus  TuUb.  (nach  Folsom 

Reh).     Stark  vergrößert.  aus  Reh).     Stark  vergrößert. 


*)  Monographische  Darstellungen:  Börner,  C,  1901,  Zur  Kenntnis  der  Apterygotenfauna 
von  Bremen  und  Nachbardistrikte.  In:  Abhandlungen  Nat.  Verein  Bremen  1901,  Bd.  17, 
S.  I  — 140,  2  Taf.,  64  Fig.  —  Börner,  C,  1906,  Das  System  der  Collembolen.  In:  Mitt. 
Nat.  Mus.  Hamburg  1906,  XXIII.  —  Prell,  H.,  1913,  Das  Chitinskelett  von  Ecsentomon 
(Protura).  In:  Zoologica  Heft  64,  1913.  —  Schaff  er,  C.,  1896,  Die  Collembolen  der  Um- 
gebung von  Hamburg  und  benachbarter  Gebiete.  In:  Mitt.  Nat.  Mus.  Hambuig  1896,  XIII. 
Escherich,  Forstipsekten.      II.  Bd.  I 


2  I.  Unterklasse  Anamerentoma. 

2.  Unterordnung  5«/wj9^eo/7a (Kugelspringschwänze) :  Körper  kugelig,  Abdominalsegmente 
meist  verwachsen;  stets  mit  Springapparat;  mit  Tracheensystem.  Die  bekannteste  Gattung  der 
Sympleona  ist  Sminthurus  (Abb.   i  b). 

Bezüglich  ihres  Vorkommens  stimmen  die  meisten  CoUembolen  darin 
überein,  daß  sie  mit  Vorliebe  an  feuchten  Orten  sich  aufhalter,  unter  Rinde,  in 
moderndem  Holze,  in  Moos  usw.  In  ganz  urgeheueren  Mengen  finden  sie 
sich  oft  in  der  Waldstreu i),  einige  Arten  finden  sich  am  Ufer  von  Tümpeln  und 
Bächen,  Podura  aquatica  L.  kommt  bisweilen  in  großen  Mengen  auf  der  Oberfläche 
von  ruhigen  Lachen  vor.  Entomobrya  nivalis  L.  tritt  öfters  mitten  im  Winter  auf 
dem  Schnee  auf,  und  Isotoma  salta?ts  Ag.  (Gletscherfloh)  ist  einer  der  wenigen  Be- 
wohner der  Alpengletscher. 

Ihre  Nahrung  besteht  aus  allen  möglichen  vegetabilischen  Substanzen,  vor 
allem  ausModer  und  Pilzen;  doch  auchHolz  verschmähen  sie  nicht  und  endlich 
greifen  sie  mitunter  auch  lebende  Pflanzensubstanz  an,  wodurch  sie  schäd- 
lich werden  können.  Namentlich  haben  junge  Pflanzen  darunter  zu  leiden, 
deren  Epidermis  oft  an  großen  Stellen  völlig  abgefressen  wird.  —  „An  dicken 
fleischigen  Gebilden,  wie  Samenlappen,  und  an  saftigen  Wurzeln  fressen  sie  mehr 
oder  minder  tiefe  Löcher.  An  älteren  Pflanzen  können  sie  dagegen,  wenigstens 
oberirdisch,  selten  ernstlich  schaden.  Die  Mengen,  in  denen  die  Springschwänze 
auftreten  können,  sind  manchmal  ganz  ungeheuer.  Hat  man  doch  schon  beob- 
achtet, daß  ein  Mistbeet  einen  halben  Zoll  hoch  von  ihnen  bedeckt  war"  (Reh). 

Hauptsächlich  betrifft  der  Schaden  die  Landwirtschaft,  vor  allem  den 
Gemüsebau,  doch  haben  einige  Arten  sich  auch  forstlich  bemerkbar  ge- 
macht. In  letzterer  Beziehung  sind  vor  allem  die  Gattungen  Entomobrya  und 
SminthuTus  zu  nennen :  Entomobrya  nivalis  L.  wurde  zahlreich  auf  jungen  vom  Frost 
beschädigten,  verwelkenden  und  mit  Pilzen  bewachsenen  Edeltannen  beobachtet 
(Reh  S.  141);  und  eine  Sminthurus- kxi  hat  nach  Ritzema  Bos'-^)  eine  große 
Kiefernkultur  durch  Abfressen  der  Cotyledonen  zum  Absterben 
gebracht. 

Als  Gegenmittel  wurden  die  Pflanzen  mit  Ruß  bestreut,  der  die  Tiere  wirk- 
sam abhielt;  doch  war  die  Wirkung  nicht  von  langer  Dauer,  da  der  Ruß  bald 
verweht  oder  durch  Regen  weggeschwemmt  wurde. 


^)  Pillai,   1920,    Beiträge  zur  Kenntnis  der  Fauna  der  Waldstreu.     In:    Zeit.  f.    angew. 
Ent.  Bd.  VII. 

■*}  Zeitschrift  für  Pflanzenkrankheiten  Bd,  I,   1891,  S.  351. 


II.   Unterklasse:  Holomerentoma. 

Die  Holomerentoma  umfassen  alle  übrigen  Insekten  (9  Ordnungsgruppen),  die 
sich  schon  dadurch  als  höher  stehend  erweisen,  daß  sie  das  Ei  mit  vollständiger 
Segmentzahl  verlassen.     Die  Mundgliedmaßen  sind  meist  frei  („ektotroph"). 


^f'^s^S'^'^. 


Ordnungsgruppe  Thysanuroidea.  ^) 

Die  Thysanuren  haben  mit  den  vorigen  (Collembolen)  die  primäre  F  lügellosigkeit 
gemeinsam ;  sie  wurden  deshalb  auch  früher  mit  den  Collembolen  zu  der  Ordnung  der  Äpterygoten 
vereinigt;  doch  die  gleich  von  Anfang  existierende  normale  Segmentzabl,  der  Besitz  von  Styli 
und  Cerci  lassen  die  vorgenommene  Trennung  und  die  Stellung  zu  den  höheren  Insekten  wohl 
gerechtfertigt  erscheinen. 

Die  bekanntesten  Formen  der  Thysanuren  sind  die  Machiliden,  ziemlich 
große,  braun  beschuppte  Tiere  mit  seitlich  kompriraieitem  Körper,  die  besonders 
auf  trockenem  steinigem  Boden  vorkommen  und  wegen 
ihres  Springvermögens  auch  als  „Felsenspringer"  oder 
„St  ein  hüpf  er"  bezeichnet  werden,  —  und  sodann  die 
Lepismatiden,  äußerst  flinke,  flach  gestaltete  Tiere  ohne 
Sprungvermögen,  deren  häufigster  Vertreter  (/.<?/> /j»?«  saccharina 
L.)  infolge  der  silberglänzenden  Beschuppung  als  „Silber- 
fischchen" allgemein  bekannt  ist  (Abb.   2). 

Letztere  halten  sich  vornehmlich  in  den  Häusern  auf, 
wo  sie  tagsüber  in  Ritzen  und  engen  Spalten  verborgen 
bleiben,  um  des  Nachts  der  Nahrung  nachzugehen,  die  sie 
gewöhnlich  unter  den  Vorräten  der  Speisekammern  (daher 
auch  der  Name  „Zuckergast')  suchen.  Doch  gehen  sie  mit- 
unter auch  an  Papier,  Lederwaren  und  Wollstoffe,  die  sie 
durch  Benagen  beschädigen  können.  Auch  Naturalien- 
sammlungen und  Herbarien  werden  von  den  Silber- 
fischchen häufig  heimgesucht  und  beschädigt. 


Ordnungsgruppe  Orthopteroidea. 


Abb.   2. 
Lepisma  saccharina  L. 
Die  Ordnungsgruppe   der   Orthopteroidea   umschließt   eine   ganze  (Zuckergast). 

Reihe   recht    abweichender    Ordnungen,     die    nur    in    den    kauenden 

Mundwerkzeugen    (nur   in  seltenen  Fällen  saugend),    dem    freien   Prothorax    und    der  un- 
vollkommenen Verwandlung  (EpimorphoseJ  Übereinstimmung  zeigen. 

Wir    unterscheiden    7    Ordnungen:     Orthoptera    s.   str,    (Heuschrecken    und 
Grillen),  Phasmoidea  (Stabheuschrecken),  Dermaptera  (Ohrwürmer),  Oothecaria  (Schaben 


^)  Monographische  Darstellungen :  Escherich,  K.,  Das  System  der  Lepismatiden.  Stutt- 
gart 1902.  —  Verhoeff,  C,  Über  F'elsenspringer  [Machiloidea).  Verschi :;dene  Aufsätze  in: 
Zoolog.  Anzeiger   1900  und  Allgem.  Zeit.  f.  Entomol.    1912. 

I* 


A  Ordnung  Orthopteia. 

und  Fangheuschrecken),  Corrodentia  (Termiten,  Holzläuse,  Federlinge  und  echte 
Läuse),  Jhysanoptera  (Blasen fuße)  und  endlich  die  Embidiaria.  Für  uns  haben 
nur  die  Oiihoptera  s.  Str.  größeres  Interesse;  die  meisten  der  übrigen  haben 
forstlich  (wenigstens  in  unserem  Faunengebiet)  nur  eine  sehr  geringe  Bedeutung, 
so  daß  wir  sie  nur  kurz  zu  besprechen  brauchen,  einige  [Phasmoidea,  Embidiaria) 
sind  forstlich  gänzlich  indifferent   und    können    ganz  außer  acht  gelassen  werden. 

1,   Ordnung:  Orthoptera  s.  str. 

Die  Orthoptera  s.  str.  sind  meist  große  bis  mittelgroße  Formen,  mit  seitlich  kompri- 
miertem oder  walzenförmigem  Körper,  kräftig  chitinisiertem  Hautskelett,  mit  kräftigen  beißenden 
Mundwerkzeugen,  meist  mit  2  Paar  Flügeln,  von  denen  das  vordere  Paar  stärker  chitinisiert  und 
als  Flügeldecken  ausgebildet  ist.  Die  Hinterbeine  stellen  typische  Sprungbeine  mit 
verdickten  Schenkeln  dar.  Die  Männchen  sind  durchgehends  mit  Tonapparaten  (Stridulations- 
organen)  ausgestattet.    Die  Nahrung  besteht  sowohl  aus  pflanzlichen  als  auch  aus  tierischen  Stoffen. 

Die  drei  Familien  der  Orthoptera  sind  unter  dem  Namen  Feld-  und 
Laubheuschrecken  und   Grillen  allgemein  bekannt. 

Familie  Acridiidae  (Feldheuschrecken). 

Körper  seitlich  zusammengedrückt.  Fühler  kräftig,  nur  wenig  länger  als  der 
Kopf,  höchstens  25  gliedrig,  Legescheide  des  5  kurz.  Tonerzeugung  durchstreichen  der  Hinter- 
schenkel gegen  die  vorspringenden  Flügeldeckenleisten.  Gehörorgan  (Trommelfell)  an  den  Seiten 
des   I.  Htlbs.-Segmentes. 

Die  Feldheuschrecken  halten  sich  mit  Vorliebe  auf  dem  mit  niederen 
Pflanzen,  namentlich  mit  Gräsern,  Kräutern  und  niederem  Gestrüpp  bewachsenen 


Abb.  3.     Kopulierende  Feldheuschrecken.     Das  (j'  sitzt  auf  dem   5.     Aus  Bücher. 

Boden  der  Felder,  Gärten  und  Wiesen  auf;  im  Walde  finden  sie  sich  ge- 
wöhnlich nur  da,  wo  ausgedehnte  Kulturen  und  Saaten  vorhanden 
sind.  Sie  sind  in  erster  Linie  Pflanzenfresser  und  ziehen  die  zarten  Pflanzen- 
teile vor,  doch  nehmen  sie  auch  alle  härteren  Pflanzenteile  an  und  gehen  in  der 
Not  sogar  an  die  Holz-  und  Rindensubstanz.  In  abgeweideten  Gegenden  sah 
man  sie  die  harten  Baumrinden  befallen  und  sogar  Löcher  in  zufällig  herum- 
liegendes Leinenzeug  fressen  (Ratzeburg). 

Die  Begattung,  der  ein  längeres  Zirpkonzert  vorhergegangen,  findet  ge- 
wöhnlich im  Spätsommer  imd  Herbst  statt.  Das  Männchen  sitzt  dabei  auf 
dem  Weibchen  und  krümmt  seinen  Hinterleib  unter  den  des  letzteren  (Abb.  3). 


Familie  Acridiidae  (Feldheuschrecken). - 


Die  Begattung  dauert  mitunter  sehr  lange,  12 — 24  Stunden.  Bald  nach  der  Be- 
gattung, oft  wenn  das  Männchen  noch  auf  dem  Weibchen  sitzt  (Bd.  I,  Fig.  128, 
S.  135)  folgt  die  Eiablage,  wozu  das  Weibchen  sich  einen  lockeren,  grasreichen 
Boden  aussucht.  Es  bohrt  dabei  seinen  Hinterleib  mit  Hilfe  der  daran  befind- 
lichen Anhänge  in  den  Boden  (Abb.  4)  —  die  Bohrwirkung  wird  abwechselnd 
durch  Einpressen  von  Blut  in  den  Hinterleib  unterstützt  —  und  legt  dann, 
während  es  gleichzeitig  Schaum  aus  der  Legeröhre  abscheidet,  die  Eier,  30  bis 
50  an  der  Zahl,  auf  den  Grund  der  so  hergestellten  Röhre  ab,  um  endlich  das 
Loch  mit  einem  Schaumpfropf  oder  mit  Erde  zu  verschließen. 

Bei  den  meisten  Arten  überwintern  die  Eier,  und  zwar  normalerweise  ein- 
mal ;  unter  ungünstigen  Verhältnissen  (zu  große  Trockenheit  im  Frühjahr)  aber 
können  sie  auch  mehrere  Winter  in  der  Erde  ruhen.  Der  Zeitpunkt  des  Aus- 
kriechens im  Frühjahr  hängt  von  der  Temperatur  ab.  Die  Eihülle  wird  mit  Hilfe 
einer  Kopfblase  (siehe  Bd.  I,  S.  170)  gesprengt;  auf  die  gleiche  Weise  arbeiten 
sich  die  jungen  Larven  nach 
der  Oberfläche  durch.  Die  letz- 
teren (auch  „Hüpfer"  genannt) 
sind  ihren  Eltern  schon  ganz  ähn- 
lich. Der  Hauptunterschied  be- 
steht (außer  der  Kleinheit)  in 
dem  Mangel  der  Flügel,  die  erst 
im  Laufe  der  Larvenentwicklung 
hervorsprossen  und  mit  jeder  Häu- 
tung (im  ganzen  machen  die 
Larven  durchschnittlich  5  Häu- 
tungen durch)  größer  werden.  Zu 
beachten  ist  dabei,  daß  bis  zum 
letzten  Stadium  die  Hinterflügel 
über  den  Vorderftügeln  liegen  und 
erst  nach  der  letzten  Häutung  die 
Umlagerung  der  Flügel  stattfindet 
(ein  gutes  Unterscheidungsmerk- 
mal zwischen  Larve  und  Imago). 

Einer  der  merkwürdigsten 
Züge  im  Leben  der  Feldheu- 
schrecken ist  die  Gewohnheit  des  Wandern s,  die  einer  Reihe  von  Arten,  die 
deshalb  als  Wanderheuschrecken  bezeichnet  werden,  eigentümlich  ist.  Für 
unser  Faunengebiet  kommen  nur  wenige  wandernde  Arten  in  Betracht,  und  auch 
diese  spielen  bei  uns  nur  eine  untergeordnete  oder  vielmehr  nur  gelegentliche 
Rolle  gegenüber  der  ungeheuren  Bedeutung,  die  ihnen  in  den  südlichen  und 
östlichen  Ländern  zukommt.  Wir  wollen  daher  die  Erscheinung  des  Wanderns 
hier  nur  kurz  andeuten,  wobei  wir  uns  hauptsächlich  an  Rehs  ausgezeichnete 
Schilderung  (in  seinem  Handbuch)  halten. 

Die  Heimat  der  Wanderheuschrecken  liegt  in  öden,  mehr  oder  weniger 
unfruchtbaren,  sandigen,  vorwiegend  mit  trockenem  Grase  bestandenen,  fast  baum- 
losen Gebieten.  In  Europa  sind  es  namentlich  die  Küstengebiete  des  Mittel- 
meeres, des  Schwarzen  und  Kaspischen  Meeres.  Von  da  aus  unternehmen  sie 
ihre  Wanderungen,  entweder  in  kleineren  lokalen  Flügen  oder  in  großen  echten 
Wanderzügen,  die  unglaubliche  Dimensionen  annehmen  und  aus  Milliarden  Indi- 
viduen bestehen.  Die  großen  Züge  können  sich  sehr  weit  ausdehnen ;  haben  sie 
sich  doch  schon  mehrfach  bis  nach  Deutschland,    ja  noch  weiter  nördlich 


Abb.  4.  Weibchen  einer  Feldheuschrecke  bei  der 
Eiablage.  Der  Hinterleib  ist  ganz  in  die  Erde  ein- 
ben.     (7;  nat.  Gr.)     Bauer  phot.     Aus   Bücher. 


Ordnung  Orthoptera. 


bis  nach  Schweden  und  England  erstreckt  [Pachytylus  migratorius).  Aller- 
dings werden  sie  infolge  Zersplitterung  und  der  auf  der  Wanderung  eintretenden 
Verluste  immer  individuenärmer  und  lösen  sich  schließlich  in  vereinzelte  Indi- 
viduen auf.  Daß  da,  wo  die  großen  Züge  einfallen,  die  gesamte  Vegetation  in 
wenigen  Stunden  radikal  vernichtet  wird,  ist  ohne  weiteres  klar. 

Das  Wandern  findet  vorwiegend  bei  Tage,  am  liebsten  bei  Sonnenschein 
und  Wind  (Geflügelte)  statt.  Kaltes  regnerisches  Wetter  unterbricht  es,  ebenso 
Verdeckung  der  Sonne  durch  Wolken  oder  plötzliche  Windstille,  bei  der  die 
Geflügelten  einfach  herabfallen  sollen.  Die  Geschwindigkeit  der  Wanderzüge  ist 
sehr  verschieden,  je  nach  der  Art  und  dem  Alter  der  wandernden  Tiere.  Die 
flügellosen  „Hüpfer",  die  an  den  Boden  gebunden  sind,  können  in  ihrer  ersten  Jugend 
kaum  I — 2  km  den  Tag  zurücklegen,  in  älteren  Stadien  ebensoviel  in  der  Stunde, 
während  bei  den  Geflügelten  Geschwindigkeiten  bis  zu  95  km  die  Stunde  (aller- 
dings nur  bei  starkem  Winde)  beobachtet  worden  sind.  La  Baume  beobachtete 
in  Kleinasien  für  die  Hüpfer  (von  Slauronotus  maroccanus) 
ein  wesentlich  langsameres  Tempo:  ein  Zug  legte  während 
der  ganzen  Dauer  des  Larvenlebens  (ca.  8  Wochen)  nur 
7 — 800  m  zurück,  doch  sollen  von  anderer  Seite  auch 
wesentlich  größere  Gesamtraarschleistungen  von  5 — 20  km 
festgestellt  worden  sein  (s.   Bücher   19 18). 

Die  forstliche  Bedeutung  der  Feldheu- 
schrecken ist  in  unserem  Faunengebiet  im  all- 
gemeinen gering;  wenn  sie  sich  auch  dem  Forstmanne 
schon  manchmal  recht  unangenehm  durch  Entlaubung 
und  durch  Abfressen  von  Keimlingen  usw.  bemerkbar 
gemacht  haben,  so  handelt  es  sich  immer  nur  um  Einzel- 
fälle. —  In  landwirtschaftlicher  Beziehung  dagegen  ge- 
hören sie  (wenigstens  in  den  südlichen  Ländern)  zu  den 
schlimmsten  Schädlingen,  die  ungeheure  Katastrophen 
verursachen  können  (Wanderheuschrecken). 

Bei  der  natürlichen  Beschränkung  der  Ver- 
mehrung der  Feldheuschrecken,  vor  allem  der  Wander- 
heuschrecken sind  verschiedene  Faktoren  wirksam.  Sehr 
empfindlich  sind  die  Heuschrecken  gegen  Witterungs- 
einflüsse, vor  allem  gegen  Nässe,  in  deren  Gefolge  eine 
Reihe  von  Krankheiten  auftreten.  Besonders  stellen  sich  Mykosen  ein,  die 
durch  Empusa  grylti,  Isaria  destructor^  Lachnidiiim  acridiorum  oder  Spototrichum 
(s.  Bd.  I,  S.  258 — 284)  verursacht  werden.  Die  pilzkranken  {Empusa,  Lachnidium) 
Tiere  sind  daran  zu  erkeunen,  daß  sie  zunächst  träge  werden  und  dann  an 
Gräsern  usw.  emporklettern,  wo  sie,  mit  den  Füßen  festgeklammert,  verenden. 
(Abb.  5.)  Auch  Bakterienkrankheiten  treten  mitunter  in  verheerender  Weise  auf 
(s.  Bd.  I,  S.   294).  1) 

Zahlreich  sind  die  tierischen  Feinde,  die  den  Heuschrecken  überall 
entgegentreten:  vor  allem  gibt  es  eine  Reihe  von  Vögeln,  die  ihnen  nach- 
stellen —  die  Wanderheuschrecken  in  Kleinasien  wurden  hauptsächlich  vom 
Rosenstar  und  Storch  dezimiert  —  und  mit  ihnen  teilen  sich  nicht  wenige 
räuberische  und  parasitische  Arthropoden  in  die  nützliche  Arbeit.  Unter 
den  Parasiten  seien  vor  allem  genannt  gewisse  Meloiden-Arten  (Ölkäfer),  die  ihre 
Eier  in  die  Eipakete   der  Heuschrecken   legen   und   deren  Larven   sich   von    den 


Abb.    5.      Von    Empusa 

grylli  befallener  Caloptenus 

italicus  (nach  Berlese  aus 

Reh). 


')  Siehe  darüber  auch  La  Baume  in:   Bücher  (1918),  S.  265  flF. 


Familie  Acridiidae  (Feldheuschrecken).  7 

Eiern  nähren,  und  dann  verschiedene  Fliegen  [Bombyliden,  Tachiniden^  Sarcophagiden), 
die  teils  in  den  Eipaketen,  teils  in  den  Heuschrecken  selbst  parasitieren,  i) 

Eine  Bekämpfung  der  Heuschrecken  wird  in  unseren  Wäldern  wohl  selten 
notwendig  werden.  Sollten  die  bei  uns  heimischen  kleinen  und  mittelgroßen 
Arten  sich  einmal  so  stark  vermehren,  daß  sie  in  den  Pflanzengärten  usw. 
schädlich  werden,  so  kann  man  durch  Fangen  mit  Schöpfnetzen  oder  durch  Be- 
spritzen der  Kulturen  mit  Arsenmitteln  (Urania-Grün)  oder  mit  Chlorbaryum  der 
Plage  Herr  werden. 

Gegen  die  Wanderheuschrecken  sind  umfangreiche  Bekämpfun|;s- 
maßnahmen  notwendig,  auf  die  wir  aber  hier  nicht  näher  einzugehen  brauchen. 
Es  sei  nur  kurz  erwähnt,  daß  die  Bekämpfung  sich  hauptsächlich  gegen  die  Eier 
und  die  ungeflügelten  Larven  („Hüpfer")  richtet.  Die  letzteren  werden  entweder 
mechanisch  durch  Fangen,  Zusammentreiben  mit  Hilfe  von  besonderen  Apparaten 
(Abb.  6)  oder  aber   durch  Gift  (Arsen)    vernichtet.      Die   biologische  Bekämpfung 


f 


Abb.  6.  Bekämpfung  der  Wanderheuschrecke.  Aufbau  eines  Zinkapparates  (Zinkstreifen)  bei  Denisli, 

Wilajet  Smyrna.     Im  Vordergrund  der  linke  Flügel  des  Apparates.     Im  Hintergrunde  sieht  man 

die  Arbeiter  mit  der  Verlängerung  desselben  beschäftigt.     Sureja  Bey  phot.     Aus  Bücher. 

mit  Hilfe  des  Coccobacillus  acridiorum  scheint  nach  den  neuesten  Erfahrungen 
durchaus  unzuverlässig  zu  sein.  Bezüglich  aller  Einzelheiten  sei  auf  die  aus- 
gezeichnete Darstellung  der  letzten  Heuschreckenbekämpfung  in  Kleinasien  von 
Bücher  (191 8)  hingewiesen,  die  uns  auch  einen  Begriff  von  den  ungeheueren 
Ausmaßen  des  Kampfes  gibt.  Waren  doch  zeitweise  Hunderttausende  von 
Menschen  mit  der  Bekämpfung  beschäftigt,  und  wurden  dabei  im  Jahre  1916/17 
nicht  weniger  als  7240000  kg  Eipakete  (was  ungefähr  335  Milliarden  Eiern  ent- 
spricht) und  85   Millionen  Kilogramm  Larven  vernichtet. 

Systematisch   lassen   sich    die  Feldheuschrecken    in    eine    Anzahl  Unter- 
familien einteilen,  von  denen  für  uns  folgende  in  Betracht  kommen: 


1)  Näheres  darüber  bei  La  Baume  in:  Bücher  1.  c.  S.   26] 


Ordnung   Orthoptera. 


1.  Pronotum  in  einen  langen,  den  Hinterleib  meist  überragenden  Stachel  ausgezogen  Tettiginae 
—  Pronotum  ohne  langen  Stachel 2 

2.  Vorderbrust  zwischen  den  Vorderbeinen  mit  einem  starken  zapfenförmigen  Vor- 

sprung         Acridiinae 

—  Vorderbrust  glatt  ohne  zapfenförmigen   Vorsprung  zwischen  den  Beinen    .      .  3 

3.  Scheitel-  und  Stirnfläche  von  der  Seite  gesehen    einen    rechten   oder  stumpfen 

Winkel  bildend Oedipodinae 

■ —  Scheitel-    und  Stirnfläche  von  der  Seite  gesehen  einen  spitzen  Winkel   bildend  Tryxalinae 

Eine  Reihe  von  Arten  aus  diesen  Unterfamilien  sind  als  gelegentlich  forst- 
liche Schädlinge  beobachtet  worden,  nämlich 

Tetliginae  :■ 

Tettix  subulatus  L.  (Dornschrecke),  eine  kleine,  7 — 10  mm  lange  Heu- 
schrecke von  bräunlicher  Färbung  mit  langem,  den  Hinterleib  meist  überragendem 
Fortsatz.  Die  Dornschrecken  sind  schon  mehrfach  schädlich  in  Saatkämpen  auf- 
getreten, in  denen  sie  Kieferkeimlinge  abnagten  (Grunert  1863)  und  an  Eichen- 
saat und  Buchen- Aufschlag  die  Blätter  stark  befraßen,  so  daß  manche  Pflänzchen 
eingingen  (Altum    1895). 

Acridiinae : 

Acridium  aegyptiacum  L  ,  eine  der  größten  in  Europa  vorkommenden  Feld- 
heuschrecken (9  bis  zu  68  mm),  im  Mittelmeergebiet  beheimatet,  von  wo  aus  sie 
bisweilen  sich  nach  Norden  (bis  Bayern)  verfliegt.  An  der  Dalmatinischen  Küste, 
in  den  Niederungen  im  Busch wald,  besonders  auf  Querciis pubescens  sehr  häufig  (Reh). 

Pezotettix  alpina  Koll.  Grün,  schwarzgelb  gezeichnet;  cj'  16  —  20, 
$  23 — 31  mm  lang.  Besonders  häufig  auf  Waldwiesen  und  Holzschlägen,  wo  sie 
bei  starker  Vermehrung  dem  Jungholze  und  Gebüsch  gefährlich  werden.  So  haben 
sie  nach  Kollar  (1852)  bei  Graz  die  Erlen  bäume  auf  eine  Quadratmeile  völlig 
entlaubt,  1862  und  1864  nach  Künstler  bei  Mödlmg  die  jungen  Buchen  und 
Eschen,  sowie  das  Unterholz  bis  auf  die  Rippen  kahl  gefressen,  ja  selbst  120  Jahre 
alte  Bestände  von  Sorbus  äria  und  Rotbuchen  angegriffen  und  einzelne  Bäume 
völlig  kahlgefressen,  im  letzteren  Jahre  auch  in  Untersteiermark  beträchtlich  ge- 
schadet, bis  10  ha  Kahlfraß;  Richter  (1866)  spricht  sogar  von  23  ha  Kahlfraß. 
In^  Jahre  1891  wurden  300  ha  Rotbuchenbestände  bis  zum  Alter  von  60  Jahren 
in  Steiermark  befallen  und  stark  beschädigt:  10  ha  Kahlfraß,  200  ha  starker, 
90,  ha  schwacher  Lichtfraß  (Syrutschek    1892). 

Eine  kleinere  Art/*.  Sc}imidtiY\€o.  [6  15,  ?  18—25  mm)  richtete  1864  in 
ungarischen  Wäldern  argen  Schaden  an  (Künstler    1864). 

Oedipodinae : 

Pachytylus  migratorius  L.  (Die  Europäische  Wanderheuschrecke),  Größe 
30 — 54  mm  lang,    grünlich    gelblich  oder  bräunlich  gefärbte  Tiere  (Abb.  7a),   in 

Südost- Europa    beheimatet,     ver- 
einzelt  jedoch    auch    in    unserem 

t        //^y^<^^^^^\r-—:::0^^>-^  Faunengebiet    z.    B.    bei    Schaflf- 

'^       //.^^^Afe?^^^^^^-:::^^^^  hausen,    in  Oberschlesien,   in    der 

^)  I  \f(  /^^^^^^^7T— --^^^^^^^  Rheinprovinz     vorkommend.      Sie 

'  I  ^^^^^"'^^^^Ll^^^Ora^^^^  wandert  in  großen  Zügen,  die  bis- 

5^^^-^^^-ttr\\  weilen  bis  nach  Deutschland  sich 

erstreckten,    wo    sie    große    Ver- 
Abb.  7  a.    Pachytylus  migratorius  L.  heerungen  anrichteten.  Im  1 7.  und 

18.  Jahrhundert  sind  eine  ganze 
Reihe  schwerer  Heuschreckenkatastrophen  über  Deutschland  gekommen,  die 
zweifellos  auf  (wohl  aus  Ungarn)  zugeflogene  Schwärme  von  P.  migratorius  zurück- 


Familie  Acridiidae  (Feldheuschrecken).  g 

zuführen  sind.  Vom  19,  Jahrhundert  an  scheinen  keine  Züge  mehr  zu  uns  ge- 
kommen zu  sein,  was  Enslin  (1918)  mit  der  in  dieser  Zeit  energischer  ein- 
setzenden Bekämpfung  der  Heuschrecken  in  ihrem  Heimatlande  zu  erklären  sucht. 
Es  sind  zwar  auch  im  19.  Jahrhundert  noch  verschiedentlich  Heuschreckenplagen 
in  Deutschland  aufgetreten,  doch  rührten  diese,  wie  Enslin  nachwies,  nicht  von 
P.  migratorius,  sondern  von  der  folgenden  Art  [P.  cinerascens  =  danicus)  her.  i) 
Was  die  Nahrung  der  Wanderheuschrecken  betrifft,  so  fressen  die  Erwachsenen 
mit  Vorliebe  Schilf;  lieben  aber  auch  Blätter  von  Laubbäumen  (Eiche,  Esche, 
Akazie)  und  die  Nadeln  junger  Kiefern. 

Pachytylus  cinerascens  F.  (=  danicus  L.),  der  vorigen  Art  sehr  nahe  stehend 
(Abb.  7b),  etwas  größer  ($  bis  60  mm)  und  vor  allem  durch  die  Bildung  des 
Halsschildes  und  die  roten  Hinter- 
schienen von  ihr  unterschieden. 
Ihr  Hauptheimatgebiet  sind  die 
Mittelmeerländer,  doch  kommt  sie 
auch  an  vielen  Orten  Deutschlands 
ständig  vor.  Die  Heuschrecken- 
plagen in  Deutschland,  die  aus 
dem  19.  Jahrhundert  gemeldet 
werden  (1826/27  und  1875/76 
in  Brandenburg,  1846  in  Breslau, 
1859  in  Hinterpommern  usw.) 
sind     höchst     wahrscheinlich     auf 

eine  lokale  Vermehrung  der  bei  uns  lebenden  Stämme  von  P.  cinerascens  zurück- 
zuführen. Denn  nirgends  in  den  Berichten  hören  wir  von  großen  Zügen,  die 
von   weit  herkommend  sich  über  weite  Länderstrecken  ausgedehnt  hätten,  sondern 


Abb.   7  b.    Pachytylus  cinerascens  F.  (nach  Houlbert). 
Nat.   Größe.     Aus  Reh. 


Abb, 


8.     Stauronotus  maroccanus  Thunb.,   (^  und   $.     (Nat.  Größe.)     Aus  Bücher. 


Stets  wird  nur  von  einem  örtlichen  Vorkommen  in  eng  begrenzten  Bezirken  ge- 
sprochen ;  und  dann  wird  ausdrücklich  hervorgehoben ,  daß  die  Heuschrecken 
sich  schon  im  Frühjahr  als  ungeflügelte  Larven  in  großen  Mengen  gezeigt  haben, 
was   für    eine    autochthone    Entwicklung    der    Kalamitäten   spricht   (Enslin    191 8). 

Tryxalinae  : 

Stauronotus  maroccanus  Thunb.  (Die  Marokkanische  Wanderheuschrecke). 
Kleiner  als  die  „Europäische  Wanderheuschrecke",  rötlich  mit  braunen  Flecken. 
(Abb.  8.)     In  den  Mittelmeerländern  beheimatet,    dringt    sie   auf   ihren  Wander- 


^)    Näheres    über    die    Geschichte    der    Heuschreckenschwäi 
Gerstäcker  (1876),  Zacher  (1917)  und  bei  Enslin  (1918). 


in    Deutschland    siehe    bei 


IQ  Oidnung  Orthoptera. 

Zügen  mitunter  bis  nach  Deutschland  vor,  ohne  aber  hier  größeren  Schaden  an- 
zurichten. In  Algier  hat  sie  schon  fürchterliche  Katastrophen  (ib66  sind 
200  ooo  Personen  an  Hungersnot  zugrunde  gegangen)  verursacht.  Die  letzte 
große,  durch  S/.  maroccanus  verursachte  Plage  war  in  Kleinasien  (1915 — 17),  über 
deren  Verlauf   und    Bekämpfung   (s.  oben)    Bücher   (191 8)   ausführlich   berichtet. 

Stethophyma  fuscum  Pall.  (Höckerschrecke).  Der  marokkanischen  Wander- 
heuschrecke ähnlich ;  doch  plumper  und  Vorderbrust  mit  kurzem  konischem 
Höcker.  Olivbraun  mit  schwarzer  und  gelber  Zeichnung,  24 — 33  mm  lang.  — 
In  den  Gebirgen  des  südlichen  und  mittleren  Europa  beheimatet.  Pitasch  be- 
richtet (bei  Grunert  1863),  daß  im  Sommer  1862  im  Wiener  Wald  die  Höcker- 
heuschrecke sehr  häufig  auftrat  und  von  ihr  das  Laubholz,  besonders  Eschen 
und  Mehlbeeren  entblättert  und  selbst  Tannennadeln  benagt  wurden. 

Gomphocerus  maculatus  Thunb.  Eine  kleine  (12  — 15  mm  lange)  braune 
(seltener  grünliche)  Art,  an  den  keulig  verdickten  Fühlern  gut  zu  erkennen.  Auf 
Waldwiesen  häufig.     Schadet  bei  häufigem  Auftreten  bisweilen  dadurch,   daß   sie 


Abb.  9.     Von  Gomphoceras  maculatus  durchgebissene  Kiefernpflanzen   (aus  Eckstein). 

junge  Saatpflanzen  (nach  Ecksteins  Beobachtungen  an  Kiefern  und  Akaziensaat) 
etwas  oberhalb  der  Erde  durchnagt  und  oft  zum  Absterben  bringt  (Abb.  g). 
Mit  den  hier  genannten  Arten  ist  die  Liste  der  gelegentlich  forstlich 
schädlich  werdenden  Feldheuschrecken  nicht  erschöpft;  mit  ihnen  zusammen 
wurden  verschiedentlich  noch  andere  Arten  in  Kulturen  usw.  fressend  angetrofien, 
so  berichtet  Ratzeburg,  daß  im  Heuschrecken  jähre  1835  neben  der  europäischen 
Wanderheuschrecke  {P.  migraiorius)  noch  folgende  Arten  beteiligt  waren:  Tettix 
bipunciatus  L. ,  Stenobothrus  biguttaius  L. ,  Oedipoda  coe7ulescens  L.  (die  blaue 
Schnarrheuschrecke),  Bryodema  iuberculata  F.,  Psophus  shidulus  L.,  und  Caloptenus 
italicus  L. 


Familie  Locustidae  (Laubheuschrecken). 

Durch  die  borstenförmigen,  langen,  dünnen  Fühler,  die  meist  länger  als  der  Hinterleib  sind, 
▼on  den  Feldheuschrecken  leicht  zu  unterscheiden.  Legescheide  der  9  lang,  säbelförmig,  Zirporgan 
an  der  Basis  der  Flügel,  Gehörorgan  an  den  Vorderschienen. 

Die  Laubheuschrecken  leben  mehr  im  Walde  und  auf  Gebüsch,  überhaupt 
an  feuchten  Orten,  und  sitzen  meist  auch  im  Gras  hoch  oben.  Sie  sind  mehr 
seßhaft  und  vorwiegend  nächtliche  Tiere  (im  Gegensatz  zu  den  Feldheuschrecken). 


Familie  Locustidae  (Laubheuschrecken).  I  i 

In  bezug  auf  die  Nahrung  sind  die  einen  mehr  karnivor,  die  anderen  mehr 
herbivor.  —  Die  Eier  werden  einzeln  abgelegt,  entweder  in  den  Boden  oder  in 
Pflanzenteile,  die  sie  mit  ihrem  Legesäbel  aufschlitzen. 

Forstlich  haben  die  Laubheuschrecken  geringe  Bedeutung:  in 
der  forstlichen  Literatur  finden  sich  nur  spärliche  Angaben  über  folgende  Gattungen 
und  Arten : 

Decticus  verrucivorus  L.  (Warzenbeißer).  Ein  großes  Tier  von  30 — 45  mm 
Länge,   grün,    gelb    oder   braun   gefleckt   (Abb.    10).     Nach    Ratzeburg   soll  der 


Abb.    10.     Decticus  verrucivorus   L.   (Warzenbeißer).      Orig. 

Warzenbeißer  des  öftern  „durch  Befressen  junger  Kiefern  oder  der  eben  auf- 
gehenden Kiefernsaat"  gefährlich  geworden  sein ;  er  zählt  ihn  deshalb  zu  den 
,,sehr  schädlichen  Insekten'".     Da  seither  meines  Wissens  keine  derartigen  Schäden 


Abb.    II.     Locusta  \iridissima  L.  (Heupferd).     Nat.  Größe. 


mehr  gemeldet  wurden,  und  da  Ratzeburg  ausdrücklich  betont,  daß  noch 
andere  Heuschreckenarten  am  Fräße  beteiligt  waren,  so  möchte  ich  heute  noch 
kein  endgültiges  Urteil  über  die  forstliche  Bedeutung  des  Warzenbeißers  fällen.  — 
Dasselbe  trifft  zu  für: 

Locusta  viridissima  L.  (das  große  grüne  Heupferd),  über  das  aber  noch 
spärlichere  Angaben  in  der  Forst-Literatur  zu  finden  sind  (Abb.    11). 


12  Ordnung  Orthoptera. 

Ephippigera  Ltr.  (Sattelschrecken),  plumpe,  abenteuerlich  geformte  Schrecken 
mit  verkümmerten  Flügeln  und  sattelförmig  eingedrücktem  Halsschild,  die  bei 
uns  nur  in  den  wärmsten  Gegenden  (Rheinpfalz)  vorkommen,  sonst  im  Süden 
beheimatet  sind  und  sich  mit  Vorliebe  auf  Laubholz,  aber  auch  auf  Nadelhölzern 
aufhalten. 

Barbitistes  Charp.,  schön  gefärbte,  bräunlich  gefleckte  Laubheuschrecken, 
deren  Vorderflügel  sehr  kurz,  deren  Hinterfiügel  völlig  verkümmert  sind.  (Abb.  12.) 
Das  Hauptverbreitungsgebiet  ist  der  Süden  und  Südosten  Europas,  doch  sind 
2  Arten  serricauda  F.  und  constridus  Br.  auch  in  Deutschland  an  verschiedenen 
Punkten  sowohl  im  Norden  als  im  Süden  aufgefunden  worden,  gewöhnlich  ver- 
einzelt. Die  letztere  Art  B.  constridus  Bx.  wurde  jedoch  auch  schon  in  größerer 
Zahl  bei  uns  angetroffen  und  zwar  verschiedentlich  in  Nadelwäldern, 
die  von  der  Nonne  heimgesucht  waren.  Mehrere  Autoren  berichten  über 
das  Vorkommen  in  diesem  Zusammenhang  (Torka  1908,  Baer  1909).    „Geradezu 

in  Mengen  scheint  das  Tier  (nach  Baer) 
an  den  kahlgefressenen  Fichtenbeständen 
des  Reviers  Hermsdorf  bei  Friedland  in 
Nordböhmen  aufgetreten  zu  sein." 
Torka  fand  es  in  Anzahl  in  einem  von 
der  Nonne  befallenen  Kiefernwald  in 
Posen. 

Bezüglich  der  Nahrung  berichtet 
letzterer,  daß  Barbitistes  sich  von  den 
Nadeln  der  gemeinen  Kiefer  zu 
ernähren  vermag  und  sogar  die  Rinde 
der  neuen  Triebe  verzehrt.  „Gewöhnlich 
greift  er  die  Doppelnadel  an  dem  ba- 
salen Teile  an  und  verzehrt  das  untere 
Drittel  derselben  bis  auf  einen  ganz 
Abb.  12.    Barbitistes  serricauda  F.    Orig.  dünnen    Streifen.      Man   erkennt    schon 

auf  ziemlich  weite  Strecken  diejenigen 
Kiefernstangen,  auf  denen  Barbitistes  gefressen  hat,  und  meist  findet  man  ihn  auch 
mit  mehreren  Seinesgleichen  zusammen.  Die  vertrockneten  Nadeln  hängen  dann 
schlaff  an  den  Wipfeltiieben  herab,  welche  er  vor  allen  anderen  bevorzugt.  Die 
älteren  Fraßstellen  sind  durch  Harzausfiuß  gekennzeichnet."  Doch  verschmäht 
das  Tier  nach  dem  gleichen  Autor  auch  tierische  Kost  nicht;  es  fraß  in  der 
Gefangenschaft  vorgeworfene  tote  Fliegen  und  Nonneneier, 

Auffallend  ist  der  Zusammenhang  zwischen  dem  häufigen  Vor- 
kommen von  Barbitistes  und  Nonn en kalamität.  Über  ein  ähnliches  Zu- 
sammentreffen berichtet  Lodes  (1907)  von  einer  südlichen  Art,  Barb.  oczkayi 
Charp.,  die  zusammen  mit  Schwammspinner  {Oc.  dispar)  auf  der  zu  Istrien  ge- 
hörigen Insel  Veglia  in  großer  Zahl  aufgetreten  ist  und  sich  an  der  Entlaubung 
der  verschiedenen  Laubhölzer  beteiligte.  Besonders  gerne  nahm  sie  die  Esche 
an,  von  der  sie  ca.  1000  junge,  3  —  lojährige  Pflanzen  kahl  gefressen  hat,  und 
zwar  derart,  daß  nur  die  mittleren  Rippen  der  Blätter  übrig  blieben.  Auch 
Eiche,  Ahorn,  Weißbuche  u.  a.  wurden  befressen,  doch  weniger  ausgiebig  als 
die  Esche. 

Wie  das  gleichzeitige  Vorkommen  von  Barbitistes  und  Nonne  resp.  Schwamm- 
spinner  zu  erklären  ist,  steht  dahin.  Baer  meint,  daß  „vielleicht  die  gleichen 
günstigen  Bedingungen"    die    stärkere  Vermehrung    der    beiden  verursacht  haben, 


Familie  Gryllidae  (^Grillen).  j  -y 

oder  aber,  daß  Barbitistes  durch  starke  Lichtung  der  Vegetation  seiner  Schlupf- 
winkel und  auch  der  Nahrungsquellen  so  beraubt  worden  sei,  daß  er,  dadurch 
sozusagen  bloßgestellt,  sich  mehr  als  sonst  bemerkbar  macht".  Ich  möchte  außer- 
dem auch  nicht  die  Möglichkeit  von  der  Hand  weisen,  daß  auch  die  reichlich 
vorhandene  Fleischnahrung  in  Nonnen-  und  Schwammspinnerrevieren  ursächlich 
an  dem  vermehrten  Auftreten  des  Barbitistes  beteiligt  sein  könnte.  Daß 
Barbitistes^  wie  die  meisten  Locustiden^  auch  Fleischfresser  sind,  hat  Torka  durch 
seine  obigen  Versuche  gezeigt. 

Isophya  Br.  —  Der  Gattung  Barbitistes  nah  verwandt,  durch  die  längeren 
Fühler  (um  die  Hälfte  länger  als  der  Körper)  von  ihr  unterschieden.  —  Isoph. 
(amptoxipha  Fieb.  [=  pyrenea  Serv.)  ist  nach  den  Mitteilungen  von  Buntschev 
(1891)  in  den  Stieleichenwäldern  Bulgariens  schädlich  aufgetreten.  Die  noch 
flügellosen  Larven  erscheinen  im  Februar,  steigen,  wenn  die  Knospen  zu  schwellen 
beginnen,  auf  die  Bäume,  fressen  zuerst  die  Knospen  aus  und  gehen  später  an 
die  Blätter  selbst.  Kahlfraß  ist  oft  die  Folge.  Anfangs  April  bis  anfangs 
Mai  ist  der  Fraß  am  stärksten.  In  Bulgarien  waren  1890 — 91  ca.  1000  ha 
befallen. 

Meconema  varium  F.  —  Eine  kleine  (lo — 14  mm)  Locustide  von  licht- 
grüner Farbe.  „In  ganz  Mitteleuropa  im  Herbst  auf  Eichen  gemein,  auch  auf 
Linden.  Die  länglichen  Eier  werden  unter  die  Baumrinde  gelegt.  Die  Larven 
leben  häufig  in  Eichengallen"  (Tümpel). 


Familie  Gryllidae  (Grillen). 

An  den  dreigliedrigen  (oder  auch  nur  2gliedrig)  Tarsen  von  den  Locustide) i  ^  mit  denen 
sie  die  langen  Fühler  gemeinsam  haben,  leicht  zu  untei scheiden.  Auch  die  breitere  walzenförmige 
Gestalt,  der  große  Kopf  und  die  meist  dunkle  Färbung,  die  langen  Schwanzanhänge  (Raife)  sind 
charakteristisch  für  die  meisten  Grillen.  Die  Gehörorgane  an  den  Vorderschienen  und  die  Laut- 
organe an  der  Basis  der  Flügel  haben  sie  mit  den  Locusttden  gemein.  Die  Mehrzahl  sind  unter- 
irdisch lebende  Tiere,  die  nur  zeitweise  aus  ihren  selbstgegrabenen  Röhren  herauskomn?en ,  um 
bei  der  geringsten  Störung  sich  wieder  dahin  zurückzuziehen.  Man  bekommt  sie  deshalb  gar 
nicht  häufig  zu  Gesicht,  während  ihr  abendlicher  Gesang  allen  wohl  vertraut  ist. ') 

Für  uns  kommt  hauptsächlich  eine  Form  in  Betracht,  die  einen  schlimmen 
Schädling  in  Pflanzengärten  darstellt,  nämlich 

Gryllotalpa  vulgaris  L. 

(Maulwurfsgrille,  auch  Werre,  Rentwurm,  Reitkröte,  Erdwolf  usw.  genannt). 

Dieses  dunkelbraune,  am  Körper  dicht  behaarte,  bis  50  mm  lange  Tier  (Abb.  13a  u. 
13  b)  ist  durch  seine  zu  Grabschaufeln  verwandelten  Vorderbeine  und  die  damit  zusammen- 
hängende mächtige  Entwicklung  der  Vorderbrust  so  auffallend  gekennzeichnet,  daß  es  mit  keinem 
anderen  Tiere  unserer  Fauna  verwechselt  werden  kann.  Vorderflügel  kurz  abgerundet -dreieckig, 
Hinterflügel  lang  und  breit,  in  der  Ruhe  zusammengelegt  und  wie  ein  paar  Schwänzchen  den 
Hinterleib  überragend.  Die  beiden  Geschlechter  sind  nur  wenig  voneinander  verschieden :  (^  mit 
einem  deutlichen  Schrillorgan  an  der  Basis  der  Flügeldecken,  ferner  mit  9  sichtbaren  Segmenten, 
$   nur  mit   7. 

Vorkommen  und  Lebensweise:  Die  Maulwurfsgrille  ist  über  ganz 
Europa  verbreitet,  vom  südlichen  Schweden  bis  Spanien,  von  der  atlantischen 
Küste  bis  zum  Ural.     Seit  einem  Dezennium  ist  sie  auch  in  Nord-Amerika  ein- 

')  Der  Gesang  ist  bei  manchen  orientalischen  Völkern  so  beliebt,  daß  sie  Grillen  in  be- 
sonderen kleinen  Käfigen  —  gleich  den  Kanarienvögeln  —  in  ihre  Zimmer  stellen.  Auf  meinen 
Reisen  in  Nordafrika  sind  mir  ver.schiedentlich  solche  Grillenhäuschen  mit  Grillen  angeboten  worden. 


14 


Ordnung  Orthoptera. 


gebürgert.  Vertikal  steigt  sie  in  den  Alpen  bis  2300  m  Höhe  (Niessing  1866). 
Überall,  wo  ihr  die  Bedingungen  (vor  allem  des  Bodens)  zusagen,  kommt  sie 
häufig  vor.  Frischer,  lockerei,  nicht  beschatteter  Boden  ist  ihr  das  liebste;  sie 
meidet  aber  auch  feuchte  Böden  nicht,  legt  ihre  Gänge  sogar  in  Moorböden  an, 
schwimmt  nötigenfalls  auch  im  Wasser  usw. 

In  ihren  Lebensgewohnheiten  gleicht  sie  ganz  dem  Maulwurf,  mit  dem 
sie  ja  in  ihrem  Körperbau  viele  Ähnlichkeiten  zeigt  (Grabschaufeln  usw.).  Der 
größte  Teil  ihres  Lebens  spielt  sich  unterirdisch  in  selbstgegrabenen  (bei  Imagines 
etwa  fingerdicken,  bei  Larven  entsprechend  dünneren)  Gängen  ab,  die  teils  so 
flach  unter  der  Erdoberfläche  dahinstreichen,  daß  der  Boden  in  Form  einer  ge- 
schlängelten Linie  aufgeworfen  ist,  teils  aber  auch  tiefer  in  die  Erde  dringen. 
Die  Grabarbeit  geht  in   geeignetem  Boden   sehr  schnell  vor  sich:    „auf   lockerem 


Abb.    13  a.     Gryllotalpa  vulgaris  (Maulwurfsgrille).     Orig. 


Abb.  13  b.     Vorderbein  der  Maulwurfsgrille, 
c  Ohröffnung  (nach  Sharp  aus  Reh). 


Gartenboden  kamen  sie  in  wenigen  Minuten 
unter  die  Erde,  auf  Lehmboden  wollte  es 
aber  durchaus  nicht  gehen  und  sie  kamen 
immer  wieder  an  die  Oberfläche"  (Ratze- 
burg). Sie  arbeiten  dabei  hauptsächlich 
mit  ihren  ungemein  kräftigen  Vorderfüßen 
(Grabschaufeln)  nach  außen  scharrend, 
während  der  Kopf  gleichzeitig  bohrende 
Bewegungen  ausführt.  So  geschickt  die 
Werre  im  Graben  ist,  so  unbeholfen  ist  sie  in  ihren  oberirdischen  Bewegungen: 
das  Laufen  über  der  Erde  ist  nicht  ihre  Sache  und  auch  ihr  Flug,  der  übrigeng 
nur  selten  ausgeführt  wird,  ist  schwerfällig. 

Sie  kommt  ja  auch  gewöhnlich  nur  für  kurze  Zeit  an  die  Oberfläche  und 
zum  Fliegen,  hauptsächlich  an  warmen,  schwülen  Abenden  während  der  Fort- 
pflanzungszeit, die  von  Ende  Mai,  anfangs  Juni  bis  Ende  Juli  dauern  kann.  Um 
diese  Zeit  kann  man  auch  das  Zirpen  des  J,  das  dem  fernen  monotonen  Schwirren 
des  Ziegenmelkers  {Caprimulgus  europaeus)  vergleichbar  ist,  vernehmen. 

Die  Begattung  findet  (nach  Boldyrev  1913)  nach  längerem  Liebes- 
werben  in  folgender  Weise  statt  (Abb.  14):  das  Weibchen  sitzt  auf  dem  Rücken 
des  Männchens,  fest  an  das  letztere  angeschmiegt  und  stützt  sein  i.  Beinpaar 
gegen  die  Vorderbrust  des  Männchens,  während  es  sich  mit  dem  2.  und  3.  Bein- 
paar an  den  Wänden  des  Ganges    festhält.     Während    der  Begattung   bleibt   das 


Familie  Gryllidae  (Grillen). 


15 


Weibchen  unbeweglich,  nur  sein  Hinterleib  biegt  sich  nach  unten.  Die  Lage 
des  Männchens  weist  auf  eine  heftige  Spannung  hin ;  mit  dem  ein  wenig  ge- 
senkten Kopf  und  Pronotum,  mit  hoch  aufgerichtetem  langgestrecktem  Hinterleib 
steht  das  Männchen  auf  dem  i.  und  3.  Beinpaar  (das  2.  Beinpaar  berührt  die 
Erde  nicht).  Seine  Flügel  hängen  tief  an  den  Seiten  des  Abdomens  herab,  den 
Rückenteil  des  letzteren  frei  lassend;  die  Cerci  sind  schief  nach  oben  gerichtet. 
Der  Begattungsakt  dauert  2—3  Minuten.  Am  Anfang  des  Begattungsaktes  be- 
finden sich  der  Hinterleib  des  Männchens  und  besonders  die  Anhänge  seines 
Kopulationsapparates  in  einer  langsamen  wellenförmigen  Bewegung,  die  durch 
die  Einführung  der  Spermatophore  in  die  Genitalöffnung  des  Weibchens  hervor- 
gebracht werden  könnte.  Je  näher  der  Begattungsakt  seinem  Ende  zuschreitet, 
um  so  heftiger  und  häufiger  werden  diese  konvulsiven  Bewegungen,  bis  endlich 
das  Männchen  die  Hinterleibspitze  hoch  streckt  und  das  Abdomen  des  Weibchens 
mit  aufhebt.  In  demselben  Moment  wird  zwischen  den  ausgestülpten  Genital- 
anhängen des  Männchens  eine  weiß  gefärbte  Spermatophore  sichtbar,   welche   im 


Abb.    14.     Die  Maulwurfsgrille  (Gryllotalpa  vulgaris)  in  Kopulastellung  (nach  Boldyrev). 
Das   2  sitzt  auf  dem  Rücken  des  (^. 

Laufe  von  i — 2  Sekunden  schon  an  die  weibliche  Genitalöffnung  angeheftet  wird. 
Zugleich,  nicht  ohne  gewisse  Anstrengung,  löst  sich  das  Männchen  vom  Weibchen 
los  und  läuft  rasch  davon;  das  letztere  fällt  kraftlos  zu  Boden  und  bleibt  so 
eine  Zeitlang  unbeweglich  sitzen. 

Nach  der  Begattung  gräbt  das  Weibchen  an  einer  humusreichen,  der  Sonne 
möglichst  ausgesetzten  Stelle  einige  schneckenförmig  verlaufende  Gänge  in  die 
Tiefe  und  legt  hier  ein  etwa  kartoffelgroßes  Nest  an,  dessen  Innenwände  durch 
Befeuchten  mit  Speichel  und  Festdiücken  mittels  des  Brustschildes  geglättet 
werden.  Wird  des  Nest  in  einer  Wiese  angelegt,  so  beißt  das  Weibchen  darüber 
alle  Graswurzeln  durch,  wodurch  der  Boden  hier  freigelegt  und  den  Sonnen- 
strahlen ausgesetzt  wird.  Je  nach  der  Bodenart  findet  sich  das  Nest  in  10  cm 
bis  1  m  Tiefe;  von  ihm  aus  laufen  noch  mehrere  Gänge  nach  oben  und  nach 
unten,  letztere  offenbar  zum  Abfließen  etwa  eindringenden  Wassers.  In  das 
Nest  legt  das  Weibchen  in  Zwischenräumen  etwa  200—300  hanfkorngroße, 
etwas  platt  gedrückte,  gelblichweiße,  sehr  zähschalige  Eier.  Nach  i  bis 
3    Wochen    schlüpfen    die    zuerst    weißlichen,    später     schwärzlichen,    ameisen- 


j5  Ordnung  Orthoptera.| 

ähnlichen  Jungen  (ohne  Nebenaugen)  aus,  die  sich  in  etwa  vierwöchentlichen 
Pausen  in  demselben  Jahre  noch  dreimal  häuten.  Sie  bleiben  unter  der  Obhut 
der  Mutter  bis  zur  zweiten  Häutung  zusammen.  Zuerst  fressen  sie  Humus,  später 
die  feinen  Würzelchen  dicht  unter  der  Oberfläche,  so  daß  man  ihren  Aufenthalts- 
ort an  dem  stetig  sich  vergrößernden  Kreise  absterbender  Pflanzen  erkennt.  Nach 
der  zweiten  Häutung  zerstreuen  sie  sich  und  beginnen  einzeln  zu  graben.  Zum 
Winterschlafe  gehen  sie  fuß-  bis  metertief  in  die  Erde.  Im  März  erwachen  sie ; 
sie  häuten  sich  nun  noch  zweimal.  —  Die  Generation  ist  nach  den  meisten 
Autoren  i  jährig,  doch  wird  von  verschiedenen  Forschern  auch  eine  mehrjährige 
Generation  angenommen  (Reh,  Hdb.  S.  215). 

Was  die  Nahrung  betrifft,  so  lebt  die  Maulwurfsgrille  sowohl  von 
tierischer,  als  auch  von  pflanzlicher  Kost.  Nach  dem  Bau  des  Darmkanals 
ist  sie  allerdings  vornehmlich  Fleischfresser.  Alle  die  zahlreichen  unterirdisch 
lebenden  Insekten,  wie  Drahtwürmer,  Engerlinge,  Tipulidenlarven,  dann  auch 
Würmer,  Schnecken  usw.  werden  von  ihr  verspeist.  Daneben  verschmäht  sie 
aber  auch  nicht  Wurzeln,  zarte  Keimlinge  und  junge  Pflanzen,  wobei  sie  auch 
oberirdische  Pflanzenteile  angreift.  So  beobachtete  Koch  (1905)  an  einjährigen 
verschulten  Fichtenpflanzen  einen  Rindenfraß  oberhalb  des  Wurzelhalses,  der  an 
Rüsselkäferfraß  erinnerte,  doch  durch  das  langfaserige  Aussehen  der  Fraßränder 
sich  davon  deutlich  unterschied.  Auch  AI  tum  (F.  328)  berichtet  von  einem 
ganzen  oder  halben  Durchnagen  junger  Buchenpflanzen  über  dem  Wurzelanlauf. 
Paravicini  (1911)  wies  durch  Fütterungsversuche,  durch  Untersuchungen  des 
Magen-  und  Darminhaltes,  sowie  durch  anatomische  Untersuchungen  des  Kau- 
magens nach,  daß  erwachsene  Maulwurfsgrillen  sogar  verholzte  Teile  (z.  B. 
ältere  Wurzeln)  fressen  und  verdauen.  Ritzema  Bos  (1893)  fand  bei  Magen- 
untersuchungen von  10  Maulwurfsgrillen  fast  ausschließlich  Pflanzenreste,  nur  bei 
wenigen  auch  noch  tierische  Reste.  Forel  (1892)  dagegen  fand  im  Magen  meist 
tierische  Reste  und  nur  unbedeutende  Pflanzenreste.  Zacher  (1912)  stellte  bei 
der  Mehrzahl  der  untersuchten  Grillen  tierische  und  pflanzliche  Reste  im  Magen  fest. 

Über  die  Feinde  der  Werre  wissen  wir  noch  wenig;  der  wichtigste  ist 
der  Maulwurf,  der  die  Werre  ungemein  hitzig  verfolgt  (Zdarek  1881),  auch 
Spitzmäuse,  Igel,  Fuchs,  Katze  und  Schwein  stellen  ihnen  nach,  ferner  Krähen, 
Wiedehopf,  Würger,  Eulen  usw.  (Reh). 

Wirtschaftliche  Bedeutung.  —  Wenn  die  Maulwurfsgrille  auch  durch 
Vertilgung  zahlreicher  unterirdischer  Schädlinge  gewiß  einigen  Nutzen  stiftet, 
so  ist  ihr  Schaden  doch  noch  weit  größer,  so  daß  wir  sie  als  ein  sehr  schäd- 
liches Insekt  bezeichnen  müssen.^)  Besonders  schädlich  wird  sie  der  Land- 
wirtschaft und  der  Gärtnerei;  doch  kann  sie  auch  forstlich  sehr  unangenehm 
werden,  vor  allem  da,  wo  es  sich  um  gärtnerische  Betriebe  handelt,  also 
in  Saatkämpen  und  Pflanzgärten. 

Ihre  Schädlichkeit  beruht  einmal  darin,  daß  sie,  wie  eben  erwähnt,  unter- 
und   oberirdische  Pflanzenteile  frißt;    noch   größerer  Schaden    aber    wird    dadurch 

*)  In  Italien  existiert  ein  Sprichwort,  das  besagt,  daß  der  Reiter  beim  Anblick  einer 
Werre  vom  Pferde  steigen  soll,  um  sie  zu  töten. 


Familie  Gryllidae  (Grillen).  17 

bedingt,  daß  die  Werre  bei  der  Herstellung  ihrer  Gänge  die  Wurzeln  vieler 
Pflanzen  mit  ihren  Grabschaufeln  zerreißt  oder  mit  den  Kiefern  abbeißt;  es 
ist  dann  oft  ein  ganzes  Stück  (entsprechend  dem  Durchmesser  des  Ganges) 
aus  der  Pflanze  herausgerissen,  so  daß  das  Pfiänzchen  nur  noch  ganz  lose  im 
Boden  steckt  oder  umfällt.  Endlich  werden  auch  durch  das  Aufwerfen  der  Gänge 
viele  junge  Pfiänzchen  in  ihrem  Wurzelwerk  gelockert  oder  gehoben,  wodurch  sie 
vertrocknen.  Wo  eine  starke  Vermehrung  der  Maulwurfsgrille  stattfindet,  können 
die  ganzen  Kulturen  durch  diese  doppelte  Art  der  Beschädigung  zugrunde  ge- 
richtet werden.  In  den  von  Koch  (1905)  beobachteten  Fällen  (Forstamt  Mühl- 
dorf am  Inn  und  Landau  a.  d.  Isar)  wurden  außer  der  ganzen  Fichtensaat  noch 
25 — 30%  der  verschulten  Pflanzen  in  der  oben  beschriebenen  Weise  vernichtet. 

Bekämpfung.^)  —  Vorbeugen  kann  man  durch  Reinigen  (tiefes  Umhacken) 
der  Beete  vor  der  Saat,  oder  durch  Umziehen  der  Beete  mit  Fanggräben  oder 
mit  3 — 5  cm  hohen  Brettern  oder  Zinkstreifen,  welche  eben  so  tief  in  den  Boden 
eingelassen  sind. 

Die  Vernichtung  der  vorhandenen  Werren  kann  auf  verschiedene  Weise 
geschehen : 

Durch  Wegfangen  der  einzelnen  Grillen  im  Sommer  bei  ihren  abend- 
lichen Konzerten  mittels  Spaten. 

Durch  Abfangen  in  Fanggräben  oder  in  Fangtöpfen:  Blumentöpfe 
oder  Konservenbüchsen  leisten  dabei  gute  Dienste.  Sie  werden  so  tief  ein- 
gegraben, daß  ihre  oberen  Ränder  tiefer  liegen  als  die  Erdoberfläche,  die  mög- 
lichst fest  angedrückt  und  gerundet  wird.  Die  Wirkung  der  Fangtöpfe  wird 
wesentlich  erhöht,  wenn  die  verschiedenen  Fangtöpfe  mit  fest  auf  den  Boden 
aufgedrückten  Latten  oder  Zinkstreifen  miteinander  verbunden  werden,  wodurch 
die  zur  Paarungszeit  nächtlich  herumlaufenden  Werren  zu  den  Töpfen  hin- 
geleitet werden. 

Durch  Aufsuchen  und  Zerstören  der  Nester:  Dies  hat  Ende  Juni, 
anfangs  Juli  zu  geschehen,  wenn  die  Werren  ihre  Eier  abgelegt  haben.  „Da, 
wo  sich  im  Juni  oder  Juli,  zuweilen  schon  im  Mai,  häufig  Röhren  zeigen,  oder 
wo  man  ungewöhnlich  viel  Werren  über  der  Erde  bemerkt  oder  gefangen  oder 
abends  schrillen  gehört  hat,  da  achte  man  besonders  auf  den  Pflanzenwuchs. 
Auf  Grasplätzen  —  denn  auch  diese  muß  man,  da  von  ihnen  öfters  der  Herd 
des  Fraßes  sich  ausbreitet,  im  Auge  behalten  —  sieht  man  das  Gras  an  einzelnen 
Stellen  absterben  und  gelb  werden,  auf  Saatbeeten  geht  es  mit  den  Keimlingen 
ebenso.  Hier  wird  man  denn  auch  bald  die  nur  wenig  tief  unter  der  Erd- 
oberfläche verlaufenden  Röhren  des  Insektes  entdecken.  Sie  sind  etwas  er- 
haben, besonders  nachdem  es  geregnet  hat;  man  kann  leicht  mit  dem  Finger 
hineinfahren  und  sie  verfolgen.  Da,  wo  sie  in  einem  Kreise  laufen,  der  15  bis 
30  cm  Durchmesser  zu  haben  pflegt,  oder  wo  überhaupt  viele  Gänge  benachbart 
zu  sehen  sind,  und  da,  wo  sie  sich  etwas  mehr  in  die  Tiefe  senken,  hat  man 
das    Nest    zu    erwarten."     Dieses    muß    ringsum    freigelegt    und    als    Erdklumpen 

*)  Eine  ausführliche  Zusammenstellung  aller  bisher  empfohlenen  Bekämpfungsmittel  gibt 
Koch  (1905). 

Escherich,  Foistinsekten.    II.  Bd.  2 


%k. 


y 


l8  Ordnungsgruppe  Orthopteroidea. 

herausgehoben  werden.     Die  darin  enthaltene  Brut  usw.   wird  am    besten    durch 
Überbrühen  mit  heißem  Wasser  vernichtet. 

Durch  Fangen  mit  Hilfe  besonderer  Fallen,  die  in  die  Laufröhren 
eingesetzt  werden.  Am  bekanntesten  ist  die  Lessersche  Falle:  ein  in  der  Mitte 
auseinandernehmbares  Rohr,  das  an  den  zwei  Enden  nach  innen  bewegliche 
Klappen  besitzt.    (Abb.  15.)    Die  den  Gang  passierenden  Maulwurfsgrillen  können 

wohl    in    das    Rohr    hinein,    aber 
nicht  mehr  heraus. 

Durch      Eingießen      von 
Wasser   mit  Öl    in    die  Gänge. 
Zuerst  wird   etwas  Wasser,    dann 
etwas    Öl    und    endlich    reichlich 
Wasser  nachgegossen.  Die  Werren 
kommen  mit  Öl  beschmiert  heraus 
und  ersticken  entweder  von  selbst 
oder  können  leicht  getötet  werden 
(Reh).     An   Stelle    von    öl    kann 
man  natürlich   auch    andere   fett- 
haltige Flüssigkeiten  benützen. 
Durch  Abtöten  der  Werren  in  ihrem  Bau   mit  Schwefelkohlenstoff. 
Man  gießt  in  den   in  die  Tiefe  führenden  Gang   aus  einer  Petroleumkanne  etwa 
5  ccm  Schwefelkohlenstoff  und  tritt  das  Loch  wieder  zu. 

Durch  Vergiften  mit  Giftköder,  der  in  die  Gänge  gelegt  wird.  Emp- 
fohlen werden  Phosphorpillen  oder  ein  Arsenikteig,  folgendermaßen  zusammen- 
gesetzt: 0,75  kg  Lebkuchen  (getrocknet  oder  pulverisiert)  0,75  kg  Mehl,  0,75  kg 
Honig  und  2  g  Arsenik,  gut  durchgeknetet  und  in  erbsengroßen  Bröckchen 
ausgelegt. 


Abb.   15. 


Werrenfalle  nach  Lesser.     (Nach  Rörig, 
aus  Reh). 


Gryllus  campestris  L.  (Feldgrille). 

Außer  der  Maulwurfsgrille  ist  forstlich  nur  noch  die  Feldgrille  erwähnenswert:    OrylltLS 
eampestris  L.,  durch  den  einfachen  Bau  der  Vorderbeine,  durch  die  Legescheide  des   $,  den  ge- 


Abb.    16.     Gryllus  campestris   $.     Feldgrille.     Vergr.   —   Orig. 


wölbten  Kopf,  den  quadratischen  Prothorax  und  die  den  Hinterieib  ganz  deckenden  Vorder- 
flügel ausgezeichnet.  Schwarz,  mit  bräunlichen  Flügeln  und  blutroter  Unterseite  der  Hinter- 
schenkel.    20—25  "it"  lang.     (Abb.   16.) 


Familie  Gryllidae  (Grillen).  jg 

Über  ganz  Europa  mit  Ausnahme  von  Skandinavien,  in  Asien  bis  zum 
Himalaya  verbreitet.  Vorwiegend  auf  Wiesen  und  grasigen  Wegrändern.  Das  5 
legt  seine  Eier  einzeln  in  die  Erde.  Nach  4  Wochen  kriechen  die  Jungen  aus, 
die  zuerst  oberirdisch  leben.  Erst  nach  der  zweiten  Häutung  beginnen  sie  zu 
graben.  Überwinterung  als  Nymphe  in  der  Erde.  Sie  lebt  von  Gras,  Kräutern, 
Samen,  Tieren,  selbst  von  großen  Raupen  (Reh). 

Forstlich  ist  sie  verschiedentlich  schädlich  aufgetreten:  so  hat  sie 
(gemeinsam  mit  lettix  subidata)  durch  Befressen  junger  Buchen  und  Eichen  ge- 
schadet. Und  sodann  ist  sie  einmal  in  einer  Birkensaat,  die  unter  dem  Schutze 
einer  Hafersaat  erzogen  werden  sollte,  in  solch  unglaublicher  Menge  aufgetreten, 
daß  der  Boden  vollkommen  unterv/ühlt  wurde  und  die  Saat  mißriet.  Wahr- 
scheinlich hatte  der  Hafer  die  Grillen  angelockt.  Als  Abwehrmaßregel  haben 
sich  in  diesem  Falle  umgestülpte,  mit  Steinen  gespickte  Rasen  imd  leicht  bedeckte 
Heubüschel   bewährt,    unter    denen   sich   die   Grillen  ansammelten  (Pollak   1889). 

Literatur  über  die  Orthoptera. 

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Beiheft  I 

Buntschev,  St,  1891,  'Emt  Locusta-Ari  in  den  bulgarischen  Wäldern.  —  In:  Ost.  F.-Z.  IX, 
S.   257. 

Eckstein,  K.,  1904,  Beiträge  zur  genaueren  Kenntnis  einiger  Nadelholzschädlinge.  —  In:  Z. 
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Ordnungsgruppe  Orthopteroidea. 


2.  Ordnung:  Dermaptera. 

Die  Dermapteren  (Forficularia,  Ohrwürmer)  sind  leicht  kenntlich  an  den  kurzen,  den 
größten  Teil  des  Hinterleibs  unbedeckt  lassenden  Flügeldecken,  unter  denen  die 
großen  Hinterflügel  in  mehrfacher,  höchst  komplizierter  Faltung  untergeschlagen  werden,  und  den 
kräftigen  langen  Zangen  am  Ende  des  Hinterleibes  (Abb.  17).  Letztere  dienen  als 
Verteidigungsmittel,  als  Haltapparat  bei  der  Begattung  und  zum  Ent-  und  Zusammenfalten  der 
Hinterflügel.  Körper  flach,  lang  gestreckt.  Kopf  fast  wagrecht;  Fühler  schnurförmig,  kaum 
halb  so  lang  als  der  Körper,   10 — ßogliedrig.     Die  Laufbeine  mit  3 gliederigen  Tarsen. 

Die  Ordnungsgruppe  enthält  verschiedene  Familien  mit  zahlreichen  über 
die  ganze  Erde  verbreiteten  Gattungen  und  Arten,  von  denen  aber  auf  unser 
Faunengebiet  kaum  ein  Dutzend  Formen  entfallen. 

Die  Ohrwürmer  gehören  infolge  ihres  häufigen  Vorkommens  in  Gärten,  Be- 
hausungen usw.  zu  den  bekanntesten  Insekten.    Biologisch  sind  sie  sehr  interessant 
durch  die  weitgehende  Brutpflege,  welche  die  $9   den  Eiern  und  jungen  Larven 
angedeihen  lassen,     (Näheres  darüber  bei  Verhoefi   19 12.)     Bezüglich    der  Nah- 
rung   gehen    die  Meinungen    der  Autoren    viel- 
fach   auseinander:     die    einen    halten    die    Ohr- 
würmer  hauptsächlich   für    Fleischfresser,  die 
sich    räuberisch    von    allen    möglichen    Insekten 
nähren,    nach   anderen    sind    sie   in   erster  Linie 
Pflanzenfresser.      Lüstner   (1914)    hat   eine 
ausführliche  Übersicht  über  die  verschiedenen  in 
der  überaus  umfangreichen  Literatur  über  diesen 
Gegenstand  niedergelegten  Anschauungen  gegeben. 
Auf    Grund     zahlreicher    eigener    Magen-    resp. 
Kropfuntersuchungen    kommt    derselbe    dann   zu 
dem    Ergebnis,   daß    der    Ohrwurm    ein    AUes- 
fresser  ist,   der  sowohl  abgestorbene  und  auch 
lebende  Pflanzenteile  (besonders  die  Antheren 
^  ^   ^        der  Staubgefäße  und  die  Blätter)  frißt    als    auch 

Abb.  17.    Forficula  auricularia  L.      tierische  Stoffe,  letztere  meist  nur  in  totem 
(Gemeiner  Ohrwurm),    a)  Männchen,     Zustand.     Die   Pfianzennahrung  überwiegt  nach 
b)  Zangen  des  $.  —  Orig.  Lüstner   weit   die  Fleischnahrung,    die   nur   zu- 

fällig oder  bei  Nahrungsmangel  aufgenommen 
wird.  Dieser  Auffassung  stehen  aber  andere  Beobachtungen  gegenüber,  wonach 
die  Ohrwürmer  sehr  gern  auch  lebende  Tiere  verzehren,  vor  allem  Blatt- 
läuse. Verhoeff  (1909)  berichtet,  daß  50  Ohrwürmer  in  einer  Stunde  mit 
einer  Blattlauskolonie  von  ca.  200  Stück  vollkommen  aufgeräumt  haben.  Es  ver- 
halten sich  demnach  die  Ohrwürmer  verschieden,  wohl  je  nach  den  äußeren  Ver- 
hältnissen und  wohl  auch  je  nach  der  Art, 

Forstlich    kommt    den    Forficulide?i    eine    kaum    nennenswerte    Be- 
deutung zu;  als  Blattlausfresser  können  sie  unter  Umständen  nützlich  wirken! 
Die  bekanntesten  Arten  unseres  Faunengebietes  sind  : 

Forficula  amicidaria  L. ,  der  gemeine  Ohrwurm  (Abb.  17).  Zangen- 
hälften beim  Männchen  stark  bogenförmig  gekrümmt,  beim  $  an  der  Spitze  ge- 
kreuzt, Halsschild  quadratisch,  Hinterfiügel  vorhanden.     Überall  häufig. 

Chelidura  acanthopygia  Gen.,  Waldohrwurm.  Zangenhälften  beim  J 
schwach  gekrümmt,  beim  5  sich  nicht  berührend,  Hinterfiügel  fehlen.  Im  Walde 
auf  Bäumen,  vornehmlich  auf  Nadelholz. 


Familie  Blattidae  (Schaben).  2  I 

Labia  minor  L.  Halsschild  länger  als  breit.  Hinterffügel  vorhanden. 
Fliegt,  abweichend  von  den  anderen  Ohrwürmern,  häufig  am  Tage  um  Mist- 
haufen, über  Dungwiesen  usw. 

Literatur  über  Dermaptera. 

Lüstner,  G.,  1914,  Die  Nahrung  des  Ohrwurms  {Forficiüa  auricularia)  nach  dem  Inhalt 
seines  Kropfes.  —  In :  Centralbl.  f.  Bakt.  2.  Abt.  Bd.  40,  S.  482  ff.  (Enthält  zahlreiche 
Literaturangaben.) 

Reichert,  Alex  ,   1917,  Ohrwürmer.  —  In:  Ent.  Jahrbuch,  S.   I78ff. 

Schwartz,  M.,  IQ08,  Über  den  Schaden  und  Nutzen  des  Ohrwurmes  (Forficula  auricularia). 

—  In:   Arb.   Kais.   Biol.  Anstalt   f.  Land-  und  Forstwirtschaft,  S.   847. 
Tümpel,   1901,  Die  Geradflügler  Mitteleuropas.     Eisenach. 

Verhoeff ,  C„  1909,  Über  Dermapteren.     VI.  Aufsatz:    Zur  Biologie   europäischer   Ohrwürmer. 

—  In:  Biol.  Centrlbl.  29,  S.   582  ff. 

Verhoeff,    C,   1912,    Über  Dermapteren.     VII.  Aufsatz:    Zur  Kenntnis  der  Brutpflege  unserer 

Ohrwürmer.  —  In:  Zeit.  f.  wiss.  Ins.  Biol. 
Zacher,  Fr.,   19 17,  Die  Geradflügler  Deutschlands.     Jena. 

3.  Ordnung:  Oothecaria. 

Die  Oothecaria  haben  ihren  Namen  („Eipacketleger")  von  der  Gewohnheit 
der  9$,  ihre  Eier  stets  in  größerer  Zahl  vereinigt  in  Kapseln,  die  aus  verhärtetem 
Drüsensekret  gebildet  sind,  unterzubringen.  —  Zu  ihnen  gehören  außer  den  süd- 
lichen  Fangheuschrecken  (Mantidae)  die  Schaben. 

Familie  Blattidae  (Schaben). 

Die  Schaben  (Blattidae)  zeichnen  sich  durch  ihren  platten  eiförm'gen  Körper,  den 
senkrecht  gestellten,  unter  der  großen  Vorderbrust  verborgenen  Kopf,  die  flachen  Schenkel  und 
stark  gestachelten  Schienen,  sowie  die  mitunter  allerdings  rudimentär  bleibenden  oder  fehlenden, 
an  der  Naht   übereinander   greifenden  Flügeldecken  aus.     Die  Ralfe  sind  gegliedert.     (Abb.   18.) 

Es  sind  nächtliche,  sehr  gefräßige  Tiere,  welche  forstlich  ohne  Be- 
deutung sind.     Ein  ganz  unschädlicher  Waldbewohner   ist    die    bei  uns  häufige 


Abb.   18.     Periplaneta  orientalis;  Männchen.     Weibchen  mit  vorbrechender  Eikapsel.     ^/^. 

Blatta  (Ectobia)  lapponica  L.  Dagegen  richten  andere  Arten  in  den  Wohnungen 
und  Vorratsräumen,  besonders  in  den  Bäckereien  und  Mühlen  vielfach  Schaden 
an.  Es  sind  dies  die  bei  uns  einheimische  Blatta  (Phyilodromia)  germanica  L., 
die  deutsche  Schabe,  ein  bis  13  mm  langes,  gelbbraunes  Tier,  sowie  die  aus 
Asien  bei  uns  eingeschleppte  Blatta  (Periplaneta)  orientalis  L.,  die  Küchenschabe 


22 


Ordnungsgnippe  Oithopteroidea. 


(auch   Schwaben    oder   Russen    genannt),    ein    sehr   häufiges,    bis  30  mm    langes 
dunkelschwarzbraunes  Tier. 

Als  Gegenmittel  gegen  die  lästigen  Hausbewohner  haben  sich  Mischungen 
von  Arsenik,  Mehl  und  Zucker  oder  Borax  und  Zucker  gut  bewährt.  Auch  mit 
Bier,  in  flachen  Tellern  aufgestellt,  lassen  sich  die  Schaben  leicht  fangen;  sie 
trinken  aus  dem  Bier,  bis  sie  berauscht  werden,  fallen  dann  in  dasselbe  und  er- 
trinken (Reh). 


4.  Ordnung:  Corrodentia. 

Die  Corrodentien  enthalten  4  Unterordnungen:  Die  Isoptera  (Termiten), 
Copeognaiha  (Rindenläuse),  Mallophaga  (Pelzfresser  oder  Haarlinge)  und  Anoplura 
(echte  Läuse). 

Unterordnung  Isoptera  (Termiten).^) 

Mundteile  beißend,  wohl  entwickelt;  Fühler  schnurförmig,  die  4  Flügel  gleichartig,  netz- 
artig, groß,  den  Hinterleib  weit  überragend,  werden  nach  dem  Hochzeitsflug  abgeworfen ;  Tarsen 
4  gliedrig. 

Die  Termiten  oder  „weißen  Ameisen"  schließen  sich  sowohl  morpho- 
logisch   als   biologisch    an    die  Blattiden  (Schaben)    an.     Ihr    geselliges  Leben   ist 

aber  noch  weit  ausgeprägter  als  bei  diesen 
und  hat  zu  einem  wohl  organisierten  Staaten- 
leben geführt,  das  auf  einer  weitgehenden 
Polymorphie  und  Arbeitsteilung  beruht.  Wir 
unterscheiden  überall  zwei  scharf  getrennte 
Kasten  (Abb.  ig):  Die  Fortpflanzungstiere 
und  die  Arbeitstiere.  Erstere  besorgen 
lediglich  die  Fortpflanzung,  letztere,  die  zur 
Fortpflanzung  unfähig  sind,  verrichten  alle 
übrigen  Arbeiten.  Erstere  sind  geflügelt, 
werfen  aber  nach  dem  Hochzeitsflug  die 
Flügel  ab,  so  daß  nur  kurze  Stümpfe  übrig 
bleiben,  letztere  sind  stets  ungeflügelt.  —  Die 
Arbeiter,  die  auch  ihrerseits  wieder  in  ver- 
schiedene Kasten  gespalten  sein  können 
(Soldaten  usw.),  stellen  die  Hauptbevölkerung 
jedes  Termitenstaates  dar,  dazu  kommt  noch 
das  entflügelte  „Königliche  Paar",  ferner 
mehr  oder  weniger  zahlreich  geflügelte  junge 
Geschlechtstiere  und  die  Larven,  die  sich 
von  den  Arbeitern  hauptsächlich  durch  die 
kleinere  Gestalt  unterscheiden.  Die  Größe 
der  Staaten  ist  sehr  verschieden  je  nach  Art 
und  Alter:  manche  Kolonien  bringen  es  nur 
zu  einigen  Hundert  Einwohnern,  andere  zu 
vielen  Millionen.  Näher  kann  auf  die  über- 
aus interessanten  Einzelheiten  des  Termiten- 
staates hier  nicht  eingegangen  werden. 


Abb.   19.     Leucotermes  lucifugus  Rossi, 
I     Arbeiter,     2     Soldat,      3     Nymphe, 
4  Ersatzkönigin,  5  geflügeltes  Geschlechts- 
tier,    Nach  Grassi  aus  Silvestri. 


^)  Zusammenfassende  Darstellungen :  Escherich,  K.,  Die  Termiten  oder  weißen  Ameisen 
(Leipzig  1909);  und  derselbe,  Termitenleben  auf  Ceylon  Qena   19 10). 


Unterordnung  Isoptera  (Termiten). 


23 


Das  Leben  der  Termiten  spielt  sich  größtenteils  im  Dunklen  ab.  Sie 
wohnen  entweder  in  Erdbauten,  die  viele  Meter  hoch  über  den  Boden  hervor- 
ragen können,  oder  aber  in  ausgehöhlten  Baumstämmen  usw.  Wenn  sie  ge- 
zwungen sind  ihre  Bauten  zu  verlassen,  so  errichten  sie  meist  Tunnels  aus  Erde, 
unter  deren  Schutz  sie  ihre  Exkursionen  machen.     S'  Jj 

Ihre  Nahrung  besteht  hauptsächlich  aus  Pflanzenstoffen  aller  Art,  toten 
oder  lebenden,  vor  allem  aber  verarbeitetem  Holz.  Ais  Holzzerstörer  nehmen 
sie  die  erste  Stelle  ein  (Linne  nennt  die  Termiten  ^^Sutnma  calamitas 
utrtusque  Indiae^''). 

Die  Termiten  verfahren  dabei  gewöhnlich  so,  daß  sie  entweder  unterirdisch 
oder  unter  gedeckten  Galerien  zu  dem  betreffenden  Gegenstand  zu  gelangen  suchen, 
dann  an  einer  Stelle  in  denselben  eindringen  und  nun  in  ihm  ihr  Zerstörungswerk 


Abb.  20.    Kistendeckel  aus  Daressalaam  (Ostafrika)  von  Termiten  befallen.     7^  nat.  Größe. 
(Aus  Eckstein,  Holzkonservierung). 


beginnen.  Die  befallenen  Balken  usw.  werden  entweder  radikal  oder  mit  Belassung 
der  härteren  Teile  der  Jahresringe  ausgefressen  und  durchhöhlt,  wobei  aber  stets 
sorgfältigst  vermieden  wird,  daß  die  äiißeren  Wände  angegriffen 
oder  auch  nur  verletzt  werden.  (Abb.  20.)  Der  betreffende  Gegenstand 
sieht  daher  von  außen  völlig  intakt  aus ;  um  so  größer  ist  natürlich  das  Erstaunen, 
wenn  man  beim  Anlehnen  an  einen  solchen  Balken  keinen  Widerstand  findet, 
sondern  einfach  durch  den  ganzen  Balken  durchfährt.  Bretter,  die  auf  dem 
Boden  liegen,  werden  von  der  Unterseite  her  angegriffen  und  soweit  ausgehöhlt, 
daß  an  der  Oberseite  nur  eine  dünne  Lamelle  übrig  bleibt. 

In  etwas  milderer  Weise  verfährt  die  turkestanische  Termite  (Hodotermes 
turkestanicus  Jacobs.y*  bei  ihren  Angriffen  auf  die  aus  Fichtenholz  bestehenden  Tele- 
graphenstangen der  transkaspischen  Bahn;  dieselben  werden  alljährlich  ringsum 
mit  einer  Erdkruste  bedeckt,  die  gegen  Ende  des  Sommers  gewöhnlich  vom 
Boden  bis  zur  Spitze   der   Pfähle   reicht,    im  Winter  aber  wieder   abfällt.     Unter 


24 


Ordnungsgruppe  Orthopteroidea. 


dieser  Kruste  fressen  die  Termiten  nur  eine  dünne,  Y2  ^^  starke  Schicht  des 
grau  gewordenen  oder  verwitterten  Holzes.  Wenn  diese  Angriffe  sich  auch  all- 
jährlich wiederholen,  so  dürfte  es  bei  dieser  geringen  Beschädigung  doch  recht 
lange  dauern,   bis  die  Stangen  unbrauchbar  werden. 

Manche  Hölzer  haben  weniger  unter  den  Termiten  zu  leiden,  teils  wegen 
ihrer  Härte  (Eisenholz,  Sideroxylon),  teils  wegen  ihres  Geruches  (Kampherholz  usw.). 
Ob  es  völlig   »termiten feste«    Hölzer  gibt,  mag  dahingestellt  bleiben. 

Auch  die  lebende  Pflanzenwelt  wird  von  den  Termiten  angegriffen. 
Die  Stämme  von  Bäumen  und  Sträuchern  werden  ausgefressen,  so  daß  diese  ab- 
sterben oder  durch  Winde  geworfen  werden. 

Glücklicherweise  kommen  die  Termiten  in  unserem  Faunengebiet  nicht  vor.  i) 
Sie  sind  in  ihrer  Hauptmasse  auf  tropische  Länder  beschränkt.  Nur  einzelne  Arten 
dringen  bis  Südeuropa  vor  (Calotermes  flavicollis  F.  und  Leucoiermes  lucifugus  Rossi). 
Sie  haben  in  Südfrankieich  oft  schon  arge  Zerstörungen  verursacht,  sowohl  in 
Gebäuden  als  auch  an  der  Vegetation:  Obstbäume,  Zypressen,  Hainbuchen, 
Linden,  Weißdorn  usw.  wurden  durch  sie  zum  Absterben   gebracht;    in  Häusern 


A  B 

Abb.  21.     Holzläuse.    A  Eine  Psocide,  B  Troctes  divinatorius  Müll.    Stark  vergr. 


Aus  Silvestri. 


haben  sie  Balken,  Treppenpfosten  zerstört,  sie  sind  ferner  in  Bibliotheken  ein- 
gedrungen und  haben  dort  die  Bücher  bis  auf  die  äußersten  Teile  der  Einbände 
ausgefressen  usw. 

In  den  tropischen  Ländern  hilft  mau  sich  gegen  die  Termitengefahr  haupt- 
sächlich durch  prophylaktische  Maßnahmen  (möglichst  weitgehende  Ver- 
wendung von  Stein  und  Eisen  oder  „termitenfesten"  Hölzern  oder  durch  Im- 
prägnieren der  Hölzer.^)  Zur  Vertilgung  der  Termiten  in  ihren  Bauten  usw. 
verwendet  man  giftige  Gase  (Arsenik  85^/0,  Schwefel  iS^o);  ^^^  "^^"^  ™^^  Hilfe 
einer  Luftpumpe  („Ameisen- Vertilger")  in  die  unterirdischen  Gänge  und  Kammern 
treibt.  3) 


')  Mitunter  werden  Familien  bei  uns  eingeschleppt,  doch  können  sie  sich  bei  uns, 
wenigstens  im  Freien,  nicht  halten.  In  Warmhäusern  dagegen  können  sie  sich  wohl  vermehren 
und  Schaden  anrichten,  wie  es  vor  Jahren  in  Wien  der  Fall  war. 

-)  Als  Imprägnierungsflüssigkeit  verwendet  man  gewöhnlich  Teerprodukte.  Doch  scheint 
die  dadurch  erzielte  Immunität  nicht  absolut  und  nur  von  kurzer  Dauer  zu  sein.  Neuerdings 
sucht  man  durch  Beigabe  von  Arsenikpräparaten  die  Wiikung  zu  erhöhen. 

•■')  Näheres  darüber  in  Escherich,  Termitenleben  auf  Ceylon, 


Unterordnung  Copeognatha.   —  Unterordnung  Mallophaga. 


25 


Unterordnung  Copeognatha  (Holz-  oder  Rindenläuse). 

Die  Holzläuse  (Abb.  21)  sind  kleine,  nur  wenige  Millimeter  lange,  zarte  Tierchen,  welche 
sich  durch  lange  borstenartige  Fühler,  fehlende  Lippentastet  und  2-  oder  3gliedrige  Tarsen  aus- 
zeichnen. Die  Innenladen  haben  die  Form  eines  ziemlich  langen  meißelartigen  Stabes  (daher  der 
Name  „Meißelkiefler'-  —  Copeognatha).  Entweder  sind  4  gleichartig  zarte,  in  der  Ruhe  steil 
dachförmig  gelagerte  Flügel  vorhanden,  oder  die  Flügel  fehlen  ganz. 

Die  meisten  geflügelten  Formen  (Psociden)  leben  einzeln  oder  in  größeren 
Gesellschaften  auf  Baumstämmen,  Ästen,  Scheitholz,  wo  sie  sich  von 
Flechten,  Algen,  Pilzen  usw.  nähren.  Die  ungeflügelten  Trodiden  (Staubläuse) 
halten  sich  meist  in  Wohnungen  auf  an  alten  verstaubten  wurmstichigen 
Möbeln,  zwischen  Büchern,  in  Herbarien,  in  vernachlässigten  Insekten- 
sammlungen usw.  und  können  dadurch  auch  dem  Entomologen  lästig  werden. 
Die  bekanntesten  Arten  sind:  Trocies  divinatorius  Müll.  (Staublaus)  und  Atropns 
pulsatorius  L.    (Bücherlaus).     Letztere    kann    trotz    ihrer   geringen    Größe    iz  mm) 


i3 


^^g— 


i' 


y" 


ABC 
Abb.   22.     Verschiedene  Mallophagen.    A  Federling  der  Stockente  (Lipeurus  squalidus  Nitzsch.) 
B  Federling  des  Rebhuhns  (Goniodes  dispar  Nitzsch.),  C  Haarling  des  Rothirsches  (Trichodectes. 
longicornis  Nitzsch.).     Stark  vergr.  —  Aus  Giebel. 

durch    Aufschlagen   mit   dem    Kopfe   auf   Papier   oder    ähnliche  Unterlagen  einen 
ziemlich  lauten   Klopfton  hervorbringen. 


Unterordnung  Mallophaga  (Pelzfresser,  Haarlinge,  Federlinge). 

Die  Pelzfresser  sind  flügellose,  abgeflachte  Tiere  (Abb.  22),  die  sich  auf  der  Haut  oder 
zwischen  den  Haaren  von  Säugetieren  und  Vögeln  aufhalten.  Sie  haben  viel  Ähnlichkeit  mit 
den  echten  Läusen,  unterscheiden  sich  aber  von  ihnen  durch  die  kauenden  Mundwerkzeuge. 

Die  Mallophagen  nähren  sich  von  abgenagten  Haar-  oder  Federsubstanzen, 
von  oberflächlichen  Hautschüppchen,  talgartigen  Ausschwitzungen  usw. ,  fügen  also 
für  gewöhnlich  ihren  Wirten  keinen  nennenswerten  Schaden  zu,  selbst  wenn  sie, 
wie  es  oft  der  Fall  ist,  in  großen  Massen  auf  ihnen  vorkommen. 

Besonders  häufig  sind  sie  auf  Vögeln.  Fast  jede  Vogelart  hat  ihre 
besondere  Federlingart;  ja  in  der  Regel  kommen  auf  jeder  Vogelspezies  mehr 
Mallophagenarten,  zum  mindesten  2,  bisweilen  aber  auch  5  oder  noch  mehr  vor. 
Ganz  frei  von  Mallophagen  dürfte,  wenigstens  dauernd,  keine  Vogelart  sein. 
Unter  dem  Federwild  ist  namentlich  der  Auerhahn  stark   von  Federungen   be- 


26  Ordnungsgruppe  Orthopteroidea. 

setzt,  unter  denen  Goniodes  chelicornis  Nitzsch.  der  häufigste  ist.  Von  den  auf 
Säugetieren  lebenden  Mallophagen  sei  besonders  der  Hundehaarling  oder  die 
unechte  Hundelaus,  Irichodectes  latus  N.  {canis  Deg.)  genannt,  der  neben  dem 
Hundefloh  als  der  Zwischenwirt  des  gemeinen  Hundebandwurms  (Taenia 
cucumerina)  dienen  kann.  Auch  unser  Wild  und  Raubzeug  beherbergt  ver- 
schiedene Haarlinge,  z.  B.  Rotwild  Trichodectes  longicomis  Nitzsch.,  Damwild 
7r.  tibialis  Piaget,   der  Fuchs   7r.  micropus  Giebel  usw. 


Unterordnung  Anoplura  (Läuse). 

Die  echten  Läuse  sind  vor  allem  durch  die  stark  rückgebildeten  und  modifizierten  Mund- 
gUedmaßen  charakterisiert:  Ober-  und  Unterkiefer  rückgebildet,  Oberlippe  zu  einem  Saugrohr, 
Unterlippe  zu  einem  Bohrstachel  umgewandelt.  Die  Brustsegmente  sind  nur  undeutlich  geschieden. 
Flügel  fehlen.     Die  Beine  sind  als  Klammerorgane  ausgebildet.     (Abb.  23  A.) 

Die  Anopluren  umfassen  mehrere  Familien  mit  über  hundert  Arten,  die  alle 
parasitisch  auf  der  Haut  von  Säugetieren  leben  und  von  deren  Blut  sich  nähren. 

Die  birnförmigen  Eier  (Nissen)    werden 

/"^.a^.'^Vf'*'  /  \  meist  an  die  Haare  abgelegt. 

ji  t , ;    ^  /Y  Die     bekannteste     Art      ist      die 

.•  ."^-       "^^(„-j-;^-  K\ eiderlans  ('Pediadus  ves/ime?itt  Nilz.J. 

^  ^^-^.  die  am  Menschen  parasitiert  (die  Eier 

werden    in   die   Falten   und  Nähte    der 
^ '  -\  Kleidungsstücke     abgelegt)     und     durch 

ihre  Stiche  nicht  nur  lästig,  sondern 
durch  die  Möglichkeit  der  Übertragung 
des  Flecktyphus  auch  sehr  gefährlich 
wird.  Im  Weltkrieg  spielte  sie  eine 
schlimme  Rolle,  zahllose  Menschenleben 
Pe.^—rr—Xl  fielen  ihr  zum  Opfer;  gewaltig  sind  die 

Summen,     welche    man    für    ihre    Bc- 
kärapfung  ausgegeben  hat.^)    Außerdem 

^,,  ,     ,^       ,  kommt  an  Menschen    noch    vor:    Pedi- 

Abb.  23  A.    Männchen  der  Kleiderlaus  von  der  .  .         „  -r      c        \ 

Bauchseite.     Besonders    deutlich    ist    der   Penis       «^«^"-^      capitis       Ueer       (Kopflaus)       und 
(Pe)  zu  sehen.    Stark  vergr.  —  Nach  Friedenthal       Phthirius  pubis   L.   (Filzlaus). 

Auch  unser  Jagd  wild  und  unsere 
Haustiere  werden  von  Läusen  heim- 
gesucht ;  so  lebt  am   Rothirsch  Haematopinus  crassicornis  Denny,  am  Wildschwein 
Haematopinus   suis  L.,    am    Hasen    Haematopinus   lyrtocephalus   Denny,   am    Hund 
Haematopinus  setosus  Burm. 


1 


XI 


M  Siehe  Hase,  Alb.,  Beiträge  zur  Biologie  der  Kleiderlaus  usw.  —  In:  Zeitschr.  f.  ang. 
Ent.    1915,  Bd.  II,  S.   265  ü. 


[Ordnung  Thysanoptera. 


21 


.y?^. 


5.  Ordnung:  Thysanoptera^)  (Physopoda,  Blasenfüße). 

Die  Blasenfüße  sind  kleine  (l  —  lo  mm)  lange  schmale  Tiere,  meist  mit  4  schmalen,  lang 
gefransten  Flügeln,  oder  aber  ganz  flügellos.  Charakteristisch  ist  außer  den  Fransenflügeln  be- 
sonders noch  die  Fußbildung:  die  meist  sgliedrigen  Füße  besitzen  am  Ende  des  letzten  Gliedes 
eine  eigentümlich  einstülpbare  Blase,  mit  der  die  beiden  Krallen  verwachsen  sind.  Endlich  ist 
noch  die  Kopf  bildung  hervorzuheben  :  der  Kopf  ist  schief  nach  unten  und  nach  hinten  gestellt, 
so  daß  die  Mundwerkzeuge  weit  nach  hinten 
gerückt  sind.  Letztere  sind  in  der  Hauptsache 
saugend.     (Abb.   23  B.) 

Die  Blasenfüße  finden  sich  haupt-      r:=;^t^s^ 
sächlich  auf  Blüten,    doch  gibt  es  auch  '^* 

solche,  die  sich  hinter  Rinde,  zwischen 
Flechten,  Moos,  Schwämmen  usw. 
aufhalten.  Ihre  Nahrung  ist  fast  aus- 
schließlich pflanzlich:  sie  schaben  die 
Oberhaut  ab  und  bohren  dann  mit  ihrem 
Mund -Stachel  ein  Loch,  um  ihre  Saug- 
borsten in  die  Pflanzengewebe  einzusenken. 

Sie  enthalten  eine  ganze  Reihe 
von  Gattungen  und  Arten,  von  denen 
einige  in  der  Gärtnerei  und  Landwirt- 
schaft schweren  Schaden  erzeugen.  Es 
sei  nur  an  die  „schwarze  Fliege"  (Helio- 
thrips  haemorrhoidalis  Bche.y'   erinnert,   die 

zu  den  gefürchtetsten  Feinden  des  Gewächshausgärtners  gehört,  und  sodann  an 
den  Getreideblasenfuß  (Limothrips  denticorim  Hal.y»,  der  die  Weißährigkeit  erzeugt 
und  den  Ertrag  der  Getreideernte  in  manchen  Jahren  stark  vermindert. 


Abb.   23  B.     Ein  Blasenfuß  (Thrips  tabaci 
Lind.).     Stark  vergr.  —  Aus  Reh. 


Ordnungsgruppe  Amphibiotica.') 

Mundgliedmaßen  beißend;  2  Paar  gleichartiger 'häutiger,  netzadriger  Flügel,  Abdomen  mit 
Cerci,  Larven  wasserbewohnend,  mit  Tracheenkiemen.  Hemimetabole  oder  prometabole  Entwick- 
lung (s.  Bd.  I,  S.    I56\ 

Der  wesentlichste  Zug  der  Amphibiotica  besteht  darin,  daß  die  Larven  dem 
Wasserleben  angepaßt  sind  (auch  morphologisch  durch  das  Vorhandensein  be- 
sonderer Wasseratmungsorgane,  der  Tracheenkiemen),  während  die  Imagines  aus- 
gesprochene Lufttiere  sind. 

Drei  Ordnungen  zählen  zu  den  Amphibiotica:  Die  Eintagsfliegen 
(Ephemerida) ^  die  Uferbolde  (Plecoptera)  und  die  Libellen  (Odonata),  die  sich 
leicht  voneinander  unterscheiden  lassen : 

1.  Fühler  lang,  fadenförmig,    Hinterleib  mit  2   langen  Schwanzfäden      ....  Plecoptera 

—  Fühler  kurz,   nicht  länger  als  der  Kopf 2 

2.  Hinterflügel  viel  kürzer  als  die  Vorderflügel  oder  verkümmert.     Hinterleib  mit 

2  oder  3  sehr  langen  (länger  als  der  ganze  Leib)  Schwanzfäden  (s.  Bd.  I, 

S.   156,  Fig.   152),  Tarsen  4-  oder  5 gliederig ■     .       Ephemerida 

—  Hinterflügel    und    Vorderflügel    gleichlang.     Hinterleib    nur    mit  zwei    kurzen 

Anhängen.     Tarsen  3  gliederig Odonata 

')  Siehe:  Tümpel,  Die  Geradflügler  Mitteleuropas.  S.  278fF.  Ferner  Reh,  Handbuch. 
S.  217  ff. 

^)  Als  gutes  Hand-  und  Bestimmungsbuch  ist  zu  empfehlen:  Tümpel,  R.,  Die  Gerad- 
flügler Mitteleuropas.     Mit  20  Tafeln.     Eisenach,  Wilkens  Verlag,   1901. 


2  8  Ordnungsgrappe  Amphibiotica. 

Die  Ephemertda^)  und  Plecoptera  sind  forstlich  gänzlich  indifferent  und 
scheiden  hier  aus.  Nur  die  Libellen  haben  als  nützliche  Insekten  einiges  Inter- 
esse für  uns  und  sollen  daher  wenigstens  kurz  erwähnt  werden. 

Ordnung  Odonata  (Libellen). 

Die  Libellen  oder  Wasserjungfern  sind  durch  gleichlange,  reichgenetzte  Flügel,  die  kurzen 
pfriemenförmigen  Fühler  und  die  mächtigen,  den  größten  Teil  des  Kopfes  einnehmenden  Augen 
und  die  kräftigen  Mundwerkzeuge  gut  gekennzeichnet.  —  Ihre  Larven  sind  mit  langen,  gut  ent- 
wickelten Beinen  versehen  und  durch  die  zum  Fangarm  umgebildete  Unterlippe  besonders  aus- 
gezeichnet (s.  Bd.  I,  S  21  Fig.  2i).  Sie  atmen  durch  Tracheenkiemen,  welche  bei  den  kleineren 
Arten  als  3  lanzettliche  Blätter  an  der  Hinterleibsspitze  sitzen  (s.  Bd  I,  Fig.  71  CS.  77),  bei 
den  größeren  in  dem  Enddarm  verborgen  sind. 

Die  Libellen  leben  sowohl  als  Larven  wie  auch  als  Imagines  ausschließlich 
räuberisch  (s.  Bd.  I,  Fig.  151,  S.  155);  erstere  von  den  verschiedensten  kleinen 
Wassertieren  (Insektenlarven,  Fischbrut  usw.),  letztere  von  allem  möglichen  fliegen- 
den Getier  (Schmetterlinge,  Käfer,   Fliegen  usw.). 

Fast  alle  Libellen  sind  Tagtiere,  die  besonders  bei  heiterem  Wetter,  am  liebsten 
bei  hellem  Sonnenschein  fliegen.  „Rastlos  schweben  sie  am  Ufer  der  Gewässer, 
in  rasendem  Fluge  schwirren  sie  über  die  Oberfläche  der  Teiche  an  Waldrändern, 
über  Waldkuhuien  usw.  dahin,  um  den  ganzen  Tag  bis  zum  Sonnenuntergang 
zu  jagen.  Von  Zeit  zu  Zeit  lassen  sie  sich  auf  kurze  Zeit  nieder,  um  ihre  er- 
beuteten Opfer  zu  verzehren.  Oft  zerstückeln  sie  ihre  Beute  schon  im  Flug,  so 
daß  ganze  Körperteile,  abgetrennte  Flügel  usw.  zu  Boden  fallen,  während  die 
mörderische  Libelle,  noch  ehe  sie  ihre  Mahlzeit  beendet  hat,  im  Dahinjagen 
schon  wieder  nach  neuen  Schlachtopfern  Ausschau  hält.  Fallen  die  ersten  Abend- 
schatten auf  das  Gewässer,  so  ist  dort  keine  Libelle  mehr  zu  sehen;  alle  sind 
verschwunden,  sie  hängen  mit  den  Krallen  ihrer  Vorderbeine  in  Sträuchern  oder 
Bäumen,  um  so  die  Nacht  zu  verbringen"   (R.). 

Auch  die  Copula  findet  während  des  Fluges  statt  und  zwar  in  ganz  eigen- 
artiger Weise,  worüber  im  Bd.  I  (S.  122)  berichtet  ist.  Die  Eiablage  findet 
entweder  frei  ins  Wasser  (in  Form  einer  Art  Laich)  statt,  oder  die  Eier  werden 
in  den  Stengeln  von  Wasserpflanzen  einzeln  in  kleine  Taschen,  die  das  $  durch 
Anritzen  des  Pflanzengewebes  mit  dem  Legestachel  herstellt,  untergebracht.'^) 
Die  gesamte  Entwicklungsdauer  beträgt  bei  den  meisten  Arten  wohl  ein  Jahr. 
Die  Larven  überwintern  im  Schlamme  und  haben  im  nächsten  Frühjahr  schon 
eine  ansehnliche  Größe. 

Wir  können  zwei  morphologisch  und  biologisch  recht  verschiedene  Gruppen 
unterscheiden,  nämlich : 

Die  Zygoptera  oder  Gleichflügler:  leicht  zu  erkennen  an  ihrem  langsamen 
flatternden  Flug,  dem  schmalen  fast  stabförmigen  Leib  und  den  ungefähr  gleich- 
großen Vorder-  und  Hinterflügeln,  und 

^)  Die  Eintagsfliegen  (s.  Bd.  I,  Abb.  152,  S.  156  u.  Abb.  71 B,  S.  77),  besonders  das 
gemeine  Uferaas  (Ephemera  vulgata  L.y,  sowie  die  schneeweiße  Palingenia  horaria  L.  er- 
scheinen im  Frühjahr  oft  in  zahllosen  Mengen  und  werden  von  den  Fischern  als  Köder  genommen. 
Auch  die  Uferbolde,  besonders  die  große  Perla  niaxima  Pz.,  bilden  unter  dem  Namen 
,, Grillen"  einen  beliebten  Forellenköder. 

^)  Fulmek  (Zentrlbl.  f.  Bakt.  u.  Paras.  IL  Abt.  44.  Bd.  1915,  S.  702)  berichtet  von 
einem  Falle,  in  welchem  Birnzweige  von  Libelleneiern  belegt  waren.  Es  handelte  sich  zweifellos 
um  einen  Ausnahmefall,  wahrscheinHch  um  eine  Instinktirrung,  da  ja  die  Larven  aufs  Wasser- 
leben angewiesen  sind. 


Ordnung  Odonata. 


29 


die  Anisoptera  oder  Ungleichflügler :  kenntlich  an  ihrem  überaus  schnellen 
rasenden  Flug,  dem  robusten  Körper  und  den  breiteren  Hinterflügein. 

Die  bekanntesten  und  häufigsten  Arten  sind:  die  zu  den  Zyooptera  ge- 
hörenden gemeinen  Seejungfern,  Calopieryx  vhgo  L. ,  jene  langsam  flatternden 
dunkelblauen  Libellen,  die  man  allenthalben  am  Ufer  langsam  fließender  oder 
stehender  Gewässer  antrifft,  und  die  zu  den  Anisopiera  gehörenden,  weit  größeren, 
reißend  dahinschwirrenden   Libellula  depressa  L.   und   qtiadrimaculata  L.   (Abb.  24), 


-^^% 


Abb.   24.     Libellula  quadritnaculata  L.     Aus  Ratzeburg. 

die  bisweilen  weite  Wanderungen  in  ungeheuren  Schwärmen  ausführen  und  daher 
auch  als  „Wanderlibellen''  bezeichnet  werden. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Ratzeburg  stellt  die  Libellen  zu  den  sehr 
nützlichen  Insekten.  Angesichts  der  großen  Raubgier  und  der  Art  der  Jagd  ist 
dieser  Standpunkt  wohl  berechtigt.  Ratzeburg  berichtet,  daß  sie  bei  einer 
Nonnenkalamität  tüchtig  unter  den  Faltern  aufräumten,  besonders  da,  wo  sie 
frei  Umherrevieren  konnten,  wie  auf  den  Kultur-Blößen,  im  Forstgarten  usw. 


Ordnungsgruppe  Neuropteroidea. 

Mundteile  beißend,  Prothorax  wohl  entwickelt  und  frei,  zwei  Paar  gleichartiger  häutiger 
und  meist  auch  gleich  großer  Flügel ;  Larven  räuberisch  lebend,  zum  Teile  mit  Saugzangen  ver- 
sehen.    Holometabole  Entwicklung,  mit  freier  Puppe. 

Forstlich  interessieren  uns  die  Neuropteroidea  nur  insoweit,  als  einige 
räuberische  Formen  darunter  sind,  die  durch  Vertilgen  von  Schädlingen 
nützlich  werden  können.  Es  sind  dies:  der  Ameisenlöwe  (Myrmeleo),  die 
Kamelhalsfliege  (Rhaphidia)  und  die  Florfliegen  [Chrysopidae). 

Myrmeleo  formicarius  L.  (Ameisenlöwe). 

Dieser  besitzt  von  den  Genannten  forstlich  die  geringste  Bedeutung,  da 
seine  Beutetiere  zum  wenigsten  aus  Forstschädlingen  sich  rekrutieren.  Da  er  aber 
sich  vornehmlich  im  Walde  aufhält  und  durch  seine  seltsame  Lebensweise  das 
Interesse  des  Forstmannes  erregt,  so  soll  er  hier  kurz  behandelt  werden. 


30 


Ordnungsgnippe  Neuropteroidea. 


Als  Imago  (Abb.  25  B)  erinnert  der  Ameisenlöwe  an  Libellen  (daher  der  Name  „Land- 
libelle'"), doch  läßt  er  sich  von  ihnen  leicht  unterscheiden  durch  d'e  in  Ruhe  dachartig  gelagerten 
Flügel  und  durch  die  keulig  verdickten  Fühler.  —  Ganz  eigenartig  ist  die  Larve  (Abb.  25  A), 
deren  Körper  in  der  Mitte  am  breitesten  und  nach  hinten  und  vorne  verengt  ist.  Besonders 
auffallend  ist  der  breite  glatte  Kopf,  der  mit  mächtig  entwickelten  stark  gezahnten  säbelförmigen 
Vorderkiefern  bewaffnet  ist. 

Der  sonderbaren  Form  entspricht  die  sonderbare  Lebensweise  der  Larve, 
die  in  sandigen  Gegenden,  besonders  Waldrändern,  Böschungen  usw.  nicht  selten 

vorkommt.  In  der  Regel  findet  man  die  Larve 
in  der  Tiefe  eines  durch  fortgesetzte  Schleuder- 
arbeit (mit  dem  Kopf)  hergestellten  Sandtrichters, 
und  zwar  bis  zu  den  Mandibeln  eingesenkt 
(Abb.  26).  Die  letzteren  ragen  aus  dem  Sande 
weit  klaffend  hervor,  bereit,  jedes  Insekt  zu 
erfassen,  welches  den  steilen  Hang  des  Trichters 
mit  seinem  weichenden  Boden  herabgeglitten  ist. 
Der  Sturz  der  Insekten  wird  häufig  herbeigeführt 


B 
Abb.  25.     Myrmeleo  formicarius  L.     A  Larve  („Ameisenlöwe")  vergr.,  B  Imago  („Landhbelle''). 

oder  befördert  dadurch,  daß  der  Ameisenlöwe  Sand  und  Steinchen  in  die  Höhe 
schleudert,  welche  das  Opfer  treffen  und  es  beim  Herabrollen  mitreißen,  oft 
auch  Partien    der  Trichterwand   zum    Herabgleiten   bringen.     Das   herabstürzende 

Opfer  wird  sofort  von  den  zu- 
sammenklappenden Mandibeln 
der  räuberischen  Larve  erfaßt 
und  ausgesaugt;  die  leeren 
Hüllen  werden  dann  wieder 
herausgeschleudert. 

Als  ßeutetiere  kommen 
hauptsächlich  Ameisen  in  Be- 
tracht, dann  auch  Spinnen, 
kleine  Käfer  usw.  —  Die 
Verpuppung  geschieht  in  einem 
runden  Erdkokon  im  Boden.  Das  fertige  Insekt  sieht  man  an  schönen 
Sommerabenden  an  Böschungen  und  Waldrändern  (in  derselben  Gegend,  wo  die 
Trichter  sind)  umherfliegen  oder  in  Ruhe  an  den  Baumstämmen  mit  dachartig 
gelagerten  Flügeln  sitzen,  i) 


Abb.  26.     Stellung  des  Ameisenlöwen  am  Grund  seines 
Trichters.     Aus  Doflein. 


^)  Die  überaus  merkwürdige  Lebensweise  der  Larve  hat  natürlich  das  Interesse  der  Natur- 
forscher schon  lange  auf  sich  gezogen  und  zahlreiche  Darstellungen  über  die  raffinierte  Kunst  des 
Fallenstellens  und  die  geistigen  Fähigkeiten  des  Tieres  gezeitigt  (eine  ausgezeichnete  Schilde- 
rung finden  wir  bei  Rösel  von  Rosenhof).  Neuerdings  hat  Doflein  (1918)  die  einzelnen 
Vorgänge  im  Leben  der  Larve  einer  genauen  Analyse  unterzogen  mit  dem  Ergebnis,  daß  alle 
scheinbar   so    schlau   und    überlegt   ausgeführten    Handlungen   größtenteils   auf  Reflexen    beruhen. 


Rhaphidia  (Kamelhalsfliege). 


31 


Rhaphidia  ophiopsis  Schum.  (Kamelhalsfliege),  i) 

Das  auffallendste  Merkmal,  dem  auch  das  Tier  seinen  deutschen  Namen  verdankt,  besteht 
in  der  langen,  gewöhnlich  etwas  aufwärts  getragenen  halsförmigen  Vorderbru|st,  die  vorn  den 
kleinen  beweglichen  Kopf  trägt.  Die  4  großen  zarthäutigen  gleichartigen  Flügel  liegen  in  der 
Ruhe  dachförmig  über  dem  Körper  (Abb.  27  A). 

Der  verlängerte  Vorderkörper  macht  es  den  räuberisch  lebenden  Kamel- 
halsfliegen leicht,  die  sich  nahende  Beute  mit  den  scharfen,  nach  vorn  gewandten 
Kiefern  zu  packen. 

Noch  weit  räuberischer  ist  die  Larve,  ein  lang  gestrecktes  flaches  Tierchen 
mit  3  kurzen  Beinpaaren,  hartem  fast  quadratischem  Kopf,  gleichfalls  hartem  ver- 
längertem Prothorax  und  weichem  hinten  verschmälertem  Abdomen  (Abb.  27B). 
Überaus  behende,  kann  sie  bei  Beunruhigungen  ebenso  schnell  vorwärts  wie  rück- 
wärts laufen.  Sie  ist  ein  typischer  Rindenbewohner;  dabei  befähigt  sie  ihr 
flacher  schlanker  Körper  in  die  engsten  Rit2en  und  Spalten  einzudringen ,  um 
dort  unter  der  Rinde  oder  den  Rindenschuppen  Jagd  auf  alle  möglichen  Klein- 
tiere zu  machen.  Die  Larve  überwintert  in  Rindenritzen  usw.,  um 
sich  im  Frühjahr  zu  verpuppen. 

Die   Verpuppung    findet    ebenfalls   unter  der  Rinde    oder 
im    morschen  Holze    statt.     Eine    besondere    Eigentümlichkeit    der 
Rhaphidia-^\iY>'^Q   ist   ihre    Beweglichkeit.     Wie   sie   in   der  Gestalt 
der    Larve    sehr    ähnlich   ist,    „so    bewegt   sie    sich    auch    beinahe 
ebenso    behend    wie  diese;    sie   bewegt    sich  nach  vorn  und  nach 
hinten,  gerade  wie  die  Larve;  sie  schiebt  sich  zwischen  die  Rinde 
und  wieder  aus  derselben  hervor;   dazu  benutzt  sie  besonders  den 
langen    noch     ganz     larvenähn- 
lichen   Hinterleib,     welcher     in 
fortwährender,  wurmförmiger  Be- 
wegung  ist,    und   sich   bald  mit 
der     Spitze      aufstemmt,      bald 
sich    wieder   ausstreckt."     Nach 
14    Tagen    verwandelt    sich   die 
Puppe  in  die  Imago. 

Die  forstliche  Bedeu- 
tung der  Kamelhalsfliege,  be- 
sonders ihrer  Larve,  ist  nicht  gering  anzuschlagen,  und  Ratzeburg  hat  gewiß 
recht,  wenn  er  sie  zu  den  sehr  nützlichen  Forstinsekten  stellt.  Bei  der 
großen  Beweglichkeit  und  Gefräßigkeit  und  bei  der  Art  ihres  Vorkommens  unter 
Rindenschuppen  usw.  fallen  ihr  fortwährend  Forstschädlinge,  deren  es  ja  an 
diesen  Stellen  zur  Genüge  gibt,  zum  Opfer.  Ratzeburg  hat  sie  als  ergiebigen 
Vertilger  der  Nonneneier  kennen  gelernt.  Wo  die  meisten  Eier  eines  Geleges 
frisch  ausgefressen  waren,  da  fand  sich  gewöhnlich  die  Rhaphidia -Lzxwq  in  der 
Nähe.  Auch  ich  hatte  bei  der  letzten  sächsischen  Nonnenkalamität  (1906 — 12) 
des  öftern  Gelegenheit,  die  Ratzeburgischen  Beobachtungen  zu  bestätigen, 
und  ebenso  M.  Wolff  (19 12),  der  die  Ansicht  ausspricht,    daß  die  Anwesenheit 


Abb.   27.     Rhaphidia  ophiopsis  L.  (Kamelhalsfliege). 
A  Imago,  B  Larve.     Vergr.   —  Orig. 


^)  Es  gibt  in  Deutschland  mehrere  Arten  von  Kamelhalsfliegen,  den  Gattungen  Rhaphidia 
und  Inocellia  zugehörend,  von  denen  aber  die  B.  ophiopsis  die  bekannteste  und  wenigstens  in 
unseren  Wäldern  die  häufigste  ist. 

Ob  die  einzelnen  Arten  in  ihrem  Vorkommen  an  bestimmte  Baumarten  gebunden  sind,  in- 
sofern, als  die  einen  nur  an  Laubbäumen,  die  anderen  nur  am  Nadelholz  usw.  leben,  wie  G 
T,  Schneider  annimmt  (siehe  Ratzeburg,  F.  III  250),  ist  noch  fraglich. 


32 


Ordnungsgruppe  Neuropteroidea. 


zahlreicher  Rhaphidien    bei    Nonnenkalamitäten    die  Prognose    des   Verlaufs    der 
Kalamität  wesentlich  günstiger  gestalten  kann. 

Neben  den  Nonneneiern  fallen  der  räuberischen  Larve  noch  zahlreiche 
andere  Schädlinge  zum  Opfer,  wie  die  Eier  und  kleinen  Larven  von  Rüssel- 
käfern, Borkenkäfern,  Bockkäfern,  Sesien  usw.  —  Wir  haben  jedenfalls 
allen  Grund,  in  der  Rhaphidie  einen  sehr  wirkungsvollen  Bundesgenossen  im  Kampfe 
gegen  die  Forstschädlinge  zu  sehen. 


Chrysopa  L.  und  Hemerobius  L.  (Florfliegen,  Blattlauslöwen). 

Die  Florfliegen  (auch  Stinkfliegen,  Goldaugen  genannt)  sind  sehr  zarte  Tierchen  mit  einem 
schlanken,  meist  grünen  oder  gelben  Leib  und  4  großen,  reich  geäderten,  halb  durchsichtigen, 
regenbogen färben  glänzenden  Flügeln,  die  den  Hinterleib  dachförmig  überdeckend  weit  überragen. 
Auffallend  sind  ferner  noch  die  großen,  wie  Perlen  hervorquellenden,  bräunlich  funkelnden  Augen. 
Die  Fühler  sind  lang,  faden-  oder  perlschnurförmig,  gegen  die  Spitze  zu  nicht  verdickt  (im  Gegen- 
satz zu  den  Rhaphidien)      Manchen   Arten  ist  ein  widerlicher  Geruch  eigen. 

Die  Larven  (Abb.  28)  sind  lanzettförmig,  verschieden  bunt  gefärbt,  besitzen  6  kräftige 
Beine    und  einen   großen  Kopf  mit  langen,    dünnen,    einwärts   gekrümmten  Saugzangen.     Manche 

Larven  sind  seltsam  kostümiert  mit  einem 
Mantel,  aus  den  Häuten  der  ausgesaugten 
Opfer  und  anderen  Fremdkörpern  bestehend. 

Man  sieht  die  Florfliegen  zu 
verschiedenen  Jahreszeiten  in  lang- 
samem Fluge  umherschwärmen,  in 
größerer  Zahl  aber  gewöhnlich  nur 
im  Herbste  und  Winter,  wenn  sie  in 
warmen  Räumen  an  die  Fenster  usw. 
kommen,  um  dort  zu  überwintern. 
Die  Eiablage  findet  im  Frühjahr  und 
Sommer  statt  und  zwar  m  sehr  eigen- 
tümlicher Weise:  „das  $  drückt  seine 
Hinterleibsspitze  auf  ein  Blatt  oder 
einen  Zweig  und  läßt  dann,  während 
es  den  Leib  allmählich  hebt,  ein 
rasch  steif  werdendes  weißes  Fädchen 
hervorquellen,  das  es  oben  mit  einem 
ovalen  grünlichen  Ei  krönt."  Wo  mehrere  solche  gestielte  Eier  beieinander 
stehen,  glaubt  man  ein  Häufchen  Schimmelpilzrasen  zu  sehen  (sie  sind  früher 
auch  für  Pflanzen  gehalten  und  als  solche  beschrieben  worden).  Nach  Pariser 
(1919)  enthalten  die  einzelnen  Häufchen  selten  mehr  als  16  Eier.  Die  Gesamt- 
zahl der  Eier,  die  ein  5  ^^  Verlauf  von  mehreren  Wochen  ablegt,  kann  3 — 400 
betragen. 

Die  auskommenden  Larven  verbleiben  noch  eine  Weile  an  den  Eischalen 
und  kriechen  dann  an  den  Stielen  herab  oder  lassen  sich  auf  das  Blatt  herab- 
fallen, um  da  ihre  Jagd  zu  beginnen.  Sie  laufen  unruhig  umher,  den  Kopf  bald 
nach  links  bald  nach  rechts  drehend,  wodurch  sich  ihr  Heißhunger  offenbart. 
Ihre  Lieblingsspeise  sind  Blattläuse,  die  sie  erbarmungslos  gewöhnlich  von 
unten  angreifen,  indem  sie  sie  mit  ihren  starken  Mandibeln  durch  und  durch 
bohren,  um  sie  auszusaugen.  Ausgewachsene  Blattläuse  setzen  sich  mit  Erfolg 
mit  ihren  Rückenröhren  zur  Wehr,  indem  sie  mit  dem  Sekret  derselben  die 
Mandibeln  ihrer  Angreifer  verkleben,  was  nicht  selten  deren  Tod  zur  Folge  hat. 
Gewöhnlich  bleiben  die  angegriff'enen  Blattläuse  am  Leben,  bis  sie  fast  zur  Chitin- 


Abb.  28.  Florfliege  (Chrysopa  spec).  a  Eier  auf 
langen  dünnen  Stielen;  b  Larve;  c  eine  Tarse  der- 
selben ;  d  Larve,  einen  Blattfloh  (Psylla)  aussaugend ; 
e  Kokon  nach  Verlassen  der  Imago:  f  Imago. 
Alles  vergr.  —   Nach  Marlatt  aus  Silvestri. 


Chrysopa  L.  und  Hemerobius  L.  (Florfliegen,  Blattlauslöwen).  ^  2 

hülle  zusammengefallen  sind.  Nach  Wiidermuths  Statistik  (siehe  Pariser  1919) 
braucht  eine  Chrysopa  während  ihrer  Larvenzeit  zu  ihrer  Ernährung  ca.  75 — 160 
ausgewachsene  Läuse  (je  nach  der  Temperatur).  Nach  Merle  (bei  Pariser  19 19) 
kann  eine  Chrysopalarve  in  einer  Stunde  30—40  Läuse  aussaugen.  Dem  gegen- 
über steht  die  wiederholte  Beobachtung  von  Pariser,  daß  eine  hungrige  Larve 
eine  halbe  Stunde  braucht,  um  eine  ausgewachsene  oder  sieben  kleine  Läuse 
auszusaugen. 

Außer  den  Blattläusen  aller  Art  werden  noch  eine  ganze  Reihe  anderer 
Insektenarten  von  den  Chrysopidenlarven  verfolgt.  Aus  der  Zusammenstellung, 
die  Parisergibt,  erwähne  ich  als  Beutetiere  noch:  Milben  {Bryobia^  letrafiychus), 
Blattflöhe  {Psylla)^  Schmetterlingsraupen,  Blattwespenlarven,  Schild- 
läuse, Syrphidenlarven  usw. 

Eine  eigentümliche  Gewohnheit  der  Chrysopidenlarven  besteht  darin,  daß 
sie  sich  mit  allen  möglichen  Fremdkörpern,  wie  den  Häuten  der  ausgesaugten 
Opfer,  Rindenstückchen,  Algen  usw.  bedecken.  Nitsche  spricht  sogar  vom 
eigenen  Kot.  Letzteres  ist  jedoch  eine  Unmöglichkeit,  da  bei  den  Chrysopiden- 
larven das  Rektum  nicht  mit  dem  übrigen  Darm  in  Verbindung  steht,  und 
deshalb  gar  kein  Kot  entleert  werden  kann.  Nach  den  Beobachtungen  von 
Pariser  ist  jene  Gewohnheit  aber  auch  durchaus  nicht  allgemein,  sondern  kommt 
nur  bei  solchen  Arten  vor,  die  als  Larven  überwintern,  weshalb  die  Bedeckung 
wohl  eher  als  Wärmeschutz  denn  als  Schutz  gegen  Feinde  (wie  die  meisten 
früheren  Autoren  annahmen)  anzusehen  ist. 

Die  erwachsene  Larve  spinnt  sich  (das  Sekret  stammt  aus  den  Malpighischen 
Gefäßen)  zu  ihrer  Verpuppung  einen  festen  rundlichen,  bräunlichen  oder  weiß- 
lichen erbsengroßen  Kokon,  der  an  einem  Blatte  oder  Zweige  befestigt  ist. 

Die  Generation  ist  bei  den  meisten  Arten  einjährig;  nur  Chrysopa  viilgayis 
Schneid,  hat  zwei  Generationen  im  Jahr,  von  denen  die  zweite  als  Imago  überwintert. 

Auch  die  Imagines  beteiligen  sich  an  der  Vertilgung  der  Blatt- 
läuse usw.  Sie  sind  sogar  sehr  starke  Fleischfresser  und  greifen  unerschrocken 
und  unbehelligt  auch  die  ausgewachsenen ,  mit  langen  Rückenröhren  versehenen 
Blattläuse  an,  von  denen  sie  im  Hungerzustand  in  10  Minuten  5  —  6  Stück  ver- 
zehren können.  Sie  saugen  die  Opfer  nicht  aus,  sondern  fressen  sie  regelrecht 
auf  (Pariser). 

Die  Florfliegen  haben  ihrerseits  wieder  eine  ganze  Reihe  natürlicher 
Feinde,  wie  Hemipteren,  Raubfliegen,  Coccinelliden  und  mehrere  Schlupfwespen 
[Microgaster  ater,  Helosus  ater^  Anacharts  ensifera^  Ephialtes  gracüis  und  Potizon 
perlae),  durch  welche  die  Vermehrung  wesentlich  eingeschränkt  wird. 

Es  gibt  eine  ganze  Anzahl  von  Florfliegen  bei  uns,  die  sich  hauptsächlich  auf  zwei 
Gattungen  Hemerobius  L.  und  Chrysopa  Leach.  beziehen:  erstere  meist  kleinere  Formen  ent- 
haltend (5 — 9  mm),  mit  perlenschnurförmigen  Fühlern  und  meist  bräunlich  gefleckten  Flügeln; 
letztere  meist  größere  Formen  enthaltend  (q — II  mm),  mit  langen  borstenförmigen  Fühlern  und 
meist  einfarbigen,  ziemlich  durchsichtigen  Flügeln.  Die  häufigsten  und  bekanntesten  Arten  sind 
Chrysopa  vulgär is  Sehn.  (19  mm)  und   Chrysopa  perla  L.  (11  mm). 

Die  forstliche  Bedeutung  ist  nicht  zu  unterschätzen;  Ratzeburg  stellt 
sie  sogar  zu  den  nützlichsten  Insekten.  Pariser  dagegen  möchte  „nach 
den  Erfahrungen  über  die  Dauer,  während  welcher  Larven  und  Imagines  ein 
einzelnes  Opfer  bewältigen,  den  land-  und  forstwirtschaftlichen  Wert  nicht  allzu 
hoch  anschlagen".  Jedenfalls  aber  stellen  die  Florfliegen  einen  der  Faktoren 
(und  zwar  einen  nicht  unwesentlichen)  dar,  durch  welche  die  Vermehrung 
der  Blattläuse  in  Grenzen  gehalten  wird. 

Escherich,  Forstinsekten.     11.  Bd.  3 


-,  A  Ordnungsgruppe  Neuropteroidea. 

Literatur. 

Doflein.  Fr.,    1916,    Der  Ameisenlöwe.     Mit   10  Tafeln  und  43  Abbildungen  im  Text.     Jena. 

Heymons,  R.,   1915,  Insekten.   —   In:  Brehms  Tierleben. 

Pariser,  191 9,  Beiträge  zur  Biologie  und  Morphologie  der  einheimischen  Chrysopiden.  —  In: 
Archiv  f.  Naturgeschichte.  83.  Jahrg.  Abteiig.  A  Heft  11.  (Enthält  ein  ausführliches 
Literaturverzeichnis.) 

Rambur,    1842,  Histoire  naturelle  des  Neuropttres.     Paris. 

Schneider,  G.,   1843.  Monographia  generis  Rhaphidiae.  —  In:  Dissert.  entom.   Vratislav. 

Wolff,  Max,  1912,  Bemerkungen  zur  Polyederfrage  usw.,  sowie  über  einige  neue  Unter- 
suchungen zur  Kenntnis  der  Biologie  der  Nonne.  —  In:  Z.  f.  F.  u.  J.  1912,  S.  712. 
(Enthält  Bemerkungen  über  die  Rhaphldia  als  Nonnenvertilger.) 


Ordnungsgruppe  Coleopteroidea. 


Mundwerkzeuge  beißend,  Vorderflügel  meist  zu  Flügeldecken  umgebildet;  Hinterflügel 
häutig,  gewöhnlich  unter  den  Vorderflügeln  eingefaltet  (oder  fehlend),  Prothorax  gut  entwickelt 
und  frei  beweglich.      Holometabole  Entwicklung  mit  freier  Puppe. 

Die  Oidnungsgruppe  deckt  sich  fast  ganz  mit  der  Ordnung  der  Coleoptera 
oder  Käfer.  Die  noch  hierher  gehörende  Ordnung  der  Sitepsiptera  enthält  nur 
einige  wenige  Formen,  kleine  parasitisch  lebende  Tiere,  die  für  uns  nicht  in  Be- 
tracht kommen. 


Ordnung  Coleoptera  (Käfer)/) 


Die  Hauptmerkmale  der  Käfer  sind  neben  den  kauenden  Mundwerkzeugen  die  kräftig 
chitinisierten  Flügeldecken  und  die  frei  bewegliche,  stark  entwickelte  Vorder- 
brust, deren  Rückenplatte,  der  „Halsschild"  einen  wesentlichen  Bestandteil  des  Habitusbildes 
ausmacht  (Abb.  29).     Die  Flügeldecken  stellen  kräftige  Schutzorgane  dar,  einmal  für  die  häutigen 


Abb.   29.     Obere  Ansicht   eines  Käfers   (Borkenkäfer).     I    Kopf,    H— IV    Vorder-,    Mittel-   und 

Hinterbrust,    V  Abdomen,     1  —  8    Rückenplatten    der    Abdominalsegmente     1—8,    s    Schildchen, 

h  Punktstreifen  der  Flügeldecken,  g  Zwischenräume.     Aus  Spessivtseff. 


Hinterflügel  und  sodann  für  die  Rückenplatten  der  beiden  hinteren  Brustringe  und  der  meisten 
Hinterleibsegmente.  Häufig  bleiben  die  letzten  Rückenplatten  unbedeckt  (Pygidium);  bei  einer 
Familie  {Staphyliniden)  sind  die  Flügeldecken  so  verkürzt,  daß  sie  oft  nur  die  beiden  ersten 
Hinterleibssegmente  bedecken.  Wo  die  Flügeldecken  den  Rumpf  vollkommen  bedecken,  scheint 
der  Körper,  von  oben  gesehen,  aus  den  3  Abschnitten  Kopf.  Halsschild  und  Flügeldecken,  bezw. 


^)  Die  empfehlenswertesten  Handbücher  über  die  Käfer  unseres  Faunengebietes  sind: 
Calwers  Käferbuch.  6.  Auflage  bearbeitet  von  Camillo  Schaufuß  (Stuttgart  1916)  und 
Reitter,  Fauna  Germanica,  Die  Käfer  des  Deutschen  Reichs  (Stuttgart  1908).  —  Ganglbauers 
groß  angelegtes  Werk  „Die  Käfer  von  Mitteleuropa^'  ist  leider  unvollendet  geblieben. 


36 


Ordnung  Coleoptera  (Käfer). 


dem  von  diesen  bedeckten  Rumpf  zu  bestehen,  oder  wo  der  Kopf  in  den  Halsschild  eingezogen 
ist,  gar  nur  aus  den  beiden  letzteren  /'siehe  Bd.  I  S.  17,  Abb.  17  B)  —  Die  bedeckten  Rücken- 
abschnitte des  Rumpfes  sind  gewöhnlich  weichhäutig,  da  sie  ja  durch  die  Flügeldecken  genügend 
geschützt  sind.  Wo  einzelne  Rückenabschnitte  unbedeckt  bleiben,  sind  dieselben  so  kräftig  ver- 
hornt,   wie    die  Bauchplatten.    An  der  Basis  ist  zwischen  den  Flügeldecken  gewöhnlich  noch  ein 

kleines  Stückchen  (meist  dreieckig  ge- 
formt) von  der  Mittelbrust  sichtbar,  das 
sogenannte  „Schildchen''  oder  Scutellum 
(Bd.  I,  S    26). 

Die  Flügel,  die  das  eigentliche 
Flugorgan  darstellen,  liegen  in  Ruhe- 
stellung eingefaltet  unter  den  Flügel- 
decken. Sie  sind  häutig  und  durch  ein 
Geäder  vdrsteift.  Letzteres  zeigt  bei  den 
einzelnen  Familienreihen  usw.  eine  ver- 
schiedene Anordnung,  die  sich  systema- 
tisch als  sehr  wertvoll  erwiesen  hat. 
Wir  können  nach  dem  Geäder  drei 
Haupttypen  unterscheiden  (Abb.  30): 

Typus  I  (Adephagentypus) : 
zwischen  den  Nerven  des  Radius  und 
der  Media  i  und  2  befinden  sich 
mehrere  Queradern,  die  ein  oder 
zwei  Vierecke  (Oblongumzelle)  ein- 
schließen ; 

Typus  n  (Staphylinidentypus) : 
Alle  Nerven  laufen  ohne  Queradern  und 
frei  aus. 


m 


Abb.  30. 
Die  drei  Haupttypen  des  Unterflügelgeäders   der  Käfer. 
(Nach  Ganglbauer.) 
I.  Adephagentyp.     Der  Ast  der  Media  (m')  ist  mit 
ihrem    Hauptstamm    (m*)    durch    zwei    Queradern 
verbunden,  dazwischen  die  »Oblongum« -Zelle  (o). 
II.  Staphylinidentyp.     Alle  Queradern    zwischen    (m') 
und    (m')   ausgefallen.     Die   Wurzel    von    m^    ist 
atrophiert,  daher  keine   Verbindung   zwischen  m' 
und  m*. 
III.  Cantharidentyp.      Ein    Teil    des    Astes    (m')    der 
Media  (m*)  ist  als  sog.    »rücklaufende  Ader«   mit 
der  Media  hakenförmig  verbunden.    (Die  charakte- 
ristischen Adern  m*  und  m*  sind  allein  bezeichnet 
und  stärker  ausgezogen.) 


Abb. 


A  B 

31.     Mittelkiefer  (i.  Maxille)  von 


A  einem  räuberischen  Laufkäfer  (Cara- 
biden),  B  einem  Borkenkäfer  (Ipiden). 
a  Cardo,  b  Stipes,  c  und  e  innere  und 
äußere  Lade,  d  Taster.    Aus  Spessivtseff. 


Typus  III  (Cantharidentypus):  Die  Media  i  und  2  vereinigen  sich  in  einiger  Entfernung 
vom  Außenrand  zu  einer  Gabelader. 

Die  Mundwerkzeuge  sind  ähnlich  wie  bei  den  Orthopteren  gebaut,  nur  sind  an  der 
Unterlippe  stärkere  Verwachsungen  und  Reduktionen  eingetreten  (die  beiden  Innenladen  sind 
meist  nur  wenig  entwickelt  und  zu  der  einheitlichen  Zunge  verschmolzen).  Entsprechend  der 
großen  Verschiedenartigkeit  (Räuber,  Pflanzen-,  Aas-,  Saftfresser  usw.)  in  der  Lebensweise  ist  auch 
die  Form  der  einzelnen  Mundgliedmaßen  sehr  verschieden  (Abb.  31).  —  Dasselbe  trifftauch  für  die 
Beine  zu,  die  uns  als  Lauf-,  Grab-,  Schwimm-  und  Sprungbeine  usw.  entgegentreten.  Die  Zahl 
der  Tarsen  schwankt  zwischen  3  und  5.  —  Der  Kopf  ist    stets  gut   ausgebildet,    bald  frei  her- 


Ordnung  Coleoptera  (Käfer).  37 

vorragend,  bald  mehr  oder  weniger  in  den  Halsschild  eingezogen,  mitunter  ganz  in  demselben  ver- 
borgen. —  Die  Fühler  sind  meist  sehr  gut  ausgebildet  und  bestehen  weitaus  in  der  Mehrzahl 
aus  II  Gliedern,  doch  kommen  auch  solche  mit  weniger  und  mehr  (bis  zu  60)  vor;  teils  sind 
sie  gleichartig,  teils  ungleichartig,  in  letzterem  Falle  meist  gekniet,  also  aus  Schaft  und  Geißel  be- 
stehend (s.  Bd   I,  S.  18). 

In  Form  und  Größe  sind  die  Käfer  ungemein  verschieden:  es  gibt  einerseits  winzige 
Käferchen  von  kaum  i  mm  Länge,  andererseits  Riesen  von  50  —  60  mm  (ja  in  den  Tropen  sogar 
bis  14  cm);  in  der  Gestalt  finden  sich  vom  dünnsten,  schlanksten  bis  zum  plumpen  massiven 
Körperbau  alle  möglichen  Übergänge  Trotz  der  großen  Mannigfaltigkeit  haben  die  Käfer  aber 
doch  so  viele  übereinstimmende  Züge,  daß  ihre  Zusammengehörigkeit  von  Jedem  ohne  weiteres  — 
ich  möchte  beinahe  sagen  gefühlsmäßig  —   erkannt  wird. 

Nicht  so  sehr  läßt  sich  das  von  den  Larven  der  Käfer  sagen,  bei  denen  die  Anpassung 
an  die  verschiedene  Ernährungsweise  weit  voneinander  abweichende  Typen  hat  erstehen  lasseri. 
Das  einzige  allen  zukommende  Merkmal  ist  das  Vorhandensein  eines  gesonderten,  fest  chitini- 
sierten  Kopfes  mit  meist  gut  ausgebildeten  kauenden  Mundwerkzeugen,  Im  wesentlichen  können 
wir  zwei  Haupttypen  unterscheiden: 

1.  die  mit  ausgebildeten  Lauf  bei  nen  (und  meist  auch  mit  Augen)  versehene,  mehr 
oder  weniger  kräftig  chitinisierte,  verschieden  gefärbte  Larve  (Campodeoidentypus ,  s.  Bd.  I, 
S.    163,  Abb.  159)  und 

2.  die  beinlose  (und  meist  auch  augenlose)  weichhäutige  und  meist  weiß  gefärbte  Larve 
(Eruciformatypus,   s    Bd.    i,  S.  163   und    164.  Abb.    161  A  und    162  A  und  B). 

Die  erstere  lebt  meist  frei ,  von  oflenem  Raub  (Carabiden.  Staphyliniden  usw.).  die 
letztere  meist  unter  Rinde,  im  Holz  usw.,  wo  sie  sich  von  Pflanzengewebe  nährt  (Curcu- 
lioniden,  Ipiden  usw.). 

Außerdem  existieren  noch  eine  ganze  Reihe  oft  recht  charakteristischer  Untertypen 
und  Zwischenformen,  wie  z.  B.  die  asseiförmige  Larve  der  Silphiden.  der  Drahtwurm 
(Elateridenlarve).^  Engerling,  die  Prachtkäferlarve  usw. 

Die  Lebensweise  der  Larven,  im  besonderen  die  Ernährungsweise,  ist 
entweder  die  gleiche  wie  die  der  Käfer  selbst  (z.  B.  bei  den  fleischfressenden 
Laufkäfern  oder  den  blattfressenden  Blattkäfern)  oder  sie  ist  verschieden,  indem 
z.  B.  die  Imago  Blätter  und  die  Larve  Wurzeln,  oder  Imago  Blütenstaub  und 
die  Larven  tierische  Kost  fressen  usw. 

Die  Verpuppung  geschieht  entweder  frei  oder  in  einem  mehr  oder 
weniger  gut  ausgebildeten  Kokon.  Die  unter  Rinde  oder  im  Holze  lebenden  Larven 
machen  häufig  vertiefte  Puppen  wiegen ,  welche  sie  mit  genagten  Spanpolstern  aus- 
kleiden, z.  B.  die  Pissodesarten.  Bei  in  der  Erde  oder  in  Pflanzenteilen  lebenden 
Puppen  frißt  sich  der  Käfer  an  die  Außenwelt  durch  und  erzeugt  so  „Fluglöcher". 

In  forstlicher  Beziehung  stellen  die  Käfer  neben  den  Schmetterlingen 
die  wichtigste  Ordnung  der  Insekten  dar.  Man  braucht  nur  an  die  Mai- 
käfer, Rüssel-  und  Borkenkäfer  zu  erinnern.  Auch  numerisch  d.  h.  in  betreff"  der 
Zahl  der  forstschädlichen  Arten  stehen  die  Käfer  an  der  Spitze;  enthält 
doch  die  Familie  der  Borkenkäfer  allein  schon  fast  mehr  Forstschädlinge,  als 
die  ganze  Ordnung  der  Schmetterlinge,  und  wenn  wir  alle  forstschädlichen  Käfer 
zusammennehmen,  so  kommen  wir  zu  einer  Zahl,  die  weit  größer  ist,  als  die 
Zahl  aller  übrigen  forstschädlichen  Insekten. 

System. 
Das  alte,  hauptsächlich  auf  der  Zahl  der  Tarsen  beruhende  System,  nach 
dem  die  Käfer  in  Pentameren,  Tetrameren,  Trimeren  und  Heteromeren  eingeteilt 
werden  (und  das  in  der  vorigen  Auflage  dieses  Werkes  zur  Anwendung  gekommen 
ist),  hat  sich  durch  neuere  Forschungen  als  wenig  „natürlich"  herausgestellt.  Von 
verschiedenen  Seiten  wurde  daher  in  den  letzten  Dezennien  der  Versuch  unter- 
nommen, das  alte  System  durch  ein  neues  zu  ersetzen,  das  nicht  nur  auf  einem. 


%S  Ordnung  Coleoptera  (Käfer). 

sondern  einer  ganzen  Reihe  morphologischer  und  anatomischer  Merkmale  auf- 
gebaut ist  und  den  natürlichen  verwandtschaftlichen  Beziehungen  mehr  ge- 
recht wird. 

Vor  allem  hat  sich  in  dieser  Beziehung  der  Wiener  Entomologe  L.  Gangl- 
bauer  verdient  gemacht  i);  sein  System  ist  heute  allgemein  anerkannt  und  hat 
auch  in  der  neueren  forstentomologischen  Literatur  (Nüßlin,  Heß-Beck) 
bereits  Eingang  gefunden.  Auch  wir  wollen  hier  Ganglbauer  in  der  Haupt- 
sache folgen ;  nur  in  der  Anordnung  weichen  wir  in  einem  Punkt  von  ihm  ab, 
indem  wir  die  Lamellicornia  nicht  am  Schlüsse  des  Systems,  sondern  (mit  Reitter) 
auf  die  Slaphylinoidea  folgen  lassen.  Den  Schluß  der  Reihe  bilden  dann  die 
Rhynchophoren.  Die  Ordnung  der  Käfer  zerfällt  nach  Ganglbauer  in  zwei 
scharf  umschriebene  Abteilungen:  Die  Adephagen  und  Polyphagen. 

I.   Adephaga. 

Die  ersten  drei  Hinterleib-Sternite  sind  miteinander  verwachsen,  ihre  Trennungsnähte  sind 
meist  nur  schwach  angedeutet:  die  Hinterhüfien  durchsetzen  das  erste  Sternit  in  de  Mitte  voll- 
ständig, so  daß  dieses  geteilt  ist  und  jederseits  nur  noch  als  ein  mehr  oder  weniger  umfang- 
reiches Rudiment  vorhanden  ist.  Die  Flügel,  wenn  vorhanden,  sind  nach  dem  Typus  I  (s.  Abb.  30) 
gebaut.  Die  Larven  campodeoid,  sehr  beweglich,  mit  gut  ausgebildeten  Beinen,  kräftigen  sichel- 
förmigen Kiefern  und  2  gliederigen  Tarsen. 

Die  Adephagen  umfassen   nur   die 

I.  Familienreihe:   Caraboidea. 

Sie  enthalten  hauptsächlich  räuberische   nützliche  Arten. 

II.  Polyphaga. 

Das  erste  Hinterleib-Sternit  wird  nicht  vollständig  von  den  Hüften  durchsetzt ;  der  Hinter- 
rand desselben  ist  hinter  den  letzteren  erkennbar.  Die  Flügel  sind,  wenu  vorhanden,  nach  dem 
Typus  II  oder  III  gebaut  (Abb.  30). 

Hierher  gehört  der  ganze  übrige,  größte  und  formenreichste  Teil  der  Käfer,  der  in 
7   Familienreihen   zerfällt : 

2.   Familienreihe.  Staphylinoidea. 
Flügel    nach    Typus  II,    Flügeldecken    häufig    verkürzt,    Tarsen    mit    variabler  Gliederzahl. 
Larven  meist  campodeoid,  niemals   eruciform  oder  engerlingartig. 
Meist  räuberische  nützliche  Insekten. 

3.   Familienreihe:   Lamellicornia. 
Fühler    gekniet    und    mit  einer   aus  3  —  7    einseitig   zu    Blättern    erweiterten    Gliedern    be- 
stehenden Keule  endigend.     Larven  stets  engerlingförmig. 

Hierher  gehören  die  so' überaus  schädlichen  Maikäfer  und  Verwandte. 

4.  Familienreihe:   Palpicornia. 

Fühler  kurz,  6 — ggliederig,  mit  langen  Basalgliedern  und  3 — 5gliedriger  Keule.  Kiefer- 
taster meist  länger  als  die  kurzen  Fühler.  Tarsen  5  gliederig.  Flügelgeäder  nach  dem  Typus  III. 
Larven  campodeoid.     Leben  meist  im  Wasser. 

Forstlich  ohne  jede  Bedeutung. 

5.  Familienreihe:   Diversicornia. 

Flügelgeäder  nach  Typus  II  gebaut.  Fühler  fast  niemals  gekniet  und  bei  den  meisten 
Arten  mit  einer  gewöhnlich  3  gliederigen  Keule  endend.  Tarsen  meist  5  gliederig,  doch  kommen 
auch  4  und  3  gliederige  Formen  vor. 

*)  Ganglbauer,  L.,  Systematisch -coleopterologische  Studien.  In:  Münch.  coleopt. 
Zeitschr.    Bd.  I,   1903. 


Familienreilie :   Caiaboidea. 


39 


Enthält  einerseits  viele  forstlich  indifferente  und  nützliche  Tiere,  andererseits  die 
schädlichen  Prachtkäfer  (Buprestiden),  Schnellkäfer  (Elateriden),  Bohrkäfer  (Anobien)  usw. 

6.  Familienreihe:   Heteromera. 

Durch    die    ungleiche     Tarsenzahl     scharf    gekennzeichnet:    Vorder-    und     Mittel tarsen  5, 
Hintertarsen  4  Glieder.     Larven  meist  mit  Beinen  versehen. 
Forstlich  von  nur  geringer  Bedeutung. 

7.  Familienreihe:  Phytophaga. 

Flügelgeäder  nach  Typus  III.  Tarsen  mit  4  deutlichen  Gliedern  (an  der  Basis  des 
Klauengliedes  meist  noch  ein  kleines  rudimentäres  5.  Glied).  Fühler  niemals  gekniet,  auch  nie- 
mals mit  einer  Endkeule.  Larven  zum  Teile  beinlos,  weichhäutig  und  weiß,  zum  Teile  mit 
Beinen,  stärker  chitinisierter  und  gefärbter  Haut, 

Hierher  gehören  die  forstschädlichen  Bock-  und  Blattkäfer  (Cerambyciden  und  Chryso- 
meliden). 

8.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

Kopf  rüsselförmig  %'erlängert,  Rüssel  zum  Teil  aber  nur  sehr  kurz  und  breit  ausgebildet, 
Tarsen  4  gliederig,  das  letzte  Glied  in  der  Regel  zweilappig.  Fühler  meist  deutlich  gekniet.  Flügel- 
geäder nach  dem  Typus  II  und  III.  Larven  madenförmig,  beinlos,  augenlos,  ventralwärts 
gekrümmt. 

Hierher  gehören  die  gefährlichsten  Forstschädlinge,  die  Rüssel-  und  Borkenkäfer 
(Curculioniden  und  Ipiden). 

Von  den  8  genannten  Familienreihen  können  wir  eine,  die  Palpicornier,  als 
forstlich  indifferent  hier  ganz  außer  acht  lassen;  die  Caraboidea^  Stapkylinoidea  und 
Heteromera  werden  uns  verhältnismäßig  nur  wenig  beschäftigen,  während  die 
Lamellicornia ^  Phytophaga^  die  Diversiconiia  und  ganz  besonders  Rhynchophora 
einen  breiten  Raum  einnehmen  werden,  entsprechend  ihrer  forstlichen  Bedeutung, 
bezw.  der  zahlreichen  wichtigen  Forstschädlinge,  die  sie  enthalten. 


1.  Familienreihe:  Caraboidea. 

Die  Caraboidea  stellen  eine  sehr  scharf  umschriebene  Abteilung  dar.  Die  Hauptmerk- 
male smd:  I.  Das  Flügelgeäder,  das  nach  dem  Typus  I  gebaut  ist,  und  2.  die  Bildung  des  ersten 
Hinterleibssternites  (Bauchplatte),  das  durch  die  es  vollständig  durchsetzenden  Hinterhüften  in 
zwei  voneinander  getrennte  seitliche  Hälften  geteilt  ist.  Alle  Tarsen  sind  5gliedrig  (pentamer). 
Die  Mundgliedmaßen  sind  sehr  kräftig  entwickelt  (als  Raubwaffen). 

Die  Larven  sind  meist  ausgedehnt  verhornt,  gestreckt  und  sehr  beweglich.  Sie  sind  mit 
gut  ausgebildeten  Beinen  und  sichelförmigen  Oberkiefern  versehen.  Tarsen  zweigliederig  mit  i 
oder  2  Khuen. 

Die  Mehrzahl  der  Caraboidea  leben  räuberisch  von  anderen  Insekten, 
Würmern,  Schnecken  usw.;  nur  verhältnismäßig  wenige  Arten  sind  phytophag 
und  werden  dadurch  der  Land-  und  Forstwirtschaft  schädlich. 

Von  den  8  Familien  interessieren  uns  hier  nur  zwei,  nämlich  die  Cicinde- 
lidae  (Sandkäfer)  und  die    Carabidae  (Laufkäfer). 

Familie  Cicindelidae. 

Sandkäfer. 

An  dem  graziösen  Bau  des  Körpers,  den  dünnen  borstenförmigen  Fühlern  und  den  auf- 
fallend langen  dünnen  Beinen  leicht  kenntlich  (Abb.  32a).  Körper  meist  metallisch  grün  glänzend, 
Flügeldecken  grün,  grau  oder  braun  mit  weißen  Binden  oder  Flecken.  Kopf  groß  mit  stark 
vorquellenden  Augen.  Die  weit  vorragenden  Oberkiefer  sichelförmig,  scharf  zugespitzt,  mit 
mehreren  scharfen  Zähnen  besetzt.  Fühler  vor  den  Augen  auf  den  Seitenrändern  der  Stirne  ein- 
gefügt.    Die  (^(^  haben  erweiterte  Vordertarsen. 


AQ  Coleoptera.  —   i.  Familienreihe:   Caraboidea. 

Die  Larven  zum  größten  Teile  häutig,  nur  Kopf  und  Vorderbrust  sind  stark  chitinisiert 
und  dunkel  metallglänzend.  Besonders  charakteristisch  ist  ein  höckerartiger  Vorsprung,  der 
sich  auf  der  Rückenseite  des  5.  Hinterleibssegmentes  erhebt  und  der  zwei  kräftige 
bewegliche  Dornen  trägt. 

Die  Cicindelen  lieben  besonders  sandige  trockene  Gegenden,  teil- 
weise bewachsene  lückige  Stellen  an  Waldrändern,  breite  sandige  Wege  in 
Kiefernwäldern  usw.  Man  findet  sie  hauptsächlich  im  hellen  Sonnenschein,  wo 
sie  bei  Annäherung  rasch  auffliegen,  um  sich  nach  kurzem  Fluge  ebenso  rasch 
wieder  niederzulassen.  Sie  leben  vom  Raube  niederer  Insekten.  —  Auch  die 
Larven  leben  räuberisch,  jedoch  überfallen  sie  ihre  Opfer  nicht  offen,  sondern 
—  ähnlich  wie  der  Ameisenlöwe  —  von  einem  Hinterhalte,  nämlich  von  einer 
bis  40  cm  tiefen  in  die  Erde  gehenden  Röhre  aus,  in  der  sie,  gewöhnlich  oben 
am  Eingange  sitzend,  auf  vorüberlaufende  Insekten  lauern.  Sowie  ein  vorüber- 
laufendes Insekt  mit  dem  Kopfe  der  Larve  in  Berührung  kommt,  schleudert  die 
letztere  durch  eine  plötzliche  reflektorische  Bewegung  des  Kopfes  das  Opfer  so 
heftig  an  die  Röhrenwand,  daß  es  betäubt  wird,  worauf  sie  es  mit  den  Kiefern 
ergreift  und  enthauptet,  um  es  dann  auszusaugen.  Die  ausgesogenen  Überreste 
werden  später  wieder  aus  der  Röhre  hinausgeschafft.  ^)  Wir  verstehen  jetzt  auch 
den  eigentümlichen  bezahnten  Rückenhöcker  der  Larve:  er  dient  zum  Festhalten 
in  der  Wohnröhre. 

Der  räuberischen  Lebensweise  nach  können  wir  die  Cicindelen  zu  den 
forstnützlichen  Tieren  rechnen.  Altum  bezweifelt  allerdings  den  Nutzen, 
da,  wie  er  meint,  an  den  Stellen,  an  denen  die  Cicindelen  sich  aufhalten,  keine 
forstlich  schädlichen  Insekten  vorkommen.  Entschieden  kann  diese  Frage  nur 
durch  eine  umfangreiche  Statistik  der  Beutetiere  werden. 

In  unserem  Faunengebiet  sind  die  hauptsächlichsten  Arten: 
Cicindela    campestris  L.      Oberseite   mattgrasgrün,  Flügeldecken   mit   weißen 
Flecken.     Länge    12 — 15  mm;   C.    hybrida  L.,  Oberseite  dunkelschmutziggrün,  mit 
weißer    Bindenzeichnung    (s.    Abb.  32a);    und   C.    silvatica  L. ,   Oberseite   bronze- 
schwarz, mit  ähnlicher  ßindenzeichnung  wie  die  vorige. 

Familie  Carabidae. 

Laufkäfer. 

Eme  sehr  gattungs-  und  artenreiche  Familie.  Körperbau  weniger  graziös  und  »flüchtig« 
als  bei  den  Cicindelen.  Kopf  prognath,  im  allgemeinen  schmäler  als  der  Hals,  Augen  flacher,  nur 
selten  hervorquellend.  Fühler  fadenförmig,  hinter  der  Wurzel  des  Oberkiefers  eingefügt.  Ober- 
kiefer kräftig,  gegen  die  Spitze  hakig  gekrümmt. 

Die  Familie  enthält  sehr  große  bis  kleinste  Formen.  Die  ^fj  sind  meist  an  den  herz- 
förmig erweiterten  Gliedern  der  vorderen  Tarsen  erkennbar. 

Die  Larven  (Abb.  32 d)  mit  mehr  oder  weniger  freiem,  prognathem  Kopf,  mit  gut  ent- 
wickelten Mundgliedmaßen  und  meist  mit  6  Ocellen.  Beme  gut  ausgebildet,  meist  mit  2  Klauen. 
Pronotum  stets  vollständig  verhornt.  Die  übrigen  Brust-  und  die  9  Hinterleib-Segmente  mit 
mehr  oder  weniger  umfangreichen  Hornplatten.  Endsegmente  mit  2,  bisweilen  sehr  langen 
Schwanzanhängen  ( Cerci). 

Die  meisten  Carabiden  (wenigstens  alle  großen  Formen)  sind  als  Larve 
und  als  Käfer  räuberische  Tiere,  die  sich  von  Insekten  aller  Art,  Würmern 
und  Schnecken  ernähren.  „Sie  streichen  einzeln,  die  meisten  zur  Nachtzeit  oder 
in  der  Dämmerung  umher,  um  nach  Art  der  Katzen  ihre  Beute  zu  überfallen 
und  zu  überwältigen."    Viele  sind  mit  am  Hinterende  ausmündenden  Stinkdrüsen 


^)  Eingehende  Beobachtungen   über   die   Lebensweise   verdanken   wir   Stäger  (19 17),  der 
auch  eine  Reihe  in  der  Literatur  immer  wiederkehrender  Angaben  als  irrtümlich  nachweist. 


Gattung  Calosoma. 


41 


bewaffnet,  aus  denen  sie  beim  Ergreifen  das  Gesicht  und  die  Hände  des  Sammlers 
mit  einem  scharfen,  eigenartig  riechenden  Saft  bespritzen.  Gleichzeitig  geben  sie 
aus  dem  Munde  eine  bräunliche  Flüssigkeit  von  sich,  —  erbrochenes  Mitteldarm- 
sekret, mit  dem  sie  das  mit  den  Kiefern  ergriffene  Opfer  zum  Teile  schon  außer- 
halb verdauen  (extraintestinale  Verdauung,  s.  Bd.  I,  S.   70). 

Durch  ihre  räuberischen  Gewohnheiten  sind  die  Carabiden  im  allgemeinen 
nützlich;  einige  von  ihnen  sind  durch  ihren  Aufenthalt  im  Wald  und  das  Ver- 
tilgen von  schlimmen  Forstschädlingen  forstlich  sogar  sehr  nützlich. 

Nur  relativ  wenige  Arten  (einige  mittelgroße  und  kleine  Formen)  sind 
phytophag  und  werden  dadurch  wirtschaftlich  schädlich;  doch  betrifft  der  Schaden 
weit  mehr  die  Landwirtschaft  als  die  Forstwirtschaft. 


-\^:^'; 


-P'/7.N^; 


cd  b  a 

Abb.   32.     Verschiedene    nützliche    Carabidae :    a    Cicindela    hybrida    L.    (Sandläufer);    b    Carabus 

auratus  L.  („Goldhenne");  c  Calosoma  sycophanta  L.  (Puppenräuber)  und  d  seine  Larve. 

Aus  Taschenberg. 

Von  der  ungemein  formenreichen  Familie  kommen  kaum  em  Dutzend  Arten 
für  uns  in  Betracht. 

Nützliche  räuberische  Arten. 
Unter    ihnen    spielen     die    großen    im    Freien    jagenden    Arten    der 
Gattungen   Calosoma  und    Carabus  die  Hauptrolle. 


Gattung  Calosoma  Web.  (Kletterlaufkäfer). 

Durch  ihren  kurzen,  breiten,  stark  herzförmigen  Halsschild  und  ihre  stark  geschulterten 
Flügeldecken,  die  an  der  Basis  viel  breiter  sind  als  der  Halsschild,  von  den  übrigen  großen 
Carabiden  auffallend  unterschieden  (Abb.  32  c) 

Die  Larven  (Abb.  32 d)  sind  mit  schwarzen,  in  der  Mitte  gefurchten  Rückenschildern 
bedeckt.  Das  Pronotum  annähernd  ebenso  breit,  aber  länger  als  das  Meso-  und  Metanotum.  Die 
Rückenschilder  des  Hinterleibes  jederseits  eingedrückt  und  seitlich  stark  aufgebogen. 

Die  bei  uns  vorkommenden  wenigen  Arten  haben  (sowohl  als  Larven  wie 
auch  als  Imago)  die  Fähigkeit  auf  Bäume  usw.  zu  klettern  („Kletterlaufkäfer"), 
wo  sie  Jagd  auf  die  dort  lebenden  Insekten  machen.  Die  Calosomen  haben 
ferner  meist  gute  Flugfähigkeit,  was  ihrer  Verbreitung  sehr  zu  statten  kommt. 

Für  unsere  Wälder  kommen  2   Arten  in  Betracht: 


4  2  Coleoptera.  —  i.  Familienreihe:    Caraboidea. 

Calosoma  sycophanta  L.     (Puppenräuber). 

Der  Puppenräuber,  auch  Baumkäfer,  Mordkäfer,  Raupenkäfer,  Bandit,  Syco- 
phant  genannt,  gehört  mit  seiner  stahlblauen  Grundfarbe  und  den  grün-  und 
rotgoldigen  Flügeldecken  zu  den  „auffallendsten  und  schönsten  Käfern 
unserer  Wälder".  Trotzdem  war  bis  vor  kurzem  seine  Lebensweise  noch  sehr 
wenig  erforscht,  und  wenn  wir  heute  über  den  Sycophant  ziemlich  gut  Bescheid 
wissen,  so  verdanken  wir  dies  den  amerikanischen  Entomologen,  die 
unseren  Puppenräuber  bei  sich  einführten,  um  ihn  zum  Kampfe  gegen  die  eben- 
falls von  Europa  eingeschleppten  Schwammspinner  und  Goldafter,  die  sich  dort 
zu  einer  unerhörten  Kalamität  ausgewachsen  haben,  zu  verwenden.  In  einer  sehr 
schönen  ausführlichen  Monographie  schildert  F.  Burgeß  (191 1)  das  Leben  des 
Käfers  und  der  Larve  in  allen  Einzelheiten.  G.  Holste  gibt  (1915)  eine  ein- 
gehende Besprechung  dieser  Arbeit,  der  wir  hier  in  der  Hauptsache  folgen: 

Das  Ei  (5,2x2,4  mm)  ist  etwa  elliptisch,  an  einem  Ende  etwas  spitzer, 
weiß  mit  einem  Stich  ins  gelbliche;  die  Form  wechselt  etwas.  Das  Eistadium 
dauert  je  nach  der  Temperatur  3  — 10  Tage. 

Die  Larve,  anfänglich  fast  weiß,  färbt  allmählich  aus  und  wird  schwarz. 
Sie  häutet  sich  zweimal,  und  die  einzelnen  Stadien  sind  sich  sehr  ähnlich  und 
fast  nur  durch  ihre  Größe  zu  unterscheiden. 

Um  die  Schnelligkeit  der  Verbreitung  der  Larven  festzustellen,  machte 
Burgeß  (1911)  einen  interessanten  Versuch.  Er  ließ  eine  Larve  sofort  nach 
dem  Schlüpfen  eine  Wanderung  auf  einem  stets  weiterrollenden  Papier  antreten 
und  ihren  Weg  mit  der  Feder  nachzeichnen.  Das  Tier  legte  in  72  Stunden, 
nach  denen  es  starb,  die  erstaunliche  Entfernung  von  mehr  als  2700  m  zurück. 
Dieser  Versuch    zeigt   gleichzeitig,    daß   die  Larven   recht   lange  hungern  können. 

Die  Tiere  fressen  Tags  und  Nachts,  am  meisten  in  der  Hitze. 
Die  Raupen  werden  gewöhnlich  an  der  Seite  oder  im  Rücken  zwischen  den 
Segmenten  gepackt,  doch  wird  nur  ein  Teil  des  Tieres  gefressen.  Die  Puppen 
leiden  unter  ihnen  in  gleichem  Maße  wie  die  Raupen.  Auch  sie  werden  zwischen 
den  Segmenten  angebissen.  Das  Loch  wird  erweitert  und  ist  charakteristisch 
wegen  seiner  unregelmäßigen  Ränder,  die  sich  oft  über  die  ganze  Länge  der 
Puppe  erstrecken.  Sogar  weibliche  Schmetterlinge  werden  angegriffen.  Große 
Raupen  und  Puppen  mit  viel  Fett  werden  vorgezogen.  Futterversuche  ergaben, 
daß  eine  Larve  während  ihres  I4tägigen  Larvenlebens  durchschnittlich  41  aus- 
gewachsene Schwammspinnerraupen  frißt.  Merkwürdigerweise  werden  die 
weiblichen  Puppen  bevorzugt.  Es  zeigte  sich,  daß  im  Freien  etwa  dreimal  so- 
viel weibliche  Puppen  als  männliche  gefressen  wurden. 

Zur  Verpuppung  dringen  die  Larven  je  nach  der  Festigkeit  des  Bodens 
und  seiner  Feuchtigkeit  tief  in  die  Erde  ein,  wo  sie  sich  eine  Höhle  fertigen. 
Die  Verpuppung  tritt  in  7 — 14  Tagen  ein,  nachdem  die  Larve  mit  Fressen  auf- 
gehört hat.  Aus  der  Puppe,  die  in  der  Höhle  auf  dem  Rücken  liegt,  entschlüpft 
gewöhnlich  schon  im  Herbst  die  Imago.  Das  Tier  überwintert  also  nicht  im 
Puppenstadium. 

Die  Käfer  erscheinen  im  Frühjahr  je  nach  der  Gunst  des  Wetters 
früher  oder  später,  die  meisten  in  der  ersten  Juniwoche.  Anfang  August  wird 
der  Käfer  träge  und  verkriecht  sich  in  die  Moos-  und  Streudecke,  in  der  er 
zuweilen  überwintert,  gewöhnlich  aber  dringt  er  bis  zu  40,  ja  50  cm  in  den 
Boden  ein,  wo  er  in  einer  Höhle,  gleich  der  Puppenhöhle,  den  Winterschlaf 
beginnt.  Während  des  Winters  sterben  etwa  ein  Drittel  der  alten  und  20°/o 
der  jungen  Käfer.  Wie  die  Larven,  so  erklettern  auch  die  Käfer  die  Bäume 
und  ihre  Zweige    und    finden    sich    selbst    auf    den  Blättern.     Stört    man    sie,    so 


Gattung  Calosoma.  a-i 

lassen  sie  sich  gerne  zur  Erde  herabfallen,  v/o  sie  sich  schnell  verkriechen.  Sie 
fressen  ungefähr  50  Tage  und  zwar  dasselbe  wie  die  Larven. 

Nach  Verlassen  der  Winterquartiere  müssen  die  Käfer  erst  einige  Tage 
fressen,  bevor  sie  zur  Begattung  schreiten,  die  im  Laufe  der  Fraßperiode  ver- 
schiedene Male  wiederholt  wird.  Unterbleibt  diese  Wiederholung,  so  werden 
unbefruchtete  Eier  gelegt.  Auch  solche  Tiere,  die  nach  der  letzten  Begattung 
im  Herbst  keine  Eier  mehr  abgelegt  haben,  sind  im  Frühjahr  nicht  fähig,  be- 
fruchtete Eier  zu  legen,  wenn  nicht  eine  neue  Kopula  eintritt.  Als  höchste 
Leistungen  eines  Weibchens  in  einer  Saison  bezeichnet  Burgeß  653  und  514 
Eier,  doch  ist  der  Durchschnitt  bedeutend  geringer  (100 — 150)  anzusetzen.  Für 
das  Gedeihen  des  Tieres  im  Freien  ist  es  recht  wesentlich,  daß  es  lange  im  resp. 
auf  dem  Wasser  schwimmen  kann,  ohne  zugrunde  zu  gehen.  Frühjahrsüber- 
schwemmungen werden  ihm  daher  wenig  anhaben  können  und  eher  zu  seiner 
Verbreitung  beitragen.  Die  Lebensdauer  eines  Käfers  beträgt  2 — 3  Jahre 
und  richtet  sich  scheinbar  unter  anderem  auch  nach  der  Zahl  der  abgelegten  Eier. 

Die  forstliche  Bedeutung  geht  aus  dem  hier  Gesagten  zur  Genüge  her- 
vor. Die  Sycophanten  gehören  zweifellos  zu  den  nützlichsten  Käfern  im 
Walde,  die  namentlich  bei  großem  Raupenfraß  dem  Forstmann  gute  Dienste 
leisten  können.  In  normalen  Zeiten  kann  er  so  selten  werden,  daß  er  völlig 
verschwunden  erscheint,  um  dann  aber  in  starken  Raupenjahren  sich  oft  in  desto 
größeren  Mengen  einzustellen :  ob  das  rasche  Erscheinen  zahlreicher  Puppen- 
räuber auf  autochthoner  Vermehrung  an  Ort  und  Stelle  oder  auf  Zuwanderung 
und  Zuflug  beruht,  ist  noch  eine  ungelöste  Frage.  Die  mehrfach  beobachteten 
Fälle  von  Massenflügen  lassen  ein  solches  Zusammenfliegen  nicht  ausgeschlossen 
erscheinen.  Der  forstnützliche  Charakter  des  Sycophanten  ist  um  so  höher  an- 
zuschlagen, als  zu  seiner  bevorzugten  Nahrung  gerade  die  schlimmsten  Forst- 
schädUnge,  wie  der  Kiefernspinner,  die  Nonne,  der  Schwammspinner,  der 
Prozessionsspinner,  die  Kieferneule  usw.  gehören. 

Der  Forstmann  hat  also  allen  Grund,  die  Puppenräuber  zu 
schonen  und  auf  alle  nur  mögliche  Weise  zu  erhalten.  Dazu  gehört  nament- 
lich, daß  er  sie  nicht  in  den  Raupengräben,  in  die  sie  gefallen  sind,  umkommen 
läßt,  sondern  sie  wieder  hinauswirft,  um  sie  so  ihrer  nützlichen  Tätigkeit  wieder 
zuzuführen. 

In  Amerika  hat  man  sie  künstlich  vermehrt  (in  Zuchtkäfigen)  und  sie  dann  in  großer 
Zahl  in  die  Wälder  ausgesetzt.  Die  Massenzucht  der  Larven  ist  jedoch  nicht  leicht,  da  dem  ihr 
Kannibalismus,  der  mit  jeder  Häutung  zunimmt,  entgegensteht.  Man  muß  daher  die  Larven 
isoliert  aufziehen;  nur  bei  Darreichung  von  überreichlichem  Futter  kann  man  "etwa  i  Dutzend 
Larven  in  einem  Gefäß  zusammen  bis  zur  zweiten  Häutung  aufziehen.  Im  Parasitenlaboratorium 
in  Melrose  Highland  wurden  auf  diese  Weise  in  3  Jahren  annähernd  20000  Larven  gezogen  und 
ins  Freie  gesetzt,  und  zwar  gewöhnlich  in  Kolonien  von  je  200  Stück.  Die  meisten  dieser 
Kolonien  gediehen  ausgezeichnet  und  vermehrten  und  verbreiteten  sich  wider  Erwarten  gut.  Eine 
weit  entlegene  isoliert  ausgesetzte  Kolonie  verbreitete  sich  in  dem  kurzen  Zeitraum  von  2  Jahren 
über  eine  Fläche  von  ca.    1 1    englischen   Quadratmeilen. 

Calosoma  Inquisitor  L.  (Kleiner  Kletterlaufkäfer). 

Von  ähnlicher  Form  wie  der  Sycophant  (Abb.  33A),  doch  wesentlich  kleiner  (15 — 20  mm) 
und  meist  von  dunkelbronzebrauner  Färbung  (selten  grün  oder  blau  oder  schwarzblau). 

Der  „kleine  Kletterlaufkäfer"  ist  ein  Bewohner  des  Laubwaldes,  und  zwar 
vornehmlich  jüngerer  Bestände  von  Eichen,  Buchen  und  Hainbuchen, 
Auch  in  Hainbuchenhecken  und  anderen  Sträuchern  in  Gärten  wird  er  bisweilen 
angetroffen. 

Er  scheint  in  seinem  Vorkommen  viel  konstanter  zu  sein  als  der  Syco- 
phant,   indem    er   jedes  Jahr    an    ihm    zusagenden  Orten    in    annähernd    gleicher 


44 


Coleoptera.  —   l.  Familienreihe:    Caraboidea, 


Menge  auftritt.  Dieses  hängt  wohl  mit  dem  ebenfalls  ziemlich  konstanten  Vor- 
kommen seiner  Hauptbeutetiere,  der  Frostspannerraupen,  zusammen. 

Auch  zeitlich  fällt,  wie  Holste(i9i5)  mitteilt,  das  Auftreten  von  C.  Inquisitor 
mit  dem  Auftreten  der  Frostspannerraupen  zusammen:  „Ende  April,  Anfang  Mai 
erscheinen  sie  ziemlich  plötzlich,  um  ebenso  .schnell  im  Sommer,  wenn  die 
Spannerraupen  zur  Verpuppung  in  den    Boden  gehen,    wieder  zu   verschwinden." 

Die  Eiablage  findet  nach  Holste  im  Mai-Juni  statt,  und  zwar  wird  jedes 
Ei  in  eine  besondere  kleine  Höhle,  die  mit  der  Legescheide  angefertigt  wird,  ge- 
legt. Die  Eier  sind  länglich  oval,  bisweilen  schwach  nieren förmig  (wohl  die  älteren 
Stadien).  Die  Dauer  des  Eistadiums  beträgt  8 — 14  Tage  (je  nach  der  Tempe- 
ratur). Die  Larven  gelangen  Juni-Juli  zur  Verpuppung.  Holste  fand  den 
ersten  Jungkäfer  am    16.  Juni.     Die  Jungkäfer  verlassen  ihre  Höhle  im  Herbst 


A  B 

Abb.    33.     Calosoma  Inquisitor    L.  (Kleiner   Kletterlaufkäfer)  A  Imago  (Original);    B  Larve  von 
Schlupfwespen  befallen  (nach  Holste). 


nicht  mehr;  sie  bleiben  den  ganzen  Winter  über  im  Boden,  um  erst  im  nächsten 
Frühjahr  aus  ihm  herauszukommen. 

Daß  die  inquisitot-L.zx\G  von  Parasiten  befallen  wird,  lehrt  eine  Beob- 
achtung Hol  st  es,  der  aus  einer  Larve  eine  Schlupfwespe,  Phaenoserphus  [Pfoctoirupes) 
viator  Hai.  in  Anzahl  gezogen  hat  (Abb.  33  B). 

Die  forstliche  Bedeutung  des  kleinen  Kletterlauf käfers  ist  nicht  so  hoch 
anzuschlagen,  wie  die  des  Sycophanten,  entsprechend  der  geringeren  forstlichen 
Wichtigkeit  der  hauptsächlichsten  Beutetiere,  der  Frostspannerraupen.  Immerhin 
spielt  er  als  Gegengewicht  gegen  den  Frostspanner  eine  nicht  zu  unterschätzende 
Rolle  und  verdient  deshalb  Beachtung  und  Schonung  von  selten  des  Wirt- 
schafters. 


Gattung  Carabus  L.  (Erdlaufkäfer). 

Durch  die  schlankere  Gestalt  und  vor  allem  durch  die  schmäleren  Flügeldecken  und  den 
schmäleren  Halsschild,  dessen  Hinterecken  winklig  oder  lappenförmig  ausgezogen  sind,  von 
Calosoma  deutlich  unterschieden  (Abb.  32  b). 

In  ihrer  Lebensweise  weichen  die  Carabus  in  mehreren  Punkten  von 
Calosoma  ab:  einmal  vermögen  sie  nicht  zu  klettern,  halten  sich  also  stets  am 
Boden  auf,  und  sodann  gehen  sie  ihrem  Raube  meist  nachts  nach,  während  sie 
tagsüber  sich  gewöhnlich  versteckt  halten  (unter  Steinen,  Moos  usw.). 


Gattung  Carabus. 


45 


Entsprechend  dein  Gebundensein  an  den  Boden  ist  ihre  Nahrung  eine 
vielseitigere  als  die  von  den  die  meiste  Zeit  ihres  Lebens  sich  auf  Bäumen 
aufhaltenden  Calosomen.  Sie  besteht  nicht  nur  aus  Insekten,  sondern  auch  aus 
Schnecken,  Würmern  usw.,  und  da  unter  den  sich  am  Boden  aufhaltenden 
Insekten  auch  viele  völlig  indiflferente  Arten  sich  befinden,  so  ist  ihre  Nützlich- 
keit nicht  so  uneingeschränkt,  wie  die  der  Calosomen.  Manche  Carabus -Kxi 
hält  sich  zudem  fast  ausschließlich  auf  Feldern  auf  und  kommt  daher  forstlich 
überhaupt  nicht  in  Betracht.  Andererseits  bevorzugen  auch  eine  ganze  Anzahl 
von  Arten  den  Wald  oder  wenigstens  seine  Nähe,  und  können  so  forstnützlich 
wirken.  Sie  vernichten  hauptsächlich  die  des  Nachts  herauskommenden  Raupen 
(wie  z.  B.  Kiefernsaateulenraupen  u.  a.)  und  dann  die  unter  der  Bodendecke  be- 
findlichen Raupen  und  Puppen  usw.,  zumal  die  betreffenden  Stadien  verschiedener 
schlimmer  Forstschädlinge  (wie  Kieferneule,  Spinner,  Spanner,  Rotschwanz,  Blatt- 
wespen usw.),  die  schon  oder  noch 
in  ihrer  Winterruhe  im  Boden  sich 
befinden,  wenn  die  Carabus  noch 
oder  wieder  tätig  sind. 

In  welch  großer  Zahl  die 
Carabus  auftreten  können,  lehren 
die  Mengen,  die  man  oft  in  Käfer- 
gräben findet.^)  Wenn  man  sie 
im  Freien  verhältnismäßig  so  selten 
sieht,  so  rührt  dies  von  ihrer 
nächtlichen  Lebensweise  her. 

Als  waldbewohnendeCaraben 
kommen  hauptsächlich  folgende  Arten 
in  Betracht: 

Die  schwarzen  oder  schwarz- 
blauen: G.  coriaceiis  L.  ,, Lederläufer" 
(bis  40  mm,  mattschwarz,  Flügeldecken 
gerunzelt),  0.  intricatus  L.  (ebenfalls 
bis  40  mm,  FÜigeldecken  längsrunzelig  mit 
lebhaft  blauen  Rändern),  C.  fiolaceusl^. 
(bis  22  mm,  Flügeldecken  nur  ganz  fein 
skulptiert,  mit  blauen  Rändern),    C.  con- 

vexus  F.  (bis  17  mm,  Flügeldecken  kurz  eiförmig),  C.  glabratus  Payk.  (bis  26  mm,  einfarbig 
schwarz,  Flügeldecken  glatt  gewölbt);  —  ferner  die  bronzefarbigen:  C.  granulatus  L.  (bis 
22  mm,  Flügeldecken  mit  Längsrippen  und  Kettenpunkten),  C.  cancellatus  L.  (bis  28  mm, 
Flügeldecken  wie  beim  vorigen,  i.  Fühlerglied  rot)  C  arvensis  F.  (bis  17  mm,  Flügeldecken  mit 
flacherer  Skulptur,  als  bei  den  beiden  vorigen),  C.  nemoralis  III.  (bis  27  mm,  Flügeldecken  dunkel 
Violettbronzefarben,  fein  längs  gerieft,  mit  3  Reihen  feiner  Goldgrübchen);  —  und  endlich  die 
goldgrünen:  (7.  auratus  L.  (Abb.  32b),  G.auronitens  F.  (bis  26  mm)  und  C.  nitens  L.  (bis 
16  mm,  Halsschild  und  Flügeldeckenränder  rotgold). 


A  B 

Abb.  34.       Nützliche    Carabiden    (kleinere    Formen): 
A  Agonum  sexpunctatum  L.,  B  Dromius  fenestratus  F. 
Original. 


Neben  den  großen  frei  jagenden  Carabiden  [Carabui  s.  1,)  sind  noch  einige 
kleinere  Formen  zu  nennen,  die  zwischen  den  Rindenschuppen  oder 
unter  den  Rinden  der  Bäume  sich  aufhalten  und  dort  Jagd  auf 
Rindeninsekten  (Borken-  und  Bockkäferlarven  usw.)  machen.  Es  sind  dies 
vor  allem  die  Gattungen  Agonum  Bon.  und  Dromius  Schaum. 

Die  Gattung  Agonnin  (Abb.  34  A)  enthält  mäßig  kleine  (6— 10  mm),  ziemlich  flache, 
schwarze  oder  metallisch  gefärbte  Käferchen  mit  scheibenförmigem  Halsschild.  Saalas  (1918) 
nennt  A.  MannerheimiDe].  und  sexpunctatum  L.,  die  er  als  Käfer  oder  als  Larven  unter  Fichten- 
rinden in  Borken-  und  Bockkäfergängen  gefunden  hat.  — 

')  Schuhmacher  (1917)  berichtet,  daß  er  in  einem  Käfergrabensystem  ca,  4000,  in 
einem  einzigen  Loch  84  Carabus  gefunden  hat. 


46 


Ordnung  Coleoptera  (Käfer). 


Die  Dromius-Arten  („Rindenkäfer,  Rennkäfer'',  Abb.  34  B)  sind  kleine  schlanke,  meist 
hellgefärbte  Käferchen  (oft  mit  dunkler  Zeichnung),  die  sich  vornehmlich  unter  Rinden  in  den 
Borken käf ergangen  aufhalten.     In   der  forstentomologischen  Literatur  sind  genannt: 

D.  agilisL.  {Fleischer,  Saalas),  D.  quadrinotatus  Pz.  (Kleine),  D.  tnarginellus  Fb. 
und  D.  fenestralus  Fb    (Saalas).  —  Genaue  Beobachtungen  über  die  Lebensweise  fehlen  noch. 

Außer  den  beiden  genannten  Gattungen  sind  hier  noch  als  forsdich  nützlich  zu  nennen: 
Tachyta  nana  Gyll.,  ein  wmzig  kleines  (2^/^ — 3  mm)  dunkelgefärbtes  Tierchen,  das  von  Perris, 
Saalas,  Pomerantzew  bei  verschiedenen  Borkenkäfern  gefunden  wurde  (bei  Blast,  piniperda., 
minor.,  Ips  typographus,  sexdentatus^  laricis,  Eylastes  palliatus,  Hiß.  fraxini.,  Scol.  Ratze- 
burgi);  und  endlich  noch  Pterostichus  ablongopunctatus  F.,  ein  mitielgioßer  Laufkäfer  (9  bis 
12  mm)  mit  dunkler  erzfarbiger  Oberseite,  den  Pomerantzew  (vgl.  .Saalas)  in  den  Gängen  von 
Hyl.  crenatus  gefunden  hat  und  deshalb  für  forstnützlich  hält. 

Schädliche  Arten. 

Schädlich  sind  verhältnismäßig  nur  wenige  Carabiden ,  meist  mittelgroße 
oder  kleine  Arten.     Der    schlimmste   Schädling   unter   ihnen    ist    der   Getreide- 


A  B 

Abb.  35.    Schädliche  (pflanzenfressende)  Carabiden:  A  Haipalus  aeneus  ¥,;   B  Bembidium'lampros 

Hrbst.  —  Original. 


\diViikiiiex  (Zabrus gibbus  ¥.),  der  aber  nur  landwirtschaftlich  wichtig  ist,  indem 
er  als  Käfer  bei  Nacht  die  noch  milchigen  Körner  der  Getreidearten  benagt 
und  als  Larve  die  Blätter  der  jungen  Getreidepflanzen  zerkaut  und  aussaugt. 

Als  forstliche  Schädlinge  kommen  von  den  mittelgroßen  Formen  haupt- 
sächlich einige  Harpalus- Arten  in  Betracht:  Harpalus  (Pseudophotius)  pubescens 
Müll,  Hmpalus  aeneus  Yh.  (Abb.  35  A)  und  tardus  Pz.,  die  in  mit  Brettern,  Moos 
oder  Reisig  bedeckten  Saatbeeten  durch  Annagen  und  Ausfressen  der  Samen  (von 
Laub-  und  Nadelhölzern)  und  durch  Abfressen  der  jungen  Keimpflänzchen  emp- 
findlichen Schaden  verursachen  (Schaal  1865,  Czech  1878).  In  einem  Fall 
wurde  auf  diese  Weise  ^j^  der  Saat  vernichtet  (Nitsche   1893). 

H.  pubescens  ist  die  größte  Art  (14  —  16  mm),  pechschwarz,  Fühler  und  Beine  gelbrot, 
Flügeldecken  anliegend  graugelb  behaart;  H.  tardus  wesentlich  kleiner  (9  — 10  mm),  gedrungen, 
Fühler  und  Tarsen  gelbrot,  Oberfläche  wenig  behaart;  li.  aeneus,  die  kleinste  Art  (7--10  mm), 
Oberseite  metallisch  grün  oder  bläulich  oder  erzfarben,  glänzend  (Abb.  33  a).  —  Als  verdächtig 
gelten  ferner:  Calatlius  fuseipes  Goeze  (=  cisteloides  Pz  )  und  Poeetlus  lepidns  Lesk.,  die 
einzeln  in  "mit  Moos  bedeckten  Saatbeeten  angetroffen  wurden  (Schaal   1865). 


2.   Familienreihe:   Staphylinoidea.  a-j 

Außerdem  wurden  auch  noch  eine  Anzahl  zu  den  kleinsten  Carabiden 
gehörende  Bembidium- Arten  (Abb.  35 B)  als  Saatbeetschädlinge  festgestellt.  In 
einem  von  Eckstein  (1904)  beobachteten  Falle  wurden  durch  sie  i  Ar  Fichten- 
und  ebensoviel  Weymouthskiefersaat  total  zerstört.  Die  Käferchen,  die  sich  stets 
am  Boden  aufhalten  und  als  ungemein  flinke  Läufer  sich  den  Nachstellungen  zu 
entziehen  wissen,  hatten  den  Samen,  obgleich  er  gemennigt  war,  vollständig  auf- 
gefressen und  nur  die  Samenhülle  übrig  gelassen.  Eckstein  nennt  3  Arten: 
Bembidium  pygmaeum  Fbr.,  lampros  Hbst.  (Abb.  35  B)  und  quadrimaciilatum  L.,  alles 
kleine  Tierchen  von  3 — 4  mm,  bronzefarbig  oder  metallisch  grün  glänzend, 
letzteres  mit  4  gelben  Makeln  auf  den  Flügeldecken. 

Als  Gegenmittel  gegen  die  Saatbeetschädlinge  empfiehlt  sich  das 
dichte  Bestreuen  der  befallenen  Flächen  mit  ungelöschtem  Ätzkalkstaub. 

Literatur  über  die  Caraboidea. 

Burgeß,   A.  F.,   191 1,    Calosoiua  sycophanta:  its  life  histoiy,  behavior  and  successfull  coloni- 

zation  in  New  England.      Bull.   Dep.   Agr.   Washington   Nr.    lOi,    1911. 
Czech,    1878,    Entomologische    Notizen.      Laufkäfer    als  Schädlinge  im  Walde.     In:  Ztbl.  f.  d. 

g.  F.,  S.  371. 
Eckstein,    K.,    1904,    Beiträge  zur  genaueren  Kenntnis  einiger  Nadelholzschädlinge.     In:    Z.  f. 

F.  u.  J.,  S.  355  ff. 
Fleischer,   Ant.,    1877,   Der  Fichtenborkenkäfer ,    Bostrychus  typographus,   im  Böhmerwald, 

seine  Mithelfer  an  dem  Zerstörungswerk    und  seine  Feinde.     In:  Vereinsschrift  des  Böhm. 

Foistver.     Drittes  Heft. 
Holste,  G.,   1915,    Calosoiiia  sycophanta,  seine  Lebensgeschichte  usw.     In:   Zeit.  f.  ang.  Ent. 

Bd.  II,   1915,  S.  4iifif. 
Kleine,    R.,    1909,    Die   europäischen  Borkenkäfer   und    ihre  Feinde    aus    den    Ordnungen    der- 

Coleopteren  und  Hymenopteren.     In :  Entom.  Blätter. 
Nitsche,  H.,   1893,  Ein  neuer  Fall  von  Saatkampbeschädigung  durch  Laufkäfer.     In:  F.  N.  Z. 

S.  48. 
Saalas,   1917,  Die  Fichtenkäfer  Finnlands.     Helsingfors. 
Schaal,    1865,  Über  das  Bedecken  des  in  die  Fichtensaatkämpe  ausgesäten  Samens.     In:  A.  F. 

u.  J.  Z.,  S.  209. 
Schuhmacher,     191 7,     Über    ein    Massenvorkommen    von    Carabus    auratus.     In:     Deutsche 

Entom.  Zeit.,  S.  339. 
Stäger,  R.,   1917,   Biologische  Beobachtungen  an  der  Cicindelen-Larve.     In:  Mitt.  Naturforsch. 

Ges.  in  Bern. 


2.  Familienreihe:  Staphylinoidea. 

Das  hauptsächlichste  Merkmal  dieser  Familienreihe  ist  das  Flügelgeäder,  das  nach  dem 
Typus  II  gebaut  ist.  Bei  einem  großen  Teil  der  Staphylinoidea  (bei  der  umfangreichsten 
Familie:  Staphyliniden)  sind  die  Flügeldecken  verkürzt,  oft  nur  die  2  ersten  Abdominal- 
Segmente  bedeckend  Die  Fühler  sind  entweder  einfach  oder  mit  vergrößerten,  eine  nicht  ge- 
blätterte Keule  bildenden  Endgliedern.  Die  Tarsen  mit  variabler  Gliederzahi.  Die  Larven 
campodeoid  oder  wenigstens  diesem  Typus  nahestehend,  niemals  maden-  oder  engerlingförmig. 

Sie  leben   räuberisch    von  anderen  Insekten    oder  von  Aas,    Moder  usw. 

Für  uns  kommen  nur  die  räuberischen  Arten  als  forstnützlich  in  Betracht. 

Sie  gehören  3  Familien  an:  Den  Staphyliniden,  Silphiden  und  Histeriden, 

Familie  Staphylinidae. 

Kurzflügler. 

Die  Staphyliniden  (Abb.  36)  sind  leicht  kenntlich  an  dem  lang  gestreckten,  schmalen 
Körperbau  und  an  den  stark  verkürzten  Flügeldecken,  die  meist  nur  die  ersten  beiden 
Hinterleibsegmente  bedecken  (daher  der  Name  „Kurzflügler"').  Es  gibt  Formen  von  ganz  an- 
sehnlicher Größe  darunter,  doch  die  Mehrzahl  ist  klein  bis  sehr  klein. 


48 


Coleoptera. 


2.  Familienreihe:   Staphylinoidea. 


Die  in  ihrer  Form  und  Beweglichkeit  den  Imagines  sehr  ähnlichen  Larven  (Abb.  36D) 
haben  9  wohlausgebildete  Abdominal-Segmente   und  eingliedrige  klauenförmige  Tarsen. 

Die  Staphyliniden  gehören  mit  zu  den  artenreichsten  Käferfatnilien.  Es 
sind  ungeheuer  behende,  schnell  laufende  Tiere,  die  sich  meistens  (sowohl  als 
Larve,  wie  auch  als  Imago)  von  tierischer  Kost  ernähren,  von  toten  faulenden 
Substanzen  oder  von  lebenden  Tieren.  Die  großen  Arten  machen  Jagd  auf 
freilebende  Tiere  (andere  Insekten,  Schnecken  usw.),  die  kleinen  Arten 
dringen  vielfach  in  die  Gänge  der  Borkenkäfer  usw.  ein,  um  dort  von 
den  Borkenkäfern  oder  deren  Eiern  oder  Larven  sich  zu  nähren. 

Die  forstliche  Bedeutung  der  Staphyliniden  stimmt  demnach  im  wesent- 
lichen mit  der  der  Laufkäfer  überein,  d.  h.  sie  sind,  sofern  sie  nicht  indifierent 
sind,  als  nützliche  Tiere  zu  bezeichnen. 

Von  den  großen  Arten  sind  als  die  bekanntesten  und  häufigsten  zu 
nennen: 

Staphylinus  caesareus  Cederh.     Schwarz,  Flügeldecken  rötlich  gelbbraun. 

—  fossor  Scop.     Kopf,  Hlsch.  und  Flgdck.  braunrot. 

—  (Ocypus)   olens  Müll.      Einfarbig  schwarz   (Abb.   36 A). 


A  B  C  D 

Abb.  36.    Verschiedene  Staphyliniden  (nützlich):  A  Ocypus  olensJMüU.,  B  Omalium  rivulare  Payk., 
C  Nudobius  lentus  Grav.,  D  Larve  des  letzteren.  —  Original. 


Von  letzterem  gibt  Ratzeburg  eine  eingehende  Beschreibung  (vom  Käfer 
und  der  Larve).  Er  sah  denselben  bei  einer  Kieferspinnerkalamität  sehr  tätig. 
Die  Larve  lebt  nach  Heer  in  Gräben,  von  denen  aus  sie  (ähnlich  wie  die 
Cicindelen-Larven)   die  vorüberlaufenden  Insekten  überfällt. 

Von  den  kleinen  Arten  findet  sich  eine  größere  Anzahl  in  der  forst- 
entomologischen  Literatur  (Altum,  Fleischer,  Kleine,  Saalas)  als  Borkenkäfer- 
vertilger  angeführt.  Die  Liste  wird  sich  zweifellos  noch  stark  erweitern  lassen, 
wenn  man  einmal  sich  näher  mit  diesem  Gegenstand  beschäftigt  haben  wird. 
Man  wird  dann  wohl  auch  klarer  sehen  betreffs  der  Frage,  ob  die  einzelnen 
Staphylinen  bestimmte  Borkenkäferarten  bevorzugen  oder  ob  hier  überhaupt  keine 
Gesetzmäßigkeiten  vorliegen^  und  ferner  auch,  wie  groß  ihre  forstliche  Bedeutung  ist. 

Die  als  Borkenkäferfeinde  festgestellten  Arten  sind  folgende: 

Phloeopora  reptans  Er.  —  Beutetiere:  Hylastes  palliatus^  Blast,  minor ^  Polygr.   subopacus., 

Ips  sexdentatus,  laricis   (Altum,  Kleine  und  Perris),  Dendroct.  micans  (Saalas). 
—  angustiforrms  B.  —  Beutetiere:  Hylast.  palliatus,  Pityog.  quadridens  (Kleine). 


Familie  Silphidae.  4g 

Homalota  plana  Gyli.   —   ßeutetiere:    Crijpturgus  pusillus  (Kleine). 

—  cdata  Er.  —  Beutetiere:   Hylurg.  Uyniperdus  (Altum). 

—  cusptdata  Er.  —  Beutetiere:  Ips  laricis  (Altum). 

Leptusa  analis  Gyll.  —  Beutetiere:  Ips  laricis  (Altum),  Ips  typographiis  und  chnlcograplms 

(Saalas). 
Atheta.  celata  Er.  —  Beutetiere:    Hylurgus  ligniperdus  (Kleine). 

—  analis  Gyll.   —  Beutetiere:   Ips  laricis  (Kleine). 

—  crassicornis  F.  —  Beutetiere;   verschiedene  Ipiden  (Bickhardt). 

—  spec.  —  Beutetiere:  Blast,  piniperda  und  Polygr.  subopacus  (Kleine). 
Placusa  complanata  Er.   —   Beutetiere:  Ips  sexdeiitafus  (Kleine). 

—  atrata  Stbg.   —  Beutetiere:  derselbe  und  Pit.  clialcographus  (Saalas). 

—  infinia  Er.')    —   Beutetiere:     Ips  typograplitis.,    sexdentatus   (Fleischer   und  Perris),  Blast. 

minor  (Kleine";,  Xylot    lineatus  (Saalas). 
Placusa  depressa   Makl.   —   Beutetiere:    Ips    typograpkus    und    laricis^    Pit.    chalcographiis, 

Dendr.  micans.,  Xyl.  lineatus,  Hyl.  glabratus  (Saalas). 
Quedius  fuliginosus  G.   —  Beutetiere:   Blast,  minor  (Altum,  Kleine). 

—  scintillans  Ge.  ebenso. 

—  ochropteriis  Er.  —  Beutetiere:  Ips  typographiis  (Fleischer,  Kleine). 

—  laeimiatus  Gyll.  ebenso. 

Xantholinus  collaris  Er.  —  Beutetiere:  Ips  sexdentatus  (Altum). 

Niidobius  lentits  Grav.  (Abb.  36  C  u.  D)'-)  —   Beutetiere:   Jps  typographiis  (Fleischer,   Kleine), 
Ips  laricis,  Dendr.  micans,  Hyl.  glabratus,  Pit.  chalcographus  (Saalas), 

—  collaris  Er.  —  Beutetiere:  Ips  sexdentatus  (Kleine) 
Coryphium,  angusticolle  St.   —  Beutetiere:  Ips  laricis  (Kleine). 

Omalium  pusillum  Grav.  (Abb.  36 B)  —  Beutetiere:   Ips  laricis,   sexdentatus,    Polygr.   sub- 
opacus, Blast,  minor,  Hyl.  palliatus  (Kleine). 

—  vilc  Er.  —  Beutetiere:  Ips  sexdentatus  (Kleine). 

—  minimum  Er.  —  Beutetiere:  Ips  sexdentatus  (Kleine). 
Acrulia  inflata  Gyll.  —  Beutetiere:    Xyloterus- Arten  (^Saalas). 

Familie  Silphidae. 

Aaskäfer. 

Die  Silphiden  sind  in  Gestalt  und  Größe  recht  mannigfaltig.  Die  für  uns  hauptsächlich 
in  Betracht  kommende  Gattung  Silpha  (s.  1.)  enthält  meist  mittelgroße,  flache,  breitovale  Formen, 
deren  deutlich  gerippte  Flügeldecken  den  Hinterleib  vollkommen  bedecken  (Abb.  37  A).  Die 
Fühler  sind  gegen  das  Ende  zu  verdickt,  mitunter  auch  mit  deutlicher  dreigliedriger  Keule. 
Die  Farbe  ist  meist  schwarz,  doch  gibt  es  auch  Formen  mit  rotem  Halsschild,  und  solche  mit 
gelben  Flügeldecken. 

Die  Larven  sind  asselfö^mig  (Abb.  37  B),  Kopf  leicht  geneigt,  jederseits  5  Ocellen, 
von  denen  drei  oberhalb  und  hinter  den  Fühlern,  2  unterhalb  stehen.  Fühler  dreigliederig, 
Dorsalplatten  der  Brust  und  des  Hinterleibes  nach  den  Seiten  lappig  vorgezogen.    Füße  eingliedrig. 

Der  Name  „Aaskäfer"  rührt  daher,  weil  die  meisten  Silphiden  von  Aas 
leben.  ^)  Doch  gibt  es  auch  einige  Arten  die  (sowohl  als  Imago,  wie  auch  als 
Larven)  phytophag  sind  und  dadurch  landwirtschaftlich  (an  Zuckerrüben) 
sehr  schädlich  sein  können  (Silpha  \_Blilophaga\  opaca  L.  und  iindata  Müll.), 
und  endlich  auch  solche,  die  räuberisch  von  anderen  Insekten  leben  und  da- 
durch   nützlich    sind.      Zu    diesen    nützlichen    Arten    gehört    die    gelbe 


')  Nach  Fleischer  (1877)  gehörte  Placusa  infima  zu  den  wichtigsten  Borkenkäfer- 
feinden während  der  großen  Borkenkäferkalamität  im  Böhmerwald  in  den  siebziger  Jahren.  An 
einzelnen  Stämmen  konnte  man  100  und  mehr  Exemplare  in  den  Typographiis -Gängen  finden. 
Die  Gefräßigkeit  der  kleinen  Staphylinen  ist  sehr  groß:  4  eingesperrte  Placusen  haben  in 
24  Stunden  10  Borkenkäferlarven  vollkommen  aufgefressen.  Wo  viele  Placusen  vorhanden  warer, 
konnte  man  zahlreiche  leere  (d.  h.  larvenfreie)  Larvengänge  finden. 

^)  Nach  Fleischer  (1877)  kommt  diese  Art  weit  weniger  zahlreich  als  Placusa  vor; 
er  fand  sie  meist  einzeln,  höchstens.  2  Exemplare  unter  einem  größeren  Rindenstück,  höchstens 
10  Exemplare  an  einem  Stamm.     Das  gleiche  gilt  für   Quedius  laevigatus. 

^)  Wo  immer  man  Aas  aufhebt,  findet  man  die  Aaskäfer  zahlreich  vertreten,  meist  in 
Gesellschaft  von  ebenfalls  zu  den  Silphiden  gehörenden,  schwarz  und  rot  gebänderten  Toten 
grä.hera  (Necrophorus),  ferner  von  zahlreichen  Kurzflüglern(StaphyHnen),  Stutzkäfern  (Histeriden)  usw. 
Escherich,  Forstinsekten.     IL  Bd.  4 


50 


Coleoptera. 


P'amilienreihe:   Staphylinoidea. 


Silpha  (Xylodtepa)  quadripunctata  L.     H  'l>^2i  ^^y 

An  ihrer  Färbung  leicht  zu  erkennen:  Flügeldecken  gelb  mit  je  2  kleinen  schwarzen 
Makeln,  Halsschild  in  der  Mitte  schwarz,  an  den  Rändern  gelb,  Unterseite  und  Beine  schwarz. 
(Abb.  37A). 

Biologisch  zeichnet  sich  die  gelbe  Silpha  durch  ihr  Kletterver'mögen 
aus.  Man  trifft  sie,  wie  auch  ihre  Larve  vor  allem  auf  Bäumen,  wo  sie  Jagd 
auf  die  dort  fressenden  Insekten  macht.  Altum  (F.  ']2)  fand  sie  besonders  auf 
jangen  Eichen  und  Buchen,  von  wo  er  sie  im  Frühjahr  (zusammen  mit  Calosoma 
Inquisitor)    regelmäßig    durch    Prellen    herabklopfte.      Dasselbe    berichtet  [Holste 


A  B  C        ' 

Abb.   37.    A  Silpha  quadripunctata  L. ;   B  Silpha-Larve  von  oben;  C  dieselbe  von  unten. 


Orig. 


(19 15).  Wir  gehen  deshalb  nicht  fehl  in  der  Annahme,  daß  die  Silpha  hier 
vornehmlich  den  Raupen  des  Frostspanners  nachstellt  (s.  oben  S.  44).  Redten- 
b acher  fand  die  gelbe  Silpha  in  größerer  Menge  in  den  Nestern  des  Prozessions- 
spinners und  ich  selbst  fand  in  den  Vogesen  die  Art  mehrfach  beim  Verzehren 
von  Nonnenraupen,  So  können  wir  die  gelbe  Silpha  zu  den  forstlich  sehr 
nützlichen  Tieren  rechnen.  Weitere  genauere  Untersuchungen  über  die 
Lebensweise  sind  sehr  erwünscht. 


Familie  Histeridae, 

Stutzkäfer. 

Die  Mistenden  (,,Stutzkäfer")  sind  kleine  bis  mittelgroße  Tiere,  die  durch  ihren  außer- 
ordentlich harten  und  glatten  Chitinpanzer  besonders  ausgezeichnet  sind.  Der  Kopf  steckt  tief 
im  Hals  und  trägt  kurze  1 1  gliederige  geknickte  Fühler,  die  an  der 
Spitze  geknöpft  sind.  Flügeidecken  abgestutzt,  die  letzten  Hinter- 
leibsegmente freilassend  (Abb.  38).  Beine  plump,  Vorderbeine  mit 
Zähnen  zum  Graben  geeignet,  Tarsen  5giiederig.  In  Ruhestellung 
liegen  die  Beine  am  Körper  so  eng  an,  daß  sie  kaum  zu  sehen  sind, 
Larven  häutig,  langgestreckt,  ohne  Ocellen,  Kopf  prognath, 
Mundteile  gut  entwickelt.  Pronotum  teilweise  oder  ganz  verhornt, 
Beine  kurz. 

Die  Histeriden  enthalten  (in  unserem  Faunengebiet) 
über  ein  Dutzend  Gattungen  mit  zahlreichen  Arten,  Die 
meisten  leben  (sowohl  als  Imagines  wie  als  Larven) 
räuberisch  von  anderen  Insekten ;  sie  halten  sich  meist 
in  verwesenden  tierischen  oder  pflanzlichen  Stoffen,  oder 
unter  den  Baumrinden  usw,  auf,  wo  sie  auf  die  dort 
lebenden  Fliegen-  oder  Käferlarven  Jagd  machen.  Einige 
Arten  hat  man  gelegentlich  auch  im  Freien  auf  Insekten 
jagen  sehen. 


Abb,  38.     Hister  quadri- 
maculatus  L.  —  •  Original. 


Familie  Histeridae. 


51 


Forstlich  werden  die  Histeriden  sehr  nützlich  und  zwar  dadurch,  daß 
eine  Reihe  von  Arten  sich  von  Borkenkäfern  nähren  und  so  an  deren 
Einschränkung  mithelfen.  Es  sind  hauptsächlich  3  Gattungen,  die  dem  Forst- 
mann in  dieser   Richtung  nützen: 

Plaiijsoma,  Paromalus  und  Pkgaderus.  Alle  drei  enthalten  kleine  bis  kleinste  Formen 
(4 — i'/.j  mm),  die  teils  durch  ihre  schmale,  abgeplattete  Gestalt,  teils  durch  ihre  Kleinheit  ai^  das 
Leben  der  Borkenkäfer  angepaßt  erscheinen. 

Gattung  Platysoma  Leach. 

Die  größten  Formen  (s'/j — 4  mm)  unter  den  Borkenkäferfresssern ;  langgestreckt,  parallel- 
seitig,   einfarbig  schwarz,    an    allen  Schienen    am   Außenrand    mit    Zähnchen    besetzt  (Abb.   39 A). 
Bei  Borkenkäfern   wurden  bisher  gefunden : 
PI.  deplanatum  Gyll.   (3  —  372  nrni),    hauptsächlich  unter  Pappelrinde,    doch   auch    an  Fichte   in 

den  Gängen  von  Ips  typographus; 

—  lineare'Er.  (2,^U — 4  mm);    an  Kiefer   und  Fichte,  bei  Ips  typographiis  und  laricis.  Blast. 

piniperda  (Fleischer,  Kleine); 

—  angnsiatum  Hofm.  (2'/, —  3  mm);  an  Nadel-  und  Laubbäumen,  bei  Hylastes  opaeus  (Kleine); 

—  oblongum  F.  (3'/., — 4  mm);  an    Nadelholz  bei  verschiedenen  ips-Arten  (Bickhardt). 

—  elongatum  Oliv.  (272—3  mm);  an  Nadelholz  bei  verschiedenen  J^fS- Arten  (Bickhardt.  Fleischer). 


A  B  C 

Abb.  39.    Ipidophage  Histeriden.    A.   Platysoma  oblongum  F.;   B  Plegaderus  discisusEr. ;   C  Larve 
desselben.     Alle   stark  vergr.   —    Original. 

Gattung  Paromalu.s  Er. 

Kleine  Arten  (l72 — 2,3  mm)  von  oblonger,  ziemlich  parallelseitiger  Gestalt,  mit  rostroten 
Beinen  und  Fühlern. 

In  der  forstentomologischen  Literatur  sind   2   Arten  erwähnt : 
J 3^    P.  paralleiopipedtis  Hbst.   (Körper  parallel),  an  .Nadelhölzern,  in  den  Gängen  von  verschiedenen 
Ips- Arten  {laricis,  longicollis,  sexdeniaius) 
,,     —   flavicornis  Hbst.  (Körper  länglich  oval,  an  den  Seiten  leicht  gerundet).     An  Nadelholz,  be- 
sonders Kiefer  bei  Hylastes  opaeus  (Kleine  1. 

Gattung  Plegaderus  Er. 

Die  kleinsten  der  ipidophagen  Histeriden  (i  —  17.2  m)  von  ovaler  Statur.    Besonders  charakte- 
ristisch sind  die  wulstförmig  abgesetzten  Seitenränder  des  Halsschildes.    Besonders  genannt  werden 
als  Borkenkäferfresser : 
'}!ly<;-PL  discisus  Er.  (Abb.  39 B  u.  C),   vulncratas  Pz.,  sauciiis  Er.  und  sanatus  Truqui. 

Nach  Bickhardt  stellen  die  Plcgadcnis  hauptsächlich  den  Cryptiiygus-Art:.n  nach,  auch 
Kleine  nennt  mehrmals  Crypturgus  pusil/us  als  Beutetiere.  Doch  scheinen  sie  auch  größere 
Borkenkäfer  zu  überfallen,  wenigstens  fanden  sie  Kleine,  Fleischer  und  Saalas  auch  in  den 
Gängen  verschiedener  Ips-Arten,  ferner  bei  Hylastes,  Dryoeoetes  usw. 

Über  die  Art  der  Fortpflanzung  all  der  hier  genannten  Histeiiden  liegen 
uns  bider  noch  gar  keine  Angaben  vor.    Bickhardt  vermutet,  daß  die  Histeriden 

4* 


52 


Coleoptera.   —  3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 


erst  nach  dem  Ausflug  der  Borkenkäfer  aus  deren  Gängen  durch  Ausfluglöcher 
hinausgelangen  und  nach  dem  Einbohren  der  Ipiden  in  neue  Bäume  diesen 
durch  die  Einbohröff"nung  wieder  folgen  —  wenigstens  die  $$  —  um  dort  ihre 
Eier  abzulegen.  Die  Copula  findet  wahrscheinlich  im  Freien  statt.  „Es  wäre 
eine  sehr  dankbare  Aufgabe,  diesen  Zusammenhängen  nachzuspüren,  von  deren 
Verfolgung  vielleicht  ein  größerer  Erfolg  für  Borkenkäfeibekämpfung  zu  eiwarten 
ist"  (Bickhardt)  1). 

Literatur  über  Staphylinoidea. 

Bickhardt,   H.,    1914,    Die    Bedeutung   der   Histeriden    im    Kampfe    gegen    die    Waldverderber. 

In:   Ztschr.   f.  angew.   Entom.,  S.   382 — 389. 
Fleischer,    A.   B.,    1877,    Der  Fichtenborkenkäfer,    Bost.  typographus   im  Böhmerwald,   seine 

Mithelfer  und  seine  Feinde  aus  der  Klasse  der  Insekten.    In :   Vereinsschr,  f.  Forst-,  Jagd- 

u.   Naturkunde  des  böhm.  Forstvereins.     3.  Heft,  S.    1  —  42. 
Kleine.    R,,   1909,    Die   europäischen    Borkenkäfer   und   ihre   Feinde   aus    den    Ordnungen    der 

Coleopteren  und  Hymenopteren.     In:  Entom.  Blätter. 
Saalas,    1917,  Die  Fichtenkäfer  Finnlands.     Helsingfors. 


3.   Familienreihe:  Lamellicornia. 

Das  Hauptmerkmal  der  Lamellicornier  ist  die  Bildung  der  Fühler;  diese  sind  gekniet 
und  enden  mit  einer  Keule,  die  aus  3  bis  7  einseitig  zu  Blättern  erweiterten  Gliedern 
besteht.  Die  Keulenglieder  sind  entweder  einfach  kammartig  gestellt  und  unbeweglich,  oder 
können  fächerlörmig  ausgebreitet  und  zusammengeschlagen  werden  (Abb.   40). 

Sehr  gut  charakterisiert  sind  auch  die  Larven,  die  allgemein  als  „Engerlinge"  bekannt 
sind:   sie  sind  weichhäutig,  feist,  weißlich,  blind,  ventralwärts  stark  gekrümmt,  daher  stets  seitlich 


Abb.  40.    Lamellicornier-Fühler,    A  von  Lucanus  (Hirsch- 
käfer); B  von  Melolontha  (Maikäfer). 


Abb,  41.     Lucaniden- Larve  (Dorcus 
parallelopipedus  L.).  —  Nach  Boas. 


liegend,  mit  gut  entwickeltem  Kopf,  meist  auch  sehr  gut  ausgebildeten  Beinen  und  mit  sackartigem 
Hinterleibsende  (siehe  Abb.  41  u.  45).  Die  Larven  leben  im  Verborgenen,  entweder  im  Mul  n, 
oder  in  der  Erde  oder  im  Mist  usw.,  worauf  schon  die  Blindheit  und  die  weiche  Beschaffen- 
heit der  Körperbedeckung  hinweist.]  | 


^)  Wie  zahheich  die  Histeriden  auftreten  können,  lehren  folgende  Angaben  BicRaardts : 
er  fand  im  Urwald  Carozzica  bei  Asco  (Korsika)  an  2  umgebrochenen  Stämmen  von  Pinus 
maritimus  an  Borkenkäfern:  Ips  sexdentatus  (ca.  150  Stück),  laricis  (ca.  100  Stück), 
longicolhs  (ca.  250  Stück),  Crypturgus  eribrellus  (ca.  507  Stück),  numidicus  (ca.  80  Stück  , 
Xyleborus  eurygraphuft  (ca.  20  Stück),  —  und  mit  diesen  Borkenkäfern  zusammen,  d.  h.  in 
ihren  Gängen  und  dem  umgebenden  Mulm,  folgende  Histeriden:  Platysoma  oblongum  (ca. 
120  Stück),  elongatuni  (ca.  25  Stück),  Paromalus  parallelopipedus  (ca.  150  Stück),  Flegaderus 
saucius  (ca.  80  Stück)  und  sanatus  (ca.  50  Stück). 


Familie  Lucanidae. 


53 


Die  Lamellicornier  zerfallen  in  zwei  Familien,  die  Lucaniden  (Hirschkäfer) 
und  die  Scarabaeiden  (Mist-  und  Laubkäfer),  die  sich  folgendermaßen  unter- 
scheiden lassen: 

Fühler  stark  gekniet,  ihr  i.  Glied  langgestreckt,  die  Keule  gekämmt,  ihre 
Glieder  (3  —  6)  unbeweglich  (Abb.  40  A).  Larven  mit  einem  längsspaltigen 
After.     Segmente  gewöhnlich  glatt,  ohne  gewulstete  Querfalten  (Abb.  41)  Lucanidae 

Fühler  schwach  gekniet,  erstes  Glied  meist  nur  wenig  verlängert,  aber  verdickt, 
Keule  aus  3  —  7  beweghchen  Blättern  bestehend  (Abb.  40B).  Larven  meist 
mit  querspaltigem  After  (Ausnahme:  Serica),  Segmente  mit  stark  ge- 
wulsteten  Querfalten  (Abb.  45) Scarabaeidae 

Familie  Lucanidae. 

Hirschkäfer. 

Außer  dem  ebengenannten  Fühlermerkmal  zeichnen  sich  viele  Lucaniden  noch  durch  ein 
sehr  auffallendes  sekundäres  Geschlechtsmerkmal,  nämlich  die  stärkere  Ausbildung  der  Vorderkiefer 
(Mandibeln)  beim  Männchen  aus,  welche  bei  unserm  Hirschschröter  zu  förmlichen  Geweihen  sich 
entwickelt  haben  (Abb.  42  A).  Die  so  gestalteten  Mandibeln  sind  zum  Kauen  ungeeignet,  sie 
dienen  hauptsächlich  als  Waffe  im  Kampfe  zwischen  den  Männchen. 

Trotzdem  die  meisten  Lucaniden  Wald-  oder  vielmehr  Baumtiere  sind, 
kommt  ihnen  doch  nur  eine  sehr  geringe  forstliche  Bedeutung  zu, 
da  ihre  Larven  im  Mulm  abgestorbener  Bäume  oder  Baumteile  sich  entwickeln 
und  ihre  Imagines  meist  von  ausfließenden  Baumsäften  sich  nähren. 

Nur  eine  Art  kann  forstlich  einen  geringen  Schaden  verursachen,  indem  sie 
sich  von  den  eben  sich  entfaltenden  Knospen  von  Laubbäumen  nährt;  es  ist  dies 

~f-]r^}    Systenocerus  caraboides  L.    (Rehschröter). 

Eine  kleinere  Art  von  10 — 14  mm  Länge  (Abb.  42  C),  die  sich  von  den  übrigen  (meist 
braun  oder  schwarz  gefärbten)  Arten  durch  die  metallisch  grüne  oder  grünlichblaue  oder  stahl- 
blaue Oberseite  unterscheidet,  und  sich  an  diesem  Merkmal  leicht  erkennen  läßt. 

Die  Larve  lebt  in  anbiüchigem  oder  abgestorbenem  Holze  verschiedener 
Laubbäume  (Eiche,  Buche.  Esche  usw.),  und  auch  von  Kiefer.  Die  Imago 
kommt  im  August  aus  der  Puppe  aus,  bleibt  aber  den  Winter  über  im  Puppen- 
gehäuse. Im  Frühjahr  begibt  sich  der  Käfer  in  die  Kronen  der  Bäume,  vor- 
nehmlich Eichen,  dann  auch  Aspen  u.  a.,  um  an  den  eben  sich  entfaltenden 
Knospen  zu  fressen.  Die  Knospen  werden  dabei  mitunter  so  stark  beschädigt, 
daß  sie  bei  der  geringsten  Berührung  abfallen. 

Die  Vermehrung  scheint  im  allgemeinen  nur  eine  geringe  zu  sein; 
doch  kann  der  Käfer  immerhin  so  häufig  werden,  daß  er  auffällt.  So  habe  ich 
ihn  im  Frühjahr  19 15  bei  Gelegenheit  des  Absammelns  der  Maikäfer  im  Bien- 
wald  (Pfalz)  in    den  großen  Fangtüchern  (s.  unten)    in  größerer  Zahl  angetroffen. 

Von  den  übrigen  Lucaniden  seien  noch  folgende  Arten  genannt,  die  zwar 
praktisch  ohne  Bedeutung  sind,  die  jedoch  dem  Forstmann  oftmals  begegnen  und 
ihn  durch  ihre  aulfallende  Erscheinung  interessieren  können: 

;^^>r;;, Lucanus  cervus  L.   (Hirschschröter,  Feuerschröter). 

Einer  der  größten  und  bekanntesten  Käfer  unserer  Fauna,  der  im  männlichen  Geschlecht 
durch  die  geweihartig  vergrößerten  Mandibeln  ausgezeichnet  ist  (Abb.  42  A).  Die  "Weibchen  haben 
an  Stelle  des  Geweihs  nur  2  kräftige,  nach  vorne  etwas  vorstehende  Vorderkiefer.  Die  Färbung 
der  Flügeldecken  und  des  männlichen  Geweihes  ist  liastanienbraun ,  die  des  übrigen  Körpers 
schwarz.  Die  Größe  ist  sehr  variabel  (auch  die  des  Geweihes)  und  schwankt  zwischen  25  und  75  mm. 
Die  Hirschschröter  sind  hauptsächlich  m  den  Eichenwaldungen  zu  Hause,  wo  sie  im  Juni/Juli  an 
warmen  Abenden  mit  wildem  Gesumme  umherschwärmen,  namentlich  die  Männchen,  die  auf  der 
Suche  nach  einem  Weibchen   sich  befinden.     „Wie    versessen   die  Männchen  auf   ihre  Weibchen 


54 


Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 


sind,  hat  Haaber  beschrieben,  der  ein  lebendes  Weibchen  eines  Hirschkäfers  an  einem  Baum- 
stamm befestigte,  und  im  Laufe  von  2^2  Stunden  nicht  weniger  als  75  anfliegende  Männchen 
fangen  konnte"  (Heymons-Brehm).  Als  Nahrung  dient  ihnen  ausfließender  Baumsaft,  und 
man  kann  an  heißen  Sommertagen  an  solchen  feuchten  Stellen  der  Eichenstämme  oft  eine  große 
Gesellschaft  von  Hirschkäfern  finden,  die  an  der  süßlichen  gärenden  Flüssigkeit  lecken.  Die 
männlichen  Hirschkäfer  sind  sehr  streitsüchtig,  und  wo  mehrere  von  ihnen  beisammen  sind,  ent- 
wickeln sich  stets  bald  Kämpfe,  wobei  die  Geweihe  als  Waft'en  benutzt  werden. 

„Die  rundlichen,   2,25  mm  großen  Eier  werden  an  morschen   Eichenstämmen    in    die  Erde 
gelegt,    von    deren   Humusteilchen  sich    die  Larven    anfangs    ernähren,    bis    sie    später,    wenn    sie 

größer  geworden,  das  faule  Holz  selbst  angreifen..  Erst 
im  fünften  Jahr  sind  die  Larven  ausgewachsen  und  er- 
reichen dann  die  stattliche  Länge  von  10 — 11  cm.  Im 
fünften  Sommer  verpuppt  sich  die  Larve  in  einem  faust- 
großen festen  Gehäuse,  das  bei  der  männlichen  Puppe, 
die  schon  ein  langes,  bauchwärts  umgebogenes  Geweih  er- 
kennen läßt,  wesentlich  größer  ist  als  bei  der  weiblichen 
(Heymons-Brehm). 

Dorcus  parallelopipedus  L.  (Zwerghirsch- 
käfer,   Balkenschröter). 

Wesentlich  kleiner  (18  —  32  mm),  matt  schwarz; 
die  Mandibeln  des  Männchens  nur  wenig  verlängert 
(Abb.  42  B).  Larve  in  faulendem  Holze  von  Buche,  Eiche. 
Linde.  Nußbaum,  Roßkastanie  usw. 

'  Sinodendron  cylindricum  L.  (Baum-  oder 
Kopfhornschröter). 

Ausgezeichnet  durch  seine  walzenförmige  Gestalt 
und  durch  den  Besitz  eines  Hornes  auf  dem  Kopf,  das 
im  männlichen  Geschlecht  deutlicher  entwickelt  ist  als  im 
weiblichen.  Noch  kleiner  als  der  vorige,  12  — 16  mm 
(Abb.  42  D). 

Larven  in  faulem  Holze  von  Laubbäumen.  Ratze- 
burg hat  im  Winter  Larven,  Puppen  und  Käfer  in 
faulenden  Ästen  lebender  Buchen  zahlreich  beisammen 
gefunden.  Der  Käfer  findet  sich  im  Mai/Juni  an  ver- 
schiedenen Laubbäumen. 


B  C  D 

Abb.  42,    Verschiedene  Lucaniden.    A  Lucanus  cervus  L. ;  B  Dorcus  parallelopipedus  L. ;  C.  Syste- 

nocerus  caraboides  L. ;  D  Sinodendron  cylindricum  L.  —  Original. 


Familie  Scarabaeidae. 

Blatthornkäfer.  1^ 

Die  durch  die  Fühlerbildung  (s.  oben)  gut  charakterisierte  Familie  der  Scarabaeiden  ge- 
hört zu  einer  der  artenreichsten  Käferfamilien.  Sie  enthält  mittelgroße  und  große  bis  sehr  große 
Formen  von  der  verschiedensten  Gestaltung  und  teils  prächtigen  Farben  (besonders  die  tropischen 


Unteifamilie  Coprophaginae. 


55 


Formen).  —  Die  Larven  (Engerlinge)  unterscheiden  sich  von  den  Lucanidenlarven  durch  den 
querspaltigen  After.  Sie  zeigen  eine  auffallend  starke  Wulstung  der  Segmente;  Segmente  I — 7 
sind  in  3  Querwülste   gefaltet,    an    die   sich   seitlich  ein   dreieckiger  Wulst   anschließt  (Abb.  45). 

Die  Lebensweise  der  Scarabaeiden  ist  je  nach  den  Gattungen  resp. 
Gattungsgruppen  sehr  verschieden:  die  einen  entwickeln  sich  im  Mist,  bei  anderen 
nähren  sich  die  Larven  von  lebenden  Pflanzenwurzeln,  während  die 
Imagines  Blätter  fressen,  bei  wieder  anderen  entwickeln  sich  die  Larven  im 
morschen,  faulenden  Holze  oder  in  Ameisenhaufen,  während  die  Imagines  von 
Säften,  Blütenstaub  usw.  sich  ernähren. 

Forstlich  sind  nur  verhältnismäßig  wenige  Arten  von  Bedeutung, 
doch  gehören  diese  wenigen  oder  wenigstens  einige  von  ihnen  zu  den  all  er- 
schlimmsten Schädlingen,  so  daß  wir  uns  eingehend  mit  ihnen  beschäftigen 
müssen. 

Systematisch  können  wir  zwei  Unterfamilien  unterscheiden: 
Fühlerkeule    oder  wenigstens    deren    zwei    letzte  Glieder    matt,    staubartig   grau 

tomentiert Coprophaginae 

Fühlerkeule  wie  die  übrigen  Fühler  kahl  oder  spärlich   mit  Haaren  besetzt,  glatt 

(nicht  matt  tomentiert) Mdolonthinae 

Unterfamilie  Coprophaginae  (Dungkäfer). 

Die  meisten  hierher  gehörenden  Arten  leben  im  Mist  oder  Dung  und 
machen  hier  auch    ihre    Entwicklung    durch    (daher    die    Bezeichnung    Mist-    oder 


Abb.   43.      Verschiedene  Coprophaginae  (Dungkäfer). 
B  Copris  lunaris  L.  (Mondbornkäfer). 


A  Geotrupes  (Mistkäfer). 
—   Original. 


Dungkäfer).  Forstlich  kommt  ihnen  nur  eine  indirekte  Bedeutung  (Boden- 
verbesserung) zu. 

Am  bekanntesten  sind  die  zu  den  kleineren  Formen  gehörenden  Aphodius- 
Arten,  die  in  jedem  Mistfiaten  oft  zu  Hunderten  anzutreffen  sind,  und  noch 
mehr  die  größeren  Geotrupes- Krion  (die  eigentlichen  Mistkäfer),  die  auch  dem 
Forstmanne  im  Walde  häufig  begegnen,  sei  es  schwärmend  am  Abend,  sei  es  auf 
den  Wegen  laufend,  sei  es  auf  tierischen  Exkrementen.  Es  sind  ziemlich  große 
Tiere,  schwarz  mit  grünlichem  oder  bläulichem  Schimmer  (Abb.  43  A). 

Biologisch  bieten  die  Mistkäfer  viel  Interessantes,  vor  allem  durch  ihre 
Brutarbeit,  an  der  die  beiden  Geschlechter  sich  beteiligen.  Sie  graben 
zunächst  einen  über  ^/.^  m  tiefen  Hauptgang  annähernd  senkrecht  in  die  Erde 
und  treiben  dann  von  diesem  in  verschiedener  Höhe  mehrere  Seitenstollen  (von 
je   bis   zu    18  cm  Länge)    vor,    in    die  Mist   vermischt   mit  Rindenstückchen   und 


c5  Coleoptera.  —   3.  Familienreihe:   Lamellicornia. 

Erdteilchen  eingebracht  wird.  Schicht  auf  Schicht  wird  hier  gelagert,  bis  der 
Stollen  mit  einer  förmlichen  Mistwurst  gefüllt  ist,  die  man  „Brutpille"  nennt. 
Im  dicksten  Teile  der  Pille  befindet  sich  die  Eikammer,  in  der  ein  weißes  Ei 
untergebracht  wird.  Der  aus  dem  Ei  (in  etwa  3-4  Wochen)  auskriechende 
Engerhng  zehrt  von  der  Brutpille,  bis  die  kalte  Jahreszeit  anbricht.  Nach  der 
Überwinterung  frißt  er  die  Brutpille  bis  über  die  Hälfte  aus,  glättet  die  Innen- 
wand mit  dem  eigenen  Kot  und  stellt  sich  so  eine  festwandige  Puppenwiege  her, 
in  der  er  sich  etwa  Juni/Juli  verpuppt.  Nach  drei-  bis  vierwöchentlicher  Puppen- 
ruhe erscheinen  im  August  die  neuen  Mistkäfer,  die  sich  aber  erst  nach  der 
Überwinterung  im  nächsten  Frühjahr  fortpflanzen. 

-  Andere  Mistkäfer,  wie  die  Mondhornkäfer  {Copris  lunaris  L.)  (Abb.  43  B), 
graben  große  Kammern  (15x6  cm)  im  Boden  aus,  in  die  sie  die  Larvennahrung 
in  Form  von  großen  birnförmigen  Mistpillen  einbringen.  ^) 

Durch  die  Verarbeitung  des  Mistes  und  vor  allem  durch  die  ausgedehnte 
Grabarbeit  tragen  die  Mistkäfer  nicht  unwesentlich  zur  Verbesserung  des 
Bodens  bei. 

Unterfamilie   Melolonthinae. 

Hierher  gehören  die  unter  den  Namen  Mai-,  Brach-,  Juli-,  Rosen-  oder 
Gold-,  Nashornkäfer  usw.  bekannten  Formen.  Ihre  Larven  leben  von  faulenden 
Pflanzenstofllen  oder  lebenden  Pflanzenwurzeln,  während  die  Imagines  sich 
von  Blättern,  Blütenstaub  usw.  nähren.  Dadurch  werden  manche  von  ihnen  zu 
großen  landwirtschaftlichen  und  forstlichen  Schädlingen. 

Die  Melolonthinae  werden  in  eine  Reihe  Gattungsgruppen  eingeteilt,  die 
sich  systematisch  folgendermaßen  unterscheiden  lassen: 

1.  Kopf  beim  J  mit    einem    großen  Hörn,    beim   §    mit   einem  breiten  kegel- 

förmigen Höcker Dijnastini 

—  Kopf  ohne  Höcker 2 

2.  Der  bewegliche  Sporn  an  der  Innenseite  der  Vorderschienen  befindet  sich  vor 

der  Einlenkungsstelle  der  Tarsen 3 

—  Der  Sporn  der  Vorderschienen  befindet  sich  hinter  derTarseneinlenkungsstelle     6 

3.  Beide  Klauen  gut  ausgebildet  und  von  gleicher  Länge 4 

—  Die  Klauen  von  ungleicher  Länge,  die  innere  oft  ganz  geschwunden    ...     5 

4.  Größere    Arten,     15  —  35   mm     lang.     Die     beiden  Enddornen    der     hinteren 

Schienen  sind  an  der  Basis  dicht  aneinandergerückt,  am  unteren  Teil  des 

Schienenrandes  befindlich Melolonthini 

—  Kleinere     Arten,     höchstens     12    mm     lang       Die     beiden    Enddornen    der 

hinteren  Schienen  sind  in  der  Mitte  des  inneren  Schienenrandes  sehr  weit 

auseinander  gerückt Sericini 

5.  Körper  kahl  oder  behaart.       Die  hinteren  Schienen  mit  je  zwei  Endspoinen  Ridelini 

—  Körper     meist    beschuppt     (oft     mit     silberglänzenden    Schuppen).      Hintere 

Schienen  ohne  Enddorn.     Meist  nur  i   große  Klaue Hopliini 

6.  Seiten  der  Flügeldecken  vorne  mit  einem  flachen  Ausschnitt,  unter  dem  die 

Flügel  während  des  Fluges  vorgestreckt  werden,  während  die  Flügeldecken 

geschlossen  bleiben.     Halsschild  eng  an  die  Flügeldecken  angeschlossen  .  Cetoniini 

—  Seiten    der    Flügeldecken    ohne    Ausschnitt.      Halsschild     nur    lose    an     die 

Flügeldecken  angeschlossen 7 

7.  Hinterhüften  weit  auseinandergerückt,    i.  Glied  der  Hinterlarsen    stark    ver- 

längert,   9  an  der  Spitze  des  Hinterleibes    eine  spießartige  Verlängerung  Valgini 

—  Hinterhüften    ganz    genähert,     i.    Hintertarsenglied    nicht    oder    nur    wenig 

länger  als  das  nächste \Triclmni 

^)  Ein  südöstlicher  Verwandter  unserer  Mistkäfer.  Lcthrus  apterus  Laxm.  (der  ,, Reb- 
schneider") wird  landwirtschaftlich  recht  schädlich,  und  zwar  dadurch,  daß  er  sich  nicht  mit  Mist 
begnügt,  sondern  frische  Pflanzenteile,  mit  besonderer  Vorliebe  Rebblätter  als  Larvennahrung  ein- 
trägt.    Der  ungarische  Weinbau  erleidet  dadurch  großen  Schaden. 


Gattungsgruppe  Melolonthinae.  cy 

Forstlich  bedeutsam  sind  von  diesen  Gruppen  nur  vier,  nämlich  die 
Melolonihini,  Sericini,  Rutelini  und  Hopliini,  die  auch  unter  dem  Namen  „Laub- 
käfer" zusammengefaßt  werden  (da  die  meisten  von  ihnen  als  Imagines  von 
Laub  sich  nähren).     Unter  ihnen  ist  weitaus  am  wichtigsten  die 

Gattungsgruppe  Melolonthini. 

Meist  große  Formen.  Fühler  8 — lOgliedrig  mit  3 — 7gliedriger  Blattkeule.  Käfer  blatt- 
fressend (der  Einschnitt  oder  Eindruck  der  Oberlippe  dient  dazu,  den  Blattrand  aufzunehmenV 
Die  Larven  wurzelfressend ;  durch  ihre  auffallend  langen  Beine  besonders  ausgezeichnet. 

Für  uns  kommen  4  Gattungen  in  Betracht,  die  sich  folgendermaßen  unter- 
scheiden lassen  : 

1.  Fühlerkeule  aus  4  —  7   Gliedern  bestehend 2 

—  P'ühlerkeule  aus  3  Gliedern  bestehend Rhixotroqus 

2.  Vorderschienen   des  Männchens  und  Weibchens  auf  der  Innenseite   mit  einem 

Endsporn.    Fühlerkeule  des  Männchens  aus  7,  des  Weibchens  aus  5   oder 
6  Gliedern  bestehend 3 

—  Vorderschienen     des     Männchens     innen    ohne    Endsporn.       Fühlerkeule    des 

Männchens  5  gliederig,  des  Weibchens  4  gliederig Anoxia 

3.  Fühlerkeule  des  Weibchens  6  gliederig.    Bauchschienen  mit  scharf  abgegrenzten 

weiß  behaarten  Seitenmakeln Melolontlia 

—  Fühlerkeule    des  Weibchens    5  gliederig.     Bauchschienen    ohne   weiße  Seiten- 

makeln ;  Flügeldecken  mit  weißen  Haarflecken Polyphylla 

Gattung  Melolontha  F.  (Maikäfer). 
Die    Gattung    Melolontha    ist     forstlich  und     landwirtschaftlich    von 
größter  Bedeutung;  sie  umfaßt  drei  mitteleuropäische  Arten:  vulgaris  h.,  hippo- 
castani  F.  und  pectoralis  Germ.,   von  denen    aber   nur   die   beiden    ersten   für  uns 
in  Betracht  kommen. 

^  ^2u       M-  vulgaris  L.  {Feldmaikäfer)  und  hippocastani  F.  (Waldmaikäfer). 

Charakteristik. 

Die  beiden  Arten  stehen  sich  systematisch  sehr  nahe,  lassen  sich  aber 
durch  einige  gute  Merkmale  unschwer  unterscheiden: 

Vor  allem  durch  die  Form  des  Pygidiums:  Bei  vulgaris  ist  dasselbe  in 
einen  ziemlich  breiten  und  von  der  Wurzel  an  gleichmäßig  verschmälerten  After- 
grififel  ausgezogen,  bei  hitpocaslani  dagegen  ist  es  schnell  veretigt  zu  einem 
dünnen,  an  der  Spitze  wieder  etwas  erweiterten  Aftergriffel  (Abb.  44). 

Neben  diesem  sicheren  und  leicht  feststellbaren  Merkmal  sind  noch  folgende 
Unterschiede  zu  nennen:  die  Größe  [hipp^ocasiani  ist  durchschnittlich  etwas 
kleiner  als  vulgaris)-^  die  Fühlerbild  ung  (drittes  Fühlerglied  des  Männchen  bei 
vulgatis  einfach,  bei  hippocastani  vcrne  mit  einem  kleinen  Zahn);  und  endlich  die 
Färbung  {vulgaris:  Halsschild  schwarz,  Flügeldecken  gelbbraun,  Fühler  und  Beine 
rotbraun,  —  hippocastani:  Halsschild  rostrot,  Flügeldecken  braungelb  mit  schwarzen 
Außenrändern.  Fühler  rotbraun,  Beine  rostrot). 

Die  Färbungsunterschiede  haben  jedoch  nur  sehr  bedingten  Wert,  da 
beide  Arten   in  dieser  Hinsicht  sehr  variabel  sind. 

Bei  vulyaris  beziehen  sich  die  auffallendsten  Färbungsabweichungen  auf  den  Halsschild, 
der  eine  Aufhellung  erfahren  kann,  vorerst  nur  in  der  Mitte  der  Scheibe  {i\  discicollis  Muls.) 
bis  zur  völligen  Gelbrotfärbung  (v.  rufiCoUis  Muls  ).  Nächstdem  unterliegen  auch  die  Flügel- 
decken verschiedenen  Verfärbungen :  entweder  sind  die  Seitenränder  der  Flügeldecken  schwärzlich 
i\   inarginalis  Kr.),  oder  es  ist  der  Schulterhöcker  in  weitem  Umfange  geschwärzt  (/\  scapvlaris 


58 


Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 


Westh.)  oder  endlich  es  sind  die  ganzen  Flügeldecken  dunkel  {v.  higuhris  Muls.).  Die  Beine 
sind  nur  wenig  variabel,  indem  es  höchstens  zu  einer  Dunkelf  ärbung  der  Schenkel  kommt 
{v.  femoralis  Kr.). 

Bei  hippoeastani  beziehen  sich  die  Färbungsabweichungen  in  gleich  auffallender  Weise 
sowohl  auf  den  Halsschild  als  auch  auf  die  Beine,  indem  beide  (und  zwar  meistens 
gleichzeitig)  eine  Verdunklung  bis  zur  völligen  Schwarzfärbung  erfahren 
können.     Beim   Halsschild    beginnt    die  Schwarzfärbung    an    den  Rändern,    während    die  Mitte 


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Abb.  44.     Oben:  Melolontha  vulgaris  L.  {„Feldmaikäfer").     Unten:    Melolontha  hippoeastani  F. 
(,. Waldmaikäfer").     Von  links    nach  rechts:    Männchen,    Weibchen,    Pygidium.     Phot.  Scheidter. 


der  Scheibe  noch  rot  bleibt  {v.  coronata  Muls.),  und  greift  von  da  allmählich  auf  die  ganze 
Scheibe  über,  so  daß  der  ganze  Halsschild  einfarbig  schwarz  gefärbt  ist  {v.  nigricollis  Muls.). 
Bei  den  Beinen  beginnt  die  Verdunklung  an  den  Schenkeln  (?;.  tibialis  Muls.)  und  geht  von 
da  aus  allmählich  in  völlige  Schwarzfärbung  über  (v.  nigripes  Com.).  Auch  die  Flügeldecken 
zeigen  mitunter  Abweichungen,  indem  entweder  zu  der  normalen  Dunkelfärbung  der  Seitenränder 
noch  eine  Dunkelfärbung  der  Nahtränder  treten  kann  (?;.  suturalis  Kr.)  oder  auch  die  Flügel- 
decken in  ihrer  Gesamtheit  dunkel  (grauschwarz)  sein  können  [v.   Metxleri  Kr.). 


Melolontha.     Charakteristik.  cg 

Wir  sehen  also,  daß  bez.  der  Färbung  die  beiden  Arten  sich  mehrfach  begegnen,  indem 
z.  B.  vulgaris  einen  hellen  rotbraunen  Halsschild  bekommen  und  dadurch  die  Normalfärbung  des 
hippocastani  annehmen,  und  andererseits  hippoeastani  einen  schwarzen  Halsschild  bekommen  und 
dadurch  die  Normal färbung  von  vulgaris  annehmen  kann.  Es  wäre  also  durchaus  verfehlt,  auf 
Grund  des  Halsschildes  allein  die  Trennung  der  beiden  Arten  durchführen  zu  wollen.  Auch 
die  Beinfärbung  alleine  genügt  hiezu  nicht.  Allerdings  stellen  die  ausgesprochen  schwarzbeinigen 
Tiere  wohl  ausschließlich  liippocastani  dar,  andererseits  ist  es  aber  nicht  angängig,  alle  rotbeinigen 
Formen  als  vulgaris  anzusprechen,  da  eben  auch  hippocastani  häufig  rotbeinig  auftritt.  Der 
Wirklichkeit  näher  kommt  man,  wenn  man  die  Färbung  der  Beine  zusammen  mit  der 
Färbung  des  Halsschildes  in  Betracht  zieht,  wie  es  Zweigelt  (1913)  für  die  an  Land- 
wirte usw.  zu  versendenden  Fragebogen  vorgeschlagen  hat.  Es  wären  dann  (zur  Feststellung  der 
Verbreitung  der  beiden  Arten)  folgende  Rubriken  auf  den  Fragebogen  einzusetzen  : 

1.  Beine  und  Halsschild  von  derselben  Farbe  (ilf.  hippoeastani); 

a)  rot  {M.  hippocastani,  helle  Form), 

b)  schwarz  {M.  hippocastani,  dunkle  Form). 

2.  Beine  und  Halsschild  verschieden  gefärbt,   erstere  braun,   letztere  schwarz  {M.  vulgaris). 
Ganz  zutreffend  werden  diese  so  gewonnenen  Statistiken  allerdings  auch   nicht  sein,  da  es, 

wie  eben  bemerkt,  einerseits  auch  vulgaris  mit  übereinstimmender  Färbung  von  Halsschild  und 
Beinen,  andererseits  aber  auch  hippocastani  mit  schwarzen  Beinen,  aber  (wenigstens  teilweise) 
rotem  Halsschild  gibt.  Doch  sind  diese  Formen  relativ  seltene  Ausnahmen,  so  daß  die 
Fehler,  die  durch  deren  Nichtberücksichtigung  sich  ergeben,  ohne  wesentliche  Bedeutung  sein 
dürften. 

Zu  welch  irrtümlichen  Ergebnissen  man  durch  zu  einseitige  Heranziehung  der  Färbung 
gelangen  kann,  zeigt  ein  von  Zweigelt  (1913)  mitgeteiltes  Beispiel:  „Der  Berichterstatter  von 
Karnabrunn  (Niederösterreich)  unterzog  sich  der  Mühe,  Beine  und  Halsschild  zugleich  zu  be- 
rücksichtigen und  in  Prozenten  die  Häufigkeit  der  drei  Möglichkeiten  anzugeben.  Rotbeinige  mit 
rotem  Halsschild  (M.  hippocastani)  verhielten  sich  zu  rotbeinigen  mit  schwarzem  Halsschild 
{M.  vulgaris)  zu  denen  mit  schwarzen  Beinen  und  schwarzem  Halsschild  (ilf.  hipvocastani,  v. 
nigripes)  wie  8:54:1.  Würden  wir  jedoch  kurzweg  ., rotbeinig''  identifizieren  mit  vulgaris^ 
so  wäre  das  Verhältnis  zwischen  vulgaris  und  hippocastani  wie  ö2  :  i,  in  Wahrheit  betrug  eS 
aber  54:9.  Es  wäre  also  die  Menge  von  hippocastani  zehnmal  zu  klein  angenommen 
worden," 

Wenn  man  die  Statistiken  möglichst  einwandfrei  gestalten  will,  so  wird  man  nicht  umhin 
können,  auch  das  oben  an  erster  Stelle  genannte  durchgreifendste  Meikmal,  die  Form  des 
Pygidiums  in  den  Fragebögen  mit  zu  berücksichtigen.  Eine  einfache  Skizze  der  beiden  Formen 
dürfte  die  richtige  Erkennung  auch  dem  Laien  leicht  machen. 

Übergangsformen  zwischen  vulgaris  und  hippocastani.  —  Neben  den  zahlreichen 
Variationen  innerhalb  der  beiden  Artkreise  finden  sich  nicht  selten  auch  Formen,  die  darüber 
hinausgehen  und  Zwischenformen  zwischen  den  beiden  Arten  darstellen.  Reichelt  und  Reh 
machen  auf  diese  Erscheinungen  besonders  aufmerksam  (Reh  1907,  S.  493).  Reh  beob- 
achtete im  Jahre  1907  in  Hessen,  daß  Ende  Mai,  nachdem  bis  dahin  nur  typische  vulgaris 
geflogen  wa/en,  Exemplare  erschienen,  die  von  Tag  zu  Tag  kleiner,  dunkler  und  in  jeder  Weise 
Jtippocasfnni-ahnlicher  wurden.  Die  dunkle  P'arbe  zeigte  sich  namentlich  an  den  Beinen  und 
am  Pygidium.  Letzteres  wurde  zugleich  immer  ausgesprochener  dreieck  g,  mit  scharf  abgesetztem 
Griffel,  der  sich  in  seiner  Form  immer  mehr  dem  des  Roßkastanienkäfers  näherte.  Die  zuletzt 
gefangenen  Käfer  hatten  höchstens  "^/g  der  normalen  Größe.  Die  typische  hippocastani  -Form 
wurde  niemals  erreicht.  Solche  Zwischenformen  sind  durchaus  keine  Seltenheiten ,  sondern  sind 
beinahe  in  jedem  größeren  Material  zu  finden.  Es  dürfte  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  es 
sich  hier  um  Bastarde  zwischen  vulgaris  und  hippocastani  handelt.  Daß  Paarungen 
zwischen  den  beiden  Arten  stattfinden,  ist  bei  dem  Zusammenvorkommen  der  beiden  Arten  und 
der  großen  Begattungslust  der  Männchen  (die  sogar  nicht  selten  zu  anormalen  Paarungen  unter 
Männchen  führt)  durchaus  nicht  zu  verwundern.  Die  Frage  ist  noch  wenig  studiert,  in  Zukunft 
sollte  ihr  mehr  Aufmerksamkeit  geschenkt  werden. 

Die  Larve  (Engerling,  auch  Glime,  Glimme  oder  Quatte  genannt)  (Abb.  45  A)  zeichnet 
sich  durch  folgende  Merkmale  aus : 

Fühler  4gliediig,  lang,  so  lang  als  der  Kopf,  i.  bis  3.  Glied  lang  und  dünn,  Endglied 
kurz,  länglich  eiförmig.  Drittes  Glied  an  der  Spitze  mit  einem  die  Anlenkung  des  letzten  Gliedes 
überragenden  Fortsatz.  Beine  gut  ausgebildet,  lang,  die  drei  Beinpaare  nehmen  von  vorne  nach 
hinten  deutlich  an  Länge  zu,  letztes  Beinglied  kurz  und  dick,  eiförmig,  Klauen  als  kleine  Häckchen 
unter  den  Haaren  und  Borsten  nur  schwer  sichtbar.  Dorsal  auf  jedem  Segment  eine  Querreihe 
langer  Haare,  außerdem  auf  dem  Hinterleibsegment  I — VI  ein  dichter  Dörnchenbesatz.  Ventrale 
Behaarung  nur  wenig  dicht;  dagegen  das  Analsegment   wieder  mit  mannigfaltiger  Behaarung  und 


5o  Coleoptera.   —   3.   Familienreihe:   Laniellicomia. 

Beborstung  ausgerüstet,  vor  der  Spitze  eine  längliche  mit  parallelen  Dörnchenreihen  begrenzte 
Platte  M     After  quergestellt. 

Die  Larven  von  vulgarts  und  hippocastani  sind  kaum  voneinander  verschieden.  Schiödte 
gibt  als  Unterscheidungsmerkmale  der  letzteren  an:  Kopf  heller,  Clypeus  und  Labrum  rötlich, 
Mandibeln  braun  mit  schwarzer  Spitze,  Rückenplatte  der  Segmente  und  das  ganze  Analsegment 
angedunkelt.  Nach  persönlicher  Mitteilung  von  Dr.  Fritz  Eckstein  ist  auch  die  Form  der 
Klauen  etwas  verschieden. 

Da  die  Maikäferengerlinge  häufig  zu  Verwechslungen  mit  anderen  Engerlingen  Anlaß  geben, 
so  seien  hier  die  Hauptkennzeichen  von  den  häufigsten  hierbei  in  Betracht  kommenden  Formen 
kurz  angeführt.^) 

Rhixotrogus  (Abb.  45  B)  Der  Maikäferlarve  sehr  ähnlich,  unterscheidet  sich  haupt- 
sächlich durch  die  Form  der  Kiefertaster:  das  Endglied  ist  bei  Rhixotrogus  doppelt  so  lang, 
bei   Melolontha  dagegen  gut  dreimal   so  lang  als  dick. 

Serien  (Abb.  45  D).  Kann  nur  mit  jungen  Maikäferlarven  verwechselt  werden,  läßt 
sich  aber  leicht  durch  folgende  Merkmale  unterscheiden:  letztes  Glied  der  Beine  dünner  als  die 
Schienen,   zugespitzt,   Klauen   deutlich,  After  längsgestellt. 

Cetonia  (Abb.  45  C).  Die  Goldkäferlarve  wird  am  häufigsten  mit  dem  Maikäferenger- 
ling verwechselt,  obwohl  sie  sowohl  im  Gesamthabitus  als  in  den  einzelnen  Charakteren  wesent- 
lich vom  Maikäferengerling  abweicht:  Körper  kürzer  und  gedrungener,  daher  weniger  bauchwärts 
gekrümmt,  das  letzte  Segment  viel  plumper  und  stärker  angeschwollen,  die  Beine  viel  kürzer 
und  schwächer  als  bei  Melolontha,  an  Stelle  der  kleinen  Häckchen  (Klauen)  weiche  finger- 
artige Anhänge.  Kopf  deutlich  kleiner.  Pühler  kürzer  und  dicker,  ohne  Anhang  am  vorletzten 
Glied.  Behaarung  besonders  auf  der  Bauchseite  wesentlich  länger  und  dichter.  Der  erste  Brust- 
ring jederseits  mit  deutlich  und  scharf  begrenzter  Hornplatte. 

Oeotrupes  (Abb.  45  E).  Die  Mistkäferlarve  ist  an  den  kurzen  Füll  lern  und  den 
stark  verkürzten  letzten  Beinpaaren  ohne  weiteres  zu  erkennen.  Die  Behaarung  ist 
sehr  spärlich.     Der  Dörnchenbesatz  auf  der  Rückenplatte  der  Hinterleibssegmente   nur  schwach. 

Vorkommen  und  Verbreitungsbedingungen. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  beiden  Maikäferarten  ist  sehr  groß  und  er- 
streckt sich  über  ganz  Europa.  Da  aber  die  Entwicklung  des  Maikäfers  als 
Larve  an  ganz  bestimmte  ziemlich  scharf  umrissene  klimatische  und  Bodenverhält- 
nisse gebunden  ist.,  so  ist  sein  Vorkommen  in  schädlicher  Zahl  —  m  geringen 
Mengen  finden  wir  ihn  bis  hoch  ins  Gebirge  —  innerhalb  des  gesamten  Ver- 
breitungsgebietes sehr  ungleich.  Es  gibt  Gegenden,  in  denen  er  praktisch  ge- 
nommen fehlte  andere,  in  denen  er  regelmäßig  in  bestimmten  Intervallen  in 
großen  Mengen  auftritt. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Zweigelt  (1913-r— 1921)  ist  die  Verbreitung 
der    Maikäfer    vor   allem    eine    Funktion   des    Klimas,  insofern,    als    hohe 


^)  Eine  ausführliche  Schilderung  der  Behaarung  und  Beborstung  der  Maikäfer-  und  anderer 
Lamellicornier-Larven  gibt  Leise witz  (1906).  Er  versucht  auch  die  funktionelle  Bedeutung 
der  Borsten  auf  den  Rückenwulsten  als  Lokomationsorgane  darzutun.  Bei  der  Fortbewegung 
liegt  der  Engerling  meist  auf  dem  Rücken  oder  auf  der  Seite  oder  schräg,  wobei  das  Abdominal- 
ende häufig  ganz  dicht  dem  Kopfende  genähert  ist.  Jenes  wird  als  Ganzes,  wie  ein  einziger  Fuß 
fest  eingesetzt  und  von  dieser  Stütze  aus  werden  die  einzelnen,  besonders  die  mittleren  Segmente 
nach  vorn  gestreckt  und  dadurch  Kopf  und  Brust  nach  vorwärts  geschoben.  Hierauf  erfolgt 
durch  Kontraktion  das  Nachziehen  des  Abdominalendes,  und  mit  dem  feststellen  des  letzteren 
beginnt  der  ganze  Vorgang  von  neuem.  Die  Beine  sind  dabei  fortwährend  in  Bewegung,  die 
wie  eine  Welle  vom  vordersten  zum  letzten  Beinpaar  verläuft;  ihre  Tätigkeit  sieht  ziemlich  un- 
beholfen aus  und  scheint  nur  sehr  wenig  Einfluß  auf  das  Maß  der  Orts  Veränderung 
zu  haben.  Die  Bedeutung  der  Beine  scheint  vielmehr  die  von  Steuerapparaten  zu  sein,  die 
verhindern,  daß  die  Bewegung  der  in  einem  Kreisbogen  gekrümmten  Larve  zu  einem  fortgesetzten 
Drehen  um. das   Zentrum  dieses  Kreisbogens  wird. 

^)  Decoppet  (iq20)  gibt  in  Anlehnung  an  Perris  die  wichtigsten  Unterscheidungsmerk- 
male für  die  Larven  der  Gattungen:  Melolontha,  Polyphylla,  Anoxia,  Anomala,  Rhixotrogus, 
Hoplia.  Maladera^  Triodonia.  und  bezieht  sich  dabei  auf  die  Gestalt  und  die  Beborstung  des 
letzten   Abdominalsegmentes,  für  welche  Unterschiede  instruktive  Abbildungen   beigegeben  werden. 


Melolontha.      Vorkommen  und  Verbreitungsbedingungen. 


6i 


mittlere   Jahrestemperaturen    und    in    Zusammenhang    damit    geringe 
Niederschlagsmengen  die  Entwicklung  fördern,  während  tiefe  Tempe- 


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Abb.    45.      Verschiedene   Scarabaeiden  -  Larven    ( „Engerlinge'' \      A    Melolontha    hippocastani   F., 
B  Rhizotrogus   solstitialis  L. ,    C  Cetonia   floricola    Hrbst. ,    D  Serica   brunnea  L. ,    E    Geotrupes 
sylvaticus  Pz.      Alle  vergr.   —   Orig. 

raturen    und    Niederschlagsreichtum    diese    hemmen     bis    unmöglich 
machen.     Zweigelt  untersuchte  vor  allem  die  Seuchengebiete  von  Niederöster- 


5 2  Coleoptera.   —   3.   Famüienreihe :   Lamellicornia. 

reich  und  der  Bukowina  und  hatte  an  denselben  bestimmte  allgemeine  Gesichts- 
punkte gewinnen  können,  deren  Richtigkeit  weitere  statistische  Erhebungen  in  den 
anderen  Ländern  des  ehemaligen  Österreich- Ungarn  bestätigen.  Die  umfang- 
reichen Untersuchungsergebnisse  hierüber  harren  sämtlich  noch  der  Veröffent- 
lichung. 

Im  allgemeinen  ist  die  Jahresisotherme  von  7°  C.  als  Grenze  zwischen 
Seuchengebieten  und  käferfreien  Gebieten  aufzufassen.  Dabei  spielt  die  Sommer- 
temperatur die  Hauptrolle,  während  die  Wintertemperaturen  nur  einen  geringen 
Einfluß  ausüben.  Es  hat  sich  für  Niederösterreich  und  die  Bukowinaländer  —  die 
in  klimatologischer  Hinsicht  so  sehr  differieren  —  der  einheitliche  Nachweis  er- 
bringen lassen,  daß  die  als  Minimum  notwendigen  Sommertemperaturen  in  der 
Juliisotherme  von    ly^  C.  ihren  Ausdruck  finden. 

Zweigelt  hat  ferner  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  die  Jahresisotherme 
vom  7  °  in  Nord-  und  Nordwestdeutschland  nicht  unerheblich  unterschritten  wird. 
Während  es  in  den  Alpenländern  vereinzelte  sonnige  Südlagen  sind,  in  denen  der 
Käfer  in  engem  Räume  über  die  vertikale  Grenzlinie  des  Gebietes  vorzugreifen 
vermag,  liegen  in  den  eben  erwähnten  Gebieten  von  Deutschland  die  mittleren 
Jahrestemperaturen  der  schwer  verseuchten  Zonen  bei  durchschnittlich  6,5  *^  C. 
Eine  Erklärung  dieses  abweichenden  Verhaltens  steht  noch  aus. 

Die  eben  skizzierte  Abhängigkeit  der  Massenentwicklung  des  Maikäfers 
vom  Klima,  insonders  von  der  Jahrestemperatur,  bestimmt  zugleich  die  vertikale 
Verbreitung.  Auf  diese  Beziehungen  ist  bisher  viel  zu  wenig  geachtet  worden; 
so  hat  auch  in  jüngster  Zeit  Decoppet  (1920)  diese  Seite  der  Frage  ganz 
außer  acht  gelassen.  Der  Maikäfer  steigt  in  vertikaler  Richtung  soweit,  als  die 
Temperatur  von  7  *^  C.  im  Jahresmittel  nicht  unterschritten  wird.  Daher  kommt 
es,  daß  wir  ihn  in  den  verschiedenen  Gebieten  der  Alpen  in  sehr  verschiedener 
Höhe  vorfinden;  ja  die  Statistik  gerade  in  den  Alpenländern  war  ein  wertvoller 
Gradmesser  für  die  Richtigkeit  der  Theorie  von  der  funktionalen  Abhängigkeit 
der  Verbreitung  vom  Klima.  Während  er  in  Niederösterreich  und  Oberösterreich 
schon  bei  etwa  300  m  Seehöhe  aus  dem  Charakter  des  argen  Kulturschädlings 
heraustritt,  um  sich  in  spärlichen  praktisch  belanglosen  Einzelvorkommnissen  zu 
verlieren,  finden  wir  ihn  zum  Beispiele  in  Nordtirol  im  oberen  Inntale  bis  an 
1000  m  Seehöhe  die  Wiesen  und  Kulturen  arg  verwüsten.  Das  Auftreten  dort 
ist  um  so  auffälliger,  als  er  Inntal  abwärts  unterhalb  Innsbruck  deutlich  zurücktritt. 
Ein  Blick  in  die  Isothermenkarte  klärt  diesen  scheinbaren  Widerspruch  restlos 
auf.  In  diesem  Zusammenhange  verdient  erwähnt  zu  werden,  daß  einerseits  die 
Isothermenkarte  schon  mit  Rücksicht  auf  die  verhältnismäßig  geringe  Zahl  von 
meteorologischen  Beobachtungsstationen  die  für  unsere  Frage  wünschenswerte  Ge- 
nauigkeit nicht  überall  aufweisen  und  anderseits  auch  den  entwicklungsbiologisch 
bedeutungsvollen  Unterschieden  nicht  Rechnung  tragen  kann,  die  Nord-  und  Süd- 
hänge eines  und  desselben  Gebietes  schaffen.  Die  Insolation  wird  auf  nach 
Süden  offenen  Hängen  ganz  andere  Existenzbedingungen  schaffen  als  auf  Nord- 
hängen, die  Käfer  werden  daher  hier  viel  eher  in  der  vertikalen  Verbreitung 
zurückbleiben  als  dort.    Das  Problem  der  Nord-   und  Südlagen  wendet  Zweigelt 


Melolontha.     Vorkommen  und  Verbreitungsbedingungen.  63 

in  seinem  noch  nicht  im  Druck  erschienenen  Buche  „Der  Maikäfer  in  Mitteleuropa" 
—  die  Veröffentlichung  seiner  Gedanken  in  den  „Forstinsekten"  entspricht  seinem 
speziellen  Wunsche  —  auch  auf  noch  viel  größere  Gebiete  an,  auf  ganze  Fluß- 
systeme, wenn  diese  einen  westöstltchen  Verlauf  des  Hauptstromes  zeigen.  So 
verschwindet  der  Maikäfer  in  Niederösterreich  südlich  der  Donau  in  den  Alpen- 
vorlanden  schon  unter  300  m  Seehöhe,  während  er  nördlich  der  Donau  gegen  das 
Waldviertel  zu  wesentlich  höher  steigt,  obwohl  das  Waldviertel  außerordentlich 
kalt  ist  und  Punkte  in  gleicher  Seehöhe,  mit  solchen  der  Alpenvorlande  verglichen, 
viel  tiefere  Temperaturen  aufweisen. 

Ein  zweiter  Faktor,  der  die  Verbreitung  beeinflußt,  sind  die  Bodenverhält- 
nisse. Zweigelt  (1913)  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  es  warme, 
trockene,  mäßig  durchlassende,  tiefgründige  und  nährstoffreiche 
Böden  sind,  in  denen  der  Engerling  optimale  Entwicklungsbedingungen  findet. 
Es  kann  jedoch  nicht  scharf  genug  betont  werden,  daß  es  sich  in  den  Boden- 
verhältnissen nicht  um  einen  Verbreitungsfaktor  analog  dem  Klima  handelt,  sondern 
um  einen  Entwicklungsfaktor  innerhalb  der  vom  Klima  vorgezeichneten  Seuchen- 
gebiete. Gute  Boden  Qualität  —  nicht  bestimmte  geologische  Voraussetzungen!  — 
sind  innerhalb  der  vom  Klima  gezogenen  Grenzen  die  zweite  Voraussetzung  für 
eine  Massenentwicklung,  schlechte  Bodenverhältnisse  beinträchtigen  die  Massen- 
entwicklung innerhalb  der  Seuchenzone.  Mit  den  ungünstigen  Bodenverhältnissen 
sind  der  Grundwasserspiegel  einerseits,  zu  seichte  Gesteinsbänke  anderseits  in 
eine  Linie  zu  bringen,  i) 

Raspail  (1893)  hat  an  den  Ufern  der  Oise  beobachtet,  daß  seichte 
Gesteinsbänke  die  Engerlinge  deshalb  nicht  aufkommen  lassen,  weil  diese  sich 
dort  nicht  hinreichend  tief  vor  dem  Froste  im  Winter  zurückziehen  können  und 
daher  der  Winterkähe  erliegen  müssen.  Alles  in  allem  steht  fest:  Der  Einfluß 
des  Bodens  und  der  Grundwasserverhältnisse  kann  nur  die  Entwick- 
lungsintensität treffen;  für  die  Verbreitung  bleibt  das  Klima  maßgebend, 
auf  diese  kann  Boden  und  Grundwasser  nur  negatv  einwirken.  Nie  können 
durch  günstige  Bodenverhältnisse  Gebiete,  die  infolge  ungünstigen  Klimas  aus  dem 
Seuchengebiete  ausscheiden,  zu  Seuchenfiächen  werden. 

Was  das  spezielle  Vorkommen  der  beiden  Arten:  hippocasiaiii  und 
vulgaris  betrifift,  so  zeigt  sich  nach  den  statistischen  Erhebungen  Zweigelts 
hippocastani  insofern  widerstandsfähiger  gegen  das  Klima,  als  er  »ich  besonders 
an  den  Rändern  der  Seuchengebiete  entwickelt  und  in  die  Regionen  des  Mittel- 
gebirges, freilich  unter  Verlust  seiner  Bedeutung  als  Kulturschädling,  weiter  vor- 
dringt als  vulgaris.  Diese  Beobachtungen  gelten  im  allgemeinen  für  die  Verhält- 
nisse von  Niederösterreich  und  der  Bukowina.  Mit  der  Annahme  einer  größeren 
Widerstandsfähigkeit  von  hippucastani  gegen  das  Klima  steht  es  keineswegs  in 
Widerspruch,  daß  bei  Klosterneuburg  die  Donauauen,  die  größtenteils  von  Laub- 


'j  Wie  sehr  die  Höhe  des  Grundwassei  spiegeis  das  Vorkommen  der  Engerlinge  beein- 
flußt, konnte  ich  deutlich  im  Kammerforst  bei  Bruchsal  (Baden)  beobachten:  Auf  der  einen 
Seite  höhere  Lage  tiefer  Grundwasserspiegel,  Engerlinge  in  Massen,  gipfeldürre  kranke  Bäume  usw., 
auf  der  andeien  Seite  tiefere  Lagen,  hoher  Grundwasserspiegel,  Fehlen  der  Engerlinge,  gesunde 
Bäume  usw.  (Escherich   1908). 


54  Coleoptera.  —  3.  Familien  reihe:  Lamellicoinia. 

wald  (Pappel)  bestanden  sind,  vorwiegend  bis  ausschließlich  von  hippocastani  be- 
wohnt werden,  während  die  angrenzenden  Hänge  des  Wienerwaldes,  der  dort  auf 
weite  Strecken  der  Waldbedeckung  entbehrt,  vorwiegend  bis  ausschließlich  den 
vulgaris  beherbergen.  Die  größere  Widerstandsfähigkeit  des  hippocastani  scheint 
weiter  in  der  hohen  Elastizität  dieser  Art  hinsichtlich  der  Entwicklungsgeschwindig- 
keit ihren  Ausdruck  zu  finden.  In  ungünstigem  Klima  (Norden  und  Nordwesten 
von  Mitteleuropa)  geht  seine  Entwicklung  in  langsamerem  Tempo  vor  sich  als 
bei  vulgaris.     Wir  kommen  auf  diese  Verhältnisse  noch  später  zurück. 

Die  größere  Widerstandsfähigkeit  des  hippocastani,  resp.  seine  geringeren 
Ansprüche  an  das  Klima  machen  uns  die  so  oft  festgestellte  Erscheinung  ver- 
ständlich, daß  in  den  Wäldern,  wo  die  Bodentemperaturen  natürlich  durchschnitt- 
lich tiefer  liegen,  hippocastani  stark  vorherrscht.  Auch  der  früherere  Beginn  der 
Schwärmzeit  des  hippocastani  dürfte  mit  dem  geringeren  Wärmebedürfnis  zu- 
sammenhängen.^) Da  dieses  Moment  hinwiederum  dem  hippocasta?ti  einen  merk- 
lichen Vorsprung  bezüglich  der  Nahrungsbeschaffung  gibt  (bei  Massen  Vermehrung 
ist  das  Laub  schon  zum  größten  Teile  durch  hippocastani  abgefressen,  wenn  vul- 
garis erscheint),  so  verstehen  wir,  wenn  vulgaris  in  den  Wäldern,  die  ja  ohnehin 
keine  optimalen  Bedingungen  für  ihn  bieten,  vielerorts  von  hippocastani  ver- 
drängt wird.^) 

Von  scharfer  Abgrenzung  der  Areale  der  beiden  Arten  kann  naturgemäß 
keine  Rede  sein,  indem  beide  überall  (mit  Ausnahme  vielleicht  der  äußersten 
Ausläufer  des  Maikäfergebietes)  ineinandergreifen;  doch  macht  sich  wie  gesagt  in 
den  Wäldern  und  in  den  höheren  Regionen  durchgehends  ein  Überwiegen  des 
hippocastani  und  auf  den  Feldern  in  der  Ebene  und  im  warmen  Hügelgelände 
ein  starkes  Überwiegen  des  vulgaris  geltend.  Die  Bezeichnung  „Waldmaikäfer" 
für  hippocastani  und  „Feldmaikäfer"  für  vulgaris  entbehrt  demnach  nicht  ganz 
der  Berechtigung.  3) 


')  Die  in  Deutschland  gemachten  Beobachtungen  des  um  etwa  14  Tage  früheren  Er- 
scheinens des  hippucastam  gelten  wohl  nicht  für  alle  Gebiete  gleichermaßen.  Nach  Zw  ei  gelt 
(i.  1.)  kommen  bei  Klosterneuburg  die  beiden  Arten  um  Mitte  April  sozusagen  gleichzeitig  zum 
Vorscheine.  Steis  finden  sich  schon  zu  Beginn  vulgaris  in  beträchtlicher  Anzahl.  Der  wesent- 
liche Unterschied  ist  dort  nur  der,  dali  hippocaslani  viel  rascher  kulminiert  und  wieder  ver- 
schwindet, während  vulgaris  noch  mehrere  Wochen  zu  finden  ist. 

^)  Als  Beispiel  hiefür  sei  die  Beobachtung  Pusters  genannt,  der  im  Bienwald,  Forstamt 
Kandel  (Pfalz),  eine  stete  Abnahme  des  vulgaris  unter  gleichzeitiger  Zunahme  des  hippocastani 
feststellte.  Auch  die  Bodenbeschaffenheit  scheint  auf  das  Vorkommen  der  beiden  Arten  einen 
gewissen  Einfluß  autzuüben,  insofern  als  hippocastani  Sandböden  bevorzugt.  So  tritt  in  auf 
Sandböden  stockenden  Kiefernwäldern  fast  ausschheßlich  hippocastani  auf  (Feddersen   1896). 

^)  Nach  Zweigelt  (1914)  scheinen  auch  die  verschiedenen  Färbungs Varietäten  in  ihrem 
Vorkommen  oft  mehr  oder  weniger  lokal  begrenzt  zu  sein;  so  trat  in  der  Bukowina  die 
schwarzbeinige  Form  des  hippocastani  in  den  südlichen  Teilen  des  Landes  in  viel  höheren 
Prozentsätzen  auf  als  in  den  nördlichen,  und  umgekehrt  die  rotbeinige  Form  im  Norden  häufiger 
als  im  Süden.  In  Niederösterreich  scheint  die  rotbeinige  Form  vorherrschend  zu  sein.  Nach 
Kraatz  (1885)  ist  bei  Berlin  vorwiegend  die  schwarzbeinige  Form  (var.  nigripes)  zu  treffen, 
in  Livland  dagegen  mehr  die  rotbeinige,  ebenso  im  Süden.  Ob  wir  darin  gesetzmäßige  Zusammen- 
hänge zwischen  Färbung,  Klima,  Boden  usw.  zu  erblicken  haben,  müssen  erst  weitere  speziell 
auf  diese  Frage  gerichtete  Erhebungen  entscheiden. 


Melolontha.   —  Lebensweise.  pc 

Lebensweise. 

Das  Schwärmen.  —  Die  Käfer,  die  sich  bereits  im  Herbst  aus  der  tief  im 
Boden  liegenden  Puppe  entwickelt  und  an  ihrem  Geburtsort  überwintert  haben, 
arbeiten  sich  gegen  das  Frühjahr  hin,  etwa  vom  Februar  an,  allmählich  nach  der 
Oberfläche  durch.  In  geringem  Abstand  von  derselben  machen  sie  Halt  und  „ver- 
bleiben dort  im  Ausfiugsrohr,  die  Fühler  hart  an  der  Oberfläche,  in  lotrechter 
Stellung"  (Puster  i.  1.)  so  lange,  bis  die  ihnen  zusagende  Wärme  eingetreten  ist. 
Sobald  dies  der  Fall,  bohren  sich  die  Käfer  durch  die  oberflächlichen  Schichten 
durch,  um  nach  kurzer  Zeit,  nachdem  sie  Luft  in  ihre  Tracheenblasen  eingepumpt 
(die  Käfer  ,,zählen"),  zu  den  Baumkronen  aufzufliegen.  Die  Ausflugslöcher,  die 
im  festen  Boden  lange  erhalten  bleiben,  sind,  entsprechend  dem  Umfange  des 
Käfers,  ziemlich  groß  und  scharfrandig,  wie  mit  einem  Stocke   eingestochen. 

Bezüglich  der  Verhältniszahlen  der  beiden  Geschlechter  besteht  die  ältere 
Auflassung,  wonach  zu  Beginn  der  Flugzeit  -/^  Männchen  und  1/3  Weibchen,  am 
Schlüsse  umgekehrt  nur  Ys  Männchen  und  der  Rest  Weibchen  sind,  jedenfalls 
nicht  zurecht.  Nach  Decoppet  (1920)  galten  für  1909  folgende  Prozentverhält- 
nisse (Männchen  zu  Weibchen):  13.  V. —  58:42;  18.  V.  — 52:48;  25.  V. — 
58:42;  29.  V.  — 56:44;  5.  VL  — 58:42;  8.  VL  — 63:37.  Die  Männchen 
waren  also,  von  gewissen  Schwankungen  abgesehen,  immer  in  der  Überzahl.  Nach 
Zweigelt  (i.  1.)  waren  in  der  Zeit  vom  12.  IV.  bis  10.  V.  1921  die  Männchen 
von  vulgaris  bei  bedeutenden  Käfermassen  teils  in  der  Mehrheit,  teils  in  der 
Minderheit,  wobei  die  Schwankungen  um  die  Hälfte  verhältnismäßig  gering  waren : 
12.  IV.  — 53,4:46,6;  17.  IV.  — 46:54;  28.  IV.  — 57:43;  I.V.  — 54:46; 
3.  V.  — 42:58;  4.  V.  — 49,7:50,3;  8.  V.  — 48:52;  9.  V.  — 48:52;  10.  V.— 
53:47.  Im  allgemeinen  läßt  sich  sagen,  daß  die  beiden  Geschlechter  einander 
während  des  größten  Teiles  der  Flugzeit  die  Wage  halten.  Gerade  die  Gegen- 
überstellung der  beiden  Zahlenreihen  von  Decoppet  und  Zweigelt  zwingen  zur 
Vorsicht  in  der  Aufstellung  allgemeiner  Regeln. 

Bleibt  die  Witterung  während  der  Schwärmzeit  einigermaßen  gleichmäßig,  so 
verläuft  das  Schwärmen  in  einfacher  Kurve,  d.  h.  es  steigt  allmählich  bis  zur 
Kulmination  an,  um  ebenso  allmählich  wieder  herabzusinken  bis  zu  völligem  Er- 
löschen. Da  aber  die  Witterung  nur  selten  so  beständig  ist,  haben  wir  es 
meist  mit  recht  unregelmäßigen  Kurven  zu  tun;  so  bleibt  mitunter  bei  Tempe- 
raturrückschlägen das  Schwäimen  mehreie  Tage  völlig  aus,  um  dann  bei  Wieder- 
eintritt höherer  Temperaturen  mit  um  so  größerer  Wucht  wieder  einzusetzen. 
Auch  durch  Beteiligung  der  zwei  Arten  der  Maikäfer  {vulgaris  und  hippocastant) 
kann  die  Schwärmkurve  einen  unregelmäßigen  Verlauf  erhalten,  da  der  Kulminations- 
punkt der  beiden   zu   verschiedenen  Zeiten  eintreten  kann. 

Der  Flug  der  Käfer  ist  im  Verhältnis  zu  anderen  Insekten  auffallend 
ungewandt.  Sie  fliegen,  wenn  sie  vom  Boden  autsteigen,  zunächst  fast  nur  ge- 
rade aus,  oft  in  großer  Geschwindigkeit,  und  rennen  gegen  alles,  was  ihnen  in 
den  Weg  kommt,  Mensch,  Tier,  Baum  usw.  an,  worauf  sie  entweder  betäubt  zu 
Boden    fallen    oder    sich    festzuklammern    suchen    (Reh    1907).      Weite    Flüge 

Escherich,  Forstinsekten.     II.  Bd.  5 


66  Coleoptera.  —   3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 

können  die  Maikäfer  nicht  unternehmen,  so  daß  sich  ihr  Leben  ge- 
wöhnhch  in  unmittelbarer  Nähe  ihres  Geburtsortes  abspielt.  Darauf  beruht  auch 
die  scharfe  örtliche  Begrenzung  der  einzelnen  Maikäferstämme  (siehe  unten). 

Das  tägliche  Schwärmen  beginnt  mit  Sonnenuntergang,  kurz  vor  Eintritt  der 
Dämmerung.  Die  Maikäfer  haben  dabei  „die  Uhr  ebenso  genau  im  Kopfe'"  wie 
die  Waldschnepfe,  die  zur  bestimmten  Minute  aufsteigt.  „Wie  auf  ein  geheimes 
Zeichen,  zuerst  vereinzelt,  dann  allgemein,  erfaßt  plötzlich  die  Maikäferwelt  der 
tollste  Lebens-  und  Liebeszauber.  Nicht  nur  jene,  die  eben  das  Licht  des 
Himmels  erblickt  haben,  sondern  auch  die,  welche  sich  Tags  vorher  zum  Schutze 
vor  dem  Frost  in  den  wärmenden  Boden  zurückgezogen  hatten,  wie  endlich  jene 
großen  Massen,  welche  oben  in  den  Baumkronen  erstarrt  von  der  Nachtkühle 
hängen  blieben,  —  -  sie  alle  werden  mit  einem  Male  lebendig  und  schwingen  sich  vom 
Boden  oder  von  den  Bäumen  aus  in  die  Luft,  erheben  in  ihrer  Gesamtheit  den 
bekannten  Riesenbaß,  beschreiben  auf-  und  niederwogende  Bahnen  von  mehreren 
Hundert  Metern,  um  sich  schließlich  in  immer  mehr  verjüngenden  Schwingungen 
um  einen  oder  mehrere  freistehende  oder  überragende  Fraßbäume  zu  konzen- 
trieren und  sich  allmählich  am  grünen  Wirt  zu  Fraß  und  Liebe  anzuhängen. 
Mit  zunehmender  Dunkelheit  erlischt  Geschwirr  und  Gebrumme,  und  das  lauschende 
Ohr  vernimmt  von  Minute  zu  Minute  sich  steigernd  den  fabrikmäßigen  Stofi- 
wechselbetrieb  an  den  wie  Regen  herabrieselnden  Kotmassen"  (Puster  i.  I.). 

Der  Käferfraß.  —  Der  Fraß  ist  recht  verschwenderisch  —  man  findet 
daher  stets  Blattreste  unter  den  befallenen  Bäumen  — ,  so  daß  die  Blattzerstörungen 
sehr  ausgiebig  sind.  Besonders  bevorzugte  Bäume  können  bei  Massenvermehrung 
in  einer  Nacht  völlig  kahl  gefressen  werden. 

Die  Käfer  sind  polyphag;  sie  zeigen  jedoch  entschiedene  Vorliebe  für 
gewisse  Pflanzen,  resp.  Abneigung  gegen  andere.  Die  beliebteste  Nahrung 
ist  zweifellos  die  Eiche,  deren  Blätter  die  Käfer  allen  anderen  vorziehen. 
Dem  Eichenlaube  zuliebe  fliegen  sie  auch  in  geschlossene  Bestände,  die  ihnen 
sonst  gar  nicht  recht  zusagen.  Nach  der  Eiche  folgen  unter  den  Laubbäumen 
des  Waldes:  Weide,  Ahorn,  Birke,  Buche,  Pappel,  Ulme,  Roßkastanie, 
Erle,  Linde  usw.^)  Von  Nadelholz  wird  fast  nur  die  Lärche  angenommen, 
deren  Nadeln  gerne  gefressen  werden,  während  die  Fichten-  und  Tannennadeln 
nur  ausnahmsweise  angegangen  und  die  Kiefernnadeln  völlig  verschmäht  werden.  ^) 
Wenn  Maikäfer  auf  Kiefern  sich  aufhalten,  so  geschieht  es  der  Blütenkätzchen 
halber,  die  wie  die  Blütenkätzchen  der  übrigen  Nadelbäume  gerne  zur  Nahrung  ge- 


^)  Linde  wird  nur  ausnahmsweise  genommen.  Ein  Bericht  hierüber  Hegt  aus  der  Buko- 
wina vor  (Zweigelt). 

^)  l^othe  (1906)  will  beobachtet  haben,  daß  die  im  Nadelholz  lebenden  Maikäfer  keine 
Nahrung  zu  sich  nehmen  und  folgert  daraus,  daß  die  Käfer  nicht  unbedingt  eine  Nahrung 
brauchen.  Letzterer  Meinung  schließt  sich  auch  Zweigelt  (1913)  an,  da,  wie  er  annimmt,  bei 
allen  Insekten  die  Imago  das  geschlechtsieife  Stadium  ist,  dessen  Aufgabe  sich  in  der  Erhaltung 
der  Art  ^also  der  Begattung  und  Eiablage)  erschöpft.  Diese  Annahme  ist  aber  irrtümlich;  denn 
wir  haben  in  der  letzten  Zeit  eine  ganze  Reihe  von  Insekten  kennen  gelernt,  d.e  als  Imago  erst 
eine  Zeit  lang,  bevor  sie  zur  Kopula  schreiten,  fressen  müssen,  um  geschlechtsreif  zu  werden. 
Das  gioße  P'reßbedürfnis  der  Maikäfer  spricht  dafür,  daß  auch  bei  ihnen  die  Nahrungsaufnahme 
eine  Bedingung  für  die  Fortpflanzung  darstellt  (Reifungsfraß). 


Melolontha.  —  Lebensweise.  5? 

nommen  werden.  Von  den  Obstbäumen  wird  das  Steinobst  (Zwetsche,  Kirsche, 
Pflaume)  und  die  Walnuß  stark  bevorzugt,  gegenüber  dem  Kernobst.  Weinreben, 
Stachelbeeren  und  Haselnußsträucher  leiden  relativ  wenig  (Zweigelt).  Amarell- 
kirschen  werden  angeblich  geschont  (s.  Heß,  Die  Feinde  des  Obstbaues  aus  dem 
Tierreiche,  Hannover). 

Die  hier  aufgestellte  Reihenfolge  der  Bäume  (nach  dem  Grade  der  Beliebt- 
heit) ist  keineswegs  etwa  eine  absolut  feststehende  und  allgemeingültige.  Es 
scheint  die  Bevorzugung  gewisser  Laubarten  auch  von  verschiedenen  äußeren 
Umständen  beeinflußt  zu  werden,  so  daß  je  nach  den  Gegenden  und  dem  Jahr- 
gang verschiedene  Reihenfolgen  eingehalten  werden  (vgl.  Zweigelt  1913,  S.  52ff'.). 
Ob  auch  die  beiden  Arten  hippocastani  und  vulgaris  bezüglich  der  Nahrungsaus- 
wahl sich  verschieden  verhalten,  ist  noch  fraglich.  Es  finden  sich  zwar  Angaben, 
die  für  eine  solche  Verschiedenheit  sprechen;  so  soll  die  Birke  von 
vulgaris  nur  ungern,  von  hippocastani  dagegen  mit  Vorliebe  angegangen  werden 
(Zweigelt  1913,  S.  51).  Es  mag  aber  vielfach  an  dieser  Unterscheidung  viel- 
leicht mehr  das  Alter  der  Blätter  als  deren  Geschmack  Anteil  haben;  denn  dort, 
wo  vulgaris  14  Tage  später  als  hippocastani  erscheint,  ist  das  Birkenlaub  zum 
größten  Teil  schon  erhärtet.  Und  sobald  das  Laub  einmal  hartgeworden, 
verliert  es  für  die  Maikäfer  sehr  an  Reiz.  Dieses  Moment  spielt  überhaupt 
eine  wesentliche  Rolle  bei  der  Nahrungswahl  und  es  dürften  darauf  vielleicht 
zum  Teil  auch  die  oben  genannten  Verschiedenheiten  (nach  Gegend  und  Jahr- 
gang) zurückzuführen  sein. 

Die  Kopula.  —  Es  wird  angegeben,  daß  die  Paarung  bei  M.  vulgaris  schon 
I — 2  Tage,  bei  hippocastani  dagegen  erst  etwa  8  Tage  nach  dem  Erscheinen  der 
ersten  Käfer  beginnt  (Zweigelt  1913,  S.  60).  Die  Paarung  findet  in  der  Baum- 
krone statt  und  zwar  zu  allen  Tageszeiten,  besonders  aber  des  Morgens  gegen 
9   Uhr  und  gegen   Abend  (Weber). 

Den  Vorgang  der  Kopula  schildert  Weber  (1915)  wie  folgt:  „Das  Männchen  klettert 
mit  gespreizter,  fibiierender  Fühlerkeule  auf  den  Rücken  des  Weibchens  und  krallt  sich  zunächst 
mit  den  Mittel  tarsen  am  Rande  der  Elytren  des  Weibchens  fest,  dann  festigt  es  seine  Stellung 
mit  den  Vorderbeinen,  während  es  mit  den  Hintertarsen  das  Abdomen  des  Weibchens  betastet 
und  streichelt.  Meist  ist  schon  vorher  durch  Kompression  des  Abdomens  des  Männchens  die 
Ausstoßung  der  Peniskapsel  erfolgt,  und  nun  wird  in  medianer  Haltung  dieselbe  in  die  Ge- 
schlechtsöffnung des  Weibchens  eingeführt.  Darauf  folgt  ein  rauschartiger  Zustand  des  Männchens, 
in  dem  es  sich  nach  hinten  überfallen  läßt,  um  in  der  bekannten  Kopulationsstellung  unbeweg- 
lich zu  verharren,  bis  die  Trennung  erfolgt"  (Abb.  46). 

Eine  gerade  bei  den  Maikäfern  besonders  häufig  zu  beobachtende  Erscheinung  ist  die 
Kopula  zwischen  zwei  Männchen.  Eine  Reihe  von  Forschern  haben  sich  mit  dieser 
anormalen  Kopula  der  Maikäfer  beschäftigt  und  alle  möglichen  Theorien  (über  sexuelle  Zwischen- 
stufen usw.)  aufgestellt,  die  aber  alle  naturgemäß  nur  einen  höchst  zweifelhaften  Wert  besitzen 
(s.  Weber  1915). 

Beginn  und  Dauer  der  Flugzeit.  —  Der  Termin  der  ersten  Käferflüge 
ist  im  wesentlichen  eine  Funktion  der  Frühlingstemperatur  (Zweigelt);  er  ist 
außerdem  für  die  beiden  Arten  hippocastani  und  vulgaris  verschieden.  Für 
hippocastani  fällt  der  Beginn  durchschnittlich  in  die  letzte  Aprilhälfte.  Bei  hohen 
Fiühlingstemperaturen  (um  20^  C.  herum)  können  die  ersten  Käfer  schon  am 
15.  April  erscheinen,  wogegen  bei  niederen  Temperaturen  der  Schwärmbeginn  bis 

5* 


68 


Coleoptera.  —  3,  Familenreihe :   Laniellicornia. 


auf  die  ersten  Tage  des  Mai  verschoben  werden  kann. i)  Vulgaris  kommt 
durchschnittlich  14  Tage  später  heraus;  der  früheste  Termin  fällt  dem- 
nach auf  die  ersten  Maitage  (auf  die  etwas  abweichenden  Verhältnisse  in  süd- 
lichen Ländern  ist  schon  in  der  Fußnote  1,  S.  49  hingewiesen  worden).  Die 
Dauer  der  Flugzeit  beträgt  durchschnittlich  3 — 4  Wochen,  so  daß  das  Ende 
normalerweise  von  den  letzten  Tagen  des  Mai  bis  Mitte  Juni  zu  erwarten  ist. 
Das  Schwärmmaximum  tritt  etwa  8  — 14  Tage  nach  Erscheinen  der  ersten  Käfer 
ein.  —  Die  Dauer  der  Flugzeit  kann    wesentlich   in    die  Länge   gezogen   werden 

durch  Temperaturrückschläge,  durch  die 
die  Lebensbetätigung  der  Käfer  herab- 
gesetzt oder  auch  gänzlich  sistiert  wird 
(die  Käfer  verkriechen  sich  bei  kaltem 
Wetter  in  den  Boden).  So  kann  es 
kommen,  daß  noch  im  Juli,  ja  in  kälteren 
Lagen  noch  bis  in  den  August,  ver- 
einzelt Käfer  gefunden  werden. 

Nach  Puster  (i.  1.)  ist  „die  Dauer 
der  Schwärmzeit  mit  der  Blattentfaltung 
der  sommergrünen  Bäume  und  Sträucher, 
d.  i.  der  sämtlichen  Laubhölzer  und 
von  den  Nadelbäumen  der  Lärche  un- 
zertrennlich verbunden".  „Ist  der  Früh- 
ling warm  und  feucht,  so  ist  die  Blatt- 
entfaltung und  Schwärmzeit  in  4  Wochen 
erledigt,  ist  er  dagegen  trocken  und 
kalt ,  so  dauert  die  Schwärmzeit  und 
Blattentwicklung  6 — 8  Wocken.  Kalte 
Tage  in  warmer  Frühjahrsperiode  wirken 
verzögernd,  während  warme  Tage  in 
kaltem  Frühjahrsdurchschnitt  beschleuni- 
gende Wirkung  ausüben.  Die  Schwärm- 
zeit beginnt  mit  der  ersten  Knospen- 
entfaltung und  endet  mit  der  Vollendung 
der  Blattstreckung  der  spätest  aus- 
schlagenden Bäume  (Eiche)."  Nach 
Puster  fällt  das  Ende  der  Schwärm- 
zeit für  die  beiden  Arten  hippocastani 
und  vulgaris  zusammen.  Da  aber  vul- 
garis 14  Tage  nach  hippocastani  zu  schwärmen  beginnt,  so  würde  demnach  die 
Schwärmzeit  des  ersteren  entsprechend  kürzer  sein  als  die  des  letzteren.  Da- 
mit steht  allerdings  in  Widerspruch  die  von  Zweigelt  wiedergegebene  Beob- 
achtung, daß  hippocastani  mit  vulgaris  bei  Klosterneuburg  gleichzeitig  zu  schwärmen 


Abb.  46.  Maikäfer  in  Kopula.  Das  oben 
befindliche  Weibchen  stemmt  sich  mit  den 
Hinterbeinen  von  dem  Zweig  und  hält  sich 
mit  den  Vorderbeinen  fest,  um  das  Männchen  in 
der  Hängelage  zu  erhalten.   —  Phot.  Schcidter, 


")  Die  von  Puster  zuerst  gemachte  Beobachtung,  daß  die  Tagestemperatur  von  20"  C. 
im  allgemeinen  den  Schwärmbeginn  einleitet,  findet  eine  wertvolle  Ergänzung  durch  die  Unter- 
snxhungen  von  Decoppet  (1920),  wonach  die  Summe  der  Tagesmittel  vom  ersten  März  bis  zum 
Beginn  der  Flüge  rund  355"  C.  beträgt.  Diese  auf  sieben  Flugperioden  fußende  Feststellung  ist 
künftig  für  die  Vorhersage  der  Flüge  von  großem  "Werte.  Im  wesentlichen  bekräftigt  auch  dies 
die  Bedeutung  der  Frühlingstemperaturen  für  den  Beginn  der  Flüge. 


Melolontha.     Lebensweise.  5q 

beginnt  und  infolge  viel  kürzerer  Schwärmzeit  viel  früher  von  der  Bildfiäche  ver- 
schwindet als  vulgaris^  der  noch  mehrere  Wochen  sein  Unwesen  treibt.  Jedenfalls 
läßt  sich  aus  diesen  divergierenden  Verhältnissen  bezw.  Beobachtungen  erkennen, 
daß  die  Tiere  sich  nicht  für  alle  Gegenden  des  Gesamtverbreitungsgebietes  generell 
gleichartig  verhalten,  sondern  Faktoren  mitsprechen,  die  teilweise  wenigstens  erst 
der  Klarlegung  bedürfen.  Aufgabe  zukünftiger  Forschungen  wird  es  sein,  nicht 
bloß  Boden  und  Klima,  sondern  auch  die  Verhältnisse  der  Pflanzendecke  mit  in 
Rechnung  zu  ziehen. 

Eiablage.  —  Etwa  24  Stunden  nach  der  Kopula  schreiten  die  Weibchen 
zur  Eiablage.  Sie  lassen  sich  zu  diesem  Zwecke  auf  den  Boden  nieder  (gewöhn- 
lich in  unmittelbarer  Nähe  des  Fraßbaumes),  und  graben  sich  in  unglaublich 
kurzer  Zeit  in  die  Erde  ein.  Dabei  fällt  das  Einbohrloch  gewöhnlich  schon 
während  der  Arbeit  des  Eingrabens  wieder  zu,  so  daß  als  Zeichen  der  Bohr- 
tätigkeit nur  ein  kleines  lockeres  Erdhäufchen  sichtbar  bleibt.  In  einer  Tiefe 
von  10 — 20,  selten  30  und  mehr  Zentimetern  legen  sie  ihren  Eivorrat  (ca.  60  bis 
80  Stück)  partienweise,  in  Häufchen  von  10  bis  30  Stück,  ab.  Entweder  gehen 
sie  dabei  nach  der  jedesmaligen  Ablage  wieder  aus  dem  Boden  heraus,  um  sich 
von  neuem  einzugraben,  oder  aber  sie  bleiben  im  Boden  und  bewegen  sich  unter 
der  Erde  von  einem  Ablageplatz  zum  anderen. 

Ratzeburg  beobachtete  das  letztere  in  einem  Zwingerversuch.  —  Die  biologische  Be- 
deutung der  partienweisen  Eiablage  erblickt  Ratzeburg  darin,  daß  bei  einmaliger  Ablage  des 
gesamten  Eivorrates  an  einer  einzigen  Stelle  für  all  die  auskommenden  Larven,  die  sich  im  ersten 
Jahr  ja  nur  sehr  wenig  bewegen,  nicht  genügend  Nahrung  vorhanden  wäre.  Der  Grund  kann 
aber  auch  ein  anderer  (rein  physiologischer)  sein,  nämlich  die  allmähliche  Heranreifung  der  Eier. 
Trifft  letzteres  zu,  so  wäre  es  verständlich  oder  vielmehr  zu  erwarten,  daß  die  Weibchen  zwischen 
den  einzelnen  Eiablagen  sich  wieder  zu  den  Fraßplätzen  begeben,  um  von  neuem  Nahning  auf- 
zunehmen.    Die  Frage  ist  noch  zu  untersuchen. 

Nach  den  Angaben  der  meisten  Autoren  bevorzugt  das  Weibchen  zum  Ein- 
graben lockeren  Boden;  oder  es  sucht  wenigstens,  nachdem  es  sich  auf  den 
Boden  niedergelassen,  nach  einer  passenden  Stelle,  wo  der  Boden  besonders 
locker  oder  verwundet  ist  und  infolgedessen  das  Grabgeschäft  leicht  von  statten  geht. 
Nach  Puster  ist  aber  die  lockere  Beschafifenheit  des  Bodens  weniger  bestimmend 
als  die  lichte,  sonnige,  freie  Läge  der  Flächen,  die  ein  möglichst  ungehindertes 
Herabsteigen  der  Weibchen  von  dem  Fraßbaum  ermöglicht.  Viel  scheint 
übrigens  (nach  dem  gleichen  Autor)  vom  reinen  Zufall  abzuhängen.  Sicher  ist  in 
dieser  Frage  bisher  viel  zu  viel  verallgemeinert  worden.  Am  zutreffendsten  dürften 
immer  noch  die  folgenden  Angaben  Ratzeburgs  sein:  „Die  Weibchen  wählen 
immer,  wenn  sie  können,  lieber  einen  lockeren,  trockenen  als  einen  festen,  nassen 
Boden,  ja  sie  meiden  sogar  die  schon  weiter  vorgerückte  Wintersaat,  gehen  auf 
Kulturen  lieber  in  die  Pflanzlöcher  als  in  den  benarbten  Boden,  lieber  auf  nackten 
als  auf  bemoosten  und  mit  Laubdecke  versehenen.  Auch  einen  freien  sonnigen 
Boden  ziehen  sie  einem  beschatteten  wohl  vor.  Allerdings  gibt  es  Ausnahmen; 
so  sahen  wir  einen  tüchtigen  Fraß  in  einem  dunklen  Besamungsschlage,  auch 
habe  ich  öfters  ganz  junge  Larven  in  mittelwaldähnlichen  Beständen  unter  dem 
dichtesten  Gebüsch  von  Heidekraut  und  Blaubeeren  gefunden,  wenn  der  Boden 
nur  recht  locker  war.     Auch  kehren  sie  sich  selbst  an  den  festesten  Boden  nicht, 


70 


Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:  Lamellicomia. 


wenn  kein  anderer  in  der  Nähe  ist.  und  arbeiten  sich  mit  Hilfe  des  spitzen 
Aftergriffels  auch  durch  die  Grasnarbe  oder  durch  eine  dichte  Laubdecke  hinein. 
Wir  sehen  ja  auch  oft  den  Fraß  der  Larven  auf  Wiesen,  die  so  fest  wie  eine 
Tenne  sind." 

Daß  die  Weibchen  bei  starker  Vermehrung  auch  im  dunklen  Hochwald  zur 
Eiablage  schreiten  können,  ist  im  letzten  Dezennium  mehrfach  beobachtet  worden 
(Escherich  1908,  Puster  1910).  Die  in;jdei  Literatur  gemachten  Angaben, 
daß  die  Weibchen  völlig  vegetationslosen  Boden  zur    Eiablage    meiden,    ist   nach 


Abb.  47  A.     Engerlingfraß  an  junger  Fichten- 
pflanze.     Nur  die  Pfahlwurzel    ist    stehen   ge- 
blieben, alle  übrigen  Wurzeln  sind  abgefressen. 
Original. 


Abb.  47  B.    Starke  Wurzel  (Erle),  deren  Rinde 

platzweise    vom    Engerling    benagt    ist.      Nach 

Eckstein. 


den  neueren  Beobachtungen  Pusters  im  Bienwald  (Pfalz)  nicht  zutreffend:  die 
Weibchen  gingen  vielmehr  auf  dem  dortigen  Pflanzkamp  ebenso  zahlreich  in  die 
völlig  vegetationslosen  Beete  (bis  zu  40  Engerlinge  pro  Quadratmeter)  wie  in  die 
bepflanzten. 

Es  ist  bei  allen  Massenvermehrungen  des  Maikäfers  zu  beobachten,  daß 
die  Eiablage  vielfach  dicht  zusammengedrängt  an  einzelnen  eng- 
begrenzten Stellen  stattfindet.  Diese  Erscheinung,  die  für  die  Praxis  nicht 
unwichtig  ist,  mag    darin   begründet    sein,    daß    die    Weibchen    gewöhnlich    (d.  h. 


Melolontha.  —  Lebensweise. 


71 


wenn  nicht  besondere  Umstände  sie  daran  hindern)  sich  nicht  weit  von  ihrem 
Fraß-  und  Begattungsbaum  entfernen,  sondern  sich  in  unmittelbarer  Nähe  nieder- 
lassen. Handelt  es  sich  dabei  um  einen  besonders  beliebten  dicht  besetzten 
Schwärmbaum,  so  wird  natürlich  auch  die  Umgebung  dieses  Baumes  besonders 
dicht  mit  Engerlingen  besetzt  —  ,,Engerlingsherde"  (Escherich  1908,  S.  371). 
Vielleicht  spielt  auch  ein  besonders  ausgebildeter  Geselligkeits-  resp.  Nachahmungs- 
trieb dabei  eine  Rolle,  wie  manche  Autoren  (Puster  u.  a.)  annehmen. 

Der  Larven  fr  aß.  —  Nach  4 — 6  Wochen  (also  Juli/ August)  kommen  die 
Larven  aus.  Im  ersten  Sommer  bleiben  sie  zusammen  an  ihrem  Geburtsort  und 
nähren  sich  hauptsächlich  von  humosen  Bestandteilen  (halb  aufgelösten  Pflanzen- 
fasern, Moder  usw.)  und  von  den  zartesten  Wurzelfäserchen.  Im  zweiten 
Sommer  zerstreuen  sie  sich  schon  mehr  und  nähren  sich  nun  zum  größten  Teil 
von  den  zarteren  Pfianzenwurzeln,  In  den  folgenden  Sommern  (im  3.,  oder  im 
3.  und  4.,  resp.  3.,  4.  und  5.)  verbreiten  sie  sich  überall  hin,  nach  allen  Richtungen 
Kanäle  durch  die  Erde  grabend,  ihrem  Fraß  an  den  Wurzeln  nachgehend. 

Die  letzten  Stadien  (im  3.  und  4.,  resp.  3.,  4.  und  5.  Sommer)  bedeuten 
die  Hauptfraßperioden  der  Larven.  Letztere  haben  jetzt  entsprechend  ihrem 
ganz  bedeutenden  Dickenwachstum  ein  sehr  großes  Nahrungsbedürfnis.  Auch 
sind  ihre  Mundteile  inzwischen  so  kräftig  geworden,  daß  ihnen  keine  Wurzel 
mehr  zu  hart  ist.  Alle  Seitenwurzeln  bis  zur  Dicke  eines  Strohhalms  werden 
radikal  abgefressen  (Abb.  48),  so  daß  bei  jüngeren  Pflanzen  überhaupt  nur  noch 
die  Pfahlwurzel  (gleich  einer  Rübe)  übrig  bleibt  (Abb.  47  A),  welche  ebenfalls 
mehr  oder  weniger  beschädigt  wird  durch  Abbeißen  der  Spitze  und  Benagen 
der  Rinde  („Rübenfraß").  Bei  ganz  starken  Wurzeln  älterer  und  alter  Bäume 
oder  Sträucher  beschränken  sie  sich  auf  platzweises  Benagen  der  Rinde  in  oft 
sehr  ausgedehntem  Maße  (Abb.  47  B),  Bezüglich  der  Pflanzenart  scheinen  die 
Larven  wenig  wählerisch  zu  sein,  sie  gehen  fast  alle  Wurzeln  an,  die  ihnen  in 
den  Weg  kommen,  mögen  sie  von  Nadel-  oder  Laubholz,  Gras,  Getreide,  Kar- 
tofifeln,  Gemüse  usw.  sein.  ^) 

Die  Fraßzeit  der  Larven  in  den  einzelnen  Jahren  erstreckt  sich  gewöhnlich  von 
Frühjahr  bis  Herbst  und  dauert  etwa  je  7  Monate;  nur  im  Jahre  des  Auskommens 
und  der  Verpuppung  ist  die  Fraßzeit  eine  kürzere,  indem  sie  im  Geburtsjahr  erst 
im  Juli/ August    einsetzt,   und   im    Verpuppungsjahr    schon    im  Juli- August    endet. 

')  Eingehende  statistische  Erhebungen  über  die  Engerlingsschäden,  nach  den  Kulturpflanzen 
geordnet,  hat  Zweigelt  (1913,  1914  usw.)  vorgenommen.  Darnach  leiden  in  Niederösterreich 
am  meisten  die  Weingärten;  die  Schäden,  die  namentlich  in  den  Rebschulen  alljährlich  an- 
gerichtet werden,  belaufen  sich  auf  viele  Millionen  Friedenskronen.  In  Gebieten,  die  keinen 
Weinbau  haben,  steht  hinsichtlich  Engerlingsschäden  an  erster  Stelle  die  Kartoffel.  Es 
schließen  sich  an  die  Hackfrüchte  im  allgemeinen,  besonders  Rüben,  dann  Getreide  und  Baum- 
schulen. Vom  Getreide  ist  wiederum  der  Mais  an  erster  Stelle  zu  nennen.  Bedeutend  sind  auch 
die  Schäden  an  Kleefeldern.  Hervorgehoben  sei,  daß  Gartenkulturen,  besonders  Salat,  gerne  als 
Futter  genommen  werden.  Die  Vorliebe  für  Salat  wird  praktisch  durch  die  Verwendung  des 
Salates  als  Köderpflanze  ausgenützt.  Ist  auch  der  Engerling  in  vielleicht  noch  größerem  Aus- 
maße als  der  Käfer  selbst  polyphag,  so  wäre  es  doch  verfehlt,  ihm  Pantophagie  zuzuschreiben. 
Es  existieren  unter  allen  Umständen  gewisse  Vorzugspflanzen ,  die  am  meisten  zu  leiden  haben, 
auch  dann,  wenn  sie  numerisch  hinter  anderen  auch  in  den  Kreis  der  Futterpflanzen  der  Enger- 
linge gehörigen  Pflanzen   zurückstehen. 


72 


Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 


Während  ihres  Lebens  unternehmen  die  Engerlinge  zahlreiche  Wande- 
rungen. Abgesehen  von  den  oben  genannten  meist  in  horizontaler  Richtung 
verlaufenden  Wanderungen  zum  Zwecke  der  Nahrungsaufnahme^)  bewegen  sie 
sich  aus  verschiedenen  Anlässen  auch  in  vertikaler  Richtung.  So  graben  sie  sich  vor 
der  Häutung,  welche  alljährlich  einmal  stattzufinden  scheint,  tiefer  in  die  Erde 
ein,  um  nach  überstandener  Häutung,  etwa  nach  4  —  6  Tagen,  mit  verdoppeltem 
Appetit  wieder  nach  oben  zu  wandern  (R.).  Sodann  hat  auch  die  Tempe- 
ratur auf  die    vertikalen    Wanderungen   wesentlichen    Einfluß:    bei    großer    Hitze 


Abb.    48.     Engerlingirali    an    aiuien    Plianzen.      1     Wurzelkörper    einer     12 jähr.   Buche,    gesund; 
2  Wurzelkörper  einer  30 jähr.    Buche,    alle  Langwurzeln  vom    Engerling  abgefressen;    4   Wurzel- 
körper einer  22jähr.   Buche,  gesund;     5   Wurzelkörper  einer  40jähr.  Buche,  die  Saugwurzeln  vom 
Engerling  benagt.     In  der  Mitte  Wurzelstück  einer  gojähr.  Eiche,  vom  Engerling  benagt. 

Aus  Puster. 

und  Dürre  suchen  sie  tiefere,  kühlere  und  feuchtere  Lagen  auf,  bei  niederen 
Temperaturen  kommen  sie  wieder  in  die  oberflächlichen  Schichten.  In  kühlen 
August-  und  Septembertagen  hatten  wir  wiederholt  Gelegenheit,  zahlreiche  Enger- 
linge ganz  oberflächlich  nach  Wegnahme  der  obersten  Schichten  anzutreffen. 


')  Feddersen  (1891)  berichtet  darüber:  „Wenn  bei  starkem  Flächenfraß  der  Pflanzen- 
wuchs auf  den  Entstehungsflächen  der  Larven  vernichtet  ist,  so  wandern  letztere  massenhaft  in 
die  benachbarten  älteren  Orte  und  zerstören  nicht  allein  15  —  20jährige  Schonungen,  sondern  auch 
die  Wurzeln  der  Stangenhölzer,  und  töten  sogar  120jährige  Kiefern." 


Melolontha.  —  Generation  und  Flugjahre.  n^ 

Der  Winter  mit  dem  Frost  treibt  sie  wieder  in  die  Tiefe.  Sie  suchen  zur 
Überwinterung  die  frostfreien  Lagen  auf,  die  natürlich  je  nach  der  Härte  des 
Winters  und  der  Beschaffenheit  des  Bodens  tiefer  oder  höher  gelegen  sind.  Es 
wurden  Überwinterungstiefen  von  35 — 80  cm  beobachtet.  Wo  auf  dem  Enger- 
lingsherde Stöcke  vorhanden  sind,  werden  diese  mit  Vorliebe  aufgesucht.  Die 
Engerlinge  sammeln  sich  unter  diesen  oft  in  Massen  an,  wie  ich  selbst  im 
Kammerforst  (in  Baden)  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte. 

Die  letzte  Tiefenwanderung  unternimmt  die  Larve  zum  Zwecke  der  Ver- 
puppung.    Sie  geht  dabei  tiefer  als  jemals  zuvor  ^). 

Die  Verpupp ung  findet  in  Deutschland  im  August  des  3.  oder  4.  oder 
5.  Jahres  statt  und  zwar  in  einer  großen  Tiefe  (bis  zu  i  1/2  ^)-  Die  Larve  ver- 
fertigt zu  diesem  Zwecke  eine  oval  geformte  Höhle  mit  fest  angedrückten  Wänden. 
In  ihr  liegt  die  Puppe,  bald  horizontal,  bald  gestürzt,  und  die  abgestreifte  letzte 
Larvenhaut  hängt  am  Schwanzende  oder  liegt  neben  ihr.  Die  Puppenzeit  dauert 
ca.  4 — 8  Wochen,  nach  welcher  Zeit  die  „anfangs  ganz  blassen  und  weichen, 
immer  mehr  und  mehr  dunkel  werdenden  und  erhärtenden  Käfer  erscheinen". 
Letztere  bleiben,  wie    oben  bereits  bemerkt,  bis  zum  Frühjahr  im  Boden.  2) 

Generation  und  Flugjahre. 

Über  die  Dauer  der  Generation  des  Maikäfers  liegen  zahlreiche  Angaben 
und  Berichte  vor,  zahlreich  sind  ferner  die  theoretischen  Erörterungen  dieses 
Problems  im  Zusammenhang  mit  äußeren  und  inneren  Einflüssen.  Volle  Klar- 
heit herrscht  indessen  auch  heute  noch  nicht,  obwohl  uns  die  Arbeiten  von 
Zwei  gelt  um  ein  gutes  Stück  vorwärts  gebracht  haben. 

Vulgaris  zeigt  im  allgemeinen,  wenn  wir  zunächst  auf  die  geographischen 
Einzelheiten  verzichten  wollen,  eine  3  bis  4  jährige,  hippocastani  dagegen  eine 
3  bis  5 jährige  Generationsdauer.  Wir  können  ganz  allgemein  sagen,  daß  m 
wärmeren  Gebieten  und  so  weit  das  freie  Feld  als  Entwicklungsstätte  der  Enger- 
linge in  Betracht  kommt,  beide  Arten  schon  in  drei  Jahren  die  ganze  Ent- 
wicklung durchlaufen;  so  gelten  Intervalle  von  drei  Jahren  zwischen  zwei  Haupt- 
flügen als  Regel  für  die  meisten  Gebiete  der  Schweiz,  für  Frankreich,  für 
Holland,  für  die  westdeutschen  Seuchengebiete,  wobei  der  Main  die  ihm  lange 
nächgerühmte  Rolle  als  Grenze  zwischen  Gebieten  mit  drei-  und  solchen  mit 
vierjähriger  Entwicklungsdauer  tatsächlich  nicht   spielt;    ferner   gilt   der   dreijährige 


*)  Genaue  Messungen  über  die  Tiefe  der  Engerlinge  zu  verschiedenen  Zeiten  im  Boden 
hat  seinerzeit  Raspail  vorgenommen.  Seine  in  Pranl^reieh  vorgenommenen  Messungen  sind 
allerdings  unter  Berücksichtigung  des  recht  warmen  Klimas  dort  und  der  geringen  Winterfröste 
zu  werten.  Die  bei  dreijähriger  Entwicklungsdauer  gewonnene  Zahlen  sind:  I.  Jahr:  Nach  der 
Eiablage  25  —  30  cm,  VIII:  10  —  20  cm,  X:  18 — 20  cm,  XI:  25  cm,  XIL  Winter:  25  —  30  cm; 
2.  Jahr:  IV:  23 — 25  cm,  V:  (mit  fortschreitendem  Datum)  23,  20,  17,  13,  11,  10 — 7  cm, 
VI:  3-  12  cm,  X:  18  —  25  ^m,  XI:  20  —  27  cm,  XII  bis  Winter:  23 — 30  cm;  3.  Jahr:  IV: 
23,  20,  16,  10  cm,  V:  6 — 12.  5  — 10,  3  —  8  cm,  VI:  5  — 10,  15  — 18,  18 — 25  cm,  am  17.  VI: 
Verpuppung.  Diese  Schwankungen  in  der  Bodentiefe  werden  um  so  kräftiger,  je  extremer  das 
Klima  ist. 

■')  Zweigelt  (i.  1.)  bekam  aus  Steiermark  im  Jahre  1920  eine  Skizze  zugesandt,  wonach 
der  Maikäfer  in  einem  veritablen  Gespinste  im  Boden  verpuppt  gelegen  hatte.  Jedenfalls  sind 
das  seltene  Ausnahmen. 


•JA  Coleopteia.  —   3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 

Turnus  für  die  größten  Teile  der  Seuchengebiete  der  heutigen  Republik  Öster- 
reich, ferner  für  das  anschließende  Ungarn  und  Jugoslavien.  Auf  die  einzelnen 
Flugjahrsysteme  genauer  einzugehen,  würde  an  dieser  Stelle  zu  weit  führen.  In 
den  Schriften  von  Zweigelt  (191 8)  sind  diese  Details  nachzulesen. 

Vierjährige  Entwicklungsdauer  gilt  für  die  kälteren  Alpentäler,  für 
Böhmen,  wahrscheinlich  für  das  ganze  Seuchengebiet  von  Galizien  und  die 
Bukowina;  in  Deutschland  für  die  Seuchengebiete  im  allgemeinen  nordöstlich  vom 
Thüringerwald,  wobei  einzelne  Vorkommen  mit  vierjähriger  Entwicklung,  auch  in 
denjenigen  Gebieten,  in  denen  der  dreijährige  Turnus  Regel  ist,  festzustellen  sind; 
so  in  Franken,  der  Rheinpfalz  usw.  Gerade  in  Deutschland  sind  diese  Ver- 
hältnisse außerordentfich  kompliziert,  insofern  als  sich  nicht  nur  die  einzelnen 
Maikäferstämme,  sondern  auch  die  Vorkommen  mit  drei-  und  vierjähriger  Ent- 
wicklungsdauer —  von  den  Differenzen  im  Erscheinen  der  beiden  Arten  ganz 
abgesehen  —  mosaikartig  zusammensetzen. 

Von  besonderem  Interesse  ist  schließlich,  daß  Mppocasiani  in  den  kälteren 
Gegenden  von  Deutschland,  in  Dänemark,  in  Rußland  von  der  vierjährigen  zur 
fünfjährigen  Generationsdauer  übergeht,  wobei  ebenfalls  eine  scharfe  Grenze 
gegenüber  dem  vierjährigen  Turnus  dieser  Art  nicht  existiert  (Boas  für  Däne- 
mark, Feddersen  für  Ostpreußen). 

Fest  steht  also: 

1 .  daß  ganz  allmählich  und  unter  zahlreichen  Schwankungen  eine  Ver- 
zögerung in  der  Entwicklungsgeschwindigkeit  des  Maikäfers  in  Mitteleuropa 
von  Westen  nach  Osten  statt  hat.  Diese  Abnahme  der  Entwicklungsenergie  geht, 
in  großen  Linien  besehen,  parallel  mit  dem  Verlaufe  der  Isothermen,  die  unter 
fast  90  <^  die  Parallelkreise  schneiden. 

2.  Hippocastani^  den  wir  bereits  als  den  zäheren  von  beiden  kennen,  rea- 
giert auf  ungünstige  Entwicklungsbedingungen  (Klima  usw.)  mit  einer  Verlängerung 
der  Generationsdauer.  Er  braucht  fünf  Jahre,  während  vulgaris  an  gleichen  Orten 
alle  viere  Jahre  fliegt. 

Ehe  wir  uns  diesen  Fragen  und  einem  Versuche,  sie  zu  erklären,  zuwenden 
können,  seien  im  folgenden  noch  einige  Tatsachen  hervorgehoben,  die  erklärungs- 
mäßig für  die  Ursachen  in  den  Schwankungen  in  der  Generationsdauer  eine 
Rolle  spielen. 

Daß  hippocastani  in  der  Entwicklungsgeschwindigkeit  nicht  immer  und 
überall  hinter  vulgaris  um  ein  Jahr  zurückbleibt,  dafür  hat  Puster  wertvolle  Be- 
lege beigebracht:  In  der  Rheinpfalz  ist  die  Generationsdauer  im  Waldboden 
für  beide  Arten  gleich  lang,  nämlich  4  Jahre.  Bei  Klosterneuburg,  wo  sich  die 
Arten  lokal  ziemlich  rein  trennen  lassen  (Zweigelt),  hat  vulgaris  und 
hippocastani.,  der  eine  an  den  Berghängen,  der  andere  in  den  Donauauen,  gleich- 
zeitig und  zwar  alle  3  Jahre  Flugjahr.  Fliegen  also  beide  Arten  unter  günstigen 
Bedingungen  gleichzeitig  oder  doch  in  gleichen  Intervallen,  so  bleibt  bei  Zu- 
nahme ungünstiger  Existenzbedingungen  hippocastani  schließlich  um  ein 
volles  Jahr  zurück.     Hippocastani  hat  als  Ausdruck    größerer    Elastizität 


Melolontha.  —  Generation  und  Flugjahre.  -je 

in  seinem  Reaktionsvermögen  auf  entwicklungshemmende  Einflüsse 
eine  größere  Amplitude  der  Entwicklungsgeschwindigkeit. 

In  den  Mittelpunkt  des  Interesses  aber  rückt  die  Frage  nach  den  Ur- 
sachen, die  eine  Entwicklungsverzögerung  überhaupt  hervorrufen.  Der  Kampf 
der  Meinungen  hat  in  den  letzten  Jahren  seit  dem  Erscheinen  der  Arbeiten  von 
Zw  ei  gelt  und  Decoppet  eine  schärfere  Form  angenommen,  und  kann  bis  heute 
keineswegs  als  schon  beendet  angesehen  werden. 

Zweigelt,  der  besonders  die  Verhältnisse  in  Österreich  untersucht  hat,  hat 
speziell  für  Niederösterreich  ein  interessantes  Abflauen  der  Flugintensität  vom 
Flugjahr  nach  den  beiden  folgenden  Jahren  feststellen  können.  Er  bezeichnet 
die  schwächlichen  Maikäfervorkommen  im  Jahre  nach  dem  Hauptfluge  als 
Nebenstamm  erster  Ordnung,  die  im  darauffolgenden  aber  als  Nebenstamm 
zweiter  Ordnung.  Der  Intensitätsabnahme  in  den  folgenden  Jahren  in  Ge- 
bieten mit  dreijähriger  Generation  gegenüber  steht  eine  Intensitätszunahme  bis 
zum  Flugjahre  in  Gebieten,  die  bereits  vierjährige  Entwicklungsdauer  als  Regel 
haben  (Sachsen).  Zwe igelt  folgert  aus  diesem  merkwürdigen  Verhalten,  daß  in 
dem  einen  Gebiete  nur  Nachflüge  (Nachschwärme) ,  in  dem  anderen  nur  Vor- 
flüge (Vorschwärme)  vorkommen;  daß  weder  in  dem  einen  Gebiete  noch  in  dem 
anderen  die  Entwicklungsdauer  (3  bezw.  4  Jahre)  schon  zu  100%  fixiert  sei, 
sondern  daß  in  dem  Gebiete  mit  dreijährigem  Turnus  noch  etliche  Individuen 
(also  ein  bestimmter  Prozentsatz  der  ganzen  Käfermassen)  vier  Jahre  brauchen, 
in  jenem  anderen  mit  normal  vierjähriger  Entwicklungsdauer  etliche  Individuen 
(also  wieder  ein  bestimmter  Prozentsatz)  schon  in  drei  Jahren  ihre  Entwicklung 
vollenden.  Ausnahme  und  Regel  haben  also  ihre  Rolle  vertauscht.  Für  das 
Prinzip  bleibt  es  gleichgültig,  wie  hoch  jedesmal  dieser  Prozentsatz  ist,  ferner  ob 
alle  Jahre  solche  Abweichungen  vorkommen  oder  nur  in  manchen  Jahren,  bezw. 
besser  gesagt  in  manchen  Triennien  bezw.  Quadriennien.  Nach  Zweigelt  sind 
sonach  die  sogenannten  Maikäferstämme  nichts  Starres,  sondern  etwas  ständiger 
Veränderlichkeit  und  Anpassungsfähigkeit  Unterworfenes.  Die  Nebenflüge  hätten 
wir  sonach  nicht  als  von  Urzeiten  her  aufgekommen  zu  werten,  sie  sind  nicht  un- 
abhängige und  in  sich  vollständig  einheitliche  Stämme,  sondern  ein  Heer  von 
Nachzüglern,  bezw.  Vorzüglern,  die  sich  jeweils  aus  dem  Hauptstamme  des  Ge- 
bietes ergänzen  können. 

Eine  Beweisführung  für  diese  Auffassung  ist  in  zweifacher  Richtung  not- 
wendig imd  auch  möglich:  Einerseits  sind  die  Flugjahre  auf  ihre  Konstanz  zu 
prüfen,  anderseits  sind  die  Faktoren  zu  analysieren,  welche  die  Entwicklungs- 
geschwindigkeit beeinflussen. 

Die  Tatsache,  daß  Nebenflugjahre  existieren,  die  in  ihrer  Intensität  übrigens 
sehr  schwanken  können, i)  ist  auch  schon  von  älteren  Autoren  (Feddersen  1896) 
beobachtet  und  zu  erklären  versucht  worden.  Ritzema  Bos  geht  von  der  An- 
nahme   aus,    daß    von    Natur   aus  jedes  Jahr    Flugjahr    sein    müßte,    wobei    drei 


1)  Zweigelt  (1915)  teilt  mit,  daß  in  manchen  Gegenden  von  Niederösterreich,  so  besonders 
in  den  intensiven  Seuchenzonen  des  Marchfeldes  (um  Bockfließ)  fast  alljährlich  starke  Käferflüge 
zu  verzeichnen  sind,  so  daß  es  streng  genommen  käferfreie  Zwischenflugjahre  nicht  gibt. 


76  Coleoptera.  —  3.  P'amilienreihe:   Lamellicomia. 

gleichstarke  Stämme  örtlich  nebeneinander,  zeitlich  hintereinander  ihre  Entwicklung 
abrollen.  Daß  es  nicht  zum  Aufleben  ständig  gleichstarker  und  unmittelbar  auf- 
einander folgender  Massenflüge  komme,  sei  die  Folge  eines  Konkurrenzkampfes 
der  Engerlinge  im  Boden.  Kienitz  und  Ogiewski  gehen  noch  um  einen 
Schritt  weiter  und  machen  den  gelegentlich  zu  beobachtenden  Kannibalismus  der 
Engerlinge  für  die  ständige  Niederhaltung  des  einen  Stammes  verantwortlich. 
Auch  Decoppet  (1920)  ist  infolge  seines  starren  Festhaltens  an  der  Idee  von 
der  absoluten  Konstanz  der  Entwicklungsgeschwindigkeit  gezwungen,  von  Kon- 
kurrenzkampf zu  sprechen,  ein  Kampf,  der  in  höheren  Lagen  deshalb  nicht  mehr 
so  sehr  zur  Geltung  komme,  da  die  Engerlinge  weniger  zahlreich  seien  und 
nicht  mehr  einander  ins  Gehege  kämen.  Zweigelt  hat  schon  bei  verschiedenen 
Anlässen  dagegen  Stellung  genommen  und  besonders  auf  die  Unmöglichkeit  hin- 
gewiesen, daraus  schwache  Vorschwärme  zu  erklären.  Ich  schließe  mich  dieser 
Ansicht  an:  weder  Konkurrenzkampf  noch  Kannibalismus  können  das  Problem 
der  Nebenstämme  restlos  und  befriedigend  erklären. 

Die  Maikäferflugjahre,  die  wir  zunächst  betrachten  wollen,  interessieren 
uns  in  zweifacher  Richtung:  i.  durch  ihre  relative  Konstanz  der  Periodizität, 
2.  durch  die  eigenartige  Durcheinanderwürfelung  von  Gebieten  mit  gesonderter 
Periode.  Neben  ausgedehnten  Flächen  mit  konstanten  Flugjahren  (Niederöster- 
reich, Bukowina,  Steiermark)  finden  wir  wieder  kleinere  Flächen,  in  denen  andere 
Jahreszahlen  herrschen;  besonders  muß  auffallen,  daß  an  den  Grenzen  der  Haupt- 
seuchengebiete nicht  bloß  abweichende  Zahlen  gelten ,  sondern  auch  daß, 
soweit  das  schon  spärliche  Vorkommen  deutliche  Flugjahre  zu  unterscheiden  ge- 
stattet, die  Generationsdauer  eine  Verlängerung  um  ein  ganzes  Jahr  erfährt 
(Waldviertel  von  Niederösterreich,  Obersteiermark  usw.).  Erklärungsmäßig  ist  der 
Tatsache,  daß  bei  gleicher  Entwicklungsgeschwindigkeit  oft  unmittelbar  neben- 
einander andere  Flugjahre  gelten,  schwer  beizukommen.  Für  Gebiete,  die  starke 
Bodenkultur  betreiben  und  wo  die  Intensität  der  Landwirtschaft  eine  so  große 
Rolle  spielt  wie  in  Deutschland,  hat  zweifellos  mit  dem  Zurückdrängen  der 
Wälder  und  dem  Auftauchen  ausgedehnter  Feldflächen  eine  oft  lokal  begrenzte, 
aber  intensive  Beeinflussung  der  Existenzbedingungen  der  Engerlinge  stattgefunden, 
was  zugleich  der  Anlaß  der  vielen  Verwerfungen  ursprünglich  wohl  viel  einheit- 
licherer Maikäfervorkommen  geworden  ist  (Puster). 

Die  Konstanz  der  Flugjahre  ist  nun  allerdings  eine  relativ  hohe,  aber 
—  und  das  ist  das  Interessante  —  keine  absolute!  Für  die  große  Beständigkeit 
der  Käferflugjahre  wird  immer  auf  das  Beispiel  der  Schweiz  hingewiesen,  wo  die 
Beobachtungen  am  weitesten  zurückreichen.  Die  Urner  Flugjahre  sind  durch  177, 
die  Berner  Flugjahre  durch  147,  die  Basler  durch  84  Jahre  beobachtet  worden. 
Wesentlich  ist  aber  dabei  —  und  wir  kommen  gleich  noch  einmal  darauf  zurück  — , 
daß  zwar  wohl  die  Konstanz  der  Jahre  beobachtet  worden  ist,  nicht  aber  die 
Frage  geprüft  worden  ist,  ob  die  Areale,  die  im  Zeichen  eines  bestimmten  Flug- 
jahrtypus stehen,  auch  dieselben  geblieben  sind  und  sich  nicht  vielleicht  im  Laufe 
der  Zeit  verändert  haben. 


Melolontha.  —  Generation  und  Flugjahre.  nn 

Raspail  beobachtete  nun  im  Departement  Oise  eine  einmalige  Ein- 
schaltung einer  vierjährigen  Periode  (1885 — 89)  in  eine  Serie  von  dreijährigen. 
Schon  Heer  und  neuerdings  Deco ppet  befassen  sich  mit  der  außerordentlichen 
Veränderlichkeit  und  mit  den  Verschiebungen  in  der  gegenseitigen  Ausdehnung 
der  Berner-  und  Urnerflugjahre  im  Kanton  Zürich  im  Laufe  des  letzten  Jahr- 
hunderts, Verschiebungen,  die  so  gewaltig  sind,  daß  das  Recht,  das  Wieder- 
erscheinen bestimmter  Jahreszahlen,  die  zufällig  mit  dem  Errechneten  eines  im 
Auge  behaltenen  Stammes  zusammenfallen,  als  Beweis  für  die  Zugehörigkeit 
solcher  Maikäfervorkommen  zu  einem  bestimmten  Stamme  anzusehen,  um  so  mehr 
bestritten  werden  muß,  als  auch  der  dritte  Flugjahrtypus,  das  Baslerjahr,  im 
gleichen  Gebiete  eine  nicht  zu  unterschätzende  Rolle  spielt.  Diese  Tatsache 
bezw.  diese  Schwierigkeiten  rollen  die  Frage  auf,  ob  es  bei  der  Unmöglichkeit, 
Maikäferflüge  mit  gleichem  Flugjahre  genetisch  zu  trennen,  das  heißt  zu  prüfen, 
ob  die  Massen  Käfer,  die  in  einem  bestimmten  Jahre  fliegen,  einem  und  dem- 
selben Stamme  angehören,  noch  angängig  ist,  diese  drei  Schweizertypen  im  her- 
kömmlichen Sinne  aufrecht  zu  erhalten. 

Decoppets  Erklärungsversuch  für  solche  Schwankungen,  daß  das  Auftreten 
von  Krankheiten  und  Feinden  den  Hauptstamm  fast  vollständig  zum  Verschwinden 
gebracht  habe  und  den  um  ein  Jahr  später  fliegenden  Stamm,  der  bisher  durch 
den  Konkurrenzkampf  zurückgehalten  worden  sei,  damit  automatisch  zur  Massen- 
entwicklung gebracht  habe,  entbehrt  —  abgesehen  von  dem  Einwurf,  daß  es 
kaum  verständlich  sei,  wieso  ein  solcher  Vernichtungskampf  der  Natur  bloß  einen 
Stamm  von  den  im  Boden  vorhandenen  verschiedenaltrigen  Engerlingen  getroffen 
habe  —  jeglicher  Grundlage.  Der  Versuch  ist  lediglich  eine  geistreiche  Hilfs- 
hypothese, konstruiert  aus  der  durch  nichts  gerechtfertigten  Auffassung,  daß  der 
Engerling  im  Boden  jeder  Einwirkung  des  Klimas  enthoben  sei  (Zweigelt  1920), 

Die  Frage  des  direkten  Einflusses  des  Klimas  und  besonders  der 
Bodenwärme  ist  von  Puste r  bereits  in  vielversprechender  Weise  angeschnitten 
worden.  Puster  hat  festgestellt,  daß  die  Entwicklungsgeschwindigkeit  des  Mai- 
käfers im  Waldboden  gegenüber  dem  freien  Felde  desselben  Fluggebietes  um 
ein  ganzes  Jahr  verzögert  sei.  Das  heißt  nichts  anderes  als:  Der  Maikäfer 
ist  von  den  Verhältnissen  des  Bodens  abhängig.  Bringen  wir  diese  Tatsache  zu- 
sammen mit  der  west-östlich  laufenden  Geschwindigkeitsabnahme,  vergegenwärtigen 
wir  uns,  daß  diese  Abnahme  parallel  geht  mit  der  Abnahme  der  mittleren  Jahres- 
temperatur, ziehen  wir  zum  Vergleiche  ferner  die  Tatsache  heran,  daß  im  Ge- 
birge in  Ländern,  die  in  der  Ebene  sonst  schon  in  drei  Jahren  die  Entwicklung 
abschließen,  diese  auf  vier  Jahre  ausgedehnt  wird,  dann  ist  wohl  an  dem  Ein- 
fluß des  Klimas,  insonderheit  der  Boden  wärme,  die  wiederum  eine 
Funktion  der  Außentemperatur  ist,  nicht  zu  zweifeln. 

Aufgabe  der  nächsten  Zukunft  muß  es  aber  sein,  jene  Kalorienmenge  zu 
errechnen,  an  deren  Vorhandensein  eine  bestimmte  Entwicklungsgeschwindigkeit 
gebunden  bleibt.  Zweigelt  hat  gefunden,  daß  die  dreijährige  Generationsdauer 
des  Maikäfers  dann  und  dort  zur  Regel  wird,  wann  und  wo  die  mittlere  Jahres- 
temperatur 9*^  C.  erreicht. 


yg  Coleoptera.  —  3.  Familien  reihe :  Lamellicornia. 

Decoppet,  der  jede  derartige  Abhängigkeit  ablehnt,  macht  für  die  Ent- 
wicklungsgeschwindigkeitsdifferenzen  Rassenunterschiede  geltend,  für  deren 
Berechtigung  heute  die  Grundlagen  wohl  noch  fehlen.  Wollte  man  sich  in 
dieser  Frage  von  der  einfachen  von  Zw  ei  gelt  gegebenen  Erklärungsweise 
abwenden  und  zum  Problem  der  Rassenbildung  greifen,  dann  kämen  wir 
sofort  ins  Uferlose;  denn  der  Spekulation  und  systematischen  Haarspalterei 
blieben  damit  Tür  und  Tor  geöffnet.  Wir  wären  gezwungen,  die  Rassenfrage  für 
jedes  Land,  für  jedes  Seuchengebiet  hervorzuholen,  und  nicht  nur  bei  vulgaris 
Rassen  mit  drei-  und  solche  mit  vierjähriger  Entwicklungsdauer  zu  unterscheiden, 
bei  hippocastani  solche  mit  drei-,  weitere  mit  vier-  und  schließlich  mit  fünfjähriger 
Entwicklungsdauer,  sondern  auch  Rassenunterschiede  in  der  Richtung  zu  machen, 
ob  die  Geschwindigkeitsdifferenzen  sich  in  gleicher  Höhenlage  geltend  machen 
(Wald-  und  Feldrasse)  oder  bei  bedeutenden  Höhenunterschieden  (Berg-  und 
Talrasse).  Damit  sei  nicht  gesagt,  daß  nicht  auch  einmal,  wenn  wir  über  die 
ganzen  Beziehungen  mehr  Bescheid  wissen  als  heute,  in  irgendeiner  anderen 
Richtung  das  Rassenproblem  beim  Maikäfer  in  Anwendung  zu  bringen  wäre, 
jedenfalls  aber  in  einem  ganz  anderen  Sinne,  als  es  Decoppet  gemeint  hat. 
Damit,  daß  wir  versuchen,  alle  Entwicklungsgeschwindigkeitsunterschiede  auf  das 
Gebiet  der  Rassenbiologie  zu  drängen,  schaffen  wir  nur  eine  Reihe  neuer  Namen 
und  systematischer  Zeichen^  in  der  Kausalerklärung  aber  kommen  wir  damit 
nicht  vorwärts. 

Natürliche   Vermehrungsbeschränkung. 

1.  Witterungseinflüsse:  Klimatische  Faktoren  kommen  nur  insoweit 
in  Betracht,  als  der  Maikäfer  zur  vollen  Entfaltung  seiner  Veimehrungskraft  an 
bestimmte  Durchschnittstemperaturen  gebunden  ist  (siehe  oben  bei  „Vorkommen" 
usw.).  Daraus  ergibt  sich  ohne  weiteres  eine  örtliche  Beschränkung  der  Mög- 
lichkeiten zur  Massenvermehrung.  Andererseits  haben  Witterungseinflüsse  inner- 
halb der  so  begrenzten  Maikäfergebiete  keine  merkliche  vermehrungshemmende 
Wirkung;  weder  Temperatursprünge  nach  oben  oder  unten,  noch  auch  starke 
Regengüsse  usw.  können  die  Fortpflanzungsziffer  wesentlich  herabdrücken.  Selbst 
Überschwemmungen  bleiben  ohne  merkhchen  Einfluß,  soweit  sie  im  Frühjahr 
stattfinden,  wenn  die  Engerlinge  noch  tiefer  sitzen  oder  wenigstens  noch  nicht 
zur  Vegetationsdecke  aufgestiegen  sind.  Im  Sommer  allerdings,  wenn  die  Enger- 
linge unmittelbar  an  der  Grasnarbe  sitzen,  können  Überschwemmungen  eine 
größere  Bedeutung  erlangen  (Ratzeburg,  Zweigelt). 

2.  Tierische  Feinde.  Auch  unter  tierischen  Feinden  haben  die  Mai- 
käfer weniger  als  andere  Schädlinge  zu  leiden,  vor  allem  wegen  der  geringen 
Zahl  von  Parasiten. 

a)  Parasiten  und  Raubinsekten.  —  Parasiten  spielen,  wenigstens  in 
unserem  Gebiet,  nur  eine  sehr  untergeordnete  Rolle.  Schlupfwespen  sind 
überhaupt   noch   keine   aus    dem    Maikäfer    oder   Engerling    gezogen,  i)      Dagegen 


')  Der  nordamerikanische  Maikäfer  (Lachnosterna)  hat  eine  ganze  Reihe  Parasiteii  und 
Raubinsekten,  unter  denen  eine  Raubwespe,  nämlich  die  zu  den  Scoliiden  gehörende  Tiphia, 
am  wirksamsten  ist  (S.  A.  Forbes   1908,  John  J.  Davis   1918). 


Melolontha.   —   Natürliche  Vermehrungsbeschränkung.  yg 

gibt  es  einige  Fliegen  (Tachinen),  die  als  Parasit  im  Engerling  sich  entwickeln. 
Es  handelt  sich  größtenteils  um  D ex i inen  und  zwar  um  Dexia  rustica  F./) 
vacua  Fall,  Dexiosoma  caninum  F.  und  Microphthalma  disjuncta  Wied.  (siehe  Baer 
192 1,  Boas  1894).  Sven  La mpa  nennt  außerdem  noch  Cyrtoneura  slabuians'^)  Fa.\\.^ 
die  er  aus  Engerlingen  erhielt,  die  im  Januar  gesammelt  und  einige  Tage  nachher 
von  der  Fliegenlarve  erfüllt  waren.  Ratzeburg  (S.  81)  nennt  eine  Leph's- Art^ 
deren  Tönnchen  er  einige  Male  an  einem  toten  Maikäfer  zwischen  Halsschild  und 
Kopf  hervorkommen  sah.  2) 

Was  die  Raubinsekten  betrifft,  so  kommen  hauptsächlich  die  verschiedenen 
räuberischen  Laufkäfer  (Carabiden)  in  Betracht.  Ratzeburg  nennt  Carabus 
auratus  L.,  die  „in  zahlreichen  Exemplaren  in  einem  von  Maikäfern  befallenen  Raps- 
feld umherliefen,  und  bald  hier,  bald  da,  oft  3 — 4  zugleich,  einen  Maikäfer  er- 
griffen und  auffraßen".  AI  tum  vermutet,  daß  auch  die  Larven  der  größeren  Lauf- 
käfer den  Engerlingen  nachstellen. 

b)  Vögel.  -  Zahlreicher  sind  die  Feinde  von  selten  der  Vögel.  Unter 
ihnen  stehen  die  Saatkrähen  und  Stare  in  erster  Linie.  Besonders  die  Saat- 
krähe arbeitet  in  hervorragendem  Maße  der  Vermehrung  der  Maikäfer  entgegen. 
Rörig  (1900  und  19 10)  hat  diese  nützliche  Rolle  durch  eingehende  Magen- 
untersuchungen nachgewiesen.  Die  Saatkrähe  kann  geradezu  als  einer  der  Haupt- 
feinde des  Maikäfers  bezeichnet  werden  (Boden  1896),  indem  sie  einmal  durch 
Auflesen  der  Engerlinge  hinter  dem  Pfluge  deren  Zahl  wesentlich  vermindert,  und 
sodann  auch  den  Käfer  selbst  in  unglaublicher  Menge  vertilgt.  Boden  will  be- 
obachtet haben,  daß  die  Krähen  in  Schwärmen  von  vielen  Hunderten  ganz  plötzlich 
da  auftraten,  wo  zur  Zeit  die  Maikäfer  am  zahlreichsten  waren,  und  daß  in 
solchen  Schutzbezirken,  in  denen  große  Kolonien  von  Krähen  brüteten,  nur  sehr 
spärliche  Maikäfer  sich  vorfanden.  Zweigelt  (1913),  Loos  (191 7)  und 
Vogel  (192 1)  stimmen  mit  dieser  Auffassung  bezüglich  der  Rolle  der  Krähen 
überein. 

Nächst  den  beiden  hier  genannten  Vögeln  kommen  als  Maikäfer-  resp. 
Engerlingsvertilger  noch  folgendein  Betracht:  Dohle,  Elster,  Wiedehopf,  Blaurake, 
Lachmöwe  (die  die  vom  Pflug  freigelegten  Engerlinge  verzehrt),  Turmfalk,  Fisch- 
reiher (Vogel  192 1),  die  meisten  Eulen,  Spechte,  Ziegenmelker  (welcher  die  Käfer 


^)  über  die  Lebensweise  von  Dexia  rustica  schreibt  Baer  (192 1): 

„Die  Fliegen  erscheinen  erst  im  Juli  und  sind  bis  in  den  August  hinein  in  manchen  Jahren 
in  Menge  auf  den  Blättern  von  Gebüschen,  auch  auf  Dolden  anzutreffen,  wo  ihre  eigentümliche 
Haltung,  die  beim  Sitzen  durch  die  langen  Beine  verursacht  wird,  und  überhaupt  ihr  stattliches 
Aussehen  sie  leicht  kenntlich  macht.  Die  wenigstens  275  Eier  (Tarnani)  werden  in  den  Erd- 
boden abgelegt,  die  sofort  schlüpfenden  Larven  suchen  sich  den  Wirt  selbst  auf  und  sollen  durch 
ein  Stigma  eindringen.  Boas  fand  die  Maden  (1  —  3  Stück)  frei  im  Fettkörper  der  2  oder  3jährigen 
Engerlinge  ohne  Trichterbildung,  auch  Nielsen  konnte  keine  solche  beobachten.'' 

Die  anderen  Dexien  verhalten  sich  biologisch  ganz  ähnlich. 

')  Ob  Cyrtoneura  stabulans  als  wirkliche  Schmarotzer  auftraten,  ergibt  sich  aus  der  be- 
treffenden Mitteilung  nicht  mit  Sicherheit  (Boas   1894). 

^)  Von  Oberforstmeister  Puster  erhielt  ich  zwei  im  Zwinger  eingegangene  Maikäfer- 
weibchen, in  deren  Abdomen  sich  je  ein  Fliegentönnchen  befand.  Leider  war  der  Erhaltungs- 
zustand so  schlecht,  daß  eine  Bestimmung  nicht  möglich  war. 


03  Coleoptera.   —   3.   Familienreihe:   Lamellicornia. 

im  Fluge  schnappt),  AmseP),  Sperlinge  und  zahlreiche  kleinere  sperlingsartige 
Vögel.  ■^) 

Eingehendere  Beobachtungen  über  die  Rolle  der  Vogel  weit  für  den  Maikäfer  hat  Haenel 
(19 18)  während  des  vorletzten  Flugjahres  (19 15)  im  Bienwald  (Rheinpfalz)  angestellt.  Seinem 
darüber  erstatteten  Bericht  ist  zu  entnehmen,  daß  von  den  im  dortigen  Walde  vorkommenden 
68  Vogelarten  folgende  i"  an  der  Vertilgung  der  Maikäfer  sich  beteiligen:  Kohl-,  Sumpf-,  Blau-, 
Tannen-  und  Haubenmeise,  Kleiber,  Wiedehopf,  Star.  Amsel,  Neuntöter,  Buchfink,  Feldsperling. 
Waldohreule,  Steinkauz,  Bussard  und  Turmfalk.  Besonders  eifrig  waren:  Kohl-  und  Blaumeise, 
Star,  Buchfink,   Feldsperling  und  die  Eulen. 

Haenel  beobachtete  auch,  wie  die  verschiedenen  Vogelarten  den  gefangenen  Käfern  zu 
Leibe  gehen:  Der  Star  liest  die  Beute  von  den  Blättern  ab,  faßt  sie  dabei  am  Hinterleib  und 
wetzt  dann  den  Schnabel  so  lange  an  einem  Ast  hin  und  her,  bis  der  weiche  Hinterleib  abreißt 
und  der  Thorax  mit  den  Fügein  herunterfällt;  es  wird  also  in  der  Regel  nur  der  weiche  Leib 
verzehrt.  Gerade  entgegengesetzt  verfährt  der  Fink,  der  als  Körnerfresser  die  harten  Körperteile 
vorzuziehen  scheint,  wenigstens  konnte  Haenel  zweimal  beobachten,  wie  ein  Buchfink  einen  sehr 
geschickt  im  Fluge  erhaschten  Maikäfer  auf  dem  Boden  mit  einigen  kräftigen  Schnabelhieben  tötete 
und  dann  den  Kopf  und  den  Protborax  fraß.  Die  Feldsperlinge  unternahmen  kurze  Flüge  in  den 
Wald,  wo  sie  sehr  eifrig  Käfer  jagten;  diese  wurden  auf  dem  Boden  so  gründlich  mit  Schnabel- 
hieben bearbeitet,  daß  nur  die  Flügeldecken  übrig  blieben.  Eine  Blaumeise  flog  mit  emem  Käfer 
im  Schnabel  auf  einen  Holzstoß,  nahm  den  Gefangenen  trotz  seiner  heftigen  Befreiuungsversuche  in 
die  Krallen,  setzte  den  Schnabel  zwischen  die  zwei  Flügeldecken,  schob  diese  auseinander,  öfTnete 
dann  ohne  Mühe  von  oben  den  hier  weichen  Hinterleib  und  verschlang  die  Eingeweide,  worauf 
sie  ihr  Opfer,  das  noch  langete  Zeit  lebte,  wieder  los  ließ. 

c)  Säugetiere.  —  Als  Engerlings  vertilger  steht  unter  den  Säugetieren 
an  erster  Stelle  der  Maulwurf,  der  in  den  Maikäfergegenden  sich  oft  massen- 
haft einstellt.  Keinem  anderen  Forstschädling  gegenüber  fällt  der  unterirdische 
Jäger  so  sehr  ins  Gewicht  wie  gegenüber  dem  Engerling.  Wie  sehr  der  Maul- 
wurf durch  Engerlinge  angezogen  wird,  konnte  man  deutlich  im  Kammerforst  bei 
Bruchsal  (Baden)  ersehen,  wo  in  solchen  Gebieten,  die  vom  Engerling  besetzt 
waren,  eine  Unmenge  Maulwurfshaufen,  einer  dicht  neben  dem  anderen,  vor- 
handen waren,  während  in  den  benachbarten  engerlingfreien  Gebieten  die  Haufen 
fast  völlig  fehlten.^)  Des  weiteren  sind  als  wirksame  Engerlingsvertilger  zu  nennen 
die  Spitzmäuse  und  die  Mäuse  (vor  allem  Mus  silvaticus  und  Arvicola  arvalis). 
(AI tum  beobachtete,  daß  in  den  auf  ausgesprochene  Mäusejahre  folgenden  Flug- 
jahren die  Zahl  der  schwärmenden  Maikäfer  wesentlich  geringer  war.)  Endlich 
gehört  auch  der  Dachs  und  das  Schwarzwild  zu  den  Feinden,  die,  solange 
die  Engerlinge  nicht  zu  tief  im  Boden  sitzen,  große  Mengen  von  ihnen  ver- 
zehren. 

Gegen  die  Käfer  ziehen  neben  Marder,  Dachs,  Igel,  Eichhörnchen 
vor  allem  die  Fledermäuse  zu  Felde,  welch'  letztere  man  während  der 
Schwärmzeit  in  den  Maikäfergebieten  oft  massenhaft  herumflattern  sieht.  Es 
handelt  sich  dabei  hauptsächlich  um    Vespetttho  ?iociula  und  serotinus. 


*)  Die  Amseln  als  wirksame  Engerlingsvertilger  wurden  von  M.  Dingler  (192 1)  ein- 
gehender beobachtet:  Sie  arbeiteten  ungefähr  4  Wochen  an  der  Vernichtung  der  Engerlinge,  wobei 
sie  unter  lebhaftem  Anspringen  in  rasch  aufeinanderfolgenden  Schnabelhieben  trichterförmige,  bis 
zu  6  cm  tiefe  Löcher  in  den  Boden  hackten;  dabei  zeigten  sich  die  (^(j",  bei  denen  das  Graben 
gewöhnlich  nach   i — 3   Minuten  zum   Erfolg   führte,  wesentlich  energischer  als  die   $$. 

^)  Eine  kritische  Behandlung  des  Themas  ,, Maikäfer  und  Vogelwelt"  wird  demnächst  in 
einer  größeren  Schrift  von  A.  von  Vietinghoff  („Das  Verhalten  palaearktischer  Vögel  gegen- 
über den   wichtigeren   forstschädlichen  Insekten'')   erscheinen. 

^)  Der  neuerlichen  Auffassung  Schräges,  der  nach  unvollkommenen  Gefangenschafts- 
versuchen dem  Maulwurf  eine  Bedeutung  als  Engerlingsvertilger  auch  in  der  freien  Natur  abspricht, 
ist  keine  ernste  Bedeutung  beizulegen.     Vgl.  auch  Vogel  (1921). 


Melolontha.  —  Forstliche  Bedeutung.  3 1 

3.  Pilze.  —  Engerlinge  wie  Käfer  werden  mitunter  von  einer  Mykose,  her- 
vorgerufen durch  Botrytis  tenella^.hQid^l&ii  (s.  Bd.  I,  S.  279),  In  einigen  Gegenden 
ist  diese  Mykose  epidemisch  aufgetreten,  so  daß  die  Mehrzahl  der  dort  vor- 
handenen Engerlinge  daran  eingegangen  ist.  Da  jedoch  die  optimalen  Entwick- 
lungsbedingungen des  Pilzes  nicht  mit  den  optimalen  Vermehrungsbedingungen 
des  Maikäfers  zusammenfalben  (der  Pilz  verlangt  eine  beträchtliche  Bodenfeuchtig- 
keit, der  Engerling  dagegen  liebt  Trockenheit),  so  kann  dem  Pilz  jedenfalls  keine 
allgemeinere  Bedeutung  bei  der  Vermehrungsbeschränkung  des  Maikäfers 
zukommen.  Denn  gerade  da,  wo  der  Maikäfer  in  Massenvermehrung  ist,  wird 
der  Pilz  ausbleiben.  So  wurden  denn  auch  in  den  klassischen  Maikäfergebieten 
Badens  und  der  Pfalz  bis  jetzt  überhaupt  keine  verpilzten  Individuen  (weder 
Engerlinge  noch  Käfer)  gefunden,  trotzdem  die  Massenvermehrung  sich  dort  schon 
über  viele  Dezennien  erstreckt. 

Boas  beobachtet  in  Dänemark  eine  Bakterienkrankheit,  die  eine  hohe 
Sterblichkeit  unter  den  Engerlingen  verursachte,  und  die  eine  wesentliche  Rolle 
bei  dem  Erlöschen  der  Kalamitäten  spielen  soll.  Die  Bakterien  finden  sich  in 
großen  Massen  im  Blut  der  Engerlinge;  bei  diesen  zeigen  sich  zuerst  milchige 
und  später  bläuliche  und  schwarze  Flecke  auf  der  Haut.  Die  kranken  Tiere 
werden  matt  und  sterben  bald  ab,  wobei  sie  sich  rasch  braunschwarz  verfärben 
und  wie  ein  leerer  Sack  zusammenfallen. 

Forstliche  Bedeutung. 

Die  wirtschaftliche  Bedeutung  des  Maikäfers  ergibt  sich  ohne  weiteres  aus 
der  Art  des  Käfer-  und  Larvenfraßes  in  Verbindung  mit  der  (wohl  auf 
dem  Fehlen  wirksamer  Parasiten  beruhenden)  Neigung  zur  Massenvermeh- 
rung und  der  Hartnäckigkeit  der  letzteren.  Da  die  Massen  Vermehrung  aber  nur 
unter  bestimmten  klimatischen  und  geologischen  Verhältnissen  zustande  kommt, 
so  ist  die  Schädlichkeit  nur  auf  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Bezirke  in  dem 
Verbreitungsgebiet  beschränkt.  In  diesen  begrenzten  Bezirken  stellt  der  Maikäfer 
allerdings  einen  der  allerschlimmsten  Schädlinge  dar. 

Der  Käferfraß  an  den  Blättern  ist  forstlich  weit  weniger  bedeutungsvoll 
als  in  der  Landwirtschaft,  wo  besonders  die  Obstbäume  und  Reben  stark  zu  leiden 
haben.  Die  stete  und  mindeste  Folge  des  Blattfraßes  ist  Zuwachsverlust,  wozu  noch 
Ausfall  oder  Verminderung  der  Samenproduktion  kommt.  Doch  bleiben  natürlich 
die  immerwährenden  Wiederholungen  des  Blattfraßes  auch  bei  den  Waldbäumen 
nicht  ohne  tiefere  schädliche  Wirkung,  besonders  wenn  der  Blattfraß  mit  dem 
Wurzelfraß  der  Engerlinge  Hand  in  Hand  geht.  Den  Hauptschaden  richtet 
der  Engerling  an,  der  durch  seinen  Wurzelfraß  die  jungen  Pflanzen  in  den 
Kulturen  wie  auch  die  alten  Bäume  in  den  Beständen  schwer  beschädigt  und 
zum  Absterben  bringt,  erstere  natürlich  viel  rascher  und  in  viel  ausgedehnterem 
Maße  als  die  letzteren.  Die  Zerstörungen  können  bei  Massen  Vermehrung  so 
überhand  nehmen,  daß  überhaupt  keine  Kulturen  mehr  hoch  zu  bringen  sind 
und  auch  die  natürliche  Verjüngung   verhindert  wird,  daß  das  Jungholz  verkrüppelt 

Escherich,  Forstinsekten.     II.  Bd.  6 


82  Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 

und  das  Altholz  gipfeldürr  wird  und  schließlich  abstirbt,  daß  also  ganze  Wälder 
durch  den  Maikäfer  dem  Verderben  zugeführt  werden. 

Die  Wirkung  des  Engerlingfraßes  ist  um  so  verderblicher,  je 
jünger  die  Pflanzen  sind  und  je  mehr  die  Engerlinge  auf  die  Wurzeln 
der  Kulturpflanzen  allein  angewiesen  sind  —  also  am  meisten  in  un- 
krautfreien Pflanzkämpen.  Hier  genügen  schon  ganz  wenige  Engerlinge  (2  bis 
5  pro  Quadratmeter)   zur  völligen  Vernichtung. 

Die  Bedeutung  als  Kulturschädling  steht  demnach  bei  dem  Maikäfer  im 
Vordergrund,  ohne  daß  wir  aber  seine  Bedeutung  als  Bestandsverderber  ver- 
nachlässigen oder  zu  gering  einschätzen  dürfen. 

Welche  trostlosen  Waldbilder  der  Maikäfer  durch  diese  beiden  Eigenschaften 
verursachen  kann,  schildert  uns  in  so  drastischer  Weise  Oberforstmeister  Puster 
(1910,  S.  636).  Als  dieser  im  Jahre  1899  das  seit  vielen  Jahren  vom  Maikäfer 
schwer  heimgesuchte  Revier  Kandel-Süd  (in  der  Pfalz)  übernahm,  befand  sich  der 
Wald  in  fürchterlich  zerzaustem  Zustande:  „Die  auf  den  drei  Herden  in  weit- 
ständigem Lichtschlag  stehenden  Althölzer  wurden  durch  die  Fraßbeschädigungen 
der  Engerlinge  immer  lichter,  die  Kulturflächen  auf  den  Jahresabtriebsschlägen 
immer  größer.  Um  diese  Engerlingsflächen  nicht  veröden  zu  lassen,  wurden  sie 
alljährlich  mit  einem  Riesenaufwand  von  Geld,  Arbeit  und  Pflanzen  unermüdlich 
in  Bestand  gebracht.  Aber  alle  diese  Kulturen  erreichten  ein  Höchstalter  von 
3  Jahren,  um  dann  unerbittlich  dem  gefräßigen  Insekt  im  3.  Entwicklungsjahr 
zum  Opfer  zu  fallen.  Aus  dieser  Tatsache  erklärt  sich  sehr  einfach  und  natür- 
lich das  allen  drei  Herden  gemeinsame  Bestandsbild:  3 — 8  m  hohe  Nadelholz- 
horste aus  Kiefer,  Fichte,  Strobe  mit  hörst-  und  gruppenweiser  Beimengung  rück- 
gängiger Buchen  —  begründet  vor  der  Zeit  der  Massen  Vermehrung;  an  diesen 
Steilrand  unvermittelt  anschließend  i — 3  jährige  Kiefern  in  i — 2  Hiebsbreiten 
und  an  letztere  sich  anreihend  die  lichten  Althölzer  —  Buchen  und  Kiefern. 
Alle  Versuche,  an  diesen  vorwüchsigen  Mischholzhorsten  Anschluß  zu  erzielen, 
scheiterten  an  der  Freßgier  des  Engerlings,  und  so  fütterte  man  tatsächlich 
10  Jahre  lang  die  Engerlinge  auf  Staatskosten  mit  Pflanzenwurzeln,  vom  Stand- 
punkt des  Engerlings  ein  soziales  Lebensidyll,  wie  es  schöner  nicht  gedacht 
werden  kann."  Auch  die  ungeheuer  kostspieligen  Versuche,  die  Kulturen  mit 
6 — lojährigen  Pflanzen  hochzubringen,  schlugen  fehl,  da  die  Engerlinge  auch 
diese  gröbere  Kost  „ohne  die  geringsten  Verdauungsbeschwerden"  annahmen. 
„Altere  Buchen- Vor-  und  Unterbauflächen  bis  zur  Mannshöhe  wurden  hektarweise 
gefressen.  Buchen vorwuchshorste  bis  zu  50  Jahren  verkrüppelten,  Eichenstangen- 
hölzer streckten  die  dürren  Äste  zum  Himmel,  als  flehten  sie  um  Erlösung  von 
dem  Übel  (Abb.  49),  in  ältere  Nadelholzhorste  bis  zu  4  m  Höhe  wurden  bedenk- 
liche Lücken,  Nischen  und  Buchten  gefressen.  Kulturbilder  des  Jammers  wurden 
von  Kulturbildern  des  Todes  abgelöst,  kurz  es  war  das  Maikäferelend  im  Walde." 

Als  erschwerendes  Moment  für  die  forstliche  Bedeutung  kommt  die 
Hartnäckigkeit  der  Massenvermehrung  hinzu.  Während  bei  den  meisten' andern 
Schädlingen  die  Vermehrungskurve  nach  einer  gewissen  Zeit  nach  Erreichung  des 
Höhepunktes  (durch  Auftreten  von  Parasiten  usw.)  von  selbst  wieder  abfällt,  so 
trifft  dies  bei  der  Maikäfervermehrung  gewöhnlich  nicht  zu.  Diese  kann  vielmehr 
Dezennien  hindurch  auf  der  gleichen  schädlichen  Höhe  sich  halten,  da  eben 
wirksame  Feinde,  die  die  Übervermehrung  auf  ein  unschädliches  Maß  herab- 
drücken könnten,  sich  meist  nicht  einzustellen  pflegen  (s.  oben  S.  79). 


Melolontha.  —  Forstliche  Bedeutung, 


83 


Als  milderndes  Moment  ist  bei  der  Beurteilung  der  forstlichen  Be- 
deutung die  Bodenständigkeit  des  Maikäfers  in  die  Rechnung  einzusetzen. 
Die  Ansprüche  des  Maikäfers  an  Klima  und  Boden  und  vor  allem  seine  Schwer- 


Abb.  49.     40jährige  Buchen  nach  langjährigem  Engerlingfraß.     Aus  Nüßlin. 


g^  Coleoptera.   —   3.   Familienreihe:   Lamellicoinia. 

fälligkeit  resp.  Unfähigkeit  oder  Abneigung,  weite  Strecken  zu  durchfliegen,  sorgen 
dafür,  daß  das  Übel  auf  seinen  Herd  begrenzt  bleibt,  daß  es  also  nicht  durch 
Überflüge  weiter  verbreitet  wird. 

Die  Höhe  des  Schadens,  den  der  Maikäfer  dem  Walde  zufügt,  in  Geld- 
wert auszudrücken,  ist  natürlich  eine  schwierige  Sache,  da  eine  ganze  Reihe  von 
Faktoren  dabei  mitspielen  (Kulturkosten,  Zuwachs-  und  Samenverlust  usw.).  Einige 
Berechnungen  von  Puster  über  den  durch  die  energische  Bekämpfung  erzielten 
Gewinn  werden  unten  noch  mitgeteilt.  Über  den  landwirtschaftlichen  Schaden 
durch  den  Maikäfer  liegen  einige  Angaben  vor,  die  ganz  enorme  Summen  nennen: 
So  wird  der  jährliche  Maikäferschaden  in  Frankreich  auf  250  Millionen  bis 
I  Milliarde  Francs  angenommen;  Zweigelt  berechnet  den  Maikäferschaden  in 
Niederösterreich  auf  ca.  20  Millionen  Kronen  (Gold)  jährlich! 

Erkennung. 

Die  Anwesenheit  größerer,  forstlich  in  Betracht  kommender  Maikäfer-  und  Enger- 
lingsmassen ist  unschwer  zuerkennen;  das  allabendliche  Schwärmen  der  Käfer,  oder 
ihre  durch  Abschütteln  leicht  feststellbaren  Ansammlungen  in  den  Baumkronen,  oder 
ihr  Blattfraß  (unregelmäßiger  Fraß  vom  Blattrande  her)  sind  so  auffallende  und  aufdring- 
liche Erscheinungen,  daß  sie  kaum  übersehen  oder  gar  verkannt  werden  können. 

Der  Engerlingfraß  zeigt  sich  zuerst  und  am  deutlichsten  an  den  jungen 
Pflanzen  in  den  Pflanzgärten  und  Kulturen.  Die  Blätter  oder  Nadeln  werden 
welk  und  bleich,  um  sich  später  zu  bräunen  und  zu  vertrocknen.  Beim  Heraus- 
ziehen der  betreffenden  Pflänzchen  fällt  der  geringe  Widerstand  der  Wurzel. 
Verankerung  auf:  die  meisten  Seiten-  und  Faserwurzeln  sind  abgefressen,  so 
daß  nur  noch  die  Pfahlwurzel,  deren  Rinde  meist  auch  abgenagt  ist,  kahl  wie 
eine  Rübe  vorhanden  ist.  Es  bedarf  daher,  auch  bei  älteren  Pflänzchen,  meist 
nur  eines  ganz  geringen  Zuges  vermittelst  zweier  Finger,  um  die 
Pflanzen  aus  der  Erde  zu  heben. 

Bei  stärkeren  Pflanzen  und  Bäumen  zeigen  sich  die  Folgen  des  Engerlings- 
fraßes natürlich  langsamer  und  weniger  auftauend.  Junge  noch  nicht  erstarkte 
Triebe  hängen  schlapp  herab,  Heister  kümmern  allmählich,  verkrüppeln  und 
werden  über  und  über  mit  dichtem  Flechtenbelag  überzogen.  Bei  Stangen-  und 
Altholz  werden  zuerst  die  Gipfeläste  dürr  und  sterben  ab.  Der  Verdacht  auf 
Engerlingsfraß  besteht  in  diesen  Fällen  dann,  wenn  wiederholt  größere  Käfer- 
schwärme, oder  in  Kulturen,  Pflanzgärten  usw.  die  Anwesenheit  größerer  Enger- 
lingsmengen festgestellt  sind.  Zur  Sicherung  der  Diagnose  ist  die  Wurzelunter- 
suchung notwendig.  Auch  hier  an  den  alten  Bäumen  sind  die  Seitenwurzeln  (bis 
zu  Strohhalmstärke)  abgebissen,  die  stärkeren  Wurzeln  sind  faserig  benagt  und 
platzweise  ihrer  Rinde  beraubt  (s.  Abb.  47  B).  Differenz ialdiagnostisch  kommt 
hauptsächlich  Mäusefraß  in  Betracht;  doch  läßt  sich  der  Engerlingfraß  von  diesem 
leicht  unterscheiden  durch  die  faserige  Struktur  der  Nagefläche  und  das  Fehlen 
der  glatten  Zahnspuren.  Größere  Schwierigkeiten  kann  die  Unterscheidung  von 
anderen  wurzelfressenden  Insekten  bereiten;  in  solchen  Fällen  muß  die  Auf- 
findung des  Übeltäters  die  letzten  Zweifel  benehmen. 


Melolontha.    —   Vorbeugung.  85 

Vorbeugung. 
Waldbauliche  Maßnahmen. 

In  Wäldern  mit  Maikäferdisposition  ist  bei  den  waldbaulichen  Maß- 
nahmen stets  auf  die  Maikäfergefahr  Rücksicht  zu  nehmen  Als  leitender 
Grundsatz  hat  dabei  nach  Puster  zu  gelten,  daß  der  größte  Feind  des  Mai- 
käfers der  allzeit  geschlossene  Wald  ist.  Jede  Betriebsmaßnahme,  welche 
auf  den  Kulturfiächen  in  kürzester  Zeit  KuUurschluß  erzielt  und  im  Walde  selbst 
den  Waldschatten  vermehrt,  ist  maikäferfeindlich,  jede  Kulturmaßnahme  dagegen, 
welche  Kulturfiächen  und  Waldböden  längere  Zeit  der  Besonnung  aussetzt,  ist 
maikäferfreundlich. 

Die  Vorbeugungsmaßnahmen  sind  demgemäß  Maßnahmen  der  Ernte  und 
Maßnahmen   der  Wied  erbestockung. 

Hiebsmaßnahmen.  —  ,,Zu  den  maikäf erfr.eundlichen  Hieben  sind 
zu  rechnen  die  sämtlichen  Hiebe  des  Femelschlagbetriebes  mit  seinen  langen  Ver- 
jüngungszeiträumen, besonders  die  Löcher-  und  Plenterhiebe,  die  Vorwuchs-  und 
Umsäumungshiebe,  überhaupt  alle  Hiebe,  welche  Südränder  im  Walde  schaffen 
und  der  Sonne  Einlaß  zum  Waldboden  gewähren,  also  auch  die  Kahlhiebe  von 
der  Sonnenseite.  Diese  Lichthiebe  sind  um  so  gefährlicher,  je  geringer  der 
Standortswert  ist  (am  gefährlichsten  also  auf  Sandböden)." 

„Maikäferfeindlich  sind  alle  Hiebe,  welche  den  Wald  gegen  die  Sonne 
geschlossen  erhalten,  in  erster  Linie  Kahlhiebe  von  der  Nord-  und  Nord  Westseite. 
Wagner 's  Plentersaum  ist  ebenfalls  sehr  geeignet,  dem  Maikäfer  die  Lebens- 
bedingungen zu  erschweren,  einmal  weil  er  gleich  den  Nord-  und  Nordwestkahl- 
hieben Kultur-  und  Schlagwand  am  besten  in  Schatten  hält,  und  weil  er  (im 
Mischwald)  der  geborene  Hieb  zu  idealen  Fangstellungen  ist  (siehe  unten),  so 
daß  im  Falle  des  Auftretens  auch  jederzeit  die  gründliche  Vernichtung  des  Käfers 
gewährleistet  ist"  (Puster  i.  1.). 

Puster  setzt  sich  mit  dieser  Anschauung  in  Widerspruch  zu  der  bis- 
herigen Lehrmeinung,  die  gerade  den  Kahlschlagbetrieb  für  die  Überhand- 
nähme der  Maikäferplage  verantwortlich  macht  und  den  Plenterschlagbetrieb  als 
beste  Vorbeugung  gegen  den  Maikäfer  empfiehlt.  Wer  die  Geschichte  des  Forst- 
amtes Kandel-Süd  studiert,  muß  Puster  unbedingt  beistimmen,  „Kandel-Süd 
stand  bis  zum  Jahre  1882  im  Zeichen  der  Kahlschlagwirtschaft  (die  mit  Flächen 
von  100  m  Breite  und  400  bis  600  m  Länge  in  der  Richtung  von  Nordwest 
nach  Südost  und  von  Nord  nach  Süd  arbeitete),  nach  1882  im  Zeichen  des 
Plenterbetriebes  in  allen  seinen  vielseitigen  und  vielgestaltigen  Formen."  „Von 
dieser  Zeit  an  datiert  auch  der  großartige  Aufstieg  des  Maikäfers.  Wer  die  Liebe 
des  Maikäfers  für  Licht,  Wärme,  trockenen  und  warmen  Boden  kennt,  kann  an- 
gesichts der  wirtschaftlichen  Tatsachen  nicht  mehr  im  Zweifel  sein,  daß  bei  den 
sonst  gleichgebliebenen  optimalen  Lebensbedingungen  für  den  Maikäfer  einzig  und 
allein  die  Licht  Wirtschaft  und  die  dadurch  bedingte  Änderung  der  Boden- 
temperatur in  Kandel-Süd  die  Massenvermehrung  auslöste."  „Die  Wirtschaft 
nach  1882  mit  der  stets  zunehmenden  Schlußunterbrechung,  Bestandsdurch- 
löcherung und  Bodenbesonnung  war  der  Maikäferökonomie  auf  den  Leib  ge- 
schnitten.    Es  wirkt  also  in  der  Tat  —  entgegen  der  herrschenden  Lehrmeinung 


36  Coleoptera.  —   3.  Familienreihe:   Lamellicomia. 

—  nicht  der  Plenterbetrieb,  sondern  umgekehrt  der  Großkahlschlag 
vorbeugend." 

„Wie  konnte  sich,  meint  Puster,  eine  mit  den  Tatsachen  so  sehr  in 
Widerspruch  stehende  Anschauung  durch  Jahrzehnte  hindurch  behaupten?  Die 
Antwort  ist  nicht  schwer:  Wo  mit  Erfolg  geplentert  werden  kann,  ist  wohl  meist 
der  Boden  (bindig  und  feucht)  für  die  Maikäferentwicklung  ungünstig,  und  wo 
die  großen  Kahlschläge  in  Übung  sind  (Sand),  da  gedeihen  die  Engerlinge  voll- 
zählig. Das  Urteil  der  Beobachter  hat  also  die  Wirkung  des  Bodens  mit  der 
Wirkung  der  Wirtschaft  verwechselt:  Also  nicht  wegen  der  Kahlhiebe, 
sondern  trotz  der  Kahlhiebe  hält  der  Maikäfer  seinen  Bestand  auf  besonders 
geeigneten  Böden  (Sand),  wenn  er  nicht  bekämpft  wird.  Wesentlich  zu  der 
irrigen  Meinung  mag  auch  der  Umstand  beigetragen  haben,  daß  auf  großen 
Kahlhieben  die  Schäden  aufdringlich  in  die  Augen  fallen,  während  sie 
im  Schutze  der  Mutterbäume  auf  den  Kleinflächen,  in  Buchten  und  Nischen  leicht 
übersehen  und  unterschätzt  werden,  obwohl  sie  in  ihrer  Summe  den  Schäden  auf 
den  Kahlflächen  sicherlich  nicht  nachstehen"  (Puster   1916). 

Kulturmaßnahmen.  —  Bei  der  Anlage  von  Kulturen  hat  man  darauf  zu 
achten,  daß  die  Pflanzen  im  gefährlichsten  Engerlingsjahr  (also  bei 
4jähriger  Generation  im  dritten  Jahr)  schon  einigermaßen  widerstands- 
fähig sind.  Man  kultiviere  daher  gleich  im  ersten  Jahr  (Flugjahr) 
oder  eventuell  im  Vorflugjahr  (da  in  diesem  die  Fraßzeit  der  Engerlinge  nur  noch 
kurz  ist);  dann  wird  die  Pflanze  dem  fraßgierigen  3jährigen  Engerling  einen 
mindestens  4jährigen  Wurzelkörper  entgegensetzen  und  so  dem  Fraß  besser 
trotzen  können.  „Während  eine  im  Flugjahr  begründete  Kiefernkultur  das  dritte 
Engerlingsjahr  bei  mäßigem  Belag  bis  zu  10  Stück  pro  Quadratmeter  in  der 
Hauptsache  aushält,  fällt  die  einjährige  Kultur  bei  zahlenmäßig  gleichem  Belag 
der  3jährigen  Larve  restlos  zum  Opfer"  (Puster  1916).  Am  sichersten  gelingt 
die  Ballenpflanzung,  da  durch  sie  der  kräftigste  Wurzelkörper  erzielt  wird. 
Bei  wurzelfreier  Verpflanzung  empfiehlt  es  sich,  die  Wurzeln  zu  verwittern,  i) 

Auch  die  Vollsaat  stellt  kein  durchschlagendes  Prophylaktikum  dar. 
Man  hat  dieselbe  empfohlen,  ausgehend  „von  der, Anschauung,  daß  der  Enger- 
ling bei  einem  Überschuß  von  dargebotener  Nahrung  eine  Art  unterirdische 
Durchforstung  unter  Aufhebung  der  Wurzelkonkurrenz  vornehme.  Diese  An- 
schauung ist  aber  leider  falsch.  Die  aus  Vollsaat  entstandene  Kulturfläche  sieht 
im  3.  Larvenjahr  genau  so  aus,  wie  die  Pflanzung  auf  großer  Fläche:  Große 
Löcher,  in  denen  alle  Pflanzen  rot  sind,  wechselnd  mit  solchen,  die  kümmern 
und  gesund  erscheinen.  Der  dichte  Pflanzenstand  der  übrigbleibenden  Saat- 
gruppen verhindert  ein  rasches  Hochkommen,  begünstigt  Schütte  und  macht  diese 
Saatfläche  zum  ewigen  Kulturobjekt"  (Puster   ig  16). 

„Ein  vorzügliches  Hilfsmittel  gegen  Massenvermehrung  ist  die  frühzeitige 
waldbauliche  Maßnahme  des  Unterbaus,  besonders  der  Lichthölzer  Eiche  und 


^)  Während  man  bisher  in  der  Verwundung  des  Bodens  einen  besonders  gefährlichen  mai- 
käferfördemden  Faktor  erblickt  hat  und  infolgedessen  bei  den  Kulturmaßnahmen  auf  möglichst 
geringe  Bodenverwundung  bedacht  war,  scheint  nach  Pusters  Beobachtungen  dieses  Moment 
überschätzt  worden  zu  sein  und  stellt  die  unverwundete  Beschaffenheit  des  Bodens  durchaus  kein 
]iindemis  für  die  Eiablage  dar.  Es  kommt  nach  Puster  viel  weniger  darauf  an,  ob  bei  der 
Kultivierung  der  Boden  verwundet  wird,  als  vielmehr  darauf,  daß  das  Wurzelwerk  zurzeit  des 
Hauptfraßes  möglichst  kräftig  und  widerstandsfähig  ist. 


Melolontha.  —  Vorbeugung.  87 

Kiefer  mit  Schattenhölzern,  Buche,  Tanne,  Fichte,  Strobe.  Das  gewissenhafte  An- 
pflanzen aller  Lücken  im  Walde  (Sturm-,  Schnee-,  Pilz-,  PiniphtlusWxck&n)  ist  die 
beste  Maßnahme,  dem  geordneten  Maikäferhaushalt  entgegenzuwirken"  (Puster  1 Q 1 6). 

Maßnahmen  bei  der  Anlage  von  Saatkämpen.  — Jede  Kampanlage 
gewährt  der  Sonne  Einlaß  in  das  Waldinnere  und  auf  den  Waldboden  und 
schafft  damit  in  Maikäferrevieren  künstlich  einen  neuen  Maikäferherd.  Daher 
sollen  die  Saatkämpe  außerhalb  der  Gefahrzone  und  womöglich  weit  entfernt  von 
Laubhölzern,  besonders  Eiche,  angelegt  werden.  Es  ist  aber  durchaus  nicht 
immer  leicht,  die  Grenze  der  Gefahrzone  zu  bestimmen,  und  andererseits  fällt 
dieselbe  oft  mit  den  Reviergrenzen  zusammen,  so  daß  also  der  so  einfach 
klingende  Vorschlag  in  der  Praxis  durchaus  nicht  immer  leicht  durchzuführen  ist. 

Daß  bei  der  Herstellung  von  Saatkämpen  in  gefährdeten  Revieren  auf  die 
Säuberung  des  Bodens  von  Schädlingen  besonders  zu  achten  ist,  sowie 
parauf,  daß  in  der  etwa  zur  Verbesserung  des  Bodens  zugeführten  Erde  nicht 
größere  Mengen  Engerlinge  sich  befinden,  bedarf  kaum  der  Erwähnung.  Ist  der 
Boden  der  Saatkämpe  wirklich  gründlich  gereinigt,  so  können  Isoliergräben  gegen 
das  Einwandern  der  Engerlinge  aus  benachbarten,  nicht  gesäuberten  Orten  schützen. 

Technische  Maßnahmen. 
Um  das  Beeiern  des  Kampes  durch  zufliegende  Weibchen  zu 
verhindern,  werden  verschiedene  Methoden  empfohlen :  Bedecken  der  Beete  mit 
Reisig  oder  Blättern,  Untergraben  von  Blättern  (vor  allem  Nußblättern)  oder  Tabak- 
staub, Begießen  mit  verwitternden  Flüssigkeiten,  Bestreuen  mit  verwitternden  Pulvern, 
Schwefelblüte,  Ätzkalk  usw.  Von  allen  diesen  Mitteln  hat  sich  das  Kalken, 
das  zuerst  von  Vill  (1908)  empfohlen  wurde,  am  besten  bewährt.  Der  Kamp 
wird  mit  einei  dicken  Schicht  Ätzkalk  bestreut,  so  daß  er  wie  beschneit  aus- 
sieht (ca.  40  Ztr.  pro  Hektar).  Es  ist  dabei  besonders  auf  den  völligen  Schluß 
der  Decke  zu  achten.  Denn  bleiben  einige  auch  noch  so  kleine  Stellen  frei,  so 
können  hier  die  Weibchen  in  den  Boden  eindringen  und  ihre  Eier  ablegen.  Ist 
aber  die  Decke  völlig  geschlossen,  so  ist  der  Schutz  des  Kampes  ein 
absoluter.  Kein  Käfer  dringt  durch  die  Kalkschichte  hindurch,  —  allerdings 
nur  so  lange  der  Kalk  nicht  durch  Regen  gelöscht  ist.  Tritt  letzteres 
ein,  so  wird  die  Schutz  Wirkung  aufgehoben  und  es  muß  von  neuem  gekalkt 
werden.  Wiederholt  sich  der  Regen  öfter,  so  muß  auch  das  Kalken  öfter  wieder- 
holt werden,  was  die  Kosten  wesentlich  erhöht,  und  sodann  auch  den  Erfolg 
mehr  oder  weniger  abschwächt  oder  ganz  aufhebt.  Denn  wird  die  neue  Kalk- 
bestreuung  unmittelbar  nach  dem  Regen  vorgenommen,  so  wird  der  neue  Kalk- 
staub durch  den  nassen  Boden  sofort  wieder  gelöscht;  wird  aber  andererseits  zu 
lange  gewartet,  so  dringen  die  eierschwangeren  Weibchen  in  den  Boden  ein.  So 
ist  also  die  Brauchbarkeit  der  Ätzkalkimmunisierung  sehr  von  der 
Witterung  abhängig.^) 


^)  Puster  hat  im  Hinblick  auf  den  nur  bedingten  Wert  der  Ätzkalkmethode  neuerdings 
Versuche  mit  Naphthalin  gemacht.  Doch  sind  die  Ergebnisse  nicht  einwandfrei.  In  der  Schweiz 
wird  ein  von  der  Firma  Beck  in  Perles  (Bern)  hergestelltes  Pulver  mit  starkem  Teergeruch  zur 
Verwitterung  der  Weibchen  empfohlen. 


83  Coleoptera.   —   3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 

In  welcher  Weise  der  Kalkstaub  auf  die  anschwärmenden  Weibchen  wirkt, 
darüber  entwirft  Puster  ein  sehr  anschauliches  Bild:  ,,A.m  Abend  des 
12.  Mai  beobachtete  ich,  berichtet  Puster,  wie  Tausende  von  Weibchen  im 
Drange  der  Eiablage  etwa  50  cm  über  der  Kalkschicht  schwärmten,  ohne  ihrer 
sonstigen  Gepflogenheit  zu  folgen  und  allgemein  in  Schraubenlinien  rasch  einzu- 
fallen. Es  war  ein  großartiges  Schauspiel  zu  sehen,  wie  die  eierschwangeren 
Weibchen  aus  dem  großen  und  geschlossenen  Laubholzkomplex  auf  die  eine 
Lichtfläche  des  Saatkampes  zuströmten,  um  in  zarter  Fürsorge  für  ihre  Nach- 
kommen die  Eier  ins  sonnige  Keimbett  zu  legen;  zu  sehen,  wie  allmählich  die 
Zahl  derer,  die  sich  von  dem  gleichen  Gefühl  leiten  ließen,  mehr  und  mehr 
wuchs,  bis  schließlich  die  Schichte  der  schwärmenden  Weibchen  wie  ein  wogender 
Käferschwaden  über  der  Kampfläche  schwebte.  Mit  Eintritt  der  Dunkelheit  ver- 
flüchtigten sich  die  Käfer,  allmählich  wie  sie  gekommen  waren,  in  das  Dunkel 
der  Bestandssäumung.  Offenbar  warnte  sie  ihr  feiner  Geruch,  der  sie  an  den 
hartblätterigen  Obstbäumen  auf  dem  Felde  vorbei  in  den  grünen  Wald  fliegen 
ließ,  hier  vor  dem  Niedergehen  auf  den  Kampboden.  Wohl  mißachteten  einzelne 
Weibchen  im  elementaren  Eiablagedrang  diese  Warnung.  Dann  flogen  sie  ent- 
weder nach  der  ersten  flüchtigen  Berührung  mit  dem  Kalk  wieder  davon  oder 
sie  versuchten  durch  die  Kalkstaubschicht  in  den  Boden  einzudringen:  in  diesem 
Falle  waren  die  Käfer  verloren.  Durch  die  Grabarbeit  scheinen  die  Käfer  den 
feinen  Kalkstaub  in  ihre  Stigmen  aufzunehmen,  wo  derselbe  eine  Ätzwirkung  er- 
zeugt. Nach  kurzen  Flug-  und  Rettungsversuchen  lagen  die  Käfer  rücklings  auf 
dem  Boden." 

Sind  einmal  Engerlinge  in  einem  Kamp,  so  stellt  die  Erhaltung  des  Kampes 
den  Forstmann  vor  eine  schwer  zu  lösende  Aufgabe  (siehe  unten).  Vom  finan- 
ziellen Standpunkt  aus  ist  es  dann  das  richtigste,  den  Kamp  aufzulassen  und  die 
benötigten   Pflanzen  von  einer  Pflanzenhandlung  zu  beziehen. 

Schutz  der  natürlichen  Feinde. 
In  Maikäferlagen  wird  man  dem  Schutz  der  natürlichen  Feinde  besondere 
Aufmerksamkeit  zur  Vorbeugung  von  Massenvermehrungen  zuwenden.  Es  handelt 
sich  dabei  hauptsächlich  um  die  oben  (S.  79)  genannten  Vögel  und  Säuge- 
tiere, vor  allem  Stare,  Saatkrähen,  Maulwürfe  und  Fledermäuse,  also  um  weit- 
gehendsten Vogelschutz,  um  Vermehrung  der  Fledermäuse  durch  reichliche  Dar- 
bietung von  Überwinterungs-  und  Wohnstellen,  und  um  Schonung  der  Maulwürfe. 

Bekämpfung  von  Massenvermehrungen. 

A.    Biologische  Bekämpfung. 

Die  Möglichkeiten  einer  biologischen  Bekämpfung  ergeben  sich  aus  dem 
oben  (S.  76)  über  die  natürlichen  Feinde  Gesagten.  Sie  sind  danach  nur 
gering. 

Ausgedehnte  Massenvermehrungen  mit  Hilfe  des  zur  Vorbeugung 
empfohlenen  Schutzes  der  Vögel  und  Säugetiere  bekämpfen  zu 
wollen,  ist  ein  fruchtloses  Beginnen.  Dazu  ist  die  Vermehrungsgröße  der 
Vögel  und  Säugetiere  und  der  Insekten  zu  sehr  verschieden.  (Vgl.  hierzu  auch 
Haenel   1918,  und  Loos   1917.)     Es  gibt  kaum  einen  unheilvolleren  Irrtum  in 


Melolontha.  —  Bekämpfung  von  Massenvermehrungen.  go 

der  angewandten  Zoologie  als  die  Anschauung  des  extremsten  Vogelschutzes, 
durch  eine  genügende  Vermehrung  der  Vögel  bestehende  Insektenkalami- 
täten erfolgreich  bekämpfen  zu  können. 

Ein  schlagender  Beweis  hierfür  ist  die  Maikäfervermehrung  im  Bienwald: 
Infolge  der  gemischten  Bestände,  des  reichlichen  Unterholzes  und  des  milden 
Klimas  ist  in  diesem  Wald  das  Vogelleben  ungemein  reich  entwickelt,  sowohl  der 
Individuen  —  als  der  Artzahl  nach.  Hat  doch  Haenel  nicht  weniger  als  68  Arten 
dort  feststellen  können.  Trotz  dieses  seltenen  Vogelreichtums  hat  sich  der  Mai- 
käfer seit  Jahrzehnten  in  immer  wachsendem  Maße  vermehren  können.  Die 
insektenfressenden  Vögel  vermögen  wohl  die  Regulation  mehr  oder  weniger 
wirksam  zu  unterstützen,  niemals  aber  allein  oder  auch  nur  zum  größeren  Teile 
durchzuführen.  Beim  Maikäfer  kommt  als  ein  für  die  Wirkung  des  Vogelschutzes 
noch  besonders  ungünstiges  Moment  die  4jährige  Generation  hinzu,  die  eine 
sehr  ungleiche  Verteilung  der  Nahrung  (im  Flugjahr  und  den  dazwischen  liegenden 
Jahren)  zur  Folge  hat. 

Auch  die  Heranziehung  von  Schweinen  zum  Vertilgen  von  Enger- 
lingen ist  nicht  imstande,  der  weiteren  Verbreitung  des  Schädlings  Einhalt  zu 
tun,  da  die  Schweine  bei  der  reichbesetzten  Tafel  der  Natur  sich  bald  über- 
fressen und  engerlingsmüde  werden  (Puster  ig  16).  Außerdem  ist  nicht  außer 
acht  zu  lassen,  daß  durch  dieses  Verfahren  einer  Infektion  der  Schweine  mit 
dem  Riesenkratzer  [Echinorrhynchus  gigas\  dem  bekannten  Darmparasiten,  Vorschub 
geleistet  wird. 

Die  sonst  so  wirksamen  Faktoren,  die  Parasiten  und  Raubinsekten, 
fehlen  beim  Maikäfer  fast  ganz,  so  daß  auch  diese  wichtige  Seite  der  biologischen 
Bekämpfung  wenig  Erfolg  verspricht.  ^) 

So  bleibt  also  nur  noch  der  Maikäferpilz  Botrytis  tenella.  Doch  auch 
dieser  hat  versagt.  Die  großen  Hofinungen,  die  bei  der  Entdeckung  der  Enger- 
lingsmykose auf  diese  gesetzt  wurden,  haben  sich  nicht  erfüllt.  Die  Mykose  läßt 
sich  zwar  im  Laboratorium  lecht  gut  auf  gesunde  Engerlinge  übertragen,  doch 
ist  es  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen,  ihre  Verbreitung  im  Freien  künstlich  zu  er- 
zeugen oder  zu  beschleunigen.  (Vgl.  die  Ausführungen  Lakons  im  I.  Bd.  dieses 
Werkes  S.  288  und  Dufour   1894.) 

B.    Technische  Bekämpfung. 
Diese  kann  sich  richten  gegen    die    Engerlinge   oder  gegen    die    Käfer. 

I.    Vertilgung  der  Engerlinge. 

Keine  der  bis  jetzt  zur  Vertilgung  der  Engerlinge  vor- 
geschlagenen Methoden  befriedigt,  wenigstens  nicht  in  großen  Verhält- 
nissen bei  ausgedehnten  Kalamitäten.  Sie  alle  eignen  sich  mehr  für  den  land- 
wirtschaftlichen, resp.  gärtnerischen  Betrieb;  im  Forst  nur  für  kleinere  Kultur- 
flächen, Saatkämpe  usw. 

Der  nächstliegende  Weg  zur  Vertilgung  ist  das  direkte  Fangen  der 
Engerlinge.     Dasselbe  wird  aber   nur  im  Kamp   einigermaßen   wirksam  sein,  und 


')  Die  nordamerikanischen  Verwandten  unseres  Maikäfers  {Lachnosterna)  haben,  wie 
schon  erwähnt,  einen  sehr  wirksamen  Parasiten  in  dem  Hautflügler  Tipida  inornata  Say  (Sco- 
liide),  der  schon  manche  Maikäferkalamität  in  Nordamerika  beendet  hat.  Es  ist  nicht  aus- 
geschlossen, daß  die   Tiphia  sich  auch  bei  uns  einführen  läßt. 


QQ  Coleoptera.  —  3.  P'amilienreihe :  Lamellicornia. 

zwar  am  besten  dann,  wenn  es  im  ersten  und  zweiten  Jahr  ausgeführt  wird,  da 
die  Engerlinge  noch  in  größeren  Gesellschaften  (entsprechend  der  haufenweisen 
Eiablage)  beisammen  sind.  Die  Stellen  mit  welkenden  oder  rotwerdenden  Pflanzen 
sind  gründlichst  umzugraben  oder  sorgfältigst  (band-  oder  löffelweise)  durch- 
zusuchen.  Eine  restlose  Vertilgung  wird  sich  aber  wohl  nie  erreichen  lassen; 
und  da  im  Kamp  (besonders  im  unkrautfreien)  schon  wenige  Engerlinge  großen 
Schaden  machen  können  (s,  S.  82),  so  wird  diesem  Mittel  selten  voller  Erfolg 
beschieden  sein. 

Noch  weniger  durchschlagend  wird  das  Engerlingsammeln  auf  größeren 
Flächen  sein,  und  es  werden  hier  die  Ausgaben  schwerlich  in  Einklang  mit  dem 
Erfolg  zu  bringen  sein.  Man  kann  auf  größeren  Flächen  entweder  so  verfahren, 
daß  man  die  Wurzeln  der  einzelnen  befallenen  Pflanzen  mit  einem  kleinen  Spaten 
oder  Löffel  freilegt  und  die  daran  sitzenden  Engerlinge  entfernt,^)  oder  aber  so, 
daß  man  die  Bodendecke  zwischen  den  Bäumen  abzieht  und  die  darunter 
liegenden  Engerlinge  sammelt.  Letztere  Methode  wird  am  besten  im  August- 
September,  wenn  die  Engerlinge  an  die  Oberfläche  kommen,  ausgeführt.  2) 

Man  hat  auch  versucht  durch  Fangpflanzen  (vor  allem  Salat),  die  in 
Pflanzgärten  zwischen  die  Pflanzenreihen  gesetzt  werden,  oder  durch  Anlegen 
von  Fanggräben,  Fanglöchern,  durch  Auslegen  von  Fangknüppeln,  Fang- 
rinden usw.  die  Engerlinge  anzulocken  und  so  in  größeren  Mengen  mit  weniger 
Zeitaufwand  wegzufangen,  doch  blieben  die  Erfolge  bei  allen  diesen  Methoden 
(da  der  Biologie  des  Engerlings  vielfach  nicht  entsprechend)  zumeist  recht  be- 
scheiden. (Vgl.  auch  Vill  1908).  Der  Vorschlag  (Witte),  durch  ein  mit  zahl- 
reichen Messern  versehenes  Instrument,  die  Engerlinge  im  Boden  totstechen  zu 
wollen,  sei  nur  der  Kuriosität  halber  erwähnt. 

Mehr  Beachtung  verdienen  die  Verfahren,  die  auf  eine  chemische  Ver- 
tilgung der  Engerlinge  abzielen.  Es  handelt  sich  hierbei  hauptsächlich  um  die 
Anwendung  von  Schwefelkohlenstoff,  der  entweder  in  Löcher  (mit  einem  Pflanz- 
eisen in  den  Boden  gestoßen)  eingegossen,  oder  in  Gelatinekapseln  (s.  Bd.  I, 
S.  360)  dem  Boden  einverleibt  (weniger  empfehlenswert)  oder  aber  endlich  am 
vorteilhaftesten  durch  einen  Injektor  3)  in  den  Boden  gespritzt  wird.  Da  die 
Schwefelkohlenstoffdämpfe  infolge  ihrer  Schwere  nach  unten  sinken,  so  dürfen  die 
Löcher  nicht  zu  tief  gemacht  werden.  Decoppet  (1912)  empfiehlt  als  wirk- 
samste Dosierung  40 — 50  g  Schwefelkohlenstoft  auf  den  Quadratmeter,  verteilt 
auf  6  Einstichlöcher  (s.  Bd.  I,  S.  360).*) 

Die  chemische  Methode  kann  vielleicht  noch  zu  besseren,  in  der  Praxis 
brauchbareren  Wegen  führen,  jedenfalls  sollten  in  dieser  Richtung  noch  weitere 
Versuche  angestellt  werden,  vielleicht  auch  mit  Blausäuredämpfen,  die  in  manchen 
Beziehungen  dem  Schwefelkohlenstoff  überlegen  sind. 


^)  3000  Stück  Bäume  und  Sträucher,  etwa  8  Jahre  alt,  abzusuchen  kostete  (1891  in  Chorin) 
30  M,  wobei  34  i  je  700  Engerlinge  =  23  800  Engerlinge  gesammelt  wurden.    (Eckstein  T.  d.  F. 

-  S.  84.) 

^)  In  4  Oberförstereien  der  Forstinspektion  Marienwerder  -  Osche  wurden  1887  rund 
18000  1  Engerlinge  gesammelt  (Arbeitslohn  für   i  1  im  Jahre  1892  0,34  M).     (Eckstein  T.  d.  F. 

-  S.  85.) 

8)  Bezugsquellen  für  den  Injektor:  Karl  Platz,  Maschinenfabrik  in  Ludwigshafen;  Ignatz 
Heller,  Wien  IT,  Praterstraße  49. 

*)  Oberforstmeister  P  u  s  t  e  r  (Kandel)  erzielte  mit  Schwefelkohlenstoff  praktisch  unbrauchbare 
Resultate.  Es  wurde  nur  dann  ein  Erfolg  erzielt,  wenn  die  Einstichlöcher  so  dicht  nebeneinander 
waren,  daß  der  ganze  Boden  in  einen  Emulsionsbrei  verwandelt  war. 


Melolontha.  —  Bekämpfung  von  Massenvermehrungen.  gi 

2.  Vertilgung  der  Käfer. 
Für  die  Vertilgung  der  Käfer  im  Walde  gibt  es  nur  ein  Mittel:  das  Ab- 
fangen. Schon  Ratzeburg  hat  dasselbe  als  das  wirksamste  Bekämpfungsmittel 
empfohlen  und  heute  noch  stehen  wir  auf  dem  gleichen  Standpunkt:  Das  Ab- 
sammeln der  Maikäfer  ist  das  einzig  wirklich  lohnende  Bekämpfungs- 
mittel gegen  Maikäferkalamitäten.  ^)  Konsequent  und  richtig  durchgeführt 
bringt  es  den  sicheren  Erfolg.  Wenn  der  Erfolg  von  mancher  Seite  bestritten 
wird,  so  liegt  dies  an  der  mangelnden  Art  der  Ausführung.  Halbheiten  führen 
hier  mehr  wie  anderswo  zu  Mißerfolgen.  Das  Sammeln  im  Walde  ist  natürlich 
nicht  so  einfach  wie  in  Obstgärten.  Daß  es  sich  aber  durchführen  läßt,  hat 
Oberforstmeister  Puster  gezeigt.  Ist  es  doch  diesem  gelungen,  einen  vom  Maikäfer 
überschwemmten  und  bereits  schwer  geschädigten  Wald  durch  planmäßiges  und 
konsequentes  Sammeln  aus  seiner  schier  hoffnungslosen  Lage  zu  erretten. 
Pusters  Maikäferstrategie  ist  mustergültig,  und  ich  kann  nichts  besseres  tun  als 
den  von  ihm  jahrzehntelang  durchgeführten  Kampf  im  Bienwald  (Pfalz)  hier 
eingehend  zu  schildern,  zumal  derselbe  geradezu  als  Vorbild  einer  technischen 
Bekämpfung  gehen  kann.  Jeder  kann  dann  daraus  ohne  weiteres  die  für  seine 
Verhältnisse  brauchbaren  Lehren  entnehmen. 

Vorbereitung  des  Kampffeldes. 

Dem  eigentlichen  Kampf  ließ  Puster  eine  sorgfältige  Vorbereitung  des 
Kampfplatzes  vorhergehen.  Denn  der  Wald  bot  in  seiner  ursprünglichen  Form 
dem  Maikäfer  so  reichliche  und  günstige  Deckungsmöglichkeiten  dar,  daß  ein 
ohne  weiteres  unternommener  Angriff  nur  geringe  Teilerfolge  versprechen  konnte. 
Es  handelte  sich  daher  in  erster  Linie  darum,  die  Deckungsgelegenheiten  mög- 
lichst zu  verringern  und  die  Angriffsflächen  möglichst  wirksam  zu  gestalten.  Dies 
geschah  durch  eine  im  Winter  vor  dem  Flugjahr  vorgenommene  hiebsmäßige  Vor- 
bereitung des  Fangplatzes,  die  ein  doppeltes  Ziel  verfolgte:  Darbietung  ge- 
eigneter Fangbäume  und  Entzug  zum  Fangen  ungeeigneter  Bäume. 

Da  die  Käfer  bekanntlich  als  Fraß-  und  Begattungsbäume  besonders  frei- 
stehende, das  Schwärmen  begünstigende  und  den  Schwärmbahnen  benachbarte 
Bäume  bevorzugen,  ließ  Oberforstmeister  P  u  s  t  e  r  auf  den  zu  Kahlhieben  bestimmten 
Hiebsfiächen  niedrige,  2)  tief  beastete  und  schwache  Lieblingsbäume  einzeln  und 
in  weitstehenden  Gruppen  über  die  Flugzeit  hinaus  stehen  und  schuf  damit  dem 
Käfer  äußerst  zusagende  Balz-  und  Tummelplätze.  Hier  findet  der  Käfer  alles, 
was  sein  Herz  begehrt:  Schwärmfreiheit,  Nahrungsfülle,  sonnige  Begattungsgelegen- 
heit und  ideale  Brutstätten  zur  Eiablage.  Und  so  wirken  jene  Plätze  resp.  die 
auf  ihnen  stehenden  Einzelbäume  oder  Baumgruppen  gewissermaßen  als  Ex- 
haustoren,  indem  sie  eine  ansaugende  Wirkung  auf  die  aufsteigenden  Käfer  in 


')  Ein  Vergiften  der  Käfer  durch  Bespritzen  der  Fraßbäume  mit  Giftflüssigkeiten  — 
V.  Tubeuf  (1907)  machte  Versuche  mit  Schweinfurter  Grün  —  läßt  sich  im  großen,  besonders 
im  Walde  aus  verschiedenen  Gründen  (hohen  Kosten,  Gefährlichkeit  für  Wild)  nicht  durchführen. 

2)  Niedrige  Bäume  lassen  sich  naturgemäß  viel  bequemer  und  vollkommener  absammeln 
als  hohe.  Wo  nur  hohe  Bäume  zur  Verfügung  standen,  ließ  Puster  dieselben  kappen  und 
schuf  sich  auf  diese  Weise  die  geeigneten  Baumformen  (Abb.  5 1 1. 


Q2  Coleoptera.   —   3.   Familienreihe:   Lamellicomia. 

weitem  Umkreis  ausüben  —  Puster  nennt  jene  deshalb  auch  „Saugbänme" 
oder  „Sauggruppen"  — ,  gleichwie  etwa  die  gefällten  Fangbäume  die  Borken- 
käfer anziehen.^)  Die  Maikäfer  fliegen  denn  auch  in  großen  Massen  hier  an; 
manchmal  stellten  sie  sich  in  so  überwältigenden  Mengen  ein,  daß  die  später 
ankommenden  Käfer  auf  den  dargebotenen  Fangbäumen  kaum  mehr  Platz  finden 
konnten  und  die  Äste  wie  bei  schwer  beladenen  Obstbäumen  herabhingen.  Durch 
diese  aufs  höchste  gesteigerte  Konzentration  der  Schädlinge  auf  engem  Raum 
wird  der  Kampf  lokalisiert  und  ganz  wesentlich  erleichtert  und  vereinfacht,  ja  in 
seiner  erfolgreichen  Durchführung  überhaupt  erst  ermöglicht.  Denn  nur  so  ge- 
lingt es,  wenn  nicht  aller,  so  doch  wenigstens  der  weitaus  größten  Mehrzahl  der 
auf  der  Hiebsfiäche  und  den  angrenzenden  Gebieten  auskommenden  Maikäfer  hab- 
haft zu  werden.  Die  Taktik  der  Zwangsfraßplätze  gehört  zweifellos  zu  den 
wesentlichsten  und  glücklichsten  Zügen  der  Pusterschen  Strategie. 

Auch  im  mehr  geschlossenen  Bestandsinneren  wurden  Vorkehrungen 
getroffen.  Hier  hinein  wird  der  Maikäfer  nur  durch  den  Trieb  nach  bevor- 
zugter Nahrung,  vor  allem  den  Geruch  der  Eichen  gezogen.  Es  ist  deshalb 
notwendig,  daß  hohe  Alteichen,  und  überhaupt  Vorzugsbäume  im  Bestandsinneren 
wie  am  Bestandsrande,  die  zum  Fang  ungeeignet  sind,  gefällt  werden,  selbst 
wenn  sie  ihre  waldbauliche  und  forsteinrichtungsmäßige  Bestimmung  verfehlen 
sollten. 

Junghölzer  wurden  dadurch  zum  Sammeln  geeigneter  gemacht,  daß  sie 
stark  durchreisert  wurden,  unter  eventuellem  Durchhieb  von  Fanggassen. 

,,Die  größten  Schwierigkeiten  bieten  geschlossene  hohe  und  ausgedehnte 
Laubholzbestände.  Sie  lassen  sich  nicht  vorbereiten  im  obigen  Sinne,  sie 
sind  daher  auch  die  direkte  Ursache,  wenn  der  erwartete  Fangerfolg  zuweilen 
ausbleibt.  Unter  solchen  Bestandsverhältnissen  muß  sich  der  Fang  mit  Teil- 
erfolgen begnügen.  Die  große  Masse  wird  hier  an  den  Bestandsrändern,  den 
natürlichen  Flugbahnen  und  Schwärmrinnen  gefangen.  Doch  bei  wiederholtem 
Käferfang  und  bei  zunehmendem  Bestandsschluß  (eventuell  unter  Zurückstellung 
von  Durchforstungen)  wandert  der  verbliebene  Käferrest  aus  und  kann  nun  unter 
wesentlich  günstigeren  Verhältnissen  gefangen  werden"  (Puster   191 1). 

Die  Mobilmachung, 
Nachdem  die  Vorbereitung  des  Maikäfergebietes  in  obigem  Sinne  durch- 
geführt war,  ging's  an  die  Organisation  des  Kampfes  selbst.  Sollte  die  Be- 
kämpfung, die,  wie  erwähnt,  in  der  Hauptsache  im  Sammeln  der  Käfer  besteht^ 
einigermaßen  Erfolg  haben,  so  mußte  vor  allem  angestrebt  werden,  daß  das 
gesamte  Maikäfergebiet  jeden  Tag  wenigstens  einmal  gründlich  ab- 
gesammelt werden  konnte.  Um  dies  zu  erreichen,  wurde  das  ganze  Mai- 
käferverbreitungsgebiet in  Fangbezirke  von  ca.  300 — 400  ha  eingeteilt,  welche 
sich  zweckmäßig  mit  Schutzbezirken  decken.  Die  Fläche  der  Fangbezirke  wird 
nun  an  „Fangsektionen"  aufgeteilt   mit   der   Maßgabe,    daß  jede   Sektion   im- 


^)  Die  Idee  der  Saug-  oder  Fangbäume  zur  Erleichterung  des  Maikäfersammeins  ist  schon 
älter;  hat  sie  doch  bereits  Ratzeburg  empfohlen. 


Melolontha.   —   Bekämpfung  von  Massenvermehrungen. 


93 


Stande  ist,  mindestens  einmal  täglich   ohne  Rücksicht  auf  den  größeren  oder  ge- 
ringeren Anfall  die  ganze  ihr  zugeteilte  Fläche  abzufangen. 

Die  „normale  Fangsektion''  setzt  sich  aus  7  Personen  zusammen, 
nämlich:  dem  Sektionsführer,  dem  Schüttler,  der  mit  einer  langen  und  einer 
kurzen  Haken  Stange  und  mit  Steigeisen  versehen  ist,  ferner  dem  Träger^  mit 
Käfereimer  und  Käfersack  ausgerüstet,  und  endlich  4  Mädchen  zum  Halten  der 
Fangtücher.  Neben  dieser  Normalsektion  wurden  noch  je  nach  Bedarf  einerseits 
größere,  1V2  ^^^  Doppelsektionen,  aus  9  resp.  11  Köpfen  bestehend  und  mit 
je  2  großen  Fangtüchern  arbeitend,  und  andererseits  auch  kleinere,  sogenannte 
Halbsektionen,  aus  nur  3  Köpfen  bestehend  und  mit  nur  einem  kleinen  Fang- 
tuch ausgerüstet,  gebildet.  Die  Normalsektion  findet  ihre  hauptsächliche  Ver- 
wendung in  den  Stangenhölzern,  während  in  Baum-  und  Althölzern  ausschließ- 
lich mit  den  größeren  Sektionen,  und  in  Buchen-Unter-  und  Vorbauflächen,  so- 
wie überhaupt  in  Laubholzverjüngungen  bis  5  m  Höhe  mit  der  Halbsektion  ge- 
arbeitet wird.  Das  große  Fangtuch  nahm  zuerst  16  qm  Fläche  ein,  wurde  aber 
später  auf  25  qm  hinaufgesetzt,  was  durch  Verwendung  eines  leichteren  Stoffes 
—  roh  Kalikot  —  ermöglicht  wurde.  Bei  den  großen  Fangsektionen,  die  mit 
2  Tüchern  arbeiten,  beträgt  demnach  die  Auffangfläche  Y2  ^)  ^^^  für  die  Gründ- 
lichkeit des  Fanges  geradezu  von  ausschlaggebender  Bedeutung  ist;  denn  bei  ge- 
schickter Handhabung  dieser  großen  Auffangfläche  fallen  verhältnismäßig  nur 
wenig  Käfer,  selbst  aus  größeren  Höhen,  neben  die  Tücher.  Das  kleine  Fang- 
tuch beträgt  nur  4.5  qm,  entsprechend  dem  ungleich  geringeren  Fallbereich  der 
von  den  niederen  Pflanzen  abgeschüttelten  Käfer.  Die  Fangtücher  müssen  ge- 
säumt und  an  den  Ecken  unterlegt  sein,  da  sie  sonst  in  kurzer  Zeit  einreißen. 
Wie  viel  Fangsektionen  nötig  sind,  hängt  von  der  Größe  der  zu  befangenden 
Fläche  ab: 

im  Jahre    1903    wurden    mit    15    Sektionen    lediglich    die    Kulturfiächen 
und  anstoßenden  Bestandsränder  —  im  ganzen  300  ha  —  befangen, 
im   Jahre   1907    mit  30    Sektionen^)    die   gesamte    Wirtschaftsfiäche    der 
3   Hauptherde  des  Maikäferbefalls  —   800  ha  (und  400  ha  im  aus- 
setzenden Betrieb), 
im  Jahre    19 15   mit  42  Sektionen   1750  ha  im  Tagesbetrieb, 
Daß  die    Zahl   der  Fangsektionen    nicht    im   gleichen    Verhältnis    zum    An- 
wachsen der   zu  befangenden  Fläche  vermehrt  zu  werden  brauchte,    beruhte    auf 
der  immer  besserer.  Schulung  und  Erfahrung  des  Fangpersonals  und  der  stetigen 
Verfeinerung    der    Fangtechnik    (sowohl    bezüglich    der    Vorbereitung,    wie    z.  B. 
Kappen  der  Fangbäume,  als  auch  in  bezug    auf  die  Ausrüstung,  z.  B.  Vergröße- 
rung der  Fangtücher  usw.) 

Der  Erfolg  des  Sammeins  wird  wesentlich  dadurch  bestimmt,  wie  die  Fang- 
Scktionen  ihre  Arbeit  ausführen.  Viel  hängt  daher  von  der  Kontrolle  des  Schutz- 
bediensteten ab;  „alles  jedoch  von  der  Umsicht,  Gewissenhaftigkeit  und  Ver- 
lässigkeit  des  Sektionsführers".  „In  der  richtigen  Auswahl  des  Sektions- 
führers liegt  daher  das  Hauptgeheimnis  des  Erfolges.''  „Sind  die 
Führer  gefunden,  so  werden  sie  an  Ort  und  Stelle  in  ihre  Fangbezirke  eingewiesen 
und  mit  den  nötigen    Instruktionen   versehen.     Die    Wahl   der    übrigen    Sektions- 


^)  Außerdem  wurden    an  Tagen    der    Flugkulniination  (also    im    aussetzenden    Betrieb 
2  —  5   Tagen)   15  weitere  Sektionen  beschäftigt  (demnach  zeitweise  im  ganzen  45   Sektionen). 


q^  Coleoptera.  —  3.  Familien  reihe:  Lamellicornia. 

mitglieder  wird  zweckmäßig  dem  Sektionsführer  selbst  überlassen,  um  sein  Ver- 
antwortlichkeitsgefühl zu  reizen.  Nachdem  die  Sektionen  gebildet  sind,  hat  der 
Sektionsführer  die  Mitgliederliste  seiner  Sektion  dem  Schutzbediensteten  vorzu- 
legen. Letzterer  hat  die  Sektionslisten  für  seinen  Schutzbezirk  zu  sammeln,  jede 
einzelne  auf  ihre  Lebens-  und  Leistungsfähigkeit  zu  prüfen  und  sämtliche  Listen 
dem  Forstamt  als  Zentrale  persönlich  zu  überreichen,  um  dann  seine  Weisungen 
zu  empfangen.     Damit  ist  die  Mobilmachung  beendet." 

Der  Kampf. 

Sobald  die  ersten  Maikäfer  erscheinen,  setzt  die  Arbeit  der  Fangsektionen 
ein.  Dabei  muß  den  oben  (S.  65)  erwähnten,  meistens  auftretenden  Schwankungen 
in  der  Schwärmintensität  Rechnung  getragen  werden,  wenn  einerseits  unnötige 
Arbeit  erspart  und  andererseits  allen  Anforderungen  vollauf  genügt  werden  soll. 
Es  ist  daher  unbedingt  notwendig,  daß  die  Sektionsführer  sich  über  den  Schwärm- 
verlauf, d.  h,  über  den  Beginn,  die  Stärke,  die  Hauptstellen  des  Schwärmens  je- 
weils genau  unterrichten,  bevor  sie  mit  ihren  Sektionen  in  den  Kampf  ziehen. 
Dies  geschieht  am  besten  dadurch,  daß  sie  allabendlich  während  der  Zeit  des 
Schwärmens  unter  Kontrolle  der  Schutz-  und  Verwaltungsbeamten  ihre  Fang- 
bezirke begehen  und  die  Käfer  „verhören".  Da  die  Maikäfer  die  „Uhr 
sehr  genau  im  Kopfe  zu  haben"  scheinen,  so  daß  man  den  Schwärmbeginn 
beinahe  auf  die  Minute  vorhersagen  kann,  so  wissen  die  Sektionsführer  genau  die 
Zeit,  zu  der  sie  sich  einzufinden  haben.  Anfangs  zu  Beginn  des  Fluges  gehört 
eine  gewisse  Aufmerksamkeit  dazu,  später  aber,  wenn  das  Schwärmen  den  Höhe- 
punkt erreicht  und  Millionen  von  Käfern  die  Baumkronen  umsummen,  ertönt 
ein  derartig  lauter  Baß,  daß  die  Schwärmzentren  schon  von  weitem  zu  erkennen 
sind,  und  an  Ort  und  Stelle  das  Gesumme  alles  übertönt. 

Die  allabendlichen  Beobachtungen  der  Sektionsführer  sind  bestimmend  für 
den  Gang  der  am  nächsten  Tage  vorzunehmenden  Sammelmaßnahmen,  d.  h.  ob 
viel  oder  wenig  Sektionen  anzutreten  haben,  und  vor  allem  wo  die  Arbeit  zu 
beginnen  hat.  Denn  das  Sammeln  hat  zweckmäßig  dort  einzusetzen,  wo  am 
Abend  vorher  der  lauteste  Baß  ertönte,  also  im  Flugzentrum.  Dort  auf  den  am 
meisten  umschwärmten  Bäumen  haben  sich  auch  die  Mehrzahl  der  Käfer  nieder- 
gelassen, um  ihren  ersten  Hunger  zu  stillen.  Mehrfach  übereinander,  ja  oft  in 
traubenförmigen  Klumpen,  findet  man  sie  am  nächsten  Morgen  an  diesen  Bäumen, 
welch  letztere  während  der  Nacht  von  den  tausenden  und  abertausenden 
hungerigen  Tieren  gewöhnlich  vollkommen  kahlgefressen  wurden.  Diese  Un- 
massen auf  engem  Räume  zusammengeballter  Käfer  in  Sicherheit  zu  bringen, 
muß  natürlich  das  erste  Ziel  der  Sektionen  sein. 

Die  beste  Zeit  zum  Sammeln  ist  der  frühe  Morgen,  wenn  die 
Käfer  von  der  Nachtkühle  noch  erstarrt  sind.  An  hellen  sonnigen  Tagen  wird 
zweckmäßig  der  Frühfang  schon  um  4  Uhr  morgens  begonnen,  weil  an  solchen 
Tagen  die  Käfer  schon  zwischen  8  und  g  Uhr  in  leichtes  Schwärmen  geraten. 
„An  kühlen,  trüben,  regnerischen  Tagen  dagegen  genügt  es,  um  6  Uhr  zu  be- 
ginnen, da  die  Käfer  dann  den  ganzen  Tag  über  fest  sitzen.     Nachmittags  kann. 


Melolontha. 


Bekämpfung  von   Massenvermehrungen. 


95 


der    Fang    stets    gegen    3   Uhr   beginnen   und  bis    zum    Eintritt    der    allgemeinen 
Schwärmperiode  gegen  8  Uhr  abends  fortgesetzt  werden." 

Das  Sammeln  selbst  geschieht  auf  folgende  Weise:  Die  Mädchen  —  4 
oder  6  oder  2,  je  nachdem  es  sich  um  eine  Normal-  oder  Doppel-  oder  Halb- 
sektion handelt  —  breiten  das  Fangtuch  (resp.  die  2  Fangtücher)  unter  der 
Krone,  dicht  am  Stamm  des  abzusammelnden  Baumes  aus  und  halten  es  mög- 
lichst  stramm    gespannt.     Hierauf   tritt    der    Schüttler  in    Tätigkeit,    er    greift    mit 


Abb.  50.     Abfangen  der  Maikäfer  von  einem  „gekappten"  Fangbaum. 

seinem  Haken  zuerst  in  die  unteren,  dann  in  die  weiter  oben  gelegenen  Äste 
und  schüttelt  einen  Ast  nach  dem  anderen  mit  je  einem  kräftigen  kurzen  Ruck 
ab.  Sind  noch  höhere  Äste  vorhanden,  die  vom  Boden  aus  nicht  zu  erreichen 
sind,  so  steigt  er  mit  umgeschnallten  Steigeisen  in  die  Krone,  um  auch  diese 
Äste  ebenso  zu  behandeln.  Wie  ein  dichter  Hagel  fallen  unter  diesen  Er- 
schütterungen die  erstarrten    Käfer   in  das  ausgespannte  Fangtuch  ;i)  immer  neue 


^)  Bei    vollbesetzten   Bäumen    fallen    oft    auf    einen  Ruck    5000  Opfer    in    das  Fangtuch 
(Puster   1910,  S.  642). 


96 


Coleoptera,  —  3.  Familienreihe:   Lamellicornia. 


Mengen  prasseln  bei  jedem  Ruck  nieder,  bis  schließlich  das  Tuch  in  dicker 
Schicht  von  ihnen  bedeckt  ist.  Die  braunen  Massen  werden  nun  in  die  Mitte 
des  Tuches  zusammengeschüttelt  und  von  den  Mädchen  und  dem  Träger  in  den 
mitgeführten  Eimer  geleert  i)  (Abb.  51).  Letzterer  wird  schnell  mit  einem  eisernen 
Deckel  zugedeckt,  um  das  Entweichen  der  allmählich  aus  der  Erstarrung  er- 
wachenden Käfer  zu  verhindern.  Zu  späterer  Tageszeit,  wenn  die  Sonne  höher 
steht  und  die  Käfer  sich  nicht  mehr  wie  tote  Holzstückchen  herumwerfen  lassen, 
sondern  durch  schleuniges  Auffliegen  sich  der  schlechten  Behandlung  zu  entziehen 
suchen,  muß  das  Tuch  nach  jedem  Schütteln  geleert  werden,  da  sonst  die 
Hälfte  der    ins    Tuch   gefallenen    Käfer   wieder    fortfliegen    würde.     Ist    der    eine 


Abb.  51.     Zusammenschütteln  und  Einfüllen  der  Käfer. 


Baum  in  dieser  Weise  gründlich  abgesucht,  so  geht  es  zum  nächsten,  der  ebenso 
käferrein  gemacht  wird,  dann  zum  dritten  usw.,  bis  schließlich  der  ganze  Fang- 
bezirk der  Sektion  abgesammelt  ist. 

So  einfach  diese  Arbeit  erscheint,  so  muß  sie  doch  mit  großer  Umsicht 
ausgeführt  werden,  wenn  sie  sauber  und  damit  erfolgreich  sein  will;  es  stellt  da- 
her, wie  oben   schon   betont,    die   Zuverlässigkeit    und   die  Erfahrung  des 


*)  Die  von  verschiedenen  Seiten  empfohlenen  „enghalsigen  Wasserkrüge"  oder  die  „Säckchen, 
in  deren  oberes  Ende  der  Oberteil  einer  zerbrochenen  Bierflasche  fest  eingebunden  ist"',  sind  für 
einen  Massenfang  nicht  geeignet.  Das  Einfüllen  durch  die  engen  Hälse  würde  viel  zu  viel  Zeit 
beanspruchen.  Man  denke  nur,  welche  Zeit  verloren  gehen  würde,  wenn  die  Unmengen  der  im 
Fangtuch  zusammengeschüttelten  Käfer  einzeln  durch  den  Flaschenhals  geschickt  werden  müßten. 


Melolontha.    —   Bekämpfung  von  Massenvermehningen. 


97 


Sektions  Führers  einen  wesentlichen  Faktor  in  der  erfolgreichen  Durchführung 
des  Kampfes  dar.  Er  hat  dafür  zu  sorgen,  daß  das  Tuch  richtig  gehalten  wird, 
so  daß  die  heruntergewoifenen  Käfer  nicht  daneben  fallen,  er  hat  aufzupassen, 
daß  keine  Äste  übersehen  werden,  daß  kräftig  genug  geschüttelt  oder  eventuell 
das  Schütteln  mehrfach  wiederholt  wird,  bis  alle  Käfer  abgefallen  sind,  daß  das 
Tuch  rechtzeitig  entleert  wird,  daß  beim  Einfüllen  in  den  Eimer  keine  Käfer  ver- 
loren gehen  usw.  —  Ist  die  Sektion  gut  eingearbeitet,  so  vollzieht  sich  die  ganze 
Folge  der  Handlungen  sehr  rasch,  beinahe  maschinenmäßig,  und  in  wenigen 
Minuten  ist  ein  Baum  von  einigermaßen  zugänglichem  Wuchs  käferrein  gemacht. 
Ich    hatte  mehrfach    Gelegenheit,    mich   an  Ort    und    Stelle    von    dem    tadellosen 


Abb.   52.     Kompostieren  der  Käfer. 


Funktionieren  des  Sektionsbetriebes  zu  überzeugen  und  dann  auch  (mit  Hilfe 
eines  Zeiß-Prismenglases,  8 fach)  festzustellen,  daß  auf  den  behandelten  Bäumen 
whklich  keine  Käfer  mehr  vorhanden   waren. 

,.Der  jeweilige  Tagesfang  gelangt  von  dem  Fangtuch  in  den  Eimer  (der 
ca.  5000  Stück  Käfer  faßt)  und  von  dem  Eimer  in  den  Sack  aus  solidem  Stoff 
und  mit  solider  Verschnürung.  Die  jeweilige  Gesamttagesstrecke  muß  noch  am 
Tage  des  Fanges  der  Sicherheit  halber  getötet  werden.  Zu  diesem  Zwecke  werden 
die  gefüllten  Säcke  auf  Schiebekarren  oder  Wagen  zu  der  nächsten  M  ord-  resp. 
Kompostierungsstelle  gefahren  und  hier  von  dem  ständigen  „Scharfrichter" 
in  Empfang  genommen  (Abb.  52).     Derselbe  leert   die   angekommenen    Käfer   in 

Escherich,  Forstinsekten.     U.  Ed.  7 


Qg  Coleoptera.  --3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 

bereitgehaltene  Fässer,  übergießt  sie  mit  Schwefelkohlenstofl  —  100  g  pro  Hekto- 
liter —  und  läßt  sie  über  Nacht  in  mit  Holzdeckeln  geschlossenen  Fässern.  Am 
nächsten  Morgen  beginnt  die  Kompostierung:  Auf  eine  10  cm  hohe  Lage  von 
Torfmulle  werden  die  getöteten  Käfer  ausgebreitet;  dann  wird  diese  Käferleichen- 
schicht in  etwa  i  m  Verband  mit  Stücken  gebrannten  Kalkes  überdeckt  und 
diese  durch  Bebrausen  mit  Wasser  gelöscht.  Mit  einem  Rechen  wird  endlich 
das  Kalkpulver  über  die  Käfer  gezogen  und  das  Verfahren  in  der  Reihenfolge 
Mulle,  Käfer,  Kalk  wiederholt." 

Was  die  Zahl  der  auf  diese  Weise  im  Bienwald  gefangenen  Käfer 
betrifft,  so  betrug  dieselbe  im  Jahre  1903  bei  einer  Fangfiäche  von  300  ha  etwa 
7 1/2  Millionen,  im  Flugjahr  1907  bei  einer  Fangfläche  von  1200  ha  ungefähr 
15  Millionen,  im  Jahre  191 1  bei  einer  Fangfiäche  von  1750  ha  etwa  Z2  Millionen 
und  endlich  im  letzten  Flugjahr  191 5  bei  einer  Fläche  von  1750  ha  14  Millionen 
Käfer.  1)  Die  starke  Zunahme  der  Zahl  bis  zum  Jahre  191 1  hängt  einmal  mit 
der  größeren  Fangfläche,  vor  allem  der  Ausdehnung  des  Fanges  in  die  vordem 
nicht  befangenen  weiten  und  lichten,  mit  etwas  Laubhölzern  durch-  und  unter- 
stellten Kieferbaum-  und  Stangenhölzer,  wo  der  Käfer  sich  ins  Unermessene 
vermehrt  hatte,  zusammen,  und  sodann  auch  mit  der  Verfeinerung  und  Ver- 
edlung der  Fangtechnik,  mit  der  Ausschaltung  leergefangener  und  Einschaltung 
bisher  nicht  befangener,  noch  in  Vermehrung  begriffener  Abteilungen,  und  end- 
lich mit  der  immer  besseren  Schulung  des  Fangpersonals.  Es  wäre  jedenfalls 
ein  Fehlschluß,  aus  dem  Anwachsen  der  Sammelbeute  (bis  zum  Jahre  191 1)  auf 
die  Wirkungslosigkeit  des  Kampfes  schließen  zu  wollen! 

Welche  Entlastung  die  genannten  Fangeigebnisse  für  den  Wald  bedeuteten, 
wird  durch  folgende  Berechnung  klar;  Nehmen  wir  z.  B.  unter  den  22  Millionen 
der  im  Jahre  191 1  gefangenen  Käfer  nur  10  Millionen  Weibchen  an  und  setzen 
die  Eizahl  eines  jeden  Weibchens  nur  mit  50  an  (in  Wirklichkeit  ist  dieselbe 
wesentlich  größer),  so  ist  der  Wald  durch  das  Absammeln  im  Jahre  191 1 
vor  dem  Fräße  von  500  Millionen  Engerlingen  bewahrt  worden.  Wenn 
wir  uns  daran  erinnern,  daß  die  Engerlinge  4  Jahre  fressen,  daß  ihr  Nahrungs- 
bedürfnis  ein  sehr  großes  ist,  so  daß  ein  einziger  Engerling  eine  ganze  Anzahl 
junger  Pflanzen  zu  vernichten  imstande  ist,  so  ergibt  sich  die  Höhe  der  Ent- 
lastung ohne  weiteres.  Es  versteht  sich  von  selbst,  daß  nicht  alle  Käfer  restlos 
abgefangen  werden  können.  Selbst  durch  eine  noch  so  verfeinerte  Fangtechnik 
und  die  Heranziehung  einer  noch  viel  größeren  Anzahl  Fangsektionen  würde 
dieses  Ziel  niemals  erreicht  werden  können.  Kein  vernünftiger  Mensch  wird  auch 
eine  solche  Forderung  stellen.  Bei  jeder  Schädlingsbekämpfung  ist  es 
vielmehr  schon  als  ein  voller  Erfolg  zu  betrachten,  wenn  es  gelingt, 
den  Schädling  so  weit  in  seiner  Zahl  herabzudrücken,  daß  er  die 
Pläne  des  Menschen  nicht  mehr  zu  vereiteln  oder  zu  durchkreuzen  oder 
den  Menschen  nicht  mehr  um  die  Früchte  seiner  Saat  zu  bringen 
vermag.  Wir  werden  unten  noch  sehen,  daß  —  legen  wir  diesen  Maßstab  der 
Beurteilung  des  gegenwärtigen  Falles  zugrunde  —  die  Bekämpfung  des  Maikäfers 
im  Bienwald  durch  das  planvolle  Absammeln  einen  vollen  wirtschaftlichen  Erfolg 
bedeutet. 


1)  In  Niederösterreich  wurden   nach  Zweigelt  (1913)   im  Jahre   iqi2    nicht    weniger   als 
i*/2  Milliarden  Käfer  gesammelt  (^  ca.  3  Millionen  Liter  =  ca.  500  Waggonladungen!).  — 


Melolontha.  —  Erfolg  der  Bekämpfung. 


Die    Kosten. 


99 


Die  gesamten   Kosten  betrugen 

im  Jahre   1903 2  870  M 

1907 [6  800  „ 

„        „       191 1 20230  ., 

„        ,,       19 15 17000  ., 

Sa.:  56900  M.i) 

Davon  entfiel  weitaus  der  größte  Teil  auf  die  Löhne  für  das  Sammeln 
der  Käfer  und  den  Transport  der  abgefangenen  Käfer  zur  Kompostierungsstelle 
(nämlich  51  140  M),  während  nur  kleine  Bruchteile  auf  die  Anschaffung,  Er- 
gänzung und  Reparaturen  der  Fangmittel  (nämlich  2850  M),  die  Kompostierung 
(14 10  M)  usw.  kamen. 

Die  Summe  der  Gesamtkriegskosten  scheint  ja  an  und  für  sich  recht 
hoch.  Wenn  wir  sie  aber  in  Beziehung  zu  dem  erzielten  Erfolg  setzen,  so 
werden  wir  die  Summe  durchaus  nicht  mehr  als  hoch,  sondern  im  Gegenteil  als 
recht  mäßig  bezeichnen  müssen.  Außerdem  darf  nicht  außer  acht  gelassen 
werden,  daß  jene  Summe  sich  ja  auf  den  langen  Zeitraum  von  16  Jahren  ver- 
teilt, so  daß  auf  das  einzelne  Jahr  nur  3550  M  treffen.  Damit  dürfte  auch  für 
den  Fernerstehenden  die  aufgewandte  Summe  an  Überraschung  verlieren. 

Der  Erfolg. 

Wir  können  von  einem  vollen  wirtschaftlichen  Erfolg  der  Maikäfer- 
bekämpfung im  Bienwald  reden.  Wir  betonten  eben,  daß  ein  solcher 
nicht  gleichbedeutend  mit  der  radikalen  Vernichtung  des  Schädlings  sein  muß, 
sondern  daß  wir  schon  dann  einen  solchen  anzunehmen  berechtigt  sind, 
wenn  es  gelungen  ist,  den  Schädling  so  weit  in  seiner  Zahl  herabzudrücken, 
daß  er  die  Pläne  des  Menschen  nicht  mehr  zu  vereiteln  und  seine  Arbeit 
nicht  mehr  zu  entwerten  vermag.  Im  Bienwald  wurden  vor  Pusters  Er- 
scheinen alle  Kulturpläne  zu  Schanden  gemacht:  es  gelang  trotz  aller,  selbst  der 
kostspieligsten  Kulturmethoden  nicht,  auch  nur  eine  Kulturfiäche  im  Maikäfer- 
gebiet hochzubringen.  Heute  gelingen  die  Kulturen  selbst  in  den  ehemals 
schlimmsten  Maikäferzentren  im  allgemeinen  so  gut  wie  irgend  anderswo.  Dort, 
wo  Forstmeister  Osterheld  trostlose  Bilder  langjähriger  mißglückter  Kulturarbeit 
hinterlassen  hat,  stehen  heute  die  herrlichsten  5-  und  mehrjährigen  Kul- 
turen, lückenlos,  gleichmäßig  und  gesundheitsstrotzend,  wie  auf  bei- 
stehender Abbildung  (Abb.  53)  deutlich  zu  sehen  ist.  Solche  Kulturen  sind  nicht 
etwa  Ausnahmen,  sondern  sie  sind  überall  zu  finden,  wo  die  Bekämpfung  in  der 
obigen  Weise  durchgeführt  werden  konnte.  Wo  allerdings  ungünstigere  Fang- 
verhältnisse vorlagen,  da  entstanden  und  entstehen  auch  heute  noch  kleine  Lücken, 


*)  Davon   1500  M  für  die  vorbeugende  Ätzkalkimmunisierung  (s.  oben)  abzuziehen. 

7* 


JOO  Coleoptera.   —   3-   Familienreihe:   Lamellicornia. 

die  aber  auch  bald  verschwinden  werden,  so  wie  die  Fangverhältnisse  durch  die 
nötigen  Eingriffe  in  die  benachbarten  Bestände  günstiger  gestaltet  sein  werden,  i) 
Die  Stangenhölzer,  die  vordem  eine  Menge  gipfeldürrer  absterbender  Bäume 
aufwiesen,  zeigen  heute,  nachdem  diese  Opfer  des  Engerlings  entfernt  worden 
sind,  ein  normales  gesundes  Aussehen,  und  selbst  jene  50jährigen,  kaum  über 
mannshohen,  verkrüppelten,  über  und  über  mit  Flechten  bedeckten  Buchen- 
bestände fangen  heute  wieder  an,  frisches  Grün  zu  treiben  und  ihre  Flechten- 
krusten abzustoßen.  Überall  im  Walde  spürt  man  heute  neues  Leben,  das  mit 
um  so  größerer  Kraft  hervorkommt,  als  es  so  lange  Zeit  durch  die  am  Mark 
zehrenden  Millionen  von  EngerHngen  niedergehalten  worden  war! 2) 


Abb.  53.     Gelungene  Kultur  im 


:-.-.    ...;  .-   Alaikaferherdes   nach  konsequenter  Bekämpfung 
(Bienwald,  Rheinpfalz). 


Der  zahlenmäßige  Gewinn  infolge  dieser  Bekämpfung  ist  eine 
dauernde,  noch  in  raschem  Steigen  begriffene  Zuwachsmehrung 
von  jährlich  5000  fm  Holzmasse.  Im  Amtsbezirk  Kandel-Süd  war 
der  Wert   des   erntekostenfreien   Materialfestmeters    seinerzeit    15   M. 


^)  Wie  sehr  durch  die  Art  der  benachbarten  Bestände  das  Fangergebnis  beeinflußt  werden 
kann,  lehrte  mich  eine  im  Herbst  des  letzten  Flugjahres  (1915)  vorgenommene  Untersuchung 
auf  Engerlinge.  Wo  der  Kampfplatz  nach  allen  Regeln  der  Kunst  vorbereitet  werden  konnte 
(durch  Schaffung  von  geeigneten  Zwangfraßplätzen  usw.) ,  war  kaum  ein  Engerling  zu  finden. 
Wo  dagegen  die  Vorbereitung  in  diesem  Sinne  noch  nicht  durchgeführt  werden  konnte  (es  handelt 
sich  nur  noch  um  wenige  kleine  Stellen),  waren  die  Engerlinge  stellenweise  noch  recht  häufig. 
Man  konnte  nach  diesen  Gesichtspunkten  den  Belag  der  Engerlinge  auf  den  verschiedenen  Plätzen 
schon  ungefähr  voraussagen. 

^)  Wie  sehr  die  Kriegskosten  sich  gelohnt  haben  und  zu  dem  Erfolg  in  günstigem  Ver- 
hältnis stehen,  zeigt  klar  die  Gegenüberstellung  von  Einst  und  Jetzt,  die  Puster  im  Jahre   1911 


Meiolontha.  —  Erfolg  der  Bekämpfung.  lOi 

Der  Jahresgewinn  betrug  demgemäß  bereits  75  000  M,  dem  eine  Jahres- 
ausgabe von  3550  M  entgegenstand  (Puster  i.  1.). 

Noch  allerdings  ist  der  Kampf  im  Bienwald  nicht  bis  zum  letzten  Ende 
durchgefochten!  Die  Macht  der  Millionenheere  ist  zwar  gebrochen,  der  Feind 
ist  empfindlich  geschlagen  und  aus  den  Kulturen  fast  gänzlich  vertrieben.  Doch 
er  ist  keineswegs  völlig  unschädlich  gemacht,  sondern  es  stecken  noch  recht  an- 
sehnliche Reste  von  ihm  in  den  älteren  Beständen.  Die  Verfolgung  des  Schäd- 
lings muß  daher  noch  weiter  fortgesetzt  werden,  und  zwar  so  lange, 
bis  ihna  jede  Möglichkeit,  sich  von  neuem  zu  sammeln  und  zu  erholen, 
endgültig  genommen  ist.  Dieser  Zeitpunkt  wird  aber  erst  dann  gekommen 
sein,  wenn  die  waldbaulichen  Verhältnisse  des  Bienwaldes  derartige  geworden  sind 
(möglichst  dichter  Schluß  aller  Bestände),  daß  dem  Maikäfer  die  Bedingungen  zur 
Massenvermehrung  entzogen  sind. 

Wenn  selbst  ein  so  veraltetes  und  weit  vorgeschrittenes  Übel,  wie  es  die 
Maikäferkalamität  im  Bienwalde  darstellte,  durch  Absammeln  der  Käfer  behoben 
werden  kann,  so  gelingt  die  Bekämpfung  natürlich  noch  viel  leichter  und  sicherer 
in  weniger  schweren  Fällen,  in  denen  die  Kalamität  erst  im  Entstehen  begrifien 
ist.  Wenn  gleich  bei  Beginn  einer  stärkeren  Vermehrung  das  Sammeln  in  der 
oben  geschilderten  planvollen  Weise  aufgenommen  und  konsequent  durchgeführt 
wird,  so  wird  das  Übel  niemals  zu  einer  die  Existenz  des  Waldes  bedrohenden 
Höhe  anwachsen  können. 


(nach  Beendigung  des  damaligen  Sammelfeldzuges)  gemacht  hat  (Forstw.  Zentralblatt  191 1,  S.  585) 
und  die  im  folgenden  wiedergegeben  sei : 

Vor  dem  Fang  im  Jahre    1903.  Nach  dem  Fang  im  Jahre   1911. 

1.  Chronische,  unstillbare  Not  an  Kultur-  i.  Erstmaliger  Überschuß  an  Kulturmitteln  in 
mittein.  dem  Betrage  von  1000  M,  außerdem  Ver- 
wendung eines  Betrages  von  looo  M  des 
regulären  Kulturkredites  zur  Anlage  eines 
nicht  vorgesehenen  Vogelschutzgehölzes ;  da- 
her Erübrigung  pro   191 1   von  2000  M. 

2.  Massenankauf  und  Massenbezug  von  Wald-  2.  Pflanzenzucht  für  Gemeinden  und  Private, 
pflanzen.  Einnahme     pro     191 1     aus     Pflanzenverkauf 

800  M. 

3.  Mühsame  Erfüllung  eines  Hauptnutzungs-  3.  Spielende  Nutzung  von  1 1  ooo  fm  Derbholz 
etats  von  5230  fm  Derb-  und  Reisholz,  in  und  Abnutzung  der  wenig  Masse  und  große 
der  Hauptsache  im  Plenterwege,  aus  Furcht  Kulturflächen  liefernden,  im  Plenterweg  ge- 
vor  Kulturflächen.                                                           plünderten  Maikäferherbergen. 

4.  Der  Zwischennutzungsanfall  betrug  im  Jahr-  4.  Bei  Einhaltung  des  bisherigen  Flächenetats 
zehnt  vor  meiner  Amtsübernahme  loooofm,  und  Durchforstungsgrades  wird  der  Zwischen- 
und.  zwar  unverändert  vor  und  nach  dem  nutzungsertrag  von  1912  ab  auf  12  OOO  fm 
Fang.  Vor  dem  Fang  wurde  die  Höhe  steigen.  Nach  Ausschaltung  der  ertraglosen 
von  10  000  fm  erreicht  infolge  Nachholung  Engerlingsflächen  und  nach  vollständiger 
von  Durchforstungen,  nach  dem  Fang  durch  Wurzelgesundung  steht  bis  zum  Ablauf  des 
allmähliche  Zuwachsvermehrung.                                  gegenwärtigen     Zeitabschnittes     Ende     19 14 

eine  weitere  Zuwachssteigerung  von  2000  fm 
zu  erwarten. 

5.  Ständiger  Kulturrückstand  von    100  ha.  5.  Rest-     und     lückenlose     Aufforstung      aller 

Kulturflächen,  einschließlich  der  Sturmlücken 
vom  Jahre  1905,  in  denen  34  OOO  fm  Material 
anfiel. 

6.  Summe  des  Reinertrages  während  der  6.  Summe  des  Reinertrages  in  den  4  Jahren 
4  Jahre   1899  bis    1903:   610000  M.  1908  bis    1911    900000  M. 


J02  Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:    Lamellicornia, 

Anhang. 

Wo  so  ungeheuere  Mengen  verhältnismäßig  großer  Insekten  gesammelt 
werden,  wie  bei  der  Maikäferbekämpfung,  liegt  es  nahe,  dieselben  weiter  wirt- 
schaftlich zu  verwerten.  Außer  zu  der  oben  geschilderten  Kompostierung 
kann  man  die  Käfer  auch  zum  Verfüttern  an  Tiere,  wie  Schweine,  Geflügel, 
Fische  usw.  gebrauchen,  und  zwar  entweder  in  frischem  Zustand  (nachdem 
sie  durch  Abbrühen  getötet!)  oder  aber  getrocknet.  In  letzterem  Fall  sollen 
die  Käfer  nicht  durch  Überbrühen,  sondern  durch  Anwendung  von  Schwefel- 
kohlenstoff getötet  werden,  damit  sie  nicht  zu  viel  Wasser  aufnehmen. 

„Das  Trocknen  der  Käfer  geschieht  in  einer  Kiefernsamendarre  oder  in 
einem  Backofen.  Die  Käfer  werden  ca.  10  cm  hoch  in  dem  Backofen  auf- 
geschichtet und  während  des  Trocknens  einige  Male  gewendet.  Ein  gut,  aber 
nicht  zu  stark  geheizter  Backofen  kann  etwa  i  hl  Käfer  aufnehmen,  nach 
12  Stunden  sind  sie  trocken  und  haben  dann  ^/^  ihres  Gewichtes  verloren.  Sie 
werden  nach  dem  Verkühlen  in  Säcken  bis  zu  ihrer  Verwendung  aufbewahrt. 
Die  Käfer  behalten  beim  Trocknen  ihre  Gestalt  bei,  nur  ihre  Farbe  wird  dunkler." 

„Hühnern  wirft  man  die  Maikäfer  in  ganzen  Stücken  vor,  Schweinen 
gibt  man  sie  mit  anderem  Futter  gemengt  oder  angefeuchtet  mit  Roggenkleie 
gemischt.  Als  Singvogelfutter  werden  sie  gemahlen  und  unter  dem  Namen 
, Insektenmehl'  in  den  Handel  gebracht.  Als  Fisch futter  hebt  man  sie  am 
besten  unzerkleinert  auf  und  läßt  sie  erst  kurz  vor  dem  Verfüttern  durch  zwei 
Walzen  gehen  oder  führt  ein  Rollholz  über  die  Käfer,  die  sofort  in  feines  Mehl 
zerfallen." 

„Die  chemische  Analyse i)  hat  ergeben,  daß  die  getrockneten  Maikäfer 
nicht  nur  reich  sind  an  verdaulichen  Nährstoffen  (Eiweiß,  Fett,  Kohlehydraten), 
sondern  auch  an  mineralischen  Bestandteilen,  die  bei  der  heutigen  intensiven 
Vieh-  und  Fischereiwirtschaft  eine  nicht  unbedeutende  Rolle  spielen,  während  das 
Chitin  im  Maikäfermehl  die  Rolle  der  Rohfasern  in  anderen  Futtermitteln  über- 
nimmt. Darnach  ist  das  Maikäfermehl  ein  im  wesentlichen  eiweißhaltiges  Futter 
für  Schweine  und  Hühner,  das  sich  durch  seinen  relativ  hohen  Gehalt  an  Phos- 
phor und  Kali  angenehm  hervorhebt." 

„Die  chemische  Analyse  hat  weiter  ergeben ,  daß  der  Nährwert  einer 
Mischung  von  Roggenkleie  und  Maikäfermehl  jenem  der  besten  Futtermittel  für 
Karpfen,  der  gelben  Lupine  oder  des  Maises,  gleich  ist  und  daß  das  Mischungs- 
verhältnis von  Maikäfermehl  und  Roggenkleie  im  Verhältnis  von  i  :  2  am  besten 
ist"  (Eckstein   1915).  — 

/:>5v       Polyphylla  fullo  F.  (Walker). 

Die  Gattung  Poli/phijlla  enthält  nur  i  mitteleuropäische  Art :  fullo  L.  Sie  ist  unsere 
schönste  und  größte  Melolonthine  von  25 — 35  mm  Länge,  gesättigt  tiefrotbrauner  bis  braun- 
schwarzer Färbung  mit  weißen  aus  Haarschuppen  bestehenden  Flecken  auf  den  Flügeldecken 
(Abb.  54 A  u.  B). 

Die  Larve  ist  dem  Maikäferengerling  sehr  ähnlich,  aber  ausgewachsen  wesentlich  größer 
(bis  80  mm). 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Der  Walker  ist  über  ganz  Mittel- 
europa verbreitet  (geht  südlich  bis  Bayern,  nördlich  bis  Schweden,  östlich  bis 
Rußland  und  an  den  Kaukasus),  kommt  aber  in  diesem  großen  Verbreitungsgebiet 


^)    Eine    Anzahl    Literaturangaben    hierüber    finden    sich     bei    Heß-Beck,     Forstschutz 
Bd.  I,  S.  334. 


Polyphylla  fullo  F. 


103 


nur  stellenweise  und  in  sehr  ungleicher  Häufigkeil  vor.  Er  ist  ein  aus- 
gesprochener Sandbewohner.  Am  häufigsten  tritt  er  in  den  Sanddünen  an 
der  Nordostküste  Deutschlands  auf,  wo  er  zur  Massenvermehrung  neigt,  während 
er  in  den  südlichen  Gegenden  meist  eine  seltenere  Erscheinung  bleibt. 

Der  Käfer  schwärmt  im  Juli  (daher  auch  der  „große  Juliuskäfer").  Er 
ist  bezüglich  der  Nahrung  ziemlich  vielseitig,  und  frißt  sowohl  die  Blätter  von 
Eiche,  Pappel,   Buche,  Akazie  als  auch,  und  zwar  mit  besonderer  Vorliebe, 


Abb.   54.     A  Polyphylla  fullo  F.  (Walker)  J;    B  derselbe  $,  C  Anoxia  villosa  F.,    D  derselbe 
von  der  Seite,  E  Rhizotrogus  solstitialis  L.  (Junikäfer).  —  Fr.  Scheidter  phot. 


die    Nadeln    von    Kiefern,    besonders    von    schlechtwüchsigen    Kusseln;    auch 
Gras  verschmäht  er  nicht. 

An  der  Kiefer  befrißt  er  sowohl  die  Nadeln  diesjähriger  als  auch  vorjähriger 
Triebe  und  zwar  derart,  daß  er  von  der  Basis  nach  der  Spitze  hin  von  einer 
Kante  ausgehend  fortschreitet.  Wird  hierbei  die  Nadel  sehr  bald  durchgebissen, 
so  verzehrt  er  dieselbe,  indem  er  sie  ganz  langsam  nach  und  nach  in  seinem 
Munde  verschwinden  läßt.  Er  hält  sie  dabei  außerordentlich  fest;  eher  lassen 
die  Beine  los,  als  daß  er  die  Nadel  preisgibt,  so  daß  man  ihn  an  der  Nadel 
umhertragen  kann.  Meistens  aber  beißt  er  die  Nadel  nicht  durch,  sondern  be- 
frißt sie  nur  von  der  einen  Seite  her,  den  gegenüberliegenden  Rand  mehr  oder 
weniger  als  feinen  Faden  stehen  lassend,  der  dann  durch  die  Last  des  noch  im- 
verletzten  Nadelendes  herabgezogen   sich    krümmt,    bald    braun    wird,    vertrocknet 


I04 


Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:    Lamellicornia. 


und  abfällt  (Abb.  55).  Derartige  Nadeln  sind  sehr  leicht  daran  als  vom  Walker 
herrührend  zu  erkennen,  daß  weniger  der  stehen  bleibende  Rand  als  das  untere 
Ende  des  übrig  gelassenen  Nadelrestes  in  verhältnismäßig  lange  und  derbe  Fasern 
zerfetzt  ist  (Eckstein)^). 

Die  Larve  lebt  wie  der  Maikäferengerling  unterirdisch  und  nährt  sich  von 
Pfianzenwurzeln.  Mit  besonderer  Vorliebe  geht  sie  an  die  Wurzeln  junger 
Kiefern  (von  etwa  ^j^  m  Höhe),  dann  auch  von  Birke,  Akazie  und  von 
Dünengräsern  (Sandhafer,  Elymus  und  Sandrohr,  Arundo).    Infolge  der  kräftigeren 

Mandibeln  ist  ihre  Nagekraft  eine 
noch  größere  als  die  des  Mai- 
käferengerlings. AI  tum  berichtet, 
daß  die  Walkerlarven  Akazien- 
stämmchen  von  Daumenstärke 
durchnagt  haben.  Die  Nagefläche 
zeigt  sich  unrein,  faserig  und  ist 
daran  von  dem  unterirdischen  Fraß 
der  Wühlmäuse  leicht  zu  unter- 
scheiden. Manche  Stämmchen 
werden  an  den  Wurzelknoten  ein- 
fach durchschnitten,  andere  noch 
mehrere  Zentimeter  hoch  hinauf 
angenagt. 

Als  natürliches  Gegen- 
gewicht kommen  beim  Walker 
hauptsächlich  verschiedene  Vögel 
und  Säugetiere  in  Betracht  (in 
der  Hauptsache  dieselben  wie 
beim  Maikäfer,  siehe  dort  S.  79). 
In  den  Sanddünen  der  kurischen 
Nehrung  hat  sich  hauptsächlich 
die  Nebelkrähe  um  die  Ver- 
tilgung verdient  gemacht:  „Sie 
scheint  ziemlich  genau  den  Zeit- 
punkt zu  wissen,  wenn  der  Käfer 
dem  Auskriechen  nahe  ist  und  sich  unmittelbar  unter  der  Oberfläche  befindet. 
Man  sieht  dann  die  Nebelkrähe  auf  den  hohen  Kuppen  der  meisten  kahlen  Dünen 
in  großer  Zahl  stehen,  eifrig  mit  dem  Schnabel  im  Sande  arbeitend.  Bei  näherer 
Besichtigung  findet  man  neben  einem  kleinen  ca.  5  cm  tiefen  Loch  die  Flügel- 
decken des  Käfers;  alles  übrige  ist  gefressen"  (Gerhardt  1900,  S.  516).  Als 
Parasit  kommt  eine  Tachine  Microphthalma  disjuncta  Wied.)  im  Engerling  vor 
(W.  Baer). 


A  B 

Abb.  55.  A  Junger  Kiefernzweig  mit  den  von  Poly- 
phylla  fullo  F.  faserig  zerfressenen  Nadeln,  welche  ver- 
trocknen, sich  krümmen  und  bräunen.  B  Ein  be- 
fressenes  Nadelpaar  mit  charakteristischer  Faseriing  der 
Wundstelle.  —  Nach  Eckstein. 


^)  Eine  auffallende  Erscheinung  des  Walkers  ist  sein  lautes  Zirpen,  das  er  durch  Reiben 
des  Hinterleibes  gegen  die  Flügeldecken  hervorruft.  Wenn  man  gegen  Kiefernstämme  prellt,  auf 
denen  ein  Walker  sitzt,  so  verrät  dieser  seine  Anwesenheit  durch  sein  „lautes  Schreien"  (AI tum). 


Gattung  Rhizotrogus  Latr.  lOC 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  Hauptschaden  besteht  wie  beim  Maikäfer 
in  dem  Larven  fraß.  Die  Larve  richtet  in  den  Kiefernkulturen  der  Sand- 
dünen großen  Schaden  an,  der  erst  aufhört,  wenn  der  Boden  sich  benarbt, 
mit  Gräsern  oder  Kräutern  überzogen  oder  durch  Schluß  der  Pflanzen  sich  der 
Einwirkung  der  Sonne  entzogen  hat.  Die  südlichen  und  westlichen  Hänge  haben 
am  meisten  zu  leiden.  Der  Larvenschaden  macht  sich  beim  Walker  schon  bei  einer 
geringeren  Zahl  der  fressenden  Engerlinge  recht  unliebsam  bemerkbar,  da  einmal 
das  Nahrungsbedürfnis  der  Larve  ein  größeres  ist  als  beim  Maikäferengerling, 
und  sodann  auch  die  Aufforstung  auf  Dünensandboden  an  und  für  sich  eine 
schwierige  Sache  ist.  Dazu  kommt,  daß  durch  die  Vernichtung  der  zur  Be- 
festigung angepflanzten  Dünengräser  die  Aufforstung  noch  weiter  erschwert  wird. 
So  kann  durch  massenhaftes  Auftreten  des  Walkers  die  Forstkultur  in  Dünen- 
sandgegenden sehr  verzögert,  wenn  nicht  überhaupt  in  Frage  gestellt 
werden.  Altum  stellt  daher  den  Walker  zu  den  sehr  schädlichen  Forst- 
insekten. 

„Die  Bekämpfung  geschieht  am  besten  durch  Absammeln  der  Käfer 
am  Tage  von  den  jungen  Pflanzen,  auf  denen  sie  ruhig  und  fest  zu  sitzen 
pflegen;  oder  gegen  Abend,  während  sie  schwärmen,  durch  Fangen  mit  Hand- 
netzen. Der  Käfer  fliegt  schwerfällig  und  nicht  hoch,  so  daß  sein  Einfangen 
durch  einigermaßen  geübte  und  behende  Mädchen  mit  Leichtigkeit  bewirkt 
werden  kann.  Die  Arbeit  wird  im  Akkord  nach  der  Zahl  der  eingelieferten  Käfer 
bezahlt.  Im  Dünenaufseherbezirk  Nidden  auf  der  kurischen  Nehrung  wird  dieses 
Verfahren  seit  längerem  mit  gutem  Erfolg  angewendet.  1899  sind  so  nicht  weniger 
als   16000  Stück  gesammelt  worden.'' 

„Das  Ausheben  der  Larven  an  den  welken  Pflanzen  hat  sich  als  zu  kost- 
spielig und  zu  wenig  wirksam  erwiesen;  auch  wird  durch  die  Verwundung  und 
Lockerung  des  Bodens  der  Gefahr  des  Flüchtigwerdens  der  Dünen  Vorschub  ge- 
leistet" (Vgl.  Gerhardt   1900,  S.  517). 

Gattung  Rhizotrogus  Latr. 

Die  Rhizotrogus  -  Arten  sind  im  Habitus  ebenfalls  dem  Maikäfer  sehr  ähnlich,  aber 
wesentlich  kleiner  und  zarter.  Außerdem  lassen  sie  sich  durch  die  Bildung  der  Fühler- 
keule leicht  vom  Maikäfer  unterscheiden:  dieselbe  ist  nur  aus  3  Gliedern  zusammengesetzt. 
Die  Gesamtzahl  der  Fühlerglieder  beträgt  entweder  10  (Untergattung  Rhixotrogus  i.  sp.)  oder 
9  (Untergattung  Ämphinmllus  Latr.). 

Die  Lebensweise  zeigt  viele  übereinstimmende  Züge  mit  der  Lebensweise 
von  Melolo7itha:  Die  Käfer  schwärmen  in  Massen  —  die  Zeit  des  Schwärmens 
ist  allerdings  nach  den  Arten  verschieden:  die  meisten  schwärmen  wie  der  Mai- 
käfer des  Abends,  doch  gibt  es  auch  manche,  die  in  der  Frühe,  sobald  es  warm 
geworden,  zu  schwärmen  beginnen  — ;  sie  fressen  Blätter  und  Nadeln,  während 
die  Larven  Wurzeln  verzehren.  Die  meisten  Autoren  geben  an,  daß  die  Larve 
sich  nur  von  Graswurzeln  nährt,  und  demnach  nicht  forstschädlich  wird;  doch 
vermutet  schon  Ratzeburg,  daß  diese  Angaben  auf  Irrtum  beruhen  mögen, 
indem  man  die  Rhizotrogus-'Lzrven  für  junge  Maikäferengerlinge  gehalten  hat. 
Ein  neuerer  Beobachter  (Häuf  1er)  hat  denn  auch  Ratzeburgs  Vermutung  be- 
stätigt und  die  Rhizotrogus -'L^xven  als  arge  Schädlinge  an  Kiefernwurzeln  fest- 
gestellt. 


1q5  Coleoptera.  —  3.  Familienreihe:    Lamellicornia. 

Es  gibt  eine  ganze  Reihe  von  Arten,  von  denen  wir  aber  nur  die  häufigste 
hier  besprechen  wollen: 

j^t  Rhizotrogus  (Amphimallus  Latr.)  solstitialis  L.  (Juni-,  Sonnwend-  oder 

Brachkäfer). 

Der  Junikäfer  gehört  infolge  der  ggliedrigen  Fühler  zu  der  Untergattung  Amphimallus 
Latr.  Er  ist  wesentlich  kleiner  (14 — 18  mm)  als  der  Maikäfer,  mit  vorherrschend  schmutzig 
hellgelber  Farbe  und  sehr  langen  Zottenhaaren.  Die  Flügeldecken  zeigen  4  erhabene  Längsadern 
(Abb.  54  E). 

Über  die  Larve,  die  der  des  Maikäfers  ungemein  ähnlich  ist,  siehe  oben  (S.  60  u.  Abb.  45  B). 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Der  Junikäfer  kommt  über  ganz 
Mitteleuropa  vor.  Er  fliegt  des  Abends,  in  Mitteldeutschland  gewöhnlich  von 
Ende  Juni  bis  Mitte  Juli,  am  liebsten  in  sandigen,  spärlich  mit  Baumwuchs  be- 
standenen Gegenden  und  in  Getreidefeldern.  Er  neigt  wie  der  Maikäfer  zur 
Massenvermehrung,  doch  ist  sein  Massenvorkommen  lokal  noch  mehr  be- 
schränkt wie  bei  diesem,  indem  er  oft  an  einer  kleinen  Stelle  in  ungeheueren 
Massen  schwärmt,  an  anderen  benachbarten  Orten  dagegen  in  keinem  Exemplar 
zu  finden  ist. 

Er  erhebt  sich  beim  Schwärmen  nicht  sehr  hoch  über  den  Boden;  die 
schwärmenden  Tiere  sind  fast  ausschließlich  Männchen.  Die  Weibchen  halten 
sich  mehr  am  Boden  versteckt  (bei  verschiedenen  verwandten  Formen  sind  die 
Weibchen  völlig  flügellos  geworden!).  Die  Schwärmdauer  ist  wesentlich  kürzer 
als  die  des  Maikäfers  und  erstreckt  sich  höchstens  über   14  Tage. 

Zur  Nahrung  lassen  sich  die  Käfer  auf  Laub-  oder  Nadelholz  nieder. 
Vornehmlich  befallen  sie  junge  Kiefern,  deren  Nadeln  —  bevorzugt  werden 
nach  Eckstein  (1893)  vorjährige  —  sie  von  der  Spitze  her  befressen;  auch  die 
zarte  Rinde  junger  Triebe  benagen  sie  und  verursachen  dadurch  Deformationen 
(Krümmungen)  der  letzteren.  Nach  Ratzeburg  nimmt  der  Käfer  nicht  aus- 
schließlich feste  Nahrung  zu  sich,  sondern  leckt  auch  in  ausgiebiger  Weise  die 
aus  dem  verletzten  Pflanzengewebe  ausfließenden  Wundsäfte  auf.  Er  frißt  oft  nur 
die  äußerste  Spitze  einer  Nadel  ab  und  saugt  resp.  leckt  an  dem  stehen  bleiben- 
den Stumpfe  längere  Zeit  (bis  zu  1/2  Stunde) ,  wobei  der  Stumpf  kaum  kürzer 
wird.      An  Laubbäumen  befrißt  er  hauptsächlich  die  Johannistriebe. 

Zur  Eiablage  „purrt  das  Weibchen  (nach  Häufler  1913)  auf  dem  Erd- 
boden entlang,  bis  es  eine  lockere  Stelle  gefunden;  dort  dreht  es  sich  im  Kreise 
herum,  schafft  sich  so  eine  kleine  Vertiefung,  legt  in  dieselbe  ein  (?)  ca.  1,7  mm 
langes  weißes  Ei  ab,  oder  bei  sehr  benarbtem  Boden  wühlt  es  sich  unter  irgend 
einer  Gras-,  Nadel-  oder  Streuschicht  ein  und  besorgt  dort  die  Ablage,  bis  es 
seine  30 — 45   Eier  los  ist". 

„Bereits  nach  7 — 10  Tagen  schlüpfen  die  glasigen  Engerlinge  aus,  um 
sofort  ihre  Vernichtungsarbeit  zu  beginnen,  wobei  sie  wenig  wählerisch  sind;  sie 
benagen  einfach  alles,  was  ihnen  in  den  Weg  kommt.  Im  i.  Jahr  erreichen  sie 
eine  Länge  von  i  —  1 1/2  cna ;  schon  im  zeitigen  Frühjahr  des  zweiten  Jahres  be- 
ginnen sie  ihren  Fraß  wieder,  erreichen  im  Laufe  des  Sommers  ihre  größte  Länge 
von  3  cm.     Im  dritten  Jahre  beginnen  sie  nochmals   sehr   früh    zu    fressen    und 


Gattung  Rhizotrogus  Latr/  107 

verwandeln  sich  dann  Mitte  Mai,  lO  cm  unter  der  Erdoberfläche,  in  eine  creme- 
farbige, der  Maikäferpuppe  ganz  ähnliche,  aber  kleinere  Puppe."  Nach  Häufler 
befressea  die  Larven  die  Wurzeln  junger  frisch  gesetzter  Kiefernpflänzchen  ähnlich 
wie    die  Maikäferengerlinge    und    bringen    dadurch    die  Pflanzen    zum  Absterben. 

Wenn  obige  Beobachtung  Häuflers  über  die  Entwicklung  der  Larven 
richtig  ist,  würde  also  dem  Junikäfer  eine  d  reijährige  Generation  zukommen. 
Nach  Alt  um  soll  die  Entwicklung  nur  zwei  Jahre  beanspruchen  und  Taschen- 
berg spricht  gar  nur  von  einer  einjährigen  Generation.  Letzteres  ist  nach 
der  Größe  der  Larve  und  der  Ernährungsart  zu  schließen  recht  unwahrscheinlich, 
während  es  wdhl  möglich  erscheint,  daß  neben  der  von  Häufler  beobachteten 
dreijährigen  auch  eine  zweijährige  Generation  vorkommt  (nach  Analogie  der  ver- 
schieden langen  Generationen  beim  Maikäfer). 

Forstliche  Bedeutung.  —  Durch  Benagen  der  Wurzeln  und  Fressen  der 
Nadeln,  Verletzung  der  Rinde,  Zerstörung  der  Johannistriebe  usw.  kann  der  Juni- 
käfer stellenweise  recht  schädlich  werden.  Wie  beim  Maikäfer,  so  ist 
auch  hier  der  Larvenschaden  der  wichtigere.  Häufler  berichtet,  daß  in  Eulen- 
holz der  Engerling  des  Brachkäfers  auf  einer  ca.  3000  Morgen  großen  mit  Kiefern 
bepflanzten  Brandfläche  als  ein  arger  Schädling  aufgetreten  ist. 

Als  natürliches  Gegengewicht  kommen  verschiedene  Vögel  und  Säuge- 
tiere in  Betracht,  vor  allem  die  Saatkrähen,  der  Star,  der  Maulwurf,  Fuchs,  Dachs 
usw.  Von  Insekten  beteiligen  sich  besonders  die  Raubfliegen  [Asüus)  an  der 
Vernichtung,  ferner  die  zu  den  Tachiniden  gehörigen  Billaea  pectinata  Mg., 
Dexia  tustica  F.  und  Syntomocera  petiolata  Bonsd.  (Baer  1921).  (Siehe  auch 
Fußnote  2.) 

Zur  Bekämpfung  können  wir  gegenwärtig  kein  anderes  Mittel  empfehlen 
als  das  Sammeln  der  Käfer,  wobei  bezüglich  der  Ausführung  auf  die  beim 
Maikäfer  beschriebenen  Methoden  verwiesen  sei.  Das  Sammeln  muß  womöglich 
noch  früher  des  Morgens  beginnen  als  beim  Maikäfer,  weil  der  Junikäfer  noch 
lebhafter  und  fluglustiger  ist.  Vor  allem  sind  die  Vorwüchse  beim  Absammeln 
zu  berücksichtigen;  wo  solche  nicht  vorhanden,  finden  sich  die  Käfer  in  den  be- 
nachbarten Schonungen;  fehlen  auch  diese,  so  gehen  sie  in  das  Altholz. 

Die  Wirkung  des  Sammeins  wird  jedoch  niemals  so  durchgreifend  sein 
können  wie  beim  Maikäfer,  da  die  meisten  Weibchen  sich  am  Boden  aufhalten 
und  daher  dem  Sammler  entgehen,  i)  —  Bezüglich  des  Sammeins  der  Engerlinge 
gilt  das  gleiche,  was  oben  über  das  Sammeln  der  Maikäferengerlinge  gesagt  ist.  ''^) 


^)  Wenn  Häufler  meint,  daß  es  sicli  beim  Sammeln  „zum  Glück  erwies,  daß  die 
Weibchen  in  riesiger  Minderheit,  ungefähr  13  **/„,  vertreten  ?eien."  so  befindet  er  sich  bez.  des 
Grundes  in  einem  Irrtum:  die  geringe  Zahl  der  gesammelten  Weibchen  entspricht  nicht  dem 
tatsächlichen  Verhältnis  der  (^eschlechter,  sondern  dem  Umstand,  daß  die  meisten  Weibchen 
sich  durch  ihren  versteckten  Aufenthalt  dem  Sammler  entziehen. 

^)  Eine  sehr  merkwürdige  Art  der  biologischen  Bekämpfung  der  Larven  teilt  Reh 
(19 13")  nach  Romanowski  mit:  In  Südrußland,  wo  die  Larve  an  Reben  sehr  schädlich  wird, 
bekämpft  man  diese  folgendermaßen:  Man  pflanzt  zwischen  die  Reben  Umbelliferen  und  zieht 
dann  10 — 15  cm  tiefe  Gräben,  die  mit  Holz,  Zweigen  usw.  ausgelegt  werden.  An  die  Um- 
belliferen legt  die  Fhege  Micr Ophthal ma  disjuncta  Wied.  ihre  Eier  ab;  in  die  Gräben  ziehen  sich 
die  Engerlinge.  Die  ausschlüpfenden  Fliegenlarven  lassen  sich  zur  Erde  fallen  und  töten  die  in 
den  Gräben  befindlichen  Engerlinge. 


Iq3  Coleoptera.  —   3.   Familienieihe:    Lamellicornia. 

Von  sonstigen  Rhixotrogus  -  Arten  seien  noch  genannt:  Rhixotr.  aequinoctialis  Hrbst. 
(südliches  und  östliches  Mitteleuropa,  im  Frühjahr  schwärmend,  in  Ungarn  an  Rüben  schädlich), 
aestiviis  Ol.  (südliches  Mitteleuropa,  von  Schlesien  bis  Rheinland,  Abendschwärmer  im  April 
und  Mai);  Äf/iphimallus  ater  F.  (^südliches  Mitteleuropa,  schwärmt  vormittags  bis  mittags), 
assimilis  Hbst.  (südliches  Mitteleuropa,  auf  Bergwiesen  und  Feldern,  Abendschwärmer  im 
Juli),  und  rufieorms  F.  (Mittel-  und  Südeuropa,  schon  im  Frühjahr  und  anfangs  des  Sommers 
schwärmend,  und  zwar  des  Morgens;   nach  Erichson   in  Kiefernkusseln). 

Gattung  Anoxia  Lap. 

Steht  der  Gattung  Melolonilia  sehr  nahe,  auch  habituell;  unterscheidet  sich  von  ihr  durch 
die  kürzere  parallelseitige  Fühlerkeule,  die  beim  Männchen  aus  5,  beim  Weibchen  aus  4  Gliedern 
besteht:  außerdem  durch  das  Fehlen  eines  Endsporns  auf  der  Innenseite  der  Vorderschiene 
des  J.  Die  Körperform  ist  deutlich  schmäler  als  die  des  Maikäfers  (Abb.  54  C  u.  D).  Das 
Kopfschild  des   (^  stark,   fast  schaufelfürmig  vorspringend,   mit  rechtwinkligen  Vorderecken. 

Für  unser  Faunengebiet  kommen  nur  2  Arten  in  Betracht:  A.  pilosa  F. 
und  villosa  F.,  die  beide  auf  die  südlicheren  Gebiete,  Baden,  Bayern,  Hessen, 
Österreich- Ungarn  beschränkt  sind. 

In  der  forstlichen  Literatur  ist  bis  jetzt  nur  die  letzte  Art  genannt  (Nüß- 
lin   1913): 

T5':  Anoxia  villosa  F. 

Dieselbe  ist  von  der  Größe  des  Maikäfers,  doch  deutlich  länglich  geformt;  Färbung  sehr 
variabel,  gelblich  bis  rotbraun  oder  schwarzbraun.  Besonders  auffallend  ist  die  lange,  dichte, 
abstehende,  weißliche  oder  gelbliche  wollige  Behaarung  der  Unterseite.  Länge 
24—  26'  mm  (Abb.  54  C  u.  D). 

In  Karlsruhe  und  auch  in  Hagenau  ist  die  Anoxia  in  manchen  Jahren 
sehr  häufig.  „Sie  erscheint  dort  etwa  Ende  Juli,  wenn  die  heißen  Tage  beginnen. 
Sie  schwärmen  erst  abends  gegen  Sonnenuntergang,  dann  noch  lange  in  der 
Dämmerung  bis  in  die  Nacht  hinein.  Die  bevorzugten  Schwarmplätze  sind 
stets  die  Ränder  von  Kiefernwäldern  und  besonders  Eckbäume.  Die 
Tiere  kommen  meist  aus  den  benachbarten  Äckern;  schnurgerade  fliegen  sie  vom 
Boden  aus  nach  dem  nächsten  Baum,  um  um  die  Krone  herum  (und  auch  um  die 
tieferen  Äste)  zu  schwärmen.  Von  Zeit  zu  Zeit  fällt  ein  ganzer  Klumpen  Käfer 
auf  den  Boden  (bis  zu  12  Stück),  meist  ein  Weibchen  mit  mehreren  Männchen.'' 
(Schultheiß  nach  brieflicher  Mitteilung.) 

Die  Anoxien  scheinen  wie  der  Maikäfer  periodisch  wiederkehrende  Massen- 
flugjahre zu  haben,  in  manchen  Jahren  treten  sie  in  Massen  auf,  in  anderen  Jahren 
fehlen  sie  ganz.  Über  die  forstliche  Bedeutung  ist  noch  nichts  Näheres  bekannt. 
Landwirtschaftlich  schädlich  an  Obstbäumen  und  in  Weinbergen. 


Gattungsgruppe  Sericini. 

Enthält  viel  kleinere  Formen  (höchstens  bis  10  mm)  als  die  Melolonthini^ 
von  diesen  außerdem  durch  die  Stellung  der  Schienendornen  verschieden  (s.  oben 
S.  56).     Für  uns  kommt  nur   i    Gattung  mit   i    Art  in  Betracht,  nämlich 

]ij^,  Serica  brunnea  L. 

Eine  kaum  10  mm  lange  Art  von  länglicher,  stark  gewölbter  Körperform  (Abb.  56  D). 
Fühler  ggliedrig.  Besonders  auffallend  und  leicht  kenntlich  an  der  Färbung:  der  ganze 
Körper  hell  braunrot,  ohne  Glanz,  oberseits  mit  einem  zarten  Reif  Schimmer,  unterseits 
irisierend,  Beine  glänzend. 

Die  Larve  (Abb.  45 D  S.  61)  stimmt  in  der  Form,  abgesehen  von  der  Größe,  mit  dem 
Maikäferengerling  überein,  nimmt  aber  durch  die  Bildung  des  Afters  eine  Sonderstellung 


Gattungsgruppe  Sericini.  lOQ 

unter  allen  Melolon thinae  ein:  der  After,  auf  der  Dorsalseite  des  Endsackes  gelegen,  stellt 
nämlich  nicht  wie  bei  allen  übrigen  Melolonthinae  (ja  allen  Scarabaeiden)  einen  Querspalt  dar, 
sondern  einen  Längsspalt  (wie  bei  den  Lucaniden);  außerdem  befindet  sich  ventral  davon 
eine  Querreihe  kurzer  nach  hinten  gerichteter  Dörnchen.  Diese  IMeikmale  sind  so  auffallend,  daß 
sie  eine  Verwechslung  mit  Maikäferengerlingen  ausschließen. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Serica  brunnea  ist  in  ganz  Deutsch- 
land heimisch,  in  Nadel-  oder  gemischten  Waldungen,  mehr  im  Gebirge;  Flug- 
zeit Ende  Juni,  Juli. 

Über  die  Lebensweise  des  Käfers  ist  noch  wenig  bekannt,  vielleicht  des- 
halb, meint  Ratzeburg,  weil  er  in  tiefster  Nacht  sein  Wesen  treibt.  Er 
ist  verschiedentlich  an  Birken  und  Pappeln  gefunden  worden.  Kelch  (Erichson 
in,  S.  699)  beobachtete  ihn  auf  dem  Harzausfluß  einer  Kiefer,  in  welchem  er 
eine  Menge  der  Käfer  sah,  teils  eingeschlossen,  teils  auf  ihm  herumkriechend ;  am 
sonnigen  Morgen  fanden  sich  immer  neue  Ankömmlinge  ein,  welche  vom  Harze 
nach  und  nach  bedeckt  wurden.  Erichson  fand  den  Käfer  zuweilen  in  hohlen 
Bäumen;  Ratzeburg  sammelte  ihn  meist  des  Morgens  in  den  Spinngeweben  der 
Kreuzspinne. 

Die  Larve  lebt,  wie  der  Maikäferengerling,  von  lebenden  Pflanzen- 
wurzeln. Saxesen  fand  die  Larven  in  mit  Moos  untermengter  und  von 
Fichtenwurzeln  durchzogener  Erde  unter  Steinen.  Eingehendere  Beobachtungen 
berichten  Escherich  und  Baer:  In  einem  Pflanzgarten  an  der  „hohen  Eule" 
(höchste  Erhebung  des  Eulengebirges,  650  m  über  dem  Meer)  zeigten  End« 
Oktober  die  zweijährigen  Fichten  auf  einer  Fläche  von  ca.  36  qm  eine  bedenk- 
liche Rötung  der  Nadeln.  Die  meisten  Pflänzchen  waren  im  Absterben  begriffen. 
Eine  Untersuchung  der  Wurzeln  ergab  eine  starke  Fraßbeschädigung:  sie  waren 
streckenweise  ihrer  Rinde  beraubt  und  ihre  feineren  Enden  waren  mehr  oder 
weniger  gänzlich  abgenagt.  Als  Urheber  wurden  in  7 — 20  cm  Tiefe  kleine, 
ca.  I  cm  lange  &n<ra-Larven  festgestellt.  Die  Bestimmung  der  Larve  wurde 
durch  Zucht  bestätigt.  Die  Zahl  war  stellenweise  sehr  groß  und  betrug  bis  zu 
75  Stück  auf  den  Quadratmeter. 

Die  ersten  Puppen  wurden  am  28.  Mai,  die  ersten  frisch  entwickelten 
Käfer  am  8.  Juli  ausgegraben.  Mit  den  Jungkäfern  wurden  auch  noch  Larven, 
und  zwar  in  verschiedenen  Entwicklungsstadien  (auch  halbwüchsige)  zu  tage 
gefördert.  Letzterer  Umstand  läßt  auf  eine  zweijährige  Generation 
schließen. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Das  Tier  kann  nach  dem  Gesagten  stellen- 
weise als  Kulturschädling  unangenehm  werden.  Doch  scheint  es  nur  selten 
zu  einer  größeren  Vermehrung  zu  kommen  und  dann  nur  zu  einer  lokal  sehr 
beschränkten. 

Bei  der  Bekämpfung  der  Serica  kann  es  sich  nur  darum  handeln,  die 
von  den  Larven  befallenen  Stellen,  die  am  Absterben  der  Pflänzchen  leicht 
zu  erkennen  sind,  umzugraben  und  von  den  Engerlingen  zu  säubern. 
In  Anbetracht  der  geringen  Ausdehnung  der  befallenen  Flächen  stehen  dem 
keine  Schwierigkeiten  im  Wege. 

Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  die  zweite  in  Deutschland  vorkommende  Art,  die 
,,graue"  Serica  {S.  holosericea  Scop.),  die  sich  durch  die  schwarzgraue,  seidenartig  schimmernde 
Oberseite  und  die  10 gliederigen  Fühler  von  der  bninnea  unterscheidet,  in  der  Ebene  auf  sandigen 
Gebieten  in  ähnlicher  Weise  forstlich  schädlich  wird.  Doch  ist  bis  jetzt  darüber  nichts  berichtet. 
Landwirtschaftlich  wird  s'e  besonders  an  Hopfen  schädlich. 


Coleoptera.  —  3.  Familien  reihe:  Lamellicomia. 


Gattungsgruppe  Rutelini. 

Unterscheidet  sich  von  den  beiden  vorhergehenden  Gnippen  durch  die  ungleiche  Aus- 
bildung der  Klauen.  Fühler  9 gliederig  mit  dreigliederiger  Keule.  Körper  kahl  oder  behaart 
(nicht  beschuppt).  Hinterschienen  mit  je  2  Enddornen.  Mittelgroße  Tiere,  von  höchstens 
18  mm  Länge. 

Forstlich  spielen  die  Rutelini  bei  weitem  nicht  jene  wichtige  Rolle  wie  die 
Melolonthini,  immerhin  sind  einige  Gattungen  wenigstens  beachtenswert: 

1 .  Kopf  Schild  einfach,   viereckig  oder  gerundet        2 

—  Kopfschild  nach  vorne  schnauzenförmig  verlängert,  konisch,   vor  der  Spitze  tief 

eingeschnitten  und  diese  stark  aufgebogen .     An-isoplia  Serv. 

2.  Kleinere    Arten,    9  —  12  mm.      Hinterschenkel    wenig  dicker  als    die    vorderen, 

Körper  ziemlich  flachgedrückt,  lang  und  dicht  behaart Phyllopcrtha  Kirb. 

—  Größere  Arten,    13— 18  mm,    Hinterschenkel  stark  verdickt,    Körper  gewölbt, 

wenig  behaart Ana  mala  Sam. 

f33j  Anisoplia  segetum  Hbst.  (Getreidelaubkäfer). 

Der  10 — 12  mm  lange  Getreidelaubkäfer  ist  schwarzgrün  glänzend  mit  gelbbraunen 
Flügeldecken  {(^  einfarbig,   2   "^it  einem  schwarzen  Fleck  am  Schildchen). 

In  manchen  Jahren  sehr  häufig,  aber  vorzugsweise  am  Getreide,  an  welchem 
sie  die  Staubkölbchen  fressen;  auch  an  Strauchweiden.  Flugzeit  Mitte  Juni.  Sie 
können,  da  sie  immer  niedrig  sitzen,  bequem  im  Fangschirm  gesammelt  werden. 
Generation  zweijährig. 

Außer  segelum  kommen  in  Mitteleuropa  noch  eine  Reihe  anderer  Formen 
(teils  mit  schwarzer  Flügeldeckenzeichnung)  vor,  die  oft  in  ungeheuerer  Menge 
auftreten  und  dem  Getreidebau  großen  Schaden  zufügen :  agncoia  Poda  (Deutsch- 
land), austriaca  Hrbst.  (Südosteuropa,  schlimmster  Schädling),  tempestiva  Er. 
(Ungarn)  u.  a. 

"/  321  Phyllopertha  horticola  L.  (Gartenlaubkäfer,  Kleiner  Rosenkäfer}. 

Kleine  Art,  9—12  cm  lang,  flachgedrückt,  lang  und  abstehend  behaart  (Abb.  56  E); 
grünlich  oder  bläulichschwarz  oder  blaugrün,  glänzend;  Flügeldecken  meist  gelbbraun  (manchmal 
mit  dunkler  Naht,  oder  mit  dunklen  Flecken  oder  auch  ganz  schwarz  mit  Erzschimraer"). 

Gehört  zu  den  häufigsten,  verbreitetsten  und  gemeinsten  Arten  der  Rute- 
lini. Trotzdem  ist  seine  Lebensweise  noch  wenig  erforscht.  Der  Käfer 
schwärmt  im  Juni  bis  August  (je  nach  der  geographischen  Lage)  zur  Mittagszeit, 
oft  in  dichten  Wolken,  knapp  über  dem  Boden.  Zur  Nahrung  läßt  er  sich  auf 
Rosen  oder  Obstbäumen  nieder  (deren  Blütenteile,  Blumenblätter  und  Fruchtstand 
er  befrißt);  dann  aber  auch  auf  verschiedene  andere  Laubholzpflanzen,  wie  Aspe, 
Hasel,  wo  er  sich  von  den  Blättern  nährt,  die  er  von  der  Fläche  her  angreift 
und  skelettiert.  AI  tum  traf  den  Gartenlaubkäfer  auf  der  Nordseeinsel  Borkum 
(Ende  August)  in  Millionen  von  Individuen  auf  dem  Seekreuzdorn  [Hippopha'e 
rhamnoides)^  Brombeeren  und  Zwergweiden  an. 

Die  Larve  nährt  sich  von  den  Wurzeln  der  verschiedensten  Pflanzen,  vor 
allem  Gras.  Sie  kann  dadurch  auf  Rasenplätzen  recht  schädlich  werden.  Saxesen 
vermutet,  daß  die  großen  Verwüstungen,  die  seinerzeit  die  Bergwiesen  des  Harzes 
erlitten  haben,  auf  die  Tätigkeit  der  Phyllopertha-'LdiXwe  zurückzuführen  sei.  Der- 
selbe Autor  will  die  Larve  auch  an  Fichten  wurzeln  gefunden  haben. 

Zur  Bekämpfung  kann  man  auf  besonders  gefährdeten  Stellen  die  Käfer  in 
den  kühlen  Morgenstunden  in  untergehaltene  Schirme  abklopfen. 


Gattungsgruppe  Rutelini. 


■flJ3i;  Anomala  aenea  Deg.  (=  Frischii  F.)  (Julikäfer). 

Deutlich  größer  als  die  vorige  Art,  12  — 15  mm.  Außerdem  durch  die  starke  Wölbung 
des  Körpers  und  das  Fehlen  einer  dichten  Behaarung  leicht  von  Phyllopertha  zu  unterscheiden 
(Abb.  56  C).  Färbung  sehr  variabel:  Kopf,  Halsschild  und  Unterseite  tief  erzgrün,  Flügeldecken 
erzbräunlich  bis  erzgrün,  bisweilen  dunkler,  sogar  mit  tiefbläulichem  Schein;  manchmal  auch  der 
ganze   Körper    einschließlich   Flügeldecken   dunkelblau.      Fühler   rötlichgelb    mit    dunkler   Keule. 

Lebensweise  noch  wenig  erforscht.  Der  Käfer  fliegt  im  Juni,  Juli  (bis 
anfangs  August)  oft  ungemein  häufig.  Hauptsächlich  an  Getreide,  aber  auch  an 
Bäumen  und  Sträuchern  aller  Art:  Weiden,  Birken,  Akazien.    Nach  Henschel 


D  E  F  G 

Abb.  56.     A^Cetonia  aurata  L  ,  B  Osmoderma  eremita  Scop.,  C  Anomala  aenea  Deg.  (2  x  vergr.), 
D  Serica  brunnea  L.,    E  Phyllopertha  horticola  L.,    F.  Hoplia  farinosa  L.,  G  Trichius 
fasciatus  L.   —   Orig. 


(1888)  ist  er  auch  auf  Kiefern,  sowohl  älteren  als  jüngeren,  massenhaft  ge- 
funden worden,  in  „intensivster  Weise  dem  Nadelfraß  obliegend",  ^)  „Die  Nadeln 
waren  von  der  Spitze  her,  teils  nur  an  einer,  teils  an  beiden  Nadelkanten  be- 
fressen,  in  welch  letzterem  Falle  die  Ränder  sich  als  unrein,  faserig,  sägeartig 
bis  nahezu  auf  den  Mittelnerv  ausgekerbt  zeigten;  oder  die  Nadeln  waren  ganz 
verzehrt,  so  daß  nur  noch  die  Stumpfe  der  Nadelscheiden  übrig  blieben." 


^)  Eckstein  stellte  auf  diese  Mitteilung  Henschels  hin  Versuche  bez.  der  Kiefem- 
nahrung  an,  gelangte  dabei  aber  nur  zu  negativen  Ergebnissen.  Die  Kiefernnadeln  wurden  von 
den  eingezwingerten  Anomalen  nicht  angenommen.  Letztere  gingen  vielmehr  trotz  der  reich- 
lichen Kiefern nahrung  nach  einiger  Zeit  ein. 


JJ2  Coleoptera.   —   3.   Familienreihe:   Lamellicornia. 

Von  den  nicht  wenigen  anderen  mitteleuropäischen  Arten  seien  hier  noch  genannt: 
Anomala  vitis  F.  (Fühler  ganz  gelb,  auch  die  Keule).  Besonders  häufig  in  Ungarn  in  den 
Flugsandgebieten,  wo  sie  in  den  Weinbergen,  durch  Befressen  der  Rebblätter,  oft  sehr  schädlich 
werden  (Sajo  1895),  auch  an  Obstbäumen,  Weiden  usw.;  Anontala  mirata  F.  (Bayern, 
Württemberg,   an  Koniferen),    und  Anomala  j'unii  Duft,  (südliches  Mitteleuropa,  an  Getreide). 


Gattungsgruppe  Hopliini. 

Die  Hopliini  lassen  sich  von  den  Rutelini  leicht  unterscheiden  durch  die  mehr  oder 
weniger  dichte  Bedeckung  des  Körpers  mit  kleinen  Schuppen,  die  dem  Tier  oft  ein 
grünlich  oder  bläulich  schimmerndes  Aussehen  verleihen.  Ferner  fallen  die  plumpen  Beine  auf. 
Die  Hinterschienen  sind  ohne  Enddornen.  —  Meist  kleinere  Formen  von  S — 11  mm  Länge  und 
von  flachgedrückter  Körperform. 

Die  Imagines  leben  von  den  Blättern  und  Blüten,  die  Larven  von  Wurzeln. 
Die   Lebensweise  ist  bis  jetzt  nur  sehr  ungenügend  bekannt. 
In   Mitteleuropa  nur    i    Gattung:  Hoplia  111. 

■^?3;,Hoplia  graminicola  F.  (Gras  -  Laubkäfer). 

Beschuppung  der  Flügeldecken  nicht  dicht  geschlossen,  so  daß  der  braune  Untergrund 
durchscheint.     Unterseite  dicht  beschuppt,  bleichgrün  oder  goldgrün  schimmernd. 

Bisweilen  sehr  häufig,  auf  Gras  und  Bäumen.  Ratze  bürg  fand  ihn  auf 
Pappeln.  Die  Larve  kann  forstlich  schädlich  werden,  so  brachte  sie  nach 
Ecksteins  Beobachtung  (1Q04)  im  Eberswalder  Forstgarten  in  einem  Kiefern- 
saatbeet  eine  Reihe  von  Pfiänzchen  zum  Absterben.  Über  die  Generation  ist 
nichts  bekannt. 

Noch  eine  andere  Art,  Hoplia  farinosa  L,  (Abb.  56  F),  die  sich  von  der 
vorigen  durch  die  dichte  Beschuppung  und  daher  goldene  oder  gelbliche  oder 
gelblichgrüne  Färbung  der  Flügeldecken  unterscheidet,  macht  sich  hier  und  da 
durch  häufiges  Auftreten  bemerkbar. 

Saxesen  beobachtete  den  „silberschuppigen  Laubkäfer"  im  Harz  zahlreich 
auf  Erlen.  Ein  anderer  Beobachter  berichtet  von  zahllosen  Schwärmen  dieses 
Käfers  (mit  Phyllopertha  vermischt)  in  einer  Eichenpflanzung  des  Solling,  wo 
sie  einen  sichtbaren  Schaden  an  dem  Laube  der  jungen  Eichen  anrichteten 
(Ratzeburg  S.  102). 


Die  übrigen  Gattungsgruppen  der  Melolonthinae^  die  Dynasiini^  Cetoniini^ 
und  Trichiini  (s.  oben  S.  5Ö)  scheinen  als  forstschädlich  nicht  oder  nur  sehr 
wenig  in  Betracht  zu  kommen.  Allerdings  ist  die  Lebensweise  der  wenigsten 
genügend  erforscht,  so  daß  es  nicht  ausgeschlossen  ist,  daß  die  eine  oder  andere 
Art  doch  noch  als  forstlich  beachtenswert  sich  entpuppt. 

Abgesehen  davon  erwecken  die  meisten  hierher  gehörenden  Tiere  durch 
ihre  auflFallende  Erscheinung  und  schönen  Farben,  durch  ihre  aufdringliche  Lebens- 
weise —  sie  finden  sich  zur  Nahrungsaufnahme  im  hellen  Sonnenschein  auf 
Blumen  aller  Art  oder  an  Baumstämmen  an  ausfließendem  Baumsaft  ein  — ,  und 
endlich  durch  die  Entwicklung  der  Larve  in  morschen  Baumstämmen  nicht  selten 
das  Interesse  des  naturbeobachtenden  Forstmannes.  Dazu  kommt,  daß  manche 
der  Larven  zu  Verwechslungen  mit  den  so  schädlichen  Maikäfer- 
engerlingen Anlaß  geben,  so  daß  sie  zu  den  „täuschenden  Forst- 
insekten''  zu  rechnen  sind.  Es  ist  also  mehr  als  ein  Grund  vorhanden,  daß  wir 
uns  wenigstens  mit  den  hauptsächlichsten  Vertretern  der  genannten  Gattungs- 
gruppen, wenn  auch  nur  kurz,  beschäftigen. 


Gattungsgruppe  Cetoniini.  11^ 

Gattungsgruppe  Cetoniini. 

Blüten-    oder    Goldkäfer. 

Die  Gruppe  ist  gut  charakterisiert  durch  den  seitlichen  B'lügeldeckenausschnitt,  durch  den 
die  Flügel  entfaltet  werden,  und  durch  den  engen  Anschluß  des  Halsschildes  an  die  Flügel- 
decken.    Alle  Arten  fliegen  bei  geschlossenen  Decken. 

Am  bekanntesten  sind  die  eigentlichen  Goldkäfer  der 

Gattung  Cetonia  (sens.  lat.). 

Große  Käfer,  meist  mit  metallischem  oder  grüngoldenem  Glanz  und  schwach  behaarter 
oder  kahler  Oberfläche. 

Die  Larven  (Abb.  45  S.  61)  sind  den  Maikäferengerlingen  ähnlich,  lassen  bich  aber 
unschwer  von  ihnen  unterscheiden  durch  die  wesentlich  kürzeren  Beine  und  den  nach  hinten 
allmählich  verdickten  Körper  mit  stark  abgerundetem  Hinterende  und  endlich  durch  die  schwächere 
Krümmung, 

Man  trifft  die  Käfer  im  Sommer  auf  allen  möglichen  Blüten,  vor  allem 
denen  der  Rosaceen  (Rosen,  Obstbäume),  dann  auch  auf  Blumen,  Flieder, 
Holunder  oder  an  ausfließenden  Baumsäften. 

Die  Larven  leben  in  faulem  Holz,  Holzmulm,  Holzerde  und  auch  in  den 
Haufen  der  roten  Waldameise.  Sie  sind  auch  schon  an  den  Wurzeln  bereits 
anderweitig  angegriffener  Bäume  angetroffen  worden.  So  sah  Ratzeburg  an 
einer  von  Saperda  carcharias  zerfressenen  Pappel  eine  Menge  Cetonien  -  Larven, 
welche  da,  wo  sich  die  stärksten  Wurzeläste  trennten,  fraßen  und  hier  förmlich 
ein  Nest  bereitet  hatten.^)  Ihre  Entwicklung  dauert  mehrere  (drei?)  Jahre;  sie 
verpuppen  sich  in  einem  aus  Holzstückchen  und  Kot  gefertigten  Gehäuse  und 
erscheinen  gewöhnlich  Ende  Mai  bis  Juli.  —  Die  Larven  kommen  oft  in 
großer  Zahl  in  alten  morschen  Stöcken  oder  im  Humus  vor  und 
werden  dann,  wie  schon  bemerkt,  nicht  selten  mit  den  so  schäd- 
lichen Maikäferengerlingen  verwechselt. 

Die  häufigsten  Arten  sind: 
-  Cetonia  aurata  L.  (der  gemeine  Goldkäfer),  15  —  21  mm  lang,  goldgrün,  oft  mit  goldrotem 
Schein;  Flügeldecken  weiß  quergesprenkelt  (Abb.  56  A). 
Cetonia  (Potosial  aenea  Gyll.  (floricola  Hbst.),  von  derselben  Größe,  erzgrün  mit  oder  ohne 
weiße  Strichelchen  auf  den  Flügeldecken,  Unterseite  metallisch  violett.  Käfer  auf  Blüten 
aller  Art,  besonders  Distelköpfen,  und  an  Baumsäften,  besonders  Obstbaumsäften.  Larve 
in  den  Haufen  von  Formica  rufa  L.  (rote  Waldameise). 

Seltener  sind: 
^.?vv  Cetonia   marmorata   F.,    20  —  24  "i"ii    metallisch   tiefbraun    mit   feinen    weißen   Fleckchen   und 
"^  Strichelchen  auf  den  Flügeldecken.    Am  ausfließenden  Saft  der  Eichen  und  Weiden,  auch 

an   reifem    Fallobst.     Larven   in    mulmigen    Teilen  jener  Bäume.     AI  tum   fand   in    einer 

alten    mulmigen    Eiche     eine    große  Anzahl    erwachsener,     überraschend    großer    Larven 

dieser  Art. 
/'    Cetonia  speciosissima  L.,  die  größte  und  schönste  Art  Mitteleuropas  (20—27  mm),  prachtvoll 

metallisch  grün,    ohne  Zeichnung.     Larve  in   faulem  Eichenholz,    Käfer   am    ausfließenden 

Eichensaft.      (Altum  S.  82.) 

Außer  diesen  großen  eigentlichen  Goldkäfern  gehören  zu  den  Cetoniini  auch  noch  einige 
kleinere  Formen  von  höchstens  11  — 12  mm,  dunkler,  schwarzer  Färbung  und  meist  dichter,  ab- 
stehender Behaarung.  Die  bekannteste  hierhergehörende  Art  ist  Tropinota  hirta  Poda 
{hirtella  L.),  die  hauptsächlich  im  südöstlichen  Deutschland  und  Österreich  verbreitet  ist,  oft  in 
ungeheuren  Massen  auftritt  und  durch  Zerstören  der  Kornähren  usw.  landwirtschaftlich  schädlich 
werden  kann. 


1)   Die  Cetonien    sind    in  bezug  auf  ihre  Schädlichkeit    noch  nicht  genügend  erforscht. 
Escherich,  Forstinsekten.      II.   Bd.  ° 


IIA  Coleoptera.   —   3.  Familienreihe:  Lamellicornia. 

Gatlungsgruppe  Trichiini. 

Pinselkäfer. 

Den  Cetonien  habituell  nahestehend,  unterscheiden  sie  sich  von  ihnen  durch  das  Fehlen  des 
Flügeldeckenausschnittes  und  durch  den  weniger  engen  Anschluß  des  Halsschildes  an  die  Flügel- 
■  decken.  —  Die  Gruppe  enthält  eine  Reihe  nach  Größe  und  Färbung  recht  verschiedener  Formen: 
einerseits  sehr  große  einfarbig  dunkelbraune  Formen  bis  30  mm  Länge  (Os modern/ a  Serv.)^  anderer-  ^f^y 
seits  mittelgroße  Arten  von  15  —  20  mm  Länge  und  schwarzer  oder  goldgrüner  Färbung 
{Gnortmus  Serv.),  und  endlich  kleinere  Arten  von  höchstens  12 — 13  mm  Länge  und  bunter, 
gelb  und  schwarzer  Färbung  (Trichms  F.). 

Die  Larven  durch  die  kurzen  Beine  an  die  Cetonienlarven  erinnernd,  nur  der  Kopf  meist 
verhältnismäßig  größer.  Auch  in  der  Lebensweise  haben  sie  viele  Ähnlichkeiten  mit  den  vorigen: 
Die  Larven  leben  oft  in  großer  Zahl  in  hohlen  Bäumen  im  Mulm,  die  Käfer  auf  Blüten  oder 
an  Baumsäften. 

Die  häufigsten  Arten  unseres  Faunengebietes  sind: 
fj^"    Osmoderma   eremita    Scop.    (Eremit.    Juchtenkäfer).       Größte   Art,    bis    30   mm,    dunkelbraun, 
erzglänzend,   oberseits  unbehaart  (Abb.   56  B).     Käfer  mit  einem  eigenartigen  angenehmen 
Geruch  behaftet.    Larven  im  mulmigen  Holz  der  verschiedensten  Laubbäume,  wie  Linde, 
Buche,    Birke,    Pappel,    Weide,    Eiche,    Roßkastanie   usw.      AI  tum    berichtet   von    einer 
alten    Buche   bei   Eberswalde,    die    längere    Zeit   hindurch    vom   Eremiten   für   seine   Brut 
benutzt  worden   und    in    großartiger  AVeise    von    den  Larven    in    ihrem    faulen    stockigen 
Teil  durchwühlt  war.     Außer    mit    einer  Menge  Larven    fand   sich  der  Stamm  erfüllt  von 
zahlreichen  alten  verlassenen  Puppengehäusen. 
/■    Onori?nus  variabüis  L.  {octopundatus  Hbst.).     Mittelgroße  Art  von  20  mm  Länge;  schwarz, 
schwach  glänzend.     Flügeldecken   mit  spärlichen  weißen  Punkten  besetzt.     Käfer  anfangs 
Sommers   an  den  Stämmen  anbrüchiger  Laubbäume,    besonders  Eichen,    Kastanien,    Erlen 
und  Ulmen;  auch  auf  Blüten.     Larve  in  Eichen,  Erlen  usw. 
nOnorimus  nobilis  L.      Von  derselben  Größe,    durch   seine  goldgrüne  Färbung  an  die  Goldkäfer 
erinnernd.     Käfer   häufig  auf  Blüten  von  Spiraeen,    Holunder  usw.,  auch   an  Baumsäften. 
Larve  in  alten  Pflaumenbäumen,  Weidenstämmen  usw. 
Jk}  Trichms   fasciutus   L.    (Abb.   56  G).      Kleinere   Art    von    ca.    12    mm.      An    seiner    gelb    und 
schwarzen  Flügeldeckenzeichnung  (Flügeldecken  ockergelb  mit  je  3  schwarzen  Querflecken) 
ohne  weiteres  zu  erkennen.     Kiifer  auf  Blüten.     Larven    in    morschem  Holze   von  Erlen, 
Birken  usw. 

Gattungsgruppe  Valgini. 

i;  j'/C  Die  einzige  hierhergehörende  Art    Valgus  hemipterus  L.   (7—9  mm  lang,    schwarz    oder 

.schwarzbraun,  schwarz  und  weiß  beschuppt,  Halsschild  mit  2  erhabenen  Kielen,  Flügeldecken 
mit  Mondfleck)  lebt  als  Larve  im  abgestorbenen  Holz  von  Akazien,  Eichen  usw.,  wo  sie  Gänge 
von  elliptischem  Querschnitt  macht  (Barbey  S.  594). 

Gattungsgruppe  Dynastini. 

Riesenkäfer. 

Der  Name  ,, Riesen käf er"  rührt  von  den  tropischen  Formen  dieser  Gruppe  her,  die  teil- 
Aveise  wirklich  zu  den  Riesen  der  Käferwelt  gehören.  In  unserer  Fauna  sind  die  Dynastinen 
nur  sehr  schwach  vertreten.  Für  uns  kommt  überhaupt  nur  eine  Art  in  Betracht,  nämlich  der 
•7/  j,,^  ca.  50  mm  lange  Nashornkäfer,  Oryctes  nasicornis  L.,  der  durch  die  Hornbildung  auf  dem 
Kopf  des  Männchens  ohne  weiteres  zu  erkennen  ist.  Die  Larve  lebt  hauptsächlich  in  Eichenlohe, 
kommt  aber  auch  in  noch  nicht  ganz  abgestorbenen  Bäumen  (vornehmlich  Eiche)  vor.  Kann  in 
Mistbeeten,  Treibhäusern  und  Gerbereien  durch  Zerfressen  der  Lohe  usw.  Schaden  anrichten. 

Literatur  über  die  Lamellicornier. 

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Band.     Die  Nadeln.      Berlin. 

—  —    I9i5>  Die  Technik  des  Forstschutzes  gegen  Tiere.     Zweite  Auflage.     Berlin. 

—  —    19041  Beiträge  zur  genaueren  Kenntnis  einiger  Nadelholzschädlinge.  —  In:  Z.  f.  F.  n.J.,  S.356. 
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In:  Z.  f.  a.  E..  Bd.  III,  S.  134—156. 
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Im   Auszug  mitgeteilt  von   Altum.   —   In:   Z.  f.  F.  u.  J.,  S.  227. 
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jj^  Coleoptera.  —  4.  Familienreihe:  Diversicornia. 

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Pomologen-Gesellschaft.     Wien. 
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—  —    1918b,   Die  Maikäferverhältnisse  in  Niederösterreich.   —   In:   Allg.   Wein-Ztg.   5   u.   7. 

—  —   1922,    Eine    Maikäfer -Monographie,     (Besprechung    von    Decoppets    Monographie.)    — 

In:   Z.  f.  a.  Ent.,  S.    169—176. 


4.  Familienreihe:  Diversicornia.^) 

Die  Familienreihe  der  Diversiconier  ist  schwer  zu  definieren.  Sie  enthält  alle  diejenigen 
Familien,  welche  in  den  andern  Familienreihen  nicht  unterzubringen  sind,  also  den  ganzen  Rest 
der  nach  Abzug  der  Staphylinoidea ,  Laviellicornia^  Heteroniera,  Phytophaga  und  Rynchophora 
verbleibenden  polyphagen  Coleopteren.  So  stellen  die  Diversicornier  gewissermaßen  die  Rumpel- 
kammer der  Coleopterensystematik  dar,  in  die  man  alles,  was  man  anderwärts  nicht  brauchen 
kann,  zusammengeworfen  hat.  Die  Zusammensetzung  der  Familienreihe  ist  darnach  auch  eine 
recht  bunte,  so  daß  es  schwer  fällt,  allgemeingültige  Merkmale  festzustellen.  Als  den  einzigen 
allen  Angehörigen  zukommenden  Charakter  kann  man  das  Flügelgeäder  nennen,  das  nach 
dem  Typus  II  gebaut  ist  (der  aber  keineswegs  nur  den  Diversicorniern,  sondern  auch  noch 
anderen  Familienreihen  zukommt).  Bezüglich  der  Tarsengliederzahl  finden  wir  fast  alle  Möglich- 
keiten verwirklicht:  der  größte  Teil  der  Diversicornier  (Sternoxia^  Brachymera  und  andere) 
hat  allerdings  5  Glieder  an  allen  Tarsen,  andere  aber  haben  viergliedrige,  und  wieder  andere 
dreigliedrige  Tarsen.  —  Die  Fühler  sind  ebenfalls  recht  verschieden;  sie  sind  fast  niemals 
gekniet  und  bei  den  meisten  Arten  {Clavicornia  usw.)  mit  einer  gewöhnlich  dreigliedrigen  Keule 
endigend,  oder  doch  wenigstens  gegen  die  Spitze  zu  verdickt;  bei  einem  anderen  Teil  sind  die 
Fühler  faden-  oder  schnurförmig,  gesägt  oder  gekämmt  (Sternoxia.  Malacoderviata  usw.). 

Der  Buntheit  der  imaginälen  Formen  entspricht  die  Verschiedenheit  der  Entwicklungs- 
stadien: Die  meisten  Larven  sind  mit  Beinen  versehen,  lang  gestreckt  und  mehr  oder  weniger 
stark  chitinisiert,  andere  (die  im  Holz  leben)  sind  weichhäutig  und  oft  auch  beinlos  (Buprestiden). 

Die  Lebensgewohnheiten  der  Diversicornier  sind  ungeheuer  verschieden- 
artig: eine  große  Zahl  (besonders  die  kleinen  zu  den  Clavicorniern  gehörenden 
Formen)  leben  von  Moder,  Pilzen  oder  faulendem  Holz,  andere  {Sler?ioxia  usw.) 
nähren  sich  von  lebendem  oder  totem  Pflanzengewebe,  wieder  andere  von 
tierischen  Abfällen  oder  auch  räuberisch  von  anderen  Insekten  oder  deren  Larven. 

Darnach  ist  auch  die  forstliche  Bedeutung  sehr  verschieden,  und  wir 
können  vom  praktischen  Standpunkt  aus  unterscheiden: 

I.  schädliche  Arten,  welche  durch  Wurzel-,  Rinden-,  Holz-  oder  Samen- 
fraß die  Forstpflanzen  teils  physiologisch  teils  technisch  schädigen, 


^)  Die  Familienreihe  der  Palpicornia  ist  forstlich  ohne  jedes  Interesse  und  kann 
deshalb  hier  übergangen  werden;  sie  enthält  in  der  Hauptsache  im  Wasser  lebende  Käfer  von 
denen  der  große  „Kolbenwasserkäfer"  Hydrophilus  piceus  L,  der  bekannteste  ist.  Übrigens 
hat  Ganglbauer  die  Palpicornia  noch  nicht  von  den  Diversicornia  getrennt;  die  Trennung 
wurde  erst  von  Reitter  durchgeführt. 


Familiengruppe  Clavicornia.  1 1  7 

2.  nützliche  Arten,  welche  durch  Vertilgung  schädlicher  Forstinsekten 
deren  Vermehrung  eindämmen,  und 

3.  indifferente  Arten,  welche  weder  in  der  Waldhygiene  eine  Rolle 
spielen,  noch  auch  die  Verwertung  der  Forstprodukte  beeinträchtigen,  deren  Vor- 
kommen aber  an  den  Wald  gebunden  ist  und  die  dem  Forstmänne  so  häufig 
begegnen,  daß  sie  seine  Aufmerksamkeit  erregen  und  daher,  teilweise  wenigstens, 
zu  den  „täuschenden  Forstinsekten"  zu  rechnen  sind. 

Systematische  Übersicht. 

1.  Vorderhüften  in  der  Regel  kugelig  oder  quer,   durch  das  Prosternum  getrennt      2 

—  Vorderhüften  zapfenförmig  vorragend  und  meist  aneinanderstoßend     ...      4 

2.  Hinterhüften  ohne  Schenkeldecken,  meist  walzenförmig  oder  rundlich,  in  den 

Gelenkhöhlen  mehr  oder  weniger  eingeschlossen  und  auseinanderstehend, 
zwischen  ihnen  das  erste  Abdominalsegment  breit  an  das  Metasteinum 
anstoßend.  Fühler  meist  mit  einer  Keule  oder  wenigstens  nach  der 
Spitze  verdickt  (selten  schnurförmig:  bei  einigeti  Cucujiden).  Tarsen 
mit  verschiedener  Gliederzahl,  häufig  weniger  als  5.    Meist  nützliche  Tiere 

Familiengruppe   Clavicornia 

—  Hinterhüften  quer,  fast  aneinanderstoßend,    mit  Schenkeldecken,    von  denen 

die  Schenkel  in  der  Ruhe  mehr  oder  weniger  bedeckt  werden.  Tarsen 
stets   5  giiederig.     Fühler  gekeult  oder  schnurförmig 3 

3.  Fühler  gekeult   oder  nach  der  Spitze  zu  verdickt.     Prosternum   ohne  Brust- 

stachel.   Leben  in  trockenen  tierischen  Abfällen  oder  in  Moos.    Schädlich 

in  Tier-  und  Pflanzensammlungen Familiengruppe  Brachymera 

—  Fühler  schnurförmig,    gesägt  oder  gekämmt.      Prosternum    mit    Bruststachel, 

der  in  einen  Ausschnitt  des  Mesosternums  hineinragt.  Larven  leben 
von  Pflanzen   (von  Wurzeln  oder  im    Holz).      Arge  P'orslschädlinge 

Familiengruppe  Sternoxia 

4.  Flügeldecken  gewöhnlich  weich,  dem  Körper  meist  flach  aufliegend,  manchmal 

verkürzt  und  klaffend.  Fühler  fast  stets  schnurförmig,  bisweilen  gesägt 
oder  gekämmt  (selten  gegen  die  Spitze  zu  verdickt),  Hinterhüften  zapfen- 
förmig vorragend  und  aneinanderstoßend Familiengruppe  Malacodermata 

—  Flügeldecken   mehr   oder  weniger   hart,    und    meist   gewölbt.      Fühler   ent- 

weder schnurförmig  (oft  mit  stark  verlängerten  Endgliedern)  oder  ge- 
keult oder  wenigstens  nach  der  Spitze  zu  verdickt.  Hinterhüften  nicht 
zapfenförmig  vorragend,  mehr  oder  weniger  voneinander  entfernt.  Teils 
nützlich,  teils  schädlich Familiengruppe    Teredilia 

Familiengruppe  Clavicornia. 

Die  Clavicornier  stellen  die  artenreichste  und  bunteste  Familiengruppe  der  Diversicornier 
dar;  sie  enthalten  zahlreiche  Familien,  die  habituell  teilweise  stark  voneinander  abweichen  (wie 
z.  B.  die  runden  hochgewölbten  Coccinelliden  und  die  flachen  langgestreckten  Colydiiden). 
Weitaus  die  meisten  Clavicornier  sind  kleinste  bis  kleine  Tiere  (2  —  5  mm  lang),  nur  wenige 
sind  größer  und  erreichen  eine  Länge  von  8 — 10  mm,  ganz  selten  bis  15  mm  {Cucujus^ 
Colydms,  Coccinelliden).  Ein  fast  allen  Arten  zukommendes  Merkmal  sind  die  gekeulten 
oder  wenigstens  zur  Spitze  deutlich  verdickten  Fühler  (wonach  ja  die  Familiengruppe  auch  be- 
nannt ist).  Nur  ganz  wenige  Formen  machen  eine  Ausnahme,  wie  verschiedene  Cucujiden,  die 
einfache,  lange,  schnurförmige  Fühler  besitzen  {Laeniophloeus  u.  a.). 

Ein  großer  Teil  der  Clavicornier  ist  in  seinem  Vorkommen  an  den  Wald 
gebunden,  und  lebt  unter  Rinde,  im  Holz,  in  Schwämmen  oder  auch  frei  auf 
den  Stämmen  oder  den  Nadeln  usw.  Doch  die  meisten  von  ihnen  sind  forst- 
lich indifferent  und  interessieren  den  Forstmann  nur  insofern,  als  sie  ihm 
häufig  (z.  B.  bei  seinen  Feststellungen  über  Borkenkäfervorkommen)  begegnen,  — 
Andere,  in  der  Minderzahl,  sind  forstlich  nützlich,  indem  sie  Forstschädlingen 
sei  es  im  Holz,  unter  Rinde  oder  auch  auf  Blättern  und  Nadeln  nachstellen  und 
viele  von  ihnen  vernichten.  — 


jjg  Coleoptera.   —   4    Familienreihe:   Diveisicornia. 

A.  Forstlich  indifferente  Formen  („täuschende  Forstinsekten"). 

Die  Zahl  der  forstlich  indifferenten  Arten  ist  Legion;  dabei  ist  allerdings 
zu  bemerken,  daß  die  Lebensweise  von  vielen  noch  nicht  aufgehellt  ist  und  daß 
vielleicht  noch  manche  Art,  die  heute  als  indifferent  gilt,  später  in  die  Kategorie 
der  nützlichen  Insekten  zu  stellen  sein  wird. 

Die  zahlreichen  unter  Rinde,  in  faulendem  Holz  oder  in  Schwämmen 
lebenden  Formen  gehören  hauptsächlich  folgenden  Gattungen  an: 

Familie   Ostomidae:     Temnochüa   Westw.,     Ostoma   Laich.,    unter   Rinde   und   im    Holz    alter 

morscher  Stöcke  oder  Stämme,  auch  in  Schwämmen  (vgl.  Saalas   1917). 
Familie  Nitidulidae:   Soronia  Er.,    Cryptarcha  Shuk.,  an  ausfließenden  Baumsäften;    Eptiraeo 
Er.'),   Pocadius  Er.,    Cychranms  Kug.,  in  Schwämmen  (Bovist,  Agaricus);   RhixophagUH 
Hbst.,  Ipidia  Er.  (Abb.  57  C  u.   58  C),  unter  Rinde  usw. 

'II  Ij:  Familie   Gueujidae:  Cueujus  V.  (Ahh.  57  B),  Pediacus 'ähvk.^  Dendrophagus  Schönh.,  Silvanus 

^  Latr.,    unter   Rinde    alter   Laub-    und   Nadelholzstämme,    vielleicht    auch    räuberisch   (vgl. 

Saalas  1917). 
^Familie   Cryptophagidae :    Tritonm   F.,     Iriplax    Payk,    Dacne   Latr.,    Diphijllus   Steph.,    in 
Schwämmen. 

^7j  Familie  Lathridiidae:    Latkridms  Hbst.    (Abb.  57  F),    Corticaria   Marsh.,    unter   Rinde,    in 
faulendem  Holz,  in  Schwämmen. 

"^ßf  Familie    Mijcetophagtdae :    Mycetophagus    Heilw.,    Litargits  Er.,    in   verpilztem    Holz    oder   in 
Baumschwämmen . 

ly^y Familie   Gisidae:    Cis  Ltr.,  Ennearthrou  Mellie,  in  Schwämmen  (Polyporus,  Boletus). 

'^^Familie  Golydiidae:  Ditoina  Hhst.  (Abb.  57  L).  Synchita  KeWvf .,  Gicones  C-ariis,,  Goxehcs  Latr.. 
Pycnomerus  Er.,  in  faulem  Holz,  unter  Rinde  usw. 

.^/io  Familie  Endomyehidae :   Endo7nychus  Pz.,  Lycoperdma  Ltr.,  in  Bovisten,  in  faulem,  schimm- 
ligem Holz  usw. 

B.  Räuberische  (forstnützliche)  Arten. 

Fast  alle  Clavicornier-Famihen  enthalten  auch  nützliche  Arten,  die  vom 
Raub  anderer,  schädlicher  Insekten  leben.  Wir  können  hierbei  nach  der  Lebens- 
weise zwei  Kategorien  unterscheiden:  die  einen  leben  im  Holz  oder  unter  Rinde, 
um  in  den  von  Borkenkäfern  usw.  verfertigten  Gängen  Jagd  auf  deren  Brut  zu 
machen;  die  anderen  leben  frei  und  üben  ihre  nützliche  Tätigkeit  offen  an  den 
Stämmen  oder  auf  Blättern  oder  Nadeln  aus. 

a)   Räuber,  die  auf  die  Brut  von  Holz-  und  Rindeninsekten  in  deren 
Bohrgängen  Jagd  machen. 

Es  können  hier  nicht  alle  Arten,  die  in  Borkenkäfergängen  usw.  gefunden 
wurden,  angeführt  werden.  Denn  ihre  Zahl  ist  sehr  groß;  außerdem  ist  bei  vielen 
Arten  die  Lebensweise  noch  wenig  erforscht,  so  daß  es  noch  nicht  überall  sicher 
ist,  ob  trotz  des  Aufenthaltes  in  Borkenkäfergängen  die  betreffenden  Arten  sich 
auch  wirklich  von  Borkenkäferbrut  ernähren.  Ein  weiterer  Punkt  bedarf  noch 
der  Feststellung,  ob  und  inwieweit  nämlich  die  einzelnen  Arten  auf  bestimmte 
Borkenkäferarten  angewiesen  oder  ob  sie  in  dieser  Beziehung  völlig  wahllos 
sind,  d.  h.  mit  allen  Borkenkäferlarven  in  gleicher  ^^eise  vorliebnehmen.  Nach 
den  verschiedenen  Fundortsangaben  in  systematischen  und  faunistischen  Werken 
kann  man  sich  über  diesen  Punkt  kein  irgendwie  klares  Bild  verschaffen.  Im 
folgenden   seien   die    hauptsächlichsten  Familien   mit  den  wichtigsten  räuberischen 


*)  Die  Epiiraea- Arten  verhalten  sich  biologisch  recht  verschieden:  ein  Teil  lebt  in 
Schwämmen,  andere  an  ausfließenden  Baumsäften,  wieder  andere  unter  Rinde,  in  Borkenkäfer- 
gängen als  Räuber  (s.  unten). 


Familiengruppe  Clavicornia. 


119 


H  J  K  L 

Abb.  57.  Verschiedene  Clavicornier.  A  Epuraea  rufomarginata  Steph.,  B  Cucujus  haematodes 
Er,,  C  Ipidia  4-notata  F.,  D  Nemosoma  elongatum  L  ,  E  Glischrochilus  4-pustulatus  Hrbst., 
F  Lathridius  angusticoUis  Gyll.,  G  Laemophloeus  ferrugineus  Steph.,  H  Rhizophagus  grandis 
GylL,  J  Aulonium  trisulcum  Geoffr.,  K  Colydium  elongatum  L.,  L  Ditoma  crenata  F.  Alle 
stark  vergr.  —  Original 


Coleoptera. 


4.  Familienreihe:  Diversicornia. 


Arten  genannt.     Es  handelt  sich  hierbei,  in  Anpassung  an  die  Borkenkäfergänge, 
meist  um  kleine  schmale  (oft  sehr  langgestreckte)  flache  Formen.-) 

Familie  Ostomidae. 

J\ f Nemosorna  elongatiirn  L. ,  ein  äußerst  schmales  langgestrecktes,  dunkelgefiirbtes  Tier  von 
4  —  6  mm  Länge,  mit  breiten  roten  Binden  auf  den  Flügeldecken  (Abb.  57  d).  Es  wurde 
gefunden  unter  der  Rinde  von  Buchen,  Linden,  Ulmen,  Kiefern,  in  den  Gängen  von 
folgenden  Borkenkäferarten:  Pteleobius  vittatus^  Carphoborus  minmius,  Ernoporus  fag% 
Cryphalus  tiliae,  Pityophthorus  micrographus^  Ips  typograplnis,  Taphrorgclnis  bicolor 
Dryocoetes  villosus,  Xyleborns  Saxescni.  Xyloterns  domesticKs. 


Familie  Nitidulidae. 

Enthält   zahlreiche   räuberische  Arten,    als]  deren   häufigste  folgende  in  Betracht  kommen: 
Olischrochilus    (Ips)   quadrigtdtatus   Ol.,    ein    glänzend    schwarzer,    etwas    an    die    Histeriden 
erinnernder  Käfer    von  4 — 67?  mm  Länge,   mit   4    roten   Makeln   auf  den   Flügeldecken. 
In  den  Gängen  von  Xyleborus. 
—  —   quadripusHdakis  Hrbst.,  ähnlich  wie  der  vorige  (Abb.  57  E),  bei  Blast,  piniperda. 

Epuraea   angustata  Er.    und   laeviusnda 
GH.,    in    den    Gängen    von    Xyloterus 
lineatus. 
/j/j<f —  —  oblonga   Hrbst.,   bei  Bläst,  minor. 
,,  jt —  —  rufomaginata    Steph.    (Abb.  57  A 
u.  58  B),  bei  Dryocoetes  autographus. 
'  }f —  —  suturalis  Rtt.,  bei  Ips  typographus. 
r' J^Pityophagus  ferruginens  L.,  langgestreckt, 
parallel,  glänzend  rostrot.    Vertilger  der 
Brut   von  Hylastes  ater.  Blast:  pini- 
perda,     minor.,      Ips     typographus 
(Fleischer)  usw. 
Bhixophagiis- Arien.  Durchgehends  schmale 
langgestreckte     Tiere     von     3 — 4    mm 
Länge    und    von    meist    brauner    oder 
schwarzbrauner     Färbung.       Fast     alle 
Arten  der  Gattung  nähren  sich  sowohl 
als  Larven  als    auch    als  Imagines  von 
der  Brut   von   Borkenkäfern. 
grandis    Gyll.    (Abb.  57  H),    in    den 
Gängen    von    Dendroetonus    micans. 
depressus   F.,      in    den     Gängen    von 
Hylastes  ater.    Blast,  piniperda  und 
ntinor,  Dendroetonus  mieans.,  Tomi- 
eus  Mannsfeldi,  Xyloterus  lineatus. 
Rh.  ferrugineus  Payk.,  in  den  Gängen  von 
Pityogenes     bidentattis,     Ips     typo- 
graphus.. Blast,  minor. 
'''''  Rh.  parallelocollis  Gyll.,  in  den  Gängen  von  Blast,  piniperda,  Polygraphus  poligraphus.,  Dryo- 
coetes alni  usw. 
///  Rh.  dispar  Payk.,  in  den  Gängen  von  Hylastes  palliatus. 

n  Rh.  bipustulatus  F.,  in  den  Gängen  von  Blast,  piniperda  und  minor.,  Hylastes  palliatus^  Pityo- 
genes bidentatus.,  Xyleborus  cryptographus. 
i/oRh.  politus  Hellw.,  in  den  Gängen  von  Blast,  piniperda. 
'    Rh.  parvulus  Payk.,  in  den  Gängen  von  Hylastes  palliatus. 
^  ,  Rh.  cribratus  Gyll.,  in  den  Gängen  von  Ips  typographus  L.  (Fleischer). 


Abb.  58.     Verschiedene  Clavicornier- Larven. 

A  Laemophloeus,  B  Epuraea,  C  Ipidia.     Vergr. 

Nach  Saalas. 


Familie  Cucujidae. 

Hier   ist  es    vor   allem    die  Gattung  Laemophloeus  Steph.,    die  räuberische  Arten  enthält 
meist  kleine  bis  sehr  kleine  Formen,  hell  oder  dunkler  braun  gefärbt,  gewöhnlich  langgestreckt 


')   Vgl.  hierzu  Kleine   1909  und  Saalas   1917. 


Familie  Coccinellidae.  12  1 

und    flach    (selten    breiter),    mit    meist    spitzenwärts    verdickten,    manchmal    auch    einfach    schnur- 
förmigen  Fühlern. 

jff  fi  Laemophl.  monilis  F.,  in  den  Gängen  von   Taphroryehus  bicolor. 

~  -«  Laemophl.  ferrugineus  Steph.  (Abb.  57  G  u.  58  A),  in  den  Gängen  von  Pityophthorus  niiero- 

graphus. 
n    S%Laemophl.  alternans  Er.,  in  den  Gängen  von  Pityogenes  bidentntus,  Pitynphth.  microyraphus, 
Ips  typographus,  Polygraplms  usw. 
Lmmophl.  abietis  Wank.,  bei  Polygraphus^    Ips  typographvs,   Pityogen.  chalcographus  usw. 


Familie  Colydiidae. 

Enthält  eine  Reihe  räuberischer  Arten,  die  meist   durch  ihre  langgestreckte  Form   auffallen. 
Jll  ML  Colydium.  elongatumV.  (Abb.  57K)  und  filiforme  F.,  in  den  Gängen  von  Xyleborus  mono- 
graphus. 
Aulonium    trisulcatum  Geoffr.    (Abb.  57J),    in    den    Gängen  von  Eccoptogaster   scolytus   und 
multistriatus. 
//:  Ditoyna  crenata  F.,  bei  Taphroryehus  bicnlor  und  Hylastes  ater. 
„  //ji  Oxylaemus  eylindricus  Pz.,  bei  Xyleborus  monographus  und  Hylastes  paUiahis. 
,  Jit Bothrideres  contractus  F.,  in  den  Gängen  von  Anobien. 

/ff  Cerylon  histeroides  F.,  in  den  Gängen  von  Blast,  piniperda. 
r    r impressum  Er.,  bei  Xyleb.  cryptographus. 

b)  Freilebende,  olfen    auf   Stämmeri,    Blättern    oder    Nadeln   jagende 

Räuber. 

Hier  ist  nur  eine  Familie  zu  nennen,  die  aber  eine  um  so  wichtigere 
Rolle  als  Schädlingsvertilger  spielt  und  daher  ausführlicher  behandelt  zu  werden 
verdient: 

Familie  Coccinellidae. 

Die  Coccinellen  (auch  „MarienkäferchenS  ., Herrgottskäfer"  usw.  genannt),  zeichnen 
sich  vor  den  meisten  übrigen  Clavicorniern  durch  die  runde,  hochgewölbte  Form  aus  (Abb.  60). 
Dadurch  erinnern  sie  habituell  stark  an  die  Blattkäfer  (Chrysomeliden),  denen  man  ?ie  früher 
auch  angereiht  hatte.  Die  Färbung  ist  meist  lebhaft,  rot  oder  gelb  mit  schwarzer  Zeichnung, 
oder  schwarz  mit  roter  oder  gelber  Zeichnung.  Die  Tarsen  sind  tetramer,  resp.  cryptotetramer, 
d.  h.  das  kleine  3.  Glied  ist  meist  in  dem  verlängerten  2.  Glied  verborgen;  nur  bei  einigen 
Gattungen  ist  das  3.  Glied  frei,  so  daß  die  Tarsen  deutlich  4ghederig  sind.  Die  Fühler  sind 
kurz,  meist    1 1  gliederig  mit  einer  drei-   oder  mehrgliederigen,   deutlichen   Keule. 

Die  Larven  (Abb.  59  Au.  B)  sind  mehr  oder  weniger  langoval,  nach  vorn  und  hinten  ver- 
schmälert, oder  vorne  breit  bleibend,  meist  mit  langen,  mehr  oder  weniger  weit  über  den  Körper 
hervorragenden  Beinen.  Die  Oberseite  gewöhnlich  mit  behaarten  Warzen  oder  dornartigen  oft 
verästelten  Fortsätzen.  Bei  einigen  Gattungen  {ticymnus)  ist  die  Oberseite  mit  weißen  woll- 
artigen Ausscheidungen  bedeckt  (Abb.  59  B).  —  Kopf  geneigt,  mit  schräg  abwärts  gerichteten 
Mundteilen.  Fühler  kurz,  2  — 3 gliederig.  Die  meisten  Larven  sind  buntgefärbt,  schwarz,  grau, 
braun  oder  blau  mit  gelben,  weißlichen  oder  roten  Flecken;  andere  sind  einfarbig  gelb  oder  dunkel 
(höchstens  mit  gefärbten  Dornen). 

Bezüglich  der  Lebensweise  haben  wir  zwei  Gruppen  zu  unterscheiden: 
die  phytophagen  und  die  carnivoren.  Die  ersteren  sind  auf  die  kleine 
Unterfamilie  der  Epilachninen  beschränkt,  die  letzteren  fallen  mit  der  großen 
Unterfamilie  der  Coccinellinen  zusammen.  Da  die  phytophagen  Formen  Forst- 
gewächse nicht  zu  befallen  scheinen,  so  können  wir  sie  hier  übergehen  und 
brauchen  uns  nur  mit  den  carnivoren  Formen  zu  beschäftigen. 

Die  Käfer  sowohl  wie  die  Larven  leben  frei  auf  Blättern,  Nadeln,  Stämmen 
und  nähren  sich  von  anderen  Insekten,  vor  allem  Blatt-  und  Schild- 
läusen, dann  auch  Milben  und  Blasenfüßen  und  auch  von  größeren  Tieren,  wie 


122  Coleoptera.   —  4.  Familienreihe:  Diversicorinia. 

Schmetterlings-  und  Käferlarven  usw.  i)  Die  $2  legen  ihre  langovalen,  meist  gelb 
bis  braunen  Eier  im  Frühjahr  (Ende  April)  in  kleineren  Partien  von  6 — 20  Stück 
aufrechtstehend  an  der  Unterseite  der  Blätter,  oder  ringsum  an  Nadeln  (Abb.  59  A) 
oder  in  Rindeniitzen  oder  unter  Schildern  von  Schildläusen  in  kürzeren  oder 
längeren  Zwischenräumen  ab,  so  daß  zur  Erschöpfung  des  gesamten  Eivorrats, 
der  bis  zu  400  und  mehr  Eiern  betragen  kann,  ein  Zeitraum  von  i — 2  Monaten 
benötigt  wird. 

Die  Larvenentwicklung  währt  je  nach  Witterung,  Nahrung  und  Art 
30 — 60  Tage.  Bei  Adaita  bipunctaia  wurden  folgende  Zeiträume  beobachtet: 
Ei  5 — 8  Tage,  erstes  Larvenstadium  6 — 10,  zweites  4 — 6,   drittes  2 — 9,  viertes 


Abb.  59  A.    Die  Entwicklungsstadien  einer  Coccinella.    a  Eier,  b  Larve,  c  Puppe  von  C.  ocellata  L. 

Phot.  Scheidter. 

ftVt 


Abb.    59  B.     a   Larve  von  Chilocorus  bipustulatus  L.,   b  Puppe  desselben   (nach  Silvestri), 
c  Larve  von  Scymnus.     —  Orig.  (gez.  M.  Dingler). 


6 — 14  und  endlich  die  Puppe  6 — 9  Tage.  —  Die  ausgewachsene  Larve  befestigt 
sich  mit  dem  Hinterende  mit  Hilfe  von  im  After  liegenden  Spinndrüsen  an  einem 
Pflanzenteil,  um  sich  da  zur  Puppe  zu  verwandeln  (Abb.  59  A).  Dabei  wird  ent- 
weder die  letzte  Larvenhaut  abgestoßen  und  gegen  das  Hinterende  zu  zusammen- 


*)  Ganz  ausnahmsweise  scheinen  carnivore  Coccinelliden  auch  zur  vegetabilischen 
Kost  überzugehen.  So  fand  Hacker  (1899)  Ädalia  bipunctaia  L.  am  Fleisch  von  der 
Frucht  der  Eibe  fressend,  und  Schröder  (1905)  berichtet,  daß  Adalia  bipunctaia  und 
Coccinella  7-punctata  infolge  außergewöhnlicher  Vermehrung  schädlich  auf  Edeltannen  auf- 
traten. Doch  dürfte  diese  Änderung  der  Fraßgewohnheit  so  selten  vorkommen,  daß  sie  praktisch 
kaum  in  Betracht  kommt  und  jedenfalls  gegenüber  dem  großen  Nutzen  der  Tiere  völlig  zurücktritt. 


Familie  Coccinellidae. 


123 


geschoben  oder  die  Verpuppung  findet  in  der  letzten  Larvenhaut  statt,  welche 
dann  längs  der  Mittellinie  platzt  und  weit  auseinanderklafft  {Chilocorus^  Novius  usw., 
Abb.  59  B). 

Die  meisten  der  bei  uns  vorkommenden  Arten  bringen  zwei  Gene- 
rationen im  Jahr  hervor.  Die  Imagines  sind  ziemlich  langlebig  (bis  zu 
14  Monaten)  und  überwintern  in  allen  möglichen  Schlupfwinkeln,  in  Moos  unter  Rinde, 
unter  Laub  usw.,  auch  in  Gebäuden,  wo  sie  sich  oft  in  riesiger  Anzahl  ansammeln. 

„Die  Larven  laufen  mit  der  größten  Behendigkeit  überall  auf  den  Gewächsen 
umher,  suchen  ihre  Beute,  die  sie  schnell  mit  ihren  starken  Kiefern  ganz 
und  gar  verzehren,  selbst  aus  den  zusammengerollten  Blättern    hervor,   und   sind 


D  E 

Abb.   60.      Verschiedene    Coccinelliden.      A  Coccinella    septempunctata    L. ,    B  Coccinella    (AdaliaJ 

bipunctata  L.,  C  Cocc.  (Anatis)  ocellata  L.,  D   Novius  cruentatiis  Muls.,    E    Chilocorus  bipustu- 

latus  L.  —  Original. 


dabei  oft  so  gierig,  daß  sie  sich  um  den  Raub  zanken.''  Das  Nahrungs- 
bedürfnis der  Coccinelliden,  besonders  der  Larven,  ist  ungeheuer  groß: 
Burgeß  hat  im  Einzelkäfig  gezählt,  daß  eine  Adalia  bipiinctala  folgende  Nahrungs- 
menge zu  sich  genommen  hat:  im  i.  Larvenstadium  täglich  6  Blattläuse,  im 
zweiten  täglich  7,  im  dritten  täglich  23,  im  vierten  täglich  10  und  als  Imago  täg- 
lich ebenso  viel.  Das  würde  für  das  gesamte  Larvenleben  ca.  350  bis  400  Blattläuse 
ausmachen,  gewiß  eine  sehr  beträchtliche  Zahl.  Nach  Boeker  (igo6)  ver- 
zehrte eine  Larve  von  Coccinella  •}- punctata  in  13  Tagen  267  Blattläuse  von  ca. 
1  —  2  mm  Größe,  durchschnittlich  also  im  Tag  ca.  20  Stück.  Die  Larven  nehmen 
aber,  wie  schon  erwähnt,  nicht  nur  Blatt-  und  Schildläuse,  sondern  auch 
Schmetterlingsraupen,  Käferlarven  usw.  an.  So  wurden  gewisse  Arten  als  Ver- 
tilger des  Heu-  und  Sauerwurms  am  Wein,  und  sogar  als  Vertilger  von  Nonnen- 
raupen beobachtet  (Bengston). 


124 


Coleoptera.   —   4    Familienreihe :   Diversicomia. 


Forstliche  Bedeutung.  —  Infolge  ihrer  Nahrungsgewohnheit  werden  die 
Coccinelliden  zu  den  nützlichsten  Raubinsekten,  denen  vor  allem  ein 
wesentlicher  Anteil  an  der  Niederhaltung  der  vielen  Blatt-  und 
Schildläuse  zukommt.  Wenn  auch  entsprechend  der  höheren  Schädlichkeit 
der  Pflanzenläuse  für  die  Landwirtschaft  die  nützliche  Rolle  in  landwirtschaftlicher 
Beziehung  im  allgemeinen  höher  anzuschlagen  ist  als  in  forstlicher,  so  ist  doch  auch 
die  forstliche  Bedeutung  eine  nicht  zu  unterschätzende,  ja  sehr  hohe. 
Das  beweist  schon  das  häufige  Vorkommen  der  verschiedenen  Coccinellen  im 
Wald,  sowohl  auf  jungen  Pflanzen  als  auch  auf  alten  Bäumen,  Koniferen  wie 
Laubbäumen.  In  großen  Mergen  kann  man  die  Marienkäferchen  oft  unter 
Leimringen  finden,  woraus  wir  auf  ihr  häufiges  Vorkommen  in  der  Krone  schließen 
dürfen.  Ob  sie  dort  nur  auf  Pflanzenläuse  Jagd  machen  oder  ob  sie  vielleicht 
durch  die  Raupen,  gegen  die  der  Leimring  angelegt  ist,  angezogen  werden, 
darüber  fehlen  noch  bestimmte  Angaben,  wie  überhaupt  die  Rolle  der  Coccinellen 
im  Walde  noch  wenig  erforscht  ist  und  eingehendere  exakte  Beobach- 
tungen in   dieser  Richtung  dringend  erwünscht  sind. 

Daß  durch  Coccinellen  Kalamitäten  beendet  werden  können, 
konnte  ich  selbst  gelegentlich  einer  bedenklichen  Massenvermehrung  der  großen 
rotbraunen  Schildlaus  Palaeococcus  juscipennis  Burm.  in  einem  sächsischen  Kiefern- 
revier beobachten  (Escherich  und  Baer  19 13).  Die  Laus  hatte  sich  so  un- 
geheuer vermehrt,  daß  stellenweise  ganze  Wollballen  entstanden,  durch  welche  die 
Rinde  vom  Stamme  abgehoben  wurde.  Da  traten  die  Larven  einer  Coccinellide 
{Novius  crueniatiis  Muls.)  auf,  zuerst  vereinzelt,  dann  immer  zahlreicher,  so  daß 
allmählich  letztere  die  Überhand  erlangten  und  die  Vermehrung  der  Läuse  bald 
wieder  in  die  normalen  Grenzen  zurückbrachten.  In  diesem  Falle  ähnelten  die 
Larven  den  Läusen  so  sehr  an  Gestalt  und  Farbe,  daß  sie  anfangs  ganz  über- 
sehen wurden  —  wohl  ein  Zeichen  dafür,  daß  die  genannten  Läuse  die  Spezial- 
nahrung  des  Novius  darstellen.  Auch  sonst  kommen  derartige  Übereinstimmungen 
zwischen  Coccinellenlarve  und  Pflanzenlaus  vor,  wie  z.  B.  bei  den  Scymnm-\uZx\^'c\, 
die  mit  ihren  weißen  flockigen  Ausscheidungen  den  mit  Wolle  bedeckten  Läusen 
sehr  ähnlich  werden  (Abb.   59  B,  c). 

Die  nützliche  Rolle  der  Coccinellen  hat  man  sich  vielfach  auch  direkt 
schon  zunutze  zu  machen  versucht,  indem  man  verschiedene  Arten  zur  Be- 
kämpfung von  schädlichen  Läusen  eingeführt  und  künstlich  vermehrt  hat  („bio- 
logische Bekämpfung").  Welch  glänzende  Erfolge  man  teilweise  damit  erzielt 
hat,  darüber  ist  bereits  im  I.  Band  berichtet,  wo  die  klassische  Bekämpfung  der 
fürchterlichen  Wollauskalamität  in  den  Orangenpflanzungen  Kaliforniens  durch 
den  Coccinellen  Novius  cardinalis  Muls.  eingehend  geschildert  wurde.  Auch  gegen 
die  in  Österreich  und  Italien  verheerend  auftretende  Maulbeerbaumschildlaus 
{Diaspis  pentagona  Targ.)  ist  mit  Erfolg  die  biologische  Bekämpfung  mittels  Cocci- 
nellen aufgenommen  worden. 

Daß  bereits  Ratzeburg  an  die  Möglichkeit  der  Verwendung  der  Coccinelliden 
zum  Kampfe  gegen  Schädlinge  gedacht  hat,  geht  daraus  hervor,  daß  er  am 
Schlüsse  seiner  Ausführungen  über  die  forstliche  Bedeutung  der  Coccinelliden  die 
Frage  stellt:  „Sollte  man  nicht  durch  Übertragung  der  Käfer,  welche  allgemein 
beliebt  sind  und  daher  niemanden  belästigen  würden,  in  Treibhäusern  den  dort 
oft  sehr  lästig  werdenden  Pflanzenläusen  entgegenwirken  können?"     (F.  I  S.  19.) 

Systematische   Übersicht. 

Wir  unterscheiden  zwei  Unterfamilien  der  Coccinelliden,  die  den  oben  bereits  auf- 
gestellten biologischen  Kategorien  entsprechen: 


ramilie  Coccinellidae.  I  2 5 

Fühler  zwischen  den  Augen  eingefügt,  und  zwar  im  Niveau  der  vorderen  Augen- 
hälfte. Mandibeln  ohne  Basiszahn,  dagegen  mit  mehrzähniger  Spitze. 
Pflanzenfresser Unterfamilie  Epilachninae 

Fühler  dicht  vor  den  Augen   eingefügt.      Mandibeln    mit  Basiszahn,    mit  einfacher 

oder  gespaltener  Spitze.     Blattlausfresser        Unterfamilie   Coccinellinae 

Die    Coccinellinae,    die    uns  hier  allein  interessieren,    lassen    sich   wieder    in    eine  Anzahl 
Gattungsgruppen  einteilen : 

1.  Kopf   vor  den  Augen  seitlich    flach  verbreitert   und   einen  Schild  bildend,   der 

die  Fühlerwurzel  völlig  bedeckt.  Oberseite  meist  kahl,  selten  behaart;  die 
Scbulterecken  der  Flügeldecken  meist  über  das  Halsschild  vorspringend 
(Abb.  60  E).  Meist  kleine  (3 — 5  mm)  Arten  von  breiter  hochgewölbter 
Statur,  stark  glänzend,  gewöhnlich  schwarz   mit  roter  Fleckenzeichnung 

Gattungsgruppe   Ghilocorini 

—  Kopf  vor  den  Augen  seitlich  nicht  verbreitert,   Fühlerwurzel   freiliegend       .      .      2 

2.  Oberseite  deutlich  behaart 3 

—  Oberseite  kahl,    glänzend.     Mittelgroße  bis    kleine   Arten    (3  — 10  mm),    meist 

gelb  oder  rot  gefärbt,  mit  hellerer  oder  schwarzer  Flügeldeckenzeichnung, 
manchmal  auch  schwarz  mit  roten  oder  gelben  Makeln.  Hierher  die  meisten 
und  häufigsten  Arten Gattungsgruppe   Coccinellini 

3.  Fühler  kurz,  die  Hinterecken  des  Halsschildes  nicht  erreichend 4 

—  Fühler  länger,    die  Hinterecken   des   Halsschildes  erreichend.     Hinterecken  des 

Halsschildes  rechteckig  oder  spitzig.  Flügeldecken  meist  mit  verworrenen 
Punktreihen.  Kleine  Arten  von  2'/.!  —  3  mm,  meist  von  brauner  Färbung, 
einfarbig  oder  mit  schwarzer  Fleckenzeichnung  ....  Gattungsgnippe    Coccididini 

4.  Hinterecken  des  Halsschildes  und  die  Schulterecken  der  Flügeldecken  wenigstens 

stumpf  gewinkelt.  Kleine  Formen  von  i^, —  2'/2>  höchstens  3  mm,  von 
gelber,  brauner  oder  schwarzer  Färbung,  mit  oder  ohne  Zeichnung 

Gattungsgruppe  Scymnini 

—  Hinterecken    des    Halsschildes    und    Schulterecken    der    Flügeldecken    breit    ab- 

gerundet (Abb    60  D);    oval,   wenig  gewölbt,  matt,  dicht  behaart 

Gattungsgruppe  Noviini 


Von  den  zahlreichen  Arten  der  Coccinellinae^    die   alle  in  der  räuberischen  Lebensweise 
übereinstimmen,  mögen  folgende  Arten,  die  dem  Forstmann  am  häufigsten  begegnen,  genannt  werden: 

,  Von  den   Coccinellini: 

VjJH  Coccinella  septempunctata  L.  „Siebenpunkt''  (Abb.  60 A).  Das  häufigste,  allenthalben  vor- 
kommende Marienkäferchen.  Mittelgroß  (5 — 8  mm),  Flügeldecken  rot  oder  gelbrot  mit 
7  schwarzen  runden  Makeln  (die  allerdings  stark  variieren,  mitunter  auch  zusammen- 
fließen können).  Über  ganz  Europa,  Asien,  Nordamerika  und  das  nördliche  Afrika  ver- 
breitet.   Ausnahmsweise  auch  phytophag,   schädlich  an   Tannen   (s.  oben  S.  123   Anm  ). 

„ /«3  Coccinella  (Aclalia)  hipunctata  L.  (Abb.  60  B).  Kleinere  Art  (5  mm).  In  der  Zeichnung 
äußerst  variabel:  gewöhnlich  Flügeldecken  rot  mit  zwei  schwarzen  Punkten,  manchmal 
auch  mit  4;  bisweilen  verbreitet  sich  das  Schwarz  so  sehr,  dal^  die  Gnmdfarbe  schwarz 
wird  und  nur  4  oder  gar  nur  2  rote  Makeln  übrig  bleiben.  Ebenfalls  sehr  häufig. 
Ausnahmsweise  auch  phytophag  (1.  c). 

,,/^y  Coccinella  (Hahj%ia^  Anatis)  ocellaia  L.  (Abb.  60 C).  Die  größte  europäische  Art.  Flügel- 
decken rot,  jede  mit  10  länglichen,  schwarzen,  weißgeränderten  Makeln.  Sehr  häufig  an 
Nadelholz.  Häufigste  Art  unter  Leimringen. 
Coccinella  [Hali/xia,  Neomysia)  oblongoguttata  L.  Ebenfalls  große  Art  (6—8  mm).  Flügel- 
decken rot  oder  rötlichgelb,  mit  länglichen,  weißlichen,  sternförmigen  Makeln.  Sehr 
häufig  an  Kiefern. 

'' y^^ Coccinella  (Halyxia)  sedexitnguttata  L.  Etwas  kleiner  (5—7  mm).  Flügeldecken  rötlichgelb 
mit  je  8  weißlichen,  runden  Makeln.  Ihre  nebelgrau  grundierte,  mit  schwarzen  und 
lebhaft  orangefarbenen  Fleckchen  gezeichnete  Larve  wurde  von  AI  tum  an  Fichtenstämmen 
in  großer  Zahl  beobachtet,  woselbst  sie  unter  den  zahllosen  Lachnus  piceae  Wek.  auf- 
räumten. 

Von  den  Noeiini : 
/f> /^iNorius   cruentatiis   Muls.  (Abb.  60  D).      Die   einzige    europäische   Art.    —    Klein    (2  —  4  mm), 
oval,    wenig   gewölbt,    oberseits    dicht    weißlich    behaart.      Flügeldecken    schwarz,    mit    je 
5   blutroten  Makeln    (bisweilen   auch    Flügeldecken    rot   mit  je    5   schwarzen   Makeln).   — 


120  Culeoptera.   —  4.  Familienreihe:   Diversicornia. 

An  Kiefern,  in  Rindenritzen,  unter  Rinde  usw.  Zuweilen  ungemein  häufig.  Scheint 
der  Spezialvertilger  der  großen  roten  Kiefernschildlaus  Palaeoeoccus  fuscipennis  zu  sein, 
mit  der  auch  die  Laive  in  Form  und  Farbe  übereinstimmt.  Welch'  große  Rolle  Novius 
in  der  Vermehrungsbeschränkung  der  besagten  Laus  spielt,  ist  oben  (S.  124)  bereits 
erwähnt.  Die  Larve  verpuppt  sich  in  der  letzten  Larvenhaut,  die  in  der  Mitte  der  Länge 
nach  platzt  und  klafft  (s.   Es  eher  ich  u.  Baer   19 13). 

Von  den  Scymnini : 
'Vj  Scymnus  abietis  Payk,  Eine  kleine  einfarbig  bräunlichgelbe  Art  von  ca.  2V,  mm  Länge. 
Larve  mit  weißen  wachsähnlichen  Ausscheidungen  (Abb.  59B).  Häufig  an  Fichten. 
.'Scymnus  suturalis  Thunb.  Noch  kleiner  als  die  vorige  Art.  Flügeldecken  gelbrot,  mit 
schwarzer  Naht  und  Flügeldeckenbasis.  Larve  wie  bei  der  vorigen  Art.  Sehr  häufig  an 
Kiefern. 

Von  den   Coceiduihd  : 
■^.  Jihhobms   chrysomeloides   Hbst.     Kleine   Art   von    3   mm    Länge,    von    ovaler   flach   gewölbter 
Körperform  und  bräunlichgelber  Färbung,    Flügeldecken    mit    zwei    schwarzen  Makeln  vor 
der  Mitte  und  je  einem  gebogenen  Längsstrich  hinter  der  Mitte.     Häufig  auf  Kiefer. 

Von  den   Chilocorini : 

■  '?■<  Chilocorus  bipustulatus  L.  (Abb.  60  E).  Kleine  Art  von  3 — 4  mm  Länge,  stark  glänzend, 
schwarzbraun.  Flügeldecken  mit  schmalen  gelbroten  Querbinden  in  der  Mitte.  Larve 
mit  großen  dornanigen  verästelten  Fortsätzen  (Abb.  59 B).  Verpuppung  wie  bei  Novius. 
Sehr  häufig  auf  Nadelholz.   — 

/.Y  Chilocorus  (Exochonius)  quadripustulatus  L.  Der  vorigen  Art  ähnlich,  doch  etwas  größer, 
3  —  5  mm.  Schwarz  glänzend,  Flügeldecken  meist  mit  4  roten  Makeln  (2  halbmond- 
förmigen an  der  Schulter  und  zwei  nmden  hinter  der  Mitte).  Laive  wie  bei  der  vorigen. 
Ebenso  häufig  auf  Nadelholz.  — 

Literatur  über  Clavicornia. 

Boeker,    P.,    1906,    Nutzen    der  Coccinella-l^arwen.   —    In:    Arb.  K.  Biol.  Anst.  f.  L.  u.  F., 

Bd.  V,  Heft  5,  S.  282. 
Escherich   und   Baer,    1913,    Tharandter  Zoolog.   Miscellen.     Vierte  Reihe,  Nr.  VH.  —  In: 

N.  Z.  f.  F.  u.  L.,  XI,  S.  125 ff. 
Fleischer,  A.,   1877,  Der  Fichtenborkenkäfer  im  Böhmerwald  usw.   —   In:  Vereinsschr.  Böhm. 

Forstvereins,  III. 
Hacker,    Leop.,    1899,    Allerlei  Biologisches    über   Coccinelliden.    —    In:    111.    Zeit.    f.   Ent. 

Bd.  IV,  S.  137. 
Kleine,  R.,  1909,  Die  europ.  Borkenkäfer  und  ihre  Feinde  usw.  —  In:  Entom.  Bl.,  S.  77  u.  78. 
Saalas,  U.,   1917,  Die  Fichtenkäfer  Finnlands.     Helsingfors. 
Schröder,  Chr.,   1905,    Bericht  über  die  während  des  Jahres   1903  zur  Einsendung  gebrachten 

Schädlinge.    -  Referat  in:   Z.  f.  w.  L,  Bd.  I,  S.  429. 


Familiengruppe  Brachymera. 

Die  Brachymeren  stellen  eine  kleine  Familiengruppe  dar;  es  sind  mittelgroße  bis  kleine 
und  kleinste  Tiere  (8 — 2^/^  mm),  teils  von  länglicher  oder  ovaler  flachgewölbter,  teils  von  runder 
hochgewölbter  Form.  Fühler  stets  mit  einer  Keule,  die  länglich  oder  kurz  sein  kann.  Beine 
kurz  mit  deutlich  5  gliederigen  Tarsen. 

Die  hauptsächlichsten  Familien  der  Gruppe  sind  die  Dermest/due  und  die  Byrrhidae^ 
von  denen  uns  aber  hier  nur  die  ersteren  interessieren. 

Familie  Dermestidae. 

Kötper  von  ovalem  oder  länglichem  Umriß,  behaart  oder  beschuppt,  schwach  gewölbt 
(im  Gegensatz  zu  den  Byrrhiden,  die  beinahe  halbkugelförmig  sind). 

Die  Larven  der  Dermestiden  in  der  Regel  langgestreckt ,  mit  kurzen  Beinen;  Kopf 
geneigt,  mit  nach  unten  gerichteten  Mundteilen.  Brust-  und  Hinterleibsringe  mehr  oder  weniger 
verhornt  oder  wenigstens  mit  verhornten  Rückenschildern  versehen.  Besonders  charakteristisch  ist 
die  dichte  und  verschieden  gestaltete  Behaarung,  die  stellenweise  zu  Büscheln,  die  teil- 
weise auch  aufgerichtet  und  gespreizt  werden  können,  zusammentritt.  Die  Verpuppung  findet 
gewöhnlich  in  der  letzten,  in  der  Mittellinie  platzenden  Larvenhaut  statt  (ähnlich  wie  bei  ver- 
schiedenen  Coccinelliden). 


Familie  Dermestidae. 


127 


In  der  Lebensweise  stimmen  die  meisten  Dermestiden  darin  überein, 
daß  sie  und  ihre  Larven  von  allerlei  tierischen  Stoffen,  von  Aas,  ungegerbten 
und  gegerbten  Tierhäuten,  trocken  aufbewahrtem  Fleisch,  Speck,  Knochen,  Haaren, 
Hörn  usw.  leben.  Auch  getrocknete  Insekten  werden  angegangen  und  aus- 
gefressen, worunter  Insektensammlungen  oft  schwer  zu  leiden  haben.  Manche 
Arten  sind  in  Raupennestern  gefunden  worden,  wo  sie  von  den  abgeworfenen 
Raupenhäuten  sich  nähren;  andere  in  altem  Holz  lebende  Arten  nähren  sich  von 
den  Resten  von  Holzinsekten.  Einige  Arten  [Dermestes  lardarius  und  bicolor) 
halten  sich  in  Taubenschlägen,  Hühnerställen  usw.  auf  und  fressen  mitunter  die 
Tauben-  und  Hühnerbrut  an,  wodurch  sie  großen  Schaden  verursachen  können.  — 


Abb.  61.     Verschiedene  Brachymeren.     A  Dermestes  lardarius  L.  (gemeiner  Speckkäfer),  a  Larve 

desselben;     B   Attagenus  pellio  L.  (Pelzkäfer),    b  Larve  desselben;     C    Anthrenus  museorum  L. 

(Museumskäfer),  c  Larve  desselben.     Alle  vergr.  —  Original. 


Wenn  die  Dermestiden  darnach  also  auch  keine  eigentlichen  Forstinsekten 
sind,  so  wird  der  Forstmann  und  Forstentomologe  oft  genug  von  ihnen  geschädigt 
(durch  Zerstörung  von  Fellen,  Vernichtung  von  Insektensammlungen),  so  daß 
eine  kurze  Behandlung  der  Familie  wohl  gerechtfertigt  ist. 

Als  die  bekanntesten  und  häufigsten  Vertreter  der  Dermestiden  nenne  ich  hier: 

Tu  ^'^    Dermestes  lardarius  L.  („Gemeiner  Speckkäfer"). 

"  Ein    länglich   geformter  Käfer    von    7  —  9  mm  Länge;    Flügeldecken   im    vorderen   Drittel 

mit  einer  gelblich  weißen,  hinten  gezackten  Querbinde,  die  mit  einigen  schwarzen  Punkten  be- 
setzt ist  (Abb.  61  A). 


128  Coleoptera.   —   4.   Faniilienreihe:   Diversiccrnia. 

Die  behaarte  Larve  (Abb.  61  a)  ist  an  den  zwei  kurzen,  gekrümmten  Enddornen 
am  Hinterende  des  Abdomens  leicht  zu  erkennen.  Sie  hält  sich  vornehmlich  in  Speise- 
kanrmern,  Bodenverschlägen,  Wohnräumen  auf  und  befällt  besonders  Tierfelie,  Bälge  aller 
Art,  aber  auch  Speck,  Schmken,  gedörrtes  P'leisch,  Käse  usw.  Auch  in  Taubenschlägen,  Hühner- 
ställen usw.  kommen  die  Larven  bisweilen  vor.  wo  sie  die  jungen  Tauben  und  eben  aus- 
kriechenden Kücken  anfressen  und  töten  (Zimmermann  1918^.  Die  Entwicklung  geht  sehr 
rasch  von  statten:  in  ca.  6  Wochen  ist  eine  Generation  beendet.  „So  reichen  wenige  Sommer- 
wochen hin,  um  eine  stolze  Naturaliensammlung  in  einen  Haufen  trauriger,  von  krümeligen 
braunen   Exkrementen  durchsetzter  Überreste  zu  verwandeln"   (Heymons). ') 

Einige  andere  Dermestes- Arien  werden  als  Fresser  toter  Insekten  resp.  von  Insekten- 
resten genannt:  Dermestes  aurichalccus  Küst.  wurde  in  Tirol  in  den  Nestern  von  Thaiimato- 
poea  pityocmnpa  (Kiefernprozessionsspinner),  Derm.  Erichsoni  Gglb.  in  den  Nestern  von 
Euprortis  chrysorrhoea  (Goldafter)  gefunden;  Denn.  Belmi  Rttr.  nährt  sich  hauptsächlich  von 
toten  Mücken,  die  am  Frischen  HafF  in  Unmengen  an  das  Ufer  gespült  werden  (Reitter  IH, 
S.  150). 
T,y f„      Attagenus  pellio   L.   („Pelzkäfer"). 

'  Kleiner    als    der  vorige   (4  —  5V2   mm),    weniger  gewölbt,    Oberseite  schwarz    mit  je   eine'n 

silberweißen   Haarpünktchen  in  der  Mitte  der  Flügeldecken  (Abb.  61  B). 

Seine  Larve  (Abb.  61  b)  ist  durch  einen  langen  Haarschopf  am  Hinterende  des 
Abdomens  ausgezeichnet;  sie  lebt  besonders  in  Tierfellen,  rohen  oder  bearbeiteten,  in 
Pelzwerk,  Polstermöbeln  usw. 

„/St   Anthrenus  museorum   L.  („Museums-'^  oder  „Kabinettkäfer"). 

Ein  kleines,  2  mm  langes,  rundliches  Käferchen,  dessen  Oberseite  mit  einer  Anzahl  hell- 
graugelber Binden  geschmückt  ist  (Abb.  61  C). 

Die  Larve  (Abb.  61  c),  die  etwa  5  mm  lang  wird,  ist  „mit  einem  wahren  Arsenal  von 
verschiedenartigsten,  zum  Teil  wieder  mit  Zacken  bewehrten  Haaren  und  Borsten  besetzt.  Auch 
am  Hinterende  ist  ein  langer  Haarbüschel.  Berührt  man  eine  solche  Larve,  so  benimmt  sie  sich 
fast  wie  ein  kleiner  Igel  und  sträubt  ihr  Borstenkleid,  das  ihr  wohl  als  Schutzmittel  gegen  die 
unerwünschte  Annäherung  von  Staubläusen,    Milben   und   anderen  Feinden   gute  Dienste  leistet". 

„Felle  und  Pelzwerk  sagen  den  Arä/irefius-Larven  besonders  zu;  für  die 
Naturaliensammlungen  gehören  sie  daher  zu  den  schlimmsten  Feinden,  die  es 
gibt.  An  ausgestopften  Säugetieren  werden  die  Haare  stellenweise  weggefressen, 
und  an  den  Vogelbälgen  zernagen  sie  die  Federschäfte  und  die  eingetrockneten 
Hautteile  an  den  Beinen." 

„Ebenso  verstehen  sie  es  in  unglaublicher  Geschicklichkeit  in  Insekten- 
kästen einzudringen,  in  denen  sich  ihre  Tätigkeit  dann  sehr  schnell  durch  den 
Zerfall  der  Insekten  und  kleine  am  Boden  liegende  Häufchen  brauner  Staub- 
krümel bemerkbar  macht"  (Heymons).  Als  bestes  Vorbeugungsmittel  dient 
ein  guter  Verschluß  (Nut  und  Feder)  der  Insektenkästen,  dann  Naphthalin,  das 
am  besten  in  Form  von  Kugeln  (in  allen  Naturalienhandlungen  zu  haben!)  jedem 
Kasten  beizugeben  ist.  Sind  einmal  die  Anthrenen  eingedrungen,  sind  die  Kästen 
mit  Schwefelkohlenstoff  in  luftdicht  abgeschlossenen  Blechgefäßen  zu  desinfizieren.  — 


Familiengruppe  Sternoxia. 

Den  Sternoxien  kommt  (mit  ganz  wenig  Ausnahmen)  ein  ziemlich  übereinstimmender 
Habitus  zu:  Körper  von  gestrecktem  Umriß,  nach  vorn  und  hinten  verengt,  am  Kopf  abgestutzt, 
am  Hinterende  zugespitzt,  ziemlich  flach,  Fühler  meist  gesägt.  Die  Larven  zeigen  zwei  ver- 
schiedene Haupttypen,  je  nachdem  sie  im  Holze  oder  in  der  Erde  (von  Wurzeln  usw.)  leben : 
die  ersteren  sind  weich,  weiß,  äugen-  und  beinlos  (Buprestidentypus),  die  letzteren  stark  chitinisiert, 
gewöhnlich  bräunlichglänzend,  und  stets  mit  Beinen  versehen  (Elateriden-Typus,  ,, Drahtwürmer"). 

^)  Day  teilt  (Ent.  Monthly  Magaz.  1922,  S.  209)  eine  Beobachtung  mit,  wonach  zahl- 
reiche Denn,  lardarius  sowohl  als  Larve  wie  auch  als  Imago  in  dem  alten  Gebälk  eines 
Häutemagazines  gefunden  wurden,  wo  sie  ausgedehnte  Gänge  genagt  und  sich  anscheinend  von 
Holz  genährt  hätten.  Es  drängt  sich  hier  die  Frage  auf,  ob  nicht  die  Gänge  von  anderen 
Insekten  (vielleicht  Anobien)  herrührten  und  die  Dermestes  Jagd  auf  diese  Holzinsekten  machten? 


Familie  Buprestidae.  12Q 

Die  Sternoxien  enthalten  mehrere  Familien,  von  denen  wir  hier  drei  zu 
behandeln  haben,  nämlich:  die  Buprestidae  (Prachtkäfer),  die  Eucnemidae  und 
die  Elateridae  (Schnellkäfer).  Nur  die  erste  und  dritte  Familie  haben  eine 
größere  forstliche  Bedeutung,  während  den  Eucnemiden  mehr  theoretisches  Inter- 
esse (als  Bindeglied  zwischen  den  Buprestiden  und  Elateriden)  zukommt. 

Die  drei  Familien  lassen  sich  folgendermaßen  unterscheiden: 
I.  Halsschild  nicht  beweglich,  mit  dem  übrigen  Körper  fest  verbunden,  mit  den 
Flügeldecken  in  einer  Flucht  gewölbt,  seine  Hinterecken  niemals  in  Spitzen 
ausgezogen.  Meist  auffallend  schön  metallisch  gefärbt.  Larven  im  Holz 
oder  unter  Rinde  lebend,  daher  stets  weichhäutig,  weiß,  äugen-  und  beinlos. 
Prachtkäfer Familie  Bifprestidae 

—  Halsschild    mehr   oder    weniger   auf-   und   abbewegbar,     zur    Flügeldeckenbasis 

meist  abschüssig  gewölbt  resp.  abgeflacht  (wo  dies  nicht  der  Fall,  da  sind 
die  Fühler  stark  gekämmt  oder  gefiedert);  die  Hinterecken  gewöhnlich  mehr 

oder  weniger  deutlich  in  Spitzen  ausgezogen         2 

2.  Zwischen  dem  letzten  und  vorletzten  Bauchring  keine  gelbe  glänzende  Gelenk- 
haut sichtbar.  Fühler  zwischen  den  Augen  auf  der  fast  senkrechten  Stirne 
eingefügt,  neben  dem  Kopfschild  beiderseits  eine  Grube  zum  Einlegen  des 
ersten  Fühlergliedes.  Ohne  (oder  nur  mit  ganz  schwachem)  Schnell-  oder 
Sprungvermögen.  Meist  kleine  (4 — 9  mm),  dunkel  oder  braun  gefärbte 
Tiere.  Larven  zum  größten  Teil  im  Holz  lebend  und  daher  wie  die  der 
vorigen  weich,  weiß,  äugen-  und  beinlos Familie  Eucnemidae 

—  Zwischen  dem  letzten  und  vorletzten  Bauchring    eine  deutliche  gelbe  glänzende 

Gelenkhaut.  Fühler  vor  den  Augen  unter  dem  fast  immer  leistenartig  vor- 
tretenden Seitenrand  des  Kopfes  eingefügt.  Ausgeprägtes  Schnellvermögen. 
Larven  in  der  Erde  oder  im  Mulm  lebend  (von  Pflanzenwurzeln  usw.),  stark 
chitinisiert,  meist  braun  gefärbt,  stets  mit  Beinen  und  Augen  versehen 
(,, Drahtwürmer").     Schnellkäfer Famihe  Elateridae 


Familie  Buprestidae. 

Prachtkäfer. 

Die  Prachtkäfer  haben  ihren  Namen  von  der  meist  schönen  metallisch  grünen,  blauen, 
purpurroten  oder  kupferigen  Färbung  des  Körpers,  die  besonders  in  den  Tropen,  der  eigentlichen 
Heimat  der  Bupresten,  zu  wunderbarer  Pracht  gesteigert  ist.  Mit  wenig  Ausnahmen  zeigen  sie 
den  typischen  oben  bezeichneten  Sternoxien-Habitus :  Körper  von  gestrecktem  Umriß,  nach  vorn 
und  hinten  verengt,  am  Kopf  abgestutzt,  am  Hinterende  zugespitzt,  Rücken  ziemlich  abgeflacht, 
Bauchseite  mehr  oder  weniger  gewölbt,  oft  beinahe  winklig  erweitert,  Kopf  senkrecht  gestellt 
und  in  das  Halsschild  bis  zu  den  Augen  eingezogen.  Mundgliedmaßen  kurz  und  gedrungen,  oft 
sogar  etwas  verkümmert  (darauf  ist  auch  wohl  die  Erscheinung  zurückzuführen,  daß  man  bis- 
weilen in  den  Puppenwiegen  tote  Imagines  findet,  welche,  nicht  imstande  sich  völlig  nach,  außen 
durchzunagen,  eingegangen  sind).  Fühler  meist  schon  vom  4.  Glied  an  deutlich  nach  innen  ge- 
sägt, auf  dem  untersten  Teil  der  Stirne  zwischen  den  unteren  Enden  der  länglich  ovalen  Augen 
eingelenkt.  Das  Halsschild  schließt  sich  mit  seinem  Hinterrande  den  Flügeldecken  genau  an. 
Der  mittlere  Fortsatz  der  Vorderbrust  reicht  zwischen  den  Vorderhüften  durch  und  greift  in 
eine  entsprechende  Grube  der  Mittelbrust  ein,  ohne  aber  darin  frei  versenkt  werden  zu  können 
wie  bei  den  Schnellkäfern.  Die  Flügeldecken  bedecken  den  ganzen  Hinterleib,  der  ventral  5  Ringe 
zeigt,  von  denen  die  beiden  ersten  verwachsen  sind.  Tarsen  5gliederig,  die  einzelnen  Glieder 
häufig  herzförmig  und  mit  einer  filzigen  Sohle  versehen. 

Die  Larven  (Abb.  62)  der  Prachtkäfer  stimmen  alle  daiin  überein,  daß  sie  weißlich 
und  weichhäutig,  blind  und  beinlos  sind.  Außerdem  sind  sie  dadurch  besonders  gekenn- 
zeichnet, daß  der  Brustabschnitt,  vornehmlich  der  erste  Brustring,  mehr  oder 
weniger  stark  verbreitert  ist.  Der  Kopf  ist  tief  in  den  Prothorax  zurückgezogen,  aus  dem 
er  aber  hervorgestreckt  werden  kann ;  nur  in  seinem  vorderen,  für  gewöhnlich  hervorragenden  Teil 
ist  er  stärker  chitinisiert.     Fühler  dreigliederig,  die  Lippentaster  völlig  rudimentär. 

Sehen  wir  von  den  hier  nicht  in  Betracht  kommenden  Larven  von  Trachys  ab,  so  kann 
man  die  Bup  res  t  enlarv  en  in  zwei  wesentlich  voneinander  abweichende  Typen 
einteilen:  nämlich 

Escherich,  Forstinsekten.     II.   Bd.  9 


[30 


Coleoptera.   —   4.  Famüienreihe:  Diversicornia. 


Typus  I  („Bup res  tinen- Typus"):  Brustabschnitt  stark  abgeflacht  und  mächtig  verbreitert 
(I.  Brustring  scheibenförmig,  2.  und  3.  viel  kürzer  und  stark  quer),  so  daß  der  dünne  Hinterleib 
gewissermaßen  wie  ein  schwanzförmiger  Anhang  erscheint.  Das  letzte  Hinterleibssegment  einfach 
abgerundet,  nicht  mit  Dornen  besetzt  (Abb.  62A— D). 

Typus  II  („Agrilinen-Typus"):  Der  erste  Brustring  nur  wenig  verbreitert  und  nur 
wenig  abgeflacht,  die  übrigen  Körperringe  im  Querschnitt  fast  rund,  das  letzte  Hinterleibsegment 
mit  2   stark  verhornten  Spitzen   bewaffnet  (Abb.   62  E).^) 

Was- die  Lebensweise  der  Prachtkäfer  betrifft,  so  ist  diese  bei  den 
meisten  Arten  mehr  oder  weniger  übereinstimmend:  Die  Flugzeit  fällt  in  die 
warmen  Sommermonate;  die  Käfer  treiben  sich  im  heißesten  Sonnenschein  auf 
Blumen,  deren  Pollen  sie  fressen,  oder  auf  Blättern,  in  die  sie  Löcher  fressen, 
oder  auf  Holzstämmen  usw.    herum  und  sind  äußerst  flüchtig,   so   daß    sie    nicht 


IaTj 


A  B  C  D  E 

Abb.  62,     Verschiedene  Buprestiden-Larven.     A  Buprestis  9-maculata  L.,  B  Chrysobothris, 

C  Phaenops  cyanea  F.,  D  Anthaxia  morio  F.,  E  Agrilus  auricollis  Kiesw.     Vergr.  —  A — D  nach 

Perris,  E  nach  Wachtl. 


leicht  gefangen  werden  können  (während  sie  bei  kühler  und  feuchter  Witterung 
träge  werden  und  sich  leicht  greifen  lassen).  Sie  sind  also  richtige  „Sonnen- 
tiere", wie  ja  auch  ihr  Hauptverbreitungsgebiet  in  den  Tropen  gelegen  ist.  Die 
Begattung,  bei  der  das  c^  auf  dem  5  sitzt,  findet  ebenfalls  in  der  Sonne  auf 
Blättern  usw.  statt.  Das  $  legt  seine  Eier  an  die  Rinde  (in  Ritzen  usw.)  einzeln 
oder  zu  mehreren  vereinigt  ab. 

Mit  Ausnahme  der  schon  genannten   Trachys-kxi&n.  und  einiger  weniger  in 
den  Wurzeln  und  Stengeln  von  Kräutern  lebenden  Formen  sind  alle  Buprestiden- 


*)  Nach  Leisewitz  (1906)  unterscheiden  sich  die  beiden  Typen  auch  bezüglich  ihrer 
Fortbewegungsart:  beim  Typus  I  übernimmt  die  Hauptleistung  bei  der  Fortbewegung  das  ge- 
waltig ausgedehnte  erste  Thoraxsegment,  das  dementsprechend  auch  reichlich  mit  Domen  aus- 
gestattet ist,  während  bei  Typus  II  das  Hauptorgan  der  Fortbewegung  die  beiden  starken  Chitin- 
fortsätze am  letzten  Segment  darstellen. 


Familie  Buprestidae. 


131 


Larven  Baumbewohner,  die  ihre  Gänge  zwischen  Rinde  und  Holz 
oder  in  der  Rinde  fressen.  Die  Gangform  ist  bei  den  meisten  Arten 
im  Prinzip  die  gleiche:  es  sind  gewöhnlich  flache,  un- 
regelmäßig geschlängelte,  ganz  allmählich  sich 
verbreiternde  und  mit  Bohrmehl  dicht  angefüllte 
Gänge  (Abb.  63),  die  meist  in  einer  im  Holz  oder  in  der 
Rinde  liegenden  Puppenwiege  enden.  Das  Bohrmehl  ist 
bei  vielen  Arten  „wolkig"  angeordnet  (Abb.  63  u.  66), 
was  ein  gutes  Unterscheidungsmerkmal  gegenüber  den  oft 
ganz  ähnlichen  Fraßgängen  der  Bockkäfer  abgeben  kann. 
Die  wolkige  Anordnung  rührt  wohl  daher,  daß  das  Bohr- 
mehl mit  dem  dünnen  schwanzähnlichen  Hinterleib,  der 
meist  seitwärts  gekrümmt  ist,  von  Zeit  zu  Zeit  angedrückt 
wird.  Es  kann  natürlich  auf  diese  Weise  nicht  so  viel  Kraft 
entwickelt  und  das  Bohrmehl  nicht  so  fest  zusammengedrückt 
werden,  daß  die  Grenzen  der  einzelnen  Häufchen  ganz  ver- 
schwinden. 

Die  beiden  Larventypen  verhalten  sich  bei  der  Ver- 
puppung verschieden:  Die  breite  abgeflachte  Larve  (Typus  I) 
dreht  sich  in  der  Puppenwiege  um,  so  daß  der  Kopf  der 
Larve,  resp.  der  Puppe  und  des  Käfers  nach  der  Eingangs- 
öffnung gerichtet  ist  und  daher  die  Imago  durch  die  letztere  einer  Buprestiden-Larve 
nach  außen  tritt,  resp.  nur  noch  die  davorliegende  Rinde  [f^^'^^}^^^  m"f 'wolk^ 
zu  durchnagen  hat.  Die  zylindrische  Larve  (Typus  H)  dreht  angeordnetem  Bohr- 
sich  in  der  Puppenwiege  nicht  um,  was  ihr  infolge  ihrer  "^^^'-  —  N.  — 
Form  wohl  auch  nur  schwer  gelingen  würde,  sondern  ver- 
puppt sich  in  der  Fraßrichtung  der  Larve.  Der  Jungkäfer  muß  sich  daher  noch 
ein  besonderes  Loch  aus  der  Puppenwiege  nagen,  so  daß  letztere  also  zwei 
Löcher  aufweist  (Abb.  64). 


Abb. 


Fraßgang 


'^,i'f|'' 

m  j'i! 

liinii'lli 

B 


D 


Abb.  64.     Fluglöcher    und    Puppenwiegen    von   Buprestiden.     A    Puppenwiege    von   Poecilonota 
rutilans  F.     (Typus  I)    bei  erhaltener  Rinde;    a   Flugloch,    b    zwischen  Rinde   und  Holz   hinauf- 
laufender mit  Fraßmehl  vollgestopfter  Gang.     B  Flugloch.     C  Puppenwiege  von  Agrilus^ (Typus  II) 
im  Längsschnitt  an  einem  entrindeten  Fraßstück.     D   Flugloch  desselben.  —  N.  — 


Die  außen   an    der  Rinde   sichtbaren  Fluglöcher    sind    mit  wenigen  Aus- 
nahmen elliptisch    (dem  Querschnitt  des  Körpers  entsprechend);  in  vielen  Fällen, 


9* 


132 


Coleoptera.  —  4.  Familienreihe:  Diversicornia. 


d.  h.  bei  den  Arten,  bei  denen  die  Bauchseite  viel  stärker  gewölbt  ist  als  die 
Rückenseite  (wie  bei  den  Agrilinen)  werden  die  Fluglöcher  von  zwei  verschiedenen 
Bögen  begrenzt,  einem  flacheren  und  einem  gewölbteren,  der  oft  beinahe  winklig 
erscheint,  so  daß  das  Flugloch  die  ungefähre  Form  eines  stumpfwinkligen  Drei- 
eckes erhält  (Abb.  64  D).  Die  Generation  der  Prachtkäfer  ist  i — 3 jährig, 
in  der  Regel  wohl  2 jährig,  eingehendere  Untersuchungen  über  diese  Frage  sind 
noch  sehr  erwünscht. 

Differenzialdiagnostisch  kommen  hauptsächlich  die  Fraßbilder  der  Bockkäfer 
in  Betracht,  die  in  manchen  Fällen  den  Prachtkäfergängen  sehr  ähnlich  sind.  Doch  kann  man 
die  letzteren  meist  daran  gut  erkennen,  daß  sie  flacher  sind,  daß  ihr  Boden  eben  (nicht  rinnen- 
förmig)  ist  und  daß  ihre  Ränder  gewöhnlich  schärfer  sind.  Auch  kann,  wie  schon  gesagt,  die 
wolkige  Anordnung  des  Bohrmehles  und  die  Form  der  Fluglöcher  oft  gute  Anhaltspunkte  zu 
einer  richtigen  Diagnose  geben.  Wo  die  Fluglöcher  die  letzterwähnte  dreieckige  Form  auf- 
weisen, da  ist  die  Beatimmung  sehr  einfach  und  klar;  wo  aber  die  elliptische  Form  vorliegt, 
da  ist  die  Diagnose  schwieriger:  in  manchen  Fällen  kann  wenigstens  der  Umstand  auf  den 
richtigen  Weg  führen,  daß  die  Prachtkäfer-Fluglöcher  an  den  Seiten  oft  schärfer,  beinahe  ge- 
winkelt erscheinen,   während  die  Bockkäfer-Löcher  meist  mehr  gerundet  sind. 

Als  Feinde  der  Buprestiden  kommen  in  erster  Linie  die  Spechte  in  Be- 
tracht, die  die  Larven  unter  der  Rinde  hervorholen,  sodann  verschiedene  Raub- 
insekten, die  Jagd  auf  die  Imagines  machen,  wie  die  Mordfliege  Laphria  (Kleine), 
die  Grabwespe  Cerceris  bupresticida  (Perris),  und  endlich  verschiedene  Ichneu- 
moniden. 

Die  forstliche  Bedeutung  der  Prachtkäfer  beiuht  lediglich  auf  dem 
Larven  fr  aß  (der  bisweilen  beobachtete  Blattfraß  der  Imagines  spielt  praktisch 
keine  Rolle).  Sie  kann  eine  sehr  erhebliche  werden,  da  die  von  den 
Larven  befallenen  Pflanzen  oder  Pflanzenteile  gewöhnlich  zum  Absterben  gebracht 
werden.  Und  da,  besonders  in  heißen  Jahren,  die  Vermehrung  gewisser  Arten 
eine  starke  sein  kann,  so  können  durch  die  Prachtkäfer  größere  Verwüstungen 
besonders  in  Heisterpflanzungen  angerichtet  werden. 

Die  Bekämpfung  der  Prachtkäfer  bietet  große  Schwierigkeiten  und  beruht 
in  der  Hauptsache  auf  einer  möglichst  frühzeitigen  radikalen  Entfernung  alles 
befallenen  Mateiials. 

Systematische  Übersicht. 

Wir  können  die  für  uns  in  Betracht  kommenden  Buprestiden  in  zwei  Unterfamilien 
einteilen : 

1.  Körper  verhältnismäßig  breit,  höchstens  2^1^ — a^^mal  so  lang  als  breit  (Abb.  65). 

Klauen    einfach,    ungezähnt.      Larven    nach    dem    Typus  I,    d.  h.    flach   mit 

stark  verbreitertem  Brustabschnitt  (Abb.  62A-D) Unterfamilie  Baprestinae 

2.  Körper  schmal  und  langgestreckt,  mehr  als   dreimal   so  lang  als  breit  (Abb.  70). 

Klauen  mit  großem  Zahn.    Larven  nach  den  Typus  II,  d.  h.  walzenförmig, 

mit  nur  wenig  verbreitertem  Brustabschnitt  (Abb.  62  E)        .      .       Unterfamilie  Agrilinae 

Übersicht  über  die  Gattungen. 

Unterfamilie  Buprestinae. 

1.  Sehr    groß,    24  —  30   mm    lang.      Oberseite    erzbraun,    mit    vertieften   messing- 

glänzenden Furchen  und  Eindrücken  (Abb.  65  A) Chalcophora  Sol. 

—   Kleiner,  meist  unter  20  mm   (nur  wenige  Arten  erreichen   20 — 23   mm)        .      .      2 

2.  Itrstes  Fühlerglied  verdickt  und  sehr  lang,  ebenso  das  dritte  Glied,  das  beinahe 

so   lang    als    die    drei    folgenden    zusammen    ist.      Flügeldecken    mit    gold- 
glänzenden Gruben  (Abb.  65  H) Chrysobothris  Eschsch. 


Buprestiden  in  Nadelholz.  I-j? 

—  I.  und  3.  Fühlerglied  nicht  auffallend  verlängert 3 

3.  Basis  des  Halsschildes  (und  entsprechend  auch  der  Flügeldecken)  doppelbuchtig 

(Abb.   65  F) 4 

—  Basis  des  Halsschildes  gerade  abgeschnitten.     Meist  kleinere  Arten  von  breiter 

flacher  Form  (Abb.  65  G) Anthaxia  Eschsch. 

4.  Flügeldecken    mit    deutlichen    Streifen,     dazwischen    oft    mit   reihig   gestellten 

glänzenden  Reliefs -• 6 

—  Flügeldecken    dicht    irregulär    punktiert,    manchmal    dazwischen    mit  einigen  an- 

gedeuteten Rippen,  aber  stets  ohne  glänzende  Reliefs 5 

5.  Fühler  vom  3.  Glied  an  schwach  sägeartig  erweitert.    Flügeldecken  ohne  Rippen. 

Oberseite  einfarbig  blau  (Abb.  65  F; Phaenops  Lac. 

—  Fühler   vom    4.  Glied   an   sägeartig   erweitert.      Flügeldecken    mit    einigen   ver- 

kürzten   schwachen    Längsrippen.      Oberseite    dunkel    metallisch    mit  gelber 

Fleckenzeichnung  (Abb.  65  D) Melanophila  Eschsch. 

(1.  Flügeldecken  im  hinteren  Drittel  seitlich  deutHch  ausgeschnitten.  Flügeldecken- 
spitze schwanzförmig  verlängert.  Seiten  des  Halsschildes  vor  den  Hinter- 
ecken deutlich  ausgeschnitten  (Abb.  65J)  .      .     .      .     • Dicerca  Eschsch. 

—  Flügeldecken   vor   der  Spitze    nicht   oder   nur  schwach  ausgeschnitten.     Flügel- 

deckenspitze  nicht  oder  nur  sehr  undeutlich  schwanzartig  verlängert.    Hals- 
schildseiten   vor    den    Hinterecken    nicht    ausgeschnitten;     Halsschild    mehr 

oder  weniger  trapezförmig 7 

7.  Flügeldecken  nur  punktiert  und  gestreift,  ohne  geglättete  Stellen.  Scliildchen 
klein,  rvindlich.  Oberseite  einfarbig  metallisch  oder  mit  gelber  Flecken- 
zeichnung (Abb.  65  B  u.  E) Bitpresllii  L. 

—  Flügeldecken  gestreift  und  mit  zahlreicher,  geglätteten  Stellen.    .Schildchen  quer. 

Oberseite  kupferfarbig  oder  herrlich  grün  mit  purpurroten  Seiten  (Abb.  65  C) 

Poecilonota  Eschsch. 

Unterfamilie   Agrilinae. 
Hierher  nur  zwei  Gattungen: 

Halsschild  mit  doppelter  Seitenrandkante,  außerdem  meistens  daneben  auf  der 
Scheibe  mit  einem  vorne  verkürzten  Kiele.  Schildchen  mit  einem  feinen 
Ouerkiel  vor  der  Spitze.  Körper  sehr  lang  und  schmal.  Oberseite  meist 
einfarbig  grün  oder  blau  oder  höchstens  mit  einigen  kleinen  weilien  Haar- 
makeln auf  den  Flügeldecken Agrilus  Curt. 

Halsschild  mit  einfacher  Seitenrandkante.  Schildchen  ohne  Kiel.  Körper  weniger 
schmal  und  gestreckt,  Oberseite  gewrJlbter.  Hügeldecken  mit  queren 
zackigen  Haarbinden  oder  einfarbig  metallisch Coraehus  Lap. 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten. 

Nitsche  teilt  die  Buprestiden  vom  forstentomologischen  Standpunkt  in 
4  Gruppen  ein,  je  nachdem  sie:  i.  unschädlich  in  alten  Stöcken,  oder  2.  merk- 
lich schädlich  in  alten  noch  lebenskräftigen  Bäumen,  oder  3.  sehr  schädlich  in 
Lauholzheistern  oder  endlich  4.  sehr  schädlich  in  alten  Bäumen  vorkommen. 
Diese  Einteilung  erscheint  wenig  zweckentspiechend  und  teilweise  auch  nicht  ge- 
rechtfertigt (so  die  Trennung  von  Gruppe  2  und  4).  Wir  glauben  den  prak- 
tischen Bedürfnissen  besser  Rechnung  zu  tragen,  wenn  wir  die  Prachtkäfer  ein- 
fach in  Nadelholz-  und  Laubholzformen  trennen,  zumal  diese  Einteilung 
zum  Teil  auch  mit  den  systematischen  Kategorien  Hand  in  Hand  geht  (die 
Gattung  Dicerca  z.  B.  enthält  nur  Laubholzformen,  ebenso  die  Unterfamilie  der 
Agrilinae,   während  die  Gattung  Buprestis  nur  Nadelholzformen  enthält  usw.). 

A.  In  Nadelholz. 

Nur  Buprestinae. 


Chalcophora  mariana  L.     In    alten    Kiefern- 
stöcken. 
Buprestis  rustica  L.    In  Tanne,  Fichte,  Kiefer. 

—  haemorrhoidalis  Hbst.   In  Tanne  u.  Fichte 

—  9-maculata  L.     In  Kiefer  und  Fichte. 


Phaenops  cyanea  F.     In  Kiefer. 

Anthaxia  4-punctata  L.    In  Kiefer  u.  Fichte. 

—  nigritiila  Ratz.     In  Fichte  imd  Kiefer. 

—  morio  Fab.     In  Fichte  und  Kiefer. 
sepulchralis  F.     In  Kiefer. 


—  S -guttata  L.     In  Kiefer  und  Fichte.  Chrysobothris  Solieri  Lap.     In  Kiefer. 


l-iA  Coleoptera.   —   4.   Familienreihe:  Diveisicornia. 

T'u'i  Chalcophora  mariana  L. 
Großer  Kiefernprachtkäfer. 

Die  größte  mitteleuropäische  Prachtkäferart  (bis  30  ram  Länge).  Erzbraun,  mit  vertieften 
messingglänzenden  Furchen  und  flachen  Eindrücken  (Abb.  65  A). 

Den  Käfer  trifft  man  häufig  in  Kiefernrevieren  auf  freien  Waldplätzen,  Be- 
samungsschlägen, Waldrändern  usw.,  wo  er  an  Stöcken,  Klaftern,  Zäunen  usw.  sitzt. 
Die  Larven  entwickeln  sich  in  totem,  morsch  werdendem  Kiefernholz,  besonders 
in  Stöcken,  wo  sie  das  ganze  Holz  zuweilen  so  in  Wurmmehl  verwandeln,  daß 
es  auseinanderfällt. 

Forstlich  unschädlich,  da  er  nur  totes  morsches  Material  annimmt.  Da  er 
aber  durch  Größe,  Erscheinung,  Häufigkeit  usw.  dem  Forstmanne  auffallen  muß, 
so  ist  seine  Erwähnung  als  „aufTallendes"  oder  „täuschendes  Forstinsekt" 
gerechtfertigt. 


Gattung  Buprestis  L. 

Mittelgroße  Arten  (12  — 15  mm),  nach  vorn  und  hinten  ziemlich  gleichmäßig  verschmälert, 
mit  einfachen,  d.  h.  nicht  schwanzförmig  ausgezogenen  Flügeldeckenspitzen,  mit  kleinem  rundem 
Schildchen  und  mehr  oder  woniger  trapezförniigem  Halsschild. 

Larve  flach,  mit  stark  verbreitertem  Brustabschnitt  (Typus  I)  (Abb.  62  A). 

Die  4  in  Betracht  kommenden  Arten  lassen  sich  folgendermaßen  kurz  kennzeichnen: 

1.  Flügeldecken  einfarbig,  metallisch  grün,  erzbraun  oder  kupferfarbig,  ohne  gelbe 

Makeln 2 

—  Flügeldecken  mit  gelben  oder  braunen  Makeln 3 

2.  Körper    kürzer    und    breiter    gebaut.      Kopf    und    Halsschild    dicht    und    grob 

punktiert.    Letzterer  reichlich  doppelt  so  breit  als  lang,  dicht  vor  der  Basis 

am  breitesten,  die  Seiten  nach  vorne  stark  gerundet  verengt  (Abb.  65  E)    .       rustica  L. 

—  Körj^er   länger   und  schmäler  gebaut.     Kopf  und  Halsschild   weniger  grob  und 

etwas  spärlicher  punktiert.     Letzterer   nicht   ganz  doppelt  so  breit  als  lang, 

nach  vorne  fast  gerade  verengt haemorrhoidalis  Hbst. 

3   Oberseite    metallisch  blau   oder  grün,    Flügeldecken   mit  4  großen  gelben  Quer- 
makeln, 9  —  15  mm   (Abb.  65  B) 8 -guttata  L. 

—  Oberseite    schwarz    mit   Erzglanz.    Flügeldecken    mit    4    gelben    Schrägflecken, 

14 — 20  mm 9-viaculata  L 

Über  die  4  hier  genannten  Arten  ist  im  Einzelnen  noch  wenig  bekannt.  Man 
findet  die  äußerst  flüchtigen  Imagines  in  Nadelholzrevieren,  besonders  auf  Schlägen, 
stellenweise  ziemlich  häufig,  wo  sie  an  heißen  Sommertagen  bei  Sonnenschein  an 
gefällte  Stämme,  an  Klafterholz  oder  Stöcke  anfliegen.  Sehr  häufig  traf  ich  sie 
im  Bialowieser  Urwald  (August  19 16),  wo  es  zur  Mittagszeit  auf  einem  frischen 
Schlag  geradezu  von  ihnen  wimmelte.  Auch  AI  tum  erwähnt  häufiges  Vorkommen 
der  Buprestis  g-maculata  L.  (==  flavomaculata  F.)  in  verschiedenen  Kiefernforsten 
Norddeutschlands. 

Ihre  Entwicklung  findet  wohl  gewöhnlich  im  toten  Holz  (gefällten 
Stämmen,  Klafterholz,  Stöcken)  statt,  so  daß  ihre  forstliche  Bedeutung, 
wenn  überhaupt  von  einer  solchen  gesprochen  werden  kann,  nur  sehr  gering 
anzuschlagen  ist.  Nur  B.  8-guttata  L.  scheint  eine  Ausnahme  zu  machen,  indem 
ihre  Larven  nach  den  Angaben  von  Perris  (1854)  sich  auch  in  6  —  8jährigen 
Kiefern  und  Fichten  entwickeln,  wodurch  die  jungen  Pflanzen  zum  Absterben 
gebracht  werden.  In  diesem  Falle  würden  wir  es  also  mit  einem  Kultur - 
Schädling  zu  tun  haben. 


Buprestiden  in  Nadelholz. 


135 


O 


Abb.  65.     Verschiedeae  Buprestinae.     A    Chalcophora    mariana  L.    (.iV^  x),    B    Buprestis   octo- 

guttata    L.    (3  x),     C    Poecilonota    rutilans    F.    (3  X),     D    Melanophila    decastigma    F.    (3  x), 

E    Buprestis .rustica  L.  {2'!,^  x),  F  Phaenops  cyanea  F.  (3  X),  G  Anthaxia  4-punctata  L.  (5  x), 

H  Chrysobothris  affinis  F.  (3  x),  J  Dicerca  aenea  L.  (1V2  X)-  —  ^rig. 


136 


Coleoptera.   —   4.  Familienreihe:   Diversicornia. 


'  f-'.i  Phaenops  cyanea  F. 

Ein  mittelgrolkr  (8 — 11  mm)  ovaler,  abgeflachter  Prachtkäfer  (Abb.  65  F)  von  einfarbig 
blauer  oder  blaugrüner  Färbung,  mit  dicht  irregulär  punktierten  Flügeldecken,  mit  3  gliederigen, 
schwach  sägeförmig  erweiterten  Fühlern.  —  Larve  mit  stark  verbreiterter  kurzer  Vorderbrust,  diese 
mit  einer  schmalen,  ovalen  und  in  der  Mitte  geteilten  stark  gerunzelten  Chitinplatte  auf  der 
Oberseite  (Abb.  62  C). 

Phaenops  cya?iea  ist   in   erster   Linie   ein    Kieferninsekt   (in    Südfrankreich 

befällt  sie  die  Seekiefer,  in  Deutschland  die  gemeine  Kiefer),  kommt  jedoch  auch 

an  Fichten  vor  (Escherich  und 
Baer  1908).  Flug?eit  Juni-Juli ;  das 
9  legt  seine  Eier  einzeln  in  die 
Ritzen  der  Borke.  Die  geschlängelten 
flachen  Larvengänge  verlaufen  in 
alten  Bäumen  ziemlich  lang  in  der 
Rinde  und  greifen  erst  gegen  das 
Ende  zu  in  den  Splint  ein.  Das 
Bohrmehl  zeigt  deutlich  wolkige  An- 
ordnung (Abb.  66).  In  dünnen 
Stämmchen  ,,schlängeln  sich  die 
Gänge  unregelmäßig  bald  quer,  bald 
mehr  der  Längsrichtung  des  Stämm- 
chens folgend  um  dasselbe,  öfters 
umkehrend  und  vielfach  nur  kleine 
Inseln  der  Bastschicht  übrig  lassend; 
sie  greifen  dabei  nur  schwach  in 
den  Splint  ein,  im  L^nterschied  zu 
gewissen  sonst  ähnlich  lebenden  Bock- 
käferlarven"  (z.  B.  Pogonochaerus). 

Die  Verpuppung  findet  meist 
in  der  Borke  statt  (Schreiner  1882, 
Torka  1907,  Escherich  und  Baer 
1908),  nach  Kleine  (1907)  kommen 
allerdings  auch  Puppenwiegen  im 
Holz  vor.  Letzeres  ist  regelmäßig 
der  Fall  bei  dünnen  Stämmchen.  Die 
Generation  scheint  2  jährig  zu  sein. 
Die  zweite  Überwinterung  der  fast 
erwachsenen    Larven    findet    in    der 

Borke  statt;  ob  sie  nach  dieser  Überwinterung  nochmal  fressen,  ist  noch  fraglich. 

Kleine    hält  es  für  wahrscheinlich;   Torka  fand  allerdings  schon  im  November 

eine  Anzahl  Puppenwiegen. 

Angegangen  werden  hauptsächlich  alte  Kiefern  mit  dicker  Borke,  doch 

wurde  von  Baer  in  Sachsen  auch  ein  Befall  von  mannshohen  kränkelnden  Kiefern 

und  Fichten  beobachtet  (Escherich  und  Baer   1908). 


Abb.  66,     Larvenfraß  von  Phaenops  cyanea  F.  in 
Föhre  (Rinde).     Aus  Koch,  phot.  Kleine. 


Buprestiden  in  Nadelholz.   —  Anthaxia.  1^7 

Die  forstliche  Bedeutung  ist  nicht  so  gering,  wie  sie  bisher  in  unseren 
forstlichen  Lehrbüchern  dargestellt  wurde.  Nach  den  Beobachtungen  von 
Schreiner,  Torka,  Kleine,  Baer  kommt  Phaenops  in  Norddeutschland  stellen- 
weise recht  häufig  vor  (Kleine  fand  in  einem  Rindenstück  von  20  qcm  ca. 
20  Stück !j  und  befällt  nicht  nur  kränkelnde,  sondern  (nach  Kleine)  mitunter 
auch  gesunde  Stämme.  Kleine  (1907)  bezeichnet  ihn  kurzweg  als  „Primär- 
fresser"; die  anderen  Autoren  dagegen  sprechen  allerdings  meist  von  kränkelnden 
oder  frisch  gefällten  Bäumen,  die  von  Phaenops  befallen  wurden,  wonach  es  sich 
also  für  gewöhnlich  um  einen  sekundären  Schädling  handeln  würde. 

Gattung  Anthaxia  Eschsch. 
Als  die  wichtigste  in  Nadelholz   vorkommende  Art  ist  zu  erwähnen: 
"ä  Anthaxia  4-punctata  L. 

"  Ein  kleiner  (6  mm),  breiter  und  flacher  Prachtkäfer,  schwarz  mit  schwachem  Kupfer- 
glanz, mit  4  deutlichen  in  Querreihe  gestellten  Grübchen  auf  dem  Haisschild,  —  Larve  mit  sehr 
stark  verbreitertem  eisten   Brustring. 

Einer  unserer  häufigsten  Prachtkäfer.  Er  befällt  vornehmlich  die  Kiefer 
und  Fichte,  soll  jedoch  auch  in  Lärche  und  Wacholder  vorkommen  (Nördlinger). 
Die  Flugzeit  fällt  in  den  Juni  und  Juli;  der  Käfer  hält  sich  während  derselben 
häufig  auf  Blüten  auf.  Die  Larve  entwickelt  sich  in  jungen  Pflanzen  und 
Stämmchen,  oder  auch  in  abgefallenen  Ästen,  Zaunlatten  usw.  Sie  nagt  sich 
zwischen  Bast  und  Splint  schaifrandige  mit  Wurmmehl  verstopfte,  unregelmäßig 
geschlängelte,  von  oben  nach  unten  verlaufende  Gänge  (Abb.  67)  und  begibt  sich 
zur  Verpuppurg  in  den  Splint.  Der  Käfer  verläßt  seinen  Geburtsort  durch  ein 
elliptisches  Flugloch.     Die  Generation  wird  als  zweijährig  angegeben. 

Die  Folgen  des  Fraßes  bestehen  in  Kränkeln  und  Absterben  der 
befallenen  Pflanzen ;  um  so  mehr,  als  es  sich  meist  an  und  für  sich  schon 
um  schlechtwüchsige  oder  durch  Pilze,  Rüsselkäfer  usw.  geschwächte  Pflanzen 
handelt.  Denn  Anthaxia  tritt  gewöhnlich  sekundär  auf,  worauf  schon  das 
häufige  Vorkommen  in  abgestorbenen  Zweigen,  Zaunlatten  usw.  hindeutet.  Dem- 
entsprechend ist  auch  die  forstliche  Bedeutung  nicht  allzu  hoch  anzu- 
schlagen, zumal  es  nur  selten,  und  dann  auch  nur  lokal  ganz  beschränkt,  zu 
einer  stärkeren  Vermehrung  kommt. 

Noch  eine  zweite  sehr  nah  verwandte  Art  führt  eine  ganz  ahnliche  Lebensweise,  so  daß 
Verwechslungen  wohl  öfter  vorkommen: 
'  '<  Anthaxia  nigritula  Ratzeb.  (=  praticola  Laf.)  Sie  unterscheidet  sich  von  4 -punctata  durch 
ihre  kleinere  Statur  (4  —  4^2  mTi),  durch  das  Fehlen  der  Grübchen  auf  dem  Halsschild, 
und  durch  die  deutlich  gereihte  Punktur  der  Flügeldecken.  Sie  ist  mehr  im  Süden 
unseres  Faunengebietes  zu  Hause  und  scheint  Fichten  zu  bevorzugen  (vielleicht  bezieht 
sich  das  oben  erwähnte  Vorkommen  der  Anthaxia  4-punctata  an  Fichte  auf  diese  nah 
verwandte  Art). 

Außerdem  machen  auch  noch  einige  andere,  größere  schwarze   Anthaxia- Axtev.  ihre  I-:nt- 
wicklung  im  Nadelholz  durch,  wie 
W/^Anihaxia   morio   F.      Weit  größer    als    die   vorigen    (7 — 9^3  mm);    Kopf    lang    weiß    behaart. 
„In  kranken  oder  frisch  gefällten  Kiefern,  und  auch  in  8— lojährigen  Fichtenstämmchen.-' 
Vornehmlich  in  Gebirgsgegenden. 
;/     Anthaxia   sepulchralis  F.     Etwas    kleiner    (6 — 772   mm);     Kopf    lang    schwarz    behaart       ,,In 
Kiefern,  an  Holzstößen  usw."   —   — 


138 


Coleoptera.  —   4.  Familienreihe:  Diversicornia. 


5-/?' Gattung  Chrysobothris  Eschsch. 

Die  an  den  Goldgrübchen  in  den  Flügeldecken  leicht  kenntliche  Gattung  enthält  mehrere 
forstlich  erwähnenswerte  Arten,  von  denen  i  im  Nadelholz  und  2  im  Laubholz  vorkommen. 
Sie  lassen  sich  folgendermaßen  unterscheiden: 


Abb.  67.     Larvenfraß  von  Anthaxia 

quadripunctata  L.  an  Föhre  (Splint). 

Aus  Koch,  phot.  Scheidter. 


Abb.  68.     Larvenfraß  von  Chryso- 
bothris SolieriLap.  in  Föhre  (Splint). 
Aus  Koch,  phot.   Scheidter. 


Flügeldecken  mit  4—5  stark  erhabenen  Längsrippen;  Oberseite  grob  runzelig 
punktiert.  Unterseite  glänzend  grün  mit  purpurfarbigen  Rändern.  Oberseite 
dunkel  erzbraun  mit  je  3  flachen  purpurgoldigen  Grübchen  auf  den  Flügel- 
decken, von  denen  i  neben  dem  Schildchen  sich  befindet.  Länge  12-15  mm. 
In  Eiche C*/"'-  chrysostigr 


Buprestideii  in  Laubholz.   —  Diceica.  I^Q 

—  Flügeldecken    nur    mit    schwach    erhabenen    Längsrippen.      Oberseite    dicht    und 

fein  punktiert - 

2.  12  —  15  mm.  Unterseite  goldig  kupferglänzend,  meist  mit  grünen  Rändern. 
Flügeldecken  dunkel  kupferbraun  mit  je  I  kleinen  goldigen  Grube  an  der 
Basis  und  je  zwei  groFien  flachen  Gruben  auf  der  Scheibe.     In  Buche.       Chr.  afßnis  F. 

—  Der   vorigen  Art    sehr    ähnlich,    doch    kleiner  (10  — 12   mm),    schmäler   und    ge- 

wölbter.    Die  Goldgrübfhen    auf  den  Flügeldecken  größer   und  meist  halb- 
mondförmig.    In  Nadelholz Chr.  Solieri  Lap. 

Die  einzige  Nadelholz- Art  ist: 
^'^9'  Chr.  Solieri  Lap.  —  Der  Käfer  fliegt  im  Juni,  Juli  auf  sonnigen  Kiefern- 
schlägen. Die  Larve  lebt  in  der  Kiefer  (gemeinen  Kiefer,  im  Süden  in  der 
Seekiefer),  und  zwar,  wie  es  scheint,  nur  an  schwächeren  Stangen  und  Stämmchen 
von  höchstens  15  cm  Durchmesser,  oder  in  den  Ästen  älterer  Bäume  (Perris, 
Schreiner,  Klingelhöffer).  Die  Gänge  laufen  geschlängelt,  immer  breiter  werdend 
(Abb.  68)  und  mit  Fraßmehl  dicht  verstopft,  zwischen  Rinde  und  Splint.  Die 
ausgewachsene  Larve  geht  ins  Holz,  wo  sie  sich  eine  flache  Puppenwiege  nagt, 
in  der  sie  überwintert,  um  erst  einige  Wochen  vor  Ausfliegen  des  Käfers  zur 
Puppe  sich  zu  verwandeln.  Die  Generation  gibt  Perris  als  einjährig  an;  in 
unserem  Klima  scheint  sie  jedoch  zweiiährig  zu  sein,  wenigstens  lassen  die  Be- 
obachtungen von  Klingelhöffer  dies  schließen. 

Da  die  Art,  bei  uns  wenigstens,  gewöhnlich  nur  vereinzelt  vorkommt,  so  ist 
ihre  forstliche  Bedeutung  nur  gering. 


B.  In  Laubholz. 

ßupresi'inae :  Agrilinae  : 

Dicerea  aenea  L.     In  Weißerle.  Coraebus  undatus  F.     In  Korkeiche. 

—  brolinensis  Hrbst.     In  Buche.  —  bifasciatus  Ol.     In  Eiche. 

—  alni  Fisch.     In  Weißerle.  Agrilus  biguttatus  F.     In  alten  Eichen. 
Poecilonota  variolosa  Payk.     In  Aspen.  —  sexguttatus  Hrbst.     In  Pappeln. 

—  rutilans  F.     In  Linden.  —  subauratiis  Gebl.     In  Eichenheistern. 

—  deeipiens  Mann.     In  Rüster.  —  viridis  L.     In  Bucheoheistern. 
Melanophila  decastigtnaF.  In  jungen  Pappeln.  —  coeruleus  Rossi.     In  Eiche. 
Anthaxia  manca  F.     In  Rüster.  —  betuleti  Ratz.     In  Birken. 
Chrysobothris  afßms  F.     In   starken  Eichen-  —  elongatus  Hbst.     In  Eichenheistern. 

heistern.  —  angitstulns  Illig.     In  Eichenheistern. 

—  ehrysostigma  L.     In  Eichen  (u.  Buchen?).  —  auricollis  Kiesw.     In  Linden. 

Buprestinae. 
Gattung  Dicerea  Eschsch. 

Die  Dicerea- Arien  gehören  mit  zu  den  größten  Prachtkäfern  unserer  Fauna  und  sind  an 
den  schwanzförmig  ausgezogenen  Flügeldeckenspitzen  unschwer  zu  erkennen.  Meist 
sind  sie  einfarbig  kupferig  oder  erzfarben.  Die  hier  zu  besprechenden  3  Arten  lassen  sich 
folgendermaßen  darstellen : 

1.  Flügeldecken   ohne  deutliche  glatte  Erhabenheiten   („Spiegelflecken-').     Kräftig, 

breit,    gewölbt.      Halsschild    grob    runzelig    punktiert.      Unterseite    kupfer- 
glänzend, Oberseite  braun  erzfarbig.      19—22  mm  (Abb.  65J)      ....  aenea  L. 

—  Flügeldecken  mit  deutUchen,    dunklen,  glatten  Erhabenheiten  („Spiegelflecken-')      2 

2.  Halsschild   ohne   deutliche  Mittelfurche.     Flügeldecken   fein   runzelig  punktiert 

Oberseite   glänzend    erzfarben,    kupferig   oder   grünlich  schimmernd.     Unter- 
seite kupferglänzend.      20  —  24  mm berolinenais  Hbst. 

—  Halsschild  mit  flacher,  aber  deutlicher  Mittelfurche.    Flügeldecken  grob  punktiert 

gestreift,  und  grob  runzelig.     Oberseite  kupferglänzend.      16—20  mm      .     .       alni  Fisch. 

Die  drei  hier  genannten  Dicerea  •  hx\.^Vi.  kommen  im  allgemeinen  nur  ver- 
einzelt vor ;  selten  treten  sie  häufiger  auf,  so  daß  sie  auch  dem  Forstmanne  auf- 
fallen.    Die  Flugzeit  des  Käfers  fällt  in  die  Monate  Juni,  Juli.    Die  Käfer  (von 


j^Q  Coleoptera.   —   4.   Familienreihe:   Diversicornia. 

berolinensis)  sollen  um  die  heiße  Mittagszeit  auf  den  Blättern  von  Buchen  sich 
aufhalten  und  dort  auch  die  Kopula  vollziehen.  Die  Larve,  deren  Lebenszeit 
mehrere  Jahre  zu  währen  scheint,  macht  starke  Gänge,  selbst  bis  ins  grüne  Holz, 
verstopft  dieselben  mit  Wurmmehl  und  legt  zuletzt  das  Puppenlager  in  der  Nähe 
der  Oberfläche  an.  —  Als  Fraßpflanzen  kommen  in  Betracht:  iür  berolinensis 
vornehmlich  Buche  (starke  Buchen,  zuweilen  auch  an  Klaftern);  für  aenea  und 
alni  Weißerle,  für  letztere  außerdem  noch  Hasel-  und  Walnuß  (Mol landin 
de  Boissy). 

Der  Befall  betrifft  sowohl  anbrüchiges  Holz,  wie  auch  gesunde  Pflanzen. 
Aber  entsprechend  dem  meist  nur  vereinzelten  Vorkommen  der  Dicerca-kxien  ist 
die  forstliche  Bedeutung  im  allgemeinen  nur  gering.  Doch  ist  in  der  Forst- 
literatur wenigstens  ein  Fall  erwähnt,  in  dem  eine  Dicerca  wirklich  forst- 
schädlich geworden  ist:  in  den  Donauauen  des  bayerischen  Forstamtes  Dillingen 
hat  (1860)  Dicerca  aenea  eine  Reihe  8 — lO  cm  starker  Weißerlenstämme  zum 
Absterben  gebracht,  so  daß  30  rm  eingeschlagen  werden  mußten  (O  s  t  e  r - 
b  erg   1860). 

Gattung  Poecilonota  Eschsch. 

Von  der  vorigen  Gattung  durch  kleinere  Gestalt,  durch  nicht  oder  nur  schwach  aus- 
gezogene Flügeldeckenspitzen  und  durch  das  deutlich  quere  Schildchen  unterschieden. 

Wir  nennen  hier   3    Arten: 

1.  Oberseite  kupferig  oder  bronzefarbig,   mit  zahlreichen  schwarzen  glatten  flecken. 

Flügeldeckenspitzen    schwach  schwanzförmig  ausgezogen.      13— 19  mm.      In  ^ 

Pappeln rariulosa  Fayk.  1(1  //^^ 

—  Oberseite   grün,    beiderseits    mit    prächtig    purpurroten    Streifen.      Blügeldecken- 

spitzen  nicht  schwanzförmig  ausgezogen,  sondern  zur  Spitze  einfach  abgerundet      2 

2.  Halsschild  ohne  schwarze  Mittellinie.    Flügeldecken  mit  kleinen  glatten  schwarzen 

Flecken  gesprengelt.      12-15   mm.     In  Linden rntilans  F.  " 

—  Auf    dem    Halsschild    stets    die    Mittellinie    und    einige    Längsstriche    schwarz 

und    glatt.      Die    schwarzen  Flecken    auf   den   Flügeldecken    zahlreicher    und  .  , 

größer,      ii  — 14  mm.     In  Rüster decipiens  Mann.      '^'^ 

Poecilonota  rutilans  L.  {„Lindenprachtkäfer").  —  Wohl  der  schönste, 
farbenprächtigste  Prachtkäfer  Deutschlands  (Abb.  65  C).  Seine  Larve  lebt  haupt- 
sächlich in  Linden,  dann  auch  in  Rüster  und  Erle.  Mit  Vorliebe  werden 
stärkere  Äste  alter  Linden  angegangen ,  doch  hat  ihn  A 1 1  u  m  auch  an  den 
Stämmen  selbst  angetroffen.  Das  F  r  a  ß  b  i  1  d  zeigt  typische  Buprestidengänge, 
d.  h.  unregelmäßig  geschlängelte  teils  im  Splint,  teils  in  der  Rinde  verlaufende, 
dicht  mit  Wurmmehl  angefüllte  Gänge,  die  schließlich  in  einer  gekrümmt  in  die 
Rinde  und  das  Holz  eindringende  Puppenwiege  enden,  in  der  die  Puppe  mit 
dem  Kopfe  nach  oben  liegt.  Die  Käfer  nagen  sich  Ende  Mai,  anfangs  Juni 
durch  ein  5  mm  breites  ovales  Flugloch  nach  außen.  Die  Generation  ist  . 
mindestens  zweijährig. 

Die  Folgen  des  Fraßes  bestehen  im  Abfallen  der  Rinde  und  Dürr- 
werden der  Äste.  Besonders  erwähnenswert  ist  der  von  Alt  um  beobachtete 
Befall,  der  sich  auf  ca.  50  Linden  erstreckte.  „Der  Fraß  befand  sich  an  den 
Stämmen  und  zwar  ausnahmslos  an  der  Südseite.  In  der  Regel  erstreckte  sich 
derselbe  in  gerader  Richtung  und  etwa  handbreit  auf  oft  2,  3,  ja  sogar  fast 
4  m  Länge.  Man  kam  beim  Anblick  solcher  Linden  unwillkürlich  zu  der  An- 
nahme, daß  die  ??  lange  Frostspalten  zum  Ablegen  der  Eier  benutzt  haben. 
Zum  großen  Teil  fiel  später  die  tote  Boike  über  dem  Fraß  ab,  so  daß  der  viel- 
fach gefurchte  und  mit  Bohrgängen  durchsetzte  SpUnt  frei  lag.  Eine  schwächere 
Linde    hatte    auf    reichlich   ^/^    der   Stammlänge    durch    den    Fraß    fast    auf   die 


Bupiestiden  in   Laubholz,   —   Melanophila.     Anthaxia.  1^1 

Hälfte  des  Umfanges  ihre  Rinde  verloren  und  war  auf  dem  freigelegten  Splint 
derartig  angegriffen,  zum  Teil  dort  bereits  so  ausgehöhlt,  daß  sie  nur  noch  sehr 
kümmerlich  vegetierte." 

~"     '  Poecilonota  decipiens  Mann.     Über  diese  mit  der   vorigen   so   nah    ver- 

wandten Art  ist  bis  jetzt  wenig  bekannt.  Perris  hat  die  Larve  (unter  ähnlichen 
Verhältnissen  wie  mtilans)  in   Rüster  angetroffen. 

/^Vi'S  Poecilonota  variolosa  Payk  {==  conspersa  Gyll).  —  AI  tum  berichtet 
über  die  Lebensweise:  Die  Flugzeit  des  Käfers  ist  für  die  Ebene  Mitte 
Juni  (im  bayerischen  Hochgebirge  fand  AI  tum  noch  Mitte  September  ein  Pärchen 
in  Kopula).  Das  9  belegt  stärkere,  etwa  40jährige  und  ältere  Aspen  am  Stamme 
von  unten  bis  i  oder  i  Yg  "^  hoch  mit  Eiern.  Es  scheint  sich  dabei  ausschließ- 
lich auf  die  Sonnenseite  der  Stämme  zu  beschränken  und  zwar  vorzugsweise  auf 
die  exponierten  Randbäume  oder  lückig  stehenden  Stämme,  also  solche,  welche 
den  Sonnenstrahlen  am  meisten  ausgesetzt  sind.  Die  Larven  leben  nur  im  Baste, 
woselbst  sie  die  verschlungensten,  mit  tiefbraunem  Wurmmehl  ausgefüllten  Gänge 
fressen.  Auch  die  Puppenhöhle  liegt  in  der  Rinde.  Die  Generation  ist  drei- 
jährig. Der  Larvenfraß  ist  nach  AI  tum  primär,  doch  häufig  vergesellschaftet  mit 
dem  Fraß  des  großen  Aspenbockes  [Saperda  carcharias).  Im  allgemeinen  ist  die 
Art  nicht  häufig;  doch  sind  auch  stärkere  Vermehrungen  beobachtet,  so  von 
Altum  im  Biesenlhaler  Revier,  wo  eine  „große  Anzahl  stärkerer  Aspen  derart 
besetzt  waren,  daß  die  Rinde  in  großer  Ausdehnung  mehr  oder  weniger  unter- 
höhlt und  stellenweise  das  darunterliegende  Holz  abgestorben  oder  bereits  in 
Fäulnis  geraten  war''.  So  kann  also  P.  vanolosa  da,  wo  Gewicht  auf  Erziehung 
gesunder  Aspen  gelegt  wird,  mitunter  unangenehm  resp.  „merklich  schädlich" 
werden. 

Bekämpfung:   Rechtzeitiges  Entfernen  der  befallenen  Stämme. 

Gattung  Melanophila   Eschsch. 

Von  der  Gattung  Btipiestis  durch    die  iireguläre  Punktur   der   Flügeldecken 
und  die  schwach  erhabenen  Längsrippen  auf  denselben  unterschieden. 

Die  einzige  deutsche  Art 
f /is"^    M.  decastigma  F.  ist   an   seiner  Flügeldeckenzeichnung   (je    5    gelbe    ver- 
schieden gestaltete  Flecken  auf  dunkelkupfei  farbigem  Grunde)  leicht  zu  erkennen 
(Abb.  65  D). 

Die  Larve  lebt  in  abgestorbenen  oder  auch  in  jungen,  geschwächten  Pappeln, 
die  sie  rasch  abtötet. 


Gattung  Anthaxia  Eschsch. 

Als  Laubholzart  verdient  erwähnt  zu  werden 
^  M     A.  manca   F.     Von    den    oben   besprochenen    Nadelholz- An thaxien   (siehe 
S.  137)  durch  ihre  lebhaftere  Färbung  unterschieden:    Halsschild  grün,  nach  den 
Hinterecken  zu  kupfergolden,  auf  der  Mitte  mit  zwei  breiten  blauschwarzen  Längs- 
flecken.    Flügeldecken  braun  erzschimmernd. 

Die  Larve  lebt  in  den  Zweigen  von  Ulmen. 

Verschiedene  andere  Anthaxien  sind  als  Obstbaumschädlinge  bekannt  ge- 
worden, so  die  schöne  purpurfarbige  A.  candens  Vi.  in  Kirsch-  und  Zwetschen- 
bäumen  (Syrutschek   1902). 


142  Coleoptera.   —  4,  Familien  reihe:  Diversicornia. 

Gattung  Chrysobothris  Eschsch, 

Die  Charakterisierung  der  zwei  Laubholzarten  ist  oben  bereits  gegeben 
(s.  S.  138). 

Chr.  affinis  F.  (Abb.  65  H).  —  Flugzeit  zu  Beginn  des  warmen  Sommers. 
Fraßpflanze:  Eiche  und  zwar  vornehmlich  starke  Heister  oder  schwache  Stangen 
(Nördlinger  gibt  auch  Buche  an).  Das  ?  legt  nach  AI  tum,  dem  wir  die  ein- 
gehendsten Beobachtungen  verdanken,  seine  Eier  (je  i — 3  Stück)  tief  unten, 
meistens  dicht  über  dem  Wurzelanlauf  der  Heister  oder  Stangen  ab.  Die  weniger 
geschlängelten  und  der  Gestalt  der  Larve  entsprechenden  sehr  flachen  Gänge 
verlaufen  im  Baste.  Die  Puppenwiege,  in  der  sich  die  Larve  wieder  umkehrt, 
ist  oval  und  die  Eingangsöffnung  wird  mit  Nagemehl  verstopft.  Äußerlich  ist 
die  Stelle  des  Fraßes  zunächst  nicht  kenntlich ;  erst  das  querelliptische,  oft  etwas 
schräg  gestellte  Flugloch  des  Käfers  zeigt  den   Fraß  mit  Sicherheit  an. 

Die  forstliche  Bedeutung  kann  eine  recht  erhebliche  werden. 
So  wurde  in  dem  von  AI  tum  beschriebenen  Fall  der  Käfer  zu  einer  richtigen 
Kalamität,  indem  eine  große  Anzahl  Eichenheister  durch  den  Larvenfraß  getötet 
wurde,  und  zwar,  wie  es  scheint,  vollkommen  primär.  Wie  weit  alte  Bäume 
durch  den  Befall  Schaden  leiden,  darüber  fehlen  genauere  Angaben. 

Die  Bekämpfung  ist  recht  schwierig,  da  der  Befall  meist  erst  nach  dem 
Ausflug  der  Käfer  erkannt  wird.  Das  einzige  Mittel  dürfte  in  sehr  tiefem  Ab- 
hauen der  durch  Kränkeln  als  besetzt  verdächtigen  Heister  oder  Stangen  und 
Entrinden  oder  Anbrennen  des  unteren  Teiles  bestehen. 

3''^'  Ch.  chrysostigma  L.  —  Die  der  vorigen  nah  verwandte  und  mit  ihr  wohl 
öfter  verwechselte  Art  lebt  ebenfalls  in  Eichen.  Nach  Ratzeburgs  Be- 
merkungen (W.  II  3Ö0)  scheint  sie  auch  in  Buchen  vorzukommen.  Näheres  über 
die  Lebensweise  ist  nicht  bekannt.   — 


Agrilinae. 
Gattung  Coraebus  Lap. 

Von    den    Buprestinae    durch    die    langgestreckte    gewölbte    Form,    von    der    folgenden 
Gattung  Ägrilus    durch  das  ungekielte  Schildchen  unterschieden,    die   beiden    hier   zu  nennenden 
Arten  außerdem  noch  durch  die  gezackten  behaarten  Querbinden  auf  den  Flügeldecken. 
Die  beiden  Arten  lassen  sich  folgendermaßen  kennzeichnen: 
I.   Halsschild  an  der  Basis  ohne  Quereindruck.    Oberseite  goldgrün  oder  blaugiün; 
Hügeldecken  an  der  Spitze  dunkler,  mit  drei  gebuchteten,  dicht  punktierten 

und  behaarten  Querbinden  (Abb.  70  Aj.      14 — 16  mm bifasciattts  Ol. 

—  Halsschild  an  der  Basis  mit  doppelbuchtigem  tiefem  Eindruck.  Oberseite  erz- 
glänzend bis  grünlich;  Flügeldecken  meist  dunkler,  vor  der  Mitte  mit  einigen 
•weißen  Haarflecken,  hinter  der  Mitte  mit  drei  schmalen  stark  gezackten 
Querbinden.  Der  hintere  Teil  der  Flügeldecken  bis  zur  vordersten  Binde 
schwarzblau  oder  wenigstens  dunkler.      11  — 14  mm undatus  F. 

Die  beiden    Cotaebiis-krien  sind  ausgesprochene  Eichentiere. 
j-    Coraebus  bifasciatus  Ol.  (=  fasciatus  Villers). 

Diese  schöne  Art  (Abb.  70  A)  ist  auf  den  Süden  und  Südosten  Europas  beschränkt.  Ihr 
Hauptverbreitungsgebiet  ist  Mittel-  und  Südfrankreich  bis  Algier,  die  nördlichste  (Frenze  ihres 
Vorkommens  ist  Süd-Elsaß;  im  Südosten  ist  sie  in  Ungarn  (1116s)  und  in  Bosnien  (Kuotek) 
festgestellt. 

Die  Larve,  nach  dem  Typus  H  gebaut,  wird  bis  lO  mm  lang,  der  Prothorax  5  mm, 
die  übrigen  Segmente  4  mm  breit.  Chitinschild  des  Prothorax  mit  2  Längsfurchen.  Letztes 
Hinterleibsglied  mit  dunklen  starken  Chitinspitzen  bewaffnet,  die  seitlich  gekerbt,  d.  h.  mit 
5   kleinen  Zähnchen  besetzt  sind. 


Buprestiden  in  Laubholz. 


Coraebus, 


143 


Seine  Spezialfraßpflanze  ist  die  Eiche  (in  ihren  verschiedenen  Arten), 
Die  Lebensweise  zeigt,  besonders  in  bezug  auf  den  Larvenfraß,  einige 
Eigentümlichkeiten,  die  wir  bei  keinem  andern  Prachtkäfer  unseres  Faunengebietes 
wiederfinden.  —  Flugzeit:  Juni,  Juli.  Die  Käfer  halten  sich  vielfach  auf  den 
Blättern  der  Eiche  auf,  die  sie  benagen.  Das  Weibchen  legt  seine  Eier 
einzeln  an  die  Rinde  eines  einjährigen  Zweiges  älterer  Bäume  oder  eines  Heister- 
stämmchens  ab.  Die  Larve  frißt  zuerst  unter  der  Rinde,  dringt  aber  bald 
in    das    Holz    und  nagt   in    ihm    in    abwärts    steigender    Richtung    einen    meist 


A  B 

Abb.  69.    Endteil  des  Larveiiganges   und  Puppenwiege  von  Coraebus  bifasciatus  Ol.    A  Aststück 
mit  den  Bohrmehlwülsten,  B  Aststück  mit  aufgeschnittener  Puppenwiege,     a  Ringelung,    b  Ein- 
tritt der  Larve  ins  Holz,  c  Ausflugloch  des  Käfers,  d  Puppenwiege.  —  Phot.  Scheidter. 


schwach»;  geschlängelt  verlaufenden  Gang  von  elliptischem  Querschnitt  in  einer 
Länge  von  etwa  i—i'-j^Ta.]  dann  ändert  sie  die  Fraßrichtung,  nagt  sich  wieder  an 
die  Oberfläche  durch  und  ringelt  hier,  tief  in  den  Splint  eingreif  end,  den 
Ast  in  schleifenförmigem  oder  spiraligem  Fraßgang,  wodurch  alle  saft- 
leitenden Kanäle  durchschnitten  werden  (Abb.  69).  Nach  dieser  Splintringelung 
dringt  sie  wieder  in  das  Holz  ein,  um  wieder  eine  kleine  Strecke  aufwärts  zu 
steigen  und  endlich  in  einem  Hakengang  zur  Verpuppung  zu  gelangen.  Der 
Käfer  nagt  sich  dann  im  Juni  durch  ein  fast  rundes  Loch  von  3 — 4  mm  Durch- 


lA^  Coleoptera.  —  4.  Familien  reihe:  Diversicornia. 

rnesser  nach  außen.  —  Die  Generation  ist  in  Südfrankreich  nach  de  Trego- 
main,  dem  wir  die  eingehendsten  Beobachtungen  verdanken,  zweijährig;  im 
Elsaß  dagegen  scheint  sie  nach  AI  tum  drei-  oder  sogar  vierjährig  zu  sein. 

Als  natürliche  Feinde  kommen  vor  allem  die  Spechte  in  Betracht 
(Barbey),  wohl  hauptsächlich  der  mittlere  Buntspecht,  und  dann  ein  ziemlich 
häufig  auftretender,  größerer  (bisher  nicht  bestimmter)  Ichneumonide. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Die  Folgen  des  Fraßes  bestehen  im  Absterben 
des  befallenen  Pflanzenteiles  peripher  von  der  Ringelung,  die  ja  die 
gesamte  Saftzufuhr  abschneidet.  Werden  ältere  Eichen  befallen,  so  zeigt  sich  bald 
eine  größere  Anzahl  i  —  2  m  langer  dürrer  Äste.  In  Heister  und  Schälwaldaus- 
schlägen, wo  der  Fraß  den  Stamm  selbst  betrifft,  stirbt  die  Krone  ab.  So  ist 
denn  unser  Prachtkäfer  in  den  Schälwaldungen  besonders  gefährlich,  wie 
denn  auch  die  in  der  Forstliteratur  erwähnten  Kalamitäten  in  Südfrankreich 
(de  Tregomain  1876)  und  im  Elsaß  (AI  tum)  Schäl  Waldungen  betreffen.  Auch  in 
Ungarn  ist  er  in  ähnlicher  Weise  schädlich  geworden,  indem  er  zahlreiche  Gipfeltriebe 
der  Stockausschläge  zum  Absterben  gebracht  hat  (Lenk  1888).  Außerdem  wurden 
dort  auch,  besonders  an  sonnigen  warmen  Lehnen,  in  50 — 80jährigen  Eichen- 
waldungen (sowohl  Qnercus  pubescens  als  certis)  die  Gipfel  und  Astenden  ziemlich 
erheblich  beschädigt.  Barbey  (E.  F.  332)  berichtet  über  starke  Verunstaltungen 
der  Kork-  und  Steineichen  waldun  gen  Frankreichs  durch  wiederholte  Angriffe  des 
zweibindigen  Prachtkäfers  und  er  steht  darnach  nicht  an,  dort  denselben  zu  den 
schlimmsten  Eichenschädlingen  zu  rechnen. 

Bekämpfung.  —  Rechtzeitiges  Abschneiden  und  Verbrennen  der  befallenen 
Äste,  mehrere  Jahre  hindurch  fortgesetzt,  ist  das  einzige  Mittel,  das  zum  Ziele 
führt.  Tregomain  rät  diese  Maßregel  sehr  frühzeitig,  sobald  die  Zweige  zu 
verwelken  beginnen,  vorzunehmen,  damit  ein  in  späteren  Stadien  sich  häufig  ein- 
stellender Parasit  (Ichneumoniden-Spezies)  möglichst  geschont  werde.  Die  Rück- 
sicht auf  den  letzteren  darf  aber  nicht  soweit  gehen,  alte  oder  vertrocknete  Äste 
etwa  stehen  oder  liegen  zu  lassen,  da  die  Wirkung  des  Parasiten  allein  durchaus 
nicht  ausreichend  zu  sein  scheint. 

Tii^'flt    Coraebus  undatus  F. 

""  Die  Larve    ist    der   von    hifasciatus   ähnlich,    unterscheidet  sich    aber   von    ihr    deutüch 

durch  die  einfachen  glatten  chituK'>scn  Endspitzen    am  Hinterleib  (bei  bifasciatns  sind  dieselben 
geziihnelt). 

Besonders  in  Korkeiche.  —  Der  Larvenfraß  weicht  von  dem  der  vorigen 
Art  wesentlich  ab  und  zeigt  das  typische  Buprestidenfraßbild.  Die  i  — 172  "^ 
langen  Gänge  verlaufen  geschlängelt  zunächst  im  Cambium  und  dringen  später  in 
die  eigentliche  Korkschichte  ein,  in  der  auch  die  Verpuppung  stattfindet. 

Die  Schädigungen  des  Fraßes  sind  zweierlei  Art:  physiologischer 
und  technischer.  Durch  den  Fraß  in  der  Cambiumschicht  wird  die  nor- 
male Neubildung  des  Korkes  nach  Ablösung  der  alten  Korkschichte  beeinträchtigt 
und  der  Kork  brüchig  gemacht;  durch  die  Gänge  im  Kork  wird  dieser  ferner 
technisch  stark  entwertet. 

Das  fortwährende  Vernichten  aller  bei  der  Entkorkung  freigelegten  Larven 
usw.  ist  das  einzige  Mittel,  das  angewendet  werden  kann. 


Gattung  Agrilus  Cutt. 


145 


Außer  diesen  beiden  Arten  wird  in  der  Forstliteratur  (AI tum)  noch  eine  3.  Art: 
Coraebus  elatus  F.  {=  lampsanae  Bon.)  genannt,  die  sich  durch  die  einfarbig  metallisch  grüne 
Färbung  (ohne  jede  Bindezeichnung)  von  den  vorigen  sofort  unterscheiden  läßt;  kommt  wohl 
nur  in  Südeuropa  vor.  ■  ,,In  Eichentrieben. "• 

Gattung  Agrilus  Cuit. 

Durch  die  noch  schmälere  Gestalt  und  das  quergekielte  Schildchen  von  Coraebus  unter- 
schieden. —  Die  meisten  der  zahlreichen  Arten  sind  einander  mehr  oder  weniger  ähnlich  sowohl 
in  Farbe  (meist  metallisch  grün  oder  blau)  als  auch  in  Form,  so  daß  ihre  Unterscheidung  keines- 
wegs immer  leicht  ist. 

1.  Flügeldecken  mit  begrenzten  weißen  Haannakeln 2 

—  Flügeldecken  ohne  begrenzte  weiße  Haarmakeln 3 

2.  Flügeldecken    mit   je    3    weißen   Haarmakeln    (i    an    der  Basis,    i    in    der  Mitte 

und    I   vor  der  Spitze).     Jede  Flügeldeckenspitze   einzeln    scharf  zugespitzt. 

Metallisch  grün.     8  — 10  mm sexgutiatus  Hrbst. 

—  Flügeldecken   mit  je   nur  einer  der  Naht  genäherten  weißen  Haarmakel  hinter 

der  Mitte  (Abb.  70  B ).  Die  Seiten  der  Brust  und  des  Bauches  mit  weißen 
Haarflecken.  Metallisch  grün  (selten  blau  oder  goldgrün).  10  mm.  In 
alten  Eichen bigiittatus  F. 


A  B  C  D 

Abb.  70.     Verschiedene  Agrilinae.     A  Coraebus  bifasciatus  Ol.,  B  Agrilus  biguttatus  F., 
C  Agrilus  viridis  L.,    D  Agrilus  elongatus  Hrbst.     Vergr.  —  Original. 


3.  Halsschild  an  der  Basis  neben  den  Hinterwinkeln  ohne  deutliches  kielförmiges 

Fältchen.    Lebhaft  golden  kupferig,  Flügeldecken  grün  oder  blaugrün.    7  mm. 

In  Linden aurieollis  Kiew. 

—  Halsschild  an  der  Basis  mit  einem  kieUörmigen,  meist  gebogenem  Fältchen     .     4 

4.  Halsschild  doppelt  so  breit  als  lang,  an  den  Seiten  deutlich  gerundet      •     .     •     5 

—  Halsschild    länger,    niemals    doppelt   so    breit    als   lang,    an    den   Seiten   meist 

ziemlich  gerade 8 

5.  Querkiel  auf  dem  Schildchen  nur  undeutlich,  die  Querfurche  dahinter  sehr  fein. 

Groß    (9  mm),   grün  oder  blau,    Flügeldecken    golden   messingfarben ,    grob 

gekörnelt subauratus  Gebl. 

—  Querkiel  des  Schildchens  kräftig  entwickelt,  ebenso  die  dahinter  liegende  Quer- 

furche stets  deutlich 6 

6.  Die  Punktur  des  Scheitels  fließt  in  lange,  dicht  gestellte  vollständige  Querrunzeln 

zusammen.  Körper  einfarbig  grün  (Stammform),  oder  blau  (=  var.  nocivus 
Ratz.)  oder  einfarbig  golden  kupferig  (=  var.  fagi  Ratz.)  6 — 9  mm. 
(Abb.  70  C).     In  Buchen viridis  L. 

—  Punktur    des    Scheitels    nicht    zu    Längsrunzeln    zusammenfließend,    sondern    aus 

länglichen  freien  Punkten   bestehend  7 

7.  Blau    oder    blaugrün,    die    Seiten    des    Bauches    kahl    erscheinend.      Kopf    am 

Scheitel  tief  gefurcht.     5V2  —  7   mm-     In  Eichen  und  Buchen         .     .     .  coeruleus  Rossi. 
Escherich,  Forsfmsekten.     II.  Bd.  lO 


146 


Coleoptera.  —  4.  Familienreihe :  Diversicornia. 


—  Dunkel   bronzefarbig.      Die  Seiten    des   Bauches   mit   äußerst  feiner,   weißlicher 

deutlicher  Behaarung.  Halsschild  mit  kurzem  geraden  kräftigen  Fältchen 
neben    den    Hinterwinkeln.      Scheibe    des    Halsschildes    mit    feiner    querer 

Skulptur.     5  mm.     In  Birken betuleti  Ratz. 

8,  Größere  Art  (7  —  8   mm).      Grün  oder  blau,   Halsschild  mit  kurzem  gebogenem, 

wenig  pronoDziertem  Fältchen  vor  den  Hinterwinkeln  (^^  tenu/is  Ratz.)     elongatvs  Hbst. 

—  Kleinere    Art    (5  —  6  mm).      Halsschild    mit    langem,    geradem,    kräftigem,    fast 

die  Mitte  des  Halsschildes  erreichendem  Längsfältchen  neben  den  Hinter- 
winkeln. Die  Seiten  des  Halsschildes  zur  Basis  deutlich  verengt.  Grün 
oder  blaugrün.     In  Eiche  und  Buche angustulus  IHig. 

Die  Larven  der  Agrilus  -  Arien  sind  wie  die  CoraeÖMS  -  Larven  nach  dem  Typus  II 
gebaut:  Erster  Brustring  nur  wenig  verbreitert  und  wenig  abgeflacht,  die  übrigen  Körper- 
segmente im  Querschnitt  fast  zylindrisch,  der  letzte  Hinterleibsring  mit  2  starken  chitinösen 
Spitzen  versehen  (Abb   62  E). 

Die  Lebensweise  aller  hier  genannten  Arten  stimmt  in  den  Grundzügen 
mehr  oder  weniger  überein,  so  daß  '  wir   sie   gemeinsam    für    die    ganze    Gattung 

besprechen  können:  Die  Flug- 
zeit fällt  in  die  Monate  Juni  und 
Juli.  Man  findet  die  Käfer  häufig 
auf  niedrigen  Blättern,  in  die  sie 
Löcher  fressen,  und  wo  meist  zur 
Mittagszeit  bei  Sonnenschein  auch 
ihre  Kopula  stattfindet.  „Oftmals 
sitzt  gleichsam  eine  ganze  Kolonie 
von  Agrilen  so  dicht  beisammen, 
daß  man  auf  einmal  eine  größere 
Anzahl  davon  sammeln  kann 
(Altum  S.  131).  Das  ?  legt 
seine  Eier,  einzeln  oder  zu 
mehreren  vereinigt,  an  die  Rinde 
von  verschiedenen  Laubhölzern 
(besonders  Buche  und  Eiche),  ab 
und  zwar  meist  im  unteren  Ab- 
schnitt und  mit  Vorliebe  an  der 
Sonnenseite  und  am  Ansatz  eines 
Astes.  Die  Larven  arbeiten  sich 
durch  die  Rinde  durch  und  fressen 
nun  in  Bast  und  Splint  ihre  langen 
vielfach  geschlängelten 
und  im  Zick-Zack  verlaufen- 
den Gänge  (Abb.  71)  (daher 
wird  die  Larve  auch  „Zick-Zack- 
Wurm"  genannt).  Wo  mehrere 
Eier  zusammen  oder  wenigstens 
nicht  weit  voneinander  abgelegt 
wurden  (was  meistens  der  Fall  ist), 
da  laufen  die  Gänge  so  bunt  durcheinander,  daß  man  die  den  einzelnen  Larven 
angehörenden  nicht  mehr  sicher  verfolgen  kann.    Der  erste  Anfang  eines  Ganges 


Abb.  71.     Agrilus-Fraß   in  Weide.     A   Larvengänge, 
B  zwei  Puppenwiegen,  C  Fluglöcher.  —  Orig. 


Gattung  Agrilus  Curt.  I47 

ist  so  fein,  daß  man  ihn  selten  bemerkt  (und  ihn  gewöhnlich  mit  dem  Messer 
wegschneidet).  Der  Gang  steigt,  nur  sehr  langsam  breiter  werdend,  bis  zu  ^/g  m 
und  darüber  in  die  Höhe  in  fortwährenden  Krümmungen  und  Windungen,  die 
zuerst  dichter  beisammen  liegen  und  später  immer  weiter  werden.  Am  Ende 
biegt  die  Larve  oft  nochmals  um,  um  wieder  einige  Zentimeter,  dicht  neben  dem 
aufsteigenden  Ast  herlaufend,  zurückzukehren,  ehe  sie  zur  Verfertigung  der  Puppen- 
wiege schreitet.  Dazu  dringt  sie  gewöhnlich  ziemlich  tief  ins  Holz  (2 — 3  Jahres- 
ringe) ;  oder  aber  sie  kann  auch  die  Puppenwiege  oberflächlicher  anlegen  direkt 
unter  der  Rinde,  ja  sogar  in  der  Borke  selbst  (letzteres  besonders  bei  solchen 
Arten,  die  in  alten   Bäumen  unter  dicker  Rinde  leben). 

Die  Unterscheidung  der  Fraßgänge  der  verschiedenen  Arten  ist  sehr  schwierig.  Wo  es 
sich  um  Fraßspezialisten  handelt,  wie  z.  B.  um  den  nur  in  alten  Eichen  lebenden  Agrilus 
biguttatus^  da  bietet  die  Diagnose  nach  dem  Fraßstück  keine  Schwierigkeiten;  wo  es  sich  aber 
um  verschiedene  die  gleichen  Pflanzen  heimsuchenden  Arten  handelt,  da  ist  die  Bestimmung 
der  Art  nach  dem  Fraßstück  allein  kaum  möglich.  Allerdings  gibt  Altum  einige  Unterschiede 
an,  wie  z.  B.  daß  das  Fraßbild  von  A.  subauratus  sich  durch  breitere,  stellenweise  zu  Plätzen 
erweiterte  Fraßgänge  auszeichnen  soll.  Doch  bedürfen  diese  Angaben  noch  eine  auf  einem 
gründlichen  vergleichenden  Studium  beruhenden  Bestätigimg. 

Der  Fraß  dauert  zunächst  die  wärmeren  Monate  des  Flugjahres,  setzt  sich 
dann  im  nächsten  Jahr  fort,  und  erst  im  dritten  Kalenderjahr,  im  Mai  findet  die 
Verpuppung  statt.  Der  Käfer  nagt  sich  nach  kurzer  Puppenruhe  im  Juni, 
Juli  an  der  dem  Eingang  der  Larve  entgegengesetzten  Seite  der  Puppenwiege 
heraus.  Die  Generation  ist  demnach  für  gewöhnlich  zweijährig.  Ob  auch 
eine  einjährige  Generation  vorkommt,  wie  Ratzeburg  annehmen  möchte,  sei 
dahingestellt.  Die  Vermehrungsgröße  der  Agrilen,  die  wie  alle  Buprestiden 
richtige  Kinder  der  Sonne  sind,  hängt  sehr  wesentlich  von  der  Witterung  ab,  in- 
sofern als  sonnige  trockene  Jahre  die  Fortpflanzung  begünstigen.  So  finden  wir 
denn  auch  oft  in  den  Angaben  über  schädliches  Auftreten  der  Agrilen  Hinweise 
auf  heiße  trockene  Jahre. 

Als  natürliche  Feinde  der  Agrilen  kommen  einmal  die  Spechte  in  Be- 
tracht, vor  allem  der  große  und  mittlere  Buntspecht,  die  die  Larven  aus  der 
Rinde  heraushacken,  und  sodann  eine  Reihe  von  Schlupfwespen. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Die  Schäden,  die  der  Forstkultur  durch  den 
Larvenfraß  der  Agrilen  zugefügt  werden,  können  ganz  erheblich  sein.  Den 
Fraß  einer  einzelnen  Larve  vermag  eine  Pflanze  natürlich  gewöhnlich  leicht  zu 
überstehen,  besonders  wenn  die  Gänge  einseitig  bleiben,  d.  h.  den  Stamm  nicht 
ringeln.  Doch  bleibt  es  in  der  Regel  nicht  bei  einer  einzelnen  Larve,  sondern 
für  gewöhnlich  sind  es,  wie  oben  schon  erwähnt,  deren  eine  größere  Anzahl,  so 
daß  der  Splint  dicht  von  Gängen  durchsetzt  ist  und  die  Saftzufuhr  derartig  unter- 
brochen wird,  daß  die  befallene  Pflanze  verwelkt  und  abstirbt.  Die  Anzahl  der 
Larven  in  einem  einzigen  Stämmchen  kann  40  und  50  und  mehr  betragen.  Am 
schlimmsten  werden  natürlich  die  jungen  Pflanzen,  die  Heister^  betroffen,  die  dem 
Angriff  meist  schnell  erliegen.  Ratzeburg  und  Altura  führen  eine  Reihe 
von  argen  Verwüstungen  durch  Agrilen  in  Eichen-  und  3uchenpflanzungen  an 
(siehe  unten  bei  A.  viridis,  elongatus  und  a?igusiulus).  Doch  auch  alte  Bäume 
können  bei  starkem  Befall  durch  Agrilusfraß   getötet  werden,   wie  Strohmeyer 


j^3  Coleoptera.  —  4.  Familienreihe:  Diversicornia. 

(19 12)  von  80—  loojährigen  Eichen  berichtet,  und  wie  ich  selbst  zu  beobachten 
Gelegenheit  hatte. 

Ratzeburg  betont  mit  Recht,  daß  die  Agrilen  mehr  oder  weniger 
sekundär  auftreten  und  jedenfalls  schwächliche  Pflanzen  gesunden ,  kraft- 
strotzenden vorziehen.  „Es  ist  eine  konstante  Erscheinung,  daß  der  Schaden  sich 
um  so  größer  zeigt  je  ungünstiger  der  Standort  ist.  Trockene  Lagen  zeichnen 
sich  hierbei  ganz  besonders  aus.  Die  größte  Bedeutung  hat  aber  auch  die  Be- 
schaffenheit der  Pflänzlinge  selbst.  Solche,  nämlich,  welche  in  der  Dickung  schon 
beherrscht  oder  gar  unterdrückt  standen,  werden  besonders  gerne  eine  Beute  der 
Agrilen."  Für  die  alten  Bäume  scheint  dasselbe  zu  gelten,  erwähnt  doch  Stroh- 
meyer ausdrücklich,  daß  es  sich  beim  Agri7us-Befa\\  meistens  um  Bäume  handelt, 
welche  durch  Hochwasser  oder  Trockenheit  gelitten  haben;  und  die  von  mir  be- 
obachteten staik  befallenen  alten  Eichen  waren  außerdem  noch  durch  einen  vor- 
hergegangenen Schwammspinnerfraß  geschwächt  worden. 

Trotz  des  zweifellos  sekundären  Charakters  der  Agrilen  müssen  wir  diese 
zu  den  „merklich",  wenn  nicht  zu  den  „sehr  schädlichen  Forstinsekten" 
rechnen,  da  ja  ganze  Bestände  durch  sie  gefährdet  werden  können. 

Bekämpfung.  —  Das  beste  Vorbeugungsmittel  dürfte  die  Erziehung  recht 
kräftiger  Pflanzen  sein,  da  nach  dem  Gesagten  unterdrückte  und  kränkelnde 
Stämme  die  Käfer  am  meisten  anziehen.  Auch  rechtzeitige  und  gründliche 
Durchforstung  wird  einer  stärkeren  Agn/us-V ermehTung  wirksam  entgegen- 
arbeiten. Wo  Gefahr  im  Verzug  ist,  kann  man  es  eventuell  mit  einem  Schutz- 
anstrich versuchen.  Als  solcher  wird  eine  Mischung  von  Lehm,  Kalk  und 
Kuhmist  (2:1  :  i )  empfohlen,  mit  der  von  Mai  bis  Juli  die  Stämmchen  bis  zur 
Krone  hinauf  bestrichen  werden. 

Außerdem  bleibt  als  wichtigstes  Bekämpfungsmittel  stets  die  radikale 
Entfernung  alles  befallenen  Materials,  und  zwar  vor  dem  Ausfliegen  der 
Käfer,  also  spätestens  im  Monat  Mai.  Zur  Erkennung  des  Befalls  ist  vor 
allem  auf  das  Aussehen  des  Laubes  (spätes  und  spärliches  Austreiben,  Verwelken 
usw.)  und  auf  die  Beschaffenheit  der  Rinde,  wie  Rissigwerden,  Abheben  größerer 
Rindenplatten  usw.  zu  achten.  Letztere  Erscheinung  kann  auch  durch  Frost 
hervorgerufen  werden  und  sie  wird  auch  oft,  besonders  an  Obstbäumen  damit 
verwechselt  („Frostplatten").  Hier  können  aber  die  leicht  auffindbaren  Larven- 
gänge sofort  Klarheit  verschaffen. 

Da  das  oben  Gesagte  für  alle  Agrt/us  -  Arten  mehr  oder  weniger  Geltung 
hat,  so  können  wir  uns  bezüglich  des  Vorkommens  und  Verhaltens  der  einzelnen 
Arten  kurz  fassen: 

"  "  Agrilus  biguttatus  F.  —  In  alten  Eichen.  Dieser  große  (9 — 11  mm) 
weißgefleckte  Agrilus  (Abb.  70  B)  entwickelt  sich,  wie  es  scheint,  ausschließlich  in 
alten  Eichen.  Strohmeyer  (1912)  berichtet  folgendes  darüber:  „Er  tritt  seit 
einigen  Jahren  im  Illwald  (bei  Schlettstadt  im  Elsaß)  in  sehr  großer  Menge  auf  und 
befällt  80 — 100 jährige  Eichen,  welche  irgendwie  sei  es  durch  Hochwasser  oder 
durch  Trockenheit  gelitten  haben,  und  tötet  dieselben  innerhalb  2  Jahren  voll- 
ständig. Die  Stämme  sind  in  der  Bastzone  mit  hauptsächlich  horizontal  ver- 
laufenden   Gängen    dicht   bedeckt.      Die   Larve    verpuppt   sich  nach  zweijährigem 


Gattung  Agrilus   Curt.  I^g 

Fraß  in  einer  Puppenwiege  innerhalb  der  Borke.  Anfangs  Juni  schwärmen  die 
Imagines  nach  kurzer  etwa  I4tägiger  Puppenruhe."  Einen  gleichfalls  ungemein 
starken  Befall  beobachtete  ich  (19 12)  ebenfalls  im  Unterelsaß  an  noch  älteren 
Eichen,  die  mehrere  Jahre  hintereinander  durch  den  Schwammspinner  kahl  ge- 
fressen waren.     Auch  in  diesem  Falle  gingen  die  besetzten  Eichen  ein. 

Bezüglich  der  Bekämpfung  schreibt  Strohmeyer:  Da  im  i.  Jahr  die 
befallenen  Eichen  nur  schwer  kenntlich  sind,  ebenso  im  Herbste  des  2.  Jahres 
nach  Laubabfall,  so  empfiehlt  es  sich,  die  mit  Brut  besetzten  Stämme  beim  Laub- 
ausbruch anfangs  Mai  auszusuchen.  In  dieser  Zeit  fallen  die  seit  zwei  Jahren 
befressenen  Stämme  durch  spärliches  Austreiben  auf.  Fällt  man  diese  dann  und 
verbrennt  die  Rinde,  so  vernichtet  man  mit  großer  Sicherheit  die  Hauptmasse 
der  Schädlinge. 

/'/■Agrilus  sexguttatus  Hbst.  --  In  älteren  Pappeln.  Diese  ebenfalls 
große  (10 — 12  mm)  und  ebenfalls  weißgefleckte  Art  entwickelt  sich  vornehmlich 
in  älteren  Pappeln  (Schwarz-,  Pyramiden-  und  kanadischen  Pappeln  und  in 
Weiden),  wo  die  Larve  im  Splint  flache,  gewundene,  dicht  verlaufende  Gänge 
nagt  {Nördlinger  [S.  6]  spricht  von  „höchst  merkwürdigen  horizontal  vielfach 
geschnörkelten  Larvengängen"),  Nach  Döbner  (1862)  hat  dieser  Agrilus,  be- 
günstigt durch  mehrere  heiße  Sommer,  sich  bei  Aschaffen  bürg  so  stark  vermehrt, 
daß  er  eine  Pappelallee  teilweise  zum  Absterben  gebracht  hat. 

■^■•Agrilus  viridis  L.  —  Hauptsächlich  in  Buchenheistern,  dann  auch  in 
Erle,  Eiche,  Linde,  Birke,  Rosen  (Nördlinger,  Erichson).  Diese  Art  ist 
wohl  der  schlimmste  Buchenschädling.  Ratzeburg  berichtet  (F.  S.  67), 
daß  in  einer  Buchenheisterpflanzung  von  1400  Pflanzen  kaum  eine  zu  finden 
war,  die  nicht  von  Agt-ihis-'LdirvGn  besetzt  gewesen  wäre.  In  einer  anderen,  im 
Frühjahr  ausgeführten  Buchenpflanzung  von  600  Stück  wurde  schon  im  Nach- 
sommer die  Hälfte  getötet  und  ein  großer  Teil  der  übrig  gebliebenen  Stämme 
so  sehr  befallen,  daß  auch  diese  zum  Absterben  kamen. 

Die  groBe  Variabilität  der  Art  hat  zur  Aufstellung  einer  ganzen  Reihe  von  Formen, 
die  von  Ratzeburg  teilweise  als  besondere  Arten  aufgefaßt  wurden,  geführt:  n.  nocivus  Ratz, 
(blau),  V.  linearis  F.  (Körper  kupferfarbig,  Flügeldecken  grün),  v.  fagi  Ratz,  (einfarbig  golden 
kupferig)  und  v.  ater  (schwärzlich  erzfarben). 

^  '■  •  '  Agrilus  angustulus  111.  —  Hauptsächlich  in  Eichenheistern,  dann 
auch  in  Buche.  Eine  unserer  kleinsten  Arten.  Nach  Ratzeburg  wurden  im 
Harz  (1835)  ausgedehnte  Schäden,  die  sehr  wahrscheinlich  von  a?jgustulus  her- 
rührten, an  Eichen  von  i — 2  m  Höhe  verursacht.  Mehr  als  1/3  aller  gepflanzten 
Eichen  gingen  daran  ein. 

'/  Agrilus  elongatus  111.  (= /^««w  Ratz).  —  In  Eichenheistern,  dann  auch 
in  Buche.  Häufig  vergesellschaftet  mit  Chrysobothris  affi?iis  F.  und  Xyloterus 
dispar  F.  Altum  berichtet  von  einem  großen  Schaden  in  den  Eichenwäldern 
Pommerns,  wo  (1876)  nicht  weniger  als  7500  Heister  durch  diese  Art  zum  Ab- 
sterben gebracht  wurden.  Ähnliche  Verwüstungen  melden  auch  Gumtan  (1877) 
und  Armbruster  (1889). 

-f/j;  Agrilus  subauratus  Gebl.  {=coryli  Redt).  —  Hauptsächlich  in  Eichen- 
heistern. Die  Fraßgänge  sind  nach  Altum  (F.  S.  135)  „merklich  breiter  als 
bei  der  vorigen  Art,  zumeist  sogar  von  der  doppelten  Breite.  Ihr  Verlauf  zeigt 
viel  größere  Unregelmäßigkeiten,  sehr  viel  stärkere  Abweichungen  von  der 
Richtung  des  Stammes.  Die  Gänge  verbreitern  sich  stellenweise  zu  größeren 
Plätzen".  Scheint  im  allgemeinen  seltener  aufzutreten  als  der  vorige. 
f'/ßw  Agrilus  coeruleus  Rossi  (=  cyanescens  Lap).  Hauptsächlich  an  Eichen, 
dann  auch  in  Buchen,  Erlen  und  Birken. 


I50 


Coleoptera.  —  4.  Familienreihe:  Diveisicornia. 


7:  Agrilus    auricollis  Kiesw.    —    In   Linden.     Wachtl  berichtet   über   ein 

schädliches  Auftreten  in  Krain  und  in  der  Nähe  von  Wien,  wo  die  i  bis  2^/2  cm 
starken  Äste  und  Gipfeltriebe  der  Linden  stark  von  den  Larven  besetzt  waren, 
so  daß  die  Bäume  arg  verwüstet  wurden.  Die  Eier  werden  stets  zu  mehreren 
beieinander  an  die  Nährpfianze  abgelegt.  Die  Larve  (Abb.  62  E)  arbeitet  sich 
bis  auf  den  Splint  durch,  frißt  zwischen  diesem  und  dem  Bast  einen  langen  Gang, 
welcher  jedoch  tiefer  in  den  Splint  als  in  den  Bast  eingreift.  Der  Gang  führt  zuerst 
ringförmig  um  den  Ast  herum,  wodurch  eine  Hemmung  in  der  Saftzirkulation 
und  ein  Kränkeln  des  peripheren  Astteiles  bewirkt  wird.  Dann  verläuft  er  mehr 
oder  weniger  stark  gewunden  nach  aufwärts,  dringt  in  schwächeren  Ästen  sehr 
häufig  in  den  Holzkörper  ein,  um  darin  eine  Strecke  weit  fortzulaufen,  oder 
durchquert  ihn  auch  nur,  um  auf  der  anderen  Seite  zwischen  Splint  und  Bast 
weiterzulaufen,  wendet  sich  endlich  gewöhnlich  wieder  nach  abwärts,  um  in  einer 
im  Holzkörper  gelegenen  Puppenwiege  zu  enden. 
j,//ü  Agrilus  betuleti  Ratz.  —  In  jungen  Birken,  seltener  in  Eichen.  — 


Familie  Eucnemidae. 

Die  kleine  Familie  der  Eucnemiden  stellt  gewissermaßen  ein  Bindeglied  zwischen 
Buprestiden  und  Elateriden  dar.  Der  Halsschild  ist  wesentlich  lockerer  mit  dem  übrigen 
Körper  verbunden  als  bei  den  Buprestiden  und  kann  daher  auf-  und  abwärts  bewegt  werden, 
ohne  jedoch  damit  die  Spring-  resp.  Schnellfähigkeit  der  Elateriden  zu  erreichen.  Auch  in  den 
Larven  prägt  sich  diese  Zwischenstellung  aus:  die  meisten  sind  weiß,  weichhäutig,  bein-  und 
augenlos  wie  die  der  Buprestiden,  manche  zeigen  auch  noch  die  diesen  charakteristische  Ver- 
breiterung des  Brustabschnittes;  gewöhnlich  aber  fehlt  die  letztere  und  haben  die  Larven  eine 
langgestreckte,  von  vorne  nach  hinten  gleichbreite  Gestalt,  nähern  sich  dadurch  also  der  Form 
der  Elateriden- Larve;  bei  manchen  ist  außerdem  auch  die  Körperbedeckung  stärker  chitinisiert, 
wodurch  die  Ähnlichkeit  mit  dem  Elateriden  -  Typus  noch  erhöht  wird.  Die  meisten  Larven 
entwickeln  sich  im  Holz,  totem  oder  lebendem.  Da  es  sich  aber  meist  um  seltene  Tiere 
handelt,    so  kommt  ihnen   in  praktisch  forstlicher  Hinsicht   auch  nur  sehr  geringe  Bedeutung  zu. 

Von  den  wenigen  Gattungen  und  Arten  der  Eucnemiden  nennen  wir  hier: 

nj  M  Melasis  buprestoides  L. 

Ein  kleiner,  schwarzer,  langgestreckter  Käfer  von  6 — 9  mm  Länge,  mit  gekämmten 
Fühlern,  nach  vorne  gerade  verbreitertem  Halsschild  und  mit  verdickten  und  abgeplatteten 
Beinen  (Abb.  72  A).    Die  Larve  hat  Ähnlichkeit  mit  den  Buprestiden -Larven  (Typus  I),  indem  der 


AB  C 

Abb.   72.     Melasis  buprestoides   L.     A  Imago,    B  Larve,  C  Fraßstück.     (Nach  Reitter). 


I.  ßnistring  scheibenförmig  verbreitet  und  auch  der  2.  und  3.  Brustring  stark  quergezogen  ist. 
Auf  dem  breiten  ersten  Brustring  bilden  bogenförmige,  glänzend  braune  Verhornungen  eine 
charakteristische  Zeichnung  (Abb.  72  B). 


Familie  Eucnemidae. 


51 


Das  Tier  wurde  von  Nördlinger  in  die  Forstinsektenkunde  eingeführt, 
der  die  Larve  in  einem  Schwarzerlenstock  und  dessen  10  cm  starken  Aus- 
schlag angetroffen  hat.  Die  Larve  frißt  horizontal  verlaufende,  in  dieser  Ebene 
aber  oft  gewundene  Gänge  ins  Holz,  so  daß  dieses  beim  Spalten  stets  horizontal 
in  Stücke  ausspringt  (Abb.  72  C).  „Die  Larve  nimmt  in  ihrem  Gange  eine  mehr 
hufeisenförmige  gekrümmte  Lage  ein  und  drückt  das  Wurmmehl  in  halbkreisförmigen 
Bögen  hinter  sich  zusammen",  ganz  ähnlich  wie  es  die  Larven  der  Buprestiden 
machen  (,,wolkig"  angeordnetes  Bohrmehl).  Zur  Verpuppung  nagt  sich  die  Larve 
eine  rinnenförmig  vertiefte  Puppenwiege,  die  etwa  8 — 14  mm  von  der  Ober- 
fläche entfernt  im  Holz  liegt.  Aus  ihr  nagt  sich  der  Käfer  etwa  Ende  Mai 
heraus,  erst  helles  Holzmehl,  dann  dunkleres  Rindenmehl  hinter  sich  schaffend. 
Die  Generation  scheint  mehrjährig  zu  sein. 

Als  Fraßpflauze  wurde  außer  Schwarzerle  auch  Eiche,  Buche  und  Birke 
festgestellt.  Da  das  Tier  nur  se'ten  zu  sein  scheint,  so  erlangt  es  auch  nur 
selten  eine  forstliche  Bedeutung,  die  sowohl  in  einer  physiologischen  als 
auch  technischen  Schädigung  der  befallenen  Pflanze  besteht. 

Außer  dieser  Art  möge  hier  noch  auf  folgende  Eucnemiden  kurz  aufmerksam  gemacht  werden: 
fl ^Oij Isorhipis  (Tkarops)  me/asoides  Lap.,  dessen  Larven  ganz  ähnlich  wie  die  der  vorigen  Art  in 
■^  Laubholz  (abständigen  Buchen)  leben; 

j^'tEuGnemis  capucina  Lap.,  Larve  schmal  und  langgestreckt,  ebenfalls  in  anbrüchigem  Laubholz;  und 
,  21,1^  Xylobius    corticalis   Payk.,     der    aus    dürren    Ästen    von    Koniferen    gezogen    wurde.      (Larve 
ebenfalls  schmal  und  langgestreckt  [Elateridenform]).    — 

Literatur  über  Buprestiden  und  Eucnemiden. 

Armbruster,  1889,  Über  Agrilus  tenuis  (=  elongatus).  —  In:  Verh.  Harzer  Forstvereins,  S.  8. 

Döbner,   1862,  Handbuch  der  Zoologie,  II,  S.  70. 

Eckstein,  K.,   1907,  Das  Auftreten  forstl.  schädlicher  Tiere  usw.    —    In:    Z.  f.  F.  u.  J.  325. 

Escherich,  K.,  1917,  Forstentomologische  Streifzüge  im  Urwald  von  Bialo wies.  —  In:  Bialowies 
in  deutscher  Verwaltung.     Heft  IL     Berlin. 

Escherich  u.  Baer,  1908,  Tharandter  Zoologische  Miscellen.  i.  Reihe.  Nr.  6.  {Pfiaenops 
cijanea.)  —  In:  N.  Z.  f.  L.  u.  F.,  VI,  S.  522. 

Gumtau,  1877,  Buprestis  tenuis  {=  Agrilus  elongatus)  und  Bostrichus  dispar  in  Eichen- 
heistern. —  In:  Verh.  Pommerschen  Forstver.,  S.  25  —  27. 

Kleine,  R.,  1907,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Biologie  von  Phaenops  cyanea  F.  —  In: 
Ent.  Bl.,  III,  S.  133-135,   150-151- 

Knotek,  1893,  Auftreten  des  zweibindigen  Prachtkäfers  {Coraebus  bifasciatus)  im  Okkupations- 
gebiet.  ---    In:  Ost.  F.,  XI,  S.  302. 

Illes,   1888,   Coraebus  bifasciatus.  —  In:  Ost.  F.,  S.  126. 

Lamey,    A.,    1886,    Les  insectes  nuisibles  au  chene- liege.    —    In:    Revue  des  Eaux  et  Forets, 

XXV,  s.  359-363. 

Lenk,   1888,  Insektenschäden  in  Eichenniederwaldungen.  —  In:  Ost.  F.,  S.  32. 

Leisewitz,   1906,    Über   chitinöse  Fortbewegungsapparate   einiger  Insektenlarven.   —  München, 

E.   Reinhardt. 
MoUandin  de  Boissy,    1905,  Nouvelle  Observation  biologique  sur  Dicerca  alni.  —  In:  Bull. 

Soc.   Ent.  France. 
Osterberg,  E.,  1860,  Beobachtungen  über  Z)^eerca  aenea  usw.  —  In:  Monatsschr.  f.  d.  F.  u.  J., 

s-  439—441. 

Perris,    E.,    1854,    Histoire    des   Insectes  du   Pin   maritime.      3.   suite.    —    In:    Annales   Soc. 

Entom.  P'rance,  ser.  3,  Bd.  II. 
Strohmeyer,    1912,    Kleine    Beobachtungen    über    verschiedene    Forstschädlinge    (i.    Agrilus 

biguttatus).  —  In:  Ent.  Bl.,  S.  249. 
Schreiner,     1882,     Über    das    Vorkommen     zweier    gefährlicher    Buprestiden    {Chrysobothris 

Solieri  und  Phaenops  cyanea)  in  der  gemeinen  Kiefer.  —  In :  Z.  f.  F.  u.  J.,  Bd.  XIV, 

s.  52. 

Syrutschek,  J.,   1902,   Anthaxia  eandens  Panz.  in  Zwetschenbäumen.  —  In:  Allg.  Z.  f.  E., 

Bd.  VII,  S.  112— 113. 
Torka,   1907,  JLelanophila  cyanea  F.  —  In:  Ent.  Bl.,  III,  S.  86. 


|e2  Coleoptera.   —   4.  Familienreihe:  Diversicornia. 

Trägärdh,  Ivar,  1914,  Skogsentomologiska  bidrag  1—5.  {Ägr aus -l^arvev  som  Kambium- 
minerare).  —  In:  Entom.  Tidskr.,  Bd.  34,  S.  203  fF. 

Tregomain  de,   1876,  Les  Insectes  du  Chene-vert.  —  In:  Revue  des  Eaux  et  Forets. 

Wachtl,  F.  A.,  1888,  Ein  Lindenverwiister  usw.  {Ayrilus  auricollis).  —  In:  AVien.  ent. 
Zeit.  VII,  S.  293—295.      I   Taf. 

Familie  Elateridae. 

Schnellkäfer. 

Die  Elateriden  stehen  den  Buprestiden  habituell  sehr  nahe;  sie  sind  wie  diese  langgestreckt, 
nach  vorn  und  hinten  verengt,  am  Kopf  abgestutzt  am  Hinterende  zugespitzt,  ziemlich  flach.  Sie 
unterscheiden  sich  aber  von  ihnen  sehr  auiTallend  durch  die  lose  Verbindung  des  Hals- 
schildes mit  der  Mittelbrust,  das  infolgedessen  mehr  oder  weniger  weit  auf  und  abwärts  be- 
wegt werden  kann.  Mit  dieser  Eigenschaft  hängt  auch  die  Fähigkeit  des  Schnellens  zusammen, 
die  der  Familie  ihren  Namen  gegeben  hat  und  an  der  lebende  Elateriden  ohne  weiteres  zu  er- 
kennen sind.  In  der  Färbung  sind  sie  weniger  auffallend  wie  die  Prachtkäfer,  gewöhnlich  ein- 
farbig schwarz,  braun,  gelb  oder  rot  oder  dunkel  metallisch.  Der  Kopf  ist  gerade  vorgestreckt 
oder  etwas  geneigt,  niemals  aber  wie  bei  den  Buprestiden  senkrecht  gestellt.  Die  11  —  I2gliedrigen 
P'ühler  sind  deutlich  gesägt,  mitunter  auch  gekämmt  und  vor  den  Augen  unter  dem  leistenartigen 
Seitenrand  des  Kopfes  eingefügt.  Die  Mundteile  sind  gut  ausgebildet,  die  Oberlippe  deutlich 
entwickelt,  die  Vorderkiefer  zweispitzig,  die  Mittelkiefer  mit  zwei  Laden  und  viergliedrigen  Tastern, 

III 


I 

Abb.   73.     Springapparat  eines  Schnellkäfers.     I  von  unten  gesehen,    II  Seitenansicht,  III  Umriß 

eines  zum  Absprung  bereiten  Käfers,     (Der  Wulst  ist  gegen  den  Rand  der  Grube  gepreßt,    das 

Pronotum  berührt  die  Unterlage  nicht.)    —    Br  Bremsgrube,  D  Dorn,    G    Grube,    V  Vorspmng, 

W  Dornwulst.   —  Nach  Prochnow  und  Schoenichen. 

die  Hinterkiefertaster  dreigliedrig.  Das  Halsschild  ist  zur  Aufnahme  starker  Muskulatur  polster- 
artig gewölbt  und  seine  Hinterecken  in  zwei  mehr  weniger  lange,  nach  hinten  gerichtete  Spitzen 
ausgezogen.  Seine  Unterseite  ist  vorn  oft  zu  einer  etwas  nach  unten  gebogenen,  die  Mundwerk- 
zeuge verdeckenden  Platte  ausgebildet  und  verlängert  sich  nach  hinten  in  den  Bruststachel  (siehe 
unten).  Die  Beine  sind  einfach  gebaut,  mit  linearen  Schienen,  Vorder-  und  Mittelhüften  kugelig, 
Hinterhüften  lang  quergezogen.  Das  Schildchen  ist  deutlich,  die  Flügeldecken  langgestreckt,  an 
der  Basis  etwas  aufgetrieben,  vorn  bauchwärts  umgeschlagen  und  punktstreifig. 

Was  die  oben  bereits  erwähnte  Fähigkeit  des  Schnellens  betrifft,  so  bedeutet  diese 
eine  „plötzliche  Ortsveränderung  im  Dienste  der  Selbsterhaltung".  Über  den  Vorgang  des 
Schnellens  hat  man  bis  vor  kurzem  eine  unklare  und  vielfach  falsche  Vorstellung  gehabt.  Erst 
in  der  letzten  Zeit  ist  derselbe  etwas  mehr  aufgeklärt  worden,  vor  allem  durch  Prochnow  (1915), 
dem  wir  hier  hauptsächlich  folgen. 

Der  Springapparat  befindet  sich  in  der  Brustregion,  und  zwar  am  Hinterende  der 
Vorderbrust  und  am  Vorderende  der  Mittelbrust.  Er  variiert  bei  den  verschiedenen  Arten  nicht 
unbeträchtlich;  übereinstimmend  ist  jedoch  bei  allen  Arten  der  „Dorn"  (Abb.  73 Di  am  Hinter- 
rande des  Prosternums  und  die  dazu  passende  „Grube"  am  Vorderrand  des  Mesosternums 
(Abb.  73  G).  Der  Dorn,  der  ventral  schwach  konvex  gekrümmt  ist,  trägt  an  der  Unterseite  etwa 
^/g  der  Länge  von  der  Spitze  entfernt  einen  „Wulst"  (Abb.  73  W) ;  vor  diesem  (kopfwärts) 
ist  die  Unterseite  mehr  oder  weniger  deutlich  gekielt  Die  Öffnung  der  Grube  ist  ungefähr  oval; 
ihr  Vorderrand  springt  etwas  vor  und  zeigt  in  der  Mitte  einen  Ausschnitt,  in  den  der  Kiel  der 
Unterseite  des  Domes  hineinpaßt.  Vom  Vorderrand  aus  führt  eine  glatte  Gleitbahn  in  die 
Tiefe  der  Grube ;  auf  ihr  gleitet  der  Dorn  bei  der  Schnellbewegung  abwärts.  Außerdem  gehören 
zu  dem  Schnellapparat  noch  einige  weitere  Vorrichtungen  :    Die  eine  besteht   aus  je   einem  Vor- 


Familie  Elateridae.  j  c  i 

Sprung,  der  sich  am  Hinterrande  des  Prosternums  jederseits  zwischen  der  Medianlinie  und  dem 
äußeren  Rande  befindet,  und  dem  am  Vorderrande  des  Mesosternums  eine  Grube  (.,Bremsgrubo") 
genau  entspricht  (Abb.  73  Br).  Des  weiteren  befinden  sich  bei  allen  Arten  an  den  Außenecken 
des  Prothorax  Fortsätze,  denen  teilweise  Gelenkfurchen  am  Vorderrande  des  Mesothorax  ent- 
sprechen. 

Wenn  der  Käfer  sich  emporschnellen  will,  bewegt  er  den  Prothorax  so  lange  auf 
und  ab,  bis  der  ,, "Wulst"  auf  der  Unterseite  des  Dorns  gegen  den  Rand  der  Grube  stößt. 
Darauf  folgt  als  auffallendster  Vorgang  eine  schnelle  ruckartige  Bewegung  des  Prothorax  gegen 
die  Bauchseite  zu.  Die  Hauptbedeutung  des  Domwulstes  sieht  Prochnow  darin,  daß  es  dem 
Käfer  so  möglich  wird,  zunächst  einen  festen  Halt  zu  finden,  und  wenn  der  Widerstand  dann 
durch  srarke  Muskelanspannung  beseitigt  ist,  sehr  schnell  eine  große  Bewegungsgeschwindigkeit 
zu  erzielen,  so  daß  beim  Abbremsen  dieser  Geschwindigkeit  eine  große  Selbstrückstoßkraft  auftritt. 

Bei  der  Mechanik  des  Schnellens  spielt  nach  Prochnow  der  Selbstrückstoß 
durch  das  plötzliche  Abbremsen  der  Prothoraxbewegung  die  Hauptrolle,  wodurch 
eine  Drehung  des  Käfers  um  die  Hinterleibsspitze  herbeigeführt  wird.  Dazu  kommt  noch 
die  elastische  Gegenwirkung  des  Chitins  und  der  Unterlage.  Welch'  große  Be- 
deutung dieser  letzteren  für  die  Sprunghöhe  beizumessen  ist,  geht  aus  den  Versuchen  Prochnows 
hervor,  wonach  der  Käfer  auf  elastischer  Grundlage  (z.  B.  Pappschachtel)  bis  zu  12  cm,  auf  nach- 
giebiger Grundlage  (z.  B.  Sand)  höchstens  l'/a  cm  Sprunghöhe  erreicht.  Zu  bemerken  ist  noch, 
daß  es  durchaus  nicht  notwendig  ist,  daß  der  Käfer  vor  dem  Spiunge  auch  mit  dem  Prothorax 
die  Unterlage  berührt,  wie  man  früher  angenommen  hatte,  sondern  daß  der  Käfer  auch  dann 
ebensogut  springen  kann,  wenn  er  derart  an  den  Rand  einer  Unterlage  gebracht  wird,  daß  der 
Prothorax  völlig  frei  in  die  Luft  ragt. 

Auf  weitere  Einzelheiten  kann  hier  nicht  eingegangen  werden  und  muß  in  dieser  Hinsicht 
auf  die  ausführlichen  Darstellungen  von  Prochnow  (1915)  und  Schönichen  (191 8)  ver- 
wiesen werden. 

Man   findet    die  Käfer  im  Sommer  auf  Wiesen,    Feldern  und  in   Wäldern, 
wo  sie  sich  auf  Blumen,  Sträuchern  und  Bäumen  herumtreiben.     Sie  nähren  sich 
teils  von  der  weichen  Rinde  frischer  Triebe,  teils  aber 
auch  carnivor  von  anderen  Insekten  (Blattläusen  usw.). 
Die  meisten  Arten   sind  Tagtiere,    doch    fliegen    auch 
einige  Arten  bei  Anbruch  der  Nacht, 

Die  Eiablage,  über  die  noch  wenig  bekannt 
ist,  findet  auf  oder  unter  der  Erdoberfläche,  oder  im 
Mulm  usw.  statt.  Die  Zahl  der  kleinen  weißlichen 
hartsc haiigen  Eier  wird  von  manchen  Autoren  als  sehr 
groß,  von  anderen  mit  ca.  50  Stück  angegeben.  Horst 
(1922)  ermittelte  durch  anatomische  Untersuchungen 
bei  Agriotes  und    Corymbites  eine  Eizahl    von    2 — 300. 

Die    Larven,    die    nach    etwa    14   Tagen    aus- 
schlüpfen,   sind  sehr    charakteristisch    und    unter   dem 
Namen    „Drahtwürmer',    so    genannt    hauptsächlich      Abb.  74 A.   Elateriden-Larve. 
ihrer  harten  Beschaffenheit  und  glatten  Oberfläche  wegen,        (Drahtwurm.)  —  Original. 
allgemein  bekannt  (Abb.  74  A).     Sie  sind  langgestreckt 

und  ähneln  bei  oberflächlicher  Betrachtung  in  ihrer  Gestalt,  in  der  Beschaffenheit 
des  Hautpanzers  und  in  der  Färbung  (gelblich  weiß  bis  rötlichgelb  oder  bräunlich) 
den  als  „Mehlwürmern"  bekannten  7<?«^<^r/o  -  Larven,  unterscheiden  sich  aber  von 
ihnen  sofort  durch  den  abgeplatteten  Kopf  mit  gezähntem  Vorderrande,  Sie 
haben  kurze  dreigliedrige  Fühler,  drei  Paare  kurze  robuste  Beine,  einen  sparsam 
behaarten  Hinterleib.  An  der  Unterseite  des  letzten  Hinterleibsgliedes  ragt  das 
ausgestülpte  Ende  des  Enddarmes  zapfenförmig  vor,  welches  zur  Fortbewegung 
dient  (siehe  Bd.  I,  S.   148,  Abb.   144). 


l  CA,  Coleoptera.  —  4.  Familienreihe:  Diversicornia. 

Die  Larven  treten  in  verschiedenen  Formen  auf,  unter  denen  man  zwei  Haupttypen*) 
unterscheiden  kann : 

Typus  I:  Körper  drehrund,  AftergHed  zugespitzt.  Hierher  die  Larven  der  Gattungen 
Elater,  Dolopius,  Agriotes  und  anderer. 

Typus  11:  Körper  abgeplattet,  mit  gleichfalls  abgeplattetem,  breitem  und  am  Ende  tief- 
ausgeschnittenem Afterglied.  Hierher  die  Larven  der  Gattungen  Lacon^  Corymbites^  Limonius, 
Athousy  Adeloeera  usw. 

Abweichende  Formen  sind  die  Larven  der  Agrypnini ,  welche  auch  an  der  Afterröhre 
gebogene  Zähne  besitzen,  und  besonders  die  Larven  der  Cardiophoriiii^  die  eme  völlige  Sonder- 
stellung unter  den  Elateridenlarven  einnehmen :  Sie  sind  weichhäutig,  zart  weiß,  längsgerieft,  die 
ersten  7  Hinterleibsringe  können  sich  bis  zur  doppelten  Länge  strecken,  wodurch  der  Hinterleib 
aus  weit  mehr  Ringen  zusammengesetzt  erscheint  (Abb.   76  A,  f.). 

Die  Nahrung  der  Elateridenlarven  ist  sehr  vielseitig.  Sie  nehmen 
einerseits  tote  und  lebende  Pflanzensubstanz  zu  sich,  besonders  im  Boden 
liegende  Sämereien  und  Pflanzen  wurzeln ,  andererseits  verschmähen  sie  auch 
tierische  Kost  nicht;  selbst  von  Humus,  Mulm,  morschem  Holz  usw.  sollen 
sie  leben  können,  doch  fehlen  darüber  vorerst  noch  exakte  Beobachtungen.  Die 
Tatsache  allein,  daß  sie  im  Mulm  leben,  genügt  nicht,  sie  als  Mulmfresser  usw.  zu 
bezeichnen,  da  sie  ja  auch  nach  anderen  dort  lebenden  Insekten  Jagd  machen 
können,  was  in  vielen  Fällen  tatsächlich  beobachtet  ist.  Bezüglich  der  Pflanzen- 
kost lieben  sie  besonders  zarte,  weiche,  fleischige  Wurzeln,  im  übrigen  aber 
scheinen  die  Drahtwürmer  nicht  sehr  wählerisch  zu  sein;  sie  gehen  die  Wurzeln 
aller  Pflanzen,  Kräuter,  Bäume,  Laub-  und  Nadelhölzer  an,  nur  Leguminosen 
verschmähen  sie,  so  lange  sie  bessere  Nahrung  haben  (Reh).  Bezüghch  der 
tierischen  Kost  scheinen  sie  es  hauptsächlich  auf  die  weichhäutigen  Larven 
der  Rüssel-  und  Bockkäfer,  Fliegenlarven  abgesehen  zu  haben.  Ob  sich  die 
verschiedenen  Elateridenlarven  scheiden  lassen  in  carnivore  und  vegetarisch  lebende 
Arten,  darüber  herrscht  noch  keine  volle  Klarheit.  Es  scheint  wohl,  daß  gewisse 
Gattungen  vornehmlich  carnivor,  andere  vornehmlich  pflanzenfressend  sind. 

Beling  (1884)  spricht  allerdings  die  Absicht  aus,  daß  „alle  Elateriden- 
Larven  omnivor  seien,  die  je  nach  den  Umständen  von  kleinen  Insekten, 
namentlich  deren  Larven  und  Puppen,  oder  von  pflanzlicher  Kost  und  in  Er- 
mangelung anderer  Nahrung  von  humoser  und  auch  von  gewöhnlicher  Erde  (?), 
einige  auch  von  morschem  oder  faulem  Holze  leben." 

Die  hypogäen  Larven  halten  sich  in  verschiedener  Tiefe  auf,  von  dicht 
unter  der  Erdoberfläche  bis  zu  30  cm,  je  nach  Temperatur  und  Witterung;  zur 
Überwinterung  gehen  sie  stets  tiefer  in  den  Boden.  Die  überwinterten  Larven 
steigen  im  Frühjahr  (April- Mai)  wieder  nach  oben  und  üben  jetzt,  da  sie  sehr 
ausgehungert  sind,  einen  besonders  intensiven  Fraß  aus. 

Die  Verpuppung  geschieht  bei  den  in  der  Erde  lebenden  Arten  (meist  im 
Juni-August)  in  einem  durch  die  Bewegungen  der  Larven  entstandenen  glattwandigen 
Hohlraum  im  Boden  (bis  zu  30  cm  Tiefe)  oder  unmittelbar  unter  der  Moos-  oder 
Streudecke  oder  auch  unter  Steinen  oder  sonstigen  auf  dem  Boden  liegenden 
Gegenständen.    Meist  liegen  die  Puppen  hier  auf  dem  Rücken  (Abb,   74  B).    Bei 


')  Eine    systematische  Übersicht   der   verschiedenen   hier   in  Betracht    kommenden   Larven 
wird  unten  gegeben  (siehe  S.   158). 


Familie  Elateridae. 


155 


den  in  faulem  Holze  oder  unter  der  Rinde  lebenden  Arten  geschieht  die  Ver- 
puppung in  vertikaler  Linie,  den  Kopf  nach  oben  und  die  Rückenseite  nach  der 
Peripherie  des  Stammes  zu  gewendet.  Der  nach  2 — 4  wöchentlicher  Puppenruhe 
ausgekommene  Jungkäfer  bleibt  nach  Beling  u.  a.  meist  bis  zum  nächsten 
Frühjahr  in  seiner  Zelle  liegen,  nach  Horst  (1922)  dagegen  verläßt  er  schon  im 
Herbst  die  Geburtsstätte,  um  unter  Steinen  oder  in  anderen  Verstecken  zu  über- 
wintern. Die  Geschlechtsorgane  der  frisch  ausgekommenen  Jungkäfer  sind  nach 
demselben  Autor  in  einem  gänzlich  unreifen  Zustand;  die  letzteren  müssen 
daher  noch  längere  Zeit  einen  sogenannten  Reifungsfraß  ausüben,  um  zur 
völligen  Geschlechtsreife  zu  gelangen. 

Über  die  Generationsdauer  finden  sich  in  der  Literatur  sehr  verschiedene 
Angaben.  Beling  nimmt  an,  daß  die  meisten  Arten  eine  dreijährige  Genera- 
tion haben,  wobei  auf  den  Larvenzustand  25^/3  Monate,  auf  die  Puppe  'Ys  Monate 
und  auf  den  Jungkäferzustand  9^/3  Monate  entfallen.  Ford  gibt  für  Agrtotes 
obscurus   den  Zeitraum   vom  Ei   bis   zur  Verpuppung  mit  4  Jahren  an,   was  einer 


Abb.   74  B.     Puppe  von  Agriotes  obscurus  L.    in  ihrer  Erdzelle  (511).     Links   abgestreifte  letzte 
Larvenhaut.  —  Nach  Horst. 


fünfjährigen  Generation  entsprechen  würde.  Buysson  nimmt  für  Elater  vier 
Entwicklungsjahre  an,  während  er  bei  manchen  phytophagen  Schnellkäferlarven, 
wie  Agriotes^  nur  an  eine  vielleicht  einjährige  Generation  glauben  möchte. 
Xambeu  spricht  überhaupt  nur  von  einer  einjährigen  Entwicklungsdauer 
der  Elateriden,  was  aber  sicherlich  nicht  allgemein  zutreffend  ist.  Horst  (1922), 
der  neuerdings  zahlreiche  Zuchtversuche  mit  verschiedenen  Agriotes-  und  Elater- 
Arten  vorgenommen  hat,  konnte  bei  allen  eine  mehrjährige  Entwicklungs- 
dauer feststellen. 

Die  forstliche  Bedeutung  der  Elateriden  beruht  hauptsächlich  in  dem 
Wurzel-  und  Samen  fr  aß  der  Larven,  durch  den  in  Pflanzgärten  und 
Saatkämpen  großer  Schaden  angerichtet  werden  kann.  Der  Imagofraß  tritt 
demgegenüber  in  den  Hintergrund,  obwohl  auch  dieser  dem  Forstmann  natürlich 
nicht  ganz  gleichgültig  sein  kann.  Andererseits  können  die  carnivoren  Arten 
dem  Forstmann  Nutzen  bringen  (durch  Vertilgung  von  Schädlingen);  wie  hoch 
derselbe  anzuschlagen  ist,  darüber  fehlen  uns  noch  genauere  Erfahrungen. 


1^6  Coleoptera.  —  4.  Familienreihe:  Diversicornia. 

Systematische  Übersicht  (Imagines). 
Die  Bestimmung  der  Elateriden   ist  nicht  immer  leicht,    da    sie   in  ihrem  Körperbau  eine 
große  Einförmigkeit  zeigen    und  da  auch  die    trennenden  Merkmale    oft    recht    subtil    und    wenig 
deutlich  sind.     Wir  teilen  die  Elateriden  in  folgende  Gruppen  ein : 

1.  Die   erhabenen  Stirnränder   vereinigen   sich  und  bilden    so    auf    der  Stirne    eine 

erhabene  Querkante,  welche  den  Kopfschild  von  der  Stirne  trennt     ...     2 

—  Die  erhabenen  Stirnränder  vereinigen  sich  nicht,   daher  auch  der  Kopfschild  nicht 

von  der  Stirne  getrennt 3 

2.  P'ühlerfurche  auf  der  Unterseite   des  Halsschildes  sehr  tief,    zur  Aufnahme   der 

ganzen  Fühler  geeignet.  Das  I.  verdickte  Fühlerglied  dicht  und  grob  rauh 
skulptiert  und  matt,  im  Gegensatz  zu  den  folgenden  Gliedern,  die  fein  punk- 
tiert und  glänzend  sind Agrypnim 

—  Fühlerfurche   flach,    nur   angedeutet.     Das    erste    verdickte   Fühlerglied    in    der 

Skulptur  von  den  folgenden  nicht  abweichend Ludiini 

3.  Mittelhüften  weiter  voneinander  getrennt  als  die  Vorderhüften.    Halsschild  mehr 

oder  weniger  herzförmig,  Schildchen  ebenfalls  oft  herzförmig     ....      Cardiophorini 

—  Mittelhüften  ebensoweit  voneinander  getrennt  wie  die  Vorderhüften.    Schildchen 

niemals  herzförmig Elaterini 

A  g  r  y  p  n  i  n  i. 
Hier  ist  nur   i   Gattung  mit  i  Art  zu  nennen,  nämlich  Lacon  (Brachylacon)  niurinus  L. 
Eine  große  und  verhältnismäßig  breite  Art  (Länge   11  — 16  mm),    die    an  der  scheckig  behaarten 
Oberseite  leicht  zu  erkennen  ist  (Abb.  75  A).     Eine  der  häufigsten  Arten,  die  durch  Wurzelfraß 
recht  schädhch  werden  kann. 


Lud 


iini. 


Diese  Gruppe  enthält  eine  ganze  Reihe  von  Gattungen,    von   denen    hier  nur  folgende  ge- 
nannt seien : 

1.  Prosternalnähte  doppelt;  Fühler  niemals  gekämmt;  meist  schlanke,  schmale  Tiere     2 

—  Prosternalnähte  einfach ;    meist  robustere  Formen,    oft    schön    gefärbt  frot,    gelb 

oder  metallisch)  und  häufig  mit  gekämmten  Fühlern.    Larve  nach  Typus  I     Corymbites'L&ir. 

2.  Seitenrandkante  des  Halsschildes  vorne  auf  die  Unterseite  gebogen,    so  daß  sie 

von  oben  nicht  sichtbar  ist.  Oberseite  des  Körpers  gewöhnlich  sehr  dicht 
punktiert.  Die  Behaarung  des  Halsschildes  von  vorne  nach  hinten  gerichtet. 
Larven  nach  Typus  II Ägriotes  Eschsch. 

—  Seitenrandkante  gerade,    daher  von  oben   ganz  sichtbar.     Der  Gattung  Ägriotes 

sonst  sehr  ähnlich.     Die  Larven  ebenfalls  nach  Typus  II    .     .     .     .     Dolopius  Eschsch. 

Von  diesen  Gattungen  werden  in  der  forstlichen  Literatur  folgende  Arten  genannt: 
Gattung   Cory  mbites  Latr. : 

1.  Fühler  des  J  deutlich  gekämmt,    beim   $  gesägt.     Flügeldecken   gelb   oder  rot     2 

—  Fühler  des  (^  nicht  gekämmt,  nur  gesägt  wie  beim  ^.    Flügeldecken  metallisch     3 

2.  Flügeldecken  blutrot,    Halsschild  dicht   rot  behaart.     Der   3.  und  4.  Zwischen- 

raum auf  den  Flügeldecken  stark  erhaben,  die  anderen  flach.    Länge   10  bis 

um '. purpureus  Poda. 

—  Flügeldecken  gelb,   an   der  Spitze   geschwärzt.     Halsschild    mit    dichter  rötlich- 

gelber sehr  wolkig  gelagerter  Behaarung.     Länge  9 — 10  mm     ....         castaneus  L. 

3.  Halsschild  deutlich  länger  als  breit;   Körperform  langgestreckt.    Oberseite  dicht 

grau   behaart,   auf   den  Flügeldecken   meist   Flecken   bildend.     Länge   12 

bis   15  mm tessellatus  L. 

—  Halsschild  nicht  breiter  als  lang ;   Körperform  gedrungener ;   Oberseite  des  Hals- 

schildes  und   der  Flügeldecken  kahl,    glänzend,   ganz  metallisch   gefärbt. 

Länge   10 — 15  mm  {Selatosonms  Steph.,  Diacanthus  Latr.) aeneus  L. 

Gattung  Ägriotes  Eschsch.: 
1.  Halsschild  viel  länger  als  breit.     Körper  langgestreckt,   schwarz,   dicht  punktiert 

und  fein  dunkel  behaart.     Länge   12 — 13  mm '.        aterrimus  L. 

—  Halsschild  nicht  breiter   als   lang.     Bräunlich   schwarz,    die   Flügeldecken   meist 

heller  rotbraun,  Fühler  und  Beine  rostrot.  Die  abwechselnd  breiteren 
Zwischenräume  der  kräftigen  Punktreihen  auf  den  Flügeldecken  viel  dichter 
behaart,  deshalb  auch  heller  als  die  dazwischen  liegenden  erscheinend.  Länge 
7*/, — 10  mm lineaius   L. 


Systematische  Übersicht, 


157 


Gattung   Dolopius  Eschsch.: 

Nur   eine  Art  D.  marginatus  L.     Eine    kleine  Art    von  6 — 8  mm  Länge. 
Vorderrand  des  Halsschildes,  die  Flügeldecken  bis  auf  eine  gemeinsame  dunkle  Längsbinde,  ferner 
die  Fühler  und  Beine  rotbraun.     Der  übrige  Körper  schwarz. 


Cardiophorini. 

Enthalten  die  kleinsten  Formen  der  Elateriden  (3  — 
Zeichnung.     Forstlich  ohne  Bedeutung. 


mm),    oft  mit  bunter  Flügeldecken- 


Abb.    75.       Verschiedene    Elateriden.       A     Lacon     (Brachylacon)     murinus     L. ,    B     Corymbites 

(Selatosomus)    aeneus    L.,    C    Corymbites  castaneus    L.,  D    Dolopius    marginatus    L.,    E    Elater 

praeustus  F.,  F  Agriotes  lineatus  L.   —  Original. 


Elaterini. 
Eine   an    Gattungen    und  Arten    reiche  Gruppe.     "Wir    wollen    uns    auf    3   Gattungen    be- 
schränken : 

1.  Behaarung  des  Halsschildes   normal,    d.  h.    von    vorne    nach    hinten    gerichtet. 

Larve  nach  Typus  II Elater  L. 

—  Behaarung  von  hinten  nach  vorn  gerichtet  oder  nach  verschiedenen  Richtungen, 

scheckig  gelagert 2 

2.  Prosternalnähte  doppelt  und  geglättet.     Seitenrandkante  des  Halsschildes  scharf 

und  seitenständig.     Meist  kleinere  Arten,  einfarbig  schwarz  metallisch  Lifnonms  Kschsch. 

—  Prosternalnähte  einfach  und  vorne    nicht   gerinnt.     Meist   größere  Arten,    meist 

braun   gefärbt   oder   wenigstens    mit    brauner   Zeichnung,    seltener    einfarbig 

schwarz.     Larve  nach  Typus  I Athous  Eschsch. 

Von  den  zahlreichen  Arten  werden  in  der  forstUchen  Literatur  folgende  genannt: 
Gattung  Elater  L. 

Die  meisten  Arten  dieser  Gattung  haben  rot  oder  gelb  gefärbte  Flügeldecken.    Zu 
den  häufigsten  Arten  gehört  E.  sanguineus  L. :  Flügeldecken  einfarbig  rot,  Halsschild  glänzend. 


158 


Coleoptera. 


Familienreihe :  Diversicornia. 


in  der  Mitte  nur  spärlich  punktiert,  an  den  Seiten  mit  flachen,  großen,  runden  genabelten  Punkten. 
Ober-  und  Unterseite  schwarz  behaart.  Länge  12  — 18  mm.  Larve  hauptsächlich  in  alten  modrigen 
Baumstümpfen  (Kiefer),  wo  sie  von  Mulm  und  wohl  auch  räuberisch  von  Bockkäferlarven  und 
Puppen   usw.  lebt.     Die   anderen  El at er- Arten,  führen   größtenteils   eine   ähnliche   Lebensweise. 

Gattung  Limonius  Eschsch. 

L.  aerugtnosus  Ol.  Langgestreckt,  zylindrisch,  dunkel  bronzefarben  mit  bläulichem  oder 
grünlichem  Schimmer.  Behaarung  fuchsrot  oder  aschgrau.  Länge  9 — 11  mm.  Seitenrandkante 
von  oben  zum  größten  Teil  nicht  sichtbar,     Larve  Wurzelfresser. 

Gattung  Athous  Eschsch. 

Die  Gattung  wird  neuerdings  in  eine  Reihe    von  Untergattungen  zerlegt.     Wir   erwähnen 
hier  nur  2  Arten: 
I.  Fühler  vom  3.   Glied  an  sägeförmig  erweitert,   die  Glieder   mehr   oder  weniger  " 

dreieckig.    Hinterwinkel  des  Halsschildes  gekielt.     Schwarz,  schwarz  oder 

grau  behaart.     Länge   12  — 17  mm hirtiisUhst, 


a  b  cd  e  t 

Abb.  76  A.    Verschiedene  Elateriden-Larven.     a>  Melanotus  castanipes  Payk,  b  Lacon  murinus  L., 

c  Corymbites  aeneus  L.,    d  Corymbites    castaneus  L.,    e  Athous  rhombeus  Oliv.,    f  Cardiophonis 

asellus  Er.  —  Nach  Schiödte. 

(Nah  verwandt  ist  der  sehr  häufige  A.  niger  L.,  etwas  kleiner,  10—14  ™™» 
entweder  einfarbig  schwarz  wie  der  vorige,  oder  mit  rotbraunen  Flügeldecken 
oder  auch  rotbraunem  Halsschild.) 
—  Fühler  erst  vom  4.  Glied  an  schwach  (selten  stärker)  erweitert,  oder  auch  ein- 
fach, fadenförmig;  Hinterwinkel  des  Halsschildes  gekielt;  Zwischenräume 
der  Flügeldeckenstreifen  ziemlich  kräftig  punktiert;  Halsschild  bedeutend 
länger  als  breit.  Dunkelbraun,  Flügeldecken  und  der  hintere  Teil  des 
Bauches  bräunlich  hellgelb,  Flügeldeckenspitze  oft  angedunkelt.  Färbung 
ziemlich  variabel.     Länge  8— il  mm stibftisctts  Müll. 

Übersicht  über  die  verschiedenen  Larvenformen. ^) 

1.  Körper  drehrund,  Afterglied  (=  letztes  Hinterleibssegment')  zugespitzt  (Typus  I)     2 
■ —  Körper  abgeplattet,   Afterglied  breit  und  am  Ende  ausgeschnitten  und  gewöhn- 
lich mit  verschiedenen  Zähnen  besetzt  (Typus  II) 6 

2.  Afterglied  kegelförmig  mit  spitzem  oder  etwas  abgestumpftem  Ende  (Abb.  76  B,  o  u.  p)     3 


')  Eine  ausführliche  Tabelle  findet   sich   bei  Beling  (1884),    dem    ich    hier   hauptsächlich 
gefolgt  bin. 


Übersicht  über  die  verschiedenen  Larvenformen. 


159 


—  Afterglied  abgeflacht,   |am   Hinterende  mit  griffeiförmiger  Spitze  (Abb.  76  A,   a). 

In  faulen  Laub-  und  Nadelhölzern Melanotus  rufipes  Hrbst. 

3.  Afterglied  rein  kegelförmig,  d.  h.  mit  mehr  oder  weniger  geraden  Seiten,  am 
Hinterende  mit  mehreren  Reihen  knotenförmiger  behaarter  Warzen  besetzt 
(Abb.  76  B,  o).  Im  Walde  in  humoser  Erde,  seltener  in  faulen  Baum- 
stöcken    Dolopius  marginatus  L. 


Abb.   76  B.     Afterglieder    von     verschiedenen    Elateriden  -  Larven :     g    Athous     rhombeus     Oliv., 

Limonius  aeneoniger  Deg.,    i  Athous  subfuscus  Müll.,  k  Corymbites  castaneus  L. ,    1   Corymbites 

tessellatus    L. ,    m    Corymbites    aeneus    L. ,    n   Lacon     murinus    L. ,    o   Dolopius     marginatus    L., 

p  Agriotes  lineatus  L.    —  Nach  Schiödte. 


—  Afterglied  mit  gerundeten,  d.  h.  ausgebauchten  Seiten,  mit  einem  kurzen  Endstachel     4 
4.  Afterglied  an  der  Basis  jederseits    mit  einem  großen,    grubenförmigen ,    dunkel 
umrahmten  Luftloch  (Abb.  76  B,  p).    Körper  sehr  fein  und  seicht  punktiert, 
fast  glatt,  blaß  bräunlichgelb.     Im  Boden,   wurzelfressend     .     .     .     Agriotes  lineatus  L. 


j  5o  Coleoptera.  —   4.  Familienreihe :  Diversicoruia. 

—  Afterglied  ohne  solche  Luftlöcher 5 

5.  Endstachel  des  Aftergliedes  dick  und  plump,    stumpf   und    warzenförmig    rauh. 

Im  Waldboden  und  auch  in  morschen  Baumstöcken    ....      Agriotes  aterrirnus  L. 

—  Endstachel  des  Aftergliedes  dünn  und  spitz Elater -ATten 

Die  verschiedenen  Arten  unterscheiden  sich  hauptsächlich  durch  die  ver- 
schiedene Punktierung  der  Hinterleibsegmente.  Die  Unterschiede  sind  oft 
recht  gering,  die  sichere  Erkennung  daher  oft  schwierig.  Die  meisten  Elater- 
Larven  leben  in   morschem   Holz,   wohl  vom  Raube  anderer  Insektenlarven. 

6.  Ausschnitt  des  Aftergliedes  an  der  Basis  sich  in  einen  spitzwinkligen  Spalt  fort- 

setzend.   Seiten  des  Aftergliedes  mit  5  kräftigen  Zähnen  besetzt  (Abb.  76  B,  n). 

In  Wald  und  Ackerboden,  wurzelfressend Lacon  murinus  L. 

—  Ausschnitt  an  der  Basis  einfach  gerundet  oder  gerade 7 

7.  Ausschnitt  groß,  hinten  weit  geöffnet  (Abb.  76B,  g,  k,  1,  m) 8 

—  Ausschnitt  klein,  hinten  nur  wenig  geöffnet,  mitunter  fast  geschlossen  (Abb. 7  6B,hu.i)    1 1 

8.  Ausschnitt    mehr    oder    weniger    quer    mit    annähernd    geraden    Seitenrändern 

(Abb.   76B,  1  u.  m) 9 

—  Ausschnitt  herzförmig  mit  gerundeten  Seitenrändern  (Abb.  76B,  k)     .     .     .     .10 

9.  Ausschnitt  deutlich   breiter    als  lang,    Oberseite    (Scheibe)   des  Aftergliedes    mit 

4  gebogenen  Längsleisten  (Abb.  76  B,  m).    Im  trockenen  Waldboden.     Corymbites  aeneus  L. 

—  Ausschnitt  kaum  breiter    als    lang,    Scheibe    des  Aftergliedes   ohne  Längsleisten 

(Abb.  76.B,  I).     Im  Boden Coryiabit.es  tcssellatus  L.  *) 

10.  Afterglied  ein  wenig  breiter  als  lang,    mit   gerundeten  Seiten.     Scheibe   runzlig 

und  tief  punktiert,  mit  deutlichen  Seitenfurchen,  aber  undeutlicher  Mittelfurche. 
Öffnung  des  Ausschnittes  halb  so  breit  als  die  Mittelbreite  des  Ausschnittes 
(Abb.  76 B,  k).     Im  Waldboden Corymbites  castaneus  L. 

—  Afterglied  deutlich  länger  als  breit,  mit  annähernd  geraden  Seiten.    Scheibe  mit 

großen  runden  und  längUchen  grubenförmigen  Punkten,  ohne  Seitenfurchen, 
dagegen  mit  deutlicher  Mittelfurche.  Öffnung  etwa  %  ^°  b"^^^*^  ^^^  ^i^ 
Mittelbreite  des  Ausschnittes  (Abb.  76  B,  g).  In  faulen  Buchen,  Birken, 
räuberisch  von  Bockkäferlarven  und  anderen  lebend     ....      Athous  rhombeiis  Oliv. 

11.  Der  kleine  Ausschnitt  annähernd  kreisrund,  am  Hinterende  ganz  oder  fast  ganz 

geschlossen.    Seiten  nur  mit  kleinen  Zähnen,  Ende  unbewaffnet  (Abb.  76  B,  h) 

In  der  Erde  lebend Limonius  aeneomger  Deg 

—  Der  kleine  Ausschnitt  quer  oval,   am  Hinterende  mit  schmaler,    aber  deutlicher 

Öffnung.  Seiten  mit  4  deutlichen  Zähnen,  Hinterende  mit  einem  großen 
hakenförmigen  Zahn  bewaffnet  (Abb.  76  B,  i).  Vorzugsweise  im  Waldboden, 
doch  auch  unter  Rinde  und  in  faulem  Holz Athous  subfuscus  Müll. 

Forstliches  Verhalten. 

Unsere  Kenntnisse  über  die  Lebensweise  der  einzelnen  Arten  sind  noch 
recht  gering  und  unsicher,  weshalb  auch  hint«ir  die  Angaben  in  der  forstlichen  und 
landwirtschaftlichen  Literatur  noch  manche  Fragezeichen  zu  setzen  sind  —  be- 
sonders soweit  es  sich  um  die  Artzugehörigkeit  der  beobachteten  Larven  handelt. 
Diese  wird  oft  genug  nur  vermutungsweise  ausgesprochen  oder  aus  dem  gleich- 
zeitigen häufigen  Vorkommen  von  diesen  oder  jenen  Imagines  geschlossen,  da  die 
Zuchten  nicht  leicht  auszuführen  sind  und  lange  Zeit  in  Anspruch  nehmen  (siehe 
oben  S.  155). 

Wir  sehen  daher  hier  davon  ab,  die  einzelnen  Arten  gesondert  zu  be- 
sprechen, sondern  begnügen  uns  damit,  eine  zusammenfassende  Übersicht  über 
das  forstliche  Verhalten  der  Elateriden  zu  geben.  Wir  können  dies  um  so  eher 
tun,  als  die  sc hä dl  iche  Tätigkeit  der  Elateriden,  auf  die  es  uns  hier  haupt- 


*)  Beling  (1884)  stellt  die  Larve  von  C.  tessellatus  zu  den  Formen  mit  kleinem  Aus- 
schnitt; Schiödte  dagegen  beschreibt  sie  ^und  bildet  sie  auch  ab)  mit  großem  Ausschnitt.  Es 
ist  möglich,  daß  Beling  den  Olivierschen  tessellatus  meint,  während  die  Schiödtesche  Be- 
schreibung sich  auf  die  Linn6sche  Art  bezieht. 


1.  Elateriden  als  Pflanzenfesser. 


i6i 


sächlich  ankommt,  bei  den  verschiedenen  Arten  in  ziemlich  übereinstimmender 
Weise  sich  geltend  macht,  und  dementsprechend  auch  in  der  Bekämpfung  bei 
den  einzelnen  Arten  keine  wesentlichen  Unterschiede  bestehen. 


I.  Elateriden  als  Pflanzenfresser. 

a)  Käferfraß. 
Die  Käfer  findet  man  häufig  auf  den  jungen  Trieben  von  Laub-  und 
Nadelholz,  wo  sie  es  vor  allem  auf  die  grüne  saftige  Rinde  abgesehen  haben. 
Dieser  Fraß  kann  soweit  gehen,  daß  die  Triebe  in  ihren  peripheren  Teilen  um- 
knicken, verwelken  und  absterben  (Abb.  77).  Ratzeburg  (F.  55)  berichtet  von 
einem    Schnellkäferfraß    {Corymbites    tesseliatus     L.)     an     4  — 6jährigen    Kiefern, 


Abb:  77.     Käferfraß  von  Elateriden.     A  Junger  Eichentrieb   von  Elateren  durchnagt;    B  Junge 
Fichtentriebe  von  Elateren  befressen.     X   Nagestelle.   —  Nach  Eckstein. 

auf  den  Saftausfluß  und  leichtes  Umknicken  der  befressenen  Triebe  folgte.  Eine 
andere  Art  [Corymbites  castanetis  L.)  wurde  beobachtet,  wie  sie  sich  in  Knospen 
hineinfraß.  Eckstein  (F.  381)  bildet  als  Elaterenfraß  umgeknickte  junge  Triebe 
von  Eichen  und  Fichten  ab  (Abb.  77).  Auf  Eichen  wurden  fressend  beob- 
achtet die  Imagines  von  LacoH  murinus  L.,  Agriotes  aterrimus  Z.,  Dolopius  mar- 
ginaius'L.,  Corymbites  tesseliatus  L.,  Limonius  aenigi?iosus  0\\v.  u.  a.  (Altum  1892, 
S.   249  u.   250). 

Die  forstliche  Bedeutung  dieses  imaginalen   Fraßes  ist  aber  meist  nur 
unwesentlich,  da  die  Käfer  selten  in  großen  Massen  im  Walde  auftreten. 


b)  Larvenfraß. 
Weit  schlimmer    als    der  Käferfraß    ist    der   unterirdisch   stattfindende 
Larven  fraß,  der  hauptsächlich  die  Samen  und  Wurzeln  betrifft. 

Escherich,  Forstinsekten.     II.   Bd.  II 


1^2  Coleoptera.   —   4.  Familien  reihe:   Diyersicornia. 

Fraß  an  Samen.  —  .Dieser  macht  sich  in  Saaten  und  Saatkämpen  oft 
in  sehr  unangenehmer  Weise  bemerkbar.  Er  kann  sowohl  Laubholzsamen 
(Eicheln,  Buchein,  Ahorn-,  Hainbuchensamen  usw.),  als  auch  die  verschiedenen 
Nadelholzsämereien  betreffen  und  in  so  ausgedehntem  Maße  auftreten,  daß 
der  ganze  Anbau  in  Frage  gestellt  wird. 

Über  Samenbeschädigungen  durch  Elateridenlarven  berichtet  zuerst 
Th.  H artig,  welcher  angibt,  daß  „Springkäferlarven"  sich  in  einer  Ahornsaat 
besonders  häufig  in  das  Innere  des  keimenden  Samens  einfraßen. 

Weitere  Angaben  finden  sich  bei  Ratzeburg  (W.  358).  Es  handelt  sich 
hier  um  die  (1860)  mehrfach  beobachtete  Vernichtung  keimender  Buch  ein,  in 
welche  sich  die  Larven  von  der  Spitze  her  einfraßen.  Die  Beobachtung  wurde 
auf  verschiedenen  Revieren  gemacht  und  zwar  in  großem  Umfange.  Ohne  sicheren 
Beweis  wird  als  Täter  die  Larve  von  Athoiis  subjuscus  Müll,  angesehen,  eine  Ver- 
mutung, die  aber  um  so  wahrscheinlicher  ist,  als  in  der  Tharandter  Sammlung 
eine  Buchel  unbekannten  Ursprunges  mit  eingebohrter  Larve  vorhanden  ist, 
welche  mit  Sicherheit  als  solche  bestimmt  werden  konnte.  Über  ähnliche  Schäden 
im  Harze  an  einer  Buchenpiätzesaat  (1876)  berichtet  Altum  (1879,  S.  76). 

Derselbe  Autor  (1.  c.)  bringt    auch    Mitteilungen   über   größere   Zerstörungen 
an   Eichelsaaten  (1876)  zu  Uslar.    Die  Cotyledonen  waren  stark  von  den  Larven 
durchbohrt,  die  Keime  dagegen  anfänglich  unversehrt. 
Die  Larve  von  Agriotes  Ivieaiiis  L.  war  hier  die  Täterin. 
Der  Kampteil,   in  welchem  die  Larven  fraßen,   wurde 
völlig    vernichtet.     Auch    Nitsche    berichtet   (S.  331) 
über  einen  größeren  Fraß  an  Saateicheln  auf  einer  ca. 
3  ha  großen  Fläche  (1882)  bei  Leipzig.     Hier    waren 
Abb.  78.     Eicheln  mit  ein-      wesentlich   nur   die   Cotyledonen   angegangen,    und   es 
gefressenen    Elateridenlarven.      entwickelten    sich    einige    m   Tharandt    in  Töpfe    ein- 
gelegte, oft  von  mehreren  Larven  angegangene  Eicheln 
noch  ganz  normal.    Auch  die  Saat  selbst  hat  sich  nach 
einigen    Nachbesserungen    ziemlich    gut    entwickelt.     Nach    der    Bestimmung    von 
Nitsche  waren  an  dem  Fräße  beteiligt  die  Larven  von  Lacoji  murinus'L.^  Athous 
subjuscus  Müll.,    Corymbites  aeneus  L.   und  Agriotes  lineatus  L. 

Im  Frühjahr  1876  fand  Beling  {1878,  S.  95)  mehrfach  Larven  von 
Athous  subfuscus  Müll,  in  Mittelwaldbeständen  unter  der  Laubdecke  des  Bodens 
mit  dem  Kopfe  tief  innerhalb  der  hornigen,  klaffenden  Hülle  keimender  Hain- 
buchensamen  stecken,  mit  der  Zernagung  des  Samenkorns  beschäftigt.  In  einem 
Gefäße  mit  Walderde  unterhaltene  Larven  zernagten  Buchein,  Eicheln  und 
Haselnüsse. 

Den  bedeutendsten  Schaden,  den  wir  kennen,  haben  Elaterenlarven  an 
Nadelholzsamen  angerichtet.  Von  der  Herrschaft  Nassenfuß  in  Krain  berichtet 
Judeich  (bei  Beling  1879,  S.  312)  folgendes:  In  einem  mit  5,5  kg  an- 
gekeimten  Nadelholzsamens  —  Fichte,  Tanne,  Schwarzkiefer  und  Lärche  —  im 
April  1879  besäten  Saatkamp  wurden  sämtliche  Samen  von  einer  Agriotes-\jäxy& 
ausgefressen.  Im  Mai  wurde  die  Fläche  umgestochen,  abermals  mit  der  gleichen 
Menge  Samen  besät,  und  wurden  die  Rillen  mit  verdünnter  Karbollösung  be- 
gossen. Nach  14  Tagen  war  aber  abermals  sämtlicher  Samen  ausgefressen,  so 
daß  die  Erziehung  von  Pflanzen  auf  dieser  Fläche  aufgegeben  werden  mußte. 
Einige  in  einem  Glase  mit  Erde  eingesperrte  Larven  fraßen  eingestreuten  Nadel- 
holzsamen in  vier  Tagen  vollständig  aus.  — 


Elateriden  als  Pflanzenfresser; 


163 


In  der  k.  k.  Saatschule  in  Görz  wurden  eine  große  Menge  von  in  Töpfen 
gezogenen  Keimlingen  der  Pinie  [Pinus  Pinea)  durch  die  Larven  von  Agriotes 
lineatus   vernichtet  (Gumppenberg    1880,  S.  67). 

Auch  Nördlinger  (L.  8)  berichtet  über  Samenzerstörungen  (Föhre,  Arve) 
durch  Drahtwürmer. 

Wurzelfraß.  —  Ebenso  zerstörend  wie  am  Samen  können  die  Draht- 
würmer an  jungen  Pflanzen  durch  Befressen  der  Wurzeln  und  unteren 
Stammteile  auftreten.  In  der  forstlichen  Literatur  ist  eine  ganze  Reihe  der- 
artiger recht  empfindlicher  Schäden  beschrieben  (Ratzeburg  W.  358,  Altum 
1874,  Baudisch  1884,  Borggreve  1878  u.  a.).  Besonders  scheinen  ganz 
junge  Nadelpflanzen  darunter  zu  leiden.  Fälle,  daß  auf  Saatkämpen  die 
Mehrzahl  der  Pflanzen  durch  Drahtwurmfraß  vernichtet  werden,  sind  gar  nicht 
so  selten.  Die  Wurzeln  (mit  Einschluß  der  Pfahlwurzeln)  werden  benagt  und 
durchbissen,  so  daß  die  Pflanzen  rasch  absterben.  In  dickere  Wurzeln  dringen 
sie  oft  ein,  indem  sie  dieselben  auf  größere  oder  kleinere  Strecken  aushöhlen. 
Auch  dicht  über  dem  Wurzelkroten  wurde  Drahtwurmfraß  beobachtet.  —  Auch 
an  etwas  älteren  Laubholzpflanzen  können  die  Drahtwürmer  durch  Wurzel- 
fraß schädlich  werden,  wie  Altum  an  „nicht  mehr  ganz  jungen"  Akazienpflanzen 
beobachtet  hat,  die  durch  den  Verlust  der  Faser-  und  auch  der  Pfahlwurzeln 
stark  gelitten  haben;  manche  Stämmchen  wurden  über  dem  Wurzelhals  glatt  ab- 
geschnitten. —  Als  die  hauptsächlichsten  Wurzelfresser  werden  in  der  forstlichen 
Literatur  genannt:  Corymbites  aeneus  L.,  Dolopius  marginatus  L.,  Athous  niger  L., 
Agriotei   aterrimus  L. 

Noch  weit  schädlicher  als  in  der  Forstwirtschaft  sind  die  Drahtwürmer  in 
der  Landwirtschaft,  wo  sie  in  Getreide-,  Kartoffel-  und  Rübenfeldern  usw. 
große  Verwüstungen  anrichten  können.  In  Kartoffeln  und  Rüben  werden  Gänge 
gefressen,  oft  so  zahlreich,  daß  fast  nur  noch  die  Schale  übrig  bleibt. 

Eine  sichere  Diagnose  des  Drahtwurmfralies  läßt  sich  nur  dann  geben,  wenn  die 
Larve  selbst  festgestellt  werden  kann.  Denn  es  gibt  noch  eine  ganze  Reihe  anderer  wurzel- 
fressenden Insekten,  die  ähnhche  Beschädigungen  an  den  unterirdischen  Pflanzenteilen  anrichten. 
Immerhin  läßt  sich  per  exclusionem  mitunter  auch  aus  dem  Fraßbild  allein  wenigstens  mit 
"Wahrscheinlichkeit  auf  Drahtwurmfraß  schließen:  Die  Engerlinge  lassen  bei  jüngeren  Pflanzen 
meist  nur  die  Pfahlwurzel  („nackt  und  kahl  wie  eine  Rübe")  übrig,  so  daß  die  befressene 
Pflanze  ohne  Schwierigkeit  aus  dem  Boden  zu  ziehen  ist;  die  Maulwurfsgrille  reißt  meist 
ganze  Stücke  aus  der  Wurzel  heraus,  so  daß  eine  größere  Lücke  zwischen  den  beiden  Enden 
entsteht;  die  Erdraupen  (Kiefern saateule  usw.)  befressen  außer  dem  Wurzelwerk  gewöhnlich 
auch  noch  die  oberirdischen  Stammteile,  eventuell  auch  die  zu  unterst  gelegenen  Nadeln;  die 
Schnakenlarven  begnügen  sich  meist  damit,  die  Rinde  der  Wurzeln  zu  benagen;  außerdem 
schälen  sie  bei  Keimlingspflanzen  streckenweise  auch  die  Rinde  am  oberirdischen  Stammteile; 
bei  dem  Fraß  der  verschiedenen  Rüsselkäferlarven  [Otiorhynchus ^  Brach yderes  usw.) 
findet  sich  oft  gleichzeitig  der  imaginale  Schartenfraß  an  den  Nadeln.  Zu  alledem  kommt,  daß 
keine  der  hier  genannten  Larven  die  Wurzeln  oder  unteren  Stammteile  aushöhlt,  was  bei  den 
Drahtwürmern  nicht  seilen  vorkommt. 

Als  natürliche  Feinde  der  pflanzenfressenden  Elateriden  kommen  vor 
allem  die  unterirdisch  jagenden  Säugetiere,  wie  Maulwurf,  Spitzmäuse,  Mäuse 
usw.  in  Betracht,  ferner  eine  Reihe  von  Vögeln,  die  teils  die  beim  Umgraben 
an  die  Oberfläche  gebrachten  Drahtwürmer  vertilgen,  teils  die  Larven  aus  der 
Erde  holen  (Krähen,  Wiedehopf,  Blaurake  usw.).  Ferner  stellen  den  Draht- 
würmern auch    räuberische    Insekten,    wie    die    Maulwurfsgrille,    verschiedene 

II  * 


l(j4  Coleoptera.    —    4.   Kamilienreihe:   Diversicornia. 

Laufkäfer  {Caradus- Aiten,  Omaseus)  u.  a.  nach.  Parasiten  sind  bis  heule  keine 
bekannt  geworden  (vielleicht  bietet  gegen  diese  die  glatte  dicke  Körperhaut  einen 
Schutz).  Dagegen  ist  in  Amerika  ein  pathogener  Pilz  {Metarrhizium  anis- 
opliae)  festgestellt  worden,  der  bei  Zuchtversuchen  zahlreiche  Larven  abtötete 
(s.  Reh  481).  — 

Bekämpfung. 

Gegen  den  Käfer  selbst  empfiehlt  sich  bei  zahlreichem  Vorkommen  em 
womöglich  tägliches  Absammeln,  am  besten  mit  Hilfe  emes   Klopfschirmes. 

Gegen  die  Larven  („Drahtwürmer")  sind  eine  ganze  Reihe  von  Mitteln 
vorgeschlagen,  von  denen  hier  die  wirksamsten  genannt  seien: 

Zur  Vorbeugung  achte  man  streng  darauf,  daß  alle  beim  Umgraben 
an  die  Oberfläche  gebrachten  Drahtwürmer  vernichtet  werden.  Da  die 
Tiere  sehr  hart  sind,  genügt  es  nicht,  sie  einfach  zwischen  den  Fingern  zu  drücken, 
s^ondern  man  reiße  sie  in  zwei  Stücke  auseinander.  Auch  beim  Umstechen  des 
Kompostes,  in  dem  sich  häufig  Drahtwürmer  befinden,  und  beim  Abfahren  des- 
selben auf  die  Beete  sind  die  gleichen  Vorsichtsmaßregeln  anzuwenden,  ^) 

Das  Vernichten  der  in  den  Beeten  be  findlichen  Larven  kann  auf 
verschiedene  Weise  versucht  werden: 

1.  Durch  Ausheben  der  Pflanzen.  Die  infolge  des  Fraßes  kränkelnden 
Pflanzen  werden  mit  einem  Spatenstiche  ausgehoben  und  nebst  Erdballen  auf 
einem   Tuch  oder  Papier  ausgeschüttelt,  wobei  der  Drahtwurm  herausfällt. 

2.  Durch  Fangpflanzen.  Hierzu  eignet  sich  am  besten  Salat,  der 
von  den  Drahtwürmern  besonders  bevorzugt  wird.  „Auf  den  Beeten,  auf  denen 
man  im  vorhergegangenen  Jahre  Elaterenlarven  bemerkt  hat,  sät  man  zeitig  im 
Frühjahr  sparsam  zwischen  die  Saat-  und  Pflanzenreihen  und  auf  die  die 
Beete  trennenden  Pfade  etwas  Salat.  Die  von  den  Drahtwürmern  angegangenen 
Salatpflanzen  haben  etwa  das  6. — 8.  Blatt;  sie  scheinen  etwas  in  den  Boden  ge- 
zogen zu  sein  und  sind  welk.  Man  hebe  diese  Pflanzen  täglich  heraus,  wobei 
man  den  Drahtwurm  in  der  bis  auf  die  äußere  Haut  ausgehöhlten  Wurzel  oder 
sogar  weiter  oben  finden  wird.  Ist  der  Stengel  der  Pflanze  ausgefressen  und 
leer,  dann  befindet  sich  die  Larve  bereits  auf  dem  Wege  zu  einer  der  nächsten, 
in  welcher  sie  am  anderen  Tage  gefunden  werden  wird"  (Eckstein). 

3.  Durch  Köder.  Am  besten  nimmt  man  hierzu  halbierte  oder  ge- 
viertelte Kartoffel,  die  mit  der  Schnittfläche  nach  unten  zwischen  den  Reihen 
der  Kulturpflanzen  ausgelegt  oder  oberflächlich  in  den  Boden  eingegraben  und 
durch  ein  Stäbchen  gekennzeichnet  werden.  Nach  einigen  Tagen  sind  die  Kar- 
toffeln wieder  einzusammeln  und  können  nach  Entfernung  der  darin  gefangenen 
Drahtwürmer    wiederholt    ausgelegt    oder    nach    vorherigem    Brühen    in    heißem 


^)  Horst  (1922)  ist  der  Ansicht,  daß  der  Schädling  am  erfolgreichsten  im  Puppen- 
stadium zu  bekämplen  ist,  da  er  zu  dieser  Zeit  hilflos  und  am  Abwandern  verhindert  ist  und 
seine  zarte  Cuticula  die  Einwirkung  der  Atmosphärilien  zuläßt.  Jedenfalls  ist  die  Trockenheit 
für  die  Puppen  ein  arger  Feind.  Durch  wiederholtes  Umgraben  der  Beete  während 
der  Zeit  der  Puppen  ruhe  (Juni — August)  werden  zahlreiche  Fuppenwiegen  an  die  Oberfläche 
gebracht  und  zerstört    und    dann  auch    die   zarten  Puppen    verderblichen  Einflüssen    preisgegeben. 


11.  Elateriden  als  Räuber.  155 

Wasser  als  Futter  verwendet  werden.  —  An  Stelle  der  Kartoffeln  kann  man 
auch  Rüben  oder  Ölkuchenstückchen  oder  Karotten  benutzen.  Von  englischen 
Entomologen  ist  der  Vorschlag  gemacht,  einen  durchlöcherten  Kegel  aus  Eisen- 
blech, in  dem  sich  eine  Möhre  befindet,  in  den  Boden  zwischen  die  Pflanzen- 
reihen zu  stecken.  Die  Drahtwürmer  gelangen  durch  die  Löcher  in  den  Trichter, 
fressen  sich  in  die  Möhren  hinein  und  können  so  leicht  gesammelt  werden 
(Ferrant).  In  Ameiika  hat  man  es  verschiedentlich  mit  vergiftetem  Köder  ver- 
sucht, besonders  mit  frischem  Klee,  der  in  mit  Arsensalzen  versetztem  Zucker- 
wasser geschüttelt  und  untergraben  wurde;  doch  wird  der  Erfolg  dieser  Methode 
von  anderer  Seite  bestritten. 

4.  Durch  Kopfdüngung  mit  Kainit  und  Chilesalpeter.  Der 
Erfolg  dieser  hauptsächlich  in  der  Landwirtschaft  gebräuchlichen  Methode  soll 
darauf  beruhen,  daß  der  Kainit  die  Drahtwürmer  töten  oder  in  tiefere  Schichten 
zurücktreiben  soll,  während  der  Chilesalpeter  die  Pflanzen  zu  rascherem  Wachs- 
tum anregt  und  sie  über  das  gefährlichere  Jugendstadium  schneller  hinwegbringt. 
Nach  den  an  der  Münchener  Agrikulturbotanischen  Anstalt  gemachten  Erfahrungen 
hat  sich  dieses  Mittel  bei  Anwendung  von  3 — 4  Zentner  Kainit  und  50 — 60 
Pfund  Chilesalpeter  pro  ^4  ^^  ^^^s  beste  bewährt. 

5.  Auch  das  Begießen  der  Befallstelle  mit  jauche,  welche  geringe 
Mengen  (i — 2%)  Eisenvitriol  gelöst  enthält,  hat  sich  als  sehr  wirksam  erwiesen 
und  ist  wegen  seiner  Einfachheit  und  geringen  Kosten  sehr  zu  empfehlen 
(Kor  ff  19 10). 

II.   Elateriden  als  Räuber. 

Wie  schon  oben  erwähnt,  leben  die  Elateriden  nicht  nur  von  Pflanzen, 
sondern  zum  Teil  auch  carnivor,  und  zwar  sowohl  alsimagines  als  auch  als 
Larven.  Gewisse  Elateriden  scheinen  ausschließlich  carnivor  zu  leben,  wie  z.  B. 
Adelocera  (Friederichs  191 9). i)  Wahrscheinlich  werden  viele  derjenigen  Arten, 
deren  Larven  in  Mulm,  faulem  Holz  oder  unter  Rinde  alter  Bäume 
leben,  carnivore  Gewohnheiten  haben.  Es  ist  jedenfalls  sehr  naheliegend,  daß 
die  Larven  dieser  Arten  von  den  dort  hausenden  Larven  von  Bockkäfern  und 
anderen  Mulminsekten  sich  nähren.  Dahin  gehören  außer  Adelocera  eine  Reihe 
von  Corymbites  -  hxiQTi  (besonders  die  Untergattung  Selatosomus  Steph.),  dann 
viele  Athous-  und  £/a/er- Arten.  Doch  auch  die  im  Boden  resp.  in  der 
Streu  lebenden  Arten  nähren  sich  bisweilen  von  den  Larven  und  Puppen 
anderer  Insekten.  So  konnte  ich  gelegentlich  einer  Nonnenkalamität  in  Sachsen 
(1907/12)    stellenweise   zahlreiche    von    Drahtwürmern    ausgefressene   Tönnchen 


*)  Nach  Friederichs  (igiy")  brauchen  die  Elateridenlarven.  da  sie  sehr  langsam  wachsen, 
sehr  viel  Erhaltungsfutter,  d.  h.  solches,  das  nicht  ihrem  Wachstum  zugute  kommt,  sondern  nur 
der  Erhaltung  des  Körpers  dient.  Daher  vertilgt  eine  solche  Larve  im  Laufe  der  Zeit  noch 
viel  mehr  Insekten  als  z.  B.  die  gefräßigen  (aber  schnell  wachsenden)  Hister-ha.rven.  Die  Ver- 
puppung der  von  Fried  erichs  beobachteten  Adelocera -Larve  fand  in  der  Borke  einer  selbst- 
verfertigten Höhle  statt;  die  Larvenhaut  haftete  am  Hinterende  der  Puppe.  Die  auf  Raub  im 
Holz  ausgehende  Larve  bewegt  sich  in  den  alten  Fraiigängen  der  Bockkäfer  usw.;  durch  morsches 
Holz  bohrt  sie  sich  selbst  mit  erstaunlicher  Geschwindigkeit  durch,  viele  Bohrspäne,  aber  niemals 
aus  Holzteilen  bestehenden   Kot  hinter  sich  lassend. 


1 56  Coleoptera.  —  4.  Familienreihe :  Diversicornia. 

der  Nonnentachine  in  der  Streudecke  finden.  Die  betreffenden  Tönnclien 
waren  an  größeren  oder  kleineren  Löchern,  durch  die  sich  die  Drahtwürmer 
eiugebohrt  hatten,  kenntlich.  Des  öfteren  konnte  ich  die  Drahtwürmer  in  flagranti 
ertappen,  mit  ihrer  vorderen  Körperhälfte  in  dem  Tönnchen  steckend.  Forst- 
meister Grohmann  (1913)  berichtet  ferner  von  ausgiebiger  räuberischer  Tätigkeit 
der  Drahtwürmer  an  Rüsselkäferlarven  {Hylobius)  in  seinen  zu  Versuchs- 
zwecken angelegten  Fanggruben. 

Des  weiteren  liegen  noch  eine  Anzahl  Einzelbeobachtungen  über  die 
räuberische  Tätigkeit  von  Elateriden  vor.  So  wurde  die  Larve  von  Corymbites 
cupreus  F.  beim  Verzehren  von  Aphodius-'L^aweD.  und  Würmern  beobachtet;  ferner 
die  Larve  von  Cory?}ib.  melancholicus  Gf  beim  Verzehren  von  Rüsselkäferlarven;  die 
im  Mulm  von  Kiefernstöcken  lebenden  Larven  von  Melanotus  rufipes  Hbst.  beim 
Verzehren  von  Fliegen-  und  Bockkäferlarven  [Asemtmt  striatum  L.);  verschiedene 
andere  Cbn'w<5//«-Larven  beim  Verzehren  von  Ameisen.  Die  Larve  von  Athous 
rhombeus  Oliv.,  die  sich  hauptsächlich  in  faulen  Buchen-  und  Birkenstämmen  auf- 
hält, soll  den  Larven  von  verschiedenen  Lepttira  •  Kiion  (Bockkäfer)  nachstellen, 
ebenso  sollen  die  in  alten  Kiefernstöcken  lebenden  Larven  von  Athous  ru/us  L. 
von  Bockkäfeflarven  sich  nähren. 

In  wie  weit  die  zahlreichen  in  der  Boden  decke  (Moos  und  Streu)  lebenden 
Drahtwürmer  carnivor  sind  und  dadurch  eventuell  auch  Anteil  an  der  Gleich- 
gewichtserhaltung der  Waldbiocoenose  haben,  entzieht  sich  noch  unserer  Kenntnis. 
Pillai  (iqiq)  hat  bei  seinen  Untersuchungen  über  die  Bewohner  der  Kiefernr 
streu  eine  ganze  Menge  von  Drahtwürmern  zutage  gefördert,  die  größtenteils 
den  Gattungen  Dolopius^  Athous^  Elater  angehören. 

Auch  die  Imagines  sind  wiederholt  als  Räuber  beobachtet  worden.  „Schon 
Motschulsky  erzählt,  daß  er  Corymbites germanus  L.  und  Prosternon  holosericeus  Oliv- 
wiederholt  gegen  Abend  auf  Ahorn  Blattläuse  fressen  sah,  und  Buysson  be- 
merkt hierzu,  daß  die  letztere  Art  besonders  auf  solchen  Kiefern  häufig  ist,  wo  sich 
gewisse  Blattläuse  vorfinden.  Ruppertsberger  fand  ferner  Prosternon  iß  Anzahl 
an  lebenden  Puppen  des  Weidenspinners  angeschmiegt  und  es  ergab  sich, 
daß  am  anderen  Tag  ein  Drittel  der  Puppen  aufgezehrt  war  {Schaufuß- Calwer). 

Die  forstliche  Bedeutung  der  carnivoren  Elateriden  muß  erst 
noch  geklärt  werden.  Zweifellos  wird  durch  ihre  räuberische  Tätigkeit  viel  In- 
sektenleben im  Walde  vernichtet.  Natürlich  werden  sich  unter  ihren  Opfern  auch 
eine  Reihe  von  Forstschädlingen  befinden,  wie  ja  auch  verschiedene  der 
genannten  Fälle  beweisen.  Zum  großen  Teil  aber,  vor  allem  bei  den  in  faulen 
Stöcken  usw.  lebenden  Larven,  werden  die  Opfer  wohl  forstlich  mehr  oder 
weniger  gleichgültige  Arten  sein,  da  ja  die  im  Mulm  sich  entwickelnden 
Bockkäferlarven  usw.  als  Schädlinge  im  allgemeinen  nicht  in  Betracht  kommen. 
Andererseits  können  sie  auch  durch  Vernichtung  von  Nutzinsekten  schädlich 
wirken,  wofür  der  oben  berichtete  Fall  von  Tachinenvernichtung  ein  beweisendes 
Beispiel  abgibt.  Auch  durch  Vernichtung  von  im  Mulme  lebenden  Fliegen- 
larven können  sie  eine  ähnliche  Rolle  spielen,  wenn  es  sich  um  räuberische 
nützliche  Larven  handelt  (wie  z.  B.  Laphria  und  andere). 


Pämiliengrappe  Malacodermata.  '  jöy 

So  kann  also  die  räuberische  Tätigkeit  der  Elateriden  sowohl 
forstlich  nützlich  als  auch  schädlich  als  auch  völlig  indifferent  sein. 
Welche  Rolle  vorwiegt,  müssen  erst  spätere  Beobachtungen  noch  zeigen. 


Literatur  über  Elateriden. 

Altum.   1875,  Elaterenlarven.  —  In:-Z.  f.  F.  u.  J.,  Bd.  VII,  S.  369. 

—  1876,  Elaterenfraß  an  Saateicheln.   —   In:   Ebenda,   Bd.  VIII,   S.  498. 

—  1879,  Die  forstschädlichen  Elateren.   —   In:   Ebenda,  Bd.  X,   S.  73—81. 

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Familiengruppe  Malacodermata.  i 

Die  Familiengruppe  hat  ihren  Namen  von  der  meist  weichen  Beschaffenheit  der 
Körperbedeckung,  besonders  der  Flügeldecken.  Die  Tarsen  besitzen  stets  '5  Glieder,  von 
denen  das  kleine  vierte  gewöhnlich  ausgerandet  ist  und  ein  Hautläppchen  an  der  Unterseite 
besitzt.  Die  Fühler  sind  faden-  oder  schnurförmig,  seltener  gesägt  oder  gekämmt;  die  Hinter- 
hüften ragen  zapfenförmig  vor  und  stoßen   meist  aneinander. 

Die  Familiengruppe  enthält  4  Familien,  von  denen  uns  aber  nur  zwei,  die 
Cantharidae  und  Lymexylonidae^  interessieren.  Diese  beiden  Familien,  deren  Ver- 
treter von  langgestreckter  Form  sind,  unterscheiden  sich  kurz  folgendermaßen: 

Cantharidae:    Körper   mehr   oder  weniger   flach,    die   sehr   weichen  Flügeldecken  mit  parallelen 

Seiten,   Tarsenglieder  dreieckig  oder  herzförmig; 
Lymexylonidae:  Körper  mehr  oder  weniger  zylindrisch,  die  Flügeldeckenseiten  nach  hinten  meist 

mehr  oder  weniger  konvergierend.  Tarsenglieder  lang,   drehrund.    — 


i68 


Coleoptera,  —  4    Familienreihe :  Diversicornia. 


Familie  Cantharidae. 

Die  FaiT]ilie  der  Canthariden  enthält  eine  ziemlich  große  Anzahl  von  Gattungen  und 
Arten,  die  alle  in  der  auffallenden  Weichheit  der  Körperbedeckung  übereinstimmen.  Es  handelt 
sich  meist  um  mittelgroße  Arten  von  verschiedener  Färbung:  schwarz,  braun,  gelb,  metallisch, 
oft  mit  rotem  oder  wenigstens  hellerem  Halsschild. 

Die  Larven  sind  bewegliche,  langgestreckte,  stets  mit  Beinen  versehene  Tiere,  oft  mit 
samtartiger  Behaarung. 

Sowohl  die  Imagines  als  auch  die  Larven  leben  zum  großen  Teil  vom 
Raub  anderer  Insekten  oder  Schnecken,  und  dürfen  deshalb  im  allgemeinen 
wohl  als  nützlich  bezeichnet  werden.  Von  einigen  Arten  wurde  allerdings  be- 
obachtet, daß  sie  auch  frische  Pflanzenteile  angehen  und  dadurch  schäd- 
lich werden.  Manche  Canthariden  haben  die  Fähigkeit  zu  leuchten  (Leucht- 
käfer  {Lampyns\  s.  Bd.  I,  S.  86  ff.). 

Forstlich  kommen  nur  wenige  Arten  in  Betracht. 


Gattung  Cantharis  L. 

Die  unter  dem  Namen  „Schneider"  allgemein  bekannten  Käfer  stellen  die  größten 
Vertreter  der  Canthariden  dar  (bis  15  mm);  sie  haben  entweder  schwarze  oder  gelbe  Flügel- 
decken, einen  roten  oder  schwarzen  oder  gelben  Hals- 
schild und  meist  gelbliche  oder  rötliche  Beine  und 
Fühler.  Der  Ko]if  vorn  gestreckt,  die  Fühler  vor  den 
Augen  in  einiger  Entfernung  voneinander  eingelenkt, 
Endglied  der  Taster  beilförmig,  Haisschild  meist  quer 
viereckig  (Abb.  79  A). 

Die  ziemlich  gewölbten  Larven  (Abb.  79 B) 
sind  an  der  dichten  samtartigen  Behaarung  leicht  kennt- 
lich. Da  sie  auch  im  Winter  an  wärmeren  Tagen 
aus  ihren  Verstecken  hervorkommen  und  dann  oft  in 
großer  Zahl  iiber  den  Schnee  laufen,  so  werden  sie 
auch  als  „Sehn  ee  würm  er'"  bezeichnet  (früher  ging 
im  Volksmund  die  Sage,  daß  die  schwarzen  Würmer 
vom  Himmel  gefallen  seien). 

Die  Lebensweise  ist  etwa  folgende: 
Die  Imago  erscheint  anfangs  Mai  und  be- 
ginnt bald  mit  der  Kopulation,  welche  den 
ganzen  Tag  währt.  Die  Eier  werden  unter 
einem  Baumstamm  oder  unter  einem  Gras- 
büschel abgelegt,  worauf  im  Juni  die  Larven 
ausschlüpfen.  Sie  leben  voinehmlich  in  der  Erde,  in  selbstgegrabenen  und  ziem- 
lich tiefen  Gängen,  in  denen  sie  auch  überwintern,  um  im  Frühjahr  meist  in 
einem  ziemlich  oberflächlich  gelegenen  länglichen  Puppenlager  zur  Puppenruhe 
überzugehen.  Nach  etwa  14  Tagen  erscheint  die  Imago.  Die  Larven  leben  wohl 
ausschließlich  von  tierischer  Kost  und  zwar  vornehmlich  von  Schnecken.  —  Die 
Imagines  kann  man  im  Frühjahr  und  Sommer  auf  allerlei  Pflanzen  ihrer  Nah- 
rung, meist  kleinen  Insekten,  nachgehen  sehen.  Einige  von  ihnen  sind  auch 
Pflanzenfresser  und  zwar  in  so  ausgiebiger  Weise,  daß  sie  forstschädlich 
werden  können.  In  der  forstlichen  Literatur  werden  vor  allem  drei  Arten  ge- 
nannt, die  sich  in  dieser  Weise  unangenehm  bemerkbar  gemacht  haben,  nämlich 
Cantharis  obscura   L.,  fusca  L.  und   rustica  F.   — 

*!S^lC-  obscura  L.,  der  Eichenweichkäfer  (Abb  79),  ist  schwarz,  sparsam  und  kurz  grau  behaart, 
nur  die  Seitenränder  des  Halsschildes,  die  beiden  Wurzelglieder  der  Fühler  und  die  Seiten- 
ränder der  Bauchringe  gelbgesäumt.     Länge  9 — 13  mm. 

,J5(C  fusca  L. ,  gleichfalls  schwarz,  nur  die  Vorderhälfte  des  Kopfes,  die  Fühlerwurzel,  der 
Halsschild,  mit  Ausnahme  eines  schwarzen  P'ieckes  am  Vorderrande,  und  die  Seiten- 
ränder des  Hmterleibes  gelbrot.     Länge  li  — 15  mm. 


Abb.  79.     Cantharis  obscura  L. 

A  Imago,  B  Larve  (,.Schneewurm''). 

Orig. 


Familiengruppe    Malacodermata.  j5q 

■  C.  rustiea  Fall,  ist  der  vorigen  Art  sehr  ähnlich,  aber  der  schwarze  Fleck  nimmt  die  Mitte 
des  Halsschildes  ein,  und  wenigstens  die  Schenkelbasis  der  Vorderbeine  ist  rot.  Länge 
lo-  -14  mm. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Die  von  diesen  Tieren  angerichteten  Schäden 
sind  zuerst  von  Ratzeburg  (W.  II,  163  u.  358)  auf  die  Autorität  einiger  Be- 
obachter in  den  Rheinlauden  hin  bekannt  gemacht  worden.  Anfangs  der  fünf- 
ziger Jahre  wurde  im  Regierungsbezirk  Aachen  in  fünf-  bis  achtjährigem  Eichen- 
schälwalde  C.  obuura  L.  in  ungeheurer  Menge  an  den  Jürgen  Trieben  der  Stock- 
ausschläge gefunden.  Diese  wurden  unterhalb  der  Spitze  abgenagt,  bis  sie  um- 
knickten. Die  Nagestelle  wurde  sofort,  später  auch  der  ganze  Trieb 
schwarz.  Eine  ähnliche  Beschädigung,  aber  an  verschulten,  fünf-  bis  fünfzehn- 
jährigen, stämmigen  Eichenheistern,  beobachtete  Ende  Mai,  Anfang  Juni  im  Jahre 
1861  Borggreve  im  Regierungsbezirk  Trier.  Auch  hier  war  C.  obscura  L.  die 
Haupttäterin,  und  die  beiden  anderen  Arten  nahmen  nur  in  geringem  Maße  an 
der  Beschädigung  teil.  Die  gleiche  Ait  (C  obscura  L.)  trat  iSgo  in  der  Eifel 
so  maEsenhaft  an  5 — 15jährigen  Eichen  in  Lichtschlägen  auf,  daß  sich  an  manchen 
Pflanzen  ^o — 100  Käfer  fanden;  das  Welken  und  Schwärzen  der  befressenen 
Triebe  vollzog  sich  binnen  weniger  Stunden  (Alt  um  1892).  Nach  Döbner  ist 
die  gleiche  Beschädigung  durch  C.  fusca  L.  im  Spessart  auch  an  Kieferntrieben 
beobachtet  worden. 

Die  Folgen  des  Fraßes  sind  im  allgemeinen  nur  unbedeutend.  Selbst 
solche  Eichenheister,  bei  denen  sämtliche  Maitriebe  abgebissen  waren  und  von 
denen  hunderte  von  Käfern  abgeklopft  werden  konnten,  wurden  nicht  wesentlich 
im  Wuchs  gehemmt  (Ratzeburg  W.  164).  Höchstens  dürfte  ein  schwacher  Zu- 
wachsverlust eintreten. 

Gegenmittel  werden  selten  nötig  werden.  Wo  dies  aber  durch  massen- 
haftes Auftreten  der  Käfer  doch  der  Fall  sein  sollte,  kann  man  durch  Ab- 
klopfen in  den  Klopfschirm  die   Mehrzahl  der  Schädlinge  vernichten. 

Eine  kurze  Erwähnung  verdienen  noch  die  Malthinini  und  Malachiini,  kleine  zarte 
weiche  Tiere  (grau  mit  gelben  Flecken  oder  grün  mit  roten  Flecken),  die  sowohl  als  Imagines 
wie  auch  als  Larven  vom  Raub  leben  und  dadurch  forstlich  nützlich  werden  können.  Es 
trifft  dies  besonders  für  diejenigen  Gattungen  zu  [Mnlthiiufs^  Malachius  usw.),  deren  Larven 
zum  Teil  unter  Kinde  in  den  Gängen  von  Borken-,  Bock-,  Prachtkäfern,  Anobien  usw.  leben 
und  sich  (nach  Saalas  1917)  wahrscheinlich  von  deren  Larven  nähren.  (Nach  Urban  1914 
allerdings  sollen  die  Alalaciiit/s -'Larven  sich  hauptsächlich  von  den  Resten  der  Holzbewohner 
und  vielleicht  auch  von   deren   Kot  nähren.) 

Familie  Lymexylonidae. 

Für  unser  Fauneugebiet  kommen  nur  2  Gattungen  mit  im  ganzen  3  Arten  in  Betracht. 
Von  den  Canthariden  unterscheiden  sich  die  Lymexyloniden  durch  ihre  gewölbte,  fast  walzen- 
förmige Gestalt  und  die  langen  drehrunden  Tarsenglieder.  Die  Fühler  s'nd  entweder  kurz, 
fadenförmig  oder  gesägt  oder  gekämmt.  Auffallend  ist  auch  der  sexuelle  Dimorphismus,  der  in 
der  verschiedenen  Körperform,  der  verschiedenen  Länge  der  Flügeldecken  und  vor  allem  in  der 
bizarren  Gestaltung  der  männlichen    Taster  oder  Fühler  sich  ausdrückt. 

Noch  mehr  von  den  vorigen  verschieden  sind  die  Larven,  die,  da  sie  im  Holz  leben, 
weiß,  weichhäutig  und  augenlos  sind,  und  durch  ihre  kapuzenf()rmig  über  den  Kopf  ragende 
Vorderbrust  und  das  eigenartig  gestaltete  letzte  Hinterleibssegmenl  besonders  charakterisiert  sind. 

Forstlich  sind  die  Lymexyloniden  mehr  beachtenswert  als  die  Cantha- 
riden, und  zwar  durch  den  Larvenfraß,  der  im  Holz  stattfindet  und  dadurch 
schwere  technische  Schädigungen  verursachen  kann. 

Die  beiden  Gattungen   lassen  sich  folgendermaßen   leicht  unterscheiden: 
Hyleeoetus  Latr. :    Halsschild  breiter  als  lang,    Fühler  kurz,   gesägt  oder  gefiedert ;    Flügeldecken 
mit    einigen    Dorsalrippen  (Abb.   80  b).     Larve    mit    langem    zugespitztem    Schwanzfortsatz 
(Abb.   81). 


I70 


Coleoptera. 


4.   Familienreihe :   Diversicornia. 


lyymexylon  F. :  Halsschild  länger  als  breit,  Fühler  schnurförmig,'  zur  Spitze  verdünnt.  Flügel- 
decken ohne  Dorsalrippen  (Abb.  80  a).  Larve  mit  kurzem  zylindrischem,  nach  oben  auf- 
getriebenem Schwanzfortsatz  (Abb.   83). 


Gattung  Hylecoetus  Latr. 

Enthält  2   Arten,    die  annähernd   von  gleicher  Statur  und  Färbung  (Oberseite,    meist  auch 

die  Beine    und  Fühler    bräunlichgelb    oder    rötlichbraun)    sind,    sich   aber    durch    die  Bildung   der 

Fühler  resp.  Taster  leicht  unterscheiden  lassen: 

H.  dermestoides  L. :  Fühler  beim  (^  und  5  gleichartig,  gesägt.  Maxillartaster  des  (^  äußerst 
bizarr  gestaltet,  das  2.  Glied  trägt  einen  mächtigen  aus  zwei  Ästen  bestehenden  Fortsatz, 
deren  jeder  ca.   20  fiederartige  Seitenäste  trägt  (Abb.  80  d). 

H.  flabellicornis  Schneider:  Fühler  beim  <^  lang  doppelseitig  gewedelt  (Abb.  80  g),  beim  5  stark 
gesägt.  Die  Maxillartaster  dagegen  beim  (^  relativ  einfach  gebaut,  nur  das  Endglied  ge- 
gabelt (Abb.  80  e). 


Abb.  80.  a  Lymexylon  navale  L.,  b  Hylecoetus 
dermestoides  L.,  c  c?  Taster  von  Lymexylon  navale, 
d  6  Taster  von  Hylecoetus  dermestoides,  e  6 
Taster  von  Hylecoetus  flabellicornis,  f  6  Fühler 
von  Hylecoetus  dermestoides,  g  6  Fühler  von 
Hylecoetus  flabellicornis.  a  und  b  Original, 
c — g  nach  Germer. 


Die  Färbung  und  auch  die  Größe  der  beiden  Arten  ist  ziemlich  variabel,  was  zur  Auf- 
stellung verschiedener  Varietäten  geführt  hat.  Von  dermestoides  gibt  es  von  den  Exemplaren 
mit  rötlichbraunen  bis  zu  solchen  mit  schwarzen  Flügeldecken  alle  möglichen  Übergänge.  — 
H.  flabellicornis  ist  weit  seltener  als  dermestoides ;  in  der  Literatur  ist  nur  i  Fall  von  häufigeih 
Vorkommen  von  flabellicornis  in  Stöcken  (bei  Königsberg  i.  Pr.)  zugleich  mit  dermestoides 
erwähnt  (Pfeil   1859). 

Die  Larve  von  dermestoides  ist  weiß,  augenlos  und  mit  drei  Brustbeinen  versehen. 
Sie  wird  besonders  durch  zwei  Merkmale  charakterisiert:  durch  die  kapuzenartig  übei  den 
Kopf  ragende  Vorderbrust  und  durch  den  langen,  an  der  Spitze  zweiteiligen  und 
seitlich  mit  Zähnen  versehenen  Schwanzfortsatz  (Abb.  81).  Letzterer  fehlt  allerdings 
den  jungen  Larven;  er  bildet  sich  erst  allmählich  während  des  Wachstums  aus  in  offensichtlicher 
Anpassung  an  die  Lebensweise  (siehe  unten).  Bei  der  jungen  Larve  ist  das  Hinterleibsende 
gerade  abgestutzt  und  auf  der  abfallenden  Fläche  mit  zwei  langen  Dornen  bewaffnet.  „Mit 
dem  fortschreitenden  Wachstum  verlängert  sich  das  letzte  Segment  auf  Kosten  seiner  Breite, 
so  daß  es  zunächst  oval  erscheint  und  hinten  mehr  schräg  abfällt;  später  wird  es  immer  schmäler 
und  spitzt  sich  zuletzt  zu  jenem  langen  Schwanzfortsatz  aus."-  —  Die  Larve  von  flabellicornis 
ist  nach  Pfeil  (1859)  von  der  dermestoides -Lar\e  nicht  zu  unterscheiden. 


Familiengruppe  Malacodermata.  j  7  j 

Bezüglich  der  Lebensweise  haben  die  eigentümlichen  morphologischen 
Verhältnisse  zu  den  mannigfaltigsten  Vermutungen  geführt,  die  aber,  wie  durch 
die  neueren  Beobachtungen  von  Strohmeyer  (1997)  und  Germer  (1912)  ge- 
zeigt wurde,  sich  fast  alle  als  unrichtig  erwiesen  haben.  Nach  den  beiden  Autoren 
spielt  sich  die  Lebensweise  von  H.  dermestoides  —  flabellicomis  scheint  sich  bio- 
logisch übereinstimmend  damit  zu  verhalten  —  ungefähr  folgendermaßen  ab: 
Die  Flugzeit  fällt  in  die  Monate  April  bis  Juni.  Beide  Geschlechter  fliegen, 
die  66  mehr  als  die  2$,  die  meist  in  der  Nähe  auf  Stöcken  oder  gefällten 
Stämmen  herumlaufen.  Bei  dem  Aufsuchen  des  ?  spielen  die  merkwürdigen 
großen  Palpen  des  6  eine  Hauptrolle.  Bei  der  Kopula,  die  manche  Schwierig- 
keiten bietet,  sitzt  das  6  auf  dem  ?.  Oft  verliert  das  6  den  Halt  auf  dem 
Rücken  des  ?  und  fällt  herunter;  oft  auch  läuft  das  $  kurzerhand  davon  und 
legt  seine  Eier  ab,  ohne  daß  sie  befruchtet  sind.  Diese  bleiben  dann  allerdings 
unentwickelt.  Die  Lebensdauer  der  Imagines  ist  sehr  kurz  und  schwankt 
zwischen  2  und  4  Tagen  nach  dem  Verlassen  des  Fraßganges.  Dabei  sind  die 
66  im  allgemeinen  kurzlebiger  als  die  $?.  Die  Imagines  nehmen  während  ihrer 
kurzen  Lebensdauer  keine  Nahrung  zu  sich.  Die  Eier  werden  gewöhnlich 
einzeln  in  kleinen  Rinden-  oder  Holzrissen  abgelegt,  selten  haufenweise  am 
Eingang  von  Bohrlöchern  usw. ;  die 
Eier  sind  sehr  langgestreckt,  walzen- 
förmig, an  beiden  Seiten  abgerundet, 
I  —  1,3  mm  lang.  Als  höchste  Zahl 
von  abgelegten  Eiern  eines  $  wurden 
126  Stück   gezählt.  Abb.  81.     Erwachsene  Larve  von  Hylecoetus 

M     u  .^       ,     'T  "U        A  dermestoides  L.  (mit  Schwanzstachel). 

Nach  10 — 1 4  Tagen,  wahrend  ^ 

welcher  Zeit  die  Eier  etwas  an  Um- 
fang zunehmen  (sie  werden  bis  1,5  mm  lang),  kriechen  die  Larven  aus  und  be- 
ginnen sofort  geschäftig  auf  der  Rinde  herumzulaufen  und  nach  einer  geeigneten 
Stelle  zu  suchen,  wo  sie  sich  einfressen  können.  Das  Einbohrloch  und  der 
Durchmesser  des  Ganges  ist  zu  Anfang,  dem  geringen  Umfang  der  jungen  Larven 
entsprechend,  sehr  klein.  Im  weiteren  Verlaufe  erweitert  die  Larve  mit  fort- 
schreitendem Wachstum  natürlich  auch  das  Lumen  des  Ganges.  Der  meist  in 
der  Rinde  gelegene  Anfang  des  Ganges  bleibt  aber  in  dem  ursprünglichen 
engen  Lumen  bestehen,  da  die  Larve  sich  in  dem  Gang  nicht  umwenden 
kann  und  es  ihr  daher  unmöglich  ist,  die  Erweiterung  ihres  Ganges  bis  zum  Ein- 
gangsloch auszudehnen  oder  gar  das  letztere  selbst  zu  erreichen. 

Die  Fortbewegung  der  Larve  in  ihrem  Gang  geschieht  vornehmlich  mit 
Hilfe  der  kapuzenartig  aufgetriebenen  Vorderbrust.  „Durch  Vorstrecken  des  Kopfes 
verdünnt  die  Larve  die  Kapuze  und  streckt,  gestützt  auf  das  Hinterende,  den 
Körper  stark  vor;  alsdann  verdickt  sie  durch  Einziehen  des  Kopfes  wieder  die 
Kapuze,  gewinnt  dadurch  vorne  wieder  Halt  und  zieht  nun  das  gestreckte 
Hinterende  des  Körpers  nach.  Die  stark  gehöckerten  Seitenteile  der  Kapuze 
spielen  beim  Anpressen  an  die  Gangwandungen  eine  Hauptrolle''  (Strohmeyer). 

Das  Bohrmehl  schafft  sie  mit  den  Beinen  nach  hinten  und  schiebt  es 
dann  rückwärtsgehend  mit  dem  Hinterleibsende   zum    Eingangsloch  hinaus.     An- 


72 


Coleoptera. 


4.   Familienreihe:   Diversicornia. 


fangs,  da  die  Larve  noch  klein  ist,  bietet  das  Hinausschaffen  durch  das  winzige 
Einbohrloch  keine  Schwierigkeiten.  Später  aber,  wenn  die  Larve  größer  geworden, 
würde  sie  mit  ihrem  breiten  Hinterende  das  Bohrmehl  bald  nicht  mehr  durch 
das  enge  Loch  hinausbringen;  und  so  verstehen  wir  jetzt,  warum  die  Form 
des  Hinterleibsendes  sich  ändert  und  an  Stelle  der  breiten  Endscheibe  ein  zu- 
gespitzter Schwanzfortsatz  tritt.  Mit  diesem  ist  auch  die  größer  und  dicker  ge- 
wordene Larve  imstande  das  Mehl  durch  die  enge  Öffnung  hinauszuschieben. 
Die  Larve  macht  hierbei  mehrere  schiebende  Bewegungen  nach  vor-  und  rück- 
wärts, wobei  das  Ende  des  Fortsatzes 
des  öfteren  außen  sichtbar  wird  und 
eine  Menge  Bohrmehl  zum  Vorschein 
kommt. 

Die  Bohrmehlmassen,  welche 
auf  diese  Weise  herausgeworfen  werden, 
sind  außerordentlich  groß,  so  daß 
man  an  frischen  Stöcken  oft  glauben 
könnte,  daß  sie  von  Sägeschnitt  her- 
rührten ,  zumal  man  an  dicker  Borke 
die  winzigen  Eingangsöffnungen  kaum 
sieht.  Erst  nach  Abnahme  der  Borke 
gewahrt  man  an  der  Holzoberfläche, 
entsprechend  dem  hier  bereits  stark  er- 
weiterten Lumen  der  Gänge,  größere 
Löcher,  und  zwar  von  sehr  un- 
gleichem Lumen,  so  daß  das  Holz 
aussieht  als  sei  mit  verschiedenen  Schrot- 
nummern darauf  geschossen.  Charakte- 
ristisch ist  dabei,  daß  jedes  Loch  um- 
geben ist  mit  einem  ziemlich 
großen  Hof  von  Bohrmehl(Abb.  82  A), 
der  dadurch  zustande  kommt,  daß  bei 
dem  gewaltsamen  Hinausstoßen  des 
Bohrmehls  mittels  des  Schwanzfortsatzes  stets  etwas  Mehl  zwischen  Rinde  und 
Holz  gedrückt  wird. 

Bei  Beginn  der  kalten  Jahreszeit  unterbricht  die  Larve  ihre  Tätigkeit  und 
zieht  sich  in  das  Innere  des  Holzes  zurück,  nachdem  sie  den  Eingang  mit  Bohr- 
mehl verstopft  hat.  Im  März  des  folgenden  Jahres  beginnt  sie  von  neuem  die 
Arbeit,  um  etwa  gegen  April  reif  zur  Verpuppung  zu  werden.  Würde  sie 
sich  nun  einfach  an  irgend  einer  Stelle  im  Holze  verpuppen,  so  wäre  der  Käfer 
dem  Untergang  geweiht,  weil  er  sich  infolge  seiner  schwachen  Mundgliedmaßen 
nicht  durch  das  dicke  Holz  durchfressen  könnte.  Die  reife  Larve  kriecht  des- 
halb vor  der  Verpuppung  rückwärts,  ganz  in  die  Nähe  des  Eingangsloches  und 
erweitert  dort  den  Gang  auf  eine  Strecke,  die  reichlich  ihrer  Körperlänge  ent- 
spricht, so  daß  sie    jetzt   umkehren   kann.     Nun    kann    sie    den    bisher    eng    ge- 


Abb.  82  A.    Bohrmehlhöfe  um  die  Larvengänge 
von  Hylecoetus  dermestoides  L.  auf  der  Innen- 
Orig. 


Seite  der  Rinde. 


Familiengruppe  Malacodermata. 


173 


bliebenen  Anfangsteil  des  Ganges  und  das  Eingangsloch  erweitern,  und 
zwar  so  weit,  daß  es  dem  Kaliber  des  übrigen  Ganges  entspricht  und  daß  der 
Jungkäfer  bequem  hinausgelangen  kann.  Dann  verpuppt  sie  sich,  mit  dem  Kopfe 
nach  außen  gewandt,  nachdem  sie  das  bei  der  letzteren  Arbeit  frei  gewordene 
Bohrmehl  nach  hinten  geschafft  und  dicht  hinter  der  erweiterten  Stelle  zusammen- 
gepreßt hat.  Die  Puppenruhe  dauert  nur  etwa  7  Tage.  Die  ausgeschlüpften 
Käfer  bleiben  gewöhnlich  auch  in  ausgefärbtem  Zustand  noch  einige  Tage  im 
Holze.     Die  Generation  ist  also  einjährig. 

Die  Form  der  Fraßgänge  (Abb.  82  B)  ist  sehr  unregelmäßig.  Selten 
verlaufen  sie  ganz  gerade;  gewöhnlich  gehen  sie  wellenförmig  mit  größeren  oder 
kleineren  Bogen  in  das  Stamminnere.    Zuweilen  trifft  man  auch  Gänge,  die  dicht 


Abb.  82  B.    Larvengänge  von  Hylecoetus  dermestoides  L.  in  Fichtensplint  (z.  T.  nachgesch 
Etwas  verkl.   —  Aus  Koch  (phot.  Scheidter). 


mitten). 


unter  der  Oberfläche  des  Splintes  hinziehen  und  streckenweise  sogar  einen  Teil 
der  innersten  Rindenpartie  durchfurchen.  Die  Anfänge  der  Gänge  liegen  nicht 
immer  an  den  Seiten,  sondern  gar  nicht  selten  auch  oben  auf  der  Abhiebfläche 
eines  Stockes.  In  Buchenstämmen  weichen  sie  nach  Strohmeyers  Beobachtungen 
dem  pathologischen  roten  Kern  aus;  in  Eichenstämmen  dagegen  dringen  sie  ohne 
Unterschied  auch  in  den  Kern  ein.  Sehr  tief  gehen  die  Gänge  auch  in  Tannen 
und  Fichten,  während  sie  bei  kernreichen  Lärchen  und  Kiefern  in  der  Haupt- 
sache im  Splint  bleiben.  Die  Länge  der  fertigen  Gänge  mit  den  Puppenwiegen 
schwankt  zwischen    18  und  26  cm. 

Über  die  Nahrung  der  Larve  war  man  lange  Zeit  im  Unklaren.  Sie 
frißt  weder  andere  Larven  noch  auch  Holz,  wie  man  fiüher  verschiedentlich  an- 
nahm,   sondern  sie   nährt  sich,    wie  es  scheint,  ausschließlich  von  einem  an  den 


1,74  Coleoptera.   —   4.   Familienreihe:   Diversicornia. 

Qargwänden  wachsenden  Ambrosia  -  Pilz,  der  höchst  wahrscheinlich  ein 
Züchtungsprodukt  des  Hylecoetus  darstellt,  und  den  Neger  Endomyces  hylecoeti 
nap^te  —  eine  Erscheinung,  die  wir  unten  bei  den  holzbrütenden  Borken- 
kä^eifn  noch  mehrfach  kennen  lernen  werden.  Die  Pilzzucht  stellt  eine  sehr  hohe 
Stufe  der  Nahrungsversorgung  der  Larven  dar,  indem  der  Pilz  mit  seinem  Myzel 
d|ie  Extraktion  der  Nährstofife  aus  dem  Holz  besorgt,  wodurch  den  Larven  eine 
konzentrierte  Nahrung  dargeboten  wird.  Wir  verstehen  jetzt  auch  die  gründliche 
Entfernung  des  Bohrmehls:  sie  schafft  die  für  das  Wachstum  der  aeroben  Ambrosia- 
pilze notwendigen  Lebensbedingungen  (SauerstolTgehalt,  herabgesetzteren  Wasser- 
gehalt des  Substrates  usw.).  Wie  der  Pilz  auf  neue  Fraßplätze  übertragen  wird, 
d^^über  haben  wir  noch  keine  volle  Klarheit.  Neger  (1909)  vermutete,  daß  der 
Mutterkäfer  die  Übertragung  vermittelt. 

Was  die  Fraßpflanze  betrifft,  so  scheint  Hylecoetm  alle  Holzarten, 
sowohl  Laub-  als  Nadelholz  zu  befallen,  und  zwar  vorwiegend  frische 
stärkere  Stöcke,  doch  auch  gefällte  Stämme  und  sogar  auch  anbrüchige 
stehende  Stämme. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Würde  die  Larve,  wie  vielfach  angenommen, 
nur  in  Stöcken  leben,  so  hätten  wir  es  mit  einem  forstlich  indifferenten  oder 
sogar  (durch  die  Beschleunigung  der  Zersetzung  des  Holzes)  mit  einem  forstnütz- 
lichen Tier  zu  tun.  Jene  Annahme  ist  aber  durchaus  nicht  richtig;  sondern  der 
Käfer  befällt  auch  gefällte  und  anbrüchige  stehende  Stg^mme,  besonders  Eichen 
und  Buchen,  wodurch  er  zu  einem  technischen  Forstschädling  und  zwar 
mitunter  zu  einem  recht  unangenehmen  wird  (Baudisch  1905,  Strohmeyer 
1909).  1907  war  der  Befall  auf  den  Sägewerken  in  Reichshofen  und  Barr 
(Elsaß)  so  stark,  daß  die  Besitzer  die  Revierverwalter  darauf  aufmerksam  machten 
und  um  Feststellung  des  Schädlings  ersuchten.  Die  Stämme  waren  durch  den 
Fraß  vielfach  sowohl  zu  Brettware  als  auch  zu  Schwellen  und  Holzschuhen  völlig 
unbrauchbar  geworden  (Strohmeyer).  Auch  Eckstein  (191 6)  bildet  stark  be- 
fallene Buchenstämme  ab  und  ich  selbst  hatte  1920  Gelegenheit,  in  dem  großen 
Windwurfgebiet  bei  Schliersee  geworfene  Buchenstämme  zu  sehen,  die  von  oben 
bis  unten  aufs  dichteste  besetzt  waren.  Aus  frühereu  Zeiten  liegt  nur  eine  Mit- 
teilung vor  über  befallenes  Eichenstammholz,  welches  aus  Polen  nach  Paris 
importiert  war,  um  als  Parkettholz  Verwendung  zu  finden  (Strohmeyer  1907). 
Wenn  man  bisher  in  forstlichen  Kreisen  auf  den  Befall  von  Stämmen  nicht 
aufmerksam  geworden,  so  beruht  dies  nach  Strohmeyer  wohl  darauf,  daß  die 
Bohrmehlmengen  am  Anfang  so  gering  sind,  daß  sie  mit  der  Lupe  gesucht 
werden  müssen,  und  daß  später,  wenn  die  Mehlmengen  auffallend  werden,  die 
Stämme  meist  schon  aus  dem  Walde  abgefahren  und  dem  Auge  des  Forst- 
manns entrückt  sind. 

Gegenmittel  gegen  diesen  sehr  polyphagen  technischen  Schädling  werden 
schwer  anzuwenden  sein.  Strohmeyer  empfiehlt  neben  rascher  Abfuhr  der 
Stämme  vor  der  Flugzeit  auch  gegen  die  mit  Brut  besetzten  Stöcke  vor- 
zugehen und  diese  im  Herbste  zu  zerstören,  die  frischen  aber  zur  Anlockung 
der  schwärmenden  Käfer  intakt  zu  lassen. 


Familiengruppe  Malacodermata. 


175 


Gattung  Lymexylon  F. 

'^'  'J'ii  Die  einzige  Art,  L.  navale  L.  („Schiffswerftkäfer")  (Abb.  80  a)  ist  im  mämilichen  Ge- 
schlecht durch  den  großen  geweihartigen  Fortsatz  des  3.  Mittelkiefertastergliedes  (Abb.  80c)  aus- 
gezeichnet. Kopf  schwarz,  Halsschild  rotgelb,  beim  (^  oft  mit  einigen  dunkleren  Flecken, 
Flügeldecken  schwarz,  die  vordere  Hälfte  längs  der  Naht  braungelb ;  beim  5  oft  nur  die  Spitze 
schwarz.,    Länge   7 — 13  mm. 

Die  Larve  ist  der  Hylecoetus -l.a.x\^  ähnlich,    und  wie  diese  mit  kapuzenartiger  Vorder- 
brust,   doch    leicht    von    ihr    zu  unterscheiden    durch    das    letzte  Hinterleibssegment,    das    nicht  in 
einen     langen      zugespitzten,     sondern      in      einen      kurzen 
zylindrischen    nach    oben    aufgetriebenen    Fortsatz 
endet  (Abb.  83). 

Diegeographische  Verbreitung  von  navale 
scheint  sehr  groß  zu  sein  und  sich  über  ganz  Europa 
zu  erstrecken.  Als  Fraßpflanze  kommt  fast  aus- 
schließlich die  Eiche  in  Betracht. 

Über  die  Lebensweise  ist  noch  sehr  wenig  bekannt.  Die  einzigen  zu- 
verlässigen Angaben  stammen  von  Ratzeburg  (F.  42):  Die  Flugzeit  ist  später 
als  bei  HyUcoeius^  ihr  Höhepunkt  etwa  im  Juni.  Die  Käfer  fliegen  besonders 
nachmittags  bei  größter  Hitze :  sie  sind  dann  äußerst  beweglich  und  lebhaft  und 
sehr  schwer  zu  fangen.  Am  liebsten  setzen  sie  sich  wieder  an  die  Stämme,  aus 
denen  sie  ausgekrochen  sind,  doch  findet  man  sie  auch  an  benachbarten  Hölzern 
Zäunen  und  Mauern  usw. 

Das  $  legt  mit  seiner  langen  Legeröhre  die  Eier  in  Ritzen  und  Spalten 
des  von  Rinde  entblößten  Holzes,  mitunter  wohl  auch  in  die  schon  vorhandenen 


Abb.  83. 

Larve    von  Lymexyon    navale  L. 

(ohne  Schwanzstachelj.    —   N. 


Abb.   84.      Larvengänge  von  Lymexylon  navale  L.      Etwas   veigr. 


Jriginal. 


Bohrlöcher  anderer  Käfer.  Es  werden  fast  ausschließlich  Eichen  befallen  — 
nur  einmal  fand  von  Hey  den  ??  beim  Versuch,  Eier  an  einen  Nußbaum  zu 
legen  —  und  zwar  sowohl  Stöcke  als  gefällte  Stämme  als  auch  anbrüchige 
rindenlose  Stellen  alter,  stehender  Bäume.  Bei  Colditz  (Sachsen)  fand  ich 
eine  alte  absterbende  Eiche  dicht  mit  Larven  besetzt. 

Die  Larvengänge  verlaufen  im  Holze  ähnlich  wie  jene  von  Hylecoetus; 
auflallend  sind  die  längeren  oder  kürzeren  kerzengerade  verlaufenden  Gang- 
fragmente, die  wie  mit  einem  Lineal  gezogen  erscheinen  (Abb.  84).  Ein 
wesentlicher  Unterschied  der  Lymexyloii-G^w^t  von  den  Hylecoeius-Q'-Äx\%t,xi  besteht 
darin,  daß  bei  den  ersteren  das  Bohrmehl  nicht  herausgeschafft  wird  und 


176  Coleoptera.  —  4,  Familienreihe:  Diversicornia. 

daher  die  Gänge  dicht  von  ihm  erfüllt  sind.  Dementsprechend  fehlt  der  Larve 
von  L.  navale  auch  der  speziell  dem  Hinausschaffen  des  Bohrmehls  dienende 
lange  Schwanzstachel,  wie  wir  ihn  bei  Hylecoelus  kennen  gelernt  haben.  —  Auch 
weisen  hier  die  Gangwände  keine  Pilzvegetation  auf  und  so  dürfen  wir  wohl 
annehmen,  daß  der  Werftkäfer  vom  Holz  selbst  sich  ernährt.  Genaue  Unter- 
suchungen darüber  fehlen  allerdings  noch,  ebenso  wie  wir  über  die  Generations- 
dauer noch  nichts  Bestimmtes  wissen.  Ein  eingehendes  Studium  dieses  Käfers 
wäre  daher  sehr  wünschenswert. 

Die  forstliche  Bedeutung  besteht  wie  bei  Hylecoetus  lediglich  in  dem 
Larvenfraß  und  macht  sich  ausschließlich  in  einer  technischen  Schädigung 
geltend. 

Die  erste  Mitteilung  über  große  Schäden  finden  wir  in  J.innes  „Reise  durch  West- 
gothland  im  Jahre  174b".  Linne  besuchte  die  Schifisbauerei  am  Meerbusen  in  Gotenburg,  wo 
eine  große  Menge  Eichenholz  zum  Schiffsbau  aufgestapelt  lag.  Er  erzählt,  wie  ihm  als  Ge- 
lieimnis  berichtet  wurde,  daß  das  Schiffsholz  von  Würmern  sehr  zerfressen  wäre,  die  dadurch 
einen  großen  Schaden  angerichtet  hätten.  Linne  wurde  nun  neugierig,  was  das  für  ein 
Wurm  sem  könnte  und  bat  einen  Schiffsbaumeister,  nur  „an  einem  einzigen  Stamme  Versuche 
zur  Erforschung  der  Geschichte  und  Eigenschaften  der  Würmer  anstellen  zu  können".  Dieses 
Ansinnen  wurde  ihm  zuerst  rundweg  abgeschlagen  und  selbst  das  „Promotorial''  Linnes  machte 
keinen  Eindruck.  Schließlich  wurde  es  ihm  aber  doch  noch  ermöglicht,  das  Tier  zu  studieren. 
Er  beschreibt  in  seinem  Reisewerk  die  Larve,  Puppe  und  Imago  des  Käfers  und  gibt  auch 
einige  höchst  primitive  Abbildungen.  Die  Tiere  kommen  „hauptsächlich  an  Eiche  vor,  welche 
der  Schöpfer  dieser  Familie  zur  Speise  verordnet  hat".  Die  Larve  soll  sich  von  dem  zer- 
fressenen Holze  nähren.  Da  sie  sehr  häufig  vorkommt,  macht  sie  „jährlich  für  viele  looo  Taler 
Schaden". 

Später  sind,  wenigstens  in  der  entomologischen  und  forstlichen  Literatur,  keine  größeren 
Schäden  von  Schiflswerlten  mehr  gemeldet  worden.  Ratzeburgs  Anfragen  in  dieser  Hmsicht 
in  Holland,  Petersburg  und  London  hatten  gar  keinen  Erfolg  \V .  43).  Nitsche  berichtet, 
daß  in  Pola  größere  Verwüstungen  vorgekommen  sein  sollten,  doch  seien  authentische  Dar- 
stellungen darübei  nicht  bekannt  geworden.  Die  Bedeutung  des  navale  als  Schiffswerft- 
käfer mußte  natürlich  auch  in  dem  Maße  abnehmen  als  bei  den  Schiffsbauten  das  Eichenholz 
durch  Stahl  ersetzt  wurde.  Doch  kann  das  Insekt  natürlich  überall,  wo  Eichen  lagern,  Schaden 
anstiften.  Rat/.eburg  hat  ,,auf  einem  Bauplatz  an  außerordentlich  starken,  schon  längst  be- 
hauenen  Eichenstämmen  einen  Flug  erlebt,  der  einem  wohl  einen  Begrifi  von  der  möglichen 
Schädlichkeit  verschaffen  konnte";  zählte  er  doch  an  manchen  Stellen  auf  den  Quadratfuß 
100  und  mehr  diesjährige  Fluglöcher.  Auch  m  dem  von  mir  beobachteten  Fall  in  Colditz 
(s.  oben)  war  das  Holz  so  dicht  von  I^arvengängen  durchzogen,  daß  es  technisch  gänzlich  un- 
brauchbar geworden  war. 

Da  der  Werftkäfer  sich  auf  Lagerplätzen  stark  vermehren  kann,  so  ist  als 
Vorbeugung  bei  seinem  Auftreten  darauf  zu  achten,  daß  alle  befallenen  Stämme 
entfernt  resp.  schleunigst  aufgearbeitet  werden,  um  dadurch  die  Quelle  zu  Neu- 
infektionen auszuschalten. 

Literatur  über  Malacodermata. 

Altum,    1892,   Zerstörung  von   Eichenmaitrieben.    —   In:   Z.  f.  F.  n.J.,  S.  249. 

Baudisch,   1805,  Entomologisches.  —  In:    Ztbl.  f.  d.  g.  F.     (Über  Hylecoetus  derinestoides.) 

Eckstein,  K.,  191b,  Zerstörung  des  Holzes  durch  Landtiere.  —  In:  Handbuch  der  Holz- 
konservierung.     Berhn,  Springer.     S.   155 — 15". 

Girmer,  Fr.,  1912,  l Untersuchungen  über  den  Bau  und  die  Lebensweise  der  Lymexyloniden, 
speziell  des  Hylecoetus  dermestoides  L.  —  In:  Zeit.  wiss.  Zool.,  Bd.  loi,  S.  b83ff. 
2  Tafeln  und  31   Textfiguren.     (Mit  ausführlichem  Literaturverzeichnis.) 

Moll,  Fr.,  1912,  Die  Zerstörung  des  Bauholzes  durch  Tiere  und  der  Schutz  dagegen.  —  In: 
N.  Z.  f.  L.  u.  F  ,   10.  Jahrg.,  S.  487  ff. 

Neger,  F.,    1909,  Ambrosiapilze.     2.  Mitteilung.   —  In:  Ber.  der  Deutsch.  Bot.  Ges.,    Heft   7. 

Pfeil,   1859,  Bemerkungen  zur  Gattung  Hylecoetus  Latr.  —  In:  Stett.  ent,  Zeit. 

Saalas,    1917,   Die  Fichtenkäfer  Finnlands.     Helsingfors.      S    57. 


Familiengruppe  Teredilia.  I^y 

Strohmeyer,  1907,  Über  die  Lebensweise  und  Schädlichkeit  von  Hylecoetus  dermestoides  L.  — 

In:  N.  Z.  f.  L.  u.  F.,  S.  513  —  523.      2   Tafeln  und   2   Abb. 
Urban,  C,   1914,  Zur  Naturgeschichte  des  Mal acfiius  bipushdatus  L.  —  In:  Entom.  Mitteil., 

Bd.  III,   N.  I   (refer.  in:   Z.  f.  a.  Ent.,   Bd.  I,   S.  330). 


Familiengruppe  Teredilia. 

Flügeidecken  mehr  oder  weniger  hart.  Hinterhüften  im  Gegensatz  zu  den  Malacodermata 
nicht  zapfenförmig  vorspringend  und  mehr  oder  weniger  weit  voneinander  getrennt. 

Für  uns  kommen  nur  zwei  Famihen  in  Betracht: 
Cleridae:    Tarsen   mehr   oder   weniger   herzförmig    und    auf    der   Unterseite    mit    einem    großen 

lappenförmigen  Anhang  versehen.      Kopf   geneigt    und   nicht  zurückziehbar;    Scheitel    stets 

von  oben  gut  sichtbar.      Meist  bunt  oder  metallisch  gefärbt.     Imagines  und   Larven  leben 

räuberisch  von  anderen   Insekten,   daher  forstlich  nützlich. 
Änobiidae:    Tarsen    ohne   häutigen  Anhang.     Kopf  nach  unten  gerichtet,    mehr  oder  weniger  in 

den  Halsschild  zurückziehbar,    von    oben  gewöhnlich  nicht   oder    nur    sehr  wenig  sichtbar. 

Meist  dunkelbraun  oder  schwärzlich  gefärbt.      Leben  in   lebenden  und  toten  Pflanzen  und 

können  besonders  im   Holz  recht  schädlich  werden. 

Familie  Cleridae. 

Die  uns  interessierenden  Gattungen  lassen  sich  folgendermaßen  unterscheiden: 

1.  Halsschild    an    den    Seiten    verrundet,    ohne    Randkante    und    ohne    Randlinie 

(Unterfamilie   Clerinae) 2  ' 

—  Halsschild    mit    gekanteten    oder    gerandeten    Seitenrändern.      Kleinere    Arten, 

metallisch    blau,     einfarbig     oder     mit     rotem     Halsschild,       (Unterfamilie 
Corynetinae).    Für  uns  kommt  nur  eine  Gattung  in  Betracht  (Abb.  88).      Corynetes  Hbst. 

2.  Hintertarsen    deutlich    5  gliederig,    das   i.  Glied   groß,    das    4.    wohl   ausgebildet. 

Halsschildbasis    fein    gerandet,     vor    derselben    ohne    strichförmig    vertiefte 

Querfurche Tillus  Oliv. 

—  Hintertarsen  scheinbar  4-  oder  3  gliederig,    indem    das   i.  Glied  sehr  klein    und 

vom  2.  bedeckt  ist.     Halsschild  an  der  Basis  mit  einer  tiefen,   am  Grunde 
strichförmig  geglätteten  Quet furche 3 

3.  Körper   sehr  lang   und   schmal,    Flügeldecken    nach  hinten   deutlich  verbreitert, 

braun  oder  schwarzbraun,  selten  einfarbig,  meist  mit  einigen  blassen  Binden 

(Abb.  87) Opilo  Ltr. 

—  Körper    weniger   gestreckt,    Flügeldecken    nicht    oder   nur    wenig    nach    hinten 

verbreitert,    schwarz    oder   metallisch,    meist   mit   roten   und   oft   auch    noch 
mit  weißen  Binden 4 

4.  Fühler  allmählich  verdickt,    Flügeldecken  schwarz   mit  roten  und  weißen  Quer- 

binden.     Borkenkäferfresser Clerus  Geofir. 

—  Fühler  mit  deutlicher  Keule,  Flügeldecken  metallisch  blau  oder  grün   mit  roten 

Querbinden Trichodes  Hbst. 

Lebensweise  und  forstliche  Bedeutung  der  einzelnen  Arten. 

Die  Cleriden  können  wir  insgesamt  zu  den  Freunden  des  Forst- 
mannes zählen,  da  sie  großenteils  sowohl  als  Larven  als  auch  Imagines  von  holz- 
zerstörenden Insekten,  wie  Borkenkäfern,  Rüsselkäfern,  Anobien,  Sirexlarven  usw. 
sich  nähren. 

Gattung  Clerus  Geoffr. 

Die  bekannteste  und  verbreitetste  Art  ist : 
fj^&.'-i  Clerus  (Thanasimus)  formicarius  L.  (Ameisenkäfer). 

An  seiner  Zeichnung  (Abb.  85  A)  ohne  weiteres  kenntlich:  Die  ganze  Unterseite  und  der 
Halsschild  mit  Ausnahme  des  vorderen  schwarzen  Randes  rot.  Kopf,  Beine  und  Flügeldecken 
schwarz,  letztere  mit  roter  Basis  und  außerdem  mit  einer  weißlichen,  stark  gebuchteten  Quer- 
binde vor  und  einer  ebensolchen,  aber  mehr  gerade  verlaufenden  Querbinde  weit  hinter  der 
Mitte.     Länge  7- — 10  mm. 

Escherich,   Forstinsekten.     U.   Bd.  12 


178 


Coleoptera.   —   4.  Familienreihe:   Diversicornia. 


Die  Larve  rosarot  mit  horizontal  vorgestrecktem  Kopf  und  stark  chitinisierter  Voriier- 
brust;  auf  den  beiden  übrigen  Brustringen  je  zwei  Chitinschilder,  und  auf  dem  Endsegment  ein 
einfaches  Hornschild  mit  2   aufwärts  stehenden  Höckern   (Abb.  85  B).   — 

Obwohl  der  Käfer  allgemein  bekannt  und  überall  in  den  Wäldern  an- 
zutreffen ist,  obwohl  seine  Bedeutung  als  Borkenkäferfeind  ihm  hohes  praktisches 
Interesse  verleiht,  ist  doch  seine  Lebensweise  bis  jetzt  noch  wenig  aufgeklärt. 
Wohl  finden  sich  allenthalben  verstreute  Bemerkungen  über  ihn;  doch  nur  wenige 
Forscher  haben  sich  eingehender  mit  ihm  beschäftigt,  wie  Fleischer  (1877),  ferner 
der  Amerikaner  Hopkins  (der  den  Clerus  zum  Zwecke  der  biologischen  Bekämpfung 
in  Amerika  einbürgern  wollte)  und  neuerdings  Fr.  Eckstein  (1921),  der  unsere 
Kenntnisse,  besonders  bezüglich  der  Fortpflanzungsverhältnisse,  in  mehreren  Punkten 
erweiterte. 

Den  Käfer  findet  man  vom  Frühjahr  bis  zum  Herbst  auf  Stämmen,  ge- 
fällten wie  stehenden,   lebhaft   umherlaufend  oder  in  Ruhestellung  verweilend,  an 


Abb.  85.    Clerus  formicarius  L.    A  Imago,  B  Larve 
(4V2X)-  —  Original. 


Abb.  86.     Clerus  formicarius  L. 

beim  Verzehren  eines  Borkenkäfers. 

Nach  Hopkins. 


der  Rinde  angepreßt.  In  letzterer  Stellung  ist  er  trotz  seiner  auffallenden  Färbung 
nicht  leicht  zu  sehen,  da  die  Lichtreflexe  auf  der  Rinde  ähnliche  Farbentöne 
hervorrufen  wie  sie  dem  Käfer  eigen  sind.  Bei  Annäherung  verschwindet  er 
blitzschnell,  meist  schief  über  den  Stamm  laufend,  um  sich  dann  rasch  zu  Boden 
fallen  zu  lassen. 

Er  sucht  auf  den  Stämmen  seine  Beute,  die  hauptsächlich  in  Borken- 
käfern aller  Art  besteht.  Fliegt  ein  Borkenkäfer  an,  so  stürzt  er  sich  außer- 
ordentlich schnell  auf  ihn,  packt  ihn  mit  den  Mandibeln,  hebt  ihn  hoch  und  faßt 
ihn  dann  mit  den  Vorder-  und  Mittelbeinen,  um  so  den  glatten  walzenförmigen 
Körper  des  Borkenkäfers  ganz  in  seine  Gewalt  zu  bekommen  (Abb.  86).  Dabei  leisten 
ihm  die  breiten  Sohlen  ausgezeichnete  Dienste,  so  daß  es  nur  selten  vorkommt,  daß 


Gattung  Clerus  Geoffr.  lyg 

die  einmal  ergriffene  Beute  wieder  entwischt.  Mit  wenigen  Schnitten  wird  nun 
der  Thorax  des  Borkenkäfers  fast  ganz  vom  Abdomen  getrennt,  so  daß  er  nach 
rückwärts  umklappt.  Dann  wird  der  Inhalt  des  Käfers,  soweit  erreichbar,  aus- 
gefressen, so  daß  schließlich  nur  die  Flügel  und  kümmerliche  Reste  übrig  bleiben. 
Eingezwingerte  Käfer  verzehrten  (bei  Eckstein)  täglich  ca.  2  Borkenkäfer,  doch 
wird  er  wohl  im  Freien  eine  größere  Zahl  vertilgen.  ^) 

Die  Begattung,  die  mehrere  Stunden  dauern  kann,  findet  in  der  Weise 
statt,  daß  das  Männchen  das  Weibchen  von  hinten  und  obenher  umklammert.  Die 
Eiablage  erfolgt  kurze  Zeit  nach  der  Begattung.  Das  Weibchen  schiebt  die 
kleinen  1.8  mm  langen  und  0,5  mm  breiten,  kümmeiförmig  gekrümmten  Eier  in 
Gelegen  bis  zu  4  Stück  unter  die  Rindenschuppen.  Im  ganzen  scheinen  nicht 
mehr  als  20 — 30  Eier  abgelegt  zu  werden.  Die  Eiablage  zieht  sich  über  mehrere 
Wochen  hin. 

Nach  etwa  7  Tagen  schlüpft  aus  dem  Ei  die  kleine  Larve  aus,  die  sich 
von  der  erwachsenen  durch  eine  auffallend  starke  Beborstung  unterscheidet.  Be- 
sonders finden  sich  um  das  gegabelte  chitinige  Hinterende  lange  starke  Borsten. 
Die  jungen  eben  ausgeschlüpften  Larven  suchen  sich  stets  von  helleren  nach 
dunkleren  Stellen  zu  bewegen,  so  gelangen  sie  draußen  auch  bald  durch  die 
Spalten  und  Ritzen  der  Rinde  an  die  Stellen,  an  denen  sie  am  häufigsten  ge- 
funden werden,  in  die  Borkenkäfergänge.  Zunächst  nähren  sich  die  kleinen 
Larven  von  allerhand  Detritus,  Wurmmehlkrümel  usw.;  sie  greifen  lebende  ge- 
sunde Borkenkäferlarven  noch  nicht  an,    dagegen  fressen  sie  schon  an  verletzten. 

Bei  den  folgenden  Stadien  der  Clerus-Larve  wird  die  Beborstung  allmählich 
reduziert,  der  Chitinhacken  am  Hinterende,  der  hauptsächlich  lokomotorische 
Funktion  hat  und  vor  allem  zur  Rückwärtsbewegung  verwendet  wird,  immer  mehr 
ausgebildet.  Vom  2.  Stadium  an  sieht  man  die  Clerus -Larven  bereits  oft  an 
toten  bräunlich  verfärbten  Borkenkäferlarven  fressen.  Erst  die  folgenden  Stadien 
wagen  sich  auch  an  die  lebenden.  Dann  werden  aber  auch  andere  Larven 
(Nitiduliden  usw.)  angepackt.  Selbst  kleine  Exemplare  der  eigenen  Art  sind  ihren 
Nachstellungen  ausgesetzt.  Andererseits  konnte  Eckstein  beobachten,  daß  um- 
gekehrt auch  Clerus -Larven  von  Nitiduliden  -  Larven  angefallen  und  aufgefressen 
wurden.  Die  Zahl  der  von  den  älteren  Cleius- Larven  verzehrten  Borkenkäfer- 
larven  ist  ziemlich  groß.  Übrigens  ist  auch  die  ältere  Larve  nicht  unbedingt  auf 
Fleischkost  angewiesen,  sondern  kann  sogar  wochenlang  von  Bohrmehl  usw.  sich 
nähren. 

Das  Wachstum  der  Larve  ist  ein  verhältnismäßig  recht  langsames ;  sie  ver- 
puppt sich  im  allgemeinen  im  Herbst,  indem  sie  nach  den  Angaben  von  Perris 
den  Hohlraum,  in  dem  sie  sich  befindet,  mit  einer  schleimigen  Masse  auskleidet 
und  so  sich  eine  Art  Puppenwiege  herstellt. 

Der  zeitlich  ausgedehnten  Eiablage  entsprechend  finden  sich  überwinternde 
erwachsene  Larven,  Puppen  und  Imagines.  —  Wir  dürfen  wohl  eine  einjährige 
Entwicklungszeit    annehmen.      Die    Eier    werden    zur    Zeit    des    Schwärmens    der 


1)  A.  Krausse  (1922)  sah  einen  Clerus  innerhalb  2  Minuten  2  Waldgärtner  zerfleischen. 


jgo  Coleoptera.   —   4.  Familienreihe:  Diversicomia. 

Borkenkäfer  abgelegt,  also  von  März  bis  Mai,  die  Verpuppung  findet  im  September 
bis  Oktober  statt,  aus  der  Puppe  geht  im  nächsten  Frühjahr  der  Käfer  hervor. 
Witterungsein flüsse  und  Nahrungsverhältnisse  werden  zweifellos  die  Daten  be- 
deutend verlängern  oder  verkürzen  können. 

Die  forstliche  Bedeutung  ist  zweifellos  nicht  gering  anzuschlagen. 
Die  Imagines  vertilgen  fortwährend  eine  große  Menge  an-  und  ausfliegender 
fortpflanzungsbereiter  Borkenkäfer,  während  die  Larven  Verwüstungen  unter  deren 
Brut  anrichten.  Daß  dieselben  großen  Umfang  annehmen  können,  kann  man 
bei  jeder  größeren  Borkenkäferkalamität  beobachten.  Kleine  fand  in  einem 
Rindenstück  von  30x40  cm  nicht  weniger  als  43  Cierus  -  Larven,  die  die  dort 
befindliche  Borkenkäferbrut  fast  völlig  vernichtet  hatten,  und  viele  andere  Autoren 
berichten  ähnliches.  Doch  ist  das  Erscheinen  des  Cierus  sehr  unregelmäßig, 
indem  an  manchen  Orten  sehr  wenig,  an  anderen  wieder  sehr  viele  sich  ein- 
stellen; ja  an  einem  und  demselben  Ort  kann  man  stammweise  große  Unter- 
schiede feststellen  (in  manchen  Stämmen  völliges  Fehlen,  in  anderen  dicht  daneben 
Vorkommen  in  großen  Mengen).  Jedenfalls  darf  der  Praktiker  vom  Cierus  allein 
sich  nicht  etwa  die  Beendigung  der  Kalamität  erhoffen  und  im  Hinblick  auf 
solche  Erwartungen  die  Hände  in  den  Schoß  legen,  i) 

Außer  dem  hier  besprochenen  Cierus  formicarius  L.  kommt  in  Europa  noch  eine  etwas 
kleinere  Art  (von  6—8  mm)  vor:  Cierus  (Thanasimus)  rufipes  Brahm.  Dieser  läßt  sich  am 
leichtesten  daran  erkennen,  daß  auf  der  Unterseite  Mittel-  und  Hinterbrust  schwarz  und  die 
Beme  mehr  oder  weniger  hell  getärbt  sind. 

In  der  Lebensweise  dürfte  rufipes  mit  formicarius  übereinstimmen,  mit  dem  er  auch 
zusammen  gefunden   wird.   — 

Die  dritte  europäische  Art,  Cierus  mutillarius  F.,  die  wesentlich  größer  (11  — 15  mm) 
imd  durch  den  schwarzen  Halsschild  ohne  weiteres  zu  erkennen  ist,  kommt  bei  uns  gewöhnlich 
nur  selten  vor. 

Gattung  Opilo  Latr. 

Schmälere,     nach     hinten    etwas    verbreiterte    Tiere    von    meist    brauner    Färbung.      Die 
häufigsten  Arten  sind : 
,Y,3  0.  domesticus  L.  (Abb.  87).   Braun,  ein  großer  Schulterfleck,  eine  Apikalmakel  und  eine  breite 
Querbinde  in  der  Mitte  heller  bräunlichgelb.     Punktreihen  auf  den  Flügeldecken   bis    zur 
Apikalmakel  reichend.     7  — 12  mm. 
,,  O.  niolhs   L.      Braunschwarz,    eine    lange    schräge   Schultermakel,    ein   Apikaifleck    und    eine 
Querbinde    in   der  Mitte  blaß   braungelb.     Punktreihen   auf   den  Flügeldecken    hinter  der 
Mitte  erlöschend.     9—13   mm. 

Die  Larve  von  Ojt>«7o  ist  der  von  Cierus  ähnlich  (Abb.  87  B  u.  C),  läßt  sich  aber  an 
der  anders  geformten  Endgabel  des  Hinterleibs  (Abb.  85  B  u.  87  B)  leicht  unterscheiden. 

Opilo  domesticus  L.  (Abb.  87)  lebt  nach  Kemner  (1915)  hauptsächlich  von 
Anobien  (Anobium  sitiatum)^  wobei  er  sehr  raubgierig  ist  und  mitunter  5  Käfer 
binnen  einer  halben  Stunde  verschlingt.  Opilo  mollis  L.  lebt  als  Larve  unter  der 
Rinde    von    allen    möglichen   abgestorbenen    Laub-  und  Nadelhölzern    vom    Fraß 


^)  Es  ist  dabei  zu  berücksichtigen,  daß  die  Borkenkäfer  sekundäre  Schädlinge  sind, 
deren  Vermehrungsgrad  in  erster  Linie  von  der  Menge  des  vorhandenen  Brutmaterials  bestimmt 
•wird.  Würde  es  möglich  sein,  sämtliche  Cierus  aus  dem  Walde  zu  entfernen,  so  würde  es 
trotzdem  nicht  zu  einer  Übervermehrung  der  Borkenkäfer  kommen,  wenn  der  Wirtschafter  nur 
dafür  sorgt,  daß  alles  kränkliche  Baummaterial  entfernt  wird.  Das  Unternehmen  von  Hopkins, 
durch  Einführung  unseres  Cierus  in  Amerika  die  dortigen  fürchterlichen  Borkenkäferkalamitäten  zu 
bekämpfen,  ist  ohne  Erfolg  geblieben. 


Gattung  Tillus.  —  Gattung  Corynetes.  jgj 

der  dort  hausenden  Larven  der  verschiedenen  Borken-,  Rüsselkäfer  usw.  Nach 
Ratzeburg  (F.  36)  wurden  auch  ausgebildete  Käfer  mehrfach  unter  Rinde  ge- 
funden und  zwar  in  den  Puppenwiegen  von  Pissodes  harzyniae  Hrbst.  und  notatus  F. 
Da  die  Pissodes  -  Puppen  aufgefressen  waren,  so  liegt  die  Vermutung  nahe, 
daß  die  Opilo  die  Vertilger  derselben  waren. 


Abb. 


Opilo  domesticus  L.     A  Imago,  B  Larve,  C  Larve  mit  Bohrmehl  bedeckt. 
Nach  Kemner. 


Gattung  Tillus  Oliv. 

Von  ähnlicher  Gestalt  wie  die   Opilo-Atien^    doch   schon   an    der  schwarzen  Färbung  der 
Flügeldecken  leicht  zu  erkennen.     Die  einzige  hier  zu  nennende  Art  ist 
T.  elongatus  L.     Schwarz,  Halsschild  beim   9  r^Jt-     6 — 9  mm  lang. 

Die  weißliche  Larve  hat  den  i.  Brustring  rot,  der  2.  trägt  vorne  eine  hufeisenförmige 
braune  Zeichnung,  der  3.  vorne  zwei  elliptische  braune  Flecken  und  seitlich  eine  braune  Binde, 
die  Hinterleibssegmente  sind  braun  gefleckt. 

Sie  nährt  sich  hauptsächlich 
von  den  Larven  von  Anobium,  Pogono- 
chaerus  (Bockkäfer),  Anthaxia  (Pracht- 
käfer) usw.  Kemner  (1915)  er-  «  -  /^ 
wähnt  T.  elongatus  als  besonderen 
Feind  von  Ptilinus  pectinicornis  L.                  "^I^   "'"^"lät^T^  J.                     l^'r^tt^l 

Gattung  Corynetes   Hrbst. 

Kleine  Arten  von  ^'/j— 6  mm  Länge 
y,-9A,v(Abb.  88),  einfarbig  blau  (Corynetes  coeru- 
'■'"'   leus  Deg.)  oder  mit  rotem  Halsschild,  roter 

Flügeldeckenbasis    und    roten    Beinen    (C. 

[Necrobia]  rußcollis  F.). 

Die  beiden  Arten  leben  sowohl 
als  Larve  wie  auch  als  Käfer  von 
allen  mögUchen  Insektenlarven, 
Fliegen-,      Pelz-,     Speckkäfer-     und  A  B 

Anobien- Larven,    Kleidermotten-  ^bb.   88.     Corynetes  coeruleus  Deg.     A  Imago, 

raupen  usw.;    außerdem   findet    man  B  Larve.  (7  x)  —  Original. 


Coleoptera. 


Familienreihe:   Diversicorni;i 


sie  auch  in  zoologischen  Sammlungen  an  trockenen  Tierhäuten,  alten  Knochen 
(besonders  in  Leimfabriken),  an  Rauchfleisch^  Speck  usw.  Kemner  (1915)  fand 
die  Larven  von  C.  coeruleus  in  den  Gängen  von  Anobium  striatum,  von  dessen 
Larven  sie  sich  nähren.  Ratzeburg  (F.  37)  berichtet  von  der  gleichen  Art:  „Im 
Frühjahr  beobachtete  Suffrian,  wie  der  Käfer  an  einigen  Pappelbäumen  sich  zu 
Tausenden  eingefunden  hatte.  Er  saß  nicht  nur  in  den  Astwinkeln,  sondern 
auch  in  den  Ritzen  der  Rinde,  und  lief,  sobald  die  Sonne  zu  scheinen  anfing, 
am  Stamme  mit  großer  Geschwindigkeit  auf  und  ab,  als  wenn  er  Nahrung 
suchte.  Bald  kamen  einige  mit  Ameisen  im  Maule  an  und  einmal  auch  einer  mit 
einem  Blattkäfer  (Chrysomela  fastuosa).  Der  Käfer  ist  daher  zu  schonen  und 
nicht  zu  verwechseln  mit  blauen  Chrysomelen  oder  Rüsselkäfern." 


Gattung  Trichodes  Hrbst, 

Die  schönen,  rot  und  blau  oder  grün  gefärbten,  ziemlich  großen  Käfer  (Abb.  89), 
von  denen  ich  als  den  häufigsten  7r,  apiarius  L.  („Bienenwolf")  nenne,  leben  wie 

alle  Cleriden  räuberisch  von  anderen  In- 
sekten. Man  findet  die  Imagines  haupt- 
sächlich auf  Blumen  (Kompositen  usw.),  wo 
sie  Jagd  auf  andere  dort  sich  einfindende 
kleine  Insekten  machen. 

Die  rosenrote  Larve  besitzt  auf  dem 
Pronotum  eine  große  Hornplatte,  auf  dem 
Meso-  und  Metanotum  jederseits  der  Mitte 
eine  kleinere  Hornplatte.  Endsegment  stark 
verhornt  und  gegabelt. 

Die  Larven  nähren  sich  haupt- 
sächlich von  den  Larven  und  Nymphen 
der  verschiedenen  Bienen  (Osmia,  Megachile^ 
Anthophora  usw ).  Außerdem  fand  man  sie 
auch  in  den  Gängen  der  äV'ijji:- Larven,  denen 
sie  nachstellen,  und  Perris  fand  sie  unter 
der  Rinde  einer  jungen  von  Borkenkäfern  besetzten  Fichte  (Escherich  1893). 
So  können  wir  also  auch  Trichodes  zu  den  forstnützlichen  Insekten  rechnen.  — 
Andererseits  kann  die  Larve  auch  schädlich  werden,  indem  sie  oft  in  Bienen- 
stöcke eindringt  (daher  der  Name  „Bienenwolf").  Doch  kommen  sie  gewöhnlich 
nur  in  unsauberen  Beuten  vor,  wo  sie  sich  auf  den  Bodenbrettern  aufhalten 
und   sich  von    abfallenden  Bienen,    Larven   und  Puppen  nähren  (Zander   191 1). 


Abb.  89.     Trichodes  apiarius  L.    („Bienen 
wolf").     Imago.  —  Original. 


Familie  Anobiidae. 

Die  Anobien  sind  im  Gegensatz  zu  den  Cleriden  meist  unscheinbare,  kleine,  dunkel 
gefärbte  Tiere,  die  in  ihrem  Habitus  vielfach  an  Borkenkäfer  erinnern,  von  denen  sie  aber  an 
der  abweichenden  Fühlerbiidung  ohne  weiteres  zu  unterscheiden  sind  (die  Borkenkäfer  haben 
gekniete  und  gekeulte  Fühler).  —  Die  Larven  (Abb.  90)  sind  weißlich,  weichhäutig,  mit  Quer- 
wülsten auf  dem  Rücken  der  Segmente,  fein  behaart,  bauchwärts  gekrümmt,  mit  gut  chitini- 
siertem  Kopf,  der  bedeutend  schmäler  ist  als  die  stark  aufgetriebenen  Brustsegmente,  und  mit 
gut  entwickelten  Beinen,  durch  deren  Vorhandensein  sie  sich  leicht  von  den  sonst  habituell 
recht  ähnlichen  Borkenkäferlarven  unterscheiden  lassen. 

In  der  Lebensweise  stimmen  die  meisten  Anobien  darin  überein,  daß 
sie  im  Pflanzengewebe,  lebenden  oder  toten,  sich  entwickeln,  in  der  Borke 
oder    im    Markkanal,    in    Zapfen,    in   verarbeitetem  Holze  usw.      Auch    die   Ver- 


Anobiidae.   —  Systematische  Übersicht. 


183 


puppung  findet  hier  statt.  Die  Imagines  fressen  sich  durch  ein  rundes  Ausflug- 
loch nach  außen  durch,  wo  sie  die  Kopula  vollziehen  (einige  Arten  scheinen  auch 
im  Holze  an  der  Stätte  der  Geburt  sich  zu  begatten).  —  Manche  Arten  haben 
die  Gewohnheit,  durch  Aufschlagen  mit  dem  Kopf  auf  Holz  oder  ähnliche  feste 
Unterlagen  klopfende  Töne  zu  erzeugen,  die  an  das  Ticken  einer  Uhr  er- 
innern und  die  den  Tieren  den  volks- 
tümlichen Namen  „Totenuhr"  ein- 
gebracht haben.  Eine  weitere  Eigen- 
tümlichkeit vieler  Anobien  besteht  darin, 
daß  sie  bei  Beunruhigungen  die  Beine 
anziehen  und  sich  mit  größter  Hart- 
näckigkeit tot  stellen  („Trotzkopf"). 
Die  Generation  scheint  i — 2  jährig 
zu  sein. 

In      waldhygienischer      Be- 
ziehung  kommt   den    Anobien    keine 

allzugroße  Bedeutung  zu,  da  ihre  physiologischen  Schädigunge  n  meist 
in  engen  Grenzen  bleiben.  Um  so  schlimmer  aber  können  sie  technisch 
schädigen,  indem  sie  in  verarbeiteten  Hölzern  große  Zerstörungen  bis  zur 
völligen  Vernichtung  anrichten  können,  besonders  da  viele  Generationen  sich  in 
ein  und  demselben  Objekt  abspielen  können. 

Als    natürliche    Feinde    kommen    eine    ganze    Reihe    von    Parasiten    und 
Raubinsekten  in  Betracht,  die  unten  (S,  192)  noch  im  einzelnen  angeführt  werden. 


Abb.  90.     Anobien -Larve   (Holzwurm). 
Nach  Kemner. 


Systematische  Übersicht. 
Die  Gattungen. 

Forstlich  kommen  hauptsächlich  folgende  Gattungen  in  Betracht: 

1.  Tarsen   4  gliederig    oder   undeutUch    5gliedeng,    im   letzteren   Fall   das   i.  Glied 

rudimentär  und  schwer  sichtbar.  Hinterhüften  stark  genähert,  ohne  Schenkel- 
decken. Kopf  kapuzenartig  vom  Halsschild  überdeckt,  letzterer  vorne  ge- 
kerbt oder  gezähnelt.  Flügeldecken  oft  mit  gezähntem  Absturz  (ähnlich 
wie  bei  den  Borkenkäfern)  {Äpatinae) Apate  F.i)'(s.  1.) 

—  Tarsen   5  gliederig,    Hinterhüften  mit  schmalen,    aber  deutlichen  Scheokeldecken      2 

2.  Fühler  fadenförmig  oder  schwach  gesägt,  mit  3  mehr  oder  weniger  verlängerten 

Endgliedern.     Halsschild   oft   mit  Höckern   auf   der  Scheibe.     (Anobimae). 

Anobium  F.  (s.  1.) 

—  Fühler  beim   ^   stark  gesägt,  beim   J  vom   3.  Glied  an  mit  langen  astförmigen 

Fortsätzen  besetzt  (Abb.  91  E).      Halsschild    stets    ohne  Höcker.     Oberseite 

staubartig  fein  behaart.     [Xyletmae) Ptilinus  GeofFr. 


Die  Arten. 

Gattung  Apate  F.  (s.  l.) 

Wir  nennen  hier  nur  zwei  Arten : 
I.  Abfall   der   Flügeldecken   einfach   gewölbt,    ohne   vertiefte    Furche.      Halsschild 
bis  zur  Basis  körnig  gehöckert.    Körper  gestreckt  zylindrisch.    Kopf,  Brust 


')   Entspricht   etwa   der  Familie  Bostri/chidae   (von    Bostrychus   Geoffr.,    nee  Fabr.)    bei 


jg^  Coleoptera.   —  4.  Familienreihe:  Di 


•ersicornia. 


und  Beine  schwarz,  Bauch  und  Flügeldecken  scharlachrot  (selten  auch  die 
Flügeldecken  schwarz).     Oberseite  kahl.     8-^14  mm capuxina  L. 

—  Flügeldeckenabsturz    gehöckert.      Körper  kurz   zylindrisch,    Oberseite    behaart. 

Schwarzbraun,  Flügeldecken  heller  kastanienbraun.  Fühler  rostrot   6 — 7^/2mm. 

perforans  Schrank.  (=  bispinosa  Oliv.) 

Gattung  Anobium  F.  (s.  I.). 

1.  Flügeldecken    mit     scharf    eingestochenen    und    gut    begrenzten    Punktstreifen. 

Fühler  kurz,  die  Basis  des  Halsschildes  nur  wenig  überragend.  (Unter- 
gattung Anobium  s.  str.) 2 

—  Flügeldecken    ohne  deutliche  Punktstreifen.     Fühler   länger,    oft   die  Mitte   des 

Körpers  weit  überragend 4 

Untergattung  Anobiuni  F.  s.  str. 

2.  Der  Höcker  des  Halsschildes  vorn  eingedrückt,    oder   durch    ein  Grübchen   ge- 

teilt (Abb.  91 A) -. 3 

—  Der   Halsschild- Höcker   einfach,    in    der   Mitte    nicht   eingedrückt.      Basis    des 

Halsschildes   fein   gerandet.     Oberseite    fein    und   dicht   deutlich   seidenartig 

behaart.     Augen  sehr  groß.     Kleine  Art.     3—4  mm  (Abb.  91 B)      .     .     striatum  Oliv, 

3.  Halsschild  an  der  Basis  am  breitesten,    in  den  Hinterwinkeln   mit  einem  gelb- 

lichen Tomentflecken.     Scheibe  vor  dem  Schildchen  mit  einem  sehr  flachen 

Kiel.     Größere  Art.     4'/2  — 5   mm  (Abb.  91  A) pertinax  "L. 

—  Halsschild  an  der  Basis  eingeengt,  schmäler  als  in  der  Mitte,  und  viel  schmäler 

als  die  Basis  der  Flügeldecken.  Braun,  fein  behaart,  Höcker  des  Hals- 
schildes durch  einen  breiten  Eindruck  geteilt,     ^^j^  mm  :     .     .     .     .    emarginatum  Dft. 

4.  Oberseite    einfach    fein    anliegend    behaart.       Rostrot    oder    rostbraun,     selten 

schwärzlich  braun.     Fühler  sehr  lang.     (Untergattung  Ernobiiis  Thoms?)    .     5 

—  Oberseite    aufrecht   behaart,    oder   wenn   anliegend,    so   die   Behaarung    fleckig 

gestellt.     Fühler  weniger  lang.     (Untergattung  Xestobium  Motsch.)  ...      11 

Untergattung  Ernobius  Thoms. 

5.  Fühlerglied  2  —  8  kurz,  9— 11   sehr  lang,  die  letzteren  drei  doppelt  so  lang  als 

2 — 8  zusammen;  Glied  9  allein  fast  so  lang  wie  2  —  8  zusammen     ...     6 

—  Fühlerglieder    2  —  8    länger,    fast   alle   mehr   oder  weniger  länger   als  breit,    die 

drei  letzten  Endglieder  kaum  länger  als  Glied  2  —  8  zusammen,  Glied  9 
höchstens  so  lang  als  Glied  7   und  8  zusammen 7 

6.  Die  drei  langen  Endglieder  der  Fühler  deutlich  breiter  als  die  vorhergehenden 

kurzen  Glieder  2-8.  Halsschild  fast  so  breit  als  die  Flügeldecken,  diese 
ungefähr  doppelt  so  lang  als  zusammen  breit.  Flügeldecken  pechbraun, 
Fühler  und  Beine  fast  stets  schwarz.  Halsschild  kurz,  vorn  verengt,  mit 
einer  kurzen  vertieften  Mittellinie.     3  —  4  mm nigrimim  Strm. 

—  Die    drei   äußerst   langen   und   schmalen  Fühlerendglieder   nicht   breiter   als  die 

vorhergehenden  Glieder  2  —  8.  Halsschild  deutlich  schmäler  als  die  Flügel- 
decken, mit  rechtwinkligen  Vorderecken.  Flügeldecken  fast  dreimal  so  lang 
als  zusammen  breit,  pechbraun.  Fühler  und  Beine  braungelb.  Halsschild 
kurz,  nach  vorne  verengt,  gewölbt  und  eben.     3  mm longicorne  Strm. 

7.  Basis   des    Halsschildes   berührt   nur   im    mittleren   Teil    die    Basis   der   Flügel- 

decken, da  die  Seilen  hmten  stark  abgeschrägt  sind.  Die  Seitenränder  und 
.ein  Teil  des  Hinterrandes  stark  aufgebogen.  Schwarzbraun;  Flügeldecken, 
vorzüglich  an  der  Spitze,  heller;  Fühler,  Taster,  Kniee  und  Tarsen  gelb- 
braun. Fühlerglieder  2—8  allmählich  an  Länge  zunehmend.  2^2  —  3  mm. 
In  Fichtenzapfen angusticolle  Ratz. 

—  Halsschild  schließt  mit  seiner  ganzen  Breite  an  die  Flügeldecken  an  ....     8 

8.  Halsschild  schmäler  als  die  Flügeldecken,  besonders  beim  cf.    Die  drei  letzten 

Fühlerglieder  von  den  vorhergehenden  in  ihrer  Länge  kaum  verschieden. 
Länglich  walzenförmig,  hellbräunlich -rot,  weich  behaart.  Fühler  des  (^  so 
lang  als  der  Körper,  beim  $  etwas  kürzer.  Halsschild  nach  vorne  wenig 
verengt,  wenig  gewölbt,  am  Grunde  mit  drei  mehr  oder  weniger  deutlichen 
Höckerchen.     2—3  mm abietinum  Gyll. 

—  Halsschild  ungefähr  so  breit  als  die  Flügeldecken 9 

9.  Halsschild  quer  viereckig,  fast  doppelt  breiter  als  lang,  mit  geraden,   parallelen 

Seiten   und  abgerundeten   rechtwinkligen    Hinterecken,   vor   dem  Schildchen 


Anobiidae.  —  Systematische  Übersicht. 


^85 


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Abb.  91.    Verschiedene  Anobien,    A  Anobium  pertinax  L.,  ß  Anobium  striatum  Ol.,   C  Anob.  (Emobius) 
moile  L.,  D  Anob.  (Xestobium)  rufovillosum  Dg.,  E  Ptilinus  pectinicornis  L.  —   Nach  Kemner. 


j85  Coleoptera.   —   4.  Familienreihe:  Diversicornia. 

mit  einer  kurzen,  glänzenden,  etwas  erhabenen  Linie.  Oberseite  rotbraun, 
wenig  glänzend,  ziemlich  kurz  gelblich  behaart.  Unterseite  schwärzlich,  von 
den  Fühlern  meist  nur  die  letzten  Glieder  dunkler.  3  —  4  mm.  In 
Fichtenzapfen abietis  F. 

—  Halsschild  mit  gerundeten  Seiten  und  stark  verrundeten  Hinterecken       ...      10 

10.  Körper    lang    zylindrisch,    rotgelb,    sehr    fein    grau    behaart.       Schildchen   mit 

einem  deutlich  von  der  übrigen  Behaarung  verschiedenen,  weißlichen  Filze 
bedeckt.  Halsschild  flach  gewölbt,  viel  breiter  als  lang,  ohne  Erhaben- 
heiten. Der  Vorder-  und  Hinterrand  gebogen,  die  Seitenränder  kurz  ab- 
gerundet. Basis  des  Halsschildes  kaum  schmäler  als  die  Flügeldecken. 
3i/^_6'/2  mm  (Abb.  91C) molle  1,. 

—  Körper  kürzer  und  dicker  und  kleiner.    Schildchen  nicht  heller  behaart.    Hals- 

schild  doppelt   so   breit   als   lang,    der   kurze  Seitenrand    wenig   aufgebogen. 

Oberseite  wenig  glänzend,  rotbraun.    Fühler  und  Beine  heller.    2—3,2  mm       pini  Strm. 

Untergattung  Xestobium  Motsch. 

1 1 .  Körper  mit  ziemlich  langer,  einfach  abstehender  Behaarung.    Oberseite  metallisch 

schwarzgrün,  glänzend.     Fühlerglieder  6 — 8  fast  quer.     4  mm      .     .     .      plumbeum  111. 

—  Oberseite  braun,    mit    kleinen    aus    graugelben  Härchen    gebildeten  Makeln    ge- 

sprengelt.    FühlergUeder  6—8  länglich.    6  —  9  mm.     (Abb.  91  D.) 

rufovillosum  Dg.  (=  tessellatum  F.) 

Gattung  Ptilinus  Geoffr. 

Die  einzige  für  uns  in  Betracht  kommende  Art  ist  Pt.  pectinicomis  L.  (Abb.  91 E). 
Schmal,  braun  bis  schwarz,  fein  grau  behaart,  etwas  seidenglänzend.     Länge.  3  —  6  mm. 

Biologisch-forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten. 

Wir  wollen  nach  dem  Vorgang  Nitsches  die  verschiedenen  Anobien  nach 
ihrem  biologisch-forstlichen  Verhalten  in  6  Gruppen  einteilen. 

1.  Die  Larven  leben  in  toter  Borke  alter  Stämme. 
(Forstlich    völlig    indifferent,   jedoch    zur   Täuschung    mit   Borkenkäferbefall    Anlaß 

gebend.) 

Hier  ist  nur  eine  Art  zu  nennen: 

Anobium  emarginaturn  Dft,  —  Die  gänzlich  unschädliche  Larve  bewohnt 
oberflächlich  die  Borke  älterer,  stärkerer  Fichten  und  frißt  hier  unregelmäßige, 
kurze,  mit  braunem  Bohrmehl  gefüllte  Gänge.  Die  Fluglöcher  erinnern  in  Form 
und  Stärke  an  die  Fluglöcher  des  Ips  typographus  und  können  daher  überflüssige 
Furcht  vor  drohender  Borkenkäfervermehrung  erwecken.  In  manchen  Gegenden 
ungemein  häufig,  so  daß  man  fast  an  jedem  stärkeren  Baum  die  Larve  oder 
ihre  Fraßgänge  finden  kann. 

2.  Die  Larve  entwickelt  sich  in  Nadelholzzapfen. 

(Physiologisch  schädlich). 

Als  Zapfenbewohner  und  -Zerstörer  sind  mehrere  nah  verwandte  Arten  aus 
der  Untergattung  Ernobius  zu  nennen,  und  zwar: 

Anobium  abietis  F.,    longicoüe  Strm.    und  angusticolle  Ratz,  in  Fichtenzapfen, 

Anobium  abietinum  Gyll.  in   Kiefernzapfen. 

Biologisch  scheinen  alle  diese  Arten  sich  ziemlich  übereinstimmend  zu  ver- 
halten; doch  sind  noch  eingehendere  Beobachtungen  erwünscht.    Am  häufigsten  ist: 

A.  abietis  F.  Die  Zapfen  werden  noch  am  Baume  mit  Eiern  belegt,  die 
Larven    dringen   in    die   Zapfen   ein,    zerstören    zunächst   die   Spindel    und   gehen 


Anobiidae.  —  Biologisch-forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten.  i^y 

dann  auf  die  Basis  der  Schuppen  über,  i)  Die  so  besetzten  Zapfen  fallen  bald 
ab  und  sind  am  Harzausfluß  kenntlich.  2)  Die  Verpuppung  erfolgt  im  Zapfen 
erst  im  nächsten  Frühjahr.  Die  Menge,  in  der  in  manchen  Fichtenrevieren  diese 
Zapfenzerstörer  auftreten  können,  ist  mitunter  „wahrhaft  großartig"  (Altum).  Im 
Gebirgsrevier  Fall  (Oberbayern)  z.  B.  konnte  ich  kaum  einen  Zapfen  vom  Boden 
auflesen,  der  nicht  im  Innern  von  Larven  wimmelte  (meist  in  Gesellschaft  von 
noch  verschiedenen  anderen  Zapfenbewohnern). 

Als  Gegenmittel  empfiehlt  sich  Sammeln  und  Verbrennen  der  am 
Boden  liegenden  Zapfen  im  Herbst  und  Winter. 

3.  Die  Larven  fressen  die  jungen  Triebe  aus. 
(Physiologisch  schädlich). 

Als  Triebzerstörer  kommen  zwei  Arten,  ebenfalls  der  Untergattung  Ernobim 
angehörig,  in    Betracht:  A.  nigrinum  Strm.  und  pini  Strm. 

A.  nigrinum  Strm.  Befällt  Kiefern  triebe  und  zwar  sowohl  von  älteren 
Bäumen,  als  auch  in  Kulturen.  Die  Larven  fressen  den  Markkanal  aus,  in  ähn- 
licher Weise  wie  die  Imagines  der  Waldgärtner,  so  daß  die  Triebe  leicht 
abbrechen  und  beim  Sturme  abgeworfen  werden.  Die  abgefallenen  Triebe  er- 
innern an  Waldgärtner- Abfälle,  lassen  sich  aber  leicht  von  ihnen  daran  unter- 
scheiden, daß  bei  Anobienbefall  in  dem  ausgefressenen  Kanal  die  Larve,  bei 
Waldgärtnerbefall  die  Imago  (niemals  die  Larve)  vorhanden  ist.  Generation 
nach  Ratzeburg  zweijährig.  A.  nigrinum  scheint  sekundär  zu  sein  und  haupt- 
sächlich geschwächte  oder  kränkelnde  Kiefern  anzunehmen,  während  der  Wald- 
gärtner-Imagofraß  völlig  primär  ist. 

Größere  Beschädigungen  durch  jiigrinum  sind  nur  selten  beobachtet 
worden.  Der  stärkste  Fraß  wird  von  Ratzeburg  (W.  IL  S.  422)  erwähnt:  es 
handelte  sich  um  eine  schlechtwüchsige,  auch  von  anderen  Insekten  stark  ange- 
griffene Kiefernkultur,  in  der  fast  die  Hälfte  der  Pflanzen  in  ihren  Gipfeltrieben 
befallen  war.  Als  Gegenmaßnahme  empfiehlt  sich  (in  Kulturen)  Aus- 
schneiden und'  Vernichten  der  befallenen  Triebe. 

A.  pini  Strm.,  die  zweite  der  oben  genannten  Aiten  wird  nur  einmal  in 
der  forstlichen  Literatur  erwähnt,  nämlich  von  H artig,  der  die  Art  zusammen 
mit  dem  Kieferntriebwickler  (1.  biioliana)  aus  jungen  Kieferntrieben   erzogen  hat. 

4.  Die  Larven  leben  in  Ästen  und  bringen  diese  zum  Absterben. 
(Physiologisch  schädlich). 

Diese  Gruppe  ist  hauptsächlich  im  südlichen  Europa  vertreten  und  zwar 
durch  verschiedene  Arten  der  Gattung  Apate,  von  denen  als  die  wichtigsten 
Apate  perforans  Schrenk  (=^  bispinosa  OXw.)  und  sexdentata  Oliv,  zu  nennen  sind. 

1)  Holste  (1922)  ist  der  Ansicht,  daß  A.  abietis  auch  ein  eifriger  Zerstörer  des 
Samens  selbst  ist,  und  daß  dies  namentlich  den  ganz  jungen  Larven  auf  die  Rechnung  zu 
setzen  ist.  Er  fand  in  den  Anobien-Zapfen  immer  eine  erhebliche  Anzahl  ausgefressener  Samen, 
deren  Beschädigung  auf  keinen  anderen  Schädling  zurückzuführen  war.  Die  Samen  scheinen 
besonders  an  der  Flughautseite  durchbohrt  zu  werden.  Doch  sind  die  Beschädigungen  so  un- 
regelmäßig, daß  sich  dabei  kaum  eine  Regel  feststellen  läßt.  Die  Larve  bohrt  sich  in  den  meisten 
Fällen  quer  durch  den  Samen  hindurch;  die  meist  ovalen  Löcher  sind  gewöhnlich  mit  Bohrmehl 
oder  Harz  verstopft. 

^)  Nach  Holste  (1922)  trifft  dieses  Merkmal  und  auch  die  oft  angegebene  stärkere 
Krümmung  durchaus  nicht  immer  zu.  Holste  fand  zahlreiche  Ano bien - Za.p{en,  die  äußerüch 
vollkommen  normal  und  gesund  aussahen. 


jgg  Coleoptera    —   4.   Familienreihe:   Diversicornia. 

Apate  perforans  Schrnk.  tritt  in  Südtirol  und  Italien  besonders  schädlich  in 
den  Reben  auf  und  führt  daher  den  Namen  „Rebendreher".  Außerdem  kommt 
sie  aber  auch  in  Forstpflanzen  vor;  so  wurde  sie  im  Jahre  1855  in  den  öster- 
reichischen Küstenlanden  dadurch  forstlich  schädlich,  daß  sie  sich  in  die  Gipfel- 
äste 15 — 30jähriger  Eichen  einbohrte,  wodurch  die  betreffenden  Äste  zum  Ab- 
sterben gebracht  wurden.  Die  Larve  scheint  ähnlich  wie  der  Buprestide  Coraebus 
bifasciatus  Oliv,  den  befallenen  Ast  zum  Schluß  tief  zu  ringeln,  wodurch  das  Ab- 
sterben beschleunigt  wird. 

Apate  sexdentata  Oliv,  lebt  ebenfalls  in  Südeuropa,  ähnlich  wie  die  vorige 
Art,  in  verschiedenen  Pflanzen,  in  Reben,  Feigenbäumen,  Steineichen  usw.  Sie 
befällt  Äste  von  wenigstens  i — 2  cm  im  Durchmesser,  und  zwar  vornehmlich 
solche,  die  schon  von  anderen  Insekten  befallen  sind.  Nach  Barbey  (S.  337) 
findet  man  die  genannte  Apate  am  häufigsten  in  den  von  Coraebus  bifasciatus  Oliv, 
besetzten  resp.  zum  Abfallen  gebrachten  Ästen.  Die  Unterscheidung  vom  Fraß- 
bilde des  letzteren  ist  leicht:  man  braucht  nur  auf  die  Fluglöcher  zu  achten,  die 
im  Gegensatz  zu  den  querovalen  des   Coraebus  rund  sind. 

Als  Gegenmittel  sind  bei  einer  allzustarken  Vermehrung  die  abgefallenen 
besetzten  Äste  zu  sammeln  und  zu  verbrennen. 

5.  Die  Larven  leben  in  anbrüchigen  Stellen  stehender  Bäume. 
(Physiologisch  und  technisch  schädlich). 

Diese  Gruppe  bildet  den  Übergang  zu  der  letzten  Abteilung  der  rein  tech- 
nisch schädlichen  Anobien,  und  es  handelt  sich  zum  Teil  auch  um  die  gleichen 
Arten.  Als  die  häufigsten  Vertreter  dieser  Gruppe  seien  zwei  Arten  der  Unter- 
gattung Xestobium  genannt,  nämlich: 

Anobium  (Xestobium)  rufovillosum  Dg.  und  plumbeum  111.  —  Ersteres 
kommt  meist  in  Eiche,  letzteres  in  Buche  und  Birke  vor,  und  zwar  in  an- 
brüchigen, bloßgelegten  Stellen,  Aststummeln  usw.  Oft  sind  die  betreffenden 
Stellen  so  dicht  besetzt,  daß  sie  siebartig  von  den  Fluglöchern  durchlöchert  er- 
scheinen. Solche  Zerstörungen  können  natürlich  zu  einer  technischen  Entwertung 
des  Holzes  beitragen.  Außerdem  können  an  solchen  Stellen  auch  Fäulnisprozesse 
durch  den  Fraß  gefördert  und  dadurch  die  Gesundheit  der  Bäume  beeinflußt 
werden.  Als  Vorbeugungsmittel  kann  Anteeren  der  bei  der  Ausastung  ent- 
standenen Schnittflächen  empfohlen  werden. 

6.  Die  Larven  leben  in  geschlagenem  und  bearbeitetem  Holz. 
(Nur  technisch  schädlich). 

Die  Vertreter  dieser  Gruppe  gehören  zu  den  schlimmsten  Holzzer- 
störern und  sind  unter  dem  Namen  „Holzwürmer"  allgemein  bekannt  und  ge- 
fürchtet.    Als  die  wichtigsten  Arten  sind  zu  nennen: 

Anobium  striatum   Ol | 

„         pertinax  L \    hauptsächlich   in  weichen  Hölzern. 

„  (Ernobius)   molle  L.      .      .      .    j 

Anobium   (Xestobium)  rufovillosum  Deg.    | 

Ptilinus  pectinicornis  L }     vornehmlich    in    harten   Hölzern. 

Apate  capucina  L.  .  ' | 

Eine    Charakteristik    der    Imagines    dieser   Arten    ist    oben    bereits   gegeben. 
Die  Larven  lassen  sich  nach  Kemner  folgendermaßen  unterscheiden: 
I.  Die  letzten  Hinterleibssegmente  ohne  Haken.     Larve   nur   mit  kurzen  Haaren. 

5  —  6  mm  lang A.  striatum 


Anobüdae.  —   Biologisch-forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten. 


189 


—  Die  letzten  Segmente  mit  Haken  an  den  Seiten 2 

2.  Achtes  und  neuntes  Segment  mit  Haken  an   den  Seiten 3 

—  Nur  neuntes  Segment  mit  Haken.      Larven  bis    10  mm   lang 4 

3.  Haken  klein,  Behaarung  kurz,  Chitinplatte  der  Stirne  nuidlich  ....      Ft.  pectinicornis 

—  Haken    kräftig,    Behaarung    lang,    Chitinplatte    der  Stirne    fast    doppelt    so    breit 

als  lang A.  molle 

4.  y^aken  nur  an  den  Seiten.     Chitinplatte  kurz,  6  mal  breiter  als  lang i.  pertinax 

—  Endsegment  bis  zu  den  Afterwülsten  mit  Haken  besetzt.     Chitinplatte  auf  die 

Mitte  beschränkt Ä.  rufoviUosum 


Abb.  92  A.     Bohrinehlhäufchen  von  ausschwärmenden   Käfern  (Anobium  striatum  Ol.)  aus 
einem  Buchenbrett  ausgestoßen.     Nat.  Gr.     Nach  Bolle. 


Die  hier  genannten  Arten  haben  in  ihrer  Lebensweise  viel  Ähnlichkeit. 
Die  Käfer  schwärmen  im  Frühjahr  und  Sommer.  Die  begatteten  Weibchen 
legen  ihre  Eier  gewöhnlich  dicht  beim  alten  Flugloch  ab.  Die  Larven  bohren 
sich  in  das  Holz  ein  und  graben  in  demselben  ihre  Gänge,  wobei  sie  das  Splint- 
holz bevorzugen.  Sie  vermeiden  bei  ihrem  Fraß  meist  die  Oberfläche  der 
befallenen  Gegenstände,  so  daß  der  Befall  gewöhnlich  erst  dann  bemerkt  wird, 
wenn  die  Käfer  durch  die  runden  Fluglöcher  sich  herausbohren  und  die  Bohr- 
mehlhäufchen zum  Vorschein  kommen  (Abb.  92  A).  Unter  der  erhalteneu  Ober- 
fläche kann  die  Holzmasse  durch  dicht  nebeneinander  verlaufende  Gänge  so  stark 
ausgehöhlt  werden,  daß  das  Holz  fast  vollkommen  in  Bohrmehl  verwandelt  wird 


igo 


Coleoptera.  —  4.  Familienreihe:  Diversicomia. 


und  so  jede  Festigkeit  verliert  (Abb.  92 B).  Die  Zerstörung  kann  nur  da- 
durch so  vollkommen  werden,  daß  die  Anobien  ihrem  Geburtsort  treu 
bleiben  und  von  ihren  Flügen  meist  wieder  dahin  zurückkehren. 
Gewöhnlich  ist  es  verarbeitetes  Holz  (Möbel,  Kunstgegenstände  usw.),  das  an- 
gegangen wird,  nur  eine  Art  macht  in  dieser  Beziehung  eine  Ausnahme,  nämlich 
A.  moäe,  welches  berindetes  Material  bevorzugt.  ' 

Die  Larve  braucht  zu  ihrer  Entwicklung  ungefähr  i  Jahr,  dann  frißt  sie 
sich  mehr  nach  der  Oberfläche  des  Holzes  hin,  wo  sie  ihre  Puppenwiege  fertigt. 
Die    Puppenruhe    dauert    bei    den    meisten    Arten    2 — 3    Wochen,    bei    einigen 


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Abb.   92  B.     Anobien  -  Fraß  (Anobium  striatum),    a    noch  wenig  fortgeschritten.     Nat.   Größe 
(phot.  Scheidter).     b  stark  fortgeschritten.     Verkleinert  (phot.  Kemner). 


(pertinax)    auch   länger,    bis   zu    i  Jahr  und  darüber.     Über  die  Gewohnheit  des 
„Sichtotstellens"  und  des  „Klopfens"  ist  oben   (S.    183)  schon  einiges  gesagt. 

Bezüglich    des    biologischen   Verhaltens    der   verschiedenen    Arten    sei 
nach  Kemner  (1916)  und  Moll  (1917)  folgendes  erwähnt: 

3'j-Anobium  striatum  Oliv,  [domesiicum  Geoffr.,  pertinax  F.).  —  Diese  Art 
ist  in  ganz  Mitteleuropa  verbreitet;  in  Deutschland,  Schweden,  England,  Frank- 
reich usw.  hat  man  sich  viel  mit  ihr  beschäftigen  müssen.  Sie  bevorzugt  Nadel- 
hölzer, besonders  Kiefer  und  Fichte,  geht  aber  auch  an  Laubhölzer,  wie  Eiche 
und  andere.    Der  Käfer  bleibt  die  meiste  Zeit  in  seinem  Gange,  nur  zur  eigent- 


Anobiidae.   —  Biologisch-forstliches  Verhalten   der  einzelnen  Arten.  Iqt 

liehen  Kopulationszeit  (Juni — Juli)  kommt  er  heraus,  kriecht  dann  meistens  in 
der  Nähe  der  Fraßstelle  auf  dem  Holz  herum  und  tickt  50 — 60  mal  hinter- 
einander. Das  ?  legt  seine  Eier  (ca.  20)  in  kleinen  Häufchen  in  Holzrisse 
oder  alte  Fraßgänge.  Nach  14  Tagen  kriechen  die  Larven  aus,  fressen  sich  zu- 
nächst dem  weichen  Frühjahrsholz  entlang,  so  daß  die  Gänge  in  der  Richtung 
der  Jahresringe  verlaufen,  und  gehen  später  auch  an  das  härtere  Spätholz.  Die 
Gänge,  die  anfangs  kaum  mehr  als  1/3  mm  im  Durchmesser  haben,  erreichen 
allmählich  einen  Durchmesser  bis  zu  2  mm.  Hinter  sich  verstopft  die  Larve 
den  Gang  mit  ihren  linsenförmigen  Exkrementen.  Die  3- — 4  mm  lange  Puppen- 
wiege liegt  nahe  an  der  Oberfläche  parallel  zur  Außenseite. 
'l}''t-  Anobium  pertinax  L.  {A.  striatum  Fabr.).  —  Die  unter  dem  Namen 
„Trotzkopf"  bekannte  Art  ähnelt  in  ihrem  Verhalten  und  Vorkommen  sehr  der 
vorigen.  Auch  sie  bevorzugt  die  Nadelhölzer,  geht  aber  ebenfalls  an  Laubhölzer. 
Entsprechend  ihrer  größeren  Körperform  sind  auch  die  Gänge  breiter  und  die 
Puppenwiege,  die  fast  senkrecht  zur  Außenseite  angelegt  und  mit  Bohrspänen 
ausgekleidet  wird,  wesentlich  größer  (3  mm  breit  und  10  mm  lang).  Das  Flug- 
loch ist  bis  zu  3  mm  im  Durchmesser.  Das  $  legt  6 — 8  Eier,  ein  jedes  für 
sich,  in  alte  Gänge,  so  daß  viele  Generationen  hintereinander  das  gleiche  Stück 
Holz  bewohnen.  Das  „Ticken"  besteht  aus  7  —  8  Schlägen  in  kurzen  Zwischen- 
pausen, 
1}  ^n  Anobium  (Xestobium)  rufovillosum  Deg,  {tessellatum  F,,  pulsator  Schall.). 
—  Verbreitung  wie  bei  den  beiden  vorigen.  Vorkommen  jedoch  fast  nur  in  Laub- 
hölzern, vor  allem  in  Buche  und  Eiche.  Die  Larvengänge,  welche  meist 
der  Längsrichtung  folgen,  messen  bis  zu  4  mm  im  Durchmesser.  Besonders 
charakteristisch  sind  die  Exkrementballen,  die,  fast  i  mm  im  Durchmesser, 
flach  linsenförmig  und  mii  Wurmmehl  untermischt  sind.  Die  Puppenwiege 
liegt  wie  bei  striatum  parallel  zur  Außenseite,  Die  Dauer  der  Entwicklung  wird 
von  I  bis  zu  3  Jahren  angegeben.  Das  „Ticken"  erfolgt  in  Gruppen  voa 
7 — 8  Schlägen  in  kurzen  Pausen  und  dauert  manchmal  mehrere  Minuten  lang. 
Anobium  (Ernobius)  molle  L.  —  Kommt  fast  ausschließlich  an  Nadel- 
holz vor  und  zwar  vorwiegend  an  berindetem.  Die  Eier  (10 — 20)  werden 
unter  die  Rinde  gelegt,  die  Larven  fressen  ihre  auffallend  kurzen  Gänge  meist 
in  der  Rinde  und  in  den  oberflächlichen  Holzschichten.  Die  3  —  8  mm  lange 
Puppenwiege  hegt  parallel  zur  Außenwand.  i  jährige  Generation.  Von  den 
anderen  Anobien  unterscheidet  sich  jnolle  auch  durch  das  Fehlen  des  „Tickens". 
Besonders  schädlich  in  Fraßstücksammlungen. 

J  j  5"  Ptilinus  pectinicornis  L.  —  Der  zierlichste  der  Holzwürmer  geht  vorzugs- 
weise an  Laubholz,  vor  allem  Eiche  und  Buche,  verschmäht  aber  auch 
Nadelholz  nicht.  Die  Käfer  verbringen  den  größten  Teil  ihres  Lebens  in  den 
Fraßgängen  und  verlassen  dieselben  selbst  zur  Kopulation  nicht.  Die  Eier  werden 
gleich  im  Gang  abgelegt,  so  daß  sich  der  ganze  Lebensprozeß  unter  der 
schützenden   Holzhülle  abspielt, 

Apate  capucina  L,  —  Die  von  den  eigentlichen  Anobien  durch  ihre  Größe 
und  Färbung  (Flügeldecken  rot)  auffallend  unterschiedene  Art  bevorzugt  Eichen- 
holz (Faßdauben,  Parkettfußböden  usw.),  kommt  jedoch  auch  in  anderen  Laub- 
hölzern (Kastanie,  Pappel  usw.)  vor.  Im  Süden  wurde  sie  auch  in  Maulbeerbaum, 
Weinrebe,  Myrte  usw.  gefunden.  Die  Generation  scheint  i  jährig  zu  sein.  Im 
allgemeinen  weit  seltener  als  alle  vorigen  Arten. 

Die  Zerstörungen  der  Anobien  betreffen  weniger  Bauholz  und  es  dürfte 


IQ2'  Coleoptera.   —  4.  Familienreihe :  Diversicorinia. 

geschwächt  werden,  daß  Gefahr  besteht.  Dagegen  richten  sie  in  Gegenständen 
der  Einrichtung,  wie  Möbeln,  Kunstgewerbestücken  usw.  großen 
Schaden  an,  der  besonders  in  den  letzteren  Fällen  oft  unwiederbringlichen  Verlust 
bedeutet  (siehe  Bolle  19 19).  Man  braucht  nur  in  irgend  ein  Altertums-  oder 
Kunstmuseum  zu  gehen,  um  sich  von  der  schädlichen  Tätigkeit  der  „Holz- 
würmer"' zu  überzeugen.  Auch  wertvolle  wissenschaftliche  Sammlungen  von  Fraß- 
stücken sind  schon  durch  Anobien  (A.  molk]  völlig  zerstört  worden. 

Die  Zerstörungen  würden  noch  weit  größer  sein,  wenn  den  Anobien  nicht 
ein  großes  Heer  von  natürlichen  Feinden  gegenüberstünde,  durch  welche 
die  Vermehrung   eingeschränkt  wird. 

Kemner  (1916)  nennt  folgende  Feinde  der  Holzwürmer:  a)  Raubkäfer  —  die  Cleriden 
Opilo  domesticus^  Corynetes  coeruleus  und  Tillus  elonyatus  (siehe  oben  S.  180),  die  beiden 
ersteren  als  Feinde  des  Anob.  striatum^  den  letzteren  als  Feind  von  Ptilinus  pectinicornis. 
b)  Schlupfwespen  —  Hemiteles  complefus^  Lissonota  arvicola^  Polysphinda  elegans  und 
soror  ^aus  Ptihnus  pectinicornis  gezogen),  ferner  Theocolax  formiciformis ,  Hemiteles 
modestus^  Pimpla  flavipes,  Bracon  spathiiformis^  Spathius  clavatus,  Rhogas  collaris  und 
Tkyphaeus  fuscipes  (aus  Anobium  striatum  gezogen). 

Als  Vorbeugung  gegen  ausgedehnte  Holzwurmzerstörungen  ist  vor  allem 
(besonders  in  Museen  usw.)  größte  Aufmerksamkeit  zu  empfehlen.  Es  ist  stets 
darauf  zu  achten,  ob  frische  Bohrmehlhäufchen  vorhanden  sind  und  ob  sich  auf 
den  Fensterbrettern  Anobien  befinden.  Wird  der  Befall  rechtzeitig  entdeckt,  so 
kann  man  durch  Ausrottung  der  Käfer  und  Larven  (s.  unten)  ein  weiteres  Umsich- 
greifen verhüten.  Des  weiteren  kann  auch  Bestreichen  bezw.  Imprägnierung 
des  Holzes  mit  Giften  vorbeugend  wirken.  Doch  hat  man  sich  in  dieser 
Beziehung  lange  falschen  Vorstellungen  hingegeben.  Neuere  Untersuchungen 
haben  nämlich  ergeben,  daß  die  meisten  starken  Magengifte  auf  die 
Anobien  (wie  auch  auf  andere  Holzinsekten)  ohne  Wirkung  bleiben. 
Kemner  hielt  Anobienlarven  über  zwei  Monate  lang  in  Sägespänen,  welche  mit 
5  ^/o  Sublimatlösung  getränkt  waren,  ohne  irgend  welche  Schädigung.  Ähnliche  Er- 
fahrungen machte  Kemner  auch  mit  Kupfervitriol,  Zinkvitriol  usw.  Nur  ein 
Magengift  scheint  eine  Ausnahme  zu  machen,  nämlich  Arsenik.  Wenigstens 
bleiben  die  mit  arseniksauerem  Natron  bestrichenen  Fraßstücke  von  Anobien 
lange  Zeit  verschont,^)  während  die  unbehandelten  Stücke  ihnen  bald  zum  Opfer 
fallen.  —  Sehr  gute  Erfolge  haben  ferner  eine  Reihe  von  öligen  organischen 
Verbindungen  ergeben,  vor  allem  das  Teeröl,  auch  Kreosot  genannt.  Die 
damit  bestrichenen  oder  getränkten  Hölzer  bleiben  lange  anobienfrei.  Das  Teeröl 
scheint  nicht  als  Magen-  sondern  als  Atmungsgift  zu  wirken.  „Wahrscheinlich 
dringen  die  gasförmigen  Teile  auf  dem  Atmungswege  zu  den  Nervenzentren, 
lähmen  diese  und  töten  dadurch  die  Tiere"  (Moll   1917). 

Die  Vernichtung  der  im  Holz  vorhandenen  Käfer  und  Larven  kann 
durch  Tränken  in  Flüssigkeiten,  vor  allem  in  Petroleum,  geschehen,  oder 
noch  besser  durch  Behandlung  mit  giftigen  Gasen.  Als  solche  können 
dienen:  Schwefelkohlenstoff  (der  allerdings  sehr  feuergefährlich  ist)  oder 
Tetrachlorkohlenstoff,  der  etwas  langsamer  wirkt,  dafür  aber  den  großen 
Nachteil  der  Feuergefährlichkeit  nicht  besitzt,  oder  aber  Blausäuredämpfe. 
Das  Blausäuregas  ist  sehr  flüchtig,  dringt  daher  in  alle  Ritzen  usw.  ein  und 
wirkt  ungemein  giftig  auf  alle  Lebewesen.  Der  letzte  Umstand  stellt  allerdings 
ein  Hindernis  für  eine  allgemeine  Anwendung  dar,  insofern  als  die  Behandlung 
nur    von    sachverständigen    Fachleuten    vorgenommen    werden    darf.      Ein- 


1)  Genauere  Angaben  über  die  Anwendung  siehe  Bd.  I,  S.  416. 


Literatur. 


193 


gehendere  Angaben  über  die  Bekämpfung  der  Anobien  finden  sich  bei  Kemner 
(1915),  Moll  (1916)  und   Bolle  (1916  und    1918). 

Literatur  über  die  Teredilia  (Cleriden  u.  Anobien). 

Bolle,   1916.  Über  die  Bekämpfung  des  Holzbohrwurms  {Anobium)  in  einem  alten  Kunstwerk. 
—  In:  Z.  f.  a.  Ent,  Bd.  III,  S.  2ioff. 

—  19 19,   Die  Ermittelung   der  Wirksamkeit  von   insektentötenden  Mitteln   gegen   die  Nagekäfer 

des  verarbeiteten  Werkholzes.   —   In:  Z.  f.  a.  Eni.,  Bd.  V,  S.  105  — 117. 
Escherich,   1893,    Zur  Kenntnis  der  Coleopterengattung   Trichodes  Hrbst.  —   In:  Verh.  zool.- 

bot.  Gesell.  Wien,  S.  149—201. 
Eckstein,  Fr.,   1921,   Über  die   Lebensweise   von  Thanasimus  (Clerus)  formicariits  Ltr.  — 

In:  F.  C,  Heft  2. 
Holste,  G.,   1922,    Fichtenzapfen-    und  Fichtensamenbewohner  Oberbayerns.    —   In:    Z.  f.  ang. 

Ent.  Vin,  S.   125—160. 
Kemner,    1913,    V|ra   Clerider,    deras    lefnadsstätt   och  larver.    —    In:    Ent.  Tidskr.,    Bd.   34, 

S.    191— 210. 

—  19151    I^e  ekonomist  viktiga  vedgnagande  Anobierna  (Die  holznagenden  Anobium-Arten  von 

ökonomischer  Bedeutung).    —    In:    Medd.    fr.  Centr.  f.  fordbr.  N:    109.     Entom.  Avdeln 

N:   19,  Stockholm.     (Referat  in  Z.  f.  a.  Ent..  Bd.  3,  S.  323  ) 
Kleine,    1908.   Die   europäischen  Borkenkäfer  und  ihre  Feinde  usw.    —   In:   Ent.  Bl.,  S.  205. 
Moll,   1912,  Die  Zerstörung  des  Bauholzes  durch  Tiere  und  der  Schutz  dagegen.  —   In:  N.  Z. 

f.  F.  u.  L.,  S.  487  ff. 

—  1916,  Über  die  Zerstörung  von  verarbeitetem  Holz  durch  Käfer  und  den  Schutz  dagegen.  — 

In:  N.  Z.  f.  F.  u.  L.,  S.  482. 
Prediger,   1911,  Ist  der  Buntkäfer  {Clerus  formiearius)  wirklich  ein  Vertilger  der  Larvenbrut 

von  Borkenkäfern?  —  In:  D.  P\,  S.  674. 
Zander,   1911,  Handbuch  der  Bienenkunde.  II.    Stuttgart.     (Über  Trichodes.) 


5.  Familienreihe:  Heteromera. 

Die  Heteromeren  sind  durch  die  ungleiche  Tarsenglied erzähl  (Vorder-  und  Mitteltarsen  5, 
Hintertarsen    4    Glieder)    scharf    gekennzeichnet.     Andererseits     sind    die    in    der    Familienreihe 
vereinigten    Formen  von  der    verschiedenartigsten  Gestaltung,    so  daß  ihre  Zusammengehörigkeit 
durchaus  nicht  immer  ohne  weiteres  erkennbar 
ist.    Wir  finden  unter  den  Heteromeren  große, 
robuste  und  kleine  zarte  Tiere,  schlanke,  lang- 
fühlerige,    an  Bockkäfer  erinnernde,  und  breite 
gedrungene,   an  Blattkäfer  erinnernde  Formen, 
ferner  viele  laufkäferähnliche  Arten  (Abb.  93  A), 
andere    zeigen     mit     ihren     stark     verkürzten 
Flügeldecken     einen     wurmähnlichen     Habitus 
(,, Maiwürmer")  usw.     Auch    die    Färbung    ist 
ungemein  verschieden;    bei   vielen    tiefschwarz, 
bei  anderen  lebhaft  rot  oder  gelb  oder  metaUisch 
grün,  mit  oder  ohne  Zeichnung. 

Die  Larven  zeigen  ebenfalls  ziemliche 
Verschiedenheiten.  Doch  sind  die  meisten  nach 
dem  Typus  der  jedermann  bekannten  „Mehl- 
würmer", der  Larven  des  gemeinsten  Ver- 
treters der  Heteromeren,  gebaut,  die  habituell 
sehr  an  die  „Drahtwürmer"  (Larven  der 
Elateriden)  erinnern  (Abb.  93  B).  Es  sind 
langzylindrische,  gelbbräunliche  Tiere  mit  festem 
Chitinskelett,    deutlich  abgesetztem    Kopfe  und 

drei  gesonderten  Brustringen,  welche  drei  gut  entwickelte  Beinpaare  von  mittlerer  Länge  tragen 
und  sich  kaum  gegen  die  neun  ziemlich  gleich  gebildeten  Hinterleibsringe  absetzen.  Der  letzte 
Ring,  welcher  meist  kegelförmig  abgestumpft  und  vielfach  mit  Haken  oder  Dornen  versehen  ist, 
trägt  die  nach  unten  vorspringende  Afteröffnung  und  neben  ihr  jederseits  einen  kleinen  Nach- 
schieber. Der  Kopf,  welcher  sich  durch  seine  Wölbung  von  dem  abgeplatteten  der 
Escherich,  Forstinsekten.      II.  Bd.  '3 


Abb.  93.     Tenebrio  molitor  L.  (Mehlkäfer). 
A  Imago,  B  Larve  (Mehlwurm).  —  Orig. 


JQ4  Coleopteia.  —  5.  Familienreihe :   Heteromera. 

Elateridenlarven  auszeichnet,  hat  einen  geraden  Vorderrand  mit  Epistoin  und  gut  entwickelter 
Oberlippe,  sowie  mäßig  lange,  4  gliederige  Fühler,  die  unmittelbar  über  den  Vorderkiefern  ein- 
gelenkt sind.  Mittel-  und  Hinterkiefer  sind  an  ihren  Stammteilen  nicht  verwachsen,  und  erstere 
haben  nur  eine  einfache  Kaulade.     Die  Stigmen  sind  kreisrund. 

Der  Verschiedenheit  der  Imagines  und  Larven  entspricht  auch  die  Mannig- 
faltigkeit in  der  Lebensweise:  Viele  Arten  entwickeln  sich  im  Holz,  andere 
in  Moder,  andere  in  Pilzen,  andere  nähren  sich  räuberisch  von  Borken-  und 
Bockkäferlarven,  andere  von  Wurzeln,  wieder  andere  leben  als  Larven  parasitisch 
von  der  Bienenbrut  und  fressen  als  Imagines  Blätter  usw.  usw. 

Forstlich  kommt  den  Heteromeren  verhältnismäßig  nur  eine  geringe 
Bedeutung  zu,  und  es  sind  nur  wenige  Arten,  die  durch  Blatt-  oder  Wurzel- 
fraß oder  durch  Holzzerstörung  eine  schädliche  Rolle  spielen.  Auf  der  anderen 
Seite  sind  eine  Anzahl  von  Arten  als  forstnützlich  zu  bezeichnen,  insofern 
als  sie  durch  Vernichtung  von  Borken-  und  Bockkäferlarven  deren  Vermehrung 
eindämmen.  Daneben  ist  noch  auf  die  in  den  Baumschwämmen  lebenden 
Formen  hinzuweisen,  ferner  auf  die  in  faulem  Holz  lebenden,  die  als  „täuschende 
Forstinsekten"  hier  genannt  zu  werden  verdienen. 

Wenn  also  die  forstliche  Bedeutung  der  meisten  Heteromeren  auch  nur  eine 
untergeordnete  ist,  so  müssen  wir  uns  hier  doch  etwas  mit  ihnen  beschäftigen,  da 
sie  dem  Forstmann  fortwährend,  wenn  auch  nicht  in  großer  Menge,  begegnen  und 
eventuell  zu  Täuschungen  Veranlassung  geben  können.  „So  wird  man  wenige 
alte  Buchen  finden,  an  denen  nicht  unter  der  abgestorbenen  Rinde  sich 
einige  Arten  von  ihnen  befänden;  wie  der  kleine  rüsseltragende  Rhinosimus 
(Abb.  94  C),  das  mit  viergliedriger  Fühlerkeule  versehene  rothalsige  schöne  Tetra- 
toma,  die  prächtige  große  scharlachrote  Pyrochroa  (Abb.  94  J)  usw.  So  wird  man 
ferner  häufig  die  kleinen,  langen,  glänzenden  Arten  von  Hypophloeus  (Abb.  94  G) 
in  Rinden-  und  Holzgängen  anderer  Insekten  finden  und  sich  verführen  lassen, 
sie  für  die  Ureinwohner  zu  halten.  So  wird  man  alte  Buchenstöcke  und  an- 
brüchige Weiden  oft  mit  kurzfüßigen,  einen  Afterstachel  zeigenden,  weißen, 
weichen  Larven  (Abb.  98  A),  welche  alles  in  Wurmmehl  verwandeln,  angefüllt 
finden  und  glauben,  es  sei  ein  Holzwespenfraß  im  Anzug,  und  wenn  man  sie 
erzieht,  erhält  man  —  eine  Mordella-Kxt  (Abb.  94  D)  usw."     (Ratzeburg.) 

Im  allgemeinen  ist  die  Lebensweise  der  Heteromeren  noch  wenig  erforscht, 
und  es  dürfte  eine  dankbare  Aufgabe  sein,  ihnen  mehr  Aufmerksamkeit  als  bis- 
her zu  schenken.  Es  werden  dann  vielleicht  auch  noch  manche  Arten,  die  wir 
heute  für  forstlich  indifferent  halten,  als  forstlich  beachtenswert,  sei  es  als  Schäd- 
linge oder  Nützlinge,  sich  erweisen. 

Systematische  Übersicht. 

Die  für  uns  hauptsächlich  in  Betracht  kommenden  Familien  lassen  sich 
lolgenderraaßen  kennzeichnen: 

1.  Kopf    an    den    Seiten    vor    den    Augen    mit    einer    hornigen,     lappigen     oder 

tellerförmigen  Verbreiterung,  unter  welcher  die  Fühlerbasis  vollständig 
gedeckt  erscheint.  Vorderhüften  kugelig,  zum  Teil  unten  in  die  Gelenk- 
gruben eingeschlossen.  Meist  dunkel  gefärbte,  flügellose  Tiere,  unter 
Steinen,  oder  im  faulen  Holz,  in  Schwämmen  usw.  lebend.  (Abb.  93 
u.  94  F  u.  G) : lenebrionidcbc 

—  Kopf  an  den  Seiten  ohne  auffallende  Verbreiterung,  so  daß  die  Basaleinlenkung 

der  Fühler  von  oben  frei  sichtbar  ist.  Vorderhüften  konisch,  frei  zapfen- 
förmig  vorstehend,  hängend 2 

2.  Seitenrand    des    Halsschildes    mit    scharfer,    oben    meist    linienförmig   gerandeter 

Randkante ,      -      3  ' 

—  Seitenrand  des  Halsschildes  verrundet,  oder  mit  sehr  stumpfer  ungerandeter  Kante     5 


Systematische  Übersicht. 


195 


Cr  J 

Abb.  94.  Verschiedene  Heteromeren.  A  Phyto  depressus  L.,  B  Lissoderma  4-pustulatum  Mrsh., 
C  Rhinosimus  ruficollis  L.  (Pythide),  D  Tomoxia  biguttata  Gyll.  (Mordellide),  E  Calopus 
serraticornis  L.  (Oedemeride),  F  Helops  lanipes  L.,  G  Hypophloeus  fasciatus  L.  (Tenebrioniden), 
H  Serropalpus  barbatus  Schall.  (Melandryide),  J  Pyrochroa  coccinea  L.  (Pyrochroide).  —  Original. 

13* 


ig5  Coleoptera.   —   5.   Familienreihe:   Heteromera. 

3.  Kopf  hinter  den  Augen  mit  einfachen,  allmählich  verengten  Schläfen,  in  das 
Halsschild  bis  gegen  die  Augen  versenkt,  oft  von  letzterem  kapuzenartig 
aufgenommen 4 

—  Kopf  hinter  den  Schläfen  plötzlich  stark  eingeschnürt  und  durch  einen  dünneren 

Stiel  mit  dem  Halsschild  verbunden,  resp.  an  den  Halsschild  nur  angedrückt, 
aber  nicht  von  demselben  aufgenommen.  Fühler  fadenförmig  gegen  die 
Spitze  verdickt  oder  gesägt.  Halsschild  so  breit  oder  breiter  als  die  Flügel- 
decken, nach  vorne  verengt.  Pygidium  meist  in  eine  lange  Spitze  aus- 
gezogen. Kleine  ungemein  flinke  Käferchen,  die  sich  bei  Gefahr  durch 
purzelnde  Bewegungen  zu  retten  suchen  (Abb.  94  D) Mordellidae 

4.  Klauen  an  der  Unterseite  deutlich  gezähnelt  oder  gekämmt.     Fühler   lang,  und 

schlank.     Leben  vielfach  in  alten  Baumstämmen  oder  Schwämmen     .     .     .      Alleculidae 

—  Klauen  nicht  gezähnelt  oder  gekämmt,  höchstens  mit  einem  Zahn  in  der  Mitte. 

Fühler  fadenförmig,  oder  etwas  gegen  die  Spitze  oder  in  der  Mitte  verdickt. 
Vorherrschend  im  Holz  oder  unter  Rinde,  oder  in  Baumschwämmen  (Abb. 94  H)  Melandryidae 

5.  Fühler   stark  gesägt   oder   gekämmt.      Flügeldecken    scharlachrot,    nach    hinten 

erweitert.    Größere  Arten,  leben  unter  Rinde  oder  auf  Blumen  ^Abb.  94 J)     Pyroehroidae 

—  Fühler  schnür-  oder  fadenförmig   (manchmal   mit  einzelnen  irregulär  gestalteten 

Gliedern) 6 

6.  Klauen  gespalten.     Kopf  hinten  stark  eingeschnürt   und  an  das  Halsschild  an- 

gedrückt, Scheitel  meist  hochgewölbt,  Flügeldecken  weich,  entweder  das  Ab- 
domen vollkommen  bedeckend  oder  stark  verkürzt  und  klaffend.  Larven 
parasitisch  bei  Hymenopteren ,  Imagines  auf  Blumen,  Gras  oder  Blättern 
(Abb.  95) Meloidae 

—  Klauen  einfach 7 

7.  Fühler    lang    und    dünn,    den    Hinterrand    des    Halsschildes    weit    überragend. 

Körperform   schmal   und  lang,   an  Bockkäfer  erinnernd.     Mittelgroße   bis 

große  Tiere  (Abb,  94  E) Oedemeridae 

—  Fühler  kurz,    häufig   gegen   die  Spitze  zu   etwas   verdickt,   den  Hinterrand   des 

Halsschildes  nicht  überragend.  Kopf  oft  etwas  rüsselförmig  verlängert. 
Körperform  breiter  und  flacher,  an  Laufkäfer  erinnernd.  Meist  kleinere 
Arten  (3  —  5  mm),  nur  wenige  Arten  erreichen  eine  Länge  von  10 — 16  mm. 
(Abb.  94  A— C) Pythidae 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten. 

Wir  wollen  die  hier  in  Betracht  kommenden  Heteromeren  nach  ihrem  bio- 
logisch-forstlichen Verhalten  einteilen  in:  Blattfresser,  Wurzelfresser,  Holz- 
fresser,   Pilzfresser  und  Larvenräuber. 

Blattfresser. 

Als  forstschädlicher  Blattfresser  kommt  von  allen  Heteromeren  bei  uns  nur 
eine  Art  aus  der  Familie  Meloidae  (Pflasterkäfer)  in  Betracht,  nämlich: 

'    Lytta  vesicatoria  L.     (Spanische  Fliege.) 

Der  ziemlich  große  (11  — 14  mm  lange)  Käfer  (Abb.  95  A)  ist  an  seiner  goldgrünen 
Färbung  (Fühler  und  Beine  dunkler,  Unterseite  grauweiß  behaart),  seinen  weichen  Flügeldecken 
und  seinem  weithin  wahrnehmbaren  Geruch  leicht  zu  erkennen. 

Vorkommen  und  Lebenweise.  —  Die  „spanische  Fliege"  ist  nicht  etwa, 
worauf  der  Name  hindeuten  könnte,  auf  das  südliche  Europa  beschränkt,  sondern 
kommt  in  ganz  Mitteleuropa  vor  und  geht  auch  bis  nach  Schweden,  Ruß- 
land und  Sibirien  hinauf.  In  den  Alpen  wurde  sie  in  1700  m  Höhe  gefunden 
(Keller  1899).  Ihre  Hauptfraßpflanze  ist  die  Esche;  sie  geht  aber  auch 
andere  Bäume  und  Sträucher  an,  wie  Liguster,  Geisblatt,  Flieder,  Hol- 
under, Ahorn,  Pappel,  Rose,  Ölbaum  usw.,  auch  auf  dem  Trompeten- 
baum wurde  sie  schon  angetrofi^en.  Von  den  Eschen  soll  sie  nach  Ratzeburg 
die  meisten  fremden  Arten  ebenso  gerne  wie  Fraxinus  excelsior  befallen,  während 


Blattfresser. 


'97 


nach    Barbey  Fraxinus    excelsior   besonders    bevorzugt,    F.  oxyphylla  viel  weniger 
beschädigt  und  F.  cornus  L.  ganz  verschont  wird. 

Die  Flugzeit  der  Käfer  fällt  in  die  Mitte  des  Monats  Juni;  sie  er- 
scheinen mit  Vorliebe  um  die  Mittagszeit/)  wenn  es  recht  heiß  ist,  und  zwar 
gewöhnlich  gleich  in  großer  Masse.  Auf  den  von  ihnen  befallenen  Gewächsen 
wimmelt  es  dann  von  den  grünen  Käfern,  und  im  bunten  Gewirr  sieht  man  die 
dem  Fräße  und  der  Begattung  nachgehenden  Tiere  durcheinander  laufen  und 
fliegen.  Sie  nehmen  zuerst  die  jüngeren  Blätter  an,  verschmähen  zuletzt  aber 
auch  nicht  die  älteren  härteren  und  fressen  bei  übergroßer  Menge  die  Bäume 
so  kahl,  daß  nur  Blattstiele  und  Rippen  bleiben;  selbst  diese  werden  in  der  Not 
benagt.  Sie  fangen  mit  dem  Fraß  am  Rande  des  Blattes  an  und  fressen  eine 
Stelle  nach  der  anderen  bogenförmig  heraus,  wodurch  die  Zweige  allmählich 
ein  struppiges  Ansehen  erhalten  (Abb.  96), 

Die  Begattung  wird  mit  großer  Heftigkeit  ausgeführt.  Die  i^(^  halten  die  5$>  ^^^ 
denen  sie  sitzen,  mit  den    Vorderbeinen  an  den  Fühlern  wie  am  Zügel  und  vermögen  den  Penis 


A  B  C 

Abb.  95.     Lytta  vesicatoria  L.  (Spanische  Fliege).     A  Imago,  B  erste  Larvenform  (Triungulinus), 
C  zweite  Larvenform.   —   Original. 


oft  erst  nach  mehrstündigen  vergeblichen  Versuchen,  wobei  sie  den  lang  ausgestreckten  Hinter- 
leib unzähligemale  hin-  und  herbewegen,  einzuführen.  Nachdem  dies  geschehen,  lassen  sie  sich 
vom  Rücken  des  $  los,  und  nun  hängen  die  beiden  Geschlechter  so  zusammen,  daß  sie  sich 
den  After  zukehren,  in  welcher  Stellung  sie  mehrere  Stunden,  ja  Tage  verbleiben  können,  dabei 
fressend  und  herumkriechend  usw.  Nach  der  Begattung,  gewöhnlich  schon  am  nächsten  oder 
übernächsten  Tage,  begibt  sich  das  §  zur  Erde  und  wählt,  mit  seinen  Fühlern  und  Tastern 
suchend,  eine  Stelle,  an  welcher  es  sich  eingräbt,  gewöhnlich  in  festerem  Boden,  damit  das  ge- 
grabene Loch  nicht  so  leicht  einfällt.  Beim  Graben  gebrauchen  sie  die  Vorderbeine ,  während 
sie  mit  den  Hinterbeinen  die  Erde  herausschaffen  und  mit  dem  Hinterleib,  den  sie  von  Zeit  zu 
Zeit  spiralförmig  drehen,  dem  Loche  die  gehörige  Rundung  geben.     Hat  sich  die^Erde   draußen 


^)  Anders  scheint  sich  die  Lytta  im  Süden  zu  verhalten.  „In  den  Gebirgsgegenden 
Siziliens  überfallen  die  Käfer  nach  Mar  rot  schon  von  Ende  März  an  plötzlich  nachts  zu 
Millionen  die  in  den  Weinbergen  stehenden  Ölbäume,  namentlich  in  der  Nähe  von  Waldungen, 
fressen  sie  gruppenweise  kahl  und  verstecken  sich  morgens  zwischen  den  Reben,  ohne  sie  aber 
zu  beschädigen.  An  den  Olivenbäumen  verzehren  sie  Blätter,  Blüten  und  Knospen,  aber  nur 
so  lange,  bis  die  Blütenblätter  der  verschonten  Bäume  abfallen,  dann  verschwinden  sie."  (Reh, 
Handb.  S.  491.) 


Iq8  Coleoptera.  —  5.  Familienreihe:  Heteromera. 

zu  stark  aufgetürmt,  so  kommen  sie  heraus,  um  sie  vor  dem  Loche  zu  verteilen.  Ist  das  Loch 
fertig,  so  kriechen  sie,  mit  dem  Hinterleib  voraus,  in  dasselbe,  um  mit  dem  Legen  zu  beginnen. 
Ist  das  Legegeschäft,    das  etwa  eine  halbe  Stunde    währt,    beendet,    so  verscharren  sie  das  Loch 


Abb.  96.     Blattfraß  von  Lytta  vesicatoria  L.  an  Esche  (Fraxinus  excelsior).  —  Aus  Eckstein, 


wieder  mit  Erde,  die  sie  mit  den  Beinen  und  dem  After  festdrücken.  Gleich  darauf  fangen 
sie  wieder  zu  fressen  an,  um  wohl  bald  eine  zweite  Portion  Eier  abzulegen.  Gewöhnlich  findet 
man  in  einem  Loche  40 — 50  Eier  unregelmäßig  übereinander  geklebt. 


Blattfresser.  ign 

Nach  3 — 4  Wochen  kommen  die  kleinen  Lärvchen  aus  der  Erde  hervor,  um  sich  an 
der  Oberfläche  zu  zerstreuen.  Die  Entwicklung  der  spanischen  Fliege  ist  wie  die  aller 
Meloiden  mit  einer  Hyperraetamorphose  verbunden,  vergl.  Bd.  I,  S.  158).  Die  erste 
Larvenform  von  Lytta  ist  ein  typischer  Triungulinus  (d.  h.  mit  dreiteiligen  Klauen  ver- 
sehen, mit  relativ  langen  Fühlern  und  zwei  Schwanzfäden),  schwarz  gefärbt,  mit  Ausnahme  der 
Mittel-  und  Hinterbrust,  der  Unterseite  und  der  Beine,  die  weißlich  gefärbt  sind  (Abb.  95  B). 
Sie  erklettern  Blumen  und  suchen  von  dort  aus  auf  Bienen  aus  den  Gattungen  Colletes^  Megachile, 
Osmia^  Ceratina  usw.  zu  gelangen,  um  sich  von  diesen  in  deren  Nester  tragen  zu  lassen.  Dort 
verwandeln  sie  sich  in  die  zweite  Larvenform,  die  von  dem  Triungulinus  stark  abweicht, 
weißlich  gefärbt  und  weichhäutig  ist  (Abb.  95  C),  kürzere  Fühler  besitzt,  der  Schwanzfäden  ganz 
entbehrt  und  einfache  Klauen  hat.  Diese  Larve  lebt  parasitisch  in  den  Bienenbauten,  und 
verwandelt  sich,  nachdem  sie  bei  dem  reichlichen  Futter  in  kurzer  Zeit  (10 — 14  Tage)  aus- 
gewachsen ist,  in  die  sogenannte  Seh  ein  puppe  oder  Pseudochrysalis,  in  der  sie  den  ganzen 
Winter  über  bis  zum  nächsten  Frühjahr  bleibt  (sie  kann  auch  sogar  noch  ein  weiteres  Jahr  in 
diesem  Zustand  verharren,  um  erst  im  übernächsten  Jahr  sich  weiter  zu  entwickeln).  Die  Ver- 
wandlung in  die  Pseudochrysalis  scheint  im  Gegensatz  zu  den  meisten  anderen  Meloiden  außer- 
halb der  Bienenbauten  im  Boden  stattzufinden.  Im  Frühiahr,  etwa  Ende  April,  geht  aus  der 
Scheinpuppe  nochmals  eine  Larve  hervor  (dritte  Larvenform),  die  der  zweiten  sehr  ähnlich 
ist  und  sich  nach  ganz  kurzer  Zeit  (ca  14  Tage)  in  die  echte  Puppe  verwandelt.  Nach 
14  tägiger  Puppenruhe  entschlüpft  dieser  dann  im  Juni  die  Imago. 

Bei  dieser  komplizierten  Entwicklungsgeschichte,  die  hauptsächlich  durch  Beauregard 
festgestellt  wurde  (einige  Punkte  sind  allerdings  noch  nicht  ganz  klar),  ist  ein  Umstand  in  der 
Lebensweise  des  Käfers  schwer  zu  verstehen :  nämlich  das  plötzliche  massenhafte  Auftreten  des 
Käfers  (Ratzeburg  mochte  dieserhalben  an  die  parasitische  Entwicklung  der  Lytta  nicht  recht 
glauben).     Dieser  Punkt  bedarf  noch  der  näheren  Aufklärung. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Ratzeburg  rechnet  die  spanische  Fliege  zu  den 
„merklich  schädlichen  Forstinsekten",  da  sie  stellenweise  durch  ihr  massen- 
haftes Auftreten  und  die  völlige  Entlaubung  empfindlichen  Schaden  verursachen  kann, 
besonders  an  jungen  noch  blattarmen  Eschen,  die  in  ihrem  Wachstum  stark 
zurückbleiben  oder  auch  ganz  eingehen  können.  Gewöhnlich  erfolgt  nach  Kahl- 
fraß das  Wiederbegrünen  erst  im  folgenden  Jahre;  nur  ausnahmsweise  (in  heißen 
Jahren)  ist  beobachtet,  daß  es  sofort  erfolgte,  daß  also  ein,  allerdings  nur  kurzer, 
Ersatztrieb  sich  bildete,  der  merkwürdigerweise  auch  eine  Verdoppelung  des 
Jahresringes  zur  Folge  hatte. 

Bekämpfung.  —  Die  Käfer  verbreiten  einen  äußerst  charakteristischen, 
penetranten  Geruch,  durch  den  man  schon  von  weitem  auf  die  Anwesenheit 
größerer  Massen  aufmerksam  gemacht  wird.  Die  Bekämpfung  geschieht  am  besten 
durch  Absammeln  der  Käfer,  was  dadurch  erleichtert  ist,  daß  die  Massen 
meist  auf  engem  Raum  lokalisiert  sind.  Am  besten  geschieht  das  Sammeln  früh- 
morgens und  zwar  mit  Hilfe  eines  Klopfschirmes.  Der  entzündungserregenden 
Eigenschaft  des  Käfers  wegen  ist  es  geraten,  beim  Sammeln  Handschuhe  an- 
zuziehen. 

Die  letztere  Eigentümlichkeit  beruht  auf  der  Anwesenheit  von  Cantharidin  im  Blute 
des  Käfers  —  eine  Eigenschaft,  die  die  spanische  Fliege  mit  allen  Meloiden  gemeinsam  hat,  und 
die  ihr  in  der  Medizin  Verwendung  verschafft  hat.  In  früherer  Zeit  stand  sie  sogar  in  höchstem 
Ansehen  bei  den  Heilkundigen  und  galt  als  eine  Art  Universalmittel  gegen  alle  möglichen  Krank- 
heiten. Heute  ist-  ihre  Verwendung  allerdings  wesentlich  eingeschränkt  und  wird  in  der  Haupt- 
sache nur  noch  zur  Herstellung  von  blasenziehenden  Pflastern  (,,Vesicatorpflaster'')  benutzt, 
während  die  innere  Darreichung  stark  in  dea  Hintergrund  getreten  ist.  Da  das  Cantharidin 
stark  reizend  auf  die  Harn-  und  Geschlechtsorgane  wirkt,  so  wurde  die  spanische  Fliege  auch 
als  Aphrodisiacum  zur  Erregung  der  Geschlechtslust  verwendet.  Doch  blieben  dabei  schwere  Er- 
krankungen der  Nieren  usw.,  die  teilweise  auch  zum  Tode  führten,  nicht  aus. 

Um  die  gesammelten  spanischen  Fliegen  in  der  Apotheke  absetzen  zu  können,  bringt  man 
die  Käfer  am  besten  in  ein  gut  schließendes  Gefäß,  in  dem  man  sie  mit  etwas  Äther  tötet,  und 
trocknet  sie  dann  in  einer  Darre  oder  im  Backofen. 


200  Coleoptera.  —  5.  Familienreihe:  Heteromera. 

Verschiedene  Verwandte  der  spanischen  Fliege  werden  landwirtschaftlich  schädlich:  so 
überfallen  die  in  Süd-  und  Südosteuropa  vorkommenden  gelb  und  schwarzgefärbten  Zonabris 
(Mylabris)- Arten  KartofTel-  und  Getreidefelder;  und  die  in  Südosteuropa  beheimatete  schwarz 
und  graugestreifte  Epicauta  rufidoi-siim  Goeze  geht  Kartoffel,  Rüben,  Luzerne,  Bohnen  usw. 
an  und  frißt  die  Felder  in  3 — 4  Tagen  kahl  bis  auf  die  Stengel,  Auch  der  sog.  .,MaiMurm" 
oder  „Ölkäfer''  (Meloe)  ist  neuerdings  bei  ims  als  Schädiger  des  Rotklees  beobachtet  worden 
(Zimmermann   1922). 

Wurzelfresser. 

Als  Wurzelschädlinge  (an  jungen  Kiefern)  sind  unter  den  Heteromeren  bis 
jetzt  nur  drei  Arten  aus  der  Familie  der  Tenebrionidae  bekannt  geworden,  und 
zwar  aus  den  Unterfamilien  der  Pedinini  und  Opatritii,  kleinere  bis  mittelgroße 
Tiere  (3  — 10  mm),  die  sich  habituell  ziemlich  ähnlich  sind  und  an  Aaskäfer 
(Silpha)  oder  kleine  Laufkäfer  [Harpalus  usw.)  erinnern. 

Die  drei  Arten  lassen  sich   folgendermaßen  charakterisieren: 

1.  Oberseite  kahl,  höchstens  der  Kopf  mit  Spuren  einer  feinen  Behaarung;  Vorder- 

tarsen  beim  (^  erweitert  und  unten  bürstenartig  behaart.  Fühler  schlank, 
gegen  die  Spitze  nur  wenig  dicker  werdend.  Körper  länglich,  gewölbt, 
schwarz  glänzend,     y'/a — S'/g  mm  (Abb.  97  C)  .     .     .     Beliopathes  {Phylan)  gibbus  F. 

—  Oberseite  wenigstens  teilweise  behaart.     Vordertarsen  des   (j'  nicht  erweitert     .     2 

2.  Kleine  Art,  l^j^—^^U  "^'"i  schwarz,  fast  matt,  dicht  punktiert;  Halsschild  mit 

einigen  glatten  punktfreien  Stellen.  Flügeldecken  ohne  deutliche  Punkt- 
streifen, zwischen  der  Punktur  mit  einigen  erhabenen  angedeuteten  Längs- 
reihen unregelmäßiger  Runzeln  (Abb.  97  A)    Opatriim  (Melanimon^  Mi'croxoum)  tibiale  F. 

—  Größere   Art,    7 — 10   mm;     Haisschild     durchaus    gleichmäßig    fein    gekörnelt, 

matt,  ohne  glatte  Stellen  auf  der  Scheibe.  Flügeldecken  mit  mehr  oder 
weniger  deutlichen  Punktstreifen,  die  Zwischenräume  jederseits  mit  flachen 
glatten  Tuberkelreihen ,  die  abwechselnden  Zwischenräume  ein  wenig  er- 
habener als  die  anderen  (Abb.  97  B) Opatrum  sabulosuni'  Lt. 

Larven: 

Die  Larve  von  Heliopathes  gibbus  ist  im  allgemeinen  mehlwurmartig  gestaltet  und  ge- 
färbt, mit  etwas  stärker  gewölbter  Rückenseite,  Kopf  vorgestreckt,  jederseits  mit  drei  deutlichen 
Augenpunkten.  Oberlippe  mit  zwei  Borsten.  Fußpaar  1  fast  dreimal  stärker  als  2  und  3,  mit 
starken,  sichelförmigen,  an  der  Außenseite  erweiterten  Klauen.  Letzter  Hinterleibsring  ab- 
gerundet und  kurz  vor  seinem  Ende  an  der  Oberseite  mit  einer  nach  hinten  konvexen  Reihe  von 
8—9  Dornen  besetzt.    Länge   12 — 17  mm  (Schiödte   1877,  S.   538;  Penis   1877,  S.  261). 

Die  Larve  von  Opatrum  sabulosum  ist  derjenigen  von  Heliopathes  sehr  ähnlich,  aber 
der  letzte  Hinterleibsring  ist  deutlich  dreieckig  mit  gerundetem  Hinterende,  das  eine  nach  oben 
gerichtete  knopfförmige  Erhabenheit  trägt  und  an  der  Hinterhälfte  des  Oberrandes  mit  einer  Reihe 
von  ungefähr  18  kleinen  Dornen  besetzt  ist.  Länge  12 — 16  mm  (Lucas  1871  und  Schiödte 
1877,  S.   541—543)- 

Die  Larve  von  Opatrum  tibtale  ist  derjenigen  von  Op.  sabulosiim  sehr  ähnlich,  jeder- 
seits am  Kopfe  mit  einer  Andeutung  von  vier  Augenpunkten.  Letzter  Hinterleibsring  lang- 
eiförmig, etwas  zugespitzt,  mit  langen,  hellen  Haaren  und  am  letzten  Drittel  des  Hinterrandes 
mit  10,  im  Verhältnis  zu  denen  der  verwandten  Arten  etwas  längeren  Domen  besetzt.  Länge 
5 — 6  mm  (Perris   1877.  S.  264  u.  265). 

Verbreitung,  Lebensweise  und  forstliche  Bedeutung.  —  Opatrum 
sabulosum  L.  und  tibiale  F.  sind  über  ganz  Europa  verbreitet  und  an  sandigen  Stellen 
überall  häufig.  Heliopathes  gibbus  F.  bewohnt  ebenfalls  Sandgegenden,  scheint 
aber  vorzugsweise  in  den  Dünen  der  Küstenländer  zu  Hause  zu  sein  (salzhaltiger 
Sandboden!). 
j3sr  Am  genauesten  ist  der  Fraß  von  Opatrum  tibiale  Fabr.  durch  Alt  um  be- 

schrieben, welcher  auf  denselben  zuerst  durch  den  Bericht  des  Düneninspektors  Epha 
aufmerksam  wurde.  Im  Dünenbezirk  Rositten,  Reg. -Bez.  Königsberg,  ging  Mitte 
Juni  1887  eine  große  Anzahl  im  Mai  gepflanzter,  einjähriger,  gutwüchsiger  Kiefern 
ein.     Den  Pflanzen   war   durch    den   im   trockenen   Sande,    5  — 10  cm   unter   der 


An  "Wurzeln  (bezw.  Wurzelhals). 


20I 


Oberfläche  lebenden  Käfer  der  untere  Teil  der  zarten  Wurzeln  weggeschnitten, 
und  an  deto  oberen  Teil  war  die  Rinde  bis  zu  den  Nadeln  hinauf  mehr  oder 
weniger  stark  befressen;  auch  die  Pfahlwurzeln  hatten  ihre  Spitze  verloren.  Altum 
fand,  daß  das  Holz  der  Pfahlwurzeln  von  4,5  cm  Tiefe  an  oft  bis  auf  die  halbe 
Dicke  faserig  angenagt,  an  manchen  Pflanzen,  sowie  näher  der  Bodenoberfläche 
meist  nur  mehr  oder  weniger  der  Rinde  beraubt  war.  Es  fanden  sich  bis 
15  Stück  Käfer  an  einem  Platz.  Ob  und  wie  weit  die  unterirdisch  lebende 
Larve  an  diesem   Fraß  beteiligt  ist  oder  nicht,  ist  noch  ganz  unbekannt. 

Die  beiden  anderen  Arten,  Heliopathes'  gibbus  F.  und  Opatrum  sabu- 
losum  L.,  scheinen  weniger  an  den  Wurzeln  selbst  als  vielmehr  an  dem  Wurzel- 
hals zu  fressen.  Altum  (1888)  teilt  einen  Fall  mit,  in  dem  einjährige 
Kiefernpflänzchen  von  den  gerannten  Käfern  unterhalb  der  Nadeln  benagt 
und  abgebissen  wurden,  ganz  ähnlich  wie  von  den  Kiefemsaateulen.  Näheres 
ist  über  diesen  bei  Königsberg  beobachteten  Fraß  nicht  bekannt  geworden.  Jeden- 
falls kann  aber  Heliopathes  gibbus  nicht  auf  die  Kiefernnahrung  allein  angewiesen 
sein,  da  Judeich  ihn  sehr  häufig  an  Stellen  der  Dünen  von  Blankenberghe  ge- 
funden hat,  wo  es  überhaupt  keine  Nadelholzpflanzen  gab. 


Abb,  97 


A  Opatrum  (Melanimon)  tibiale  F.,  B  Opatrum  sabulosum  L.,  C  Heliopathes  (Phylen) 
gibbus  F.  —  Original. 


Weitere  Beobachtungen  über  die  von  Altum  in  die  Forstinsektenkunde 
eingeführten  Käfer  sind  sehr  erwünscht,  vor  allem  darüber,  ob  es  sich  vielleicht 
in  den  mitgeteilten  Fällen  um  einen  Gelegenheits-  oder  Ausnahmefraß  handelte, 
welche  Rolle  die  Larve  spielt  usw.i) 

Bevor  wir  über  diese  Punkte  nicht  Klarheit  erlangt  haben,  können  wir 
auch  über  die  forstliche  Bedeutung  ein  bestimmtes  Urteil  nicht  abgeben. 
Stellen  die  geschilderten  Fraßgewohnheiten  eine  normale  Ernährungsweise  der 
Käfer  dar,  so  werden  wir  sie  wohl  zu  den  sehr  schädlichen  Forstinsekten 
(Kulturschädlingen)  rechnen  können. 


*)  In  Südfrankreich  und  Ungarn  frißt  die  Larve  von  Opatrum  sabulosum  die  im  Boden 
aufgequollenen  Augenknospen  der  Edelreiser  der  Reben  aus  und  dringt  in  diese  ein.  In  Süd- 
osteuropa tritt  eine  Opatrum -A^xt,  die  nach  Jablonowski  mit  sabulosum  identisch  sein  soll, 
als  schlimmer  Schädling  des  Tabaks  auf,  besonders  in  Saatbeeten  und  gleich  nach  der  Verpflanzung. 
Die  jungen  Pflänzchen  werden  dicht  unter  der  Erde  durchgebissen,  ältere  oberflächlich  benagt. 
Femer  fressen  die  Käfer  und  Larven  derselben  Art  an  den  Aussaaten  von  Mais,  Roggen  und 
Weizen  den  Embryo  vor  Beginn  des  Keimens  aus  (Reh,   Hbch.  S.  494). 


202  Coleoptera.   —   5.  Familienreihe:  Heteromera. 

Bekämpfung.  —  Sollte  eine  Bekämpfung  sich  als  notwendig  erweisen,  so 
könnte  man  allenfalls  versuchen,  die  Käfer  in  Rüsselkäfergruben  zu  fangen,  da 
die  Tiere  schwerfällig  sind  und  nur  selten  von  ihrem  Flugvermögen  Gebrauch 
machen. 


Holzfresser. 

Die  Zahl  der  im  Holz  lebenden  Heteromeren  ist  Legion,  und  es  würde 
viel  zu  weit  führen,  alle  im  Holze  gefundenen  Arten  auch  nur  mit  Namen  hier 
anzugeben,  zumal  viele  von  ihnen  nur  in  altem  in  Zersetzung  begriffenem  Holze 
vorkommen.  Auch  ist  von  den  wenigsten  der  im  Holze  lebenden  Heteromeren 
die  Lebensweise  näher  bekannt  und  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  daß  manche  Art, 
bei  der  sich  die  Fundortsangabe  „im  Holze"  findet,  es  weniger  auf  das  Holz 
selbst   als    auf  die   darin   befindlichen  Larven  von  Borken-  oder  Bockkäfern   oder 

auf  Pilze  abgesehen  hat,  also  in  eine 
der  folgenden  Kategorien  einzureihen 
sein  wird. 

Die  meisten  Familien  der  Heteromeren 
sind  unter  den  Holzbewohnern  vertreten,  be- 
sonders die  Mordellidae,  Oedemeridae^  Älle- 
culidae,  Melandryidae  und  Tenebrionidae. 
Von  den  Morde  11  i den  seien  als  die  dem  Forst- 
mann am  häufigsten  begegnenden  Arten  genannt : 
Mordella  fasciata  F.,  von  deren  Larvengängen 
und  Fluglöchern  abgestorbene  Weiden-  oder 
Buchenstämme  oft  dicht  durchsetzt  sind,  Mor- 
dellistena  lateralis  Ol.  („aus  dürrem  Waldholz 
erzogen,  auch  an  Ulmen  und  Weidenzäunen'') 
sodann  Tomoxia  bigiittata  Gyll.  (Abb.  94  D 
U.98A);  von  den  Melandryiden:  Melandria 
caraboides  L.  (,,in  faulenden  Laubholzstöcken"), 
Serropalpus  barbatus  Schall.  (Abb.  94  H) 
(„in  stehendem  oder  gefälltem  Tannen-  und 
Fichtenholz");  von  den  Alleculiden:  Alle- 
cula  morio  F.  („im  Mulm  von  Laub-  und 
Nadelholz"),  Prionychus  ater  (in  Eschen, 
Erlen,  Eichen,  Linden,  Pappeln,  Weiden, 
Ulmen  usw.").  Pseudocistela  ceramboides  L. 
(„im  Mulm  hohler  Eichen ,  Weißbuchen  und 
Kastanien-');  von  den  Tenebrioniden ;  Melasia  culinaris  L.  (,,im  Moder  alter  Kiefern- 
stubben, unter  Eichen-  und  Weidenrinde"(,  Tenebrio  niolitor  (Abb.  93)  (der  „Mehlwurm",  der 
außer  in  Mehlvorräten  auch  im  Moder  alter  Bäume  angetroffen  wird);  und  endlich  von  den 
Oedemeriden:  Xantochroa-Axien,  deren  Larven  in  alten,  verfaulten  Kieferstöcken  leben, 
Nacerdas  melanura  L.,  deren  La.ve  (Abb.  98  B)  in  altem  Eichen-  und  auch  Tannenholz,  das 
periodisch  von  Meerwasser  befeuchtet  wird,  lebt  (Eckstein)  und  Calopus  .serraticornis  L. 
(Abb.  94  E),  dessen  Larve  in  altem  morschen  Holze,  in  den  Balken  der  Hausdächer  und  alten 
Zäune  lebt. 

Von  allen  diesen  Arten  hat  sich  als  wirklich  schädlich  bisher  nur  i  Art  erwiesen  nämlich 

.     Serropalpus  barbatus  Schall. 

Der  zu  den  Melandryiden  (siehe  oben  S.  196)  gehörende,  durch  seine  schmale  Form  etwas 
an  Elateriden  erinnernde  Käfer  ist  an  seinen  langen  4 gliederigen  Kiefertastern  mit  dem 
großen  beilförmigen  Endglied  leicht  zu  erkennen  (Abb.  94H).  Die  borstenförmigen 
1 1  giiederigen  Fühler  sind  beim  J  halb  so  lang  als  der  Körper.  Färbung  des  Körpers  schwarz- 
braun, Fühler,  Beine  und  Taster  rostrot.     Länge  8—18  mm. 

Die  Larve  ist  viel  weniger  stark  chitinisiert  als  der  Mehlwurm,  daher  weicher  und 
weißlich  gefärbt  (gelblich  weiß);  nur  die  Mundteile  sind  stärker  chitinisiert  und  dunkler  gefärbt. 
Der  Körper  ist  wenig  abgeplattet,  in  der  Mitte  am  breitesten,  gegen  das  Kopfende  schwächer, 
gegen    das  Hinterende   stärker  verjüngt,    mit    fast   vollständig   unbehaarter    und   fein    nadelrissiger 


Abb.  98  A.    Holzfressende  Heteromeren-Larven. 

a  Tomoxia  (Mordella)  biguttata  Gyll.,  bNacerdes 

melanura  L.  (Oedemeride).   —   Nach  Boas. 


Holzfresser.  20^ 

Oberfläche,  Kopf  mit  deutlicher  Oberlippe,  ohne  Augen  und  mit  4  gliederigen  Fühlern.  Vorder- 
brust am  stärksten  entwickelt.  Mittel-  und  Hinterbrust  den  9  Hinterleibsringen  ähnlich  gebildet, 
von  denen  der  letzte  auf  der  Oberseite  zwei  nach  aufwärts  gekrümmte,  braune  Homhaken  trägt. 
Beine  gut  entwickelt,  aber  nicht  lang  (Wachtl). 

Puppe  gelblich  weiß,  sehr  leicht  kenntlich  durch  die  bereits  sehr  deutlich  ausgeprägten 
Kiefertaster,  sowie  durch  eine  quere,  kammartige,  mit  vier  starken  Stacheln  besetzte  und  in  der 
Mitte  noch  einmal  in  der  Längsrichtung  eingeschnittene,  fleischige  Erhöhung  auf  der  Oberseite 
des  vorletzten  und  eine  Reihe  von  vier  schwächeren  Dornen  auf  der  Oberseite  des  letzten  Hinter- 
leibsringes (Wachtl). 

Vorkommen  und  Lebensweise.  Über  Mittel-,  Nord-  und  Südeuropa 
verbreitet.  Fraßpflanze:  Weißtanne  und  Fichte  (in  stehenden  kränklichen  oder 
frischgefällten  Stämmen). 

Über  die  Lebensweise  sind  wir  hauptsächlich  durch  Erne  (1872)  und 
Wachtl  unterrichtet.  Der  Käfer  (Abb.  94  H)  ist  nach  Ernes  genauen  Beob- 
achtungen ein  nächtliches  Tier,  das  sich  am  Tage  wahrscheinlich  in  dem  Moos 
an  den  Bäumen  oder  in  der  Bodendecke  verbirgt,  in  der  Nacht  dagegen  unge- 
mein flüchtig  ist.     Auch  die  Begattung  findet  in  der  Nacht  statt. 

Sein  bevorzugter  Brutbaum  ist  die  Weißtanne,  in  welcher  Holzart  Erne 
und  Wachtl  die  Larven  ausschließlich  fanden.  Doch  leben  sie  sicher  auch  in 
Fichten,  da  der  Käfer  auch  in  Schweden,  wo  die  Weißtanne  fehlt,  vorkommt 
und  von  Ratzeburg  (nach  einem  starken  Nonnenfraß)  auch  in  Ostpreußen  ge- 
funden wurde,  wo  die  Weißtanne  ebenfalls  nicht  heimisch  ist.  Die  Eier  werden 
ohne  Zweifel  in  irgend  eine  Ritze  abgelegt,  und  die  Larven  fressen  sich  in  den 
Holzkörper  ein.  Die  Larvengänge,  welche  nach  den  übereinstimmenden  Angaben 
von  Erne  und  Wachtl  sich  in  keiner  Weise  von  denen  der  Holzwespenlarven 
unterscheiden,  sind  drehrund  und  mit  feinem  Wurmmehl  gefüllt,  verlaufen,  allmäh- 
lich an  Stärke  zunehmend,  in  verschiedenen  Krümmungen  von  der  Peripherie 
des  Stammes  in  das  Innere,  wenden  sich  dann  wieder  gegen  die  Oberfläche 
und  endigen,  bald  näher,  bald  entfernter  unter  derselben,  in  nicht  besonders 
ausgezeichneten  Puppen  wiegen,  aus  denen  sich  der  Käfer  durch  ein  kreisrundes 
Flugloch  herausfrißt. 

Nach  Erne  braucht  das  Tier  „3  Jahre  zu  seiner  Entwicklung'',  nach 
Wachtl  „dürfte  die  Generation  eine  zweijährige  sein".  Beide  Beobachter 
stimmen  darin  überein,  daß  der  Käfer  meistens  Stämme  angeht,  und  zwar  nach 
Erne  nur  in  ihrer  unteren  Hälfte.  Letzterer  hat  ihn  gelegentlich,  aber  selten, 
auch  in  Weißtannenstöcken  gefunden,  Wachtl  auch  in  Klafterholz,  welches  er 
erst  nach  der  Fällung  befallen  haben  konnte.  Nach  Erne  sind  es  stets  frische 
oder  erst  kürzlich  abgestorbene  Stämme,  die  angegangen  werden,  und  zwar 
solche,  welche  noch  gut  vom  Tischler  verarbeitet  werden  können.  Fault  der 
Stamm  dann  an,  oder  bleibt  er  an  einer  Seite  lange  feucht,  so  sterben  die 
Larven  ab.  Nach  Wacht'  soll  bei  stehendem  Holze  ein  gewisser  Krankheits- 
grad notwendig  sein,  um  den  Käfer  anzulocken. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  Schaden  beruht  auf  dem  Larvenfraße, 
der  im  wesentlichen  demjenigen  der  Holzwespen  gleichwertig  ist,  ja  es  dürfte 
sein  Fraß  nicht  selten  mit  dem  Holzwespenfraß  verwechselt  worden  sein.  Im  all- 
gemeinen ist  die  Beschädigung  nur  technisch  beachtenswert.  Der  einzige  be- 
kannt gewordene  Fall  einer  größeren  Verbreitung  wird  von  Erne  berichtet,  nach 
welchem  an  einer  nicht  näher  bezeichneten,  wahrscheinlich  aber  auf  der  Höhe 
der  Vogesen  gelegenen  Örtlichkeit  ,,auf  einer  Strecke  von  ^/^  Stunden  Länge  und 
1/4  Stunde  Breite  etwa  250  Bäume  von  diesem  Insekte  durchlöchert  waren". 
Manche  Bäume  enthielten  bis  zu  80  Stück. 

Der  Käfer  wurde  zuerst  1863  in  die  forstliche  Literatur  durch  Ratzeburg  (S.  149)  ein- 
geführt,   der   ihn    bei  Gelegenheit    des    großen  Nonnenfraßes   aus  Ostpreußen   in   allen    drei   Ent- 


20A  Coleoptera.   —    5.   Familien  reihe:   Heteromera. 

wickelungsstufen  zugesendet  erimlten  hatte.  Er  gibt  aber  keine  genauere  Schilderung,  da  „für 
fürstliche  Blätter  das  Speziellere  einer  Rarität  zu  fremdartig  sein"  dürfte.  Dagegen  macht  Erne 
im  Juni  1872  äußerst  vollständige  Mitteilungen  über  seine  Entwickelung  und  Lebensweise,  bildet 
auch  die  Larve  und  ihre  Fraßgänge  ganz  leidlich  ab  und  betont,  daß  der  Käfer  in  den  hohen 
Vogesen  sehr  häufig  sei.  In  dem  Katalog  der  auf  der  Wiener  Weltausstellung  1873  ausgestellten 
entomologisch -biologischen  Sammlung  erwähnt  Wachtl  den  Käfer  kurz  als  in  seinem  Schaden 
den  Sirex-Larven  ähnlich,  desgleichen  Altum  (F.  S.  158).  Die  besten  Abbildungen  der  Ent- 
wicklungsstadien und  des  Fraßes,  sowie  eine  biologische  Schilderung  gibt  dann  Wachtl,  ohne 
die  früheren  Mitteilungen  von  Ratzeburg  und  Erne  zu  kennen,  im  Jahre  1878. 

Vorbeugungs-  und  Vertilgungsmittel  werden  gegen  dieses  Insekt 
wohl  nur  selten  nötig  werden.  Erstere  können  bestehen  in  der  gegen  Holz- 
insekten überhaupt  zu  empfehlenden  reinlichen  Wirtschaft,  nämlich  gründlicher 
und  rechtzeitiger  Durchforstung,  Entfernung  aller  kranken  Bäume,  Entrinden 
des  gefällten  Rund-  und  Schichtholzes,  Aufbereitung  und  Aufbewahrung  desselben 
nur  an  freien  luftigen  Orten,  so  daß  es  bald  und  gründlich  austrocknet.  Ob 
letztere  namentlich  von  Wachtl  betonte  Maßregel  wirklich  erfolgreich  ist,  bleibt 
aber  bei  der  positiven  Angabe  von  Erne,  daß  die  Larven  in  feuchtem  Holze 
sicher  zugrunde  gehen,  noch  zweifelhaft.  Ferner  wäre  Rodung  der  Stöcke  oder 
Tiefabhieb  zu  empfehlen. 

Pilzfresser. 

Auch  deren  Zahl  ist  groß,  zumal  viele  der  in  faulem  Holze  lebenden  Heteromeren  auch 
in  Schwämmen  vorkommen.  Es  gilt  hier  ferner  dasselbe,  was  oben  von  den  Holzfressern  gesagt 
ward,  daß  nämlich  die  Lebensweise  noch  von  den  wenigsten  Arten  geklärt  ist  und  daß  ein  ein- 
gehenderes Studium  der  Schwammbewohner  gewiß  noch  manche  interessante  biologische  Tatsache 
zu  Tage  fördern  wird.  Von  den  zahlreichen  pilzfressenden  Heteromeren  sind  vor  allem  die 
beiden  zu  den  Tenebrioniden  gehörenden  Gattungsgruppen  der  Boletophagini  und  Diaperini 
zu  nennen,  deren  Vertreter  fast  ausschließlich  in  Baumschwämmen  leben. 

Als  die  häufigsten  Arten  seien  angeführt:  der  schwarze,  an  kleine  Laufkäfer  erinnernde 
Boletophagus  reticulahis  L. ,  die  kurz  ovale,  hochgewölbte  und  gelb  gebänderte  Diaperis 
boleti  F.,  die  in  Buchen-,  Eichen-,  Birken-,  Fichten-  und  Tannenschwämmen  gefunden  wird,  ferner 
das  kurz  elliptische,  metallisch  gefärbte  Scapkidema  nietallicum  F.,  dessen  Larve  durch  die 
breite,  dicke  Körperform  auffällt,  und  endlich  das  ähnlich  geformte,  schwarzblaue  6  —  7  mm 
lange  Plalydema  violaceum  F. 

Außerdem  gibt  es  auch  unter  den  anderen  Familien  noch  zahlreiche  Schwammfresser,  wie 
unter  den  Mordelliden  (Mordella,  Änaspis),  den  Melandryiden  {Tetratoma  funqorum  F. 
in  Polyporus  betulinus,  Hallomenus  binotatus  Quens.,  in  Folyporus  maximus  Brot,  und 
anderen  Schwämmen),  den  Alleculiden  (Alycetochara)  usw.  usw. 

Larvenräuber. 

Viele  im  Holz  und  unter  der  Rinde  vorkommenden  Heteromeren  nähren 
sich  von  den  Larven  holzzerstörender  Schädlinge,  Borken-  und  Bockkäfer  usw., 
und  werden  dadurch  forstnützlich.  Sie  finden  sich  gewöhnlich  in  den  von 
jenen  genagten  Gängen  und  können  so  leicht  mit  den  eigentlichen  Verfertigern 
derselben  verwechselt  werden.  Große  Lücken  sind  auch  hier  in  unserem  Wissen. 
Da  es  sich  hier  um  Fragen  über  vermehrungshemmende  Faktoren  von  Schäd- 
lingen handelt,  so  ist  ein  eingehendes  Studium  der  räuberischen  Heteromeren 
vom  Standpunkt  des  Waldhygienikers  aus  besonders  erwünscht. 

So  viel  wir  heute  wissen,  sind  es  hauptsächlich  Vertreter  der  Familien 
der  Pythidae^  Pyrochroidae  und  einige  Tenebrionidae ,  die  vom  Larvenraub  leben. 
Die  Pythiden  leben,  soweit  es  sich  um  kleinere  Formen  handelt,  wohl  vornehm-, 
lieh  von  den  Larven  der  Borkenkäfer;  es  seien  hier  besonders  genannt:  Lisso- 
derma  a,- pustulatum  Mrsh.  (Abb.  94  B)  und  die  mit  rüsselförmig  verlängertem  Kopf 
versehenen  Rhinosimus-h.r\.Qn.  (Abb.  94  C),  die  hauptsächlich  in  den  Gängen  von 
Xyleborus-KxtQXi    angetroffen  werden.    —    Die   Pyrochroiden,    deren    auffallend 


Larvenräuber. 


205 


rot  gefärbten  Imagines  hauptsächlich  auf  Blüten  zu  finden  sind,  leben  als  Larven, 
die  an  der  abgeflachten  Gestalt  und  dem  zangenartig  gestalteten  letzten  Segment 
leicht  zu  erkennen  sind  (Abb.  98  B,  a),  unter  der  Rinde  von  schon  länger  ab- 
gestorbenen Bäumen,  um  auf  die  dort  lebenden  Bockkäferlarven  {Rkagium  usw.) 
Jagd  zu  machen.  Wo  sie,  wie  Verfasser  im  Bialowieser  Urwald  beobachten 
konnte,  in  großen  Mengen  auftreten,  spielen  sie  in  der  Vermehrungsbeschränkung 
jener  Bockkäfer  usw.  gewiß  eine  nicht  zu  unterschätzende  Rolle.  Ihre  Entwick- 
lung scheint  recht  langsam  vor  sich  zu  gehen  und  soll  drei  Jahre  dauern. 

Von  den  Tenebrioniden  sind  hauptsächlich  die  Hypophloeus-kxiQVi  (Abb.  94  G 
u.  98  B,  b)  zu  nennen.  Sie  leben  in  Borkenkäfergängen;  ob  sie  allerdings  sich 
von  den  Borkenkäferlarven  nähren,  oder  vielleicht  nur  von  deren  Bohrmehl, 
scheint  noch  nicht  geklärt,  Hypophloeus 
fraxini  Kugel,  wurde  in  den  Gängen  von 
Pityophtorus  pubescens^  Ips  laricis^  Taph- 
rorychus  bicolor,  Pityogenes  quadridens  usw. 
gefunden,  Hypophloeus  pini  Panz.  in  den 
Gängen  von  Ips  typographus^  Hypophl.  lineatis 
F.  in  den  Gängen  von  Pityogenes  bideniatus 
und  Polygraphus  subopacus  usw. 

Außerdem  sei  noch  auf  die  Helops- 
Arten  aufmerksam  gemacht,  deren  Imagines 
oft  in  großer  Zahl  an  Kiefern  vorkommen. 
Nach  Scheidters  persönlicher  Mitteilung 
traten  Helops  lanipes  (Abb.  94  F)  an  den 
Kiefern  in  Schleißheim  bei  München  oft 
so  häufig  auf,  daß  auch  die  Forstleute 
darauf  aufmerksam  wurden.  Auch  unter 
der  Rinde  werden  sie  häufig  getroffen. 
Welche  Rolle  sie  spielen,  darüber  sind  wir 
noch  nicht  unterrichtet.  Redtenbacher 
spricht  die  Vermutung  aus,  daß  sie  auf  die 
Larven  anderer  Insekten  Jagd  machen. 


Abb.     98  B.        Räuberische     Heteromeren- 
Larven,     a  Pyrochroa  coccinea  L.,  b  Hypo- 
phloeus spec. 


In:    Z.  f.  F.  u.  J.   XIX, 


Literatur  über  Heteromeren. 

AI  tum,    B.,    1887,     Opatrum   tibiale^    ein   neuer   Kiefernfeind.    - 

S.  466 — 469. 

1888,  Opatrum  sabulosimi  und  gibbiim,  zwei  neue  Kiefernfeinde. — In:  Ebenda  XX,  S.  495. 

Eckstein,     1909,    Auftreten,    Lebensweise    und    Entwicklung    der    spanischen    Fliege.    —    In: 

D.  F.  Z.,  S.   819. 

—  —    1916,    Zerstörung  des  Holzes   durch  Landtiere.  —    In:    Handbuch  der  Holzkonservierung 

von  Troschel,  Berlin. 
Escherich,  K.,  1894,  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Meloidengattung  L^^to  F.  —  In:  Verh. 
zool -bot.  Ges.  Wien.     251 — 306.     4  Taf. 

—  —   19175    Forstentomologische   Streifzüge    im   Urwald    von   Bialowies.    —    In:    Bialowies  in 

deutscher  Verwaltung.     Berlin. 
Ern6,   T.,   1872,    Über  Entwicklung  und  Lebensweise  von   Serropalpus  striatus  Hell.    —    In: 

Mitt.  Schweiz,  ent.  Ges.  III,  S.  525 — 530. 
Keller,  C,   1899,  Forstzoologische  Mitteilungen.  —  In:  Schweiz.  Zeit.  f.  Forstwesen. 
Lucas,  H.,   1871,  Note  sur  la  vie  6voIutive  de  r Opatrum  sabulosum.  —  In:  Ann,  de  la  Soc. 

ent.  Franc.     5.  ser.,  Bd.  I,  S.  452. 
Perris,  E.,   1877,  Larve  de  Coleopteres. 

Schiödte,   1877,   De  metamorphosi  eleutheratorum  observationes.     Pars  X.     Kopenhagen. 
Wachtl,    A,    1878,    Serropalpus  barbatus  und  Retinia  margaritana.   —   In:    Mitt.  Forstl, 

Versuchsw.  Österreichs  I,  S.  92  —  106,  Taf.  XV  u.  XVL 
Zimmermann,   H.,   1922,    Ölkäfer   (Meloe  proscarabaeus  L.)   als    Schädiger    von  Rotklee.  — 

In:   Nachr.  Bl.  f.  d.  deutsch.  Pflanzenschutzdienst.     Nr.   5,   S.   35. 


2o6 


Coleoptera.   —   6.  Familienreihe :   Phytophaga. 


6.   Familienreihe:   Phytophaga. 


Die  Tarsen  mit  4  deutlichen  Gliedern;  an  der  Basis  des  Klauengliedes,  das  von  dem 
fast  immer  gelappten  dritten  Glied  dorsahvärts  aufgenommen  ist,  befindet  sich  meist  noch  ein 
kleineres  rudimentäres  5.  Glied,  das  oft  nur  durch  eine  kleine  Basalverdickung  angedeutet  er- 
scheint. Das  I.  Glied  der  Hintertarsen  ist  (mit  wenigen  Ausnahmen)  gestreckt.  Fühler  ver- 
schieden gebildet,  jedoch  niemals  gekniet  oder  geknöpft  oder  eine  deutliche  Keule  bildend, 
Flügelgeäder  nach  dem  III.  Typus.  —  Die  Phytophagen  sind  durchgehends  Pflanzenfresser. 
Die  Familienreihe  der  Phytophagen.  enthält  drei  Familien:  Cerambycidae  (Bockkäfer), 
Chrysomelidae  (Laubkäfer)  und  Bnichidae  (Samenkäfer),  die  sich  folgendermaßen  kennzeichnen 
lassen : 

1.  Kopf  vorn  in  eine  mäßig  lange,  abgestutzte  Schnauze  verlängert.  Fühler  derb, 
meist  etwas  zusammengedrückt,  mehr  oder  minder  gesägt,  oder  gegen  das 
Ende  zu  stärker  werdend.  Hinterhüften  breit,  mit  aufgebogenem  Hinter- 
rand.    Larven  fußlos,  leben  in  den  Früchten  von  Leguminosen      ....        Bruchidae 


Abb.  99.    Larve  und  Puppe  eines  Bockkäfers  (Monochamus).     a  Larve  von  oben,  b  dieselbe  von 

unten;  c  Mundgliedmaßen  von  oben,  d  von  unten;  e  Fühler;  f  Hinterkiefer  ^Unterlippe)  der  Larve, 

g  Mittelkiefer,  h  Mandibeln;    i  Warzenfeld  auf  einem  dorsalen  Laufwulst,    k  dasselbe  auf  einem 

ventralen  Laufwulst;   1  Puppe  von  oben,  m  dieselbe  von  unten.  —  Nach  Gernert. 


Kopf  nicht  schnauzenförmig  verlängert,  Fühler  borsten-,  faden-  oder  schnur- 
förmig  (selten  gesägt  oder  gegen  die  Spitze  schwach  verdickt).  Hinterhüften 
schmal,  voneinander  abstehend 2 

Fühler  meist  borstenförmig  (d.  h.  zur  Spitze  verjüngt,  selten  gesägt),  lang, 
meist  länger  als  der  halbe,  oft  auch  länger  als  der  ganze  Körper.  Letzterer 
meist  mehr  oder  weniger  gestreckt,  gewöhnlich  behaart.  Larve  weißlich, 
entweder  völlig  beinlos  oder  nur  mit  kurzen  Beinrudimenten;  lebt  unter 
Rinde  oder  im  Holz.    Zahlreiche  forstlich  schädliche  Arten Cerambycidae 


Familie  Cerambycidae. 


207 


Fühler  meist  faden-  oder  schnurförmig  oder  zur  Spitze  etwas  verdickt,  meist 
kürzer  als  der  halbe  Körper.  Letzterer  meist  kurz  und  gedrungen 
(selten  gestreckt!),  gewöhnlich  kahl  und  glänzend.  —  Larven  mit  kräftigen 
Beinen    und  buntgefärbt;    leben  gewöhnlich    frei   an  Pflanzen.    —    Mehrere 


forstlich  schädliche  Arten 


Gkrysomelidfte 


Familie  Cerambycidae. 

Bockkäfer. 

Das  hervorstechendste  Merkmal  der  Cerambyciden  ist  die  kräftige  Ausbildung  der 
Fühler,  die  meist  sehr  lang,  oft  länger  als  der  Körper  sind.  Sie  bestehen  gewöhnlich  aus  11, 
selten  12  Gliedern  und  sind  meist  fadenförmig,  gegen 
das  Ende  zu  sich  verjüngend.  Die  Körperform  meist 
langgestreckt,  die  Flügeldecken  mehr  oder  weniger  flach, 
selten  stärker  gewölbt  (in  einigen  Fällen  sind  die 
Flügeldecken  stark  verkürzt,  so  daß  die  häutigen  Flügel 
weit  darüber  hinausragen).  Der  Kopf  ist  bald  hypog- 
nath,  bald  prognath,  bald  bis  an  die  Augen  in  den 
Halsschild  eingelassen,  bald  von  diesem  durch  eine 
Art  Hals  getrennt.  Augen  meist  deutlich  nierenförmig, 
manchmal  auch  zweigeteilt.  Beine  gewöhnlich  zierlich 
und  schlank,  manchmal  die  Schenkel  keulenförmig  ver- 
dickt. Tarsen  4  gliederig,  das  3.  Glied  meist 
zweilappig;  das  Klauenglied  mit  einem  gliedartigen 
kurzen  Knötchen  an  der  Basis  („cryptopentamer"). 

Die  Larven  der  Bockkäfer  sind  recht  charakte- 
ristisch und  leicht  zu  erkennen.  Sie  sind  wie  die 
meisten  verborgen,  bezw.  unter  der  Rinde  oder  im 
Holze  lebenden  Larven  weißlich  gefärbt.  Ihre  Form 
ist  gewöhnlich  langgestreckt,  dorsal  und  ventral  etwas 
abgeflacht.  Der  große,  stark  chitinisierte,  braune  Kopf 
ist  meist  in  den  Vorderbrustring  mehr  oder  weniger 
tief  eingesenkt.  Ocellen  fehlen  oder  sind  in  oft  un- 
deutlicher Ausbildung  in  der  Zahl  von  i — 5  neben  den 
Fühlern  vorhanden.  Die  Mundgliedmaßen  derb  und 
kräftig,  besonders  die  Mandibeln;  die  Fühler  sehr 
kurz,  dreigliedrig  (Abb.  99  e) ,  einziehbar.  Taster  an 
den  beiden  Kieferpaaren,  also  auch  an  der  Unterlippe 
vorhanden  (Abb.  99  d — g).  Von  den  drei  Brustsegmenten 
ist  gewöhnlich  das  erste  wesentlich  gröl)er  als  die 
folgenden  und  ist  häufig  auch  noch  durch  den  Besitz 
von  verschieden  geformten  chitinisierten  Platten  von 
diesen  unterschieden  (Abb.  99  a).  Beine  fehlen  ent- 
weder ganz  oder  sind  nur  als  kleine  Rudimente  seit- 
lich an  den  Brustringen  vorhanden.  Dafür  sind  die 
Abdominalsegmente  i — 7  und  die  beiden  hinteren 
Brustsegmente  dorsal  und  ventral  mit  quer  verlaufen- 
den Wülsten,  die  meist  mit  zahlreichen  kleinen 
Wärzchen  besetzt  sind,  ausgestattet  (Abb.  99 — loi). 
Diese  Wülste,  die  je  nach  Bedarf  eingezogen  oder 
aufgetrieben  werden  können,  dienen  zur  Fortbewegung 
in  den  Gängen,  weshalb  wir  sie  als  „Lauf-  oder 
Gangwülste"  bezeichnen  wollen.  After  am  letzten  Hinterleibsring  kegelförmig  vortretend,  ein 
eigenes  Scheinsegment  bildend  (Abb.  99—101),   meist  y-förmig,   seltener  quergespalten. 

Die  Bockkäferlarven  haben  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  den  auch  in  der  Lebens- 
weise übereinstimmenden  Larven  der  Buprestiden,  doch  lassen  sie  sich  von  diesen  (siehe 
oben  S.  130)  gut  unterscheiden,  durch  den  nicht  oder  nur  wenig  verbreiterten  Vorderbrustring, 
durch  das  Vorhandensein  von  Unterlippentastern  und  der  Laufwülste  und  die  ovalen  Stigmen 
(bei  den  Buprestiden  sind  diese  halbmondförmig). 

So  sehr  sich  die  meisten  Bockkäferlatven  auf  den  ersten  Blick  ähneln,  so  lassen  sie  sich 
doch  gut  unterscheiden,  vor  allem  durch  die  Form  des  Kopfes.  Nach  Schiödte  und  Gangl- 
bauer  können  wir  die  I^arven  in  folgende  Gruppen  einteilen: 


B  E  F 

Abb.  100.  A  u.  B  Larve  von  Cerambyx 
cerdo  L.  in  '^/g  natürlicher  Größe  von 
der  Seite  und  von  oben.  Bei  A  Füße 
und  Stigmata  erkennbar.  C — F  sche- 
matische Darstellungen  der  Kopfkapsel 
und  deren  Verhältnis  zu  den  (punktiert 
angedeuteten)  Brustringen,  C  von  Rha- 
gium  Inquisitor  L.,  D  von  Cerambyx 
cerdo,  E  von  Prionus  coriarius,  F  von 
Saperda  carcharias.  Diese  Schemata 
sind,  ohne  Rücksicht  auf  das  natürliche 
Größenverhältnis  der  einzelnen  Larven, 
so  gezeichnet,  daß  alle  Kopfkapseln  die 
gleiche  Breite  haben.  —  N. 


208 


Coleoptera.  --6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


1.  Kopfkapsel   breiter    als    lang,    oder    wenigstens    nicht   länger    als    breit    (Abb. 

loo  C  u.  D).     Beine  stets  deutlich  erkennbar Cerarribycinae 

a)  Die  Seitenteile')    der   Kopfkapsel   sich  nur  in  einem  Punkt    berührend  und 

nach  hinten  divergierend  (Abb.   loo  C) Lepturini 

b)  Die   Seitenteile   der   Kopfkapsel   vorn   in    einer    längeren    Linie    miteinander 
verwachsen  und  dann  nach  hinten  divergierend  (Abb.    1 00  E) Prionini 


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Fn 

qt^ 

■^Vi^-~ 

(^M^ 

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^^2 

hyf.) 

r^','3) 

{^■) 

y&^ 

f  g  h  i  k 

Abb.   lOiA.     Larven  von  verschiedenen  Bockkäfern  (Lamiinae).     a  Acanthoderes   clavipes  Sehr., 

b    Acanthocinus    aedilis  L.,    c   Lamia    textor   L.,    d   Pogonochaerus   fascieulatus   Deg. ,    e   Oberea 

linearis  L.,  f  Saperda  populnea  L.,  g  Saperda  charcharias  L.,  h  Monochamus  sutor  L.,  i  Mesosa 

nebulosa  F.,  k  Tetrops  praeusta  L.  —   Nach  Kemner. 

c)    Die  Seitenteile   der  Kopfkapsel   ihrer   ganzen  Länge   nach    miteinander   ver- 
wachsen und  nach  hinten  nicht  divergierend  (Abb.   lOO  D) Cerambyeini 

2.  Kopf  kapsei  viel  länger  als  breit,  die  Seitenteile  der  Kopf  kapsei  ihrer  ganzen  Länge 

nach  miteinander  verwachsen,  Beine  fehlen  stets  vollkommen  (Abb.   löo  F)    Lamiinae 


')  Wir  bezeichnen  an  der  chitinisierten  Kopfkapsel  das  durch  die  Gabellinie  vom  über 
der  Oberlippe  abgeteilte  Dreieck  als  Mittelteil  und  die  beiden  nach  hinten  von  der  Gabellinie 
gelegenen  Teile  als  Seitenteile  (s,  Abb.   lOoC — F). 


Familie  Cerambycidae.  20Q 

Was  die  Unterscheidung  der  Larven  der  einzelnen  Arten  betrifft,  so  lag  dieselbe 
bis  vor  kurzem  noch  recht  im  argen.  Erst  in  der  neuesten  Zeit  sind  wir  durch  die  Unter- 
suchungen Kemners  (1922)  um  ein  gutes  Stück  weitergekommen.  Genannter  Autor  hat  zunächst 
die  Larven  der  Unterfamilie  der  Lamitnae  studiert  und  eine  Bestimmungstabelle  aufgestellt ,  die 
wir  in  etwas  verkürzter  Form  hier  wiedergeben. 

Übersicht  über  die  Larven  der  Lamiinae. 

(Kopfkapsel  viel  länger  als  breit.) 

r.  Das  9.   Hinterleibssegment  am  Hinterrand  mit  einem    kleinen  Dorn    oder    einer 

kleinen  Platte 2 

—  Das  9.  Hinterleibssegment  ohne  Dorn  oder  Platte 4 

2.  Das  9    Hinterleibssegment   mit  einem  Dorn  ohne  verbreiterter  Basalpartie.    Stirn 

in  der  Mitte  längsgerieft.     Bis  23  mm  lang  (Abb.    lOi  A,  i)     .     .      Mesosa  nebulosa  F. 

—  Das  9,   Hinterleibssegment  mit  kleiner  Chitinplatte    oder   einem    kleinen    an  der 

Basis  verbreitertem   Dorn.     Bis    13  mm  lang 3 

3.  Das     9.     Hinterleibssegment     mit     einer     gerieften     Platte     (Abb.     lOlA,    d) 

Gattung  Pogonochaerus  Gem. 

—  Die  Platte   des    9.  Hinterleibssegmentes   ohne   Längsriefen,    dagegen    mit    einer 

Querleiste,    die  in  der  Mitte  zu  einem  Dorn  sich  erhöht.     Länge  nur    etwa 

5  mm  (Abb.   loi  A,  k) Tetrops  praeusta  L. 

4.  Pronotum  sowie  die  Gangwülste  ohne  Chitindorne  oder  -körner 5 

—  Pronotum  und  Gangwülste  mit  Chitinkörnern lO 

5.  Die  Gangwülste  in  kleine  runde  Warzen  zerfallend 6 

—  Die  Gangwülste  ohne  runde  Kleinwarzen 9 

7.  Die   hintere  Hälfte    des  Pronotuums  glänzend,    mit   tiefen    netzartigen  Furchen, 

Länge  bis  28  mm  (Abb.   loi  A,  a) Acanthoderes  clavipes  Schrnk. 

—  Die  hintere  Hälfte  des  Pronotums  matt 8 

8.  Die  runden   Kleinwarzen  in  konzentrische  Linien  geordnet      Die  hintere  Hälfte 

des  Pronotums  mit  strichförmigen  Furchen.    Bis  40  mm  lang  (Abb.  loi  A,  h) 

Monoehamus  sutor  L. 

—  Die   runden   Kleinwarzen    nicht    in   Linien    geordnet.     Die    hintere  Hälfte    des 

Pronotums  fast  ohne  Furchen.     Bis   15  mm  lang Liopus  nebulosus  L. 

9.  Die  Hinterhälfte  des  Pronotums  in  zwei  chitinisierte  Platten  geteilt.    Larve  ab- 

geplattet (Abb.   loi  A,  b) Acanthocinus  aedüis  L. 

—  Die     Hinterhälfte     des     Pronotums     nicht     geteilt.       Larve     nicht     abgeplattet 

(Abb.   loi  A,  c) Larnia  textor  L. 

10.  Larve   breiter   als    dick.     Pronotum    nach    vorne   nicht   steil    abfallend.     Chitin- 

körner auf  dem  Pronotum   klein,  auf  den  Gangwülsten  kaum  sichtbar     .      .11 

—  Larve  dicker  als  breit.     Pronotum  nach  vorne  steil  abfallend 12 

11.  Stirn  hinten  mit  zwei  runden  glänzenden  Vertiefungen.    Pronotum  am  Vorder- 

rand mit  4  freistehenden  Borsten Saperda  scalaris  L. 

—  Stirnvertiefungen  weniger  deutlich.    Pronotum  am  Vorderrand  ohne  freistehende 

Borsten   . Saperda  perforata  Pll. 

12.  Gangwülste  im  vorderen  Drittel    der   langen  Segmente   gelegen,    klein    viereckig 

mit  einer  tief  eingesenkten  Querfurche,  deren  Ränder  wulstartig  erhöht  und 

mit  kleinen  Härchen  bekleidet  sind  (Abb.    lOiA,  e) Oberea  linearis  L. 

—  Gangwülste,   wie  gewöhnlich,  in  der  Mitte  der  Segmente  gelegen    .     .      .     ..13 

13.  Larve  bis  40  mm  lang,  6 — 6,5  mm  breit.     Pronotum  stark   chitinisiert,   braun, 

an    der    Bauchseite     treten     die    Hypopleuren    als    braune    Platten     hervor 

(Abb.   101  A,  g) '    .     .  Saperda  chareharias  L. 

—  Larve  bis  20  mm  lang,  3  mm  breit.    Pronotum  weniger  chitinisiert,  Hypopleuren 

nicht  braun  (Abb    loi  A,  f) Saperda  populnea  L. 

Die  Puppe  ,, spiegelt  die  künftige  Imago  ganz  deutlich  ab;  die  Antennen-,  Prothorax-  und 
Bein-Charaktere  sind  dieselben  wie  bei  der  Imago.  Als  besondere  Puppenorgane  finden  sich  an 
verschiedenen  Stellen  des  Körpers  Dorne  und  Borsten.  Besonders  sind  charakteristisch  Dorne 
an  der  Hinteileibspitze  zu  finden,  die  gute  systematische  Merkmale  darstellen  (Abb,  101  B). 
Einige  Formen  mit  langen  Hinterleibspitzen  tragen  diese  im  Puppenstadium  ausgestülpt,  was 
den  Puppen  eine  ungewöhnliche  Form  gibt  (Abb  loi  B,  b  u.  c).  Ebenso  verhält  es  sich  mit 
den  langen  Antennen  einiger  Arten,  die  auf  verschiedene  Weise  unter  dem  Körper  zusammen- 
gelegt werden,  bei  den  meisten  einfach  gebogen  (Abb.  lOi  B,  g),  bei  Monoehamus  spiralig  auf- 
gerollt (Abb.  99  m),  bei  Acanthocinus  in  großen  Schlingen  gelegt  usw."  (Kemner  1922). 
Escherich,  Forstinsekten.     IL  Bd.  ^4 


2  lo  Coleoptera,  —  6.  Familienreihe:   Phytophaga. 

Die  Bockkäfer  halten  sich  als  I  mag  in  es  auf  Blüten  und  Pflanzen  aller 
Art  auf,  auf  Baumstämmen  und  geschlagenem  Holze,  manche  auch  auf  der  Erde 
(unter  Steinen  usw.).  Viele  suchen  den  ausfließenden  Saft  der  Bäume,  andere 
den  Staub  der  Blüten  auf,  manche  fressen  auch  Blätter  {Saperda  carcharias) 
und  manche  nehmen  während  ihrer  kurzen  Lebenszeit  vielleicht  gar  keine  Nahrung 
auf  (Kemner   ig22). 

Das  Weibchen  legt  seine  Eier  meist  einzeln  an  die  Rinde  bezw.  in  die 
Ritzen  der  Rinde,  wobei  es  mit  seiner  weit  vorstreckbaren  Legeröhre  den  Stamm 
oft   lange    an  den  geeignetsten  Stellen  absucht  und  die  Eier  mitunter  tief  in    die 


-Sl.\ 


1^ 


V      / 


v?^ 


f  g  h 

Abb.    10 1  B.    Puppen  von  verschiedenen  Bockkäfern  (Lamiinae).     a  Acanthoderes  clavipes  Schrk. 

b  u.  c  Acanthocinus  aedilis  L. ,    d  Pogonochaerus  fasciculatus  Deg. ,    e  Lamia  textor  L. ,    f  u.  < 

Tetrops  praeusta  L.,  h  Saperda  populnea  L.   —  Nach  Kemner. 


engsten  Ritzen  oder  auch  zwischen  Rinde  und  Splint  schiebt.^)  Bei  einzelnen 
Arten  kommt  auch  eine  Art  Brutpflege  vor,  indem  die  Weibchen  durch  Benagen 
der  Rinde  den  jungen  Larven  die  nötigen  Lebensbedingungen  schafiFen  (siehe 
imten  bei  Saperda  populnea  u.  Oherea  linearis).    Die  Larven  leben  meist  in  Holz- 


^)  Die  Weibchen  mancher  Arten  nagen  oft  selbst  Löcher  durch  die  Rinde,  um  geeignete 
Eiab'agestellen  zu  schaffen.  So  hat  Kemner  (1922)  beobachtet,  daß  das  5  ^^"^  Acanthocinus 
aedilis  L.  ein  trichterförmiges  Loch  durch  die  Borke  nagt,  und  mit  seinem  Abdomen  darin  ein- 
gesenkt, die  Eier  um  die  innere  Öffnung  herum,  zwischen  Borke  und  Splint  einschiebt.  (Vergl. 
auch  Saperda  jwpulnea.) 


Familie  Cerambycidae.  2  11 

gewachsen  (lebenden  oder  auch  abgestorbenen),  unter  der  Rinde  oder  im  Holz. 
(Nur  einige  wenige  Gattungen  machen  eine  Ausnahme,  wie  Dorcadion,  deren  Larven 
nach  Engerlingsart  im  Boden  leben,  ferner  die  Larve  von  Calamobius gracilis  Creutz., 
die    im    südlichen  Frankreich    als  Schädling    in    den    Getreidehalmen   vorkommt.) 

Die  Fraßbilder  der  Larven  stellen  gewöhnhch  unregelmäßig  ge- 
wundene, oft  sehr  breit  werdende,  mit  Nagemehl  dicht  vollgepfropfte 
Gänge  dar.  Sie  verlaufen  entweder  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  unter  der 
Rinde,  in  Bast  oder  Splint,  oder  sie  dringen  nach  einer  mehr  oder  weniger  aus- 
gedehnten Rindenfraßstrecke  (oder  aber  auch  ohne  Rindenfraß,  direkt)  ins  Holz 
ein,  um  dasselbe  nach  allen  Richtungen  zu  durchziehen.  Manchmal  nehmen 
die  Gänge  auch  regelmäßigere  Formen  an,  besonders  da  wo  es  sich  um  dünne 
Zweige  handelt:  hier  finden  wir  zuweilen  einen  charakteristischen  ausgedehnten 
Markröhrenfraß,  oder  aber  der  Larvenfraß  bedingt  eine  lokale  Anschwellung 
(Galle),  die  der  Larve  auf  relativ  engbegrenzter  Stelle  genügend  Nahrung  ver- 
schafft. Der  Querschnitt  der  Larvengänge  ist  bei  den  meisten  im  Holz  oder 
unter  der  Rinde  lebenden  Larven  queroval. 

Die  Verpuppung  findet  entweder  unter  der  Rinde  in  einem  aus  den 
Nagespänen  hergestelltem  Nest  statt  (Abb.  ii6)^  oder  in  einem  besonderen 
mehr  oder  weniger  tief  ins  Holz  eindringenden  hakenförmigen  Verpuppungsgang, 
dem  sogenannten  „Hakengang"  (Abb.  121),  oder  aber  endlich  bei  den  im  Holz 
lebenden  Larven  findet  die  Verpuppung  gewöhnlich  in  dem  etwas  erweiterten, 
oft  mit  Nagespänen  (in  einigen  Fällen  außerdem  auch  noch  mit  einem  Kalk- 
deckel) verschlossenen  Gangende  statt. 

Der  Jungkäfer  frißt  sich  seinen  Ausfluggang  gewöhnlich  selbst,  der  je 
nach  der  Tiefe,  in  der  die  Verpuppung  stattgefunden  hat,  verschieden  lang  ist. 
Der  Käfergang  wie  auch  das  Ausflugloch  ist  in  der  Regel  queroval,  mit  gerundeten 
Seiten,  in   einigen   Fällen   (Monochamus^  Saperda^  Spondylis  usw.)  kreisrund. 

Die  Unterscheidung  der  Fraßgänge  der  verschiedenen  Bockkäferarten 
ist  schwierig,  und  oft  besonders  da,  wo  mehrere  Arten  mit  ähnlicher  Lebens- 
weise an  einer  Baumart  vorkommen,  kaum  durchführbar  (im  Gegensatz  zu 
Borkenkäfern,  von  denen  jede  Art  ihr  charakteristisches  Fraßbild  hat).  Wir 
müssen  uns  in  solchen  Fällen  an  die  Larven  halten  oder  durch  Erziehung  des 
Käfers  uns  Klarheit  verschaffen, 

Dif ferenzialdiagnostisch  kommen  vor  allem  die  Fraßgänge  der  Buprestidenlarven 
in  Betracht,  die  vielfach  große  Ähnlichkeit  mit  Bockkäfergängen  haben  und  oft  schwer  zu  unter- 
scheiden sind.  Als  gut  brauchbarer  Anhaltspunkt  kann  in  diesen  Fällen  der  Umstand  dienen, 
daß  bei  vielen  Buprestiden  das  Bohrmehl  wolkig  angeordnet  ist  (Abb.  66,  S.  136),  während 
es  bei  den  Cerambyciden  einfach  wurstförmig  die  Gänge  erfüllt  (Abb.  105).  Sodann  ist  auch  auf 
die  Fluglöcher  zu  achten,  die  bei  den  Buprestiden  seitlich  meist  mehr  oder  weniger  scharf  sind 
(bei  den  Bockkäfern  abgerundet)  :  dann  ist  bei  gewissen  Buprestiden  der  untere  Rand  des  Flug- 
lochs dreieckig  erweitert,   was  bei  den  Böcken   niemals   vorkommt. 

Außer  Buprestidengänge  können  vielleicht  auch  die  Gänge  von  Rüsselkäfern  (Pissodes) 
zu  Zweifeln  Anlaß  geben;  hier  wird  das  Vorhandensein  von  Spahnpolster-Puppen wiegen  bei 
den  letzteren  vor  Verwechslungen  bewahren.  Wo  Schmetterlingsraupen  ähnliche  Gänge 
machen  (wie  Cossiden.  Sesien  usw.)  wird  der  charakteristische  Raupenkot  einen  sicheren  Anhalts- 
punkt geben. 

Über  die  Generation  der  Bockkäfer  lassen  sich  keine  allgemeinen  An- 
gaben machen;  wir  sind  auch  noch  wenig  unterrichtet  darüber.     Eine  Reihe  von 

14* 


212 


Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


Arten  haben  sicher  zweijährige,  andere  sicher  einjährige  Generation  und  wieder 
andere  dürften,  wie  Cerambyx  cerdo  L.,  viel  länger  brauchen  (3 — 4  Jahre).  Es 
variieren  sogar  mitunter  bei  ein  und  derselben  Art  die  Angaben  der  ver- 
schiedenen Forscher  ganz  erheblich.  So  soll  Callidium  (Gracilia)  pygmaeum  Fabr. 
nach  von  Heyden  (S.  41)  eine  doppelte  Generation  haben,  während  Hartig 
einen  Fall  von  vierjähriger  Dauer  berichtet.  Sehr  wahrscheinlich  ist  die  Generation 
je  nach  der  Temperatur  und  nach  der  Beschaffenheit,  namentlich  dem  Feuchtig- 
keitsgrad der  bewohnten  Hölzer,  eine  sehr  wechselnde.  Genaue  Untersuchungen 
hierüber  wären  in  hohem  Grade  wünschenswert. 

Die  forstliche  Bedeutung  beruht  lediglich  auf  dem  Larvenfraß.  Sie 
wurde  früher  stark  unterschätzt.  Ratzeburg  legte  den  Bockkäfern  anfangs  (in 
seinen  „Forstinsekten'')  nur  wenig  Bedeutung  zu  und  meinte,  daß  die  meisten  nur 
wegen  der  „großen  Menge,  in  der  sie  am  Holz  erscheinen,  wenigstens  als 
täuschende  Insekten  interessant  sind".  Später  (in  der  „Waldverderbnis") 
schätzte    er   sie   bereits  wesentlich    höher    ein:    „Die  Bockkäfer  haben  allmählich 


Abb.  102.  Links  Ceramyx  cerdo  L.,  rechts  Saperda  carcharias  L.  A  Käfer  in  natürlicher  Größe 
im  Profil,  B  Innenseite  des  linken  Vorderbeines,  um  die  Sohlenbildung  und  bei  Saperda  die 
Furche    der  Schiene    zu    zeigen,     C    rechter  Kiefer   des   zweiten  Paares    mit   Taster,    von   unten 

V,   nat.  Gr.  —  N. 


eine  größere  Bedeutung  gewonnen,  besonders  an  Fichte",  bemerkt  er  dort.  „Man 
traue  den  Bockkäfern  in  den  Nadelwäldern  nicht,  sondern  entferne  sie,  je  eher 
je  lieber,  samt  ihren  Wiegen.  Diese  finden  sich  auch  nicht  nur  an  den  Holz- 
höfen und  den  Klaftern  im  Walde,  wie  man  lange  glaubte,  sondern  sie  sitzen 
auch  versteckt  in  den  lebenden  Bäumen  der  geschlossenen  Bestände  und  diese 
muß  man  sorgfältig  aufsuchen." 

Heute  wissen  wir,  daß  die  Bockkäfer  eine  durchaus  nicht  zu  unter- 
schätzende Rolle  unter  den  wald-  und  holzzerstörenden  Insekten  einnehmen. 
Der  Schaden,  den  sie  verursachen,  ist  einmal  physiologischer  Natur,  indem 
sie  Bäume  oder  wenigstens  Teile  davon  zum  Absterben  bringen  können  (aller- 
dings oft  sekundär),  und  sodann  technischer  Natur,  indem  sie  durch  ihre 
großen  und  zahlreichen  Gänge  das  Holz  entwerten,  d.  h.  zur  Verarbeitung  un- 
brauchbar machen  oder  auch  bereits  verarbeitetes  zerstören.  Die  technischen 
Schädigungen  fallen  noch  weit  mehr  ins  Gewicht  als  die  physiologischen, 
zumal   gerade    die  wertvollste  Holzart,    die  Eiche,    besonders    darunter   zu   leiden 


Familie  Cerambycidae.  21^ 

hat  und  die  Beschädigungen  oft  derart  ausgedehnt  sind,  daß  die  technische 
Entwertung  eine  vollkommene  ist. 

Als  milderndes  Moment  kann  angeführt  werden,  daß  die  VermehrungsziflFer 
und  das  Vermehrungstempo  im  allgemeinen  nicht  groß  ist  und  infolgedessen  die 
Beschädigungen  meist  auf  einzelne  Bäume  beschränkt  bleiben. 

Als  natürliches  Gegengewicht  kommen  hauptsächlich  Vögel  in  Betracht, 
vor  allem  die  Spechte,  die  die  fetten  Larven  aus  Rinde  und  Holz  heraus- 
hauen. Auch  parasitische  Insekten  sind  mehrfach  aus  Bockkäfern  gezogen 
worden,  vor  allem  Ichneumoniden,  dann  auch  einige  Tachinen,  doch  stehen 
unsere  Kenntnisse  in  dieser  Beziehung  wohl  erst  am  Anfang. 

Systematische  Übersicht. 
Die  Systematik  der  Bockkäfer  bietet  keine  allzugroßen  Schwierigkeiten  dar. 
Die    unterscheidenden   Merkmale    sind    meist    derart,    daß    sie    auch  vom    Nicht- 
entomologen  gut  erkannt  werden  können. 

Wir  können  die  Bockkäfer  in  zwei  gut  charakterisierte  Unterfamilien  einteilen: 
I.  Kopf  schräg  nach  vorn  geneigt  (Abb.    102  links),  Vorderschienen  ohne  Furche 

auf  der  Innenseite,  Endglied  der  Taster  abgestutzt Cerarnbycinae 

II.  Kopf  vorne  senkrecht  abfallend  (hypognath)    (Abb.  102  rechts),  Vorderschienen 

an  der  Innenseite  mit  einer  scharfen  Furche,  Endglied  der  Taster  zugespitzt.   .         hamiinae 

Unterfamilie  Cerarnbycinae. 

Zerfällt    in    eine    Reihe   von    Gattungsgruppen ,    von    denen    folgende   für    uns    in    Betracht 
kommen : 
1.  Flügeldecken  stark  verkürzt,  die  häutigen  Flügel  hinter  den  kurzen  Decken  weit 

vorragend  (Abb.   103c)..         Necydalini 

—  Flügeldecken    nicht   oder   nur    wenig    verkürzt,    höchstens    die  Hinterleibsspitze 

freilassend 2 

2.  Kopf   hinter   den  Augen    halsartig   eingeschnürt,    Augen   gewöhnlich  nicht   oder 

nur  schwach  ausgerandet  (Abb.  lOße) Lepturini 

—  Kopf    hinter    den   Augen    nicht   eingeschnürt,    Augen    stark    ausgerandet    oder 

nierenförmig 3 

3.  Kopf   sehr   breit,    mit    den   Augen   so   breit    oder   breiter    als    das   Halsschild. 

Fühler   sehr  kurz,   den  Halsschildhinterrand   nicht   erreichend   (Abb.  103  a).       Spondylim 

—  Kopf  schmäler,  Fühler  länger,  den  Halsschildhinterrand  stets  erreichend,  meist 

weit  überragend ....     4 

4.  Halsschild   mit   scharfen   Seitenkanten    (oder   wo   diese   fehlen,    wenigstens   mit 

zahnartig  lang  ausgezogenen  Hinterecken)  (Abb.  103  b).     Vorderhüften  quer, 

Vorderbrust   bis   hinter   die    Vorderhüften    als    breiter   Fortsatz    verlängert  ■        Prionini 

—  Halsschild  ohne  scharfe  Seitenkante  (Abb.  103  f.).    Vorderhüften  meist  kugelig 

oder    mit    einem    queren    Fortsatz    oder    bisweilen    auch    schwach    konisch. 

Vorderbrust  nicht  bis  hinter  die  Vorderhüften  verlängert Cerambycmi 

Gattungsgruppe  Spondylini. 

Enthält  nur  i  Gattung  mit  i  Art: 
Erinnert  durch  seine  breite  gedrungene  Gestalt  und  die  kurzen  Fühler  eher  an 
einen  Schröter  als  an  einen  Bockkäfer.  Färbung  schwarz,  matt,  unterseits 
etwas  glänzend.  Brust  braun  behaart.  Länge  12 — 22  mm.  Ganz  Europa. 
Larve  in  abgestorbenem  Holz  (Nadelholz).  Imago  auf  Holzplätzen  oft  in 
großer  Zahl.  Forstlich  unbedeutend.  „Balkenschröter",  „Waldbock" 
(Abb.  103  a) Spondylis  buprestoides  L. 

Gattungsgruppe  Prionini. 

Enthält  nur  sehr  große  Formen,    von  denen  uns  3   Gattungen   mit  je    i   Art  interessieren: 
I.   Halsschild  ohne  scharfen  Seitenrand,   dagegen  mit  zahnartig  ausgezogenen  Hinter- 
ecken.    Rötlich -braun,   überall   fein   anliegend   behaart.      Flügeldecken    mit 


214 


Coleoptera.   —   6.   Familienreihe:  Phytophaga. 


Abb.  103.  Verschiedene  Ceniiabyciden.  a  Spondylis  huprestoides  L.,  b  Ergates  faber  L.,  c  Cae- 
noptera  (Molorchus)  minor  L.,  d  Rhagium  Inquisitor  L  ,  e  Pachyta  quadrimaculata  L.,  f  Cerambyx 
Scopolii  Füssl.,  g  Callidium  sanguineum  L.,  h  Clytus  arc-iatus  L.,  i  Lamia  textor  L.,  k  Pogono- 
chaerus    fasciculatus  Deg.,    1  Acanthoderes  clavipes  Schrk..    m  Saperda   populnea  L.    —    Original. 


Familie  Cerambycidae. 


215 


drei  bis  vier  deutlich  hervortretenden  Leisten.  Länge  32  —  48  mm.  Süd- 
liches Mitteleuropa.     In  alten  Stümpfen  von  verschiedenen  Laubhölzein. 

Aegosovia  scabricorne  Scop. 

—  Halsschild  mit  scharfer  Seitenkante 2 

2.  Halsschild  mit  3  spitzen  langen  Seitendornen.  Fühler  sehr  kräftig,  gesägt  (be- 
sonders beim  ^),  Körper  gewölbt.  Färbung  schwarz  bis  braun,  etwas 
glänzend.  Länge  24 — 40  mm.  Ganz  Europa.  Larve  in  alten  mulmigen 
Stöcken     oder    Stämmen     von    Nadelholz     und    auch     Laubholz    (Eichen, 

Buchen  usw.).     Forstlich  indifferent Prionus  coriarius  L. 

—  Halsschild  am   Seitenrand  gezähnelt,  nur  einen   Dorn  hinter  der  Mitte.     Fühler 

schlank.  Körper  flach,  pechbraun  gefärbt.  Länge  27 — 50  mm.  Ganz 
Europa.  Larve  in  totem  Nadelholz.  Kann  technisch  schädlich  werden 
(Abb.   103  b) Ergates  faher  L. 

Gattungsgruppe  Necydalini. 

Die   durch   die   stark   verkürzten  Flügeldecken   und   weit  vorragenden  häutigen  Flügel  gut 
charakterisierte  (an  Schlupfwespen  erinnernde)  Gruppe  interessiert  uns  in  2  Arten: 
Länge   19  —  24  mm.     Fühler  kaum  halb  so  lang  als  der  Körper.     Hinterleib    sehr 
schmal,   an  der  Wurzel  verengt  und  an  der  Brust  wie  mit  einem  Stiel  be- 
festigt.    Flügeldecken   braun.     Nord-  und  Mitteleuropa.     In    alten  Weiden, 
Pappeln,  Erlen  usw.     (Nah  verwandt  die  etwas  kräftiger  gebaute  N.  ulmi 
Chevr.  in  Eichen,  Buchen,  Ulmen.)     ,, Großer  Wespenbock-'     .     .      Necydalis  major  L. 
Länge  6  — 13   mm.    Fühler  beim   (;^  länger  als  der  Körper.    Schenkel  stark  keulen- 
förmig verdickt.     Flügeldecken  dunkler.     Hinterleib  breiter,  der  Brust  breit 
ansitzend   (Abb.   103  c).      Larve   unter   Nadelholzrinde.     Forstlich    nur    von 
geringer  Bedeutung.     „Kleiner  Wespenbock'-      .     .      Caenoptera  (Molorchus)  »linor  L. 

Gattungsgruppe  Lepturini. 

Eine  gattungs-  und  artenreiche  Gruppe,  die  aber  forstlich  ein  geringes  Interesse  besitzt 
(hauptsächlich  nur  als  auffallende  und  täuschende  Forstinsekten). 

Wir  wollen  hier  nur  2   Gattungen   betrachten: 
Fühler  kurz,   den   Hinterrand  des  Halsschildes  nur  wenig  überragend;    i.  Glied  der 

Hintertarsen,  wie  die  beiden  vorhergehenden,  breitsöhlig  entwickelt  (Abb.  103  d)  Rhagium  F. 
Fühler   länger,    den    Hinterrand    des    Halsschildes   weit   überragend;     i.  Glied    der 

Hintertarsen     mehr     zusammengedrückt,     nicht     breitsöhlig     (Abb.     103  c). 

Leptwa  L.  (i.  weit.  Sinne) 

Gattung  Rhagium  F. 

Untersetzte,  langgestreckte,  mehr  oder  weniger  tomentierte  Tiere  mit  bunter  Zeichnung 
(meist  Binden  auf  den  Flügeldecken).  Larve  unter  der  Rinde  abgestorbener  oder  absterbender 
Nadel-  und  Laubhölzer.  Forstlich  ohne  nennenswerte  Bedeutung,  zu  den  „auffallenden"  Wald- 
oder „täuschenden"  Forstinsekten  gehörend. 

In  unseren  Wäldern  trifft  man  4  Arten : 

1.  Schläfen  (d.  i.  Kopfregion  hinter  den  Augen)  lang,  plötzlich  und  stark  eingeschnürt      2 

—  Schläfen    kürzer    und    nur    schwach    eingeschnürt.      Flügeldecken    blaßgelb    mit 

fleckiger  grauer  Behaarung;  2  mehr  oder  minder  vollständige  Querbinden, 
sowie  einige  verstreute  Flecke  unbehaart,  schwarz  (Abb.  103  d).  Länge 
12 — 15  mm.     Larve  in  Nadelholzstöcken Rh.  inquisitor  L. 

2.  Flügeldecken  mit  dichtgedrängten  graugelblichen   Tomentflecken 3 

—  Flügeldecken    nur    sehr    spärlich    und  fein  behaart,    schwarz,    oft  mit  metallisch 

grünem  Schimmer,  ihre  Seiten  rotbraun,  zwei  Schrägbinden,  eine  vor,  eine 
hinter  der  Mitte  rötlichgelb  oder  blaßgelb.  Länge  14 — 18  mm.  Larven 
in  Nadelholzstöcken Rh.  bifasciatum  F. 

3.  Flügeldecken   zwischen  den  beiden  rotgelben  Querbinden  nach  aul)en  mit  einem 

großen    schwarzen,  unbehaarten  Fleck.     Länge    15  — 19  mm.     Hauptsächlich 

in  Laubholzstöcken  (auch  in  Nadelholz) Rh.  mordax  Deg. 

—  Flügeldecken  zwischen  den  beiden  rotgelben  Binden  ohne  schwarzen  unbehaarten 

Fleck.     Länge   18 — 25   mm.     Larve  hauptsächlich  in  Laubholz      .     Rh.  sycophanta  Seh. 

Großgattung  Leptura  (L). 

Die  in  luiserem  Sinne  aufgefaßte  Gattung  Leptura  L.  enthält  eine  große  Reihe  von 
Arten .      die     in     zahlreiche     Untergattungen     eingeordnet     sind.       Es    handelt     sich     meist    um 


2j5  Coleoptera.  —  6.  Familienieihe:  Phytophaga. 

mittelgroße  Tiere  von  mehr  oder  weniger  schlankem  Habitus,  mit  nach  hinten  zu  stark  ver- 
schmälerten Flügeldecken.  Letztere  sind  entweder  einfarbig  braun  oder  gelb  mit  schwarzer 
Zeichnung,  selten  ganz  schwarz  oder  blau.  Die  Käfer  findet  man  im  Hochsommer  bei  Sonnen- 
schein häufig  auf  Dolden,  Distelköpfen  usw.  an  Waldrändern  oder  auf  Waldblößen.  Die 
Larven  entwickeln  sich  in  altem  mulmigen  Holz  (Stöcken  usw.).  Forstlich  sind  sie  meist  völlig 
indifferent,  sie  verdienen  aber  infolge  ihrer  auffälligen  und  häufigen  Erscheinung  im  Walde  als 
.,täuschende"  Forstinsekten  Erwähnung. 

Ich  nenne  hier  nur  folgende,  dem  Forstmann  besonders  häufig  begegnenden  Arten: 

1.  Halsschild  mit  Seitendornen 2 

—  Halsschild  ohne  Seitendornen 4 

2.  Flügeldecken  langgestreckt,  ca.  4  mal  länger  als  der  Halsschild 3 

—  Flügeldecken  kürzer,  breit  dreieckig,  höchstens  3  mal  so  lang  als  der  Halsschild, 

gelb    mit    je    zwei   großen   scharf  begrenzten  Makeln.     Länge  11  — 19  mm 

(Abb.  103  e).     Gebirgstier Pachyta  quadrimaculata  L. 

3.  Flügeldecken    an    der   Basis    viel    breiter    als   der   Halsschild,    flach,    mit    vor- 

springenden, scharfen,  fast  rechtwinkeligen  Schulterecken.  Färbung  sehr 
variabel:  Kopf,  Halsschild  und  Brust  schwarz,  Beine,  Hinterleib  ganz  oder 
zum  Teil,  ferner  die  Basis  der  Flügeldecken  gewöhnlich  rötlich  gelbbraun 
(manchmal  auch  die  Flügeldecken  ganz  gelbbraun  oder  auch  ganz  schwarz). 
Länge  15 — 24mm.  Larven  inWeidenstümpfen,  Obstbäumen  usw.  Stenockorus meridianusFz. 

—  Flügeldecken    mit   abgeschrägten  Schulterecken,   mäßig   gewölbt.     Schwarz,    der 

Mund,  ein  Teil  der  Fühler  (beim  $  auch  die  Schienen  und  Tarsen)  gelb- 
braun, zwei  breite  Längsstreifen  (an  der  Naht  und  in  der  Mitte)  schwarz. 
Länge   16 — 23  mm.     Vornehmlich  Gebirgstier.     Larve   in  Fichtenstümpfen. 

Oxymirus  cursor  L. 

4.  Flügeldecken  einfach  braun  (J)  oder  hellrot  (9).    Beim  $  auch  der  Halsschild 

hellrot.  Schienen  und  Tarsen  ebenfalls  entsprechend  braun  oder  hellrot. 
Länge  12 — 18  mm.  Sehr  häufig  in  Wäldern  auf  Stöcken  oder  auf 
Disteln  usw.     Larve  in  Stöcken  von  Nadelholz Leptura  rubra  L. 

—  Flügeldecken  gelb,  5  Makeln  in  der  vorderen  Hallte,  zwei  Querbinden  und  die 

Spitze  schwarz.     Länge   15 — 17  mm.     Larve  in  Birke     .     .     .  Leptura  maculata  Poda. 

Gattungsgruppe  Cerambycini. 

Enthält  zahlreiche  meist  mittelgroße  bis  sehr  große  Arten.  Viele  von  ihnen  sind 
forstlich  wichtig,  indem  sie  sich  unter  der  Rinde  oder  im  Holze  von  stehenden  oder  ge- 
fällten Bäumen    entwickeln   und    dadurch   physiologisch   und    technisch  schädlich  werden  können. 

Wir  können  die  für  uns  in  Betracht  kommenden  Formen  folgendermaßen  darstellen: 

1.  Halsschild  mit  deutlichen  Seitendornen  (Abb.  103  f) Gerambyx  (i.  weit.  Sinne) 

—  Halsschild    ohne    deutliche   Seitendornen    (höchstens   die   Seitenränder    winkelig 

erweitert) 2 

2.  Flügeldecken   bei   allen   forstlich  wrchtigen  Arten    ohne   helle   scharf  abgesetzte 

Zeichnung  (Abb.  103  g) Callidium  (i.  weit.  Sinne) 

—  Flügeldecken    stets   mit  heller   scharf  abgesetzter,    gewöhnlich  Querbinden    dar- 

stellender Zeichnung  (Abb.  103  h) Clytus  Laich. 

Großgattung  Cerambyx  (L.). 
Mittelgroße    bis   sehr   große  Arten   mit   langen,    das    Körperende    erreichenden    oder   noch 
i\berragenden  Fühlern. 

1.  Flügeldecken  einfarbig  (oder  höchstens  mit  hellerer  Spitze) 2 

—  Flügeldecken  mit  bunter  Zeichnung 3 

2.  Flügeldecken  schwarz  oder  braunschwarz  mit  hellerer  Spitze.     Nahtwinkel   der 

Flügeldecken  in  einen  scharfen  Zahn  ausgezogen.    Größte  Art,  26—  50  mm 

lang.     Larve  in  Eichen,  technisch  sehr  schädlich     ....       Cerambyx  eerdo  L. 

—  Flügeldecken  einfarbig  schwarz.     Nahtwinkel    stumpf   oder  abgerundet.     Länge 

18 — 28  mm  (Abb.  103  f).  Larve  hauptsächlich  in  Buchen,  aber  auch  in 
anderen  Laubbäumen.  Kommt  viel  weniger  als  technischer  Schädling  in 
Betracht  als  der  vorige Cerambyx  Scopolii  Füßl. 

—  Flügeldecken    (wie    der   ganze   übrige   Körper;    metallisch    grün.      Riecht    nach 

Moschus.     Länge   15 — 34  mm.     Larve  in  alten  Weidenstämmen.     Aromia  moschata  L. 

3.  Flügeldecken  graublau  mit  schwarzen  Flecken  und  Binden.    Länge  20 — 36  mm. 

Gebirgstier.     Larven  in  Buchen    .     .     • Rosalia  alpina  L. 

—  Flügeldecken  rot  mit  schwarzem  Nahtfleck.     Körperform   gedrungener.     Länge 

14—20  mm Purpiirieenus  Koehleri  L. 


Familie  C;;erambycida 


Großgattung  Callidium  (L.) 


217 


Mittelgroße  Formen   von   meist  abgeflachter  Gestalt,    die   sich   auf  eine  Reihe  von  Unter- 
gattungen verteilen.    Unter  ihnen  befinden  sich  die  schädlichsten  Bockkäfer. 

1.  Augen  deutlich  zweigeteilt 2 

—  Augen  nur  nierenförmig  ausgescbuitten 4 

2.  Halsschild    doppelt    so  lang    als  breit.      Kleine  Art  von  4 — 6  mm.   —   Schmal, 

glanzlos,  heller  oder  dunkler  braun,   fein  grau  behaart.      Larve  in  trockenen 

Zweigen,  in  Reifen  von  Weinfässern,  in  alten  Weidenkörben  usw.     .      Oraeilia  nimuta  F. 

—  Halsschild  eben  so  breit  als  lang  {Tetropium  Kirby) 3 

3.  Halsschild  matt,  auf  der  Scheibe  dicht  runzelig  punktiert.    Schwarz,  die  Fühler 

und  Beine  mehr  oder  minder  braun,  der  Vorder-  und  Hinterrand  des  Hals- 
schildes lostrot,  die  Flügeldecken  gelbbraun.  Länge  10 — 24  mm.  Laive 
unter   Rinde    lebender   Nadelbäume.     Physiologisch    sehr    schädlich. 

Tetropium  fuscum  F. 

—  Halsschild  glänzend,   auf   der  Scheibe   fein  und  weitläufig  punktiert.     Schwarz, 

mit  wenigstens  teilweise  rötlichgelben  Fühlern  und  Beinen,  und  mit  rötlich- 
gelbbraunen  Flügeldecken.  Manchmal  sind  die  Beine  mehr  oder  minder, 
mindestens  aber  die  Schenkel  schwarz  oder  es  sind  auch  die  Flügeldecken 
schwarz  {var.  fulcratuni  F.)  oder  endlich  es  kann  auch  der  ganze  Körper 
schwarz  sein  {var.  aidieum  F.).  Länge  10 — 16  mm.  Larve  unter  der 
Rinde  von  lebenden  Nadelbäumen.  Physiologisch  sehr  schädlich. 
„Fichtenbock" Tetropium  luridwm  L. 

4.  Schenkel  an   der  Basis  dünn,  nach  der  Spitze  zu  keulenlörmig  verdickt  ...      5 

—  Schenkel  von   der   Basis   zur  Spitze  nur   allmählich  oder   kaum    verdickt.     Von 

untersetzter  Gestalt,  gewölbt;  Halsschild  breiter  als  lang,  an  den  Seiten 
stark  gerundet.  Fühler  kurz,  nur  von  halber  Körperlänge.  Augen  nur 
schwach  ausgerandet.  Pechschwarz  (bisweilen  Flügeldecken  braun),  glanzlos. 
Länge  10 — 18  mm.   In  gefällten  Nadelholzstämmen,  auf  Holzlagerplätzen  usw. 

Äsemum  striatum  L. 

5.  Augen  fein  fazettiert 6 

—  Augen  sehr  grob  fazettiert.     Von  schlanker  Gestalt,    nach   hinten  deutlich  ver- 

engt. Halsschild  quer,  niedergedrückt,  mit  flachen  Eindrücken.  Fühler 
gegen  die  Spitze  auffallend  verdünnt,  beim  9  "ur  von  halber  Körperlänge, 
beim  (J  etwas  länger.  Heller  oder  dunkler  braun,  glanzlos.  Länge  8  —  25  mm. 
In  gefällten  Kiefern  und  Fichten,  Telegraphenstangen  usw.    .      Criocephalus  rusticus  I 

6.  Vorderbrust  zugespitzt,  die  Vorderhüften  gar  nicht  oder  nur  als  schmale  Lamelle 

trennend 8 

—  Vorderbrust  mehr  oder  weniger  breit,  die  Vorderhüften  entsprechend  mehr  oder 

weniger  weit  voneinander  trennend 7 

7.  Vorderbrust   sehr   breit,    die   Vorderhüften   stark   auseinandertreibend.      Körper 

flach.  Fühler  wenig  kräftig,  kaum  die  Mitte  der  Flügeldecken  erreichend. 
Halsschild  mit  einfach  gerundeten  Seiten  und  zwei  glänzenden  Schwielen 
auf  der  Scheibe.  Pechschwarz  oder  braun,  grau  behaart.  Flügeldecken 
gewöhnlich  mit  einigen  dichter  behaarten  bindenartig  angeordneten  Flecken. 
8  —  20  mm.  Auf  Holzlagerplätzen  und  in  verarbeitetem  Holz  (Balken, 
Möbeln,  Telegraphenstangen  usw.).  Technisch  sehr  schädlich.  ,, Haus- 
bock"      Hylotrupes  bajultis  L. 

—  Vorderbrust    mäßig  breit,    die  Vorderhüften   nur  wenig  trennend.     Fühler  sehr 

kräftig,  so  lang  als  der  Körper.  3. — 10.  Fühlerglied  nach  innen  und  außen 
in  einen  Dorn  ausgezogen.  Halsschild  quer,  ohne  glänzende  Schwielen  auf 
der  Scheibe,  an  den  Seiten  sehr  stark,  bisweilen  eckig  erweitert.  Flügel- 
decken  gewöhnlich   grün  erzfarbig.     Länge   18 — 24   mm.     Larve  in  Ahorn. 

Rhopalopus  insubrieus  Hrbst. 

8.  Halsschild    an    den   Seiten    stark    winkelig   erweitert.      Körper    niedergedrückt. 

Fühler  schlank,  etwas  länger  als  der  Körper.  Flügeldecken  rot.  Die  ganze 
Oberseite  mit  feuerrotem  sammetartigem  Toment  dicht  besetzt.  Länge 
9 — II    mm.     Larve    in   Laubbäumen  (Eiche,    Buche   usw.)     (Abb.    103  g) 

Callidtum  sanguineum  L. 

—  Halsschild  ah  den  Seiten  einfach  gerundet 9 

9.  Halsschild  gleichmäßig  dicht  punktiert,  viel  breiter  als  lang.     Körper  flach  und  breit      1 1 

—  Halsschild  ungleichmäßig  punktiert,  oft  mit  erhabenen  Schwielen,  Körper  etwas 

gewölbt,  Flügeldecken  lang  und  schmal 10 


2i8  Coleoptera.  —   6.   Familienreihe:   Phytophaga. 

10.  P'lügeldecken  fein  und  weitläufig  punktiert.    Körper  glänzend.    Färbung  äußerst 

variabel :  am  häufigsten  rotgelb  mit  völlig  rotgelben  oder  braungelben  Flügel- 
decken und  ebensolchen  Beinen.  Kopf  entweder  gelbbraun  oder  schwarz. 
Beine  und  Halsschild  können  mehr  oder  weniger  dunkel,  bis  schwarz 
werden.  Die  Flügeldecken  sind  häufig  ganz  oder  zum  Teil  (entweder  an 
der  Basis  oder  an  der  Spitze)  blau.  Länge  8  — 14  mm.  Larve  in  ver- 
schiedenen Laubbäumen.  Auch  in  trockenem,  berindetem  Laubholz  (Holz- 
sammlungen usw.)     Technisch  schädlich Gallidium  testaceum  L. 

—  Flügeldecken  dicht  und  tief  runzelig  punktiert.    Körper  matt.    Färbung  ebenfalls 

sehr  variabel:  Körper  meist  heller  oder  dunkler  braun,  Beine  blaßgelb, 
teilweise  bräunlich,  Halsschild  rotgelb  oder  braun  mit  veilchenfarbigem 
Schimmer.  Flügeldecken  braun  mit  blauem  oder  veilchenfarbigem  Schimmer. 
Länge    7 — lO    mm.      Larve    in    Laubhölzern    (Eiche,    Ulme,    Edelkastanie). 

Gallidium  lividiDii  Rossi. 

11.  Oberseite    blau    oder    veilchenblau.      Flügeldecken    mit    grober,    aber    ziemlich 

gleichartiger     Punktierung.       Länge     10 — 15     mm.       T>arve     in    Laub-    und 

Nadelholz Gallidium  violaceum  L. 

—  Oberseite    metallisch   grün.      Flügeldecken    ebenfalls    grob    jiunktiert    imd    nach 

hinten  zu  mit  groben,  netzartig  verbundenen  Runzeln.  Länge  11  — 13  mm. 
Larve  unter  der  Rinde  von  Nadel-  und  Laubholz  (Buche,  Eiche  usw.) 

Gallidium  nenewii  Deg. 

Gattung  Clytus  Laich. 

Enthält  mittelgroße  Formen,  die  besonders  durch  ihre  bunte  Färbung  (meist  schwarz 
und  gelb)  auffallen  (,, Zierböcke").  Forstlich  kommen  sie  vornehmlich  als  technische  Schäd- 
linge an  Laubholz  in  Betracht.  Von  den  nicht  wenigen  in  Mitteleuropa  vorkommenden 
Arten  seien  hier  folgende  genannt: 

1.  Halsschild  so  lang  als  breit,  kugelig,  oder  länger  als  breit 3 

—  Halsschild  viel  breiter  als  lang,   queroval,  an  den  Seiten   stark  gerundet  erweitert. 

Fühlerglieder  vom  3.  oder  6.  ab  an  der  Spitze  ausgerandet,  mit  ausgezogenen 
Spitzenecken  (Untergattung   Placiionotus  Muls.) 2 

2.  Schwarz,    Hal.sschild    mit    einer    breiten    gelben  Querbinde    am  Vorderrand    und 

einer  ebensolchen  in  der  Mitte  der  Scheibe.  Flügeldecken  braun,  4  Quer- 
binden und  die  Spitze  dicht  gelb  behaart,  die  letzten  zwei  Querbinden  sehr 
breit,  meist  miteinander  verbunden,  so  daß  der  ganze  hintere  Teil  jeder 
Flügeldecke  bis  auf  zwei  schräg  gestellte  kurze  braune  Querbinden  gelb  ist. 
Länge   13  — 17  mm.     In  gefällten  Eichen  und  Buchen  .     .  Gl.  (Plac/ionntiis)  detritus  L. 

—  Schwarz,    3    Querbinden  auf  dem   Halsschild;    das  Schildchen,    i    längliche   oder 

ovale  Makel  unmittelbar  an  der  Naht  in  einiger  Entfernung  hinter  dem 
Schildchen,  eine  Längsmakel  am  Seitenrand  unter  der  Schulter  und  4  schmale 
gebogene  Querbinden  auf  jeder  Flügeldecke  dicht  gelb  behaart.  Zeichnung 
variiert.    Länge  9— 18  mm.    In  gefällten  oder  stehenden  kränkelnden  Eichen. 

Ol.  ( Plagionotus)  arcuatus  L. 

3.  Flügeldecken  schwarz,  mit  gelber  Zeichnung .     4 

—  Flügeldecken   mit  brauner,  grauer  oder  weißer  Zeichnung 6 

4.  Die  letzte  gelbe  Querbinde  vor  der  Spitze  der  Flügeldecken  gelegen.     Flügel- 

decken auffallend  lang.      10  —  16   mm.      An  Eichen Glijttts  tropieus  Pz. 

—  Die  letzte  gelbe  Binde  nimmt  die  Flügeldeckenspitze  selbst  ein 5 

5.  Die  zweite  gelbe,  an  der  Naht  nach  vorne  gebogene  Linie  erreicht  das  Schildchen 

nicht  (endet  weit  vor  demselben).  Stirne  fast  immer  mit  zwei  gelben 
Makeln.  Fühler  und  Beine  rotgelb,  letztere  fast  immer  mit  schwarzbraunen 
Vorderschienen.     8  — 14  mm.     In  gefällten  Eichen,  Buchen  usw.  .     .      Glytus  arietis  L. 

—  Die  zweite  gelbe,  an  der  Naht  nach  vorne  gebogene  Binde  erreicht  das  Schildchen 

ganz   oder   beinahe.     Meist   alle  Schenkel  schwarzbraun.     7  —  9  mm.     Lebt 

wie  die  beiden  vorigen Clytus  rhamni  Germ. 

6.  Flügeldecken    gewöhnlich    an    der  Basis    breit    rotbraun,    dahinter    mit  3   grauen 

Binden,  von  denen  die  letzte  die  Spitze  der  Flügeldecken  einnimmt.  Hinter- 
schenkel mit  dünner  Basis,  gegen  die  Spitze  zu  stark  keulenförmig  verdickt. 
8  —  13  mm Gl    {Anaghjptüs)  mysticus  L. 

—  Flügeldecken    schwarz  oder  braunschwarz,    einige    zackige  Binden  grau  behaart. 

Hinterschenkel  gegen  die  Spitze  allmählich  verdickt.    Fühler  schwach,  kaum 

die  Mitte  des  Körpers  erreichend.    9  — 17  mm.    In  Pappeln.      Gl.  {Xylotreehus)  rusticus 'L 


Familie  Cerambycidae.  2  [  Q 

Unterfamilie  Lamiinae 

Die  forstlich  in   Betracht  kommenden  Arten  können   in   zwei   Gattungsgruppen  oder  Groß- 
gattungen eingeteilt  werden : 
I.   Halsschild    mit    Seitendorn    oder    s(Mtzem    Hiicker    am    Seitenrand    (Abb.  103  i) 

Lamia  F.  (i.  weit.  Sinn) 
—   Halsschild  ohne  Seitendorn  oder  höchstens  mit  undeutlicher  Beule  (Abb.  103  m). 

Saperda  F.  (i.  weit.  Sinn) 


Großgattung  Lamia  (F.). 


Enthält  Arten    von    recht   verschiedenem  Habitus    und    verschiedener  Größe.     Einige    sind 
forstlich  recht  beachtenswert,  andere  verdienen  nur  als   „auffallende"  Insekten  Erwähnung: 

1.  Oberseite   hell,    gelblich    oder    bräunlich    dicht   tomentiert,    mit  einer   mehr  oder 

weniger  deutlichen  Bindenzeichnung.  Schenkel  gegen  die  Spitze  keulen- 
förmig verdickt.      Kleine,   bis  mittelgroße  Arten 2 

—  Oberseite  dunkel,    matt  oder  metallisch  glänzend.     .Schenkel  nicht  keulenförmig 

verdickt.     Große  Arten 5 

2.  Fühler    auffallend    lang,    beim    5     ^'''2~2,    beim    ^    2  —  5  mal    so  lang   als    der 

Körper.  ^  ™it  vorragender  Legeröhre.  Körper  breit  und  kurz.  Hell  oder 
graubraun  tomentiert,  mit  zwei  schrägen,  schmalen,  dunkler  erscheinenden 
Querbinden,  davon  die  vordere  sehr  undeutlich.  Länge  13  —  19  mm.  An 
geschlagenem  Nadelholz,  besonders  Klafterholz.  Sehr  häufig.  Forstlich 
nur  von  geringer  (technischer)  Bedeutung.    „Zimmermannsbock".  Acanthoeinus  aedihs  L. 

—  Fühler  kürzer,   wenig  länger  als  der  Körper,    ^   ohne  vorstehende  Legeröhre    .      3 

3.  Fühler  mit  langen  Haaren  bewimpert,  Flügeldecken  abgestutzt.   —   Rötlichbraun 

oder  braun,  anliegend,  scheckig  behaart.  Hügeldecken  vor  der  Mitte  mit 
einer  schneeweiß  behaarten,  schwach  gebogenen  Querbinde  (Abb.  103k). 
In  schwachen  Ästen  von  Kiefern.  Forstlich  sehr  beachtenswert.  „Kietern- 
zweigbock" Pogonnchaenis  fasciculatus  Deg. 

—  Fühler  ohne  längere   Haarbewimperung 4 

4.  Schenkel  an  der  Basis  stieUörmig  dünn,  gegen  die  Spitze  zu  stark  keulenförmig 

verdickt.  Flügeldecken  kurz,  höchstens  zweimal  so  lang  als  zusammen  breit. 
Gestalt  ziemlich  kurz  und  gedrungen,  oben  dicht  anliegend  weiß  und  braun- 
schwarz behaart.  Flügeldecken  mit  2 — 3  unvollständigen  dunkleren  Quer- 
binden (Abb.  103  1).  Länge  12  — 15  mm.  In  Laubholz.  Bringt  bisweilen 
Obstbäume  zum  Absterben Acanthoderes  claripes  Schrk. 

—  Schenkel  weniger  keulenförmig  verdickt.    Flügeldecken  länger,   mehr  als  zweimal 

so  lang  als  zusammen  breit.  Heller  oder  dunkler  braun.  Flügeldecken  mit 
zwei,  oft  wenig  deutlichen  Binden,  von  denen  besonders  die  erste,  vor  der 
Mitte  gelegene  gewöhnlich  sehr  undeutlich  ist  oder  auch  ganz  tehlt,  so  daß 
nur  die  zweite  hinter  der  Mitte  erkennbar  ist.  Kleiner  als  der  vorige. 
6  —  9  mm.     Vornehmlich  in  harten  Laubhölzern.     „Splintbock".        Liopus  nelndosus  L. 

5.  Fühler    kürzer    als    der   Körper.      Letzleier    von    plumper,    gedrungener    Gestalt 

(Abb.  103  i).  Blügeldecken  kaum  doppelt  so  lang  als  zusammen  breit. 
Dunkel,  matt.  Länge  20—30  mm.  In  alten  Weiden  und  Pappeln. 
„Weberbock" Lamia  textor  L. 

—  Fühler    länger    als    der    Körper.      Dieser    langgestreckt,    walzenförmig.      Flügel- 

decken   mindestens    zweimal    so    lang    als    zusammen    breit.       Dunkel    mit 

metallischem  Glanz.     (Monoc.lianms  Curtis)    .  6 

6  Flügeldecken  vor  der  Mitte  auf  dem  Rücken  mit  einem  seichten  Quereindruck. 
Schildchen  mit  ungeteiltem  gelben  Toment.  Flügeldecken  gegen  die  Spitze 
zu  weniger  grob  punktiert,  beim  (j'  gegen  die  Spitze  zu  stark  verengt, 
ungefleckt  oder  mit  kleineren  Flecken,  beim  5  d^""  wenig  gegen  die  Spitze 
verengt  und  mit  zahlreichen  größeren,  weißlichen  Tomentmakeln.  Haupt- 
sächlich in  Fichten,  vornehmlich  im  Gebirge.  Physiologisch  und  technisch 
schädlich.     Länge  26—32   mm.     „Schneiderbock"        ....     Monocliamus  sartor  F. 

—  Flügeldecken    auf    dem    Rücken    ohne    Quereindruck,     die    Tomentierung     des 

Schildchens  ganz  oder  wenigstens  bis  zur  Mitte  geteilt 7 

7.  Das  gelb  befilzte  Schildchen  ist  längs  der  Mitte  vollständig  geteilt.  Halsschild 
beim  (^  ungefleckt,  beim  2  mit  zwei  kleinen  gelben  Flecken  vor  der  Mitte. 
Flügeldecken  mit  weißlichgelben  Flecken,  welche  zusammen  annähernd 
3  Querbinden  bilden.  Länge  26 — 32  mm.  „Schusterbock".  Vorkommen 
wie  beim  vorigen.     Beine  schwarzbraun Monocliamus  sutor  L. 


2  20  Coleoptera.   —   6.   Familienreihe:   Phytophaga. 

—  Das  gelbbefilzte  Schildchen  ist  bloß  bis  zur  Mitte  geteilt.     Halsschild  beim   (^ 

und    2    mit   zahlreichen    kleinen   weißgelben  Fleckchen.     Beine   gewöhnlich 

braunrot.     Kleiner  als  der  vorige.     In  Kiefern  .     .     Monochamus  galloprovincialis  Ol. 

Großgattung  Saperda  (F.). 

Die  hierher  gehörenden  Arten  sind  habituell  ziemlich  übereinstimmend,  in  Größe  und 
Pärbung  dagegen  recht  verschieden.  Manche  weisen  schöne  Zeichnungen  auf.  Forstlich  sind 
einige  Arten  recht  schädlich. 

1.  Klauen  nicht  gezähnt.     Färbung   der  Flügeldecken    entweder   hell  (grau,    braun 

oder  grünlich),  einfarbig  oder  mit  dunkler  Zeichnung,  oder  aber  dunkel  mit 
heller  Zeichnung.     Beine  gewöhnlich  wie  die  Flügeldecken  gefärbt     .     .  2 

—  Klauen  deutlich  gezähnt.    Flügeldecken  einfarbig  dunkel,  Beine  gewöhnlich  hell 

(gelb  oder  gelbrot) 6 

2.  Groß,     22—28    mm    lang.      Flügeldecken    einfarbig    mit    dichtem    grauen    oder 

gelblichbraunen  Filz  bedeckt  (dazwischen  mit  nackten  glänzenden  Punkten 
besät).  In  Pappeln  und  Weiden.  Zuweilen  recht  schädlich.  Großer 
Pappelbock Saperda  carcharias  L. 

—  Kleiner,  höchstens  20  mm  lang.     Flügeldecken  mit  Zeichnung 3 

3.  Flügeldecken     dunkel,     mit     schwachem     Metallschimmer,      spärlich     graugelb 

tomentiert.  Flügeldecken  mit  je  einer  Längsreihe  von  4 — 5  dicht 
tomentierten  hellen  Makeln  (Abb.  103  m).  Länge  10 — 14  mm.  In  den 
Zweigen  von  Aspen.     Häufig.     „Aspenbock'' Saperda  populnea  L. 

—  Flügeldecken  hell,    grünlich   oder  hellgrau  tomentiert,    mit  schwarzer  Zeichnung     4 

4.  Flügeldecken  mit  getrennten  schwarzen  Flecken 5 

—  Flügeldecken  mit  zusammenhängender,    zackiger    schwarzer    Längszeichnung   auf 

grünlichgelbem    Haargrund.      14 — 20   mm.      In    verschiedenen    Laubhölzern 

(Birke,  Eiche,  Ahorn.  Erle  usw.) Saperda  scalaris  L. 

5.  Flügeldecken   dicht   gelbgrün    tomentiert,    mit  schwarzer  Schulterlinie   und   mit 

5    in   eine    Reihe    gestellten    schwarzen   Makeln.     Länge    12  —  20  mm.     In 

Aspenholz Saperda  perforata  Fall. 

—  Flügeldecken    grün,    ohne    schwarze    Schulterlinie,    mit    4    in    einer  Längsreihe 

stehenden    punktförmigen    Flecken.      Länge    14 — 16    mm.      In    Aspenholz 

Saperda  octopunctata  Scop. 

6.  Halsschild  rötlichgelb,  mit  zwei  schwarzen  Makeln.    Flügeldecken  schwarz,  dicht 

anliegend     grau     behaart.       Beine     rötlichgelb.       Länge    16—20   mm.      In 

Weiden,  schädlich Oberea  oculata  L. 

—  Halsschild   dunkel  wie  die  Flügeldecken;    bei   letzteren    höchstens   der   vordere 

Teil    des    Seitenrandes    gelb.      Länge    11  — 15  mm.      Hauptsächlich    in    den 

Zweigen  von  Hasel.     ,,Haselböckchen" Oberea  linearis  L. 


Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten. 

Nitsche  teilt  die  Bockkäfer  nach  ihrem  forstlichen  Verhalten  in  4  Kate- 
gorien ein:  i.  Physiologisch  schädliche  Nadelholz- Bockkäfer.  2,  Physiologisch 
schädliche  Laubholz  -  Bockkäfer.  3.  Das  stehende  Holz  technisch  schädigende 
Bockkäfer  und  4.  Das  geschlagene  und  verarbeitete  Holz  technisch  schädigende 
Bockkäfer.  —  Da  aber  gerade  bei  den  Bockkäfern  die  physiologischen  und 
technischen  Schädigungen  schwer  zu  trennen  sind,  indem  die  in  der  Hauptsache 
physiologisch  schädlichen  Arten  vielfach  nebenbei  auch  technisch  schädlich  sind 
(durch  Anlage  der  mehr  oder  weniger  weit  ins  Holz  eindringenden  Puppenwiegen), 
und  andererseits  die  in  der  Hauptsache  technisch  schädlichen  Arten  auch  das 
Leben  der  befallenen  Bäume  mehr  oder  weniger  schädigen  können  (z.  B.  Cerambyx 
cerdo  L,),  da  endlich  manche  der  vornehmlich  an  geschlagenem  Holze  vorkommen- 
den Arten  auch  stehendes  Holz  befallen  können,  so  wird  jene  Einteilung  in  vier 


I.   Nadelholz  -  Bockkäfer.  2  2  1 

Kategoiien  den  tatsächlichen  Verhältnissen  zu  wenig  gerecht.  Wir  lassen  daher 
die  Nitschesche  Einteilung  fallen  und  beschränken  uns  auf  zwei  Gruppen 
Nadelholz-  und  Laub  h  ol  z  -  Bock  käfer.  ^) 


I.   Nadelholz- Bockkäfer. 

Übersicht  der  Arten. 

A.  In  lebendem  oder  frisch  gefälltem  saftreichen  Holz. 

\ae:  Lantiinae: 

letroptum     luridum    L.        Fichte 


Lärche,  im  Stamm. 
—  fusciim  F.     Ebenso. 


Monochamus  sartor  F.     Fichte,  im  Stamm. 

—  sutor  L.     Fichte  und  Kiefer,  im  Stamm. 

—  galloprovincialis  Ol.     Kiefer,    im  Stamm. 
Pogonochaerus  fasciculatus  Deg.     Kiefer,  in 

den  dünnen  Zweigen. 


B. 


In  abgestorbenem,  saftarmem  (stehenden,  geschlagenen  oder 
verarbeiteten)  Holz. 


Cerambycinae : 

Spondylis  buprestoides  L.     In  alten  Stöcken. 

Prionus  coriarius  L.  In  altem  mulmigen 
Nadelholz  (und  auch  Laubholz). 

Ergates  faber  L.  In  mulmigen  Fichten-  und 
Kiefernstöcken  und  auch  Bauholz. 

Caenoptera  minor  L.  In  berindeten  Fichten- 
stangen (Zäunen  usw.). 

Rhagium  inquisitor  L.     In  alten  Stöcken. 

—  hifasciatum  F.     Ebenso. 

Oocymirus  cursor  L.     Ebenso. 

Leptura  rubra  L.     Ebenso. 


Asernum  striatwn  L.  In  totem  Kiefernholz, 
Bauholz  und  Kiefernstubben. 

Criocephaliis  rusticus  L.     Ebenso. 

Hylotrupes  bajulus  L.  In  verarbeitetem  Nadel- 
holz. 

CaUidium  violaceum  L.  In  Nadel-  u.  Laubholz. 

—  aeneum  Geer.     Ebenso. 

Glytus  niyshcus  L. 

Lamiinae : 
Acanthocinus    aedilis    L.       An     berindetem 
Kiefernholi  (Scheitholz  usw.). 


A.   In  lebendem  oder  saftreichem  frischgefälltem   Holz. 
ff  j^u-     Tetropium  luridum  L.  (=  castaneum  L.)  und  fuscum  F. 
Fichtenbock. 
Nach  unseren  heutigen  Kenntnissen  verhalten  sich 
die  beiden  systematisch  so  nahe  stehenden  Arten  auch 
biologisch  und  forstlich  ziemlich  übereinstimmend,  so  daß 
wir  sie  gemeinsam  behandeln  können. 

Imagines  (Abb.  104):  Die  Charakteristik  der  beiden  Arten 
siehe  oben  S.  217. 

Larven:  Die  Larve  von  T.  fitridtim  und  futicum  sind 
kaum  voneinander  zu  unterscheiden.  Sie  sind  nach  dem  Cerara- 
bycinen-Typus  gebaut,  nur  unbedeutend  niedergedrückt.  Kopf  fast 
erzförmig.  Clypeus  4  mal  so  lang  als  breit.  Oberlippe  halbkreis- 
fönnig,  so  breit  als  der  Clypeusrand.  Vorderbrust  nicht  so  breit, 
etwa  halbmondförmig,  oben  etwas  stärker  chitinisiert  mit  aus- 
gesprochener Mittellinie.  Püße  sehr  klein,  Klauenglied  mit  feinen 
Dornen.  Körper  sehr  fein  und  kurz  behaart,  am  Hinterende  oben 
mit  zwei  sehr  kleinen  Chitinspitzen.     Länge   15  —  25  Millimeter. 

Vorkommen  und  Lebensweise:  Die  beiden 
Arten   sind   vornehmlich    Bewohner    der    Fichte,    doch 


Abb.  104.    Tetropium  luri- 
dum L    (Fichtenbock).    — 
Phot.   Scheidter. 


^)  Auch  diese  Einteilung  entspricht  nicht  restlos  dem  biologischen  Verhalten  aller  Arten, 
da  manche  sowohl  im  Laub-  wie  im  Nadelholz  vorkommen.  Doch  smd  das  verhältnismäßig  nur 
wenige  Ausnahmen. 


2  22  Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

kommen  sie  auch  (wenigstens  luridum)  in  der  Lärche  und  in  der  Kiefer  vor. 
In  Rußland,  wo  sie  (nach  Koppen)  von  Lappland  bis  zur  Krim  und  bis  zur 
Mündung  des  Amur  gemein  sind,  scheinen  sie  an  Kiefern  sogar  häufiger  als  in 
Fichten  vorzukommen.  Sie  gehen  mit  Vorliebe  in  alte  Bäume,  seltener  an 
Stangenholz. 

Die  Flugzeit  zieht  sich  von  Juni  bis  August  hin,  je  nach  geographischer 
Lage   und    Klima.      Die  Käfer   fliegen   am  hellen  Tage  und  sind  außerordentlich 


Abb.    105.     Larvenfraß  im  Bast  von  Tetropium  fuscum  F.    In  den  Gängen  ist  noch  stellenweise 
das    festgestopfte   Fraßmehl    erhalten,    einzelne    länglich    ovale  Fluglöcher    sind   zu    erkennen     — 

Aus  Nüßlin. 


beweglich.  Die  Begattung  findet  meist  am  Stamme  statt;  die  Käfer  hängen 
längere  Zeit  fest  zusammen,  und  lassen  auch  beim  Aufscheuchen  nicht  leicht  los, 
sondern  fliehen  laufend  in  Copula.  Die  Weibchen  verstecken  mittelst  ihrer  Lege- 
röhren die  relativ  kleinen  länglichen  Eier  unter  Borkenschuppen,  meist  mehrere 
an  eine  Stelle  (Nüßlin).  Sie  beginnen  mit  der  Eiablage  gewöhnlich  unten  am 
Stamm  und  gehen  dann  auf  der  zuerst  angegriffenen  Seite  in  die  Höhe,  und 
erst,    wenn    diese    völlig    mit    Eiern    belegt    ist,    wird    auch    die    andere  Seite   an- 


I.  Nadelholz  -  Bockkäfer. 


223 


genommen.  Bei  frisch  gefällten  Stämmen  wird  hauptsächlich  die  feuchte,  der 
Erde  aufliegende  Seite  belegt. 

Die  Larven  fressen  zunächst  an  der  Grenze  von  Rinde  und  Holz  un- 
regelmäßige, allmählich  sehr  breit  werdende,  gebuchtete  flache  Gänge,  die  zuerst 
mit  braunem,  später,  wenn  sie  in  den  Splint  eingreifen,  mit  weiß  und  braun  ge- 
mischtem Nagemehl  dicht  wurstförmig  angefüllt  sind  (Abb.  105).  Die  erwachsene 
Larve  nagt  sich  durch  ein  querovales  Loch  radialwärts  und  meist  schwach  auf- 
wärts gerichtet,  2 — 3  cm  tief  in  das  Holz  ein,  und  wendet  sich  dann  in  ziemlich 
scharfem  Winkel  nach  abwärts,  um  einen  z — 4  cm  langen,  sich  schwach  er- 
weiternden Endgang  auszuhöhlen  (Abb.  106).  In  diesem  absteigenden  Aste  des 
,, Hakenganges"  verpuppt  sich  die  Larve,  nachdem  sie  den  Eingang  hinter  sich 
mit  Nagemehl  fest  verstopft  hat.  —  Die  Puppe  ruht 
hier  mit  dem  Kopf  nach  oben  gerichtet,  —  Der  aus- 
kommende  Käfer  nagt  sich  zunächst  durch  den 
Wurmmehlpfropf  und  dann  durch  die  Rinde  mit  flach- 
ovalem Flugloch  nach  außen   durch. 

Generation.  —  Über  die  Entwicklungsdauer 
der  beiden  Arten  herrscht  keine  volle  Klarheit.  Judeich 
(in  Ratzeburgs  Waldverderber  1876)  nimmt  eine  zwei- 
jährige Generation  an,  desgleichen  Boas  und  AI  tum, 
welch  letzterer  meint,  daß  die  Larve  im  ersten  Jahr 
ihren  Rindengang  und  im  zweiten  den  ins  Holz  dringen- 
den Teil  („Hakengang")  anfertigt.^) 

Eine  Reihe  tatsächlicher  Beobachtungen  von 
Ahlemann,  Lindemann  (bei  Koppen),  Nüßlin 
usw.  und  ferner  Zuchtversuche  von  Pauly  (1888)  haben 
aber  dargetan,  daß  die  Entwicklung  sich  viel  rascher 
vollzieht  als  die  obigen  Autoren  angenommen  haben, 
und  daß  sie  jedenfalls  nicht  länger  als  i  Jahr  be- 
ansprucht. Ja  bei  den  Paulyschen  Versuchen,  die 
unter  den  natürlichen  Verhältnissen  sehr  nahekommen- 
den Bedingungen  ausgeführt  wurden,  kamen  einzelne 
Käfer  sogar  schon  im  gleichen  Jahre  aus,  in  welchem 

die  Eier  gelegt  waren,  so  daß  die  ganze  Entwicklung  vom  Ei  bis  zur  Imago 
nur  wenige  Monate  gedauert  hat.  Allerdings  waren  diese  früherschienenen 
Käfer  besonders  schmächtige  Exemplare,  so  daß  es  sich  vielleicht  nur  um  Aus- 
nahmen gehandelt  hat,  zumal  die  anderen  Exemplare,  die  erst  im  nächsten 
Sommer    ausgekommen    sind,    weit    kräftiger,    resp.    von    normaler   Größe    waren. 


Abb.   106.      Hakengang 

(Puppenhühle)  von  Tetropium 

fuscum  F.  im  Splint.   Ungefähr 

nat.    Gr.   —   Aus  Nüßlin. 


^)  Dabei  wird  der  kleine  letzte  Teil  (Hakengang)  einerseits  gewissermaßen  in  Parallele 
gesetzt  mit  den  langen  das  Holz  durchwühlenden  Gängen  anderer  Bockkäfer  (wie  Monochamus 
sartor,  Saperda  carcharias  usw.),  andererseits  in  Gegensatz  zu  den  Rindengäugen  der  Tetropien 
gebracht.  Dies  ist  aber,  worauf  schon  Pauly  (1888)  hingewiesen  hat,  unrichtig,  da  ja  der 
Hakengang  keinen  Fraßgang  darstellt,  sondern  lediglich  Puppenwiege  ist,  deren  Anfertigung 
für  die  ausgewachsene  Larve  keinen  großen  Zeitaufwand  erheischen  kann  (jedenfalls  kein 
volles  Jahr). 


224  Coleoptera.  —  6.  Familienreihe :  Phytophaga. 

Wir  dürfen  also  wohl  eine  einjährige  Generation  als  die  Norm  hinnehmen. 
Ob  die  einzelnen  früh  auskommenden  Käfer  eventuell  imstande  sind,  noch  eine 
2.  Generation  zu  begründen,  müssen  erst  weitere  Beobachtungen  oder  Versuche, 
die  sehr  wünschenswert  sind,  dartun. 

Bei  der  Mehrzahl  der  Larven  findet  die  Entwicklung  im  Jahre  der  Eiablage 
ihren  vollen  Abschluß,  so  daß  die  ausgewachsene  Larve  noch  im  Herbst  ihre 
Puppenwiege  (Hakengang)  nagt,  in  der  sie  überwintert.  Die  Verpuppung  findet 
dann  in  derselben  erst  im  folgenden  Frühjahr  statt.  Dieses  Bild  erleidet  jedoch 
dadurch  häufig  wesentliche  Verschiebungen,  daß  die  Legezeit  der  Weibchen  schein- 
bar über  die  ganze  Saison  sich  erstreckt  und  die  aus  den  spät  gelegten  Eiern 
stammenden  Larven  natürlich  sich  in  demselben  Jahr  nicht  mehr  voll  entwickeln 
können;  sie  überwintern  dann  halb-  oder  dreiviertelwüchsig,  so  daß  im  nächsten 
Sommer  neben  Puppen  und  eben  ausgefärbten  Jungkäfern  auch  noch  Larven 
in  verschiedenen  Stadien  anzutreffen  sind. 

Feinde.  —  Als  natürliches  Gegengewicht  kommen  vor  allem  die  Spechte 
(Schwarzspecht  und  Mittlerer  Buntspecht)  in  Betracht,  die  den  fetten,  unschwer 
zu  erlangenden  Larven  eifrig  nachstellen.  Fast  jeder  vom  Fichtenbock  besetzte 
Baum  zeigt  die  Spuren  der  Spechtarbeit.  Außerdem  sind  folgende  Parasiten 
(Schlupfwespen)  aus  den  von  den  Larven  bewohnten  Gängen  gezogen  worden: 
Aspigonus  contractus  Rtzb.,  Bracon  Initiator  Fb.,  obliteratus  und  Helcon  aequator  Ns., 
sowie  die  Xoriden  Xorides  ater  und  collaris  Gr.  Die  Imaginps  sind  durch  ihre 
Farbe  vor  den  Nachstellungen  der  Vögel  gut  geschützt. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Die  beiden  Fichtenböcke  gehören  zu  den  forst- 
lich schädlichsten  Bockkäfern.  Der  Schaden  beruht  ausschheßlich  auf  dem 
'Larvenfraß.  Dieser  macht  sich  in  zweifacher  Weise  geltend,  nämlich  i.  physio- 
logisch, durch  die  im  Splint  verlaufenden  Gänge,  die  den  Saftstrom  unter- 
brechen, und  2.  technisch,  durch  die  ins  Holz  eindringenden  Hakengänge. 
Der  technische  Schaden  tritt  aber,  da  die  Hakengänge  niemals  tief  ins  Holz 
gehen,  gegenüber  dem  physiologischen  Schaden  weit  zurück.  Letzterer  ist  es 
auch  in  erster  Linie,  welcher  uns  den  Fichtenbock  zu  den  „merklich  schäd- 
lichen Forstinsekten"  stellen  läßt.  Meist  tritt  er  sekundär  auf  und  be- 
fällt schon  etwas  geschwächte,  kränkelnde  Bäume,  die  unter  anderen  Schädlingen 
oder  schlechten  äußeren  Bedingungen  oder  Blitzschlag  usw.  gelitten  haben.  Wo 
es  sich  um  Schädigungen  handelt,  die  ohnehin  den  Tod  des  Baumes  verursacht 
hätten,  bedeutet  der  Tetropium  -  Befall  nur  eine  Beschleunigung  des  Todes.  Wo 
es  sich  aber  um  Rekonvaleszenten  (nach  schwachem  Raupenfraß  usw.)  handelt, 
die  sich  bei  normalen  Lebensbedingungen  wieder  erholen  könnten,  kann  Tetropium 
zur  direkten  Ursache  des  Absterbens  werden.  Nach  glimpflich  verlaufenen 
Raupenkalamitäten  können  so  ganze  Bestände  durch  den  Fichtenbock  schwer 
leiden.  Gewöhnlich  stellen  sich  zugleich  mit  oder  nach  dem  Anflug  der  Tetropien 
noch  eine  Reihe  anderer  sekundärer  Insekten  (wie  Pissodes,  Borkenkäfer  usw.)  ein, 
die  sich  an  dem  Vernichtungswerk  beteiligen. 

Übrigens  scheinen  die  Fichtenböcke  nach  den  Angaben  verschiedener  Autoren 
unter  Umständen  auch  primär,  an  ganz  gesunden  Bäumen  auftreten  zu  können. 


I.  Nadelholz  -  Bockkäfer.  2  2  <% 

In  der  Literatur  finden  sich  mehrere  Angaben  von  größeren  Tetropium-Kalami- 
täten:  Ahle  mann  berichtet  von  einer  solchen  in  Ostpreußen  (in  den  sechziger  Jahren)  im  Gefolge 
von  Nonne  und  Borkenkäfer.  Es  mußten  allein  im  Frühjahr  1862  auf  diesem  Revier  1200  Klafter  vom 
Fichtenbock  getöteter  Stämme  zum  Einschlag  kommen.  In  dem  Sächsischen  Staatsforstrevier 
Hirschberg  (Erzgebirge)  war  im  Jahre  1870  der  Schaden  (nach  Schaal)  in  einigen  etwa 
100 jährigen  Beständen  sehr  bedeutend,  so  daß  diese  Orte  in  empfindlicher  Weise  gelichtet 
wurden.  Gleichzeitig  trat  der  Käfer  auch  in  den  Bergreichensteiner  städtischen  Forsten  im  „Schloß- 
wald" stärker  auf  (Hlawsa).  Einen  größeren  Fraß  an  Lärche  berichtet  Döbner  aus  den  Jahren 
1854/55  im  Spessart,  wo  30— 40jähnge  Stämme  getötet  wurden.  Aus  Rußland  berichtet 
Linde  mann  über  einen  größeren  in  den  sechziger  Jahren  bei  Moskau  stattgefundenen  Fraß. 

Erkennung.  —  Am  ehesten  wird  der  Forstmann  auf  die  Anwesenheit  des 
Fichtenbockes  durch  die  Spechtarbeit  aufmerksam  gemacht,  der  sich  bereits 
zur  Zeit  einsteilt,  da  am  Baume  selbst  noch  keine  Fraßwirkungen  zu  bemerken 
sind.  Letztere  zeigen  sich  gewöhnlich  erst  im  nächsten  Frühjahr,  wenn  der  Saft 
Stammauf wärts  zu  steigen  beginnt;  dann  tritt  ein  Welken  der  Nadeln  und 
zugleich  meist  auch  Loslösung  der  Rinde  an  der  zuerst  befallenen  Seite  des 
Stammes  von  unten  nach  oben  fortschreitend  auf.  Später  röten  sich  die 
Nadeln  und  es  zeigen  sich  dann  auch  die  charakteristischen  querovalen  Aus- 
fluglöcher. 

Die  Differenzialdiagnose  macht  keine  Schwierigkeiten,  wenn  man  das 
Fraßbild  der  Larve  in  Verbindung  mit  dem  noch  saftreichen  Zustand  der  be- 
fallenen Bäume  berücksichtigt. 

Bekämpfung.  —  Zur  Bekämpfung  des  Fichtenbockes  müssen  wir  zu  dem 
Radikalmittel  greifen:  Einschlagen  und  rechtzeitiges  Wegschaffen  der 
befallenen  Bäume.  Die  Abfuhr  muß  noch  vor  dem  Ausflugtermin  der  Käfer 
erledigt  sein,  also  bis  spätestens  Ende  Mai.  Ein  bloßes  Entrinden  der  etwa 
im  Spätherbst  oder  Winter  gefällten  Bäume  ist  wertlos,  da  die  meisten  Larven 
zu  dieser  Zeit  schon  im   Hakengang  im  Holz  sich  befinden. 

Tritt  eine  Massenvermehrurg  des  Käfers  ein,  so  sind  Fangbäume  anzu- 
wenden. Dieselben  müssen  zur  Flugzeit  des  Käfers,  also  spätestens  im  Juni 
geworfen  sein.  Es  empfiehlt  sich,  dieselben  zu  entasten  und  darauf  zu  achten, 
daß  sie  dicht  der  Erde  aufliegen,  da  die  Käfer  die  dem  Boden  anliegende  frisch 
bleibende  Seite  besonders  gerne  annehmen.  Natürlich  müssen  die  Stämme  recht- 
zeitig geschält  werden,  bevor  die  Larven  ins  Holz  eindringen.  Es  ist  zu  diesem 
Zwecke  eine  genaue  Revision  der  Stämme  an  der  Unterseite  notwendig,  damit 
der  richtige  Zeitpunkt  nicht  versäumt  wird. 

fy  S^  Monochamus  sartor  F.  und  sutor  L. 
Schneider-  und  Schusterbock. 
Auch  diese  beiden  großen,   durch  ihre   langen  Fühler   auffallenden    bronce- 
glänzenden  Böcke  (Abb.  107)  können  infolge  ihres  übereinstimmenden  biologischen 
und  forstlichen  Verhaltens  gemeinsam  besprochen  werden. 

Imago:  Charakteristik  der  beiden  Arten  siehe  oben  S.  219. 

Larve:  Eine  ausführliche  Beschreibung  und  gute  Abbildung  der  Larve  (Abb.  99  u.  10 lA) 
von  M.  sutor  gibt  Gernet  (1867).  Danach  ist  dieselbe  sehr  groß,  milchweiß  glänzend,  längs  der 
Seiten  mit  Büscheln  feiner  gelblicher  Haare  besetzt.  Kopfkapsel  nach  hinten  verengt.  Ocellen 
fehlen  vollkommen  (nach  Schiödte  sind  zwei  kleine  Punktaugen  vorhanden);  ebenso  die  Füße. 
Vorderbrust,  in  welcher  der  Kopf  halb  verborgen  ist,  sehr  groß,  flach,  so  lang  wie  die  zwei 
Escherich,   Forstinsekten.     II.   Bd.  15 


226 


Coleoptera.  —   6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


folgenden  Ringe  zusammen  «nd  breiter  wie  diese;  dorsal  mit  einer  seichten  Mittellinie  und  mit 
einer  breiten,  glatten,  flachen,  dreimal  ausgebuchteten  feinrunzeligen  hornigen  Platte,  die  etwa  ^/g 
der  Fläche  einnimmt,  ventral  mit  drei  glatten  glänzenden  Hornplatten,  von  denen  die  mittlere 
die  Form  eines  regelmäßigen  Kreisabschnittes  besitzt  und  scharf,  die  beiden  seitlichen  rundlichen  nur 
undeutlich  markiert  sind.  Mittelhrust  sehr  kurz,  kürzer  als  die  Hinterbrust,  dorsal  ohne  Zeichnung, 
ventral  mit  einer  schmalen  Querfurche.  Hinterbrust  dorsal  und  ventral  mit  Querrunzeln  (Lauf- 
wülsten) und  Warzenzeichnung  ähnlich  wie  auf  den  Abdominalsegmenten.  Die  Laufwülste  der 
Abdominalringe  1  —  7  dorsal  mit  emer  durch  flache  Wärzchen  gebildeten  querstehenden  ellip- 
tischen Figur;  ventral  mit  einer  geschlängelten  Querfurche,  an  deren  beiden  Enden  die  flachen 
Wärzchen  stärker  gehäuft  sind,  während  sie  nach  der  Mitte  zu  die  Querfurche  nur  in  einfacher 
Reihe  umsäumen  (Abb.  99  u.  101  A).  —  8.  und  9.  Segment  ohne  Laufwülste  und  ohne  Warzen- 
zeichnung (s.  oben  S.  209). 

Puppe:  Um  die  Hälfte  kleiner  als  die  erwachsene  Larve,  auf  dem  Rücken,  besonders 
an  dem  hinteren  Rande  der  Ringe  mit  kurzen,  rötlichen  Stachelhöckerchen.  Der  letzte  Hinter- 
leibsring kegelförmig,  stachelspitzig.  Die  langen  Pühler  biegen  sich  zwischen  dem  zweiten  und 
dritten  Beinpaar  herum  und  sind  in  zwei  Spiralen  zusammengewunden,  die  Flügel  und  die  Tarsen 
des  zweiten  Beinpaares  fast  ganz  bedeckend,  während  Schenkel,  Schienen  und  Tarsen  des  ersten 
und  dritten  Beinpaares  fast  ganz  frei  liegen  (Abb.  99). 


Abb.    107.     Monochamus  sartor  L. 


Original. 


Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Die  geographische  Verbreitung 
der  beiden  Arten  erstreckt  sich  über  einen  großen  Teil  von  Europa  („West- 
europa bis  Rußland  und  Schweden").  Innerhalb  dieser  weiten  Grenzen  scheinen 
sie  vornehmlich  die  Gebirgsgegenden  zu  bevorzugen  (Alpen,  Thüringerwald, 
.Bayerischer-  und  Böhmerwald  usw.).  Doch  sind  die  beiden  Arten  auch  in  der 
Ebene  angetroffen  worden;  so  hat  AI  tum  dieselben  bei  Eberswalde  festgestellt, 
und  ich  selbst  habe  sie  in  Polen  im  Bialowieser  Urwald  häufig  fliegend  oder 
sitzend  auf  frisch  gefällten  Stämmen  gesehen.  Als  Fraßpflanze  gehen  die  beiden 
Arten  sowohl  die  Fichte  als  die  Kiefer  an. 

In  der  Lebensweise  sind  noch  manche  Punkte  ungeklärt;  ein  eingehendes 
Studium  der  Biologie  ist  daher  eine  notwendige  Aufgabe.  Die  letzten  Arbeiten 
über  den  Schusterbock  stammen  von  Trägärdh  (1918)  und  Kemner  (1922), 
die  unsere  Kenntnisse  wesentlich  erweiterten. 

Als  Flugzeit  wird  gewöhnlich  Juni  und  Juli  angegeben.  Nördlinger 
fand  die  Käfer  im  Juni  und  Juli  in  copula  und  beim  Eierlegen  in  auffallender 
Menge  auf  Fichtenstämmen  in  Tirol.    Ich  fand  sie  in  Polen  in  der  ersten  Hälfte 


I.    Nadelholz  -  Bockkäfer.  22  7 

des  August,  in  den  bayerischen  Alpen  (Vorderriß)  im  September  (in  Massen). 
AI  tum  hat  sie  in  den  bayerischen  und  tiroler  Alpen  „im  frischen  Zustand"  eben- 
falls im  September  angetroffen,  während  von  anderer  Seite  der  Käfer  im  März 
aus  dem  Holze  erzogen  wurde  (siehe  Wacht  1). 

Die  Käfer  gehen  stehende  („bis  in  die  Gipfelspitze")  und  frisch  gefällte  Stämme 
an.     Die  Larve    frißt  zuerst  längere  Zeit  unter  der  Rinde    breite  Gänge,    dringt 


Abb.    io8.      Platzförmiger  Larvenfraß  von  Monochamus  sartor  F.  unter  Fichtenrinde   mit 
Eingangsloch  der  Larve  (links).    —  Aus  Koch. 

dann  durch  eine  ovale  Öffnung  in  das  Holz  selbst  ein  und  durchwühlt  dasselbe 
mit  ihren  immer  größer  werdenden  Gängen  von  ovalem  Querschnitt,  um  sich 
tief  im  Holz  zu  verpuppen.  Der  Jungkäfer  nagt  sich  aus  dem  Holz  durch  ein 
großes  kreisrundes  Ausflugloch  ins  Freie. 

Das  Fraßbild  ist  höchstens  mit  dem  Fraßbild  der  Holzwespen  {Sirex) 
zu  verwechseln,  vor  allem  wegen  des  kreisrunden  Flugloches,  das  auch  den  letzteren,  zu- 
kommt;   dann  auch    wegen    der    das    Holz    nach    allen  Seiten    durchziehenden  Larvengänge.      Zur 

15* 


228 


Coleoptera.    —   6.  P'amilienreihe:   Phytophaga. 


Unterscheidung  achte  man  auf  folgende  Punkte:  i.  Die  Ado)iochamus-'La.r\en  fressen  zuerst  unter 
der  Rinde  breite  Gänge,  bevor  sie  ins  Holz  eindringen,  bei  S/rex  beginnen  die  anfänglich  äußerst 
kleinen  Larvengänge  gleich  im  Holz  (i  —  2  cm  von  der  Oberfläche  entfernt),  da  die  Holzwespen 
ihre  Eier  mittels  ihres  langen  Legebohrers  tief  ins  Holz  einführen;  2.  die  Larvengänge  sind  bei 
Monochamus  queroval,  bei  Sirex  rund. 

Die  Generation  ist  nach  den  Beobachtungen  Trägärdhs  in  Schweden 
und  meinen  eigenen  in  Vorderriß  (Oberbayern)  einjährig. 

Die  forstliche  Bedeutung  kann  steilenweise  recht  erheblich  werden: 
Wachtl  nennt  Monochamus  sutor  „einen  der  größten  Schädlinge  für  die 
Fichtenbestände  des  Gutes  Saybusch  in  Galizien".  Nach  AI  tum  gehört  Monochamus 
sartor  in  manchen  Gebirgsrevieren  zu  „den  ganz  erheblich  schädlichen 
Forstinsekten";  und  Fleischer  berichtet,  daß  die  auffallenden  Käfer  bei  dem 
großen  böhmischen  und  bayerischen  Käferfraß  in  den  Siebziger  Jahren  in  beachtens- 
werter Menge  auftraten  und  von  ihm  namentlich  im  Bayerischen  Walde  zu 
Finsterau  zahlreich  gefangen  wurden.  Ob  die  beiden  Monochamus- Kri&a  nur 
sekundär  oder  auch  piimär  auftreten,  können  wir  heute  noch  nicht  entscheiden. 
Der  Schaden  ist  sowohl  physiologisch  als  technisch. 

Zur  Bekämpfung  ist  Einschlag  und  rechtzeitige  Entfernung  der 
befallenen  Bäume  (bezw.  Entrindung  der  noch  nicht  befallenen)  zu  empfehlen. 
Da  die  Käfer  frisch  gefällte  Bäume  massenweise  anfliegen,  werden  Fangbäume 
gewiß  auch  Erfolg  haben. 

'''^  Monochamus  galloprovincialis  Ol. 

Imago:  Steht  den  vorigen  Arten  sehr  nahe;  unterscheidet  sich  von  ihnen  durch  kleinere 
Statur  (Abb.  109)  und  vor  allem  durch  das  gelbgefilzte  Schüdchen,  das  nur  bis  zur  Mitte 
geteilt  ist.  Die  Fühler  und  Beine  sind  bei  der  typischen  südfranzösischen  Form  braunrot;  bei 
den  nördHcheren  Formen  meistens  schwarz  wie  der  übrige  Körper  {var.  pistor  Germ.). 

Larve:  Die  Larve  ist  ausführlich  von  Perris  beschrieben;  darnach  ist  sie  der  Larve  von 
M.  sutor  sehr  ähnlich.     Die  Mittel-  und  Hinterbrust  sollen  ohne  Laufwülste    sein;    doch    ist    es 

möglich,  daß  dieselben  —  wenn  sie  nur  schwach 
entwickelt  sind  wie  bei  sutor  —  vom  Autor  über- 
sehen wurden.  Die  Warzenzeichnung  der  Laufwülste 
ist  ganz  übereinstimmend  mit  der  von  sutor. 


Vorkommen  und  Lebensweise.  — 
Die  geographische  Verbreitung  von  gaäo- 
provincialis  ist  eine  sehr  große  und  reicht 
von  Südfrankreich  und  Algier  bis  nach 
Sibirien,  doch  kommt  sie  innerhalb  dieses 
großen  Gebietes  nur  stellenweise  vor.  In 
Deutschland  ist  die  Art  hauptsächlich  in 
der  Rhein-  und  Mainebene  häufig,  bei  Karls- 
ruhe und  Mannheim  (Nüßlin),  bei  Frank- 
furt (v.  Hey  den).  Reitter  nennt  ferner 
als  Fundort;  Nassau,  Dessau,  Magdeburg, 
Böhmen,  Bayerische  Alpen.  Sie  scheint  aus- 
schließlich auf  die  Kiefer  beschränkt  zu 
sein.  Perris  fand  sie  in  Seekiefer,  bei  uns 
kommt  sie  in  der  gewöhnlichen  Kiefer  vor. 


Abb.    109.     Monochamus   galloprovincialis 
Ol.      Oben  d,  unten  2.  —  Aus  Nüsslin. 


I.  Nadelholz  -  Bockkäfer.  220 

Über  die  Lebensweise  liegen  nähere  Angaben  von  Penis  (1856)  und 
Nüßlin  vor,  die  in  den  meisten  Punkten  übereinstimmen.  Ich  folge  hier  der 
Schilderung  Nüßlins,  der  bei  dem  häufigen  Vorkommen  des  Bockes  in  den 
Kiefernwäldern  bei  Karlsruhe  reichliche  Gelegenheit  zur  Beobachtung  hatte:  „Der 
Käfer  erscheint  von  Ende  Juni  an,  lebt  vorzugsweise  in  den  Kronen  alter 
Kiefern,  geht  aber  auch  an  Fangbäume,  wo  er  auch  ganz  frisch  gefällte  Stämme 
in  der  Region  der  dünnen  Spiegelrinde  am  Stamm  und  an  den  Ästen  mit 
Eiern  belegt." 

„Die  Larven  wachsen  rasch  heran,  machen  von  Anfang  an  breite  Platz- 
gänge, welche  bei  dichter  Besetzung  mehr  und  mehr  verschmelzen.  Schon  gegen 
September  sind  die  zuerst  entstandenen  Larven  halb  erwachsen  und  gehen  nun 
durch  eine  flach -ovale  Öffnung  ins  Holz,  nicht  etwa  nur  in  einem  Hakengang, 
sondern  in  tief  das  Innere  durchwühlenden  Gängen,  welche  die  ganze  Dicke  der 
oberen  Stammpartien  durchsetzen  können.  Die  Verpuppung  findet  am  Ende 
des  Ganges  nahe  der  Splintoberfläche  statt.  Der  Jungkäfer  nagt  sich  wie  bei 
den  vorigen  Arten  durch  ein  großes  kreisrundes  Loch  nach  außen."  —  Nach 
Perris  kommen  die  Larven  bisweilen  auch  in  dünnen  Zweigen  von  kaum 
I  1/2  cm  Durchmesser  vor,  in  welchem  Falle  der  Larvengang  dem  Markkanal 
folgt.     Die  hieraus  entstehenden  Käfer  sollen  durch  geringe  Größe  auffallen. 

Die  Generation  ist  eine  einjährige.  Nur  ausnahmsweise  bleiben  einzelne 
Individuen  ins  dritte  Jahr  liegen  und  brauchen  also  2  Jahre  zur  Entwicklung. 

Erkennung.  —  Die  Larve  wirft  eine  enorme  Menge  von  Fraßmehl  heraus; 
die  Nagespäne  sind  schon  im  Juli  äußerst  grobfaserig,  woran  die  Art  leicht  zu 
erkennen  ist.  Im  übrigen,  besonders  in  bezug  auf  die  Verwechslurgsmöglichkeit 
mit  Holzwespenfraß    sei   auf  das  oben  bei  den  vorigen  Arten  Gesagte  verwiesen. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Die  großen  Larvengänge  können  den  befallenen 
Baum  ganz  oder  teilweise  zum  Absterben  bringen,  außerdem  machen  sie  das 
Holz  zur  technischen  Verwertung  unbrauchbar.  Der  Käfer  schadet  also  wie  die 
vorigen  physiologisch  und  technisch.  Wo  er  häufig  auftritt,  kann  ein  recht 
empfindlicher  Schaden  entstehen.  Ob  die  Art  primär  oder  sekundär  auftritt,  ist, 
wie  bei  den  vorigen  Arten,  noch  nicht  entschieden. 

Bekämpfung  wie  bei  den  vorigen  Arten. 

/Y' Pogoiiochaerus  fasciculatus  Deg. 
Kiefern  zweigbock. 

Imago:  Das  kleine  (4,5—6  mm),  weiß  und  bräunlich  scheckig  behaarte  Böckchen  ist 
unschwer  zu  erkennen  (Abb.    103  k).     Charakteristik  siehe  oben  S.  2iq. 

Larve:  Die  Larve  ist  (nach  Torka)  erwachsen  lO — 12  mm  lang,  elfenbeinweiß,  nach  dem 
Lämiinen-Typus  gebaut  (Abb.  loi  A,  d).  Fühler  nicht  wahrnehmbar,  Punktaugen  als  zwei  weißliche 
runde  Stellen  sichtbar.  Von  den  Brustsegmenten  ist  das  zweite  am  kürzesten,  jedoch  seitlich  am 
meisten  vortretend,  das  dritte  besitzt  dorsal  und  ventral  einen  schmalen  ungeteilten  Laufwulst.  Die 
abdominalen  Laufwülste  sind  entlang  der  Mitte  durch  einen  tiefen  Einschnitt  geteilt  Alle  Segmente 
besitzen  seitlich  einige  gelbliche  oder  bräunliche  Borstenhaare.  Besonders  kennzeichnend  sind 
zwei  als  schwärzliche  Punkte  erscheinende  Höckerchen,  von  denen  das  eine  sich  über  der  Kopf- 
kapsel, das  zweite  größere  sich  am  letzten   Hinterleibssegment  befindet  (s.  oben  S.  209). 

Puppe:  9 — IG  mm  lang,  ebenfalls  elfenbeinweiß.  Schwärzlich  sind  einige  spitze  Fortsätze 
am  Kremaster  und  die  Borstenhaare  derselben.  An  der  Stirnseite  befinden  sich  drei  Reihen 
kurzer  Häichen,   die  in   der  Mitte   eine  Unterbrechung   aufweisen,    auch   die  Brustringe   sind    auf 


'■io 


Co.'eoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


der  Oberseite  mit  nach  vorn  gerichteten  Borstenhaaren  besetzt. 
6  nach  rückwärts  gerichtete  Borst  ;n;  besonders  auffallend  ist 
schwärzlichen  Spitzchen  bewehrt  ist  (Abb.  loi  B,  d). 

Vorkommen  und  Lebensweise 


Jedes  Hinterleibssegment    trägt 
die    Hinterleibsspitze,    die    mit 


sich  über   ganz  Nord- 


Die  geographische  Verbreitung  erstreckt 
und  Mitteleuropa.  Der  Kiefernzweigbock  ist  im  wesent- 
liehen  Kieferninsekt,  wenn  er  auch  aus- 
nahmsweise einige  Male  aus  anderen  Holz- 
arten, wie  Fichte^)  (nach  Judeich),  Edel- 
kastanie (nach  Nördlinger)  gezogen  wurde. 
Letzterer  erhielt  ihn  auch  aus  Weymouths- 
kiefern. Er  ist  in  unseren  Kiefernwäldern 
sehr  häufig  und  befällt  nur  geringes  Material, 
vornehmlich  schwache  Äste  (von  i — 6  cm 
Durchmesser)  in  den  Kronen  älterer 
Bäume,  aber  auch,  wenn  auch  seltener, 
junge  Pflanzen;  so  zog  ihn  Judeich  aus 
5 — 6  jährigen  und  AI  tum  aus  12  bis 
15  jährigen  Pflanzen.  Dürres  Material 
nimmt  er  niemals  an. 

Unsere  Kenntnisse  über  die  Lebens- 
weise sind  noch  lückenhaft.  Die  Flug- 
zeit scheint  sich  von  Ende  April  bis  in 
den  Juni  hinein  zu  erstrecken. 

Der  Fraßgang  der  Larve  (Abb.  iio) 
besteht  „in  einem  sehr  flachen  scharf- 
randigen  Splintgang,  welcher  kaum  sichtbar 
beginnend  und  sich  allmählich  gegen  sein 
Ende  zu  3  mm  Breite  erweiternd,  in  den 
mannigfaltigsten  Windungen  den  Zweig  ver- 
folgt, ja  ihn  gar  oft  bald  mehr  bald 
weniger  vollständig  umwickelt,  bis  er  mit 
einem  kurzen  Hakengang  im  Holz  endigt'' 
(Altum). 

Über  die  Gen  erat ionsdau er  herrscht 
noch  keine  volle  Einigkeit.  Während  Altum 
von  einer  zweijährigen  Entwicklung  spricht, 
nimmt  Nitsche  eine  „wahrscheinlich  ein- 
jährige Generation  mit  überwinternden 
Larven"  an. 

Altum  fand  im  Spätherbst  erwachsene 

oder   fast    erwachsene  Larven,   ebenso   im 

Mai.      Letztere    nagten    sich    sehr    bald    einen    Hakengang    in    den    Splint    und 

lieferten  Ende  Juli    die    Käfer.     Diese    so    spät   ausgekommenen  Imagines    sollen 


Abb.    IIO.     Larvenfraß  von  Pogonochaerus 
fasciculatus  Deg.  —  Aus  Koch  (phot.Scheidter). 


*)   In    Schweden    scheint   die   Fichte    ebenso   häufig    befallen   zu   werden   wie    die   Kiefer 
(Kemner   1922). 


I.  Nadelholz- Bockkäfer, 


231 


aber  nach  Altums  Meinung  nicht  gleich  wieder  eine  neue  Generation  begründen, 
sondern  überwintern  und  erst  im  nächsten  Jahr  zur  Fortpflanzung  schreiten  — 
eine  Annahme,  die  mir  recht  fraglich  erscheint.  Auch  Torka  stellte  wie  AI  tum 
verschiedene  Brüten  im  Jahre  fest.  Er  fand  zuerst  im  Januar  in  von  Pissodes 
notatiis  getöteten  Kiefern  Larven,  die  im  Frühjahr  (Mai)  die  Käfer  ergaben,  und 
sodann  nochmals  Anfang  August  unter  gleichen  Umständen  erwachsene  Larven, 
die  schon  Ende  des  Monats  die  Käfer  lieferten. 

Für  das  zweimalige  Auftreten  des  Käfers  im  Jahre  kommen  bezüglich  der 
Generationsdauer  nach  Torka  folgende  Möglichkeiten  in  Betracht:  i.  jedes  Jahr 
eine  doppelte  Generation,  2.  eine  Generation  in  1Y2  Jahren,  3.  jährlich  eine 
Generation   und    4.  eine  je  nach  Temperatur  usw.   wechselnde  Generationsdauer. 

Am  unwahrscheinlichsten,  meint  Torka,  ist  die  Annahme  einer  doppelten 
Generation,  da  die  Bockkäferlarven  sich  im  allgemeinen  nicht  so  schnell  ent- 
wickeln. Dagegen  würde  die  Annahme  weit  mehr  Berechtigung  haben,  daß  die 
im  Mai  1904  geschlüpften  Imagines  die  im  August  1905  entwickelten  Käfer 
erzeugt  haben.  Daraus  würde  sich  eine  zweimalige  Generation  in  3  Jahren  er- 
geben. Bei  der  Annahme  einer  einjährigen  Generation  müßten  die  beiden  Flug- 
perioden unabhängig  nebeneinander  hergehen,  was  aber  auch  recht  unwahrschein- 
lich ist.     Neue  Beobachtungen  müssen  hier  Klarheit  schaffen. 

Über  die  natürlichen  Feinde  des  Kiefernzweigbockes  ist  wenig  bekannt; 
es  ist  bis  jetzt  nur  eine  Schlupfwespe  aus  ihm  gezogen,  nämlich  Pitnpla 
terebrans  Ratz. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  Kiefernzweigbock  gehört  zu  den  merklich 
schädlichen  Forstinsekten.  Seine  Beschädigung  ist  lediglich  physiologischer 
Natur  (im  Gegensatz  zu  den  vorher  besprochenen  Böcken).  Es  ist  klar,  daß 
die  derben,  den  Splint  breit  furchenden  Gänge  die  befallenen  Zweige  rasch  zum 
Absterben  bringen.  Sie  beginnen  denn  auch  schon  bald  nach  dem  Befall  im 
Sommer  dürr  zu  werden,  und  gegen  Herbst  sind  ihre  Nadeln  braun  (Altum). 
Später  fallen  sie  als  nadelloses,  trockenes  Reisig  zu  Boden.  So  kann  der  kleine 
Bockkäfer  sich  in  sehr  unangenehmer  Weise  an  der  Lichtung  älterer  Kiefern 
beteiligen  und  öfter  auch  die  Wipfeldürre  bei  Kiefernüberhältern  mitverschulden, 
worauf  Altum  (1884)  zuerst  aufmerksam  gemacht  hat.  (Hieran  können  auch 
verschiedene  Borkenkäfer,  wie  die  „Waldgärtner"  usw.  beteiligt  sein.)  In  Kul- 
turen kann  sein  Auftreten  zum  Absterben  von  jungen  Pflanzen  führen- 
—  So  tritt  er  also  sowohl  als  Kultur-  als  auch  Bestandsschädling  auf  und 
zwar,  wie  es  scheint,  ziemlich  primär. 

Erkennung  und  Bekämpfung.  —  Die  Anwesenheit  des  Kiefernzweigbockes 
verrät  sich  durch  die  zahlreichen  herabgefallenen,  mit  den  oben  beschriebenen 
Gängen  besetzten  Zweige;  bei  starkem  Befall  auch  durch  die  Lichtung  der 
Kronen;  in  Kulturen  und  Schonungen  durch  das  Braun  werden  der  Nadeln  und 
Absterben  der  Zweige  und  Stammenden. 

Differenzialdiagnostisch  kommen  höchstens  die  Fraßbilder  von 
Magdalis  und  von  Anthaxia  quadripunctata  in  Betracht  (siehe  dort). 

Die  Bekämpfung  kann  nur  in  der  Vernichtung  der  befallenen,  mit  Brut 
besetzten  Pflanzen  oder  Pflanzenteile  bestehen,  was  durch  Zusammenrechen  und 
Verbrennen  der  durch  Herbststürme  herabgeworfenen  Zweige,  bezw,  durch  zeitiges 


222  Coleoptera.   —  9.  Familienreihe:  Phytophaga. 

Ausreißen  der  befallenen  Pflanzen  auf  Kulturflächen  (sobald  sich  der  Schäd- 
ling durch  Vergilben  der  Nadeln  verrät)  und  durch  Verbrennen  derselben  ge- 
schehen kann. 

B.    In  abgestorbenem  saftarmen  Holz. 

Die  in  abgestorbenem  Nadelholz  vorkommenden  Böcke  sind  sehr  zahlreich 
und  es  sollen  hier  keineswegs  alle  Arten,  deren  Larven  sich  dort  entwickeln^ 
besprochen  werden,  zumal  ja  auch  viele  von  ihnen  wirtschaftlich  völlig  belanglos 
sind.  Es  werden  vor  allem  diejenigen  Arten  behandelt,  welche  wirtschaftHch 
irgendwie  von  Bedeutung  sind,  während  von  den  übrigen  nur  die  auffallendsten 
und  die  dem  Forstmann  am  häufigsten  begegnenden  Berücksichtigung  finden. 

Nach  dem  biologischen  Verhalten  der  Larven  und  der  wirtschaftlichen  Be- 
deutung können  wir  drei  verschiedene  Gruppen  aufstellen: 

1.  Gruppe:  Die  Larven  gehen  entweder  gleich  oder  nachdem  sie 
einige  Zeit  unter  der  Rinde  gefressen  haben  ins  Holz,  dasselbe  zer- 
fressend und  mit  ihren  Gängen  nach  allen  Richtungen    durchsetzend. 

Vom  wirtschaftlichen  Standpunkt  aus  lassen  sich  unter  den  hierher  gehören- 
den Arten  wieder  zwei  Unterabteilungen  unterscheiden: 

a)  Die  Larven  leben  vorzugsweise  in  Bauholz  oder  zu  anderen 
Zwecken  verarbeitetem  Holz  und  können  dadurch  technisch  sehr  schäd- 
lich werden.  Hierher:  Hyloirupes  bajulus,  Callidium  violaceum^  Criocephalus 
rusticus,  Asemum  strtatutn^  Ergates  faber,    Clytus  mysticus. 

b)  Die  Larven  leben  vorzugsweise  in  alten,  vielfach  schon  mulmigen 
Stöcken  oder  Stammteilen,  sind  daher  technisch  ohne  jede  Bedeutung.  Sie 
wirken  an  der  Beschleunigung  der  Zersetzung  mit,  so  daß  man  sie,  genau 
genommen,  sogar  als  nützliche  Insekten  bezeichnen  kann.  Hierher:  Spondylis 
buprestoides,  Leptura  rubra^  Ergates  faber  (letzterer  auch  unter  a). 

2.  Gruppe:  Die  Larven  fressen  ihre  Nahrungsgänge  unter  der 
Rinde  und  dringen  lediglich  zum  Zwecke  der  Verpuppung  in  einem 
„Hakengang"  in  das  Holz  ein.  Der  technische  Schaden  ist  —  wo  ein 
solcher  überhaupt  in  Betracht  kommt  —  nur  gering,  da  ja  nur  die  äußersten 
Partien  unbrauchbar  gemacht  werden.  —  Hierher:  Callidium  aeneum,  Caenoptera 
minor ^  Acanlhocinus  aedilis  (letzterer  auch  in   der  3.  Gruppe). 

3.  Gruppe:  Die  Larven  leben  ausschließlich  unter  der  Rinde  und 
bleiben  auch  zur  Verpuppung  außerhalb  des  Holzes.  Technisch  gänz- 
lich belanglos.  (Sogenannte  „auffallende"  oder  „täuschende  Forstinsekten",)  Hier- 
her:   die  beiden  Rkagium- Kxi^w  und  Acanthocinus  aedilii  (siehe  auch  2.  Gruppe). 

I.  Gruppe. 

Larven  entweder  gleich  oder  nach  längerem  oder  kürzerem  Rindenfraß  in 
das   Holz  dringend  und  dasselbe  nach  allen  Richtungen  durchsetzend. 

a)  Larven  vorzugsweise  in  Bauholz  usw.;  technisch  schädlich. 

[l  <//  Hylotrupes  bajulus  L. 

Hausbock. 
Imago:    Der  flache,   pechschwarze  Bock,  der  auf  den  Flügeldecken  einige  undeutlich  be 
grenzte,    weißlich  graue  Haarflecken  zeigt,   und   dessen   nur   wenig    kräftige  Fühler  die  Mitte  der 
Flügeldecken  kaum  erreichen,  ist  leicht  zu  erkennen.     Siehe  auch  oben  S.  2 1 7  und  Abb.  1 1 1  B. 


I.   Nadelholz    Bockkäfer. 


233 


Larve:  Nach  dem  Ceramöi/cmew-Typus  gebaut  und  den  Larven  der  eigentlichen  Callidium- 
Arten  sehr  nahe  stehend,  von  diesen  unterschieden  durch  eine  jederseits  außerhalb  der  Fühler 
stehende  senkrechte  Reihe  von  drei  Augenpunkten,  wenig  festes,  glänzendes,  schwach  längs- 
gerieftes Vorderbrustschild  mit  deutlicher  MitteUinie  und  zwei  kurzen  Seitenfurchen,  sowie  in 
feine  "Wärzchen  zerteilte,  in  der  Mitte  etwas  längsgefurchte  Laufwülste  auf  den  Abdominal- 
segmenten.    Körper  sparsam  behaart.     Länge  der  ausgewachsenen  Larve  20 — 22  mm. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Der  „Hausbock"  ist  über  ganz  Europa 
verbreitet  und  außerdem  durch  Holztransport  auch  in  außereuropäische  Länder 
(Nordamerika)  verschleppt. 

Er  ist  ein  Nadelholzinsekt,  welches  im  Freien  in  Planken,  Bretterzäunen 
und  auch  in  Stöcken  usw.,  namentlich  aber  in  bearbeiteten  und  in  Gebäuden 

verbauten  Nadelholzbalken,  sowie  in  Möbeln 
aus  Kiefern,  Fichten-  und  Tannenholz  lebt. 

Das  5  belegt  die  Ritzen  mit  Eiern.  „Die 
Larve  frißt  anfangs  dicht  unter  der  obersten 
Holzschichte,  welche  als  kartondünne  Haut  un- 
verletzt bleibt  (ähnlich  wie  bei  Anobien,  Ter- 
miten u.  a.),  während  alles  andere  zu  einem 
feinen  stäubenden  Mehl  verwandelt  wird  (nur 
einzelne  festere  Teile  der  Jahresringe  bleiben 
stehen).  Die  ältere  Larve  geht  etwas  tiefer, 
bleibt  aber  immer  in  möglichster  Nähe  der  be- 
reits zerstörten  äußeren  Jahresringe.  Äußerlich 
gewahrt  man  daher  an  den  befallenen  Balken  usw. 
keine  Beschädigung,  höchstens  treten  an  einzelnen 
Stellen    weiße    Bohrmehlhäufchen    auf,     die    am 


A  Criocephalus  rusticus  L.,  B  Hylotrupes  bajulus  L. 
D  Callidium  violaceum  L.   —  Orig. 


C  Asemum  striatum  L., 


Boden  unter  den  Balken  liegen"  (Eckstein).  Der  Käfer  nagt  sich  durch  ein 
ovales  Flugloch  heraus.  Häufig  benutzen  mehrere  Käfer  dasselbe  Flugloch,  so 
daß  die  Zahl  der  Fluglöcher  keinen  Anhaltspunkt  über  die  Zahl  der  fressenden 
Larven  und  die  Ausdehnung  der  Beschädigung  geben  kann. 


234 


Coleoptera.   —  6.  Familienreihe:   Phytophaga. 


Über  die  Generationsdauer  liegen  verschiedene  Angaben  vor,  die  aber 
kein  klares  Bild  geben.  Nach  Eckstein  (1916)  lebt  die  Larve  „4  Jahre  sehr 
langsam  wachsend  in  dem  ganz  trockenen  Holze,  bevor  sie  sich  verpuppt". 
Altum  kennt  einen  Fall,  in  welchem  aus  einem  Hausgerät,  das  vor  acht  Jahren 
angefertigt  war,  sich  ein  Käfer  herausnagte,  und  Perris  berichtet,  daß  in  seinem 
Haus  aus  einem  eingegipsten  Kiefernbalken  9  Jahre  lang  immer  wieder  Käfer 
hervorkamen,  was  ihn  zu  der  Vermutung  führte,  daß  sich  die  Käfer,  ohne  das 
Holz   zu  verlassen,    im    Innern  wieder  weiter   fortpflanzen.     Nördlinger  (S.  41) 

bezweifelt  diese  Annahme  und 
meint,  daß  eher  die  große  Trocken- 
heit des  Holzes  die  Entwicklung 
so  stark  verzögert  habe. 

Wirtschaftliche  Bedeu- 
tung. —  Der  Schaden  des 
„Hausbockes"  kann  sehr  beträcht- 
lich werden,  besonders  da,  wo 
er  Gebälk  betrifft,  und  kann  bei- 
nahe an  die  Zerstörungen,  welche 
die  Termiten  in  den  warmen 
Ländern  anrichten,  heranreichen. 
Altum  erzählt  einen  Fall,  in  dem 
der  Dachstuhl  eines  Hauses  in 
Marburg  im  Laufe  von  25  Jahren 
völlig  zerstört  wurde.  Nitsche 
berichtet  ähnliches  aus  Franken- 
berg in  Sachsen.  Nach  Eck- 
stein (19 16)  ward  das  Balken- 
werk der  im  Jahre  1913  um- 
gebauten alten  Forstakademie  in 
Eberswalde  durch  den  Hausbock 
zerstört.  In  Rußland  wurden  zahl- 
reiche aus  Kiefernrundholz  gebaute  Forsthäuser  im  Laufe  von  10  — 15  Jahren 
vernichtet.  Der  aus  Holz  gebaute  Kulissenschuppen  der  Oper  von  Nancy  wurde 
durch  diesen  Käfer  dem  Einsturz  nahe  gebracht.  In  Südfrankreich  wird  er  als 
der  schlimmste  Holzschädling  unter  den  Insekten  angesehen  (Eckstein).  In 
Bayern  und  Baden  befiel  er  Telegraphenstangen.  In  der  Sammlung  der  Forst- 
akademie Tharandt  befindet  sich  ein  Stück  von  einem  Balkon  eines  oberbayerischen 
Hauses,  der  von  dem  Larvenfraß  so  stark  beschädigt  wurde,  daß  er  herunterstürzte. 
Diese  wenigen  Beispiele  zeigen,  mit  welch  gefährlichem  Holzinsekt  wir  es  bei  dem 
Hausbock  zu  tun  haben. 

Gegenmittel.  —  Da  die  Larven  sich  vornehmlich  auf  das  Splintholz  be- 
schränken, so  ist  zur  Vorbeugung  Vermeidung  der  Verwendung  von  Splint- 
holz anzuraten.  Ferner  dürfte  Teer-  oder  Kreosotanstrich  die  Weibchen  vom 
Ablegen    ihrer  Eier    eine  Zeitlang    abhalten.     Eventuell   wäre   auch    eine    Impräg- 


Abb. 


12  A.     Larvenfiaß  von  Hylotrupes  bajulus   L. 
(Hausbock).  —  Orig. 


j .  Nadelholz  -  Bockkäfer. 


235 


nierung    des   Holzes    mit  Antorgan    (Chemische  Fabrik  von  Nördlinger- Flörsheim) 
oder  einem  anderen  gebräuchlichen   Imprägnierungsmittel  zu  empfehlen. 

,7\,  Callidium  violaceum  L. 

Blauer  Scheibenbock. 

Der  durch  die  flache  Gestalt  und  blaue  Färbung  (siehe  oben  S.  218)  gut 
charakterisierte  Bock  (Abb.  1 1 1  D)  lebt  zuweilen  ganz  ähnlich  wie  der  Hausbock  in  ver- 
arbeitetem und  verbautem  Holz  und  kann  auch  dementsprechend  schaden.  Doch 
erreichen  seine  Beschädigungen  selten  eine  solch  gefährliche  Ausdehnung  wie  bei 
der  vorigen  Art.  Eckstein  (1916)  fand  den  Käfer  in  Unmengen  auf  dem 
Holzspeicher  eines  Stellmachers  in  Eberswalde.  Nördlinger  gibt  als  Fundort 
an:  „In  Lärche  und  Föhrenholz  in  einem  Magazin,  ferner  in  dürren  Weymouths- 
kiefern im  Wald."  —  Die  Larve  lebt  auch  unter  Rinde,  ähnlich  wie  Caä.  aeneum, 
und  findet  sich  zuweilen  auch  in  Laubholz  (siehe  unten). 

;/  i'^  Criocephalus  rusticus   L. 
Gruben  halsbock. 

Imago:  Ein  schlanker,  nach  hinten  etwas  verengter  Käfer  von  heller  oder  dunkler 
brauner  Färbung,  glanzlos;  Fühler  von  ungefähr  halber  Körperlänge,  gegen  die  Spitze  zu  auf- 
fallend dünner  werdend.     Siehe  oben  S.  217  u.  Abb.  iii  A. 

Larve:  Ist  ausgezeichnet  durch  zwei  kleine  Dornen,  die  an  dem  Hinterrand  des  9.  Hinter- 
leibsringes stehen  —  ein  Merkmal,  das  sie  mit  der  Larve  von  Sponcbjlis  gemeinsam  hat,  der 
sie  überhaupt  sehr  nahe  steht.  Die  kleinen  Dornen  der  Criocepkalus-'La.Tve  stehen  aber  weniger 
weit  (höchstens  ^2  '"'")  voneinander  entfernt  als  bei  der  Spondylis-'Ls.rve. 

Der  Käfer  schwärmt  im  Juli -August  in  Kiefernwäldern,  auf  Holzlager- 
plätzen usw.  Das  2  legt  seine  Eier  an  totes  Kiefernholz  (Bauholz)  oder  auch 
an  Kiefernstubben.  Die  Larve  lebt  nach  Perris  (1856)  längere  oder  kürzere 
Zeit  (je  nach  der  Beschaffenheit  der  Rinde)  unter  der  Rinde,  bevor  sie  ins 
Holz  eindringt.  Letzteres  durchfrißt  sie  nach  allen  Richtungen  in  breiten, 
flachen,  im  Querschnitt  ovalen  (6x9  mm)  Gängen.  Diese  sind  dadurch  charak- 
terisiert, daß  sie  mit  äußerst  fest  gedrücklem  Bohrmehl  verstopft  sind  (Eck- 
stein  1916). 

7-  /    Asemum  striatum  L. 

Düsterbock. 

Der  untersetzte  gewölbte,  pechschwarze,  glanzlose  Bock  (Abb.  1 1 1  C)  lebt 
ähnlich  wie  der  vorige.  Eckstein  (1916)  fand  ihn  mit  diesem  zusammen  in  den 
Brettern  einer  Dachschalung.  Die  Gänge  und  das  Bohrmehl,  welches  diese  er- 
füllt, gleichen  jenen  von  Criocephalus ^  nur  sind  die  Gänge  kleiner,  mit  einem 
Durchmesser  von  nur  3x7  mm. 

/Ä-/yErgates  faber  L. 
Mulmbock. 

Imago:  Der  sehr  große  (bis  50  mm^  pechbraune  flache  Käfer  ist  an  dem  scharfen  ge- 
zähnelten  Seitenrand  des  Halsschildes  und  den  schlanken  kurzen  Fühlern  leicht  zu  erkennen  und 
von  den  anderen  großen  deutschen  Böcken  {Cerambyx  und  Frionus)  ohne  weiteres  zu  unter- 
scheiden.    Siehe  auch  oben  S.  215  u.  Abb.    103  b. 

Larve:  Eine  eingehende  Beschreibung  und  gute  Abbildungen  der  Larve  gibt  Perris 
(1856).  Im  ausgewachsenen  Zustand  erreicht  sie  eine  Länge  von  60 — 65  mm.  Der  Vorderrand 
des  Kofifes  ist  gezähnelt  und  zeigt  deutlich  6  zahnförmige  Zacken.    Die  Mandibeln  sind  sehr  kräftig. 


236 


Coleoptera.  —   6.   Familienreihe:   Phytophaga. 


Der  erste  Brustring  ist  dorsal  mit  einer  schmalen,  in  der  Mitte  unterbrochenen,  bräunlichen  Platte 
vor  dem  Hinterrande  versehen.  Die  Laufwülste  sind  sehr  stark  ausgebildet  und  auf  den  Hinter- 
leibssegmenten I — 7  vorhanden;  die  dorsalen  sind  mit  je  zwei,  die  ventralen  mit  je  einer  Quer- 
furche versehen,  letztere  außerdem  jederseits  mit  einem  Grübchen;  die  Warzen  Zeichnung  ist  nur 
schwach  ausgebildet.     Beine  vorhanden,  jedoch  verhältnismäßig  nur  sehr  klein. 

Puppe:  Bemerkenswert  sind  die  vielen  kleinen  dornartigen  Fortsätze,  die  auf  dem  Rücken 
des  Prothorax  und  der  Hinterleibssegmente  verteilt  stehen.  Das  mittlere  Brustsegment  ist  dorsal 
fein  quergestreift  und  das  letzte  Segment  ist  mit  2  kleinen  nach  hinten  gerichteten  Dornen  bewaffnet. 
Am  HLnterrand  der  Abdominalsegmente  2  —  5   befinden  sich  mehrere  deutliche  Vorwölbungen. 

Die  Flugzeit  des  Mulmbockes  ist  von 
Mitte  Juli  bis  Mitte  September.  Das  ?  legt 
seine  Eier  in  die  Stöcke  oder  Stämme  von 
toten  Nadelhölzern  (vornehmlich'  Kiefer,  aber 
auch  Fichte  und  Tanne).  Die  junge  Larve 
geht  gleich  ins  Holz  und  wächst  rasch  heran, 
während  sie  mit  ihren  kräftigen  Kiefern 
mächtige,  breite  Gänge  durch  das  Holz  nach 
allen  Richtungen  nagt.  Die  Bewegungen  .der 
großen  Larve  sind  auffallend  schnell,  schneller 
als  die  der  anderen  Bockkäfer,  an  welcher 
Fähigkeit  wohl  auch  die  großen  Laufwülste 
teilhaben.  Die  Verpuppung  findet  gewöhn- 
lich im  Holz  nahe  der  Oberfläche  statt, 
Ratzeburg  fand  aber  die  Puppen  auch 
neben  den  befallenen  Stöcken  in  Erdhöhlen. 
Wirtschaftliche  Bedeutung.  —  Für 
gewöhnlich  scheint  Ergates  faber  in  Stöcken 
zu  brüten  und  somit  wirtschaftlich  belanglos 
zu  sein.  Angaben  darüber  finden  sich  bei 
Altum  (S.  327:  in  alten  schoii  mulmigen 
Kiefern-  und  Fichtenstöcken),  bei  Ratze- 
burg (S.  248:  in  Kiefernstöcken),  bei 
Perris  (in  den  Stöcken  der  Seekiefer),"  des- 
gleichen bei  Nördlinger  (S.  40)  und  bei 
Barbey  (S.  28) ;  Panzer  stellte  (nach  Kalten- 
bach  S.  689)  den  Käfer  auch  in  Tanne  fest. 
Bisweilen  befällt  der  große  Bock  aber 
auch  bearbeitetes  Holz  und  kann  dadurch 
technisch  recht  lästig  werden.  So  ist  er  (nach 
Escherich  und  Baer  1913)  in  Schlesien  in 
Lichtmasten  und  Zaunpfählen  (beide  aus 
Kiefernholz)  aufgetreten,  die  von  den  Larven 
stark  zerfressen  wurden.  Besonders  stark  war 
ein  Lichtmast  befallen,  der  eine  Menge  großer 
Fluglöcher  dicht  über  dem  Erdboden  bis  zu 
einer  Höhe  von  ^/g  Meter  aufwies.  Wie  aus 
einem  von  dort  eingesandten  Schalenstück  zu  ersehen  war,  haben  die  Larven 
die  äußerste  Holzschichte  verschont  (ähnlich  wie  es  auch  die  Larven  von  Hylotrupes 
bajulus  usw.  tun);  im  übrigen  fand  sich  der  12  — 15  cm  dicke  Splint  vollständig 
zerwühlt,  während  das  nährstofifarme  Kernholz  gänzlich  unberührt  geblieben  war. 
Besonders   zu   bemerken    ist  noch,    daß    die    befallenen    Lichtmasten    mit    einem 


Abb.   112B.       Larvenfraß  von  Ergates 
faber  L. 


I.  Nadelholz  -  Bockkäfer. 


237 


Karbolineum- Anstrich  versehen  waren;  derselbe  scheint  allerdings  schon  recht  alt 
gewesen  zu  sein  und  so  seine  verwitternde  Wirkung  verloren  zu  haben. 

b)  Larve  in  alten  mulmigen  Stöcken;  wirtschaftlich  belanglos. 

;^4^2Spondylis  buprestoides  L. 

Waldbock. 

Der    durch   seine   kurzen  Fühler   (er  besitzt  wohl  die  kürzesten  Fühler  von 
allen  Böcken)  und  durch  sein  kugeliges  Halsschild  leicht  kenntliche,  mattschwarze 
Bock    (siehe  Abb.    103  a)    ist    in    ganz  Europa    häufig.     Er   fliegt  im  Juli -August 
überall  im  Walde,  wo  faulende  Stöcke 
und  Klafter   von  Kiefern   sich  finden. 
Man    sieht    ihn    vom    Nachmittag    an 
im  langsamen,  niedrigen  Fluge  zwischen 
den  Stämmen  umherfliegen. 

Die  Larve  lebt  (wie  es  scheint, 
ausschließlich)  in  alten  mulmigen 
Kiefernstöcken,  die  sie  nach  allen 
Richtungen  hin  mit  ihren  Gängen 
durchwühlt,  bis  zu  den  tiefsten  Wurzeln 
vordringend.  „Auf  sie  macht  hier 
überall  der  Schwarzspecht  Jagd,  und 
die  Splitter  der  stark  anbrüchigen,  von 
ihm  bearbeiteten  Stöcke  liegen  dann 
in  Menge  und  großen  Stücken  umher, 
so  daß  sie  schon  aus  der  Ferne 
die  Aufmerksamkeit  auf  sich  ziehen" 
(Altum). 

„Da  die  Larve  ausschließlich  in 
den  bezeichneten  Stöcken  lebt,  ist  die- 
selbe wirtschaftlich  ohne  jede  Bedeu- 
tung, ja  sie  kann,  da  sie  dazu  bei- 
trägt, die  Stöcke  rascher  in  düngende 
Holzerde  zu  verwandeln  eher  als  nütz- 
lich wie  als  schädlich  bezeichnet  wer- 
den." „Im  Hinblick  darauf  könnte", 
meint  Altum  (S.  326),  „der  Schwarz- 
specht seine  Arbeit,  welche  zuweilen  auch  der  Grün-  und  große  Buntspecht  an 
diesen  Stöcken  übernimmt,  einstellen,  ohne  einen  Tadel  zu  verdienen." 

Die  Larve  ist  beschrieben  und  abgebildet  von  Perris  (1856).  Sie  ist  nach  dem  Ceram- 
bycinen-Typus  gebaut.  Prothorax  in  der  hinteren  Hälfte  rötlich  braun,  zw^eimal  so  breit  als 
lang,  dorsal  mit  zwei  etwas  divergierenden  Längslinien.  Laufwülste  auf  Abdominalsegment  I — 7. 
Vor  dem  Hinterrand  des  9.  Segmentes  2  kleine  Dornen,  die  ungefähr  i  mm  voneinander  ent- 
ernt  stehen  (vgl.  die  Larve  von    Crioeephalus). 


1 2  C.     Ausfluglöcher  von  Leptura  rubra  L. 
in  einem  Kiefernstock.  —  Orig. 


^V7  Leptura  rubra  L. 

Die  Lepturen  sind  durch  die  halsähnliche  Verschmälerung  des  wenig  aufgetriebenen  Kopfes, 
durch  das  fast  kegelförmige  Halsschild  und  durch  die  nach  hinten  ansehnlich  verschmälerten 
Flügeldecken  deutlich  gekennzeichnet;  die  meisten  Arten  l^esitzen  ferner  eine  mehr  oder  weniger 
lebhafte  Färbung.  Bei  unserer  Art  sind  beim  2  Halsschild  und  Flügeldecken  hellrot,  beim 
kleineren   (^  die  Flügeldecken  braun,   das   Halsschiid   schwarz.      (Siehe  oben  S.  216.) 


238 


Coleoptera.   —   6.  Familienreihe:   Phytop 


Eine  ausführliche  Beschreibung  der  Larve  liefert  Perris  (1856).  Sie  ist  der  Larve  von 
Criocephalus  ähnlich,  doch  besitzt  sie  ein  Paar  Ocellen;  ferner  fehlen  die  kleinen  Dornen  am 
Hinterrande  des  9.  Segmentes. 

Der  Käfer  ist  im  Sommer  überall  häufig  auf  Dolden  oder  auf  Nadelholz- 
stöcken an  Waldrändern  oder  auf  Waldblößen  zu  finden.  —  Die  Larve  lebt  in 
alten  Stöcken,  ähnlich  wie  die  vorige  Art;  der  Käfer  nagt  sich  durch  ein  rundes 
Flugloch  nach  außen.     (Abb.  112C.) 


Abb.    113.     Larvengänge  von   Callidium  aeneum   Deg.   unter  Fichtenrinde. 


Aus   Eckstein. 


Außer  den  beiden  hier  genannten  Arten  leben  noch  eine  Reihe  anderer  Böcke  in  ähn- 
licher Weise  in  Nadelholzstöcken  (wie  z.  B.  Oxymirus  Cursor  L.,  verschiedene  andere  Leptura- 
Arten  usw.);  doch  kommen  diese  im  allgemeinen  weit  seltener  vor  als  die  obigen  zwei  Arten, 
die  dem  Forstmann  stets  begegnen  und  daher  seine  Aufmerksamkeit  erregen. 

Außerdem  finden  sich  neben  den  reinen  Stockbrütern  bisweilen  auch  die  Larven  .ver- 
schiedener der  oben  genannten  Bauholzbrüter  in  den  Stöcken,  so  vor  allem  von  Ergates  faber, 
Criocephalus  rustieiis  und  Asoimm  striatum. 


2.  Gruppe. 

Larven  größtenteils  unter*  der  Rinde  fressend,  nur  zur  Verpuppung  in  den 
Splint  gehend.     Wirtschaftlich  nur  von  geringer  Bedeutung. 


I.   Nadelholz -Bockkäfer. 


239 


//y.Callidium  aeneum  Deg. 
Metallischer  Scheibenbock. 

Es  ist  fraglich,  ob  wir  Callidium  aeneum  besser  in  die  i.  oder  in  die  2.  Gruppe  stellen, 
da  die  Larve  nach  einem  längeren  Rindenfraß  noch  mehr  oder  weniger  tief  ins  Holz  geht.  Da 
jedoch  nach  der  Ausdehnung  des  Rindenfraßes  dieser  doch  der  Haupternährungsfraß  zu  sein 
scheint  und  die  Holzgänge  mehr  oder  weniger  nur  als  Verpuppungsgänge  aufzufassen  sein  dürften, 
so  glaube  ich  die  Art  richtiger  in  die  2.  Gruppe  stellen  zu  sollen. 

Imago:  Der  Käfer  ist  durch  die  flache  scheibenförmige  Gestalt,  die  metallisch  grüne 
Färbung  und  die  Netzstruktur  gut  charakterisiert  (siehe  oben  S.   2i8). 

Nach  Eckslein  (1916}  frißt  die  Larve  im  abgestorbenen  Fichtenholz  breite, 
oft  platzweise  bis  zur  Handtellergröße  erweiterte  Gänge  (Abb.  113)  und  geht  zur 
Verpuppung  tief  ins  Holz.  Der  Käfer  wurde  auch  aus  Laubholz  gezogen.  —  Ähn- 
lich wie  aeneum  frißt  zuweilen  auch  C.  violäceum  (siehe  oben  S.  235)  seine 
Larvengänge  unter  der  Rinde. 


7y^(^  Caenoptera  (Molorchus)  minor  L. 

Imago:  Durch  die  stark  verkürzten 
Flügeldecken  und  die  über  dieselben  weit  hervor- 
ragenden häutigen  Flügel  sehr  auflallend  und  an 
Schlupfwespen  erinnernd.  -Fühlei  länger  als  der 
Körper  (im  Gegensatz  zu  dem  großen  Wespen- 
bock Necydalis).  Körperlänge  6 — 13  mm  (siehe 
Abb.   103  c). 

Larve:  Nach  dem  Cerambycinen-Typus  ge- 
baut, ohne  Punktaugen,  mit  verhältnismäßig  langen 
Fühlern,  und  femgenetzten,  in  der  Mitte  längs- 
geteilten   Laufwülsten    (Schiödte   1876,    S.  414)- 

Die  Käfer  findet  man  im  Sommer 
häufig  auf  Blüten,  vor  allem  auf  Dol- 
den. Die  Larve  lebt  vorzugsweise  in 
schwächeren  abgestorbenen  berindeten 
Stämmen,  Knüppeln  oder  Ästen  von  Fichte 
(nach  Altum  auch  von  Tanne),  und 
macht  unter  der  Rinde  und  im  Holz 
scharf  ausgenagte,  mit  weißem  und 
braunem  Bohrmehl  gefüllte,  flache  und 
breite,  äußerst  geschlängelte  Gänge 
(Abb.  114A),  um  vor  der  Verpuppung 
durch  eine  ovale  Öffnung  in  den  Splint 
einzudringen  und  dort  in  einem  Haken- 
gang   sich    zu    verpuppen    (Abb.   114B). 

Man  findet  die  charakteristischen 
Gänge  ungemein  häufig  an  den  Stangen 
von  Naturzäunen,  wo  oft  deren  jede 
dicht  damit  besetzt  ist.  Auch  an  Brenn- 
holz sind  die  Gänge  oft  zu  sehen. 

Die  wirtschaftliche  Bedeutung 
ist  nur  eine  sehr  geringe.  Die  Haken- 
gänge spielen  bei  der  Art  des  befallenen 
Holzes  kaum  eine  Rolle.  Eher  könnte 
man  das  durch  den  Larvenfraß  be- 
schleunigte Abfallen  der  Rinde  (z.  B.  bei 


A  B 

Abb.    114.     Larvenfraß  von  Caenoptera  (Mo- 
lorchus)  minor  L.      A  Larvengänge  unter  der 
Rinde,     B    Hakengänge,    und    Puppenwiegen 
im    Holz.   —   Original. 


240 


Coleoptera.   —   6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


Naturzäunen)  als  eine  schädliche  Folge  des  Caenoptera-Yxz&&%  bezeichnen.  Nach 
verschiedenen  Angaben  soll  der  Käfer  auch  lebendes  Holz  angehen  (vgl.  Nitsche 
S.   571),  doch  bedürfen  diese  Mitteilungen  wohl  noch  der  Bestätigung. 

/7j;j  Acanthocinus  aedilis  L. 
Zimmerbock,  Schneiderbock. 

Imago:  Ein  allgemein  bekannter  Käfer,  von  kurzer  breiter  Gestalt  und  ungemein  langen 
(beim  (^  3  —  5  mal,  beim  5  iVa^i^l  so  lang  als  der  Körper)  Fühlern  (Abb.  I15).  Oberseite 
schmutzig  grau,   mit  undeutlichen,  wolkigen  Binden.      Weibchen  mit  sehr  langer  Legeröhre. 

Larve:  Nach  dem  vierten  Typus  gebaut,  also  lang-  bezw.  kleinköpfig  und  fußlos,  glatt  und 
glänzend,  mit  Ausnahme  der  mit  feinsten  Wärzchen  besetzten  Laufwülste,  dünn  rötlich  behaart. 
Augenpunkte  sehr  deutlich.      After  dreispaltig.      Länge  bis    30  mm  (s.  S.  209  u.   Abb.  lOi  A,  b). 

Puppe:  Besonders  auffallend  durch  die  Lagerung  der  langen  Fühler,  die  auf  Abb.  lOiB 
dargestellt  ist.  Eine  ausführliche  Beschreibung  und  Abbildung  der  Larve  und  Puppe  findet  sich 
bei  Pcris    1856   und  Kemner   1922. 

Einer  der  frühesten  Forstkäfer,  der  schon  in  den  ersten  warmen  Frühlings- 
tagen  mit   dem    Waldgärtner   auf  alten  Kieferstöcken   erscheint.      Man   kann  ihn 

unschwer  beim  Eierlegen  beobachten.  Er 
treibt  dabei  seine  sehr  lange  und  ganz 
weich  endigende  Legeröhre  so  tief  durch 
Ritzen  in  die  Rinde  hinein  -),  daß  man 
sie  abreißt,  wenn  man  sie  nicht  mit 
Sorgfalt  herauslöst  (Nördlinger).  Die 
Larven  fressen  ihre  Ernährungsgänge  aus- 
schließlich unter  der  Rinde  in  abständigem 
Holz  (in  Stöcken,  Scheitholz  usw.).  Die 
ausgewachsene  Larve  nagt  sich  zur  Ver- 
puppung durch  einen  schmalen  schräg- 
gestellten Eingang  ins  Holz  ein,  jedoch 
niemals  sehr  tief,  sondern  bleibt  in  dem 
jüngsten  Jahresring,  woselbst  sie  nach  auf- 
wärts und  abwärts  die  Puppenhöhle  her- 
richtet und  die  groben  zaserigen  Späne 
teils  zum  festen  Verstopfen  ihres  Einganges 
teils  zum  Polster  des  Lagers  verwendet 
(Altum  S.  346).  Nicht  immer  aber 
nagt  sich  die  Larve  zur  Verpuppung 
ins  Holz  ein,  sondern  häufig  bleibt 
sie,  wo  die  Rinde  genügend  dick 
ist,  unter  der  Rinde,  wo  sie  mit 
Hilfe  der  Späne  sich  eine  nestartige 
Puppenwiege  errichtet.  So  führt  uns 
der  Zimmerbock  zu  der  letzten  Gruppe,  bei  der  die  Larven  regelmäßig  ihre 
Verpuppung  unter  der  Rinde  durchmachen.  Die  Entwicklungsdauer  ist  nach 
Nördlinger  nur  sehr  kurz  (ca.  4  Monate),  die  Generation  nach  Barbey 
(191 7)  doppelt.  In  den  Laiven  und  Puppen  findet  der  Specht,  vor  allem  der 
große  Buntspecht,  eine  sehr  willkommene  Nahrung,  und  so  finden  wir  an  den  von 
Acaniliociims  befallenen  Stöcken  oder  abgestorbenen  Stämmen  usw.  häufig  Specht- 


fef 


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Abb.    115.      Acanthocinus  aedilis  L.   d 
(Zimmerbock).   —   Original. 


')  Wenn    keine   geeigneten  Rindenritzen  vorhanden  sind,    nagt  das  2   ^i^i  trichterförmiges 
Loch  durch  dieRinde  und  schiebt  seine  Eier  durch  dieses  unter  die  Rinde  hinein  (Kemner  1922). 


I,  Nadelholz  -  Bockkäfer. 


241 


arbeit  (AI tum).  —  Wirtschaftlich  kommt  dem  Zimmerbock  kaum  eine  Bedeutung 
zu;  doch  gehört  er  zu  den  auffallendsten  Holzböcken  in  unseren  Wäldern  und 
verdient  daher  einen  ausführlicheren   Hinweis. 

3.  Gruppe. 

Larven    leben    ausschließlich    unter    der    Rinde    und    machen    da  auch  ihre 
Verpuppung  durch;  wirtschaftlich  gänzlich  bedeutungslos. 
Als  typische  Vertreter  dieser  Gruppe  nenne  ich 

77  V,  Rhagium  Inquisitor  L.  (nee  Panz.)  und  bifasciatum  F. 

"im'ago:  Die  ziemlich  robusten  bunt  gefärbten  Böcke  sind  oben  S.  215  näher  charakteri- 
siert (siehe'  auch  Abb.  103).  Inquisitor:  Flügeldecken  blaßgelb  mit  fleckig  grauer  Behaarung  und 
zwei  schwarzen  Binden;     bifasciatum:    Flügeldecken    schwarz    mit    2  rötlich  gelben  Querbinden. 

Larve:  Gehört  zu  den  Formen  des  Lep- 
turinen-Typus ,  also  mit  kleinen  Füßen  versehen 
und  mit  breitem  queren  Kopf.  Sie  ist  vor  allen 
anderen  Bockkäferlarven  leicht  zu  erkennen 
durch  den  stark  abgeflachten,  an  den 
Rändern  fast  schneidend  scharfen  Kopf. 
Die  Laufwülste  weisen  eine  ähnliche  Warzen- 
zeichnung auf  wie  bei  den  Monochamus-l.&x\tn. 

Die  beiden  Rhagium- Kiien  (be- 
sonders inquistlor)  sind  in  unseren  Wäldern 
sehr  häufig.  „In  unseren  Kiefernrevieren", 
schreibt  Altum  S.  356,  ,.gibt  es  stellen- 
weise kaum  einen  toten  Stamm  von 
Stangen-  bis  Baumstärke,  der  in  seinem 
borkigen  Teil  nicht  von  einer  der  Rha- 
oium-Arten  besetzt  wäre."  Ebenso  ist  es 
in  Fichtenrevieren.  In  alten  Stöcken, 
von  denen  sich  die  Rinde  bereits  leicht 
ablösen  läßt,  wird  man  selten  vergebens 
nach   den  Larven    oder    Puppen    suchen. 

Die  Larve  lebt  ausschließlich  unter 
der  Rinde,  wo  sie,  ohne  den  Splint 
zu  furchen,  i — 2  cm  breite,  gewundene 
Gänge  nagt,   welche  dicht   mit  braunem, 

festen,  bei  der  Ablösung  der  Rinde  oft  auf  dem  Splinte  haften  bleibenden  Bohr- 
mehl erfüllt  sind.  Die  Verpuppung  findet  in  einer  großen  flachen,  ovalen 
Puppenwiege  von  3 — 4  cm  Länge  statt,  welche  von  einem  ca.  5  mm  dicken 
Kranze  von  Nagespänen  nestartig  umgeben  ist  (ähnlich  wie  bei  Acanthocinus). 
In  diesem  Miniaturnestchen  liegt  die  Puppe  mit  dem  Rücken  nach  außen  ge- 
wandt, ein  reizendes  Bild  darbietend  —  ein  „Medaillon  mit  seiner  Kamee",  wie 
Dufour  sich  ausdrückt. 

Wirtschaftlich  besitzen  die  Rhagium- P\.x\.&n,  wie  schon  gesagt,  gar  keine 
Bedeutung.  Die  von  Ahlemann  stammende  Angabe,  daß  der  Käfer  vor- 
züglich in  noch  lebendem,  allerdings  anbrüchigem  Holz  oder  in  frischen  Stöcken 
brüte,  beruht  sicherlich  auf  einem  Irrtum.  Denn  für  gewöhnlich  befallen  die 
Rhagien  das  Holz  erst  dann,  wenn  es  von  anderen  (sekundären)  Insekten  bereits 
wieder  verlassen  und  die  Rinde  schon  etwas  gelockert  ist.  ^) 

^)  Em    .amerikanischer   Entomologe   (Theobald)    berichtet    allerdings,  daß    er    Rhagium 

bifasciatum  auch  aus  gesundem  Holze  von  Tanne  und  Kiefer  gezogen  habe.  (Reh,  Handbuch, 
S.  497).     Siehe  auch  unten  S.  270. 

Esc  he  rieh,  Foistinsekten.     II.   Bd.  lö 


Abb.    116.     Puppenwiege  (Span-Nest)  von 

Rhagium  Inquisitor  L.  in  Fichtenrinde. 

Original  (phot.  Scheidter). 


2A2  Coleoptera.   —   6.  Familienreihe:   Phytophaga. 

Wie  die  Acan/kocmus  -  harven,  so  bieten  auch  die  R/iagtum-LdLVven  und 
-Puppen  eine  sehr  beUebte  und  gesuchte  Nahrung  für  die  Spechte,  namentlich 
den  Schwarzspecht  und  den  großen  Buntspecht,  dar,  die  ihnen  denn  auch  fleißig 
nachstellen. 

II.  Laubholz-Böcke. 

Übersicht  der  Arten. 
A.  In  stehendem  oder  frisch  gefälltem  Holz. 

a)  In  Harthölzern,  vor  allem  Eiche,  Buche  usw. 

Cerambyx  cerdo  L.     Großer  Eichenbock.     In  Eiche. 

—  Scopolii  Laich.     In  Buche,  Eiche  usw. 
Rosaita  alpina  L.     Alpenbock.     In  Buche. 
Purpuricenus  Köhleri  L.     In  Obstbäumen. 
Rhopalopus  insubricus  Germ.     Ahornbock.     In  Bergahorn, 
Olytus  arcuatus  L.     In  Eiche,  Buche  usw. 

—  detritus  L.  u.  arietis  L.     Ebenso. 

—  tropicus  Panz.     In  Eiche. 

—  rhamni  Germ.     Ebenso. 

Liopus  nebulosus  L.     In  verschiedenen  harten  Laubhölzern. 
Saperda  scalaris  L.     Ebenso. 

b)  In  Pappeln,  Weiden,  Haseln. 

Aromia  mosehata  L.     Moschusbock.     In  Weiden. 

Clytus  rusticus  L.     In  Pappel,  Aspe  (und  auch  Birke). 

Lamia  textor  L.     Weberbock.     In  Weiden. 

Saperda  careharias  L.     Großer  Pappelbock.     An  Pappeln,  Baumweiden,  Aspen. 

—  populnea  L.     Kleiner  Aspenbock.     In  Aspe  und  Weide. 

—  perforata  Pall.     In  Aspe. 

—  octopunctata  Scop.     Ebenso. 

Oberea  oculata  L.     In  Weiden.     Markröhrenfraß. 

—  linearis  L.     In     Haseln,     Markröhrenfraß. 

B.  In  abgestorbenem,  saftarmem  oder  trockenem  Holz. 

Aegosoma  scabricorne  Serv.     In  allen  Laubholzstümpfen. 
Calliditim  sanguineum  L.     \ 

—  testaceiim  L.  I  In  trockenen  Laubhölzern  (Eiche,  Buche  usw.)  Larvenfraß 

—  lividtim  Rossi.  >  meistens  unter  der  Rinde,    Verpuppung  im  Holz  in 

—  riolaceuin  L.  ■  einem    Hakengang. 

—  aeneum  Deg.  j 

Rhagium  mordax  Deg,  \^  In  verschiedenen  Laubhölzern  (Eiche,  Buche,  Birke).     Larvenfraß  und 

—  sycophanta  Sehr.        /  Verpuppung  unter  der  Rinde. 
Gracilia  minuta  F.     In  trockenen  Zweigen  von  Weiden,  Edelkastanien  usw. 
Leptura  maculata  Poda.     In  Birke. 

—  {Sttnochorus)  meridianus  L.     In  Weidenstümpfen. 

A,  In  stehendem  oder  frisch  gefälltem  Holz. 

a)  In  Harthölzern  (Eiche,  Buche  usw.). 

f  Si  Cerambyx  cerdo  L. 
„Großer  Eichenbock''. 

Imago:  Der  größte  aller  europäischen  Bockkäfer  ist  so  bekannt,  daß  ein  Hinweis  auf  die 
Abb.   117   und  auf  die  oben  gegebene  Tabelle  S.  216  genügt. 

Larve:  Nach  dem  zweiten  Typus  gebaut,  sehr  groß,  bis  zu  80  mm  lang,  mit  einer  senk- 
recht stehenden  Reihe  von  3  Punktaugen,  seitlich  von  den  sehr  kleinen  Fühlern.  Vorderrand 
des  Kopfes  braunschwarz,  eine  Binde  an  dem  Vorderrande  der  Vorderbrust  braun.  Chitinschild 
derselben  wenig  fest,  vorn  quer-,  hinten  längsgerunzelt.  Füße  sehr  klein.  Laufwülste  mit  mittlerer 
Furche,  jede  Hälfte  weiter  quer-  und  längsgeteilt,  außerdem  fein  gehöckert.  Eine  sehr  gute  Ab- 
bildung der  Larve  und  der  Puppe  gibt  Ratzeburg.     Siehe  Abb.  117. 


II.  Laubholz  -  Bockkäfer. 


243 


Der  große  Eichenbock  kommt  fast  in  ganz  Europa  vor  (in"^  Rußland  soll 
er  fehlen  und  in  Skandinavien  sehr  selten  sein),  allerdings  nicht  überall  gleich 
häufig.  Stellenweise,  in  Deutschland,  wo  größere  Eichenbestände  sind,  und  be- 
sonders im  Süden  1)  (Italien,  Frankreich,  Ungarn)  tritt  er  sehr  häufig  auf, 
während  er  in  anderen  Gegenden  fehlt  oder  wenigstens  nur  seltener  vorkommt. 
Letzteres  trifft  z.  B.  für  den  eichenreichen  Nordwesten  Deutschlands  zu 
(AI tum),  ebenso  für  die  berühmten  Eichenwaldungen  im  Spessart,  während  da- 
gegen im  Nordosten  Deutschlands  der  Käfer  in  allen  alten  Eichenbeständen  sehr 


Abb.   1 


häufig  ist  (Altum),  ebenso  in  den  Mulde-Auen  bei  Dessau  (N)  usw.  Seine 
Hauptnährpflanze  ist  die  Eiche,  doch  kommt  er  auch  im  Nußbaum  vor  (im 
Freiburger  Zoologischen  Instisut  steht  ein  sehr  schönes  Fraßstück  davon).  Keller 
nennt  neben  dem  letzteren  auch  noch  die  Esche;  doch  dürfte  es  sich  hier  wohl 
nur  um  vereinzelte  Fälle  handeln;  ebenso  bei  dem  von  Nördlinger  genannten 
Vorkommen  in  Apfelbaum  und  Ulme. 


1)  In  den  südlichen  Ländern  Europas  wird  C.  cerdo  häufig  durch  die  rar.  Mirbecki  Luc, 
oder  durch   C.  vehäinus  Br.  vertreten. 

16* 


244 


Coleoptera. 


6.  Familienreihe:   Phytophaga. 


Seine  Flugzeit  fällt  in  die  Monate  Juni  und  Juli,  wo  er  an  warmen 
Abenden  meist  niedrig  umherfliegt,  „Am  Tage  hält  er  sich  oft  in  den  Larven- 
gängen verborgen  und  schaut  aus  den  Öffaungen, 
zuweilen  durch  die  hervorstehenden  Fühlerspitzen 
verraten,  wie  aus  Kerkerfenstern,  hinaus.  Der 
Versuch,  ihn  an  den  Fühlern  herauszuziehen, 
mißglückt  in  der  Regel,  der  Käfer  weicht  zurück, 
der  Fühler  bricht  ab.  Eingeblasener  Tabakrauch 
fühlt  besser  zum  Ziele"   (AI tum). 

Das  Weibchen  geht  nur  stehende  und 
lebende  Bäume  an.  Ob  .,eine  allgemein  behauptete 
Anbrüchigkeit''  derselben  für  den  Angriff  prädis- 
poniert oder  gar  die  notwendige  Voraussetzung 
bildet,  darüber  sind  die  Akten  noch  nicht  ge- 
schlossen. Die  Larve  jedenfalls  meidet  an- 
brüchige oder  gar  mulmige  Stellen  (im  Gegensatz 


Abb.   il8A.     Larvengänge  des 

jjroßen    Eichenbockes,    Ceramb. 

cerdo  L  ,  in  Eichenholz.    Vg  nat. 

Gr.    —   Aus  Eckstein. 


Abb.'^liSB.     Puppenwiege    mit  Puppe    von    Cerambyx 
cerdo  L.     Die  Puppenwiege    ist    mit    einem    Deckel   ver- 
schlossen.    Phot.  Scheidter. 


zu  den  Larven  der  Lucaniden  und  Cetoniden.  die  ausschließlich  in  solchen  Stellen 
leben),  und  nagt  vielmehr  ihre  Gänge  in  das  festeste  und  gesündeste  Holz.    Zu- 


II.  Laubholz  -  Bockkäfer 


245 


erst  durchwühlt  sie  in  flachen,  oberflächlichen  Gängen  den  gesunden  Splint,  um 
nach  einiger  Zeit  in  das  Holz,  mitunter  bis  auf  den  Kern  einzudringen.  Die 
Wände  der  im  Querschnitt  ovalen,  fingerstarken  (15  X  45  mtn),  mit  festem  braunen 
Nagemehl  gefüllten  Gänge  schwärzen  sich  bald  unter  dem  Einfluß  von  Pilz- 
wucherungen (Abb.  118A).  Die  Holzhändler  sprechen  daher  vom  „Großen 
schwarzen  Wurm",  im  Gegensatz  zu  dem  „Kleinen  schwarzen  Wurm''  (einem 
Borkenkäfer,  Xyleborus  monographus).  Die  Verpuppung  findet  in  einem  mächtigen 
,, Hakengang"  von  ca.  80  mm  Länge  und  26  mm  Durchmesser  statt  (Abb.  118B). 

Das  Larvenleben  scheint  3—4  Jahre  zu  dauern,  und  der  Käfer  bereits  in 
dem  seinem  Flugjahr  vorausgehenden  Winter  die  Puppenhülle,  in  welcher  er  in 
glatt  genagter  Wiege  in  der  Tiefe  des  Holzes  schlummerte,  abzustreifen.  Wenigstens 
hat  Nitsche  schon  im  Januar  frische,  noch  weiche  Käfer  erhalten. 

Die  befallenen  Eichen  können  trotz  des  großen  Umfanges  der  Gänge  den 
Larvenfraß  lange  Zeit  aushalten.  Barbey  bildet  eine  Eiche  ab,  in  der  schon 
mindestens  30  Jahre  der  „große  schwarze  Wurm"  seine  fingerstarken  Gänge  ge- 
graben hatte,  ohne  daß  der  Baum  eingegangen  war.  Dennoch  aber  besteht  kein 
Zweifel,  daß  durch  einen  solchen  Riesenfraß  eine  gewisse,  wenn  auch  nur  sehr 
langsam  wirketide  physiologische  Schädigung  eintritt. i) 

Weit  wichtiger  ist  jedoch  die  Bedeutung,  die  der  Käfer  in  technischer 
Beziehung  besitzt,  da  die  von  den  Larven  durchfressenen  Stämme  natürlich  als 
Nutzholz  völlig  entwertet  sind.  In  dieser  Beziehung  stellt  Ceratnbyx  cerdo  den 
schlimmsten  Eichenschädling  dar.  Wenn  wir  den  hohen  Wert  alter  Eichen- 
stämme berücksichtigen,  so  können  wir  die  Höhe  des  Schadens,  der  den  Holz- 
interessenten durch  zahlreiches  Auftreten  des  großen  Bockes  erwachsen  kann, 
ohne  weiteres  ermessen.  ^) 

Der  Larvenbefall  macht  sich  oft  erst  nach  längerer  Zeit  kenntlich.  Die 
dicke,  rauhe  Borke  verdeckt  oft  viele  Dezeni^ien  hindurch  den  Fraß  im  Inneren, 
und  bei  ihrer  starken  Unebenheit  fallen  auch  die  Fluglöcher  verhältnismäßig 
nur  schwach  auf.  Ratzeburg  teilt  einen  Fall  mit,  wonach  ein  Müller  einen 
Eichenstamm  zu  einer  Radwelle  gekauft  hat,  der  äußerlich  völlig  gesund  aus- 
sah, während  in  ihm  doch  einige  Larven,  wenn  auch  nicht  sehr  ausgiebig,  ge- 
fressen hatten. 

Eine  Bekämpfung  des  Käfers  ist  schwer.  Das  beste  Mittel  dürfte  das 
Abfangen  der  Käfer  während  der  Flugzeit  mit  Netzen  sein.  Vielleicht  gelingt 
es  auch,  die  Käfer  zu  ködern.  Versuche  in  dieser  Richtung  sollten  unter- 
nommen werden. 


^)  Keller  (1883)  berichtet,  daß  in  Oberitalien  sich  häufig  Ameisen  '^Camponotus)  in 
den  Larvengängen  einnisten,  die  die  Gänge  noch  erweitern,  und  außerdem  in  den  Sägemühlen 
eine  sehr  unangenehme  Plage  werden  können,  so  daß  man  sie  erst  durch  Eingießen  von  heißem 
Wasser  aus  den  befallenen  Stämmen  vertreiben  muß. 

■^)  Im  Süden  kommt  der  große  Cerambyx  auch  in  den  Korkeichen  vor  (in  Nordafrika  in 
der  var.  Mirhecki  Luc,  in  Südeuropa  in  der  verwandten  Form  C.  velutinus  Br.).  Die  Gänge 
der  jungen  Larve  in  der  Cambialschichte  stören  die  normale  Korkbildung,  die  der  erwachsenen, 
im  Splintholz  verlaufenden  können  die  alten  Stämme  physiologisch  stark  schädigen  und  sie  zum 
Absterben  brmgen  (Lamey). 


246 


Coleoptera.  —  6.   Familienreihe:   Phytophaga 


Abb    119     Puppenwiege  (mit  einem  Kalk- 
deckel abgeschlossen)  von  Ceiambjx  Scopolii 
Laich.  —  Aus  Eckstein. 


Cerambyx  Scopolii  Laich. 

Der  vom  vorigen  durch  seine  geringere 
Größe,  sowie  durch  die  nach  hinten 
(Abb.  103)  nicht  verengten  und  ganz 
schwarzen  Flügeldecken  leicht  zu  unter- 
scheidende Bock  ist  bezüglich  seiner  Lebens- 
weise trotz  häufigen  Vorkommens  noch 
wenig  eingehend  erforscht.  Er  scheint  die 
Buche  zu  bevorzugen,  doch  ist  er  auch  in 
Eiche,  Edelkastanie,  Ulme  und  auch 
in  Obstbäumen   festgestellt  woiden. 

Die  Larve  lebt  ähnlich  wie  die  von 
cerdo ;  verfertigt  aber  einen  noch  längeren 
Hakengang  (von  119  mm  Länge  bei  15  mm 
Breite)  zur  Verpuppung.  Die  Puppenwiege 
ist  außer  durch  Späne  auch  noch  durch  einen 
Deckel  von  Kalk  verschlossen  (Abb.  iiq). 
Das  Material  zu  letzterem  stammt  wahrschein- 
lich aus  den  Malpighischen  Gefäßen. 

Die  forstliche  Bedeutung  ist  weit 
geringer  als  die  des  großen  Eichenbockes, 
schon  aus  dem  Grund,  weil  er  vorzugs- 
weise die  Buche  befällt. 

jj/  j^  Rosalia  alpina  L. 

Alpenbock. 

Der  auffallend  schön  gefärbte  Bock 
(zart  bläulich  grau,  mit  violettem  Stich,  mit 
tief  samtbraunen,  weißlich  eingefaßten 
Flecken)  (Abb.  120  A)  ist  besonders  in 
den  Alpen  sehr  häufig,  oft  geradezu  gemein ; 
er  kommt  aber  auch  im  Norden  Deutsch- 
lands, in  der  rauhen  Alp,  am  Rhein,  ferner 
in  Skandinavien,  in  Ungarn  usw.   vor. 


A  B 

Abb.    120.      A   Rosalia  alpina  L.      B   Rhopalopus  insubncus  Germ.   —   Original  (Phot.   Seiff.). 


II.  Laubholz  -  Bockkäfer. 


247 


Im  pommerschen  Buchenrevier  Mühlenbeck  trat  er  zu  Alt  ums  Zeiten  sehr 
häufig  auf,  wurde  dort  aber  durch  konsequent  durchgeführtes  Sammeln  (zu 
Handelszwecken)  allmählich  recht  selten. 

Die  Larve  scheint  ausschließlich  in  anbrüchigen  Buchen  vorzukommen, 
und  daher  forstlich  kaum  Bedeutung  zu  besitzen. 

Purpuricenus  Köhleri  L, 

Der  ebenfalls  sehr  schön  gefärbte  Bock  (rot  mit  schwarzem  Nahtfieck)  be- 
fällt vornehmlich  Obstbäume,  besonders  Pfirsiche  und  Aprikosen,  doch  soll  er 
auch  in  Weiden  vorkommen  (Nördlinger), 


'  ^C  Rhopalopus  insubricus  Germ. 
Ahornbock. 

Der  dunkelgrün  -  erzfarbige  Scheibenbock  (Abb.  120  B)  wurde  von  Ratze- 
burg (1868)  und  Altum  in  die  forstentomologische  Literatur  eingeführt  und  zwar 
auf  Grund  ein  und  desselben 
Vorkommens  in  Westfalen,  wo 
er  in  den  sechziger  Jahren  in 
Bergahorn  (Acet  pseudoplatanus) 
in  schädlicher  Weise  auftrat;  — 
stellenweise  so  häufig,  daß 
manche  Stämme  von  oben  bis 
unten  von  seinen  Larven- 
gängen dicht  besetzt  waren. 

Der  Käfer  fliegt  Ende 
Mai  bis  Anfang  Juni,  in  Höhen- 
lagen von  1000  bis  1300  m 
Anfang  Juli  (Strohmeyer),  und 
legt  seine  Eier  an  die  Rinde 
der  Ahornstämme  (scheinbar 
ganz  gesunder).  Die  Larve 
macht  ihren  Ernährungsfraß 
größtenteils  unter  der  Rinde 
und  geht  dann  in  einem  auf- 
fallend großen  Hakengang 
(Abb.  121)  ziemlich  tief  ins 
Holz,  um  sich  in  dem  ab- 
steigenden Ast  des  Hakens  zu 
verpuppen.  —  Die  Gene- 
ration ist  nach  Altum  zwei- 
jährig. 

Die  befallenen  Bäume 
sollen  den  Larvenfraß  lange 
aushalten,  wobei  die  Fraßgänge 
überwallen.    Aber  mit  der  Zeit 

bleibt    doch    die  Wirkung    auf 

die  Lebenskraft  nicht  aus,  und  allmählich  beginnen  die  Wipfel  und  die  Äste  dürr 
zu  werden.  Die  Hauptbedeutung  des  Schädlings  liegt  aber  in  der  technischen 
Entwertung   des  Holzes.     Altum    berichtet,   daß   eine  größere  Anzahl  schöner 


Abb.  121.  Puppenwiege  (Hakengang)  des  Ahornbocks, 
Rhopalopus  insubricus  Germ.  Links  erkennt  man  die  ge- 
schwärzte Stelle  des  ehemaligen  Platzfraßes  der  Larve.  Der 
Baum  hat  die  Beschädigung  überwunden  und  seitdem  zahl- 
reiche Jahresringe  zugelegt.  —  Aus  Nüsslin. 


248 


Coleoptera.   —   6.  Familienreihe:   Phytophaga. 


Bäume   durch    den  Fraß    völlig  unbrauchbar  für  technische  Verarbeitung  gemacht 
wurden,  so  daß  man  sie  zur  Verkohlung  verwenden  mußte. 

Außer  dem  oben  genannten  Vorkommen  im  Westfälischen  wurde  ein  häufiges 
Vorkommen  von  Strohmeyer  1912  im  Staatswald  Herrenberg  bei  Metzeral 
(Elsaß),  und  von  Max  Korb  (München)  im  Allgäu  beobachtet,  und  zwar  eben- 
falls an  Bergahorn. 


Abb  ,122.     Clytus  (Plagionotus)  arcuatus  L.     a  Weibchen,  b  Männchen, 
d  Puppe  (Bauchseite),   e  halberwachsene,  f  ausgewachsene  Larve. 


Puppe  (Rücken), 
-  Orig. 


Clyius  (Plagionotus)  arcuatus  L. 

/?'  vJi  Eichen  wid  derbock. 

Imago:  An  der  Zeichnung  (schwarzer  Grund,  drei  Querbinden  auf  dem  Halsschild, 
4  schmale  gebogene  Querbinden  auf  jeder  Flügeldecke,  ferner  das  Schildchen,  eine  ovale  Makel 
an  der  Naht  hinter  dem  Schildchen  und  je  eine  Längsmakel  am  Seitenrand  unter  der  Schulter 
gelb  leicht  zu  erkennen  (Abb.    122  a  u.  b). 


II.    Laubholz -Bockkäfer. 


249 


Larve:  Nach  dem  Cerambycinen-Typus  gebaut.  Die  Form  der  gelblich  weißen  Larve 
ist,  nach  vorne  zu  deutlich  breiter  werdend,  im  vorderen  Teil  von  querovalem,  im  hinteren  von 
annähernd  rundem  Querschnitt.  Die  Laufwülste,  die  sich  auf  den  Brustsegmenten  2  und  3  und 
auf  den  Abdominalsegmenten  I  — 7  befinden,  treten  infolge  der  tiefen  segmentalen  Einschnürungen 
sehr  deutlich  hervor  (Abb.  122  e  u.  f). 
Die  Wülste  zeigen  eine  sehr  charakte- 
ristische Warzenzeichnung. 

Puppe:  Weiß,  ca.  20  cm 
lang,  der  Kopf  mit  einem  dichten 
Besatz  von  Dornenhöckern  aus- 
gezeichnet (Abb.  122  c  u.  d). 

Vorkommen  und 
Lebensweise:  Clytus  arcuaiiis 
ist  über  ganz  Europa  verbreitet, 
aber  nur  stellenweise  häufig. 
Seine  Hauptnahrungspflanze  ist 
die  Eiche,  doch  kommt  er 
auch  an  Buche,  Hainbuche 
usw.  vor. 

Forstentomologisch  hat 
der  schöne  Bock  erst  neuer- 
dings eingehendere  Berück- 
sichtigung gefunden  (Eckstein 
1916,  Escherich  1916),  nach- 
dem er  in  verschiedenen  Gegen- 
den Deutschlands  (in  der  Rhein- 
pfalz, in  Westfalen  und  in 
Mecklenburg)  durch  Massen- 
vermehrung und  durch  die 
empfindlichen  Schäden,  die  er 
angerichtet  hat,  die  Aufmerk- 
samkeit des  Forstmannes  und 
des  Holzinteressenten  auf  sich 
gelenkt  hat. 

Die  Flugzeit  des  Käfers 
fällt  in  den  Mai  und  Juni. 
Die  Käfer  laufen,  besonders 
an  sonnigen  Tagen,  überaus 
flink,  fast  spinnenartig  auf  den 
Stämmen  umher.  Sie  sind  da- 
bei sehr  scheu  und  lassen  sich 
bei  der  geringsten  Störung  auf 
den  Boden  fallen  oder  verkriechen  sich  in  die  Rindenritzen.  Unter  den  herum- 
jagenden Tieren  finden  sich  häufig  auch  kopulierende  Pärchen,  die  in  ihren  Be- 
wegungen ebenso  flink  sind  wie  die  einzelnen  Individuen. 

Das    Weibchen    legt    seine    Eier    in    Rindentitzen,      Die    Larven    fressen 
zunächst  unter  der  Rinde  typische,  oft  sehr  lange  —  Eckstein  beobachtete  Gänge 


Abb.    123.     Larvengänge    und  verschiedene  Einbohrlöcher 

von  Clytus  arcuatus  L.  unter  Eichenrinde.   Etwas  verkleinert. 

Original. 


250 


Coleoptera. 


6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


von  I  und  z  Meter  Länge  —  Gänge  (Abb.  123)  und  gehen  dann  in  das  Holz, 
das  sie  ebenfalls  in  längeren  Gängen  durchziehen,  bei  nicht  zu  starken  Stämmen 
bis  in  die  Mitte  des  Kerns  eindringend  (Abb.  124).  Die  Verpuppung  findet 
im  Holze  statt;  der  Jungkäfer  frißt  sich  durch  das  Holz  nach  außen  mit  einem 
querovalen  Ausfiugsloch. 

Über  die  Generation  herrscht  noch  keine  volle  Klarheit,  wenn  auch  nach 
meinen  Beobachtungen  eine  einjährige  Generation  die  Regel  zu  sein  scheint. 
Ich  fand  in  Stämmen,  die  im  Winter  1914/15  gefällt  wurden,  im  Mai  19 16 
ausgewachsene    Larven,    Puppen    und  Jungkäfer;    dagegen    in   Stämmen    aus    der 


Abb.    124.      Querschnitt  durch   einen   Eichenstamm    (von    10  cm   Durchmesser)    mit    zwei  Larven- 
gängen  von    Clytus  arcuatus  L.      Etwas   verkleinert.   —   Original. 


Winterfällung  1915/16  im  September  19 16  nur  Larven  (in  verschiedenen  Größen). 
Dies  deutet  darauf  hin,  daß  die  Puppen  und  Jungkäfer  vom  Mai  19 16  aus 
den  Eiern,  die  im  Frühjahr  19 15,  und  die  Larven  vom  September  19 16  aus 
den  Eiern,  die  im  selben  Frühjahr  (19 16)  abgelegt  waren,  stammten.  Doch 
genügen  diese  Beobachtungen  nicht,  ein  endgültiges  Urteil  über  die  Generations- 
frage abzugeben. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Nach  Eckstein  befällt  der  Käfer  sowohl 
stehende  als  auch  frisch  gefällte  Eichenstämme,  erstere  allerdings  nur  dann,  wenn 
sie  bereits  stark  kränkelnd  sind.  Auf  jeden  Fall  haben  wir  es  also  mit  einem 
stark    sekundären  Tier    zu    tun.     Die  eventuelle   physiologische   Beschädigung 


II.  Laubholz  -  Bockkäfer. 


251 


kommt  daher  kaum  in  Betracht.  Um  so  mehr  fällt  aber  die  technische  Be- 
schädigung ins  Gewicht,  da  ja  die  Larvengänge  tief  ins  Holz,  sogar  bis  in  die 
Mitte  des  Kernes  dringen  können.  Dadurch  werden  die  Stämme  natürlich  stark 
entwertet,  ja  für  feinere  Verarbeitung  völlig  unbrauchbar  gemacht.  Wo  der 
Käfer  in  Massenvermehrung  sich  befindet,  wie  heute  in  der  Pfalz  oder  in  West- 
falen, da  kann  der  Schaden  überaus  beträchtlich  werden,  besonders  wenn  es 
sich  um  feine  Qualitäten  handelt,  i)  In  verschiedenen  Gegenden  der  Pfalz,  wo 
vielfach  solche  Qualitäten  wachsen,  bedeutet  denn  auch  gegenwärtig  das  Auftreten 
des  Widderbockes  einen  recht  bedeutenden  Verlust. 

Die   Ursache    der   Massenvermehrung    liegt    in    einer  Überhandnähme 
von    geeignetem    Brutmaterial,    die    entweder    in    einem    durch    andere   Ursachen 


B 


D 


Abb.    125.     Verschiedene  Clytus-Arten.     A    Clytus  (Xylotrechus)  rusticus  L.,    B  Clytus  (Plagio- 
notus)  detritus   L.,    C    Clytus  (Anaglyptus)  mysticus   L.,    D    Clytus  arietis  L.      Etwas    vergrößert. 

Original. 


hervorgerufenem  Eichensterben  oder  in  einer  verspäteten  Abfuhr  der  gefällten 
Stämme  begründet  sein  kann. 

Als  natürliches  Gegengewicht  kommen  vor  allem  die  Spechte  in 
Betracht,  die  den  unter  der  Rinde  lebenden  Larven  tüchtig  nachstellen,  wie  ich 
in  der  Pfalz  beobachten  konnte.  Sodann  sind  mehrfach  auch  große  Ichneu- 
moniden-Kokons  in  den  Gängen  der  Larven  gefunden  worden  (die  Schlupf- 
wespen-Art konnte  leider  nicht,  festgestellt  werden). 

Bekämpfung.  —  Zur  Abwehr  kommen  in  der  Hauptsache  vorbeugende 
Maßnahmen  in  Betracht.  Entfernen  der  unterdrückten  absterbenden  Eichen 
und  rechtzeitige  Abfuhr  (spätestens  bis  Ende  April)  der  gefällten 
Stämme.     Wo  letzteres  nicht  durchführbar  ist,  kann  dem  Befall  dadurch  bis  zu 


^)  Auch  in  Schweden  tritt  GL  arcuatus  nach  einem  vor  kurzem  erschienenen  Bericht 
von  Trägärdh  (1922)  überall,  wo  Eichen  wachsen,  häufig  auf,  „zuweilen  beträchtlichen  Schaden 
verursachend".  Die  in  vielen  Gegenden  Schwedens  als  Telephon-Stangen  verwendeten  dünnen 
unentrindeten  Eichenstämme  sind  „immer  von  Gl.  arcuatus  befallen,  was  ihre  Haltbarkeit  offenbar 
sehr  beeinträchtigt". 


252 


Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


einem  gewissen  Grad  entgegengearbeitet  werden,  daß  man  die  Stämme  möglichst 
in  den  Schatten  bringt,  da  die  Clytus  ausgesprochene  Sonnentiere  sind.  Eventuell 
könnte  man  auch  versuchen,  mit  einem  verwitternden  Anstrichmittel  die 
Weibchen  von  der  Eiablage  abzuhalten.  Das  Schälen  der  Stämme,  das  eben- 
falls in  Betracht  zu  ziehen  wäre,  ist  zweifellos  wesentlich  teuerer  als  das  An- 
streichen, abgesehen  davon,  daß  das  Holz  darunter  leidet  und  die  Holzhändler 
geschälte  Stämme  nicht  gerne  nehmen  wollen. 

Außer  Clytus  armaius  werden  in  der  forstentomologischen  Literatur  noch 
verschiedene  andere  Clytus- krien  genannt,  die  in  ganz  ähnlicher  Weise  an 
Eichen  schaden;  nämlich  Clytus  {Plagio7iotus)  detritus  L.  (Abb.  1256)1),  Clytus 
arietis  L.  (Abb.  125  D),  Clytus  tropicus  Pz.  (ein  naher  Verwandter  des  arietis)  und 
Cl.  rhat?ini  G&xvü.  Über  Cl.  tropicus  schreibt  Eichhoff  (1883):  „Ich  habe  diesen 
Bockkäfer  in  größerer  Anzahl  aus  Eichenholz  gezogen,  und  mich  auch  hier  in 
der  Oberförsterei  Hart-Nord  (Elsaß)  davon  überzeugt,  daß  krankhafte,  auf  un- 
günstigen Bodenverhältnissen  stockende  Eichenoberstände  und  Laßreidel  im  Mittel- 
wald zuweilen  in  großer  Zahl  von  ihm  besetzt  und  dann  deren  Absterben  in 
hohem  Grade  beschleunigt  wird."  Hier  würde  also  auch  eine  wesentliche  physio- 
logische Schädigung  vorliegen. 

Liopus  nebulosus  L. 

Der  kleine  grau  und  schwarz  gezeichnete  Bock  (siehe  oben  S.  219)  wurde 
von  Altum  in  kränklichen,  im  Absterben  begriffenen  Hainbuchen,  dann  auch  in 
Weißbuche,  Nußbaum  und  Obstbäumen  gefunden.  Nördlinger  gibt  eine  ganze 
Reihe  von  Fundnotizen:  In  großer  Menge  in  kränklichen  Hainen  (Auskriechen 
anfangs  Juni).  Auch  in  Erlen  -  Obstbaumstützen,  die  im  Sommer  1847  gehauen 
waren.  Entwicklung  1849.  Ferner  gezogen  aus  dürren  Ahornästen  und  jungen 
abständigen  Ahornstämmchen.  Auch  aus  Ulme,  Eiche  und  Buche  erhalten.  Endlich 
auch  aus  einem  Stücke  Feigenbaumholz  gezogen.  Also  eine  sehr  reichhaltige 
Speisenkarte.  Ich  selbst  habe  den  Käfer  im  August  des  öfteren  auf  Buchen- 
stämmen im  Bialowieser  Urwald  gefangen. 

Nach  Ferrant  (Die  schädlichen 
Insekten  usw.  S.  69)  finden  sich  „die 
Larvengänge  namentlich  an  den  Ästen, 
nur  ausnahmsweise  am  Stamm,  den  Splint 
leicht  furchend.  Die  Verpuppung  ge- 
schieht im  Splint  in  einer  ovalen,  mit 
feinem  Holzgenagsel  hergerichteten 
Wiege.  Generation  einfach."  An  Obst- 
bäumen mitunter  recht  schädlich. 

'    Saperda  scalaris  L. 

Dieser  so  schön  gezeichnete  Bock 

(siehe    oben    S.    220    und     Abb.    126) 

lebt  in  verschiedenen  Laubhölzern,  wie 

Abb.  126.    Saperda  scalaris  L.  —  Orig.       Birke,  Eiche,  Ahom,  Erle  USW.    Er  wurde 


^)  Nach  Trägärdh  (1922)  ist  Cl.  detritus  in  Schweden  ebenso  verbreitet  wie  arcuatus. 
Er  scheint  keine  längeren  Gänge  im  Holz  zu  nagen,  sondern  sich  mit  einer  hakenförmig  ins 
Holz  eindringenden,  kurzen  und  breiten  Puppenwiege  zu  begnügen. 


II.  Laubholz -Bockkäfer. 


253 


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von  mir  in  Anzahl  auf  einem  Birken- 
stamm im  Bialowieser  Urwald  ge- 
funden. Näheres  über  die  Lebens- 
weise und  seine  eventuelle  forstliche 
Bedeutung  nicht  bekannt.  Nach 
Ratzeburg  (S.  236)  wurde  scalatis 
einmal  in  großer  Menge  auf  Spitz- 
ahorn gefunden;  der  betreffende  Be- 
richterstatter vermutet,  daß  er  sich  in 
den  jungen  Trieben  ähnlich  wie  Oberea 
linearis  L.  in  Hasel  entwickelt,  i) 


Abb.    127.      Moschusbock  (Aromia 

raoschata    L.).      A   Image.     B  Larvengänge 

in  einer  Kopfweide.     C  Ein  Larvengang  in 

einem  Weidenzweig.    —    A  u.   B    Original, 

(Phot.  Pillai),  C  nach  Trägärdh. 


')  Nach  Kemner  (1922)  lebt  die  Larve  nur  in  schon  abgestorbenen  Holzteilen. 
Der  Larvengang  geht  ausschließlich  zwischen  Holz  und  Rinde,  das  Holz  nur  wenig  furchend. 
Die  Puppenwiege  wird  gewöhnlich  als  Hakengang  im  Splint  angelegt  oder  sie  kann  auch  zwischen 
Rinde  und  Splint,  in  einer  schalenförmigen  Vertiefung  des  letzteren  liegen.  Die  Entwicklung 
■dauert   i — 2  Jahre. 


254 


Coleoptera.   —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


b)   In  Pappeln,  Weiden,  Haseln. 

/Vj  Aromia  moscbata  L. 
Moschusbock. 

Der  prächtig  metallisch  grüne,  bläulich  oder  violett  oder  kupferrot  schim- 
mernde, ansehnliche  Bock  (siehe  oben  S.  216,  Abb.  127  A)  hat  seinen  Namen 
von  dem  starken,  schon  auf  mehrere  Schritte  Entfernung  wahrnehmbaren  Moschus- 
geruch. , 

Die  Larve  ist  nach  dem  2.  Typus  gebaut,  also  mit  Füßen  versehen,  und  ist  der  von 
Cerambyx  cerdo  sehr  ähnlich,  nur  kleiner,  30—35  mm  lang,  mit  nur  i  undeutlichen  Augen- 
punkt jederseits  und  durch  die  geringe  Chitinisierung  der  grob  längsgerieften  Vorderbrustplatte, 
die  äußerst  scharfe  Längsteilung  der  sehr  erhabenen  Laufwülste,  deren  Hälften  wieder  durch 
sekundäre  Furchen  gegliedert  sind,  und  die  fast  vollständige  Haarlosigkeit  gut  gekennzeichnet. 

Man  findet  den  schönen  Käfer  nicht  selten  an  Weidenstämmen,  oder 
auch  am  Safte  anderer  Bäume,  wie  Birken  oder  Ahorn  leckend  (Nördlinger). 
Die  Larve  lebt  sowohl  in  starken  Weiden,  namentlich  Kopfweiden,  mit  zahl- 
reichen Gängen  den  Stamm  nach  allen  Richtungen  (Abb.  127  B)  durchziehend,  als 
auch  in  dünneren  Stämmen  und  Zweigen.  Nach  Trägärdh  (1922)  bestehen 
die  Gänge  in  den  Zweigen  aus  einer  schmalen,  aber  bis  ins  Zentrum  reichenden 
Höhle,  von  welcher  gewöhnlich  ein  Gang  nach  oben  und  nach  unten  ausgeht 
(Abb.  127  C).  Häufig  trifft  man  in  den  einzelnen  Zweigen  eine  ganze  Reihe  von 
solchen  Gängen,  die  gewöhnlich  in  regelmäßigen  Abständen  voneinander  liegen. 
Trägärdh  hält,  im  Gegensatz  zu  der  von  den  meisten  Autoren  vertretenen 
Ansicht,  wonach  A.  moschata  nur  an  anbrüchigen  Stellen  alter  Weiden  vorkommen 
soll,  den  Moschusbock  für  „völlig  primär;  allerdings  können  die  Bäume  den 
Angriff  viele  Jahre  hindurch  vertragen,  so  daß  die  folgenden  Generationen  des 
Käfers  in  schon  beschädigten  Stämmen  weiterleben". 

Der  Moschusbock  tritt  oft  in 
Gesellschaft  von  Lamia  texior  (Weber- 
^  bock)  oder  der  Raupe  von  Cosstis 
'  ligniperda  F.  (Weidenbohrer)  auf. 
Eine  größere  wirtschaftliche  Be- 
deutung scheint  ihm  nicht  zu- 
zukommen. 

///'/Clytus  (Xylotrechus)   rusticus  L. 

Der  durch  seine  einfache  Fär- 
bung (Flügeldecken  schwarz  mit  einigen 
zackigen  grauen  Binden)  und  seine 
kurzen  Fühler  von  den  anderen 
Clytus-hxXj&a.  leicht  unterscheidbare 
Bock  (s,  oben  S.  218,  Abb.  125A) 
ist  in  der  forstentomologischen  Lite- 
ratur kaum  erwähnt.  Nur  Nörd- 
linger bemerkt  über  ihn,  daß 
v.  Hey  den  ihn  an  alten  Buchen- 
stämmen gefunden  habe.  —  Ich 
selbst  habe  ihn  im  Bialowieser  Ur- 
wald  im  August   19 16    mehrfach   an 

Abb.  128.    A  Larve,  B  Puppe  von  Clytus  (Xylo-      gefallenen   Aspenstämmen   gefunden. 

trechus)  rusticus  L.  —  Stark  vergr.    Nach  Trägärdh,        Schaufuß     (Calwer)      gibt     folgende 


II.  Laubholz  -  Bockkäfer. 


255 


biologischen    Angaben:    „Häufig,    im    Mai   und  Juni   an    Eichen,    Ulmen,    Linden, 
Pappeln  und  Buchen.     Larve  in  Pappel." 

Letztere  Angabe  kann  ich  auf  Grund  einer  Reihe  sehr  schöner  Fraß- 
Stücke,  die  sich  in  der  hiesigen  Sammlung  befinden,  bestcätigen.  Die  Fraßbilder 
in  einem  starken  Pappelstamm  erinnern  sehr  an  die  oben  beschriebenen  Fraß- 
bilder von  Clyius  arcuatus  L.  in  Eiche,  so  daß  derjenige,  der  letztere  kennt,  sie 
sofort  als  Clytiis-Yx^^  anspricht:  Wie  dort,  sehen  wir  auch  hier  ausgedehnte,  den 
Splint  furchende  Gänge,  die  nach  längerem 
Verlauf  ins  Holz  eindringen,  dasselbe  auf 
längere  Strecken  durchziehend. 

Trägärdh  (1Q22)  fand  in  Schweden 
die  Larve  (Abb.  128)  in  Aspen  und  Birken, 
und  zwar  stets  ausgesprochen  sekundär; 
die  Larvengänge  verliefen  in  den  beiden 
Holzarten  verschieden:  in  der  Aspe  so- 
wohl unter  der  Rinde  als  auch  tief  im 
Inneren  des  Stammes,  in  der  Birke  da- 
gegen ausschließlich  zwischen  Rinde  und 
Splint,  nur  mit  der  Puppeawiege  ins  Holz 
greifend. 


Abb.    129.     Weberbock  (Lamia  textor  L.).     A  Imago.      B  Larvengänge  in   Weide. 

(Phot.  Pillai). 


Orig. 


V  rv,    Lamia  textor. 
Weberbock. 

Imago:  Der  große  schwarze  glanzlose  Bock  ist  durch  seine  gedrungene  Gestalt  gut 
charakterisiert.     Siehe  oben  S.  219  (Abb.   129  A). 

Larve:  Gedrungen,  nicht  abgeflacht.  Derjenigen  von  Saperda  careharias  L.  sehr  ähnlich, 
aber  leicht  von  ihr  zu  unterscheiden  durch  den  äußerst  schmalen  Clypeus,  die  Skulptur  des  großen 
Chitinschildes  der  Vorderbrust,  welcher  vorn  glatt  und  hinten  gerunzelt,  aber  nicht  gekörnt  ist, 
den  Mangel  der  Körnelung  auf  den  Laufwülsten,  welche  ebenso  glatt  sind  wie  der  übrige  Leib, 
und  den  quergespaltenen,  nicht  Y- förmigen  After.  Länge  bis  40  mm.  Breite  8 — 10  mm 
(siehe  Abb.    lOiA,  c  u.  Tabelle  S.  209). 


256 


Coleoptera,   —   6.   Familenreihe :   Phytophaga. 


Die  Lebensweise  dieses  Käfers  ist  noch  wenig  aufgeklärt.  Seine  Larve 
bewohnt  Aspen  (Ratzeburg  S.  240),  und  vor  allem  Weiden,  wie  Salix  vitellina  L., 
^.  daphnoides  Vill.  (Altum)  usw.  Sie  dürfte  wohl  in  allen  stärkeren  Weiden 
vorkommen. 

Die  Angabe,  daß  sie  namentlich  in  Weidenmulm  lebe,  scheint  auf  Irrtum 
zu  beruhen,  da  die  genaueren  Angaben  von  Altum,  Nitsche  u.  a.  stets  ihr 
Vorkommen  in  lebendem  Holze  berichten. 


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Abb.  130.    Verschiedene  Saperda- Arten.    A  Saperda  carcharias  L.  (Großer  Pappelbock),  B  Oberea, 
oculata    L.  (Rothalsiger  Weidenbock),    C    Saperda  perforata  Fall.,    D  Oberea   linearis  L.  (Hasel- 
bock). —  Orig. 

In  den  starken  Stecklingsstöcken  kann  sie  recht  schädlich  werden,  weil 
infolge  ihres  Fraßes  die  treibenden  Ruten  absterben,  wie  Altum  (S.  19)  in  einem 
Weidenheger  des  Schlesischen  Re vieres  Cosel  (1874)  und  Nilsche  in  den 
Serkowitzer  Korbweidenhegern  bei  Dresden  beobachtet  haben. 

Die  Larvengänge  zeigen  keine  besonderen  Eigentümlichkeiten.  Sie  durch- 
ziehen den  Stamm  oder  Stock  in  allen  Richtungen  (Abb.  129B).  Nicht  selten 
ist  mit  dem  Fraß  des  Weberbockes  der  des  Moschusbockes  vergesellschaftet. 

Daß  in  Weidenhegern,  die  vom  Weberbock  befallen  sind,  Rodung  und 
Verbrennen  der  angegangenen  Stöcke,  sowie  Sammeln  der  großen,  leicht  kennt- 
lichen Käfer  zweckmäßige  Maßregeln  sind,  braucht  kaum  besonders  hervorgehoben 
zu  werden.     Zur  Vorbeugung  empfiehlt  sich  die  Stöcke  zu  übererden. 


II.   Laubholz  •  Bockkäfer. 


257 


r.<.^.i  Saperda  carcharias  L. 

Großer  Pappelbock. 


Imago:  Der  ca.  22  —  28  mm  große  Bock  ist  durch  seine  auf  dichter  Behaarung  beruhende 
ledergelbe  Färbung  leicht  za  erkennen.     Siehe  oben  S.   220  (Abb.    130A). 

Larve:  Nach  dem  Lamiinen-Typus  gebaut  (Abb.  lOig),  Kopf  nur  sehr  wenig  aus  der  fast 
doppelt  so  breiten  Vorderbrust  hervorsehend,  sein  versteckter  Teil  nach  hinten  nur  wenig  ver- 
schmälert. Oberlippe  halbkreisförmig,  hinten  vertieft  und  nackt,  vorn  etwas  gewölbt  und  beborstet. 
Fühler  sehr  klein.  Jederseits  ein  deutliches  Punktauge.  Vorderbrust  oben  mit  einem  stark  chitini- 
sierten,  braunen  Schilde,  dessen  äußerste  Seitenteile  jederseits  durch 
eine  klammerartig  von  hinten  bis  zur  Mitte  eintretende  Furche 
abgetrennt  werden  und  nach  außen  einen  flachen  Eindruck  zeigen. 
Der  mittlere  Teil  hinten  deutlich  gekörnt,  Unterseite  der  Vorder- 
brust jederseits  mit  einem  kleinen,  chitinisierten,  braunen  Schilde, 
Mittelbrust  in  der  Mitte  der  Seitenteile  stärker  chitinisiert.  Füße 
nicht  wahrnehmbar,  Leib  glatt  und  glänzend,  nur  sparsam  be- 
haart. Haftscheiben  oben  von  dem  Hinterbrustringe  an  bis  zum 
siebenten  Hinterleibsringe  fein  chagriniert,  durch  eine  mittlere  und 
zwei  seitliche  Längsfurchen,  sowie  je  zwei  Ouerfurchen  in  acht 
Abschnitte  geteilt,  von  denen  die  beiden  mittleren  einen  Rhombus 
bilden.    After  dreigespalten,  Y-förmig,  Länge  bis  38  mm  (s.  S.  209). 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Der  große 
Pappelbock  ist  durch  ganz  Mittel-  und  Südeuropa, 
ferner  bis  nach  Skandinavien,  Sibirien  und  dem  Kau- 
kasus verbreitet.  Er  ist  ein  Bewohner  der  Pappel 
(kanadische,  Schwarz-  und  Zitterpappel),  Weiden  und 
Aspen,  und  zwar  befällt  er  vorzugsweise  junge  (5  bis 
20jährige)  Pflanzen  mit  glatter  Rinde;  ausnahmsweise 
ältere,  dann  aber  nur  die  Äste. 

Flugzeit  Juni  und  Juli;  man  kann  den  Käfer 
um  diese  Zeit  stellenweise  häufig  an  den  Stämmen, 
Zweigen  oder  Blättern  finden,   in  welch'  letztere  er  un- 


Abb.   131  A.    Imagofraß  von 

Saperda     carcharias     L.      an 

Pappelblättern.       —       Nach 

Kemner. 


h  V 


Abb.    131  B.    Larvengänge  des  großen  Pappelbockes  (Saperda  carcharias  L.)  in  einer  älteren  Pappel. 

Nach  Eckstein. 
Escherich,  Forstinsekten.     II.  Bd.  17 


=  58 


Coleoptera.   —   6.   Familienreihe:   Phytophaga. 


regelmäßige  Löcher  mit  zerfetzten  Rändern  (Abb.  131  A)  frißt  (Kemner  1922).    Das 
Weibchen  legt  seine  Eier  einzeln  an  die  Stämme  und  zwar  meist  an  deren  unteren 


Abb.  131  C.  Larvengänge  des  großen  Pappelbockes,  Saperda  charcharias  L.,  in  einer  jungen  Pappel. 
Das  Stämnichen  ist  der  Länge  nach  aufgeschnitten,  beide  Hälften  liegen  nebeneinander  Der 
■  t  stellenweise  mit  groben  Nagespänen  erfüllt.  Rechts  befindet  sich  ein  Einschlag  des 
Buntspechtes.     Nat.  Gr.  —  Aus  Eckstein. 


Gi 


II.  Laubholz  -  Bockkäfer.  2  «:q 

basalen  Teil.  Die  junge  Larve  frißt  zuerst  unregelmäßig  platzend  unter  der 
Rinde  in  den  letzten  Jahresringen  und  dringt  später  tiefer  ins  Holz,  um  in  dem- 
selben einen  langen,  nach  oben  ziehenden,  im  Querschnitt  ovalen  Gang  zu 
fressen.  Da  in  stärkeren  Stämmen  gewöhnlich  mehrere  Larven  fressen,  so  resul- 
tiert nicht  selten  das  Bild,  das  Abb.  131  B  zeigt.  An  der  Einbohrstelle  hält  die 
Larve  ein  Loch  offen,  durch  welches  große  Nagespäne  ausgeworfen  werden.  Die 
Gänge  selbst  sind  zum  Teil  spanfrei  und  offen,  zum  Teil  mit  Spänen  ausgefüllt 
(siehe  Abb.  131  C).  Die  befallenen  Stämme,  besonders  die  schwächeren  reagieren 
oft  auf  den  Fraß  durch  eine  mehr  oder  minder  ausgesprochene  Anschwellung 
des  unteren  Stammendes.  Als  natürliche  Feinde  kommen  Spechte  in  Betracht, 
ferner  der  Parasit  Xorides  comutus  Rtzb. 

Die  Generation  wird  als  zweijährig  angegeben,  so  daß  also  die  gestürzt 
in  dem  Fraßgang  liegende  Puppe  im  dritten  Frühjahr  den  Käfer  liefert. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  große  Pappelbock  ist  sowohl  physiologisch 
als  auch  technisch  schädlich.  Der  physiologische  Schaden  tritt  besonders  bei 
jungen  Pflanzen  (etwa  bis  3  cm  stark)  in  den  Vordergrund^  die  häufig  infolge 
des  Larvenfraßes  völlig  absterben  oder  vom  Wind  geknickt  werden.  Ältere 
Bäume,  besonders  in  windgeschützten  Lagen,  halten  den  Fraß  lange  aus,  selbst 
wenn  mehrere  Larven  in  ihnen  fressen.  Der  Schaden  ist  hier  also  mehr  tech- 
nischer Natur.  Besonders  empfindlich  ist  der  Schaden  in  Schweden,  wo  das 
Pappelholz  zur  Zündholzfabrikation  verwendet  wird.  —  Der  Käfer  kann  so  häufig 
auftreten,  daß  nicht  selten  der  größte  Teil  der  jungen  Pappeln,  welche  reihen- 
weise in  Parks,  Garten,  Baumschulen,  an  Landstraßen  usw.  stehen,  von  seinen 
Larven  bewohnt  wird.  Cecconi  (191 4J  berichtet,  daß  in  Italien  bei  Carrara 
eine  ca.  10  ha  große  Pappelpflanzung  mit  15jährigen,  etwa  16  m  hohen  und 
50  cm  im  Umfang  messenden  Bäumen  vom  Pappelbock  so  stark  befallen  war, 
daß  sie  als  Bauholz  und  Rohmaterial  für  die  Zellulosebereitung  völlig  wertlos 
wurde.     Der  Schaden  betrug  ca.  60  000  L. 

Erkennung  und  Abwehr.  —  Am  Anschwellen  des  unteren  Stammteiles, 
sowie  an  den  aus  den  Auswurfsöfinungen  hervortretenden,  sehr  grobfaserigen 
bräunlichgelben  Nagespänen  ist  der  Larvenbefall  unschwer  zu  erkennen.  ^ —  Oft 
kränkeln  auch  in  der  ersten  Zeit  die  befallenen  Bäume  merklich,  indem  die 
jungen  Triebe  absterben  oder  die  Blätter  sich  rollen. 

Das  CßrfÄön'flj  -  Fraßbild  hat  einige  Ähnlichkeit  mit  den  Fraßbildern  der 
ebenfalls  in  Weiden  und  Pappeln  (oft  gemeinsam  mit  dem  Pappelbock)  vor- 
kommenden Raupen  von  Cossus  iigniperda  und  Sesia  apiformis  (Glas- Schwärmer). 
Hier  leistet  differentialdiagnostisch  vor  allem  die  Anwesenheit  des  charakteristischen 
Raupenkotes  gute  Dienste;  auch  sind  die  Nagespäne  der  Schmetterlingsraupen 
deutlich  kleiner  als  die  des  Bockes. 

Eine  Abwehr  ist  nur  durch  Einschlag  und  Verbrennen  der  befallenen 
Stämme,  sowie  durch  Sammeln  des  großen,  im  Frühjahre  leicht  von  den  Bäumen 
herabzuklopfenden  Käfers  zu  erreichen.  Wertvolle  Stämmchen,  namentlich  in 
Baumschulen  und  Alleen,  kann  man  durch  einen  dünnen,  zur  Flugzeit  des  Käfers 
an  den  Stämmen  bis  zu   1,5  m  Höhe   anzubringenden  Lehmanstrich    (aus  Lehm, 

17* 


25o  Coleoptera.   —   6.   Familien  reihe:   Phytophaga. 

Kalk    und    Kuhmist    bestehend)    oder    einem  Anstrich    mit   schwerem    Teeröl    mit 
2  Prozent.  Tabaksaft  schützen. 

Eine  nah  verwandte,  sehr  ähnUche  Art,  Saperda  similü  Laich.  {^  phoca  FröL), 
die  auch  in  der  Lebensweise  mit  carchanas  ziemlich  übereinstimmt,  tritt  zuweilen 
ebenso  häufig  wie  letztere  auf.  Forstmeister  Scheidter  beobachtete  die  Art  in 
großer  Zahl  in  Weiden. 

/^'■'Saperda  populnea  L. 
Kleiner  Aspenbock. 

Imago:  Wesentlich  kleiner  als  der  voiige  und  auch  durch  die  Färbung  und  Zeichnung 
deutlich  unterschieden;  Flügeldecken  mit  je  4 — 5  dicht  tomentierten  hellen  Makeln  (siehe  oben 
S.  220  und  Abb.   103  m). 

Larve:  Hauptsächlich  durch  die  geringere  Größe  von  der  des  Pappelbockes  unterschieden 
(Abb.   101  f).      Siehe  S.   209. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Der  Aspenbock  ist  über  ganz  Europa 
verbreitet  und  überall  häufig.  Seine  Hauptfraßpflanze  ist  die  Aspe  (Populus 
tremula  L.),  doch  kommt  er  (nach  Nördlinger)  auch  in  anderen  Pappeln  (Silber- 
pappel usw.)i)  vor  und  auch  in  Weiden  {Salix  alba  L.,  fragilis  L.  und  capiea  L.). 
Ganz  vereinzelt  steht  die  von  Döbner  berichtete  Tatsache,  daß  Bach  ihn  aus 
der  Anschwellung  einer  Brombeerstaude  gezogen  habe.  Die  Angaben  über  das 
Brüten  in  Birken  (Bechstein)  scheinen  auf  Irrtum  zu  beruhen. 

Die  Lebensweise  des  Aspenböckchens  bietet  mancherlei  biologische  Eigen- 
tümlichkeiten und  ist  daher  auch  schon  mehrfach  Gegenstand  eingehender  Unter- 
suchungen gewesen  (Boas,  Eggers,  Baer,  Kleine,  Scheidter).  Am  tiefsten 
eingedrungen  ist  Scheidter  (19 17),  dessen  Angaben  wir  in  der  Hauptsache 
folgen: 

Die  Begattung  und  Eiablage  findet  von  Ende  Mai  bis  Juli  statt  und 
zieht  sich  etwa  über  5 — 6  Wochen  hin.  Sie  kann  auch,  wenn  dazwischen  längere 
Zeit  kühle  Witterung  herrscht  und  die  Ausreifung  der  Eier  nur  langsam  vor  sich 
geht,  bezw.  ganz  unterbrochen  wird,  wesentlich  länger  dauern.  Mit  Vorliebe 
werden  letztjährige  dünne  Zweige  von  Stockausschlägen  oder  jungen  Kernwüchsen 
oder  aber  dünne  Zweige  von  älteren  Bäumchen  belegt.  Bei  der  Eiablage  spielen 
sich  eigene  interessante  Vorgänge  ab;  zuerst  nagt  das  ?  einige  kurze,  oberfläch- 
liche Querfurchen  in  die  Rinde;  dann  beginnt  es  mit  der  Herstellung  des  so- 
genannten „Einbohrloches'',  das  ziemlich  tief,  bis  auf  den  Splint  genagt  wird. 
Endlich  wird  die  so  behandelte  Rindenstelle  auf  beiden  Seiten  mit  einem  ober- 
flächlich genagten  Bogen  begrenzt,  der  unten  zusammenstößt  und  so  ein  oben 
offenes  „Hufeisen"  bildet  (Abb.  132  A  und  Bd.  I  Abb.  117).  Damit  sind  die 
Vorbereitungen  für  die  Eiablage  getroffen ;  das  $  führt  nun  die  Legeröhre  in 
das  Einbohrloch  ein  und  löst  mit  derselben  die  hier  nur  noch  sehr  dünne  Rinde 
vom   Splint    los    und    schiebt    unter    die    losgelöste   Partie    das    Ei,    das    von    der 


')  Eggers   nennt  Popahis   balsamifera,    canculensis,   canescens^   heterophylla^    nigra, 
ifalica  und  ontaHensis. 


n.  Laubholz  -  Bockkäfer. 


261 


Rinde  so  in  den  Splint  hineingepreßt  wird,  daß  es  ganz  flach  gedrückt  ist.i) 
Es  ist  also  ein  ziemlich  mühsames  Legegeschäft  und  es  braucht  das  Weibchen 
zur  Eiablage  eines  einzigen  Eies  ungefähr  eine  halbe  Stunde. 

Was  ist  der  Zweck  dieser  komplizierten  Vorgänge?  Boas  glaubt,  daß  durch 
den  hufeisenförmigen  Rindenschnitt  und  die  Querfurchen  die  Rinde  in  einen 
der  Larve  besonders  zusagenden  Zustand  einer  geringeren  Saftigkeit  versetzt 
wird.     Dies  ist  aber  nach  Scheidter  ein  Irrtum. 

Die  Rindenschnitte  sind  so  oberflächlich,  daß  keinerlei  Vertrocknung  oder 
Abschwächung  der  betreffenden  Rindenpartie  herbeigeführt  wird;  auch  nährt  sich 
die  junge  Larve  gar  nicht  von  der  Rinden-  oder  Splintschicht,  sondern  lediglich 
von  dem   um  das  Ei  sich   bildenden  Wuchergewebe.     Hebt  man  nämlich 


C 


D 


Abb.  132.  Saperda  populnea  L.  (Kleiner  Aspenbock''.  A  Aspenzweigstück  mit  zwei  Gallen,  auf 
denen  die  „Hufeisen"  sichtbar  sind;  B  aufgeschnittener  befallener  Aspenzweig  im  ersten  Jahr, 
Larve  bereits  im  Zentralgang;  C  drei  Larvengänge  in  einem  Aspenzweig,  bestehend  aus  je  einem 
kurzen  peripheren  und  einem  langen  zentralen  Gang  (die  beiden  unteren  Gänge  leer,  der  obere 
Gang  mit  einer  Larve  im  zentralen  Gang);  D  Innenseite  der  Rinde  eines  Aspenzweiges  mit  zwei 
abgelegten  Eiern  (ca.  3  Stunden  nach  der  Eiablage  losgelöst),  die  gebräunten  Stellen  um  die  Eier, 
die  sogenannten  „Eiinseln"  entstehen  durch  Loslösung  der  Rinde  mittels  der  Legeröhre  des  12; 
E  von  S.  populnea  befallenes  Zweigstück,  vom  Specht  bearbeitet.   —  Nach  Scheidter. 


unmittelbar  nach  der  Eiablage  die  Rinde  ab,  so  ist  auf  der  Innenseite  der  Rinde 
im  Bereiche  des  „Hufeisens"  keinerlei  Veränderung  zu  sehen  mit  Ausnahme  des 
Einbohrloches,  in  das  die  Legeröhre  eingeführt  wurde.  Hier  ist  ein  Hof  um 
das  Ei  herum  gebräunt  (Abb.    132  D).     Diese  Bräunung  der  „Eiinsel"  wird   nicht 


')  Nicht  jedes  Hufeisen  enthält  ein  Ei  oder  eine  Larve.  Scheidter  beobachtete  häufig, 
daß  die  Weibchen  nach  Fertigstellung  des  Hufeisens  die  Stelle  verließen,  ohne  ein  Ei  abzulegen, 
um  an  einer  anderen  Stelle  ein  neues  Hufeisen  in  Angriff  zu  nehmen.  An  einem  Strauch  fand 
Scheidter  beim  Nachschneiden  nur  unter  einem  von  39  fertigen  Hufeisen  ein  Ei,  alle  anderen 
waren  leer.  Scheidter  meint,  daß  es  sich  in  diesen  Fällen  um  unbefruchtete  Weibchen  handelte. 
Siehe  auch  S.  267,  Fußnote. 


202  Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

durch  die  äußerlich  genagten  Rindenfurchen  veranlaßt,  sondern  einzig  und  allein 
durch  die  Arbeit  der  Legeröhre  des  Mutterkäfers.  Nach  zwei  Tagen  schon 
entstehen  vom  Rande  der  Eiinsel  her  nach  innen  zu  Wucherungen  des  Pflanzen- 
gewebes, die  von  Tag  zu  Tag  mehr  gegen  das  Ei  zu  wachsen  und  dasselbe 
allmählich  zu  überwuchern  drohen.  Nach  etwa  8  Tagen  haben  die  Neubildungen 
schon  das  längliche  Ei  an  den  beiden  Polen  berührt.  Infolgedessen  entsteht  ein 
kleiner  Hohlraum,  so  daß  das  zuerst  flach  gedrückte  Ei  nun  Platz  bekommt  und 
allmählich  wieder  den  ursprünglichen  runden  Querdurchschnitt  annimmt.  Die 
Bildung  dieser  Wucherungen  ist  unbedingt  notwendig  für  die  weitere 
Entwicklung  des  Eies.  Unterbleibt  sie,  so  kann  sich  das  Ei  nicht  entwickeln, 
es  wird  von  der  fest  darauf  drückenden  Rinde  erdrosselt.  Es  gehen  denn  auch 
auf  diese  Weise  zahlreiche  Eier  zugrunde.  —  Scheidter  ist  nun  der  Ansicht, 
daß  durch  die  hufeisenförmige  Benagung  der  Rinde  lediglich  eine  leichtere  Dehn- 
barkeit der  Rinde  erreicht  wird,  die  infolge  des  sich  darunter  bildenden  Wucher- 
gewebes notwendig  wird.  Man  sieht  auch  in  der  Tat  die  äußeren  Nagespuren 
sich  schon  nach  kurzer  Zeit  etwas  verbreitern  als  Folge  des  sich  darunter  aus- 
breitenden Wuchergewebes. 

Nach  lo — 14  Tagen  kriecht  die  Larve  aus.  Als  erste  Nahrung  dient 
ihr  das  um  das  Ei  entstandene  Wuchergewebe,  das  sich  stets  neu  bildet  und 
immer  wieder  von  der  Larve  abgefressen  wird.  Allmählich  frißt  sie  mit  dem 
größeren  Wachstum  von  diesem  ersten  Weideplatz  weg  nach  rechts  und  links 
einen  ihrer  Körperbreite  entsprechenden  schmalen,  horizontal  an  der  Grenze  von 
Bast  und  Splint  verlaufenden  peripheren  Gang  (Abb.  132  B  u.  C),  den  sie 
von  Bohrmehl  und  Exkrementen  völlig  frei  hält,  indem  sie  dieselben  durch  das 
Bohrloch  nach  außen  schafft.  Der  periphere  Gang  gewinnt  allmählich  so  an 
Ausdehnung,  daß  er  in  Form  eines  ZyHndermantels  die  Hälfte  der  Markröhre 
angreift.  Später,  manchmal  schon  im  August,  manchmal  aber  auch  erst  im  Sep- 
tember oder  Oktober,  ja  mitunter  sogar  erst  im  nächsten  Frühjahr,  dringt  die 
Larve  in  die  Markröhre  ein  und  frißt  in  derselben  einen  3 — 5  cm  langen  zentralen 
Gang  nach  oben  (Abb.  132  B  u.  C),  in  dem  sie  sich  schließlich  in  gestürzter 
Lage  verpuppt.  Die  Pflanze  reagiert  auf  den  Fraß  mit  einer  ziemlich  aus- 
gedehnten Zweiganschwellung  (Gallenbildung),  die  bis  im  2.  Jahr  deutlich  hervor- 
tritt, i)  Allerdings  scheint  die  Gallenbildung  nicht  überall  vorzukommen.-)  Bei 
der  Weide  soll  sie  nach  Czech  und  Scheidter  unterbleiben.  Der  Käfer  nagt 
sich  (im  dritten  Kalenderjahr)  durch  ein  rundes  Loch  aus  der  Galle  nach  außen. 


^)  In  den  Gallen  lebt  nicht  selten  die  Raupe  eines  Wicklers  {Orapliolitha  corollana  Hb.), 
welche  die  Rinde  der  Anschwellungen  im  Schutze  einer  von  Exkrementen  und  Genagsei  erfüllten 
Gespinstdecke  befrißt  und  sich  dann  mehr  oder  weniger  auch  in  die  meist  schon  verlassene 
GallenwohnuDg  zurückzieht.  Baer  (iqo8)  hat  jedoch  auch  Fälle  beobachtet,  in  denen  das 
Räupchen  als  eine  Art  Einmieter  in  den  noch  besetzten  bei  der  zum  zweiten  Male  überwinternden 
Bockkäferlarve  lebt.  Die  Angabe  von  Nitsche,  wonach  mitunter  sekundär  auch  eine  Sesien- 
Raupe  in  den  Gallen  vorkommt,  beruht  nach  Baer  auf  einem  Irrtum.  Es  gibt  allerdings  eine 
Sesien- Raupe  [Sciapteron  tabaniformis  Rot.,  die  in  ähnlichen  Zweiggallen  lebt,  doch  sind  diese 
Gallen  durch  ihren  Fraß  selbst  hervorgerufen  und  nicht  durch  die  Larve  von  S.  populnea. 

^)  Eggers  dagegen  fand  auch  an  Salix  caprea  Gallen  von  pupulnea,  so  daß  vielleicht 
nur  bei  gewissen  Weidenarten  (Czech  nennt  Salix  alba  und  fragilis)  die  Gallen  unterbleiben. 


II.  Laubholz -Bockkäfer.  263 

Die  Generation  ist  zweijährig  (Nitsche,  Boas,  Baer,  Scheidter). 
Nach  Baer  (in  Escherich  und  Baer  1908)  erreichen  die  Larven  am  Ende  des 
ersten  Fraßjahres  eine  Länge  von  4 — 9  mm,  im  Juli  des  zweiten  Jahres 
13  — 14  mm,  also  noch  keineswegs  ihre  volle  Größe.  —  Nach  Boas  und  Baer 
hat  der  Aspenbock  seine  bestimmten  Flugjahre,  die  bei  uns  (wenigstens  in  einem 
großen  Teil  Deutschlands)  in  die  Jahre  mit  geraden  Zahlen  fallen,  also  1910, 
ig  12,  19 14  usw.  Dies  gilt  für  Sachsen,  wohl  für  ganz  Mitteldeutschland,  ferner 
für  Bayern  (Scheidter),  für  Holland  usw.,  während  in  Schweden  die  Flugjahre 
in  die  Jahre  mit  ungerader  Zahl,  also  191 1,  191 3,  19 15  usw.  fallen.  In  den 
Zwischenjahren  fehlen  die  Käfer  und  auch  die  Hufeisen,  die  auf  einen  frischen 
Belag  schließen  lassen,  fast  vollkommen. 

Der  Aspenbock  ist  überall,  wo  Aspen  vorkommen,  eine  häufige  Er- 
scheinung; mancherorts  tritt  er  so  zahlreich  auf,  daß  jeder  Zweig  von  seinen 
Larven  besetzt  ist,  ja  an  manchen  Zweigen  eine  Eiablage  neben  der  anderen 
vorkommt,  so  daß  sich  die  Hufeisen  berühren. 

Seine  Häufigkeit  würde  noch  eine  viel  größere  sein,  wenn  nicht  ein  großer 
Prozentsatz  der  Nachkommen  jeder  Generation  zugrunde  gingen. 
Schon  viele  der  abgelegten  Eier  gehen  dadurch  zugrunde,  daß  die  Bildung  des 
Wuchergewebes  ausbleibt  (siehe  oben),  oder  dadurch,  daß  das  Wuchergewebe  so 
schnell  um  sich  greift,  daß  es  das  Ei  erreicht,  bevor  die  Larve  ausgekommen  ist 
und  dann  dasselbe  einfach  erdrosselt.  In  der  gleichen  Weise  gehen  auch  noch 
zahlreiche  aus  dem  Ei  geschlüpfte  Larven  zugrunde,  indem  sie  mit  dem  rascher 
wachsenden  Wuchergewebe  nicht  fertig  werden  und  von  demselben  überwachsen 
werden. 

Zu  diesen  Vernichtungsfaktoren  kommen  noch  zahlreiche  natürliche 
Feinde.  Vor  allem  der  große  Buntspecht,  der  nach  Baer  (1913)  „wohl 
das  Hauptgegengewicht  gegen  den  Aspenbock  darstellt".  Mancherorts 
findet  man  kaum  eine  Galle  (Abb.   132  E),  die  nicht  von  ihm  aufgehackt  wird.i) 

Außerdem   werden    die   Larven    auch    noch   von    einer    ganzen    Reihe   von 

Parasiten  befallen: 

Von  Tachinen  nennt  Baer  (192 1)  folgende  Arten:  Masicera  silvatiea  Fall.,  Dionaea 
nitidula  Mg.,    Pelatachina   tibialis  Fall,    Billaea  irrorata  Mg.,    Sarcophaga   albiceps  Mg.^) 


')  „Bewundernswert  ist  auch  hier  wieder,  daß  die  Spechte  an  einem  mit  zahlreichen  Gallen 
besetzten  Zweig  ausschließlich  jene  Gallen  aufhacken,  in  denen  sich  noch  eine  Larve  befindet, 
während  sie  alle  Gallen  übergehen,  in  denen  die  Larven  aus  irgend  welchem  Grunde  zugrunde 
gegangen  sind"  (Scheidter). 

*j  Über  den  Parasitismns  der  Sarcophaga  berichtet  Kleine  (1910)  eingehender.  Die 
vivipare  Fliege  bringt  die  neugeborene  Larve  wahrscheinlich  in  das  Kotloch  (durch  welches  die 
Bockkäferlarve  ihr  Bohrmehl  usw.  nach  außen  schafft),  von  wo  aus  die  Made  wohl  aktiv  ihr 
Opfer  aufsucht.  Vermutlich  geschieht  der  Befall  erst  im  zweiten  Fraßjahr,  wenn  die  Käferlarve 
schon  ziemlich  groß  ist  und  zwar,  wie  sich  aus  den  Schlupfdaten  ergibt,  frühzeitig  im  Jahre  (im 
März,  April).  Nach  Scheidters  Beobachtungen,  die  Kleine  mitteilt,  sucht  „sich  die  Fliegen- 
made, sobald  sie  sich  aus  der  Kärferlarve  herausgefressen  hat,  Luft  zu  machen,  bezw.  für  die 
spätere  Imago  den  Weg  herzustellen".  „Zu  diesem  Zwecke  reinigt  sie  den  ganzen  Gang  bis  zum 
Kotloch  und  schafft  alles  im  Gange  befindliche  Bohrmehl  hinter  sich  in  den  zentralen  Gang, 
bezw.  einiges  auch  durch  das  Auswurfsloch  nach  außen.  Dann  setzt  sie  sich  im  zentralen  Gange 
mit  dem  Kopfe  nach  abwärts  gerichtet  zur  Ruhe  und  wird  zum  Tönnchen."  Kleine  fand  das 
Tönnchen  auch  im  peripheren  Gang  unmittelbar  hinter  der  Haut  der  Wirtslarve.      _       ,,__A«ii 


2  54  Coleoptera.  —   6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

Von  Ichneumon  führt  Scheidter  (nach  Ruschka)  folgende  als  Pnmärparasiten  an: 
Ichneumoniden  —  Xylophurus  lancifer  Grav.,  Br  achycentrus  brachycentrKS  Grav.. 
Eclithrus  mibeculatus  Grav.  und  populneus  Gir. ,  Lycorina  trianguliphera  Holmg.,  Pimpla 
alternans  Grav.,  Ephialtes  carbonarius  Grav.,  continuus  Ratz  ,  extensor  L.,  keteropus  Thoms  , 
insignis  Hab.,  häe/pes  Thoms.,  manifestator 'L.,  populneus  Rtz  ,  tuberculatus  Fon.;  Braco- 
niden—  Atanyeolus  denigrator  L.,  bracon  multiarticulatus  Rtz.;  Chaicididen  —  Torijnius 
quercinus  Boh.,  Hahrocytiia  ienuicornis  Forst.,  Entedoti  chalybaeus  Ratz.  (Außerdem  noch 
mehrere  ^  Hyperparasiten.) 

Also  ein  ganz  gewaltiges  Heer  von  Feinden!  Durch  deren  Tätigkeit,  sowie 
durch  die  vorhergenannten  Umstände  gehen  von  den  Nachkommen  innerhalb 
der  zwei  Jahre  während  der  Entwicklung  eine  große  Zahl  von  Individuen  zu- 
grunde. Scheidter  schätzt  den  Abgang  auf  nicht  weniger  als  90 7o.  so  daß 
also  nur   lo^o  ^^^^^  gelegten  Eier  sich  zum  fertigen  Käfer  entwickeln. 

ForstlicheBedeutung.  —  Auf  freien  exponierten  Lagen  kommt  der  Aspen - 
bock,  wie  schon  oben  gesagt,  mitunter  so  häufig  vor,  daß  kein  Aspenstämmchen 
von  ihm  verschont  ist  und  vielfach  ganze  Reihen  von  Gallen  an  einem  Stämm- 
chen oder  einem  Zweig  zu  finden  sind.  Bei  solch  starkem  Befall  gehen  die 
Pflanzen  ein.  Die  schwächer  besetzten  überdauern  in  der  Regel  die  Ver- 
wundung, doch  zeigen  sie  noch  lange  kümmernden  und  krüppelhaften  Wuchs^ 
wenn  auch  das  Flugloch  und  die  noch  weit  schlimmeren  Spechtverwundungen 
mit  der  Zeit  überwallen.  Solche  Stämmchen  oder  Wurzelbrutschößlinge  können 
aber  keine  gesunden  Bäume  mehr  geben  und  es  ist  daher  der  Fraß  des  Aspen- 
bockes (wie  der  seines  Verwandten,  des  großen  Pappelbockes)  eine  der  Ursachen,, 
warum  es  uns  so  schwer  fällt,  in  Mitteldeutschland  ältere  gesunde  Aspen  zu  er- 
ziehen. Auch  in  Weidenkulturen  kann  S.  populnea  bei  Massenvermehrung  schäd- 
lich werden.  Wenn  auch  die  Ruten  nicht  absterben,  so  werden  viele  derselben 
unbrauchbar,  weil  sie  an  den  Stellen,  an  denen  sich  die  Gänge  befinden,  bei  der 
Verarbeitung  leicht  abbrechen.  Der  Aspenbock  kann  also  zu  den  merklich 
schädlichen  Forstinsekten  gerechnet  werden.^) 

Erkennung  und  Bekämpfung.  —  Die  Erkennung  des  Befalls  ist  leicht, 
da  die  Anschwellungen  der  Zweige  uns  ein  deutliches  Merkmal  an  die  Hand 
geben.  Eine  Verwechslung  ist  höchstens  mit  der  oben  angeführten  Sesien-Zweig- 
galle  möglich;  doch  abgesehen,  daß  diese  eine  seltene  Erscheinung  ist  (da  die 
genannte  Sesie  normalerweise  in  stärkerem  Material  lebt),  läßt  die  überaus  charak- 
teristische Form  der  Fraßgänge  des  Aspenbockes  im  Inneren  der  Galle  keinen 
Zweifel  über  den  Urheber  aufkommen. 

Seine  Bekämpfung  kann  an  jungen  Stämmen  und  Stockausschlägen  dort, 
wo  sie  überhaupt  nötig  wird,  dadurch  erfolgen,  daß  man  die  Gallen  vor  dem 
Ausschlüpfen  der  Käfer  abschneidet  und  verbrennt.  Bei  stärkerem  Befall  emp- 
fiehlt sich  das  Abschneiden  der  ganzen  Pflanzen  über  dem  Erdboden,  die  dann 
wieder  einen  Ausschlag  erzeugen  und  die  unbeschädigten  Pflanzen  in  kurzer  Zeit 
einholen.  Auch  könnte  man  den  Käfer  zur  Flugzeit  von  den  Stämmchen  ab- 
schütteln   und    sammeln   lassen.     Scheidter   erzielte   auch  mit  Zerquetschen  des 


1)  Wo  das  Aspengebüsch   dagegen    eher   als  Forstunkraut  betrachtet   wird,    ist   der  Käfer 
ils  gleichgültig,  ja  unter  Umständen  als  nützlich  anzusehen. 


II .  Laubholz  -  Bockkäfer. 


265 


Eies  oder  der  jungen  Larve    durch  starkes  Aufdrücken  mit  einem  harten  Gegen- 
stand auf  die  Hufeisen  gute  Erfolge. 

In  Aspenholz  leben  noch  verschiedene  andere  verwandte  Arten,  wie  Saperda  perforata 
Fall.  (Abb.  130  C.)  und  octoputictata  Scop.,  die  (umgekehrt  wie  populnea)  auf  hellem  Grunde 
dunkle  Flecken  Zeichnung  besitzen  (perforata:  Flügeldecken  gelbgrün  tomentiert  mit  schwarzer 
Schulterlinie  und  je  5  runden  schwarzen  Makeln;  octopunctata:  grün,  ohne  Schulterlinie,  mit  je 
4  punktförmigen  Flecken).  In  der  forstlichen  Literatur  sind  diese  schönen  Bocke  bisher  nicht 
erwähnt;   da  sie  jedoch  in  Revieren   mit  reichlichem  Aspenvorkommen  mancherorts  durchaus  nicht 


Abb.  133.     Larvengang  (A)  und  Hakengang  (B)  mit  Puppenwiege  von  Saperda  perforata  Pall.  in 
Aspe.     Die  Eingangsröhre  ist  mit  einer  dicken  Lage  von  Nagespänen  verstopft.  —  Original. 


selten  auftreten,  so  halte  ich  einen  kurzen  Hinweis  hier  für  angebracht,  zumal  über  ihre  Lebens- 
weise noch  sehr  wenig  bekannt  ist  und  ein  näherer  Aufschluß  hierüber  sehr  erwünscht  wäre. 
Beide  Käferarten  beobachtete  ich  in  Polen  (im  Bialowieser  Urwald)  anfangs  August  19 16 
garnicht  selten  an  gefällten  Aspen,  v.  Heyden  zog  perforata  ,,in  Mengen  aus  Aspenholz" 
(Nördlinger).  Über  den  Larvenfraß  von  S.  perforata  gehen  eine  Reihe  Fraßstücke  (Abb.  133) 
der  hiesigen  Sammlung  Aufschluß :  Die  Larvengänge  verlaufen  in  etwa  armsdicken  Stangen  zunächst 
unter  der  Rinde  nach  typischer  Bockkäferart  und  dringen  dann  in  einem  mehr  oder  weniger 
großen  Hakengang  verschieden  weit,  mitunter  sehr  tief  ins  Holz  ein,  um  in  der  Puppenwiege  zu 
endigen.  Die  Zugangsröhre  zur  Puppenwiege  ist  stets  mit  einem  Pfropf  aus  Nagespänen  fest 
verschlossen.     Der  Käfer  nagt  sich  durch  ein  annähernd  kreisrundes  Flugloch  noch  außen. 


266 


Coleopteia.  —   6.  Familienreihe:  Phytophaga. 


Oberea  oeulata  L. 

Rothalsiger  Weidenbock. 

Imago:  Der  schmale  langgestreckte  parallelseitige  Bockkäfer  (Abb.  130B)  ist  an  seiner 
Färbung  sofort  zu  erkennen:  Flügeldecken  grünfarbig  grau,  Halsschild  und  Beine  gelbrot,  ersteres 
mit  zwei  kleinen  schwarzen  Makeln  (s.  S.   220). 

Larve:  Nach  dem  Lamiinen-Typus  gebaut,  sehr  schmalköpfig,  gänzlich  äugen-  und  fußlos. 
Jeder  Laufwulst  mit  zwei  schmalen  geschwungenen  Querbinden  von  feinen  rötlichen  Chitin- 
spitzchen,  von  denen  die  vordere  in  der  Mitte  unterbrochen  ist.    Länge  25 — 30  mm. 

l''"^.^%Der  „rothalsige  Weidenbock"  nimmt  vornehm- 
lich Weiden  an  und  zwar  werden  besonders  Sa/zx 
caprea  L.,  babylonica  L.,  alba  L.  (Perris  L.  1877), 
viminalis  L.  und  daphnoides  Vill.  (Altum)  bevorzugt. 
Er  fliegt  zur  Sommerszeit,  im  Juni  und  Juli  und  be- 
legt gesunde  Weidentriebe  an  von  ihm  angenagten 
Rindenstellen  mit  einzelnen  Eiern.  Die  Larve  dringt 
nach  einer  kleinen  Plätzung,  ohne  aber  sich  lange  im 
Splint  aufzuhalten,  in  das  Innere  des  Holzes  und  macht 
hier,  gewöhnlich  aufwärts,  selten  abwärts  fressend, 
einen  bis  30  cm  langen  und  3 — 4  cm  breiten,  fast 
drehrunden  Gang  (Abb.  134).  Zuerst  werden  an  der 
Einbohrstelle  frische,  später  vertrocknete  Nagespäne 
ausgestoßen,  während  die  zuletzt  abgenagten  einfach 
in  der  Röhre  verbleiben  und  dieselbe  verstopfen. 
Am  Ende  des  Fraßganges  erweitert  sie  ihren  Raum 
zur  Puppenwiege  und  frißt  seitlich  bis  zur  Rinde,  wo- 
selbst der  Kopf  der  Larve  und  später  der  Puppe  sich 
befindet.  Der  Käfer  nagt  sich  im  Juli  durch  ein 
kreisrundes  Flugloch  nach  außen  durch.  Die  Gene- 
ration ist  einjährig. 

Der  Fraß  kann  unter  Umständen  ernstlich 
schädlich  werden.  So  fand  Altum  in  den  Weiden- 
anlagen des  Eberswalder  Stadtbruches  die  Stecklinge 
in  großer  Zahl  zerstört.  Die  freien  Enden  der  be- 
fallenen Triebe  sterben  oberhalb  der  Puppenwiege  ab 
und  knicken  meist  auch  daselbst  um.  Der  untere, 
den  Markröhrenfraß  enthaltende  Teil  ist  als  etwa  für 
Stecklinge  zu  benutzendes  Material  ebenfalls  entwertet. 
Eine  Abwehr  des  Käfers  ist  nur  durch  Ab- 
schneiden und  Verbrennen  der  befallenen  Ruten  mög- 
lich. Als  Vorbeugungsmaßregel  gegen  Angriffe 
empfiehlt  Altum  bei  Neuanlage  von  Weidenhegern 
möglichst  tiefes  Einsetzen  der  Stecklinge  und  Über- 
erden von  deren  Spitzen,  wodurch  die  Eiablage  ver- 
hindert wird.  — 


Abb.    134.     Larvengang 

(Markröhrenfraß)  von  Oberea 

oeulata  L.  in  Weide. 

Original. 


n  Oberea  linearis  L. 
Haselbock. 
Das  schwarze  Haselböckchen  (Abb.  130D),  das  an  seinen  gelben  Beinen 
und  Tastern  leicht  zu  erkennen  ist  (Larve  ähnlich  der  des  Weidenbockes,  aber 
kleiner,  nur  20  mm  lang,  vgl.  Abb.  loi  e),  ist  schon  von  Ratzeburg  in  die 
Forstentomologie  eingeführt  und  auch  von  verschiedenen  späteren  Forschern 
beobachtet    und    beschrieben    worden,    am  eingehendsten  von  Eckstein  (1892). 


II.   Laubholz« Bockkäfer. 


267 


Seine  Hauptfraßpflanze  ist  die  Haselnuß  (Corylus  avellana  L.  und  cohirna  L.), 
doch  ist  es  verschiedentlich  auch  an  anderen  Pflanzen  festgestellt  worden,  so  an 
Hainbuche,  Erle,  Korkrüster  (Altum  und  Eckstein),  an  der  gemeinen 
Hopfenbuche  Osttya  carponifolia  Scop.  (Taschenberg  1.  c),  an  Nußbaum 
{Strohmeyer   1906). 

Die  Lebensweise  gestaltet  sich  nach  Eckstein  (1892)  folgendermaßen: 
„Die  Flugzeit  fällt  in  die  Monate  Mai,  Juni;  der  Käfer  sitzt  um  diese  Zeit 
meist  an  der  Unterseite  der  Blätter.  Das  Weibchen  legt  etwa  anfangs  Juni  ein 
Ei  an  die  Basis  des  im  Vorjahre  entstandenen  Triebes.  Die  junge  Larve  frißt 
zunächst  unter  der  Rinde  einen  kleinen  Fraßplatz.  Infolgedessen  bräunt  sich 
hier  die  Rinde,  stirbt  ab  und  sinkt  beim  völligen  Vertrockenen  etwas  ein.  In- 
zwischen hat  die  Larve  ihren  Fraß  fortgesetzt  und  ist  am  oberen  Ende  der 
Plätzestelle  aufwärts  strebend  in  das  Holz  eingetreten.  Dort  nagt  sie  weiter, 
ihren  hellgefärbten  Kot  und  das  feine  Nagsei  nach  hinten  schaffend.  Diese  Teile 
treten  unter  die  vertrocknete  Rinde,  sprengen  diese  am  Rande  ab  und  heben 
sie  als  oben  fest  hängende  Schuppe  etwas  auf,  um  dann  an  deren  Unterseite 
hervorzuquellen.  So  ist  es  wenigstens  an  der  Hainbuche  die  Regel.  An  der 
Hasel  wurde  die  unterhöhlte  und  eingesunkene  rotbraun  gewordene  Rinde  rings- 
um nicht  immer  abgesprengt;  dann  fand  sich  aber,  etwas  unter  ihrer  Mitte,  ein 
rundes  Loch,  so  fein,  daß  es  wohl  zum  Eindringen  der  Larve  hätte  dienen  können, 
aber  nur  einzelne  Kotteilchen  austreten  läßt.  Das  Lostrennen  der  braunen  Rinden- 
stelle kann  unter  Umständen,  wenigstens  bei  der  Hainbuche,  wohl  auch  durch 
die  ausheilende  Wunde  des  nun  wuchernden  Splintes  herbeigeführt  werden." 

„Die  Larve  wendet  sich,  die  seitherige  schief  aufsteigende  Richtung  ihres 
winzigen  Ganges  verlassend,  plötzlich  nach  der  Seite,  um  in  scharf  gezogenem, 
den  Zweig  über  die  Hälfte  umklammerndem  Gang  diesen  zu  ringeln  und  da- 
durch seinen  Lebensfaden  abzuschneiden."  i) 

,,Dieser  von  ihr  in  der  ersten  Jugend  ausgeführte  Fraß  tötet  den  Zweig 
allmählich,  indem  er  die  normale  Saftzirkulation  verhindert.  Dadurch  ist  der 
Zweig  in  einen  Zustand  des  langsamen  Absterbens  versetzt,  der  mit  dem  weiteren 
Leben  und  der  Entwicklung  der  Larve  in  Zusammenhang  steht,  insofern,  daß 
diese  die  Fähigkeit  besitzt,  sich  nur  in  einem  solchen  Zweig  bis  zu  ihrer  Über- 
winterung zu  ernähren.  Ist  dieser  Ringfraß  bis  zu  einem  jener  unterplätzten 
Stelle  gegenüberliegenden  Punkt  oder  etwas  darüber  hinaus  fortgeführt  und  in 
seinem  ganzen  Verlauf  mit  Bohrmehl  vollgepfropft,  dann  wendet  sich  die  Larve 
wieder  aufwärts  und  frißt  einen  die  Rinde  bis  unter  das  dünnste  Oberhäutchen 
und  einen  Teil  des  Splintes  zerstörenden  Gang,  dessen  Stärke  wohl  ein  Viertel 
des  Zweigdurchmessers  ausmacht.  Äußerlich  kennzeichnet  sich  diese  Stelle  an 
der  Hasel  durch  eine  oft  leuchtende,  mindestens  aber  helle  Rotfärbung.  Weiter 
oberhalb  wendet  sich  die  Larve  etwas  tiefer  in  das  Holz,  um  dann  sich  gerade 
umkehrend  wieder  nach  unten  zu  fressen.  Nun  verläuft  der  Fraßkanal  genau  in 
der  Achse  des  Zweiges,  hier  oder  dort  mit  dem  aufsteigenden  Fraß  ver- 
schmelzend,   oder    eine    oft    nur    dünne,    vielleicht    auch   stärkere    Wand   stehen 


1)  Nach  Nielsen  (1903)  geschieht  das  Ringeln  durch  das  5i  das,  nachdem  es  mit 
seiner  Legeröhre  ein  Loch  in  die  Rinde  gebohrt  und  das  Ei  durch  dasselbe  zwischen  Rinde  und 
Holz  nach  aufwärts  geschoben,  eine  kurze  Strecke  auf  dem  Trieb  emporkriecht  und  Rinde  und 
Holz  ringförmig  durchbeißt.  Bisweilen  konnte  Nielsen  auch  geringelte  Triebe  finden  ohne 
Eier  —  ein  Gegenstück  zu  den  Befunden  Scheidters  von  eilosen  „Hufeisen"  von  Saperda 
populnea  (s.  oben  S.  261).  —  In  Amerika  gibt  es  noch  verschiedene  „Zweig-Ringler''  unter 
den  Böcken,  und  speziell  den  Lamiinen,  wie  z.  B.  Oncoderes  cinyulatus  Say.,  der  den  Zweig 
unterhalb  der  Eiablagestelle  ringelt,  so  daß  die  Larve  in  dem  abgefallenen  Aststück  die  Ent- 
wicklung durchmacht. 


268  Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

lassend  und  enthält  wenig,  aber  sehr  feines  Bohrmehl,  Im  Spätherbste  hört  er 
meist  eine  kleine  Strecke  unterhalb  der  Ringelstelle  auf.  Kopfabwärts  sitzend 
überwintert  hier  die  gelbliche  Larve,  welche  bei  beginnendem  Frühjahr  sich  noch 
tiefer  in  den  nun  im  dritten  Jahre  stehenden  Zweig  einzubohren  beginnt.  Der 
Käfer  bohrt  sich  im  dritten  Kalenderjahr  durch  ein  kreisrundes  Flugloch  nach 
außen  (also  zweijährige  Generation!). 

Aus  den  ausführlichen  Angaben  Ecksteins  geht  hervor,  daß  die  Larve 
zuerst  aufwärts  und  dann  erst  abwärts  frißt  —  im  Gegensatz  zu  den  älteren 
Angaben,  die  lediglich  von  einem  abwärts  gerichteten  Fraß  berichten;  und  daß 
ferner  das  rasche  Absterben  der  peripheren  Zweigpartien  hauptsächlich  durch 
das  „Ringeln"  und  nicht  durch  den  Markröhrenfraß  allein  verursacht  wird. 

Wo  der  Käfer  zahlreich  auftritt,  kann  durch  reichliche  Triebzerstörungen 
empfindlicher  Schaden  verursacht  werden.  Nach  Strohmeyer  (1906)  ist  der 
Haselbock  im  Straßburger  Wald  in  Walnuß- Heistern  schwer  schädigend  und 
geradezu  vernichtend  aufgetreten  (der  Bock  ist  dort  von  Hasel,  die  sich  in  Mengen 
als  Schutzholz  in  den   Walnußkulturen  befinden,  auf  Walnuß  übergegangen). 

Abschneiden  und  Verbrennen  der  befallenen  welken  Zweige  ist  das  einzige 
Abwehrmittel. 

B.   In  abgestorbenem,  saftarmen  oder  trockenem  Holze. 

Von  den  zahlreichen  im  abgestorbenen  Laubholz  lebenden  Böcken  erwähne 
ich  nur  einige  wenige,  die  sich  als  technisch  schädlich  oder  wenigstens  lästig  er- 
weisen oder  die  durch  ihr  Auftreten  dem  Forstmann  besonders  auffallen: 
Z'^/ Gracilia  minuta  F.     (Syn.:    Callidium  [Graa'h'a]  pygmaeum  Fb.) 

Imago:  Ein  kleines  (4 — 6  mm)  schmales,  braun  gefärbtes  Böckchen  (siehe  oben  S.  217). 

Larve  nach  dem  Cerambycinen-Typus  gebaut,  schlank  und  weiß,  sparsam  behaart,  mit 
nicht  ganz  kurzen  Fühlern,  jederseits  mit  einem,  nach  Schiödte  aus  fünf  Einzelaugen  bestehenden 
Punktaugenflecke,  sehr  kurzen  Beinen  und  in  der  Mitte  geteilten,  fein  genetzten  Laufwülsten. 
Länge  6  —  7   mm. 

G.  minuta  F.  ist  polyphag,  doch  scheint  es  bei  uns  hauptsächlich  Birke  und 
Weide,  in  Frankreich  die  Edelkastanie  zu  bewohnen,  kommt  aber  auch  in  Eiche, 
Buche,  Hainbuche,  Weißdorn,  Pfaffenhütchen,  Rose  und  Brombeere  vor.  Das 
Weibchen  belegt  die  Basis  der  Astansätze  mit  einer  Reihe  von  Eiern,  und  die 
auskommenden  Larven  fressen  nun  bald  nach  unten,  bald  nach  oben  in  Rinde 
und  Holz,  bei  ihrem  späteren  Wachstum  hauptsächlich  in  letzterem,  tiefe,  scharfe, 
allmählich  sich  verbreiternde,  anfangs  parallel  verlaufende,  später  unregelmäßig 
gekrümmte  Längsgänge.  Nach  Vollendung  des  Wachstums  wenden  sie  sich  von 
der  Richtung  ihres  Ganges  nur  so  weit  ab,  daß  sie  schräg  in  das  Innere  des 
Holzes  dringen  und  hier  eine  Puppenv.'iege  mit  ovalem  Eingange  nagen,  aus 
welcher  dann  das  Insekt  durch  ein  gleichfalls  ovales  Flugloch  sich  befreit.  Die 
Generation  scheint  zweijährig,  vielleicht  sogar  mehrjährig  zu  sein. 

Da  nur  bereits  abgestorbene  oder  eingeschlagene  Stangen  mit  Eiern  belegt 
werden,  so  kann  von  einem  physiologischen  Schaden  nicht  die  Rede  sein.  Der 
technische  Schaden  dagegen  kann  recht  namhaft  werden,  wenn  nämlich  zu 
Faßreifen  verwendetes  Material  angegriffen  wird.  Die  Faßreifen  werden  dann 
häufig  so  geschwächt,  daß  sie  platzen  oder  wenigstens  ersetzt  werden  müssen. 
Diese  Tiere  sind  daher  namentlich  in  Frankreich,  wo  besonders  Edelkastanien- 
reifen zu  Weinfässern  verwendet  werden,  von  den  Weinbauern  und  -händlern 
sehr  gefürchtet,  und  es  ist  oft  vorgekommen,  daß  infolge  durch  sie  verdorbener 
Reifen  Fässer  während  der  Gärung  gesprungen  sind.  Als  Vorbeugungsmittel 
wird   von   Perris  die   Lagerung  der   Fässer  in  völlig   dunklen  Kellern   empfohlen. 


II.   Laubholz  -  Bockkäfer. 


269 


Auch  durch  Zerstörung  von  berindeten  Weidenruten  und  namentlich  der  aus 
solchen  hergestellten  Körbe  kann  das  kleine  Böckchen  recht  unangenehm  und 
schädlich  werden.^)  Hier  kann  nur  ein  radikales  Vernichten  (Verbrennen)  der 
befallenen    Körbe    einem  weiteren   Umsichgreifen   der  Zerstörung  Einhalt  tun.   — 


Gattung  Callidium  F.  (Laubholzarten). 

Von  den  Laubholz -Callidien  seien  hier  folgende  genannt:  Callidünn  san- 
guineum  L.,  testaceiwi  L.  (=  variabile  L.)  und  lividtim  Rossi.  Bezüglich  der  Be- 
schreibung der  Arten  siehe  Tabelle  S.   217  und  Abb.    103  g. 

Die  genannten  drei  Arten,  zu  denen  sich  zuweilen  auch  noch  Call,  violaceum  L. 
und  ae?ieum  Deg.  gesellen  (siehe  oben  S.  239),  leben  in  abgestorbenem  berindetem 
Laubholz,  vornehmlich  Eiche,  Buche,  Hain- 
buche, Edelkastanie  usw.  In  den  Vor- 
räten des  Drechslers  und  Stellmachers,  ebenso 
in  Holz-  und  Fraßstücksammlungen  finden  sie 
sich  oft  in  ungeheuerer  Menge. 

Der  Ernährungsfraß  der  Larven  besteht 
in  flachen,  geschlängelten,  Rinde  und  Holz 
furchenden  und  mit  Nagemehl  vollgestopften 
Gängen.  Die  fast  ausgewachsene  Larve  geht 
durch  eine  längsgestellte  ovale  Öffnung  in 
das  Holz,  um  sich  hier,  gewöhnlich  in  einem 
3 — 6  cm  langen  hakenartig  herabgebogenen 
Puppenwiegengang  („Hakengang'')  zu  ver- 
puppen (Abb.    135). 

Da  die  Hakengänge  gewöhnlich  nicht 
sehr  tief  ins  Holz  dringen,  so  ist  der  Schaden 
nicht  allzu  beträchtlich.  Immerhin  haben  die 
oben  genannten  Gewerbe  und  vor  allem  auch 
die  Sammlungen  unter  Callidium- Fraß  manch- 
mal empfindlich  zu  leiden.  C.  lividum  ent- 
wickelt sich  in  Südfrankreich  häufig  in  den 
abgeschnittenen  Ästen  von  Edelkastanien,  die 
dort  zu  Reifen  für  Weinfässer  benutzt  werden, 
und  schadet  dadurch  in  gleicher  Weise  wie 
die  oben  besprochenen   Gracilia  minuta  F. 


:iU. 


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Abb.  135.  Larvenfraß  von  Callidium  testa- 
ceum  L.  in  Buchenholz.  Rechts  Haken- 
gang mit  Puppenwiege  im  Holz.  —  N. 


Rhagium  mordax  Deg.    und  sycophanta 
Schrak. 

Die     beiden    Laubholz -Rhagien    haben 
eine     ziemlich     übereinstimmende    Zeichnung: 

Flügeldecken  mit  dicht  gedrängten  graugelben  Tomentflecken  und  mit  zwei  rot- 
gelben Querbinden  (bei  mordax  befindet  sich  zwischen  diesen  nach  außen  ein 
großer  schwarzer  unbehaarter  Fleck,  der  bei  sycophaiita  fehlt).  Über  die  Larven 
siehe  oben  bei  den  Nadelholz- Rhagien  (S.  241). 

Bezüglich  der  Lebensweise  verhalten  sich  die  Laubholz-Arten  wie  die  oben 
beschriebenen  Nadelholz-Arten,  d.  h.  die  Larven  fressen  ihre  Ernährungsgänge 
in    alten   Stöcken    oder   Stämmen    zwischen  Rinde    und  Splint    und    machen   hier 


')    In    Südeuropa    beteiligt    sich    an    der    Zerstörung    der    Weidenkörbe    noch    ein    anderes 
kleines,  ebenfalls  braunes  Böckchen,  Leptidea  brevipcnnis  Muls.  (Perris). 


270  Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

auch  ihre  Verpuppurg  in  nestartigen  Puppenwiegen  durch.  Forstlich  kommt 
ihnen  wohl  keine  Bedeutung  zu  (so  wenig  wie  den  Nadelholz-Rhagien);  sie 
stellen  lediglich  „auffallende"  oder  „täuschende"  Forstinsekten  dar.  —  Allerdings 
berichtet  Smits  van  Bürgst  (Nuttige  en  schädelijke  Insekten  1908  S.  181) 
von  einem  scheinbar  primären  Vorkommen  der  Larve  von  Rh.  sycophanta  in 
einer   70jährigen   Eiche;  doch  bedarf  diese  Angabe  noch  der  Bestätigung. 

Literatur  über  Cerambyciden. 

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Familie  Chrysomelidae. 


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Familie  Chrysomelidae. 

Blattkäfer. 

Die  Chrysomeliden  stellen  eine  ungeheuer  artenreiche  Familie  dar.  In  ihrer  Formgestaltung 
und  Lebensweise  verhalten  sie  sich  im  allgemeinen  gewissermaßen  gegensätzlich  zu  den  Bock- 
käfern. Während  es  sich  bei  den  Böcken  meist  um  langgestreckte  Tiere  mit  langen  Fühlern 
und  Beinen  handelte,  sind  die  meisten 
Blattkäfer  von  gedrungener,  stark  ge- 
wölbter, oft  halbkugelförmiger  Gestalt  und 
besitzen  gewöhnlich  kurze,  die  halbe 
Körperlänge  nur  selten  überragende  Fühler 
(Abb.  137).  Auch  die  Beine  der  Blatt- 
käfer sind  im  allgemeinen  wesentlich  kürzer 
und  gedrungener  als  die  der  Böcke ;  bei 
manchen  Gattungen  sind  die  Hinterbeine 
zu  Sprungbeinen,  mit  stark  verdickten 
Hinterschenkeln  umgebildet.  Die  Tarsen 
bestehen  aus  4  Gliedern,  von  denen  die 
drei  ersten  gewöhnlich  stark  herzförmig 
verbreitert  sind.  Es  gibt  unter  den  Blatt- 
käfern allerdings  auch  langgestreckte 
Formen  mit  langen  Beinen  und  längeren 
Fühlern,  die  in  ihrem  ganzen  Habitus  sehr 
an  die  Bockkäfer  erinnern.  Doch  sind 
diese  Formen  stark  in  der  Minderheit  und 
nur  auf  einige  Gattungen  beschränkt;  sie 
stellen  gewissermaßen  den  Übergang 
zwischen  den  Böcken  und  den  typischen 
Blattkäfern  dar.  Die  Färbung  der  Blatt- 
käfer ist  gewöhnlich  lebhaft,  rot,  gelb  oder  metallisch  grün  oder  blau,  oftmals  mit  ausgesprochenen 
Binden  oder  Fleckenzeichnung. 

Auch  die  Larven  der  Chrysomeliden  (Abb  136  A)  sind,  da  sie  frei  leben,  im  Gegensatz 
zu  denen  der  Bockkäfer,  meist  lebhaft  gefärbt  und  gewöhnlich  mit  Warzen  aller  Art  besetzt; 
auch  besitzen  sie  kräftige  Beine.  Sie  sind  meist  lanzettförmig  gestaltet,  mit  stark  gewölbter  Ober- 
seite. Kopf  klein,  in  der  Mitte  flach  oder  vertieft,  an  den  Seiten  gewölbt,  mit  deutlichen  Ocellen 
hinter  den  kleinen  dreigliedrigen  Fühlern.  Oberkiefer  ziemlich  schwach,  oben  gewölbt,  gezähnelt, 
Unterkiefer  mit  deutlich  gesonderter,  kurzer,  innen  ausgehöhlter  bewimperter  Lade  und  4gliedrigen 
Tastern.  Unterlippe  mit  2gliedrigen  Tastern.  Manche  Larven  verfertigen  sich  aus  ihrem  Kot 
ein  Larvengehäuse,  das  sie  mit  sich  herumtragen. 

Die  Käfer  trifit  man  oft  in  großer  Individuenzahl  auf  Blättern  aller  Art, 
besonders  von  Krautgewächsen,  seltener  auf  Nadeln.  Sie  nähren  sich  von  der 
Substanz  der  Blätter,  in  die  sie  Löcher  oder  Scharten  fressen.  Das  $  legt  ver- 
schiedene gestaltete  und  oft  lebhaft  gefärbte  Eier  gewöhnlich  frei  und  in  größeren 
Partien  (meist  einschichtigen  Platten)  an  der  Nährpfianze  ab.  Die  Zahl  der  Eier  ist 
meist   sehr  groß   und   geht   bis    1000   und   mehr.     Einige  Arten   sind   ovovivipar, 


A  B 

Abb.  136.    Larve  (A)  und  Puppe  (B)  eines  Blattkäfers 
(Melasoma  populi  L.).  —  Original.     (Phot.  Scheidter.) 


2^2  Coleoptera,  —  6.  Familienieihe ;  Phytophaga. 

d.  h.  sie  legen  ihre  Eier  in  einem  so  vorgeschrittenen  Stadium  ab,  daß  unmittelbar 
nach  oder  auch  während  der  Eiablage  die  Larven  auskriechen.  Die  Larven 
leben  in  der  Mehrzahl  ebenso  wie  die  Imagines  frei  auf  der  Nährpflanze  und 
skelettieren  die  Blätter,  oft  so  weit,  daß  nur  noch  die  Rippen  übrig  bleiben. 
Manche  bohren  sich  auch  in  das  Pflanzengewebe  ein  und  minieren  in  den  Stengeln 
oder  in  den  Blättern.  (Eine  ganz  besondere  Stellung  nehmen  die  Donacia- kxi&a. 
ein,  die  sich  unter  Wasser  entwickeln :  sie  leben  frei  an  den  Wurzeln,  Stengeln 
oder  Blättern  von  Wasserpflanzen,  wobei  sie  ihre  Atemluft  mit  Hilfe  von  2  langen 
Afterdornen  aus  den  Interzellularräumen  der  Pflanze  holen.) 

Die  Entwicklung  geht  meist  in  kurzer  Zeit  (einigen  Wochen)  vor  sich, 
so  daß  mehrere  Generationen  (2 — 4)  in  einem  Jahr  aufeinander  folgen  können. 
Nur  wenige  Arten  brauchen  länger  als  i  Jahr  zur  Entwicklung  und  haben  eine 
zwei  bis  dreijährige  Generation.  Die  Verpuppung  findet  entweder  an  der 
Nährpflanze  oder  im  Boden  statt;  im  ersteren  Falle  befestigt  sich  die  ausgewachsene 
Larve  mit  der  Hinterleibsspitze  an  dem  Blatt  usw.,  so  daß  die  Puppe,  die  ähn- 
lich wie  die  Larve  gefärbt  ist,  mit  dem  Kopf  nach  unten  gerichtet  an  der  Pflanze 
hängt  (Abb.    136  B). 

Die  Überwinterung  geschieht  meist  im  Imagostadium  im  Boden,  unter 
Laub  usw.  Bisweilen  suchen  sich  die  Käfer  besondere  Plätze  (mitunter  an  anderen 
Pflanzen)    auf,    wo   sie  den  Winter   über   zubringen  („Überwinterungswanderung"). 

Wirtschaftlich  spielen  die  Blattkäfer  in  der  Landwirtschaft,  besonders 
im  Gartenbau  (Gemüse  usw.)  eine  nicht  geringe  Rolle.  Sie  können  ausgedehnte 
Kulturen  vollkommen  vernichten,  da  sie  oft  in  ungeheueren  Mengen  auttreten  und 
sich  sowohl  als  Imagines  als  auch  als  Larve  an  dem  Fraß  beteiligen,  wodurch  die 
Pflanzen  ihres  Blattgrüns  völlig  beraubt  werden  können.  Die  forstliche  Bedeutung 
der  Blattkäfer  tritt  gegenüber  der  landwirtschaftlichen  wesentlich  zurück. 
Der  Hauptschaden  im  Forstbetrieb  betrifft  die  Weidenheger,  die  oft  schwer 
heimgesucht  werden  von  verschiedenen  Blattkäferarten.  Auch  die  Eichenkulturen 
können  von  einer  Blattkäferart  mitunter  arg  mitgenommen  und  zum  Absterben  ge- 
bracht werden.  Die  übrigen  im  folgenden  genannten  Chrysomeliden  sind  (bei  uns 
wenigstens)   höchstens   zu    den    „merklich    schädlichen"  Forstinsekten   zu   rechnen. 

Die  Bekämpfung  der  Chrysomeliden  beschränkt  sich  in  der  Hauptsache 
auf  Abfangen  der  Larven  und  Käfer  oder  Vernichten  derselben  mittels  Gift- 
flüssigkeit. 

Systematische    Übersicht. 

Die  Blattkäfer  lassen  sich  in  5  gut  charakterisierte  Unterfamilien  einteilen: 

1.  Kopf  vorgestreckt,  hinter  den  Augen  oder  hinter  den  kurzen  Schläfen  eingeschnürt, 
Halsschild  viel  schmäler  als  die  Basis  der  Flügeldecken  und  an  den  Seiten  ohne 
Randkante.     Körpergestalt    gestreckt,    mehr   oder    weniger    an    die  Gestalt    der 

Bockkäfer  erinnernd  (Abb.   137  A) Unterfamilie  Eupodae 

—  Kopf  bis  zu  den  Augen  in  den  Halsschild  eingezogen  oder  von  letzterem  be- 
deckt, Halsschild  so  breit  oder  nur  wenig  schmäler  als  die  Flügeldecken,  die 
Seiten  meist  gerandet.     Körper  walzenförmig,  rund  oder  oval 2 

2.  Körper  walzenförmig  (zylindrisch),  vorn  und  hinten  abgestutzt,   Pygidmm   groß, 

nach  unten  gebogen   und  meist  unbedeckt  (Abb.  137B  u   C)     .    Unterfamilie   Gamptosomata 

—  Körper  rund  oder  oval,  Pygidium  klein,  nach  hinten  gerichtet  und  meist  von 
den  Plügeldecken  bedeckt 3 


Blattkäfer.  —  Systematische  Übersicht.  27^ 

3.  Fühlerwurzeln  weit  voneinander  getrennt,  auf  der  Stirne  über  der  Basis  der 
Mandibeln  eingefügt.     (Abb.  137  D — H) Unterfamilie   Cyclicu 

—  Fühlerwurzeln  stark  genähert,  auf  der  Stirne  zwischen  den  Augen  eingefügt     .     4 

4.  Kopf  vorgestreckt  oder  senkrecht  abfallend,  der  Mund  nach  unten  gerichtet  und 
von  der  Vorderbrust  nicht  bedeckt.  Oberseite  stets  ohne  Stacheln.  Die 
Seiten    des    Halsschildes    und    der  Flügeldecken    niemals    dachartig    verbreitert 

(Abb.   137 J—L) Unterfamilie  Qalerucinae 

—  Kopf  stets  zum  größten  Teil  nach  unten  und  hinten  gerichtet  (der  Mund  von 
oben  nicht  sichtbar),  bis  zum  Munde  vom  Vorderrand  der  Vorderbrust  bedeckt. 
Oberseite  entweder  mit  Stacheln  bedeckt  oder  die  Seitenränder  des  Halsschildes 
und  der  Flügeldecken  dachartig  verbreitert,  so  daß  der  Körper  ein  schildkröten- 
artiges Aussehen  erhält  (Abb.  137  M)     .  Unterfamilie   Cryptostonia 

Unterfamilie    Eupodae. 

Die  Hauptgattungen  der  Eupodae  sind :  Donacia  F.  und  Crioceris  Geoffr.  —  Die  Gattung 
Donaeia,  deren  Arten  noch  so  bockkäferähnlich  sind,  daß  man  sie  früher  geradezu  als  solche 
angesehen  und  in  die  Gattungen  Rhagiiim  und  Leptura  eingestellt  hat,  ist  wirtschaftlich  ohne 
Bedeutung.     Die  Larven  leben  unter  Wasser  von  Wasserpflanzen. 

Die  Gattung  Crioceris  Geoffr.  (mit  den  Untergattungen  Lema  Lac,  Lilioceris  Rttr.)  enthält 
wesentlich  kleinere  Arten  von  meist  bunter  Färbung  (blau,  rot  oder  gelb,  vielfach  mit  dunklerer 
Zeichnung),  die  in  ihrem  Körperbau  schon  mehr  blattkäferartig  (Abb.  137  A)  sind.  Die  Imagines 
sowohl  wie  die  Larven,  die  sich  durch  eine  Kotdecke  schützen,  leben  an  den  Blättern  lilienartiger 
Gewächse  (Lilie,  Spargel)  oder  an  Gräsern  (auch  Getreide),  die  sie  ganz  kahl  fressen  und  dadurch 
stark  beschädigen  können.     Landwirtschaftlich  oft  sehr  schädlich.     Forstlich  indifferent. 

Unterfamilie  Camptosomata. 

Die  durch  den  walzenförmigen,  vorn  und  hinten  abgestutzten  Körper  gut  gekennzeichnete 
Unterfamilie  (Abb.  137 B  u.  C)  enthält  zahlreiche  Arten,  die  sich  hauptsächlich  auf  2  Gattungen 
(Glytra  Laich,  und  Cryptocephalus  Geoffr.)  verteilen.  Trotzdem  eine  ganze  Reihe  von  Arten 
auf  Forstgewächsen  (besonders  auf  Weiden,  Birken,  Eichen)  leben,  so  ist  doch  nur  eine  Art 
forstlich  beachtenswert,  nämlich  der  auf  Kiefer  fressende  Cryptocephalus  pini  L.  (Abb.  137  C). 

Ihren  Namen  verdankt  die  Unterfamilie  den  Larven,  die  mit  ihrem  bauchwärts  ein- 
gekrümmten Hinterleib  in  einem  mehr  oder  weniger  festen,  aus  Kot  gebautem  Gehäuse  sitzen, 
welches  sie,  Kopf  und  Brust  hervorstreckend,  mit  sich  herumschleppen. 

Unterfamilie  Cyclica. 

Durch  die  rundliche  oder  ovale  Körperform  und  die  weit  voneinander  getrennten  Fühler 
gut  charakterisiert.  Sie  enthält  zahlreiche  Arten  und  Gattungen,  die  wieder  in  eine  Reihe 
Gattungsgruppen  eingeteilt  werden.  Die  Hauptgattung  ist  Chrysomela  L.,  die  aber  keine  forstlich 
beachtlichen  Formen  enthält.  Für  uns  kommen  nur  die  Gattungen  Melasoma  Steph.,  Phyto- 
decta  Kirby,  Plagiodera  Er.  und  Phyllodecta  Kirby  in  Betracht,  von  denen  folgende  haupt- 
sächlich auf  Pappeln  und  Weiden  vorkommenden  Arten  erwähnt  seien: 

'i.  Flügeldecken  verworren  punktiert  (Gattungsgruppe  Entomoscelitia)      ....     2 

—  —  mit  Punktstreifen  oder  Punktreihen  {Prasocurina) 7 

2.  Körper  rund,  flachgewölbt,  Halsschild  wenig  schmäler  als  die  Basis  der  Flügel- 
decken.    Oberseite  einfarbig  blau  oder  grün.     Kleine  Art  272  — 4 V2  '"™-     ^^' 

mein  auf  Weiden  und  Pappeln  (Abb.  137 E) Plagiodera  versicolora  Laich. 

—  Körper  länglich  oval,  Halsschild  wesentlich  schmäler  als  die  Basis  der  Flügel- 
decken.    Größere  Formen  (6  — 12  mm)  (Gattung  Melasoma  Steph.)    ....     3 

3.  Flügeldecken  einfarbig  rot  (ohne  Fleckenzeichnung) 4 

—  Flügeldecken  einfarbig  metallisch,  oder  hell  (gelb  oder  rot)  mit  zahlreichen  dunklen 
Flecken 6 

4.  Flügeldecken  an  der  Spitze  geschwärzt.     Länge  10 — 12  mm.    Auf  Pappeln  und 

Weiden  gemein Melasoma  populi  L. 

—  Flügeldecken  an  der  Spitze  nicht  geschwärzt 5 

5.  Halsschild  von  der  Basis  nach  der  Spitze  zu  gerundet  verengt,  nicht  ganz 
parallel,  doppelt  so  breit  als  lang,  die  Seiten  vor  der  Basis  nicht  ausgeschweift. 

Länge     6—9  mm.     Lebensweise    wie    der    vorige Melasoma     salieeti    Wse. 

(=  tremidae  Suffr.  nee  F.!) 

Escherich,   Forstinsekten.     11.   Bd.  18 


^1\ 


Coleoptera.  —  6.  Familienreihe ;  Phytophaga. 


K 


M 


Abb.  137.  Verschiedene  Chiysomeliden.  A  Crioceris  asparagi  L,  B  Clytra  laeviuscula  L., 
C  Cryptocephalus  pini  L.,  D  Melasoma  vigintipunctata  L.,  E  Plagiodera  versicolora  Laich.,  F  Phyllo- 
decta  vulgatissima  L..  G  Phyllodecta  vitellinae  L.,  HPhytodecta  viminalis  L.,  J  Luperus  pinicola  Dft., 
K  Haltica  quercetorum  Foudr.,    L  Agelastica  alni  L.,    M  Cassida  nebulosa  L.    Vergr.  —  Original. 


Blattkäfer.  —  Systematische  Übersicht.  '>'7K 

—  Halsschild  bis  gegen  die  Spitze  parallel,  die  Seiten  vor  der  Basis  schwach 
ausgeschweift.    6— 9  mm.     Lebt  wie  die  beiden  vorigen      ....       Melasotna  tremulae  F. 

(=  longicoUis  Suffr.) 

6.  Flügeldecken  wie  der  ganze  übrige  Körper  metallisch  grün  oder  blau  oder 
kupferrot.     Oberseite  dicht  und  fein  punktiert.     6—9  mm.     Auf  Erle    gemein. 

Melasoma  aeneu  L. 

—  Flügeldecken  strohgelb,  die  Naht  und   10  Punkte  auf  jeder  Flügeldecke  schwarz 

(Abb.  137  Dj.    6— 9  mm.    Auf  Weiden,  bisweilen  sehr  häufig      Melasoma  viginfipunctata  l.. 
(Eine  verwandte    zuweilen    ebenfalls   gemein    vorkommende   Art   ist    Melasoma 
lapponica  L.,  deren  Flügeldecken  rötlich  gelbbraun  sind  und  eine  dunkle  Binden- 
zeichnung aufweist.) 

7.  Rotgelb,  mehr  oder  weniger  schwarz  gefleckt.  Die  hinteren  4  Schienen  am 
Außen  rande  vor  der  Spitze  in  einen  großen  spitzigen  Zahn  erweitert  (Gattung 
Phytodeda  Kirby) 8 

—  Metallisch  blau  oder  grün,  die  4  Hinterschienen  ohne  Zahn  (Gattung  Phyllo- 
decta  Kirby) 9 

8.  Beine  und  Fühler  rotgelb.  Überseite  gelbrot,  der  Kopf,  eine  doppelbvichtige 
Basalmakel  am  Halsschild,  und  mehrere  Flecken  auf  den  Flügeldecken  schwarz. 

6—8  mm.     Auf  Aspen  und  Weiden Phytodeeta  rufipes  F. 

—  Beine  und  Fühler  (letztere  mit  Ausnahme  der  rötlichen  Wurzel)  schwarz. 
Färbung  und  Zeichnung  der  Oberseite  ähnlich  wie  bei   der    vorigen  Art.     Sehr 

variabel.     6—7  mm  (Abb.  137 H).     Auf  Weiden  gemein     .     .      .     Phytodeeta  viminalis  L. 

9.  Basis  des  Halsschildes  äußerst  fein  gerandet.  Fühlerglied  2  so  lang  als  3.  Lang- 
gestreckt, grünlichblau  oder  blau,  Halsschild  quer,  etwas  schmäler  als  die  Flügel- 
decken.    Auf  Weiden,  sehr  gemein  (Abb.  137 F)     .     .     .     .      Phyllodecta  vulgatissima  L. 

—  Basis  des  Halsschildes  ungerandet.     Fühierglied  2  kürzer  als  3 10 

10.  Körper  sehr  lang,  doppelt  so  lang  als  breit.    Das  i.  Glied  der  Hintertarsen  ist 

so  breit  als  das  gelappte  dritte.     Metallisch  grün  oder  blau  violett.     5  —  6  mm. 

Auf  jungen  Weiden,  ungemein  häufig    .      Phyllodecta  tibialis  Suffr.  (=  viennensis  Wse.) 

—  Körper  weniger  lang,  nicht  ganz  doppelt  so  breit  als  lang.  Das  i.  Glied  der 
Hintertarsen  ist   viel    schmäler   als    das    gelappte   dritte.     Metallisch    grün    oder 

blau.     4—5  mm  (Abb.  137  G) Phyllodecta  vitellinae  L. 

Unterfamilie    Galerucinae. 

Die    Galerucinae    zerfallen    in    zwei    natürliche    Unterabteilungen:     Galerucdni  —   ohne 
Sprungbeine,    und     Halticini    —    mit    Sprungbeinen,     d.   h.    verdickten     Hinter- 
schenkeln. 

Die   öalernciui  enthalten  mehrere  forstlich  beachtenswerte  Arten: 
I.  Halsschild   meist   ohne   Unebenheiten,   Flügeldecken   einfarbig   dunkelmetallisch- 
blau  oder  schwarz 2 

—  Halsschild  meist  sehr  uneben.     Flügeldecken  gelbbrami,  mit  oder    ohne  dunkle 


Zeichnung 


2.  Halsschild   wie  die   Flügeldecken,    Beine   und  Fühler  dunkelblau.     Größere  Art 

6 — 7  mm  (Abb.  137  L).     Auf  Erlen,  überall  sehr  häufig Agelastica  alni  L. 

—  Halsschild,    Beine   und   Fühler   gelbrot,    Flügeldecken    schwarz.      Kleinere    Art 

2,8  —  4,5  mm  (Abb.  137  J).     Auf  Kiefern  ...  Luperus  pinicola  Dft. 

3.  Oberseite  kahl  oder  fast  kahl.  Flügeldecken  wenig  länger  als  zusammen  breit, 
nach  hinten  deutlich  erweitert.  Halsschild  und  Flügeldecken  braungelb.  Fühler 
und   Beine   zum    Teil,    seltener    ganz    schwarz.     Flügeldecken    grob    und    dicht 

punktiert.     4—6  mm.     Auf  Weiden,  sehr  häufig     .     .        Oaleruca  (Lochniaea)  capreae  L. 

—  Oberseite  fein  behaart.  Körper  länglicher,  Flügeldecken  wenigstens  um  die 
Hälfte  länger  als  zusammen  breit,  nach  hinten  nicht  wesentlich  erweitert  (Unter- 
gattung Qalerucella  Crotsch) 4 

4.  Die  Stirn tuberk ein  hinter  der  Basis  der  Fühler  zum  größten  Teil  schwarz. 
Flügeldecken  fein  und  dicht  punktiert.  Braungelb,  eine  Makel  auf  der  Stirne 
und  am  Scheitel,  drei  Flecken  am  Halsschild  und  eine  breite  Schulterlängsbinde 

schwarz.    6 — 8  mm.    Auf  Ulmen,  seltener  auf  Weiden.      Oaleruca  (Galerucella)  luteola  Müll, 

—  Die  Stimtuberkeln  hinter  der  Basis  der  Fühler  gelb.  Flügeldecken  ziemlich 
stark  punktiert.  Gelbbraun,  eine  Scheitelmakel,  ein  Fleck  auf  dem  Halsschild, 
das  Schildchen  und  die  Schulterbeule  schwarz.    5  —  6  mm.   Auf  Weiden,  gemein. 

Oaleruca  {Qalerucella)  lineola  F. 
18* 


276  Coleoptera.    —  6.  Familienreihe:   Phytophaga. 

Die  Haliiemi  oder  Erdflöhe  nehmen  durch  ihre  Sprungbeine  bezw.  durch  ihr  Sprung- 
vermögen eine  besonders  scharf  umgrenzte  Stellung  unter  den  Blattkäfern  ein.  Es  gibt  eine  große 
Menge  Erdflöhe,  die  auf  viele  Gattungen  verteilt  werden  und  die  von  Heikertinger  in  aus- 
gezeichneter Weise  monographisch  bearbeitet  wurden.  Die  Käfer  fressen  frei  an  den  Blättern 
wie  die  meisten  übrigen  Blattkäfer,  während  die  Larven  häufig  in  den  Blättern  oder  Stengeln 
minieren.  Durch  diesen  doppelten  Fraß  und  durch  die  starke  Vermehrung  werden  viele  Arten 
recht  schädlich,  besonders  dem  Gemüsebau;  forstlich  kommt  nur  eine  Art  (an  Eiche)  als 
schädlich  in  Betracht,   nämlich 

Haltica  quercetorum.  Foudr.  (=  erucae  Oliv.) ;  eine  verhältnismäßig  große  Art  von  4  bis 
5  mm  Länge.  Glänzend  grün  oder  blaugrün  gefärbt,  mit  dicht  und  kräftig  punktierten  Flügel- 
decken (Abb.  137  K).     Auf  jungen  Eichenblättern  oft  in  ungeheuerer  Zahl. 

Unterfamilie  Cryptostoma. 

Die  Cryptostoma  enthalten  2  sehr  auffällige  Formengruppen,  die  H ispinen  und  die. 
Cassidinen,  Beide  besitzen  einen  so  chanskteristischen  Habitus,  daß  sie  nicht  zu  verkennen 
sind:  die  Hispinen  gleichen  kleinen  Igeln,  indem  ihre  Oberseite  mit  Stacheln  besetzt  ist,  und 
die  Cassidinen  erinnern  an  Schildkröten,  indem  Halsschild  und  Flügeldecken  dachartig  ver- 
breitert sind  (Abb.  137  M).  Forstlich  sind  beide  ohne  Bedeutung.  Die  Cassidinen  spielen 
dagegen  landwirtschaftlich  eine  Rolle  (als  Rübenschädlinge). 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten. 

Wenn  wir  alle  Blattkäfer,  die  auf  Holzgewächsen  leben  und  deren  Blätter 
befressen,  hier  berücksichtigen  wollten,  so  müßten  wir  eine  große  Anzahl  von 
Arten  hier  aufführen  und  besprechen  (vgl.  Nördlinger,  der  ca.  50  Arten  an- 
führt). Da  aber,  um  ein  Insekt  zu  einem  Forstinsekt  zu  stempeln,  die  Tatsache 
des  Blattfressens  an  Forstgewächsen  allein  nicht  genügt,  sondern  vielmehr  noch 
das  Moment  der  Häufigkeit  und  des  Massenfraßes  dazukommen  muß,  so  haben 
wir  hier  nur  diejenigen  Arten  eingehender  zu  berücksichtigen,  die  durch  massen- 
haftes Auftreten  und  ausgedehnten  Fraß  wirkliche  Beschädigungen  an  den  be- 
fallenen Pflanzen  verursachen. 

Bei  der  großen  Gleichförmigkeit  des  Chrysomelidenfraßes  wollen  wir  die 
Besprechung  der  einzelnen  Arten  nach  den  Fraßpflanzen  gruppieren,  und  nach- 
einander die  Blattkäfer  an  Weiden  und  Pappeln,  dann  die  an  Birken, 
Erlen,  Ulmen,  Eichen,  und  endlich  die  an  Kiefern  behandeln. 

An  Weiden  und  Pappeln. 
Die    hier    zu    besprechenden    Arten    sind    von   allen    forstlich    in   Betracht 
kommenden   Chiysomeliden   die   schädlichsten,    da   sie   infolge  ihres  massenhaften 
Auftretens    das  Wachstum  der  Weiden  und  die  Ernte  stark  beeinträchtigen  oder 
auch  völlig  zunichte  machen  können. 

Als  die  wichtigsten  Formen  sind  zu  nennen 
von  den  Cyelica: 

Melasoma  populi  L.  \  die  roten  Pappelblattkäfer, 

saliceti  Ws.  >     Flügeldecken  einfarbig  rot,   Kopf  und  Halssch. 

tremulae  F.  j  metallisch  grünlichblau, 

Plagiodera  versicolora  Laich.    \ 

Phytodeeta  viminalis  L.  I  die  grünen  Weidenblattkäfer, 

Phyllodeeta  mdgatisstma  L.       >        Flügeldecken,  gleichwie  Kopf  und  Halssch. 
tibialis  Suffr.  1  einfarbig  metallisch  grün  oder  blau, 

vittelinae  L.  I 

von  den  Qalerucinae: 

Oaleruca  capreae  L.  \^  die  gelben  Weidenblattkäfer, 

luteola  Müll.  |  Oberseite  gelb. 


Blattkäfer  an  Weiden  und  Pappeln. 


277 


Die  roten  Weidenblattkäfer. 
/Vir    Melasoma  populi  L.,  saliceti  Weise  und  tremulae  F. 

Die  3  Arten  sind  einander  sehr  ähnlich.    Es  sind  verhältnismäßig  große  Formen  (8 — 12  mm), 


die   an    den    roten  Flügeldecken    leicht   zu   erkennen    sind, 
sind     oben      in      der     Bestimmungstabelle     (S.     273)     an- 
gegeben. 

Auch  bez.  der  Entwicklungsstadien  stimmen 
die  drei  Arten  mehr  oder  weniger  überein. 

Puppe  bräunlich-gelb  und  schön  bunt  gefärbt  durch 
sehr  regelmäßig  symmetrisch  gestellte,  schwarze,  eckige 
Flecken  und  Punkte.  Mit  der  Hinterleibsspitze  an  ein  Blatt 
angeheftet,  gestürzt  hängend  (Abb.    136  B). 

Larve  (Abb.  136  A  u.  138  B)  an  beiden  Enden  ver- 
schmälert, auf  dem  Rücken  wenig  gewölbt,  weißlich,  mit 
schwarzem  Kopf  und  Gliedmaßen,  sowie  regelmäßig  ge- 
stellten, glänzend  schwarzen  Schildern  und  Wärzchen,  Kopf 
mit  dreigliedrigen ,  kurzen  Fühlern ,  zweigliedrigen  Lippen- 
tastern und  jederseits  6  .\ugenpunkten ,  von  denen  die 
4  inneren,  im  Viereck  gestellten,  größer  sind  als  die  beiden 
äußeren.  Brustring  I  mit  großem,  querem,  schwarz  ge- 
rändertem Chitinschilde  und  zwei  schwarzen  Warzen.  Brust- 
ring 2  und  3  mit  je  vier  schwarzen  Warzen  und  je  einem 
seitlichen,  schneeweißen  Seitenhöcker.  Die  8  ersten  Hinter- 
leibsringe oberwärts  mit  8  Reihen  schwarzer  Zeichnungen, 
so  daß  jederseits  der  der  Mittellinie  zunächst  stehenden, 
aus  kleinen,  queren  Schildern  zusammengesetzten  Reihe 
sich  nach  außen  je  eine  Reihe  kegelförmiger  Waizen, 
Stigmenplatten  und  rundlicher  Borstenwarzen  anschließen. 
Die  Mittelplatten  verschmelzen  auf  den  vier  letzten  Ringen. 
Unterseite    der    Hinterleibsringe    mit    5    Reihen    schwarzer 


Die   unterscheidenden    Merkmale 


Abb.  138  A.    Eiabl  Ige  von  Mela- 
soma   tremulae    F.    —    Original, 
(phot.  Scheidter). 


Abb.    138  B.     Larven    von    Melasoma   populi   L.    im    ersten  (a)   und    im    letzten   (b)   Stadium   an 
Aspenblättern  fressend.  —  Phot.  Scheidter. 


278  Coleoptera.  6,  Faniilienreihe:  Phytophaga. 

Punkte.  Aus  den  kegelförmigen  Warzen  auf  der  Oberseite  der  Hinterleibsringe  sind  Drüsen- 
schläuche vorstreckbar,  die  einen  scharf  riechenden  Saft  absondern,  der  nach  Cand^ze  Blau- 
säure, nach  anderen  Autoren  Salizylsäure  enthält.     Länge  ungefähr   14  mm. 

Eier  gelblich  bis  orangerot,  langoval,  aufgerichtet,  haufenweise  und  gedrängt  der  Unter- 
seite der  Blätter  angeklebt. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Die  geographische  Verbreitung  der 
3  Arten  ist  eine  sehr  große  und  erstreckt  sich  über  ganz  Mitteleuropa.  M.  tiemulae  F. 
kommt  auch  in  Nordamerika  (eingeschleppt)  vor  (Feit  II,  S.   565). 

Als  Fraßpflanze  kommen  die  verschiedenen  Pappel  arten,  namentlich 
Aspe,  und  die  Weiden  in  Betracht.  Ob  jede  der  3  Käferarten  bestimmte 
Weiden-  oder  Pappelarten  bevorzugt,  ist  noch  nicht  sicher  festgestellt.  Da  die 
3  Arten  zu  Verwechslungen  Anlaß  geben  können,  so  sind  die  Angaben  aus  der 
Praxis  nur  mit  Vorsicht  aufzunehmen.  Populi  wurde  außer  auf  Aspen,  wo  sie 
mit  Vorliebe  lebt,  noch  auf  Salix  purpurea^  pentandta,  fragilis,  alba,  rubra  und 
viminalis  angetroffen,   M.  tremulae  auf  Salix  pmpurea. 

Bezüglich  der  Lebensweise  stimmen  die  roten  Arten  wohl  ziemlich 
überein,  so  daß  wir  sie  hier  gemeinsam  behandeln  können.  Die  Käfer  über- 
wintern am  Boden,  unter  Laub  usw.  Im  Frühjahr  nach  dem  Laubausbruch 
kommen  sie  aus  ihren  Winterverstecken  hervor  und  begeben  sich  auf  die  Blätter, 
um  dort  zu  kopulieren.  Das  ?  legt  seine  gelblichen  Eier  in  einer  Lage  in 
Häufchen  von  20 — 30  Stück  (im  ganzen  1000  und  mehr)  an  die  Unterseite  der 
Blätter  ab  (Abb.  138A).  Nach  8 — 12  Tagen  kriechen  die  jungen  Larven  aus, 
die  schnell  heranwachsen  und  die  Blätter  skelettieren  (Abb.  138  B),  häufig  so  stark, 
daß  das  Blattfieisch  ganz  verschwindet  und  nur  die  Rippen  übrig  bleiben.  Nach 
etwa  3  Wochen  findet  die  Verpuppung  statt,  zu  welcher  sich  die  Larven  mit 
dem  Hinterende,  den  Kopf  nach  abwärts  gerichtet,  festheften,  in  welcher  Lage 
auch  die  Puppen  hängen  bleiben  (Abb.  139).  Die  Puppenruhe  dauert  ca. 
10  Tage,  worauf  die  Jungkäfer  erscheinen.  Diese  setzen  sogleich  den  Fraß  fort 
und  schreiten  bald  zur  Erzeugung  einer  zweiten  Generation,  die  in  der 
Regel  im  September  fertig  ist.  Unter  besonders  günstigen  Umständen  (bei  früherer 
Beendigung  der  zweiten  Generation)  soll  es  sogar  noch  zu  einer  dritten  Genera- 
tion kommen. 

Als  Parasiten  wurden  verschiedene  Tachinen  aus  M.  populi  und  tremulae 
gezogen :  Lypha  dubia  Fall.,  Meigenia  bisignata  Meig.,  Macquartia  praefica  Meig.  und 
Steiniella    callida   Meig.    (Baer);    außerdem    die   Schlupf wespe    Pteromalus   Sieboldi. 

Forstliche  Bedeutung.  —  An  Aspen  ist  der  Schaden  nur  geringfügig 
und  bedeutet  höchstens  einen  größeren  oder  geringeren  Zuwachsverlust.  In 
Weidenhegern  dagegen  können  die  roten  Weidenblattkäfer  sehr  schädlich 
werden,  indem  durch  ihr  Massenauftreten  und  ihren  wiederholten  Käfer-  und 
Larvenfraß  die  Entwicklung  der  Ruten  wesentlich  beeinträchtigt  werden  kann, 
so  daß  oft  nur  sehr  minderwertiges  oder  ganz  wertloses  Material  geerntet  wird- 
Altum,  Krähe  u.  a.  berichten  verschiedentlich  von  großen  Beschädigungen  der 
Weidenkulturen  durch  die  roten  Blattkäfer. 

Bekämpfung:    Siehe  unten  S.   283. 


Blattkäfer  an  Weiden  und  Pappeln. 


79 


Die  blauen  Weidenblattkäfer. 

"'.'"''   Plagiodera  versicolora  Laich.,   Phyllodecta  vulgatissima  L.,    tibialis 
Suffr.   (=  viennensis  Ws.)  und  vitellinae  L. 

Die  hier  genannten  Arten  sind  wesentlich  kleiner  als  die  roten  Pappelblattkäfer  und  er- 
reichen höchstens  eine  Länge  von  5  mm.  Alle  sind  metallisch- blau  oder  blaugrün  gefärbt. 
Plagiodera  versicolora  (Abb.  137  E)  unterscheidet  sich  von  den  Phijllodecfa- Arten  (Abb.  137  F 
u.  G)  sehr  auffallend  durch  die  runde  Gestalt  und  die  unregelmäßig  punktierten  Flügel- 
decken. Die  Phyllodecta- Arten  stehen  einander  ziemlich  nahe,  lassen  sich  aber  nach  den  oben 
ang^ebenen  Merkmalen  (S.  275)  gut  unterscheiden.  Daß  aber  in  der  Praxis  die  verschiedenen 
Arten  stets  auseinandergehalten  werden,  ist  kaum  zu  erwarten ;  in  den  Angaben  aus  der  Praxis 
erscheinen  eben  alle  blauen  Arten  einfach  als  ,,der  blaue  oder  kleine  Weidenblattkäfer". 

Larven:  Die  Larven  sind  alle  nach  dem  warzigen  Chrysomeliden- Typus  geformt.  Die 
Larve  von  Plagiodera  ist  gestreckt,   oben  sehr    wenig   gewölbt,    nach   hinten   von   der  Mitte   ab 


Abb.   139.     Die  beiden  roten  Weidenblattkäfer.      Rechts  oben  Melasoma   tremulae  F.,    unterhalb 

davon  die  Puppe,  rechts  unten  Melasoma  populi  L.     Links  ein  Pappelzweig  mit  Skelettfraß,  drei 

junge  Larven  und  hängende  Puppe.   —  Aus  Henschel  ^^nach  Taschenberg). 


allmählich  verschmälert.  Kopf  beiderseits  mit  4  Ocellen,  tief  schwarz,  glatt  und  lackartig  glänzend, 
ebenso  der  Vorderbrustring;  der  übrige  Körper  oben  dunkelgrau  matt,  unten  weißlich;  über  den 
Rücken  laufen  beiderseits  der  Mittellinie  4  Längsreihen  schwarzer  Erhabenheiten;  von  diesen 
sind  die  in  der  zweiten  Reihe  von  außen  auf  dem  Meso-  und  Metathorax  stehenden  wie  kleine 
Hörner  emporgerichtet  und  lassen  bei  Gefahr  eine  gelbliche  Flüssigkeit  austreten.  Unterseits 
bilden  die  schwarzen  Stigmenlöcher  ebenfalls  je  eine  Längsreihe. 

Die  Laive  von  Phyllodecta  vitellinae  ist  ganz  ähnlich  und  ist  ebenfalls  mit  8  Reihen 
schwarzer  Erhabenheiten  auf  dem  Rücken  besetzt.  Die  Grundfarbe  ist  trübweiß,  in  der  Mitte 
der  Oberseite  schwärzHch.  Die  Larve  von  Ph.  tibialis  ist  der  vorigen  sehr  ähnlich,  aber  etwas 
schmäler  und  mit  fast  durchaus  rußfarbiger  glanzloser  Oberseite,  die  von  einer  helleren,  gelblichen 
Mittellinie  durchschnitten  wird,  und  trübgelber  Grundfarbe  der  Bauchseite.  Die  Spitzen  der 
Seitenwarzen  am  Hinterleibe  sowie  die  Haare  sind  heller  als  bei  der  vorigen  Larve,  mit  welcher 
sie  aber  die  Fleckung  der  Unteiseite  gemein  hat.     Die  Larve  von  vulgatissima  ist  von  denen  der 


2  3o  Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

vorhergehenden  Arten  wenig  verschieden.  Abgesehen  von  den  stärker  chitinisierten  Teilen  an- 
fänglich heller,  später  aber  sehr  dunkel  mit  olivengrüner  Mittellinie,  Bauchränder  und  Behaarung 
weiß.     Die  Unterseite  ist  im  Gegensatz  zu  den  beiden  vorigen  ganz  ungefleckt. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Sämtliche  Arten  sind  in  Europa 
weit  verbreitet  und  gehen  auch  in  den  Gebirgen  und  im  Norden  hoch  hinauf. 
Namentlich  vitellinae  ist  von  Lappland  bis  Transkaukasien,  und  von  Frankreich 
bis  zur  Amurmündung  verbreitet;  außerdem  kommt  sie  auch  in  Nordamerika  vor. 

Als  Fraßpflanze  werden  außer  Pappeln  namentlich  die  Weiden  angegangen 
und  zwar  scheinen  besonders  Salix  viminalis,  purpurea  und  caprea  bevorzugt 
zu  werden,  während  dagegen  Salix  triandra  in  der  Regel  verschmäht  werden 
soll.  AI  tum  glaubt,  daß  die  verschiedenen  Arten  Unterschiede  im  Geschmack 
zeigen,  insofern  als  vitellinae  die  Purpurweide  und  vulgatissima  die  Hanfweide 
besonders  liebt. 

Bezüglich  der  Lebensweise  geben  wir  hier  zunächst  eine  Schilderung 
von  vitellinae,  die  in  den  Hauptzügen  auch  für  andere  Phyllodecta-kxi&a.  Geltung  hat. 

Die  Imagines  von  vitellinae  überwintern  als  Käfer,  und  zwar  in  der 
Regel  in  der  Höhe  an  möglichst  geschützten  Stellen,  zwischen  zusammengeknäulten 
Blättern,  den  Spitzenknospen  junger  2 — 3  m  hoher  Kiefern,  in  hohlen  Pflanzen- 
stengeln, unter  lockeren  Baumrinden  und  sogar  in  Borkenkäfergängen  (AI tum). 
Andererseits  gelangen  auch  viele  schließlich  in  das  am  Boden  liegende  Laub  und 
zwischen  die  Rutenstümpfe. 

Die  Flugzeit  der  Käfer,  in  welcher  sie  mitunter  sogar  in  größeren  Schwärmen 
die  Luft  durchziehen,  fällt  gewöhnlich  in  den  April.  Sie  begeben  sich  dann  in 
die  Weidenanlagen,  wo  sie  sowohl  die  jungen  Ausschläge,  wie  die  Blätter  der 
zwei-  oder  mehrjährigen  Wüchse  angehen,  und  zwar  nach  Krähe,  im  Gegensatze 
zu  den  gelben  Weidenblattkäfern,  die  tiefer  stehenden  Blätter  vor  den  höher- 
stehenden. Nach  der  Begattung,  die  auf  den  Blättern  stattfindet,  legt  das  $ 
seine  kornförmigen  Eier  in  mit  den  Spitzen  zusammenstoßenden  Doppelreihen 
von  ca.  20  Stück  flach  auf  die  Unterseite  der  Blätter.  Die  auskriechenden 
Larven  fressen  in  dichtgedrängten  Kolonnen,  Leib  neben  Leib  reihenweise  fort- 
schreitend (Abb.  140  A)  das  Blattfleisch  der  Unterseite  auf,  die  wollige  Behaarung 
der  Blätter  verschmähend  und  diese  Wolle  als  dicken  Flausch  vor  sich  her- 
schiebend (Eckstein  1890).  Zur  Verpuppung  begeben  sie  sich  in  den 
Boden.  Die  Puppenruhe  währt  ca.  i — 3  Wochen  (je  nach  Jahreszeit  und 
Temperatur).  Die  auskommenden  Jungkäfer  befressen  die  Blätter  vom  Rande 
her,  außerdem  benagen  sie  auch  platzend  die  Rinde.  Sie  setzen  den  Fraß  etwa 
2  Wochen  lang  fort,  um  sich  dann  zu  begatten  und  eine  neue  Generation  zu 
erzeugen.  So  folgen  mindestens  2,  nicht  selten  auch  3  Generationen  in  einem 
Sommer  aufeinander  (Letzner,  Cornelius,  Koppen,  Eckstein). 

Die  Lebensweise  von  Plagiodera  versicolora  weicht  insofern  etwas  ab,  als  die 
Verpuppung  nicht  im  Boden,  sondern  an  den  Blättern  stattfindet.  Die  Larve 
befestigt  sich  mit  dem  Hinterleibsende  au  der  Unterseite  eines  Blattes,  krümmt  den 
Körper  schleifenartig  zusammen  und  streift  die  Haut  ab,  die  auf  der  Bauchseite 
der  Puppe  hängen  bleibt. 


Blattkäfer  an  Weiden  und  Pappeln. 


28l 


Forstliche  Bedeutung.  —  Die  kleinen  blauen  Weidenblattkäfer  gehören  zu 
den  schlimmsten  Weidenschädlingen,  die  durch  ihr  massenhaftes  Auftreten 
ganze  Kulturen  zum  Eingehen 
bringen  können,  zumal  wo  es 
sich  um  einjährige  Kulturen 
handelt.  Ältere  ertragen  den 
Fraß  eher,  erleiden  aber  emp- 
findlichen Zuwachsverlust  und 
ergeben  wertlosere  Ruten.  Die 
Käfer  der  zweiten  Generation 
meiden  die  von  der  ersten 
Generation  bereits  geschädigten 
Ruten  und  nehmen  weiter  ab- 
liegende, unbeschädigte  an.  Am 
schädlichsten  ist  dieser  spätere 
Fraß,  bei  dem  die  Rinde  der 
Ruten  geplatzt  wird,  so  daß 
deren  Spitzen  mitunter  bis 
50  cm  abwärts  absterben.  Läßt 
man  solche  Ruten  stehen,  so 
entwickeln  sie  im  nächsten 
Frühjahre  unterhalb  der  ab- 
gestorbenen Spitze  zahlreiche 
Seitentriebe,  welche  sie  tech- 
nisch völlig  entwerten.  Ein- 
jährige Ruten  werden  ganz  ver- 
nichtet (AI  tum  1891).  Durch 
länger  dauernde  Kalamitäten 
können  die  Erträge  auf  die 
Hälfte  oder  ein  Drittel  der 
Normalerträge  herabgedrückt 
werden.  Die  Vermehrung  ist 
in  manchen  Jahren  ganz  enorm, 
so  daß  jedes  Blatt  so  dicht 
mit  Käfern  bedeckt  ist,  daß 
man  von  dem  Blatt  selbst 
kaum  etwas  gewahr  wird 
(Abb.  140  A).  Krähe  fand 
einmal  seine  Weidenheger  so 
stark  mit  Ph.  vitellinae  besetzt, 
daß  er  die  Zahl  für  jede  ein- 
zelne Rute  auf  mindestens 
100  ansetzen  konnte.  Das  würde  bei  200000  Sträuchern  zu  je  4  Ruten 
4X  100x200000  =  80  Millionen  Stück  auf  den  Hektar  ergeben! 
Bekämpfung:  Siehe  unten  S.  283. 


Abb .  1 40  A.  Der  kleine  blaue  Weidenblattkäfer  Phyllodecta 
vulgatissima  L.  Weidenzweig  (a)  mit  Eiern,  (b)  mit  Larven. 
Käfer  an  Blättern  resp.  Fraßspuren  c— f.  —  Aus  Eckstein. 


282  Coleoptera.  —   6.  Familienieihe :  Phytophaga. 

Die  gelben  Weidenblattkäfer. 
'  /;'/  Galeruca  (Lochmaea)  capreae  L,  und  Galeruca  (Galerucella)  lineola  Fb. 

"'--'  Die  beiden  gelben  Weidenblattkäfer  sehen  sich  ziemlich  ähnlich,  lassen  sich  aber  an  der 
Form  und  der  Behaarung  unschwer  voneinander  unterscheiden.  Capreae  ist  breiter,  nach  hinten 
deutlich  verbreitert,  die  Flügeldecken  sind  kahl,  nur  die  Spitzen  spärlich  bewimpert,  während 
lineola  länglicher,  nach  hinten  kaum  verbreitert  ist.  und  die  Flügeldecken  dicht  mit  sehr  kurzen 
anliegenden  Härchen  seidenartig  bekleidet  sind.  Die  Färbung  der  beiden  ist  ziemlich  variabel: 
bei    capreae   sind    Halsschild   und   Flügeldecken   gewöhnlich   schmutzig    gelbbraun,    bei    lebenden 


Abb,   140  B.     Galemca  capreae  L.     Larven-  und  Käferfraß  an  Salweide,    Nat.  Gr.    Aus  Eckstein. 

Exemplaren  lebhaft  rostrot  angelaufen,  oder  Halsschild  und  Flügeldecken  sind  lebhaft  und  ge- 
sättigt rötlich  -  ockergelb ,  oder  der  Halsschild  ist  bräunlichgelb,  in  den  Vertiefungen  braun  bis 
schwarz,  und  auch  die  Flügeldecken  mehr  oder  minder  schwarz;  —  bei  lineola  sind  Halsschild 
und  Flügeldecken  gewöhnlich  gelbbraun,  ein  Stirnmakel,  ein  Fleck  auf  dem  Halsschild,  das 
Schildchen  und  die  Schulterbeule  schwarz  oder  angedunkelt. 

Die  Larve  von  capreae  ist  derjenigen  von  Melas.  populi  sehr  ähnlich  und  nur  ver- 
schieden durch  geringere  Größe,  etwas  kürzere  Beine,  weiter  voneinander  entfernte  Warzen  und 
Rückenschilder,  welche  auch  kleiner  sind.  Auf  dem  sechsten  Hinterleibsringe  bleiben  die  Mittel- 
platten noch  un verschmolzen. 


Blattkäfer  an  Weiden  und  Pappeln.  28'^ 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Die  beiden  Arten  sind  über  ganz 
Europa  verbreitet,  Ihre  Lieblingsfraßpflanzen  sind  der  Reihenfolge  nach: 
Mandelweide  (Salix  triaiidra) ,  Hanfweide  (S.  viminalis)  und  Salweide 
(S.  caprea).  Die  Purpurweide  scheint  weniger  beliebt  zu  sein,  wenngleich  sie 
auch  darauf  gefunden  werden.  Außerdem  kommen  die  beiden  Arten  auch  noch 
auf  den  verschiedenen  Pappeln  vor;  capreae  ferner  auch  auf  Birke,  lineola  z.\x.<i^ 
auf  Erle  und  Hasel. 

Über  die  Lebensweise  verdanken  wir  die  einzigen  genaueren  Angaben 
Krähe.  Darnach  überwintern  die  Käfer  in  der  Bodendecke,  aus  der  sie  schon 
im  April  aufsteigen.  Sie  befressen  die  erst  fingerlangen  Triebe  und  legen  dann 
nach  vollzogener  Begattung  ihre  Eier  an  die  Unterseite  der  Blätter  in  Häufchen 
von  ungefähr  20  Stück  ab.  Nach  i — 2  Wochen  kriechen  die  braunschwarzen 
Larven  aus  und  fallen  über  die  neu  entstandenen  Seitensprossen  her,  deren 
Blätter  sie  von  der  Unterseite  her  skelettieren,  und  zwar  gehen  sie  dabei  —  im 
Gegensatz  zu  den  blauen  Weidenblattkäfern  —  zuerst  die  Triebspitzen  und  dann 
erst  die  tiefersitzenden  Blätter  an  (Abb.  1 40  B).  Die  reife  Larve  begibt  sich  in 
den  Boden  zur  Veipuppung.  Die  Entwicklung  geht  sehr  rasch  vor  sich,  so 
daß  (nach  Krähe)  in  einem  Jahr  bis  4  Generationen  entstehen  können. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Die  gelben  Weidenblattkäfer  stehen  den  blauen 
an  Schädlichkeit  kaum  nach;  ja,  in  manchen  Gegenden  scheinen  sie  den  blauen 
an  Bedeutung  noch  überlegen  zu  sein.  So  nennt  Krähe  die  beiden  Galeruca- 
Arten  „die  schlimmsten  Feinde  der  Anlagen  in  der  Roer-Würm-Niederung"  ;  sie 
verheeren  dort  in  manchen  Jahren  hunderte  von  Morgen  Weidenheger  und  in 
keinem  Jahr  ist  die  Gegend  ganz  frei  von  ihnen. 

Bekämpfung:    siehe  unten. 

Weitere  gelegentlich  häufig  auftretende  Weidenblattkäfer. 

Neben  diesen  wichtigsten  Weidenschädlingen,  die  die  Weidenkulturen  stets  bedrohen, 
treten  zuweilen  lokal  noch  verschiedene  andere  Arten  in  starker  Vermehrung  auf,  so  daß  sie 
schädlich  werden  können.     Dahin  gehören: 

Verschiedene  Cryptocei^halus-Krien,  wie  rufipes  Goeze,  octopundatus  Scop.,  ocellatus  Drap., 
Phytodecta  viminalis  L.  (diese  hat  nach  Nüßlin  im  Schwarzwald  wiederholt  Kahlfraß  an 
Salweide  verübt),  Melasoma  viginti punctata  L.  (Abb.  137  D),  lapponica  L.  (letztere  wurde 
von  mir  vor  Jahren  liei  Regensburg  auf  einem  Weidenbusch  in  Unzahl  angetroffen).  Außerdem 
werden  die  Weiden  mancherorts  auch  von  kleinen,  lebhaft  goldig,  grün  oder  blau  gefärbten 
Halticinen  (Erdflöhen)  heimgesucht,  die  bei  massenhaftem  Auftreten  die  Blätter  siebartig  durch- 
löchern können.  Es  handelt  sich  dabei  hauptsächlich  um  Vertreter  der  Untergattung  Chalcoides 
Foudr.,  und  zwar  um  die  Arten  fulvicornis  F.  (Oberseite  meist  glänzend  hellgrün  mit  bläu- 
lichem Saum,  oft  auch  goldgrün  bis  kupferbraun),  aurata  Marsh.  (Halsschild  goldig  bis  kupferrot, 
Flügeldecken  grün  bis  erzbraun)  und  nitidula  L.  (Halsschild  goldig  oder  kupferrot.  Flügeldecken 
stumpf  blau  oder  blaugrün). 

Bekämpfung  der  Weidenblattkäfer. 

Zur  Bekämpfung  der  Weidenblattkäfer  sind  verschiedene  Mittel  empfohlen 
worden : 

I.  Das  Absammeln  der  Käfer.  Dies  kann  geschehen  mit  Netzen 
oder   Streifsäcken    oder   durch  Abklopfen   in   untergehaltene  Gefäße   mit  be- 


284 


Coleoptera.   —   6.   Familienreihe:  Phytophaga. 


sonderen  Apparaten,    die    eigens    zu    diesem    Zweck   konstruiert  werden:    wie 
der  „Kraheschen  Käferfalle"  oder  dem  „Königschen  Insektenfangapparat". 

Die  Krahesche  Falle  (s.  Bd.  I,  Fig.  221,  S.  362)  ist  ein  Schubkarren  von 
möglichst  leichter  Konstruktion.  Die  Radachse  ist  verstellbar,  damit  bei  lockerem 
Boden  das  tiefe  Einsinken  des  Rades  durch  Höherstellen  des  Kastens  ausgeglichen 
werden  kann.  Das  Bodenbrett  des  Karrens  trägt  einen  Blechkasten  von  der 
ungefähren  Größe  10X75x32.  Hinter  dem  Kasten  befindet  sich  ein  Holz- 
gestell, welches  einen  verschiebbaren  Bock  trägt,  auf  welchem  durch  Flügelschraube 
und  Stifte  zwei  ebenfalls  verstellbare  80  cm  lange  Arme  befestigt  sind,  die  an  der 
Innenseite  starke  Bürsten  haben.  Der  Arbeiter  schiebt  den  Karren,  in  dessen 
Blechkasten  eine  Mischung  von  Petroleum  mit  Wasser  sich  befindet,  durch  die 
Reihen  vor  sich  hin,  nachdem  er  die  Bürsten  so  gestellt  hat,  daß  die  Ruten  beider 


Abb. 


[41.     König's  eini ädriger  Insektenfang- Apparat  zum  Fangen  der  Weidenblattkäfer. 
Aus  Krähe- König. 


Reihen  zur  Mitte  des  Kastens  geneigt  werden.  Die  Käfer,  die  sich  bei  der 
geringsten  Erschütterung  zu  Boden  fallen  lassen,  fallen  in  den  Kasten  und  werden 
durch  das  Petroleum  getötet.  Ebenso  werden  die  Larven  durch  die  scharfen 
Bürsten  erfaßt  und  in  den  Kasten  geworfen. 

Der  Königsche  Apparat  (Abb.  141)  stellt  eine  Verbesserung  der  Krahe- 
schen Falle  dar,  die  darauf  beruht,  daß  der  Fangkasten  dem  Rade  vorausgeht 
und  ferner  durch  Verstellung  dem  Wachstum  der  Weiden  folgen  kann.  Der 
Apparat  wird  in  verschiedenen  Ausführungen  hergestellt  und  ist  zu  beziehen 
vom  Erfinder  Ökonomierat  König,  Ellingen,  Mittel  franken. 

Weit  einfacher  und  handlicher  ist  der  erst  vor  kurzem  konstruierte  H  änßler  sehe 
Apparat  1)  (Abb.  142),  der  durch  die  Weidenreihen  getragen  wird  und  mit  dem 
nach  den  Mitteilungen  von  Losch  (1922)  sehr  gute  Erfolge  erzielt  werden.    Die 


')  Zu  beziehen  bei  G.  H änßler  in  Plieningen  bei  Hohenheim  (Württemberg). 


Bekämpfung  der  Weiden-Blattkäfer. 


285 


Handhabung   ist   so   einfach,    daß  eine  Person   in  2^2  bis  3   Stunden   1/3  ha  be- 
quem abfangen  kann. 

AI  tum  empfiehlt  auf  Grund  seiner  oben  mitgeteilten  Beobachtung  über 
die  Überwinterung  der  blauen  Blattkäfer  künstliche  Winterverstecke  her- 
zurichten und  nach  Eintritt  der  kalten  Jahreszeit  die  dort  angesammelten  erstarrten 
Käfer  zu  vernichten;  ein  Vorschlag,  der  die  Probe  der  praktischen  Anwendung 
noch  nicht  bestanden  hat. 

2.  Vernichtung  der  im  Boden  liegenden  Puppen  durch  Überstauung 
der  Anlagen  mit  Wasser. 

3.  Ein  empfehlenswertes  Mittel  ist  Bespritzen  der  befallenen  Weiden 
mit   einer   Giftflüssigkeit.     Gute   Erfolge    hat  man    mit   Uraniagrün    erzielt. 


Abb.    142.     Der  Hänßlersche  tragbare  Weidenkäferfangapparat. 


Zur  Bereitung  der  Spritzblühe  verrührt  man  erst  500  g  gelöschten  Kalk  und 
70  g  Uraniagrün  mit  wenig  Wasser  zu  einem  dünnen  Brei  und  verdünnt  dann 
allmählich  unter  Umrühren  mit  100  1  Wasser.  Zum  Spritzen  haben  sich  die 
von  Gebr.  Holder- Metzingen  hergestellten  „Uraniaspritzen"  besonders  bewährt, 
weil  sie  ein  Rührwerk  besitzen,  das  ein  ungleiches  Absetzen  der  Brühe  verhindert. 
Zweckmäßigerweise  beginnt  mari  mit  dem  Spritzen  zeitig  im  Frühjahre  und 
wiederholt  es  nach  Bedarf.  Da  die  Larven  auf  der  Unterseite  der  Blätter  sitzen, 
so  muß  man  darauf  achten,  daß  auch  die  Unterseite  von  der  Flüssigkeit  getroffen 
wird,  resp.  einen  gleichmäßig  feinen  Überzug  erhält.  Auf  den  Morgen  Weiden- 
kultur braucht  man  für  einmaliges  Spritzen  wenigstens  200  1  Spritzflüssig- 
keit.    (Lang.) 


286 


Coleoptera.   —   6.  Familienreihe:   Phytophaga. 


An  Birken. 

Von  den  an  Birken  vorkommenden  Blattkäfern  tritt  bisweilen  in  bedenklicher 
Massenvermehrung  auf  der  oben  schon  besprochene  gelbe  Weidenblattkäfer, 

Galeruca  (Lochmaea)  capreae  L. 

Ratzeburg  (S.  244)  beobachtete  die  Art  im  Harz  in  ungeheuerer  Menge 
an  Birken.  Der  junge  befallene  Birkenort  war  hart  mitgenommen,  und  an  vielen 
Stämmchen  war  nicht  ein  gesundes  Blatt  mehr.  Viele  gingen  ganz  ein,  andere 
kränkelten  noch.  5  Jahre  später  sind  an  demselben  Ort  wieder  eine  Menge 
Junger  Birken  durch  die  Käfer  und  Larven  gänzlich  zerstört  worden.  Das  häufige 
Vorkommen  an  Birken  veranlaßte  Ratzeburg,  den  Käfer  als  „Gelbbraunen 
Birkenblattkäfer"  zu  bezeichnen. 

Außerdem   kommen   bisweilen   noch   in  auffallender  Menge  auf  Birken  vor: 

Clytra  quadripunctata  L.  (länglich  walzenförmiger  Körper  von  8 — 11  mm 
Länge,  Flügeldecken  orangegelb,  je  i  Schulterpunkt  und  2  Makeln,  resp.  eine 
kurze  Querbinde,  schwarz  [Abb.  137 B]);  und  Melasoma  aenea  L.  (siehe  unten 
bei  Erlenschädlingen). 

An  Erlen. 
Der  wichtigste  Erlenschädling  unter  den  Blattkäfern  ist 
Agelastica  alni  L.  (Blauer  ErlenblattkäferV 

Imago:  Der  5 — 6  mm  lange  Käfer  ist  an  seiner  nach  hinten  verbreiterten  Gestalt,  semer 
stets  tief  stahlblauen  Färbung  und  den,  wie  bei  allen  Galerucinen,  nahe  beisammenstehenden 
Fühlern  leicht  zu  erkennen  (Abb.  137  L). 

Puppe  sehr  weich,  zart  und  hellgelb, 

Larve  von  dem  allgemeinen  warzigen  Typus  der  Chrysomelidenlarven,  schwarz,  ins  Grün- 
liche stechend,  mit  ziemlich  starker  Behaarung.  Kopf  ziemlich  flach,  mit  etwas  vertiefter 
Stirn.  Dicht  hinter  den  kurzen  Fühlern  jederseits  ein  kleines  Punktauge.  Die  drei  die  starken 
Beine  tragenden  Brustringe  sowohl,  wie  die  Hinterleibsringe  jeder  mit  einer  sehr  deutlichen  Quer- 
furche, vor  und  hinter  welcher  zwei  glänzende,  aus  zwei  länglichen  Wärzchen  bestehende,  be- 
haarte Querleisten  erscheinen.  Luftlöcher  am  Grunde  von  aus-  und  einziehbaren  Kegelwarzen, 
unter  denen  sich  noch  eine  behaarte  Warze  befindet,  so  daß  der  Rand  des  Leibes  von  oben  ge- 
sehen wie  gezähnt  erscheint.  Letzter  Ring  mit  einer 
grünen,  den  After  umschließenden  Haftscheibe.  Länge 
Dis    12  mm. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  — 
Der  blaue  Erlenblattkäfer  ist  über  ganz  Europa 
verbreitet,  überall  sehr  gemein.  Die  Haupt- 
fraßpflanze ist  die 'ExXq  (Alnus  giutinosüj  incana 
und  auch  die  fremden  Erlenarten),  daneben 
wird  er  bisweilen  (wenigstens  als  Käfer)  auch 
auf  Pappeln  und  Weiden  angetroffen  (Ratze- 
burg S,  244). 

Der  Käfer  überwintert  in  der  Boden- 
decke unter  Moos  und  Laub  und  erscheint 
im  Frühjahr  nach  der  Entwicklung  des  Laubes 
auf  den  Blättern,  um  dort  zu  fressen  (Löcher- 
fraß) und  sich  zu  begatten.  Das  befruchtete 
l'^^SÄrseiinÄt:  ?  -h»""  -"^  ^'-k  a»,  .0  daß  die  Flügel- 
blattes.  —  Original  (phot.  Scheidterj.      decken  den  Hinterleib  nur  unvollständig  bedecken. 


Blattkäfer  an  Erlen. 


287 


Es  legt  seine  dottergelben  ovalen  Eier  an  die  Unterseite  der  Blätter  in  Partien 
von  ca.  70  Stück,  dicht  aneinander  gereiht,  in  einschichtigen  Platten  ab  (Abb.  143). 
Die  Eiablage  zieht  sich  über  etwa  5  —  6  Wochen  hin,  in  vi^elcher  Zeit  im  ganzen 
6—900  Eier  produziert  werden  (Scheidter  190g).  Nach  dem  erfüllten  Fort- 
pflanzungsgeschäft stirbt  das  $  ab.  Je  nach  der  Temperatur  kommen  nach 
5  —  12  Tagen  Eiruhe  die  jungen  Larven  aus.  Zunächst  benagen  sie  nur  die 
Epidermis  oberflächlich,  später,  wenn  sie  größer  sind,  fressen  sie  das  ganze 
Parenchym  heraus,  die  Blätter  skelettierend. 

Nach  dem  Ausschlüpfen  bleibt  zunächst  die  ganze  Familie  eng  beisammen; 
nachdem  sie  aber  das  i.  Blatt  abgefressen  und  ein  anderes  aufsuchen  muß, 
teilt  sie  sich  in   2 — 3  Gruppen  (Abb.  144).     Im  zweiten  Stadium  findet  man  nur 


Abb.    144.     Larven  von  Agelastica  alni  L.  (Erlenblattkäfer),  auf  der  Unterseite  eines  Erlenblattes 
fressend.   —  Original  (phot.  Scheidter). 


noch  wenige  Larven  zusammen  fressend,  und  im  dritten  fressen  sie  fast  durchwegs 
einzeln  (Scheidter).  Nur  vor  den  Häutungen  sammeln  sie  sich  wieder  zu 
größeren  oder  kleineren  Gruppen.  Die  Larve  häutet  sich  3 mal,  und  ist  dann 
jedesmal  am  ganzen  Körper  schön  gelb;  bald  aber  dunkeln  die  Warzen,  der 
Kopf  usw.  nach  und  in  Kürze  ist  der  ganze  Körper  der  Larve  wieder  glänzend 
tiefschwarz. 

Da  die  Eiablage  sich  über  mehrere  Wochen  hinzieht,  so  triflt  man  im 
Sommer  gleichzeitig  die  verschiedensten  Stadien  (junge  und  fast  ausgewachsene 
Larven)  nebeneinander  an.  Ende  Juli  bis  August  gehen  die  ausgewachsenen 
Larven,   die   nach  Art   der  Spannerraupen  kriechen,   in  die  Erde  und  verwandeln 


283  Coleoptera.  —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

sich  in  ovalen  Höhlen,  dicht  unter  der  Oberfläche  des  Bodens,  zu  zarten,  hell- 
gelben, oben  steif  behaarten  Puppen,  aus  denen  bereits  einige  Wochen  später 
die  Imagines  schlüpfen.  Diese  steigen  nochmals  zu  den  Blättern  auf  und  fressen 
an  ihnen  so  lange,  bis  der  Frost  eintritt.  Dann  gehen  sie  wieder  zu  Boden, 
um,  ohne  vorherige  Begattung,  in  der  Bodendecke  unter  Moos  usw.  zu  über- 
wintern.    Es  liegt  also  nur  eine  einjährige  Generation  vor. 

Als  natürliche  Feinde  kommen  in  Betracht:  ein  Histeride  (Stutzkäfer) 
Hisier  helluo  Truqui,  der  auf  die  Larve  Jagd  macht  (Bickardt  bei  Scheidter); 
ferner  beobachtete  Scheidter  ständig  2  Arten  kleiner  Tachinen,  die  ihre  Eier  auf 
die  Larven  ablegten.  (Baer  nennt  als  Tachine  Meigenia  bisignata  Mg.)  Die  Eier 
von  Agelasiica  werden  nach  den  Beobachtungen  des  gleichen  Autors  von  Blatt- 
läusen bis  zu  90  *^/o  ausgesaugt  und  vernichtet. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Agelasiica  alni  ist  überall  häufig  und  man 
wird  selten  Erlen  ohne  ihre  Fraßspuren  finden.  Bei  älteren  Erlenstämmen 
und  Büschen  macht  sich  der  Schaden  eines  starken  Fraßes  hauptsächlich  in 
Zuwachsverlust  geltend,  und  vielleicht  noch  darin,  daß  die  befallenen  Pflanzen 
für  sekundäre  Schädlinge  empfänglicher  gemacht  werden.  (Bei  sehr  starkem 
Fraß  suchen  sich  die  Bäume  durch  Bildung  von  Ersatztrieben  zu  helfen,  biingen 
es  aber  häufig  nur  zu  Halbtrieben  oder  einzelnen  Blättern,  wie  Ratzeburg 
W.  n  250  abbildet.) 

Betrifft  der  Befall  junge  Pflanzen  in  Saatbeeten  und  Kulturen,  so  kann 
der  Fraß  das  Absterben  der  Pflanzen  bedeuten,  zumal  die  Larven  nach 
völliger  Skelettierung  der  Blätter  auch  die  Rinde  angreifen  und  diese  in  weiter 
Ausdehnung  abnagen.  Eine  größere  forstliche  Bedeutung  erlangt  die 
Agelasiica  also  nur  als  Kulturschädling. 

In  der  Literatur  finden  sich  verschiedentlich  Angaben  über  größere 
Kalamitäten  resp.  Schäden  in  Pflanzgärten  und  Kulturen  (Dohse  1885,  Bock  1892, 
Sedlaczek  1908).  Auch  Smits  van  Bürgst  berichtet  über  großen  Schaden 
in  Erlenkulturen  in  Holland  (1908,  S.  192). 

Bekämpfung.  —  In  weniger  ernsten  Fällen  kann  man  durch  Abklopfen 
der  Käfer  auf  Tücher  oder  Abfangen  mittels  Netz  oder  Schöpfer  manches 
erreichen.  Bei  ausgedehnterem  Befall  in  Kuhuren  empfiehlt  sich  Bespritzen  mit 
Uraniagrün  oder  mit  i^/g  —  Seiger  Tabakeytrakt- Lösung.  Beete  können  durch 
Gräben  vor  zuwandernden   Käfern  geschützt  werden. 

^y^^    Melasoma  aenea  L. 

Außer  der  blauen  Agelasiica  triff^t  man  auf  Erlen  häufig  noch  einen  anderen 
Blattkäfer  an,  der  durch  seine  schmälere,  nach  hinten  wenig  verbreiterte  Gestalt, 
seine  meist  metallisch  grüne  Färbung  der  Oberseite  (es  kommen  allerdings  auch 
blaue  und  kupferrote  Exemplare  vor)  und  durch  die  an  der  Basis  weiter  ent- 
lernten Fühler  von  der  ersteren  leicht  zu  unterscheiden  ist:  es  ist  dies  Melasoma 
aenea  L.  Er  tritt  im  allgemeinen  weit  weniger  zahlreich  auf  als  der  blaue  Erlen- 
blattkäfer, wenngleich  auch  er  zuweilen  zu  starker  Vermehrung  gelangen  kann. 
Ratzeburg  beobachtete  einen  Massenfraß  im  südlichen  Harz,  und  Keller  (1917) 
berichtet  ausführlich  über  ein  Massenvorkommen  in  dem  schweizerischen  Kanton 
Tessin.    „Im  Val  Campo  war  ein  Grauerlenbestand  von  ca.   20  ha  so  vollkommen 


Blattkäfer  an  Erlen  und  Ulmen. 


289 


befressen,  daß  von  den  meisten  Bäumen  buchstäblich  kein  einziges  grünes  Blatt 
mehr  vorhanden  war." 

Die  Lebensweise  ist  ganz  ähnlich  wie  von  Agelaslica  alni:  Eiablage  auf 
der  Blattunterseite  in  kleineren  oder  größeren  einschichtigen  Eiplatten ;  die  Larven 
benagen  zuerst  nur  die  Epidermis  der  Unterseite,  dann  skelettieren  sie  die 
Blätter  und  fressen  Löcher.  Der  Käfer  benagt  das  Blatt  gewöhnlich  vom  Rande 
her,  indem  er  die  Einbuchtung  zwischen  zwei  Blattzähnen  vertieft  und  gegen  die 
Mittelrippe  hin  vordringt. 

Als  natürliche  Feinde  beobachtete  Keller  Syrphidenlarven,  welche 
die  Käferlarven  massenhaft  verzehrten.  „Die  mit  dem  spitzen  Vorderende  umher- 
tastenden Fliegenlarven  leben  unter  den  il/«?/a^öOTß-Larven,  welche  oft  ganz  harmlos 
über  den  Körper  ihres  Feindes  hinweglaufen;  plötzlich  werden  sie  erfaßt,  auf 
der  Bauchseite  zwischen  Brust  und  Abdomen  angebohrt,  und  unter  eigentümlichen 
Pumpbewegungen  ihr  Leibesinhalt  ausgesogen." 


Abb. 


[45.     Galeruca  (Galerucella)  luteola  Müll.  (Ulmenblattkäfer), 
a  Imago,  b   Larve,  c  Eihaufen.   —  Nach  Glenn. 


An  Ulmen. 


An   Ulmen  tritt  eine    Galeruca  oft 
Bäume  entblätternd,  nämUch 


ungeheuerer  Menge   auf,    die   ganzen 


'  ,'■  Galeruca  (Galerucella)  luteola  Müll. 

Imago:  Diese  Art  steht  der  oben  genannten  G.  lincola  F.  sehr  nahe,  läßt  sich  aber  von 
ihr  durch  die  schwarzen  Stirntuberkeln  und  durch  eine  breite  schwarze  Längsbinde  nahe  am 
Seitenrand  der  Flügeldecken  leicht  unterscheiden  (Abb.  145).  Die  überwinternden  Käfer  be- 
kommen meist  eine  viel  dunklere  Färbung,  so  daß  die  schwarzen  Längsbinden  sich  kaum  mehr 
abheben. 

Puppe:  Die  Puppe  ist  hellorange-gelb,  mit  stark  gewölbtem  Rücken,  welcher  mit  Quei- 
reihen  kräftiger  Härchen  besetzt  ist. 

Larve:  Die  Larve  (Abb.  145b)  ist  nach  dem  gewöhnlichen  Chrysomeliden-Typus  gebaut. 
Sie  ist  bis  zur  zweiten  Häutung  schwarzbraun  und  bekommt  nach  dieser  zwei  gelbe  Längsstriche 
Escherich,   Forstinsekten.      II,   Bd.  "9 


290 


Coleoptera.   —   6.   Familienreihe:   Phytophaga. 


auf  dem  Rücken  und  einen  breiteren  an  jeder  Seite.  Vorderbrust  mit  einem  doppelten  Chitinschilde. 
Die  beiden  anderen  Brustringe,  sowie  die  Hinterleibsringe  mit  drei  Längsreihen  querer  Chitin- 
schildchen,  welche  auf  jedem  Ringe  wieder  zwei  Querreihen  bilden,  zu  denen  seitlich  noch  Haar- 
wärzchen hinzutreten. 

Eier:  Orangegelb,  spindelförmig,  mit  dem  dickeren  Ende  an  der  Unterlage  aufsitzend 
(Abb.  145  c). 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Der  Ulmenblattkäfer  ist  über  den 
größten  Teil  von  Europa  verbreitet;  er  findet  sein  Optimum  jedoch  in  den  süd- 
licheren Teilen  (Süddeutschland,  Österreich,  Frankreich,  Italien).  In  den 
dreißiger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  (1834)  wurde  er  nach  Nord-Amerika 
verschleppt,    wo    er    sich    rasch    akklimatisierte    und  zu   einer   schweren    Kalamität 


i 


Abb.    146.     Galeruca  luteola  Müll. 


A  Löcherfraß  des  Käfers,  B  Skelettfraß  der  Larven. 
Nach  Feit. 


wurde,  die  heute  noch  anhält.  —  Die  Fraßpflanze  ist  die  Ulme  {Ulmus  cam- 
pestns  L.  und  effiisa  W.). 

Die  Lebensweise  wurde  von  amerikanischen  Entomologen  eingehend 
studiert.  Der  Käfer  überwintert  in  allen  möglichen  Schlupfwinkeln,  in  Rinden- 
ritzen, in  Spalten,  in  Zaunpfählen,  Telegraphenstangen,  in  benachbarten  Wohn- 
häusern, besonders  in  den  Dachböden  usw.  Nach  Laubausbruch  verlassen  sie 
ihre  Winterverstecke,  um  in  die  Krone  der  Bäume  zu  fliegen  und  von  Blättern  zu 
fressen  (Löcherfraß)  (Abb.  146  A).  Nach  der  dort  stattfindenden  Copula  legt  das  ? 
ihre  spindelförmigen  gelben  Eier|_in  2 — 3  dichten  Reihen  an  die  Unterseite  der 
Blätter  (Abb.  145  c).     Jedes  Häufchen  enthält  ca.    10 — 25   oder  mehr  Eier.     Zur 


Blattkäfer  an   Ulmen.  2qi 

gesamten  Eiablage  braucht  das  2  2 — 3  Wochen.  Die  Gesamtzahl  der  Eier  beträgt 
600—700.  —  Nach  5—6  Tagen  (bei  kaltem  Wetter  i — 2  Wochen!)  schlüpfen  die 
kleinen  Larven  aus,  welche  die  Blätter  skelettieren  (Abb.  146  B)  und  sehr  rasch 
wachsen,  so  daß  sie  schon  in  2  Wochen  ausgewachsen  sind.  Die  ausgewachsenen 
Larven  steigen  am  Stamm  herab  oder  lassen  sich  einfach  herabfallen,  um  sich 
an  seiner  Basis  zu  verpuppen  (in  Rindenritzen,  oder  auch  in  Bodenspalten  usw.). 
Die  Puppenruhe  ist  sehr  kurz  (5 — 6  Tage).  Die  Zahl  der  Generationen  ist  je 
nach  den  klimatischen  Verhältnissen  verschieden.  Nach  Glenn  macht  der  Käfer 
in  Ithaka  (Nord- Amerika)  gewöhnlich  nur  i  Generation,  nach  Feit  in  Albany  ge- 
wöhnlich 2 — 3;  nach  Heeger  können  die  Generationen  sogar  bis  auf  4  steigen. 

Als  vermehrungshemmende  Faktoren  kommen  folgende  in  Betracht: 
Ein  Pilz,  Sporotrichum  eniomophilum  Peck.  befällt  die  überwinternden  Käfer.  In  ihren 
Verstecken  werden  die  Käfer  auch  von  Kröten  aufgesucht  und  stark  dezimiert 
(i  Kröte  verzehrte  nach  Feit  in  i  Stunde  50  Käfer!).  Zahlreiche  Raubinsekten 
machen  auf  die  Käfer  und  ihre  Larven  Jagd,  wie  Laufkäfer,  die  Fliege  Cyrtoneura 
stabulans  Fall.,  Wanzen  u.  a.  —  Der  Hauptfeind  aber  scheint  ein  kleiner  Eiparasit 
(Schlupfwespe)  zu  sein,  den  Marchai  in  Frankreich  entdeckte  und  der  vielerorts 
einen    großen  Prozentsatz   der  Eier   abtötet:    Tetrastichus    xanthomelaenae  Marchai. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  Ulmenblattkäfer  kann  sich  zeitweise  zu  so 
ungeheueren  Massen  vermehren,  daß  ausgedehnter  Kahlfraß  verursacht  werden 
kann.  Es  werden  hauptsächlich  Parkanlagen  befallen.  Größere  Kalamitäten 
werden  berichtet  aus  der  Umgebung  von  Wien  (Leinweber,  Heeger,  Nörd- 
linger),  aus  Genf  (Davail),  aus  dem  Rhonedelta  (Nördlinger)  und  aus  Astrachan 
(Jakowlew).  Verfasser  selbst  beobachtete  einen  völligen  Kahlfraß  an  den  uralten 
Ulmen  bei  der  Orangerie  in  Straßburg.  Die  Bäume  sahen  vollständig  verdorrt 
und  abgestorben  aus.  Die  überwinternden  Käfer  waren  in  centimeterdicken  Schichten 
am  Grund  der  Stämme  angesammelt.  Doch  im  folgenden  Jahr  war  der  Fraß 
so  unbedeutend,  daß  man  kaum  mehr  etwas  davon  merkte.  —  War  es  der  Ei- 
parasit, der  so  verheerend  wirkte?  Ich  habe  leider  damals  (1902)  die  Sache 
nicht  näher  verfolgt. 

Daß  Parasiten  bei  der  Niederhaltung  der  Vermehrung  eine  wesentliche 
Rolle  spielen,  scheint  daraus  hervorzugehen,  daß  in  Nord- Amerika,  wohin  der 
Käfer  ohne  seine  natürlichen  Feinde  eingeführt  wurde,  die  bei  uns  nur  sporadisch 
auftretende  Massen  Vermehrung  zu  einer  kontinuierlichen  geworden  ist.  Dort 
ist  der  Ulmenblattkäfer  („elm  leaf  beetle")  eine  ständige  schwere  Kalamität. 
Tausende  der  schönsten  Ulmen  in  den  Parks  und  Alleen  sind  durch  die 
immer  wiederkehrenden  Angriffe  des  Schädlings  zum  Absterben  gebracht! 
Große  Summen  Geldes  werden   dort   alljährlich    für   die  Bekämpfung  ausgegeben. 

Bekämpfung.  —  Bei  uns  ist  eine  Bekämpfung  kaum  notwendig,  da  die 
Massenvermehrung  meist  nur  von  kurzer  Dauer  ist.  Anders  in  Amerika,  dort 
ist  eine  energische  Bekämpfung  dringendes  Gebot.  Als  wirksames  Mittel  hat 
sich  dort  das  Bespritzen  der  befallenen  Bäume  mit  Bleiarsenat  bewährt. 
Die  Bäume  sollen  womöglich  zweimal  bespritzt  werden :  zum  erstenmal  bei  Laub-, 
ausbrwch,  um  die  Käfer  noch  vor  der  Eiablage  zu  töten,    und  sodann  nochmals 

19* 


202  Coleoptera.   —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

wenn  die  Larven  fressen.  Natürlich  bedarf  man  zum  Bespritzen  der  hohen 
Bäume  besonders  kräftiger  Spritzen,  wie  ich  sie  im  I.  Band,  S.  356  beschrieben 
habe.  Der  Erfolg  des  Spritzens  ist  ein  durchschlagender,  wie  ich  mich  selbst  in  ver- 
schiedenen amerikanischen  Städten  überzeugen  konnte.  In  denjenigen  Städten,  in 
denen  gespritzt  wurde,  standen  die  Ulmen  in  schönstem  Laub  da,  während  in  anderen 
Städten,  die  das  Spritzen  unteriassen  hatten,  nur  noch  Baumruinen  zu  sehen  waren. 

Nächst  dem  Spritzen  könnte  man  noch  an  eine  Vernichtung  der  über- 
winternden Käfer  in  ihren  Verstecken  denken.  Davail  hat  vorgeschlagen, 
den  zur  Verpuppung  in  den  Boden  gehenden  Larven  einen  20  cm  breiten,  auf 
dem  Boden  um  den  Baum  herum  gelegten  Ring  von  frischem  Moose  als  be- 
quemen ersten  Schlupfwinkel  darzubieten,  und  sie  dann  mit  diesem  zusammen 
zu  verbrennen.  Er  hat  auch  Versuche  in  dieser  Richtung  gemacht,  die  nicht 
ohne  Erfolg  waren.  Doch  hat  diese  Methode  den  Nachteil,  daß  man  wohl  stets 
nur  eines  Bruchteiles  der  Schädlinge  habhaft  werden  wird. 

In  Amerika  hat  man  in  der  letzten  Zeit  auch  Versuche  einer  biologischen 

Bekämpfung    begonnen,    indem    man    den    Marchalschen    Eiparasiten    aus 

Frankreich  einzuführen  unternahm.     Wie  weit  diese  Versuche  gediehen  sind  und 

ob  sie  zu  einem  greifbaren  Resultat  geführt  haben,  darüber  ist  mir  zurzeit  nichts 

Näheres  bekannt. 

Anhang. 

Beiläufig  sei  hier  noch  wegen  seiner,  von  derjenigen  der  übrigen  Blattkäfer  abweichenden 
Art  der  Eierablage  erwähnt   der  Schneeball-Blattkäfer, 

1/  /X'        Galeruca  (Galerucella)  viburni  Payk., 

ein  der  eben  genauer  beschriebenen  Gal.  bdeola  Schrk.  ähnlicher,  brauner  Käfer,  der  sich  von 
dieser  Art  durch  den  großen  Kopf,  den  Mangel  der  schwarzen  Doppelschwiele  auf  der  Stirn, 
die  Abwesenheit  der  dunklen  Längsbinde  auf  den  Flügeldecken  und  deren  dichte  gelbe  Behaarung 
leicht  unterscheiden  läßt.  Er  lebt  häufig  auf  Viburnum  opuliis  L. ,  V.  lantana  L.  und  im 
Süden  wohl  auch  auf  dem  immergrünen  V.  tinus  L.,  wird  in  den  Gärten  mitunter  durch  seinen 
Kahlfraß,  infolgedessen  sogar  die  jungen  Triebe  vertrocknen  können,  auftällig.  Er  legt  seine  Eier 
zu  4 — 12  Stück  in  eigens  dazu  an  den  jungen  Trieben  bis  auf  das  Mark  genagte  und  mit  Nage- 
spänen verklebte  Löcher,  wo  sie  überwintern.  Es  sind  bis  vierundzwanzig  solche  Löcher  in  einer 
Reihe  beobachtet  worden. 

An  Eiche. 

Der  wichtigste  Eichenschädling  unter  den  Blattkäfern  ist 
;  /C-'f  Haltica  quercetorum  Foudr.  (Der  Eichenerdfloh). 

Imago:  Der  blau  oder  blaugrün  gefärbte  ca.  4  —  5  mm  Käfer  (Abb.  137  K)  ist  an  den 
Sprungbeinen,  bezw.  seinem  Springvermögen  leicht  zu  erkennen. 

Larve  von  dem  gewöhnlichen  Habitus  der  warzigen  Chrysomelidenlarven,  schwärzlich, 
mit  glänzendem,  grob  punktiertem  und  dünn  behaartem  Kopfe  und  kurzen  Fühlern.  Vorderbrust 
mit  stärker  chitinisiertem  Schilde  auf  dem  Rücken,  Mittel-  und  Hinterbrust  mit  einer  doppelten 
Querreihe  großer,  hellere  Haare  tragender  Warzen  besetzt,  jederseits  über  der  Einlenkung  der 
starken  Beine  eine  besonders  große.  Die  Hinterleibsringe  gleichfalls  mit  Warzenquerreihen,  welche 
auf  den  letzten  schwächer  werden.     Länge  ungefähr  5 — 7  mm. 

Puppe  gedrungen,  schmutzig  gelb,  mit  schwarzen  Augen  und  zwei  schwarzen  Enddornen. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Durch  das  ganze  mittlere 
Europa    verbreitet,  i)       Die    Hauptfraßpflanze    ist    Eiche,     und    zwar    soll     nach 


^)    In    Schweden    scheint  H.  quercetorum    durch    H.   saliceti  Weise    vertreten    zu    sein 
(Kemner   1919). 


Blattkäfer  an  Eiche. 


293 


AI  tum    die   Stieleiche    bevorzugt    werden.      Gelegentlich    kommt    die    Haltica    als 
Käfer  auch  an  anderen  Laubhölzern  vor,  wie  an  Erle,   Hasel,  Buche. 

Der  Käfer  überwintert  in  der  Bodendecke  oder  in  Rindenritzen,  erwacht 
im  Frühjahre  beim  Laubausbruche  aus  dem  Winterschlaf,  urd  die  Weibchen 
legen  dann  nach  der  Begattung  ihre  Eierhaufen  an  die  Unterseite  der  jungen 
Blätter,  welche  alsbald  von  den 
jungen  Larven  befressen  wer- 
den. Anfangs  lassen  diese  die 
Epidermis  der  Oberfläche  noch 
stehen  (Abb.  147),  in  vor- 
gerückterem Alter  wird  aber 
auch  sie  zerstört,  und  es 
bleiben  dann  nur  noch  die 
Blattrippen  übrig.  Die  skelet- 
tierten  Blätter  bräunen  und 
kräuseln  sich,  so  daß  bei 
starkem  Fräße  der  Bestand  das 
Ansehen  „eines  durch  die 
Flammen  eines  Lauffeuers  ver- 
sengten Eichenortes"  erhält. 
Dieser  Fraß  dauert  ungefähr 
bis  zum  Juli,  zu  welcher  Zeit 
die  erwachsenen  Larven  sich 
in  der  Bodendecke  oder  in 
Rindenritzen  verpuppen  und 
nach  etwa  14  Tagen  die  Käfer 
liefern,  welche  nun  vom  August 
bis  zum  Eintritt  der  Fröste  das 
Fraßgeschäft  der  Larven  fort- 
setzen und  sich  endlich  in  die 
Winterverstecke     zurückziehen. 

Forstliche  Bedeutung. 
—  In  manchen  Jahren  und  an 
manchen  Orten  ist  es  zu 
solchen  Massenvermehrungen 
gekommen,  daß  ausgedehnte 
Bestände  so  stark  befressen 
wurden,   daß   sie  wie  verdorrt 

aussahen.  Kein  Alter  wird  verschont:  junge  Saatpflanzen,  Stangenhölzer  und  Alt- 
hölzer werden  befallen.  Bedenklichen  Schaden  richtet  der  Erdfloh  nur  in  Pflanz- 
gärten an  jungen  Pflanzen  an,  die  durch  die  völlige  Beraubung  des  Blattgrüns 
zum  Absterben  gebracht  werden  können.  Größere  Kalamitäten  werden  berichtet 
von  Kellner  (1820),  Taschenberg,  Ratzeburg,  Altum  (1878)  und  Smits 
van  Bürgst  (1908,  S  196).  Verfasser  beobachtete  einen  starken  Fraß  an  jungen 
Saatpflanzen  in  Sachsen. 


Abb.   147.     Eichenblatt  von  Haltica  quercetorum  Foudr. 
skelettiert.     Verkleinert.  —  Phot.  Scheidter. 


2QA  Coleoptera.  —  6.   Familienreihe:  Phytopliaga. 

Bekämpfung.  —  Eine  Bekämpfung  des  Eichenerdfiohs  wird  nur  beim  Befall 
junger  Pflanzen,  in  Saat-  und  Pflanzgärten,  notwendig  werden.  Die  Bekämpfung 
kann  auf  mechanischem  oder  chemischem  Wege  unternommen  werden. 
Die  mechanische  Bekämpfung  besteht  in  einem  Abfangen  der  Käfer  mittels 
„Teerschlitten"  (siehe  Bd.  I,  S.  379)  oder  „Klebefächern".  Letztere  be- 
stellen aus  größeren  Pappstücken,  die  an  einem  Stiel  befestigt  und  beiderseits 
mit  Leim  bestrichen  sind.  Man  geht  mit  diesen  Fächern  (in  jeder  Hand  einen) 
durch  die  Pflanzenreihen  durch  und  hält  sie  so,  daß  die  von  den  angestoßenen 
Pflanzen  abspringenden  Erdflöhe  an  den  Fächer  gelangen,  wo  sie  kleben  bleiben. 
Die  chemische  Bekämpfung  besteht  in  einem  mehrmaligen  Bespritzen  der 
jungen  Pflanzen  mit  Uraniagrün  (siehe  oben  S.  285,  bei  Weiden-Blattkäfer).  Diese 
Bekämpfung  ist  vor  allem  da  angezeigt,  wo  es  sich  um  eingezäunte,  dem  Wild 
unzugängliche  Pflanzgärten  handelt. 

An  Kiefern. 
An    Nadelholz    sind    Blattkäfer    relativ    selten.      An    der    Kiefer    kommen 
einige  Arten  vor,  die  in  forstlich  beachtenswerter  Weise  auftreten  können: 

Cryptocephalus  pini  L.  (Der  gelbe  Kiefernblattkäfer). 

Imago:  An  der  glänzend  lehmgelben  Färbung  und  der  walzenförmigen  Gestalt  leicht 
zu    erkennen  (siehe  oben  Abb.  137  C). 

Larve:  Über  die  Larve  ist  noch  wenig  bekannt.  Die  Cryptocephalus -l.a.iven  sind  da- 
durch ausgezeichnet,  daß  sie  in  einem  Larvensack  stecken,  der  größtenteils  aus  dem  eigenen 
Kot  aufgebaut  wird.  Schon  um  das  frisch  gelegte  Ei  wird  eine  Art  Kotmantel  gelegt,  den  die 
ausschlüpfende  Larve  beibehält  und  ihrem  "Wachstum  entsprechend  ausbaut  und  vergrößert.  Der 
Larvensack  ist  zylindrisch  nach  vorne  etwas  verengt  und  zeigt  ziemlich  regelmäßige  Längsrippen 
(Ros  en  hauer).  Die  Larve  steckt  in  dem  Sack,  den  Hinterleib  gegen  die  Brust  gekrümmt  und 
kann  ihn  nur  bis  zum  i.  Hinterleibsring  verlassen.  Kopf  und  das  Chitinschild  auf  der  Vorder- 
brust sind  dunkelbraun  und  glatt.  Bei  ihrem  ruckweisen  Fortkriechen  trägt  sie  den  Sack  schräg 
aufgerichtet  mit  sich  herum. 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Über  Europa  verbreitet.  Hauptfraß- 
pfianze  Kiefer  [gemeine  Kiefer,  Seekiefer  (Perris),  Weymutskiefer  (Nördlinger)]; 
doch  auch  an  Fichte  und  Tanne  gefunden. 

Die  Lebensweise  ist  noch  wenig  erforscht.  Den  Käfer  findet  man  im 
Spätsommer  und  Herbst  (August  bis  Oktober),  am  häufigsten  an  schlecht- 
wüchsigen  5  —  20jährigen  Kiefern.  Der  Fraß  betriftt  fast  ausschließlich  die  Unter- 
seite der  Nadeln,  an  welcher  der  Käfer  1  —  2  lange  Rinnen  ausfrißt.  Bei  der 
geringsten  Berührung  lassen  sich  die  Käfer  herabfallen  (daher  auch  die  Bezeich- 
nung „Fallkäfer").  Die  Begattung  findet  im  September  (Rosenhauer)  an  den 
Nadeln  statt.  Das  Weibchen  legt  immer  nur  einzelne  Eier  ab,  die  eine  Zeitlang 
in  den  am  hintersten  Segment  befindlichen  Eindruck  liegen  und  mit  Kot  bedeckt 
werden  (Scheidter).  Über  das  weitere  Schicksal  der  Eier  (Ort  der  Eiablage  usw.) 
ist  nichts  Näheres  bekannt,  ebensowenig  über  die  Entwicklung  und  den  Fraß  der 
Larve.  Nach  Analogie  mit  anderen  Cryptocephalinen  dauert  die  Entwicklung 
wahrscheinlich  mehrere  (2 — 3)  Jahre. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  Fraß  kann  so  überhand  nehmen,  daß  die 
befallenen  Pflanzen  bedenklich  aussehen  und  die  Nadeln  sich  bräunen.  Über 
Massenvorkommen  berichtet  Zimmer  (1835),  Perris  (1857)  und  v.  Panne- 
witz (1852),  Im  letzteren  Fall  trat  der  Oyptocephaius  im  Gefolge  von  Luperus 
tiriicola  auf  und   setzte   dessen  Beschädigung   fort.     Er  nagte    „an  den  äußersten 


Blattkäfer  an   Kiefer. 


295 


Spitzen  im  und  am  Quirl  der  Kiefern,  veranlaßte  das  Rotwerden  der  Spitzen  und 
das  Abfallen  der  Nadeln  an  diesen  Stellen,  sowie  endlich  eine  bedeutende  Harz- 
ausschwitzung  an  den  Knospen  der  Maitriebe".  Auch  in  den  Schleißheimer 
Kiefernbeständen  bei  München,  im  Nürnberger  Reichswald  wurde  Cryptocephalus 
des  öftern  in  großer  Zahl  beobachtet  (von  Scheidter).  Eine  bleibende  Be- 
schädigung oder  ein  Absterben  nach  Cryptocephalus-Yx2&  ist  aber  bisher  nicht 
beobachtet. 

Bekämpfung.  —  Eine  Bekämpfung  wird  kaum  notwendig  werden.  Der 
einzige  gangbare  Weg  (nach  unseren  heutigen  geringen  Kenntnissen)  wäre  das 
Abfangen  (Abklopfen  in  Tücher  oder  Schirme).  Da  sich  jedoch  der  Käfer  leicht 
fallen  läßt,  so  wird  auf  diese  Weise  nur  ein  kleiner  Teil  der  vorhandenen  Käfer 
abgefangen  werden  können. 

^/^i,Luperus  pinicola  Duft.  (Der  schwarzbraune  Kiefernblattkäfer). 
■^         Der    zu    den    Galerucinen    gehörende   kleine    (3— 4V2  mm)    Käfer   ist   an    seiner    Färbung 
( Halsschild,  Beine  und  Fühler  gelbrot,  Flügeldecken  schwarz)  leicht  zu  erkennen  (Abb.  137J). 

Vorkommen  und  Lebensweise.  —  Ltiperus  pi7iicola  ist  über  ganz  Mittel- 
europa bis  Schweden  verbreitet.  Seine  Fraßpflanze  ist  die  gemeine  Kiefer 
und  die  Weymutskiefer. 

Auch  von  diesem  Kiefernschädling  ist  die  Lebensweise  bisher  nur  sehr 
ungenügend  bekannt.  Der  Käfer  erscheint  viel  früher  als  der  vorherige;  man 
findet  ihn  von  Ende  Mai  bis  Ende  Juli  an  den  Nadeln  und  den  jungen  noch 
nicht  verhärteten  Trieben  fressend.  An  den  ersteren  frißt  er  unter- 
seits  Rinnen  aus,  ganz  ähnlich  wie  Cryptocephalus^  so  daß  das  Fraßbild  der 
beiden  kaum  zu  unterscheiden  ist 
(Abb.  148).  An  der  weichen 
Rinde  der  jungen  Triebe  frißt  er 
größere  oder  kleinere  Plätze,  vor 
allem  unterhalb  der  Basis  der 
Nadeln,  aus.  Im  August  ver- 
schwinden die  Käfer  meistens 
wieder.  Über  die  Larven- 
entwicklung und  den  Larven- 
fraß ist  nichts  Sicheres  bekannt. 
Die  Angaben  von  T  hier  seh 
(1829),  daß  die  ??  die  Knospen 
mit  Eiern  belegen  und  die  Larven 
unter  dem  Schutze  des  austreten- 
den Harzes  die  Knospen  aus- 
fressen, dürfte  wohl  auf  Verwechs- 
lung mit  Wicklerraupen  beruhen. 
Nach  Analogie  mit  anderen 
Luperus  -  Kxi&a.  ist  vielmehr  an- 
zunehmen, daß  das  9  seine  Eier 
in  die  Erde  an  Graspfianzen  legt 
und  die  Larven  sich  in  die  Erde 
begeben,  um  an  den  Wurzeln  der 
Gräser  zu  fressen. 

Forstliche      Bedeutung. 
—  Der  Luperus  scheint  schlecht-         ^^b.  148.    Rinnenfraß  voniLuperus  pinicola  Dft. 
wüchsige      10-     bis      20jährige  Nat.  Gr.  —    Aus  Koch  (phot.  Scheidter). 


2q5  Coleoptera.   —  6.  Familienreihe:  Phytophaga. 

Kiefern  zu  bevorzugen.  Hier  kann  er  so  zahlreich  auftreten,  daß  seine  Be- 
schädigungen nicht  ohne  Einfluß  auf  das  Befinden  der  befallenen  Pflanzen  bleiben. 
Es  werden  sogar  Fälle  berichtet,  in  denen  die  Pflanzen  eingingen  (von  Panne- 
witz). In  der  Literatur  werden  mehrfach  größere  Kalamitäten  erwähnt,  so  von 
V.  Pannewitz  und  Elias  (im  Regierungsbezirk  Liegnitz),  von  Judeich  (bei 
Tharandt),  und  von  AI  tum.  —  Verfasser  beobachtete  den  Käfer  in  den  schlecht- 
wüchsigen  Kiefernkultuien  bei  Bodenwöhr  in  der  Oberpfalz  in  solchen  Mengen, 
daß  kein  frischer  Trieb  zu  finden  war,  der  nicht  die  Fraßspuren  des  Käfers  ge- 
zeigt hätte.  Nördlinger  fand  den  Käfer  an  Weymutskiefern ,  deren  hand- 
langen Schossen  und  Nadeln  stark  benagt  waren,  so  daß  die  Schossen  durch 
Harzaustritt  litten  und  die  Nadeln  gerötet  waren,  als  ob  Feuer  darüber  ge- 
gangen wäre. 

Bekämpfung:    Wie  bei  der  vorigen  Art. 


Anhang. 
Der  Koloradokäfer. 
Chrysomela  (Doryphora,  Leptinotarsa)  decemlineata  Say. 

Wenn  wir  diesem  nichtforstlichen  amerikanischen  Schädling  hier  einige  Worte  widmen,  so 
geschieht  dies  aus  dem  Grunde,  weil  der  so  gefürchtete  Kartoffelfeind  sich  von  Zeit  zu  Zeit 
auch    bei   uns   in  Deutschland   einstellt   und   weil   es   dann    von   größter   Wichtigkeit   ist,    daß    er 

sofort  erkannt  und  mit  allen  Mitteln  bekämpft  wird. 
Zur  rechtzeitigen  Erkennung  zu  verhelfen,  kann  auch 
der  Forstmann  in  die  Lage  kommen. 

Der   9 — ii   mm    lange   Käfer   (Abb.  149a)    ist 
in    der  Körpergestalt   der  Melasoma  jwpuli  L.    recht 
ähnlich.      Er    besitzt    aber    eine     so    charakteristische 
Zeichnung,    daß   er    mit   keiner   anderen  bei    uns    vor- 
kommenden    Blattkäferart   verwechselt    werden    kann. 
Abb.    149.     Der  Coloradokäfer,  Chryso-       Die    Grundfarbe   ist    strohgelb  oder  orangerötlich;    auf 
mela  (Leptinotarsa)  decemlineata  Say.         dem   Halsschild    und    den  Flügeldecken    befindet   sich 
a  Imago,  b  Larve,  c  Puppe.  eine  schwarze  Zeichnung,  von  der  die   10  schwarzen 

Nach  Chittenden.  Längslinien    auf    den    Flügeldecken    besonders 

charakteristisch  sind. 
Die  Larve  (Abb.  149b)  ist  nach  dem  Chrysomeliden-Typus  gebaut,  mit  deutlich  ab- 
gesetztem Kopfe,  allmählich  an  Breite  zunehmenden  Brustringen  mit  kräftigen  Beinen  und  einem 
hochgewölbten,  nach  hinten  wieder  zugespitzten,  neungliederigen  Hinterleib.  Ihre  Grundfarbe 
ist  in  der  Jugend  ein  dunkleres,  im  Alter  ein  helleres,  mennigartiges  Rot,  von  dem  sich  die  stärker 
chitinisierten  Teile  als  schwarze  Zeichnungen  scharf  absetzen.  Schwarz  sind  der  Kopf,  die  einzelnen 
Beinglieder,  auf  der  hinteren  Hälfte  der  Vorderbrust  ein  queres,  in  der  Mitte  geteiltes  Schild,  jeder- 
seits  an  der  Mittel-  und  Hinterbrust  über  der  Einlenkung  der  Beine,  sowie  auf  den  sieben  ersten 
Hinterleibsringen  je  zwei,  an  jeder  Seite  zwei  übereinanderstehende  Längsreihen  bildende,  flache 
Warzen,  von  denen  die  obere  die  größere  ist,  auf  der  Oberseite  des  achten  und  neunten  Hinter- 
leibsringes ein  kleines  queres  Schild.  Neben  dem  After  jederseits  ein  Nachschieber.  Länge  bis 
12  mm. 

Die  Puppe  ist  einfach  gelbrötlich  mit  schwärzlichem  Dorn  am  letzten  Leibesringe.  Länge 
9  —  10  mm.     Sie  befindet  sich  in  der  Erde. 

Eine  Verwechslung  der  Larve  mit  irgend  einer  einheimischen,  auf  dem  Kartoffelkrauie 
lebenden  Larve  ist  völlig  unmöglich,  dagegen  sind  erfahrungsgemäß  die  ungemein  zahlreichen 
falschen  Gerüchte  über  ein  Auftreten  des  Coloradokäfers  in  Deutschland  dadurch  hervorgebracht 
worden,  daß  man  die  auf  dem  Kartoffelkraute  um  die  Mitte  des  Sommers  sehr  häufig  vor- 
kommenden, ebenfalls  rotgelb  und  schwarz  gezeichneten  Puppen  des  siebenpunktigen  Marien- 
käferchens oder  Herrgottsschafchens,  Cocctnella  Septem  punctata  L.,  für  die  Larve  des  Kolorado- 
käfers gehalten  hat.  Indessen  ist  eine  Verwechslung  für  den  nur  einigermaßen  in  der  Entomo- 
logie Bewanderten  leicht  zu  vermeiden,  da  es  sich  hierbei  um  eine  mit  dem  Hinterende  an  dem 
Kartoffelblatte  sitzende  wirkliche  Puppe  handelt.  Die  allerdings  in  der  P'orm  eine  gewisse 
Ähnlichkeit  mit  einer  Chrysomelidenlarve  zeigende,  auf  dem  Kartoffelkraute  von  Blattläusen 
lebende,  also  nicht  schädliche,  sondern  nützliche  Marienkäferlarve   kann   für    einen    aufmerksamen 


Koloradokäfer.  20  7 

Beobachter  gar  nicht  in  Betracht  kommen ,  da  sie  schiefergrau  ist  mit  drei  Paaren  vereinzelt 
stehender  korallenroter  Rückenflecke. 

Die  Eier  des  Koloradokäfers  haben  die  Gestalt  eines  Langbleies  und  sind  dottergelb. 

Lebensweise.  Die  Käfer  überwintern  entweder  in  der  Erde  in  ihrem  Puppenlager 
oder  sonstwo  in  der  Bodendecke.  Das  begattete  Weibchen  belegt  im  Frühjahr  die  Unterseite  der 
jungen  Kartoffelblätter  mit  Paketen  von  15  —  80  Stück  aufrecht  und  dicht  gedrängt  nebeneinander 
stehender  Eier  und  verteilt  diese  Pakete,  von  dem  ersten  Orte  der  Eierablage  geradlinig  fort- 
schreitend, auf  eine  ganze  Anzahl  verschiedener  Kartofifelpflanzen.  Im  ganzen  soll  ein  Weibchen 
500 — 1000  Eier  ablegen  können.  Käfer  sowohl  wie  ausschlüpfende  Larven  zerfressen  das 
Kartoffelkraut.  Die  erwachsene  Larve  begibt  sich  in  die  Ackerkrume,  wo  sie  in  einer  Tiefe  von 
4 — 15  cm  sich  in  einer  kleinen  Erdhöhle  verpuppt  und  in  den  Käfer  verwandelt.  Der  Eizustand 
dauert  ungefähr  8,  der  Larvenzustand  20,  die  Puppenruhe  16  und  das  Käferleben  bis  zur  neuen 
Eiablage  14  Tage;  es  nimmt  also  rund  gerechnet  die  einfache  Generation  8  —  9  Wochen  in  An- 
spruch. In  Amerika  tritt  erfahrungsgemäß  regelmäßig  allährlich  eine  dreifache  Generation  auf, 
wobei  die  Käfer  der  letzten  den  Boden  gewöhnlich  nicht  mehr  verlassen.  Bei  der  etwas  kürzeren 
Vegetationsperiode  der  Kartoffeln  in  unseren  Gegenden  dürfte  trotzdem  mit  Sicherheit  immer  auf 
eine  doppelte  Generation  zu  rechnen  sein. 

Der  Schaden  des  Koloradokäfers  besteht  in  einer,  und  zwar  bei  wiederholtem  Fräße  oft 
vollständigen  Zerstörung  des  Kartoffelkrautes.  Die  häufig  infolge  des  Fraßes  auftretende  völlige 
Mißernte  wird  also  nicht  etwa,  wie  man  im  Publikum  fälschlich  oft  annimmt,  duich  ein  Zerfressen 
der  Kartoffelknollen,  sondern  dadurch  hervorgebracht,  daß  die  ihrer  Assimilationsorgane  beraubte 
Kartoffelstaude  ihre  Knollen  nicht  ausbilden  kann.  Der  Schaden  ist  ein  so  sehr  beträchtlicher, 
weil  die  Vermehrung  des  Käfers  bei  den  mehrfachen  Generationen  innerhalb  eines  Sommers  unter 
der  Einwirkung  günstiger  Verhältnisse  (vor  allem  Fehlen  der  natürlichen  Feinde)  eine  geradezu 
kolossale  ist,  denn  ein  Weibchen,  das  im  Frühjahre  z.  B,  700  Eier  ablegte,  kann  in  der  zweiten 
Generation  schon  über  200000,  in  der  dritten  schon  über  80  Millionen  Nachkommen  haben. 

Heimat  und  Verbreitung.  Der  Koloradokäfer,  der  seinen  Namen  von  dem  ameri- 
kanischen Staate  Kolorado  trägt,  ist  daselbst  und  überhaupt  in  dem  Gebiete  des  Feisengebirges 
einheimisch,  wo  er  auf  einer  unserer  Kartoffel  verwandten  Nachtschattenart  lebt.  Als  sein 
Wohngebiet  besiedelt  und  daselbst  der  Kartoffelbau  eingeführt  wurde,  ging  er  plötzlich  auf  die 
Kartoffelstaude  über  und  rückte  nun  allmählich  dem  Kartoffelbau  nachgehend  weiter  und  ver- 
breitete sich  so  beinahe  über  ganz  Nordamerika, 

Einschleppung  in  Deutschland.  Der  Koloradokäfer  hat  sich  mehrmals  in  Deutschland 
gezeigt.  Zum  erstenmal  im  Jahre  1877,  wo  er  bei  Mühlheim  am  Rhein  und  an  der  Grenze 
des  Königreiches  Sachsen  (bei  Schildau)  auftrat.  Sodann  wieder  10  Jahre  später,  1887,  bei 
Torgau  und  bei  Meppen  in  Ostfriesland.  Endlich  ist  er  wieder  im  Jahre  1914  erschienen,  wo 
er  plötzlich  in  der  Nähe  von  Hamburg,  bei  Stade,  in  großen  Mengen  aufgetreten  ist.  Zweifellos 
beruhen  alle  diese  Infektionen  auf  Einschleppungen  und  zwar  sind  wohl  sicher  die  Käfer  selbst 
(nicht  die  Larven  oder  Eier)  eingeführt  worden.  Trotz  aller  Einfuhrverbote  und  Untersuchung 
ist  es  also  nicht  gelungen,  die  Einschleppung  eines  so  auffallenden  Insektes,  wie  es  der  Kartoffel- 
käfer ist,  zu  verhindern  (Reh   19 15). 

Bekämpfung.  —  Sobald  die  Anwesenheit  des  amerikanischen  Kartoffelkäfers  festgestellt 
ist,  heißt  es,  mit  allen  Mitteln  und  so  schnell  als  möglich  ihn  zu  vernichten,  damit  er  keine 
Gelegenheit  findet,  sich  hier  weiter  zu  entwickeln  und  zu  verbreiten  und  so  zu  einer  furchtbaren 
Geisel  der  deutschen  Landwirtschaft  zu  werden. 

Die  Bekämpfung  bei  der  letzten  Infektion  (1914)  wurde  von  der  Regierung  sofort  in  Angriff 
genommen  und  mit  aller  Energie  durchgeführt,  und  zwar  nach  den  Erfahrungen  bei  den  früheren 
EinschleppuDgen,  die  durch  Prof.  Gerstäcker  so  erfolgreich  bekämpft  wurden.  Es  sei  hier  der 
Vorgang  nach  der  Schilderung  Rehs  (19 15)  wiedergegeben:  Die  Verseuchung  erstreckte  sich  im 
Ganzen  auf  ca.  3  ha.  Die  Bekämpfung  bestand  zunächst  in  der  völligen  Absperrung  des  befallenen 
Gebietes,  dann  in  Absuchen  derKäfer  undLarven  durch  Arbeiter  und  Soldaten,  deren  Zahl 
allmählich  bis  auf  200  erhöht  wurde.  Die  Käfer  und  Larven  wurden  in  alten  Konservenbüchsen 
gesammelt  und  vernichtet  oder  konserviert.  Hierbei  stellte  sich  heraus,  daß  der  von  Käfer  und 
Larve  ausgeschiedene  Saft  ätzend  auf  die  Hände  der  Arbeiter  wirkte,  so  daß  sie  anschwollen 
und  mit  Salbe  behandelt  werden  mußten.  Später  wurden  zum  Schutz  Handschuhe  angezogen. 
Die  Anzahl  der  gesammelten  Insekten  muß  eine  ganz  gewaltige  gewesen  sein :  an  einem  Vor- 
mittag wurden  „Zehntausende"  abgesammelt,  später  wurde  sogar  von  „tonnenweise  gesammelten 
Käfern"  berichtet.  Das  abgesuchte  Kartoffelkraut  wurde  abgemäht,  in  Kalkgruben  eingeschüttet 
und  mit  Rohbenzol  übergössen.  Die  kahlen  Felder  wurden  mit  Kultivator  20  cm  tief  gelockert, 
nochmals  auf  Insekten  abgesucht  und  ebenfalls  mit  Rohbenzol  (5  1  auf  i  qm)  übergössen,  von 
dem  in  der  ganzen  Zeit  etwa  50C00  1  verbraucht  wurden.  Alle  befallenen  Felder  wurden  außer- 
dem mit  einem  je  25  cm  breiten  und  tiefen  Graben  umzogen,  dessen  Sohle  und  Außenwand 
ebenfalls  mit  Rohbenzol  begossen  wurden,  um    ein   Abwandern    der   Käfer   und   Larven    zu   ver- 


2qS  Coleoptera.   --6.  Faniilienreihe:rPhytophaga. 

hüten.  Alle  beim  Arbeiten  benützten  Geräte,  sowie  die  Stiefelsohlen  der  Arbeiter  wurden  vor 
Verlassen  der  Arbeit  desinfiziert.  Nach  Beendigung  der  ganzen  Bekämpfung  blieb  ein  Be- 
obachtungskommando noch  einige  Zeit  an  Ort  und  Stelle. 

Die  Kosten  der  ganzen  Bekämpfung  beliefen  sich  auf  etwa  60000  Goldmark. 

In  Amerika,  wo  es  sich  ja  nicht  um  die  Coupierung  eines  kleinen  lokalen  Anfanges, 
sondern  um  die  kontinuierliche  Bekämpfung  eines  stets  und  überall  vorhandenen  Schädlings 
handelt,  wird  der  Koloradokäfer  durch  Bespritzen  mit  Bleiarseniat  bekämpft  und  ziemlich 
im  Zaum  gehalten. 

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kr.  Bl.  IX,    I,  S.    161  — 169. 

Familie  Bruchidae  (Lariidae). 
Samenkäfer. 

Die  kleine  Familie  der  Samenkäfer  stellt  den  Übergang  von  den  Phy- 
tophagen  zu  den  Rhynchophoren  dar.  Bisher  wurde  sie  gewöhnlich  zu 
den  letzteren  gestellt  und  mit  den  Anthribiden  vereinigt,  denen  sie  habituell  sehr 
nahe  stehen,  auch  in  bezug  auf  die  Larve.  —  Die  nicht  gekeulten  Fühler,  das 
Vorhandensein  der  Nähte  an  Kopf  und  Vorderbrust  weisen  jedoch  den  Bruchiden 
ihren  Platz  bei  den  Phytophagen  an. 

Von  den  Cerambyciden  und  Chrysomeliden  unterscheiden  sich  die  Bruchiden 
durch  den  kleinen  Kopf,  die  meist  gesägten  Fühler  mit  schwach  entwickeltem, 
nicht  verdicktem  Basalglied,  konischem  oder  glockenförmigen  Halsschild  und  die 
breiten,  das  Pygidium  nicht  bedeckenden  Flügeldecken.  Der  Körper  ist  stets 
gedrungen  gebaut,  die  Oberseite  immer  fein  anliegend  behaart. 

Die  Bruchiden  sind  auch  biologisch  dadurch  scharf  charakterisiert,  daß 
alle  ihre  Entwicklung  im  Innern  von  Samen  durchmachen.  Am 
bekanntesten  ist  der  in  Erbsen  sich  entwickelnde  und  die  Erbsenernten  oft 
schwer  schädigende  Erbsenkäfer  Bruchis  {Laria)  pisorum  L. 

Forstlich  ist  nur  eine  Art  nennenswert: 
]fl^)^  Bruchus  (Spermophagus)  cisti  F.  (=  villosus  F.). 

^  '  Ein  kleiner,  schwarzer,  gleichmäßig  fein  behaarter  Käfer,  dessen  Fühler  nach  der  Spitze 
zu  gleichmäßig  verdickt  und  etwas  kürzer  als  der  halbe  Leib  sind.  Halsschild  quer,  ziemlich  trapez- 
förmig, mit  abgerundeten  Vorderwinkeln.    Beine  schwarz,   Schenkel  ungezahnt.    Länge  2  —  2,5  mm. 

Die  Larve  entwickelt  sich  in  den  Samen  von  Besenpfrienden  und  Akazien 
und  kann  bei  starkem  Auftreten  ausgedehnte  Samenzerstörungen  hervorrufen, 
besonders  in  ersteren,  wo  er  in  manchen  Jahren  in  so  ungeheuren  Mengen  vor- 
kommt, daß  unter  Hunderten  kaum  ein  gesundes  Körnchen  aufgefunden 
werden  kann. 

Die  forstliche  Bedeutung  ist  verschieden,  je  nachdem  die  Besenpfrieme 
als  ein  den  Kulturen  schädliches  Unkraut  auftritt  oder  aber  als  Bodenschutz  oder 
Bodenbedeckung  für  Pflanzen  dient:  im  ersteren  Falle  ist  der  Samenkäfer  als 
nützlich,  im  letzteren  als  schädlich  zu  betrachten.  Letzteres  gilt  auch  dort, 
wo  man  Samen  der  Akazie,  Robinia  pseudacacia  L.  zum  Zwecke  der  Pflanzen- 
erziehung gewinnen  will.     (AI tum  HL  S.    164.) 


TQQ  Coleoptera.   —   7.   Familienreihe :   Rynchophora. 

7.  Familienreihe:   Rynchophora. 

Durch  die  nahtlose  Verwachsung  der  Chitinplatten  am  Kopfe  und  Vorder- 
brust den  übrigen   Coleopteren  gegenüber  gut  abgegrenzt. 

Kopf  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  rüsselförmig  verlängert,  Fühler  meist  gekniet, 
nur  bei  einigen  kleineren  Gruppen  nicht  gekniet  (wenn  kein  Rüssel  vorhanden  bezw.  der  Kopf 
nur  ganz  wenig  vorgezogen  ist,  so  sind  die  Fühler  stets  gekniet  und  mit  deuthch  großer  Keule 
ausgestattet  [Ipidae]).     Tarsen  4 gliederig,    das  vorletzte  Glied   gewöhnlich  zweilappig. 

Auch  die  Larve  fast  aller  Rynchophoren  zeigt  einen  übereinstimmenden  sehr  charakte- 
ristischen Habitus:    bein-   und  augenlos,   bauchwärts  gekrümmt  und    meistens    farblos  (Abb.  150). 

Die  Rynchophoren  schließen  sich  an  die  letzte  Familie  der  Phytophagen,  die  Bruchiden, 
die  den  Übergang  zwischen  beiden  darstellen,  an.     Sie  lassen  sich  in  5  Familien  teilen: 

I.  Taster  der  Mittel-  und  Hinterkiefer  (Unterlippe)  fadenförmig,  frei,  Mittelkiefer 
mit  zwei  Laden,  Oberlippe  vorhanden,  wenn  auch  bisweilen  nur  sehr  klein. 
Fühler  stets  einfach,  nicht  gekniet  (Abb.  15  lA).  Rüssel  meist  kurz  und 
breit  (Abb.  152A),  oder  wenn  länger,  gegen  die  Spitze  deutlich  verbreitert 
(Abb.    152  B).     In  letzterem  Fall  auch  das  Pygidium  stets  bedeckt     ...     2 

—  Taster  der  Mittel-  und  Hinterkiefer  (Unterlippe)  kurz  kegelförmig,  Mittelkiefer 
mit  nur  einer  Lade  (Ausnahme  Platypodidae),  Oberlippe  fehlt;  Rüssel 
entweder  gut  ausgebildet,  mehr  oder  weniger  langgestreckt  (Abb.  151  B--D) 
oder  fast  ganz  fehlend,  im  letzten  Falle  stets  die  Fühler  gekniet  und  mit 
groP.er  Keule  (Abb.  1 5 1  E) 3 


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t*W4iJ« 


Abb.  150.     Larve  eines  Rhynchophoren  (von  Otiorrhynchus  niger  L.).   —  Orig. 

Pygidium  frei,  d.  h.  von  den  Flügeldecken  nicht  bedeckt,  Rüssel  nur  sehr 
kurz,  meist  sehr  breit  und  flach ;  Fühler  nicht  gekniet,  ihr  erstes  Glied  nicht 
länger  als  das  dritte,  Keule  nur  lose  gegliedert.  Tarsen  breit,  das  dritte 
zweilappige  Glied  steckt  im  ebenfalls  zweilappigen  zweiten  und  ist  daher 
schwer  zu  sehen.  Halsschild  glockenförmig,  d.  h.  nach  vorne  stark  verengt 
(Abb.  152  A) Anthribidae 

Pygidium  von  den  Flügeldecken  bedeckt,  Rüssel  viel  schmäler  als  der  Kopf. 
Die  letzten  Fühlerglieder  allmählich  breiter  werdend,  daher  die  Keule  nur 
wenig  deutlich  (Abb.  152  B) _•     •     Nemonychidae 

Rüssel   deutlich,    mehr    oder   weniger   lang   gestreckt,    Fühler    gekniet    oder 

einfach  (Rüsselkäfer)  (Abb.  151  B—D) CurcuUonidae 

Rüssel  fast  ganz  fehlend,  bezw.  nur  ganz  schwach  ausgebildet;  Fühler  kurz, 
gedrängt,  stets  gekniet  mit  meist  großer  knöpf  förmiger  Keule  (Abb.  151  E). 
Tarsen  ohne  bürstenartige  Sohle  (Borkenkäfer) 4 

Kopf  schmäler  als  der  Halsschild,  geneigt.  Seiten  des  Halsschildes  ohne  Aus- 
randung für  die  Vorderschenkel.  Diese  auf  der  Unterseite  ohne  Zahn. 
Tarsen  nicht  von  auffallender  Länge,  erstes  Tarsenglied  nicht  stark  ver- 
längert (Borkenkäfer) ♦ Ipidae 

Kopf  vorgestreckt,  fast  breiter  als  der  Halsschild.  Halsschildseiten  mit 
einem  gebuchteten  Ausschnitt  für  die  Vorderschenkel.  Diese  breit,  auf 
der  Unterseite  mit  einem  winkligen  Zahn.  Tarsen  sehr  dünn  und  lang, 
erstes  Tarsenglied  so  lang  als  die  übrigen  zusammen Platypodidae 


I.  Familie  Anthribidae. 


Familie   Nemonychidae. 


301 


1.  Familie  Anthribidae. 

Die  Anthribiden  besitzen  meist  nur  einen  sehr  kurzen,  flachen  und  breiten  Rüssel  und 
nicht  gekniete  Fühler.  Sie  wurden  früher  mit  den  jetzt  zu  den  Phytophagen  gestellten  Bruchiden 
(Lariiden),  mit  denen  sie  manche  Ähnlichkeiten  haben,  zu  einer  Familie  vereinigt;  doch  lassen 
sie  sich  durch  die  Verwachsung  der  Kopfnähte,  die  Bildung  der  Klauen  und  die  deutlich  ge- 
keulten  Fühler  leicht  von  ihnen  unterscheiden. 

Biologisch  verhalten  sie  sich  im  Gegensatz  zu  den  Bruchiden  recht 
mannigfaltig:  die  meisten  leben  in  abgestorbenem  Holz,  in  dem  sie  ihre  Ent- 
wicklung durchmachen,  andere  leben  in  Samenkapseln  und  einige  sind  carnivor 
und  entwickeln  sich  parasitisch  in  Schildläusen.  Nur  die  letzteren,  die  der 
Gattung  Anihribus  angehören,  haben  forstentomologisches  Interesse. 


III 


II 


Gattung  Anthribus  Geoflfr. 

Die  Gattung  ist  ausgezeichnet  durch 
ihren  gedrungenen,  stumpf  eiförmigen  Körper 
(Abb.  152  A)  mit  dreieckigem,  flach  gedrücktem 
Kopfe,  an  dem  die  Augen  den  Vorderrand  des 
Thorax  berühren.  Die  elf  gliederigen  Fühler 
haben  am  Ende  eine  aus  drei  großen,  dicht 
aneinander  gelegten  Gliedern  bestehende  Keule. 
Thora.x  quer  viereckig,  am  Grunde  zweimal 
ausgebuchtet.  A^orderhüften  klein  und  fast  zu- 
sammenstoßend. Larve  ohne  Beinrudimente. 
Hier  kommen  zwei  Arten  in  Betracht: 
"^  Q  A.  varius  F.  (=  variegatiis  Geoffr.,  nehu- 
"  losus   Küst.).       Käfer    schwarz,     dicht 

punktiert,  unten  dichter,  oben  sparsamer, 

fein  gelbgrau  behaart.    Flügeldecken  tief 

punktiert      gestreift      und     mit     grauen 

Makeln  gesprenkelt.    Länge  2,5 — 4  mm 

(Abb.  152  A). 
P^    A.  fasciatus    Forst,    {seabrosus    F.)      Käfer 
^  schwarz.      Flügeldecken     punktiert     ge- 

streift,    rot,     die     Zwischenräume     der 

Punktstreifen  erhaben   und  abwechselnd 

rot     und     schwarz     gewürfelt.       Länge 

3—4  mm. 

Die  Larven  dieser  beiden  Arten 
fressen  sich  in  die  seßhaften  weiblichen 
Schildläuse  ein^  nähren  sich  von  den 
Eiern  und  verpuppen  sich  auch  da. 
A.  varius  scheint  monophag  zu  sein 
und  nur  in  der  Fichtenquirlschildlaus 
(Lecanium  race?nosum  Rtzb.^  zu  leben.    Er 

kommt  stellenweise  so  häufig  vor,  daß  ein  großer  Prozentsatz  der  Läuse  von  ihm 
befallen  ist.  —  A.  fasciatus  wurde  dagegen  aus  verschiedenen  Schidlausarten  auf 
Laubholz  gezogen:  so  aus  Lecanium  aceris  Bouche  auf  Bergahorn  und  Lee.  carpini 
L.  auf  Hainbuche. 

Durch    die    Vertilgung    der    Schildläuse    werden    die    genannten    Anthribus- 
Arten  forstlich  nützlich. 


Abb.  151.  Köpfe  (I),  Hinterkiefer  (II)  und 
Mittelkieferhälfte(III)  von  A  Anthribus  varius  F., 
B  Attelabus  curculionoides  L.,  C  Rhynchites 
betulae  L.,  D  Pissodes  pini  L.,  E  Ips  typo- 
graphus  L.  —  N. 


2.  Familie  Nemonychidae. 

Von  der  kleinen  nur    wenige  Arten    enthaltenden  Familie    ist    nur    eine  Art    hier   kurz    zu 
erwähnen : 


302 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rynchophora. 


Bhinomacer  attelahoides  F.  (Abb.  152  B)  länglich,  Oberseite  dicht  gelb  oder  grau  behaait, 
Fühler  und  Beine  gelb,  Tarsen  schwärzlich,  Rüssel  länger  als  der  Kopf,  an  der  Spitze  ver- 
breitert. Halsschild  so  breit  als  lang,  oder  etwas  länger,  schmäler  als  die  Flügeldecken, 
Fühler  im  vorderen  Drittel  des  Rüssels  eingelenkt,  lang  und  schlank.     Länge  S^/j—  5  nim. 


A  B 

Abb.    152.     A  Anthribus  varius   F,      B   Rhinomacer  attelaboides   F. 


Original. 


Die  über  ganz  Europa  verbreitete  Art  wird  besonders  an  blühenden  Nadelbäumen 
angetroffen.  Der  Käfer  benagt  die  männlichen  Blütenknospen  der  Kiefer,  die  Larve 
entwickelt  sich  in  den  Blütenkätzchen. 


3.   Familie  Curculionidae. 

Rüsselkäfer. 

Das  Hauptmerkmal  der  Curculioniden  ist  die  meist  sehr  deutliche  rüsself örmige  Ver- 
längerung des  Kopfes.  Der  Rüssel  kann  von  sehr  verschiedener  P'orm  und  Länge  sein, 
bei  den  einen  Arten  ist  er  kurz  und  nicht  oder  nur  wenig  schmäler  als  der  Kopf,  bei  den 
anderen  ist  er  ganz  schmal  und  dünn  und  viel  länger  als  der  Kopf,  ja  mitunter  sogar  länger 
als  der  ganze  Körper.  An  der  Spitze  des  Rüssels  befinden  sich  die  Mundwerkzeuge,  von  denen 
gewöhnlich  nur  die  Mandibeln  deutlich  wahrnehmbar  sind.  Die  Taster  der  Mittel-  und  Hinter- 
kiefern sind  nur  sehr  kurz  und  kegelförmig  (Abb.  151  B — D)  und  daher  schwer  sichtbar.  Fühler 
meist  IG — I2gliedrig,  gewöhnlich  mit  stark  verlängertem  ersten  Glied  (gekniet)  und  verdickten 
Endgliedern  (Keule).  Die  Fühler  sind  meist  in  mehr  oder  minder  verlängerten  oder  rundlichen 
Vertiefungen,  die  sogenannten  „Fühlerfurchen"  (Abb.  158)  oder  „Fühlergruben^',  die  sich 
systematisch  gut  verwerten  lassen,  eingelenkt.  Flügel  fehlend  oder  vorhanden,  die  meist  ge- 
rundeten und  sehr  harten  Flügeldecken  umschJießen  den  Körper  ganz  oder  lassen  das  Pygidium 
frei;  sie  sind  fast  ausnahmslos  gestreift  und  punktiert,  seltener  mit  unregelmäßiger  Skulptur.  Oft 
sind  sie  mit  dichtem  Schuppenkleid  bedeckt.  Beine  kräftig,  in  einzelnen  Fällen  die  Hinterbeine 
als  Sprungbeine  ausgebildet.  Tarsen  viergliedrig  (bezw.  kryptotetramer,  da  das  4.  Glied  meist 
wohl  noch  vorhanden,  jedoch  nur  noch  als  winziges  Rudiment  zwischen  den  Klauen  und  dem 
gelappten  3.  Glied  und  daher  selten  zu  sehen  ist).  Häufig  finden  sich  dornartige  oder  scharfe 
zahnförmige  Bewehrungen  an  den  Schenkeln  oder  Schienen. 

Die  Larven  der  Rüsselkäfer  entsprechen  dem  allgemeinen  Rynchophoren-Typus :  sie  sind 
meist  beinlos,  zum  Teil  mit  lokomotorischen  Wülsten  oder  Falten  versehen,  stets  bauchwärts  ge- 
krümmt, meist  weißlich  gefärbt,  weich,  kahl  oder  nur  mit  wenigen  Haaren  besetzt;  Schädelkapstl 
stark  chitinisiert,  Mandibeln  kräftig,  Ocellen  fehlen  meist  ganz  (Abb.    150). 

In  der  Lebensweise  stimmen  sämtliche  Curculioniden  darin  überein,  daß 
sie  phytophag  sind,  sowohl  als  Larven  wie  auch  als  Iraagines.  In  den  Einzel- 
heiten herrschen  allerdings  reichliche  Unterschiede:  die  einen  leben  von  Blättern 


Curculionidae.   —   Rhynchitinae.  iq^ 

oder  Blüten,  die  anderen  von  Rinde  und  Holz,  wieder  andere  von  Wurzeln  usw. 
Viele  sind  auf  ganz  bestimmte  Pflanzen  und  Pflanzenteile  angewiesen,  also 
streng  monophag,  andere  polyphag.  Die  Entwicklung  der  Larve  geht  meist  rasch 
vor  sich;  die  Generation  ist  in  der  Regel  einjährig,  doch  kommt  auch  zwei- 
jährige Generationsdauer  vor,  die  jedoch  gewöhnlich  auf  das  langsame  Reifen  der 
Jungkäfer  oder  eine  längere  Larvenruhe  zurückzuführen  ist.  Manche  Rüsselkäfer 
sind  langlebig  und  können  3  Jahre  alt  werden  und  ebenso  lang  fortpflanzungs- 
bereit sein. 

Die  Eier  werden  gewöhnlich  in  das  Pflanzengewebe  versenkt  und 
zwar  in  der  Weise,  daß  das  $  zuerst  mit  dem  Rüssel  ein  Loch  in  die  Pflanze 
nagt,  dann  sich  herumdreht^  ein  oder  mehrere  Eier  in  das  Loch  legt,  sich  dann 
wieder  herumdreht,  um  endlich  mit  dem  Rüssel  die  Eier  tief  in  das  Loch 
hineinzuschieben.  Niemals  dringt  die  Mutter  zur  Eiablage  selbst  in  das 
Pflanzengewebe  ein,  wie  es  die  Borkenkäferweibchen  machen.  In  manchen 
Fällen  kommt  auch  weitgehende  Brutpflege  vor,  indem  das  Weibchen  das 
Pflanzengewebe  durch  Annagen  in  einen  welken  Zustand  versetzt,  der  den  aus- 
kommenden Larven  besonders  zusagt. 

Forstlich  spielen  die  Rüsselkäfer  eine  hervorragende  Rolle;  sie 
gehören  neben  den  Borken-  und  Maikäfern  zu  den  forstlich  wichtigsten  Familien 
der  Coleopteren.  Von  der  ungeheuren  Zahl  der  Rüsselkäfer- Arten  sind  zwar 
verhältnismäßig  nur  wenige  forstschädlich,  doch  unter  diesen  sind  einige  von 
höchster  Gefährlichkeit  für  den  Wald. 

Systematisch  können  wir  die  Curculioniden  in  zwei  Abteilungen  einteilen, 
die  Orthoceri  und  Gonatoceri: 

Fühler  nicht  gekniet,   i.   Glied  niemals   so  lang  als  die  übrigen   Glieder  zusammen 

(Abb.   151  B  u.  C) I.  Abteilung   Orthoceri 

Fühler  gekniet,  d.  h.  das  i.  GUed  stark  verlängert  zum  Schaft;  die  Geißel 
am  Schaft  winklig  abgebogen,  letzterer  oft  so  lang  als  die  ganze  Geißel 
(Abb.   151  D) II.  Abteilung   Qonatoceri 


I.  Abteilung:  Orthoceri. 


Die  Oi'ihoceri  spielen  forstlich  verhältnismäßig  nur  eine  wenig 
bedeutende  Rolle  und  treten  in  dieser  Hinsicht  gegenüber  den  Gonatoceri  weit 
zurück.     Sie  lassen  sich  in  zwei  Unter familien  einteilen: 

Pygidium  gewöhnlich  ganz  oder  wenigstens  teilweise  frei,  d.  h.  von  den  Flügel- 
decken nicht  bedeckt.  Meist  größere  Formen  (4  —  9  mm);  Körper  oft 
metallisch  gefärbt Ehyiichitinae 

Pygidium    von   den    Flügeldeclien   vollkommen    bedeckt.     Rüssel    meist    lang    und 

dünn,  oft  gegen  die  Spitze  zu  verjüngt.     Kleine  Foimen  (2 — 3'/2  rnm)       •       Apio)iinae 

Unterfamilie  Rynchitinae. 

Blattroller. 

Die  Rhynchitinae  stellen  biologisch  eine  außerordentlich  interessante  Rüssel- 
käfergruppe dar,  besonders  wegen  ihrer  Brutpflege.  Diese  besteht  in  der  Haupt- 
sache darin,  daß  das  $  das  Pflanzengewebe,  in  welches  es  das  Ei  unterbringt, 
in  einen  welken,  den  auskommenden  Larven  zusagenden  Zustand  versetzt.  Im 
einzelnen  verhalten  sich  die  verschiedenen  Arten  darin  sehr  verschieden.  Nach 
Was  mann  können  wir  nach  der  Art,  wie  jene  Vorsorge  für  die  Brut  ausgeübt 
wird,  5  biologische  Gruppen  unterscheiden: 


304 


Coleoptera. 


7.  Familienreihe:   Rynchophora. 


1.  Die  Fruchtbohrer  legen  ihre  Eier  in  junge  Früchte,  deren  Stiel  sie 
anschneiden,  damit  die  Frucht  bald  abfalle,  z.  B.  Rhynchites  Bacchus  L.,  der 
Apfelbohrer. 

2.  Die  Holzbohrer  legen  ihre  Eier  in  holzige  Zweige,  von  deren  Mark 
wahrscheinlich  die  Larve  lebt,  z.  B.  Rhynchites  pubescens  Fabr.  an  Eiche  (forstlich 
ohne  Bedeutung). 

3.  Die  Triebbohrer  legen  ihre  Eier  in  junge  Triebe,  welche  sie  an- 
schneiden, damit  sie  welken  und  abfallen,  z.  B.  Rhynchites  conicus  111.  an  Stein- 
und   Kernfruchtbäumen. 

4.  Die  Blattstecher  legen  ihre  Eier  in  ein  Bohrloch  am  Grunde  der 
Mittelrippe  eines  Blattes,  welches  infolgedessen  vertrocknet  und  abfällt.  Hierher 
gehört  z.  B.   Rhynchites  alliariae  Seidl.  an   Obstbäumen. 


A  BGB 

Abb.   153.     Verschiedene  Rhynchitinen  (Blattroller).     A   Apoderus   coryU  L  ,    B    Attelabus    cur- 
culionoides  L..  C  Rhynchites  (Deporaus)   betulae  L.,  D  Byctiscus  betuleti  F.   —  Original. 


5.  Die  Blattwickler  oder  -roller,  welche  ihre  Eier  in  künstlich 
zusammengewickelte  Blätter  legen,  die  alsdann  vertrocknen  und  mit  ihrer  Blatt- 
substanz den  Larven  zur  Nahrung  dienen. 

Forstlich  sind  nur  die  letzteren,  die  Blattwickler  oder  -roller 
beachtenswert,  da  durch  sie  mitunter  ausgedehnte  Blätterzerstörungen  verursacht 
werden,  i)  Die  übrigen  Gruppen  kommen  forstlich  nicht  in  Betracht,  wenn  auch 
einige  Arten  davon  bisweilen  in  Forstgewächsen  vorkommen;  eine  um  so  größere 
Rolle  aber  spielen  sie  in  der  Landwirtschaft,  speziell  im  Obstbau,  wo  sie  zum 
Teile  größere  Ernteverluste  herbeiführen  können. 

Zu  den  forstlich  beachtenswerten  Blattrollern  gehören  hauptsächlich 
folgende  Arten: 

I.  Kopf  hinter  den  Augen   stark   halsförmig   verengt   und   verlängert,    hinten    sehr 
tief  eingeschnürt,  mit  dem  Halsschild  stielartig  verbunden.    Flügeldecken  rot, 
ebenso  der  hintere  Teil   des  Halsschildes.     Flügeldecken    kurz,    parallel    mit  » 
stark  hervorragenden  Schultern.    Rüssel  sehr  stark  und  breit.     5V2— ^  mm 
(Abb.   153  A) Apoderus  corijli  L. 


'■)  Außer  durch  die  „Wickel"  machen  sich  die  Blattroller  auch  noch  durch  ihren  Er- 
nährungs-(=  Reif ungs-)f raß  an  den  Blättern  bemerkbar,  in  die  sie  längere  oder  kürzere 
schmale  Furchen  nagen  (s.  Abb.    154). 


CurcLilionidae.   —   Rhynchitinae. 


305 


—  Kopf  hinter  den  Augen  nicht  halsartig  verengt,  nicht  oder  nur  wenig  verlängert     2 

2.  Vorderschienen    am   Innenrand   gekörnt    oder   gezähnelt.      Körper    kurz    gebaut, 

stark  gewölbt,  kahl,   Halsschild  und  Flügeldecken  blutrot.     Rüssel  sehr  kurz 
und    breit,    etwas    kürzer    als    der    Kopf.     Länge    4 — 6   mm    (Abb.    153  B) 

Attelabus  citrculmiides  L. 

—  Vorderschienen    einfach,    nicht    gezähnelt.      Rüssel    länger    und    dünner,    meist 

deutlich  länger  als  der  Kopf.    Flügeldecken  schwarz,  blau,  grün  oder  kupferig     3 

3.  Flügeldecken  schwarz,    sehr  fein  behaart,    die  Hinterschenkel   beim  (^   verdickt, 

Länge  2'/,  — 4  mni  (Abb.   153  C) Eliijnchites  (Dejjotrms)  betulae  L. 

—  Flügeldecken  blau,  grünrot  kupferig 4 

4.  Oberseite    vollkommen    kahl,    grün,    erzfarbig,    kupferig    oder    golden,    Unterseite 

blau.     Länge  4'/o — 6  mm Rhyncliites  (Byctiscus)  populi  L. 

—  Ober-  und  Unterseite  gleich  gefärbt,  blau  oder  grün  golden.    Spitze  der  Flügel- 

decken   mit   sehr    feiner,    flaumaitiger    heller  Behaarung,    die   nur   im  Profil 

sichtbar  ist.     Länge  5V2— 9''2  "ii"  (Abb.   153  D)  .      Rhynchites  (Byctiscus)  betuleti  F. 

Wenn  auch  alle  Blattroller  darin  übereinstimmen,  daß  sie  ihre  Eier  in 
zusammengerollte  Blätter  legen,  so  ist  doch  die  Art,  wie  sie  ihre  Blätter 
rollen,  recht  verschieden.  Wir  können  darnach  zwei  Gruppen  unter- 
scheiden: nämlich  i.  Blattroller,  die  das  Blatt  nicht  anschneiden  und 
sodann  2.  Blattroller,  die  vor  dem  Rollen  einen  Blattschnitt  ausführen. 


1.   Blattroller  ohne  Blattschnitt. 

Die  hierher  gehörenden  Käfer  nagen  zurächst  den  Trieb,  welcher  die 
zum  Wickeln  bestimmten  Blätter  trägt,  an  und  rollen  dann,  ohne  die  Blattfläche 
selbst  anzuschneiden,  ein  oder  mehrere  Blätter  zu  einer  länglichen  hängenden 
Rolle  zusammen,  die  sich  rasch  bräunt.  In  der  Rolle  sind  die  Eier  unter- 
gebracht und  in  ihr  geht  auch  die  ganze  Larvenentwicklung  vor  sich. 

Als  forstlich  beachtenswerte  Vertreter  dieser  Gruppe  sind  zu  nennen: 
'  Rhynchites  (Byctiscus)  betuleti  F.,  dtr  meist  mehrere  Blätter  zu  einem 
Wickel  zusammenrollt  und  an  allen 
möglichen  Laubholzpflanzen  (Weide, 
Pappel,  Ulme,  Birke,  Obstbäume,  Rebe 
usw.)  vorkommt.  Schädlich  wird  er 
besonders  im  Weinbau,  wo  er  als 
„Rebstecher"  oder  „Rebstichler" 
allgemein  bekannt  ist.  Er  kann  da 
so  überhand  nehmen,  daß  mehr  Wickel 
als  gesunde  Blätter  an  den  Reb- 
stöcken vorhanden  sind  und  ein  großer 
Ernteausfall  entsteht  (Stellwaag 
19 18).  Der  Käfer  fliegt  von  Mai  bis 
Juli.  Die  Larven  verlassen  erwachsen 
die  Wickel  und  verpuppen  sich  in 
einer  kleinen  Erdhöhle.  Die  fertigen 
Käfer  erscheinen  teils  noch  in  dem- 
selben Herbst  und  überwintern  dann 
frei,  teils  verlassen  sie  die  Erde  erst 
im  nächsten  Frühjahr. 

Das  beste  Bekämpfungs- 
mittel ist  Absammeln  der  Käfer 
und  Wickel,  das  leicht  zu  bewerk- 
stelligen ist  und  von  Schulkindern 
ausgeführt  werden  kann. 

Escherich,  Forstinsekten.     IL  Bd. 


Abb.     154.      Blattwickel     ohne     Blattschnitt     von 
Rhynchites  (Byctiscus)    betuleti  Y.  („Rebstichler") 
an  Aspe.     Auf  dem  Blatt  rechts  ist   der  Reifungs- 
fraß des  Käfers  zu^sehen.  —  Phot.  Scheidter. 

20 


,Q^  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe :  Rynchophora. 

/  Hi     Rhynchiles  (Byctiscus)  populi  L.  lebt  vorzugsweise  auf  Aspen  und  ver- 
wendet zu  seiner  Rolle  gewöhnlich  nur  ein  Blatt. 

2.   Blattroller  mit  Blattschnitt. 

Diese  Tiere  verwenden  stets  nur  den  Endabschnitt  eines  Blattes  zur  Her- 
stellung ihres  Wickels,  nachdem  sie  denselben  vorher  durch  einen  Einschnitt  von 
dem  Basalstücke  teilweise  abgetrennt  haben. 

a)  Mit  einseitigem  Schnitt. 

Im  einfachsten  Falle  wird  von  einer  Seite  her  der  Einschnitt  bis  über 
die  Mitte  weggeführt,  so  daß  die  Verbindung  zwischen  Blattbasis  und  Wickel 
durch  den  stehen  gebliebenen  Randteil  der  Blattfiäche  vermittelt  wird,  während 
die  Mittelrippe  durchgetrennt  ist  (Abb.  155  A). 

Die  (in  Mitteleuropa)  so  arbeitenden  Arten  sind: 

Apoderus  coryli  L.  Am  häufigsten  finden  sich  die  an  der  Durchschneidung 
der    Mittelrippe    leicht    erkenntlichen    Rollen    an    der   Hasel,    doch    kommen    sie 


.1  B 

Abb.  155,  A  BlattrolJe  (Hasel)  mit  einfachem  Schnitt,  angefertigt  von  Apoderus  coryli  L.  (N.), 
B    Blattrollen  (Eiche)   mit   zweiseitigem  Blattschnitt,    angefertigt    von   Attelabus  curculionoides  L. 

Phot.  Scheidter. 

auch  an  Erlen,  Buchen,  Hainbuchen,  Eichen  und  Birken  vor  (Ratzeburg, 
Wasmann).  Die  gesamte  Entwicklung  geht  in  dem  Wickel  selbst  vor  sich  und  dauert 
nur  zwei  Monate,  so  daß  die  Generation  eine  höchstens  einjährige  zu  sein  scheint. 
Unter  günstigeren  Bedingungen  kann  wohl  auch  eine  doppelte  Generation  vorkommen. 
J\U(  Rhynchites  (Deporaus)  tristis  F.  Eine  kleine  Art  von  3,5-4  mm  Länge 
und  tiefdunkelblauer  Farbe,  die  erst  kürzlich  von  Scheidter  (1923)  in  die  Forst- 
entomologie eingeführt  wurde.  Bezüglich  der  Art  des  Wickels  steht  sie  dem 
vorigen  nahe,  sie  scheint  jedoch  die  Wickel  ausschließlich  aus  den  Blättern  des 
Bergahorns  {Acer  pseudoplatanus)  herzustellen.  Die  Wickel  sind  meist  so  lang 
wie  die  vom  Rebstecher  {Rh.  betuleti),  jedoch  nicht  so  stark,  da  nur  i  Blatt  ver- 
wendet wird.     In  jedem  Wickel  werden   2  —  3    Eier  lose  untergebracht.    Deporaus 


Curculionidae.   —    Rhynchitinae. 


307 


iristis  scheint  ein  ausgesprochener  Bewohner  des  Gebirges,  besonders  des  Hoch- 
gebirges zu  sein;  in  den  bayerischen  Alpen  ist  er  überall  heimisch.  Auch  im 
Spessart  wurde  er  von  Scheidter  gefunden. 

b)  Mit  doppelseitigem  Schnitt. 
Die  übrigen  Blattwickler  mit  Blattschnitt  schneiden  von  beiden  Seiten 
gegen  die  unverletzt  bleibende  Mittelrippe  zu,  und  der  Wickel  bleibt  also  mit 
der  Blattbasis  durch  die  Mittelrippe  verbunden.  Die  aus  dem  abgetrennten 
Blattstück  gemachten  Wickel  können  aber  wieder  nach  zwei  verschiedenen  Rich- 
tungen konstruiert  sein: 

T^'''^7Attelabus  curculionoides  L.  macht  kurze  zylindrische  Röllchen  (Abb.  155  B), 
welche  so  gefertigt  sind,  daß  die  zu  einer  Spirale  gebogene  Mittelrippe  den  Rand 
der  die  obere  Begrenzung  der  Rolle  bildenden  Kreisfläche  einnimmt.  Der  hierzu 
ausgeführte  Schnitt  ist  ganz  einfach,  gerade.  Nie  werden  mehrere  Röllchen  aus 
einem  Blatt  gefertigt.  Am  häufigsten  werden  Eichenblätter  gewickelt,  und  zwar 
auf  jungen  Eichennieder-  und  Mittelwaldschlägen  oft    so    gemein,    daß    manchmal 


Abb.  156  A.  Tätigkeit  von  Rhynchites  betulae  L.  a  Kunstvoll  von  beiden  Seiten  eingeschnittenes 
Birkenblatt;  b  fertiggestellter  Wickel;  c  schematische  Darstellung  des  Schnittes  und  der  Aufrollung 

nach  Debey.  —  N. 

an  einer  Pflanze  fast  kein  Blatt  ungewickelt  bleibt.  Im  Süden,  oder  auch  bei 
uns  in  Gärten,  z.  B,  im  Tharandter  Forstgarten,  werden  häufig  Blätter  der  echten 
Kastanie  benützt.  Auch  an  Erlen  hat  Nitsche  solche  Röllchen  beobachtet.  Die 
Larven  entwickeln  sich  nach  Wasmann  viel  langsamer  als  die  von  Apoderus,  über- 
wintern im  Wickel  und  gehen  erst  im  nächsten  Frühjahre  zu  einer  kurzen 
Puppenruhe  in  die  Erde.     Ihre  Generation  ist  also  einjährig. 

Rhynchites  betulae  L.  macht  dagegen  kegelförmige,  an  ihrem  dicken 
Ende  wie  eine  Papiertüte  zugebogene  Wickel,  welche  mit  ihrer  Spitze  der  stehen- 
gebliebenen Blattbasis  anhängen,  bei  denen  also  die  Mittelrippe  völlig  gestreckt 
im  Innern  der  Tüte  liegt  (Abb.  156  A,  b).  Die  beiden  zur  Abtrennung  der  Wickel- 
fläche gemachten  Einschnitte  sind  ferner  sehr  kompliziert  und  treten  an  die 
Mittelrippe  in  verschiedener  Höhe  heran  (Abb.  156  A,a).  Der  in  der  rechten 
Blatlhälfte    befindliche    beginnt    in    Form    eines    aufrechtstehenden    S    näher    am 

20* 


3o8 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rynchophora. 


Blattstiel  und  tritt  ziemlich  tief  an  die  Mittelrippe  heran,  während  in  der  linken 

Blatthälfte  der  Einschnitt  einem  liegenden  S  —  w  —  ähnelt  und  höher   an   die 

Mittelrippe  herantritt. 

In    einer   schönen    Arbeit   haben    nun  Debey    und  Heis    nachgewiesen,    daß    diese    An- 
bringung   der    Schnitte    die  für    die  Ausführung    der  Arbeit    vorteilhafteste    ist.      Da    die  Schnitte 


Abb,   156  B.     Zweigstück,  an  dem  jedes  Blatt  von  Rhynchites  betulae  L.  gewickelt  ist. 
Phot.  Scheidter. 


nicht  an  denselben  Punkt  der  Mittelrippe  herantreten,  so  ist  die  Verbindung  von  Tüte  und 
Blattbasis  eine  sehr  feste,  andererseits  bietet  aber  die  Form  der  abgetrennten  Blatthälften 
auch  vom  mathematischen  Standpunkt  aus  betrachtet  beim  Wickeln  größere  Vorteile,  als  wenn 
die  Einschnitte  einfachere  Kurven  wären.  Ja  es  läßt  sich  sogar  nachweisen,  daß  der  rechts- 
seitige S-förmige  Einschnitt  im  bestimmten  geometrischen  Verhältnisse  zu  dem  rechtsseitigen 
Blattrande  steht,  wenn  man  von  dessen  Zähnelung  absieht  (Abb.  156A,  c).  Man  kann  nämlich 
die  untere  Hälfte  des  stehenden  S  auffassen  als  Teil    eines  Kreises,    der   zu    dem    äußeren  Blatt- 


Curculionidae.   —   Rhynchitinae. 


309 


rande  nach  der  von  Huygens  aufgestellten  Evolventen theorie  im  Verhältnisse  von  Evolute  zu 
Evolvente  steht.  Der  Käfer  löst  also  praktisch  eine  höchst  schwierige,  mathematische  Aufgabe, 
nämlich  die  Evolute  aus  der  Evolvente  zu  konstruieren. 

Das  Geschäft  des  Aufrolleus  beginnt  auf  der  rechten  Blatthälfte,  um  welche 
dann  gewissermaßen  als  Decke  die  linke  Blatthälfte  äußerlich  herumgewickelt 
wird.  Nachdem  das  $  zwei  bis  vier  Eier  in  kleine,  besonders  hierzu  zwischen 
Oberhaut  und  Mark  des  Blattes  ausgenagte  Taschen  gelegt  hat,  schließt  es  die 
Tüte  am  unteren  Ende. 

Das  ganze  komplizierte  Werk  erfordert  ungefähr  eine  Stunde.  Die  aus  den 
bald  nach  Belaubung  der  Birken  abgelegten  Eiern  ausschlüpfenden  Larven  sind 
nach  zwei  bis  drei  Monaten  ausgewachsen,  fressen  sich  durch  den  Wickel  durch, 
fallen  zu  Boden,  bauen  sich  hier  eine  kugelige,  innen  geglättete  Höhle,  in  der 
sie  sich  im  Heibste  verpuppen.  Der  Käfer  schlüpft  im  nächsten  Frühjahr  aus, 
die  Generation  ist  also  einjährig. 

Gewöhnlich  trifft  man  diese  Wickel  auf  Birken  und  nur  ausnahmsweise 
auf  Buchen,  Hainbuchen,  Erlen  und  Haseln.  Im  Tharandter  Forstgarten 
ging  der  Käfer  im  Frühjahr  1887  nicht  bloß  die  einheimischen  Birkenarten, 
sondern  auch  die  verschiedensten  dort  gezogenen  ausländischen  an,  z.  B.  die 
amerikanische  Betula  lenta  L. 

Ein  abwehrendes  Einschreiten  gegen  diese  Käfer  hat  sich  bisher  noch  nicht 
nötig  gemacht. 


Unterfamilie  Apioninae. 

I'.^'vt-    Spitzmäuschen. 

Die  kleinen,  durch  ihre  hochgewölbte  birnförmige  Gestalt  und  den  dünnen,  bogenförmigen 
Rüssel  ausgezeichneten  „Spitzmäuschen"  (Abb.  157)  spielen  forstlich  keine  nennenswerte  Rolle, 
wenn  sie  auch  gelegentlich  an  Waldbäumen,  an  den  Blättern 
nagend,  angetroffen  werden;  auch  an  Nadelholz  kommen  sie 
mitunter  massenhaft  vor,  ohne  daß  aber  über  einen  Schaden 
etwas  bekannt  geworden  ist.  Landwirtschaftlich  dagegen 
können  sie  an  Klee,  Erbsen,  auch  an  Obst  oft  recht  schädlich 
auftreten. 


Literatur  über  die  Rhynchitinae. 

Debey,  1846,  Beiträge  zur  Lebens-  und  Entwicklungs- 
geschichte der  Rüsselkäfer  aus  der  Familie  Attelabideii^ 
mit  einer  mathematischen  Zugabe  von  E.  Heiß,  Bonn. 

Scheidter,  Fr.,  1923,  Über  einen  bisher  wenig  beobachteten 
Blattroller,  Rhynchites  (Deporaus)  tristis  Fabr.  —  In : 
Z.  f.  ang.  Entom.   IX. 

Schmidt- Göbel,  1882,  Der  Rebenstecher,  sein  Leben  und 
Treiben  und  seine  Vertilgung.     Wien. 

Stellwaag,  1918,  Das  Massenauftreten  des  Rebstechers 
{Byctiscus  betulae  L.)  in  der  Rheinpfalz  im  Frühjahr 
1917.    —   In:   Z.   f.  ang.   Ent.   S.   273—277. 

Wasmann,  1884,  Der  Trichterwickler,  eine  naturwissenschaft- 
hche  Studie  über  den  Tierinstinkt.     Münster. 


Abb.    157.      Spitzmäuschen, 

Apion  pomonae  L.  Stark  vergr. 

Original. 


310 


Coleoptera. 


7.  Familien  reihe:  Rynchophora. 


II.   Abteilung:   Gonatoceri. 

Die  Abteilung  der  Gonatoceri  läßt  sich  nach  der  Form  des  Rüssels,  der 
Inserierung  der  Fühler  und  der  Größe  der  Augen  in  2  große  Unterabteilungen 
trennen: 

Rüssel  dick  und  kurz,  dorsal  meist  abgeflacht  (nie  stielrund);  die  Fühler  in  der 
Nähe  dei  Spitze  des  Rüssels  oder  zwischen  Mitte  und  Spitze  eingefügt. 
Augen  stets  rundlich,  stets  viel  schmäler  als  der  Rüssel  hoch 
(Abb.    158) Kurzrüßler 

Rüssel  meist  lang  und  dünn  und  gebogen  (selten  kurz  und  dick);  gewöhnlich  stiel- 
rund; die  Puhler  meist  in  der  Nähe  der  Mitte  oder  hinter  der  Mitte  ein- 
gefügt (Ausnahmen:  Cleomis,  Hylohius).  Augen  größer,  meist  quer 
und  fast  so  breit  als  der  Rüssel  an  seiner  schmälsten  Stelle 
hoch Langrüßler 

Kurzrüßler. 

(Cumdiones  adelog?iatht,    Curculionides) . 

Systematik. 

Übersicht  über  die  Gattungen  der  Kurzrüßler. 
Die  Kurzrüßler  zerfallen  nach  dem  Verlauf  der  Fühlerfurche  in  2   Gruppen: 
Fühlerfurche  kurz,  grubig  vertieft,  ganz  an  der  Oberseite  des  Rüssels  gelegen  (daher 
im    ganzen  Verlauf    von    oben    zu    sehen),    gegen    die  Augen    zu    verlaufend 
(Abb.   158  A) OtiorrhyiicJiini 


Abb.    158.      Kopf  mit  i'ühlerfurchen    von    A    Phyllobius  oblongus  L.,    B    Polydrosus   (Metallites) 
mollis  Germ.,   C  Scythropus  mustela  Hrbst.,  D  Sitona.  —   Nach  Reitter. 


Fühlerfurche  länger  und  schmäler,  in  ihrer  ganzen  Länge  tief  und  scharf  begrenzt, 
stark  seitlich  nach  abwärts  gebogen  (daher  von  oben  nur  in  ihrem  vordersten 
Teil  zu  sehen)  (Abb.   158  B—D) Brachtjder iid 

1.  Gruppe:  Otiorrhynchini. 

Für  uns  kommen  folgende  Gattungen  in  Betracht: 

1.  Flügeldecken  langgestreckt,  mit  mehr  oder  weniger  parallelen  Seiten  und  deut- 

lichen Schultern,  meist  grünlich  beschuppt;  geflügelt Phyllobius  Schön. 

—  Flügeldecken    oval,    mit    gerundeten   Seiten    und    stark    gerundeten    verflachten 

Schultern;  ungeflügelt 2 

2.  Rüssel   an    der   Spitze    mit  großen    lappenförmigen   Erweiterungen    (Pterygienl 

(Abb.    159);   Klauen  einfach,  frei,  nicht  verwachsen Otiorhynchus  Gem. 

—  Rüssel  nach  vorne  nicht  verbreitert;   Klauen  an  der  Basis  verwachsen  (forstlich 

kaum  von  Bedeutung) Peritehis  Gem. 


Curculionidae.   —    Kurzrüßler. 


311 


2.  Gruppe:  Brachyderini. 

1.  Flügel  vorhanden,  Schultern  der  Flügeldecken  deutlich  vortretend  .....     2 

—  Flügel  fehlen,  Schultern  der  Flügeldecken  meist  ganz  verflacht 4 

2.  Klauen  an  der  Basis  verwachsen;  Halsschild  einfarbig  (ohne  drei  deutliche  helle 

Längslinien) 3 

—  Klauen  frei;    Fühlerschaft   den  Augenhinterrand   kaum   überragend.     Halsschild 

gewöhnlich  mit  3  heller  beschuppten  Längslinien SItona  Germ. 

3.  Rüssel  sehr  kurz   und   plump,    viel    kürzer   als  breit,    an  der  Spitze   mit   halb- 

kreisförmig   umrandeter  glatter   Fläche;    Fühlerschaft    den   Augenhinterrand 

weit  überragend.     Fühlerfurche  kurz  (Abb.    158  C) Scythruptis  Schönh. 

—  Rüssel  nicht  oder  nur  sehr  wenig  kürzer  als  breit,    ohne  glatte  Fläche   an   der 

Spitze;    Fühlerschaft  den  Augenhinterrand   nur   wenig   überragend,    Fühler- 
furche lang  und  schmal,  unter  die  Äugend  laufend  (Abb.    158  B) .     .     Polydrosiis  Germ. 

4.  Fühlerschaft  den  Augenhinterrand  weit  überragend 5 

—  Fühlerschaft  den  Augenhinterrand  kaum   überragend 6 

5 .  Oberseite  fast  kahl,  stark  glänzend,  nur  spärlich  und  fein  behaart ;  Fühler  und 

Beine  gelb;  Flügeldecken  kurz  oval,  stark  gewölbt;  Größe  nicht  über  4  mm    Barypithes  Duv. 

—  Oberseite    weniger    glänzend,    deutlich    behaart,     dazwischen    mit    metallischen 

Schuppen;  Flügeldecken  länglich,  wenig  gewölbt;   Größe  7  — 11  mm    Brachyderes  Schönh, 

6.  Kopf    vor    der   Artikulations fläche    für    den    Halsschild    mit    einer    gerade    ver- 

laufenden Kante,  die  den  Hinterrand  der  Augen  berührt     •.     .     .    Strophosotnus  Steph. 

—  Kopf  ohne  scharfe   gerade  Artikulationskante,    Fühlerfurche    kurz,    nach   hinten 

verflachend,  wenig  nach  abwärts  gebogen Cneorrhiniis  Schönh. 

Die  Arten. 
Gattung  Otiorrhynchus  Germ. 

Die  Gattung  ist  an  den  stark  entwickelten  Pterygien,  das  sind  lappenförmige 
Verbreitungen  an  der  Rüsselspitze  (daher  auch  „Lappenrüßler",  „Dickmaulrüßler") 
leicht  zu  erkennen  (Abb,  159).  Sie  ist  ungemein  arten- 
reich und  nur  über  die  paläarktische  Zone  verbreitet, 
wo  sie  hauptsächlich  in  den  Höhenlagen,  wie  in  den 
Alpen,  Karpathen,  Kaukasus  usw.  ihre  größten  Ent- 
wicklungszentren besitzt.  Viele  Otiorrhynchen  sind 
nächtliche  Tiere,  die  tagsüber  sich  unter  Steinen, 
Rindenstücken  usw.  verborgen  halten.  Sowohl  die 
Imagines     (durch    oberirdischen    Blatt- ,     Nadel-    und  '  1 

Rindenfraß)    als    auch    die  Larven    (durch    Wurzelfraß)  ^^b.  159.    Rüssel  von 

schädlich.  Otiorrhynchus  mit„Pterygien". 

Als  forstlich  beachtenswert  seien  folgende  Arten  ^us  Reitter. 

genannt : 

1.  Alle  Schenkel  ohne  Zahn 2 

—  Wenigstens  die  Vorder-  oder  Hinterschenkel  mit  kleinem  oder  großem  Zahn    .    10 

2.  Körper  groß,   13  — 16  mm,    oben  abgeflacht.     Schwarz,    sehr  fein  greis  behaart. 

Schenkel  mit  Ausnahme  der  Spitze  rotbraun  (Abb.    160  A)  ....        sensitinis  Scop. 

—  Körper  mittelgroß,  bis   13  mm,  oben  gewölbt 3 

3.  Körper  schmal  und  lang,  Seiten  der  Flügeldecken  fast  parallel;    schwarz,  nicht 

ganz  anliegend  fleckig  behaart,   die  Härchen  zum  größeren  Teile   metallisch, 

kupfrig  glänzend.     9 — 10  mm perdix  Oliv. 

—  Körper  eiförmig,  Flügeldecken  mit  gerundeten  Seiten 4 

4.  Flügeldecken  schwarz   und    braun,    höchstens    mit    weißlichen    oder    grünlxhen 

Haarflecken 5     ' 

—  Flügeldecken  dicht  mit  hellen  oder  dunklen  graubraunen  oder  grauen  Schuppen 

bedeckt,  so  daß  sie  grau  oder  braun  erscheinen,  meist  etwas  gescheckt 
(Stammform)  oder  einfarbig  grau  (var.  tristis) ;  Fühler  und  Beine  rötlich  gelb 
bis  braun.     Länge  6— 7V2  mm raucus  Fb. 

5.  Alle  Zwischen! äume  der  Flügeldecken  flach  oder  gleichmäßig  gewölbt.     Körper 

7—13  mm 6 


3  12  Coleoptera.   —    7.   Familienreihe:   Rynchophora. 

—  Die  Naht   und    die   abwechselnden  Zwischenräume   der  Flügeldecken    stark   er- 

haben, die  anderen  ganz  flach.     Rostbraun,  Flügeldecken  fleckig  beschuppt. 

4V, — 6  mm scaber  L. 

6.  Halsschild  auf  der  Scheibe  deutlich  gekörnt,    Flügeldecken    mit   groben  Punkt- 

streifen, diese  meist  mit  dicken  behaarten  Grübchen 7 

—  Halsschild  auf  der  Scheibe  dicht  und  fein  punktiert,  nur  selten  mit  feiner  Körne- 

lung   dazwischen.     Körper   schwarz   glänzend,    kahl   oder   fast   kahl,    Beine 

zum  größten  Teil  rostrot  oder  dunkelbraun.      11  — 13  mm      .  ....     fuscipes  Ol. 

7.  Glied   I   der  Fühlergeißel  fast  doppelt  so  lang  als  das  2.  Beine  schwarz,  Körper 

kleiner  und  gedrungener,  dichter  staubartig  grau  oder  graugrün  behaart,  die 
Grübchen  dichter  behaart;  die  Haarflecken  meistens  schön  metallisch  gold- 
grün gefärbt.     7 — 9  mm multijmnctatiis  F. 

—  Glied    I    der  P'ühlergeißel  um    '/g    kürzer   als  2,    Beine   rot,    Körper   schlanker, 

spärlich  grau  staubartig  behaart,  Grübchen  der  Stieifen  auf  den  Flügeldecken 
entweder  schwach  behaart  (Stammform)  oder  viel  dichter  grau  behaart 
{v.  villosopimctatus  Gyll.).     7 — 12  mm niyer  F. 

10.  Rüssel  länger  als  breit,  Flügeldecken  mehr  oder  weniger  dicht  beschuppt.  Größe 

6 — 8  mm 11 

—  Rüssel  nicht  länger  als  breit,  Oberseite  schwarz  glänzend,   fiin   behaart.    P'ühler 

undBeine  braunrot.  Flügeldecken  eiförmig,  mit  Punktstreifen  und  fein  runzeligen 

oder   raspelartig   gekörnelten  Zwischenräumen.     Größe    5  mm  (Abb.  160  D)         ovahts  L. 

1 1 .  Oberseite  überall  mit  gleich  großen,    schmutzig   gelben    und    braunen   Schuppen 

dicht  besetzt.  Flügeldecken  mit  ziemlich  langen  hellen  Borstenstreifen  in  den 
Zwischenräumen.     Länge  6  —  8  mm  (Abb.  160C)    .      .     .     singularis  L.  (=  pieipes  F.) 

—  Oberseite  mit  gelblichen  oder  goldglänzenden  Schuppen  ungleichmäßig  bestreut. 

F"ühler  und  Beine  rötlichbraun.  Flügeldecken  punktiert,  gestreift,  Zwischen- 
räume schwach  runzlig  punktiert.     Größe  6 — 7  mm pupillatus  Gyll. 

(■-=  frigidus  Muls.,  subdentatus  Bach.) 

Gattung  Phyllobius  Schönh. 

(„Grünrüßler"). 

Im  allgemeinen  von  viel  schlankerer  Figur  als  Otiorrhynchus  zeichnen  sich 
die  Phyllobius- kiitn  durch  deutlich  vorspringende  Schultern  (Abb.  160  E  u.  F) 
und  im  Zusammenhang  damit  durch  den  Besitz  von  Flügeln  aus.  Rüssel 
ohne  deutliche  Pterygienbildung.  Körper  meist  lebhaft  metallisch  oder  smaragd- 
grün beschuppt  („Grünrüßler"),  selten  braun  oder  grau,  und  immer  behaart.  Es 
gibt  zahlreiche  Arten,  die  sich  zum  Teile  recht  nahe  stehen  und  schwer  unter- 
scheiden lassen.  Die  Imagines  leben  von  Blättern  und  Nadeln,  die  Larven  von 
Wurzeln;  einige  forstlich  recht  beachtenswert.  In  der  forstlichen  Literatur  finden 
sich  folgende  Arten  angeführt: 

I.  Alle  Schenkel  deutlich  bezahnt 2 

—  Alle  Schenkel  unbezahnt,  Ober-  und  Unterseite  fast  kahl,  nur  die  Halsschild- 
Seiten  und  Brust  grün  beschuppt,  die  Flügeldeckennaht  hinten  weißlich  beschuppt. 

Länge  37, — 4  mm viridicollii^  F. 

2.    Bezahnung  der  Schenkel  sehr  groß 3 

—  Bezahnung  der  Schenkel  klein,  aber  deutlich 7 

3.  Flügeldecken  mit  aufrechten  längeren  Haaren  besetzt,  außerdem  mit  rundlichen, 
meist  grünen  oder  goldgrünen  Schuppen  bekleidet 4 

—  Flügeldecken  ohne  oder  höchstens  mit  ganz  kleinen  aufrechten,  gereihten  weißen 
Haaren  besetzt 5 

4.  Die  abstehenden  Haare  der  Flügeldecken  braun,  Brust  und  Abdomen  bis  auf 
die  Mitte  beschuppt.  Halsschild  nur  wenig  breiter  als  lang,  Schienen  und  Tarsen 

blaß' bräunlich  gelb.     7—873  mm  (Abb.   160  Ej psütacimis  Getm. 

—  Die  abstehenden  Haare  weißlich,  sparsamer.  Abdomen  größtenteils  unbeschuppt. 
Halsschild  mehr  als  um  die  Hälfte  breiter  als  lang.  Schienen  und  Fühler  gelb- 
rot, kleiner,  Länge  nur  5 — 6  mm argentatus  L. 

5.  Rücken  des  Rüssels  zwischen  den  Fühlerfurchen  bei  der  Fühlereinlenkung  so 
breit  als  die  Stirne  zwischen  den  Augen.  Oberseite  nur  mit  anliegenden  Haaren 
oder  haarförmigen  Schuppen  bedeckt 6 


Curculi^nidae. 


313 


Rücken  des  Rüssels  zwischen  den  Fülilerfurchen  nur  halb  so  breit  als  die  Stirne 
zwischen  den  Augen.  Ober-  und  Unterseite  mit  rundlichen  glänzenden,  hell 
blaugrünlichen  Schuppen  bedeckt  und  die  Flügeldecken  mit  ganz  kurzen, 
aufrechten    weißen   Härchen    reihig    liesetzt.     Beine    schwarz.      Länge   5  —  6  mm 

maculicorms  Germ. 


H 


J  K  L 

Abb.  160.  Verschiedene  Kurzrüßler.  A  Otiorrhynthus  sensitivus  Scop.,  B  Otiorrh.  niger  F., 
C  Otiorrh.  singularis  L  ,  D  Otiorrh.  ovatus  L.,  E  Phyllobius  psittacinus  Germ.,  F  Phyllobius 
urticae  Deg.,  G  Polydrosus  (Metallites)  mollis  Germ.,  H  Polydrosus  micans  F.,  J  Brachyderes 
incanus  L.,  K  Cneorrhinus  plagiatus  Schall.,  L  Strophosonuis  coryli  F.,  IM  Strophosomus  obesus 
Marsh.      2  — 3  mal  vergr.      Original.      (Phot.   Seiff.). 


6.  Rücken  des  Rüssels  mit  breiter  Längsfurche,  die  nach  vorne  allmählich  breiter 
und  tiefer  wird,  Fühlerschaft  leicht  gebogen,  den  Hinterrand  des  Kopfes  über- 
schreitend.    Färbung   und   Beschuppung  sehr  variabel.     Der  Körper  kann  voll- 


214  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe :  Rynchophora. 

kommen  oder  stellenweise  unbeschuppt  sein,  oder  auch  ganz  beschuppt.  Die 
Schuppen  können  graugrün  oder  goldgrün  sein.  Halsschild  vorne  kaum  ein- 
geschnürt.    Schildchen  halboval  mit  abgerundeter  Spitze.     Länge  6 — 9  mm       .   glauens  Strl. 

(=  calcarahis  F.) 

—  Rücken  des  Rüssels  eben,  höchstens  schwach  eingedrückt.  Fühlerschaft  gerade, 
kaum  bis  zum  Kopfhinterrand  reichend.  Oberseite  dicht  gleichmäßig  goldgrün 
beschuppt  oder  (beim   2)  "^if  schwach    makelartig    beschuppt.     Halsschild  vom 

deutlich  eingeschnürt.     Schildchen  dreieckig  zugespitzt,  6 — 9  mm  (Abb.  160  F)    urticae  Deg. 
7.   Flügeldecken     mit     anliegenden     haarförmigen ,     grüngoldigen     oder     kupferigen 

Schuppen  dicht  bekleidet,  Geißelglieder  4 — 7,  kurz,  knopfförmig.      573 — 8  mm  piri  Tj. 

—  Flügeldecken  nur  mit  halbaufrechten  langen  Haaren  besetzt,  sonst  kahl  und 
glänzend;  länglich,  schwarz,  Flügeldecken  heller  oder  dunkler  braun,  oft  mit 
dunklerem    Rande,    punktiert   gestieift,    Fühler   und   Beine   gelb   bis   gelbbraun. 

4 — 5  mm ohlongus  L. 

Gattung  Polydrosus    Germ. 

Habituell  der  vorigen  Gattung,  sowohl  bezüglich  der  Form,  als  auch  der  Beschuppung 
nahestehend,  läßt  sie  sich  unschwer  von  ihr  durch  den  Verlauf  der  langen  wohlaus- 
gebildelen  Fühlerfurche  (Abb.  158 B)  trennen.  Lebensweise  wie  Phyllobius.  Zahlreiche 
Arten,  von  denen  als  die  häufigsten   auf  Forstgewächsen  folgende  zu  nennen  sind: 

1.  Erstes  und  zweites  Fühlergeißelglied  meist  gestreckt  und  gleichlang.  Die  Keule 
meist  spindelförmig,  Fühler  und  Tarsen  meist   lang  (Untergattung  Polydrosus)     2 

. —  Erstes  Geißelglied  deutlich  länger  und  kräftiger  als  das  zweite.  Die  folgenden 
Glieder  meist  breiter  als  lang,  die  Keule  eiförmig  zugespitzt.  Fühler  und  Tarsen 
kurz  (Untergattung  Mefalktes  Germ.) 6 

2.  Schaft  der  Fühler  reicht  kaum  bis  zum  Hinterrand  der  Augen 3 

—  Schaft  reicht  über  den  Hinterrand  der  Augen  mehr  oder  weniger  hinaus      .     .     4 

3.  Oberseite  mit  länglichen  zugespitzten  goldgelben  oder  kupferigen  Haarschuppen 
dicht  besetzt.  Die  Haarschuppen  des  grob  punktierten  Halsschildes  sind  zum 
Mittelpunkt  sternförmig  gelagert.  Fühler  und  Beine  rot,  die  Fühlerkeule  an- 
gedunkelt.   Alle  Schienen  unbehaart.    6— g'/a  mm  (Abb.  itoH).    micans  F.  {=^  7)/,ollis  Ström.) 

—  Oberseite  mit  kleinen  nmdlichen  oder  kurz  ovalen  metallisch  hellgrünen  oder 
blaugrünen  Schuppen  besetzt,  Fühler  und  Beine  rotgelb  und  die  Fühlerkeule 
angedunkelt.  Hinterschienen  in  der  unteren  Hälfte  immer  mit  langen,  weißlichen 
Zottenhaaren  besetzt.     5  —  8  mm sericeiis  Schall. 

4.  Schenkel  deutlich  scharf  und  spitz  gezähnt 5 

—  Schenkel  ungezähnt  (oder  höchstens  die  Hinterschenkel  nur  sehr  undeutlich  ge- 
zähnt). Oberseite  grau  oder  braun  beschuppt  und  zwar  so,  daß  meist  mehrere 
abwechselnd  graue  und  braune  Binden  vorhanden  sind.     4  —  6  mm      .     .     .    teretieolUs  Deg. 

5.  Flügeldecken  mit  fleckig  angeordneten  gelblichen  oder  hellgrauen,  etwas  opali- 
sierenden Schuppen  bedeckt.      T,^i^ — 5  mm ceri'imis  L. 

—  Flügeldecken  kahl,  glänzend  schwarz  mit  scharf  begrenzten,  weißlichen  oder 
grünlichen  Schuppen  bindenartig  geziert.     2'/2— 4V2  "■" picus  F. 

6.  Länge  6  —  8  mm.  Flügeldecken  mit  metallisch  grünen,  länglichen,  zugespitzten 
Haarschuppen  besetzt;  nur  der  erste  Zwischenraum  an  der  Naht  und  die  zwei 
seitlichen  ohne  solche,    sonst   nur    mit  brauner    feiner  Behaarung.     Fühler    und 

Beine  rostrot,    Schenkel  angedunkelt  [Metallites  Germ.)    .       mollis  Germ.  (=  impar  Gozis) 

—  Länge  3V2 — 5  rnm,  alle  Zwischenräume  der  Flügeldecken  beschuppt    ....      7 

7.  Schildchen  breiter  als  lang,  an  der  Spitze  abgestutzt.  Fühler  und  Beine  ein- 
farbig  rot,   Schulterbeule    schwach    vorstehend.     Flügeldecken    mit    grauweißen 

oder  kupferigen  Haarschuppen  gleichmäßig  dicht  bekleidet.     3V.2  —  5  mm     marginatus  Steph. 

—  Schildchen  nur  so  breit  als  lang,  an  der  Spitze  abgerundet.  Fühlerkeule  und 
Schenkelmitte  schwärzlich.  Flügeldecken  kupfrig  oder  grünlich  beschuppt. 
Schulterbeule  kräftig  vorstehend.     4 — 5  mm atomar ius  Oliv. 

Gattung  Scytropus  Schön. 

Durch  den  sehr  kurzen  breiten  Rüssel  und  die  kurze  Fühlerfurche  (Abb.  158  C)  von 
Polydrosus  ausgezeichnet.     Forstlich  kommt  nur  eine  Ait  in  Betracht: 

Sc.  mustela  Hbst.  Körper  langgestreckt  parallelseitig,  dicht  mit  schuppenartig  verbreiterten, 
grauen  oder  bräunlichen  Haaren  scheckig  bedeckt.  Fühler  und  Beine  zum  größten  Teile  heller 
oder  dunkler  rostrot  oder  braun.     Länge  7 — 9  mm.     An   Madelholz. 


Curculionidae.   —   Kurzrüßler.  XI  ^ 

Gattung  Barypithes  Jacqu. 

Die  einzig  forstlich   beachtenswerte  Art: 

B.  araneiformis  Schrank  ist  an  ihrem  fast  kahlen,  lebhaft  glänzenden  Körper  leicht  zu 
erkennen.  Von  den  forstlichen  Kurzrüßlern  die  kleinste  Art  (2 '/j — 3V,  mm);  heller  oder  dunkel- 
braun gefärbt;   Fühler  und  Beine  bräunlichgelb.      Polyphag  an  Laub-  und  Nadelholz. 

Gattung  Brachyderes  Schönh. 

Die  emzige  uns  interessierende  Art  ist: 

Sr.  incanus  L.,  ein  mittelgroßer  Rüßler  (8  —  ii'/g  rnm)  von  langovaler  Gestalt  (Abb.  160 J). 
Der  ganze  Körper  ist  mit  kupfrigen  Schuppen  und  dazwischen  mit  feinen  anliegenden  gold- 
glänzenden Härchen  ziemlich  dicht  bedeckt.     An  Kiefern  und  Fichten. 

Gattung  Sitona  Germ. 

Die  Sitona- Arten  sind  durchgehends  langgestreckt,  parallelseitig ,  mit  kurzem  breitem 
Rüssel  und  meist  dicht  grau  oder  braun  beschuppter  Körperoberfläche.  Der  Halsschild  besitzt 
gewöhnlich  3  hellere  Längsstreifen  (Abb.  164,  S.  327).  Landwirtschaftlich  sehr  schädlich  („Blatt- 
randkäfer"), forstlich  dagegen  nur  unbedeutend  schädlich.  Von  den  zahlreichen  Arten  seien  nur 
folgende  zwei  genannt: 

S.  lineattis  L.  Körper  heller  oder  dunkler,  erd-  oder  lehmfarbig  beschuppt.  Flügeldecken- 
Zwischenräume  abwechselnd  heller  oder  dunkler  gefärbt,  in  den  Zwischenräumen  ohne  abstehende 
Haare;  Halsschild  mit  dichter  und  feiner  einfacher  Punktur.  Puhler  ziemlich  schlank,  erstes 
Geißelglied  fast  solang  als  die  beiden  folgenden  zusammen.  Länge  4  '/.  —  5  mm  (Abb.  164). 
Polyphag 

S.  Regensteiiiensis  Hbst.  Körper  mit  weißlichen  Schuppen  fleckig  besetzt.  Flügel- 
decken in  den  Zwischenräumen  mit  reihig  gestellten  abstehenden  Börstchen.  Halsschild  mit  grober 
tiefer  Punktur.     Fühlerschaft,  Schienen  und  Tarsen  rotbraun.     Länge  4 — 6  mm.     Polyphag. 

Gattung  Strophosomus  Steph. 

Durch  ihre  kurzeiförmige  gedrungene  Gestalt  (Abb.  160  L  u.  M)  von  den  vorhergehenden 
Gattungen  leicht  zu   unterscheiden.     Forstlich  interessieren  3  Arten: 

Str.  obesiis  Marsh.  (=  ruftpes  Steph.)  Oberseite  dicht  und  vollkommen  beschuppt, 
grauweiß  bis  braun,  Flügeldecken  meist  marmoriert  (Abb.  160 M).  Zwischenräume  der  Flügel- 
decken fast  ganz  ohne  Börstchen.     4  —  6  mm. 

Str.  coryli  F.  (=  melanograntmus  Forst.).  Dem  vorigen  sehr  ähnlich,  doch  leicht  zu 
erkennen  an  der  in  der  vorderen  Hälfte  kahlen,  schwarzen  Flügeldeckennaht  (Abb.  160  L). 
Flügeldecken  zwischen  der  Beschuppung  mit  ziemlich  langen  abstehenden  Borstenhaaren  besetzt, 
Länge  4-5V2  mm._ 

Str.  lateralis  Payk.  Schwarz  glänzend,  Oberseite  nur  sehr  spärlich  mit  goldglänzenden 
Schuppen  besetzt,  die  nur  an  den  Seiten  der  Flügeldecken  und  in  der  Naht  des  Schildchens  ver- 
dichtet sind.     Länge  4  —  6  mm. 

Gattung  Cneorrhinus  Schönh. 

Eine  einzige  forstlich  beachtenswerte  Art: 

On.  plagiatus  Schall.  Der  ganze  Körper  dicht  mit  bräunlichen  und  weißlichen  Schuppen 
besetzt.'  Die  Seiten  des  Halsschildes  und  2  dorsale  Längsstreifen  weißlich.  Flügeldecken  meist 
abwechselnd  heller  und  dunkler  beschuppt.     4^5  —  8  mm  (Abb.   160  K). 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  Kurzrtißler. 

Die  Kurzrüßler  bilden  eine  biologisch  und  forstlich  ziemlich  einheitliche 
Gruppe.  Alle  forstlichen  Arten  stimmen  darin  überein,  daß  sie  als  Käfer  die 
Nadeln,  Blätter,  Knospen  oder  auch  die  Rinde  von  meist  jüngeren  Pflanzen 
befressen  und  als  Larven  im  Boden  nach  Art  der  Engerlinge  von  Wurzeln 
sich  nähren.  Die  meisten  sind  sehr  polyphag  und  kommen  auf  Nadel-  und 
Laubholz  aller  Art  vor. 


3'» 


Coleoptera.  —  7.  P'amilienreihe:  Rynchophora. 


Unsere  Kenntnisse  über  die  Biologie  der  Kurzrüßler  sind  heute  noch  recht 
lückenhaft;  nur  von  wenigen  Arten  kennen  wir  die  Hauptzüge  der  Lebensweise, 
doch  auch  in  diesen  Fällen  gibt  es  noch  Vieles  zu  erforschen.  In  Anbetracht 
der  oft  nicht  leichten  Bestimmung  der  zahlreichen  Arten  sind  zudem  die  Angaben 
aus  der  Praxis  und  in  der  Literatur  vielfach  unsicher. 

So  kommt  es,  daß  auch  die  forstliche  Bedeutung  bei  einer  Reihe  von 
Kurzrüßlern  heute  noch  nicht  völlig  geklärt  ist.  Im  allgemeinen  kann  man  sie 
zu  den  „merklich  schädlichen"  Forstinsekten  rechnen.  In  Kulturen  aller- 
dings können  sie  stellen-  und  zeitenweise,  wenn  sie  in  großer  Zahl  auftreten^ 
sehr  schädlich  werden;  sie  können  größere  Kulturen  vollkommen  vernichten. 
In  dieser  Beziehung  sind  besonders  die  Gattungen  Otiorrhynchus,  Strophosomus^ 
Cneorrhinus  und  Brachyderes  zu  nennen.  Landwirtschaftlich  richten  einige  Otior- 
rhvnchics-    und    vor   allem  Sitona-hxX&a.  mitunter    sehr   empfindlichen  Schaden   an. 

Gattung  Otiorrhynchus  Germ. 
'fj^  Otiorrhynchus  niger  L.     Der  schwarze  Rüsselkäfer. 
^    Imago:  Siehe  oben  S.   312  u.  Abb.  160  B. 

Larve:  Nach  dem  allgemeinen  Rhynchophorentyp  (Abb.  150).  —  Rücken  mit  querstehenden 
Keilwülsten,  auf  dem  zweiten  bis  einschließlich  vorletzten  Segment  mit  je  6  kurzen  und  6  langen, 
zusammen  12  Längsreihen  bildenden  Haaren.  Die  Oberseite  des  ersten  Segmentes  glatt,  stark 
glänzend,  mit  teils  vereinzelt,  teils  in  je  einer  Seitengruppe  stehenden  Haaren,  unmittelbar  hinter 
dem  Kopf  verwaschen  rostbräunlich  gesäumt  Die  emgekrümmte  Bauchseite  auf  jedem  der  ersten 
Segmente  mit  einer  aus  8  kurzen  steifen  Borstenhaaren  bestehenden  Querreihe,  welche  an  jedem 
ihrer  beiden  Enden  von  einem  kurzen  vorderen  und  einem  hinteren  langen  Haar  auf  wulstiger 
Erhöhung  flankiert  wird.  Das  stumpfe  Endsegment  an  der  Oberseite  mit  8,  an  der  Unterseite 
mit  4  Haaren  in  Querreihe.  Die  Haare  sind  alle  bräunlichgelb.  Länge  der  ausgewachsenen 
Larve   12  mm,  Dicke  bis  4,5  mm  (Beling). 

Puppe:  Auch  bei  der  Puppe  sind  die  Borsten  als  besonders  charakteristische  Merkmale 
hervorzuheben.  Am  Kopf  stehen  zwischen  den  Augen  und  nach  weiter  hinten  hin  je  vier  lange 
Borsten  in  Querreihe.  Halsschild  am  gekanteten,  steil  abfallenden  Vorderrand  mit  4  ebensolchen 
Borsten,  im^hinteren  Teil  mit  einer  Anzahl  meist  kurzer,  schwärzlicher  Borsten  in  unvollständigen 
Querreihen  besetzt.  Der  kegelförmige  Hinterleib  am  Rücken  jeden  Segmentes  mit  einer  Quer- 
reihe von  6  bis  12  ungleich  langen,  braunen,  dornenförmigen  Borsten,  die  auf  den  hinteren  Seg- 
menten immer  kräftiger  werden.  Das  letzte  Segment  mit  2  dicken  braunspitzigen  Dornen  und 
"6  schwarzbraunen  Borsten  endigend.  Die  seitwärts  gespreizten,  weit  vorragenden  Kniee  mit  je 
einer  langen  und  oberhalb  dieser  mit  einer  weit  kürzeren  Borste  besetzt,  Länge  10  mm,  Breite 
bis   5  mm   (Beling). 

Vorkommen  und  Lebensweise.  Die  geographische  Verbreitung  er- 
streckt sich  über  ganz  Mitteleuropa  und  zwar  vornehmlich  auf  Gebirgsgegenden. 
Die  Hauptfraßpflanze  ist  die  Fichte,  doch  kommt  er  auch  an  anderen 
Nadelhölzern  und  Laubhölzern  vor. 

Die  Hauptfortpflanzungszeit  fällt  (nach  Beling  1887)  in  das*  Früh- 
jahr (Mai).  Die  Eier  werden  in  den  Boden  der  jüngeren  Fichtenbestände  oder 
Kulturen  abgelegt.  Zur  Eiablage  bevorzugt  der  Käfer  frisch  gelockerten 
Boden,  und  speziell  durch  Frost  in  Gräben  und  an  Pfianzbeet- Böschungen  ent- 
standenen Erdöfifnungen  (dann  aber  auch  frische  lockere  Unkraut-  und  Kompost- 
haufen, wie  sie  z.  B.  beim  Reinigen  der  Pflanzbeete  anfallen).  Die  bald  aus- 
schlüpfenden Larven  fressen  die  zarten  Wurzeln  der  jungen  Fichtenpflanzen  ganz 
und  schälen  die  Rinde  der  etwas  stärkeren  rein  ab,  so  daß  es  aussieht,  als  seien 
sie   mit   dem  Messer    abgeschabt.     Gegen  Mitte  Juni    sind  die  ersten  Larven  er- 


Curculionidae.   —   Kurzrüßler. 


317 


wachsen,  verpuppen  sich  dann  an  der  Stelle,  wo  sie  bis  dahin  lebten,  in  einer 
innen  geglätteten  Höhlung.  Nach  etwa  vierwöchentlicher  Puppenruhe  werden 
von  Mitte  August  an  die  ersten  Käfer  fertig,  die  zum  Teil  in  ihren  Höhlen 
bleiben,  um  erst  im  nächsten  Frühjahr  an  der  Oberfläche  zu  erscheinen,  zum 
größeren  Teil  aber  von  der  Geburtsstätte  wegwandern,  um  Winterquartier  unter 
Buschwerk  (Vorwüchsen),  Gras-,  Streu-,  Steinhaufen  usw.  zu  beziehen  (Regierung  von 
Niederbayern  1903)1).  Nach  weiteren  Beobachtungen  von  Beling  und  Heinz 
(1890  und  91),  sowie  an  anderen  Otiorrhynchen  (siehe  unten  bei  O.  sensitivus) 
dürfte  die  Fortpflanzung  resp.  die  Eiablage  über  den  ganzen  Sommer 
sich  erstrecken,  so  daß  man  im  Winter  nicht  nur  Imagines  und  Puppen,  sondern 
auch  Larven  in  verschiedenen  Stadien  findet.  Auch  scheint  der  Käfer  langlebig 
zu  sein  und  nicht  gleich  nach  der  Eiablage  einzugehen  (siehe  unten  bei  O.  sensi- 
tivus). Die  Generation  ist  in  der  Regel  einjährig;  die  Entwicklung 
kann  sich  aber  (wie  bei  sensitivus)  durch  ungünstige  Nahrungsverhältnisse  oder 
bei  späterer  Eiablage  mehr  oder  weniger  verlangsamen. 

Der  Käfer  selbst  frißt  vorzugsweise  nachts  an  den  oberirdischen 
Teilen  der  Pflanzen  (hauptsächlich  junger  Fichten  bis  zum  Alter  von 
20  Jahren).  Nach  AI  tum  frißt  er  zuerst  platzend  an  der  Rinde  dicht  über 
dem  Wurzelstock,  steigt  aber  allmählich  höher  hinauf,  so  daß  wir  ihn  anfangs 
Sommer  in  den  Maitrieben  fressend  finden.  „Sobald  die  Ausschlagschuppen  ab- 
geschoben sind,  frißt  er  in  die  dichte  Masse  der  jungen  Nadeln  an  einer  Seite 
eine  Höhlung  bis  auf  die  Rinde"  (Ratzeburg).  Auch  die  fertigen  Nadeln  be- 
frißt er  mitunter  so  stark,  daß  es  fast  zum  Kahlfraß  kommt.  —  Dei  Fraß  an 
den  Blättern  geht  (wie  bei  Phyllobius  s.  unten  S.  321)  vom  Rand  aus  und 
dringt  von  hier  aus  in  ziemlich  gleich  breit  bleibenden  Spalten  gegen  die  Mittel- 
rippe zu  (ohne  die  Seitenrippen  zu  schonen)  (Nitsche   1896). 

Forstliche  Bedeutung.  —  Otiorrhytichus  niger  gehört  in  den  Gebirgs- 
gegenden von  500 — 1000  m  Seehöhe  zu  den  häufigsten  Rüßlern  in  den  Wäldern. 
Schädlich  wird  er  in  erster  Linie  durch  den  Larvenfraß,  der  die  jungen 
Pflanzen  schon  im  ersten,  ältere  im  zweiten  oder  dritten  Jahre  tötet.  Bei 
Massenvermehrung  können  an  einer  Pflanze  20 — 25,  ja  sogar  bis  50  zusammen 
fressend  gefunden  werden.  Am  meisten  zu  leiden  haben  die  Saaten,  Pflanz- 
kämpe und  jungen  Kulturen.  Der  Schaden  wird  um  so  größer,  je  grasfreier 
die  Flächen  sind,  wohl  aus  dem  Grunde,  weil  dann  die  Larven  auf  die  Wurzeln 
der  Kulturpflanzen  angewiesen  sind,  während  ihnen  sonst  auch  noch  die  zahl- 
reichen Graswurzeln  zur  Verfügung  stehen.  Auch  mag  der  Umstand  hierzu  bei- 
tragen, daß  der  Käfer  lieber  frisch  bearbeitete  Beete  zwecks  Eiablage  aufsucht 
als  ältere.  Freisaaten  in  Form  von  Rillen-  und  Streifensaaten  sind  (nach 
Beobachtungen  in  Niederbayern)  gleichfalls  sehr  gefährdet;  dagegen  scheinen 
Vollsaaten  wesentlich  widerstandsfähiger  zu  sein  (,,ofirenbar,  weil  bei  dieser  Art 


1)  Im  Pflanzgalten  des  Forstamts  Zwiesel  (Bayer.  Wald,  800  m  Höhe)  wurden  in  der 
Zeit  vom  14.  bis  23.  Aug.  durchschnittlich  täglich  125  Käfer  gefangen,  in  der  Zeit  vom  6.  bis 
10.  Sept.  erreichten  die  Fangergebnisse  mit  500  Käfern  täglich  ihren  Höhepunkt,  um  Ende  Sep- 
tember auf  Null  herabzusinken. 


ojg  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rynchophora. 

von  Bodenbearbeitung  die  Bodenlockerung  nicht  in  allen  Teilen  so  gleichmäßig 
und  intensiv  ist  wie  bei  der  Streifen-  und  Rillensaat").  Der  Käferfraß  steht 
bezüglich  der  Wirkung  auf  das  Pflanzenleben  in  zweiter  Linie;  doch  ist  auch 
er  nicht  zu  unterschätzen,  besondeis  in  Verbindung  mit  dem  Larvenfraß.  Ab- 
gesehen von  den  Störungen  des  Saftstromes  durch  den  Rindenplatzfraß  werden 
die  Pflanzen  durch  den  mitunter  sehr  ausgedehnten  Nadelfraß  auch  noch  ihrer 
Assimilationsorgane  beraubt. 

In  der  Literatur  sind  eine  ganze  Reihe  von  größeren  Schäden  in  Fichten- 
kulturen verzeichnet,  vor  allem  aus  dem  Riesen-  und  Erzgebirge,  aus  Thüringen, 
aus  dem  Fichtelgebirge,  Bayerischen  Wald  usw.  (Baudisch  1887,  v.  Ernst  1851, 
Eimer  1890,  Gumtau  1849 — 52,  Gundlach  1887,  Haaß  1854,  Heinz  1890 
und  1891,  Kühn  1869,  Schaal  1862).  Die  letzte  Mitteilung  stammt  aus 
Österreich,  wo  191 1  in  einem  Pflanzgarten  (Ilovca)  von  200  000  Fichtenpflanzen 
150000  durch    O.  niger  totgefressen  wurden. 

Wenn  der  Schaden  des  schwarzen  Rüsselkäfers  sich  auch  hauptsächlich  auf 
Fichtenkulturen  bezieht,  so  kann  er  mitunter  auch  andere  Nadelholzpflanzen  und 
auch  Laubholzpflanzen  betreffen.  So  wird  über  einen  empfindlichen  Schaden 
an  Laubholzheistern  im  Harz  berichtet  (Schreiber  1893).  Verschiedene 
Alleebäume  (Ahorn,  Eberesche,  Esche,  Hornbaum,  Erle),  die  im  Jahre  zuvor  als 
3  m  hohe  Heister  gepflanzt  worden  waren,  wurden  durch  Zerfressen  sämtlicher 
Blätter  und  Benagen  der  Rinde  in  der  Krone  arg  beschädigt  (am  schlimmsten 
Ahorn  und  Eberesche). 

Erkennung.  —  Man  erkennt  den  Oliorrhymchus-Vt^iaW  an  dem  Gelb- 
und später  Rotwerden  der  Nadeln  und  schließlich  an  dem  Vertrocknen  der 
Pflanzen,  welche  sich,  ihres  Wurzelwerkes  großenteils  beraubt,  leicht  auch  aus 
dichtesten  Pflanzenbüscheln  einzeln  ausziehen  lassen,  wie  bei  Engerlingfraß.  Zur 
Differentialdiagnose  ist  die  Larve  im  Boden  zu  suchen,  die  sich  ja  auf  den  ersten 
Blick  durch   die  Beinlosigkeit  usw.  vom  Engerling  unterscheiden  läßt. 

Bekämpfung.  —  Als  kulturelles  Vorbeugungsmittel  wird  möglichst 
geringe  Bodenlockerung  beim  Pflanzen  empfohlen,  da  das  $  gelockerten 
Boden  zur  Eiablage  vorzieht.  Kulturen,  welche  in  berastem  Boden  ausgeführt 
werden,  sind  weniger  gefährdet  als  solche  in  entblößtem,  da  die  Graswurzeln  den 
Larven  Nahrung  bieten.  Daher  wird  auch  mehrjährige  Schlagruhe  (zur  Ver- 
rasung  des  Bodens)  angeraten.  Zum  Schutz  von  neuangelegten  Pflanzengärten 
können  Käfergräben  oder  Leimstangen  verwendet  werden. 

Die  wirksamste  Bekämpfung  richtet  sich  gegen  den  Käfer  und  be- 
steht in  einem  konsequenten  Sammeln.  Dieses  geschieht  entweder  durch 
Abklopfen  auf  Tücher  oder  in  untergehaltene  Töpfe  i)  oder  durch  Darbietung 
geeigneter  Verstecke.  Als  solche  können  Moos-  oder  Rasenplaggen  oder  Wurzel- 
büschel zwischen  den  Pflanzenreihen  ausgelegt  werden.^)  Nach  Eckstein 
(1904)    haben    sich    Wurzelbüschel   aus    Knöterichgewächsen,    vor    allem  Ampfer 


^)  Eimer  (1890)  sammelte  an  3  Tagen  mit  je  15  jugendlichen  Arbeitern  auf  diese  Weise 
88000  Stück. 

^)  Nach  Kühn  (1869)  wurden  unter  Rasenplaggen  auf  ca.  15  ha  großen  Kulturen  in 
2  Monaten  ca  i'/g  Millionen  Käfer  gesammelt.  —  Mit  Hilfe  von  Wurzelbüscheln  wurden  in 
einem  ca.  0,70  ha  großen  Pflanzgarten  de-^  Forstamtes  Zwiesel  (Bayer,  Wald)  in  einer  Periode 
14400  Käfer  gefangen. 


Curculionidae.  —  Kurzrüßler.  -,  j  q 

(Rumex  sanguineus)  besonders  bewährt.  Die  Rasenplaggen  müssen,  ebenso 
wie  die  Wurzelbüschel  vollständig  trocken  und  von  Erde  möglichst  gereinigt 
sein.  Auch  dürfen  die  Rasenplaggen  nur  ganz  lose  auf  den  Boden  aufgelegt 
werden;  dicht  dem  Boden  aufliegende  Plaggen  sind  völlig  wertlos  und  werden 
vom  Käfer  gemieden  (Regierung  von  Niederbayern  1903).  Das  Auslegen  der 
Fangmittel  hat  unmittelbar  nach  Schneeabgang  zu  beginnen  und  ist  —  mit 
einer  vierwöchentlichen  Unterbrechung  im  Monat  Juli  —  bis  Mitte  September 
fortzusetzen.  Das  Absuchen  hat  täglich  zu  geschehen,  am  besten  zur  Mittagszeit. 
Viel  schwieriger  gestaltet  sich  die  Bekämpfung  der  Larven  durch 
Ausheben  der  befallenen  Pflanzen  (mit  Ballen)  und  Absuchen  jener.  Diese  Methode 
ist  im  großen  kaum  durchzuführen.  Auch  das  Durchglühen  der  Erde  in  Saat- 
beeten  zur  Zerstörung  der  Larve,  wie  es  von  einer  Seite  (F.  Zbl.  i8g8,  S.  314) 
empfohlen  wird,  ist  wohl  kaum  allgemein  anwendbar.  Ob  die  von  Grundner 
(1897)  empfohlene  Methode  der  Düngung  der  Beete  mit  Kainit  den  Befall  wirk- 
lich so  günstig  beeinflußt,  müssen  erst  weitere  Versuche  ergeben. 

£3uO\.  ovatus  L. 

Dieser  viel  kleinere,  kurze,  ovale  Rüßler  (Abb.  1 60  D)  kommt  im  Gegensatz 
zu  dem  vorigen  immer  in  der  Ebene  vor. 

Forstlich  verhält  er  sich  ganz  ähnlich  wie  niger:  er  tritt  wie  dieser  als 
Schädling  vornehmlich  in  Fichtenkulturen  auf.  Die  Larve  befrißt  die  Wurzeln 
der  jungen  Pflanzen,  der  Käfer  die  oberirdischen  Teile,  vornehmlich  die  Rinde.  Der 
Rindenfraß  wird  dadurch  besonders  verhängnisvoll,  daß  die  Stämmchen  meist  dicht 
über  den  Wurzelknoten  ringsum  auf  eine  Breite  von  i — 2  mm  scharf  geringelt 
werden,  so  daß  das  Holz  freiliegt,  was  natürlich  den  Tod  der  Pflanzen  zur  Folge 
hat  (Nördlinger,  Alt  um  1885).  Auch  an  älteren  (angehend  haubaren)  Bäumen 
(Fichten  und  Weißtannen)  wurde  ein  Massenvorkommen  der  Käfer  beobachtet,  wo 
er  die  Triebe  benagte,  so  daß  diese  „rote  Nadeln  bekamen  und  der  Wald  wie 
angebrannt  aussah"  (Nördlinger  S.   18). 

Bekämpfung  wie  beim  vorigen.  Besonders  gute  Erfolge  wurden  mit  dem 
Auslegen  von  Moosplaggen  erzielt,  unter  denen  man  jeden  Tag  die  Käfer  „hand- 
vollweise" sammeln  konnte  (Nördlinger). 

J%Ot.  singularis  L. 

Von  A 1 1  u  m  (unter  dem  Namen  picipes  F.)  in  die  Forstentomologie  ein- 
geführt und  zwar  als  ,,ganz  erheblicher  Eichenfeind".  In  den  von  Altum 
angeführten  Fällen  machte  sich  der  „braune  Lappenrüßler"  (Abb.  1 60  C)  durch 
Benagen  der  Rinde  an  den  Trieben  jüngerer  Eichen  unangenehm  bemerkbar;  der 
Käfer  begann  an  der  Spitze  und  benagte  die  Rinde  allmählich  abwärts  steigend 
und  zwar  in  solcher  Ausdehnung,  daß  viele  Triebe  abstarben.  Das  Fressen  ge- 
schieht nur  des  Nachts.  Außer  an  Eichen  kommt  er  auch  an  anderen  Laub- 
hölzern schädlich  vor,  vor  allem  an  Obstbäumen,  Reben,  Rosen  usw., 
wo  er  die  Augen  und  die  Rinde  der  Triebe  an  Pfropfreisern  (in  Baumschulen)  benagt. 

Auch  an  Nadelhölzern  wurde  er  als  Schädling  beobachtet  (Befressen  der 
Maitriebe  der  Tannen  und  Entrindung  ein-  und  zweijährger  Fichten,  etwa 
4  cm  oberhalb  des  Wurzelknotens  auf  2 — 4  cm  Länge). 


7  20  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:   Rynchophora. 

V^^  Ot.  sensitivus  Scop.  (=  planatus  Hbst.). 

Dieser  durch  die  abgeflachten  Flügeldecken  ausgezeichnete  Käfer  (Abb.  160  A) 
lebt  insbesondere  im  Osten  und  in  den  südlichen  Alpen  (besonders  Kalkalpen) 
und  ist  dort  gelegentlich  schon  recht  schädlich  aufgetreten.  Gilb.  Fuchs  (1897, 
1905  und  19 12)  hat  sich  eingehender  mit  ihm  beschäftigt  und  in  mehreren 
Mitteilungen  seine  Larve,  seine  Entwicklung  und  seine  Schädlichkeit  be- 
schrieben. 

Die  Larve  ist  habituell  der  oben  beschriebenen  von  0.  nigcr  ganz  ähnlich  und  unter- 
scheidet sich  von  dieser  hauptsächlich  durch  die  andere  Anordnung  der  Borsten :  auf  der  Ventral- 
seite der  Abdominalsegmente  stehen  in  der  Mitte  4  Längsreihen  borstentragender  Warzen  (je  eine 
Borste  auf  einer  Warze),  seitlich  davon  eine  Reihe  von  Warzen  mit  je  2  Borsten.  Dorsal  folgen 
in  der  Mitte  nahe  aneinander  3  Reihen  Warzen  zu  je  2  Borsten  (auf  den  letzten  3  Segmenten 
zu  je  2  Reihen  mit  je  3  Borsten  zusammengezogen).  Außerdem  stehen  auf  jedem  Hinterleibs- 
segment (ausgenommen  die  3  letzten)  auf  einem  Querwulst  noch  2  Borsten  in  weiteren  Abständen. 

Die  Entwicklung  dauert  normal  ungefähr  i  Jahr.  Die  Frühjahrsbruten 
liefern  zum  nächsten  Frühjahr,  im  günstigsten  Fall  schon  im  Herbst,  fertige  Käfer. 
Meist  aber  bleiben  die  im  Herbst  entstandenen  Käfer  überwinternd  im  Boden. 
Bei  Eiablage  im  Herbst  kann  bei  ungünstigen  Bedingungen  die  Entwicklung  bis 
zu  22   Monate  beanspruchen,  wobei  die  Larven  zweimal  überwintern. 

Der  Käfer  ist  langlebig  und  kann  mehrere  Jahre  fortpflanzungsfähig 
bleiben.  Die  Befruchtung  und  Eiablage  findet  das  ganze  Jahr  über  statt;  auch 
ohne  wiederholte  Begattung  können  die   9?   reichlich  Eier  legen. 

Der  Larvenfraß  findet  unterirdisch  an  Wurzeln  aller  Art  statt.  Zuerst 
werden  die  feinen  Faserwurzeln  gänzlich  abgefressen,  dann,  wenn  die  Larven 
größer  sind,  befressen  sie  die  Rinde  bis  zur  Bodenoberfläche,  teils  einseitig,  teils 
ringsum  schälend.  Die  Verpuppung  findet  10 — 15  cm  unter  der  Oberfläche  in 
einer  ziemlich  großen  ovalen  Höhlung  statt. 

Der  Käferfraß  geschieht  oberirdisch  am  Tage  an  Nadelhölzern,  besonders 
an  Fichten,  seltener  an  der  Weymouthskiefer.  Der  Käfer  befrißt  die  Nadeln 
und   Knospen,  wobei  er  meist  mit  der  Gipfelknospe  beginnt. 

Als  Parasiten  zog  Fuchs  aus  den  Larven  die  Schlupfwespe  (Chalcidide) 
Megastigmus  aculeatus  Soed. 

Die  forstliche  Bedeutung.  —  Der  Schaden  durch  Larvenfraß  an  den 
Wurzeln  der  Nadelholzpflänzchen  ist  mitunter  ein  ganz  bedeutender.  Die 
Pflänzchen  werden  zuerst  gelb  und  kränkeln;  dann  werden  die  Nadeln  rot  und 
fallen  ab  und  das  Pflänzchen  stirbt  ab.  Bei  geringerer  Vermehrung  sieht  man 
handgroße  Stellen  in  den  Rillen  kränkeln  und  absterben,  bei  stärkerer  Vermeh- 
rung ganze  Rillen  und  Beete  (F'uchs   1897). 

Bekämpfung  wie  beim  vorigen. 

Außer  den  hier  besprochenen  Arten  sind  gelegentlich  auch  noch  verschiedene  andere 
Otiorrhynchen  durch  Fraß  an  Forstgewächsen  aufgefallen,   wie: 

Ot.  poreatus  Hbst,,  an  Tannen. 

—  scaber  L.,  an  jungen  Fichtenpflanzen  (Plätzen  der  Rinde). 

—  sulcatus  F.,  an  Laubbäumen  (ernstlich  schädHch  an  Reben). 

—  ligustici  L.  („Liebstöckelrüßler",  ,, Nascher"),  an  Laubbäumen  (besonders  schädlich  an  Reben 

und  Obstbäumen^ 

—  perdix  Ol.,  an  Fichten. 

—  fuscipes  Ol.,  an  Fichten. 

—  ?nultipu7ictatus  F.,  an  P'ichten  und  Lärchensaaten  (Henschel   1885). 

—  irritans  Hbst.,  an  Buchen,  Eichen,  Weiden,  Birken  (Blattfraß),  an  Fichten  (Wurzelfraß). 

—  rotimdaius  Sieb.,  polyphag  an  Laubhölzern,    besonders  an  Flieder,    Liguster  usw.  (Burkhardt 

1918,  V.  Lengerken    1918). 


Curculionidae. 


Kurzrüßler. 


321 


Gattung  Phyllobius  Schoenh. 
Grünrüßler. 
Wie  Otiorrhvnchus  sind  auch  die  Phvllobüis-hxien  als  Käfer  Blatt-  und 
Nadelfresser,  als  Larve  Wurzelfresser  und  sehr  polyphag;  doch  als  Kater 
hauptsächlich  an  Laubholz,  dessen  Knospen  und  Blätter  sie  (in  charakteristischer 
Weise)  zerfressen.  Als  die  am  besten  beobachtete,  forstlich  beachtenswerte  Form 
sei  hier  Ph.  psittacimis  ausführlicher  behandelt. 


Abb.    161  A.     Fraß  von  Phyllobius  psittacinus  Germ.     Larvenfraß  an  3— 4Jähriger  Fichtenpflanze 
(die  Wurzeln  sind  bis  zu    den   feinsten  Wurzelspitzen  vollständig   der  Rinde   beraubt).  —  Nach 

Scheidter. 


J'^Z  PhylL  psittacinus  Germ.  (=  aiborator  Hbst.)  (Abb.    160  E). 

Ein  anschauliches  Bild  von  der  Lebensweise  und  dem  forstlichen  Ver- 
halten dieses  Grünrüßlers  gibt  Scheidter  (191 6): 

Die  aus  den  in  die  Erde  gelegten  Eiern  auskommenden  Larven  („weiß, 
ventral  gekrümmt,  beinlos,  mit  längeren  hellbraunen  Borsten  spärlich  besetzt") 
leben  von  den  Wurzeln  aller  möglichen  Pflanzen.  Bei  schwächerem  Befall 
werden    die  Wurzeln    platz-   oder  streckenweise  ringsum  befressen,    bei  stärkerem 

Escherich,   Forstinsekten.     II.jBd.  ^^ 


•^2  2  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rynchophora. 

hingegen  wird  der  ganze  Wurzelteil  dicht  unterhalb  der  Oberfläche  bis  zu  den 
äußersten  Enden  der  Wurzel  der  Rinde  beraubt,  der  Holzteil  selbst  aber  nicht 
angegangen  (Abb.   161  A). 

Die  Käfer  befressen  im  Mai  und  Juni  die  Blätter  aller  möglichen  Laub- 
holzarten (Ahorn,  Erle,  Eberesche,  Rotbuche,  Eiche  usw.)  und  zwar  in  sehr 
charakteristischer  Weise:  „Die  Blätter  werden  vom  Rande  her  angefressen,  zu- 
nächst   werden    nur    seichte    Einbuchtungen    an    den    Blättern    genagt,    die    sich 


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Abb.   161  B.     Käferfraß  von  Phyilobius  psittacinus  Germ,  an  Spitzahorn.     Nach  Scheidter. 


allmählich  zu  langgestreckten,  meist  bis  zur  Mittelrippe  reichenden,  auch  an  den 
Seitenrippen  entlang  laufenden,  teils  gleich  breit  bleibenden,  teils  sich  stellenweise 
"etwas  verbreiternden,  geschwungeneu,  oft  gegabelten  und  verzweigten  Fraßstellen 
verlängern.  Die  Blätter  sehen  dann  stark  zerzaust  und  zerschlissen  aus. 
Bei  sehr  starkem  Auftreten  des  Käfers  bleiben  meist  von  den  Blättern  nur  mehr 
die  stärkeren  Blattrippen,  an  denen  noch  einige  Reste  der  Blattfläche  verbleiben, 
übrig.  Der  Fraß  wird  am  besten  durch  die  beigegebene  Abbildung  veran- 
schaulicht" (Abb.    161  B). 


Curculioriidae. 


323 


„Nadelhölzer  werden  in  der  Regel  nicht  von  diesem  Käfer  befressen, 
wenngleich  er  auch  gelegentlich  an  den  jungen  Maitrieben  von  Fichten 
fressend  gefunden  wurde.  Diese  werden  befressen,  wenn  sie  etwas  geschoben 
und  sich  der  Knospenschuppen  entledigt  haben,  die  Nadeln  der  Triebe  aber 
noch  dicht  beisammensitzen.  Der  Käfer  frißt  alsdann  meist  wenige  Millimeter 
unterhalb  der  Triebspitze  rundliche  Stellen 
aus  den  Trieben,  die  er  nicht  selten  nach 
abwärts  verlängert  (Abb.  161  C).  Die  Folge 
des  Fraßes  ist  dann  ein  leichtes  Krümmen 
der  Triebspitze,  ein  Schaden,  der  aber  beim 
Weiterwachsen  des  Triebes  wieder  ausgeheilt 
wird"  (Scheidter   1915). 

Forstliche  Bedeutung.  —  Die 
Folgen  des  Käferfraßes  sind  nur  un- 
bedeutend. Viel  schädlicher  jedoch  kann 
der  Larvenfraß  werden,  besonders  wenn  die 
Eiablage  in  unkrautreine  Saatbeete  statt- 
gefunden hat.  Scheidter  berichtet,  daß  in 
verschiedenen  Gegenden  Bayerns  in  Pflanz- 
gärten ganze  Beetreihen  mit  vielen  Tausenden 
von  2 — 4  jährigen  Fichten  durch  den  Larven- 
fraß vernichtet  wurden. 

Erkennung.  —  Man  erkennt  den 
Larvenfraß  am  Gelbwerden  der  Nadeln. 
Wenn  man  gleich  beim  Beginn  des  Gelb- 
werdens die  Pflanzen  auszieht,  so  kann  man 
die  Larven  feststellen  (von  den  etwa  auch  in 
Betracht  kommenden  Engerlingen  außer  an 
der  Kleinheit  an  der  Beinlosigkeit  usw.  leicht 
zu  unterscheiden).  Häufig  aber,  besonders  in 
regenreichen  Jahren,  behalten  die  befallenen 
Pflanzen  sehr  lange  ein  gutes  Aussehen  und 
verlieren  ihre  Nadeln  erst  dann,  wenn  die 
Larven  verschwunden  sind  bezw.  sich  bereits 
in  die  Käfer  verwandelt  und  diese  als  solche 
die  Beete  verlassen  haben.  In  diesen  Fällen 
muß  uns  die  Art  des  Wurzelfraßes  auf  die 
richtige    Spur    führen:     Vom     Engerlingsfraß 

unterscheidet  sich  dieser  dadurch,  daß  selbst  die  feinen  Wurzeln  nicht  durchbissen 
werden,  sondern  das  Wurzelsystem  vollständig  erhalten  bleibt,  während  die  Enger- 
linge meist  alle  dünnen  Wurzeln  abbeißen,  so  daß  nur  die  Pfahlwurzel  übrig  bleibt. 

Bekämpfung.  —  Zur  Vorbeugung  empfiehlt  Scheidter  in  Gegenden, 
in  denen  der  Schädling  stets  häufiger  vorkommt,  die  Pflanzgärten  nicht  in 
der  Nähe    von  Laubhölzern    (Ahorn,    Erlen,    Vogelbeeren  usw.)  anzulegen.      Wo 


Abb.    161  C.     Käferfraß  von  Phyllobius 
psittacinus  Germ,  an  einem  jungen  Fichten- 
trieb.    Nach  Scheidter. 


■124  Coleoptera.   —   7.   Familienieihe :   Rynchophora. 

Laubhölzer  um  einen,  inmitten  eines  Nadelholzgebietes  gelegenen  Pflanzgarten 
angebaut  sind,  sind  sie  zu  entfernen.  Zur  Verhinderung  der  Eiablage  sind 
die  Beete  zur  Zeit  der  Eiablage  (Mai-Juni)  dicht  mit  Ätzkalk  zu  bestreuen  (siehe 
oben  S.  87).  Befallene  Beete  sind  nach  Entfernung  der  noch  gesunden  Pflanzen 
wiederholt  tief  umzugraben,  wobei  viele  der  zarthäutigen  Larven  vernichtet 
werden;  event.  sind  die  Larven  zu  sammeln  und  zu  zerdrücken.  Daneben  kann 
durch  Absammeln  der  Käfer  (Abklopfen  auf  Tücher)  von  den  benachbarten 
Laubbäumen  die  Gefahr  gemindert  werden. 

Als  forstlich  beachtenswert  sind  noch  folgende  Arten  zu  nennen: 

Phyllobius  argentatus  L.  Entblättert  die  Birken  zuweilen  vollständig ;  in  Buchenschlägen  wieder- 
holt in  vernichtender  Menge  aufgetreten;  mit  andern  Rüßlern  zusammen  eine  Buchenkultur 
von  4 — 6  ha  völlig  ruiniert  (Altum).  ,,Je  lichter  die  Pflanzen  stehen,  desto  größer  die  Zer- 
störung" (Ratzeburg). 

—  viridicollis  F.     Bald    an  jungen   Eichen,  bald   an   Buchen,    Birken,    Weidea,   Aspen,   bald 

sogar  an  Kiefern  in  Mengen  fressend   angetroffen;    soll   besonders    die   Knospen   angreifen 
(AI  tum). 

—  glaucus  Strl.  (=  ealcaratus  F.).     An  Erlen  als  Schädling  beobachtet. 

—  piri  L.  (=  vespertiniis  Gyll.,   7nali  GylL).     Auf  jungen  Birken  Kahlfraß  verursacht,   sowie 

an  den  austreibenden  Eichenknospen  schädlich    geworden    (Altum,    Ratzeburg).      Auch   an 
Ulme,  Hasel,  Ahorn  und  Roßkastanie  (Nördlinger). 

—  oblongus  L.     Auf  allen  Laubhölzern  gemein,  an  Obstbäumen    oft   sehr  schädlich  durch  Aus- 

fressen der  Knospen,  Abfressen  der  Blüten  und  Benagen  der  Edelreiser. 

—  maculicornis  Germ.     Auf  Buche  und  Birke  häufig. 

—  urticae  Deg.  (=  alnefi  F.).     Auf  Erlen  und  Buchen  (Eckstein   1882). 

'  Gattung  Polydrosus  Germ. 

Lebensweise  wie  bei  der  vorigen  Gattung:  Käfer  befrißt  Nadeln,  Blätter, 
Rinde,  Knospen;  polyphag,  doch  scheinen  einige  Arten  auf  Nadelholz,  andere 
auf  Laubholz  sich  zu  beschränken.  Entwicklung  noch  wenig  erforscht,  Larven 
und  Puppen  im  Boden  (Beling  1883)^).  Forstliche  Bedeutung  nicht  er- 
hebhch. 


y;^i  Polydr.  (Metallites)  moUis  Germ,  und  atomarius  Ol.     (Grüne  Fichten- 
rüsselkäfer.) 

Ersterer  Gebirgstier,  letzterer  auch  in  der  Ebene,  beide  auf  Nadelholz, 
ersterer  auf  Fichte  beschränkt,  letzterer  auch  an  Kiefer  und  Tanne.  Beide 
greifen  vorzugsweise  die  jungen  Triebe  in  Stangenhölzern  und  Kulturen  an, 
die  sie  platzweise  oder  gar  ringelnd  benagen,  so  daß  die  Triebe  nach  einiger 
Zeit  umknicken  und  absterben.  Der  Fraß  geht  bisweilen  bis  aufs  Mark,  in  einem 
beobachteten  Falle  wurde  selbst  das  Mark  an  6 — 8  jährigen  Pflanzen  ausgefressen 
(Altum  1898).  Auch  die  Nadeln  werden  benagt;  an  der  Kiefer  nur  die  eben 
hervorsprossenden  kaum  i  cm  langen  Nadeln.  Zunächst  werden  die  Nadel- 
scheiden durchgenagt  und  dann  die  jungen  Nadeln  von  unten  und  von  der 
Fläche    her    angefressen,    so    daß    die    Oberteile    der    Nadeln    herabhängen    und 


')  Die    Angabe    von    Taschenberg,    daß  sich   die    Larve    (von  Pol.  cerviniis)    in    den 
Spitzen  der  Eichen-  und  Birkenzweige  entwickelt,  beruht  sicherlich  auf  einem  Irrtum. 


Curculionidae. 


KurzrüRler. 


325 


welken  (Abb.    162).    Die  Angabe,  daß  atomarius  auch  an  jungen  Buchen  schädlich 
aufgetreten  sei,  beruht  vernautlich  auf  einer  Verwechslung  mit  einer  anderen  Art. 

Als  natürliche  Feinde  bat  Kunze  (1870)  zwei  Mordwespen  Cerceris  variabilis 
Schrk.  und  labrata  F.  beobachtet,  die  die  Käfer  in  solcher  Menge  in  ihre 
Nester  einschleppten,  daß  diese  sie  gar  nicht  alle  auf- 
nehmen konnten.  Auch  die  rote  Waldameise  (Formica 
ru/aj  trägt  die  Grünrüßler  oft  massenhaft  in  ihre 
Bauten, 

Die  beiden  Grünrüßler  sind  mehrfach  schädlich 
vorgekommen:  im  Harz,  in  Thüringen,  im  Erzgeoirge, 
Vogtland,  im  Schwarzwald  (an  Tannen)  usw. 

Sollte  eine  Bekämpfung  nötig  sein,  so  wird 
man  der  Vermehrung  am  besten  durch  Abklopfen  der 
Käfer  auf  Tücher  oder  in  Fangschirme  (in  den 
Morgenstunden)  begegnen. 


I'  S-ß  Polydrosus  micans  F.  (=  moUis  Ström.)  und 
cervinus  L. /<</ 

Beide  sind  vorzugsweise  Laubholztiere.  Ersterer 
soll  hauptsächlich  an  jungen  Buchen,  Haseln  und 
Eichen  vorkommen,  letzterer  au  Eichen  und  Birken; 
Blattknospen-  und  Rindenfraß.  Altum  beobachtete 
an  Eichen  in  Pfianzgärten  aa  Loden  und  jungen 
Heistern  Knospenfraß,  wobei  der  Käfer  mit  feinem 
Stich  die  Hülsen  durchbohrte,  um  sich  dann  von  den 
zarten  inneren  Teilen  zu  nähren.  Gelegentlich 
scheinen  die  beiden  auch  an  Nadelholz  vorzukommen; 
so  soll  mica?is  einmal  von  jungen  Eichen  auf  die 
untergebauten  3jährigen  Weymouthskiefern  über- 
gegangen sein  und  deren  Nadeln  so  stark  befressen 
haben,  daß  sie  nur  durch  rechtzeitiges  Sammeln  gerettet 
wurden  (Br.  1876);  und  covinus  trat  (im  Harz)  an 
Lärchen  schädlich  auf.  Zuerst  wurden  die  neu- 
gepflanzten  Lärchen  kahl  gefressen  und  später  die 
vorjährige  Pflanzung  teilweise  entnadelt.  Erstere  gingen 
ein.  Der  Fraßverlauf  am  Stämmchen  war  von  oben 
nach  unten. 

Durch  Abklopfen  auf  untergelegte  Tücher  wur- 
den „Handkörbe  voll"  gesammelt. 


Abb.  162.  Käferfraß  von. 
Polydrosus  (Metallites)  ato- 
marius Ol.  an  jungen  Kiefer- 
nadeln.    —     Nach   Eckstein. 


Außerdem   finden    sich   in    der    forstlichen   Literatur   noch 
genannt: 
Polydrosus  teretieollis  Deg.     Häufig  auf  Buchen. 

—  niarginatus  Steph.     An  Eichen,  Buchen,  aber  auch  an  Fichten,  Kiefern   und  Lärchen 

—  sericeiis  Schall.     Auf  Laubbäumen. 

—  picils  F.     Auf  Birken  und  jungen  Buchen. 


326 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:   Rynchophora. 


/:Scythropus  mustela  Herbst. 

Die  einzige  mitteleuropäische  Art  der  sonst  mediterranen  Gattung  wurde 
von  Baer  (1908)  in  die  Forstentomologie  als  beachtenswertes  Kieferninsekt 
eingeführt. 

Die  Lebensweise  zeigt  einige  interessante  Einzelheiten:  Die  Eiablage 
findet  nicht,  wie  bei  den  meisten  Kurzrüßlern,  in  den  Boden,  sondern  zwischen 
zwei  durch  Kitt  miteinander  verbundene  Nadeln  (je  10 — 50  Eier)  statt  und 
zwar  von  Ende  April  bis  Mitte  Juni  (Abb.  163 A).  Die  Eier  sind  anfangs 
milchweiß  und  eiförmig,  0,5  mm  lang,  später  etwas  gebräunt.  Die  nach  etwa 
5  Wochen  auskommenden  Larven  lassen  sich  zu  Boden  fallen  und  verschwinden 
gleich  im  Boden.  Lange  elastische  Borstenhaare  machen  sie  für  diesen  meist 
I  —  3   m  hohen  Sprung  besonders  geeignet. 


B 


Abb.    163.    A  Eiablage  von  Scythropus  mustela  Hrbst.  zwischen  verklebten  Kiefernnadeln;  letztere 

ind  voneinander   getrennt,  um  die  Eier  und  den  dünnhäutigen  Kitt  zu  zeigen.    B  Käferfraß  von 

Scythropus  mustela  an  Kiefernnadeln.   —  Nach  Baer. 


Den  Käfer  findet  man  vom  Frühjahr  bis  Spätherbst  gewöhnlich  an  der 
Kiefer  und  zwar  meist  an  den  Enden  der  Zweige,  also  an  den  jüngsten 
Nadeln,  in  die  er  vom  Rande  her  flachbogenförmige  Ausschnitte  frißt  (Abb.  163B). 
Das  Fraßbild  ähnelt  sehr  dem  von  Brachyderes,  nur  sind  die  Bögen  von  Scythropus 
meist  länger  und  vor  allem  auch  flacher  und  es  wird  weniger  der  Endteil  der 
Nadeln  bevorzugt  (Baer  1904).  Schaufuß  (Calwer)  gibt  auch  Fichte  und 
Tanne  als  Fraßpflanze  an  („Die  Käfer  benagen  die  männlichen  Blütenkerzen 
und  Nadeln"). 

Forstlich  kommt  ihm  nur  geringe  Bedeutung  zu;  immerhin  kann  der 
Fraß  besonders  in  Kulturen  so  auffallend  sein,    daß    man   ihn   schon  von  weitem 


Curculionidae.   —  Kurzrüßler.  ^27 

bemerkt,  besonders  auch  infolge  des  weißlichen  Scheines,  der  von  dem  verhärteten 
Harze  an  den   Wundrändern  herrührt. 

Bekämpfung  kaum  nötig;    sonst  wohl  am  besten  durch  Absammeln. 

Gattung  Sitona  Germ. 

Forstlich  von  geringer  Bedeutung;  in  der  forstlichen  Literatur  finden  zwei 
Arten   Erwähnung:   Sil.  liiieaUis  L.  und  Regen steinensis  Hbst,   (s.   S.   315). 

S.  lineatus  L.  (Abb.  164A),  der  landwirtschaftlich  durch  Befressen  der 
jungen  Blätter  von  Erbsen,  Bohnen,  Wicken,  ferner  von  Klee  und  Luzerne  sehr 
schädlich  werden  kann  (das  Befressen  geschieht    nach   Kurzrüßlerart   vom  Rande 


ABC 

Abb.    164.     Sitona  lineatus  L.     A  Imago,  B  Larve,  C  Puppe  von  oben.  —  Nach  Kemner. 

her  —  daher  ,, Blattrandkäfer"  genannt),  kann  im  Walde  durch  Befressen  der 
Kotyledonen  und  ersten  Blätter  der  Robinie,  sowie  der  letztjährigen  Nadeln  junger 
Kiefern  und  Fichten  in  Saatbeeten  und  Kulturen  sich  unangenehm  bemerkbar 
machen  (Beling   1883).     Auch  Nadelholzsamen  soll  er  befressen  (Altum). 

S.  Regensteinensis  Hrbst.  ist  einmal  in  Gesellschaft  anderer  Kurzrüßler 
{Strophosomus  und  Polydiosus)  beim   Eichenknospenfraß  beobachtet  worden. 

/'^s   Brachyderes  incanus  L. 

Image  siehe  oben  Seite  315  u.  Abb.  160J. 

Die  Larve  ist  von  Jakob i  (1904)  eingehend  beschrieben.  Sie  unterscheidet  sich  von 
der  Otiorrhynchus -'Ldivve  (siehe  oben  S.  316  u.  Abb.  150)  vor  allem  durch  die  Art  der  Be- 
borstung:  die  geteilten  Hinterleibsringe  tragen  dorsal  auf  den  voideren  Teilstücken  in  der  Mitte 
2,  auf  den  hinteren  beiderseits  der  Mittellinie  5  Borsten,  von  denen  i,  2,  4  kurz  und  dom- 
ähnlich mit  verdickter  Basis,  3  und  5  haarartig  gebildet  sind.  Ventral  stehen  auf  den  Hinter- 
leibsringen 4 — 10  seitlich  je  eine  zweibehaarte  Warze,  am  Hinterrand  6  kurze  kräftige  rotbraune 
Borsten,  die  wohl  zur  Fortbewegimg  dienen.  Der  After  ist  von  einer  Anzahl  Chitinplatten  um- 
geben, die  bei   Otiorrh.  niger  fehlen. 

Bei  der  Puppe  stehen  auf  den  Hinterleibsringen  dorsal  Querreihen  von  je  8  Wärzchen, 
die  je  eine  kurze  braune  Borste  tragen.  Der  „hinfällige  Anhang" ')  {Appendix  deeidua)  der 
Mandibeln  ist  fast  doppelt  so  lang,   wie  die  Mandibeln  selbst. 


*)  Unter  ,,hin  fällige  m  Organ"  versteht  man  den  langen  zangenartigen  vorderen  An- 
hang der  Mandibeln,  der  außer  der  Puppe  von  Brachi/deres  noch  vielen  anderen  Kurzrüßlern  der 
Gattungen  Otiorrhynchus,  Cneorrhinus,  Strophosomus,  Pohjdrosus,  Phyllobius  usw.  zukommt, 
der  aber  schon  während  oder  kurz  nach  dem  Herausarbeiten  des  Käfers  aus  dem  Puppenl^er  ab- 
zubrechen pflegt  unter  Hinterlassung  eines  flachen  narbenartigen  Höckers  auf  der  Außenseite  jeder 
Mandibel.  Es  handelt  sich  also  lediglich  um  ein  Puppenorgan.  Über  die  Bedeutung 
dieses  Organes  ist  man  sich  noch  völlig  unklar  (Jakobi). 


321 


Coleoptera. 


Familienreihe :   Rynchophora. 


Br.  znca?ius  ist  ein  „Charaktertier  der  Kiefernheiden  im  Schonungs- 
und Dickungsalter". 

Überwinterung  der  Käfer  unter  Borkenschuppen  usw.  Eiablage  im  Frühjahr 
im  Boden.  Die  Larven  nähren  sich  von  Wurzeln,  hauptsächlich  von  Kiefern. 
Zuerst  werden  die  dicken  Wurzeln  ihrer  Rinde  beraubt  („in  kleinen  erbsengroßen, 
etwas  gestreckten  Plätzen  glatt  abgenagt,  weiterhin  diese  dichter  beieinander  ge- 
setzt, so  daß  sie  zu  langen  Streifen  zusammenschmelzen  und  die  Wurzel  rings 
umgeben^  bis  diese  schließlich  auf  Fingerlänge  fast  völlig  kahl  ist");  später  werden 
die  feineren  Seitenwurzeln  angegangen,  die  geringelt  oder  auch  auf  langen  Strecken 

glatt    entrindet    werden    (Jakobi 
1904).  Die       Normalnahrung 

scheinen  die  Wurzeln  älterer  20- 
und  mehrjähriger  Kiefern 
(und  vielleicht  auch  des  Heide- 
krautes) zu  sein.  Nur  gelegent- 
lich und  un\er  besonderen  Ver- 
hältnissen gehen  sie  an  ganz  junge 
Kiefernpfianzen ;  auch  an  2 jäh- 
rigen Fichten  wurden  sie  ein- 
mal beobachtet  (Czech  1880). 
Der  Käfer  befrißt  die 
Nadeln  der  Kiefer  im  Dickungs- 
und Schonungsalter,  1)  und  zwar 
meist  die  den  Endknospen  nahe- 
stehenden Nadeln.  Er  läßt  sich 
wie  andere  Rüßler  bei  drohender 
Gefahr  zu  Boden  fallen,  klettert 
aber  bald  wieder  empor  und  zwar 
abermals  bis  zur  höchsten  Spitze. 
Das  Fraßbild  ist  charakterisiert 
durch  scharfehalbkreisförmig 
ausgeschnittene  Bogen,  die 
bei  stärkerem  Fraß  zusammen- 
fließen (Abb.  1 65  A).  Der  Fraß 
reicht  meist  von  der  Spitze  der 
Nadeln  bis  zur  Mitte  und  auch 
darüber  hinaus.  Manchmal  nagt  der  Käfer  so  tief,  daß  die  Nadel  durchbissen 
wird.  Regelmäßig  treten  Harztröpfchen  an  den  Wundrändern  aus,  so  daß  die 
Triebe  von  dem  eingetrockneten  Harz  oft  wie  mit  Kalk  bestäubt  aussehen.  Die 
Endknospen    bleiben    unverletzt.      Ausnahmsweise    scheint    der    Käfer    auch     an 


ABC 

Abb.  165.  A  Käferfraß  von  Brachyderes  incanus  L. 
an  Kiefernnadeln  (kleine  halbkreisförmige  Scharten). 
B  Käferfraß  von  Cneorrhinus  plagiatus  Schall,  an  Kiefern- 
nadeln (große  eckige  Scharten),  C  Käferfraß  von  Stro- 
phosomus obesus  Mrsh.  an  Kiefernnadeln.  —  Nach 
Eckstein. 


1)  Daß  er  auch  ältere  Kiefern  im  Bestandsalter  angeht,  läßt  sich  daraus  ersehen,  daß  er 
oft  in  Massen  unter  dem  Leimring  angetroffen  wird,  wie  ich  bei  der  vorletzten  Nonnenkalamität 
in  Sachsen  wiederholt  beobachten  konnte. 


Curculionidae.  —   Kurzrüßler.  220 

Laubholz  zu  gehen;  so  soll  er  nach  Ratzeburg  auch  an  Birken  merklich 
schädlich  geworden  sein  durch  ausgedehnte  Schälungen  der  Rinde. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Brachyderes  wird  hauptsächlich  älteren 
Kiefernkulturen  (8 — 15  Jahre)  schädlich  durch  den  Käferfraß.  Dieser 
ruft  bei  Massenvermehrung  sehr  auffallende  Erscheinungen  hervor  und  kann  recht 
unangenehm  werden.  Die  Nadeln  verfärben  sich,  werden  gelbgrau  und  braun 
und  fallen  schließlich  samt  der  Scheide  ab;  infolgedessen  sterben  manche  Zweige 
ab.  Meist  aber  bilden  sie,  da  die  Endknospen  gewöhnlich  erhalten  bleiben,  neue, 
wenn  auch  kümmernde  Triebe.  Der  Fraß  kann  sich  über  große  Flächen  von 
vielen  Hektaren  ausdehnen;  die  befallenen  Flächen  machen  einen  trostlosen  Ein- 
druck und  sehen  wie  verbrannt  aus,  wie  ich  selbst  in  Sachsen  zu  sehen  Gelegen- 
heit hatte. 

Der  Larvenfraß  scheint  in  diesen  älteren  Kulturen  keine  nachhaltige 
Wirkung  auf  die  Pflanzen  auszuüben.  Dagegen  wird  der  Larvenfraß  in  jungen 
Kulturen  {Saatbeeten  usw.)  tödlich;  es  sind  mehrere  ausgedehnte  Zerstörungen 
in  Pfianzgärten  beschrieben  (Czech   1880,  Jakobi   1904,  Stein   1852). 

Natürliche  Feinde.  —  In  dem  von  mir  beobachteten  Massen  vorkommen 
sah  ich  Grabwespen  in  großer  Zahl  bei  der  Arbeit,  dann  auch  zahlreiche  Spinnen. 
In  einer  von  Brachyderes  stark  bedrohten  Kiefernkultur  beobachtete  Prof.  Vater 
(Tharandt)  auffallend  große  Schwärme  von  Finken,  die  zweifellos  an  der  natür- 
lichen Beendigung  der  Kalamität  Anteil  hatten  (persönliche  Mitteilung). 

Bekämpfung.  —  Wo  es  sich  um  Larvenfraß  in  Pfianzenbeeten  handelt, 
ist  eine  Bekämpfung  sehr  schwer;  es  kommen  hier  mehr  die  obengenannten  ver- 
schiedenen vorbeugenden  Mittel  in  Betracht.  Bei  Käferfraß  in  jungen  Kulturen 
kann  Absammeln  (auf  Tücher)  usw.  oder  Bespritzen  (mit  Uraniagrün,  Bleiarseniat, 
Chlorbaryum  usw.)  empfohlen  werden.  Bei  älteren  Kulturen  in  größerer  Aus- 
dehnung dürfte  Bekämpfung  sich  kaum  lohnen,  bezw.  der  Nutzen  kaum  im 
Verhältnis  zu  den  Kosten  stehen. 

-p/f  Cneorrhinus  plagiatus  Schall. 

Imago  siehe  oben  Seite  315  u.  Abb.  160  K. 

Wie  der  vorige  hauptsächlich  Kieferninsekt,  und  zwar  vorzugsweise  auf 
Sandböden  vorkommend.  Im  Gegensatz  zu  Brachyderes  geht  der  Käfer  aber 
besonders  gern  junge  i  — 2jährige  Pflanzen  an.  Auch  das  Fraßbild  zeigt 
einen  gewissen  Gegensatz:  während  Biachyderes  die  Nadeln  vornehmlich  an  der 
Spitzenhälfte  befrißt,  beginnt  Cneotrhinus  den  Fraß,  wenigstens  bei  jungen  Nadeln, 
gewöhnlich  an  der  Nadelbasis,  über  der  Nadelscheide  einsetzend  und  zwar  in 
kleinen  unregelmäßig  gezackten  Bogen.  Oft  bleiben  nur  schmale  Reste  der  Nadel 
übrig,  oft  nagt  der  Käfer  so  intensiv,  daß  die  Nadel  über  der  Scheide  durch- 
gebissen wird.  Bei  älteren  Nadeln  nagt  er  größere  Scharten  in  die  Nadel- 
kante (Abb.  165B),  die  aber  nicht  halbkreisförmig  sind  (wie  bei  Brachyderes) 
sondern  mehr  eckig  (Eckstein,  Die  Kiefer).  Der  Käfer  benagt  auch  platzend 
die  zarte  Rinde  der  jungen  Pfiänzchen  und  vor  allem  auch  die  eben  vor- 
schiebenden Triebe. 


330 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rynchophora. 


Die  Hauptfraßzeit  fällt  in  den  Monat  Mai,  in  dem  auch  die  Begattung 
stattfindet.  Der  Fraß  geschieht  hauptsächlich  in  der  Nacht  und  in  den  kühleren 
Tagesstunden;  während  der  wärmeren  Tageszeit  vergraben  sich  die  meisten  Käfer 
in  den  Sand  bis  zu  3  cm  Tiefe. 

Außer  an  Kiefern  wurde  der  Käfer  auch  an  4 — 5  jährigen  Lärchen 
(Nitsche  i8g6)  und  an  Eichenheistern  (in  Gesellschaft  von  anderen  Kurz- 
rüßlern)  beim  Ausfressen  der  Knospen  beobachtet  (Altum   1873). 

Forstliche  Bedeutung.  —  Cneorrhinus  kann  in  sandigen  Gegenden  ein 
schlimmer  Schädling  der  Kiefernkultur  werden.  In  Dünengebieten  und 
in  der  Hannoverschen  Heide  sind  große  Zerstörungen  durch  den  Käfer  angerichtet 
worden    und    es   ist   zeitweise    die  Aufforstung   mit  jungen   Pflänzchen   unmöglich 

gemacht  worden  (Altum  1873).  An  den 
einzelnen  Pflänzchen  fanden  sich  durch- 
schnittlich 5  —  30  Stück,  an  manchen  noch 
weit  mehr,  bis  zu   70  Stück. 

Bekämpfung.  —  Vorbeugen  kann 
man  (in  verdächtigen  Gegenden)  durch 
starke  Bodenbearbeitung,  durch  welche  die 
Larven  in  großer  Zahl  vernichtet  werden; 
außerdem  durch  Umgeben  der  Kulturen 
mit  Fanggräben.  Sodann  wird  sich  emp- 
fehlen ältere  Pflanzen  zur  Kultivierung  zu 
verwenden. 

Die  Vernichtung  der  Käfer  kann  ge- 
schehen   am    besten  durch    Bespritzen  mit 
Giftflüssigkeit  oder  Absammeln  (Käfer  sehr 
scheu);     im    letzteren    Fall    ist    auch     die 
Sandschicht  am  Fuß  der  einzelnen  Pflänz- 
Abb.  166.     Rindenplatzfraß  von  Stropho-      chen  auf  während  der  Hitze  dort  vergrabene 
somus  obesus  Mrsh.  an  einem  Kieferntrieb.        Käfer   zu   untersuchen. 
Nach  Eckstein. 


Gattung  Strophosomus  Steph. 
r/i  Stroph.  obesus  Marsh. 

Imago  siehe  oben  Seite  315  u.  Abb.  160  M. 

Kommt  vorzugsweise  in  Kiefernkulturen  vor,  wo  der  Ende  April  er- 
scheinende Käfer  namentlich  i  jährige  Kiefern  zunächst  an  den  Nadeln,  dann 
an  den  Knospen  und  der  Rinde  (Abb,  166)  benagt.  Die  Nadel  zeigt  einige 
voneinander  getrennte  Fraßplätze,  die  meist  mit  steilem  oder  flachem  Rand  bis 
zu  der  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  gerade  ausgenagten  Grundfläche  gehen 
(Abb.   165C). 

„Viele  Nadeln  halten  den  Fraß  aus,  sie  verfärben  sich  höchstens  in  nächster 
Nähe  des  Wundrandes  ein  wenig,  andere  dagegen  kränkeln,  werden  in  der  Um- 
gebung   der   Wunde    gelb    und    brechen    ab,    bis    noch    ein    weiteres    Stück    unter 


Curculionidae.   —  Kurzrüßler. 


331 


Verfärbungserscheinungen  abstirbt,  und  endlich  das  Nadelpaar  mit  der  Scheide 
abgestoßen  wird"  (Eckstein   1893). 

Neben  der  genannten  Vorzugsnahrung  nimmt  der  Käfer  auch  alte  Kiefern, 
Schwarzkiefern  (3 —  lojährig),  Weymouthskiefern  und  Douglasien  an  (Eck- 
stein 1890).  Außerdem  wurde  er  auch  auf  Eichen  (Kulturen,  Schonungen, 
Heisterpfianzen  und  auch  älteren  Stämmen),  wo  er  die  Knospen  und  die  Rinde 
befrißt,  angetroffen.  Endlich  ist  er  auch  auf  jungen  Buchen  als  Schädling 
beobachtet  worden. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Seine  Hauptbedeutung  erlangt  Str.  obesus  als 
Kiefern-Kulturschädling.  Mehrere  Berichte  über  umfangreiche  Zerstörungen 
(in  einem  Falle  1 8  Hektar)  von  1  jährigen  Kiefernkulturen  liegen  aus  Nord- 
deutschland (Mecklenburg,  Fürstenwalde  usw.)  vor  (Altum  1875,  Paschew  1886 
Dewerth  1889).  In  zweiter  Linie  kommt  er  als  Laubholzschädling  in 
Betracht.  In  Eichenschonungen  und  Heisterpfianzungen  hat  er  (meist  in  Gemein- 
schaft mit  Str.  coryli)  manchen  Schaden  angerichtet,  auch  Eichenkulturen  in 
größeren  Ausdehnungen  vernichtet  (Heß- Beck). 

Bekämpfung.  —  Vorbeugung  und  Bekämpfung  im  allgemeinen  wie  beim 
vorigen.  Zum  Fangen  empfiehlt  Altum  Auslegen  von  Kiefernreisigbündeln, 
durch  die  er  angelockt  wird  und  von  denen  er  von  Zeit  zu  Zeit  auf  Tücher 
abgeklopft  werden  kann,  oder  auch  das  Anlegen  von  mit  Nadelholzreisig  gefüllten 
Fanglöchern.  Bei  hochstämmigen  Eichenheistern  kann  der  Leimring  angewandt 
werden,  durch  den  die  abgeschüttelten  Käfer  am  Wiederaufsteigen  verhindert 
werden. 

Anhangsweise  sei  erwähnt:  Strophosovtus  limbatus  F.  (=  lateralis  Payk.),  der  im  all- 
gemeinen selten  vorkommt,  aber  doch  einmal  (im  Hannoverschen)  schädlich  in  einer  einjährigen 
Kiefernstreifensaat  aufgetreten  ist,  die  er  durch  Abfressen  der  Nadeln  völlig  ruiniert  hat 
(Anonymus    1874). 

A-zStroph.  coryli  F. 

Der  an  dem  schwarzen  Nahtstreifen  leicht  kenntliche  Rüßler  (Abb.  160  L.) 
lebt  ähnlich  wie  Str.  obesus,  nur  bevorzugt  er  als  Fraßpflanzen  junge  Fichten 
(kommt  aber  auch  an  Laubholz  vor,  s.  unten).  Überwinterung  des  Käfers  im 
Boden,  Hauptflugzeit  im  Frühjahr,  Eiablage  im  Boden.  Die  Larven  nähren 
sich  von  Gras-  und  Krautwurzeln,  Verpuppung  Juli- August  im  Boden  (Beling 
1883).     Auskommen  des  Käfers  August,  September. 

Die  Larve  ist  (nach  Beling)  bis  5  mm  lang  und  2,3  mm  dick  und  besitzt  den  typischen 
Rüsselkäferhabitus.  Der  kleine,  gelbbraune,  unregelmäßig  grob  punktierte  Kopf  ist  mit  langen 
und  steil  abstehenden  bräunlichen  Haaren  spärlich  besetzt.  Jedes  Hinterleibssegment  auf  der 
Rückenseite  mit  einer  Querreihe  langer,  steil  abstehender,  weitläufig  stehender  Haare  besetzt;  auf 
der  Bauchseite  ebenfalls  mit  je  einer  Querreihe  kurzer,  spitzer,  brauner,  nach  hinten  gerichteter 
Dornzähnchen. 

Die  Puppe  (4  mm  lang,  2  mm  dick  am  Thorax)  besitzt  ebenfalls  auf  den  ersten  acht 
Hinterleibssegmenten  dorsal  je  eine  Querreihe  weitläufig  stehender,  sehr  kleiner,  nach  hinten  ge- 
richteter brauner  Dornzähnchen  Endsegment  mit  2  durch  einen  Zwischenraum  getrennten, 
in  Horizontallinie  stehenden  Hautzähnchen ,  deren  iedes  an  seinem  Ende  zwei  gebräunte 
Spitzchen  trägt. 

Der  Jungkäfer  frißt  noch  im  Herbst;  hauptsächlich  jedoch  im  Frühjahr 
und  Sommer.  Bevorzugte  Fraßpflanzen  sind  2 — 3  jährige  Fichten,  an  denen 
die  Nadeln  (vom  Rande  her),  die  Rinde  (platzweise)  und  die  Knospen  benagt 


,,2  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:   Rynchophora. 

werden.  Auch  an  älteren  Fichten  wui^de  er  gelegentlich  beobachtet,  wie  er 
durch  Befressen  der  sich  eben  öffnenden  Knospen  und  der  jungen  Nadeln 
Schaden  anrichtete  (Altura  1894),  und  ebenso  an  jungen  Kiefern  und  der 
indischen   Pinus  e.xceha  (s.  Judeich-Nitsche). 

Außer  Nadelholz  befällt  ^orj'/?  auch  Laubholz,  wie  Hasel,  Eichen,  Birken 
und  Buchen,  junge  Pflanzen  in  Pflanzgärten,  wie  auch  ältere  Heister  usw.  Er  befrißt 
hier  besonders  die  Knospen  und  die  Rinde  der  jungen  Triebe  und  auch  die  Blätter. 

Forstlich  kommt  er  in  erster  Linie  als  Schädling  der  Fichtenkulturen 
in  Betracht.  Es  werden  eine  ganze  Reihe  von  größeren  Kulturzerstörungen  durch 
ihn  (hauptsächlich  aus  Nord-  und  Mitteldeutschland)  in  der  forstlichen  Literatur 
bekannt  gemacht  (Aßmann  1875,  Ranff"t  1876,  Brachmann  1879,  Altum  1894). 
Häufig  teilten  sich  noch  andere  Rüsselkäfer  in  das  Zerstörungswerk,  wie  Otiorrh. 
sepientrionis^  singularis^  Stroph.  obesus  und  Hylobius  abieiis'.  Wo  letzterer  in  Gesell- 
schaft war,  nahm  er  meist  die  älteren,  coryli  die  jüngeren  Pflanzen  an;  oder 
wo  beide  gemeinsam  an  einer  Pflanze  vorkamen,  befraß  coryli  meist  nur  die 
jüngeren,  Hvlobius  die  älteren  Teile  derselben. 

Auch  als  Laubholzschädling  hat  coryli  schon  empfindlichen  Schaden 
verursacht,  besonders  in  Pflanzgärten,  in  denen  er  verschiedentlich  den  größten 
Teil  der  jüngeren  Pflanzen  tötete.  Auch  Heister,  besonders  Eichen,  haben  mit- 
unter arg  unter  seinen  Angiiff"en  zu  leiden:  Kümmern,  Absterben  der  Triebe 
und  der  Wipfel  (Kirchner   1878). 

Bekämpfung  wie  beim  vorigen. 

/'/]  ßarypithes  araneiformis  Schrk. 
(=  Omias  brunnipes  Oliv.) 

Der  2,5 — 3,5  mm  lange,  lebhaft  glänzende,  braune  Käfer  (Abb.  167)  über- 
wintert als  Imago  unter  Moos,  Steinen,  abgefallenem  Laub  usw.,  erscheint  im 
Frühjahr  (Mai,    Juni)  an  der  Oberfläche   zum  Fraß   und  zur 
Fortpflanzung.     Eiablage  im  Boden,  in  unmittelbarer  Nähe 
der    von    ihm    beschädigten  Pflanzen.     Die   nach  2   Wochen 
schlüpfenden  Larven  nähren  sich  von  feinen  Wurzeln.    Ende 
Juli  erscheinen  die  jungen  Käfer.     Da   um  diese  Zeit  auch 
noch  alte  Käfer  vorhanden  sind,  so  sind  das  ganze  Jahr  und 
den  größten  Teil   des  Sommers   hindurch  Käfer   anzutreffen. 
Der   Käfer    geht    nur    des  Nachts  auf  Fraß  aus   (am 
Tage   ist    er    in    der  Bodenstreu   unter   Blättern,    Moos  usw. 
versteckt).       Seine     Hauptnahrung     besteht     aus     weichen 
jungen  Pflanzenteilen,  vor  allem  Knospen  und  Schöß- 
lingen.       Die      bevorzugten      Nahrungspflanzen      scheinen 
Weiden    zu   sein,    an  denen  er  olt   in    großen    Mengen  an 
Abb.  167.  Barypithes      den  Ausschlagknospen  fressend  angetrofi"en   wurde,  und  zwar 
araneiformis  Schrk.        meist   unmittelbar    über    der    Erde    bis    zu    einer  Höhe    von 
Vergr.  Original.  g^^^  3  ^^  (Krähe  bei  Altum  1892).    Des  weiteren  wurde  er 

beobachtet  in  Eichen-  und  Kastanien  niederwald- 
schlägen,  in  derselben  Weise  fressend,  auch  an  Eichenkotyledonen,  ferner  in 
einer  jungen  Kiefernpflanzung,  die  jungen  eben  austreibenden  Schosse  an- 
stechend, endlich  auch  an  Fichtenschößchen  nagend  (Nördlinger). 


Curculionidae.   —   Kurzrüßler.  3_J3 

Forstliche  Bedeutung.  —  Seine  Hauptbedeutung  erlangt  er  als  Schäd- 
ling in  Korbweidenanlagen,  wo  durch  Ausfressen  sämtlicher  Ausschlag- 
knospen der  im  Frühjahr  zu  erwartende  Ausschlag  nach  dem  Schnitt  vollkommen 
ausbleiben  kann.  Die  Zerstörungen  können  zeitweise  einen  recht  bedeutenden 
Umfang  annehmen  (Krähe- Altum  1.  c).  Demgegenüber  dürften,  wenigstens  nach 
den  bis  heute  vorliegenden  Beobachtungen,  die  Beschädigungen  an  anderen 
Pflanzen  weniger  bedeutungsvoll  sein.  In  Eichenniederwäldern  kann  er  aller- 
dings, wie  in  den  Weidenanlagen,  durch  Zerstörung  der  Ausschlagknospen  emp- 
findlich schaden.  Bei  der  Beurteilung  der  Schädlichkeit  des  Käfers  ist  zu  beachten, 
daß  er  bei  seiner  versteckten  Lebensweise  leicht  übersehen  werden  kann  und 
daß  in  der  Praxis  vielleicht  manche  Schäden,  die  von  ihm  herrühren,  auf  andere 
Ursachen  zurückgeführt  werden. 

Bekämpfung.  —  In  Weidenanlagen  empfiehlt  Krähe,  wenigstens  eine 
Rute  auf  jedem  Stock  stehen  zu  lassen  (damit  dieser  bei  Zerstörung  der  Aus- 
schlagknospen nicht  abstirbt);  ferner  Sammeln  der  Käfer  durch  Auslegen  von 
Runkel-  und  Mohrrübenscheiben,  (Rindenstücke,  Moosplaggen  usw.  werden  ähnliche 
Dienste  tun). 

Ein  verwandter  Rüßler,  Oinias  forticornis  Boh.  (von  den  vorigen  durch  den  gedrungeneren 
Bau,  die  kräftigeren  Fühler  und  die  kiirzeren,  breiteren  nach  unten  geschlossenen  t  ühlergrubea 
unterschieden;  Körper  rötlichbraun,  wenig  glänzend,  fein  und  kurz  schräg  abstehend  behaart)  ist 
einmal  in  einer  Bjchelsaat  bchädlich  aufgetreten,  die  er  fast  gänzlich  vernichtete  (Nördlinger  S.  17). 

Literatur  über  Kurzrüßler. 

Altum.   1873,   Cnreulio gemmntus  (=  Cneorrhinus  plagiatus).  —  In  :  Z.  f.  F.  u.  J.,  S.  32 — 39, 
_   _   1875,  Zoologische  Miszellen.  —  In  Z.  f.  F.  u.  J ,  S.  368  (über  Strophosomus  obesus). 

1885,  Zerstörungen  junger  Fichtenpflanzen  durch  Strophosomus  coryli  und  Otiorrhynchus 

ovattis.   —  In:  Z.  f.  F.  u.  J.  XVII,  S   587—591. 

—  —   1892,    (hnias  (=  Barypitkes)  araneiformis  Schrk.,  Zerstörer  von  Weiden-  und  Eichen- 

niederwaldanlagen.  -7-  In:  Ebenda,  S.  687. 

—  —   1894,  Zerstörungen  zweijähriger  Fichtenbüschelpflanzen  durch  Strophosomus  corijli,  Otior- 

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—  —    1898,    Hüttenrauch   oder  Rüsselkäferfraß?    —    In:    Ebenda,    S.  6  (über   Pohjdrosus   und 

Strophosomus). 
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u.  J.  Z.,  S.  451. 
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Strophosomus,  Sitona). 

—  —   1887,  Der  große  schwarze  Rüsselkäfer.  —  In:  Ebenda.  S.  86—92. 

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Z.  f.  F.  u.  J.,  XX,  S.  627. 
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lobius  psittacinus). 
1893,  Die  Kiefer  und  ihre  tierischen  Schädlinge.  —  Berlin  (P.  Parey). 

—  —    1904,  Beiträge  zur  genaueren  Kenntnis  einiger  Nadelholzschädlinge.   —   In:   Z.  f.  F.  u.  J., 

S.  363   (über   Otiorrhynchus-YraLpi). 

—  —   1908,  Ein  neues  Mittel  zur  Bekämpfung  des  Otiorrhynchus  niger.  —  In:  D.  Jz.  XXIII, 

S.   121. 


224  '  Coleoptera.   —   ".  Familienreihe:   Rynchophora, 

Eimer,  J.,   1890,  Beobachtungen  über  den  schwarzen  Rüsselkäfer,    Cureidio  ater.  —  In:  A.  F. 

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Ernst,  von,   1851,    Entomologische    Aphorismen.  —   In:    VhdI.    Schles.    Forstv.,  S.  293—296 

^über  Otiorrhynchiis  niger). 
Fuchs,    G.,    189;,    Beitrag    zur    Kenntnis    eines    Kulturschädlings.  —  In:  F.  N.  Z.  VI,  S.  381 

(über  Otiorrhynchus  sensitivus). 

—  — ,   1905,  Beschreibung  der  Larve  des  Otiorrhynchtts  sensitivus  Scop.  (=  planahis  Hbst.)  —  In : 

N.  Z.  f.  F.  u.  Lw. 

—  —   1912,  Generationsfragen  bei  Rüsselkäfern.  —  In:  Ebenda,  S.  43  ff.     (über  Otiorrhtjnchus 

sensitivus). 
Grundner,   1897,  Die  Verwendung  von  Kainit  gegen  die  Larve  des  Otiorrhynchus  niger  Fb. 

—  In:   A.  F.  u.  J.-Z.,  S.  221. 

Gumtau,  1849  —  52,  Beschädigungen  junger  Fichtenstämmchen  in  der  Oberförsterei  Königshof 
durch  Insekten.  —  In:   Vhdl.  Harz.  Forstv.,  S.  17  —  20  (über   Otiorrhynchus  niger). 

Haase,  1854,  Über  den  schwarzen  Rüsselkäfer,  Cureulio  ater  usw.  —  In:  Vhdl.  Schles. 
Forstv.,  S.  146—148. 

Heinz,   1890  u.  91,  Zur  Naturgeschichte  des  schwarzen  Rüsselkäfers  {Otiorrhynchus  niger  F.). 

—  In:  A.  F.  u.  J.-Z.,    S.  72  u.  S.  150  (über   natürliche    Feinde;    Caraben   und    vielleicht 
auch  Elateridenlarven). 

Henschel,     1885,    Forstentomologische    Notizen.   —  In:   Z.  f.  d.  g.  F.   XI,    S.  534—536  (über 

verschiedene   Otiorrhynchus). 
Jakobi,  A.,    1904,  Verwandlung  und  Larvenschaden  von  Brachyderes  incanus  L.  —  In:  N.  Z. 

f  F.  u.  Lw.  II,  S.  354-355- 
Kirchner,   1878,  Über   Ourcutio  (Strop/iosot?ms)    coryli.   —  In:  Jhrb.  d.  schl.  Forstv.,  S.  47. 
Kunze,    1870,  Entomologische  Notizen.  —  In:  Thar.  Jhrb.,  S.  240  (Raubwespen  von  Folyclrosus). 
Kühn,    1899,  Mitteilungen  über  Fraß  von  Otiorrhynchus  usw.  —  In:  Ebenda  XIX,  S.  49—52. 
Lengerken,  von,    1918a,    Lebensweise  und  Entwicklung  des  Fliederschädlings    Otiorrhynchus 

rotundatus  Sieb.  —  In:   Z.  f.  a.  E.,  Bd.  V,  S.  67  —  83. 

—  —    1918b,  Neues  über  die  Lebensweise  von  Otinrrhynchus  rotundatus  Sieb.  —  In:  Ebenda, 

Bd.  V.  S.  319. 

Nitsche,  189b,  Kleinere  Mitteilungen  über  Forstinsekten.  Phyllobius  psittacinus.,  Cneorrhimis 
plagiatus  usw.  — In:  Thar.  Jhrb.,  S.  225. 

Paschen,  1886,  Cw'Culio  {Strophosonms)  obesus  und  das  Auftreten  desselben  in  der  Mecklen- 
burgischen Forstinspektion  Calirs.  —  In:  Z.  f.  F.  u.  Jw.  XVII,  S.  389—395.' 

Ranfft,  1876,  Über  das  gemeinsame  Auftreten  des  Cureulio  pini  und  Strophosomus  coryli. 
In:  Forstl.  Bl. 

Sedlaczek,   1912,  Über  Schäden  durch  den  großen  schvfaizen 'Küsselkliier  (Otiorrhynchus  niger). 

—  In:  Ö.  F.  Nr.  3,  S.  20. 

Regierung  von  Niederbayern,    1903,    Zur   Bekämpfung  des   großen    braunen    Rüsselkäfers 

und  des  großen  schwarzen  Rüsselkäfers  {Otiorrhynchus  niger).    Als  Manuskript  gedruckt. 
Schaal,    1862,  Der  schwarze  Rüsselkäfer.  —  In:  A.  F.  u.  J.-Z..  Bd.  38,   S.  320. 
Scheidter,  Fr.,   1916,  Tierische   Schädlinge    an    Gehölzen.  —  In:    Mitt.  d.    Dendrol.    Gesellsch. 

19 16,  Nr.  25  (über  Phyllobius  psittacinus). 
Schreiber,    1893,  Beschädigungen  an  Laubholz   durch   Otiorrhynchus  ater.  —  In:   Z.   f.  F.  u. 

Jw.,  S.  157. 
Stein,   F.,    1852,  Beiträge  zur  Forstinsektenkunde.   —   In:   Thar.  Jhrb.  VIII,  S.  228—256  (über 

Brachyderes  incanus). 


Langrüßler. 

(Curculiones  phaiierognathi,   Rhynchaenides.) 

Systematik. 

Übersicht  über  die  Gattungen  der  Langrüßler. 

Fühler  ganz  nahe  den  Augen  eingefügt,  Fühlerfurche  grubenförmig  (Abb.  168  m), 
Rüssel  an  der  Basis  (bei  der  Insertionstelle  der  Fühler)  stark  verdickt. 
Fühlerkeule  ungegliedert.  Kleine  (27^ — 3V2  '""'')  braungefärbte  Tiere,  mit 
tiefer  grubenförmiger  Punktierung  auf  Halsschild  und  Flügeldecken  und 
spärlicher  Behaarung Calandra  Clairv. 

Fühler  mehr  oder  weniger  von  den  Augen  entfernt  eingelenkt,  Fühlerfurche 
rinnenförmig  (Abb.  168,  mit  Ausnahme  von   m) 2 


Curculionidae.  —  Langrüßler. 


335 


2.  Drittes    Taisenglied    nur  wenig    breiter    als  das  zweite,    kaum    gelappt,    Klauen- 

glied sehr  lang  und  dünn,  fast  so  lang  als  die  übrigen  Glieder  zusammen. 
Fühlerkeule    nur    undeutlich    gegliedert   (Abb.    168I).      Unbehaarte,    braun 

oder  braunschwarz  gefärbte  Tiere 3 

Drittes    Tarsenglied    stark    verbreitert    und    gelappt,    Klauenglied    höchstens    so 

lang  als  das   2.  und  3.  Tarsenglied  zusammen 4 

3.  Rüssel  vor  der  Einlenkungsstelle  der  Fühler  stark  spatenförmig  verbreitert  und 

abgeflacht,  Kopf  zwischen  den  Augen  mit  tiefen  Grübchen.  Größere  Formen, 
41^^^  _6  mm.  Fühler  vor  der  Mitte  des  Rüssels  eingefügt,  Fühlerfurche 
weit  vor  den  Augen,  ungefähr  in  der  Mitte  des  Rüssels,  endigend  (Abb.  168  1). 

Cossonus  Clairv. 
—   Rüssel  an  der  Fühlereinlenkungsstelle  nicht  stärker  verbreitert.    Kopf  zwischen 
den  Augen  ohne  oder  nur  mit  angedeutetem  Grübchen.     Kleinere  Formen, 
3—4  mm.      Fühler   in    der    Mitte    oder    etwas    hinter    derselben    eingefügt; 
Fühlerfurche  bis  zu  den  Augen  reichend Rhyncohis  Steph. 

4.  Fühler   nahe   der   Spitze   eingefügt,    Fühlerfurche  im    vorderen   Teil   von   oben 

sichtbar,  Rüssel  ziemlich  kurz  und  dick  (oder  wenigstens  vorn  deutlich  ver- 
breitert), meist  mit  deutlichem   Längskiel   (Abb.  168  a) 5 


g  h  i  k  l  m 

Abb.  168.    Kopf  mit  Fühlerfurche  von  a  Hylobius,  b  Pissodes,  c  Cryptorrhynchus,  d  Brachonyx, 
e  Ceutorrhynchus,  f  Magdalis,   g  Orchestes,    h  Cionus,    i  Anthonomus,    k  Balaninus,   1  Cossonus, 
m  Calandra.  —  Nach  Reitter. 


—  Fühler   mehr   in   der  Mitte  eingelenkt,   Fühlerfurche   von   oben   nicht   sichtbar, 

Rüssel  meistens  ziemlich  lang  und  dünn 6 

5.  Fühlerfurche    sehr    schräg    nach    abwärts    gebogen,    vor    den    Augen    endigend, 

Rüssel  kurz  und  dick,  mit  starkem  Längskiel,  Flügeldecken  schwarz  mit 
weißlichgrauer  fleckiger  Behaarung  (Abb.  179),  Große  Formen,  10 — 15  mm. 

Cleonus  Schönh. 

—  Fühlerfurche  bis  zu  den  Augen  verlaufend  (Abb.  168  a),    Rüssel  länger,  vorne 

deutlich  verbreitert,  mit  nur  wenig  erhabenem  Längskiel;  Flügeldecken 
braunschwarz  mit  gelblichen  Haarbinden  und  Flecken  (Abb.  171).  Große 
Formen,  9— 14  mm Hylobius  Schönh. 

6.  Vorderbrust    mit   Rüsselfurche,    in    welche    der   Rüssel    eingeschlagen    werden 

kann  (Abb.  194) 7 

—  Vorderbrust  ohne  Rüsselfurche 8 

7.  Größere  Form,   6— 10  mm,  Flügeldecken  länglich  mit  parallelen  Seiten,  an  der 

Spitze  schnabelförmig  verengt,  mit  grober  Skulptur,  mit  großen,  runden, 
hellen  Schuppen,  besonders  im  letzten  Drittel  und  mit  einzelnen  schwarzen 
Borstenbüscheln Cryptorrhynchus  111. 


tt6  Coleopteia.    —    7.   Familienreihe:   Rynchophora. 

—  Kleinere   Formen,     i^/, — 4  mm,    Flügeldecken    meist    kurz    und   breit   gebaut, 

mit  gerundeten  Seiten Ceidorrhynchus  Germ. 

8.  Hinterschenkel    verdickt    (Sprungbeine)    (Abb.     170F).      Kleinere,    2 — 3    mm, 

länglich-ovale  Tiere,  mit  mehr  weniger  anliegend  behaartem  Körper.    Rüssel 

in  der  Ruhe  an  die  Vorderbrust  ^zwischen  den  Vorderhüften)  angelegt       .  Orchesles  111. 

—  Hinterschenkel  nicht  auffallend  verdickt,   kein  Sprungvermögen   .  ....      9 

9.  Flügeldecken   einfarbig  blau  oder  grün  oder  schwarz.     Oberseite  kahl  oder  nur 

ganz  spärlich  behaart.  Körper  gestreckt,  Flügeldecken  mit  ziemlich  geraden 
Seiten,  nach  hinten  zuweilen  etwas  verbreitert.  Halsschild  häufig  bald  m 
der  Mitte,  bald  nahe  der  Spitze  mit  beuligen  Auftreibungen  oder  Zähnchen. 
Schenkel  meist  gezähnt  (Abb.  170A) Magdalis  Germ. 

—  Flügeldecken  braun  oder  braunschwarz  oder  wenigstens  durch  mehr  oder  weniger 

dichte  Behaarung  oder  Beschuppung  ganz  oder  stellenweise  heller  gefärbt   .    10 

10.  Halsschild  an  der  Basis  viel  schmäler  als  die  Flügeldecken;  letztere  meist  mit 

gemeinsamem  schwarzen  Nahtfleck.  Flügeldecken  kurz  und  breit,  die  beiden 
Flügeldecken  zusammen  fast  breiter  als  lang  (Abb.  170C).  Körper  meist 
klein Cioniis  Clairv. 

—  Halsschild  an  der  Basis   nicht  oder  nur  wenig  schmäler  als  die  Flügeldecken; 

letztere  ohne  gemeinsamen  schwarzen  Nahtfleck.  Flügeldecken  länger,  zu- 
sammen deutlich  schmäler  als  lang 11 

11.  Schenkel  gezähnt  (Abb.  170B  u.  D) 12 

—  Schenkel  ungezähnt  (Abb.  170E) 13 

12.  Flügeldecken   fast  dreieckig,    von  der  Schulter  an   nach  hinten  verengt,    Rüssel 

auffallend  lang  und  dünn,  etwa  •^^  so  lang  (bisweilen  sogar  länger)  als  die 
Flügeldecken  (Abb.  168  k  u.  170B).  Oberseite  meist  grau  oder  braun, 
scheckig  beschuppt  oder  behaart.     Größere  Formen,  6 — 9  mm      .     .     Balaniniis  Germ. 

—  Flügeldecken  nach  hinten  eher  etwas  verbreitert.    Rüssel  nicht  auffallend  lang, 

etwa   halb   so   lang   als  die  Flügeldecken  (Abb.  170D).     Kleinere  Formen, 

2 — 4V2  nim.     Oberseite  verschieden  gefärbt Anthonomus  Germ. 

13.  Größere  Formen,  5 — 10  mm;  Flügeldecken  braun  oder  braunschwarz,  mit  gelb- 

lichen Schuppenflecken  oder  Binden  (Abb.    185) Pissodes  Germ. 

—  Kleinere  Formen,    2 — 3   mm;    Flügeldecken    einfarbig,    ohne    Schuppenbinden 

(Abb.   170  E) Braehonyx  Schön. 

Gattung  Cleonus  Schönh. 

Durch  seinen  verhältnismäßig  kurzen  und  dicken  Rüssel  und  die  Insertion  der  Fühler 
nahe  der  Rüsselspitze  gewissermaßen  einen  Übergang  von  den  Kurz-  zu  den  Langrüßlern 
darstellend.  Eine  besonders  im  Osten  der  paläarktischen  Region  sehr  artenreiche  Gattung,  von 
denen  hier  nur  2  Arten  genannt  seien; 

Cl.  glaucus  F.  {=turbattis  Fahr.).  Schwarz,  teilweise  grau  behaart.  Oberfläche  sehr  groß 
skulpiert.  Die  graue  Behaarung  auf  den  Flügeldecken  ist  durch  zwei  unbehaarte,  schwarze, 
schräg  verlaufende  Querbinden  mehr  oder  weniger  unterbrochen  (siehe  Abb.  179).  Rüssel 
mit  stark  erhabenem  Längskiel,  beiderseits  davon  dicht  grau  behaart.  Länge  12  — 14  mm. 
In  ganz  Europa,  in  sandigen  Gegenden. 

Cl.  punct'iventns  Germ.  Etwas  kleiner  als  glmicus\  hauptsächlich  dadurch  von  diesem  unter- 
schieden, daß  Glied  2  der  Fühlergeißel  länger  ist  als  i  (bei  glaucus  deutlich  kürzer). 
Körper  grauweißlich  oder  gelblich  beschuppt,  Flügeldecken  mit  einer,  oft  nur  undeutlichen, 
dunkleren  Schrägbinde.  Hauptsächlich  im  Südosten  Europas  auf  P'eldern.  Landwirt- 
schaftlich sehr  schädlich. 

Gattung  Hylobius  Schönh. 

■  Die  forstlich  ungemein  wichtige  Gattung  enthält  drei  Arten;  die  alle  darin  überein- 
stimmen, daß  sie  heller  oder  dunkler  gefärbt  und  mit  gelben  Haaren  stellenweise  bedeckt  sind 
(siehe  Abb.  171,  S.  343). 

I.  Halsschild  uneben,  mit  mehreren  dorsalen  Eindrücken,  Schildchen  glatt  und 
glänzend,  Schenkel  kaum  oder  nur  schwach  gezähnt,  Flügeldecken  mit  zer- 
streuten gelben   Haa^-fl eckchen.     Größte  Art,   12  — 16  mm  .     .  piceus  Deg.  {=pineti  F.) 

—  Haisschild  gleichmäßig  gewölbt,    ohne  dorsale  Eindrücke,    oft   aber   mit   feinem 

verkürzten  Mittelkiel,  Schenkel  deutlich  gezähnt.  Schildchen  deutlich  punk- 
tiert und  behaart 2 


Curculionidae.   —  Langrüßler.     Systematik. 


337 


Größe  8  —  13mm;  Halsschild  grob,  längs  gerunzelt  punktiert;  die  Punktstreifen 
der  Flügeldecken  bis  zur  Basis  nahezu  gleich  stark  (Abb.  169  A,  a)  Bauch 
an  den  Seiten  gelbfleckig  behaart.  Häufigste  und  schädlichste  Art.  („Der 
große  braune  Rüsselkäfer.")     Siehe  Abb.    171   S.  343 abietis  L. 

Kleiner  "j^j.-, — 9'/.,  mm.  Halsschild  dicht  und  stark  punktiert,  die  Punkte  rund, 
die  Zwischenräume  zwischen  den  Punkten  meist  oder  nur  an  einzelnen 
Stellen  zu  Längsrunzeln  zusammenlaufend.  Punktstreifen  auf  den  Flügel- 
decken, an  der  Basis  stärker,  nach  hinten  allmählich  schwächer  werdend 
(Abb.  169  A,  b).  Bauch  ziemlich  gleichmäßig  behaart.  (..Der  kleine 
Rüsselkäfer") pinastri  Gyll. ') 


Abb.   169  A.     Halsschild-  und  Flügeldeckenskulptur 
von  Hylobius  abietis  L.,   b   von  Hyl.   pinastri  Gyll.  —   Orig. 


Gattung  Pissodes  Germ. 

Diese  forstlich  ebenfalls  sehr  wichtige  Gattung  ist  habituell  der  vorigen  in  Form  und 
Färbung  ähnlich :  doch  ist  eine  Verwechslung  ausgeschlossen,  wenn  man  folgende  2  Punkte  be- 
achtet: bei  Hylobius  sind  die  Flügeldecken  wesentlich  breiter  als  die  Basis  des  Halsschildes,  bei 
Pissodes  nicht  oder  nur  wenig  breiter.  Bei  Hylobius  sind  ferner  die  Fühler  nahe  der  Spitze 
des  relativ  dicken  Rüssels  eingelenkt,  bei  Pissodes  annähernd  in  der  Mitte  des  dünnen  Rüssels 
(Abb.  168  A  u.  B).  Die  habituelle  Ähnlichkeit  der  beiden  Gattungen  beruht  nicht  auf  enger 
Verwandtschaft,  sondern  ist  wohl  eher  als  Konvergenzerscheinung  aufzufassen. 

Die  Gattung  Pissodes  enthält  7  Arten,  die  alle  forstlich  mehr  oder  weniger  wichtig  sind: 

I.  Hinterecken  des  Halsschildes  scharf  (Abb.   169  B,  a  u.  b) 2 

—  Hinterecken  des  Halsschildes  stumpf  oder  gerundet  (Abb.   169  B,  c)  ....     6 


')  Die  Trennung  der  beiden  Arten    abietis   und  ])inastri   ist    mitunter  sehr    schwer,    so 

daß  Zweifel,   ob  es  sich  wirklich   um    zwei  verschiedene  Arten  handelt,    nicht  ganz   unberechtigt 
sind.     Die  Frage  bedarf  noch  der  Klärung. 

Escherich,  Forstinsekten.     II.   Bd.  22 


7.7.S  Coleoptera.  —    7.   Familienreihe:  Rhynchophora.  » 

2.  Hinterecken  des  Halsschildes  spitzig,    etwas  nach  außen  vorstehend;    Basis  des 

Halsschildes  deutlich  doppelbuchtig  (Abb.  169  B,  b);  die  großen  gnibenförmigen 
Punkte  auf  den  Flügeldecken  erst  ziemlich  weit  hinter  der  Flügelbasis  be- 
ginnend, die  hintere  Flügelbinde  meist  außen  breiter  als  innen       ....     3 

—  Hinterecken  des  Halsschildes  rechtwinkelig,   nicht  vorstehend,    Basis  des  Hals- 

schildes nicht  oder  nur  schwach  doppelbuchtig  (Abb.    169  B,  a)     .     .     .     .     4 

3.  Streifen  der  Flügeldecken  mit  sehr  großen  grubenförmigen  Punkten,    der  dritte 

und  fünfte  Zwischenraum  zwischen  den  Punktstreifen  deutlich  erhaben;  vor 
der  Mitte  ohne  ausgebildete  hellere  Haarquerbinde.  Größere  Form  7  bis 
10  mm  (Abb.    185  A).     In  Tannenbeständen pieeae  111. 

—  Streifen  mit  regelmäßig  gestellten   und   viel  kleineren   grubenförmigen  Punkten; 

Zwischenräume  3  und  5  nur  wenig  erhaben;  vor  der  Mitte  mit  einem 
queren  bindenartigen  gelben  Querfleck;  hinter  der  Mitte  mit  einer  doppel- 
farbigen Querbinde,  außen  gelb,  innen  weißlich  grau.  Kleinere  Art,  5 — 7  mm 
(Abb.    185  B).     In  Kiefernkulturen notattis  F. 

4.  Streifen  der  Flügeldecken  mit  großen  4 eckigen  grubenförmigen  Punkten;  hintere 

Binde  schmal  einfarbig.  Größere  Formen  7 — 9  mm  (Abb.  185  C).  In 
Kiefernbeständen pini  L. 

—  Streifen  der  Flügeldecken  gleichmäßig,  nicht  grubenförmig  eingerissen  punktiert; 

hintere  Binde  meist  außen  breiter  als  innen  und  meist  2  farbig      ....     5 

5.  Größe  5 — 6  mm,    rostbraun,    reichlich    verschwommen   beschuppt,    Flügeldecken 

fein  gestreift  mit  grob  gekörnten  Zwischenräumen.  Die  vordere  Schuppen- 
binde meist  nur  aus  2  Flecken  bestehend,  die  hintere  außen  breiter  als 
innen,    meist  außen  gelb,  innen    weißlich   (Abb.  185  D).     In    Kiefernzapfen 

mlidirostris  Gyli. 


Abb.  169  B.    Halsschildhinterecken  a  von  Pissodes  validirostris  Gyll.  und  scabricoUis  Mill.,  b  von 
Pissodes    notatus  F.,   c   von  Pissodes  piniphilus  Hrbst.    und   harcyniae  Hrbst.    —    Nach   Severin. 

—  Kleiner  (4 — 5  mm),  schwarzbraun,  Flügeldecken  stärker  gestreift  mit  feinen  und 

dicht  gekörnelten  Zwischenräumen,  die  vordeie  Binde  meist  stark  reduziert 
auf  einen  Punkt.    Hintere  Binde  außen  breiter  als  innen,  meist  wie  bei  der 

vorigen  doppelfarbig.     An  Fichten scabricoUis  Mill. 

6.  Flügeldecken  mit  nur  einer  breiten  beschuppten  Querbinde  dicht  hinter  der 
Mitte.  Oberseite  außerdem  mäßig  beschuppt.  Grundfarbe  des  Körpers  rost- 
braun.    Länge  4 — 5  mm  (Abb.  185F).     In  Kiefernscangenholz      .     .      piniphilus  Hbst. 

—  Flügeldecken    mit    2    hellgelben    mehr   oder   weniger    vollkommenen   Schuppen- 

binden, I  vor  und  i  hinter  der  Mitte.  Oberseite  außerdem  fast  kahl.  Farbe 
des  Körpers  bravmschwarz.  Länge  5— 6  mm  (Abb.  185 E).  In  Fichten- 
wäldern   harcyniae  Hbst. 

Gattung  Magdalis  Germ. 

Die  durch  ihren  einfarbig   blauen,   grünen   oder   schwarzen  und   fast   kahlen 
Körper  ausgezeichnete  Gattung  enthält  eine  Reihe  forstlich  beachtenswerter  Arten: 

1.  Rüssel  kurz   und  gerade,  kaum  länger   als   der   Kopf;    Seiten    des    Halsschildes 

in  oder  hinter  der  Mitte  mit  einem  kleinen  Höckerchen.  Fühler  gelb,  un- 
gefähr in  der  Mitte  des  Rüssels  eingefügt,  Körper  klein,  2 — 372  miWi  schwarz, 
fast  matt.     Auf  Laubholz  (Obst  usw.) ruficornis  L. 

—  Rüssel  länger  als  der  Kopf,  mehr  oder  weniger  gebogen  ....  ...     2 

2.  Halsschild  dicht  hinter  den  Vorderecken  mit  einem   kräftigen,    nach   außen   ge- 

richteten Zahn.    Körper  schwarz,  fast  matt;   2^/j — 4*/^  mm.    Auf  Laubholz 

(Ulmen) armigera  GeofFr. 

—  Halsächild  ohne  Zahn  hinter  den  Vorderecken 3 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Systematik. 


339 


3.  Augen    aus  der   Wölbung    des    Kopfes   stark   hervortretend.  —  Oberseite   blau 

oder  grün,  die  Zwischenräume  der  Punktstreifen  auf  den  Flügeldecken  dicht 
und  ziemlich  stark,  mehrreihig  oder  dicht  verworren  punktiert.  Länge  4  bis 
5  mm.     An  Kiefer phleg?naticu  Hbst. 

—  Augen  aus  der  Wölbung  des   Kopfes  nicht  hervortretend 4 

4.  Körper  ganz  schwarz,  glänzend,    Flügeldecken    am   Grunde    nicht    hautartig   ge- 

netzt, mit  groben,  gitterartigen  Punktstreifen,  die  Zwischenräume  schmal, 
nicht  breiter  als  die  Streifen,  einfach  punktiert.  Größte  Art,  5  —  9  mm.  An 
Kiefer meutno)üa  Gyll. 

—  Oberseite  blau  oder  dunkelgrün 5 

5.  Die  Basis  der  Flügeldecken  stark  im    Halbbogen    gerundet,   daher  in   der  Mitte 

oder  gegen  das  .Schildchen  stärker  gerundet  vorgezogen,  Kopf  dicht  und 
deutlich  punktiert,  Rüssel  stark  gebogen .6 


\  \.i/  P 


Abb.  170.    Verschiedene  Langrüßler 
fraxini  Deg.,  D  Anthonomus  varians  Payk 


E  F 

A  Magdalis  violacea  L.,  B  Balaninus  nucum  L.,  C  Cionus 


E  Brachonyx  pinetiPayk.,  F  Orchestes  faglL.  —  Orig. 


—  Die  Basis  der  Flügeldecken  von   der  Mitte  nach  außen  gerade,    horizontal   ver- 

laufend, innen  um  das  Schildchen  gebogen.     Kopf  schwach  oder  undeutlich 
punktiert,  Rüssel  schwach  gebogen.    3^/.^  —  5  mm  (Abb.  170  A).    Entwicklung 

in  Fichte,  Käfer  auch  auf  Birke violacea  L. 

6.  Größere  Art;  372  —  5  mm.  Zwischenräume  der  Punktstreifen  auf  den  Flügel- 
decken mit  einer  sehr  feinen,  seichten  Raspelpunktreihe,  die  Punkte  von 
hinten  nach  vorne  eingestochen,  daher  der  Vorderrand  der  Punkte  glänzender 
und  etwas  aufgeworfen.     An  Kiefer frontalis  Gyll. 

—  Kleinere  Art;  3  — 3V2  mm.    Zwischenräume  der  Punktstreifen  auf  den  dunkleren 

Flügeldecken  schmäler,  dichter  und  stärker  i — 2  reihig  punktiert,  die  Punkte 

einfach  eingestochen.     An  Kiefer duplieata  Germ. 

22* 


340 


Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


Gattung  Orchestes  III.  (=  Rhynchaenns  Clairv.). 

Von  den  zahlreichen  Springrüßlern  sind  als  forstlich  beachtenswert  folgende  4  Arten 
zu  nennen : 

1.  Oberseite  vorherrschend  rot  oder  gelbbraun  mit   oder  ohne  Zeichnung      ...      2 

—  Oberseite  vorherrschend  schwarz 3 

2.  Flügedecken  einfarbig  gelbbraun,    dicht    behaart,    Halsschild    mit    feiner  Mittel- 

furche, die  goldgelbe  Behaanmg  neben  der  Mittellinie  kurz,  horizontal  ge- 
scheitelt.    Auf  Eichen.     2'/., — 3'/2  t"'" quercus  L. 

—  Flügeldecken    mit    schwarzen  Makeln    (von    variabler    Gestaltung  und   Zahl),  ge- 

wöhnlich eine  kleine  schräge  hinter  der  Basis  und  eine  quere  gemeinschaft- 
liche auf  der  Scheibe  hinter  der  Mitte.  2'/^ — 3  mm.  Auf  Ulvms  und 
Alnus alni  L. 

3.  Hinterschenkel  stark   verdickt  (Abb.  170F),  Seiten  der  Mittel-  und  Hinterbrust 

nicht   weiß    beschuppt.     Schw'arz,  fein    behaart,    Fühler    und   Tarsen    rot. 

2  —  2'/2  mm.     Auf  Buchen fagi  L. 

—  Hinterschenkel  schwach  verdickt,  Seiten  der  Mittel-  und  Hinterbrust  dicht  weiß 

beschuppt.      Oberseite    wenig    dicht    behaart.     Fühler    und    Beine    gelbrot, 

höchstens  die  Schenkel  gebräunt.     2  —  2'/,,  mm.     Auf  Weiden  und  Pappeln         popidi  F, 

Gattung  Balaninus  Germ. 

Von  den  durch  den  auffallend  langen  und  dünnen  Rüssel  ausgezeichneten  „Nußbohrern-' 
sind  hier  zu  nennen : 

1.  Schildchen  lang  und  schmal,   Körper  schmal.      Rüssel  beim    2    so   lang  als  der 

Körper,  doppelt  so  lang  als  beim   (^.     Oberseite  mit  weißlichen   oder   blaß 

gelblichen  Schuppenhärchen  besetzt elephas  Gyll. 

—  Schildchen   annähernd  quadratisch,   Körper  breiter 2 

2.  Naht  der  Flügeldecken  hinten  mit    deutlich   abstehendem    Haarkamm,    Fühler- 

geißel dicht  abstehend  behaart,  die  letzten  Glieder   i  '/j  mal  so  lang  als  breit. 

Länge  5—7  mm  (Abb.  170B) nucum  L. 

—  Naht  der  Flügeldecken  hinten  ohne  abstehenden  Haarkamm,    Fühlergeißel  nur 

mit  einzelnen  abstehenden  Haaren,  das  letzte  Geißelglied  doppelt  so  lang  als 

breit.     6 — 9  mm glandmm.  Mrsh.   (=  tessellatus  Fr.,  turbatus  Gyll.) 

Gattung  Anthonomus  Germ. 

Enthält  mehrere  landwirtschaftlich  zum  Teil  sehr  schädliche  Arten  (z.  B.  „Apfelblüten- 
stecher");  forstlich  ist  nur  eine  Art  nennenswert: 

Ä.  varians  Payk.  („Kiefernknospenstecher",  Abb.  170D).  Oberseite  gleichmäßig  be- 
haart, Flügeldecken  ohne  Haarbindenzeichnung.  Schildchen  meist  länger  als  breit,  Halsschild 
viel  schmäler  als  die  Flügeldecken.  Gesättigt  rot,  Flügeldecken  oft  dunkel  gerändert,  Kopf, 
Rüssel,  die  ganze  Unterseite  und  die  Tarsen  schwarz;  Rüssel  dünn  und  rund,  glänzend  spärlich 
punktiert.     An  Kiefern  und  Fichten.     2'/.,  —  3  mm. 

Gattung  Brachonyx  Schönh. 

Enthält  nur  eine  Art : 

Br.  pineti  Payk.  („Kiefernscheidenrüßler",  Abb.  170E).  Ein  kleiner  schmaler  Rüßler 
mit  parallelen  Seiten  und  langem  dünnem  Rüssel.  Oberseite,  Fühler  und  Beine  hell  rostbraun. 
Rüssel  und  Unterseite  schwarz.  Der  ganze  Körper  sparsam  gelblich  behaart.  Länge  2.3  bis 
2,8  mm. 

Gattung  Cionus  Clairv. 

Die  einzige  forstliche  Art  (neuerdings  in  die  Gattung  Stereonychus  Suffr.  gestellt)  ist 
G.  fraxini  Deg.  („Eschenrüsselkäfer").  Durch  den  Besitz  von  nur  einer  Klaue  von  den  übrigen 
Cioninen  ausgezeichnet.  Oberseite  braun  beschuppt,  die  Mitte  des  Halsschildes,  sowie  ein  mehr 
oder  weniger  ausgesprochener  und  scharf  begrenzter,  gemeinsamer  länglicher  Nahtfleck  vor  der 
Mitte  der  Flügeldecken  dunkler  beschuppt  (Abb.  170C).  Hinter  diesem  Nahtfleck  ein  wenig 
auffälliger,  querer,  schlecht  begrenzter  hellerer  Schuppenfleck.  Färbung  übrigens  sehr  variabel. 
Länge  3  mm.     Auf  Eschen. 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Systematik.  24 1 

Gattung  Cryptorrhynchus  111. 

Die  durch  die  Rüsselfurclie  in  der  Vorderbrust  leicht  kenntliche  Gattung  enthält  nur 
eine  Art: 

Cr.  lapathi  L.  („Erlenwürger",  siehe  Abb.  194,  S.  406).  Schwarz  oder  pechbraun, 
dimkel  beschuppt  und  sehr  kurz  beborstet,  die  Seiten  des  Halsschildes,  das  letzte  Drittel  der 
Flügeldecken  und  meist  auch  noch  einige  kleine  Fleckchen  auf  der  Scheibe  der  letzteren,  dicht 
weiß  und  gelbweiß  beschuppt.  Auf  der  Scheibe  des  Halsschildes  und  der  Flügeldecken  ver- 
einzelt schwarze  Borstenbüschel.     Länge  5'/j — 9  mm.     An  Erlen,  Weiden  und  Pappeln. 

Die  ebenfalls  durch  Rüsselrinne  ausgezeichnete  Gattung  Ceutorrhynchus  Germ,  enthält 
meist  nur  kleine  Arten  von  2— 3V2  mm  und  ist  forstlich  ohne  Bedeutung.  Landwirtschaftlich 
dagegen  können  einige  Arten  sehr  schädlich  werden  (z.  B.  Ceutorrhynchus  sulcicollis  Thoms, 
,,der  Kohlgallrüßler"). 

Gattung  Cossonus  Clairv. 

Die  Gattung  Cossonus  weicht  im  Habitus  (wie  auch  in  der  Biologie)  in  manchen  Punkten 
so  sehr  von  den  übrigen  Rüsselkäfern  ab,  daß  sie  von  einigen  Autoien  zusammen  mit  der 
folgenden  und  noch  einigen  anderen  Gattungen  als  besondere  Familie  aufgefaßt  wurde,  die  ge- 
wissermaßen den  Übergang  zwischen  den  Rüssel-  und  Borkenkäfern  darstellt. 

Die  zwei  häufigsten   Arten   sind: 

C  parallelepiptdus  Hbst.  —  Dunkelkastanienbraun  mit  rostroten  Flügeldecken.  Die 
Zwischenräume  auf  den  Flügeln  viel  breiter  als  die  Streifen.  Rüssel  fast  doppelt  so  lang  als 
der  Kopf.     Länge  ^^1^ — ö  mm. 

C.  linearis  F.  —  Ebenso  gefärbt.  Die  Zwischenräume  auf  den  Flügeldecken  nicht 
breiter  als  diese.     Rüssel  kurz,  nur  wenig  länger  als  der  Kopf.     Länge  472 — 5  mm. 

Gattung  Rhyncolus  Steph. 

Die  Rhyncolus  •  Alten  sehen  zum  Teile  gewissen  Borkenkäfern  (Hylesinen)  zum  Ver- 
wechseln ähnlich.  Sie  sind  meist  noch  wesentlich  kleiner  als  die  Cossomis-Anen,  schwarz  oder 
braunschwarz  oder  braun  gefärbt. 

Von  deQ  zahlreichen  Arten,  die  alle  in  anbrüchigem  Holz  leben,  seien  folgende  hier 
genannt : 

1.  Rüssel    breit,    so   breit   als    der  Kopf    zwischen    dem  Vorderrand    der  Augen, 

mindestens    so    lang   als    der    Kopf,    konisch.      Halsschild    fast   quadratisch, 
grob  punktiert,    Flügeldecken   mit    groben   Punktstreifen.     Länge  3 — 4  mm 

Bh.  (Ercmotes)  porcatus  Germ. 

—  Rüssel  schmäler  als  der  Kopf  zwischen  den  Augen,  zylindrisch 2 

2.  Fühlerkeule  bgliedrig,  Flügeldecken  nach  außen  und  hinten  zu  mit  fein  raspel- 

artiger Skulptur.     Einfarbig  kastanienbraun,  glänzend.     3  mm  .     .    Rh.  culinaris  Germ. 

—  Fühlerkeule  7  ghederig.    Flügeldecken  ohne  raspelartige  Struktur.    Dunkelbraun, 

Fühler  und  Tarsen  heller.     3  mm Rh.  truncorum   Germ. 

Gattung  Calandra  Clairv. 

Die  durch  die  stark  den  Augen  genäherte  Insertion  der  Fühler  ausgezeichnete  Gattung 
enthält  nur  zwei  Arten  von  2  —  3'/2  mm  und  dunkelbrauner  Färbung  [^C.  granaria  L.  und 
0ryzae  L.),  die  in  Getreide  und  Reisvorräten  leben. 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  Langrüßler. 

Während  alle  Kurzrüßler  biologisch  und  forstlich  sich  ähnlich  verhalten, 
zeigen  die  Langrüßler  eine  recht  verschiedene  Lebensweise:  die  einen  schaden 
nur  durch  Käferfraß,  während  der  Larvenfraß  völlig  gleichgültig  ist  {ffy/obi'us), 
die  anderen  umgekehrt  hauptsächlich  durch  Larven  fraß  {Pissodes  usw.),  wieder 
andere  [Anthonomus.^  Brachojiyx)  durch  Larven-  und  Käferfraß.  Der  Käfer- 
fraß kann  stattfinden  an  der  Rinde  [Hylobius),  an  den  Blättern  oder  an  den 
Nadeln  {Magdalis.^    Ciofius,  Äntkonomus,  Brachonvx).     Der   Larvenfraß   kann   statt- 


2  4.2  Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:  Rhynchophora. 

finden  unter  der  Rinde  in  den  saftleitenden  Schichten  und  im  Holz  {Pissodes, 
Cryptorrhynchus ,  Magdalis) ^  in  Blattorganen  [Or ehestes)^  in  Knospen  und 
Blüten  {Anthonomus  und  Brachonyx)  oder  in  Früchten  {Balaninus).  Außerdem 
gibt  es  auch  rein  technische  Schädlinge  unter  den  Langrüßlern,  die  nur  in  totem 
Holze  ihre  Entwicklung  durchmachen. 

Die  Langrüßler  spielen  forstlich  im  allgemeinen  eine  weit  bedeutendere 
Rolle  als  die  Kurzrüßler.  Gehört  doch  zu  ihnen  einer  der  schlimmsten,  ja  wir 
können  wohl  sagen,  der  schlimmste  Feind  der  Forstkulturen,  nämlich  HyloUus\ 
auch  die  Pissodes- kxXj&v^.  sind  forstlich  sehr  bedeutungsvoll.  Wir  sind  über  die 
Biologie  der  meisten  Arten  besser  unterrichtet,  als  dies  bei  den  Kurzrüßlern  der 
Fall  war,  wenn  auch  hier,  selbst  bei  den  wichtigsten  Formen,  unser  Wissen 
zum  Teil  noch  lückenhaft  ist. 

Die  biologisch- forstlichen  Gruppen  fallen  im  allgemeinen  mit  den  syste- 
matischen zusammen,  d.  h.  die  meisten  der  einzelnen  Gattungen  zeigen  einen 
charakteristischen  biologisch-forstlichen  Habitus. 

Gattung  Hylobius  Schönh. 
Von  den  3  oben  (S.  337)  gekennzeichneten  Arten  interessieren  uns  in 
erster  Linie:  ahietis  und  ptjiasiri,  die  sich  biologisch  forstlich  annähernd  gleich 
verhalten.  Sie  stellen  die  ärgsten  Würgengel  des  Nachwuchses  in  unsern 
Nadelholz-Kulturwäldern  dar,  vielleicht  mit  dem  Unterschied,  daß  abietis 
in  weit  größerer  Zahl  an  dem  Zerstörungswerk  beteiligt  ist  als  pinastri.  In  der 
Literatur  wenigstens  wird  das  Zahlenverhältnis  der  beiden  angegeben  mit  100 
zu  10.  Hierbei  muß  aber  bemerkt  werden,  daß  in  der  Praxis  die  beiden 
systematisch  sehr  nahe  stehenden  Arten  meistens  nicht  richtig  auseinander  gehalten 
werden,  so  daß  jenen  Angaben  kein  großer  Wert  beizulegen  ist.  ^)  Es  ist  sehr 
leicht  möglich,  daß  das  Zahlenverhältnis  lokal  stark  schwankt.  In  der  folgenden 
Darstellung  der  Lebensweise  usw.  von  Hylobius  abietis  L.  stellen  wir  uns  auf  den 
Boden  der  heute  geltenden  Annahme,  daß  die  Biologie  von  abietis  und  pinastri 
in  den  wesentlichen  Punkten  gleich  ist. 

J'  i'o    Hylobius  abietis  L. 
(Der  „große  braune  Rüsselkäfer"    oder   auch  kurz  der  „Rüsselkäfer"). 
Vorkommen  und  Lebensweise. 

Der  „Rüsselkäfer"  ist  über  ganz  Europa  verbreitet  und  kommt  sowohl  in 
der  Ebene,  als  auch  im  Gebirge  (bis  zu  1700  m)  überall  häufig  vor.  Ob 
abietis  und  pinastri  in  ihrer  geographischen  Verbreitung  gleichlaufend  sind,  oder 
ob  die  eine  Art  gegenüber  der  anderen  gewisse  Gebiete  bevorzugt,  ist  erst  noch 
festzustellen. 

Über  die  Lebensweise  von  Hylobius  ist  schon  viel  geforscht  und  noch 
mehr  geschrieben  worden.     Trotzdem   ist  dieselbe  heute  nichts  weniger  als    völlig 


*)  Zweifellos  wird  in  der  Praxis  meistens  auf  die  Größe  das  Hauptgewicht  bei  der  Unter- 
scheidung der  beiden  Arten  gelegt  (daher  die  Bezeichnung  „großer"  und  „kleiner''  Rüsselkäfer), 
was  häufig  zu  Irrtümern  führen  muß,  denn  es  gibt  sehr  kleine  abietis,  die  kleiner  sind  als  pinastri. 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Hylobius. 


343 


geklärt.  Über  die  wichtige  Frage  der  Entwicklungsdauer  (Generation)  z.  B.  wird 
seit  vielen  Jahrzehnten  gestritten,  ohne  daß  man  bis  heute  zu  einer  völlig  klaren 
Erkenntnis  gekommen  ist;  auch  über  den  ursprünglichen  Fraßort,  über  die  Ausübung 
des  Flugvermögens  und  viele  andere  Dinge  muß  uns  erst  die  zukünftige  For- 
schung, der  sich  hier  noch  ein  reiches  Feld  der  Tätigkeit  bietet,  genauere  Auskunft 
geben.  Die  Grundlage  zu  dem  heutigen  Stand  unseres  Wissens  ist  hauptsächlich 
durch  die  Arbeiten  verschiedener  Praktiker  (v.  Lips  1854— 58,  Zimmer  1858—60, 
v.  Oppen  1883 — 92.  Grohmann  1913  u.  a.)  geschaffen,  die  sowohl  durch 
exakte  Beobachtung,  wie  experimentell  die  Lösung  des  komplizierten  Problems 
versucht  haben. 

Wir  beginnen  unsere  Darstellung  mit  den  überwinterten  Käfern,  die 
im  Frühjahr  —  je  nach  der  klimatischen  Lage  früher  oder  später  — •  in  Massen 
in  den  Kulturen  erscheinen: 


Abb. 


■I.     Hylobius  abietis  L.  (der  große  braune  Rüsselkäfer).     A  Imago,   links  vergr.,    rechts 
nat.  Gr.,  B  Larve  und  Puppe.     Vergr.  —  A  aus  Henschel,  B  phot.  Scheidter. 


Wo  haben  die  Käfer  überwintert?  —  In  allen  möglichen  Verstecken 
vmter  Reisig,  Moos,  im  Boden  usw.,  in  den  dem  Fraß-  oder  Geburtsort  benach- 
barten alten  Kulturen  und  Beständen.  Von  Oppen  (1885,  S.  95)  fand  über- 
winternde Käfer  in  großer  Zahl  in  alten  ca.  10  jährigen  Kulturen,  und  zwar  in 
der  die  Pflanzen  umgebenden  Grasnarbe,  namentlich  in  unmittelbarer  Nähe  jener, 
sowie  im  Boden  selbst,  aus  dem  sie  im  Frühjahr  Ordentlich  herauszuquellen 
schienen.  Es  gelang  ihm  auch,  Löcher  im  Boden  zu  finden,  aus  denen  er 
mehrmals  4 — 6  Stück   Käfer  herausnehmen  konnte. 

Wie  alt  sind  die  überwinterten  Käfer?  —  Das  Alter  der  im  Früh- 
jahr auf  den  Kulturen  erscheinenden  Käfer  ist  sehr  verschieden: 

1.  In  der  Mehrzahl  handelt  es  sich  um  Jungkäfer,  die  im  Spätsommer 
des  vergangenen  Jahres  ausgekommen  sind; 

2.  können  auch  noch  jüngere  darunter  sein,  die  eben  die  Puppe  verlassen 
haben  (v.  Oppen),  und  endlich 


344 


Coleoptera.   —    ".  Famiüenreihe:  Rhynchophora. 


3.  sind  auch  noch  ältere  Jahrgänge  darunter  vertreten,  und  zwar  i — 2^/^ 
Jahre  alte  (vielleicht  auch  noch  ältere),  die  also  vorher  bereits  einmal  oder 
zweimal  überwintert  haben.  Im  Frühjahr  1923  können  also  Käfer  von  1923, 
1922,   1921   und   1920  vertreten  sein.i) 

Wie  gelangen  die  Käfer  zu  den  Fraß-  und  Fortpflanzungsstellen? 
—  Sowohl  fliegend  als  auch  zu  Fuß!  Nach  der  heute  am  meisten  verbreiteten 
Annahme  sind  es  nur  die  jungen,  noch  nicht  kopulierten  Käfer,  die  von  ihrem 
Flugvermögen  Gebrauch  machen,  während  die  älteren 
nicht  mehr  fliegen.  Es  würde  sich  darnach  also  um 
eine  Art  Hochzeitsfiug  handeln,  wie  bei  den  Ameisen, 
die  ja  auch  nur  einmal  (nämlich  bei  der  Hochzeit) 
fliegen  und  dann  sich  nie  mehr  vom  Boden  erheben. 
Ein  großer  Unterschied  würde  aber  zwischen  beiden 
existieren:  die  Ameisenweibchen  werfen  nach  dem 
Hochzeitsflug  ihre  Flügel  ab  und  berauben  sich  da- 
durch ihres  Flügvermögens,  die  Hylobius  dagegen  be- 
halten ihre  Flügel.  Es  ist  aber  nicht  ausgeschlossen, 
daß  auch  letztere  ihr  Flugvermögen  verlieren,  nämlich 
durch  Atrophie  der  Flügelmuskulatur.  2)  Die 
Frage,  in  welchem  Umfang  die  Rüsselkäfer  von  ihrem 
Flugvermögen  Gebrauch  machen,  ist  nicht  ohne  prak- 
tische Bedeutung  und  bedarf  daher  der  Aufklärung. 

Der  Käferfraß.  —  Die  lange  Unterbrechung 
der  Nahrungsaufnahme  im  Verein  mit  dem  erwachen- 
den Fortpflanzungstrieb  macht  die  überwinterten  Tiere 
sehr  fraßgierig;  sie  begeben  sich  daher  nach  der  Über- 
winterung sogleich  zu  den  Fraßpflanzen,  um  dort 
ihren  Reifungs-  bzw.  Regenerationsfraß  auszuüben.  — 
Der  Käfer  ist  polyphag  und  geht  sowohl  an  Nadel- 
ais an  Laubholz,  allerdings  unter  deutlicher  Bevor- 
zugung des  Nadelholzes. 

Die  Hauptfraßpflanzen  des  Käfers  sind  Kiefer 
und  Fichte,  und  zwar  finden  wir  ihn  hauptsächlich 
an  jungen  Pflanzen  im  Alter  von  3 — 6  Jahren.  Ob  er  auch  hier  wieder  eine 
Auswahl  trifft  und  die  kränklichen  oder  durch  Verpflanzung  geschwächte  Pflanzen 
gegenüber   ganz   gesunden    und   auf   natürlichem  Wege  angeflogenen    den  Vorzug 


Abb.    172.      Käferfraß     von 
Hylobius  an  der  Rinde  junger 
Fichtenpflanzen    (Pocken- 
narbenfraß).   —  Original. 


1)  Die  Langlebigkeit  der  Käfer,  die  praktisch -forstlich  von  großer  Wichtigkeit,  ist 
von  T.  Lips  (1854—58),  Zimmer  (1858)  und  v.  Oppen  (1883  und  85)  durch  Beobachtungen 
und  Versuche  festgestellt  und  später  von  G.  Fuchs  (1912)  bestätigt  worden.  Die  Entdeckung 
war  seinerzeit  etwas  vollkommen  Neues,  da  man  damals  als  allgemeine  Regel  annahm,  daß  die 
meisten  Insekten  (nach  der  damaligen  Ansicht  nach  ganz  kurzer  Zeit)  nach  dem  erledigten  Fort- 
pflanzungsgeschäft absterben. 

■^)  Bei  den  Ameisenweibchen  findet  eine  Atrophie  dei  Flügelmuskulatur  statt,  d.  h.  letzlere 
wird  allmählich  resorbiert  und  zur  Ernährung  resp.  Bildung  von  Eiern  verwandt.  Ähnliches 
könnte  ja  auch  bei  Hylobius  stattfinden;  Untersuchungen  darüber  sind  im  Gange. 


Curculionidae.    —   Langrüßler.      Hylobius, 


345 


gibt,  ist  noch  eine  offene  Frage.  Viele  Autoren  (seit  Ratzeburg)  bejahen  sie ; 
sehr  bestimmt  und  in  bejahendem  Sinn  spricht  sich  in  neuerer  Zeit  Menzel 
(19 12)  dafür  aus.  Nach  seinen  Beobachtungen  geht  der  Rüsselkäfer  „eine  Kultur- 
fiäche  angeflogener  Fichten  nicht  an,  sondern  nur  die  gepflanzten"  und 
zwar  „so  regelmäßig,  daß  es  das  Forstpersonal  selbständig,  ohne  besonderen 
Hinweis  gleichfalls  bemerkt  und  Mitteilung  davon  gemacht  hat". 

Der  Fraß  an  jungen  Pflanzen  findet  fast  ausschließlich  an  der  Rinde 
statt  und  zwar  in  Form  eines  sogenannten  Pockennarbenfraßes  (s.  Bd.  I,  S.  203). 
Der  Käfer  setzt,  auf  seine  kräftigen  Beine  gestützt,  den  Rüssel  rechtwinkelig  gegen 
die  Fraßstelle  und  frißt  rundliche  oder  ovale,  erbsen-  bis  bohnengroße,  tiefe,  bis 
auf  den  Bast  oder  Splint  reichende  Plätze  aus  (Abb.  172).  Der  Umfang  der 
Wunde  ist  in  der  Tiefe  geringer  als  außen  (trichterförmig).  An  den  zerrissenen 
und  gequetschten  Wundrändern  tritt  Harz  aus,  das  den  Fraßstellen  ein  grindiges 
Aussehen  verleiht.  Die  Wundstellen  können  so  zahlreich  werden,  daß  sie  sich 
berühren  und  nur  noch  ganz  kleine  Rindeninseln  oder  -brücken  zwischen  ihnen 
stehen  bleiben  und  daß  der  Harzgrind  das  ganze  Stämmchen  im  Befallbereich 
überzieht.  Die  Hauptfraßstellen  befinden  sich  im  unteren  Teile  des  Stämm- 
chens, dicht  oberhalb  des  Wurzelknotens;  hier  stehen  die  „Pockennarben" 
am  dichtesten,  spitzenwärts  werden  sie  immer  mehr  vereinzelt,  ebenso  an  den 
Ästchen,    wo  die  Käfer  auch  mitunter  fressend  angetroffen  werden. 

Neben  den  3 — 6  jährigen  Kiefern  und  Fichten  nimmt  der  Rüsselkäfer 
noch  jüngere  Pflanzen  an,  ja  sogar  die  Kotyledonen.  Ratzeburg  (1852) 
schildert  einen  Fraß  an  eben  aufgegangenen  Kiefernkeimlingen.  Es 
werden  zunächst  die  Nadeln,  deren  Spitzen  zu  Boden  fallen,  und  dann  die 
Stämmchen  selbst  verzehrt,  so  daß  nur  ein  Stumpf  zurückbleibt.  Über  einen 
ganz  ähnlichen  Nadelfraß  in  einer  i  jährigen  Kiefernsaat  berichtet  Ziela- 
kowski  (1906). 

Auch  an  älteren  Pflanzen  im  Schonungsalter  frißt  der  Käfer,  und  zwar 
sowohl  an  der  Rinde  als  auch  an  Nadeln.  Die  erstere  nimmt  er  nur  an  jüngeren 
(höchstens  bis  6jährigen)  Trieben  an,  während  er  stärkere  Rinden  meidet.  Der 
Nadelfraß  ist  von  Scheidter  (1920)  an  den  Gipfelpartien  10 — 15  jähriger 
Kiefern  beobachtet  worden,  und  zwar  an  jungen,  noch  von  den  Schuppen 
bedeckten  Trieben,  die  eben  anfingen,  zu  schieben.  Der  Käfer  frißt  in  dieselben 
kleinere  oder  größere  längliche  Plätze,  ähnlich  wie  Phyllobius  psittacinus  (s.  oben 
Abb.  161  C,  S.  323).  Der  Fraß  in  Schonungen  scheint  in  manchen  Jahren  und 
Gegenden  recht  häufig  zu  sein,  aber  vielfach  nicht  als  Rüsselkäferfraß  erkannt 
zu   werden  (vgl.  Ratzeburg,  W.    1 1 6). 

Endlich  kommt  Hylobius  auch  in  der  Krone  von  Stangenhölzern  und 
alten  Bäumen  vor;  manche  Autoren  nehmen  sogar  an,  daß  der  Käfer  hier 
seinen  normalen  Aufenthalt  hat  (König  1849,  Menzel  1912).  Ein  anderer 
Autor  (Kellner  1875)  vertritt  die  Ansicht,  daß  es  hauptsächlich  pinastri  sei,  der 
infolge  seines  besseren  Flugvermögens  die  Krone  alter  Bäume  bevölkert  —  eine 
Annahme,  auf  die  nach  dem  oben  (S.  342)  Gesagten  nicht  viel  zu  geben  ist. 
Daß   der    Rüsselkäfer    in    der    Krone    älterer    Bäume    in    größerer    Anzahl    vor- 


2^5  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

kommen  kann,  zeigen  unter  anderem  die  von  Altum  (1887,  S.  303)  mitgeteilten 
Beobachtungen,  wonach  15 — 20  jährige  Kiefernstangen  stark  beschädigt  und  teilweise 
getötet  wurden  (?)  und  auch  in  alten  Bäumen  (von  50 — 80  Jahren)  ein  starker  Fraß 
vorkam.  Nach  persönlichen  Mitteilungen  hat  Oberforstmeister  Lautenschlager 
(Sachsenried,  Bayern)  das  Vorkommen  in  der  Krone  alter  Bäume  dadurch  fest- 
gestellt, daß  er  im  Sommer  einzelne  Bäume  auf  Tücher  fällen  ließ;  er  konnte 
auf  den  Tüchern  gewöhnlich  mehrere  Rüsselkäfer  aufsammeln.  Bemerkenswert 
dabei  war,  daß  die  Bäume  im  Bestandsinnern  weit  abgelegen  von  Brutstätten  sich 
befanden. 

Oberförster  Klopfer  berichtet  (Jahrb.  schles.  Forstverein  1880,  S.  43), 
daß  beim  Schütteln  einer  ca.  30  jährigen  Kiefer  Hylobius  „so  massenhaft  herunter- 
fiel, wie  wenn  man  an  einem  Maimorgen  die  Maikäfer  herabschüttelt". 

Auch  Beobachtungen  Scheidters  (1920)  während  der  letzten  Nonnen- 
und  Zjj'ü'a- Kalamität  in  Bayern,  wonach  unter  den  Leimringen  zahlreiche  Hylobius 
sich  eingestellt  haben,  zeigen,  daß  die  Käfer  nach  der  Krone  streben.  Viele  der 
durch  die  Leimringe  am  Stamme  festgehaltenen  Rüsselkäfer  fraßen  an  der  glatten 
Rinde  (Fichte)  dicht  unterhalb  des  Leimringes. 

Ob  die  obigen  Anschauungen  von  König  und  Menzel  zu  Recht  bestehen, 
darüber  muß  erst  noch  Klarheit  geschafft  werden.  Direkt  von  der  Hand  zu 
weisen  sind  sie  nicht;  denn  das  massenhafte  Vorkommen  auf  den  Kulturen  ist 
doch  zweifellos  lediglich  eine  Folgeerscheinung  der  Forstkultur,  bezw.  Kahl- 
schlagwirtschaft. 

Außer  Kiefer  und  Fichte  nimmt  Hylobius  gelegentlich  auch  andere  Nadel- 
hölzer an:  Schwarz-  und  Weymouthskiefer,  Sitkafichte,  Weißtanne, 
Balsamtanne,  Douglasie,  Lärche,  sogar  Wacholder.  Weymouthskiefern  wurden 
als  junge  Pflänzchen  von  2  Jahren  an  Rinde,  Nadeln  und  Knospen  so  stark 
befressen,  daß  nur  der  nackte  Holzkörper  zurückblieb  (Schember  1868);  Lärchen 
wurden  als  ältere  Pflanzen  (i — 2  m  hoch)  an  den  Gipfeltrieben  angegangen,  so 
daß  diese  eingingen  (Ost.  F.-Z.  i8gi,  S.  196);  Abies  bahamica  und  Thtija  occi- 
dentalis  wurden  „sehr  erheblich"   beschädigt   (Jahrb.  d.  schles.  Forstvereins   1887, 

S.  37). 

Was  den  Fraß  an  Laubholz  betrifft,  so  findet  derselbe  nur  da  statt,  wo 
die  Laubhölzer  von  Nadelhölzer  umgeben  oder  mit  Nadelholz 
gemischt  sind.  In  reinen  Laubholzrevieren,  entfernt  von  Nadelholz,  tritt 
der  Rüsselkäfer  nicht  auf,  da  hier  die  Brutstätten  fehlen.  Die  Polyphagie  des 
Käfers  an  Laubholz  ist  beinahe  noch  größer  als  an  Nadelholz ;  wurde  er  doch  schon 
auf  allen  möglichen  Laubholzpflanzen  angetroffen,  wie  Eiche,  Buche,  Birke, 
Erle,  Weide,  Hasel,  Eberesche,  Rotdorn,  Apfelbaum,  Kastanien  usw. 
(Ratzeburg,  Altum  1887).  Am  häufigsten  wird  er  an  Eiche  (an  Heistern,  wie 
auch  den  einjährigen  Ausschlägen)  beobachtet,  wo  er  durch  Rinden-  und 
Knospen  fraß  zum  Teile  empfindliche  Verluste  verursachen  kann,  besonders 
da,  wo  frische  ungerodete  Nadelholzschläge  sofort  mit  Eichen  besät  werden 
(Willkomm  1857,  Nördlinger,  Elias  1880,  Altum  1887).  Ebenso  liegen  Berichte 
vor  über  Fraß  an  Erlenheistern,    die  durch  Knospenfraß  beschädigt,   ja  sogar 


Curculionidae.    —   Langrüßler.      Hylobius.  -ia-j 

teilweise  zum  Absterben  gebracht  wurden  (Ratzeburg  W.  II.  244,  Calezki  1880). 
In  Saatbeeten  hat  der  Rüsselkäfer  mehrfach  Buchenkeimlinge  angegangen  und 
(durch  Abbeißen  dicht  unter  den  Kotyledonen)  vernichtet  (Micklitz  1855, 
Ney   1889)  usw.  usw. 

Fortpflanzung. 

Im  Mittelpunkt  des  Widerstreits  der  Meinungen  über  den  Rüsselkäfer  stand 
von  jeher  und  steht  heute  noch  die  Fortpflanzungsbiologie,  vor  allem  die 
Generationsdauer.  Es  liegen  eine  ganze  Reihe  von  Beobachtungen  und  Ver- 
suchen vor,  die  als  durchaus  zuverlässig  erscheinen  müssen,  die  aber  trotzdem 
in  ihren  Ergebnissen  recht  verschieden  sind.  Wie  die  Verschiedenheiten  zu 
erklären  sind,  muß  erst  die  weitere  Forschung  klar  stellen;  heute  können  wir 
nur  Vermutungen  darüber  anstellen. 

Es  sollen  zunächst  die  einzelnen  Phasen  der  Fortpflanzung  ohne  Rück- 
sicht auf  die  Generationsdauer  kurz  dargestellt  werden: 

PMugzeit.  —  Die  Hauptbegattungszeit  (Flugzeit)  fällt  je  nach  der  Tem- 
peratur und  Lage  in  die  Monate  April  bis  Juni.  Um  diese  Zeit  ist  der  Käfer 
beweglicher  als  sonst  und  macht,  besonders  an  warmen  sonnigen  Tagen,  von 
seinem  Flugvermögen  reichlichen  Gebrauch  (siehe  oben  S.  344),  so  daß 
man  ihn  nicht  nur  in  der  Nähe  seiner  Brutstätten,  sondern  auch  entfernt  von 
ihnen,  sogar  in  bewohnten  Ortschaften  fliegend  antreffen  kann.  Vereinzelt  finden 
sich  kopulierende  Paare  auch  noch  später  bis  in  den   Herbst  hinein. 

Begattung.  —  Die  Begattung  (bei  der  wie  bei  allen  Rüsselkäfern  das  6 
auf  dem  $  sitzt)  findet  sowohl  oberirdisch  an  Stöcken,  an  Ästen  herumUegenden 
frischen  Reisigs  usw.  als  auch  ebenso  häufig,  ja  noch  häufiger  im  Boden  statt. 
Die  Begattung  kann  sich  bei  den  gleichen  Paaren  öfters  wiederholen  den  ganzen 
Sommer  über  (v.  Oppen  1885,  S.  gi  und  92);  doch  scheint  die  Wiederholung 
der  Kopula  durchaus  nicht  unbedingt  notwendig  für  eine  weitere  Eiablage 
zusein,  da  isoliert  gehaltene  einmal  begattete  $2  zwei  Jahre  lang  Eier 
legen  konnten  (Fuchs   1912). 

Eiablage.  —  Zur  Eiablage  suchen  die  ??  im  Absterben  begriffene, 
flach  streichende  Nadelholzwurzeln  bis  zu  i  cm  und  noch  geringerer 
Stärke  herab,  —  also  in  unseren  Wirtschaftswäldern  namentlich  die  Wurzeln  der 
im  eben  vorübergegangenen  Winter  gefällten  Bäume,  vor  allem  Kiefer  und 
Fichte,  unter  Bevorzugung  der  ersteren.  Mit  besonderer  Vorliebe  sollen  die 
Käfer  solche  Wurzeln  zur  Eiablage  auswählen,  welche  mit  dem  oberen  Ende 
aus  der  Erde  hervorstehen,  also  angerissene  und  abgehackte  Wurzeln  (v.  Oppen 
1885,  S.  87).  Bei  fiachstreichenden  Wurzeln  wird  besonders  die  langsam  aus- 
trocknende Unterseite  belegt.  Aber  auch  die  Stöcke  selbst  werden,  allerdings 
viel  weniger,  zur  Eiablage  benützt;  endlich  auch  zuweilen  die  Wurzeln  lebender 
Bäume,  wenn  sie  durch  Wagenräder  usw.  verletzt  sind  (Altum  1885,  Dolles 
1890).  Sogar  an  Fangrinden  und  an  Fangkloben,  die  zum  Käferfang  aus- 
gesetzt waren,  wurde  verschiedentlich  die  Eiablage,  bezw.  die  vollkommene 
Larvenentwicklung  beobachtet  (v.  Oppen    1892,  Scheidter   1915). 


•2^3  Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

Unter  anormalen  Verhältnissen  (z.  B.  im  Zuchtglas)  legen  die  $$  ihre 
Eier  in  der  Not  in  die  als  Futter  dargereichten  Zweige,  oder  einfach  an  die 
Glaswand,  oder  in  den  am  Boden  liegenden  Mulm  usw.  ab  (Fuchs   19 17). 

Der  Vorgang  der  Eiablage  spielt  sich  folgendermaßen  ab:  das  $  bohrt 
mit  dem  Rüssel  ein  tiefes  Loch  in  die  Rinde  der  Wurzel  usw.,  so  lange  bis  der 
Rüssel  bis  zu  den  Augen  in  der  Rinde  steckt.  Dann  wird  der  Rüssel  heraus- 
gezogen, das  2  dreht  sich  um,  sucht  mit  dem  Hinterleib  durch  Betasten  das 
Loch,  legt  das  Ei  hinein,  dreht  sich  wieder  um,  und  stopft  das  Ei  mit  dem 
Rüssel  so  tief  es  geht  hinein;  meist  werden  mehrere  Eier  in  einem  Rindenloch 
untergebracht  (Fuchs  1912).  Die  Periode  der  Eiablage  kann  sich  bei  ein 
und  demselben  5  über  mehrere  (2 — 3)  Jahre  hinziehen;  sie  beginnt 
alljährlich  gewöhnlich  im  April  und  kann  sich  bis  zum  August  fortsetzen,  wo- 
bei die  Intensität  der  Legetätigkeit  gegen  das  Ende  der  Periode  zu  stark 
abnimmt. 

Über  die  Zahl  der  Eier,  die  ein  $  ablegen  kann,  sind  wir  noch  wenig 
genau  unterrichtet.  Bei  einem  von  mir  vorgenommenen  Zwingerversuch,  bei  dem 
am  I.  April  2  $  mit  i  J  zu  3  durch  Drahtgaze  abgesperrten  eingegrabenen 
Prügeln  gesetzt  wurden,  erzielte  ich  den  Sommer  über,  also  während  einer  Lege- 
periode, ca.  60  Nachkommen  von  den  beiden  $$  (also  etwa  30  von  einem), 
eine  Zahl,  die  wohl  zu  niedrig  ist.  Da  die  beiden  $?  anfangs  August  tot  im 
Zwinger  gefunden  wurden,  so  handelte  es  sich  möglicherweise  um  alte  2  jährige 
5$,  die  ihre  Hauptlegeperiode  bereits  im  vergangenen  Jahre  hatten.  Scheidter 
nimmt  als  Mindestzahl  60 — 100  Eier  an  (s.  Petraschek   19 14). 

Die  Legepausen  werden  zu  wiederholter  Begattung  und  zum  Fraß 
benützt  und  zwar  mit  fortschreitender  Jahreszeit  in  absteigender  Häufigkeit  und 
Intensität,  entsprechend  der  abnehmenden  Legetäligkeit  der  einjährigen  und  dem 
zunehmenden  Absterben  der  älteren  völlig  abgebrunfteten  2-  und  3  jährigen  ?$. 
Die  Zahl  der  in  den  Kulturen  gefangenen  resp.  fressend  beobachteten  Käfei 
nimmt  demnach  immer  mehr  ab  und  erreicht  im  Juli  den  Tiefstand  (vgl.  Eck- 
stein 1905,  S.  217).  Weiter  läßt  sich  die  Kurve  nicht  mehr  verfolgen,  da  zu 
dieser  Zeit  durch  das  Auskommen  der  Jungkäfer  der  neuen  Generation  das  Bild 
verwischt  wird.  Ob  die  Abnahme  der  in  den  Kulturen  fressenden  Käfer  im 
Hochsommer  auch  noch  darin  begründet  ist,  daß  die  Käfer  um  diese  Zeit  mehr 
in  den  Kronen    alter  Bäume   sich    aufhalten,   muß  erst    noch   untersucht    werden. 

Larven  fr  aß.  —  Nach  2 — 3  Wochen  kriechen  die  kleinen  Larven  aus; 
sie  fressen  wurzelabwärts  zunächst  oberflächlich  im  Bast,  später  tiefer,  auch  den 
Splint  furchend,  so  daß  eine  von  mehreren  Larven  befallene  Wurzel  schließlich 
wie  eine  kanellierte  Säule  aussieht  (Abb.  173).  Die  Gänge  sind  meist  dicht  mit 
Bohrmehl  ausgefüllt. 

In  Stöcken,  Fangknüppeln  usw.  beobachtete  ich  häufig  einen  ganz  charak- 
teristischen Fraßgang  in  Form  eines  V,  d.  h.  die  kleine  Larve  frißt  zunächst 
einen  längeren  annähernd  geraden  Gang  in  etwas  schiefer  Richtung  nach  abwärts 
und  biegt  dann  in  spitzem  Winkel  ab,  um  wieder  nach  aufwärts  zu  streben. 
Der    aufsteigende  Schenkel   ist   entsprechend   der  zunehmenden  Größe  der  Larve 


Curculionidae. 


Langrüßler.     Hylobius. 


349 


bedeutend  breiter  als  der  absteigende;  eine  besondere  Verbreiterung  befindet 
sich  stets  an  der  Spitze,  wo  die  absteigende  in  die  aufsteigende  Richtung  sich 
wandelt. 

Verpuppung.  —  Sind    die  Larven   ausgewachsen,   so   nagen  sie  sich  eine 
tiefe  Splinthöhle,    deren  Eingangsloch   gewöhnlich    mit  Nagespänen  verstopft  wird. 


A  B 

Abb.    173.     A  Laivenfraß  von  Hylobius  an  den  Wurzeln  eines  Fichtenstockes. 

B  Aufgeschnittene  Puppenwiege  mit  Käfer.     Original  (phot.  Scheidter). 


In  ihr  ruhen  sie  noch  längere  Zeit  als  Larven,  und  zwar  in  bauchwärts  zu- 
sammengeknickter Lage,  bis  sie  sich  verpuppen.  Die  Puppenruhe  währt  nur  kurze 
Zeit,  ca.  2 — 3  Wochen.  Die  Jungkäfer  verlassen  bald  nach  ihrer  Entstehung 
ihre  Geburtstätte  durch  ein  kreisrundes  Ausflugloch.  Ausnahmsweise  findet  die 
Verpuppung  oberflächlich  in  einer  Art  Spanpolster  (wie  bei  Pissodes)  statt. 


ICQ  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Generation.  —  Die  Frage  der  Generationsdauer  des  Rüsselkäfers  ist 
noch  nicht  völlig  klar.  Es  sind  hauptsächlich  2  Fragen,  auf  deren  verschiedener 
Beantwortung  die  Verschiedenheit  der  Meinungen  beruht: 

1.  Schreiten  die  Larven,  wenn  sie  ausgewachsen  sind,  sofort  zur  Ver- 
puppung, oder  bedürfen  sie  einer  längeren  Larvenruhe,  um  verpuppungs- 
reif  zu  werden? 

2.  Sind  die  Jungkäfer  sofort  nach  ihrem  Auskommen  fortpflanzungsfähig^ 
oder  bedürfen  ihre  Geschlechtsorgane  noch  längere  Zeit  zur  Ausreifung^ 
bezw.  müssen  die  Käfer  voiher  noch  einen  längeren  Reifungsfraß 
ausführen  ? 

Wer  die  erste  Alternative  der  beiden  Fragen  bejaht,  kommt  zur  Annahme 
einer  kurzen,  etwa  i  jährigen  (oder  noch  kürzeren)  Generation,  wer  sie  verneint 
und  also  die  zweite  Alternative  als  zu  Recht  bestehend  annimmt,  kommt  zur 
Annahme  einer  längeren,  etwa  2  jährigen  Generation. 

Die  zweijährige  Generation  wird  hauptsächlich  vertreten  von  Ratzeburg, 
Altum,  G rohmann  und  anderen,  teils  auf  Grund  von  langjährigen  Beobach- 
tungen im  Walde,  teils  auf  Grund  von  Versuchen.  Auch  ich  bin  auf  Grund 
von  zahlreichen  Brutknüppel  versuchen,  i)  die  ich  191 5/16  in  Bayern,  und  zwar 
in  ziemlich  extremen  Gegenden,  nämlich  in  Isen  (Oberbayern,  Voralpen)  und  in 
Bodenwöhr  (Oberpfalz)  anstellte,  zu  der  gleichen  Annahme  gelangt.  In  sämt- 
lichen Prügeln  sowohl  in  Isen  wie  in  Bodenwöhr  vollzog  sich  der  zeitliche  Ablauf 
völlig  gleichlaufend  in  folgender  Weise: 

Haupteiablage:  Frühjahr  April — Juni   191 5. 

Hauptwachstumsperiode  der  Larve:  spätestens  September  1915  beendet,  die 
meisten  Larven  bereits  in  der  Splintwiege. 

Larvenruhe:  Oktober  191 5  bis  Juni/Juli  des  nächsten  Jahres   19 16. 

Verpuppung:  Juli  bis  Mitte  August   1916. 

Auskommen  der  Jungkäfer:  nach  2 — 3  wöchentlicher  Puppenruhe,  Mitte 
August  bis  September   19 16. 

Die  Unregelmäßigkeiten,  die  im  ersten  Sommer  in  der  Größe  der  Larven 
verschiedentlich  beobachtet  wurden,  glichen  sich  mit  der  Zeit  aus,  spätestens 
im  folgenden  Frühjahr,  d.  h.  diejenigen  vereinzelten  Larven,  die  im  Herbst  noch 
nicht  vollwüchsig  waren  und  als  halb  oder  ^4  wüchsig  unter  der  Rinde  überwin- 
terten, erlangten  im  Frühjahr  rasch  ihre  VoUwüchsigkeit,  so  daß  sie  —  nach 
entsprechend  kürzerer  Larvenruhe  —  gleichzeitig  mit  den  im  Herbst  191 5  be- 
reits ausgewachsenen,  im  August  19 16  die  Käfer  ergaben.  Am  5.  September  waren 
alle  untersuchten  Prügel  von  Hylobius  frei,  d.  h.  es  befanden  sich  weder  Larven, 
noch  Puppen,  noch  auch  Imagines  in  ihnen;  die  zahlreichen  Puppenhöhlen 
waren  sämtlich  leer.  Von  den  (früher)  den  Prügeln  entnommenen  Jungkäfern  wurden 
eine  Anzahl  in  Zwingern  gehalten;  sie  fraßen  an  den  vorgelegten  Zweigen, 
schritten  aber  im  Herbste  nicht  mehr  zur  Begattung.  —  Die  Entwicklung  vom 
Ei    bis  Imago    beanspruchte    darnach    etwa    15   Monate,    und    wenn   wir 


')  Ich  bediente  mich  dabei  der  Grohmannschen  Fanggrubenmethode  (siehe  unten  S.  374). 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Hylobius,  ^ej 

nach  der  zuletzt  genannten  Beobachtung  annehmen,  daß  die  Jungkäfer  erst  nach 
der  Überwinterung  zur  Fortpflanzung  gelangen,  so  ergibt  sich  eine  zweijährige 
Generation. 

Ich  gelangte  also  bei  den  Brutknüppelversuchen  in  Bayern  an  verschiedenen 
Orten  zu  den  gleichen  Ergebnissen,  zu  denen  Grohmann  bei  seinen  Brut- 
knüppelversuchen  in  der  sächsischen  Schweiz i)  und  zu  denen  Ratzeburg, 
Altum  und  andere  durch  langjährige  Beobachtungen  des  natürlichen 
Verhaltens  des  Rüsselkäfers  geführt  wurden. 

So  werden  durch  das  Experiment  die  Erfahrungen  der  Praxis  bestätigt  und 
findet  das  jedem  Praktiker  geläufige  zweimalige  Massenerscheinen  des  Rüssel- 
käfers in  unseren  Kulturwäldern,  einmal  im  Frühjahr,  einmal  im  Herbst  seine 
Erklärung:  im  Frühjahr  handelt  es  sich  um  die  zur  Fortpflan7ung  schreitenden 
Käfer  (verschiedenen  Alters),  im  Herbste  in  der  Hauptsache  wohl  um  die  in 
Massen  auskommenden  Jungkäfer. 

Der  hier  geschilderte  Entwicklungsgang  ist  also  tatsächlich  einwandfrei  von 
mehreren  Seiten  erwiesen.  Es  kann  demnach  nicht  mehr  bezweifelt  werden,  daß 
Hylobius  eine  zweijährige  Generation  durchmachen  kann. 

Demgegenüber  stehen  andere,  ebenso  tatsächliche  Beobachtungen,  die  das 
Vorkommen  einer  weit  kürzeren  Generationsdauer  beweisen.  Es  sind  dies 
zunächst  die  Zwingerversuche-)  v.  Oppens,  deren  wichtigste  Ergebnisse  sich  wie 
folgt  zusammenfassen  lassen: 


')  Nach  Grohmann  kann  sich  allerdings  die  Generationsdauer  auf  13 — 22  Monate  ver- 
kürzen bezw.  verlängern,  je  nach  den  äußeren  Umständen.  „Eier,  die  Ende  Mai  oder  anfangs 
Juni  gelegt  werden  (weitaus  die  Mehrzahl),  entwickeln  sich  Ende  August,  anfangs  September  des 
folgenden  Jahres  zu  Käfern,  also  in  rund  15  Monaten.  Aus  Eiern  aber,  die  Mitte  September 
gelegt  werden,  gehen  in  der  Regel  erst  Mitte  Juni  des  übernächsten  Jahres,  also  nach 
21  Monaten,  die  Käfer  hervor.'^  Grohmann  schreibt  auch  dem  Boden,  Klima  und  besonders 
den   Wärmeverhältnissen  einen  großen  Einfluß  auf  die  Entwicklungsdauer  zu. 

^)  Die  Versuchsanordnung  war  folgende:  Auf  einem  frischen  Schlag  wurde  ein  7  qm 
großer  Platz  ausgewählt  und  zwar  derart,  daß  ein  großer  Teil  der  Wurzeln  der  an  und  für  sich 
nicht  zu  starken  Stöcke  nach  dem  Inneren  der  für  den  Brutzwinger  bestimmten  Fläche  ausstrich. 
Im  Monat  März  erfolgte  die  Aufstellung  des  Brutzwingers  selbst  und  zwar  derart,  daß  die 
ausgesuchte  Fläche  mit  einem  ca.  i  m  tiefen  Graben  umzogen,  das  Innere  derselben  aber  voll- 
ständig unbemhrt  gelassen  wurde.  In  diesen  Graben  setzte  man  einen  1,6  m  hohen  Rahmen 
oder  Kasten  ohne  Boden  ein  und  füllte  die  sich  ergebenden  Lücken  und  Zwischenräume  sorg- 
fältig wieder  mit  Erde  aus,  die  außerdem  noch,  um  alle  Hohlräume  zu  vermeiden,  festgerammt 
wurde.  Der  Kasten  selbst  war  aus  gespundeten  Brettern  hergestellt  und  man  hatte  überdies 
noch  auf  alle  Fugen  Latten  genagelt,  so  daß  selbst  beim  Austrocknen  und  Schwinden  der 
Bretter  sich  keinerlei  die  Sicherheit  des  Zwingers  gefährtende  Öffnungen  bilden  konnten. 

Der  Deckel,  der  das  Ganze  schloß,  bestand  aus  zwei  getrennten,  in  Falzen  gehenden 
Teilen  und  war  in  der  Hauptsache  von  verzinntem  Eisendraht  mit  ca.  3  mm  Maschenweite  her- 
gestellt. Dieses  Drahtgitter  gestattete  den  freien  Zutritt  von  Licht,  Luft  und  Regen,  verhinderte 
aber  doch  dabei  sowohl  das  Ent-  als  Hineinkommen  von  Käfern  vollständig.  Nachdem  auf  diese 
Weise  ein  Behältnis  geschaffen  worden  war,  das  bei  völliger  Abgeschlossenheit,  sowohl  durch 
die  Tiefe  seiner  Eingrabung,  als  durch  seine  sonstige  Konstruktion  genügende  Sicherheit  dafür 
zu  bieten  versprach,  daß  weder  die  darin  eingezwingerten  Käfer  entweichen,  noch  auch  andere 
hineingelangen  konnten,  wurde  die  Innenfläche  des  Zwingers  noch  mit  einer  Anzahl  dreijähriger 
Fichten  bepflanzt,  um  so  durch  gleichzeitige  Darbietung  von  Nahrung  neben  den  als  Brutmaterial 
geeigneten  gewachsenen  Stöcken  einen  Raum  zu  schaft'en,  der  sich  den  natürlichen  Verhältnissen 
möglichst  anschloß  und  der  Lebensweise  und  den  Bedürfnissen  des  Käfers  dabei  völlig 
Rechnung  trug. 

In  diese  Zwinger  wurde  eine  größere  Anzahl  Pärchen  gesetzt,  die  durch  Kürzung  je  eines 
Beines  —   (^  links,   9   rechts  —  gezeichnet  wurden. 


7C2  Coleoptera.   —   ".  Familienreihe:  Rhynchophora. 

1.  Eine  eigentliche  Schwärmzeit  existiert  nicht,  die  Begattung  und  Eiablage 
beginnt  mit  dem  Erwachen  aus  dem  Winterschlaf  und  dauert  den 
ganzen  Sommer  über  ununterbrochen  fort. 

2.  Die  Entwicklung  vom  Ei  bis  zum  Käfer  dauert  ungefähr  12  Monate, 
höchstens  einige  Wochen  darüber.  Daher  kommen  auch  die  Jung- 
käfer den  ganzen  Sommer  über  (entsprechend  der  Eiablage)  aus. 

3.  Die  Jungkäfer  schreiten  alsbald  nach  dem  Ausschlüpfen  zur  Fortpflanzung. 
Darnach  kommt  also  auch  eine  annähernd  einjährige  Generation  vor. i) 
Sodann    hat    Rothe    (191  o)    eine    ganz   kurze    Entwicklungsdauer    vom   Ei 

bis  Imago  (von  nur  wenigen  Monaten)  beobachtet,  und  endlich  konnten  neuer- 
dings Wülker  (1922)  und  ich  selbst  (Escherich  192  i)  einwandfrei  eine  einjährige 
Generation  mit  nur  3 — 4  monatlicher  Entwicklungsdauer  (vom  Ei  bis  zum  Jungkäfer) 
feststellen,  und  zwar  beide  am  gleichen  Ort,  nämlich  im  Bienwald  in  der  Rheinpfalz. 

Wir  beide  fanden  im  Spätsommer  (August,  September)  in  Stöcken,  die  im 
Januar  des  gleichen  Jahres  gefällt  worden  waren,  bereits  fertige  Jungkäfer ;  daneben 
allerdings  gleichzeitig  auch  noch  Larven  und  Puppen.  (Letztere  rührten  in  diesem 
Falle  wohl  aus  Eiern,  die  später  abgelegt  wurden,  her.) 

Interessant  ist  nun  aber,  daß  der  gleiche  Beobachter  v.  Oppen,  der  bei 
seinen  Zwingerversuchen  eine  einjährige  Generation  erzielte,  bei  weiteren  Ver- 
suchen, die  er  im  folgenden  Jahr  zur  Bestätigung  seiner  ersten  Ergebnisse  unter- 
nahm, bei  denen  er  aber  Brutknüppel  verwandte,  wiederum  zu  anderen  und  zwar 
teilweise  zu  ähnlichen  Resultaten  gelangte,  wie  Grohmann,  ich  und 
andere,  nämlich  zu  einer  Entwicklungsdauer  (vom  Ei  bis  Jungkäfer)  von  an- 
nähernd 15  Monaten.  Da  ferner  die  Käfer  bei  diesen  Versuchen  erst  im  August 
bis  September,  ja  Oktober  auskamen,  so  darf  wohl  auch  angenommen  werden,  daß 
diese  erst  im  folgenden  Frühjahr  zur  Fortpflanzung  kamen,  so  daß  also  auch  hier 
eine  zweijährige  Generation  vorhegen  würde. 

Zu  beachten  ist  bei  dem  letzten  v.  Oppenschen  Versuch,  daß  in  den 
Knüppeln  zum  gleichen  Zeitpunkt  recht  verschiedene  Entwicklungsstadien  an- 
getroffen wurden.  So  z.  B.  befanden  sich  in  einem  Knüppel,  der  in  der  zweiten 
Junihälfte  1883  mit  Eiern  belegt  worden  war,  am  18.  September  1884  16  Käfer 
(weiß  bis  ganz  braun  gefärbt),  5  Puppen  und  19  Larven,  in  einem  weiteren 
Knüppel,  der  in  der  ersten  Julihälfte  1883  belegt  wurde,  am  i.  Oktober  1884 
32   Käfer,  5   Puppen  und  26  Larven  usw. 

Zusammenfassend  wurden  also  auf  Grund  der  bisherigen  Versuche  und 
Beobachtungen  heute  folgende  Feststellungen  bezüglich  der  Generationsverhältnisse 
von  Hylobius  gemacht: 

1.  Eine  einjährige  Generation  mit  einer  kurzen  Entwicklungsdauer  vom  Ei 
bis  zum  unreifen  Jungkäfer  von  3 — 4  Monaten. 

2.  Eine  annähernd  einjährige  Generation  mit  einer  Entwicklungsdauer  vom 
Ei  bis  Imago  von  ungefähr  12  Monaten  und  sofortiger  Fortpflanzung  der 
Jungkäfer. 

1}  Eichhoff  (1882)   nimmt  sogai   eine  doppelte   Generation  an,   ohne    aber    tatsäch- 
liche Belege  dafür  bringen  zu  können. 


Curculionidae.    —   Langrüßler.      Hylobius. 


353 


3.  Eine  annähernd  zweijährige  Generation  mit  einer  Entwicklungsdauer  (vom 
Ei  bis  Imago)  von  ungefähr  15  Monaten  und  einer  mehrmonatlichen 
Reifungsperiode  der  Jungkäfer. 

4.  Eiablage  über  den  ganzen  Sommer  verteilt. 

5.  Eiablage  in  der  Hauptsache  im  Frühjahr  (April  bis  Juni). 

6.  Auskommen  der  Jungkäfer  über  das  ganze  Jahr  verteilt,  entsprechend  der 
unter  Nr.  4  genannten  Eiablage. 

7.  Auskommen  der  Hauptmasse  der  Jungkäfer  Ende  Juli  bis  anfangs 
September. 

Fragen  wir  nun,  wie  die  so  sehr  voneinander  abweichenden  Resultate  zu 
erklären  sind,   so  ist  heute  schwer,  eine  völlig  befriedigende  Erklärung  zu  geben. 

Zweifellos  hat  die  Temperatur  einen  gewissen  Einfluß,  einmal  auf  den 
Beginn  der  Eiablage  und  sodann  auch  auf  die  Zeitdauer  der  Entwicklung.  Die 
Erfahrungen,  die  Wülker  und  ich  in  der  warmen  Rheinpfalz  (3 — 4  monatliche 
Entwicklung),  und  die  ich  andererseits  hundertfach  in  dem  viel  kälteren  rechts- 
rheinischen Bayern  ( 1 5  monatliche  Entwicklung)  gemacht  haben,  deuten  ent- 
schieden auf  klimatische  Einflüsse  hin. 

Der  Unterschied  in  der  Entwicklungsdauer  erscheint  als  ein  sehr  großer; 
doch  verliert  derselbe  an  Überraschendem,  wenn  wir  bedenken,  daß  ja  auch  in 
den  weniger  warmen  Gegenden  die  Larven  im  Herbst  des  ersten  Jahres  gewöhn- 
lich bereits  ausgewachsen  in  der  Splintwiege  sind  und  daß  sie  in  diesem  Zustand 
bis  zum  nächsten  Hochsommer  liegen  bleiben,  um  sich  dann  erst  zu  verpuppen. 
Es  ist  also  in  der  Hauptsache  nur  diese  annähernd  wachstumslose  Ruheperiode 
der  Larve,  die  in  wärmeren  Gegenden  wegfällt.  Möglich,  daß  die  Hylobius-ljdxsQ 
zur  Verpuppung  einer  gewissen  Wärmemenge  bedarf;  steht  ihr  diese  am  Ende 
ihrer  Entwicklung  noch  im  i.  Jahr  zur  Verfügung,  so  kann  die  Verpuppung  noch 
im  1.  Jahre  erfolgen,  wenn  nicht,  muß  die  Larve  so  lange  überliegen  („warten"), 
bis  die  nötige  Temperatur  sich  einstellt,  und  diese  kommt  erst  wieder  im  Sommer 
des  folgenden  Jahres. 

Verschiedentlich  wurde  die  kurze  Entwicklung  mit  Notreife  zu  erklären 
versucht,  v.  Oppen  bemerkt,  daß  die  Mehrzahl  der  bei  seinen  Zwinger- 
versuchen erzielten  Käfer  die  normale  Durchschnittsgröße  der  im  Freien 
geborenen  Käfer  nicht  erreicht  hat.  Die  zu  den  Versuchen  benützten 
Stöcke  waren  nicht  besonders  stark,  die  Wurzeln  dementsprechend  nicht  sehr  dick, 
außerdem  wurden  die  Wurzeln  an  ihren  äußeren  Enden  abgehackt,  so  daß  die  Er- 
nährungsverhältnisse nicht  sehr  günstig  waren.  So  kam  der  Gedanke  auf,  daß  es 
sich  um  frühreife  Hungerformen  gehandelt  hat.  Schon  Altum  hat  auf  das 
Vorkommen  der  Notreife  hingewiesen  und  damit  auch  das  von  ihm  beobachtete 
vereinzelte  frühe  Erscheinen  der  Käfer  resp.  die  kurze  Entwicklungsdauer  zu 
erklären  versucht.  Auch  Rothe  (1910)  betont,  daß  die  schon  im  Spätherbst 
erscheinenden  Käfer  durchgehends  nur  von  geringer  Größe  waren. 

Wenn  auch  die  Notreife- Hypothese  für  die  von  Wülker  und  mir  beobach- 
teten Fälle  sicherlich  nicht  in  Betracht  kommt,  da  die  Käfer  in  diesen  Fällen  von 
völlig    normaler    Größe    waren,    so    möchte    ich    sie    doch    für    solche   vereinzelte 

Esc  he  rieh,  Forstinsekten.     II.   Bd.  23 


■}CA  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Fälle,  wo  in  klimatisch  ungünstigen  Orten  eine  kurze  Entwicklung  in  Verbindung 
mit  auffallend  kleinen  Käfern  gefunden  wurde,  nicht  kurzweg  von  der  Hand 
weisen.  Wir  würden  damit  zu  der  Anschauung  kommen,  daß  die  so  stark 
verkürzte  Entwicklungsdauer  von  verschiedenen  Faktoren  verursacht 
werden  kann. 

Eine  weitere  Frage  ist  die:  Kommt  neben  der  zwei-  und  einjährigen  auch 
eine  doppelte  Generation  vor,  wie  Eichhoff  annimmt,  oder  bleibt  die 
Generation  auch  bei  der  kurzen  Entwicklungsdauer  von  wenigen  Monaten  zum 
mindesten  einjährig?  Die  Beantwortung  hängt  davon  ab,  ob  der  Rüsselkäfer 
eine  längere  Reifungszeit  notwendig  hat.  Nach  meinen  Beobachtungen  ist  dies 
der  Fall:  eingezwingerte  Jungkäfer  fraßen,  wie  oben  schon  erwähnt,  im  Herbst 
noch  mehrere  Wochen  an  den  vorgesetzten  Zweigen,  schritten  aber  nicht  mehr 
zur  Kopula,  Und  auch  die  von  Dr.  F.  Eckstein  im  hiesigen  Institut  an  den 
vom  Bienwald  mitgebrachten  und  den  Splintwiegen  entnommenen  (völlig  erhärteten) 
Käfern  vorgenommenen  anatomischen  Untersuchungen  der  weiblichen  Geschlechts- 
organe deuten  auf  die  Notwendigkeit  einer  längeren  Reifungszeit  hin;  denn  die 
Ovarien  waren  noch  sehr  klein  und  völlig  unreif!  Und  so  ist  wohl  anzunehmen,  daß 
auch  die  ,,4-Monat-Käfer''  erst  im  folgenden  Frühjahr  zur  Fortpflanzung  gelangen, 
daß  also  in  den  Fällen  von  kurzer  Entwicklungsdauer  eine  einjährige  Generation 
die  Regel  ist. 

Was  endlich  die  obigen  Punkte  4 — 7  anbetrifft,  so  darf  der  Einfluß  unserer 
Waldkultur,  speziell  der  Kahlschlag  wir  tschaft,  auf  die  Lebensweise  des 
Rüsselkäfers  nicht  außer  acht  gelassen  werden.  Im  Urwald  wird  frisches  Brut- 
material während  des  ganzen  Jahres,  allerdings  nur  vereinzelt,  bald  da  bald  dort 
geboten.  Die  noch  nicht  abgebrunfteten  Weibchen  werden  daher  den  ganzen 
Sommer  über  immer  wieder  neue  kräftige  Reize  zur  Eiablage  erhalten.  Im 
Kulturwald  wird  der  Reiz,  und  zwar  in  ungemein  kräftiger  Form,  durch  das 
gehäufte  Brutmaterial  auf  den  frischen  Schlagflächen  gewöhnlich  nur  einmal  im 
Jahr,  nämlich  (wenigstens  bei  den  am  meisten  üblichen  Winterfällungen)  im  Früh- 
jahr, auf  die  Weibchen  ausgeübt.  Mit  dem  Vertrocknen  der  Stöcke  wird  dieser 
Reiz  geringer  werden  und  die  Eiablage  dementsprechend  nachlassen,  um  erst 
wieder  im  folgenden  Frühjahr  durch  die  erneut  dargebotenen  Stöcke  aus  der 
Winterfällung  von  neuem  kräftig  ausgelöst  zu  werden.  So  kann  sehr  wohl 
durch  die  Ordnung  im  Walde  „Ordnung"  in  die  „regellose"  Fortpflan- 
zung des  Rüsselkäfers  gebracht,  d.  h.  die  Eiablage  und  das  Auskommen 
der  Jungkäfer,  die  im  Urwald  sich  mehr  oder  weniger  auf  das  ganze 
Jahr  verteilt,  in  der  Hauptsache^)  auf  einen  bestimmten  kurzen  Zeit- 
abschnitt konzentriert  werden. 

Bei  den  v.  Oppen sehen  Versuchen  wurde  ja  durch  wiederholtes  Darreichen 
frischen  Brutmaterials  der  Zustand,  wie  er  im  Naturwald  herrscht,    kopiert,   d.  h. 


■■)  Daneben  werden  natürlich  auch  eine  ganze  Anzahl  Käfer  zu  einer  anderen  Zeit  aus- 
kommen, da  auch  in  unseren  Kulturwäldern  durch  Einzelnutzungen  oder  durch  Absterben  (Wind- 
bruch usw.)  slets  während  des  ganzen  Jahres  da  und  dort  vereinzelt  frisches  Brutmaterial  sich 
findet  zur  Anlage  neuer  Brut,  deren  Entwicklung,  entsprechend  dem  abweichenden  Beginn,  zeit- 
lich anders  verlaufen  kann,  als  die  der  Hauptmasse. 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Hylobius.  -ice 

den  Weibchen    immer  wieder    neue   starke  Reize   zur  Eiablage  zugeführt,    worauf 
schon  AI  tum  aufmerksam  gemacht  hat. 

Es  hat  aber  keinen  Zweck,  hier  weiter  in  Vermutungen  sich  zu  verlieren. 
Ich  wollte  durch  diese  hypothetischen  Bemerkungen  nur  Andeutungen  geben, 
in  welcher  Richtung  dringend  notwendige  neue  Versuche,  die  von  möglichst 
vielen  Seiten  angestellt  werden  sollen,  sich  zu  bewegen  haben. 

Forstliche  Bedeutung. 

Der  Larvenfraß  ist  völlig  gleichgültig,  um  so  schädlicher  aber  der 
Käferfraß,  besonders  an  den  jungen,  frisch  gesetzten  Fichten-  und  Kiefem- 
pflanzen.  Wir  können  den  Rüsselkäfer,  wie  oben  schon  erwähnt,  als  den 
schlimmsten  Würgengel  der  Waldjugend  (Nadelholz)  im  zarten  Alter 
bezeichnen.  Er  ist  ein  Kulturschädling  ersten  Ranges,  der  den  Fichten- 
und  Kiefernanbau  ungemein  erschwert,  d.  h.  fortwährend  mehr  oder  weniger  um- 
fangreiche Nachbesserungen  notwendig  macht!  Die  Vernichtung  von  50 ^/q  und 
mehr  der  angebauten  Pflänzchen  durch  ihn  ist  keine  Seltenheit.  Dazu  kommt, 
daß  das  Übel  chronisch  ist  und  fast  überall,  wo  Nadelholz  ist,  auftritt.  Nehmen 
wir  diese  Momente  zusammen,  so  verstehen  wir,  daß  der  Rüsselkäfer  unter  allen 
Forstinsekten  das  am  meisten  genannte,  gehaßte  und  bekämpfte  ist.i) 

Besonders  schlimm  ist,  daß  die  Kalamität  in  stetem  Anwachsen 
begriffen  ist,  so  daß  unsere  moderne  Forstwirtschaft  noch  in  manche  Bedrängnis 
durch  ihn  kommen  wird.  Es  ist  dies  ohne  weiteres  verständlich,  wenn  wir  uns 
vergegenwärtigen,  daß  der  Rüsselkäfer  eine  echte  Kulturkrankheit  darstellt, 
d.  h.  erst  durch  unsere  Forstkultur  zu  einer  Kalamität  geworden  ist. 
Im  Urwald  sind  die  Brutstätten  nur  vereinzelt  und  stark  verteilt,  so  daß  die 
Käfer  im  ganzen  Walde  zerstreut  und  im  allgemeinen  nur  in  verhältnismäßig 
geringer  Dichte  auftreten.  Im  Urwald  stehen  ferner  gewöhnlich  nicht  neben  den 
Brutstätten  gleich  die  jungen  Pflänzchen,  so  daß  der  Rüsselkäfer  auf  älteren 
Pflanzen  und  in  den  Kronen  alter  Bäume  seine  Nahrung  suchen  muß,  wo  sein 
Fraß  weit  geringeren  Schaden  verursacht.  Im  Kulturwald  dagegen  sind  die 
Brutstätten  auf  den  Schlagflächen  stark  gehäuft,  so  daß  die  Käfer  aus  der  ganzen 
Umgebung  hier  in  großer  Dichte  zusammengezogen  werden.  Und  an  eben  diese 
Massenbrutstätten  werden  die  jungen  Pflanzen  gesetzt,  die  den  hier  auskommen- 
den und  versammelten  Käfermengen  eine  willkommene  Nahrung  bieten.  Wir 
ziehen  also,  mit  anderen  Worten,  große  Mengen  der  Käfer  an  den 
verwundbarsten  Stellen  in  unseren  Forsten,  in  den  jungen  Kulturen, 
zusammen  und  liefern  diese  dem  Hunger  der  Massen  aus.  Wir  kommen 
dadurch   auch    der  „Bequemlichkeit"    des  Rüsselkäfers   (vgl.  v.  Oppen   1912)   im 

*)  Wie  hoch  der  jährl.  Verlust  durch  Hylobius  in  Deutschland  anzuschlagen  ist,  ist 
schwer  zu  berechnen.  Er  setzt  sich  zusammen  aus  den  Kosten  für  das  Sammeln  und  die  Nach- 
besserungen und  aus  Zuwachsverlust.  Beck  (1909)  kommt  bei  der  geringen  Annahme  von  nur 
I  "/g  Verlust  von  jungen  Pflanzen  auf  eine  Gesamtnachbesserungsfläche  in  Deutschland  von 
5000  ha,  was  einen  Kulturaufwand  von  ca.  '/a  Million  (Goldmark)  bedeuten  würden.  Da  wir 
aber  durchschnittlich  mindestens  5— io"/o  Pflanzenverlust  annehmen  dürfen,  so  erhöht  sich  der 
Kulturaufwand  dementsprechend.  Nehmen  wir  dann  noch  die  Sammelkosien  und  den  Zuwachs- 
verlust hinzu,   so  kommen  wir  auf  einen  jährlichen  Ausfall  von  vielen  Millionen   Goldmark. 

23* 


oc5  Coleoptera.   —    7.   Familien  reihe:   Rhynchophora. 

weitesten  Maß  entgegen,  indem  wir  ihm  die  Nahrung  unmittelbar  neben  die 
Brutstätte  hinsetzen  und  ihm  so  den  weiten  Weg  in  die  Krone  der  Bäume 
ersparen.  Dies  bedeutet  aber  zugleich  einen  erhöhten  Schutz  vor  Feinden,  denn 
daß  der  Käfer  bei  den  weiten  Wanderungen  (von  der  Brutstätte  bis  in  die 
Krone  alter  Bäume)  von  mehr  Gefahren  bedroht  wird  als  auf  dem  kurzen  Weg 
vom  Stock  zu  dem  daneben  stehenden  Pflänzchen,  kann  nicht  bezweifelt  werden. 
Die  Forstkultur  kommt  also  den  Lebensbedingungen  des  Rüssel- 
käfers in  jeder  Weise  entgegen  und  fördert  so  wesentlich  die  Ver- 
mehrung, und  hetzt  außerdem  die  durch  ihre  Schuld  vermehrten 
Heere  direkt  auf  die  der  Schonung  am  meisten  bedürfende  frisch  ge- 
pflanzte zarte  Waldjugend.  Wenn  die  Aufgabe  gestellt  wäre,  aus  einem 
relativ  harmlosen  Waldinsekt  ein  gefährliches  Forstinsekt  zu  machen,  so  könnte 
sie  nicht  besser  gelöst  werden,  als  durch  das  Verfahren,  das  dem  Rüsselkäfer 
gegenüber  durch  die  Methode  der  künstlichen  Verjüngung  auf  großen  Schlag- 
flächen angewendet  wird. 

Natürliche  Feinde. 

Über  die  natürlichen  Feinde  des  Rüsselkäfers  sind  wir  im  Verhältnis  zur 
Wichtigkeit  der  Frage  noch  wenig  unterrichtet.  Die  Angaben  darüber  in  der 
Literatur  sind  noch  späilich  und  zum  Teil  auch  unbestimmt. 

Unter  den  Vögeln  sind  bisher  folgende  Arten  als  Rüsselkäfervertilger  fest- 
gestellt: Saat-,  Raben-  und  Nebelkrähe,  Elster,  Eichelhäher,  Tannen- 
häher, Star,  Blauracke,  Singdrossel,  Ziegenmelker,  Birkhuhn,  Reb- 
huhn und  die  Spechte,  vor  allem  Schwarz-  und  großer  Buntspecht.  Haenel 
beobachtete  auch  den  Grünspecht  hackend  an  Stöcken,  die  frei  von  Ameisen 
waren.  —  Nach  Eckstein  (1901)  spielt  die  Saatkrähe  eine  Hauptrolle,  in 
deren  Mägen  fast  stets  Hylobius  -  Reste  gefunden  werden.  Nach  W.  B  a  e  r 
kann  auch  der  Star,  da  wo  die  Ansiedlung  in  den  Wäldern  gelingt,  Bedeutung 
als  ^//o^m^ -Vertilger  erlangen,  i) 

Von  Reptilien  nennt  Grohmann  (1913)  Blindschleichen  und  ver- 
schiedene Eidechsen  als  Rüsselkäferfeinde.  Das  zahlreichste  Heer  von  Feinden 
stellen  die  Arthropoden.  Grohmann  (I.e.)  führt  an:  Asseln,  Tausendfüße, 
Spinnen,  Landwanzen,  Ameisen,  Carabiden,  Staphyliniden,  Elate- 
riden  und  Schlupfwespen  (Braconiden).  Endlich  weist  derselbe  Autor  auf 
^jSehr  zahlreich  (in  den  Brutknüppeln)  auftretende  weiße,  ganz  dünne,  etwa 
4 — 5  mm  lange  Fadenwürmer  hin,  die  sich  höchst  wahrscheinlich  gleichfalls 
an  der  Vernichtung  der  Rüsselkäferlarven  beteiligt  haben." 

„Ganz  hervorragend  tätig  und  nützlich  bei  der  Vertilgung  der  Rüsselkäfer- 
larven zeigten  sich  (bei  den  Grohmann  sehen  Versuchen)  die  Elateridenlarven  und 
die  Carabiden  und  deren  Larven." 


*)  Baer  fand  im  Magen  der  jungen  Stare  die  Rüsselkäfer  stets  ohne  Kopf  und  Rüssel, 
im  Magen  der  alten  dagegen  stets  auch  Köpfe  und  Rüssel.  Daraus  geht  hervor,  daß  die  Star- 
Eltern  vor  dem  Verfüttern  die  Köpfe  der  Käfer  entfernen. 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Hylobius.  257 

,,In  Hunderten  von  Fällen  konnten  Drahtwürmer  und  Laufkäferlarven  aus 
Rüsselkäferlarven  herausgezogen  werden,  in  die  sie  sich  hineingefressen  hatten," 
Von  den  Laufkäfern  wurden  besonders  häufig  Pterostichiis  oblongopunctatus  und 
Abax  striata,  ferner  Carabus  auratus^  cancellatus,  granulatus  und  violaceus  in  den 
Gruben  angetroffen"  (Grohmann).  Auch  Ratzeburg  (S.  138)  nennt  Carabus 
granulatus  als  besonderen  „Rüsselkäferfeind";  derselbe  „beißt  die  Flügeldecken 
ab  und  frißt  von  oben  in  die  Brust  und  den  Hinterleib  hinein,  so  daß  er  von 
jedem  Käfer  nur  wenig  gebrauchen  kann''.  Daß  Elateridenlarven  sich  an  der 
Vertilgung  des  Hylobius  beteiligen,  konnte  ich  mehrfach  bei  meinen  Brutknüppel- 
versuchen in  Isen  bestätigen,  bei  denen  ich  wiederholt  die  Elateriden  eingebohrt 
in  die  Hylobiuslarven  fand. 

Als  weitere  Hylobiusräuber  kommen  die  großen  Raubfliegen,  Laphria,  in 
Betracht.  Dr.  Nick,  der  leider  so  jung  verstorbene,  ausgezeichnete  Zoologe,  hat  im 
Urwald  von  Bialowies  mehrfach  Laphiia 
beobachtet,  wie  sie  gerade  einen  Hylobius 
aussaugten,  wobei  die  harten  Flügel- 
decken auseinandergespreizt  waren 
(Abb.  174)  und  der  Rüssel  der  Fliege 
in  die  weiche  Rückenhaut  eindrang 
(s.  Escherich    1917). 

Auch    Fliegenlarven     scheinen      ^^^    ^^^      ^i^^    Raubfliege   (Laphria)   beim 

sich    bisweilen    in    räuberischer    Absicht  Verzehren  eines  Rüsselkäfers.     Original. 

in  den  Larvengängen  und  Puppenwiegen  ^     °'''     ^^  '> 

der    Rüsselkäfer    aufzuhalten.     So    fand 

ich  des  öftern  in  Bodenwöhr  (Oberpfalz)  in  den  Puppenwiegen  der  Brutknüppel  nur 
noch  wenig  Reste  der  Puppen  und  Larven,  daneben  oder  nicht  weit  ent- 
fernt davon  in  dem  Gang  eine  sehr  eigenartige  Fliegenlarve,  die  von  Fr. 
Eckstein  (1920)  abgebildet  und  als  der  Gattung  Brachyopa  angehörig  fest- 
gestellt wurde. 

Nach  Dolles  (1897,  S.  262)  gehört  auch  die  rote  Waldameise  (Formica 
rufa)  zu  den  Rüsselkäferfeinden;  wenigstens  soll  ^.Hylobius  in  Nadelholzkulturen 
die  in  der  Nähe  von  Ameisenhaufen  sich  befindlichen  Pflanzen  meiden". 

Unter  den  Parasiten  spielen  die  Schlupfwespen,  und  zwar  die  Braconiden 
die  Hauptrolle.  Es  handelt  sich  besonders  um  die  Arten  Bracon  brachycerus 
Thoms.  und  hylobii  Ratz,  (nigriventris  Wesm.),  wobei  es  noch  unentschieden  ist 
(nach  Prof.  Schmiedeknechts  persönlicher  Mitteilung),  ob  es  sich  wirklich  um 
zwei  verschiedene  Arten  oder  um  Synonyme  handelt.  „Nachdem  die  Bracon- 
larven  den  Rüsselkäferlarvenkörper  bis  auf  die  äußere  Haut  gefressen  haben, 
verpuppen  sie  sich  in  kleine,  dicht  beiemander  liegende,  etwa  i  mm  lange  grau- 
gelbe Kokons,  die  vielfach  am  Kopfschild  und  an  der  Haut  der  von  ihnen  aus- 
gefressenen Larven  hängend  angetroffen  werden"  (Grohmann  1.  c).  —  Bei  den 
Generationsversuchen  von  Fuchs  (19 17)  trat  Bracon  brachycerus  so  häufig  auf, 
daß  ganze  Brüten ,  zerstört  wurden.  In  einem  Hylobius  fanden  sich  meist 
I 3   Wespen."     Die   Kokons   hatten  verschiedene   Farbe    und  Größe;    aus    den 


■IC- 3  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

größeren  und  gelben  Kokons  krochen  die  5$,  aus  den  kleineren  und  weißen 
die  S6  aus."i) 

Auch  Do  11  es  (1897a)  traf  die  Kokons  von  Dracon  hyiobii  stellenweise 
sehr  häufig,  in  manchen  Puppenwiegen  bis  zu  15  Stück;  vor  allem  in  Brut- 
knüppeln, von  denen  einer  ca.  60  Kokons  aufwies. 

Eine  eingehende  Schilderung  von  Bracon  hyiobii  und  seiner  Lebensweise 
gibt  Munro  (1914);  darnach  lebt  die  Braconidenlarve  nicht  in  der  Hylobius- 
Larve,  sondern  als  Ektoparasit  außen  auf  derselben  und  frißt  also  von  außen 
die  Wirtslarve  aus.  Ende  September  spinnt  die  Larve  ihren  Kokon,  in  dem 
sie  längere  Zeit  unverändert  liegen  bleibt,  um  sich  erst  gegen  Ende  Februar 
zu  verpuppen  und  nach  ca.  i  o  tägiger  Puppenruhe  zur  Wespe  zu  entwickeln.  2) 
Die  letzten  auskommenden  Wespen  wurden  im  April  beobachtet  (in  Schottland). 
Als  Zahlenverhältnis  von  ?$  zu  c^J  gibt  Munro  60^0  Weibchen  an;  Nörd- 
linger  erzielte  nach  Ratzeburg  (Ichneumoniden)  noch  einen  viel  höheren 
Prozentsatz  von  $$,  nämlich  etwa  90 "/(,.  Hyperparasiten  konnten  bis  jetzt 
keine  festgestellt  werden.  Die  Vermehrung  kann  denn  auch  unter  Umständen 
eine  recht  bedeutende  werden  und  dadurch  die  Hylobiusvermehrung  stark  ein- 
schränken. Munro  beobachtete  in  Schottland  auf  einem  Schlag  einen  Parasiten- 
befall von  30 0/0,  d.h.  30*^/0  der  Rüsselkäferlarven  waren  parasitiert.  All  diese 
Momente  lassen  es  als  dringend  wünschenswert  erscheinen,  daß  die  angewandte 
Entomologie  das  Studium  der  genannten  Braconiden  sich  angelegen  sein  läßt. 
Die   Praxis  hat  das  größte  Interesse  daran. 

Außer  den  Braco?i  -  Arten  kommen  als  Schlupfwespen  in  Hylobius  (nach 
persönlichen  Mitteilungen  Schmiedeknechts)  noch  in  Betracht:  Ephialtes  tuber- 
culatus  Geoffr.  und  wahrscheinlich  noch  weitere  Ephialtes-  und  ebenso  wohl  auch 
verschiedene  Pimp la- Kri^n. 

Ferner  besitzt  Hylobius  eine  „außerordentlich  reichhaltige  Nematode n- 
Fauna",  die  sowohl  aus  echten  Parasiten  als  auch  aus  bloßen  Wohnungseinmietern 
besteht  (G.  Fuchs  19 15).  Die  bekannteste  Nematodenart  ist  Allantonema 
mirabilis  Leuck.,  die  im  Jahre  1856  von  Leuckart  beschrieben  und  neuerdings 
von  G.  Fuchs  (1915)  und  Wülker  (1922)  eingehender  untersucht  wurde. 
Nach  Wülker  stellt  die  Vermehrung  des  Wurms  eine  ununterbrochene  Auf- 
einanderfolge selbstbefruchtender  (autogamer)  protandrischer  Zwitter  dar.  Die 
Infektion  des  Hylobius  findet  wahrscheinlich  in  dessen  jüngsten  Larvenstadium 
statt.  Von  einem  schädlichen  Einfluß  des  Parasiten  auf  den  Rüsselkäfer  kann 
kaum  gesprochen  werden;  selbst  sehr  stark  infizierte  Käfer  erscheinen  unverändert 
und  in  ihrer  Fortpflanzungsfähigkeit  keineswegs  geschädigt. 

Neben  Allantoneina  hat  G.  Fuchs  (19 15)  drei  weitere  Nematoden  bei 
Hylobius   gefunden,    von    denen  2    der  Gattung  Diplogaster  und    i    der   Gattung 


*)  ,,Dle  Männchen  und  Weibchen  der  Wespe  sind  verschiedenfarbig,  aber  auch  die 
$9  untereinander  zeigten  verschiedene  Färbung,  indem  bei  manchen  der  Hinterleib  ganz  gelb 
ist,  bei  anderen  dagegen  die  Spitze  schwarz"  (Fuchs  1.  c). 

^)  Nach  Doli  es  (1.  c.)  kommt  ein  Teil  der  Wespen  schon    im    Herbst   (September)   aus. 


Cnrculionidae.  —  Langrüßler.     Hylobius.  -i  eg 

Rhabditolaimus  angehören.  Sie  stellen  aber  nur  Wohnungseinmieter  der  Fraß- 
gänge und  Puppenwiegen  dar  und  leben  (als  Dauerlarven)  außen  auf  den  Käfer- 
larven und  -puppen  und  später  auch  unter  den  Flügeldecken  der  Käfer,  ohne 
diese  irgendwie  zu  beeinträchtigen. 

Endlich  wurde  von  Fuchs  (19 15)  eine  Gregarine  (Protozoon)  beschrieben 
als  Gregarina  hylobii,  die  als  harmloser  Schmarotzer  im  Darm  des  Hylobius^  und 
zwar  sowohl  des  Käfers  als  auch  der  Larve  (Wülker)  lebt. 

Bekämpfung. 

Nach  dem  über  die  forstliche  Bedeutung  Gesagten  ist  es  verständlich,  daß 
gegen  die  Rüsselkäfer  schon  viel  unternommen  wurde  und  daß  die  Vorschläge 
über  Bekämpfungsmethoden  Legion  sind.  Trotzdem  sind  wir  heute  noch  weit 
von  einer  befriedigenden  Lösung  der  Bekämpfungsfrage  entfernt. 

Kulturelle   und   wirtschaftliche  Maßnahmen   und  Vorbeugungsmittel, 

Die  Rüsselkäferkalamität  ist,  wie  oben  ausgeführt,  in  der  Hauptsache  eine 
Folge  der  Kahlschlagwirtschaft  und  der  damit  verbundenen  künstlichen  Verjüngung, 
Es  wird  daher  Aufgabe  der  Zukunft  sein,  eine  Änderung  der  Hylobius-fördernden 
Kulturmethoden,  bezw.  eine  Einstellung  der  Forstkultur  in  einer  dem  Rüsselkäfer 
abträglichen  Richtung  anzubahnen.     Das  bedeutet  in  erster  Linie: 

Möglichste  Abkehr  von  der  künstlichen  und  Übergang  zur  natür- 
lichen Verjüngung  (siehe  darüber  auch  die  Ausführungen  Borgmanns  im  I.  Bd. 
dieses  Werkes,  S.  322 ff.). 

Wo  dies  nicht  durchführbar  ist,  sind  die  Kulturmethoden  so  zu  ge- 
stalten, daß  möglichst  viele  Pflanzen  verschont  bleiben  und  daß  die 
jungen  Pflanzen  dem  Rüsselkäferangriff  möglichst  viel  Widerstand 
leisten.     In  dieser  Hinsicht  ist  in  erster  Linie  zu  empfehlen: 

Die  Saat,  die  mit  der  natürlichen  Verjüngung  den  größeren  Pfianzenreich- 
tum  gemeinsam  hat.  Auch  soll  der  Rüsselkäfer  die  Saatpflanzen  weniger  angehen 
als  die  gesetzten  Pflanzen. 

Bei  der  Pflanzung  ist  hauptsächlich  auf  die  Verwendung  von  kräf- 
tigen, verschulten  Pflanzen  zu  achten.  Solche  werden  die  Rindenverletzungen 
besser  überstehen  und  ausheilen  als  schwächliche.  Ballen-  und  Hügel- 
pflanzungen sind  dabei  der  Pflanzung  mit  ballenlosen  Setzlingen  vorzuziehen, 
da  Ballenpflanzungen  sicherer  und  schneller  in  normales  Wachstum  kommen. 
Man  vermeide  ferner  zu  weite  Verbände,  da  bei  größerer  Pflanzenzahl  die  Schäden 
sich  verteilen.  Streifenpflanzungen,  die  bodengleich  oder  etwas  erhöht  an- 
gelegt werden,  besitzen  ferner  große  Vorzüge,  da  sie  in  den  ersten  Jahren  leicht 
von  anwachsendem  Gras,  Heide  usw.  durch  Behacken  frei  gehalten  werden 
können.  Dadurch  werden  einmal  von  vornherein  kräftige  Pflanzen  erzogen  und 
sodann  wirkt  der  den  nackten  Boden  in  den  Streifen  treflfende  Regenschlag  in 
der  Weise,  daß  der  aufspritzende  lockere  Boden  an  den  kleinen  Stämmchen  der 
Pflanzen  haften  bleibt  und  diese  mit  „Erdhöschen"  umgibt,  die  gegen  den  Rüssel- 
käferfraß schützen  (Borgmann   1913). 


7.()0  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rliynchophora. 

Die  von  v.  Oppen  für  Fichten  empfohlenen  Büschelpflanzungen  haben 
den  Nachteil  der  schlechten  Entwicklung  der  Einzelpflanzen,  durch  den  der  Vor- 
teil des  eventuellen  Verschontbleibens  einer  größeren  Anzahl  von  Pflanzen  mehr 
wie  aufgewogen  wird.  Einige  Autoren  (Nördlinger  1884,  Heinike  1858)  emp- 
fehlen Herbstpflanzungen,  da  diese  zu  einer  dem  Rüsselkäfer  wenig  zu- 
sagenden Verhärtung  der  Rinde  führen  sollen. 

Auch  durch  künstlichen  Rindenschutz,  durch  Bestreichung  oder  Um- 
hüllung der  einzelnen  Pflänzchen  mit  verschiedenen  Stoffen,  sucht  man  diese  vor 
den  Angriffen  des  Rüsselkäfers  zu  schützen. 

Als  Anstrichmittel  werden  besonders  empfohlen:  Säurefreier  Teer, 
Raupenleim  und  Protektin  (Chemische  Fabrik  von  C.  Bohlmann  in  Corbach, 
Waldeck).  Das  Anstreichen  geschieht  am  besten  mittels  kleiner  Bürsten  (gewöhn- 
licher Wichsbürsten)  und  zwar  vom  Wurzelhals  bis  in  den  Gipfel  hinein  unter 
Verschonung  der  Gipfeltriebe.  Wird  die  Pflanze  erst  nach  dem  Setzen  be- 
strichen, so  ist  um  jede  Pflanze  eine  mehrere  Zentimeter  tiefe  Mulde  zu 
machen,  um  auch  den  unterirdischen  Teil  mit  Leim  versehen  zu  können,  und 
dann  die  Mulde  wieder  zuzufüllen.  Ein  einmaliger  Anstrich  genügt  gewöhnlich 
für  die  ganze  Saison;  nur  in  besonders  heißen  Sommern  ist  eine  Wiederholung 
nötig.  Der  Anstrich  ist  mehrere  Jahre  hintereinander  zu  wiederholen,  bis  die 
Pflanzen  der  Rüsselkäfergefahr  entwachsen  sind  (vgl.  auch  Altum  1890).  —  „Nach 
Mitteilung  von  Forstbeamten  sind  die  einmal  im  Frühjahr  (mit  Protektin)  be- 
strichenen Pflanzen  das  ganze  Jahr  hindurch  vom  Fräße  gänzlich  verschont  ge- 
blieben, so  daß  keine  Abgänge  zu  beklagen  waren.  In  einem  Fall,  in  dem  das 
Bestreichen  im  folgenden  Jahr  unterlassen  worden  war,  wurden  dann  die  Pflanzen 
sehr  stark  befressen,  so  daß  ein  sehr  hoher  Prozentsatz  zugrunde  ging" 
(Scheidter   1915). 

Die  Erfolge,  die  bisher  mit  diesen  Anstrichmitteln  gemacht  sind,  sind 
fast  durchwegs  günstig  und  ermutigen  zu  weiteren  Versuchen  in  dieser  Rich- 
tung (vgl.  Rubattel  1855,  Altum  1890,  Frese  1892,  Hartwich  1896,  Peuster  1912, 
Fröse   19 13,  Kammer  1913). 

Eckstein  (Technik  S.  115)  nennt  noch  verschiedene  andere  Anstrich- 
mittel, die  ähnlich  wirken:  Elektoral-Verbißsalbe  (Huth  und  Richter  in  Berlin 
SW.  47),  Pflanzenschutzfett  (Böhm  in  Erolzheim,  Württemberg),  Obstbaum- 
karbolineum  (Schacht  in  Braunschweig)  und  endlich  ein  Präparat  der  Firma 
Dr.  Ivo  Deiglmayr  in  München. 

Auch  durch  Schlämmen  mit  Ziegellehm  kann  man  die  Setzpflanzen 
längere  Zeit  vor  dem  Rüsselkäfer  schützen.  Die  Pflanzen  werden  vor  dem  Setzen 
in  den  in  einem  Faß  bereit  gehaltenen  Lehmbrei  (von  etwa  Mörtelkonsistenz) 
bündelweise  unter  Verschonung  der  Triebspitze  eingetaucht,  so  daß  die  ganzen 
Pflanzen  mit  Ausnahme  der  letzteren  inkrustiert  werden.  Die  Lehmkruste  hält 
sich  ca.  5 — 6  Monate  und  schadet  der  Pflanze  nicht.  Anstelle  des  Lehmbreis 
kann  auch  dick  angerührte  Kalkmilch  verwendet  werden.  Die  Wirkung  des  An- 
schlämmens  wird  in  der  Literatur  mehrfach  gerühmt  (Heinicke  1858,  Heß-Beck 
S.  204,  May   1902). 


Curculionidae.    —  Langrüßler.      Hylobius.  701 

Endlich  hat  man  auch  durch  Umwickeln  des  Stämmchens  mit  Werg 
(Hornschuh  1908)  oder  durch  Umgeben  des  Stämmchens  mit  einer  Schutzhülse 
aus  Zinkblech  (Bergner  1904)  die  jungen  Pflanzen  voi  den  Angriffen  des  Käfers 
zu  schützen  versucht  —  Methoden,  die  schon  wegen  der  hohen  Kosten  sich 
für  die  große  Praxis  nicht  eignen. 

Über  Versuche,  die  Kultur  als  Ganzes  zu  schützen  durch  Umgeben 
derselben  mit  Fanggräben,  durch  Einstreuen  von  Kalkpulver  usw.  siehe  unten. 

In  erster  Reihe  der  wirtschaftlichen  Maßnahmen  gegen  den  Rüsselkäfer 
stand  eine  Zeitlang  die  Schlagruhe.  —  „Bei  unmittelbar  nach  den  Schlägen 
folgender  Kultur  kultiviert  man  dem  Käfer  direkt  ins  Maul  hinein";  „etwas  ge- 
fährlicheres kann  es  überhaupt  nicht  geben"  schreibt  AI  tum  (S.  197).  Nach  dem, 
was  wir  aber  heute  über  die  Generation  und  die  lange  Lebensdauer  des  Rüssel- 
käfers wissen,  können  wir  in  der  Schlagruhe  kein  geeignetes  Mittel  zur 
Abwehr  der  Rüsselkäferschäden  erblicken.  Denn  eine  einjährige  Schlagruhe  hat 
wenig  Wert,  da  ja  die  Hauptmasse  der  Jungkäfer  erst  im  August,  September  des 
folgenden  Jahres  auskommt  und  dann  die  frisch  gesetzten  Pflanzen  angehen 
würde,  und  eine  zweijährige  Ruhe  hat  so  viele  wirtschaftliche  Nachteile,  daß  die 
Vorteile  dadurch  bei  weitem  nicht  ausgeglichen  werden.  Es  sei  nur  auf  das 
Zurückgehen  der  Bodengüte,  die  Verunkrautung  und  den  Zuwachsentgang  ver- 
wiesen; Schupfe r  führt  aus  (bei  Petraschek  19 14),  daß  durch  die  zweijährige 
Schlagruhe  für  die  Fichten-  und  Kiefernkomplexe  des  bayerischen  Staates  ein 
Jahresentgang  von  mindestens  i  Million,  für  die  Koniferenstaatswaldungen  des 
Deutschen  Reiches  von  mindestens  3,3  Millionen  Mark  (Gold)  sich  ergeben  —  ein 
Ausfall,  den  unsere  heutigen  gespannten  Wirtschaftsverhältnisse  weniger  wie  je  er- 
tragen. Dazu  kommt,  daß  durch  dieses  kostspielige  Mittel  die  Vermehrungs- 
größe des  Rüsselkäfers  nicht  im  geringsten  beeinflußt  resp.  beschränkt 
wird,  die  Massenvermehrung  dabei  also  ruhig  weiter  geht  (vgl.  hierüber 
auch  das  von  Borgmann  im  I.  Bd.  dieses  Werkes  S.  323  Gesagte). 

Eine  eindämmende  Wirkung  kann  viel  eher  durch  eine  Maßnahme 
bei  der  Holzernte  erzielt  werden,  nämlich  durch  die  Baumrodung ;  also  dadurch, 
daß  die  Stämme  stehend  gerodet  und  mit  dem  „Waldteufel"  der  ganze 
Wurzelstock  herausgezogen  wird  (Bd.  I  S.  325).  Dabei  muß  allerdings  darauf 
geachtet  werden,  daß  auch  die  vor  dem  Wurf  getrennten  Seitenwurzeln  sorgfältig 
entfernt  werden,  da  ja  gerade  die  Wurzeln  mit  herausstehenden  Enden  eine 
besondere  Anziehungskraft  für  die  Weibchen  haben  sollen  (siehe  oben  S.  347). 
Da  die  Vermehrung  des  Rüsselkäfers  sehr  wesentlich  von  der  Menge  des  Brut- 
materials abhängig  ist,  so  wird  sie  durch  die  mit  der  Baumrodung  verbundene 
Entfernung  der  zahlreichen  Brutplätze  entsprechend  verringert. 

Die  gleiche  Wirkung  kann  erzielt  werden  durch  die  unmittelbar  auf  den 
Hieb  folgende  Stockrodung,  wobei  natürlich  mit  der  gleichen  Sorgfalt  wie  bei 
der  Baumrodung  verfahren  werden  muß  (vgl.  auch  Heyer  1864).  Die  Stock- 
rodung kann  auch  später  vorgenommen  werden,  nämlich  erst  dann,  wenn 
die  Wurzeln  mit  Brut   besetzt   sind.     Eine   solche   verzögerte  Rodung    vernichtet, 


702  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

wenn  sie  mit  baldiger  Abgabe  der  Stöcke  bezw.  Verbrennung  der  Wurzeln  ver- 
bunden ist,  einen  großen  Teil  der  in  der  Entwicklung  begriffenen  Nachkommen- 
schaft des  Käfers.  Natürlich  muß  das  Roden  beendet  sein,  bevor  die  Käfer 
auskommen,  nach  unserer  Auffassung  (zweijährige  Generation)  also  spätestens  bis 
zum  Juni  des  folgenden  Jahres. 

Manche  Autoren  versprechen  sich  von  der  Stockrodung  einen  durchgreifenden 
Erfolg.  Am  entschiedensten  wird  dieser  Standpunkt  von  Scheidter  (1915)  ver- 
treten, der  die  Ansicht  ausspricht,  daß  „bei  einer  3—4  Jahre  hintereinander  all- 
gemein durchgeführten  gründlichen  Stockrodung  der  Rüsselkäfer  so  ziemlich  aus 
den  Wäldern  entfernt  ist  und  für  mehrere  Jahre  keine  weitere  Bekämpfung 
dieses  Schädlings  notwendig  wird".  Die  Rodung  müßte  allerdings  restlos  aus- 
geführt werden,  sowohl  im  Staats-  als  im  Privatwald,  und  sich  nicht  nur  auf 
Schläge,  sondern  auch  ,,auf  die  in  geschlossenen  Beständen  jeglichen  Alters  be- 
findlichen Stöcke  (aus  Durchforstung,  von  gefällten  Fangbäumen  usw.)  erstrecken". 
Theoretisch  wohl  richtig,  stößt  der  Vorschlag  einer  obligatorischen,  restlosen 
gründlichen  Stockrodung  in  der  Praxis  auf  nicht  geringe  Schwierigkeiten.  Die 
Praxis  hat  sich  denn  auch  ablehnend  gegen  den  Vorschlag  der  obligatorischen 
Stockrodung  verhalten  (Gareis,  Graser,  Jucht  und  andere,  bei  Petraschek  19 14). 
Es  ist  unter  anderem  darauf  hingewiesen  worden,  daß  auch  dort,  wo  die  Stock- 
rodung seit  längerer  Zeit  in  Gebrauch  war,  keine  Abnahme  des  Rüsselkäfers 
stattgefunden  hat,  da  in  der  Praxis  die  erforderliche  Gründlichkeit  gewöhnlich 
nicht  zu  erreichen  ist.  i)  Dann  ist  auch  nicht  zu  übersehen,  daß  gegen  die  all- 
gemeine Stockrodung  Bedenken  waldbaulicher  Art  geltend  gemacht  werden  können. 

Den  gleichen  Zweck  wie  die  Stockrodung,  nämlich  die  Verhinderung  der 
Eiablage,  verfolgen  auch  noch  andere  Vorschläge,  wie  z.  B.  die  Entrindung  der 
Stöcke  (so  tief  in  den  Boden  hinein  als  möglich),  das  Bestreichen  der  Stöcke 
mit  Steinkohlenteer  (Merz  1887),  Kreosot  oder  Schwefelsäure  (Adkin 
1918,  Duchesne  1918),  das  Ankohlen  oder  das  Übererden  der  Stöcke,  oder 
das  Bestreichen  der  Abhiebsflächen  und  freigelegten  Wurzeln  mit  Dipl  in  — 
(Chemische  Fabrik  Flörsheim)  —  alles  Methoden,  die  wenig  Wert  haben,  schon 
aus  dem  Grund,  weil  ein  großer  Teil  des  Brutmaterials  (die  tiefen  Wurzeln) 
davon  unberührt  bleibt.  Außerdem  würde  auch  das  Übererden  die  mit  aus- 
gezeichnetem Geruchssinn  ausgestatteten  Käfer  überhaupt  gar  nicht  abhalten,  die 
unter  der  Erde  befindlichen  Stöcke  aufzufinden  2),  und  das  Entrinden  würde,  wie 


')  In  neuester  Zeit  ist  infolge  katastrophaler  Heizmittelnot  das  Stockholz  ein  sehr  ge- 
suchter Artikel  geworden,  so  daß  jetzt  —  wenigstens  im  näheren  und  weiteren  Umkreis  einer 
größeren  Stadt  —  alle  nur  irgendwie  erreichbaren  Stöcke  gerodet  (meist  gesprengt)  werden.  Es 
■wird  auf  diese  Weise  ein  Itxperiment  im  großen  gemacht  und  es  wird  interessant  sein, 
die  Rüsselkäferkurve  in  den  nächsten  Jahren  zu  verfolgen.  Bei  der  Art  der  Rodung  ist  allei-- 
dings  a  priori  keine  große  Wirkung  auf  die  Rüsselkäfervermehrung  zu  erwarten.  Ich  ließ  durch 
Präparator  Sei  ff  verschiedentlich  im  Winter  Untersuchungen  an  Sprengstellen  vornehmen;  Überall 
wurden  zahlreiche  Wurzelstücke  besetzt  mit  lebenden  Hylobius-Larven  gefunden.  Der  Spreng- 
druck hat  also  jedenfalls  den  Larven  (in  den  Puppenwiegen)  nichts  geschadet. 

'')  Wenn  beim  Übererden  die  Erde  dicht  neben  dem  Stock  entnommen  wird,  so  werden 
viele  Wurzeln  freigelegt  und  damit  der  Zweck  der  Arbeit  vereitelt,  ja  dem  Käfer  die  Eiablage 
geradezu  erleichtert  (Eckstein  i.  1.). 


Curculionidae.   —  Langrüßler.     Hylobius.  763 

Scheidter  (191 5)  ausführt,  gerade  die  entgegengesetzte  Wirkung  haben,  nämlich 
infolge  des  intensiven  Harzgeruchs  die  Käfer  massenweise  anlocken  und  zur  Ei- 
ablage in  den  unterirdischen  Teilen  des  Stockes  veranlassen.  i| 

Endlich  kann  auch  durch  Forsteinrichtungsmaßregeln  den  Rüsselkäfer- 
schäden entgegengearbeitet  werden:  vor  allem  durch  die  Bildung  kleiner  Hiebs - 
Züge,  durch  welche  ein  derartiges  Wechseln  der  Schläge  ermöglicht  wird,  daß 
von  keiner  Kulturfiäche  aus  eher  weiter  geschlagen  wird,  bevor  der  junge  Bestand 
kräftig  genug  geworden  ist,  um  den  ihn  noch  trefienden  Rüsselkäferfraß  aus- 
zuhalten. Wenn  die  Fortsetzung  des  Hiebes  nach  5 — 6  oder  7  Jahren  [Schule- 
mann (1878)  schlägt  10  Jahre  vor]  erfolgt,  so  dürfte  die  anstoßende  Schonung 
den  Rüsselkäfergefahren  entwachsen  sein. 

Die  Frage,  wie  weit  die  Hiebsfläche  des  einen  Jahres  von  der  des  folgenden 
entfernt  sein  soll,  läßt  sich  mangels  genauer  Kenntnis  über  Verbreitungsweite  des 
Rüsselkäfers  heute  nicht  beantworten.  Die  Meinungen  in  der  Praxis  gehen  hier 
weit  auseinander;  v.  Varendorff  (1904)  z.  B.  nimmt  an,  daß  Hylobius  von  den 
frischen  Schlägen  nicht  über  50  m  weit  wandert,  andere  halten  100  m,  ja  sogar 
I  —3  km  Zwischenraum  für  nötig.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  daß  durch  die 
Wechselschlagwirtschaft  die  Rüsselkäfergefahr  für  die  Kulturen  verringert  wird; 
anderseits  aber  wird  die  Vermehrung  der  Käfer  durch  sie  nicht  nur  nicht  ge- 
hemmt, sondern  über  das  ganze  Revier  verzettelt.  Manche  Autoren  schlagen 
diesen  entschiedenen  Nachteil  höher  an  als  den  Vorteil  und  sehen  daher  in  den 
großen  breiten  Hieben  die  zur  Bekämpfung  günstigere  Wirtschaftsform  (Scheidter 
bei  Petj-aschek   19 14,  Junak   1913). 

Technische  Bekämpfung. 
Im  Vordergrund  aller  Bekämpfungsmaßnahmen  gegen  den  Rüsselkäfer  steht 
wie  bei  dem  Maikäfer : 

1.    Das  Sammeln  und  Vernichten  der  Käfer. 

Es  sind  eine  Menge  Sammelmethoden  vorgeschlagen  und  in  Gebrauch, 
deren  wichtigste  sich  auf  zwei  Prinzipien  zurückführen  lassen:  nämlich  i.  Ab- 
fangen durch  Anlockung  und  2.  Abfangen  während  der  Wanderung- 
Die  beiden  Prinzipien  werden  vielfach  auch  kombiniert  angewendet. 

Als  Anlockungsmittel  werden  benützt:  frische,  harzige,  besonders  zu- 
gerichtete Pflanzenteile  (Rinden,  Kloben,  Stöcke)  oder  harzig  duftende  Flüssigkeiten, 
die  in  besonderen  Fallen  aufgestellt  werden. 


')  Eine  wirtschaftliche  Maßregel,  die  seinerzeit  in  Hochgebirgsrevieren  Österreichs  ort- 
weise Anwendung  fand,  ist  das  ., Schiagb  rennen"'  zur  Zeit  wo  der  junge,  frisch  entwickelte 
Käfer  auf  den  Schlägen  erscheint.  Natürlich  findet  kein  Durchbiennen,  sondern  nur  ein  ober- 
flächliches Brennen  (ein  „Überbrennen")  des  Schlages  statt,  was  sich  leicht  bewerkstelligen  läßt, 
wenn  man  den  Schlag  oben  anzündet  und  das  Feuer  nach  unten  leitet;  so  hat  man  es  ganz  in 
der  Hand,  es  nach  Ermessen  wirken  zu  lassen.  Gewöhnlich  erfolgte  darauf  eine  Bestellung  mit 
Getreide  und  im  nichsten  Frühjahr  die  Aussaat  von  Waldsamen.  Das  Getreide  schützt  vor  Ver- 
unkrautung, muß  aber  hoch  abgeschnitten  werden,  damit  die  jungen  Waldpflanzen  nicht  geköpft 
werden.      Erfolg:   Keine  Rüsselkäferkalamität  und  gelungene   Verjüngung  (Petraschek  i.  1.). 


^54  Coleoptera    —    7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

Fangrinden.  —  Das  Absammeln  mittels  Fangrinden  ist  —  wenigstens  in 
Fichtenrevieren  —  das  am  meisten  angewandte  Verfahren.  Zur  Gewinnung  von 
Fangrinden  werden  im  Frühjahr^  wenn  die  Bäume  in  Saft  gekommen,  einzelne 
Stämme  gefällt  und  Rindenstücke  von  20 — 30  cm  im  Quadrat  geschält.  Diese 
werden  mit  der  Bastseite  nach  unten  ausgelegt  und  mit  einem  Stein  beschwert, 
damit  die  Rinden  möglichst  fest  anliegen,  sich  infolge  des  Austrocknens  nicht 
rollen  und  auch  nicht  vom  Sturme  umhergeworfen  werden.  Man  kann  auch 
Rasenplaggen  auflegen,  wodurch  zugleich  das  Austrocknen  der  Rinde  verzögert 
wird.  Die  vertrockneten  Rinden  sind  nicht  mehr  fängisch  und  müssen  durch 
neue  ersetzt  werden,  was  in  heißen  Sommern  schon  nach  ca.  14  Tagen  zu  ge- 
schehen hat.  Man  benützt  die  alten  Rinden  wieder  zum  Schutz  der  frischen 
Stücke,  indem  man  sie  auf  letztere  legt;  so  kommen  allmählich  3 — 4  Rinden 
übereinander  (Abb.  175B). 

Um  die  anlockende  Wirkung  zu  erhöhen,  kann  man  noch  klein  ge- 
schnittene frische  Kiefernzweige    (von    den   jüngsten  Trieben)   unter   die  Rinde 


A  B 

Abb.    175.     A  Fangkioben,  B  Fangrinden  zweimal  erneuert.  —  Aus  Eckstein. 

legen.  Auch  mit  dem  Aufstrich  von  Terpentinöl  oder  Kienöl  auf  die  Bast- 
seite der  Rinde  hat  man  die  Anziehungskraft  zu  verstärken  gesucht;  wie  es 
scheint,  mit  gutem  Erfolg,  wenigstens  betrugen  die  Fangergebnisse  das  i  Y2  t)is 
5  fache  (Lehner   1900,  Holtzberg   1902,  Dörr   1903).  i) 

Auch  alte  Rinden  kann  man  nach  mehrfacher  Erfahrung  in  der  Praxis 
durch  Anstreichen  mit  Terpentin  wieder  fängisch  machen,  was  be- 
sonders im  ersten  Frühjahr,  wenn  man  noch  keine  frische  Fangrinde  schälen 
kann,  von  größter  Bedeutung  ist  (siehe  unten).  Durch  Zusatz  von  geruchlosem 
Speiseöl  soll  die  schnelle  Verdunstung  des  Terpentins  wesentlich  verlangsamt  werden, 
so  daß  dadurch  die  Notwendigkeit  des  allzuoften  Anstreichens  vermieden  werden 
kann.  (Graser,  Jucht,  Müller  bei  Petraschek  1914-)  Vorzüglich  soll  sich 
eine  Mischung  von  Fichtenharz  und  Terpentin  bewähren  (Fichtenharz 
in    einem    eisernen    Topf   leicht    erwärmt    und    dann    vorsichtig    Terpentin    dazu- 


^)  Von  anderer  Seite  wird  dem  Terpentinanstrich  der  Rinden  wenig,  ja  gar  keine  Wirkung 
zugeschrieben.      Die  Frage  bedarf  also  noch  der  Nachprüfung. 


Curculionidae.   —  Langrüßler.     Hylobius.  365 

gegossen).     Die  Mischung  bleibt   flüssig    und    läßt   sich    in  Flaschen    aufbewahren 
(Müller  1.  c.)i) 

Wann  sollen  die  Fangrinden  ausgelegt  werden?  —  Sobald  die 
ersten  Käfer  erscheinen.  Da  dies  meist  früher  der  Fall  ist,  als  die  Bäume 
in  Saft  kommen  und  frische  Rinde  gewonnen  werden  kann,  so  muß  man  sich 
zuerst  mit  der  eben  besprochenen  Auffrischung  alter  Rinden  mit  Terpentin  usw. 
behelfen.  Mit  dem  Auslegen  der  Fangrinden  ist  den  ganzen  Sommer 
über  bis  zum  Verschwinden  der  Käfer  fortzufahren. 

Wo  sollen  die  Rinden  ausgelegt  werden?  —  Sowohl  auf  den 
Kulturen  als  auch  auf  den  frischen  Schlägen.  Sehr  gute  Resultate  erhält 
man,  wenn  man  sie  direkt  um  die  Kulturen  sehr  dicht  legt,  um  die  aus  den 
Nachbarbeständen  angelockten  Käfer  vor  dem  Einwandern  abzufangen.  Auf  den 
letztjährigen  Schlägen  legt  man  die  Rinden  mit  großem  Vorteil  an  die  Stöcke, 
am  besten  in  die  Stockachseln,  wodurch  sich  die  Zahl  der  angelockten  Käfer 
wesentlich  erhöht  (Scheidter   1915). 

Das  Absammeln  hat  in  nicht  zu  langen  Zwischenpausen,  während  der 
Hauptzeit  am  besten  täglich  ein-  oder  auch  zweimal  zu  geschehen.  Und 
zwar  in  der  Weise,  daß  die  Rinde  vorsichtig  aufgehoben  und  umgedreht  wird 
und  die  an  der  Unterseite  sitzenden  Käfer  abgelesen  und  in  ein  Gefäß,  am 
besten  eine  Flasche,  geworfen  werden.  Zuhause  können  die  Käfer  in  ein  größeres 
Gefäß  geschüttet  und  mit  kochendem  Wasser  überbrüht  werden.  Nachdem  das 
Wasser  wieder  abgegossen  und  die  Käfer  abgetrocknet  sind,  werden  sie  gemessen 
oder  gezählt.  Auf  einen  Liter  gehen  ca.  3000  Stück.  Die  getöteten  Käfer 
können  zum  Futter  von  Hühnern,  Enten,  Schweinen  oder  auch  zur  Herstellung 
von  Vogelfutter  verwendet  werden  (Eckstein). 

Die  Fangrindenmethode  hat  sich,  wenn  rechtzeitig  und  kontinuierlich 
angewendet,  sehr  gut  bewährt  und  deswegen  auch  überall  eingebürgert.  Den 
offensichtlichen  Vorteilen  der  Methode  (Billigkeit,  leichte  Verwendbarkeit,  kräftige 
Anlockungswirkung  usw.)  stehen  einige  Nachteile  gegenüber.  Diese  liegen  darin, 
daß  man  die  Rinden  meist  erst  später  gewinnen  und  auslegen  kann  als  die 
ersten  Käfer  erscheinen  (siehe  oben),  und  sodann,  daß  sie  verhältnismäßig  rasch 
vertrocknen  und  daher  oft  gewechselt  werden  müssen.  Es  ist  dies  besonders  bei 
Kiefernf angrinden  der  Fall,  die  ja  überdies,  da  bei  der  Kiefer  nur  die  Glanz- 
rinde genommen  werden  kann,  sich  im  allgemeinen  viel  schwerer  vom  Stamme 
lösen,  als  bei  der  Fichte.  Man  verwendet  daher  in  Kiefernrevieren  viel- 
mehr die 

Fangkloben  (auch  „Fangknüppel"  genannt).  —  Es  sind  dünnrindige 
Y2 — I  m  lange,  5  —  8  cm  starke  Aststücke  oder  auch  gespaltene  Kiefern-Scheite, 

^)  Vor  Jahren  habe  ich  Versuche  anstellen  lassen,  die  Rinden  mit  einem  Anstrichmittel 
zu  versehen,  das  einerseits  die  Anlockung  erhöht,  andererseits  den  Käfer  zugleich  vergiftet,  so 
daß  das  Absammeln  wegfallen  kann.  Es  ist  gelungen  eine  Mischung  voq  harzigen  Stoffen  mit 
Arsen  herzustellen,  die  der  Erfüllung  der  Forderung  nahe  kam.  Die  Versuche  wurden  durch 
den  Krieg  unterbrochen,  sollen  aber  demnächst  fortgesetzt  werden.  Bei  den  Versuchen  konnte 
eine  unglaubliche  Giftfestigkeit  des  Rüsselkäfers  festgestellt  werden.  Gifte,  an  denen 
andere  Tiere  sofort  zugrunde  gehen,  machen  auf  Hylobius  gar  keineu  Eindruck  (z.  B.  Sublimat 
u.  a.)     Ähnliche  Erfahrungen  teilt  auch  Jucht  mit  (bei  Petraschek    1914). 


■i()()  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

die  mit  der  Rindenseite  auf  die  Erde  gelegt  werden  (Abb.  175  A).  Damit  der 
Knüppel  gut  anliegt  und  möglichst  lange  vor  dem  Vertrocknen  geschützt  wird,  ist 
es  gut,  wenn  in  den  Boden  entsprechend  der  Dicke  des  Knüppels  eine  seichte 
Rinne  gefertigt  wird.  Wenn  der  Harzgeruch  infolge  des  Eintrocknens  der  Rinde 
schwächer  wird,  so  kann  durch  Einreißen  einer  Rinne  oder  Anplätzen  des  Klobens 
mit  dem  Beil  die  anlockende  Wirkung  wieder  erhöht  werden.  Die  dabei  ab- 
fallenden Rindenfetzen  werden  zweckmäßig  auf  den  Kloben  gelegt,  um  zugleich 
eine  Zeitlang  als  Fangrinden  zu  dienen.  Wenn  die  Kloben  ausgetrocknet  und 
unbrauchbar  geworden  sind,  werden  sie  als  Brennholz  aufgesetzt i)  und  sofort 
frische  Kloben  an  ihre  Stelle  gelegt. 

Die  auf  der  Fangfläche  ausgelegten  Kloben  werden  in  weiteren,  regel- 
mäßigen Abständen  verteilt.  Die  Zahl  der  für  i  ha  benötigten  Kloben  oder 
Knüppel  schwankt  zwischen  30  und  100.  Man  kann  sie  auch  außerhalb  der 
Fläche  am  anstoßenden  Holz,  oder  wo  dieses  an  einen  Weg  stößt,  jenseits  des- 
selben legen  und  zwar  möglichst  dicht  und  in  einer  Reihe,  zum  Abfangen  der 
zuwandernden  Käfer  (Eckstein). 

Wie  bei  den  Rinden  hat  man  auch  bei  den  Kloben  den  Versuch  gemacht 
durch  Terpentinanstrich  die  anziehende  Wirkung  zu  erhöhen.  Nach  Eckstein 
(1905  und  „Technik")  entspricht  die  Steigerung  des  Fangergebnisses  nicht  der 
aufgewandten  Arbeit.  Nur  dann  ist  das  Verfahren  zu  empfehlen,  wenn  man  aus 
irgend  welchen  Gründen  von  einer  rechtzeitigen  Erneuerung  der  Fanghölzer  Ab- 
stand nehmen  muß. 

Beim  Absuchen,  das,  wie  bei  den  Fangrinden,  in  der  Hauptzeit  täglich 
mindestens  einmal  zu  geschehen  hat,  werden  zunächst  die  etwa  frei  auf  den 
Knüppeln  sitzenden  Käfer  weggenommen,  dann  wird  der  Knüppel  an  einer  Seite 
hoch  gehoben,  um  die  auf  der  Unterseite  sitzenden  Käfer  zu  sammeln.  Er  darf 
dabei  nicht  nach  rechts  oder  links  verschoben  werden,  damit  die  etwa  auf  den 
Boden  fallenden  Käfer  leicht  gefunden  werden  und  nicht  im  Gras  verschwinden. 
Dann  wird  der  Knüppel  parallel  neben  das  Lager  gelegt,  die  berindete  Seite 
nach  oben,  um  die  noch  sonst  an  der  Rinde  sitzenden  Käfer,  vor  allem  die 
kleinen  wurzelbrütenden  Hylesinen  (siehe  unten)  sorgfältig  ablesen  zu  können. 
Und  alsdann  wird  noch  eben  so  sorgsam  der  Boden  des  Lagers  nach  Rüssel- 
käfern und  Hylesinen  durchsucht,  dann  der  Knüppel  wieder  in  die  alte  Lage  gebracht. 

Fangstöcke.  —  Neben  den  Fangrinden  verdienen  die  Fangstöcke  die 
weitgehendste  Anwendung  in  der  Praxis.  Die  frischen  Stöcke  üben  ja  ohnehin 
eine  große  Anziehungskraft  auf  die  Rüsselkäfer  aus;  diese  wird  nun  durch  be- 
sondere Behandlung  noch  erhöht,  so  daß  die  Wirkung  eine  außerordentliche  wird. 

Über  die  Herrichtung  der  Fangstöcke  schreibt  mir  Oberforstmeister  Puster, 
der  dieselben  in  seinem  Revier  Kandel-Süd  (Rheinpfalz)  seit  Jahren  mit  größtem 
Erfolg  anwendet,  folgendes: 


1)  Da  die  Fangkloben  nicht  selten  vonn  Hylobius-5  zur  Eiablage  benutzt  werden  und 
auch  die  Larven  sich  in  ihnen  entwickeln,  so  sind  sie  vor  dem  Aufsetzen  zu  entrinden,  oder  über 
Feuer  anzurösten,  damit  die  eventuell  vorhandene  Rüsselkäferbrut  zugrunde  geht  (Scheidter  1915). 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Hylobius.  557 

„Ende  März  oder  in  den  ersten  Tagen  des  April  werden  einzelne  Stöcke 
aufgeräumt,  d.  h.  es  wird  mit  der  Hacke  die  Erde  5  —  8  cm  tief  vom  Stocke  und 
den  Wurzelhöhlen  weggezogen  und  die  Rinde  auf  einer  Teilfläche  möglichst  in 
großen  Spänen  mit  der  Axt  losgetrennt;  die  losgetrennten  Rindenstücke  werden 
dann  wieder  naturgemäß  auf  die  entrindete  Stockpartie  angelehnt  und  zur  Frisch- 
erhaltung mit  großen  Rasen  abgeplaggt.  Die  Arbeit  wird  geleistet  von  i  Mann 
und  I  Mädchen.  Ersterer  räumt  die  Stöcke  frei,  entrindet  und  haut  die  Rasen- 
plaggen, letzteres  lehnt  die  Rindenstücke  an,  plaggt  die  Fangfiäche  des  Stockes  ab 
und  zeichnet  den  Stock  durch  Einstecken  eines  grünen  Kiefernastes.  Das  Zusammen- 
arbeiten ist  nötig,  damit  das  Mädchen  als  Sammlerin  des  Käfers  alle  Fangstellen 
kennt." 

,Je  nach  dem  Anlauf  der  Käfer  werden  die  Fangstellen  vermehrt  und  die 
trocken  gewordenen  Fangfiächen  erweitert,  bis  der  ganze  Stock  ringsum  entrindet 
ist;  die  Käfer  werden  täglich  —  an  besonders  kalten  Tagen  kann  ausgesetzt 
werden  —  von  2  Mädchen  je  Bezirk  (500  ha)  abgelesen,  zweckmäßig  in  Flaschen 
mit  Patentverschluß  verstaut  und  den  Hühnern  verfüttert." 

.,Fangstätten  sind  die  Kahlhiebe  des  letzten  Winters  —  also  die  Käfer  im 
Frühjahr  IQ20  werden  an  den  Winterstöcken  1919/20  gefangen.  Wo  Winter- 
kahlhiebe fehlen,  werden  entlang  des  Schlagrandes  —  also  am  Saume  zwischen 
Kultur  und  Bestand  —  alle  70 — 100  m  je  eine  Kiefer  im  Frühjahr  (März)  gefällt 
und  der  Stock  so  behandelt,  wie  oben  geschildert." 

„Der  Erfolg  an  heißen  Tagen  nach  der  oberen  Grenze  ist  etwa  die  Zahl 
von  2500  Käfern,  im  Durchschnitt  täglich  1500  Käfer  je  i  Mädchen;  das  Er- 
gebnis an  einem  Stock  durchschnittlich  täglich  20 — 25  Stück,  aber  auch  bis  zu 
200  Stück,  vielfach  in  Kopula.  Ein  großer  Teil  des  Käferanlaufs  findet  sich 
am  Fuße  des  Stockes  in  der  Mischung  von  Erde  und  kleinen  Rindenstückchen. 
Gewandte  Fängerinnen  lesen  von  einem  von  einer  Anfängerin  bereits  befangenen 
Stock  nochmals  die  gleiche  Anzahl  Käfer  ab,  weil  sie  eben  die  Käfer  verstecke 
infolge  Spezialausbildung  kennen.  Darum  möglichst  die  gleichen  Personen  bei- 
behalten und  neuzugehende  durch  Alte  schulen." 

Wie  ich  mich  selbst  an  Ort  und  Stelle  mehrere  Jahre  hintereinander  über- 
zeugen konnte,  ist  der  Erfolg  der  Fangstockmethode  im  Bienwald  ein  durch- 
schlagender. Wo  dieselbe  richtig  durchgeführt  wurde,  war  der  Rüsselkäferfraß  gleich 
Null.  Wo  sie  aber  übersehen  wurde,  waren  mehr  oder  weniger  erhebliche  Aus- 
besserungen notwendig.  Auch  schon  früher  wurde  von  verschiedenen  anderen 
Seiten  die  Verwendung  der  Stöcke  zum  Absammeln  der  Käfer  befürwortet 
(Rothe   1910,  Junak   1913). 

Fangreisig  und  Fangspäne.  —  Frisch  gebrochenes  Fichten-  und  Kiefern- 
reisig wird  zu  etwa  armlangen  Bündeln  gebunden  und  auf  den  Fangflächen  aus- 
gelegt. Da  das  Absammeln  von  diesen  Bündeln  recht  umständlich  ist  (Abklopfen 
auf  Tücher),  so  wird,  wenn  man  Rinde  oder  Kloben,  zur  Verfügung  hat,  von  dieser 
Methode  abgesehen;  nur  wenn  letztere  nicht  angewendet  werden  können,  kann 
man  zu  den  Reisigbündeln  als  Ersatz  greifen. 

Dasselbe  gilt  von  der  von  dem  russischen  Oberförster  Schanjawsky  (1913) 
empfohlenen  Methode    mit  Spänen,    Schälkanten    und    sonstigen    frischen   Holz- 


368 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:   Rhynchophc 


abfallen ,  die  auf  dem  Schlag  ausgebreitet  werden.  Wenn  durch  Späne  usw. 
auch  gewiß  zahlreiche  Käfer  angelockt  werden,  so  ist  das  Sammeln  (es  sollen 
täglich  3 mal  alle  Späne  untersucht  werden)  so  mühsam  und  zeitraubend,  daß 
es  auf  großen  Flächen  praktisch  nicht  durchführbar  ist. 

Fanggräben.  —  Die  Fanggräben  (s.  Eckstein  „Technik",  Scheidter  19 15) 
verfolgen  den  Zweck,  die  Käfer  auf  ihren  Wanderungen  abzufangen.  Die  daher- 
kriechenden  Käfer  fallen  in  die  Gräben ,  aus  denen  sie  nicht  wieder  heraus- 
kommen, so  daß  sie  darin  von  Zeit  zu  Zeit  gesammelt  werden  können.  Die 
Gräben  werden  um  die  Schlagfiächen  resp.  die  zu  schützenden  Kulturen  gelegt 
(„Isoliergräben''),  außerdem  können  auch  noch,  um  die  Fangwirkung  zu  er- 
höhen, auf  der  Kulturfläche  selbst  in  größeren  oder  kleineren  Abständen  Gräben 
in  verschiedener  Richtung  gezogen  werden  („Durchschnei  dungsgräben").  Die 
ersteren  sollen  dazu  dienen,  die  von  den  Beständen  usw.  abwandernden  Käfer 
an  der  Einwanderung  in  die  Kulturen    zu  verhindern;    die   letzteren,    die    bereits 


il^tm. di»uiik__siik_ 


Abb.    176.     Fanggräben  („Rüsselkäfergräben").     A  Längsschnitt;  B  von  oben  gesehen, 
die  Falllöcher  sind  gestreift.   —   Aus  Eckstein. 


dort  befindlichen  oder  durch  Fliegen  dorthin  gelangten  Käfer  abzufangen.  An 
Stelle  der  Durchschneidungsgräben  können  auch  Fanglöcher  mit  senkrecht  ab- 
fallenden Seitenwänden,  über  die  ganze  Kulturfiäche  verteilt,  verwendet  werden. 
Die  Fanggräben  sollen  schon  sehr  frühzeitig,  spätestens  Ende  März,  fertig 
sein  (siehe  auch  Guse  1884,  Paschen  1882)  und  den  ganzen  Sommer  hindurch 
bis  in  den  Herbst  hinein  fängisch  gehalten  werden.  Häufig  wird  die  zeitige 
Herstellung  der  Gräben  durch  die  noch  nicht  vollendete  Holzabfuhr  ganz  oder 
streckenweis  gehindert.  In  diesem  Fall  ist  es  vorteilhaft,  den  Graben,  nicht  wie 
es  ziemlich  allgemein  üblich  ist,  direkt  um  die  Schlagfiäche  zu  ziehen  sondern 
ihn  jenseits  des  Gestells,  dicht  an  das  angrenzende  Holz  zu  legen.  Die  Gräben 
fangen  auch  an  dieser  Stelle  die  Käfer  ab,  stören  bei  der  Holzabfuhr  nicht  und 
werden  bei  dieser  Arbeit  auch  nicht  beschädigt.  Ist  die  Rüsselkäfergefahr  größer, 
dann  können  im  letzteren  Fall  an  der  gefährdeten  Stelle  die  Gräben  etwas  ver- 
längert werden,  um  ein  Überfliegen  derselben  durch  Käfer  zu  verhindern 
(Eckstein  1.  c.) 


Curculionidae.   —   Langrüßler.     Hylobius.  i5q 

Was  die  Herstellung  der  Gräben  betrifft,  so  werden  diese  einen  Spatenstich 
breit  und  ebenso  tief  gemacht.  Die  Wände  werden  senkrecht  und  rein  ab- 
gestochen, und  von  der  geebneten  Sohle  des  Grabens  wird  der  überflüssige 
Boden  sauber  ausgehoben.  In  manchen  Gegenden  pflegt  man  statt  des  ge- 
wöhnlichen Spatens  solche  mit  besonderen  Dimensionen  zu  verwenden,  so  daß 
die  Gräben  schmäler  gemacht  werden  können:  nämlich  Spaten  von  nur  12  cm 
Breite  bei  32  cm  Länge.  Der  Stiel  steht  in  gerader  Verlängerung  des  Blattes. 
Auf  der  Vorderseite  ist  das  Blatt  ganz  eben,  auf  der  Rückseite  ist  es  in  der 
Mitte  am  dicksten.  Alle  drei  Kanten  des  Blattes  sind  scharf;  man  kann  daher 
mit  diesem  Spaten  graben,  stoßen  und  hauen.  Je  nach  der  verwendeten  Spatenart 
schwankt  die  Grabenbreite  zwischen  12  und  30  cm,  die  Tiefe  zwischen  15  und 
40,  gewöhnlich  ist  sie  30  cm. 

An  jeder  Biegung  des  Grabens,  sowie  außerdem  in  Abständen  von  etwa 
10  m  werden  in  der  Grabensohle  Löcher  mit  scharfen  Rändern  angelegt. 

Ein  Haupterfordernis  für  die  Wirksamkeit  der  Fanggräben  ist,  daß  sie 
fängisch  gehalten  werden,  d.  h.:  aufgefallene  Reiser,  die  eine  Brücke  bilden, 
müssen  entfernt,  hineingewehtes  Laub  herausgebracht,  eingefallene  oder  von 
Passanten  eingetretene  Grabenränder  müssen  wieder  scharf  und  senkrecht  ab- 
gestochen werden.  Es  empfiehlt  sich,  diese  Arbeiten  bei  dem  in  regelmäßigen 
Pausen  erfolgenden  Absuchen  der  Gräben  gewissenhaft  durchführen  zu  lassen. 
Die  Gräben  werden  meistens  2 — 3  Jahre  oder  noch  länger  fängisch  gehalten 
nnd  sind  deshalb  in  jedem  Frühjahr,  spätestens  im  März,  gründlich  nachzubessern. 

Nur  verhältnismäßig  sehr  wenig  Käfer  kommen  aus  den  Gräben  wieder 
heraus,  1)  die  meisten,  die  keinen  Ausweg  finden,  wühlen  sich  nach  einiger  Zeit 
in  den  Boden  der  Fanglöcher  ein^  wenn  sie  nicht  vorher  von  insektenfressenden 
Tieren,  Kröten,  Eidechsen,  Vögeln  aller  Art,  besonders  Saatkrähen  vernichtet 
oder  vom  Menschen  gesammelt  werden. 

Das  Sammeln  der  Käfer  in  den  Gräben  hat  in  bestimmten  Pausen  zu 
geschehen,  die  entsprechend  der  Dichtigkeit  des  Vorkommens  länger  oder  kürzer 
sem  können;  im  Frühjahr  und  im  Hochsommer  (Juli  und  August)  ist  ein  öfteres 
(womöglich  tägliches)  Absammeln  notwendiger  2)  als  in  den  dazwischen  liegenden 
Monaten.  Beim  Sammeln  wird  so  verfahren,  daß  der  Arbeiter  jedesmal  das 
ganze  Grabensystem  durchschreitet  und  dabei  alle  Rüsselkäfer,  die  sich  im  Graben 
und  in  den  Löchern  befinden,  aufliest  und  in  den  mitgeführten  Sammeltopf  oder 
die  Sammelflasche  wirft.  Die  nützlichen  Tiere,  wie  Laufkäfer,  Mistkäfer,  Kröten, 
Eidechsen  usw.,  die  oft  massenweise  sich  auch  in  den  Gräben  befinden  und  mit 
denen  der  Sammler  vorher  vertraut  gemacht  sein  muß,  müssen  aus  dem  Graben 
befreit  und  möglichst  weit  durch  kräftigen  Wurf  vom  Graben  weggeschleudert 
werden.  ^) 


1)  Arndt  (19 19)  beobachtete,  daß  einige  Rüsselkäfer  durch  Fliegen  sich  aus  den  Fang- 
gruben zu  retten  versuchten;  sie  flogen  jedoch  stets  gegen  die  Seitenwände  des  Fanglochs  und 
fielen  daher  immer  wieder  zu  Boden. 

'^)  Streck  (1919)  empfiehlt  eine  täglich  zweimalige  Reinigung  der  Fanglöcher. 

")  Spitzenberg  empfiehlt,  um  den  Nutzungen  ein  Entkommen  aus  dem  Gräben  zu  er- 
möglichen, den  von  der  zu  schützenden  Fläche  abgewendeten  Grabenrand  schief  abzustechen 
(s.  Neud.  Forstzeitg.   1922). 

Escherich,  Forstinsekten.     II.  Bd.  ^4 


370 


Coleoptera. 


Familienreihe :  Rhynchophora. 


Die  Fanggräben  werden  vor  allem  in  Norddeutschland  viel  angewendet 
und  zwar  nach  den  Berichten  aus  der  Praxis  gewöhnlich  mit  gutem  Erfolg. 
Wenigstens  erreichen  die  Fangziffern  oft  sehr  respektable  Höhen.  Andererseits 
haften  der  Fanggrabenmethode  eine  Reihe  von  Nachteilen  an,  die  einer  all- 
gemeinen Anwendung  im  Wege  stehen,  und  die  Scheidter  (1915)  zusammen- 
gestellt hat. 

Vor  allem  ist  die  Anlage  der  Gräben  durch  Bodenverhältnisse  stark  be- 
schränkt; in  gebirgigem  Gelände,  in  stark  kiesigen  oder  lettigen  Böden  würde  die 


Abb.  177.  Verschiedene  Kombinationen  von  Fangkloben  und  Fanggräben.  Die  Schlagflächen 
sind  weiß,  a  das  Holz  war  frühzeitig  abgefahren,  der  Graben  ist  am  Rande  der  Fläche;  b  Holz- 
abfuhr war  nicht  rechtzeitig  möglich,  der  Graben  ist  jenseits  des  Gestelles;  c  ebenso,  auch  der 
Graben  an  der  westlichen  Bestandsgrenze  liegt  außerhalb  der  Fläche;  d  Schlagfläche  von  Rüssel- 
käfergraben wie  im  Falle  a  umgeben,  auf  der  Fläche  Fangkloben;  e  Schbgfläche  mit  Rüssel- 
käfergraben wie  im  Falle  a,  die  Fangkloben  liegen  außerhalb  der  Fläche;  f  Schlagfläche  mit 
außerhalb  liegenden  Fangkloben  ohne  Käfergraben.  —  Aus  Eckstein. 


Anlage  einen  großen  Arbeitsaufwand  erfordern  und  daher  viel  zu  teuer  kommen, 
ja  vielfach  überhaupt  unmöglich  sein.  Sodann  wird  nur  ein  relativ  geringer  Teil 
der  vorhandenen  Käfer  in  den  Gräben  gefangen,  da  ja  im  Frühjahr  viele  Käfer 
durch  Flug  die  Kulturen  erreichen.  Ferner  werden  die  Gräben  durch  Holz- 
fällungen, durch  Leute,  durch  starke  Gewitterregen  usw.  häufig  so  beschädigt,  daß 
ihre  Wirkung  wesentlich  beeinträchtigt,  ja  zum  Teil  auch  vollkommen  aufgehoben 
wird.     Und    endlich    werden    doch    mitunter    sehr    viel    nützliche    Tiere    in    den 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Hylobius. 


371 


Gräben    gefangen   die,  wenn    sie    nicht    rechtzeitig    befreit    werden,    in    denselben 
zugrunde  gehen.  ^) 

Diese  Nachteile  bedeuten  ohne  Zweifel  eine  Unterlegenheit  der  Fang- 
gräben gegenüber  den  oben  besprochenen  Fangmethoden  mittels  Fangrinde, 
Fangkloben  oder  Fangstöcken,  die  überall  angewendet  werden  können.  Mit 
Fanggräben  allein  wird  jedenfalls  der  Vertilgungskrieg  nicht  so  wirk- 
sam durchgeführt  werden  können,  wie  mit  den  oben  genannten  An- 
lockungs-Methoden, Man  wendet  daher  auch  vielfach  die  beiden  Methoden, 
Fangrinden  und  Fanggräben,  kombiniert  an. 

Kombination  von  Fangkloben  usw.  und  Fanggräben.  —  Eckstein 
(1905)  stellt  auf  Grund  langjähriger  Erfahrungen  und  Versuche  den  Satz  auf: 
Käfergräben  allein  genügen  nicht  zum  Schutz  der  Kulturen;  vielmehr 
müssen  gleichzeitig  Fangkloben  angewendet  werden.  Die  Kombinierung 
der  beiden  kann  entweder  in  der  Weise  geschehen,  daß  die  Fangkloben  auf  der 
durch  Gräben  geschützten  Fläche,  oder  aber  so,  daß  sie  außerhalb  der  Fang- 
gräben, diesen  entlang,  ausgelegt  werden  (siehe  beistehende  Abb.  177).  Wo 
Fanglöcher  anstatt  der  Fanggräben  zur  Anwendung  kommen,  sind  sie  stets  mit 
Fangrinden  zu  kombinieren,  da  sonst  die  Wirkung  zu  sehr  vom  Zufall  abhängen 
würde.  Die  Rinden  sind  auf  den  Boden  der  Löcher  zu  legen.  Auch  in  die 
Löcher  der  Fanggräben  können  Rinden  eingelegt  und  dadurch  die  Fangwirkung 
wesentlich  gesteigert  werden.  -) 

Rüsselkäferfallen.  —  Alle  bis  jetzt  konstruierten  Fallen  beruhen  auf  dem 
gleichen  Prinzip  wie  die  mit  einer  Witterung  versehenen  Fanglöcher.  Sie  stellen 
gewissermaßen  transportable  Fanglöcher  dar.  Sie  sollen  außerdem  noch  den 
Vorzug  haben,  daß  es  aus  den  Fallen  kein  Entweichen  mehr  gibt  und  daher 
die  hereingefallenen  Käfer  nicht  erst  noch  täglich  gesammelt  werden  müssen. 
Die  Fallen  bestehen  entweder  aus  Holzkistchen  oder  Töpfen  aus  Steingut  oder 
Flaschen,  die  in  ihrem  Innern  anlockende  Witterung  enthalten  und  die  so  kon- 
struiert sind,  daß  die  angelockten  Käfer  leicht  hinein-  aber  nicht  mehr  heraus- 
gelangen können  und  eventuell  auch  darin  zugrunde  gehen. 

Die  Gareissche  Rüsselkäferfalle  besteht  (s.  Scheidter  1915)  aus  einem 
ca.  25 — 30  cm  langen,  7  cm  breiten  und  ebenso  hohen  Holzkistchen  mit  einem 
abnehmbaren  Deckel  aus  Holz.  In  das  Kistchen  werden  einige  kleine  frische 
Zweige  von  Kiefern  gelegt  und  außerdem  noch  ein  kleines  Gläschen  mit  einer 
Witterung  gestellt;  an  der  einen  Stirnseite  befindet  sich  in  der  ganzen  Breite 
eine  leichte  Falltüre  aus  dünnem  Blech,  die  nur  nach  innen  sich  aufschieben 
läßt.     Diese  Falle  wird  nun  auf  den  Kulturflächen,    Schlägen  usw.   so   ausgelegt, 


^)  Scheidter  (1915)  führt  folgendes  Beispiel  an:  In  der  Nähe  Berlins  wurden  von  einem 
Käfersammler  im  Monat  Juni  an  3  Sammeltagen  in  den  Käfergräben  gesammelt:  96  tote  Mäuse, 
I  Dutzend  Blindschleichen,  5000  kleine  und  736  große  Carabiden,  32  Cicindelen,  230  Silphiden, 
30  schädliche  Insekten  verschiedener  Art  und  17  Hylobius;  allerdings  muß  bezüglich  der 
geringen  Zahl  der  Hylobius  dabei  berücksichtigt  werden,  daß  im  Juni  die  Rüsselkäfer  gewöhnlich 
stark  im  Rückgang  sind  (siehe  auch   Kuhnt   1909). 

-)  Dolles  (1885)  berichtet,  daß  aus  den  mit  frischer  Fichtenrinde  belegten  Fanglöchern 
eines  180  m  langen  Käfergrabens  schon  wenige  Stunden  nach  der  Fertigstellung  ca.  10  000  Käfer 
gefangen  wurden. 

24* 


hl2 


Coleoptera. 


Familienreihe :  Rhynchophora. 


daß  der  Boden  der  Falle  dort,  wo  die  Falitüre  ist,  mit  dem  umgebenden  Erd- 
boden eben  ist,  dann  mit  Rasen  bedeckt  und  der  Ort,  wo  sich  die  Falle  befindet, 
durch  einen  in  den  Boden  gesteckten  Zweig  bezeichnet.  Die  Käfer  sollen  von 
der  Witterung  angelockt  durch  die  Falltüre  in  die  Falle  kriechen  und  so  in  der- 
selben gefangen  werden.  Nach  Scheid ter  (1.  c.)  hat  die  Falle  in  Bayern,  wo 
ausgedehnte  Versuche  mit  ihr  gemacht  wurden,  vollständig  versagt.  Abgesehen 
davon,  daß  sie  ziemlich  teuer  ist  und  sich  leicht  wirft  und  dadurch  unbrauchbar 
wird,  haben  sich  meist  nur  sehr  wenig  Rüsselkäfer  in  ihr  gefangen. 

Die  Kisselsche  Rüsselkäferfalle  besteht  aus  einem  Topf  aus  Steingut 
von  20 — 25  cm  Durchmesser,  der  Deckel  ist  aus  Zement  und  hat  auf  der  Unter- 
seite mehrere  Erhebungen,  so  daß  zwischen  dem  Deckel  und  oberem  Rand  des 
Topfes  gerade  so  viel  Zwischenraum  bleibt,  daß  die  Rüsselkäfer  hineinkriechen 
können.  Der  obere  Rand  ist  nach  innen  gebogen  und  abgerundet.  Dieser  Topf 
wird,  wie  auf  der  beistehenden  Abbildung  zu  sehen  ist,  in  die  Erde  ein- 
gegraben, bis  zur  Hälfte  mit  Wasser  gefüllt  und  dann  noch  die  vom  Erfinder 
„Hylobin"  genannte  Anlockungsflüssigkeit  hineingeschüttet,  der  Deckel  daraufgesetzt 


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Abb.   178  A.     Kisselsche  Rüsselkäferfalle,     a  Deckel,  b  Gefäß,  c  Oberfläche  des  Bodens, 
d  und  e  Eingangsraum.  —  Nach  Kissel. 

und  endlich  die  geschlossene  Falle  mit  Rasenplaggen  bedeckt.  Als  Vorzüge 
dieser  Falle  werden  vom  Erfinder  angegeben,  daß  sie  sehr  lange  fängisch  bleibt 
und  nur  sehr  selten  revidiert  zu  werden  braucht.  Nach  Scheid  ter  (1.  c.)  stehen 
aber  diesen  Vorzügen  so  große  Nachteile  gegenüber,  daß  die  Falle  in  der  Praxis 
nicht  empfohlen  werden  kann.  Die  Nachteile  sind  (abgesehen  davon,  daß  die 
Töpfe  vielfach  gestohlen  werden):  Zerbrechlichkeit,  hohe  Kosten,  geringe  Fang- 
wirkung und  das  Fangen  nützlicher  Tiere  ^),  also  ganz  ähnliche  Mängel  wie  bei 
der  Gareisfalle. 

Dieselben  Nachteile  haften  mehr  oder  weniger  auch  den  übrigen  noch  vor- 
geschlagenen Fallen  an,  wie  dem  Fangtopf  von  Walther '(1909),  der  Schwabe- 
schen Falle  (F.  Zbl.  19 10,  S.  191),  den  mit  Terpentin  versehenen  eingegrabenen 
Flaschen,  wie  sie  von  Zimmer  (1879)  und  Eberdt  (191 1)  empfohlen  werden  usw. 


*)  In  einem  Spessartforst  wurden  in   2  Jahren  in   26  Kisselfallen  gefangen: 
1078  Stück  =  44. 6 7„  Hylobius, 
455        ,,      =  18,8  „    andere  Forstschädlinge, 

884  „  =  36,4  ,,  nützliche  oder  gleichgültige  Insekten.  Auf 
einen  Topf  treffen  also  pro  Jahr  nur  41  Hylobius,  eine  Zahl,  die  wir  unter  Fangrinden  schon 
in   wenigen   Tagen  absammeln   können  (Scheidter  1.  c). 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Hylobius.  373 

Es  konnte  sich  denn  auch  keine  der  Fallen  bis  heute  in  der  Praxis  ein- 
bürgern. Ob  es  sich  empfiehlt,  diesen  Weg  der  künstlichen  Fallen  weiter  zu 
beschreiten,  möchte  ich  etwas  bezweifeln,  da  sich  die  gerügten  Nachteile  wohl 
schwerlich  beseitigen  lassen  werden. 

2.    Vertilgung  der  Larven. 

Eine  Vertilgung  der  Larven  würde  den  großen  Vorteil  haben,  daß  der 
Schädling  schon  vernichtet  würde,  bevor  er  Schaden  anrichten  und  bevor  er  sich 
weiter  fortpflanzen  kann.  Es  sind  daher  auch  schon  verschiedene  Versuche  und 
Vorschläge  in  dieser  Richtung  gemacht  worden,  ohne  aber  bis  jetzt,  zu  durch- 
schlagenden Erfolgen  geführt  zu  haben.  Durch  die  versteckte  Lebensweise  der 
Larve  in  den  unterirdischen  Wurzeln  wird  der  Kampf  gegen  sie  außerordentlich 
erschwert. 

Es  sind  vor  allem  zwei  Wege,  die  bis  heute  zur  Vertilgung  der  Larven 
beschritten  worden  sind:  i.  die  Rodung  der  mit  Rüsselkäferbrut  besetzten 
Stöcke,  und  2.  Darbietung  künstlicher  Brutplätze  und  Vernichtung 
derselben  nach  der  Besetzung  mit  Brut.  Bezüglich  der  ersten  Methode 
ist  oben  bereits  Näheres  ausgeführt  (s.  oben  S.  361). 

Was  den  zweiten  Weg  betrifft,   so   handelt   es   sich    dabei   um   sogenannte: 

BrutknüppeL  —  Es  sind  das  i  —  1Y2  na  lange,  etwa  armsdicke  glatt- 
rindige, im  Saft  gehauene  Prügel  von  frischem  Kiefern-  und  Fichtenholz,  die  in 
den  Boden  eingegraben  werden.  Sie  wirken  stark  anziehend  auf  die  Weibchen,  die 
ihre  Eier  in  die  Knüppel  legen.  Die  Anziehung  soll  nach  den  Erfahrungen  ver- 
schiedener Praktiker  sogar  stärker  sein  als  die  der  Stöcke;  was  recht  wohl  ver- 
ständlich ist,  da  ja  die  Knüppel  in  den  meisten  Fällen  frischer  sind  als  die  Stöcke. 

Einfache  Methode.  —  Die  Brutknüppel  werden  in  gewissen  Abständen 
schräg  in  den  Boden  eingegraben  und  zwar  so,  daß  das  obere  Ende  etwas  aus 
dem  Boden  herausragt.  Des  leichteren  Wiederauffindens  halber  gräbt  man  sie 
am  besten  reihenweise  ein  und  kann  außerdem  auch  noch  durch  Stäbe  jeden 
Knüppel  markieren.  Diese  Knüppel  bleiben  einige  Monate  im  Boden  liegen  und 
müssen  dann  rechtzeitig  ausgegraben,  entrindet  oder  verbrannt  werden.  Der 
Zeitpunkt  ist  so  zu  wählen,  daß  die  Larven  noch  nicht  in  den  Splint  eingedrungen 
sind.  Da  nach  unseren  Erfahrungen  das  Eindringen  schon  im  September  ge- 
schieht, so  müßten  also  die  Knüppel,  die  im  Frühjahr  gelegt,  spätestens  im 
August  unschädlich  gemacht  werden.  Diese  einfache  Methode  wurde  schon  in 
der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  von  von  Lips  (1856)  und  Georg  (1865) 
angewendet  und  später  von  v.  Oppen  (1892)  als  die  beste  und  billigste  Be- 
kämpfungsmethode des  Rüsselkäfers  empfohlen.  Es  wurden  daraufhin  von  der 
sächsischen  Staatsforstverwaltung  Versuche  damit  auf  allen  Staatsforstrevieren  an- 
geordnet, die  aber  die  optimistische  Anschauung  von  v.  Oppen  nicht  bestätigt 
zu  haben  scheinen.  Wenigstens  ist  die  Methode  späterhin  nicht  in  weitere  Auf- 
nahme gekommen. 

Kombinierte  Methode  von  Grohmann.  —  Grohmann  (1913)  sucht 
die  Wirkung  der  Brutknüppel  zu  verbessern,    indem    er   einmal   durch  Anhäufung 


■ijA  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:   Rhynchophoia. 

einer  größeren  Anzahl  (7  — 12)  von  Knüppeln  an  einer  Stelle  und  durch  Be- 
deckung der  Knüppel  mit  frischem  Reisig  die  Anziehungskraft  zu  steigern  und 
außerdem  durch  die  ganze  Anlage  der  Brutstelle  auch  die  natürlichen  Feinde 
heranzuziehen  und  zu  fördern  trachtet. 

Die  Anlage  eines  solchen  künstlichen  Brutplatzes  („Fanggrube")  geschieht 
folgendermaßen:  „Es  werden  zunächst  annähernd  würfelförmige  Gruben  von  ca. 
60  cm  Kantenlänge,  also  von  rund  0,2  cbm  Raumgehalt,  ausgehoben.  Der  bei 
der  Herstellung  dieser  Gruben  gewonnene  Boden  ist,  wenn  er  nicht  aus  Sand 
oder  aus  reiner  lockerer  Erde  besteht,  durchzuwerfen,  wodurch  eine  Feinerde 
gewonnen  wird,  die  frei  von  größeren  Wurzeln  und  Steinen  ist." 

„Zum  weiteren  Anbau  jener  Gruben  werden  zunächst  etwa  8  — 12  Stück 
unentrindete,  frische,  kieferne  Pfähle,  die  oben  ca.  7 — 10  cm  stark  und  ungefähr 
80  cm,  ausschließlich  ihrer  Zuspitzung  am  unteren  Ende,  lang  sein  sollen,  senk- 
recht und  in  möglichst  gleichmäßigen  Abständen  derartig  in  die  Gruben  ge- 
schlagen, daß  sie  mit  ihren  Köpfen  ca.  20  cm  über  die  oberen  Ränder  der 
Gruben  hinausragen.  Die  leeren  Räume  zwischen  den  Pfählen  und  den  Gruben- 
wänden werden  alsdann,  und  zwar  bis  hinauf  zum  oberen  Grubenrande,  mit  der 
bei  der  Herstellung  der  Grube  gewonnenen  Feinerde  ausgefüllt.  Diese  Feinerde 
soll  die  Gruben  überall  lückenlos  ausfüllen.  Sollte  die  beim  Ausheben  der 
Gruben  an  Ort  und  Stelle  erlangte  Feinerde  hierzu  einmal  nicht  ausreichen,  so 
muß  sie  an  anderen  Stellen  in  der  Nähe  der  Gruben  gewonnen  und  von  dort 
herbeigeschafft  werden." 

„Hat  man  mit  der  Feinerdefüllung  den  oberen  Grubenrand  erreicht,  so  lege 
man  in  horizontaler  Richtung,  die  Bodenoberfläche  als  Unterlage  benutzend, 
strahlenförmig  frische,  jüngere,  ca.  1,0 — 1,5  m  lange  Kiefernäste  derartig  zwischen 
die  aus  den  Gruben  hervorragenden  Pfahlköpfe,  daß  die  unteren,  stärkeren  Ast- 
teile nach  innen  und  die  oberen,  dünnen,  mit  grünen  Nadeln  versehenen  Zweige 
jener  Äste  nach  außen  zu  liegen  kommen." 

„Zur  Vollendung  des  oberen  Aufbaues  dieser  Gruben  bettet  man  nun  die 
vorher  näher  beschriebene  kieferne  Astlage  nebst  den  über  die  Grubenränder 
hinausragenden  Pfählen,  von  der  Mitte  der  Grube  ausgehend  und  etwa  30 — 40  cm 
über  die  Grubenränder  hinaus,  in  gewöhnliche,  d.  h.  nicht  durchgeworfene,  aber 
von  stärkeren  Wurzeln  und  größeren  Steinen  befreite  Erde  ein." 

„Um  die  außen  um  die  Gruben  herumliegenden  schwachen  kiefernen  Zweige 
möglichst  lange  frisch  und  deren  stärkere  Partien  im  Innern  der  Grubenhaube 
nebst  den  ebendaselbst  befindlichen  Pfahlköpfen  recht  lange  fängisch  zu  erhalten, 
ist  es  notwendig,  daß  sich  die  Erde  möglichst  dicht  an  diese  Grubenfüllhölzer 
anschmiegt." 

„Nach  Vollendung  der  Einbettung  der  ersten  Astlage  überdeckt  man  diese 
noch  mit  einer  etwa  5  cm  hohen  Erdschicht  und  setzt  hierauf,  genau  in  der 
vorher  beschriebenen  Weise,  noch  eine  zweite  und  vielleicht  auch  noch  eine 
dritte  Lage  grünes  kiefernes  Astreisig  auf,  bis  man  mit  dem  Einlegen  jenes  Reisigs 
und  dessen  Einbettung  bzw.  Überdeckung  die  Grubenpfahlköpfe  ca.  15  cm  mit 
Erde  zugedeckt  hat.  Zum  Schluß  erhält  dieser  Aufbau  über  den  Gruben  eine 
Abdeckung  mit  Rasenplaggen." 

„Auf  diese  Weise  stellt  man  über  der  Grube  einen  kleinen,  mit  jüngeren, 
dünnborkigen,  kiefernen  Ästen  durchsetzten  Erdhügel  her,  der  an  seiner  Peri- 
pherie von  einem  grünen  Kranze  kieferner  Zweige   umgeben  wird." 

„Sollte  es  irgendwo  einmal  nicht  angängig  sein,  geeignetes  kiefernes  Material 
zum    Ausbaue  jener   Gruben   mit   entsprechend   niedrigen   Kosten    oder   vielleicht 


Curculionidae.   — ■  Langrüßler.      Hylobius. 


375 


auch  gar  nicht  auftreiben  zu  können,  so  sei  hiermit  verraten,  daß  man  hierzu, 
und  zwar  mit  gutem  Erfolge,  auch  fichtene  Pfähle  und  dergleichen  Reisig  ver- 
wenden kann. 

„Nach  den  bis  heute  gesammelten  Erfahrungen  verdient  aber  die  Kiefer 
den  Vorzug," 

Über  die  Wirkung  und  zur  Wertschätzung  dieser  Fanggruben  nennt 
Grohmann  folgende  Vorzüge: 

1.  Infolge  der  Anhäufung  größerer  Mengen  harzduftenden  Reisigs  ziehen 
sie  den  Rüsselkäfer  in  der  Regel  in  nennenswerter  Anzahl  nach  den 
Gruben  und  veranlassen  ihn  vermöge  des  Ausbaues  derselben  in  deren  Inneres 
einzudringen,  um  an  den  dortigen,  sehr  geeigneten  Plätzen  seine  Brut  unter- 
zubringen. 

2.  Die  Gruben  fes'seln  den  Käfer  durch  den  kiefernen  Reisigkranz  an 
diese    Gruben,    da    er    ihnen    während    der    Begattungszeit    und    Eierablage    ent- 


Abb.    178  B.      Grohmannsche  Fanggrube  im  Durchschnitt. 

sprechende  Nahrung  gewährt.  Durch  diese  äußerst  bequem  gelegenen  Futter- 
stellen wird  ein  Auswechseln  des  Käfers  von  den  Gruben  zwecks  Nahrungssuche 
vermieden,  wodurch  wiederum  das  Befressen  der  Kulturen  außerordent- 
lich abgeschwächt  und  stellenweise  oft  ganz  vermieden  werden  kann. 

3.  Diese  Rüsselkäferfanggruben  gewähren  aber  auch  infolge  ihrer  Lage  und 
ihrer  Konstruktion  verschiedenen  Feinden,  namentlich  Insekten,  welche  die 
Eier,  Puppen,  Larven  und  Imagines  des  großen  braunen  Rüsselkäfers 
vertilgen,  Unterschlupf  und  Brutstätten. 

Als  Fangfiächen  kommen  alle  Kahlschlagfiächen,  sowie  alle  mit  älteren  Be- 
ständen bestockten  Flächen  in  Betracht,  auf  denen  größere  Holzeinschläge  statt- 
gefurden  haben.    Auf  Kulturfiächen  sind  anfangs  4  Gruben  pro  Hektar  genügend; 


Xlb  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe :  Rhynchophora. 

später,  wenn  die  an  Ort  und  Stelle  erzeugten  Käfer  erscheinen,  müssen  fort- 
während frische  fängische  Gruben  angelegt  werden,  also  von  Mitte  Juli  ab,  in 
Zeitabständen  von  etwa  14  Tagen,  neben  jede  erstmalige  Grubenanlage  noch 
2  Ergänzungsgruben,  so  daß  das  Hektar  Kulturfiäche  am  Ende  des  Jahres 
1 2  Gruben  aufweist.  Bei  Kantenschutz  genügen  anfänglich  (April)  Grubenanlagen 
in  Abständen  von  60  m;  später,  etwa  von  Juni  an,  sind  dazwischen  neue  Brut- 
stätten zu  schaffen,  die  sich  in  Abständen  von  20  m  in  die  ursprüngliche  Linie 
einfügen  sollen. 

Größere  Erfahrungen  von  anderer  Seite  liegen  meines  Wissens  bis  heute 
nicht  vor.  Ich  habe  bei  meinen  Generationsversuchen  meistens  die  G  roh  mann  sehe 
Fanggrubenmethode  angewendet,  kann  aber  nicht  behaupten,  daß  in  diesen 
kombinierten  Brutplätzen  mehr  Brut  vorhanden  war,  als  in  den  einfachen  Brut- 
knüppeln. Auch  bezüglich  der  Häufigkeit  der  natürlichen  Feinde  konnte  ich 
keinen  auffallenden  Unterschied  bemerken,  i)  Bevor  ein  endgültiges  Urteil  ge- 
ällt  werden  kann,  müssen   noch  ausgedehnte  Versuche  vorgenommen  werden. 

Soviel  kann  aber  heute  schon  über  die  Brutknüppel  überhaupt  gesagt  wer- 
den, daß  die  Zahl  der  durch  sie  vertilgten  Schädlinge  immer  nur  eine  ver- 
hältnismäßig geringe  sein  wird  und  daß  daher  mit  Brutknüppeln  allein  die 
Rüsselkäfergefahr  nicht  gebannt  werden  kann.  Dazu  kommen  die  hohen 
Kosten,  die  besonders  die  Grohmannschen  Fanggruben  beanspruchen  und  die 
in  keinem  Verhältnis  zu  der  Zahl  der  vertilgten  Larven  stehen. 

Vergiftung  der  Larven  im  Stock.  —  Man  hat  in  Tharandt  auch  ver- 
sucht, die  Rüsselkäfer  durch  Infiltration  der  nicht  gerodeten  Stöcke  mit  Gift  zu 
töten.  Die  Stöcke  wurden  im  Mai  im  Wurzelanlauf  2 — 4  mal  angebohrt  und 
die  15  cm  tiefen  und  2  cm  weiten  Bohrlöcher  nach  Eingießen  der  Giftflüssigkeit 
durch  Holzpfropfen  verschlossen.  Die  im  September  vorgenommene  Prüfung  er- 
gab zwar  Verbreitung  des  Giftes,  aber  auch  die  vollständige  Wirkungslosigkeit  gegen- 
über den  Käferlarven.  (Hess-Beck  S.  211.)  Der  negative  Erfolg  nimmt  nicht 
Wunder,  wenn  man  hört,  daß  man  Petroleum  und  Kupfervitriollösungen  ver- 
wendet hat,  welche  beiden  Stoffe  auf  den  überaus  giftfesten  Käfer  (siehe  oben) 
wenig  Eindruck  machen. 

Biologische  Bekämpfung. 
Die  zuletzt  besprochenen  Grohmannschen  Fanggruben  stellen,  wenigstens 
nach  des  Erfinders  Angaben,  eine  Kombination  von  technischer  und  biologischer 
Bekämpfung  dar;  es  wird  dort  nicht  nur  die  Rüsselkäfer brut  angesammelt,  sondern 
es  sollen  sich  in  ihnen  zugleich  auch  deren  natürliche  Feinde  in  größeren 
Mengen  ansammeln  und  vermehren.  Die  Gruben  würden  also  eine  Förde- 
rung der  natürlichen  Feinde  des  Rüsselkäfers  bedeuten.  Ob  dies  wirklich  all- 
gemein zutrifft,  oder  ob  es  sich  bei  den  Grohmannschen  Versuchen  mehr  um 
Zufälligkeiten  gehandelt  hat,  müssen,  wie  eben  schon  gesagt,  erst  weitere  Versuche 
dartun. 


*)  Dolles  (1897a)  fand  auch  in  den  einfachen  Brutknüppeln  auffallend  viel  Braconiden- 
Cocons,  so  daß  er  sogar  den  Hauptwert  der  Brutknüppel  viel  mehr  in  der  Züchtung  dieser 
Parasiten  als  in  dem   Abfangen  der  Brut  erblickt. 


Cuiculionidae.   —   Langrüßler.      Hylobius.  -i-jn 

Munro  (19 14)  hält  es  nach  seinen  Beobachtungen  über  die  rasche  Ent- 
wicklung der  Schlupfwespe  Bracon  brachycerus  nicht  für  unmöglich,  daß  man  durch 
künstliche  Förderung  die  Vermehrung  noch  wesentlich  erhöhen  und  so  die  Schlupf- 
wespe zum  Kampfe  gegen  den  Rüsselkäfer  benutzen  könnte  —  ein 
Standpunkt,  der  der  ernsten  Prüfung  wert  ist  (s.  oben  S.  358).  — 

Dolles  (1897a,  S.  262)  meint,  daß  man  vielleicht  durch  künstliche  Ver- 
mehrung von  Ameisenhaufen  den  Rüsselkäfer  von  den  Kulturobjekten  ab- 
halten könne. 

Da  die  Saatkrähen  eifrige  Rüsselkäfer -Vertilger  sind,  so  kann  sich  die 
Pflege  von  Saatkrähenkolonien  in  großen  Wäldern  als  nützlich  erweisen 
(Eckstein  i.  1.). 

Verschiedentlich  wird  der  Hühnereintrieb  empfohlen,  da  die  Hühner 
die  Rüsselkäfer  gerne  und  gierig  aufnehmen.  Es  ist  aber  leicht  einzusehen,  daß 
diese  Methode  der  biologischen  Bekämpfung  im  größeren  Forstbetrieb  kaum  durch- 
führbar ist  (Scheidter   19 15). 

Endlich  soll  auch  das  Aushüten  der  Kulturen  mit  Schafen  nach 
mehreren  Berichten  aus  der  Praxis  eine  gute  Wirkung  haben,  insofern  als  die 
Rüsselkäfer  wahrscheinlich  durch  den  scharfen  Geruch  der  Schafe  und  ihres  Mistes 
aus  den  Kulturen  vertrieben  werden.  In  verschiedenen  Berichten  werden  dieser 
Methode  ausgezeichnete  Erfolge  nachgerühmt.  Abgesehen  davon,  daß  man  nicht 
überall  die  nötige  Anzahl  Schafe  zur  Stelle  hat,  darf  doch  auch  die  Gefahr  des 
Verbeißens  und  Zertretens  der  jungen  Pflanzen  seitens  der  Schafe  nicht  außer 
acht  gelassen  werden.  Dazu  kommt,  daß  die  Rüsselkäfer  nur  lokal  vertrieben, 
nicht  aber  in  ihrer  Zahl  vermindert  werden,  so  daß  dem  Mittel  kein  höherer 
Wert  beizumessen  ist  (vgl.  Borggreve  1881,  v.  Lips  1855,  Oswald  191 1, 
Scheidter   19 15). 

Damit  ist  das  Kapitel  biologischer  Bekämpfung  erschöpft.  Es  ist  bis  jetzt 
nur  wenig  in  dieser  Richtung  geschehen.  Ob  überhaupt  auf  dem  Weg  der  bio- 
logischen Bekämpfung  dem  Rüsselkäfer  wirksam  beizukommen  ist,  kann  nur  durch 
ein  eingehendes  Studium  aller  seiner  Feinde  entschieden  werden. 

Zusammenfassung  (Bekämpfung). 

Wir  haben  heute  noch  kein  Allheilmittel  gegen  den  Rüsselkäfer.  Es  ist 
auch  sehr  zweifelhaft,  ob  wir  jemals  mit  einem  einzigen  Mittel  auskommen  werden. 
So  müssen  wir  heute  die  verschiedenen  Wege,  die  zu  einer  Milderung  der  Ge- 
fahr führen,  kombinieren,  um  auf  diese  Weise  die  Wirkung  möglichst  zu  erhöhen. 

An  erster  Stelle  heißt  es:  Sammeln,  sammeln  und  immer  wieder 
sammeln,  ohne  Unterlaß,  jedes  Jahr  und  die  ganze  Saison  hindurch,  sowohl 
auf  den  Kulturen  als  auf  den  Schlagflächen,  mit  allen  nur  zur  Verfügung  stehen- 
den Mitteln:  Fangrinden,  Fangstöcken,  Fangkloben,  Fanggräben  und  -löchern  (je 
nach  Holzart,  Örtlichkeit  usw.);  daneben  können  auch  Brutknüppel  zur  Ver- 
nichtung der  Brut  verwendet  werden. 

Wird  das  Sammeln  konsequent  und  gründlich  durchgeführt,  so 
kann  der  Schaden  auf  ein  geringes  Maß  reduziert  werden. 


^yS  Coleoptera.   —   ",  Familienreihe:   Rhynchophora. 

Durch  Baum-  oder  Stockrodung  werden  dem  Rüsselkäfer  viele  Brut- 
plätze entzogen,  durch  verzögerte  Stockrodung  außerdem  viel  Larven  usw. 
vernichtet. 

Wo  natürliche  Verjüngung  möglich  ist,  ist  zu  ihr  zurückzukehren. 

Wo  diese  nicht  möglich  ist,  verdient  die  Saat  den  Vorzug  vor  der  Pflanzung. 

Bei  Pflanzungen  sind  nur  kräftige  Pflanzen  zu  verwenden;  Ballen- 
pflanzung ist  besonders  zu  empfehlen. 

Die  jungen  Pflanzen  in  den  frischen  Kulturen  können  durch  Rinden- 
schutz (Leimanstrich,  Schlemmen  mit  Lehm  usw.)  vor  Rüsselkäferangriff"en  be- 
wahrt werden. 

Endlich  sollte  auch  die  Forsteinrichtung  auf  die  Rüsselkäfergefahr  ein- 
gestellt werden.  Neue  Hiebe  sollten  erst  wieder  nach  6  —  lo  Jahren,  wenn  die 
erste  Kultur  der  Rüsselkäfergefahr  entwachsen  ist,  an  diese  sich  anreihen. 

Sch'agruhe   hat   wenig  Wert,   bedeutet  dagegen  großen  Zu  wachs  Verlust. 

Bezüglich  der  Möglichkeit  einer  biologischen  Bekämpfung  müssen 
erst  noch  eingehende  Studien  gemacht  werden. 


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(Referat  in  F.  Zbl.  1909,  S.  338—340). 
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günstige  Wirkung  des  Terpentinanstrichs). 
Lips,  v.,   1854,  Der  große  Rüsselkäfer  {Curcidio  pini).   —  In:  Smolers  Vereinsschr.  f.  Forst-, 

Jagd-  u.   Naturkunde,   Heft   18,  S.  55—65. 


Tgo  Coleoptera.   —    7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 

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In:  Jhrb.   Schles.  Forstvereins,  S.  29 — 47   (Über  Laubholzfraß  von  Hylobius). 
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—  1887,  Zur  Rüsselkäferfrage.   —  In:  Ebenda  XIX,  S,  344 — 362, 

—  1892,  Bruthölzer  gegen  Hylobius  abietis.    —  In:  Z.  f.  F.  u.  Jw.,  S.  297 — 315. 
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In:  F.  Zbl.,  S.  114 — 125   u.   270  —  284. 
Schember,    1868,  Über  Rüsselkäferschaden.   —  In:  A.  F.  u.  J.  Z.,  S.  361 — 366  {Hylobius  an 

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Wiederhold,    1891,  hylobius  pinastri.   —  In:  Z.  f.  F.  u.  Jw.,  S.  748  —  749. 
Wülker,  G..    1922,  Die  Parasiten  und  Feinde  des   großen    braunen    Rüsselkäfers.  —  In:   Z.  f. 

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bis  26  u.  Heft  37,  S.  48-57. 
Zimmer,  A.,   1879,  Neue  Methode,  Rüsselkäfer  zu  fangen.    —    In:  F.  Zbl.  (Fangflaschen   mit 

Terpentin). 


Curculionidae,   —   Langrüßler.      Cleonus  glaucus.  ^gj 

7c 5^    Cleonus  glaucus  F.  (=  turbatus  Fahr.). 
(Großer  grauer  oder  weißer  Rüsselkäfer.) 

Der  „große  graue  Rüßler"  (Abb.  179J  wird  besonders  in  Norddeutschland 
auf  sandigem  Boden  zuweilen  in  Unmassen  in  den  Käfergräben  zusammen  mit 
Hylobius  abietis  gefangen.  Dies  war  der  Grund,  warum  ihn  Ratzeburg  (S.  138) 
in  die  Forstentomologie  einführte.  Über  seine  forstliche  Bedeutung  war  sich  Ratze- 
burg nicht  klar.  Er  führt  nur  eine  Beobachtung  Klockmanns  an,  wonach  in 
einer  Kiefernpflanzung,  in  der  (in  Fanggräben)  ca.  3000  Cleo?ius  gefangen  wurden, 
an  vielen  Pflanzen,  die  anscheinend  gesund  waren,  die  Nadeln  gelb  wurden  und 
auch  die  Entwicklung  der  Maitriebe  zögerte. 

Es  liegt  nahe,  diese  beiden  Erscheinungen  in  ursächlichen  Zusammenhang 
zu  bringen.  Um  so  mehr  als  Lang  (1882)  durch  Zucht  nachgewiesen  hat,  daß 
die  Larven,  wie  die  der  Kurzrüßler,  frei  im  Boden  leben  und  von  jungen 
Kiefernwurzeln  sich  nähren.  —  Die  Käfer  scheinen 
nach  Zwingerversuchen  Klockmanns  und  Eck- 
steins (1883)  oberirdisch  an  der  Rinde  besonders 
der  Maitriebe  und  den  Nadeln  zu  fressen. 

Nehmen  wir  diese  wenigen  bis  heute  vor- 
liegenden Beobachtungen  zusammen,  so  liegt  die 
Vermutung  nahe,  daß  Cleonus  bezüglich  seines 
forstlichen  Verhaltens  den  Kurzrüßlern,  denen  er 
ja  auch  systematisch  nahe  steht,  an  die  Seite  zu 
stellen  ist. 

Um  volle  Klarheit  zu  schaffen,  müssen  erst 
noch  eingehende  Beobachtungen    über   den  durch 
sein    stellenweise    sehr    häufiges    Vorkommen     im      Abb.  179.      Cleonus    glaucus   F. 
\\T   ij  ff  11      j         n-oi  ..  11.L  j  (Großer  grauer  oder  weißer  Rüssel- 

Walde  auffallenden  Rußler  angestellt  werden.  käfer.)  —  Original. 

Andere  Cleonus- h.x\.en  können  landwirtschaft- 
lich sehr  schädlich  werden.  So  stellt  Cleonus  punctiventris  Germ,  einen  der 
schlimmsten  Rübenschädlinge  im  Südosten  Europas  (Ungarn  und  besonders  Ruß- 
land) dar,  dessen  Imago  die  Blätter  der  eben  aufgehenden  Rübensaat  und  später 
auch  der  älteren  Rüben  befrißt,  während  die  Larve  die  Wurzeln  zerstört. 
(Jablonowski   1909.) 

Literatur. 

Altum,   1897,   Die  „weißen  Rüsselkäfer",    Cleonus  turbatus  Fahr.  u.  sulcirostrts  L.    —    In: 
Z.  f.  F.  u.  J.,  S.  355. 

—  1899,    Cleonus  turbatus  ein  Kulturfeind  ?  —  In:  Ebenda,  S.  225. 

Eckstein,   1888,  Der  weiße  Kiefernrüsselkäfer,    Cleonus  turbatus  Fahr.  —  In:  Z.  f.  F.  u.  J., 
S.  628. 

—  1893,  Die  Kiefer  und  ihre  tierischen  Schädlinge,  Berlin,  S.  14. 
Jablonowski,   1909,  Tierische  P'einde  der  Zuckeirübe,  Budapest,  S.  33 — 135. 

Lang,   1882,  Zur  Biologie  des  „weißen  Kienrüsselkäfers".   —  In:  F.  Zbl.,  S.   502  —  504. 

Gattung  Pissodes  Germ. 
Die  Pissodes,  besonders  die  größeren  Arten,  ähneln  in  ihrem  Aussehen  den 
kleineren  Stücken  von  Hvlohius.     Wie    diese   haben    auch    die  PissodeS'Kx\.&!\    die 


382 


Coleopteia,  —    7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


„Rindenfärbung"  (heller  oder  dunkelbraun  mit  hellen  Flecken  oder  Binden).  Sie 
lassen  sich  aber  von  Hylobius  ohne  weiteres  unterscheiden  durch  die  abgerundeten, 
nicht  hervortretenden  Schultern  und  die  Insertion  der  Fühler  in  der  Mitte  des 
Rüssels  (bei  Hylobius  der  Spitze  genähert)  (Abb.  i68a  u.  b,  S.  335). 

Auch  in  der  Lebensweise  bestehen  manche  Ähnlichkeiten  wie  die  Ent- 
wicklung der  Larve  (Abb.  180A  u.  199  A,  a,  S.  412)  unter  der  Rinde  von  Nadel- 
hölzern, die  Langlebigkeit  des  Käfers,  die  andauernde  Fortpfianzungsbereitschaft  usw. 

Dagegen  existieren  auf  der  anderen  Seite  prinzipielle  Unterschiede  in 
der  Lebensweise,  die  sich  besonders  deutlich  in  forstlicher  Beziehung  aus- 
werten: während  bei  Hylobius  der  Larvenfraß,  da  er  in  Wurzeln  von  Stöcken  statt- 
findend, forstlich  indifferent  ist,  ist  bei  Pissodes  gerade  der  Larven  fr  aß  das 
forstlich  bedeutungsvolle  Moment,  da  er  unter  der  Rinde  lebender 
Bäume  geschieht  und  so  letztere  in  ihrer  Lebenskraft  schwer  schädigen,  bezw. 
zum  Absterben  bringen  kann.    Während  ferner  bei  Hylobius  der  Käferfaß  äußerst 


^1  B  C 

Abb.   180.     Larve  (A)  und  Puppe  (B  und  C)  von  Pissodes.  —  Nach  Hopkins. 


schädlich  ist  (durch  schwere  Verwundungen  und  Abtöten  der  jungen  Kultur- 
pflanzen), kommt  bei  Pissodes  der  Käferfraß  forstlich  nur  wenig  in  Be- 
tracht, da  er  nur  gering  und  meist  an  weniger  empfindlichen  Teilen  älterer 
Pflanzen  stattfindet. 

Die  Lebensweise  der  meisten  Pissodes- Arten  (mit  Ausnahme  von  Pissodes 
validirostris)  ist  in  ihren  Grundzügen  ziemlich  übereinstimmend.  Die  Eier  werden 
in  die  Rinde  von  Nadelholzstämmen  abgelegt.  Die  ausschlüpfenden  Larven 
fressen  sich  bis  auf  den  Splint  durch  und  machen,  diesen  kaum  berührend,  all- 
mählich breiter  werdende  geschlängelte  Larvengänge,  die  stets  in  einer 
charakteristischen,  teilweise  in  den  Splint  eingreifenden  Puppenwiege 
mit  Spanpolster  enden  (s.  Abb.  186  u.  193  A).  Sind  mehrere  Eier  an  einer 
Rindenstelle  abgelegt,  so  gehen  von  dieser  Stelle  die  Larvengänge  strahlig  auseinander; 
dieser  „Strahlen fraß"  (Abb.  181)  kann  alsdann,  allerdings  nur  bei  oberflächlicher 
Betrachtung,  mit  Borkenkäfer- Fraßfiguren,  namentlich  mit  Sterngängen  verwechselt 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Gattung  Pissodes. 


383 


w^l 


werden.  Bei  genauerem  Zusehen  ist  jedoch  eine  Verwechslung  ausgeschlossen :  die 
Püsodes-FTa&gänge  sind  Larvengänge,  sie  werden  also  allmählich  stärker^,  die  Stern- 
gänge der  Borkenkäfer  sind  Muttergänge  und  bleiben  dementsprechend  gleich 
breit,  außerdem  gehen  von  ihnen  erst  sekundär  die  Larvengänge  ab.  Bei  sehr 
starker  Besetzung  eines  Stammes  gehen  die  Gänge  oft  wirr  durcheinander,  so  daß 
der  hier  geschilderte  Fraßbildhabitus  mehr  oder  weniger  undeutlich  werden  kann. 
In  allen  Fällen  sind  die  Spanpolster  der  sicherste  Anhaltspunkt,  deren 
Vorhandensein  selbst  in  kleinen  Rindenstücken,  in  denen  nur  wenig 
Gangfragmente  vorhanden  sind, 
die  sichere  Diagnose  ermög- 
licht. Sie  sind  kokonartig  und  mehr 
oder  weniger  tief  in  den  Splint  (selten 
mehr  in  die  Rinde)  versenkt  und  daher 
meist  weißlich  oder  gelblich.  In  ihnen 
findet  die  Verpuppung  statt,  und 
in  ihnen  verfärbt  sich  auch  der  Käfer, 
der  sie  schließlich  durch  ein  kreis- 
rundes Flugloch  verläßt  (s.  Abb.i93A). 

Über  die  Generations- 
verhältnisse herrschten  (wie  bei 
Hylobius)  längere  Zeit  starke  Mei- 
nungsverschiedenheiten: eine  dop- 
pelte, I  jährige,  i  ^/g jährige  und 
2  jährige  Generation  wurde  von  den 
verschiedenen  Autoren  vertreten,  bis 
ziemlich  gleichzeitig  durch  Nüsslin 
(1897)  und  Mac  Dougall  (1898) 
die  Frage  experimentell  und  durch 
Beobachtung  im  Freien  geklärt  wurde. 
Die  Verschiedenheit  der  Meinungen 
rührte  hauptsächlich  daher,  daß  man 
zu  jeder  Zeit  die  verschiedenen  Ent- 
wicklungsstadien antraf  —  was  von 
den  verschiedenen  Autoren,  je  nach 
ihrem  Standpunkt  zur  Generations- 
frage    überhaupt,    anders     ausgelegt 

wurde.  Nüsslin  und  Mac  Dougall  konnten  dagegen  nachweisen,  daß  dieses 
Nebeneinander  der  verschiedenen  Stadien  auf  zwei  Eigenschaften  (die  wir  auch 
schon  bei  Hylobius  kennen  gelernt  haben)  beruht,  nämlich:  der  Langlebigkeit 
des  Käfers  und  der  steten  Fortpflanzungsbereitschaft  des  Mutterkäfers. 

Die  Gesamtergebnisse  der  beiden  Autoren,  die  wohl  für  alle  Pissodes- kx\.&v^ 
Geltung  haben,  lassen  sich  folgendermaßen  zusammenfassen: 

I.    Die  Käfer   sind  in  hohem  Maße  langlebig,    bis    zu  2 — 3  maliger  Über- 
winterung. 


t^ 


Abb.    181.     Strahlenfraß    von  Pissodes   pini  L. 
der  Rinde,      '/g   natürl.   Größe.   —  N. 


384 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophon 


2.  Sie    sind    ungeschwächt    fortpflanzungsfähig    von  Anfang    bis    Ende    der 
Saison,    selbst  im  Fall  einer  nur   einmaligen   im  Frühjahr  vollzogenen  Begattung. 

3.  Sie  erzeugen  deshalb  die  ganze  Saison  hindurch  sukzessiv   immer   neue 
Brüten. 

4.  Die  Entwicklung  der  Brüten  geht  sehr  rasch  vor  sich;  sie  dauert,  wenn 
sie  in  die  Sommermonate  fällt,  1Y2  — 4V2  Monate  (je  nach  Temperatur  und  Zeit- 
punkt der  Eiablage).  Wenn  sie 
dagegen  in  die  Wintermonate 
fällt,  zieht  sie  sich  infolge  längeren 
Stillstandes  auf  7— n  Monate 
hinaus.  ^' 

5.  Infolge  dieser  beiden 
letzten  Momente  kommen  das  ganze 
Jahr  über,  d.  h.  vom  Frühjahr  bis 
in  den  Spätherbst,  Jungkäfer  aus. 


Anh. 


A  B 

Abb.  182.  Weibliche  Geschlechtsorgane  von  Pissodes.  A  unreif,  B  reif,  nach  geschehener 
Begattung  und  Eiablage.  Keimf.  Keimfach,  Eir.  Eiröhren,  Eik.  Eikelch,  Reo.  Receptaculum, 
Anh.  Anhangsdrüse  des  Receptaculums,  Ut.  Uterus,  corp.  1.  Corpora  lutea.  Die  Corpora  lutea 
bilden  sich  durch  Zerfall  aus  den  zur  Bildung  der  Eischale  nicht  völlig  verbrauchten  Zellen;  sie 
bleiben  zeitlebens  als  gelbliche  Massen  bestehen  und  stellen  ein  sicheres  Zeichen  dar,  daß  das  $ 
schon  Eier  abgelegt  hat.   —  Nach  Nüsslin. 


6.  Die  aus  Sommerlarven  mit  kurzer  Entwicklungsdauer  entstehenden 
Käfer  haben  noch  völlig  unreife  Geschlechtsorgane  (Abb.  182),  sie  bedürfen  daher 
noch  einer  längeren  Zeitperiode  zur  Erlangung  der  Geschlechtsreife, 
so  daß  die  meisten  dieser  Käfer  erst  nach  der  Überwinterung  zur  Fortpflanzung 
kommen,  also  trotz  der  kurzen  Entwicklungsdauer  eine  einjährige  Generation 
haben.  Nur  ausnahmsweise,  bei  ganz  besonders  günstiger  Witterung,  die  schon 
einen  sehr  frühen  Beginn  der  Brüten  ermöglicht,  kann  es  vielleicht  vorkommen, 
daß  eine  2.  Generation  entsteht. 

7.  Die  aus  überwinternden  Larven  mit  langer  Entwicklungsdauer  kommenden 
Käfer  besitzen  wesentlich  reifere  Geschlechtsorgane  (die  Entwicklung  der  Genitalien 


Curculionidae.   —  Langrüßler.     Gattung  Pissodes.  '^Ss 

scheint  hier  im  Innern  der  Polsterwiege  vor  sich  zu  gehen)  und  bedürfen  infolge- 
dessen einer  entsprechend  kürzeren  Reifungszeit,  so  daß  diese  Käfer  also  trotz 
der  langen  Entwicklungsdauer  ebenfalls  eine  einjährige  Generation  haben. 

8.  So  kommt  also  der  Hauptmasse  der  Pissodes-Individuen 
normalerweise  eine  einjährige  Generation  zu. 

9.  Da  der  Beginn  der  Generationen  in  die  verschiedensten  Zeiten  von 
Frühjahr  bis  Herbst  fallen  kann,  so  ergibt  sich  ein  regelloses  Durch-  und 
Nebeneinander  der  verschiedenen  Stadien  (Larve,  Puppe  und  Käfer), 
so  daß  fast  zu  jeder  Zeit  gleichzeitig  alle  Stadien  nebeneinander  angetroffen 
werden  können,  i) 

Diese  hier  geschilderten  Generationsverhältnisse  bedeuten  für  den  Wald 
eine  stetig  drohende  Gefahr  und  verlangen  dementsprechend  die 
stetige  Aufmerksamkeit  des  Forstmanns  bezw.  eine  ständige  Abwehr- 
bereitschaft. 

Die  Pissodes  sind  im  allgemeinen  sekundär  und  belegen  nur  schlecht- 
wüchsiges  oder  kränkelndes  Material.  In  durch  Waldbrand  angesengten  Kulturen 
oder  durch  Hüttenrauch  geschwächten  oder  stark  an  Pilzen  kränkelnden  Beständen 
stellen  sie  sich  regelmäßig  ein,  ebenso  nach  Nonnen-,  Spinner-  und  Spannerfraß  usw. 

Sie  können  jedoch  unter  besonders  günstigen  Vermehrungsverhältnissen  bei 
Mangel  von  solchem  Brutmaterial  in  der  Fortpflanzungsnot  auch  gesunde 
Bäume  befallen  und  so  Kalamitäten  primärer  Natur  herbeiführen. 

Die  Förtpflanzungsziffer  der  Pissodes  -  hxXQXi  scheint  eine  ziemlich 
hohe  zu  sein.  Erzielte  doch  Nüßlin  (1897,  S.  452)  mit  den  ärmlichen  Mitteln 
einer  Zwingerzucht  bei  nur  periodischer  Zugabe  neuer  Bruthölzer  von  nur 
4  Mutterkäfern  den  ganzen  Sommer  über  fast  täglich  Nachkommen,  an  ver- 
einzelten Tagen  bis  zu  12  Stück!  „Zu  welcher  Größe  mag  erst  die  Zahl  der 
Nachkommen  in  der  freien  Natur  anwachsen  können,  wo  zahlreiche  Mutterkäfer 
vom  ersten  Frühjahr  an  zur  Fortpflanzung  bereit  sind,  falls  ihnen  das  Brutmaterial 
täglich,  ja  stündlich  zu  Gebote  stehen  sollte!" 

Zum  Glücke  aber  für  den  Forstmann  steht  den  Pissodes  ein  großes  wirksames 
Heer  von  natürlichen  Feinden  gegenüber,  die  die  Vermehrung  stark  beschränken. 

Unter  den  Vögeln  sind  es  hauptsächlich  die  Spechte  (Bunt-  und  Schwarz- 
specht), die  den  Larven  unter  der  Rinde  nachstellen.  Fast  überall,  wo  Pissodes 
sind,  findet  man  Spechteinschläge.  Ja,  die  letzteren  machen  den  Forstmann 
häufig  erst  auf  das  Vorhandensein  der  Schädlinge  aufmerksam. 

Von  räuberischen  Arthropoden  kommen  iüx  Pissodes  vielfach  die  gleichen 
in  Betracht  wie  für  Hylobius  (s.  oben  S.  356 ff),  besonders  auch  wieder  die 
Elateriden- Larven,  die  des  öfteren  auch  von  mir  beim  Verzehren  von  Pissodes- 
Brut    angetroffen   wurden.      Ratzeburg   (F.  36)   und    Eckstein   (1907)   nennen 


')  Bei  Hylobius^  der  auf  Stöcke  angewiesen  ist,  ist  die  ebenfalls  ursprünglich  vorhandene 
Regellosigkeit  durch  das  auf  bestimmte  Zeitabschnitte  konzentrierte  Massenangebot  von  Brut- 
plätzen (Kahlschlagwirtschaft)  in  eine  gewisse  zeitliche  Ordnung  gebracht  worden.  Bei  Pissodes. 
der  in  lebenden  Bäumen  brütet,  steht  das  ganze  Jahr  über  Brutmaterial  in  gleichem  Maße  zur 
Verfügung. 

Escherich,  Forstinsekten.     11.   Ed.  25 


•236  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

außerdem  als  Feind  der  Pmodes-Larven  und  -Puppen  den  Cleriden   Opi7o  mollis  L. 
(siehe  oben  S.   181). 

In  erster  Linie  unter  den  Feinden  stehen  aber  die  Schmarotzerinsekten, 
die  in  zahlreichen  Arten  und  großer  Individuenzahl  bei  den  verschiedenen  Pissodes- 
Arten  angetroffen  bezw.  aus  ihnen  gezogen  wurden.  Führt  doch  Ratzeburg 
nicht  weniger  als  3   Dutzend  verschiedene  Schlupfwespenarten  i)  an,  nämlich: 

Die  Ichneumoniden:  Pimpla  terebrans,  laticeps  und  linearis,  Ephialtes  earbonarizis, 
Hemiteles  melanarius,  modeshis,  Neurateies  papyraceus,  XQrides  crassipes^  hereymanus  (?), 
ferner 

die  Braconiden:  Brachistes  atricornis,  ßrmus  und  robustus^  Sigalphus  cureulionum^ 
striatulus,  Bracon  disparator,  incompletus^  labrator^  palpebrator  und  sordidator,  Microdus 
abseissus^  Spathius  brevtcaudis  und  endlich 

die  Chalcididen:  Eupehnus  a^ureus^  Eury tomus  spez.,  ischioxanthus  (?),  Pteromalns 
aemulus.  clavatus,  Dahlbomii,  guttatus,  lunula,  pellucens^  siispensus  und  virescens.  — 
Schmiedeknecht  nennt  außerdem  noch  Pimpla  instigator. 


TA 


B  C 

83.     Verschiedene  bei  Pissodes  schmarotzende  Schlupfwespen.     A   Pimpla  instigator, 
B  Pteromalus  guttatus,  C  Bracon  palpebrator.  —  Aus  Ratzeburg. 

Über  eine  wohl  der  häufigeren  Schlupfwespen  Bracon  [Habrobracon]  sordi- 
dator Rtzb.  berichtet  Kleine  (1908)  interessante  biologische  Einzelheiten:  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  lebt  die  Larve  dieser  Schlupfwespe  ektoparasitisch  auf 
den  Pissodes-'Lzrven.  (wie  auch  Bracon  hylobii  [siehe  oben  S.  358]  und  vielleicht 
überhaupt  die  meisten  der  an  Rinden-  und  Holzinsekten  schmarotzenden  Schlupf- 
wespen). Zweifellos  findet  die  Belegung  sehr  zeitig  statt,  vielleicht  schon  während 
des  Eistadiums  des  Wirtstieres,  jedenfalls  aber  zu  einer  Zeit,  wo  die  Wirtslarven 
noch  sehr  klein  sind  und  eben  mit  dem  Fressen  ihrer  Gänge  beginnen;  und  zwar 
benutzt  das  Bracon  -  ?  dazu  wohl  die  vom  Käfer  in  die  Rinde  gebohrten  Eilöcher 
und  bringt  auf  diesem  Weg  seine  Eier  an  die  Eier  oder  kleinen  Larven  des 
Wirtes.  Es  geht  dies  daraus  hervor,  daß  das  Fraßbild  gewöhnlich  schon  von 
Anfang  an  eine  anormale  Ausbildung  zeigt  —  als  Folge  des  anormalen  Zu- 
standes  der  parasitierten  Wirtslarven.  „Die  Larven  sind  von  Anfang  an  in  ihrer 
ganzen  Lebensweise  irritiert  und  diese  Unruhe  und  Unbestimmtheit  überträgt 
sich  auch  auf  die  Fraßfigur."    Die  unter  dem  Parasitismus  ausgebildete  Fraßfigur 


^)  Da  die  systematische  Differenzierung  der  Pissodes-Arten  zu  Ratzeburgs  Zeiten  noch 
nicht  so  scharf  durchgeführt  war  wie  heute,  so  führe  ich  die  Schlupfwespenarten  nicht  nach  den 
Wirtstieren  getrennt  an,  zumal  wohl  auch  die  meisten  der  genannten  Parasiten  bei  den  ver- 
schiedenen Arten  zugleich  vorkommen. 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Gattung  Pissodes.  -jg? 

erlangt  gewöhnlich  nur  einen  Bruchteil  der  normalen  Fraßfigur  (Abb.  184).  Würde 
eine  Belegung  erst  später,  wenn  die  Larven  schon  größer  sind  und  sich  schon 
von  dem  gemeinsamen  Eibezirk  weiter  entfernt  haben,  durch  die  Rinde  statt- 
finden, so  wäre  es  wohl  kaum  möglich,  daß  alle  Larven  innerhalb  einer  Fraßfigur 
mit  einer  so  tödlichen  Sicherheit  getroffen  würden;  denn  es  ist  tatsächlich  eine 
Seltenheit,  daß  die  eine  oder  andere  Larve  eines  Fraßbildes  verschont  bleibt. 
Gewöhnlich  kommt  nur  je  eine  Bracon-Yjaw^  auf  jede  Pissodes -IjaLZv^.  Das 
Wachstum  der  Parasiten- Larve  beansprucht  ca.  8  Wochen;  dann  spinnt  sie  ihren 
Kokon  am  Ende,  oder  etwas  vor  dem  Ende  des  Gangs  an  eben  derselben 
Stelle,  an  welcher  die  Wirtslarve  verendet  ist.  Letztere,  resp.  ihre  Reste  liegen 
vor  dem  Kokon  als  etwa  stecknadelkopfgroßer  glänzender  Körper  von  gelbbrauner 
Farbe.  In  dem  Kokon  verharren  die  meisten  Larven  noch  bis  Ende  März; 
erst  dann  verpuppen  sie  sich,  um  schon  nach  wenigen  Wochen  auszuschlüpfen. 
Nur  wenige  Wespen  schlüpfen  schon  im  Herbst  aus.  Die  Wespe  nagt  durch 
den  Kokon  und  die  Rinde  ein  stecknadelkopfgroßes  kreisrundes  Loch  und  bohrt 
sich  so  den  Weg  ins  Freie.  Zuerst  erscheinen  die  dd,  erst  nach  2 — 3  Wochen 
die  ??,  die  an  Lebensdauer  die  66  weit  übertreffen.  „Kaum  sind  die  ??  ent- 
schlüpft und  hat  das  Zusammenleben  vielleicht  eine  Woche  gedauert,  so  findet  man 
die  66  tot,  während  die  $2  sich  aufmachen,  um  die  Eier  an  ihre  Opfer  zu  bringen." 


Abb.    18^.    Anormale  Fraßgänge    von    parasitierten  Pissodes -Larven.     Die   schwarzen  Abschnitte 

stellen    die  Parasitenkokons  dar.     In   den    beiden  unteren  Gängen    sieht   man   an   den  Enden    die 

verendeten  Wirtslarven.   —  Nach  Kleine. 

Über  die  vielen  der  anderen  oben  genannten  Arten  wissen  wir  biologisch 
noch  sehr  wenig;  es  liegt  also  hier  noch  ein  großes  Feld  für  den  an- 
gewandten Entomologen  vor,  seinen  Forschertrieb  zu  betätigen. 

Die  Bekämpfung  besteht  in  der  Hauptsache  in  dem  Radikalmittel  der 
rechtzeitigen  Entfernung  der  befallenen  Pflanzen  bezw.  Bäume  und  Vernichten 
der  darin  befindlichen  Brut;  daneben  Absammeln  der  Käfer  (direkt  oder  mit 
Fangkloben,  Leimringen  usw.).  Die  Bekämpfungsmaßnahmen  haben  entsprechend 
dem  oben  entworfenen  Bild  von  den  Generationsverhältnissen  die  ganze  Saison 
über  vom  April  bis  Oktober  unausgesetzt  in  Anwendung  zu  bleiben.  Da  es  sich 
um  sekundäre  Schädlinge  handelt,  muß  unser  Augenmerk  vor  allem  auch  auf 
Beseitigung  der  primären  Ursachen  gerichtet  sein. 

Nach  der  obigen  systematischen  Übersicht  (siehe  S.  337)  kommen  in 
unseren  Wäldern  im  ganzen  7  Arten  vor.  Diese  stimmen  zwar  in  den  Grund- 
zügen der  Biologie  (Generationsverhältnisse,  sekundäre  Natur  usw.)  mehr  oder 
weniger  miteinander  überein,  so  daß  ich  mich  in  dieser  Beziehung  kurz  fassen 
kann;  anderseits  aber  zeigt  jede  der  7  Arten  ihre  besonderen  forstlich  biologischen 
Eigentümlichkeiten,  die  eine  gesonderte  Behandlung  erfordern. 

25* 


388 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Bezüglich  ihres  Vorkommens  an  den  verschiedenen  Holzarten  verhalten  sie 
sich  folgendermaßen: 
An  Kiefer. 

An  Stamm  und  Ästen: 
Pissodes  notatus  ¥.,    vorzugsweise    in    (3  —  15jährigen)    Kulturen,    mitunter 


Abb.   185.     Die  verschiedenen  Pissodes  -  Arten.     A  piceae  111.,  B  notatus  F.,  C    pini  L.. 
D  validirostris  Gyll,  E  harcyniae  Hrbst.,  F  piniphilus  Hrbst.  —  Aus  Eckstein. 


auch  an  älteren  30jährigen,  ja  sogar  120jährigen  Kiefern  (auch  Schwarz-,  See- 
uiid   Weymouthskiefern);  ausnahmsweise  auch  in  Fichten  und  Lärchen. 

Pissodes  piniphilus  Hbst,  vorzugsweise  in  30 — 40jährigem  Stangenholz 
(dann  auch  in  der  Spiegelrindenregion  und  den  Ästen  älterer  Kiefern). 

Pissodes  pini  L.,  vorzugsweise  in  der  Kronenregion  älterer  Kiefern,  an 
Weymouthskiefern  am  ganzen  Stamm,  an  Krummholzkiefern  an  Ästen  (ausnahms- 
weise auch  an  Fichten  und  jungen  Kiefern). 


Curculionidae.    —   Langrüßler.      Gattung  Pissodes. 


In  den  Zapfen: 
Pissodes  validirosiris  Gyll, 

An  Fichte: 

Pissodes  hanyniae  Hbst. 

Pissodes  scabricollis  Mill. 


An  Tanne: 

Pissodes  piceae   111. 


An   Kiefer. 

f^2i  Pissodes  notatus  F. 

Kiefernkulturpissodes. 

Beschreibung:  s.  oben  S.  338 
und  Abb.  185  B. 

Die  geographische  Ver- 
breitung erstreckt  sich  über 
ganz  Europa;  Gebirgslagen 
scheint  er  nicht  zu  lieben.  Die 
Hauptbrutpflanze  ist  die 
Kiefer  (auch  Schwarz-,  See- 
und  Weymouthskiefer)  im 
jugendlichen  Alter  von  3  bis 
15  Jahren.  Doch  ist  er  auch 
schon  an  älteren  Bäumen,  ja 
sogar  in  100  — 120  jährigem 
Altholz  verderblich  aufgetreten 
(Mocker  1903).  Einige  Male 
wurde  seine  Brut  auch  in 
jungen  Fichten  und  Lärchen 
gefunden  (Nördlinger  S.  18, 
Judeich  1869,  Anonymus  1 9 1  o). 
Auch  in  Kiefernstöcken,  Scheit- 
holz usw.  vermag  er  sich  zu 
entwickeln. 

An  demnormalen  Brut- 
material, d.  h.  an  jungen 
Kiefernpflanzen,  werden  die 
Eiergewöhnlichanden  unteren 
Quirlen  in  Anzahl  an  einer 
Stelle  der  Rinde  abgelegt.  Die 
davon  ausgehenden  Larven- 
gänge ziehen  dicht  gedrängt  in 
leicht    geschlängeltem    Verlauf 


Abb.    186.      Pissodes    notatus    F.',     rechts:    geschlossene, 

links:    bereits    verlassene    Puppenwiegen.    —    Natürl.  Gr. 

Original.     (Phot.  Scheidter.) 


nach  abwärts,  um  über  dem  Wurzelknoten  in  tiefen  bis  ins  Holz  eindrmgenden, 
muldenförmigen,  elliptischen  Puppenwiegen  zu  enden,  die  mit  langfaserigen  Nage- 
spänen ausgepolstert  und  oben  verstopft  sind.  Der  fertige  Käfer  frißt  sich  durch 
ein   kreisrundes  Loch   durch   den  Spankokon    und    die  Rinde   nach  außen  durch. 


^go  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Ist  Stärkeres  Brutmaterial  mit  Brut  belegt  worden,  so  gehen  die  Larven- 
gänge strahlenförmig  auseinander  und  bekommt  also  das  Fraßbild  die  für  Pissodes 
so  charakteristische  strahlige  Form. 

Bezüglich  Dauer  und  zeitlichem  Ablauf  der  Entwicklung  gelten  die  oben 
(S.  383 — 385)  geschilderten  Generationsverhältnisse. 

Der  Imaginalfraß  tritt  gegenüber  den  Erscheinungen  des  Larvenfraßes 
stark  zurück.  Der  Käfer  frißt  gewöhnlich  an  den  Trieben  und  Zweigen  der 
Brutpflanzen  zur  Saftzeit  und  zwar  nicht  platzend  (wie  bei  Hylobius),  sondern  in 
der  Weise,  daß  er  tiefe  Löcher  in  die  Rinde  nagt,  wobei  er  seinen  Rüssel 
fast  bis  an  die  Augen  einbohrt. 

Die  Erkennung  des  notatus-'Qei'Als  ist  nicht  schwierig.  Die  betreffenden 
Pflanzen  verraten  sich  meist  durch  Verwelken  der  Triebe  und  Nadeln  und  Rot- 
werden der  letzteren.  Eine  Untersuchung  der  unteren  Partien  der  Stämmchen 
wird  ferner  sofort  unzweifelhaft  kund  tun,  ob  notatus  die  Ursache  der  Erscheinung 
ist.  Denn  das  notatus-YxzS^^d.  ist  an  seinen  meist  über  dem  Wurzelhals  ge- 
häuften großen  Spanpolsterwiegen  sofort  als  solches  zu  erkennen. 

Was  die  natürlichen  Feinde  betrifft,  so  steht  dem  notatus  ein  besonders 
großes  Heer  von  Schlupfwespen  gegenüber;  weitaus  die  meisten  der  oben 
(S.  386)  genannten  Arten  sind  aus  notatus  gezogen. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  Imaginalfraß  hat  keine  größere  Bedeutung, 
wenn  auch  durch  Saftentzug  zuweilen  einzelne  Triebe  oder  Zweige  zugrunde 
gehen  können  (Nördlinger  S.  18).  Um  so  gefährlicher  ist  der  Larvenfraß, 
besonders  da,  wo  es  sich  um  schlechtwüchsige  Kulturen  auf  geringwertigem  Boden 
handelt.  Auch  nach  Erkrankungen  und  Schädigungen  der  Kulturen  kann  notatus 
überaus  verderblich  werden.  Mehrfach  wurden  Beobachtungen  gemacht,  daß  nach 
Waldbrand  auf  angesengten  Kulturen  sehr  rasch  sich  ein  starker  ;?o/ö;/«i-Befall 
einstellt.  Ebenso  werden  durch  Wildverbiß  kränkelnde,  sowie  besonders  von  Schütte 
befallene  Kiefern  bevorzugt.  Dagegen  werden  nach  Eckstein  (1909)  von 
Wurzelpilzen  tödlich  befallene  Kiefern  vom   Käfer  nicht  belegt. 

Bekämpfung.  —  Zur  Vorbeugung  sind  die  Kulturen  vor  primären  Schädi- 
gungen möglichst  zu  schützen:  vor  allem  also  Maßnahmen  gegen  Wildverbiß, 
Bekämpfung  der  Schütte  usw.  Ist  einmal  notatus  in  größerer  Zahl  in  einer  Kultur, 
so  muß  mit  aller  Energie  gegen  ihn  vorgegangen  werden,  um  ein  weiteres  Umsich- 
greifen des  Übels  zu  verhindern.  In  erster  Linie  müssen  alle  als  besetzt  er- 
kannten Pflanzen  rechtzeitig  ausgerissen  und  verbrannt  resp.  (ältere)  gerodet 
und  geschält  werden.  Da  die  Käfer  die  Pflanzen  in  der  Regel  vor  dem  völligen 
Absterben  verlassen,  so  hat  die  Entfernung  also  vor  diesem  Zeitpunkt  zu  geschehen. 

Daneben  ist  das  Sammeln  der  Käfer  zu  betreiben  und  zwar  unaus- 
gesetzt von  April  bis  in  den  Oktober,  womöglich  täglich.  Es  kann  geschehen 
entweder  durch  direktes  Absammeln  von  den  Stämmchen  oder  durch  Abstreichen 
der  Pflanzen  mit  einem  Kötscher  oder  durch  Auslegen  von  nicht  zu  starkborkigen 
angerissenen  Fangkloben  (ähnlich  wie  bei  Hylobius). 

„Wo  P.  notatus  als  gefährlicher  Kulturverderber  auftritt,  müssen  die  beiden 
Maßregeln  allen   anderen  Arbeiten    in    der  Weise  vorangestellt    werden,    daß    ein 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Gattung  Pissodes. 


391 


Teil  der  Arbeiter  —  wenn  nötig  täglich  —  die  Fangkloben  absucht  und  alle 
8  Tage  die  welkenden  Pflanzen  aussucht,  bevor  er  anderweitig  angestellt  wird. 
Es  ist  mehr  gewonnen,  wenn  eine  Kultur  gerettet  wird,  als  wenn  einige  Hektar 
mehr  bepflanzt  werden.  Wenn  man  —  wie  es  leider  vielfach  üblich  ist  —  die 
Vertilgungsarbeiten  erst  an  zweiter  Stelle  nach  anderen  Arbeiten  oder  wie  es 
häufig  geschieht,  zur  Zeit  der  Puppenruhe  im  August  vornimmt,  dann  entgehen 
sehr  viele  Käfer  der  Vernichtung."     (Eckstein,  Technik  S.    104.) 

^/^7«Pissodes  piniphilus  Hbst. 
Kiefernstangen  rüßl  er. 

Beschreibung:    s.  oben  S.  338  und  Abb.  185  F. 

Der  ebenfalls  in  Europa  weit  verbreitete  Käfer  belegt  vornehmlich  Kiefern- 
stämme (auch  Weymouthskiefer)  mit  glatter  dünner  Rinde,  namentlich 
Stangenhölzer  im  Alter  von  30 — 40  Jahren.  Er  findet  sich  aber  auch 
in  noch  jüngeren  Beständen  ein  und  vor  allem  sehr  häufig  auch  in  älteren; 
in  letzteren,  auf  welche  er  namentlich  bei  längerem  Fraß  gerne  überzugehen 
scheint,  greift  er  die  oberen,  dünnborkigen  Stammteile  an  und  zwar  bis  in  die 
Krone  hinein.  Bei  stärkerem  Fraß  kann  die  Belegung  so  stark  werden,  daß  in 
einem  Stamme  oft  mehrere   Hundert  Larven  sich  befinden. 

Das  Fraßbild  ist  sehr  unregelmäßig.  Meist  liegen  die  dünnen  Anfänge 
der  einzelnen  Larvengänge  entsprechend  der  meist  zerstreuten  Eiablage  mehr  oder 
weniger  voneinander  entfernt,  doch  kommt  auch  die  strahlige  Form,  wenn  auch 
seltener,  vor.  Die  geschlärgelten,  oft  umkehrenden,  10 — 15  cm  langen  Larven- 
gänge verlaufen  größtenteils  in  der  Rinde:  erst  gegen  das  Ende  zu  gehen  sie 
tiefer.  Die  kleinen  und  relativ  schmalen  Puppenwiegen,  die  meist  in  ihrer  Längs- 
richtung der  Achse  des  Baumes  parallel  sind,  gehen  ins  Holz;  ihr  Spanpolster 
ist  fast  staubig  fein  (Abb.    187). 

Der  Käferfraß  findet  wie  bei  notaUis  an  der  Saftrinde  junger  Zweige  statt. 

Obwohl  piniphilus  kränkelndes  und  unterdrücktes  Material  entschieden  vor- 
zieht, so  wird  er  bei  starker  Vermehrung  leicht  primär  und  geht  ganz  gesunde 
Stämme  an,  die  er  zu  töten  imstande  ist. 

Die  Erkennung  des  Fraßes  ist,  da  er  oft  an  weniger  zugänglichen  Stellen 
stattfindet,  nicht  so  leicht  wie  bei  notatus^  vor  allem  da,  wo  es  sich  um  Altholz 
handelt.  Es  werden  deshalb  die  Anfänge  des  Befalls  leicht  übersehen.  Als  erste 
äußere  Anzeichen  können  kleine  weiße  Harzflecke  an  der  Rinde  und  das  Kümmern 
der  Maitriebe  bezw.  Dürr  werden  von  Ästen  dignen.  Häufig  führt  Spechtarbeit 
zur  ersten  Entdeckung. 

Der  Schaden  durch  piniphilus  kann  sehr  bedeutend  werden,  vor 
allem  in  Stangenhölzern,  wo  sein  Fraß  zum  schnellen  Absterben  der  Bäume 
führt  und  er  bestandszerstörend  wirken  kann.  In  der  Literatur  sind  mehrere  Fälle 
von  argen  Verwüstungen  in  Stangenhölzern  verzeichnet  (vgl.  Nitsche  S.  382). 
Aus  eigenen  Erfahrungen  kenne  ich  einen  starken  scheinbar  primären  Befall  in 
dem  pfälzischen  Revier  Dahn  von  einem  ca.  50jährigen  Stangenholz,  das  infolge 
piniphilus -Yx^S»  einging  bzw.    eingeschlagen  werden  mußte. 


392 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Aber  auch  im  Alt  holz  kann  pi?itphilus  sehr  unangenehm  werden.  Nach 
Altum  (S.  207)  kommt  er  in  alten  Kiefern  sogar  weit  beständiger  und  regel- 
mäßiger vor,  als  in  den  jüngeren  Altersklassen;  bei  Eberswalde  z.  B.  „beherbergt 
ihn  stellenweise  jede  im  Bestand  eingegangene  Kiefer".  „Es  ist  nichts  leichter, 
als  seine  Spanpolster  und  Gänge,  die  meist  geschwärzt  sind,  an  den  aufgemeterten 


Abb.   187.    Larvengänge  mit  Puppen  wiegen  von  Pissodes  piniphilus  Hrbst.  in  dünner]_Kiefernriiide. 
Natüri.  Gr.  —  Original.     (Phot.  Scheidter.) 


Kloben  unter  der  papierdünnen  Rinde  aufzufinden."  —  Piniphilus  bildet  (nach 
Altum)  neben  Myel.  77iinor  die  Hauptursache  davon,  daß  der  alte 
Kiefernwald  sich  allmählich  licht  stellt.  Diese  fort  und  fort  be- 
wirkte Lichtung  der  Altholzbestände  ist  jedenfalls  nicht  gering  anzuschlagen.  Wie 
lange  piniphilus    braucht,    um  einen  alten  Baum    zu    töten,    ist    noch   eine    offene 


Curculionidae.   —   Langrüßlei.     Gattung  Pissodes.  7g-j 

Frage.  Auch  Reisenegger  (1889)  berichtet  über  schwere  Schäden  im  Alt- 
holz und  rechnet /)?«z/'Ä//ttj  zu  den  gefährlichsten  Feinden  des  Kiefern- 
waldes, weil  er  selbst  sehr  starke  Kiefern  selbständig  tötet,  weil  er  ferner 
bei  der  schwierigen  Beobachtung  meist  lange  unentdeckt  bleibt  und  seine  Ver- 
mehrung daher  rasch  bedeutend  werden  kann.  Nach  dem  gleichen  Autor  geht 
piniphtlus  Stämme  von  80 — 100  Jahren  sogar  viel  lieber  an  als  Stangen. 

Bekämpfung,  —  In  erster  Linie  ist  die  Vernichtung  der  Brut  zu  er- 
streben durch  Einschlag  und  rechtzeitige  Abfuhr  der  befallenen 
Stangen  oder  Stämme.  Im  Falle  die  Abfuhr  nicht  rechtzeitig  ausgeführt 
werden  kann,  ist  durch  Schälen  der  Stämme  die  Brut  zu  vernichten.  Dies  muß 
geschehen,  bevor  die  Larven  sich  in  die  Puppenwiegen  begeben  haben.  Außer- 
dem kann  man  durch  Werfen  von  Fangbäumen  die  Käfer  vom  Belegen 
der  gesunden  Stämme  ablenken  und  die  neue  Brut  in  die  Hand  bekommen. 
Da  piniphilus  die  dünnberindeten  Zopfenden  bevorzugt,  so  empfiehlt  sich  das 
Werfen  nicht  nur  von  Stangen,  sondern  auch  von  älteren  Stämmen.  Der  Käfer 
belegt  mit  Vorliebe  die  Unterseite  der  Stämme;  deshalb  empfiehlt  Eckstein 
(Technik)  in  Stangenorten,  in  denen  Fangbäume  sehr  stark  angeflogen  werden, 
folgendes  Verfahren:  die  gefällten  Stangen  werden  in  Rollen  (Grubenholzdimen- 
sionen) geschnitten;  zwei  derselben  dienen  als  Unterlage,  auf  welchen  so  viele 
der  übrigen  nebeneinander  gelegt  werden,  als  bequem  liegen  können.  Natürlich 
müssen  die  Hölzer  rechtzeitig  entrindet  werden. 

Auch  das  Herrichten  stehender  Fangbäume  hat  sich  bewährt. 
Die  Stämme  werden  in  Brusthöhe  auf  40  cm  Breite  geringelt,  rechtzeitig  ge- 
schlagen und  sofort  abgefahren  oder  entrindet.  Die  Kronen  solcher  Stämme 
werden  meist  stark  beflogen,  außerdem  bleiben  an  den  Ringelwunden  zahlreiche 
Käfer  im  Harze  kleben.  Das  Ringeln  geschieht  am  besten  im  Mai;  im  Juni 
können  die  Stämme  oberhalb  der  alten  Wunden  nochmals  40  —  50  cm  breit  geschält 
werden,   wodurch    die  Wirkung  wesentlich  gesteigert  werden  kann  (Eckstein  1.  c). 

_/^&/   Pissodes  pini  L. 
Kiefernbestandsrüßler. 

Beschreibung:    s.  oben  S.  338  und  Abb.  185  C.     Larve  s.  Abb.    199  A,  a,  S.  412. 

Kommt  sowohl  in  der  Ebene  als  im  Gebirge  vor.  Er  belegt  vornehmlich 
ältere  Kiefern  (auch  Weymouthskiefern)  mit  seiner  Brut,  doch  auch  junges 
schwaches  Material,  letzteres  gewöhnlich  an  der  Basis  des  Stammes  (Wichmann 
1922).  Auch  in  Krummholzkiefern  ist  er  mehrfach  angetroffen  worden  (Letzner 
1854,  Nüsslin);  selbst  aus  Fichten  soll  er  schon  mehrfach  gezüchtet  worden  sein. 
Meistens  geht  er  an  die  starken  borkigen  Teile,  doch  verschmäht  er  auch 
die  Partien  mit  dünner  Rinde  keineswegs.  Nach  Judeich  (1869)  hat  er  eine 
Weymouthskiefer  sowohl  an  Stellen  mit  nur  5  mm  Rindenstärke,  wie  auch  solche 
mit  vierfach  stärkerer  Rinde  besetzt. 

Die  Eier  werden  von  dem  Weibchen  meist  häufchenweise  abgelegt,  und 
es  entsteht  alsdann  durch  die  von  einem  Punkte  ausgehenden  Larvengänge  ein 
typischer  Strahlenfraß   (siehe  Abb.   181   S.  383).     AI  tum    hat  Fraßbilder  mit  bis 


394 


Coleoptera. 


Familienreihe :  Rhynchopho 


30  Strahlen  gesehen.  In  schwächeren  Sortimenten  laufen  die  Gänge  ohne  Strahlen 
wirr  durcheinander.  Die  Länge  der  einzelnen  Gänge  kann  bis  20  cm  betragen; 
die    Breite    derselben    und    die    Größe    der    Puppenwiegen   sowie   die    Stärke    der 


Abb.    188.     Vollendeter  Larvenfraß  von  Pissodes  pini  L.  an   Weymouthskiefer  (Splint) 
mit  oberflächlich  liegenden  Puppenwiegen.   —  Aus  Koch  (phot.  Scheidter). 


Fluglöcher   variiert    nach  der  Größe  der  Exemplare.     Die  kreisrunden  Fluglöcher 
haben   2,5   bis  4  mm  Durchmesser. 

Die  mit  groben  Spanpolstern  (Abb.  188)  ausgekleideten  Puppen  wiegen 
greifen  meist  in  den  Splint  ein,  liegen  aber  in  starkborkigen  Stämmen  teilweise 
auch  in  der  Rinde  und  das  Flugloch   liegt  dann  ausschließlich   in  letzterer.     Be- 


Curculionidae. 


Langrüßler.     Gattung  Pissodes. 


395 


setzt  der  Käfer  aber  schwache,  dünnrindige  Stämmchen,  so  geht  die  Larve  mit- 
unter tiefer  in  das  Holz,  so  daß  nach  Ablösung  der  Rinde  die  Puppenwiegen 
selbst  nicht  sichtbar  sind,  sondern  nur  der  allmählich  in  die  Tiefe  hinabsteigende 
Eingang  zu  denselben.  Frißt  der  Käfer  sich  dann  heraus,  so  macht  er  ein 
eigenes  Flugloch,  welches  also  auch  im  Holze  sichtbar  ist.  Beide  Puppenwiegen- 
formen  können  aber  auch  in  unmittelbarer  Nähe  nebeneinander  an  ein  und 
demselben  Fraßstück  vorkommen  (Beling   1883). 

Bezüglich  der  Generation  gilt  das  oben  (S.  383—385)  Gesagte. 

Die  forstliche  Bedeutung  ist  im  allgemeinen  weit  geringer  als  bei  den 
beiden  vorigen  Arten.    Größere  Schäden  sind  bis  jetzt  noch  wenig  beobachtet  worden. 

Zur  Vorbeugung  dient  rechtzeitige  und  gründliche  Durchforstung.  Die 
Bekämpfung  besteht  in  erster  Linie  in  dem  rechtzeitigen  Einschlag  der 
befallenen  Bäume  mit  nachfolgender  Schälung.  Außerdem  können  auch 
Fangknüppel,  fest  an  den  Boden  angebracht,  verwendet  werden.  „Keine 
andere  Pissodesart  fängt  sich  so  leicht  und  so  absolut  sicher;  die  Käfer,  meist 
in  Kopulastellung,  sitzen  hauptsächlich  auf  der  Unterseite"  (Nüsslin).^) 

y.j^.,  Pissodes  validirostris  Gyll.  (Syn,  sirobili  Redt.). 
"  Kiefernzapfenrüßler. 

Beschreibung:    s    oben  S.  338  und  Abb.  185 D. 

Ratzeburg  (S.  144)  berichtet  eine  Beobachtung  Hartigs  über  einen 
Pissodesfraß  in  Kiefernzapfen  und  bezieht  denselben  auf  P.  notatus.  Zweifellos 
handelte  es  sich  in  diesem  Fall  um  den 
nahe  verwandten  P.  validirostris  Gyll. 
(=  sirobili  Redt.).  Nach  dem  gleichen 
Autor  bewohnt  den  einzelnen  Zapfen 
gewöhnlich  nur  eine  Larve,  es  können 
aber  auch  bis  drei  Stück  in  einem 
Zapfen  vorkommen.  „Die  befallenen 
Zapfen  erlangen  wohl  die  normale  Größe, 
erscheinen  aber  immer  mehr  zugespitzt, 
von  mehr  grüner,  nachher  ins  gelb- 
graue  übergehender  Farbe  und  zeigen, 
wegen  mangelhafter  Ausbildung  der 
Nüsse,  die  Schuppen  nicht  so  deutlich 
hervortretend." 

Über  die  Gen  eration  des 
Käfers  berichtet  AI  tum  (1886),  in 
dessen  Versuchsgefäßen  aus  von  der 
Larve  besetzten,  von  niedrigen,  kusseligen 


Abb.    189.      Kiefernzapfen   von   Pissodes    vali- 
dirostris Gyll.  befallen.    Links  Zapfen  mit  Aus- 
fluglöchern, rechts  durchschnittener  Zapfen  mit 
Larvenfraß.   —   Phot.   Scheidter. 


')  H.  E.  Wichmann  (1922)  empfiehlt  in  Stangenhölzern  Fangbäume  in  der  Weise  her- 
zurichten, daß  man  einzelne  Stangen  in  Brusthöhe  bis  zur  Mitte  einsägt  und  nach  der  anderen 
Seite  umbricht  (die  i.  Serie  Ende  Februar,  die  2.  im  Mai).  Die  Krone  bleibt  als  Duftspender 
in  Verbindung  mit  dem  Baum  liegen.  Ende  Juni  sind  die  Brüten  der  i.  Serie,  Ende  August 
die  der  2 .  Serie  zu  vernichten :  mit  einer  leichten  Rodehaue  werden  die  Wurzeln  bloßgelegt  und 
durchgehauen,  der  Stumpf  umgedrückt  und  ca.    10  Minuten  im  Feuer  geröstet. 


,q5  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 

Kiefern  bei  Eberswalde  gebrochenen  Zapfen  im  Herbste  die  Käfer  auskrochen: 
er  nimmt  eine  einjährige  Generation  an. 

Die  Angabe  von  AI  tum.  daß  man  bewohnte  Zapfen  nicht  am  Boden 
finde,  trifft  nicht  allgemein  zu.  Nitsche  fand  gelegentlich  einer  akademischen 
Forstreise  bei  Darmstadt  in  einem  50 — 60jährigen  Kiefernbestande  im  August  viele 
Zapfen  auf  dem  Boden,  in  denen  sich  zum  Teil  Larven,  zum  Teil  Puppen  befanden. 

Der  Befall  kann  stellenweise  recht  dicht  werden.  Hartig  fand 
in  der  Hasenheide  bei  Berlin  oft  die  Hälfte  oder  Dreiviertel  der  Zapfen  eines 
Baumes  mit  Larven  besetzt.  In  der  Gegend  von  Wien  wurde  validirostris  häufig 
in  den  Zapfen  der  Schwarzkiefer  festgestellt. 

Die  Bekämpfung  beschränkt  sich  höchstens  auf  Sammeln  und  Ver- 
brennen der  herabgefallenen  Zapfen. 

An  Fichte. 
Ty^^Pissodes  harcyniae  Hrbst. 
Harzrüsselkäfer. 

Beschreibung:    s.  oben  S.  338  und  Abb.  135 E. 

Der  Harzrüsselkäfer  kommt  im  mittleren  und  nördlichen  Europa,  besonders 
in  bergigen  Gegenden  vor.  Er  ist  ein  ausgesprochenes  Fichteninsekt,  und 
befällt  vor  allem  Bäume  im  Alter  von  50— 100  Jahren.  Bevorzugt  werden  unter- 
drückte und  kränkelnde,  durch  Schneebruch,  Raupenfraß  usw.  geschwächte  Stämme. 
Vor  allem  aber  ist  er  in  rauchbeschädigten  Fichten  beständig  zuhause;  er  ist 
hier  eine  so  regelmäßige  und  charakteristische  Erscheinung,  daß  ihn  Gerlach 
(i8g8)  geradezu  als  „Rauchrüsselkäfer"  bezeichnet. 

Im  Frühjahr  steigen  die  im  Boden  überwinternden  Käfer  am  Stamme  auf- 
wärts zum  Fraß  und  zur  Eiablage.  In  beiden  Fällen  machen  sie  tiefe  Ein- 
stiche in  die  Rinde,  aus  denen  Harz  ausfließt,  das  allmählich  beim  Vertrocknen 
weiß  wird.  Die  Stämme  erhalten  dadurch  das  Aussehen,  als  ob  sie  mit  Kalk 
bespritzt  wären.     (Abb.   191.) 

Wo  es  sich  um  Brutlöcher  handelt,  findet  man  beim  Nachschneiden  die 
Anfänge  der  Larvengänge.  Die  Zahl  der  Eier  und  dementsprechend  der  Gang- 
anfänge ist  verschieden;  oft  wird  nur  ein  Ei  in  dem  Loch  untergebracht,  oft  auch 
mehr,  2 — 5.  In  letzterem  Falle  bekommt  dann  das  Fraßbild  eine  mehr  oder 
weniger  ausgesprochene  strahlige  Figur.  Die  Eiablage  findet  vornehmlich  dort 
statt,  wo  die  Rinde  schwach  und  glatt  ist,  meist  oberhalb  Brusthöhe,  selten  tiefer. 
In  der  Regel  wird  nur  der  Stamm  belegt,  nur  bei  starkem  Befall  werden  auch 
Äste  angegangen. 

Die  Gänge  (Abb.  190)  verlaufen  in  der  Hauptsache  in  der  Rinde,  ohne  in 
den  Splint  einzugreifen  und  treiben  erstere,  soweit  sie  noch  dünn  ist,  flach  wulst- 
förmig  auf.  Sie  bleiben  aber  durchaus  nicht  immer  im  gleichen  Niveau,  so  daß 
ihr  Gesamtverlauf  an  abgehobenen  Rindenstücken  nicht  immer  vollständig  vorliegt. 
Am  Ende  der  gekrümmt  verlaufenden  Gänge  wird  die  ca.  7 — 10  mm  lange  und 
3  mm  breite,  ovale  Puppenwiege  angelegt,  welche  meist  in  der  Längsrichtung 
des  Stammes  tief  in  den  Splint  eingreift  und  durch  ein  längsfaseriges  Spanpolster 


Curculionidae.   —  Langrüßler.     Gattung  Pissodes. 


397 


verschlossen  wird.    Oft  ist  der  Befall  ein  so  dichter,  daß  eine  Puppenwiege  neben 
der  anderen  liegt  (Willkomm  bei  Lorenz    1863). 

In    verräucherten    Fichten,    die    noch    verhältnismäßig    frisch    und   saftreich 
sind,    findet  nach  Gerlachs  (1898  und    IQ07)  Beobachtungen    häufig    eine   Ab- 


Abb.    190.      Larvt-nfiai;   von   Pissodes   harcyniae  Hrbst.   —  Aus  Koch. 


kapselung  statt.  Die  Larven  ersticken  im  Harz  und  die  Larvengänge  füllen 
sich  mit  einer  Korkschicht.  Diese  verkorkten  Gänge  verlieren  allmählich  den 
Zusammenhang  mit  der  Bast-  bezw.  Cambiumschicht,  so  daß  sie  sich  aus  den 
letzteren  vollständig    herausheben  lassen.     Äußerlich  erscheinen  solche  Fraßgänge 


39» 


Coleoptera.  —   7.   Familienreihe:  Rhynchophora. 


als  „Riefen"  (Abb.  192)  ein  ausgezeichnetes  diagnostisches  Merkmal,  nicht  nur 
für  das  Vorhandensein  von  dem  Harzrüßler,  sondern  nach  Gerlach  (1907)  auch 
zugleich     für    Rauchbeschädigung.      Letzteres    trifft    bei    gehäuftem     Vorkommen 


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Abb.  191.      Harzaustritt  infolge  zahlreicher 

Angriffe  von  Pissodes  harcyniae  Hrbst.  und 

scabricollis  Mill.    unter    dem    Leimring.    - — 

Nach  Nitsche. 


Abb.  192.   Äußerlich  sichtbare  Larvengänge 

von  Pissodes  harcyniae  Hrbst.  an  einer  ca. 

40jährigen  rauchkranken,   aber  noch  grünen 

Fichte.   —   Nach   Gerlach. 


sicherlich  zu;  vereinzelt  kommt  die  gleiche  Erscheinung  natürlich  auch  an  Bäumen 
vor,  die  durch  andere  Beschädigungen  in  den  gleichen  Saftzustand  versetzt  sind 
wie  die  Rauchfichten.  So  fand  Fuchs  (1905)  ganz  ähnliche  abgekapselte  Gänge 
in  einer  Fichte,  die  am  Beginn  einer  Pilzinfektion  stand. 


Curculionidae.  —  Langriißler.     Gattung  Pissodes.  399 

Die  Generation  ist  nach  den  Beobachtungen  und  exakten  Versuchen  von 
Kellner  (1869)  und  neuerdings  von  Gerlach  (1907)  einjährig  und  fügt  sich 
vollkommen    in   das    allgemeine    Schema   der  /*mö</(fj-Generationsverhältnisse    ein. 

Die  forstliche  Bedeutung  kann,  besonders  in  Gebirgsre vieren,  eine  sehr 
erhebliche  werden.  In  der  Literatur  finden  sich  eine  Reihe  von  Berichten 
über  ausgedehnte  Schäden.  Die  erste  größere  Kalamität  wurde  Anfang  der 
60er  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  aus  dem  Harz  gemeldet  —  daher  der 
Name  „Harzrüsselkäfer".  Später  erfahren  wir  von  argen  Schäden  aus  dem 
Thüringer  Wald,  dem  Erzgebirge,  ferner  aus  Oberbayern  (nach  dem  großen 
Nonnenfraß  1890)  und  neuerdings  aus  den  Rauchschädengebieten  Sachsens  (siehe 
Auhagen  1860,  Grebe  1863,  Lorenz  1863,  Wedekind  1860--63,  Nörd- 
linger   1863,  Beling   1863,  Schier   1892,  Gerlach   1898  und    1907). 

Die  Stämme  reagieren  im  allgemeinen  nicht  sehr  schnell  auf  die  Be- 
schädigung. Es  kann  ein  Baum  von  Hunderten  von  Larven  besetzt  sein  und 
dabei  doch  noch  längere  Zeit  grün  bleiben,  —  wenn  nämlich  die  Larvengänge 
nicht  an  der  ganzen  Peripherie  der  Stämme  vorhanden  sind.  Die  Rötung  der 
Wipfel,  das  Dürrwerden  und  die  Ablösung  der  Rinde  treten  dann  erst  allmählich 
ein.  Anderseits  kann  es  vorkommen,  daß  schon  ein  einziger  Gang,  der  die 
ganze  Peripherie  umfaßt,  den  Stamm  tötet. 

Zur  Erkennung  des  /larcj'Tiiae-BeiaWs  dienen;  im  Anfangsstadium  vornehmlich 
der  Harzaustritt,  sowohl  in  feinen  glasperlenähnlichen  Tröpfchen,  die  besonders 
bei  Sonnenschein  gut  zu  sehen  sind,  als  auch  in  Form  von  weißen  Flecken,  in 
„Rauchrevieren''  ferner  die  „Riefen"  und  im  späteren  Verlauf  außerdem  die 
Rötung  der  Wipfel. 

Unter  den  natürlichen  Feinden  wurde  von  Gerlach  (1898)  eine 
Braconide  in  großer  Zahl,  bis  zu  70%,  beobachtet   (s.  hierüber  auch  oben  S.  386). 

Bekämpfung.  —  Zur  Vorbeugung  sorge  man  für  Erziehung  kräftiger 
Bäume,  entferne  bei  Durchforstung  alles  kränkliche  und  unterdrückte  Material 
und  veranlasse  bei  eintretenden  Schädigungen  durch  Wind,  Schneebruch  usw.  die 
schleunige  Fällung  und  Aufarbeitung  aller  beschädigten  Stämme. 

Die  Vertilgung  hat  in  erster  Linie  durch  rechtzeitigen  Einschlag 
mit  sofortiger  Entrindung  der  gefällten  Stämme  zu  geschehen.  Da  das  Übel  ge- 
wöhnlich in  den  beherrschten  Stämmen  beginnt,  so  ist  auf  diese  besonders  zu 
achten.  In  Revieren,  die  dem  harc^mae-BefaU  besonders  ausgesetzt  sind,  sind 
geschickte  Waldarbeiter  auf  das  Erkennen  befallener  Stämme  anzulernen.  Sie 
haben  alljährlich  im  Frühjahr  und,  wenn  bereits  die  Kalamität  größer  geworden 
sein  sollte,  den  ganzen  Sommer  hindurch  die  Bestände  systematisch  zu  durch- 
gehen und  die  befallenen  Stämme  anzuzeichnen.  Ist  die  Zahl  dieser  Stämme 
noch  gering,  so  können  dieselben  Arbeiter  das  Fällen  der  Stämme  und  die 
weiteren  Verrichtungen  vornehmen.  Sind  aber  viele  Stämme  befallen,  so  be- 
auftragt man  mit  diesen  Arbeiten  am  besten  eine  zweite  Kolonne.  Geschieht 
die  Entrindung  zur  Zeit,  da  bereits  die  Puppenwiegen  im  Splint  angelegt  sind, 
so  genügt  das  Ettrinden  allein  nicht,  es  müssen  vielmehr  auch  die  letzteren  ver- 
nichtet werden,  und  zwar  am  besten  durch  Abbürsten  mit  Stahldrahtbürsteu. 


^OO  Coleoptera.  —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

Außerdem  kann  man  auch  durch  Fangbäume  der  Vermehrung  des  Käfers 
entgegenarbeiten;  diese  müssen  im  April  und  Mai  geworfen  werden.  Der  An- 
flug der  Käfer  ist  da  besonders  stark,  wo  Baumorte  an  Schlagflächen  und  junge 
Kulturen  angrenzen.  Die  Stämme  sollen  in  verhältnismäßig  engen  Abständen 
liegen.  Die  richtige  Zeit  zur  Entrindung  muß  durch  öftere  Untersuchung  der 
Fangbäume  ermittelt  werden.     (Eckstein,  Technik  S.    108.) 

Endlich  wird  auch  der  Leimring  (in  Brusthöhe)  zum  Abfangen  der  aus 
dem  Winterquartier  aufsteigenden  Käfer  empfohlen,  „als  ein  sehr  gutes  Mittel, 
den  Pissodesschäden  in  Fichtenbeständen  gründlich  zu  steuern"  (Nitsche  1895). 
Da  die  Käfer  schon  sehr  frühzeitig  aufsteigen,  müssen  auch  die  Leimringe  dem- 
entsprechend früh  (Februar,  März)  fertig  sein.  Das  Absammeln  unter  den  Leim- 
rmgen  hat  täglich  zu  geschehen. 

J  /2;  Pissodes  scabricoUis  Mill. 

Beschreibung:    s.  oben  S.  338. 

Diese  dem  hatcyniae  nahestehende  und  meist  mit  demselben  vergesell- 
schaftet vorkommende  Pissodesart  wurde  erst  im  Jahre  1892  in  die  Forst- 
entomologie eingeführt  und  zwar  von  Lang,  der  darauf  hinwies,  daß  die 
nach  der  großen  bayerischen  Nonnenkalamität  im  Ebersberger  Forst  massen- 
haft unter  den  Leimringen  angetroffenen  Pissodes  nicht,  wie  man  bisher  an- 
nahm, samt  und  sonders  harcyniae  waren,  sondern  daß  ein  großer  Prozentsatz 
davon  der  nahe  verwandten  Art  scabricoUis  Mill.  angehörten.  Nachdem  die  forst- 
liche Welt  einmal  auf  das  Voi  kommen  von  zwei  Pissodesarten  in  Fichtenbeständen 
aufmerksam  gemacht  war,  wurde  scabricoUis  fast  überall,  wo  harcyniae  vorkommt, 
beobachtet  und  zwar  stellenweise  sogar  weit  in  der  Überzahl.  Nach  Pauly  (1892) 
war  das  Verhältnis  von  scabricoUis  zu  harcyniae  im  Ebersberger  Nonnenrevier 
etwa  wie  3:1;  nach  Nitsche  (1895)  fanden  sich  unter  den  im  Döhlener  Rauch- 
revier unter  den  Leimringen  gesammelten  Pissodes  ca.  25  ^/^  scabricoUis. 

In  der  Lebensweise  zeigen  scabricoUis  und  harcyniae  weitgehendste  Über- 
einstimmung, nur  sind  die  Fraßbilder  (Larvengänge  und  Puppenwiegen)  des  scabri- 
coUis entsprechend  der  geringeren  Größe  durchschnittlich  etwas  weniger  kräftig  als 
die  von  harcyniae  \  auch  bestehen  die  Spanpolster  der  ersteren  aus  viel  feineren 
Splintspänehen  als  die  der  letzteren  (Pauly   1892  S.  378). 

Bezüglich  forstlicher  Bedeutung  und  Bekämpfung  gilt  das 
gleiche,  was  oben  über  harcyniae  gesagt  ist. 

An  Tanne. 
l>4il  Pissodes  piceae  111. 
We  i  ß  t  a  n  n  e  n  r  ü  ß  1  e  r. 
Beschreibung:    s.  oben  S.  338  und  Abb.  185  A. 

Die    geographische     Verbreitung    des   piceae    fällt    mit    der    der 

Weißtanne  zusammen.    Letztere  stellt  seine  ausschließliche  Brutpflanze  dar. 

Er   befällt  vornehmlich    kränkelndes,   schlechtwüchsiges  Material,    geht   aber 

bei  starker  Vermehrung   auch  an   scheinbar   gesunde  Bäume.     Bevorzugt   werden 


Curculionidae.   —  Langrüßler.      Gattung  Pissudes. 


401 


40 — 80jährige  Stangenhölzer;  er  wird  jedoch  auch  in  jüngeren  Beständen 
wie  in  älteren,    100 — 200jährigen  Stämmen  angetroffen.    Gewöhnlich  befällt  pi 


nceae 


Abb.    193  A.      Vielstrahliges  Fraßbild  von  Pissodes  piceae  111.,    von  einer  Verwundungsstelle  aus- 
gehend (Anfangsteil).  —   Aus  Scheidter. 

nur    den    eigentlichen   Stamm,    nur   bei   ganz   starken  Stämmen    geht   er   auch    in 

die  Wipfelpartie  (Czech   1889).     Auch  entwickelt  er   sich   sehr  gerne    in  Stöcken, 

Scheitholz,  Windfällen  usw. 

26 

Escherich,   Forstinsekten.     II.  Bd. 


4o; 


Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


Hinsichtlich  der  Lage  des  Bestandes  macht  der  Weißtannenrüßler  keinen 
Unterschied.  Er  ist  auf  den  Ost-  und  Westabhängen,  den  Süd-  und  Nordlagen 
ebenso  gut  anzutreffen  wie  auf  Plateaus,  in  den  Tälern  und  Mulden  ebenso  wie 
auf  den  Bergrücken  und  er  geht  der  Höhe  nach  mit  den  Tannen,  so  weit  diese 

gehen.  Ebenso  findet  er  sich 
sowohl  in  den  reinen  Tannen- 
beitänden  als  auch  in  den 
Mischbeständen  mit  Fichte;  ja 
in  reinen  Fichtenbeständen,  die 
nur  wenig  Tannen  aufweisen,  ist 
er  in  diesen  vereinzelten  Tannen 
anzutreffen.  (Scheidter  1919.) 
In  seiner  Lebensweise, 
Generation  usw.  stimmt  er  in 
den  allgemeinen  Zügen  mit 
den  übrigen  Pissodes  überein. 
Als  Eigentümlichkeit  ist  die 
besonders  häufige  Ausbildung 
vielstrahligerFraßfiguren 
(Abb.  193  A)  zu  erwähnen. 
Bei  keinem  anderen  Pissodes 
kommen  so  reine  vielstrahlige 
Fraßbilder  vor,  wie  bei  piceae^ 
besonders  in  starker  Rinde; 
20  —30  „Strahlen"  sind  gar 
keine  Seltenheit.  Es  rührt  dies 
daher,  daß  das  $  an  starken 
Tannen  mit  ihrer  harten  dicken 
Rinde  Wunden,  Astlöcher, 
Krebsstellen  usw.  benützt  und 
in  diesen  beschränkten  Plätzen 
möglichst  viel  Eier  unter- 
zubringen sucht.  Die  einzelnen 
Larvengänge  erreichen  eine 
ansehnliche  Länge  (bis  zu 
60  cm).  Sie  verlaufen  größten- 
teils im  Bast  und  auch  die 
Puppenwiegen  liegen  mehr  in 
der  Rinde  als  im  Splint,  wes- 
halb die  Spanpolster  meist  mehr 
bräunlich  gefärbt  sind  (Abb. 
193  B). 
Die  forstliche  Bedeutung  kann  eine  sehr  erhebliche  werden.  Nach 
den  Untersuchungen  von  Scheidter  (19 19)  spielt  piceae  bei  der  so  bedrohlichen 


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Abb.    193];.        [,;uv.n-;,n,L 
(Endteil    niii    Pupjx'nw 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Gattung  Pissodes.  40^ 

Erscheinung  des  „Tannen Sterbens"  eine  nicht  unwesentHche  Rolle.  Die  pri- 
märe Ursache  dieser  Erscheinung  ist  noch  nicht  völlig  geklärt.  Wahrscheinlich 
ist  sie  in  der  in  den  betreffenden  Revieren  geübten  Wirtschaftsmethode  zu  suchen, 
da  das  Tannensterben  fast  ausschließlich  in  den  im  gleichalterigen  Hochwald  er- 
zogenen Beständen  auftritt,  während  die  mit  Plenterbetrieb  bewirtschafteten 
Waldungen  so  gut  wie  gar  nicht  von  ihm  betroffen  sind.  Offenbar  verhindert 
jene  Wirtschaftsmethode,  bei  der  die  einzelnen  Stämme  stark  eingeengt  erzogen 
werden,  die  Ausbildung  von  kräftigen  Kronen.  In  solchen  Revieren  wird  die 
Vermehrung  des  Käfers  stark  gefördert,  so  daß  er  nach  einiger  Zeit  auch  noch 
anscheinend  gesunde  Bäume  befällt.  Das  Übel  nimmt  stellenweise  akuten  Charakter 
an,  indem  das  Absterben  der  Tannen,  die  ohne  Hinzukommen  des  Käfers  noch 
lange  Jahre  aushalten  würden,  wesentlich  beschleunigt  wird.  Die  Gefährlichkeit 
des  Käfers  ist  um  so  größer,  als  ein  Gangsystem  genügt,  den  Stamm  zum 
Absterben  zubringen.  Im  Frankenwald,  in  dem  Sc  hei  dter  seine  Untersuchungen 
anstellte,  fand  sich  kaum  ein  kränklicher  Stamm,  der  nicht  ptceae-Brut  oder 
Fraßbilder  enthalten  hätte. 

Zur  Erkennung  des  /»/cm^- Befalles  dienen  nach  Scheidter  folgende  Merk- 
male :  „Von  den  schlecht  bekrönten,  die  Merkmale  des  Tannensterbens  aufweisen- 
den Stämmen,  sind  es  besonders  solche,  die  bereits  eine  schüttere,  lichte 
Benadlung  aufweisen.  Bei  diesen  sind  nur  mehr  die  letzten  2 — 3  Jahres- 
triebe benadelt,  die  älteren  haben  ihre  Nadeln  schon  fast  durchwegs  verloren. 
Stämme,  die  schon  gänzlich  gipfeldürr  sind,  sind  meist  schon  von  ihm  befallen; 
starke  Wasserreiserbildung  bis  weit  am  Stamme  herunter,  viel  dürre  Äste  am 
unteren  Kronenteil  bei  noch  einigermaßen  grüner,  wenn  auch  schlechter  Krone, 
braune  Triebspitzen  an  den  Zweigen  oder  den  Wasserreisern,  vereinzelte  dürre 
Äste  mit  noch  vorhandenen,  aber  schon  roten  Nadeln,  noch  grüne  Krone,  aber 
im  unteren  Kronenteile  mit  dürren,  rotgewordenen  Ästen  und  Wasserreisern,  oder 
dürre,  rote  Krone  mit  noch  grünen  Wasserreisern  unterhalb  der  Krone  —  alles 
dieses  sind  Merkmale,  die  anzeigen,  daß  der  Stamm  bereits  befallen  oder  doch 
stark  verdächtig  ist.  Diese  Merkmale  sind  besonders  dort  maßgebend,  wo  der 
Tannenrüßler  überhaupt  stark  auftritt.  In  Amtsbezirken  aber  oder  in  Abteilungen, 
die  gegenwärtig  noch  weniger  stark  unter  diesem  Schädling  zu  leiden  haben,  treffen 
diese  Merkmale  nicht  immer  bezw.  nicht  für  jeden  Stamm  zu.  Hier  überläßt 
man  es  am  besten  dem  Personal  oder  den  Arbeitern,  nach  dem  äußeren  Aus- 
sehen der  Stämme  jene  herauszufinden,  die  besetzt  sind.  Die  Arbeiter  bekommen 
darin,  wie  ich  mich  verschiedentlich  selbst  überzeugen  konnte,  bald  eine  solche 
Fertigkeit,  daß  ihnen  kein  besetzter  Stamm  auskommt,  bezw.  daß  sie  nur  selten 
einen  nichtbefallenen  mitfällen.  Das  zuverlässigste  Merkmal  für  das  Befallen- 
sein sind  aber  ohne  Zweifel  die  aus  den  Anbohrstellen  hervorquellenden  kleinen 
Harztröpfchen,  die  meist  unschwer,  besonders  nach  einiger  Übung,  von  unten  aus 
wahrgenommen  werden  können." 

„Außerdem  machen  auch  die  Spechte,  die  neben  den  zahlreichen  Schlupf- 
wespen zu  den  Hauptfeinden  des  Tannenrüßlers  gehören,  den  Forstmann  auf  den 
Befall    aufmerksam,    besonders    in    noch    grünen    Stämmen,    in    denen    man    den 

26* 


404 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


Schädling  noch  nicht  vermutet  hätte.  Mitunter  findet  man  Stämme,  die  von  oben 
bis  unten  vollständig  oder  doch  wenigstens  auf  größere  Strecken  der  Rinde  be- 
raubt sind." 

Die  Bekämpfung  muß  in  erster  Linie  in  der  Entfernung  bezw.  Fällung 
mit  nachfolgendem  Entrinden  und  Verbrennen  der  Rinde  aller  befallenen  Stämme 
bestehen.  Dabei  darf  man  sich  nicht  auf  die  Herausnahme  des  bereits  gänzlich 
abgestorbenen  Materials  beschränken;  denn  aus  diesem  ist  der  Käfer  meist  schon 
ausgeflogen.  Man  muß  vielmehr  vor  allem  jene  Stämme  herausnehmen,  die  die 
obengenannten  Merkmale  des  beginnenden  Befalls  erkennen  lassen.  Da  auch  die 
Stöcke  befallen  werden,  so  müssen  auch  diese  entrindet  werden.  Dieser  Ver- 
nichtungskampf läßt  sich  auch  noch  durch  Werfen  von  Fangbäumen  unterstützen. 

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Auch:  Zeit.  f.  a.  E.,  Bd.  VI,  S.  168  {Pissodes  piceae). 

—  1920,    Über   Lebensweise    und    Bekämpfung    dreier   Tannenfeinde  usw.     Als  Manuskript    ge- 

druckt im  Auftrag  des  Staatsministeriums  der  Finanzen.     München. 
Schier,   1892,    Waldbeschädigungen    durch   den    Harzrüsselkäfer.  —  In:  F.  Zbl.,    S.  336  —  340, 
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I.  Teil.   —   In.   C.  f.  d.  ges.  F 

—  1922,  Dasselbe.     II.  Teil.   —  In:  Ebenda.     S.    185  ff. 
Severin,  Le  genre  Pissodes  Gern.   —  Brüssel   1898  (?). 

Thaler,   1902  u.    1903,    Waidschädlinge  der  Jahre   1900  u.    1901.    —    In:  A.  F.  u.  J.  Z.    1902, 

S.  276,    1903,  S    400 
Spies,   1900,  Die  Biologie  des  Pissodes  piniphilus.  —  In:    16.  Vers.  Pfalz.  Forst- Ver.,  S.  40. 

—  (Einjährige  Generation.) 

Torka,   1905,    Pissodes    ralidirostris.  —  In:    Z.  d.    nat.   Abt.    d.    deutsch.    Ges.    f.    Kunst  u. 

Wissenschaft    in    Posen    XI  (1904),  S.  6  u.   XII  (1905),    S.   8    (Unterschiede    zwischen 

ralidirostris  und  notatus). 
Trägärdh,   1918,  Tallviven  {Pissodes  pini  L.)  en  aUmän,  men  i  värt  land  hittills  föga  beaktad 

skogsinsekt.     Flugblatt.     No.  12. 

—  1921,    Skogsinsekternas    Skadegörelse    under    1918.       In:     Meddel.     Stat.    Skogsförsoksanst. 

Hafte  18.     No.  6. 
Trost,   1890,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis   der  Lebensweise  des  kleinen  braunen  Rüsselkäfers.  — 

In:  F.  Zbl.,  S.  619—627. 
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S.  100—107. 
Westermeier,   1886,  Ein   Fraß  des  Kiefernstangenholzrüsselkäfers    Pissodes  piniphiliis  Hbst. 

—  In:  Allg.  Holzverkaufsanzeige,  S.   416. 

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48    Jahrg.     S.  207. 

Witte,    1878,  Über  das  Auftreten  des    Pissodes  piniphilus   im    Demminer   Stadtwald.  —  In: 

Verhdl.  Pommerschen  Porst  Ver.,  S.  35 — 36. 


^q5  Coleoptera.   —   7.  Familien  reihe:   Rhynchophora. 

/'/J^  Cryptorrhynchus  lapathi  L. 
Bunter  Erlenrüsselkäfer,   Erlenwürger. 

Beschreibung  s.  oben  S.  341   u.  Abb.    194. 

Der  an  seiner  Zeichnung  leicht  kenntliche  Erlenrüsselkäfer  ist  über  den 
größten  Teil  Europas  und  Asiens  (bis  Sibiren  und  Japan)  verbreitet  und  hat  sich 
auch  in  Nordamerika  eingebürgert  (Feit  1905);  auch  vertikal  geht  er  sehr  hoch, 
von  Tubeuf  traf  ihn  am  Arlberg  in  einer  Höhe  bis  zu  2000  m. 

Seine  beliebteste  Fraß-  und  Brutpflanze  ist  die  Erle,  und  zwar  sowohl 
Schwarz-  wie  Weißerle  als  auch  die  Alpenerle  {Alnus  viridis).  Junge  2-  bis 
4 jährige  Loden  werden  von  ihm  bevorzugt,  doch  werden  auch  (wenigstens  bei 
der  Weißerle)  ältere  Stangen  bis  zu  30  Jahren  und  mehr  belegt.  Außerdem 
findet  er  sich  auch  an  Weiden  [Salix  caprea,  viminalis^  purpurea  und  triandra\ 
in  2-  und  mehrjährigen  Ruten  und  in  Mutterstöcken,  bei  einjährigem  Schnitt  der 


A  B 

Abb.    194.     Cryptorrhynchus    lapathi    L.     A    Rüssel    eingeschlagen,    B    Rüssel    ausgestreckt.  — 

Aus  Boas. 

Ruten  nur  an  den  Stecklingen  und  in  den  Stummeln  der  früheren  Ruten.  End- 
lich ist  seine  Brut  auch  noch  in  Birken  (in  den  beiden  letzten  Jahrestrieben) 
und  in  Pappeln  angetroffen  worden. 

Seine  Lebensweise  ist  erst  in  neuerer  Zeit  durch  Tor ka  (1908)  und  vor 
allem  durch  Scheidter  (1913)  geklärt  worden. 

Die  Generation  ist  eine  zweijährige  und  verläuft  nach  Scheidter 
folgendermaßen:  Die  etwa  im  August  auskommenden  Jungkäfer  üben  bis 
zum  Spätherbst  Ernährungsfraß  aus,  ohne  in  diesem  Jahr  noch  zur  Kopula  zu 
kommen.  Mit  Eintritt  der  kalten  Jahreszeit  begeben  sie  sich  in  ihre  Winter- 
verstecke, vor  allem  in  die  Bodendecke,  dann  aber  auch  in  Rindenritzen,  alte 
verlassene  Gänge  ihrer  Art  selbst  oder  von  anderen  Erlenfeinden  usw.  Erst  im 
Mai  des  folgenden  Jahres  kommen  sie  wieder  daraus  hervor,  um  gleich  zur 
Begattung  und  Eiablage  zu  schreiten.  Beide  Vorgänge  setzen  sie  den 
Sommer  hindurch  fort  bis  zum  August,  dann  sterben  die  Mutterkäfer  ab.  Die 
Lebensdauer  der  Käfer  währt  also  ungefähr  ein  Jahr. 


Curculionidae.   —   Langiüßler.      Ciyptorrhynchus  lapathi 


407 


Die  während  der  ganzen  Periode  abgelegten  Eier  kommen  merkwürdiger- 
weise nicht  mehr  in  dem  gleichen  Jahr  aus,  sondern  überwintern,  und  geben 
erst  im  folgenden  Jahr  und  zwar  sehr  frühzeitig, 
meist  schon  Ende  März  die  Larven.  Diese 
fressen  etwa  bis  Ende  Juli  und  verpuppen  sich 
dann.  Nach  einer  kurzen  Puppenruhe  von 
2 — 3   Wochen  kommen  die  Jungkäfer  aus. 

In  den  Hochlagen  tritt  in  dem  hier  be- 
schriebenen Entwicklungsbild  insofern  eine  Ände- 
rung ein,  als  die  Jungkäfer  im  gleichen  Jahre 
nicht  mehr  ihre  Puppenwiege  verlassen,  sondern 
in  ihnen  bis  zum  Frühjahr  verbleiben  (v.  Tu beuf). 
Die  gleiche  Erscheinung  mag  wohl  auch  in  den 
tieferen  Lagen  des  Hochgebirges  vorkommen, 
besonders  in  schattseitig  gelegenen  Örtlichkeiten. 

Die  zweimalige  Überwinterung  findet  also 
in  verschiedenen  Stadien  statt,  einmal  als  Jung- 
käfer und  einmal  als  Ei.  Die  lange  Entwicklungs- 
dauer beruht  auf  der  langsamen  Reifung  der 
Jungkäfer  und  der  langen  Latenzperiode  der 
Eier;  die  Larven-  und  Puppenzeit  ist  dem  gegen- 
über verhältnismäßig  kurz. 

Die  Eiablage  findet  meist  in  den  unteren 
Teilen  der  Pflanzen  statt,  und  zwar  gewöhnlich 
an  solchen  Stellen,  die  irgend  welche  Er- 
hebungen vernarbte  Wundstellen  und  dergleichen 
aufweisen.  Häufig  werden  an  solchen  Stellen  2, 
3  und  mehr  Eier  nahe  beisammenj  gefunden, 
wobei  allerdings  für  jedes  Ei  ein  eigenes  Loch 
gefressen  wird. 

Die  auskommende  Larve  frißt  vom  Ei 
weg  zunächst  dicht  unter  der  feinen  Rinde  ge- 
wundene, mehr  in  der  Längsrichtung  verlaufende 
Gänge,  die  mit  dem  Wachstum  der  Larve  stets 
an  Breite  zunehmen;  sie  geht  immer  tiefer  in 
den  Bast,  ohne  aber  vorerst  den  Splint  zu  be- 
rühren. Nach  einigen  Tagen  aber  (bei  dünner- 
rindigem Material  früher  als  bei  dickrindigem) 
kommt  sie  auf  den  Splint,  diesen  anfangs  nur 
leicht,  kaum  sichtbar  furchend,  allmählich  aber 
stärker    befressend    (Abb.    195).     Sie    dringt  nun 

voB  Tag  zu  Tag  tiefer  in  den  Holzkörper  ein,  um  endlich  zu  dem  zentralen 
Fraß  überzugehen.  An  der  Übergangsstelle  frißt  sie  den  Holzkörper  platzförmig 
aus  (was  früher  als  Jugendfraß  der  Larve  angesehen  wurde,  während  dieser  Platz- 


Abb.  195.  Larvenjugendfraß  von 
Crypt.  lapathi  L.  Die  Eier  waren 
in  Mehrzahl  um  einen  Zweigstummel 
abgelegt,  von  dem  aus  die  Larven- 
gänge nach  oben  und  unten  ver- 
laufen.  —  Aus  Scheidter. 


4o8 


Coleoptera.   —   7.   P'amilienreihe :   Rhynchophora. 


Abb.     196.      Stärkeres     Weidenstück    von    zahl- 
reichen Larvengängen  des  Cryptoirliynchus  durch- 
setzt. —  Aus  Scheidter. 


Abb.  197.  A  Rindensprünge  an  einem  durch 
den  Larvenfraß  von  Cryptorrhynchus  ein- 
gegangenen Schwarzerlen-Bäumchen.  Natürl. 
Gr.  —  B  Alte  vernarbte,  durch  Larvenfraß 
von  Cryptorrhynchus  verursachte  Wund- 
stellen eines  stärkeren  Erlenstockausschlages. 
V2  natürl.  Gr.   —   Aus  Scheidter. 


Curculionidae.  —   Langrüßler.      Cryptorrhynchus  lapathi.  aqq 

fraß  aber  erst  vollführt  wird,  wenn  die  Larve  schon  dreiviertelwüchsig  ist).  Der 
Platz  wird  mitunter  auch  noch  erweitert,  nachdem  die  Larve  bereits  den  zen- 
tralen Gang  zu  fressen  begonnen  hat. 

Vom  ersten  Tage  des  Fraßes  an  wird  der  von  der  Larve  genagte  Gang 
vom  Böhrmehl  frei  gehalten  und  dieses  durch  ein  feines  wie  mit  einer  Nadel 
gestochenes  Auswurfsloch  nach  außen  geschafft.  Dort  rieselt  es  nach  abwärts 
und  bleibt  auch,  namentlich  bei  windstillem  Wetter  oder  wenn  die  Rinde  außen 
etwas  naß  ist,  an  diesei  hängen,  wodurch  sich  die  Larve  verrät.  Das  Bohrmehl 
wird  von  Tag  zu  Tag  gröber.  Solange  die  Larve  nur  den  Bast  frißt,  ist  es  ein- 
farbig braun,  wenn  sie  aber  den  Splint  zu  fressen  beginnt,  ist  es  gemischt  mit 
hellerem  Material,  um  schließlich,  wenn  die  Larve  ins  Holz  gedrungen  ist,  ganz 
hell  zu  werden.     Die  Späne  erreichen  zum  Schluß  eine  Länge  bis    lo  mm. 

Die  Larve  schafft  das  Bohrmehl  bezw.  die  Nagespäne  in  der  Weise  nach 
außen,  daß  sie  es  mit  dem  Kopf  vor  sich  her  und  durch  das  Auswurfsloch 
hinausschiebt.  Es  wird  aber  nicht  immer  das  gleiche  Loch  zum  Auswerfen  be- 
nützt, sondern  wenn  die  Larve  ein  Stück  weiter  gefressen  hat,  erspart  sie  sich 
den  weiten  Weg,  nagt  sich  eine  neue  Auswurfsöffnung  und  läßt  die  Strecke 
zwischen  dem  ersten  und  dem  zweiten  ungereinigt,  also  mit  Bohrmehl  angefüllt. 
Erst  wenn  sie  in  den  Holzkörper  eingedrungen  ist,  behält  sie  bis  zum  Ende  des . 
Larvenfraßes  die  gleiche  Auswurfsöffnimg  bei,  die  dann  nur  entsprechend  ver- 
größert wird.  Aus  dem  zentralen  Gang  werden  nur  zu  Anfang  die  Späne  noch 
entfernt,  später  werden  sie  im  Gange  belassen,  so  daß  dieser,  wenn  die  Larve  sich 
zur  Verpuppung  anschickt,  mit  Spänen  locker  ausgefüllt  ist. 

Vor  der  Verpuppung  dreht  sich  die  Larve  um,  preßt  die  Späne  zu  einem 
festen,  das  Ganglumen  abschließenden  Pfropf  zusammen;  die  Verpuppung  selbst 
findet  am  äußersten  Ende  des  zentralen  Ganges  statt  und  zwar  in  verkehrter 
Stellung,  d.  h.  den  Kopf  nach  abwärts.  Hinter  der  Puppe  findet  man  dann  nur 
die  letzte,  bei  der  Verpuppung  abgestreifte  Larvenhaut,  und  wenn  die  Käfer  die 
Gänge  verlassen  haben,  auch  noch  die  Puppenhaut. 

Der  Jungkäfer  verläßt  den  Gang  nicht  durch  ein  eigenes  genagtes  Flug- 
loch, sondern  durch  die  letzte  Auswurfsöffnung,  indem  er  sich  durch  die  dicht 
im  Zentralgang  angehäuften  Nagespäne  hindurchwühlt,  diese  nach  rückwärts 
schaffend. 

In  dünnen  Stämmchen  finden  sich  selten  mehr  als  2—3  Gänge  neben- 
einander, in  stärkeren  dagegen  können  sie  viel  zahlreicher  werden,  so  daß  der 
ganze  Stamm  mit  Larvengängen  dicht  durchsetzt  ist  (Abb.  196),  an  ganz 
schwachen  Sortimenten  liegt  der  Längsgang  in  der  Markröhre,  an  stärkeren  mehr 
oder  weniger  exzentrisch. 

Die  Folgen  des  Larvenfraßes  machen  sich  zunächst  an  der  Bräunung 
der  Rinde  über  den  Larvengängen  bemerkbar.  Später  vertrocknet  die  Rinde, 
wird  spröde,  so  daß  sie  aufspringt  und  an  der  Außenseite  Risse  entstehen  (Abb. 
197A).  Ganz  junge,  eben  kl  ein  fingerstarke  Pflanzen  gehen  in  der  Regel  ein, 
auch  wenn  nur  eine  oder  zwei  Larven  in  ihnen  fressen.  Stärkere  Pflanzen  halten 
eine    Larve    meist    aus,   bei   mehreren   gehen    auch    diese    zugrunde.      Wenn    im 


4IO 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe :  Rhynchophora. 


Herbst  oder  Winter  stärkere  Winde  wehen  oder  Schnee  auf  den  befallenen 
Pflanzen  lastet,  so  brechen  diese  dann  meist  an  den  Stellen,  wo  mehrere  Larven 
beeinander  gefressen  haben,  ab  und  das  abgebrochene  Stück  bleibt  an  der  Ab- 
bruchstelle  hängen.  Bei  Pflanzen,  die  den  Fraß  überstehen,  treten  an  den 
Wundstellen  Deformationen  auf,  wie  Verdickungen,  Einschnürungen,  Knickungen 
usw.  (Abb.  197B),  die  aber  später  gewöhnlich  wieder  ausheilen. 

Die  Jungkäfer  fressen  in  die 
glatte  Rinde  der  i — 2  jährigen  Triebe 
feine,  meist  etwas  quere  Löcher  („Stich - 
fraß").  Der  Rand  dieser  Löcher  ist  fein 
nach  aufwärts  gebogen  (Abb.  198). 
Unter  der  Rinde  sind  die  befressenen 
Stellen  bedeutend  größer  als  die  außen 
sichtbaren  Fraß  Verletzungen,  da  der 
Käfer  seinen  Rüssel,  wenn  er  durch 
die  Rinde  durch  ist,  schief  stellt  und 
rings  um  das  Stichloch  den  Bast  aus- 
frißt. Bei  dünnrindigen  Stämmchen  und 
Zweigen  geht  die  Fraßverletzung  bis 
auf  den  Splint,  die  Stellen  schwärzen 
sich  und  erhalten  sich  noch  längere  Zeit. 
Allmählich  tritt  eine  Überwallung  der 
Wundstellen  ein,  und  Torka  (1808)  hat 
beobachtet,  daß  später  kommende  Käfer 
diese  Überwallungen  besonders  gerne 
benagen. 

Die  Folgen  des  Käferfraßes 
sind  im  allgemeinen  selbst  bei  starker 
Vermehrung  nur  sehr  geringfügiger  Natur, 
da  die  Pflanzen  diese  kleinen  Ver- 
letzungen bald  wieder  ausheilen.  Nur 
bei  dünnen  feinen  Weidenruten  können 
die  bis  auf  den  Splint  greifenden  Käfer- 
stiche schlimmere  Wirkungen  haben 
und  die  zarten  Spitzen  zum  Absterben 
bringen. 
Unter  den  natürlichen  Feinden  spielen  neben  den  Spechten  (Bunt- 
specht) die  Schlupfwespen  die  Hauptrolle. 

Ratzeburg  (lehn.)  führt  7  verschiedene  Arten  an:  Die  Ichneumoniden  Campoplex 
graeüis,  Ichneumon  hassicus^  Pimpla  cieatricosa.  Reissigii,  die  Braconiden  Braeon 
immutator^  Rhogas  marginator  und  die  Proctotrupiden  Diapria  melanocrypta. 
Schmiedeknecht  (1914)  nennt  ferner  noch  Pimpla  roborator.  Scheidter  (1913)  fand 
zahlreiche  Ichneumonidenlarven  in  den  Gängen,  ja  in  einigen  dünnen  Erlen  waren  fast  alle 
Gänge  von  Schlupfwespenlarven  besetzt  und  zwar  in  jedem  Gang  nur   i   Larve. 

Die  Erkennung  des  Befalles  ist  nicht  schwierig:  das  herunterrieselnde 
Bohrmehl     bezw.    die    aus  der   Auswurfsöffnung  hervortretenden    Nagespäne,    die 


Abb.    198.       Käferfraß     von    Cryptorrhynchus 

lapathi  L.    Doppelte  natürl.  Gr.   —   Aus 

Scheidter. 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Gattung  Magdalis.  ah 

vertrocknete    gerissene    Rinde    über    den   Larvengängen,    das  Welken    der    Blätter 
sind  nicht  zu  übersehende  sichere  Kennzeichen. 

Die  forstliche  Bedeutung.  —  Der  Larvenfraß  kann  sehr  erheblich 
werden,  so  daß  ganze  Erlenbestände  vernichtet  werden  und  der  Erlenanbau 
stellenweise  überhaupt  aufgegeben  werden  muß.  Zweifellos  kann  er  rein  primär 
auftreten  (nach  den  Beobachtungen  Scheidters  und  anderer).  Auch  in  Weiden- 
hegern kann  er  arge  Verwüstungen  anrichten,  indem  er  die  Stecklinge  tötet  und 
einen  Rutenbüschel  nach  dem  anderen  zum  Absterben  bringt.  Auch  der  Käfer- 
fraß (Benagen  der  einjährigen  Ruten  an  den  Triebspitzen)  kann  in  Weiden- 
hegern fühlbaren  Schaden  anrichten,  während  die  Erlen  darunter  kaum  nennens- 
wert zu  leiden  haben. 

Bekämpfung.  —  Das  einzige  Erfolg  versprechende  Bekämpfungsmittel  ist 
die  rechtzeitige  Entfernung  aller  mit  Larven  besetzten  Pflanzen  und 
Stockausschläge  im  ganzen  Fraßgebiet.  Scheidter  empfiehlt  das  Ent- 
fernen der  Pflanzen  möglichst  so  lange  hinauszuschieben,  bis  die  ersten  Puppen 
in  den  Gängen  gefunden  werden,  und  zwar  deshalb,  weil  die  $?  bis  in  den 
August  hinein  Eier  legen  und  zwar  mit  Vorliebe  an  die  bereits  mit  Larven 
besetzten  Stämmchen.  So  können  bei  späterer  Entfernung  noch  eine  Menge 
Eier  mitvernichtet  werden,  die,  falls  die  befallenen  Pflanzen  schon  entfernt 
wären,  an  gesunde  abgelegt  würden.  Das  Ausschneiden  muß  auch  im  folgenden 
und  womöglich  noch  im  dritten  Jahr  durchgeführt  werden.  Die  ausgeschnittenen 
Pflanzen  müssen  verbrannt  werden.  Durch  sorgfältige  und  rücksichtslose  Durch- 
führung dieser  allerdings  recht  radikalen  Maßnahme  kann  man  der  weiteren  Ver- 
mehrung dieses  unangenehmen  Schädlings  mit  Sicherheit  Einhalt  tun. 

Mit  der  Verpflanzung  frischer  Kernwüchse  ins  Freie  ist  am  besten  erst  im 
dritten  Jahr  wieder  zu  beginnen.  Wo  dieses  aus  irgend  einem  Grund  nicht 
möglich  sein  sollte,  können  die  ausgepflanzten  Kernwüchse  in  den  ersten  Jahren 
mit  einem  Anstrichmittel  (Lehm  oder  Mischungen  von  Kalk,  Kuhmist  und 
Lehm  usw.)  gegen  die  Angriffe  des  Käfers  geschützt  werden. 

Das  Absammeln  der  Käfer,  das  auch  verschiedentlich  empfohlen  wird,  hat 
wenig  Erfolg,  da  der  Käfer  bei  der  leisesten  Berührung  sich  herunterfallen  läßt 
und  am  Boden,  wo  er  sich  eine  Zeitlang  tot  stellt,  infolge  der  Schutzfärbung 
schwer  sichtbar  ist. 

Gattung  Magdalis  Germ. 

Beschreibung  s.  oben  S.  338  u.  Abb.    170A. 

Die  Magdalis  entwickeln  sich  sowohl  in  Nadel-  wie  in  Laubholz,  doch 
sind  nur  die  in  Nadelholz  brütenden  Arten  forstlich  beachtenswert, 
und  auch  deren  Bedeutung  ist  im  allgemeinen  nur  gering,  da  sie  stark 
sekundär  auftreten. 

In  der  Lebensweise,  die  hauptsächlich  durch  Baer  (1908)  näher  studiert 
wurde,  stimmen  die  meisten  Arten  wenigstens  in  den  Grundzügen  überein,  so 
daß  wir  sie  gemeinsam  behandeln  können.  Befallen  werden  junge  Stämmchen 
oder    die    2—3    letzten  Triebe   älterer  Kiefern   oder  Fichten.     Die  Hauptflugzeit 


412 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


fällt  in  das  späte  Frühjahr  und  den  Anfang  des  Sommers.  Die  $$  legen  meist 
mehrere  Eier  (von  goldgelber  Farbe)  in  ein  Rindenbohrloch.  Die  jungen  (honig- 
gelben) Larven,  die  sich  von  der  Fissodes-harve  daran  leicht  unterscheiden  lassen, 
daß  sie  vorne  viel  dicker  sind  und  ihr  Kopf  zum  größten  Teil  in  den  Prolhorax 
eingezogen  ist  (Abb.  199  A,  b),  wühlen,  zuerst  meist  eng  zusammenhaltend,  imregel- 
mäßig  geschlängelte  Gänge  in  die  tieferen  Rindenschichten.  Später  sondern  sie 
sich  ein  wenig  mehr  voneinander  und  greifen  zunächst  schwach,  dann  aber  immer 
stärker  den  Splint  an.  Die  Gänge  laufen  in  der  Hauptsache  zu  mehreren  neben- 
einander mehr  oder  weniger  parallel  stammaufwärts  oder  stammabwärts  als  tiefe 
Furchen  im  Splint,  an  deren  Enden  die  Puppenwiegen  noch  tiefer  eingegraben 
werden.  Die  einzelnen  Furchen  bleiben  meist  durch  zierliche  scharfe  oder 
stumpfe  Grate  voneinander  getrennt,  so  daß  das  Fraßbild  einige  Ähnlichkeit  mit 
kanellierten  Säulen  erhält  (Abb.    199B,  a).     Zuweilen    gehen  die  Furchen  so  tief, 


Abb.  199A.    a  Larve  von  Pissodes  pini  L.    b   Larve  von  Magdalis  violacea  L. 

(Spessivtseff  gez.) 


Aus  Trägärdh. 


daß  die  Markröhre  erreicht  wird  und  namentlich  die  Puppen  wiege  in  diese  zu 
liegen  kommt.  Bei  einigen  Arten  frißt  die  Larve  gleich  ohne  vorherigen  peripheren 
Fraß  in  die  Tiefe  und  höhlt  die  Markröhre  auf  eine  große  Strecke  aus 
(Abb.    199  B,b). 

Die  Larve  frißt  bis  in  die  kältere  Jahreszeit  hinein  und  verpuppt  sich  erst 
im  folgenden  Frühjahr.  Die  Puppenruhe  währt  nur  kurze  Zeit.  Die  Jungkäfer, 
die  durch  ein  kreisrundes  Flugloch  von  2 — 3  mm  Durchmesser  die  Pflanze  ver- 
lassen, erscheinen  von  Anfang  bis  Ende  Mai.  Sie  leben  mehrere  Monate,  während 
welcher  Zeit  sie  teils  an  ihren  Brutpflanzen  (an  Rinde  und  Trieben),  teils  an 
anderen  Pflanzen  (an  Blättern)  fressen. 

Die  'Nadelholz-  Mag  da  h's  sind  samt  und  sonders  stark  sekundär,  da  sie 
nur  solche  Pflanzen  befallen,  die  durch  Pilze  (Hallimasch  usw.),  andere  tierische 
Schädlinge  usw.  beschädigt  oder  schon  im  Absterben  begriffen  sind.  Häufig  kommen 
sie  mit  Borkenkäfern,  anderen  Rüßlern  [Pissodes),  Bockkäfern  (PogonocAaerus), 
Wicklern  {lortrix  pactolatid)  usw.  vergesellschaftet  vor. 


Curculionidae. 


Langrüßler.      Gattung  Magdalis. 


413 


Unter  den  natürlichen  Feinden  spielen  wieder  die  Schlupfwespen  die 
Hauptrolle.  Ratzeburg  (lehn.)  führt  4  Ichneumoniden ,  4  Braconiden  und 
6  Chalcididen  als  Magdahs-Paiasiten  an. 


Ji        tat 


Abb.    199B. 


a    Larvenfraß  von  Magdalis  frontalis  Gyll.  in  Kiefer  (Phot.  Scheidter). 
fraß  (Markröhrenfraß)  von  Magd,  duplicata  Germ.     (Nach  Eckstein). 


^  1 4  Coleoptera.  —   7 .  Familienreihe :  Rhynchophora. 

Forstlich  kommt  den  Magdalis-Arten  infolge  ihrer  sekundären  Natur  keine 
allzu  große  Bedeutung  zu.  Sie  tragen  meist  nur  zur  Beschleunigung  des 
Absterbens  bereits  beschädigter  oder  kränklicher  Pflanzen  bei.  Sie  können  aller- 
dings auch  solche  Pflanzen  abtöten,  die  sich  ohne  ihre  Dazwischenkunft  wohl 
wieder  erholt  hätten,  wie  z.  B.  Fichten,  die  von  lortrix  pactolana  befallen  waren 
(Czech   1879). 

Differentialdiagnostisch  kommen  hauptsächlich  2  Fraßbilder  in  Betracht: 
das  von  Pogonochaerus  fasciculatus  und  das  von  Anobium  molle.  Die  Gänge  der 
ersten  lassen  sich  leicht  dadurch  von  ^a^a'a/w- Gängen  unterscheiden,  daß  sie 
scharfrandig  in  den  Splint  eingeschnitten  mit  feinen  weißen  Nagespänen  gefüllt 
sind  und  in  vielen  flachen  Windungen  bandförmig  sich  um  die  Zweige  schlängeln. 
Außerdem  werden  die  Gänge  von  Pogonochaerus  ständig  breiter  (bis  zu  5  mm) 
und  endigen  in  einem  in  das  Holz  eindringenden  Hakengang,  während  die 
Magdah's -  Gänge  im  größten  Teile  ihres  Verlaufs  annähernd  gleich  bleiben 
(Abb.  199B,  a).  Vom  Anobium  molle-Yx2&  läßt  sich  der  Magdalis-Yx2&  dadurch 
unterscheiden,  daß  ersterer  das  Holz  nach  allen  Richtungen  in  gleicher  Weise 
durchsetzt,  während  der  Magdalis-¥x2&  peripher  bleibt  (oder  ein  typischer  Mark- 
röhrenfraß ist). 

Die  Bekämpfung  beschränkt  sich  auf  Herausreißen  und  Verbrennen  der 
befallenen  Pflanzen. 

Die  einzelnen  Arten  verhalten  sich  nach  Baer  (1.  c.)  folgendermaßen: 
l^- /A?6    M.    violacea    L.    (s.   S.  339    u.  Abb.   170A).   —    Brütet    bei   uns    haupt- 
sächlich   in  Fichten,    besonders    in  3 — 15jährigen  Kulturen    (nach  Nördlinger 
auch  in  Seekiefer  und  Strobe)i).    Peripherer  Larvenfraß  mit  tiefen  Furchen.    Käfer- 
fraß skelettierend  an  den  Blättern  von  Birken. 

y.i-i  M.  frontalis  Gyll.  (s.S. 339).  —  Brütet  in  Kiefer.  Fraßbild  (Abb.  i99B,a) 
ähnlich  dem  vorigen;  nur  dringen  die  Larvengänge  noch  tiefer  in  den  Splint  ein 
und  erreichen  nicht  selten,  besonders  bei  schwächerem  Material,  die  Markröhre. 
Käferfraß  an  der  Brutpflanze  (Kiefer)  und  zwar  an  der  Rinde  vorjähriger  und 
junger  Maitriebe  (Loch-  bezw.  Stichfraß  ähnlich  wie  bei  Pissodes). 


^)  In  Sachsen  tritt  violacea  L.  nach  Baer  geradezu  als  nionophages  Fichteninsekt 
auf.  Ratzeburg  u.  Altum  dagegen  behandeln  violacea  kurzweg  als  Kieferninsekt;  doch 
geht  „aus  ihren  Beschreibungen  keineswegs  hervor,  daß  sie  es  wirklich  mit  M.  violacea  L.  zu 
tun  hatten,  sondern  eher  das  Gegenteil".  „Bedenkt  man,  daß  es  außer  der  Linn^schen  violacea 
noch  eine  M.  violacea  Desbr.  gibt,  die  mit  M.  frontalis  Gyll.,  der  gemeinsten  K.ietem- Magdalis, 
identisch  ist,  und  daß  bei  Ratzeburg  und  Altum  gerade  diese  völlig  unerwähnt  bleibt, 
so  liegt  es  nahe,  daß  hier  eine  Verwechslung  vorliegt".  ,,Von  weit  größerer  Bedeutung  ist  in 
dieser  Hinsicht  die  Angabe  Nördlingers  (S.  i6),  die  j\l.  violacea 'L.  richtig  als  Fichten-  und 
iW.  frontalis  Gyll.  als  Kieferninsekt  bezeichnet,  die  erstere  aber  auch  als  häufigen  Bewohner 
der  Seeföhre  und  Weymouthskiefer  kennen  gelernt  haf.  „Nicht  überall  ist  also  M.  violacea  L. 
ein  monophages  Fichteninsekt,  wohl  aber  gibt  sie  jedenfalls  in  unseren  Gegenden  der  Fichte  weit 
mehr  den  Vorzug,  als  dies  aus  der  früheren  Literatur  zu  ersehen  war"  (W.  Baer  1.  c). 

In  Schweden  scheint  violaceal^.  wieder  mehr  die  Kiefer  zu  befallen.  Nach  Trägärdh 
(1922)  kommt  sie  dort  vornehmlich  im  oberen  Teil  der  Kiefernkronen  vor  und  zwar  in  i  bis 
2  cm  staiken,  3 — 6  Jahre  alten  Trieben.  Wenn  zuweilen  junge  Kiefernkulturen  von  ihr  be- 
schädigt werden,  so  beruht  dies  gewöhnlich  darauf,  daß  Kahlschlagflächen  in  der  Nähe  sind,  wo 
die  zurückgebhebenen  Zweige  und  Wipfel  Brutgelegenheit  geboten  haben. 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Gattung  Orchestes.  415 

rr/r;  M,  duplicata  Germ.,  phlegmatica  Hbst.  und  memnonia  Gyll.  (s.  S.  339). 
—  Brüten  in  Fichte  und  Kiefer.  Larvenfraß  in  der  Mark  röhre,  die  bis  zu 
20  cm  Länge  und  mehr  ausgehöhlt  wird  (Abb.  iggB,  b).  Die  beiden  ersten  Arten 
fand  Czech  (1879)  in  Böhmen  als  stete  Begleiter  des  Wicklers  Tortrix  pactolana; 
sie  verursachten  das  völlige  Absterben  vieler  von  dem  letzteren  befallenen  Fichten, 
die  sich  ohne  ihre   Dazwischenkunft  wieder  erholt  hätten. 

Gattung  Orchestes  IHig.  (=  Rhynchaenus  Clairv). 
Springrüßler. 
Beschreibung  siehe  oben  Seite  336  u.  340,  Abb.   170  F. 

Die   durch   ihr  Springvermögen  ausgezeichneten  kleinen   Rüsselkäfer  sind  in 
der  Hauptsache  Blattfresser.    Die  an  Forstgewächsen  (Buchen,  Eichen,  Weiden, 


i^. 


\^ 


■-^b 


Abb.  200 A.     a  Puppe,    b   Larve  (äUeres  Stadium  von  oben)  von  Orchestes  populi  F.,   c   Larve 
(jüngeres  Stadium)  von  Orchestes  fagi  L.  (Seitenansicht).     Stark  vergr.  —  Nach  Tragärdh. 

Rüster  usw.)  vorkommenden  Arten  stimmen  in  ihrer  Lebensweise  in  den  meisten 
Punkten  überein: 

Die  in  der  Bodendecke  usw.  überwinternden  Käfer  kommen  frühzeitig  im 
Jahr  heraus,  fressen  an  den  Blättern  (Löcherfraß)  und  beginnen  bald  mit  dem 
Fortpflanzungsgeschäft.  —  Das  $  legt  seine  Eier  in  die  Blätter  und  zwar  meist 
in  die  Mittelrippe.  Die  Larve  miniert  von  da  aus  gewöhnlich  zunächst  emen 
schmalen  Gang,  mehr  oder  weniger  parallel  den  Seitenrippen  bis  zum  Blattrand, 
und  nagt  dann  von  dort  aus  einen  größeren  verschieden  geformten  Platz  zwischen 
den  beiden  Epidermisschichten  aus  (Abb.  200  B).  Nach  ca.  3  wöchentlichem 
Fraß  verpuppt  (Abb.  200  A,  a)  sie  sich  in  einem  Kokon,  den  sie  mit  einem,  wahr- 
scheinlich aus   den  Malpighischen  Gefäßen  (Tragärdh)   stammenden  Sekret  spinnt 


4i6 


Coleoptera.   —    7.  P'amilienreihe :   Rhynchophora. 


[populi  macht  keinen  Kokon).  Nach  ca.  lotägiger  Puppenruhe  kommt  der  Jung- 
käfer aus,  der  von  Mitte  Juni  bis  zum  Herbst  mannigfachen  Fraß  an  den  Blättern, 
an  den  Blattstielen  und  auch  an  den  Früchten  ausübt. 

Der  Schaden  besteht  also  sowohl  im  Käferfraß  (Blatt-  und  Fruchtabfall), 
als  in  dem  Larvenminierfraß,  der  bei  zahlreichem  Vorkommen  die  Pflanzen 
eines  großen  Teils  ihres  assimilatorischen  Gewebes  beraubt  und  dadurch  Zuwachs- 
verlust zur  Folge  hat.  Die  befressenen  Blätter  bräunen  sich  an  den  aus- 
gefressenen Stellen.  Wenn  der  Fraß  sehr  ausgedehnt  ist,  so  erinnert  die  Er- 
scheinung sehr  an  die  Folgen  eines  strengen   Frostes. 


Abb.  200 B.     a  Buchenblatt  mit  LarvenfraH  (Minen)  und  Käferfraß  (Löcher)  von  Orchestes  fagi  L. 

(nach  Boas);   b   Eichenblatt  mit  Laivenfraß   (Mine)   von  Orchestes  queicus   L.   (E   Eiablage  in  der 

Mittelrippe)  (nach  Nördlinger);  c  Weidenblatt  mit  zahlreichen   Blasenminen  von  Orchestes  populi- 

Larven  (nach  Trägärdh). 

Eine  Bekämpfung  läßt  sich  nicht  ^durchführen ,  ist  auch  bei  dem  ver- 
hältnismäßig geringen  Schaden,  den  die  Springrüßler  machen,  kaum  nötig. 

Zudem  stehen  ihnen  eine  große  Anzahl  Parasiten  gegenüber,  die  die  Ver- 
mehrung einschränken,  bezw.  eine  Übervermehrung  immer  wieder  hinunter^ 
drücken. 


Ratzeburg  (lehn.)  führt  von  4  Orchestes- Arten  nicht  weniger  als  48  verschiedene 
Schlupfwespen  an,  von  denen  weitaus  die  meisten  den  Chalcididen  und  zwar  den  Gattungen 
Entedon,  Eulophus  und  Ptero?nalus  angehören.  Von  den  Braconiden  sind  die  Gattungen 
Brachistes,  Sigalphus,  Esotherus^  Ischius,  Microgaster  und  Spathiu.s  vertreten;  von  den 
Ichneumoniden  nur  2  Arten:  Pimpla  aliernans  und  Pohjsphincta  latistriata. 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Gattung  Orchestes.  417 

Im  einzelnen  verhalten  sich  die  verschiedenen  Arten  folgendermaßen: 
^^''  Orchestes  fagi  L.  (Buchenspringrüßler)  (s.  S.  340  u.  Abb.  170,  F.).  —  Ei- 
ablage einzeln  an  der  Unterseite  der  jungen  Buchenblätter  in  die  Mittelrippe,  ge- 
wöhnlich I  Ei,  nicht  selten  aber  auch  mehrere  Eier  an  ein  Blatt.  Die  Larve 
frißt  zunächst  schmale  Minen  bis  an  den  Blattrand,  dann  größere  Platzminen 
(Abb.   200  B,  a);    Verpuppung  in  der  letzteren  in  einem  Kokon. 

Die  Larve  macht  entsprechend  der  Änderung  des  Fraßes  Formänderungen  durch:  in  den 
ersten  beiden  Stadien,  in  denen  sie  in  dem  schmalen  Kanal  frißt,  fehlen  die  zahlreichen  Dömchen 
auf  der  Haut  und  auch  die  lokomotorischen  Wülste  auf  den  Abdominalsegmenten  (Abb.  200  A,  c), 
wie  sie  dem  3.  Stadium,  das  sie  in  der  geräumigen  Blasenmine  verlebt,  zukommen.    (Trägirdh.) 

Orchestes  fagi  nimmt  mit  Vorliebe  ältere  Buchenbestände  an,  besonders 
Bestandsränder,  doch  geht  er  auch  an  jüngere  Pflanzen  und  verschont  selbst 
den  Aufschlag  nicht.  Er  tritt  oft  in  so  ungeheuren  Massen  auf,  daß  die  ganzen 
Bestände  ein  braunes  Aussehen  erhalten  und  man  unwillkürhch  an  Frost  denkt. 
AI  tum  bot  sich  „auf  stundenlangen  Fahrten  durch  die  Buchenreviere  Rügens 
ununterbrochen  dasselbe  Bild.  Millionen  und  Milliarden  Blätter  waren  an  der 
Spitze  gebräunt  von  den  niedrigsten  Zweigen  bis  zu  den  höchsten  Gipfelpartien". 
Gewöhnlich  folgen  auf  Perioden  stärkster  Vermehrung  Perioden  mit  schwächerem 
Befall  (Parasitenentwicklung!). 

Die  Käfer  fressen  außer  an  den  Blättern  (Löcherfraß)  auch  an  den 
Blattstielen,  was  zum  Blattabfall  führt,  und  an  den  Fruchtknoten  der  weib- 
lichen Blüten,  ebenso  an  den  Fruchtkapseln,  was  vorzugsweise  Aufklappen  und 
Taubbleiben  zur  Folge  haben  soll.  (Altum  1876,  Anonymus  19 12.)  Übrigens 
beschränkt  sich  der  Käfer  nicht  auf  die  Buche,  sondern  er  frißt  auch  an  anderen 
Pflanzen,  wie  an  Obstbäumen  (Kirschen,  Äpfeln,  Zwetschen),  Beerensträuchern, 
und  sogar  an  Gemüse  (Blumenkohl)  und  Getreide i).  (Siehe  Beling  1871, 
Altum  1876,  Wahl  1904,  Wernert  19 12  usw.)  Im  Herbst  geht  der  Käfer  ins 
Winterlager  in  die  Bodendecke,  in  Rindenritzen  usw.  Nach  verschiedenen  neueren 
Beobachtungen  (Roßmäßler,  Fauteck)  soll  er  zur  Überwinterung  an  Buchen- 
bestände angrenzende  Fichtenkulturen  besonders  bevorzugen. 

Der  Schaden  besteht  bei  massenhaftem  Befall  in  Zuwachsverlust  und 
Einschränkung  der  Buchelmast. 

f.V'i Orchestes  quercus  L.  (Eichenspringrüßler)  (s.  S.  340).  —  Der  rotbraun  ge- 
färbte Rüßler  kommt  an  allen  sommergrünen  Eichen  vor  und  hat  eine  ganz 
ähnliche  Lebensweise  wie  der  vorige.  Das  $  legt  sein  Ei  in  die  Mittelrippe 
(unterseits).  Die  Larve,  die  sich  von  der  /ä^?- Larve  hauptsächlich  dadurch  unter- 
scheidet, daß  die  Hautdörnchen  und  Stigmen  dunkel  gefärbt  sind,  frißt  eine 
Strecke  weit  an  dem  Hauptnerv;  bald  aber  verläßt  sie  diesen  und  frißt  eine 
ähnliche  Minenform  wie  fagi  ins  Parenchym  (Abb.  200  B,  b).  Sie  verpuppt  sich 
{ebenfalls  wie  fagi)  innerhalb  der  Blasenmine  in  einem  kleinen  runden  gesponnenen 
Kokon.  (Nördlinger  S.  20,  Trägärdh  19 10).  An  der  Stelle  der  Eiablage  knickt 
das  Blatt  gewöhnlich  nach  unten  um. 


^)  Dieses  Vorkommen  gab  Veranlassung  zur  Aufstellung  einer  besonderen  Art,  Gureulio  segetts. 
Jscherich,  Forstinsekten.      II.  Bd.  ^7 


4ii 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Nach  Heß  soll  der  Fraß  vornehmlich  auf  unterdrücktem  Unterholz  vor- 
kommen. Vultejus  (1856)  will  beobachtet  haben,  daß  die  Stieleiche  gegenüber 
den  Traubeneichen  bei  weitem  bevorzugt  ist;  während  nach  Nördlinger  kein 
Unterschied  zwischen  den  beiden  gemacht  wird.  Die  Vermehrung  kann  ungemein 
stark  werden,  so  daß  jedes  Blatt  befallen  ist  und  die  Bäume  wie  gescheckt 
aussehen. 

Orchestes  populi  F.  (Weidenspringrüßler)  (s.  S.  340).  —  Befällt  haupt- 
sächlich Pappeln  und  Weiden  und  kann  an  letzteren  schädlich  werden  (v.  Thümen 
1887).  Die  Biologie  weicht  nach  Trägärdh  (1910)  in  einigen  Punkten  von 
dem  obigen  Schema  ab;  das  $  legt  eine  größere  Anzahl  Eier  (5 — 10)  zusammen 
in  ein  in  die  Blattepidermis  gefressenes  Loch,  Die  Larven  beginnen  nicht  mit 
einem  schmalen  Gang,  sondern  fressen  gleich  eine  Platzmine  von  verschiedener 
Form  aus  (Abb.  200  B,  c). 

Die  Larve  ist  in  ihrer  Form  von  dem  fagi-  und  querciis-Ty'^yx's,  wesentlich 
verschieden;  sie  ist  viel  flacher  und  seitlich  an  den  Segmentgrenzen  stark  ein- 
geschnürt, außerdem  besitzt  sie  ventral  und  dorsal  quere  lokomotorische  Wülste 
(Abb.  200 A,  b).  Sie  spinnt  keinen  Kokon,  sondern  die  Puppen  (Abb.  200 A,  a) 
liegen  frei  in  den  Blasenminen,  Die  Zahl  der  Minen  auf  einem  Blatt  kann  eine 
sehr  große  sein,    so  daß   der  größte  Teil   von  ihnen    besetzt  ist  (Abb.  200B,  c). 

Außer  diesen  drei  Arten  kommen  noch  eine  Reihe  anderer  Orchestes- Kiitn 
auf  den  verschiedenen  Forstpfianzen  vor  (Nördlinger,  S.  20): 

0.  alni  L.  auf  Ulme.  Tötete  nach  Ritzema  Bos  (1887)  in  Holland 
Ulmen  durch  2  Jahre  hintereinander  wiederholten  Kahlfraß, 

O.  avellanae  Don,  auf  Eichen, 

O.  ilicis  Hbst,  auf  Birken  und  Eichen, 

O.  msci  Hbst.  auf  Birken, 

O.  Salicis  L.  auf  Salweide, 

O.  scutellaris  F.  auf   Erlen, 

O.  semirufus  Gyll.  auf  Birken, 

O.  Stigma  Germ,  auf  Birken  und  Weiden. 

T2^('>     Cionus  fraxini  Deg. 
Eschenrüsselkäfer. 

Beschreibung  siehe  oben  Seite  340  u.  Abb.  170,  C. 

Die  Fiaßpflanze  des  Eschenrüsselkäfers  ist  bei  uns  ausschließlich  die 
Esche,  im  Süden  geht  er  auch  an  den  Ölbaum, 

Die  Larve  ist  durch  eine  besondere  Eigentümlichkeit  ausgezeichnet:  sie  hat 
die  Fähigkeit,  aus  einem  auf  der  Oberseite  des  letzten  Hinterleibssegmentes  be- 
findlichen Zäpfchen  Schleim  abzusondern.  Mit  diesem  ist  sie  dicht  bedeckt, 
und  aus  ihm  bildet  sie  auch  vor  der  Verpuppung  einen  fast  durchsichtigen  gelben 
Kokon  von  ca.  3,5  mm  Länge.  Die  Larve  ist  grünlich  gelb,  hat  einen  schwarzen 
Kopf  und  auf  dem  Prothorax  ein  geteiltes  schwarzes  Nackenschild,  Sie  ist,  wie 
alle  Rüsselkäferlarven,  beinlos. 


Curculionidae.   —   Langrüßler.      Cionus  fraxini. 


419 


f^m 


Die  Generation  des  Käfers  ist  eine  mehrfaciie.  Bei  uns  scheinen  nach 
Judeich  (i86g)  wenigstens  zwei  Generationen  vorzukommen,  im  Süden  ge- 
wöhnlich drei.  Anderseits  scheint  es  auch  eine  einjährige  Generation  zu  geben 
(Boas   1897). 

Die  Weibchen  belegen  im  Frühjahr  die  Blätter  der  Esche  mit  Eiern.  Die 
auskommenden  Larven,  deren  Leben  bis  zur  Verpuppung  10 — 12  Tage  dauert, 
sitzen,  durch  ihren  klebrigen  Schleimüberzug  festgehalten,  meist  an  der  Unter- 
seite der  Blätter  und  fressen,  die  Rippen  vermeidend,  auf  der  Blattfläche  die 
Epidermis  und  das  Blattfleisch  platzweise  aus  (Abb.  :oi),  lassen  jedoch  die  Epi- 
dermis der  Oberseite  stehen.  Die  Ränder  des  Fraßes  bräunen  sich  bald.  In 
einzelnen  Fällen  wird  auch  die  Oberseite 
angegangen,  so  daß  dann  die  Epidermis 
der  Unterseite  stehen  bleibt. 

Will  die  Larve  sich  verpuppen, 
so  zieht  sie  sich  etwas  zusammen,  der 
Schleim  erhärtet  um  sie  zu  einer  t  ö  n  n  c  h  e  n- 
förmigen  Hülle,  in  der  schließlich  die 
inzwischen  noch  stärker  geschrumpfte  Larve 
frei  liegt  und  in  den  6 — 8  Tage  währenden 
Puppenzustand  übergeht.  Die  Verpuppung 
findet  öfters  an  den  Blättern  selbst,  meist 
aber  in  der  obersten  Bodendecke  statt.  Die 
Dauer  einer  Generation  im  Sommer  scheint 
also  3  bis  höchstens  4  Wochen  zu  betragen 
und  es  könnte  daher  auch  bei  uns  wohl 
mitunter  eine  dreifache  Generation  vor- 
kommen. 

Der  Käfer,  der  beim  Ausschlüpfen 
aus  dem  Kokon  ein  regelmäßig  rundes 
Deckelchen  abschneidet,  frißt  Löcher  in 
die  Blätter  und  verschont  selbst  die 
Knospen  nicht.  In  welchem  Zustand  das 
Tier  überwintert,  ist  noch  unbekannt 
(wahrscheinlich  als  Puppe  oder  Käfer). 

Durch  den  kombinierten  Fraß  von  Larve  und  Käfer  vertrocknen  viele 
Blätter,  und  bei  starkem  Fräße  kann  es  zur  teilweisen  oder  vollkommenen 
Entblätterung  kommen,  so  daß  dann  eine  Verwechslung  mit  Frostschaden 
möglich  ist  (Judeich  1869,  Schmidt  1885).  Ein  Eingehen  von  Bäumen  in- 
folge dieses  Fraßes  wurde  noch  nicht  bemerkt,  ist  bei  der  großen  Reproduktions- 
kraft der  Esche  auch  kaum  wahrscheinlich,  dagegen  kann  Zuwachsverlust  die 
Folge  sein.  An  Oliven  ist  der  Käfer  schädlicher,  da  er  Blüten-  und  Frucht- 
bildung verhindern  kann. 

Durch  Abklopfen  der  Käfer  auf  untergehaltene  Tücher  und  Schirme 
könnte  man  nötigen  Falles  den  Schaden  vermindern. 

27* 


w 


Abb,    2or.      Cionus    fraxini  Deg.       Larven- 

und  Käferfraß,  und  mehrere  Puppen  (Kokons). 

Phot.  Scheidter. 


420 


Coleoptera. 


7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


/y^z-Anthonomus  varians  Payk. 
Kiefernblütenstecher. 
Beschreibung  siehe  oben  Seite  340  u.  Abb.  170,  D. 

Während  die  Gattung  A?ithonomus  landwirtschaftlich  (besonders  an  Obst)  eine 
sehr  schädliche  Rolle  spielt  (es  sei  nur  an  den  Apfelblütenstecher  oder  „Brenner'" 


^^. 


Abb.    202.      Fraß    von    Anthonomus    varians    Payk.      a    Käferfraß    (Reifungsfraß)    an  Nadeln; 

b  männliche  Kiefern-Blütenkätzchen  mit  Fluglöchern  und  Exkrementfäden;    c  ein  Paar   zerstörter 

Kiefernblüten  mit  Kokons  und  aufgeknäulten,  mit  Pollen  bedeckten  Exkrementfäden.   — 

Nach  Trägardh. 


Curculionidae.   —   Langrüßler.     Anthonomus  varians.  421 

erinneit),  besitzt  sie  forstlich  nur  eine  untergeordnete  Bedeutung.  Die 
einzige  Art,  die  als  forstlicher  Schädling  (an  Kiefer)  beobachtet  wurde,  ist  Anth. 
varians  Payk. 

Die  bisherigen  Angaben  in  der  deutschen  forstentomologischen  Literatur 
stützen  sich  auf  eine  russische  VeröfTentlichung  Lindemanns,  die  durch  Koppen 
(die  schädlichen  Insekten  Rußlands  1880)  den  deutschen  Entomologen  bekannt 
gemacht  wurde. 

Nach  Lindemann  nährt  sich  der  Käfer  im  Mai  von  den  jungen 
Nadeln  junger  Kiefern  und  den  Säften  junger  Triebe.  Mitte  Mai  findet  die 
Eiablage  statt.  Zu  diesem  Behuf  steigen  die  $$  auf  Knospen,  bohren  mittels 
des  Rüssels  ein  kleines  Loch  hinein  und  deponieren  daselbst  ein  oder  zwei  Eier. 
Die  Larven  fressen  die  Knospe  aus,  die  je  nach  dem  Maße  der  Be- 
schädigung entweder  vertrocknet  oder  einen  schmächtigen  und  imregelmäßigen 
Trieb  abgibt. 

In  Rußland  kommt  die  Art  stellenweise  in  enormen  Mengen  vor  und  ver- 
ursacht (im  Vereine  mit  der  folgenden  Art)  einen  krüppelhaften  Wuchs  der  be- 
fallenen Kiefern.  „Die  Bäumchen  wachsen  unregelmäßig,  der  Stamm  ist  gekrümmt 
infolge  der  Vernichtung  der  Gipfelknospe,  die  Anzahl  der  Zweige  ist  sehr  gering 
und  auch  diese  sind  spärlich  mit  vergilbten  Nadeln  besetzt.  Sie  fristen  noch 
einige  Jahre  ihr  elendes  Dasein,  bis  sie  endlich  aus  Entkräftung  absterben.  Wenn 
sie  sich  aber  erholen,  so  werden  sie  jedenfalls  zum  Bauholz  untauglich." 

Nun  sind  im  letzten  Jahr  unabhängig  voneinander  zwei  Arbeiten  erschienen, 
die  in  übereinstimmender  Weise  ein  wesentlich  anderes  Bild  von  der  Lebens- 
weise unseres  Rüßlers  geben.  ^)  Die  eine  Arbeit  stammt  aus  Schweden,  von 
Tragärdh  (1922),  die  andere  aus  Österreich,  von  H.  E.  Wichmann  (1922). 
Nach  den  beiden  Autoren  werden  nicht  die  Knospen,  sondern  die  männlichen 
Blütenkätzchen  der  Kiefer  mit  den  Eiern  belegt;  in  ihnen  entwickeln  sich  die 
Larven,  vom  Pollen  sich  nährend;  in  ihnen  findet  Ende  Juni  auch  die  Ver- 
puppung (in  einem  ovalen,  unter  reichlicher  Sekretverwendung  gebauten  Hohl- 
raum) statt.     Nach  ca.  8tägiger  Puppenruhe  schon  schlüpfen  die  Käfer. 

Einige  Tage  nach  dem  Erscheinen  beginnt  der  Ernährungsfraß  der 
Jungkäfer,  der  an  den  Nadeln  der  heurigen  Triebe  stattfindet.  Der  Käfer 
frißt,  seinen  Rüssel  bis  an  die  Augen  in  die  Blattsubstanz  versenkend,  eine  Reihe 
(6 — 8)  rundliche  Löcher,  welche  an  den  entwickelten  Nadeln  meist  in  der 
äußeren  Hälfte,  an  unentwickelten  meist  im  basalen  Teil  zu  finden  sind  (Abb.  202,  a). 
Zur  Fortpflanzung  schreiten  die  Käfer  erst  im  nächsten  Jahr  (einjährige 
Generation). 

Den  Befall  der  Blüten  kann  man  am  leichtesten  an  den  weißlich-gelben 
Knäueln  der  fadenförmigen  mit  Pollenkörnern  bedeckten  Exkrementen 
erkennen,    die   zwischen    den  Blüten   zum  Vorschein   kommen  (Abb.  202,  b  u.  c). 

Die  befallenen  Kätzchen  bleiben  kurz.  Die  Streckung  der  Achse  geht 
bestenfalls  in  den  Endteilen  den  gewohnten  Gang.  Gleichwohl  stäubt  meist  der 
ungeschädigte  Endteil  aus.  Viele  Kätzchen  bleiben  allerdings  früh  stecken  und 
verharzen  durch  und  durch  (Wichmann).  Ein  bedeutungsvoller  Schaden  scheint 
jedoch  selbst  bei  massenhaftem  Vorkommen  den  Pflanzen  nicht  zugefügt  zu  werden. 


')  Wie  die  abweichenden  Angaben  zu  erklären  sind,  läßt  sich  schwer  sagen ;  eine  Fehl- 
bestimmung von  Seiten  Lindemanns  dürfte  kaum  vorliegen,  da  aus  der  Gegend  von  Moskau 
keine  dem  varians  nahestehende  Aiithonovms- Art  bekannt  ist  (Wich mann). 


422 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe :  Rhynchophora. 


y^^    Brachonyx  pineti  Payk. 
Kiefernscheidenrüßler. 
Beschreibung  siehe  Seite  340  u.  Abb.  170,  E. 

Der  Kiefernscheidenrüßler  ist  durch  Zimmer  (1833 — 35)  in  die  Forst- 
insektenkunde eingeführt  worden,  und  zwar  ursprünglich  unter  dem  Namen  Cur- 
culio  roiticis  und  später  unter  dem  Namen  C.  mdigena  Herbst,  wie  er  auch  bei 
Ratzeburg  bezeichnet  wird. 

Eckstein  (1893a  u.  b)  schildert  den  Käfer-  und  Larveafraß.  Der  Käfer- 
fraß besteht  darin,  daß  der  Käfer  ein  kleines  rundes  Loch  in  die  Epidermis 
der  Nadel  nagt  und  dann  unter  der  Oberhaut,  ohne  letztere  zu  verletzen,  das 
Nadelparenchym  soweit  ausfrißt,  als  sein  Rüssel  reicht.  Die  so  des  Chlorophylls 
beraubte  Stelle  bräunt  sich  allmählich. 

Sein  Ei  legt  der  Käfer  dicht  oberhalb  der  Nadelscheide  oder  etwas  höher 
hinauf  in  ein  an  der  Innenseite  einer  Kiefernnadel  gefressenes  Loch.  Die  Larve 
frißt  zunächst  unter  der  Nadelepidermis  einen  Gang  nach  unten,  bei  weiterem 
Wachstum  wird  dieser  Gang  zu  einer  offenen  Rinne  und  greift  auch  in  die  an- 
liegende Innenseite  der  anderen  Nadel  des  Nadelpaares  ein.  Das  untere 
Ende  dieses  Ganges  wird  zur  Puppenwiege.  Der  Käfer  schlüpft  durch  ein  nach 
der  Außenseite  gefressenes  Flugloch  aus.  Das  Nadelpaar  bleibt  im  Wüchse  zurück 
und  verfärbt  sich  erst  unten,  dann  auf  der  ganzen  Länge  und  fällt  schließlich  ab. 
Die  Larve  ist  zitronengelb,  die  Puppe  goldgelb. 

Das  Fraßbild  hat  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  der  Kieferngallmücke 
{Diplosis  brachynterd),  so  daß  Verwechslungen  nicht  ausgeschlossen 'sind.  Doch  ist 
die  Larve  der  letzteren  ohne  weiteres  von  der  Käferlarve  zu  unterscheiden  durch 
den  Mangel  eines  abgesetzten  Kopfes,  sodann  auch  an  der  orangeroten  Färbung 
leicht  zu  erkennen. 

Eine  Bekämpfung  ist,  da  der  Schaden  nur  sehr  geringfügiger  Natur  ist, 
nicht  notwendig. 


Gattung  Balaninus  Germ. 
Nußbohrer. 
Beschreibung  siehe  oben  Seite  340  u.  Abb.    170,  B. 

Von  den  drei  oben  (S.  340)  beschriebenen,  an  ihrem  sehr  langen  fadendünnen 
Rüssel  leicht  erkenntlichen  Arien  verhalten  sich  nach  unseren  heutigen  Kennt- 
nissen B.  nucum  L.  und  glandium  Mrsh.  (=  tessellatus  F.,  turbatus  Gyll.)  bio- 
logisch ganz  übereinstimmend,  so  daß 
wir  sie  gemeinsam  behandeln  können. 
B.  nucum  L.  (der  Nußrüßler) 
und  B.  glandium  Mrsh.  (der  Eichel- 
rüßler)  brüten  sowohl  in  Eicheln  als  in 
Haselnüssen.  —  Das?  bohrt  mit  seinem 
dünnen  langen  Rüssel  im  Mai,  Juni  die 
halbwüchsige  junge  Frucht  an  und  schiebt 
ein  Ei  in  das  Bohrloch.  Letzteres  ist 
sehr  klein,  vernarbt  bald  und  ist  in  der 
Abb  203.  Eicheln  von  Balaninus  glandium  ^.^jf^^  ^^^^^^  ^^^^  ^^^^  ^^  erkennen. 
befallen.       Links     Ausbohrlocher    der    Larven, 

rechts  Larvenfraß  im  Kern.  —  Phot.  Scheidter.      Die  auskommende  Larve  nährt  sich  von 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Gattungen  Cossonus  u.  Rhyncolus.  d2X 

dem  Kern,  den  sie  ganz  oder  teilweise  verzehrt  und  in  krümmeligen  feinen  Kot 
verwandelt.  Die  so  angegriffenen  Früchte  entwickeln  sich  zunächst  äußerlich  ganz 
normal  weiter,  fallen  aber  meist  etwas  früher  ab  als  die  gesunden.  Die  im 
Herbst  erwachsene  Larve  bohrt  sich  durch  ein  größeres  kreisrundes  Loch  aus 
und  geht  bis  zu  25  cm  tief  in  den  Boden,  wo  sie  in  einer  schleimigen  ausgeglätteten 
Höhle  überwintert.  Erst  im  nächsten  Jahr  verpuppt  sie  sich  kurz  vor  der  Flug- 
zeit der  Käfer. 

Die  Generation  ist  also  gewöhnlich  einjährig,  doch  kann  auch  ein 
Überliegen  der  Larve  bis  zu  3  Jahren  stattfinden  (siehe  Ratzeburg  S.  144). 

Die  Nußrüßler  sind  bisweilen  so  häufig,  daß  ein  großer  Teil  der  Früchte 
von  den  Larven  ausgefressen  wird.  Am  meisten  werden  exponierte  oder  die 
eines  einzelnen  Fruchtbaumes  angestochen,  unter  denen  man  dann  Tausende 
madiger  Eicheln  finden  kann  (Altum).  Umfangreichere  hartnäckige  andauernde 
Schädigungen  sind  jedoch  nicht  bekannt  geworden. 

Zur  Bekämpfung  empfiehlt  sich  das  sofortige  Auflesen  und  Vernichten 
der  zeitig  abgefallenen  Früchte,  bevor  sich  die  Larven  ausgebohrt  haben.  Gegen 
die  Käfer  selbst  ist  schwer  vorzugehen,  da  sie  so  lose  auf  den  Blättern  usw. 
sitzen,  daß  sie  sich  schon  bei  der  leisesten  Berührung  herunterfallen  lassen.  In 
Samenniederlagen  wird  man  auf  Reinhaltung  der  Räume  zu  sehen  haben  und 
die  auf  dem  Boden  oft  massenhaft  angehäuften  Larven  vertilgen  müssen. 
/'-/^i  B.  elephas  Gyll.  lebt  im  Süden  in  den  Früchten  der  Edelkastanie 
und  Zerreiche,  in  ähnlicher  Weise  wie  die  beiden  vorigen  Arten. 

Von    den  verschiedenen    kleineren   Ba/am'nus- Arten    seien   noch   erwähnt: 
"      B.    villosus   F.,    die   aus    frischen  Eichengallen    von  Biorrhiza  terminalis 
gezogen  wurde;   und 

/  '  B.  cerasorum  Hbst.,  deren  Larve  sich  in  Erlenfrüchten  und  Kirsch- 
kernen entwickelt. 

Die  Gattungen  Cossonus  Clairv.  und  Rhyncolus  Steph. 

Die  beiden  Gattungen,  zusammen  noch  mit  einigen  anderen,  werden  von 
verschiedenen  Autoren  zu  einer  besonderen  Familie  (Cossonidae)  vereinigt  und 
zwischen  Rüssel-  und  Borkenkäfer  gestellt.  Sie  haben  auch  tatsächlich  sowohl 
morphologische  wie  biologische  Eigenschaften,  die  sie  den  Borkenkäfern  nahe- 
bringen. Sehen  doch  auch  manche  Rhyncolus-Arten  gewissen  Borkenkäfern  (vor 
allem  den  Hylesinen)  zum  Verwechseln  ähnlich,  und  auch  in  der  Lebensweise 
stimmen  sie  mit  ihnen  darin  überein,  daß  die  9?  zur  Eiablage  selbst  in  das 
Innere  der  Pflanzenteile  eindringen. 

In  den  Fraßbildern  bestehen  allerdings  wesentliche  Unterschiede,  inso- 
fern, als  bei  Cossomis  und  Rhyncolus  Mutter-  und  Larvengänge  nicht  scharf  von- 
einander getrennt  sind,  sondern  die  Arbeit  der  Mutterkäfer  und  der  Larven  zu 
einer  untrennbaren  Fraßmasse  verschmelzen.  Die  Fraßbilder  gleichen  dadurch 
sehr  dem  Anobium-Yx'a&. 

Auch  noch  in  einem  anderen  Punkt  weichen  sie  von  den  meisten  Borken- 
käfern ab,  indem  nämlich  die  entwickelten  Käfer  wahrscheinlich  in  der  Regel  ihre 


424 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:    Rhynchophora. 


Geburtsstätte  nicht  verlassen,  sondern  im  Innern  des  Holzes  verbleiben,  Gene- 
rationen hindurch  sich  hier  fortpflanzend. 

Die  Larven  von  Cossonus  usw.  zeigen  den  den  Rüssel-  und  Borkenkäfern 
gemeinsamen  Typus;  es  sind  weiße,  bauchwärts  gekrümmte,  quergefaltete,  bein- 
lose Larven  mit  spärlichen,  nur  bei  genauester  Betrachtung  auffallenden  einzel- 
stehenden Haaren  (Abb.  204). 

Biologisch-forstlich  scheinen  sich  die  meisten  bei  uns  vorkommenden 
Cossoniden  ziemlich  übereinstimmend  zu  verhalten.  Sie  gehen  ausschließlich  in 
abgestorbenes  Holz  (anbrüchige  Stellen,  Stöcke,  verarbeitetes  Holz  usw.)  und 
durchwühlen  dasselbe  nach  allen  Richtungen,  so  daß  ganze  Strecken  in  Bohr- 
mehl verwandelt  werden  (wie  bei  Anobiufn-¥x2i&)\  oberflächlich  bleibt  meist  eine 
dünne  Schicht  unversehrt.  Der  Fraß  beschränkt  sich  in  der  Hauptsache  auf  den 
Splint;  in  Kernholz  geht  der  Käfer  gewöhnlich  nicht.  Es  handelt  sich  also  um 
rein  technische  Schädlinge.     Baragli  (1885)  hat  die  Holzarten,  in  welchen  die 


Abb.  204.     Rhyncolus  culinaris  Germ.     i.  Seitenansicht  des  Käfers.     2.  Ansicht  des  Kopfes  von 
oben  mit  Andeutung  der  Augen  und  des  Anfangs  der  Fühler.     3.  Fühler.     4.  Seitenansicht  der 
Larve.    5.  Mundwerkzeuge  der  von  oben  gesehenen  Larve,  a  Oberlippe,  b  Vorderkiefer,  c  Mittel- 
kiefer, d  Hinterkiefer,  e  das  Fühlerrudiment.  —   Nach  Nitsche. 


verschiedenen  Cossoniden- Arten  gefunden  wurden,  genau  festgestellt,  ebenso  finden 
sich  bei  Nördlinger  (S.  21)  zahlreiche  Fundortsangaben;  darnach  scheinen  die 
meisten  Arten  polyphag  zu  sein  und  jedes  in  geeignetem  Zustand  befindliche 
Holz,  gleichgültig  ob  Laub-  oder  Nadelholz,  anzugehen. 

Was  die  oben  (S.  341)  gekennzeichneten  Arten  betrifit,  so  ist  darüber  kurz 
folgendes  zu  berichten: 

/:-  Cossonus  parallelepipedus  Hbst.  ist  einmal  in  Unzahl  in  der  Höhlung 
eines  eben  gefällten,  sonst  gesunden  Pappelstammes  nahe  an  der  Erde  gefunden 
worden  (Kaltenbach  1874  S.  543).  Kirsch  (1866)  fand  ihn  in  allen  Ent- 
wicklungsstadien in  einer  hölzernen  Wasserleitungsröhre,  die  9  Jahre  ca.  2  m 
tief  in  der  Erde  gelegen  hatte.  Die  Tiere  hatten  das  Holz  so  stark  zerstört, 
daß  es  dem  Wasserdrucke  nicht  mehr  genug  Widerstand  hatte  leisten  können. 
„  Cossonus  linearis  F.  wurde  aus  totem  Pappel-  und  Weidenholz  gezogen. 


Curculionidae.  —  Langrüßler.     Gattungen  Cossoniis  u.  Rhyncolus. 


425 


/-'Rhyncolus  (Eremotes)  porcatus  Germ,  wurde  von  Perris  (1856)  in 
Kiefer  gefunden,  und  zwar  sowohl  in  Stöcken,  als  auch  in  abgestorbenen 
oder  gefällten  Stämmen  oder  in  Bauhölzern,  die  zum  Teile  stark  beschädigt 
wurden, 

/>''  Rhyncolus  truncorum  Germ,  —  Heeger  (1859)  beobachtete  diesen 
Käfer  häufig  in  Gebäuden,  wo  er  in  Tannenholz  vorkam  und  „sich  in  unglaub- 
licher Menge  vermehrte  und  stellenweise  bedeutenden  Schaden  verursachte,  in- 
dem er  z.  B.  den  Fußboden  gänzlich  unterminierte".  Die  Käfer  erwachen 
gewöhnlich  schon  im  März  aus  dem  Winterschlaf  und  kriechen  des  Nachts 
zwischen  den  ausgefressenen  Gängen  herum.  Begattung  Mai -Juni  ebenfalls  nur 
des  Nachts,   Eiablage  zerstreut  einzeln  in  der  Nähe  des  noch  unbenagten  Holzes 


Ä  B  C 

Abb.  205.  Fraßbilder  von  Rhyncolus  culinaiis  Germ.  A  Schwach  angegangenes  Stück  (die  äußerste 
Splintschicht  als  papierdünnes  Blatt  erhalten,  nur  stellenweise  durchbrochen).  B  Stark  befallenes 
Stück  (die  äußerste  Schicht  ist  entfernt).  C  Radialschnitt.  Die  Gänge  verlaufen  meist  in  der 
Längsrichtung  in  dem  weicheren  Frühjahrsholz;  gegen  den  Kern  zu  werden  die  Gänge  immer 
spärlicher.     Nach  Nitsche. 


(20 — 25  Eier).  Nach  12  —  20  Tagen  erscheinen  die  Larven,  die  sich  ca.  4  Wochen 
von  dem  weichen  Holze  zwischen  den  härteren  Jahresringen  nähren  und  dann 
in  einer  geräumigen  Höhle  verpuppen.  Nach  2 — 3  wöchentlicher  Puppenruhe 
erscheint  der  Käfer. 

f^ll  Rhyncolus  culinaris  Germ.  Einen  ausgedehnten  Fraß  dieser  Art  (Abb.  204 
u.  205)  beschreibt  Nitsche  (1895),  Es  handelt  sich  dabei  um  ein  Vorkommen  in 
den  Grubenhölzern  in  einem  Steinkohlenbergwerk  bei  Dresden,  in  einer  Tiefe 
von  ca.  370  m  unter  der  Erde.  Der  Angriff  ging  hier  gewöhnlich  von  der  Sohle 
nach  dem  Firste  der  Strecke,  also  von  dem  wenigstens  einigermaßen  feuchteren 
Grund  nach  dem  trockenen  Oberteile  vor  sich  und  übertrug  sich  ab  und  zu  auf  die 


426  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Kappen  der  Zimmerung  und  die  Vorschubpfähle.  Zuerst  zeigte  sich  der  Fraß 
nur  an  einem  einzigen  Punkte,  bald  aber  breitete  er  sich  weiter  aus,  so  daß  er 
in  kurzer  Zeit  eine  Streckenlänge  von  ungefähr  680  m  umfaßte. 

Der  Schaden  durch  einen  derartigen  Fraß  ist  sehr  bedeutend,  da  durch 
die  Beschädigungen  die  Gefahr  eines  Zusammenbruchs  der  Zimmerung  gegeben 
wird  und  infolgedessen  kostspielige  Auswechslungen  notwendig  werden. 

Literatur  (von  Cryptorrhynchus  bis  Calandra). 

Cryptorrhynchus  lapathi  L. 
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S.  373-374- 
Feit,   E.  F.,   1905,  Insects  affecting  park  and  Woodland  Trees.     New  York,  S.  100 — 103. 
Osterberg,   1859,    Schaden    veranlaßt   durch   die  Larve   von   Cryptorrhynchus   lapathi   in  den 

Stadt-  und  Stiftswaldungen  von  Lauingen  a.  Donau.  —  In :  Monatsschr.  f.  d.  g.  F.  u.  J., 

S.  354-356- 
RoFimäßler,    1845,  Bemerkungen  über  einige  bisher  nur  noch  wenig  beobachtete  forstschädliche 

Insekten.  —  In:  Thar.  Jhrb.,  S.   197—200. 
Scheidter,    1913,  Über  Generation  und  Lebensweise  des  bunten  Erlenrüßlers,    Cryptorrhynchus 

lapathi  L.  —  In:  N.  Z.  f.  F.  u.  L.,  S.  2 79 ff. 
Torka,   1908,   Cryptorrhynchus  lapathi  L.  —  In:  Ent.  Bl.,  S.  9  u.  28. 

Tubeuf,    V.,   1892,  Zwei  Feinde  der  Alpenerle,  Alnus  viridis.  —  In:  F.  N.  Z.,  S.  387 — 390. 
Vanhoudenhove,   191 9,   Cryptorrhynchus  lapathi  L.  —  In:  Bull.  Soc.  Belg.,  S.   24. 
Zebe,    1843,  Aphoristische  Mitteilungen.     I.  Curculio  lapathi  L.  —  In:  VerhdI.  .Schles.  F.  V., 

S.  73-75- 

Magdalis. 

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f.  d.  g.  F.,  S.  78-79- 
E  seh  er  ich  und  Baer,    1908,  Tharandter  Zoolog.  Miscellen.    Erste  Reihe  Nr.  4.    Die  Magdalis- 

Arten  an  Fichte  und  Kiefer.   —  In:  N.  Z.  f.  F.  u.  L.,  S.  514—521. 
Henschel,    1879,  Entomologische  Notizen.    —   In:   Z.  f.  d.  g.  ¥.,  S.  610. 
Perris,    1856,  Histoire  des  insectes  du    pin   maritime.  —  In:    Annal.    Soc.    ent.  France,  S.   245 

bis  257  und  423—486. 

Orehestes. 

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F.  u.  J.,  S.  283-284. 

Anonymus,  1912,  Die  Vernichtung  der  Buchelmast  im  Harz  durch  den  Buchenspringrüssel- 
käfer. —  In:  D.  F.  Z,  S.  762. 

Beling,   1871,  Der  Buchenrüsselkäfer  und   der  Saatrüsselkäfer.    —  In;  Thar.  Jhrb.,  S.   78  —  79. 

Dobers,   19 13,  Feinde  von   Orehestes  fagi.   —  In:  D.  F.  Z.,  S.  508. 

Fauteck,  1913,  Zum  Überwintern  des  Buchenspringrüsselkäfers  {Orehestes  fagi).  —  In: 
Ebenda,  S.  429. 

Ritzema  Bos,  1887,  Beschädigungen  von  Ulmen  durch  den  Rüsselspringkäfer  (0/rAe.s^es  alni). 
In:  Die  Landw.    Vers.  Stat.,  S.  116  — 197. 

Roßmäßler,  1913,  Beobachtungen  aus  der  Lebensweise  des  Buchenspringrüsselkäfers  {Orehestes 
fagi).  —  In:  D.  F.  Z.,  S.  203—204. 

Scheel,    1911,  Schäden  im  Laubholzhochwald.  —  In:  A.  F.  u.  J.  Z.,  S.  294. 

Thümen,  von,    1887,  Ein  bisher  nicht  beachteter  Weidenschädling  {Orch.  populi).   —  In:  Ö. 

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—    1910,  Notes  on  the  earlier  stages  of   Orehestes  fagi  L.   —  In:  Ebenda,  S.  73 — 78. 

Vultejus,  V.,  1856,  Insektenschaden  an  den  Blättern  der  Eiche  usw.  —  In:  Vhdl.  Hils-Solling. 
F.  V.,  S.  59-63- 

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Werner,    1912,  Der  Buchenspringrüsselkäfer  auf  Zwetschen.  —  In:  D.  F.  Z.,  S.  740. 


Ipidae  (Scolytidae).  427 

Cionus. 
Boas,   1897,  Et  Angeeb  af  Snudebillen,  Cionus  fraxini.    (Ein  Angriff  des  Rüsselkäfers  C.  fr.). 

In:  Tidskt.  Skovvaesen,  S.   144  — 151   (Auszug   in:     Zeitschr.  Pflanzenkr. ,    Bd.  9,  S.  166 

und  Z.  f.  d.  g.  F.   1900,  S.  86). 
Judeich,    1869,    Cionus  fraxini  Deg.  (Eschenrüsselkäfer).  —  In:  Thar.  Jhrb.,  S.  37—48. 
Schmidt,   1885,   Cionus  fraxini.  —  In:  Z.  f.  F.  u.  J.,  S.  504 — 505. 

Anthononms.,  Braehonyx  und  Balaninus. 
Eckstein,   1893a,  Brachonyx  pineti  Payk.  —  In:  Z.  f.  F.  u.  J.,  S.  36 — 38. 

—  1893  b,  Die  Käfer  und  ihre  tierischen  Feinde.     Berlin  S. 
Heß,   1891.  Der  Haselnußbohrer.  —  In:  F.  Zbl,  S.  588  —  590. 

Koppen,    1880,    Die    schädlichen     Insekten    Rußlands.     Petersburg    (Über  \Anthono)mis    und 

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Trägirdh,     Ivar,     1922,     Skogsentom.    Bidrag    I.    —     In:     Meddel.    Stat.    Skogsförsoksanst. 

Hafte   19,  No.  3. 
"Wichmann,  H.  E.,    1922,  Über  Anthonomus  varians  Payk.   —  In:  C.  f.  d.  g.  F.,  48.  Jahrg., 

S.   10—14. 
Zimmer,   1833,  Insektensachen.   —  In;  Pfeils  Krit.  BL,  S.  55 — 67. 

—  1835.    Bemerkungen    über  die    Lebensart    einiger    schädlicher    Forstinsekten.   —  In:  Ebenda, 

S.  161  — 169. 

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Baragli,    1885,  Rassegna  biologica  di  rincofori  europaei.  —  In:   Bull.  Soc.  entom.  ital.  Firenze, 

S.  203—350. 
Heeger,    1859,  Beiträge    zur   Naturgeschichte   der   Insekten.      18.  Fortsetz.   —   In:  Sitzb.   Kais. 

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Kemner,   N.  A.,    1919,  Die  schwedischen  Eremot.es   und    R/ii/)icohis-Arten   usw.   —  In:  Ent. 

Tidskr.,  S.  166-169. 
Kaltenbach,    18-4,  Die  Pflanzenfeinde. 
Kirsch,    1866,  Über  die  Larve  von   Cossonus  ferrugineus.   —  In:  Berl.  ent.  Zeitschr.,  S.  282 

bis  283. 
Nitsche,    1895,  Mitteilungen  über  die    durch   einen  Rüsselkäfer,    Rhyncolus   culinaris,    verur- 
sachten Beschädigungen    der   Streckenzimmerung  in    einer  Steinkohlengrube.   —  In:  Thar. 

Jhrb.,  S.  121-135. 
Perris,   1856,   Histoire  des  insectes  du  pin  maritime.  —  In:  Annal.  soc.  entom.  France,  S.  173 

bis  257. 
Teichmann  u.  Andres,    1919,    Calandra  granaria   und    Cal.   oryxae  L.  als   G-etreideschäd- 

linge.  —  In:  Zeit.  f.  a.  Ent.  VI,  S.  i. 


4.  Familie:  Ipidae  (Scolytidae). 

Borkenkäfer. 

Die  Borkenkäfer  (Ipidae)  sind  den  echten  Rüsselkäfern  nah  verwandt, 
unterscheiden  sich  aber  von  ihnen 

morphologisch:  durch  das  Fehlen  des  eigentlichen  Rüssels,  ferner  durch 
die  kurzen,  gedrängten,  stets  geknieten  und  mit  einer  meist  scharf  abgesetzten 
knopfförmigen  Keule  endenden  Fühler; 

biologisch:  dadurch,  daß  die  Weibchen  zur  Eiablage  stets  mit  ihrem 
ganzen  Körper  in  die  Pflanze  eindringen,  um  die  Eier  in  besonderen  im  Bast 
oder  Splint  oder  im  Holz  genagten  Gängen  (Muttergängen)  abzulegen  (während 
die  Rüsselkäferweibchen  mit  ganz  wenig  Ausnahmen  ihre  Eier  in  mit  dem  Rüssel 
von  außen    her  genagten  Löchern  unterbringen). 

Die  Borkenkäfer  sind  kleine  bis  kleinste  (die  größte  mitteleuropäische  Art  erreicht  9  mm) 
Käfer  von  meist  walzenförmiger  Gestalt,  von  gewöhnlich  dunkler  (schwarz  bis  brauner)  Färbung; 
verhältnismäßig  selten  ist  eine  Zeichnung  durch  verschiedene  Hautfärbung  oder  durch  ein  ver- 
schieden gefärbtes  Schuppenkleid  vorhanden. 

Kopf  meist  klein,  nur  zu  einem  sehr  kurzen,  kaum  merkbaren  Rüssel  ausgezogen,  dessen 
Unterseite    fast    ganz    von   dem    Kehlausschnitt   (Mund)    eingenommen   ist.     Oberlippe    mit   dem 


42{ 


Coleoptera.  —   7.  Familien  reihe :  Rhynchophora. 


Kopfscbild  innig  verwachsen,  deshalb  im  allgemeinen  nicht  erkennbar.  Vorderkiefer  kurz  und 
kräftig,  hart  und  hornig,  an  der  Innenseite  meist  kräftig  gezähnt  (Abb.  206a).  Mittelkiefer 
ebenfalls  sehr  kräftig,  mi  breiter,  mit  starken  Borsten  besetzter  Lade  und  kurzem,  dickem,  meist 
dreigliedrigen  Taster  (Abb.  207).  Hinterkiefer  (Unterlippe)  sehr  klein  und  schmal  mit  kräftigen 
dreigliedrigen  Tastern,  und  mehr  oder  weniger  deutlicher  Zunge  (Abb.  206c).  Fühler  meist  dicht 
vor  den  Augen  eingelenkt,  stets  gekniet,  meist  sehr  kurz;  das  erste  Glied  (der  Schaft"),  stets  viel 
länger  als  das  dritte;  Geißel  4— 7gliedrig,  gekeult;  Keule  immer  groß  und  gut  ausgebildet,  von 
verschiedener  Form,  Scheiben-,    knopfTörmig   usw.,   mit   mehr    oder    weniger    deutlichen  Nähten, 


Abb.  206.  Kopf  eines  Borkenkäfers  (Unterseite). 
a  Vorderkiefer  (Mandibeln),  b  Mittelkiefer  (Maxillen), 
c  Hinterkiefer  (Unterlippe).    —    Nach  Spessivtseff. 


Abb.  207.  Mittelkiefer  (l.  Maxille) 
eines  Borkenkäfers,  a  Cardo,  b  Stipes, 
c  Lade,  d  Taster.  —  Nach  Spessivtseff. 


Abb.  208.     Obere    Ansicht    eines    Borkenkäfers    (Hylesinus),    I  Kopf,    II— IV  Vorder-,    Mittel- 

und    Hinterbrust,     V    Abdomen,     i  —  8    Rückenplatten    der    Abdominalsegmente,    s    Schildchen, 

g  Punktstreifen  der  Flügeldecken,  h  Zwischenräume.  —   Nach  Spessivtseff. 


meist  fein  behaart.  Die  Fühler  können  dicht  an  den  Körper  angelegt  werden.  Augen  meist 
groß,  flach,  gewöhnlich  (nur  wenig  Ausnahmen)  nierenförmig.  Flügel  vorhanden  (nur  selten 
die  Männchen  flugunfähig),  Geäder  nach  dem  Typus  iL  Flügeldecken  das  Abdomen  ganz 
bedeckend,  Absturz  der  Flügeldecken  häufig  ausgehöhlt  und  mit  Zähnen  besetzt.  Die  Vorder- 
hüften groß,  beinahe  kuglig,  die  Hinterhüften  quer.  Schienen  kurz  abgeflacht,  nach  unten  ver- 
breitert, am  Außenrand  gekerbt  oder  sägeartig  gezahnt.  Tarsen  dünn,  5gliedrig,  meist  drehrund 
und  ohne  Sohlenpolster,  das  3.  Glied  bisweilen  gelappt,  das  4.  sehr  klein,  oft  zwischen  den 
Lappen  des  3.  Gliedes  versteckt,  Klauen  einfach  (Abb.  208). 


Ipidae  (Scolytidae). 


429 


Geschlechtsdijmorphismus  oft  sehr  deutlich  durch  Unterschiede  in  der  Bildung  des 
Flügeldeckenabsturzes  (cf  gezähnt,  '^  ohne  Zähne  oder  mit  kleineren  Zähnen),  in  der  Bildung 
des  Kopfes,  in  der  Form  und  Größe  des  Körpers  usw. 

Die  Larven  der  Borkenkäfer  zeigen  typischen  R hynchophoren-Habitus  (Abb.  209):  beinlos, 
weich,  weißlich,  ventralwärts  gekrümmt,  mit  zahlreichen  Wulstungen;  nur  der  Kopf  stärker 
chitinisiert,  gelblichbraun  oder  braun.  Der  i.  Bmstring  besitzt  dorsal  gewöhnlich  einige  kleine 
Hornplättchen ;  der  2.  und  3.  Brustring  verhältnismäßig  kurz,  meist  nur  mit  2,  die  Abdominal- 
^egmente  gewöhnlich  mit  je  3  Dorsalwülsten  (von  Hopkins  —  in  der  Reihenfolge  von  vorne 
nach  .hinten  —  als  „praescutal"-,  ,,scutal"-  und  ,,scutellar"-Wülste  bezeichnet).  Ventral  sind  die 
3  Brustsegmente  durch  besonders  starke  Wülste  (an  Stelle  der  Beine)  ausgezeichnet. 

Die  Haut  der  Larven  ist  mit  zahlreichen  teils  mikroskopisch  kleinen  Härchen  und  Dörnchen 
ausgerüstet,  deren  Ausbildung  in  einiger  Beziehung  zur  Lebensweise  der  betreffenden  Art  (vor  allem 
dem  Grad  der  Bewegung  und  der  Art  des  Mediums)  steht  und  eine  Unterscheidung  der  Larven 
der  verschiedenen  Arten  ermöglicht.  Leise witz  hat  die  Haare  und  Dornen  bei  verschiedenen 
Borkenkäferarten  untersucht  und  überall  Unterschiede  festgestellt.  Nach  seiner  Ansicht  ist  die 
ähnliche  Ausbildung  der  Dornen  usw.  mehr  auf  die  ähnliche  Lebensweise  als  auf  Verwandtschaft 
zurückzuführen.     So  sind  sich  z.  B.  trotz  ihrer  Zugehörigkeit  zu  verschiedenen  Unterfamilien  die 


Ä  ß 

Abb.   209.     Larve  (A)  und  Puppe  (B)  eines  Borkenkäfers  (Ips  typographus  L.).     Stark  vergr. 

Original. 


Larve  von  Hylastes  palltatus  und  Drijocoetes  autographus  sehr  ähnlich,  die  beide  in  gleicher  Weise 
alte  Nadelhölzer,  und  zwar  am  liebsten  altes,  anbrüchiges  feuchtes  Material  befallen,  und  deren 
Larven  ganz  unregelmäßige,  durcheinandergehende  Gänge  fressen,  während  andererseits  sogar  die 
Larven  der  beiden  Kiefernmarkkäfer,  M.  pinijierda  und  ndnor,  starke  Verschiedenheiten  zeigen, 
obwohl  die  Imagines  so  nahe  verwandt  sind  (Leisewitz  S.  51)  Übrigens  sind  auch  in  der  Form 
des  Kopfes  und  seiner  Teile  Unterschiede  bei  den  einzelnen  Arten  vorhanden,  wie  aus  der 
Ratzeburgschen  Tafel  ohne  weiteres  hervorgeht. 

Für  den  Praktiker  kommen  aber  alle  diese  minutiösen  Unterschiede  zur  Bestimmung  der 
Larven  nicht  in  Betracht;  für  ihn  stellen  ja  die  Fraßgänge,  in  denen  er  die  Larven  findet  und 
die  für  jede  Art  charakteristisch  sind,  ein  ausgezeichnetes  und  leichtes  Bestimmungsmerkmal  dar 
(siehe  unten). 

„Die  Puppen  (Abb.  209 B)  sind  kurz  und  gedrungen,  und  erscheinen  es  deshalb  noch 
mehr,  weil  die  Flügel  über  den  größten  Teil  des  Hinterleibs,  bei  einigen  fast  bis  zum  Ende 
desselben,  reichen.  Die  Unterflügel  überragen  die  Oberflügel  weit  und  beide  überdecken  das 
letzte  Fußpaar  fast  gänzlich.  Fühler  ziemlich  gerade,  spitzwinklig  vom  Kopf  abgehend  und  bis 
XQ.  den  Vorderschenkeln  reichend,  Dornhöcker  sparsamer  als  bei  den  Rüsselkäfern,  oft  nur  am 
Hinterleib,  doch  auch  hier  kurz  und  nie  mit  langen  Härchen"  (Ratzeburg  S.  158). 


4  20  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Auch  bei  den  Puppen  der  verschiedenen  Borkenkäfer  existieren  Unterschiede  und  zwar 
teils  recht  beträchtliche  und  in  die  Augen  fallende  (z.  B.  Bedornung),  die  eine  Bestimmung  der 
Art  odei   wenigstens  der  Gattung  ermöglichen  (siehe  die  Ratzeburg  sehen  Abbildungen). 

Vorkommen. 

Die  Borkenkäfer  sind  typische  Bewohner  holzartiger  Gewächse;  wir 
kennen  nur  wenige  Ausnahmen,  in  denen  krautartige  Pflanzen  angegangen  werden. 

Die  meisten  Arten  sind  ziemlich  wählerisch  in  bezug  auf  Holzart,  Sortiment, 
Baumteil,  Gesundheitszustand  usw.  Manche  sind  streng  monophag,  nur  auf  eine 
Holzart  beschränkt,  andere  gehen  an  einige  wenige  verwandte  Holzarten;  ver- 
hältnismäßig nur  wenige  sind  stärker  polyphag  und  gehen  z.  B.  alle  Nadelhölzer 
oder  alle  Laubhölzer  an;  und  als  Ausnahme  hat  zu  gelten,  wenn  eine  Art  sowohl 
in  Laub-  als  Nadelhölzern  vorkommt  (Xyl.  Saxeseni).  Die  einen  gehen  ferner 
nur  an  schwache  Sortimente  mit  dünner  Rinde,  die  anderen  vorzugsweise  an 
starke  Stämme  resp.  Stammteile  mit  dicker  Rinde.  Es  können  sich  so  z.  B.  der 
große  und  der  kleine  Waldgärtner  (Myelophilus  piniperda  und  minor)  ^  die  sich 
morphologisch  so  nahestehen,  daß  sie  nur  schwer  zu  trennen  sind,  in  die  Herr- 
schaft ein  und  desselben  Stammes  teilen,  indem  der  erstere  die  unteren  dick- 
borkigen, der  letztere  die  oberen  glattrindigen  Partien  befällt.  Eine  Reihe  von 
Arten  gehen  vornehmlich  an  die  äußerste  Kronenregion  bezw.  die  dünnen  Äste, 
wieder  andere  an  die  Wurzelregion.  Em  Teil  von  Borkenkäfern  endlich  bewohnt 
die  Rinde  (Bast  oder  Splint),  andere  dringen  mehr  oder  weniger  tief  ins  Holz 
ein  usw. 

Die  meisten  Arten  bevorzugen  kränkelndes  Material  mit  stockendem 
Saftstrom,  sind  also  sekundär;  manche  gehen  sogar  in  der  Regel  nur  an  ge- 
fälltes Holz.  Nur  eine  verhältnismäßig  kleine  Zahl  sind  mehr  oder  weniger 
primär.  Im  allgemeinen  verhalten  sich  die  in  den  Ästen  und  der  Kronenpartie 
brütenden  Arten  mehr  primär;  sie  machen  häufig  den  Anfang  und  bereiten  den 
Stamm  für  die  sekundären  Arten  vor.  Auch  die  Laubholzborkenkäfer  sind  im 
allgemeinen  mehr  primär.  Doch  auch  die  sekundären  Arten  können  bei 
starker  Übervermehrung  und  Mangel  an  geeignetem  Brutmaterial  unter  dem  Druck 
der  Fortpflanzungsnot  primär  werden  und  ganz  gesunde  Bäume  befallen,  ein 
Punkt,  der  lange  Zeit  Gegenstand  des  lebhaftesten  Meinungsstreites  war.  Heute 
wird  die  Möglichkeit  des  Primärwerdens  wohl  kaum  mehr  bestritten  werden;  auf 
ihr  beruht  ja  größtenteils  die  Gefahr,  die  von  Seiten  der  Borkenkäfer  unseren 
Forsten  droht.  Es  muß  dabei  allerdings  berücksichtigt  werden,  daß  durch  ab- 
norme Witterungsverhähnisse,  z,  B.  große  Trockenheit  und  Hitze,  ganze  Wälder 
in  einen  krankhaften  Zustand  versetzt  werden  können  und  daß  in  solchen  Fällen 
bei  einer  eventuellen  Borkenkäferkalamität  nicht  eigentlich  von  einem  Primär- 
werden gesprochen  werden  kann;  es  handelt  sich  hier  vielmehr  um  die  Ver- 
wandlung des  betreffenden  Waldes  aus  einem  allgemein  ungeeigneten  in  ein 
allgemein  geeignetes  Brutmaterial.  Ähnliches  kann  auch,  wenn  auch  in  weit  be- 
grenzterem  Maße,  bei  Windbruch  statthaben;  in  Weichböden  werden  in  mehr 
oder  weniger  weiter  Ausdehnung  um  die  Windlöcher  die  Bäume  gelockert  und 
so  in  einen  für  die  Borkenkäfer  geeigneten  Zustand  versetzt  werden.    Doch  auch 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Fraßbilder.  ^^1 

nach  Abzug  solcher  Massen erkrankungen  ganzer  Wälder  oder  Waldteile  als  Ursache 
von  Borkenkäferkalamitäten,  kennen  wir  eine  Reihe  von  großen  Zerstörungen 
durch  Borkenkäfer  in  ganz  gesunden  Wäldern.  Viele  Käfer  werden  beim  Ein- 
bohren in  saftstrotzende  Bäume  zugrunde  gehen  (wenn  es  ihnen  nicht  vorher 
noch  gelingt,  sich  wieder  zu  entfernen)  und  so  gewissermaßen  als  Pioniere  für 
die  nachfolgenden  dienen,  i) 

Die  meiste  Zeit  ihres  Lebens  bringen  die  Borkenkäfer  im  Innern 
ihrer  Fraß-  resp.  Brutpflanze  zu.  Hier  legt  das  Weibchen  die  Eier  ab, 
hier  entwickeln  sich  die  Larven,  hier  verpuppen  sie  sich  und  hier  bleiben, 
wenigstens  bei  vielen  Arten,  auch  die  Jungkäfer  noch  eine  Zeitlang,  um  „Reifungs- 
fraß" auszuüben.  Sie  verlassen  die  Brutstätte  hauptsächlich  nur  zu  dem  Zweck, 
in  anderen  Pflanzen  neue  Brüten  anzulegen.  Eine  Reihe  derjenigen  Käfer,  die 
ihre  Geburtsstätte  noch  in  unreifem  Zustand  verlassen  haben,  begeben  sich  nach 
ihrem  Austritt  vorher  noch  speziell  zur  Ausübung  des  „Reifungsfraßes"  an  andere 
Pflanzenteile,  um  erst  nach  völliger  Reifung  ihrer  Geschlechtsorgane  die  neue 
Brutstelle  aufzusuchen.  Dasselbe  trifft  häufig  auch  für  abgebrunftete  Weibchen 
zu,  die  zum  zweitenmal  brüten  wollen  und  daher  ihre  Geschlechtsorgane 
regenerieren  müssen;  wir  sprechen  in  diesem  Fall  von  „Regenerationsfraß" 
(s.  unten).  Diejenigen  Käfer,  die  im  Spätherbst  ihre  Geburtsstätte  verlassen,  be- 
geben sich  gewöhnlich  in  besondere  Überwinterungsplätze  (s.  unten),  um  erst 
im  nächsten  Frühjahr  zum  Brutgeschäft  zu  schreiten. 

Familienleben  und  Fraßbilder. 

Ein  besonders  hervorstechender  Zug  im  Leben  der  Borkenkäfer  ist  das 
„Familienleben".  Ehern  und  Nachkommen  sind  in  einem  Wohnungssystem 
beisammen;  die  ersteren  erleben  gewöhnlich  das  Auskommen  der  Jungkäfer.  Im 
allgemeinen  sind  jedoch  die  einzelnen  Familienglieder,  wiewohl  sie  in  der  gemein- 
samen Wohnung  leben,  voneinander  getrennt,  indem  die  Eltern  und  jeder  der 
Nachkommen  auf  besondere  Räume  verteilt  sind,  so  daß  keiner  von  dem  anderen 
„etwas  weiß".  Nur  in  wenigen  Fällen  leben  die  Familienmitglieder  zusammen  in 
einem  Raum  (z.  B.  Dendroclotiics  micans^  die  Holzbrüter  usw.);  hier  kann  man 
dann  auch  zuweilen  unter  den  Larven  soziale  Züge  finden. 

Das  „Familienleben"  findet  seinen  sichtbaren  Ausdruck  in  dem  Fraßbild, 
das  so  charakteristisch  ist,  daß  es  ohne  weiteres  als  von  Borkenkäfern  herrührend 
zu  erkennen  ist.  Das  fertige  Fraßbild  besteht  fast  stets  aus  zwei  Hauptelementen : 
I.  dem  Muttergang,  bezw.  den  Muttergängen  und  2.  den  davon  ausgehenden 
Larvengängen.  Dazu  kommen  in  vielen  Fällen  noch  3.  die  Ernährungsgänge 
der    Alt-   und   Jungkäfer,    die    vom    „Ernährungs-"    bezw.  „Regenerations-"    oder 


1)  Doch  scheint  der  Käfer  bei  gesunden  Bäumen  zum  Teil  mit  besonderer  Vorsicht  vor- 
zugehen, so  daß  „man  wohl  sieht,  daß  er  auf  etwas  ungewöhnliches  gefaßt  ist''.  „Er  bleibt'', 
schreibt  Haas  (Ratzeburg  174),  .,in  diesen  Fällen  anfänglich  nur  in  der  trockenen  Rinde,  wo 
sich  ihm  kein  Hindernis  entgegenstellt  und  macht  sich  zuerst  in  dieser  einen  Gang  mit  mehreren 
Öffnungen.  Bedarf  er  einer  Nahrung,  so  nimmt  er  sie  von  der  einen  oder  anderen  Öffnung  von 
der  zarten  Basthaut.  Der  Saft  tritt  nun  zwar  aus,  doch  fließt  er  nicht  so  schnell  und  der  Käfer 
hat  Zeit,  in  seinen  Gang  zurückzukehren,  ohne  daß  er  erstickt  wird." 


A72  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

„Reifungsfraß"  herrühren.  ^  Alle  diese  Elemente  können  in  Form,  Richtung  usw. 
verschieden  sein,  und  so  ergeben  sich  durch  die  vielen  Kombinationsmöglichkeiten 
eine  Reihe  abweichender  Typen.  Und  innerhalb  der  Haupttypen  finden  wir 
wieder  zahlreiche  kleinere  und  größere  Unterschiede,  die  auf  der  Verschiedenheit 
der  Länge  oder  kleinen  Verlaufsabweichungen  der  Mutter-  oder  Larvengänge,  auf 
der  Dichte  der  letzteren  usw.  beruhen,  so  daß  eine  große  Zahl  verschiedener 
Fraßbilder  resultieren:  Es  gibt  so  viele  verschiedene  Fraßbilder  als 
Borkenkäferarten  oder  mit  anderen  Worten:  jede  Borkenkäferart  macht 
ihr  charakteristisches  Fraßbild 2),  so  daß  letzteres  gewöhnlich  allein  genügt 
zur  Bestimmung  der  Art. 

Für  den  Praktiker  ist  dieser  Umstand  von  großer  Bedeutung,  da  er  dadurch 
der  zum  Teil  recht  schwierigen  Bestimmung  der  Käfer,  die  nur  mit  Lupe  oder 
Mikroskop  auszuführen  ist,  enthoben  wird.  Es  ist  deshalb  dringendes  Erfordernis, 
daß  der  Praktiker  sich  vor  allem  mit  den  Fraßbildern  der  forstlich  wichtigen 
Arten  vollkommen  vertraut  macht. 

Wir  haben,  wenn  wir  hier  eine  Übersicht  über  die  Haupttypen  der  Fraß- 
bilder geben  wollen,  zunächst  zu  unterscheiden  zwischen  Rindenbrütern  und 
Holzbrütern.  Bei  den  ersteren  liegt  das  Fraßbild  an  der  Grenze  von  Holz 
und  Rinde,  bei  den  letzteren  dringen  die  Gänge  mehr  oder  weniger  tief  ins 
Holz  ein. 

Fraßbilder  (Brutfraß)  der  Rindenbrüter. 
Bei   der  Einteilung   der  Brutfraßbilder  legen  wir   in  erster  Linie  die  Form 
und   die    Richtung    des    Muttergangs    zugrunde   und   unterscheiden   zunächst 

1.  lange,  gestreckte,  röhrenförmige,  der  Breite  der  Mutter  entsprechende 
„Gänge"  mit  parallelen  Seiten,  und 

2.  unregelmäßige  „Plätze"  von  unbestimmter  Form. 

Was  die  Gänge  betrifft,  so  teilen  wir  sie  nach  der  Richtung,  die  sie  zur 
Längsachse  des  Stammes  einnehmen,  in  Quergänge  (senkrecht  zur  Längsachse) 
und  Längsgänge  (parallel  zur  Längsachse).  Dann  kommt  es  darauf  an,  ob 
der  Muttergang  einfach  ist  oder  aus  mehreren  Elementen  (meist  von  mehreren 
Müttern  hergestellt)  zusammengesetzt  ist.  Wir  sprechen  im  ersteren  Fall  von 
„einarmigen",  im  letzteren  von  „mehr  arm  igen"  Muttergängen  (Längs-  oder 
Quergängen).  Bei  den  letzteren  werden  die  einzelnen  Teile  durch  ein  gemein- 
sames Verbindungsstück  zusammengehalten  oder  gehen  die  verschiedenen  Gänge 
von  einem  gemeinsamen  Raum,  der  „Rammelkammer",  aus. 


')  Der  ,,Ernährungs'-^-  oder  ,, Sterilgang"  kann  bisweilen  ein  mehrfaches  des  eigent- 
lichen Brutganges  betragen,  wie  z.  B.  bei  Hylastes  glabratus^  wo  die  Bratregion  nur  einen 
kleinen  Teil  des  Mutterganges  einnimmt.   — 

^)  Es  gibt  nur  wenig  Ausnahmen  hiervon,  in  denen  eine  Art  Wohnungsparasitismus 
vorliegt.  Ein  solcher  scheint  regelmäßig  z.  B.  durch  den  kleinen  Crypturgus  pusühts  ausgeübt 
zu  werden,  dessen  Mutterkäfer  die  Einbohrlöcher  und  Muttergänge  anderer  Arten  benutzt,  so  daß 
oft  nur  die  Larvepgänge  Eigenarbeit  sind.  Ausnahmsweise  kommt  Wohnungsparasitismus  auch 
bei  anderen,  sonst  selbständigen  Arten  vor  (z.  B.  bei  chalcographiis^  der  gelegentlich  die  Gänge 
von  tijpographus  benutzt). 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Fraßbilder. 


433 


Die  Larvengänge  verlaufen  im  allgemeinen,  wenigstens  beim  Beginn, 
rechtwinklig  gegen  die  Muttergänge,  so  daß  vom  Quergang  längsgerichtete  und 
vom  Längsgang  quergerichtete  Larvengänge  entspringen.  Nur  die  an  den  Enden 
der    Muttergänge    entspringenden    Larvengänge    gruppieren    sich    meist    strahlen- 


Abb.  210A.     Schematische  Brutbildertypen  von  Borkenkäfern.  —  N. 

förmig  um  diese.  Im  weiteren  Verlauf  können  die  Larvengänge,  besonders  wo 
es  sich  um  lange  handelt,  die  Richtung  wechseln,  so  daß  sie  in  ihren  Endteilen 
mit  dem  Muttergang  wieder  parallel  laufen.  Die  Länge  der  Larvengänge  ist  sehr 
verschieden,  selbst  bei  sehr  nahverwandten  Arten,  so  haben  z.  B.  Hylesinus  ftaxi?ii 


Escherich,  Forstinsekten.     II.  Bd. 


28 


434  Coleoptera.  —  7.  P'amilienreihe :  Rhynchophora. 

und  Myelophilus  minor  nur  kurze,  Hylesinus  crenaius  und  Myelophilus  piniperda 
sehr  lange  Larvengänge.  Im  allgemeinen  hängt  die  Länge  davon  ab,  ob  die 
Gänge  im  nährstoffreichen  Splint  oder  im  nährstoffärmeren  Bast  verlaufen;  im 
ersteren  Fall  sind  sie  meist  kurz,  im  letzteren  lang.  Das  Lumen  der  Larvengärge 
ist  bei  Beginn  sehr  gering,  und  wird,  je  mehr  sich  der  Gang  vom  Muttergang  ent- 
fernt, mit  dem  zunehmenden  Wachstum  der  Larve  immer  breiter,  um  schließ- 
lich in  einer  geräumigen,  meist  ovalen  „Puppenwiege"  zu  enden,  die  in  der 
gleichen  Ebene  wie    der  Gang,   oder  aber  tiefer  oder  oberflächlicher  liegen  kann. 

Mit  der  Außenwelt  steht  das  Fraßbild  zunächst  nur  durch  das  Einbohr- 
loch, das  bei  einarmigen  Gängen  an  dem  einen  Ende,  bei  den  mehrarmigen  in 
der  Rammelkammer  gelegen  ist,  in  Verbindung.  Zu  diesen  können  noch  ver- 
schiedene Löcher  in  den  Muttergängen  hinzutreten,  deren  Bedeutung  noch  nicht 
überall  sicher  erkannt  ist  („Luftlöcher",  „Begattungslöcher")  und  ferner,  wo  die 
Jungkäfer  bereits  aiisgeflogen  sind,  auch  noch  die  zahlreichen  Ausfluglöcher, 
die  meist  von  den  Puppenwiegen  ausgehen. 

Wo  es  sich  um  die  „Platz-Muttergänge"  handelt,  gehen  entweder  die 
Larvengänge  getrennt  von  einander  strahlenförmig  vom  Muttergang  ab,  oder 
aber  es  kommen  überhaupt  keine  getrennten  Larvengänge  vor,  sondern  die 
Larven  fressen  gemeinsam  große  „Familiengänge";  in  diesen  Fällen  fließen 
Mutter-  und  Larvengänge  in  einen  großen  ,,Platz"  zusammen  {D.  micans). 

Nach  den  genannten  Merkmalen  lassen  sich  folgende  Kategorien  von 
Rindenfraßbildern  aufstellen: 

1.  Einarmige  Längsgänge  (Abb.   210A,    i  a), 

2.  Zweiarmige  Längsgänge  (Abb.  210A,  3a), 

3.  Einarmige  Quergänge   (Abb.  210A,   2), 

4.  Zweiarmige  Quergänge  (auch  Klammergänge  genannt)  (Abb.  210  A,  4a), 

5.  Sterngänge  (mit  3 — 5   und  mehr  Gängen;  (Abb.  210A,  5), 

a)  Sterngänge  mit  strahlenförmig  divergierenden  Larvengängen, 

b)  Sterngänge  mit  längs-  oder  quergerichteten  Larvengängen  (von  ver- 
schiedenen Autoren  als  mehrarmige  Längsgänge  —  auch  Gabelgänge 
genannt  —  und  mehrarmige  Quergänge  aufgefaßt), 

6.  Platzgänge  mit  getrennten  Larvengängen  (Abb.   210A,    i  b), 

7.  Platzgänge    ohne    getrennte    Larvengänge    (Rinden-Familien- 
gänge). 

Was  die  Ernährungsgänge  betrifft,  so  sind  solche  bei  den  meisten 
Rindenbrütern  anzutreffen;  sie  sind  sehr  verschieden  je  nach  Art  und  Umständen. 
Meist  stellen  sie  Fortsetzungen  oder  Erweiterungen  der  Mutter-  (Regenerations- 
fraß) und  Larvengänge  (Reifungsfraß)  dar,  die  mitunter  hirschgeweihartige  Ver- 
zweigungen aufweisen  können  (Abb.  210B). 

Meist  liegt  der  größte  Teil  des  Fraßbildes  ungefähr  in  einer  Ebene,  so  daß 
das  ganze  Gangsystem  bei  der  Trennung  von  Rinde  und  Holz  auf  den  ein- 
ander zugewandten  Flächen  beider,  bald  mehr  auf  jener  bald  mehr  auf  dieser, 
im  Zusammenhang  zu  erkennen  sind.    Es  gibt  auch  Fälle,  in  denen  das  Fraßbild 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Fraßbilder 


435 


auf  verschiedenen  Ebenen  Hegt,"',  so  daß  bei  der  Abnahme  der  Rinde  nur  Teil- 
stücke zu  sehen  sind;  hier  muß  man,  wenn  man  das  ganze  Fraßbild  aufdecken 
will,  durch  Nachschneiden  die  einzelnen  Fragmente  in  Zusammenhang  bringen. 
Meist  bezieht  sich  die  verschiedene  Lagerung  auf  kleinere  Abschnitte,  wie  z.  B. 
auf  die  Puppenwiegen  oder  die  Rammelkammer,  in  welch  letzterem  Fall  die  ein- 
zelnen Muttergänge  zusammenhangslos  zu  sein  scheinen.  Sie  kann  aber  auch  das 
ganze  Fraßbild  betreffen,  so  daß  auf  der 
Unterseite  der  Rinde  lauter  kleine  Bruch- 
stücke sichtbar  werden  und  ein  vollkommen 
verworrenes  Fraßbild  erscheint  (z.  B.  bei 
Polygraphiis  —  durch  vorsichtiges  Nach- 
schneiden kann  man  aus  den  vielen  Frag- 
menten einen  regelmäßigen  Sterngang  zum 
Vorschein  bringen). 

Auch  andere  Fraßbilder,  die  in  einer 
Ebene  liegen,  können  mitunter  recht  ver- 
worren und  unklar  werden,  wenn  z.  B. 
durch  lang  andauernden  Reifungsfraß  der 
Jungkäfer  (z.  B.  bei  schlechter  Witterung) 
oder  „Regenerationsfraß''  der  Altkäfer  das 
normale  Fraßbild  mehr  oder  weniger  zer- 
stört wird. 

Auch  durch  Raumeinschränkung 
können  Abweichungen  von  der  typi- 
schen Fraßbildform  verursacht  werden, 
indem  z.  B,  im  schwachen  Material  Quer- 
gänge häufig  zu  „Schräggängen"  werden  und 
Sterngänge  mit  längs-  oder  quergerichteten 
Larvengängen  solchen  mit  strahlenförmigen 
Larvengängen  sich  nähern,  oder  die  Larven- 
gänge zum  großen  oder  größten  Teil  nicht 
zur  Entwicklung  kommen.  Träglrdh  (1919) 
stellte  Fälle  fest,  in  denen  in  zu  dünnen 
Stämmen  (unter  4,5  cm  unterer  Durch- 
messer) nur  4  *>/()  der  Larven  von  M.  pini- 
perda  ihre  Entwicklung  durchmachten,  also 
nur  3 — 4  Larvengänge  auf  den  Muttergang 
kamen,  da  die  Muttergänge  stellenweise  so 
dicht  beieinander  lagen,  daß  die  Larven- 
gänge nicht  Platz  genug  hatten  und  eine 
Ähnliches  kann  auch  an  starken  Stämmen  bei  sehr  dichtem  Befall  ein- 
treten, indem  auch  hier  ein  Teil  der  Larven  aus  Platzmangel  keine  Gänge  an- 
fertigt, so  daß  ein  größerer  oder  geringerer  Ausfall  der  Larvengänge  zu^beobachten 
ist.    Wo  es  allerdings  noch  irgend  möglich,  suchen  die  Larven  durch  Ausweichen 


Abb.   210B.     Ernährangsfraß  (Reifungs- 
fraß)  von  Ips  typographus  L.  in  Fichten- 
splint. —  Aus  Koch. 


Menge   Larven    ganz    jung    starben. 


436  Coleoptera.   —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

zurechtzukommen,  wie  ja  auch  Muttergänge,  die  einander  zu  nahe  kommen, 
bogenförmig  sich  aus  dem  Weg  gehen,  i) 

Auch  bei  nicht  ganz  geeignetem  Zustand  der  befallenen  Bäume 
oder  bei  ungewöhnlich  spätem  Anflug  können  die  Fraßfiguren  Veränderungen 
erfahren.  So  sind  die  Muttergänge  am  kürzesten,  dabei  auch  die  Eigruben  am 
gedrängtesten,  wenn  der  Saftandrang  dem  Käfer  zu  stark  ist  oder  auch  wenn 
der  Käfer  ungewöhnlich  spät  im  Nachsommer  anfliegt  (R.  S.  175). 

Ferner  kann  die  Lage,  in  der  der  befallene  Stamm  sich  befindet,  die 
Form  der  Figur  beeinflussen,  so  beginnt  z.  B.  der  Längsgang  des  großen  Wald- 
gärtners {Myel.  pmiperdd)  mit  einem  krückstockartigen  Haken,  wenn  der  Stamm 
beim  Befall  liegt  (damit  das  Bohrmehl  leicht  herausfällt),  während  beim  stehenden 
Stamm  der  Haken  wegfällt. 

Endlich  kommen  noch  bei  ungewöhnlichen  Fraßpflanzen  Abweichungen 
vom  Normaltypus  vor;  so  beobachtete  Pauly  bei  Zuchtversuchen  mit  Ips  typo- 
graphus  an  Kiefer,  daß  die  sonst  so  kurzen  Larvengänge  länger  und  nur  all- 
mählich verbreitert  (piniperda-iähvMch)  waren. 

Alle  diese  Variationsmöglichkeiten  dürfen  bei  Beurteilung  der  Fraßbilder 
nicht  außer  acht  gelassen  werden. 

Fraßbilder  (Brutfraß)  der  Holzbrüter. 

Bei  den  Holzbrütern  (Nutzholzborkenkäfern)  entwickelt  sich  die  Brut  mehr 
oder  weniger  tief  im  Holz.  Infolgedessen  ist  eine  längere  radial  ins  Holz  ein- 
dringende „Eingangsröhre"  notwendig,  von  der  aus  erst  die  eigentlichen  Brut- 
röhren ausgehen,  zunächst  in  horizontaler  Ebene.  Eingangsröhre  und  Brutröhre  werden 
von  der  Mutter  hergestellt;  erstere  entspricht  dem  Einbohrloch  resp.  dem  kurzen 
rindendicken  Einbohrgang,  letztere  dem  Muttergang  der  Rindenbrüter. 

Bezüglich  der  weiteren  Ausgestaltung  des  Fraßbildes  haben  wir  2  Gruppen 
zu  unterscheiden: 

1.  Von  den  Muttergängen  aus  fressen  die  Larven  nach  oben  und  unten, 
also  in  der  Längsrichtung  des  Stammes,  Larvengänge. 

a)  Die  Larven  fressen  in  regelmäßigen  Abständen  getrennt  kurze,  ledig- 
lich den  Puppenwiegen  entsprechende  Larvengänge:  Leitergänge 
(Abb.  210A,  7). 

b)  Die  Larven  fressen  gemeinsame  Plätze:  Holz-Familiengänge 
(Abb.  210A,  8). 

2.  Die  Larven  fressen  überhaupt  keine  besonderen  Gänge;  das  Fraßbild 
besteht  also  nur  aus  Muttergängen,  in  denen  sich  die  Larven  entwickeln: 
Gabelgänge. 

a)  Die  Gabelgänge  liegen  in  einer  Ebene:  horizontale  Gabelgänge 
(Abb.  210A,  9). 

^)  Auf  welche  Weise,  d.  h.  mit  welchen  Sinnen  die  sich  einander  nähernden  Käfer  von 
sich  Kenntnis  erhalten,  ist  schwer  zu  sagen.  Eichhoff  (S,  46)  erklärt  das  Ausweichen  dadurch, 
daß  eine  dünne  Wand  zwischen  je  2  nahe  benachbarten  Gängen  sehr  bald  so  austrocknet,  daß 
sie  für  das  Insekt  nahrungslos  wird.  Die  daselbst  nagenden  Tiere  werden  deshalb  von  der 
Nachbarschaft  der  Gänge  ab  und  nach  der  Richtung  hin  gelenkt,  wo  Holz  und  Rindenkörper 
noch  dicker  und  deshalb  safthaltiger  und  nahrungsreicher  sind. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Fortpflanzung.  ^%y 

b)  Die   Gabelgänge   gehen   nach  verschiedenen    Richtungen,    indem    die 
Mutter    von    den    langen    horizontalen   Gängen    aus    nach    oben    und 
unten  noch  weitere  längere  und  kürzere  leitersprossenähnliche  Röhren 
nagt.     Das  Bild   ähnelt    dann    den  Leitergängen,    läßt   sich   aber  von 
jenen  dadurch  leicht  unterscheiden,  daß  bei  den  ersteren  die  Sprossen 
in    regelmäßigen    Entfernungen    abgehen    und    außerdem    alle    gleich 
lang   sind,    während   bei  den  letzteren  die  Sprossen  sowohl  bezüglich 
der  Abstände  als  auch  der  Länge  verschieden  sind:  Gabelgänge  in 
verschiedenen  Ebenen  (Abb.  210  A,  10). 
Ernährungsgänge  scheinen    bei   den  Holzbrütern   nicht   vorzukommen.      Ein 
großer  Unterschied    gegenüber   den    Fraßbildern    der    Rindenbrüter    besteht   auch 
bezüglich    der    Ausflugslöcher.      Während    bei    den    letzteren    jeder    Jungkäfer 
durch  ein  besonderes  von  ihm  genagtes  Ausfiugsloch   nach   außen  gelangt,   gehen 
die   Jungkäfer    der    Holzbrüter    durch    die    von    der    Mutter    genagten    Eingangs- 
röhren nach  außen.     Es  besteht    also   hier   auch    beim   verlassenen   Fraßbild   nur 
eine  einzige  Kommunikation  mit  der  Außenwelt! 

Fortpflanzung. 

Sobald  im  Frühjahr  die  entsprechende  Wärme  eintritt  und  die  Bestände 
genügend  erwärmt  sind,  kommen  die  Käfer  aus  ihren  Winterquartieren  (entweder 
besonderen  Überwinterungsplätzen  oder  ihren  Geburtsstätten)  heraus,  um  zur 
Fortpflanzung  zu  schreiten:  sie  „schwärmen".  Dieses  Schwärmen  geschieht  in 
der  Regel  einzeln  und  ist  für  den  minder  aufmerksamen  Beobachter  unbemerkbar. 
Doch  unter  gewissen  Umständen,  wenn  z.  B.  nach  länger  andauernder  ungünstiger 
Witterung,  durch  die  zahlreiche  flugfertige  Käfer  zurückgehalten  wurden,  plötzlich 
warmes  sonniges  Wetter  eintritt,  können  sich  die  ausfliegenden  Käfer  in  großen 
dichten  Schwärmen  oder  „ganzen  Wolken"  sammeln,  besonders  an  Orten  (Wind- 
bruch, Schneebruch  usw.),  wo  schon  längere  Zeit  eine  Übervermehrung  statt- 
gefunden hat. 

Das  Ausschwärmen  tritt  nur  an  sonnigen  Tagen,  in  der  FrühHngszeit 
meist  mittags,  im  Sommer  mehr  gegen  Abend  auf.  Bei  den  einen  Arten  (z.  B. 
dem  Waldgärtner,  Äfye/.  piniperdd)  wird  der  Schwärmtrieb  schon  durch  weniger 
hohe  Temperaturen,  wenn  die  Tageswärme  einige  Tage  9*^  Durchschnittstempe- 
ratur erreicht  hat,  ausgelöst;  sie  schwärmen  demnach  schon  frühzeitig  im  Jahr 
(schon  Ende  Februar)  —  „Frühschwärmer".  Bei  anderen  sind  höhere  Tempe- 
raturen (16 — 18<^  C.)  nötig  (z,  B.  Ips  typographtis);  sie  schwärmen  später  im  Jahr 
(April,  Mai,  im  Gebirge  oft  erst  im  Juni) — „Spätschwärmer".  Treten  Tempe- 
raturrückschläge und  trübes  Wetter  ein,  was  besonders  bei  den  Frühschwärmern 
nicht  selten  vorkommt,  so  hört  das  Schwärmen  wieder  auf  und  zwar  so  lange, 
bis  die  nötige  Temperatur  wieder  erreicht  ist.  i) 

^)  Nach  Fuchs  (S.  8)  wird  im  Frühjahr  und  Herbst  das  Schwärmen  weniger  durch  die 
Mittagstemperaturen  als  durch  die  Wärme  der  Nacht  bestimmt.  Ist  diese  kalt,  so  bedarf  es 
bei  Tage  schon  einer  weit  höheren  Temperatur,  um  die  Wohnung  des  Tieres  so  zu  erwärmen, 
daß  es  hervorgelückt  wird.  War  dagegen  die  Nacht  warm,  so  sehen  wir  die  Käfer  am  Tage,  wenn 
die  Temperatur  steigt,  recht  bald  hervorkommen.  Dadurch  würde  es  sich  erklären,  daß  die  Käfer 


438  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:    Rhynchophora. 

Die  schwärmenden  Käfer,  Männchen  und  Weibchen,  i)  streben  einer  passenden 
Brutstätte  zu,  2)  wie  geschlagenen  Stämmen,  Meterstößen,  oder  auch  kränkelnden 
stehenden  Stämmen  usw.,  um  sich  dort  einzubohren  und  alsbald  mit  dem  Fort- 
pflanzungsgeschäft zu  beginnen.  In  der  Auswahl  der  Brutpflanzen  zeigen  die 
Borkenkäfer  ein  bewundernswertes  Unterscheidungs-  und  Spürvermögen,  indem  sie 
unter  normalen  Verhältnissen  (d.  h.  wenn  kein  Mißverhältnis  zwischen  der  Zahl 
der  fortpflanzungsgierigen  Borkenkäfer  und  der  Menge  des  Brutmaterials  besteht) 
mit  großer  Sicheiheit  solche  Stammindividuen  unter  Hunderten  und  Tausenden 
herauszufinden  vermögen,  die  ihren  Lebensbedingungen  am  besten  entsprechen. 
Zum  Einbohren  suchen  sie  gewöhnlich  die  dünnsten  Rindenstellen  aus;  sie  kriechen 
deshalb  gern  unter  Borkenschuppen  oder  in  Ritzen  der  Borke  {Ips  typographus, 
M. piniperda)  usw.  Die  Einbohrlöcher  sind  daher  meist  schwer  zu  finden,  im  Gegen- 
satz zu  den  Ausflugslöchern  der  Jungkäfer,   die  ja  direkt  nach  außen  führen. 

Bei  den  monogamen  Arten  bohrt  das  Weibchen  den  Eingang,  bei  den 
polygamen  Arten  beginnt  das  Männchen  das  Brutfraßbild,  indem  es  den  Einbohr- 
gang und  die  Rammelkammer  nagt.  Das  Einbohrloch  ist  unter  günstigen  Um- 
ständen in  einigen  Stunden  vollendet,  bei  kaltem  Wetter  und  dicker  Borke  kann 
die  Herstellung  tagelang  dauern.  Die  Richtung  der  Einbohrgänge  ist  gewöhnlich 
schief  von  unten  nach  oben  verlaufend  (um  dem  Bohrmehl  leichteren  Abfluß  zu 
verschaß'en),  wobei  es  gleichgültig  ist,  ob  der  Stamm  steht  oder  liegt.  Es  können 
demnach  die  Fraßbilder  in  dieser  Beziehung  Unterschiede  zeigen,  je  nachdem  sie 
am  stehenden  oder  liegenden  Stamm  gefertigt  sind.  Schon  Ratzeburg  macht 
darauf  aufmerksam,  daß  die  Borkenkäfer  dem  durch  die  Rinde  führenden  Bohr- 
loch immer  eine  bestimmte  Richtung  geben,  allerdings  mit  der  Motivierung,  daß 
dadurch  „das  Eindringen  des  Wassers  möglichst  verhindert  werden  soll". 

Die  Begattung  findet  bei  monogamen  Arten  meistens  außen  an  dem  Stamm 
vor  dem  Einbohren  statt;  bei  den  polygamen  Arten  erst  nach  dem  Einbohren  im 
Innern  des  Stammes  und  zwar  in  der  vom  Männchen  genagten  „Rammelkammer".  ^) 
„Die  Begattung  ist  entweder  eine  einmalige  oder  mehrmalige.  Es  gibt 
Borkenkäfer  [Hylurgops  glabratus\  bei  denen,  ähnlich  wie  bei  Pissodes,  eine  ein- 
malige Begattung  im  Frühjahr  für  das  Weibchen  genügt,  um  mehrere  Brüten  bis 
zum  Schluß  der   Saison   zu   vollenden.     Bei   anderen    Arten    ist    eine   mehrmalige 


bei  oft  so  verschiedenen  Temperaturen  hervorkommen  und  daß  die  Käfer  aus  am  Boden  liegenden 
Stämmen  gewöhnlich  später  ausfliegen  als  aus  stehenden  Bäumen  (da  eben  die  Temperatur  am 
Boden  nachts  viel  kühler  ist  als  weiter  in  der  Höhe). 

^)  Das  Zahlenverhältuis  der  beiden  Geschlechter  scheint  bei  den  einzelnen  Arten  sehr  ver- 
schieden zu  sein.  Allerdings  sind  wir  bis  heute  nur  bei  wenigen  Arten  genauer  darüber  unter- 
richtet; bei  Ece.  scohjtus  kommen  30—40  J^j'  auf  ein  $,  bei  X  dispar  dagegen  i  c?  auf  ca. 
4  $9,  bei  Liehtensteini  i  (^  auf  ca.  27  5$  und  bei  X  monographtis  und  dryographus  gar 
nur   I    J  auf  mehrere  hundert  $5   (R.  F.   158  u.  R.  W.  377). 

*j  Ausgenommen  hiervon  sind  die  (^(^  verschiedener  Holzbrüter  (X.  dispar^  monographus, 
Saxeseni),  deren  Flügel  verkümmert  oder  völlig  rückgebildet  sind  und  die  daher  flugunfähig  sind. 

'*)  Bei  den  Arten  mit  flugunfühigen  JJ  {X.  dispar,  monographus  usw.)  findet  die  Be- 
gattung wohl  meist  vor  dem  Ausschwärmeri  der  $$  in  den  alten  Geburtsgängen  oder  in  deren 
nächster  Nähe  statt.  Eichhoff  hat  den  Vorgang  in  den  geöffneten  Gängen  bei  dispar  beob- 
achtet, wobei  ,,das  (J  das  zunächst  vor  ihm  befindliche  $  bestieg,  nach  einiger  Zeit  über  das- 
selbe hinauskriechend  zum  nächsten  (vorhergehenden;  gelangte  und  so  mit  den  in  der  Reihe  vor 
ihm  befindlichen  fortfuhr.     Nördlinger  beobachtete  ähnliches  bei  Saxeseni. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Fortpflanzung.  a-iq 

Begattung  schon  zur  normalen  Vollendung  eines  Brutbildes  erforderlich.  Ips  typo- 
graphus  kann,  wie  Experimente  gezeigt  haben,  selbst  bei  reichlichem  Vorrat 
von  Sperma  in  der  Anhangsdrüse  nur  eine  beschränkte  Zahl  von  Eiern  legen, 
infolgedessen  nur  unvollkommene  Brutbilder  fertigen,  sofern  nicht  neue  Begattung 
erfolgt.  Mehrmalige  Begattung  ist  direkt  beobachtet  worden  und  wird  für  mehrere 
Gattungen  für  nötig  gehalten,  so  für  Eccoptogaster,  Myelophilus,  Ips  von  Chewy- 
reuv,  Keodin,  Stilantjew.  'Bei  Eccoptogaster  soll  trotz  dem  streng  monogamen 
Eheleben  in  den  Brutbildern  eine  wiederholte  Begattung  verschiedener  Individuen 
in  besonderen  kleinen ,  äußerlich  gelegenen  und  nur  temporär  ihrem  Zwecke 
dienenden  Begattungskammern  vorhergehen.  Nach  der  Ansicht  der  russischen 
Autoren  geschieht  die  Reinigung  der  Brutgänge  von  Bohrmehl  ausschließlich  zu 
dem  Zwecke,  das  Zusammenkommen  von  Männchen  und  Weibchen  zur  wieder- 
holten Begattung  zu  ermöglichen.  Da,  wo  die  Gänge  normal  nicht  gereinigt 
werden  [Polygraphus  ^  Ips  acuminatus  u.  a.),  finde  entweder  keine  Wiederholung 
der  Begattung  durch  das  zu  den  Weibchen  gehörige  Männchen  statt,  sei  also 
nicht  erforderlich,  oder,  wenn  erforderlich,  fertigten  sich  die  Weibchen  Öfifnungen 
in  ihren  Brutgängen  an,  um  ein  anderes  Männchen  direkt  zuzulassen"  (Nüßlin). 

Über  den  Vorgang  der  Begattung  gibt  Chewyreuv  ein  sehr  anschau- 
liches Bild  von  Eccopt.  Ratzeburgi:  „Er  dauert  ca.  2^2 — 6  Minuten;  ihm  geht 
ein  eigenartiges  Kurmachen  voraus,  eventuell  auch  ein  Kampf  zwischen  Neben- 
buhlern, Sobald  das  Weibchen  eine  Eingangsöffnung  gefertigt  hatte,  kam  von 
außen  ein  Männchen  hinzu,  steckte  den  Kopf  in  das  Loch  und  streichelte  mit 
seiner  Stirnbürste  den  Bauch  des  Weibchens.  Ca.  i  Minute  nach  diesem  Kur- 
machen rückt  das  Weibchen  allmählich  aus  dem  Eingangskanal  heraus,  das 
Männchen  dreht  sich  sofort  um  (mit  dem  Kopf  nach  unten !)  und  die  Kopulation 
geht  vor  sich.  Die  beiden  Tiere  stehen  unter  einem  Winkel  von  90°  zueinander, 
indem  die  abgeschrägten  Hinterleibsenden  sich  dicht  berühren.  Während  der 
Kopulation  streichelt  das  Männchen  den  Bauch  des  Weibchens  mit  den  beiden 
Hinterfüßen.  Noch  bevor  die  Kopulation  zu  Ende,  ist  das  Weibchen  aus  der 
Eingangsöffnung  herausgekrochen,  das  Männchen  mitziehend,  das  sich  etwas  sträubt. 
Nachdem  das  Männchen  eine  Strecke  gezogen  hat,  trennen  sie  sich ;  das  Männchen 
versteckt  sich  schnell  im  Eingangskanal,  während  das  Weibchen  herumläuft.  Später 
beobachtete  Chewyreuv,  daß  das  Männchen  nicht  mehr  da  ist,  sondern  jetzt 
ein  neues  Weibchen;  es  kamen  2  Männchen,  kämpften  und  eines  vollzog  die 
Kopulation.  Es  fanden  also  in  ein  und  derselben  Eingangsöffnung  mehrfache 
Begattungen  zwischen  verschiedenen  Pärchen  statt.  Wurden  diese  Öffnungen 
später  bloßgelegt,  so  erwiesen  sich  keine  Käfer  darin.  Es  legen  also  die 
Weibchen,  ehe  sie  an  die  Anfertigung  definitiver  Brutgänge  schreiten,  bisweilen 
kurze  Gänge  an  (^/g — i  cm),  gewissermaßen  zum  Pläsir,  die  einzig  und  allein 
die  Bedeutung  temporärer  Hochzeitskammern  haben!" 

Eine  Ergänzung  in  manchen  Punkten  erfährt  diese  Schilderung  durch  Wich- 
mann  (1909),  ^ox  Eccopt.  laevis  bei  der  Begattung  beobachtete:  „Will  das  J  die 
Begattung  vornehmen,  so  nähert  es  sich  dem  5  und  reibt  mit  seiner  behaarten 
Stirne  am  Absturz  desselben.     Es    sind   ruckweise  vollzogene  eckige  Bewegungen, 


^AO  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

die  ziemlich  rasch  ausgeführt  werden.  Durch  dieses  Reiben  wird  das  $  willig 
gemacht,  das  dem  J  in  die  Rammelkammer  folgt,  wo  dann  die  Begattung  stattfindet." 
Diese  „Friktionsbewegungen"  scheinen  allen  Eccoptogasier-Kti&a  mit  behaarter  Stirn 
des  J   eigen  zu  sein;  auch  die  Xyleborus-hx\^x\  verhalten  sich  vermutlich  ähnlich." 

Über  die  Kämpfe  zwischen  zwei  Männchen  von  Ecc.  laevis  berichtet 
Wichmann  (1.  c.)  folgendes:  „Zwei  66  wollten  in  einen  Fraßgang,  in  dem  sich 
ein  noch  gattenloses  $  befand,  eindringen.  Sie  drängten  sich  eine  Weile  um 
das  Bohrloch  herum  und  begannen  dann  einen  originellen  Kampf.  Sie  kehrten 
sich  mit  heftig  zitternden  Fühlern  einander  zu,  rannten  dann  mit  den  Köpfen 
mehrere  Male  zusammen  und  schoben  sich  Kopf  an  Kopf  längere  Zeit  herum. 
Eines  gab  schließlich  den  Kampf  auf  und  kroch  flink  ins  Bohrloch.  Bevor  es 
noch  verschwunden  war,  war  ihm  schon  das  andere  nach  und  hatte  es  mit  den 
Mandibeln  beim  Knöpfchen  des  4.  Hinterleibsegmentes  gepackt,  woran  es  nach 
Kräften  anzog.  Nachdem  es  aber  allmählich  schwächer  geworden  war,  mußte  es 
nach  ca.  1  ^/g stündiger  Anstrengung  den  Kampf  aufgeben.-'  Ratzeburg  (W.  377 
u.  387)  teilt  einige  Beobachtungen  von  Nördlinger  und  Letzner  über  die 
Kopulation  mit.  „Die  hübscheste,  wenn  auch  nicht  von  großer  Sittlichkeit  zeugende 
Geschichte  erzählt  Nördlinger  von  Lichtensieifii:  es  soll  nämlich  der  Mutterkäfer 
durch  ein  Luftloch  von  fremden  66  besucht  werden  und  mit  diesen  eine 
neue  Rammelkammer  anlegen,  so  daß  derselbe  verschiedene  Familien  —  mit  Stief- 
und  rechten  Kindern  —  begründet.  Ob  nun  alle  Luftlöcher  so  als  Hintertüren 
dienen  können?  Etwas  feine  Beobachtung!"  Letzner  beobachtete  ähnliche  Vor- 
gänge won  Ecc.  Ratzeburgi  wie  Chewyreuv:  er  sah  viele  ??  in  Eingangsöffnungen, 
das  Hinterleibsende  herausstreckend,  auf  66  harren.  „Stundenlang  zeigt  sich  keine 
Bewegung.  Meist  hatten  sie  ein  rosarotes  faseriges  Bündel  an  dem  mehr  als 
sonst  vortretenden  After.  Wahrscheinlich  dient  das  zur  Anlockung  der  66. 
Letztere  spazierten  emsig  am  Stamm  auf  und  nieder,  die   ??   suchend." 

Nachdem  die  Weibchen  begattet  sind,  schreiten  sie  zur  Eiablage.  Diese 
ist  bei  allen  Borkenkäfern  (mit  Ausnahme  der  „Wohnungsparasiten")  verbunden 
mit  der  Anlage  besonderer  Brutgänge  („Muttergänge").  Wo  es  sich  um 
monogame  Arten  handelt,  werden  die  Brutgänge  in  direkter  Fortsetzung  des  Ein- 
bohrgangs in  der  gleichen  oder  auch  in  abweichender  Richtung  miniert.  Bei 
polygamen  Arten  fressen  die  Weibchen,  nachdem  sie  in  der  von  dem  Männchen 
gefertigten  Rammelkammer  befruchtet  worden,  von  dieser  Kammer  aus  ihre  Brut- 
gänge nach  verschiedenen  Richtungen.  Während  des  Grabens  der  Gänge  fressen 
die  Weibchen  in  den  meisten  Fällen  in  gewöhnlich  regelmäßigen  Abständen,  einmal 
links,  einmal  rechts,  ein  kleines  Grübchen  („Eigruben"),  welches  mit  je  i  Ei  be- 
legt und  dann  mit  Bohrmehl  verklebt  wird  (Abb.  211).  Es  kann  aber  auch 
die  Anlage  gesonderter  Eigruben  unterbleiben.  In  diesem  Falle  werden  die  Eier 
frei  oder  in  besonderem  Eilager  haufenweise  im  Multergang  abgelegt. 

Die  Art  der  Eiablage  findet  im  Fraßbild  einen  sehr  deutlichen  Aus- 
druck: wo  gesonderte  Eigruben  genagt  werden,  entstehen  stets  getrennte  Larven- 
gänge, wo  die  Eier  haufenweise  abgelegt  werden,  entstehen  wenigstens  am  An- 
fang gemeinschaftliche  Gänge,  —  wenn   nicht   überhaupt   die    Anlage   besonderer 


Ipidae  (Scolytidae),  —  Fortpflanzung. 


441 


Larvengänge  unterbleibt   und    die  Larven    sich    einzig    im    Muttergang    entwickeln 
(wie  bei  den  Holzbrütern  mit  Gabelgängen). 

Was  die  Zahl  der  Eier  betrifft,  so  ist  diese  bei  den  Borkenkäfern  ver- 
hältnismäßig gering.  Wenn  wir  50  —  60  Eier  für  ein  5  annehmen,  so  ist  das 
schon  eine  „hochgegrifiene  Mittelzahl"  (wenn  auch  Fälle  von  100  und  mehr  Eiern 
vorkommen). 

Die  Zeitdauer  der  Eiablage  richtet  sich  nach  der  Art  der  Eiablage,^ 
ob  diese  getrennt  m  gesonderten  Eigruben  oder  haufenweise  stattfindet.  Im 
ersten  Fall  hängt  es  wieder  davon  ab,  ob  die  Eigruben  dicht  beieinander  an- 
gelegt oder  ob  sie  durch  größere  Zwischenräume  voneinander  getrennt  sind. 
Im  allgemeinen  dürfte  sie  sich  zwischen  2  und  3  Wochen  hinziehen;  dabei  darf 
aber  nicht  außer  acht  gelassen  werden,  daß  die  Witterung,  die  Dauer  der 
Pausen  zwischen  den  Begattungen  usw.  einen 
wesentlichen  Einfluß  auf  den  Fortgang  der 
Eiablage  hat  und  dieselbe  stark  verzögern, 
ja  wochenlang  ganz  unterbrechen  kann. 

Auch  die  Weiterentwicklung  vom 
Ei  bis  zum  Käfer  ist  stark  von  den 
klimatischen  Verhältnissen  abhängig.  Sie 
schwankt  zwischen  6  und  13  Wochen,  je 
nachdem  sie  in  die  Vorsommer-  oder 
Sommerzeit  fällt.  Hennings  hat  in  seinen 
Versuchen  sogar  noch  größere  Unterschiede 
in  der  Entwicklungsdauer  festgestellt  (26 
bis  113  Tage),  je  nachdem  er  die  Brut 
größerer  oder  geringerer  Wärme  und  größerer 
oder  geringerer  Feuchtigkeit  ausgesetzt  hat 
(s.  Bd.  L,  S.  173).  Am  meisten  scheint 
die  Larvenzeit  beeinflußbar  zu  sein,  weniger 
die  Embryonal entwicklung  und  die  Puppen- 
zeit! Übrigens  gibt  es  auch  Borkenkäfer,  die  weit  weniger  auf  Temperatur-  usw. 
-unterschiede  reagieren,  so  daß  Hennings  geradezu  2  biologische  Gruppen,  die 
„Beeinflußbaren"  und  „Nichtbeeinflußbaren",  unterscheidet.  Im  allgemeinen  trifft 
unter  normalen  Verhältnissen  auf  die  Embryonalentwicklung  10  —  14  Tage,  auf 
die    Larvenzeit    2 — 4   Wochen   und   auf   die    Puppenruhe    wieder    10 — 14  Tage. 

Mit  dem  Entstehen  des  Jungkäfers  aus  der  Puppe  ist  aber  die  Entwick- 
lung noch  nicht  abgeschlossen,  da  die  Jungkäfer  in  den  weitaus  meisten  Fällen 
noch  unreif  sind  und  noch  einen  je  nach  den  Arten  sehr  verschieden  (wenige 
Tage  bis  mehrere  Wochen)  langen  Reifungsfraß  ausüben  müssen,  bevor  sie 
zur  Fortpflanzung  schreiten  können.  Doch  auch  einschließlich  dieses  Reifungs- 
fraßes ist  bei  den  meisten  Arten  die  Gesamtentwicklung  vom  Ei  bis  zum  reifen 
Käfer  eine  verhältnismäßig  kurze. 


Abb.   211. 
belegten     , 


Stück    eines-   Muttergangs    mit 
Eigruben".       Vergr.     —     Phot. 
Scheidter. 


AA2  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Generation. 

Die  Generationsfrage  der  Borkenkäfer  stand  lange  Zeit  im  Mittelpunkt  eines 
teils  recht  heftigen  Meinungsstreites  der  Forstentomologie.  Während  auf  der 
«inen  Seite  eine  i-  oder  i  Y2  jährige  Generation  als  Regel  angenommen  wurde 
(Ratzeburg),  verfochten  andere  eine  doppelte  Generation  als  die  Norm  (Eich- 
hoff und  andere).  Daß  so  lange  über  eine  doch  sehr  häufige  und  aufdringliche 
Käfergruppe  Unsicherheit  und  Unklarheit  in  einem  auch  für  die  Praxis  so 
wichtigen  Punkt  der  Biologie  herrschen  konnte,  daran  sind  mehrere  Gründe 
schuld.  Vor  allem  die  Unkenntnis  von  der  Möglichkeit  eines  längeren  Lebens 
und  wiederholten  Brütens  der  Mutterkäfer,  sodann  die  Unkenntnis  von  dem 
für  die  meisten  Arten  notwendigen  Reifungsfraß  der  Jungkäfer,  ferner  die  außer- 
gewöhnliche Abhängigkeit  der  Entwicklungsdauer,  des  Schwärmens,  der  Eiablage 
der  meisten  Borkenkäfer  von  Temperatur,  Feuchtigkeit  usw.  und  endlich  das  über 
eine  längere  Zeit  sich  hinziehende  Auskommen  einer  Familie,  entsprechend  der 
ebenso  erfolgten  Eiablage. 

Alle  diese  Momente  haben  zusammen  das  Bild  so  verwischt  und  unklar 
gemacht,  daß  man  wohl  verstehen  kann,  wie  je  nach  der  Einstellung  des  Be- 
obachters verschiedene  Ansichten  entstehen  konnten.  Vor  allem  mußte  not- 
wendigerweise der  erste  der  angeführten  Punkte  (in  Verbindung  mit  dem  2.)  dazu 
führen,  eine  vorkommende  zweite  Brut  im  Sommer  als  echte  zweite  Generation 
anzusprechen,  da  die  damalige  Schulmeinung  es  nicht  zuließ,  anzunehmen,  daß 
die  einmal  abgebrunftete  Mutter  nochmals  zu  einer  Brut  schreiten  konnte. 

So  stellt  also  besonders  die  Korrektur  dieser  irrigen  Annahme  den  Wende- 
punkt in  der  Auffassung  der  Borkenkäferbiologie  dar.  Diese  Korrektur  verdanken 
wir  Knoche,  der  in  mehreren  Arbeiten  (hauptsächlich  über  den  Waldgärtner) 
die  Langlebigkeit  des  Mutterkäfers,  die  wiederholte  Brutfähigkeit 
desselben  und  die  langsame  Geschlechtsreife  der  Jungkäfer  (Reifungs- 
fraß!) dargelegt  hat,  nachdem  einige  Jahre  vorher  Nüsslin  die  gleichen  Fest- 
stellungen bei  Pissodes  gemacht  hatte.  Die  Folge  von  Knoches  Entdeckungen 
war  zunächst  die,  daß  die  zweite  Brut  im  Sommer  nicht  ohne  weiteres  als  echte 
zweite  Generation  aufgefaßt  werden  durfte,  sondern  daß  auch  an  eine  zweite  Brut  des 
alten  Mutterkäfers  (Geschwisterbrut)  gedacht  werden  mußte.  Es  hieß  also  jetzt  von 
Fall  zu  Fall  entscheiden,  ob  echte  zweite  Generation  oder  Geschwisterbrut  vorliegt. 

Reiche  Arbeit  hat  in  dieser  Beziehung  Fuchs  (1907)  geleistet,  der  eine  ganze 
Reihe  Borkenkäferarten  daraufhin  untersucht  hat.  Wir  ersehen  aus  diesen  Unter- 
suchungen, daß  die  einzelnen  Borkenkäferarten  sich  bezügl.  der  Generation  sehr 
verschieden  verhalten: 

1.  Einzelne  Arten  haben  stets  nur  einfache  Generation.  Kommen 
bei  ihnen  zweite  Brüten  vor,  so  handelt  es  sich  um  Geschwisterbruten,  von  der 
regenerierten  „alten  Mutter"  erzeugt.  Es  gehören  hierher  die  beiden  Waldgärtner, 
Myel.  piniperda  und   minor,  Hylesinus  fraxini  und  die   Wurzelbrüter. 

2.  Die  meisten  Arten  können  unter  günstigen  klimatischen  Ver- 
hältnissen eine  echte  zweite  Generation  erzeugen,  unter  weniger  günstigen 
dagegen   nur   eine   einfache   (in   beiden  Fällen   daneben   auch    Geschwisterbruten). 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Generation.  4^.3 

Hierher  gehören  wohl  alle  oder  doch  die  meisten  der  zu  der  Gruppe  der  Ipini  ge- 
hörigen Arten.    Außerdem  noch  einige  Hy lesmini,  wie  Hylastes palliatus  und  glabratus. 

3.  Bei  vielen  Angehörigen  der  Gattung  Eccoptogasier  ist  doppelte  Gene- 
ration dieRegel,  weil  sie  im  allgemeinen  nur  in  solchen  klimatisch  günstigen 
Gegenden  vorkommen,  die  eine  zweite  Generation  ermöglichen.  Außerdem  geht 
bei  ihnen  die  Reifung  der  Geschlechtsorgane  rasch  vor  sich,  so  daß  nur  ein 
ganz  kurzer  Reifungsfraß  i)  (von  4—5  Tagen)  nötig  ist  und  die  Jungkäfer  also 
schon  nach  wenigen  Tagen  imstande  sind,  eine  neue  Brut  anzulegen. 

Diese  Feststellungen,  die  in  die  letzten  beiden  Dezennien  fallen,  haben 
die  bisher  so  verworrenen  Anschauungen  über  die  Generationsfrage  wesentlich 
geklärt.  Wir  wissen  also  jetzt,  daß  bei  den  einen  Arten  einfache,  bei  den  anderen 
doppelte  Generation  als  Regel  vorkommt,  bei  wieder  anderen  und  zwar  der 
Mehrzahl  sowohl  einfache  als  doppelte  Generation  vorkommen  kann  (als  Funktion 
des  Klimas).  Wir  wissen  jetzt  ferner,  daß  daneben  noch  zweite  Brüten  von  den 
alten  regenerierten  Müttern  (sogenannte  Geschwisterbruten)  erzeugt  werden  können, 
so  daß  also  im  Sommer  die  Kinder  und  Mütter  nebeneinander  brütend  an- 
getroffen werden  können.  -; 

Dazu  kommt  noch  ein  weiterer  Umstand,  der  das  Bild  noch  mehr 
kompliziert:  nämlich  das  über  eine  längere  Zeit  sich  hinziehende  Aus- 
kommen der  I.  Generation,  das  einmal  in  der  mehr  oder  weniger  aus- 
gedehnten Schwärmzeit  (also  dem  zeitlich  recht  verschiedenen  Beginn  des  Brütens 
der  verschiedenen  Mutterkäfer)  begründet  ist  und  sodann  in  der  ebenfalls  länger 
dauernden  Eiablage.  So  kommt  es,  daß  die  einzelnen  Generationen  und  auch 
Geschwisterbruten  derart  ineinander  greifen,  daß  die  letzten  Käfer  der  ersten 
Generation  gleichzeitig  oder  sogar  später  als  die  ersten  Käfer  der  zweiten 
Generation  (resp.  Geschwisterbrut)  erscheinen  können.^) 

Aus  alledem  ergibt  sich,  daß  bei  einem  großen  Teil  der  Borkenkäfer  das 
ganze  Jahr  über  alle  Entwicklungsstadien  der  verschiedenen 
Generationen  und  Geschwisterbruten  angetroffen  werden  und 
daß  während  der  ganzen  Saison  fortpflanzungsbereite  Käfer 
vorkommen,  —  eine  Erkenntnis,  die  für  die  Praxis  von  großer  Bedeutung  ist. 


^)  Derselbe  findet  nach  Beobachtungen  von  Eckstein  (1898),  Hennings  (1908). 
Wichmann  (1909),  Röhrl  (i.  1.)  und  Spessivtseff  (1921)  außerhalb  der  Geburtsstätte  statt 
und  zwar  entweder  an  der  Basis  junger  grüner  Sprosse  oder  Knospen,  oder  an  den  Blattstielen 
(Abb.  212  B),  oder  an  saftiger  Rinde,  die  die  Käfer  oberflächlich  platzen.  Daß  der  Ernährungs- 
fraß von  nur  so  kurzer  Dauer  ist,  rührt  daher,  daß  die  Geschlechtsorgane  der  Eccoptogastemni 
beim  Auskriechen  aus  der  Puppe  schon  weiter  entwickelt  sind  (Abb.  212  A)  als  die  der  meisten 
übrigen  Borkenkäfer  (Spessivtseff  1921). 

*)  Vielfach  gibt  schon  das  äußere  Aussehen  der  Mutterkäfer  (ob  abgerieben  oder  völlig 
frisch)  einen  sicheren  Anhaltspunkt,  ob  es  sich  um  einen  alten  Mutterkäfer  oder  um  einen  Jungkäfer 
handelt.    Außerdem  gibt  die  anatomische  Untersuchung  sichere  Auskunft  (siehe  Bd.  I,  S.  109  ff.). 

ä)  Nüsslin  hat  diese  Verhältnisse  in  Formeln  gefaßt,  die  dieses  Ineinandergreifen  sehr 
deutlich  veranschaulichen.  Er  nennt  den  i.  Schwärmtermin  einer  Art  T,  die  Schwärmdauer  vom 
ersten  bis  zum  letzten  schwärmenden  Käfer  der  betreflfeoden  Generation  S,  die  Legezeit  vom 
ersten  bis  zum  letzten  Ei  L,  die  Entwicklungszeit  des  Eies  =  E.  Für  die  erste  Generation 
lassen  sich  dann  folgende  3  Formeln  aufstellen: 

für  den   i .  Jungkäfer  der  i .  Familie :  T  -|-  E, 

für  den  letzten  Jungkäfer  der   i .  Familie :  T  +  L  -f-  E, 

für  den  letzten  Jungkäfer  der  letzten  Familie:  T -f- S  +  L  +  E  usw. 


444 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Larven-  und  Käferfraß. 
Der  Larven  fr  aß,  der  dem  Wachstum  dient  (Wachstumsfraß),  findet  in 
der  Rinde  (bald  mehr  im  Bast,  bald  mehr  im  Splint)  oder  im  Holz  statt.  Ein 
Hauptbestandteil  der  Larvennahrung  scheint  der  Saft  zu  sein;  wenigstens  sind 
die  Larvengänge,  die  in  saftreicheren  Schichten  verlaufen,  wesentlich  kürzer  als 
solche  in  saftärmeren  Schichten  (vgl.  Myel.  piniperda  und   mi7ior  od^i  Hyles.  fraxini 


1  \     .' 


l   \ 


r^i 


Abb.  212  A.      "Weibliche  Geschlechtsorgane    von  Eccoptogaster   laevis  Chap. ;    a  unreif    (vor    dem 

Reifungsfraß),  b  reif  (von  einem  befruchteten  Weibchen),    i  Eiröhre,  2  Keimfach,  3  Eileiter,  4  recepta- 

culum  seminis,  5  Anhangsdrüse,  6  bursa  copulatrix.  —  Nach  Spessivtseff. 

und  crenatus).  Eine"  höhere  Stufe  der  Ernährung  haben  die  Larven  vieler  Holz- 
brüter erreicht;  sie  nähren  sich  größtenteils  von  Pilzen  bezv/.  besonderen  als 
<,Ambrosia"  bezeichneten  Pilzkörperchen,  die  ein  Züchtungsprodukt  der  Borken- 
käfer darstellen.  Hier  besorgt  das  ins  Holz  dringende  Mycel  die  Herbeischaffung 
der  Nährstoffe,  die  den  Larven  in  konzentrierter  Form,  eben  in  der  „Ambrosia", 
dargeboten  werden. 

Der   Fraß   der   Imagines   findet   in    verschiedener   Weise   und   an   ver- 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Larven-  und  Käferfraß. 


445 


schiedenen  Orten  statt  und  dient  verschiedenen  Zwecken:  bei  den  unreifen  Jung- 
käfem  zur  Ausreifung  der  Geschlechtsorgane,  bei  den  reifen  Jungkäfern  zur 
Anlage  der  Brutröhren  (bez.  Rammelkammer),  bei  den  Altkäfern  zur 
Regeneration  ihrer  abgebrunfteten  Geschlechtsorgane   und  event.  nochmaliger 


.^\'| 


P 


^ 


Abb.  212  B, 


Verschiedene  Formen  des  Reifungsfraßes  von  Eccoptogaster  laevis  Chap.  — 
Nach  SpessivtsefF. 


Anlage  von  Brutröhren,  und  endlich  bei  jungen  und  alten  Käfern  auch  noch  zur 
Überwinterung.  Wir  unterscheiden  demnach  Brut-,  Ernährungs- 
Reifungs-i),  Regenerations-  und  Überwinterungsfraß. 

^)  Der  Reifungsfraß  wird  von  Pauly  und  Fuchs  als  „Nachfraß"  und  von  Knoche  als 
„Zwischenfraß"  bezeichnet.  Ich  gebe  dem  Ausdruck  Reifungsfraß  den  Vorzug,  weil  er  ein- 
deutig und  nicht  mißzu verstehen  ist. 


446  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Die  verschiedenen  Arten  des  Brutfraßes  sind  oben  (S.  432 — 437)  schon 
auseinandergesetzt. 

Der  Reifungsfraß,  der  von  den  Jungkäfern  nach  Verlassen  der  Puppen- 
wiege bis  zur  Erhärtung  des  Chitinpanzers  und  Reifung  der  Geschlechtsorgane 
ausgeübt  wird,  kann  entweder  am  Ort  der  Geburt  oder  außerhalb  des- 
selben stattfinden.  Im  ersteren  Fall  wird  entweder  einfach  die  Puppenwiege 
mehr  oder  weniger  platzförmig  erweitert  [Ips  acuminatus)^  oder  der  Fraß  schreitet 
in  der  Richtung  des  Larvenganges  weiter  (z.  B.  Pityophthotus)^  oder  es  werden 
läbyrinthische,  geweihartig  verzweigte,  meist  den  Splint  tief  furchende  Gänge  gefressen 
(Abb.  210B  S.  435),  die  so  überhand  nehmen  können,  daß  das  ganze  Fraßbild  unklar 
werden  kann  {Ips  iypographus).  Bei  manchen  Arten  findet  der  Reifungsfraß  mehr  in 
der  Rinde  statt  (wie  bei  Polygtaphus,  Cryphalus  und  anderen).  Was  den  Reifungsfraß 
außerhalb  der  Geburtsstätte  betrifft,  so  findet  dieser  entweder,  nachdem  der 
Jungkäfer  schon  an  der  Geburtsstätte  etwas  gefressen,  unter  der  Rinde  frischen 
Materials  statt,  indem  dort  weitere  Emährungsgänge  gefressen  werden,  oder  an 
der  Rinde  junger  Pflanzen  (Wurzelbrüter),  oder  aber  der  Käfer  fliegt  direkt  von 
seiner  Geburtsstätte  weg  (ohne  dort  Fraß  verübt  zu  haben)  und  bohrt  sich  in 
frische  Triebe  ein,  um  das  Mark  auszufressen ,  wie  die  Waldgärtner  an  Kiefer, 
oder  in  die  frische  Rinde  gesunder  Bäume,  wie  Pteleobius  vittatus  an  Ulme,  Hylesinus 
fraxini  an  Esche  (eine  Folge  hiervon  sind  die  als  sogenannte  „Eschenrosen" 
[Abb.  253 B]  bezeichneten  Wucherungen  der  Rinde),  oder  benagt  endlich  die  Basis 
junger  grüner  Sprosse  oder  Knospen  oder  Blattstiele  (Eccoptogaster)  (Abb.  2  1 2  B). 
Einzelne  Erscheinungen  des  Reifungsfraßes  waren  schon  seit  langem  bekannt  (wie  die 
„Eschenrosen",  die  „Abfälle"  und  auch  zum  Teil  die  Erweiterungen  der  Fraßbilder), 
doch  ist  ihre  Bedeutung  als  Mittel  zur  Reifung  der  Geschlechtsorgane  erst  durch 
Knoches  Forschung  ins  richtige  Licht  gesetzt  worden.  Ob  allerdings  nicht 
auch  völlig  reife  Käfer  lediglich  zum  Zwecke  der  Ernährung  zuweilen  noch 
weiter  fressen,  ist  nicht  ohne  weiteres  zu  verneinen.  Es  würde  hierfür  der  Um- 
stand sprechen,  daß  die  Intensität  des  Reifungsfraßes  bei  derselben  Spezies  eine 
sehr  variable  sein  kann,  und  außerdem,  daß  mitunter  schon  ganz  dunkle  Käfer 
noch  fressen,  während  andererseits  von  der  gleichen  Spezies  Käfer  in  viel 
lichterem  Zustand  ausfliegen  zum  Brüten  (Fuchs).')  Durch  ungünstige  Witterungs- 
verhältnisse scheint  der  Reifungsfraß  verlängert  zu  werden  („Schlechtwetterfraß'').  2) 
Die  Intensität  ist  auch  bei  den  verschiedenen  Spezies  und  Gruppen  der  Borker- 
käfer recht  verschieden,  wie  G,  Fuchs  in  seiner  Arbeit  {1907)  an  einer  Reihe 
von  Beispielen  zeigt.  3) 

*)  Allerdings  ist  das  Ausfärben  nicht  immer  ein  sicherer  Beweis  für  erlangte  Geschlechts- 
reife, Spessivtseff  (1921)  konnte  verschiedentlich  bei  völlig  ausgefärbten  Individuen  (von 
Ece.  laevis)  noch  unausgereifte  Geschlechtsorgane  feststellen. 

^)  Fuchs  führt  auch  Fälle  von  parasitärer  Verlängerung  des  Reifungsfraßes  an.  Stark 
von  Nematoden  befallene  Individuen  von  Ifs  iypographus  übten  den  Reifungsfraß  besonders 
lang  aus.  —  Dies  ist  vielleicht  darauf  zurückzuführen,  daß  die  Geschlechtsreifung  durch  Er- 
nährungsstörung verzögert  wird. 

^)  Pouchs  nimmt  an,  daß  für  alle  Eccoptogaster- Arten  das  Ausbohren  aus  der  Puppen- 
wiege und  das  Einfressen  zur  neuen  Brut  genüge  zu  Ausreifung  der  Geschlechtsorgane,  daß  also 
hier  ein  eigentlicher  Reifungsfraß  nicht  vorkomme.  Das  ist  aber  nach  den  neueren  Beobachtungen 
von  Spessivtseff  (1921)  ein  Irrtum  (s.  oben). 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Forstliche  Bedeutung.  447 

Der  Regenerationsfraß  der  Altkäfer  findet,  wie  der  Reifungsfraß,  ent- 
weder als  direkte  Fortsetzung  des  Brutfraßes  statt  oder  außerhalb  der  Brutstelle. 
Im  ersten  Fall  frißt  die  Mutter,  nachdem  ihr  Eiervorrat  erschöpft,  entweder  den 
Brutgang  steril  weiter  oder  sie  frißt  größere  oder  kleinere  platzförmige  Er- 
weiterungen am  Ende  des  Brutganges  aus,  bevor  sie  sich  zur  Anlage  einer  neuen 
Brut  ausbohrt.  Der  Regenerationsfraß  außerhalb  der  Brutstelle  deckt  sich  meist 
mit  Reifungsfraß  außerhalb  der  Brutstelle,  d.  h.  die  alten  abgebrunfteten  55 
fressen  ebenso  wie  die  jungen  an  der  Rinde  junger  Pflänzchen  oder  in  der 
Markröhre  usw.,  und  rufen  auch  die  gleichen  Erscheinungen  hervor. 

Ein  Überwinterungsfraß  wird  durchaus  nicht  von  allen  Borkenkäfern 
ausgeübt;  viele  bleiben  den  Winter  über  einfach  da,  wo  sie  bei  Eintritt  der 
Kälte  sich  befunden  haben,  in  den  Muttergängen,  Puppenwiegen  oder  den  er- 
weiterten Reifungsfraßplätzen  usw.,  oder  auch  außerhalb  der  Brut-  bezw.  Geburts- 
stätte in  der  Rinde  gesunder  Bäume  (Hylesinus  fraxini)  oder  in  der  Markröhre 
von  Trieben  [M.  piniperdd).  In  den  beiden  letzten  Beispielen  fällt  Reifungs- 
bezw.  Regenerations-  und  Überwinterungsfraß  zusammen.  Andererseits  kennen 
wir  aber  einen  speziellen  Überwinterungsfraß,  bei  dem  der  Hauptzweck  die  Her- 
stellung geeigneter  Winterquartiere  ist.  So  bohren  sich  die  Waldgärtner,  soweit  sie 
nicht  in  den  ausgehöhlten  Trieben  bleiben,  im  Herbst  zur  Überwinterung  in  Wurzel- 
Stöcke  oder  in  die  Stammbasis  (Abb.  267  B)  oder  auch  in  die  Wurzeln  lebender 
Bäume  ein.  Das  Winterquartier  kann  auch  in  ganz  anderen  Holzarten  aufgeschlagen 
werden,  wie  beim  Tannenborkenkäfer  {Ips  curvidens)^  der  einmal  in  Buchenrinde, 
und  beim  Fichtenborkenkäfer  [Ips  iypographus)^  der  in  Tannenrinde  gefunden 
wurde.    Ein  großer  Teil  der  Borkenkäfer  überwintert  im  Moos,  in  Rindenritzen  usw. 

Forstliche  Bedeutung. 

Die  Borkenkäfergefahr  steht  im  allgemeinen  im  umgekehrten  Verhältnis 
zur  Höhe  der  Forstkultur.  Je  höher  und  intensiver  diese  betrieben  wird,  desto 
geringer  die  Gefahr.  Die  Borkenkäfer  werden  also  durch  die  Kultur  zurück- 
gedrängt —  im  Gegensatz  zum  „Rüsselkäfer",  der  durch  die  Kultur  gefördert  wird. 
So  sehen  wir  in  Ländern  mit  noch  niederer  Forstkultur,  wie  z.  B.  Nordamerika, 
enorme  Borkenkäferschäden,  die  jährlich  viele  Millionen  von  Dollar  betragen.  So 
lesen  wir  ferner  in  den  früheren  Berichten  aus  dem  18.  und  Beginn  des 
19.  Jahrhunderts  von  furchtbaren  Zerstörungen  auch  unserer  deutschen  Wälder 
durch  Borkenkäfer  (Wurmtrocknis),  während  wir  andererseits  heute  in  Deutsch- 
land viel  seltener  von  großen  Borkenkäferkalamitäten  hören  und  dann  stets  nur 
im  Gefolge  vorhergegangner  andersartiger  Katastrophen  (Sturmschäden,  Schnee- 
bruch, Raupenfraß  usw.)  oder  infolge  zeitweiser  Vernachlässigung  der  vor- 
geschriebenen Regeln,  i) 

Die  Gründe  hierfür  liegen  darin,  daß  weitaus  die  meisten  und  gerade  die 
gefährlichsten,  am  meisten  zur  Massen  Vermehrung  neigenden  Borkenkäfer -Arten 
sekundärer  Natur  sind,  die  kränkliches  Material  benötigen,  deren  Vermehrungs- 

^)  Die  heutigen  Borkenkäferkalamitäten  (z.  B.  die  fürchterlichen  Zerstörungen  in  Reich- 
raming,  N. -Österreich)  sind  zum  Teil  als  Kriegsfolgen  anzusehen,  d.  h.  durch  Vernachlässigung, 
der  Wälder  während  des  Krieges  verursacht. 


AaS  Coleoptera.   —    7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

große  also  in  erster  Linie  von  der  Menge  des  kränklichen  Materials  abhängig  ist. 
Da  nun  aber  die  moderne  Forstkultur  solches  Material  unter  normalen  Umständen 
im  Walde  nicht  duldet,  so  fehlt  die  Hauptbedingung  für  eine  gefahrdrohende 
Massenvermehrung.  Drum  hat  in  unseren  Kulturwäldern  die  Entstehung  schlimmer 
Borkenkäferkalamitäten  vorausgegangene  Katastrophen  zur  Voraussetzung,  die 
große  Massen  von  Brutmaterial  liefern,  dessen  rechtzeitige  Aufarbeitung  bezw. 
Immunisierung  längere  Zeit  beansprucht.  In  dieser  Zeit  haben  die  Borkenkäfer 
Gelegenheit,  sich  so  stark  zu  vermehren,  daß,  wenn  endlich  das  Brutmaterial  ent- 
fernt ist,  eine  Riesenmenge  fortpflanzungsbereiter  und  -gieriger  Individuen  in  ihrem 
mächtigen  Drang  auch  weniger  geeignetes  Material,  d.  h.  gesunde  Bäume,  befallen 
und  so  zu  Zerstörern  der  umliegenden  Wälder  werden.  Die  Borkenkäfer  werden 
so  aus  sekundären  zu  primären  Schädlingen  (s.  oben  S.  430). 

Neben  dem  Schaden  durch  Larvenfraß  ist  auch  der  Reifungs-  und  Regene- 
rationsfraß  der  Käfer  zu  berücksichtigen.  Dieser  ist  da,  wo  er  außerhalb  der 
Brutstätte  stattfindet,  meist  ausgesprochen  primär  (Rindenrosen,  Rindenfraß  der 
Wurzelbrüter,  Markröhrenfraß  der  Waldgärtner).  Wir  haben  also  bei  einer  Reihe 
von  Borkenkäfern  neben  dem  sekundären  noch  einen  ausgesprochen  primären 
Schaden,  welch  letzterer  dem  ersteren  an  Schwere  gleich  sein  oder  ihn  noch  über- 
treffen kann.  Bei  den  Wurzelbrütern  ist  überhaupt  nur  der  primäre  Käferfraß 
schädlich,  da  der  Larvenfraß  in  Wurzelstöcken  stattfindet. 

Der  Schaden  kann  physiologisch  und  technisch  sein.  Bei  den  Rinden- 
brütern handelt  es  sich  in  der  Hauptsache  um  die  Zerstörung  der  saftleitenden 
Schicht,  also  um  physiologische  Schädigung,  bei  den  Holzbrütern  um  technische, 
indem  durch  die  ins  Holz  dringenden  Brutröhren  eine  mehr  oder  weniger  starke 
Wertminderung  des  Holzes  (bis  zur  Hälfte  und  mehr)  verursacht  wird. 

Die  meisten  Borkenkäfer  sind  Bestandsverderb  er,  nur  relativ  wenige 
Kulturverderber  (z.  B.  die  Wurzelbrüter  durch  Imaginalfraß).  Welch  große 
Ausdehnung  die  Schäden  in  Beständen  nehmen  können,  zeigt  der  große  Fraß  des 
Buchdruckers  im  Bayerischen  und  Böhraerwald  in  den  siebziger  Jahren  des  vorigen 
Jahrhunderts,  der  im  Gefolge  von  gewaltigen  Stürmen  einsetzte  und  ca.  5  Millionen 
Festmeter  Fichten  zum  Absterben  brachte.  Doch  auch  in  Kulturen  können  die 
Ausfälle  durch  Borkenkäferfraß  recht  betiächtliche  werden  und  stellenweise  denen 
durch  Rüsselkäferfraß  gleichkommen. 

Am  meisten  haben  unter  Borkenkäfern  Fichte  und  Kiefer  zu  leiden,  die 
auch  die  größte  Zahl  von  Arten  aufweisen ;  weit  weniger  Arten  kommen  in  Lärche 
und  Tanne  vor.  Unter  den  Laubhölzern  steht  die  Ulme  in  bezug  auf  Arten- 
zahl obenan. 

Natürliche  Beschränkung  der  Borkenkäfervermehrung. 

Die  sekundäre  Natur  der  Mehrzahl  der  forstlich  wichtigen  Borkenkäfet  ver- 
langt kränkelndes  oder  absterbendes  Brutmaterial.  Demnach  stellt  Mangel  an 
solchem  einen  hervorragenden,  vermehrungsbeschränkenden  Faktor  dar.  Daneben 
sind  zahlreiche  Feinde  an  der  Niederhaltung  der  Borkenkäfer  beteiligt. 

Unter  den  Vögeln  sind  es  vor  allem  die  Spechte,  die  den  Borkenkäfern 
nachstellen.     Der  vielseitigste  ist  der  große  Buntspecht,  dessen  Einschläge  bereits 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Natürliche  Beschränkung.  aaq 

bei  fast  allen  Borkenkäferarten  festgestellt  sind,  im  besonderen  bei  MyeL  piniperda 
und  Dendroctonus  micans^  dann  bei  Ips  typographus^)^  sexdentatus^  amitinus^ 
curvidens,  Polygraphus  poligraphus  ^  Hylesinus  fraxini  und  den  verschiedenen 
Eccoptogastef-hx\&s\\  der  mittlere  und  kleine  Buntspecht  bleiben  infolge  ihres  be- 
schränkten Vorkommens  an  forstlicher  Bedeutung  hinter  dem  großen  wesentlich 
zurück.  Auch  der  Schwarzspecht  ist  jedenfalls  kein  Borkenkäfer  verachter,  wenn  er 
es  auch  in  erster  Linie  auf  die  großen  Holzameisen  abgesehen  hat;  wurden  doch 
einmal  in  einem  Magen  650  Stück  Ecc.  Ratzeburgi  gefunden.  Außerdem  sind 
noch  zu  nennen  der  Baumläufer  (Certhia)^  die  Spechtmeise  (Sitia);  ferner 
die  Bachstelze,  die  Finken  usw.,  welche  auf  schwärmende  Borkenkäfer  Jagd 
machen  (s.  v.  Vietinghof f). 

Noch  ein  weit  größeres  Gegengewicht  gegen  die  Borkenkäfervermahrung 
dürften  die  kleinen  Feinde  aus  der  Klasse  der  Insekten  darstellen,  die 
teils  als  Räuber,  teils  als  Parasiten  von  den  Borkenkäfern  und  deren  Brut  sich 
nähren.  Leider  sind  unsere  Kenntnisse  hierüber  noch  mangelhaft  und  es  liegt 
hier  noch  ein  dankbares  Feld  für  Forstzoologen  vor.  Doch  auch  nach  unserem 
heutigen  lückenhaften  Wissen  ist  die  Zahl  der  räuberischen  und  parasitischen  In- 
sekten eine  sehr  große,  wie  aus  der  sehr  wertvollen  Zusammenstellung  Kleines 
(1908   und   1909),  der  wir  hier  in  der  Hauptsache  folgen,  zu  ersehen  ist. 

Was  die  Räuber  betrifft,  so  gehören  diese  neben  Libellen,  die  schwärmende 
Borkenkäfer  abfangen,  und  der  Larve  der  Kamelhalsfliege  (Rhaphidia)  ^  die  der 
Brut  nachstellt,  meist  den  Käfern  an  und  zwar  vor  allem  den  Familien  der 
Carabiden,  Staphyliniden,  Scaphidiiden,  Nitiduliden,  Cucujiden,  Colydiiden,  Histeriden, 
Cleriden,  Tenebrioniden  und  Pythiden. 

Besonders  wichtig  unter  diesen  sind  die  Staphyliniden,  Cleriden  und 
Histeriden  (s.  oben  S.  47,  50  u.  178).  Zahlreich  sind  die  Staphylinen,  die  sowohl 
als  Larven  als  auch  als  Imagines  in  den  Borkenkäfer-Gängen  sich  aufhalten,  um 
von  deren  Brut  sich  zu  ernähren.  Ihre  forstliche  Bedeutung  wird  dadurch  noch 
erhöht,  daß  .sie  sich  nicht  nur  auf  die  Larven,  Puppen  und  Jungkäfer  be- 
schränken, sondern  namentlich  auch  die  Eier  in  großer  Menge  fressen.  Die 
wichtigsten  Arten  sind  oben  (S,  48  u.  49)  erwähnt. 

Von  größerer  Bedeutung  ist  Clerus  fotmicarius  L.,  der  ja  als  Borkenkäferfeind 
allgemein  bekannt  ist.  Der  Käfer  selbst  vertilgt  die  am  Stamm  ein-  und  aus- 
fliegenden Borkenkäfer-Imagines,  die  er  mit  den  Vorderbeinen  ergreift  und  dann 
„köpft"  (s.  oben  Abb.  86  S.  178),  während  die  Larve  in  die  Borkenkäfergänge  ein- 
dringt und  dort  auf  Larven,  Puppen  und  Jungkäfer  Jagd  macht.  Sie  treten  stellen- 
und  zeitweise  in  großer  Zahl  auf:  Kleine  fand  in  einem  Borkenstück  (30x40cm), 
das  so  dicht  von  Borkenkäfern  befallen  war,  daß  die  Innenseite  in  schnupftabak- 
ähnliches Fraßmehl  verwandelt  war,  43  Cleriden-Larven  (darunter  31  Clertis 
formicatius),  die  (im  Verein  mit  einigen  anderen  Raubinsekten)  die  Borkenkäfer- 
brut fast  völlig  vernichtet  hatten.     Auch  Fleischer  (1877)  ^"^^  Nüsslin  haben 


^)  Nach  A.  von  Vietinghoff  (s.  oben  S.  80,  Fußnote  2)  scheint  der  große  Buntspecht 
bei  Typographus-K.d.\a,m{tz.ien  nur  geringe  Bedeutung  zu  haben;  ,,das  Fehlen  des  großen  Bunt- 
spechtes in  solchen  Revieren  wirkt  geradezu  auffällig.'' 

Escherich,  Forstinsekten.     II.  Bd.  29 


4^0  Coleoptera.  —   7.  Familien  reihe:  Rhynchophora. 

eine  starke  Clerus  -  Wirkung  beobachten  können.  Jedoch  stellt  sich  eine  solche 
hochgradige  Vermehrung  keineswegs  so  regelmäßig  bei  den  Borkenkäferkalamitäten 
ein ,  wie  etwa  Tachinen  oder  Schlupfwespen  bei  den  verschiedenen  schädlichen 
Schmetterlingen,  wo  die  Parasiten  meist  schon  in  kurzer  Zeit  die  Oberhand  bekommen. 

Auch  die  Histeriden  können  in  großer  Zahl  auftreten  und  so  der  Ver- 
mehrung der  Borkenkäfer  entgegenarbeiten.  Doch  ist  ihr  Vorkommen  noch  viel 
weniger  allgemein  als  das  von  Clerus.  Bickhardt  fand  in  Corsika  in  einem 
Hochgebirgsurwald  in  2  vom  Sturm  gefällten  und  von  zahlreichen  Borkenkäfern 
befallenen  Pinienstämmen  ca.  400  Histeriden,  die  5  Arten  angehörten  (darunter 
Platysoma  oblongtmi  in  120,  Paromalus  parallelepipedus  in  150  und  Plegaderus 
saucius  in  80  Exemplaren).  („Auffallend  gering  war  hier  die  Zahl  der  Clerus^ 
von  denen  kaum  ein  Dutzend  gefunden  wurden").  Auch  ich  fand  im  Urwald 
von  Bialowies  stellenweise  verschiedene  Histeriden  in  den  Borkenkäfergängen, 
während  ich  solche  in  unseren  Forsten  bisher  nur  sehen  angetroffen  habe. 
Näheres   über   die   bei   Borkenkäfern   angetroffenen  Histeriden   siehe  oben  S.  51. 

Größer  noch  als  die  Zahl  der  Raubinsekten  ist  die  der  Schmarotzer- 
wespen. Kleine  führt  weit  über  100  verschiedene  Spezies  an,  die  bis  jetzt 
bei  Borkenkäfern  festgestellt  wurden,  ihre  Zahl  wird  sich  aber  sicher  noch  weit 
erhöhen.  Mit  wenigen  Ausnahmen  —  Fuchs  fand  in  der  Leibeshöhle  der 
Imagines  von  Ips  typographus  öfter  die  Larven  der  Schlupfwespe  Diplochis  omnivons 
Walk.  —  leben  sie  ektoparasitisch  an  den  Borkenkäferlarven;  gewöhnlich 
trifft  je  I  Parasit  auf  jede  der  letzteren,  doch  werden  zuweilen  auch  mehrere 
(bis  6)  an  einem  Wirtstier  saugend  angetroffen.  „Mit  ihren  Mundwerkzeugen 
fest  in  den  Körper  des  Wirtes  verbissen,  wird  dieser  seine  Plagegeister  nicht 
mehr  los;  er  findet  sich  zwar  anscheinend  ganz  wohl  dabei  und  entwickelt  einen 
gesunden  Appetit,  aber  in  das  Stadium  der  Puppenreife  gekommen,  zeigen  sich 
die  Spuren  der  Erschöpfung.  Die  Parasiten,  die  inzwischen  erwachsen  sind,  ver- 
lassen nun  das  Wirtstier.  Dieses  schrumpft  mehr  und  mehr  zusammen  und  an 
seiner  Stelle  sieht  man  bald  die  Schmarotzerpuppen  liegen"  (Kleine). 

Über  die  Art  der  Infizierung  der  Borkenkäferbrut  mit  Schlupfwespeneiern 
liegen  noch  nicht  viele  exakte  Beobachtungen  vor.  Ratzeburg,  der  doch  wie 
kaum  ein  anderer  die  Ichneumoniden  kannte,  schreibt  (lehn.  d.  F.  S.  178)  bei 
den  Pteromaliden :  „Man  begreift  schon  nicht ,  wie  sie  in  so  großer  Menge  nur 
bis  unter  die  harte  Rinde  vieler  Hölzer  gelangen  können,  da  nur  wenige  der 
Xylophagenfeinde  einen  hervorragenden  Bohrer  haben.  Leider  hat  man  sie  noch 
nie  in  actu  beobachtet.  Wahrscheinlich  benutzen  sie  Bohr-,  Luft- 
oder Kloakenlöcher,  um  durch  diese  ihre  Eier  hinein- 
zuschiebe n."  Auch  Kleine  nimmt  diesen  Weg  als  den  häufigsten  an. 
Rosenfeld  dagegen  hat  neuerdings  durch  direkte  Beobachtung  an  dem  kleinen 
Chalcididen  Rhopalicus  suspensus  festgestellt ,  daß  dieser  seine  Eier  mit  Hilfe 
seines  Bohrers  durch  die  Rinde  hindurch  in  die  Gänge  von  Ips 
typogtaphus  einbringt!  „Das  $  kriecht  lebhaft  den  Stamm  entlang  und  tastet 
mit  seinen  beweglichen  Fühlern  alle  Stellen  genau  ab.  Dort,  wo  es  unter  der 
Oberfiläche    der    Rinde    die    Larve    oder    Puppe    des    Borkenkäfers    herausspürt, 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Natürliche  Beschränkung. 


451 


a 


bleibt  es  stehen,  hält  die  Spitze  des  Hinterleibes  auf  die  Stelle,  klappt  den 
Bohrer  auf  und  senkt  ihn  langsam  und  vorsichtig  bis  auf  den  Grund  ein,  wobei 
die  Flügel  und  der  Hinterleib  in  zitternder  Bewegung  sind."  „Eine  Eiablage 
dauert  8 — 10  Minuten;  hierauf  zieht  die  kleine  Wespe  die  Legeröhre  behutsam 
heraus,  klappt  den  Bohrer  wieder  ein,  dreht  sich  noch  einige  Male  um  die  Bohr- 
stelle herum  und  tastet  sie  mit  den  Fühlern  ab,  äst  und  rupft  die  Flechten  des 
Stammes,  um  nach  kurzer  Zeit  wieder  an  einer  anderen  Stelle  ihre  Legetätigkeit 
aufzunehmen.  Die  Eier  werden  dicht  in  die  Nähe  der  Borkenkäferlarven  oder 
Puppen  gelegt,  und  bald  kann  man  auf  diesen  die  weißen,  anfangs  kaum  i  mm 
langen,  fußlosen,  madenförmigen  Larven  der  Schlupfwespen  sehen,  welche  rasch 
auf  eine  Länge  von  4  mm 
heranwachsen  und  ihrem 
Wirt  von  außen  aufsitzen." 
„Die  Larve  haftet  ihrem 
Wirt  fest  an,  vollführt 
heftige  saugende  Bewe- 
gungen, drückt  ihren  Vor- 
derteil wiederholt  in  den 
ganz  bewegungslosen  Leib 
der  Borkenkäferlarve  ein, 
wobei  diese  deutlich  hin 
und  hergerissen  wird.  Wäh- 
rend die  Borkenkäferlarve 
immer  kleiner  wird  und 
schließlich  zu  einem  bräun- 
lichen Sack  zusammen- 
schrumpft, schwillt  die 
Chalcidierlarve  zu  einem 
4  mm  langen  fetten,  runden 
Tönnchen  an"  (Abb.  213). 
Ist  die  Wirtslarve  voll- 
ständig ausgesogen ,  was 
nach  2 — 3  Wochen  der  Fall  ist,  so  beginnt  die  Verpuppung.  Die  Farbe  der 
Puppe  (pupa  libera)  ist  anfangs  hellgelblich  braun,  wird  von  Tag  zu  Tag 
dunkler,  zuletzt  schwärzlich,  metallisch  glänzend.  Die  Entwicklungszeit  der 
genannten  /  Schlupfwespe  von  der  Eiablage  bis  zum  Ausschlüpfen  der  Imago 
beträgt  38 — 45  Tage,  so  daß  also  mehrere  Generationen  im  Jahre  zu- 
stande kommen  können. 

Die  Zahl  der  Schlupfwespen  kann  dementsprechend  sehr  groß  werden. 
Rosen feld  zog  aus  einem  mit  Ips  chalcographiis  und  amitinus  besetzten  Fichten- 
prügel (40  auf  12  cm)  in  3  Wochen  80  Chalcididen.  Besonders  stark  wurden  die 
stehenden,  wipfellosen,  mit  Borkenkäferbrut  reichlich  belegten  Stümpfe  in 
(von  Wind)  verbrochenen  Fichtenstangenhölzern  belegt.  Rosenfeld  konnte  an 
warmen,    windstillen  Nachmittagen   bis   zu  50   $$   an  einem  solchen  Stumpf  bei 

29* 


Abb.  213.  Der  Borkenkäferparasit  (Schlupfwespe)  RhopaHcus 
suspensus  Rtzb  a  Puppe  des  Borkenkäfers,  b  Puppe  des 
Parasiten,  c  Wespe  vor  der  Eiablage,  d  bei  der  Eiablage,  e  junge 
Rhopalicuslarve  auf  einer  Borkenkäferlarve,  f  ausgewachsene 
Rhopalicuslarve  auf  der  ausgefressenen  Borkenkäferlarve. 
Vergr.  —   Nach  Rosen  feld. 


AC2  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 

der  Eiablage  beobachten.  Er  rät  deshalb,  diese  Stümpfe,  besonders  in  sonnigen, 
geschützten  Lagen,  bis  zuletzt  stehen  zu  lassen,  um  die  Gradation  der  Schlupf- 
wespen zu  fördern.  Ungemein  günstig  für  die  Entwicklung  der  Ichneumonen 
ist  trockenes  Wetter.  „Die  Schlupfwespen  wären  wohl",  meint  Rosenfeld,  „allein 
imstande,  die  Borkenkäfer  zu  vernichten;  es  würde  aber  ein  längerer  Zeitraum 
hierzu  nötig  sein,  währenddem  viele  Waldbestände  dem  Borkenkäfer  zum  Opfer 
fallen  würden.'-  Ebenso  beobachtete  Fleischer  (1877)  bei  der  Borkenkäfer- 
katastrophe im  Böhmerwald  (1869 — 1877)  eine  sehr  wirksame  Tätigkeit  der 
Ichneumoniden  und  Karnach  (1917)  berichtet  ähnliches  vom  Auftreten  der 
Schlupfwespen  bei  der  Borkenkäferkalamität  in  den  Beskiden.  Doch  allen  Be- 
richten läßt  sich  entnehmen,  daß  die  Vermehrung  der  Schlupfwespen  bis 
zu  der  zur  Bezwingung  der  Borkenkäfer  nötigen  Höhe  sehr  lange 
Zeit  in  Anspruch  nimmt  oder  diese  überhaupt  nicht  erreicht.  Es  be- 
steht also  auch  hier  ein  wesentlicher  Unterschied  gegenüber  der  Parasitenwirkung, 
wie  wir  sie  bei  den  verschiedenen  primären  Schmetterlingen  (Kiefernspinner,  Eule, 
Schwammspinner  usw.)  regelmäßig  sehen,  was  schon  daraus  ersichtlich  ist,  daß 
Borkenkäferkalamitäten,  sich  selbst  überlassen,  meist  einen  fürchterlichen  Umfang 
annehmen,  ja  zur  völligen  Vernichtung  der  betreffenden  Baumart  in  dem  Befalls- 
gebiet führen  können  (siehe  Amerika).  Den  Grund  hiefür  glaube  ich  darin  zu 
sehen,  daß  die  Schmarotzer  in  ihrer  vermehrungsbeschränkenden  Rolle  der  sekun- 
dären Natur  der  Borkenkäfer  angepaßt  sind,  d.  h.  in  der  Kette  der  vermehrungs- 
beschränkenden Faktoren  bedeutend  weniger  Glieder  einnehmen  als  bei  den  pri- 
mären, da  bei  den  sekundären  Insekten  schon  durch  den  Mangel  von  Brut- 
und  Fraßmaterial  der  Vermehrung  eine  Grenze  gesetzt  ist. 

Endlich  sind  als  Schmarotzer  der  Borkenkäfer  i)  noch  eine  Gruppe  von 
kleinen  Würmern  zu  nennen,  nämlich  die  Nematoden.  Ihre  Bedeutung  hat 
in  neuer  Zeit  Gilbert  Fuchs  (1915)  erforscht:  Man  findet  sowohl  in  den  Gängen 
als  in  den  Borkenkäfer -Imagines,  stellenweise  sehr  häufig,  diese  Würmer,  die 
verschiedenen  Gattungen  und  Arten  angehören  und  sich  auch  biologisch  recht 
verschieden  verhalten:  die  einen,  die  der  Gattung  Jylenchus  angehören,  sind 
echte  Parasiten,  die  anderen,  hauptsächlich  den  Gattungen  Rhabditis  und  Diplo- 
^öj/<?r  zugehörig,  sind  Wohnungseinmieter  oder  „Hausfreunde"  („Oikophilen"). 

Wir  wollen  hier  nur  die  ersteren  berücksichtigen:  sie  und  anfänglich  auch 
ihre  Larven  leben  in  der  Leibeshöhle  des  Käfers.  Nach  der  ersten  Häutung 
wandern  die  Larven  in  den  Enddarm  des  Käfers;  von  da  aus  gelangen  sie  in 
den  Mulm  der  Gänge  und  verwandeln  sich  hier  nach  der  zweiten  Häutung  in  die 
freilebende  Generation. 

Die  Wirkung  der  parasitischen  Nematoden  auf  die  Vermehrung  der 
Borkenkäfer  erstreckt  sich  auf  folgende  Punkte:  einmal  wird  eine  Anzahl  der  Jung- 
käfer zum  Absterben  gebracht  oder  doch  wenigstens  in  ihrer  Lebensenergie  stark 
geschwächt.  Sodann  wird  die  Eiablage  bei  infizierten  $$  um  etwa  40%  ver- 
mindert  und    die  Möglichkeit   für   die  Käfer,    Geschwisterbruten   anzulegen,   sehr 


*)  Über  parasitische  Milben  siehe  unten  bei  Ips  laricis  F. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Erkennung,  453 

herabgesetzt.  Ferner  wird  durch  die  Infektion  der  „Reifungsfraß"  der  Jungkäfer 
verlängert  und  dadurch  eine  zweite  Generation  im  selben  Jahr  verhindert,  und 
endlich  sterben  viele  Käfer  früher  ab  als  es  sonst  normalerweise  der  Fall  wäre. 
Zu  bemerken  ist  noch,  daß  in  feuchten  Jahren  die  Vermehrung  bezw.  die 
Parasitenwirkung  gefördert,  in  trockenen  und  warmen  dagegen  gemindert  wiid. 
Da  aber  gerade  die  trockenen  Jahre  für  die  Borkenkäfervermehrung  besonders 
günstig  sind,  so  wird  man  für  den  Gesamtverlauf  einer  Kalamität  nicht  allzuviel 
von  der  Tätigkeit  der  Nematoden  erwarten  dürfen. 

Außerdem  fand  Fuchs  auch  noch  einige  Protozoen  als  Schmarotzer  von 
Borkenkäfern  und  zwar  im  Darm  eine  Gregarine  (Gre^ari?ia  typographi  G.  Fuchs), 
und  in  der  Leibeshöhle  ein  Sporidium  (Telosporidium  typographi  G.  Fuchs), 
von  denen  das  letztere  absolut  tödlich  auf  den  Käfer  wirkt,  während  die  Gre- 
garine nur  bei  starker  Infektion  den   Käfer  schädigt. 

Erkennung. 

Das  erste  und  sicherste  Kennzeichen  eines  Borkenkäferbefalls  bei  weitaus 
den  meisten  Arten  ist  das  Bohrmehl,  das  während  der  Bohrtätigkeit  der  Weib- 
chen (Anlegung  des  Brutganges)  aus  dem  Einbohrloch  herausrieselt.  Teils  liegt 
es  als  kleine  Häufchen  vor  letzteren,  teils  stäubt  es  herunter  und  verteilt  sich 
über  eine  größere  Stammpartie,  wobei  es  an  Vorsprüngen  der  Rinde,  an  Moos, 
Flechten,  Spinngeweben  usw.  hängen  bleibt.  Durch  Anprallen  des  Stammes 
kann  man  die  Erscheinung  des  Bohrmehls  noch  deutlicher  machen.  Treten  starke 
Regen  ein,  so  kann  das  Bohrmehl  vollkommen  abgewaschen  werden,  so  daß 
dieses  Merkmal  (wenigstens  zeitweise)  verschwindet.  Die  Farbe  des  Bohrmehls 
ist  verschieden  und  richtet  sich  nach  der  Lage  des  Mutterganges  im  Stamm,  ob 
in  der  Rinde  oder  im  Holz:  im  ersteren  Fall  ist  es  braun  und  weiß  gemischt, 
im  zweiten  rein  weiß  bezw.  gelblich.  Ist  die  Zeit  der  Bohrmehlerzeugung  vorbei, 
so  verschwindet  das  Kennzeichen  durch  Regen,  Wind  usw,  immer  mehr  und 
mehr,  bis  nichts  mehr  davon  zu  sehen  ist. 

In  manchen  Fällen  (z.  B.  bei  dem  Waldgärtner  oder  bei  De?idroctonus 
micans)  entstehen  um  das  Bohrloch  Harzansammlungen,  die  in  Form  von 
größeren  oder  kleineren  und  zum  Teil  auffallend  gefärbten  (gelben)  „Harz- 
trichtern" sichtbar  sind  und  als  gutes  diagnostisches  Merkmal  dienen  können. 
Auch  sonst  kann  durch  Austreten  von  „Harz tropfen",  die  mehr  oder  weniger 
weit  vom  Bohrloch  aus  herunterfließen,  der  Befall  von  Borkenkäfern  angezeigt 
werden,  besonders  wenn  der  Befall  im  Spätsommer  oder  Herbst  (in  der  Zeit 
des  absteigenden  Saftstromes)  stattfindet. 

Diesen  ersten  Kennzeichen,  die,  wenn  sie  nur  vereinzelt  auftreten,  große 
Aufmerksamkeit  und  ein  geübtes  Auge  erfordern,  folgen,  soweit  es  sich  um  den 
Befall  stehender,  lebender  Bäume  handelt,  bald  deutlichere  Reaktions- 
erscheinungen des  Baumes,  die  sich  einmal  in  einem  mißfarbigen  grauen 
Aussehen  und  Abblättern  der  Rinde  (meist  in  der  Mitte  des  Stammes)  und 
sodann  in  Veränderungen  der  Krone  kundtun.  Letztere  sind  verschieden, 
je  nach  der  Lage,  der  Befallszeit  usw.;    sie  beginnen  mit  dem  Welkwerden  und 


A<.A  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

schwachen  Verfärben  und  enden  gewöhnlich  mit  dem  Rotwerden  und  Ver- 
dürren. Bisweilen  aber  kommt  es  auch  vor,  daß  die  Nadeln  plötzlich  hängen 
und,  ohne  gelb  zu  werden,  noch  grün  herabfallen  („nadeln").^)  Handelt 
es  sich  um  einen  Frühjahrs-  und  Frühsommerbefall,  so  treten  die  Kronen- 
symptome gewöhnlich  ziemlich  rasch  ein  (da  die  mit  dem  aufsteigenden  Saft 
sich  neubildende  Krone  nicht  genügend  Nährstoffe  erhält);  bei  späterem  Befall, 
der  nach  der  Kronenbildung  stattgefunden,  tritt  die  Kronenreaktion  gewöhnlich 
erst  viel  später  auf  (oft  erst  im  nächsten  Frühjahr),  während  hier  die  Rinden- 
reaktion sich  durch  Harztropfen  und  stellenweisen  Abfall  deutlicher  zeigt.  Daß 
übrigens  die  Kronen-  und  Rindensymptome  stark  von  der  Witterung  beeinflußt 
werden,  daß  z.  B.  bei  feuchter  Witterung  die  Reaktion  sich  viel  länger  hinziehen 
kann  als  bei  heißer,  trockener,  braucht  kaum  besonders  betont  zu  werden. 

Zu  den  hier  genannten  Symptomen,  die  teils  direkt  von  der  Arbeit  des 
Käfers  kommen,  teils  Reaktionen  des  befallenen  Baumes  darstellen,  kommt  noch 
die  Arbeit  des  Spechtes,  der  sich  meist  einstellt  und  durch  seine  Einhiebe 
und  platzweise  Entrindung  den  Forstmann  oft  als  erster  auf  die  Anwesenheit  von 
Borkenkäfern  aufmerksam  macht. 

Vorbeugung. 
Da    die  Borkenkäfer   größtenteils   sekundär  sind,    also  nur  kränkelndes  oder 
wenigstens    nicht    mehr  vollsaftiges  Material  angehen,    so    ist    der   Weg    zu    ihrer 
Niederhaltung  klar  gezeichnet. 

a)  In  erster  Linie  ist  auf  Erziehung  gesunder  frohwüchsiger  Bestände 
zu  sehen;  vor  allem  bei  der  Fichte,  die  besonders  unter  Borkenkäfern  zu  leiden  hat. 

b)  Sodann  ist  reinliche,  saubere  Wirtschaft  eines  der  wichtigsten 
Mittel,  die  Borkenkäfer  unschädlich  zu  halten.  Also  regelmäßiges,  gründliches 
Durchforsten,  möglichst  baldige  Entfernung  oder  Unschädlichmachung  (Immuni- 
sierung) alles  den  Borkenkäfern  zum  Brüten  zusagenden,  kränkelnden,  absterben- 
den und  toten  Materials.  Die  Immunisierung  geschieht  durch  Schälung  der 
gefällten  oder  geworfenen  Stämme.  Wo  das  Prinzip  der  sauberen  Wirtschaft  durch- 
geführt wird,  existiert  keine  Borkenkäfergefahr.  Wo  die  Durchführung  derselben 
durch  Windbruch-  oder  Schneebruchkatastrophen  zeitweise  unmöglich  gemacht  ist, 
erfolgt  sofort  automatisch  ein  sprungweises  Ansteigen  der  Gefahr,  die  nur  durch 
rasches  Aufarbeiten  der  Windhölzer  wieder  gemindert  oder  gebannt  werden  kann. 

c)  Es  ist  die  fortlaufende  Beobachtung  des  Borkenkäferstandes  durch 
Fang-  oder  Kontrollbäume  (s.  unten)  von  der  Verwaltung  moderner  Forsten 
als  regelmäßige  Aufgabe  durchzuführen.  Die  Kontrollen  sind  nach  heißen  und 
trockenen  Jahren  (die  immer  gefahrdrohend  sind)  und  nach  Raupenfraß  besonders 
sorgfältig  auszuführen.  Ergibt  sich  eine  Vermehrung  des  eisernen  Bestandes,  so 
sind  sofort  Abwehrmaßnahmen  zu  ergreifen.  Man  darf  aber  bei  den  Kontrollen 
die  Aufmerksamkeit  nicht  lediglich  auf  die  Fangbäume  konzentrieren,  sondern 
hat    auch    die    stehenden   Bäume    stets    im    Auge    zu   behalten,    besonders    die    in 


^)  Durch  Anprallen  der  Stämme  läßt  sich  das  „Nadeln"  leicht  feststellen,  was  beim  Aus- 
suchen der  befallenen  Stämme  sehr  gute  Dienste  leisten  kann. 


Ipidae  (Scolytidae),  —  Abwehr.  4 SS 

der  Umgebung  der  Fangbäume  und  auch  in  besonders  sonnigen  Lagen  („Wurm- 
lagen"). 

d)  Da  die  Borkenkäfer  großenteils  monophag  sind,  so  bilden  gemischte 
Bestände  wie  gegen  die  meisten  Forstschädlinge  so  auch  gegen  die  Borkenkäfer 
einen  guten  Damm  gegen  katastrophale  Überverraehrungen. 

Abwehr. 

Die  Abwehr  der  meisten  Borkenkäfer  geschieht  nach  der  gleichen  Methode, 
die  sich  zum  größten  Teil  in  dem  Wort  „Fangbaum"  erschöpft.  Dieser  Methode 
Hegt  die  Idee  zugrunde,  durch  künstliche  Schaffung  von  besonders  geeignetem 
und  zusagendem  Brutmaterial  die  Borkenkäfer  vom  gesunden  Material  abzuziehen 
und  so  einen  großen  Teil  des  Borkenkäferheeres  aus  dem  Wald  zu  extrahieren. 
Die  Fangbaummethode  ist  überall,  wo  Forstkultur  getrieben  wird,  zum  Allgemeingut 
des  Forstschutzes  geworden.  Tausendfältige  Erfahrungen  lehren,  daß  wir  in  ih^ 
ein  wirksames  Abwehrmittel  gegen  Borkenkäfer  besitzen.  Die  Fangbäume  werden 
entweder  eigens  gefällt  oder  man  benutzt  einzelne  vom  Wind  geworfene  oder 
von  der  Langholzfällung  herrührende  Stämme  hierzu.  Sie  werden  solange  be- 
rindet gelassen  bis  die  Larven  erwachsen  bezw.  sich  in  Puppen  zu  verwandeln 
im  Begriff  sind.  Bestimmte  Regeln  betr.  der  Zeit  lassen  sich  nicht  aufstellen, 
da  die  Entwicklung  je  nach  der  Witterung  und  Art  sehr  verschieden  verlaufen 
kann.  Es  muß  daher  öfter  revidiert  werden.  Ist  jener  Moment  gekommen,  so 
ist  die  Rinde  (am  besten  auf  Tücher)  zu  schälen  und  zu  verbrennen.  Das 
Verbrennen  ist,  wo  nur  immer  möglich,  durchzuführen,  da  viele  Larven  ihre 
Puppenwiegen  nicht  bloß  in  der  Bastschicht,  sondern  unmittelbar  unter  der  äußeren 
Borkenschicht  anlegen,  wo  sie  ihre  Entwicklung  zum  Käfer  auch  in  der  los- 
gelösten Rinde  vollenden.  Über  die  Widerstandsfähigkeit  der  hnagines  (gegen 
Nässe  oder  Kälte),  selbst  der  noch  unausgefärbten,  siehe  unten  (S.  579). 

Während  man  früher  bezüglich  der  Art  der  Fangbäume  keine  Unter- 
schiede bei  den  verschiedenen  Borkenkäfern  machte,  hat  Sedlaczek  neuerdings 
durch  eingehende  Versuche  dargetan,  daß  durch  eine  Differenzierung,  die 
dem  besonderen  Geschmack  der  einzelnen  Borkenkäfer  angepaßt  isty  die  Wirkung 
der  Fangbäume  noch  erhöht  werden  kann.  Durch  Kombination  der  ver- 
schiedenen Behandlungsmethoden  mit  den  Fällungsterminen  einerseits,  der 
herrschenden  Jahreswitterung  und  den  Standortsverhältnissen  andererseits  ergibt 
sich  eine  große  Zahl  möglicher  Fälle.  Es  konnten  noch  lange  nicht  alle  Möglich- 
keiten erprobt  werden,  und  es  lohnt  sich  gewiß,  noch  weitere  Versuche  in  der 
von  Sedlaczek  angegebenen   Weise  auszuführen. 

Nach  Sedlaczek  müssen  wir  vor  allem  unterscheiden  zwischen  solchen 
Borkenkäfern,  die  die  Trockenheit  (wie  typographus,.  chalcographus,  curvidens  usw.) 
und  solchen,  welche  dieFeuchtigkeitlieben  [palliatus,  antographus,  piceae,  piniperda 
usw.)  und  müssen  dementsprechend  für  trockene  und  feuchte  Fangbäume  sorgen. 

Sedlaczek  unterscheidet  zunächst  stehende  und  liegende  Fangbäume. 

Die  stehenden  Fangbäume  kommen  weniger  für  die  Praxis  als  für 
wissenschaftliche    Versuche    in    Betracht.      „Man   erhält    sie    dadurch,     daß 


456  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe;  Rhynchophora. 

man  in  Brusthöhe  einen  handbreiten,  den  ganzen  Baum  umschließenden  Rinden- 
streifen durch  Ringschnitte  isoliert  und  auf  diesem  Streifen  entweder  die  Rinde 
beläßt  (Doppelringschnitt)  oder  dieselbe  entfernt  (Ringelung);  oder,  indem  man 
die  Krone  absägt  (Entgipfelung)  oder  die  Äste  entfernt  (Schwentung).  Bei  „Doppel- 
ringschnitt" stockt  der  Saft  zunächst  in  der  Zone  des  isolierten  Ringes,  der  ober- 
halb des  Schrittes  befindliche  Teil  des  Stammes  erhält  wenig  und  dünnen  Saft: 
solche  Stämme  trocknen  daher  ober  der  Ringzone  rasch  aus.  Manchmal  aller- 
dings vernarbt  die  Schnittstelle  und  der  Stamm  lebt  weiter.  Immerhin  kann  es 
mehrere  Jahre  dauern,  bis  ein  derartig  verletzter  Baum  über  der  Ringzone  für 
Borkenkäfer  fängisch  wird.  Der  Stock  wird  bei  Doppelringschnitt  bald  sehr 
feucht  und  für  Feuchtigkeit  liebende  Bast-  und  Borkenkäferaiten  —  auch  Rüssel- 
käfer —  fängisch.  Noch  länger  können  sich  „geringelte'*  Bäume,  also  solche, 
welchen  in  Brusthöhe  ein  handbreiter  Rindenring  entnommen  wird,  erhalten.  Bei 
solchen  Stämmen  fungiert  die  Wurzel  das  erste  Jahr  ganz  normal,  und  der  Saft 
steigt  auch  durch  die  Splintschichten  unbehindert  empor  —  während  er  beim 
Doppelringschnitt,  wie  oben  erwähnt,  stockt.  Mit  Hilfe  des  aufsteigenden  Saftes, 
der  Reservestoffe  und  der  frisch  gebildeten  Nährstoffe  entwickelt  sich  der  Baum- 
teil über  dem  Ringe  weiter.  Der  im  Kambium  herabsinkende  Saft  kann  aber 
natürlich  nur  bis  zur  Ringstelle  herabwandern  und  so  entsteht  über  dem  Ring 
ein  verdickter  Rindenwulst,  während  der  Teil  unterhalb  des  Ringes  nicht  mehr 
in  die  Stärke  wächst,  also  schwächer  bleibt.  Häufig  werden  solche  Stämme  an 
der  Ringelstelle  vom  Sturme  abgebrochen.  Geschieht  dies  nicht,  so  stirbt  endlich 
die  Wurzel  infolge  Unterernährung  langsam  ab  und  der  Stamm  vertrocknet  total. 
Dann  ist  er  natürlich  ein  gesuchtes  Objekt  für  die  Trockenheit  liebenden  Borken- 
käferarten. Entgipfelte  Stämme  und  Schwentlinge  führen  in  den  Splintschichten 
an  den  unteren  Teilen  des  Stammes  reichlich  Wasser,  das  durch  die  gesunden 
Wurzeln  emporgetrieben  wird ;  da  aber  die  aufsaugende  Wirkung  der  Krone  fehlt, 
staut  es  sich  in  geringer  Höhe  vom  Erdboden.  Diese  Wasseransammlung  kann 
so  mächtig  sein,  daß  die  Rinde  der  unteren  Stammpartien  naß  wird  und  solche 
entnadelte,  entastete  oder  entkronte  Stämme  aussehen,  als  ob  man  sie  am 
Fuße  begossen-  hätte.  An  entwipfelten  oder  entasteten  Stämmen  siedeln  sich 
daher  an  den  unteren  Teilen  bald  Feuchtigkeit  liebende  Bast-  und  Borkenkäfer- 
arten an,  während  sie  in  den  oberen,  schwächeren  Partien  von  den  Trockenheit 
liebenden  Arten  befallen  werden." 

„Trotz  der  vorzüglichen  Anziehungskraft,  die  eingeschnittene,  geringelte,  ent- 
kronte oder  entastete  Fangbäume  in  stehendem  Zustande  ausüben,  werden  doch, 
wie  schon  gesagt,  in  der  Praxis  diese  Fangbaumarten  gewöhnlich  nicht  in  An- 
wendung gebracht,  weil  die  Einrichtung  umständlich  ist,  der  Befall  und  die  Ent- 
wicklungsstufen der  Käfeibrut  an  stehenden  Bäumen  schwer  festgestellt  werden 
können  und  besonders  die  geringelten  Stämme  erst  nach  i  —  2  Jahren  fängisch 
werden." 

In  der  Praxis  kommen  daher  vor  allem  die  liegenden  Fangbäume  in 
Betracht,  von    denen    es    ebenfalls  mehrere  Arten,   nämliche  beastete  und  ent- 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Abwehr.  Acy 

astete,  vollberindete  und  der  Länge  nach  streifenweise  entrindete 
(skarifizierte)  gibt. 

„Man  hat  behauptet,  daß  gefällte  Bäume,  welchen  die  Beastung  belassen  wird, 
rascher  austrocknen  als  entastete.  Das  ist  nur  bedingungsweise  richtig.  An  ge- 
schützten Orten,  etwa  im  Innern  von  Beständen,  und  bei  feuchter  Witterung 
transpirieren  die  Blätter  an  gefällten  Bäumen  allerdings  noch  einige  Zeit  und  ent- 
ziehen der  Splintschicht  Wasser,  so  daß  solche  Bäume  mehr  austrocknen.  Dies 
macht  sich  bald  in  der  Weise  geltend,  daß  die  Trockenheit  liebenden  Käfer  an- 
fliegen, während  die  Feuchtigkeit  liebenden  Arten,  vor  allen  lineatus^  solche  Stämme 
seltener  als  am  selben  Orte  liegende  entastete  Stämme  zur  Brutanlage  wählen. 
An  Orten,  die  der  Sonne  und  dem  Winde  ausgesetzt  sind,  wird  aber  das  Laub 
(Nadeln)  bald  unfähig  zu  transpirieren,  so  daß  dem  Stamme  trotz  der  Beastung 
nicht  mehr  Feuchtigkeit  entzogen  wird  als  den  am  selben  Orte  liegenden  entasteten 
Stämmen;  überdies  beschatten  die  Äste  auch  die  Stammteile  teilweise.  An 
solchen  exponierten  Stellen  können  daher  beastete  Fangbäume  sogar  länger  als  ent- 
astete fängisch  bleiben." 

„Die  Anziehungskraft  der  Fangbäume  für  Bast-,  Borken-  und  Rüsselkäfer 
wird  dadurch  wesentlich  erhöht,  daß  man  an  der  nach  oben  gerichteten  Seite  der 
liegenden  Stämme  zwei  oder  drei  Längsstreifen  der  Rinde  ausschneidet,  skarifiziert. 
Dadurch  wird  zwar  die  berindete  Anflugfläche  verringert,  aber  der  Harzgeruch 
an  den  rindefreien  Streifen  lockt  besonders  die  den  Kulturen  schädlichen  Bast- 
käfer {^Hylastes-hxitXi)  und  Rüsselkäfer  {Pissodes  und  Hylobms)  oft  in  großen  Mengen 
an,  und  diese  Schädlinge  bleiben  dann  an  den  frischen,  mit  Harz  überronnenen 
Stellen  kleben.  Der  Anflug  erfolgt  an  den  skarifizierten  Fangbäumen  etwas  früher 
als  an  solchen  mit  unverletzter  Rinde,  und  die  Brut  kommt  oft  nicht  zur  Ent- 
wicklung, da  die  Rindenstreifen  rasch  abtrocknen  und  sich  parasitische  und 
räuberische  Insekten  in  großer  Zahl  einzustellen  pflegen.  Die  Skarifikation  unter- 
stützt sohin  auch  die  biologische  Bekämpfung  der  Borkenkäfer. 

Bei  der  Auswahl  der  zu  fällenden  Stämme  darf  man  aber  nie  außer  acht 
lassen,  daß  die  Lage  und  Standortsbeschaffenheit  in  erster  Linie  für  den  An- 
flug in  Betracht  kommen.  Schließlich  sei  noch  auf  den  Eicfluß  der  Jahreszeit 
hingewiesen.  Dieser  macht  sich  besonders  bei  der  Fällung  von  Fangbäumen 
gehend.  Im  Winter  gefällte  Fangbäume  sind  meist  in  der  folgenden  Vegetations- 
bezw.  Flugperiode  schon  fängisch,  wogegen  im  Frühjahr  oder  Vorsommer  ge- 
worfene oft  im  selben  Jahre  noch  keine  große  Wirkung  haben,  im  nächsten  da- 
gegen meist  schon  so  zersetzt  sind,  daß  sie  ebenfalls  nur  geringe  Anziehungskraft 
avif  die  Bast-  und  Borkenkäfer  haben.  Wie  man  sieht,  ist  also  die  Wahl  der 
Fangbaummethode  keineswegs  einfach  und  bei  der  Unberechenbarkeit  der  künf- 
tigen Witterung  überhaupt  immer  etwas  unsicher,  weshalb  es  geraten  erscheint, 
stets  mehrere  Arten  von  Fangbäumen  zu  versuchen.  Man  wird  dann  nicht  nur 
die  Käfer  zu  Revisions-  oder  Vernichtungszwecken  sicherer  anlocken,  sondern 
auch  Gelegenheit  haben,  die  lokalen  Gewohnheiten  der  einzelnen  Arten  zu 
studieren,  was  wieder  sehr  wichtig  ist,  denn  das  Borkenkäferproblem  ist  eine  ver- 
wickelte Sache  und  es  läßt  sich  nicht  schematisch  behandeln." 


4c8  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rynchophora. 

„Soll  ich",  schreibt  Sedlaczek  weiter,  „der  mir  gestellten  Aufgabe^),  die  Fang- 
baummethoden für  die  verschiedenen  Arten  der  Bast-  und  Borkenkäfer  zusammen- 
zufassen, nachkommen,  so  würde  ich  dies  in  folgender  Weise  tun:  Ich  nehme  an, 
daß  das  Gebiet  ein  Jahresmittel  von  6 — 8°  C.  habe,  die  Fällung  der  Bäume  im 
Winter  erfolge,  Ringelungen  wegen  des  späten  Eintritts  des  Fängischwerdens  und 
der  Schwierigkeit  der  Revision  weniger  in  Betracht  kommen  und  die  Käfer  in 
normaler  Zahl  vorhanden  sind.  Dann  gilt  für  die  wichtigsten  Nadelholz  -  Bast- 
und  Borkenkäfer  folgendes: 

A.  Bei  Fichte:  i.  Für  Hylastes  cuniculariiis:  Womöglich  die  Stämme 
einige  Monate  früher  mit  Doppelringschnitt  versehen,  fällen  und  streifenweise  ent- 
rinden, wieder  nach  einigen  Monaten  die  am  Boden  aufliegeÄde  Seite  unter- 
suchen. An  geschützten  Orten  den  Baum  entasten,  an  exponierten  Äste  be- 
lassen. 

2.  Für  Hylastes  palliatus'.  An  exponierten  Orten  beastete,  an  geschützten 
entastete  liegende  Fangbäume.  Als  stehende  Fangbäume  entkronte  oder  total 
entastete  Schwentlinge. 

3.  Für  Polygraphus  poligraphus:  Im  Vorjahre  geringelte  Bäume  fällen.  Äste 
belassen,  streifenweise  entrinden.  Stehende  Fangbäume:  ringeln  oder  mit  Doppel- 
ringschnitt versehen.  Werden  lange  nicht  fängisch,  aber  dann  sehr  wirksam 
und  sicher, 

4.  Für  Ips  chalcographus:  Fangreisig  und  Fangknüppel  am  besten.  Liegende 
Fangbäume  entasten,  nur  im  Schatten  Beastung  lassen.  Stehende  Fangbäume 
ringeln  oder  Doppel  ringschnitt. 

5.  Für  Jps  amitinus:  Liegende  Fangbäume  beastet,  stehende  Fangbäume 
mit  Doppelringschnitt, 

6.  Ips  typographus:  liegende  Fangbäume,  womöglich  im  Herbst  vorher 
ringeln,  Winter  oder  Vorfrühling  fällen.  Nicht  vorher  geringelte  skarifiizieren.  An 
geschützter  Stelle  entasten,  an  exponierten  Orten  Beastung  lassen.  Stehende 
Fangbäume  ringeln. 

7.  H.  lineatus:  liegende  Fangbäume  entasten,  Rinde  unversehrt  lassen. 
Stehende  Fangbäume  entkronen  oder  Schwentlinge. 

B.  Bei  Tanne:  i.  Für  Oyphalus  piceae.  Liegende  Fangbäume:  entasten. 
Stehende  Fangbäume:  ringeln. 

2.  Für  Ips  curvidejis:  Liegende  Fangbäume  entasten,  nur  an  sehr  exponierten 
Stellen  Beastung  lassen.  In  geschützten  Lagen  sind  Fangbäume  gegen  diese  Art 
überhaupt  selten  wirksam.  Stehende  Fangbäume  an  exponierten  Standorten  mit 
Doppelringschnitt  versehen, 

C.  Bei  Kiefer:  i.  Für  Hylastes  ater:  Liegende  Fangbäume  an  geschützter 
Stelle,  streifenweise  entrinden,  besonders  Unterseite. 

2,  Für  Hylastes  palliatus:  Liegende  Fangbäume  in  geschützter  Lage,  entasten; 
stehende  Fangbäume  entkronen  oder  Schwentlinge. 


^)  Ich  hatte  Herrn  Dr.  Sedlaczek  gebeten,  für  dieses  Werk  seine  reichen  Erfahrungen 
zusammenzufassen.  Da  aber  der  Druck  des  II.  Bandes  sich  so  lange  verzögerte,  wurde  die 
Arbeit  schon  vorher  in  der  Zeit.  f.  ang.  Ent.  abgedruckt. 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Das  System.  4  cq 

3.  Für  M.  pi7iiperda'.  Liegende  Fangbäume  entasten;  stehende  Fangbäume 
lingeln  oder  mit  Doppelringschnitt  versehen  —  sind  aber  nur  in  der  Partie  unter 
dem  Ringe  wirksam.     Ring  daher  möglichst  hoch  anzubringen. 

4.  Für  M.  minor:  Liegende  Fangbäume  beastet.  Stehende  Fangbäume 
ringeln  oder  mit  Doppelschnitt  versehen,  auch  Stämme  entkronen;  der  Anflug  an 
die  stehenden  Fangstämme  aber  spät  und  unsicher. 

5.  Ips  sexdentatus:  Liegende  Fangbäume  in  geschützter  Lage  entasten,  in 
freier  Lage  Beastung  lassen. 

6.  Für  Ips  proximiis:  Liegende  Fangbäume  in  geschützter  Lage  beastet 
lassen,  in  freier  Lage  entasten,  eventuell  vorher  Doppelringschnitt  und  streifen- 
weise Skarifizierung ;  kurz,  auf  jede  Art  rasches  Austrocknen  herbeiführen,  aber 
direkte  Besonnung  weniger  günstig.  Stehende  Fangbäume  entkronen  oder  mit 
Doppelringschnitt  versehen.  An  stehenden  Fangbäumen  Anfall  später  als  an 
liegenden. 

7.  Für  X.  lineatus:  wie  bei  Fichte  und  Tanne."  — 

Die  hier  von  Sedlaczek  vorgeschlagene  Differenzierung  kommt  haupt- 
sächlich für  normale  Verhältnisse  (Vorbeugung)  in  Betracht.  Wo  es  sich  um 
Massenvermehrungen  handelt,  in  denen  die  Käfer  bereits  zu  primären  An- 
griffen übergegangen  sind,  wird  jeder  Fangbaum  angenommen,  der  vor  einer 
Stunde  gefällte  ebenso  stark  wie  der  im  Winter  gefällte.  Es  kann  sich  in  solchen 
Fällen  nur  noch  darum  handeln,  eine  genügende  Menge  von  Fangbäumen  recht- 
zeitig zu  fällen,  um  gegen  die  Flut  fortpflanzungsgieriger  Tiere  einen  Damm  zu 
errichten.  Wie  die  Bekämpfung  einer  Kalamität  durchzuführen  ist,  ist  unten 
bei  Besprechung  des  Ips  typographus  ausführlich  geschildert. 

Das  System. 

Geschichtliches. 
Das  System  der  Borkenkäfer  hat  viele  Bearbeiter  gefunden  und  daher  auch 
viele  Wandlungen  erfahren,  wie  aus  der  folgenden  einem  Vortrag  Nüßlins  (191 1) 
entnommenen  kurzen,  historischen  Übersicht  zu  ersehen  ist :  „Während  sämtliche 
Borkenkäfer  im  Systema  naturae  Linnes  als  Kategorie  nur  den  Gattungsrang 
(Gattung  Bosirichus)  einnehmen,  bilden  sie  schon  1807  bei  Latreille  eine  Art 
Unterfamilie  der  29.  Familie  der  Curculionites,  die  in  eigentliche  Rüsselkäfer  und 
Borkenkäfer  {Scolytani)  zerlegt  wurde.  Bei  Lacordaire  finden  wir  die  Borken- 
käfer als  63.  Familie  Scolytides  zur  Familie  erhöht  und  zusammengefaßt.  So  ist 
es  geblieben  bis  zur  neuesten  Zeit  (Thomson  1868,  Bedel  1888,  Seidlitz,  Reitter, 
Nitsche,  Sahlberg,  Hagedorn  u.  a.).  Es  darf  jedoch  nicht  verschwiegen  werden, 
daß  einzelne  Autoren  zum  Teil  schon  vor  Lacordaire  den  Borkenkäfern  da- 
durch höheren  Kategorienrang  verliehen  hatten,  daß  sie  die  Borkenkäfer  in  mehrere 
Familien  zerlegten,  ohne  jedoch  von  den  Zeitgenossen  und  von  den  Nachfolgern 
beachtet  worden  zu  sein.  So  brachte  schon  1849  Redtenbacher  die  Borken- 
käfer in  zwei  Familien  unter:  36,  Familie  Bostrichi  (mit  Platypus^  Bosirichus, 
Cryphahis,  Oypiurgus  und  Xyloterus)  und  37.  Familie  Hylesini  (mit  Eccoptogaster, 
Polygraphus,    Hylesinus,   Dendroctonus ,    Hylurgus   und    Hylastes)^   während    er    der 


a()Q  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

ungeheuren  Masse  der  Rüsselkäfer  und  deren  Verwandten  nur  eine  Familie 
(38.  Familie  Curcidiones)  zugewiesen  hatte.  Eichhoff  und  Bedel  haben  eben- 
falls aus  den  Borkenkäfern  zwei  Familien  gemacht,  indem  sie  Platypia  von 
allen  übrigen  Borkenkäfern  trennten,  und  Tredl  hat  neuerdings  eine  Teilung 
der  Borkenkäfer  in  drei  Familien  gewählt  {Eccoptogasteridae,  Ipidae,  Platypodidae), 
während  früher  Lindemann  eine  Teilung  in  vier  Familien  vorgenommen  hatte 
{Scolytidae,  Hylesinidae,  lomicidae  und  Platypidae).  Damit  haben  wir  die  Frage 
nach  dem  Kategorienrang  der  Borkenkäfer  historisch  erörtert.  Die  richtigste 
Lösung  liegt  zweifellos  bei  Eichhoff  (Bedel),  der  nicht  nur  zuerst  die  Gattung 
Piatypus  zur  Familie  erhoben  und  allen  übrigen  Borkenkäfern  entgegengesetzt  hat, 
sondern  auch  schon  1847  die  Frage  aufgeworfen  hatte,  ob  die  Familie  der 
Platypidae  ihre  Stellung  überhaupt  unmittelbar  neben  den  Scolytidae  einnehmen 
dürfe.  Dieser  scharfsichtigste  Systematiker  der  Borkenkäfer  hat  diese  Frage  mit 
vollem  Recht  getan,  denn  Piatypus  hat  unter  allen  Rhynchophoren  eine  Ober- 
lippe und  reiht  sich  dadurch  neben  die  Anthribidae,  entfernt  sich  dagegen  von 
den    Cossonidae^  Scolytidae,    Curculionidae,   Attelabidae  und  Apionidae.'-'- 

„Es  kann  nach  dieser  Erkenntnis  kein  Zweifel  mehr  aufkommen,  daß  die 
Platypidae  und  Scolytidae  als  zwei  weit  getrennte  Familien  der  Rhynchophora  auf- 
gefaßt werden  müssen,  und  nicht  in  einer  Familie  zusammengefaßt  werden 
dürfen.  Die  Scolytidae  oder  „Borkenkäfer"  behalten  also  in  diesem  Sinne  den  Rang 
einer  Familie." 

„Was  nun  die  bisher  versuchte  Einteilung  dieser  engeren  Borkenkäfer  (ohne 
Piatypus)  betrifft,  so  kommt  auch  hierin  Eichhoff  in  seiner  Ratio  usw.  der  syste- 
matischen Logik  am  nächsten,  indem  er  die  ^,Tomicinen'-'-  in  14,  darunter  6  ein- 
heimische, Unterfamilien  getrennt  hat.  Dazu  kämen  noch,  da  Chapuis  die 
übrigen  Borkenkäfer  als  Mitarbeiter  Eich  hoff  s  bearbeitet  hat,  für  die  Einheimischen 
die  4  Subtribus  [Hylesinidae ,  Phloeotribidae ,  Polygraphidae  und  Scolytidae  verae 
=  Eccoptogaster)  hinzu,  wodurch  für  die  einheimischen  Borkenkäfer  im  ganzen 
6  +  4  =  10  Gruppen  entstehen  würden.  Diese  10  Gruppen  von  Eichhoff- 
Chapuis  stellen  in  der  ganzen  bisherigen  Literatur  dasjenige  dar,  was  sich  am 
meisten  einem  natürlichen  logischen  System  der  Borkenkäfer  nähert.  Allerdings 
enthält  auch  dieses  System  noch  wirkliche  große  Fehler.  So  sind  die  Zusammen- 
stellungen von  Liparthrum,  Chryphalus,  Ernoporus,  Trypophloeus  unter  Cryphalidae, 
von  Taphrorychus  mit  Pityographus  ^  und  die  Erhebung  der  Phloeotribidae  zum 
Rang  einer  mit  den  Polygiaphidae  und  Eccoptogasteridae  gleichwertigen  Gruppe 
ganz  verfehlt,  dagegen  zeigt  es  von  hohem  systematischem  Takt,  daß  Eichhoff 
die  Gattung  Crypturgus  zur  Unterfamilie  erhoben,  ebenso  Xyleborus  und  Xylotetus 
als  Unterfamilie  getrennt  hat.  Es  läßt  sich  nicht  verschweigen,  daß  alle  Neue- 
rungen seit  Eichhoffs  und  Chapuis'  systematischen  Versuchen  erhebliche  Ver- 
schlechterungen darstellen." 

Das  System  Nüßlins. 
Eine  wesentliche  Vertiefung   hat   die    Borkenkäfersystematik    durch    Nüßlin 
(191 1   und    12)  erfahren,   der   alle   äußeren    (morphologischen)   und   inneren   (ana- 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Das  System.  Adi 

tomischen)  Merkmale  berücksichtigte  und  auf  Grund  dieser  eingehenden  Unter- 
suchungen eine  Klassifikation  der  Borkenkäfer  auf  phylogenetischer  Basis  zu 
schaffen  versuchte.  Nüßlins  System  ist  zweifellos  das  wissenschaftlich 
am  besten  begründete,  da  es  auf  breiterer  Grundlage  beruht. 

Als  besonders  wichtiges  Merkmal  von  höchstem  diagnostischem  Wert  be- 
trachtet Nüßlin  den  Bau,  bezw.  die  chitinisierten  Innenteile  des  sogenannten 
Kaumagens.  Er  folgt  darin  R.  Lindemann,  der  schon  1875  ^^^  ^^^  hohen 
systematischen  Wert  dieses  Merkmals  hingewiesen  hat. 

Der  Kauraagen  (Proventriculus)   ist    zwischen   Speiseröhre   und  Magen   der- 
art  eingeschaltet,   daß  er  den  hinteren  Abschluß  des  Vorderdarmes  darstellt,  der 
eine  kurze  Strecke  in  den  vordersten  Teil  des  Mitteldarmes  eingestülpt  erscheint 
und,   je    nach    den    Gruppen,    im 
Prothorax  bis  Metathorax  gelegen 
ist.     Schon   bei  der  Larve    findet 
sich  hier  eine  homologe,    in    den 
Mitteldarm  eingestülpte  Verbreite- 
rung  des  Vorderdarmendes.      Bei 
der  Imago  gleicht  er  einem  Sack, 
der  am  hinteren  Ende  in  8  Teile, 
in  die  Kauapparate  Lindemanns 

(Abb.  214),  zerlegt  ist.     Darnach 

Abb.   214.     Ein    Teil    des    Kaumagens    von    Carpnob. 
unterscheiden     wir    im    Proventn-  minimus  F.  —  Aus  Nüßlin. 

culus  2  Abschnitte:   den  vorderen 

„Sack",  der  nach  vorne  in  den  Oesophagus  übergeht  und  den  hinteren  „Kau- 
magen" (im  engeren  Sinne),  der  sich  nach  hinten  durch  die  Verengerung  des 
Rüssels  in  den  Magen  (Mitteldarm)  sich  einstülpt.  Der  Kaumagen  besteht  der 
Quere  nach  aus  8  Kauapparaten;  jeder  der  letzteren  wieder  aus  einem  vorderen 
„Plattenteil"  und  dem  hinteren  „Ladenteil"  (Abb.  215). 

Der  Ladenteil  besteht  bei  allen  Borkenkäfern  aus  paarigen  „Bürsten". 
Der  vordere  Anfangsteil  der  Bürsten  enthält  verschieden  geformte  zugespitzte 
Stäbe,  die  als  „Sperr borsten"  bezeichnet  werden.  Diese  sowohl  als  auch  die 
Borsten  der  Bürsten  können  mit  schmalen  stabartigen  Teilen  beginnen,  deren 
schiefe  und  reihenweise  Anordnung  die  steilen  „Abdachungen"  der  Ladenteile 
bilden.  Vor  dem  Übergang  der  basalen  Abdachungsstäbe  in  die  Bürsten  können 
zahnartige  Fortsätze,  die  „Abdachungszähne",  vorkommen. 

Der  Plattenteil  kann  paarig,  durch  eine  Trennungslinie  (die  „Mediane") 
geschieden  (Abb.  215,  b  u.  c),  oder  auch  unpaar  (Abb.  215,  a)  sein.  An  seinem 
Hinterende  finden  sich  häufig  sogenannte  „Haken zahne",  vor  diesen  und  ecken- 
wärts  besondere  Borsten,  die  „Ersatz sperrborsten".  An  den  Platten  können 
quere  Chitinleisten  oder  Querreihen  von  Chitinzähnchen  auftreten ;  in  diesen  Fällen 
können  in  schiefen  Reihen  angeordnete  Zahnbildungen  vorkommen,  welche  an  die 
Abdachungszähne  am  Ladenteil  erinnern.  Die  Zähne  bilden  markierte,  nach 
vorne  zu  divergierende  Linien,  welche  als  „Kreuz linien"  bezeichnet  werden 
(Abb.  215,  Kr.). 


462 


Coleopteia.  —  7.  FamUienreihe :   Rhynchophora. 


Als  weiteres,  sehr  brauchbares  Merkmal  hat  Nüßlin  die  Bildung  der 
Hinterflügel  herangezogen.  Er  zeigte,  daß  in  der  Form,  im  Geäder,  Gelenk- 
bildung usw.  große  Unterschiede  bestehen,  die  sich  systematisch  sehr  gut  ver- 
werten lassen.  Vor  allem  lassen  sich  2  Gruppen  unterscheiden,  je  nachdem  die 
Flügel  an  ihrer  Basis  gelappt  (Lappenflügel)   und  ungelappt  (Ganzrandflügler)  sind, 


Erst. 
Abd. 

Sp. 

Kr. 
Z.  u. 

Z,  s. 


Abb.  215.  Kauapparat  von  verschiedenen  Kaumägen.  a  Myel.  piniperda  L.,  b  Cryphalus  piceae 
Rtzb.,  c  Ips  typographus  L.,  d  Xyloterus  signatus  F.  —  Abd.  Abdachung,  Abdz.  Abdachungs- 
zähne, Erst.  Eürsten,  Esp.  Ersatzsperrborsten,  Hkz.  Hakenzähne,  Kpl.  Kauplatte,  Kr.  Kreuzlinie, 
Z.  m.  Zähne  am  medianen  Kauplattenrand,  Z.  s.  Zähne  im  Sack,  Z.  u.  Zahnreihe  im  unpaaren. 
Ansatz.  —  Aus  Nüßlin. 


sodann  kommt  es  viel  darauf  an,  ob  die  Flügel  an  der  Basis  schmal  oder  breit, 
von  ein,  zwei  oder  drei  Adern  gestützt  sind,  ob  das  Gelenk  in  Y^  oder  ^/g  der 
Flügellänge  gelegen  ist  usw.  (Abb.  216). 

Ferner  werden  die  Geschlechtsorgane    eingehend   berücksichtigt,  die  so- 
wohl im  weiblichen  wie  im    männlichen  Geschlecht   systematisch  sehr  brauchbare 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Das  System. 


463 


Merkmale  abgeben.  Im  weiblichen  Geschlecht  (Abb.  217)  sind  vor  allem 
wichtig:  die  Kittdrüsen  (ob  fehlend  oder  vorhanden,  ob  paarig  oder  unpaar, 
ob  groß  oder  klein,  kugelig  oder  zylindrisch),  ferner  Begattungstasche  (fehlend  oder 
vorhanden,  gut  ausgebildet  oder  rudimentär  usw.)  und  Receptaculum  seminis  mit 
Samengang  und  Anhangsdrüse  (Form  und  Größe  des  Receptaculums,  Länge  des 
Samengangs,  ob  letzterer  getrennt  von  der  Begattungstasche  mündet  oder  in  diese,. 


Abb.  216.     Hinterflügel    verschiedener    Borkenkäfer,     a   Hyles.    fraxini  Pz.    (Ader  III  =  Media, 

Basalteil  der  Flügel  breit  und  durch  2  Adern  IV '  und  IV  ^  gestützt) ;  b  Polygraphus  poligraphus  L. 

(Basalteil    breit,    mit  Einkerbung,    mit  2    Adern    IV  ^   und    1V-);    c    Pityophth.    micrographus    L. 

(Basalteil  ohne  Adern,  gelappt,   „Lappenflügel").  —  Aus  Nüßlin. 


oder  ob  letztere  funktionell  durch  den  verbreiterten  Basalteil  des  Samengangs  er- 
setzt wird). 

Die  männlichen  Geschlechtsorgane  (Abb.  218)  bestehen  aus  den 
paarig  angelegten  Hoden,  den  paarigen  Vasa  deferentia,  welche  am  distalen 
Ende  die  „Zunge"  und  einen  paarigen  oder  unpaaren  Drüsenschlauch  (Schleim- 
drüse) entwickeln.  Die  „Zunge"  enthält  die  Mündungen  des  letzteren  sowie  des 
Vas  deferens  und  tritt  in  zentrale  Verbindung  mit  dem  vorderen  becherförmig 
verbreiterten  Ende    („Becher")     des    Ductus    ejaculatorius.     Zwischen   dem. 


464 


Coleoptera.  —  7.  Familien  reihe:  Rhynchophora. 


verdickten  Becherrand  und  dem  oberen  Umfang  der  Zunge  hat  sich  eine  mantel- 
artige Hülle  gebildet  („Mantel").     Die  Zunge,  der  Becher  und  der  Mantel  sind 


Abb.  217.  Weibliclie  Geschlechtsorgane,  von  a  Hyles.  fraxini  Pz.,  b  Cryphalus  piceae  Rtzb.  — 
Anhd.  Anhangsdrüse,  Begt.  Begattungstasche,  Comp.  Compressionsmuskel ,  Corp.  Corpora 
lutea,  Kittd.  Kittdrüse,  Rec.  Receptaculum ,  Samg.  Samengang,  Sp.  Sperma  in  den  Eikelchen, 
Sp.  V.  Spiculum  ventrale,  Ut.  Uterus,  Vagp.  Vaginalplattenreste,  8  St.  Reste  der  8.  Ventralplatte, 
8  Trg.  8  Dorsalplatte,    —  Aus  Nüßlm. 


Abb.  218.  Männliche  Genitalorgane  von  a  Myel.  piniperda  L.,  b  Cryphalus  piceae  Rtzb., 
c  Crypturgus  cinereus  Hbst.  A  Aufsatz,  B  Becher,  Dej.  Ductus  ejaculatorius,  E.  pl.  Endplatten, 
Fü.  Füßchen,  Ga.  Gabel,  H.  Hoden,  Ma.  Mantel,  Schi.  Schleimdrüsen,  Sp.  g.  Spiculum  gastrale, 
Vd.  Vas  deferens,  Z  Zunge.  Bei  der  Abb.  b  ist  nur  i  Hoden  gezeichnet;  auffällig  ist  hier  der 
lange  Peniskörper;  bei  der  Abb.  c  ist  der  langgestreckte,  dem  Ovar  ähnliche  Hoden  und  der 
kurze  Ductus  ejaculatorius  besonders  bemerkenswert.  —  Aus  Nüßlin. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Das  System. 


465 


Stark  kontraktil  und  dienen  zur  Regulierung  des  Austritts  von  Samen  und  Schleim- 
drüsensekret. Der  Ductus  ejaculatorius  wird  bald  unpaar  und  tritt  nach  ver- 
schieden langem  Verlauf  mit  dem  Penis  in  Verbindung.  Die  Form  des  Hodens 
(länglich,  ovarienähnlich,  viereckig,  rundlich,  rosettenförmig),  die  Bildung  des  Vas 
defere'ns,  Form  der  Schleimdrüse  (paarig  oder  unpaar),  Gestalt,  Größe,  Stellung 
des  Bechers  und  vor  allem  des  Mantels,  Länge  und  Gestalt  des  Ductus  sind 
von  Gruppe  zu  Gruppe  verschieden  und  stellen  konstante,  systematisch  höchst 
wichtige  Unterscheidungsmerkmale  dar.  i) 


a  h  c 

Abb.  219.     Männlicher  Begattungsapparat  von   a  Pit.  bidentatus  Hbst ,    b  Ips  duplicatus  Sahlb., 
•c  Myel.   piniperda  L.     End  Endplatten,    Fü   Füßchen,    G,  Ga   Gabel,    Kö    Körper,    Ri    Rinne, 
St  Stengel  (Spiculum  gastrale).  —  Nach  Lindemann. 


Noch  mannigfaltiger  in  Gestalt  und  Aufbau  als  die  inneren  männlichen  Ge- 
schlechtsorgane ist  das  Chitinskelett  der  männlichen  Begattungapparate 
(Abb.  219).  Schon  im  Jahre  1875  hat  Lindemann  (1875)  in  einer  vortreff- 
lichen Studie  auf  die  hohe  Bedeutung  dieses  Apparates  für  die  Borkenkäfer- 
systematik hingewiesen;  aber  erst  durch  Nüßlin  und  G.  Fuchs  (191 1  u,  1912) 
wurden  diese  Studien  wieder  aufgegriffen  und  vervollkommnet.  Der  männliche 
Apparat  ist  ungemein  kompliziert  gebaut  und  es  bedarf  schon  gründlicher  Ver- 
tiefung, um  sich  zurechtzufinden.    Wir  haben  an  ihm  zu  unterscheiden  (Abb.  219): 


^)  Es  ist  allerdings  dabei  zu  berücksichtigen,  dal5  verschiedene  Teile  der  Geschlechts- 
organe je  nach  dem  Reifezustand  des  betreffenden  Individuums  in  ihrer  Größe  sehr  verschiedaa 
«ein  können  (^vgl.  Bd.  I,  S.  113). 

Escherich,  Forstinsekten.     II.  Bd.  3° 


466 


Coleoptera,  —  7.  Familienreihe:  Rhyncliophora. 


1.  Zwei  Hüllen,  eine  äußere  und  eine  innere.  Die  erstere  umfaßt  ge- 
wöhnlich die  innere  in  Form  einer  „Gabel".  Die  innere  (von  Lindemann  „Körper" 
genannt)  stellt  den  eigentlichen  Penis  dar;  bei  einigen  Gattungen  bildet  er  eine 
gleichmäßig  chitinisierte  geschlossene  Röhre,  in  weitaus  den  meisten  Fällen  da- 
gegen ist  er  dorsal  ohne  stärker  chitinisierten  Schluß,  es  findet  sich  hier  eine 
zarte  Haut,  in  die  allerdings  verschieden  geformte  Chitinplatten  („Endplatten") 
eingelagert  sein  können.  Von  der  Basis  der  Peniskörper  ragen  nach  vorne  in 
den  Körper  des  Käfers  hinein  zwei  längere  dünne  Fortsätze,  die  mitunter  doppelt 
so  lang  sein  können  als  der  Penis  und  die  als  „Füßchen"  bezeichnet  werden; 
die  sind  entweder  mit  dem  Körper  fest  verwachsen  oder  aber  gelenkig  verbunden. 

2.  Die  Einlagen  in  die  Hüllen:  sie  sind  um  den  Ductus  ejaculatorius 
herumgelagert  und  können  in  einen  „medianen  unpaaren"  und  „seitlich  paarige" 


Schi. 


Mal. 


Schi. 


Mal. 


Abb.  220.     a  Mitteldarm    von  Hyl.    fraxini  Pz.    mit   zahlreichen  Schlauchdrüsen  (Schi.)    vor   den 
6  Malpighischen  Gefäßen  (Mal.);    derselbe  von  Anisandrus  dispar  F.    mit   nur    i   Paar    Schlauch- 
drüsen (Schi.).  —  Aus  Nüßlin. 


Teile  zerfallen.  Der  erste,  „Rinne"  genannt,  hat  den  Ductus  in  seinem  Verlauf 
durch  die  Penisröhre  hindurch  zu  stützen.  Die  letzteren  dienen  wohl  gleichfalls 
als  Stütze  des  zum  „Präputialsack"  erweiterten  Endabschnitt  des  Ductus,  der 
übrigens  auch  fehlen  kann. 

3.  Das  Spiculum  gatrale  (auch  „Stengel"  genannt),  ein  Chitinstab  von 
verschiedener  Form,  der  außerhalb  der  Hüllen  meist  seitlich  gelegen  ist,  und 
wohl  zur  Hervorziehung  und  Rückziehung  und  als  Stütze  des  Penis  dient,  i) 

')  Lindemann  faßt  die  beiden  Hüllen  („Gabel"  und  „Körper")  und  den  Stengel  als 
„primäre  Bestandteile"  zusammen  und  die  Einlagen  (die  er  als  „Aufsatz"  bezeichnet)  als 
„accessorische  Bestandteile". 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Das  System.  467 

Alle  die  hier  genannten  Bestandteile  sind  ungemein  mannigfaltig  gebaut 
und  lassen  sich  systematisch  sehr  gut  verweiten  sowohl  für  Gattungen  und 
Gattungsgruppen  als  vor  allem  für  Arten.  Die  beiden  Hüllen  („Körper"  und 
„Gabel")  und  der  „Stengel"  (die  „primären  Teile"  Lindemanns)  fehlen  keinem 
Borkenkäfer  und  zeigen  auch  in  größeren  Gruppen  einen  mehr  oder  weniger 
gleichartigen  Bau,  während  die  Einlagen  (die  accessorischen  Teile  oder  der  „Auf- 
satz" Lindemanns)  ganz  oder  teilweise  fehlen  und  selbst  innerhalb  einer  Gattung 
die  größten  morphologischen  Unterschiede  zeigen  können  (vergl.  den  verschiedenen 
Bau  der  Rinnen  in  Abb.  219  a — c). 

Auch  den  Darmkanal  (Abb.  220)  hat  Nüßlin  systematisch  zu  verwerten 
gesucht.  Die  Länge  des  ganzen  Daimtraktes  (im  Verhältnis  zur  Körperlänge)  und 
vor  allem  der  Bau  des  Mitteldarmes  (Fehlen  oder  Vorhandensein  und  Zahl  von 
Schlauchdrüsen  und  Divertikel)  bilden  systematisch  wichtige  AnhaUspunkte. 
Schlauchdrüsen  (Abb.  220,  Schi.)  treten  bei  allen  Gattungen  auf,  jedoch  in  sehr 
verschiedener  Zahl  (von  i  —  8  Paar).  Divertikel  fehlen  bei  einer  Reihe  von 
Gattungen  {Eccoptogaster^  echten  Hylesinen,  Holzbrüter),  bei  anderen  fips)  kommen 
sie  in  größerer  Zahl  (38  Paare),  bei  wieder  anderen  in  geringere  Zahl  (8  bis 
20  Paare)  vor.  i) 

Daneben  hat  Nüßlin  natürlich  auch  die  zahlreichen  äußeren  Merkmale, 
wie  Fühler,  Flügeldecken,  Bau  der  Tarsen  usw.  so  weit  als  möglich  berück- 
sichtigt. 

Auf  Grund  der  gesamten  inneren  und  äußeren  Morphologie  hat  Nüßlin 
ein  System  aufgestellt,  nach  welchem  die  Familie  der  Ipidae  (exkl.  Platypidae) 
in    15   mehr  oder  weniger  gleichwertige  Kategorien  (Unterfamilien)  eingeteilt  wird: 

I.  Unterfamilie  Eccoptogasterinae. 

3.  Tarsalglied  herzförmig,  2 lappig,  Flügeldecken  gerade  bis  zur  Spitze  verlaufend,  nicht 
herabgewölbt,  stets  einfach  behaart.  Flugflügel  sehr  lang  mit  dem  Gelenk  in  '/^  der  Länge, 
ganzrandig.  Bauchprofil  vom  4.  Segment  (2.)  an  plötzlich  treppenförmig  aufwärtssteigend.  Fühler- 
keule ganz  eigenartig,  mit  kleinem  schuppenförmigem  Basalglied;  7gJiedrige  Geißel.  Kaumagen 
einzigartig  mit  kräftigen,  in  der  Mediane  knopfartig  zusammenstoßenden  Platten,  keine  eigent- 
lichen, d.  h.  aufeinandergelegten  Bürsten,  ohne  Sperrborsten  bezw.  mit  einer  Lücke  an  dieser 
Stelle;  Darmtrakt  ohne  Divertikel,  Mitteldarm  daher  sehr  kurz,  nur  mit  Schlauchdrüsen;  Kinn 
relativ  kurz,  erstes  Lippen tasterglied  auffallend  groß.  $  Genitalien  mit  großer  Bursa,  aber  ohne 
Kittdrüsen.  (^  Genitalien  mit  rosettenförmigen  Hoden,  Penis  ganz  eigenartig  mit  flacher  platten- 
förmiger  Gabel  ohne  Spangen,  Aufsatz  kaum  entwickelt,  Präputialsack  vorhanden,  kegelförmig 
grob  bezahnt.  7  Stigmen.  8.  $  Tergit  schwach  und  untergetaucht,  Spiculum  ventrale,  Reste 
des  8.    2   Sternits  und  der  Vaginalpalpen  deutlich  vorhanden. 

Monogam.  Laubholzarten.  Einarmige  Längsgänge,  selten  Ouergänge.  Jungkäfer  ohne 
Geschlechtslatenz. 

2.  Unterfamilie  Hylesininae. 

3.  Tarsalglied  2 lappig,  Flügeldecken  am  Hinterende  herabgewöibt,  seltener  einfach  be- 
haart, meist  beschuppt.  Flugflügel  mit  wohlentwickeltem  Basalleil ,  Gelenk  in  V-,  Länge,  ganz- 
randig.     Fühlerkeule  immer  deutlich  geringelt  oder  scharf  gegliedert, -Geißel  5  —  jgliedrig.     Kau- 


')  Es  bestehen  hier  deutliche  physiologische  Relationen  :  die  von  Säften  und  Pilzen  sich 
nährenden  Borkenkäfer  („Splintkäfer",  Holzbrüter)  haben  kurzen  Mitteldarm  ohne  Divertikel, 
während  die  Bast-  und  Borkenbrüter  zur  Bewältigung  bezw.  besseren  Verarbeitung  der  umfang- 
reichen, aber  nährstoffarmen  Nahrung  einen  langen,  hochkomplizierten  Mitteldarm  mit  zahlreichen 
Divertikeln  und  Schlauchdrüsen  besitzen. 

30* 


468  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

magen  fast  einzigartig,  immer  statt  der  paarigen  Platten  mit  „unpaarem  Ansatz"  mit  querreihigen 
Chitinzähnchen ;  Mitteldarm  ohne  Divertikel  und  kurz.  Kinn  meist  herzförmig  und  kurz,  seltener 
schwach  verlängert,  viereckig,  i.  Lippentasterglied  groß.  $  Genitalien  mit  sehr  großer  Bursa, 
und  großen  Kittdrüsen,  (J  Genitalien  mit  rosettenförmigen  Hoden,  engem  Becher  und  weitem 
Mantel.  Penis  mit  Präputialsack,  meist  mit  deutlichen  unpaaren  und  paarigen  Aufsatzieilen. 
5,  6  oder  7  Stigmen.  8.  5  Tergit  frei  oder  bedeckt,  vom  8.  9  Eternit  meist  unpaare,  selten 
paarige  Reste  zeigend,  Spiculum  ventrale  sehr  selten  {Hylastinus^  Phloeosinus,  Xylechinus)^ 
Vaginalpalpenreste  nur  bei  Hylesinus.  Alle  monogam.  Laubholz-  und  Nadelholzarten.  Einarmige 
Längsgänge  oder  (meist)  doppelarmige  Quergänge,  ausnahmsweise  Plätzfraß.  Geschlechtslatenz 
und  in  der  Folge  einjährige  Generation  vorherrschend. 

3.  Unterfamilie  Gry pturginae. 

3.  Tarsalglied  ungelappt,  zylindrisch.  Flügeldecken  hinten  herabgebogen,  einfach  behaart, 
alternierende  Reihen  von  größeren  Gruben  mit  kleinen  Tasthaaren  und  kleinen  Gruben  mit 
größeren  gezähnelten  Haaren.  Flugflügel  ganzrandig.  Basis  sehr  schwach  mit  breiter  konkaver 
Bucht  (einzigartig),  trotzdem  mit  gerader  Ader  IV,  mit  sehr  langen  basalen  Wimpern.  Körper 
langgestreckt.  4.  Tarsalglied  deutlich.  Fühlerkeule  ungeringelt,  derb,  oval-eckig,  Geißel  zwei- 
gliedrig. Alle  Hüftenpaare  zusammenstoßend.  Kaumagen  mit  sehr  kurzem  unpaarem  Ansatz 
mit  wenig  Querreihen ;  Mitteldarm  mit  2  Paar  langen  Schlauchdrüsen  und  zahlreichen  Divertikeln ; 
Unterlippentaster  mit  gleichlangen  Gliedern.  ^  Genitalien  mit  kleinen  Kittdrüsen,  großer  Bursa, 
Anhangsdrüse  in  der  Mitte  ansitzend.  (^  Genitalien  mit  langgestreckten  paarigen,  den  §  Keim- 
fächern ähnliche  Hoden,  die  kleinen  Becher  fast  direkt  dem  unpaaren  Ductus  ejaculatoriiis  auf- 
sitzend, letzterer  sehr  kurz  und  breit,  Mantel  geräumig;  Peniskörper  winzig  und  primitiv  mit  ge- 
rolltem unpaarem  Aufsatz  oder  ohne  Aufsatz,  Spiculum  gastrale  terminal  verästelt,  Präputialsack 
fehlt.  7  Stigmen.  8.  ^  Tergit  frei  und  chitinisiert,  8.  5  Sternit  klein  plattenartig.  Meist 
Brutparasit,  an  Nadelholz.     Mit  sehr  ursprünglichem  und  sehr  gemischtem  Charakter. 

4.  Unterfamilie  Hypoborinae. 

Flügeldecken  mit  großen  umwallten  Gruben  in  Reihen,  die  vorn  gezähnelte  Tasthaare 
tragen,  in  den  Zwischenreihen  bandförmige  gestreifte  und  gezähnelte  Schuppen,  Ganzrandflügler 
mit  schmaler  langbewimperter  Basis  ohne  Ader  IV.  Körper  klein,  kurz,  hylesinusartig.  Mittel- 
hüften voneinander  getrennt.  4.  Tarsalglied  kaum  sichtbar.  Fühlerkeule  zusammengedrückt,  ver- 
hüllt, d.  h.  auf  der  Innenfläche  ohne  oder  mit  weniger  Haarreihen  als  auf  der  Außenseite,  Geißel 
4 — 5  gliedrig.  Kaumagen  mit  paarigen,  wie  aus  Schuppenreihen  zusammengesetzten  Kauplatten. 
Kurzer  Mitteldarm  mit  I  Paar  langer  Schlauchdrüsen  und  ca.  8  Divertikelpaaren.  Lippentaster- 
glieder  ungefähr  gleichlang,  Kinn  länglich.  $  Genitalien  mit  sehr  großer,  tief  von  der  Scheide 
getrennter  Bursa,  Kittdrüsen  scheinbar  an  der  Basis  der  Bursa  einmündend,  Anhangsdrüse  mündet 
unmittelbar  neben  dem  glockenartig  erweiterten  Samengang.  1^  Genitalien  mit  nahe  am  unpaaren 
Ductus  ejaculatorius  stehenden  Kelchen,  oberständigem  Mantel,  median  stark  verdicktem  Ductus 
ejaculatorius^  Penis  sehr  einfach,  ohne  Aufsatz,  ohne  Endplatten,  mit  ringförmiger  Gabel. 
5.  Stigmen.  8.  $  Tergit  vorragend,  stark  chitinisiert.  8.  §  Sternit  mit  zarter  Platte  und  langem 
Spiculum  ventrale.     Monogam.     Polyphag. 

5.  Unterfamilie  Ernoporinae. 

Flügeldecken  mit  Grubenreihen  mit  Tastborsten,  dazwischen  Reihen  von  Schuppen  mit 
gezähneltem  Rand.  Unterflügel  ähnlich  wie  bei  Hypoborus.  Körper  klein  hylesinusartig  und 
zugleich  cryphalusartig.  Mittelhflfteu  getrennt.  4.  Tarsalglied  sehr  entwickelt.  Fühlerkeule  zu- 
sammengedrückt mit  gerundeten  Querreihen  von  Haaren,  Geißel  4gliedrig.  Kaumagen  mit 
hylesinenartigem,  querreihigem,  unpaarem,  aber  nach  vorn  durch  Chitin isierung  scharf  abgesetztem 
Ansatz,  Mitteldarm  mit  2  Paar  Schlauchdrüsen  und  8  Paar  Divertikeln  (tihae),  Kinn  länglich, 
die  3  Lippen tasterglieder  fast  gleichlang.  5  Genitalien  ohne  Kittdrüsen  mit  goßer  Bursa, 
knotigem  Übergang  des  Receptaculums  in  den  Samengang.  (^  Genitalien  mit  paarigen  länglichen 
Hoden,  vas  deferens  zu  kolossalen  Samenbehältern  anschwellend  (ähnlich  Hypoborus),  Kelch  und 
Mantel  klein,  Ductus  ejaculatorius  gleich  breit  in  den  Penis  eintretend,  Penis  ohne  deutlich 
abgesetzte  Füßchen  mit  paarigem  dorsal  umgebogenem  nach  hinten  zugespitztem  Aufsatz,  Gabel 
sehr  klein.  5  Stigmen.  8.  2  Tergit  schwach  entwickelt,  nur  mit  kurzem  chitinisiertem  Rand 
vorsehend.  8.  §  Sternit  ein  Schild  an  der  Basis  der  Bursa  bildend.  Monogam.  Quergänge. 
Laubholz. 

6.  Unterfamilie  Cryphalinae. 

Flügeldecken  mit  Gmbenreihen  und  mit  leicht  gezähnelten  Haaren  oder  (stellenweise)  ohne 
beide,  in  den  Zwischenreihen  mit  kurzen  gezähnelten  Schuppen.  Unterflügel  ähnlich  Ernoporus, 
jedoch  mit  zahlreichen  Borsten  am  basalen  Vorderrand.     Gestalt  hylesinusartig,  jedoch  mit  halb- 


Ipidae^(Scolytidae).   —  Das  System.  469 

kreisförmigem  Halsschild,  das  am  Vorderende  in  einem  Halbrund  Zähnchen  trägt.  Mittelhüften 
weit  getrennt.  4.  Tarsalglied  sehr  klein,  3.  Tarsalglied  der  Vorderbeine  leicht  herzförmig.  Fühler- 
keule durch  deutliche  Einschnitte  geringelt,  Geißel  4gHedrig.  Kaumagen  mit  großen  Platten, 
sehr  langen,  oft  am  Ende  gegabelten  Sperrborsten;  Mitteldarm  mit  4  (2  Paar?)  Schlauchdrüsen 
und  12—14  Paar  Divertikeln,  sehr  lang,  Kinn  länglich,  die  3  Lippentasterglieder  etwa  gleich- 
lang. 5  Genitalien  mit  großer  unpaarer  Kittdrüse,  ohne  Bursa,  Receptaculum  und  Anhangs- 
drüse rudimentär  verkümmert,  die  vereinigten  Eikelche  zum  Reservoir  für  die  Samenmasse 
umgebildet;  (J  Genitalien  mit  fast  direkt  dem  unpaaren  Ductus  ejaculatoriiis  ansitzenden 
Kelchen  mit  engem  Mantel,  Ductus  ejaculatorius  sehr  lang,  der  untere  Teil  innerhalb  einer 
Muskelhülle  schneckenförmig  aufrollbar,  Penis  enorm  gestreckt,  ohne  Aufsatz,  mit  Endplatten, 
Gabel  ringförmig  mit  zwei  parallelen  Zapfen,  ohne  Präputialsack.  7  Stigmen.  8.  $  Tergit  ver- 
deckt, sehr  schmal,  mit  dem  schmalen  8.  9  Sternit  zu  einem  Segmentring  verbunden.  Spiculum 
ventrale  deutlich.      Monogam.      Plätzgänge.      Eiablage  haufenweise.      Nadelholzarten. 

7.  Unterfamilie  Polygraphinae. 

Flügeldecken  mit  undeutlichen  und  unregelmäßigen  Grubenreihen,  mit  einfachen  Tasthaaren, 
dazwischen  in  Reihen  stehende,  lange  breite  Schuppen.  Ganzrandflügel  mit  stumpfwinkehger 
Bucht  an  der  Stelle  der  Lappenbucht,  breiter  Basis  mit  Ader  IV  ^  und  IV '-.  Gestalt  hylesinus- 
ähnlicb.  Mittelhüften  weit  getrennt.  4.  Tarsalglied  deutlich.  Fühlerkeule  ungeringelt,  solid  zu- 
sammengedrückt und  unsymmetrisch  (erinnert  an  Xyloterus  und  Crypturgus),  Geißel  5gliedrig. 
Kaumagen  mit  kräftigen  Kauplatten,  in  der  Mediane  nach  vorn  stark  divergierend,  mit  starken 
gekrümmten  Randzähnen  (Taphrorychus-ähnlich),  Mitteldarm  reich  an  Schlauchdrüsen  (ca.  8  Paar) 
und  Divertikeln  (ca.  20  Paar)  sehr  lang,  nur  von  J^s- Arten  übertroffen,  Kinn  länglich,  erstes 
und  zweites  Lippentasterglied  ungefähr  gleich.  9  Genitalien  mit  großer  Bursa,  sonst  normal, 
Anhangsdrüse  in  der  Mitte  mündend;  J  Genitalien:  Becher  unterständig  und  fast  dem  un- 
paaren Ductus  ejaculatorius  aufsitzend,  Mantel  geräumig,  Schleimdrüse  unpaar,  Ductus  ejacu- 
latorius kurz  und  breit  in  den  Penis  übergehend,  Penis  mit  unpaarer  Rinne,  sonst  an  Hylesinen 
erinnernd.  7  Stigmen.  8.  $  Tergit  bedeckt,  weich.  8.  Sternit  leistenartig  mit  medianem  Vor- 
sprung.    Polygam.     Sterngänge.     Polyphag. 

8.  Unterfamilie  Carphoborinae. 

Flügeldecken  mit  nahe  in  Reihen  stehenden  Gruben  mit  Tasthaaren,  zwischen  den  Reihen 
kleine  Schuppen  (minimus).  Lappenflügel  mit  Gelenk  in  35 — 41  "/„  der  Länge  und  mit  gerade 
laufender  Ader  IV.  Gestalt  auffallend  hylesinusartig.  4.  Tarsalglied  deutlich.  Fühlerkeule  oval- 
viereckig, durch  deutliche  Einschnitte  geringelt,  Geißel  5gliedrig.  Kaumagen  mit  paarigen,  in 
der  Mitte  nach  vorn  ausgeschweiften,  auf  der  medianen  Hälfte  querreihig  gekerbten  Kauplatten, 
die  basalen  Sperrborsten  auffallend  bogenförmig  quer  und  nach  vorn  gekrümmt,  Mitteldarm  kurz, 
jedoch  mit  3—5  Paar  Schlauchdrüsen  und  ca.  7  Paar  Divertikeln.  Lippentasterglieder  etwa 
gleichlang.  ^  Genitalien  normal,  Anhangsdrüse  in  der  Mitte  mündend;  (;^  Genitalien:  Becher 
ziemlich  lang  gestielt,  von  mäßig  großem  Mantel,  Mantelhöhle  zur  Reifezeit  mit  eiweißarligen 
festen  Massen,  Sperma  dringt  in  die  Mantelhöhle.  Ductus  ejaculatorhis  lang,  gleichbreit  in  den 
Penis  eintretend,  Penis  primitiv  mit  kleinem  Körper,  schmalen  Endplatten  und  unpaarer  un- 
gerollter  Rinne,  die  hinten  in  eme  Spitze  übergeht,  Gabel  oft  undeutlich  halbringförmig. 
5  Stigmen.  8.  9  Tergit  chitinisiert  frei,  8.  $  Sternit  paarig  und  behaart.  Polygam.  Stern- 
gänge.    Polyphag. 

9.   Unterfamilie  Trypophloeinae. 

Flügeldecken  mit  undeutlichen  Grubenreihen,  alternierend  mit  dichtgestellten,  gezähnelten 
Schuppen.  Lappenflügler  mit  zart  chitinisierter  konkaver  Ader  IV,  Fransen  beginnen  schon  im 
Lappeneinschnitt.  Gestalt  cryphalusartig,  mit  vorderer  Halsschildskulptur.  4.  Tarsalglied  sehr 
deutlich.  Fühleikeule  langgestreckt,  verhüllt  3gliedrig,  Geißel  Sgliedrig.  Kaumagen  mit  rudi- 
mentärem Kauplattenteil,  Mitteldarm  relativ  kurz,  mit  2  —  3  Paar  Schlauchdrüsen  und  8  Paar 
Divertikeln,  die  groß  und  sowohl  an  der  Basis  als  an  der  Spitze  verengt  sind.  Kinn  länglich, 
I.  Lippentasterglied  am  größten.  9  Genitalien:  Kittdrüsen  auff"allend  groß,  Samengang  kurz  und 
distal  stark  erweitert,  Anhangsdrüse  nahe  am  Ende  mündend;  (J  Genitalien:  Becher  klein,  vom 
Mantel  umfaßt  (hylesinenartig),  Ductus  ejaculatorius  kurz,  gleichbreit  in  den  Penis  eintretend 
und  ihn  bis  nahe  zum  Ende  durchziehend,  Penis  einfach,  hinten  mit  dorsalen  stark  von  Poren 
durchsetzten  Stücken,  Lindemanns  Endplatten,  zwischen  diesen  ein  Paar  Stäbe,  Gabel  über  die 
Hälfte  den  Penis  umfassend.  5  Stigmen.  8.  9  Tergit  bedeckt,  nur  hinten  schwach  hellgelb 
chitinisiert,  8.   9  Sternit  zart  dreieckig  mit  Spiculum  ventrale.     Monogam.     Laubholzgattung. 


.jQ  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

10.    Unterfamilie  Pityophthorinae. 

Flügeldecken  nur  mit  Haaren,  ohne  Schuppen,  zahlreichen  Grubenreihen  mit  Tasthaaren 
in  der  Mitte  der  Gruben,  Haare  nach  hinten  größer  und  schwach  gefiedert,  zwischen  den  Reihen 
einfache  Lochpunkte.  Lappenflügler  mit  kleinen  zungenförmigem  Lappen  ohne  Ader  IV.  Körper 
länglich,  tomicinenartig,  im  J  und  5  Geschlecht  hinten  mit  Furchen.  Fühlerkeule  läng- 
lich, durch  Einschnitte  geringelt,  Geißel  Sgliedrig,  alle  Hüftpaare  zusammenstoßend.  Schienen 
linear.  Tarsen  mit  deutlichem  4.  Glied.  Kaumagen  mit  paarigen  median  nach  vorn  stark  diver- 
gierenden, auf  der  Fläche  querreihig  gekerbten  Platten  (ähnlich  Carphoborus).  Mitteldarm  relativ 
kurz,  jedoch  mit  ca.  3  Paar  Schlauchdrüsen  und  11  Paar  Divertikeln.  Langes  Kinn,  Lippen- 
tasterglieder  wenig  an  Länge  verschieden.  5  Genitalien  mit  kleinen  Kittdrüsen,  kleiner  Bursa 
und  einem  aufgerollten  stellenweise  chitinisierten  und  zu  einer  Chitinerweiterung  angeschwollenen 
Samengang,  Anhangsdrüse  in  der  Mitte  einmündend,  J  Genitjilien  mit  unterständigem  Becher, 
kleinem  aufsitzendem  Mantel,  unpaarer  Schleimdrüse  und  langem  fast  gleichbreiten  Ductus  eja- 
culatorius,  der  breit  in  den  Penis  eintritt  und  ohne  Präputialsack  mit  hinter  dem  Körper  vor- 
stehender Röhre  endet,  Gabel  ringförmig  geschlossen.  7  Stigmen.  8.  $  Tergit  bis  auf  zarte 
Reste  rückgebildet.  Vom  8.  5  Sternit  bleibt  ein  Rest  des  Spiculums  übrig.  Polygam.  Stern- 
gänge.    Nadelholzarten.    (^  reinigt  (EichhofT)  die  Brutgänge  nicht.     $   mit  gelblicher  Stirnbürste. 

II.   Unterfamilie  Xyloterinae. 

Flügeldecken  mit  rudimentären  Grubenreihen,  alternierend  damit  Reihen  gewöhnlicher 
Haare,  Lappenflügler  mit  stark  erweitertem  Apikal-  und  Wurzelfeld,  mit  Adern  IV^  und  IV^ 
Ader  I  reicht  fast  bis  zur.  Spitze.  Fransen  fehlen.  Gestalt  mehr  hylesinusartig,  doch  mit  ver- 
stecktem Kopf.  Alle  Hüftenpaare  aneinanderstoßend.  Tarsen  mit  deutlichem  4.  Glied,  Glieder 
I — 3  breit  und  kurz.  Fühlerkeule  solid,  kompreß,  fast  dreieckig,  mit  einem  vorstehenden 
AVinkel,  Geißel  4gliedrig.  Kaumagen  nur  mit  Bürsten,  deren  chitinisierte  Basis  unpaar  nach 
vorn  vorspringt,  Mitteldarm   kurz   mit  nur  einem  Paar  langer  Schlauchdrüsen,    Kinn  länglich,   die 

3  Lippentasterglieder  ca.  gleichlang  und  auffallend  kurz,  das  Endglied  längsgestreift,  die  Unter- 
kieferladenzähne schwach  5  Genitalien  mit  großen  kugeligen  Kittdrüsen,  ohne  Bursa,  Anhangs- 
drüse gegen  das  Ende  einmündend;  J  Genitalien:  Becher  kurzgestielt,  unterständig,  Mantel  klein, 
Ductus  ejaculatorius  mäßig  lang,  gleichbreit.  Penis  hylesinenartig,  mit  unpaarem  und  paarigem 
Aufsatz.  6  Stigmen.  8.  $  Tergit  klein  versteckt.  8.  $  Sternit  ein  schmaler  Chitinstreifen  auf 
der  Scheide.  Monogam.  Nutzholzkäfer  mit  Leitergängen.  Polyphag.  Imagines  leben  von  Saft 
und  Pilzen,  Larven  teils  von  Holz,  teils  von  Saft. 

12.  Untertamilie  Dryocoetinae. 

Flügeldecken  verschieden.  Lappenflügler,  das  Gelenk  normal  in  Vt^  der  Länge.  Gestalt 
verschieden.  •  Fühlerkeule  deutlich  verhüllt,  Geißel  sgliedrig.  Kaumagen  mit  sehr  kräftigen 
median  stark  gezähnten  Platten,  ohne   eigentliche   Abdachungszähne,   Mitteldarm   lang   mit   3  bis 

4  Paar  Schlauchdrüsen  und  9  —  12  Paar  Divertikeln.  $  Genitalien  mit  kleiner  Bursa,  kleinen 
Kittdrüsen,  kurzem  Samengang,  Anhangsdrüse  in  der  Mitte  einmündend,  cf  Genitalien:  Becher 
mit  strahlenartigen  Fortsätzen  des  Lumens,  um  welche  sich  die  Lappen  des  rosettenförmigen 
Mantels  gruppieren,  Ductus  ejaculatorius  nach  unten  zu  stellenweise  verdickt,  Penis  mit  kurzen 
kräftigen  Füßchen,  die  Rinne  vorn  und  hinten  aus  dem  Körper  vorragend,  vorn  mit  einem 
elastischen  Bogen  fest  ansitzend,  hinten  gabelig  geteilt,  der  elastische  Bogenteil  dient  zum  Heraus- 
schnellen des  Gabelendes,  Ductus  ejaculatorius  mündet  ohne  Präputialsack  in  dem  zugespitzten 
Gabelende.  6  Stigmen.  8.  9  Tergit  stark  chitinisiert  und  frei.  Monogam  in  Laubholz  und 
Nadelholz. 

13.   Unterfamilie  Xyleborinae. 

Flügeldecken  mit  Reihen  von  Gruben,  die  Tasthaare  von  Grubenlänge  tragen,  alternierend 
längere  Haare  und  kleinere  Gruben.  Lappenflügel  ($).  J  Flügel  verkümmert.  Gestalt  gestreckt 
(außer  dispar  ^),  Halsschild  vorn  gerunzelt,  hinten  glatt  oder  fein  punktiert.  Tarsen  schlank- 
gliedrig. 4.  Tarsalglied  deutlich.  Fühler  wie  bei  Unterfamilie  12.  Kaumagen  nur  aus  Bürsten 
und  Sperrborsten  bestehend,  Chitinbasis  (im  Gegensatz  zu  Xyloterus)  mit  paariger  Veranlagung, 
Mitteldarm  nur  mit  1  Paar  Schlauchdrüsen,  trotzdem  lang.  $  Genitalien:  längliche  Kittdrüsen, 
keine  getrennt  mündende  Begattungstasche,  dafür  ist  die  Basis  des  langen  und  mehrfach  auf- 
gerollten Samengangs  zur  Aufnahme  des  Penis  angeschwollen,  Receptaculum  birnförmig,  rötlich- 
braun und  ohne  Chitinquerstreifen,  Anhangsdrüse  mündet  stielförmig  unmittelbar  neben  dem 
Samengang;  (j"  Genitalien  wie  bei  Unterfamilie  12,  aber  mit  unpaarer  Schleimdrüse.  Penis  ähn- 
lich wie  bei  Unterfamilie   12  mit  bogenförmig  vorn  angesetztem  Rinnenende,  hinteres  Ende  paarig 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Das  System.  ^-j  i 

oder  unpaar.  6  Stigmen.  8.  $  Stergit  stark  chitinisiert  und  frei.  Begattung  am  alten  Brutort. 
Nur  das  5  (flugfähig)  begründet  die  Familie  an  neuem  Brutort.  Nutzholzkäfer.  Eiablage 
haufenweise.     Brutgänge  verschieden.     Larven  und  Imagines  leben  von  Säften  und  Pilzen. 

14.    Unterfamilie  Thamnurginae. 

Flügeldecken  mit  dichten,  nicht  immer  regelmäßig  verlaufenden  Grubenreihen,  meist  mit 
alternierend  verlaufenden,  längeren  und  kürzeren  Haaren,  bei  Xyloeleptes  Absturz  mit  Zähnen. 
Lappenflügler.  Gestalt  gestreckt,  tomicinenartig.  4.  Tarsalglied  deutlich.  Fühlerkeule  deutlich 
(Thamnurgns)  oder  undeutlich  {Lymantor,  Xyloeleptes)  verhüllt,  Geißel  4-  {Lymantor)  oder 
Sgliedrig.  Kaumagen  mit  langem  Bürstenteil  und  mehr  oder  weniger  kurzem  paarigem  Platten- 
teil, letzterer  mit  durchlaufenden  oder  nur  in  der  medianen  Hälfte  entwickelten  Kerbzähnchen- 
reihen,  Mitteldarm  mit  spärlichen  (i— 2  Paar)  Schlauchdrüsen  und  spärlichen  (3  Paar)  Divertikeln 
(Lymantor  nur  mit  unpaarer  Schlauchdrüse,  ohne  Divertikel),  2.  Lippentasterglied  am  längsten. 
(^  Genitalien  mit  verwandter  Penisbildung,  kurzem  einfachem  Körper  ohne  Endplatten,  langen 
Füßchen,  verschiedenartiger  Rinne,  ringförmiger  Gabel,  kurzem  Spiculum  gastrale;  $  Genitalien 
verschieden.  7  Stigmen.  8.  $  Tergit  stark  chitinisiert  frei,  8.  $  Sternit  reduziert,  mit  Spiculum 
ventrale.     Monogam.     Brutgänge  verschieden.     Leben   in  Kräutern,  Sträuchern  und  Laubhölzern. 

15.   Unterfamil'jie  I]pji;nae. 

Flügddecken  mit  Reihen  großer  umwallter  Gruben  mit  kleinen  Tasthaaren  und  alter- 
nierenden Reihen  einfacher  Haare,  hinten  mit  mulden-  oder  zweiteilig -rinnenförmigem  Absturz 
mit  Zahnbildungen  bei  J  und  5,  oder  nur  beini  (j".  Lappenflügel.  Gestalt  typisch  tomicinen- 
artig, im  einzelnen  jedoch  verschieden.  Mit  (ips)  oder  ohne  (Pdyogenes)  spitzem  Fortsatz 
zwischen  den  Vorderhüften,  mit  deutlichem  4.  Tarsalglied.  Fühlerkeule  bald  vollständig,  bald 
weniger  vollständig  verhüllt,  Geißel  5gliedrig.  Kaumagen  mit  großen  homogen  chitinisierten 
Platten,  mit  Hakenzähnen  und  Sekundärsperrborsten  und  mit  langen  Abdachungszähnen,  außer- 
dem am  Medianrand  gezähnt,  Mitteldarm  lang  mit  zahlreichen  Schlauchdrüsen  und  Divertikeln, 
2.  Lippentasterglied  etwas  länger  als  i.  $  Genitalien  ohne  Bursa  mit  breitem  Samengang; 
cf  Genitalien  mit  unterständigem  Becher,  kleinem  Mantel  und  unpaaren  Schleimdrüsen,  Ductus 
ejaculatoriits  lang,  stellenweise  verdickt,  Penis  mit  kompliziertem  Körperbau,  mit  dem  Körper 
verwachsenen  Endplatten,  langen,  losgelösten  Füßchen,  unpaarem  verschieden  gebildetem  Aufsatz 
ohne  Präputialsack.  7  (6)  Stigmen.  8.  $  Tergit  frei  und  kräftig  chitinisiert.  8.  $  Sternit  eine 
Querplatte.     Polygam.     Meist  Sterngänge  (außer  larieis).     Nadelholzbewohner. 

Von  diesen  15  Unterfamilien  stv^llte  Nüßlin  in  seinem  Leitfaden  die  11  forstlich  in  Be- 
tracht kommenden  in  folgender  dichotomischer  Tabelle,  teils  auf  inneren  teils  auf  äußeren  Merk- 
malen basierend,  dar. 

I.  Flügeldecken  laufen  im  Längsprofil  in  fast  gerader  Linie  nach  hinten;  ihre 
Spitze  ist  nicht  herabgewölbt,  das  Bauchprofil  steigt  vom  2.  Segment  an 
plötzlich  nach  oben;  Kopf  von  oben  sichtbar,  Halsschild  sehr  groß  und 
länglich.  Schienen  mit  Haken  am  Außenende,  3.  Tarsalglied  herzförmig. 
Monogam,   nur  in  Laubholz,   einarmige   Lot-  oder  Quergänge 

I.  Unterfamilie  Eceoptogasterinae 
I  a.  Flügeldecken  hinten  mit  der  Spitze  herabgewölbt,  Bauchprofil  niemals  plötzlich 
und  steil  nach  oben   aufsteigend. 
2.    Drittes  Fußglied,  wenigstens  am  Vorderbein,    2  lappig,  Mittel-  und  Hinter- 
hüften stets    durch  Zwischenräume    getrennt,    Mittel-    und  Hinterbrust 
zwischen  den  Mittelhüften  fest  verwachsen. 

3.  Fiugflügel  mit  breitem  Basalrand  und  Adern  IV,  Kaumagen  mit  un- 
paarem Ansatz,  der  allmählich  in  die  Bezahnung  des  Sacks  übergeht, 
Fühlergeißel  5-  bis  7gliedrig,  Kopf  von  oben  sichtbar.  Monogam, 
in    Laub-    und    Nadelholz,    einarmige    Längsgänge,   i-    und  2  armige 

Quer-  oder  Schräggänge 2.  Unterfamilie  Hylesininae 

3  a.  Flügel  mit  schmalem  Basalteil,  ohne  Ader  IV,  Kaumagen  mit  kräf- 
tigem Plattenteil,  Fühlergeißel  nur  4gliedrig,  Halsschild  halbkreis- 
förmig, mit  vorderem  Höckerfleck.     Monogam   in   Nadelholz,    Piätz- 

gänge  mit  haufenweiser  Eiablage 3.   Unterfamilie   Cryphalinae 

2  a.    Alle  Fußglieder  zylindrisch. 
3.    Fühlerkeule  solid,  ungeringelt. 

4.  Fühlergeißel  nur  2gliedrig,  Körper  langgestreckt,  Halsschild  länglich, 
Skulptur  gleichförmig.  Kleinste  Borkenkäfer  von  i  — 1,2  mm,  Mono- 
gam an  Nadelholz,  Brutparasitismus 4.  UnterfamiUe   Orypturgiiiae 


,^2  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora.v 

4a.    Fühlergeißel  4 — 5gliedrig,  Käfer   1,8  —  3,5  mm. 

5.  Fühlergeißel  5gliedrig.  Ganzrandflügel  mit  Kerbeinschnitt,  Kau- 
magen mit  median  grobgezähnten  Platten.  Flügeldecken  infolge 
feiner     Beschuppung     seidenartig     schimmernd.       Hylesinenartig. 

Polygam,  Sterngänge 5.  Unterfamilie  Polygraphinae 

5  a.  Fühlergeißel  4gliedrig,  Lappenflügel  fast  ohne  Fransen,  Kaumagen 
ohne  Platten,  nur  mit  Bürstenteil,  mit  halbkreisförmigem  Hals- 
schild, Augen  2teiHg.      Monogam,   Holzbrüter,   Leitergänge 

6.  Unterfamilie  Xyloterinae 
3  a.    Fühleikeule  geringelt  oder  geghedert.     Alle  Lappenflügler. 

4.  Gestalt  hylesinenartig,  Halsschild  breiter  als  lang,  Kaumagen  mit 
median  divergierenden  Kauplatten,  diese  mit  feinen  Querreihen, 
Flügeldecken     mit     winzigen    Schuppen.      Klein,    1  — 1,5  mm     lang. 

Polygam.     Sterngänge •     .     .         7.  Unterfamilie   Carphoborinae 

4a.    Gestalt  tomicinenartig:    Halsschild  länger  als  breit,    den    Kopf   ein- 
schließend und  von  oben  bedeckend.     Flügeldecken  ohne  Schuppen. 
5.    Fühlerkeule  nur  durch  seitliche  Einschnitte  geringelt,  Lappenflügel 
mit  spitzem  Lappen.     Flügeldecken   hinten  mit  Furchen  parallel 
der  Naht,   1,5  —  2  mm  lang.     Polygam,  in  Nadelholz,  Sterngänge 

8.  Unterfamilie  Pityophthorinae 
5a.    Fühleikeule  ringsum  geringelt,  meist  auf  Innen-  und  Außenseite 
verschieden,  meist  auf  der  Außenseite  verhüllt. 
6.    Kaumagen  mit  kräftigen  Kauplatten. 

7.  Abdachungszähne  stark  entwickelt,  Flügeldecken  hinten 
beim  J  und  $,  oder  nur  beim  J  mit  Absturz  und 
Zähnen.     Polygam,    in  Nadelholz,    meist   Sterngänge   und 

mehrarmige  Längsgänge     . 9.  Unterfamilie  Ipinae 

7a.  Abdachungszähne  kaum  entwickelt,  Flügeldecken  hinten 
ohne  Auszeichnungen,  Fühler  mit  schief  becherförmigem 
ersten  Glied.  Monogam  in  Laub-  und  Nadelholz,  Längs- 
und Quergänge 10.  Unterfamilie  Dryoeoetinae 

6a.  Kaumagen  ohne  Platten,  nur  mit  Bürsten  (ähnlich  wie  bei 
Xylotems),  Käfer  tomicinenartig.  J  und  9  sehr  verschieden. 
(^  flügellos  und  selten.  Holzbrüter,  in  Laub-  und  Nadelholz. 
Nur  die   $$   können  an  die  neuen  Brutstätten  anfliegen     « 

II.  Unterfamilie  Xyleborinae 

Bestimmungstabelle. 

Die  folgende  Bestimmungstabelle,  deren  Text  Herr  Forstmeister  F.  Scheidter 
(München  -  Solln)  an  der  Hand  der  vorhandenen  Tabellen,  besonders  der 
Reitt ersehen  „Bestimmungstabelle  der  Borkenkäfer"  auf  meine  Bitte  zusammen- 
gestellt hat,  soll  lediglich  praktischen  Bedürfnissen  entgegenkommen,  d.  h. 
sie  soll  den  interessierten  Forstmann  bezw.  den  Forstentomologen  in  den  Stand 
setzen,  ohne  die  zeitraubende  und  schwierige  Präparation  innerer  Organe,  ledig- 
lich nach  äußeren  Merkmalen,  die  in  den  meisten  Fällen  mit  einer  guten  Lupe 
festzustellen  sind,  die  ihm  häufiger  vorkommenden  Arten  zu  bestimmen.  Es  ist 
dahei  die  einfache  und  für  die  praktische  Handhabung  recht  brauchbare  Drei- 
teilung der  Borkenkäfer  in  Eccoplogasierinae,  Hylesininae  und  Ipinae  beibehalten, 
wenn  dieselbe  auch  den  Forderungen  eines  wissenschaftlichen  Systems  nicht  ent- 
spricht. Jedenfalls  wird  aber  der  Praktiker  mit  dieser  Dreiteilung  eher  zum  Ziele 
gelangen  als  mit  der  obigen,  11  Unterfamilien  aufweisenden  Tabelle  Nüßlins, 
die  zwar  wissenschaftlich  wohl  begründet  ist  und  den  Verwandtschaftsverhältnissen 
innerhalb  der  Borkenkäferfamilie  weit  mehr  entspricht  als  jene,  für  den  Praktiker 
aber  wegen  der  Heranziehung  innerer  Organe  unbrauchbar  ist. 

Was  die  Auswahl  der  Arten  betrifft,  so  sind  in  erster  Linie  alle  wirtschaft- 
lich in  Betracht  kommenden  Arten  berücksichtigt,  sodann  aber  auch  solche,  die, 
ohne  bisher  sich  wirtschaftlich  bemerkbar  gemacht  zu  haben,  dem  Forstmann  doch 
häufiger  begegnen.     Seltene  Arten,  die  nur  vereinzelt  auftreten,  sind  weggelassen. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Bestimmungstabelle. 


473 


Familie  Ipidae. 

Tabelle  der  Unterfamilien. 

Flügeldecken  gegen  die  Spitze  fast  horizontal  verlaufend,  Bauch  vom  2.  Segment 
an  nach  dem  Ende  schief  aufsteigend  (Abb.  221),  Halsfchild  an  den  Seiten 
kantig  gerandet,  Außenrand  der  Vorderschienen  glatt,  unbezahnt,  in  einen 
nach    innen   gebogenen  Haken   endigend     I.  Unterfamilie  Eecoptogasterinae  {Scolytinae} 

Flügeldecken  am  Ende  plötzlich  stark  abfallend  (Absturz^,  Bauch  gerade  ver- 
laufend, zum  mindesten  nicht  steil  aufsteigend  (Abb.  206  a  u.  b),  Halsschild 
an  den  Seiten  abgerurdet,  ohne  Kante,  Außenrand  der  Vorderschienen  ge- 
zähnelt  oder  wenigstens  in  einem  nach  außen  gerichteten  Zahn  endigend    .     2 


a  b 

Abb.   221.     Eccoptogaster  Ratzeburgi  Jans,  a  J,  b  9   (N.). 


Abb.    222.      Tarsen    a    von    einem 

Hylesinen.     b     einem     Ipinen     (aus 

SpessivtseiT). 


a 
Abb.  223 


Kopf  und  Halsschild  von  a  Hylesine, 
b  Ipine  (aus  Spessivtseff). 


2.  Halsschild  gleichartig  punktiert,  drittes  Fußglied  herzförmig  und  zweilappig 
(Abb.  222a),  Kopf  geneigt,  von  oben  meist  sichtbar  (Abb.  223a) 

IL  Unterfamilie  Hylesininae 

—  Halsschild  vorne  meist  runzelig  oder  höckerig,  nach  hinten  zu  punktiert  oder 
glatt,  drittes  Fußglied  einfach,  walzig  (Abb.  222b),  Kopf  von  oben  her 
meist  nicht  sichtbar,  vom  Halsschild  überragt  (Abb.  223b)       .     IH.  Unterfamihe  Ipinae 


Tabelle  der  Gattungen. 

I.  Unterfamilie:  Eecoptogasterinae. 
Sie  umfaßt  nur  die  einzige  Gattung  Eccoptogaster  {Scolytus). 

IL  Unterfamilie:  Hylesininae. 

1.  Basalrand  der  Flügeldecken  gekerbt,   gezähnelt  oder  gehöckert   und  meist  mehr 

oder  weniger  aufgebogen  (Abb.   224) 2 

—  Basalrand    der    Flügeldecken    einfach   gekantet,    nicht  aufgebogen  (Abb.  234). 

Fühlergeißel  7gliedng 13 

2.  Der  gezähnelte  Basalrand  der  Flügeldecken  ist  jederseits,  häufig  stark,  gebogen, 

in  der  Mitte  durch  das  Schildchen  unterbrochen  (Abb.  224) 3 

—  Der  Basalrand  der  Flügeldecken  gerade  oder    fast  gerade,    in  der   Mitte   kaum 

unterbrochen 12 

3.  Fühlerkeule  aus  drei  deutlich  getrennten  Gliedern  bestehend  (Abb.  225a)    .     .     4 

—  Fühlerkeule  solid,    oval    oder   eiförmig,    die   einzelnen  Glieder    nicht    getrennt, 

sondern  nur  geringelt  (Abb.  225b) 5 


A^»  Coleopteia.  —    7.  Familien  reihe :  Rhynchophora. 

4.  Halsschild  am  Rande  der  Scheibe  vorne  mit  erhabenen  Körnchen  besetzt 

Gattung  Phloeophthorus  WoU.  2 
Halsschild  ohne  Körnchen Gattung  Pkthorophloeus  Rej .  3 

5.  Augen  am  Innenrande  tief  ausgeschnitten Gattung  Phloeosinus  Chap.  4 

—  Augen  ohne  tiefen  Ausschnitt  am  Innenrande " 

6.  Vorderhüften  durch  einen  breiten  Fortsatz  der  Vorderbrust  voneinander  getrennt     7 

—  Vorderhüften  nahe  zusammengerückt 'O 


Abb.  224.    Dendroctonus  micans 
Kugel,  (aus  Spessivtseffj. 


d  h 

Abb.  225.     Fühler  verschiedener  HylesLninen:  a  Phloeoph- 
thorus, b  Hylesinus,  c  Hylurgus,  d  Myelophilus,  e  Dendroc- 
tonus ,    f  Carphoborus,    g  Hylastes ,    h  Polygraphus,      (Aus 
Nitsche  u.  Nüßlin.) 


^    f?) 


Abb.  226.    a  Hylesinus,  b  Pteleobius  (N.). 


Abb.    227.     a    Hylastes    aler    Payk.,     b    Hylastes 
cunicularius  Er.,    c  Hylurgops  palliatus  Gyll,  (N.). 


7.  Flügeldecken  von  der  Seite  gesehen  einen  gleichmäßigen  flachen  Bogen  bildend, 

hinten  nicht  plötzlich  steil  abfallend.    Bauch  gegen  die  Spitze  zu  aufsteigend 
(Abb.  226a).     Fühlergeißel  7gliedrig.     Keule  lang  zugespitzt   (Abb.  225b) 

Gattung  Hylesinus  Fabr. 

—  Flügeldecken  keinen  gleichmäßigen  flachen  Bogen  bildend,    sondern  hinten   vor 

der  Spitze  mehr  oder  minder  steil  abfallend,  Bauch    horizontal  (Abb.  226  b)     8 

8.  Flügeldecken  und  Halsschild  mit  dicht  beisammensitzenden  Schüppchen  bedeckt 

(Abb.  232  b  u.  c) Gattung  Pteleobius  Bedel. 

—  Flügeldecken  und    Halsschild    mit   Börstchen,   zwischen   denen    häufig    auf  den 

Flügeldecken  einzelne  schmale  Schüppchen  stehen,  bedeckt 9 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Bestimmungstabelle.  a-jc 

9.  Der  zweite  Zwischenraum  über  der  tiefen  Seitenfurche  der  Flügeldecken  be- 
sonders in  der  hinteren  Hälfte  mit  kräftigen  kegelförmigen  Dornen  ver- 
sehen.    Zwischenräume  der  Flügeldecken  mit   1—3   Borstenreihen 

Gattung  Hylastinus  Bedel.  8 

—  Der  zweite  Zwischenraum  über  der  Seitenfurche  der  Flügeldecken  ohne  solche 

Domen.  Zwischenräume  der  Flügeldecken  mit  liegenden  Schuppenbörstchen, 
zwischen  denen  einzelne  abstehende  Schuppenbörstchen  stehen,  bedeckt. 

Gattung  Xylechimis  Chap.   7 
I  o.  Vorderrand  des  Halsschildes  gerade,  in  der  Mitte  nicht  ausgebuchtet.     Fühler- 
geißel ögliedrig') li 

—  Vorderrand  des  Halsschildes  in  der  Mitte  ausgebuchtet.    Fühlergeißel  5gliedrig 

(Abb.  225  e) Gattung  Dendroetontts  Erichs.  9 

11.  Zwischenräume   der   Punktstreifen   dicht    behaart,    Halsschild    länger    als    breit. 

Fühlerkeule  annähernd  kugelig  (Abb.  225  c) Gattung  Hylurgns  Latr.   11 

—  Zwischenräume  der  Punktstreifen  nur  mit  einer  Reihe  weit  auseinander  stehender 

Borsten  versehen,  Halsschild  breiter  als  lang.  Fühlerkeule  länglich  (Abb.  225  d) 

Gattung  Myelophäiis  Eichh.   10 

12.  Die  Augen  am  Innenrande  sehr  tief  ausgerandet,  manchmal   in  zwei  Teile   ge- 

schieden.   Fühlergeißel  b — 3gliedrig.  ^)    Fühlerkeule  zusammengedrückt  ohne 

scharfe  Nähte  (Abb.  225  h) Gattung  Polygraphus  Erichs.   14 

—  Die  Augen  am  Innenrande  nur  ausgebuchtet,  nicht  tief  ausgeschnitten,  Fühler- 

keule oval-viereckig,  deutlich  geringelt  (Abb.  225  f)      .     .  Gattung   Carphobortis  Eich.    15 

13.  Halsschild  breiter  als  lang,  nach  vorne  verengt  und    vor  der    Spitze    leicht    ein- 

geschnürt (Abb.  227  c).    Flügeldecken  gegen  die  Spitze  zu  leicht  verbreitert 

Gattung  Hyliirgops  Lee.   12 

—  Halsschild  mindestens  so  lang  als  breit,  vielfach  länger,  vorne  nicht  eingeschnürt 

(Abb.  227a  u.  b).     Flügeldecken   parallel.      Fühlerkeule   klein,   oval,   nicht 

merklich  zugespitzt  (Abb.  225  g) Gattung  Hylastes  Erichs.   13 

III.   Unterfamilie:  Ipinae. 

1.  Halssschild  ganz  punktiert,  nicht  gekörnelt  oder   gehöckert,    Fühlergeißel   zwei- 

gliedrig (kleinste  Formen)  (Abb.  228a) Gattung   Grypturgus  Erichs.    16 

—  Halsschild  wenigstens  im  vorderen  Teile  gekörnelt,  gehöckert  oder  schuppig  ge- 

gerunzelt.    Fühlergeißel  mehr  als  zweigliedrig 2 

2.  Halsschild    (von  der  Seite    gesehen)    bucklig   gewölbt    mit   grobem    Höckerfleck 

in  der  Mitte  (Abb.  229b),  Basis  sehr  fein  gerandet.  Flügeldecken  beschuppt 
oder  sehr  fein  behaart  mit  dazwischen  stehenden  Haar-  oder  Borstenreihen 
(sehr  kleine  Formen) 3 

—  Halsschild  ohne  scharf  abgegrenzten  Höckerfleck,  von  der  Seite  gesehen  gleich- 

mäßig gewölbt,  punktiert  oder  gleichmäßig  gekörnt  (Abb.  229a),  Basis  nur 
selten  gerandet,  Flügeldecken  unbeschuppt,  unbeborstet,  nur  einfach  behaart     5 

3.  Fühlergeißel  viergliedrig  (Abb.  228  b  -c) 4 

—  Fühlergeißel   fünfgliedrig.      Absturz   der   Flügeldecken    neben    der  Naht    meist 

niedergedrückt  und  daselbst  am  3.  oder  4.  Zwischenraum  der  sehr  feinen 
Punktstreifen  mit  einem  Höckerchen  oder  einer  Beule.  Fühlerkeule  fast 
drehrund,  langeiförmig  mit  Borstenringen  (Abb.  228  d)     Gattung   Trypophloeiis  Fairm.  19 

4.  Vorderrand  des  Halsschildes  in  der  Mitte  ohne  vorragende  größere  Höckerchen, 

Augen  innen  ausgerandet.  Fühlerkeule  rundlich-oval,  mit  gerade  erscheinenden 

beborsteten  Quernähten  (Abb.  228  b) Gattung   Cryphalus  Erichs.   17 

—  Vorderrand  des  Halsschildes  in   der   Mitte    mit    zwei    oder    mehr    vorragenden 

Höckerchen,  Augen  innen  nicht  ausgerandet.  Fühlerkeule  oval,  mit  mehr 
weniger  nach  vorn  konvexen,  beborsteten  Quernähten  (Abb.  228  c) 

Gattung  Ernoporus  Thoms.   18 


')  Seitner  (1911)  u.  Röhrl  (1914)  machen  darauf  aufmerksam,  daß  das  i.  auf  den 
Schaft  folgende  Glied  (das  2.  Fühlerglied)  morphologisch  nicht  der  Geißel  zuzuzählen  ist, 
sondern  eine  durchaus  selbständige  Stellung  einnimmt,  und  dem  Tasterträger  der  Maxillen  und 
dem  Trochanter  der  Beine  entspricht.  In  dieser  für  die  Praxis  bestimmten  Tabelle  wollen  wir 
aber  die  in  allen  Bestimmungstabellen  gebräuchliche  Zählweise  beibehalten  und  alle  zwischen  Schaft 
und  Keule  gelegenen  Glieder  als  der  Geißel  zugehörig  zählen. 

^)  Röhrl  (19 14)  hat  durch  Untersuchung  einer  größeren  Zahl  von  Polygrajjhus-Fühlern 
festgestellt,  daß  die  Zahl  der  Geißelglieder  durch  Verwachsungen  zwischen  5  und  3  schwanken  kann. 


476 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora.j 


5.  Halsschild    mit    gleichmäßiger    von'  vorne    nach     hinten     zu     allmählich    feiner 

werdender  Skulptur.  Flügeldecken  am  Absturz  in  beiden  Geschlechtern  nicht 
ausgehöhlt 6 

—  Halsschild  an  der  Basis  einfach  punktiert  oder  glatt '7 

6.  Augen  am  Innenrande  ausgebuchtet.  Halsschild  gleichmäßig   gewölbt  mit   reib- 

eisenförmiger,  nach  hinten  zu  schwächer  werdender  Skulptur.  Oberseite  mit 
dichter  abstehender  Behaarung.  Fühlerkeule  von  rundlichem  Umriß 
(Abb.  228 e) Gattung  Drijocoetes  Eichh.  25 

—  Augen  in  zwei  vollständig  gesonderte  Teile  geschieden  (Abb.  229a),  Halsschild 

quer  und  breit  mit  feiner  quergerichteter  schuppenartiger  Skulptur,  Oberseite 
spärlich  behaart.  Fühlerkante  derb,  nach  vorne  etwas  verbreitert,  nicht 
durch  Borstenreihen  gegliedert  (Abb.  228  f) Gattung  Xyloterus  "Enchs.  28 


Abb.  228.    Fühler  verschiedener  Ipinen :  a  Crypturgus,  b  Cryphalus,  c  Ernoporus,  d  Trypophloeus, 
e  Dryocoetes,    f  Xyloterus ,    g  Xylocleptes ,    hj  Pityophthorus,    i    Anisandrus.    —    (Nach  Nitsche 

u.  Nüßlin.^ 


Abb.  229.     a  Xyloterus,  b  Cryphalus  (aus  Spessivtseff). 


7.  Halsschild  an  den  Seiten  mit  seichter,  schräger  oder  querer  Depression,  gleich- 

mäßig gewölbt 8 

—  Halsschild  in  der  Mitte  mit  hoher,    kegelförmig   vortretender   Wölbung,  an  der 

Seite  ohne  Depression 12 

8.  Spitzenrand  der  Flügeldecken  einfach  und  unmittelbar  das  Abdomen  umfassend     9 

—  Spitzenrand  der  Flügeldecken  doppelt,  der  innere  Rand  umfaßt  das  Abdomen, 

der  äußere  begrenzt  den  Flügeldeckenabsturz.  Dieser  entweder  in  beiden 
Geschlechtern  gleichstark  bezahnt  oder  beim  Männchen  stark,  beim  Weibchen 
schwach  gezähnt  (Abb.   241  A) Gattung  Ips  Degeer.   23 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Bestimmungstabelle. 


477 


9.  Vorderrand  des  Halsschildes  ohne  feinen  Höckerkranz,  glattrandig,  Halsschild 
vorne  gekörnt,  hinten  punktiert,  Schildchen  fein  punktförmig,  kanm  sichtbar. 
Fühlerkeule  beiderseits  mit  konzentrischen,  spitzenwärts  stark  konvexen 
Borstenreihen  (Abb.  228g) Gattung  Xyloeleptes  Ferrari  24 

—  Vorderrand  des  Halsschildes  mit  feinem  Höckerkranz 10 

10  Basis  des  Halssrhildes    gerandet,    Flügeldecken    am   Absturz   neben   der   Naht 

mit  geglätteter  Längsfurche  (Abb.  237).     Fühlerkeule  oval  an  den  Rändern 
deutlich  geringelt,  fast  gegliedert  (Abb.  228  h)     .     .     .  Gattung  Pityophthorus  Eichh.   20 
Basis  des  Halsschildes  ungerandet n 

1 1  Halsschild  auf  der  hinteren  punktierten  Hälfte  mit  einer  glatten,  flachen  Längs- 

schwiele.    Flü^eldeckenabsturz  außen   beim   Männchen  mit  großen  Zähnen, 

beim  Weibchen  mit  kleinen  Höckerchen  bewehrt  (Abb.  238)    Gattung  Pityogenes  Bedel.  22 

—  Halsschild  ohne  glatte  Längsschwiele  in  der   Mitte.     Absturz  der  Flügeldecken 

ohne  Zähne,  höchstens  mit  feinen  Körnchenreihen  besetzt  Gattung  Taphrori/chyus  Eichh.  2  i 
12.  Halsschild  rundlich,  nicht  länger  als  breit,  Vorderrand  mit  einem  Kranze  kleiner 

Höckerchen.     Fühler  =  228  i Gattung  Anisandrus  Ferrari.   26 

—  Halsschild  meist  zylindrisch  und  länger  als  breit,   Vorderrand  glattrandig, ^ohne 

Höckerkranz,  erst  hinter  dem  Vorderrande  gekörnt       .      .    Gattung  Xyleborus  Eichh.  27 

Tabelle  der  Arten. 
I.  Unterfamilie:  Eecoptogasterinae. 
I.  Gattung  Eccoptogas  ter  (Scolytus  GeofFr.). 
I.  Zweiter  Bauchring  in  der  Mitte  mit    einem    Dornfortsatz   oder   Höcker  bewehrt 

(Abb.  230  a  — c) 2 

Zweiter  Bauchring  ohne  Dornfortsatz  oder  Höcker  in  der  Mitte 4 


Abb.  230.     a  Eccopt.  Kirschi  Skal. 


b  Eccopt.   multistriatus  Mrsh.,  c  Eccopt.  ensifer  Eichh. 
Aus  Spessivtseff. 


2.  Der    zweite  Bauchring  in  der  Mitte   nur   mit   einem    kleinen    nach    hinten    und 

unten  gerichteten  Höcker  versehen  (Abb.  230a).     2,5  mm.    Ulme     E.  Kirschi  Skalitzky. 

—  Dornfortsatz  groß  und  kräftig  (Abb.  230b  — c) 3 

3.  An  den  Seiten  des  2.-4.  Bauchsegments  sind  die  Spitzenränder  eckig,  zähnchen- 

förmig  ausgezogen  (Abb.  230b).    2—3,5  mm.  Ulme  (Abb.  236a)     E.  multistriatus  Mrsh. 

—  Die  Spitzenränder  an  den  Seiten  des    2.-4.  Bauchrings   ohne   zähnchenförmige 

Erweiterungen.  Der  Dornfortsatz  am  2.  Bauchring  lang  und  an  der  Spitze 
leicht  hakenförmig  aufgebogen  (Abb.  230CJ.  In  der  Mitte  des  4.  Bauch- 
segments ein  kleines  Höckerchen  am  Rande.     2—3  mm.     Ulme  .     .      E.  ensifer  Eichh. 

4.  Flügeldecken  nur    mit    einer   Art   Punktstreifen.     Die  Streifen    dann    nahe  bei- 

sammensitzend (Abb.  231b) ■      ■    ^° 

—  Flügeldecken  mit    zweierlei   Punktstreifen:    zwischen    den   groben    Punktstreifen 

sitzen  weniger  zahlreiche,  feine  Punkte  in  Reihen  oder  unregelmäßig  stehend 
(Abb.  231a) 5 

5.  Stirn  beim  Männchen  mit  kurzem  feinem,  beim  Weibchen  mit  kräftigem  Längs- 

kiel.    Birke.     4,5-7  ijim E.  Ratzeiurgt  Janson. 

—  Stirn  flach  gewölbt,  in  beiden  Geschlechtern  ohne  Längskiel 6 

6.  Seiten  des  Halsschildes  über  der  Seitenkante  besonders    im    vorderen  Teil   sehr 

dicht  und  grob  punktiert.     Länge  3—3,5  mm.     Weißbuche       .     .        E.  carptm  Ratzbg. 

—  Seiten   des  Halsschildes  über  der  Seitenkante  besonders  im  vordeien  Teil  kaum 

dichter,  höchstens  etwas  gröber  punktiert 7 


478 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe :   Rhynchophora: 


;  .  Zwischenräume  der  groben  Punktstreifen  auf  den  Flügeldecken  unregelmäßig 
punktiert,  Punkte  der  Zwischenräume  nicht  in  Reihen  stehend.  4 — 6  mm. 
Ulme E.  scolytus  Fabr. 

—  Zwischenräume   der   groben    Punktstreifen    der   Flügeldecken    mit    nur   i   Reihe 

feiner  Punkte  versehen,  selten  die  ersten  Zwischenräume  neben  der  Naht  mit 

außer  der  Reihe  stehenden   feinen  Punkten 8 

8.  Punkte  der  Hauptstreifen  sehr  nahe,  meist  nur  Punktbreite,  beisammenstehend     9 

—  Punkte   der   Hauptstreifen    der  Flügeldecken    weiter,    meist    das  Doppelte    und 

mehr  der  Punktbreite,  auseinanderstehend.     3  —  4  mm.     Obstbäume    .     .  E.  malt  Bechst. 
q.  Nahtstreifen  hinter  dem  Schildchen  ziemlich  lang  und  tief  eingedrückt.    Flügel- 
decken schwarzbraun,  bisweilen  heller  braun,  3.5  —  4,5  mm.     Ulme    .     .  E.  laevis  Chap. 

—  Nahtstreifen  hinter  dem  Schildchen  nicht   eingedrückt,   Flügeldecken    hellbraun, 

2—3  mm.     Ulme E.  pyginueuft  Fabr. 

10.  Die  über  der  Seitenkante  des  Halsschildes,  besonders  am  vorderen  Teile  stehenden 
Punkte  sind  länglich,  eng  zusammengedrängt  und  meist  zu  kurzen  Längs- 
runzeln zusammengeflossen.  Halsschild  länger  als  breit.  2 — 2,5  mm.  Obst- 
baum  E.  rugulosiis  Ratzbg. 

—  Die  über  der  Seitenkante  des  Halsschildes  besonders  am  vorderen  Rande  dicht 

gedrängt  stehenden  Punkte    sind    rund   und   nirgends    zu   Längsninzeln   ver- 
flossen      II 


Abb.  231.    Flügeldeckenskulptur 

von  a  Eccopt.  Ratzeburgi  Jans., 

b    Eccopt.    intricatus    Rtzb.     — 

Aus  Spessivtseff. 


Abb.  232.    a  Pteleobius  K^aatzi  Eichh.  (Flügeldeckenabsturz), 

b  u.  c  Schuppen  auf  den  Flügeldecken  von  Pteleobius  vittatus 

F.   (b)  und  Kraatzi  Eichh.  (c).   —  Aus  Spessivtseff. 


II.  Zweites  Bauchsegmect  senkrecht  aufsteigend.     3  —  4,5  mm.     Ahorn     .     .    E.  aceris   Knotek. 
—  Bauch  vom  Vorderrand  des  zweiten  Segments    bis   zur   Hinterleibsspitze   schief 

abfallend.     3  —  4  mm.     Eiche E.  intricahis  Ratzbg. 

II.   Unteriamilie:  Hylesininae. 
2.  Gattung  Phloeophthorus  Wollaston. 

Hierher  nur  Phl.  rhododactylus  Marsh.  1,3 — 1,8  mm  groß,  schwarz,  gelb  oder 
greis  behaart,  länglich,  fast  walzenförmig,  nahezu  ohne  Glanz.  Flügeldecken 
mit  quer  gezogenen  Punkten  gestreift  und  breiteren,  runzelig  punktierten, 
unregelmäßig  beborsteten  Zwischenräumen.  In  Besenpfrieme.  Einer  der 
wenigen  Borkenkäfer,  die  ihre  Entwicklung  in  krautartigen  Gewächsen 
•     durchmachen. 


3.  Gattung  Phthorophloeus  Rey. 

Hierher  nur:  Phth.  spinulosus  Rey.  1,8  —  2,2  mm  lang,  schwarz,  Kopf  und  Hals- 
schild meist  dunkelbraun  oder  schwarz.  Fühler  und  Beine  größtenteils  rot. 
Flügeldecken  mit  groben  Punktstreifen  und  schmalen  mit  in  einer  regel- 
mäßigen Reihe  stehenden,  aufgerichteten  gelben  Börstchen  besetzten  Zwischen- 
räumen.    Fichte. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Bestimmungstabelle.  470. 

4.  Gattung  Phloeosinus  Chapuis. 
Hierher  nur:  PhL  thujae  Perris.  1,5  —  2  mm  groß,  pechschwarz,  gelblich  behaart 
mit  hellbraunen  Fühlern  und  Tarsen.  Kurzeiförmig,  Halsschild  quer,  vorne 
seicht  eingeschnürt.  Flügeldecken  gestreift,  Zwischenräume  sehr  fein  runzelig 
punktiert  und  beborstet.  Dritter  Zwischenraum  auf  dem  Absturz  beim 
Männchen  mit  stark  gehöckertem  Kamm,  beim  Weibchen  schwächer  gekielt 
und  gehöckert.      Thuien. 

5 .  Gattung  H  y  1  e  s  i  n  u  s  Fabr. 

1 .  Flügeldecken  und  Halsschild  behaart  oder-  fast  kahl,  ohne  Schuppen   ....     2 

—  Flügeldecken  und  Halsschild  dicht  mit  helleren  und   dunkleren  Schüppchen  be- 

deckt (scheckig) 3 

2.  4 — 6  mm  groß,  oval,  kahl   oder    nur   mit   einzelnen    kurzen,    börstchenförmigen 

Härchen.  Flügeldecken  mit  tiefen  gekerbten  Streifen  und  stark  gerunzelten 
Zwischenräumen.  Halsschild  vorne  mit  Raspelkörnchen,  hinten  punktiert. 
Kopfschild  am  Vorder,  and  mit  tiefer  Ouerfurche.     Esche   ■.     .     .     .    H.  crenatus  Fabr. 

—  2,5 — 3  mm.      Unterseite   fein    behaart,    Oberseite    mit    dunklen    oft    gelblichen 

Haaren.     Die  Haare  längs  der  Flügeldeckennaht   dichter   und   länger,   meist 

gelblich,  Kopfsschild  ohne  Querfurche.     Esche .  H.  oleiperda  Fabr. 

3.  Flügeldecken  an  der  Basis  um  das  Schildchen  herum  mit  einem  dichten  Höcker- 

flecken quer  gestellter  Höcker.  Halsschildvorderrand  gekörnt.  Oberseite 
ungleich  scheckig  beschuppt.  Schüppchen  dachziegelartig  übereinander  liegend. 
3  mm  lang.     Esche H.  fraxini  Panz. 

—  Von  voriger  Art  nur  biologisch  an  dem  Fraßbild  (siehe  Abb.  255,  A)  und  nach 

inneren  Merkmalen,  äußerlich  gar  nicht  zu  unterscheiden.    3  mm.    Esche     H.  orni  Fuchs. 

6.  Gattung   Pteleobius  Bedel. 
I.  Flügeldecken  mit  feinen  Punktstreifen,  zweiter  Zwischenraum  die  Flügeldecken- 
spitze erreichend.     Schüppchen  des  Halsschildes  und  der  Flügeldecken  fein. 
1,8  —  2,2  mm.     Ulme  (Abb.  232a) Pt.  vittatus  Fabr. 

—  Flügeldecken  mit  starken  Punktstreifen,    zweiter  Zwischenraum   vor   der   Spitze 

■  der    Flügeldecken    abgekürzt.      Schüppchen    grob,    dicht    gedrängt     sitzend. 
1,8  bis  2  mm.     Ulme  (Abb.  232b  u.  c) Pt.  Kraafxi  Eichh. 

7.  Gattung  Xylechinus  Chapuis. 
Als  einzige  Art  hierher  X  pilostts  Ratzbg.  2,2 — 2,5  mm  schwärzlich,  Flügel- 
decken dunkelbraun,  Fühler  und  Beine  rostrot.  Halsschild  schmäler  als  die 
Flügeldecken,  vorne  kaum  eingeschnürt.  Fein  runzelig  punktiert,  Behaarung 
fein  und  quergerichtet.  Flügeldecken  mit  anliegenden  feinen  Schuppenhärchen 
und  neben  der  Naht  mit  noch  feineren  und  rein  weißen  Schuppenhärchen. 
Zwischen!  äume  in  der  Mitte  mit  aufrecht  stehenden,  kurzen,  in  Reihen  ge- 
setzten Börstchen.     Fichte. 

8.    Gattung  Hylastinus   Bedel. 
Hierher    nur   H.   Fankhauseri  Reitt.      Halsschild    dicht   lunzelig   punktiert,    ohne 
Mittelkiel,    matt.      Flügeldecken    mit  gelben    Börstchen   auf   den    Zwischen- 
räumen.    Punktstreifen  kräftig,  die  beiden    ersten    neben    der  Naht  vertieft; 
vorletzter  Zwischenraum  von  der   Mitte  zur  Spitze  gehöckert.     2  —  2,8  mm. 

9.  Gattung  Dendroctonus  Erichs. 

Hierher  größte  Borkenkäferart,  7 — 9  mm.  D.  micans  Kugelann.  Schwarz,  überall 
lang  aufstehend  gelblich  behaart,  aber  ohne  anliegende  Grundbehaarung,  Hals- 
schild ungleich  punktiert,  vorne  eingeschnürt.  Flügeldecken  mit  kräftigen 
aber   flachen  Punktreihen.     Zwischenräume   ungleichmäßig  gekörnt.     Fichte. 

10.  Gattung  Myelophilus  Eichh. 

I.  Zweiter  Zwischenraum  der  Punktstreifen  am  Abstürze  der  Flügeldecken  ohne 
Körnchenreihe  und  daher  vertieft  erscheinend  (Schattenfurche).  3,5 — 4,8  mm. 
Kiefer  (Abb.  233A  u.  236B) M.  piniperda  Lin. 

—  Zweiter  Zwischenraum  der  Punktstreifen    am    Abstürze   der    Flügeldecken,    wie 

die  angrenzenden  mit  einer  Körnchenreihe.    3,5 — 4  mm.    Kiefer  (Abb.  233  B) 

M.  minor  Hartig, 


48o 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


^11.  Gattung  Hylurgus  Latreille. 
Hierher  einzige  Art:  H.  lignijierda  Fabr.  Schwärzlich  braun,  abstehend  behaart 
mit  helleren  Fühlern  und  Beinen,  langgestreckt.  Seitenbehaarung  am  Hals- 
schild länger  als  an  den  Flügeidecken.  Halsschild  punktiert.  Punktstreifen 
regelmäßig,  kräftig.  Zwischenräume  mit  abstehenden  gelben  Haaren.  5  bis 
6  mm.     Fichte  (Abb.  234). 

12.  Gattung  Hylurgops  Lee, 
I.  Große  Art,  4,5—5  mm.     Halsschild  viel  schmäler  als  die  Flügeldecken.    Hals- 
schildseiten dicht  und  fein  punktiert.     Zwischenräume  der  Flügeldecken  nur 
in  der  hinteren  Hälfte  mit  deutlicher  Körnchenreihe.     Fichte    .      .    //.  glabratus  Zetterst. 


Abb.  233.     Flügeldeckenabsturz  a  von  Myelophilus  piniperda,  b  von  Myel.  minor. 
Aus  Spessivtseff. 


Kleinere  Art,  2,5 — 3  mm.  Halsschild  nur  wenig  schmäler  als  die  Flügeldecken 
(Abb.  227  c).  Halsschildseiten  runzelig  punktiert.  Die  Körnchenreihe  auf 
den  Zwischenräumen  der  Flügeldecken  auch  in  der  vorderen  Hälfte  vor- 
handen.    Fichte  und  Kiefer H.  palliatus  Gyll. 


Abb.   234.     Hylurgus  ligniperda  F.  —  Abb.  235.     Carphoborus  miuimus.  — 

Aus  Spessivtseff.  Aus  SpessivtseiT. 

13.  Gattung  Hylasles  Erichson. 

1 .  Größere  Arten  von  mindestens  4  mm  Länge 2 

—  Kleinere  Arten  unter  4  mm,  meist  3  mm  Größe 3 

2.  Halsschild  viel  länger  als  breit.     Halsschildränder  von  oben  gesehen  wenig  ge- 

rundet (Abb.  227a).    Flügeldecken  mehr  wie  doppelt  so  lang  als  zusammen 

breit.     4,5 — 4,8  mm.     Kiefer //.  ater  Payk. 

—  Halsschild  so  lang  als  breit,  nach  vorn  stärker  verengt  (Abb.  270b).    Halsschild- 

ränder von  oben  gesehen  deutlich  gerundet.  Flügeldecken  kaum  doppelt  so 
lang  als  zusammen  breit.  Käfer  im  ganzen  gedrungener  als  ater  und  infolge 
rauherer  Oberfläche  weniger  glänzend.    4,5  mm,  selten  unter  4  mm.    Fichte 

H.  cunicularius  Erichs. 

3.  Punktstreifen  der  Flügeldecken  stark  und  tief,  Zwischenräume  schmäler  als  die 

Streifen  und  nur  mit  einer  einzelnen  Reihe  feiner  und  kurzer  Börstchen  be- 
setzt. Halsschild  wenig  länger  als  breit.  Körper  gewöhnlich  pechbraun  mit 
schmutzig  braunrötlichen  Flügeldecken.     2  —2,3  mm.     Kiefer    .     .  //.  attenuatus  Erichs. 


Ipidae  (Seolytidae).   —  Bestimmungstabelle.  ^gj 

Punktstreifen  der  Flügeldecken  weniger  tief,  nur  der  Nahtstreif  gröber  punktiert 
und  tiefer  eingedrückt.  Zwischenräume  nicht  schmäler  als  die  Streifen,  hinten 
mit  einer,  vorne  mit  zwei  um  egelmäßigen  Reihen  sehr  feiner  Haarbörstcheu 


besetzt 


4 


4.  Halsschild  so  lang  als  breit,  seitlich  gerundet,  und  nach  vorne  verengt.  Rüssel 
an  der  Basis  ohne  Längsstrichel.  Größer,  breiter  und  plumper  als  die  folgende 
Art.     2,8—3  mm-     Kiefer ' H.  opaeus  Erichs. 

—  Halsschild  etwas  länger  als  breit,  seitlich  wenig  gerundet, nach  vorne  etwas  mehr 

verengt,    Rüssel    an    der    Basis     mit    kurzem,    eingedrückten    Längsstrichel. 

2,5—3  mm.     Kiefer H.  angustatus  Herbst. 

14.   Gattung  Polygraphus  Erichson. 

1.  Beine  braun,  Schenkel  noch   dunkler,   fast    schwarz,    nur  Tarsen   gelb.     Flügel- 

decken ohne  Körnchenreihe  auf  den  Zwischenräumen  von  der  Mitte  zur 
Spitze.  Fühlerkeule  sehr  groß,  am  Ende  stumpf  zugespitzt,  Mittel-  und 
Hinterschienen  gegen  die  Spitze  zu  allmählich  verbreitert  und  am  Außen- 
rande nicht  gezähnt,  sondern  nur  fein  gekerbt.    3  mm.    Kirsche     P.  grandiclava  Thoms, 

—  Fühler  und  Beine  gelb.    Flügeldecken  auf  den  Zwischenräumen  mit  einer  feinen 

bis  gegen  die  Spitze  reichenden  Körnchenreihe.  Fühlerkeule  von  mäßiger 
Größe.  Mittel-  und  Hinterschienen  an  der  Spitze  plötzlich  stärker  erweitert 
und  am  Außenrande  deutlich  gezähnt 2 

2.  Vorderrand  des  Kopfschildes  deutlich  breit  ausgebuchtet,   mit  glattem,  meist  auf- 

geworfenem Rande,  Fühlerkeule  am  Ende  zugespitzt.  Halsschild  fein 
punktiert,  glänzend,  mit  glätterer,  verkürzter  Mittellinie.  2.2 — 3  mm  (Abb. 
236 C).     Nadelholz P.  poligraplms  L. 

—  Vorderrand  des  Kopfschildes  gerade    abgeschnitten,    Fühlerkeule   an  der   Spitze 

abgerundet.  Halsschiid  stark  und  dicht  punktiert  mit  feiner  glatter  Mittel- 
linie.     1,8  —  2,2  mm.     Fichte,  Kiefer P.  subopacus  Thoms. 

15.  Gattung  Carphoborus  Eichh. 

Hierher  nur  C.  rninitnus  Fabr.  1,2  — 1,5  mm,  schwarz,  fein  gelblich  oder  grau 
beschuppt.  P'ühler  und  Tarsen  gelb.  Zweiter  Zwischenraum  der  Flügel- 
decken verkürzt,  am  Absturz  furchenartig  vertieft.  Dritter  Zwischenraum 
mit  der  erhöhten  Naht  am  Spitzenrand  schräg  verbunden  (Abb.  235  u. 
236  D).      Kiefer. 

III.    Unterfamilie:   Ipinae. 

16.  Gattung  Crypturgus  Erichs. 

I.  Oberseite  glänzend.  Halsschild  fein,  wenig  dicht  punktiert,  am  Grunde  haut- 
artig genetzt,  etwas  länger  als  breit.  Flügeldecken  höchstens  doppelt  so 
lang  als  zusammen  breit,  mit  separierten  Punktstreifen,  die  Punkte  rund. 
1  —  1,1  mm.     Fichte  (Abb.  236E) Q.  pusillus  Gyll. 

—  Oberseite     matt.       Halsschild     matt,    am    Grunde     zellenartig     chagriniert,     auf 

der  Scheibe  wenig  dicht,  sehr  fein,  oft  fast  erloschen  punktiert.  Flügel- 
decken mit  Kerbstreifen.  Punkte  in  die  Quere  gezogen.  1,1  — 1,2  mm. 
Kiefer C.  cinereus  Hrbst. 

17.   Gattung  Cryphalus  Erichs. 

1.  Flügeldecken  mit  einzelnen  langen  aufwärts  stehenden  Haaren  besetzt.      1,1  bis 

1,8  mm.     Tanne Q.  jnceae  Ratzbg. 

—  Flügeldecken    nur    mit    kurzen,    kaum    bemerkbaren    Haaren    oder    mit    dichten 

Reihen  kurzer  Schuppenbörstchen  besetzt 2 

2.  Flügeldecken  doppelt  oder    fast   doppelt   so   lang   als   zusammen   breit.     Punkt- 

streifen am  Absturz  viel  feiner  oder  ganz  erloschen 3 

■ —  Flügeldecken  höchstens  i^j^mai.  so  lang  als  zusammen  breit,  pechbraun.  Punkt- 
streifen fein  aber  deuthch,  auch  am  Absturz  deutlich  vertieft.    2  mm.    Lärche 

C.  intermedius  Ferrari. 

3.  Flügeldecken    ohne   oder   mit    nur  angedeuteten  Punktstreifen,    pechbraun,    mit 

helleren  Flügeldeckenschuppen.      1,5—2  mm.     Fichte C.  saltuarius  Wse. 

—  Flügeldecken  punktiert  gestreift.    Punktstreifen  nach  hinten  zu  erloschen.    Ober- 

seite pechbraun.     1,2—1,8  mm  (Abb.  236E).     Fichte C.  abietis  Ratzbg. 

Escherich,  Foistinsekten.    II.  Bd.  31 


482 


Coleopteia.   —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


18.  Gattung  Ernoporus  Thomson. 
I.  Flügeldecken  z^l^ma\  so  lang  als  zusammen  breit.     Halsschild  mit  breitem  und 

wenig  regelmäßigem  Höckerfleck.      1,5—2  mm.     Buche R   fagi  F. 

—  Flügeldecken  kaumi7^mal  so  lang  als  zusammen  breit,  Halsschild  mit  schmalem, 

grobem,  quer  vierreihigem  Höckerfleck.      1,1  — i, 5  m-     Linde      .     .     .     .   E.  tiliae  Panz. 


1    .  K 

Abb.  236.      A    Eccopt.  multistriatus  Mrsh.,'?  B    Myelophilus    piniperda  L.,    C  Polygraphus  poli- 

graphus  L.,   D   Carphoborus  minimus  F.,   E  Crypturgus  pusillus  Gyll.,  F   Cryphalus  abietis  Rtzb., 

G  Pityophthorus    micrographus  L.,  H  Dryocoetes  autographus  Rtzb.,  I  Xyloterus  lineatus  Oliv., 

K  Xyleborus  dryographus   Rtzb. 


19.  Gattung  Trypophloeus  Fairm. 
I.  Flügeldecken  fast  glatt,  am  Absturz  in  beiden  Geschlechtern  abgeflacht  und  da- 
selbst nur  der  Nahtstreif  tiefer  eingedilickt.     Absturz  beim  Männchen  schon 
von  der  Mitte  an   beginnend,    daher  flach,    beim  Weibchen  steiler.      1,2  bis 
1,6  mm.     Aspe Tr.  asperahts  Gyll. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Bestimmungstabelle. 


483 


—  Flügeldecken    mit    mehr    oder    weniger    sichtbaren    Punktstreifen.      Absturz    in 

beiden  Geschlechtern  erst  weit  hinter  der  Mitte  der  Flügeldecken  beginnend 

und  daher  viel  steiler  als  bei  voriger  Art.     1,5 — 2,1  mm.    Aspe.      Tr.  granidatus  Ratzbg. 

20.  Gattung  Pityophthorus  Eichh. 

1.  Spitze  der  Flügeldecken  etwas  eckig  vorgezogen,  Körper  lang  und  schmal  .     .     2 

—  Spitzenrand  der  Flügeldecken  gemeinschaftlich  abgerundet,  Nahtecke  nicht  vor- 

stehend    3 

2.  Flügeldecken  am  Absturz  neben  der  Naht  mit  breiter,  glatter  Längsfurche,  diese 

erst   im    letzten  Drittel   der   Flügeldecken   beginnend  (Abb.  237  a).      1,1   bis 

1,5  mm.     Fichte  (Abb.  236  G) P.  micrographus  L 

—  Flügeldecken  am  Absturz  neben   der  Naht  mit   langer   und   tiefer  Längsfurche, 

diese  schon  fast   in  der  Mitte   der  Flügeldecken   beginnend.      1,1 — 1,5  mm. 

Fichte P.  exsculptus  Ratzbg. 


Y^' 


^> 


-^H*' 


a  b  0 

Abb.   237.     Flügeldeckenabsturz  von:    a  Pityophth.  micrographus  L.,    b  Pityophth.  Lichtensteini 
Rtzb.,  c  Pityophth.  glabratus  Eichh.   —    Aus  Koch  (Röhrl  gez.).^ 

3.  Außenrand  der  Furche  am  Flügeldeckenabsturz  mit  einer  Reihe  auf  kleinen 
Höckerchensitzender,  langer  Haare  besetzt  (Abb.  237  b).    1,8— 2  mm.  Kiefer. 

P.  Lichtensteini  Ratzbg. 

—  Außenrand  der  Furche    ohne    lange,    abstehende  Haare.     Oberseits    meist    kahl 

erscheinend  (Abb.  237  c).     1,6— 2  mm.     Kiefer P.  glabrattts  Eichh. 


a  b  c  d 

Abb.  238.     Flügeldeckenabsturz  von  a  Pityogenes  chalcographus  L.   (j",  b  derselbe  $,  Pityogenes 
quadridens  Hartig,  d  Pityogenes  bistridentatus  Eichh.  —  Aus  Koch  (Röhrl  gez.). 


21.  Gattung  Taphrorychus  Eichh. 
Als  einzige  Art  hierher:  T.  bicolor  Hrbst.  1,6—2,3  "im.  Pechschwarz  oder 
braun,  von  mäßigem  Glanz,  ziemlich  lang  weißlich  behaart.  Fühler  und 
Beine  blaßbräunlich.  Halsschild  vorne  merklich  gerundet  und  verschmälert, 
auf  der  Mitte  der  Scheibe  quer  eingedrückt.  Flügeldecken  dicht  punktiert 
gestreift,  Zwischenräume  kaum  schwächer  punktiert  als  die  Hauptstreifen. 
Hinten  steil  abgestumpft  mit  merklich  vertieftem  Nahtstreifen.     Buche. 

22.  Gattung  Pityogenes  Bedel. 
I.  Absturz    der   Flügeldecken    am  Rande    mit    längeren,  scharfen,    mitunter    gams- 

krückenartig  gebogenen  Zähnen  (Abb.  238  a,  c,d) ^ 


484 


Coleoptera. 


7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


—  Absturz  der  Flügeldecken  nur   mit   kleinen,    höckerigen   Erhebungen,    nie    deut- 

lichen Zähnen   (Abb.  238  b)      ....  6 

2.  Absturz  mit  jederseits  drei  deutlichen,  fast  gleich  großen  Zähnen,  zweiter  Zahn 

meist  am   kräftigsten  entwickelt  (Abb.  238a') 3 

—  Absturz  mit  einem  gamskrückenartig    gebogenen    Hakenzahn  (Abb.    238  c  u.   d)      4 

3.  Punktstreifen  der  Flügeldecken  nur  schwach  angedeutet,   seitlich  vor  der  Spitze 

ganz  erloschen     Flügeldecken  bis  zum  ersten  Zähnchen  so  lang  als  zusammen 

breit      2  — 2,3  mm.     Fichte  (Abb.  241  B,  a  u.  b) P.  chalcographus  L. 

—  Punktstreifen   der  Flügeldecken    fein,    aber  deuHich;    sie  erreichen,    wenn    auch 

feiner  werdend,    die  Spitze.     Flügeldecken    bis  zum    ersten  Zähnchen  etwas 

länger  als  zusammen  breit.     2,2  —  2,5  mm.     Kiefer P.  trepanatus  Nördl.') 

4.  Vor  dem  Hakenzahn  nur  sehr  kleines  Höckerchen  (Suturalzähnchen)  oder  dieses 

auch  ganz  fehlend  (Abb.  239V      1,8  —  2,5  mm.     Kiefer      .      .       P.  bidentatus  Hrbst.   J 

—  Außer    dem    Hakenzahn     noch    ein    deutliches     kurzes    Zähnchen    am   unteren 

Drittel  des  Absturzes 5 

5.  Suturalzähnchen  ganz  fehlend  oder  nur  schwach   angedeutet  (Abb.  238  cj.      1,7 

bis  2,2  mm.     Kiefer F.  quadridens  Hartig  J 

—  Suturalzähnchen  deutlich  und  kräftig.     2,5 — 2,8  mm  (Abb.  238  d).     Latsche. 

P.  bistridentatifs  Eichh.  o 

6.  Stirn  mit  großer  lochartig  ausgehöhlter  Grube 7 


Abb.   239.    Flügeldeckenabsturz  von 

Pityogenes  bidentatus  Hrbst.  —  Aus 

Koch  (^Röhrl  gez.). 


Abb.  240.    Kopf  mit  Stirngrube  von  a  Pityogenes  chalco- 
graphus L.,  b  Pityogenes  trepanatus  Nöidl.  —  Aus  Koch 
(Röhrl  gez.). 


—  Stirn  stets  ohne  Grube.    P.  bidentatus  Hrbst.,  quadridens  Hartig,  bistndcntattts  Eichh.  $$ 
7.   Stirngrube  halbkreisförmig  (Abb.  240a);    vor   dieser   eine   braune,    matte,    dicht 

und    kurz  tomentierte  Stelle,  die  den  Vorderrand  des  Kopfschildes  erreicht. 

Pichte P.  chalcographus  Lin.   5 

—  Die  Stirngrube    kreisrund,    sehr    tief,    ohne  Tomentpolster   davor   (Abb.  240  b). 

Kiefer P.  trepanatus  Nördl.   5 

23.   Gattung  Ips  Degeer. 

1.  Von  den    am  Rande    der  Flügeldecken    stehenden  Zähnen    ist   der    dritte   oder 

vierte  der  größte  und  an  der  Spitze  geknöpft  (Knopfzähnige.    Typographus- 
gruppe)    2 

—  Keiner  der  Zähne  am  Flügeldeckenabsturz  ist  geknöpft 5 

2.  Absturz  jederseits  mit  6  Zähnen,    davon  der  vierte   am    längsten   und  geknöpft 

(A.bb.  241  A,  a).     6— 7,2  mm.     Kiefer I.  sexdentatus  Boerüer. 

—  Absturz  jederseits  mit  4  Zähnen,    davon    der  dritte    am  größten    und    geknöpft 

(Abb.  241  A,  b) 3 


^)  Nah  verwandt  mit  trepanatus  ist  monacensis  Fuchs.  Der  Absturz  beim  cf  (nach 
2  Drittel  der  Flügeldecken  beginnend)  von  oben  gesehen  kurz  und  breit,  von  der  Seite  gesehen 
steil.  Absturzränder  scharf,  mit  je  3  Zähnen  bewehrt.  Die  obersten  Suturalzähne  klein,  spitz, 
nach  hinten  gerichtet,  einander  stark  genähert,  der  folgende  Hauptzahn  breit  mit  hakenartiger 
nach  hinten  gerichteter  Spitze.  Der  dritte  Zahn  ist  ein  Kegelzahn  mit  aufgerichteter  Spitze. 
Stirne  des   $   ohne  Grube.     Lebt  an  Kiefer. 


Tpidae  (Scolytidae).  —   Best  mmungstabelle. 


485 


Absturz  matt,  seifenglänzend,  undeutlich  punktiert,  Kopfschild  vorne  mit  einem 

Höckerchen.     4,2 — 5,5  mm.     Fichte 1.  typographus  Lin. 

Absturz,  deutlich  punktiert,  stets  etwas  glänzend 4 

Naht  des  Basalgliedes  der  Fühlerkeule  fast  gerade,  Stirn  beim  (^  mit  kleinem 
Höckerchen  hinter  dem  Vorderrand,  Absturz  der  Flügeldecken  allmählich 
abfallend,  mit  Ausnahme  einzelner  Haare  an  der  Basis  kahl  zerstreut  punk- 
tiert.    4  mm.     Fichte,  Kiefer  (var.  niontanus  Fuchs  an  Arve)     .        /  amitimis  Eichh. 


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g  II  i 

Abb.  241 A.  Flügeldeckenabstürze,  a  Ips  sexdentatus  Boern.,  b  Ips  amitinus  Eichh.,  c  Ips 
acuminatus  Gyll. ,  d  Ips  Mannsfeldi  Wachtl.,  e  Ips  curvidens ,  f  Ips  laricis  F.,  g  Ips  suturalis 
Gyil.  J,  h   derselbe  ^ ,  i  Ips  proximus  Eich.   (j'.    —    Aus  Koch    (gez.  Röhrl)    u.  Spessivtseff^e). 


Naht  des  Basalgliedes  der  P'ühlerkeule  in  der  Mitte  stark  bogig  vorgezogen, 
Stirn  rauhgekörnt,  matt,  beim  (j"  ohne  Höckerchen,  Absturz  der  Flügel- 
decken vom  2.  Zahn  ab  fast  senkrecht,  längs  der  Naht  und  den  vorderen 
Seiten  lang  behaart,  am  Grunde   zerstreut  punktiert.     5  —  5,5  mm.     Lärche. 

/.  cembrae  Heer. 

Der  2.  oder  3.  Zahn  ist  durch  Verschmelzung  zweier  nahe  zusammengerückter 
Zähne  an  der  Basis  stark  verbreitert  und  zu  einem  zweispitzigen  Doppel- 
zahn geworden.     (Doppeizähnige.     ^c^«w^^?^ö<^/s- Gruppe.)      ....     6 


486 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


—  Von   den  Zähnen  am  Flügeldeckenabsturz  ist  keiner  zweispitzig 7 

6.  Der  unterste  der  drei  Zähne  am  Flügeldeckenabsturz  ist  zweispitzig  (Abb.  241  A,  c), 

beim  Weibchen  nur  einspitzig.     2,2 — 3,5  mm.     Kiefer    ..../.  actmiinatus  Gyll.^) 

—  Der    mittlere  Zahn    am    Rande    des    Absturzes    ist    sehr    breit    und    zweispitzig 

(Abb.  241  A,  d).     3—3,2  mm.     Kiefer I.  Mannsfeldi  Wachtl. 

7.  Beiderseits  des  Flügeldeckenabsturzes  sind  beim   cf  je    drei  große  mehr  minder 

hakenförmig  gebogene  Zähne  vorhanden.  Der  zweite  Zahn  von  oben  her 
ist  der  größte.  Zwischen  dem  2.  und  3.  Zahn  je  zwei  kurze  kegelförmige 
Zähnchen.  Beim  $  sind  nur  die  drei  großen  Zähne  als  stärkere  Kegel  vor- 
handen .  (Hakenzähnige.  Curvide?is -Gruppe,  Untergattung Pityokteines 
Fuchs.)     (Abb.  241  A,  e.) 8 

—  Die  Zähne    des  Absturzes    sind    einfache  Kegelzähne    verschiedener  Größe,    nie 

geknöpft,  doppel-  oder  hakenzähnig.    (Kegelzähnige.    Lar«e2S- Gruppe.)   10 


Abb.   241  B.     a  Pityogenes  chalcographus  L. ,    b  derselbe    von  der  Seite,    c  Ips  cutvidens  Ger 


8.  Zweiter  Zahn  an  der  Spitze  nur    wenig    gebogen,    kürzer    und  verdickt.     2  bis 

2,3  mm.     Tanne 1-  Voran  izotvi  Jakobs. 

—  Zweiter  Zahn  des  (^  stark  hakenförmig  gekrümmt  und  sehr  lang 9 

9.  Erster  Zahn  senkrecht  nach  aufwärts  gebogen  (Abb..  241  A,  e  u,   241  B,  c).    2,5 

bis  3,2  mm.     Tanne 1    curvidens  Germ. 

—  Erster  Zahn  fast  horizontal  verlaufend.     2,3  —  3,5  mm.     Tanne.     .     .     .  1.  spiniden s 'Reitt. 

10.  Beiderseits    des    Absturzes    nur   je    4  Zähne,    der    zweite    Zahn    am    breitesten 

(Abb.  241  A.  i).     Der  vierte  steht    etwas   unter  der   halben  Höhe   des  Ab- 
sturzes.    3—3,8  mm.     Kiefer 1.  proximits  Eichh.  2> 

—  Beiderseits    des  Absturzes  5   Zähne,    Zahn  drei  und  vier  nur    niedrige  Höcker; 

beim   $   nur  Zahn   i,  2  imd  5  als  niedrige  Höcker  vorhanden 11 

')  Hierher  noch   l.  duplicatus  Sahl.,  an  Fichte  (s.  unten  S.  594). 

^)  Hierher  noch  IjiS  erosus  Weil,  und  longicollrs  Gyll,  beide  an  Kiefer  (s.  unten  S.  545). 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Bestimmungstabelle. 


487 


II.  Absturz  breit,  fast  kreisförmig,  Zähne  auf  dem  Rande  des  Absturzes  stehend. 
Die  beiden  ersten  Zähnchen  neben  der  Naht  (Suturalzähnchen)  voneinander 
so  weit  entfernt,  wie  vom  2.  Zahn  (Abb.  241  A,  f).  Flügeldecken  zwischen 
den  Punktstreifen  weitläufig  fein  punktiert.      3 — 4  mm.     Kiefer     ..../.   laricis  F. 

—  Absturz  schmäler,  lang  eiförmig,  Zähne  neben  dem  Seitenrand  des  Absturzes, 
näher  der  Naht  stehend.  Die  beiden  Saturalzähnchen  vor  dem  Absturz  der 
Flügeldecken  voneinander  viel  weiter  entfernt,  als  vom  2.  Zahn  (Abb.  241  A, 
g  u.  h).  Flügeldecken  zwischen  den  Punktstreifen  runzelig  punktiert.  2,8 
bis  3,2  mm.     Kiefer L  suturcdis  Gyll. 

24.  Gattung  Xylocleptes  Ferrari. 
Als  einzige  Art  hierher:  X  bispinus  Duftsch.  3  mm.  Pechbraun  glänzend,  greis 
behaart.  Beine  rostbraun.  Fühler  und  Tarsen  gelblich.  Halsschild  mit  ab- 
gerundeten Hinterecken,  vorne  höckerig,  hinten  dicht  und  tief  punktiert  mit 
glatter  Mittellinie.  Flügeldecken  mehr  als  doppelt  so  lang  als  das  Hals- 
schild. Punktreihen  sehr  dicht.  J  mit  tief  kreisförmig  eingedrücktem 
Flügeldeckenabsturz,  auf  dem  beiderseits  ein  scharfer  gerader  Dorn  steht. 
5  am  Absturz  flach  abwärts  gewölbt,  die  erhöhte  Naht  und  zwei  Reihen 
auf  dem  Absturz  mit  Körnchen  besetzt.      Waldrebe. 


Abb.   242.     Anisandrus  dispa 


5,  b  u.  b'  (j.  —  Aus  SpessivtsefF. 


25.  Gattung  Dryocoetes  Eidih. 

1.  Naht  fast  eben.     Streifen  neben  der  Naht  nicht  vertieft  (Abb.  236  H).     3  bis 

4  mm.     Nadelholz Dr.  autographiis  Ratzbg. 

—  Naht  erhaben,  Streifen  neben  der  Naht,    besonders  am  Absturz  stark  furchen- 

artig vertieft 2 

2.  Die  gekielte  Naht  am  Absturz  der  Flügeldecken  mit  einigen  in  Reihen  stehenden, 

kleinen   Körnchen.     Punktierung   der  Hauptreihen    tief   und   kerbartig.     2,5 

bis  3  mm.     Eiche Dr.  villosus  F. 

—  Die    gekielte    Naht    am    Absturz    ohne  Körnchenreihe,    glatt.     Punktierung    der 

Flügeldecken  normal.     2  mm.     Erle Dr.  alni  Georg. 

26.  Gattung  Anisandrus  Ferrari. 

Hierher  als  einzige  Art:  A.  dispar  Fabr.  (^  2  mm,  2  3 — 3.5  n^"'-  Körper  schwarz- 
braun, Fühler  und  Beine  gelb.  Flügeldecken  mit  Punktstreifen.  Zwischen- 
räume mit  sehr  feiner  Punktreihe,  am  Absturz  übergehend  in  eine  äußerst 
feine  Körnchenreihe.  Die  zwei  inneren  Streifen  am  Absturz  deutlich  ver- 
tieft. 9  ^^^^  zylindrisch  (Abb.  242  a  u.  a'),  braunschwarz,  spärlich  behaart, 
Fühler  und  Beine  gelb.  3 — 3,5  mm.  (^  klein,  verkehrt  eiförmig,  flach  ge- 
wölbt {Ahh.  242  b  u.  b').     2  mm.     Laubholz. 

27.  Gattung  Xylebonis  Eichh. 
^  und  9   sehr  verschieden.     (^  ungeflügelt,  ihre  Geburtsstätten  fast  nie  verlassend, 
daher  sehr  selten.     Die  Angaben  beziehen  sich  deshalb    in  erster  Linie  auf 
die  flugfähigen   ^. 


488 


Coleoptera.  —   7.  Fam'lienreihe:  Rhynchophora. 


1.  Schildchen  rudimentär,  versenkt  und  nicht" sichtbar.     Flügeldecken-Absturz  matt 

mit  feiner  Körnchenreihe  an  der  Naht  und  am  3.  Zwischenraum  (Abb.  243  a). 
9  pechbraun.  2  —  2,3  """"•  d  braungelb,  flach.  1,5  — 1,8  mm.  Laub- 
und Nadelholz X   Saxeseni  Ratzbg, 

—  Schildchen  deutlich  sichtbar,   nicht  zurückgebildet 2 

2.  Halsschild  kugelig,  nicht  länger  als  breit  (Abb.  244  a),    die    konische  Wölbung 

hinter  der  Mitte  liegend.    $   2 — 3  mm.     ^f  klein,  Halsschild  viel  länger  als 

breit  und  glatt.      1,5  mm X  cryptoc/raphus  Ratzbg. 

—  Halsschild  länger  als  breit,    zylindrisch  (Abb.  244b).      Die    konische  Wölbung 

liegt  in  oder  vor  der  Mitte.  (^  Halsschild  vorne  ausgehöhlt,  Vorderrand 
aufgebogen  oder  mit  einem  Hörnchen  bewehrt 3 

3.  Halsschild   von    oben    gesehen    fast    rechteckig   (Abb,  244  b).      Vorderrand   tief 

niedergebogen,  gerade  abgestutzt,  in  der  Mitte  mit  flacher  und  kurzer  Aus- 
buchtung. 3,5  —  4  mm.  J  Halsschild  vorne  ausgehöhlt.  Höhle  punktiert, 
vorne  abgerundet  und  aufgebogen.     3  mm X.  eurygraphus  Ratzbg. 

—  Halsschild  vorne  abgerundet,   Randlinie  von  oben  sichtbar 4 

4.  Die   konische  Wölbung,    von   der  Seite   gesehen,    liegt  in    der  Mitte;    schwarz- 

braun, Beine  und  Fühler  gelb.  Nahtstreif  am  Absturz  flach  gefurcht. 
Höckerchen  daselbst  stehen  neben  der  Naht  und  am  3.  Zwischenraum.  2,5 
bis   3,5  mm .X   Pfeili  Ratzbg. 


a  b 

Abb.  243.     Flügel deckenabsturz    von   a  Xyleborus  Saxe- 
seni    Rtzb.,     b     Xyleborus     monographus    F.     —     Aus 
Spessivtseff. 


Abb.  244.  a  Xyleborus  crypto- 
graphus  Rtzb.,  b  Xyleborus  eury- 
graphus Rtz.  —  Aus  Spessivtseff. 


—  Die  konische  Wölbung  des  Halsschildes  vor  der  Mitte  gelegen,  hellrotbraun  oder 

braunrot 5 

5.  Flügeldeckenabsturz  stark  abgeflacht,  matt  und  glatt,  ohne  Streifen,  Naht  nicht 
erhaben,  neben  der  Naht  und  weiter  nach  außen  einzelne,  weitgestellte, 
ziemlich  große  Höckerchen  (Abb.  243  b).    5   3  "^"^'   d  2 — 2,5  mm.    Eiche. 

X.  monographus  F. 

—  Flügeldeckenabsturz    glänzend,     dorsale    Streifen    daselbst    vertieft.     Nahtstreif 

etwas  tiefer  eingedrückt;  auf  allen  Zwischenräumen  des  Absturzes  in  Reihen 
stehende,  kleine,  körnchenartige  Höckerchen  (Abb.  236  K).  5  2— 2,6  mm. 
d  2  mm.     Eiche X  dryographus  Ratzbg. 


28.  Gattung  Xyloterus  Erichs. 

o'  Vorderkopf  parallel  und  Stirn    tief  ausgehöhlt,    ^   Vorderkopf   konisch    verengt, 
Stirn  gewölbt. 

1.  Flügeldeckenabsturz  neben    der  Naht  kurz   und    tief   gefurcht,   überall    ziemlich 

dicht  behaart,  Fühlerkeule   am  Ende  zugespitzt.     3  mm.     Laubholz         X  domest/icus  L. 

—  Flügeldeckenabsturz  kaum  gefurcht    und  nur   mit  einzelnen   kurzen   und   feinen 

Härchen  besetzt.     Fühlerkeule  am  Ende  abgerundet 2 

2.  Flügeldecken  in  groben  Reihen  punktiert,  Punkte  rundlich,  an  den  Seiten  etwas 

ungeordnet,  am  Absturz  in  Runzeln  stehend.     3,5  mm.     Laubholz         X.  signatus  Fabr. 

—  Flügeldecken  fein  punktiert  gestreift.     Punkte  auch  an    den  Seiten    regelmäßig, 

aber   feiner,    am    Absturz   feiner   werdend   (Abb.  229  a  u.  236  I).     3,5  mm. 

Nadelholz .     X    liiwatns  Oliv. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Birke.  480 

Biologie  und  forstliches  Verhalten  der  einzelnen  Arten. 

Bei  der  Besprechung  der  einzelnen  Arten  wollen  wir  aus  praktischen 
Gründen  das  biologisch  forstliche  Verhalten,  d.  h.  die  Art  des  Angriffes 
auf  die  Pflanze  zur  Einteilung  benützen  und  darnach  drei  Hauptgruppen  aufstellen : 
„Rindenbrüter",  „Wurzelbrüter"  und  „Holzbrüter".  Innerhalb  dieser  Gruppen 
werden  wir  ebenfalls  nach  biologisch  forstlichen  Gesichtspunkten  Untergruppen  bilden, 
wodurch  dem  Forstmann  das  Auffinden  der  gesuchten  Art  nach  Möglichkeit  er- 
leichtert wird. 

„Rindenbrüter.'' 
Die  Larven  entwickeln  sich  unter   der  Rinde  von  Stamm   und    Ästen,  aus- 
nahmsweise auch  von  fiachstreichenden  Wurzeln  lebender  Bäume.     Hauptschaden 
im  allgemeinen  durch  Larven  fraß. 

„Wurzelbrüter." 
Die  Larven  entwickeln  sich  unter  der  Rinde  von  Stöcken  und  deren  Wurzeln 
(ausnahmsweise  auch  von  lebenden  Wurzeln).     Hauptschaden  durch  den  Käferfraß 
(Reifungs-  und  Regenerationsfraß)  an  jungen  Pflanzen. 

„Holzbrüter." 
Die  Brut  entwickelt   sich    mehr    oder    weniger    tief  im  Holz   selbst.     Tech- 
nische Schädlinge. 

I.  Rindenbrüter. 

Weitaus  die  größte  Zahl  aller  Borkenkäfer  gehören  zu  den  Rindenbrütern. 
Sie  schaden  hauptsächlich  dadurch,  daß  durch  ihre  Gänge  (Mutter-  und  Larven- 
gänge) die  saftleiterden  Schichten  zerstört  werden  und  so  der  Saftstrom  zur 
Krone  teilweise  oder  ganz  unterbrochen  wird.  Die  Schädigung  ist  also  in  der 
Hauptsache  physiologischer  Natur.  —  Unter  den  Rindenbrütern  befinden  sich  die 
gefährlichsten,  große  Katastrophen  verursachenden  Borkenkäfer.  Im  folgenden 
sollen  die  wirtschaftlich  wichtigsten  Arten  im  einzelnen  besprochen  werden  und 
zwar  nach  den  Holzarten. 

A.  Laubholz. 

Rindenbrüter  an  Birke. 

Die  Birke  beherbergt  nur   i    Rindenbrüter  nämlich 

y  ^r,,  Eccoptogaster  (Scolytus)  Ratzeburgi  Jans. 
Großer  Birkensplintkäfer. 

Gehört  zu  den  größten  Arten  (4V/2— 7  mm).  Die  Art  ist  an  dem  erhabenen  Längskiel 
auf  der  Stirn  von  dem  fast  ebenso  großen  Ulmensplintkäfer  leicht  zu  unterscheiden.   (Tab.  S.  477.) 

Fraßbild  wie  bei  den  meisten  Eccoptogaster -kxX^n:  einarmiger  Längs- 
gang (Abb.  245,  A).     Muttergang  bis  10  cm  lang,  meist  mit  mehr  oder  weniger 


490 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


deutlicher  hakenförmiger  Krümmung  beginnend.  In  ihrem  Verlauf  werden  zahl- 
reiche nach  außen  führende  Löcher  angefertigt,  die  als  „Luftlöcher"  oder  „Be- 
gattungslöcher" bezeichnet  werden  (Abb.  245,  B).  Letztere  Bezeichnung  ist  die 
zutreffendere,  da  sie  der  wiederholten  Begattung  während  der  Eiablage  dienen 
und  so  gewissermaßen  die  ,, Rammelkammer''  ersetzen  (s.  oben  S.  439).  Erreichen 
doch  auch  viele  der  Löcher  die  Oberfläche  gar  nicht  und  können  daher  gar  nicht 
als  Luftlöcher  dienen.  Nicht  selten  gehen  von  den  Muttergängen,  senkrecht  zu 
ihnen,  kurze  Quergänge  ab,  die  ebenfalls  derartige  Löcher  aufweisen,  und  die  als 
„Ernährungsgänge"  des  d  aufgefaßt  werden.  —  Die  Larvengänge  stehen  dicht 
beieinander  und  greifen  von  Beginn  an   schon   schwach    in    den  Splint    ein.     So- 


Ä  B 

Abb     245.      Eccoptogaster    Ratzeburgi   Jans.      A    Fraßbild    am    Splint    einer    Birke    (Original). 
B  Stück  eines  Birkenstamms  mit  den  ,,Luft-"  oder  „Begattungslöchern"  des  Käfers  (N). 

bald  die  Gänge  eine  Länge  von  2 — 3  cm  erreicht  haben,  gehen  sie  allmählich 
auseinander,  so  daß  später  meist  ein  2 — 5  mm  breiter  Zwischenraum  zwischen 
den  Gängen  unbefressen  stehen  bleibt.  Dadurch  gehen  die  an  den  Enden  des 
Brutganges  entspringenden  Larvengänge  in  die  Längsrichtung  über.  Die  Larven- 
gänge können  eine  Länge  von  15 — 25  cm  erreichen.  —  Das  ganze  Fraßbild  er- 
langt dadurch  eine  beträchtliche  Größe  und  ist  im  Splint  um  so  tiefer  ein- 
geschnitten, je  dünner  die  Rinde  ist.  Die  Puppenwiegen  liegen  in  Bast  und 
Rinde  und  sind  im  Splint  nicht  tiefer  versenkt  als  der  Larvengang.  Die  Zahl  der 
Larvengänge  beträgt  zusammen  meist  50 — 60.  Tredl  zählte  als  Maximum 
9Ö  entwickelte  Gänge  (rechts  49,  links  47). 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Birke.  <gj 

Generation  und  Entwicklung.  —  Nach  den  Versuchen  Paulys  (1892) 
und  den  Beobachtungen  Tredls  (19 15)  an  den  verschiedensten  Plätzen  Europas 
hat  Ratzeburgi  nur  eine  einjährige  Generation  —  im  Gegensatz  zu  vielen 
anderen  Eccoptogaster-  Kiien^  für  die  eine  zweijährige  Generation  die  Regel  oder 
wenigstens  möglich  ist.  Die  Schwärmzeit  beginnt  in  Deutschland  im  allgemeinen 
zwischen  i. — 15.  Juni  und  dauert  je  nach  Witterung  3 — 5  Wochen.  Die  Jung- 
käfer üben  (nach  Tredl)  keinen  Nachfraß  aus,  verfärben  sich  schnell  und  sind 
nach  dem  Schwärmen  gleich  brutbereit,  i)  Die  2  2  sterben  nach  3 — 4  Monaten 
im  Brutgang  ab  (Tredl).      Überwinterung  als  Larve. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Ratzeburgi 'kdsm  merklich  schädlich  werden,  indem 
er  bei  besonders  starker  Vermehrung  auch  scheinbar  gesunde  Birken  angreift,  die 
er  durch  wiederholten  Angriff  zum  Absterben  bringen  kann.  Nach  Tredls  Be- 
richt sind  (1904  und  1905)  in  der  Umgebung  von  Regensburg,  nachdem  alle 
kränklichen  Birken  durch  Ratzeburgi  zum  Absterben  gebracht  worden  waren,  auch 
sehr  viele  anscheinend  ganz  gesunde  Birken  befallen  worden.  In  diesen  Fällen 
begann  der  Angriff  in  der  Krone,  in  5  — 10  cm  starken  Ästen.  Allmählich  ging 
der  Käfer  tiefer  am  Stamm  herab,  bis  innerhalb  4  —  5  Jahren  der  ganze  Stamm 
bis  zum  Wurzelanl|iuf  besetzt  war  und  der  Baum  zum  Absterben  gebracht  wurde. 
Er  befiel  sowohl  20-  als  80jährige  Birken.  Die  Schädlichkeit  wird  sich  aber  be- 
sonders in  ausgedehnten  Birkenwäldern,  wo  der  minderwertige  Standort  lediglich 
der  genügsamen  Birke  zusagt,  diese  daher  durch  andere  Holzarten  nicht  ersetzbar 
ist,  geltend  machen ;  ferner  in  Parkanlagen,  wo  die  Birke  wegen  ihrer  ästhetischen 
Wirkung  und  Schnellwüchsigkeit  als  besonders  wertvoll  gilt.  In  Rußland,  wo 
ersteres  vielfach  zutrifft,  treten  nicht  selten  größere  Waldbeschädigungen  auf.  Ich 
selbst  habe  im  Bialowieser  Urwald  einen  anscheinend  durch  Ratzeburgi  zer- 
störten, mehrere  Hektar  großen  Birkenbestand  angetroffen. 

Bekämpfung.  —  Die  Erkennung  ist  bei  Ratzeburgi-'^&idW  besonders  leicht, 
infolge  der  auf  der  weißen  Rinde  weithin  sichtbaren  Begattungslöcher-Reihen. 
Auch  Spechtarbeit  weist  gewöhnlich  schon  frühzeitig  auf  den  Befall  hin.  Die 
Bekämpfung  geschieht  am  besten  durch  stehende  Fangbäume  (liegende  geht 
der  Käfer  im  allgemeinen  nicht  an).  Dieselben  werden  in  der  Weise  hergerichtet, 
daß  man  an  einzelnen  Birken  (in  einem  größeren  Fraßherd  5  — 12  pro  Hektar) 
50  cm  oberhalb  des  Wurzelansatzes  mit  der  Axt  eine  bis  in  den  Splint  ein- 
greifende, etwa  12  cm  breite  Ringkerbe  im  Herbst  oder  Frühjahr  einhackt.  Die 
im  2.  Jahr  darauf  mit  Larven  besetzten  Bäume  werden  über  Winter  gefällt  und 
abgefahren  (Tredl).  Der  beste  Zeitpunkt,  die  Fangbäume  zu  kontrollieren,  ist 
Mitte  Juni  bis  Ende  Juli,  da  in  dieser  Zeit  durch  das  ausfallende  Bohrmehl  der 


^)  Nachdem  bei  immer  mehr  Arten  der  Gattung  Eccoptogaster  Reifungsfraß  festgestellt 
wurde  (bei  laevis^  intricatus^  scolyhis^  rugidosns)  möchte  ich  hinter  diese  Angabe  Tredls  ein 
Fragezeichen  machen.  Das  schnelle  Ausfärben  ist  kein  Beweis  für  die  Geschlechtsreife,  ebensowenig 
wie  bei  vielen  Borkenkäfern  die  helle  Färbung  einen  Beweis  für  die  Geschlechtsunreife  darstellt. 
Spessivtseff  (1921)  hat  völlig  ausgefärbte  Käfer  von  E.  laecis  Reifungsfraß  ausüben  sehen 
und  sich  auch  durch  anatomische  Untersuchung  überzeugt,  daß  die  äußerlich  fertig  erscheinenden 
Käfer  innerlich  noch  nicht  völlig  ausgereift  waren. 


492 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Befall  zuerst  sichtbar  wird.     Die  Revision    soll    aber    stets  bei   trockenem    Wetter 
erfolgen,  da  das   Bohrmehl  durch   Regen  abgespült  wird. 

Als  Parasiten  nennt  Kleine  (1909)  nur  2  Schlupfwespen:  Pteromalus  capitahis  Forst, 
und  lunulus  Rtz. 

Rindenbrüter  an  Ulme. 

An  Ulme  finden  sich  eine  größere  Anzahl  von  Rindenbrütern,  von  denen 
die  meisten  der  Gattung  Eccoptogaster  und  2  der  Hylesininen- Gattung  Pteleobius 
angehören.  Als  forstlich  bedeutungsvoll  sind  vor  allem  zu  nennen  Eccoptogaster 
scolytus^  multistriatus  und  laevis^  und  Pteleobius  vittatus^  als  seltener  ferner  Eccopt. 
Kirschi^  ensifer^  pygmaeus   und   Pteleobius  Kraatzi. 

,    Eccoptogaster  (Scolytus)  scolytus  F.  (=  Ecc.  Geoffroyi  Goeze.) 
Großer   Ulmensplintkäfer. 

An  Größe  (4—6  mm)  dem 
Ratxeburgi  (s.  oben)  nicht  viel  nach- 
stehend, unterscheidet  sich  von  diesem 
vor  allem  durch  das  Fehlen  des  kurzen 
Längskieles  auf  der  Stirn.  Die  P'ärbung 
ist  schwarz  oder  pechbraun,  mit  meist 
braunen ,  oft  angedunkelten  Flügel- 
decken und  rötlichen  Fühlern  und 
Tarsen  (s.  oben  S.  478). 

Außer  an  Ulme  wurde 
Eccopt.  scolytus  gelegentlich  noch 
gefunden  an  Pappel,  Weide^ 
Esche,  Hainbuche,  Kork- 
eiche. 

Fraßbild:  Einarmige 
Längsgänge  (Abb.  246  B,  a). 
Muttergang  von  wechselnder 
Länge,  meist  kurz  {2  —  3  cm 
lang),  bisweilen  aber  auch  bis 
10  cm  lang;  2,5  -  3  mm  breit. 
Larvengänge  ausgedehnt,  mit- 
unter 10 — 15  cm  lang,  ent- 
sprechend der  verschiedenen 
Länge  des  Brutganges  in  sehr 
verschiedener  Zahl.  Puppenwiege 
gewöhnlich  in  der  Rinde,  nur 
bei  dünner  Rinde  in  den  Splint 
eingreifend. 

Nach  Beobachtungen  Röhrls 
in  Nordfrankreich  kommt  auch 
ausgedehnter  Ernährungsfraß 

fuf  f'^F^R   Ernährungsfraß  von  Eccoptogaster  scoly-  ^^,  ^^j  ^^^^     j^  ^^^^  ^^^  3uf- 

tus  t.     i<  raßstucke    m  der  Sammlung  des  Münchener 
Institutes  (von  A.  Röhrl  eingesandt).  —  Original.  fallenden  Gängen  bezw.  Löcher» 


Ipidae  (Scolytidae).  —    Rindenbrüter  an   Ulme. 


493 


an  der  Basis  der  Blattstiele  und  den  Abzweigstellen  kleinerer  Äste  (Abb.  246  A), 
ganz  ähnlich  wie  bei  laevis  und  intricalus'"  (briefliche   Mitteilung). 

Generation.  —  Eine  doppelte  Generation  ist  wohl  die  Regel  (AI tum, 
Nüßlin,  Knöche).    Erste  Schwärmzeit  Ende  Mai,  zweite  Mitte  bis  Ende  August.^) 

Forstliche  Bedeutung.  —  Hauptsächlich  Alleeschädling.  Seine  wirtschaft- 
liche Bedeutung  liegt  nicht  so  sehr  darin ,  daß  er  stärkere  kränkelnde  Stämme 
anfliegt  und  dieselben  schließlich  tötet,  sondern  darin,  daß  er  hoch  im  Wipfel  auch 
gesunde  Bäume  primär  befäUt,  die  Zweige  tötet  und  dann  abwärts  steigt.  Geht 
sowohl  an  junge  als  an  alte  Bäume  (Alt um).    Kann  ganze  Alleen  zum  Absterben 


Abb.    246  B.     "Fraßbilder    von    a  Eccoptogaster    scolytus  F.,    b   Eccoptogaster 
Etwas  vergr.   —  Aus   Nüßiin. 


multistriatus  Mrsh. 


bringen  (Frankreich,  England).  Ein  sehr  bekannt  gewordener  Fall  von  Alleebaum- 
zerstörungen in  Deutschland  durch  scolytus  (im  Verein  mit  der  folgenden  Art)  ist 
der  von  Ratzeburg^berichtete  auf  dem  Tempelhofer  und  Schöneberger  Ufer  zu 
Berlin,  wo  verpflanzte  Bäume  von  20 — 30  cm  Durchmesser,  die  durch  Grund- 
wasser geschädigt  waren,  infolge  dieser  Angriffe  eingingen. 

Auch  der  Ernährungsfraß  kann  durch  Abtöten  der  Stockausschläge  recht 
schädlich  werden,  vor  allem  beim  Niederwaldbetrieb    (Röhrl  i.  1,). 

Bekämpfung.  —  Fangbäume  bezw.  starke  Fangäste  haben  sich  gut  bewährt. 
Zu    erproben    wären    stehende    Fangbäume,    wie    sie    Tredl    (siehe    oben)    gegen 


^)  Einige  Autoren  (Knotek,    Barbe y)    halten   die   doppelte    Generation    für    Ausnahme. 
Pauly  nimmt  überhaupt  nur  einfache  Generation  an. 


494 


Coleoptera. 


7.    Familienreihe:   Rhynchophora. 


Ratzehmgi  empfohlen   hat.     Einschlag    der    befallenen    Bäume    und    Verbrennen 

der  Rinde  und  der  mit  Brut  besetzten  Äste. 

Ecc.  scolytus  wird  in  seinen  Fraßgängen  von  einer  Reihe  Feinden  verfolgt.  Kleine 
(1909)  führt  als  solche  an:  den  Käfer  Auloniiim  trisule.atuni  Fourc.  und  die  Schlupfwespen 
Dendrosoter  Middendorffi  R.,  protuberans  N.,  Curtisii  R.,  Bracon  initiatellus  R.,  Ecphylus 
eccoptogastriB..,  Phaeogenes  nanus  Ws.,  Hernäeles  aesHvalis  Grw.^  melanarms  Grv.,  Spathius 
exarator  L.  und  exanmilatus  R.,  Elackistus  leucogramma  R.,  Cheiropachus  quadrum  F., 
Cerocephala  cornigera  Ws.,  Pteromalus  capitatus  Forst.,  bimaculatus  N.,  brunnieans  R., 
laneeolatus  R.,  lunulus  R.  und  valleculus  R. 


Bauchring  (Abb.  230a)  leicht  zu  erkennen  ( 
Außer 


Eccoptogaster  multistriatus  Marsh. 

Kleiner    Ulmensplintkäfer. 
Viel  kleiner  als  die  vorige  Art  (2 — 3,5  mm);    außerdem  an    dem  großen  Dornfortsatz  aro 

oben  S.  477). 
an    Ulme    gelegentlich    noch    an    Aspe 
und   Pflaumenbaum  gefunden. 

Fraßbild  ein  einarmiger  Längsgang,  von  sehr 
wechselnder  Länge  (2 — 6  cm),  dem  vorigen  Sjinlich; 
jedoch  Muttergang  entsprechend  der  Kleinheit  des 
Käfers  viel  schmäler,  die  Larvengänge  meist  in  noch 
größerer  Zahl  (bis  50  auf  jeder  Seite)  vorhanden,  viel 
dichter  stehend  (Abb.  246B,  b).^)  Ernährungsfraß 
wie  beim  vorigen   (Röhrl). 

Generation,  Lebensweise  und  forstliche 
Bedeutung  im  großen  und  ganzen  wie  bei  E.  scolyiuSy 
mit  dem  er  häufig  gemeinsam  vorkommt  und  zwar 
meist  in  der  Weise,  daß  scolytus  den  starken  unteren 
Stammteil  und  die  starken  Äste  befällt,  während  im 
oberen  Stammteil  und  in  den  Zweigen  multistriatus  frißt. 
Letzterer  befällt  auch  sehr  gerne  jüngere  Alleebäume, 
die  kränkeln  oder  die  erst  frisch  gesetzt  worden  sind 
(Scheidter  i.  1.). 

Als  P^inde  führt  Kleine  außer  einigen  schon  bei  scolytus 
genannten  noch  an:  Encoela  minuta  Gir.,   Coeloides  scolyticida 

Meteorus  albicornis  Ruth,  und  brevipes  Wsm. 


Abb.     247.       Fraßbild     von 

Eccoptogaster    ulmi     Redt.-') 

(Var.    von    multistriatus).    — 

Nach  Eggers. 


Wsm. 


Eccoptogaster  laevis  Chap.  ^) 
/  "'/•     Mittlerer  Ulmensplintkäfer. 
Etwas  größer  als  der  vorige  (3 — 4  mm).    Ohne  Dornfortsatz  am  2.  Bauchring  (s.  ob.  S.  478). 
Der  Muttergang    (Abb.    248)    stellt    einen     einarmigen    Längsgang    dar, 
ziemlich  lang,  4 — 10  cm,  meist  mit  geräumiger  lammelkammerartiger  Erweiterung 


')  Der  meist  als  Varietät  zu  multistriatus  gezogene  Ecc.  ulmi  Redt,  ist  nach  Eggers 
(1904)  auf  Grund  des  abweichenden  Fraßbildes  (Abb.  247)  als  selbständige  Art  anzusehen.  Das^ 
charakteristische  Merkmal  des  Fraßbildes  besteht  darin,  daß  die  Larvengänge  bei  weitem  weniger 
zahlreich  und  weniger  dicht  gestellt  sind  (höchstens  1 1  auf  i  cm  Länge  in  unregelmäßigen 
Zwischenräumen).  Ferner  findet  sich  stets  eine  rammelkammerartige  Erweiterung  am  Beginn, 
des  Mutterganges  (ähnlich  wie  bei  E.  laeris). 

^)  Mit  laeins  synonym  ist  wahrscheinlich  der  von  Eggers  aus  Dänemark  beschriebene 
Loevendali. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Ulme. 


495 


beginnend.!)  Larvengänge  sehr  fein  und  dicht  gestellt,  ihr  Anfang  ganz  im  Bast 
gelegen,  erreichen  eine  Länge  bis  zu  8  cm.  Puppenwiegen  tief  ins  Holz  gehend. 
Über  den  Ernährungsfraß  (Reifungsfraß)  dieser  Art  liegen  verschiedene 
Beobachtungen  vor,  die,  da  sie  von  allgemeinerem  Interesse  für  die  Gattung 
Eccoptogaster  sind,  hier  eingehender  berücksichtigt  werden  sollen.  Nach  Wichmann 
(1909)  führen  die  Jungkäfer,  bevor  sie  zur  Brut  schreiten,  stets  einen  Reifungs- 
fraß aus,  indem  sie  an  ganz  dünnrindigen  Stämmchen  die  oberen  Rindenschichten 
in  kleinen  plätzeförmigen  Stellen  von  meist  länglicher,  oft  nur  ritzenartiger  Gestalt 
benagen.  Eingehende  Beobach- 
tungen veröffentlicht  in  neuester 
ZeitSpessivtseff  aus  Schwe- 
den: Die  jungen  Käfer  kriechen 
unmittelbar  nach  dem  Verlassen 
der  Puppenwiege  aus,  um 
anderwärts  einen  4  —  5  tägigeu'' 
Reifungsfraß  auszuüben.  Der- 
selbe geschieht  in  verschiedener 
Art  und  Weise.  „Am  häufigsten 
werden  die  grünen  Sprosse,  so- 
wie auch  der  Trieb  des  vorigen 
Jahres  befallen.  Die  Käfer 
bohren  sich  entweder  an  der 
Basis  der  grünen  Sprosse  oder 
an  der  Basis  der  Seitenknospen 
ein,  und  setzen  ihr  Zerstörungs- 
werk dadurch  fort,  daß  sie  im 
Innern  des  Triebes  einen  kurzen, 
ungefähr  ^/^  cm  langen  Gang 
ausbohren;  manchmal  werden 
die  saftigen  grünen  •  Sprosse 
und  sogar  die  Blattstiele  an 
beliebigen  Stellen  angegriffen 
und  von  außen  und  von  innen 
zerstört  (s.  oben  Abb.  2 1 2  B, 
S,  445).     Im  ganzen  erinnern 

diese  Beschädigungen  an  die  Fraßspuren  des  in  Amerika  auf  Hikory  brütenden 
Eccopt.  quadrispinosus-^  auch  die  Folgen  sind  dieselben:  Welken  der  angegriffenen 
Sprosse  und  Zweige.  Bei  Abwesenheit  belaubter  Sprosse  begnügen  sich  die  Käfer 
mit  der  saftigen  Borke,  wie  Wichmann  bereits  geschildert."  —  Daß  Eccopto- 
gaster nur  eines  kurzen  Reifungsfraßes  bedarf,  rührt  nach  den  anatomischen  Unter- 


Abb.  248.  Zwei  FralJbilder  von  Eccoptogaster  laevis  Chap. 
(die  Larvengänge  sind,  da  größtenteils  im  Bast  gelegen^ 
nur  undeutlich   zu    sehen).    —    Original   (phot.  Scheidter). 


')  Das  Fraßbild  von  laevis  scheint  übrigens  recht  variabel  zu  sein,  bezw.  zu  Ab- 
weichungen zu  neigen:  So  bildet  Kemner  einen  abnormen  Muttergang  mit  langer  gebogener 
Rammelkammer  ab  und  Wichmann  berichtet  sogar  von  zweiarmigen  (mit  i  J  und  2  ^^ 
besetzten)  Muttergängen  (Längsgängen),  von  denen  er  einige  abbildet. 


496 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


suchungen  Spessivtseffs  daher,  daß  die  Geschlechtsorgane  der  frisch  geschlüpften 
Käfer  bereits  wesentlich  weiter  entwickelt  sind  (s.  Abb.  212  A,  S.  444)  als  bei 
den  meisten  übrigen  Borkenkäfern.     S.  auch  bei  E.  solytiis  und  intricatus. 

Ecc.  laevis  hat  sich  verschiedentlich  als  forstlich  beachtenswert  gezeigt  — 
in  Österreich  (Wichmann  1909),  Böhmen  (Czech),  Bosnien  (Knotek)  und 
Schweden  (Kemner  19 19)  —  durch  Befall  von  Ulmenalleen  (auch  in  Ge- 
meinschaft mit  Ecc.  scolytus).  Nach  Wich  mann  (1.  c.)  ist  laevis  in  der  Gegend 
von  Brück  a.  M.  (Steiermark)  der  häufigste  Ulmensplintkäfer.  Ständig  bewohnt 
er  dort  eine  Ulmenallee,  von  der  durch  ihn  nicht  selten  Bäume  getötet  werden. 
Meist  befällt  er  die  Äste  und  Zweige,  die  er  zum  Absterben  bringt.  Auch  bei 
München  (im  englischen  Garten)  ist  laevis  eine  häufige  Erscheinung. 

Zur  Bekämpfung  wird  sorgfältiges  Aussägen  und  Vernichten  der  Äste 
empfohlen. 

Als  weitere,  jedoch  seltener  vorkommende  Eccoptogaster-KxiQn.  kommen 
noch  folgende  drei  Arten  an  Ulme  in  Betracht: 

'y'^72       Eccoptogaster  Kirschi  Skal. 

Beschreibung  s.  oben  S.  477  u.  Abb.  230  a. 

Tritt  hauptsächlich  in  Rußland  auf,  wurde  jedoch  auch  in  Böhmen  und 
Posen  gefunden;  brütet  wahrscheinlich  ausschließlich  in  glattrindigen  Stämmchen 
oder  Gipfelenden  alter  Ulmen. 

Muttergang  sehr  kurzer  Längsgang  (72 — 1^/2  '^^1  ^^^^  ^^^^^  mit  Bohrmehl 
gefüllt  (Abb.  249).  EingangsöffnuDg  befindet  sich  an  einem  Ende  des  Ganges 
oder  auch  in  der  Mitte.  Die  wenigen  Eiergrübchen 
(4  — 10,  höchstens  14)  liegen  meist  am  Ende  des  Ganges, 
oder  wenn  das  Bohrloch  in  der  Mitte,  auch  an  beiden 
Enden.  Wegen  der  geringen  Eizahl  eines  Ganges 
nimmt  Chewyreuv  an,  daß  jedes  $  mehrere  Gänge 
anlegt.  Die  Gänge  werden  sehr  oberflächlich  unter 
der  Epidermis  angelegt,  so  daß  die  Rinde  längs  der- 
selben sehr  bald  aufplatzt  und  häufig  auch  Saft  aus 
den  Rissen  fließt.  Die  Larvengänge  ebenfalls  erst 
sehr  oberflächlich ,  vertiefen  sich  aber  bald  nach  der 
Innenseite  des  Bastes  und  hinterlassen  in  ihrem  letzten 
Teil  Spuren  auf  dem  Splint  (infolgedessen  zeigt  sich 
sowohl  auf  der  Unterseite  der  Rinde  wie  auf  dem 
Splint  ein  Labyrinth  von  durcheinander  laufenden 
Larvengängen). 

Generation    einjährig,    Eiablage    von    Mitte    Mai 

bis  August.    In  Rußland  wurden  10 — 12jährige  dichte 

Ulmenpflanzungen  oft  stark  befallen  und  anscheinend  ganz  gesunde  Pflanzen  zum 

Absterben  gebracht;  auch  alte  Ulmen  vom  Gipfel  her  abgetötet  (Eggers   1906). 


-Abb.     249.       Fraßbild     von 

-Eccoptogaster  Kirschi  Skal.  — 

Aus  Spessivtseff. 


Eccoptogaster  ensifer  Eichh. 

Beschreibung;  s.  oben^S.  477  u.  Abb.  230c. 

Dieser    durch   eigentümliche  Hinterleibsbildung  (Abb.  230  c)  ausgezeichnete 
.Eccoptogaster  ist  biologisch  dadurch  besonders  bemerkenswert,  daß  er  (was  in  der 


g  Ipidae  (Scolyti 


Rindenbrütei   an  Ulir.e, 


497 


Gattung  Ausnahme    ist)   ein  mehrarmiges   Gangsystem  anlegt  und  demgemäß 
in  Polygamie  lebt. 

^^''  Das  Fraßbild  besteht  meist  aus  2-  oder  3  armigen  Brutgängen,  die  meist  in 
der  Längsrichtung  von  einer  gemeinsamen  Rammelkammer  ausgehen;  selten  kommen 
auch  einarmige  Längsgänge  vor  (A.bb. 
250).  Die  Länge  der  einzelnen  Gänge  be- 
trägt 2 — 3Y2  cm,  die  Breite  ca.  i  mm; 
die  Zahl  der  Eier  in  einem  Gang  70 — 80. 
In  seinem  forstlichen  Verhalten  gleicht 
er  ganz  dem  vorigen  (s.  Eggers  1906). 
Lebt  scheinbar  ausschließlich  an  Ulme 
(hauptsächlich  Südiußland). 


/  ''Eccoptogaster  pygmaeus  F. 

Beschreibung:  s.  oben  S.  478. 

Muttergang  in  der  Regel  ein  ein- 
facher nach  oben  gerichteter  Längsgang 
von  2 — 3,  höchstens  5  cm  Länge;  die 
größte  Eizahl  116,  im  Durchschnitt  60. 
Der  Mutlergang  geht  von  einer  kleinen 
haken  fötrD igen  Kammer  aus.  Es  kommen 
auch  (wie  bei  ensi/er)  2-  und  3 armige  Brut- 
gänge vor.  Die  Muttergänge  liegen  sehr 
oberflächlich,  direkt  unter  der  Epidermis, 
ebenso  die  Anfänge  der  Larvengänge. 
Später  gehen  diese  jedoch  tiefer  bis  auf 
den  Splint. 

E.  pygmaeus  befällt  in  Rußland  die 
Feld-Flatterulme  und  den  Bergrüster  und 
zwar  mit  Vorliebe,  wie  die  beiden  vorigen, 
junge  Stämmchen  oder  die  Gipfel  älterer 
Bäume  (s.  Eggers   1906). 

Tredl  nennt  auch  noch  Fagus 
silvatica,  Carpinus  betula  und  Oka  europaea 
als  Brutpflanzen, 

Die  geographische  Verbreitung  er- 
streckt sich  über  einen  großen  Teil  von 
Europa.  Tiedl  nennt  Italien,  Spanien,  viele 
Orte  in  Deutschland,  Böhmen,  Österreich, 
Ungarn  und  Rußland. 


Abb.    250.     Fiaßbilder    von    Eccoptogaster 
ensifer  Eichh.  an  Ulme.  —  Aus  Spessivtseff. 


yijji)  Pteleobius  vittatus  F. 
Bunter  Ulmenbastkäfer. 

Hat  in  seiner  äußeren  Erscheinung  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  kleinen  Eschenbast- 
käfer {Hyl.  fraxini),  vor  allem  durch  die  gescheckte  Färbung  (Beschuppung);  läßt  sich  aber  von 
diesem  leicht  unterscheiden,  einmal  durch  seine  Kleinheit  und  sodann  durch  die  Form,  Flügel- 
deckenwölbung und  Verlauf  des  Bauches   (s.  Abb.  226b,  S.   474  u.   Abb.  232  b,  S.   478). 

Das  Brutfraßbild  stellt  einen  typischen  doppelarmigen  Quergang 
dar,    im    ganzen    2 — 4  cm    lang,    hauptsächlich    in    der    Rinde    verlaufend.     Die 

Escherich,  Forstinsekten.      II.   Bd.  3- 


498 


Coleoptera.   —    7.   P'amilienreihe :   Rhynchophora. 


mittlere  Eingangsröhre  geht  nicht  bis  auf  den  Splint,  so  daß  an  der  Innenseite 
der  Rinde  die  beiden  Arme  des  Muttergangs  durch  eine  kleine,  unverletzte 
Rindenstelle  getrennt  erscheinen.  Die  Larvengänge  sind  kurze  in  der  Rinde  ver- 
laufende Längsgänge  (Abb.  251). 

Nach  den  Beobachtungen  Strohmeyers  (1916)  kommt  bei  viitatus  auch 
Ernährungsfraß  vor,  indem  die  Käfer  sich  in  die  Rinde  einbohren  und  dort 
kurze  Gänge  machen,  wodurch  grindige  Stellen,  sogenannte  „Rindenrosen" 
(Abb.  252)  entstehen.  Bei  glattrindigen,  jungen  Stammpartien  wählen  die  Käfer 
besonders  überwallte  Astansatzstellen,  weil  hier  die  von  ihnen  bevorzugten  Rinden- 


Abb.  251.    Pteleobius  vittatus  F.    Bratfraßgänge       Abb.  252.     Ernährungsfraß     von    Pteleobius 
in  Ulmenrinde.     Nat.  Gr.  (N.).  vittatus  F.  („Rindenrosen")  an  Ulme.  — 

Aus  Strohmeyer. 


risse  vorhanden  sind.  In  diesen  Fällen  treten  die  Rindenrosen  wulstig  hervor. 
Bei  älteren  Stämmen  mit  rauher  rissiger  Rinde  bohrt  er  sich  an  beliebigen  Stellen 
ein,  da  ja  hier  überall  Rindenrisse  vorhanden  sind;  die  an  solchem  Material  ent- 
standenen  Rindenrosen  sind  mehr  flach. 

Der  die  „Ulmenrosen"  verursachende  Fraß  kann  sowohl  zum  Zweck  der 
Ernährung  („Reifungs-  und  Regenerationsfraß")  als  auch  zur  Überwinterung  dienen 
(„Überwinterungsfraß").  ^) 


')  Mit  dieser  Entdeckung  Strohmeyers  entfällt  der  von  Fuchs  (1917)  vermutete  bio- 
logische Gegensatz  von  vitlaius  und  fraxini;  es  besteht  vielmehr  zwischen  beiden  eine  weit- 
gehende Übereinstimmung,  indem  beide  Ernährungsfraß  ausüben  und  durch  diesen  die  sogenannten 
„Rindenrosen"  erzeugen. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Esche.  4QQ 

Nüßlin  nennt  Pteleobius  vittatus  einen  „ausgesprochenen  Frühschwärmer" 
(schon  Ende  März).     AI  tum  nennt  Mai  und  August  als  Schwärmmonate. 

Vittatus  kommt  häufig  mit  den  obigen  Ulmensplintkäfern  {E.  scolytus  und 
muliistnatiis)  gemeinsam  vor.  Ein  wirklicher  Schaden  durch  vittatus  wird  nur 
einmal  in  der  forstlichen  Literatur  erwähnt,  nämlich  von  Schindler  (1861),  der 
berichtet,  „daß  in  einem  ungarischen  Forst  12  Stück  i  bis  2  Zoll  starke  und  6 
bis   10  Schuh  hohe  Rüsterstämmchen   dem  Käfer  zum  Opfer  fielen". 

Der  nah  verwandte  Pteleobius  Kraatzi  Eichh.  (s.  oben  Abb.  232,  a  u.  c, 
S.  478)  scheint  sich  biologisch,  auch  bezüglich  der  Fraßbilder,  genau  wie  vittatus 
zu  verhalten. 

Als  Feinde  von  Pt.  rittatus  nennt  Kleine  nur  die  Käfer  (Clavicornier)  Xe»wsoma 
elongatum  L.  (Abb.   57,  D,  S    119)  und  Hypophloeus  fraxini  Kugel. 

Rindenbrüter  an  Esche. 

Die  Esche  wird  von  mehreren  Rindenbrütern  befallen,  die  alle  der  gleichen 
Gattung,  Hylesinus^  angehören. 

k%*f*)  Hylesinus  fraxini  Pz. 

Kleiner  (bunter)  Eschenbastkäfer. 

An  seiner  buntscheckigen  Beschuppung  der  Flügeldecken,  die  er  nur  noch  mit  Fteleohins 
vittatus  teilt,  leicht  zu  erkennen  (Unterschied  von  letzterem  s.  S.  474  u.  Abb.  226). 

Die  geographische  Verbreitung  fällt  mit  der  der  Esche  zusammen 
und  reicht  von  Skandinavien  bis  nach  Tunis  und  von  Spanien  bis  Rußland. 

Außer  an  Esche  (Hauptfraßpflanze)  im  Süden  auch  an  Ölbaum;  aus- 
nahmsweise an  Akazie  (Keller  1882)  und  Apfelbaum  (Henschel  1882),  ferner 
noch  an  Fraxinus  ornus,  Syringa  vulgaris,  Juglans  nigra^    Quercus  pedunculata. 

Fraßbild.  —  Die  Muttergänge  sind  an  stehenden  Stämmen  regelmäßige, 
doppelarmige  Quergänge,  von  6 — 10  cm  Länge  und  1^/2  mm  Stärke  mit 
kurzer  mittlerer  Eingangsröhre.  Larvengänge  kurz  (durchschnittlich  ca.  4  cm), 
dichtgedrängt,  meist  ziemlich  senkrecht  nach  oben  und  unten  abgehend.  Mutter- 
wie  Larvengänge  schneiden  gewöhnlich  tief  ins  Holz  ein  (nur  in  sehr  stark- 
borkigen Stämmen  verlaufen  sie  mehr  in  der  Rinde  als  im  Splint).  Daher  sieht 
ein  stark  befallenes  entrindetes  Stammstück  aus  als  wäre  es  mit  zierlichem, 
künstlichem  Schnilzweik  versehen  (Abb.  253,  A).  Die  Puppenwiegen  liegen 
entweder  mit  ihrer  Längsachse  in  der  Peripherie  des  Holzes  oder  sie  dringen 
senkrecht  in  dasselbe  ein. 

Die  Fraßfiguren  können  verschiedentliche  Abweichungen  vom  be- 
schriebenen Typus  zeigen.  In  sehr  aUen  starkborkigen  Stämmen  können  die 
ganz  wagrecht  verlaufenden  Muttergänge  die  Länge  von  zusammen  15 — 16  cm 
erreichen.  Hier  verschwindet  auch  gewöhnlich  der  Eingangsstiel  vollständig 
und  man  sieht  dann  auf  der  Innenseite  der  Rinde  nur  das  Einbohrloch,  von 
dem  aus  nach  rechts  und  links  die  beiden  Arme  des  Mutterganges  ab- 
gehen. Umgekehrt  werden  die  Muttergänge  in  schwachem  Material  (Stangen, 
Ästen)   kaum  4 — 5  cm  lang;    die  beiden  Arme  liegen  hier  oft  nicht  in  derselben 

32* 


500 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:    Rhynchophora. 


B 


Abb.   253.     Hylesium  fraxini  Pz.    A  Eschenstämmchen  mit  zahlreichen  Brutfraßgängen  dicht  be- 
setzt.    Kat.    Gr.      B    „Eschenrindenrosen" ,    verursacht    durch    den    Ernährungsfraß    des    Käfers. 
Nat.  Gr.  —  Aus  Scheid  ter. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Esche.  eoi 

Richtung,  sondern  trennen  sich  von  dem  Eingang  in  verschiedenem  Winkel. 
Auch  wenn  der  Befall  in  liegenden  Stämmen  stattgefunden  hat,  werden  die 
Fraßbilder  recht  unregelmäßig;  indem  die  Eingangsröhre  einen  stumpfen  oder 
spitzen  Winkel  mit  den  sehr  ungleichmäßig  ausgebildeten  Muttergängen  bildet 
(Chewyreuv). 

Die  Menge  der  Gänge  ist  oft  ganz  unglaublich;  letztere  stehen  dann 
so  dicht,  daß  Gang  an  Gang  gedrängt  erscheint  und  buchstäblich  nicht  i  qmm 
ohne  Fraßgang  ist.  Nitsche  zählte  an  einem  Stammstück  von  2,8  m  Länge, 
einem  oberen  Umfang  von  32,5  und  einem  unteren  von  60  cm  annähernd 
24000  Ausfluglöcher! 

Neben  dem  Brutfraß  übt  H.  fraxini  (wie  Ptel.  vittatiis)  einen  Ernährungs- 
fraß aus  zum  Zweck  der  Reifung  bezw.  Regeneration  und  einen  Über- 
winterungsfraß. Dieser  Fraß  wurde  zuerst  von  Noerdlinger  (S.  40)  nach- 
gewiesen, von  Henschel  (1880)  genauer  untersucht  und  von  Knoche  in  seiner 
wahren  Bedeutung  erkannt.  Der  Käfer  bohrt  sich  in  der  Krone  der  Eschen  oder 
an  jungen  Stangen  an  deren  Schäfte  in  die  grüne  Rinde  ein,  um  hier  zu  minieren. 
Die  verschieden  verlaufenden  Gänge  sind  selten  länger  als  2  cm,  liegen  aus- 
schließlich in  der  Grünrindenschicht  und  sind  lediglich  gedeckt  von  der  äußeren 
dünnen  Rindenhaut.  Durch  wiederholten  Befall  dieser  Stellen,  meist  durch  mehrere 
Käfer,  entstehen  durch  Risse,  Sprünge  und  Überwallungen  jene  rosettenartigen 
krebsähnlichen  Grindstellen,  die  als  „Eschenrosen"  bezeichnet  werden  (Abb.  253,  B). 

Die  Generationsverhältnisse  sind  recht  verschieden  beurteilt  worden. 
Die  einen  Autoren  nahmen  eine  doppelte  Generation  an  (Eichhoff,  Barbey  u.  a.), 
andere  eine  einfache  (Ratzeburg).  Zweifellos  kommen  Sommerbruten  vor.  Doch 
stellen  diese,  wie  Knoche  und  G.  Fuchs  gezeigt  haben,  keine  echte  2,  Generation 
dar,  sondern  nur  eine  „zeitlich  verschobene  Fortsetzung  der  ersten  Generation", 
also  eine  „Geschwisterbrut".  Die  genannten  Autoren  konnten  feststellen,  daß 
nach  Beendigung  der  Frühjahrsbrut  die  Mutterkäfer  die  Gänge  in  sehr  munterer 
Verfassung  verlassen  und  sich  in  die  Krone  der  Eschen  begeben,  um  sich  dort 
in  die  grüne  Rinde  einzubohren  (wie  es  später  auch  die  Jungkäfer  tun).  Nach- 
dem die  Mutterkäfer  einige  Zeit  Regenerationsfraß  ausgeübt  haben,  schreiten  sie 
zur  Anlage  neuer  Brüten. 

Die  Schwärmzeit  fällt  gewöhnlich  in  die  Monate  März-Mai.  Ausnahms- 
weise (nach  sehr  milden  Wintern)  kann  das  Schwärmen  schon  wesentlich  früher 
beginnen;  so  beobachtete  Keller  (iQiö)  schon  am  10.  Februar  Weibchen  bei 
der  Anlage  von  Brutgängen.  In  solchen  Fällen  ist  die  Möglichkeit  einer  echten 
2.  Generation  neben  Geschwisterbruten  wohl  nicht  von  der  Hand  zu  weisen. 

Forstliche  Bedeutung.  —  Iraxi'm  he(ä\h  jedes  Alter  der  Esche  und  geht 
bei  starkem  Befall  auch  an  die  dünnsten  Äste  bis  Bleistiftstärke ;  i)  für  gewöhnlich 
jedoch    werden    Heister    bis    zu    einem    Durchmesser    von    3 — 5   cm    verschont.-) 


^)  In  letztem  Fall   sind  die  Gänge  fast  stets  längsgestellt  (Münchener  Sammlung). 

*)  Ausnahmsweise  wurde  fraxini  sogar  in  letztjährigen  Trieben  und  einjährigen  Stock- 
ausschlägen gefunden  (Henschel  1882).  Er  hatte  sich  hier  in  die  Knospenachseln  und  die 
Knospen  selbst  eingebohrt  und  zwar  so  zahlreich,  daß  die  Schosse  sicher  bald  absterben  mußten. 


CQ2  Coleoptera.  —  y.-  Familienreihe :    Rhynchophora. 

Ob  er  nur  sekundär  ist  und  nur  kränkelndes  Material  annimmt,  oder  aber  auch 
ganz  gesundes,  darüber  sind  die  Meinungen  geteilt.  Frohwüchsiges  Jungholz 
wird  jedenfalls  stets  gemieden.  Ältere  Bäume  dagegen  scheint  er,  auch  wenn 
sie  ganz  gesund  sind,  anzugehen;  der  Anfang  erfolgt  bei  solchen  (ähnlich  wie 
bei  Eccopt.  scolytus  an  Ulme)  meist  oben  am  Wipfel  und  geht  von  da  allmählich 
nach  unten,  bis  schließlich  der  ganze  Baum  von  oben  bis  unten  mit  Fraß  über- 
zogen ist.  Erst  trockene  Reiser  und  schwache  Zweige,  dann  Absterben  stärkerer 
Äste  und  endlich  Eingehen  des  ganzen  Baumes  sind  die  Folgen  dieses  Fraßes. 
In  den  Isarauen  bei  München  hatte  /raxi?ii  sich  über  die  Eschen  hergemacht, 
die  infolge  Überschwemmung  länger  unter  Wasser  gestanden  hatten.  Auch 
nach  Schildlausbefall  wurde  ein  starker  Angriff  beobachtet  (Scheidter).  Außer 
stehenden  Stämmen  befällt  der  Käfer  mit  Vorliebe  auch  gefällte  Stämme,  auf- 
bereitetes Holz,  Meterstöße  und  dergleichen. 

Bekämpfung.  —  Die  Vorliebe  für  geschlagenes  Holz  läßt  als  Abwehr-  und 
Vorbeugungsmittel  das  Werfen  von  Fangbäumen  empfehlen.  Dieses  hat  zum 
erstenmal  spätestens  bis  Ende  März  und  dann  nochmals  bis  spätestens  Mitte 
Juli  (zu  welcher  Zeit  der  wiederholte  Anflug  der  regenerierten  Mutterkäfer  statt- 
findet) zu  geschehen.  Auch  stehende  Fangbäume,  hergestellt  durch  Beschädigung 
starker  Stämme  an   der  unteren   Partie,  werden   empfohlen   (A.ltum). 

Ein  großes  Parasitenheer  verfolgt  die  Brut.  Bei  Zuchtversuchen  Scheidters  kamen 
bisweilen  mehr  Schkipfwespen  heraus  als  Käfer.  Kleine  führt  folgende  Schlupf wespenarten  als 
bei  fraxini  gefunden  an:  Coeloides  fdiformis  R,  melanotus  Wsm.,  Gheiropaehus  quadrum 
F.,  Eusandaluni  inerme  R.,  Bracon  caudatus  R.,  longicaudis  R.,  Spathius  exarator, 
Dendrosoter  protuberans  N.,  Hecabolus  sulcatus  Curt.,  Gerocephala  cornigera  Ws.,  Eupel- 
mus  Degeeri  Dahn.,  Eurytoma  flavocapsnlaris  R. ,  flavovaria  R.,  nodulosa  R.,  ischioxantha 
R.,  Pteromalus  bimaeulatus  Ns.,  bivestigatus  R.,  fraxini  R..  Rhaphiteltts  Ladenbergi  R., 
Tridymus  xylophagorum  R. 

C'^f*i     Hylesinus  orni  Fuchs. 
Der  ähnliche  bunte  Eschenbastkäfer. 

Dieser  vor  kaum  einem  Dezennium  von  Fuchs  entdeckte  Käfer  gleicht 
dem  vorigen  so  sehr,  daß  die  beiden  Arten  nur  schwer  auseinander  zu  halten 
sind.  Dagegen  lassen  sich  die  Fraßbilder  der  beiden  Arten  gut  voneinander 
unterscheiden.  Omi  frißt  wie  fraxini  einen  doppelarmigen  Quergang,  auch  die 
Eiablage  erfolgt  in  derselben  Weise;  doch  ist  der  Verlauf  der  Larvengänge 
wesentlich  verschieden.  Während  bei  fraxini  sämtliche  Larvengänge  vollständig 
von  einander  getrennt  verlaufen,  stehen  die  von  orni  so  dicht  beieinander,  daß 
sie  zum  großen  Teil  miteinander  verschmelzen  (Abb.  255,  A).  Sie  sind  kurz 
wie  bei  fraxini  und  erreichen  höchstens  eine  Länge  von  3  cm.  Am  Ende  geht 
die  erwachsene  Larve  zur  Verpuppung  in  den  Splint. 

Er  brütet  hauptsächlich  in  dünnem  Material,  in  Ästen  älterer  Stämme  bis 
zu  8  cm  Stärke.  Häufig  findet  man  seine  Gänge  untermischt  mit  jenen  von 
H.  fraxini  und  oleiperda^  wo  dann  der  Unterschied  der  Fraßbilder  besonders 
deutlich  zum  Ausdruck  kommt. 

H.  omi  ist  im  allgemeinen  gar  nicht  so  selten,  er  wurde  aber  bisher  meist 
mit  den  beiden  ebengenannten  zusammengeworfen  (Scheidter   19 16). 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Esche.  ^03 

"Plfi      Hylesinus  crenatus  F. 

Großer  schwarzer  Eschenbastkäfer. 

Bedeutend  größer  als  die  vorigen  (ca.  4^/2 — 5'/.,  mm),  länglich  eiförmig,  gewölbt,  einfarbig 
schwarz,  fast  unbehaart  (s.  Tab.  S.  479). 

Außer  an  Esche  auch  an  Eiche  (Rußland)  und  Syringe.  —  Geo- 
graphische Verbreitung  wie  bei  fraxini. 

Die  Brutgänge  (Abb.  254)  stellen  in  der  Regel  zweiarmige  Quergänge 
dar,  deren  einer  Arm  aber  häufig  nur  sehr  kurz  ist  („anderthalbarmiger  Quergang"). 
Die  Muttergänge  sind  auffallend  breit  (ca.  5  mm),  im  Gegensatz  zur  Länge, 
die  selten  mehr  als  8  cm  (für  beide  zusammen)  erreicht.  Gewöhnlich  werden 
die  Muttergänge  nach  einiger  Zeit  geschwärzt.  Bei  starkrindigen  Stämmen, 
die  crenatus  in  erster  Linie  angeht,  ist  kein  längerer  Einbohrgang  (Stiel)  vor- 
handen. Das  Einbohrloch  ist  auf  der  Innenseite  der  Rinde  häufig  von  einer . 
schmalen  Brücke  überdeckt. 

Die  Larvengänge  sind  dagegen  sehr  lang  (bis  zu  30  cm),  so  daß  sie 
zuweilen  um  den  Stamm  herumgehen.  Anfangs  laufen  sie  eine  kurze  Strecke  in 
der  Längsrichtung  nach  oben  und  unten,  biegen  dann  aber  mehr  oder  weniger 
rechtwinkelig  in  der  Queirichtung  ab,  so  daß  sie  schließlich  zum  Teil  den  Mutter- 
gängen parallel  veilaufen.  Sie  greifen  deutlich  in  den  Splint  ein  und  sind  ge- 
wöhnlich vollgestopft  von  den  Exkrementen  der  Larve.  Die  großen  ovalen 
Puppenwiegen  liegen  in  der  Grenze  von  Rinde  und  Holz,  jedoch  mehr  in 
der  Rinde.  An  stark  besetzten  Stämmen  verwirren  sich  die  Gänge  derartig,  daß 
man  nur  selten  ein  klares  Bild  bekommt. 

Ein  Ernährungsfraß  (Reifungs-  und  Regenerationsfraß)  scheint  bei  crenatus 
(im  Gegensatz  zu  fraxini)  nicht  vorzukommen  (Fuchs  1907  S.  7).  Dagegen 
fressen  sich  die  Käfer  zum  Überwintern  (nach  Beobachtungen  von  Eggers) 
am  Fuße  der  befallenen  Bäume  im  moosigen  Wurztlanlauf  bis  etwa  Brusthöhe 
besondere  kurze  Überwinterungsgänge. 

Die  Generationsverhältnisse  sind  noch  wenig  geklärt.  Die  in  der 
Literatur  vorhandenen  Angaben  sprechen  für  eine  doppelte  Generation,  und 
zwar  in  der  Art,  daß  aus  den  in  der  i.  Flugperiode  (April,  Mai)  abgelegten 
Eiern  bis  zum  Juli  die  Käfer  entstehen,  welche  wieder  brüten,  und  deren  Nach- 
kommen dann  als  Larven  überwintern.  Doch  überwintern  vielfach  auch  die 
Käfer  und  Altum  ist  geneigt,  einen  April-  und  Oktoberflug  anzunehmen. 
(Nitsche  1881,  Altum  187Q.)  Der  Oktoberflug  bedeutet  wohl  sicher  das  Auf- 
suchen und  Einbohren  in  die  Winterquartiere  (Eggers). 

Forstliche  Bedeutung.  —  Hyl.  crenatus  ist  im  allgemeinen  seltener  als 
fraxini  und  fehlt  in  manchen  Gegenden  ganz.  Er  bevorzugt  die  ganz  starken 
dickborkigen  Stämme,  kommt  zuweilen  aber  auch  an  den  Asten  und  an 
schwächeren  Stämmen  mit  noch  dünner  Rinde  vor  (hier  brüten  nach  Scheidter 
meist  kleinere  Exemplare.)  Die  stärksten  Stämme  sind  von  ihm  oft  von  oben  bis 
unten  dicht  besetzt.  Seit  einiger  Zeit  tritt  crenatus  in  München  im  englischen 
Garten  an  starken  Alteschen  sehr  zahlreich  auf  (Scheidter).  —  Er  geht  wie 
fraxini  gerne  an  Fangbäume. 

An  Parasiten  nennt  Kleine  nur  drei  Schlupfwespen:  Ecphijhis  luilesini  R.,  Peri- 
lampus  micaiis  Ns.,  Dendrosoter  plcmus  R. 


504 


Coleoptem..-' —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


Abb.   25z 


Biutfraß  von  Hylesinus  crenatus  F.  in  einer  alten  starkborkigen  Esche.    Nat.  Gr. 
Aus  Sclieidier. 


Ipidae  (Scolytidae).   —    Rindenbriiter  an   Esche. 


505 


Abb^255.      A  Brutfraß   von   Hylesinus  orni  Fuchs  in  einem  Eschenast.     Nat    Gr.     B  Fraß  von 
Hylesinus  oleiperda  F.  in  einem  jüngeren,  glattrindigen  Eschenstämmchen.     Nat.  Gr.  — 


Aus  Scheidten 


5o6  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

'■"'  Hylesinus  oleiperda  F. 

Der  kleine  schwarze  Eschenbastkäfer. 

Beschreibung  s.  oben  S.  479. 

Dieser  ist  dem  Habitus  nach  eine  verkleinerte  Ausgabe  des  vorigen.  Seine 
eigentliche  Heimat  ist  dort,  wo  der  Ölbaum  gedeiht.  Er  kommt  aber  vieler- 
wärts  auch  in  Deutschland  vor  und  geht  bis  Dänemark,  wo  er  hauptsächlich  die 
Esche  befällt.  Außer  an  den  beiden  genannten  Baumarten  wurde  er  gelegent- 
lich noch  gefunden  an  Fra.xmus  ornus^  Syrhiga,  Ligustei;  Eleagniis  und  Fagus 
silvaiica  (?). 

Sein  Fraßbild  (Abb.  255,6)  hat  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  von 
fraxini  und  wird  auch  vielfach  mit  ihm  verwechselt.  Jedoch  läßt  es  sich  un- 
schwer von  ihm  unterscheiden,  vor  allem  an  den  wesentlich  längeren  Larven- 
gängen, i)  Das  Gangsystem  isl  sehr  schön  und  fein  gearbeitet.  Der  Mutter- 
gang ist  ein  deutlich  doppelarmiger  Quergang,  der,  scharf  in  den  Splint 
eingegraben,  eine  Breite  von  nur  2  mm  erreicht.  Bei  fast  allen  Fraßbildern 
findet  man  einen  wenige  Millimeter  langen  Einbohrstiel,  der  nur  ausnahmsweise 
bei  sehr  dickborkigen  Stämmen  sehr  kurz  sein  oder  auch  ganz  fehlen  kann.  Die 
Eigruben  liegen  sehr  dicht  beisammen.  Die  Larvengänge  sind  viel  länger  wie 
bei  fraxini  und  verlaufen  ähnlich  denen  von  crenatus:  die  in  der  Mitte  liegenden 
gerade  nach  auf-  und  abwärts,  die  äußeren  zuerst  senkrecht,  dann  nach  außen 
abbiegend.  Sie  erreichen  eine  Länge  von  5  —  7  cm,  und  gehen  am  Ende  bis 
zu    I  cm  tief  in  den  Splint,  wo  sich  auch  die  Puppenwiege  findet. 

Ein   besonderer  Reifungs-   und  Ernährungsfraß  scheint  nicht  vorzukommen. 

H.  oleiperda  befällt  bei  uns  hauptsächlich  schwächere  Eschenslämmchen 
bezw.  die  Äste  stärkerer  Stämme;  jedoch  findet  man  ihn  zuweilen  auch  an 
stärkeren,  aber  noch  glattrindigen  Stämmen,  Dickborkige  Stämme  geht  er  nur 
selten  an  (Scheidter  1916).  In  Karlsruhe  wurden  eine  Reihe  junger  Eschen  einer 
Allee  durch  ihn  zum  Absterben  gebracht. 

Parasiten:  Die  beiden  Schlupfwespen  Helcoz/isus  biachycenirus  G.  und 
Bracon  stabilis  Ws, 


Rindenbrüter  an  Eiche. 

An  Eiche  (als  Hauptbrutpfianze)  kommen  bei  uns  nur  zwei  Rinden- 
brüter vor, 

Eccopiogasler  ijitricatiis   Rtzb.   und 
Dryocoetes  villosus  F. 

Als  gelegentliche  Brutpflanze  wird  die  Eiche  noch  von  verschiedenen 
anderen  Arten  besucht,  wie  von  Eccoptogasier  laevis  (Hauptpfianze  Ulme),  Hyle- 
sinus  crenatus  und  praxini  (Hauptpfianze   Esche). 


*)  Nüßlin  (1898)  spricht  im  Gegensatz  zu  den  anderen  Autoren  von  „auffällig  kurzen' 
Larvengängen. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Eiche. 


507 


/'i^?   Eccoptogaster  intricatus  Rtzb. 

Bauch  vom  Vorderrand  des  2.  Segmentes  bis  zur  Hinterleibsspitze  schief  abfallend.  Die 
Punktstreifen  auf  den  Flügeldecken  nur  angedeutet.  Schwarz,  Flügeldecken  pechbraun,  Fühler 
und  Beine  gelbrot.  Die  Geschlechter  durch  2  über  dem  Mund  stehende,  gelbe,  spitze  Haarpinsel 
des  (j  zu  unterscheiden.     Größe  3 — 3,5  mm  (s.  oben  S.   478). 


Ä#t^. 


A  B  C 

Abb.   256.     Eccoptogaster   intricatus  Rtzb.     A   Brutfraß    an    Eichenstämmchen.     Original    (phot. 
Scheidter),  B  u.  C  Ernährungsfraß  der  Käfer  (Reifungsfraß)  an  jungen  Eichentrieben  (nach  Eckstein). 


Sein  Hauptbrutbaum  ist  die  Eiche,  auch  ausländische  Arten,  daneben  ist 
er  noch  in  der  echten  Kastanie,  Buche,  Hainbuche,  Pappel  und  Weide  gefunden 
worden.     Er  ist  über  ganz  Europa  verbreitet  und  überall  nicht  selten. 

Die  Form  der  Fraßfigur  (Abb.  256,  A)  des  intricatus  ist  sehr  charakteristisch 
und  kommt  sonst  nur  noch  einmal  (bei  Ecc.  carpini  s.  S.  514)  vor. 


eo8  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Die  Fraßbilder  bestehen  aus  kurzen,  einarmigen,  den  Splint  tief  furchenden 
Quergängen  von  i  bis  höchstens  3  cm  Länge.  Von  ihnen  gehen,  gleichfalls  in 
den  Splint  tief  eingreifend,  längsgerichtete,  etwas  geschlängelte,  10  bis  15  cm 
lange  Larvengänge  ab,  deren  Puppenwiegen  bald  in  der  Rinde  liegen,  bald  in 
den  Splint  eindringen.  Isolierte  Fraßfiguren  sind  verhältnismäßig  selten,  dagegen 
findet  man  oft  schwächere  Stämmchen  und  sogar  solche  bis  zu  15  cm  Stärke 
derartig  besetzt,  daß  einzelne  Larvengänge  kaum  mehr  unterscheidbar  sind,  viel- 
mehr der  Splint  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  durch  parallele  Längsfurchen  wie 
kanelliert  erscheint.  Die  Muttergänge,  deren  Einzelbezirke  man  nicht  mehr  ab- 
grenzen kann,  erscheinen  dann  als  kurze  Querfurchen. 

Eine  doppelte  Generation  scheint  nach  Fuchs  vorzukommen.  Er 
fand  in  den  warmen  Lagen  Kärntens  den  i.  Anflug  von  Mitte  Mai  ab,  dann 
im  September  zumeist  wieder  halbwüchsige  Larven.  Bei  ungünstigen  Witterungs- 
verhältnissen wird  nur  mit  einfacher  Generation  zu  rechnen  sein.  Judeich  er- 
zielte bei  öfteren  künstlichen  Zuchten  stets  nur  einjährige  Generation  mit  über- 
winternden Larven. 

Über  den  Ernährungsfraß  des  iniricatus  berichtet  Eckstein  (1898): 
Die  Käfer  fressen  zur  Zeit,  da  die  Eiche  in  Blüte  steht,  an  der  Basis  der  jüngsten 
Triebe  von  oben  her^  also  im  Astwinkel  sitzend,  ein  ihrem  Körperumfang  ent- 
sprechendes Loch  in  den  Teil  des  vorjährigen  Triebes,  welchem  der  diesjährige 
Zweig  aufsitzt.  Infolge  dieser  Beschädigung  vertrocknet  der  Zweig  und  fällt  ab 
(Abb.  256,  B  und  C).  Zweifellos  handelt  es  sich  hier  um  einen  Reifungs-  bezw. 
Regenerationsfraß,  wie  er  ähnlich  noch  bei  anderen  Eccoptogasier-hx\.&w  festgestellt 
wurde  (s.  oben  bei  laevis^  scolyius  usw.).  i) 

Die  Ansichten  über  die  Schädlichkeit  des  intricatus  sind  sehr  geteilt. 
Während  ihn  die  einen  für  stark  sekundär  halten  und  sein  Vorkommen  nur  in 
absterbenden  oder  abgestorbenen  Ästen  annehmen,  liegen  auf  der  anderen  Seite 
doch  auch  Berichte  vor,  die  an  seiner  Schädlichkeit  keinen  Zweifel  lassen.  Wenn 
auch  der  überall  abgedruckte  Bericht  Audouins,  wonach  im  Bois  des  Vincennes 
gegen  30000  Stück  25 — 30jährige  Eichen  durch  intricatus  getötet  worden  sein 
sollen,  zu  einigem  Zweifel  Anlaß  gibt,  so  ist  doch  sicher,  daß  unser  Käfer  an- 
scheinend gesunde  Eichen,  besonders  junge  Pflanzen  befällt  und  abtöten  kann; 
frisch  gepflanzte  Heister  scheinen  ihn  besonders  anzuziehen  (s.  auch  bei  multi- 
striatus  S.  494).  Ger  lach  berichtet  einen  Fall,  in  dem  eine  Anzahl  im  November 
gepflanzte  15 — 20  jährige  Eichenstangen  von  7 — 8  cm  Brusthöhe  -  Durchmesser 
im  nächsten  Jahr  derart  von  intricatus  befallen  wurden,  daß  sie  gefällt  werden 
mußten. 

Das  wirksamste  Bekämpfungsmittel  besteht  im  rechtzeitigen  Aushieb 
und  Unschädlichmachen  der  befallenen  Pflanzen. 

Als  Parasiten  führt  Kleine  an:  Aspidocolpus  carinator  Nels.  und  intricator  Rtzb., 
Dendrosoter  protuberans  N.,  Galyptus  rogosus  R.,  Rhoptroeerus  eccoptogastri  R.,  Elachistus 
leueogramma  R.,  Eurytoyna  eccoptogastri  R  ,  striolata  R.,  Pteromalus  bimaculatus  N.  und 
Gleonymus  pulchellus  Wsm. 


^)  Darnach   war  K.  Eckstein   der   erste,    der   das  Vorkommen    eines  Reifungsfraßes    in 
der  Gattung  Eccoptogaster  festgestellt  hat. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an   Eiche. 


509 


Dryocoetes  villosus  F. 

Durch  die  erhabene  Naht  und  furchenartige  Vertiefung  (besonders  am  Absturz)  des 
Streifens  neben  der  Naht  von  dem  Fichten- Dryocoetes  [autograpkus  s.  S.  487)  deutlich  unter- 
schieden; auch  kleiner  als  dieser.  Flügeldecken  mit  sehr  tiefen  Punktreihen.  Pech-  oder  rost- 
braun, von  geringerem  Glanz,  sehr  lange  und  dicht  gelblich  behaart.     Länge  27, — 3  mm. 

Sein  Brutbaum  ist  fast  ausschließlich  die  Eiche;  einige  Male  ist  er  auch 
in  der  zahmen  Kastanie  und  in  Rotbuche  gefunden.  Er  ist  fast  über  ganz 
Europa  von  Spanien  bis  nach  Skandinavien  und  Rußland  verbreitet.  In  Deutsch- 
land überaU  nicht  selten. 


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Abb.  257.    Fraß  (Muttergänge)  von  Dryocoetes       Abb.  258.     Fraßbild    von    Ernoporus    fagi    F. 
villosus  F.  in  Eiche.  -    in  Buchenrinde.  —  Aus  Lövendal. 


Die  Brutgänge  (Abb.  257)  erinnern  etwas  an  die  curvidens-  oder  Voroni- 
zowi-G?iü^&  d.  h.  es  sind  unregelmäßig  unter  der  Rinde  verlaufende  2 — 7  armige 
Gänge,  die  von  einer  Rammelkammer  ausgehen  und  gewöhnlich  quer  verlaufen 
(s.  auch  Nördlinger  S.  33).  Die  Larven  fressen  in  der  Rinde,  dieselbe  oft  voll- 
kommen zerwühlend. 

Der  Käfer  lebt  nach  Eichhoff  mit  Vorliebe  in  der  dicken  Rinde  der 
untersten  Stammpartien,  namentlich  an  Stockholz  alter  gefällter  oder  stark  an- 
brüchiger Eichen.  Eine  größere  forstliche  Rolle  scheint  er  ebensowenig  wie  der 
an   Fichte  vorkommende  Dryocoetes  autograpkus  zu  spielen. 

Als  Feinde  kommen  nach  Kleine  in  Betracht:  die  Käfer  Seniusoma  elongatuni  L. 
und  Hypophloeus  fasciaius  F.  und  die  Schlupfwespen  Microdus  rticjidosus  N.,  Ptero- 
iiiahis  bi)nactdatus  N.,  Spinolae  R.,  Rhoptroeerus  xylojikagorwrii  R. 


eiO  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Rindenbrüter  an  Rotbuche. 

Die  Rotbuche  hat  2  Rindenbrüter  als  Hauptbrutpflanze,  beide  den  Ipinen 
angehörig: 

Ernoporus  fagi  F.  und 
Taphrorychus  bicolor  Hbst. 
Als    gelegentliche   Bewohner  wurden    noch    folgende  Arten   auf  Buche 
gefunden: 

Eccoptogaster  laevis  (Hauptpflanze  Ulme),  pygmaeus  (Ulme),  carpini  (Hain- 
buche), intricatus  (Eiche),  Hylesinus  oleiperda  (Ölbaum  und  Esche)  und  Dryocoeles 
villosus  (Eiche). 

Ernoporus  fagi  F. 

Der  kleine  (i — 2  mm)  Käfer  ist  an  dem  Höckerfleck  des  Halsschildes,  an  dem  am 
Vorderrande  des  Halsschildes  in  der  Mitte  vorragenden  Höckerchen  und  den  nach  vorn  konvexen 
Quernähten  der  Fühlerkeule  leicht  zu  erkennen.  Der  Körper  ist  langgestreckt,  walzenförmig, 
pechschwarz  mattglänzend,  mit  gelblich  greisen  Schuppenhärchen  bestäubt,  Fühlerkeule  und  Beine 
(mit  Ausnahme  der  dunkleren  Schenkel)  bräunlich  gelb  (s.  Tab.  S.  482). 

Der  Brutgang  ist  in  Form  und  Länge  auffallend  unregelmäßig  und  ver- 
läuft meist  zwischen  den  Markstrahlen  (Abb.  258).  Fuchs  (1905)  fand  bei 
Fraßbildern  in  dicker  Rinde  von  Stämmen  ausgesprochene  Längsgänge.  Die 
wenigen,  im  Anfang  sehr  feinen  Larvengänge  haben  meist  einen  geschlängelten 
Längsverlauf.  Das  ganze  System  nimmt  einen  sehr  beschränkten  Raum  ein; 
sowohl  die  Gänge  als  die  längsgestreckten  Puppenwiegen  greifen  in  den  Bast 
und  selbst  in  den  Splint  ein  (Barbey). 

Generation  doppelt,  Schwärmzeit  im  Mai  und  Juli. 

Der  Käfer  nistet  sich  mit  Vorliebe  in  der  Nähe  der  Astwinkel  bis  zu  6  cm 
starker  Äste  und  Zweige  ein;  am  Stamm  selbst  findet  man  ihn  viel  seltener 
(Fuchs  1905).  Da  er  in  der  Regel  nur  welke  absterbende  Äste  angreift,  kann 
von  einer  forstlichen  Schädlichkeit  kaum  gesprochen  werden.  Man 
trifft  die  Art  in  allen  Buchenwäldern,  über  ganz  Europa  verbreitet,  bis  zum 
höchsten  Standort  des  Buchenvorkommens. 

Als  Feinde  führt  Kleine  an:  die  Schmarotzerkäfe  r  iVemosowa  elongatwn  L.  und 
Rhinosimus  planirostris  F.  und  die  Schlupfwespen  Ecphylus  hylesini  R.  und  Spathius 
exarator. 

'?  "iffj    Taphrorychus  bicolor  Hbst. 
Kleiner  Buchenborkenkäfer. 

Beschreibung  siehe  oben  S.  483. 

Sein  Fraßbild  ist  ebenso  unregelmäßig  und  schwer  zu  beschreiben  wie 
das  der  vorigen  Art,  an  das  es  deutlich  erinnert.  Zuweilen  zeigen  die  Gänge 
Neigung  zur  Sternform  (Abb,  259). 

Er  befällt,  wie  der  vorige,  namentlich  absterbende  Äste,  gefällte  Stämme 
und  Scheitholz  und  ist  daher  forstlich  ohne  wesentliche  Bedeutung.  Auch 
in  seiner  Verbreitung  stimmt  er  mit  der  vorigen  Art  ziemlich  überein,  doch  soll 
er  im  nördlichen  Europa  weniger  häufig  sein.  Ausnahmsweise  wuide  er  einige 
Male  auch  an  Walnußbäumen  und  der  Hainbuche  gefunden. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbiüter  an   Obstbäumen.  cjj 

Die  Generation  ist  doppelt;  erste  Schwärmzeit  März,  zweite  Ende  Mai  an- 
fangs Juni. 

Eine    nahverwandte    Art,     Taphr.    Bulmerincqui  Kol.    lebt   ganz    ähnlich    in 

Buche,  ist  aber  weit  seltener  als  bicolor. 

Kleine  nennt  als  Feinde:  die  Käfer  Netnosoma  elongatuni  L.,  Laemopliloeus- 
monilis  F.  und  Hi/pophloetts  fraxmiKuge].vmd  die  Schlupf  w es pen  Ptei-omalus  Spinolae  R. 
und  Rhoptrocerris  xylophagonwi  R. 


Abb.   259.     Fraßbilder  von  Taphrorychus  bicolor  Hbst.  in  Buche.  —  Original  (phot.  Scheidter); 

Rindenbrüter  an  Obstbäumen. 

Als  spezifische  Obstbaumrindenbrüter  sind  zu  nennen:  Eccoptogaster  malt 
Sechst.  (=  pruni  Rtzb.)  und  rugulosus  Rtzb.  und  Polygraphus  grandiclava  Thoms. 

J^i'7;Eccoptogaster  mali  Bechst.  (Syn.  E.  pruni  Rtzb.). 

Großer  Obstbaumsplintkäfer. 

Länge  3,5 — 4,5  mm.  Schwarz,  glänzend,  Fühler  und  Beine  rotbraun,  Vorderrand  des 
Halsschildes  und  Flügeldecken  braun.     Letztere  mit  zweioilci   Punktstreifen    (s.  Tabelle    S.  478). 

Der  Käfer  befällt  mit  Vorliebe  Pflaumenbäume,  dann  aber  auch  Äpfel-, 
Bim-  und  Kirschbäume  und  Quitte;  außerdem  kommt  er  auch  an  Eberesche, 
Mehlbeerbaum,  Traubenkirsche,  Ulme  und  Weißdorn  vor.  Er  ist  über  ganz 
Europa  verbreitet  und  überall  häufig. 

Das  Fraßbild  (Abb.  2to)  ist  meist  sehr  regelmäßig.  Der  Muttergang  ist 
ein  einarmiger  Längsgang  (bisweilen  etwas  schräg  gestellt,  an  dünnen  Zweigen 
auch  mehr  oder  weniger  gewunden)  von  5 — 12  cm  Länge,  meist  mit  einer 
deutlichen  rammelkammerartigen  Erweiterung  beginnend.  Die  gewöhn- 
lich dichtgestellten  Larvengänge  sind  wenig  geschlängelt,  und  verlaufen  zuerst 
senkrecht  oder  schwach  geneigt,  um  später  mehr  oder  weniger  in  die  Längs- 
richtung überzugehen;  ihre  Zahl  beträgt  50 — 60  auf  jeder  Seite.  Mutter-  und 
Larvengänge  greifen  meist  tief  in  den  Splint  ein,  die  Puppenwiegen  dringen, 
zum  größten  Teil  senkrecht  in  das  Holz  ein. 


512 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Die  Generation  ist  nach  Knotek  (I897)  eine  doppelte.  Die  Schwärm- 
zeiten fallen  in  die  Monate  Mai,  Juni  und  dann  wieder  August,  September,  die 
2.   Brut  überwintert  als  Larve. 

Der  Käfer  befällt  vor  allem  kränkliche,  schwächliche,  schlecht  gedüngte 
Bäume  nach  heißen  trockenen  Sommern  (vgl.  HofTmann  19 16),  sowohl  am  Stamm 
als  an  stärkeren  Ästen. 


Abb.   260.     Brutfraß    von    Eccoptogaster    raali 
Bechst.   —   Original  (phot.  Scheidter). 


Abb.    261.     Brutfraß    von   Eccoptogaster   rugu- 
losus   Rtzb.   —   Original  (phot.  Scheidter). 


Zur  Vorbeugung  und  Bekämpfung  müssen  die  Obstbäume  durch 
sachgemäße  Behandlung  (Düngen  usw.)  gesund  erhalten  werden;  ferner  ist 
schwächliches  oder  kränkliches  Holz  (Äste)  zu  entfernen  und  vernichten.  Als 
Fangbäume  kann  man  wertlose  Bäume  im  Spätherbst  ringeln,  so  daß  sie  im 
Frühjahr  von  den  Käfern  angenommen  werden;  Ende  Juni  müssen  sie  entfernt 
werden.  Auch  Bestreichen  der  Stämme  und  Äste  mit  Obstbaumkarbolineum  vor 
«der  Flugzeit  kann  gute  Wirkung  erzielen. 


Ipidae  (Scolytidae).  —   Rindenbrüter  an  Obstbäumen.  cj^ 

Als  Parasiten  führt  Kleine  folgende  Schlupf  wespen  an:  Doryctes  p07)iarms  R.eiah., 
Elaehistus  leucogramma  R,,  Mieroplectron  fuscipennis  Z.,  Pteromalus  spec,  Rhaphitelus 
maculatus  Welk. 

Eccoptogaster  rugulosus  Rlzb. 

Der  kleine  Obstbaumsplintkäfer. 

Durch  seine  kleinere  Gestalt  (2 — 2,5  mm)  —  er  gehört  zu  den  kleinsten  Eccoptogaster- 
Arten  —  und  die  einfachen  Punktstreifen  auf  den  Flügeldecken  (s.  Tabelle  S.  478)  leicht  vom 
vorigen  zu  unterscheiden. 

Polyphag  an  Obstbäumen  wie  der  vorige,  mit  dem  er  meist  zusammen  vor- 
kommt.    Außerdem  ebenfalls  an  Weißdorn,  Eberesche  usw. 

Das  Fraßbild  (Abb.  261)  stellt  wie  beim  vorigen  einen  einarmigen 
Längsgang  dar.  Doch  ist  der  Muttergang  gewöhnlich  wesentlich  kürzer  (i  bis 
3  cm)  und  meist  ohne  rammelkammerartige  Erweiterung  am  Anfang;  auch 
ist  die  Zahl  der  Larvengänge  geringer  (10 — 20  auf  jeder  Seite),  i)  letztere  ver- 
laufen mehr  geschlängelt  und  unregelmäßiger  als  bei  malt.  Die  Puppenwiegen 
sind  wie  bei  diesem  tief  in  den  Splint  eingesenkt. 

Verschiedentlich  wurde  im  Frühjahr  ein  Imaginalfraß  (ähnlich  wie  bei 
scolytus,  laevis  und  intricatus)  beobachtet:  die  Käfer  bohren  sich  in  ganz  junge  Triebe 
oder  in  die  Polster  der  Blattknospen  ein  (Reh).  Hennings  (1908)  sah  Imagines 
die  oberflächlichen  Schichten  der  Rinde  platzend  abweiden,  und  Gornostav  (ig  16) 
beschreibt  gemeinschaftliche  rosettenartige  Miniergänge,  welch  beide  Erscheinungen 
wohl  als  Reifungsfraß  zu  deuten  sind. 

Rugulosus  befällt  mehr  die  Krone  (Äste  und  Zweige);  auch  junge,  schlecht 

versetzte   Bäumchen    fallen    ihm  oft    zum    Opfer.  2)      Im   übrigen    verhält    er    sich 

wirtschaftlich  wie  niali,  mit   dem    er  sich   häufig    zusammen   in   einen   Baum   teilt. 

Bekämpfung  wie  bei  vorigem. 

Zahlreiche  Parasiten  töten  oft  den  größten  Teil  der  Brut.  Kleine  führt  folgende 
Schlupfwespen  an:  Cahjptus  longieollis  Rtzb.,  Barichneumon  ridibundus  G.,  Alysia 
manducator  Pz.,  Blacus  fuseipes  Gour.,  Caenocoelius  analis  Nees.,  Diachasma  cephalotes 
Wsm  ,  Doryctes  pomarius  Reinh.,  Ecphyhis  eecoptogastri  Rtzb.,  Sigalphus  flavipalpis  Wsm., 
Spathius  brevicaudis  Rtzb,,  Elaehistus  leucogramma  Rtzb.,  Eurytoma  eecoptogastri  Rtzb., 
Rhaphitelus  maculatus  Walk.,  Pteromalus  bimaculatus  Ns.,  Alecopolabus  fasciiventris  Wsm., 
Diapria  nigra  Nees.  und  Teleas  punctata  Gir. 

'-.VrPolygraphus  grandiciaya  Thoms. 

Die  Charakteristik  der  Art  s.  Tabelle  S.  481.  Seitner  (191 1)  glaubte  auf  Grund  seines 
Befundes  einer  verschiedenen  Fühlergliederzahl  (grandielava  6,  poligraphus  5  Geißelglieder) 
ersteren  genetisch  von  letzterem  trennen  zu  sollen  und  stellte  hierfür  die  Gattung  Pseudopoly- 
graphus  auf.  Nach  den  Fühleruntersuchungen  Röhrls  (1914)  ist  die  Gliederzahl  in  der  Gattung 
Polygraphtis  so  variabel,  daß  die  Zahl  der  Geißelglieder  jedenfalls  nicht  zur  Aufstellung  einer 
Gattung  berechtigt. 

Der  Hauptbrutbaum  ist  die  Kirsche,  außerdem  wurde  er  merkwürdiger- 
weise gar  nicht  selten  auch  an    der  Zirbelkiefer   (P.  cembrd)   gefunden.     Diese 


^)  In  Amerika,  unter  den  klimatisch  günstigeren  Bedingungen,  ist  die  Fortpflanzungsenergie 
stark  gesteigert.  Die  Muttergänge  erreichen  da  eine  Länge  von  4 — 5  cm,  die  Zahl  der  Larven- 
gänge steigt  bis  40  jederseits,  die  Zahl  der  Generationen  auf  2  —  4  oder  5  (Reh). 

■'')  In  Amerika  hat  das  Vordringen  der  San  Jose- Schildlaus  rugidosits  durch  Schwächung 
der  Obstbäume  sehr  begünstigt. 

Escherich,  Forstinsekten.     IL  Ed.  33 


5M 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Polyphagie  (an  Laub-  und  Nadelholz)  ist  etwas  so  ungewöhnliches  bei  den 
rindenbrütenden  Borkenkäfern,  daß  es  naheliegt,  die  Identität  des  Kirschen-  und 
Arvenkäfers  zu  bezweifeln.  Seitner  hat  denn  auch  die  Vermutung  ausgesprochen, 
daß  die  Arvenart  systematisch  von  der  Kirschenart  zu  trennen  sei  und  für  den 
Fall  der  Richtigkeit  seiner  Ansicht  den  Namen  Pseudopolygraphus  cembrae  vor- 
geschlagen.    Baer  (191 1)   konnte  jedoch   durch   Zuchtversuche   nachweisen,    daß 


Abb,    262.     Brutfraß    von    Polygraphus 

grandiclava  Thoms.  an  Prunus  avium.  — 

Nach   Seitner. 


Abb.    263.       Brutfraß     von    Eccoptogaster 

carpini    Rtzb.     an  Hainbuche.    — .[Original 

(phot.  Scheid  ter). 


die  Kirschenart  auch  in  Nadelholz  (Kiefer  und  Arve)  mit  Erfolg  brütet,  so  daß 
wir  also  tatsächlich  in  dem  Kirschen-  und  dem  Arvenkäfer  die  gleiche  Art  {Poly- 
giaphus  grandiclava)   zu   erblicken  haben. 

Das  Fraßbild  (Abb.  262)  ist  wenig  bestimmt  und  sehr  variabel,  der  Mutter- 
gang ist  einarmig,  doppelarmig  oder  ein  mehrarmiger  (3 — 4)  Sterngang  mit  deut- 
licher Rammelkammer.    Die  Gänge  sind   1Y2 — 2  mm  breit  und  3 — 4Y2  cm  lang 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Hainbuche.  c  i  c 

und  greifen,  wie  auch  die  Rammelkammer,  stark  in  den  Splint  ein.  Die  Larven- 
gänge liegen  mehr  im  Bast  und  greifen  den  Splint  nur  oberflächlich  an.  Ver- 
schiedentlich finden  sich  sowohl  an  der  Rammelkammer  als  an  den  Gängen 
größere  oder  kleinere  Erweiterungen,  die  wohl  auf  Ernährungsfraß  zurückzuführen 
sind  und  die  das  Fraßbild  oft  recht  undeutlich  machen. 

Die  Generation  scheint  einjährig  zu  sein.  Eggers  fand  im  Winter 
Puppen,  im  Mai  frisch  eingebohrte  Käfer,  im  Spätsommer  noch  nicht  aus- 
gewachsene Larven.  Seitner  fand  das  ganze  Jahr  über  alle  Entwicklungs- 
stadien. 

Über  die  wirtschaftliche  Bedeutung  wissen  wir  wenig.  Eggers  fand 
ihn  einmal  in  „vom  Sturm  gebrochenen  Ästen",  ein  andermal  in  „absterbenden 
unteren  Zweigen".     Darnach  scheint  er  stark  sekundär  zu  sein. 


Rindenbrüter  an  Hainbuche. 

Der  Hainbuche  gehört  nur  ein  Rindenbrüter  als  spezifisch  an:  Eicoptogaster 
carpini  Rtzb. 

Als  gelegentliche  Bewohner  wurden  außerdem  noch  in  ihr  gefunden: 
Eccoptogasier  scolytus  (Hauptpflanze  Ulme),  pygmaeus  (Ulme),  intricatus  (Eiche), 
£?720/)o;m /fl^/  (Rotbuche) ,  TaphrorycJms  bicolor  (Rotbuche)  und  Dryocoetes  coryli 
(Hasel). 

-    Eccoptogaster  carpini  Rtzb. 

Dem  intricatus  (Eiche)  nahestehend,  unterscheidet  er  sich  von  diesem  durch  die  etwas 
kleinere,  insbesondere  schlankere  und  nach  hinten  weniger  verschmälerte  Gestalt,  durch  die  feinere 
Punktierung  der  Halsschildseiten  und  durch  die  Skulptur  der  Flügeldecken,  die  zweierlei  Punkt- 
streifen aufweist  (s.  Tabelle  S.  477).  Pechschwarz,  mäßig  glänzend,  mit  bräunlich  gelben  Fühlern, 
Schienen  und  Tarsen  und  bräunlichen  Flügeldecken.     Länge  3—3,5   mm. 

Hauptsächlich  an  Hainbuche,  doch  auch  an  Rotbuche,  Hopfenbuche, 
Hasel  und  Eiche  gefunden.  Über  ganz  Europa  von  Spanien  bis  Skandinavien 
und  Rußland  verbreitet. 

Das  Fraßbild  ist  dem  von  Eccoptogaster  intricatus  (s,  oben  S.  507)  sehr 
ähnlich:  es  besteht  aus  einem  einarmigen,  tief  in  den  Splint  eingreifenden 
Quergang  und  von  diesen  ausgehend,  gleichfalls  tief  im  Splint,  lange,  schwach 
geschlängelte,  längsgerichtete  und  ziemlich  dichtstehende  Larvengänge  von  ca.  10  cm 
Länge  (Abb.  263).  Nach  Knoteks  (1897)  Funden  an  Hopfenbuche  in  Bosnien 
sollen  die  Biutgänge  etwas  kürzer  und  schmäler  und  die  Zahl  der  Larvengänge 
etwas  geringer  sein  als  bei  intricatus.  Nach  Eggers  (1904)  trifft  dies  bei  seinem 
in  Hessen  gesammelten  Hainbuchenmaterial  nicht  zu,  die  Gänge  erreichen  hier 
stets  eine  recht  ansehnliche  Länge  (bis  5  cm). 

Eccoptogaster  carpini  scheint  nirgends  häufig  zu  sein  und  meist  an  kränk- 
lichen, absterbenden  oder  geköpften  Hainbuchen  vorzukommen.  Forstlich  wohl 
ziemlich  bedeutungslos. 

Als  Paras4t  nennt  Kleine  nur.  die  Schlupfwespe  Dendrosoter   protuberans  N. 

33* 


ci6  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

'    Rindenbrüter  an  Ahorn. 

Die  einzige  nennenswerte  Art  an  Ahorn  ist  Eccopiogaster  acens  Knotek. 
Außerdem  kommt  an  ihm  noch  vor   Diyocoetes   aceris   Lind.  (Rußland)  und 
coryli  Perr.  (Hauptpflanze    Coiylus  avellana). 

Eccoptogaster  aceris  Knotek. 

Beschreibung  s.  Tabelle  S.  478. 

Diese  von  Knotek  (1892)  in  Bosnien    in   mehreren  Ahornarten   entdeckte 
Art  ist  hauptsächlich  ein  Gebirgstier,  das   mit   den   Ahornen   in   eine   bedeutende 


Abb.   264.      Brutfraß  von  Eccoptogaster  aceris   Knotek.  —  Aus  Spessivtseff. 

Höhe  steigt.     Er  kommt  allerdings  auch  in  tieferen  Lagen  vor  (im  Wiener  Hoch- 
schulgarten gefunden!). 

Der  Muttergang  (Abb.  264)  ist  ein  1,5—3  cm  langer,  über  3  mm  breiter, 
tief  in  den  Splint  eingreifender,  fast  gerader  Längsgang.  Die  Larvengänge  sind 
sehr  zahlreich  —  bei  einem  Brutgange  bis  zu  1 1  o  —  und  dicht,  greifen  von 
Anfang  an  tief  in  den  Splint,  berühren  oder  kreuzen  sich  nie  und  stehen,  bis  auf 
die  äußersten,  welche  sofort  umbiegen  und  in  der  Stammrichtung  bis  zu  12  cm 
Länge  verlaufen,  fast  senkrecht  auf  dem  Muttergang,  um  später  erst  strahlen- 
förmig auseinanderzugehen.  Die  Puppen  wiegen  liegen  in  der  Rinde.  Der  ganze 
Brutgang  ist  sehr  regelmäßig,  zierlich  und  charakteristisch. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  e  j  7 

Eine  größere  forstliche  Bedeutung  kommt  ihm  kaum  zu,  da  er  meist 
nur  an  gefällte  Bäume  geht,  wo  er  glattrindige  Stämme  und  stärkere  Äste  bevor- 
zugt (Knotek   1897  und    1904). 

Anhang. 

Außer  den  bisher  genannten  Pflanzen  kommen  auch  noch  in  verschiedenen 
anderen  Laubpflanzen  Borkenkäfer  vor,  auf  die  aber  ihrer  wirtschaftlichen 
Bedeutungslosigkeit  halber  hier  nur  kurz  hingewiesen  werden  soll : 

An  Erle:  Dryocoetes  alni  Georg  (s.  Tabelle  S.  487).  Fraßgänge  unregel- 
mäßig und  schwierig  zu  beschreiben.  Brutgang  ein  Längsgang,  mehr  oder  weniger 
verzweigt,  den  Holzfasern  folgend,  2  —  6  cm  lang.  Die  sehr  ungleichmäßig  an- 
geordneten Larvengänge  verlaufen  bald  längs,  bald  quer  und  verwirren  sich  so, 
daß  stellenweise  in  der  Rinde  oder  im  Bast  ganze  Plätze  ausgebohrt  erscheinen 
(Barbey).     Mehrere  Abbildungen  der  Fraßgänge  finden  sich   bei  Fuchs  (1905). 

An  Linde:  Emoponis  tiliae  Panz.  (s.  Tabelle  S.  482).  Brutgang  doppel- 
armig,  von  i  ?  genagt,  quer  verlaufend;  jeder  Arm  i — 4  cm  lang,  bisweilen  der 
eine  Aim  kürzer  als  der  andere.  Die  Larvengänge  gehen  senkrecht  ab  und  er- 
reichen keine  große  Länge  (Barbey).     An  absterbenden  Zweigen. 

An  Hasel:  Dryocoetes  coryli  Perr. 

An  Aspe:  Trypophloeus  asperatus  Gyll.  und  granulatiis  Rtzb.  (s.  Tabelle 
S.   482). 

Fraßbilder  ähnlich  wie  bei  den  Ciyphalus-KxiQn  (s.  S.  481);  Nördlinger 
nennt  sie  „hieroglyphisch".  Sie  liegen  dicht  unter  der  Oberhaut  der  Rinde;  die 
Larven  wühlen  in  der  Rinde.     Ich  fand    die  Art  öfter   in  Bialowies  an  Pappeln. 

An  Goldregen:  Hylasti?ius  Fankhauseri  'R.o.iXX.  (s.  Tabelle  S.  476).  Doppel- 
armige  Quergänge.  Larvengänge  in  Längsrichtung,  zuletzt  sich  schlängelnd.  Gute 
Abbildungen  bei  Barbey  (Taf.  5,  Abb.  5)  und  bei  Fuchs  (1906),  der  eingehende 
Schilderung  der  Biologie  gibt  (s.  außerdem  auch  Barbey   1905). 

An  Waldrebe:  Xylockptes  bispinus  Duft.  (s.  Tabelle  S.  487).  Brutgang 
ein  doppelter  Längsgang. 

An  Efeustämmen:  Kissophagus  hederae  Schmidt.  —  Muttergänge  etwas 
geschwungene  Längsgänge,  deren  Form  aber  meist  schwer  zu  erkennen  ist.  Larven- 
gänge sparsam  vorhanden  und  sehr  kurz  (Eichhoff,  Barbey). 

An  Besenpfrieme  (auch  an  Ulex  europaeus  und  Cytisus  laburnimi) 
Phloeophthorus  rhododactyliis  Marsh.  —  Muttergänge  sind  Gabelgänge,  deren  Gabel- 
schenkel fast  längsgestellt  nach  oben  verlaufen. 

An  Klee  (auch  an  Spartium  imd  Cytisus):  Hylastinus  obscurus  Marsh. 
(=  tnfolii  Müll.).  —  Unregelmäßige  Gänge  in  den  Wurzeln. 

B.  Nadelholz. 

Rlndenbrüter  an  Kiefer. 

An  der  Kiefer  kommen  eine  ganze  Reihe  von  Rindenbrütern  vor,  sowohl 
aus  der  Gruppe  der  Hylesinen  als  der  Ipinen.    Hier  sollen  nur  diejenigen  Rinden- 


51! 


Coleoptera.  —   7.  Familien  reihe :  Rhynchophora. 


f/chfe/Tsfe/ni 


cinereus 
yon  minor  Mufter^arrffe/i 


su^üra/is 


Abb.  265.     Die  wichtigsten  Rindenbrüter  an  der  Kiefer  (Fraßbilder  und  Verteilung). 
Original.  M.  Dingler  gez. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  ciO 

brüter  besprochen  werden,  für  die  die  Kiefer  die  Hauptfraßpflanze  dar- 
stellt, während  diejenigen,  welche  die  Kiefer  nur  gelegentlich  oder  ausnahmsweise 
befallen,  nur  namentlich  angeführt  werden  unter  Hinweis  auf  die  ausführliche 
Besprechung  an  anderer  Stelle.  Ebenso  wird  bezüglich  der  polyphagen  Arten 
verfahren;  sie  werden  unter  einer  Nadelholzart,  bei  der  sie  im  allgemeinen  am 
häufigsten  vorkommen,  behandelt  und  bei  den  anderen  nur  genannt. 
Die  wichtigsten  Kiefernrindenbrüter  sind  folgende  (s.  Abb.   265): 

Typische  Kiefernbewohner. 

I.  Vorzugsweise  im  Stamm. 
Myelophilus  {Blastophagus)  piniperda  L. 

—  —  minor  Hart. 
Ips  sexdentatus  Boern. 

—  amitinus  var.  montanus  Fuchs. 

—  acuminatus  Gyll. 

—  Mannsfeldi  Wachtl. 

—  laricis  F. 

—  suturalis  Gyll. 

—  proximus  Eichh. 

II.  Vorzugsweise  in  Ästen,  Zweigen  oder  jungen  Pflanzen. 
Carphoborus  minimus  F. 
Polygraphus  grandiclava  Thom. 
Fityogenes  bidentattis  Hbst. 

—  quadridens  Hart. 

—  bistridentatus  Eichh. 

—  trepanatus  Nördl. 

—  monacensis  Fuchs. 
Pityophthortis  Lichtensteini  Ratz. 

—  glabrahis  Eichh. 

III.  Sowohl  im  Stamm  als  in  Ästen,  meist  als  Raumparasit  bei  anderen 
Borkenkäfern. 
Crypturgtis  cinereiis  Hbst. 

Gelegentliche  Kiefernbewohner. 

In  zweiter  Linie  oder  ausnahmsweise  gehen  ferner  die  Kiefer  noch  folgende 
Arten  an:') 

Hylurgops    palliatiis    Gyll.  —  Polyphag  an       Pityophthorus  micrographus  L.  —  Fichte. 

Nadelholz,  bes.  an  Fichte.  —  exsculptus  Ratz.  —  Fichte. 

—  glabratus  Zett.  —  Fichte.  Pityogenes  chaleographus  L.  —  Fichte. 
Dendroctonus  micans  Kugel.  —  Fichte.  Ips  typographus  L.  —  Fichie. 
Polygraphus  poligraphus  L.   —  Fichte.  —  amitinus  Eichh.  —  Fichte. 

—  subopaeus  Thoms.  —  Fichte.  —  cembrae  Heer.  —  Lärche. 
Crypturgus  pustllus  Gyll.  —    Fichte.  —  duplicatus  Sahlb.  —  Fichte. 
Cryphalus  piceae  Ratz.   —  Tanne.  i    —  curvidens  Germ.   —  Tanne. 

—  abietis  Ratz.  —  Fichte.  | 

I.  Vorzugsweise  im  Stamm  brütend. 
^  '       Myelophilus  (Blastophagus)  piniperda  L. 
Der  große  oder  gemeine   Waldgärtner. 

Die  typische  Form  ist  schwarz,  Fühler  und  Tarsen  rot.  Manchmal  kommen  auch  Exem- 
plare mit  roten  Fjügeldecken  vor  (var.  rubripennis  Reitt.). 

Besonders  wichtig  (zur  Unterscheidung  vom  kleinen  Waldgärtner)  ist  die  kurze  glatte  Furche 
(„Schattenfurche")  am  Absturz  der  Flügeldecken  neben  der  Naht  (s.  Abb.  233  a,  S.  480J. 


')  Bei  jeder  Art  ist  die  Hauptbrutpflanze  a 


r20  Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Fraßpflanze  außer  der  gemeinen  Kiefer  noch  viele  andere,  ja  viel- 
leicht alle  Pinusarten  (Seekiefer,  Weymouthskiefer,  Legföhre  usw.).  Ausnahms- 
weise auch  an  Fichte  (Gigglberger  1867,  1868  und  1873,  Nördlinger, 
Nitsche,  Scheidter  i.  1.)  und  Lärche  (Sibirien). 

Die  geographische  Verbreitung  ist  gleich  derjenigen  seiner  Nährpflanze 
eine  circumpolare,  indem  der  große  Waldgärtner  sowohl  in  ganz  Europa  und 
Nordasien  bis  nach  Japan,  als  auch  in  Nordamerika  vorkommt.  Südlich  geht  er 
bis  zu  den  Kanarischen  Inseln. 

Brutfraß.  —  Die  Brutgänge  (Abb.  266  A)  stellen  eiqarmige  Längsgänge  dar 
von  durchschnittlich  10  cm  Länge;  doch  erreichen  sie  nicht  selten  auch  eine 
Länge  bis  zu  15  und  16  cm.  Sie  liegen  fast  vollkommen  im  Bast  und  furchen 
den  Splint  nur  ganz  oberflächlich.  Die  Gänge  sind  wenig  gerade  und  zeigen 
vielfach  kleinere  oder  größere  Krümmungen;  auch  ist  ihr  Verlauf  durchaus  nicht 
immer  genau  längsgerichtet,  sondern  oft  mehr  oder  weniger  schräg,  ^)  so  daß  bei 
einem  dichtbesetzten  Stamm  ein  recht  unregelmäßiges  und  unruhiges  Bild  entsteht. 
Die  Einbohrlöcher,  die  sich  durch  das  aus  braunen  und  weißen  Partikelchen 
gemischte  Bohrmehl  verraten,  führen  nicht  in  einer  Radial-,  sondern  stets  in  einer 
Tangentialebene  zum  Splint.  Sie  haben  einen  Durchmesser  von  ca.  2,5  mrn. 
Die  Herstellung  des  Einbohrloches  und  der  bis  zum  Splint  führenden  Eingangs- 
röhre erfordert  ca.  2 — 3  Stunden.  Am  Anfang  des  Mutterganges  findet  sich 
meist  eine  rammelkammerartige  Verbreiterung,  die  vielleicht  zur  Begattung  vor 
und  während  des  Brutgeschäftes  dient  (vgl.  auch  Krausse  iQ22a).  Gewöhnlich 
findet  übrigens  die  i.  Begattung  bereits  vor  der  Anlage  des  Mutterganges  und 
während  des  Einbohrens  des  2  in  die  Rinde  statt.  Die  meisten  Muttergänge 
weisen  mehrere  (bis  zu  4)  „Luftlöcher"  auf,  die  einen  etwas  kleineren  Durch- 
messer besitzen,  nämlich  2,25  mm,  als  die  Einbohrlöcher.  Durch  sie  dringen 
auch  häufig  fremde  Männchen  in  den  Brutgang  ein,  um  das  stets  gefällige  9 
von  neuem  zu  begatten  (Wolff  1920). 

Als  besonders  charakteristisches  Kennzeichen  des  ptniperda -Mutterganges 
gilt  die  „krückstockartige"  Krümmung  des  Anfangsteiles.  Diese  ist  jedoch, 
worauf  Chewyreuv  zuerst  hingewiesen,  durchaus  nicht  immer  vorhanden,  sondern 
wird  nur  dann  verfertigt,  wenn  gefällte,  liegende  Stämme  befallen  werden; 
denn  die  Krümmung  hat  den  Zweck,  dem  Bohrmehl  einen  leichteren  Abfluß  zu 
verschafifen.  Die  Krümmung  verläuft  daher  auch  stets  in  der  gleichen  Richtung, 
nämlich  bodenwärts.  In  stehenden  Stämmen  fehlt  die  krückstockartige 
Krümmung  (Abb.  266  A).  Hier  verlaufen  die  Fraßgänge  stets  von  unten  nach 
oben,  an  liegenden  dagegen  auch  umgekehrt.  Die  Muttergänge  sind  fast  stets 
von  einer  feinen,  hellen  Harzkruste  ausgekleidet,  wie  auch  die  Bohrlöcher, 
die  meist  recht  verborgen  unter  Rindenschuppen  angelegt  werden,  gewöhnlich 
von  kleinen  gelben  Harztrichtern  umgeben  sind. 


^)  Eine  Schrägstellung  kommt  namentlich  bei  drehwüchsigen  Kiefern  vor,  da  die  Gänge  dem 
Faserverlauf  des  Splintes  folgen.  Aus  demselben  Grunde  sind  in  starkborkigen  Stöcken  die 
Muttergänge  oft  vollständig  unregelmäßig,  schräg,  quer,  gebogen,  schlangenförmig  gewunden  usw. 
(Scheidter). 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer 


52  1- 


Die  Eini sehen  liegen  ziemlich  nah  beieinander,  allerdings  können  auch 
längere  oder  kürzere  Strecken  auf  der  einen  oder  anderen  Seite  steril,  d.  h.  ohne 
Eiablage  sein.  Die  Zahl  der  Eier  in  einem  Muttergang  kann  bis  loo  und  mehr  betragen. 


r^ 


Abb.  266  A.    Myelophilus  piniperda  L.    Nahezu  vollendeter  Brutfraß  in  Kiefer.    Der  Fraß  fand  am 
stehenden  Stamme  statt  (daher  Muttergänge  ohne  „Krückstock").    —  Aus  Koch  (phot.  Scheidter). 


Die  Larvengänge,  die  entsprechend  der  Eiablage  dichtgedrängt  stehen, 
gehen  zunächst  senkrecht  vom  Muttergang  ab,  um  nach  kurzem  Verlaut  nach 
unten  und  oben  umzubiegen.     Sie  sind   sehr   lang  und   gehen    bei   stärkerem   Be- 


.r22  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 

fall  wirr  durcheinander.  Sie  liegen  ebenso  wie  die  Muttergänge  fast  vollständig 
im  Bast.  Am  Ende  des  Larvenganges  gehen  die  erwachsenen  Larven  tiefer  in 
die  Borke  und  verpuppen  sich  hier  in  länglichen  Puppenwiegen,  die  die  fertigen 
Käfer  durch  kreisrunde  Fluglöcher  verlassen.  Letztere  haben  ungefähr  den 
gleichen  Durchmesser  wie  die  Luftlöcher,  nämlich   2,25  mm. 

Die  Fluglöcher  sind  immer  nur  einzeln  über  die  Rindenoberfläche  ver- 
streut. Die  Zahl  der  Fluglöcher  entspricht  durchaus  nicht  immer  der  Zahl  der 
Eier  bezw.  Larvengärige;  im  Gegenteil,  für  gewöhnlich  ist  ihre  Zahl  wesentlich 
geringer  (Trägärdh  191 9,  Wolff  1920).  Dies  beruht  meist  darauf,  daß  aus 
Raummangel  nur  ein  Teil  der  Brut  zur  vollen  Entwicklung  gelangt.  Der 
Raummangel  kann  in  einem  zu  geringen  Durchmesser  der  befallenen  Bäume  be- 
gründet sein.  So  stellte  Trägärdh  fest,  daß  in  Stämmen  von  weniger  als  4,5  cm 
Durchmesser  nur  4  %  der  Larven  ihre  Entwicklung  durchmachen,  was  etwa  3  bis 
4  Stück  pro  Muttergarg  entsprechen  würde.  Doch  auch  in  stärkeren  Stämmen 
(von  7  cm  Durchmesser)  fand  Trägärdh  als  Maximalziflfer  nur  15  Fluglöcher. 
In  diesen  Fällen  ist  der  Raummangel  auf  einen  zu  dichten  Befall  zurück7uführen. 
Auch  durch  einen  längeren,  ausgedehnten  „Verzögerungsfraß"  der  ausgeschlüpften 
Jungkäfer,  die  durch  länger  andauernde  ungünstige  Witterung  am  Ausschwärmen 
verhindert  werden,  können  junge  Larven  oder  auch  Puppen  derselben  Familie 
derart  gestört  werden,  daß  ihre  normale  Entwicklung  in  Frage  gestellt  wird 
(Wolff  1.  c.)  —  Des  weiteren  können  auch,  ebenfalls  auf  dem  Wege  des  Ver- 
zögerungsfraßes,  von  früher  ausgekrochenen  Käfern  bereits  gefertigte  Fluglöcher 
von  anderen  als  Ausgang  benutzt  werden,  so  daß  dann  die  Zahl  der  Fluglöcher 
geringer  ist  als  die  Zahl  der  darunter  wirklich  geborenen  Familienmitglieder 
(Eich hoff).  Endlich  kann  auch  durch  die  zahlreichen  Feinde  eine  starke  Ver- 
minderung der  Brut  und  damit  der  Fluglöcher  verursacht  werden. 

Mißlungene  Brutgänge  („Versuchsgänge").  —  Sehr  häufig  wird  man 
beim  Nachschneiden  von  Einbohrlöchern  keinen  vollendeten  Brutgang,  sondern 
entweder  nur  einen  kurzen,  blind  endigenden  Gang  oder  einen  im  Harzfluß  er- 
stickten Käfer  finden.  Im  ersten  Fall  kann  es  sich  unter  Umständen  um  ein 
Winterquartier  (s.  unten)  handeln;  es  können  aber  auch  mißlungene  Brut- 
gänge sein.  Stets  trifft  dies  zu  für  solche  Einbohrlöcher,  die  anfangs  Februar 
noch  nicht  vorhanden  waren;  denn  dann  können  dieselben  nur  von  angeflogenen 
$2  herrühren,  die  zur  Anlage  des  Brutganges  schreiten  wollten  (Wolff).  Im 
zweiten  Fall  (im  Harz  erstickte  Käfer)  kommen  überhaupt  nur  mißlungene  An- 
griffe in  Betracht.  Solche  Versuchsgänge  können  sehr  zahlreich  sein;  Trägärdh 
zählte  an  einer  73  jährigen  Kiefer  auf  i  m  Länge  193  derartig  mißlungene  Brut- 
gänge, durch  welche  der  Baum  zum  Absterben  gebracht  wurde.  Die  Häufigkeit 
ist  zu  verstehen,  wenn  es  lichtig  ist,  daß  der  große  Waldgärtner  stehende  Bäume 
nur  dann  mit  Erfolg  bebrüten  kann,  wenn  sie  vollkommen  im  Absterben  begriffen 
sind  (Wolff),  und  daß  er  in  der  Not  bei  starker  Vermehrung  mangels  geeigneten 
Brutmaterials  seine  Angriffsversuche  auch  auf  stehendes  Holz  von  anderer  Be- 
schaffenheit zu  richten  gezwungen  ist  und  dies  auch  tatsächlich  in  großem  Um- 
fang ausführt  (Trägärdh,  Wolff). 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbiüter  an  Kiefer. 


523 


Blind  endigende  Einbohrlöcher  können  übrigens  noch  eine  andere  Ursache 
haben.  Tritt  nämlich  beim  Einbohren  plötzlich  ungünstige  Witterung  ein,  so 
unterbricht  das  $  die  Einbohrtätigkeit  sofort,  um  sich  in  der  Tiefe  irgend  einer 
Rindenspalte  zu  verkriechen.  Tritt  dann  wieder  besseres  Wetter  ein,  so  beginnt 
es  mit  seiner  Arbeit  von  neuem,  in  den  weitaus  meisten  Fällen  nicht  am  alten 
Bohrloch,  sondern  an  einer  anderen  Stelle.  So  können  also  unter  Umständen 
auch  an  vollkommen  geeigneten  Brutbäumen  unvollendete  Einbohrlöcher  vorkommen. 

Ernäbrungsfraß.  —  Neben  dem  Brutfraß  findet  beim  Waldgärtner  noch 
ein  sehr  charakteristischer  Ernährungsfraß  außerhalb  der  Geburtsstätte 
statt  und  zwar  in  den  Trieben  der  Kiefern,  deren  Markröhre  er  aushöhlt 
(Abb.  266  B).  Die  Altkäfer  gehen,  nach- 
dem sie  ihre  erste  Brut  vollendet,  zum 
Regenerationsfraß  schon  frühzeitig  (schon 
von  Mitte  Mai  ab),  da  die  heurigen  Triebe 
noch  nicht  ausgebildet  oder  verholzt  sind, 
in  die  vorjährigen  Triebe,  die  Jungkäfer 
zum  Reifungsfraß  wesentlich  später  in  die 
nunmehr  ausgebildeten  und  schon  mehr 
oder  weniger  verholzten  diesjährigen  Triebe. 
Das  Einbohrloch  ist  stets  von  ausgetretenem, 
in  Form  eines  gelben  Trichters  verhärtetem 
Harz  umgeben  und  daran  leicht  kennt- 
lich. Dem  Ausbohrloch  fehlen  die  Harz- 
trichter stets.  Übrigens  fehlen  bisweilen 
besondere  Ausbohilöcher.  In  diesem  Falle 
wird  der  Käfer  rückwärts  laufend  —  wozu 
er  sehr  gut  imstande  ist  —  den  Gang 
zum  Einbohrloch  wieder  verlassen  (Wolff 
1.  c).  Die  ausgehöhlten  Triebe  werden  in 
der  Regel  durch  den  Fraß  dürr  und 
brechen    an    der   Einbohrstelle    ab.     Diese 

„Abfälle"    oder  „Abbruche"')    bedecken    bei    stärkerem    Befall    oft    zu  Tausenden 
den  Boden. 

Überwinterungsfraß.  —  Sobald  anhaltender  Frost  eintritt,  in  unseren 
Breiten  also  im  November  und  Dezember,  verläßt  der  Käfer  die  Triebe  und 
bohrt  an  der  Stammbasis,  vom  Wurzelhals  bis  etwa  1V2  ^  hoch,  durch  die 
Rinde  bis  nicht  ganz  auf  den  Splint  reichende,  schräg  nach  oben  in  einer  Länge 
von  ca.  5  cm  die  Rinde  durchziehende,  2,5  mm  weite  Röhren  (Wolff).  Die 
Einbohrlöcher  sind  von  kleinen  Häufchen  von  Wurmmehl  und  Harzkrümelchen 
bedeckt  (Abb.  266  C);  die  Ausbildung  von  Harztrichtern  scheint  oft  zu  unterbleiben.-) 


Abb.    266  B.       TriibfraD    (Ernährungsfraß) 
des  ,, Waldgärtners".     Ein  vom  Käfer  aus- 
gehöhlter   Trieb     (bei    d     aufgeschnitten); 
c  Bohrloch  mit  Harztrichter.   —  N. 


')  JNicht  zu  verwechseln  mit  „Absprüngen"  bei  Selbstreinigung  nach  reichen  Samenjahren ; 
bei  Fichten  auch  Eichhornabbisse! 

-)  Die  Winterquartiere  werden  immer  wieder  von  neuem  benutzt;  man  findet  deshalb  an 
alten  Stämmen  selten  frische  Einbohrlöcher. 


524 


Coleoptera.   —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Man  findet  die  Winterquartiere   immer  da,   wo   zahlreiche    Abbruche    den    Boden 
bedecken. 

Generation.  —  Die  Generation  ist,  wie  vor  allem  durch  die  Untersuchungen 
Knoches  nachgewiesen  wurde,  eine  einfache.  Es  kommt  allerdings  im  Sommer 
zuweilen  eine  zweite  entwicklungsfähige  Brut  vor,  jedoch  stammt  diese  nicht 
von  den  Jungkäfern  —  stellt  also  keine  wirkliche  zweite  Generation  dar  —  sondern 
von  den  Altkäfern,  die  die  erste  Frühjahrsbrut  schon  hinter  sich  haben  und 
durch  den  beschriebenen  Regenerationsfraß  in  den  Trieben  in  die  Lage  versetzt 


Abb.    266  C.     Zahlreiche    Überwinterungsgänge    des    großen    Waldgärtners    an    der    Basis    eines- 
Kiefernstammes.  —  Aus  Trägärdh. 


sind,  noch  ein  zweitesmal  zu  brüten.  Allerdings  ist  dabei  die  Zahl  der  ab- 
gelegten Eier  gewöhnlich  geringer  als  bei  der  ersten  Eiablage  und  erreichen  dann 
auch  die  Muttergänge  nicht  die  Länge  der  bei  der   i.  Brut  gefertigten. 

Die  zweite  Brut  (Geschwisterbrut)  ist  durchaus  nicht  die  Regel.  Nach 
Trägärdh  ist  sie  in  Schweden  sogar  recht  selten,  trotzdem  der  Regenerations- 
fraß eine  regelmäßige  Erscheinung  ist.  Es  hängt  wohl  hauptsächlich  von  dem 
Vorhandensein  oder  Fehlen  von  passenden  Brutbäumen  ab,  ob  eine  zweite 
Brut    zustande    kommt    oder     nicht.      „Der   Regenerationsfraß    des    Waldgärtners 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  ^25 

scheint  demnach  die  Aufgabe  zu  haben,  im  späten  Sommer  auftretende  Brut- 
möglichkeiten auszunützen  oder  mit  anderen  Worten,  eine  Reserve  zu  bilden,  die 
eventuelle  Angriffspunkte  auszunützen  vermag"  (Trägirdh),  i) 

Der  große  Waldgärtner  ist  ausgesprochener  Frühschwärmer.  Die 
Käfer  werden  von  den  ersten  warmen  Frühjahrstagen  (Februar,  März)  2)  aus  ihren 
Winterquartieren  hervorgelockt.  Zu  dieser  Zeit  sind  sie  oft  in  riesigen  Mengen 
auf  den  Winterschlägen,  von  denen  das  Holz  noch  nicht  abgefahren  wurde,  in 
den  Holzniederlagen  von  Sägmühlen  usw.  zu  beobachten.  Die  anfliegenden 
Tiere  sind  zum  Teil  schon  begattet  oder  die  Begattung  findet  unmittelbar  nach 
dem  Anflug,  während  des  Einbohrens  und  im  begonnenen  Gang  selbst  statt. 
„Das  Schwärmen  ist  hier  ein  wahrer  Hochzeitsflug." 

Der  Geschlechtstrieb  ist  zu  dieser  Zeit  ein  sehr  stürmischer.  Knoche 
(1907  a)  hat  bei  vielen  ??  beim  Einbohren  2 — 3,  sehener  4 — 5,  in  einzelnen 
Fällen  6  und  einmal  7  Spermatophoren  in  der  Begattungstasche  gefunden.  Dies 
bedeutet,  da  das  J  bei  jeder  Kopula  nur  i  Spermatophore  abgibt,  ebensoviele 
Begattungen.  Wirklich  monogam  wird  das  Tier  erst  mit  dem  Beginn  der  Brut; 
doch  auch  da  können,  wie  oben  bereits  erwähnt,  durch  die  Luftlöcher  noch 
fremde  6d  zu  dem  $  kommen,  um  es  wiederholt  zu  begatten.  Übrigens  genügt 
nach  den  Zuchtversuchen  Knoches  (1907b)  eine  einmalige  Begattung  zum  Ver- 
lauf einer  regelrechten  Brut. 

Die  Schwärmzeit  wird  von  klimatischen  Verhältnissen  stark  beeinflußt.  Bei 
rauher  Frühlingswitterung  verspätet  sich  der  Flug  oft  so  sehr,  daß  man  noch  bis 
in  den  Mai  hinein  frische  Gänge  findet.  Auch  die  Entwicklungsdauer  der  Brut 
wird  durch  die  Temperatur  stark  beeinträchtigt  und  kann  um  mehrere  Wochen 
verzögert  bezw.  beschleunigt  werden. 

Lautäußerungen  der  J^f-  ^^^  66  ^^^  großen  (wie  auch  des  kleinen)  Waldgärtners 
vermögen  einen  Ton  von  sich  zu  geben,  der  sich  nach  Wolff  am  besten  mit  dem  , .Knarren''' 
neuer  Stiefel  vergleichen  läßt.  Der  Ton  erfolgt  meist  2  bis  3  mal,  oft  4  mal  hintereinander.  Die 
Käfer  fangen  sofort  damit  an,  wenn  sie  auf  einen  Widersland  stoßen.-*)  Das  Zirpen  ist  ziem- 
lich laut;  bringt  man  ein  halbes  Dutzend  ^fj  in  ein  Reagenzglas,  so  schallt  das  Zirpen  der 
Tiere  so  laut  aus  dem  Glas,  daß  man  es  in    3  m  Entfernung   noch   deutlich    wahrnehmen   kann. 

')  In  Zwingerversuchen  gelang  es  Knoche  (1907a)  durch  Ansetzen  alte  Käfer  direkt 
nach  Absolvierung  ihrer  ersten  Brut,  also  ohne  Regenerationsfraß  in  den  Trieben,  zu  einer  neuen 
Brut  zu  veranlassen.  Alle  diese  Altkäfer  starben  aber  bald,  im  oder  noch  vor  Monat  Juli,  ohne 
zu  einer  3.  Brut  geschritten  zu  sein,  auch  wenn  sie  wieder  an  frisches  Holz  gesetzt  wurden  und 
•den  Darm  vollgepfropft  von  Nahrung  hatten.  Bei  Versuchen,  bei  denen  die  Mütter  nach  der 
I.  Brut  Triebe  zu  fressen  bekamen,  geschah  das  nicht.  Auch  bei  Jungkäfern,  die  sofort  nach 
Ausflug  angesetzt  wurden,  gelang  es,  einige  ohne  Markröhrenfraß  nach  wenigen  Wochen  zur 
Fortpflanzung  zu  bringen.  Allerdings  erzielten  diese  nur  eine  geringe  Anzahl  von  Nachkommen; 
außerdem  kamen  Unregelmäßigkeiten  während  der  Brut  vor,  die  bei  normalen  Brüten  von  lang- 
sam geschlechtsreif  gewordenen  Tieren  fehlen.  ,,Die  Ernährung  in  den  Trieben  begünstigt  die 
Körperzellen  entschieden  gegenüber  den  Geschlechtszellen.  Sie  gewährleistet  den  langsam  heran- 
reifenden Jungkäfern  eine  den  Strapazen  der  Eiablage  gewachsene  Ausbildung;  die  Ernährung 
dagegen  in  dem  geschlagenen  Holz  bietet  wiederum  den  Geschlechtszellen  Vorteile  vor  den 
Körperzellen,  führt  aber  dadurch  sowohl  bei  Jung-  wie  bei  Altkäfern  meist  einen  frühzeitigen 
Tod  infolge  Erschöpfung  herbei"  (Knoche   1907  a). 

-)  Als  frühesten  Schwärmtermin  beobachtete  Scheidter  den  9.  Februar. 

^)  Man  kann  dies  experimentell  jederzeit  auch  bei  einem  frei  z.  B.  auf  dem  Tisch  herum- 
laufenden Käfer  hervorrufen,  wenn  man  in  ihren  Weg  die  beiden  eng  aneinander  gelegten 
Finger  so  hinhält,  daß  sie  ein  sackartiges  Hindernis  bilden,  in  das  der  vorwärtsmarschierende 
Käfer  sich  förmlich  einzubohren  sucht.  Bei  diesem  gewaltsamen  Vorwärtsdrängen  wird  man  ihn 
sehr  deutlich  zirpen  hören,  im  stillen  Zimmer  gut  auf  25  cm  Entfernung. 


C26  Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

Verbreitungsvermögen.  —  Der  Waldgärtner  entfernt  sich,  wenigstens- 
beim  Aufsuchen  der  Triebe  zum  Zweck  des  Ernährungsfraßes,  im  allgemeinen 
nicht  weit  von  seiner  Brutstätte;  er  sucht  hauptsächlich  diejenigen  Kiefern  auf^ 
die  dem  Brutplatz  am  nächsten  sind.  Die  daraus  folgende  Lokalisierung  des 
Kronenschadens  ist  z.  B.  deutlich  ersichtlich  in  der  Nähe  von  Sägmühlen, 
Meilern,  Bauplätzen,  wo  Holz  gelagert  wird  usw.  Werden  die  gefällten  Bäume 
in  durchforsteten  Beständen  zerstreut  liegen  gelassen,  so  verteilt  sich  der  Kronen- 
(Trieb-)  Fraß  über  den  ganzen  Bestand;  werden  sie  dagegen  an  einen  Weg 
gebracht,  so  konzentriert  sich  der  Triebfraß  auf  längs  des  Weges  stehende  Bäume 
(Trägärdh  192 1).  —  Beim  Schwärmen  an  die  Brutstätte  kann  er  dagegen  weite 
Entfernungen  überfliegen  (nach  Scheidter  2  —  3  km). 

Forstliche  Bedeutung.  —  Der  große  Waldgärtner  bevorzugt  Stämme  bezw. 
Stamm partien  mit  starkborkiger  Rinde,  geht  aber  auch  in  Stangenholz  und 
Kulturen  von  10 — 15  Jahren.  Bezüglich  seines  Schadens  müssen  wir  zweierlei 
beiücksichtigen.  i.  Die  Wirkung  des  Brut-  und  Überwinterungsfraßes  am  Stamm 
und  2.  die  Wirkung  des  Ernährungsfraßes  in  den  Trieben. 

Schädigung  durch  Brut-  und  Überwinterungsfraß:  Die  Schäden 
durch  den  Brutfraß  sind  vielfach  überschätzt  worden.  Mit  Erfolg,  d.  h. 
daß  es  zur  normalen  Entwicklung  der  Brut  kommt,  befällt  der  große  Wald- 
gärtner nur  frisch  gefällte  oder  aber  vollkommen  im  Absterben  begriffene 
Stämme.  Bloß  kränkelndes  Material  (in  den  Folgejahren  z.  B.  nach  „Kahlfraß'*^ 
sich  wieder  voll  begrünendes  Holz)  ist  dem  Geschmack  des  Waldgärtners  durch- 
aus nicht  voll  entsprechend.  Wolff  (1920)  hält  daher  auch  die  Gefahr  einer 
Massenvermehrung  nach  Raupenfraß  gar  nicht  für  so  groß,  wie  manche  Autoren,, 
welche  Eichhoffs  Autorität  folgen,  glauben.  Es  sollte  aber  doch  unserer  Ansicht 
nach  die  Gefahr  nach  Raupenfraß  auch  nicht  unterschätzt  werden;  jedenfalls  ist 
in  solchen  Fällen  stets  erhöhte  Aufmerksamkeit  am  Platze. 

Trägärdh  drückt  das  forstliche  Verhalten  folgendermaßen  aus:  „Wenn 
ein  Kiefernbestand  durchforstet  wird  und  die  gefällten  Stämme  liegen  bleiben, 
so  werden  sie  unfehlbar  vom  Waldgärtner  eibelegt  und  später  werden  die  Kronen 
der  zurückgebliebenen  Bäume  von  den  in  den  gefällten  Stämmen  entwickelten 
Käfern  beschädigt.  Damit  ist  aber  füi  gewöhnlich  der  Angriff  zu  Ende,  und 
die  Käfer  werden  nicht  eher  wieder  in  diesem  Bestand  auftreten,  als  bis  er 
aufs  neue  durchforstet  wird  (vgl.  auch  Wolff  1920,  S.  239). 

Allerdings  gehen  die  Käfer,  wie  oben  bereits  ausgeführt,  in  der  Not  auch 
mehr  oder  weniger  gesunde  Stämme  an,  wo  sie  aber  mit  ihrer  Bohrtätigkeit 
gewöhnlich  nicht  weit  kommen.  Sind  die  mißlungenen  Angriffe  sehr  zahl- 
reich, so  können  einzelne  Bäume  durch  sie  zum  Absterben  gebracht  werden 
(s.  oben  S.  523).  Wie  die  mißlungenen  Angriffe  dürfte  auch  der  Überwinterungs- 
fraß den  befallenen  Stämmen  nicht  selten  zum  Verderben  gereichen,  worauf 
schon  Ratzeburg  und  Taschenberg,  in  neuerer  Zeit  Trägärdh  und  Wolff 
aufmerksam  machten.  Sie  alle  berichten  übereinstimmend  Fälle,  in  denen  infolge 
Vorhandenseins  massenhafter  Überwinterungsgänge  Kiefern  abgestorben  sind. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rinderbriiter  an  Kiefer. 


527- 


Schädigung  der  Krone  durch  den  Ernährungsfraß:  Der  Ernährungs- 
fraß der  Waldgärtner  ist  wie  der  Fraß  der  meisten  nadel-  und  triebfressenden 
Insekten  primär.  Beim  großen  Waldgärtner  ist  der  Triebfraß  zweifellos  der 
forstlich  bedeutungsvollere.  „Verglichen  mit  den  nadelfressenden  Insekten 
sind  die  Waldgärtner,  besonders  in  Anbetracht  ihrer  geringen  Größe,  unerhört 
verschwenderisch"  (Trägärdh);  können  doch  durch  die  Aushöhlung  eines 
vorjährigen  Triebes  eine  ganze  Anzahl  diesjähriger  Triebe  getötet  werden. 
Abb.   267,  A    zeigt    einen    vorjährigen  Jahrestrieb    mit    3    wohlentwickelten    dies- 


Abb    267.     TiiebfraB    des    Waldgärtners    (Myelophilus    piniperda    und    minor).     A  Kiefernzweig 
mit  Einbohrloch ;  über  diesem  drei  abgestorbene  Triebe  (aus  Eckstein).    B  Ausgeheilter  Triebfraß- 

(aus  Trägärdh). 


jährigen  Jahrestrieben,    alle  dem  Untergang  geweiht;    dadurch  werden   außer  den 
Sproßanlagen  nicht  weniger  als  600  Nadelpaare  zerstört. 

Zum  Triebfraß  gehen  die  Käfer  sowohl  an  alte  Bäume  als  auch  an 
Stangenhölzer  und  Kulturen.  Sind  die  gebohrten  Triebe  klein  und  dünii, 
wie  die  Seitentriebe  an  älteren  Ästen,  so  brechen  sie,  vom  Winde  bewegt,  an 
der  Stelle  des  Bohrloches  ab  und  fallen,  meist  mit  dem  noch  darin  sitzenden^ 
Käfer,  herunter.  Sind  sie  stärker  und  saftreicher,  wie  die  frischen  Kronentriebe, 
so    bleiben    sie    stehen   und   es    entwickeln  sich  dann  oft  neue  Knospen  aus  den 


S2\ 


Coleoptera. 


Familienreihe:  Rhynchophora. 


Nadelscheiden,  wodurch  der  Trieb  ein  buschiges  Aussehen  erhält.  Die  Aus- 
höhlung kann  auch  durch  Callusbildung  ausheilen,  wobei  die  angegriffene  Stelle 
anschwillt;  der  Zuwachs  wird  dann  in  dem  auf  den  Angriff  folgenden  Jahr 
beträchtlich  gehemmt,  so  daß  die  Triebe  und  ihre  Nadeln  kürzer  bleiben,  doch 
schon  im  folgenden  Jahr  entwickeln  sie  sich  wieder  normal  (Abb.   267,  B). 

„Die  von  starkem  Triebfraß 
heimgesuchten  Kiefern  nehmen  bald 
ein  so  eigentümliches  Aussehen  an, 
daß  man  sie  schon  von  weitem  er- 
kennt. Junge  Stangen  sind  noch 
weniger  entstellt,  denn  es  ragt  nur 
der  HöhentrJeb  unverhältnismäßig 
lang  und  dünn  hervor,  oder  auch 
aus  den  Seitenästen  gucken  einzelne 
dicke  Büschel  auf  langen  kahlen 
Stengeln  wie  Türmchen  heraus. 
Ältere  Bäume  aber  erkennt  man 
gar  nicht  wieder,  so  sehr  weichen 
sie  in  der  Bildung  der  Krone  von 
ungestört  im  Schluß  erwachsenen, 
schön  gewölbten  Kiefern  ab"  (R.). 
Einige  erhalten  eine  auffallende 
Ähnlichkeit  mit  Zypressen  oder 
Fichten,  andere  mit  beschnittenen 
Taxusbäumen  usw.  (daher  der  Name 
„Waldgärtner" ,  hortulani  naturae 
famulus  Linnes);  die  Bäume  be- 
kommen auch  im  Innern  fehlerhafte 
Verzweigungen  und  fangen  endlich 
an  wipfeldürr  zu  werden  (Abb.  268). 
Die  Erscheinung  wird  um  so  auf- 
fallender, je  länger  der  Angriff 
dauert;  daher  finden  wir  die  am 
meisten  zerzausten  Bäume  in  der 
Nähe  von  Holzlagerplätzen,  Säge- 
mühlen, Kohlenmeilern  usw.,  wo 
Jahr  für  Jahr  neue  Angriffe  er- 
folgen (Abb.  269  A). 
Wenn  auch  die  Bäume  nach  vorübergehendem  Triebfraß  den  Schaden 
durch  Bildung  von  Ersatztrieben  wieder  heilen  können,  so  daß  er  nach  einigen 
Jahren  nur  schwer  zu  entdecken  ist,  und  auch  längeren  Fraß  ausheilen  können, 
so  ist  doch  ein  nicht  zu  unterschätzender  Zuwachsverlust  stets  die  Folge.  Nach 
Trägärdh  kann  dieser  (bei  einer  Verminderung  der  assimilierenden  Masse  von 
30  0/0)    22^1^    betragen,    so  daß  also  ganz  bedeutende  Werte  durch  den  schein- 


Abb.   268.      Wipfel    einer    etwa    80jährigen    Kiefer, 

-der   infolge   mehrjähriger  Angriffe   des   Waldgärtners 

abgestorben  ist.   —  Aus  Trägärdh. 


Ipidae   (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Kiefer. 


529 


bar  unschuldigen  Angriff  vernichtet  werden.  Wenn  der  Verlust  der  assimilieren- 
den Masse  sehr  groß  wird,  so  können  ältere  Kiefern  dadurch  zum  Absterben 
gebracht  werden.  Trägärdh  teilt  Fälle  aus  dem  nördlichen  Schweden  mit,  wo 
alte    Bäume    durch    den    Ernährungsfraß    getötet   wurden.      Häufig    tritt    zu    dem 


Abb    269  A.     Kiefernbestand,  nahe  einer jSägemühle,    mehrere  Jahre  hindurch  vom  Waldgärtner 
befallen.   —   Aus  Trägärdh. 
Escberich,  Forstinsekten.     II.  Bd.  34 


530 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Triebfraß    nach    einiger    Zeit    Brut-    und    Überwinterungsfraß    am    Stamm    hinzu, 
wodurch  der  Tod  der  Bäume  natürlich  beschleunigt  wird. 

Zu  dem  direkten  Schaden  des  Triebfraßes  kann  noch  ein  indirekter 
Schaden  hinzutreten.  Einmal  dadurch,  daß  durch  ihn  der  ohnehin  lichte  Kronen- 
schluß   der   Kiefer    noch  weiter    gelichtet  wird,    was    nachteilig    auf    den  Boden 


Abb.  269  B.     Samenkiefern,  vom  Waldgärtner  stark  beschädigt.  —  Aus  Tiägärdh, 


wirkt;  und  sodann  dadurch,  daß  auch  zahllose  Zapfen  verloren  gehen,  wo- 
durch das  Wirtschaften  in  Samenscblägen  unmöglich  gemacht  werden  kann 
(Abb.  269  B). 

Erkennung,  —  Die  Erkennung  des  Brut- Fraßes  ist  nicht  schwierig. 
Der  frische  Befall  der  Stämme  kennzeichnet  sich  deutlich  am  Bohrmehl  und 
häufig  auch  an  den  gelben  Harztrichtern  in  den  Rindenrissen.     Das  ausgebildete 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  csj 

Fraßbild  ist  durch  den  langen  einarmigen  Längsgang,  zum  Teil  mit  Krückstock- 
anfang, und  vor  allem  an  der  Harzauskleidung  der  Brutgänge  leicht  zu  erkennen. 
Bei  älterem,  starkem  Befall  löst  sich  die  Rinde  in  großen  Partien  vom  Stamm. 
Irgend  eine  Verwechslung  mit  dem  Brutfraß  einer  anderen  Art  ist  ausgeschlossen. 
Der  Ernährungsfraß  der  Waldgärtner  (hier  verhalten  sich  die  beiden  Arten 
völlig  gleich)  ist  an  der  zugeschnittenen,  zerzausten  Krone  schon  von  weitem  zu 
erkennen;  dann  an  den  zahlreichen  Abfällen  am  Boden.  Hierfür  können  aller- 
dings auch  andere  Tiere  in  Betracht  kommen;  so  erzeugt  Anobium  Higrinum^  das  in 
den  Kiefern  trieben  seine  Entwicklung  durchmacht,  ebenfalls  Abfälle  (s,  oben  S.  187); 
doch  findet  sich  dann  in  denselben  eine  Larve,  während  in  den  Abfällen  von  pini- 
perda,  wenn  überhaupt  noch  ein  Tier  darin  enthalten  ist,  stets  ein  Käfer  (Imago) 
ist.  Der  Anobiumfraß  ist  auch  eine  verhältnismäßig  seltene  Erscheinung  und 
stark  sekundär.  Vereinzelt  wurden  auch  Wurzelbrüter  in  den  Kiefernzweig- 
spitzen  gefunden,  wie  Hylastes  aier  (Pfeil)  und  Hylurgus  ligniperda  (Knoche).  Es 
ist  wohl  möglich,  daß  bei  systematischer  Untersuchung  eines  großen  Materials 
von  „Abfällen"  solche  Fälle  häufiger  vorkommen,  i)  Handelt  es  sich  um  einen 
Markröhrenfraß  in  Kulturen,  so  kommen  differenzialdiagnostisch  die  Trieb- 
wickler in  Frage,  da  sie  ähnliche  Erscheinungen  erzeugen  können.  Hier  ist 
darauf  zu  achten,  ob  Kot  in  dem  Hohlraum  vorhanden  ist :  in  diesem  Fall  liegt 
stets  Wicklerfraß  vor.  Die  Stärke  des  Befalls  und  die  örtliche  Ver- 
breitung im  Revier  ist  an  den  Abfällen  und  den  in  der  Gegend  der  Abfälle 
zu  suchenden  Winterquartieren  an  der  Stammbasis  leicht  festzustellen. 

Bekämpfung.  —  Da  der  große  Waldgärtner  ausgesprochen  sekundär  ist 
und  besonders  gerne  gefälltes  Holz  annimmt,  so  ist  in  erster  Linie  dafür  zu  sorgen, 
daß  alles  gefällte  Holz  rechtzeitig  (vor  Ende  Mai)^)  geschält  (und  die 
Rinde  verbrannt)  oder  rechtzeitig  (vor  Ende  März)  abgefahren  wird  bezw. 
das  wirklich  absterbende  Holz  gefällt   und   ebenso   behandelt   wird.=^) 

Wird  diese  Regel  eingehalten,  so  ist  im  allgemeinen  einer  gefährlichen  Ent- 
wicklung vorgebeugt  und  eine  weitere  Bekämpfung  überflüssig.  „Für  die  Be- 
kämpfung des  Waldgärtners  ist  es  viel  wichtiger  auf  das  rechtzeitige  Entrinden 
des  gefällten  Holzes  zu  achten  (falls  rechtzeitige  Abfuhr  sich  nicht  durchsetzen 
läßt)  als  ängstlich  das  stehende  Holz  (das  in  Wahrheit  gar  nicht  so  leicht  be- 
brütet wird)  zu  kontrollieren"  (Wolff). 

Da  der  Waldgärtner  gerne  auch  in  frischen  Stöcken  brütet,  so  sind  auch 
diese  bis  zum  Boden  zu  entrinden.  Ferner  soll  zur  Vorbeugung  die  Anlage 
von  größeren  Holzlagerplätzen  inmitten  von  Waldungen  oder   in    deren  unmittel- 


*)  Professor  W  o  1  f  f  -  Eberswalde  ist  eben  mit  solchen  Untersuchungen  beschäftigt. 

-)  Es  ist  hierbei  darauf  zu  achten,  ob  wirklich  pinipercla  vorliegt  bezw.  die  Hauptmasse 
ausmacht,  und  nicht  minor,  denn  letzterer  fliegt  später;  es  ist  daher  bei  ihm  auch  die  Ent- 
rindung zu  einem  späteren  Termin  (etwa  4  Wochen  später)  auszuführen.  Die  Feststellung  der 
Art  (ob  piniperda  oder  minor)  kann  an  den  aus  den  Abfällen  ausgenommenen  Käfern  vor- 
genommen werden. 

')  „Handelt  es  sich  bei  Durchforstungen  um  Stämme  mit  niederem  Durchmesser  von  unter 
3,5  cm,  so  können  diese  ohne  Gefahr  unentrindet  im  Walde  liegen  bleiben.  Ja,  dies  ist  sogar 
angebracht,  da  sie  als  Käferfallen  wirken.  Denn  von  den  Eiern,  die  die  Käfer  in  solche  dünne 
Stämmchen  ablegen,  entwickelt  sich  nur  em  äußerst  geringer  Bruchteil  (ca.  0,50 "/o*''"  (Trägärdh). 

34* 


C7  2  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

baren  Nähe  verboten  werden;  denn  sie  bilden  reine  Zuchtanstalten  für  die  Wald- 
gärtner (Scheidter). 

Ist  einmal  eine  größere  Kalamität  ausgebrochen,  so  ist  mit  Fangbäumen 
zu  arbeiten.  Sedlaczek  empfiehlt  liegende  entastete,  oder  aber  auch  stehende 
Fangbäume,  die  möglichst  hoch  geringelt  sind,  weil  die  Käfer  nur  die  unter  dem 
Ring  befindliche  Stammpartie  angehen.  Nitsche  rät  zur  Herstellung  stehender 
Fangbäume  durch  Köpfung  von  Kiefern  an  der  Stelle,  wo  die  dünne,  hellbräun- 
liche Rinde  anfängt;  es  wurden  damit  hervorragende  Erfolge  erzielt.  Bei  größeren 
Kalamitäten  wird  man  sich  natürlich  nicht  lange  mit  der  Herstellung  stehender 
Fangbäume   aufhalten,  sondern  nur  liegende  verwenden. 

Die  Zahl  der  Mitbewohner  und  Feinde  ist  Legion.  Kleine  führt  folgende  Käfer  an; 
Rhixophagus  depressns  F.,  nitidulus  F.,  politus  III.,  bipustidatus  F.  und  parallelocollis  GH.. 
Atheta  spec,  Glischrochüus  quadripusiulatus  L.,  Hypophlocas  fasciatus  F.,  Thectura  euspi- 
data  Er..  Clerics  formicarius  L.,  Cylistosoma  lineare  Er,,  Nitidula  obscura  Er.;  ferner  die 
Schlupfwespen;  Hemiteles  aentivalis  Grv.,  nielanarius  Grv.,  Plectiscus  spilotus  Forst.,  Spathius 
breincaudis  R.,  Bracon  palbeprator  R.,  Dendrosoter  Middendorffi  R.'  und  protuberans  Nees., 
Hemiptarsenus  unguicellus  Z.,  Pteromalus  Latreillei  R.,  lunuliis  R.,  Spinolae  R.,  stcs- 
pensus  R.,  violaceus  R ,  Rhoptrocerus  xylophagorum  R.,  Cheiropachus  pulchellus  W., 
quadrum  F.,  Habrobraeon  instabüis  Mrs. 

Unter  den  Käfern  ist  besonders  Glerus  formicarius  hervorzuheben,  der  ein  Hauptfeind 
des  großen  Waldgärtners  ist.  Die  Schlupfwespen  treten  mitunter  so  häufig  auf,  daß  oft  ganze 
Familien  zerstört  werden  oder  wenigstens  nur  ganz  wenig  Jungkäfer  zur  Entwicklung  gelangen 
(was  oben  schon  als  einer  der  Gründe  für  die  geringe  Zahl  der  Ausflugslöcher  angegeben  wurde, 
s.  S.  522),  Eingehendere  Beobachtungen  über  den  Braconiden  Dendrosoter  protuberans  und 
den  Ophioninen  Plectiscus  spilotits  Forst,  sind^von  Kleine  (1910  und   1907)  veröffentlicht. 

Krauße  (1922)  fand  neuerdings  den  Käfer  Epuraea  obsoleta  F.  in  mehreren  Exemplaren 
in  einem  frisch  angelegten  Muttergang,  Da  die  Eier  in  den  Einischen  fehlten,  so  ist  anzunehmen, 
daß  sie  von  dem  Käfer  aufgefressen  wurden.  Ferner  konnte  Krauße  auch  noch  Rhixophagits 
depressus  der  Liste  der  Feinde  des  großen  Waldgärtners  hinzufügen. 

Myelophilus  (Blastophagus)  minor jHartig. 

Der  „Kleine  Wal|dgärtner''. 

Dem  piniperda  sehr  ähnlich,  läßt  sich  von  ihm  am  sichersten  durch  die  gleichmäßige 
Skulptur  des  Flügeldecken-Absturzes  bezw.  das  Fehlen  der  sogenannten  „Schattenfurche"  unter- 
scheiden (s.  Abb.   233,  b,  S.  480). 

Die  Färbung  ist  dagegen  kein  sicheres  Merkmal,    wiewohl  in  den  weitaus  meisten- Fällen 
die  Flügeldecken  bei  minor  rotbraun,  bei  piniperda  schwarz  oder  braunschwarz  sind. 
Bezüglich  der  Färbung  nennt  Krauße  3  Varietäten: 

Myel.  tninor  var.  fuseipennis  Krauße,  mit  dunklen  Flügeldecken  ^ziemlich  selten), 
Myel.  minor  var.  flavipennis  Krauße,  mit  gelbbraunen  Flügeldecken, 
Myel.  minor  var.  flavus  Krauße,  mit  gelbbraunem  Körper. 

Die  Hauptbrutpflanze  ist  die  gemeine  Kiefer,  daneben  kommt  er 
wie  piniperda  auch  an  allen  anderen  Kiefer- Arten  {Pinus  austriaca.,  pinaster.^  leuco- 
dermis.^  strohus,  cembra^  picea,  montana)  vor ;  ganz  selten  auch  an  Fichte.  —  Auch 
die  geographische  Verbreitung  scheint  im  großen  und  ganzen  mit  der  von 
piniperda  übereinzustimmen. 

So  nahe  sich  die  beiden  Waldgärtner  systematisch  stehen,  so  verhalten  sie 
sich  biologisch  in  manchen  Punkten  recht  abweichend,  i) 


^)  Diese  biologischen  Verschiedenheiten  haben  auch  zuerst  dazu  geführt,  die  beiden  Arten 
zu  trennen.  Die  Unterscheidungsmerkmale,  die  der  Autor  von  minor,  Hartig,  anführt,  sind 
zur  Unterscheidung  der  beiden  Arten  außerhalb  der  charakteristischen  Brutgänge  unbrauchbar. 
Das  einzig  sichere  Merkmal,  die  „Schattenfurche",  wurde  erst  später,  und  zwar  durch  „den  großen 
Künstler  und  Entomologen''  Samuel  Weber,  der  die  Tafeln  XII  und  XIII  für  Borkenkäfer 
in  den  Forstinsekten  Ratzeburgs  gezeichnet,  entdeckt  (vgl.  M.  Wolff  1920). 


Ipidae  (Scolycidae). 


—  Rindenbrüter  an  Kiefer. 


533 


Das  Fraßbild  ist  gänzlich  verschieden  von  dem  des  piniperda:  die  Mutter- 
gänge des  minor  sind  in .  der  Regel  doppelarmige  Quergänge,  die  tief  im 
Splint  verlaufen  und  mit  einem  kurzen  Eingangsstiel  in  der  Mitte  versehen  sind. 
Die   wenig   dichtstehenden  (mehrere  Milhmeter   voneinander    entfeinten)  Larven- 


Abb.  270.    Brutfraß  von  Myelophilus  minor  Hartig  in  Kiefer  (Siilint.   am  Fangbaum).     Nat.  Gr.  — 
Aus  Koch  (phot.  Scheidter), 

gänge  sind  nur  kurz,  ca.  2 — 3  cm  lang,  und  verlaufen  ziemlich  gerade  nach 
oben  und  unten.  Gegen  das  Ende  zu  gehen  sie  tiefer  in  den  Splint,  um 
schließlich  in  die  Puppenwiegen  überzugehen.  Letztere  dringen  mit  ihrer  Längs- 
achse in  radiärer  Richtung  in  das  Holz  ein,  so  daß  ihre  Lage  nur  durch  ein 
kreisrundes  Loch  angezeigt  wird. 


e-iA  Coleoptera.    —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Die  Muttergänge  können  bei  dichtem  Besatz,  an  dünnem  Material,  an  Ast- 
stellen usw.,  starke  Abweichungen  erfahren,  die  von  dem  normalen  Typus 
nicht  mehr  viel  erkennen  lassen.  Milani  (1893)  bildet  eine  große  Reihe  solcher 
abnormer  Brutgänge  ab:  teils  ist  nur  ein  Arm  voll  ausgebildet,  der  andere  nur 
stückweise  oder  gar  nicht,  teils  ist  die  Eingangsröhre  lappenartig  erweitert,  teils 
die  Richtung  der  Arme  eine  andere  (schräg  oder  längsgerichtet),  teils  ist  auch 
die  Zahl  der  Arme  vermehrt,  so  daß  sternförmige  Bilder  resultieren  usw.  Auch 
auf  der  beigegebenen  Photographie  (Abb.  270)  kann  man  schon  manche  Ab- 
weichungen finden;  es  muß  dabei  allerdings  berücksichtigt  werden,  daß  es  sich 
hier  um  den  Befall  eines  liegenden  Fangbaumes  handelt,  was  schon  daraus  zu 
ersehen  ist,  daß  die  Eingangsröhre  einmal  von  unten  nach  oben,  einmal  von 
oben  nach  unten  verläuft. 

Ein  Unterschied  gegenüber  piniperda  besteht  auch  bezüglich  der  Ausflug- 
löcher. Während  diese  bei  piniperda  nur  spärlich  und  im  Mißverhältnis  zur 
Eizahl  bezw.  Zahl  der  Larvengänge  stehen,  sind  sie  bei  minor  gewöhnlich  „voll- 
zählig" vorhanden,  in  ziemlich  regelmäßiger  Verteilung  zu  beiden  Seiten  der  beiden 
Quergänge.  Dadurch  fallen  sie  auf  der  hellen  Spiegelrinde  sofort  auf.  „Sie  um- 
geben das  auf  die  Rindenoberfläche  projiziert  gedachte  Fraßbild  wie  die  Per- 
forierung das  Bild  auf  der  Briefmarke"  (Wolflf).  Die  „Vollzähligkeit"  spricht 
jedenfalls  dafür,  daß  die  Brut  meist  voll  zur  Entwicklung  gelangt. 

Auch  hinsichtlich  der  von  ihm  bevorzugten  Rindenbeschaffenheit  weicht 
minor  von  piniperda  ab:  er  geht  mit  Vorliebe  an  solche  Stämme  oder  Stamm- 
teile, die  noch  mit  dünner  Glanzrinde  versehen  sind,  also  an  Stangenhölzer  oder 
an  die  oberen  Teile  älterer  Stämme.  Nicht  selten  kommen  die  beiden  Arten  an 
ein  und  demselben  Stamm  vor;  miliar  im  oberen,  glattrindigen  Teil,  piiiiperda  im 
unteren,  dickborkigen.  Doch  ist  diese  Trennung  durchaus  nicht  etwa  haarscharf, 
sondern  man  kann  bisweilen  auch  minor  in  dickerer  und  piniperda  in  dünnerer 
Rinde  finden  (s.  auch  Abb.  271). 

Der  Ernährungsfraß  findet  in  genau  der  gleichen  Weise  in  den  Trieben 
statt  wie  beim  großen  Waldgärtner  (siehe  dort).  Die  Überwinterungsplätze 
sind  noch  nicht  festgestellt;  sie  dürften  aber  wohl  ebenfalls  dort  zu  suchen  sein, 
wo  piniperda    überwintert,  nämlich  an  der  Stammbasis  (Wolft    1920). 

Die  Generation  ist  einjährig  wie  bei  piniperda\  die  Schwärmzeit  etwa 
2 — 4   Wochen  später  wie  bei  diesem. 

Forstlich  ist  der  kleine  Waldgärtner  weit  schädlicher  als  der 
große.  Sein  Brutfraß  ist  wesentlich  „primärer",  er  geht  nicht  nur  gefälltes  und 
im  Absterben  begriffenes  Holz  an,  sondern  geht  mit  Vorliebe  stehendes  Holz 
an,  und  zwar  noch  relativ  gesundes.  Sodann  greifen  seine  Quergänge  tief  in  den 
Splint  ein,  was  bei  dichtem  Befall  leicht  zu  einer  völligen  Unterbrechung  der 
Saftleitung  führen  kann.  Endlich  scheint  seine  Brut  weit  weniger  gefährdet  zu 
sein  durch  Feinde  usw.,  wie  aus  den  zahlreichen  Fluglöchern  geschlossen  werden 
kann.  Der  Schaden  durch  den  Ernährungs-  oder  Triebfraß  ist  der  gleiche  wie 
bei  piniperda. 


Ipidae  (Scolytidae\ 


Rindenbrüter  an  Kiefer. 


535 


Bekämpfung.  —  Entsprechend  dem  mehr  primären  Auftreten  sind  Fang- 
bäume (mit  dünner,  glatter  Rinde)  hier  weit  mehr  indiziert  als  beim  großen 
Waldgärtner.  Sedlaczek  empfiehlt  entweder  liegende,  beastete  Fangbäume  oder 
stehende  geringelte  oder  mit  Doppelringschnitt  versehene,  oder  auch  Stämme  köpfen. 


Abb    271.     Brutfraß    von    Myelophilus    minor    Hrtg.    u.    piniperda    L.    in    Kiefer    (Rinde,     am 
Fangbaum).     ^4  "^t-   ^^-   ~  -^^^  Koch  (phot.  Scheidter). 

Bei  den  Fangbäumen  ist  zu  beachten,  daß  die  Puppen  im  Holz  liegen,  daß  also 
die  Entrindung  nur  dann  ihren  Zweck  erfüllt,  wenn  sie  vor  der  Verpuppung 
geschieht. 

Die  Zahl  der  Parasiten  ist  wesentlich  geringer  als  bei  Myel.  pmiperda.  Kleine  führt 
nur  folgende  Schlupfwespen  an:  Phijgadeuon  stibmuticus  Thoms.,  Dendrosoter  lyrotuberans 
Nees,   Cheiropachus  pulchellus  W.  und  quadrum  F.,  Pteromalus  axureus  R. 


^•15  »Coleoptera.   —   ".  P'amilienreihe:  Rh)mchophora. 

An  Käfern  wurden  in  den  Brutgängen  gefunden:  Dromiits  quadrinotatus  Pz.,  Epuraea 
oblonga  H.,  Pityophagus  ferrugineus  L.,  Rhix.ophagus  depressus  F.,  ferrugitieus  L.  und 
hi2mstulatus  F.,  Placusa  tachyporoides  Waltl.,  Phloeopora  reptans  Er.,  Phloeonomus  pusiUus 
G.,   Quedhis  scintillans  Gr.  und  fiäiginosus  Gr. 

Besonders  hervorzuheben  ist  das  Fehlen  des    Clerus  (vgl.  auch  Wolff). 

''        Ips  sexdentatus  Boern. 

Der  große  oder  zwölfzähnige  Kiefernborkenkäfer. 

Gehört  zu  den  größten  Vertretern  der  Gattung  Ips^)  (s'/j — 8  mm)  und  ist  an  der  Be- 
zahnung  des  Absturzes  („knopfzähnig")  leicht  zu  erkennen  (6  Zähne,  davon  der  4.  am  längsten 
und  geknöpft).     (S.  Tabelle  S.  484,  Abb.  241  A,  a.) 

Der  gewöhnliche  Brutbaum  ist  die  gemeine  Kiefer;  außerdem  wurde 
er  noch  gefunden  an  Pinus  austriaca^  pinaster^  leitcodermis^  zuweilen  auch  und 
zwar  in  stärkerem  Auftreten  an  der  Fichte. 

In  der  geographischen  Verbreitung  folgt  er  der  gemeinen  Kiefer  von 
Lappland  bis  an  die  Mittelmeeiküsten  und  Tfanskaukasien,  und  vom  Atlantischen 
bis  zum  Stillen  Ozean. 

Die  Brutgänge  (Abb.  z"]!)  stellen  zwei-  oder  gewöhnlich  drei-  (mit- 
unter auch  4-)armige  Längsgänge  dar,  die  von  einer  geräumigen  Rammel- 
kammer ausgehen  und  durch  ihre  enorme  Länge  auffallen.  Können  sie  doch 
zusammen  bis  i  m  lang  werden,  während  die  Breite  des  Mutterganges  4 — 5  mm 
beträgt.  In  den  Gängen  befinden  sich  vielfach  „Luftlöcher".  Die  Larvengänge 
sind  verhältnismäßig  kurz,  rechtwinklig  vom  Muttergang  ausgehend  und  sich  rasch 
verbreiternd  und  mit  einer  großen,  runden,  schüsseiförmigen  Puppenwiege  endigend. 
Das  ganze  Fraßbild  bleibt  fast  ausschließlich  in  der  Rinde,  nur  an  dünnrindigen 
Stücken  greift  der  Muttergang  schwach  in  das  Holz  ein.  —  Der  Reifungsfraß 
der  Jungkäfer  findet  am  Ort  der  Geburt  von  den  Puppenwiegen  aus  statt,  in 
Form  von  unregelmäßigen  Plätzen  oder  geweihartig  verzweigten  Gängen. 

Die  Generation  ist  gewöhnlich  eine  doppelte.  Sowohl  Nitsche  als 
Knoche  (1905)  und  Fuchs  (1907)  haben  eine  solche  festgestellt.  Die  erste 
Flugzeit  fällt  in  die  Monate  April,  Mai,  die  zweite  in  die  Monate  Juli,  August. 
Die  Überwinterung  geschieht  gewöhnlich  als   Käfer,  seltener  als  Larve. 

In  forstlicher  Hinsicht  kommt  dem  großen  Kiefernborkenkäfer  keine 
allzu  große  Bedeutung  zu,  da  er  stark  sekundär  ist  und  meist  nur  gefälltes 
Holz  angeht.  Man  findet  ihn  daher  gewöhnlich  auf  Schlägen  und  Holzplätzen 
und  zwar  nur  in  starken  Stämmen.  Bemerkenswert  ist,  daß  er  hier  oft  in 
den  höheren  Partien  der  Stämme,  wo  die  Rinde  dünn  wird,  wohnt,  wodurch  sich 
das  häufige  Verkümmern  der  hier  zu  stark  in   den  Splint   eingebetteten  Brut  er- 


*)  Die  Gattung  Ip)S  vertritt  „einen  hochdifTerenzierten  und  an  speziellen  Anpassungen  be- 
sonders, reichen  und  abgeleiteten  Typ  der  Borkenkäfer,  der  ausschließlich  dem  Nadelholz  angehört, 
und  zugleich  der  artenrelcliste  zu  sein  scheint.  Weitaus  die  meisten  Arten  leben  polygam  und 
machen  teils  mehrarmige  Längs-,  teils  Sterngänge,  wobei  das  J  die  Eingmgsröhre  und  die 
Rammelkammer  fertigt.  Äußerlich  ist  das  hervorstechendste  Merkmal  in  der  Flügeldeckenskulptur 
am  Hinterende  der  (j'^j'  gelegen,  ein  Merkmal,  das  bald  in  gleicher,  bald  in  schwächerer  Aus- 
bildung auch  beim  $  vorkommt.  Die  Skulptur  besteht  aus  einer  breiten  Mulde  oder  Furche, 
deren  Außenränder  mit  Zähnen  versehen  sein  können."  Diese  sogenannten  ., Abstürze"  dienen 
zur  Reinigung  der  Brutgänge,  welche  Arbeit  ganz  besonders  den  (^J  zukommt.  Die  Reinigung 
der  Brutgänge  hinwieder  geschieht  zur  Ermöglichung  wiederholter  Begattungen  (Nüßlin). 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer. 


537 


klären  dürfte.  Wahrscheinlich  nimmt  ihm  in  diesen  Fällen  Myelophiliis  piniperda, 
der  ja  immer  früher  kommt,  den  Platz  weg,  da  sich  dieser  am  liebsten  am 
unteren  Stammende  einquartiert,  wo  dann  die  Gänge  des  Nachzüglers  nicht  mehr 


S    i     •^'^*^ 


Abb.   272.    Brutfraß  von   ips  sexdentatus  Boern.    A  Ausgebildetes,  großes  in  Wirklichkeit   83  cm 

langes  Fraßstück  in  Kiefer,  B  ein  Teil  desselben  in  V2  "^^    Gr.,   C  Anfang  eines  Brutganges  in 

Fichte  (bei  x  das  Bohrloch).  —  Aus  Nitsche. 


genügend  Platz  finden.  Diese  Umstände  mögen  auch  vielleicht  seine  Vermehrung 
in  niederen  Grenzen  halten.  An  stehende  Stämme  scheint  sexdentatus  nur  un- 
gern zu  gehen  und  nur  in  der  Not,  wenn  durch  liegendes  Holz  seine  Vermehrung 


K-iQ  Coleoptera.  —  7.  Familienreüie :  Rhynchophora. 

ungewöhnlich  begünstigt  worden  war.  Über  größere,  ausschließlich  durch  sexdentatus 
hervorgerufene  Kalamitäten  in  unseren  Ländern  ist  in  der  Literatur  bis  jetzt  nichts 
zu  finden.  Dagegen  scheint  er  im  Osten  (Rußland)  häufiger  als  Folgeerscheinung 
von  vorhergegangenem  Fraß  anderer  Insekten  (Eule.  Spanner  usw.)  oder  Wald- 
brand vorzukommen  und  schädlich  zu  wirken. 

Mitunter  geht  er  auch  an  Fichte,  wie  Ratzeburg,  Nördlinger,  Neu- 
meister (1871)  und  andere  beobachtet  haben.  Besonders  beachtenswert  ist 
der  Bericht  Neumeisters,  da  hier  —  es  handelte  sich  um  einen  infolge  eines 
Windbruches  im  Dezember  1868  bei  Dresden  aufgetretenen  Borkenkäferfraß  — 
sexdentatus  auch  an  stehenden  Fichten  und  zwar  in  recht  schädlicher  Weise 
aufgetreten  ist.  „Es  ist  unbestreitbar",  schreibt  Neumeister,  „daß  sexdentatus 
die  stehenden  Bäume  ebenso  stark  wie  typographus  befallen  kann  und  mithin 
ceieris  paribus^  gefährlicher  für  die  Fichte  als  für  die  Kiefer  wird,  die  er  ja  in 
der  Regel  nur  im  liegenden  Zustand  annimmt.  In  zwei  Abteilungen  trat  sexden- 
tatus so  durchgängig  und  massig  auf,  daß  man  anfangs  wohl  glauben  konnte,  es 
mit  besonders  großen  Exemplaren  des  typographus  zu  tun  zu  haben,  i) 

Sollte  eine  Bekämpfung  notwendig  werden,  so  hat  diese  nach  den  all- 
gemeinen Grundsätzen  zu  geschehen:  Fangbäume,  in  geschützter  Lage  entasten, 
in  freier  Lage  Beastung  lassen. 

Als  Feinde  (bezw.  Mitbewohner)  nennt  Kleine  auflallendenveise  keine  Schlupf- 
wespen, sondern  nur  eine  größere  Anzahl  Käfer,  nämlich:  Clerus  formicarius  "L.,  Omaliuni 
vile  Er.,  Hypophlotus  fraxtni  K.,  Phloeonomus  pusillus  Gr.  und  minimus  E.,  Phloeopora 
reptans  Er.,  Placusa  atrata  Shlb.,  complanata  Er.,  infitna  Er.,  Cylistosoma  oblongum  F.  und 
Nudobius  coUaris  E. 

-r^ylps  amitinus  var.   montanus  Fuchs. 

Der  große  Arvenborkenkäfer. 

Gehört  wie  sexdenlatus  in  die  Gruppe  der  knopfzähnigen  Borkenkäfer  (Typographus- 
'  Gruppe),  ist  jedoch  kleiner  als  der  vorige  (4,5  mm)  und  auch  durch  die  geringere  Zahl  der  Ab- 
sturzzähne (4)  von  diesem  unterschieden.  Wurde  meist  mit  cembrae  Heer,  der  in  erster  Linie 
an  Lärche  und  nicht,  oder  wenigstens  seltener,  an  Arve  vorkommt,  verwechselt  bezw.  für 
synonym  mit  diesem  gehalten  (Keller  19 10),  bis  Fuchs  (19 13)  auf  Grund  eingehender  bio- 
logischer und  anatomischer  Studien  im  Engadin  gezeigt  hat,  daß  die  auf  der  Arve  und  auf- 
rechten Latsche  vorkommende  Art  unbedingt  von  der  in  der  Lärche  brütenden 
spezifisch  zu  trennen  ist.  Die  erstere  gehört  in  den  Formenkreis  des  amitinus  (er  be- 
schreibt sie  als  besondere  Varietät,  var.  montanus).,  ^)  während  auf  die  letztere  cembrae  Heer 
zu  beziehen  ist. 

Die  Biutbäume  des  montanus  sind  die  Arve  oder  Zirbelkiefer  (Pitiüs  cembra) 
und   die  aufrechtstehende  Latsche.     Er  ist  ausgesprochenes  Hochgebirgsxier. 

Das  Fraßbild  (Abb.  273)  hat  starke  Neigung  zur  Variation;  die  Mutter- 
gänge stellen  verschiedenarmige  Sterngänge  dar.  Am  häufigsten  sind  dreiarmige, 
doch  kommen  auch  4-  und  5  armige,  andererseits  auch  zwei-  und  sogar  (aller- 
dings   selten)  einarmige  vor.     Die  Muttergänge  sind,  wo   ihnen   eine  ungehemmte 


^)  Von  der  Richtigkeit  der  Bestimmung  in  diesem  Falle  hat  sich  Judeich  überzeugt. 

^)  Fuchs  (1.  c.)  gibt  folgende  Unterschiede  gegenüber  dem  typischen  a7«^Y^'/»^^s  an:  Käfer 
größer  bis  ca.  4,5  mm,  derber,  hinten  nicht  so  sehr  verschmälert,  stärker  und  etwas  dichter 
skulpiert,  stärker  und  länger  behaart.  Stirn  rauher,  aber  doch  noch  glänzend.  (^  mit  einem 
starken  Korn  über  den  Mandibeln.     Fühlerkeule  größer,  oval. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Kiefer. 


539 


Entfaltung  geboten  wird,  mitunter  von  bedeutender  (bis  25  cm)  Länge  und  nicht 
selten  verlaufen  sie  dann  in  weitem  Bogen.  Die  Rammelkammer  ist  geräumig, 
zeigt  keinen  Zapfen,  was  bei  amiiinus  die  Regel  ist,  und  greift  wie  die  Mutter- 
gänge stets  deutlich  in  den  Splint  ein.  Brutgänge  und  Rammelkammer  sind 
stets  vom  Bohrmehl  sauber  gereinigt  (die  Reinigung  geschieht  hier  nach  Keller 
[1903]  allein  durch  das  ?).  Sowohl  Reif ungs  fraß  der  Jungkäfer,  über  mehrere 
Wochen  sich  erstreckend,  um  die  Puppenwiegen  herum,  als  auch  Regenerations- 
fraß der  Mutterkäfer  an  den  Enden  der  Muttergänge  kommt  regelmäßig  vor. 

Die  Generation  ist  eine  einfache,  jedoch  können  die  Mutterkäfer  nach 
Regenerationsfraß  noch  zu  einer  zweiten  Brut  schreiten,  die  eine  doppelte  Gene- 
ration vortäuschen  kann.  Die  erste  Flugzeit  fällt 
auf  Ende  Mai  bis  Anfang  Juni.  Die  Larvenperiode 
dauert  etwa  4  Wochen;  im  September  sind  aus- 
gereifte Käfer  vorhanden,  die  überwintern.  Die 
zweite  Brutperiode  der  regenerierten  ?$  beginnt 
Ende  Juli  und  liefert  bis  zum  Winter  ausgewachsene 
Larven,  teilweise  auch  Puppen  (Keller   19 10). 

Im  Hochgebirge  ist  der  Arvenborkenkäfer 
stark  verbreitet  und  forstlich  sehr  beachtens- 
wert. In  der  Schweiz,  in  den  Kantonen  Grau- 
bünden, Wallis  und  Tessin  erscheint  dieser  Käfer 
von  1400  m  an  geradezu  gemein  und  zwar  sowohl 
an  stehendem  Material  als  auch  an  Lagerholz 
(Keller).  Im  allgemeinen  wird  starkes  Material,  da- 
neben aber  auch  schwächeres  Holz  und  sogar  dünne 
Äste  angegangen. 

Als  einen  Hauptfeind  des  großen  Arvenborkenkäfers, 
der  einen  wesentlichen  Anteil  an  dessen  Vermehrungs- 
beschränkung hat,  beobachtete  Keller  (1903)  die  Kamel- 
halsfliege (Rhaphidia)  (s.  S.  31).  Er  traf  diese  häufig  bis 
hoch  hinauf  (1900  m)  in  den  Fraßgängen  unter  Arvenborke 
und  macht  sie  dafür  verantwortlich,  daß  oft  nur  ein  kleiner  Abb  27?  Fraßbild  von  lüs 
TeU  der  Brut  sich  entwickelt  oder  leere  und  zerrissene  ^^^  i^ontanus  Fuchs  an  aufrechter 
ChitmhüUen  unausgefärbter  Borkenkäfer  m  den  Gängen  zu  Latsche;  an  den  Enden  Regene- 
hnden  smd.  rationsfraß.    -    Nach  G.  Fuchs. 


j^-lcy  Ips  acumioatus  Gyll. 

Der  sechszähnige  oder  scharfgezähnte  Kiefernborkenkäfer. 

Gehört  in  die  Gruppe  der  „doppelzähnigen" ;  von  dem  vorigen  durch  die  wesentlich 
kleinere  Gestalt  (2,2 — 3,5  mm)  und  die  verschiedene  Absturzbezahnung  (nur  3  Zähne,  der  letzte 
zweispitzig)  leicht  zu  unterscheiden  (s.  Tab.  S.  486  u.  Abb.   241  A,  c). 

Der    Hauptbruibaum    ist    die    gemeine    Kiefer;    sonst   noch    an  Pi?iiis 
austriaca^    uncinaia^    leucodetmis;    selten    an    Fichte.      Die   geographische   Ver- 
breitung   reicht  von   Lappland    bis  Sizilien    und  vom  Kamtschatka    bis  Spanien. 
Er    bevorzugt    dünne  Rinde,    geht    demnach    in    die  oberen  Stammpartien 
alter  Stämme  oder  in  Stangenhölzer  oder  in  die  Zweige. 


540 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe;  Rhynchophora. 


Seine  Fraßbilder  (Abb.  274)  stellen  schöne  vielarmige  Sterngänge 
mit  geräumiger  Rammelkammer  dar.  Die  Muttergänge  sind  ca.  2 — 2,5  mm 
breit  und  können  sehr  lang  (bis  40  cm)  werden;  sie  laufen  gebogen,  manchmal 
scharf  geknickt  und  auch  gegabelt.  Häufig  stehen  benachbarte  Fraßbilder 
durch    Vereinigung    einzelner    Muttergänge    miteinander    in    Verbindung    („Ver- 


\ 


Abb.  274.    Brutfraß  von  Ips  acuminatus  Gyll.    A  Zwei  Brutbilder  mit  begonnenen  Muttergängen 
und  Eigruben;  beide  Längen  durch  einen  „Verbindungsgang''  zusammen.    B  Fast  vollendest  Brut- 
bild, die  Larvengänge  stehen  weit  voneinander  ab.  —  Aus  Nüßlin. 


bindungsgänge").  Die  Larvengänge  stehen  ziemlich  weit  voneinander  entfernt 
und  werden  gewöhnlich  nicht  sehr  lang.  Bei  vollendeten  Fraßbildern  sind  allent- 
halben platzförmige  Erweiterungen,  vom  Reifungsfraß  der  Jungkäfer  und 
Regenerationsfraß  der  Mutterkäfer  herrührend,  zu  sehen.  Die  Muttergänge 
und  Larvengänge  greifen  tief  in  den  Splint  ein;  erstere  sind  meist  mit  Bohrmehl 
verstopft,  ebenso  die  Rammelkammer. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  e^I 

Die  Generation  ist  gewöhnlich  einfach,  kann  wohl  aber  auch  doppelt 
sein.  ^)  Acuminahis  ist  ziemlich  wärmebedürftig  und  schwärmt  spät,  erst  im 
Mai.  Die  Eiablage  erfolgt  in  auffallend  großen  Abständen,  ein  Beweis,  daß  die 
Keimfächer  die  Eier  nur  langsam  produzieren.  Das  $  scheint  hierzu  nicht  öfters 
der  Begattung  zu  bedürfen,  da  es  ja  infolge  der  Verstopfung  der  Gänge  mit 
Bohrmehl  für  immer  von  dem  J  getrennt  ist  (Fuchs  1907).  Chewyreuv 
(1907)  meint  allerdings,  daß  die  $$  sich  dadurch  schadlos  zu  halten  verstehen, 
daß  sie  für  die  „Gehilfen  des  Mannes"  besondere  Eingänge  („Luftlöcher")  und 
zwar  in  ganz  besonders  großer  Zahl  anlegen.  —  Die  $$  fressen  am  Ende  des 
Mutterganges  buchtige  Erweiterungen  oder  Miniergänge,  um  sich  dann  schief 
durch  die  Rinde  ins  Freie  zu  bohren.  Fuchs  schließt  daraus,  daß  die  55  eine 
zweite  Brut  machen  können. 

1  Forstlich  ist  er  entschieden  beachtenswerter  als  sexdentatus^  da  er  mehr 
primär  ist,  wie  schon  aus  seinem  Vorkommen  in  den  oberen  Stammpartien  und 
den  Zweigen  hervorgeht.  Er  ist  in  Deutschland  allerdings  nur  stellenweise  häufig, 
so  z.  B.  im  Südwesten.  Nüsslin  (1898)  bezeichnet  acuminaius  als  „zweifellos 
einen  der  schädlichsten  Kiefernborkenkäfer  der  Karlsruher  Gegend".  Dasselbe 
gilt  für  Schweden:  In  einigen  Gegenden  ist  er  selten  oder  fehlt  er  fast  ganz, 
in  verschiedenen  anderen  Gegenden  dagegen,  hauptsächlich  im  nördlichen 
Schweden,  ist  er  nach  Trägärdh  einer  der  gewöhnlichsten  Borkenkäfer  und 
die  auf  der  Kiefer  dominierende  Art.  Er  brütet  dort  auch  in  ganz  dünnen 
Zweigen  von  i  — 1,5  cm  Durchmesser  (zum  Unterschied  vom  kleinen  Waldgärtner, 
der  nur  in  Zweige  geht,  die  mindestens  4  cm  Durchmesser  haben).  Auch  in 
Rußland  scheint  er  eine  häufige  Erscheinung  zu  sein  und  recht  schädlich  zu 
werden. 

Ips  Mannsfeldi  Wachtl. 

Dem  aeuminatus  sehr  nahestehend,  unterscheidet  sich  von  ihm  hauptsächlich  durch 
den  FUigeldeckenab Sturz.  Dieser  ist  mäßig  steil,  fast  kreisförmig  ausgehöhlt,  stark  glänzend  und 
ist  am  Rand  mit  3  Zähnen  besetzt,  von  denen  der  mittlere  sehr  breit  und  zweispitzig  ist  (bei 
aeuminatus  ist  der  unterste  zweispitzig).  In  der  Größe  stimmt  er  mit  aeuminatus  überein 
(2,5—3,8  mm). 

Der  Hauptbrutbaum  ist  die  Schwarzkiefer;  selten  auch  an  der  ge- 
meinen Kiefer.  Bisherige  Fundorte:  Kärnten,  Nieder -Österreich,  Bosnien, 
Herzegowina,  Korsika. 

Das  Fraßbild  (Abb.  275)  ist  ähnlich  dem  von  aeuminatus,  ein  Sterngang 
mit  großer  Rammelkammer.  Die  Muttergänge,  3  —  7  (gewöhnlich  4)  an  der 
Zahl,  sind  ca.  1,5  mm  breit  und  können  10 — 15  cm  lang  werden;  sie  verlaufen 
vorwiegend  gerade,  seltener  geschwungen,  bisweilen  rechtwinkelige  Knicke  zeigend, 
und  furchen  den  Splint  mehr  oder  weniger  tief.  Die  Larvengänge  stehen 
weit  auseinander  {^j^ — 2  cm!),  berühren  den  Splint  nur  oberflächlich  und  bleiben 
relativ  kurz  (ca.  4  cm).  Die  Puppenwiegen  liegen  in  der  Bastschicht.  Einen 
Ernährungsfraß  machen  sowohl  die  Mutterkäfer,  die  das  Ende  der  Brutgänge 

f  .^)  Knotek  (1897)  gibt  für  Zentral-  und  Südbosnien  die  doppelte  Generation  als 
Regel  an. 


542 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


muschelförmig  ausnagen,  als  auch  die  Jungkäfer,  die  um  die  Puppenwiegen  platz- 

förmige  oder  geweihähnliche  Gänge  fressen. 

Die  Generationsverhältnisse  scheinen  ähn- 
liche wie  bei  acuminatus  zu  sein.  Jedenfalls  sind  die 
Mutterkäfer  imstande,  noch  ein  zweitesmal  zu  brüten; 
auch  eine  echte  zweite  Generation  kann,  wenigstens 
in  wärmeren  Lagen,  vorkommen  (Knotek  1899,  Fuchs 
1907)- 

'  Ips  laricis  F. 

Der  vielzähnige  Kiefernborkenkäfer. 

Ist  der  Hauptvertreter  der  Gruppe  der  kegelzähnigen 
Borkenkäfer  (Untergattung  Orthotomicus  Ferrari) :  Die  5  einfachen 
Kegelzähne  stehen  auf  dem  Rand  des  breiten,  fast  kreisförmigen 
und  fast  senkrecht  abfallenden  Absturzes.  Flügeldecken  zwischen 
den  Punktstreifen  weitläufig  fein  punktiert,  Länge  3  —  4  mm. 
(Tabelle  S.  487,  Abb.  241  A,  f.) 

Als  Brutbaum  kommt  in  erster  Linie  die  ge- 
meine Kiefer  in  Betracht,  dann  auch  die  Fichte, 
seltener  Pinus  strobus,  halepensis ,  Abies  pectinata  und 
Larix  europaea.  Die  geographische  Verbreitung 
ist  eine  sehr  große  und  scheint  mit  der  der  Kiefer 
zusammenzufallen. 

Die  Brutgänge  sind  sehr  unregelmäßige,  meist 
kurze  (3  —  5  cm  lang),  oft  mit  einem  stiefelartigen  Knick 
beginnende  Längs-  oder  Schräggänge,  die  in  ihrem 
Verlauf  Erweiterungen,  Ausbuchtungen,  Verzweigungen 
aller  Art  zeigen  können  (Abb.  276).  Die  Eier  werden 
haufenweise    abgelegt    (bis     zu    50    Stück).      Die 


Mm 


Abb.  275.    Brutfraß  von  Ips  Abb.  276.  verschiedene   Fraßbilder    (halbschematisch)   von    Ips 

Mannsfeldi  Wachtl.  in  Kiefer  laricis  F.  a  Eierhaufen,  b  Larven,  welche    zum    Teil    Familien- 

(Splint).    */j  nat.  Gr.    —  Aus                gänge  machen.     Einbchtloch  schwarz.  —  Aus  Nitsche. 
Koch  (phot.  Scheidter). 


Larven    fressen    zunächst    gemeinsam,    den  Muttergang   unregelmäßig   erweiternd, 
später  dagegen  machen  sie  auch,  wenigstens  einzelne,  getrennte  Larvengänge. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  '\A'\ 

Obwohl  der  Käfer  erst  spät  (Mai)  schwärmt,  kommt  doppelte  Generation 
vor,    was   schon  Ratzeburg    angegeben    und    dann  Fuchs   (1907)  bestätigt  hat. 

Lands    ist    ausgesprochen    sekundär,    geht    nur    an    kränkelnde    und    vor 

allem  gefällte  Stämme.     Sehr  häufig  fand  ich  ihn  im  Bialowieser  Urwald;  er  war 

dort   einer   der   häufigsten  Borkenkäfer  sowohl  an  gefällten   Kiefern  als  Fichten. i) 

Groß  ist  die  Zahl  der  Parasiten  und  sonstigen  Mitbewohner  der  Zar?e?"s- Brüten. 
Kleine  führt  folgende  Käfer  auf:  Heterhelus  rubiginostis  Er.,  Coryphium  angusticolle  Steph., 
Tliectura  ctispidata  Er.,  Leptusa  analis  Gl.,  Omalium  pvsilluni  Gr.,  Paromaliis  paraUelepi- 
pedus  Hbst.,  Phloeopora  reptans'Ex.  und  Hypophloeus  fraxini  K. ;  ferner  folgende  Schlupf- 
wespen: Bracon  palpebrator  R.,  Eurytoma  flavocapsularis  R. .  Pteromalus  aemidus  R., 
suspensus  R,,  violaceus  R.,  Rhoptrocerus  xylophagoritm  R.,  Diapria  vertictllata  Latr.  K  rause 
(191 7)  fand  auf  Inrieis  eine  Milbe  (im  Hypopusstadium),  die  er  als  Calvolia  Rneissli  beschrieb. 

■  -  .Jps  suturalis  Gyll.  und  proximus  Eich. 

Die  beiden  Arten  stehen  den  vorigen  sehr  nahe,  lassen  sich  aber  durch  die  Art  der  Be- 
zahnung  des  Absturzes  gut  von  laricis  trennen  (siehe  Tabelle  S.  486  u.  487   u.   Abb.  241g— i). 

Beide  haben  als  Brutbaum  die  gemeine  Kiefer,  kommen  außerdem 
noch  an  der  Schwarzkiefer,  Arve  [suturalis)  und  an  der  Fichte  vor.  Die  geo- 
graphische Verbreitung  erstreckt  sich  (für  beide)  über  ganz  Europa,  von 
Italien  und  Spanien  bis  Lappland  und  Rußland. 

Auch  bezüglich  der  Fraßbilder  besteht  weitgehende  Übereinstimmung 
bei  suturalis  und  proximus.  Beiden  liegt  die  Sterngangform  mit  getrennten 
Larvengängen  zugrunde,  wodurch  sie  sich  weit  vom  /ßrzVw-Fraßbild  entfernen. 
Andererseits  fällt  die  Unterscheidung  der  suturalis -Yx^&^g\xx  von  der  des  proximus 
nicht  leicht,  so  daß  es  oft  nicht  möglich  sein  wird,  ohne  den  Verfertiger  die 
Fraßbilder  mit  Sicherheit  zu  trennen. 

¥m  proximus  (Abb.  2jy  A)  werden  folgende  Merkmale  angegeben:  Mutter- 
gänge ca.  1,8  mm  breit,  an  dünnrindigem  Material,  zu  zweien,  dreien  (bis  5) 
aus  der  relativ  kleinen,  mit  zapfenförmigen  Fortsätzen  versehenen  Rammelkammer 
entspringend  und  gewöhnlich  in  der  Längsrichtung  („Längsstemgänge") 
verlaufend.  Die  Gänge  können  sehr  lang  sein  und  sind  meist  schlangen  förmig 
gebogen,  den  Splint  tief  furchend.  Die  Larvengänge  ziemlich  dicht  gestellt  (viel 
dichter  z.  B.  als  bei  acumiriatus).  gegen  das  Ende  zu  den  Splint  schwach  furchend, 
sich  oft  durchkreuzend.  In  den  von  Bohrmehl  gereinigten  Larvengängen  kann  man, 
die  Rinde  gegen  das  Licht  haltend,  nadelstichfeine  Luftlöcher  (6 — 10)  erblicken, 
die  von  den  Larven  ausgenagt  sind  (Henschel  1894).  Für  suturalis  (Abb.  277  B) 
gelten  folgende  Kennzeichen:  Muttergänge  etwas  schmäler  (1,5  oder  noch  weniger), 
meist  zu  mehreren  aus  der  oft  mit  zapfenartigen  Fortsätzen  versehenen  Rammel- 
kammer entspringend  und  gewöhnlich  mehr  schräg  verlaufend.  2)  Muttergänge 
und  das  Ende  der  regelmäßig  verteilten,  ziemlich  eng  stehenden  Larvengänge 
den  Splint  furchend;  Puppenwiegen  oft  ins  Holz  versenkt.  In  den  Larvengängen 
Luftlöcher  wie  bei  proximus. 

*)  Die  Angabe  Ratzeburgs,  daß  .^.laricis  auch  auf  den  Kulturen  die  jungen  Kiefern 
angeht  und  sie  in  Gesellschaft  des  Bostrichus  bidentatus  und  des  Hylasies  ater  und  attenuatus 
zerstört",  beruht  sicher  auf  Irrtum. 

^)  Nüßlin  (1898)  fand  in  dünnen  Sortimenten  (5jährige  Schwarzkiefern)  äußerst  lange, 
U-förmig  umkehrende  Lotgänge.  Ich  selbst  fand  in  Bialowies  ein  ähnlich  stark  gebogenes  Fraß- 
bild am  Ende  eines  starken  Kieferstammes  (Escherich   1917,  S.    103  Abb.  35). 


544 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Wenn  die  angegebenen  Merkmale  (besonders  die  Verlaufsrichtung)  typisch 
ausgebildet  sind,  ist  eine  Unterscheidung  wohl  möglich.  Da  aber  die  Fraßbilder 
stark  variieren,  so  heben  sich  die  Unterschiede  oft  auf.  Dann  kommt  vielleicht 
die  Breite  des  Mutterganges  noch  als  einziger  Anhaltspunkt  in  Betracht. 


Abb.  277  A.    Brutfraß  (Anfang)  von 
ilps  proximus  Eichh. 


Abb.   277  B.    Brutfraß  von  Ips  suturalis  Gyll.  (Kiefern- 
rinde). —  Aus  Koch. 


Über  die  Fortpflanzungsverhältnisse  usw.  ist  noch  wenig  bekannt. 
Beide  scheinen  wie  laricis  Spätschwärmer  zu  sein  (erste  Hälfte  des  Mai).  Die 
zweite  Flugzeit  fällt  in  den  Juli  und  August.  Die  Überwinterung  erfolgt  größten- 
teils als  Imago  (Eichhoff).  Eine  echte  doppelte  Generation  hat  Fuchs  bei 
proximm  festgestellt. 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  545 

Über  die  forstliche  Bedeutung  liegen  bis  heute  nur  wenig  Berichte  vor. 

Da  beide  dünne  Rinde  (obere  Stammpartien,  Stangenholz)  bevorzugen  (häufig  als 

Begleiter  des  acuminaius)^  so  dürften  sie  mehr  primär  sein  als  laricis.    Schreiner 

fand  proxinms    zahlreich    in    einem   frischen   noch   harzreichen   Kiefernwindbruch, 

woraus  Eich  hoff   schließt,    daß  er  „wohl  gefährlich  sein  könne",    zumal  er  wohl 

auch  an  junge  Pflanzen  gehe.    Auch  siäuralis  kommt  an  frischsaftigeren  Bäumen 

häufiger  vor    als    laricis,    weshalb    auch    dieser    forstlich    bedenklicher   sein  dürfte. 

Nüsslin    (1898)    fand    suhiralis    einmal    in    Herrenwies    (Bad.  Schwarzwald)    an 

ca.    5  jährigen  Schwarzkiefern,    diese    tötend.     Saalas   (1919)   berichtet,    daß   in 

Finnland   „von   den  drei  häufigen  Kiefernborkenkäfern,    Ips  proximus,    acuminatus 

und    suturalis,     der    letzte     in    brandgeschädigten    Kiefernwäldern     den    größten 

Schaden    anrichtet,    indem    er    oft    zum  Verdorren    der  vom   Feuer   geschwärzten 

Bäume  beiträgt".     „Als  Hauptgrund    zu    seiner  Verbreitung   muß  der  Waldbrand 

bezeichnet  werden."    Ips  proximus  fand  Saalas  hauptsächlich  an  liegenden  Bäumen 

und  Kiefern  -  Brennholz,    doch    manchmal    auch   an   halbabgestorbenen   stehenden 

Bäumen. 

Als  Parasiten  von  suturalis  führt  Kleine  den  Histeiiden  Plegaderus  saucius  E.  und 
die  Schlupfwespe  Eusandalwn  inerme  R.  an. 

Hierher  noch: 

Jjm;'  Ips  erosus  Woll. 

(Syn.    Tomicus  rectangulus  Eichh.) 

Dem  laricis  täuschend  ähnlich,  so  daß  er  meist  mit  ihm  verwechselt  bezw.  übersehen 
wurde.  Absturz  der  Flügeldecken  ist  wie  bei  diesem  steil,  fast  senkrecht,  mit  tief  punktiertem, 
kreisförmigem  Eindruck,  an  dessen  Rand  3  oder  4  Zähne  stehen,  von  denen  der  unterste  in  der 
Mitte  hegt.  (^  jederseits  mit  dichtstehenden  Zähnen,  deren  zweiter  als  eine  dreieckige,  an  der 
Spitze  scharf  rechtwinkehge,  an  der  Basis  mit  dem  3.  Zähnchen  verbundene  Platte  oder  Seiten- 
wand hervortritt  (Abb.  278  A).  J  jederseits  nur  mit  3  Zähnen;  zwischen  dem  2.  und  3.  Zahn 
nur  ein  stumpfes  Höckerchen.    Körper  schmal  gestreckt,  3—4  mm  lang,  pechschwarz,  grau  behaart. 

Die  Art  ist  hauptsächlich  in  Südeuropa,  namentlich  in  Portugal,  Frank- 
reich, Italien,  Kroatien,  Anatolien,  Griechenland  und  im  Kaukasus  zu  Hause,  auch 
in  Syrien  und  Algier  verbreitet.  Nach  Knotek  (1899)  gehört  er  auch  der  Ge- 
birgsfauna  der  nördlichen  Herzegowina  an,  allerdings  in  einer  etwas  kräftigeren 
Form  (Var.  robustus  Kn.).  Durch  diesen  Fund  „fällt  er  aus  seiner  eigentlichen 
mediterranen  Verbreitungszone  heraus  und  bildet  den  Übergang  zur  mittel- 
europäischen Fauna". 

Als  Brutpflanze  sind  bis  jetzt  festgestellt:  Pinus  halepensis  (wohl  die  Haupt- 
pflanze), dann  Pinus  pinastet,  silvestris,  laricio  und  leucodermis.  An  letzterer  fand 
sie  Knotek  in  der  Herzegowina;  er  vermutet,  daß  die  Art  auch  in  der  Schwarz- 
kiefer vorkommt. 

Das  Fraßbild  steht  dem  von  proximus  am  nächsten.  Es  handelt  sich 
nach  Knotek  (1899)  meist  um  2-  oder  3 armige  Brutgänge  von  je  4 — 5  (mit- 
unter auch  bis  8)  cm  Länge  und  2,5  mm  Breite,  die  den  Splint  scharf  furchend, 
in  der  Regel  (wo  es  sich  um  2  armige  handelt)  in  entgegengesetzter  Richtung, 
zumeist  die  Holzfaser  schneidend,  also  in  diagonaler  Richtung,  selten  gerade, 
verlaufen.  Gehen  sie  einmal  gerade,  so  ist  das  Fraßbild  von  proximus-Yx2& 
kaum  zu  unterscheiden.  „Der  Verlauf  der  einzelnen  Arme  ist  meist  sehr  un- 
regelmäßig, häufig   in   scharfem   Bogen    die  Holzfaser   quer   durchschneidend,   um 

Escherich,  Forstinsekten.     11.  Bd.  35 


546 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe :  Rhynchophora. 


sich  sogar  ganz  im  Halbkreis  umzubiegen  und  parallel  mit  dem  Anfangsstück  gegen 
die  Rammelkamer,  ja  selbst  über  diese  hinaus,  neben  dem  andern  in  entgegen- 
gesetzter Richtung  verlaufend,  weiterzugehen."  Bei  3  armigen  Gängen  gehen  die 
beiden  eine  Gabel  bildenden  im  leichten  Bogen  aus   der  Rammelkammer  heraus. 

Die  6 — 7  cm  langen,  wenig  geschlängelten  Larvengänge  liegen  ausschließlich 
im  Bast  und  gehen,  wenn  sie  Platz  haben,  strahlig  auseinander,  ähnlich  wie  bei 
Eccoptogaster.  Die  Puppenwiegen  liegen  ebenfalls  in  der  Rinde.  Die  Jungkäfer 
fressen  vor  dem  Ausflug  zwischen  Rinde  und  Splint  dendritisch  verzweigte 
Reifungsgänge,  die  ganze  Umgebung  des  Fraßbildes  bis  zur  Unkenntlichkeit  unter- 
wühlend. 

Knotek  hat  in  den  Gebirgslagen  {Herzego\\ina)  doppelte  Generation 
beobachtet  und  auch  durch  die  Zucht  festgestellt.  Die  erste  Flugzeit  fällt  dort 
in  die  Monate  Juni,  Juli,  die  2.  Ende  August  bis  Ende  September,  Im  Mittel- 
meergebiet soll  er  3   Generationen  machen. 

Perris  bezeichnet  ihn  als  äußerst  gemein  (in  Südfrankreich)  und  für  Kiefern 
jeder  Art  als  sehr  verderblich.  ^  Er  greift   Bäume   jeden  Alters  an  und   läßt   sich 


Abb.  278  A.    Flügeldeckenabsturz 

von    Ips     erosus    Woll.  —    Aus 

Spessivtseff. 


Abb.   278 B.    Flügeldeckenabsturz  von  Ips  longicollis  Gyll.  J 
(links)  u.   $   (rechts).   —  Aus  Spessivtseff. 


auch  vor  der  stärksten  Borke  nicht  abschrecken.  Knotek  fand  ihn  (in  der 
Herzegowina)  in  noch  grünen,  aber  stark  beschädigten  jungen  Stämmen  (der 
Panzerföhre)  bis  zu  15— 20  cm  Durchmesser,  und  zwar  nicht  nur  an  Stamm, 
sondern  auch  an  Ästen  bis  4  und  5  cm  Stärke. 


Ips  longicollis  Gyll. 

Ebenfalls  zur  /öWc^s-Gruppe  gehörig;  durch  sehr  langgestreckte  Gestalt,  besonders  des 
Halsschildes  ausgezeichnet.  Absturz  (Abb.  278  B)  fast  senkrecht,  der  2.  Zahn  breit,  stumpf, 
beulenförmig,  oben  flachgedrückt  und  abgeschliffen,  beim  $  ohne,  beim  J  mit  einer  ganz  nach 
innen  gekrümmten,  kleinen  Spitze.  Zwischen  diesem  und  dem  Apikaizahn  stehen  seitlich 
2  Höckerchen  (beim  $  nur  undeutlich  ausgeprägt);  dagegen  ist  beim  $  die  Naht  am  Absturz  mit 
kerbartiger  Körnchenreihe.  Käfer  pechschwarz  oder  pechbraun,  glänzend  bräunlichgreis  behaart, 
mit  rotbraunen   P'ühlern  und  Beinen.      Länge  4 — 4,5  mm. 

Die  Art  lebt  hauptsächlich  auf  Kiefer,  vor  allem  auf  der  gemeinen  Kiefer, 
dann  auch  auf  Pinns  maritima,  laricio^  austriaca  und  taurica;  nach  Chewyreuv 
auch  auf  Fichte.  Sie  scheint  über  ganz  Europa  verbreitet  zu  sein ;  sie  ist  bekannt 
aus  Südfrankreich,  Spanien,  der  Insel  Korsika,  dann  aber  auch  aus  Skandinavien, 


fpidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer 


547 


Litauen,    Taurien,    Rußland,«  Krim,    Ungarn,    Schlesien,     „Sie    dürfte    im   übrigen 
Mitteleuropa  nicht  fehlen,  jedoch    nur   auf  gewisse    Lokalitäten    beschränkt    sein." 

Das  Fraßbild  ist  ganz  eigenartig  und  mit  keinem  andern  Fraßbild  von 
europäischen  Borkenkäfern  zu  verwechseln.  Man  kann  es  höchstens  mit  dem 
des  nordamerikanischen  Dendroctonns  fron- 
taits  vergleichen.  Die  Muttergänge  ver- 
laufen völlig  unregelmäßig,  ohne  bestimmte 
Richtung,  sind  vielfach  gebogen,  ver- 
zweigt und  verästet  und  treten  mit  Nach- 
bargängen in  Verbindung,  so  daß  ein 
ganzes  Netzwerk  von  Gängen  m  der  Rinde 
entsteht  (Abb.  279).  Die  Eigruben  sind 
(nach  Chewyreuv)  nicht  seitlich,  sondern 
in  der  Mittellinie  angebracht,  von  wo 
aus  die  Larven  sich  in  die  Dicke  der 
Rinde  hineinfressen.  Die  Larvengänge 
bleiben  daher  meist  verdeckt,  nur  bei 
dünner  Rinde  sind  sie  sichtbar.  Die 
Muttergänge  erreichen  oft  eine  ungeheure 
Länge  (ca.  ^/^  m)  und  sind  gewöhnlich 
mit  Bohrmehl  gefüllt.  Es  werden  also, 
da  die  ursprünglichen  Paare  dadurch  ge- 
trennt sind,  „Ergänzungsehen"  in  be- 
sonderen Ergänzungseheausgängen  ge- 
schlossen werden  (Chewyreuv). 

In    Rußland    scheint    iongicoUis    zu 

den  häufigen  Borkenkäferarten  zu  gehören       ,^^  ^     c    n  ,      >  „•   ^  ,> 

,,?.,.,  ,      ,  ,    °  .  Abb.   270     Brutfiaß  von   l])s  Icngicollis  Gyll. 

und  forstlich  nicht  unbedeutend  zu  sein.  ^      ^    y^  Spessivtseff 


IL  Vornehmlich  in  Ästen  und  Zweigen  oder  jungen  Pflanzen  brütend. 

JJc:  Carphoborus  minimus  F. 

Kleinster  Kiefern-Bastkäfer. 

Die  Gattung  Carphobortis  ist  in  obiger  Bestimmungstabelle  (S  475)  unter  die  Hylesinen 
eingereiht.  Sie  ist  ausgezeichnet  durch  den  gerade  verlaufenden,  gezähnelten  Basal- 
rand,  und  unterscheidet  sich  von  der  darin  ihr  gleichenden  Gattung  Folygraphus  durch  die  weit 
weniger  tief  ausgeschnittenen  Augen  und  die  deutlich  geringelten  Fühler  (s.  Abb.  225  f,  Abb.  235 
u.  236  D).  Die  für  unser  Gebiet  forstlich  in  Betracht  kommende  Art  Carphoborus  minhnus 
ist  sehr  klein  (1,3  — 1,8  mm),  schwarz,  fein  gelblich  und  grau  beschuppt. 

C.  minimus  brütet  an  der  gemeinen  Kiefer  (daneben  auch  an  Pinus 
austriaca^  montana  und  leucodermis)  und  zwar  nur  in  dünnem  Material,  jungen 
Pflanzen  und  namentlich  in  schwächeren  und  schwächsten  Ästen.  Seine 
Gänge  (Abb.  280)  sind  typische  Sterngänge,  die  eine  große  Ähnlichkeit  mit 
denen  der  Piiyophthorus  -  kriexi  {Lichtensteini  und  glabratus)  besitzen  (siehe  unten 
S.  556);  die  3 — 5  Muttergänge  sind  allerdings  nur  0,5  mm  breit  und  greifen 
weniger  tief  in  den  Splint  ein  als  bei  diesen  Arten.  Die  Larvengänge  weit  von- 
einander entfernt  und   kurz. 

Er  schwärmt  früh  (April)  und  bringt  es  wohl  zu  einer  echten  zweiten  Gene- 
ration.    Überwinterung  meist  als  Käfer. 

35* 


548 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe :   Rhynchophora. 


Sein  Hauptschaden  besteht  darin,  daß  er  an  der  Lichtung  der  Kronen 
(im  Verein  mit  Piiyogefies  bide?itaius,  Myelophilm]  pitiiperda  und  minor  und 
Pogonochaerus  fasciculatus)  erheblichen  Anteil  hat.  In  Kulturen  dagegen,  wo  er 
mit  Pit.  bidentatus  gelegentlich  haust,  ist  (nach  Altura)  sein  Schaden  nicht  wesentlich. 


iM 


Abb.  280.    Bnitfraß  von  Carphoborus 

minimus  F.  an  Kiefernzweig.  —  Aus 

Eckstein. 


281.    Brutfraß  von  Polygraphus  grandiclava  Thoms. 
an  Arve.    —  Aus  Koch. 


Da  er  meist  als  Käfer  überwintert,  so  kann  man  gegen  ihn  durch  Sammeln 
und  Verbrennen  des  von  den  Herbststürmen   herabgeworfenen   Reisigs  vorgehen. 

Als  Parasiten  sind  eine  ganze  Reihe  von  Schlupfwespen  bei  Carphoborus  fest- 
gestellt: Ecphijlus  hylesini  R.,  Spathius  brevicaudis  R..  Holopedina  spec,  Entedon  caudatus 
R.,  hylesinorum  R.,  pinctorum  R.,  Pteromalus  ax,iireus  R.,  aziirescens  R.,  dubius  Nees, 
ramulorum  R.,  siccatorum  R.  und  vicarius  R. ;  ferner  der  Käfer  Nemoso^na  elongatum  L. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Kiefer. 


549 


Polygraphus  grandiclava  Thoms. 
Das  Vorkommen  des  sonst  an  Kirsche  (als  Hauptpflanze)  brütenden 
P,  grandiclava  (s.  oben  S.  513)  an  Arve  ist  scheinbar  ein  häufigeres  (jedenfalls 
mehr  als  bloß  gelegentliches),  so  daß  es  gerechtfertigt  ist,  ihn  hier  bei  den 
Kiefernborkenkäfern  nochmals  zu  behandeln,  zumal  seine  Fraßbilder  an  Arve 
von  denen  an  Kirsche  etwas  abzuweichen  scheinen. 

Seitner  (191 1),  der  in  dem  Arventier  ja  sogar  eine  besondere  von  grandi- 
clava verschiedene  Art  vermutete,  beschreibt  das  Arvenfraßbild  folgendermaßen: 
„Die  ursprüngliche  Form  ist  in  unregelmäßigen  Windungen  ein  von  einer  Rammel- 
kammer ausgehender,  tief  in  den  Splint  gearbeiteter  zweiarmiger  Längs-,  Quer- 
oder Diagonalgang,  dessen  schließliches  Aussehen  durch  den  später  hinzutretenden, 
sehr  mannigfaltigen  Regenerationsfräß  der  Mutterkäfer  bedingt  ist,  so  daß  man 
wohl  sagen  kann,  daß  kein  Brutgang  dem  anderen  trotz  der  an  sich  äußerst 
scharf  ausgeprägten  Käferarbeit  gleich  sieht  (Abb.  281).  Charakteristisch  ist  der 
durch  den  nicht  selten  vorkommenden  Wechsel  in  der  Richtung  und  durch  das 
Aufgeben  bereits  angefertigter  Arme  hervorgerufene  unregelmäßige  Verlauf  der 
tief  in  den  Splint  gemeißelten,  oft  ungleich  breiten  mit  überhängenden  Wandungen 
versehenen  Brutgänge,  welche  durch  den  späteren  Regenerationsfraß,  der  sich  in 
zahlreichen  dendritisch  geformten  Ausstülpungen  und  Erweiterungen  um  die 
Rammelkammer  und  am  Ende  der  mit  Eiern  belegten  Muttergänge  äußert, 
häufig  die  sonderbarsten  Formen  annehmen.  Die  sehr  langen,  mäßig  tief  in  den 
Splint  gearbeiteten  Larvengänge  halten  im  allgemeinen  die  Längsrichtung  ein  und 
endigen  in  einer  tief  in  den  Splint  versenkten  Puppenwiege." 

Seitner  fand  grandiclava  verschiedentlich  in  Steiermark  und  Tirol  in  den 
durch  den  natürlichen  Reinigungsprozeß  absterbenden  unteren  Ästen. 

/  >,  Pityogenes  bidentatus  Hbst. 

Der  bekannteste  und  häufigste  Vertreter  der  hakenzähnigen  Kiefern-Ipinen.  Durch 
die  2  großen  hakenförmig  nach  unten  gekrümmten  Zähne  am  Oberrand  des  fast  kreisförmigen 
Absturzes  beim  (^  leicht  zu  erkennen,  Var.  ^  Hbst.  besitzt  über  dem  Hakenzahn  jederseits 
noch  ein  kleines,  stumpfes  Zähnchen  (Abb.  282  b). 

Hauptbrutbaum    ist    die    gemeine    Kiefer;    daneben    an    Pinus  austriaca^ 

montana^   mantima^  stiobus,  ferner  seltener  an  Lärche,  Fichte,  Tanne  und  Pseudo- 


a  b  c  d 

Abb.  282.     Flügeldeckenabsturz  {(^)    von    a  Pityog.    bidentatus  Hbst.    (forma  typica),    b  Pityog. 
bidentatus  var.  ß,    c  Pityog.  quadridens  Htg, ,   d  Pityog.  bistridentatus  Eichh.    —    Aus  Nitsche. 


isuga  Douglasii.  Die  geographische  Verbreitung  erstreckt  sich  über  ganz 
Europa,  von  Finnland  und  Skandinavien  bis  Südfrankreich  und  von  da  über 
Norditalien  und  Griechenland  bis  tief  nach  Rußland,  überall  da,  wo  ausgedehnte 
Kiefernwaldungen  vorkommen. 


550 


Coleoptera. 


7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


Die  Biutgänge  sind  typische  Sterngänge  (Abb.  283).  Von  einer  ge- 
meinsamen, ausgebuchteten,  tief  eingeschnittenen  Rammelkammer  gehen  3  —  7  ver- 
schieden lange  (i — 5  cm)  Muttergänge  von  ca.  i  mm  Breite  ab,  in  schwächerem 
Material  mehr  längsgerichtet,  in  stärkerem  Material  mehr  nach  allen  Seiten  aus- 
einandergehend, im  Verlauf  verschiedentlich  gebogen 
oder  geknickt.  Die  Eigruben  stehen  bei  schwachem 
Holz  meist  weitläufig  und  fallen  stellenweise  ganz 
aus,  während  sie  bei  stärkerem  Material  ungleich 
dichter  und  unregelmäßiger  verteilt  stehen.  Mutter- 
gänge wie  Rammelkammer  greifen  gewöhnlich  tief 
in  den  Splint  ein,  während  die  meist  geschlängelten 
Larvengänge  anfangs  den  Splint  nur  oberflächlich 
schürfen,  um  erst  gegen  das  Ende  tiefer  ein- 
zudringen. Die  ovalen  Puppenwiegen  liegen  zum 
größten  Teil  im  Splint.  Die  Larvengänge  sind  von 
verschiedener  Länge  und  verwirren  sich  zuletzt.  An 
den  Muttergängen  befinden  sich  verschiedentlich 
Ausbuchtungen,  besonders  am  Ende  (Regenerations- 
fraß), ebenso  sind  die  Larvengänge  bezw.  Puppen- 
wiegen vielfach  verbreitert  zu  großen  Plätzen  (Reif  ungs- 
fraß), wodurch  das  Fraßbild  mitunter  unklar  gemacht 
wird.  Die  Muttergänge  sind  stellenweise  von  Bohr- 
mehl erfüllt,  was  die  ??  veranlaßt,  zur  Erreichung 
neuer  Begattungen  Erweiterungen,  die  nach  außen 
münden  (s.  oben)  zu  nagen,  um  fremden  dd  den 
Zutritt  zu  ermöglichen  (Chewyreuv). 

Bidentatus  ist  Spätschwärmer  (Mai  bis  Juni). 
Die  erste  Brut  ist  bis  Ende  Juli  fertig.  Wahrschein- 
lich folgt  eine  echte  zweite  Generation.  Daneben 
werden,  nach  dem  ausgedehnten  Regenerationsfraß 
zu  schließen,  auch  Geschwisterbruten  von  den  regene- 
rierten $9  vorkommen.  —  Überwintert  als  Larve, 
Puppe  und  Imago. 

In  forstlicher  Beziehung  gehört  bidentatus 
zweifellos  zu  den  schädlichsten  Kiefernborken- 
käfern, vor  allem  deshalb,  weil  er  relativ  primär 
ist.  In  den  alten  Kiefernbeständen,  wo  er  ungemein 
häufig  in  den  Ästen  brütet,  trägt  er  viel  zur  Lich- 
tung der  Krone  bei  und  bereitet  dadurch  die  Bäume 
für  Angriffe  von  ausgesprochen  sekundären  Insekten 
vor.  Nicht  selten  wird  der  Wipfel  oder  auch  das  ganze  obere  Drittel  dürr 
(Willkomm  1871).  Viel  bedenklicher  noch  ist  seine  Rolle  als  Kulturschädling. 
Er  geht  ganz  gesunde  Pflanzen  der  verschiedenen  Kiefernarten,  namentlich  im  Alter 
von  5   bis    12  Jahren,  aber  auch  noch  jüngere  an  und  tötet  sie,  häufig  im  Verein 


Abb.   283.     Brutfraß   von  Pityo- 

genes  bidentatus  Hbst.  in  Kiefer 

(halbvollendet).    Nat.  Gr.  —  Aus 

Koch  (phot.  Scheidter). 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer.  eej 

mit  Ptssodes  notatus.  In  der  Literatur  finden  sich  eine  ganze  Reihe  von  aus- 
gedehnten Kulturzerstörungen  durch  <^/^^«/ö;//(;^  (Taschenberg,  Nördlinger,  Altum  u.  a.). 
Der  letzte  Autor  berichtet  auch  über  größere  Verwüstungen  in  Weymouths- 
und  Seekiefernkulturen,  desgleichen  über  vernichtenden,  ausgedehnten  Fraß  in 
Kiefernstangenhölzern. 

Auch  in  Fichtenkulturen  wurde  bidentatns^  allerdings  nur  ausnahmsweise, 
gefunden.  Der  einzige  Fall  von  größerem  Schaden  in  Fichtenkultur  wird  von 
Hartig  (1870)  berichtet  aus  Schleswig- Holstein,  wo  über  die  Hälfte  der  Pflanzen 
einer  8-  bis  9jährigen  Fichtenkultur,  die  im  Schutze  eines  alten  Kiefernbestandes 
durch  Saat  erzogen  und  dann  freigestellt  worden  war,  durch  bideiitatiis  vernichtet 
wurde. 

Zur  Abwehr  ist  wiederholte  gründliche  Durchforstung  und  rechtzeitige  Ent- 
fernung des  Reisigs  und  alles  sonstigen  seine  Vermehrung  begünstigenden  Brut- 
materials auf  den  Schlägen  erste  Pflicht,  ebenso  in  Kulturen  Entfernen  und  Ver- 
nichten aller  befallenen  Pflanzen.  Zur  Anlockung  dienen  Fangbäume  (un- 
geästete)  und  Fangreisig,  das  nach  4  Wochen  zu  verbrennen  und  immer  wieder 
zu  erneuern  ist. 

Als  Parasiten  werden  von  Kleine  eine  große  Reihe  Schlupfwespen  angeführt: 
Dendrosoter  Middeiidorffi  R.  und  Perrisi  Gir.,  Bracon  palpebrator  R ,  labrator  R.,  Caero- 
jiachys  Hartigi  R.,  Ecphylus  hylesini  R.,  Spathius  brevicaudis  R.,  genicidatus  R.,  Eu- 
sandalum  abbreviatum  R.,  iridens  R.,  Pteromalus  axiireus  R.,  axurescens  R.,  sieeateruni 
R,  siispensus  R.,  violaceus  R.,  Rhopaliscus  guttatus  R,  Rhoptrocerus  xylophagoruni  R.; 
ferner  folgende  Käfer:  Ehixophagtis  ferruginens  Payk.  und  bipustulatus  F.,  Laemophloeiis 
alternans  Er.,  Hypophloeus  linearis  F.  und  spec. 


Pityogenes  quadridens  Hart. 

Dem  bidentatus  sehr  nahe  stehend,  nur  dadurch  von  ihm  unterschieden,  daß  das  1^  unter- 
halb des  Hakenzahnes  jederseits  noch  i  Zähnchen  im  unteren  Drittel  des  Absturzes  besitzt 
(Abb.  282  c). 

Bezüglich  Vorkommens  und  Lebensweise  mit  bidentatus  im  allgemeinen 
übereinstimmend;  in  seiner  Verbreitung  jedoch  scheinbar  mehr  örtlich  begrenzt. 
So  fand  Eichhoff  bei  Zabern  im  Elsaß  ausschließlich  quadridens  („zu  Tausenden 
in  zartrindigen  Kiefernklaftern  und  Reiserholz"),  dagegen  keinen  ei"nzigen  biden- 
tatus. Bei  München  kommt  quadride?is  nicht  vor,  sondern  nur  bidentatus,  bei 
Augsburg  dagegen  fand  Scheidter  nur  qnadride?is  und  keinen  bidentatus. 
Es  hat  demnach  den  Anschein,  als  ob  die  beiden  Arten  einander  vertreten. 
Außer  in  den  bei  bidentatus  genannten  Bäumen  kommt  quadndens  auch  in  Arve 
vor  (Keller   19 10,  Barbey). 

Auch  das  Fraßbild  von  quadridens  (Abb,  284)  ist  dem  von  bidentatus 
sehr  ähnlich  und  in  den  meisten  Fällen  nur  sehr  schwer  zu  unterscheiden. 
Eichhoff  gibt  zwar  einige  Unterschiede  an,  die  ganz  konstant  sein  sollen,  näm- 
lich: „Rammelkammer,  Brutarme  und  Larvengänge  verlaufen  ausschließlich  in 
Rinde,  Bast  und  Kambium,  der  Splint  wird  nur  ganz  oberflächlich  berührt 
(während  bei  bidetiiatus  Rammelkammer,  Brutarme  und  Puppenwiegen  tief  in  den 
Splint  eingreifen).  Außerdem  sind  bei  quadridens  die  Larvengänge  regelmäßiger 
verteilt    und  viel    zahlreicher  vorhanden,    so   daß   meist  die  Unterseite  der  Rinde 


552 


Coleoptera. 


7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


von  den  Larven  und  Käfern  durchaus  zerwühlt  wird."  Wenn  man  aber  eine 
größere  Anzahl  Fraßstücke  vergleicht,  so  fällt  es  schwer,  von  einer  Konstanz  im 
Sinne  Eichhoffs  zu  reden;  die  Fraßbilder  sind  vielmehr  recht  variabel  und 
richten  sich  anscheinend  nach  der  Stärke  des  Holzes  usw.  Es  gibt  gewiß  Stücke, 
die  die  von  Eichhoff  angegebenen  Merkmale  besitzen,  andere  dagegen  lassen 
sich    von    bideniatjis-S>i\icke'C).    kaum    unterscheiden.      Auch    Keller    (19 10)    weist 

darauf  hin,  daß  die  Eichhoff- 
schen  Unterscheidungsmerkmale 
nicht  allgemein  gültig  sind,  und 
daß  z.  B.  Muttergänge  und  Rammel- 
kammern auf  seinen  Fraßstücken 
tief  in  den  Splint  eingreifen. 

/ 

y^  "Pityogenes  bistrid  entatus  Eich  h. 

Der  kleine  Arvenborkenkäfer. 

Etwas  größer  als  quadridens 
und  von  diesem  vor  allem  dadurch  unter- 
schieden, daß  das  (^  am  Absturz  jeder- 
seits  außer  den  beiden  diesem  zu- 
kommenden Zähnen  noch  je  kleinere 
Zähnchen  oberhalb  des  großen  Hacken- 
zahnes besitzt  (Abb.  282  dj. 

Bistndeiitatus  kommt  vor- 
nehmlich auf  Latsche  und  Arve, 
seltener  an  der  Föhre,  Schwarz- 
kiefer, Lärche  und  Fichte  vor; 
dementsprechend  erstreckt  sich 
auch  seine  geographische  Ver- 
breitung im  großen  und  ganzen 
auf  die  Regionen  der  beiden  Ge- 
birgskiefern,       Keller     (1903    u. 

191 1)  nennt  ihn  einen  „aus- 
gesprochenen Gebirgsbewohner", 
der    (in   der  Schweiz)  nicht   unter 

1500  m    Meereshöhe    herabgeht. 

Abb.   284.     Brutfraß  von   Pityogenes  quadridens  Hrtg.  j^^^   Maximum    seiner    Häufigkeit 

Vollendeter  Fraß    m  Kiefer  (Splmt).  —    Nat.   Gr.  —        "  ° 

Aus  Koch  (phot.  Scheidter).  erreicht    er    von     1700— 1800  m, 

doch  geht  er  noch  beträchtlich 
höher."  Keller  fand  ihn  noch  in  2210  m  Höhe  bei  Riffelalp  in  der  Arve 
brütend.  Für  unsere  Gegend  sind  Kellers  Angaben  nicht  ganz  zutreffend,  in- 
sofern als  bisbidentatus  bei  uns  in  der  oberbayerischen  Hochebene  (Voralpenland) 
überall  (besonders  in  den  Mooren),  wo  Latschen  wachsen,  vorkommt,  also  wesent- 
lich tiefer  herabgeht  als  Keller  in  der  Schweiz  beobachtet  hat. 

Die  Fraßfigur  (Abb.  285)  stellt  (wie  bei  den  beiden  vorher  besprochenen 
Arten)    einen    typischen  Sterngang   dar,    der  tief  in  den  Splint  einschneidet.     Die 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Kiefer. 


553 


Muttergänge,  3  —  5  an  der  Zahl,  sind  oft  stark  gebogen  und  können  sehr  lang 
sein  (bis  1 1  cm).  Die  Larvengänge  sind  bald  lang  und  geschlängelt,  bald  kurz, 
stark  gebogen  und  dann  arabischen  Schriftzeichen  sehr  ähnlich;  zuweilen  fehlen 
sie  auf  längere  Strecken  ganz. 

„Der  Reifungsfraß  der  Jungkäfer  ist  nicht  sehr  ausgiebig,  er  besteht  ent- 
weder in  einer  einfachen  Verlängerung  der  Larvengänge  oder  es  wird  eine  wenig 
ausgedehnte  dendritische  Figur  aus- 
genagt. Auch  Regenerationsfraß 
kommt  vor,  indem  der  Muttergang 
verlängert  und  am  Ende  platzartig 
erweitert  wird." 

Die  Generation  ist  wohl, 
wenigstens  in  den  hohen  Lagen, 
einfach  (Fuchs);  wenn  im  Juli 
wieder  neue  Muttergänge  mit  frisch 
abgelegten  Eiern  beobachtet  werden, 
so  rühren  diese  zweifellos  von  rege- 
nerierten Mutterkäfern,  die  zu  einer 
zweiten  Brut  ( Geschwister brut)  ge- 
schritten sind,  her  (Keller). 

Forstlich  verhält  er  sich  wie 
seine  beiden  obigen  Verwandten. 
Er  bevorzugt  schwächeres  Material 
und  geht  selbst  an  ganz  dünne 
Zweigeund  junge  Pflanzen.  Keller 
sah  ihn  bei  Pontresina  eine  ganze 
Anzucht  junger  Arven  zum  Ab- 
sterben bringen.  An  alten  Arven 
kommt  er  häufig  in  Gesellschaft  des 
großen  Arvenborkenkäfers  (Ips  a7ni- 
tinus  var.   montanus)   vor. 

Pityogenes  trepanatus  Nördl. 

Syn.    PUyogenes    anslria<:us    Wachtl. 

Steht  dem  auf  Fichten  vorkommen- 
den, etwas  kleineren  P.  chalcographiis 
bezüglich  Körperform  und  Bezahnung  des 
Flügeldeckenabsturzes  des  (^  sehr  nahe; 
dagegen  ist  das  9  durch  ein  überaus 
charakteristisches  Merkmal,  das  tiefe, 
kreisrunde  Loch  auf  der  Stirne,  vor  allen  übrigen  Arten  der  Gattung  sehr  gut  aus- 
gezeichnet (s.  Tab.  S,  484  u.  Abb.  240,  b). 

Irepanatus  bewohnt  in  erster  Linie  die  Schwarzkiefer;  seltener  die 
gemeine  Kiefer.  Er  scheint  über  einen  großen  Teil  Europas  verbreitet,  wie  aus 
den  verschiedenen  Fundortsangaben  (Niederösterreich,  Kärnten,  Korsika,  Württem- 
berg, Hannover,  Dänemark  usw.)  hervorgeht. 


Abb.    285.     Brutfraß   von    Pityogenes    bistridentatus 
Eichh.  in  Arve  (Splint).   —  Aus  Keller. 


ir~A  Coleoptera.  —  7.  Familien  reihe:   Rhynchophora. 

Der  Fraßgang  ist  ein  in  der  Regel  dreiarmiger  Sterngang  mit  einer  im 
Verhältnis  zur  Körpergröße  des  Käfers  ungewöhnlich  großen  und  tief  in  den 
Splint  eingreifenden  mehrfach  buchtig  erweiterten  Rammelkammer.  Die  Mutter- 
gänge erreichen  eine  Länge  von  4  cm,  sind  i  mm  breit,  gewöhnlich  stark 
bogenförmig  geschwungen,  selten  gerade  verlaufend,  tiefer  in  den  Splint  als  in 
die  dicke  Rinde  eingeschnitten  und  nicht  selten  gegabelt.  Die  Eigruben  sind 
groß  und  in  ungleich  weiten,  meist  großen  Abständen  angelegt,  überhaupt  sehr 
unregelmäßig  verteilt,  fehlen  auch  vielfach  bei  einzelnen  Armen  auf  einer  Seite 
ganz.  Die  Larvengänge  sind  bis  4  cm  lang  und  verlaufen,  häufig  sehr  stark 
geschlängelt,  zumeist  in  der  Bastschicht,  den  Splint  nur  ganz  oberflächlich 
furchend.  Die  Puppenwiegen  liegen  in  der  Rinde  und  sind  auf  dem  Splint 
entweder  gar  nicht  oder  nur  ganz  schwach  zu  sehen. 

Trepanatus  kommt  sowohl  in  den  Ästen  und  Zweigen  älterer  Stämme  als 
in  jungen  Pflanzen  und  Stämmchen  vor. 

■■■■•  Pityogenes  monacensis  Fuchs. 

Dem  vorigen  sehr  nahe  stehend,  doch  das  $  ohne  Loch  (auch  ohne  halbkreisförmiges) 
auf  der  Stirn  (s.  oben  S.  484  Fußnote). 

Der  Käfer  wurde  19 11  von  G.  Fuchs  bei  München  (Schleißheim)  ent- 
deckt und  zwar  unter  dünner  Rinde  in  den  Gipfelpartien  absterbender  Föhren. 

Das  Fraßbild  stimmt  in  den  Grundzügen  mit  dem  aller  Pityogenes- h.x\.&t\ 
überein,  d.h.  es  stellt  einen  Sterngang  dar.  Fuchs  (191 1)  beschreibt  die  Einzel- 
heiten wie  folgt:  „Das  Mutterfraßbild  setzt  sich  zusammen  aus  einer  tief  in 
den  Splint  genagten  und  für  die  Verhältnisse  unseres  Käfers  sehr  großen, 
oft  über  2  cm  in  einer  Dimension  messenden  Rammelkammer,  die  noch 
durch  kürzere  Blind-  (Ernährungs-)  Gänge  des  Männchens  erweitert  wird,  und 
aus  mehreren  Muttergängen,  bis  sechs  an  der  Zahl.  Diese  Muttergänge  sind 
4 — 9  cm  lang  und  i  mm  und  darüber  ungleich  breit,  Sie  sind  nicht  gerade, 
sondern  geknickt  gebogen,  mit  Ausstülpungen  versehen  und  am  Ende  schließlich 
durch  einen  Regenerationsfraß  des  Weibchens  unregelmäßig  erweitert.  Sie  sind 
tief  in  den  Splint  genagt.  Die  großen  Ei  kerben  sind  nicht  sehr  zahlreich, 
unregelmäßig  und  in  gemessener  Entfernung  von  einander  angebracht.  AH  dies 
deutet  darauf  hin,  daß  das  Weibchen  zur  Ablage  eines  Eies  viel  Zeit  und  Er- 
nährung braucht,  die  Eireifung  eine  langsame  ist." 

„Von  den  Eikerben  aus  gehen  die  Larvengänge  vielfach  geschlängelt  und 
einander  durchkreuzend,  aber  zuweilen  auch  annähernd  gerade  verlaufend.  Sie 
sind  ziemlich  lang,  bis  6  cm,  greifen  stark  in  den  Splint  ein,  fast  so  stark  wie 
die  Muttergänge."     „Die  Puppenwiegen  liegen  im  Splint." 

Im   südlichen  Europa   kommen  noch  zwei  Pilyogenes- Krien  in   Kiefern  vor: 
P.  Lipperti  Henschel,  der  in  Aleppokiefern  vorkommt  und  zwar  sowohl 
in  Kulturen  als  auch  in  der  Krone  älterer  Stämme  und  in  Zweigen  bis  zur  Bleistift- 
stärke.   Fraßbilder  nach  dem  dtdenda/us -Typus  (Henschel   1885  u.  Knotek  1899). 
P.  pilidens   Rttr.,    der   in    erster  Linie   in  Schwarzkiefer,    dann  auch  in 
Panzer föhre  (Pinus  leucodermis)  vorkommt,  sowohl  in  der  Krone  älterer  Bäume, 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Kiefer. 


555 


als  besonders  in  Stangenholz  und  Kulturen,  und  der  merklich  schädlich  werden 
kann.  Eine  eingehende  Schilderung  seiner  Lebensweise  und  besonders  seines 
Fraßbildes  gibt  Knotek  (1899). 

7  "'  .       Pityophthorus  Lichtensteini  Rtzb.  und  glabratus  Eichh. 

Diese  beiden  kleinen  (1,5 — 2  mm)  Borkenkäfer  (Charakteristik  s.  Be- 
stimmungstabelle S.  483)  verhalten  sich  biologisch  und  forstlich  ziemlich  überein- 
stimmend. Beide  haben  als  Hauptbrutbaum 
die  gemeine  Kiefer,  der  erstere  ist  außerdem 
auch  noch  in  Pinus  strobiis,  pinaster  und  laricio, 
letzterer  auch  in  der  Lärche  gefunden.  Beide 
kommen  fast  ausschließlich  in  dünnen  bis 
dünnsten  Zweigen  (bis  zu  i,  ja  0,5  cm  Stärke) 
vor  und  beide  verfertigen  (wie  alle  Pityoph/horus- 
Arten)  Sterngänge  (A.bb.  286),  die  einander 
sehr  ähnlich  und  ohne  die  Verfertiger  wohl  kaum 
voneinander  zu  unterscheiden  sind.  Rammel- 
kammer und  Muttergänge  greifen  sehr  tief  in 
das  Holz  ein  (bei  dünnen  Zweigen  bis  ins  Mark!) 
und  sind  scharf  umgrenzt,  so  daß  man  sie  für 
künstliches  Schnitz  werk  ansehen  könnte  (Barbsy). 
Die  Muttergänge  (2 — 6  an  der  Zahl)  verlaufen 
nach  allen  Richtungen,  bei  ganz  dünnen  Ästen 
spiralig  um  den  Ast  heium  und  können  bis  6  cm 
lang  werden,  ihre  Breite  beträgt  0,75  mm  bis 
I  mm;    sie    sind    meist  mit   Bohrmehl   angefüllt. 

Die  Schwärmzeit  fällt  in  den  Mai.  Dann 
findet  man  zum  zweitenmal  im  Juli  sich  ein- 
bohrende Käfer. 

Die  beiden  Arten  gehören  nicht  zu  den 
häufigen  Kiefernborkenkäfern.  Sie  können  aber 
doch  gelegentlich  in  Lärchen-  und  Kiefern- 
kulturen Schaden  anrichten,  zumal  sie  nach 
Eichhoffs  und  Barbeys  Bäobachtangen  ganz 
gesunde  Pflanzen  anzugehen  scheinen. 

Außer  diesen  beiden  kommt  bisweilen 
noch  eine  dritte  Päyophihorus-  kxi  an  Kiefer  vor, 
nämlich  der  nur  r  — 1,2  mm  lange  Pityophthorus 
pubescens  Mrsh.  {=  ramulorum  Perr.),  der  ganz 
ähnliche,  nur  kleinere  Sterngänge  wie  die  obigen 
macht  und  nur  auf  die    dünnsten  Kieferntriebe 

(nicht  über  i  cm  stark)  beschränkt  ist.  Er  kommt  vornehmlich  in  der  Strand- 
kiefer (Pinus  maritima)  vor,  wurde  aber  auch  in  der  gemeinen  Kiefer  und 
der  Schwarzkiefer  in  Deutschland  gefunden,  jedoch  nur  selten. 


Abb.  286.  Pityophthorus  Lichten- 
steini Rtzb.  Muttergänge  mit  Ei- 
grübchen  in  Kiefer  (Splint).  Nat. 
Gr.  —  Aus  Koch  (pbot.  Scheidter). 


556 


Coleoptera.   —   7  .  Familienreihe:  Rynchophora. 


III.  Sowohl  am  Stamm  als  an  Zweigen,  meist  in  Raumparasitismus  mit 
anderen  Borkenkäfern  brütend. 

f.Y'  Crypturgus  cinereus  Hbst. 

Der  schwarze,  glanzlose,  graubehaarte  Käfer  gehört  zu  den  kleinsten  Formen  (1,2 — 1,4  mm) 
der  Unterfamilie  der  Ipinae  und  ist  durch  die  zweigliederige  Fühlerkeule  (s.  Abb.  228  a)  und  den 
einfach  punktierten,  nirgends  gekörnelten  Halsschild  von  den  übrigen  Ipinen  leicht  zu  unterscheiden. 

Er  bevorzugt  die  Kiefer  (geht  aber  auch  ziemlich  häufig  die  Fichte  an) 
und  scheint  über  ganz  Mitteleuropa  (südlich  bis   Algier)  verbreitet  zu  sein. 


Abb.  287.     Fraß   von  Crypturgus   cinereus  Hrbst.   ausgehend   von    den    Muttergängen   des  Myel. 
minor    Htg.    in    Kiefer    (Rinde).     Außergewöhnlich    klares    Fraßbild.      Nat.    Gr.    —    Aus    Koch 

(phot.  Scheidter). 

Er  ist  wie  sein  Verwandter  an  der  Fichte  (C.  pusillus)  teil  weiser  Raum- 
parasit, indem  er  sich  gerne  in  den  Gängen  anderer  Borkenkäfer  aufhält  bezw. 
die  Bohrlöcher  anderer  größerer  Arten  (wie  Myelophilus  minor^  Pityoge?ies 
bidendatus  usw.)  benützt,  um  in  die  Borke  zu  gelangen.^)  Das  Brutbild,  das  von 
den  fremden  Gängen  ausgeht,  ist  sehr  unklar  und  läßt  sich  kaum  beschreiben; 
es  stellt  ein  unregelmäßiges  Gewirr  von  Brut-  und  Larvengängen  dar.  Mitunter 
kann  man  eine  Art  Rammelkammer  entdecken,  von  der  einige  mit  kleinen 
Eigruben  versehene  Brutröhren  ausgehen,  die  sich  bald  stark  verwirren 
(Abb.  287). 


^)  Kleine  (1908)  beobachtete  verschiedentlich,  wenn  auch  selten,  selbständige  und  isolierte 
Fraßbilder;  diese  befanden  sich  stets  nur  unter  dünner  Spiegelrinde  und  zeigten  zum  Teil  Stern- 
gang-Form. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an   Fichte.  557 

Der  Käfer  bohrt  sich  im  Frühjahr  als  Begleiter  anderer  Arten,  bezw.  nach 
diesen  ein.  Im  Juli,  August  liefert  die  erste  Brut  fertige  Imagines;  ebensolche 
findet  man  dann  wieder  im  Herbst.  Fuchs  (1903)  nimmt  doppelte  Generation 
an,  Kleine  (1908)  dagegen  nur  einfache.  Forstlich  kommt  ihm  keine  allzu 
große  Bedeutung  zu,  „da  die  mit  ihm  meist  zusammenlebenden  größeren  Borken- 
käfer viel  schädlicher  wirken,  so  daß  die  Wirkungen  des  kleinen  cinereus  dagegen 
verschwinden."    Allerdings  wurde  er  auch  vereinzelt  als  Kulturverderber  gefunden- 

Rindenbrüter  an  Fichte. 

Die  Zahl  der  Fichtenborkenkäfer  steht  der  der  Kiefernborkenkäfer  nicht 
viel  nach.  Unter  ihnen  befinden  sich  Schädlinge  von  größter  Bedeutung,  wie 
der  Buchdrucker,  Ips  iypographus^  und  sein  naher  Verwandter  amitinus^  welche 
Bestandsverderber  allerersten  Ranges  darstellen  und  oftmals  Fichtenwälder  — 
von  Hunderten,  ja  Tausenden  von  Hektar  —  vernichtet  haben.  Ihnen  schließt 
sich  eine  Reihe  anderer  Arten  an,  die  in  ihrer  Bedeutung  den  beiden  zwar  nach- 
stehen, von  denen  aber  einige  doch  auch  empfindlichen  Schaden  zufügen  können, 
sowohl  allein  für  sich  als  auch  ganz  besonders  durch  Ergänzung  bezw.  Ver- 
schlimmerung des  Fraßes  vom  typographus.  Endlich  werden  noch  manche  von 
solchen  Arten  aufgeführt,  deren  forstliche  Bedeutung  zwar  nur  eine  geringe  ist, 
die  aber  dem  Forstmann  doch  bisweilen  recht  häufig  begegnen,  so  daß  sie  sein 
Interesse  beanspruchen. 

Typische  Fichtenbewohner. 

I.   Vorzugsweise  im  Stamm  brütend. 

Dendroctomis  micans  Kugel.  Xylechinus  jnlosus  Rtzb. 

Hylurgops  palliatus  Gyll.  Polygraphus  poligraphus  L. 

—  glabratus  Zett.  —  subopaeus  Thom. 

Ips  typographus  L.  Chryphalus  abietis  Rtzb. 

—  amitinus  Eichh.                          '  —  saltuarms  Wse. 
Pityogenes  chalcographus  L.  Dryocoetes  aufographiis  Rtzb. 

II.  Vornehmlich  in  Ästen  und  Zweigen  oder  in  jungen  Pflanzen. 
Phthorop/iloeus  spinulosus  Rey.,  Pityophthorus  niicrographus  L.  und  exsculpius  Rtzb. 

III.  An  Stamm  und  Ästen  als  Raumparasit. 
Crypturgus  pusiUus  Gyll. 

Gelegentliche  Fichtenbewohner,  die  für  gewöhnlich  in  einer  anderen 
Holzart  brüten. 

Myelophihis  piniperda  L.  —   Kiefer.  7/js  sexdentatus  Boern.  —  Kiefer. 

—  minor  Hart.   —   Kiefer.  — .  cenibrae  Heer.  —  Lärche 
Crypturgus  cinereus  Hbst.  —  Kiefer.  —  acimiinatus  Gyll.  —  Kiefer. 
Cryphalus  piceae  Rtzb.  —  Tanne.  —   laricis  F.   —  Kiefer 
Pityogenes  bidentatus  Hbst.  —   Kiefer.  —  proximtis  Eichh.  —  Kiefer. 

—  quadridens  Hart.  —  Kiefer.  —  suturalis  Gyll    —  Kiefer. 

—  bistridentatus  Eichh.   —  Kiefer.  —  curvidens  Germ.  —  Tanne. 

I.  Vorzugsweise  im  Stamm  brütend. 

Dendroctonus  micans  Kug. 

Der  „Riesenbastkäfer". 

An  seiner  Größe  (7 — 9  mm)  —  er  ist  der  größte  der  europäischen  Borkenkäfer  —  leicht 
zu  erkennen.  Schwarz  gefärbt,  überall  lange,  aufstehende,  gelbliche  Haare,  Halsschild  vorne  ein- 
geschnürt (s.   Tab.  S.   479  u.   Abb.   224). 


558 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


cf7a/coffrap/7m 


exsccj/pf^uj 


F/c/ife 


aufograp/7as 


mcrv^rap/rus 


f-i/poffrafi/7i/s 


Abb.  288.    Die  wichtigsten  Rindenbräter  an  Fichte  (Fraßbilder  undj Verteilung).    Schematisch. 
Original,  M.  Dingler  gez. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte. 


559 


Normale  Brutpflanze  ist  bei  uns  die  Fichte;  daneben  kommt  er  auch, 
allerdings  selten,  an  Kiefer  vor.  Kleine  nennt  auch  noch  die  Tanne.  Die 
geographische  Verbreitung  erstreckt  sich  über  ganz  Mitteleuropa  und  in 
Asien  bis  Sibirien. 

Mkatis  ist  die  einzige  europäische  Art  der  in  Nordamerika  so  zahlreich, 
mit  22  Arten,  vertretenen  (Hopkins  1909)  und  in  forstlicher  Beziehung  dort  so 
überaus  bedeutungsvollen  Gattung  Dendrodonus.  Als  eigentliche  Heimat  der 
Gattung  ist  wohl  Nordamerika  zu  betrachten. 

Das  Fraßbild  (Abb.  289)  ist  ganz  besonderer  Art  und  oft  schwer  in 
seinen  einzelnen  Elementen  richtig    zu    deuten.     Nach    Pauly   (1892),    dem    wir 


Abb.   289.      Dendroctonus   niicans  Kug      A  Brutbild    mit    begonnenem  Larvenfraß:    a  (punktiert)' 
Bohrloch,    b  Bohrmehlpfropf,    cc  eigentlicher  Mutteigang,    d  Luftloch,    ee  Eierlager,    ff  Larven- 
familiengang,   gg   dichtgedrängte  Larvenfiont.     B  Verschiedene  Formen    von  Muttergängen.     Aus 
Nitsche  (nach  Pauly). 


die  erste  richtige  Beschreibung  der  otzVö«.?- Fraßbilder  verdanken,  haben  wir 
folgende  Bestandteile  zu  unterscheiden:  i.  einen  von  Bohrmehl  freigehaltenen 
Gangteil,  in  welchem  der  Mutterkäfer  wirtschaftet  und  welchen  man  Mutter- 
gang  im  engeren  Sinn  nennen  kann  (Abb.  28g,  A,  cc),  2.  von  demselben  aus- 
gehend, dicht  mit  Splintspänen  und  Rindenmehl  vollgestopfte  Erweiterungen,  in 
welchen  die  Eier  haufenweise  abgelegt  werden,  und  die  man  als  Eilager  be- 
zeichnen kann  (Abb,  289,  A,  ee),  und  3.  den  Larvenfamiliengang,  welcher 
meist  mit  schmaler  Basis  vom  Eilager  entspringt  (Abb.   289,  A,  ff). 

Das  Einbohrloch  (Abb.  289,  A,  a)  liegt  versteckt  und  wird  zu  einer  ge- 
wissen Zeit  vom  Mutterkäfer  mit  einem  derben  Pfropf  von  fest  zusammengepreßtem 
Bohrmehl  verschlossen,    der    einige  Zentimeter  weit  -in  den  Brutgang   hineinragen 


.560  Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

kann  und  an  seinem  inneren  Ende  offenbar  durch  den  von  dem  Käfer  ausgeübten 
Druck  ausgehöhlt  erscheint.  Äußerlich  ist  das  Bohrloch  deutlich  gekennzeichnet 
durch  das  reichlich  austretende  Harz,  welches,  vielfach  mit  Nagemehl  ver- 
mischt, sich  bald  in  krümlige,  weiße  Klumpen  verwandelt,  die  wie  abgefallene 
Mörtelbrocken  aussehen.  Dies  ist  namentlich  an  den  Wurzeln  charakteristisch, 
während  an  den  höher  gelegenen  Angriffsstellen  häufig  Harztrichter  von  be- 
deutender Größe  auftreten,  die  von  einem  Gang  durchbohrt  sind. 

In  dem  Muttergang  finden  sich  gewöhnlich  einige  Luftlöcher.  Die  Breite 
des  Mutterganges  beträgt  entsprechend  des  Kalibers  des  Käfers  4 — 4^/2  mm, 
die  Länge  bis  7  cm,  meist  weniger.  Die  Richtung  des  Mutterganges  ist 
sehr  verschieden.  Man  findet  streng  lotrecht  geführte  Gänge  und  ebenso  scharf 
wagrecht  gebohrte  und  daneben  solche  von  allen  zwischen  diesen  beiden  Senk- 
rechten möglichen  Richtungen.  In  den  wenigsten  Fällen  verläuft  der  Muttergang 
gerade,  meist  ist  er  gebogen,  geschweift,  oder  auch  ein-  oder  zweimal  geknickt. 
Bevor  er  sich  zu  dem  Eilager  erweitert,  bleibt  er  eine  längere  oder  kürzere 
Strecke  (1  —  4  cm)  mehr  oder  weniger  zylindrisch.  Er  schneidet  ziemlich  tief  in 
Rinde  und  Splint,  so  daß  das  Fraßbild  ebenso  schön  auf  dem  Splint  wie  auf 
der  Rinde  zu  sehen  ist. 

Dieser  Brutgang  im  engeren  Sinn  wird  nun  von  dem  Käfer  zu  einem 
großen  Eilager  (Abb.  289,  A,  ee)  erweitert.  In  einfachen  Fällen  bekommt  da- 
durch der  vom  Mutterkäfer  angefertigte  Gangteil,  also  Muttergang  und  Eilager. 
die  mehr  oder  weniger  regelmäßige  Form  eines  Messers  oder  einer  Hacke.  Durch 
Verkürzung  des  zylindrischen  Teiles  des  Brutganges,  durch  Biegungen  und  regel- 
mäßige Erweiterungen  desselben  zu  Eilagern  kann  eine  große  Mannigfaltigkeit  von 
Gangfiguren  entstehen  (Abb.  289,  B).  Das  Eilager  ist  mit  Splintspänehen  und 
E.indenmehl  dicht  vollgepfropft.  Häufig  werden  auch  noch  die  Seiten  und  das 
Ende  des  Brutgarges  mit  Bohrmehl  gepolstert. 

Das  Fraßbild  wird  gewöhnlich  dadurch  verwirrt,  daß  mehrere  benachbarte 
zusammenfließen,  wodurch  die  Larvenfamiliengänge  eine  große  Ausdehnung  er- 
langen können.  „Während  andere  Borkenkäferarten  ihre  Gangsysteme  oft  in  er- 
staunlich regelmäßigen  Abständen  voneinander  anlegen  und  dadurch  imstande 
sind,  ausgedehnte  Strecken  von  Stämmen  und  Ästen  gleichmäßig  zu  be- 
setzen und  die  gegebene  Fläche  gleichmäßig  auszunützen,  scheint  D.  micans  im 
Gegenteil  eine  gewisse  Neigung  zu  gruppenweisem  Brüten  zu  besitzen,  welche  viel- 
leicht mit  seiner  Gewohnheit  zusammenhängt,  von  engbegrenzten  Angriffspunkten, 
nämlich  Verwundungsstellen,  aus  ein  ursprünglich  gesundes  Brutmaterial  allmählich 
zu  überwinden. 

Die  Fortpflanzungsbiologie  ist  recht  kompliziert  und  heute  noch  nicht 
völlig  geklärt,  trotz  der  zahlreichen  Untersuchungen,  die  von  einer  ganzen  Anzahl 
von  Forschern  darüber  angestellt  wurden.  Den  größten  Fortschritt  über  die 
Generationsfrage  brachten  die  Zuchtversuche  Paulys  (1892)1).  Über  das  eigen- 
artige Larvenleben  hat  Rudolph  Koch  (1909)  uns  gut  unterrichtet. 


')  Bei  Pauly  findet  sich  auch  eine  erschöpfende  Darstellung  der  früheren  Literatur. 


Ipidae  (Scolytidae).    —    Rindenbrüter  an   Fichte.  56 1 

Ein  eigentliches  Schwärmen  ist  bei  micans  bis  jetzt  noch  nicht  beobachtet 
worden.  Die  Begattung  soll  am  Ort  der  Geburt  in  den  Ernährungsgängen  er- 
folgen. Die  Eiablage  findet  nicht  einzeln  in  gesonderten  Grübchen,  sondern 
haufenweise  statt;  trotzdem  zieht  sie  sich  über  eine  längere  Zeit  (nach  Pauly 
bis  8  Wochen)  hin,  da  die  Ablage  schubweise  in  zusammengekitteten  Paketen 
erfolgt  und  zwar  in  sehr  großen  Zeitabständen.  Man  kann  dies  schon 
daraus  ersehen,  daß,  während  schon  zahlreiche  Larven  in  allen  Größen  fressen, 
immer  noch  zahlreiche  Eier  in  den  Eilagern  gefunden  werden  können.  Die  Ge- 
samtzahl der  Eier  dürfte    100  — 150  betragen. 

Nachdem  die  Lärvchen  aus  den  im  Eilager,  teils  in  Haufen,  teils  zerstreut 
im  Bohrmehl  eingebetteten  Eiern  ausgekrochen,  suchen  sie  den  freien  Rand  des 
Eilagers  zu  erreichen,  d.  h.  jenen,  welcher  an  das  unversehrte  Rindengewebe 
grenzt,  um   von  dort  aus  ihren  Fraß  zu  beginnen. 

Im  Gegensatz  zu  anderen  Borkenkäferlarven,  welche  sich  mit  ihren  Gängen 
gegenseitig  ausweichen,  hat  die  micans-\.^.xvQ,  den  Drang  in  engster  Gemein- 
schaft mit  ihren  Geschwistern  zu  fressen  und  sucht  in  direkte  Berührung 
mit  ihnen  zu  kommen.  Die  frischgeschlüpften  Larven  sammeln  sich  zu  einem 
Trupp,  in  welchem  sie  dicht  aneinandergedrängt  (in  ganz  dicker  Rinde  wohl  auch 
in  2  Reihen  übereinander),  sich  der  ganzen  Länge  nach  berührend,  in  fest- 
geschlossener Front  fressend,  vorrücken,  wobei  sie  selbst  eine  langgestreckte  gerade 
Gestalt  (nicht  eine  gekrümmte,  wie  meist  angegeben  und  abgebildet i)  ist)  ein- 
nehmen (Abb.   290A). 

Diese  Freßart  behalten  die  Larven  bis  zur  Verpuppung  bei.  Das  ver- 
schiedene Alter  bildet  dabei  durchaus  keine  Störung.  Es  gesellen  sich  dann  die 
jungen  Larven  zusammen  und  fressen  dicht  neben  den  großen  ohne  jegliche 
Zwischenwand  einen  ihrem  geringeren  Körperumfang  entsprechenden  flacheren 
Fraßplatz  aus;  jedoch  auch  zwischen  ihren  größeren  Geschwistern  sieht  man  sie 
einzeln  oder  in  kleinen  Gruppen  vereint  an  dem  gemeinsamen  Rand  des  Fraß- 
platzes fressen.  Stößt  die  fressende  Larvenkolonie  beim  Fortschreiten  des  Fraßes 
auf  ein  Hindernis,  z.  B.  einen  kleinen  Ast  oder  eine  eingetrocknete  Rindenstelle, 
so  kommt  es  häufig  vor,  daß  sich  die  bis  dahin  vereinigten  Larven  in  2  Gruppen 
teilen,  die  nun  gesondert  fressen.  In  solchen  Fällen  werden  in  der  Bohrmehl- 
platte (s.  unten)  Straßen  zwischen  den  Gruppen  freigehalten  (Abb,  290A),  auf 
denen  ein  gegenseitiger  Besuch  der  Larven  der  einen  Gruppe  zu  denen  der 
anderen  stattfindet.  2) 

Nicht  alle  die  hundert  und  mehr  Larven  einer  /«/«töwj- Familie  sind  gleich- 
zeitig und  ausschließlich  mit  dem  Fressen  beschäftigt,  es  befinden  sich  stets  eine 
Anzahl  (5 — 15%)  hinter  der  Front  der  fressenden  Larvenkette,   die  die  Reinigung 


*)  Dies  rührt  daher,  daß  sich  die  Larven  beim  Ablösen  der  Rinde  sofort  krümmen  (Koch). 
-)  Im  Gegensatz  zu  den  »^^■caws-Larven.  die  so  friedhch  miteinander  hausen,  bekämpfen 
sich  die  Larven  anderer  Borkenkäfer  (und  auch  der  Cerambyciden.  Pissodes  usw.)  aufs  heftigste. 
Auch  typograp]u(s-\.^T\tw,  mit  micans-l^arven  zusammengesetzt,  bissen  in  einem  Versuch  Kochs 
(1909)  viele  der  letzteren  tot.  Einen  Grund  für  dieses  feindliche  Verhalten  erblickt  Koch  darin, 
daß  die  Larven  von  typograpJnis  klebrig  sind,  bei  Berührung  aneinander  haften  und  so  sich 
_gegenseitig  beim  Fressen  stören,  während  die  mü'ans-'La.rven  diese  Eigenschaft  nicht  zeigen. 
Escherich,  Forstiosekten.     II.  Bd.  36 


562 


Culeoptera.    —    7.  Familienreihe:   Rhynchopliora. 


des  Fraßraumes  besorgen,  ferner  an  der  für  micans  so  überaus  charakteristischen 
Bohrmehlplatte  arbeiten  und  endlich  auch  die  schon  oben  erwähnten  Kom- 
munikationsstraßen (durch  die  Bohrmehlplatte  hindurch)  zwischen  den  einzelnen 
Fraßtrupps  freihalten.     Es  hat  sich  also    eine   Art   Arbeitsteilung   in    der    Familie 


Abb.   290  A.     Dendroctonus  micans  Kug.     Larvenfamiliengang;  Larvenfront  in  verschiedene  Ab- 
teilungen geteilt,    die  durch  die  Bohrmehlplatte  durchziehende  Gänge  miteinander   in  Verbindung 
stehen.     Hinter   der  „Front''    eine  Anzahl    Larven    mit    der  Reinigung   des  Fraßraums  usw.    be- 
schäftigt.  —  Original  (phot.  Scheidter). ; 

ausgebildet.  Es  kostet  den  Larven  viele  Mühe,  die  Kotreste  ihrer  Geschwister 
und  die  den  Darm  nicht  passierenden  Nagespänchen  nach  rückwärts  zu  schaffen 
und  mit  ihren  stark  chitinisierten  Kopfkapseln  fest  zu  der  Bohrmehlplatte  zu- 
sammenzupressen. Wenn  die  Larven  eine  Zeitlang  das  Reinigungsgeschäft  be- 
sorgt   haben,    drängen    sie    sich,    wohl    getrieben    vom    Hunger,    von    hinten   her 


Ipidae   (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte. 


563 


zwischen  die  Reihen  ihrer  fressenden  Geschwister  ein,  von  denen  dann  andere 
zur  Übernahme  der  Arbeit  an  der  Bohrmehlplatte  sich  nach  hinten  begeben. 
Die  Bohrmehlplatte  besteht  nicht  allein  aus  Bohrmehl,  sondern  es  werden  in  sie 
auch  die  Reste  der  Chitinhäute  nach  den  einzelnen  Häutungen,  überhaupt  jeder 
Abfall,  sogar  die  Leichen  gestorbener  Kameraden  eingebettet. 

Hinter  der  allmählich  ungefähr  kreisförmig  fortschreitenden  Fraßfront  bleibt 
jeweilig  ein  i  oder  mehrere  Zentimeter  breiter,  von  jeglichem  Abfall  sauber  ge- 
haltener Raum  frei,  von  dem  aus  Straßenzüge,  oft  mehrfach  verzweigt,  die  Bohr- 


Abb.  290  B. 


Dendroctonus    micans  Kug      Bohrmehlplatte    mit ''zahlreichen  Puppen 
(phot.  Scheidter). 


Original 


mehlplatte  durchziehen,  die  alle  Larven  derselben  Familie  miteinander  in  Ver- 
bindung halten.  Oft  kommt  es  nämlich  vor,  daß  eine  oder  mehrere  oder  auch 
alle  Larven  eines  Fraßtrupps  ihren  alten  Fraßraum  verlassen  und  zu  einem 
anderen  Trupp  hinwandern,  um  dann  mit  diesem  gemeinsam  weiterzufressen. 

Der  Zweck  der  Bohrmehlplatte  ist  nach  Koch  ein  doppelter:  einmal  stellt 
sie  einen  Schutzwall  gegen  die  Nachstellungen  ihrer  Feinde  (vor  allem  Rhizophagus 
grandis)  dar  und  sodann  dient  die  Platte  als  Verpuppungsraum.  Sind  näm- 
lich die  Larven  ausgewachsen,  so  verlieren  sie  ihren  Geselligkeitsdrang  und  ver- 
fertigen,  jede    für    sich,    in    der    Bohrmehlplatte    länglich    ovale,    völlig     isolierte 

36* 


5^4 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchopliora. 


Puppenwiegen  mit  sorgfältig  geglätteter  Innenwand  (Abb,  290  B).     Ebenso    eifrig, 
wie  sie  früher  die  Gesellschaft  ihrer  Artgenossen  suchten,  bemühen  sie  sich  nun  als 


Abb.  291.     Fraßbilder  verschiedener  amerikanischer  Dendroctonus-Arten,  das  fortschreitende  Zu- 
sammenrücken   der  Larvengänge   zeigend,     a   Dendr.    convexifrons    Hopk.,   b   Dendr.    ponderosae 
Hopk.,  c  Dendr.  pseudotsugae  Hopk.,  d  Dendr.  piceaperda  Hopk.  —  Aus  Escherich. 


Ipidae   (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte,  ^65 

Puppe,  eine  Scheidewand  zwischen  sich  und  ihren  Geschwistern  aufzurichten.  In 
der  Puppenwiege  ruht  die  Larve  bauchwärts  gekrümmt  bis  zur  Verpuppung,  die 
nach  sehr  verschieden  langer  Wartezeit  erfolgt,  i) 

Ein  Ernährungsfraß  findet  in  ausgedehntem  Maße  statt  und  zwar  in  Form 
von  netzartig  verbundenen  Gängen,  die  den  großen  Familienfraßplatz  umgeben 
und  einfassen.  In  diesen  Ernährungsgängen  überwintert  ein  Teil  der  Käfer 
(s.  unten)  und  in  ihnen  soll  auch  die  Begattung  stattfinden. 

Die  Entwicklungsdauer  ist  eine  für  Borkenkäfer  sehr  lange.  Nach 
Paulys  zahlreichen  Versuchen  steht  soviel  fest,  daß  vom  Einbohren  der  Mutter- 
käfer bis  zur  Verwandlung  der  Hauptmasse  der  Brut  in  ausgefärbte  Jungkäfer 
annähernd  i  Jahr  vergeht,  also  einjährige  Generation  vorliegt.  In  Kochs 
Zimmerzuchten  fielen  auf  das  Larvenleben  65 — 68  Tage,  auf  das  Puppen- 
stadium 2 — 3  Wochen,  die  Ausreifung  der  Jungkäfer,  die  zuerst  größtenteils  noch 
weiß  sind,  zum  mindesten  mehrere  Wochen.  Dabei  ist  zu  berücksichtigen,  daß, 
wie  bei  den  meisten  Borkenkäfern,  so  auch  bei  micans  (ja  bei  diesem  beinahe 
noch  mehr  als  bei  den  übrigen)  die  Temperatur  einen  wesentlichen  Einfluß  auf 
den  zeitlichen  Verlauf  der  Entwicklung  hat.  Hat  doch  Pauly  durch  Vergleichs- 
versuche festgestellt,  daß  die  Larvenentwicklung  von  micaits  bei  gleichmäßiger 
Zimmertemperatur  beinahe  in  der  halben  Zeit  verläuft  wie  im  Freien.  2) 

Die  Generationsverhältnisse  werden  nicht  nur  durch  die  Witterungs- 
einflüsse kompliziert,  sondern  auch  durch  individuelle  (d.  h.  im  Individuum  be- 
gründete) Verschiedenheiten  bezüglich  der  Wachstumsgeschwindigkeit.  Die  gleich- 
zeitig und  unter  ganz  gleichen  Bedingungen  abgelegten  Eier  einer  Mutter  ent- 
wickeln sich  durchaus  nicht  immer  gleich  rasch.  Ebenso  schreitet  auch  die  Ent- 
wicklung der  Larven,  die  unter  ganz  gleichen  Ernährungs-  und  anderen  Be- 
dingungen gehalten  werden,  oft  sehr  ungleichmäßig  vor.  In  analoger  Weise 
dauert  die  Puppenruhe  unter  ganz  gleichen  Bedingungen  bei  manchen  Tieren 
kurz,  bei  manchen  wieder  unverhältnismäßig  lang,  und  gleichzeitig  aus  der  Puppe 
entstandene  Imagines  brauchen  ebenso  wieder  verschieden  lang  bis  zur  Ausfärbung, 


')  Pauly  hält  im  Gegensatz  zu  anderen  Autoren  die  haufenweise  Eiablage  und  den 
Gruppenfraß  der  Larven  bei  micans  nicht  für  das  Ursprüngliche,  aus  dem  sich  die  getrennte 
Eiablage  und  der  getrennte  Larvenfraß  entwickelt  haben,  sondern  für  das  Abgeleitete.  „Der 
w/ea?2S-Larvenfraß  ist  der  vollkommenste,  den  es  gibt,  und  seine  Form  zweifellos  sekundär.  Nur 
die  Not  kann  die  7mcans -I^a.r\e  dazu  gebracht  haben  diese  äußerste  Sparsamkeit  in  der  Aus- 
nützung der  ihr  dargebotenen  Nahrung  zu  erlernen  und  als  Spezieseigenschaft  auszubilden,  und 
Not  an  Futter  besteht  tatsächlich  für  die  Larve,  solange  sie  noch  nicht  die  Grenzen  des  Fraß- 
gebietes der  Gruppe  von  Gangsystemen  erreicht  hat,  dem  sie  angehört.  Das  sparsame  Fressen 
kann  sie  nur  an  der  Stelle  der  Not,  wo  Mutter-  und  Larvengänge  sich  drängen,  gelernt  haben." 
Letztere  Erscheinung,  das  gruppenweise  Brüten,  hängt  wiederum  damit  zusammen,  daß  die  An- 
griffe von  engbegrenzten  Stellen  (Wunden)  ausgehen.  Wenn  wir  die  Fraßbilder  und  Fraß- 
gewohnheiten der  nordamerikanischen  Dendroctonus  berücksichtigen,  so  erscheint  dieser  Paulys 
Standpunkt  nicht  ohne  Berechtigung.  Weitaus  die  meisten  der  nordamerikanischen  Arten  besitzen 
getrennte  Larvengänge,  von  diesen  sehen  wir  eine  Reihe  von  Übergängen  zu  den  Familiengängen 
überleiten  (Abb.  291).  In  Nordamerika  besitzen  nur  2  Arten  {Dendr.  terebrans  Oliv,  und  Valens 
Lee.)  Familiengänge  wie  tnicans;  diese  haben  auch  eine  ähnliche  Lebensweise  wie  micans.  indem 
sie  vorzugsweise  an  der  Basis  der  Stämme  an  verletzten  Stellen  vorkommen. 

-)  Die  von  Pauly  (1.  c.)  mitgeteilten  Ergebnisse  von  Nitsches  künstlichen  Zucht- 
versuchen, die  im  selben  Jahr  (der  Eiablage)  noch  Jungkäfer  zeigten,  bilden  demnach  keinen 
Widerspruch  zur  Annahme  einer  normalerweise  einjährigen  Generation. 


c56  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

bezw.  bis  zur  Reifung  ihrer  Geschlechtsorgane  (Koch).  So  verstehen  wir,  wenn 
wir  auch  noch  die  über  eine  längere  Zeit  sich  hinziehende  Eiablage  berück- 
sichtigen, daß  man  im  Sommer  alle  Entwicklungsstadien  von  micans  (vom 
Ei  bis  zum  Jungkäfer)  finden  kann. 

Wie  nun  durch  gleichmäßige  Wärme  in  Zimmerzuchten  die  Entwicklungs- 
dauer wesentlich  abgekürzt  werden  kann,  so  kann  sie  auch  durch  tiefere  Tempe- 
raturgrade, wie  sie  in  hohen  Lagen  herrschen,  entsprechend  verlängert  werden; 
so  daß  es  zu  einer  zweijährigen  Generation  kommt.  Fuchs  (1906)  hat  eine 
solche  in  Kärnten  bei  1000  m  Seehöhe  beobachtet.  Nach  Eckstein  (1904) 
ergibt  sich  die  zweijährige  Generation  hauptsächlich  daraus,  daß  die  im  Sommer 
ausgekommenen  Jungkäfer  erst  noch  unter  der  Rinde  überwintern,  um  dann  erst 
im  Juni  des  nächsten  Jahres  zur  Eiablage  zu  schreiten,  während  bei  einjähriger 
Generation  die  Jungkäfer  noch  im  selben  Jahr  ihres  Auskommens  ihre  Eier  ab- 
legen. Daß  micans  im  Freien  unter  natürlichen  Bedingungen  in  Mitteleuropa  eine 
doppelte  Generation  erzeugt,  wie  manche  Autoren,  wie  Eichhoff,  Stein  (1854), 
Ulrici  (1873)  annehmen,  beruht  sicher  auf  einer  falschen  Deutung,  bezw.  Ver- 
knüpfung der  beobachteten  Erscheinungen,  i) 

In  forstlicher  Hinsicht  ist  zu  berücksichtigen,  daß  De?idr.  micans  durch- 
aus nicht  überall  in  gleicher  Häufigkeit  vorkommt,  sondern  in  vielen  Gegenden 
geradezu  selten,  daß  sein  schädliches  Auftreten  nur  sporadisch  ist.  Größere 
Schäden  sind  bis  jetzt  hauptsächlich  aus  dem  Harz,  Thüringer  Wald,  Erzgebirge, 
der  Eifel,  aus  der  Aschaffenburger,  Koblenzer  und  Aachener  Gegend,  ferner  aus 
Belgien   (Hertigenwald)  berichtet. 

Der  Käfer  unterscheidet  sich  in  forstlicher  Beziehung  von  den  meisten 
übrigen  Rindenbrütern  dadurch,  daß  er  krankes  Material,  d.  h.  Bäume  mit 
stockendem  Saftstrom  zu  seiner  Entwicklung  nicht  braucht,  sondern  in  normalem 
Saft  stehende  Bäume  annimmt. 2)  Allerdings  wählt  er  hier  zu  seinem  Angriff 
am  liebsten  bereits  beschädigte  Stellen  mit  Harzaustritt.  Da  nun  solche 
Stellen  am  häufigsten  an  den  tieferen  Stammpartien  vorkommen  (Schälwunden, 
Verletzungen  durch  Fällung),  so  finden  wir  auch  den  .  Käfer  gewöhnlich  sehr 
niedrig  brütend,  an  den  frei  zutage  tretenden  Wurzeln,  am  Wurzelanlauf  oder 
an  Stämmen  bis  zu  Brusthöhe.  Doch  greift  er,  wo  geeignete  Wundstellen  in 
den  oberen  Stammpartien  sich  finden,  auch  dort  an.  So  berichtet  Glück 
(1876)  von  einem  ausgedehnten  Befall  der  oberen  Stammteile  in  15 — 20  m 
Höhe  nach  Beschädigung  der  Gipfelpartien  durch  Schnee  und  Eisbruch.  Ja,  es 
genügt  schon  eine  durch  Reibung  des  benachbarten  Astes  geschädigte  Rinden- 
stelle, um  den  Käfer  anzulocken. 


')  Unter  ganz  besonders  günstigen  Bedingungen  in  warmen  Jahren  an  sonnigen  Waldorten 
kann  ja  wohl  die  Entwicklung  im  Jahre  der  Brutablage  noch  bis  zur  Entstehung  flugfähiger,  d.  h. 
ausgedunkeltet-  Käfer  gedeihen,  doch  es  wird  auch  in  diesen  Fällen  von  der  gesamten  Brut  nur 
ein  bedeutungsloser  Bruchteil  noch  ausfliegen  und  neue  Brut  abzusetzen  versuchen,  so  daß  dieser 
Fall  keine  Bedeutung  hat  für  Aufstellung  von  Generationsregeln  (Pauly). 

*)  Einige  Beobachter  fanden  micans  allerdings  sekundär,  im  Gefolge  von  anderen  Schädi- 
gungen wie  Hallimasch  (Baudisch  1903),  Rotfäule  oder  Borkenkäfern  anderer  Art,  wie  tijpo- 
graphus^  chaleographus  usw.  (Bergmüller  1903). 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrütei    an  Fichte,  567 

Der  Käfer  ist  zu  den  sehr  schädlichen  zu  rechnen.  Wenngleich  sein 
erster  Angriö  durchaus  nicht  sofort  tödlich  wird,  so  gehen  doch  bei  fortgesetztem 
Fraß  neuer  Generationen  die  Bäume  ein.  Am  Stamme  kommt  es  namentlich 
darauf  an,  ob  nur  ein  geringerer  Teil  der  Peripherie  angegangen  oder  derselbe 
ringsum  befressen  ist.  In  letzterem  Falle  geht  der  oberhalb  der  Fraßstelle 
gelegene  Teil  ein.  Die  Wurzeln  sterben  unterhalb  der  angegriffenen  Stelle  ab; 
ist  nur  eine  Wurzel  so  beschädigt,  so  lebt  der  Stamm  weiter,  die  Zerstörung 
einer  größeren  Anzahl  der  Hauptwurzeln  tötet  ihn  jedoch.  Geschieht  dies  mit 
vielen  Stämmen,  so  wird  der  Bestandesschluß  gefährdet.  Randbäume  in  südlicher 
und  südöstlicher  Lage,  sowie  lichte,  warme  Bestände  sind  am  meisten  gefährdet. 
Am  häufigsten  werden  Stangenhölzer  von  20 — 40  Jahren  befallen,  mitunter  aber 
auch  ältere  Bäume  von  60—120  Jahren  (Glück   1876,  NüÄlin    1898). 

Ausnahmsweise  ist  micans  in  unserem  Faunengebiet  auch  in  Kiefer  in 
ausgedehnterer  Weise  aufgetreten,  so  im  Böhmer  Wald  (Henschel  1885)  und  im 
Nordosten  Deutschlands  (Altum  1888)  und  noch  anderen  Orten  (s.  Pauly  1892). 
In  Rußland  kommt  micans  nach  Lindemann  ebenso  häufig  an  Kiefer  wie  an 
Fichte  vor.  In  Finnland  dagegen  wurde  er  bis  zur  geographischen  Nadelholz- 
grenze ausschließlich  an  Fichte  gefunden;  er  spielt  jedoch  da  infolge  seines 
seltenen  Vorkommens  keine  bemerkenswerte  Rolle. 

Abwehr.  —  Die  Erkennung  des  Befalls  ist  durch  die  großen  Harz- 
trichter sehr  erleichtert.  Zur  Vorbeugung  ist  vor  allem  auf  die  Erziehung 
gesunder,  an  den  unteren  Teilen  unbeschädigter  Stämme  zu  achten.  Mit  Recht 
betont  daher  Eichhoff,  daß  Büschelpfianzung,  welche  häufig  zur  Bildung  von 
Zwillingen  führt,  vermieden  werden  sollte  und  man  bei  der  Durchforstung  von 
letzteren  nicht  nur  den  einen  Stamm,  sondern,  wenn  tunlich,  beide  entfernen 
muß.  Ungefährlich  sind  dagegen  Büschelpflanzungen,  wenn  sie  zur  Gewinnung 
schwachen  Materials  zeitig  genug  ausgeschnitten  werden.  Ferner  sind  bei  der 
Durchforstung  vor  allem  die  Stämme  mit  Rindenbeschädigungen  (Schäl - 
wunden  usw.)  zu  entfernen.  ■  Auch  durch  Anstrich  der  Rindenwunden  mit  Teer, 
Raupenleim,  Kalkmilch  oder  mit  einem  guten  Karbolineumpräparat  kann  micans 
vom  Angriff  abgehalten  werden. 

Die  Bekämpfung  hat  hauptsächlich  darin  zu  bestehen,  daß  die  befallenen 
Bäume  zu  schlagen  und  zu  schälen  sind  (Rinde  verbrennen!),  und  die  Stöcke, 
falls  die  untersten  Stammteile  auch  befallen  sind,  sorgfältig  gerodet  werden.  Auch 
die  Stockhölzer  sind  dann,  am  besten  mit  dürrem  Reisig  durchsetzt,  in  lockere 
Haufen  zu  schichten  und  anzubrennen,  bis  die  Rinde  verkohlt  ist  (Ulrici  1873). 
Severin  (1910)  empfiehlt  ferner  das  Ausschneiden  der  befallenen  Stellen, 
wobei  die  abfallenden  Rindenteile  mit  der  Brut  in  einer  Schürze,  die  mit  ihrem 
unteren  Ende  um  den  Stamm  gebunden  ist,  aufgefangen  werden.  Die  Abfälle 
sind  natürlich  zu  verbrennen  (mit  Ausnahme  der  etwa  darin  befindlichen  Schlupf- 
wespenkokons). Fangbäume  sind  gegen  micans  infolge  seines  primären  Ver- 
haltens ohne  Wirkung. 

Als  natürliche  Feinde  haben  sich  besonders  die  Schlupfwespen  Pimpla  terebrans, 
Dendrosoter  Middendorffi  R.  und  Ecphylus  hylesini  R.  und  die  Käfer  (Clavicornier)  Rhixo- 
jjliagus grandis  Gyil.  und  depressus  F.  und  einmal  auch  eine  Elateriden-Larve  bemerkbar  gemacht. 


568 


Coleoptera.    —    7.    Familienreihe:  Rhynchophora. 


Über  die  Lebensweise  von  Bhix.  grandis  und  seine  Wirksamkeit  als  w^^'ea«s-Verti]ger  erfahren 
wir  einiges  von  Bergmüller  (1903).  Anfangs  leben  die  Bhixophagus-'La.rven  von  vegetabilischer 
Kost,  später  nähren  sie  sich  hauptsächlich  von  der  Brut  (Eier,  Larven,  Puppen  und  Jungkäfer) 
des  micans.  Auch  die  Imagines  der  RliKophagiis  beteiligen  sich  an  diesem  Vertilgungweik. 
Bergmüller  fand  viele  »licans -¥ 2im\\\en  vom   Rhizophagus  vollständig  vernichtet. 

Hylurgops  palliatus  Gyll. 

(Syn,   Hylasies  palliatus  Gyll.) 

Die  Gattung  Hylurgops  ist  durch  den  einfachen  (nicht  aufgebogenen)  Basalrand  der 
Flügeldecken  und  die  7gliedrige  Fühlergeißel  von  den  übrigen  Hylesinen-Gattungen  gut  zu  unter- 
scheiden. H.  palliatus  ist  die  kleinere  der  beiden  europäischen  Arten  (2,5 — 3  mm),  rostrot  oder 
braun,  oft  mit  dunklerem  Kopf  (s.  Tabelle  S.  480). 

Polyphag  an  Nadelholz,  doch  unter  Bevorzugung  der  Fichte.  Tredl 
nennt  außerdem  nocii  als  Brutpflanzen:  Pitais  silvestris^  cembra^  austriaca^  leuco- 
dermis^  strobiis^  pinea^  marititfia^  Abies 
peciinata,  Larix  europaea.  —  Seine 
geographische  Verbreitung  er- 
streckt sich  über  ganz  Europa  und 
das  nördliche  Asien,  von  Spanien 
bis  Sibirien  und  Italien  bis  Lappland ; 
er  kommt  auch  in  Nordamerika  vor. 

Sein  Fraßbild  (Abb.  292)  ist 
selten  klar  erkennbar,  da  der  Käfer 
meist  dicht  gedrängt  in  Massen  brütet 
und  daher  die  Larven  die  ganze 
.  Bastschicht  in  Mulm  verwandeln.    Die 


A  B 

Abb.   292.     Brutfraß    von   Hylurgops   palliatus    Gyll.     A   Anfangsfraß,    B    Vollendeter  |Fraß    an 
Fichtenrinde.  —  Aus  Koch. 


Brutgänge  sind  kurze,  2  bis  höchstens  5  cm  lange  Längsgänge,  meist  mit  deut- 
lichen Stiefelhaken,  oft  gebogen  oder  schräg  gestellt.  Die  Ränder  verlaufen  un- 
regelmäßig, sind  stellenweise  eingeschnürt,  stellenweise  buchtig  erweitert  und  be- 
kommen dadurch  mehr  ein  dickdarmähnliches  Aussehen.  Nach  Knotek  (1899) 
rührt  der  unregelmäßige  Verlauf  der  Brutgänge  davon  her,  daß  die  $$  ihre  Eier 
auf    zweifache   Weise    (oft   in    einem  Brutgang    kombiniert)   unterbringen:     einmal 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rindenbrüter  an  Fichte.  '  c^q, 

einzeln  in  separaten  Eigruben  und  sodann  in  gemeinschaftlichen  Eikammern,  in 
welchen  mehrere  Eier  (bis  5)  in  einer  Reihe  eng  aneinanderliegend  abgelegt 
werden.  Die  Larvengänge  sind  auffallend  lang,  meist  unregelmäßig  verlaufend, 
sich  oft  durchkreuzend  und  ein  Netzwerk  bildend,  in  ihren  Anfangsteilen  oft 
nicht  voneinander  getrennt  (entsprechend  der  gemeinschaftlichen   Eiablage). 

Die  Fortpflanzungsverhältnisse  d.&'s,  paUiatns  sind  noch  nicht  völlig  ge- 
klärt. Er  ist  Frühschwärmer  (März — April);  im  Juli  findet  man  ihn  wieder  beim 
Brutgeschäft.  Da  die  Mutterkäfer  ihre  Brutgänge  verlassen,  um  anderswo  in  frischem 
Material  dendritische  Gänge  zu  fressen  (Regenerationsfraß),  so  sind  wohl  die 
Julibruten  zum  Teil  auf  die  alten  Mütter  zurückzuführen.  Bei  der  großen 
Häufigkeit,  in  der  die  Julibruten  oft  auftreten,  ist  aber  doch  wohl  anzunehmen,^ 
daß  auch  Jungkäfer  daran  beteiligt  sind,  daß  also  eine  doppelte  Generation  vor- 
kommt; in  weniger  günstig  gelegenen  Brutstücken  ist  dagegen  die  Entwicklung 
langsamer  und  die  Generation  einjährig  (Fuchs  1907).  Die  Überwinterung 
findet  sowohl  als  Käfer  als  auch  als  Larve  und  Puppe  statt;  Ratzeburg  fand 
übeiwinternde  Käfer  unter  Buchenrinde. 

Forstlich  kommt  dem  palliatus  trotz  seiner  Häufigkeit  im  allgemeinen 
keine  große  Bedeutung  bei,  da  er  stark  sekundär  ist  und  gefälltes  Holz 
bevorzugt.  Man  findet  ihn  besonders  an  schattigen  Orten  an  Meterstößen  oder 
dort  liegenden  Stämmen,  Klötzen  oder  an  Stöcken.  An  stehenden  Stämmen 
findet  er  sich  gewöhnlich  in  Begleitung  bezw.  als  Nachzügler  anderer  Borken- 
käfer. Nach  Saalas  (19 19)  gehört  pallialus  in  Finnland  an  Fichte  wie  auch 
an  Kiefer  zu  den  allerhäufigsten  Borkenkäfern,  er  spielt  jedoch,  da  er  immer 
nur  stark  sekundär   auftritt,  auch  dort  als  schädliches  Insekt  keine  Rolle. 

Andererseits  finden  sich  in  der  Literatur  auch  einige  Angaben  über  ein 
schädliches  Auftreten.  „Wenn  wirklich  der  Bostrichus  abietiperda  Bechsteins 
wie  Ratzeburg  vermutet,  identisch  mit  palliatus  ist,  so  hat  er  Anfang  des 
19.  Jahrhunderts  in  den  Rudolstädter  Tannenwaldungen  60 — 80  Bäume  zum 
Eingehen  gebracht."  Ferner  berichtet  Stein  (1852)  über  ein  schädliches  Vor- 
kommen in  20 — 40jährigen  Fichten  in  Gemeinschaft  mit  poligraphus.  Altum 
beobachtete  in  Fichtenbeständen,  die  stark  unter  Schneebruch  gelitten  haben, 
den  massenweisen  Anflug  von  palliatus  an  den  Bruchstellen.  Von  hier  aus 
erstreckte  sich  der  Fraß  allmählich  absteigend,  so  daß  ein  Ersatz  der  ab- 
gebrochenen Spitze  durch  sogenannte  Bajonettbildung  verhindert  und  die  kranken 
Baumstumpfen  anderen   Feinden  preisgegeben  wurden. 

Als  natürliche  Feinde  führt  Kleine  an:  die  Käfer  Oxijlaemus  ei)lindricus  P.,  Phloeo- 
nonms  ptisillus  Ct.,  Phloeopora  reptans  'Er.^  angustiforniis  B.,  Rlti-,ophagas  bipustulattis  F, 
parvuhfs  Payk.,  depressus  F.,  dispar  Payk.  und  Plegaderus  vulncratus  Pz.;  ferner  die 
Schlupfwespen  Pteromalus  Spinolae  R.,  ae»ndns  R.  und  Elioptrocerus  xylophagorum  R. 

Hylurgops  glabratus  Zett. 
(Syn.    Hylastes  deciimatius   Er.) 
Unterscheidet  sich  von  der  vorigen  Art  durch  die   größere   Gestalt  (4,5  —  5  mm)    und  dea 
viel  schmäleren   Halsschild.      Färbung  dunkelbraun"  (s.   Tabelle  S.  480). 

Kommt  fast  ausschließlich  an  Fichte  vor;  selten  an  Pi7ius  cembm.  Seine 
geographische    Verbreitung    ist    ebenso    groß    wie    die    von   palliatus^     und 


570 


Coleoptera.  —   7.  FamUienreihe :  Rhynchophora. 


erstreckt  sich  über  ganz  Europa  und  das  nördliche  Asien  bis  Sibirien  und  Japan; 
kommt  ebenfalls  m  Nordamerika  vor.  Doch  ist  sein  Auftreten  in  Mitteleuropa 
hauptsächlich  auf  gebirgige  Gegenden  beschränkt;  er  ist  vorzugsweise  Gebirgs- 
tier.  In  Deutschland  wird  er  im  Harz,  Thüringer  Wald,  Riesengebirge,  Bayerischen 
Wald  und  in  den  Alpen  (bis  2000  m)  gefunden,  ebenso  in  den  Schweizer, 
Tiroler  und  Steierischen  Alpen;  dann  tritt  er  wieder  in  Lappland  und  Sibirien 
auf.  Dies  läßt  die  Annahme  zu,  daß  glabratus  in  unseren  Gebirgen  als  nordisches 
Relikt  zu  betrachten  ist,  das  nach  der  Eiszeit  in  die  Alpen  eindrang  (Keller  19 10). 
Die  Fraßfigur  (Abb.  293)  hat  eine  unverkennbare  Ähnlichkeit  mit  der 
von  palliatus.     Auch  hier  sind  die  Brutgänge  kurze,    4 — 7  cm  lange  Längsgänge. 

Von  dem  Einbohrloch  geht  zuerst  ein  sehr 
kurzer  Schräggang,  und  von  diesem  ein 
Blindgang  ab,  der  entweder  quergestellt 
ist  oder  auch  abbiegt  und  in  entgegen- 
gesetzter Richtung  vom  Muttergang  verläuft 
(im  ersteren  Fall  entsteht  eine  krückstock- 
artige Bildung).  Der  Muttergang  ist  tief  in 
den  Splint  genagt  und  verbreitert  sich  oft 
gegen  die  Spitze  zu  etwas.  Die  Larven- 
gänge liegen  dagegen  zum  größten  Teil  in 
der  Rinde  und  furchen  den  Splint  nur 
oberflächlich.  Da  die  Eier  nicht  in  ein- 
zelnen Gruben  über  die  ganze  Länge  der 
Muttergänge  verteilt  sind,  sondern  in 
kleinen  Häufchen  im  unteren  Teil  (in  der 
Nähe  des  Einbohrloches)  abgelegt  werden, 
so  strahlen  die  Larvengänge  jederseits 
von  einer  kleinen,  dem  Einbohrloch  be- 
nachbarten Partie  des  Mutterganges  aus, 
die  zunächst  von  den  kleinen  Larven  ge- 
meinsam etwas  erweitert  wird.  Die  Zahl 
der  Larvengänge  beträgt  höchstens  30;  sie 
haben  einen  unregelmäßigen,  geschlängelten 
Verlauf  und  erreichen  eine  Länge  bis  zu 
8  cm,  um  in  den  Puppenwiegen,  die 
zur  Hälfte  im  Splint  liegen,  zu  endigen. 
„Der  Reifungsfraß  der  Jungkäfer  ist  ungemein  ausgiebig;  er  beginnt  mit 
einer  einfachen  Ausweitung  oder  hirschgeweihartigen  Ausdehnung  der  Puppen- 
wiegen. Später  wird  durch  platzweises  Fressen  das  Larvenfraßbild  zerstört,  so 
daß  höchstens  noch  die  Mutterfraßgänge  erkennbar  sind"  (Keller  1.  c). 

Die  große  Ausdehnung  der  sterilen  Partie  des  Muttergangs  deutet  auf  einen 
ausgiebigen  Regenerationsfraß  hin,  imd  dieser  wiederum  läßt  darauf  schließen, 
daß  die  $2   zu  mehreren  Brüten  befähigt  sind. 


Abb.     293.       Brutfraß     von      Hylurgops 
:glabratus  Zett.    Der  größte  Teil  des  Mutter- 
gangs ist  steril.  —  Nach  Trägirdh. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Fichte. 


571 


Die  Generation  ist  wohl  eine  einfache.  Das  Schwärmen  erfolgt  spät: 
Mai,  Juni;  die  Ausreifung  der  Jungkäfer  scheint,  nach  dem  ungemein  aus- 
gedehnten Nachfraß  zu  schheßen,  sehr  langsam  zu  erfolgen.  Die  im  September 
fertigen  Käfer  kommen  im  Gebirge  keinesfalls  mehr  zum  Schwärmen.  Sie  über- 
wintern, um  erst  im   nächsten  Jahr  zur  Brut  zu  schreiten. 

Über  die  forstliche  Bedeutung  Hegen  nicht  viele  Angaben  vor. 
Ratzeburg  berichtet,  daß  er  „teils  mit  palliatus  zusammen,  teils  allein  eine 
Anzahl  guter  Stämme  zerstört  hat."  Nach  Fleischer  (1877)  erschien  er  gegen 
Ende  der  großen  Borkenkäferkalamität  im  Böhmerwald  im  Jahre  1874  mancher- 
orts als  einer  der  häufigsten  schädlichen  Käfer,  stets  in  Gesellschaft  von  auto- 
graphus  und  palliatus.  Über  ein  schädliches  Vorkommen  in  der  Zirbelkiefer 
berichtet  Henschel  (1882),  daß  er  in  Steiermark  stehende  Stämme  befallen  und 
in  Gemeinschaft  mit  Ips  cembrae 
zum    Absterben    gebracht    hat.  r^       ,^  \ 


J*j!'7';Xylechinus  pilosus  Rtzb. 

Ein  kleiner  (2,2 — 2,5  mm) 
schwärzlicher  Käfer  mit  dunkel- 
braunen Flügeldecken  und  rosaroten 
oder  braunen  Fühlern  und  Beinen. 
Flügeldecken  und  Halsschild  mit 
Börstchen,  zwischen  denen  häufig  auf 
den  Flügeldecken  einzelne  schmale 
Schüppchen  stehen  (s.  oben  S.  479.) 

Brütet  fast  ausschließ- 
lich in  Fichte;  nur  einmal  an 
Lärche  gefunden  (?).  Die  geo- 
graphische Verbreitung 
erstreckt  sich  über  den  größten 
Teil  von  Europa,  über  das  ganze 
Fichtengebiet;  in  den  Alpen 
wurde  er  bis  1600  m  Seehöhe 
angetroffen. 


W-- 


-*— ^^ 


y^. 


Abb.    294. 


Brutfraß    von    Xylechinus    pilosus "  Rtzb.    — 
Aus  Koch. 


Das  Fraßbild  (Abb.  294)  besteht  normalerweise  aus  einem  doppelarmigen. 
nahezu  rechtwinkelig  zur  Holzfaser  verlaufenden  Quergang,  dessen  beide  Brut- 
gänge durch  einen  kurzen  senkrecht  dazu  gestellten  Eingangskanal  verbunden 
sind.  Letzterer  ist  in  den  meisten  Fällen  unregelmäßig  erweitert,  an  eine  Rammel- 
kammer erinnernd.  Es  handelt  sich  aber  höchstwahrscheinlich  nicht  um  eine 
solche,  sondern  um  den  Ernährungsfraß  des  Mutterkäfers,  ebenso  wie  die  Er- 
weiterungen, die  man  gewöhnlich  am  Ende  eines  der  beiden  Quergänge  findet. 
Selten  sind  die  beiden  Muttergänge  gleich  lang,  meist  der  eine  mehr  oder  weniger 
kürzer,  ebenso  ist  auch  die  Zahl  der  Eigruben  in  den  beiden  Gängen  meist  verschieden. 

Die  Larvengänge  sind  verhältnismäßig  wenig  an  der  Zahl;  mehr  als  20  in 
einem  Brutgang  gehören  zu  den  Seltenheiten.  Sie  gehen  meist  senkrecht  ab  und 
greifen  wie  auch  die  Brutgänge  kaum  in  den  Bast  ein.  Die  Form  des  Fraß- 
bildes ist  übrigens  ungemein  variabel,   wie  aus  den   Abbildungen  von  Jaroschka 


572 


Coleoptera. 


Familienreihe:   Rhynchophc 


(1898),  dem  wir  die  besten  Beobachtungen  über  die  Biologie  des  Xylechinus  ver- 
danken, zu  ersehen  ist. 

Er  ist  Spätschwärmer;  die  Mehrzahl  schreitet  im  Mai  und  Juni  zur  Fort- 
pflanzung.    Die    Generation   scheint   nach    den    Beobachtungen  und  Versuchen 


Abb.   295,     Biütiidij   vuu  Polygraphus  poHgraphus  L.  in  Fichtenrinde.    A  Anfangsfraß,  nur  Teile 
der  Muttergänge  sichtbar.    B  Vollendeter  Fraß,  ein  dichtes  Gewirr  von  Gangfragmenten  zeigend.  — 

Aus  Koch. 


Milanis  (1898)  eine  einfache  zu  sein.  Doch  können  wohl  die  Mutterkäfer 
nach  ausgeübtem  Regenerationsfraß  (s.  oben)  zum  zweitenmal  zur  Brut  schreiten. 
Die  Spätbruten  im  Herbst,  von  denen  Milani  spricht,  werden  wohl  Geschwister- 
bruten  gewesen  sein. 


Ipidae  (Scolj'tidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte.  cj-i 

Eine  wirtschaftliche  Bedeutung  kommt  dem  Xylechinus  trotz  seiner 
großen  Häufigkeit,  in  der  er  oft  auftritt,  kaum  zu,  da  er  nur  abgestorbenes  Material 
anzugehen  scheint  (Milani).  Nach  Jaroschka  (I.e.)  befällt  der  Käfer  „meist 
die  unterdrückten  Stämme  in  geschlossenen  Fichtenstangenorten,  welche  sich  unter 
dem  Schutz  der  umstehenden  Bäume  viel  länger  feucht  zu  halten  vermögen  und 
so  der  Entwicklung  desselben  förderlicher  sind,  als  eine  abgesägte  Stange,  die 
längere  Zeit  in  einem  trockenen  Raum  aufbewahrt  wurde.  Kopersky  (i8g8) 
hat  ihn  bei  Untersuchung  von  mehr  als  loo  Stämmen  (mit  Ausnahme  eines 
einzigen  Falles)  ausschließlich  in  fast  gänzlich  abgestorbenen  Bäumen  gefunden 
und  hält  ihn  daher  für  ein  ganz  indifferentes  Insekt." 

Polygraphus  poligraphus  L.  (=  pubescens  F.)  und  subopacus  Thoms. 

Die  Polygrophus-Axitw  sind  an  der  derben  nahtlosen  Fühlerkeule,  den  geteilten  Augen 
und  dem  einfachen  zylindrischen  (nicht  herzförmigen)  3.  Fußglied  leicht  zu  erkennen.  Über  die 
Unterschiede  der  beiden  Arten  s.  Bestimmungstabelle  S.  481. 

Beide  Arten  brüten  vornehmlich  in  Fichte;  erstere  ist  außerdem  noch  in 
Abies  pectinala^  Pinus  silvestris,  cembra  und  strobiis,  letztere  noch  in  Pinus  silvestris 
und  mofiiafia  gefunden  worden.  —  Die  geographische  Verbreitung  erstreckt 
sich  über  Nord-  und  Mitteleuropa;  jedoch  ist  poligraphus  bei  uns  weit  häufiger 
als  siibopactn  (in  Finnland  scheint  letzterer  die  häufigere  Art  zu  sein). 

Biologisch  scheinen  sich  die  beiden  Arten  mehr  oder  weniger  überein- 
stimmend zu  verhalten :  allerdings  liegen  über  subopacus  bis  jetzt  nur  sehr  spärliche 
Beobachtungen    vor.     Die  Angaben    im   folgenden    beziehen   sich   auf  poligraphus. 

Über  das  Fraßbild  herrschte  längere  Zeit  keine  klare  Vorstellung,  da  so- 
wohl Muttergang  wie  Larvengänge  gewöhnlich  in  verschiedenen  Mantelebenen 
verlaufen  und  daher  beim  Ablösen  der  Rinde  meist  ein  dichtes  Gewirr  von 
Gangfragmenten  sichtbar  wird  (Abb.  295,  B).  Nur  in  dünner  Rinde  liegt  das  ganze 
Fraßbild  oder  wenigstens  der  größte  Teil  der  Brutgänge  offen  zutage  (Abb.  296). 

Meistens  ist  es,  wenn  man  das  Fraßbild  in  seiner  Gesamtheit  erhalten  will, 
notwendig,  die  äußere  Hälfte  der  Rinde  ganz  sorgfältig  abzutragen.  Die  so  dar- 
gestellte Fraßfigur  ist  ein  ausgesprochener  Sterngang  mit  auffallend  großer 
Rammelkammer.  Die  davon  ausgehenden  Brutgänge,  3 — 8  an  der  Zahl,  sind 
ca.  1,8  mm  breit,  erreichen  eine  Länge  von  3  —  6  cm.  Meist  sind  sie  mehr  oder 
weniger  geschlängelt  oder  gebogen.  Die  Larvengänge  stehen  nicht  besonders 
dicht  und  verlaufen  zum  großen  Teil  mehr  oder  weniger  längsgerichtet.  Bei 
dichtem  Besatz  lassen  sich  die  einzelnen  Gänge  gar  nicht  mehr  erkennen,  da 
dann  die  ganze  Rinde  durchgefressen  ist. 

An  manchen  Fraßbildern  lassen  sich  auch  deutliche  Spuren  von  Reifungs- 
fraß der  Jungkäfer  (unregelmäßige  Erweiterungen  der  Puppenwiegen),  sowie  von 
Regen erations fraß  der  Altkäfer  (platzartig  sich  durch  die  Rinde  schraubend) 
erkennen  (vgl.  Tafel  VHI  bei  Fuchs   1907). 

Die  Seh  wärm  zeit  fällt  in  die  Monate  April,  Mai.  Unter  normalen  Ver- 
hältnissen kommt  es  zu  2  Generationen  im  Jahr  (neben  Geschwisterbruten). 
Von  Mitte  Juli  bis  Ende  August  kann  man  das  frische  Einbohren  des  Käfers 
und  seine  Brutanlagen  beobachten.  Nüßlin  (1904)  stellte  bei  subopacus  eine 
echte  zweite  Generation  durch  Zucht  fest. 


574 


Coleoptera.   —    7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


Forstlich  kann  Polygraphus  potigtaphus  erheblichen  Schaden  anrichten, 
worüber  in  der  Literatur  sich  zahlreiche  Mitteilungen  finden  (Stein  1852,  Döbner 
1862,  Ahlemann  1862, -Joseph    1878,  Thurn  1885  u.  a.).    Besonders  in  jüngeren, 

20 — 40jährigen  Beständen  kann 
er  recht  schädlich  werden,  indem 
er  nicht  nur  einzelne  Stämme, 
sondern  größere  Gruppen  und 
Horste  zum  Absterben  bringen 
kann.  Ich  habe  solchen  horst- 
weisen Befall  als  Folge  von  Blitz- 
wirkung beobachtet. 

Bekämpfung  mit  Fangbäumen. 

Als  Parasiten  und  Räuber 
wurden  bei  den  beiden  Arten  gefunden 
die  Schlupfwespen  Pteromalus 
aemulus  R.,  capitatus  Fürst.,  lanceo- 
laiifs  R.,  navis  R.  und  Spinolae  R. 
und  Rhoptroceriis  xylophagorum  R., 
ferner  die  Käfer:  Rh/i^ophagus paralle- 
locollis  Gyll.,  Hypopläoeus  linearis  F., 
Homalota  sp.,  Phloeonomus  piisillus  G. 
und  Phloeopora  reptans  Er. 

'^•^^r:'   Ips  typographus  L. 

Der     „Buchdrucker"     oder 
„große    achtzähnige   Borken- 
käfer". 

Gehört  in  die  Gruppe  der  knopf- 
zähnigen  Arten,  deren  Absturz  jederseits 
mit  4  Zähnen  (davon  der  4.  am  längsten) 
besetzt  ist.  Durch  die  matte,  seifen- 
glänzende Skulptur  leicht  von  seinem 
Nächstverwandten  {amitimis)  zu  unter- 
scheiden (s.  Tabelle  S.  485). 

Der  normale  Brutbaum  des 
typographus  ist  die  Fichte.  Da- 
neben kommt  er  gelegentlich  auch 
an  Kiefer  und  Lärche  (s.  hierüber 
auch  bei  amitinus  S.  593)  vor.  — 
Die  geographische  Verbrei- 
tung entspricht  derjenigen  der 
Fichte,  reicht  also  von  Lappland 
bis  zu  den  Alpen  und  vom  Ural 
v,^      '-'■"'  bis  nach  Frankreich.     Er  ist  vor- 

wiegend Mittelgebirgstier ,  kommt  jedoch  auch  in  der  Ebene  vor,  wie  z.  B.  die 
großartigen  ostpreußischen  und  russischen  Kalamitäten  beweisen;  andererseits  steigt 
er  in  den  Hochgebirgen  bis  zu  2000  m   Höhe  an. 


Abb.  296.  Brutfraß  von  Polygraphus  poligraphus  L. 
in  dünner  Kiefernrinde,  die  bterngangform  in  der 
ganzen  Ausdehnung  erkennen  lassend.  —  Aus  Koch 
,«^^1,  -       .,    .        (phot.  Scheidter). 


Ipidae   (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an   Fichte. 


575- 


Die  Biutgänge  (Abb.  297)  sind  ausgesprochene  Längsgänge,  gewöhnlich 
,. gerade  wie  Zeilen"  verlaufend.  Je  nach  der  Zahl  der  9?)  die  sich  zu  einem 
d  gesellen,  stellen  die  Fraßbilder  einarmige,  doppelarmige  oder  dreiarmi'ge 
(seltener  4  —  yarmige)  Längsgänge  dar.  Weitaus  in  der  Mehrzahl  sind  die 
doppelarmigen  Gänge;  sie  sind  als  das  normale  Tv/'ograp/ius-Fra.ß>hi\d  an- 
zusprechen. Die  einarmigen  treten  dagegen  zahlenmäßig  zurück,  ebenso  die  drei- 
oder  gar  die  mehrarmigön. 


Abb.  297.     Brutfraß  (vollendet)   von  Ips  typographus  L.    an  Fichte  (Bastseite  der  Rinde).     Bei- 
a  Rammelkammer,  in  der  Rinde  verborgen.     */,  nat.  Gr.  —  Nach  G.  Fuchs. 

Wo  es  sich  um  doppei-  und  dreiarmige  Fraßbilder  handelt,  sind^die  ver- 
schiedenen Brutarme  durch  eine  geräumige  Rammelkammer  miteinander  ver- 
bunden. Letztere  liegt  aber  gewöhnlich  vollständig  in  der  Rinde,  so  daß  man 
sie  in  unverletzt  abgeschälten  Stücken  gar  nicht  sieht,  wodurch  einarmige  Fraß- 
bilder vorgetäuscht  werden  können.  Erst  wenn  man  durch  Entfernen  der  inneren 
Bastschicht  die  Rammelkammer  freilegt,  erkennt  man,  daß  die  scheinbar  selb- 
ständigen Brutgänge  zusammengehören  zu  einem  Fraßbild.  In  den  meisten 
Muttergängen  befinden  sich  einige  Luftlöcher. 


5/6 


Coleoptera.  —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


Die  oberen  und  unteren  Gänge  (bei  einem  doppelarmigen  Fraßbild)  liegen 
häufig  nicht  in  einer  Linie,  sondern  der  untere  Gang  entspringt  etwas  seitlich 
und  mündet  mit  einer  Krümmung  in  die  Rammelkammer,  mit  anderen  Worten, 
die  Linie  macht  in  der  Rammelkammer  einen  kleinen  Knick.  Chewyreuv 
(1907)  hält  diese  Erscheinung  für  charakteristisch  für  Fraßbilder  am  stehenden 
Stamm  und  erklärt  sie  damit,  daß  auf  diese  Weise  das  Verschütten  des 
unteren  Ganges  durch  das  aus  dem  oberen  Gang  fallende  Bohrmehl  verhindert 
■wird.  Auch  der  Einbohrkanal  soll  nach  demselben  Autor  stets  so  angelegt 
werden,  daß  das  Bohrmehl  leicht  herausfällt  bezw,  herausgeschafft  werden 
kann:  beim  stehenden  Stamm  von  unten  nach  oben  gehend  in  gerader  Linie 
mit  dem  oberen  Brutgang,  am  liegenden  Stamm  von  der  Seite  in  die  Kammer 
mündend.  Am  liegenden  Stamm  sollen  ferner  nach  Chewyreuv  die  drei-  und 
mehrarmigen  Fraßbilder  viel  häufiger  sein  als  am 
stehenden,  da  hier  nicht  so  leicht  Verschüttungen 
der  anderen  Gänge  vorkommen  wie  bei  diesem. 
Hennings  (1907/08)  hat  die  Angaben  Chewy- 
reuvs  nachgeprüft  und  keineswegs  immer  bestätigt 
gefunden;  d.  h.  die  verschiedenen  Formen  des 
Fraßbildes,  die  verschiedenen  Richtungen  des  Ein- 
bohrganges usw.  unterschiedslos  am  stehenden  wie 
am  liegenden  Baum  angetroffen.  Er  bezweifelt 
daher  nach  seinen  Befunden  das  Bestehen  solcher 
Gesetzmäßigkeiten  im  Sinne  Chewyreuv s.  Die 
große  Variabilität  in  der  Richtung  des  Einbohr- 
kanals dürfte  nach  Hennings  darauf  zurück- 
zuführen sein,  daß  der  Käfer,  der  ja  zum  Ein- 
bohren sich  stets  tiefere  Rindenspalten  oder  ver- 
deckte Stellen  unter  den  Rindenschuppen  aus- 
sucht, nun  auch  durch  die  besondere  Eigen- 
tümlichkeit der  jeweils  ausgewählten  Stelle  in  der 
Richtung,  in  welcher  er  sich  einbohrt,  beeinflußt 
wird.  Ähnlich  äußert  sich  übrigens  schon  Ratzeburg  darüber:  „Sie  fangen  gerne 
bei  alten,  starken  Bäumen  unter  einer  etwas  abstehenden  Schuppe  an  zu  bohren  und 
vermeiden  es  klüglich,  nicht  unnütz  dabei  auf  zu  zahlreiche  Rindenschuppen  zu  treffen." 
Bei  sehr  starkem  Befall  ergeben  sich  infolge  der  Raumnot  alle  möglichen 
Abweichungen  vom  Normalbild,  wie  Krümmungen,  schiefer  Verlauf,  Ver- 
bindungen zwischen  Brutgängen  von  verschiedenen  Fraßbildern  usw.  (vgl.  Hennings 
1907,  S.  221).  Eine  eigenartige  Form  stellt  das  in  Abb.  298  abgebildete 
5  armige  Fraßbild  dar,  das  ich  in  Planegg  bei  München  gelegentlich  der  großen' 
Kalamität  1921/22  an  einem  gefällten  Stamm  fand:  die  beiden  der  Stammbasis 
zugekehrten  Enden  („Gabelzinken")  sind  doppelt,  nur  durch  eine  ganz  dünne 
Wand  getrennt;  die  beiden  inneren  Gänge  zeigen  auf  beiden  Seiten  Eigruben, 
während  die  äußeren  nur  auf  der  Außenwand  solche  aufweisen.  Die  Überfülle 
von  fortpflanzungslustigen  $2   mag  diese  Bildung  veranlaßt  haben. 


Abb.  298.    Brutfraß  (Anfang)  von 

Ips   typographus    L.   5  armiger 

Muttergang.   —   Orig. 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Rindenbrüter  an  P'ichte. 


577 


Die  Breite  der  Muttergänge  beträgt  ca.  3 — 3,5  mm;  ihre  Länge  ist  sehr 
verschieden  und  schwankt  zwischen  6  und  15  cm,  vereinzelt  sind  auch  noch 
längere  Gänge  beobachtet  worden.  Die  Länge  der  Gänge  entspricht  durchaus 
nicht  immer  der  Zahl  der  abgelegten  Eier,  sondern  läßt  auch  deutliche  Be- 
ziehungen zu  klimatischen  Verhältnissen  erkennen.  Bei  kaltem  Wetter  nagt  näm- 
lich das  $  seinen  Gang  ruhig  weiter,  während  die  Ablage  der  Eier  unterbrochen 
oder  wenigstens  stark  reduziert  wird.  Ähnliches  geschieht  beim  Ausbleiben  von 
öfteren  Begattungen.  Daher  kommt  es, 
daß  der  Zwischenraum  zwischen  zwei 
benachbarten  Eigruben  ein  recht  ver- 
schiedener (2  — 10  mm)  sein  und  also 
ein  sehr  langer  Muttergang  mitunter 
weniger  Eier  beherbergen  kann  als  ein 
wesentlich  kürzerer.  In  der  Mehrzahl 
allerdings  enthalten  die  kürzeren  Gänge 
auch  eine  geringere  Zahl  von  Eiern,  wie 
besonders  bei  den  zweiten  Brüten  regene- 
rierter Altkäfer  zu  beobachten  ist,  deren 
Brutgänge  gewöhnlich  deutlich  kürzer 
sind  als  bei  der  ersten  Brut.  Alle  diese 
Momente  erklären  die  große  Mannig- 
faltigkeit in  der  Ausbildung  der  Brut- 
gänge, in  der  Verteilung  der  Eigruben 
und  die  so  verschiedene  Zahl  (20 — 100) 
derselben  in  einem  Muttergang. 

Ist  schon  dementsprechend  die 
Zahl  der  Larvengänge  und  ihre  Ent- 
fernung voneinander  eine  recht  ver- 
schiedene, so  kommt  als  komplizierendes 
Moment  noch  hinzu,  daß  bei  dichter 
Besetzung    viele   Larvengänge    sich    nur 

sehr  unvollkommen,  d.  h.  nur  in  den  ersten  Anfängen  entwickeln  können. 
Besonders  wo  es  sich  um  3  (oder  mehr-)armige  Gänge  handelt,  sind  auf  dem 
Zwischenraum  zwischen  den  2  parallel  verlaufenden  Gängen  (Gabelzinken)  gar 
keine  oder  nur  sehr  unvollkommene  Gänge  ausgebildet.  Die  Larvengänge  sind 
verhältnismäßig  kurz,  gewöhnlich  5  —  6  cm,  verlaufen  meist  etwas  geschlängelt,  ver- 
breitern sich  rasch,  um  in  einer  ziemlich  großen,  schüsseiförmigen  Puppenwiege 
zu  endigen. 

Das  fertige  Fiaßbild  läßt  meist  auch  noch  deutliche  Spuren  von  mehr  oder 
weniger  ausgedehntem  Ernährungsfraß  erkennen.  Der  Regenerationsfraß  der 
Mutterkäfer  besteht  entweder  in  einer  einfachen  sterilen  Verlängerung  des  Brut- 
ganges oder  platzartigen  Erweiterung  des  Gangendes  oder  in  geweihartig  ver- 
zweigten Gängen;  ebenso  zeigt  sich  der  Reifungsfraß  der  Jungkäfer  gewöhnlich 
in    Form   von    größeren    oder    kleineren    „Plätzen"     um    die    Puppen  wiege    oder 

Escherich,  Forstinsekten.     IL  Bd.  37 


Abb.   299.      Reifiingsfraß     (hirschgeweihförmig) 

von  Ips    typographus  L.      '/^  nat.  Gr.    —  Aus 

G.  Fuchs. 


£-.^3  Coleoptera.   —    7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 

von  netzartig  oder  geweihförmig  verzweigten  Gängen  (Abb.  299)  wie  beim 
Regenerationsfraß.  Die  Ausdehnung  des  Ernährungsfraßes  hängt  nicht  nur  von 
inneren  physiologischen  Bedingungen  des  Käfers,  sondern  auch  von  äußeren  Ein- 
wirkungen ab,  vor  allem  Klima  und  Witterung.  Durch  trübes,  kaltes  Wetter 
werden  die  Käfer  am  Ausfliegen  verhindert  und  zu  weiterem  Ernährungsfraß  ver- 
anlaßt ;  es  kann  dann  ein  so  ausgedehnter  Reifungsfraß  stattfinden,  daß  das  Fraßbild 
in  seinen  einzelnen  Teilen  völlig  verwischt  wird,  besonders  bei  dichtem  Befall. 
Sowohl  die  Mutter-  als  die  Larvengänge  liegen  zum  größten  Teil  in  der  Rinde 
und  markieren  sich  nur  ganz  oberflächlich  im  Splint.  ^) 

Fortpflanzung.  —  Typographus  gehört  zu  den  Spätschwärmern.  Wenn 
auch  die  von  Eichhoff  und  Pauly  (1888)  vertretene  Anschauung,  daß  typo- 
graphus das  Schwärmen  nicht  unter  20 ^  C.  beginnt  und  zu  Massenausflügen  noch 
höherer  Temperatur  bedürfe,  durch  Versuche  und  Beobachtungen  von  Hennings 
(1907),  Fuchs  {1907),  Nüßlin  u.  a.  als  nicht  immer  zutreffend  nachgewiesen 
und  unter  gewissen  Bedingungen  wesentlich  tiefere  Schwärmtemperaturen  festgestellt 
wurden  (s.  unten  S.  580),  so  wird  doch  der  erste  Schwärmtermin  selten  vor  den 
10.  oder  15.  April  fallen.  Vor  allem  ist  es  warmer  Sonnenschein,  der  das  Aus- 
und  Anfliegen  begünstigt. 

Nach  dem  Anflug  nagt  das  6  zunächst  den  Einbohrgang  und  die  Rammel- 
kammer und  erwartet  hier  die  ihm  alsbald  nachfliegenden  ??,  um  die  erste 
Kopula  mit  diesen  zu  vollziehen.  Die  befruchteten  $?  beginnen  sofort  mit  dem 
Brutgeschäft,  indem  jedes  seinen  Brutgang  nagt  und  die  Eier  darin  ablegt.  Sie 
verfahren  dabei  (Chewyreuv)  folgendermaßen:  Zunächst  wird  rechts  und  links  im 
Gang  je  eine  Eigrube  genagt,  dann  legt  das  $  ein  annähernd  ellipsoides  Ei  von 
I  —  1Y2  mm  Länge  in  den  Gang,  bückt  sich,  faßt  das  Ei  mit  den  Kiefern  und 
bringt  es  in  die  Eigrube,  wo  es  mit  Hilfe  der  Beine  in  der  Längsachse  fest- 
gelegt und  mit  etwas  Bohrmehl  zugedeckt  wird.  Dann  wird  ein  zweites  Ei  gelegt 
und  in  der  gleichen  Weise  in  der  gegenüberliegenden  Eigrube  untergebracht. 
Erst  wenn  dies  geschehen,  geht  das  ?  daran  den  Muttergang  ein  kleines  Stück 
weiter  zu  nagen,  um  hier  weitere  2  Eier  unterzubringen  und  so  schreitet  der 
Muttergang  in  dem  Maße  fort,  in  welchem  sich  die  Zahl  der  Eier  vermehrt. 

Wie  oben  schon  erwähnt,  gehört  typographus  zu  den  Arten,  die  einer 
öfteren  Begattung  bedürfen;  jede  Kopula  befähigt  das  ?  zur  Ablage  von  etwa 
6 — 12  Eiern.  Wird  eine  wiederholte  Kopula  verhindert,  dann  hören  die  $?  mit 
Eierlegen  auf,  fressen  jedoch  ihren  Gang  weiter.  Die  Einstellung  der  Eiablage 
ist,  wie  Nüßlin  (1907)  festgestellt  hat,  nicht  auf  eine  Erschöpfung  der  Samen- 
vorräte in  den  weiblichen  Genitalien  zurückzuführen,  sondern  wohl  auf  eine 
Herabstimmung  des  Wohlbefindens  und  eine  hemmende  Beeinflussung  der  Sexual- 
triebe, wobei  sich  allerdings  individuelle  Verschiedenheiten  bei  den  einzelnen 
„Witwen"  zeigen. 


')  Die  hier  gegebene  Schilderung  des  Fraßbildes  bezieht  sich  auf  die  normale  Fraßpflanze, 
die  Fichte.  Die  Fraßbilder  in  Kiefer  sollen  längere  und  infolgedessen  auch  nur  allmählich 
breiterwerdende  Larvengänge  zeigen,  die  etwas  an  die  von  Myelophilus  piniperda  erinnern 
(Pauly). 


Ipidae   (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte.  ^70 

Die  wiederholte  Kopula  findet  stets  in  der  Rammelkammer  statt,  die  zu 
diesem  Zweck  immer  wieder  von  den  99  aufgesucht  wird.  Es  ist  daher  not- 
wendig, daß  die  Muttergänge  von  Bohrmehl  freigehalten  werden.  Die  Reinhaltung 
wird  zum  größten  Teil  von  den  Jc^  besorgt.  Das  2  bringt  das  Bohrmehl  mit 
seinen  Beinen  in  seine  Flügeldeckenabsturzgrube,  und  sobald  sich  hier  eine 
gewisse  Menge  angesammelt  hat,  naht  sich  das  d,  schafft  das  Mehl  in  der 
gleichen  Weise  in  seinen  eigenen  Absturz,  kriecht  dann  rückwärts  aus  dem  Mutter- 
gang in  die  Rammelkammer  und  schüttet  die  Ladung  in  den  Einbohrkanal. 

Generation.  —  Über  die  Generationsfrage  des  typographus  ist  viel  dis- 
kutiert und  polemisiert  worden.  Während  auf  der  einen  Seite  eine  einjährige 
Generation  als  die  Norm  angesehen  wurde,  hielten  andere  an  einer  doppelten 
oder  gar  dreifachen  Generation  fest,  i)  Die  eingehenden  Zuchtversuche  und  Be- 
obachtungen von  Pauly  (1888),  Nüßlin  (1905),  Hennings  {1907)  und  Fuchs 
(1907)  in  Verbindung  mit  Knoches  Studien  über  den  Regenerations-  und 
Reifungsfraß  haben  die  Frage  soweit  geklärt,  daß  es  heute  keine  prinzipiellen 
Zweifel  mehr  gibt. 

Wir  wissen  heute,  daß  sowohl  einfache  als  doppelte  Generation 
vorkommt  und  daß  es  vor  allem  Witterung  und  Klima  ist,  welche  die 
Generationsfrag  e  des  typographus  entscheiden.  Unter  einigermaßen  nor- 
malen Verhältnissen  in  mittlerer  Lage  ist  die  doppelte  Generation  die  Regel 
und  zwar  mit  ungefähr  folgendem  Verlauf: 

Erstes  Schwärmen:  Mitte  April  bis  Ende  Mai. 

Entwicklung  bis  zum  gelben  Jungkäfer:   5^/2 — 6  Wochen. 

Reifung  des  Jungkäfers  (Ausdunklung,  Aushärtung  und  Geschlechtsreife):  2  bis 
3  Wochen,  also  Gesamtentwicklung  vom  Anflug  des  i.  Mutterkäfers  bis  zum 
Ausflug  des   I.  Jungkäfers  2 — 2^/4   Monate. 

Beginn  der  zweiten  Generation  Ende  Juni  bis  Ende  Juli.  Erscheinen  der 
reifen  Käfer  der  zweiten  Generation  Ende  August  bis  Anfang  Oktober  (die 
zweite  Generation,  wenigstens  die  aus  späten  Eiern  kommenden  Individuen,  ent- 
wickelt sich  infolge  der  tieferen  Temperaturen  gewöhnlich  etwas  langsamer). 

Unter  sehr  günstigen  Bedingungen  können  auch  die  Jungkäfer  der  zweiten 
Generation  noch  ausfliegen,  aber  nicht  um  eine  dritte  Generation  zu  beginnen, 
sondern  um  anderswo  zu  überwintern  (z.  B.  im  Wurzelanlauf  von  Fichten,  wo  sie 
sich  kurze,  gebogene  Gänge  als  Winterquartiere  nagen). 

Unter  weniger  günstigen  Bedingungen  (naßkalter  August  und  September) 
kann  die  Entwicklung  der  Brut  so  verzögert  werden,  daß  sich  nur  ein  Teil  noch 
zu  Jungkäfern  entwickelt,  während  die  Mehrzahl  als  Larven  oder  Puppen  zur 
Überwinterung  kommt.  ^) 

Durch  besonders  ungünstige  Witterungsverhältnisse  kann  der  hier  geschilderte 
Verlauf  noch  viel   weiter    beeinflußt  werden.     Vor    allem    durch    ein    kaltes,    reg- 


*)  Eine  gute  historische  Übersicht  gibt  G.  Fuchs  (1907). 

2)  Wie  überaus  widerstandsfähig  Ujpügraphus  selbst  als  Larve  ist,  hat  Cogho  (1875)  ge- 
zeigt. Winterkälte  kann  den  Larven  nicht  schaden,  ebenso  werden  sie  durch  ein  kürzeres  Ver- 
flößen  der  Stämme  nicht  getötet;  Käfer,  welche  3  Wochen  in  geflößtem  Hulz  eingefroren  waren, 
flogen  später  ungestört  aus. 

37* 


ego  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

nerisches  Frühjahr,  wodurch  das  Schwärmen  stark  verzögert  werden  kann.  Pauly 
gibt  20  ^  C.  als  Schwärmtemperatur  an.  Allerdings  ist,  wie  schon  gesagt,  diese 
Temperatur  nicht  unbedingt  erforderlich,  wie  vor  allem  Fuchs  gezeigt  hat.  Wenn 
nämlich  das  eben  begonnene  Schwärmen  durch  plötzliche  Temperatursenkung  und 
trübe  regnerische  Witterung  für  längere  Zeit  unterbrochen  wird,  so  daß  die  völlig 
geschlechtsreifen  Käfer  unter  der  Rinde  gehalten  werden,  so  können  diese  Käfer 
auch  bei  verhältnismäßig  niedriger  Temperatur  ausschwärmen.  Trotzdem  wird 
aber  auch  in  solchen  Fällen  durch  kalte  Temperaturen  das  Schwärmen  und 
Eierlegen  ganz  wesentlich  hinausgeschoben.  Kommt  hierzu  noch  ein  ungünstiger 
Sommer,  so  daß  auch  die  Entwicklung  zum  Jungkäfer  mehr  oder  weniger  ver- 
langsamt wird,  so  ergibt  sich  eine  nur  einfache  Generation, 

Nüßlin  (1905)  machte  im  regnerischen  Jahr  1903  im  Schwarzwald  die 
Beobachtung,  daß  die  Reifung  und  Ausdunklung  der  Jungkäfer  infolge  der  kalten 
Sommermonate  so  langsam  sich  vollzog,  daß  die  meisten,  selbst  die  dem  Anflug 
von  Ende  Mai  entstammenden  Jungkäfer  noch  am  30.  September  unter  der 
Rinde  verharrten  und  in  der  Geschlechtsreife  sehr  zurückgeblieben  waren.  Da 
die  Mehrzahl  dieser  Jungkäfer  erst  im  folgenden  Mai  zum  Ausflug  gelangt  sein 
konnten,  so  brauchten  diese  zur  Entwicklung  von  Ei  zu  Ei  etwa  12  Monate, 
anstatt  2   Monate  wie  in  normalen  Sommern! 

Derartige  gewaltige  Unterschiede  in  der  Entwicklungsdauer  können  auch  in 
ein-  und  demselben  Jahr  in  nächster  Nachbarschaft  vorkommen,  wenn  der  eine 
Ort  starker  Erwärmung  durch  Besonnung  ausgesetzt  ist,  der  andere  derselben  ent- 
behrt. Besonders  im  Gebirge  ist  der  Faktor  der  Exposition,  nach  der  sich  die 
Besonnung  richtet,  von  größerer  Bedeutung,  vor  allem  dann,  wenn  eine  solche 
sonnige  Lage  noch  außerdem  licht  und  räumdig  bestockt  ist  und  die  Strahlung 
des  Bodens  dazukommt.  Da  kann  es  sein,  daß  in  solcher  Lage  typographus 
doppelte  Generation  hat,  während  er  einige  hundert  Schritte  entfernt  in  kühler 
Schattenseite   nur  einfache  Generation  hat  (Fuchs   1907). 

Wie  überaus  schwankend  die  Entwicklungsdauer  ist,  geht  am  besten  aus  den 
Angaben  hervor,  die  Hennings  über  das  Verhalten  von  typographus  in  den 
Jahren   1903,    1905  und    1907  im  badischen  Schwarzwald  macht: 

„1903:  Der  Anflug  war  Ende  Mai  erfolgt,  am  5.  August  zeigte  sich  der 
Beginn  des  Jungkäferstadiums,  welches  durch  die  ungünstige  Witterung  derartig 
in  die  Länge  gezogen  wurde,  daß  am  30.  September  die  Mehrzahl  der  Jung- 
käfer noch  unausgefärbt  unter  der  Rinde  in  der  Nähe  der  Puppenwiegen  zu 
finden  war;  eine  zweite  Generation  war  demnach  nicht  mehr  zu  erwarten  und 
die  einzige  Generation    1903   dauerte    also  ca.    12   Monate, 

1905:  Nachdem  der  Anflug  am  12.  Mai  erfolgt  war,  gelangte  die  junge 
Brut  in  ungefähr  einem  Monat  bis  zur  Verpuppung;  nach  weiteren  11  Tagen 
war  das  Puppenstadium  beendet  und  der  Ausflug  der  Jungkäfer  geschah  im 
Juli;  diese  Jungkäfer  gingen  sofort  an  die  Begründung  der  zweiten  Generation, 
1905  hatten  wir  also  2  Generationen,  von  denen  die  erste  nur  2  Monate 
9  Tage,  bezw,  sogar  nur   i    Monat  25  Tage  brauchte. 


Ipidae   (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte.  cgi 

1907:  Der  Anflug  war  am  12.  bezw.  21.  Mai  erfolgt;  am  14.  Juli  waren 
Puppen  noch  nicht  zu  finden;  die  am  weitesten  vorgeschrittenen  Larven  waren 
voll  erwachsen,  zu  einer  Zeit  also,  zu  welcher  1905  bereits  der  Ausflug 
der  Jungkäfer  erfolgte.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  daß  diese  Brut  noch  im 
Laufe  des  so  ungünstigen  Sommers  zum  Ausflug  kommen  konnte,  so  daß  wir 
also   1907  wieder  eine  Beschränkung  auf  eine  Generation  hatten." 

Auch  durch  Versuche  hat  Hennings  (1.  c)  die  große  Beeinflußbarkeit  des 
typographus  durch  äußere  Faktoren  dargetan  und  Differenzen  von  87  Tagen 
erzielt,  indem  die  Gesamtentwicklung  vom  Ei  bis  zum  Freikäfer  bei  24  *^ 
(trocken)  nur  26  Tage,  bei  14°  (feucht)  dagegen  nicht  weniger  als  113  Tage 
dauerte  (s.  Bd.  I  S.   173). 

Herrschen  schon  durch  die  starke  Abhängigkeit  der  Entwicklungszeit  von 
äußeren  Einflüssen  (Klima  und  Witterung)  große  Unregelmäßigkeiten  im  Erscheinen 
der  einzelnen  Stadien,  so  wird  das  Bild  noch  weiter  kompliziert  dadurch,  daß 
auch  die  alten  Mutterkäfer  nach  ausgeübtem  Regenerationsfraß  nochmals  im- 
stande sind,  eine  Brut  (Geschwisterbrut)  zu  erzeugen.  Nüßlin  (1905) 
schreibt  dieser  nochmaligen  Fortpflanzungstätigkeit  der  Mutterkäfer  allerdings 
keine  besondere  Bedeutung  zu.  Nach  den  Beobachtungen  von  Fuchs  dagegen 
schreiten  die  Mutterkäfer  oft  in  ausgedehntem  Maße  zur  2.  Brut;  bei  seinen 
Zuchten  schwärmten  im  Juni  fast  sämtliche  Mütter  aus  und  brüteten  nochmals 
und  zwar  in  regelrechten  Gängen.  Von  Mutterkäfern,  die  er  im  Juli  und  August 
einer  stehenden  Fichte  entnommen  hatte,  brüteten  die  zuerst  entnommenen 
größtenteils  und  regelrecht,  die  später  entnommenen  allerdings  weniger  und  in 
kurzen  Gängen  und  die  letzten  überhaupt  gar  nicht  mehr.  Fuchs  nimmt  so- 
gar an,  daß  einzelne  solcher  Mutterkäfer  im  nächsten  Frühjahr  nochmals  brüten. 
Jedenfalls  haben  die  Mutterkäfer  von  typogiaphus  eine  auffallend  lange  Lebens- 
dauer, indem  sie,  im  Herbst  geboren,  vom  nächsten  Frühjahr  bis  zum 
nächsten  Herbst  weiterleben  und  sogar  nochmals  überwintern  können,  i)  So 
stellen  also  die  Mutterkäfer  ohne  Zweifel  einen  beachtenswerten  Faktor  im 
Typographus -V ox\.orQXCi&a.  dar;  spricht  doch  Fuchs  einen  von  Judeich  mit- 
geteilten Flug  vom  4. — 10.  Juni  als  zweiten  Flug  der  Mutterkäfer  an.  2) 

Nehmen  wir  nun  alle  die  hier  besprochenen  Faktoren  zusammen,  nämlich 
den  von  Klima  und  Witterung  so  sehr  beeinflußten  Beginn  und  Verlauf  der 
Schwärmzeit,  die  ebenso  stark  beeinflußte  Entwicklungsdauer  und  endlich  die 
Langlebigkeit  und  wiederholte  Brutbereitschaft  des  Mutterkäfers,  so  verstehen  wir 


')  In  den  Versuchen  von  Fuchs  blieben  zwei  Käfer  zwanzig  Monate  am  Leben. 

^)  Es  ist  nicht  uninteressant  zu  erfahren,  daß  die  alten  Schriftsteller  des  18.  Jahrhunderts 
bereits  diese  Rolle  der  Mutterkäfer  beobachtet  oder  vielleicht  besser  geahnt  haben.  So  schreibt 
Gmelin  im  Jahre  1787:  „Ist  aber  die  Witterung  im  "Weinmonat  warm  und  trocken,  so  fliegt 
der  neuerdings  entwickelte  und  der  alte  Käfer  noch  einmal  aus,  sucht  neue  Nahrung,  fällt  neue 
Bäume  und  neues  Holz  an  und  legt  unter  die  Borke  von  diesen,  die  er  auf  ähnliche  Weise  zer- 
stört, seine  Eier."  Auch  über  die  lange  Lebensdauer  des  typographus  finden  sich  bei  Gmelin 
Angaben,  wonach  das  Alter  sich  höchstens  auf  i  Jahr,  gewöhnlich  nur  auf  ein  halbes  erstreckt. 
Auch  noch  zu  Ratzeburgs  Zeiten  warf  man  gelegentlich  die  Frage  nach  dem  längeren  Leben 
der  Mutterkäfer  und  sogar  der  zweiten  Brüten  auf.  Doch  sie  verschwinden  sofort  wieder  und 
hinterlassen  nur  noch  Zweifel  und  Unsicherheit  (s.  Fuchs   1907,  S.  17). 


cg2  Coleoptera.   —    7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

das  bunte  Durcheinander  der  Erscheinungen  bei  einer  lypographiis- 
Kalamität,  das  ununterbrochene  Auftreten  neuer  Brüten,  den  ununterbrochenen 
frischen  Befall  neuer  Bäume  usw.  Unterbrechungen  treten  nur  bei  schlechter, 
naßkalter  Witterung  ein;  an  warmen,  sonnigen  Tagen  gibt's  ein  fortwährendes 
Schwärmen  fortpfianzungslustiger  Käfer,  ein  fortwährendes  Einbohren  an  gefällten 
und  stehenden  Stämmen,  ein  fortwährendes  Herabrieseln  von  Bohrmehl.  Alte 
Mütter  bohren  sich  gleichzeitig  mit  und  neben  ihren  Kindern  ein,  und  ebenso 
können  sich  gleichzeitig  die  Jungkäfer  der  ersten  und  zweiten  Generation  und 
der  zweiten  Brüten  (Geschwisterbruten)  von  alten  regenerierten  Müttern  aus- 
bohren. Kurz,  die  Ergebnisse  der  neueren  Forschung  „zeigen  aufs  klarste  die 
während  der  ganzen  Saison  mögliche  Fortpflanzungsbereitschaft  und 
die  damit  verbundene  stetig  drohende  Gefahr." 

Forstliches  Verhalten.^) 

Ips  ivpograplms  ist  in  unserem  Faunengebiet  weitaus  der  wichtigste  bezw, 
schädlichste  Borkenkäfer.  Wenn  wir  von  Borkenkäfer-Kalamitäten  reden, 
so  handelt  es  sich  in  99  von  100  Fällen  um  den  „Buchdrucker";  er  neigt  von 
allen  unseren  Borkenkäferarten  am  meisten  zur  Massenvermehrung.  Sein  eiserner 
Bestand  ist  an  und  für  sich  ein  ziemlich  hoher,  so  daß  es  nur  eines  geringen 
Anstoßes  bedarf,  um  die  Flamme  hochschlagen  zu  lassen.  Da  er,  wie  die 
meisten  Borkenkäfer  sekundär  ist,  also  vor  allem  kränkliches  Holz  aufsucht,  so 
genügt  das  zeitweise  Vorhandensein  größerer  Mengen  solchen  Materials,  um  die 
Zahl  rasch  über  die  Normalzahl  hinauswachsen  zu  lassen.  Und  ist  dies  einmal 
geschehen,  sind  einmal  Millionen  fortpfianzungsgieriger  Käfer  vorhanden,  so  gehen 
sie  in  ihrer  Not,  wenn  das  am  besten  geeignete  kränkliche  Material  erschöpft 
ist,  an  ganz  gesunde,  vollsaftige  Bäume  und  werden  so  primär.  2) 

In  unseren  Kulturforsten  geht  der  erste  Anstoß  zur  Massenvermehrung 
meist  von  Schnee-  oder  noch  mehr  von  Windbrüchen  oder  von  Raupen- 
fraß   aus.     Es  wird    z.  B.  durch  Wind    ein   größeres   oder  kleineres  Loch  in  den 


')  Bei  den  folgenden  Ausführungen  über  das  forstliche  Verhalten  und  die  Bekämpfung 
stütze  ich  mich  auf  die  Berichte  Nüßlins  über  die  Kalamität  im  bad.  Schwarzwald  (PfuUendorf), 
ferner  besonders  auf  die  Berichte,  die  Forstmeister  Scheidter  über  den  Verlauf  der  in  den 
letzten  Jahren  in  Bayern,  vor  allem  im  Starnberger  Revier  (bei  Planegg),  aufgetretenen  Massen- 
vermehrungen verfaßt  hat  (für  die  Ministerial- Forstabteilung),  und  endlich  auf  eigene  Beob- 
achtungen bei  den  letztgenannten  Kalamitäten.  Unsere  hier  niedergelegten  Erfahrangen  decken 
sich  im  allgemeinen  mit  den  während  des  Druckes  dieses  Werkes  veröffentlichten  Angaben  von 
F.  v,  Schollmeyer-Lichtenberg  (1923). 

^)  Die  Frage,  ob  typographns  auch  gesunde  Bäume  befällt  oder  nur  kranke,  war  lange 
Gegenstand  eines  erbitterten  Streites,  der  so  alt  ist  als  die  Wahrnehmung,  daß  es  Wurmtrocknis 
gibt.  Wer  sich  für  die  ältere  Literatur  hierüber  interessiert,  möge  die  betreffenden  Abschnitte 
in  Gmelin's  1787  erschienenem  ausführlichem  Buche  lesen,  in  welchem  der  besonnene  Mann 
schließlich  (S.  136)  zu  dem  Urteile  kommt,  daß  die  letztere  Meinung  mehr  für  sich  hat  als 
die  erstere,  und  dann  fortfährt:  „Wenn  sie  es  aber  auch  nicht  hat,  so  scheint  es  mir,  solange 
wenigstens  bis  die  entgegengesetzte  Meinung  noch  nicht  bis  zur  vollkommenen  Gewißheit  be- 
wiesen ist,  ratsamer,  ein  Verfahren  ferner  zu  befolgen,  durch  welches  man  der  Geschichte  zufolge 
in  älteren  Zeiten  den  Wurm  so  oft  bis  zur  Unschädlichkeit  vermindert  hat,  als  ein  neues  einzu- 
führen, das  sich  auf  eine  so  sehr  widersprochene  Meinung  gründet.  Und  gesetzt  auch,  der  Wurm 
falle  nur  kranke  Bäume  an,  so  stimmen  doch  alle  Beobachter  darin  überein,  daß  diese  Bäume, 
wenn    sie  der  Wurm  nicht  angegriffen  hätte,  noch  Jahre   lang    grün    geblieben    wären,    und    die 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte.  «83 

Bestand  gerissen;  die  geworfenen  Stämme  bleiben  aus  irgend  welchem  Grunde 
(in  der  letzten  Zeit  meist  aus  Arbeitermangel  —  Kriegsfolge!)  längere  Zeit  liegen, 
und  vermehren  so  mit  einem  Schlag  die  Brutgelegenheit  außerordentlich.  Wird 
diese  nur  während  einer  Saison  ganz  oder  auch  nur  zum  Teil  gelassen,  so 
genügt  das,  aus  einer  erträglichen,  praktisch  ungefährlichen  eine  unerträgliche, 
praktisch  gefährliche  und  verderbliche  Zahl  zu  machen  —  man  denke  an  die 
Fortpflanzung  in  geometrischer  Progression,  an  die  große  Nachkommenschaft,  die 
jedes  $  erzeugen  kann  (bis  100),  an  die  Möglichkeit  der  doppelten  Generation  usw. 
Wird  nun  in  der  Folge  der  Vermehrung  nicht  mit  der  größten  Energie  entgegen- 
getreten, so  ist  die  Katastrophe  da. 

Der  Verlauf  ist  nun  meist  der,  daß  von  den  Entstehungsherden  (Wind- 
löchern) aus  zunächst  die  Randbäume,  die  ja  meist  auch  etwas  vom  Winde 
gelockert  und  ferner  durch  die  plötzliche  Freistellung  in  ihrem  physiologischen 
Zustande  nicht  mehr  ganz  auf  der  Höhe  sind,  befallen  werden,  so  daß  die 
befallene  Fläche  sich  konzentrisch  oder  auch  buchtenweise  erweitert.  Im  letzteren 
Fall  fließen  die  Buchten  durch  den  unausbleiblichen  Befall  der  dazwischen- 
stehenden  Inseln  oder  Streifen  bald  zusammen.  Neben  diesem  kontinuierlichen 
Weitergreifen  des  Befalls  entstehen  häufig  auch  in  einiger  Entfernung  (50 — 100  m 
und  weiter)  davon  i)  in  den  umgebenden  Beständen  isolierte  kleinere  oder  größere 
horstartige  Befallsstellen  („Käferlöcher"),  die  sich  ebenfalls  stets  erweitern,  um 
schließlich  unter  sich  und  mit  dem  Ursprungsherd  zu  konfluieren  und  so  zur 
wesentlichen  Vergrößerung  des  letzteren  beizutragen.  Je  nach  der  Witterung,  je 
nachdem  nur  eine  oder  zwei  Generationen  erzeugt  werden  und  die  Altkäfer  in 
geringerem  oder  stärkerem  •  Maße  zu  zweiten  Brüten  schreiten ,  vollzieht  sich 
dieser  geschilderte  Prozeß  langsamer  oder  schneller. 

Greift  der  Mensch  überhaupt  nicht  oder  nur  ungenügend  ein,  und  bleibt 
die  Witterung  einigermaßen  günstig,  so  kann  der  Todeszug  unentwegt  weiter- 
gehen über  ganze  Wälder  von  riesenhafter  Ausdehnung.  Denn  wie  oben  schon 
erwähnt,    stellt    sich    bei    den   Borkenkäfern    nicht,    wie   bei   den  meisten  primären 


meisten  unter  ihnen  gutes,  brauchbares  Holz  behalten  hätten,  vielleicht  sich  wieder  ganz  erholt 
hätten,  daß  sie  hingegen,  wenn  sie  der  Borkenkäfer  anbohrt,  in  wenigen  Monaten  unhaltbar  so 
daraufgehen,  daß,  wenn  sie  nun  nicht  bald  gefällt  werden,  auch  ihr  Holz  ungemein  an  Güte  ver- 
liert. Ist  also  jenes  Verfahren  in  älteren  Zeiten  nicht  auch  aus  dem  Grunde  ratsam,  um  jene 
kranken  Bäume  vor  ihrem  schnellen  Verderben  und  Absterben  in  Sicherheit  zu  setzen,  umsomehr, 
da  es  nach  den  Verteidigern  der  ersten  Meinung  so  äußerst  schwer  ist,  kranke  Bäume,  ehe  sie 
der  Wurm  anfällt,  immer  zuverlässig  zu  erkennen?" 

„Als  Beispiele  vernünftiger,  sachlicher  Besprechung  der  Fr^e  seien  die  Arbeiten  von 
Blondein  (1874/76)  rühmend  hervorgehoben,  während  solche  tolle  Elaborate,  wie  die  von 
Baroch  (1878),  der  geradezu  von  einer  Nützlichkeit  der  Borkenkäfer  spricht,  und  Reviezky 
(1886)  wohl  nur  als  Kuriositäten  angeführt  werden  können^'  (N.). 

^)  Typographus  scheint  im  allgemeinen  sich  nicht  weit  vom  Ort  seiner  Geburt  zu  ent- 
fernen und  sich  am  liebsten  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  zum  Brutgeschäft  einzubohren.  Ein 
Überflug  auf  weite  Strecken  dürfte  wohl  nur  ganz  ausnahmsweise,  bei  Mangel  von  Nahrungs- 
bezw.  Brutmaterial  vorkommen,  wie  von  Holzlagerplätzen  zu  den  nächstgelegenen  Waldungen. 
Die  in  der  Literatur  mitgeteilten  Fälle  von  angeblich  weiten  Überflügen  und  plötzlicher  Infektion 
von  vorher  ganz  gesunden  borkenkäferfreien  Wäldern  sind  nicht  beweiskräftig  genug,  um  ihnen  den 
Wert  von  Tatsachen  zuschreiben  zu  können.  Das  angebliche  „plötzliche  Auftreten"  kann  in  den 
meisten  Fällen  auch  auf  einem  Übersehen  der  Anfänge  beruht  haben.  Vgl.  hierzu  auch  Cogho 
(1874  b),  der  die  Möglichkeit  eines  weiteren  Überschwärmens  bestreitet. 


584  Coleoptera.  —   7,  Familienreihe;  Rhynchophora. 

Insekten,  nach  Verlauf  von  einem  oder  einigen  Jahren  ein  so  großes  Heer  von 
Feinden  ein,  daß  die  Kalamität  nach  einer  mehr  oder  weniger  bestimmt 
vorauszusagenden  Zahl  von  Jahren  von  selbst  wieder  zusammenbricht.  Es  treten 
zwar  auch  bei  Typograßkus -  Kalamitäten  zahlreiche  Feinde  (Raubinsekten  und 
Parasiten)  auf,  doch  sie  genügen,  worin  die  meisten  Beobachter  übereinstimmen, 
in  der  Regel  nicht,  dem  Übel  Einhalt  zu  tun.  Es  sind  nur  wenige  Fälle  an- 
gegeben, in  denen  die  Kalamität  durch  Parasiten  beendet  worden  sein  soll;  so 
berichtet  Ratzeburg  (W.  381),  daß  bei  dem  großen  Borkenkäferfraß,  der  auf  den 
gewaltigen  Nonnenfraß  in  Ostpreußen  folgte  (siehe  unten),  der  Käfer  aller  mensch- 
lichen Kräfte  spottete  und  so  lange  wirtschaftete,  bis  die  Natur  selbst  —  durch 
Vermehrung  der  schmarotzenden  Ichneumonen  —  ihn  zur  Unschädlichkeit  zurück- 
führte." i)  Auch  Saalas  (19 19,  S.  405)  teilt  Fälle  von  so  starker  Überhand- 
nähme von  Parasiten  mit,  daß  dadurch  der  Borkenkäfervermehrung  Einhalt 
geboten  wurde.  So  hätte  sich  an  einer  Fichte  (in  einem  Bruchmoor  Finnlands), 
die  voll  von  frischen  Fraßbildern  des  iypographus  war,  kaum  auch  nur  ein  ein- 
ziges Individuum  entwickeln  können;  denn  statt  der  Borkenkäfer  gab  es  am  Ende 
der  Larvengänge  zahlreiche  leere  Puppenhülsen  von  einer  zu  der  Gattung  Bracott 
gehörenden  Schlupfwespe. 

Es  findet  natürlich  auch  jede  Borkenkäferkalamität  einmal  ihr  Ende,  sei 
es  durch  eingetretenen  Mangel  an  Brutmaterial,  sei  es  durch  längere  Zeit  hin- 
durch herrschende  ungünstige  Witterung,  sei  es  durch  Erschöpfung  der  Fort- 
pfianzungsenergie  in  Verbindung  mit  Krankheiten,  Parasiten  und  Feinden,  doch 
tritt  dieser  Zustand  in  der  Regel  erst  nach  einer  langen  Reihe  von  Jahren  ein, 
nachdem  große  Waldesstrecken  verwüstet  sind;  mit  anderen  Worten,  die  Natur- 
hilfe kommt  so  spät  oder  wenigstens  so  unregelmäßig,  daß  sie  von 
dem  Praktiker  nicht  in  Rechnung  gestellt  werden  kann  oder  darf. 

Am  meisten  sind  ältere  Fichtenbestände  von  80 — 100  Jahren  der 
Typographus-Geiahx  ausgesetzt,  jüngere  Bestände  sind  weniger  beliebt,  und  Stämme 
unter  50  Jahren  werden  nur  selten  angenommen.  Gewöhnlich  findet  der  An- 
flug unterhalb  der  Krone  statt  und  schreitet  dann  von  da  abwärts  bis  etwa 
I — 2  m  über  dem  Erdboden;  der  Basalteil  des  Stammes  bleibt  meist  frei.  Die 
volle  Besetzung  des  Stammes  innerhalb  dieser  Grenze  kann  in  i — 2  Wochen,  bei 
starker  Massenvermehrung  aber  auch  in  ganz  kurzer  Zeit,  in  i  Tag  oder  gar 
nur  in  wenigen  Stunden  erfolgen.  Wenn  trotzdem  auch  in  letzterem  Falle  die 
oberen  Brüten  eher  auskommen  als  die  unteren,  so  rührt  das  von  den  höheren 
Temperaturen  her,  die  in  der  oberen  Region  herrschen  und  durch  die  die  Ent- 
wicklung beschleunigt  wird. 

Die  Lieblingsplätze  des  Buchdruckers  sind  warme,  trockene  Lagen,  kleine 
Blößen    und   Bestandsränder.     Außer    an    stehende,    kränkelnde    Bäume    geht    er 


^)  In  seinen  Forstinsekten  (S.  186)  zitiert  dagegen  Ratze  bürg  zustimmend  folgende 
Worte  Pfeils:  ,,Eine  sorgfältige  Vertilgung  des  Borkenkäfers  ist  umso  dringender  zu  empfehlen, 
als  er  nicht,  wie  die  Raupen,  periodisch  erscheint,  und  von  selbst  wieder  verschwindet,  sondern 
sich  vielmehr  so  lange  vermehrt  und  erhält,  als  er  noch  Holz  zu  seiner  Fortpflanzung  tauglich 
vorfindet," 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte.  C85 

mit  Vorliebe  auch  an  frisch  gefäUte  Stämme,  die  in  ihrer  Beschaffenheit  diesen 
sehr  ähnlich  sind,  ferner  auch  in  nicht  zu  alte  Meterstöße,  die  er  von  oben  bis 
unten  belegt. 

Bei  Massenvermehrung  überschwemmt  er  alle  erreichbaren 
Revierteile  und  geht  dann,  wie  schon  gesagt,  auch  an  völlig  gesunde  Bäume. 
Allerdings  glückt  hier  nicht  immer  das  Eindringen,  bisweilen  gelingt  es  dem  Baum^ 
die  ersten  Angriffe  abzuschlagen.  Man  kennt  diese  Stämme  an  den  um  die 
Einbohrlöcher  sich  bildenden  Harztrichtern.  Schneidet  man  hier  die  begonnenen 
Gänge  nach,  so  findet  man  in  der  Regel  keine  erstickten  Käfer  darin ;  die  Käfer 
scheinen  also  sich  noch  rechtzeitig  zu  entfernen,  um  voraussichtlich  an  anderen 
Stämmen  ihr  Glück  zu  versuchen  (Nüßlin    1905,  Scheidter). 

Starker  Befall  wirkt  durch  die  Zerstörung  der  Basthaut  tödlich  („Wurm- 
trocknis").  ,  Äußerlich  machen  sich  die  ersten  Wirkungen  in  verschiedener 
Weise  geltend,  je  nachdem  der  Befall  im  Frühjahr  oder  Sommer  stattgefunden 
hat.  Bei  frühzeitigem  Befall  tritt  eine  Störung  des  Rohsaftaufstieges  zur  Krone 
ein;  infolgedessen  wird  deren  Ernährung  im  Frühjahr  beeinträchtigt,  was  zum 
baldigen  Kümmern  und  Absterben  und  damit  zur  Rötung  der  Krone  führt. 
Je  nach  dem  Zeitpunkt  und  der  Intensität  der  Störung  tritt  die  Rötung  früher 
oder  später,  beschränkter  oder  umfassender  ein.  Das  Rotwerden  beginnt  gewöhn- 
lich mit  den  ersten  heißen  Tagen  im  Juni  und  setzt  sich  bis  zum  September 
fort.  In  schattigen  Lagen  und  bei  feuchter  Witterung  kann  das  Rotwerden  noch 
wesentlich    verzögert  werden. 

Bei  spätem  Befall  (2.  Generation),  wenn  die  Krone  schon  ausgebildet  ist  und 
erstarkte  Triebe  erreicht  hat,  und  der  Abstieg  der  Säfte  mit  neu  assimilierter 
Nahrung  in  der  Rinde  in  vollem  Gang  ist,  bestehen  die  ersten  auffallendsten 
Symptome  in  einem  Verfärben,  Aufbacken  und  schließlichem  Abfallen 
der  Rinde  zunächst  an  der  oberen  Stammpartie,  während  die  Nadeln  noch 
längere  Zeit  grün  bleiben.  Später  tritt  natürlich  auch  hier  Rötung  ein  (oft  erst 
im  Januar  bis  März).  Vor  dem  eigentlichen  Rotwerden  nehmen  die  Nadeln 
einen  mehr  oder  weniger  mißfarbigen  (graugrünen  bis  gelblichgrünen)  Ton  an, 
sie  sitzen  auch  nicht  mehr  so  fest  und  fallen  zum  Teil  beim  Prellen  herunter 
(,,nadeln"). 

Bekämpfung  einer   Kalamität. 

Erkennung.  — Wie  bei  allen  Insektenkalamitäten  so  ist  auch  beim  Buch- 
drucker die  rechtzeitige  Erkennung  der  drohenden  Gefahr  die  beste  Gewähr 
zur  wirksamen  Abwehr.  Es  ist  daher  das  wichtigste  Gebot,  die  Anfangssymptome 
des  Befalls  genau  zu  beobachten. 

Das  allerwichtigste  Anfangserkennungsmerkmal  besteht  in  dem  Austreten 
von  Bohrmehl  bezw.  in  dessen  Ansammlung  zwischen  Rindenschuppen,  an 
Flechten,  in  Astwinkeln,  am  Boden  nahe  der  Stammbasis,  an  Spinngeweben  usw. 
Allerdings  ist  dieses  Kennzeichen  nur  relativ  kurze  Zeit  wahrzunehmen,  da 
Bohrmehl  nur  bis  zur  Vollendung  des  Mutterganges,  im  einzelnen  Brutgang  etwa 
14  Tage,  am   ganzen  Baum   i  —  2   Wochen  länger  ausgeworfen  wird.     Man  muß 


cgö  Coleoptera.  —   7.  Familienieihe:  Rhynchophora. 

also  damit  rechnen,  daß  spätestens  4  Wochen  nach  Befallsbeginn  das  Symptom 
nicht  mehr  oder  nur  noch  in  Spuren  zu  sehen  ist,  besonders  wenn  inzwischen 
Regenfälle  eingetreten  sind. 

Die  anderen  meist  noch  angegebenen  Anfangssymptome  wie  das  Vorhanden- 
sein von  Einbohrlöchern  und  Harzaustritt  sind  weit  weniger  brauchbar  und 
zuverlässig.  Die  Einbohrlöcher  sind  meist  versteckt  und,  besonders  wenn  der 
Befall  in  den  oberen  Partien  stattgefunden  hat,  leicht  zu  übersehen;  und  Harz- 
austritt erfolgt  durchaus  nicht  immer,  da  derselbe  von  der  Jahreszeit  und  dem 
Gesundheitszustand  der  Bäume  abhängig  ist  (s.  oben).  So  bleibt  also  als  das 
einzige  absolut  sichere  und  für  jeden  Aufsichtsbeamten  oder  Forstarbeiter  leicht, 
erkennbare  Anfangssymptom  der  Bohrmehlausfall  innerhalb  der  ersten  Wochen. 
„Es  kann  nicht  genug  gemahnt  werden,  daß  der  Wirtschafter  seine  Forstwarte 
und   Holzhauer  auf  dieses  untrügliche  Kennzeichen  hinweist"  (Nüßlin). 

Als  später  eintretende  Merkmale  erfolgt  das  Verfärben  und  Abfallen 
der  Nadeln  („nadeln"),  und  das  Grauwerden  und  Abfallen  der  Rinde.  Hierzu 
können  in  dieser  Zeit  auch  Spechtverwundungen  der  Rinde  kommen.  Als  das 
letzte  Symptom,  das  den  nahenden  oder  bereits  erfolgten  Tod  anzeigt,  erscheint 
das  Rotwerden  der  Krone. 

Meist  wird  anfänglich  erst  das  letzte  Symptom  bemerkt,  wodurch  den 
Borkenkäfern  natürlich  ein  erheblicher  Vorsprung  gegeben  wird. 

Bekämpfung.  —  Ist  eine  Massen  Vermehrung  eingetreten  und  hat  eine 
Kalamität  begonnen,  so  heißt  es  angesichts  der  raschen  Entwicklung  des  Käfers 
keine  Zeit  zu  verlieren,  sofort  mit  aller  Energie  die  Bekämpfung  aufzunehmen 
und  so  schnell  als  möglich  auszuführen.  Dabei  ist  aber  gleich  von  vornherein 
zu  betonen,  daß  infolge  der  starken  Beeinflussung  der  Ij'pograp/ms-'Entwicklnng 
durch  die  Lage,  Witterung  und  das  Klima  hier  eine  Schematisierung  noch 
weniger  wie  bei  anderen  Insekten  angebracht  ist.  Mehr  wie  anderswo 
ist  hier  biologisches  Denken  und  scharfe  biologische  Beobachtung  notwendig. 
Mit  Recht  bemerkt  daher  Nüßlin  (1905):  „Die  richtige  Behandlung  einer  Borken- 
käferkalamität stellt  so  hohe  Anforderungen,  daß  es  fraglich  ist,  ob  diesen  von 
jedem  Wirtschafter  genügt  werden  kann.  Gerade  deshalb  sollte  sie  niemals 
demselben  allein  überlassen  bleiben,  und  sollten  spezielle  Sachverständige  zur 
richtigen  Zeit  hinzugezogen  werden." 

„Erstes  und  oberstes  Gesetz  bei  jeder  Borkenkäferbekämpfung  muß  sein, 
den  Ausflug  zu  verhindern  oder  doch  zu  beschränken,  weil  bei  typographus  der 
Ausflug  als  fast  gleichbedeutend  mit  Wiederanflug  an  gesundes  Holz  betrachtet 
werden  muß." 

Zu  diesem  Zweck  müssen  daher  alle  Stämme,  welche  Brüten  ent- 
halten, gefällt  und  unschädlich  gemacht  werden,  ehe  die  Jungkäfer 
zum  Ausflug  gelangen. 

Es  kann  demnach  auch  die  Frage,  die  sich  jedem  Wirtschafter,  der  vor 
die  Aufgabe  der  Bekämpfung  einer  beginnenden  Kalamität  gestellt  ist,  zuerst  auf- 
drängt: „Soll  zuerst  die  Räumung  und  Unschädlichmachung  des  altbefallenen, 
mehr  oder  weniger    rot   und   dürr    gewordenen  Holzes    oder    diejenige    der   noch 


Ipidae  (Scolyddae).   —  Rindenbrüter  an  Fichte.  587 

grünen,  frisch  befallenen  Bäume  vorgenommen  werden?",  nicht  generell  beantwortet 
werden.  Im  allgemeinen  ist  zwar  Ratzeburg  zuzustimmen,  wenn  er  sagt:  „Es 
kommt  alles  darauf  an,  wenn  beide  (,alte  und  frische  Trocknis')  infolge  Arbeiter- 
mangel nicht  zugleich  berücksichtigt  werden  können,  zuerst  die  frische  vorzu- 
nehmen"; doch  kann  es  auch  Verhältnisse  geben,  wo  die  schematische  Befolgung 
dieses  Grundsatzes  ein  Fehler  wäre.  Nehmen  wir  an,  daß  das  Rotwerden  infolge 
dichten  Befalls  der  ersten  Generation  schon  frühzeitig  erfolgt,  wenn,  besonders 
im  unteren  Teile,  noch  eine  Masse  Brut,  Puppen  und  Jungkäfer  vorhanden  sind, 
während  die  frisch  befallenen  Stämme  erst  junge  Larven  enthalten,  so  ist  es 
zweifellos  geboten,  zuerst  die  ahbefallenen  Stämme  zu  entfernen  und  unschädlich 
zu  machen  und  dann  erst  an  die  frischen  Stämme  zu  gehen,  in  denen  vielleicht 
erst  nach  Wochen  ausgewachsene  Larven  und  Puppen  erscheinen.  Sind  dagegen 
aus  den  roten  Bäumen  die  Jungkäfer  bereits  ausgeflogen,  so  wäre  es  ein  Fehler, 
kostbare  Zeit  mit  der  Fällung  solcher  Bäume  zu  verlieren. 

Es  muß  in  den  Waldteilen  bezw.  mit  den  Stämmen  begonnen  werden, 
welche  die  reifsten,  am  bäldesten  ausfiugbereiten  Käfer  enthalten,  dagegen  kann 
da  noch  gewartet  werden,  wo  die  vom  Käfer  befallenen  Hölzer  mehr  oder 
weniger  junge  Brut  enthalten.  So  kann  z.  B.  da,  wo  die  zweite  Generation  im 
Larvenstadium  in  den  Winter  geht,  bis  in  das  erste  Frühjahr  mit  der  Fällung 
gewartet  werden. 

Um  die  Bekämpfung  in  diesem  Sinne  durchführen  zu  können,  muß  der 
Wirtschafter  sich  stets  genau  unterrichten  i.  über  die  jeweils  frisch 
befallenen  Stämme  und  2.  über  den  Verlauf  der  Entwicklung  bezw. 
über  die  Zahl  der  Generationen. 

Über  den  ersten  Punkt,  den  jeweiligen  frischen  Befall,  kann  nur  dadurch 
Sicherheit  erlangt  werden,  daß  einige  alte,  geschulte  Arbeiter  ständig  das  Revier 
begehen  und  alle  Stämme,  die  Bohrmehlausfall  oder  sonstige  Borkenkäfersymptome 
(z.  B.  „nadeln")  zeigen,  markieren. 

Um  über  den  zweiten  Punkt,  den  Entwicklungsverlauf  und  die  Zahl  der 
Generationen,  Klarheit  zu  erhalten,  müssen  stehende  und  gefällte  Stämme  von 
Zeit  zu  Zeit  untersucht  werden.  Insbesondere  ist  es  von  Wert,  durch  Werfen 
von  Fangbäumen  im  April  und  Mai  den  Beginn  der  i.  Generation  festzustellen, 
von  welchem  alsdann  unter  Berücksichtigung  der  Witterungsverhältnisse  bezw. 
der  Beobachtung  an  weiteren  Probestämmen  der  wahrscheinliche  Verlauf  der 
Generationen  abgeleitet  werden  kann. 

„Nur  auf  solche  Weise  kann  der  Wirtschafter  einen  Vertilgungsplan  ent- 
werfen, der  zugleich  eine  gesicherte  Vernichtung  des  Käfers,  wie  eine  Einsparung 
an  Arbeitskräften  ermöglicht,  insofern,  als  eine  rationelle  Zeiteinteilung  möglich 
gemacht  wird." 

„Neben  der  Entfernung  und  Unschädlichmachung  der  befallenen  Bäume 
sind,  sofern  nicht  noch  für  den  Anflug  brauchbares  Windwurfmaterial  vorhanden 
ist,  ständige  Fangbäume  zur  Vernichtung  der  stets  neu  ausschwärmenden  Käfer- 
massen zu  werfen  und  zwar  in  nicht  zu  geringer  Zahl.  Der  Anflug  ist  ständig 
zu  kontrollieren  und  falls    die  dargebotenen    Fangbäume  bald  vollbesetzt  werden, 


^88  Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:   Rhyrchophora. 

sind  fortgesetzt  neue  Fangbäume  nachzuwerfen.  Geschieht  dies  nicht,  so  sind 
die  weiter  anschwärmenden  Käfer  gezwungen,  stehende  Bäume  anzugehen. 

Eine  zweite  Serie  von  Fangbäumen  ist  ca.  3 — 4  Wochen  nach  dem  i.  An- 
flug in  unmittelbarer  Nähe  der  zuerst  geworfenen  Fangbäume  zu  werfen,  um  die 
zu  einer  2.  Brut  aus  den  Fangbäumen  der  i.  Serie  sich  ausbohrenden  alten 
Mutterkäfer  an  diese  zu  ziehen.  Der  Zeitpunkt  des  Werfens  der  2.  Serie  ist 
dann  gekommen,  wenn  beim  Nachschneiden  von  Gängen  in  den  Fangbäumen 
der  I.  Serie  die  Beobachtung  gemacht  wird,  daß  die  Mutterkäfer  den  Brutgang 
steril  verlängern,  also  Regenerationsfraß  treiben. 

Eine  3.  Serie  von  Fangbäumen  ist  notwendig,  wenn  die  Jungkäfer  der 
I.  Generation  zum  Ausschwärmen  kommen.  Diese  Serie  kommt  nur  für  die  in 
den  stehenden  Stämmen  herangewachsenen  Jungkäfer  in  Betracht,  die  nicht  recht- 
zeitig entdeckt  und  vernichtet  werden  konnten.  Denn  in  den  liegenden  Fang- 
bäumen muß  durch  rechtzeitige  Entrindung  die  Entwicklung  der  Jungkäfer  ver- 
hindert werden. 

Werden  ferner  im  Innern  von  Beständen  Käfernester  entdeckt,  in  denen 
sich  die  Nachkommenschaft  bereits  zum  Teil  zu  Jungkäfern  entwickelt  hat, 
so  sind  gleichzeitig  mit  der  Fällung  dieser  Käferbäume  in  unmittelbarer  Nähe 
dieser  einige  Fangbäume  zu  werfen,  um  den  beim  Entrinden  zahlreich  zu  Boden 
fallenden  Jungkäfern  Gelegenheit  zu  geben  sich  einzubohren  und  so  sie  von 
stehenden  Stämmen  abzuhalten. 

Ebenso  sollten  beim  Entrinden  der  Fangbäume  in  deren  direkter  Nähe 
neue  Fangbäume  geworfen  werden,  um  die  dabei  herabfallenden  Mutterkäfer 
daran  zu  verhindern,  zur  Fortsetzung  ihres  jäh  unterbrochenen  Brutgeschäftes  an 
benachbarte,  stehende  Stämme  anzufliegen"  (Scheidter). 

Endlich  empfiehlt  es  sich  in  allen  Lagen,  von  den  Fangbäumen  einzelne  als 
Kontrollbäume  liegen  zu  lassen,  um  über  die  fortlaufende  Entwicklung  unterrichtet 
zu  sein  (s.  obenj.  Diese  bleiben  auch  noch  länger  unentrindet,  müssen  aber 
dann  natürlich  ebenfalls  entrindet  werden,  spätestens  wenn  die  ersten  Puppen 
sich  zu  Jungkäfern  entwickelt  haben. 

Bei  einer  Massenvermehrung,  da  die  Käfer  im  höchsten  Drange  zur  Fort- 
pflanzung sich  befinden  und,  wie  schon  mehrfach  betont,  auch  völlig  gesunde 
Stämme  annehmen,  gehen  die  2$  an  jeden  Fangbaum,  mag  er  eben  frisch  gefällt 
sein  oder  schon  Wochen  oder  Monate  liegen,  mag  er  entastet  oder  mögen  ihm 
die  Äste  belassen  sein.  Eine  besondere  Vorbereitung,  wie  sie  oben  von  Sedlaczek 
für  die  zur  Vorbeugung  dienenden  Fangbäume  vorgeschlagen  wurde,  würde 
bei  Kalamitäten  nur  Zeitverschwendung  bedeuten.  Nur  bezüglich  der  Lage  der 
Fangbäume  ist  zu  beobachten,  daß  am  wirksamsten  die  sind,  die  an  lichteren 
Stellen,  an  Bestandsrändern,  an  vorhandenen  Lücken  oder  Blößen  geworfen 
werden,  doch  sollen  sie  möglichst  so  liegen,  daß  sie  nicht  allzuviel  von  der  Sonne 
beschienen  werden,  damit  sie  nicht  zu  schnell  austrocknen.  Dagegen  haben  Fang- 
bäume im  Innern  dichter,  schattiger  Bestände  gar  keinen  oder  nur  sehr  geringen 
Wert,  da  die  ausschwärmenden  Mutterkäfer  im  allgemeinen  die  dichten  Bestände 
meiden. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Rinderibiüter  an  Fichte.  eSq 

Die  Unschädlichmachung  der  befallenen  Stämme  und  Fangbäume  ge- 
schieht durch  gründliche  und  rechtzeitige  Entrindung.  Rechtzeitig  ist  sie 
dann,  wenn  sie  vorgenommen  wird,  solange  der  Schädling  sich  noch  im  Larven- 
stadium befindet.  Hier  genügt  das  einfache  Entrinden,  wogegen  ein  Verbrennen 
der  Rinde  nicht  nötig  ist,  da  die  freigelegten  Larven  sich  nicht  mehr  weiter- 
entwickeln, sondern  unter  dem  Einfluß  der  Sonne  usw.  zugrunde  gehen.  Anders, 
wenn  die  Entrindung  zu  spät  erfolgt,  zu  einer  Zeit,  da  schon  Puppen  oder  gar 
Jungkäfer  vorhanden  sind,  dann  ist  das  restlose  Verbrennen  unbedingt  ge- 
boten. Wenn  auch  die  Puppen,  die  beim  Entrinden  herausfallen,  zugrunde 
gehen,  i)  —  so  verpuppen  sich  doch,  besonders  bei  dickerer  Rinde,  ein  sehr 
hoher  Prozentsatz  der  Larven  innerhalb  der  Rinde,  so  daß  also  die  Puppen  in 
der  Rinde  verborgen  bezw.  geschützt  sind.  Diese  werden  sich  zum  größten  Teil 
auch  in  der  losgelösten  Rinde  zu  Käfern  entwickeln  und  wieder  ausschwärmen 
können.  Was  die  bei  der  Entrindung  zu  Boden  fallenden  Jungkäfer')  betrifft, 
so  werden  solche,  die  noch  völlig  weich,  zum  größten  Teil  zugrunde  gehen; 
wenn  sie  jedoch  einigermaßen  erhärtet  sind,  so  werden  sie  wohl  imstande  sein, 
sich  wieder  einzubohren,  um  zunächst  den  Reifungsfraß  auszuüben  und  dann 
zur  Brut  zu  schreiten. 

Das  Verbrennen  hat  vorsichtig  und  sachgemäß  zu  geschehen. 
Bleibt  die  Rinde  längere  Zeit  liegen  und  wird  sie  dann  zusammengescharrt  und 
häufen-  oder  armweise  zum  Feuer  getragen,  so  wird  dadurch  einer  großen  Zahl 
von  weichen  Jungkäfern  Gelegenheit  gegeben,  ihren  Chitinpanzer  zu  erhärten, 
oder  den  schon  erhärteten  Käfern,  auszuschwärmen.  Dies  sollte,  soweit  als  mög- 
lich, verhütet  werden.  Ratzeburg  und  andere  schlagen  vor,  beim  Entrinden  Tücher 
unterzulegen,  was  jedoch  bei  großen  Kalamitäten  schwer  durchzuführen  ist. 
Scheidter  empfiehlt,  möglichst  große  Rindenstücke  loszulösen  und  zwar  in  der 
Weise,  daß  man  in  der  Mitte  der  Stammoberseite  der  Länge  nach  einen  schmalen 
Streifen  abschält  und  dann  die  Rinde  nach  rechts  und  Hnks  durch  Untergreifen 
mit  dem  Schöpser  im  ganzen  vom  Stamm  loszulösen  sucht.  Auf  diese  Weise 
verbleiben  die  meisten  Käfer  in  der  Rinde  und  die  herausfallenden  werden  in 
dem  Rindenstück  wie  in  einem  Korb  aufgefangen.  Die  Rindenstücke  sind  dann 
sogleich  zum  Feuer  zu  tragen  und  zwar  mit  der  Innenseite  der  Rinde  nach 
aufwärts.  Auf  diese  Weise  gelingt  es,  die  Jungkäfer  fast  restlos  dem  Feuertod 
zu  übergeben,  wie  ich  mich  selbst  mehrfach  überzeugen  konnte. 

Es  ist  endlich  darauf  zu  achten,  daß  die  Rinde  wirklich  verbrennt,  denn 
ein  bloßes  Anrösten  genügt  nicht,  da  dadurch  durchaus  nicht  immer  alle  in  dem 
Stück  befindlichen  Käfer   getötet   werden,    wie    bereits  Judeich    beobachtet    und 


^)  Bei  Versuchen,  die  Scheidter  anstellte,  entwickelte  sich  nur  ein  verschwindend  kleiner 
Prozentsatz  der  aus  den  Puppenwiegen  gefallenen  Puppen  zu  Käfer,  die  noch  dazu  zum  größten 
Teil  Krüppel  waren.  Scheidter  (i.  1.)  meint,  daß  die  Puppen  zur  Verwandlung  zum  Käfer 
ihrer  Puppenwiegen  bedürfen,  um  sich  an  deren  "Wänden  anhalten  bezw.  stützen  zu  können. 
Auch  mag  ein  zu  rasches  Vertrocknen  der  Exuvialflüssigkeit  bei  den  der  schützenden  Puppen- 
wiege entnommenen  Puppen  mit  an  ihrem  Tode  schuld  sein. 

"^)  Wie  groß  die  Zahl  der  beim  Entrinden  herausfallenden  sein  kann,  hat  v.  Berg  (1886) 
durch  einen  Veisuch  festgestellt:  Danach  fielen  beim  Ablösen  der  Rinde  über  '/g  der  vorhandenen 
Käfer  herunter,  während  kaum  7«  i°  den  Rindenstücken  verblieb. 


5go  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora, 

wie  bei  der  jetzigen  Kalamität  in  Planegg  bestätigt  wurde  (vgl.  hierzu  auch  die 
Ausführungen  von  Cogho  (1879)  über  die  große  Lebenszähigkeit  des  typographus). 

Mit  der  Rinde  sind  auch  die  Äste  zu  verbrennen,  nicht  wegen  typo- 
graphus^ der  nur  selten  in  Ästen  brütet,  sondern  wegen  der  mit  ihm  meist  zu- 
sammen vorkommenden  Astbrüter,  vornehmlich  Pit.  chalcographus  und  micro- 
graphus. 

Wird  die  Typograp/ms-B&kä.va^iMng  in  dieser  hier  geschilderten 
Weise  vorgenommen,  so  ist  es  möglich,  die  Vermehrung  in  i  bis 
2  Jahren  so  einzudämmen,  daß  die  Gefahr  für  den  Wald  gebannt 
ist.  Allerdings  bedarf  es  hierzu  einmal  einer  umsichtigen,  ziel- 
bewußten Leitung,  die  den  schwankenden  Verhältnissen  der  Typographus- 
Biologie  zu  folgen  versteht,  und  sodann  eines  ausreichenden  Kampf- 
personals, das  die  übertragenen  Aufgaben  auf  das  gewissenhafteste 
ausführt. 

Parasiten  und  Raubinsekten. 
Wenn  man  bei  einer  Typographus -Y.2\zxmm.  Rindenstücke  ablöst  und  die 
Fraßbilder  genauer  untersucht,  so  findet  man  außer  den  Verfertigern  und  eigent- 
lichen Bewohnern  meist  noch  eine  größere  Zahl  anderer  Tiere:  winzige  Milben, 
Nematoden  und  Fliegenlarven,  kleinste  Staphylinen,  Schlupfwespenlarven  — 
Puppen  und  Imagines  — ,  ferner  die  rosaroten  großen  C/^raj- Larven  usw.;  kurz, 
die  Typographus-Yz.m\\\Q.  beherbergt  in  ihrem  Heim  auch  eine  Menge  Gäste. 
Viele  von  ihnen  mögen  harmlos  sein  und  sich  damit  begnügen  von  den  Abfällen 
des  Typographus-lA2M%\\2iXXt?,  etwas  abzubekommen,  andere  dagegen  haben  es  auf 
ihre  Wirte  selbst  abgesehen  und  wollen  von  ihrem  Körper  leben,  entweder  indem 
sie  sie  direkt  auffressen,  oder  indem  sie  parasitisch  von  ihren  Säften  sich  nähren. 
Leider  sind  wir  bis  heute  nur  bei  verhältnismäßig  wenigen  von  den  vielen  Mit- 
bewohnern genauer  über  die  Stellung  gegenüber  ihren  Wirten  unterrichtet,  und  es 
wäre  eine  überaus  dankbare  Aufgabe,  einmal  die  gesamte  Einwohnerschaft  in 
den  Typographus-GsingQn  einer  systematischen  Untersuchung  zu  unterziehen.  Unsere 
heutigen  Kenntnisse  erschöpfen  sich  in  der  Hauptsache  mit  der  Rolle  der  Clerus- 
Larven,  der  Schlupfwespen  und  Nematoden;  und  auch  von  den  Schlupfwespen 
wissen  wir  nur  bei  einigen  wenigen  Arten  Näheres  über  ihre  Biologie.  Das 
wichtigste  darüber  ist  oben  im  allgemeinen  Teil  über  die  Borkenkäfer  (s.  S.  450) 
mitgeteilt  (vgl.  hierzu  auch  Fleischer    1877). 

Kleine  (1908; 09)  führt  folgende  Schmarotzerkäfer  als  bei  typographus  gefunden 
an:  Clerus  formicarius  L.,  rufipes  Rtt.,  Epuraea  sutiiralis  Rtt.,  Eypophloeus  pini  Pz., 
Nemosoma  elongatwn  L.,  Placusa  inßma  Er.,  Cylistosoma  lineare  Er.,  Megaderus  saueius 
Er.,  Quedius  laevigatus  Gyll.  und  ocliropterus  Er.,  Rhizophagus  cribrahts  Gyll.  und  ferru- 
gineus  P.,  Niidobius  lentus  Geov. ;  ferner  folgende  Schlupfwespen:  Coeliodes  bostriehorum 
Gir.,  Doryctes  obliterans  Nels  ,  Acrocormus  multicolor  Rtz.,  Pteromalus  oMeticola  Rtz.  und 
Spinolae  Rtz.  und  Rhoptrocertos  xylophagorum  Rtz. 

G.  Fuchs  (19 15)  nennt  außerdem  noch  Diploehis  omnivoris  Wall.,  deren  Larve  in  der 
Leibeshöhle  der  Imagines  lebt  und  Rosenfeld  den  Chalcidier  Ropaliscus  stispensus,  dessen 
Biologie  oben  eingehend  geschildert  ist  (S.  450). 

Scheidter  spricht  in  seinen  Berichten  von  einer  kleinen  Chalcidier-Art  in  den  Mutter- 
gängen, in  die  sie  durch  das  Einbohrloch  des  Mutterkäfers  gelangen.  „Es  scheint  sich  hier  um 
eine  Art  zu  handeln,  die    dem  Käfer    selbst    in    den  Muttergängen    nachstellt   und   ihn    dort    an- 


Ipidae  (^Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte,  cqi 

sticht."  Des  öfteren  konnte  ferner  Scheidter  eine  andere  Chalcidier-Art  beobachten,  besonders  zur 
Zeit  des   i.  Ausfluges  im  Mai,  die  die  anschwärmenden  Käfer  außen  an  den  Stämmen  anstachen. 

Welche  Rolle  die  Raubinsekten  und  Parasiten  für  den  Verlauf  und  die  Beendigung  von 
Kalamitäten  haben,   darüber  ist  oben  schon  mehifach  berichtet  (s.   S.  452   u.  S.  584). 

Über  die  Bedeutung  der  Vogelwelt  bei  einer  Ti/pographi(S-Ka\&mhät  gilt  das  oben  (S.  449) 
im  allgemeinen  Teil  Gesagte.     Vgl.  auch  von  Vietinghoff  (1923). 

Geschichtli'ches. 

Die  Berichte  über  das  Vorkommen  der  "Wurm  trocknis ,  auch  Wurmfraß,  Fichtenkrebs, 
Sohrung,  Darre,  Dürrwerden  genannt,  in  Deutschland  reichen  ziemlich  weit  hinauf.  In  Krebels 
(1802)  tabellarischer  Übersicht  der  Waldverheerungsgeschichte  von  1449— 1799  ist  die  erste 
Wurmtrocknis  im  Harze  1649  angeführt  und  es  folgen  dann  gleich  die  Jahre  1665  und  1677. 
168 1  bis  1691  wird  im  Harze  das  Übel  durch  schleuniges  Niederhauen  und  Verkohlen  gedämpft, 
die  Verheerungen  wiederholen  sich  aber  schnell  und  nehmen  von  1703  an  bedenklich  zu,  um 
eigentlich  das  ganze  Jahrhundert  hindurch  in  den  mitteldeutschen  Gebirgswäldern  nicht  mehr  auf- 
zuhören, trotzdem  man  1707  mit  rationeller  Abwehr  beginnt,  nicht  wie  früher  die  bereits  ganz 
dürren  Stämme,  sondern  die  „frische  Trocknis'-,  d.  h.  die  noch  mit  Larven  besetzten  Bäume,  zu- 
erst haut  und  die  Borke  verbrennt. 

Die  Anschauungen  über  die  Natur  des  Übels  waren  damals  noch  sehr  primitiver  Natur; 
allerdings  darf  man  es  dem  Pastor  Christian  Lehmann  zu  Scheibenberg  im  Erzgebirge,  einem 
übrigens  recht  gescheiten  Manne,  der  1699  seinen  bekannten  ,, Historischen  Schauplatz  derer  natür- 
lichen Merkwürdigkeiten  in  dem  Meißnischen  Ober-Ertzgebirge'-  herausgab,  nicht  allzuhoch  an- 
rechnen, wenn  er  sagt:  „Ich  vermeine,  man  müsse  diesem  sonderlichen  Siechthum  unterschiedliche 
Ursachen  beimessen,  teils  der  Sideration  (!)  und  giftigem  Thau,  der  auf  die  Wälder  fällt  und  eine 
große  Fäulniß  verursacht,  daß  allerhand  schädliches  Ungeziefer  und  Gewürme  zwischen  der  Rinde 
und  Holtz  wachset,  sich  tieff  in  den  Kern  einfrisst  und  den  balsamischen  Saft  vergiftet  und  ver- 
zehret. Wie  dann  viel  Gewürme  innerhalb  der  Rinde  und  des  Holtzes  gefunden  wird  und  man 
observiret,  daß  die  schwartzen  Roßkäfer  sich  an  das  Gehöltze  fest  anhangen,  mit  dem  Schwanz 
durch  die  Rmde  bohren,  und  ihren  Unrath  hineinschmeißen.  Daher  große  Maden  mit  schwaitzen 
Köpfen  wachsen,  die  sich  tieiT  ins  Holtz  hineinfressen."  Hat  doch  noch  der  Verfasser  der 
„Grundsätze  der  Forstökonomie",  W.  S.  Moser  1757  nicht  viel  klarere  Vorstellungen,  trotzdem 
bereits  R.  F.  von  Flemming  in  seines  „Vollkommenen  Teutschen  Jägers  anderem  Haupttheil" 
1724,  S.  76  und  77,  eine  ganz  verständige  Schilderung  der  wirklichen  Entwicklung  der  Boiken- 
käferlarven  gibt,  die  er  allerdings  durchaus  als  sekundär  ansieht. 

Aber  erst  gegen  das  Ende  des  18.  Jahrhunderts  beginnt  eine  einigermaßen  mit  unseren 
heutigen  Anschauungen  vergleichbare  Auflassung  der  Natur  des  , .fliegenden  schwarzen  Wurmes", 
wie  man  damals  den  Borkenkäfer  nannte,  platzzugreifen,  im  Zusammenhang  mit  der  allgemeinen 
Hebung  der  entomologischen  Kenntnisse,  welche  sich  damals  unter  Linneschem  Einflüsse  voll- 
zog. Es  erscheint  nun  eine  Unmasse  kleiner,  nach  unseren  Begriff'en  mehr  oder  weniger  wunder- 
barer Schriftchen  über  den  Borkenkäfer  mit  rohen  Abbildungen,  welche  aber  doch  zur  Klärung 
der  Anschauungen  beitrugen,  und  unter  denen  einige  besonders  rühmlich  hervorgehoben  zu 
werden  verdienen,  z.  B.  die  kleine  Broschüre  des  herzogl.  Braunschweig-Lüneburgischen  Ober- 
forstmeisters von  Sierstorpff  (1794),  während  Gmelins  Abhandlung  über  die  Wurmtrocknis 
ein  zusammenhängendes,  gutes  Bild  des  damaligen  Zustandes  der  mitteldeutschen  Gebirgswälder, 
namentlich  im  „Communionharz"  gibt.  War  doch  hier  allerdings  die  Erscheinung  so  besorgnis- 
erregend, daß  sie  sich  dem  einsichtigen  Beobachter  geradezu  gewaltsam  aufdrängte.  Seit  1772 
nahm  die  Wurmtrocknis  stark  überhand,  erreichte  178 1  bis  1783  den  höchsten  Grad  und  erlosch 
erst  gegen  1787.  Um  einen  Begriff  von  dem  Umfang  der  Verheerung  zu  geben,  genügt  es  zu 
sagen,  daß  nachGmelin  (1787)  die  Anzahl  aller  im  Communionharz  trocken  gewordenen  Stämme 
1781:  182451  Stück,  1782:  259106  Stück  betrug.  In  letzterem  Jahre  allein  waren  daselbst 
3359  Waldmorgen  neu  abgestorben  und  Ende  1786  betrug  im  Zellerfelder  Foistdistrikte,  der  aus 
5  Forsten  bestand,  die  Anzahl  der  in  Trocknis  auf  dem  Stamme  stehenden  und  abgeborkt  liegen 
gebliebenen  Stämme  nicht  weniger  als  446  284  Stück,  so  daß  man  ganz  gut  annehmen  kann,  daß 
im  ganzen  durch  diesen  Fraß  gegen  3  Millionen  Fichtenstämme  vernichtet  wurden.  Eine  solche 
Höhe  erreichen  dann  die  Fräße,  welche  1795  ^'s  1798  im  Voigtlande,  1818  und  1828  in  der 
Provinz  Preußen  und   1835   bis   1836  in  Württemberg  wüteten,  nicht  (Grunert   1864). 

Von  den  späteren  Fraßen  sind  zwei  besonders  lehrreich,  der  ostpreußische  in  den 
Jahren  1857  bis  1858,  beziehungsweise  1862,  und  der  im  Böhmerwald  in  den  Jahren  1871 
bis  1875.  Ersterer  war  ein  sekundärer  Fraß,  welcher  dem  dort  seit  1854  auftretenden  Nounen- 
fraße,  über  den  wir  noch  später  zu  berichten  haben  werden,  folgte.  Wer  die  genaueren  Daten 
kennen  lernen  will,  ist  zu  verweisen  auf  die  gründlichsten  Berichte,  welche  Grunert  (1864)  und 
Willkomm  (1864)  gegeben  haben.  Hier  genüge  es  zu  sagen,  daß  nach  Grunert  die  Ver- 
wüstungen in  dem  Regierungsbezirk  Gumbinnen  von  1854  bis  Ende  1862  sich  folgendermaßen 
stellten: 


592 


ColeoiUera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Flächeninhalt  in  Morgen 

Menge  des  abgestorbenen  Holzes  in 
Massenklaftern  ä  70  Kubikfuß 

der  ganzen 
Reviere 

der  ver- 
wüsteten 
Flächen 

durch 
Raupenfraß 

durch          1        „ 
■w-c    c    0             Summe 
Käferfraß 

Staatsfürsten 
Privatforsten     . 

847  823 
237350 

224244 
59000 

I  609  095 
225  000 

966  607 

452  500 

2575702 
677  500 

I  135  173 

283  244 

I  834  095 

1419  107 

3253202 

Hierbei  ist  zu  berücksichtigen,  daß  nach  Forstmeister  Schulz  der  Raupenfraß  dem  Käfer- 
fraß gegenüber  meist  zu  hoch  angesprochen  wurde.  Von  dem  abgestorbenen  Holze  waren  bis 
Oktober  1862  verwertet  2353566  Klafter  Derbholz  und  außerdem  noch  154470  Klafter 
Stockholz  und  Reisig,  die  nebst  jenem  Derbholze  gewonnen  worden  waren;  unverwertet  blieben 
zu  jener  Zeit  noch  40672  Klafter  aufbereitetes  Holz.  858964  Klafter  Holz  auf  dem  Stamme, 
außerdem  an  Stockholz  432  642  Klafter  und  i  396  997  Klafter  Reisig.  Es  wurde  daher 
durch  den  nachfolgenden  Borkenkäferfraß  ziemlich  ebensoviel  Holz  vernichtet  wie  durch  den 
Raupenfraß. 

Anders  verhielt  es  sich  mit  dem  großen  Borkenkäferfraß  im  Böhmerwald  und  im 
Bayerischen  Wald.  Hier  waren  große  Wind-  und  Schneebrüche  die  erste  Ursache.  Der 
furchtbare  Sturm,  welcher  am  7.  Dezember  1868  in  ganz  Mitteldeutschland,  in  Böhmen,  Schlesien 
Mähren  hauste,  hatte  auch  den  Böhmerwald  getroffen,  so  z.  B.  auf  dem  Kubany  allein  i OD  Joch 
Urwald  vernichtet  und  überall  Borkenkäfergefahren  heraufbeschworen,  namentlich  in  Zentral- 
böhmen, wo  ihm  am  9.  November  desselben  Jahres  ein  verheerender  Schneesturm  vorausgegangen 
war,  welcher  wohl  l  Million  Klafter  Holz,  auf  der  3800O  Joch  großen  Domäne  Zbirow  allein 
95000  Klafter,  geworfen  und  gebrochen  hatte.  Wäre  es  möglich  gewesen,  die  mächtigen  Bruch- 
massen rechtzeitig  aufzuarbeiten,  wie  es  anderwärts  vielfach  geschehen  konnte,  so  wäre  kaum  die 
große  Borkenkäferverheerung  eingetreten.  In  der  Hauptsache  wurde  man  wohl  erst  1870  damit 
fertig  und  die  1869  liegenden  Bruchmassen  bildeten  die  ersten  Brutstätten  für  eine  ungewöhn- 
lich große  Menge  von  Borkenkäfern.  Zum  Unglück  traf  nun  der  grol'iartig  verwüstende,  von 
Südwest  nach  Nordost  laufende  Sturm  in  der  Nacht  vom  26.  zum  27.  Oktober  1870  den  Böhmer- 
wald, welcher  viele  Millionen  von  Klaftern  warf,  die  für  den  ohnehin  massenhaft  vorhandenen 
Borkenkäfer  neue  willkommene  Brutwiegen  boten.  Die  zur  Verfügung  stehenden  Arbeitskräfte 
langten  zu  der  schwierigen  Aufarbeitung  der  haushoch  aufgetürmten  Bruchmassen  n'cht  hin,  und 
trotz  wiederholter,  rechtzeitiger  Gesuche,  welche  namentlich,  insoweit  sie  die  Bitte  um  Gewährung 
von  Militäraushilfe  betrafen,  anfänglich  abschlägig  beschieden  wurden,  entschloß  sich  die  k.  k. 
Staatsregierung  erst  1873,  also  viel  zu  spät,  mit  Geldvorschüssen  usw.  helfend  einzuschreiten 
Bei  der  infolge  von  Aibeitermangel  namentlich  in  den  kleineren  Privat-  und  Gemeindewaldungen. 
z.  B.  in  Außergefield,  ungenügenden  Bekämpfung  in  den  Jahren  187 1  und  1872  hatten  sich  von 
den  älteren  Herden  aus  die  Käfer  in  geradezu  entsetzlicher  Weise  vermehrt  und  fielen  massen- 
haft auch  gesunde  Bäume  und  Bestände  an.  Hier  war  ihre  Bekämpfung  überdies  noch  durch 
das  Vorhandensein  ausgedehnter,  im  Zusammenhang  liegender  Komplexe  von  Althölzern  wesent- 
lich erschwert.  Bei  der  durch  Forstrat  Swoboda  1873  unternommenen  Bereisung  des  Böhmer- 
waldes zeigt  es  sich,  daß  in  den  Bezirkshauptmannschaften  Krumau,  Prachatitz,  Schütten- 
hofen  und  Klattau  zusammen  104100  ha  Waldfläche  befallen  waren.  Mit  1400  fremden  aus 
Krain,  Tirol  usw.  zugezogenen  und  7000  einheimischen  Arbeitern  wurden  nun  Gegenmaßregehr 
energisch  in  Angriff  genommen.  Zur  Herstellung  der  für  die  Abbringung  der  Hölzer  nötigen 
Straßen  wurden  vom  böhmischen  Landtage  looooo  fl.  bewilligt  und  die  gleiche  Summe  vom 
k.  k.  Ackerbauministerium  vorschußweise  gewährt.  Auf  den  fürstlich  Schwarzenbergschen  Herr- 
schaften waren  überdies  durch  Krainer  und  Tiroler  Arbeiter  mehrere  ausgedehnte  Holzriesen  ge- 
baut worden.  Die  Opfer,  welche  die  Waldbesitzer  selbst  bringen  mußten,  lassen  sich  nicht  be- 
ziffern; es  sei  hier  nur  erwähnt,  daß  allein  auf  den  Domänen  Krumau,  Winterberg,  Stubenbach, 
Groß-Zdikau  und  Bergreichenstein  im  Jahre  1873  ^^'^^  einer  Waldfläche  von  51800  ha  141000  fl. 
an  Vertilgungskosten  aufgewendet  werden  muJjten.  Im  Jahie  1875  konnte  die  Gefahr  als  über- 
wunden angesehen  werden.  In  den  oben  genannten  vier  Bezirkshauptmannschaften  waren 
mehr  als  300000  Fangbäume  gefällt  worden,  und  die  Aufbereitung  der  befallenen  Hölzer,  welche 
durch  viele  Tausend  Arbeiter  mit  einem  Lohnaufwande  von  i  300000  fl.  bewirkt  wurde,  ergab 
ungefähr  2700000  fm. 

Werden  die  Verheerungen  durch  den  Borkenkäfer  von  ihrem  Beginn  an  bis  Ende  1874 
zusammengefaßt,  so  ergeben  sich  nachstehende  Ziffern 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte.  593 

bis   1873 3  590      ba  Bestandsfläche  mit   i  496  000  fm  Holzmasse, 

im  Jahre    1873 ,      .      2  769,2    ,,  .,  .,     i  069  200     ,,  „ 

„        ,,        1874 2652,8    „  .,  „     1060850     ,. 

zusammen  9012.O  ha  Bestandsfläche  mit  3632050  fm  Holzmasse, 
wozu  im   Böhmerwaldgebiete  für   1875   noch  weitere   2176  ha  mit   358  590  fm  hinzukommen. 

Leider  sind  die  Daten  über  diesen  Borkenkäferfraß  nicht  so  aktenmäßig  zusammengestellt 
wie  die  aus  Ostpreußen,  immerhin  geben  aber  der  Reisebericht  von  Willkomm  (1876),  der 
Bericht  von  Swoboda  (1874)  ^i"<^  einige  andere  Zeitungsberichte  ein  allgemeines  Bild  über  die 
Verheerungen.  Über  den  Verlauf  des  Fraßes  im  Bayerischen  Walde  berichtet  Schwappach 
{1875)  '^d  über  die  gleichzeitig  in  Österreich.  -  Schlesien  stattgefundenen  Borkenkäferschäden 
Karbas  ch  Eine  Borkenkäferverwüstung  im  Gouvernement  Moskau  1882/83  schildert 
Thürmer  (1885). 

In  neuerer  Zeit  (1903  — 1906)  ist  im  Schwarzwald  (PfuUendorf)  eine  Kalamität  aufgetreten, 
die  von  Nüljlin  (1905)  eingehend  geschildert  wurde.  In  der  neuesten  (Nachkriegs-)  Zeit  sind 
sowohl  in  Deutschland  als  auch  in  Österreich  kleinere,  größere  und  auch  ganz  gewaltige  "Wald- 
verheerungen durch  typographus  vei-ursacht,  die  wohl  in  der  Hauptsache  als  Kriegsfolgen 
(Arbeitermangel!)   zu  betrachten  und  die  zum  Teil  heute  noch  nicht  abgeschlossen  sind. 

Ips  amitiaus  Eichh. 

Dem  typograpliiis  sehr  nahestehend,  bez.  der   Zähne   des    Flügeldeckenabsturzes  mit  ihm 

übereinstimmend,  jedoch  ohne  weiteres    von   ihm  zu    unterscheiden    durch    den    stark    glänzenden 

und    deutlich    punktierten    Flügeldeckenabsturz.  Im     allgemeinen    etwas     kleiner    (4    mm)    als 
typographus. 

Die  Hauptbrutpflanze  ist  die  Fichte,  daneben  kommt  er  in  Abüs 
pectinata,  Larix  europaea^  Pinus  silvestris.,  austriaca^  leucodermis^)  und  peuce  vor. 
Die  Angaben  Kleines  vom  Vorkommen  in  Arve  und  Latsche  beziehen  sich 
wohl  auf  die  var.  montanus  Fuchs  (s.  S.  538).  Das  Vorkommen  des  amitinus  in 
Kiefer  scheint  ziemlich  häufig  zu  sein  und  es  liegt  nahe,  die  Angaben  früherer 
Autoren  (von  SierstorpfT  1813,  Stein  1854,  Veit  1867  u.  a.)  über  das  mitunter 
auffallend  starke  Auftreten  des  typographus  in  Kiefer  auf  den  damals  noch  un- 
bekannten, bezw.  noch  nicht  von  typographus  getrennten  amitinus  (erst  1871  be- 
schrieben!) zu  beziehen,  zumal  mehrfach  die  verschiedene  Form  der  Fraßbilder 
hervorgehoben  ist. 

Die  geographische  Verbreitung  dürfte  mit  der  von  typographus  über- 
einstimmen; sein  Vorkommen  innerhalb  dieses  Gebietes  scheint  aber  weniger  all- 
gemein und  auch  weniger  häufig  zu  sein.  Er  tritt  allerdings  oft  mit  typographus 
zusammen  auf,  jedoch  durchaus  nicht  als  Regel. 

Sein  Fraßbild  (Abb.  300A  u.  B)  ist  dem  von  typographus  ähnlich,  läßt 
sich  aber  doch  meist  von  ihm  unterscheiden.  Die  Mehrarmigkeit  (3 — 7  Gänge) 
ist  hier  die  Regel,  während  bei  typographus  dies  für  die  zweiarmige  Form  gilt. 
Die  Arme  gehen  ferner  bei  amitinus  meist  mit  einem  großen  Bogen  von  der 
Rammelkammer  ab  und  verlaufen  oft  auch  schräg,  so  daß  sich  das  Fraßbild 
mehr  der  Form  von  typischen  Sterngängen  nähert.  Die  Rammelkammer  ist  ge- 
wöhnlich auf  der  Innenseite  der  Rinde  sichtbar,  wie  überhaupt  das  ganze  Fraß- 
bild mehr  im  Splint  liegt.  Die  Muttergänge  sind  meist  nicht  so  lang  und  auch 
enger  als  bei  typographus. 


')  Knotek  (1897)  fand    in  der   Herzegowina   amitinus   als  häufige   Erscheinung   an  der 
Panzerföhre  (P.  leucodermis),  während  er  ihn  dort  in  Fichtenbeständen  nur  selten  antraf. 
Escherich,    Fcrstinsekten.     II.  Bd.  3 8 


594 


Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Forstlich  verhält  sich  amitimis  ganz  ähnlich  wie  typographus.  Häufig  kommt 
er  mit  letzterem  zusammen  an  einem  Stamm  vor,  wobei  er  die  oberen  Stammoartien 
mit  dünnerer  Rinde  b,evorzugt,  wie  er  auch  an  schwächeres  Material  geht  (Stangenholz). 

Bekämpfung  wie  bei  typographus.'^') 


Abb.   300.      Brutl'iaß  von   Ips  amitinus  Eichh.   —  A  Anfangsstadiuni,   nat.   Gr.    (Nüßlin). 
^^_^  B  Vollendeter   fraß,  V,  nat.  Gr.  (Koch). 


')  Hierher  noch 


Abb.   301.       Flügeldeckenabsturz 

von  Ips  duplicatus  Sahlb.   J.   — 

Nach    Snessivtseff. 


Ips  duplicatus  Sahlb. 
Syn.   Judeichi  Kirsch,  reetangidiis  Ferrari,    infiicatus  Eich. 

Dem  typographus  ähnlich,  doch  der  3.  Zahn  des  Ab- 
sturzes nicht  geknöpft,  und  der  2.  und  3.  Zahn  an  der  Basis 
plattenförmig  miteinander  verwachsen  (Abb.  301);  nähert  sich 
dadurch  dem  aeuminatus. 

Aus  Finnland  und  dem  Ural  (Judeich)  beschrieben; 
und  kommt  (nach  Teplouchow)  in  dem  ganzen  mittleren, 
europäischen  Rultland  vor;  er  wurde  auch  in  Österreich  und 
Steiermark  (als  infucatus)  und  einmal  auch  in  Deutschland 
gefunden. 

Lebt  hauptsächlich  an  Fichte,  seltener  an  Kiefer 
und  Arve.     Die   Fraßbilder   sind   denen    von   amitimts   sehr 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Fichte. 


595 


'       Pityogenes  chalcographus  L. 
„Kupferstecher"  oder  „sechszähniger  Fichtenborkenkäfer". 

An  der  langgestreckten,  furchenartigen  Form  des  Flügeldeckenabsturzes,  der  jederseits 
mit  3,  beim  (j'  starken,  beim  5  schwachen  Zähnen  besetzt  ist,  leicht  zu  erkennen.  i,8 — 2  mm 
(Abb.  241  B,  a  u.  b,  S.  486). 

Der  Hauptbrutbaum  ist  die  Fichte;  seltener  an  den  verschiedenen 
Kiefern- Arten  (Pinus  silvestris,  montana^  nigricans^  cembra^  strobus)^  an  Lärche, 
Weißtanne  und  Abies  sibirica.  In  der  geographischen  Verbreitung  folgt  er 
der  Fichte  bis  nach  Skandinavien  und  bis  zum  Ural. 

Die  Fraßfigur  stellt  einen  Sterngang  dar;  das  Bild  wird  allerdings  da- 
durch mehr  oder  weniger  unklar,  daß  die  Rammelkammer  meist  in  der 
Rinde  verborgen  ist,  so  daß  auf  der  Innenseite  des  losgelösten  Rindenstückes 
gewöhnlich  nur  die  Brutarme  zusammenhangslos  (Abb,  302)  zu  sehen  sind  (im 
abgekürzten  Sprachgebrauch:    „Sterngang  ohne  Rammelkammer"  —  im  Gegensatz 


Abb. '302.     Brutfraß  von  Pityogenes  chalcographus  L.  in  Fichte.     A  Eine  Rolle   in  ^4 
B  Baststück  in   '^;„   nat.   Gr.      Rammelkammer  nicht   sichtbar.   —    N'. 


zum  Sterngang  mit  Rammelkammer  bei  Pit.  micrographus  usw.).  Bei  sehr  dünner 
Rinde  kann  allerdings  auch  die  Rammelkammer  sichtbar  werden,  so  daß  dann 
das  ganze  Fraßbild  auf  der  Innenseite  zum  Vorschein  kommt  (Abb.  303).  Die 
Muttergänge,  3 — 6  an  der  Zahl,  gehen  radiär  von  der  Rammelkammer  aus- 
einander und  verlaufen  gewöhnlich  sichelförmig  gekrümmt.  Ihre  Breite  beträgt 
I  mm,  ihre  Länge  durchschnittlich  ca.  6  cm.  Die  verhältnismäßig  kurzen  (2- -4  cm) 
Larvengänge    sind    zahlreich    und    stehen    dementsprechend    nahe    beieinander. 


ähnHch,  d.  h.  stellen  3 — 4  armige  Sterngänge  dar,  deren  Arme  hauptsächlich  in  der  Längsrichtung 
verlauien:  Larvengänge  meist  viel  spärlicher  (20 — 25  auf  einen  Muttergang)  als  bei  typographus 
und  amiiinus.  Eine  ausführliche  Beschreibung  des  Fraßganges  nach  Teplouchow  findet 
sich  bei  Wachtl  (1895). 

Nach  Saalas  (1919)  „scheint  duplicatus  (in  P'innland)  den  gleichen  Schaden  (am  Baum) 
wie  sein  Verwandter  1.  typographus  anrichten  zu  können;  aber  da  er  als  eine  seltene  Art  zu 
bezeichnen  ist,  kommt  ihm  nicht  annähernd  die  gleiche  forstwirtschaftliche  Bedeutung  zu  wie 
diesem". 

38* 


cq6  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Sie    furchen     den    Splint    nur    oberflächlich,    ihr    Endstück    liegt    gewöhnlich    im 
Rindeninnern. 

Die  Generation  ist  bis  weit  hinauf  ins  Gebirge  gewöhnlich  eine  doppelte. 
Sein  Flug  im  Frühjahr  dehnt  sich  zuweilen  recht  lange  aus  — /)  dafür  ist  seine 
Entwicklung,  wenigstens  an  günstigen  Orten,  ziemlich  rasch.  Der  zweite  Flug 
findet    von    Mitte    Juli    bis    Mitte    August    statt    (Fuchs).      Auch    Pauly    (rl 


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Abb.  303.     Brutfraß    (vollendet)  von  Pit.  chalcographus  L.    in  Kiefer  (Splint).     Rammelkamnier 
sichtbar.     Nat.  Gr.  —  Aus  Koch  (ph.  Scheidter.) 

gelangte  durch  Zuchtversuche  zu  den  gleichen  Ergebnissen;  zugleich  zeigt  dieser 
aber  auch,  wie  stark  die  Entwicklungsdauer  bei  chalcographus  durch  die  Temperatur- 
verhältnisse beeinflußt  werden  kann  (ähnlich  wie  bei  typographus).  Hennings 
(igo8),  der  ebenfalls  mehrfach  doppelte  Generation  festgestellt  hat,  hält  unter 
besonders    ungünstigen  Verhältnissen   auch   eine  einfache  Generation  für  möglich. 


*)  Da  chalcographus  einer  wesentlich  niedrigeren  Schwärmtemperatur  (Pauly  gibt  13"  R. 
an)  bedarf  als  typographus,  so  schwärmt  er  gewöhnlich  auch  etwas  früher  als  dieser. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an   Fichte. 


597 


In  forstlicher  Beziehung  ist  chalcogtaphus  entschieden  zu  den  sehr 
schädlichen  Borkenkäfern  zu  zählen.  Er  bevorzugt  die  dünne  Rinde  und 
nimmt  daher  mit  Vorliebe  Stangenhölzer  an  und  in  älteren  Beständen  die  oberen 
Stammteile  und  die  Äste.  Doch  geht  er  bisweilen  auch  starke  Fichten  an. 
Andererseits  wurde  er  auch  in  8 — 1 2  jährigen  Fichtenkulturen  gefunden,  in  denen 
er  größeren  Schaden  verursachte  (Henschel    1878). 

Häufig  kommt  er  mit  typographus  vergesellschaftet  vor,  in  der  Weise,  daß 
er  die  Kronenpartie  und  typographus  die  weiter  unten  gelegenen  Stammregionen 
befällt.  Oft  geht  der  chalcographiis-'^Q.{2i}^  dem  typographus  zeitlich  voraus,  bezw. 
wird  durch  ersteren  der  Baum  für  letzteren  geeignet  gemacht.  Doch  kann 
chalcographus  auch  allein  großen  Schaden  anrichten;  so  sah  ich  im  Bienwald 
(Rheinpfalz)  einen  60 — 80jährigen  Bestand,  der  längere  Jahre  unter  Nematus- 
Fraß  zu  leiden  hatte,  schwer  geschädigt  und  zum  größeren  Teil  vernichtet.  Die 
Bäume  waren  von  oben  bis  unten  dicht  mit  chalcographus-Y\2&\y\dLt.xvi  besetzt. 

Bei  der  Bekämpfung  gelten  die  gleichen  Richtlinien  wie  für  typographus. 
Neben  den  Fangbäumen  leisten  auch  Fangknüppel  und  Fangreisig,  das  recht- 
zeitig zu  verbrennen  ist,  gute  Dienste. 

Von  Parasiten  nennt  Kleine  nur  eine  Pteromaliden-Art  {Pteromalus  abieticula). 


S'cy   Cryphalus  abietis  Rtzb.  und  saltuarius  Winn.  (=  asperatus  Rtzb.) 

Gekörnte    Fichtenborkenkäfer. 

Zwei  kleine  (1,2 — 2  mm)  Ipinen,  die  an  dem  scharf   abgegrenzten    Höckerfleck    des    Hals- 
schildes leicht  zu  erkennen  sind  (Abb.  229,  b,  S.  476  u.  Abb.  236,  F,  S.  482).    Die  beiden  Arten 
unterscheiden  sich   hauptsächlich    durch    die   verschiedene  Flügel- 
deckenskulptur {saltuarius  ohne  oder  nur  mit  angedeuteten  Punkt- 
streifen, abietis^    wenigstens  vorne,    deutlich  punktiert  gestreift). 

Beide  brüten  vorzugsweise  in  Fichte,  wurden 
jedoch  auch  in  Tanne,  Kiefer,  Weymouths- Kiefer  und 
Schwarzkiefer  angetroffen.  Sie  sind  über  ganz  Mittel- 
europa verbreitet. 

Die  Fraßfigur  (Abb.  304)  beider  Arten  besteht 
in  einem  platzweise  ausgefressenen,  bald  mehr  einem 
Längs-  bald  mehr  einem  Quergang  ähnelnden  Mutter- 
gang, in  dem  die  Eier  haufenweise  abgelegt  werden. 
Die  Larven  fressen  gewöhnlich  sehr  eng  aneinander 
stehend,  getrennte  und  geschlängelte  Larvengänge  von 
2 — 4  cm  Länge  und  meist  längs  gerichtetem  Verlauf. 
Häufig  sind  aber  die  Larvengänge  so  verworren,  daß 
man  einen  deutlichen  Eindruck  von  irgend  welcher 
Regelmäßigkeit  nicht  erhält. 

Es  sind  ausgesprochene  Frühschwärmer,  die  schon  im  März  erscheinen 
und  unter  günstigen  Bedingungen  auch  in  den  höheren  Regionen  (14 — 1500  m) 
eine  doppelte  Generation  machen.  Im  Juli  bis  August  fand  Fuchs  (1Q05) 
Jungkäfer  beim  Einbohren;  bis  Ende  September  war  die  2.  Generation  fertig. 
Die  Mutterkäfer  waren  meist  tot  im  Brutraum;  sie  scheinen  also  weiterhin  keine 


Abb..    304.511  Brutfraß     von 
Cryphalus  abietis  Rtzb.  —  N. 


egg  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rynchophora. 

hervorragende  Rolle  zu  spielen.  Der  Reifungsfraß  der  Jungkäfer  vollzieht  sich 
in  der  Umgebung  der  Puppenwiegen. 

Mit  Vorliebe  befallen  die  beiden  Crvphalus- krten  Stangenholz  (20 — 40  jährig) 
und  zwar  meist  zuerst  in  der  oberen  Region  an  den  Astquirlen,  von  wo  aus  sie 
allmählich  nach  unten  gehen.  Sie  greifen  aber  auch  noch  ältere  Stämme  an 
und  andererseits  auch  junge  Fichten  von  8 — 12  und  sogar  ganz  junge  Pflanzen 
von  2 — 6  Jahren  (Ratzeburg),  ebenso  wurden  sie  in  6 — 12  jährigen  Weymouths- 
Kiefern  gefunden.  Häufig  kommen  sie  vergesellschaftet  mit  anderen  Borken- 
käfern vor,  wie  poligraphus ,  palliatus,  iypographus,  micrographus^  chalcographus^ 
pusilhis  usw. 

Die  forstliche  Bedeutung  der  beiden  YioSA^d-Cryphalus  ist  noch  wenig 
geklärt.  Eichhoff  hält  sie  für  ebenso  schädlich  wie  den  Tannen- O;;)'/?/^«/«^. 
Barbey  schreibt  ihnen  eine  geringere  Bedeutung  zu^  und  Ratzeburg  rechnet  sie 
zu  den  merklich  schädlichen  Insekten,  besonders  im  Hinblick  auf  ihr  Vorkommen 
in  jungen   Pflanzen,  die  sie  zweifellos  abtöten,  also  als  Kulturverderber, 

In  letzterem  Fall  wird  die  möglichst  baldige  Entfernung  und  Vernichtung 
der  befallenen  Pflanzen  als  wirksamstes  Mittel  geboten  sein. 

Als  Parasiten  sind  bis  jetzt  nur  3  Schlupfwespen  gefunden:  Eurytoma  spec,  Ptero- 
malus  eapitatus  Forst,  und  navis  R. 

'  "1 '   Dryocoetes  autographus  Rtzb. 

Zottiger  Fichtenborkenkäfer. 

Braun,  etwas  glänzend,  lang  greisbehaart.  Halsschild  gleichmäßig  gewölbt,  mit  reibeisen- 
förmiger,  nach  hinten  schwächer  werdender  Skulptur,  nach  hinten  verengt,  Flügeldecken  an  der 
Basis  breiter  als  der  Halsschild,  mit  vortretenden  Schultern,  grob  punktiert  gestreift,  Naht  fast 
eben,  Streifen  neben  der  Naht  nicht  vertieft  (im  Gegensatz  zu  den  Laubholzarten  vülosus  und 
alni  s.  oben  S.  487).     Absturz  nicht  ausgehöhlt  (s.  Abb.  236,  H,  S.  482). 

Brütet  fast  ausschließlich  an  Fichte,  selten  an  Weißtanne,  Weymouths- 
Kiefer  und  Lärche,  Die  geographische  Verbreitung  erstreckt  sich  über 
ganz  Europa  von  Spanien  bis  Sibirien. 

Seine  Fraßbilder  (Abb.  305 A  u.  B)  sind  sehr  unübersichtlich  und  ver- 
worren. Sie  bestehen  aus  kurzen  (höchstens  bis  6  cm)  unregelmäßigen,  gebogenen, 
geschlängelten  und  spornförmigen ,  gewöhnlich  längs  oder  schräg  verlaufenden 
Muttergängen,  die  verschiedentlich  Erweiterungen  oder  Verzweigungen  aufweisen. 
Die  Larvengänge  sind,  da  die  $?  ihre  Eier  gruppenweise  am  Ende  und  in  den 
Verzweigungen  ablegen,  in  ihren  Anfängen  nicht  getrennt  wahrnehmbar;  sie  sind 
von  unbestimmter  Form,  vielfach  gezackt,  geschlängelt  und  gebogen  und  laufen 
wirr  durcheinander.  Dazu  kommen  meist  dendritische  Gänge  des  Reifungs- 
fraßes der  Jungkäfer,  wodurch  das  Bild  noch  verworrener  wird. 

Die  Generation  ist  wohl  sicher  doppelt.  Fuchs  (1907)  fand  ihn  an 
Holzlagerplätzen  von  Mitte  bis  Ende  Mai  m  den  Abendstunden  und  dann  wieder 
Mitte  bis  Ende  Juli  fleißig  schwärmen.  In  warmen  Südlagen  schwärmt  er  beide 
Male  jedesmal  3 — 4  Wochen  früher.  Ende  Juli  kann  man  ihn  wohl  in  allen 
Stadien    finden,    jedoch  vorwiegend    bei  Anlage    der   Brut.     Da    man   im   fertigen 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Rindenbrüter  an   Fichte. 


599 


Muttergang  bei  vorgeschrittener  Brut  sehr  selten  alte  Käfer  findet,  so  vermutet 
Fuchs,  daß  das  Durcheinander  der  Entwicklungszustände  von  zweiten  Brüten 
der  Mutterkäfer  herrührt. 

Forstlich  ist  er  trotz  seiner  großen 
Häufigkeit  nur  von  sehr  untergeord- 
neter Bedeutung,  da  er  stark  sekundär 
ist  und  meist  die  Stämme  erst  dann  an- 
greift, wenn  sie  von  anderen  Borkenkäfern 
bereits  wieder  verlassen  sind.  Mit  Vor- 
liebe befällt  er  ältere  Stöcke  oder  den 
unteren  Teil  alter  stehender,  abgestorbener 
Fichten  oder  schon  längere  Zeit  auf  dem 
Boden  liegende  Stämme.  Ausnahmsweise 
wurde  er  einmal  von  Nüßlin  in  der 
unteren  Partie  von  etwa  5  jährigen  Fichten- 
pfianzen,  die  oben  von  chalcographus  an- 
gegriffen waren,  brütend  angetroff"en. 
N  itsche  stellt  autographus  zu  den  Wurzel- 


Abb.   305.     Brutfraß  von  Dryocoetes    autographus    Rtzb.  —  A  Anfangsstadiuni.     B  Vollendeter 
P'raß  in  Fichtenrinde.  —  Aus  Koch. 


brütern  und  zwar  lediglich  auf  eine  Anmerkung  Judeichs  hin  (in  den  „Wald- 
verderbern"  7.  Aufl.  S.  65):  „Ähnlich  {^\q  ctmicularius  \x^-^.)  benagt  j unge  Fichten- 
pflanzen auch  BostT.  aiäographcs'' .  Da  meines  Wissens  diese  Angabe  Judeichs 
allein  steht,  so  dürfte  es  sich  vielleicht  um  einen  Irrtum  oder  um  eine  ganz  ver- 


6oo 


Coleoptera.   —    7.  Familienreihe:   Rynchophora. 


einzelte    Erscheinung   handeln,    jedenfalls   erscheint   daraufhin   allein    die   Stellung 
des  autographus  zu  den  Wurzelbrütern  nicht  gerechtfertigt. 

II.    Vornehmlich  in  den  Ästen    und  Zweigen   oder    in  jungen  Pflanzen 

brütend. 

Phthorophloeus  spinulosus  Rey.  (Syn.  Phth.  rhododactylus  Rtzb.,  nee.  Marsh.). 

An  der  aus  drei  deutlich   getrennten    Gliedern   bestehenden    Fühlerkeule    leicht   kenntlich. 
Ein  kleiner  Hylesine  (1,8—2,2  mm)   schwarz,    Kopf   und    Halsschild    dunkelbraun,    Fühler    und 

Beine  zum  größten  Teil  rot.  Flügeldecken  mit  hohem 
gekämmten  Basalrand.  Er  hat  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  Xylechinus  (s.  S.  479),  doch  ist  er  kleiner,  aber 
länger  als  dieser  und  die  Fühler  tragen  eine  größere  Keule. 

Kommt,  wie  es  scheint,  ausschließlich  an 
Fichte  vor,  besonders  in  Gebirgsgegenden  von 
Nord-  und  Mitteleuropa  (besonders  Deutschland, 
Österreich,  Rußland). 

Das  Fraßbild  ist  meist  deutlich  ausgeprägt. 
Der  Muttergang  ist  doppelarmig  gegabelt.  Die 
Arme,  von  denen  fast  regelmäßig  einer  verkürzt 
ist,  verlaufen  jedoch  nicht  quer  sondern  schräg, 
indem  sie  von  der  kurzen  Eingangsröhre  in 
spitzem  Winkel  auseinandergehen  (Abb.  306). 
Die  Larvengänge,  wenig  zahlreich,  gehen  in  un- 
regelmäßigen Abständen  von  den  Brutgängen  ab 
und  sind  größtenteils  längsgerichtet;  sie  können 
10  cm  Länge  erreichen.  Eingangsröhre  und 
Muttergänge  liegen  im  Splint,  die  Larvengänge 
auch  in  der  Rinde.  Die  Brutgänge  können  übrigens 
starke  Abweichungen  zeigen  (Abb.  307),  indem 
z.  B.  sich  der  eine  Brutarm  nochmals  teilt  und 
so  Neben-  und  Hauptarm  abermals  eine  steile 
Gabel  bilden,  ähnlich  wie  der  Mittel-  und  End- 
sproß eines  Hirschgeweihes,  wodurch  der  ganze 
Gang    einer   Sechsender -Stange   gleicht    (Knotek 

1897)- 

Abb.  306.    Fraß  von  Phthorophloeus  Er    brütet    hauptsächlich    in    Fichtenästen 

spinulosus  Rey.  -  Aus  Koch.  ^^ur    abgestorbenen?),    oft    in    Gesellschaft    des 


Abb.   307.     Anormale  Gänge  von  Phthorophloeus  spinulosus  Rey.  —  Nach  Knotek. 


Ipi 


(Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an  Fichte. 


6oi 


Buprestiden  Atitka.xia  quadripunctata.  Ob  er  forstlich  schädlich  werden  und  ob 
er  auch  zum  Absterben  der  Äste  beitragen  kann,  darüber  fehlen  noch  Beobach- 
tungen. 


'  :;i!.    Pityophthorus  micrographus  Gyll.  (Syn.  P.  pityographus  Rtzb.). 

„Kleiner"    oder   „furchenflügliger    Fichtenborkenkäfer." 

Der  winzige  (i — 1,5  mm)  Fichten-PifyophthorKS  ist  an  dem  etwas  eckig  vorgezogenen 
Spitzenrand  der  Flügeldecken  von  den  beiden  obigen  (S.  555),  an  Kiefern  brütenden  Arten  gut 
zu  unterscheiden  (s.  auch  Abb.  236g  und  237a). 

Der  bevorzugte  Brutbaum  ist  die  Fichte;  er  kommt  aber  gelegentlich  auch 
an  fast  allen  übrigen    Koniferen  vor,  wie  an  der  Tanne,  den  verschiedenen  Kiefern, 
an  Lärche,    Zeder,    Tsuga  canadensis  und  Pseudo- 
tsuga Douglasii.       Er  ist  über  einen  großen  Teil 
von  Europa,   von   Spanien  bis  Skandinavien  ver- 
breitet. 

Sein  Fraßbild  (Abb.  308)  ist  ein  typi- 
scher Sterngang,  bei  welchem  von  einer  tief 
in  den  Splint  eingefressenen  Rammelkammer 
4  —  7  mehr  oder  weniger  geschwungene,  mit 
weitläufig  gestellten  Eigrübchen  (Gegensatz  zu 
chalcographus ! )  besetzte  Muttergänge  von  nur 
0,5 — 0,7  mm  Breite  und  2— 5  cm  Länge  aus- 
gehen. Obgleich  auch  auf  der  Rinde  deutlich 
sichtbar,  sind  sie  doch  auch  stets  in  das  Holz 
tief  eingeschnitten  und  mit  ganz  scharfen  Rändern 
versehen.  Die  Muttergänge  gehen  gewöhnlich 
nicht  regelmäßig  radspeichenartig  auseinander, 
sondern  haben  eine  deutliche  Neigung  quer  zur 
Holzfaser  zu  laufen.  Die  Larvengänge,  die  eben- 
falls, wenigstens  teilweise,  im  Splint  verlaufen, 
stehen  ziemlich  weit  voneinander  entfernt  und 
folgen  im  allgemeinen  der  Längsrichtung,  soweit  sie  Platz  finden.  Bei  Platzmangel 
schlagen  sie  natürlich  auch  eine  andere  Richtung  ein,  ja  man  sieht  sie  bisweilen 
auch  einmal  direkt  umkehren.    Die  Puppenlager  sind  längsgestellte  Rindenwiegen. 

Zur  Unterscheidung  vom  chalcographus-Yxz&\>\\di  beachte  man  vor  allem  die 
tiefere  Lage  der  Rammelkammer  (das  „Fehlen"  der  R.)  bei  chalcographus^  ferner 
den  mehr  queren  Verlauf  der  Muttergänge,  ihre  scharfen  Ränder,  ihre  geringe 
Breite,  das  tiefe  Eingreifen  in  den  Splint,  und  endlich  die  weitgestellten  Larvengänge. 

P.  micrographus  ist  Spätschwärmer.  Fuchs  (1907)  fand  ihn  im  Kanker- 
thal  (Kärnten)  stets  im  Mai  sich  einbohren  und  Brut  anlegen,  desgleichen  wieder 
beim  selben  Geschäft  Ende  Juli  und  anfangs  August,  so  daß  im  September  kleinere 
oder  größere  Larven  vorhanden  waren.  Die  Mutterkäfer  waren  meist  tot  in  den 
Gängen.  Fuchs  glaubt  aus  diesen  Befunden  auf  eine  doppelte  Generation 
schließen    zu   dürfen.     Nach    Hennings    (1908)    ist    micrographus    sehr    abhängig 


Abb.  308.  Brutfraß  von  Pityophthorus 
micrographus    Gyll.    —    Aus    Koch. 


6o2 


Coleöptera. 


Familienreihe:   Rhynchophora. 


von  äußeren  Einflüssen,  so  daß  es  unter  Umständen  nicht  mehr  zu  einer  vollen 

2.  Generation  kommt. 

Als  Parasiten  führt  Kleine  folgende  Schlupfwespen  an:  Tychoporus  spec.,  Pteromalus 
■aeniuhis  R..  f-aj/ifofus  R.,  navis  R.,  Spinolae  R.,  Rhoptrocerus  xylophagoriim  R.  —  Ferner 
sind  folgende  Käfer  bei  micrographus  gefunden:  Laeviojyhloeus  ferrugineus  St.  und  alternans 
Er.  und  NciiidSoiiKt  elongatum  L, 


Pityophthorus    exsculptus  Rtzb.    (Syn.    P.   macro- 
graphus  Eichh.   1881). 

Dem  vorigen  sehr  nahestehend,  aber  noch  länger  und 
schmäler:  die  Längsfurche  am  Flügeldeckenabsturz  nach  vorn  bis 
nahezu  zur  Mitte  reichend  (bei  micrographus  nur  das  letzte 
Drittel  einnehmend). 

Ist  fast  immer  nur  in  Fichte  angetroffen,  selten 
in  Kiefer.  Bis  jetzt  in  Deutschland,  Österreich,  Böhmen 
und  Frankreich  gefunden. 

So  schwierig  die  Käfer  von  micrographus  und 
exsculptus  auseinanderzuhalten  sind,  so  leicht  sind  die 
Fraßbilder  zu  unterscheiden. i)  —  Sie  stellen  bei 
exsculptus  Sterngänge  mit  längsgerichteten  Muttergängen, 
vielleicht  richtiger  mehrarmige  (2 — 6)  Längsgänge  dar, 
die  von  einer  meist  kreisrunden  Rammelkammer  aus- 
gehen. Die  Brutgänge,  die  eine  Breite  von  0,5  bis 
0,75  m  besitzen,  können  erstaunlich  lang  werden  (bis 
35  cm!)  und  greifen  tief  in  den  Splint  ein  (Abb.  309). 
Die  Larvengänge  stehen  sehr  weit  (i — 3  cm)  von- 
einander entfernt;  gegen  das  Ende  der  Muttergänge 
wachsen  diese  Entfernungen  und  das  Ende  des  Mutter- 
ganges ist  völlig  steril  und  meist  schwach  erweitert. 
Die  Larvengänge  sind  ziemlich  lang  (5 — 6  cm), 
schlängeln  sich  im  weitern  Verlauf  und  sind  an  ihren 
Enden  oft  erweitert.  Die  Puppenwiegen  liegen  meist 
in  der  Rinde,  selten  im  Splint.  Die  Jungkäfer  fressen 
einen  Reifungsfraß  schief  durch  die  Rinde ,  seltener 
labyrinthisch  und  den  Splint  furchend. 

Über    seine    Biologie    ist    noch    wenig    bekannt. 
Er    ist   viel   seltener   als   der   vorige    und   wird   haupt- 
sächlich   in    absterbenden    Fichtenästen    gefunden,     oft    zusammen    mit    Antliaxia 
quadripwictata    (Buprestide)    oder    mit    Phthorophloeus   spinulosus   (s.    oben    S.   600). 

IIL    Am  Stamm  und  an  Ästen,   meist  als  Raumparasit  von  anderen 
Borkenkäfern. 

Crypturgus  pusillus  Gyll. 

Der  winzige  Fichten-Crypturgus  (i  mm)  ist  von  dem  oben  (S.  556)  besprochenen  Kiefern- 
Ciypturgus  [cinereus)  durch  die  glänzende,  fast  glatte,  kaum  behaarte  Oberseite  gut  zu  unter- 
scheiden.    Körper  schwarz,  die  Flügeldecken  braun  oder  die  ganze  Oberseite  braun. 


Abb.  309.    Fraß  von  Pityoph- 
thorus   exsculptus    Rtzb.    — 
Aus  Koch. 


'j  Hervorragend  schöne  Abbildungen  von  Fraßbildern  gibt  Fuchs  (1907,  Tafel  I). 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbi 


üter  an  Fichte. 


603 


Die  über  ganz  Europa,  südlich  bis  Algier,  östlich  bis  Japan  i^und  auch  in 
Nordamerika)  verbreitete  Art  lebt  vor  allem  in  Fichte,  doch  findet  sie  sich  auch 
in  Tanne,  Lärche  und  den  verschiedenen  Kiefernarten;  Nüßlin  fand  sie  „zahl- 
reich unter  der  Rinde  von  Legföhren  auf  der  Badener  Höhe",  1000  m,  Keller 
(1910)  in  Arvenzweigen  (zusammen  mit  Pit.  qtiadridens)  usw. 

Über  seine  Lebensweise,  Fraßfigur  usw.  ist  das  gleiche  zu  sagen  wie  bei 
Cryptiirgus  cinerens  (s.  S.  556),  daß  nämlich  auch  er  mit  Vorliebe  die  Bohrlöcher 
und  Gänge  anderer  Borkenkäfer  benützt,  um  in  die  Borke  zu  gelangen  und  daß 
das  meist  von  den  fremden  Gängen  ausgehende  Brutbild  ein  unregelmäßiges  Ge- 
wirr von  Brut-  und  Larvengängen  darstellt  (Abb.  310).  Perris  beschreibt  das 
Fraßbild  als  einen  verhältnis- 
mäßig breiten  Längsgang  ohne 
Rammelkammer,  von  dem  sehr 
dicht  gestellte,  stark  gewundene 
Larvengänge  abgehen;  Barbe  y 
als  einen  „wagerechten  der  Rammel- 
kammer entbehrenden  Brutgang 
und  dicht  nebeneinander  laufende 
gewundene',  senkrechte  Larven- 
gänge". —  Generationsverhältnisse 
wie  bei  cinereus  (doppelte  Gene- 
ration). 

Er  geht  sowohl  Stangen- 
hölzer verschiedenen  Alters  als 
auch  ältere  Bäume  von  mehr  als 
80  Jahren  als  auch  jüngere 
Pflanzen  an.  Die  meisten  Autoren 
sehen  ihn  als  forstlich  unbedeu- 
tend an.  Ratzeburg  rechnet 
ihn  dagegen  zu  den  merklich 
schädlichen  Arten  undHenschel, 

der  ihn  auch  als  Nachzügler  anderer  Arten  betrachtet,  bemerkt:  „Doch  soll  man 
sich  dadurch  nicht  täuschen  lassen.  Im  Gebirge  kommt  sehr  häufig  das  Ab- 
sterben von  12  —15  jährigen  Fichten  auf  sein  Sündenregister  und  ist  daher  sein 
Schaden  durchaus  nicht  so  unbedeutend,  wie  man  seither  anzunehmen  pflegt." 
Im  allgemeinen  aber  dürfte  für  piisillus  das  gleiche  gelten,  was  oben  für  cinereus 
gesagt  wurde,  daß  nämlich  seine  forstliche  Bedeutung  „nur  gering  ist,  weil  er 
in  den  allermeisten  Fällen  andere,  größere  und  wichtigere  Borkenkäfer  als  Vor- 
arbeiter hat;  höchstens  könnte  er  sich  einmal  an  ganz  jungen  Pflanzen  un- 
angenehm bemerkbar  machen"  (Eichhoff). 


Abb.   310.      Fraß  von   Crypturgus  pusillus  GylL,    aus- 
gehend von  den  Muttergängen  von  Dryoc.  autographus 
Rtzb.  —  Aus  Koch. 


5o4  Coleoptera.   —   7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

Rindenbrüter  an  Tanne. 

Bis  vor  ca.  20  Jahren  kannte  man  nur  zwei  spezifische  Tannenborkenkäfer: 
den  krummzähnigen  {Ips  curoidens  Germ.)  und  den  kleinen  Tannenborkenkäfer 
[Cryphalns  piceae). 

Um  die  Wende  des  Jahrhunderts  wurde  nun  Ips  curvidens  auf  Grund 
morphologischer  und  biologischer  Unterschiede  in  mehrere  Arten  aufgeteilt,  so 
daß  wir  heute  drei  selbständige  krummzähnige  Tannenborkenkäfer  unterscheiden 
müssen:  Ips  cuiuidens  Germ.,  Vorontzowi  Jakobson  und  spinidens  Reitt.  Wenn 
auch  die  Unterschiede  nicht  groß  sind,  so  sind  sie  doch  konstant  und  berechtigen 
um  so  mehr  zu  einer  spezifischen  Trennung,  als  auch  das  biologische  Verhalten 
Verschiedenheiten  aufweist.  Durch  die  Arbeiten  von  Jakobson  (1895),  Barg- 
mann (1897),  Reitter  (1897),  Knotek  (1899a)  und  Fuchs  (191 1)  ist  die 
Artberechtigung  der  drei  Formen  über  allen  Zweifel  gestellt,  so  daß  heute  die 
drei  Arten  allgemein  anerkannt  sind. 

Es  kommen  also  für  unser  Faunengebiet  folgende  Arten  in  Betracht: 

Als  typische  Tannenborkenkäfer: 
IjjS  curvidens  Germ. 

—  Vorontzowi  Jakobs. 

—  spinidens  Reitt. 
Gryjihalus  piceae  Rtzb. 

Als  gelegentliche  Tannen  bewohnen 

Dendrontonus  mdcmis  Kugel.     Hauptbrutbaum  die  Fichte. 

Polygraphus  poligraphus  L.     Fichte. 

Crypturgus  pusillus  Gyll.     Fichte. 

Cryphalus  abietis  Rtzb.     Kiefer. 

Pityophthorus  micrographus  L.     Fichte. 

Pityogenes  chalcographns  L.     Fichte. 

—  bidentatus  Hbst.     Kiefer. 
Ips  amitinus  Eichh.     Fichte. 

—  laricis  F.     Kiefer. 

Dryocoetes  aiiiograjihiis  Rtzb.    Fichte. 

Ips  curvidens  Germ. 

Der  krummzähnige  Tannenborkenkäfer. 

Der  bekannteste  Vertreter  der  ,. Krummzähnigen'',    hauptsächlich  charakterisiert  durch  den 
sehr  langen  und  stark  hakenförmig  gekrümmten  2.  Zahn  der  (^  und  den  senkrecht  nach  aufwärts 
;nen  ersten  Zahn  (Suturalzähnchen).     2,75 — 3,3  mm  (Abb.  241  A,  e  u.  241  B,  c). 


Der  gewöhnliche  Brutbaum  ist  die  Weißtanne  und  zwar  in  der  so  über- 
wiegenden Mehrzahl  der  Fälle,  daß  er  nur  in  Tannenwäldern  wirklich  als  heimisch 
anzusehen  ist.  Außerdem  wurde  er  gelegentlich  noch  angetroffen  in  Abies  Nord- 
manniana^  Abies  Pichta  und  balsamea^  ferner  in  der  Lärche  und  der  Libanonzeder 
(Keller  1857),  in  der  gemeinen  Kiefer  und  Weymouthskiefer  (Nördlinger  1864, 
1870,  Fuchs  19 13,  S.  82).  Er  ist  überall  in  Europa  verbreitet,  wo  die  Weiß- 
tanne bestandsbildend  vorkommt,  also  hauptsächlich  in  den  Mittelgebirgen,  wie  im 
Schwarzwald,  Thüringer  Wald,  Frankenwald,  in  der  Rauhen  Alp,  in  den  Vogesen, 
im  Erzgebirge  usw. 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Rindenbrüter  an  Tanne.  605 

Das  Fraßbild  ist  sehr  charakteristisch  und  kaum  mit  einem  anderen  zu 
verwechseln.  Der  Muttergang  besteht  gewöhnlich  aus  einem  doppelarmigen  Quer- 
gang mit  einem  mehr  oder  weniger  langen  Eingangsstiel.  Die  beiden  Brutgänge 
werden,  wie  es  scheint  von  einem  $  genagt.  Häufig  wird  von  einem  2.  Weibchen 
von  demselben  Einbohrloch  aus  ein  zweiter  eben- 
solcher Fraßgang  nach  unten  gefressen,  so  daß 
jene  eigentümlichen  „Doppelklammern"  entstehen. 
In  diesem  Falle  befinden  sich  in  dem  Fraßbild 
nach  mehrfachen  Beobachtungen  von  Nüßlin 
2  ?  und  I  d";  es  wird  also  von  einer  bigamen 
Familie   hergestellt   (Abb.  311).     Eine  Rammel-      Abb.  311.  Ganz  junges  Brutbild  von 

.  Ips  curvidens  Geim.,  zwei  begonnene 

kammer  ist  zwar  auf  der  Innenseite  der  Rinde  doppelarmige  Wagegänge  mit  je  i  5 
meist  nicht  sichtbar,  doch  ist  eine  solche  nach  hängenl  mit  ihren  Eingangsröhren 
„,,,.„,  1    o    1      •  1.  /  \       .    .         (Stielen)    zusammen.      Nat.    Gr.    — 

Wachtl    (1895)    und   Scheidter  •  (1920)    stets  Aus  Nüßlm. 

vorhanden;    in    am    meisten    bevorzugten   stark- 
borkigen Stämmen  liegt  sie  radial  zum  Stammquerschnitt,  in  dünnberindeten  Stämmen 
dagegen  ist  sie  auf  der  Splint-  oder  Bastseite   deutlich   zu  erkennen  (Abb.  312). 

Nicht  immer  tritt  das  Fraßbild  in  der  geschilderten  Form  auf,  ja  in  den 
meisten  Fällen  zeigt  es  größere  oder  kleinere  Abweichungen  davon.  Einmal 
kann  die  Länge  und  der  Verlauf  der  Brutarme  sehr  verschieden  sein,  schräg 
gestellt,  gebogen,  geknickt  oder  gegabelt;  der  eine  Arm  kann  ferner  viel  kürzer 
sein  als  der  andere,  oder  kann  auch  ganz  fehlen  (Abb.  313).  Auch  der  Ein- 
gangsstiel kann  von  recht  verschiedener  Länge  und  sogar  bis  auf  einen  ganz 
kleinen  Rest  reduziert  sein,  in  welchem  Falle  das  Bild  einem  typischen  Sterngang 
nahekommt.  Endlich  kann  auch  die  Zahl  der  Arme  stark  schwanken  und  bis  10 
gehen,  wobei  die  Brutarme  etagenförmig  unter-  und  übereinander  stehen  (s.  Abb.  B 
bei  Wachtl  1895).  Bei  sehr  dichtem  Befall  wird  der  Verlauf  der  einzelnen 
Fraßbilder  so  atypisch,  daß  es  schwer  fällt  die  Grundform  zu  erkennen  (Abb.  314). 

Die  ziemlich  dicht  aneinander  gereihten  Larvengänge  verlaufen  in  der 
Längsrichtung  nach  oben  und  unten,  sind  bei  genügendem  Raum  nur  wenig,  im 
andern  Fall  jedoch  sehr  stark  geschlängelt  oder  gewunden  und  erreichen  eine 
Länge  von  6 — 7  cm. 

Sowohl  Mutter-  als  Larvengänge  verlaufen  im  Bast  und  Rindenkörper  und 
greifen  meist  nur  oberflächlich  in  den  Splint  ein,  und  zwar  erstere  mehr  als 
letztere.  Zur  Verpuppung  fressen  sich  die  Larven  meistens  tiefer,  ungefähr 
3 — 4,  aber  auch  bis  zu  8  und  10  mm  (Scheidter)  in  den  Splint  ein,  um  dort, 
also  ganz  im  Holz,  in  der  Längsrichtung  des  Stammes  ihre  kleinen  Puppenwiegen 
anzulegen  (Abb.  315);  das  zu  den  Puppenwiegen  führende  Bohrloch  wird  mit  feinen 
Bohrspänen  verstopft.  In  diesem  Falle  findet  man  unter  der  Rinde  keine  Puppen- 
wiegen, sondern  am  Ende  der  Larvengänge  auf  dem  Splint  nur  kleine,  weißliche, 
punktförmige  Erhöhungen  (eben  jene  Bohrmehlpfropfen)  von  kaum  i  mm  Durch- 
messer; entfernt  man  diese,  so  sieht  man  darunter  das  kleine  Einbohrloch,  das 
zur  versteckten  Puppenwiege  führt.  Oft  liegen  aber  auch,  besonders  im  starkborkigen 
unteren  Stammteil,    die   Puppenwiegen    im  Bast  oder  nur  oberflächlich  im  Splint. 


5o6  Coleoptera.    —    7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 

Ips  curvidetts  gehört  zu  den  Frühschwärmern^  der  bei  besonders 
günstiger  Witterung  und  Lage  schon  Mitte  März  zu  schwärmen  beginnt  (Barg- 
mann   1897).     Im  Durchschnitt  findet    der  Anflug   anfangs    bis    Mitte   April  statt, 


Abb.  312.    Sehr  dünn  berindetes  Gipfelstück  einer  "Weißtanne  mit  zahlreichen  Muttergängen  und 
deutlich,  sichtbaren  Rammelkammern  von  Ips  curvidens  Germ.   —   Aus  Scheidter. 

er  kann  aber  bei  sehr  ungünstiger  Witterung  auch  erst  in  den  ersten  Wochen 
des  Mai  geschehen  (Hennings,  1908,  gibt  den  10,  Mai  als  Beobachtungstag  an!). 
Es  geht  daraus  die  starke  Abhängigkeit  der  Schwärmzeit  von  Temperatur  und 
Witterung  deutlich  hervor.    Die  Embryonalentwicklung  dauert  ca.  13,  das  Larven- 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Tanne. 


607 


und  Puppenstadium  je  17—21  Tage,  dazu  kommt  noch  die  Zeit  des  Reifungs- 
fraßes, die  Hennings  auf  20  Tage  angibt,  so  daß  die  Gesamtentwicklung 
ca.  9  Wochen  währt.  Im  Juli  schreiten  die  Jungkäfer  der  i.  Generation  zu 
neuen  Brüten.  Unter  besonders  günstigen  Bedingungen  soll  es  noch  zu  einer 
3.  Generation  kommen  (Bargmann  1897,  Kahlich  1865).  Neben  der  2.  Gene- 
ration scheinen  gelegentlich  auch  Geschwisterbruten  (zweite  Brüten  der  alten 
Mutterkäfer)  vorzukommen  (Hennings  1.  c.  S.  227). 

Curvidens  ist  der  häufigste  und  gefährlichste  Feind  der  Weißtanne. 
Wo  diese  in  reinen,  ungemischten  Beständen  vorkommt,  ist  auch  er  zu  finden. 
Mit  Vorliebe  befällt  er  alte  Tannen  mit  starker  Borke,  doch  auch  in  schwächeren 
Sortimenten   ist  er  gelegentlich  anzutrefien.    Sein  Anflug  erfolgt  fast  ausschließlich. 


Abb.   313.      Brutfraß    von  Ips  curvidens   Germ.      ^Muttergänge    mit    teilweise    begonnenen    Larven- 
gängen.     Nat.   Gr.   —  Aus  Nüßlin. 


in  den  Gipfelpartien,  von  wo  er  nach  unten  fortschreitet.  Bei  starker  Ver- 
mehrung findet  man  die  Stämme  von  oben  bis  zu  den  Wurzelanläufen  so  dicht 
von  seinen  Gängen  besetzt  und  durchwühlt,  daß  fast  keine  unbefressene  Stelle 
auf  dem  Splint  zu  finden  ist.  In  erster  Linie  befällt  er  Randbäumq,  größere 
Lücken  in  Beständen  und  greift  von  hier  aus  weiter.  Die  von  ihm  im  Frühjahr 
beim  i.  Anflug  befallenen  Stämme  verraten  schon  nach  wenigen  Wochen  seine 
Anwesenheit  durch  Gelb-  und  Rotwerden  der  Nadeln;  die  im  Sommer  und  Herbst 
befallenen  Stämme  behalten  längere  Zeit  ihre  grüne  Krone. 

Wenn  curvidens  auch,  wie  fast  alle  Borkenkäfer,  sekundär  ist,  so  wird  er 
bei  stärkerer  Vermehrung  doch  leicht  primär,  und  geht  dann  die  wüchsigsten 
und    gesündesten   Bäume    an,    die    er    zum   Eingehen    bringt.     Allerdings  wird    er 


6o8 


Coleoptera.    —    7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


beim  Angriff  auf  gesunde  Bäume  anfänglich  durch  das  ausfließende  Harz  zurück- 
geschlagen; doch  werden  die  Bäume  durch  wiederholten  Angriff  allmählich  so 
geschwächt,  daß  sie  ihm  schließlich  doch  zum  Opfer  fallen.    Das   austretende  Harz 


Abb.   314.     Innenseite   der  Rinde   eines   von  Ips  curvidens  Germ,    stark   befallenen  Weißtannen- 
stammes.   Muttergänge  weichen  von  der  normalen  Form  vielfach  bedeutend  ab.  —  Aus  Scheidter. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Tanne. 


609 


vertrocknet  außerhalb  in  kleinen,  weißen  Tropfen,  und  bei  stärkerem  und  wieder- 
holtem Angriff  sind  solche  Tannen  dann  meist  von  oben  bis  unten  dicht  mit 
diesen  weißlichen  Harztröpfchen  bedeckt,  so  daß  sie  wie  mit  Kalk  bespritzt  er- 
scheinen. Auf  der  Innenseite  der  Rinde  entstehen  dann  an  den  Einbohrstellen 
kleine,  bräunliche  Flecke  (Scheid ter   1920). 

Wenn  die  Schäden,  die  curvidens  in  Tannenwaldungen  verursacht,  auch 
bei  weitem  nicht  an  die  großen  Verheerungen  des  lypographus  in  Fichten- 
waldungen heranreichen,    so    sind    sie    doch   empfindlich   genug.      Fälle,  in  denen 

tausende   von   den  schönsten  

Stämmen  durch  ihn  (meist 
in  Zusammenarbeit  mit  Cry- 
phalus  piceaej  zum  Absterben 
gebracht  wurden,  sind  häufig 
genug  (vgl.  z.  B.  Kaiich  1865). 
Beim  sogenannten  „Tannen- 
sterben'%  das  sich  in  ver- 
schiedenen großen  Tannen- 
gebieten bemerkbar  macht, 
und  dessen  primäre  Ursachen 
noch  nicht  mit  Sicherheit  er- 
kannt sind  (s.  S.  403),  ist  cur- 
videns eine  regelmäßigeBegleit- 
erscheinung  (Scheidter  191g). 

Die  Bekämpfung  ist 
wie  bei  typograt>hus  (s.  oben 
S.  586)  durchzuführen.  Sie 
hat  in  der  Hauptsache  in 
der    rechtzeitigen    Entfernung 

der  besetzten  stehenden 
Stämme  und  in  ausreichen- 
der Darbietung  von  Fang- 
bäumen zu  bestehen.  Wann 
die  Fangbäume  zu  werfen 
sind,  richtet  sich,  wie  bei 
typogratihns^  nach  den  Witte- 
rungsverhältnissen bezw.  nach 

der  Entwicklungsdauer  der  einzelnen  Generationen,  die  genau  zu  verfolgen  ist.  Die 
I.  Hauptserie  wird  spätestens  anfangs  April,  die  2.  bis  Mitte  Juni  zu  werfen  sein, 
und  eventl.  noch  eine  3.  Mitte  September.  Dazwischen  sind  noch  für  Vor-  und 
Nachzügler  und  für  Geschwisterbruten  Fangbäume  in  mäßiger  Zahl  bereitzuhalten. 

Da  die  Puppenwiegen  zum  größten  Teil  im  Holz  liegen,  so  ist  Haupt- 
bedingung für  eine  wirksame  Bekämpfung,  daß  die  Entrindung  der  Fang- 
bäume vorgenommen  wird,  bevor  die  Larven  sich  zur  Verpuppung  in 
den  Splint    begeben.     Sollte   trotzdem  einmal  die  rechtzeitige  Entrindung  ver- 

£sch  er  ich  ,  Forstinsekten.    II.  Bd.  39 


Abb.   315.      Zahlreiche  ungefähr    5  —  7  mm   tief    im  Sphnt 

liegende  Puppenwiegen  von  Ips  curvidens  Germ.  — 

Aus  Scheidter. 


6io 


Coleoptera.   —    7.  Familienteihe:   Rhynchophora. 


nach,  innen    gebogen,    fast  gerade,    dick. 


Säumt  worden  sein,  so  sind  unverzüglich  neben  den  so  vernachlässigten  Fang- 
bäumen eine  entsprechende  Zahl  weiterer  Stämme  zu  fällen,  damit  die  aus  ihnen 
ausfliegenden  Jurgkäfer  sich  sogleich  in  diese  einbohren  können  (s.  Scheidter 
1920). 

An   Parasiten    führt  Kleine   (1909)    nur   die    2  Schlupfwespen   Conostigmus  pusillus 
Rtzb.  und  Ehoptrocerus  xylophagorum.  Rtzb.  an. 

Ips  Vcrontzowi  Jakobs. 

Dem  vorigen  sehr  ähnlich,   aber  kleiner  (2  —  2,5  ^^)   ""^i   durch    die    verschiedene  Zahn- 
bildung   am    Flügeldeckenabsturz    von   ihm    gut   zu    unterscheiden.      Der    große    2.    Zahn    kaum 

walzig,  die  Spitze  abgestumpft  oder  abgeschrägt;  der 
I.  Zahn  (Suturalzähnchen)  nicht  ganz  senkrecht  auf- 
gerichtet, sondern  mehr  schräg  nach  oben  und  hinten 
gerichtet.  Vermutlich  handelt  es  sich  bei  dem  von 
Eichhoff  als  var.  (von  ciirvidens)  bezeichneten  Tieie 
(,',Körper  um  die  Hälfte  oder  ein  Drittel  kleiner")  um 
Vorontxowi .,  ebenso  bei  den  von  Reitter  in  der 
I.  Aufl.  seiner  Bestimmungstabelle  (1894)  genannten 
,, Hungertieren  des  curvidens^  welche  ihm  vorzüglich 
aus  der  Wiener  Gegend  vorlagen".  In  einer  3  Jahre 
später  erschienenen  Arbeit  (1897)  und  in  seiner  Fauna 
germanica  erkennt  Reitter  Vorontxowi  als  selb- 
ständige Art  an. 

Die  geographische  Verbreitung 
scheint  nach  den  bisherigen  Befunden  der 
von  curvidens  nicht  viel  nachzustehen.  Bis 
jetzt  ist  Vorontzoiüi  bekannt  aus  dem  Elsaß, 
Baden,  Österreich,  Böhmen,  Schlesien,  Rußland 
und   Bosnien. 

Biologisch  verhält  sich  Voronizowi 
gegenüber  cwvidens  in  einigen  Punkten  ver- 
schieden: so  bevorzugt  er  im  Gegensatz  zu 
letzterem  die  oberen  Wipfelpartien  und  Äste 
(bis  2  cm  Stärke),  also  glattrindiges  Material. 
Es  bestehen  also  in  dieser  Beziehung  ähnliche 
Verhältnisse  zwischen  den  beiden  wie  zwischen 
dem  großen  und  kleinen  Waldgärtner.  Und 
sodann  stellt  das  Voron/zowt-F tsl Eihild  ge- 
wöhnlich einen  typischen  Sterngang  mit  stets 
deutlicher  Rammelkammer  dar  (Abb.  316). 
„Die  einzelnen  Arme,  verhältnismäßig  sehr  breit  und  tief  im  Splint  angelegt, 
gehen  in  einer  Anzahl  von  3 — 9  Stück  anfänglich  radspeichenförmig  von  der 
geräumigen  Rammelkammer  aus,  nehmen  dann  aber  bald  Querrichtung  an,  ins- 
besondere in  schwachem  Astholz.  Ihre  Länge  beträgt  2—3  cm,  ausnahmsweise 
bis  5  cm.  Die  Stellung  der  Arme  erinnert  an  F.  chalcographus,  während  sie  durch 
ihre  Tiefe  und  die  der  Rammelkammer  denen  des  P.  micrographus  näherstehen, 
aber  immer  derber  und  knorriger  erscheinen.  Auch  die  Einischen  zeichnen  sich 
durch  die  für  den  kleinen  Käfer  unverhältnismäßige  Größe  aus  und  sind  dicht 
eine  an  der  andern  angelegt"  (Knotek   il 


Abb.  316.  Brutfraß  von  Ips  Vorontzowi 
Jakobs.  Unten  ein  fünfstrahliges  Brut- 
bild. Muttergänge  in  langer  Ausdehnung 
um  den  Ast  herumlaufend.  —  Aus  Nüßlin. 


Ipidae  (Scolytidae). 


Rindenbrüter  an  Tanne. 


6ii 


.'  ?..-vIpS  spinidens   Rttr.   (Syn.    Tomicus  helerodon   Wachtl    1895). 

Durchschnittlich  etwas  größer  als  Vorontxotci  (2,3 — 3,5  mm)  und  vor  allem  durch  die 
horizontale  Stellung  des  Suturalzähnchens,  das  in  der  gleichen  Flucht,  wie  die  anderen  Absturz- 
zähne stehen,  gelegen  ist,  von  diesem  sowie  von  ciirvidens  zu  unterscheiden. 

Diese  Art  wurde  1894  von  Reitter  aus  dem  Kaukasus  beschrieben,  aber 
nach  dessen  Angaben  auch  in  Mähren,  Böhmen  und  Siebenbürgen  gefunden. 
Wachtl  (1895)  beschreibt  die  gleiche  Art  unter  dem  Namen  heierodoti  aus 
Niederösterreich.  Knotek  kennt  ihn  aus  Bosnien,  Nüsslin  stellte  ihn  in  Baden 
und  Bargmann  in  den  Vogesen  fest.  Seine  Verbreitung  dürfte  demnach  die 
gleiche  sein  wie  die  seiner  Verwandten. 

Über  die  Biologie  ist  noch  nicht  allzuviel  bekannt.  Nach  Bargüiann 
befällt  spinidejis  wie  der  vorige  vorwiegend  die  oberen  Stammteile,  steigt  jedoch 
zuweilen  auch  tiefer  am  Stamm  herab.  Er  fertigt  „echte  Sterngänge  an  mit 
einer  geräumigen  Rammelkammer,  von  der  die  sehr  langen  (bis  10  cm)  Brut- 
arme radspeichenartig  ausgehen,  die  längsgerichteten  viel  häufiger  sich  knicken 
und  die  Querrichtung  einnehmen.  Im  Verhältnis  zur  Länge  und  zur  Größe  des 
Käfers  erscheinen  sie  schmal;  sie  sind  tief  in  den  Splint  eingeschnitten." 
(Knotek   1899.) 


Cryphalus  piceae  Rtzb. 

Der  kleine  Tannenborkenkäfer. 

An  seiner  Kleinheit  ^  1,1  — 1,8  mm),  dem  stark  gewölbtem  Halsschild  mit  dem  groben 
Höckerfleck  leicht  zu  erkennen.  Braun,  greisbehaart;  Flügeldecken  gewöhnlich  heller,  undeutlich, 
kaum  sichtbar  punktiert. 

Sein   Brutbaum    ist    fast    ausschließlich    die  Tanne,    nur   ganz   ausnahms- 
weise   wurde    er    an    anderen    Koniferen    gefunden,    an    Kiefer,    Fichte    (Nörd- 
linger),    Lärche    (Henschel     1878)    und    Thuja.      Seine    geographische    Ver- 
breitung   fällt   wie    bei    ciirvidens,    mit 
dem  er  oft  gemeinsam    vorkommt,    mit 
der  der  Weißtanne  zusammen.    Vertikal 
scheint     er     etwas     höher     zu     gehen. 
Bargmann    fand   ihn    in   den  Vogesen 
(an     Fangbäumen)     mit     41%     seines 
Gesamtvorkommens  in  Höhen  zwischen 
800  und   1000  m. 

Cr.  piceae  macht  wie  der  Fichten - 
Cryphalus  (s.  oben  S.  597)  unregelmäßige, 
platzartige,  mit  verschiedenen  Er- 
weiterungen und  Ausbuchtungen  ver- 
sehene Muttergänge,  die  zum  größten 
Teil  im  Bast  liegen  und  sich  auf  dem 
Splint  nur  wenig  abzeichnen.  Besondere 
Einischen  werden  nicht  genagt,  sondern 
die  Eier  haufenweise  (20-40  Stück)  lose  f^  ^i?-  Muttergang  von  Cryphalus  piceae 
^  ^  -'  Rtzb.    mit    Eiern.     Ca.  "/^    nat.    Gr.     —    Aus 

in  den  Muttergängen  abgelegt  (Abb.  317).  Scheidter. 

39* 


6l2 


Coleoptera. 


".   Familienreihe:   Rhynchophora. 


Die  Larven  fressen  vom  Rand  des  Mutterganges  weg  nach  allen  Seiten  hin 
strahlenförmig  verlaufende,  mehr  oder  weniger  gewundene  Gänge,  die  zum  größten 
Teil  im  Bast  liegen  (Abb.  319).  Am  Ende  der  Larvengänge  verfertigen  die 
Larven  eine  kleine,  stets  in  der  Längsachse  des  Stammes  gelegene  Puppenwiege, 
die  etwas  tiefer  in  den  Splint  eingreift,  aber  nicht  wie  bei  curvidens  im  Holz 
gelegen  ist.  Bei  starkem  Befall  kreuzen  sich  die  Larvengänge  vielfach  und  laufen 
wirr    durcheinander,    den    ganzen    Bast    durchwühlend;    in    solchen    Fällen J  findet 


Abb.   318.     Zahlreiche  Muttergänge  von  Ciyphalus  piceac       Abb.  319.     Brutfraß  von  CryphaluL 

Rtzb.  auf  der  Splintseite  einer  sehr  stark  besetzten  Tannen-       piceae  Rtzb.  auf  der  Innenseite  der 

Stange.     Nat.  Gr.  —  Aus  Scheidter.  Rinde.     Nat.  Gr.  —  Aus  Scheidter. 


man  kaum    i  qcm  unbefressene  Bastschicht   und   die  Rinde  läßt  sich  dann  leicht 
in  größeren  Stücken  vom  Stamm  ablösen. 

Der  kleine  Tannenborkenkäfer  ist  ein  Frühschwärmer,  der  je  nach  Lage 
und  Witterung  das  i.  Mal  schon  im  März  und  April,  das  2.  Mal  ungefähr  im 
Juni  schwärmt.  Ungünstige  Witterung  kann  den  i.  Anflug  allerdings  stark 
zurückhalten.  Beobachtete  doch  Hennings  (1908)  bei  Karlsruhe  das  i.  Schwärmen 
erst  am  13.  Mai  und  im  Schwarzwald  gar  erst  am  20.  Mai,  im  ersten  Fall  voll- 
erwachsene   Larven    am    10.  Juni,    im    2.   Fall    erst   am    15.  Juli.     Bei   Karlsruhe 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrüter  an   Tanne.  613 

vergingen  also  vom  Einbohren  bis  zur  Verpuppung  4  Wochen,  im  Schwarzwald 
gerade  die  doppelte  Zeit,  ein  Beweis,  wie  sehr  Cr.  piceae  in  seiner  Entwicklung 
von  der  Witterung  abhängig  ist.  Die  Generation  wird  wohl  in  den  meisten 
Fällen  eine  doppelte  sein,  möglicherweise  kann  es  auch  noch  zu  einer  3.  kommen. 
Scheidter  (1920),  der  den  Käfer  im  Frankenwald  gründlich  zu  beobachten 
Gelegenheit  hatte,  fand  dort  im  September  in  den  Stämmen  fast  überall  Jung- 
käfer, die  zum  Teil  schon  ausgeflogen  waren;  nur  ein  geringer  Prozentsatz  war 
noch  im  Larven-  und  Puppenstadium. 

Er  befällt  am  liebsten  dünnrindiges  Material,  also  Krone  und  Äste  älterer 
Bäume  und  vor  allem  Stangenholz;  im  Gegensatz  hierzu  behauptet  allerdings 
Barbey,  daß  er  „alten  Bäumen  von  großen  Dimensionen  den  Vorzug  vor  den 
jungen,  rasch  wachsenden  Stangen  gibt".  Jedenfalls  beginnt  in  alten  Beständen 
sein  Angriff  stets  in  den  oberen  dünnberindeten  Gipfelpartien  und  stärkeren 
Ästen,  und  schreitet  von  da  nach  unten  zu  fort. 

Auf  felsigem  nahrungsarmen  Boden  stehende  Tannenwälder  behagen  ihm 
besonders,  vor  allem  auf  Südostabhängen.  In  erster  Linie  fallen  ihm  kränkliche 
Tannen,  welche  von  der  Mistel  befallen  sind  oder  aus  irgend  einem  anderen 
Grund  zum  Absterben  neigen,  sowie  diejenigen,  deren  Gipfel  abgebrochen,  oder 
die  anormales  Wachstum  zeigen,  verwundet  oder  mit  Efeu  überzogen  sind, 
zum  Opfer  (Barbey).  Sehr  gern  befällt  er  auch  die  im  Bestände  und  auf  den 
Hiebsflächen  liegengelassenen  Gipfelstücke,  Bei  starker  Vermehrung  geht  er  aber, 
wie  curvidens,  auch  an  vollkommen  gesunde  Stämme,  die  er  allein  oder  im 
Verein  mit  curvidetis  (zu  dem  oft  noch  Pissodes  piceae  tritt)  zum  Absterben  bringt. 
Im  allgemeinen  gehen  nach  Scheidters  Beobachtungen  die  von  piceae  befallenen 
Stämme  langsamer  ein  als  die  von  curvidens  besetzten.  Sie  behalten  viel  länger 
die  Nadeln,  an  denen  sich  zuerst  eine  leichte  Verfärbung  zeigt,  bis  sie  später 
gelb  und  dann  allmählich  braun  werden  und  schließlich  abfallen.  Häufig  findet  man 
noch  teilweise  grüne  Stämme,  die  schon  fast  fertige  Käfer  in  den  Gängen  aufweisen. 

Forstlich  ist  er  zu  den  sehr  schädlichen  Insekten  zu  rechnen,  der  für 
die  Tannenwälder  mindestens  ebenso  gefährlich  ist  wie  curvide?is,  besonders  für 
die  im  Stangenholzalter  befindlichen  Bestände.  Nach  Scheidter  findet  er  sich 
weniger  in  Nestern  (horstweise)  als  vielmehr  in  einzelnen  Stämmen,  meist  aber 
dann  über  den  ganzen  Bestand  verteilt.  Der  genannte  Autor  hält  ihn  jedenfalls 
für  einen  nicht  gering  zu  nehmenden  Schädling,  ja,  er  ist  der  Überzeugung,  daß 
er  schädlicher  als  cmvidens  werden  kann. 

Der  erste  bekanntgewordene  größere  piceae-Yx2&  (in  Verbindung  mit  curvidcjii) 
ist  von  Riegel  (1856)  aus  Württemberg  beschrieben.  Die  Bemerkung  von 
Kaiich  (1865),  daß  Bostrichus  abietis  in  Schemnitz  1863  häufig  an  jungen 
Tannenbeständen  aufgetreten  sei,  bezieht  sich  offenbar  auf  unseren  Käfer. 
Schwere  Beschuldigungen  gegen  ihn  erhebt  auch  Eich  hoff,  welcher  ihn  1872  in 
den  Vogesen  als  sehr  schädlich  kennen  lernte  und  ihn  gleichwie  neuerdings 
Scheidter  als  den  schädlicheren  der  beiden  Tannenborkenkäfer  anzusehen 
geneigt  ist.  In  letzter  Zeit  ist  er  im  Frankenwald  (Bayern)  recht  schädlich  und 
hartnäckig   aufgetreten,    worüber  Scheidter   mehrfach   berichtet  (1919  u.    1920). 


6  14  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Die  Bekämpfung  ist  die  gleiche  wie  bei  curvidens:  Entfernen  bezw.  Un- 
schädlichmachung der  besetzten  stehenden  Stämme  und  Werfen  von  Fangbäumen. 
Als  Fangmaterial  sind  als  besonders  geeignet  Stangen  zu  werfen;  auch  die  bei 
den  Haupt-  und  Durchforstungshieben  anfallenden  Gipfelstücke  und  stärkeren 
Äste  üben  eine  große  Anziehung  auf  piceae  aus.  Man  soll  sie  deshalb  bei  An- 
wesenheit des  Käfers  im  Walde  längere  Zeit  liegen  lassen,  bis  sie  mit  Brut 
besetzt  sind,  und  dann  rechtzeitig  verbrennen.  Ebenso  ist  die  bei  der  Entrindung 
der  Fangbäurae  anfallende  Rinde  zu  verbrennen,  da  viele  Mutterkäfer  oder 
schon  entwickelte  Jungkäfer  in  ihr  haften  bleiben.  Die  r.  Fangbaumserie  muß 
bereits  anfangs  März  geworfen  sein,  die  2.  im  Mai,  und  event.  noch  eine 
3.  im  Herbst.  Auch  hier  ist  es,  wie  bei  typographiis  und  curvidens  von  großer 
Wichtigkeit,  daß  der  Wirtschafter  bezw.  sein  Personal  über  die  Entwicklung  des 
Schädlings  fortwährend  durch  Kontrollbäume  auf  dem  laufenden  gehalten  ist  und 
darnach  seinen  Plan  zur  Bekämpfung  aufstellt.  Scheidter  macht  auch  darauf 
aufmerksam,  daß  „die  Abgabe  der  mit  Brut  besetzten  Gipfelstücke  an  die 
Bevölkerung  nicht  zu  empfehlen  ist,  selbst  wenn  ihr  die  Auflage  gemacht  würde, 
das  Material  sogleich  zu  verbrennen.  Denn  in  der  Regel  geschieht  es  ja  doch 
nicht  und  so  würden  auf  diese  Weise  die  Käfer  nur  weiter  verschleppt  und  ver- 
breitet werden." 

Als  Parasiten  gibt  Kleine  nur  i  Schlupfwespe:  Rhoptrocerus  xylo- 
phagorum  an. 


Rindenbrüter  an  Lärche. 

Bis  heute  kennen  wir  nur  2  typische  Lärchenborkenkäfer:  Ips  cembtae 
Heer  und  Cryphalus  intermedius  Fern,  von  denen  der  erste  auch  erst  seit  etwa 
I    Dezennium  als  typisches  Lärchentier  erkannt  wurde. 

Dagegen  ist  eine  ganze  Reihe  anderen  Baumarten  angepaßter  Arten  ge- 
legentlich auch  auf  Lärche  gefunden  worden;  es  sind  dies:  Myelophilus  pini- 
perda  L,  (Kiefer),  Xylechinus  pilosus  (Fichte),  Crypturgus  pusillus  (Fichte),  Cryphalus 
piceae  (Tanne),  Piiyophthorm  glabraius  (Kiefer),  micrographus  (Fichte),  Piiyogenes 
chalcographus  (Fichte),  bidendatus  (Kiefer),  bistridetitatus  (Kiefer),  Ips  typogtaphus 
(Fichte),  iaricis  (Kiefer),  curvidens  (Tanne)  und  spinidens  (Tanne). 

/'  ?frv  Ips  cembrae  Heer. 

Der  große  Lärchenborkenkäfer. 

Während  man  lange  Zeit  die  in  Lärche  und  Arve  brütenden  Borkenkäfer  für  eine  Art 
gehalten  hat,  haben  Keller  (1910)  und  Fuchs  (1913)  gezeigt,  daß  die  auf  den  genannten 
beiden  Baumarten  vorkommenden  Tiere  verschieden  sind.  Letzterer  hat  ferner  dargetan,  daß  es 
sich  um  2  spezifisch  zu  trennende  Formen  handelt,  von  denen  das  Lärchentier  dem  Heerschen 
cemhrae  entspricht,  während  das  Arventier  zum  Formenkreis  des  atnitinus  gehört  (s.  oben 
S.  538).')  —  Daß  Heer  für  seinen  cembi'ae  die  Arve  als  Brutbaum  angibt,  rührt  wohl  daher, 
daß  diese  Art  auch  gelegentlich  auf  Arve  vorkommt,  und  daß  er  in  der  Folge  die  Lärchen-  und 
Arventiere,  die  sich  ja  sehr  nahestehen,  nicht  voneinander  getrennt  hat. 


^)  Auch  der  ausgezeichnete,  leider  so  früh  verstorbene  Borkenkäferforscher  Tr^dl  schreibt, 
alle  angeblichen  amitimts,  die  aus  Lärche  stammen,  sich  als  cembrae  erwiesen  haben. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindeiibiüter^an^Lärche. 


615 


Wir    schließen   uns    dem    Standpunkt   von  Fuchs    an    und    beiiehen    den    vorzüglich    auf 
T.ärche    vorkommenden  Ips   auf   cembrae  Heer.     Derselbe   unterscheidet   sich    von   dem   ihm    am 


Abb.    320.      Brutfraß   von  Ips  cembrae  Heer  in  Lärchenrinde.      Verkl.    —    Original  (phot.   SeifFj. 


nächsten  stehenden  amiiiims  hauptsächlich  durch  seine  größere  Gestalt  (5,5  mm,  mnitimis  nur 
4  mm),  seine  rechteckige,  nach  hinten  nicht  verschmälerte  Form,  durch  das  Fehlen  des  Stirn- 
höckers beim   J,  und  durch  den  Bau  der  Fühlerkeule,    deren  Nähte  zur  Spitze  vorgezogen  sind. 


5i6  ColeQptera.   —   ".   Farnilienreihe :   Rhynchophora. 

Der  Hauptbrutbaum  von  Ips  cembrae  (in  unserem  Sinn)  ist  die  Lärche. 
Daneben  kommt  er  auch  auf  Arve  (Scheidter),  Kieter  (Fuchs)  und  Fichte  vor 
(Nechleba   1923  u.  Fuchs). 

Die  Angaben  über  seine  Verbreitung  sind  nach  der  Fuchs'schen  Definition 
der  Art  zu  revidieren:  in  den  Alpen  ist  er  weit  verbreitet  und  geht  vertikal  bis 
zur  Lärchengrenze;  Barbey  fand  ihn  noch  bei  2300  m.  Nach  Nechleba  tritt 
er  seit  einigen  Jahren  in  Pürglitz  in  Böhmen  schädlich  auf. 

Das  Fraßbild  (Abb.  320)  stellt  gewöhnlich  einen  3-  und  mehrarmigen 
Sterngang  dar  (ganz  ähnlich  dem  von  ainithitis)]  seltener  sind  ein-  und  doppel- 
armige  Formen.  Die  Gänge  sind,  wo  sie  Platz  haben,  mitunter  von  bedeutender 
Länge  und  verlaufen  oft  im  Bogen.  Bei  sehr  dichtem  Besatz  werden  die  Formen 
durch  Ausweichen,  Unterdrückung  usw.  sehr  unregelmäßig;  auch  kommt  es  in 
solchen  Fällen  nicht  selten  zu  Verbindungen  benachbarter  Gangsysteme.  Mutter- 
gänge und  Rammelkammer  sind  stets  gut  ausgescheuert.  Luftlöcher  fehlen  oder  sind 
nur  in  geringer  Zahl  vorhanden.  Die  Larvengänge  stehen,  wo  sie  sich  entfalten 
können,  sehr  dicht  und  sind  wenig  geschlängelt.  Sie  liegen,  wie  auch  die  Brut- 
gänge, größtenteils  in  der  Rinde,  ebenso  wie  die  Puppenwiegen.  Sowohl  Rege- 
nerationsfraß (entweder  als  sterile  Fortsetzung  des  Mutterganges  oder  als  Aus- 
sackungen seiner  Enden),  als  auch  Reifungsfraß  (Erweiterung  der  Puppenwiegen 
oder  dendritische,  teilweise  den  Splint  tief  furchende  Gänge)  läßt  sich  bei  vollendeten 
Fraßbildern  meist  feststellen. 

Die  Generationsverhältnisse  sind  noch  nicht  völlig  geklärt.  Keller  (19 10), 
dem  wir  die  eingehendsten  Beobachtungen  verdanken,  nimmt  einjährige  Gene- 
ration an,  jedoch  eine  2.  Brut  der  Mutterkäfer,  die  eine  doppelte  Generation 
vortäuschen  kann.  „Die  erste  Brutperiode  fällt  nach  ihrem  Beginn  in  den  An- 
fang Juni,  sie  liefert  im  September  ausgereifte  Käfer,  die  überwintern.  Die 
2.  Brutperiode  (Geschwisterbrut)  beginnt  Ende  Juli  oder  anfangs  August  und 
liefert  bis  zum  Winter  ausgewachsene  Larven,  teilweise  auch  Puppen." 

Ips  cembrae  gehört  zu  den  gemeinsten  und  gefährlichsten  Feinden  der 
Lärchenwälder,  vor  allem  in  den  Alpen.  Doch  trat  er  in  neuer  Zeit  auch  in 
Böhmen  in  den  Pürglitzer  Waldungen  recht  schädlich  auf.  Es  sind  ihm  da  nach 
Nechleba  (1923)  in  den  letzten  zehn  Jahren  500  fm  zum  Opfer  gefallen.  Der 
ungünstige  Standort  1),  vorhergegangener  Nonnen-  und  Mottenfraß  dürften  (im 
Verein  mit  Dürre)  die  Bestände  für  den  Borkenkäferangriff  vorbereitet  haben. 
Ganz  gesunde  Lärchen  auf  halbwegs  günstigem  Standort  blieben  größtenteils  ver- 
schont. Auch  die  Fichten  wurden  in  den  Pürglitzer  Waldungen  angegangen, 
jedoch  nur  sporadisch  und  nur  durch  Nonnenfraß  stark  geschädigte, 

"  "■■■'■  Cryphalus  intermedius  Ferr 

Der  kleine  Lärchenborkenkäfer. 

An  der  Kleinheit  (2  mm),  dem  gewölbten  Halsschild  mit  dem  auffallenden  Höckerfleck 
leicht  zu  erkennen.  Flügeldecken  höchstens  i^l^maX  so  lang  als  zusammen  breit,  Punktstreifen 
fein  aber  deutlich.     Pechbraun  (s.  Tab.  S.  481). 


')  Die  Lärche  wurde  dort  vor  ca.  loo  Jahren  als  vermeintlicher  Bodenverbesserer  und 
Mehrer  sowohl  des  Massen-  als  des  Geldertrages  an  Stelle  des  früheren  autochthonen  Laub- 
holzes im  großen  eingebracht. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Rindenbrütei-  an   Tanne. 


617 


Er  brütet  wohl  fast  ausschließlich  in  Lärche;  ob  er,  wie  Ferrari  angibt, 
auch  auf  Kiefern  vorkommt,  erscheint  sehr  zweifelhaft.  Er  scheint  ein  aus- 
gesprochenes Hochgebirgstier  zu  sein,  das  hauptsächlich  in  den  Alpen  Österreichs, 
Kärntens,  Tirols  und  der  Schweiz  zu  Hause  ist.  Hinter  die  von  Trcdl  noch  an- 
gegebenen Fundorte:  Italien,  Hessen 
und  Oldenburg  darf  wohl  ein  Frage- 
zeichen gesetzt  werden. 

Der  Lärchen-  Cryphalus  frißt 
(wie  seine  Verwandten  auf  Kiefer 
und  Fichte)  „einen  kleinen,  unregel- 
mäßigen Platzgang  in  der  Rinde 
(Abb.  321),  welcher  auf  dem  Splint 
gewöhnlich  nur  ganz  wenig  sichtbar 
ist.  Die  Larven  fressen  wirr  durch- 
einander und  verwandeln  bei  starker 
Besetzung  die  ganze  Kambialschicht 
in  pulverförmiges  Bohrmehl,  so 
daß  auch  die  Muttergänge  manch- 
mal schwer  erkennbar  sind.  Die 
Puppenwiegen  sind  auch  im  Splint 
deutlich  markiert.  Insbesondere  in 
schwächerem  Material,  an  Astwinkeln" 
(Koch). 

Bezüglich  der  Generations- 
frage bedarf  es  noch  genauerer 
Beobachtungen,  um  mit  Sicherheit 
sagen  zu  können,  ob  die  Generation 
einfach  oder  doppelt  ist.  Fuchs 
(1907,  S.  48)  beobachtete  im  Juli, 
August  das  frische  Einbohren  und 
fand  in  denselben  Fraßstücken  im 
,  Oktober  lauter  ausgebildete,  schwarze 
Käfer.  Die  alten  Mutterkäfer  traf  er 
im  Oktober  meist  tot  im  Brutraum 
vor.  Diese  Beobachtung  läßt  wohl  auf 
eine   doppelte  Generation    schließen, 

weil  die  jungen  Herbstkäfer  überwintern  und  vermutlich ,  ähnlich  den  übrigen 
Gattungsgenossen,  zeitlich  im  Frühjahr  schwärmen.  Die  junge  Frühjahrsbrut  kann 
bis  Juli  gut  ausgebildet  sein  und  im  August  neue  Brüten  anlegen,  die  bis  zum 
Oktober  fertige  Käfer  geben  (Tredl  1908). 

Tredl(i9o8)  fand  den  Käfer  in  (vom  Schnee  und  Wind)  geworfenen  Lärchen 
und  zwar  in  den  4 — 10  cm  starken  Gipfelpartien,  insbesondere  in  der  Nähe  der 
Astquirl  und  auch  in  einzelnen  starken  Ästen.  Er  kommt  aber  wohl  auch  (wie 
seine  Verwandten    auf  Fichte    und  Kiefer)   in    stehenden   lebenden  Bäumen   vor. 


Abb.   321.      Brutfraß    von    Cryphalus    intermedius 

Ferr.  an   Lärche   (SpHnt).     Nat.  Gr.   —     Aus   Koch 

(phot.   Scheidter). 


6ii 


Coleoptera. 


7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Rindenbrüter  an  Juniperus  (Wactiolder)  und  Thuja  (Lebensbaum). 

In  unserem  Faunengebiet  tritt  an  den  genannten  Cupressaceen  eine 
Hylesine  auf: 

/   •'•'Phloeosinus  thujae  Perris. 

Ein  kleiner  Hylesine,  von  1,5 — 2  mm,  pechschwarz,  gelblich  behaart  mit  hellbraunen 
Fühlern  und  Tarsen.  Von  Hylesinus  usw.  durch  die  am  Innenrand  tief  ausgeschnittenen  Augen 
leicht  zu  unterscheiden.  Auch  seine  Fühler  mit  nur  einseitig  durch  2  Einschnitte  3 geteilter  Keule 
macht  ihn  leicht  erkenntlich  (s.  Tab.  S.  474  u.  479). 

Die  Art  gehört  dem  südlichen  Europa  an,  kommt  aber  auch  bei  uns  nicht 
selten    vor,    vor  allem  in  Wacholder  und  in  Thujen.     Bugnion  (1887)  fand 

,sie  auch  in   Sequoia  giga7itea. 

Der  Mutterkäfer  macht  kurze, 
doppelarmige  Längsgänge  (von 
2 — 4  cm),  die  von  einer  kleinen, 
schrägen,  oft  hakenförmigen,  mehr 
oder  weniger  weiten  Aushöhlung 
(Rammelkammer?)  ausgehen  (Abb. 
322)  und  gewöhnlich  tief  im  Splint 
eingeschnitten  sind.  Die  Larven- 
gänge gehen  anfangs  senkrecht  vom 
Muttergang  ab,  wenden  sich  aber 
nach  kurzem  Verlauf  auf-  und  ab- 
wärts und  beginnen  sich  bald  zu 
drängen  und  durcheinander  zu 
laufen.  Die  Larvengänge  befinden 
sich  größtenteils  in  der  Rinde.  Zur 
Verpuppung  jedoch  dringen  die 
Larven  meist  senkrecht  ins  Holz 
ein  (ähnlich  wie  curvidens)  und  ver- 
stopfen das  Eingangsloch  mit  Bohr- 
mehl. Es  kommen  übrigens  häufig 
mehr  oder  weniger  starke  Ab- 
weichungen von  diesem  Normalbild 
vor,  von  denen  Torka  (1906)  eine 
ganze  Reihe  abgebildet  hat. 
Die  Generationsverhältnisse  sind  noch  wenig  geklärt.  Nach  Bugnion 
(1887)  findet  die  Begattung  im  Juli  statt,  die  Eiablage  dauert  bis  Oktober  an. 
Die  überwinternden  Larven  verpuppen  sich  erst  gegen  Ende  des  folgenden  Früh- 
jahrs; Ende  Juni  erst  findet  die  letzte  Metamorphose  statt  —  also  eine  einjährige 
Generation.  Torka  (1906)  beobachtete  in  Norddeutschland  das  Auskommen 
der  Käfer  aus  der  Puppe  Ende  Mai.  Am  2.  Juni  fand  er  fast  alle  Käfer  schwarz 
verfärbt.  Das  Durchbohren  der  Rinde  geschah  vom  8. — 15.  Juni.  „Eine  Eigen- 
tümlichkeit konnte  man  bei  diesem  Käfer  stets  beobachten,  nämlich  die,  daß  der 


Abb.  322.     Brutfraß   von    Phloeosinus    thujae    Perr. 
in  Wacholder.  —    Original  (phot.  Scheidter). 


Ipidae  (Scolytidae).   —  Rindenbrüter  an  Juniperus  (Wacholder)  und  Thuja  (Lebensbaum).      5 IQ 

Käfer  nach  dem  Verlassen  der  Puppenwiege  in  dieselbe  zurückkehrte,  aber  mit 
dem  Kopf  zuerst  und  hier  längere  Zeit  verblieb.  Erst  nach  dem  20.  Juni,  als 
die  Temperatur  höher  stieg,  erfolgte  das  endgültige  Verlassen  derselben."  Wahr- 
scheinlich handelt  es  sich  hier  um  einen  Reifungsfraß.  Barbey  nimmt  an,  daß 
im  warmen  Klima  Südeuropas,  wenn  das  Schwärmen  frühzeitiger  erfolgt,  die 
ganze  Entwicklung  bis  zur  fertigen  Imago  vor  Anfang  des  Winters  zum  Abschluß 
gelangt.     Henschel  schreibt  unserer  Art  eine   2 jährige  Generation  zu. 

Der  Käfer  tritt  auch  in  Deutschland  mancherorts  häufig  in  Wacholder 
auf.  So  berichtet  Torka  (1906),  daß  er  in  der  Umgebung  von  Schwiebus 
überall,  wo  Wacholder  in  größerer  Menge  .auftritt,  nicht  selten  zu  finden  ist. 
Er  geht  sowohl  in  stärkere  Stämmchen  als  in  ganz  schwache  Zweige.  Die 
von  ihm  befallenen  Büsche  erkennt  man  an  den  rot  verfärbten  Nadeln.  Er 
tötet  die  Büsche  bis  zur  Wurzel.  Bugnion  beobachtete  in  Lausanne  mehrere 
Zweige  von  Sequoia  giganlea  von  unserem  Käfer  befallen,  die  bald  zu  welken 
begannen  und  abstarben. 

Unter  dem  Titel  „Juniperus  als  Sterbequartier  verschiedener  Borkenkäfer- 
männchen?" berichtet  Simmel  (1818)  über  die  von  ihm  in  Krain  wiederholt  gemachte 
Beobachtung,  daß  die  Wacholderäste  von  einer  ganzen  Reihe  von  Borkenkäferarten  beflogen 
wurden,  die  sich  auch  einbohrten,  um.  jedoch  nach  kurzer  Bohrtätigkeit  (die  Gänge  waren  in  den 
meisten  Fällen  nur  gerade  so  groß,  daß  sie  den  Käfer  bequem  aufnehmen  konnten)  abzusterben. 
Die  Untersuchung  ergab,  daß  es  sich  durchwegs  um  (j'^j'  handelte.  Simmel  hält  die  Gänge 
füi  „Sterbequartiere".  Möglicherweise  handelt  es  sich  um  den  Versuch  eines  Regenerationsfraßes, 
bei  dem  die  Mehrzahl  der  Käfer  aus  Entkräftung  zugrunde  gegangen  sind.  Es  wurden  folgende 
Arten  festgestellt:   Cryphalus  abieiis^  Pityophthorus  und  Pityogenes  chalcographus. 

11.  Wurzelbrüter. 

Gegenüber  den  Rindenbrütern  treten  die  Wurzelbrüter  ganz  wesentlich 
zurück,  sowohl  bezüglich  der  Zahl  —  es  kommen  für  unser  Gebiet  nur  6  Arten 
in  Betracht  —  als  auch  bezüglich  der  forstlichen  Bedeutung.  Wenn  sie  auch  als 
Kulturschädlinge  eine  verderbliche  Rolle  spielen  können,  so  erreichen  ihre 
Schäden  doch  niemals  die  ungeheuren  Ausmaße,  wie  sie  bei  Rindenbrütern  vor- 
kommen. 

Sämtliche  Wurzelbrüter  sind  Hylesinen;    sie  gehören  (mit   einer  Ausnahme) 

der  Gattung  Hylastes  an,  welche    überhaupt   nur   wurzelbrütende    Formen    enthält. 

Für  unser  Faunengebiet  kommen  folgende  Arten  als  Wurzelbrüter  in  Betracht: 
Hylurgus  lignipei'da  F,  Länge  5  —  6  mm. 
Hylastes  ater  Payk.,  Länge  4,5—4,8  mm. 

—  cimicmlarius  Er,  Länge  4—4,5  mm. 
-  attenuatus  Er.,  Länge  2-2,3  rn^" 

—  opacus  Er.,  Länge  2,3  —  3  mm 

—  angiistatus  Hbst.,  Länge  2,5  —  3  mm. 

Alle  die  genannten  Arten  haben  einen  ziemlich  übereinstimmenden  Habitus:  langgestreckt, 
walzenförmig,  schwarz  oder  teilweise  schwarzbraun,  mäßig  glänzend  oder  matt,  Behaarung  (mit 
Ausnahme  von  Hylurgus)  wenig  auiTallend.  Zur  Unterscheidung  dienen  die  Größe  (große  Formen 
von  über  4  mm:  ligniperda,  ater^  cwiicularms^  kleine  Formen  unter  4  mm:  attenuatus,  opacus, 
angustaius),  die  Form  des  Halsschildes,  der  Flügeldecken  usw.  Die  Unterscheidung  ist  nicht 
immer  leicht,  wird  sich  aber  doch  an  der  Hand  der  obigen  Bestimmungstabelle  (S.  480)  ziemlich 
sicher  durchführen  lassen. 

Was  die  Fraßpfianzen  betrifft,  so  gehen  die  meisten    an  Kiefer,    nur  eine 

Art  an  Fichte. 


Coleoptera.   —    7.   Familienreihe:   Rhynchophora. 


An  Kiefer  kommen  vor:  Hylurgus  ligniperda  F.,  Hylastes  ater  Payk., 
attenuatus  Er.,  angustatus  Hbst.  und  opacus  Er.,  an  Fichte  dagegen  nur: 
Hylastes  cunicularius  Er. 

Daß  eine  Art  an  Kiefer  und  Fichte  zugleich  vorkommt,  ist  eine  Ausnahme; 
Tredl  erwähnt  dies  nur  von  Hyl.  atigustatiis.  Bei  cunicularius  gibt  er  neben  der 
Fichte  noch  die  Lärche  als  Fraßpfianze  an. 

Im  übrigen  stimmen  die  sämtlichen  wurzel- 
brütenden Hylesinen  biologisch  und  forstlich  so 
weitgehend  überein,  daß  wir  sie  hier  unbedenk- 
lich gemeinsam  behandeln  können. 

Sämtliche  hier  zu  erwähnende  Formen  sind 
Frühschwärmer,  die  meist  als  Käfer  über- 
wintern, in  den  ersten  warmen  Frühjahrstagen 
die  neuen  Nadelholzschläge  besuchen  und  hier 
die  flachstreichenden  Wurzeln  von  Stöcken,  sowie 
diese  selbst  mit  Eiein  belegen.  Die  normale 
Fraßfigur  aller  Arten  besteht  aus  kürzeren  oder 
längeren,  einarmigen  Längsgängen  mit  regel- 
mäßigen Eiergrübchen  und  quer  abgehenden 
Larvengängen,  welche  allerdings  nur,  solange  die 
Larven  noch  ganz  jung  und  die  Gänge  sehr  kurz 
sind,  deutlich  getrennt  bleiben,  später  aber  sich 
stets  so  kreuzen  und  verwirren,  daß  die  ganzen 
tieferen  Rindenlagen  auf  beträchtliche  Ausdehnung 
hin  in  braunes,  dem  „Schnupftabak  ähnliches" 
Fraßmehl  verwandelt  sind.  Hierbei  können 
übrigens  auch  die  Jungkäfer  beteiligt  sein,  die 
mitunter  noch  einige  Zeit  unter  der  Rinde  fressen. 
Für  gewöhnhch  aber  wird  der  Reifungs- 
fraß außerhalb  der  Geburtsstätte  aus- 
geführt und  zwar  entweder  wieder  an  Stöcken 
oder  an  feucht  liegenden  Stämmen  oder  Scheit- 
holz, wo  sie  sich  oft  massenhaft  einbohren  und 
kolonnenweise  fressen,  oder  aber  an  jungen 
3 — 10jährigen  Kiefern-  oder  Fichten- 
pflanzen, wo  sie  teils  unterirdisch  am  Wurzel- 
teils über  der  Erde  oberhalb  des  Wurzelknotens 
hier  die  gleiche  Erscheinung  wie  beim  Hylobius 
vor,  der  ja  auch  seinen  Reifungsfraß  an  der  Basis  junger  Pflanzen  ausführt  (s.  oben 
S.  344).  So  ermnern  auch  die  Fraßbilder  der  Wurzelbrüter  (Abb.  323)  deutlich 
an  Hylobius-Yxd&\  doch  lassen  sie  sich  durch  die  Form  meist  leicht  davon  unter- 
scheiden :  Die  Hylesinen  dringen  entsprechend  ihrer  Natur  als  Borkenkäfer  tiefer 
ein,  machen  längere  Gänge  und  unterhöhlen  vor  allem  auch  streckenweise  die 
Rinde,  was  bei  Hylobius  niemals  vorkommt.  Grindiger  Harzausfluß  findet  sich 
beim  Hylesinenfraß  ebenso  wie  bei  Hylobius. 


Abb.     323.       Ernährungsfiaß     von 

Hylastes     ater    Payk.     an     junger 

Kiefer.  —  Nach  Eckstein. 

knoten  und  an  der  Pfahlwurzel, 
die  Rinde   befressen.     Es  tliegt 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Wurzelbrüter.  02  1 

Gelegentlich  geht  der  Käfer  zum  Brüten  auch  in  die  Wurzeln 
lebender  Pflanzen.  Es  existieren  verschiedene  Angaben  darüber  so  bei 
Henschel,  Judeich  und  Nitsche  (S.  455);  es  handelt  sich  allerdings  nur 
um  ganz  vereinzelte  Fälle,  Beck  dagegen  berichtet  (Forstschutz  I,  S.  250),  daß 
H.  cuniculariiis  im  Erzgebirge  in  den  Wurzeln  30 jähriger  Fichten  in  solchem 
Maße  brütend  gefunden  wurde,  daß  mehrere  der  befallenen  Bäume  eingingen. 
Doch  dürfte  auch  dieser  Fall  als  Ausnahmeerscheinung,  vielleicht  durch  örtliche 
Verhältnisse  verursacht,  anzusehen  sein. 

Im  allgemeinen  gilt  für  alle  Wurzelbrüter,  daß  ihr  Brutfraß  forstlich 
indifferent  ist,  daß  sie  dagegen  durch  ihren  Ernährungsfraß  an 
jungen  Pflanzen  zu  Kulturschädlingen  schlimmster  Sorte  werden 
können  (ebenbürtig  dem   Hauptwürger  der  Waldjugend,  dem  Hylobius). 

Die  Rindenverletzungen  am  bezw.  über  dem  Wurzelhals  der  im  zartesten 
Alter  stehenden  Pflanzen  üben  dieselbe  Wirkung  auf  deren  Leben  aus  wie  Hyiobius- 
Fraß,  ja  oft  nur  noch  rascher,  wenn  nämlich  die  Fraßgänge  ringförmig  um  das 
Stämmchen  herumlaufen.  Die  Pflanzen  kränkeln,  die  Nadeln  werden  gelb  und 
es  tritt  der  Tod  ein.  Nur  wenige  Opfer  der  Wurzelbrüter  überleben  den  Fraß; 
es  sind  dies  namentlich  die  etwas  älteren  Pflanzen,  die  aber  meist  dann  Miß- 
bildungen am  Wurzelknoten  behalten. 

Bei  weitem  am  häufigsten  und  verbreitetsten  ist  Hylastes  ater^  der  nicht  nur 
die  gemeine  Kiefer,  sondern  auch  alle  anderen  bei  uns  kultivierten  Pinusarten 
angeht  und  sodann  H.  ainicularius,  der  ater  an  der  Fichte  vertritt.  Die  kleinen 
Arten  treten  diesen  gegenüber  etwas  zurück.  Attermatus  scheint  mehr  die  süd- 
lichen und  gemäßigten  Gegenden  Europas  zu  bewohnen,  während  die  anderen 
über  ganz  Europa  bis  nach  Skandinavien  und  Sibirien  verbreitet  sind. 

Die  Generation  ist  wohl  bei  allen  Arten  unter  einigermaßen  normalen 
Verhältnissen  doppelt.  Die  zweite  Generation  beginnt  ihr  Brutgeschäft  etwa  im 
Juli  und  ergibt  etwa  Ende  September  die  fertigen  Käfer,  die  in  der  Bodendecke, 
unter  Rindenplatten  usw.  überwintern.  Übrigens  bedürfen  die  Fortpflanzungs- 
verhältnisse der  Wurzelbrüter  noch  in  mehrfacher  Hinsicht  der  Aufklärung. 

Was  die  Bekämpfung  betrifft,  so  hat  diese  im  großen  und  ganzen  nach 
dem  Prinzip  der  Bekämpfung  des  Hylobius  zu  geschehen,  mit  dem  die  Wurzel- 
brüter ja  sowohl  biologisch  als  forstlich  in  den  Grundlinien  übereinstimmen. 
Alle  die  vorbeugenden  Maßnahmen,  die  dort  für  den  Rüsselkäfer  angegeben  sind, 
gelten  in  gleicher  Weise  für  die  Wurzelbrüter,  und  ebenso  die  dort  empfohlenen 
Vertilgungsmethoden  wie  die  Fanggräben  und  vor  allem  die  Fangrinden 
und  Fangkloben.     Über  alle  diese  Punkte  ist  oben  (S.  359fr.)  nachzulesen. 

Über  die  Erfolge,  die  durch  koDsequente  Anwendung  von  Fangkloben  und  Fangrinden 
erzielt  werden  können,  seien  hier  nach  Heß- Beck  (Forstschutz  I,  S  251)  einige  Angaben  wieder- 
gegeben :  ,, Fangkloben  sind  vom  Forstmeister  Boden  im  Revier  Freienwalde  a.  d.  O.  mit 
großem  Erfolg  gegen  //.  ater  angewandt  worden.  In  der  Zeit  vom  i.  April  bis  November 
wurde  auf  26  ha  mit  8412  Fangkloben  etwa  2,8  Millionen  Käfer  .(d.  i.  333  Stück  mit  einem 
Kloben)  gefangen.  Im  nächsten  Jahr  stellte  sich  in  der  gleichen  Zeit  von  April  bis  November 
das  Fangergebnis  von  7724  Knüppeln  auf  1,56  Millionen  Käfer  (also  durchschnittlich  200  Stück 
für  einen   Knüppel).      ,,Über  gleich  gute  Erfolge  mit  Fangkloben,    die  auf  der  unteren   Seite  ein- 


522  Coleoptera.  —   ".  Familienreihe:  Rhynchophora. 

gerissen  wurden,  berichtet  Thaler  aus  Hessen.  Fangrinden  bewährten  sich  bei  der  Bekämpfung 
von  H.  cunicularius  auf  einem  Revier  bei  Olmütz.  Man  fing  unter  den  25  qcm  großen  Rinden- 
stücken bis  zu  50  Käfer"   (auf  einmal). 

Die  bereits  angegriffenen,   durch    ihr  Welken  kenntlichen    Pflanzen   sind  zu 

entfernen  und  verbrennen.     Von   besonderer  Wichtigkeit  ist  es  aber  hierbei,  daß 

die  kranken  Pflanzen    nicht   einfach   herausgezogen   werden,   weil   alsdann   die   an 

den  Wurzeln  fressenden  Käfer,  namentlich    bei   trockenem    Wetter,  abgestreift  im 

Boden  zurückbleiben.     Dieselben   müssen  vielmehr   mit   Ballen   ausgehoben,   dann 

mit  trockenem  Reisig  durchsetzt  zusammengehäuft  und  verbrannt  werden. 

Als  Feinde  der  Wurzelbrüter  führt  Kleine  nur  einige  Käfer  an,  nämlich  Pityoi)ha(i>is 
ferrugineus  L..  Platysoma  angiistahini  Duft.  (Hister.)  und  Atheta  celata  Er.  (Staphyl ), 

III.  Holzbrüter. 

Die  Zahl  der  holzbrütenden  Borkenkäfer  ist  gegenüber  den  Rindenbrütern 
ebenfalls  eine  geringe  und  auf  nur  3  Gattungen  Xylotems,  Xyleborus  und  Ajii- 
sandrus  beschränkt.  Sie  bilden  biologisch  eine  sehr  charakteristische  Gruppe.  Ihr 
gemeinsames  biologisches  Hauptmerkmal  besteht  darin,  daß  sie  ihre  Brutgänge 
tief  ins  Holz  hinein  versenken  und  also  die  ganze  Entwicklung  vom  Ei  bis  zur 
Imago  im  Holz  sich  abspielt.  Damit  hängt  eine  andere  Eigentümlichkeit  der 
Holzbrüter  zusammen,  die  ihnen  schon  viel  Interesse  von  Seite  der  Zoologen 
und  Botaniker  eingetragen  hat:  die  Pilzzucht. 

Die  holzbrütenden  Borkenkäfer  gehören  zu  den  pilzzüchtenden  Tieren,  wie 
es  solche  unter  den  Ameisen,  den  Termiten  eine  ganze  Reihe  gibt  und  wie  wir 
auch  schon  bei  einem  andern  Käfer  {Hylecoetus  s.  oben  S.  173)  kennen  gelernt 
haben.  Das  Wesen  der  Pilzzucht  besteht  darin,  daß  die  betreffenden  Tiere  ganz 
bestimmte  Pilze  am  Ort  ihrer  Entwicklung  aussäen,  pflegen  und  derart  be- 
handeln, daß  sie  besondere  nährstoffreiche  Körperchen,  die  „Ambrosia"  bilden, 
die  zur  Ernährung  der  Tiere,  vor  allem  der  heranwachsenden  Brut  dienen.  Die 
Pilze  bezw.  die  Myzelien  besorgen  die  Extraktion  der  spärlichen  Nährstoffe  aus 
dem  Holz  und  nehmen  so  den  Larven  die  Arbeit  ab,  sich  selbst  durch  das 
Holz  zu  fressen  und  die  Nährstoffe  mühsam  zusammenzuholen.  Die  Larven 
brauchen  nur  die  „Ambrosia"  abzuweiden,  in  der  die  Nährstoffe  gesammelt  werden 
und  die  ihnen  gewissermaßen  fortwährend  ins  Maul  wächst.  So  stellt  die  Pilz- 
zucht zweifellos  eine  höhere  Ernährungsform  dar. 

Bei  den  Ameisen  und  Termiten  werden  besondere  Mistbeete  (sogenannte 
„Pilzkuchen"  oder  „Pilzgärten")  für  die  Pilze  errichtet,  bei  den  Holzbrütern  werden 
die  Wände  der  Brutgänge  zur  Aussaat  benützt.  Zum  erstenmal  wurde  die  Er- 
scheinung der  Pilzzucht  (bei  Ameisen  in  Brasilien)  von  Oberforstmeister  Möller 
studiert,  dessen  Entdeckung  großes  Aufsehen  erregte  und  der  sich  durch  seine 
klassischen  Untersuchungen  einen  dauernden  Namen  in  der  zoologischen  und 
botanischen  Wissenschaft  erworben  hat. 

Bei  den  Holzbrütern  beachtete  den  Pilzbelag  als  erster  Schmidberger 
(1836),  der  allerdings  noch  nicht  wußte,  daß  dieser  Überzug  ein  Pilz  ist;  er 
beobachtete  aber  schon  ganz  richtig,  daß  der  Wandbelag  den  Larven  zur  Nahrung 
dient  und  benannte  ihn  deshalb  „Ambrosia".    Erst  Th.  Hartig  (1884)  erkannte 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Holzbriiter  („Nutzholzbockenkäfer").  62^ 

die  Pilznatur  des  Wandbelages  und  beschrieb  den  Pilz  als  Motiilia  Candida  (wegen 
der  anfänglich  blendend  weißen  Farbe).  Nach  H  artig  ruhte  die  Ambrosiafrage 
mehrere  Dezennien  hindurch,  bis  sie  erst  wieder  im  Jahre  1897  durch  den 
Amerikaner  Hub  bar  d  aufgenommen  und  um  ein  wesentliches  Stück  vorwärts 
gebracht  wurde.  Dieser  machte  vor  allem  die  wichtige  Feststellung,  daß  die  Pilze 
nicht  mit  den  Holzarten,  sondern  mit  den  Käferspezies  wechseln.  Sodann  beob- 
achtete er,  daß  der  Pilz  regelmäßig  von  den  Larven  abgeweidet  werden  muß, 
wenn  er  die  typischen  Ambrosiazellen  erzeugen  soll.  Andernfalls,  d.  h.  wenn 
das  Abweiden  aufhört,  trete  Absterben  der  Ambrosia  unter  Braunfärbung  ein 
(Schwarzfärbung  der  Gänge).  Hubbar d  hielt  die  Ambrosia  für  echte  Conidien. 
Ein  Dezennium  später  beschäftigte  sich  der  Botaniker  Neger  (1908)  mit  dem 
Ambrosiapilz  der  Holzbrüter,  vor  allem  mit  der  Frage  der  Übertragung  vom  Ge- 
burtsort zum  neuen  Brutort.  Es  gelarg  ihm  nicht,  die  Ambrosiazellen  zur 
Keimung  zu  bringen,  was  ihn  zur  Anschauung  brachte,  daß  die  Ambrosiazellen 
keine  Conidien  seien. 

Kurze  Zeit  darnach  ist  nun  eine  ausgezeichnete  Arbeit  des  Schweizers 
Schneider- Orelli  (1913)  über  die  Lebensweise  des  Anisandrus  dispar  erschienen, 
in  der  die  meisten  der  noch  zweifelhaften  Punkte  klargestellt  werden.  Er  wies 
durch  die  Zucht  nach,  daß  die  Ambrosiazellen  wirkliche  Conidien  sind  (also  eine 
Bestätigung  Hubbards).  Sodann  wies  er  nach,  daß  die  Mutterkäfer  im  Muskel- 
magen immer  lebende  Nährpilzzellen  mit  sich  führen,  die  nicht  zur  eigenen  Er- 
nährung verwendet  werden  und  die  selbst  während  mehrmonatlichen  Hungerns 
nicht  verdaut  werden.  Werden  diese  Zellen  dem  Tier  entnommen  und  auf  ein 
geeignetes  Substrat  gebracht,  so  fangen  sie  sofoit  an  zu  keimen.  Sie  erhallen 
wahrscheinlich  erst  durch  den  Aufenthalt  im  Darm  ihre  Keimfähigkeit.  Nach 
diesen  Befunden  geschieht  die  Übertragung  des  Pilzes  wohl  in  der  Weise,  daß 
die  Mutterkäfer  während  der  Herstellung  der  Brutgänge  die  Ambrosiakonidien 
ausbrechen,  worauf  die  Vegetation  des  Pilzes  beginnt. 

Interessant  sind  auch  die  weiteren  Beobachtungen  Schneider-Orellis, 
daß  „der  Mutterkäfer  die  Art  des  Wachstums  der  Nährpilzrasen  von  Anfang  an 
stark  beeinflußt  und  auch  ständig  kontrolliert.  Dies  ergibt  sich  daraus,  daß  der' 
Pilzbelag  in  den  Bohrgängen,  aus  denen  das  Muttertier  entfernt  wurde,  gewöhn- 
lich bald  ein  anormales  Aussehen  bekommt,  indem  zahlreiche  Hyphen  von  der 
moniliaartigen  wieder  in  die  fädige  Wachstumsform  übergehen.  Besondere  Sorg- 
falt scheint  die  Mutter  auf  Regulation  der  Feuchtigkeit  in  dem  Bohrgang  zu  ver- 
wenden, indem  sie  zur  Zeit,  wo  die  Hauptentwicklung  der  Pilzrasen  vor  sich  geht, 
das  Gangsystem  oder  einzelne  Seitengänge  desselben  durch  Pfropfen  von  Bohr- 
mehl verschließt,  wodurch  die  Luftfeuchtigkeit  im  Innern  erhöht  wird." 

Mit  dem  zunehmenden  Wachstum  der  Larven  verschwindet  der  weiße 
Pilzüberzug  immer  mehr,  so  daß  zur  Zeit  der  Verpuppung  die  Gangwände  eine 
tiefschwarze  Farbe  aufweisen,  die  durch  kleine  Fleckchen  weißer  Pilzräschen,  die 
sich  noch  hier  und  da  finden,  kaum  unterbrochen  wird.  Die  ersten  Anzeichen 
einer  Dunkelfäiburg  der  Gangwände  kann  man  übrigens  schon  zu  der  Zeit  be- 
obachten, wo  der  weiße  Pilzbelag  noch  seine  üppigste  Entwicklung  aufweist.    Die 


624  Coleoptera.   —    7.   Familienreihe;   Rhynchophora. 

Verfärbung  des  Pilzrasens  läßt  sich  auch  dadurch  hervorrufen,  daß  man  zur  Zeit 
der  reichsten  Pilzentwicklung  alle  Tiere  aus  dem  Gange  entfernt.  Alsbald  färben 
sich  dann  die  Ambrosiarasen  oberseits  allmählich  gelblich  und  unterseits  braun, 
um  schließlich  in  ihrer  ganzen  Dicke  dunkel-  oder  schwarzbraun  zu  werden. 

Man  darf  nicht  etwa  annehmen,  daß  die  normalen  Brutgänge  absolute 
Reinkulturen  des  Nähipilzes  im  strengsten  Sinne  des  Wortes  enthalten.  Praktisch 
genommen  handelt  es  sich  jedoch  um  solche,  da  der  Nährpilz  meistens  von  An- 
fang an  über  die  anderen  Pilzkeime  das  tatsächliche  Übergewicht  besitzt  und 
dasselbe  unter  der  Mitwirkung  des  Mutterkäfers  und  der  Larven  auch  im  Laufe 
der  weiteren  Entwicklung  beibehält.  — 

Die  Fraßgänge  der  Holzbrüter,  ihre  verschiedenen  Formen  wie  Leiter-, 
Gabelgänge  in  einer  und  Gabelgänge  in  verschiedenen  Ebenen  sind  oben 
{S-  436)  schon  eingehend  geschildert.  Ebenso  ist  dort  darauf  hingewiesen,  daß 
die  Jungkäfer  keine  eigenen  Ausfluglöcher  bohren,  sondern  durch  das  Einbohr- 
loch ihre  Geburtsstätte  verlassen. 

Über  die  Generationsverhältnisse  sind  wir  noch  keineswegs  überall  im 
klaren.  Viele  Autoren  nehmen  für  die  meisten  Arten  doppelte  Generation  an. 
Für  eine  Art  (Anis,  dispar)  hat  nun  neuerdings  Schneider- Orelli  (1913) 
nachgewiesen,  daß  er  bestimmt  nur  einjährige  Generation  hat. 

Die  Befiuchtung  findet  bei  manchen  Arten  am  Ort  der  Geburt  statt,  in 
diesem  Fall  fliegen  die  $$  also  schon  befruchtet  aus,  um  dann  allein  ihre  neuen 
Brutgänge  anzufertigen. 

Die  Holzbrüter  sind  in  der  Hauptsache  technische  Schädlinge  („Nutz- 
holzborkenkäfer"), eine  Art  (dupar)  allerdings  geht  sehr  gern  auch  an  junge, 
lebende  Bäume  und  kann   diese  zum  Absterben  bringen. 

Der  Befall  von  Holzbrütern  ist  meist  leicht  zu  erkennen  an  dem  weiß- 
lichen Bohrmehl,  das  sich  schon  von  weitem  vom  bräunlichen  Bohrmehl  der 
Rindenbrüter  unterscheiden  läßt. 

Im  folgenden  sollen  nun  die  einzelnen  Arten  der  Holzbrüter  besprochen 
werden  und   zwar  nach   der  Form  ihrer  Fraßgänge. 

A.  Die  Fraßgänge  stellen  „Leitergänge''  dar. 

(Die  Leitersprossen  werden  von  den  Larven  genagt.) 

Hierher  nur  die  Gattung  Xyloterus  Er.  (=  Trypodendron  Steph.)  mit 
3   Arten. 

'     '    Xylotcrus  lineatus  Ol. 

An  dem  stark  gewölbten,  vorne  gekörnten  Halsschild,  und  den  glänzenden  gelbbraunen 
Flügeldecken  mit  dunkler  Längszeichnung  leicht  zu  erkennen.  Länge  3  mm  (s.  Tab.  S.  488  u. 
Abb.  229  a  u.   236,  J). 

Er  befällt  ausschließlich  Nadelhölzer  und  zwar  vorzugsweise  die  Fichte, 
Tanne  und  Kiefer,  seltener  die  Lärche,  Latsche,  Arve  und  Weymouthskiefer. 
Seine  geographische  Verbreitung  erstreckt  sich  über  ganz  Europa,  ferner  über 
ganz  Rußland  bis  Sibirien;  er  kommt  auch  in  Nordamerika  vor. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Holzbrüter  („Nutzholzborkenkäfer"). 


625 


Sein  Fraßgang  (Abb.  324,  4)  ist  ein  typischer  Leitergang:  zunächst  die 
radiär  eindringende  Eingangsröhre  von  wechselnder  Länge,  von  ihr  ausgehend 
meist  2  Brutarme,  in  der  gleichen  Ebene  liegend  und  gewöhnlich  den  Jahres- 
ringen folgend.  Doch  kommen  zahlreiche  Abweichungen  von  diesem 
Normaltypus  (wenn  man  hier  überhaupt  von  einem  solchen  reden  kann)  vor: 
oft  gehen  mehrere  Arme  von  der  Eingangsröhre  ab,  bisweilen  auch  nur  einer, 
oft  gehen  auch  von  den  Brutarmen  wieder  Verzweigungen  ab;  ebenso  variabel 
ist  die  Richtung  der  Brutarme,  die  oft  schräg  durch  die  Jahresringe  verlaufen  usw. 
(siehe   die  Abb.  324  u.  325,  a).     Die  Gänge  gehen  selten   tiefer   als  5 — 6  cm  in 


Abb.    324.     Verschiedene   Formen    der   Fraßgänge    von   Xyloterus    lineatus    Oliv,    (schematisch), 
a  b  Eingangsröhren,  b  c  Brutröhren.  —  N. 


das    Holz    und   beschränken   sich    meist   auf   das    Splintholz.     Ältere  Gänge   sind 
stets  geschwärzt. 

Die  Eigruben  werden  unten  und  oben,  meist  abwechselnd  und  in  ziem- 
lich regelmäßigen  Abständen  angelegt.  Die  darin  untergebrachten  Eier  werden 
mit  Nagespänen  verstopft,  so  daß  sie  durch  eine  Scheidewand  vom  Muttergang 
getrennt  sind.  Die  Larven  fressen  kurze,  zylindrische  Gänge  nach  oben  und 
unten  (Leitersprossen),  nur  so  groß,  daß  die  ausgewachsene  Larve  und  die  Puppe 
Platz  darin  hat.  Vor  der  Verpuppung  dreht  sich  die  Larve  um,  so  daß  die 
Puppe    den  Kopf  gegen   die  Brutröhre   gewendet  hat.     Während  der  Larvenent- 

Escherich,  Forstinsekten.     II.   Bd.  4° 


626 


Coleoptera.  —    7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


Wicklung  wird  die  Scheidewand  zwischen  Larvengang  und  Brutröhre  durch  die 
Nagespäne,  Exkremente  und  Larvenhäute  immer  massiver. 

Über  die  Pilznahrung,  die  die  Larven  ausschließlich  genießen,  ist  oben 
(S.  622)  ausführlich  berichtet. 

Lineatns  ist  ein  Frühschwärmer,  der  schon  im  März,  April,  nach  den 
ersten  frühlingswarmen  Tagen  nach  Abgang  des  Schnees  anfliegt.  Seine  Gene- 
ration wird  von  den  meisten  Autoren  als  doppelt  angegeben.  Am  Schwärmen 
beteiligen  sich  beide  Geschlechter;  die  Begattung  findet  am  Eingang  statt,  indem 
das  $  von  der  Eingangsröhre  aus  dem  „außen  umhersuchenden  brünstigen  J  die 
Hinterleibsspitze  zur  Befruchtung  darbietet"  (Eichhoff).  — 


Abb.  325.     Fraß  von  Xyloterus    lineatus  Oliv.,    a   verschiedene  Formen   von    Fraßgängen  (Brut- 
röhren), b  eine  Brutröhre  mit  Larvengängen  („Leitersprossen").    —   Aus  Koch  (phot.  Scheidter). 


Der  Käfer  befällt  vornehmlich  geworfenes  oder  frisch  gefälltes  Holz, 
besonders  solches,  das  in  schattigem  Besland  liegt  (ist  doch  Feuchtigkeit  Haupt- 
bedingung für  das  Gedeihen  des  Nährpilzes),  während  die  auf  sonnigen  Kahl- 
hieben liegenden  Stämme  mehr  oder  weniger  verschont  werden.  Das  gleiche 
gilt  für  die  frischen  Stöcke,  die  ebenfalls  gern  angegangen  werden  (vgl.  Richter 
191 8).  Der  Schaden  ist  also  ein  technischer.  Bei  dem  massenhaften  Vor- 
kommen des  linealus  bleibt,  wenn  die  Verhältnisse  einige  Zeit  für  ihn  günstige 
sind,  kein  Baum  verschont.  Man  kann  in  solchen  Fällen  alle  Stämme  über  und 
über  bedeckt  mit  den  weißen  Bohrmehlhäufchen  sehen.  Der  Verlust,  den  vor 
allem  die  Sägewerke  erleiden,  kann  dadurch  oft  ein  recht  empfindlicher  werden; 
ein  Drittel  Wertminderung  und   noch   mehr  ist  nichts  außergewöhnliches. 


Ipidae   (Scolytidae).   —   Holzbrüter  („Nutzholzborkenkäfer").  ^2^] 

Zur  Vorbeugung  ist  vor  allem  darauf  zu  achten,  daß  dem  Käfer  mög- 
lichst wenig  Gelegenheit  zum  Brüten  geboten  wird.  Am  besten  geschieht  dies 
durch  raschesten  Abtransport  der  Stämme  aus  dem  Walde.  Da  der  Käfer 
auch  Stöcke  aufsucht,  so  sollten  auch  diese  rechtzeitig  entfernt  werden.  Wo  die 
Entfernung  nicht  durchführbar  ist,  kann  durch  Entrindung  der  Stämme  und 
Stöcke  die  Gefahr  in  vielen  Fällen  gebannt  werden.  Wo  freilich  hohe  Luft- 
feuchtigkeit herrscht,  wird  dieses  Mittel  nicht  immer  den  gewünschten  Erfolg 
haben,  da  die  Käfer  auch  entrindete  Stämme  angehen,  wenn  sie  nur  den  für 
die  Nährpilzentwicklung  nötigen  Feuchtigkeitsgrad  besitzen  (Simmel  1919  und 
viele  frühere  Autoren).  Um  die  gefällten  Bäume  zu  immunisieren,  kommt  es 
also  lediglich  darauf  an,  sie  möglichst  rasch  zum  Austrocknen  zu  bringen, 
um  so  dem  zur  Entwicklung  der  Brut  unbedingt  notwendigen  Nährpilz  die 
Lebensbedingungen  zu  entziehen.  Man  hat  deshalb  in  verschiedenen  Gegenden 
die  Sommerfällung  in  der  Saftzeit  mit  sofortiger  Entrindung  eingeführt;  hier- 
bei trocknen  die  Stämme  so  schnell  und  gründlich  aus,  daß  sie  in  kurzer  Zeit 
ungeeignet  zum   Brüten  für  Imeaius  werden. 

Auch  Fangbäume  (im  Schatten  liegend  und  entastet)  können  Verwendung 
finden.  Diese  müssen  aber  rechtzeitig  aufgearbeitet,  d.  h.  dünngespalten  werden, 
damit  das  Holz  schnell  austrocknet. 

Fankhauser  (Schweiz.  Zeit.  f.   Fw.,   19 12)  berichtet,    daß    mit  Bespritzung 

der  Stämme  mit  Giftflüssigkeit  (Bordeauxbrühe)  gute   Erfolge  in  einem  Schweizer 

Sägewerk    erzielt   wuiden.       In    dieser    Richtung   dürften    systematische    Versuche 

vielleicht  noch  manches  Brauchbare  ergeben. 

Als  Feinde  erwähnt  Kleine  nur  4  Käferarten:  Epiiraea  angustata  Er.,  und 
laeviuscula  GH.,  Rhixophagus  depressus  F.  und  Hgpophloeus  castaneus  F. 

T-  a<ji   Xyloterus  domasticus  L.  und  signatus  F. 

In  Gestalt  und  Färbung  dem  vorigen  ähnlich,  unterscheiden  sie  sich  hauptsächlich  durch 
die  abgerundete  Fühlerkeule  und  den  kaum  gefurchten  Flügeldeckenabsturz  von  diesem  (s.  Tabelle 
S.   488). 

Beide  Arten  brüten  ausschließlich  in  Laubholz;  sig?iatus  bevorzugt  stark 
die  Eiche,  im  übrigen  kommen  sie  in  Buche,  Birke,  Hainbuche,  Ahorn,  Erle, 
Linde,  Akazie,  Vogelbeere,  Prunus  usw.  vor. 

Ihr  Fraßbild  ähnelt  sehr  dem  von  Hneahis,  d.  h.  es  sind  typische  Leiter- 
gänge. Ihre  Form  ist  sehr  variabel,  nicht  nur  individuell,  sondern  auch  nach 
der  Holzart.  In  Eiche  ist  nach  Strohmeyer  (1907)  die  Eingangsröhre  meist 
auffallend  kürzer  (durchschnittlich  wesentlich  kürzer  als  bei  linealus)  und  die 
davon  ausgehenden  Brutarme  folgen  gewöhnlich  genau  den  Jahresringen. 
In  anderen  Holzarten  dagegen,  wie  z.  B.  in  Buchen  und  Birken,  ist  die  Ein- 
gangsröhre meist  viel  länger  und  dringen  die  Brutröhren  viel  tiefer  ins  Holz 
ein,  die  Jahresringe  schräg  oder  auch  fast  senkrecht  durchschneidend  (Abb.  326).' 
Strohmeyer  führt  dieses  Verhalten  auf  den  verschiedenen  Bau  des  Holzes 
zurück.  „Das  strenge  oder  weniger  genaue  Einhalten  der  Jahresringrichtung  bei 
Anlage  der  Brutröhren  scheint  im  Zusammenhang  zu  stehen  mit  der  mehr  oder 
weniger  verschiedenen  Beschaffenheit  des  Frühjahrs-  und  Sommerholzes.      Es    ist 

40* 


628 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


klar,  daß  Holzarten,  in  deren  Jahresringen  Gefäße  und  Festigungsgewebe 
ziemlich  gleichmäßig  verteilt  sind,  dem  Käfer  weniger  Veranlassung  geben,  ein- 
und  demselben  Ring  zu  folgen  als  solche,  bei  denen  die  Leitungsbahnen  im 
Frühjahrs-,   die  Festigungszellen  im  Sommerholze  vorherrschen." 

Die  Angaben  der  meisten  Autoren,  wonach  die  Fraßbilder  der  beiden 
Laubholzbrüter  von  lineatus  sich  durchwegs  dadurch  unterscheiden  sollen,  daß  bei 
letzterem  die  Eingangsröhre  kurz  und  die  Brutröhren  den  Jahresringen  folgen, 
während  bei  den  ersteren  die  Eingangsröhre  viel  länger  und  die  Brutröhren 
stets  die  Jahresringe  schneiden  sollen,  entsprechen  also  nicht  den  tatsächlichen 
Verhältnissen  (zumal  ja  auch  bei  Hfieatus  so  viele  Ausnahmen  von  der  Regel 
vorkommen),  — 

Die  Generation  scheint  nach  den  Beobachtungen  von  Tredl  bei  signatiis 
wohl    eine    doppelte:     der     i.    Anflug    fand    im    März    statt    (sonniges    Wetter, 

Mittag  8 — \2^  C.),  anfangs  Juli  begann  der 
Ausflug,  der  bis  Ende  des  Monats  dauerte 
(vom  Einbohren  der  Mutterkäfer  bis  zum 
Ausschwärmen  der  Jungkäfer  vergingen  ca. 
16  Wochen).  Daß  die  Jungkäfer  zu  einer 
neuen  Brut  schritten,  wurde  zwar  nicht  direkt 
beobachtet,  Tredl  zweifelt  aber  nicht  an  der 
Möglichkeit.  Bei  domesticiis  dagegen  hat  Tredl 
stets  nur  ein  einmaliges  Schwärmen  im  Früh- 
jahr beobachtet. 

Die  Begattung  findet  wohl  wie  bei 
lineatus  außen  am  Stamm  am  Eingang  des 
Fraßgangs  statt.  Das  6  hilft  beim  Hinaus- 
schaffen des  Bohrmehls.  Die  Eitern  verlassen 
(nach  Tredl)  nach  vollendetem  Brutgeschäft 
den  Fraßgang  und  sterben  ab.  „In  den  Brut- 
gängen dürfen  sie  ja  nicht  absterben,  weil 
sie  durch  ihren  Körper  den  einzigen  Ausgang  für  die  Nachkommenschaft  ver- 
sperren würden." 

Der  Schaden  ist  der  gleiche  wie  bei  lineatus^  nur  ist  bei  den  wertvolleren 
Laubhölzern  der  Verlust  oft  noch  empfindlicher.  Sirohmeyer  (1907)  macht 
übrigens  darauf  aufmerksam,  daß  an  Eichen  der  Schaden  meist  nur  geringfügig 
ist,  da,  wie  erwähnt,  hier  die  Fraßgänge  gewöhnlich  auf  die  wasserleitende 
Holzzone,  den  Splint,  der  ja  ziemlich  wertlos  ist,  beschränkt  sind. 

Die  Abwehrmaßnahmen  sind  im  Prinzip  die  gleichen  wie  bei  liiieatus; 
vor  allem  kommt  es  auch  hier  auf  die  möglichst  rasche  Abfuhr  der  Stämme  an. 

Als  Feind  führt  Kleine  nur  den  K.Mex  Ne))ioso»ia  eloiigatmn  L.  an  (beiX  doniesticus). 
Tredl  traf  bei  signatus  einen  anderen  Käfer  in  Anzahl,  Rhixophagus  dispar  Payk,  der  einen 
Teil  der  Eier  und  Larven  der  Borkenkäfer  aufgezehrt  hatte. 


Abb.    326.      Fraßgang    von    Xyloterus 
domesticus  L.  —  N. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Holzbrüter  (,.  Mutzholzborkenkäfer"). 

B.   Die  Fraßgänge  stellen  Familienholzgänge  dar. 

(Die  Larven  fressen  gemeinsam  platzförmige  Fraßräurae  aus.) 

Hierher  nur   i    Art 


629 


7/  ,  Xyleborus  Saxeseni  Rtzb. 

Gehört   zu   den    kleinen  Arten    der  Holzbrüter.      5  pechbraun    2- 
1,8  mm  (s.  Tab.  S.  488). 


,3  mm  ,    (J  braungelb 


Ist  einer  der  polyphagen  Borkenkäfer,  der  nicht  nur  alle  bei  uns 
vorkommenden  Laubhölzer,  sondern  ebenso  auch  Nadelhölzer,  v.'ie  Kiefer, 
Fichte,  Tanne,  Lärche  angeht,  und  sogar  in  einem  chinesischen  Zierstrauch 
(Koelreuteria  paniculata  Laxm.)  gefunden  wurde.  Er  ist  über  ganz  Europa  und 
Rußland  bis  Sibirien  verbreitet  und  kommt  aiich  in  Japan  und  Nordamerika  vor. 


Abb.   327.      IraHgange  von   Xyloterus  signatus   F.   in  Birke    —   Original. 

Biologisch  ist  Saxeseni  gut  charakterisiert  durch  seinen  Fraßgang.  Ein- 
gangsröhre und  Brutgang  sind  ähnlich  wie  bei  den  Xyloterus- hxX.&[i\  die  Larven 
fressen  jedoch  nicht  getrennte  Kammern  wie  dort,  sondern  einen  gemeinsamen 
Familienplatzgang,  wodurch  die  Brutröhren  nach  oben  und  unten  unregel- 
mäßige, buchtige  Erweiterungen  erfahren  (Abb.  328).  Die  Eingangsröhren  ver- 
schwinden also  nach  kürzerem  oder  längerem  Verlauf  gewissermaßen  in  den 
Familiengängen.  Nicht  selten  geht  von  der  Brutkammer  ein  neuer  Gang  in  das 
Innere  des  Stammes,  der  wieder  in  einer  solchen  Brutkammer  enden  kann,  ja 
selbst  eine  3.  kann  noch  in  dieser  Weise  angelegt  werden  (Reh).  Der  Familien- 
gang kann  sehr  verschieden  groß  sein;  Loos  fand  solche  von  dem  Bruchteil 
eines  Quadratzentimeter  bis  zur  Größe  von  19  qcm.  An  der  Herstellung  der 
großen  Gänge  sind  oft  gleichzeitig  die  Nachkommen  von  mehreren  Familien 
beteiligt,  in  welchem  Fall  meist  auch  mehrere  Eingangsröhren  zu  den  Familien- 
gängen führen.  „Daß  auch  später  schwärmende  Käfer  die  bereits  fertiggestellten 
Gänge  ihrer  Art  benützen,  um  dort  ihre  Brut  abzulegen,  dürfte  sich  wohl  ziem- 


630 


Coleoptera.  —   7.  Familienreilie :    Rhynchophora. 


lieh  sicher  daraus  ergeber,  daß  mitunter  in  einem  Familiengang  mit  einem  ein- 
zigen Zugang  sich  verschiedene  Stadien  des  Käfers  (wie  Imagines  und  Larven) 
vorfinden"  (Loos).  Es  kann  dies  übrigens  auch  davon  herrühren,  daß  die  Ei- 
ablage sich  über  längere  Zeit  hinzieht.  Die  Zahl  der  Käfer  in  einem  Gang  ist 
denn  auch  sehr  unterschiedlich.  Loos  fand  in  kleinen  Gängen  20 — 30  Käfer 
oder  Larven,  in  großen  bis  200  und  mehr  Käfer. 

Die  Fortpflanzungsverhältnisse  sind  noch  wenig  geklärt.  Die  Zahl 
der  JJ  ist  sehr  gering,  sie  verhält  sich  zur  Zahl  der  $$  wie  i  :  25.  Die 
kleinen  fiugunfähigen  (j'cä"  begatten  die  $$  wahrscheinlich  im  Plätzgang  vor  dem 
Ausschwärmen  der  letzteren  (s.  unten  bei  dispar  S.  635).  Das  $  ist  also  im 
neuen  Brutgang  allein  und  reinigt  denselben  auch  allein  vom  Bohrmehl,  Kot  usw. 
Der  Pilzrasen  in  den  Mutter-  und  Larvengängen  bräunt  sich  bald  (während  er 
bei  den  meisten  anderen  Arten,  so  lange  das  Larvenwachstum  währt,  weiß  bleibt). 


Abb.  328.      Fraß  von  Xyleborus  Saxeseni  Rtzb.  (Familienplatzgang)  in  Laubholz.     Nat.  Gr.  — 
Aus  Koch  (phot.  Scheidter). 

Die  Generation  wird  von  den  meisten  Autoren  als  doppelt  angegeben. 
Im  Winter  findet  man  alle  Stadien  in  dem  Plätzgang.  Die  Jungkäfer  bleiben 
nach  Nördlinger,  dem  wir  die  eingehendste  Schilderung  über  Saxeseni  verdanken 
oft  noch  lange  (ein  Vierteljahr)  im  Gang  beisammen.  Vielleicht  üben  sie  hier 
Reifungsfraß  aus? 

Er  geht  in  krankes,  namentlich  vom  Blitz  geschlagenes  Holz  und  sehr  oft 
in  Stöcke.  Aus  Astholz  zopfkranker  Eichen  hat  ihn  Eichhoff  zu  tausenden 
gezogen.  Er  greift  auch  unberindetes  Holz  an,  wenn  es  nur  noch  saftreich  ist. 
Auch  junge  Heister  geht  er  an,  wie  dispar^  und  kann  so  auch  physiologisch 
schädlich  werden. 

Forstlich  ist  Saxese?it  bis  jetzt  noch  wenig  schädlich  aufgetreten,  da- 
gegen scheint  er  in  Obstbaumschulen  nicht  ganz  ungefährlich  zu  sein. 


C.  Die  Fraßgänge  stellen  „Gabelgänge"  dar. 

(Die  Larven  nehmen  keinen  Anteil  an  der  Herstellung  der  Fraßbilder,) 
In    dieser    Gruppe    sind    wieder    2    verschiedene    Gangformen    zu    unter- 
scheiden. 


Ipidae  (Scolytidae).   —   Holzbrüter  („Nutzholzborkenkäfer"). 


631 


a)  Die  Gabelgänge  liegen  in  einer  Ebene. 
Hierher  gehören  verschiedene  Arten  der  Gattung  Xyieborus:   nämlich  mono- 
graphus   Rtzb.,  dryographus^  enrygraphus^   cryptographns  und  Pfetli^    von  denen  aber 
nur  den  beiden  ersteren  größeres  forstentomologisches  Interesse  zukommt. 


.Ä<^yLaKA>. 


Abb.  329.     Verschiedene  Fraßbilder  von  Xyieborus  monographus  F.     In    der   oberen  Abbildung 
links  ein  Teil  eines  Piatypus- Ganges  (breiter).  —  Nach  Strohmeyer. 

J   '/'^  Xyieborus  monographus   L. 
Der  ,, kleine  schwarze  Wurm". 

Walzenförmig,  rotbraun,  glänzend,  sehr  fein  behaart.  Flügendeckenabsturz  stark  abgeflacht, 
matt  und  glatt  ohne  Streifen,  Naht  nicht  erhaben,  neben  der  Naht  und  weiter  nach  außen  einzelne 
weitgestellte,  ziemlich  große  Höckerchen  (s.  Abb.  243b).     (^  2 — 273  mm,   $   3  mm. 


632  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Brütet  hauptsächlich  in  Eiche,  gelegentlich  in  Kastanien,  Ulme  und  Buche. 
Über  ganz  Europa  verbreitet. 

Die  Mutterkäfer  bohren  eine  radial  in  den  Baum  eindringende  Eingangs- 
röhre ^),  von  welcher  sie  seitlich  einfache  oder  geweihartig  verästelte  Brutröhren 
in  dem  Stammquerschnitt  anlegen.  Die  Eingangsröhre  ist  meist  etwas  ge- 
schwungen, 1  —  8  cm  lang,  also  mitunter  nur  im  Splint  verlaufend,  mitunter  aber 
auch  bis  in  den  Kern  eindringend.  Die  Brutröhren  folgen  teils  den  Jahresringen, 
teils  schneiden  sie  dieselben  und    sind   mehr   oder   weniger   gebogen   (Abb.  329). 

In  die  Brutröhre  werden  die  Eier  in  kleinen,  Häufchen  abgelegt.  Die  aus- 
schlüpfenden Larven  liegen  zuerst  in  Knäueln  und  ordnen  sich  später  reihen- 
weise. Sie  vollenden  hier  ihre  Entwicklung,  ohne  während  derselben  irgend  etwas 
selbständig  zu  der  Erweiterung  der  Gänge  beizutragen.  Ihre  Nahrung  besteht 
ausschließlich  aus  der  Ambrosia  des  Nährpilzes. 

Die  Generation  ist  nach  Eichhoff  doppelt.  Der  Käfer  erscheint  schon 
früh  im  Jahr,  Ende  März  anfangs  April.  Im  Juni,  Juli  ist  die  i.  Generation  fertig. 
Die  Begattung  findet  wohl  meist  im  Holz  an  der  Geburtsstätte  statt,  da  die  66 
flugunfähig  sind. 

Der  Käfer  befällt  vornehmlich  frische,  liegende  Stämme  und  Stöcke; 
er  verschmäht  aber  auch  stehende  Bäume  nicht,  doch  nimmt  er  meist  nur  ältere 
absterbende  Eichen,  besonders  solche,  die  durch  Baum-  oder  Blitzschlag  oder 
durch  ausgedehnten  Bockkäferfraß  stark  geschädigt  sind.  Wie  die  meisten  Holz- 
brüter so  macht  auch  er  kaum  einen  Unterschied  zwischen  berindeten  und  un- 
berindeten  Holzstellen;  'nur  müssen  letztere  noch  genügend  Feuchtigkeit  im  Innern 
haben  (Nährpilze!).  Trockenes  Holz  meidet  er;  wird  frisches  Holz,  in  das  er 
sich  eingebohrt,  durch  Aufspalten  zum  raschen  Eintrocknen  gebracht,  so  verläßt 
er  dasselbe,  während  die  etwa  schon  darin  vorhandene  Brut  zugrunde  geht. 

Der  Schaden  ist  rein  technischer  Natur.  Namentlich  kann  der  Ver- 
lust bei  zu  feiner  Verarbeitung  geeigneten  Eichen  ein  ganz  bedeutender  werden. 

Als  Vorbeugungsmittel  empfiehlt  sich  baldige  Entfernung  der  krank- 
haften Eichen,  die  oft  die  Sammelorte  zahlreicher  Kolonien  jahrelang  bilden,  und 
der  Stöcke,  ferner  möglichst  baldige  Abfuhr  der  gefällten  Stämme. 

In  den  Gängen  halten  sich  nicht  selten,  wahrscheinlich  als  Feinde,  verschiedene  Käfer 
auf  wie  Nemosoma  elongatum^  Colydiiim  fHifor^me^  Oxylaemus  caesus  und  cylindricus  und 
HypopJiloeus  bicolor  (Eichhoflf). 

'    '^Xyleborus  dryographus  Rtzb. 

Von  dem  vorigen  durch  die  etwas  kleinere  Gestalt  (J  2,  $  2 — 2^/2  mm)  und  die  Skulptur 
des  Flügekleckenabsturzes  (glänzend,  Nahtstreifung  etwas  tiefer  eingedrückt,  auf  allen  Zwischen- 
räumen in  Reihen  stehende  kleine,  körnchenartige  Höckerchen)  verschieden  (s.  Tab.  S.  488). 

Verhält  sich  biologisch  sehr  ähnlich  wie  der  vorige,  sowohl  bezüglich  der 
Brutpflanzen  (hauptsächlich  Eiche)  als  bezüglich  der  Fortpflanzung  usw. 


^)  Die    59    sollen    sich    beim  Eindringen   in    den  Holzkörper   oft   der   von    anderen  Holz- 
brütern gebohrten  Eingangsöffnungen  bedienen. 


Ipidae  (Scolytidae).  —  Holzbrüter  (,, Nutzholzborkenkäfer").  63  J 

Auch  sein  Gangsystem  (Abb,  330)  zeigt  nach  Strohmeyer  (1910)  große 
Ähnlichkeit  mit  dem  f/iofwgraph(s-Frd&hi\d^),  ja  es  sieht  aus  „wie  monograp/ius-Fra& 
en  miniature".  Sein  Ganglumen  ist  deutlich  kleiner  als  bei  diesem.  Im  eigent- 
lichen stark  verkernten  Stammholz  mit  sehr  schmaler  Splintpartie  weicht  der  Käfer 
dem  Kern  aus  und  gibt  dem  Gang  tangentiale  Richtung;  im  saftreichen  Holz 
der  Wurzelansätze  aber  und  in  jüngeren  Stämmen  dringen  die  Gänge  hauptsäch- 
lich in  radialer  Richtung   vor    und   erstrecken  sich    bis   in   den    Kern.     Meist    er- 


Abb.  330.     Fraßbild  von  Xyleborus  dryographus  Rtzb.     Nat.   Gr.   —  Nach  Strohmeyer. 

reichen  die  Gänge  eine  Länge  von  3  —  5  cm,  längere  Gänge  als  solche  mit  8  cm 

konnte  Strohmeyer  niemals  finden. 

Sein  forstliches  Verhalten  gleicht  dem  von  monographis. 

Von  den  übrigen  Xyleborus-Arten  sei  hier  nur  kurz  erwähnt,  daß 
X.  eiirygrapkics  Rtzb.,  mehr  im  Süden  beheimatet,  in  Kiefern, 
X,  Pfeili  Rtzb.,  ebenfalls  mehr  in  den  südlichen  Teilen  Europas  vorkommend,  haupt- 

sächlich  in  Erle,  und 
X.  cryptographits  Rtzb  ,  der  über  ganz  Kuropa  verbreitet  zu  sein  scheint,  in  Pappel 
brütet. 
Die  Lebensweise  dieser  3  Arten  ist  noch  wenig  erforscht.    Forstlich  spielen  sie  jedenfalls 
nur  eine  sehr  geringe  Rolle. 

b)  Gabelgänge  in  verschiedenen  Ebenen. 

Hierher  nur 

/  r ,  ^.  Anisandrus  dispar  F. 
Ungleicher  Holzbohrer. 

Durch  den  großen  Unterschied  der  beiden  Geschlechter  besonders  gekennzeichnet ,  der 
ihm  auch  den  Namen  verschaffte  (s.  Tabelle  S.  487  und  Fig.  242). 

Dispar  ist  ein  ungemein  polyphages  Laubholztier  Es  gibt  kaum  eine 
Laubholzart,    in    der    er   noch   nicht   festgestellt   ist:    in   Eiche,    Buche,    Kastanie,. 

^)  Das  von  Eichhoff  (1878)  dem  dryograpJius  zugeschriebene  Fraßbild  gehört,  wie 
Strohmeyer  nachweist,  sicherlich  nicht  dieser  Art  an.  Die  Beschreibung  und  Abbildung  paßt 
vielmehr  ziemlich  genau  auf  das  Fraßbild  von  Piatypus ^  das  Eichhoff,  wie  er  angibt,  nicht 
kannte  (s.  unten  S.  639). 


634 


Coleoptera.  —  7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 


Nußbaum,  Hainbuche,  Birke,  Erle,  Linde,  Weide,  Esche,  Platane,  Ahorn,  Akazie, 
Wein,  Obstbäumen  verschiedener  Art.  Ja  er  ist  sogar,  wenn  auch  selten,  in 
Nadelholz  gefunden,  in  Kiefer  und  in  Thuja.  Seine  Verbreitung  erstreckt  sich 
über  ganz  Europa  von  Italien  und  Spanien  bis  Skandinavien;  ferner  über  Ruß- 
land bis  Sibirien  und  Kleinasien. 

„Das  Merkmal,  welches  die  Fraßfigur  dieses  Käfers  vor  allen  anderen 
auszeichnet,  ist  das  Auftreten  der  sekundären  Brutröhren.  Das  Weibchen 
treibt,  wie  bei  allen  anderen  Holzbohrern,  eine  kürzere  oder  längere  Eingangs- 
röhre radial  in  den  Baum,  legt  dann  in  demselben  Stammquerschnitt  ungefähr 
in  der  Richtung  der  Jahresringe  primäre  Brutröhren  an  und  bohrt  von  diesen 
weiter  fressend  sekundäre,  rechtwinklig  von  diesen  abgehende,  der  Richtung  der 
Holzfas'er  folgende,  längere  oder  kürzere  Brutröhren  zweiter  Ordnung  nach 
oben  und  unten.  Die  Länge  der  Eingangsröhre  und  die  Zahl  und  Länge  der 
Brutröhren  erster  und  zweiter  Ordnung  ist  sehr  ver- 
schieden, besonders  nach  der  Stärke  des  befallenen 
Materiales.  In  stärkeren  Stämmen  und  Stöcken  kann 
die  Länge  der  Eingangsröhre  3 — 6  cm  betragen.  Die 
Brutröhren  erster  Ordnung  gehen  dann  entweder  vom 
Ende  der  Eingangsröhre  regelmäßig  nach  rechts  und 
links  den  Jahresringen  folgend,  oder  es  zweigt  sich 
bereits  früher  eine  oder  die  andere  primäre  Brutröhre 
von  der  Eingangsröhre  ab,  oder  die  Brutröhren  gehen 
schräg  nach  innen,  mehrere  Jahresringe  schneidend. 
In  schwächerem  Materiale  bleiben  die  Eingangsröhren 
oft  sehr  kurz.  Die  Brutröhren  erster  Ordnung  folgen 
meist  streng  dem  Verlaufe  der  Jahresringe,  und  wenn 
von  einem  Punkte  zwei  derselben  nach  rechts  und 
Unks  abgehen,  so  können  beide  zusammen  fast  einen 
Kreis  um  den  innersten  Stammkern  beschreiben  (Abb.  331),  wie  dies  schon 
Ratzeburg  und  Altum  richtig  schildern,  und  wie  wir  selbst  beobachtet  haben. 
Die  sekundären,  i  —  2  cm  langen  Brutröhren  weichen  nur  selten  bedeutend  von 
der  Richtung  der  Holzfaser  ab.  In  ihrer  Bedeutung  für  das  Tier  sind  die  Brut- 
röhren beider  Ordnungen  einander  gleich"  (N.). 

In  beiden  halten  sich  die  Larven  auf,  von  dem  die  Wände  überziehenden 
Nährpilzrasen  lebend. 

Die  Eiablage  findet  succesive  mit  dem  Fortschreiten  der  Bohrarbeit  statt. 
Das  I.  Eierhäufchen  wird  gewöhnlich  schon  abgelegt,  wenn  ein  Horizontalgang 
mit  einer  vertikalen  Abzweigung  (Brutröhre  2.  Ordnung)  hergestellt  ist.  Zur  Zeit 
der  Eiablage  findet  man  das  Bohrloch,  oft  auch  die  Mündungsstelle  des  mit 
Eiern  belegten  Gangarmes  mit  einem  feuchten  Bohrmehlpfropf  verstopft,  wodurch 
wahrscheinlich  die  für  das  Wachstum  des  Nährpilzes  günstigsten  Feuchtigkeits- 
verhältnisse geschaffen  werden  (wenigstens  zeigt  der  Pilzrasen  in  dieser  Periode 
eine    ungemein    üppige  Entwicklung).     Nachher   fährt   das   $   mit  der  Herstellung 


Brutfraß 


Abb.     33 

Anisandrus  dispar  F 

Ratzeburg. 


von 
Aus 


Ipidae  (Scolytidae).  —   Holzbrüter  („Nutzholzborkenkäfer").  51  e 

der  anderen  Teile  des  Gangsystems  fort  und  legt  wiederum  ein  Eihäufchen 
ab  usw.     Die  Zahl  der  Eier  beträgt  pro   Häufchen  ca.  6  Stück. 

Einige  Tage  nach  der  Eiablage  schlüpfen  die  jungen  Larven  aus,  so  daß 
die  zuerst  hergestellten  Gangverzweigungen  schon  Larven  enthalten  können,  lange 
bevor  das  Muttertier  mit  seiner  Bohrarbeit  zu  Ende  gekommen  ist.  Sind  die 
Larven  ausgewachsen,  so  füllen  sie  den  Querschnitt  des  Ganges  nahezu  aus,  eine 
Larve  dicht  hinter  der  andern  liegend,  mit  ihren  weißen  Körpern  einen  auf- 
fälligen Kontrast  zu  den  fast  ganz  abgeweideten,  jetzt  tiefschwarzen  Gangwänden 
bildend.  Die  Puppen  ruhe  dauert  ca.  10 — 14  Tage.  Der  Mutterkäfer  hält 
sich  während  der  ganzen  Entwicklung  immer  in  der  Kolonie  auf  und  zwar  meist 
in  der  Nähe  der  Eingangsöffnung,  wo  er  von  Zeit  zu  Zeit  Exkremente  heraus- 
schafft. Nach  dem  Ausschlüpfen  der  Jungkäfer  geht  das  alte  $  meist  aus  dem 
Gang  heraus  und  geht  zugrunde;  oft  aber  bleibt  es  noch  bis  zum  Herbst  im 
Brutgang  am  Leben. 

Die  Jungkäfer  überwintern  im  Innern  der  Gänge,  dicht  gedrängt  einer 
hinter  dem  andern.  Sie  nehmen  kurz  nach  dem  Ausschlüpfen  noch  geringe 
Pilzmengen  auf  und  nagen  auch  gelegentlich  kleine  Löcher  in  die  Gangwände 
(Reifungsfraß?). 

Die  d(j  erlangen  schon  wenige  Tage  nach  dem  Ausschlüpfen  die  Geschlechts- 
reife und  suchen  nun  die  $$  zur  Kopulation  auf,  die  im  Gang  stattfindet. 
Dabei  kommt  ihnen  die  Zwerggestalt  zunutze  (wären  die  JJ  gleichgroß  wie  die 
$9,  so  würde  eine  Kopula  in  den  Gängen  überhaupt  ausgeschlossen  sein).  Bei 
der  Kopula  ist  Kopf  und  Bruststück  des  J  so  fest  auf  den  Flügeldeckenabsturz 
des  5  gepreßt,  daß  sie  infolge  ihrer  Kleinheit  und  abgeflachten  Gestalt  kaum 
über  die  Rückenlinie  des  letzteren  hervorragen  und  der  ganz  gekrümmte  kleine 
Körper  des  J  fast  nur  als  rückwärtige  Verlängerung  des  weiblichen  Körpers 
erscheint. 

Trotz  der  geringen  Zahl  der  ö"d  (die  Zahlenverhältnisse  von  ci'  zu  $ 
stellten  sich  bei  verschiedenen  Zählungen  wie  5:18,  i:i8,  3:  26,  5  :  23, 
10  :  23,  7  :  33  und  1:41  usw.)  in  den  Jungkäferkolonien  werden  bis  zum  Herbst 
doch  alle  $$  befruchtet;  ja,  da  die  (jS  ihre  Tätigkeit  im  Frühjahr  bis  zum  Aus- 
schwärmen der  $$  eifrig  fortsetzen,  so  ist  anzunehmen,  daß  die  letzteren  nicht 
nur  einmal,  sondern  wiederholt  befruchtet  werden.  Die  Aufgabe  der  fiug- 
unfähigen  (j(j  ist  zur  Zeit  des  Ausschwärmens  der  jungen  $9  erledigt;  sie  gehen 
alle  an  Altersschwäche  zugrunde.^)  Beim  Ausschwärmen  kommen  die  ?$  nach- 
einander aus  dem  gleichen  Bohrloch,  alle  rückwärtslaufend,  heraus.  Sie  können 
sich  schon  am  gleichen  Tag  wieder  einbohren  und  zur  Gründung  einer  neuen 
Kolonie  schreiten.  Die  Periode  des  Ausschwärmens  kann  sich  über  lange  Zeit, 
fast  2   Monate,  erstrecken. 

Die  Generation  ist  nach  Schneider-Orellis  (1913)  Beobachtungen 
und  Zuchtversuchen  —  im  Gegensatz  zu  den  Angaben  der  meisten  Autoren  — 


')  Sog.  Junggesellenkolonien,   wie   sie  Hub  bar d   für   von  den   5$   verlassene  Xyleboriis- 
.<j(j  als  charakteristisch  angibt,  konnte  Schneider-Orelli  bei  dispar  nie  beobachten. 


()■>()  Coleoptera.  —   7.  Familien  reihe:  Rhynchophora. 

eine  einjährige.  Unter  mehr  als  100  Brüten,  die  zusammen  über  2000  $? 
enthalten  haben  mochten,  fand  sich  kein  einziger  Käfer,  der  im  gleichen  Jahr, 
in  dem  er  geboren  wurde,  selber  zur  Eiablage  schritt.  Selbst  in  dem  heißen 
Sommer  191 1,  in  dem  zahlreiche  Jungkäfer  schon  Ende  Juni  die  Puppenhülle 
verlassen  hatten,  kam  es  zu  keiner  2.  Generation.  Die  Jungkäfer  verblieben  viel- 
mehr in  den  Brutgängen  den  Herbst  und  Winter  hindurch  bis  zum  Frühjahr,  da 
die  Schwarmzeit  gekommen  war.  Gelangen  gelegentlich  einmal,  durch  irgend 
welche  Umstände  veranlaßt,  weibliche  Jungkäfer  vorzeitig  (im  Jahr  ihrer  Geburt) 
nach  außen,  so  verkriechen  sie  sich  in  eine  Ritze  oder  Höhlung  der  Baumrinde, 
oder  bohren  sich  auch  einen  neuen  etwa  5  mm  tiefen  Gang,  um  darin  zu  über- 
wintern. „Dabei  handelt  es  sich  nicht  um  einen  Ernährungsfraß,  wie  durch  Darm- 
untersuchungen festgestellt  wurde;  auch  bleiben  die  Wände  solcher  Notgänge 
frei  von   Pilzrasen."  — 

Durch  dieses  gelegentliche  vorzeitige  Hervorkommen  einzelner  Jungkäfer 
kann  mitunter  eine  2.  Generation  vorgetäuscht  werden,  ebenso  dadurch,  daß  die 
alten  Mutterkäfer  nach  der  Vollendung  ihrer  Nachkommenschaft  nicht  immer  zu- 
grunde gehen,  sondern  oft  noch  Monate  am  Leben  bleiben  und  wahrscheinlich 
dann  auch  zu  erneuter  Eiablage  befähigt  bleiben. 

A.  dispar  befällt  sowohl  gefällte  Stämme  und  Stöcke  als  auch 
lebendes  Material,  vor  allem  Heister,  Ob  er  wirklich  völlig  gesundes, 
frohwüchsiges  Material  annimmt,  oder  gar  „nur  in  dem  gesündesten,  vollsaftigsten 
Holz  vorkommt  und  brütet",  wie  vielfach  behauptet  wurde,  ist  nach  dem  Ver- 
halten fast  aller  übrigen  Borkenkäfer  doch  sehr  unwahrscheinlich.  Wir  geben  in 
dieser  Beziehung  Eichhoffs  Meinung  recht,  daß  dispar  krankhaftes  Material 
vorzieht.  Schlechter  Standort,  unterdrückter  Stand  (vgl.  Neger  1909),  große 
Dürre,  Versetzen,  ungenügende  Düngung  (bei  Obstbäumen)  genügen,  um  die 
Heister  in  einen  borkenkäfergünstigen  Zustand  zu  versetzen.  Schneider- 
Orelli  (1913)  kommt  auf  Grund  sehr  großer  Erfahrung  zur  gleichen  Ansicht 
wie  Eichhoff:  er  hat  noch  nie  einen  von  dispar  stark  befallenen  Obstbaum  ge- 
sehen, der  bei  genauerer  Untersuchung  nicht  Spuren  anderweitiger  Schädigung 
oder  Schwächung  aufgewiesen  hätte.  Als  Schädigungen  kommen  hauptsächlich  in 
Betracht  Frost,  Mäusefraß,  Stammverletzungen,  Wurzelrückschnitt  beim  Versetzen 
älterer  Bäume  und  stärkerer  Rückschnitt  der  Krone.  Tritt  natürlich  z.  B.  in  einer 
Baumschule  oder  großen  Obstplantage  eine  starke  Übervermehrung  ein,  so  wird 
er,  wie  das  auch  bei  anderen  Borkenkäfern  der  Fall  ist,  in  seiner  Not  auch 
primär  werden  und  versuchen,  auch  wirklich  ganz  gesunde  Bäume  anzugreifen. 

In  der  forstlichen  Literatur  sind  eine  Reihe  von  Fällen  mitgeteilt,  in  denen 
hunderte,  ja  in  einem  Fall  sogar  3000  Eichenheister  durch  dispar  zugrunde 
gerichtet  worden  sein  sollen  (vgl.  Altum  S.  321).  In  einigen  dieser  Fälle  wird 
ausdrücklich  angegeben,  daß  auch  noch  andere  Käfer  (z.  B.  Agrilus)  daran  be- 
teiligt waren.  Viel  zahlreicher  als  in  der  forstlichen  sind  die  Klagen  in  der  land- 
wirtschaftlichen, speziell  der  Obstbaumliteratur.  Gehört  dispat  doch  mit  zu  den 
gefürchtetsten  Obstbauminsekten.  Der  Tod  der  Pflanzen  tritt  bei  stärkerem 
Befall  rasch  ein.     Bei  schwachem  Befall  dagegen,  wo  nur  wenig  Bohrlöcher  vor- 


Ipidae,(Scolytidae).  —  Holzbrüter  („Nutzholzborkenkäfei").  637 

banden  sind,  kann  der  Baum  die  Krankheit  überstehen  und  wieder  völlig  ge- 
sunden. 1) 

Die  Erkennung  des  Befalls  ist  leicht:  die  Einbohrlöcher  und  das  gelbe 
Bohrmehl  sind  deutliche  Anzeichen.  Bei  Eiche  tritt  auch  noch  die  intensive 
Dunkelfärbung  der  Umgebung  des  Einbohrloches  hinzu,  die  durch  einen  aus  diesem 
kommenden  Saftfiuß  hervorgerufen  wird  (Neger   1909).  2) 

Zur    Abwehr    ist    zu    empfehlen:    vor    allem    Entfernung    alles    nutzlosen 

Materials,  in  dem  der  Käfer  brüten  kann,  also  Stöcke  von  Eichen,  Buchen  usw.; 

ferner  rechtzeitige  Entfernung  und  Vernichtung  der  befallenen  Heister.     Handelt 

es  sich  um  wertvolles  Material,  so  können  bei  schwachem  Befall  die  Pflanzen 

eventuell  dadurch  gerettet  werden,  daß    man    nach   dem   Vorschlag    Schneider- 

Orellis  (191 7)  in  die  Bohrlöcher  Wattepfropfen  mit  Schwefelkohlenstoff  getränkt 

einführt  und  darauf  die  Löcher  selbst  mit  Lehm  verschmiert.    In  Obstpflanzungen 

wurde  sehr  guter  Erfolg  damit  erzielt.     Die  zur  Abhaltung   der  ??    allenthalben 

empfohlenen  Schutzanstriche   mit    Karbolineura,    Lehmmischung  usw.   haben  nach 

Schneider-Orelli    wenig   Erfolg.      Dagegen    stellt   das    Umwickeln  der  Stämme 

mit  Rapperstoff  einen  vollen  Schutz  dar,  ein  Mittel,  das  natürlich  nur  in  kleineren 

Verhältnissen  (wie  Obstgärten)  Anwendung  finden  kann. 

Schlupfwespen  führt  Kleine  keine  an;  er  erwähnt  nur  einen  Käfer  Bhinosimus  plani- 
rostris  F.  (s.  Abb.  94  C,  S.  195),  der  in  seinen  Gängen  gefunden  wurde. 


5.   Familie  Platypodidae. 

Die  Platypodiden  wurden  ihrer  Lebensweise  halber  in  den  meisten  älteren 
entomologischen  Schriften  mit  den  Ipiden  vereinigt  und  als  L^ntergattung  der- 
selben behandelt.  Sie  zeigen  aber  weder  morphologisch  noch  anatomisch  nähere 
Verwandtschaftsbeziehungen  zu  den  Borkenkäfern. 
Auch  keiner  der  übrigen  Rhynchophoren- Familie 
stehen  sie  näher,  so  daß  ihre  Stellung  als  selb- 
ständige Familie  wohl  gerechtfertigt  ist. 

Habituell  unterscheiden  sie  sich  von  den  Borken- 
käfern vor  allem  durch  den  senkrechten  breiten  Kopf 
(Abb.   332),    der    breiter    als    das    Halsschild    ist    (was  bei  ,  o 

den  Borkenkäfern    niemals    vorkommt).      Augen    rundlich, 

gewölbt,  hervorragend,  Fühler  nicht  gekniet,  kurz,  mit  ^bb.  332.  Piatypus  cyhndrus  F. 
stets  4gliedriger   Geißel   und  großer    plattgedrückter  End-  ^  ^afer,  B  Vorderbem.  —  (N.) 

keule.     Halsschild  walzenförmig,  vorne  gerade  abgestutzt. 

An  den  Seiten  zur  Aufnahme  der  Schenkel  ausgebuchtet.  Schenkel  und  Schienen  breitgedrückt, 
die  Vorderschienen  auf  der  Außenfläche  meist  mit  parallelen  Schrägleisten.  Tarsen  5  gliedrig,  sehr 
lang  und  zart,  I.  Glied  wenigstens  so  lang  als  die  folgenden  zusammengenommen  (vergl.  auch 
Strohmeyer  19 18). 


^)  Nach  Neger  (1900)  spielt  sich  der  Ausheilungsvorgang  folgendermaßen  ab:  Aus  den 
Wundrändem  wächst  ein  Callus  hervor,  welcher  durch  den  von  ihm  ausgeübten  Druck, zunächst 
allerdings  ein  weiteres  Aufreißen  der  Rinde  über  dem  Flugloch  bewirkt,  so  daß  ein  Hof  von 
spindelförmigem  Umriß  entsteht.  Durch  Überwallung  wird  dieser  geschlossen  und  das  Loch 
durch  einen  aus  Callusgewebe  bestehenden  ziemlich  weit  nach  innen  vordringenden  Pfropf  ausgefüllt. 

*)  Neger  nimmt  an,  daß  der  Saftfluß  frisch  angebohrter  (gesunder)  „Eichenheister"  nicht 
nur  insofern  für  die  angegriffene  Pflanze  von  Vorteil  ist,  als  er  die  Käfer  zum  Ersticken  bringt, 
sondern  auch  dadurch,  daß  er  der  Ausbreitung  des  Ambrosiamyzels  entgegenwirkt. 


638 


Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 


Die  Platypodiden  sind  in  der  Hauptsache  Tiere  der  Tropen  und  Subtropen. 
In  unserem  Faunengebiet  kommt  nur  i  Gattung  mit  2  Arten  vor:  Platypiis 
cyliiidnis  F.  und  cylmdriforniis  Reitter,  die  sich  folgendermaßen  unterscheiden  lassen: 

Halsschild  deutlich  und  ziemlich  dicht  punktiert,  die  abwechselnden  Zwischenräume 
der  Flügeldecken  beim  (^  nach  hinten  deutlich  gekielt  und  vor  dem  Ab- 
stürze zahnartig  verkürzt,  von  da  der  Absturz  wenig  steil  abfallend.  Seiten- 
rand zwischen  dem  großen  Endzahne  des  (^  und  dem  marginalen  Schwielen- 
zahn nicht  ausgerandet,  dazwischen  mit  2  Kerbzähnchen  besetzt  5  —  5,5  mm. 
An  Eiche Pl.  cylindrus  Fabr. 

Halsschild  sehr  erloschen  punktiert,  fast  glatt,  alle  Zwischenräume  der  Flügeldecken 
beim  J  nach  hinten  kielförmig  erhöht  und  vor  dem  Abstürze  zahnartig  ver- 
kürzt, alle  Zähnchen  fast  gleich  entwickelt,  die  abwechselnden  kaum  größer 
als  die  anderen,  von  da  zur  Spitze  gebrochen  abfallend.  Der  Seitenrand 
zwischen  dem  großen  Endzahn  und  dem  marginalen  Schwielenhöcker  aus- 
gerandet und  daselbst  ohnt    Xerbzähnchen.     An  Eiche      .     .     PI.  cylrndriforviis  Reitt. 

Biologisch  und  forstlich  scheinen  sich  die  beiden  Arten  mehr  oder  weniger 
übereinstimmend  zu  verhalten,  so  daß  wir  sie  hier  gemeinsam  behandeln  können. 


^(  /Piatypus  cylindrus  F.  und  cylindriformis  Rtt. 

Der    Hauptbrutbaum    ist    die    Eiche,    vereinzelt    ist    cylindrus    auch    in 
Buche,   Esche  und   Kastanie  und  cylindriformis  in  Buche  gefunden.     PL  cylindrus 

ist  über  ganz  Europa  und  über  einen  großen 
Teil  von  Asien  verbreitet  und  kommt  auch 
in  Nordamerika  vor,  cylindriformis  ist  bis  jetzt 
nur  in  den  Vogesen,  Algier,  Korsika,  Sizilien 
und  im  Kaukasus  gefunden  worden.  Da  die 
beiden  Arten  leicht  verwechselt  werden,  so 
ist  es  bei  genauerer  Beachtung  der  Unter- 
schiede wohl  möglich,  daß  das  Verbreitungs- 
gebiet der  letzteren  Art  sich  noch  wesentlich 
erweitert. 

Die  Biologie  der  Kernkäfer  ist  vor 
allem  durch  Stiohmeyer  (1906  und  1907) 
erforscht  und  aufgeklärt  worden,  dem  wir  in 
unserer  Darstellung  hauptsächlich  folgen. 

Sehr  auffallend  sind  die  Larven  gebaut,  so 
daß  sie  sich  von  Borkenkäferlarven  ohne  weiteres 
unterscheiden  lassen.  Die  ganz  junge  Larve  hat  einen 
stark  verbreiterten  Kopf  und  einen  ovalen  Körper,  der 
breiter  als  hoch  ist  und  seitlich  stark  vorspringende 
Wülste  mit  großen  Borsten  besitzt  (Abb  333  a).  All- 
mählich geht  diese  ovale  Körperform  in  die  walzenförmige  über,  wie  sie  der  ausgewachsenen 
Larve  zukommt.  Diese  ist  etwa  7  mm  lang,  hinter  der  Mitte  etwas  verdickt,  am  Hinterende 
plötzlich  abgestutzt,  mit  abschüssigem,  abgedachtem  After  (Abb.  333  b).  Von  den  12  Segmenten 
ist  das  I.  am  größten  und  nach  oben  wulstförmig  erhöht,  so  daß  die  beiden  folgenden  klein 
zu  nennen  sind;  die  Segmente  sind  vielfach  mit  Höckern  und  Borsten  ausgestattet,  die  als 
Fortbewegungsorgane  dienen.  Die  Mundwerkzeuge  sind  bei  der  erwachsenen  Larve  (auch 
relativ)  viel  stärker  ausgebildet  als  bei  den  jungen. 


Abb.    333.     Junge    (a)    und    ältere    (b) 
Larve  von  Piatypus.  —  Nach  Strohmeyer. 


Platypodidae. 


Ö39 


Die  Fraßgänge  an  Eiche  1)  werden  nach  Strohmeyer  folgendermaßen 
angelegt  (Abb.  334).  Das  2  bohrt  sich  von  einer  Vertiefung  der  Borke  aus 
radial  in  den  Stamm  ein;  ihm  folgt  ein  d,  das  hauptsächlich  die  HerausschafFung 
des  Bohrmehls  übernimmt.  Letzteres  ist  sehr  langfaserig  und  hierdurch  vom 
Bohrmehl  der  vorher  besprochenen  Holzbrüter  leicht  zu  unterscheiden.  Ist  das 
2  je  nach  dem  Saftgehalt  des  Holzes  bis  zur  Kernholzgrenze  gekommen,  so 
wendet  es  sich  in  kurzem  Bogen  nach  der  Seite  und  nagt,  in  der  gleichen  Ebene 
bleibend  einen  Gang  annähernd  in  der  Jahresringrichtung.  Oft  kommt  es  vor, 
daß  auch,  nach  der  anderen  Seite  ein  solcher  Gang  angelegt  wird. 

Der  Verlauf  dieser  Röhren  ist  mehr  oder  weniger  wellenförmig,  ihre  Länge 
kann  30  cm  und  mehr  betragen.  Von  einem  oder  mehreren  beliebigen  Punkten 
eines  dieser  Seitengänge  dringt  nun  das  $  in  radialer  Richtung  gegen  die  Stamm- 
mitte vor  und  legt  hierbei  bald  nach  rechts,  bald  nach  links  Seitengänge  an,  die 


Abb.   334.     Fraß  des   Eichenkemkäfers,   Platyous  cylindriformis   Rttr. 


Nach  Strohmeyer. 


in  einem  rechten  oder  spitzen  Winkel  abzweigen.  Der  Radialgang  ist  häufig  an^ 
der  Spitze  mehr  oder  weniger  nach  einer  Seite  umgebogen  und  manchmal  bis 
18  cm  lang. 

In  dem  außerordentlich  saftreichen  Wurzelholz  oder  sehr  feucht  gelagerten 
Stämmen  hält  der  Käfer  viel  weniger  streng  die  gleiche  Querschnittebene  ein; 
man  fandet  hier  oft  Gänge,  die  sich  direkt  in  der  Achsenrichtung  hinziehen  und 
ihrerseits  sich  wieder  schräg  nach  oben  und  nach  unten  verzweigen.  Auch  durch 
unregelmäßigen  Faserverlauf,  Aststummel,  Faulstellen  oder  sehr  rasches  Austrocknen 
der  äußeren  Stammteile  werden  Abweichungen  von  der  Normalform  veranlaßt. 
In  letzterem  Fall  kommt  es  vor,  daß  der  Käfer  die  Anlage  der  Gänge  an  der 
Kernholzgrenze  ganz  unterläßt  und  direkt  in  das  Kernholz  dringt. 

Die  Gänge  werden  stets  sehr  rein  gehalten,  Kot  und  Bohrmehl  werden 
ständig  herausgeschafft,   zu  welcher  Arbeit  sich  der  Absturz  des  d  sehr  gut  eignet. 


^)  In    Buche   weichen    die  Gänge    entsprechend    dem    verschiedenen    Bau    des    Holzes    von. 
den  Eichengängen  etwas  ab  (Strohmeyer   1907). 


,540  Coleoptera.  —   7.  Familienreihe:  Rhynchophora. 

Die  Eier  werden  während  der  Bohrarbeit,  die  ersten  schon  nach  Anlage 
der  ersten  Splintgänge,  haufenweise  abgelegt.  Die  Bohrtätigkeit  des  Q  und  die 
Eiablage  soll  sogar  im  Winter  fortgesetzt  werden. 

Die  Larven,  hauptsächlich  die  älteren,  lauten  mit  Hilfe  ihrer  Segraent- 
wülste  (s.  oben)  in  den  Gängen  lebhaft  hin  und  her  und  nähren  sich  (wie  die 
holzbrütenden  Ipiden)  vornehmlich  von  Pilzen.  Während  der  Entwicklung  nagen 
die  Larven  keine  eigenen  Gänge ;  erst  wenn  sie  erwachsen  sind,  bohrt  jede  von 
der  Brutröhre  aus  ihre  eigene  Puppenwiege,  in  Form  von  kurzen,  zylindrischen 
Röhren,  und  zwar  stets  horizontal,  dem  Faserverlauf  folgend.  So  erhält  das  Fraß- 
bild eine  Ähnlichkeit  mit  den  Leitergängen  der  Xyloterus- Arten.  Während  aber 
hier  die  Leitersprossen  richtige  Larvengänge  darstellen,  die  schon  von  der  jungen 
Larve  hergestellt  und  in  denen  die  Larve  ihre  ganze  Entwicklung  durchmacht, 
sind  beim  Piatypus- Fraßbild  die  Leitersprossen  lediglich  Puppenwiegen.  ^) 

Die  Flugzeit  ist  sehr  spät,  Strohmeyer  beobachtete  im  Elsaß  erst  am 
6.  und  8.  Juli  den  massenhaften  Anflug  an  Stöcken  und  Stämmen.  Die  Ent- 
wicklung einer  Familie  zieht  sich  sehr  lange  hin;  man  kann  in  einem  Gangsystem 
alle  Stadien  nebeneinander  finden.  Bemerkenswert  ist  die  Beobachtung  Stroh- 
meyers, daß  im  Winter  bereits  ausgefärbte  Jungkäfer  erst  anfangs  Juli,  frühestens 
Ende  Juni  schwärmten.     Die  Generation  ist  jedenfalls  einjährig. 

Der  Kernkäfer  befällt  sowohl  stehendes  Hoiz  (dieses  meist  am  unteren 
Stammteil)  als  auch  Stöcke  und  liegende  Hölzer  bis  zum  Astholz.  Liegende 
Stämme  werden  in  ihrer  ganzen  Länge  gleichstark  angegangen,  an  den  Seiten 
und  unten  etwas  mehr  als  oben.  An  den  Baumstümpfen  bohrt  sich  der  Käfer 
am  liebsten  dicht  über  der  Bodenoberfläche  und  an  den  Ansatzstellen  der  dicken 
Hauptwurzeln  ein,  während  der  zuerst  austrocknende,  oberste  Stockteil  meist  ganz 
verschont  bleibt;  ob  die  Stöcke  entrindet  oder  berindet  sind,  ist  ziemlich  gleichgültig. 

Der  Schaden  des  Kernkäfers  ist  rein  technischer  Natur.  Dadurch, 
daß  er  viel  tiefer  wie  die  anderen  Borkenkäfer  [Xyloterus  und  Xyleborus)  in  die 
Stämme  eindringt,  sind  die  Verluste  weit  empfindlicher  als  bei  diesen.  Die  Wert- 
minderung kann   50^0,  ja,  bis  90%   betragen. 

Vom  Praktiker  wird  der  Piatypus -B^idW  nicht  immer  als  solcher  erkannt 
und  mit  Xyloterus  domesticus,  signatus^  Xyleborus  monographus,  dryographus,  Saxeseni 
oder  Anis,  dispar  verwechselt.  Die  Fraßbilder  geben  auch  häufig  kein  klares  Bild. 
Leichter  zu  verwerten  sind  die  Einbohrlöcher.  Auf  Grund  des  viel  größeren 
Kalibers  (s.  Abb.  335)  wird  man  zunächst  feststellen  können,  ob  monographus^ 
Saxeseni  oder  dryographus  vorliegt.  Sind  diese  Arten  ausgeschlossen,  so  bleiben 
nur  dispar  und  signaius  (bezw.  domesticus).  Zeigt  sich  in  keinem  Bohrloch  der 
charakteristisch  gezahnte  Absturz  des  Kernkäfers  oder  das  weiße,  scheibenähnliche, 
flache  Hinterende    seiner   Larve    (die  ja   lebhaft   in    den   Gängen   hin-    und   her- 


^)  Manche  Autoren  faßten  die  Leitersprossen  als  Bestandteile  des  Käferfraßes  auf  (ent- 
sprechend den  Sprossen  bei  dtsparl).  Doch  konnte  Strohmeyer  diese  Anschauung  durch 
direkte  Beobachtung  und  Experimente  als  irrtümlich  nachweisen.  Man  findet  auch  niemals  die 
„Leitersprossen"  in  den  Gangsystemen,  solange  keine  verpuppungsreifen  Larven  oder  Puppen 
vorhanden  sind. 


Literatur  über  Borkenkäfer. 


641 


wandert),  so  bleibt  (da  die  Untersuchung  des  Bohrmehls  für  den  Praktiker  keinen 
sicheren  Anhalt  gibt)  nur  übrig,  durch  einen  Axthieb  in  den  wertlosen  Splint  ein 
Stück  Rinde  oder  Holz  abzulösen,  und  die  darin  befindlichen  Käfer  und  Larven 
zu  betrachten,  die  sich  ja  von  den  ge- 
nannten Borkenkäfern  ohne  weiteres 
auch  von  dem  weniger  Geübten  unter- 
scheiden lassen  (Strohmeyer). 

Betreffend  der  Abwehr  sei  folgen- 
des gesagt:  Will  der  Holzhändler  sich 
vor  Schaden  bewahren,  so  sorge  er  da- 
für, daß  die  Eichenstämme  rechtzeitig 
abgefahren  werden;  als  spätester  Termin 
hat  Mitte  bis  Ende  Juni  zu  gelten.  Um 
die  Durchführung  dieser  einfachsten  und 
sichersten  Maßregel  zu  erleichtern,  wäre 
es  angebracht,  daß  die  Förstverwaltungen 
die    Eichenstammhölzer   möglichst    früh 

zum  Verkauf  brächten.  Die  anderen  vielfach  empfohlenen  Mittel,  wie  Vernichtung 
der  Brut  in  den  Stöcken  durch  Sprengung  (wodurch  deren  Austrocknung  be- 
schleunigt wird)  oder  Entrinden  der  Stämme,  können  wohl  ganz  gut  wirken,  sind 
jedoch  in  ihrem  Erfolg  bei  weitem  nicht  so  sicher  wie  die  rechtzeitige  Holzabfuhr. 


Abb.  335.  Ausbohrlöcher  verschiedener  Eichen- 
holzborkenkäfer, a  Xyloterus  signatus  F., 
b  Xyleb.  monographus  F.,  c  Xyleb.  dryo- 
graphus  Rtzb.,  d  Anisandrus  dispar  F.,  e  Xyle- 
borus  Saxeseni  Rtzb.  —  Nach  Strohmeyer. 


Literatur  über  Borkenkäfer. 

Die  Borkenkäferliteratur  ist  ungemein  umfangreich  und  es  ist  ganz  unmöglich,  hier  auch 
nur  einen  Bruchteil  aller  über  mitteleuropäische  Borkenkäfer  erschienenen  Arbeiten  anzuführen. 
In  dem  Verzeichnis  sind  vielmehr  nur  solche  Arbeiten  aufgenommen,  auf  die  im  Text  Bezug 
genommen  ist. 

Glücklicherweise  besitzen  wir  eine  ausgezeichnete  „Übersicht  über  die  Gesamt- 
literatur der  Borkenkäfer  vom  Jahre  1758—1910'^  von  Tredl  und  Kleine  (1911),  in 
der  wohl  nur  ganz  wenige  unbedeutende  Arbeiten  fehlen  dürften  und  die  jedem,  der  sich  mit 
Borkenkäfern  wissenschafthch  beschäftigt,  unentbehrlich  ist.  Die  Fortsetzung  dieser  Übersicht  (bis 
1920),  von  Kleine  bearbeitet  (Tredl  ist  leider  mzwischen  gestorben),  ist  in  der  Zeitschrift 
für  angewandte  Entomologie  Bd.  IX  erschienen. 

Das  große  Interesse,  das  die  Borkenkäfer  seit  jeher  bei  Zoologen  und  Forstwirten  ge- 
funden, hat  eine  Anzahl  größerer  Monographien  gezeitigt,  von  denen  hier  die  von  Ferrari 
(1867),  Chapuis  (1875),  Lindemann  (1875),  Eichhoff  (1878  und  81),  Löwendal  (1898), 
Barbey  (1901)  und  Spessivtseff  (1907)  zu  nennen  sind. 

Außerdem  sind  eine  Reihe  monographische  Bearbeitungen  über  einzelne  Spezial- 
gebiete der  Borkenkäferkunde  erschienen,  so  von  Wachtl  (1884),  Nüßlin  (1911),  Kleine 
(1908/09),  Tredl  (1907),  Fuchs  (1907)  und  anderen. 

Eine  Zusammenstellung  der  „Nahrungspflanzen  und  Verbreitungsgebiete  der 
Borkenkäfer  Europas"  verdanken  wir  Tr^dl,  eine  statistische  Studie  über  denselben  Gegen- 
stand und  ferner  eine  Zusammenstellung  der  Feinde  der  Borkenkäfer  R.  Kleine, 
und  eine  gute  Bestimmungstabelle  E.  Reitter.  Außerdem  sind  in  allen  forstentomologischen 
Hand-  und  Lehrbüchern  die  Borkenkäfer  meist  mit  besonderer  Sorgfalt  und  Ausführlichkeit  be- 
handelt (Ratzeburg,  Altum,  Judeich-Nitsche,  Eckstein,  Nüßlin  usw.). 

Als  besonders  verdienstvolle  Borkenkäferforscher,  die  unsere  Kenntnis  wesentlich  gefördert 
haben,  seien  erwähnt:  Altum,  Chewyreuv,  Cogho,  Eggers,  Fleischer,  Fuchs, 
Hennings,  Henschel,  Knoche,  Knotek,  Keller,  Nördlinger,  Nüßlin,  Pauly, 
Schneider-Orelli,  Stro'hmeyer,  Trägärdh,  Wachtl,  Wichmann:  in  Amerika  vor  allem 
Hopkins  und  Hubbard. 

Escherich,  Forstinsekten.     II.   Bd.  4^ 


()A2  Coleoptera.   —   7.  Familienreihe:   Rhynchophora 

Ahlemann,     1862,    Auftreten    des    Borkenkäfers    in    der    Oberförsterei    Guttstatt    usw.    —    In: 

Gennerts  F.  Bl.,  Heft  4.  S.  42 — 6q. 
Altum,    1879,  Der   große  schwarze  Eschenbastkäfer.   —   In:   Z.  f.  F.  u  J.    VIII,  S.  397 — 402. 

—  —    1888,  Kleinere  forstzoologische  Mitteilungen.   —  In:   Ebenda  XX,  S.  242  —  245. 
Baer,  W.,   191 1,  Bemerkungen  zur  Gattung  Pseudopolygraplms  Seitn.  —  In:   Z.  f.  d.  g.  Fw., 

S.   506—508. 
Barbey  A,    1901,   Die  Bostrychiden   Zentraleuropas.     Monographie.      Mit    18  Tafeln.     Genf  und 
Gießen. 

—  1905,  Biologische    Beobachtungen   an    Hylastinus   Fankkauseri  Rtt ,   dem    Borkenkäfer    des 

Goldregens.   —  In:  Schweiz.  Z.  f.  Fw.,  S.  93. 

—  —    1906,  Neue  Beobachtungen  über  die  Borkenkäfer  der  Seestrandkiefer.  —  In:  N.  Z.  f.  F.  u.  L. 
Baroch,  J.,    1878.  Der  Borkenkäfer  und  seine  Nützlichkeit  im  Walde.      Pinka  Mindszent. 
Bargmann,    1897,  Altes  vom   Fichtenborkenkäfer  und  Neues  von   den  Tannenborkenkäfern,  mit 

besonderer    Berücksichtigung   des    1896er   Tannenborkenkäferfraßes    im    Oberelsaß.  —  In: 
A.  F.  u.J.-Z.,  S.  382-391. 

—  —    1898,  Ips  (Tomicus)  Vorontzowi  n.  sp.  Jakobs,  und  Ips  (Tomicus)  heterodon  Wachtl.  — 

In:  Ebenda,  S.  123  — 128. 

—  —    1906,   Die  Miniergänge  der  Borkenkäfer,  ihre  biolog.  Bedeutung.  —  In:  N.  Z.  f.  F.  u.  L., 

S    310  —  328. 
Saudisch,  Fr.,   1903,  Über  Dendroctonus  micans  Kugel.  —  In:  Z.  f.  d,  g.  F.,  S.  151  — 152. 
Beling,    1873,  Beitrag    zur  Naturgeschichte   des    Bostrielius    lineatus   und   domesticus.  —  In: 

Thar.  F.  Jahrb.  XXXIII,  S.  17—44. 
Berg,  V.,    1836,  Notizen  über  den  Borkenkäfer.  —  In:  Pfeils  krit.Bl.  X    i.  S.  119— 130. 
Berg  milier,   1903,    Dendroctonus   micans  und   Rhizophagus  grandis.  —   In:   Z.  f.  d.  g.  F., 

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Bickhardt,  H,.    191 4,  Die  Bedeutung   der  Histeriden   im  Kampf  gegen  die  Waldverderber.  — 

In;  Z.  f.  angew.  Ent.  Bd.  I,  S.  381  —  384. 
Blondein,  R.  M.,  1874/76,  Zur  Borkenkäferfrage  — In:  Böhm.  Vereinsschr.  Heft  87,  90  u.  93. 
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Bd    VIII,  S.  29  if. 
Saalas,  Unnio,    1919,  Über  die  Borkenkäfer  und  den  durch    sie   verursachten  Schaden  in  den 

Wäldern  Finnlands.   —   Finnisch   mit  deutschem  Resume.      Helsingfors. 
Scheidter,  Fr,    1916,    Tierische    Schädlinge    an    Gehölzen.   —   In:  Mitt.  Dendr.  Ges.,  Nr.   25, 

S.   2i4tf. 

—  —    1919,  Das   Tannensterben  im  Frankenwald.   —   In:    N.  Z.  f.  u.  L.   VII,    S.  69  —  90    (Aus- 

zug in  Z    f   ang.  Ent.,  Bd.  VI,  S.  168  —  170). 

—  —   1920,  Über  Lebensweise    und  Bekämpfung   dreier   Tannenfeinde,    des    Weißtannenrüßlers, 

des  krummzähnigen  und  des  kleinen  Tannenborkenkäfers.    —   Als  Manuskript  gedruckt  im 

Auftrage  des  Ministeriums.     München. 
Schindler,    1861,    Krankheiten    und    Feinde  der  Ulme.    —   In:    Vereinssch.    Böhm.    Forstwirte, 

Heft  39,  S.    12 — 22. 
Schmidberger,  J.,  1836,  Naturgeschichte    des   Apfelborkenkäfers   Apate  dispar.  —  In:  Beitr. 

z.  Obstbaumzucht    u.    z.    Naturg.    d.  d.  Obstb.    schädl.    Insekten.     Linz,  Heft  4,    S.  213 

bis  230. 
Schneider-Orelli,    1913,     Untersuchungen     über    den    pilzzüchtenden    Obstbaumborkenkäfer, 

Xyleboriis  dispar^  und  seinen  Nährpilz.  —  In:   Zentr.  Bakt.  Paras.  u.  Ins.,  Bd.  38,  II.  Abt., 

S.  25  —  110. 

—  —    191 7,  Über  den  ungleichen  Borkenkäfer  an  Obstbäumen  im  Sommer  1916.  —  In:  Schweiz. 

Z.   f.   Obst-   u.    Weinb. 
Schollmayer-Lichtenberg,    F.  v. ,    1923,    Einiges    über    die  Bekämpfung    des    achlzähnigen 

Fichtenborkenkäfers  [Ips  typographiis)   —  In:   Z   f.  angew.  Entom.,  Bd  IX,  S    353  —  364. 
Schwappach,  A.,    1875,   Der  Borkenkäfer  im    bayerischen    Wald.    —  In:   Monatsschr.   f.   F.   u. 

J.,  S.  156—168. 
Sedlaczek,   W.,    1915,   Neuere  Forschungen  über   Borkenkäfer.    —   In:   Z.   f.    d.   g    F,    Bd.   41, 

S    463-472. 

—  —    1917,  Die  Schlupfwespen  der  Fichtenborkenkäfer.  —  In:  Ebenda,  S.   367—370. 

—  —    191 8,    Studien    an    Fangbäumen    zur    Bekämpfung    der  Borken-  und  Rüsselkäfer     —    In 

Ebenda.   Heft  9  —  12. 

—  —    1921,   Fangbaummethoden  für  die  verschiedenen  Borkenkäferarten.  —  In:  Z.  f.  ang.  Entorn., 

Bd.  VIT  S.  354-339. 

Seitner,  M.,  191 1,  Bemerkungen  zur  G&ilxxng  FohjijrapImsnnA  Aufstellung  der  Gattung  Pscudo- 
polyijraphus  n.  g.  —  In:  Z   f.  d.  g.  F.,  S.  99  —  109. 

Severin,  G.,   1908,  Le  genre  Dendroctonus .    —   In:  Bull.  Soc.  centr.  for.  Belgique. 

Sierstorpff,  v.,  1794,  Über  einige  Insektenarten,  welche  den  Fichten  vorzüglich  schädlich 
sind.     Helmstedt 

18 13,  Über  die  forstmäßige  Erziehung,  Erhaltung  und  Benutzung  der  vorzüglichsten  in- 
ländischen  Holzarten.      2.  Teil.   —   Die  Fichte,   S.  106.      Hannover   1813. 

Simmel,  R,  1918,  Aus  meinem  forstentomologischen  Tagebuch.  I.  Jiinipjems  comvmnis  als 
Sterbequarlier    verschiedener    Borkenkäfermännchen?   —    In:    Ent.   Bl.   XIV,    S.  288-291, 

1919,    Aus    meinem   forstentomologischen  Tagebuch.      II.  u.    HI.     (Befall   von   entrindetem 

Nutzholz  durch  Borkenkäfer.)    —   In:   Ebenda,  S.  34  —  36. 


^^6  Coleoptera.   —  7.  Familienreihe:   Rhynchophora. 

Spessivtseff,  Paul,   1913,  Praktische  Bestimmung  der  Borkenkäfer  der  hauptsächlichen  Holz- 
arten des  europäischen  Rußland.     (Russisch.)  —  St.  Petersburg 

—  —   192 1,    Beitrag    zur    Kenntnis    des   Ernährungsfraßes    bei    den    europäischen    Splintkäfern. 

(Schwedisch,     mit    deutschem     Resume.)     —     In:     Meddel.     Stat.     Skogs-försöksanstalt, 
Heft   18,  No.  7. 

—  —   1922,  Bestimmungstabelle  der  schwedischen  Borkenkäfer.     (Schwedisch.)   —    In:   Ebenda, 

Heft   19,  Nr.  6,  S.  453—492.     Mit  74  Textabbildungen. 
Stein,  F.,  1852.  Über  erhebliche  Beschädigungen  von  Fichtenbeständen  durch  Hylesinus  micans. 
In:  Thar.  F.  Jahrb.  X,  S.  277. 

—  —   1852,  Beiträge  zur  Forstinsektenkunde.   —  In:  Ebenda  VIII. 

—  —    1854,  Über    einige   Borkenkäferarten   [B.   typographtis    in    Kiefern).   —  In:  Ebenda  IX, 

S.  270  —  280. 
Strohmeyer,  H,   1906,    Neue    Untersuchungen   über   Biologie,    Schädlichkeit   und    Vorkommen 
des  Eichenkernkäfers  Piatypus  ?  var.  cyhndriformis  Rtz.  —  In :  N.  Z.  f.  F.  u.  L. 

—  —   1907a,  Platypus't   var.  cylindriformis  Rtt.  in  Rotbuche.  —  In:  Ebenda,  S.  170—173. 

—  —    1907  b,  Die  Form  der  Fraßfigur  von  Xyloterus  domesticus  in  Eichenstammholz.  —  In: 

Ebenda,  S.  173  u.  174. 

—  —   1910,  Die  Fraßfigur  von  Xyleborus  dryogr apkiis  Rtz.  und  monographns  Fb.  —  In:  Ent. 

Bl,  S.  69-71. 

—  —   1916,  Ulmenrindenrosen  verursacht  durch  die  Überwinterungsgänge  des  Pteleobius  vittatus 

F.  —  In:  N.  Z.  f.  F.  u.  L.  14,  S.  116— 121. 

—  —    191 8,  Die    Morphologie    des    Chitinskeletts    der    Platypodiden.  —  In:  Arch.    f.    Naturg., 

84.  Bd.,  Abt.  A,  Heft  7. 
Swoboda,  A.,   1874,  Auszug  aus  dem  Jahresbericht    des  k.  k.    Forstrates   Swoboda   über    seine 

Tätigkeit    während    des    Jahres   1873.  —  In:  Mitt.    des    k.  k.    Ackerbauministeriums  IV, 

4.  Heft  X. 
Teplouchow,   1890,   Tomicus  Judeichi  Kirsch.  —  In:  Bull.  Soc.  Imp.  Moscon,  S.  252 — 268. 
Thum,    1885,  Käferfraß  in  der  Gegend  von  Laubach.  —  In:  A.  F.  u.  J.  Z.,  S.  24  u.  25. 
Thürmer,    1885,  Die  Borkenkäferkalamität    in    Rußland    in    den    beiden  Sommern   1882/83.  — 

Ebenda  LXI,  S.  289—392. 
Torka,  V.,   1906,  Zwei  Feinde  des  gemeinen  Wacholders  (Jimiperus  communis  L.).  —  In :  N. 

Z.  f.  F.  u.  L.,  S.  399—403. 
Trägärdh,  Ivar,    1919a,    Untersuchungen    über    einige   schädliche   Forstinsekten   in   Schweden. 

—  In:  Z.  f.  a.  Ent ,  Bd.  V,  S.  98  —  102. 

—  —    1919b,  Die  Schädigungen  der  Forstinsekten  im  Jahre  191 7.  —  In:  Meddel.  Stat.  Skogs- 

försoksanstalt,  Heft   16,  No.  4. 

—  —    192 1,   Untersuchungen   über  den  großen  Waldgärtner.  —    In:  Meddel.  Stat.  Skogsförsöks- 

anstalt,  Heft   18,  No.  i. 
Tredl,  R.,    1907,    Nahrungspflanzen    und  Verbreitungsgebiete   der   Borkenkäfer  Europas.  —  In: 
Ent.  Bl.  III,  Heft   i— ö. 

—  —    1908,     Beiträge    zur    Kenntnis    der    Lebensweise    von     Cryphalus    inten iiedius.   —  In: 

Ebenda,  S.  30  u.  31. 

—  —    1915a,  Aus  dem  Leben  des  Birkensplintkäfers,   Scolyttis  Ratxeburgi  Ja.ns.  —In:  Ebenda 

XI,  S.  97—110. 

—  —   1915b,  Biologisches  von  Xyloterus  signatus  F.  —  In:  Ebenda  XI,  S.  165  — 169. 
Tr6dl  u.  Kleine,  R.,   1911,   Übersicht  über  die  gesamte  Literatur  der  Borkenkäfer  vom  Jahre 

1758 — 1910.  —  Berlin. 
Ulrici,    1873,  Beobachtungen  über  das  Auftreten  des  Hyl.  micans  in  der  Oberförsterei  Thale. 

—  In:  Z.  f.  F.  u.  J.,  S.  150  —  161. 

Veit,  Th,   1867,  Günstige  Resultate,  erzielt   durch  Fangbäume  gegen  Bostrichus  typographus. 

—  In:  A.  F    u  J.-Z.,  S.  85. 

Wachtl,  F.  A.,   1884,  Die   doppelzähnigen    europäischen    Borkenkäfer.  —  In:  Mitt.  a.  d.  forstl. 
■   Versuchswesen  Österr.     Heft  XL 

—  —   1895,  Die  krummzähnigen  europäischen  Borkenkäfer.  —   In:  Ebenda,  Heft  XIX. 
Wich  mann,  H.,   1909,  Biologisches  von  Eccoptogaster  laevis  Chap.  —  In:  Ent.  Bl.  V,  S.  147 

bis   149,   164  u.  165. 
Willkomm,  M  ,  1864,  Die  Insektenverheerungen  in  Ostpreußen  usw.  —  In:  Thar.  F.  Jahrb.  XVI. 

—  —   187 1,  Über  Insektenschäden    in    den    Wäldern   Liv-    und   Kurlands.  —  In:    Ber,  Dorpat. 

Nat.  Forschervers. 

—  —   1876,  Eine  Ferienreise  durch  das  böhmisch-bayerische  Waldgebirge.   —  In:  Forstl.  Bl. 
Wolff,  M.,    1920,  Entomologische  Mitteilungen.     Aufforderung  zur  Mitarbeit  a.  d.  Erforschung 

des  großen  und  kleinen  Waldgärtners.  —  In:  Z.  f.  F.  u.  J.  52,  S.  227 — 247. 

♦♦ 


Sachregister. 


Die   kleingeschriebenen  Wörter   bedeuten  Artnamen,    die   hinter    diesen  Namen    stehenden    Buch- 
staben die  Anfangsbuchstaben  der  Gattungen.     Die  mit  *  bezeichneten  Seitenzahlen,  welche  stets 
an  den  Schluß  der  Zahlenreihe  gestellt  sind,  beziehen    sich    auf  Abbildungen.     Wo  Gattung   und 
Art  ausgeschrieben   sind,   beziehen  sich  die  Namen  auf  Parasiten. 


A. 

Aaskäfer  49. 

Abax   357. 

Abfälle  oder  Abbruche  523. 

abietinum  An.    184,    186. 

abietis  An.   186,   187. 

—  C.    481,    557,    597,    604, 
482*,  597*. 

—  H.  337,  342,  343*. 

—  H,  Larvenfraß   349*. 

—  L.   121. 

—  S.    126. 
Abstürze  536. 
acanthopygia  Ch    20. 
Acanthocinus    209,    210,    221, 

219,  240*. 
Acanthoderes  209,  219.    214*. 
aceris  Ecc.  478,   516,  516*. 

—  L-   301- 
Acridiidae  4. 
Acridiinae  8. 
acridiorum  Coc.   7. 

—  Lach.  6. 
Acridium   8. 

Acrocormus   multicolor  590. 
Acrulia  49. 

aculeatus  M.  320. 

acuminatus  Ips  486,   539,    557, 

485*,   540*. 
Adalia   122,   125,    123*- 
Adelocera   154,   165. 
Adephaga   38. 
aedilis  Ac.  209,  210,  219,  221, 

208*,  240*. 
Aegosoma  215. 
aegyptiacum  Acr.   8. 
aenea  An.  i  ii*. 

—  C.   113. 

—  D-  139,  135*- 

—  M.  275,  286,  288. 
aeneoniger  L.   160,   159*. 
aeneum  C.  218,  221,  239,  238*. 
aeneus  C.    156,   160,  162,  163, 

157*,   158*,   159*. 
aequator  H.   224. 


aeruginosus  L.    158,   161. 

affinis  Chr.    139,    142,   135*. 

Agelastica  275,  286,  289. 

agilis  Dr.   46. 

Agonum  45 

agricola  A.    HO. 

Agrilinae   132,    133,    139,    142, 

145*- 
Agrilus     133,     139,    145,     148, 

149,    146*. 
Agriotes    154,    156,    159,    161, 

162,   163 
Agrypnini    154,    156. 
Ahornbock    24". 
Alecopolabus  fasciiventris    513. 
alneti  Ph.  324. 
alni  Ag.   275,  286,   289,  274*. 

—  Eiplatten  286*. 

—  Larven   287*. 

—  D.   139. 

—  Dr.  487,  517. 

—  O.   340,  418. 
Allantonema  358. 
AllecuHdae  202,   204. 
alliariae  Rh.   304. 
Alpenbock   246. 
alpina  P.   8. 

—  R.    216,   246*. 
alternans  L.   121,  551,    602. 
Alysia  manducator  513. 
Ambrosia  444,  622. 
Ameisen,  weiße  22. 
Ameisenkäfer   177. 
Ameisenlöwe  29,  30*. 
amitinus    Jps    485,    593,    557, 

604,  485*,  594*. 

—  V.  montanus  538. 
Amphibiotica  27. 
Amphimallus   105,   106. 
Anacharis    33. 
Anaglyptus  2 18. 
analis  A.  49. 

—  L.  49,   543, 
Anamerentoma   i. 
Anaspis  204. 


Anatis    125. 
angustata  E.   120. 
angustatum  P.  51. 
angustatus  A.    139,    146,    149. 

—  H.  481,    619,    620. 
angusticolle  An.    184,    186. 
angusticollis  L.    119*. 
Anisandrus  477,487,  633,487  *. 
Anisoplia  iio. 

Anisoptera  29. 

Anobiidae   177,    182,   185*. 

—  Larve   183*. 

Anobium  180,  183,  186 ff,  531. 

—  Käferfraß   189*,   190*. 
Anomala   HO.. 
Anoplura  22,   26. 
Anoxia    108,    103* 
Anthaxia    133,    137,    139,    141, 

181,   231,    138*. 
Anthonomus    336,    340,     420, 

335*- 
Antophora   182. 
Anthrenus    128,   127*. 
Anthribidae  300,  301. 
Anthribus  301,   302*. 
Apate   183,   187,   188.   191. 
Apfelblütenstecher    340. 
Aphodius   166. 
apiarius  Tr.   182. 
Apioninae  303,    309. 
Apion  309*. 

Apoderus  306,  307,  304*. 
apterus  L    56. 
Apter\'goten  3. 
aquatica  P.    I. 
araneiformis  B.  315,  332. 
arborator  Ph.   321. 
arcuatus    Cl.    214,    2 18,    248*. 

—  Larvengänge    249*,     250*. 
argentatus  Ph.   312,   324. 
arietis  Cl.  218,  251*. 
armigera  M.  338. 

Aromia  216,  254. 
Arthropleona   i. 
Arvenborkenkäfer,  großer  538. 


648 


Sachregister. 


Arveiiborkenkäfer,  kleiner  552. 

arvensis  C.  45. 

arvicola  L.    192. 

asellus  C.    158*. 

Asemum  235,  238,    166,  217, 

221,  233*. 
aspaiagi  C.  274*. 
Aspenbock,  kleiner  260. 
asperatus  C    597. 

—  Th.  482,   517. 
Aspidocolpus  508. 
Aspigonus  224. 
Atanycolus  demigrata  264. 
ater  A.    149. 

—  H.    480,    619,    620,    474*, 
620*. 

—  P,  202. 

—  X     224. 

aterrimus   A.     156,     160,     161, 

163. 
Atheta  49,  532,  622. 
Athous    154,     157,     158,     160, 

162,   165. 
atomarius  P.   314,  324. 

—  Käferfraß  325*. 
Atropus   25. 
Attagenus   128,    127*. 
attelaboides  R.   302. 
Attelabus  305,  307,  304*. 
attenuatus  H.    480,    619,    620. 
Aulonium    121,   494,    119*. 
aurata  C.    113,   iii*. 
auratus  C.  45,  41*. 
aurichalceus  D.    128 
auricollis  Agr.    139,    145,    150, 

130*. 
auricularia  F.  20*. 
auronitens  C,  45. 
Ausbohrlöcher      verschiedener 

Eichenholzborkenkäfer  641*, 
austriaca  A.    HO. 
austriacus  P.  553. 
aulographus  Dr.  487,  557,  598, 

604,   482*,  599*. 
avellanae  O.  418. 

B. 

Bacchus  Rh.  304. 

bajulus    H.     217,     221,     232, 

233*.   234*. 
Balaninus  336,  340,  422,  335  *. 
Balkenschröter  54. 
Bandit  42. 

barbatus  S.   202,   195*. 
Barbitistes   12,   13. 
Barichneumon    ridibundus   513. 
Barypithes  3 II,   315,   332. 
Baumschröter  54. 
Begattungslöcher  490. 
Bembidium  47. 
berolinensis  D.    139. 
betulaeRh.  305, 307, 304*,  308*. 
betuleti  A.    139,   146,   150. 

—  Rh.  305,  306,  304*. 


bicolor  H.  632. 

—  T.   205,  483,  510,   511*. 
bidentatus   P.    205,    484,    549, 

557,  604,  484*,  549*,  550*. 

—  P.   var.   549*. 
bifasciatum  Rh.  215,  221,  241. 
bifasciatus    C.    139,    142,    188, 

145*- 
biguttata  T.   202,  195*. 
biguttatus    A.    139,     147,    148, 

145*- 

—  St.   10. 
Billaea  irrorata  263. 
binotatus  H.  204. 
bipunctata  C.    122,    125,   123*. 
bipunctatus  T.    10. 
bipustulatus    Ch.     126,     122*, 

123*. 

—  Rh.    120. 

Birkensplintkäfer  großer  489. 
bispinosa  A.   184,   187. 
bispinus  X.  487,  517. 
bistridentatus  P.  484,  552,  557, 

483*,  549*,  553*. 
Blacus  fuscipes  513. 
Blasenfüße  4,   27,  26*. 
Blastophagus   519,   532. 
Blatthornkäfer  54. 
Blattidae  21. 
Blattkäfer  271. 
Blattlauslöwen  32. 
Blattroller  303 

—  ohne  Blattschnitt  305. 

—  mit  Blattschnitt  306. 

—  mit  einseitigem  Schnitt  306*. 

—  mit  zweiseitigem  Schnitt  307, 
306*. 

Blattstecher  304. 
Blattwickel  305*. 
Blattwickler  oder  -roller  304. 
Bleiarsenat  291,  298. 
Blitophaga  49. 
Bockkäfer  207. 
boleti  B.  204. 
Boletophagini  204. 
Boletophagus  204. 
Bombyliden  7. 
Borkenkäfer  427,  428*. 

—  Abwehr  455. 

—  als  Raumparasit  556,    602. 

—  Anhang  517. 

—  an  Ästen  und  Zweigen  547. 
600. 

—  an  Klee  517. 

—  an  Laubholz  489. 

—  an  Nadelholz  517. 

—  an  Spartium  517. 

—  Begattungsapparat  männlich 

465*. 

—  Bestimmungstabelle  472. 

—  Biologie      und      forstliches 
Verhalten  489. 

—  Brutbildertypen  433. 

—  Brutgänge,  mißlungene  522. 


Borkenkäfer  Darmkanal  467. 

—  dichotomische  Tabelle  nach 
Nüßlin  471. 

—  Erkennung  des  Befalls  453. 

—  Ernährung  444. 

—  Familienleben  431. 

—  Fichtenbewohner,  typische 
557- 

—  Fichtenbewohner,  gelegent- 
liche 557. 

—  Flügeldeckenabstürze  483  *, 
I       484*,  485*,  488*. 

—  forstliche  Bedeutung  447. 

—  Fortpflanzung  437. 

—  Fraßbilder  431,  436. 

—  Fühler  474*,  476*. 

—  Generation  442. 

—  Geschlechtsorgane,  weibliche 

444*- 

—  großer  achtzähniger   575. 

—  Kiefernbewohner,     typische 

519 

—  Kiefernbewohner,  gelegent- 
liche 519. 

—  Kiefernbewohner  im  Stamm 
brütend  519. 

—  Kopf-  und  Halsschild  428*, 

473*- 

—  Larven-  und  Käferfraß  444. 

—  Larve  und  Puppe  429*. 

—  Literatur  641. 

—  Mitteldarm  466*. 

—  Muttergang  mit  Eigruben 
441*. 

—  natürliche  Beschränkung  der 
Vermehrung  448. 

—  Parasiten  492,  494,  499, 
502,  503,  506,  508,  509, 
510,  511,  513,  515,  532, 
535,  538,  539,  543.  545, 
548,  551,  568,  570,  575> 
59O)  597,  598,  602,  öio, 
614,    622,    Ö27,    628,    632, 

637. 

—  Regenerationsfraß  447 

—  Reifungsfraß  446,  445  *. 

—  System,  geschichtliches  459. 

—  System  Nüßlins    460,    467. 

—  Tabelle  der  Arten  477. 

—  Tarsen  473*. 

—  Überwinterungsfraß  447. 

—  Vorbeugung  454. 
-^   Vorkommen  430. 
Bostrychidae   183. 
Bostrychus   183. 
Bothrideres   121. 
Brachistes  atricornis   386. 

—  firmus   386. 

—  robustus  386. 
Brachkäfer    106. 
Brachonyx  336.  340,  422,  335*. 
Brachycentrus  brachycentrus 

264. 
brachycerus  Br.  357. 


Sachregister. 


Ö49 


Brachyderes    1 63 ,     311,     315, 

Brachyderini  310,  311. 
Brachylacon    156. 
Brachymera   II 7,    126. 
brachyntera  D.   422. 
Brachyopa  357. 
Bracon  brachycerus  357. 

—  caudatus   502. 

—  disparator  386 

—  hylobii  (=  nigriventris)  357. 

—  immutator  410. 

—  incompletus  386. 

—  initiatellus   494. 

—  initiator  224 

—  labrator  386,   551. 

—  longicaudis  502. 

—  multiarticiilatus   264. 

—  obliteratus   224 

—  palpebrator  532,   543,  551, 
386*. 

—  sordidator  386. 

—  spathiiformis    192. 

—  stabilis   506. 
Bruchidae  206,  299. 
Bruchus  299. 
brunnea  S.   108,    11 1*. 
brunnipes  B.   332. 
Bryodema   10. 
Buchdrucker  575. 
Buchenborkenkäfer,  kleiner  5 10. 
Buchenspringrüßler  417. 
Bücherlaus  25. 
Bulmerinqui  T.   511. 
buoliana  T.    187. 
bupresticida  C.    132. 
Buprestidae   129. 
Buprestiden-Larven    130*. 

—  Fluglöcher     und      Puppen- 
wiegen  131*. 

—  Fraßgang   131*. 
Buprestinae     132,     133,     139, 

135*- 
Buprestis   133,    134. 
buprestoides  M.    150*. 
buprestoides  Sp.  213,  221,  237, 

214*. 
Byctiscus  305.    306,   304*. 

c. 

Caenocoelius  analis  513. 
Caenoptera  215,  221,  239*. 
Caeropachys   Hartigi   551. 
caesareus  St.  48. 
calamobius   211. 
Calandra  334,  341,  335*. 

—  Literatur  427. 
Calathus  46. 

calcaratus  Ph.   314,  324. 
Callidium  212,  216,  217,  221, 

235,  269,  233*. 

—  Larvengänge  238*. 
Caloptenus  6,   10. 
Calopteryx   29. 


Calopus  202. 
Calosoma  41. 
Calotermes  24. 
Calvolia  Kneißli  543. 
Calyptus  longicollis  513. 

—  rogosus  508. 
campestris  C.  40. 

—  G.    18. 

Campoplex  gracilis  410. 
Camptosomata  273. 
camptoxipha  J.    13. 
cancellatus  C.  45. 
candens  A.    141. 
caninum  D.   79. 

canis  Tr.   26. 

Cantharidae   168. 

Cantharis    168*. 

capitis  P.   26. 

capreae  G    275,  282,  286. 

—  Fraßbild  282*. 
capucina  A.    184,   188,   191. 

—  E.    151. 
Carabidae  39. 
Caraboidea  39,   38. 
caraboides  M.   202. 

—  Syst.   54. 
Carabus  45,   164,  41  *. 
carcharias    S.    141,     209,    210 

220,  223,  208*,  212*,  256* 

—  Fraßbilder  257*,   258*. 
cardinalis  N.    1 24. 
Cardiophorini    154,     156,     157 
Carphoborinae  469. 
Carphoborus    475,     547,     481 

548*,  480*,  482*. 
carpini    Ecc.   477,     515,    514* 
Cassidinae  276. 
castaneus    C.     156,     160,     161, 

157*,  158*,   159*- 

—  H.  627. 
castanipes  M.    158*. 
celata  A.  49. 

—  H.  49. 

cembrae    Ips    485,     557,    614 
615*. 

—  Ps.   514. 
Cerambycidae  206,   207,   214* 

—  Literatur  270. 
Cerambycinae  213. 
Cerambycini  213,   216. 
Cerambyx    216,     242,     207* 

212*,   214*. 

—  Larve  207*. 
ceramboides  Ps.   202. 
cerasorum  B.   423. 
Cerceiis   132,  325. 

cerdo  C.  207,  216,  212*,  243* 

—  Larvengänge    und    Puppen- 
wiegen 244*. 

Cerocephala  cornigera  494,  502 
cervinus  P.   314,   324,   325. 
cervus  L.  53,  54*, 
Cerylon    121. 
Cetonia   113,    11 1  *. 


Cetonia  Engerling  60,  61*. 
Cetoniini   156,   113 
Ceutorrhynchus  336,  341,  335*. 
chalcographus  P.  484,486,557, 

595,   596,  604,   483*,  484*, 

486*,  595*,  596*. 
Chalcophora  132,  134 
Cheiropachus     pulchellus     532, 

535- 

—  quadrum     494,     502,     532, 

535- 
chelicornis   G.   26. 
Chelidura  20. 
Chilocorini   125,    126. 
Chilocorus   126,   122*,   123*. 
Chlorbaryum    7. 
Chrysobothris    133,    139,    142, 

130*,    138*. 
Chrysomela   182. 
Chrysomelidae  207,  271,  274*. 

—  Larve  und  Puppe  271*. 
Chrysopa  32*,   33. 
Chrysopidae    29. 
chrysostigma  Ch.  138,  139,  142. 
Cicindela  40,  41  *. 
Cicindelidae  39. 

Cicones   118. 

cinerascens  P.  9. 

cinereus  C    481,  557,   556*. 

Cionus    336,    340,    418,    335*. 

—  Literatur  427. 
Cis   118. 
Cisidae   118. 
cisteloides  C.  46. 
cisti  B    299 
clavatus  Sp.   192. 
Clavicornia   117, 

clavipes    A.    209,    219,    208*, 

214*. 
Cleonus  335,  336,  381. 
Cleonymus  pulchellus  508. 
Cleridae    177,    193. 
Clei-us  177,  449,  520,  532,  538, 

541,  590,    178*. 
Clythra  286. 
Clytus    216,    218,    221,    248*, 

251*. 
Cneorrhinus   31 1,   315,   329. 
Coccidulini   125. 
coccinea  P.    195*,   205*. 
Coccinella  122,  125,  296,  123*. 

—  Entwicklungsstadien    122*. 
Coccinellidae   121. 
Coccinellinae   125. 
Coccinellini  125. 
Coccobacillus  7. 

Coeliodes  bostrichorum   590. 

—  filiformis   502. 

—  melanotus  402. 

—  scolyticida  494. 
coerulescens  Oe,   10, 
coeruleus  A.    139,   145,    149. 

—  C.   182,   192,   181*. 
Coleoptera  35. 


650 


Sachregister. 


Coleopteroidea  35. 

cunicularius  H.   480,  619 

,  620, 

collaris  N    49. 

474*. 

—  Rh.    192. 

Curculio  417,  422. 

-  X.  224. 

Curculiones  adelognathi  3 

10. 

Collembola   i. 

Curculiones  phanerognathi  334. 

Colydiidae   118.    121. 

Curculionidae  300. 

Colydium    121,  632,   119*. 

CurcuHonides    310. 

completus  H.   192. 

curculionides  A.305,  307, 

304*. 

conicus  Rh.  304. 

Cursor  O.   216,  221,    238 

Conostigmus  pusillus  610. 

curvidens  Jps  557,  604, 

485*, 

conspersa  P.    141. 

486*,     605*,     606*, 

607*, 

constrictus  B.    12. 

608*,  609*. 

contractus  A.  224. 

cuspidata  H.  49. 

—  B.   121, 

cyanea   Ph.     133,     136, 

130*, 

convexus  C    45. 

135*. 

Copeognatha  25. 

cyanescens  A.    149. 

Copris   55*. 

Cychramus    ii8. 

Coprophaginae  55. 

CycHca  273. 

Coraebus   133,    139,    142,    144, 

cylindricum  Syn.   54*. 

188,   143*. 

cylindricus  O.    121. 

coriaceus  C.  45. 

cylindriformis    PI.    638, 

639*- 

coriarius  P.  215,  221. 

cylindrus  PI.   638,  637*. 

cornus  F.   197. 

CyHstosoma  Hneare  532, 

590. 

Corrodentia  22,  4. 

—  oblongum  538. 

corticalis  X.    151. 

Cytoneura  stabulans   79, 

291. 

Corticaria   118. 

coryli  A.   149,  306,  304*. 

D. 

-    Dr.   517. 

Dacne  118. 

-  Str.  315,  331,  313*. 

danicus  P.   9. 

Corymbites  154.  156,  160,  161, 

decastigma  M.    139,    141. 

162,   163,   165,   166. 

decemlineata  Ch.    296*. 

Corynetes  177.  182,  192,  181*. 

decipiens    P.     139,     140, 

141. 

Coryphium  angusticoUe  543. 

135*. 

Cossonidae  423,  341,  423. 

Decticus   II. 

Cossonus  335,  424. 

decumanus   H.   570. 

—  Literatur  427. 

DendroctoDus    475,    479, 

547, 

Coxelus   118. 

557,  604,  477*. 

crassicoruis  A.  49 

—  amerikanische     (Fraßbilder) 

-  H.  27. 

565*. 

crenata  D.   121,    119* 

Dendrophagus    118. 

crenatus  H.  479,  503,  504*. 

Dendrosoter  Curtisii  494 

cribratus  Rh.   120. 

—  Middendorffi  494,  532 

551, 

Criocephalus     217,     221,    235, 

567. 

238,  233*. 

—  Perrisi  551. 

Crioceris  273. 

-  planus  503. 

cruentatus  N.   125,    123*. 

—  protuberans   502,  508 

515, 

Cryphalinae  468. 

532,  535- 

Cryphalus  475,   481,  557,  597, 

denticornis  L.   27. 

604,      611,       616,        476* 

deplanatum  P.    51. 

482*. 

Deporaus  305,  306,  304*. 

Cryptarcha    118. 

depressa  L.  29. 

Cryptocephalus  273. 

depressus  P.   195*. 

cryptographus  X.   633,   488*. 

—  Rh.   120. 

Cryptophagidae  118,  341,  406. 

Dermaptera  3,  20. 

Cryptorrhynchus   335*. 

Dermestes   128,   127*. 

—  Literatur  426. 

Dermestidae   126. 

Cryptostoma  276. 

dermestoides  H.  171,172, 

170*. 

Crypturginae  468. 

—  Larve   171*. 

Crypturgus  475,  481,  556,557, 

destructor  J.   6 

602,   604,   482*. 

detritus  Cl.  218,    251*. 

Cucujidae   118,    120. 

Dexia  79. 

Cucujus   118. 

Dexiinae  79. 

culinaris  M.  202. 

Dexiosoma  79. 

-   Rh.  341,  424*,  425*. 

Diacanthus    156. 

Diachasma  cephalotes  513. 

Diaperini  204. 

Diaperis  204 

Diapria  melanocrypta  410. 

—  "'gra   513. 

—  verticillata  543. 
Dicerca    133,    139. 
Dickmaulrüßler  311. 
Dionaea  nitidula  263. 
Diphyllus   118. 
Diplochis  omnivoris   590. 
Diplogaster  358. 
Diplosis  422. 

discisus  PI.  51. 
di<:juncta  M    79. 
dispar    A.    633,    487*,    634*, 
641*. 

—  G.  25. 

—  Rh.    120. 

Ditoma   118,   121,    119*, 
Diversicornia  38,    116. 
divinatorius  Tr.    24*. 
Dolopius    154,   156,    157,    159, 

161,    163,   166. 
domesticum  A.   190. 
domesticus  O.  180,  192,  181*. 

—  X.  488,  627,  628*. 
Donacia  273. 
Doppelringschnitt  456. 
Dorcadion   211. 
Dorcus  54. 
Dornschrecke  8. 
Dorj'Ctes  obliterans   590. 

—  pomarius   513. 
Doryphora  296. 
Drahtwürmer    153. 
Dromius  45,  536. 
Dryocoetes  476,487,  509,  517. 

557,  604,  482*,   598*. 
Dryocoetinae  470. 
dryographus  X.  488,  632,  482  ', 

633*,  641*. 
Düsterbock  235. 
Dungkäfer  55. 
duplicata  M.  339,  415. 

—  Larvenfraß  413*. 
duplicatus  Jps  486,   594. 
Dynastini   56,    II4. 

E. 

Eccoptogaster    477,    478,    489, 
492,    494,    496,    507,    511, 

513,  515,  51^,  473*,  483*. 
Eccoptogasterinae467,473,  477. 
Echthrus  nubeculatus  264. 

—  populneus  264. 
Ecphylus  eccoptogastri  494, 513. 

—  hylesini  503,  510,  548,  551, 
567. 

Ectobia  21. 
Eichelrüßler  422. 
Eichenbock,  großer  242. 
Eichenerdfloh  292. 
Eichenspiingrüßler   417. 


Sachregister. 


651 


Eichenwidderbock  248. 
Eintagsfliegen  27,   28. 
Elachistus     leucogramma     494, 

508,  513- 
Elater  154,   157,    165,    166. 
Elateridae  129,  152. 

—  Käfer   157*. 

—  Käferfraß    161*. 

—  Larven    159,    153*,    158*. 

—  Larvenfraß    162*. 

—  Literatur  167. 
Elaterini   156,   157. 
elatus  C.   145. 
elegans  P.    192. 
elephas  B.  340,  423. 
eim  leaf  beetle  291. 
elongatum  C.   121,   119*. 

—  N.   120,   119*. 

—  P.  51- 

elongatus   A.     139,    146,    149, 

145*- 

—  T.   181,   192. 
emarginatum  A.    184,    186. 
Embidiaria  4. 

Empusa  6. 

Endomychidae   118. 

Endomychus   118. 

Engerlinge  52,  55,  59,  61  *. 

Ennearthron  118. 

ensifer  Ecc.   477,    496,    477*, 

497*- 
ensifera  A.  33. 
Entedon  caudatus  548. 

—  chalybaeus  264. 

—  hylesinorum    548. 

—  pinctorum  548. 
Entgipfelung  456. 
Entomobrya  2. 
Entomobryidae  i. 
Ephemera  28. 
Ephemerida  27. 
Ephialtes  33,  264,  358. 
Ephippigera   1 2 . 
Epicauta  ioo. 

Epuraea    118,    119*,    120*. 

—  angustata  627. 

—  laeviuscula  627. 

—  oblonga  536. 

—  obsoleta  532. 

—  suturalis  590. 
Erdlaufkäfer  44. 
Erdwolf  13. 

eremita  O.    113,    in*. 

Eremotes  341,  425. 

Ergates    215,    221,    235,    238, 

236*. 
Erichsoni   D.   128. 
Erlen  Würger  341, 
Ernährungsfraß    (Reifungsfraß) 

435*. 
Ernobius   184,    187,    188 
Ernoporinae  468. 
Ernoporus  475,  482,  510,  517, 

509*. 


erosus  Jps  486,  545,  546^. 
Eschenbastkäfer,       ähnlicher 
bunter  502 

—  großer  schwarzer  503. 

—  kleiner  bunter   499. 

—  kleiner  schwarzer  506. 
Eschenrindenrosen    501,    500*. 
Eschenrüsselkäfer  340,  418. 
Eucnemidae   129,   150. 
Eucnemis   151. 

Eucoela  minuta  494. 
Eupandalum  abbreviatum    551. 

—  tridens  551. 
Eupelmus  azureus  386. 

—  Degeeri  502. 
Eupodae  273. 

eurygraphus  X.  633,  488*. 
Eurytoma     eccoptogastri     508, 

513 

—  flavocapsularis  502,   543. 

—  flavovaria  502. 

—  ischioxantha  386,   502. 
' —  nodulosa  502. 
Eurytoma  spec    598. 

—  striolata  508. 
Eusandalum  inerme    502,    545. 
Exochomus   126. 

exsculptus  P.  483,  557,  602*. 


faber  E.   215,    221,    235,  238, 
214*,  236*. 

—  Larvenfraß  236*. 
fagi  A.   149. 

—  E.  482,   510,  509*. 

—  O.  340,   417,  339*.  415*. 
416*. 

Familienholzgänge  629. 
Fangbaum  455. 
Fangbaummethode     nach    Sed- 

laczek  458. 
Fangheuschrecken  4. 
Fankhauseri  H.  479,  517. 
farinosa  H,    112,    1 1 1  *. 
fasciata  M.   202 
fasciatus  A.  301. 
fasciatus  C.    142. 

—  H.   509,  532,    195*. 

—  Tr.    114,   III*. 
fasciculatus  P.  219,    221,    229, 

414,     208*.     210*,     214*, 

230*. 
fastuosa  Cr.    182. 
Federlinge  4,  25. 
Feldgrille   18. 
Feldheuschrecken  4,  25. 
Feldmaikäfer  57. 
Felsenspringer  3. 
ferrugineus  L.  121,  602,    119*. 

—  Rh.    120. 
Feuerschröter   53. 
Fichtenbock  221. 
Fichtenborkenkäfer,  furchen- 

flügeliger  601. 


Fichtenborkenkäfer,    gekörnter 
597- 

—  kleiner  601. 

—  sechszähniger  595. 

—  zottiger  598. 
Fichtenrüsselkäfer,  grüner  324. 
filiforme  C.   121. 

Filzlaus  26. 

fimetaria  J.    i*. 

flabellicornis  H.    171,    170*. 

flavicoUis  C.  24. 

flavicornis  P.  51. 

flavipennis  M.  v.   532. 

flavipes  P.   192. 

flavomaculata  B.    134. 

flavus  M.  V.  532. 

Florfliegen  29,  32*. 

floricola  C.    I13. 

Forficula   20*. 

Forficularia  20. 

Formica  325,   357. 

formicarius  Cl.   177,   180,  449, 

532,  538,  590,   178*. 
formiciformis  T.    192. 
forticornis  O.  333. 
fossor  St.  48. 
fraxini  C.   340,  418,  339*. 

—  H.    205,     479,     499,    511, 
538,  543,  500*. 

frigidus  Ot.  312. 
Frischii  A.  in. 
frontalis  D.   547. 

—  M.  339,  414. 

—  Larvenfraß  413*. 
Fruchtbohrer  304. 
fuliginosus  Qu.  49. 

fuUo  P.   102,   103*,    104*. 
fungorum  T.  204. 
fusca  C.   168. 
fuscipennis  M.  v.   532. 
fuscipes  Ot.  312,   320. 

—  Th.    192. 
fuscum  St.    10. 

—  T.  217,   221,  223*. 

G. 

Gabelgänge  630. 

—  in  einer  Ebene  631. 

—  in  verschiedenen  Ebenen  633. 
Galeruca  275,   282,  292.  289*. 
Galerucella  275,  282,   289^. 
Galerucinae  275. 
galloprovincialis   M.    220,    221, 

228*. 
Gartenlaubkäfer   iio. 
Geoffroyi  Ecc.  492. 
Geotrupes  55*. 

—  Engerling  60,  61*. 
germanica  Bl.   21. 

—  Ph    21. 
germanus  C.   166. 
Geschlechtsorgane  von  Borken- 
käfern 463,  464*. 

Getreideblasenfuß  27. 


652 


Sachregister. 


Getreidelaubkäfer   iio. 

gibbus    H.    (Rh.)    200,    201*. 

glabratus  C.   45. 

-  H.  480,    557,    570,    571*- 

-  P-  555,  483*- 
glacialis  E.   2. 
glandium  B.  340,  422*. 
glaucus  Cl    336,  381. 

-  Ph-  314,  324- 
Gleichflügler  28. 
Gletscherfloh  2. 
Glischrochilus   120,  532,   119*. 
Gnorimus   114. 
Gomphocerus   10*. 

G  )natoceri  303,  310. 
Goniodes  26,  25*. 
Gracilia  212,   217,  2b8. 
gracilis  C.  211. 

-  Eph.  33 
graminicola  H.   112. 
granaria  C.   341. 
grandiclava  P.  481,    513,    549, 

514*,  548*. 
grandis  Rh.   120,   119*. 
granulatus  C.  45. 

-  Tr.  483,   517. 
Graslaubkäfer   112. 
Gregarina  359. 
Grillen  3,  4,    13. 
Grohmannsche  Fanggrube  375  *. 
Grubenhaisbock  235. 
Grünrüßler  312,  321. 
Gryllidae   13. 

grylli  E.  6*. 
Gryllotalpa  13. 
Gryllus   18. 
guttatus  Ft.  38Ö*. 

H. 

Haarlinge  22,  25,  26. 
Habrobracon  instabills  532. 
Habrocytus  tenuicornis  264. 
haematodes  C.   119*. 
Haematopinus  27. 
haemorrhoidalis  B.    133,    134. 

-  H.   27. 
Hallomenus  204. 
Haltica  292. 
Halticinae  283. 
Halyzia   125. 

harcyniae  F.    181,    396,    388*. 

-  Larvenfraß  397*,  398*, 
Harpalus  200,  46*. 
Harzrüsselkäfer  396. 
Haselbock  266. 
Hausbock  232. 
Hecabolus  sulcatus  502. 
hederae  K.  517. 

Helcon   224. 

Helcoztysus  brachycentrus  506. 

Heliopathes  200,  201*. 

Heliothrips  27. 

Helmi  D.   128. 

Helops  205. 


Helosus  33. 
Hemerobius  32. 
Hemiptarsenus  unguicellus  532. 
hemipterus  V.    114. 
Hemiteles    aestivalis   494,    532. 

—  completus   192. 

—  melanarius   386,    494,    532. 

—  modestus   192,   386. 
Herrgottskäfer  121. 
Heterhelus  rubiginosus  543. 
heterodon  T.  611. 
Heteromera  39,    193,    195*. 

—  Larven   202  *,   205*. 

—  Literatur  205. 
Heupferd   11. 
Heuschrecken  3. 
hippocastani  M.   57,   58*. 
Hirschkäfer  53. 
Hirschschröter  53 

hirta  (hirtella)  Tr.    113. 
hirtus  A.    158. 
Hispinae  276. 
Hister   165,  50*. 
Histeridae  50. 
histeroides  C.   121. 
Hodotermes   23. 
Höckerschrecke   10. 
Holomerentoma  3. 
Holopedina  spec.  548. 
holosericea  S.    109. 
holosericeus  F.   166. 
Holzbohrer  304. 

—  ungleicher  633. 
Holzbrüter  489,  622,  436*. 
Holzläuse  4,  25,  24*. 
Homalota  49.  574. 
Hoplia   112,    III*. 
HopHini  56,    112. 
horlicola  Fh.    iio,    iii*. 
hortulani   naturae  famulus   528. 
hybrida  C.  40,  41. 
Hydrophilus    116. 

Hylastes  475,    480,    481,   569, 

576,  619,  474*. 
Hylastinus  475,  479,  517. 
Hylecoetus     169,      170,      174, 

176. 

—  Larve   171*. 

—  Larvenfraß  172*,  173*- 
Hylesininae  467,  473,  478. 
Hylesinus  479,  499,  502,  503, 

506,  474*- 
hylobii  Br.  357. 

—  Gr-  359- 

Hylobius   166,    335,  336,  342, 

337*- 

—  Bekämpfung  359. 

—  Fanggräben  368*,  370*. 

—  Fanggruben  375*. 

—  Fangkloben  und  -rinden 
364*. 

—  Feinde  356. 

—  Käferfalle  372. 

—  Literatur  378. 


Hylotrupes  217.221,232,233*, 

234*. 
Hylurgops  475,  480,  557,  569, 

570,  474*- 
Hylurgus  475,  480,  619,  480*. 
Hypoborinae  468. 
Hypophloeus     194,    205,    499, 

509,    511,     532,    538,    543, 

551,    574,    590,    627,    632, 

195*- 

I. 

Ichneumon   hassicus  410. 

ilicis   O.   418. 

impar  F.   314. 

Impressum   C.    121. 

incanus    Br.     315,    327,    313*, 

328*. 
indigena  C.   422. 
inflata  A.  49. 
infucatus  Ips   594. 
Initiator  Br.  224. 
Inocellia  31. 
Inquisitor  C.   43,   44*. 

—  Rh.  215,  221,  214*,  241*. 
instigator  F.   386*. 
insubricus  Rh.  217,  24Ö*,  247*. 
intermedius  C.  481,  616,  617*. 
intricatus   C.   45. 

—  Ecc.   478*,  507*. 
Ipidae  300,  427,  473. 

—  118,   119*,    120*. 
Ipinae  471,  473,  475,  481. 
Ips    186,    505,  476,  484,  536, 

538,  539,  541,  542,  543. 
545,  546,  557,  575,  593, 
594,  604,  610,  611,  614. 

irritans  Ot.  320. 

Isaria  6. 

Isophya  13. 

Isoptera  22. 

Isorhypis    1 5 1 . 

Isotoma   I,  2. 

italicus  C.  10,  6*. 

Juliuskäfer,  großer   103. 

Junikäfer  103,   106. 

K. 

Kabinettkäfer   128. 

Käfer  34. 

Käferlöcher  583. 

Kamelhalsfliege  29,  31*. 

Kauapparat  462. 

Kaumagen     von    Borkenkäfern 

461*. 
Kiefernbastkäfer.  kleinster  547. 
Kiefernbestandsrüßler  393. 
Kiefernblattkäfer,  gelber  294. 

—  schwarzbrauner  295*. 
Kiefernblütenstecher  340,  420. 
Kiefernborkenkäfer,       großer 

zwölfzähniger  536 

—  sechszähniger     oder     scharf 
gezähnter  539. 


Sachregister. 


653 


Kiefernborkenkäfer,vielzähniger 

542. 
Kiefernkulturpissodes   389. 
Kiefernprachtkäfer,  großer  134. 
Kiefcrnscheidenrüßler  340,  422. 
Kiefernstangenrüßler  391. 
Kiefernzapfenrüßler    395. 
Kiefernzweigbock   229. 
Kirschi  Ecc.  477*,  496*. 
Kissophagus  517. 
Klebefächer  294 
Kleiderlaus  26. 

Kleiner  schwarzer  Wurm  631. 
Kletterlaufkäfer  41. 

—  kleiner  43. 
Köhleri  P.  216,   247. 
Kohlgallenrüßler  341. 
Kolbenwasserkäfer   116. 
Kopfhornschröter  54. 
Kopflaus  26. 

Kraatzi  Pt.   479,   499,   478*. 
Kugelspringschwänze   2. 
Kupferstecher  595. 
Kurzflügler  47. 
Kurzrüßler  310. 

—  Biologie  315. 

—  Imago  313*. 

—  Kopf     mit     Fühlerfurchen 
310*. 

—  Literatur  333. 

L. 

Labia  21. 

labrata  C.  325. 

Lachnidium  6. 

Lachnosterna  89. 

Lacon  154,  156,  160,  i6«,  162. 

Laemophloeus    121,    511,  551, 

602,    119*,  120*. 
Lärchenborkenkäfer,  großer  614. 

—  kleiner  616. 
Läuse,  echte  4,   22,  26. 
laevigatus  Qu.  49. 

laevis  Ecc.   478,  494,  495  *. 

—  Geschlechtsorgane  weibliche 
444*. 

—  Reifungsfraß  445*. 
laeviuscula  Cl.  274*. 
Lamellicorn-'a  38,   52*. 
Lamia   209,   219,   255. 
Lamiinae  219 

—  Larven  208*. 

—  Puppen  210*. 
lampros  B.  47,   46*. 
lampsanae  C.    145. 
Lampyris   168. 
Landlibelle  30. 
Langrüßler  310,  334,   339*. 

—  Biologie  341. 

—  Köpfe  335*. 
lanipes  H.   205,    195*. 
lapathi  Cr    341,  406*. 

—  Larvenfraß  407  *,   408  *. 

—  Käferfraß  410*. 


lapathi  Feinde  410. 

Laphria   132,   166,  357*. 

Lappenrüf^ler  311. 

lapponica  Bl.    21 

lardarius   D.    127*. 

Laria   299. 

Lariidae   299. 

laricis  Ips   205,  487,  557,  604, 

485*,   542*. 
lateralis  M.   202. 

—  Str.   315,  331. 
Lathridiidae    118. 
Lathridius    118,    I19*. 
latus  Tr.  26. 
Laubheuschrecken  4,  10. 
Laubholzböcke  242. 
Laubkäfer  53,   57. 
Laufkäfer  39. 

—  als  Feinde  des  Rüsselkäfers 

357. 
Lautäußerungen  der   Männchen 

von  Myel.   piniperda    525. 
Lecanium   301. 
Leitergänge  624. 
lentus  N.  49,  48*. 
Lepisma  3 
Lepismatiden  3. 
Leptinotaisa  296*. 
Leptusa  49,  543. 
Leptura    166,    215,    216,    221, 

237*. 
Lepturini   213,   215. 
Lesser  sehe  Falle   18. 
Lethrus  56. 
Leucotermes  24,  22  *. 
Libellen  27,   28. 
Libellula  29,   29*. 
Lichtensteini    P.    483*,    555*. 
Liebstöckelrüßler  320. 
ligniperda  H.  480,    619,    620. 
hgustici  Ot.   320. 
limbatus  Str.   331. 
Limonius    154.    157,    158,    löo, 

161. 
Limothrips   27. 
Lindenprachtkäfer   140. 
lineare  P.   51. 
linearis  A,  v.    149. 

—  C.  341,  424. 

—  H.  205. 

—  O.    209,    210,    220,     266, 
2o8*,  256*. 

hneatus    A.    156,     159,      162, 
163,   157*,    159*- 

—  S.   315,  327*. 

—  X.   488,  482*,   624,  625*, 
626*. 

lineola  G.   275,  282,  289. 
Liopus  209,  219,  252. 
Lipperti  P.  554. 
Lipeurus  25  *. 
Lissoderma  204. 
Lissonota  arvicola    192. 
Litargus    118. 


lividum  C.   218,  269, 

Lochmaea  275,   282. 

Locusta   1 1 . 

Locustidae   10. 

Loevendali  Ecc.  494. 

longicolle  An,   186. 

longicollis  Ips  486,  546  *,  547  *. 

—  M.  275. 
longicorne  An.  184. 
longicornis  Tr.    25*,    26. 
Lucanidae   53. 
Lucaniden  Larve  52*. 
Lucanus  53,  54*. 
lucifugus  L.  24,  22*. 
Ludiini    156. 
Luftlöcher  490. 
Luperus  275. 

luridum  T.   217,   221  *. 
luteola  G.   275,   289*. 

—  Fraßbilder  290*. 
Lycoperdina   118. 
Lycorina  trianguliphera  264. 
Lymexylon    176,    170*. 

—  Larvenfraß    175  *. 
Lymexylonidae    169. 
Lypha  dubia  278. 
lyrocephalus  H.   27. 
Lytta   196,    197*. 

—  Käferfraß   198*. 

M. 

Machiliden   3. 
Macquartia  praefica   278. 
macrographus   P.   602. 
maculata  G.    lo. 

—  L.   216. 

maculicornis  Ph.   313,   324, 
Magdalis  231,336.338,41 1.335*. 

—  Literatur  426. 
Maikäfer  57  ft. 
Maikäferpilz   89. 
Maiwürmer   193. 
major  N.  215 
Malachiini   169. 
Malachius   169. 
Malacodermata   117,    167. 

—  Literatur  176. 

mali  Ecc.  478,   511,   512*. 

—  Ph.   324. 
Mallophaga  22,   25*. 
Malthinini   169. 
Malthinus   169. 
manca  A.    139,   141. 
Mannsfeldi  Ips  486,  541,  485*, 

542*. 
marginatus  D.   161,    163,    157", 

159*. 

—  P.   314,   325. 
marginellus  Dr.   46. 
mariana  Ch.    133,    134,    135*. 
Marienkäferchen    121. 
Markröhrenfraß  in  Kulturen  531. 

I  marmorata  C.    113. 

I  maroccanus  St.   6,  9,    10. 


654 


Sachregister 


Masicera  silvatica  263. 
Mannerheimi  A.  45. 
Maulwurfsgrille   13,   14*, 
Meconema   13. 
Megachile   182. 
Megastigmus  320. 
Mehlwürmer   193. 
Meigenia  bisignata  278. 
melancholicus  C.   166. 
Melandrya  202. 
Melandryidae  202. 
Melanimon  200. 
melanogrammus  Str.   315. 
Melaoophila   133,   139,    141. 
Melanotus   159,   166. 
melanura  N.   202. 
Melasia  202. 
Melasis   150. 
melasoides  J.    151. 
Melasoma  273,   277,   286. 
Meloe  200. 
Meloidae   196. 
Meloiden  6. 
Melolontha  57,  58*. 
Melolonthinae  55,   56. 
Melolonthini  56,  57. 
memnonia  M.  339,  415. 
meridianus  St.  216, 
Mesosa  209. 
metallicum  Sc.  204. 
Metallites  314,  324. 
Meteorus  albicornis  494. 

—  brevipes  494. 

micans  D.  479,  557,  604,  474*, 

559%  563*,  564*- 

—  P.  314,  325,  313*. 
Microdus  abscissus  386. 

—  rugulosus  509. 
Microgaster  ater  33. 
micrographus  P.  557,  601,  604, 

482*,  483*,  601*. 
Microplectron   fuscipennis    513. 
Microphthalma   79. 
micropus  Tr.   26. 
Microzoum  200. 
migratorius  P.  6,  8*. 
minimum  O.  49. 
minimus    C.    481,    547,    480*, 

482*. 
minor  C.  215,221,  214*,  239*. 

—  Larvenfraß  239. 

—  L.  21 

—  M.    479,    532,    557,    239*, 
48o^  533*.  535*. 

minuta  G.  217,   268. 

mirabilis  A.  358. 

Mistkäfer  53,  55. 

modestus  H     192. 

molitor  T.  202,   193*. 

molle  An.    186,  188,  189,  190, 

191,    192,  414,   185*; 
moUis  O.   180. 
-.  P.    314,    324,    325,    310*, 

313*- 


Molorchus  215,  239*. 
monacensis  P.  484,  554. 
Mondhornkäfer  56,   55*. 
Monilia  Candida  623, 
Monochamus    209,    219,    221, 
225,  228,  226*,  227*,  228* 

—  Larve  und  Puppe  206*. 
monographus    X.     488,     631*, 

641*. 
montanus    Ips    var.    485,    538, 

553.  539*- 
mordax  Rh.  215,  269. 
Mordella   194,  202,   204. 
Mordellidae  202,  204. 
Mordellistena  202. 
morio  A.  133,  137,  202,  130*. 
moschata  A.   216,  254,  253*. 
Moschusbock  254. 
Mulmbock  235. 
multipunctatus  Ot.   312,  320. 
multistriatus    Ecc     494,    477*, 

482*,  493*. 
murinus     L.     156,     160,     161, 

162,    157*,    158*,    159*. 
museorum  A.   128,   127*. 
Museumskäfer   128. 
mustela  Sc.  314,  326,   310*. 

—  Eiablageund  Käferfraß  326*. 
mutillarius  Cl     180. 
Mycetochara  204. 
Mycetophaginae   118. 
Mycetophagus   118. 
Myelophilus  475,  479,  519,  532, 

557,  480*.  482*. 
Mylabris  200. 
Myrmeleo  29,  30*, 
mysticus  Cl.   218,  221,   251*. 

N. 

Nacerda  202. 
Nadelholzbockkäfer  221. 
Xadeln  586. 
nana  T.  46. 
Nashornkäfer   114. 
nasicornis  Or.    114. 
navale  L.   175,   176,    170*. 

—  Larve   175*. 
nebulosa  C.   174*. 

—  M.  209,   208*. 
nebulosus  A.  301. 

—  L.  209,  219,  252. 
Necrobia   181. 
Necydalini  213,    215. 
Necydalis   215. 

Nematoden    (parasitische    Wir- 
kung) 452. 

Nemonychidae  300,  301. 

nemoralis  C.  45. 

Nemosoma  elongatum  L.    120, 

499,    509,    510,    511,    548; 

590,  602,  628,  632,   119*. 
Neomysia   125. 
Neurateies  papyraceus  386. 
Neuropteroidea  29. 


niger  A.    158,    163. 

—   Ot.   312,   316,   313*. 

nigrinum  An     184,    187. 

nigritula  A.    133.    137. 

nigriventris  Br.   357, 

nitens  C.  45. 

Nitidula  obscura  532. 

Nitidulidae   118,    120,    179. 

nivalis  E.  2. 

nobilis  G.   114. 

nocivus  A.  v.    149. 

notatus    P.    118,    338*,    388*, 

389-^ 
novemmaculata    B.     133,     134, 

130*. 
Noviini    125. 

Novius   123,    124,    125,   123*. 
nucum  B,  340,  422,  339*. 
Nudobius  49.   538,  590,  48*, 
Nußbohrer  422. 
Nußrüßler  422. 
Nutzholzborkenkäfer  624. 


Oberea  209,  210,  220,  26t*. 
obesus  Str.  315,  313*,   330*. 
obliteratus  Br.   244. 
oblonga  E.   120. 
oblongoguttata  C.   125. 
oblongopunctatus   Pt.   46. 
oblongum  P.   51*. 
oblongus  Ph    314,  324,   310*, 
obscura  C.    168*. 
obscurus  H.   517 
Obstbaumsplintkäfer,großer5 1 1 

—  kleiner  513. 

ocellata  C.   125,   122*,   123*. 
ochropterus  Qu.  49. 
octoguttata  B.   133,    134,    135* 
octopunctata  S.   220,  265. 
oculata  O.   220,  266,  256*. 

—  Larvengang  266*. 
Ocypus  48. 
oczkayi  B.    12. 
Odonata  27,  28. 
Oedemeridae  202. 
Oedipoda   10. 
Oedipodinae  8. 
Ölkäfer  6,  20. 
Ohrwürmer  3. 
Ohrwurm,  gemeiner  20. 
oleiperda  H.   479,  506,  505*. 
olens  O.  48*. 

Omalium  48,  49,   538,   543. 

Omaseus   164. 

Omias  332. 

Oothecaria  3,  21. 

opaca  S.   (Bl.)  49. 

opacus  H    481,  619,  620. 

Opatrini  200. 

Opatrum  200,  201*. 

ophiopsis  Rh.   29,  31*. 

Opilo   177,   180,    192,   181*. 


Sachregister. 


655 


Orchestes  336,  340,  415,  417, 

335*. 

—  Literatur  426, 

—  Parasiten  416, 
Orientalis  P.   21*. 

orni   H.  479,    502,   505*. 
Orthoceri  303. 
Orthoptera  3,  4. 
Orthopteroidea  3. 
Orthotomicus   1^42. 
Oryctes   114. 
oryzae  C.  341. 
Osmia   182. 

Osmoderma    I13,    iii\ 
Ostoma  118. 
Ostomidae   118,    120. 
Otiorrhynchini  310. 
Otiorrhynchus    163,    310,    31 1, 
312,   iio. 

—  Rüssel  mit  Pterygidien  311*. 
ovatus  Ot.  312,  319,  313*. 
Oxylaemus   121,  569,  632. 
Oxymirus  216,  221,   238. 


Pachyta  216,   214*. 
Pachytylus  6,  8,  9*. 
Palingenia  horaria  28. 
palliatus    H.    480.     557,     569, 

474%  569*. 
palpebrator  B.   386. 
Palpicornia  38,    116. 
Pappelbock,  großer  257. 
parallelocoUis  Rh.    120. 
parallelopipedus  C.  341,  424. 

-  D-  54. 

-  P.  51. 
Paromalus  51,  543. 
parvulus  Rh.    120. 
pectinicornis  Pt.  181,  186,  188, 

189,    191,    192,   185*. 
Pediacuü    118. 
Pediculus  26*. 
Pedinini  200. 
Pelatachina  tibialis  263. 
pellio  A.   128,   127*. 
Pelzfresser  22,  25. 
Pelzkäfer   128. 
perdix  Ot.  311,  320. 
perforans  A.   184,   187,    188. 
perforata    S.    209,    220,    265, 

256*. 

-  Fraßbilder  265*. 
Perilampus  micans  503. 
Periplaneta  21  *. 
Peritelus  310. 

perla  Ch.  33 
perlae  P.  33. 
pertinax  A.  184,  188.  189,  190, 

191,    185*. 
Pezotettix  8. 
PfeUi  X.   488,  633 
Phaenops   133,   136 
Phaeogenes  nanus  494. 


Phasmoidea   3.   4. 
phlegmatica  M.  339,   415. 
Phloeonomus  minimus   538. 

—  pusillus  536,  538,  569,  574. 
Phloeophthorus  474,  478,  517. 
Phloeopora    angustiformis     48, 

569- 

—  reptans  48,   536,  538.  543, 

569.  574- 
Phloeosinus  474,  479,  618. 
Phthirius  26. 
Phthorophloeus  474,  478,  557, 

600. 
Phygadeuon  submuticus  535. 
Phylan   200.   201  *. 
Phyllobius   310,   312,   321. 
Phyllodecta   275,   279. 
Phyllodromia  21. 
Phylloperta   1 10.    1 1 1  *. 
Physopoda  27. 
Phytodecta  275. 
Phytophaga  39,  206. 
piceae  C.  481.  557.  604,  611*, 

612*. 

—  P.  338,  400,  388*. 
Fraßbild  401  *. 

piceus  H.    116,  336. 

picipes  Ot.   312,   319. 

picus  P.   314,  325. 

pilidens  P.   554. 

pilosa  An.   108. 

pUosus  X.  479,   557,   572*. 

Pimpla  358. 

—  alternans  264,  416. 

—  cicatricosa  410. 

—  flavipes   192. 

—  instigator  386. 

—  laticeps  386. 

—  linearis  386. 

—  Reissigii  410. 

—  roborator  410. 

—  terebrans  231,  386,  567. 
pinastri  H.  337,  342. 
pineti  Br.  340,  422,  339*. 

—  H.  336. 

pini  A.    186,    187. 

—  Cr.   273,   294,   274*. 

—  H.   205     590 

—  P.  338,  393,  388*. 

—  Larve  412  *. 

—  Larvenftaß  383*,  394*. 
pinicola  L.    275.  274* 
piniperda    M     479,    519,    535, 

557,   480*,   482*,   521*. 
piniphilus  P.   338,    391,    388*. 

—  Larvengänge  392  *. 
Pinselkäfer    114. 

piri  Ph.   314,  324. 
pisorum  B.  299. 
Pissodes   181,    211,    224,    336, 
337,  381,  335*,  338*. 

—  Arten  388*. 

—  Geschlechtsorgane  384*. 

—  Larve  und  Puppe  382*. 


Pissodes,   Literatur  404. 

—  Parasiten  386*,   387*. 
pistor  M.   V.   228. 
Pityogenes  205,  477,  483,  549, 

551,    552,    553,    554-    557. 

595,  604. 
Pityokteines  486. 
Pityophagus     ferrugineus     120, 

536,  622. 
Pityophthorinae  470. 
Pityophthorus    205,    477,    483. 

555-    557,    601,    602.    604, 

482*. 
Placusa  atrata  49.   538. 

—  complanata  49,   538. 

—  depressa  49. 

—  infima  49,  538,   590. 

—  tachyporoides   536. 
plagiatus  Cn.  315,    329,  313*. 
Plagiodera  273,  279 
Plagionotus   218,    248. 

plana  H.  49. 
planatus  Ot.   320. 
Platydema  204. 
Platypodidae  300,  637. 
Piatypus  638*. 
Platysoma  622,  51*. 
Plecoptera  27. 
Plectiscus  spilotus  532. 
Plegaderus  51,  545,   569,   500. 
plumbeum  An.    186,    188. 
Pocadius   118. 
Podura  2. 

Poecilonota  33,    139,    140. 
Poecilus  lepidus  46. 
Pogonochaerus   136,    181,  209, 

219,  221,  229,  230*. 
poligraphus  P.  4^1,    557,   574, 

604,  482  %  573*,  575*." 
politus  Rh.    120. 
Polydrosus  311,  314.  324. 
Polygraphinae  469. 
Polygraphus    205,     475,    481, 

513,549,557,574.604,482*. 
Polyphaga  38. 

Polyphylla    102,    103*,    104*. 
Polysphincta  elegans   192. 

—  latistriata  416. 

—  soror   192. 
pomonae  A.   309*. 
populi  M.  273,  277,   279*. 

—  Larven  277*. 

populi  O.   340,  418,  415*. 

—  Fraßbild  416*. 
populi  Rh.  305,  306. 
populnea    S.    209,    210,    220, 

208*,  214*. 

—  Fraßbilder  261*. 
porcatus  Ot.  320. 

—  Rh-  341,  425- 
Porizon  33. 
Prachtkäfer   129. 

---    zweibindiger   142. 
praeusta  T.  209.    208*,    210*. 


656 

Sachregister. 

praeustus  E.   157*. 

purpureus  C.   156. 

Rhaphitelus   Ladenbergi   502. 

praticola  A.    137. 

Purpuricenus  216,   247. 

—   maculatus   513. 

Prionini  213. 

pusillum  0.   49. 

Rhinomacer  302  *. 

Prioiius  215,   221. 

pusiUus  C.  481,  557,  602,  604, 

Rhinosimus    194,   204. 

Prionychus   202. 

482*,  603*. 

~   planirostris   510,   637. 

Prosternon    1 66. 

pygmaeum  B.  47. 

—   ruficollis    195*. 

Protozoen       als       Borken 

käfer- 

—  C.  212,  268. 

Rhizophagus   118,   120. 

Schmarotzer  453. 

pygmaeus  Ecc.  478,  497. 

—   bipustulatus  532,  536, 

551. 

Protura    I. 

pyrenaea  I.   13. 

569. 

proximus    Ips    486,    543, 

557. 

Pyrochroa   104,   205*. 

—   cribratus   590. 

4«5*,  544*. 

Pyrochroidae  204. 

—   depressus    532,    536, 

567, 

pruinosus  S.   i  *. 

Pythidae  204. 

569. 

pnini  Ecc.   511. 

Q. 

—  dispar  569,  628. 

Pseudocistela  202. 

—  ferrugineus   536.   551, 

590 

Pseudophonus  46. 

quadridens  P.    205,    484,  551, 

—  grandis   567,    119*. 

Pseudopoiygraphus  513, 

SH' 

557.  483*,  549*.  552*. 

—  nitidulus   532. 

psittacinus  Ph.   312.   313 

*. 

quadriguttatus  G.    120. 

—  parallelocollis   532,  574. 

-     Käferfraß   322*. 

quadrimaculata  P.    216,    214*. 

—  parvulus  569. 

—    Larvenfraß  321  *. 

quadrimaculatum  B.  47. 

—  politus  532. 

Psocide   24*. 

quadrimaculatus   H.   50*. 

Rhizotrogus   106,    103*. 

Psociden  25. 

-  L.  29  ^ 

—  Engerling  60,  61  *. 

Psophus   10. 

quadrinotata  I.    119*. 

rhododactylus    Ph.    478, 

517, 

Pteleobius479,  497,474*, 

478*. 

quadrinotatus  Dr.  46. 

600. 

Pteromalus  abieticola  590 

597- 

quadripunctata    A.     133,     137, 

Rhogas  collaris    192. 

—    aemulus    386,    543, 

569. 

231.   135*. 

—   marginator  410. 

574.  602. 

—  Cl.  286. 

rhombeus  A.    160,    166, 

158* 

—  azurescens  548,  551. 

-  s.  50*. 

159*. 

—  azureus  535,  548,  55 

I. 

-  X.   50. 

Rhopalicus  guttatus   551. 

—  bimaculatus  494,   502 

508, 

quadripustulatuni  L.  204,  195  *• 

—   suspensus          (Borkenkäfer- 

5^9,  513- 

quadripustulatus   Ch.    126. 

parasit)   590,   451*. 

—   bivestigatus   502. 

—    G.    120,  532,  519*. 

Rhopalopus  217.  246. 

—   brunnicans   494. 

quadrispinosus  Ecc    495. 

Rhoptrocercus  eccoptogastri5o8 

—    capitatus    492,     494, 

574. 

Quedius  49. 

—   xylophagorum      509, 

511 

598.  602. 

—  fuliginosus   536. 

532,    543.    551.    569, 

574 

—   clavatus   386. 

—   laevigatus   590. 

590,  602,  610,   614. 

—  Dahlbomii  386. 

—  ochropterus  590. 

Rhynchaenides  334. 

—  dubius  548. 

—  scintillans  536. 

Rhynchaenus  340,  415. 

—   fraxini   502. 

quercetorum   H    292,  274*. 

Rhynchites  304,  305,  306 

307 

—   guttatus   386*. 

Fraßbild    293*. 

Rhynchitinae  303. 

—   lanceolatus   494,   574. 

quercus  O.  340,  417. 

—  Literatur  30g. 

—  Latreillei  533. 

Eraßbild   416*. 

Rhynchophora   39,   300. 

—  lunulus  386,  492,  494, 

532. 

R. 

—  Mundwerkzeuge  301* 

. 

—    navis   574,   598,   602. 

Rhyncolus  335.341,  423, 

425 

—  pellucens  386. 

racemosum  L.  301. 

—  Literatur  427. 

—   ramulorum   548. 

Rammelkammer  438. 

Riesenbastkäfer  557. 

—  siccatorum   548,  551. 

ramulorum   P.    555. 

Riesenkäfer   1 1 4. 

—  Sieboldi  278. 

RatzeburgiEcc.  477,  489,473*, 

Rindenbrüter  489. 

—    Spinolae    509,    511, 

532, 

478*,  490*. 

—  an  Ahorn  516. 

5K  574,   590,  602. 

raucus  Ot.   3 II. 

—  Aspe  517. 

—   suspensus   532,   543, 

^51. 

Rebschneider  56 

—  Besenpfrieme  517. 

—  valleculus  494. 

Rebstecher     oder     Rebstichler 

—  Birke  489. 

—  vicarius   548. 

305. 

-  Efeu  517. 

—  violaceus  532,   543,  5 

51. 

rectangulus  Tom.   545. 

—  Eiche  506. 

—   virescens   386. 

Regensteinensis  S.  315,  327. 

—   Erle  517. 

Pterostichus  46. 

Rehschröter   153. 

—  Esche  499. 

Ptilinus   181,   183,    186, 

192. 

Reitkröte   13,   14. 

-  Fichte  557,   558*. 

pubescens  H.  46. 

Rennkäfer  46. 

—  Goldregen   517. 

-    P-   205.  555,  574. 

Rentwurm    13,   14. 

—   Hainbuche   515. 

—    Rh.  304. 

reticulatus  B.   204. 

-  Hasel  517. 

pubis  Ph.   26. 

Rhabditolaimus  359. 

—  Juniperus  (Wacholder) 

618. 

pulsator  An.    191. 

Rhagium   204,   215,   221,   241, 

—  Kiefer  517,  518*. 

pulsatorius  A.   25. 

269,   214*. 

—  Lärche  614. 

punctiventris  Cl.  336,   38 

I. 

rhamni  Cl.   218. 

—  Linde  517. 

Puppenräuber  43 

Rhaphidia  29,   539,  31  *. 

—   Obstbäumen  511. 

Sachregister. 


657 


Rindenbrüter  an  Rotbuche  510. 

—  Tanne  604. 

—  Thuja  (Lebensbaum)   618. 

—  Ulex  europaeus  517. 

—  Ulme  492. 

—  Waldrebe  517. 
Rindenkäfer  46. 
Rindenläuse  25. 
Rindenrosen  498. 
Ringelung  456. 
Ringschnitt  456. 
rivulare  O.   48. 
robustus   Ips  var.   545. 
RQsalia  216,   246. 
Rosenkäfer,   kleiner    iio. 
rosticis  C.   422. 
rotundatus  Ot    320. 
rubra  L.  216.  221 

—  Ausfluglöcher  237*. 
rubripennis  M.  v.  519. 
Rüsselkäfer  302. 

—  großer  brauner  342. 

—  großer  grauer   381. 

—  schwarzer  316. 
rufa  F.  325,  357. 
ruficollis  C.   181. 

—  Rh.    195*. 
ruficornis  M.  338. 
rufidorsum  E.   200. 
rufipes  Cl.    180,  590. 

—  M     159,   166. 

—  Ph.   275. 

rufomarginata  E.    119*,     120*. 
rufovillosum  A.  186,   188,    189. 

191,    185*. 
ruf  US  A.    166. 

rugulosus  Ecc.  478,  513,  512*. 
rusci  O    418. 
rustica  B.    133,   134,   135*. 

—  C.   169. 

—  D.  79- 

lusticus  Cl.  218,  254,  251*. 

—  Larve  und  Puppe  254*. 

—  Cr.  217,221,235,238,233*. 
Rutelini  56. 

rutilans   P.    139,    140,    135*. 


sabulosum   O.   200,   201*. 

saccharina  L.  3. 

saliceti  M.  273,   277. 

Salicis  O.  418. 

saltans  I.   2. 

saltuarius  C.  481,  557,   597. 

Sandkäfer  39. 

sanguineum  C.   217,   269,  214*. 

sanguineus  E.    157. 

Saperda    141,    210,    219,    220, 

223,  223,   252,   256*. 
Sarcophaga  albiceps   263. 
Sarcophagiden  7. 
sartor  M.   219,  221,   223,   225, 

22b*,   227*. 
—  Larvenfraß  227*. 

Escherich,  Forstinsekten.     11. 


Sattelschnecken    1 1 . 

Saxeseni  X.    629,    488*,  603*, 

641*. 
scaber  Or.  312,  320. 
scabricollis  P.   338,  400. 
scabricorne   Ae.   215. 
scabrosus  A.  301. 
scalaris  S.    2oq,   220,   252*. 
Scaphidema  204. 
Scarabaeidae  54. 
Schaben  3,  21. 
Scheibenbock,  blauer  235. 

—  metallischer  239. 
Schmidti  P.   8. 

Schnarrheuschrecke,   blaue    10. 
Schneewurm    168*. 
Schneiderbock   225,   240. 
Schnellkäfer   152. 
Schusterbock   225. 
Schwefelkohlenstofl"  18. 
Schwentung  456. 
scintillans  Qu.   49. 
Scolytidae  427. 

Scolytinae  473. 
Scolylus  473,  477,  489,   492. 
scolytus  Ecc.  478,  492*,  493*. 
Scopolii  C.   216,  246,  214*. 

—  Puppenwiege  246*. 
scutellaris   O.   418. 
Scymnini   125. 
Scymnus   121,   126,    122*. 
Scytropus   311,   314,   326. 
sedezimguttata  C.   125. 
segetis  C.  417. 
segetum  An.    iio. 
Selatosomus   156,   165. 
semirufus  O.  418 

sensitivus  Ot.    311,    313,    320, 

313*. 
septempunctata    C.     125,     296, 

I23^ 
sepulchralis  A     133,   137. 
Serica  60,  108,  109,  61*,  iii*. 
sericeus  P.   314,  325. 
Sericini  56,    108. 
serraticornis  C.   202,   195*. 
serricauda  B.    12*. 
Serropalpa  202. 
setosus  H.  27. 
se.xdentata  A.    187,    188. 
sexdentatus  Ips  484,  536,  557, 

485*,  537*. 
sexguttatus  A.    139,    145,    149. 
sexpunctatus  A.  45. 
Sigalphus  curculionum   386. 

—  flavipalpis   513. 

—  striatulus   386. 

signatus  X.    488,    627,    629*, 

641*. 
Silberfischchen  3. 
Silpha  49,    200,   50*. 
SUphidae  49. 
Silvanus    118. 
silvatica  C.   40. 


singularis  Ot;  312,  319,   313*. 
Sirex  227. 

Sitona  311,  315.  327. 
Sminthurus   2,    i*. 
Solieri  Ch.    133,    139. 
solstitialis   Rh.    106,    103*. 
Sonnwendkäfer   106. 
Soronia   118 
soror  P.    192. 
Spanische  Fliege    196. 
spaihiiformis   Br.    192. 
Spathius  brevicaudis   386,    513, 
532,  548,   531. 

—  clavatus    192. 

—  exannulatus  494, 

—  exarator  494,   502, 

—  geniculatus  551. 
speciosissima  C.    113. 
Speckkäfer   127. 
Spermophagus   299. 
spinidens  Jps.   486,  604,   611. 
spinulosus Phth  457,  478,  600*. 
Spitzmäuschen   309. 
Spondylini  213. 

Spondylis  211,   213,   221,   347. 
Sporotrichum  6,  291. 
Springapparat  eines  Schnellkäfers 

152*. 
Springrüßler  415. 
Springschwänze    i . 
squalidus  L.   25*. 
Stabheuschrecken  3. 
stabulans  C.  79. 
Staphylinoidea  38,  47. 
Staphylinus  48*. 
Staubläuse  25. 
Stauronotus  6,  9,    10. 
Steinhüpf  er  3. 
Steiniella  callida  278. 
Stenobothrus   i  o. 
Stenochorus  216. 
Stereonychus  340. 
Stemoxia   128. 
Stetophyma   10. 
Stigma  O.  418. 
striatum  An.    184,   188. 

—  Käferfraß    189",    190*. 

—  As.    166,    217,    221,    235, 

233*- 
stridulus  P.    10. 
Strophosomus  311,  315,  330. 
Stutzkäfer  49,   50. 
subauratusA.139   145,  147,  149. 
subdentatus  Ot.  312. 
subfuscusA.  158,160, 162, 159*. 
subopacüsP.  203,481,557,574. 
subulatus  T.   8,    19. 
suis  H.  27. 
sulcatus  Ot.   320. 
sulcicoUis  C.  341. 
sutor  M    209,  219,    221,   225, 

208  •. 
suturalis    Ips    487,    543,    557, 

485*,   544*- 

42 


658 


Sachregister. 


suturalis  S.   126. 
Sycophant  42. 
sycophanta  C.  42,  41*. 

—  Rh.  215,  269. 
Sympleona  2. 
Synchita   118. 
Synodendron  54*. 
Systenocerus  53. 

T. 

tabaci  Th.   26  *. 

Tachlnen  aus  Melasoma  278. 

Tachiniden   7. 

Tachyta  46. 

Tätigkeit  von  Rhynchites  betulae 

307*. 
Tannenborkenkäfer,  kleiner  61 1 . 

—  krummzähniger  604. 
Taphrorychus     205,    477,    483, 

510. 
Teerschütten   294. 
Teleas  punctata  513. 
Temnochila   118. 
tempestiva  A.    iio. 
Tenebrio  202,   193*. 
Tenebrionidae   200,   202,   204. 
tenuis  A.    149. 
terebrans  D.   566. 

—  P.  231. 
Teredilia  117,   177. 

—  Literatur   193. 
tereticolHs  P.  314,  325. 
Termiten   4,  22,   23*. 
tessellatum  An.    186,   191. 
tessellatus  B.  340,  422. 

—  C.   154,   160,   161,   159*. 
testaceum  C.  218,  269. 

—  Larvengang  269  *. 
Tetrastichus  xanthomelaenae 

291. 
Tetratoma   194,  204. 
Tetropium  217,  221*. 
Tetrops   209. 
Tettiginae  8. 
Tettix  8,   10,   19. 
te.xtor  L.  209,  214,  219,  208*, 

210*,  255*. 
Thaninurginae  471. 
Thanasimus   177. 
Tharops   151. 

Thectura  cuspidata  532,  543. 
Theocolax  formiciformis   192. 
Thrips   26*. 
thujae  Phl.  479,  618*. 
Thyphaeus  fuscipes   192. 
Thysanoptera  4,  27. 
Thysanuren   3. 
Thysanuroidea  3. 
tibialis  O.  200,  201*. 

—  Ph.  275,  279. 

—  Tr.   26. 

tiliae  E.  482,   517. 
Tillus   177,    181,   192. 


Tomicus  Syn.   545,  611. 
Tomoxia  202,    195*. 
Torymus  quercinus   264. 
tremulae  M    273,  277,  279*, 

Eiablage  277  *. 
trepanatus  P.  553,  484*. 
Trichiini  56,   114. 
Trichius   114,   1 1 1  *. 
Trichodectes  26,   25*. 
Trichodes   177,   182, 
Tridymus  xylophagorum  502. 
Triebbohrer  304. 
trifolü  H.   517. 
Triplax    118. 
tristis  Rh.  306. 
trisulcum  A.    121,    119*. 
Tritoma   118. 
Troctes   24*. 
Troctiden  25. 
tropicus  Cl.    218. 
Tropinota    113. 
Trotzkopf   191, 
truncorum   Rh.   341,   425. 
Trypodendron  624. 
Trypophloeinae  469. 
Trypophloeus  475,  482,  517. 
Tryxalinae  8,  9. 
tuberculatus  B.    10. 

-  E.  358. 
turbatus  B.   340,  422. 

-  Cl.   336,   381. 
turkestanicus  H.   23. 
Tychoporus  602. 
typographus  Ips  186,  485,  557, 

575.  576*,  577*. 
Bekämpfung   586. 
Erkennung  des  Befalls  385. 
Forstliches  Verhalten  582. 
Fortpflanzung  578. 
Generation  579. 
Geschichtliches  591. 
Massen  Vermehrung  585. 
Parasiten  und  Raubinsekten 
590 


u. 

Uferbolde  27. 

Ulmenbastkäfer,  bunter  497. 
Ulmenrosen  498. 
Ulmensplintkäfer,  großer  492. 

—  kleiner  494. 

—  mittlerer  494, 
ulmi  Ecc.  494*. 
undata  S.  49. 

undatus  C.   139.   142,   144. 
Ungleichtlügler  29. 
Uraniagrün  7. 
urticae  Ph,  314,  324,  313*. 


Valens  D.  566. 
Valgini  56,  114, 


Valgus   114. 

validirostris  P.  338,  388*.  395*. 

variabile  C.  269. 

variabilis  C.  325. 

—  G.   114. 

varians  A.   340,  420,  339*. 

—  Fraß  420*. 
yariegatus  A.  301. 
variolosa  P.    13g,   140,    141. 
varium   M.    13. 

varius  A.   301,   302*. 
Verbindungsgänge  540. 
Verbrennen  der  Rinden  589. 
verrucivorus  D.    11 
versicolora  PI.  273,  279,  274*. 
vesicatoria  L.    196,    197*. 
vespertinus  Ph.   324. 
vestimenti  P.  26. 
viburni  G.  292. 
viennensis  Ph.   2 "'S,  279.   ■ 
vigintipunctata  M.   275,   274*. 
vile  O.  49. 
villosa  A.    108,   103*. 
villosus  B.  299,  423. 

—  Dr.   487,   509*. 
viminalis  Ph    275,   274*. 
violacea  M.  414,  339*. 

I   —  Larve  412*. 
violaceum  C.    218,    221,    235, 

■-  p.  204. 

vioiaceus  C.  45. 

virgo  C.   29. 

viridicollis  Ph.   312,   324. 

viridis  A.    139,    149,    145*. 

viridissima  L.    11. 

vitellinae  Ph.  275,  279.  274*. 

vittatus  Pt.    479,    497,     478*, 

4q8*. 

Vorontzowi  Ips  486,  604,  610*. 
vulgaris  Ch.    33. 

—  G.   13. 

—  M    57,  58*. 
vulgata  E.   28. 
vulgatissima    Ph.     275  ,     279, 

274*. 

—  Larvenfraß   281*. 

w. 

Waldbock  237. 

Waldgärtner,    großer    oder    ge- 
meiner 519. 

—  kleiner  532, 

—  Abgestorbener  Wipfel  528*. 

—  Bekämpfung  531,  535. 

—  Beschädigte   Samenkiefern 

530*. 

—  Erkennung  desSchadens  530. 

—  Ernährungsfraß  531,   534. 

—  Forstliche   Bedeutung    525, 

534- 

—  Triebfraß  523*,   527*. 

—  Überwinterungsgänge  524*. 


"Waldgärtner ,         Verbreitungs- 
vermögen 526, 

—  Verschnittene  Kiefern  529*. 
Waldmaikäfer  57,   58*. 
Waldohrwurm  20. 

Walker   102.    103*. 
Wanderheuschrecken   5,  6,   7. 
Wanderheuschrecke,  europäische 
8. 

—  marokkanische  9. 
Warzenbeißer   1 1 . 
Weberbock  255. 
Weichkäfer  167. 
Weidenblattkäfer,  blaue  279. 

—  gelbe  282. 
--  rote  277. 

Weidenbock,  rothalsiger   266. 
Weidenspringrüßler  418. 
Weißtannenrüßler  400. 


Sachregister. 

Werre   13,    14. 

Windlöcher  383. 

Wurm,  großer  schwarzer  245. 

—  kleiner  schwarzer  631. 
Wurmlagen  455. 
Wurmtrocknis  585. 
Wurzelbrüter  446,  489,  619. 

—  an  Fichte  620. 

—  an  Kiefer  620. 


X. 

Xanthochroa  202. 
Xestobium    184,   188 
Xorides  ater  224. 

—  collaris  224. 

—  crassipes  386. 

—  hercynianus  386. 
Xyleborinae  470. 


I   Xyleborus  204,  477,  487,  629, 

631,  632,  482*. 
Xylechinus  475,  479,  557,  572. 
Xylobius    151. 
Xylocleptes  477,  487,  517. 
Xylodrepa  50. 
Xylophurus  lancifer   264. 
Xyloterinae  4"0. 
Xyloterus  488,624,627,476*. 

482*. 
Xylotrechus   218,   254. 


Zickzackwurm    146. 
Zimmerbock  240. 
Zonabris  200. 
Zuckergast  3  *. 
Zwerghirschschröter  54. 
Zygoptera  28,   29. 


Autorenregister. 


Auf  den  mit  *  gekennzeichneten  Seiten  findet  sich  der  Autorname  unter  einer  Abbilduns 


270, 

50, 
142, 

149, 

176, 
205, 
230, 
239, 
256, 
281. 
317- 
330, 
378. 
414, 
499, 
570, 


389, 


Adkin  362.  378. 

Ahlemann  223,  225,  241, 
575^  642. 

Altum  8,  16,  40,  48,  49, 
104,  110,  140,  141, 
144,  145,  146,  147, 
161,  162,  163,  167, 
187,  200,  201,  204, 
223,  226,  227,  228, 
231,  234,  236,  237, 
240,  241,  243,  247, 
266,  270,  278,  280, 
293,  296,  298,  299, 
319,  324,  325,  327, 
331,  332,  333,  346, 
392.  393,  395,  404, 
417,  423,  426,  493, 
502,  503,  551,  568, 
634,  641,  642. 

Andres  427. 

Anonymus  331,  333,  378, 
404,  417,  426. 

Armbruster   149,    151. 

Arndt  369,  378. 

Assmann  332,   333,   378. 

Audouin   508. 

Auhagen  399,  404. 

B. 

Bach  260. 

ßaer  W.  12,  19,  79,  104,  107, 
109,  114,  115,  124,  126, 
136,  137,  151,  236,  260, 
262.  263.  270,  278,  288, 
326-,  333,  356,  411,  414, 
426,   514,   642. 

Baragli  424,   427. 

Barbey  144.  236,  240,  270, 
493,  501,  510,  517,  551, 
555,  603,  616,  619,  641, 
642. 

Bargmann  604,   607,  61 1,  642. 

Baroch  642. 

Baudisch  163,  167,  174,  176, 
270,  318,  333,  567,   643. 

Beauregard   199. 

Bechstein  260. 

Beck  87.  331,  621. 

Bedel  459,  460. 

Beling  154,  155,  158,  160, 
162,  167,  316,  317,  324, 
327,  331,  333,  378,  395- 
399,   404,    417,    426,    642, 

Bengston   123. 

Berg  V.   589,  642. 

Bergmiller   567,    569,   642. 


202*,  223, 
419,    427. 


378. 


Bergner  361,  378. 
Bickhardt    49 ,     51 

450,   642. 
Biedermann  378. 
Blondein  583,  642 
Boas   74,    79,    114, 

2bo,    270,    406* 
Bock  288,  298. 
Boden  79.    i 14,  621. 
Boeker   123,   126. 
Börner   1. 

ßoldyrev    14,    15*,    19. 
Bolle   189*,    192,    193. 
Borggreve   163,   167,  377 
Borgmann  359. 

Br-  333- 

Brachmann   332,   333. 
Brauer   115. 
ßredemann   19. 
Bücher  4,   5  *,   7  *,   9 
Bugnion  618,  642. 
Buntschev   13,    19. 
Burgess  42,  47,    123. 
Burkhardt  320,   333. 
Buysson   155. 

c. 

Calezki  347,  378. 
Calwer  35,   166,  254 
Cecconi  259,  270. 
Chapuis  469,  641,  642 
Chewyreuv  439,  440,  496,  501, 

546,  550,  641,  642. 
Cogho  579,  583,  590,  641, 642. 
Cornelius  280,  298. 
Czech  46,    47,  2b2,  328,   333 

401.  404 


10,  19. 


326. 


Davail  291 
Davis  J.  7: 
Day  128. 
Debey  30 


.  426,  496. 

D. 
298. 
,  115- 


Debey  2>0~  "■,  308. 

Decoppet  60,    62,    63,  68,   75, 

76,  77,   78,  90,    115.     . 
Dewerth  331,  333. 
Dingler,  M.   80,   115,   122*. 
Dobers  426. 
Dochnal  298. 
Döbner   149,     151,    225,    260, 

575,  642. 
Dörr  364,   378. 
Doflein  30*,  34. 
Dohse  288,  298. 
Dolles  347,  371,  378,  404. 
Duchesne  362,  378. 
Dücker  v.  404. 
Dufour  89,    T  m. 


I  ^" 

Eberdt  372,  379. 

I  Eckstein,  F.  60,  193.  354, 
I       379,  ^»42. 

Eckstein,  K.  10,  19,  23*,  47, 
70*,  90,  102,  104*,  106, 
III,  115,  151,  161*,  164, 
174,  176,  178,  179,  198*, 
205,  233,  234,  235,  238*, 
239,  249,  257*,  258*,  266, 
270,  280,  281*,  282*,  318, 
324,  325*,  328*.  329,330% 
331,  333,  364*,  368*,  370*, 
379,  381,  385,390,400,404, 
413*,  422,  426,  427,  443, 
507*,  508,  548*,  567,  642. 

Eggers  260,  270,  494*,  496, 
497,   503,  515-  641,  642. 

Eichhoft  252,  352,  379,  404, 
436,  439,  442,  438,  460, 
501,  509,  517,  522,  544, 
545,  551,  555,  567,  568, 
578,  609,  613,  630,  632. 
633,  636,  641,  642. 

Eimer  318,  334. 

Elias  296,  298,  346,  379. 

Engel  274*. 

Enslin  9,    19. 

Erichson    109,    115,    149,   299. 

Erne  203,  204,  205. 

Ernst  V.   318,  334. 

Escherich,  K.  3,  22,  24,  63, 
70.  71,  109,  115,  124,  126, 
136,  151,  182,  205,  236, 
249,  270,  352,  379,  426, 
543,  565*,   642. 

Ettmüller  379. 


Fahre  298. 

Fankhauser  627, 

Fauteck  417,  426. 

Feddersen  64,  72,  73.  75,  115. 

Feit  278,  290*,  291,  298.  426. 

Ferrant   165,  252. 

Ferrari  617,  641,  642. 

Fischbach  379. 

Fleischer  46,    47,    48,    49,    51, 

52,  126,  178,  228,  449,452, 

572,  641,  642. 
Flemming  v.   591. 
Forbes  78,   115, 
Ford,  G     155,    167. 
Forel   16,    19. 
Friederichs,   K.    165,   167. 
Fröse  360,  379. 
Fuchs,  G.  320,  334,  344,  379 


Autorenregister. 


66 1 


398,  404,  437,  442,  445, 
446,  450,  452,  453,  465, 

■  501,  502,  503,  510,  517, 
536,  538,  539*.  541,  542, 
543.  544,  553,  554,  557, 
567,  570,  574,-  576,  577*, 
578,  581,  590,  597.  598, 
601,  602,  604,  613,  614, 
615,  641,  642,  643. 

Fiilmek  28. 


Ganglbauer  36,    38,   39*,   207, 

270. 
Gareis  362, 
Georg  379,  404,  373. 
Gerhardt   104,   105,   115. 
Gerlach  404,  508,  396,  399. 
Germer   170*,    171,  176,  206*. 
Gernet  225,  370. 
Gerschel  404 

Gerstäcker  9,    19,   297,   298. 
Giebel  25*. 
Gigglberger  520,  643. 
Glenn  289*,  291,  298. 
Glück  567,  568,  643. 
Gmelin  581,  591,  643. 
Gornostav  513,  643. 
Graser  562. 
Grassi  22  *. 
Grebe  399,  404. 
Grohmann   166,  167,  343,  373, 

375*,  379- 
Gnindner  319,   334. 
Grunert  8,    10,    19,    591,  643. 
Gumppenberg   163,    167. 
Gumtau    149,     150,    318,    334. 
Gundlach  318. 
Guse  270,   368,   379. 

H. 

Haas  431. 

Haase  334. 

Haass   318. 

Hacker   122,    126. 

Haenel  80,   88,   89,    I15. 

Hänssler  284,   285*. 

Häufler  106,   107,   115. 

Hagedorn  495. 

Hartig  162,  167,  212,  295,  551, 

622,   643 
Hartwich  360,   379. 
Hase,  A.  26 

Heeger  291,  298,  425,  427. 
Heer  48. 

Heinicke  360,   379. 
Heinz  317,  318,  334. 
Heis  308. 
Hennings  441,  443,  513,  578, 

580,    596,    601,    607,    612, 

641,  643. 
Henry  404. 
Henschel  iii,  115,  334,  343*, 


379,    404,    426,    499,    501, 

543,    554,    568,    571,    603, 

621,  641,  643. 
Herrik  298. 

Heß  331,  379,  404,  418,  427. 
Heß-Beck  38,   102. 
Heyden  v.  175,  212,  228,  265, 

270. 
Heyer  361,  379- 
Heymons  34,  54,   128. 
Hlawsa  225,  270. 
Hoffmann  512,   643. 
Holste  42,  44,  47,  50,  187,  193. 
Holtzberg  364,  379. 
Hopkins  178*,  180,  382*,  429, 

559,  641,  643- 
Hornschu  379. 
Horst  153,    155*,   164,   167. 
Howard  298. 

Hubbard  623,  635,  641,  643. 
Huygens  309. 

J. 

Jablonowski  201,  381. 

Jakobi  327,  334. 

Jakobson  604,  643. 

Jakowlew  291. 

Jaroschka  573,   574,   643. 

1116s   142,   151. 

Joseph  575,  643. 

Jucht  362. 

Judeich  162,  223,  230,  296,  389, 
393,  404.  419,  508,  538, 
581,    589,    594,    599.    643. 

Junack  363,   379,   404. 


Kaiich  613,  643. 
Kaltenbach  424,  427. 
Kammer  360,  379 
Karbasch  593,  643. 
Karnach  452. 
Kelch   109. 

Keller  196,  205,  243,  245,  270, 
288,    298,    499,    501,    538, 

539>    551,    552,    553,    571, 
604,  614,  616,  641,  643. 
Kellner    293,    298,    345,    379, 

399.  405- 

Kemneri8i*,  182,  183*,  185*, 
188,  190*,  192,  193,  208*, 
209,  2IO*,  226,  230.  240, 
253,  257*,  270.  298,  327*, 
427,  495,  406,  643. 

Keodin  439 

Kienitz  76 

Kirchner  332,  334. 

Kirsch  424,  427. 

Kissel  372*,  379. 

Kleine  46,  47,  48,  51,  52,  120, 
126,  132,  136*,  151,  193, 
226,  260,  263,  270,  386, 
405,  449,  450,  492,  494, 
499,    502,    503,    508,    509, 


510,   511,    513,  532,   535, 

538,   543>   551,  556,   559, 

570,  590,  602,  609,  614, 
622,  627,  628,  641,  643, 
644,  646, 

Klingelhöffer   139,  298. 

Klockmann  381. 

Klopfer  346. 

Knoche  442,    445,    446,    493, 

501,    524,    525,  531,    536, 

579,  641,  644. 

Knotek   142,    151,  493,    496, 

512,    515,    516,  541,    542, 

545,  554,  555,  569,  593, 
600,  604,  611,  641,  644. 
Koch  16,  17,  19,  136*,  138*, 
173*,  227*,  230*,  295*, 
394*,  397*,  402*.  435*, 
483*,    484*,    485*,     521*, 

533*,  535*,  542*,  544*, 
548,  550*,  552*,  556*,  560, 
561,   562,    564,    566,    569=^, 

571,  573.  644. 
König  284*,   345,  379. 
Koppen    222,    223.    270,    280, 

298  421,  427. 
Kollar  8,   19,  644. 
Kopetzky  573.  644. 
Korb  248. 
Korff   165,   167. 
Kraatz  64,   115. 
Krähe    270,    278,    281,    283, 

284*,  298,  332. 
Krausse   179,  520,   532,  644. 
Krebel  591,  644. 
Kreß   115. 
Kühn  318,  334. 
Künstler  8,   19. 
Kuhnt  379. 
Kunze  334. 


La  Baume  6,   7. 

Lakon  89. 

Lamey   151.  245. 

Lampa  Sven    115. 

Lang  298,  381,  405. 

Laubinger  379. 

Lautenschlager  346. 

Lehmann  Chr.  591. 

Lehner  364,  379. 

Leinweber  291. 

Leisewitz   60,    115,    130,    151, 

429,  644. 
Lengerken  v.  47,  320,  334. 
Lenk   144,   151. 
Lelzner  280,   298,   405,   440. 
Leuckart  358. 
Lindemann  223,  225,  421,  460, 

465,  466,  641.   644. 
Linne  23,   176 
Lips  V.   343,   379,  380. 
Lodes   12,    19. 
Löwendal   509*.  641,  644. 


662 


Autorenregister. 


Loos.  K.  79,  88,  115,  630,  644. 
Lorenz  380,  397,  399,  404. 
Losch  284,  298. 
Lucas  200,  205. 
Lüstner  20,   21. 

M. 

Mac  Dougall   383,   405. 

Marchall   291,   298. 

Marker  405. 

Marlatt  32*. 

Marrot  197. 

May  360,  380. 

Mennegaux  298. 

Menzel  345,  380. 

Merle  33. 

Merz  362,  380. 

Micklitz  347,   380. 

Milani  534,  573,  644. 

Mocker  405. 

Möller  622,  644. 

Moll   176,   190,   192,    193. 

Mollandin  de  Boissy  140,    151. 

Mülinen   115. 

Müller  364. 

Munro  358,   377,   380. 


N. 

Nechleba  616,  644. 

Neger  174,  176,  623,  637,  644. 

Neumeister  538,   644. 

Ney  347,  380. 

Nick  357. 

Nielsen  79,  267,   270. 

Niessing   14,   19. 

Nitsche  33,  46,  47,  133,  162, 
176,  230,  234,  240,  256, 
262,  307,  317,  330,  330, 
334,  396,  400,  405,  425, 
427,  459,  474*.  476=^.  501, 
503,  520,  532,  536,  537*, 
542*,  549*,  559*,  599.  621, 
644. 

Nördlinger  137,  142,  149,  151, 
163,  226,  230,  234,  235, 
236,  240,  243,  247,  252, 
254,  260,  265,  276,  291, 
319,  324,  332,  346,  380, 
389,  399,  405,  414,  417, 
418,  424,  438,  439,  440, 
501,  509,  517,  520,  538, 
551,  604,  630,  641,  644. 

Nüßlin  38,  83*,  108,  222*, 
223*,  228,  229,  283,  383, 
385,  405,  439,  442,  443, 
449,  459^  460,  465,  467, 
474*,  476*,  493,  499,  506, 
536,  540*.  541,  543,  545, 
568,  574,  578,  579,  580, 
581,  582,  585,  586,  593, 
599,  603,  604,  611,  641, 
644,  645. 


Ogiewski  76. 
Oppen  V.  343,  380. 
Osterberg   140,   151,  426. 
Oswald  377,  380. 


Pannewitz   v.   294,   296,    299. 

Panzer  236. 

Paravicini    16.    19. 

Pariser  32,   33,   34. 

Paschen  334,  368,  380. 

Pasche w  331. 

Pauly  223,  400.  405,  436,  445, 
491,493.559,560,561,562, 
566,567,568,578,579,596, 
641,  645. 

Perris  46,  60.  130*,  132,  134, 
139,  140,  151,  179,  182,  2CO, 
205,  228,229,234,  235,  23b, 
237,  238,  240,  266,  269,  270, 
294,299,425,426,427,546, 
603. 

Petraschek  348,   380. 

Peuster  360,  380. 

Pfeil   170.   176,  531,  584. 

Pillai  2. 

Pitasch   10. 

Pollak   19, 

Pomerantzew  46. 

Prediger   193. 

Prell   I. 

Prochnow   152*,    153,   167. 

Puster  64,  66,  68,  69,  70,  71, 
72*,  74,  76,  77,79.  82,  85, 
86,  87,  88,  89,  90,  91,  95, 
99,   ICO,  loi,  115,  366. 

R. 

Rambur  34. 

Ranfft  334. 

Raspail  63.  73,   115, 

Ratzeburg  10,  11,  29,  31,  48 
69,78,79,92,  109,  113,  124 
142,  147,  148,  149,  161,  162, 
163,  169,  176,  182,  187,  194, 
199,  203,  204,  212,  223,  236, 
242,245,  253,  266,286,  288! 

293,299,306,317,324,329 
345,380,381,385,395,405, 
413,414,416,422,429,438, 
440,442,450,493,501,526, 
538,543,570,572,581,584 
587.  598,  603,  634. 

Redtenbacher  19,  50,  205,459. 

Regierung  von  Niederbayern 

334- 
Reh  I*,  2,  5,  6*,  14*,  16,  18'. 

19,    22,    26*,    27,    65,   107, 

115,  154,197,  201,241,297, 

299.  513- 
Reichert  21. 
Reisenegger  393,  405. 


Reitter36,  38,  150*,  228,310*, 
335*,  459.  604,  6f;9.  641, 
645. 

Rewiezky,  v.   583,  645 

Richir  380. 

Richter  8,   19,  645. 

Riegel  405,  613,  645 

Ritzema  Bos  2,  16,  19,  75, 
418,  426. 

Röhrl  475,  492.  494,  513-  645- 

Rörig  18*,  79,   115. 

Rösel  von  Rosenhof  30. 

Romanowski   107. 

Rosenfeld  450,  45  i  *,  590,  (»45. 

Rosenhauer  294,  299. 

Roßmäßler  417,  426. 

Rothe   115,  352.  380. 

Rubattel  360,  380. 

Ruschka  264. 

s. 

Saalas  45,  46,  47.  49,  51.  52, 
118,  126,  169,  176,  545,  570. 

584,  595,  645. 
Sacre  299. 
Sahlberg  459. 
Sajo   115. 
Sammereyer  380. 
Saxesen   1 1  o. 

Schaal  46,  47,   225,  318,  334. 
Schäffer  i. 

Schanjawsky  367,  380. 
Schaufuß  36,  254,  326. 
Scheel  426 
Scheidter  58,   58*,   103*,    115, 

122*,   138,  143,  190*,  205. 

221.    260,    261*,  263,    267. 

277*,  288,    294,    295,  299. 

305*,  306*,  308*,  32I*,322*, 

323*,  334'  343,  345.  346, 
380,  395*,  401*,  402,  405, 
406,  407*,  408*,  410,  413*. 
419*,  422*,  426,  472,  492, 
502,  503,  500*,  504*,  505', 
506,520,525.526,532.551, 
581,585,588,589,590,591. 
604,  606*,  608*,  609*,  611*, 
612*,  613.  645. 

Schember  346,  380. 

Schier  399,  405. 

Schindler  499,  645. 

Schiödte  158*,  159*,  lOo,  200, 
205,   207,  225,  271. 

Schmidbeiger  622,  645. 

Schmidt  419, 

Schmiedeknecht  357. 

Schmitt  271. 

Schneider  G.   31,  34. 

Schneider-OreUi  623,  635,  636, 
637,  641,  645. 

Schönichen    152*,    153,   167. 

Schollmayer-Lichtenberg  v.  582, 

645- 
Schräge  80. 


Autorenregister. 


663 


Schreiber   318,   334. 

Schreiner   136,    137,    139,    151. 

545- 

Schröder,  Chr.    122,   126. 

Schupf  er  361. 

Schuhmacher  45,   47. 

Schultheiß   108. 

Schwabe  372. 

Schwappach  593,  645. 

Schwartz  21. 

Sedlaczek  288,  299,  334,  405. 
455,  458,  532,  535.  588. 
645- 

Seidlitz  459. 

Seiff  362. 

Seitner  475,  513,  514,  5i5' 
545.  645. 

Severin  405,   568,  645. 

Sierstorpff  591,  645. 

Silvestri   22,   24*,  32*,    122*. 

Simmel   619,  645. 

Simon  380. 

Smits  van  Bürgst  270,  288,  293. 

Spessivtseff  36*,  4 1 2*,  443, 444*, 
445*,  446.  473*,  474*,  478*, 
480*,  485*,  487*,  488*,  491, 
495,496*,  497*,  516*,  546*, 
547,  646. 

Spies  405. 

Spitzenberg  369. 

Stäger  40,  47. 

Stehlik   167. 

Stein  329,  334,  5(17,  570,  575, 
646. 

Stellwaag  305. 

Stilantje w   439. 

Streck  369,   380. 

Strohmeyer  147,  148,  151*.  171, 
174,  177.  247,  248.  267,  268, 
271,  498*,  627,  628,  630, 
633^  638,  639,  640,  641,  646. 

Suffrian    182. 

Swoboda   593,   646. 

Syrutschek  8,    19,    141,    151. 


T. 

Tarnani   79,    115. 
Taschenberg    107,     267,    293, 

324,   526,  551. 
Teichmann  427. 
Teplonchow   594,   595,  646. 
Thaler  405. 
Theobald   241. 
Thiersch  299. 
Thomson  459. 
Thümen  v.  418,  426. 
Thürmer   593,   646. 
Thum  574,  646. 
Tölg   116. 
Torka    12,    13,    19,    136,    137, 

151,  229,231,271,405,406, 

426,   618,   619,   646. 
rägärdh   152,    226,   228 


251, 
4< 
420, 
522, 
.  529, 
646. 

•497, 
,  646. 


Trägärdh   ±^^,    ^^^^   ^^^^   ^ 
252.    271,    405,    412*,   4 
415*,    416,    417,    418,     ■ 
421,    426,    427,    435, 
524*,   526,   527,   528*, 
531,   54T.    571'-    ^'4T. 

Tredl  4(10.  4.)0,   4<)i.  4^3 
5(19,  ()i7,  ()20,  628,  041 

Tregomain  de    144,    152. 

Trost  405 

Tubeuf  V.  91,  407,  426 

Tümpel   13,   19,  21,  27. 

u. 

Ulrici   567,    5(18,   646. 
Urban    i6g,    177. 


Vanhoudenhove  426. 
Varendorff  v.   363,  380. 
Vater  329. 
Veit   646. 

VerhoeiT  3,   20.  21. 
Vietinghoft'  v.    80,   449,   591. 
Vill   87,  90,    Hfl. 
Vogel  79,  80 
Vultejus  V.   418,   426 


w. 

Wachtl    130*.    150,    152,   203 

204,    205,    226,    227,    228, 

605,   611,   641,   646. 
Wagner  85. 
Wahl  417,  426. 
Walther  372,   380. 
Wasmann  303,   306,  307. 
Weber  67,    116,   532. 
Wedekind  399,   405. 
Weise  299. 
Werner  417,   426. 
Westermeier  405. 
Wichmann  395,  405,  421,  427, 

439,   440.    443,   495-   496, 

641,  646, 
Wiederhold  380. 
Wildermuth  33. 
Willkomm      346,      397,      550, 

593.   646. 
Witte  90,  405. 
Wolff  31,    34,   520,   522,   523, 

525.526,531.532,534.646. 
Wülker   :;52,  380. 


Xambeu 


Zacher  9,    16,    19,   21. 
Zander   182,    193. 
Zdarek   16.    19. 
Zebe  426. 

Zielakowski   345,   380. 
Zimmer,    A.     205,    294,     299, 

343.   372,   380,   422,   427. 
Zimmer,   K.   E.   G.   380 
Zimmermann   200. 
Zweigelt    60,    61,    62,    63,    64. 

65,  66,  67,  68,  69,  70,  71, 

73.   74-  75.   76,  77,  78,  79, 

99,   "6. 


Druckfehlerverzeichnis. 

Es  wird  gebeten,    die    hier  verzeichneten   Druckfehler    vor    dem   Lesen    des  Buches    richtig 
zu  stellen  : 


Seite  20I    Erklärung  der  Abb.   97  C  lies:   Phylan  statt  Phylen. 

Seite  215   Zeile  26  von  unten  (bei  Leptura  L.)  lies  Abb.    1036  statt   103  c. 

Seite  300  und  die  folgenden  lies:  Rhynchophora  statt  Rynchophora. 

Seite  303   Zeile  9  von  unten  (Überschrift)  lies:   Rhynchitinae  statt  Rynchitinae. 

Seite  382  Zeile  4  von  unten  und  Seite  383  Zeile  18  von  oben  ist  der  Hinweis  (Abb.  193  A) 
zu  streichen. 

Seite  389  Erklärung  der  Abb.  186  lies:  Aus  Koch  statt  Original.  Außerdem  steht  die  Ab- 
bildung verkehrt. 


Druck  von  Hermann  Beyer  rfc  Söhne  (Beyer  &  Mann)  in  Langensalza.